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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 

FÜR 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET  VON  A.  F.  A.  WIEGMANN, 
FORTGESETZT  VON  W.  F.  ERICHSON. 


IN    VE U BINDUNG    MIT 

PROF.  Dr.  L EU C KART  IN  GIESSEN 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Dr.  f.   H.    TROSCHEI., 

PROFESSOR    AN    DER    FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT    ZU    BONN. 


FÜNF  UND  ZWANZIGSTER  JAHRGANG, 

SB^veiier  Oand. 


Berlin, 

Nicolaisch  e    Verlags  bii  chhandln  ng. 

(G.   Farthey.) 

1859. 


Inhalt    des    zweiten  Bandes. 


Seile 
Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Säuge- 

thiere  während  des  Jahres  1858.  Von»  Herausgeber      .  1 

Bericht   über  die   Leistungen  in  der  Naturgeschichte  der  Vögel 

während  des  Jahres  1858.      Von  Dr.   G.   Hartlaub            .  24 

Bericht  über  die  Leistungen  in    der  Herpetologie  während  des 

Jahres  1858.     Vom  Herausgeber             .         .         .         .  56 

Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Ichthyologie  während  des 

Jahres  1858.     Vom   Herausgeber              .         .         .         .  72 

Bericht  über  die  wiss.  Leistungen  in  der  Naturgeschichte  dernie- 

dern  Thiere  während  des  Jahres  1858.   Von  Prof.  Leucka  rt  97 

Vermes             ........  104 

Chaetopodes        . 106 

Gephyrei 128 

Chaetognathi        . 131 

Nematodes            .         .         .        -.         .         .         .  133 

Acanthocephali             146 

.    Hirudinei 148 

Trematodes ,  .         .  154 

Cestodes 167 

Turbellarii .  179 

Rotiferi 188 

Bryozoa 190 

Echinodermata .  192 

Coelenterata 197 

Ctenophora 198 

Hydrasmedusae 200 

Polypi 211 

Porifera 223 

Protozoa          . 225 

Infusoria 231 

Rhizopoda 244 

Gregarinae 254 


IV 


Inhalt. 


Seite 


Bericht  über  die  Leistungen    in    der  Naturgeschichte  der  Mol- 

lusken während  des  Jahres  1858.      Vom  Herausgeber 

256 

Cephalopoda             .... 

267 

Gasteropoda 

.      268 

Pteropoda     .... 

.       286 

Brachiopoda 

286 

Lamellibranchiata    . 

287 

Tunicata        .... 

296 

Bericht    über     die    wissenschaftlichen    Leistungen    im    Gebiete 

der  Entomologie    während    des  Jahres    1858.     Von    Dr.  A 

Gerstaecker 

297 

Insekten 

.      297 

Orthoptera    . 

341 

Keuroptera  . 

347 

Coleoptera  . 

.      349 

liyinenoptera 

430 

Diptera 

.      445 

Lepidoptera 

473 

Hemiptera     . 

499 

Parasita 

509 

Myriapoden 

509 

Crustaceen 

511 

Arachniden 

.      546 

Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Natnrgeschiclite 
der  Säugethiere  während  des  Jahres  1858, 

Vom 

Herausgeber. 


In  unserem  Archive  p.  111  hat  E.  v.  Martens  Be- 
merkungen über  einige  Säugethiere  in  geographischer  und 
historischer  Beziehung  mitgetheilt.      Dieselben  beziehen  sich 

1)  auf  Blasius' Naturgeschichte  der  Säugethiere  Deutschlands, 

2)  auf  die  von  Albertus  Magnus  erwähnten  Landsäugethiere. 

In  der  Fauna  der  Cykladen  von  Erhard  werden  20 
Säugethiere  dieser  Inselgruppe  aufgezählt,  deren  Zahl  die 
ganze  Micromammalogie ,  welche  für  ein  zweites  Heft  auf- 
gespart ist,  ansehnlich  vermehren  wird.  Eine  neue  Fleder- 
maus ist  beiläufig  in  der  Einleitung,  ein  neuer  Steinbock  ist 
im  Anhange  beschrieben. 

Diese  Arten  sind  folgende  ;  Erinaceiis  europaeus,  Meles  taxus, 
Canis  familiaris  halbverwildeit ,  Canis  aureus,  Felis  catus  ganz  ver- 
wildert immer  einfarbig  fuchsroth,  eisengrau  oder  tief  schwarz,  Mu- 
stela  foina,  Mustela  erminea,  Phoca  monachus,  Myoxus  Kitela,  Spalax 
typhlus,  Mus  tectorum,  Mus  musculus,  Mus  frugivorus,  Lepus  tiniidus, 
Lepus  cuniculus  (s.  unten)  ,  Sus  scrofa  verwildert  ,  Aegoceros  pictus 
n.  sp.  (s.  unten),  Delphinus  delphis ,  Delphinus  tursio,  Delphinus 
phocaena. 

Ueber  das  Klima  und  die  Zoologie  der  Krim  hat  Carte 
geschrieben.  Von  Säugthieren  sind  Vesperlilio  serotinus,  fer- 
rum  equinum ,  Erinaceus  europaeus,  Canis  vulpes,  Mus  de- 
cumanus,  rallus,  musculus,  sylvaticus  und  der  Reis-Hamster 
(Mus  phaeus  Pallas) ,  von  dem  vermuthet  wird ,  dass  es  der 
Aristotelische  Mvg  o  novTixog  o  Isvxog  sei  genannt,  endlich 
Cervus  dama.  Journal  of  Ihe  Royal  Dublin  Society  I.  p.  250. 

Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  A 


2       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d.  Säugethiere 

In  den  Reports  of  exploralions  and  surveys  to  ascertain 
the    most   practicable    and  econoinical  roule   for   a   railroad 
from  Mississippi  river   to  the  pacific  ocean,  made  under  the 
direclion  of  the    secretary   of  war  in  1853—1856.     Volume 
VIII.  Washington  1857.4.  ist  enthalten:  General  report  upon 
the  zoology  of  the  several  pacific  railroad  routes,  Mammals. 
Die  Säugethiere   nehmen   den  ganzen    Band   von    757  Seiten 
und  44  Tafeln  ein,  und  sind  von  Spencer  F.  Baird  be- 
bearbeitet.   Ueber  das  Verzeichniss  der  Species,  welches  dem 
Werke  vorgedruckt  ist,    wurde  schon  im  vor.  Bericht  p.  38 
nach   einem  Separatabdrucke   berichtet.      Es  mag  hier  noch 
hervorgehoben  werden,  dass  in  dem  Werke  über  die  Nord- 
amerikanischen Säugethiere  von  Audubon  und  Bachmann 
179  Arten  erwähnt  sind.     Diesen  werden  hier  70  Arten  hin- 
zugefügt, nämlich  35  hier  neu  beschriebene,  17  im  Jahre  1855 
aus    derselben  Sammlung  beschriebene  ,   und  18  Arten ,  die 
früher  schon  beschrieben,  aber  bei  Audubon  und  Bach- 
mann nicht  erwähnt  waren.     Die  neuen  Arten  gehören  den 
Ordnungen  der  Insektenfresser,    Raubthiere    und  Nagethiere 
an.  Wir  werden  wegen  der  Einzelheiten  mehrfach  auf  dieses 
Werk  zurückkommen,  welches  für  die  Kenntniss  der  Säuge- 
thiere Nordamerika's    eine  höchst   wichtige  Erscheinung  ist. 
Die  Chiropteren,  Pinnipedien  und  Walllische  haben  darin  keine 
Berücksichtigung  gefunden. 

Ueber  die  Säugethiere  von  Trinidad  finden  sich  einige 
Angaben  bei  de  Verteuil  „Trinidad,  its  Geography,  natu- 
ral resources,  adminislration,  present  condition  and  prospects. 
London  1858.  8.^*  Verf.  bespricht  p.  114  die  wichtigsten 
Säugethiere  der  Insel ,  und  zählt  p.  4l8  im  Appendix  dip 
sämmllichen  auf.  Es  kommen  folgende  vor:  Von  Afl'en  My- 
cetes  barbatus  und  eine  ArtCebus;  Fledermäuse  sehr  häufig 
aus  4  Gattungen;  von  Raublhieren  Procyon  cancrivorus, 
Gulo,  Mustela  barbara ,  Viverra  villata,  Lutra  insülaris  und 
J.elis  pardalis;  3  Arten  Didelphys;  von  Nagern  ein  Eichhörn- 
chen, Ratten,  2  Echimys,  mehrere  Arten  Mäuse,  der  Co- 
endu,  das  Aguli  und  Coelogenys  paca;  von  Edentaten  zwei 
Arten  Gürtellhiere,  zwei  Ameisenbären;  von  Pachydermen 
die  beiden  Arten  Dicotyles;  von  Wiederkäuern    Cervus  sim- 


während  des  Jahres  1858.  3 

plicicornis;  und  endlich  von  Cetaceen  das  Manati  und  Balaena 
boops.  —  Einige  Bemerkungen  über  Häufigkeit  und  Lebens- 
weise sind  beigefügt. 

In  Kid  der  und  Fietcher  „Brazil  and  the  Brasilians 
porlrayed  in  historical  and  descriptive  skelches.  Philadelphia 
1857*^  sind  auch  einige  auf  Zoologie  bezügliche  Schilderun- 
gen eingestreut,  z.  B.  über  den  Armadill  p.  193,  die  Har- 
pyie,  den  Tapir  p.  285,  den  Tucan,  die  Iguana  p.  293,  Chas- 
marhynchus  carunculata  p.  331,  Herculeskäfer  p.  426,  Amei- 
senbär p.  444,  Jaguar,  Paka  p.  446,  Conurus  versicolor  p.  462, 
Kolibri  p.  484,  Vampir  p.  504,  electrische  Aal,  Scorpion  p.  507, 
Jacchus  auritus  p.  509,  Manati  p.  555  u.  s.  vv. 

Ein  von  Sclater  Zusammengestelles  Verzeichniss  der 
Säugethiere  von  Neuguinea  enthält  die  folgenden  10  Arten: 
Sus  papuensis  Less. ,  Halichore  australis  Owen ,  Dorcopsis 
Brunii  Schreb. ,  Dendrolagus  ursinus  Müll.,  D.  inustus  Müll., 
Cuscus  maculatus  Desm. ,  C.  chrysorhous  Temm.  ,  Belidea 
Ariel  Gould  (Petaurus  sciureus  Müll.),  Perameles  doreyanus 
Q.  G.,  Phascogale  melas  Müll.  Journal  of  the  Proceed.  of  the 
Linnean  society  II.  p.  154, 

J.  E.  Gray  veröffentlichte  ein  Verzeichniss  von  Säu- 
gethieren  von  den  Arn -Inseln.  Bekannt  waren  von  dort 
ausser  den  9  von  Wallace  eingesendeten  Arten  bereits  6  Ar- 
ten. Unter  den  somit  aufgezählten  15  Arten  sind  10  Beu- 
telthiere,  2  Fledermäuse,  1  Paradoxurus,  1  Halicore  und  1 
Sus.  Bei  der  Nähe  der  Aru- Inseln  an  Neu -Guinea  ist  es 
nicht  auffallend,  dass  fast  alle  Arten,  welche  Sclater  von 
Neu -Guinea  angeführt  hat,  auch  auf  den  genannten  Inseln 
vorkommen.  Zwei  neue  Fledermäuse  und  zwei  neue  Beu- 
telthiere ,  die  sogar  als  Typen  zweier  neuen  Gattungen  an- 
gesehen werden,  sind  unten  berücksichtigt.  Proc.  zool.  soc. 
Febr.  1858;  Annais  nat*  iiist.  III.  U.  p.  217. 

Researches  of  the  inlimate  structure  of  the  brain,  hu- 
Hiati  and  comparative.  First  series.  On  the  structure  of  the 
Medulla  oblongata.  By  Lockhart  Clarke.  Philosophical 
Iransactions  of  the  Royal  society  of  London  Vol.  148.  p.  231. 

lieber  das  Schläfenbein  der  Säugethiere  schrieb  Job. 
Wagner  eine  Inauguraldissertation,  „De  partibus,  mamma- 


4       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d,  Säugethiere 

liiim  OS  temporiim  constituentibus.  Dorpali  Livonorum  1858.** 
Alle  Ordnungen  der  Säugethiere  sind  in  Betracht  gezogen; 
die  Schädel  von  Echidna  setosa  und  Ornilhorhynchus  para- 
doxus  sind  abgebildet.  Verf.  kommt  zu  dem  Resultate,  dass 
die  pars  mastoidea  nicht  als  besonderer  Knochen  zu  betrach- 
ten sei,  und  dass  also  das  Schläfenbein  nur  aus  drei  Theilen 
bestehe:  Schuppe,  Felsenbein  und  Tympanicum. 

G logen  spricht  in  einer  kleinen  Schrift  „Kleine  Er- 
mahnung zum  Schutze  nützlicher  Thiere  als  naturgemässer 
Abwehr  von  üngezieferschäden  und  Mäusefrass.  Berlin  1858. 
8."  zu  Gunsten  der  Fledermäuse,  Spitzmäuse,  Maulwürfe  und 
Igel  als  der  Vertilger  von  Insekten  die  Abends  fliegen  oder 
unter  der  Erde  leben,  also  den  Vögeln  entgehen ;  namentlich 
empfiehlt  er  die  Schonung  der  Maulwürfe.  Auch  Wiesel  und 
Illisse  sieht  er  als  nützlich  an ,  weil  sie  Mäuse  und  Ratten 
vertilgen.  Dem  Federvieh  seien  die  letzteren  weniger  nach- 
theilig als  der  Marder. 

Bereits  ein  Jahr  früher  hat  Brimmeyr  zu  Gunsten 
der  Fledermäuse,  Insektenfresser  u.  s.  w.  geschrieben.  Les 
animaux  sauvages  indigenes,  consideres  sous  le  point  de  vue 
economique.  Soc.  des  sc.  nat.  du  Grand-Duche  de  Luxem- 
bourg  IV.  1857.  p.  77. 

Jacke  l  hat  eine  Preisschrift  „lieber  die  Vertilgung 
der  Feldmäuse  veröff'entlicht,  Abhandlungen  der  naturhistori- 
schen Gesellschaft  zu  Nürnberg  I.   Bd.  1858.  p.  269—326. 

Seine  Vertilgungsniitlel  sind  gegen  Mus  sylvaticus,  agrarius  und 
niinutus,  so  wie  gegen  Arvicola  ampliibius  und  arvalis  gerichtet  und 
bestehen  in  Fallen  ,  sonstigen  Vorrichtungen  ,  die  Mäusen  das  Leben 
unuöglich  oder  unangenehm  machen,  in  Giften  und  in  Schonung  der 
Feinde  der  Mäuse,  als  welche  namentlich  Bussarde,  Eulen,  Krähen 
und  Dohlen,  ferner  Fuchs,  Igel  und  Wiesel  genannt  werden. 

Quadrumana. 

Geoffroy  Saint-Hilaire  hat  der  Pariser  Academie 
eine  gedruckte  Abhandlung  vorgelegt,  die  den  zoologischen 
Theil  über  die  menschenähnlichen  AlTen  und  namenllich  den 
Gorilla  enthält.  Sie  ist  mir  nicht  bekannt  geworden  ,  daher 
ich  den  Comptes  rendus  XLVI.  p.  113Ö  folgende  Angaben 
entnehme. 


während  des  Jahres  1858.  5 

Verf.  hält  den  Gorilla  nicht  für  eine  zweite  Art  der  Gattung 
Troglodytes  ,  sondern  für  eine  eigene  Galtung  Gorilla.  Er  stimmt 
mit  dem  Menschen  nicht  allein  durch  die  platten  Nägel  und  nur  8 
Knochen  in  der  Hand  öberein,  sondern  hat  auch  den  erweiterten 
Daumen.     Gorilla  Ginn  ist  die  einzige  Art  dieser  Gattung. 

Yolitantia. 

Jaeger  brachte  in  den  Württembergischen  naturw. 
Jahresheften  XIV.  p.  51  die  Frage  zur  Sprache ,  welchen 
Zweck  die  neben  den  Geschlechtstheilen  der  Weibchen  von 
Rhinolophus  gelegenen  zitzenförmigen  Anhängsel  haben? 

In  der  schon  oben  erwähnten  Arbeit  über  die  Säuge- 
thiere  der  Aru-Inseln  (Proc.  zool.  soc.  Febr.  1858;  Annais 
nat.  bist.  III.  II.  p.  218)  beschrieb  Gray  zwei  Fledermäuse  als 
neue  Arten; 

Pteropus  argentattis  ,  Rücken  weiss  mit  eingestreuten  schwar- 
zen Haaren,  unten  gelblich,  Gesicht  grau,  Kopf  gelbgrau  mit  einge- 
streuten schwarzen  Haaren,  Halsband  roth  kastanienbraun.  (Wodurch 
von  Pt.  griseus  unterschieden  ?) 

Das  Genus  Hipposideros  ist  derselbe  geneigt  auf  diejenigen 
Arten  zu  beschränken  ,  welche  hinter  dem  Kasenblatte  eine  grosse 
Höhlung  mit  einer  ausdehnbaren  OefFnung  haben;  sie  haben  deutliche 
Zitzen  in  der  Schanigegend.  So  beschränkt  sich  Phyllorhina  Bonap. 
auf  die  Arten  ohne  Porus  am  Vorderkopfe.  Hierzu  beschreibt  er 
eine  neue  Art:  Hipposideros  Aruensis  von  den  Aru-Inseln  mit  ö'/^  Zoll 
Spannung. 

Baird  beschrieb  eine  neue  Art  Blattnasen  aus  Cali- 
fornien,  Macrotus  Californicus,  Proc.  Philadelphia  1858  p.  116. 

Ohren  sehr  gross,  spärlich  behaart,  eiförmig  und  am  Ende  ab- 
gerundet; ihr  Aussenrand  reicht  fast  bis  unter  das  Auge,  ihr  Innen- 
rand ist  theilweise  frei.  Beide  Ohren  sind  durch  eine  Älembran  verbun- 
den, die  eine  Art  Dach  auf  der  Mitte  des  Kopfes  bildet,  mit  hinterem 
Eingange.  Der  Tragus  ist  schmal,  lanzettförmig,  nackt  und  Va  so 
hoch  wie  das  Ohr.  Der  Nasenanhang  ist  kurz  ,  aber  etwas  höher  als 
breit  und  dehnt  sich  an  der  Seite  und  unter  den  Nasenlöchern  wie 
ein  schmaler  Rand  aus;  er  ist  kurz  behaart.  Der  Unterkiefer  ist  vorn 
schwach  gespalten  mit  einer  kleinen  Warze  jederseits;  eine  Furche 
verläuft  von  der  Spalte  an  jeder  Seite  des  Unterkiefers.  —  Die  Füsse 
sind  ganz  frei,  die  Schenkclflughaut  ist  schwach  concav  und  lässt  den 
Schwanz  auf  '/e  seiner  Länge  frei.  Farbe  blass  bräunlichgrau.  Länge 
bis    zur  Schwanzwurzel  2,6  Zoll ,    Schwanz  1,5  Zoll.      Soll  sich  von 


6       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.   in  d.  Natiirges.  d.  Säugelhiere 

Waterhousii    durch    längeren  Schwanz    und    kürzeres    Nasenblatt    un- 
terscheiden. 

In  einer  Monographie  der  Gattung  Nyctophilus  Proc. 
zool.  soc.  Januar  1858;  Annais  nat.  bist.  lil.  I.  p.  375)  sucht 
Tomes  nachzuweisen,  dass  dieselbe  zu  den  Vesperlilioniden, 
und  namentlich  in  die  Nähe  der  Galtung  Plecotus  gehöre. 
Verf.  scheint  sich  zu  dieser  Ansicht  durch  die  Bildung  der 
Schädel  und  mancher  anderer  Organe  veranlasst  zu  finden. 
Freilich  würde  man  dann  das  Vorha-ndensein  der  Nasenblät- 
ler  als  unwesentlich  ansehen  müssen.     Das  Gebiss  giebt  Verf. 

so  an:  Vorderzähne  ^•S  Eckzähne  *-^;    Lückenzähne  LlJ  ; 
Backenzähne  Lii   =  If.    . 

3.3  18 

Ausser  N.  GeofFroyi  Leach  gehört  hierher  Vesp.  Timoriensis 
Gejoffr.  ,  von  der  verniuthet  wird  ,  dass  die  Vaterlandsangabe  falsch 
sei,  indem  sie  wahrscheinlich  aus  dem  westlichen  Neuholland  stammt, 
und  folgende  zwei  neue  Arten:  N.  Goiildi  von  Morclon-Bay  und  ^ 
unicolor  von  Vandiemensland. 

Tom  e|s  schrieb  Proc.  Zool.  soc.  Febr.  1858  ;  Annais  nat.  bist.  111. 1. 
p.  442  über  einige  Fledermäuse,  die  Gray  in  seineGatlung  Kerivoula 
setzte  ,  für  welche  er  V.  pictus  Pall.  als  Typus  ansieht.  Während 
Verf.  diese  Gattung  Kerivoula  anzuerkennen  scheint,  sofern  es  sich 
um  V.  pictus  handelt,  sondert  er  andere  Arten  zu  einer  besonderen 
Gruppe,  die  sich  von  Kerivoula  dadurch  unterscheidet  ,  dass  sie  den 
Scheitel  nicht  so  erhaben  hat,  dass  sie  eine  viel  dickere  Schnauze  hat, 
und  in  der  anderen  Entwickelung  der  Ohiniuschel.  Als  zu  dieser 
Gruppe,  der  kaum  ein  subgenerischer  Werth  zugestanden  wird,  ge- 
hörig werden  beschrieben  :  Vesp.  emarginatus  GeofTr.,  formosus  Hodgs., 
rufo-pictus  Waterh.  und  Pearsoni  Horsf. 

Bei  dieser  Gelegenheit  beschreibt  Tomes  ib.  p.453  auch  eine 
neue  Art  von  Madagascar  Vesperlilio  madagascariensis  ,  die  in  die 
Gruppe  von  mystacinus,  polythrix,  Chilocnsis  ct.   gehört. 

Später  lieferte  T  0  m  es  auch  eineMonographie  der  Gattung  Keri- 
voula Gray  (Proc.  zool.  soc.  June  1858;  Annais  nat.  bist.  III.  II.  p.474) 
und  zählt  dazu  Vespertilio  pictus  Pall.,  Vespertilio  papulosa  Temm., 
Vespertilio  Hardwickii  llorsf.,  Vespertilio  lanosus  Smith  und  eine  neue 
Art  Kerivoula  aerosa  von  Südafrika. 

In  einer  Monographie  der  Gattung  Minioptcris  Bonap. 
stellt  Tomes  Proc.  zool.  soc.  Alarch  1858;  Annais  nat. 
bist.  in.  II.  p.  150  die  Gattungscharaktere  folgendennassen: 
Gesicht  sehr  kurz,  concav  ;  Schnauze  stumpf. 


während  des  Jahres  1858.  7 

nicht  sehr  deprimirt;  IVaslöcher  nahe  bei  einander,  mit  schwach  vor- 
stehendem Ober-  und  Unterrande,  dazwischen  ausgerandet.  Dieser 
Ausschnilt  zwischen  den  IVaslöchern  geht  aber  nicht  durch  die  Ober- 
lippe herab.  Die  Naslöcher  selbst  sind  mondförmig,  und  nach  den 
Seiten  geölTnet.  Von  der  Aussenseite  eines  jeden  geht  eine  Furche 
durch  die  Lippe,  lässt  aber  den  Mitteltheil  derselben  ganz  und  schwach 
vorstehend  ;  die  Seitentheile  der  Lippen  sind  dick  und  überhängend. 
Unterlippe  mit  deutlichem  Mitteltheile,  wie  in  IVatalus,  aber  weniger 
ausgedehnt.  Ohren  winkligrund,  sehrkuiz;  Tragus  kurz,  von  gleich- 
förmiger Breite,  rund  am  Ende  und  einwärts  gekrümmt.  Schwanz 
so  lang  wie  Kopf  und  Körper.  Flughäute  reichen  bis  zum  Ende  der 
Tibia,  Spornbein  kurz.  Hautsystem  weit;  mittlere  Phalanx  des  zwei- 
ten und  dritten  Fingers  sehr  kurz.  Pelz  sehr  dick  und  weich.  — 
Dahingehörig  werden  beschrieben  M.  Schreibersii  (=  Ursinii  Bonap., 
dasythrix  Temm.,  Katalensis  Smith),  M.  blepotes  Temm.  (=  Scoto-^ 
philus  Morio  Uray,  V.  Eschscholtzii  Waterh.) ,  M.  tristis  Waterh.  und 
M.  australis  n.  sp.  von  Timor  und  Australien  ,  die  sich  von  Äl.  ble- 
potis  durch  das  mehr  behaarte  Gesicht ,  kleinere  Ohren  ,  viel  kleine- 
ren Daumen  unterscheidet ;  die  Behaarung  erstreckt  sich  auf  der  Un- 
terseite etwas  auf  die  Flughäute,  während  diese  bei  blepotis  ganz  da- 
von frei  sind. 

Insectivora. 

Soricina.  Nach  Kessler  kommen  bei  Kiew  Sorex  vul- 
garis, fodiens,  leucodon  und  araneus  häufig,  pygmaeus  sel- 
ten vor.     Bull,  de  Moscou  XXXI.  I.  p.  508. 

In  dem  oben  erwähnten  Werke  von  Baird  nimmt  die 
Bearbeitung  der  Spitzmäuse  p.  7 — 56  ein.  "Während  die  Spitz- 
mäuse der  alten  Welt  den  Gattungen  Crossopus,  Sorex  und 
Crocidura  angehören,  sind  die  Amerikanischen  in  die  Gat.- 
tungen  Neosorex  n.  gen.,  Sorex  und  Blarina  Gray  verlheilt, 
von  denen  also  die  erste  und  die  letzte  der  neuen  Welt  ei- 
genthümlich  sind. 

Die  Gattung  Neosorex  Baird  wird  folgendermassen  charakte- 
risirt :  Ohren  ziemlich  kurz,  zum  Theil  an  beiden  Flächen  behaart,  die 
Ohrmuschel  nach  hinten  gerichtet;  Schwanz  länger  als  der  Körper  mit 
Einschluss  des  Kopfes,  alle  Haare  gleich  lang  mit  Ausnahme  derer 
an  der  Spitze  ;  Füsse  sehr  gross  mit  einem  Kranze  von  Wimperhaa- 
ren;  Schädel  vorn  sehr  schmal  und  verlängert;  obere  Vorderzähnc 
mit  einem  zweiten  ßasalhaken  und  einem  kleinen  Winkelfortsatze  innen 
nahe  der  Spitze  ;  die  Ijeiden  ersten  Vorbackenzähne  etwas  grösser  als  die 
folgenden.      Diese    Galtung  stimmt   im    Besitze    der    Wimperhoare  mit 


8     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d.  Säugethiere 

Crossopus  öberein,  und  enthält  eine  neue  Art  N.  navigalor  Coo\>er  MS. 
von  Washington-territory  und  Pennsylvanien.  Es  wird  vermuthet,  dass 
auch  Sorex  fimbripes  hierher  gehöre. 

Die  Gattung  Sorex  zerfällt  in  zwei  Gruppen  :  a.  Mit  grossen  Füs- 
sen und  32  Zähnen.  Bei  ihnen  ist  «)  der  dritte  obere  Backenzahn 
kleiner  als  der  vierte  und  zweite;  drei  neue  Arten  S.  Trowhridgii  von 
Oregon  an  der  Küste  des  Stillen  Oceans  ,  S.  vagrans  Cooper  MS.  aus 
Ca4ifornien,  S.  Suckleyi  aus  Californien.  ß)  der  dritte  obere  Backen- 
zahn grösser  als  der  vierte;  dahin  S.  pachyurus  Baird.  von  Minne- 
sota, S.  Forsleri  Rieh.  ,  Richardsonii  Bachm.  und  platyrhinus  Dekay, 
y)  der  dritte  und  vierte  Backenzahn  fast  gleich  und  etwas  kleiner  als 
die  beiden  vordersten;  dahin  S.  Cooperi  Bachm.,  HagdeniBahd  von  Ne- 
braska ,  personatus  GeofFr.  b)  Mit  kleinen  Füssen  und  30  Zähnen. 
Zwei  neue  Arten  :  Hoyi  Baird  von  Wisconsin  ,  Thompsoni  Baird  von 
Burlington  Vt.,  Zanesville  Ohio  und  Halifax  N.  S. 

Auch  die  Gattung  Blarina  zerfällt  in  zwei  Gruppen  :  a.  Fast 
einfarbig  mit  32  Zähnen;  dahin  B.  talpoides  Gapper,  brevicauda  Say, 
carolinensis  Bachm.  und  «w^Msficeps  Baird  von  Burlington  Vt.  b.  Zwei- 
farbig mit  30  Zähnen  ;  dahin  B.  cinerea  Bachm. ,  exilipes  Baird  vom 
Mississippi,  Berlandieri  von  Malamoras  in  Mexico. 

Talpina.  Aus  der  Maulwurfsfamilie  werden  bei  Baird  1.  c. 
5  Arten  Scalops,  1  Condylura  und  eine  neue  Art  der  Gattung  Urotri- 
chus  Temm.  U.  Gibbsii  vom  While-River  ,  Cascade  Mountains,  W.  T. 
angeführt.  Diese  Art  ist  etwas  kleiner  als  die  Japanische,  Füsse  und 
Schwanz  sind  verhällnissmässig  grösser. 

Kr  au  SS  machte  auf  eine  bläulichgraue  Varietät  vom  Maulwurf 
aufmerksam.  Württemb.  naturw.  Jahreshefte.  XIV.  p.  53.  —  Ebenso  XV. 
p.  44  auf  weisse  Varietäten  von  Eichhörnchen  und  Feldmäusen. 

Kessler  hob  einige  Unterschiede  der  Talpa  coeca  vom  ge- 
meinen Maulwurfe  hervor.      Bull,  de  Moscou  XXXI.  I.  p.  567. 

Hodgson  hält  einen  Maulwurf  vom  Himalaya  Talpa  macrura 
für  neu  und  von  Talpa  micrura  verschieden  ,  indem  er  ein  Drittel 
kleiner  ist  und  einen  fünfmal  so  langen  Schwanz  hat.  Er  misst  von 
der  Sehnauzenspitze  bis  zur  Schwanzwurzel  4  Zoll;  Kopf  IVe  Zoll; 
Schwanz  und  Haare  l'/t  Zoll|,  Schwanz  allein  1V,6  Zoll.  Fusssohle 
und  INägel  y^  Zoll.  Seine  Farbe  ist  lief  schieferbiau  mit  weisslichem 
Glänze,  irisirend,  wenn  er  nass  ist.  Der  Schwanz  ist  cylindrisch  und 
mit  weichem  Haare  bedeckt,  welches  die  Spitze  ein  wenig  überragt. 
Journal  of  the  asialic  society  of  Bengal.  Ko.  92.  Calcutta  1858.  p.  176. 
Vergl.  auch  Annais  nat.  bist.  III,  II.  p.  494. 

Osteologischc  Eigenthümlichkciten  des  Kordamerikanischen  Was- 
sermulls von  Giebel.  Zeitschr.  für  die  ges.  Nat'urw.  von  Giebel  und 
Hein'z  1858.  p.  395.     Verf.  vergleicht  das  Skelett  des  Scalops  aqua- 


während  des  Jahres  1858.  9 

ticus   im  Einzelnen    mit    denen    vom    gemeinen    Maulwürfe   und    vom 
afrikanischen  Goldmaulwurfe.  Am  Schlüsse  sind  die  Maasse  verglichen. 

Carnivora. 

Ursina.  Für  den  Zweck  der  Vergleichung  mit  den  fos- 
silen Knochen  der  Höhlen  von  Sentheiin  hat  Delbos  ein 
eingehendes  Studium  des  Skeletes  des  braunen  Bären  von  den 
Pyrenäen  gemacht,  und  dasselbe  in  Annales  des  sciences 
naturelles  IX.  p.  154  veröflfentlicht. 

Erwin  Helm  lieferte  einen  Beitrag  zur  Naturge- 
schichte des  Bären  (Ursus  arctosL.),  indem  er  seine  Lebens- 
weise nach  eigener  Beobachtung  schilderte. 

Im  Winter  soll  er  keine  Nahrung  zu  sich  nehmen,  und  im 
Frühling  zuerst  Brunnenkresse  geniessen,  um  seine  verschrumpften 
Eingeweide  wieder  in  Ordnung  zu  bringen.  Drei  sehr  junge  Bären 
wogen  durchschnittlich  jeder  41  Loth.  Am  Ende  des  ersten  Monats 
wog  der  eine  1  Pfund  27  Loth  ,  zu  Ende  des  dritten  Monats  5  Pfund 
8  Loth,  mit  4  iMonaten  12'/j  Pfund,  mit  5  Monaten  20  Pfund.  Ver- 
handl.  des  Vereins  für  Naturkunde  in   Presburg  1857.  IL  p.  21. 

Giebel  hat  einen  Beitrag  zur  Osteologie  der  Wasch- 
bären geliefert.  Er  ist  zu  der  Ansicht  gekommen,  dass  man 
bis  auf  weitere  Entdeckungen  die  Waschbären  auf  eine  nord- 
und  eine  südamerikanische  Art  zu  beschränken  habe.  Giebel 
und  Heinlz  Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaf- 
ten IX.  1857.  p.  349—373. 

Sustelina.  Aus  der  Wieselfamilie  sind  bei  Baird  be- 
schrieben: 2  Mustela ,  10  Putorius,  1  Gulo,  2  Lutra,  1  En- 
hydra,  9  Mephitis,  2  Taxidea.     Darunter  sind  neu: 

Mephitis  occidentalis  Baird  1.  c  p.  194  (?  M.  mesomelas  St. 
Hilaire  Voy.  de  la  Venus).  Von  der  Grösse  einer  Katze.  Schwanz- 
wirbel Va  der  Länge  von  Kopf  und  Körper;  der  knöcherne  Gaumen 
mit  kleinem  schmalen  Ausschnitte  in  der  Mitte  seines  Hinterrandes. 
Farbe  schwarz  mit  weissem  Nackenfleck  ,  der  sich  hinten  gabelt  und 
bis  zum  ganz  schwarzen  Schwanz  reicht.     Califoinien. 

Putorius  Kaneii ,  welcher  von  der  Behringsstrassen-Expedition 
in  Menge  in  der  Tchucktchi  country  in  Kamtschatka  gefunden  worden 
ist.  S'/j  Zoll  bis  zum  Schwänze,  Schwanz  sehi'  kurz;  die  Schwanz- 
wirbel nur  ^6  jener  Länge;  das  Schwarz  am  Schwänze  nimmt  die 
Hälfte  desselben  ein.  Im  Sommer  ist  er  oben  braun  mit  weisslichem 
Oberlippenraqde,  im  Winter  weiss  mit  schwarzer  Schwanzspitze.    Beim 


10     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d.  Säugethiere 

Europäischen  Hermelin  beträgt  das  Schwarz  des  Schwanzes  '/a  seiner 
Länge,  und  die  Endhaare  sind  länger.  (Ob  wirklich  verschieden?) 

Favre  schildert  den  Kampf  zwischen  drei  jungen  Iltissen  und 
einer  Schlange,  welcher  damit  endete,  dass  die  ersteren  die  Schlange 
verzehrten.     Bull,  de  la  soc.  des  sc.  nat.  de  Neuchatel  IV.  p.  310. 

Viverrina.  Von  dem  einzigen  Repräsentanten  der  Viverrenfa- 
milie  in  Nordamerika  Bassaris  astuta  lässt  ßaird  1.  c.  es  zweifel- 
haft, ob  die  Californische  Form  specifisch  verschieden  von  der  Mexi- 
kanischen sei.     Sie  wirft  wenigstens  vier  Junge  bei  jeder  Geburt. 

Canina.  Nach  B  a  i  r  d  1.  c.  gehören  in  Nordamerika 
der  Hundefamilie  zwei  Hunde  an :  Canis  occidentalis  in  5 
Varietäten  und  Canis  latrans,  und  sechs  Füchse:  Vulpes  ful- 
vus  Desm. ,  macrourus  Baird  (utah  Aud.  et  Bachm.)  ,  velox 
Say,  lagopus  Linn.,  virginianus  Erxl.  und  eine  neue  Art  Vul- 
pes (ürocyon)  littoralis  Baird  von  der  Insel  San  Miguel  an 
der  Californischen  Küste. 

Letzterer  wird  als  der  kleinste  Fuchs  Nordamerika's  geschil- 
dert, kaum  von  halber  Grösse  des  Vulpes  virginianus  ;  der  Schwanz 
ist  nur  %  so  lang  wie  der  Körper;  oben  greis  und  schwarz,  Seiten 
des  Nackens,  Vorderschenkel  und  der  untere  Theil  der  Seiten  dunkel 
zimmetfarbig ;  Kinn  und  Seiten  der  Schnauze  schwarz;  Schwanz  mit 
einer  versteckten  Mähne  von  steifen  Haaren  und  oben  mit  einem 
schwarzen  Streifen. 

Eine  Schilderung  des  Prairie  -  Wolfes  und  seiner  Lebensweise 
findet  sich  in  „El  Gringo,  or  New-Mexico  and  her  people  by  Davis. 
New-York  1857.  p.  41. 

Crespin,  der  sich  als  .lagdliebhaber  bezeichnet,  hat  io  einer 
Schilderung  des  Fuchses  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Lebenweise 
desselben  gegeben.  Societe  des  sc.  nat.  du  Grand-Duche  de  Luxem- 
bourg  1857.  p.  62—65. 

Feliua.  Die  bereits  im  vorigen  Berichte  besprochene 
Arbeit  von  Severtzow  „Noticc  sur  la  Classification  multi- 
seriale  des  Carnivores,  specialement  des  Fclides,  et  les  etu- 
des  de  Zoologie  generale  qui  s'y  rattachent  ist  in  der  Revue 
et  magasin  de  Zoologie  1858.  p.  3,  145,  193,  241  und  385 
beendigt.  Den  Schluss  bildet  eine  Ueber^icht  der  geogra- 
phischen Classification  der  Katzen. 

Aus  der  Katzenfamilie  sind  bei  Baird  1.  c.  5  Arten 
Felis  und  3  Arten  Lynx  beschrieben. 

Die  wilde  Katze,  Felis    catus  L. ,  kommt   nach  Kessler  auch 


während  des  Jahres  1858.  11 

in  Volhynien,  im  Gouvernement  Kiew  und  in  Podolien  vor.     Bull,  de 
Moscou  XXXI.  I.  p.  569. 

Loche  heschrieb  in  der  Revue  de  Zoologie  1858.  p.  49.  pl.  1 
eine  neue  Katze  Felis  margarita  aus  der  Umgegend  von  INegon^a 
(Sahara).  Sie  ist  oben  isabellfarbig  ,  unterhalb  weiss  ;  oberhalb 
leicht  schwarz  gesprenkelt;  einige  braune  Flecken  an  der  Seite, 
fünf  braunschwarze  Binden  an  den  Vorderbeinen,  sechs  an  den  Hin- 
terbeinen; Schwanz  hinten  mit  zwei  schwarzen  Ringeln  und  schwar- 
zer Spitze.  —  Berg  bemerkt  ib.  p.383,  dass  diese  Katze  am  Sene- 
gal sehr  gemein  und  sogar  domesticirt  ist.  ^'' 

Marsupialia. 

Auch  die  Ordnung  der  Beutelthiere  ist  im  verflossenen 
Jahre  nicht  leer  ausgegangen,  indem  J.  E.  Gray  in  den  Proc. 
zool.  söc.  Febr.  1858;  Annais  nat.  hist.  HL  II.  p.  67  die  Ar- 
ten der  Gattung  Cuscus  (Untergattung  von  Phalangista),  wel- 
che sich  im  britischen  Museum  befinden,  verglichen,  und  eine 
neue  Art  aufgestellt  hat. 

Von  Arten,  deren  Ohren  im  Pelze  verborgen  und  innen  und 
aussen  behaart  sind  ,  glaubt  er  nur  drei  unterscheiden  zu  können, 
nämlich  C.  maculatus  Desm.  ,  nudicaudatus  Gould  (dass  brevicaudatus 
gedruckt  steht,  ist  wohl  einem  Versehen  zuzuschreiben)  und  ursinus 
Temm.  —  In  der  Abtheilung  mit  Ohren,  die  aus  dem  Pelze  hervorra- 
gen und  innen  nackt  sind,  beschreibt  er  neben  C.  orientalis  eine  neue 
Art  C.  celebensis  ,  bei  welcher  Männchen  und  Weibchen  gleich  ge- 
färbt sind,  aschgrau  mit  silbernen  Haaren  gesprenkelt,  Kacken  und 
die  Witte  des  Rückens  dunkler,  aber  ohne  deutlichen  Rückenstreif. 
Celebes. 

DerselbeYerf.  gründete  ib.  p.  220  in  seiner  bereits 
erwähnten  Abhandlung  über  die  Säugelhiere  der  Aru-Inseln 
zwei  neue  Gattungen: 

Dactylopsila,  Unterabtheilung  von  Phalangista.  Sie  hat  einen 
langen  dünnen ,  deprimirten  dicht  behaarten  Schwanz ,  der  nur  an 
der  Unterseite  nahe  der  Spitze  nackt  und  schwielig,  und  am  Ende 
etwas  buschig  ist.  Die  Ohren  sind  rnnd  und  kahl.  Die  Vorderfüsse 
lang,  Zehen  sehr  dünn,  comprimirt,  von  sehr  ungleicher  Länge,  ganz 
frei;  die  Aussen-  und  dritte  Zehe  gleich  lang,  die  zweite  bei  wei- 
tem die  längste,  die  vierte  und  Innenzehe  die  kürzesten.  Schädel 
niedrig  und  sehr  breit.  —  Bei  Cuscus  ist  der  dritte  Finger  der  längste, 
bei  Trichosurus  sind  der  zweite  und  dritte  Finger  gleich  lang  ,  bei 
Hepoona  sind  die  zwei  inneren  Finger   den  anderen   entgegensetzbar. 


12     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.   d.  Säugethiere 

Die  neue  Art  heisstZ).  trivirgata,  ist   weiss  mit  drei  schwarzen  Streifen 
auf  dem  Rücken  und   stammt    von  den  Ani-Inseln. 

My  oicti  s  in  der  Nähe  von  Antechintis,  Untergattung  von  Phas- 
cogale.  In  ihrer  äusseren  Erscheinung  soll  sie  ganz  einem  kleinen 
Ichneumon  gleichen.  Kopf  zugespitzt,  Nase  spitz;  Schwanz  deprimirt, 
zugespitzt,  oben  und  unten  lang  behaart,  unten  nackt;  Füsse  unten 
ganz  nackt;   vorn  und  hinten  5  Zehen,  die  2.  3.   und  4.  vorn  länger 

als    die   1.    und  5.       Ohren    rundlich,    nackt.      Gebiss  ,- — '-— '■ — • 

'  5.1.6.1.5 

M.   Wallacei  \oi\  Äen  Aru-Inseln,  rostbraun,  mit  eingestreuten  längeren 

schwarzen  Haaren,  unten  blass  röthlich,  Seiten  des  Nackens  und  Basis 

der  Ohren  grell  röthlich,  Schwanz  rolhbraun  mit  schwarzer  Spitze. 

Rodentia. 

Kessler  machte  Bull,  de  Moscou  XXXI.  I.  p.  569  Be- 
merkungen über  folgende  Nager:  Pleromys  volans,  Spermo- 
philus  musicuSj,  Sminthus  vagus,  Cricetus  phaeus,  Spalax  ly- 
phlus,  Mus  musculus  und  Mus  Rattus,  die  sich  namentlich 
auf  die  Verbreitung  beziehen. 

Baird  Iheilt  I.e.  die  Nagethiere,  den  Ansichten  Wa- 
terhouse's  folgend,  in  fünf  grössere  Familien,  indem  er 
die  Saccomyidae  mit  den  Gattungen  Geomys,  Thomomys, 
Dipodomys,  Perognathus,  Heteromys  und  Saccomys  als  eine 
besondere  den  Leporidae,  Hystricidae,  Muridae  undSciuridae 
gleichwerthige  Familie  hinstellt.  Die  äusseren  Backentaschen, 
die  deutlichen  fünf  Finger  an  den  Vorderfüssen ,  die  steifen 
Haare  und  manche  osteologische  Eigenthümlichkeiten  werden 
als  Hauptcharaktere  der  Familie  der  Saccomyiden  bezeichnet. 

Sciurina.  Die  Eichhörnchenfamilie  im  weiteren  Sinne 
zerfallt  bei  Baird  1.  c.  in  drei  Subfamiiien:  Sciurinae 
mit  deutlichem  Postorbitalfortsalze,  Backenzähne  |,  mit  Wur- 
zeln; Myoxinae  ohne  Postorbitalforlsalz ,  Backenzähne  J, 
mit  Wurzeln;  kein  Blinddarm;  Castorinae  ohne  Postor- 
bitalfortsatz, Backenzähne  J;  ohne  Wurzeln. 

Aus  der  ersten  derselben  werden  13  Arten  Sciurus  mit  Ein- 
schluss  der  beiden  neuen,  bereits  I'roc.  Philadelphia  1855  aufgestell- 
ten Arten  Sc.  liinitis  und  castanonotus,  4  Pleromys,  4  Tamias  mit  Ein- 
schluss  des  ebenda  aufgestellten  T.  dorsalis,  14  Spermophilus  mit  Ein- 
schluss    zweier    neuer    Arten ,  wovon    S.   Couchii    an   dem    genannten 


während  des  Jahres  1858.  13 

Orte  aufgestellt  und  S.  tereticaudus  aus  Californien,  2  Cynomys  Raf., 
2   Arctomys  vom  Verf.  nach  Autopsie  ausführlich  beschrieben. 

Spermophilus  tereticaudus  hat  folgende  Diagnose :  Ohren  fast 
obsolet;  Schwanz  mit  Haaren  mindestens  Vs  so  lang  wie  Kopf  und 
Körper,  rundlich  mit  rundum  dicht  angepressten  Haaren,  an  der  Spitze 
etwas  ausgebreitet;  Füsse  sehr  breit,  die  Sohle  dicht  behaart  ausser 
an  den  Seiten.  Farbe  oben  fein  gesprenkelt  grau  gelblichbraun;  un- 
ten schmutzig  weiss;  keine  Flecken  am  Körper,  und  keine  deutliche 
Ringel ung  an  den  Schvvanzhaaren.  5 — 6". 

Die  von  Reich  beschriebene  Amerikanische  Art  von  Myoxus 
ist,  nach  Angabe  Baird's,  nicht  wieder  gesehen  worden. 

Die  Biber  werden  vom  Verf.,  wie  schon  erwähnt,  zu  den 
Eichhörnchen  gestellt;  sie  sind  jetzt  in  Nordamerika  durch  zwei  Ar- 
ten ,  Aplodontia  leporina  Rieh,  und   Castor  canadensis  vertreten. 

Brendel  beschrieb  Sciurus  capistriatus  und  fügte  eine  Menge 
Maasse  bei.     Zeitschr.  für  die  ges.  INaturwiss.  1858.  p.  466. 

S  a  c  c  schildert  in  ausführlicher  Weise  das  Leben  der 
Murmelthiere  (Arctomys  marrnota)  Revue  et  Mag.  de  Zoolo- 
gie 1858.  p.  337—346. 

Er  bespricht  ihren  Winter-  und  Sommer- Bau,  ihren  Winter- 
schlaf, der  etv^a  alle  14  Tage  unterbrochen  wird,  um  Urin  zu  lassen. 
Während  des  Winterschlafes,  so  wird  behauptet,  nimmt  ihr  Gewicht 
allmählich  zu,  bis  es  durch  die  Ausleerung  von  Urin  wieder  ver- 
mindert wird.  Verf.  erklärt  diese  auffallende  Erscheinung  durch  eine 
Bindung  von  Sauerstoff  bei  dem  Athmungsprocess.  Hir  Alter  erkennt 
man  leicht  an  der  Farbe  der  Yorderzähne,  die  im  ersten  Jahre  weiss, 
im  zweiten  citronengelb ,  im  dritten  orange  sind;  später  giebt  die 
Farbe  des  Bauches  Anleitung  ,  die  mit  dem  Alter  immer  lebhafter 
Orangeroth  wird.  Sie  werden  9—10  Jahr  alt.  Ihr  Fleisch  ist  be- 
kanntlich geschätzt,  doch  benutzt  man  sie  nur  im  Winter. 

Eine  Bemerkung  über  den  Winterschlaf  des  Murmelthiers  von 
Valentin  s.  Annais  nat.  bist.  III.  I.  p.  83. 

Myoxina.  Eine  IVotiz  von  Rimrod  über  die  Lebensweise  der 
Myoxus-Arten  s.  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.  XI.  1858.   p.l83. 

Saccomyidae.  Die  Familie  Saccomyidae  zerfällt  Baird 
1.  c.  in  zwei  Abtheilungen.  Die  erste  Geomyinae  umfasst 
die  Gattungen  Geomys  Raf.  mit  7  Arten,  einschliesslich  der 
beiden  1855  Proc.  Ac.  Philadelphia  vom  Verf.  aufgestellten 
G.  breviceps  und  Clarkii,  und  Thomomys  Neuw.  mit  8  Arten, 
von  denen  G.  laticeps  ebendaselbst  vom  Verf.  aufgestellt  war. 
—  Die  zweite  Saccomyinae  enthält  die  Gattungen  Dipo- 


14     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d.  Säugethiere 

domys  mit  3  Arten  und  Perognathus  mit  6  Arten.  In  letz- 
terer Gattung-  werden  Perognathus  Neuw.  und  Cricelodipus 
Peale  vereinigt,  jedoch  wird  ihnen  als  Unterabtheilungen  ihre 
Gültigkeit  zugestanden,  indem  ihre  Unterschiede  folgender- 
massen  festgestellt  werden : 

Perognathus.  Ohren  ziemlich  gross,  ein  deutlicher  Sub- 
oibicularlappen  am  Antitragiis  ;  Sohle  nackt  von  der  Ferse  an;  Schwanz 
ganz  dicht  behaart,  zuweilen  an  der  Spitze  büschelig.  Die  vier  hife'r- 
hergehörigen  Arten  sind  in  folgende  Uebersicht  gebracht  (p.  418) : 
a.  Schwanz  oben  am  Ende  mit  einem  Kamm.  1.  P.  petiicillatus^Voodh. 
Ohne  gelben  Seitenstreifen.  b.  Schwanz  einfach,  Seiten  mit  gelbem 
Streifen.  2.  P.  fasciatus  Neuw.  Ohren  gross,  oben  sandgelb,  Aussen- 
seite  der  Vorderbeine  und  Oberfläche  der  Füsse  weiss.  3.  P.  hispi- 
dus  n.  sp.  Ohren  klein;  Haare  sehr  storr;  oben  zimmetfarben  und 
schwarz  mellirt ;  Aussenseite  der  Vorder  -  und  Hinterbeine  und  die 
Oberfläche  der  Füsse  weiss.  Mexiko.  4.  F.  monticola  n.  sp.  Etwas 
kleiner  als  der  vorige;  Ohren  klein;  oben  zimmetfarbig  und  schwarz; 
Seitenstreif  undeutlich;  Aussenseite  der  Vorder-  und  Hinterbeine  wie 
der  Rücken.     Rocky-Mountains. 

.Cricetodipus.  Kleiner;  Ohien  klein,  ohne  einen  Lappen  am 
Antitragus;  Sohlen  in  der  vorderen  Hälfte  mit  kurzen  Haaren  bedeckt; 
Schwanz  ziemlich  spärlich  behaart,  an  der  Spitze  ohne  Büschel.  Da- 
hin P.  flavus  Baird  und   parvus  Peale. 

IRurina.  Baird  theilt  1.  c.  p.  126  die  Mäuse  in  vier 
Familien  :  Dipodinae  ,  Murinae  ,  Arvicolinae  und  Spalacinae. 
Die  letztere  ist  in  Amerika  nicht  vertreten.  Die  Dipodinae 
sind  durch  eine  Art  der  Gattung  laculus  vertreten ;  die  Mu- 
rinae durch  4  Mus,  die  alle  von  Europa  eingeschleppt  sind, 
und  bei  denen  wie  in  Europa  Mus  rattus  (americanus  Dekay) 
von  Mus  decumanus  verdrängt  wird ;  4  Reilhrodon  , .  unter 
denen  zwei  neu;  15  Hesperomys,  unter  denen  zwei  neu;  7 
Neoloma,  unter  denen  eine  neu;  2  Sigmodon;  die  Arvicoli- 
nae durch  16  Arvicola,  worunter  sechs  neu,  deaei)  noch  16 
von  anderen  Autoren  genannte  vom  Verf.  nicht  beobachtete 
Arten  hinzukommen,  2  Myodes  und  1  Fiber. 

Die  neuen  Arten  sind  folgendermassen  charakterisirt: 

Reilhrodon  megalolis  Baird  p.  451.  Die  grösste  Kordamerika- 
*nisc1ie  Art;  Schwanz  etwas  grösser  als  Kopf  und  "Rumpf;  Ohren 
gross,  massig  behaart;    oben  mäusegrau    dunkel    gestrichelt  mit  rost- 


•i;>iil!v^iii:>   .:    .^-•;; »  rwahretid   des   Jahres  185S.  15 

farbigem  Anstrich  ;  an  Rumpf  und  Seiten  gelblich,  unterhalb  schmutzig 
gelblich  weiss.  3  Zoll.     Von  Janos  bis  San  Luis-Spring. 

Reilhrodon  Imncjicauda  Baird  p.  451.  Klein,  Schwanz  beträcht- 
lich länger  als  Kopf  und  Körper;  oben  dunkelbraun,  unten  weiss 
njit  einem  Stich   ins  röthlichgelbe  an  Seiten  und  Wangen.   Californieli. 

Die  nordamerikanischen  Hesperomys,  welche  von  den  südame- 
rikanischen sehr  abweichen,  werden  vom  Verf.  in  drei  Gruppen  ge- 
theilt  und  durch   folgende    Charaktere  unterschieden: 

1.  Hesperomys  Waterh.  Gestalt  mäuseähnlich;  Schwanz 
nicht  kürzer  als  der  Rumpf  ohne  Kopf,  zuweilen  länger;  Krallen 
schwach,  Hinterbeine  und  Fasse  lang,  letztere  mit  sechs  grossen 
conischen  Tuberkeln;  Sohlen  nackt  oder  weniger  als  halb  behaart; 
Oberrand  der  Augenhöhle  scharf,  aber  nicht  zu  einer  Leiste  erho- 
ben.    Dahin: 

H.  Gambellii  Baird  p.  464.  In  Gestalt  und  Grösse  sehr  ähnlich 
mit  H.  leucopus  ;  Füsse  kürzer,  Ohren  länger,  Schwanz  meist  kürzer 
als  Kopf  und  Körper,  zuweilen  sehr  wenig  länger;  oben  gelblich- 
braun mit  dunkel  gemischt,  aber  ohne  einen  deutlichen  Anstrich  von 
dunklerer  Farbe  am  Rücken  ;  die  ganze  Aussenseite  der  Vorderbeine 
unter  der  Schulter  weiss.     Californien. 

//.  eremicMs  Baird  p.  479.  Grösse  von  H.  leucopus;  Ohren  sehr 
gross,  Schwanz  beträchtlich  länger  als  der  Körper;  Finger  und  Zehen 
kurz;  Farbe  oben  gräulichgelb  ,  ein  hellgelbrothes  Band  an  Wangen 
und  Seiten,  Schwanz  unten  kaum  heller,  Füsse  und  untere  Theile 
schneeweiss  ;  Sohlen  ganz  nackt. 

2.  Onychomys  Baird.  Gestalt  Arvicolaähnlich ;  Schwanz 
weniger  als  die  Hälfte  von  Kopf  und  Körper;  sehr  grosse  Grabkral- 
len,  die  vorderen  länger;  Sohlen  mit  vier  Tuberkeln,  an  den  hinteren 
zwei  Dritteln  dicht  behaart;  Schädel  ohne  Orbitalleiste,  der  obere 
Rand  der  Augenhöhle  scharf.     Dahin  Hypudaeus  leucogaster  Keuw. 

3.  Oryzomys  Baird.  Gestalt  rattenähnlich,  Ohren  fast  im 
Pelze  verborgen;  Haare  des  Körpers  grob;  Schwanz  länger  als  Kopf 
und  Körper,  die  Haare  an  der  unteren  Fläche  am  längsten;  Hinter- 
füsse  sehr  lang;  Sohlen  nackt  mit  sechs  Tuberkeln,  alle  bis  auf  den 
letzten  langen  und  schmalen  sehr  klein;  Oberrand  der  Augenhöhle 
in  eine  comprimrrte  Leiste  erhoben  wie  bei  Sigmodon.  Dahin  Mus 
palustris  Harl.  (Arvicola  oryzivora  Aud.  Bachm.). 

'"^^e'ötoma  fuscipes  Cooper  J\IS.  Grösser  als  die  Hausratte  (Mus 
"döfci^iatius),  Schwanz  fast  so  lang  wie  Kopf  und  Körper,  an  der  Spitze 
comprimirt  ;  Farbe  oben  gelblich  rostbraun  schwarz  gestrichelt,  unten 
schmutzig  weiss;  Hände  und  Zehen  der  Hinterfüsse  weiss,  Obertheil 
des  Metatarsus  düster  ;  Schwanz  rundum   einfarbig  düster. 

Für  eine  weitere  Eintheilung  der  Gattung  Arvicola  nennt  Verf. 


16     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Katurges.  d.  Säugethiere 

die  Arten  mit  zwei  Wurzeln  an  den  Backenzähnen  Hypudaeus ,  die 
mit  wurzellosen  Backenzähnen  Arvicola.  Letztere  ,  die  in  Nordame- 
rika zahlreich  vertreten  sind,   zerfallen   dann  wieder  in  vier  Gruppen: 

a.  Heini  otomys  Selys.  Ohren  gross  und  breit,  mit  einem 
stark  entwickelten  Antitragus;  Füsse  gross,  die  vorderen  etwas  we- 
niger als  halb  so  lang  wie  die  hinteren;  Krallen  massig,  die  vorde- 
ren nicht  länger;  Sohlen  mit  sechs  Tuberkeln,  die  hintern  sehr  gross; 
Weibchen  mit  vier  Paar  Zitzen,  zwei  an  der  Brust,  zwei  am  Bauche; 
der  zweite  obere  Backenzahn  mit  zwei  inneren  Dreiecken,  der  dritte 
mit  zwei  äusseren  ;  der  vordere  untere  Backenzahn  mit  drei  inne- 
ren Dreiecken  und  zwei  oder  drei  äusseren.  Dahin  11  Arten,  wor- 
unter neu : 

Arvicola  Breweri  Baird.  Gross  ,  Füsse  sehr  breit  und  stumpf. 
Sohlen  mit  sechs  Tuberkeln ,  Behaarung  grob  ;  oben  hellgräulich 
gelbbraun,  unten,  so  wie  an  der  Unteiseite  des  Schwanzes  und  an  der 
Oberseite  der  Füsse  stark  greis  oder  aschfarbig  weiss  mit  einem  Stich 
ins  Gelbe.     Muskeeget-Insel,  Massachusetts. 

Arvicola  rußdorsmn  Baird.  Gross,  oben  grell  rothbraun  oder 
röthlich  kastanienbraun,  nach  dem  Bauche  allmählich  heller,  wo  die 
Farbe  ziemlich  scharf  in  röthlich  weiss  übergeht ;  keine  Rückenbinde  ; 
Füsse  röthlich,  Unterseite  des  Schwanzes  weisslich.  Holmes'  Hole,  Mass. 

Arvicola  longirostris  Baird.  Gross,  Ohren  ziemlich  klein,  ^/x  der 
Länge  der  Hinlcrfüsse,  sparsam  mit  kurzen  Haaren  bekleidet;  Füsse 
sehr  kurz;  Schwanz  Ys  des  Körpers,  die  Wirbel  zweimal  so  lang  wie 
der  Ilinterfuss.  Oben  gelblich  kastanienbraun  oder  rothbraun  mit 
schwarz  gemischt,  doch  ohne  deutliche  Rostfarbe;  unten  schmutzig 
weisslich  aschgrau,  ziemlich  scharf  abgesetzt;  Füsse  hellbraun; 
Schwfinz  fast  einfarbig  ,  unten  an  der  Wurzel  heller.  Schnauze  des 
Schädels  sehr  lang,  die  Entfernung  der  oberen  Backenzähne  von  den 
Schneidezähnen  beträgt  mehr  als  '/a  der  ganzen  Schädellänge.  Ca- 
lifornien. 

Arvicola  modesla  Baird.  Grösse  von  A.  pinelorum  oder  grös- 
ser; Ohren  massig,  wohlbehaart,  etwas  kürzer  als  die  breiten  Vor- 
derfüsse;  Schwanzwirbel  kaum  länger  als  der  Kopf,  mit  den  Haaren 
Va  von  Kopf  und  Körper;  Pelz  lang,  weich.  Oben  fast  schwarz,  die 
Haare  mit  schwach  gelblichbrauner  Spitze ;  unten  greis  bleifarbig, 
nicht  sehr  scharf  abgesetzt;  Schwanz  wie  die  entsprechenden  Körper- 
theile;  Füsse  dunkelbraun.  Der  mittlere  obere  Backenzahn  mit  fünf 
Dreiecken,  obgleich  die  Einschnitte  zwischen  den  beiden  letzten  un- 
vollständig sind.     Savatch-Pass,  R.  Mts. 

b.  Chilotus  Baird.  Ohren  klein,  rund,  der  Randtheil  rundum 
eingebogen,  eine  deutliche  fossa  innominata  begrenzend;  obere  und 
untere  Wurzeln  so  eng  bei  einander,  dass  sie  vorn  zusammenfliessen, 


während  des  Jahres  1858.  17 

und  so  den  Hörgang  ganz  iimschliesscn  ;  Ohren  fast  nackt;  Höcker  an 
den  Fusssohlen  fein  wie  bei  A.  pinetoruni;  Vorderfüsse  nur  wenig 
länger  als  die  Hälfte  der  Hinterfüsse ;  Vorderkrallen  nicht  länger; 
Schwanz  etwa  Va  von  Kopf  und  Körper.  Zweiter  oberer  Backenzahn 
mit  einem  inneren  Dreieck  ,  der  dritte  mit  einem  äusseren  ;  vorderer 
unterer  Backenzahn  mit  drei  inneren  geschlossenen  und  zwei  oder 
drei  äusseren  Dreiecken.     Dahin  nur  A.  oregona  Aud.  Bachm. 

c.  Pedomys  Baiid.  Ohren  klein,  sehr  breit;  der  vordere 
Hand  nicht  eingebogen;  AntitragUÄ  wohl  zu  einer  Klappe  entwickelt. 
Füsse  sehr  breit;  die  vorderen  etwa  halb  so  lang  wie  die  hinteren. 
Die  Krallen  schwächer  als  bei  der  folgenden  Gruppe,  die  vorderen  kür- 
zer; Fusssohlen  nur  mit  fünf  Höckern;  die  Höcker  erhaben,  der  letzte 
sehr  klein.  Schwanz  mit  den  Haaren  etwas  weniger  als  doppelt  so 
lang  wie  die  Hinterfüsse,  etwa  von  Kopfeslänge.  Weibchen  nur  mit 
zwei  Paar  Zitzen  am  Bauche.  Der  zweite  obere  Backzahn  mit  einem 
inneren  Dreieck,  der  dritte  mit  einem  äusseren;  der  vordere  untere 
Backzahn  mit  zwei  inneren  und  einem.äusseren  geschlossenen  Dreieck. 
Dahin  Arvicola  austerus  Leconte  und  zwei   neue  Arten. 

Arvicola  cimiamomea  Baird.  Kopf  schmal ,  Haar  grob.  Ohren 
klein,  wohl  behaart,  halb  so  lang  wie  die  Hinterfüsse ;  Füsse  ziemlich 
gross,  die  Hinterfüsse  unten  zur  Hälfte  behaart.  Schwanzwirbel  %  so 
lang  wie  Kopf  und  Rumpf,  nicht  doppelt  so  lang  wie  die  Hinterfüsse. 
Oben  und  an  den  Seiten  gelblichbraun,  fein  mit  schwarz  gemischt; 
weniger  Schwarz  an  den  Seiten.  Eine  Färbung  von  dunkel  rothbraun 
längs  dem  Rücken;  Bauch  hell  zimmetfarbig,  ohne  deutliche  Grenze; 
Haar  oben  dunkler  bleifarbig,  dicht  unter  den  braunen  Spitzen. 
Schwanz  zweifarbig,  dunkler  an  der  Spitze.  Schädel  sehr  schmal, 
Schnauze  sehr  lang;  die  Reihe  der  Backenzähne  kaum  Vs  der  Kopf- 
länge.    Pembina,  Minn. 

Arvicola  Haydenii  Baird.  Schwanzwirbel  'A  der  Länge  von 
Kopf  und  Körper  ,  nicht  ganz  doppelt  so  lang  wie  die  Hinterfüsse; 
Pelz  grob;  Ohren  kurz,  halb  so  lang  wie  der  Hinterfuss ,  sparsam 
mit  langen  Haaren  besetzt  ,  Sohlen  in  halber  Länge  behaart.  Oben 
gelblichbraun  ,  gleichförmig  mit  Schwarz  gemischt;  im  Ganzen  mit 
einem  Stich  ins  Graue;  Seiten  mehr  grau  und  weniger  Schwarz; 
unten  graulich  weiss,  mit  deutlicher  Grenze;  Wangen  hell;  Schwanz 
scharf  zweifarbig.     Fort  Pierre,  Nebraska. 

d.  Fitymys  McMurtrie.  Ohren  kurz,  der  vordere  Rand  und 
die  Ohrmuschel  nicht  eingebogen;  Antitragus  kaum  klappenartig; 
Vorderfüsse  mehr  als  V^  der  hinteren  ;•  vordere  Nägel  länger;  Hin- 
terfüsse sehr  kurz  mit  fünf  Höckern  an  den  Sohlen ;  die  Höcker  breit, 
niedrig,  conisch;  Schwanz  kaum  länger  als  die  Hinterfüsse,  merklich 
kürzer  als  der  Kopf;  Weibchen  mit  nur  zwei  Paar  Zitzen  in  der 
Schamleiste  ;  der  zweite  obere  Backenzahn  mit  einem  inneren  Dreieck, 

Archiv  f.  Naturg.  Jahrg.  XXY.  Bd.  2.  B 


18       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d,  IV'aturges.  d.  Säugethiere 

der  dritte  mit  einem  äusseren;  der  vordere  untere  Baclvenzahn  mit 
zwei  inneren  und  einem  äusseren  geschlossenen  Dreieck.  Dahin  A. 
pinetorum  Leconte. 

Mus  andinus,  porchius  und  meJanonolus  Philippi  von  den  Anden 
dfer  Provinz  Santiago  ,  Mus  pusUlus  Philippi  von  Valparaiso,  so  wie 
Mus  Philippii  Landbeck  in  Chili  auf  Feldern  und  in  Wäldern  sind  in 
unserem  Archiv  1858.  p.  77  beschrieben.  Auch  ist  eine  Bemerkung 
über  die  Chilenischen   Mäuse  als  Landjtlage  hinzugefügt. 

Gould  hat  fünf  neue  Mäuse  von  Australien  beschrie- 
ben, nämlich  4  Mus  und  1  Hapalotis.  Proc.  zool.  Soc.  Nov. 
1857;  Annais  nat.  hist.  III.  1.  p.  229.     Es  sind  die  folgenden: 

Mus  assimilis.  Von  Grösse  der  Mus  decumanus,  aber  mit  wei- 
cheren, seidenartigen  Haaren  und  sehr  langen  und  schmalen  Vorder- 
zähnen ;  die  Oberseite  ist  hellbraun,  alle  P'üsse  sind  mit  silberweissen 
Haaren  bekleidet.  Zwei  Exemplare  von  Neu-vSüd-VVales ,  drei  etwas 
kleinere  vom  Königs  Georgs-Kanal  ;  vielleicht  specifisch  verschieden. 
774  Zoll,  Schwanz  6  Zoll. 

3Ius  sordidus.  Von  Grösse  der  Wasserratte.  Ihre  Vorderzähne 
sind  kürzer  und  breiter  als  bei  der  vorigen,  ihr  Haar  gröber;  die 
Oberseite  ist  schwarz  und  braun  gemischt;  Hinterfüsse  silbergrau, 
Vorderfüsse  graubraun.     Neu-Süd-Wales.  GV*  Zoll,  Schwanz  5  Zoll. 

Mus  tnanicahis.  Oberseite  schwarz  ;  INase,  Lippen,  ein  Längsstreif 
an  der  Brust  und  Füsse  weiss.  Port  Essington.  7  Zoll,  Schwanz  3  Zoll. 

Mus  nanus.  Eine  kleine  Ratte  mit  grobem  Haare  und  kurzem 
Schwänze;  oberhalb  braun  mit  eingestreuten  schwarzen  Haaren,  Füsse 
hellbraun;  Länge  des  Körpers  4  Zoll,  des  Schwanzes  3V4  »Zoll.  West- 
Australien. 

Hapalotis  hemileucura.  Oberhalb  sandbraun  mit  feinen  langen 
schwarzen  Haaren,  Schwanz  braun,  in.  der  Mitte  bis  schwarz,  am  End- 
theile  weiss.     8  Zoll,  Schwanz  6%  Zoll. 

Van  der  Hoeven  hat  Bemerkungen  über  den  Pithe- 
cheir  melanure  F.  Cuv.  gemacht.  Verslagen  en  Mededeelingen 
Akad.  van  Wetensch.  IX.  p.  50. 

Im  Reichsmuseum  zu  Leyden  befinden  sich  zwei  Stügke,  die  so 
sehr  damit  übereinstimmen,  dass  ihnen  nur  die  schwarze  Farbe  des 
Schwanzes  fehlt.  Sie  stammen  von  den  Sunda  -  Inseln.  Die  ganze 
Länge  mit  dem  Schwänze  ist  3*/a  Decimelres.  Vier  Finger  und  kur- 
zer Daumenstummel  mit  plattem  Nagel  an  den  Vorderfüssen  ;  an  den 
Hinterlussen  ein  freier  Daumen  mit  ph.lteui  Kagel  ;  die  IS'ägel  der 
übrigen  Zehen  sind  scharf,  krumm  und  zusiimuiengcdrückt.  DerSckwanz 
ist  am  Grunde  behaart,  übrigens  mit  Schuppenringen  bedeckt.  Die 
Farbe  ist  am  Rücken  rothbraun  ,  an  den  Seilen  gelblichgrau  ,  am 
Bauche    heller;  einige    lange   schwarze    Barthaare    an    der    Oberlippe. 


während  des  Jahres  1858.  19 

Obgleich  kein  Schädel  vorhanden  ist,  glaubt  Verf.  doch,  das  Thier 
werde  zur  Gattung  Mus  gehören ,  unter  deren  Arten  es  besonders 
durch  den    freien  Daumen  der  Hinterfüsse  abweiche. 

Wolley  trug  in  der  Versammlung- der  skandinavischen 
Naturforscher  zu  Chrisliania  (Forhandlingar  ct.  Christiania 
1857.  p.  216)  Bemerkungen  über  Schwärme  verschiedener 
Arten  der  Gattung  Lemmus  L.  im  Jahre  1853  im  nördlichen 
Lappland  und  über  die  Raubthiere,  welche  sie  verfolgen,  vor. 

Im  August  begannen  sie  von  Osten  über  den  Fluss  Muonio 
nach  den  Bergen  zu  gehen,  anscheinend  nicht  massenweise,  sondern 
als  wenn  jedes  Thier  seinen  eigenen  Weg  verfolgte.  Sie  wandern 
besonders  bei  Nacht.  Sie  machen  sich  Gänge  im  Grase,  und  im 
Herbste,  während  der  Schnee  noch  dünn  ist,  laufen  sie  oft  über  seine 
Oberfläche,  und  selbst  im  December  sah  man  sie  aus  und  in  die  Gänge 
laufen.  Indessen  als  im  Frühlinge  die  Erde  völlig  nackt  geworden 
war,  sah  man  nichts  als  grosse  Haufen  Mist ,  an  den  Oeffnungen  der 
Höhlungen,  worin  die  Thiere  den  grössten  Theil  des  Winters  zuge- 
bracht hatten.  Ganze  todte  Körper  waren  nicht  zahlreich,  aber  der 
Boden  war  mit  einer  Menge  Ueberreste  der  Körper  besäet,  meist  ohne 
Kopf.  Kein  einziger  lebender  Lemming  war  aufzutreiben.  Verf.  be- 
obachtete 5  Arten.  —  Die  Lemrninge  dienen  den  Bären,  Wölfen,  Füch- 
sen, Wieseln,  so  wie  Falken   und    Eulen   zur  Nahrung. 

Dipodä.  Ueber  das  Betragen  einiger  gefangenen  Erdhasen,  Dipus 
acontion,  machte  Belke  eine  Notiz  Bull,  de  Moscou  XXXI.  II.  p.  173. 

Hystricina.  Giebel  hat  den  Anomalurus  Pelei  Gerv.  aus  Guinea 
nach  einem  Exemplare  des  Hallenser  Museums  beschrieben.  Zeitschr. 
f.   d.  ges.  Naturw.  XI.  185«.   p.  181. 

Leporina.  Giebel  vergleicht  die  Schädel  von  Lepus 
cuniculus,  brasiliensis,  timidus,  americanus  und  variabilis  mit 
einander,  bildet  auch  dieselben  in  verschiedenen  Ansichten 
ab.     Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.   1858.  p.  310.  Taf.  IV. 

Es  ist  als  eine  sehr  merkwürdige  Erscheinung  hervor- 
zuheben, dass,  nach  Erhard's  Fauna  der  Cycladen  p.  24,  die 
Hasen  und  Kaninchen  auf  den  Cycladen  nirgends  durch  ein- 
ander vorkommen  ,  sondern  dass  die  eine  Art  immer  be- 
stimmte Inseln  oder  doch  Theile  von  Inseln  allein  in  An- 
spruch nimmt.  Andros  hat  im  Norden  Hasen,  im  Süden 
Kaninchen ;  nur  Hasen  haben  Keos ,  Siphnos ,  Syros  ,  Tenos, 
Naxos,  Faros,  Melos ;  nur  Kaninchen  Giura,  Kythnos,  Seriphos, 
Aspronisi,  Mykonos,  Delos,  Kymolos,  Pholegandros.  Dieses 
Yerhältniss  ist  durch  eine  Karte  erläutert. 


20       Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges,  d.  Säugethiere 

Schindler  beobachtete  eine  Hypertrophie  der  Vorderzähne 
des  Hasen,  wie  sie  öfters  vorkommt.  Verhandl.  des  Vereins  für  Ka- 
turkunde zu  Presburg  1857.   II.  Sitzungsberichte  p.  32. 

Unter  den  amerikanischen  Hasen,  welche  Baird  1.  c.  aufzählj 
und  beschreibt,  findet  sich  ausser  den  bereits  von  ihm  1855  Proc, 
Philadelphia  aufgestellten  J..  Washingtonii  und  Trowbridgii  auch 
p.  608  eine  neue  Art  L.  Atidnbonii  aus  Californien,  die  sich  von  L. 
sylvaticus  durch  geringere  Grösse,  längere  Ohren,  kürzere  Hinterfüsse 
u.  s.  w.  unterscheiden  soll.  Sie  geliört  zu  den  Hasen  mit  deutlichen 
Postorbitalfortsätzen,  deren  hinterer  Rand  den  Schädel  kaum  berührt, 
und  bei  denen  die  Hinterfüsse  kürzer  als  der  Kopf  sind.  Der  lange 
SchM'anz  unterscheidet  diese  Art  von  L.  Trowbridgii. 

,  Solidungula. 

Auf  „Einige  Worte  über  Pferderagen  und  ihre  Zucht" 
von  V.  Herzog  im  Correspondenz-ßlatt  des  Zool.  mineral. 
Vereins  in  Regensburg  1858.  p.  17,  mag  hier  kurz  hingewie- 
sen werden. 

Grill  machte  eine  Mittheilung  über  die  haarlose  Pfer- 
derace  (om  den  harlösa  hästracen)  an  die  Schwedische  Aca- 
damie.  Öfversigt  af  kongl.  velenskaps-Akademiens  Förhand- 
lingar.  1857.  p.  385. 

Die  Gebrüder  Schlagintweit  fanden  den  Kiang  oder 
das  wilde  Pferd  (Equus  hemionus)  und  den  Gorkhar  oder 
den  wilden  Esel  (Asinus  onager),  welche  oft  verwechselt 
worden  sind,  in  sehr  verschiedenen  Gegenden.  Der  Kiang 
lebt  in  den  hohen  kalten  Gegenden  und  Gebirgen  Tibets; 
die  Reisenden  fanden  ihn  bis  18600  Fuss.  Der  Gorkhar  da- 
gegen bewohnt  hauptsächlich  die  etwas  wärmeren  Distrikte  von 
Reloochistan,  einem  Theile  der  Sandebenen  von  Sindh.  Re- 
port of  the  27.  meeting  of  the  British  association  for  the 
advancement  of  science  p.  107. 

Buvry  empfiehlt  die  Veredlung  der  Eselrace  in  Preus- 
sen ,  indem  er  die  Vortheile  der  Zucht  dieser  nützlichen 
Thiere  hervorhebt,  und  als  Mittel  zur  Veredlung  angemesse- 
nere und  zugleich  billigere  Fütterung,  so  wie  Beschaffung 
edler  Eselshengsle  vorschlägt.  Zeitschrift  für  Acclimatisation 
1858.  Heft  10. 


während   des  Jahres  1858.  21 

JHiiItiingula. 

Froboscidea.  Hamilton  hat  die  Art  beschrieben,  wie 
in  dem  Coimbatore-District  die  wilden  Elcphanlen  gefangen 
werden.  The  Madras  Journal  of  literature  and  science  111. 
p.  58.  Madras  1858. 

Obesa.  Geoffroy  St.  Hilaire  berichtete  der  Pari- 
ser Academie  über  die  Geburt  eines  jungen  Nilpferdes  in 
der  Menagerie  des  Museums.     Comptes  rendus  XLVI.  p.  879. 

Während  der  Geburt  hatte  die  Mutter  den  Körper  unter  Wasser, 
nur  Kopf  und  Hals  ragten  daraus  hervor.  Das  Junge  wurde  also 
unter  Was-;er  geboren.  Es  begann  sogleich  zu  schwimmen,  steckte 
dann  die  Schnauze  hervor,  um  zu  athmen ,  und  schwamm  dann  wei- 
ter im  Bassin  umher.  Es  war  fast  1  Meter  lang,  und  glich  in  Farbe 
und  Gestalt  den  Eltern.  Es  war  fast  haarlos  und  hatte  noch  keine 
Zähne.  Die  Stimme  war  schon  sehr  kräftig.  Leider  ist  es  an  dem- 
selben Nachmittage  gestorben. 

Setigera.  Gray  glaubt  zwei  Arten  von  Potamochoe»- 
ms  (warum  ist  der  Name  Phacochoerus  geändert?)  unter- 
scheiden zu  können ,  die  beide  im  zoologischen  Garten  zu 
London  leben. 

P.  africanus  in  Südafrika  hat  lange  schwärzliche  Ilaare,  eine 
grosse  buschige  Kackenniähne  bis  über  die  Schulter,  dünnen  Schwanz, 
massige  ziemlich  breite  Ohren  |mit  kleinem  Endbüschel.  Die  neue 
Art  P.  penicillatus  in  Westafrika  hat  kurzes  anliegendes,  tief  rothes 
Haar,  eine  kleine  niedrige  weisse  Kackeumähne,  sehr  dicken  Schwanz, 
grosse  lange  schmale  Ohren  mit  grossem  Endbüschel.  Proc.  zool.  soc. 
January  1858;  Annais  nat.  bist.  III.   I.  p.  441. 

Rnminantia. 

Tylopoda.  Auf  einen  in  spanischer  Sprache  geschriebe- 
nen Aufsatz  über  die  Wollen  von  Peru  (Memoria  sobra  las 
lanas  del  Peru)  mag  hier  kurz  hingewiesen  werden.  Es 
handelt  sich  um  die  Wolle  vom  Vicuna,  Huanaco,  Alpaca  und 
Llama.  Colleccion  de  memorias  cientificas  agricolas  e  indu- 
striales  publicadas  en  distintas  epocas  por  Mariano  Eduardo 
de  Rivera  y  Ustariz.     Bruselas  1857.  II.  p.  240—257. 

Cerylna.  Holley  sprach  über  die  Verbesserung  der 
zahmen  Rennthier -Rasse  durch  Zucht.  Förhandlingar  ved 
de  skandinaviske  Naturforskeres  syvende  Mode  i  Christiana 
1857.  p. 185. 


22     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Naturges.  d.  Säugethiere 

Berlin  berichtigt  die  von  F.  S.  Leuckart  und  v.  Rapp  1843 
gemachte  Angabe  von  dem  Fehlen  des  ßlättermagens  bei  Moschus 
javanicus  dahin,  dass  dieser  Magen  wirklich  vorhanden  und  jene  An- 
gabe nur  durch  eine  Missdeutung  und  Untersuchung  eines  aufgebla- 
senen getrockneten  Präparates  hervorgerufen  sei.  Berlin's  Exemplar 
hatte  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Magen  einer  neugebornen  ägypti- 
schen Ziege.  Donders  und  Beilin  Archiv  für  die  Holländischen  Bei- 
träge für  Natur-  und  Heilkunde  I.  p.  471. 

GaviCOrnia.  Erhard  hat  in  seiner  Fauna  der  Cykladen  p.  29 
eine  kleine  Abhandlung  über  wilde  Ziegen  oder  Steinböcke  gelie- 
fert, und  daselbst  eine  neue  Art  Äegoceros  pictus  beschrieben.  Eine 
Abbildung  steht  in  der  zweiten  Lieferung  zu  erwarten.  Länge  von 
der  Schnauze  bis  zur  Schwanzspitze  5',  des  Schwanzes  8",  des  Hor- 
nes  18",  Bart  6",  Ohren  S%".  Gestalt  sehr  gestreckt  mit  niederen 
Beinen  und  kurzem  Kopfe.  Die  Färbung  i^t  stark  markirt  mit  schwär-^ 
zen  Längsbinden  auf  Rücken  und  Seiten.  Starke  Schwielen  am  sog. 
Knie.     Lebt  auf  Antimelos. 

Hermann  Schlagintweit  fand  in  Wepaul  Hörner  von  einem 
wilden  Schafe  ,  welche  sehr  eigenthümlich  gebildet  waren.  Auf  den 
ersten  Blick  schien  es  nur  ein  Hörn  zu  sein,  welches  mitten  auf  dem 
Kopfe  steht.  Es  besteht  jedoch  aus  zwei  Theilen  ,  welche  von  einer 
gemeinsamen  Hornmasse  umschlossen  sind,  wie  zwei  in  einen  Hand- 
schuhfinger gesteckte  F^inger.  In  der  Jugend  hat  das  Thicr  zwei 
Hörner,  die  dicht  aneinandergedrängt  sind  ,  und  die  später  verwach- 
sen. Der  Verf.  glaubt  hierin  eine  Erklärung  des  fabelhaften  Ein- 
horn's  zu  finden.  Report  of  the  27.  meeting  of  the  British  associa- 
tion  for  the  advanc.  of  science  p.  107. 

Alex.  Schmidt  beschrieb  eine  Monstrosität  vom  Schaf. 
„Ovis  picorporis  descriptio,  adiunctis  notatiouibus  de  monstrorum  du- 
plicium  ortu  in  genere.  Dissert.  inaug.  Dorpati  Livonorum  1858." 
Cum  tab. 

Die  Brüder  Schlagintweit  haben  den  Yak  (Bos  grunniens) 
im  wilden  Zustande  angetroffen.  Sie  fanden  Heerden  von  30 — 40 
Stück  in  Höhen  von  18000—19000  engl.  Fuss,  also  beträchtlich  über 
der  Vegetationsgrenze  und  mehr  als  1000  Fuss  über  der  Schneelinie. 
Die  Bastarde  von  dem  Yak  und  der  Indischen  Kuh  sind  nützliche 
Hausthiere  und  sollen  fruchtbar  sein.  Report  of  the  27.  meeting  of 
the   British  association  for  the  advancemcnt  of  science  p.  106. 

€ctacea. 

E  seh  rieht  las  in  der  Pariser  Acadeinic  eine  Abhand- 
lung über  eine  neue  Methode  des  Studiums  der  Cetaceen. 
Comptes  rendus  1'2.  Juli  1858;  Revue  de  Zoologie  p.  323. 


während   des  Jahres  1858.  23 

Von  Claudius  erschien  eine  kleine  Schrift  „Physiolo- 
gische Bemerkungen  ül)er  das  Gehörorgan  der  Cetaceen  und 
das  Labyrinth  der  Säugethiere."     Kiel  1858.  8.  35  Seiten. 

Knox  hat  in  dem  Journal  of  the  Proceedings  of  the 
Linnean  Society  Vol.  III.  p.  63  Beiträge  zur  Anatomie  und 
Naturgeschichte  der  Cetaceen  geliefert. 

Verf.  findet  eine  sehr  j^ropse  Verschiedenheit  in  der  Anatomie 
zw  ischen  den  Wallen  mit  Zähnen  und  denen,  welche  Barten  statt  der 
Zähne  tragen,  obgleich  die  Walle  mit  Barten  im  Fötalzustande  rudi- 
mentäre Zähne  in  beiden  Kiefern  haben.  Die  Untersuchungen  be- 
ziehen sich  nicht  allein  auf  die  Osteologie,  namentlich  Zahl  der  Wir- 
bel, sondern  auch  auf  die  weichen  Theile,  Magen,  Herz,  Gefässe,  Ge- 
hirn, Nerven  und  Muskeln  von  Delphinus  phocaena;  ferner  werden 
die  Resultate  der  Untersuchung  ^on  Balaenoptera  rostrata  angegeben. 
Verf.  hat  sich  überzeugt,  dass  die  Zahl  der  Halsw  irbel  bei  Mysticetus 
wie  bei  den  meisten  Säugethieren  sieben  ist,  und  dass  ungeachtet  ihrer 
späteren   Verschmelzung,  sie  ursprünglich   ganz  getrennt  sind. 

Krauss  hat  in  Müller's  Archiv  1858.  Heft  4  „Beiträge 
zur  Osteologie  des  surinamischen  Manatus«  bekannt  gemacht. 
Er  hatte  Gelegenheit  von  11  Thieren  die  Schädel,  zum  Theil 
auch  die  ganzen  Skelete  zu  untersuchen  ,  und  so  sind  diese 
Vergleichungen  für  die  Kenntniss  des  immer  noch  seltenen 
Thieres  von  grosser  Wichtigkeit.  Die  Maasverhältnisse  sind 
am  Schlüsse  tabellarisch  angegeben. 


Bericht  über  die  Leistungen   in   der  Naturgeschichte 
der  Vögel  während  des  Jahres  1858. 

Von     • 
Dr.  G.  Hartlaub 

in  Bremen. 


Die  Freunde  der  Ornitholog^ie  werden  nicht  ohne  Be- 
friedigung auf  die  Erfolge  hinblicken,  welche  das  Jahr  1858 
auf  diesem  so  anziehenden  Gebiete  der  Naturwissenschaften 
errungen  hat.  Eine  ungewöhnliche  und  schon  jetzt  sehr  er- 
spriessliche  Rührigkeit  scheint  für  die  Verluste,  welche  kürzlich 
die  Ornithologie  durch  den  Tod  mehrerer  ihrer  kräftigsten 
Stützen  erfahren  hat,  Entschädigung  zu  verheissen.  Bei  aller 
Anerkennung  für  manche  verdienstliche  vaterländische  Be- 
strebung in  dieser  Richtung,  scheint  uns  doch  das  Hauptge- 
wicht fördernder  Thätigkeit  bei  England  und  nach  ihm  bei 
Amerika  zu  liegen.  Mehr  wie  je  auf  die  Nothwendigkeit 
angewiesen ,  neue  und  stabile  Anhaltspunkte  für  Systematik 
wie  für  schärfere  und  sichere  Fassung  und  Begränzung  der 
Begriffe  Genus  und  Species  zu  gewinnen  ,  wird  unsere  Wis- 
senschaft Eyton's  schönes  Werk  über  die  Osteologie  der 
Vögel  in  erster  Linie  willkonuuen  heissen.  Schon  mehrfach 
haben  wir  Gelegenheit  gefunden,  auf  die  hervorragende 
Wichtigkeit  hinzuweisen,  welche?.  L.  Sclater's  unablässig 
fortgeführte  und  bereits  zu  einem  seltenen  Umfange  ange- 
wachsene Arbeiten  über  die  Ornithologie  Süd-  und  Mittel- 
amerika's  beanspruchen.  Wir  zweilein  keinen  Augenblick, 
dass  die  einflussreiche  und  exclusive  Stellung,  welche  diesem 
würdigen  Schüler  Strickland's  kürzlich  von  Seiten  der  zoo- 
logischen Gesellschaft  in  London  zu  Theil  geworden  ist,  nicht 
nur  den  speciellen   Interessen   dieses  grossartigen  Institutes, 


Hartlaub:  Bericht  üb.  d.Leist.  in  d.  IVaturgfesch.  d.  Vögel  etc.  25 

sondern  der  Zoologie  überhaupt  in  ausgezeichnetem  Grade 
förderlich  sein  werde.  G.  R.  Gray  ist  eitrig  darauf  be- 
dacht, die  von  dem  talentvollen  und  vom  Glücke  begünstig- 
ten reisenden  Naturforscher  WaUace  aus  den  entlegensten 
und  wenigst  bekannten  Gegenden  der  asiatisch -oceanischen 
Inselwelt  eingesandten  Schätze  sofort  in  geeigneter  Weise 
zur  Kenntniss  des  Publikums  zu  bringen.  Amerikanischer 
Seits  endlich  verdienen  unsere  vollste  Beachtung  die  bedeu- 
tenden Arbeiten  über  die  Säugelhiere  und  Vögel  Nordame- 
rika's,  welchen  sich  im  Verein  mit  einigen  anderen  Gelehrten 
Spencer  F.  Baird  unterzogen  hat,  und  deren  theilweise 
Ergebnisse  uns  bereits  in  Gestalt  eines  Quartbandes  von  1000 
Seiten  vorliegen.  Auf  den  fernsten  Grenzstationen  des  wei- 
ten Gebietes  der  vereinigten  Staaten ,  ja  weit  über  diese 
hinaus,  sind  geübte  und  wissenschaftlich  vorbereitete  Rei- 
sende auf  das  eifrigste  bemüht ,  zu  sammeln  und  zu  beob- 
achten; und,  in  der  That ,  stellt  man,  was  hier  bereits  ge- 
wonnen, neben  jene  glänzenden  Studien  über  die  Ornitholo- 
gie der  Sjüdhälfte  des  Continents,  so  fühlt  man  sich  versucht, 
in  dieser  Beziehung  für  Amerika  in  nicht  allzuweiter  Ferne 
einen  Standpunkt  relativen  Abschlusses  zu  erkennen,  wie  ihn 
bis  jetzt  eben  nur  Europa  erreicht  hat. 


Florent-Prevost:  „du  regime  alimentaire  des  Oi- 
seaux"  in  Compt.  rend.  de  l'Acad.  Sc.  Nat.  Janv.  18.  Eine 
wissenschaftliche  aber  namentlich  öconomische  Gesichtspunkte 
einhaltende  Arbeit.     Keines  Auszugs  fähig. 

C.  Giebel:  „Die  Zunge  der  Vögel  und  ihr  Gerüst« 
in  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwissensch.  1858.  p.  19.  Aus- 
führlich und  wichtig. 

T.  C.  Eyton:  „Osleologia  avium"  partl.4to  (published 
by  the  author.)  Jeder  Theil  dieses  ausgezeichneten  Werkes 
enthält  8  zincographische  Tafeln  und  kostet  10  Schill.  Das 
Ganze  ist  auf  80  bis  100  Tafeln  berechnet.  Part  1  behan- 
delt Rapaces.' 

R.  0.  Davidson:  „On  a  new  theory  on  the  flighl 
of  Birds.«  Washington  1858.     Broschüre  von  28  Seiten. 


26      Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

In  dieser  höchst  scharfsinnig  und  geistvoll  behandelten  Arbeit 
sucht  der  Verfasser  zu  beweisen:  1)  dass  der  Einfluss  der  Gravitation 
die  primäre  und  wirksame  Ursache  der  Fortbewegung  des  fliegenden 
Vogels  sei;  2)  dass  die  Flügel  beim  Fliegen  in  vertikaler  Richtung  an- 
gestrengt werden,  und  dass  hauptsächlich  dadurch  der  Vogel  sich  zu 
erheben  und  in  der  Luft  zu  erhalten  vermöge;  und  3)  dass  die  beim 
Fliegen  selbst  erreichte  Schnelligkeit  zufällig  sei  ,  und  dass  sie  die 
Kraft,  welche,  nach  Maassstal)  des  zu  tragenden  Gewichts,  angewandt 
werde,  um  die  Flügel  in  Bewegung  zu  bringen,  ganz  gleichartig  er- 
scheinen lasse  ,  mit  der  von  allen  übrigen  Thieren  bei  ihrer  respecti- 
ven  Art  und  Weise  sich  auf  der  Erde  oder  im  Wasser  fortzubewegen, 
in  Anwendung  gebrachten. 

Anatole  Bogdanow:  „Etudes  sur'  les  causes  de 
la  coloratiori  chez  les  oiseaux."  Acad.  Sc.  nat.  Apr.  19.  1858. 
(ßev.  zool.  p.  180.) 

Der  Verfasser  theilt  die  Federn  in  solche  „qui  out  la  meme 
couleur  vues  par  transparence  on  vues  par  reflexion"  und  zweitens 
in  sogenannte  optische,  welche  verschiedene  Erscheinungen  darbieten, 
„snivant  qu'on  les  etudie  de  l'une  ou  de  l'autre  maniere."  Dann  wird 
viel  über  die  Pigmente  gesprochen  u.  s.  w.  Blau  mit  all'  seinen 
Nuancen  sei   eine  optische  Farbe. 

J.  Cabanis:  „Journal  für  Ornithologie"  nahm  einen 
ungestörten  Forlgang  und  erfreute  sich  vielseitiger  und  guter 
Beiträge.  Es  enthält  von  hierher  Gehörigem  eine  Mitthei- 
lung C.  Gloger's  über  Bogdanow's  oben  erwähnte  Unter- 
suchungen. 

Von  der  „Naumannia"  liegen  Heft  1,  2  und  3  dieses 
Jahrganges  vor.  Jeder  Freund  der  vaterländischen  Orni- 
thologie wird  mit  uns  dieser  Zeitschrift  Fortgang  und  Ge- 
deihen wünschen.  Wir  heben  als  hiether  gehörig  hervor  : 
A.  V.  Müller:  „Ueber  Arten  und  Rassen";  ferner  Baron  R. 
V.  König-War  thaus  en:  „Ueber  Eiersammlungen";  Bla- 
sius:  „Ueber  Beständigkeit  und  Schwanken  der  Species- 
charaktere"  (NB.!)  u.  s.  w. 

P.  L.  Sclater:  „On  the  general  geographical  distri- 
bution  of  the  Members  of  the  class  Aves"  im  Journ.  Proceed. 
of  the  Linn.  Soc.  1857.  p.  130."  Mit  allem  Rechte  wird  an- 
erkannt ,  dass  es  einer  grossen  Vervollständigung  unseres 
Materials  an  thalsächlichem  Wissen  bedarf,  um  die  primären 
onthologischen  Abthcilungcn  der  Erdoberfläche  klar  zu  er- 
kennen.   Bei    den    Vögeln   glaubt  Sclater,    dass    an   eine 


der  Vögel   während  des  Jahres  3858. 


27 


Lösung    dieses    Problems    elwa    in  folgender  Weise  gedacht 
werden  könne : 


Schema  avium  distributionis  geographicae. 
Creatio  neogeana  Creatio  palaeogeana 


sive  orbis  novi 

sive  orbis  antiqui 

12  Mill.   D  M.                                    33  Mill.  D  M. 

3000  Spec.                                            4500  Spec. 

=     7*000 

=   Vtsoo 

V. 

I. 

Regio 

Regio 

nearctica 

palaeartica 

s.  bor.   americ. 

s.  pal.  borealis 

6%m\\.  DM. 

14  Mill.  DM. 

660  Spec. 

650  Spec. 

=    Vgooo 

=     /ll  000 

VI. 



II. 

III. 

IV. 

Regio 

Regio 

Regio 

Regio 

neotropica 

aethiopica 

indica 

australiana 

s.  meiidion. 

s.   palaeolr. 

s.  pajaeotr. 

s.  palaeotr. 

americana. 

hesperica. 

media. 

eoa 

5%  Mill.  DM- 

12  Mill.  D -AI. 

4  Mill.   D  M. 

3  Mill.  DM. 

2250  Spec. 

1250  Spec. 

1500  Spec. 

1000  Spec. 

=    %4oo 

=  Vi6oo 

=    /2600 

=    /3000 

R 

eg 

io       I.      .      .      . 

620  Spe( 

zie 

s. 

„      n 1,200      „ 

„       III 1,7«0 

„       IV 1,000 

s        „        V 570        „ 

„       VI.     .     .     . 

.     2,350         „ 

7,500  Spec 

ne 

5. 

„Wanderschaft  und  Fremdenleben  der  Vögel''  von  Dr. 
A.  E.  Brehm,  in  Mittheilungen  aus  der  Werkstätte  der 
Natur.  Heft  2.  p.  87.  Warm  und  schwungvoll  schildert  der 
afrikanische  Reisende  nach  eifjenen  Anschauungen  unb  Be- 
obachtungen.  —  Soll's  noch  nicht  bald  wieder  fortgehen? 

F.  H.  V.  Kittl  itz  :  „Denkwürdigkeiten  einer  Reise  nach 
dem  russischen  Amerika,  nach  Micronesien  und  Kamtschatka" 
2  Bände.  (Gotha,  G.  Perthes.)  Mit  seltenem  und  ungetheil- 
tem  Vergnügen  haben  wir  diesen  späten  Bericht  von  der  fast 


28      Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   Naturgeschichte 

in  Vergessenheit  gerathenen  Weltfahrt  des  alten  enthusiasti- 
schen und  schon  darum  so  liebenswürdigen  Wanderers  ge- 
lesen. Von  Ornithologischem  ist  natürlich  viel  und  Wich- 
tiges eingestreut.  Es  ist  jedoch  sehr  zu  beklagen,  dass  v. 
Kiltlitz  nicht  jeden  frisch  erlegten  Vogel  sofort  und  ausführlich 
beschrieb  und  maass.  Sein  Buch  würde  dadurch  an  wissen- 
schaftlichem Werthe  unendlich  gewonnen  haben.  Wir  haben 
es  für  der  Mühe  nicht  unwerth  erachtet,  aus  den  gelegent- 
lich mitgetheilten  Angaben  und  Winken  die  moderne  Art 
herauszufinden.  (Vergl.  Gab.  Journ.  7.  p.  49.)  Aber  immer 
gelang  dies  nicht.  Was  ist  z.  B.  Zonotrichia  musica  vol.  IL 
p.  201,  von  Kamtschatka?  Unter  zahlreichen  niedlichen  Holz- 
schnitten heben  wir  die  Abbildungen  von  Haliaetos  pelagicus 
und  Tetrao  urogalloides  hervor.  Wir  lernen  hier  v.  Kitt- 
litz  als  den  eigentlichen  Entdecker  dieser  Art  kennen.  — 
Für  ein  in  solchem  Grade  an  die  Sympathie  des  Lesers  ap- 
pellirendes  Buch,  blieb  der  Stimme  der  Kritik  nur  eine  Tonart: 
die  verwandter  Seelenstimmung.  Vergl.  Dr.  G.  Bolle  in  Ga- 
ban.  Journ.  1859.  p.  45. 

„United  States  Exploring  Expedition  under  the  command 
of  Gh.  Wilkes.  Mammalogy  and  Ornithology  by  John 
Ca  SS  in.«  1  voL  in  Fol.  mit  42  Kupfertafeln  und  IvoL  4. 
Text.  466  S.  Philadelphia.  Luxuswerk  im  Preise  von  100  Thlrn. 
Golorit  gut,  Zeichnung  mitunter  herzlich  schlecht. 

Wir  erinnern  kurz  daran,  dass  vor  Jahr  und  Tag  die  Bearbei- 
tung der  ornithologischen  Ausbeute  dieser  grossartigen  Reiseunter- 
nehmung in  Gestalt  eines  Quartbandes  aus  der  ihrer  Aufgabe  nicht 
völlig  gewachsenen  Feder  Titian  l^eale's  erschien,  welchen,  nach- 
dem einige  wenige  Exemplare  ihren  Weg  in  die  grossen  Bibliotheken 
Europa's  gefunden  ,  die  Regierung  der  vereinigten  Staaten  gänzlich 
zu  unterdrücken  für  gut  fand.  Es  war  uns  gelungen,  eines  jener 
Exemplare  habhaft  zu  werden,  und  wir  veröffentlichten  einen  ziemlich 
detaillirten  kritischen  Auszug  desselben  in  diesem  Archive.  Das  vor- 
liegende Prachtwerk  ist  nun  die  FrUcht  einer  zweiten  durchweg 
tüchtigen  Bearbeitung  jener  in  W^^shington  deponirten  Saunnlungen 
durch  C  assin.  Die  sehr  werthvollen  biologischen  Beobachtungen 
Peale's  sind  natürlich  reproducirt  und  durch  eine  Anzahl^  trefflicher 
Originalnotizen  aus  der  Feder  Dr.  Ch.  Tickerings  vervollständigt. 
Dass  Gas  sin  in  seiner  Bearbeitung  des  Textes  nicht  selten  über  das 
unmittelbar  Vorliegende  hiuausgegangen ,  ja  bei  einzelnen  Gruppen 
fast  monographisch  zu  Werke  gegangen  ist,  konnte  den  Wissenschaft- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1858.  29 

liehen  Werth  der  Arbeit  nur  erhöhen.  Leider  ist  das  Werk  sehr 
theuer  und  wird  bei  uns  wenig  Käufer  finden.  Man  vergleiche  dar- 
über in  Schiters  Ibis  I,  p.  326. 

T  h.  H  0  r s  f  i  0  I  (1  and  Fr.  Moore:  „A  Catalogue  of 
the  Birds  in  the  Museum  of  the  Hon.  East  India  Company" 
vol.  II.  Wir  können  bei  Erwähnung  dieses  zweiten  Theiles 
nur  wiederholen  ,  was  zum  Lobe  des  ersten  gesagt  wurde. 
Moore's  Verdienst,  Alles  auf  die  Lebensweise  der  einzelnen 
Arten  Bezügliche  aus  indischen  Drucksachen  und  Manuscripten 
in  seltener  Vollständigkeit  zusammengetragen  und  ihres  Orts 
beigefügt  zu  haben,  ist  in  der  That  nicht  hoch  genug  an- 
zuschlagen. Wir  zählen  dieses  Buch  zu  den  Zierden  unse- 
rer Bibliothek.  Ein  dritter  Band  wird  folgen.  Die  beiden 
ersten  behandeln  1095  Arten.  Sehr  häufig  sind  dem  unge- 
mein vollständigen  synonymischen  Theile  Beschreibungen  bei- 
gefügt. 

Dr.  Pucheran's  „Observations  ornithologiques"  giebt 
auf  S.  466  die  Revue  zoologique. 

Trirdus  Poiteani  sei  doch  wohl  verschieden  von  T.  amaurocha- 
linus  Cab.  ;  Orthotomus  longirostris  sei  =  Edela  ruficeps  Less. ;  Ma- 
lurus  niaculatus  Vieiil.  sei  =  Saxicola  niacularia  Q.  et  G.  ;  Merops 
nioluccensis  Gm.  sei  ein  Tropidorhynchus ;  -Tr.  tinioriensis  iMüli.  sei 
wahrscheinlich  =  buceroides  Svv.  ;  Muscicapa  griseicapilla  Vieiil.  sei 
Eiopsaitiia  australis  und  E.  griseogularis  Gould  sei  Muscicapa  gula- 
ris  Q.  et  G. ;  Tanagra  cyaniventris  Vieiil.  sei  =  citrinella  T. 

„Revue  des  collections  composant  en  1857  le  Museum 
d'histoire  naturelle  de  la  ville  de  Metz."  Animaux  vertebres 
par  A.  Malherbe.  8.  (Bullet.  Soc.  d'hist.  nat.  de  la  Mo- 
selle,  No.  8.) 

C.  Gloger:  „Die  nützlichsten  Freunde  der  Land-  und 
Forstwirthschaft  unter  den  Thieren,  oder  die  von  der  Natur 
bestellten  Verhüter  und  Bekämpfer  von  Ungezieferschaden 
und  Mäusefrass.«     Broschüre  von  96  Seiten. 

C.  Gloger:  „Kleine  Ermahnung  zum  Schutze  nützlicher 
Thiere  als  naturgemässer  Abwehr  von  Ungezieferschaden 
und  Mäusefrass."     Broschüre  von  44  Seiten. 

G.F.Pardon  „Stories  about  Birds"  12.  286  S.  London. 

Ohne  Fortsetzung  blieb  leider  Reich  enbach's  „Hand- 
buch der  Ornithologie!" 


30      Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Europa. 

Von  A.  Fritsch:  „Die  Vögel  Europa's"  haben  wir  vier 
Lieferungen  gesehen.  Jede  Lieferung  enthält  4  Tafeln  in 
Fol.  Ein  lobenswerthes  Unternehmen,  dem  wir  guten  Forl- 
gang wünschen.  Mit  dem  Oelfarbendruck  muss  es  noch  gute 
Fortschritte  geben,  ehe  derselbe  bei  zoologischen  Abbildun- 
gen die  gut  colorirte  Lithographie  wird  ersetzen  können.  Wir 
lieben  diese  Manier  bis  jetzt  gar  nicht. 

Unbedingtes  Lob  scheinen  uns  Bädeker's  „Eier  der 
europäischen  Vögel'*  zu  verdienen.  Wir  kennen  4  Lieferungen. 

Cabanis  „Journal  für  Ornithologie"  bringt:  1)  Nach- 
trägliches zur  „Ornis  der  Canaren"  von  Dr.  C.  Bolle;  2) 
„Ausflüge  in  die  Appenzeller  Alpen"  von  Dr.  J.W.  v.  Mül- 
ler. Zumeist  nicht  eigentlich  zur  Sache  gehöriges.  3)  Fr. 
Boie:  „Bemerkungen,  Beobachtungen  und  Anfragen."  Neben 
Gutem  gelegentlich  Verkehrtes.  So  z.  B.  dass  Agelastus 
und  Phasidus  zu  den  Ralliden  gezählt  werden !  4)  Pfarrer 
Schnell:  „Die  geistige  Inferiorität  des  weiblichen  Geschlechts 
bei  den  Vögeln;  8)  A.  Fritzsch:  „Ornithologische  Notizen, 
gesammelt  auf  einer  Reise  durch  Croatien ,  Dalmatien  und 
Montenegro  u.  s.  w. 

Und  die  „Naumannia."  a)  Dr.  Erhard:  Calalog  der  auf 
den  Cycladen  einheimischen  und  überwinternden  oder  nur 
durchziehenden  Arten  von  Vögeln.  Hübsche  geographisch- 
klimatologische  Einleitung.  Als  Standvögel  werden  52  Arten 
namhaft  gemacht,  unter  ihnen  als  gemein  Vultur  Kolbii;  b) 
Wintervögel,  d.  h.  solche,  welche  gegen  Ende  September 
aus  nördlichen  Gegenden  anlangend  ,  auf  den  Inseln  über- 
wintern, um  diese  Mitte  April  wieder  zu  verlassen.  77  Arten, 
c)  Passatvögel  ,  d.  h.  solche ,  die  nach  einigen  Tagen  Au- 
fenthalts südwärts  weiter  fliegen.  61  Arten,  d)  Sommervö- 
gel. Erscheinen  als  Zugvögel  aus  dem  Süden,  um  hier  zu 
brüten  und  dann  baldigst  wieder  dahin  zurückzukehren.  30 
Arten,  unter  ihnen  viele  Afrikaner,  z.  B.  Alauda  desertorum 
und  isabellina,  Sylvia  Rüppelli ,  Alcedo  rudis,  Milvus  para- 
siticus,  Merops  aegyptiacus,  Ardea  bubulcus,  Grus  virgo.  — 
Schöne  wichtige  Arbeit.     2}  Dr.  G.  Quislorp:  „Ueber  die 


der  Vögel   v/ährend  des  Jaliies  1858.  31 

Vög-el  Nenvorpominerns  u.  s.  w.«  3j  W.  Mewes  :  „Zu  Goth- 
land's  Fauna."  4}  B  al  d  amu  s:  „Zur  Foriptlanzungsgeschichte 
der  Vögel  Eiiropa's."  5)  B 1  a  s  i  ii  s  :  „lieber  zweifelhafte  Ar- 
ien in  der  enropäischeji  Fanna«  NB. ! !,  also  über  Hirundo  ca- 
hirica,  Muse  icapa  mehinoplera,  Calainoherpe  nionficola  Naurn., 
C.  lanceolata  T. ,  C.  familiarls  Men.  ,  Hypolais  Preglii  Fr.  ,  H. 
Arigonis,  H.  Brehm.,  Alauda  Dupontii  V.  u.  s.  w. 

C.  R.  Bree:  „A  Hisfory  of  the  Birds  of  Europe  not 
observed  in  the  British  Isles,"  illustrated  vvith  aocurately  co- 
loured  plates.  Pait  I.  London.  8.  Es  erschienen  7  monatliche 
Lieferungen.  Wir  kennen  dieses  Buch  noch  nicht  aus  eige- 
ner Anschauung,  wohl  aber  aus  einer  vortrefflichen  siegreich- 
überlegenen Recension  im  ersten  Theile  von  Sclater's  Ibis 
(p.  81).  Herr  Bree  scheint  sein  Unternehmen  bis  jetzt,  im 
Ganzen  genommen ,  mehr  kühn  als  glücklich  durchgeführt 
zu  haben. 

R.  M.  Morris:  „British  Game  Birds  and  Wildfowl« 
1  vol.  4.     2  Pf.  5  Sh.     Kennen  wir  nicht. 

Rev.  J.  Laishley:  „Populär  history  of  British  ßird's 
eggs"  a  familiär  and  technical  description  etc.,  with  20  co- 
loured  plates.  325  S.   10  Sh. 

H.  S  c  h  1  e  g  e  Ps  vortreffliches  kleines  Kupferwerk:  „Fauna 
van  Nederland.  Vogels"  ist  mit  der  46.  Lieferung  zum  Schlüsse 
gediehen.  Der  holländische  Text  umfasst  700  Seiten.  Der 
Leser  dieser  Jahresberichte  kennt  unsere  Ansicht  über  diese 
Arbeit. 

C.  Nilsson:  „Scandinavisk  Fauna.  Foglarna."  Von  die- 
sem Buche  erschien  eine  dritte  Auflage,  in  2  Bänden.  Lund. 
10  Thlr. 

Von  Prof.  C.  Sundeva  IPs  „Svenska  Foglarna«  liegen 
verschiedene  neue  Lieferungen  vor  uns.  Wir  haben  uns  be- 
reits im  vorigen  Jahre  lobend  über  dieses  Werk  des  be- 
rühmten schwedischen  Gelehrten  ausgesprochen.  Der  schwe- 
dische Text  bleibt  uns  unverständlich.  Die  Kupfertafeln  sind 
keineswegs  von  gleichem  Werthe.  Sehr  wohl  gefällt  uns 
z.  B.  Tafel  111,  viel  weniger  Tafel  IX  und  XXII.  Es  hat  aber 
mit  dem  Farbendruck  noch  allerlei  Bedenken. 

Waarnemingen  betreffende  Vogels  in  Nederland  in 


32      Hartlaub:  ßericl^t  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Kalurgeschichte 

den  wilden  Staat  aangetroffen,  benevens  eenige  hunner  land- 
namen,  medegedeld  door  Mr.  J.  P.  van  Wickevoorst-Crom- 
nielin  te  Zandport,  B.  Hornissen  te  Zutphen,  Dr.  G.  F.  We- 
sterman  te  Amsterdam  u.  s.  w. ,  in:  Bouvvstoff.  voor  eene 
Fauna  van  Nederland.  vol.  II.  p.  207.  Und  ebendaselbst  auf 
S.  287:  Nog  eenige  BouwstofTen  voor  de  Ornithologie  van 
Nederland  etc.  door  J.   P.  Wickevoorst-Crommelin. 

A.  Moquin-Tandon:  „Notes  ornithologiques."  Rev. 
et  mag.  p.  97  etc.  (Fortsetzung).  Wie  gesagt,  vorzugsweise 
nidologisch.  Sehr  fleissige  Arbeit,  obgleich  nicht  Viel  von 
Neuem  enthaltend. 

C.  Giebel:  „Verzeichniss  der  in  der  Gegend  um  Halle 
beobachteten  Vögel"  in  Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.  p.  51. 
200  Arten. 

C.  Jäger:  „Systematische  Uebersicht  der  in  der  Wet- 
terau  vorkommenden  Vögel."  Jahresber.  der  wetterauisch. 
Gesellsch.  für  die  gesammte  Naturk.  1853 — 55.  p.  151  und 
1856.  p.  1.     250  Arten. 

Anton  Jukowitz:  „Verzeichniss  der  am  Neusiedler- 
See  häufiger  vorkommenden  Vögel- Arten."  Verhandl.  des 
Vereins  für  Naturk.  zu  Presburg  1817.  p.  32. 

„Vorläufige  Zusammenstellung  der  Vögel  Spaniens  mit 
kritischer  Benutzung  der  bisher  von  spanischen  Ornilhologen 
herausgegebenen  Verzeichnisse^'  von  Dr.  A.  E.  Brehm.  In 
allgem.  deutsche  naturhist.  Zeitung  III.  p.  431.  Wichtig  und 
werthvoll. 

325  Arten  werden  aufgeführt,  oft  nur  dem  Namen  nacli,  die 
weniger  bekannten  mit  Icurzen  Besclireibungen.  Faico  peregrinoides, 
Dendrofalco  gracilis  B. ,  Athene  Vidalii  B.  ,  Cecropis  rufula,  Pyrrho- 
corax  alpinus  und  graculus,  (iarrulus  glandarius  fasciatus  B.  ,  Sitte 
caesia  minor,  Tichodroma  brachyrhynchos  B.,  Lanius  meridionalis, 
Melanocorypha  Apetzii  Br.  ,  Galerida  Thelclae,  neue  Porphyrio -artige 
Form,  Fulica  cristata ,  Larus  Graelsii  ßr. ,  Thalassidroma  albifasciata, 
Perdix  rubra  intercedens,  Columba  glauconotos,  Ilypolais  Arigonis, 
Curruca  orphea  griseocapilla,  Calamoherpe    ambigua  u.  s.  w. 

Dr.  A.  E.  Brehm:  „Ein  Beitrag  zur  zoologischen  Geo- 
graphie Spaniens"  in  Zeilsch.  für  Erdk.  Berl.  p.  90  u.  224. 
In  diesem  sehr  interessanten  Aufsätze  des  bekannten  Reisen- 
den spielen   die  Vögel,  wie  sich  denken  lässt ,  keine  Neben- 


der  Vögel  wJilirend  des  Jiihres  1858.  33 

rolle.      Die    Behandlung    ist  ganz  ähnlich   der  von  Buvry  in 
verschiedenen  seiner  Mitlheilungen  über  Algerien. 

Ixos  obscurus  und  Telephorus  erythroplerus  kommen  gar  nicht 
in  Spanien   vor. 

Ignacio  Vidal:  „Catalogue  des  Oiseaux  qui  freqiien- 
tent  le  lac  de  la  Albufera  et  ses  environs,  dans  la  province 
de  Valence."  Mem.  Acad.  Madr.  ser.  III.  pari.  2.  Der  Ver- 
fasser bearbeitete  diesen  Gegenstand  bekanntlich  schon  frü- 
her.    Er  kennt  jetzt  J28  Arten. 

Dr.  Reinh.  Brehm:  „Ornithologische  Beobachtungen 
aus  Murcia."  Bald.  Naumannia  Heft  3.  In  dieser  Mittheilung 
berichtet  der  Verfasser  ausführlicher  über  die  Jagd  auf  Pte- 
rocles  arenarius  und  Pt.  setarius. 

Dr.  A.  Hummel:  Frühlingsbericht  über  die  Ankunft 
einer  Anzahl  von  Vögeln  am  Kuban  (Kaukasus).  Naumannia 
Heft  2.     Recht  dürftig. 

Ueber  Dr.  Erhard's  „Vögel  der  Cycladen«  wurde  be- 
reits berichtet. 

A  s  i  e  u. 

•  Narrative  of  the  Expedition  of  an  American  squadron 
to  the  China  seas  and  Japan  etc.  under  Commodore  M.  C. 
Perry.  2  vol.  4.  Washington.  Auf  S.  219 — 248  des  zweiten 
Bandes  findet  man  den  ornithologischen  Theil  dieses  Berichts 
von  John  Cassin.  Derselbe  ist  schon  darum  von  hervor- 
ragenden! Interesse ,  weil  die  Amerikaner  die  beiden  nörd- 
lichen Inseln  des  Reichs,  Niphon  und  Jesso ,  bereisen  konn- 
ten, während  die  holländischen  Naturforscher  eigentlich  nur 
das  Gebiet  des  um  10  Breitengrade  südlicher  gelegenen  Nan- 
gasaki-auf  der  Insel  Kiusiu  wissenschaftlich  durchforscht  hatten. 

Die  3Ieiirzahl  der  beobacliteten  Vögel  stammt  aus  der  Umge- 
bung des  Hafenortes  Ilacodadi.  Die  ziemlich  dürftigen  aber  dennoch 
dankenswerthen  biographischen  Notizen  lieferte  Herr  William 
Heine,  der  Zeichner  der  Expedition.  Unter  den  33  in  Japan  ge- 
sanoimelten  Arten  befinden  sich  mehrere  in  Temmink's  und  Schlegel's 
grossem  Werke  fehlende;  so  Picus  major,  Larus  ichthyaetos,  Phala- 
crocorax  carbo.  Auch  Cuculus  canorus  ist  darunter,  „in  jeder  Hin- 
sicht übereinstimmend  mit  europäischen  Exemplaren."  Zu  den  an- 
ziehendsten Theilen  der  Arbeit  gehört  Heine's  Bericht  über  die  Jagd 
Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  C 


34      Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

auf  Phasianus  versicolor  und  Ph.  Sönimeringii.  Von  seltneren  Alca- 
den  fanden  sich  Ceratorhyncha  nionocerata  Pall.  (dem  ^  fehlt  der 
Schnabelaufsatz) ,  Brachyrhamphus  Teinuiinkii  und  Phaleris  mystacea. 
—  Ein  zweiter  Abschnitt  behandelt  Vögel,  gesammelt  in  China  (um 
Macao),  den  Loo-Choo-Inseln ,  Singapore,  Ceylon  und  auf  der  Küste 
von  Californien.  Auch  hier  Bemerkenswerthes.  Heterornis  sericea, 
schön  abgebildet  auf  Taf.  5  ,  bewohnte  die  Felsen  auf  Padre-Island 
bei  Macao.  Ebendaselbst  wurden  der  seltene  Garrulax  perspicillatus 
so  wie  Melophus  melanicterus  erlegt.  Auch  Yunx  torquilla  lebte  um 
Macao,  „ganz  gleich  europäischen  Exemplaren"  u,  s.  w.  Ausführli- 
cher berichtete  Ref.  in  Cabanis  Journ.  VI.  p.445. 

Von  G  0  u  1  cl*s  „Birds  of  Asia"  erschien  part  10  mit 
den  scliönen  Abbildungen : 

von  Phasianus  mongolicus,  Ceriornis  Caboti,  Pyrrhula  aurantia, 
Parus  cinereus,  P.  minor,  P.  monticolus ,  Palaeornis  columbinus,  P. 
schisticeps,  P.  derbianus,  P.  malaccensis,  P.  affinis  n.  sp. ,  Tesia  cya- 
niventris  ,  Tesia  castaneocoronata  ,  Accentor  atrogularis  ,  A.  altaicus 
und  31erula  unicolor, 

E.  ßlyth  berichtet  im  Journ.  ofthe Asiat.  Soc.  ofBengal 
über  eine  interessante  Vögelsendung  Capt.  S.  R.  Tickell's 
aus  dem  so  wenig  bel^annten  gebirgigen  Innern  der  Tenas- 
serim- Provinzen.  Neben  den  sehr  ausführlichen  Beschreibun- 
gen einer  Anzahl  interessanter  neuer  Arten  ,  von  welchen 
später,  enthält  dieser  Bericht  höchst  werthvolle  Beobachtun- 
gen über  die  Lebensweise  verschiedener  Vögel ,  von  denen 
eben   bis  jetzt  wenig  mehr  als  die  Haut  bekannt  war. 

Dies  gilt  z.  B.  von  MegalaemaFranclinii,  lineata  und  indica,  von 
Harpactes  crythrocephalu.s  und  oreskios,  von  Psilorhinus  sinensis,  von 
den  Eurylaimusarten  Dalhousiae,  lunatus  und  corydon  (einem  Däm- 
merungsvogel), von  Calyptomena  viridis  ,  von  Buceros  cavatus,  wel- 
chen Tickell  mit  eigenen  Augen  behufs  der  Incubation  das  Weibchen 
In  der  Höhlung  eines  dicken  Baumes  einmauern  sah,  so  dass  nur 
Raum  genug  blieb,  um  den  Schnabel  herausstecken  zu  können  ;  end- 
lich von  Leploptilos  argala,  dessen  Forlpllanzung  geschildert  wird. 
Das  Kest  des  ungeheuren  Vogels  steht  in  den  Gipfeln  der  höch- 
sten Bäume. 

In  demselben  Journ.  vom  Mai  1858  berichtet  E.  Blyth 
über  eine  kleine  Vögelsendung  von  den  Andamanen,  Diese 
Inseln  waren  bisher  ornilhologisch  unbekannt. 

Es  wurden  von  dorther  eingesandt:  Kittacincla  albiventris  Bl. 
n.  sp.  ,    Ilalcyon    coromand.    und  II.    smyrnensis  ,    Corvus    culminatus, 


der  Vögel  während  des  Jahres  1858.  35 

Sturnia  erythropygia  n.  sp.  (auch  Nicobaren),  Tephrodornis  grisola, 
Geocichla  innotata  n.  sp.  (?),  Copsychus  saulaiis,  Artanius  ,leucorhyn- 
chus,  Edolius  sp.,  Pycnonotus  jocosus   und  Carpophaga  sylvalica. 

?.  L.  Sclater:  „ün  thc  Zoology  of  New-Guinca"  in 
Proceed.  of  the  Linn.  Soc.  Der.  17.  Neuguinea  wird  hier  sehr 
entschieden  in  dieselbe  primäre  zoologische  Region  mit  Au- 
stralien verwiesen.  Sclater  sammelte  Material  für  seine  Ar- 
beit in  den  Museen  von  Leyden  und  Paris.  (Salomon  Mül- 
ler, Lesson  et  Garnot  etc.)  Nach  einer  sehr  fleissig  und 
kritisch  zusammengestellten  Einleitung,  in  welcher  der  austra- 
lische Charakter  der  Fauna  Neuguineas  gegenüber  dem  in- 
dischen klar  gemacht  vv^ird,  zählt  Sclater  170  ihm  als  dort 
vorkommend  bekannte  Arten  auf,  mit  möglichst  genauer  An- 
gabe der  Lokalität,  der  Hauptsynonymen  und  der  Sammlung, 
welche  das  Vorkommen  gleichsam  verbürgt.  Bei  dem  Um- 
fange ,  welchen  die  glänzenden  Forschungen  Wallace's  in 
jenen  Gegenden  angenommen  haben  ,  gewinnt  diese  schöne 
Arbeit  Sclater's  gerade  in  diesem  Augenblicke  sehr  an  Be- 
deutung. Als  unmittelbar  sich  derselben  anschliessend  sei 
hier  besprochen: 

G.  R.  Gray's  „List  of  the  Birds,  with  descriptions  of 
ne*v  species,  obtained  by  Mr.  A.  R.  Wallace  in  the  Arn-  and 
Ke-Islands.  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  169.  Der  vorige  Jahres- 
bericht schon  konnte  der  interessanten  Mittheilung  geden- 
ken ,  welche  Wallace  selbst  über  seinen  Aufenthalt  auf  den 
Ke  -  und  Aruinseln  veröffentlicht  hat.  Sie  enthält  die  Um- 
risse eines  ornithologischen  Gemäldes,  dessen  Ausführung  im 
Einzelnen  G.  R.  Gray  übernommen  hat.  Unter  den  119  von 
Wallace  eingesandten  Arten  glaubt  G.  R.  Gray  nicht  weni- 
ger denn  45  als  neu  bezeichnen  zu  müssen.  Diese  wurden 
kurz  aber  mit  genügender  Schärfe  charakterisirt ,  und  die 
Tafeln  133 — 138  geben  vortreffliche  Abbildungen  der  Merk- 
würdigsten. Den  Schluss  der  sehr  dankenswerthen  Arbeit 
bildet  eine  vergleichende  tabellarische  Uebersicht  der  Vögel 
Neuguineas,  der  Arn-  und  Ke- Inseln,  der  Louisiadegruppe, 
Timorlaut's  ,  Waigiou's  ,  Nordaustraliens  und  der  Inseln  der 
Torresstrasse.  Es  nimmt  sich  dabei  etwas  seltsam  aus,  dass 
die  Rubrik  unter  Timorlaut  auch    nicht  eine  von  daher  be- 


36       Haitlaub:   Bericht  üb.  d.   Leistunpfcn  in  d.  Naturgeschichte 

kannte  Vogelart  aufzuweisen  hat.  Am  artenreichsten  er- 
scheinen Natürlich  Neuguinea  und  Nordaustralien  mit  den 
mehrfach  durchforschten  Distrikten  von  Port  Essington  und 
Cap  Jork. 

L.  Bolle  über  einige  Vögel  der  Tartarei  nach  Huck 
et  Gäbet  „Souvenir's  d'un  voyage  dans.  la  Tartarie  etc.«  in 
Gab.  Journ.  p.  162. 

Afrika. 

»A  Catalogue  of  Eggs  collected  in  Algeria"  by  the  Rev. 
H.  B.  Tristram^  which  will  be  sold  by  auction  etc.  Bro- 
schüre von  19  Seiten.  Fleissige  Arbeit  mit  Bemerkungen 
über  die  Fortpflanzung  und  die  hauptsächlichen  Standorte  der 
Vögel  Algeriens.  Tristrani  bereiste  vorzugsweise  die  süd- 
lichen Theile  der  Provinz  Constantine  und  die  ungeheuren 
Salzstcppen  der  Nememehas. 

Von  seltenen  Eiern  wurden  z.  B.  gesammelt  die  von  Aquila  im- 
perialis,  von  Falco  rufipes,  von  Cuculus  glandarius,  von  Sylvia  lus- 
cinioides,  von  Hemipodius  tachydromus,  Otis  houbara ,  Fulica  cri- 
stata  etc. 

„Catalogue  des  Mammiferes  et  des  Oiseaux  observes 
en  Algerie  par  le  Capitaine  Loche,  apres  la  classific.  de 
S.  A.  le  Prince  Bonaparle  etc.  1  vol.  8.  154  Seiten.  (Pafis. 
A.  Bertrand.)  Es  giebt  dieses  sehr  reichhaltige  Verzeichniss 
leider  nur  Namen  und  Lokalitäten.  Man  vermisst  schmerz- 
lich alles  und  jedes  kritische  Beiwerk  ,  Beschreibungen  und 
biographische  Notizen.  Dergleichen  trockne  Namenregister 
bleiben  wissenschaftlich  im  hohen  Grade  unerquicklich. 

Von  nicht  europäischeu  Arten  werden  namhaft  geuKacht  :  üto- 
gyps  nubicus,  Aquila  naevioides  ,  Buteo  tachardus ,  Falco  barbarus, 
Hypotr,  Eleonorae,  tl.  concolor,  Milvus  aegyptius,  Elanus  melanopte- 
rus  ,  Strix  capensis,  Asralaphia  Savignyi,  Athene  persica,  Pica  mau- 
ritanica  ,  Garrulys  ccrvicalis  ,  G.  minor,  Corospiza  simplex  ,  Fringilla 
spodiogena,  Khodopechys  phoenicoptera,  Buccaneles  githaginea,  Em- 
beriza  caesia,  Fiingillaria  saharae,  F.  siiolata,  Dromolaea  monacha, 
D.  isabellina,  Saxicola  deserti,  S.  salina,  Ruticilla  Moussier!,  Curruca 
Rüppelli ,  Chloropeta  pallida,  Drynioeca  saharae,  Crateropus  numidi- 
cus  ,  Ixos  barbatus,  Parus  ullramarinus  und  Ledouci,  Otocoryx  dilopha, 
Calandrella  reboudia  ,  Ammomanes  isabellina  ,  A.  deserti,  A.  elegans, 
A.  regulus  Bp.  ,  lihamphocorys  clolbey,  (Jalerida  Itandoni  ,  G.  isabel- 
lina, Certhilauda  Duponti,    C.  deserloruni,    Telephonus  tschagra.  La- 


der  Vögel   während  des  Jahres   1858.  37 

nius  algeriensis  und  dealbatiis  ,  Piciis  numidicus,  Gecinus  Vaillantii, 
Merops  aegyplicns,  Cnpriniulgiis  isabellinus,  Tmtiir  senegalensis,  Grus 
virgo  ,  G.  pavonia,  Comaiibis  comatus,  Phoenicopteriis  erythraeus, 
Carbo  algeriensis,  Pterocles  senegalns,  PI.  coronatus,  Otis  arabs. 

E.  Blyth:  lieber  eine  Anzahl  von  Rüppell  erhaltener 
nordostafrikanischer  Arten  in  Joiirn.  As.  Sog.  Beng.  vol.  24. 
p.  252.  Blyth  vergleicht  natürlich  mit  nahe  verwandten  in- 
dischen Formen. 

Amerika. 

Mit  besonderer  Befriedigung  verweilt  unser  diesjähriger 
Bericht  bei  der  grossartigen  und  hervorragend  wichtigen 
Arbeit ,  welche  Prof.  Spencer  F.  Baird  im  Vereine  mit 
einigen  namhaften  Gelehrten  über  die  Vögel  Nordamerikas 
veröffentlicht  hat.  Sie  bildet  den  zweiten  Theil  des  9.  Bandes 
der  „Reports  of  Exploralions  and  Sarveys  to  ascertain  the 
most  practicable  and  economical  route  for  a  railroad  from 
the  Mississipi- River  to  the  Pacific  Ocean  etc.  Washington 
1858.  Es  behandelt  dieses  Werk  nicht  weniger  als  738  mit 
Sicherheit  als  nordamerikanisch  ermittelter  Arten!  Von  23 
anderen  eigentlich  mexikanischen  oder  südamerikanischen 
bleibt  das  Vorkommen  innerhalb  der  Grenzen  Nordamerikas 
bi§  jetzt  zweifelhaft.  Wilson  kannte  1814  283,  Audubon  1844 
506  Arten.  Die  Vorrede  wird  den  kühnen  und  eifrigen  Rei- 
senden gerecht  ,  durch  deren  Anstrengungen  ein  Material 
von  colossalem  Umfange  zusammengebracht  und  somit  die 
vorliegende  Arbeit  möglich  geworden  ist.  Man  erkennt  mit 
Bewunderung,  dass  hier  Ausserordenliches  geschaffen  wurde. 
Was  die  Behandlung  im  Einzelnen  anbetrifft,  so  wird  jede 
Art  gut  und  vollständig  in  ihren  verschiedenen  Kleidern  be- 
schrieben. Auch  der  synonymische  Theil  ist  genügend  voll- 
ständig zusammengestellt,  und  bei  jeder  Art  ist  die  Anzahl 
der  benutzten  Exemplare,  so  wie  deren  Sammler  und  Stand- 
orte ,  Geschlecht  und  Datum  der  Erlegung  mit  scrupulöser 
Genauigkeit  angegeben.  Auch  fehlt  es  nicht  an  tüchtigem 
kritischen  Beiwerke.  All^s  auf  die  Lebensweise  Bezügliche 
ist  (leider!!)  streng  ausgeschlossen.  Dagegen  findet  die  geo- 
graphische Verbreitung  volle  Berücksichtigung.  Der  Verfas- 
ser des  bei  weitem  grössten  Theiles  dieses  Werkes  ist ,  wie 


38       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

gesag-t,  Spencer  F.  Baird;  die  Rapaces,  die  Grallae  von 
p.  689 — 753,  so  wie  die  Alcidae  von  p.  900 — 918  bearbeitete 
John  Cassin,  und  die  Longipennes,  Totipalmes  und  Colymbi-^ 
dae  p.  820  bis  900,  Georg  N.  Lawrence  von  Neu-'York. 

Gleichsam  als  Anhang  zu  dem  eben  besprochenen  Werke 
erscheint:  „United  States  and  Mexican  ßoundary  Survey« 
under  the  order  of  Lieutn.  Col.  W.  H.  Emory.  Birds  by 
Spencer  F.  Baird.  28p.  4.  Giebt  weder  Beschreibung 
noch  Synonymie ,  wohl  aber  genaue  Auskunft  über  den  Ur- 
sprung jedes  einzelnen  Exemplars.  Beigefügt  sind  Bemer- 
kungen der  Reisenden  über  die  Lebensweise  mancher  Arten» 
Es  zählt  dieses  Verzeichniss  225  Vögelarten  von  Mexiko  und 
Texas  auf. 

Pr.  Maximilian  zu  Wied  fährt  fort  über  die  wäh- 
rend seiner  Reise  in  Nord-Amerika  gesammelten  Vögel  aus- 
führlichst zu  berichten.  Gab.  Journ.  für  Ornithoi.  Diese 
Beschreibungen  und  Messungen  haben  um  so  mehr  Werlh, 
als  sie  grösstentheils  an  Ort  und  Stelle  nach  frischen  Exem- 
plaren entworfen  wurden. 

Dr.  A.  Armstrong's  Werk:  „A  personal  Narrative 
of  the  discovery  of  the  North-West-Passage  etc.  (1  vol.  8. 
London  1857}  enthält  zahlreiche  und  zum  Theil  ganz  in- 
teressante Notizen  über  während  der  langen  Reise  beobach- 
tete Vögel. 

Am  nördlichen  Ufer  der  Magelhaansstrasse  sah  man  aus  der  Ferne 
neben  ungeheuren  Lamaheerden  iMyriaden  von  Schwimm-  und  Stelz- 
vögeln versammelt,  sämmtlich  überragt  von  den  hohen  Gestalten  der 
Emeu's  (Rhea  Darwinii  ?)  1.  c  p.  22.  Was  bedeuten  dergleichen  Mon- 
streversammlungen  verschiedenartiger  Thiere  an  einem  und  demsel- 
ben Orte  ?  Unter  den  31  an  den  Küsten  des  Polarmeers  beobachte- 
ten Vögeln  wird  Grus  canadensis,  Corvus  corax,  Caprimnlgus  sp.  und 
Lestris  parasitica  namhaft  gemacht. 

„Notes  on  Californian  Birds"  by  Thomas  Bridge  s, 
communicated  with  notes  etc.  by  Phil.  L.  Sclater.  Pro- 
ceed.  Zool.  Soc.  p.  1. 

Nur  11  Arten,  unter  ilinen  der  schöne  neue  IMelanerpes  albo- 
larvatus,  welclieu  Bridges  häufig  in  Trinity  Valley  antraf. 

Dr.  J.  S.  Newberry  schrieb  einen  zoologischen  Be- 
richt über  die  Expedition  des  Lieutn.  Williamson  in  Oregon 


der  Vögel   während  des  Jahres  1858.  39 

und  Californien.     Reports  of  Explor.  etc.    Washingt.  vol.  VI. 
pari  4. 

P.  L.  Sclater:  „Notes  on  some  Birds  from  South 
Mexico."    Proc.  Zool.  Soc.  p.  95. 

Umfasst  14  Arten,  darunter  Granatellus  Sallaei  ;  Dcndrocolaptes 
St.  Thomae,  Myiadestes  obscurus ,  dessen  Verschiedenheit  von  dem 
überaus  seltenen  M.  Townsenclii  erläutert  wird,  ferner  Geotrygon  albi- 
facies  Gray  u.  s.  w.  Sclater  kennt  jetzt  im  Ganzen  etwa  354  Arten 
von  Südmexiko. 

P.  L.  Sclater:  „On  a  collection  of  Birds  received 
by  M.  A.  Salle  from  Oaxaca  in  South-Mexico."  Proceed. 
Zool.  Soc.  p.  294.  Diese  Sammlungen  Salle's  haben  um 
so  grösseres  Interesse^  als  sie  auf  der  Westseite  Mexikos  ent- 
standen.    Das  Meiste  stammt  aus  der  Umgegend  von  Parada . 

Wir  heben  hervor:  Syrnium  nebulosum,  Nyctale  acadica,  Scops 
M"CalIii  ,  Petrochelidon  Swainsonii  Sei.  (3Ielanogaster  Sw.)  ,  Certhia 
mexicana,  Campylorhynchus  melanopterus,  Cardellina  rubrifrons,  Sylvi- 
cola  Townsendii  Nutt.  ,  S.  nigrescens  Towns. ,  S.  olivacea  Gir.,  Sitta 
carolinensis  (kleinere  Rasse),  Atlapetes  pileatus  ,  Junco  cinereus  (der 
keineswegs  =  Struthus  caniceps  Woodh.  ist) ,  Contopus  borealis, 
Chamaeospiza  torquata  (Dub.)  u.  s,  w. 

P.  L.  Sclater:  „List  of  Birds  coUected  by  G.  Caven- 
dish  Taylor  in  the  republic  of  Honduras."  Proceed.  Zool. 
Soc.  p.  356. 

Es  werden  39  Arten  namhaft  gemacht,  unter  ihnen  Prionirhyn- 
chus  carinatus ,  Cyanocitta  coronata  (mit  blauer  Haube),  C.  melano- 
cyanea  und  eine  Anzahl  mexikanischer  Arten. 

H.  de  Saussure,  „Observations  sur  les  moeurs  de 
divers  oiseaux  du  Mexique.'«  (Extr.  de  la  Biblioth.  univers. 
de  Geneve.)  Giebt  höchst  interessante  und  zum  Theil  über- 
raschende Aufschlüsse  über  die  Lebensweise  verschiedener 
Vögel  des  Mexikanischen  Hochlandes,  und  zwar: 

1)  über  die  Spechte,  2)  Colibris,  3)  die  Diglossa-Arten,  4)  Geier 
und  Falkoniden,  namentlich  über  die  Cathartes-Arten  sehr  ausführ- 
lich ,  über  Circus  histrionicus  etc.  ,  5)  über  die  Troupiale  ,  Quiscalus 
macrourus,  Molothrus  aeneus  etc.,  6)  über  die  Couroucous  ,  Pharo- 
machrus  mocinno  z.  B. ,  7)  über  Crotophaga  und  8)  über  die  Hocco - 
und  Penelope -Arten.  Diese  Beobachtungen  verrathen  durchweg  den 
geübten  und   vorurtheilsfreien   Beobachter. 

In  L^  A.A.  de  Verteuils  Werke  „Trinidad,  its  geo- 


40        Harflaub:   Bericht  üb.  d.   Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

graphy,  natural  resources,  administration,  present  condition 
and  prospects"  ist  der  Abschnitt  über  die  Vögel  der  Insel 
von  Antoine  Leotand  bearbeitet.  Es  werden  an  300 
Arten  erwähnt,  unter  ihnen  auch  Steatornis,  dessen  Vorkom- 
men auf  der  Insel   aber  längst  bekannt  war. 

J.  M.  Jones:  „The  naturalist  in  Bermuda,"  a  sketch 
of  the  Geology ,  Zoology  and  Botany  of  that  remarkable 
group  of  Islands  etc.  Mitarbeiter  dos  Verfasser's  dieser  sehr 
dankenswerlhen  Arbeit  waren  der  uns  Ornithologen  wohl- 
bekannte Major  J.  W.  Wedderburne  und  M.  Hurdis.  In  fast 
erschöpfender  Weise  haben  uns  die  wiederholten  Mittheilun- 
gen des  crsteren  in  Sir  William  Jardine's  „Contributions  to 
Ornithology"  mit  den  Vögeln  der  Bermudas  bekannt  gemacht. 
Die  eigenthümliche  Lage  dieser  Inselgruppe  macht  es  er- 
klärlich, dass  die  Avifauna  derselben  eine  schwankende  und 
wechselnde  ist  Je  nachdem  der  Wind  weht.« 

Einen  werlhvollen  Beilrag  zu  unserer  Kenntniss  der 
Vögel  Südamerika's  liefert  Burme  ister  in  brieflichen  Mit- 
theilungen an  C  a  b  a  n  i  s  über  die  Ornithologie  der  Umgegend 
von  Mendoza,  Journ.  f.  Ornith.  p.  152.  Das  in  Rede  stehende 
Gebiet  ist  bekanntlich  von  grossem  geographischen  und  zoolo- 
gischen Interesse  ,  und  die  Sammlungen  des  geübten  und  in 
solchem  Grade  wissenschaftlich  vorbereiteten  Reisenden  wer- 
den ohrie  Zweifel  wesentlich  nützen  und  bereichern. 

P.  L.  Sclater:  „Notes  on  a  collection  ofBirds  received 
by  Mr.  J.  Verreaux  of  Paris  from  the  Rio-Napo  in  Ecua- 
dor. Proceed.  Zool.  Soc.  p.  59.  Es  gehört  dieses  erst  kürz- 
lich bekannter  orewordene  und  mehr  ausoebeutete  Gebiet 
Mittelamerika's  zoologisch  betrachtet  zu  den  reichsten  der 
Erde,  und  die  Bearbeitung  dieser  des  Neuen  so  Viel  enthal- 
tenden umfangreichen  Sammlungen  hätte  keinen  besseren 
Händen  anvertraut  werden  können,  als  eben  denen  Sclater's. 

174  Arten.  Es  ist  einigerniassen  überraschend  ,  unter  diesen 
Dolichonyx  orcycivorns  anziitrefFen.  Vergessen  w'w  aber  nicht,  dass 
Azara  diese  (oder  eine  äusserst  nahe  verwandte  ?)  Art  für  Paraguay 
aufzählt. 


der  Vögel   während  des  Jahres  1858.  41 

Australien   und   Polynesien. 

In  Nr.  1306  des  wisscnschafllichen  Journals  rinstilut 
befindet  sich  ein  Aufsatz  Dr.  Pucheran's  betitelt:  „Oiseaux 
des  Isles  Sandwich."  Derselbe  behandelt  mehr  allgemein  den 
ganz  eigenlhümlichen  und  in  sich  specifisch  abgeschlossenen 
Charakter  der  Vögelfauna  jener  isolirlen  Gruppe  des  stillen 
Meers.  Peale's  und  Cassin's  Arbeiten  über  die  Vögel  der 
United  States  Exploring  Expedition  blieben    unberücksichtigt. 

„Sysleinaüsche  Uebersicht  der  von  Dr.  Leichhard  und 
seinem  Begleiter  J.  Gilbert  während  einer  Reise  in  N.-O.-Au- 
stralien  beobachteten  Vogel«  von  E.  A.  Zuchold  in  Gab. 
Journal, 

Accipitres. 

Vulturidae.  Gyps  fuhtis  wurde  von  Jerdon  in  Dukhun  gefun- 
den.    Blyth  in  litt. 

Ueber   Vultur  KoJbii  auf  den  Cycladen  vergl.   Erhard   in  Nauni. 

Abbild.  Chathartes  Jota  Mol.  Cass.  Unit.  St.  Expl.  Exped. 
IJirds  pl.  1. 

Falconidae.  In  insiructiver  und  anziehender  Weise  schil- 
dert A.  Brehm  „die  Geieradler  und  ihr  Leben"  in  den  „Mit- 
theilungen aus  der  Werkslätte  der  Natur,"  erstes  und  zwei- 
tes Heft.     Die  Subspecies  (?)  werden  gut  beschrieben. 

„Falconry  in  thc  Valley  of  Ihe  Indus"  by  R.  F.  Bur- 
ton 8.     Wilh  4  illusir.     Kennen  wir  nur  aus  der  Anzeige. 

A.  V.  Pelz  ein:  „Ueber  Gold-  und  Steinadler.«  Schrift, 
des  zool.-botan.  Vereins  in  Wien  1858.  Mit  Abbild,  eines 
Exemplares  zur  Erläuterung  des  Ueberganges  beider.  Also 
nur  eine  Art  nach  v.  Pelzein!     Sehr  beachtenswerth. 

P.  L.  S  c  1  a  t  e  r :  „Ueber  die  Variation  in  der  Gestalt 
der  Maxiila  bei  Raubvögeln.     Proceed.  Zool.  Soc.  p.  150. 

E.  Blyth  in  Calcutla  erklärt  sich  sehr  bestimmt  gegen  die  An- 
nahme der  Gleichartigkeit  der  Aqvila  naevioides  Afrikas  mit  der  in- 
dischen A.  fulvescens  J.  E.  Gray.  Ebenso  bestreitet  er,  dass  Buteo 
rufinus  gleichartig  sei  mit  B.  canesccyis  Hinterindiens.  Journ.  As. 
Soc.  of  Beng. 

„Der  Taubenhabicht  (Asiur  palumbarius).  Eine  mono- 
graphische Schilderung  seines  Lebens  in  der  Vogelwelt    Von 


42        Hartlaub:  Bericht   üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Pfarrer  F.  H.  Snell.  Jahrb.  des  Vereins  für  Natuik.  im  Her- 
zogth.  Nassau.  No.  12.  S.  342—356. 

Neue  Arten.  Falco  dichrons Evh.  Naum.  p.25.  Cycladen.  Wird 
genau  beschrieben.  Steht  peregrinus  nahe,  ist  aber  kaum  stärker  als 
subbuteo.  Nistet  in  grossen  Colonien  auf  Tragonisi  und  Stapodia.  Le- 
bensweise. —  Bufeo  fuliginosus  Sei.  Proceed.  Z.  S.  p.  356.  Nördl. 
Mexiko.  —  Butco  zonocercus  Sei.  ib.  Guatemala.  Nahe  verwandt  ist 
B.  albonotatus  Gray  (abbreviatus  Cab.j.  —  Baza  stejioz-ona  G.  R.  Gray. 
Proc.  Z.  S.  p.  169.  Aru-Inseln.  —  Äccipiter  poliocephalus  G-  R.  Gray 
ib.  Aru-Inseln.     Vergl.   auch  Ann.  and  Mag.  Nat.  Hist.  p.  225- 

Abbild.  Accipiler  rufüorques  Peale  Unit.  St.  E\pl.  Exped.  ßirds, 
pl.  2.  —  Buteo  varius  G.  ib.  pl.  3.  fig.  1.  —  Buteo  ventralis  G.  ib. 
fig.  2.    —   Panclion  solitarius  P,   ib.    pl.  4. 

lieber  Urubitinga  schistacea  (Sundev.)  und  einige  nächstver- 
wandte Arten  z>onuraS\\.  und  anthracina  Licht,  schreibt  P.  L.  Sclater. 
Proc.  Z.  S.  p.  128.'  —  Die  Raubvögelsammlung,  welche  Herr  John 
Henry  Gurney  in  Norwich  aufgestellt  hat,  ist  jetzt  wohl  die  erste 
der  Welt,  und  die  grossartige  und  umsichtige  W^eise,  in  welcher  der- 
selbe seine  Liebhaberei  wissenschaftlich  nutzbar  zu  machen  sucht, 
verdient  die  grösste  Beachtung  und  Anerkennung  der  Fachgelehrten. 

Strigidae.  Sclater  beschreibt  zuerst  G.  R.  Gray's  Syrnium  alhi- 
tarse  von  Bogota.     Proceed.  Z.  S.  p.  131. 

Neue  Art.     Scops  nstaScl.  ib.  p.  132.    Ega  am  oberen  Amazonas. 

lieber  Strix  ßammea  und  Consorten  schreibt  L.  ß  r  e  h  m  :  Naum. 
Hefts.  Er  unterscheidet  als  Arten  :  3)  S.  sp^ewrfens  Hempr.,  2)  /S.  mar- 
garilata  Pr.  von  Würtenb.  (==  guttata  Br.),  3)  S.  paradoxa  B.,  4)  S. 
Kirchhofßi  B.  Spanien  und  5)  -S.  macnlata  B.  Sennaar.  Und  Athene: 
1)  A,  longicauda  ß.  Java.  2)  A.  major  B.  Pommern  !  3)  A.  passerina 
Boie.  4)  A.  VidaUiB.  Südspanien.  5)  A.  indigena  B.  Unterägypten. 
6)  A.  intercedens  B.  Algerien.  7)  A.  meridionalis  Risso  und  8)  A. 
ferruginea  B.  Oberägypten. 

Passeres, 

Gäprimulgidae.  Abbild.  Stenopsis  longirosfrisBp.Vn'n.  St.  Expl- 
Exped.  Atl.  pl.  13.  fig.  2.  —  Sten.  parvuhis  Gould  ib.  fig.  1.  —  Nycti- 
bins  aclhereus  Wied   ib.  pl.  14. 

Cypselidae.  Ueber  die  Cypseliden  Cuba's  schrieb  Dr.  Gund- 
lach  in  Ann.  of  the  Lyc.  New -York,  vol.  VL  Er  bespricht:  1)  C. 
collaris  Pr.  Wied.  2)  C  niger  (Gm.),  der  wahrscheinlich  gleichartig 
mit  C.  borealis  Kennerly  ist.  3)  Tachornis  Iradii  Lemb.  (bestimmt 
verschieden  von  dem   phoenicobius  Jamaicas). 

Neue  Art.     Collocalia  hypoleuca  Gray.  Proc.  Z.  S.  p.  170.  Aru- 


der  Vögel  während  des  Jahres  1858.  43 

Inseln.  A.  Bernstein:  „Beitrag  zur  näheren  Kenntniss  der  Gat- 
tung Collocalia."  Act.  Soc.  Scicnt.  Indo  -  IVcerland.  vol.  II.  mit  Ab- 
bild. Balavia  1857. 

Abbild.  Collocalia  cinerea  (Gm.).  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Atl. 
pl.  12.  flg.  4.  —   Colloc.  spodiopygia  Peale  ib.   fig.  3. 

Hirundinidae.  IVeue  Arten  sind  :  Hirundo  Incida  Yerr.  Hartl.  in 
Cab.  .lourn.  p.42.  Casamanzefl.  —  Atticora  pileata  (Jould.  Proc.  Z.  S. 
p.355.  Guatemala.  —  Chelidon  cashmeriensis  Gouid   ib.  Hinterindien. 

MeropidäG.  Neu  könnte  sein :  Merops  Boleslawskii  v.  Pelz. 
Sitzungsber.  d.  Kais.  Acad.  Wiss.  Wien.  Naturw.  Bd.  31.  p.  329.  Weis- 
ser Nil.     Ganz  wie  frenatuSy  aber  mit  hochgelber  Kehle. 

Alcedinidae.  INeue  Arten:  Dacelo  tyro  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  171. 
pl.  133.  (^  $.  Ai  u-Inseln.  —  Tanysiptera  hydrochnris  Gray,  ib.  172. 
Aru-Inseln.  —  Cyanalcyon   Icucopygiiis  J.  Verr.  Salomoninseln. 

Gray  beschreibt  auch  eine  Varietät  von  Halcyon  sordida.  Aru- 
Inseln. 

Abbild.     Todirhampkus  tnta.    Unit.  St.  Expl.   Exped.  Atl.  pl.  15. 

—  Tod.  vitietisis   P.  ib.  pl.  16.  —  Tod.  recurtirostris  Lafr.    ib.   pl.  17. 

—  Tod.  divimis  ib  pl.  18.  —  Tod.  occipitalis  Bl,  ib.  pl.  19.  —  Tod. 
coronatus  Müll.  ib.  pl.  19-  fig.  1. 

Eurylaimidae.  Ueber  die  Lebensweise  von  Psarisomus  Dalhou- 
siae,  Serisomus  lunatus  ,  Corydon  sumatranus  und  E.  javanicus  in 
Tenasserim  schreibt  Tickell  Journ.  As.  Soc.  of  Beng.  Alle  sind 
sehr  dumm  und  zutraulich. 

BuCCOnidaG.  Neu  ist:  Enbucco  aurantiicollis  Sclat.  Ann.  and 
Mag.  p.  235.   Vom  Ucayale,  Rio-Javari. 

Rhamphastidae.  Neue  Arten  sind:  Selenidera  spectabilis  Cass. 
Proceed.  Ac.  Philad.  1858.  p.  178.  Keugranada.  —  Ändigena  spilo- 
rhynchus  GovM.  Proc.  Z.  S.  p.  149.  Quito.  Ecuador   (Ann.  p.  388). 

Tenuirostres. 

Upupidae.  Als  neu  wird  beschrieben  :  Upupa  nigripennis  (jovAA^ 
Moore  Catal.  Birds  E.  J.  House,  vol.  II.  p.  725.  Südindien,  Deyra- 
doon  und  Ceylon.  (Auch  epops  kömmt  in  Indien  vor.)  Ist  aber  ohne 
Zweifel  gleichartig  mit  U.   ceylonensis  Reichb.  Handb.    p.  320. 

PrOmeropidaO.  Neue  Art:  Irrisor  Bollei  Hartl.  Cab.  Journ. 
p.  445.   Westafrika. 

NectariniadaO.  Neue  Art :  Arachnothera  Temminkii  Moore  Cat. 
Birds  E.  J.  House,  vol.  II.  p.  728.  Südindien. 

TrOChilidae.  Neu  sollen  sein  :  Trochilns  Idaliae  Bourc.  Ann. 
Soc.  Linn.  de  Lyon.   nouv.  ser.   t.  3.    Inneres  Brasilien.  —  T.  aspasia 


44        Hartlaub:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Bourc.  ib.  Neugranada.  —  Phaetornis  Moorei  L?cw\\  Ann.  Lyc.  New- 
York.  vol.  6.  Equador.  —  ¥h.  villosns  Lawr.  ib.  —  Ph.  atriinentalis 
Lawr.    ib.    —    Ph.  nigricinclus  Lawr.  ib.   —  Glducis  afßnis  Lawr.   ib. 

—  Campylopterus  sple7icletis  Lawr.  ib.  —  Jouleima  frontalis  Lawr.  ib. 
Diese  Arten  staniiueu  sämuitlich  aus   Quito. 

Heft  ]5  von  G  o  u  1  d's  Prachtwerk  giebf  die  Abbildungen  von: 
Eriocnemis  derbianus,  E.  nigrivestis,  E.  Isaaksoni,  Trochilus  colubris, 
Phaetornis  obscura,  Ph.  viridicaudata  ,  Lanipornis  graininea,  porphy- 
rura,  veraguensis;  aurulenta,  Prevosti,  Cometes  glyceria,  Ileliopaedica 
nielanotis,  Erythronota  Edwardi  und  E.  niveiventris. 

Und  Heft  16 :  Phaeolaenia  rubinoides,  Heliodoxa  jacula,  Discura 
longicauda,  Phaetornis  superciliosa  und  cephalus,  Sternoclyta  cyani- 
pectus,  Thalurania  furcata,  columbica,  venusta ,  eriphile  ,  verticeps, 
Microchera  albicoronata  ,  Chrysobronchus  virescens  und  viridicaudus 
Chrysuronia   Eliciae. 

MeliphägidäO.  Neu  sind  :  Dicaeum  ignicolle  Gray ,  Proc.  Z.  S 
p.  173.  Aru-Inseln.  —  Myzomela  nigrita  Gray  ,  ib.  Aru.  ~  Ptilotis 
megarhynchus  Gray ,  ib.  Aru.  —  Tropidorhynckus  plmnigenys  Gray, 
ib.  p.  574.  Ke-lnseln. 

Abbild.  Moho  angustipluma  Peale,  Unit.  St.  Expl.  Exped.  ßirds 
pl.  11.  flg.  1.  —  Leptornis  samoensis  Hombr.  ib.  pl.  11-  fig.  2.  —  My~ 
zomela  nigrivenlris  P.  ib.  pl.  12.  fig.  1.  —  Myzoni.  jugularis  Peale, 
ib.   fig.  2. 

Auch  Prionochilus  niger  (Less.)  sammelte  Wallace  auf  den 
Aru-Inseln. 

Gorthiadae.  Als  neu  wurden  beschrieben:  Pteroptochus  {'f)  al- 
hifrons  L.  Landb.  in  diesem  Arch.  p.  273-  Valdivia.  „Kleiner  als  der 
Zaunkönig;  mit  silberweisser  Kopfplatte."    Sicher  etwas  Anderes.  Ref. 

—  Upncerthia  atacamensis  Philippi ,  ib.  vol.  23.  p.  263.  Am  Flusse 
St.  Pedro  de  Atacama.  —  Anahates  melanopezusSc].  Proc.  Z.  S.  p.61. 
Rio-Napo.  —  A.  pulvericoloi\Lnh.  Sdlat.  ib.  —  Synallaxis  brvnnei- 
caiidalis  Lafr.  Sei.  ib.  —  Synallaxis  albigiilaris  Sc\.  ib.  —  Thryotho- 
rns  Berlandieri  Couch.  Proc.  A.  Philad.  und  Baird  Birds  of  N.  Am. 
p.  362.  Nordöstl.  Mexiko.  —  Harporhyrwhns  cHssalis  Uenvy  ib.  p.  351. 
Südlich.  Felsengebirge.  —  Fnrnarius  nmior  Natt.  v.  Pelzeln,  Sitzungs- 
ber.  Wien.  Acad.  Wiss.  Bd.  31.  p.  321.  Rio  Vadeira  in  Brasilien.  — 
Anvmbins  ferrngineignla  v.  Pelz.  ib.  p.  323.  Cap  Hörn.  —  Troglodytes 
hrunneicollis  Sei.  Proc.  Z.  S.  p.  297.  Oaxaca. 

Abbild.  Pholidornis  Rushiae  (  Cass. )  in  Proc,  Acad.  N.  Sc. 
Philad.  1858.  pl.l.  fig.  bon. 

v.  Pelzein  giebt  1.  c.  eine  Beschreibung  des  Nestes  von  Fnr- 
narius levcopus  Sw. 

Bemerkungen  über  das  Nest  von  Silla  syriaca  von  Marchese 
Oratio  Antinori:  Naum.  p.  429,     Nistet  im  Gebirge  um   Magnesia. 


der  Vögel  ^vährencI  des  Jahres  1858.  45 

Höchst  interessante  Aufschlüsse  über  die  Fortpflanzung  von 
Menura  superba  gicbt  L.  Becker  in  Melbourne.  Cab.  Journ.  p.  390' 
Der  Vogel  nistet  in  dem  sehr  hochgelegenen  Waldreviere  am  oberen 
Yarra-Yarra,  TVest  und  Eier  werden  beschrieben.  (Transact.  Philos. 
Instit.   ol"  Victoria  1857.  Art.  15.) 

Deutirostres. 

LuSciniädäG.  Neue  Arten:  Panis  occidentalis  Baird,  Birds  of 
N.  Am.  p^  391.  —  Favus  svbviridis  Tickeil,  Journ.  As.  Soc.  of  Beng. 
Einzige  Art  in  Tenassarim.  Höhen  von  3500'.  —  Parus  Jerdoni  Bl. 
ib.  Aug.  1856.  Von  Bombay.  Ist  xanthogenys  Jerdon's,  aber  nicht 
Vig.  —  Zosterops  tincta  Gray,  Froc.  Zool.  Soc.  p.  174.  Aru-Inseln.  — - 
Gerygone  chrysogaster  Gray,  ib.  Louisiadearchipel.  —  Stoparola  de- 
serli  Loche,  Rev.  p.  293.  pl.  11.  fig.  1.  Südalgerien.  —  Malurus  sa- 
harae  Loche,  ib.  p.  £;;5.  Algerische  Sahara,  pl.  11.  fig.  2.  —  Phyllo- 
scopns  viridipennis  Tickeil,  Journ.  As.  S,  B.  1.  c.  Tenasserim.  —  Co~ 
psychns  pica  ISatt.  v.  Pelz.  Sitzungsber.  Wien.  Acad.  Wiss  Bd.  31. 
p.323.  Madagascar.  —  Kiltacincla  albitentris  Bl.  Journ.  As.  Soc. 
Beng.  1858.  Mai    Andamanen. 

Abbild.  Aegithahis  flavifrons  Cass.  in  Proceed.  Ac.  Philad. 
1858.  pl.  1.  fig.  2.  —  Zosterops  flaviceps  Peale,  Unit.  St.  Expl.  Exped. 
Birds  pl.  10.  fig.  4. 

„Die  Sänger  Spaniens"   von  Dr.  A.  Brehm,  Cab.  Journ. 

Turdidae.  (Formicarinae).  Neu  scheinen  zu  sein:  Alcippe 
modesla  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  175. —  Aru-Inseln. —  Tiirdinus  crispifrons 
Bl.  Journ.  As.  Soc.  Beng.  Tenasserim.  —  Turdinus  brevicaudatus  Bl. 
ib.  Tenasseiim.  --  Thamnophilus  aethiops  Sei.  Proc.  Z.  S.  p.  65  Rio- 
Napo.  —  Thamnophilus  capitalis  Sei.  ib.  Kio-Napo.  —  Dasithamnus 
leucostictus  Sei.  ib.  Rio-Napo.  —  Pyriglena  serva  Sei.  ib.  Rio-Napo. 
—  Pyriglena  maculicaiidis  Sei.  ib.  p.  247.  Trinidad.  —  Heterocnemis 
albigularis  Sei.  ib.  p.  67.  Rio-Napo.  —  Hypocnemis  schistacea  Sei.  ib. 
p.  252.  —  Formicitora  erytrocerca  Sei.  ib.  pl.  142.  Brasilien?  — 
Cercomacra  nigricans  Sei.  ib.  p.  245.  St.  Martha.  —  Formicivora  Bou- 
kardi  Sei.  ib.  p.  300.  Acatepec.  —  Conopophaga  torrida  Sei.  ib.  Rio- 
Napo.  —  Grallaria  flavirosfris  Sei.  ib.  Rio-Napo.  —  Grallaria  ful- 
viventris  Sei.  ib.  Rio-Napo.  —  Myrmelastes  plumbeus  Sei.  ib.  pl.  143. 
Rio-Javari.  —  M.  nigerrimvs  Sei.  ib.  275.  Oberer  Amazonas. 

Abbild.  Myrmutherula  snrinamensis  (Lath.)  in  Proceed.  Zool. 
Soc.  pl.  141.  fig.  1.  —  M.  nmltostriafa  Sei.  ib.  fig.  2  u.  3.  —  Tham- 
nophilus amaZ'Onicus   Sei.  ib.  pl.  139.  / 

Zu  den  besten  Arbeiten ,  deren  dieser  Bericht  zu  ge- 
denken hat,  zählen  wir  ohne  Zögern  P.  L.  Sclater's:  Syn- 


46       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in   d.  Naturgeschichte 

opsis  of  the  American  Ant-Birds  (Formicariidae).  Proceed. 
Zool.  Soc.  p.  202  und  p.  232.  Der  erste  Theil  behandelt  die 
Thamnophilinen :  Thamnophilus  36  sp. ,  Pygiptila  2  sp. ,  Da- 
silhamnus  7  sp.  und  Thamnornanes  2  sp.  Der  zweite  die 
Formicivorinae:  Herpsilochmus  3  sp. ,  Myrmolherula  l4  sp., 
Formicivora  14  sp.,  Psilorhamphus  1  sp.,  Rlianiphocaenus  3sp., 
Cercomacra  5  sp.,  Pyriglena  5  sp.,  Heterocnemis  1  sp.,  Myr- 
meciza  6sp.  und  Hypocnemis  12  sp.  Und  ein  dritter  (p.  272) 
die  Formicariinae:  Pithys  3  sp. ,  Gymnocichla  1  sp.  (nudi- 
ceps  Cass.),  Mynnelastes  2  sp.,  Rhopoterpe  1  sp. ,  Phlogopsis 
2  sp.,  Formicarius  5  sp. ,  Chamaeza  4  sp. ,  Grallaria  15  sp.. 
Grallaricula  4  sp.,  Conopophaga  10  sp.  und  Gorythopis  2  sp. 
Im  Ganzen  160  Arten,  vertheilt  in  26  Gattungen.  Jede  Art 
ist  vollständig  beschrieben.  Synonyniie  und  geographische 
Verbreitung  sind  erschöpfend  behandelt. 

(Turdinae).  Neu:  Malacocichla  maculata  Sei.  Proc.  Zool.  S. 
p.  64.  Rio-Napo.  —  Tnrdus  ustulatus  Baiid,  1.  c.  p.  215.  Oregon.  — 
Turdus  Äliciae  Baird,  ib.  Oberer  3Iissouri.  —  Mimus  lencospilus  Natt. 
V.  Pelz.  1.  c.  Chile.  —  Toxostoma  dorsalis  Henry,  Proc.  Ac.  Philad. 
p.  117.  Neuinexico.  —  de  Graaf  beschreibt  ein  in  Holland  gefange- 
nes Exemplar  von  Turdus  sibiricus.  Bouvstoff.  Faun,  van  Nederl.  II. 
p.  311. 

(Ti  m  al  i  i  n  ae).  Neu  sind:  Fomatorhimis  alhognlaris  Tickell, 
Journ.  As.  Soc.  Beng.  Tenasserini.  Nahe  verwandt  mit  P.  rubigino- 
sus  von  Sikkim  und  mit  P.  Phayrei  von  Arrakan.  —  Garrnlax  stre- 
pitans  Tickell ,  ib.  Tenasserim.  Bis  5000'  boch.  —  Garrnlax  melano- 
stigma  Tickell,  ib.   Bis  7500'  hoch. 

Ueber  die  Lebensweise  von  Pomatorhinus  ruficeps  nob.  berichtet 
anziehend  G.  Krefft:  Proceed.  Zool.  Soc.  p.  352.  Scheint  fast  aus- 
schliesslich die  Polygonium-Flats  des  Murray  zu  bewohnen. 

Abbild.  Garrnlax  perspicillalns  (Gm.),  Macao.  In  Perr.  Japan 
Expedit,  vol.  II.  fig.  opt. 

(P  y  cn  0  n  0  ti  n  ae).  Neu  :  Andropadns  crythropterns  G.  R.  Gray, 
Hartl.  Proc.  Z.  S.  p.  292.  Ashantee.  —  Trickophorns  cinerascens  Hartl. 
ib.  p.  293.  Ashantee. 

Abbild.  Ixos  haemorhoits  von  China  in  Perry  Japan  Exped. 
vol.  II.  flg.  opt.  —  Microscelis  tristis  Unit.  Stat.  Expl.  Exped.  Atl. 
Birds  pl.  7.  iig.  4. 

MuSCicapidae.  Als  neu  wurden  beschrieben:  Sfenoslira  plvm- 
hea  Veir.  Haiti.  Cab.  Jonin.  p.  41.  Casamanse.  —  Bipidura  atrlpennis 
Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  175.  Aru- Inseln.    —  Rh.  macuUpechis  Gray,  ib. 


der  Vögel   während  des  Jahres  1858.  47 

p.  176.  Aru-Inseln.  —  Rh.  hyperythra  Gr.  ib.  p.  176.  Aru -Inseln.  — 
Rh.  assimilis  Gray,  ib.  Ke- Inseln.  —  Machaerirh%jnch\is  xanlhogenys 
Gray,  ib.  p.  176.  Aru-Inseln.  —  Myiacjva  lucida  Gray,  ib.  Louisiade- 
archipel.  —   Fiezorhynchiis  rvfolaleralis  Gray,  ib.   p.  176.   Aru-Inseln. 

—  Monarcha  yriseogularis  Giay,  ib.  Aru-Inseln.  —  Myiagra  Icucura 
Gray,  ib.  p.  178.  Ke-Inseln.  —  Myiagra  melanoplera  Gray,  ib.  Loui- 
siadegruppe.  —  Microeca  ßavovirescens  Gray,  ib.  Aru-Inseln.  —  Mo- 
narcha castaneiventris  J.   Verreaux  Kev.  p.  304.   Navigatorinseln. 

Abbild.  Muscipeta  cyaniceps  Cass.  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Atl. 
Birds,  pl.  9,  fig.  1.  —  Rhipidura  nebulosa  Peale,  ib.  pl.  9.  fig.  2.  — 
Phaeornis  obscnra  (Gm.)    ib.    pl,  9.  fig.  3. 

Tyrannidae.  Neue  Arten.  Neochloe  hrevipennis  Sei.  Ann.  p.239. 
Orizaba.  —  Culicivora  fernandezianaFhihii^i  in  diesem  Arch.  p.  265. 
Insel  Juan  Fernandez.  —  Culicivora  Lembeyi  Gundl.  Ann.  Lyc.  of 
TVew-York.  Oestl.  Cuba.  —  Teretristis  Foj-wst  Gundl.  Ann.  Lyc.  New- 
York.  VI.  Cuba.  Mit  T.  Fernandinae  nahe  verwandt.  —  Todirostrum 
picatum  Sei.  Proc.  Z.  S.  p.  70.  Rio-Napo.  —  Cyclorhynchus  aequino- 
ctialis  Sei.  ib.  Rio-Napo.  —  Flatyrhynchiis  coronatus  Sei.  ib.  Rio- 
Napo.  —  Elaenia  Inteitentris  Sei.  ib.  Rio-Napo.  —  Empidonax  Ham- 
mondii  Baird,  Birds  of  N.  Am.  p.  199.  Neuniexiko.  —  Tyrannus  Cou- 
chii  Baird,  ib.  Nordöstl.  Mexiko.  —  Tyrannula  Hammondii  de  Vesey, 
Proc.  Acad.  Philad.  p.  117.  Fort  Tejon  in  Californien. 

Die  Unterschiede  zwischen  Muscivora  regia  (Gm.)  und  M.  Swain- 
sonii  entwickelt  v.  Pelz  ein:  Sitzungsber.  Wien.  Acad- Wiss.  Bd.  31. 
p.  3.  Das  Vaterland  der  ersteren  Art  ist  Cajenne,  das  südöstl.  Brasi- 
lien, Gebirge  am  Rio  hranco  nach  Natterer  u.  s.  w. 

Ämpelidae.  Neu  scheinen  zu  sein :  Vireo  Cassinii  de  Vesey 
bei  Baird  I.e.  p.  346.  Californien.  Auch  Proceed.  Acad.  Philad.  p.  117. 

—  Pteruthius  aeralahis  Tick.  Journ.  As.  Soc.  of  ßeng.  Tenasserim, 
3500—4000'  hoch.  —  Pachycephala  griseiceps  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  178. 
Aru-Inseln.  —  Pachycephala  rußpennis  Gray,  ib.  Ke-Inseln.  —  P.  (?) 
monacha  Gray,  ib.  Aiu-Inseln.  —  Camp^phaga  caertileogrisea  Gray  ib. 
Aru-Inseln.  —  Campephaga  polygrammica  Gray,  ib.  Aru-Inseln.  — 
Dicrwus  öisimi^is  Gray,  ib.  Aru-Inseln.  —  Dicriirus  melaenornis  Gray, 
ib.  Ke-Inseln.  — Bombycilla  Mariae  Coinde,  Yukatan,  Mexiko.  Scla- 
ter  hält  diese  Art  einfach  für  americana. 

Abbild.  Eiopsaltria  flavifrons  Peale,  Unit,  St.  Expl.  Exped.  Atl. 
Birds,  pl.  10.  fig.  1.  —  E.  icteroides  Peale,  ib.  fig.  3.  —  E.  albifrons 
P.  ib.  fig.  2. 

Ueber  Myiadestes  Elisabethae  schreibt  sehr  ausführlich  und  in- 
structiv  Gundl  ach  in  Ann.  Lyc.  of  N.-Y.  VI.  Wie  sämmtliche  con- 
generische  Arten   singt  dieser  Vogel  vortrefflich. 

Ueber  die  Lebensweise  von  Calyptoraena  viridis  in  Tenasserim 
berichtet  Capt.   Tick  eil:  Journ.  As.  Soc.  of  Beng. 


48       llartlaub:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.   Naturgeschichte 

A.  V.  Nord  mann:  ,,Zur  Fortpflanzungsgeschichte  von  Bomby- 
cilla  garrula."  Gab.   Journ.  p.  307. 

Läniädäe.  Neu  sind  :  Myiolestes  aruensis  Gray ,  Troc.  Z.  S. 
p.  180.  Arn -Inseln.  —  Mxjiolestes  GouUiii  Gray,  ib.  Brownsriver  m 
Nord-Australien  und  Bernardinseln.  —  Myiolestes  griseatus  Gray,  ib. 
Cap  York  und  Dunksinsel.  —  Cracticus  personatus  Tenini.  ib.  Aru- 
Inseln.  —  Dryoscopvs  Tnratii  J.  Verr.  Rev.  p.  304.  pl.  7.  Senegal.  — 
Telephotius  minulus  Ilartl.  Proc.  Z.  S.  p.  292.  Ashantee. 

W.  Passier:  „lieber  die  verschiedene  Färbung  der  Eier  von 
Lanius  collurio."  Gab.  Journ.    1858.  p.  43. 

Conirostrest 

Gorvidae.  Neue  Arien.  Corvus  canrinus  Baird,  Birds  of  Amer. 
p.569.  Nordwestküste.  —  Cyanocitfa  Woodhonsei  Baird ,  ib.  p.  585. 
Gentrallinie  der  Rocky  Mountains  bis  zum  Tafellande  Mexiko's.  — 
Corvus  sinensis  Gould,  Gatal.  East  Ind.  Mouse  II.  p.  556.  Shanghae. 
—  Corvus  temiirostris  Aloore,  ib.    p.  558.  Bombay. 

Pucheran  hält  Gyanocorax  Geoffroyi  für  gleichartig  mit  Pica 
Beecheyi  Yig.  Aber  die  von  Eydoux  und  Gervais  abgebildete  „Pica 
Beecheyi"  sei  ein  ganz  anderer  weiterer  Nachforschung  bedürftiger 
Vogel.  —  Ebenders.  über  Pica  cyanea  und  eine  merkwürdige  Abwei- 
chung in  der  Länge  der  ersten  Schwinge.  Puch.  Observat.  ornith.  in 
Rev.  zool.  p.  196. 

A.  Hansniann:  „Zur  Naturgeschichte  der  korallenschnäbligen 
Alpendohle."     Naum.  p   67. 

Abbild.  Corvus  rußcollis  Less.  in  Unit.  St.  Exp!.  Exped.  Birds, 
pl.  5.    —   C  hmcaiensis  Peale,  ib.  pl.  6. 

FäradiseidaO.  lieber  eine  lokale  Var.  der  Paradtsea  apoda  auf 
den  Aru-Inseln  vergl.  G.  R.  Gray  Proc.  Z.  S.  p.  181. 

Seiyüoptera  Wallacei  ist  ein  prachtvoller  neuer  Paradiesvogel, 
welchen  der  kühne  englische  Reisende  und  Naturforscher  R.  Wal- 
lace  auf  der  Insel  Batchian  entdeckt  hat. 

Sturnidäe.  Neue  Arten.  0?rycltorjnathvs  Harllauhii  G.  R.  Gray, 
Proc.  Z.  Soc.  p.  291.  Fernando  Po.  —  Amydrus  Trisframri  Sclat.  Ann. 
p.  465.  Ilebronthal  in  Palästina.  Steht  dem  fulvipennis  Afrikas  sehr 
nahe  und  iiimmt  als  Repräsentant  dieser  acht  afrikanischen  Form  in 
Syrien  ein  besondeies  Interesse  in  Anspruch.  —  Flilonorhynchus  me- 
lanolis  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  181.  Aru-Inseln.  —  Calornis  virescens 
(»ray,  ib.  Aru-Inseln.  —   luida  Lessonli  Puch.  Rev.  zool.  Fernando  Po. 

Abbild.  Uelerornis  scricea  ((im.)  auf  pl.  5  der  Perr.  Japan 
Exped.  —  Aplonis  margitiata  Gould,  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Birds  pl.  7. 
fig.  1.  —  Apl.  breviroslris  Peale,  ib.  Hg.  2. 


der  Vögel  während  des  Jahres  1858.  49 

Pucheran  bringt  eine  ausführliche  und  kritische  Mit- 
theilung-  über  verschiedene  Lainprotorninen  der  Pariser  Samm- 
lung. Rev.  p.  246.  So  über  den  ächten  Lamprocolius  nitens, 
über  L.  phoenicoplerus  u.  s.  w.  Ref.  veröffentlichte  einen 
Commentar  zu  diesen  Bemerkungen  Pucheran's,  Rev.  p.  346. 
Wir  kennen  :  Pholidauges  1  sp.,  Notauges  4  sp.,  Lamproco- 
lius 15  sp.,  Lamprotornis  5  sp.,  Onychognathus  2sp.,  Amy- 
drus  4  sp.,  Oligomydrus  1  sp.  und  Pilorhinus  1  sp. 

Fringillidae.  (Ta  n  agrinae.)  Sciater's  schönes  mono- 
graphisches Kupferwerk  über  die  Gattung  Callisle  ist  mit  dem 
4ten  Hefte  zum  Schlüsse  gekommen.  Es  entspricht  durch- 
weg den  Erwartungen,  welche  man  an  den  gefeierten  Namen 
des  Verfassers  stellen  konnte. 

Neu  sind  :  Creiirgops  verticalis  J.  Verr.  Sciat.  Proc.  Zool.  Soc. 
p.  73.  pl.l32.  flg.  2.  Rio-Napo.  —  Enchaetes  coccineus  J.  Verr.  Sclat. 
ib.  pl.  132.  flg.  1.  —  Chlorospmgus  castaneicoUis  Sei.  I'roc.  p.  293. 
Peru  ?  —  Callisle  cyanotis  Sei.  ib.  Inneres  Peru.  —  Callisle  laxinia 
Cass.  Proc.  Ac.  Philad.  p.  178«  Isthmus  von  Darien.  —  Pipilo  albicollis 
Sei.  Proc.  p.  304.  Oaxaca.  —  Pipilo  megalomjx  Baird,  Birds  of  Am. 
p.  515.  Südküste  Californiens. 

(Frin  gi  1 1  in  ae).  Neu  sind:  Zonolrichia  Bolleri  Sei.  Proc. 
p.  239.  Orizaba.  —  Ammodromus  Samnelis  Baird,  ib.  p.  455.  Califor- 
nien.  —  Junco  dorsalis  Henry,  Proc.  Ac.  Phil.  p.  117.  Neumexiko.  — 
Melospiza  Heeima7ini  Baird  1.  c.  p.  478.  Californien.  —  Melospiza 
Gouldii  Baird,  ib.  p.  479.  Californien.  —  Munia  leucogastroidesMoore, 
Catal.   East  Ind.  H.  II.  p.  510.  Java. 

lieber  Metoponia  pusilla  (Pall.)  schreibt  Blyth  im  Journ.  As. 
Soc.  Beng.  von  1855.  Nach  Capt.  Ilutton  im  Winter  um  Masuri.  Im 
Sommer  nach  Speke  in  Spiti  und  Ladakh   in  Höhen  von  10 — 13000 F. 

5,Der  wilde  Canarienvogel."  Eine  Biogrf'phie  von  Dr.  C.Bolle 
mit  Abbildungen  nach  Bädeker.  Cab.  Journ.  für  Ornilli.  Eine  Ar- 
beit, die  jeder  Freund  der  Ornithologie  mit  grossem  und  ungetheil- 
tem  Vergnügen  lesen  wird. 

Poephila  Paddoni  3Iacgill.  von  Neucaledonien  (Ann.  and  Mag. 
p.  264)  ist  nicht  neu,  sondern  gleichartig  mit  Fringilla  psittacea  Gm. 
und  Fr.  pulchella  Forst. 

Ueber  Passercnlus  anthinus  und  P.  alatidinus  vergl.  Baird 
1.  c.  p.  445. 

(E  m  b  e  r  i  z  i  n  a  e).  Neu  ist :  Plectrophanes  melanomus  Baird, 
Birds  of  Am.  p.  436.  Tafelland  von  Mexiko. 

Eine  schöne  Abbildung  von  Emberiza  cinerea  Strickl.  enthält 
Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  D 


50       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Sir  W.  Jardine's  voluminöses  „Memoir  of  H.  E.  Strickland."  Ohne 
Zweifel  eine  gute  Art. 

(Alaudinae).  Gut  und  kritisch  schreibt  über  indische  und 
afrikanische  Lerchen  E.  Blyth  im  Journ.  As.  Soc.  of  Beng.  von  1855. 
MirafTra  flavicollis  AJClell.  sei  nur  foem.  von  Emberiza  aureola. 

L.  ßrehm:  „Ueber  Haubenlerchen"  in  Kaum.  Heft  3.  Zahlrei- 
che Arten  und  Rassen  beschrieben,  so  Galerida  Theclae  aus  Spanien, 
Galerida  ahyssinica  Pr.  v.  Würtemberg,   G.  flava  aus  Sennaar  u.  s.  w. 

(Py  rr  h  u  1  i  na  e).  Neu  ist:  Crithayra  Hartlaubii  Bolle,  Cab. 
Journ.  p.  345.  Westafrika. 

Abbild.  Erythrura  cyanovirens  Peale,  Unit.  St.  Expl.  Exp.  All. 
Birds,  pl.  8.  flg.  2.  —  Erythr.  Pealei  Hartl.  ib.  fig.  1.  —  Pipilopsis 
ruficeps  Str.  ib.   pl.  7.  fig.  3. 

Buceridae.  Neu  ist  Bvceros  Tickellii  Blyth,  Journ.  As.  Soc.  of 
Beng.  Tenasserim.     Lebensweise. 

Ref.  bearbeitete  Livingstone's  merkwürdige  Beobachtungen  über 
die  Fortpflanzung  von  B.  eryihrorhynchvs  für  Cab.  Journ.  unter  dem 
Titel:  Eine  Wochenstube  in  der  Ornithologie. 

Capt.  Tickell  sah  mit  eigenen  Augen,  wie  der  grosse  Bticeros 
vavalus  sein  Weibchen  behufs  der  Incubation  einmauerte,  eine  Beob- 
achtung ,  die  Rev.  Mason  in  seinem  Weike  über  Burniah  bestätigt. 
Man  vergleiche  noch  über  diese  wundervolle  Eigenthümlichkeit  der 
Nashornvögel  :  Catal.  Birds  East  Ind.  House  vol.  iL  p.  5&4  (B.  cava- 
tus),  p.  588  (B.  coronatus  Bodd.)   und    598  (B.  plicatus  Lath.). 

Scansores. 

Psittacidae.  C  h.  d  e  S  o  u  a  n  c  e  :  „Iconographie  des  Per- 
roquets  etc."  erscheint  in  langsamen  Fortsetzungen.  Es  er- 
schienen bis  jetzt  12  Lieferungen.  Die  Abbildungen  lassen 
zum  Theil  zu  wünschen  übrig  ,  der  Text  ist  sehr  gut  ge- 
arbeitet. 

Eine  kritisch  -  monographische  Uebersicht  der  Gattung 
Palaeornis  giebt  E.  Blyth  im  Journ.  As.  Soc.  of  Beng.  Dec. 
1857.     Er  kennt  13  Arten. 

Neue  Arten  sind :  Eclectus  polychlorvs  Gray ,  l'roc.  Zool.  Soc. 
p.  182.  Arn -Inseln.  —  Chalcopsilta  riibrifruns  Gray,  ib.  Aru  -  Inseln. 
—  Trichoglossus  niyrogularis  Gray,  ib.  p.  183.  Aru-Inseln.  —  Tiicho- 
glossus  coccineifrons  Gray,  ib.  Aru-Inseln.  —  Tr.  üf:hroceplialvs^]}\h, 
Journ.  As.  Soc.  Beng.  1858.  Neuguinea.  —  Eos  fvscata  Bl.,  ib.  Neu- 
guinea. —  Psiltacus  (Geofl'royusJ  aruensis  Gray,  1.  c.  —  Psiltacus 
capistratus  G.   R.   Gray ,  ib.  Ke-lnseln.  —  Trichoglossus  hnmarginalus 


der  Vögel  während  des  Jahres  1858.  51 

Blyth,  1.  c.  Neuguinea?  —  Cacalua  ci/a?io;n5  ßlyth  ib.  Neuguinea.  — 
Palaeornis  affinis  (lould,  Birds  of  Asia  Xil.  pl.  II.  —  Microsiltace 
Souancei  J.  Verr.   Rev.  et  iMag.   p.  437.  pl.  12.  fig.  604. 

Abbild.  Chrysotis  mer cenarius  1l sc\\iif\\  in  Rev.  etÄIag.  p.  313. 
pl.  17.  —  Aspromichts  splendens  Feale  ,  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Ati, 
pl.  20.  —  A.  personatus  Gr.  ib.   pl.  21. 

P.  L.  Sclater:  .,Verzeichniss  der  in  den  Zoological  Gardens 
in  London  lebenden  Papageien.''  ISauni.  Heft  3.  Wir  zahlten  selbst 
77  Arten. 

PicidäG.  H.  deSaussure  berichtet  über  die  Avundervollen  In- 
stincte  von  Colaptes  rtibricatus  auf  den  Höhen  des  Vulkans  Pizarro  in 
Mexiko.  Bibl.  univ.  de  Geneve.  Arch.  Sc.  phys.  et  nat.  1858.  pl.  4. 
Ganz  ähnliches  bei  Cassin  ühev  Melanerpes.  Bolle  stellte  diese  Be- 
obachtungen zusammen  für  Gab.  Journ.  für  Ornith.  p.  316. 

Neue  Arten  sind  :  Celeopicus  Verreauxii  Malh.  Rev.  p.  8.  Ecua- 
dor. Aehnlich  dem  C.  grammicusiMalh.  Metn.  Soc.  roy.  de  Liege  1845. 
p  69.  —  Mayopicus  Irachelopyrus  3Ialh.  Mem.  Soc.  d'hist.  nat.  Mos. 
1857.  —  Ficus  Luciani  Malh.  ib.  —  P.  mandarinus  Malh.  ib.  —  P. 
assimilis  Malh.  ib.  —  P.  scindeanus  Gould ,  Moore  Cat.  Birds  E.  J! 
Comp.  IL  p.  671.  Shikarpore  und  feinde.  Dieni  medius  zunächst.  — 
Melanerpes  rubviyularis  Sei.  Proc.  Zool.  Soc.  p.  2.  pl.  131.  Ist  =:  P. 
Williamsonii,  Neuberry  Rep.  Calif.  Oreg.  Route,  VI.  1857.  pL34. 
fig.  1.  Gattung  Sphyrapicus  Baird.  —  Colaptes  chrysocaulosus  Gundl. 
Ann.  Lyc.  Nat.  Ilist.  New- York.  vol.  VI.  Febr.  Cuba.  —  Picoides 
dorsalis  Baird,  1.  c.  p.  100.    Rocky-Mountains. 

lieber  die  nordamerikauischen  Spechte  vergleiche  man  Baird 
Birds  of  N.  Am.  Zu  P.  villosus  gehören  als  Synonyme  Phillipsii, 
Auduboni  und  3Iartinae. 

Von  A.  Mal  herbes  so  sehnlich  erwartetem  Werke  über  die 
Spechte  ist  leider  noch  immer  nichts  erschienen!! 

GuCUlidae.  Dr.  E.  Oppel  in  Leipzig  :  „Beiträge  zur  Kenntniss 
des  Cuculus  canorus."  Gab.  Journ.  p.  201.  Behandelt  ausführlich 
Anatomisches  und  zwar  zunächst  Osteologie  und  Splanchnologie  des 
Kukuks.  Die  Theorie  Herissaut's,  dass  der  Kukuk  nicht  zu  brüten 
vermöge,  weil  sein  Magen  ungewöhnlich  weit  nach  hinten  und  un- 
mittelbar unter  den  Bauchdecken  liegt,  also  bei  Anfüllung  mit  Speise 
durch  Druck  auf  die  Eier  Schmerzen  oder  Krankheit  erzeugen  müsste, 
findet  ihre  ausführliche  Beleuchtung  und  Bestätigung.  —  Eyton  will 
dagegen  bei  den  Cuculiden  Knochen  entdeckt  haben  analog  gewissen 
den  Marsupialien  angehörigen  Knochen:  „a  peculiar  process  attached 
to  the  ischium,''  Sehr  entwickelt  erscheint  diese  Bildung  bei  Turacus 
giganteus.     Ann.  and  Mag.   of  Nat.  bist.  p.  457. 

Neue  Arten.     Diplopterus   excellens  Sei.  Proc.  Zool.  Soc.  p.  240. 


52       Hartlaub:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

Mexiko.  (Salle.)  —  Centropus  spiloplerus  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  184. 
Ke-Inseln.  —  Cuculns  assimilis  Gray  ib.  Aru-Inseln.  —  Cnculus  me- 
garhynchus  Gray  ib.  Aru-Inseln. 

Nach  Capt.  Tickeil  ist  die  Iris  beim  (^  von  Phoenicophaeus 
curvirostris  cobaltblau,  beim  ^  orange.     Journ.  As.  Soc.  Beng. 

Abbild.  Cuculus  fticatvs  Peale  ,  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Atl. 
pl.  21.  fig.  1.  —  Cuc.  simus  P.  ib.  fig.  2.  —  Eudynamis  tahitiensis 
ib.  pl.  22.  fig.  2.  —   Centropus  melanops  Less.  ib.  fig.  1. 

Columbae. 

C.  L.  Brehm:  „Die  Naturgeschichte  und  Zucht  der 
Tauben  ,  oder  vollständige  Beschreibung  aller  europäischen 
wilden  und  zahmen  Taubenarten  und  ihrer  Abänderungen, 
Wohnorte  ,  Sitte ,  Nahrung ,  Fortpflanzung,  Behandlung  etc." 
177  S.  Weimar  1857. 

Behandelt  ziemlich  erschöpfend  :  Palumbus  torquatus,  Ectopistes 
migratorius  ,  Turtur  auritus,  rufidorsalis,  cyanonotus  ,  senegalensis, 
rufescens  und  pygmaeus,  Aplopelia  nisoria,  semitorquata,  erylhrophrys, 
vinacea  und  intercedens,  Palumboena  oenas  ,  Columba  livia,  glauco- 
notus,  elegans  und  unicolor. 

E.  Blyth  schreibt  sehr  instructiv  über  die  indischen  Tauben 
als  Repräsentanten  der  vier  Hauptformen  europäischer  Tauben:  turtur, 
palumbus,  oenas  und  livia.  Journ.  As.  Soc.  of  Beng.  1857.  —  Schon 
früher  hatte  derselbe  Bemerkungen  über  die  wlden  Arten  der  Tur- 
teltaube veröffentlicht,  ib.  1855- 

Pfarrer  F.  H.  Snell:  „Neue  Beobachtungen  über  die  Nahrung 
der  Tauben."  Jahrb.  des  Vereins  für  Natu rk.  in  Nassau.  Heft  12.  p.  357. 
Mehr  landwirlhschaftlich. 

Neue  Arten.  Ptilinopus  prasinorhotis  Gray,  Proc.  Z.  S.  p.  185' 
Ke-Inseln.  —  Ptilinopvs  Wallacei  Gray  ib.  p.  185.  pl.  136.  Aru-In- 
seln. —  Ptilinopus  auranliifrons  Gvny  ib-  pl.  137.  Aru-Inseln.  —  Pti- 
linopus coronatulus  Gray  ib.  pl.  138.  Aru-Inseln.  —  Ptilinopus  iozo- 
nus  Gray  ib.  p.  186.  Aru-Inseln.  —  Carpophnga  spilorhoa  Gray  ib. 
Aru-Inseln.  —   Columha  aenicapilla^\y(\\\  1.   c  (=  Eversmanni  Bp.  ?) 

Abbild.  Columha  castaneiceps  Peale,  Unit.  St.  Expl.  Exped. 
Birds  pl.  23.  —  Carpophaga  aurorae  P.  ib.  pl.  24.  —  Corp.  Wilkesii 
P.  ib.  pl,  25.  —  Cnrp.  latrans  P.  ib.  pl.  26.  —  Cavp.  inicrocera  Bp. 
ib.  pl.  29.  —  Carp.  bicolor  Sc.  ib.  pl.  28.  —  Carp.  Pickeringii  Cass. 
ib.  pl.  27.  —  Ptilinopus  purpuratus  ib.  pl.  30.  —  Ptil.  fasciatus  P. 
ib.  pl.  31.  —  Ptil.  coralensis  P.  ib.  pl.  32.  —  Plil.  Perousii  P.  ib. 
pl.  33.   —  Didunculus  strigirosfris  (Jard.)  ib.  pl.  34, 


der  Vögel   während  des  Jahres  1858.  53 

Gallinae. 

Interessante  obgleich  nur  kurze  Notizen  über  Tetraogallus  cau- 
casicus  enthält  T  h.  Kotschy's  Buch:  Reise  in  den  cilicischen  Tau- 
rus  p.441  und  546.  Kots  eh  y  preist  wiederholt  den  herrlichen  Stimm- 
ruf  des  grosses  Vogels. 

T.  C.  Eyton:  ,,0n  the  skeleton  of  the  Sheath-bill  (Chionis 
alba)."  Proceed.  Z.  S.  p.  99.  Eyton  möchte  Chionis  im  Systeme 
neben  Glareola  setzen  ;  sternum  ,  caput  und  pelvis  seien  bei  beiden 
Formen  auffallend  ähnlich. 

Neue  Arten  sind:  Diardigallus  fasciolatiis  Blyth ,  Journ.  Asiat. 
Soc.  of  Beng.  Mai  1858.  Habitat?  —  Arhoricola  brnnneipectus  Blyth 
1.  c.  1855.  Tenasserim.  —  Arhoricola  intermedia  Blyth  ib.  Arrakan. 
—  Ortalida  3rCaUiihaiid,  JJirdsofAm.  p.  611.  Ist  vetula  bei  LaAvrence 
und  poliocephala  bei  Cassin.  —  Petielope  cnjubi^nU.  v,  Pelz.  Sitzungs- 
ber.  Wien.  Acad.  Wiss.  Band  31.  p.  328.  Para.  —  Lagopus  hemilencn- 
rus  Gould  Spitzbergen.  Proc.  Z,  S.  p.  354.  Die  einzige  dort  vor- 
komnjende  Art. 

V.  Pelz  ein  veröffentlicht  noch  I.e.  Joh.  Natterer's  handschrift- 
liche Bemerkungen  über  Penelope  pipile  und  Penelope  cumanen- 
sis  (Gm.). 

Ueber  Bonasa  Sabini  vergl.  Baird,    Birds  of  N.  Amer.  p.  631. 

Abbild.  Gallus  tahiticus  P.  cap.  in  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Birds 
p.291. 

Struthioiies. 

J.  E.  Gray:  lieber  das  Ei  des  Mooruck  (Casuarius  Bennettii) 
in  Proceed.  Z.  S.  p.  271.  Zwei  ziemlich  verschiedene  unzweifelhaft 
ächte  Eier  sind  abgebildet  auf  Tafel   144. 

Ausführliches  über  den  Strauss  (Struthio  camelus)  bringt  das 
Bullet,  de  la  Soc,  Imper.  d'acclimat.  de  France. 

Grallae. 

Charadriadae.  Eine  neue  Art  ist  Aegialites  nivosa  Cass.  bei 
Baird,  Birds  of  Amer.  p.  696.  Californien. 

Baird  scheint'  an  der  Artselbständigkeit  von  Strepsilas  me- 
lanocephalus  zu  zweifeln.  1.  c.  p.  702. 

Derselbe  möchte  nur  Ilaematopus  niger  (Pall.)  als  einzige 
schwarze  nordamerikanische  Art  zulassen. 

Graidae.  Unsere  vielseitig  bestrittene  Ansicht,  d ass  Grws  hoyana 
Cass.  nur  ein  jüngerer  Vogel  von  Grus  americana  sei,  findet  ihre 
volle  Bestätigung  bei  Baird  1.   c.  p.  654. 


54       Haiti  aub:  Bericht  üb.  d.   Fieistungen  in  d.   Naturgeschichte 

Als  neu  beschreibt  Ca  s  s  j  n  :  Grus  fraterculus,BmTd  ].  c.  p.  656. 
Kleiner  als  Gr.  canadfensis  und  mit  weit  dunkleren  Primärschwingen. 
Von  Albuquerque  in  Neumexiko. 

Ardeidae.  Blyth  erkennt  Affinilätsbeziehungen  zwischen  Sco- 
pus  und  Balaeniceps.     Journ.  As.  Soc.   ßeng.  1855. 

Interessante  Aufschlüsse  über  die  Fortpflanzung  von  Leptoplilos 
argala  verdanken  wir  Tick  eil  und  Frith   ibid. 

Neue  Arten.  Ardeola  Payesii  J.  Verr.  Hartl.  in  Gab.  Journ.  p.  42 
Casamansafluss  in  Senegambien.  —  Ardea  Würdemanni  Baird,  Birds 
of  N.  Amer.  p.  669.  Florida.  Steht  A.  hcrodias  nahe  ,  ist  aber  weit 
grösser. 

ScolOpacidae.  .lohn  Wolley,  der  englische  Reisende  und 
Naturforscher,  schreibt  über  das  Meckern  (neighing)  der  Schnepfen  und 
über  den  systematischen  Werth  der  Zahl  der  Steuerfedern  bei  denselben. 
Proc.  Z.  S.  p.  199  mit  Abbild.  Mewes  entdeckte  zuerst  das  Musika- 
lische der  Schwanzfedern.  Namenilich  scheint  die  äusserste  den  eigen- 
thümlichen  Ton  hervorzubringen.  Es  werden  zahlreiche  diese  An- 
sicht bestätigende   Versuche  mitgetheilt. 

Marchese  Oratio  Autinori  berichtet  über  einen  wunderbar 
starken  Schnepfenzug  im  Januar  1858  in  der  Nähe  von  Smyrna.  Ca- 
banis  Journ. 

Das  Museum  zu  Calcutta  eihielt  auf  einmal  vier  Exemplare  des 
seltenen  Euiinorhynchuspygmaeus  von  Chitlagong  :  Journ.  As.  Soc.  Beng. 

Actitis  macularia  scheint  häufiger  an  den  Küsten  des  adriati- 
schen  Meeres  vorzukommen.     Naum.  p.  167. 

Neu  scheinen  zu  sein:  Totamts  ckilensis  Philippi  in  Trosch. 
Arch.  für  Naturg.  p.  264.  Wie  gloltis.  aber  grösser.  —  Tringa  Cooperi 
Baird,.  Birds  of  Amer.  p.  716.  Long  Island. 

Abbild.  Nwnenhis  tahitiensis  (Gm.)  in  Perr.  JapanExpedit.  vol.  II. 
d^  ad.  —  Scolopax  meridionalis  Peale,  Unit.  St.  Expl.  Exped.  Birds 
pl.  35.  fig.  ].  —  ISumeiiius  femoralis  Peale  ib.  pl.  37.  —  Tringa  par- 
mrostris  P.  ib.  pl.  38.  fig.  '4. 

Peale's  Scolopax  Holmesü  ist  nach  Cassin  =  auclandica  Gray 
und  Peale  s  Scol.  pectinicauda  =  Scol.  stenura  Temm.  —  himosa 
Foxii  P.   =•  L.  novae   Zelandiae  Gray. 

Rallidae.  Neue  Arten.  Railns  iiliginosusV\\\\\\i\\\  in  Trosch.  Arch. 
p.  83.  Santiago  in  Chile.  Scheint  dem  mustelinus  Licht,  sehr  ähn- 
lich zu  sein.  (==■'(),  —  liaUiis  Salinasi  Phil.  1.  c.  1857.  p.  262.  Süd- 
chili.  —   llallina  tricolor  Gray,  Proc.  Zool.  Soc.  p.  188.  Aru-Inseln. 

Abbild.  Zapornia  vmbrina  Cass.  (spilonota  Gould  bei  Peale)  in 
Unit.  Stat.  Expl.  Exped.  Birds  pl.  35.  -    Fnlica  aJai  Peale  ib.  pl.  36. 


ddT  Vögel  während  des  Jahres  1858.  55 

Anseres. 

AnätidäO.  Ueber  Chloephaga  niagellanica  berichtet  nach  den  leben- 
den Exemplaren  des  zoologischen  Gartens  P.  J^.  Sclater,  Proceed. 
Z.  S.  p.  289.  Beim  (-^  sind  die  Beine  schwarz,  beim  ^  gelb.  Eier. 
INeue  Arten.  Anser  frontalis  Baird  Bilds  of  N.  Am.  p.  762.  (?  Ref.) 
Inneres  Nordamerika.  —  Pelionetta  Troicbridgii  Baird  I.  c.  p.  806. 
Californien.  Der  perspicillata  zunächst  stehend.  —  Anas  Riippellii 
Blyth  ,  Journ.  As.  Soc.  Beng.  ]855.  ßlyth  entwickelt  die  Unter- 
schiede  von  der  poecilorhyncha  Centralafrika's. 

AlcidaO.  Englische  Ornithologen  haben  einmal  wieder  in  Island 
nach  Alca  impennis  gesucht  ,  ohne  indessen  von  diesem  Vogel  selbst 
irgendwo  frische  Spuren  entdecken  zu  können.  \^'ohl  aber  stiessen 
sie  auf  zahlreiche  Knochen  dieser  Art  auf  alten  Feuerstätten.  Wenn 
Alca  impennis  nicht,  wie  sehr  wahrscheinlich,  ganz  ausgestorben  ist, 
so  hat  man  diese  Art  auf  dem  unzugänglichsten  der  geographischen 
Gebiete,  auf  der  Ostküste  Grönland's  zu  suchen.   Sclater  in  litt. 

Abbild.  Uria  columha  Fall.  Unit.  Stat.  Expl.  Exped.  Birds  pl.  38. 
flg.  1.  p.346.  Cassin  unterscheidet  diese  Art  bestimuit  von  grylle. 
Zahlreiche  Exemplare  von  der  Küste  von  Oregon.  Auch  Spencer  F. 
Baird  hält  diesen  Vogel  für  eine  selbständige  Art,  (Birds  of  N.  Amer. 
p.  912)  und  bezieht  Reichenbach's  Figur  von  U.  Mandtii  Handb.  pl.  4. 
fig.  47  auf  dieselbe. 

PelecanidaO.  Auch  v.  Homeyer  hält  Phalacrocaraxüesmarestü 
für  eine  gute  Art.     Cab.  Journ.   p.  237. 

E.  Cavendish  Taylor:  Ueber  das  Ei  der  Fregatte  gesam- 
melt in   Fonsekabay  am  stillen  Meeie.     Froc.  Z.  S.  p.  318. 

Neu  :  Pelecanus  inflatifrons  E.  Blyth,  Journ.  As.  Soc.  Beng.  1856. 
Lebend  in  Calcutta ;  dem  javanicus  ähnlich. 

PrOCellaridae.  Abbild.  Thalassldroma  lineata  Feale,  Unit.  Stat. 
Expl.  Exped.  Birds  pl.  39.  —  Proce/^Arriß  parvirostris  Feale  ib.  pl.40. 
—  Proc.  rostrata  Feale  ib.  pl.   41.  —  Proc.  nivea  Gm.  ib.  pl.  42. 

Laridae.  Neue  Arten  sind :  Larus  Suckleyi  Lawrence  ,  Ann. 
Lyc  of  Nat.  Hist.  New-York.  vol.  VI.  Febr.  Von  Fuget-Sound.  Baird 
Birds  of  N.  Am.  p.  848.  —  Rissa  septentrionalis  Lawr.  1.  c.  Puget- 
Sound.  Baird  1.  c.  p.854. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Uerpetologie 
i^ährend  des  Jahres  1858. 

Vom 
Herausgeber. 


Von  Schriften,  welche  die  ganze  Abtheiliing  der  Am- 
phibien behandelten,  haben  wir  in  dem  diesjährigen  Berichte 
keine  zu  erwähnen.  Die  meisten  herpetologischen  Arbeiten 
haben  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  einzelne  Abiheilungen 
zu  fördern,  und  namentlich  finden  wir,  dass  die  Schlangen 
vorzu£"Sweise  von  mehreren  Seiten  untersucht  sind.  Lanff- 
jähriges  Studium  hat  Jan  in  Mailand  dieser  Thiergruppe 
zugewendet.  Er  hat  in  diesem  Jahre  eine  vorläufige  Ver- 
öfTentlichung  begonnen.  Günther  in  London  hat  einen  Ka- 
talog des  britischen  Museums  für  die  Colubrinen  herausge- 
geben. Der  Amerikaner  Girard  hat  neue  Gattungen  und 
Arten  beschrieben.  Die  verschiedenen  Auffassungen  der  Au- 
toren werden  sich  erst  mit  der  Zeit  zur  Einigung  bringen 
lassen;  daher  wird  man  von  unserem  Berichte  nicht  eine 
Kritik  erwarten  dürfen,  welche  dem  einen  oder  dem  anderen 
Forscher  den  Vorrang  zuschriebe.  Ich  sehe  als  Zweck  die- 
ser Berichte  nur  eine  möglichst  vollständige  Zusammentra- 
gung des  Veröffentlichten  an,  um  späteren  Arbeiten  das  noth- 
wendige  Studium  der  ganzen  Literatur  zu  erleichtern,  und 
Lesern ,  welchen  dieselbe  nicht  zugänglich  ist ,  wenigstens 
eine  Andeutung  von  den  Leistungen  zu  verschaffen. 

Die  26.  Lieferung  von  Blanchard's  Organisation  du 
regne  animal  ist  den  Amphibien  gewidmet.  Sie  enthält  aus- 
ser der  Fortsetzung  des  einleitenden  Textes  Abbildungen  mit 
osteologischen  Details  von  Coluber  nalrix  und  einer  Figur 
des  Pterodactylus  crassirostris  Goldf. 


Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie  ii.  s.   w.       57 

G log  er  erklärt  alle  einheimischen  Amphibien,  etwa 
mit  Ausnahme  der  Viper,  Kreuzotter,  für  nützliche  Thiere, 
weil  sie  Insekten  vertilgen  helfen.  „Kleine  Ermahnung  zum 
Schutze  nützlicher  Thiere  als  naturgemässer  Abwehr  von 
Ungezieferschaden  und  Mäusefrass/'  Berlin  1858.  p.  34. 

Schnur  veröffentlichte  ein  Verzeichniss  der  von  ihm 
im  Regierungsbezirke  Trier  aufgefundenen  Reptilien.  Es  sind 
im  Ganzen  18  Arten,  nämlich  2  Lacerta,  1  Anguis,  2  Colu- 
ber,  1  Vipera,  2  Rana  ,  1  Hyla,  3  Bufo  (mit  Einschluss  von 
Pelobates  fuscus),  1  Bombinator,  1  Alytes,  1  Salamandra,  3 
Triton.  Jahresbericht  der  Gesellsch.  für  nützliche  Forschun- 
gen zu  Trier.     Trier  1858.  p.  69. 

Nach  B  r  i  m  m  e  y  r  kommen  im  Grossherzogthum  Luxem- 
burg neun  Arten  Amphibien  vor ,  1  Eidechse  ,  2  Schlangen 
(wobei  jedoch  die  Blindschleiche  mitgezählt  ist)  und  6  Ba- 
trachier.  Diese  Angabe  findet  sich  beiläufig  in  einer  Ab- 
handlung über  die  einheimischen  Thiere  in  öconomischer 
Beziehung.  Soc.  des  sc.  nat.  du  Grand -Duche  de  Luxem- 
bourg.  Tom.  IV.  1857.  p.  33. 

In  der  „Fauna  der  Cykladen"  von  Erhard  ist  p.  68 — 83 
den  Reptilien  ein  Abschnitt  gewidmet.  Bei  fast  völligem 
Fehlen  der  Batrachier  wegen  des  Wassermangels,  und  indem 
nur  in  den  stehenden  süssen  Wassern  von  Mykonos,  Andros 
und  Naxos  ein  Frosch  vorkommt ,  der  von  Rana  temporaria 
nicht  verschieden  sein  soll,  sind  Eidechsen  und  Schlangen  in 
grosser  Menge,  namentlich  in  grosser  Individuenzahl  vorhan- 
den. In  dem  Verzeichnisse  sind  6  Schildkröten,  12  Schlan- 
gen,  15  Echsen  und  3  Batrachier  genannt. 

Nach  deVerteuil,  Trinidad,  its  geography  natural 
resources  ct.  London  1858.  p.  126  kommen  viele  Reptilien 
auf  Trinidad  vor,  unter  denen  Schildkröten  und  einige  grosse 
Eidechsen,  Leguane  und  derMato  (Salvator)  gegessen  wer- 
den. Crotalus  mutus  und  Trigonocephalus  tararaca  sind 
häufig ,  doch  kommen  Unglücksfälle  durch  ihren  Riss  nur 
selten  vor,  theils  weil  sie  nur  beissen,  wenn  sie  in  der  Ruhe 
gestört  werden,  theils  weü  man  gute  Heilmittel  kennt,  als 
welche  namentlich  die  Guaco-  und  die  Wurzel  der  Manaco- 
Palme  empfohlen   werden.      Hunde  ,    Pferde    und   Maulthiere 


58  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d.  Herpetologie 

werden  oft  das  Opfer  dieser  Schlangen.  Von  der  Korallen- 
schlange (Elaps  corallinus)  wird  berichtet,  dass  zwei  afrika- 
nische Arbeiter,  die  leichtsinnig-  mit  ihr  spielten  und  sogar 
ihren  Kopf  in  den  Mund  steckten,  gebissen  wurden  und  nach 
7 — 8  Stunden  starben.  Auch  einige  Beispiele  von  dem  Banne 
durch  Schlangen  werden  erzählt.  —  Das  Verzeichniss  der 
Reptilien  von  Trinidad,  welches  Court  ib.  p.  440  angefer- 
tigt hat,  enthält  2  Testjdo,  2  Emys  und  3  Chelonia  ,  also  7 
Schildkröten,  1  Alligator,  2  Geckonen,  4  Iguaniden,  1  Sal- 
vator ,  2  Ameiva,  2  Amphisbaena,  1  Scincoiden  ,  also  13 
Echsen;  1  Torfrix,  2  Boa,  1  Coluber,  2  Dendrophis,  1  Elaps, 
1  Trigonocephalus,  l  Crotalus,  also  9  Schlangen;  1  Pseudis, 
1  Hyla,  1  Bufo,  l  Pipa,  also  4Batrachier;  zusammen  33  Rep- 
tilien. Das  Verzeichniss  wird  jedoch  wohl  nicht  erschöpfend 
sein.     Eigenthümlich  soll  keine  Art  dieser  Insel  sein. 

Chelonia. 

Lettre  sur  les  moeurs  et  les  habitudes  des  torlues  d'eau 
douce  et  des  tortues  terrestres  de  l'Algerie ,  par  M.  La- 
bouysse.  Annales  des  sciences  physiques  et  naturelles 
d'agriculture  et  d'industrie  de  Lyon.  Troisieme  serie  Tome  L 
1857.  p.  83 — 98.  Darin  wird  die  Lebensweise  der  Süsswas- 
ser-  und  der  Landschildkröte  Algeriens  geschildert,  ohne  die 
Species  näher  zu  bezeichnen. 

In  den  Contributions  to  the  natural  history  of  the  Uni- 
ted States  hatte  Aga  SS  iz  einige  kritische  Bemerkungen  ge- 
gen Gray's  Unlerscheidung  der  Nordamerikanischen  Schild- 
kröten gemacht.  Gray  sucht  nun  Annais  nat.  bist.  I.  p.  285 
seine  Auffassung  zu  rechtfertigen.  Er  hält  namentlich  die 
Farbenzeichnung  der  jungen  Thiere  für  wichtig  und  charak- 
teristisch, während  sich  diese  Zeichnung  bei  älteren  Thieren 
minder  scharf  zeige. 

Sauria. 

Girard  hat  die  neuen  Eidechsen,  welche  ausserhalb 
Nord-Amerika's  durch  die  United  States  exjloring  expedition 
unter    Capt.   Charles  Wilkes  entdeckt   worden  sind  ,    durch 


während  des  Jahres  1858.  59 

Diagnosen  bezeichnet.  Darunter  befinden  sich  fünf  neue  Gal- 
tungen aus  der  Scincoidenfamilie  und  ebenso  viele  aus  der 
Iguanenfamilie.  Es  inuss  erwartet  werden,  dass  Verf.  diese 
so  wie  die  neuen  Arten  später  durch  ausführlichere  Beschrei- 
bungen und  Abbildungen  bekannt  macht,  um  so  mehr,  als 
es  hier  versäumt  ist,,  die  Beziehungen  der  neuen  Gattungen 
zu  den  bereits  bestehenden  anzudeuten.  Wir  werden  sie 
unten  namhaft  machen.     Proc.  Philadelphia  1857.  p.  195. 

Spencer  J.  Baird  lieferte  ib.  1858.  p.  253  die  Be- 
schreibung neuer  Gattungen  und  Arten  nordamerikanischer 
Eidechsen,  die  sich  in  dem  Museum  der  Smithsonian  Institu- 
tion befinden.  Dieselben  gehören  den  Familien  der  Iguanen, 
Geckonen,  Xantusiden,  Lacerlen,  Zonuriden  und  Scinken  an. 
Alle  sind  unten  genannt. 

GrOCOdilina.  Mayer  hat  in  unserem  Archiv  p.  312  Bemerkun- 
gen über  den  Schädel  von  Gavialis  Schlegelii  und  Crocodilus  raninus 
gemacht.  Bei  der  gegebenen  Eintheilung  scheint  Verf.  die  RegrifFe 
Species  und  Genus  anders  zu  fassen  ,  als  es  sonst  jetzt  allgemein 
geschieht. 

Lacertina,  Cnemidophoms  inoryiatns  und  octolineatus  Baird 
Troc.  l^hiladelphia  1858.  p.  255  von  i\evv-Leon. 

Spencer  J.  Baird  sieht  Proc.  Philadelphia  1858. 
p.  254  eine  neue  Eidechse  als  den  Typus  einer  neue  Familie 
Xantusidae  an,  die  er  so  charakterisirt : 

Körperl'orm  der  Lacerten ;  weder  Kamm  noch  Dornen;  Kopf 
mit  sehr  grossen  polygonalen  Schildern  ;  Schuppen  am  Rücken  klein, 
granulaartig;  die  des  Bauches  gross,  viereckig,  in  Querreihen ;  Zunge 
breit,  linear,  nicht  retractil  ,  mit  Ausnahme  der  nur  schwach  gekerb- 
ten Spitze  fest  angeheftet,  am  Grunde  nicht  ausgerandet;  die  Ober- 
fläche der  Zunge  mit  einer  Reihe  schiefer  convergireuder  Streifen 
jederseits ;  Zähne  einfach,  pleurodont;  Finger  unterhalb  mit  einer 
Reihe  querer  glatter  Lamellen.  —  Wenngleich  die  Zunge  beträchtlich 
von  der  gewöhnlichen  Bildung  dieses  Organs  bei  den  Lacerten  ab- 
weicht, so  dürfte  doch  wohl  die  Gattung  in  diese  grosse  Familie  auf- 
genommen zu  werden  verdienen.  Die  Galtung  Xatitusia  hat  einen 
schlanken  cylindrischen  Körper,  Schenkelporen,  drei  Kehlfalten,  ver- 
tikale Pupille,  keine  Augenlieder.  Die  einzige  Art  X.  vigilis  lebt 
bei  Fort  Tejon  in  Californien. 

Iguanina.  Diese  Familie  ist  durch  Girard  Proc.  Phiw 
ladelphia  1857.  p.  197  mit  folgenden  Arten  und  Gattungen 
bereichert  worden: 


60  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d,  Herpetologie 

Saccodeira  nov.  gen.  mit  einer  neuen  Art  S.  ornatissima 
von  Peru. 

Proctotrelns  splendidtis  (Pr.  pectinatus   Bell),    von  Patagonien. 

Rhytidodeira  nov.  gen.,  gegründet  auf  Proctotretus  Kingii 
Bell,  magellaniciis  Hombr.  et  Jacq. ,  Bibroni  Bell,  Wiegmanni  ü.  ß., 
Tropidurus  nigroinaculatus  und  oxycephalus  Wiegm. 

Eula  emus  nov.  gen.,  umfassend  Proctotretus  tenuis  I).  B., 
Darwinii  Bell,  pictus  D.  ß.,  Fitzingeri  D.  B. ,  affinis  Gir.  (Fitzingerii 
Bell),  signifer  ü.  B.  und  Liolaenius  niaculatus  Gray. 

Ortholaemus  nov.  gen.,  wohin  Proctotretus  niaculatus  D.  B., 
Wiegmanni  Beil  (0.  Fitzroii  Gir.)  und  eine  neue  Art  0.  Beaglii  (Pro- 
ctotretus multimaculatus  Bell.) 

Ämphibohirns  niaculiferus  von  Neu-Süd-Wales. 

Oreodeira  nov.  gen.  aus  der  Gruppe  der  Phrynocephali  mit 
einer  neuen  Art  0.  gracilipes  von  Neu-Süd-Wales. 

Spencer  J.  Baird  stellte  Proc.  Philadelphia  1858. 
p.  253  folgende  Gattungen  und  Arten  in  dieser  Familie  auf: 

Euphryne  nov.  gen.  mit  einer  neuen  Art  E.  obesns  aus  Ca- 
lifornien  ,  der  grössten  und  plumpesten  Amerikanischen  Iguane. 

Crotophytus  reticulatiis  aus  Texas. 

Uta  symmetrica  von  Fort  Yuma  und  Schottii  von  Sta  Madelina 
in  Californien. 

Uma  nov.  gen.  mit  einer  neuen  Art  t/.  notata  von  Mohave  Desert. 

Holbrookia  approximans  vom  unteren  Rio  grande. 

Sceloporus  floridanus  von  Pensacola,  ornatns  von  Patos,  Coa- 
huila,  longipes  aus  Califoinien,  Conchii  von  Santa  Caterina. 

Anolis  Cooperi  aus  Californien. 

Geckones.  In  dieser  Familie  stellte  Girard  Proc.  Philadelphia 
1857.  p.  197  an  neuen  Arten  auf:  Gehyra  vorax  von  den  Fidschi-In- 
seln, Peropus  neglectus  von  Rio  de  Janeiro ,  Dactyloperns  insulensis 
von  den  Sandvsichinseln,  Doryura  vulpectda  ebendaher,  Hoplodactylvs 
Pomarii  von  Neuseeland  und  Heleronola  pelagica  von  den  Fidschi - 
und  Schiller-Inseln. 

Baird  machte  ib.  1858.  p.  254  zwei  neue  Arten  dieser  Familie 
bekannt:  Sphaeriodactylits  nolatus  von  Florida  und  Stenodactylus 
variegalus  vom  Rio  grande. 

Ptychopleurae.  Baird  bezeicbnete  folgende  Arten  als  neu 
Proc.  Pliiladelpjiia  1858.  p.255:  Gerrhonotus  Webbii  von  San  Diego 
von  Californien,  G.  infernalis  vom  Devil's-River  in  Texas,  C  oliva- 
ceus  von  San  Diego  und  Lepidosternon  floridaniim  von  Micanopy 
in  Florida.  .nnirfr.;,-;. 

Scinci.  Von  Girard  sind  Proc.  Philadelp'.ia  1857.  p.  195  fol- 
gende neue  Arten  und  Gattungen    aufgestellt: 


während  des  Jahres  1858.  61 

Cryptohlepharus    eximius  von  den  Feejee-Inseln. 
Euprepis  vemistus  von  den   Cap    Verdischen   Inseln. 

Cyclodina  nov,  gen.  mit  einer  neuen  Art  C.  cienea  von  Neu- 
seeland. 

Hombronia  nov.  gen.  mit  zwei  neuen  Arten  //.  vndosa  und 
fasciolaris,  beide  von  IVeu-Seeland.  i- 

Oligosoma  nov.  gen.,  auf  31ocoa  zelandica  Gray  und  Scincus 
noctua  Less.  gegründet. 

Lipinia  viilcania  von  Caldera  auf  JVIindanao. 

Lxjgosomella  nov.  gen.  mit  einer  neuen  Art  L.  aestuosa 
von  Neu-Seeland. 

Emoa  nov.  gen.  mit  einer  neuen  Art  jE.  nigrita  von  den  Schif- 
fer-Inseln. 

Hallo  well  stellte  ib.  p.  215  aus  derselben  faniilie  zwei  neue 
Arten   aus  Kansas  aui':  Plestiodon  guttulaivs  und    multivirgatiim. 

ßaird  bereicherte  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  256  diese  Fa- 
milie um  folgende  Arten: 

Plestiodon  Icptogrammus  aus  dem  Thale  des  Platte  -  Kiver ,  P. 
inortiahis  von  Sandhügeln  des  Platte  ,  P.  tetragrammus  vom  unteren 
Rio  grandc,  P.  egregius  aus  Florida,  P.  septentrionalis  von  Minnesota 
und  Nebraska. 

Ophidia. 

Unter  dem  Titel :  „Plan  d'une  Iconographie  descriptive 
des  Ophidiens  et  description  somniaire  de  nouvelles  especes 
de  Serpents"  verkündigt  Jan,  Director  des  Stadtmuseums  in 
Mailand,  Revue  et  Mag.  de  zool.  p.  438  und  514  die  bevor- 
stehende Herausgabe  eines  uinfassenden  Werkes  über  die 
Schlangen.  Wir  dürfen  um  so  mehr  von  diesem  Unterneh- 
men erwarten  ,  weil  der  Verf.  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
sich  dem  Studium  der  Schlangen  mit  Vorliebe  hingegeben 
hat,  und  weil  von  zahlreichen  Museen  demselben  überreiches 
Material  anvertraut  ist.  Es  sind  bereits  vom  Verf.  750  Spe- 
cies  auf  1308  Tafeln  abgebildet,  zu  denen  noch  98  andere 
Tafeln  mit  Darslollungen  von  Schädeln  kommen.  Möchte 
das  Erscheinen  des  Werkes  nicht  mehr  allzulange  auf  sich 
warten  lassen !  —  Vorläufig  beabsichtigt  Jan  die  Diagnosen 
der  neuen  Arten,  theils  in  der  Revue  de  Zoologie  von  Gue- 
rin-Meneville ,  theils  in  unserem  Archive    zu  veröffentlichen. 


62  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologle 

Er  hat  Revue  p.  515    mit  den  Giftschlangen  den  Anfang  ge- 
macht. 

Daselbst  weiden  5  Gattungen  behandelt,  nämlich:  1)  Microsonja 
mit  einer  neuen  Art  M.  Neuwieclii  von  der  Küste  von  Guinea.  2)  Po- 
lemon  mit  einer  neuen  Art  P.  Barthii  von  Guinea.  3)  Elaps  mit  30 
Arten,  worunter  neu  E.  multifasciatus  von  Centralamerika,  Fitzingeri 
von  Mexiko,  ornatissimus  von  31e.\i<;o,  apiatus  von  Vera -Cruz,  Du- 
mevilii  von  Columbien,  Graienhorstii  von  Brasilien,  Hemprichii  von 
Colunibien,  elegans  von  Mexiko,  Tsdmdii  von  Peru,  affmis  von  Mexiko, 
Riisei  von  St.  Thomas,  decoratus  von  3Iexiko  und  Bibroni  von  Ostin- 
dien.    4)  Atractaspis   mit  1  Art,  5)  Dendroaspis  mit  2  Arten. 

Eine  ausgedehnte  Arbeit  über  eine  Abtheilung  der 
Schlangen  haben  wir  unserem  Landsmanne  Günther  zu 
verdanken,  der  eine  Stellung  am  British  Museum  in  London 
eingenommen  hat,  und  von  dem  wir  hoffen  dürfen,  dass  er 
das  reiche  Material  an  kaltblütigen  Wirbelthieren ,  welches 
die  genannte  Anstalt  besitzt,  bald  mit  deutschem  Fleisse  zur 
Bereicherung  der  Wissenschaft  ausbeuten  wird.  In  dem  „Ca- 
talogue  of  Colubrine  snakes  in  the  collection  of  Ihe  british 
Museum,  London  1858"  hat  Verf.  3100  Exemplare  untersucht, 
unter  denen  etwa  60  neue  Arten  enthalten,  die  auch  in  un- 
serem Archive  p.  221  charakterisirt  sind.  Auf  sie,  wie  auf 
die  neuen  Gattungen  können  wir  daher  in  diesem  Berichte 
kurz  verweisen.  In  der  Vorrede  spricht  sich  Verf.  sehr 
entschieden  gegen  die  Eintheilung  Dumeril's  nach  dem  Ge- 
bisse aus  ,  und  glaubt  den  Schlegerschen  Eintheilungsprin- 
cipien  den  Vorzug  geben  zu  müssen.  Bei  dem  ernsten  Stu- 
dium, welches  neuerlich  von  mehreren  ausgezeichneten  Zoo- 
logen der  Ordnung  der  Schlangen  zugewendet  wird ,  lässt 
sich  mit  Gewissheit  voraussetzen,  dass  sich  bald  die  syste- 
matischen Ansichten  abklären  werden.  —  In  einem  geo- 
graphischen Index  sind  sechs  Kegionen  unterschieden.  — 
Nach  dem  systematischen  Index  nimmt  Verf.  15  Familien 
an,  die  wir  mit  den  zu  ihnen  gezählten  Gattungen  aufführen. 
Die  letzteren  beigefügte  Zahl  bezeichnet  die  Anzahl  der  Ar- 
ten. Gattungen  und  Species  sind  charakterisirt,  und  mit  der 
Synonymie  versehen, 

A.  i\  a  1 1  e  r  n  ,  ohne  vordere  K  u  r  c  h  e  n  -  oder  G  i  f  t  - 
Zähne.     1)  Fam.  Cal  umaridac  mit  9  Calamaria  Boie,  1  Conopsis 


während  des  Jahres  1858.  63 

Gthr.,  1  Amhlymetopon  Gthr.,  4  Rhinostoma  Fitz,  ]  Rhinosimus  D.  B., 
10  Hhabdosonia  D.  B. ,  1  Rhabdion  D.  13. ,  1  Brachyorrhos  Kühl,  1 
Aspidma  >Vagl.,  1  llaplocercvs  Gthr,  1  Elapoidis  Boie,  3  Streptopho- 
rus  D.  B.,  1  Conocephaliis  D.  B.,  1  Carphophis  D.  B.  ,  2  Honialocra- 
nion  ü.  B.,  1  Anhylon  Gthr.,  2  llomalosoma  Wagl.,  5  Oligodon  Boie. 
2)  Farn.  Coronellidae  mit  G  Siniotes  D.  B. ,  9  Ablabes  D.  B.  ,  1 
Trachischiiim  Gthr.  1  Tsamniophylax  Fitz.,  2  Tachymenis  Wiegm.,  17 
Coronella  Laiir.,  G  Liophis  AVagl.  ,  2  Stenorhina  D.  B.  1  Erythrolam- 
prus  Boie,  1  Hypsirhynchns  Gthr.  3)  Vam.JSatricidae  niü  1  Grayia 
Gthr.  (Verf.  nimmt  in  unserem  Archive  p.  230  diese  Gattung  zurück, 
weil  sie  schon  von  Hallowell  als  Heleronotus  beschrieben  war),  2 
Tomodon  D.-  B.  ,  8  Xenodon  Boie.  25  Tropidonotus  Kühl  ,  2  Ischno- 
gnathus  I).  B.,  5  Heterodon  Beauv.  4)  Farn.  Coluhrida  e  mit  1  Rhi- 
nechis  Mirhah.,  5  Pituophis  Holbr.,  11  Coluber  L.,  6.  Elaphis  Aldrov., 

1  Cynophis  Gray,  7  Spilotes  Wagl.,  6  Zamenis  ^Vagl.,  9  Coryphodon 
D.  B.,  1  Meizodon  Fischer.  5)  Farn.  Dryadidae  mit  8  Herpeto- 
dryas  Boie  ,  6  Cyclophis  Gthr.  ,  1  Dryocalamtis  Gthr.  ,  2  Gonyosoma 
Wagl.,  7  Phiiodryas  Wagl.,  14  Dromicus  Bibr.  G)  Farn.  Psammo  ■ 
phidae  mit  5  Psammophis  Boie,  1  Coelopeltis  Wagl.,  1  Enophrys 
Gthr.,  2  Fsammodynasles  Gthr.  7)  Farn.  Rachi  o  d  ont  id  a  e  mit  2 
Dasypeltis  Wagl.     8)  Farn.  Dendrophidae  mit  1  Bucephalus  Smith, 

2  Hapsidrophis  Fischer,  4  Chrysopelea  Boie,  4  Dendrophis  Boie,  6 
Ahaetulla  Giay.  9)  Fam.  Dryophidae  mit  7  Dryophis  Bcie,  1  Pas- 
serita Gray,  2  Langaha  Brug.  10)  Fam.  D  ip sadidae  mit  2  Tham- 
nodynastes  Wagl.  ,  2  Leptodeira  Fitz.  ,  2  Eudipsas  Fitz.  ,  12  Dipsas 
Schi.,  3  Dipsadomorphus  Fitz.,  1  Rhinobothrium  Wagl.,  Leptognathus 
I).  B.,  1  Tropidodipsas  Gthr.,  1  Hemidipsas  Gthr..  2  Dipsadoboa  Gthr., 
1  Amblycephalus  Kühl,  2  Pareas  Wagl.  11)  Eam,  Scytalidae  mit 
1  Holoyerrhuin  Gthr.,  1  Scytale  Boie,  8  Oxyrhopus  Wagl.  12)  Fam. 
Ly  codontid  ae  mit  1  Simocephalus  Gray,  1  Lamprophis  Fitz.,  1 
Alopecion  1).  B.,  2  Lycophidion  Fitz.,  1  Meloporhina  Gthr.  ,  4  Boo- 
don  D.  B.  ,  1  Iloluropholes  Dum.  ,  8  Lycodon  Boie,  1  Tetragonosoma 
Gthr.,  1  Leptorhytaon  Gthr.,  1  Odontonuis  D.  B. ,  2  Ophites  Wagl., 
1  Cercaspis  Wagl.,  1  Cyclocorus  D.  B.  —  B.  Nattern,  vorn 
mit  einem  aufrechten  Furchenzahn.  13)  Fam.  Elapidae 
mit  2  Glyphodon  Gthr.,  5  Diemansia  Gray,  8  Hoplocephalus  Cuv., 
1  Pseudechis  Wagl. ,  1  Hamadryas  Cant. ,  4  Bungarus  Daud.,  1  Fseu- 
dohaje  Gthi.,  2   Kaja  Laur. ,  1   Cyrtophis  Sundev.,  1  Pscudonaja  Gthr., 

3  Brachysoma  Fitz.,  12  Elaps  Schneid.,  1  Vermicella  Gray  n.  gen.  — 
C.  Nattern,  vorn  mit  einem  aufrechten  Gift  zahn.  14) 
¥^m.  D  endr  aspididae  mit  2  Dendraspis  Schi.  15)  Fam.  Atr  act  a- 
spidae  mit  2  Atractaspis.  —  Verf.  behandelt  also  hier  eine  Summe 
von  371  Arten. 

Derselbe   Ve  r  f  a  s  s  e  r  hat  sich   in   einem    Aufsatze ; 


64  Troschel:   Bericht  üb.  d.  Loist.  in  d.  Herpetologie 

\,0n  the  geographica!  distribution  of  Reptiles"  Proc.  zool.  soc. 
of  London.  July  1858  näher  auf  die  geographische  Verbrei- 
tung der  Schlangen  eingelassen. 

Er  weist  zunächst  nach  ,  dass  die  Schlangen  im  Allgemeinen 
eine  geringere  Verbreitung  haben,  als  die  Batrachier,  weil  sie  viel 
mehr  von  den  äusseren  Einflüssen  des  Klima's  abhängig  sind;  dann 
dass  es  weder  cosmopolitische  Species,  noch  eigentlich  cosmopoliti- 
sche  Genera  gebe.  Annähernd  cosmopolitisch  seien  nur  die  Gattun- 
gen Tropidonotus  und  Coronella.  —  Die  6  Kegionen,  welche  Scla- 
ter  für  die  Ornithologie  aufgestellt  hat  (vergl.  den  diesjährigen  Be- 
richt über  die  Vögel),  passen  dem  Verf.  auch  für  die  Herpetologie: 
1)  Die  Pal  äoa  retische  Region  umfasst  Afrika  nördlich  vom 
Atlas,  Europa,  Kleinasien,  Persien  und  Asien  nördlich  vom  Himalaja, 
das  nördliche  China,  Japan  und  die  Aleuten;  etwa  14  Millionen  Qua- 
dratmeilen mit  40  Species.  2)  Die  Aethiopische  Region, 
Afrika  südlich  vom  Atlas,  Madagaskai-,  Bourbon  ,  Socatora  ,  Arabien 
bis  zum  Persischen  Meerbusen;  etwa  12  Millionen  Quadratmeilen  mit 
80  Species.  3)  Die  Indische  Region,  Asien  südlich  vom  Hi- 
malaja, Ostindien,  Ceylon,  Burmah  ,  .Alalacca,  Südchina,  Philippinen, 
Sundainseln  ;  etwa  4  Millionen  Quadratmeilen  mit  240  Species.  4) 
Die  Australische  Region,  Papua,  Australien,  Tasmanien  und 
die  Pacifischen  Inseln  ;  etwa  3  Millionen  Quadratmeilen  mit  50  Spe- 
cies. 5)  Die  Nearc  tische  Region,  Grönland  und  Nordamerika 
bis  in  die  Mitte  von  Mexiko;  etwa  6*/^  Millionen  Quadratmeilen  mit 
75  Species.  6)  Die  Keo tropische  Region,  Westindien,  Süd- 
mexiko ,  Centralamerika  und  ganz  Südamerika  ,  Galapagos  und  Falk- 
landinseln ;  etwa  öVi  Millionen  Quadratmeilen  mit  150  Species.  Bei 
jeder  Region  sind  die  charakteristischen  Gattungen  angegeben,  so  wie 
diejenigen,  welche  in   andere  Regionen  übergreifen. 

Nach  einer  vorläufigen  Notiz  von  Berlin  über  die  rudi- 
mentären Becken-  und  Extremilätenknochen  bei  den  Ophi- 
diern,  Archiv  für  die  Holländischen  Beiträge  zur  Natur-  und 
Heilkunde  von  Donders  und  Berlin  I.  p.  258.  Utrecht  1857 
sind  bei  den  Weibchen  von  Python  reticulatus  und  von  Boa 
Cenchris  diese  Knochen  viel  weniger  entwickelt,  als  bei  den 
Männchen.  Die  Weibchen  sind  in  den  Sammlungen  viel  sel- 
tener als  die  Männchen,  so  dass  Verf.  nur  darin  eine  Be- 
stätigung auch  bei  anderen  Arien  sehen  konnte,  dass  die 
Knochen  bei  allen  Männchen  stark  entwickelt  sind.  Verf. 
lässt  es  noch  dahingestellt ,  ob  diese  Knochen  mit  der  Ge- 
schlechlsfunklion  in  Zusammenhangt  gebracht  werden  können. 


während  des  Jahres  1858.  65 

Bei  Gelegenheit  der  Bestimmung  einer  fossilen  Schlange, 
untersuchte  Referent  die  Skelete  einer  Anzahl  lebender 
Schlangen  und  fand,  dass  bei  allen  mit  Rudimenten  von  Becken 
und  Hintergliedmassen  versehenen  Schlangen  das  Foramen 
mentale  in  der  vorderen  Hälfte,  bei  allen  denjenigen 
Schlangen  ,  die  Beckenrudiment  und  Hintergliedmassen  nicht 
besitzen,  in  der  hinteren  Hälfte  des  Os  dentale  liegt. 
Verhandl.  des  Vereins  der  preuss.  Rheinlande  und  Westpha- 
lens,   1858.  p.  CXXYI. 

Opoterodonta.  Typhlops  tessellatnm  Tschudi  sieht  Girard  als 
den  Typus  einer  neuen  Gattung  Sabrina  an,  die  wie  Catodon  und 
Stenostoiua  nur  im  Unterkiefer  Zähne  hat.  Er  giebl  ihr  folgende  Dia- 
gnose :  Kopf  deprimirt,  eiförmig;  Rostralschild  erstreckt  sich  unter 
die  Schnauze;  ein  Nasal-  und  ein  Frontonasalschild  ,  zwischen  ihnen 
die  IVaslöchci- ;  ein  Präocular-,  ein  Frontal-,  ein  Fostoculolabial-, 
ein  Parietal-  und  ein  Posfparietalschild.  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  18L 

Peropoda.  in  der  Familie  Boidae  stellte  J,  E.  Gray  Proc.  zool. 
SOG.  Maich.  1858;  Annais  nat.  hist.  II.  p.  300  eine  neue  Gattung  C a- 
labaria  auf,  die  in  die  Abiheilung  mit  kuizem  Schwänze,  der  nicht 
Grftifschwanz  ist,  und  nicht  abgesetztem  Kopfe  gehört  ,  aber  von  den 
Triben  Cylindrophina  ,  Carinina  und  Tortricina  ganz  verschieden  und 
daher  eine  eigene  Tribus  C alah  ariina  bilden  soll.  Die  Art  C. 
fusca  lebt  bei  Alt-Calabar  in  Westafrika. 

Calamarina.  Rabdion  ocdfitale  G'wdivA  Proc.  Philadelphia  1857. 
p.  181   von  INeuholland. 

Urcpcltina.  J-  E.  Gray  gründele  in  dieser  Familie  eine  neue 
Gattung  i}/i<t/Zi«  Proc  zool.  soc.  January  26.  1858;  Annais  nat.  hist.  I. 
p.440:  Kopf  vorn  Aerschmälert,  spitz;  Rostralschild  vorstehend,  com- 
primirt ,  spitz,  oben  und  unten  stumpf  gekielt.  Schwanz  sehr  kurz, 
konisch,  rundlich,  mit  sehr  engen  rauhen  Schuppen,  deren  jede  mit 
zwei  Streifen  von  kleinen  Rauhigkeiten  versehen  ist,  und  mit  einer 
centralen  ,  rauhen  ,  oblongen  Endplallc  ,  die  einen  perpendiculären 
stumpfen  Kiel  besitzt ;  die  unteren  Schwanzschilder  in  fünf  Reihen, 
die  der  Aliltelreihe  etwas  grösser,  sechsseitig;  vor  dem  After  zwei 
Schilder,  und  vor  diesen  wiecier  eines  zwischen  ihren  Basen.  Die 
neue  Art  M.  Genaidi  von  Ceylon. 

Etwas  später,  Proc.  April  1858;  Annais  II.  p.  376  stellte  Gray 
einige  neue  Arten  dieser  Gattung  auf  und  theilt  hierbei  die  Familie 
in  drei  Gruppen  : 

1.  Schwanz  zylindrisch  ,  schief  abgestutzt  mit  einer  flachen 
oberen  Scheibe  (Gatt.  Siloboura  mit  2  Arten  und  Uropeltis  mit  3  A.). 
2.  Schwanz  cylindrisch  ,  abgestutzt  ,  am  Ende  mit  einem  einzigen 
Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.         .  E 


66  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

hornigen  convexen  höckrigen  Schilde,  Nase  spitz.  (Gatt.  Mytilia  mit 
4  Arten,  worunter  M.  Templetonii,  unimaculata  und  melanogaster  neu, 
alle  von  Ceylon.  3.  Schwanz  länglich,  coniprimirt,  mit  getrennten 
dreigekielten  Schuppen  ,  am  Ende  mit  einem  kleinen  comprimirten 
mützenförmigen  dornigen  Schilde  (Galt.   Plectrurus  mit  1  Art). 

Colubrina.  Bei  den  Hindus  steht  Coluber  oorros  in  dem  Ver- 
dachte, die  Milch  aus  dem  Euter  der  Kühe  zu  melken.  La  mar  e- 
Picquot  suchte  die  Pariser  Akademie  zu  überzeugen,  dass  dies  nach 
der  Organisation  der  Schlangen  wohl  möglich  sei.  Er  führt  an  die 
Lungen  seien  erweiterungsfähig,  und  das  Gebiss  sei  vorn  so  schwach, 
dass  beim  Ergreifen  der  Zitzen  eine  Verwundung  nicht  nothwendig 
erscheine.  Freilich  ist  dadurch  die  Thatsache  noch  nicht  erwiesen. 
Revue  et  Mag.  de  zool.  p.  497. 

Nach  Becker's  Beobachtungen  rührte  eine  eingesperrte  Co- 
luber dione  zwei  ihr  beigegebene  Kröten  ,  Bufo  variabilis,  nicht  an, 
frass  dagegen  einige  Tage  später  zwei  Eidechsen.  Ein  Ührigel  ver- 
zehrte später   die  Schlange.     Bull.de  Moscou  XXXL  IL  p.  161  u.  162. 

Girard  stellte  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  182  in  der  Nähe 
von  Rhinechis  und  Pituophis  eine  neue  Gattung  C  allirhinus  mit 
einer  patagonischen  Art  C  patafioniensis  auf. 

Eine  andere  in  derselben  Zeitschrift  gegründete  neue  Gattung 
giftloser  Schlangen  desselben  Verfassers  ist  Cantoria,  gegründet 
auf  Coronella  violacea   Cantor  von  Singapore. 

ISOdontä.  Dendrophis  prasimis  Girard  Proc.  Philadelphia  1857. 
p.  181  von  Neuholland. 

Nach  Günther  Annais  nat.  bist.  L  p.  356  ist  Hallowell's  Za- 
menis  tricolor  =  Herpetodryas  margaritiferns  Schleg.  und  dessen 
Elapoides  fasciatus  =  Streptophorus  Sebae  Dum.   Bibr. 

Eläpidä6.  Für  Elaps  flaviceps  Cantor  von  Singapore  gründete 
Girard  eine  neue  Gattung  Doliophis.  Proc.  Philadelphia  1857. 
p.  182.  Günther  nimmt  diese  Art  in  seinem  Catalogue  of  Colubrine 
snakes  für  synonym   mit  Elaps  bivirgatus  Boie. 

Van  Hasselt  hat  in  Verslagen  en  Mededeelingen  der  konink- 
lyke  Akademie  van  Wetenschappen  IL  p.  200.  Amsterdam  1858  die 
grösste  Giftschlange  beschrieben:  „Aanteekening  over  en  nadere  be- 
schrijving  van  een  individu  der  groofste  tot  nu  bekende  Giftslangen 
uit  het  geslacht  der  Naja's."  Das  in  Rede  stehende  Exemplar  ist  11 
rhein.  Fuss  lang.  Die  Bestimmung  der  Art  hat  dem  Verf.  Schwierig- 
keiten gemacht;  er  hält  sie  für  eine  Varietät  von   Naja  bungarus. 

Viperina.  Leon  Soubciran  hat  die  Struktur  der  Giftdrüse 
bei  den  Vipern  untersucht  und  der  Pariser  Akademie  vorgelegt.  Re- 
vue et  mag.  de  zool.  p.  405. 

Crotalina.     F  u  h  l  r  o  1 1  hat,  ohne  die  Angaben  von  Czermak  (vgl. 


während  des  Jahres  1858.  67 

den  Bericht  über  das  Jahr  1856.  p.  73)  zu  kennen,  den  Bau  des  Klap- 
perorganes  der  Klapperschlangen  unleisucht  und  beschrieben.  Er 
kommt  im  Wesentlichen  zu  denselben  Resultaten  wie  Czermak.  Jah- 
resberichte des  nalurvv.  Vereins  von  Eiberfeld  und    Bainien   III.  p.  65. 

Batrachia. 

Wie  schon  oben  bei  den  Schlangen  p.  62  hervorgeho- 
ben ist,  hat  Günther  in  seiner  Arbeit  über  die  geographi- 
sche Verbreitung  der  Reptilien  gezeigt,  dass  die  Batrachier 
im  Allgemeinen  weitere  Verbreitungsbezirke  haben ,  als  die 
Schlangen;  es  giebt  jedoch  weder  cosmopolitische  Arten  noch 
Gattungen  unter  den  Fröschen.  Die  weiteste  Verbreitung 
haben  Rana  esculenta,  Bufo  vulgaris  und  Hyla  arborea;  sie 
gehören  zugleich  den  weitest  verbreiteten  Gattungen  an.  In 
der  Paläarctischen  Region  leben  15  ungeschwänzte  und  30  ge- 
schwänzte Batrachier,  in  der  Aethiopischen  60  ungeschwänzte, 
in  der  Indischen  ebenfalls  60  ungeschwänzte,  in  der  Austra- 
lischen 30  ungeschwänzte ,  in  der  Nearctischen  20  unge- 
schwänzte und  50  geschwänzte,  in  der  Neotropischen  HO 
ungeschwänzte. 

Ecaudata, 

Günther  hat  einen  „Catalogue  of  thc  Batrachia  sa- 
lientia  in  the  coUection  of  the  british  Museum.  London  1858" 
herausgegeben.  Die  in  demselben  enthaltenen  neuen  Arten 
sind  in  unserem  Archiv  p.  319  abgedruckt.  Während  Shaw 
im  Jahre  1802  nur  51  Arten  ungeschwänzter  Frösche  kannte, 
Tschudi  1838  schon  HO,  Dumeril  und  Bibron  1854  164  Ar- 
ten kannte,  sind  in  vorliegender  Schrift  280  Arten  verzeich- 
net, charakterisirt  und  beschrieben.  Das  System,  nach  wel- 
chem Verf.  die  Arten  aufzählt ,  ist  von  ihm  Proc.  zool.  sog. 
1858.  p.  339  auseinandergesetzt  worden.  12  Tafeln  mit  Ab- 
bildungen begleiten  die  Arbeit. 

Verf.  unterscheidet  25  Familien.  Als  obersten  Charakter  setzt 
er  die  Zunge,  die  entweder  fehlt  (Aglossa)^  oder  hinten  frei  ist 
(Opisthoglossa),  oder  vorn  frei  ist  (P  roter  o  gl  o  s  sa).  —  Die 
erste  dieser  Abtheilungen  enthält  die  Fahiilien  D  a  c  ty  lethridae 
(2  Dactylethra),  Pipidae  (1  l^ipa)  und  My  oh  atr  achi  d  ae  (1  Alyo- 
batrachus).   —  Die  Opisthoglossa   zerfallen  in  zwei  Gruppen,  je  nach- 


68  Tr  ose  hei:    Bericht  üb.  d.   Leist.  in  d.  Herpetologie 

dem  die  Zehen  spitz  (0.  oxydactyla),  oder  scheibenförmig  erweitert 
(0.  platydactyla)  sind.  Jene  haben  entweder  Kieferzähne,  wie  die  Fa- 
milien Ranidae  (2  Tseudis  ,  2  Oxyglossus,  5  Tomopterna  ,  26  Rana, 
1  Calyptocephalus,  1  l'ithecopsis  ,  ]  Limnocharis  ,  1  Hylorhina, 
1  Pyxicephalus  ,  4  Ceratophrys,  ]  Heteroglossa ,  1  Stenorhynchus), 
Cy  stignathida  e  (14  Cystignathus,  3  Fkiirodema,  4  Lininodynastes, 
3  Leiuperus,  1  Arthroleptis),  Disc  o  gl  o  s  s  id  a  e  (1  Chirohptes,  1  Pe- 
lodytes,  1  Discoglossus ,  1  Leptobrachium,  1  Megalophrys),  Astero- 
phrydidae  (1  Ceratophryne,  1  Asterophrys) ,  Alytidae  (1  Alytes, 
1  Scaphiopus,  1  Heleioporus) ,  Uperoliidae  (Uperoleia),  Bombi- 
natoridae  (2  Pelobatcs,  1  Bombinator,  1  Alcodes,  1  Telmatobiiis  ; 
oder  entbehren  der  Kicfei zahne;  wie  die  Familien  Phryniscidae 
(G  Phryniscus),  Er  achy  c  ep  h  alid ae  (2  Pseiuiophryne  ,  1  Brachyce- 
phalus,  2  i/emüws),  Rhino  d  er mafi  d ae  (1  Rhinodeima,  ]  Atelopus, 
1  Uperodon,  1  Diplopelma)  ,  Engy  st  omid  ae  (4  Engystonia,  2  Bre- 
viceps  ,  1  Chelydobatrachus)  ,  Bufonidae  (1  Kalophrynus,  1  Schis- 
maderma  ,  32  Rufo,  1  Otilophus).  —  Bei  den  ü.  platydactyla  haben 
wiederum  die  einen  Kiefeizähne,  so  die  Familien  P  olyp  e  d  atida  e 
(2  Acris,  6  Hylarana,  6  Ixalus,  10  Polypedates,  3  Rhacophoiiis,  2  Cor- 
nufer,  1  Elosia,  1  Chiromantis,  17  Hyperolius,  1  Leptopelis) ,  llylo- 
didae  (1  Crossodactylus  ,  2  Phyllobates ,  9  llylodes,  2  PJatymantis), 
Hylidae  (4  Litoria,  1  Pseudacris,  47  Hyla,  1  Nolotrema,  1  Opistho- 
delphys,  4  Trachycephalus),  P  e  lödry  adid  a  e  (1  Pelodryas),  Phyl" 
lomedusidae  (1  Phyllomedusa) ,  Micrhylidae  (1  Micrhyla)  ;  an- 
dere haben  keine  Kieferzähne,  so  die  Familien  Hylaedaclyli- 
dae  (3  Kaloula),  B r ac hynieri  da  e  (1  Brachymerus) ,  Hylaplesi- 
dae  (5  Hylaplesia).  —  Zu  den  Pioteroglossa  endlich  geholt  nur  eine 
Familie  Rhinopkrynidae    (1  Rhinophrynus). 

De  linguae  raninae  textnra;  disquisitiones  niicroscopi- 
cae.  Diss.  inaug.  auct.  C.  Fixsen.  Dorpati  Livonorum 
1857.  Cum  tab. 

lieber  zwei  Fälle  von  Kröten-Regen,  die  von  Jobart 
und  Dezautiere  beobachtet  wurden,  vergl.  Revue  et  mag. 
de  zool.  p.  370.  Beim  letzteren  sollen  sogar  einige  Kröten 
durch  den  Schornstein  auf  den  Herd  gefallen  sein. 

Zufolge  der  Beobachtungen  Belke's  fangen  die  Frösche 
(Rana  esculenta)  bei  Kamienielz  Podolski  zwischen  dem  lt. 
April  und  2.  Mai  an  zu  quaken  ,  und  hören  zwischen  dem 
'27.  Juni  und  20.  Juli  wieder  auf.  Ebenda  erhalten  die  männ- 
lichen Tritonen  (Tr.  palustris)  zwischen  dem  4.  und  27.  April 
ihren  Rückenkamm,  sie  verlieren  ihn  zwischen  dem  5.  und 
29.  Mai.     Bull,  de  Moscou  AXXl.  11.  p.  140. 


während  des  Jahres  1858.  69 

Ranae.  Seine  neue  Gattung-  Tri  o  g  onophr  y  s  chaiaUterisiit  II  a  I- 
lowell  Joiirn.  acad.  IMiiladelphia  III.  p.  .367  folgendeimassen :  Kopf 
sphr  gross,  flach  ;  oberes  Aiigenlied  dreieckig;  Zunge  gross,  rund- 
lich, vorn  und  hinten  eingekerbt,  vorn  angeheftet,  seitlich  und  in 
der  hintern  Hiilfto  frei;  Zäline  im  Oberkiefer  gross,  conisch,  ge- 
krümmt, scharfspitzig;  zwei  Gruppen  Vomerziihne  in  einer  Linie  mit 
den  vorderen  Rändern  der  IVaslöchei',  näher  diesen  als  einander;  hin- 
tere IVaslöcher  gross,  rundlich;  eustachische  Oeffnungen  massig ;  keine 
Stimmblasen;  Trommelfell  undeutlich;  die  vier  Finger  völlig  frei,  die 
Zehen  nur  an  der  Basis  mit  Schwimmhäuten,  das  erste  Os  cuneiforme 
bildet  einen  äussern  Vorsprung  mit  vorstehendem  Rande;  Querfort- 
sätze der  Kreuzwiibel  nicht  erweitert.  Die  Art  T.  rugiceps  ist  auf 
Taf.  36  mit  einigen  Details  abgebildet.  Gray  macht  Aniials  nat.  bist 
I.  p.  355  darauf  aufmerksam,  dass  dieser  Batrachier  =  üperodon  orna- 
tum  Bell  Zoology  of  the  Beagle  p.  50.  tab.  20.    fig.  6  sei. 

Caudata. 

Salamandrina.  Wir  haben  v.  Siebold  die  Entdeckung 
eines  Receptaculum  seniinis  bei  den  weiblichen  geschwänzlen 
Batrachiern  zu  verdanken.  Es  besteht  bei  Salauiandra  atra  aus 
zwei  Gruppen  wurstförmiger  und  verschieden  gebogener  und 
gewundener  Blindschläuche,  die  in  der  Kloakenwandung  ein- 
gebettet sind  ,  etwa  30 — 40  in  jeder  Gruppe ,  und  die  mit 
lebhaft  beweglichen  Spermatozoiden  angefüllt  sind.  Aehn- 
liche  Organe  wurden  dann  auch  bei  Salaniandra  maculosa,  so 
wie  bei  den  drei  einheimischen  Tritonen,  T.  igneus,  cristatus 
und  taeniatus  beobachtet.  Interessant  ist  ferner  die  Beob- 
achtung, dass  bei  Salaniandra  atra  eine  Menge  Eier  in  jeden 
Uterus  tritt,  von  denen  sich  jedoch  immer  jederseits  bloss 
ein  Ei  entwickelt,  indem  die  übrigen  dem  einen  Embryo  als 
Nahrung  dienen  ,  eine  Erscheinung  ,  die  den  Leser  gewiss 
sogleich  an  die  Entwickelung  von  Buccinum  und  Purpura 
erinnert,  welche  Koren  und  Danielssen  als  eine  Agglomeration 
der  Dotter  deuteten ,  die  aber  von  Carpenter  richtiger  als 
ein  Verzehren  des  einen  zur  Entwickelung  gelangenden  Em- 
bryo erkannt  wurde.  Zeitchr.  für  wiss.  Zoologie  IX.  p.  463 
und  Taf.  18. 

Hallo  well  hat  die   geschwänzten  Batrachier,  welche 
die  Kiemen    verlieren  ,   in  einer  Art  Synopsis   zusammenge- 


70  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Herpetologie 

stellt.  Journ.  of  the  Acad.  of  nat.  sc.  of  Philadelphia  Vol.  lU. 
p.  337—366. 

Zunächst  sind  die  Familien  -  Charaktere  gegeben;  dann  folgen 
die  Gattungen  mit  ihren  Arten.  1)  Fam.  Salan^andridae  (Gatt.  Sala- 
mandra  mit  3  Arten),  2)  Fam.  Seiranotidae  (Gatt.  Seiranola  1  A.), 
3}  Fam.  Tleurodelidae  (Gatt.  Pleurodeles  1  A,  ,  Bradybales  1  A.),  4) 
Fam.  riethodontidae  (Gatt.  Plethodon  4  A.  ,  Aneides  1  A.) ,  5)  Fam. 
Bolitoglossidae  (Gatt.  Spelerpes  5  A.,  Pseudotriton  2  A.,  Batrachoseps 
2  A.,  Geotriton  1  A. },  6)  Fam.  Ambystomidae  (Gatt.  Ambystoma  16  A., 
Onychodactylus  1  A.j,  7)  Fam.  Tritonidae  (Gatt.  Euproctus  2  A.,  Tri- 
tomegas  1  A.,  Taricha  1  A.,  Triton  8  A.,  Diemyctylus  2  A.),  8)  Fam. 
Ellipsoglossidae  (Gatt.  Ellipsoglossa  2  A.)  ,  9)  Fam.  Hemidactylidae 
(Gatt.  Hemidactylium  1  A.).  Verf.  kennt  demnach  im  Ganzen  55  Ar- 
ten. —  Diese  Uebersicht  zeigt,  dass  Verf.  gegen  seine  frühere  Anord- 
nung (vergl.  den  Bericht  vom  Jahr  1856.  p.  75)  einige  Aenderungen 
vorgenommen  hat. 

Gray  hat  Annais  nat.  hist.  1.  p.  353  gegen  die  eben 
erwähnte  Abhandlung  eine  Kritik  geübt.  Er  weist  nament- 
lich auf  eine  gewisse  Uebereinstimmung  zwischen  den  Hal- 
lowell'schen  Subfanülien  nnd  seinen  eigenen  Tribus  hin,  die 
er  1850  veröffentlicht  hatte. 

In  den  Proc.  zool.  soc.  March  1858,  Annais  nat.  bist.  1. 
p.  292  schlägt  J.  E.  Gray  eine  Eintheilung  seiner  Salaman- 
dridae  in  3  Familien  vor,  welche  sich  auf  die  Vergleichung 
der  Schädel  gründet. 

Diese  Familien  sind:  1)  Fam.  Seiranotidae  (Gatt.  Seiranota 
mit  1  Art).  2)  Fam.  F  l  eii  r  o  d  elid  ae  mit  drei  Gruppen  :  a.  Fronto- 
Temporalbogen  vollständig,  seitliche  Porenlinien  deutlich,  tief  un- 
ten zwischen  der  Axel  und  der  Leiste  (Gatt.  1  leurodeles  1  A.,  Glos- 
soliga  1  A.,  Kotophthalma  2  A.,  Cynops  1  A.,  Taricha  1  A.)  ;  b.  Fronto- 
Tempoialbogen    vollständig,    Seilenlinie    undeutlich    (Gatt.   Calotriton 

1  A.,  Euproctus  1  A.,  Lophinus  1  A.,  Ommatotriton  1  A.) ;  c.  Fronto- 
Teniporalbogen     unvollständig  ,    hinten   ligamentös    (Gattung    Pyronica 

2  A.,  llemitritou  1  A.).     3.  Fam.  Salama  ndr  i  d  a  c  (Gatt.  Salamandra 

3  A.,  Triton  1  A.)  —  Die  ersten  beiden  Familien  unterscheiden  sich 
wesentlich  dadurch,  dass  bei  den  Seiranotidae  die  Zunge  in  der  hinteren 
Hälfte  frei  ist,  und  die  Hinterfüsse  vier  Zehen  haben,  während  bei 
den  Pleurodelidae  die  Zunge  ganz  angewachsen  ist  und  an  den  Ilin- 
terfüsseu  fünf  Zehen  vorhanden  sind.  Von  beiden  unterscheidet  sich 
die  Fam.  Salamandridae  durch  den  Mangel  eines  Fronto-Temporalbo- 
gens,  durch  die  unvollkommen  ossificirten  Kippen  und  Beinknochen, 
so  wie  durch  grosse  Parotiden. 


während  des  Jahres  1858.  71 

Ambystomu  maculalttm  von  IVeu-Mexiko,  hicolor  von  Neu-Jersey 
und  fuscum  von  Indiana  sind  neue  Arten  von  II  a  1 1  o  w  e  1 1  Proc.  Phi- 
ladelphia 1857.  p.215. 

Abini  hat  das  Gift  der  Salamandra  maculala  unter- 
sucht, und  Versuche  damit  angestellt.  Verh.  zool.-bot.  Ge- 
sellsch.  in  Wien  1858.  p.  247. 

Harting  hat  die  Blutkörperchen  des  Cryptobranchus 
japonicus  von  Neuem  gemessen  ,  und  den  Längsdurchmesser 
im  Mittel  auf  ^/^i.nMiiu,  den  Querdurchmesser  auf  y.,0.5  Mm. 
bestimmt.  Wenngleich  die  Länge  der  Blutkörperchen  beim 
Proteus  überwiegend  ist,  so  sind  doch  die  von  Cryptobran- 
chus grösser,  weil  sie  eine  bedeutendere  Breite  haben.  Die 
von  Proteus  beiden  eine  Fläche  von  '/q^j  Mm.,  die  von  Cry- 
ptobranchus von  V830  Mm.  Eine  Abbildung  begleitet  die  Note. 
Verslagen  en  Mededeelingen  der  koninklijke  Akademie  van 
Wetenschapen,  Afdeeling  Natuurkunde,  Deel  VH.  p.  368. 


Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Ichthyologie 
während  des  Jahres  1858. 

Vom 
Herausgeber. 


Von  grösseren  Arbeiten,  welche  die  ganze  Klasse  der 
Fische  lunfassten,  ist  in  diesem  Berichte  keine  zu  erwähnen. 
Unter  den  Abhandlungen  in  anatomisch-physiologischer  Rich- 
tung sind  mehrere  dem  electrischen  Organe  gewidmet.  Fau- 
nislische  Schriften  sind  auf  Europa,  Asien  und  Amerika  be- 
züglich; Afrika  und  Australien  gingen  diesmal,  so  weit  mir 
die  Literatur  bekannt  geworden  ist,  leer  aus.  Die  Zahl  der 
neuen  Gattungen  und  Arten  ist  nicht  gering;  die  meisten  sind 
von  Bleeker  und  Girard  aufgestellt,  von  denen  der  er- 
stere  die  Kenntniss  der  Fauna  des  Indischen  Archipels,  der 
letztere  die  von  Nordamerika  zu  fördern   fortfuhren. 

Ein  Aufsatz  von  Hilgard:  ,.,0n  the  structure  of  the 
head  in  Yertebrata  and  its  relations  to  the  phyllotactic  laws" 
mag  hier  erwähnt  werden  ,  weil  mehrfach  auf  Fischschädel 
darin  Rücksicht  genommen  ist.  Eines  Auszuges  ist  die  Ab- 
handlung nicht  fähig.  Proc.  american  soc.  for  the  advance- 
ment  of  science.  11.  meet.  held  at  Montreal,  August  1857. 
Cambridge  1858.  p.81. 

Coste  berichtete  der  Pariser  Akademie  von  einer  Vor- 
richtung auf  dem  Quay  von  Concarneau  ,  welche  darauf  be- 
rechnet ist ,  die  verschiedenen  Seethiere  in  ihrem  Naturzu- 
stande zu  beobachten,  eine  Vorrichtung,  die  zahlreiche  kleine 
Behäller  stets  mit  frischem  V\^asser  versorgt,  und  von  wel- 
cher sich  hoffen  lässt,  dass  sie  Aufschlüsse  über  die  Lebens- 
weise und  EntwickelunffSffeschichte  der  Thiere  gestatten 
werde.     Verf.  hat  vorläufig  Bemerkungen  über  einige  Fische, 


Troschel:  Bericht  üb.   d.  Leist.   in  d.  Ichthyologie   ii.   s.  w.     73 

die  dort  in  der  Gefangenschaft  beobachtet  wurden ,  mitge- 
theilt,  namentlich  über  Gadus  Mustela  ,  Gobius  niger  ,  Cottus 
scorpius,  Rhombus  maximus,  Syngnathus  Typhle  und  andere. 
Comptes  rendus  Juli  185S.  p.  45  ;  Annais  nat.  bist.  II.  p.  197.^ 

The  Angler  in  the  Lake  District  ;  or  piscatory  colloquies 
and  fishing  excursions  in  Weslmoreland  and  Cumberland.  By 
John  Davy.     Ist  mir  nicht  zu  Gesichte  gekommen. 

Sundevall  hat  in  Konglige  Svenska  Vetenskaps-Aka- 
demlens  Handlingar.  Neue  Folge  1.  Band  1858.  p.  1 — 24  eine 
Abhandlung  über  die  Entwickelung  der  Fische  (Om  Fiskyor-, 
gels  utveckling)  mit  5  Tafeln  Abbildungen  veröffentlicht.  Er 
beschreibt  die  Entwickelung  von  folgenden  10  Arten :  Cottus 
gobio ,  Cottus  quadricornis,  Pcrca  fluviatilis,  Esox  lucius, 
Cyprinus  rutilus  ,  Cyprinus  idus  ,  Clupea  harengus,  Corego- 
nus  oxyrhynchus,  Osmerus  eperlanus  und  Lota  vulgaris.  Die 
Abhandlung  ist  schwedisch  geschrieben. 

Dufosse  sprach  in  der  Pariser  Academie  Febr.  1858 
über  die  Töne  der  Fische.  Er  theilt  dieselben  in  zwei  Ca- 
tegorien :  anormale  und  normale.  Die  letzteren  lassen 
sich  in  mehrere  Gruppen  bringen.  Gewisse  Stachelflosser 
haben  die  Fähigkeit,  willkührlich  Töne  hervorzubringen;  er 
glaubt  nach  seinen  Versuchen,  dass  der  Mechanismus  der 
Bildung  dieser  Töne  auf  ein  Reiben  der  oberen  Schlundkno- 
chen gegen  die  unleren  und  benachbarte  Rauhigkeiten  be- 
schränkt sei;  dass  dagegen  die  atmosphärische  Luft  und  an- 
dere in  der  Schwimmblase  und  im  Darmkanale  der  Fische 
enthaltenen  Gase  der  Hervorbringung  normaler  Töne  fremd 
bleiben.     Revue  et  mag.  de  zool.  p.  84.  ■    : ,. 

Jobert  de  L  am  balle  hat  über  die  electrischen  Ap- 
parate der  electrischen  Fische  Studien  gemacht ,  und  sie  in 
einem  besonderen  dem  Kaiser  Napoleon  III.  gewidmeten 
Werke  „Des  appareils  electriques  des  poissons  electriques.« 
Paris  1858  niedergelegt.  Auf  den  11  Tafeln  des  Atlas  sind 
die  Fische  mit  ihren  electrischen  Organen  und  Nerven  dar- 
gestellt. 

Im  ersten  Kapitel  wird  von  den  elektrischen  Fischen 
im  Allgemeinen  gehandelt,  im  zweiten  über  die  elektrischen 
Apparate  insbesondere ,  und    dann    zuerst  über  den  Apparat 


74  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

von  Torpedo,  im  dritten  Kapitel  von  dem  Apparate  der  Raja, 
im  vierten  über  Melapterurus,  im  fünften  über  Gymnotus,  im 
sechsten  über  die  Functionen  dieser  Apparate  und  im  sie- 
benten über  die  Anwendung  der  thierischen  Electricität  bei 
Kranich  eiten. 

Ecktiard  schrieb  in  seinen  Beiträgen  zur  Anatomie 
und  Physiologie  Heft  II.  Giessen  1858.  p.  85:  Ueber  die 
Endigungsweise  der  Nerven  in  den  Schleimkanälen  des  Zit- 
terrochen und  p.  157  :  Beilrag  zur  Physiologie  des  electri- 
schen  Organs  beim  Zitterrochen. 

Max  Schnitze:  Zur  Kenntniss  der  eiectrischen  Or- 
gane der  Fische.  Erste  Abtheilung  Malapterurus ,  Gymnotus 
mit  zwei  Tafeln.  Abhandl.  der  naturforsch.  Gesellsch.  zu 
Halle.  Bd.  IV.  p.  297. 

Ecker  lieferte  einen  Nachtrag  zu  seinen  Untersuchun- 
gen über  das  electrische  Organ  der  Mormyri,  Berichte  über 
die  Verhandlungen  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Frei- 
burg i.  B.  1858  in.  p.  482. 

Er  sagt  daselbst,  dass  die  Berichtigung  Keferstein's  und  Kupfer's 
in  Bezug  auf  die  Lagerung  der  eiectrischen  Platte  bei  Morniyrus  oxy- 
rhynchus  sich  bestätige,  während  bei  M.  dorsalis  und  anguilloides  das 
von  ihm  beschriebene  Verhalten  sich  finde  ,  dass  nämlich  die  electri- 
sche Platte  auf  der  hintern  Fläche  der  Bindegewebe-Platte  sich  finde. 
M.  longipinnis  und  cyprinoides  verhalten  sich  wie  M.  oxyrhynchus. 
Auch  M.  elongatus  und  labiatus  hat  nun  Verf.  untersucht.  —  Es  stellt 
sich  heraus ,  dass  bei  allen  untersuchten  Arten  die  Nerven  von  der 
hinteren  Seite  der  eiectrischen  Platte  eintreten.  Diese  Platte  liegt  a) 
auf  der  vorderen  Seite  der  Bindegewebeplatte  und  die  Nerven  treten 
zwischen  beiden  Platten  sich  ausbreitend  von  hinten  an  die  Nerven- 
membran (M.  oxyrhynchus,  longipinnis,  cyprinoides);  oder  b)  die 
electrische  Platte  liegt  auf  der  vordem  Seite,  die  Nerven  treten  aber 
von  der  vordem  freien  Fläche  an  dieselbe  heran,  gehen  durch  die 
Löcher  derselben  an  die  hintere  Fläche  und  senken  sich  in  diese 
ein  (M.  labiatus)  ;  oder  c)  die  electrische  Platte  liegt  auf  der  hinte- 
ren ^eite  der  Bindegewebeplatte,  die  Nerven  zwischen  beiden  Plat- 
ten sich  ausbreitend,  treten  durch  die  Löcher  der  eiectrischen  Platte 
an  die  hintere  Fläche  derselben  und  senken  sich  in  diese  ein  (M. 
dorsalis,  anguilloides  und  elongatus). 

In  Bezug  auf  die  geographische  Verbreitung  sind  die 
folgenden  Schriften  zu  erwähnen:  JtKt^A 


während  des  Jahres  1858.  75 

W.  Andrews  bemerkt,  dass  in  den  Irischen  Mee- 
ren zwar  auch  einige  Repräsentanten  der  nördlichen  Meere 
vorkommen  ,  wie  Colins  groenlandicus,  Sebastes  norvegicus, 
Morrhua  niinuta  und  Raniceps  trifurcata  ,  dass  jedoch  die 
meisten  Arten  auch  an  der  Südwestküste  von  England  und 
im  Mittelmeer  gefunden  werden.  —  Auch  Capros  aper  ist 
Ventry  Harbour  gefangen.  The  nat.  bist,  review  and  Quar- 
terly  Journal  of  science  V.  p.  188. 

Rosen  hau  er  schrieb  in  den  Wissensch.  Mittheil,  der 
phys.-med.  Socielät  zu  Erlangen  1858.  p.  164  über  die  in 
der  Umgegend  von  Erlangen  vorkommenden  Fische.  Es  sind 
34  Arten,  von  denen  30  zur  Ordnung  der  Knochenfische  und 
4  zu  der  der  Rundmäuler  gehören.  Sie  sind  in  9  Familien 
und  26  Gattungen  vertheilt. 

Jaeger  hat  in  „Naturhistorische  Abhandlungen  aus 
dem  Gebiete  der  Wetterau ,  eine  Festgabe  der  Wetterauer 
Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde  in  Hanau  bei 
ihrer  50jährigen  Jubelfeier  am  11.  August  1858."  Hanau  1858. 
8.  p.  231 — 242  die  Fische  der  Wetterau  verzeichnet.  Es 
werden  41  Arten  aufgeführt,  wobei  freilich  der  Spiegelkar- 
pfen, der  Goldfisch  und  der  Querder  noch  als  eigene  Arten 
gerechnet  werden. 

Schnur  hat  bisher  im  Regierungs-Bezirk  Trier  38  Ar- 
ten Fischfe  gefunden.  Jahrerbericht  der  Gesellschaft  für  nütz- 
liche Forschungen  zu  Trier  1858.  p.  70. 

Es  sind  :  1  Perca.  1  Acciina,  1  Cottus,  1  Gasterosteus,  2  Cypri- 
nus,  1  Rhodeiis  ,  1  Tinea,  1  Phoxinus  ,  Chondrostonuis ,  4  heucisciis, 
2  Aspius,  2  Abramis,  1  Biiccopsis,  1  Barbus,  1  Gobio ,  1  Cobitis, 
1  Aranthopsis ,  1  Esox ,  3  Salnio  ,  1  Thymallus,  2  Alausa,  1  Lota, 
1  Platessa  (PI.  flesus  soll  ini  Frühjahre  zuweilen  die  Mosel  besuchen), 
1  Muraena,  1  Acipenser,  3  Petromyzon  ,  1  Aniniocoetes  (bekanntlich 
Larvenzustand   von  Petromyzon). 

In  der  kurzen  Einteilung  zu  dem  Kataloge  der  Fische 
des  Cycladen-Meeres  inErhard's  Fauna  der  Ccyladen  p.  84 
weist  Verf.  auf  gewisse  Verhältnisse  hin  ,  die  auf  die  Ver- 
breitung der  Fische  Einfluss  haben.  So  haben  manche  Grup- 
pen eine  regelmässige  Zugzeit,  wie  die  Clupeoiden  und  Scom- 
beroiden;  andere  verirren  sich  zuweilen  etwa  aus  grossen 
Tiefen,  und  sind  dann  seltnere  Erscheinungen.     Als  charak- 


76  Troschel:    Bericht  üb.  d.  Leist,  in  d.  Ichthyologie 

teristische  Familien  des  Cycladen-Meeres  werden  die  Percoi- 
den  ,  Cataphracten  ,  Sparoiden  ,  Mugilinen  ,  Labroiden  und 
Apoden  bezeichnet.  Im  Brakwasser  lebt  Mugii  auratus;  im 
süssen  Wasser  auf  allen  Inseln  findet  man  Aale.  Eine  über- 
mässige Vervielfältigung  der  Arten  bei  den  Autoren  schreibt 
Verf.  dem  Umstände  zu,  dass  mancher  junge  Fisch  als  eigene 
Art  beschrieben  worden  sei,  —  Der  Katalog  enthält  178 
Arten  ,  deren  systematischem  Namen  meist  der  griechische 
Name,  mit  welchem  die  Fischer  die  Fische  bezeichnen,  hin- 
zugefügt ist.  o-.;iYrfif| 
Sie  vertheileu  sich  folgendermassen  nach  Familien:  19  Per- 
coiden,  2  Älulloiden,  10  Cataphracten,  21  Sparoiden,  7  Maeniden, 
17  Scomberoiden,  2  Taenioiden,  2  Atherinoiden,  5  31ugiloiden,  7  Go- 
bioiden,  4  Blennioiden ,  36  Labroiden,  2  Scomberesoces ,  2  Sauru^,, 
2  Clupeoiden,  3  Gadoiden,  5  Apodes,  3  Ophidinen,  2  Lophobranchier, 
2  Lepadogaster,  6  Pleuronecten,  1  Chimaere,  9  Squali,   8  Rochen. 

Von  des  um  die  Ichthyologie  des  Indischen  Archipels 
so  hochverdienten  Bleeker  Arbeiten  haben  wir  in  diesem 
Berichte  die  folgenden  zu  erwähnen : 

A.  Mir  durch  die  Güte  des  Verfassers  zugekommene 
Abhandlungen  in  8.  aus  Natuurkundig  Tijdschrift  Ned.  Indie. 

1.  Over  eenige  Vischsoortcn  gevangen  by  Prigi  van 
Java's  Zuidkust.  ,  j[ 

Enthält  ein  Verzeichniss  von  32  Arten,  wodurch  djp  Z^bl  der 
dem   Verf.    von  genanntem    Orte  bekannten  Arten  auf  89  gebr£^cht|}sU 

2.  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van  den  Go- 
ram-Archipel. 

Durch  einen  Herrn  van  Heisdingen  erhielt  Verf.  167  Arten  Fi- 
sche von  den  (jorani  -  Inseln  ;  unter  ihnen  waren  6  neue,  und  zwei 
geben  sogar  Veranlassung  zur  Aufstellung  der  neuen  Gattungen  Eleo- 
Iriodes  und  Pseiidoplesiops.     S.   unten. 

3.  Vierde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Biliton. 

Verf.    erhielt   83  Arten    von    Biliton  dnrch    Herrn    Hendriks,  so 
dass  er  nunmehr    137  Arten    von  dort    kennt.     l>ie  darunter  befmdli- 
chen  8  neuen  Arten   sind  unten  genannt. 
_;i.  =  ,  4.     Visschen  van  Java's  zuidkust. 

,,  i.  -    Eine  neue  Sendung  von   Frigi   enthielt  23   Arten,   worunter   ein 
neuer  Aal.  i  ':  [' 


während   des  Jahres  1858.  77 

5.  Vijfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  de  Kokos-eilanden. 

Zwei  neue  Zusendungen  der  Herren  Anderson  und  Ross  ent- 
hielten ^6  Arten  und  brachten  die  Gesaninitzahl  der  von  dort  bekann- 
ten Arten  auf  104;  darunter  4  neue  Arten. 

6.  Derde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  hat  eilnnd  Bali. 

112  Arten  wurden  dem  Verf.  durch  Herrn  Bloemen  Waanders 
Übermacht  ,  so  dass  ihm  nunmehr  185  Arten  bekannt  und  hier  ver- 
zeichuet  sind.     Darunter  befinden  sich  6  neue  Arten. 

7.  Vierde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  Timor;  Visschen  van  Atapoepoe. 

Dureh  Herrn  Brummer  erhielt  Verf.  39  Arten  von  Timor,  mit 
Hülfe  derer  er  nun  161  Arien  von  dieser  Insel  verzeichnen  konnte. 
Darunter  ein  neuer  Aal. 

8.  Index  descriptionum  specierum  piscium  Bleekeria- 
narum  in  voliiminibus  I  ad  XIV  Diarii  societatis  scienliarum 
Indo-batavae.     Enthält  1238  Arten. 

9.  Enumeratio  specierum  piscium  Javanensium  hucus- 
que  cognitarum.  Enthält  1038  Arten,  die  269  Gattungen  an- 
gehören, von  dencii  Bleeker  selbst  52  gegründet  hat.  lieber 
700  Arten  hat  Verf.  als  der  Javanischen  Fauna  angehörig, 
und  400  unter  denselben  als  neu  bekannt  gemacht.  Als  die 
wahrscheinliche  Ziffer  der  Javanischen  Fische ,  giebt  Verf. 
2000  an. 

B.  Mir  zugekommene  Abhandlungen  in  4.  ,  aus  den 
Acta  societatis  scientiarum  Indo-Neerlandicae  1857 — 1858. 

1.  Elfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichthyologische 
Fauna  van  Borneo;  Visschen  van  Sinkawang.  Vol.  III.  p.  1 — 4. 
Mai  1857. 

Bisher  war  dieser  an  der  Westküste  von  Borneo  gelegene  Ort 
in  ichthyologischer  Beziehung  noch  unbekannt.  Verf.  erhielt  von  dort 
35  Arten,  unter  denen  18  eine  Vermehrung  der  Fauna  von  Borneo 
bilden,  die  ganze  Anzahl  steigt  dadurch  auf  276.  INeue  Arten  befin- 
den  sich  nicht  darunier. 

2i  Elfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Celebes  ;  Visschen  van  Makassar.  Vol.  III.  p.  1 — 2.  Juny  1857. 

Durch  56  neue  eingesandte  Arten  stieg  die  Gesammtsumme  der 
von  Gelebes  bekannten  Arten    auf  704. 


78  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

3.  Tiende  Bijdrag-e  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Amboina.  Vol.  III.  p.  1—6.  Novemb.  1857. 

Enthält  zwei  Arten,  von  denen   eine  Julis  neu. 

4.  Zevende  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Sumatra ;  Visschen  van  Palembang.  Vol.  V.  p.  1 — 12.  De- 
cenb.  1857. 

Eine  Sendung  von  82  Arten  brachte  auch  sechs  neue  Arten, 
von  denen  zwei  hier  beschrieben  sind  ,  vier  andere  in  dem  unten  zu 
erwähnenden  ersten  Bande  des  Prodronius  Ichthyologiae  Archipelagi 
Indici.  Aus  dem  Stromgebiete  des  Mussi  ,  dem  ausgedehntesten  auf 
Sumatra,  sind  nun  167  Arten  bekannt. 

5.  Twaalfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna 
van  Borneo;  Visschen  van  SinkawTing.  Vol.  V.  p.  1 — 10. 
Oct.  1857,  Maart  1858. 

Von  derselben  Oertlichkeit  und  von  demselben  Einsender,  Herrn 
Sonnemann  Kebentisch  ,  eihielt  Verl",  in  zwei  Sendungen  wiederum 
61  Arten,  durch  Herrn  Filet  aus  der  Umgegend  von  Montrado  10  Arten, 
wodurch  die  Zahl  der  bekannten  Fische  von  Borneo  auf  298  erhöht 
wurde.  Vier  neue  Arten  sind  beschrieben  worden;  in  Beziehung  auf 
die  neuen  Welse  wird  wie^lerum  auf  den  ersten  Theil  des  unten  zu 
besprechenden  i^rodromus  verwiesen. 

6.  Twaalfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  Vischfauna  van 
Celebes;  Visschen  van  Manado.     Vol.  V.  p.  1 — 4.  Juny  1858. 

Durch  Herrn  Jansen  eihielt  Verf.  15  Süsswasserfische  aus  dem 
District  Klabat- diatas  ,  52  Seefische  von  Tombariri  und  28  Seefische 
von  Manado.  Von  den  718  Arten,  die  Verf.  gegenwärtig  von  Celebes 
kennt,  kommen  385  auf  Makassar ,  31  auf  Bonthain,  80  auf  Bulu- 
komba,  6  auf  Maros  ,  10  auf  Amurang  ,  388  auf  Manado,  8  auf  Sa- 
wangan  ,  3  auf  Tondano,  15  auf  Klabat-diatas  ,  29  auf  Kema,  52  auf 
Tombariri  und  59  auf  Tanawanko.  Ein  neuer  Sphagebranchus  ist 
beschrieben. 

7.  Vijfde  Bijdrage  tot  de  kennis  der  ichlhyologische 
Fauna  van  Japan.  Vol.  V.  July  1858. 

Von  den  31  Arten,  welche  dem  Verf.  zugingen,  sind  7  neu  für 
die  Kenntniss  der  Fauna  von  Japan,  4  neu  für  die  Wissenschaft.  Im 
Ganzen  sind  dadurch  450  Arten  von  Japan  bekannt.  Die  neuen  Ar- 
ten sind  auf  3  Tafeln  abgebildet. 

Nachdem  BI ecke r  länger  als  zw^ölf  Jahre  sich  mit  be- 
wunderungswürdiger Ausdauer  dem  Studium  der  Fische  des 
indischen  Oceans  hingegeben,  hat  er  den  Beschluss  gefasst, 
in  einem  grossen  Werke  mit  Abbildungen    alle   seine  Beob- 


während  des  Jahres  1858.  79 

achtungen  zusammenzutragen,  und  so  dieselben  den  Ichthyo- 
logen zugänglicher  zu  machen ,  als  es  aus  den  zahlrei- 
chen einzelnen  Abhandlungen  ,  210  an  der  Zahl,  gegenwärtig 
möglich  ist.  Die  Verhältnisse  nölhigen  aber  den  Verfasser 
hiermit  bis  zu  seiner  Rückkehr  nach  Europa  zu  warten.  Er 
hat  jedoch  bereits  begonnen  einen  ,,Prodromus  Archipelagi 
indici«  zu  bearbeiten  und  herauszugeben,  indem  davon  der 
erste  Band,  ausschliesslich  der  Welsfamilie  gewidmet,  er- 
schienen ist.  Er  beabsichtigt  Monographieen  einzelner  Fa- 
milien herauszugeben,  ohne  dabei  eine  systematische  Folge 
festzuhalten.  Ueber  hundert  Personen  sagt  Verfasser  sei- 
nen Dank  für  die  Mitwirkung,  welche  sie  durch  Beschaffung 
des  Materials  an  seinen  Untersuchungen  genommen  haben. 
Wir  wünschen  von  ganzem  Herzen,  im  Interesse  der  W^is- 
senschaft,  dem  Verf.  das  vollständige  Gelingen  seines  Unter- 
nehmens, so  dass  er  auch  in  der  Freude  an  dem  vollende- 
ten Werke  den  Lohn  für  seine  grosse  Anstrengungen  und 
für  seine  seltene  Ausdauer  finden  möge.  Da  der  vorliegende 
Band  nur  die  Familie  der  Welse  behandelt ,  so  werden  wir 
auf  den  Inhalt  bei  dieser  Familie  wieder  zurückkommen. 

Girar  d  hai  Boston  Journal  of  nat.  bist.  VI.  p.  533  ein 
Verzeichniss  der  Fische,  welche  von  Samuels  in  Californien 
gesammelt  wurden  ,  ausgearbeitet.  Alle  Arten  sind  schon 
früher,  meist  vom  Verf.  in  den  Pröc.  Philad.  aufgestellt,  wes- 
halb eigentlich  neue  Arten  nicht  darunter  sind. 

Abgebildet  und  aiisfühiücher  beschrieben  sind  :  Oligocottus  ma- 
culosiis  pl.  24.  fig.  7;  Artedius  notospilotus  pl.  24.  fig.  5.  6;  Atheri- 
nopsis  californiensis  p!.  24.  fig.  1—4;  Gobius  Newberrii  pl.  25. 
fig.  5— 8;  Plenronichthys  guttulatus  pl.  25.  fig.  1—4;  Rhinoptera  ve- 
spertilio  pl.26.,fig.  1—3. 

IN'ach  Morris  kommen  Exocetiis  acutus,  Pristipoma  rodo  und 
Ephippus  faber  ,  die  bisher  nur  aus  dem  atlantischen  Ocean  beltannt 
wären  ,  auch  im  stillen  Ocean  an  der  Küste  von  Panama  vor.  Proc. 
Philadelphia  1857.  p.  178. 

In  de  VerteuiPs  „Trinidad,  its  geography,  natural 
resources  ct.  London  1858«  ist  p.  447  ein  Verzeichniss  der 
der  Insel  Trinidad  angehörigen  Fische,  von  Dr.  Leo  tan  d 
bearbeitet,  enthalten.  Dasselbe  ist  offenbar  sehr  unvollstän- 
dig;  auch    sind  nicht  einmal  die  Species ,    sondern   nur  die 


3Q  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Gattungsnamen   namhaft  gemacht ,  weshalb   der  Arbeit  kein 
hoher  wissenschaftlicher  Werth  beigelegt  werden  kann. 

Unter  den  Süsswasserfischen  sind  alle  geniessbar,  mit  Ausnahme 
der  Poecilien  und  der  kleinen  Callichthys.  Die  Erythrinus  werden 
als  die  grössten  Süsswassei fische  bezeichnet,  aber  der  Cascaraduras, 
ein  grösserer  Caliichthys  mit  orangefarbigem  Fleische,  wird  als  sehr 
schmackhaft  gerühmt.  —  Von  Seefischen  sind  die  Haifische  (Carcha- 
rias)  oft  so  häufig,  dass  die  Bevölkerung  aufgeboten  wird,  sie  zu 
tödten ,  besonders  Avenn  sie  sich  um  einen  todten  Wallfisch  sammeln. 
Mehrere  Fische  werden  aij  gifiig  bezeichnet,  namentlich  wird  ein 
Fall  von  Verwundung  durch  eine  Scorpaena  und  Vergiftungen  durch 
den  Genuss  von  einem  Tetraodon  an  Katzen,  Enten,  Schweinen  und 
Kindejn  erzählt  ,  während  ein  Rabe  diese  Wahrung  verweigerte.  Die 
Belonen  sollen  oft  mit  solcher  Heftigkeit  aus  dem  Wasser  schiessen, 
dass  sie  Menschen  in  Kähnen  lief  mit  ihieni  spitzen  Schnabel  ver- 
wunden. 

Eine  bei  weitem  werthvollere  Mittheilung  über  die  Süss- 
wasserfische  der  Insel  Trinidad  hat  Gilt  geliefert:  Synopsis 
of  the  fresh  water  fishes  of  the  western  portion  of  the  Island 
of  Trinidad.     Annais  Lyceum  New- York  VI.  p.  363—430. 

Diese  Abhandlung  zeigt ,  wie  viel  Neues  und  Interessantes  noch 
auf  den  Inseln  Westihdiens  zu  finden  ist.  Möchte  sie  doch  eine  Auf- 
forderung für  die  Naturforscher  sein,  jene  Inseln,  die  doch  so  leicht 
zugänglich  sind,  gründlicher  zu  erforschen.  Die  beschriebenen  Fische 
gehören  folgenden  Familien  an  :  1  Sciaenoid,  1  liobioid,  3  Chromi- 
den,  7  Siluroiden,  11  Characinen.  Die  neuen  Gattungen  und  Arten 
sind   unten  bezeichnet. 

Teleostei. 

A  c  antlio pteri. 

Percacei.  G  i  r  a  r  d  charakterisirte  folgende  11  neue  Arten  dieser 
Familie  Proc.  Thiladelphia  1857.  p.  200,  aus  dem  Westen  Kordameri- 
kas: Pomoxis  niliihis  aus  dem  Houslon-Kiver,  Callktrus  melanops  aus 
den  süssen  Gewässern  von  Texas  ,  C.  diaphamis  aus  dem  Bio  blanco 
in  Texas ,  C.  formosus  aus  den  süssen  Gewässern  von  Arkansas  ,  C. 
microps  aus  dem  Rio-ßrazos  in  Texas,  C.  imniavs  aus  Texas,  Bryl- 
tvs  albulus  aus  dem  Rio  blanco  in  Texas,  B.  siynifer  aus  dem  Rio- 
Medina  in  Texas  ,  B.  hnmilis  aus  Arkansas,  Vomolis  Ivna  von  Fort 
Snelling,  Minnesota,  Lvcioperca  horca  von  Fort  Sarpi,  Nebraska. 

Auf  Lobotes  emarginatis  Baird  et  (Jir.  gründete  (iirard  ib. 
18)58, eine  neue  Gattung  Neomaenis,  von  der  Ver^  keinerlei  Angabe 


während  des  Jahres  1858.  81 

über  die  Verwandtschaft  macht.  Da  sie  Hechelzähne  auf  Vomer  und 
Gaumen  besitzt,  und  einen  fein  gesägten  Vordeckel,  so  lässt  sich  ver- 
muthen,  dass  sie  der  Barschfamilie  angehören  werde.  Uebrigens  hat 
sie  nur  eine  Rückenflosse   und  drei  Dornen    in  der  Afterflosse. 

Polynemns    octonemus    Girard    ib.    aus    Texas. 

Von  ßleeker  sind  folgende  neue  Arten  dieser  Familie  zu  er- 
wähnen: Cirrhifichthys  oxyrhynchos  GoT^m  I.e.,  Serranus  Waandersii 
Bali  3.  1.   c,  Folynemus  macrophthalmus  Sumatra  7.  1.  c. 

Bleeker  hat  die  5  Sillago-Arten  seiner  Sammlung  schematisch 
charakterisirt  und  ausführlich  beschrieben,  darunter  ist  S.  tnacrolepis 
neu.   Bali  3.  1.  c. 

PseudOChromideS.  Bleeker  gründete  Goram  1.  c.  eine  neue 
Gattung  Pseudoplesiops,  die  weder  in  der  Rückenflosse,  noch 
in  den  Bauchflossen  Stachelstrahlen  besitzt,  und  Cycloidschuppen  hat. 
Ihre  Charaktere  sind:  Pinna  dorsali  unica  radiis  simplicibus  omnihus 
flexilibus;  squamae  cycloideae ;  dentes  maxillis  et  vomerini  plurise- 
riali ;  denies  palatini  nulli ;  praeoperculum  et  os  suborbitale  edentula; 
pinnac  ventrales  jugulares  radiis  2  anticis  cartilagineis  valde  produ- 
ctis ;  niembrana  branchiostega  radiis  6;  ossa  pharyngealia  inferiora 
duplicia  contigna;  pseudobranchiae  pectiniformes.  Die  neue  Art  heisst 
Ps.  typus.  —  (Wegen  der  getrennten  Schlundknochen  konnten  die 
Pseudochromiden  nicht  den  Pharyngognathen  beigesellt  werden  ;  J. 
Müller  hat  immer  dagegen  gewehrt,  weil  er  den  Charakter  der  ver- 
einigten Schlundknochen  für  seine  Pharyngognathen  aufrecht  erhielt. 
Die  Gatt.  Pseudoplesiops,  wenn  sie  wirklich  in  diese  Familie  gehört, 
möchte  eine  Vermittelung  bieten.  Wegen  der  mangelnden  Stachel- 
strahlen würde  sie  eine  sehr  anomale  Form  sein.     Ref.) 

Cataphracti.  Kaup  hat  in  diesem  Archiv  p.  329  seine  Ansich- 
ten über  die  Familie  der  Trigliden  auseinandergesetzt.  Nachdem  er 
sie  gereinigt,  theilt  er  sie  in  5  Subfamilien,  und  jede  derselben  wie- 
der in  5  Gattungen,  unter  denen  die  Kaup'schen  Namen  Polemius, 
Cocotropus,  Trichopleura,  Hoplocottus  als   neu  auftreten. 

Girard  gründete  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  201  in  der  Fa- 
milie der  Cataphracten  zwei  neue  Gattungen.  Die  eine,  Chir  op  si  s 
enthält  die  früher  von  ihm  als  Chirus  pictus,  guttatus  und  constella- 
tus  beschriebenen  Arten.  Der  Körper  ist  spindelförmig,  der  Kopf 
wohl  entwickelt;  schlanke  Hundszähne  in  beiden  Kiefern,  sammetar- 
tige  Zähne  vorn  auf  dem  Vomer  und  längs  der  Gaumenbeine;  Deckel 
und  Vordeckel  ohne  Dornen  oder  Zähne;  Wangen,  Kiemendeckel  und 
Kopf  mit  kleinen  Schuppen  bedeckt;  ein  verzweigter  häutiger  Lappen 
über  dem  Auge;  KiemenöfFnungen  unter  der  Kehle  vereinigt;  6  Kie- 
menhautstrahlen  ;  zwei  Rückenflossen;  Bauchflossen  hinter  den  Brust- 
flossen ;  Schwanzflosse  abgerundet  ;  Schuppen  fein  gekämmt,  mehrere 
Seitenlinien. 

Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  F 


83  Troschcl:  Bericht   üb.   d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Die  andere  Zaniolcpis  hat  einen  dornlosen  Kopf ,  stachligen 
Vordeckel;  hecheiförmige  Zähne  am  Zwischenkiefer,  Kiefern,  Vomer 
und  Gaumen  ;  KiemenöfFnungen  vereinigt,  Kiemenhaut  mit  6  Strahlen  ; 
Rückenflossen  vereinigt,  die  vorderen  grösser  als  die  hintern,  Schwanz- 
flosse mondförmig,  Baiichflossen  hinter  den  Brustflossen  ;  kammförraige 
Hautfortsätze.  Eine  neue  Art  Z.  latipimiis  von  Fort  Steil acoom,  Fu- 
get Sound. 

Ausserdem  stellte  derselbe  ib.  drei  neue  Arten  auf:  Oligocottvs 
analis  und  globiceps  von  Californien  und  Blepsias  oculofasciatus  vom 
Fort  Steilacoom. 

Aploactis  pvsillus  ist  eine  neue  Art  von  Bleeker  Japan  5  und 
auf  Taf.  I.  Fig.  2  abgebildet. 

Sciaenoidei.  Girard  stellte  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  167 
zwei  neue  Arten  und  eine  neue  Gattung  auf,  wenigstens  vermuthe 
ich,  dass  die  letztere  in  diese  Familie  gehören  wird:  Amhlodon  ne- 
qlectus  aus  der  Provinz  Tamaulipas  in  Mexiko,  Umbrina  phalaena  aus 
Texas  und  Orthop  ristis  duplex  aus  Texas.  Diese  neue  Gattung  ha' 
einen  kleinen  Mund  ,  mit  kleinen  conischen  Zähnen  in  den  Kiefern» 
einen  fein  gezähnten  Vordeckel  ,  eine  Rückenflosse,  drei  Dornen  in 
der  Afterflosse,  von  denen  der  dritte  der  grösste. 

Eine  neue  Art  Pohjcentrvs   tricolor  beschrieb  Gill  von   Trini- 
dad 1.  c,  indem    er    die  Gattung    als    eine    besondere    Subfamilie  der 
Sciaenoiden  ansieht.      Die   Art  ist  weisslichbraun    mit    dunkelbraunen 
Längslinien;    die    senkrechten    Flossen    sind    am  Grunde  purpurfarbig, 
übrigens  bräunlichweiss  mit  schwarzen  Flecken,  Brustflossen  weiss. 
Johnins  microlepis  Bleeker   Sumatra  7.  1.   c. 
Sparoidei.     Dentex  halinensis  Bleeker  Bali  3.  1.  c. 
IS  ach    Kaup's    Auft'assung    (vergl.    dies    Archiv    p.  842)    würde 
die   ünterfamilie  Mullinae    aus    den  Gattungen    Mullus,,  Pomalomus, 
Mugil,   Cheilodiplerus  und  Apogon  zusammenzusetzen  sein. 

SquamipenneS.  Holacanthus  pseudanmilaris  ist  eine  neue  Art 
Bleeker's  von  Batavia,  welche  er  im  November  1857  aufgestellt  hat. 
Kat.  Tijdschr.  Ked.  Indie. 

Labyrinthici.  C  a  n  e  s  t  r  i  n  i  erklärt  die  Familie  der  Labyrinth- 
fische für  eine  unnatürliche,  und  sucht  nachzuweisen,  dass  die  Gat- 
tung Ophicephalus  vielmehr  in  die  Familie  der  Gobioidcn,  und  na- 
mentlich in  die  Kähe  von  Eleotris  gehöre.  Verb,  zool.-bot.  Gesellsch. 
in  Wien  1858.  p.  437.  Verf.  leiuft  sich  namentlich  auf  das  Vorhan- 
densein von  einfachen  gegliederten  Strahlen  in  der  Dorsale,  und 
weigert  der  Gattung  Ophicephalus  den  Eintritt  in  die  Blennioiden  we- 
gen der  entwickelten  Bauchflossen  ,  in  die  Taenioiden  wegen  des 
nicht  bandförmigen  Kö.pers.  Der  kleine  Aufsatz  zeigt,  dass  Verf. 
bemüht  ist,  in  die  immer  noch  sehr  unbefriedigende  Classification  der 


während  des  Jahres  1858.  83 

Stach eUIosser    Licht    zu    bringen.      Vielleicht  gelingt   es  auf  dem   von 
ihm  betretenen  Wege,  die  Familien  besser  zu  begründen. 

Mugiloidei.  Mugil  Berlandieri  Girard  Proc.  Philadelphia  1858. 
p.  167  aus  Texas. 

SCOmberoidei.  Girard  stellte  in  dieser  Familie  Proc.  Phila- 
delphia eine  neue  Art  Chorinemus  lanceolatus  von  der  St.  Joseph's- 
Insel  in  Texas   auf,  und  gründete  folgende    drei  Gattungen: 

Chi  or  0  sc  ombrus.  Längliche  schmale  Flecken  von  Sammet- 
Zähnen  an  den  Kiefern,  Vomer  und  Gaumen;  Mund  etwas  vorstreck- 
bar; Körper  kurz  und  hoch,  schuppig;  zwei  Stacheln  in  der  After- 
flosse; Bauchflossen  sehr  klein;  ein  kleiner  liegender  Dorn  vor  der 
ersten  Rückenflosse.  Dahin  Seriola  cosmopolita  C.  V.  und  eine  neue 
Art  Ch.  caribaeus  von  der  St.  Joseph's-Insel. 

D  olio  d on.  Kopf  klein,  Schnauze  stumpf  gerundet,  Sammet- 
zähne  an  Kiefern  und  Vomer;  Seitenlinie  bewafl'net ;  Dorsal-  und 
Analdornen  durch  eine  Membran  vereinigt.  Dahin  Lichia  Carolina 
Dekay  und  Zeus   spinosus. 

C ar  angus.  So  nennt  Verf.  die  Caranx- Arten  mit  Sammet- 
zähnen  an  Oberkiefer,  Vomer  und  Gaumen,  deren  Unterkiefer  nur 
eine  Reihe  Zähne  hat.  Er  zählt  dahin  Caranx  carangus  unter  dem 
Kamen  C.  esculentiis  Gii.  ,  Caranx  chrysos,  fallax,  pisquetus,  barlho- 
lomaei  C.  V.,  defensor  Dekay,  C.  falcatus  und  Richardi  Holbr.  Diese 
Gattung  wird  also  der  Bleeker'schen  Caranx  s.  str.  identisch  oder 
doch  sehr  nahe  verwandt  sein. 

Tenthyes.     Acantkurus  goramensis  Bleeker  Goiam  1.  c. 

Taenioidei.  in  der  Sammlung  des  Pariser  Museums  fand  Kaup 
zwei  Exemplare  von  Bandfischen,  die  wahrscheinlich  aus  der  Südsee 
stammen,  und  die  er  als  neue  Gattung  iSemophis  in  Proc.  zool.  soc. 
March  1858,  Annais  nat.  bist.  IL  p.  302  charaUterisirte :  Keine  Bauch- 
flossen; Mund  klein;  Ober-  und  Unterkiefer  mit  kleinen  Schneide- 
zähnen; oben  kleine  Eckzähne,  unten  längere,  die  bei  geschlossenem 
Munde  in  einem  Kanäle  um  das  Auge  liegen;  Augen  gross;  die  Kie- 
menspalte ist  eine  kleine  runde,  sehr  hoch  liegende  OefFnung  ;  die 
Rückenflosse  beginnt  nahe  den  Augen  und  ist  mit  Schwanz  und  Af- 
terflosse vereinigt;  die  Brustflossen  sind  entwickelt;  After  am  Ende 
des  ersten  Achtel  der  Länge.     Die  Art  heisst  N.  Lessoni. 

Gobioidei.  Von  Bleeker  wurden  als  neue  Arten  aufgestellt; 
Gobius  nolacanlhus  Goiam  1.  c,  Callionymus  goramensis  ib.  und  Cal- 
lionymus  Huguenii  Japan  5  von  Nagasaki   abgebildet  Taf.  2.  Fig.  1. 

Diejenigen  Gobius  ,  welche  einen  langslreckigen  schuppigen 
Körper,  eine  Afterflosse  von  der  Länge  der  zweiten  Rückenflosse  und 
eine  spitze  Schwanzflosse  haben,    nennt  Girard    Proc.  Philadelphia 


84  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leisl.  in  d.  Ichthyologie 

1858.  p.  168    Gobionellns.        Djihiii   Gobius    lanceolalus,    bacalaus. 
smaiagdus,  brasiliensis  und  eine  neue  Art  G.  kaslalus  von  Texas. 

Derselbe  beschreibt  ib.  als  neu:  Gobius  lyricvs,  Wnrdeniatini, 
caiuliis  und  gtilostis,  säninitlich   von   Texas. 

Die  schuppenlosen  Gobius  nennt  derselbe  ib  G  ohi  o  so  ma. 
Dahin  Gobius  alepidotus,  viridi-pallidus  und  Boscii,  so  wie  eine  neue 
Art  G.  molestum  von  Texas. 

Auf  einen  neuen  Gobius  von  Trinidad  gründet  Gill  1.  c.  eine 
neue  Gattung  C  t  en  o  g  obins  ,  die  sich  besonders  durch  die  kanini- 
förniigen  Schuppen,  die  genabelten  Augen  und  die  schlanken  und 
zerstreuten  Schlundzähne  unterscheiden  soll.  Verf.  verniulhet,  dass 
zu  dieser  oder  einer  nahe  verwandten  Gattung  auch  G.  flavimanus  und 
einige  andere  chinesische  und  japanesische  Arten  gehören  mögen. 
Der  Kopf  ist  angeschwollen,  die  Augen  fast  horizontal  und  sehr  nahe 
an  einander;  Kopf,  Scheitel  und  INacken  ohne  Schuppen,  Mund  bis  hin- 
ter den  vorderen  Augenrand  gespalten  ;  die  Vorderreihe  der  grossen 
Zwischenkieferzähne  erstreckt  sich  auf  den  grössten  Thcil  der  Kie- 
ferlänge, die  Unterkieferreihe  nur  vorn,  der  letzte  jederseits  grösser 
und  mehr  gekrümmt.     Die  neue  Art  heisst  Ct.  fascialus. 

Eleolris  sommilentns  Girard  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  169  von 
der  Mündung  des  Rio-Grande  del  Körte. 

Von  Eleotris  sonderte  Bleeker  Goram  1.  c.  einige  Arten  als 
besondere  Gattung  EleotriocJes  ab.  Er  charakterisirt  diese  Gat- 
tung so:  Pinnae  dorsales  2;  dentes  maxillis  uni-  ad  pluriseriati, 
maxilla  inferiore  uni  -  ad  biseriati  ;  palatum  edentulum  ;  praeopercu- 
lum  radiique  branchiostegi  anacanthi ;  nares  non  tubulatae  ;  membrana 
branchiostega  radiis  5.  Dahin  Eleotris  strigala  C.  V.  ,  muralis  Q.  G., 
sexguttata  C.  V.  und  eine  neue  Art  E.  HeJsdingenii. 

A.  Dumeril  ist  mit  einer  Abhandlung  über  die  Echeneiden 
beschäftigt,  von  denen  er  46  Arten  unterscheidet.  Die  Abhandlung 
wird  abzuwarten  sein.  Comptes  rendus  Tome  47.  p.  374  ;  Revue  et 
mag.'  de  zool.   p.  378. 

BlenniOidei.  Keue  Arten  von  Bleeker  sind:  Petroskirles  hal~ 
losoma ,  Salarias  letradactylus  ,  dccnssalvs ,  bilitonensis ,  Hendriksii, 
Triplerygion  Irigloides,  sämmtlich  Bililon  4.   1.  c. 

Blennius  multißlis  Girard  Proceed.  Philadelphia  1858.  p.  169 
von  Texas, 

PediCUlati.     Anleimarius  tuberosvsBlvvkvvliokosviUndenb.  1.  c. 

FistulareS.  Sip  hono g  n a  thvs  ist  der  oName  einer  neuen  Gal- 
tung in  der  Fistularienfamilie,  welche  R  i  c  h  a  rd  s  o  n  Proc.  zool.  sog. 
Kov.  1857;  Annais  nal.  bist.  I.  p.  226  aufstellte.  Die  Diagnose  lautet: 
Facies  elongata,  fistulosa,  Aulostomatum ,  ex  osse  nasali  et  fron- 
talis ossibusque  palatinis,  praeoperculis,  pterygoideis    cum  tympanicis 


während   des  Jahres  1858.  85 

prodnctis  forniata.  Praeniaxillaria  siib  lateribus  ossis  nasalis  ,  feie 
immobilia.  Rictus  oris  niediocrls  ,  hoiizontalis  in  rostro  extremo , 
motu  solo  cardinali  niandibiilae  subincurvae  aperiens  et  claudeijs. 
Maxillae  pars  desccndens,  gracilis  in  disco  parvulo  subrotnndo 
ad  anguliim  oris  expansa.  Labia  praeniaxillaria  et  inandibularia 
arcta  ,  super  ossa  propria  replicata;  priora  ex  utroque  latere 
ante  os  nasali  approximantia  coalescentiaque  et  filanientum  parvu- 
lum  ,  impar,  terminale,  gracile  prae  ore  instar  proboscidis  depen- 
dens,  efficientia.  —  Foramina  narium  utrinque  bina  in  acie  faciei  ad 
oculum  approximata ;  apertura  anterior,  operculata  ,  vix  ocnlo  nudo 
discernenda,  posteriori  hianti  nee  marginatae  vicina.  Dentes  omnino 
nulli.  Pharynx  angusta ,  laevis.  Craniuni  nee  cristatuni  nee  spino- 
sum.  Apertura  branchialis  obliqtia ,  infra  antrorsum  tendens.  Ossa 
branchiostega  qnatuor  utrinque,  gracilia.  Branchiae  4.  Vertebrae 
costiferae  29 — 30  circiter.  Costae  breves,  graciles.  Anus  pone  me- 
dium. —  Squamae  cycloideae  laeves ,  ovales  in  tempora,  genas  et 
occiput  procurrentes  ;  vultus  esquamosus,  laevis.  Forma  corporis 
elongata,  subcylindrica ;  caudae  pyramidata.  —  Pinnae  ventrales  nul- 
lae.  Pinna  caudae  cordato  -  lanceolata ,  acuminata,  Pinnae  pectoris 
radiis  paucis  apicibus  simplicibus,  planis  non  dilatatis.  Radii  ante- 
riores pinnae  dorsi  ,  elastici  ,  non  pungentes,  nee  tarnen  articulos 
ostendentes.  Pinnae  ani  radius  primus  eodem  modo  subspinosus.  Radii 
omnes  pinnarum  simplices  membrana  tenni  connexi.  —  Intestinum 
Simplex,  sine  versura  recte  in  anum  tendens  ;  dilatatio  ventriculi  parva. 
Coeca  pylorica  nulla  nobis  detecta.  Vesica  pneumatica  ampla.  — 
Die  Art  S.  argyrophanes  vom  König  Georgs-Kanal. 

A  nacanthini. 

GadOidei.  Kaup  theilt  in  unserem  Archiv  p.  85  die  Familie 
Gadidae  in  vier  Unterfaniiiien  ,  nämlich  X  eno  cephalinac  mit  der 
Gatt.  Xenocephahcs  Kp.,  Gadinne  mit  den  Gattungen  Gadiculus  Guich., 
Morrhua  Cuv.,  Merlangus  Cuv.,  3Iora  Risso  ,  Merluccius  Cuv.,  Uiale- 
ptus  Costa,  Lepidion  Swains, ,  Physiculus  Kp. ,  Lotella  Kp. ,  Phycis 
Art.,  Lota  Cuv.,  Molclla  Cuv.,  Brosmius  Cuv.,  Macrurinne  mit  den 
Gatt.  Oxycephas  Raf.  und  Macrurus  Bl.,  B  r  o  tulinae  mit  den  Gatt. 
Strinsia  Raf.,  Brotula  Cuv.,  Brotella  Kp.  ,  Hoplophycis  Kp.,  üligopus 
Risso",  Brotnlophis  Kp.  Verf.  zählt  im  Ganzen  62  Arten  in  22  Gat- 
tungen auf. 

Ophidini.  Ophidion  Josephi  Girard  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  170 
von  Texas. 

Pleuronectae.  Aus  der  Familie  der  Schollen  hat  Kaup  in  un- 
serem Archiv  p.  94  eine  Uebersicht  der  Subfamilie  Soleinae  und  p.  105 
der  Plagusinae  gegeben.   —  In  ersterer  werden  41  Arten  in  folgenden 


86  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leist.   in    d.  Ichthyologie 

12  Gattungen  aufgezählt:  Solea  Cuv.,  Synaptura  Cantor,  Aesopia  Kp., 
Euryglossa  K]^.,  Euiypleura  Kp .  (Achiioides  Blkr.),  Monochirus  Agass., 
Grammichthys  Kp.,  Gyimiachirus  Kp.,  Achims  Lac,  Aseraggodes  Kp  , 
Heier omycteris  Kp.  ,  Apionickthys  Kp.  —  In  der  Subfamilie  Soleinae 
sind  es  ISArten  in  folgenden  7  Gattungen:  PlagiusaBp.,  CantoriaKp., 
Aphoristia  Kp.,  Arelia  Kp.,  Plagusia  Kp. ,   Trulla  Kp.,  Icania  Kp. 

Neue  Arten  von  Bleeker  sind:  Plagusia  borneensis  und  Sy- 
naptura macrolepis  Borneo  12.  1.  c,  Rhombus  oligolepis  Japan  5  von 
Nagasaki  abgebildet  Taf.  2.  Fig.  2. 

Pharyngognathi, 

Läbroidei  CyCloidei.  Neue  Arten  von  Bleeker:  Crenilabrus 
leucozona  und  Tautoga  leucomos  Biliton  4.  1.  c. ;  Julis  (Julis)  Girardi 
und  Novacula  tetrazona  Bali  3.  1.  c. ;  Julis  (HalichoeresJ  Schroedeii 
Amboina  10. 

Läbroidei  Ctenoidei.  Den  kleinen  Fisch  Algeriens,  \a  eichen 
Gervais  zuerst  als  Acerina  Zillii,  später  als  Coptodon  Zillii  be- 
schrieben hatte,  hat  nun  Valenciennes  als  der  Gattung  Glyphi- 
sodon  zugehörig  bestimmt  ,  und  beschreibt  ihn  in  den  Coniptes  ren- 
dus  XLVI.  p.  713.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  Verf.  die  Gattung  Gly- 
phisodon  noch  jetzt  in  die  Sciaenoidenfamilie  setzt,  und  daher  der 
Müller'schen  Abtheilung  Pharyngognathi  seine  Anerkennung  zu  ver- 
weigern scheint. 

Gbromides.  Gill  sucht  l.  c.  p.o77  die  Galtung  Cychlasonia 
Swains.  näher  festzustellen,  indem  er  zu  ihr  nur  die  Arten  mit  ziem- 
lich grossen  Schuppen  rechnet,  die  3  oder  4  Reihen  an  den  Wangen 
haben  und  bei  denen  nur  die  Basis  der  senkrechten  F'ossen  beschuppt 
ist;  ihr  Vorderkopf  ist  meist  gerade  oder  convex  ,  und  die  Augen 
gross.  Dahin  würden  dann  gehören:  Acara  lleckelii  J\lüll.  Trosch., 
Perca  bimaculala  und  punctata  Bloch  und  Acara  tetramerus ,  >  iridis, 
diadem«,  viltatus,  pallidus  ,  dorsiger,  marginatus,  dinierus,  nassa,  co- 
gnata,  unicolor  Heckel ,  so  wie  wahrscheinlich  einige  Castelnau'sche 
Arten.  Zwei  Arten  C.  pulchriim  n.  sp.  und  taenia  (Chromis  taenia 
Benn.)  werden  beschrieben. 

Crenicichla  frenata  Gill.   ib.   p.  38(J. 

ScombereSOCeS.  Belone  scmtator  Girard  Proc  Philadelphia  1858. 
p.  170  von  Texas. 

Hemiramphus  balinensis  Bleeker  Bali  3.   1.   c. 

Physos  tomi, 

Siluroidei.  Der  erste  Band  von  Blceker's  Prodromus 
ichlhyologiae  archipelagi  indici  enthält,  wie  bereits  oben  er- 


während  des  Jahres   185S.  87 

wähnt,  nur  die  Familie  der  Welse,  und  behandelt  dieselbe 
mit  aller  Ausführlichkeit.  Verf.  kennt  98  Arten  aus  dem 
indischen  Archipel.  In  einer  allgemeinen  geographischen 
Uebersicht  sind  überhaupt  513  Arten  enthalten.  Von  diesen 
gehören  423  in  des  Verf.  Familie  Siluroidei,  nämlich:  91  ar- 
chipelische, 126  asiatische,  37  afrikanische,  1  europäische, 
176  amerikanische ,  7  australische  und  5  unbekannten  Va- 
terlandes ;  —  8  in  seine  Familie  Aspredinoidei ,  sämmllich 
amerikanisch;  —  60  in  die  Familie  Loricarioidei,  gleichfalls 
alle  amerikanisch ;  —  22  in  die  Familie  Heterobranchoidei, 
worunter  7  archipelische ,  7  asiatische  und  9  afrikanische 
Arten.  —  Verf.  hat  ofTenbar  mehr  Gattungen  unterschieden, 
als  den  meisten  gegenwärtigen  Ichthyologen  zusagen  möch- 
ten, indessen  lässt  sich  nicht  läugnen,  dass  alle  diese  Gat- 
tungen auf  deutlichen  Differenzen,  namentlich  des  Gebisses, 
beruhen.  Es  kann  nur  zweifelhaft  sein,  welchen  Differenzen 
generischer  Werth  beizulegen  sein  wird,  und  da  werden  na- 
türlich die  subjectiven  Ansichten  äusserst  verschieden  sein. 
Die  Bezahnung,  Zahl  der  Girren,  die  Lage  und  Bedornung 
der  Flossen  ,  die  Lage  der  Augen  u.  s.  w.  sind  für  generi- 
sche  Trennung  benutzt.  —  Die  folgende  Uebersicht  mag  eine 
Einsicht  in  das  System  des  Verf.  verstatten. 

I.  Familie  Siluroidei.  Siluri  branchiis  siniplicibus  noti  appen- 
diciculatis,  ossibus  opercularibus  articulatis  mobilibus,  cute  niida  vel 
sciitis  osseis  iini  -  ad  biseriatis  vestita. 

1)  Siibfani.  Sisorichthoiciei.  Pinnae  dorsales  2,  anterior 
radiosa ,  posterior  adiposa  aculeala.  Corpus  laniinulis  vel  tuberculis 
osseis  sparsis.  Dentes  ore  infero  nnlli.  Cirri  niimerosi.  Gatt.  Sisor 
Buchan. 

2)  Subfam.  C  all  ich  thy  o  idei.  Pinnae  dorsales  2,  anterior 
radiosa,  posterior  adiposa.  Corpus  lateribus  scutis  spiniferis  vel  lami- 
nis  osseis  uni  -  vel  biseriatis  loricatum. 

Phalanx  A.  Callichthyini.  Laminae  osseae  biseriatae.  Pinna 
adiposa  acanthophora.     Gatt.  Callichthys  L.   Gron. 

Phalanx  B.  Doradini.  Scuta  spinifera  uniseriata.  Pinna  adiposa 
anacantha.     Gatt.  Doras  C.  V.,  Pseudodoras  Blkr. ,  Heniidoras  Blkr. 

3)  Subfaui.  B  a  grichtho  idei.  Pinnae  dorsales  duae,  anterior 
radiosa,  posterior  adiposa,  anacantha.  Corpus  nudum  vel  linea  laterali 
granis  osseis  aliquot  obsitum. 


88  Troschel:  Bericht  üb.    d.  Leist.    in  d.  Ichthyologie 

Phalanx  A.  Ariodotites.  Dentes  intermaxillares,  inframaxillares 
et  vomero-palatini. 

Cohors  a.  Bagrini.  Pinna  analis  mediociis  ,  dorsalis  adiposa 
bene  evoliita.  Galt,  Bagiichthys  Blkr.  ,  Bagroides  Blkr. ,  Leiocassis 
Blkr.,  Bagrus  Blkr.,  Pseudobagrus  Blkr.,  Chrysichlhys  Blkr.,  Octone- 
niatichthys  Blkr.,  Melanodactylus  Blkr.,  Rita  Blkr.,  (j!alei(;hthy.s  ßaird, 
Hexanematichthys  Blkr.,  Phractocephaliis  Ag.,  Platystoma  Ag.,  Selena- 
spis  Blkr.,  Sciades  Müll.  Trosrh.  ,  Cephalocassis  Blkr.,  Ketunia  Blkr., 
Gniritinga  Blkr.,  Sciadeichthys  Blkr.,  Ariodes  iMüll.  Trosch.,  Arius  C.Y., 
Genidens  Blkr.,  Ailurichthys  Baird  Gir.,  Osteogeneiosus  Blkr.,  Diplo- 
niystes  Dum.,   ßatrachocephalus   Blkr. 

Cohors  b.  Pangasini.  Pinna  analis  elongata ,  dorsalis  adiposa 
nidimentaria.  Gatt.  Eutropiiis  Müll.  Trosch.,  Lais  Blkr.,  Ilelicopha- 
giis  Blkr.,  Pangasiiis  C.V.,  Silundia  C.V.,   Davalla  Blkr. 

Phalanx  B.  Fivielodontes.  Dentes  intermaxillares  et  inframaxil- 
lares, vonierini  vel  palatini  niilli. 

Cohors  a.  Pimelodini.  Pinna  analis  mediocris,  dorsalis  adiposa 
bene  evoluta.  Gatt.  Pimelodus  Blkr.,  Akysis  Blkr.,  Glyptosternon  3IcCl., 
Olyra  McCl,,  Acrochordonichthys  Blkr.,  Gagata  Blkr.,  Pseudopimelodus 
Blkr.,  Zungaro  Blkr.,  Heplapterus  Blkr.,  Rhamdia  Blkr.,  Piniranipus 
Blkr.,  Auchenaspis  Blkr.,  Auchenipterus  Blkr.,  Trachycorystes  Blkr., 
Hemipimeh.dus  Blkr.,  RaniaBlkr.,  Erethistes  Müll.  Trosch.,  Conorhyn- 
chus  Blkr.,  Ketengus  Blkr.,  Callophysus  Müll.  Trosch.,  Bagarius  Blkr., 
Synodontis  Yal.;  Arges  Val. 

Cohors  b.  Euanemini.  Pinna  analis  elongata  ,  dorsalis  adiposa 
rudimentaria.     Gatt.  Euanemus  Müll.  Trosch.,  Ageneiosiis  Lac. 

Phalanx  C.  Anodontes.  Dentes  raaxillis  atque  palato  nulli.  Gatt. 
Hypophthalmus  Val. 

4)  Subfam.  Ailichthoidei.  Pinna  dorsalis  unica  adiposa. 
Corpus  nudum. 

Phalanx  A.  Malapterurini.  Dentes  vonierini  nulli.  Gatt.  Mala- 
pterurus  Lacep. 

Phalanx  B.  Ailianini.     Dentes  vonierini.     Gatt.  Ailia  Gray. 

5)  Subfam.  Silur ichthy d ei.  Pinna  dorsalis  unica  radiosa 
vel  nulla.     Corpus  nudum. 

Phalanx  A.  Celofsini.  Pinna  dorsalis  antica.  Dentes  niaxillis 
et  vonierini.     Porus  mucosus  axillaris.     Gatt.  Cetopsis  Ag. 

Phalanx  B.  Trachelioplerini.  Scutuni  valde  evolutum ;  pinna 
analis  elongata.     Dentes  vonierini  nulli.     Gatt.  Trachclioptcrus  C.V. 

Phalanx  C.  Trichomycteritii.  Pinna  analis  brevis ;  dorsalis  me- 
dia vel  postica.  Caput  non  scutatum.  Vesica  natatoria  nulla.  Gatt. 
Brontcs  C.V.,  Aslroblcpus  C.V.,  Kematogcnys  Gir.,  Schilbeodes  Blkr., 
Trichomycterns  e.V.,  Pareiodon  Kner,  Eremophilus  C.V.,  Vandellia  C.V. 


während  des  Jahres   1858.  89 

Phalanx  D.  Schilheini.  Pinna  dorsalis  antica  vel  niilla.  Den- 
tes  maxillis  et  vomero-palatini.  Analis  elongata.  Poriis  mucosus 
axillaris  nullus.  Gatt.  Schübe  Val.  e.  p.  ,  Schilbeichthys  Blkr. ,  Wal- 
lago  Blkr.,  ßelodontichthys  Blkr.,  Silurus  C.V.  e.  p.,  Silurichthys  Blkr., 
Silurodes  Blkr.,  Pseudosilurus  Blkr.,  Siluranodon  Blkr.,  Kryptopterus 
Blkr.,  Kryptopterichthys  Blkr.,  Micronema  Blkr.,  Phalacronotus  Blkr., 
Ilennsilurus  Blkr. 

6)  Subfani,  Flolosichlhyoidei.  Pinnae  dorsales  duae  ra- 
diosae,  dorsalis  posterior  et  analis  elongata  cum  caudali  unitae.  Cu- 
tis nuda. 

Phalanx  A.  Chacini.  Pinna  analis  duplex.  Dentes  vomerini 
nulli.     Gatt.  Chaca  C.V. 

Phalanx  B.  Flolosini.  Pinna  analis  unica.  Dentes  vomerini. 
Gatt.   Plotosus  Lacep. 

II.  Familie  Aspredinoidei.  Siluri  branchiis  simplicibus  non  ap- 
pendiculatis ;  ossibus  opercularibus  rudimentariis,  unitis,  immobilibus. 
Ossa  intermaxillaria  longitudinaliter  articulata.  Pinna  dorsalis  unica 
radiosa.     Corpus  nuduni. 

Phalanx  A.  Aspredini.  Cauda  gracilis  et  pinna  analis  longissi- 
mae  (capite  plus  quadruplo  longiores).  Gatt.  Aspredo  C.V.  e.  p., 
Aspredinichthys  Blkr. 

Phalanx  B.  Bunocephalini.  Cauda  et  pinna  analis  breves  (ca- 
pite breviores  vel  vix  longiores).  Gatt.  Bunocephalus  Kner  e.  p., 
Bunocephalichthys  Blkr. 

III.  Familie.  Loricarioidei.  Siluri  branchiis  simplicibus  non 
appendiculatis  ,  praeopeicujo  immobili,  corpore  cataphractis  circum- 
dato  ,  ore  infero,  pinna  dorsi  unica  vel  duplice.  Pseudobranchiae. 
Vesica  natatoria  nulla. 

Phalanx  A.  Loricarini.  Pinna  dorsali  unica.  Gatt.  Loricaria 
auct,,  Hemiodon  Kner,  Acestra  Kner,  Rhinelepis  Ag. 

Phalanx  B.   Hypostomini.     Pinnae  dorsales  duae. 

Cohors  a.  Inermes  vel  Ciypeati.  Interoperculum  anacanthum. 
Gatt.  Hypostomus  Ag. 

Cohors  b.  Ancistrini  vel  Lictores.  Interoperculum  valde  mo- 
bile fascia  aculeorum  armatum.  Gatt.  Chaetostomus  Kner,  Anristrus  Kner. 

IV.  Familie  Heferobranchoidei.  Siluri  systemate  respiratorio  e 
branchiis  et  apparato  accessorio  dendritico  vel  tubiformi  composito, 
ossibus  opercularibus  mobilibus  ,  pinna  dorsali  simplice  vel  duplice, 
cute  nuda,  Gatt.  lieterobranchus  GeofFr. ,  Ciarias  Gron.  ,  Saccobran- 
chus  C.V. 

Kner's  Kritische  Bemerkungen  über  Castelnau's  Silu- 
roiden,  als  Ergebniss  einer   genauen  Vergleiciiung  s.  in  un- 


90  Troschel:   Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

serem  Archiv  p.  344.  Dass  Verf.  nur  eine  verhältnissmässig 
geringe  Zahl  von  Arten  mit  den  ihm  bekannten  identificiren 
konnte,  schiebt  er  wohl  mit  Recht  auf  die  zu  wenig  aus- 
führlichen Beschreibungen. 

Agassiz  hat  einen  interessanten  Aufschluss  über  den 
Glanis  des  Aristoteles  gegeben.  Derselbe  ist  von  Cuvier  als 
der  gemeine  Wels,  Silurus  glanis,  gedeutet  worden.  Exem- 
plare, welche  Agassiz  aus  dem  Achelous  in  Acarnanien  er- 
hielt, und  mit  dem  Namen  Glanidia  bezeichnet  waren,  lassen 
ihn  nicht  zweifeln  ,  dass  er  es  mit  dem  echten  Glanis  zu 
thun  habe.  Dies  ist  ein  verschiedenes  mit  Silurus  verwand- 
tes Genus,  welches  Verf.  als  Glanis  Aristotelis  zu  beschrei- 
ben und  abzubilden  verspricht.  Beiläufig  werden  Notizen  über 
das  Laichen  und  das  Verhalten  dabei  von  Pomotis  und  Pi- 
melodus  catus  beigebracht.  Proceed.  of  the  American  Aca- 
demy  of  arts  and  sciences  Vol.  III.  1857.  p.  325. 

Pimelodus  vulpes  Girnvd  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  ITOaus  Texas. 

Gill  hat  1.  c.  p.  387  eine  Gattung  Pimelenotus  auf  Kosten 
der  Valenciennes'schen  Gattung  Pimelodus  gegründet,  und  meint,  die- 
selbe nehme  dieselbe  Sielle  in  Südamerika  ein  ,  wie  Pimelodus  in 
IVordamerika.  Nur  eine  Art  Pim.  Deppei  Müll.  Trosch.  lebt  auf  den 
Sandwichinseln.  Die  Hauptcharaktere  bestehen  in  der  sehr  langen 
Fettflosse,  den  6  Bartfäden,  einem  deutlichen  Kopfpanzer,  der  jedoch 
nicht  mit  dem  Schilde  vereinigt  ist.  Die  grosse  Aehnlichkeit  des 
Wamens  mit  Pimelodus  würde  zu  bedauern  sein,  weiiu  nicht  Blec- 
ke r  schon  den  Namen  Rhamdia  für  diese  Gattung  eingeführt  hatte. 
Verf.  zieht  dahin  P.  Sebae,  pati,  sapo,  Hilarii,  gracilis,  Penllandi  Val., 
F.  Sellonis,  Stegelichii  und  Deppei  Müll.  Trosch,  und  eine  neue  Art 
P.   Vilsoni   von  Trinidad. 

Gill  beschränkt  1.  c.  p.  393  die  Gattung  Callichthys  L.  auf  die 
Arten  mit  nackter  Brust,  denen  er  eine  neue  von  Trinidad  C.  Kneri 
hinzufügt.  —  Die  Arten  dagegen  mit  deprimirtem  Kopfe  und  durch 
die  Schulterknochen  gepanzerte  Brust,  wie  C.  laevigatus  Val.  be- 
zeichnet er  als  eigene  Gattung  H  oplo  s  fernum.  Dahin  gehören 
ferner  C.  littoralis  Hancock,  C.  albidus,  thoracatus,  longifilis  Val.  und 
C.  chiquitos  Castelnau,  C.  personatus  Ranz,  und  sulcatus  Kner  hält  der 
Verf.  für  identisch  mit  longifilis.  H.  laevigatum  und  eine  neue  Art 
H.  Stevardii  sind  beschrieben.  —  Aus  Swainsons  Gattung  Hoplo.<^oma 
wird  gleichfalls  eine  neue  Art  H.  aeneum  von   Trinidad  beschrieben. 

Die  Gattung  Ancistrus,  welche  Kner  von  Hjpostomus  abgetrennt 
hatte,  will  Gill  1.  c.  p.  408    weiter   in    zwei    G.iUungen  spalten,  die 


\Yährend   des  Jahres  1858.  91 

den  beiden  Kner'schen  Sectionen  entsprechen.  Dessen  Section  ß  nennt 
Gill  Pterygoplilichthys  mit  12  oder  mehr  Strahlen  in  der  Rük- 
kenflosse  und   mit  kleinen    Tlalten  am  Bauche. 

Unter  den  Fischen  des  Rio  das  Yelhas  in  der  Provinz 
Minas  fand  Reiniiardt  eine  neue  Gattung  Stegophilus, 
die  Verfasser  mit  Trichomycterus,  Eremopliilus  und  Vandellia 
zu  einer  besonderen  Gruppe  der  Welsfamilie  vereinigt.  Na- 
turh.  Forenings  vidensk.  Meddelelser  for  1858.  p.  79. 

Dieselbe  wird  charakterisirt  durch  zwei  Gruppen  starker  und 
spitzer  Dornen  oder  Haken,  welche  den  Kieniendcckel  und  den  Zwi- 
schenkiemendeckel bewalFnen  ,  ferner  durch  die  unge\\öhnlich  weit 
nach  hinten  stehende  Rückenflosse  ,  und  endlich  durch  den  Mangel 
der  Fettflosse,  der  Schwimmblase  und  der  Dornen  in  Brust-  und 
Rückenflosse.  In  zwei  Punkten,  nämlich  der  unteren  Lage  des  Mun- 
des und  den  sehr  kleinen  Kiemenspalten  stimmt  die  neue  Galtung,  den 
beiden  anderen  gegenüber  ,  mit  Vandellia  überein  ,  und  unterscheidet 
sich  von  letzterer  durch  die  Bezahnung.  Während  bei  Vandellia  nur 
5  Zähne  am  Yomer  gefunden  werden,  und  beide  Kiefer  ganz  zahnlos 
sind,  sind  bei  der  neuen  Form  die  Mundränder  in  beiden  Kiefern  in 
ganzer  Ausdehnung  nnt  kleinen  gekrümmten  Zähnchen  dicht  besetzt. 
Bei  der  Art  St.  insidiosus  sind  die  Flossenstrahlen  D.  2.7;  A.  2.5; 
P.  6;  V.  5;  C.  11.  —  Dieser  Fisch  lebt  pnrasitisch  in  der  Kiemen- 
höhle eines  grossen  Platycephalus,  den  die  Eingebornen  Sorubim  nen- 
nen, und  der  bei  diesen  in  dem  Rufe  steht ,  seine  Jungen  im  Munde 
zu  beschützen.  Gewiss  mit  Recht  eiklärt  Verf.  die  verbreitete  Sage 
durch  den  seltsamen  Parasitismus,  und  die  bekannten  ähnlichen  Fälle 
mögen  eine  ähnliche  Erklärung  finden. 

GyprinOidei.  Krauss  beschreibt  den  Bitterling,  Rhodeus  ama- 
rus,  welcher  bisher  aus  dem  Keckargebiete  noch  nicht  bekannt  war, 
aus  einer  Altlache  der  Enz  bei  Bietigheim  und  aus  dem  Böckinger 
See.     Württ.  Jahreshefte  XIV.  I.  1858.  p.  115. 

Gyprinodontes.  VVyman  hatte  Gelegenheit  fünf  Weibchen  von 
Anableps  (ironovii  .zu  untersuchen  ,  von  denen  vier  trächtig  waren. 
Er  hat  die  Fötus  als  einen  Beitrag  zur  Entwickelungsgeschichte  die- 
ser Fische  beschrieben  und  abgebildet.  Boston  Journal  of  natural 
history  1857.  Vol.  VI.  p.439. 

V.  31artens  hat  in  unserem  Archive  p.  152  erwiesen,  dass 
die  Cyprinodonten  in  Europa  nur  im  Brackwasser  vorkommen.  Da- 
bei sind  Cyprinodon  fasciatus  und  Hammonis  beschrieben  und  ab- 
gebildet. 

Poecilia  lineolata ,  Limia  poeciloides  und  L.  venusta  sind  neue 
Arten  von  Girard  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  170. 


92  Troschel:  Bericht  üb.  d,  Lcist.  in  d,  Ichthyologie 

Orestiadae.  Die  von  Gervais  aufgestellte  Gattung  Tel- 
lia  erkennt  Valenciennes  Comptes  rendus  XLV.  p.  715 
an,  und  vereinigt  dieselbe  mit  Oreslias  zu  einer  neuen  Fa- 
milie 0  restiadae.  Sie  unterscheidet  sich  von  den  Cypri- 
noiden  durch  den  Mangel  der  Bauchflossen. 

ChäfdCini.  Macrodon  ferox  und  Erythrinns  cineretis  sind  als 
neue  Arten  von  Trinidad  durch  Gill  1.  c.  p.  411  beschrieben. 

Die  Forniverschiedenheiten  innerhalb  der  Gattung  Tetragono- 
pterus  erachtet  Gill  1.  c.  p.  414  für  hinreichend,  um  darauf  generi- 
sche  Verschiedenheit  zu  gründen.  Mir  scheint  so  weit  greifende  Zer- 
spanung in  Gattungen  ,  wenn  nicht  andere  Charaktere  hinzutreten, 
mindestens  überflüssig.  Unser  Verf.  lässt  den  rhomboidalen  oder  rund- 
lichen Arten  den  Namen  Tetragonopterus,  die  länglich  ova- 
len Arten  nennt  er  P o  eciltirichthy  s.  Innerhalb  der  letzteren  Gat- 
tung unterscheidet  er  noch  weiter  zwei  Subgenera:  P o  ecilurichtky  s, 
wenn  die  Seitenlinie  zur  Schwanzflosse  reicht  ,  mit  drei  neuen  Arten 
von  Trinidad,  P.  Brevoortii,  taeniurus  und  pulcher ;  H emigr animus, 
wenn  die  Seitenlinie  auf  der  Mitte  des  Körpers  erlischt  ,  mit  einer 
neuen  Art  P.  (Hemigrammus)    tinilineatus. 

Curimatus  argenteus  wird  von  Gill  ib.  p.  422  als  neue  Art 
von  Trinidad  beschrieben. 

Eine  besondere  Gruppe  oder  Subfamilie  unterscheidet  Gill  ib. 
unler  dein^amen  St  ev  ar  clia7iae ,  die  allerdings  durch  den  Mangel 
der  Fettflosse  sehr  interessant  ist.  Durch  die  hintere  Stellung  der 
Rückenflosse  über  der  Afterflosse  ähnelt  sie  der  Gattung  Gasteropele- 
cus,  durch  die  schiefe  Mundspalte  Anostomus  und  Piabucina  ,  durch 
das  Gebiss  (oben  zwei  Reihen  ,  unten  eine  Reihe  mehr  spitziger 
Zähne)  Tetragonopterus.  Eigenthümlich  ist  der  Deckel,  welcher  sich 
iald  in  einen  hinteren  Dorn  ,  bald  in  einen  keulenförmigen  Fortsatz, 
bald  in  einen  dünnen  Faden  verläugert,  Verf.  unterscheidet  drei 
Gattungen,  die  wohl  besser  zu  einer  einzigen  Gattung  vereinigt  wären  : 

Stevar  (Ha  Gill.  Deckel  hinten  mit  einer  dreieckigen,  dorn- 
förmigen  Verlängerung  ,  Wangen  ganz  bedeckt  vom  grossen  dritten 
Suborbilalknochen  ;  Rückenflosse  nicht  viel  höher  als  lang;  Lappen 
der  Schwanzflosse   fast  gleich.     St.   albipinnis. 

Corynopoma  Gill.  Deckel  mit  einer  dreieckigen  hinteren  Er- 
weiterung, von  dessen  Ende  ein  kürzerer  oder  längerer  dünner  com- 
primirter  Fortsatz  entspringt;  Rückenflosse  viel  höher  als  lang;  Lap- 
pen der  Schwanzflosse  fast  gleich.     C-  Riisei  und  Veedonii. 

Nemalopoma  Gill.  Deckel  mit  einer  dreieckigen  Erweite- 
rung ,  deren  Spitze  sich  in  ein  langes  borsten."örmiges  Ligament  mit 
einer  Erweiterung  am  Ende  fortsetzt.  Wangen  ganz  bedeckt  vom  gros- 


wahrend  des  Jahres  1858.  93 

sen  dritten  Siiborbitalknochen  ;  Rückenflosse  viel   höher  als  lang;  un- 
terer Lappen  der  Schwanzflosse  länger  als   der  obere.     i\'.  Searlesii. 

Salmones.  In  einem  Teiche  bei  Saint  -  Cloud  ,  in  wel- 
chem vorher  noch  keine  Art  aus  der  Lachsfamilie  lebte,  ist 
es  gehingen  Foreilen  durch  künstliche  Fischzucht  in  Menge 
aufzuziehen.  So  berichtete  Costa  der  Pariser  Akademie. 
Vergl.  Revue  et  mag.   de  zool.  p.  129. 

Die  Bemerkungen,  welche  Harris  über  Salnio  Gloverii  Gir.  in 
Proc.  Philadelphia  1858  p.  136  machte,  beziehen  sich  besonders  auf 
seine  Farbe,  Voikommen  ,  Lebensweise  u.  s.  w.  Die  Männchen  be- 
kommen zur  Begaftungszeit  einen  hakenförmigen  Unteikiefer,  wie  un- 
sere sogenannten  Hakenlachse. 

Zill  hat  Forellen,  welche  durch  Lapasset  in  dem  obersten 
Zuflüsse  des  Oued  -  Z'hour  in  Algerien  in  Menge  gefunden  worden, 
von  der  Europülschcn  Forelle,  Salmo  fario  L.  ,  nicht  unterscheiden 
können.  Für  den  Fall,  dass  bei  unmiltelbarer  Vergleichung  sie  sich 
dennoch  als  spccifisch  verschieden  ausweisen  sollte,  behält  er  ihr  den 
Kamen  Salmo  Lapasseti  vor.  Annales  des  sc  nat.  IX.  p.  126.  — 
Ofl'enbar  denselben  Fisch  ,  denn  die  Exemplare  sind  ebenfalls  durch 
Lapasset  geliefert,  bildet  A.  Dumeril  als  Salar  macrostigma  ab.  Er 
unterscheidet  sich  durch  grosse  schwarze,  rundliche,  regelmässig  an 
den  Seiten  gestellte  Flecke  und  durch  etwas  andeie  Flossen.  Der 
Zill'sche  Name  möchie  wohl  die  Priorität  haben  ,  obgleich  freilich 
Dumeril  das  Verdienst  gebührt,  die  Art  sicher  unterschieden  zu  haben. 
Revue  et  Mag.  de  Zoologie  p.  396. 

Farionella  fasciata  Philippi  dies  Archiv  p.  310  aus  den  Bächen 
von  Valdivia. 

lieber  Girard's  „Report  upon  the  Fishes  of  the  U.  S.  P.  R.  R. 
Explorations  and  Survey's"  habe  ich  noch  nicht  berichten  können, 
Meil  mir  der  entsprc;  hende  Band  des  Werkes  noch  nicht  zugänglich 
geworden  ist.  Verf.  berichtigt  nun  in  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  224, 
dass  der  dort  beschriebene  Fario  Gairdneri  nicht  der  Salmo  Gairdneri 
Richards,  sei,  sondern  eine  neue  Art  ,  die  er  Fario  Newbei-rii  nennt. 
Ferner  wird  berichtigt,  dass  die  dort  aufgestellte  Gattung  Thaleich- 
thys  nicht  in  die  Kähe  von  Osmerus,  sondern  viehuehr  in  die  IVähe 
von  Mallotus  gehöre  ,  von  ihr  aber  durch  die  vordere  Stellung  der 
Rücken-  und  ßauchflosse  ,  durch  die  kleinen  lanzettförmigen  Brust- 
flossen und  durch  der^  Mangel  von  Rieferzähnen  unterschieden  ist.  Die 
Art  Thaleichthys  Stevensi  wird  für  identisch  mit  Salmo  (Mallotus?) 
pacificus  Richards.  Fauna  boreali-americana  erkannt,  daher  ihr  der 
Käme  Thaleichthys  pacificus  zukomme. 

v.  Siebold  hat  sich  überzeugt,  dass  derKilch  des  Bodensees, 


94  Troschel:    Bericht  üb.   d.  Leist.  in  d.  Ichthyologie 

Coregonus  acronius,  welcher  nur  in  Tiefen  von  30— 40  Klaftern,  also 
unter  einem  Drucke  von  7%  Atmosphären  lebt  ,  an  die  Oberfläche 
mittelst  des  Netzes  aufgezogen,  einen  dick  aufgeschwollenen  Bauch 
bekommt  und  bald  stirbt.  Die  Ursache  ist  die  starke  Ausdehnung  der 
Schwimmblase.     Zeitschr.  für  wiss.  Zoologie  IX.   p.  295. 

Galaxiae.  Galaxias  minuhis  und  punctulatus  Philippi  dies  Ar- 
chiv p.  309  von  Yaldivia. 

Glupeacei.  Nach  Kr  au  SS  kommen  die  Maifische  (Alaiisa  vul- 
garis) jetzt  nur  noch  selten  im  Neckar  bis  nach  Heilbronn  hinauf, 
weil  sie  bei  Heidelberg  weggefangen  werden.  Württemb.  Jahresh. 
XIV.  p.  55. 

Coilia  Rebentischii  Bleeker  Borneo   12.  1.  c. 

Bei  Long-Island  wurde  ein  riesiger  Fisch  gefangen,  denGirard 
für  verschieden  von  Megalops  atlanficus  hält  und  den  er  Megalops 
elongatus  nennt.     Proc.  Philadelphia  1858.  p.  224. 

Muraenoidei.  in  dieser  Familie  haben  wir  eine  neue  Art  und 
zwei  neue  Caltungen  von  Girard  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  171  zu 
erwähnen  ,  nämlich  Änguilla  lijranmis  aus  der  Mündung  des  Rio 
grande  del  Norte  ;  Neomuraena  nigromarginata  von  Texas  und 
Neoconger  mucronutus  ebendaher.  Neomuraena  ist  durch  den  Man- 
gel der  paarigen  Flossen  ,  eine  J.ängsreihe  Yomerzähne  und  dadurch 
charakterisirt  ,  dass  die  vorderen  Kieferzähne  die  grössten  sind.  — 
Neoconger  hat  Brustflossen,  zu  einem  häutigen  Rande  reducirte  Rük- 
ken-  und  Afterflosse,  kürzeren  Unterkiefer,  winzige  Kieferzähne  in 
mehreren  Reihen,  einen  Haufen  solcher  Zähne  vorn  auf  dem  Vonier 
und  eine  Längsreihe  auf  dessen  Mittellinie. 

Neue  aalartige  Fische  von  Bleeker  sind  :  Muraena  cklorosti- 
gnia  von  Prigi,  Yisschen  van  Java's  Zuidkust  1.  c. ;  Muraena  Brum.' 
meri  Timor  4,  bei  welcher  Gelegenheit  Bl.  von  den  41  Arten  seiner 
Sammlung  das  Verhältniss  der  Körperhöhe  zur  Kopflänge,  so  wie 
die  Zahl  dei  Fiossenstrahlen  angiebt;  Myrophis  heterognalhus  Japan  5 
von  Nagasaki  abgebildet  Taf.  3.  fig.  1  ;  Sphagcbrancluis  Katipii  Ce- 
lebes  12.  1.  c. 

Lophobranchii. 

Kaup's  „Calalogue  of  LophobranchiateFish  in  the  col- 
lection  of  the  British  Museum"  ist  erschienen,  mir  aber  bis- 
her noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

Ein  lebendes  Exemplar  von  Syngnathus  aequoreus  wurde  von 
Leckenby  beobachtet,  und  Annais  nat.  hist.  II.  p.  416.  pl.  Xll  ab- 
gebildet. Verf.  hält  es  für  ein  Männchen  ,  weil  das  Weibchen  einen 
achteckigen  Körper  besitzen  soll,  den  dieses  Exemplar  nicht  zeigt. 


wählend  des  Jahres  1858.  95 

Neue  Arten  von  Bleeker  :  Syngnathus  melanopleura,  Ander so- 
nii  ^  telrophlhahnns  ^on  Kova  Selma,  Kokos  eilanden  5.  1.  c.  ;  Syn- 
gnathus hoilomalodon  Japan  5  von  Nagasaki  abgebildet  Taf.  1.  Fig.  1. 

Ganoidei. 

ChondrOStei.  Welr  Mitchell  beschrieb  Blut- Krystalle  des 
Stör.     Froc.  Philadelphia,    biological  departnient  1858.  p.  2. 

Selachii. 

V.  Brackel  schrieb  eine  auf  eigenen  Beobachtungen 
sich  stützende  Inaugural-Dissertatipn  „de  cutis  organo  quorun- 
dain  animalium  ordinis  plngiostomorum  disquisitiones  micro- 
scopicae.  Dorpati  Livonorum  1858."  Mit  einer  Tafel  Ab- 
bildungen. 

Verf.  unterscheidet  an  den  harten  Theilen  der  Haut  bei  den 
Plagiostonien  die  Basis,  welche  von  der  Haut  bedeckt  wird,  und  einen 
freien  Theil.  Ist  letzterer  durch  einen  Hals  von  der  Basis  abgesetzt, 
welchem  eine  schiefe  oder  horizontale  Lamelle  aufsitzt,  dann  nennt 
er  das  Organ  ein  Schild  (scutuni)  ,  trägt  dagegen  die  Basis  einen 
kegel  form  igen  Fortsatz,  Stachel  (aculeus).  Er  hat  nun  solche  Schil- 
der von  Carrharias  glautus.  Mustelus  vulgaris,  Rhinobatus  undulatus, 
Pristis  antiquorum  ,  Sphyina  usalleus  histologisch  untersucht;  ebenso 
die  Stacheln  von  Raja  clavata,  niarginata  ,  miraletus  ,  Schultzii  und 
Spinax  niger.  Endlich  hat  er  auch  das  Corium  der  Plagiostonien  un- 
tersucht. Die  Hautknochen  und  die  Zähne  dieser  Thiere  hält  er  für 
ähnliche  Bildungen. 

Squali.  Carchavias  (Frionodon)  hornecnsis  Bleeker  Borneo  12. 1.  c. 

Rajae.  Malm  beschrieb  Raja  circularis  Couch  als  neu  für  die 
skandinavische  Faiiua  und  gab  einen  Beitrag  zur  Kenntniss  dreier 
anderer  Arten,  die  dieser  Fauna  angehören,  nämlich:  R.  lintea  Fries, 
R.  batis  L.  und  R.  vomer.  Öfversigt  af  Kongl.  vetenskaps-akademiens 
Förhandlingar.  1857.  p.  187. 

Holmes  hat  den  Diabolus  mariuus  Catesby  (Cephaloptera  vam- 
pirus  Mitch.)  zu  einer  neuen  Gattung  erhoben  und  nennt  ihn  Dia- 
bolichthys  Elliotti.  Die  Gattung  unterscheidet  sich  von  Cephalo- 
ptera durch  eine  modificirte  zweite  Rückenflosse  an  der  Basis  des 
Schwanzes,  die  einen  nicht  sichtbaren,  sondern  rudimentären  in  eine 
knochige  Basis  eingesenkten  und  von  der  Haut  des  Schwanzes  be- 
deckten Dorn  hat,  der  einen  Knopf  oder  eine  Beule  hinter  der  ersten 
Rückenflosse  bildet.  Hinter  dem  Knopfe  ist  eine  Grube  oder  eiu 
Eindruck    auf  der  Oberfläche  des  Schwanzes    von    zwei  bis  drei  Zoll 


96  Troschel:  Bericht    üb.   d.  Leistungen  u.  s.  w. 

Länge  ,  und  eine  andere  Grube  von  1  Zoll  Länge  am  hinteren  Ende 
der  Beule.  In  den  übrigen  Charakteren  stimmt  sie  mit  Cephaloptera 
überein.  Proceedings  of  the  Elliot  society  of  natural  history  of  Char- 
leston, South-Carolina.  1856.  July  p.  39. 

Cyclostomi. 

Philippi  fand  in  den  süssen  Gewässern  von  Valdivia  zwei 
neue  Arten  Querdcr,  Ammocoetes  caernlevs  und  Landbevki,  die  er  in 
unserem  Archive  p.  306  beschrieb.  Sie  sind  gewiss  nur  Larvenfor- 
men von  Petromyzon  -  ähnlichen  Fischen  ,  deren  Zugehörigkeit  noch 
festzustellen  sein  wird. 

Derselbe  stellte  ib.  eine  neue  Gattung  der  Rundmäuler  unter 
dem  Namen  Chilopterus  auf,  von  der  gleichfalls  vermuthet  werden 
kann  ,  dass  sie  nur  ein  Larvenzustand  sei.  Einen  Speciesnamen  hat 
die  Art  noch  nicht  bekommen. 

Girard  gab  uns  Kenntniss  von  dem  Vorkommen  einer  der 
Myxine  glutinosa  nahe  verwandten  Art  an  der  Nordost-Küste  Ameri- 
kas, die  er  M.  limosa  nennt.  Sie  wurde  an  der  Insel  Grand  Manan 
gefangen.     Proc.  Philadelphia  1858.  p.  223. 


Bericiit  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  in  der 

Naturgeschichte   der   niederen  Thiere  während  des 

Jahres  1858. 


Von 

Dr.  Rud.  Leuckart; 

Professor  in  Giessen. 


Allgemeines. 


Van  Beneden  wiederholt  die  von  ihm  schon  bei 
einer  früheren  Gelegenheit  (J.  B.  XX.  S.  306)  ausgespro- 
chene Ansicht,  dass  das  Verhältniss  der  thierischen  Embryo- 
nen zu  dem  Dotter,  auf  dem  sich  dieselben  entwickeln,  in 
ähnlicher  Weise,  wie  das  Verhältniss  der  pflanzlichen  Em- 
bryonen zu  ihren  Codyledonen ,  für  die  natürliche  Syste- 
matik maassgebend  sei  und  theilt  die  Thiere  demgemäss  in 
drei  grosse  Abtheilungen ;  Hypocotyles  ou  Vertebres  mit 
rückenständigem  Dotter,  Epicotyles  ou  Articules  mit  bauch- 
ständigem Dotter  und  Allocolyles  ou  Mollusques  et  Radiaires 
mit  centralem  Dotter.  In  der  letzten  Abtheilung  unterschei- 
det Verf.  als  Klassen  die  Mollusques  ,  Vers ,  Echinodermes, 
Polypös  (=:  Coelenterata),  Foraminiferes  und  infusoires.  Mem. 
sur  les  vers  intestinaux.  Paris  1858.  p.  348. 

Es  dürfte  hier  nicht  am  Platze  sein  ,  die  Frage  zu 
erörtern ,  in  wie  weit  es  überhaupt  zulässig  ist,  die  Ergeb- 
nisse der  Entwickelungsgeschichte  für  die  Systematik  zu  ver- 
werthen  ,  aber  das  scheint  Ref.  ausser  Zweifel,  dass  eine 
Abtheilung  der  Allocotylen,  die  die  heterogensten  Typen  in 
sich  einschliesst ,  neben  den  so  positiv  charakterisirten 
Wirbelthieren  und  Articulaten  nicht  haltbar  ist.  Bewundern 
wir  es  doch  gerade  als  eine  der  wichtigsten  und  glücklich- 
sten Reformen  Cuvier's,  dass  er  in  der  Abtheilung  der  Lin- 

Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  G 


98     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

neischen  Würmer  eine  Anzahl  grösserer  Gruppen  als  natür- 
liche Einheiten  nachwies.  Was  uns  aber  hier  in  Form  der 
Allocotylen  geboten  wird ,  ist  nichts  Anderes,  als  wiederum 
die  Linneische  Abtheilung  der  Würmer  ,  deren  Glieder  im- 
merhin gewisse  allgemeine  Normen  der  Entwickelungsweise 
mit  einander  gemein  haben  mögen  (obgleich  auch  das 
nicht  durchgreifend  ist,  wie  die  Cephalopoden ,  Salpen  und 
viele  Anneliden  beweisen),  aber  nach  ihrer  Organisa- 
tion, welche  doch  am  Ende  für  den  Systematiker  noch  be- 
deutungsvoller ist,  kaum  irgendwie  unter  demselben  Gesichts- 
punkte aufgefasst  werden  können.  Oder  wie  könnte  man 
den  Typus  einer  Qualle  etwa  mit  dem  einer  Nereide  oder 
eines  Tintenfisches  vereinigen?  Will  man  sich,  nach  Art  un- 
serer Naturphilosophen,  damit  begnügen,  alle  diese  Thiere 
trotz  ihrer  Verschiedenheit  für  „Bauchthiere"  zu  erklären  ? 
Doch  nein,  die  Principien  der  Cuvier'schen  Systematik  sind 
nicht  umsonst  in  unserer  Wissenschaft  lebendig  gew^orden. 
Aber  damit  soll  nicht  gesagt  sein,  dass  das  System  dieses 
grossen  Forschers  nun  unverändert  und  unübertroffen  für 
alle  Zeiten  dastehn  würde.  Wir  berufen  uns  hier  auf  einen 
Mann,  der  an  Verdienst  und  unsterblichem  Ruhme  Guvier 
gleichsteht,  auf  J.  Müller,  den  wir  jetzt  leider  gleichfalls 
schon  der  Zahl  unserer  grossen  Todten  beirechnen.  In  einem 
Aufsatze  „über  Zoophyten  und  Strahlthiere"  (Arch.  f.  Anat.  u. 
Physiol.  1858.  S.  90 — 105),  der  an  geschichtlichen  und  kriti- 
schen Bemerkungen  so  reich  ist  und  den  Standpunkt  unseres 
Verf.'s  den  neuen  Bestrebungen  nach  einer  natürlichen  Ein- 
theilung  der  Thiere  gegenüber  in  mehrfacher  Beziehung 
kennzeichnet,  spricht  sich  derselbe  unumwunden  dahin  aus, 
dass  die  Cuvier'sche  Eintheilung  in  vier  Abtheilungen  „der- 
malen gänzlich  veraltet  sei,"  und  dass  „zumal  die  Vorstellung 
von  Radialen  oder  Zoophyten  als  letzte  Grundform  im  Thier- 
reiche,  sofern  sie  alle  niederen  Thiere  umfassen  sollte,  gänz- 
lich aufgegeben  werden  müsse."  Eine  Abtheilung  Radiaria  als 
grössere  Abtheilung  des  Thierreichcs  könne  heut  zu  Tage 
ausser  den  Echinodermen  und  Coelenteraten  höchstens  noch 
die  echten  Bryozoen  umfassen ,  doch  scheine  es ,  dass  die 
radiäre   Form    überhaupt    kein    Eintheilungsprincip    abgebe, 


der  niederen  Thiere  während  des  Jnhres  1858.  99 

da  sie  auch  bei  den  nächsten  Verwandten  der  Polythah- 
mien  wiederkehre. 

Ogilvie,  the  niaster-builders  plane  or  the  principles 
of  organic  architecture  as  indicated  in  the  typical  forms  of 
animals  (London  1858.  156  Seiten)  giebt ,  nach  einer  dem 
Ref.  zu  Gesicht  gekommenen  kurzen  Anzeige,  eine  mehr  po- 
puläre Darstellung  der  thierischen  Organisalionsverhältnisse 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  grösseren  (Cuvier'schen) 
Abtheilungen. 

Gleiches  gilt  auch  von  dem  die  Thiere  betreffenden  Ab- 
schnitte InBronn's  „morphologischen  Studien  über  die  Ge- 
staltungsgesetze der  Naturkörper  überhaupt  und  der  organi- 
schen insbesondere'^  (Leipzig  und  Heidelberg  1858.  481  S.), 
so  wie  von  Carpenter,  Zoology,  being  a  systematic  ac- 
count  of  the  general  structure,  habits,  instincts  and  uses  of 
the  principal  families  of  the  animal  kingdom ,  new  edit.  re- 
vised  by  Dallas  (2  Vol.  1857  u.  1858) ,  nur  dass  letzteres 
Werk  auch  die  niedern  Gruppen  des  Systems  in  einer  mehr 
eingehenden  Weise  behandelt. 

Von  Milne  Edwards  erhielten  wir  die  ersten  Bände 
einer  vergleichenden  Physiologie  und  Anatomie  (Legons  sur 
la  Physiologie  et  i'anatomie  comparee.  Paris  in  8.  von  1857 
an) ,  eines  Werkes  ,  in  dem  nicht  bloss  eine  vollständige 
Sammlung  des  zootomischen  Materiales  niedergelegt  ist,  son- 
dern weiter  auch  der  Versuch  gemacht  wird  ,  die  Resultate 
der  physiologischen  Forschung  für  unsere  Kenntnisse  von 
den  thierischen  Organisationsverhältnissen  zu  verwerthen. 
Vielleicht  hätte  dieser  Versuch  in  praxi  etwas  consequenter 
durchgeführt  werden  können.  Es  will  uns  wenigstens  schei- 
nen, als  ob  die  beiderlei  Betrachtungen  des  Verf.'s,  die  ana- 
tomischen und  physiologischen ,  mehr  neben  einander  ablie- 
fen als  sich  gegenseitig  durchdrungen  hätten.  Doch  das 
beweist  wohl  nur  so  viel,  dass  eine  vollständige  physiologi- 
sche Analyse  des  thierischen  Organismus  heutigen  Tages 
noch  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört.  Dem  Werthe  des 
Werkes  geschieht  dadurch  kein  Abbruch.  Wir  begrüssen 
dasselbe  im  Gegentheile  als  eine  der  bedeutendsten  Erschei- 
nungen   auf  dem   Gebiete   unserer    zoologischen    Litteratur, 


100     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

als  ein  Unternehmen,  das  den  Bedürfnissen  unserer  Wissen- 
schaft eine  zeitgeniässe  Rechnung  trägt  und  sich  durch  den 
Reichthum  und  die  Gediegenheit  des  Inhaltes  in  würdiger 
Weise  den  berühmten,  gleichfalls  am  Pariser  Pflanzengarten 
entstandenen  Legons  d'anatomie  comparee  anreiht.  Die  bis 
Ende  1858  erschienenen  drei  Bände  handeln  über  das  Blut, 
die  Vorgänge  und  Organe  der  Athmung,  so  wie  über  den 
Bau  der  Circulationsapparate.  Dass  Verf.  dabei  auch  die 
niederen  und  niedrigsten  Thiore  in  den  Kreis  seiner  Beob- 
achtungen gezogen  hat  und  überall  auf  der  Höhe  unserer 
Wissenschaft  steht,  bedarf  wohl  kaum  einer  besonderen  Be- 
merkung. 

Referent  hat  schon  in  seinem  ersten  Berichte  (Bd.  XX. 
S.  293)  auf  ein  unter  dem  Titel:  the  powers  of  the  Creator 
von  Dal  y eil,  dem  Verf.  der  rare  and  remarkable  animals 
of  Scotland  (J.  B.  XX.  S.  302)  herausgegebenes  mehrbändiges 
Werk  aufmerksam  gemacht.  Trotz  mehrfacher  Versuche  war 
es  ihm  damals  nicht  gelungen ,  dieses  seltene  und  kostbare 
Werk  zur  Benutzung  zu  bekommen.  Erst  vor  Kurzem  ist 
ihm  diese  Gelegenheit  geworden  ,  und  beeilt  er  sich  ,  hier 
noch  nachträglich  über  den  reichen  Inhalt  desselben  zu  be- 
richten ,  zumal  das  betreffende  Werk  auch  sonst  nur  wenig 
bekannt  geworden  ist.  Der  vollständige  Titel  des  Werkes 
lautet;  the  powers  of  the  creator  displayed  iu  the  crea- 
tion;  or  observations  on  live  amidst  the  various  forms  on 
the  humbler  tribes  of  animal  nature  with  praclical  comments 
and  illustrations.  London  1851.  Vol.  I.  268  S.  in  Ouart  mit 
70  colorirlen  Kupfertafeln;  1853.  Vol.  II.  327  S.  mit  46  Ku- 
pfertafeln. Der  Inhalt  desselben  fällt  grösstentheils  unserem 
Berichte  anheiin ;  er  besteht,  abgesehen  von  der  Einleitung 
über  Zeugung,  Entwickelung,  Lebensdauer  u.  s.  w.  (Vol.  I. 
p.  1 — 16),  aus  Beobachtungen  über  Echinodermen  (p.  17 — 138), 
Crustaceen  (p.  139 — 253)  und  Wasserspinnen  (p.  254 — 266), 
so  wie  über  Würmer  (Vol.  II.  p.  1 — 266)  und  Nacktschnecken 
(p.  267— 327).  Die  Methode  der  Beobachtung  und  Darstellung 
ist  dieselbe,  wie  in  den  rare  and  rem.  animals  und  dürfte 
das  spätere  Werk  überhaupt  als  deren  Forlselzung  betrachtet 
werden  können.  Die  Abbildungen  sind  in  natürlicher  Grösse 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  101 

oder  doch  nur  wenig  vergrössert ,  so  dass  sie  ,  trotz  ihrer 
augenscheinlichen  Naturwahrheit,  für  die  systematische  Be- 
stimmung nicht  überall  ausreichen.  Es  ist  dies  um  so  mehr 
zu  bedauern,  als  der  Verf.  ohne  zureichende  Benutzung  und 
Kenntniss  der  Litteratur,  überhaupt  mehr  als  Laie  und  Lieb- 
haber gearbeitet  und  manche  schon  anderweitig  benannte 
Arten  als  neu  beschrieben  hat.  (In  vielen  Fällen  ist  es  übri- 
gens schwer ,  die  vom  Verf.  neu  beschriebenen  Arten  als 
solche  ausfindig  zu  machen ,  da  bei  der  Benennung  fast 
nirgends  auf  andere  Autoren  und  deren  Beschreibungen 
Rücksicht  genommen  wird.  Die  Kritik  dürfte  überhaupt  die 
schwächste  Seite  des  ganzen  Werkes  sein.)  Trotzdem  aber 
ist  das  vorliegende  Werk  eine  der  wichtigsten  Quellen  für  die 
Kenntniss  von  der  Naturgeschichte  der  nordeuropäischen,  zu- 
nächst schottischen  Meeresfauna.  Ein  Weiteres  siehe  bei  den 
oben  genannten  einzelnen  Gruppen.  (Im  vergangenen  Jahre 
soll  noch  ein  dritter  Band  mit  einer  Lebensgeschichte  des 
schon  vor  Herausgabe  des  zweiten  Theiles  verstorbenen  Verf.'s 
erschienen  sein.) 

Gosse,  a  manual  of  marine  zoology  for  the  british 
isles  1.  London  1855,  ist  uns  unbekannt  geblieben.  Gleiches 
gilt  von  einigen  anderen  ,  zum  Theil  schon  früher  erschie- 
nenen Werken  desselben  Verf.'s  (naturalist's  rambles  on  the 
Devonshire  Coast  1853,  Tenby  1856,  handbook  of  the  marine 
aquarium  1857),  die  in  ansprechender,  allgemein  verständ- 
licher Form  über  Bau  und  Lebensweise  der  niederen  See- 
thiere  handeln  und,  wie  es  scheint,  zu  den  besten  Erzeug- 
nissen der  in  England  so  beliebten  zoologischen  Salonlitteratur 
gehören. 

Unter  den  neueren  Werken  dieser  Art  dürfte  weiter 
zu  erwähnen  sein:  Rymer  Jones,  the  aquarian  naturalist, 
a  manual  for  the  sea-side  London  1858,  und  Lowes,  Sea- 
side  studies.  London  1858,  letzteres  auch  in  deutscher  Ue- 
bersetzung:  Naturstudien  am  Seestrande.  Küstenbilder  aus 
Devonshire,  den  Scilly-Inseln  und  Jersey  (Berl.  1859,  396  S. 
in  kl.  Octav  mit  6  Tafeln)  ,  auf  die  wir  im  Laufe  unseres 
Berichtes  noch  mehrfach  zurückkommen  werden.  Das  letz- 
tere Werk ,    das  uns    den   bekannten  Verfasser  von  Göthe's 


102 


Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 


Leben  und  Schriften  auch  als  Zoologen  kennen  lehrt,  mag 
zugleich  eine  Probe  jener  halb  belletristischen,  halb  wissen- 
schaftlichen Schriften  sein,  die  den  Laien  wie  den  Fachmann 
in  gleicher  Weise  interessiren  und  gewiss  nicht  Geringes 
zur  Popularisirung  unserer  Wissenschaft  beitragen.  Wir  Deut- 
schen haben  dieser  ganzen  umfassenden  Litteratur  höchstens 
die  bekannten  Schriften  von  C.Vogt  an  die  Seite  zu  setzen. 
Gräffe  publicirt  „Beobachtungen  über  Radiaten  und 
W  ürmer  in  Nizza«  (Abdruck  aus  dem  XVIl.  Bande  der  Denk- 
schriften der  schweizerischen  naturf.  Gesellsch.)  Zürich  1858, 
59  S.  in  Quart  mit  10  Tafeln,  die  später,  besonders  bei  den 
Coelenteraten,  noch  mehrfach  werden  von  uns  angezogen 
werden,  und  uns  auch  hier  insofern  interessiren,  als  sie  in 
der  Einleitung  (S.  6—10)  einige  Angaben  über  das  zeitwei- 
lige Auftreten  der  pelagischen  Thierformen  im  Golfe  zu  Nizza 
und  Villafranca  enthalten. 

Die  „Untersuchungen  über  niedere  Seethiere"  von 
Leuckart  und  Pagenstecher  (Arch.  für  Anat.  u.  Phy- 
siol.  1858.  S.  558—614.  Taf.  XVllI— XXIIl)  enthalten  Beob- 
achtungen über  Amphioxus ,  Pilidium ,  Tomopteris,  Sagitta, 
Echinobothrium  und  Spio,  die  mit  Ausnahme  der  erstem  un- 
serem Berichte  über  Würmer  anheimfallen. 

Von  Fresenius  erhielten  wir  „Beiträge  zur  Kenntniss 
mikroskopischer  Organismen"  (Abhandl.  der  Senkenb.  naturf. 
Gesell,  ü.  L858.  S.  211—242.  Tab.  X— XU)  mit  Beobachtun- 
gen über  Räderthiere,  Infusorien,  meist  aus  der  Gruppe  der 
Flagellata,  und  Rhizopbden. 

Schneider  macht  (Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  1858. 
S.  323)  darauf  aufmerksam ,  dass  die  Leibeshöhle  und  auch 
die  inneren  Organe  der  Holothurien  eine  reiche  Fundgrube 
parasitischer  Thiere  seien.  In  ersterer  linden  sich  nament- 
lich gewisse  (bei  Synapta  schon  von  Andern  beobachtete) 
flottirende  Körperchen  von  brauner  Farbe,  die  ausser  zahl- 
reichen amöbenartigen  Körperchen  und  Gregarinen  auf  allen 
Entwickelungsstiifeji  auch  Crustaceen  und  Turbellarieneier 
einschliessen.     Ein  Weiteres  über  diese  Schmarotzer  s.  u. 

Ebenso  hebt  Cohn  hervor,  dass  das  in  tiefen  Schach- 
ten vegelirende  Ercboncma  in  seiner  Gallerlmasse  eine  ganze 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  103 

Fauna  beherberge  ,  die  von  der  der  Tagwelt  freilich  weder 
an  Gattungen,  noch  auch  vielleicht  an  Arten  verschieden  sei. 
Unter  den  betreffenden  Thieren  werden  aufgeführt:  Anguil- 
luliden ,  Macrobioten  ,  Rotiferen  (mit  R.  vulgaris  verwandt, 
aber  durch  zwei  Augen  ausgezeichnet),  Cyclopen,  Borsten- 
würmer,  Mückenlarven  und  Infusorien.  35.  Bericht  der  schle- 
sischen  Gesellsch.  für  vaterländische  Cultur.  S.  105. 

Nach  Ehrenberg's  Untersuchungen  linden  sich  auch 
in  den  heissen  Quellen  Ischia's  (05^)  zahlreiche  lebende 
Microzoen  ,  besonders  Räderthiere  und  Infusorien.  Berliner 
Monatsberichte  1858.  S.  494. 

Davaine  unterwirft  die  bekannte,  wenn  auch  früher 
oftmals  bezweifelte  Austrocknungsfähigkeit  gewisser  niederer 
Thiere  einer  näheren  Untersuchung  (recherches  sur  la  via 
latente  chez  quelques  animaux  et  quelques  plantes,  Cpt.  rend. 
Soc.  biolog.  1856.  p.  225)  und  findet,  dass  diese  Fähigkeit 
nur  solchen  Arten  innewohnt,  die  unter  Verhältnissen  leben, 
in  denen  sie  abwechselnd  der  Feuchtigkeit  und  Trockenheit 
ausgesetzt  sind.  Die  verwandten  Arten,  die  beständig  im 
Wasser  leben,  sterben  beim  Austrocknen.  (Scheint  auf  die 
Infusorien  nicht  anwendbar.  Ref.)  Ann.  des  sc.  nat.  T.  X. 
p.  335—337. 

Auch  Cohn  macht  einige  Bemerkungen  „über  das  Wie- 
deraufleben der  durch  Austrocknung  in  Scheintod  versetzten 
Thiere  und  Pflanzen.''     A.  a.  0.  S.  48. 

van  Beneden  handelt  bei  Gelegenheit  der  Entwicke- 
lungsgeschichte  der  Helminthen  über  den  Generationswechsel 
(digenese)  im  Allgemeinen  (L.  c.  p.  287 — 309).  Er  schildert 
die  Entwickelung  unserer  heutigen  Kenntnisse  über  diese 
eigenthümliche  Art  der  Fortpflanzung ,  verfolgt  das  Auftre- 
ten derselben  in  den  verschiedenen  Thiergruppen  und  spricht 
sich  schliesslich  (in  Uebereinstimmung  mit  Ref.)  dahin  aus, 
dass  das  Wesen  dieses  Vorgangs  in  einer  Vertheilung  der 
geschlechtlichen  und  ungeschlechtlichen  Vermehrung  auf  In- 
dividuen einer  verschiedenen  Generation  bestehe.  W^o  diese 
Individuen  (für  welche  Verf.  je  nach  der  Art  ihrer  Fort- 
pflanzung die  Namen  Progiottis  =  Geschlechtsthier  und  Scolex 
=  Amme  gebraucht)  in  formeller  Beziehung  übereinstimmen, 


104     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

da  spricht  derselbe  von  einer  dig-enese  homogone,  während 
im  anderen  Falle  eine  digenese  heterogone  stattfindet.  Der 
Generationswechsel  mit  sessilen  Geschlechtsthieren  ist  für 
unsern  Verf.  ein  unvollständiger ,  wie  das  auch  Ge gen baur 
wollte,  eine  heterogonie  imperfaite  ou   digenese  avorlee. 


I.    V  e  r  m  e  s. 


Wie  bei  dem  vorigen  Berichte,  so  haben  wir  auch  die- 
ses Mal  vor  allen  anderen  hier  ein  klassisches  Werk  über 
Eingeweidewürmer  zu  erwähnen;  die  schon  im  Jahre  1853 
von  der  Pariser  Akademie  mit  dem  grossen  Preise  für  Na- 
turgeschichte gekrönten  Memoires  sur  les  vers  intestinaux 
par  van  Beneden,  376  Seiten  in  Quart  mit  27  Tafeln  Ab- 
bildungen. Es  ist  eine  staunenswerthe  Fülle  von  Beobach- 
tungen, die  der  Verf.  in  diesem  Werke  niedergelegt  und  mit 
philosophischem  Geiste  bearbeitet  hat;  und  wenn  auch  viel- 
leicht die  eine  oder  andere  derselben  durch  die  späte  Zeit 
der  Publikation  den  Reiz  der  Neuheit  verloren  hat,  ihre  Be- 
deutung für  die  Wissenschaft  ist  darum  nicht  geringer  ge- 
worden. Die  Untersuchungen  unseres  Verf.  erstrecken  sich 
über  alle  einzelnen  Gruppen  der  Eingeweidewürmer,  doch 
ist  es  ersichtlich,  dass  derselbe  die  Trematoden  und  Cesto- 
den  mit  einer  gewissen  Vorliebe  bearbeitet  hat.  Was  für 
die  Kenntniss  dieser  Thiere  besonders  wichtig  ist,  wird  an 
den  geeigneten  Orten  von  uns  hervorgehoben  werden ;  an 
dieser  Stelle  ist  zunächst  nur  soviel  zu  erwähnen,  dass  Verf. 
u.  a.  auch  der  Lehre  von  den  Wanderungen  der  Helminthen 
einen  Abschnitt  p.  309 — 334)  widmet  und  darin  ebensowohl 
die  historische,  wie  die  naturgeschichtliche  Seite  derselben 
gründlichst  erörtert.  Die  Systematik  betreffend,  so  glaubt 
der  Verf.,  und  das  gewiss  mit  Recht,  dass  die  Eingeweide- 
würmer keine  natürliche ,  sondern  so  zu  sagen  eine  bloss 
geographische  oder  vielmehr  faunislische  Gruppe  bilden  und 
mit  den  übrigen ,  freilebenden  Wurmformen  zusammenzu- 
stellen seien.  Seiner  Ansicht  nach  dürften  die  Würmer  am 
besten  in  vier  Klassen  zerfallen ,  die  Annelides,  Nematodes, 
Phyllides  s.  Colylides  und  Terelularides  (=  Tubellarii) ,    von 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  105 

denen  eine  jede  sowohl  getrennt  geschlechtliche ,  als  auch 
zwitterhafte  Formen  in  sich  fasst  (p.  343).  Die  Klasse  der 
Saugwürmer  zerfällt  nach  der  Bildung  des  Ernährungsappa- 
rates in  die  Ordnungen  der  Hirudines,  Trematodes  und  Ce- 
stodes,  und  die  beiden  letzten  nach  der  Entwickelungswcise 
in  monogeaetische  und  digenetische  Gruppen  (p.  345). 

.1.  Müller  denkt  an  die  Möglichkeit,  die  Würmer  mit 
Blutgefässsystem,  die  Anneliden,  Nemertinen,  Sipunculiden  und 
Echiuriden,  als  Gefässwürmer ,  Angielminthes,  zu  vereinigen 
und  den  gefässlosen  gegenüberzustellen.  Archiv  für  Anat. 
und  Physiol.  1858.  S.  104. 

Weinland  macht  auf  die  Mittel  aufmerksam,  deren 
sich  die  Natur  zur  Erhaltung  der  Helminthen  bedient  und 
findet  diese  u.  a.  in  der  Fruchtbarkeit  der  betreffenden  Thiere, 
so  wie  in  der  Kleinheit  und  der  Verbreitung  ihrer  Eier. 
Proc.  Bost.  soc.  nat.  bist.  VI.  p.  343. 

Derselbe  liefert  ein  Verzeichniss  der  bisher  bei 
dem  Menschen  aufgefundenen  Helminthen:  10  Cestoden,  10 
Trematoden  (von  denen  freilich  mehrere  unsicher)  und  12 
Nematoden,  im  Ganzen  also  32  Arten  (ohne  die  den  Articu- 
laten  zugehörenden  Pentastomen).  An  essay  on  the  tape- 
worms  of  man.  Cambridge  1858.  Appendix  p.  83. 

Molin's  Prospectus  helminthum,  quae  in  prodromo  fau- 
nae  helminlhologicae  Venetiae  continentur  (Sitzungsber.  der 
K.  K.  Akad.  zu  Wien  1858.  Bd.  XXX.  S.  127— 158)  berichtet 
über  23  Trematoden ,  36  Cestoden,  11  Akanthocephalen  und 
41  Nematoden,  unter  denen  zahlreiche  neue  Arten,  die  mit 
anderen,  bisher  nur  unvollständig  beobachteten  Formen  später 
in  den  Denkschriften  der  Akademie  ausführlich  beschrieben 
werden  sollen. 

Ein  Nachtrag  (a.  a.  0.  Bd.  XXXIH.  S.  287—302)  ent- 
hält die  Diagnosen  von  weiteren  55  zum  Theil  gleichfalls 
neuen  Arten. 

AuchLeidy  veröffentlicht  die  Diagnosen  einer  Anzahl 
voft  Eingeweidewürmern  ,  Contributions  to  helminthology, 
Proc.  Acad.  Philad.  1858.  p.  110— 112. 

Gerstfeld's  Abhandlung  „über  einige  zum  Theil  neue 
Platoden,  Anneliden,  Myriapoden  und  Crustaceen,'«  Petersburg 


106    Leuckart:   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

1858  (aus  den  Mem.  de  l'Acad.  de  St.  Petersbourg)  ist  Ref. 
noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen. 

1.    A  n  n  e  1  1  d  e  s. 

Chaetopodes. 

Die  Mittheilungen,  die  uns  Dalyell  in  6  Capiteln  sei- 
nes Werkes  (Vol.  11.  p.  129 — 262)  über  Chaetopoden  macht 
(Lumbricinen  ,  Nereiden ,  Aphroditen  ,  Sabellen  ,  Terebellen, 
Amphitriten)  enthalten  zahlreiche  interessante  Beobachtungen 
aus  der  Lebensgeschichte  und  den  Sitten  dieser  Thiere,  beson- 
ders der  zur  Gruppe  derCapitibranchiaten  gehörenden  Formen. 
So  z.  B.  über  den  Röhrenbau  der  Terebellen  und  Sabellen, 
besonders  der  letzlern  (p.  217),  die  überhaupt  das  Interesse 
unseres  Forschers  ganz  besonders  in  Anspruch  genommen 
haben.  Die  erstem  schaffen  die  Sandkörner  und  Erdmasse, 
mit  denen  sie  ihre  Röhre  bauen,  bekanntlich  mit  den  einzelnen 
Tentakeln  herbei ,  die  einer  mächtigen  Verlängerung  fähig 
sind,  während  die  Sabellen  (S.  penicillus)  den  im  Wasser  fein 
vertheilten  Schlamm  durch  die  Thätigkeit  der  an  den  Kie- 
menfäden befindlichen  Cilien  im  trichterförmigen  Grunde  des 
Kiemenapparates  zusammenhäufen  ,  die  Masse  hier  mit  einer 
kiltartigen  Flüssigkeit  imprägniren  und  dann  durch  ein  eignes 
zungenartiges  Gebilde  auf  den  Rand  der  Röhre  übertragen. 
Eine  ihrer  Röhre  beraubte  Sabelle  (S.  penicillus)  bleibt  dess- 
halb  auch  beständig  nackt,  während  die  Terebellen  nach  dem 
Verluste  neue  Röhren  bauen.  Die  Zahl  der  Kiemenfäden 
nimmt  in  beiden  Fällen  mit  dem  Alter  zu,  wie  z.  B.  eine 
junge  Sabelle  (S.  penicillus)  von  4'"  anfangs  deren  6  besitzt, 
während  sie  im  ausgewachsenen  Zustande  (15"  mit  350  Seg- 
menten) mit  etwa  90  versehen  ist.  Unter  den  mancherlei  Bei- 
spielen von  Reproduclion  verloren  gegangener  Theile  he- 
ben wir  wieder  die  Sabellen  hervor,  die  nicht  nur  den  ab- 
gestossenen  Kiemenapparat  in  wenigen  Wochen  wieder  er- 
setzen und  ein  abgeschnittenes  Hinterleibsende  erneuern,  son- 
dern auch  ein  jedes  beliebiges  Theilslück  durch  Neubildung  von 
Kopf-  und  Schwanzende  zu  einem  vollständigen  Individuum 
ausbilden.    Die  Beobachtungen  unseres  Verf.  über  die  Fort- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  107 

pflanzungsverhällnisse  der  Anneliden  sind  nur  spärlich  und 
ungenügend;  wir  erwähnen  hier  bloss  das  Eine,  dass  Phyl- 
lodoce  laminosa  ihre  Eier  in  rundliche  Gallerlballen  von  3'" 
ablegt,  die  im  Wasser  floltiren ,  sich  durch  grünliche  Färbung 
auszeichnen  und  bereits  nach  24  Stunden  die  Brut  ausschwär- 
men lassen. 

Lew  es  macht  einige  Mittheilungen  über  die  Naturge- 
schichte der  Terebellen  und  hebt  dabei  u.  a.  hervor,  dass 
diese  Thiere  sich  in  gleicher  Weise  ,  wie  manche  andere 
Anneliden ,  durch  Knospenbildung  am  Hinterleibsende  ver- 
mehren.    Naturstudien  u.  s.  w.  S.  57. 

Die  im  letzten  Jahresberichte  S. 102  unter  dem  Genusnamen 
Phoronis  erwähnte  borstenlose  Annelide  mit  hufeisenförmi- 
gem Tentakelapparat  ist  inzwischen  auch  von  van  Beneden 
beobachtet  und  (Buil.Acad.  roy.  Belg.  T.  V.  No.  12,  Ann.  des 
sc.  nat.  T.  X.  p.  11 — 24.  Tab.  I)  -als  Crepina  n.  gen.  beschrieben. 
Die  Beobachtungen  des  belgischen  Zoologen  stimmen  mit  de- 
nen seiner  englischen  Vorgänger  in  allen  wesentlichen  Punk- 
ten überein  ,  nur  lässt  ersterer  den  Darm  nicht  neben  der 
Mundöffnung  ausmünden,  sondern  geraden  Weges  den  Kör- 
per durchsetzen.  Eine  besondere  und  genaue  Berücksichti- 
gung findet  der  Circulationsapparat,  der  sich  hauptsächlich 
aus  zwei  Längsstämmen  zusammensetzt,  die  im  vorderen 
Körperende  mehrfach  unter  einander  zusammenhängen.  Die 
Tentakel  enthalten  je  ein  einfaches  aus  dem  vorderen  Gc- 
fässringe  entspringendes  Gefäss.  Die  rothe  Färbung  inhärirt 
auffallender  Weise  nicht,  wie  sonst  bei  den  Chaetopoden,  der 
Blutflüssigkeit,  sondern  den  ziemlich  grossen  (0)01  Mm.)  Blut- 
körperchen. Statt  der  Flimmerhaare  trägt  der  Tentakelapparat 
einen  Besatz  von  starren  Spitzen.  Schlecht  gehalten  ver- 
lieren die  Würmer  ihren  Tentakelapparat ,  wie  das  auch  von 
anderen  Capitibranchiaten  bekannt  ist,  um  später  einen  neuen 
zu  erzeugen.  Die  von  van  B  e  n  e  d  e  n  beobachtete  Art  (Cr. 
gracilis)  lebt  in  zarten  Röhren  auf  Austernschalen  und  ist  von 
Phoronis  hippocrepia  kaum  specifisch  verschieden.  Was  die 
systematische  Stellung  der  beschriebenen  Würmer  betrifft,  so 
glaubt  van  Beneden  dieselben  als  Repräsentanten  einer 
besondern   kleinen  Gruppe,   die    sich  vornämlich  durch  Ab- 


108     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Wesenheit  des  Borstenapparates  und  der  Segmentirung  cha- 
rakterisirt,  den  echten  Anneliden  anreihen  zu  dürfen. 

Uebrigens  mag  hier  noch  nachträglich  bemerkt  sein, 
dassWright,  der  erste  Entdecker  von  Phoronis,  ausser  der 
mit  Crepina  gracilis  van  Ben.  wohl  identischen  Ph.  hippocre- 
pia  ,  die  er  in  Caryophyllienstöcken  beobachtete,  noch  eine 
zweite  Art,  Ph.  ovalis  ,  beschreibt,  die,  wie  gelegentlich 
auch  erstere ,  auf  Austernschalen  lebt  und  sich  besonders 
durch  Abwesenheit  der  Verbindungshaut  zwischen  den  Ten- 
takeln und  eine  einfache  trichterförmige  Gruppirung  derselben 
unterscheidet.  Dass  das  Blut  rothe  Kügelchen  von  ziemli- 
cher Grösse  enthält,  ist  gleichfalls  schon  beobachtet.  Auch 
will  Verf.  sich  davon  überzeugt  haben,  dass  die  Cilienbeklei- 
dung  der  Fühler  ganz  die  gewöhnliche  Flimmerbewegung 
zeige.     Edinburgh  new  philos.  Journ.  IV.  p.  315. 

Kölliker  handelt  „über  Kopfkiemer  mit  Augen  an  den 
Kiemen«  (Zeitschrift  für  wiss.  Zool.  Bd.  IX.  S.  536—412), 
jedoch  ohne  die  früheren  Beobachtungen  über  denselben  Ge- 
genstand,  namentlich  die  von  Quatrefages  (J.  B.  XX. 
S.  312)  und  von  Kroyer  (J.  B.  XXIII.  S.  174)  zu  kennen. 
Seine  Untersuchungen  beziehen  sich  vorzugsweise  auf  die 
von  Dalyell  als  Sabella  bombyx  beschriebene  Art,  die  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  mit  Sabella  Luculiana  Delle  Ch. 
identisch  ist ,  jedenfalls  derselben  sehr  nahe  steht.  Schon 
Grube  (Arch.  für  Nat.  1846.  I.  S.  47)  erwähnt  an  den  Kie- 
menstrahlen der  letzten  Art  „eine  Doppelreihe  dunkelvioletter 
Fleckchen  ,  welche  sich  paarweise  berühren  oder  gar  ver- 
schmelzen und  unmittelbar  über  den  Fiederchen  der  Aussen- 
seite  stehen."  Kölliker  weist  nun  nach,  dass  diese  auch 
von  Dalyell  gesehenen  Flecke  ( coloured  spots)  in  der 
That  als  Augen  fungiren  und  eine  gewisse  Zahl  (15 — 18) 
birnförmiger  Krystallkegel  einschliessen ,  die  alle  ganz  re- 
gelmässig in  geringen  Entfernungen  von  einander  angeord- 
net sind  und  mit  dem  abgerundeten  Ende  der  Art  aus  der 
Pigmentmasse  hervorsehen ,  dass  jeder  Augenfleck  eine  äus- 
sere helle  und  eine  innere  dunkle  Zone  enthält.  Hinter  jedem 
Auge  sitzt  ein  gestieltes  blattförmiges  Organ,  wie  ein  Au- 
genlid, das  besonders  beim  Rückziehen  desThieres  das  Auge 


der  niederen  Thiere   während  des  Jahres   1858.  109 

schützen  kann.  Eine  zweite  schon  früher  vom  Verf.  (in 
Neapel)  beobachtete  kleine  Art  mit  8  Kiemenstrahlen,  besass 
an  den  beiden  mittleren  Strahlen  zwei  Augenflecke  ,  an  den 
vier  angränzendcn  je  nur  einen.  Die  Flecke  lösten  sich  bei 
mikroskopischer  Untersuchung-  in  Agglomerate^  von  50 — 60 
kleinen  Aeuglcin  mit  je  einem  birnförmigen  Krystallkegel  und 
einer  hornhautartig  vorspringenden  Cuticula  auf.  Das  Lid 
fehlt.  Kölliker  meint,  dass  die  Sabellen  mit  Augen  an  den 
Kiemenstrahlen  ein  eigenes  Genus  Branchiomma  bildeten 
(Sabella  bombyx  =  Br.  Dalyelli^,  doch  dürfte  das  bei  der 
sonstigen  Uebereinstimmung  der  betreifenden  Arten  mit  den 
blinden  Sabellen  kaum  zulässig  sein. 

Nach  einer  gelegentlichen  Bemerkung  von  Leuckart 
und  Pagenstecher  finden  sich  in  dem  von  Busch  (Be- 
obachtungen über  Anat.  und  Entwickelung  Taf.  IX.  Fig.  7) 
als  „junger  Röhrenwurm"  abgebildeten  pelagischen  Kopfkie- 
mer,  der  sonder  Zweifel  den  Typus  eines  besondern  mit 
Terebella  verwandten  kleinen  Genus  bildet,  im  ersten  Kör- 
perringe ausser  den  zwei  Augenflecken  auch  noch  rechts 
und  links  ein  Gehörorgan  mit  zahlreichen  raschbeweglichen 
(nicht,  wie  gedruckt  ist,  unbeweglichen)  Otolilhen.  Arch. 
für  Anat.  u.  Physiol.  1858.  S.  591.  Anm. 

Fr.  Müller  macht  Mitlheilungen  „über  die  Anneliden- 
fauna der  Insel  Santa  Catharina  an  der  Brasilianischen  Küste* 
(Archiv  für  Naturgesch.  1858.  S.  211—221.  Tab.  VI  u.  VII), 
die  nicht  bloss  durch  einen  grossen  Reichthum  an  neuen, 
bisher  noch  unbekannten  Formen  interessant  sind  ,  sondern 
namentlich  auch  desshalb  unsere  Aufmerksamkeit  erregen, 
weil  sie  sich  auf  Untersuchung  lebender  Exemplare  stützen 
und  mancherlei  Verhältnisse  berühren,  die  unter  anderen  Um- 
ständen unbekannt  geblieben  sein  würden.  Wir  entnehnen 
daraus  die  Thatsache  ,  dass  die  grüne  Blutfarbe  unter  den 
Chaetopoden  weiter  verbreitet  ist ,  als  man  bisher  wusste, 
(z.  B.  bei  Palmyra  obscura  n.  sp.,  Diopatra  sp.,  Nereilepas  sp. 
vorkommt),  dass  Magelona  n.  gen.  ein  sehr  einfaches  und 
unvollständig  geschlossenes  Gefässsystem  besitz  ,  dessen  Blut 
in  stets  wechselnder  Bewegung  begriffen  ist  und  weiter 
^uch  Glycinde  n.  gen.  den  Arten  zugehört,  bei  denen  (Gly- 


110     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

cira,  Capitella,  Phoronis)  das  mit  roth  gefärbten  grossen  Kör- 
perchen versehene  Blut  frei  in  der  Leibeshöhle  fluctuirt.  Auch 
über  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des  Flinnnerepi- 
theliums  an  den  Anhängen  der  Chaetopoden  enthält  die  Ab- 
handlung manche  neue  und  interessante  Angabe. 

Die  nach  einer  vorläufigen  Mittheiluno-  schon  im  vori- 
gen  Jahresberichte  (S.  99)  erwähnte  Arbeit  von  Williams; 
researches  on  the  structure  and  homology  of  the  reproductive 
Organs  of  the  Annelids  ist  jetzt  in  den  Philos.  Transact.  roy. 
Soc.  Vol.  148.  P.  I.  p.  93—144.  PI.  VI— VIII  ausführlich  er- 
schienen. Verf.  liefert  in  derselben  eine  Darstellung  der  von 
ihm  als  „Segmentorgane«  (segmcntal  organs)  bezeichneten 
schlauch-  oder  schleifenförmigen  Seitendrüsen  und  sucht  den 
Nachweis  zu  liefern,  dass  deren  Wandungen  in  allen  Fällen 
als  Keimstätten  der  GeschlcchtsstofTe  zu  betrachten  sind,  dass 
also  die  Geschlechtsorgane  der  Anneliden  (mit  Einschluss  der 
Hirudineen,  Nemertinen  und  Planarien)  trotz  aller  Verschie- 
denheiten im  Wesentlichen  überall  den  gleichen  Typus  dar- 
bieten. Es  ist  unläugbar,  dass  Verf.  unsere  Kenntniss  über  den 
Bau  der  Anneliden  durch  seine  Untersuchungen  mannichfach 
erweitert  (wenngleich  keineswegs  Alles  neu  ist,  was  dafür 
ausgegeben  wird) ,  auch  anzuerkennen ,  das  in  vorliegender 
Arbeit  zahlreiche  Irrthümer  früherer  Darstellungen  unterdrückt 
und  verbessert  sind,  allein  trotzdem  glaubt  Ref.  der  Versuch 
des  Verf.  im  Ganzen  als  verfehlt  betrachten  zu  müssen.  Die 
blosse  Anwesenheit  von  zelligen  Elementen  in  der  Wand  der 
Segmentorgane  reicht  doch  wahrlich  nicht  hin ,  die  letzte- 
ren zu  Geschlechtsdrüsen  zu  stempeln ,  auch  dann  nicht, 
wenn  dieselben  vielleicht  in  manchen  Fällen  nachweislich 
eine  Beziehung  zu  den  geschlechtlichen  Funktionen  besit- 
zen. Vor  allen  Dingen  wäre  hier  nöthig  gewesen,  die  Um- 
wandlung der  betreffenden  Zellen  in  Eier  oder  Samenele- 
mente festzustellen,  aber  es  scheint  fast,  als  wenn  Verf.  dem 
inductiven  Schlüsse  ein  grösseres  Gewicht  in  der  verglei- 
chenden Anatomie  beilege ,  als  dem  direkten  Beweise.  Das 
Hauptverdienst  der  Arbeit  sieht  Ref.  in  dem  Nachw^eise,  dass 
die  sog.  Seitendrüsen  der  oceanischen  Chaetopoden  Flimmer- 
kanäle sind,  wie  die  sog.  schleifenförmigen  Drüsen  der  Lum- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  111 

bricinen  und  diesen  auch  wohl  morphologisch  entsprechen 
dürften ,  obwolil  sie  meist  mit  beiden  Enden  nach  Aussen 
münden  und  nur  ausnahmsweise  (bei  Terebellen  und  Areni- 
colen)  mit  der  Leibeshöhle  einen  direkten  Zusammenhang 
besitzen  sollen.  Nach  der  Vermuthung  des  Verf.  geht  ein 
beständiger  Wasserstrom  durch  diesen  Canal  hindurch,  der 
besonders  auf  den  Inhalt  der  Leibeshöhle  einwirkt,  wie 
denn  auch  der  entsprechende  Apparat  der  Lumbricinen  zu- 
nächst dazu  dient,  die  Flüssigkeit  der  Leibeshöhle  (chyl- 
aqueous  fluid)  —  jedoch  ohne  deren  körperliche  Elemente 
—  nach  Aussen  abzuführen.  Die  Blutgefässe,  die  den  Ap- 
parat umspinnen  und  sich  nicht  selten  durch  eigenthümliche 
zottenförmige  Anhänge  und  andere  Bildungen  auszeichnen, 
sollen  dagegen  vorzugsweise  zur  Entwickelung  und  Ausbil- 
dung der  Geschlechtsstoffe  dienen.  Von  den  speciellern  An- 
gaben des  Verf.'s  ist  weiter  noch  Folgendes  hervorzuheben: 

Die  Lumbricinen  sind  nicht  bloss  durch  ihren  Hermaphroditis- 
nius  ,  sie  sind  auch  dadurch  ausgezeichnet,  dass  immer  nur  einige 
wenige  Segmentorgane  geschlechtliche  Funktionen  übernehmen,  wäh- 
rend die  übrigen  ausschliesslich  der  Absonderung  dienen.  Die  ersten 
wachsen  zur  Zeit  der  Brunst  und  werden  in  manchen  Fällen  (IVais) 
selbst  zu  sehr  ansehnlichen  Canälen ,  die  man  vielleicht  nicht  ganz 
mit  Recht  als  Keimleiter  bezeichnet  hat.  Gleichzeitig  entwickelt  sich  aus 
dem  unteren  Dritttheile  dieser  Canäle  ein  lappiges  Anhangsorgan  :  die 
Keimdrüse,  die  ihren  Inhalt  später  direkt,  ohne  dass  dieser  vorher  in 
die  Leibeshöhle  entleert  wäre,  durch  das  betreffende  Segmentorgan 
ausscheidet.  Bei  Kais  ist  es  nur  ein  einziges  Paar  von  Segmentor- 
ganen, welches  diese  Metamorphose  durchläuft  und  rechts  dabei  weib- 
lich, links  männlich  sich  entwickelt,  während  die  Lumbricusarten  meist 
fünf  Paar  geschlechtlicher  Segmentorgane  besitzen ,  zwei  männliche 
(vorn  und  hinten)  und  drei  weibliche  (in  der  Mitte).  Das  wahre, 
von  d'ükedem  zuerst  entdeckte  üvarium  hat  Verf.  übersehen;  er 
stellt  dessen  Existenz,  so  wie  auch  die  Anwesenheit  eines  eigenen 
Vas  deferens,  wie  es  dieser  Forscher  und  später  Hering  beschrie- 
ben hat,  in  Abrede.  Als  accessorische  Organe  finden  sich  weiter 
an  den  männlichen  Segmentorganen  noch  Samenblasen,  an  den  weib- 
lichen kalkabsondernde  Eibehälter.  Die  Arenicolen  und  Terebellen 
haben  Segmentorgane,  deren  Keimstoffe  direkt  in  der  Wand  gebildet 
werden  und  dann  durch  einen  eigenen  trichteiförmigen  Aufsatz  zu- 
nächst in  die  Leibeshöhle  gelangen,  um  hier  ihre  vollständige  Aus- 
bildung   zu    erreichen.     Die    Zahl   dieser    Segmentorgane    ist   wech- 


112     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

selnd,  im  Ganzen  aber  nur  gering  und  bei  den  Terebellen  ausschliess- 
lich auf  den  sog.  Thorax  beschränkt.  Bei  den  Sabellen  und  Serpula- 
ceen  finden  sich  diese  Gebilde  dagegen  in  den  Segmenten  des  sog. 
Abdomen  und  bei  den  Nereiden  durch  die  ganze  Länge  des  Körpers. 
In  beiden  Gruppen  finden  sich  die  Geschlechtsstoffe  niemals  (?  Ref.) 
frei  im  Körper,  wie  man  wohl  angenommen  hat,  sondern  vielmehr 
immer  in  besonderen  sackförmigen  Anhängen  der  Segmentorgane,  die 
aus  einem  lockeren  Zellgewebe  gebildet  sind  und  in  die  Leibeshöhle 
hineinhängen  ,  diese  mehr  oder  minder  vollständig  ausfüllend.  Die 
erste  Bildung  der  Geschlechtsstoffe  soll  aber  auch  hier  in  den  Wan- 
dungen der  Segmentorgane  vor  sich  gehen.  Gleiches  gilt  für  Chlo- 
aema,  das  aber  dabei  nur  wenige  (wimperlose  und  auch  sonst  abwei- 
chend gebaute)  Segmentorgane  besitzt.  Die  Aphroditeen  verhalten 
sich  in  sofern  abweichend  ,  als  ihre  Segmentorgane  nur  eine  einzige 
Oeffnung  haben  und  sich  in  zahlreiche  dünne  Aeste  auflösen  ,  welche 
die  Geschlechtsstoffe  im  Innern  einschliessen.  (Ref.  muss  im  Gegen- 
satze zu  dieser  Darstellung  nochmals  behaupten,  dass  die  —  schon 
von  Pallas  beobachteten  — Geschlechtsorgane  der  Aphroditeen  nach 
seinen  Untersuchungen,  keine  hohlen  Fortsetzungen  der  Segmentor- 
gane darstellen,  sondern  solide  Stränge  sind,  an  denen  die  Ge- 
schlechtskapseln hervorknospen  und  so  lange  anhängen  ,  bis  sie  sich 
durch  Dehiscenz  der  Wandungen  in  die  Leibeshöhle  entleeren.  Vgl. 
J.  B.  XX.  S.  317.) 

Obwohl  Williams  in  der  eben  erwähnten  Abhand- 
lung sich  mehrfach  gegen  die  Behauptung  ausspricht,  dass 
die  Geschlechtsstoffe  der  Chaetopoden  jemals  ohne  Beihülfe 
besonderer  Organe  entständen,  und  die  darauf  bezüglichen  An- 
gaben von  Krohn,  Ref.  u.  A.  geradezu  als  einen  „groben 
Irrthum**  bezeichnet  ,  glaubt  Ref.  dennoch,  dieselbe  für  die 
Mehrzahl  der  Fälle  mit  aller  Entschiedenheit  aufrecht  erhal- 
ten zu  dürfen.  Er  bezieht  sich  dabei  u.  a.  auch  auf  Unter- 
suchungen, die  er  gemeinschaftlich  mit  Pagenstecher 
jüngst  an  Tomopteris  onisciformis  anzustellen  Gelegenheit 
fand  (Arch.  für  Anat.  u.  Phys.  1858.  S.  588—593.  Taf.  XX), 
an  einem  Wurme,  der  sich  wegen  der  Durchsichtigkeit  sei- 
ner Bedeckungen  vor  allen  andern  zur  Entscheidnng  der  hier 
vorliegenden  Fragen  empfehlen  möchte.  Die  Eier  dieses 
Thieres  entstehen ,  wie  mit  grossester  Klarheit  beobachtet 
wurde,  ohne  Beihülfe  besonderer  Organe  im  Innern  dcrFuss- 
stummel  und  zwar  als  einfache,  der  Leibeswand  aufsitzende 
Zellen ,    die    sich   meist  noch    vor  ihrer  Ablösung    in  einen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  113 

Ballen  von  vier  und  mehr  eine  Zeit  lang  traubenförmig  zu- 
sammenhängenden Eiern  zerthcilen.  Zur  Ausführung  dersel- 
ben dienen  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  nicht  die  auch  hier 
nach  Aussen  geöffneten  Flin^werkanäle ,  sondern  zwei  Paar 
besondere,  wulstige  Spaltöffnungen  zwischen  dem  vierten  und 
fünften  Fusspaare. 

Zur  weitern  Charakteristik  unseres  Tomopteris  erwäh- 
nen wir  ferner,  dass  die  beiden  langen  Kopfcirren  eine  starke 
Borste  enthalten ,  die  in  jeder  Beziehung  mit  den  Annelid- 
borsten übereinstimmt.  Ein  Gefässsystem  fehlt  spurlos  und 
das  Nervensystem  wurde  nur  unvollkommen  beobachtet.  Vor 
den  der  Oberfläche  des  Hirns  aufliegenden  und  mit  zwei  dicht 
aneinander  gedrängten  Linsen  versehenen  Augen  finden  sich 
noch  zwei  helle  Bläschen  ,  die  vielleicht  für  Gehörorgane 
zu  halten  sind ,  obgleich  sie  keine  Concremente  einschlies- 
sen.  Der  Schlund  enthält  einen  nach  aussen  vorstülpbaren, 
löffeiförmig  gespaltenen  Pharynx .  Männliche  Individuen  wur- 
den nicht  beobachtet,  dagegen  fand  sich  ein  Mal  ein  unaus- 
gewachsenes ,  annoch  geschlechtsloses  Individuum  mit  vier 
Borstencirren  und  einem  sehr  eigenthümlichen  rosettenför- 
migen  Apparate  in  den  zwei  vorderen  Extremitätenpaaren, 
das  die  Verff.  vorläufig  unter  dem  Namen  T.  quadricornis 
n.  sp.  aufführen. 

Wie  wir  hier  beiläufig  erwähnen  wollen,  liefert  auch  Dal  y  eil 
eine  Abbildung  des  nordischen  Tomopteris  onisciformis  (als  Nais  spe- 
ctruni),  1.0.  Vol.  I.  PI.  XXXVI.  Fig.  16,  17.  p.  260-262. 

Unter  der  Ueberschrift  „on  the  spermatology  of  a  new 
species  of  Nais"  veröffentlicht  Carter  CAnn.  and  mag.  nat. 
bist.  1858.  II.  p.  20—33,  p.  90—104.  Tab.  II— IV)  Beobach- 
tungen über  die  Anatomie,  besonders  der  Geschlechtsorgane 
zweier  kleinen  (^^V"  grosser)  zu  dem  Gen.  Blanonais  Gerv. 
(Tubifex  Auct.)  gehörenden  Naiden :  Nais  fusca  und  JV.  aL 
hida  nn.  sp.  Ob  es  dem  Verf.  gelungen  ist,  den  verwickel- 
ten Bau  dieser  Gebilde  vollständig  zu  erforschen ,  müssen 
wir  dahin  gestellt  sein  lassen,  aber  das  ist  gewiss,  dass 
sich  seine  Darstellung  in  vielen  Punkten  von  den  Angaben 
früherer  Forscher  über  die  Geschlechtsverhältnisse  der  ver- 
wandten Formen  unterscheidet.     Leider  aber  hat  Verf.  keine 

Archiv  f.  Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  H 


114     Leu  ckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Gelegenheit  gehabt,  diese  Beobachtungen  zu  vergleichen,  was 
wir  um  so  mehr  bedauern  ,  ols  die  Organisation  wenigstens 
der  ersten  (und  vorzugsweise  untersuchten  Form)  mehrfache 
Analogieen  mit  unserem  europäischen  Tubifex  riviilorum  dar- 
bietet, nach  den  Abbildungen  zu  urlheilen ,  jedenfalls  weil 
mehr,  als  man  bei  der  blossen  Textvcroleichunir  etwa  mit 
d'ükedem's  Monographie  (vgl.  J.  B.  J856.  II.  S.  340)  ver- 
muthen  sollte.  Auf  der  anderen  Seite  wird  es  übrigens  im- 
mer klarer,  dass  die  Bildung  der  Geschlechtsorgane  bei  den 
hermaphroditischen  Lumbricinen  in  den  einzelnen  Arten  man- 
cherlei wichtige  und  wesentliche  Differenzen  zeigt. 

Was  der  Verf.  über  den  Bau  der  äusseren  Bedeckungen,  des 
Darnilianals  und  der  Flinimerkanäle  (segniental  Organs)  sagt  ,  können 
wir  hier  bis  auf  die  Bemerkung  übergehen,  dass  die  Darstellung  der 
letztern  genau  mit  den  Angaben  von  Gegen  baur,  d'Ukedem  und 
Williams  übereinstimmt.  Bei  INais  fusca  findet  sich  ausnahmsweise 
immer  nur  ein  Flimmerkanal  in  jedem  Segmente.  Interessant  ist  die 
Beobachtung,  dass  sich  dieser  Kanal  nach  vorhergegangener  Erwei- 
terung von  Zeit  zu  Zeit  zusammenzieht  (wie  dies  auch  Williams 
angiebt),  ohne  dass  Verf.  übrigens  feststellen  konnte,  wohin  sich  die 
ausgetriebene  Flüssigkeit  ergiesst.  Ebenso  ist  Verf.  auch  über  die 
physiologische  Bedeutung  des  betreffenden  Apparates  in  Zweifel  ge- 
blieben, obwohl  er  kein  Bedenken  trägt,  denselben  mit  dem  Wasserge- 
fässsysteme  der  Roliferen  und  der  contractilen  Blase  der  Infusorien 
zusammenzustellen.  Was  Verf.  als  Hoden  beschreibt ,  ist,  wenigstens 
bei  K.  fusca,  dasselbe  flaschenförmige  Gebilde,  das  von  d'Ukedem 
als  Schalendrüse  in  Anspruch  genommen  wird  ,  in  Wirklichkeit  aber 
wahrscheinlicher  Weise  (Ref.)  ein  Receptaculum  sennnis  ist.  Der 
Inhalt  desselben  besteht,  wie  auch  Verf.  angiebt,  aus  Sanienfäden- 
bündeln  (die  d'Ukedem  für  eine  fadenförmig  verfilzte  Schalensub- 
stanz gehalten  hat).  Die  an  der  entsprechenden  Stelle  bei  N.  albida 
gelegenen  Organe  scheinen  wirklich  ein  Paar  Hoden  zu  sein,  da 
Verf.  darin  die  Entwickelung  von  Samenfäden  beobachtete.  Eine 
Oeffnung  wurde  an  diesen  letztern  (Jebilden  nicht  aufgefunden;  es  ist 
anzunehmen,  dass  dieselben  ihren  Inhalt  in  die  JiCibesliöhle  entlee- 
ren, wie  das  auch  d'Ukedem  von  T.  rivulorum  angiebt,  dessen  Hode 
freilich  unpaar  ist  und  auf  dem  Oesophagus  liegt  (an  derselben  Stelle, 
wo  Verf.  bei  N.  albida  drei  hinter  einander  liegende  Drüsenkörper 
zeichnet).  Die  Eierstöcke  (ovisacs)  bilden  bei  beiden  Arten  zwei 
symmetrische  Schläuche,  die  hinter  den  eben  beschriebenen  Gebilden 
in  dem  Gürtel  liegen.  Bei  N.  fusca  sind  dieselben  einfach,  bei  N. 
albida  aber  in  mehrere  (G)   linear  aufgereihte  Beutel  zerfallen  ,  deren 


der  niederen  Thiere  während  des   Jahres  1858.  115 

Inhalt  aus  gruppenweis  in  Kapseln  eingeschlossenen  Eiern  verschie- 
denen Entvvickelungsgrades  besteht.  Die  Ovarien  führen  jederseils 
in  einen  Kanal,  der  sich  bei  IV.  fiisca  vor  seiner  Ausniündiing  blasen- 
artig (Geschlechtskloake  d'Uked.)  erweitert  und  hier  in  beiden  Fällen 
einen  zweiten  im  Innern  flimmernden  Kanal  aufnimmt,  der,  genau 
wie  die  sog.  Segmentorgane,  durch  eine  trichterförmige  Oeffnung  in 
die  Leibeshöhle  ausmündet  und  mit  diesen  Organen  in  morphologi- 
scher Hinsicht  auch  wirklich  übereinzustimmen  scheint.  Bei  unserem 
Verf.  tragen  diese  Anhänge  den  Kamen  der  Fallopischen  Röhren, 
während  d'Uked  em  dieselben,  vielleicht  richtiger,  als  Samenleiter 
bezeichnet,  dazu  bestimmt,  das  Sperma  aus  der  Leibeshöhle  aufzu- 
nehmen. Diese  Rolle  könnten  die  betreffenden  Gebilde  in  den  hier 
vorliegenden  Fällen  aber  höchstens  bei  ]\.  albida  spielen,  dehn  hei 
N.  fusca  entwickeln  sich  die  Samenfäden  ,  nach  den  Beobachtungen 
unseres  Verf.  interessanter  Weise  in  den  Eierstöcken  ;  und  zwar  in 
dem  vorderen,  dem  Oviducte  zugekehrten  Theile  desselben,  während 
die  Eier  im  Fundus  ihren  Ursprung  nehmen.  Die  Art  und  Weise,  wie 
V^erf.  die  Entwicklung  der  Samenelemente  schildert,  ist  mehifach  von 
der  gewöhnlichen  Auffassung  abweichend;  wir  verweisen  dafür  auf 
das  Original  und  erwähnen  bloss  noch  das  Eine,  dass  Verf.  die  ersten 
Anfänge  dieser  Elemente  in  den  bekanntlich  bei  allen  Chaetopoden  in 
der  Leibeshöhle  flottirenden  sog.  Chyluskörperchen  sucht,  die  durch  den 
Trichter  der  Fallopischen  Röhren  aufgenommen  und  der  Zwitterdrüse 
zugeführt  würden.  Freilich  sollen  nach  unserem  Verf.  aus  denselben 
Körperchen  auch  die  dem  Darmkanale  äusserlich  aufliegenden  Leber- 
zellen hervorgehen.  Die  Angaben  über  die  Entwickelung  des  Embryo 
(N.  albida)  sind  ziemlich  unvollständig.  Die  Eier  werden  zu  zweien 
in  einen  Cocon  eingeschlossen  (Verf.  lässt  diese  zwei  Eier  aus  der 
Spaltung  eines  ursprünglich  einfachen  Eies  hervorgehen)  und  unter- 
liegen einem  unregelmässigen  Furchungsprocess,  nach  Verf.  zunächst 
einer  Dreilheilung  ,  worauf  dann  das  eine  Theilstück  weiter  zer 
falle.  Die  vom  Verf.  in  manchen  Fällen  beobachtete  „abnorme  Ent- 
wickelung der  Eier"  beruht  offenbar  nur  auf  der  Vegetation  gewis- 
ser vegetabilischer  Schmarotzer  im  Innern  des  Eies  ,  vielleicht  eines 
Chytridium. 

Meissner  beobachlete — vor  ihm  freilich  auch  schon 
andere  Forscher  — ,  dass  von  den  in  eine  Eikapsel  deponirten 
Regenwurmeiern  immer  nur  eins  (oder  zw^ei)  zur  völligen 
Ausbildung  gelangen.  An  den  Embryonen  entwickelt  sich 
sehr  frühe  ein  grosser  Mund  mit  kräftigen  Wimpern,  der 
sofort  beginnt,  Alles,  was  ausser  dem  Embryo  noch  in  der 
Eikapsel  ist,  aufzunehmen:  der  Embryo  wimerpert  sich  nach 


116     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

und  nach  sowohl  die  zähe  eiweissartige  Flüssigkeit,  als  auch 
die  zerfallenden  übrigen  Dotier  in  den  Mund  und  ist  zum 
Auskriechen  reif,  wenn  Alles  aufgenommen  ist.  Ber.  über  die 
Fortschritte  der  Anatomie  u.  Physiol.  1857.  S.  616.  (Aehn- 
liche  Beobachtungen  sind  bekanntlich  bei  dem  Blutegel,  so 
wie  neuerdings  auch  einer  Anzahl  von  Pectinibranchiaten  ge- 
macht worden.) 

Nach  den  Untersuchungen  von  Ref.  und  Pagen  ste- 
ch er  (Arch.  für  Anat.  u.  Physiol.  1858.  S.  610-613.  Taf. 
XXIII)  geht  die  Entwickelung  von  Spio  in  Uebereinslimmung 
mit  dem  sog.  Loven'schen  Typus  vor  sich.  Der  Embryo 
trägt  anfangs  zwei  Wimperkränze,  von  denen  der  eine  den 
Scheitelrand  und  der  andere  den  analen  Pol  umgürtet  und 
geht  dann  durch  Auswachsen  der  zwischen  diesen  beiden 
Kränzen  gelegenen  Zone  und  Gliederung  derselben  in  die 
definitive  Wurmform  über.  Auffallend  sind  ein  Paar  mäch- 
tige Borstenbüschel,  die  dicht  hinter  dem  vorderen  Wimper- 
gürtel stehen  und  eine  Zeit  lang  als  wichtige  Bewegungs- 
organe fungiren.  Später  treten  diese  Borsten  immer  mehr 
zurück,  ohne  jedoch,  wie  es  scheint,  jemals  verloren  zu  ge- 
hen. Die  charakteristische  Bildung  der  ersten  Borslenbüschel 
erlaubt  es,  zahlreiche  von  früheren  Beobachtern  (schon  von 
S  lab  ber)  beschriebene  Annelidlarven  als  junge  Spionen 
in  Anspruch  zu  nehmen. 

Hieher  auch  ein  von  Dalyell  (1.  c.  I.  Fl.  LXII.  Fig.  18. 
p.  253)  unter  dem  Namen  Fegasillus  hirsutus  als  Crustacee  abgebil- 
detes Thierchen. 

Eine  andere  von  Ref.  und  Pag  enste  che  r  beobach- 
tete sehr  durchsichtige  Annelidlarve  zeigt  bereits  in  ihrem 
ersten  scheibenförmigen  Stadium  ein  deutliches  Nervensy- 
stem mit  Hirn,  Schlundring  und  Sinnesorganen.  Unterhalb 
des  stark  wimperndcn  Scheilclkranzes  verlaufen  norh  zwei 
schwächere  Wimpergürlel,  die  eine  Rinne  zwischen  sich  neh- 
men, in  der  am  vorderen  Ende  der  Mund  gelegen  ist.  Die 
Thätigkeit  dieses  lelzlen  Gürtels  bewirkt  die  Nahrungszufuhr, 
während  der  erslere  besonders  als  Bewegungsorgan  dient. 
Ebendas.  S.  573  u.  574  Anm. 

Nach    den    Beobachtungen  Krohn's  ist    die   bisher  so 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1858.  117 

räthselhafte  Actinotrocha  eine  Larve,  die  sich  durch  Verlust 
des  Schirmes  und  Räderorganes  ziemlich  rasch  in  ein  wurm- 
förmiges  Geschöpf  verwandelt,  dessen  Tentakel  zu  einem  den 
Mund     umgebenden    Kranze    zusammengedrängt    sind.      Die 
golblichrothen  Flecken  am  Darmkanale  ,    die   man    wohl    für 
Lebern  gehalten   hat,  verwandeln    sich  dabei  in  Gefässe  mit 
rolhen  Blutkörperchen,  die  sich  abwechselnd  contrahiren  und 
expandiren  und  an  der  Uebergangsstelle  in  den  Enddarm  mit 
einer  Anzahl  kurzer  Gefässzotten  in  Verbindung  stehen.  Das 
problematische  bandförmige  Organ,    das  bei  unserem  Thiere 
der  Bauchfläche  aufliegt ,    liess   sich  nach   der  Metamorphose 
nicht  mehr  aulfinden  und  schien  sich    in  eine  die  Leibeshöhle 
erfüllende   körnige    Masse    aufgelöst    zu  haben.      Ueber  das 
fernere  Schicksal  des  Wurmes  blieb  Verf.,  der  nur  zwei  Exem- 
plare in  dem  eben  geschilderten  Zustande  beobachtete,    un- 
gewiss.     Anfangs    war    derselbe    zu    der  Annahme  geneigt, 
es  möchte  der  Wurm  zu  einer  Annelide  aus  der  Familie  der 
Terebellaceen    auswachsen ,   gegenwärtig   aber    ist    derselbe 
mehr  geneigt ,  einen  nachträglichen  Schwund    des  Tentakel- 
apparates   zu    vermuthen    und   auf  solche  Weise    denn    den 
Wurm  in  eine  mit  Echiurus  oder  Thalassema  verwandte  Form 
sich  verwandeln  zu  lassen.     Arch.  für  Anat,  u.  Physiol.  1858. 
S.  293— 298.      (Ref.    hat   mit   Herrn    Dr.    Pagenstecher 
Gelegenheit  gehabt,  die  voranstehenden  Beobachtungen  an  der 
vielleicht  specifisch  verschiedenen  A.  branchiata  Helgoland's 
zum   grossen  Theile  zu  bestätigen.     Namentlich  gilt  das  von 
dem  Schwunde  des  Schirmes,  der  bei   einem  grossen  Exem- 
plare  über  Nacht    bis    auf    einen   unbedeutenden  ,  wulstigen 
Anhang  geschrumpft  war.    Gleiches  Schicksal  hatten  in  die- 
sem Falle  auch  die  längeren  Tentakel,  während  die  zwischen 
denselben    stehenden   Tentakelstummel    persistirten    und    den 
oben   erwähnten  Kranz  bildeten,    dessen  Theile  auch  in  dem 
Krohn'schen  Falle  an  Grösse  hinter    den  früheren  Tentakeln 
zurückstanden.     Leider  ging    das  Thier  nach  diesen  Verän- 
derungen zu  Grunde  ,  indem  bei  einer  kräftigen  Zusammen- 
ziehung  die   Leibeswand    neben    dem  After   platzte   und  aus 
der   so  entstandenen  Oeffnung  unter  gleichzeitiger  abnormer 
Formveränderung  das  im  Innern  liegende  vielfach  gewundene 


118     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

problematische  Organ  hervortrat.  Ein  Zerfallen  des  letztern 
Itonnte  nicht  beobachtet  werden;  dasselbe  erschien  vielmehr 
mächtiger,  als  zu  irgend  einer  Zeit  vorher,  ohne  dass  es 
jedoch  mit  Sicherheit  gelingen  wollte,  jetzt  noch  das  früher 
bestimmt  vorhandene  Lumen  nachzuweisen.  Doch  muss 
bemerkt  werden,  dass  dasselbe  inzwischen  ein  sehr  eigen- 
thümliches  runzliges  Aussehen  angenommen  hatte.  Die  erste 
Anlage  dieses  Organs  geschieht  ziemlich  spät ,  wenn  die 
Actinotrocha  bereits  anderthalb  Millimeter  misöt.  Es  ent- 
steht als  eine  paukenförmige  Aufwulstung  auf  der  Innern  Kör- 
perw^and,  wächst  aber  rasch  zu  einem  Kanäle  aus  und  win- 
det sich  dabei  knäuel-  oder  schleifenförmig  zusammen.  Ref. 
hält  es,  wie  J.  Müller,  für  wahrscheinlich,  dass  dieses 
Gebilde  sich  später  in  ein  Geschlechtsorgan  verwandelt. 
Ueber  die  Entwickelung  des  Blutgefässapparats  ist  Ref.  ge- 
nau zu  demselben  Resultate  gelangt,  wie  Verf.  An  bestimm- 
ten Stellen  bildet  sich  eine  Einlagerung  von  rothen  Körnchen 
in  der  Wand  des  Darmes,  die  diese  allmählich  zu  einem  beu- 
teiförmigen Hohlräume  auftreibt,  zu  einem  Gebilde,  das  bereits 
zu  einer  Zeit,  in  der  es  noch  völlig  geschlossen  ist,  ganz 
kräftige  Zusammenziehungen  erkennen  lässt.  Die  zottenför- 
migen  Gefässanhänge  entstehen  unabhängig  von  diesem  Blut- 
herde und  lassen  sich  bereits  vor  dem  Schwunde  des  Schir- 
mes als  helle  ,  frei  in  der  Leibeshöhle  flottirende  Anhänge 
nachweisen.) 

Spencer  Cobbald,  der  gleichfalls  eine  Actinotro- 
cha beobachtete,  ist  am  meisten  geneigt,  dieselbe  für  eine 
Echinodcrmenlarve  zu  halten  ,  ohne  dafür  jedoch  besondere 
Gründe  anzuführen.  Eine  Zeit  lang  glaubte  Verf.  auch  an 
eine  Verwandtschaft  mit  den  Bryozoen,  bis  All  man  ihn  auf 
die  Unzulässigkeit  solcher  Auffassung  aufmerksam  machte. 
Eine  ausführliche  Beschreibung  seiner  Larve  hat  Verf.  übri- 
gens nicht  gegeben  ,  doch  glaubt  Ref.  kaum,  dass  dieselbe 
von  der  Helgolander  Art  verschieden  ist ,  obwohl  die  ab- 
weichende Form  des  Helmes  und  die  grössere  Anzahl  der 
Tentakel  zu  Gunsten  einer  derartigen  Ansicht  geltend  ge- 
macht wird.     Transact.  microscop.  soc.  Vol.  M.  p.  50. 

Wetherell    macht   auf   das   Vorkommen   zahlreicher 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres   1858.  119 

von  Re^enwüniiern  herrührender  Bohrgängo  in  dem  Lon- 
don>-Clay  aufmorksani,  die  senkrecht  neben  einander  herab- 
steigen und  je  in  eine  rundliche  oder  ovale  Höhle  endigen. 
Säinintliche  Bewohner  dieser  Höhlen  waren  abgestorben. 
Journ.  Proc.  Linn.  Soc.  Hl.  p.  31. 

Die  Zahl  der  von  Fr.  Müller  auf  Santa  Catharina  auf- 
gefundenen Anneliden  belauft  sich  etwa  auf  60,  die  alle  neu 
sind  und  sich  folgenderniassen  verlheilen.  Fani.  Aphrodi- 
tea:  4  Polynoe  (u.  a.  P.  fusca  mit  21  Elytren  ,  P.  lunifera 
mit  15  Elylrcn,  P.  pallida),  2  Palmyra  (unter  denen  P.  ob- 
scuray,  Farn.  Eunicea:  1  Diopatra,  1   Onuphis,  3 — 4  Eunice, 

3  Lumbriconereis  und  1  Anisoceras  (A.  vittata  Gr.?);  Farn. 
Lycoricea:  6  Nereis  meist  aus  der  Abtheilung  Nereilepas; 
Farn.  Phyllodocea  :  1  Eulalia  und  1  schöngefärbte  fühlerlose 
Hesione  iH.  picta) ;  Farn.  Syllidea  :  1  Syllis;  Farn.  Glycerea: 
Glycinde  (n.  gen.)  muUidens;  Farn.  Amytidea:  Sigambra  (n. 
gen.)  Grubii;  Farn.  Ariciaea:  2  Spio  (?),  1  Leucodore,  Ma- 
g  elona  (n.  gen.)  papillicornis  ^  Gisela  (n.  gen.)  heteracantha^ 

4  Cirratulus  ,  1  Aricia  ,  Theodisca  (n.  gen.)  aurantiaca,  Her^ 
mundura  (n.  gen.)  tricuspis,  1  Cherusca  n.  gen. ;  Farn.  ?  Dri- 
lidium  n.  gen.  (wohl  identisch  mit  Thysanoplea  Schmdt.  J.  B. 
XXIV.  p.  102);  Fam.  Pherusea:  1  Siphonostomum;  Farn.  Mal- 
danea;  1  Clymene  und  1  Ammochares  (ob  A.  Ottonis?); 
Fam.  Terebellacea  :  etwa  6  Terebella,  Terebellides  anguico- 
mus,  Isoida  (n.  gen.)  pulchella,  1  Sabellides?,  1  Polycirrus ; 
Fam.  Hermellacea:  1  Sabellaria,  1  Centrocorone;  Fam.  Ser- 
pulacea :  4  Sabella  ,  1  Protula ,  1  Eupomatus  und  verschie- 
dene Serpula  und  Spirorbisröhren.  Leider  sind  die  wenigsten 
der  hier  erwähnten  Arten  bis  jelzt  genauer  charakterisirt; 
wir  dürfen  jedoch  hoffen  ,  dass  diese  Lücke  bald  ausgefüllt 
wird.  Einstweilen  haben  fast  nur  die  neuen  Genera  eine 
nähere  Berücksichtigung  gefunden,  und  diese  werden  fol- 
genderniassen charakterisirt : 

Glycinde  e  fam.  Glycerearum.  Rüssel  mit  Randpapillen  und 
reicher  Bewaffnung:  am  Rande  ein  Kreis  von  etwa  20  Kieferspitz- 
chen,  von  denen  die  zwei  untersten  ansehnlich  gross  sind;  auf  der 
Rüciiseite  zwei  Längsbinden  aufwärts  gekrümmter  Zähne  (mehrere  100), 
kleinere  Zähnchen  auf  der  Bauchfläche  und  einzelne  flache  Plättchen 
zerstreut  an  den  Seiten.     Ko|)flappen  geringelt,    die  vier  Fühlerchen 


120     Leu  ck  a  rt:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

zweigliedrig  ,  ein  Paar  Augen  an  seiner  Basis,  ein  zweites  nahe  der 
Spitze.  Keine  Kiemen.  Rücken-  und  Bauchcirrus  ,  und  zwei  blatt- 
förmigen Lippen  an  jedem  der  beiden  Borstenbüschel.  Zwei  lange 
untere  und  zwei  rudimentäre  kuglige  obere  Aftercirren.  Gefässe  fehlen. 

Siyambra  e  fam.  Amytidearum  (?).  Kopflappen  nicht  deutlich 
vom  langen  Mundsegmente  geschieden  ,  mit  zweilappiger  Stirn,  zwei 
winzigen  Stirn-  und  drei  Kackenfühlern;  jederseits  zwei  Paar  Füh- 
lercirren,  der  obere  des  hinteren  Paares  sehr  lang,  zwischen  denen 
des  hinteren  Paares  ein  Borstenbündelchen.  Ruder  einästig,  mit  einem 
Bündel  einfacher  Borsten  und  einer  Acicula ;  kurzer  fadenförmiger 
Bauch-  und  langer  schmalblattförmiger  Rückencirrus,  in  dessen  Basis 
versteckt  eine  zweite  Acicula  ,  begleitet  von  einem  einzelnen  ge- 
streckten Häkchen.  Zwei  lange  Aftercirren;  zahlreiche,  kurze  Seg- 
mente. Rüssel  cylindrisch  mit  Randpapillen ,  Darm  mit  seitlichen 
Fortsätzen    in    die  Basis    der  Ruder;  Blut  gelb 

Magalona  e  fam.  Ariciaea  runi.  Kopflappen  flach,  häutig,  breit, 
herzförmig;  zwei  sehr  lange  mit  cylindrischen  Papillen  besetzte  sog. 
Fühlercirren.  Vordere  Körperabtheilung  aus  9  Segmenten  mit  zwei- 
zeiligen Bündeln  einfacher  Borsten,  jedes  mit  einer  cirrenartigen  Lippe. 
Die  sehr  zahlreichen  Segmente  der  hinteren  Abtheilung  jederseits  mit 
einer  unteren  und  einer  oberen  Querreihe  gestreckter  Häkchen,  zwi- 
schen denen  zwei  cirrenartige  fadenförmige  oder  schmal  blattförmige 
Fortsätze.  Zwei  Aftercirren.  Wenig  vorstülpbarer  Rüssel.  Blut  blass- 
violetl  in  der   vorderen  Abtheilung  ohne  Gefässe. 

Gisela  e  fam.  Ariciaearum.  Herzförmiger  Kopflappen  ;  zwei 
Paar  Augen.  Ein  Büschel  Haarborsten  zwischen  einer  breit  blattför- 
migen untern  und  obern  Lippe  ,  von  denen  die  letztere  in  einen 
cirrusartigen  Faden  ausläuft;  auf  der  Bauchseite  eine  Querreihe  Ha- 
kenborsten ,  von  denen  einer  S-förmig  und  stärker  ist  ,  die  anderen 
einen  kurzen,  scharf  umgebogenen  Schnabel  haben.  Von  der  oberen 
Lippe  läuft  eine  niedrige  häutige  Lamelle  mit  stark  flimmerndem 
Rande  vorn  über  den  Rücken  (Kieme  ?).  Die  vorderen  Segmente 
sind   abweichend  ausgestaltet.     Zwei  Aftercirren. 

Theodisca  e  fam.  Ariciaearum.  Wie  Aricia,  aber  mit  einem 
Rüssel,  der  dendritisch  in  zahlreiche  fingerförmige,  mit  Flinimerepi- 
Ihelium  bedeckte  Lappen   zerschlitzt  ist. 

Hermundura  e  fam.  Ariciaearum.  Kopflappen  zweispitzig  oder 
vielmehr  in  zwei  einstülpbare  Slirnfühler  auslaufend.  Zweiästige 
Ruder;  der  lange  untere  Ast  mit  farbloser  Acicula  und  einem  Bü- 
schel zahlreicher,  ziemlich  starker  einfacher  Borsten  ;  der  sehr  kurze 
obere  Ast  njit  einer  einzigen  kurzen  und  starken  Acicula.  Kiemen 
fehlen.  Zwei  seillich  abstehende  und  ein  kurzer,  unpaarer  Afler- 
cirrus. 


der   niederen   Thiere  während   des  Jolires  1858.  121 

Cherusca  e.  fani.  Ariciaearuni.  Winziger  Kopflappen  mit  un- 
paareni  Fühler  und  einem  ästigen  Anhange  auf  dem  Kücken  (oder 
dem  ersten  Segmente?).  Die  seitlichen  Fortsätze  aller  Segmente  mit 
einer  obern  und  untern  blattförmigen  Lippe.  Borsten  des  ersten 
Segments  ein  Bündel  gerader  und  ein  Bündel  schwach  S-förmig  gebo- 
gener Borsten,  am  2.  und  3.  Segmente  einige  dieser  S-förmigen  Ha- 
ken und  ein  Bündel  zarter  Haarborsten,  am  4 — 6.  Segmente  nur  diese 
letztem  ,  ebenso  am  7 — 13.,  an  denen  die  Enden  der  beiden  Lippen 
in  spateiförmige  Paleen  übergehen  ,  die  diesen  Weichtheilen  nicht 
ein-,  sondern  aufgepflanzt  sind.  Die  übrigen  Segmente  mit  mehre- 
ren Büscheln  verschieden  starker  Haarborsten  und  im  oberen  Theile 
des  Ruders  mit  einem  Säckchen  voll  äusserst  zahlreicher  loser,  in 
Masse  goldglänzender,  sehr  zarter,  kurzer  Borstchen,  die  bei  jedem 
Heize  in  Menge  entleert  werden  und  mit  dem  aus  dem  vordem  Theile 
des  Ruders  austretenden  Schleime  das  Thier  umgeben.  Drei  After- 
cirren.  Die  hintere  Körperabtheilung  ausserordentlich  lang,  über  fuss- 
lang  und  leicht  zerbrechlich. 

Drilidivm  e  fam.  ?  (=  Thysanoplea  Schm.).  Der  kurze  rund- 
liche Körper  hat  gegen  20  undeutlich  geschiedene  Segmente;  ein 
deutlicher  Kopflappen,  zwei  Augen,  Mund  am  Vorderende,  daneben 
ein  Paar  längere  Papillen  (Fühler?),  winzige  Borstenhöcker  mit 
einer  Acicula  und  ein  zwischen  zwei  kurzen  Lippen  vortretendes 
Bündel  von  etwa  fünf  einfachen ,  lanzettförmigen  Borsten.  Haut  mit 
kleinen  Papillen  besetzt.  Kurzer  muskulöser  Schlund  und  weiter, 
häutiger,  etwas  gebogener  Darm,  der  frei  in  der  Leibeshöhle  liegt. 
Lebt  frei  im  Meerwasser  und  misst  nur  wenige  Millimeter.  Leibes- 
höhle mit  Eiern  in  verschiedener  Entwickehmg. 

Isoida  e  fam.  Terebellacearum.  lieber  dem  Lippenblatte  wenig 
zahlreiche  kurze  Fühlfäden,  acht  Kiemenfäden  auf  dem  Rücken,  die 
vier  äusseren  einfach,  die  vier  inneren  mit  doppelter  Reihe  von  Ne- 
benfäden. Kiemen  und  Fühlfäden  flimmern.  Im  hinteren  Theile  des 
Körpers  nur  Flösschen  mit  kurzen  Häkchen  ;  vorn  Bündel  einfacher 
Borsten  und  untere  Häkchenreihen,  an  deren  Stelle  bei  den  ersten 
Borstenbüscheln  eine  dichte  Reihe  kurzer  gerader  Borsten.  Die  Be- 
waffnung des  ersten  Segmentes  beschränkt  sich  auf  einen  einzigen 
starken  Stachel  mit  kurzer  sichelförmiger  Spitze.  Blut  blassroth  mit 
einem  Stich  in's  Grünliche. 

Grube  veröiFentUcht  in  den  Videskab.  Meddelels.  (for 
1858.  p.  105 — 121)  den  Schluss  der  von  ihm  beschriebenen 
Annulata  Oerstediana  mit  folgenden  meist  neuen  Arten: 

Fam.  Ariciaea  :  Porcia  (n.  gen.)  maderensis  3Iadeira  ;  Cirrha- 
lulus  caribotis  St.  Croix,  C.  putictatus  ebendah. ;  Fam.  Üpheliacea  : 
Ophelia    appendiculg,ta    Valparaiso;      Fam.    Pherusea:    Siphonostomum 


122  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

cingulatum  Rio -Janeiro,  S.  cariboiim  St.  Croix  ;  Farn.  Terebellacea  : 
Terebella  comata  Valpar. ,  Puntarenas,  T.  alata  Punlarenas,  T.  fvondosa 
ebendah. ,  Sabellina  longicauiUi  St.  Croix;  Fan).  Serpulacea:  Sabella 
brevicollaris  St.  Cioix,  S.  pacifica  Punlarenas,  Scrpula  slellata  (Abildg.) 
Punlarenas. 

Char.  gen.  n.  Forcia  Gr.  Corpus  veriniforme  subquadranguluni. 
Lobus  capilalis  minus  prominens,  segmento  buccali  penitus  impressus. 
Segmentum  buccale  et  proxima  3  caruncula  munita,  cirri  tentaculares 
nulli.  Fasciculi  setarum  utrinque  distichi ;  superiores  cirro  parvo 
niuniti  ,  inferiores  cirro  nullo  ,  segmentorum  anteriorum  ununi  a  ce- 
teris  dilferens  ,  pectine  setarum  utiimque  1  armatum  ,  cirro  nullo: 
setae  siniplices  ,  segmenti  illius  a  ceteris  diversae,  ßranchiae  cirri- 
formes,  in  segmentis  anterioribus  desideratae. 

Das  von  der  Schwedischen  Akademie  herausgegebene 
1.  und  2  Heft  der  Kongl.  Svenska  Fregatten  Eugenies  Resa 
1857  u.  1858  enthält  (p.  1 — 32)  austühriiche  Beschreibungen 
der  schon  im  Jahresberichte  XXll.  S.  333  nach  einer  vor- 
läufigen Mitlheilung  von  K  i  n  b  e  r  g  aufgezählten  neuen  Aphro- 
diteen ,  deren  Bau  zugleich  durch  zahlreiche  trefflich  ausge- 
führte Abbildungen  (Tab.  1 — VlII)  erläutert  wird.  Wie  die 
nachfolgende  Uebersicht  zeigt,  finden  dabei  auch  zugleich 
noch  manche  andere  bekannte  Arten  eine  nähere  Berück- 
sichtigung. 

I.  Aphroditea  Sav.  Pharynx  exsertilis,  maxillis  armatus,  altera 
supera ,  altera  infera  ;  appendices  segmentorum  diversae  alterae  pro- 
dientes  et  evanescentes. 

^^  Aphroditacea.  Corpus  oblongum ,  latum.  Lobus  cephalicus 
rotnndatus,  Tuberculum  i'aciale  sub  lobo  cephalico  inter  palpos, 
ante  orificium  oris.  Tentaculum  parte  basali  a  media  anteriore  parte 
lobi  cephalici  productum.  Antennae  nullae.  Oculi  ante  median)  par- 
tcm  lobi  cephalici  siti  ,  sessiles  vel  sub  -  pedunculati.  Palpi  long!, 
crassi,  sensim  acuminali  ,  ciliati.  Cirri  tentaculares  duo  in  utroque 
pede  paris  primi.  Cirri  buccales,  sive  ventrales  paris  pedum  secundi, 
cirris  reliquis  venlralibus  longiores.  Pharynx  exsertilis,  inlus  pone 
marginem  processibus  cristaeformibus  tiansversis  quasi  cartilagineis 
armatus,  maxillas  fingentibus.  J3rancriiae  humiles  papillosae,  supra  et 
intra  basin  cirrorum  dorsualium  sitae,  elytris  ttclae,  non  seniper  ob-» 
viae.     Elytra  segmenlis  2,  4,   5,  7,  9  ...  .  ai'fixa. 

Sp.  Aphrodite  alta  Kbg. ,  A.  aculeata  L.  ,  A.  longicornis  Kbg., 
Herniione  hystrixSa\.,  11.  hystricella  Quatref.  ?,  .'iphrogenia  alba  Kbg., 
Laetmatoaice  iilicornis  Kbg.  , 


der  niederen  Tliiere  während  des  Jahres  1858-  123 

**  Iphionea.  Corpus  ovale  ,  oblongnni,  siipra  convexum.  Lo- 
hns cephalicus  latus,  ntrinque  rotundatus,  anlice  bipaititus  hases  an- 
tennarnm  emitfcns,  tubeiculum  faciale  minuluni  au)pleclentes,  Oculo- 
Fum  paiia  duo  distatitia  in  parte  poslica  citerna  lobi  cephalici  posita, 
sessilia.  Tentacnlum  nullum.  Talpi  crassi  sensim  acuininati  ciliali. 
Cirri  lenlaculaies  duo  in  utroquo  pcde  paris  primi.  Ciiri  buccales 
reliquis  venlralibus  longiores.      Pharynx  e\sertilis   cylindricus,  papillis 

9  11 

—   1.   —  marginalibus,  niediis  proximis  aequalibus;    maxillae  quatuor 

validae,  consistentia  quasi  corneae,  in  paria  bina  dispositae,  superum 
et  inferuni,  corpore  constitutae  apiceni  praebente  aduncum  et  tomirnn 
dentatum,  et  processu  inusculis  inimerso  elongato,  arcuato,  laminaceo. 
Elytra,  branchiamm  loco  duplex  reticulum  hexagonum  vasorum  prae- 
bentia,  segnientis2,  4,  5,  7  ...  .  aflixa,  dorsum  totum  tegentia.  Fe- 
des  dorsuales  et  ventrales  coiiiuncti,  cylindrici,  porrecti,  setis  simpli- 
eibus  ordinum  binorum. 

Sp.   Iphione  niuricata  Sav.,  I.  ovata  Kbg.,  I.  spinosa  Kbg. 

^""■"  Pohjnoinci.  Corpus  elongatuni,  Tuberculuni  faciale  nul- 
lum. Lobus  cephalicus  convexus,  basi  tentaculi  a  parte  media  antica 
Oriente.  Antennae  binae  dislantes.  üculi  quatuor  laterales,  duo  an- 
teriores ,  duo  prope  marginem  posteriorem  lobi  cephalici,  sessiles. 
Palpi  crassi,  sub  antenuis  cirrisque  tentacularibus  siti.  Cirri  buccales 
prominentes,  tentaculiformes,  ventralibus  longiores.  Pharynx  exser- 
tilis  cylindricus,  papillis  elongatis  nullis;  maxillae  corneae,  tomio  dcnte 
obsoleto  vel  edentato,  prossessibus  elongatis.  Pedes  dorsuales  et  ven- 
trales coniuncti,  setis  simplicibus.  Tela  tomentosa  nulla.  Elytrorum 
paria  12 — 35,  in  segmentis  2,  4,  5,  7,  9  .  .  .  Segmenta  elytris  ca- 
rentia   cirris  dorsualibus  praedita. 

Sp.  Lepidonotus  Pomareae  Kbg.,  L.  socialis  Kbg,,  L.  Jacksoni 
Kbg.,  L.  margaritaceus  Kbg.,  L.  Johnstoni  Kbg.,  L.  Wahlbergi  Kbg., 
L.  squamatus  L,,  L.  caeruleus  Kbg.,  L.  havaicus  Kbg-,  L.  striatus  Kbg., 
L.  indicus  Kbg.;  Halosydna  Virgini  Kbg.,  H.  australis  Kbg.,  H.  brasi- 
liensis  Kbg.,  H.  patagonica  Kbg,,  II.  parva  Kbg.,  H.  elegans  Kbg., 
H.  brevisetosa  Kbg.,  H,  gelatinosa  Sars;  Antinoe  aequiseta  Kbg,,  A. 
Wahlii  Kbg.,  A.  pulchella  Kbg,,  A,  microps  Kbg.,  Harmothoe  spinosa 
Kbg,,  Hermadion  Alagelhaense  Kbg,,  H,  longicirratMs  Kbg.;  Polynoe 
antarctica  Kbg. 

**■"**  Äcoetia.  Corpus  longun»,  depressum.  Tuberculuni  faciale 
nullum.  Tentaculum  parte  basali  a  media  anteriore  parte  lobi  cepha- 
lici oriens.  Bases  anfennarum  duarum  sub  pedunculis  oculorum  oc- 
cultae.  Oculi  pedunculati  duo;  sessiles  nullas  vidinuis.  Palpi  longi, 
validi  ,  laeves.  Cirri  tentaculares  duo  in  utroque  pede  paris 
primi ,    tentaculiformes.     Cirri   buccales  s.    ventrales  paris  pedum  se- 


124     L  e  u  c  k  a  rt :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

cundi  cirris  reliquis  ventralibus  longiores ,  tentaculifornies.  Pharynx 
exsertilis,  margine  anteriore  papillis  numerosis  ,  papilla  media  supera 
et  infera  elongata,  tentaciiliformi ;  niaxillae  corneae,  corpore  elon- 
gato,  humili,  tomio  dentato.  Pedes  dorsuales  et  ventrales  connati. 
Elytra,  paria  plurima,  in  segmentis  2,  4,  5.  7  ...  .  et  imparibus  re- 
liquis usqiie  ad  postrennim  corporis  obvia  ;  segmenta  elytris  carentia 
cirris  dorsualibus  praedita. 

Sp.  Euponipe  Grubei  Kbg.  ,  Panthalis  Oersledi  Kbg. ,  P.  graci- 
lis  Kbg. 

'"■*""""'■  Sigalionina.  Corpus  longum,  angustum.  Lobus  cepha- 
licus  rotundatus  ,  interduin  elongatiis.  Tuberculuni  faciale  nullum. 
Tenfaculum  non  seniper  obvium,  plerumque  longum;  parte  basali  a 
media  parte  lobi  cephaiici  producta.  Antennae,  quum  ;  dsunt,  a  parte 
anteriore  lobi  cephaiici  vel  a  basi  tentaculi  Orientes.  Oculi  quatuor 
nonnumquani  vero  duo  vel  nulli  in  speciminibus  nostris  perspicui. 
Prope  basin  tentaculi,  in  parte  anteriore  lobi  cephaiici,  fossae  parvae 
duae  interdum  adsunt  rotundatae  ,  fundo  membrana  tecta  ,  anditus 
fortasse  Organa.  (Gebilde,  die  jedenfalls  einer  näheren  Untersuchung 
bedürfen  und  eher  mit  Geruchsorganen,  als  mit  Gehörwerkzeugen  Aehn- 
lichkeit  zu  haben  scheinen.  Ref.)  Palpi  in  speciminibus  nostris  longi, 
sensim  attenuati  laeves.  Cirri  tentaculares  duo  in  utroque  pede  paris 
primi ,  antrorsum  vergente  ,  setis  numerosis  praedito.  Cirri  buc- 
cales  longi,  tentaculifornies.     Pharynx  exsertilis,  cylindricus  ,  papillis 

9       11         13 

-5-9    71   '•  7^5  papilla  media,  supera    et  infera,  proximis  longitudine 

aequali  ;  niaxillae  corpore  elongato  ,  tomio  edentato  vel  dente  obso- 
leto,  processu  corpore  niaxillae  breviore.  Pedes  stylo  praediti, 
dorsuales  setis  serrulatis ,  tenuibus  ,  ventrales  setis  conipositis ;  nn- 
mero  articulorum  variabili.  Elytra  in  segmentis  anticis  et  cirri  dor- 
suales allernantes;  segmenta  in  parte  media  et  postica  corporis  et 
elytris  et  cirris  praedita. 

Sp.  Sthenelais  llelenae  Kbg. ,  St.  Blanchardi  Kbg.,  St.  articulata 
Kbg.,  St.  oculata  (Peters)?,  St.  laevis  Kbg.,  Sigalion  Edwardsi  Kbg., 
Leanira  0"atrefagesi  Kbg.,  Psammolyce  Petersi  Kbg.,  Ps.   flava  Kbg. 

***""•"'  Pholoidea.  Elytra  in  segmentis  alternanlia;  cirri  dor- 
suales nulli,  nee  in  segmentis  elytris  praeditis,  i;ec  in  segmentis  ely- 
tris carentibus. 

Sp.  nullae. 

invu-HHH^  Painiyracea.  Elytra  niilla,  paleüc  in  segmentis  Omni- 
bus;  lubercula  et  cirri  dorsuales  alternantes. 

Sp.   nullae. 

Die  der  Gruppe  der  Amphinomeen  z- gehörenden  schon 
im  letzten    Jahresberichte   erwähnten  neuen  Genera   Lirione, 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  125 

Hermodice  und  Euiylhoe  (Kinberg,  Öfvers.  kongl.  vetensk. 
Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  11)  tragen  folgende  Diagnosen: 

Lirione.  Corpus  elongatnni,  segnienfis  ovalibus  magnis ;  lobus 
cephalicus  rotundatus ,  elevalus;  antennae  a  lobo  cephalico,  palpi 
a  segnicnlo  prinio  Orientes;  carunculns  elongatus;  branchiae  raniis 
filiforniibus ,  prope  apicem  peduni  dorsuaiiuni;  ciiri  doisuales  utrin- 
que  bini ;  setae  omncs  confornies ,  bifidae  ,  laeves  ;  appendices  ana- 
les binae. 

Hermodice.  Corpus  longum,  depressuni,  seginentis  rectangulis ; 
lobus  cephalicus  niagnus,  rotundatus,  caiunculo  magno,  utrinque 
alato,  lobis  foliaceis.  Antennae  et  palpi  a  seguiento  prinio  Orientes; 
branchiae  in  segmento  seciindo  incipientes,  cirrus  dorsualis  cuiusque 
pedis  unicus;  setae  pcduni  dorsuaiiuni  aliae  subulatae,  serratae,  aliae 
lineares  laeves,  ventraliuni    apice  serratae. 

Eurythoe.  Corpus  longum,  depressuni,  segmenlis  rectangulis; 
lobus  cephalicus  magnus,  rotundatus,  corunculo  mediocri,  minute  lo- 
balo  ;  antennae  et  palpi  a  segmento  primo  Orientes;  cirrus  dorsualis 
nnicus;  setae  pedum  dorsuaiiuni  aliae  lineares  subarticulatae,  aliae 
subbifidae,  serratae  ramo  altero  brevissimo  (rarius,  earuni  loco  linea- 
res) ;  ^  entralium  bifidae.     Branchiae  inde  a  segmento  tertio. 

Wir  haben  aus  Dalyell's  Chaetopodenunlersuchun- 
gen  oben  eine  Reihe  von  Mittheilungen  gemacht,  die  in  bio- 
logischer Hinsicht  einiges  Interesse  erregen  dürften.  Aber 
auch  für  die  Kenntniss  der  äusseren  Formen  sind  diese  Un- 
tersuchungen nicht  ohne  Werth,  um  so  weniger,  als  sie  von 
zahlreichen,  meist  eben  so  naturgetreuen,  wie  schönen  Abbil- 
dungen begleitet  sind.  Die  Benutzung  derselben  wird  leider 
dadurch  erschwert,  dass  Verf.  die  einzelnen  Arten  ohne  ge- 
nügende Detail  -  und  Specieskenntniss  benennt  und  kaum  die 
differenlesten  Genera  von  einander  unterscheidet.  Ref.  hat 
die  Mühe  nicht  gescheut,  diese  Arten,  so  weit  es  ihm  mög- 
lich war,  der  heutigen  Nomenclatur  anzupassen  und  giebl  im 
Folgenden  eine  Uebersicht  derselben: 

Dorsibranchiati.  Aphrodite  aculeata  p.  170.  PI.  XXIV.  Fig.  15, 
16,  A.  (Polynoe)  cirrata  p.  164—166.  PI.  XXIV.  Fig.  1,  2,  A.  (Pol.) 
squamata  p.  ^QQ ,  IGT.  Fig.  3-- 10,  A.  varians  (=  P.  scabra  ?) 
p.  167—169.  Fig.  11,  12,  A.  velox  (wahrscheinlich  eine  Jugendform, 
4 — 5'"  mit  etwa  20  Segmenten  und  10  Paar  kleinen  und  durchsichtigen 
Schuppen),  A.  arcta  (=  A.  longa  Fabr.)  mit  etwa  60 Paar  Schuppen, 
die  die  MiHe  des  Kückens  frei  lassen. 


126     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

Nereis  teres  (  =  Glycera  sp.  wahrscheinlich  Gl.  alba  Z,  D.\ 
p.  144.  PI.  XX.  Fig.  1,  2,  N.  (Nephthys)  hirsuta  n.  sp.  Fl.  XXI.  Fig. 
1-3  (nicht  gehörig  charakterisirt,  so  dass  es  kaum  möglich,  die  Art 
von  den  verwandten  zu  unterscheiden),  K.  lineata  s.  Kephlhys  mar- 
garitacea  p.  146.  PI.  XXI.  Fig.  4  — 10  (ein  prächtiges,  10"  langes  Thier, 
das  auch  auf  Helgoland  vorkommt  =  N.  ciliata  Rathke) ,  ]\.  fCasta- 
lia)  punctata  Z.  0.  p.  158.  Tab.  XXI.  Fig.  11  — 13,  Nereis  remex 
(=  Phyllodoce  laminosa)  p.  148-152.  PI.  XXIlf.  Fig.  1—7,  Kereis 
ellipsis  (=  Eulalia  viridis?)  p.  152.  PI.  XX.  Fig.  7—10 ,  N.  fulgens 
(=  N.  Beaucoudrayi  oder  N.  pelagica  ?)  p.  153,  154.  PI.  XXII.  Fig. 
6 — 8.  N.  monoceros  (eine  Syllis  mit  langem  Stirnfaden)  p.  157.  PI. 
XXII.  Fig.  9  —  13,  N.  builata  (=  Sphaerodorum  flavum  Oerst.) 
p.  147.  PI.  XXII.  Fig.  1—5,  N.  foliata  (=  Aonis  foliosa?  mit  zwei 
nicht  eben  sehr  langen  Tentakelcirren  und  trompetenförmigem  Saug^. 
napf  am  Hinterleibsende)  p.  156.  PI.  XX.  Fig.  11—18,  K.  contorta 
(Kerine?)  p.  156.  PI.  XX.  Fig.  19,  20,  Nereis  aries  (=-  Spio  crenati- 
cornis)  p.  148.  PI.  XX.  Fig.  3-6,  Spio  seticornis  p.  159.  PI.  XX. 
Fig.  22,  Spio  (?)  celata  n.  sp.,  eine  kleine  (!'")  gehäusebanende  An- 
nelide mit  8—10  Segmenten   und  zwei  langen  Fühlercirren. 

Nereis  parva  p.  147.  PI.  XX.  Fig.  23—25  ist  eine  nicht  zu  ent- 
ziffernde Jugendform  (5'")  mit  schlankem  Körper  und  2  langen  Ten- 
takeln. Ohne  Gelenkhöcker  (und  Borsten?).  Gleiches  gilt  von  Ne- 
treis hirsuta  {%'")  p.  259.  PI.  XXXVI.  Fig.  10  und  N.  peclinata  (2'") 
p.  '^59.  PI.  XXXVI.  Fig.  12-15. 

Lumbricus  cirratus  p.  133— 135.  PI.  XVIII.  Fig.  1—4  =  Cirra- 
ulus  borealis;  L.  marinus  p.  135 — 138.  PI.  XIX.  Fig.  1  =■  Arenicola 
piscatorum,  Fig.  2  =  Ar.  Boekii  Rathke;  L.  capitatus  p.  138.  PI.  XVII. 
Fig.  8,  9.  =   Capitella  Fabricii  Bl. 

Clymene  borealis  (:=  Cl.  lumbricalis  Fabr.)  p.  255.  pl.  XXXV. 
Fig.  7.     Das  Trichterende   wiid  als  das   vordere  beschrieben. 

Pherusa  Mülleri  (=  Siphonostomum  plumosum)  p.257.  Tab.  XVIII. 
Fig.  5—9. 

Siphonostoma  gelatinosum  (ein  sehr  merkwürdiges  Thier ,  das 
in  der  Nähe  der  Siphonostomen  ein  eigenes  Genus  bilden  muss.  Kör- 
per ganz  durchsichtig,  3"  lang,  3'"  dick,  vieikantig  mit  ungefähr  40 
undeutlichen  Segmenten,  deren  jedes  an  der  Kante  ein  Paar  lange 
Haare  trägt.  Das  vordere  —  beim  Schwimmen  hintere  —  Körper- 
ende mit  zwei  dünnen  flügelförmigcn  Lappen,  die  sich  zusammenle- 
gen können  und  zwei  contractile  Fühler  von  gelblicher  Farbe  so  wie 
zwei  Bündel  von  etwa  20  Borsten  zwischen  sich  nehmen.  An  der 
Basis  der  Borsten  ein  grosses  Auge,  Lebt  im  Schlamme,  schwimmt  aber 
auch  häufig  und  anhaltend  umher.)  p.  256.  PI.  XVIII.   Fig.  10— 12, 

In  die  Nähe  der  Siphonostomen  (oder  Terebellen  ?)  scheint  auch 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  127 

die  PI.  XXVI.  Fig.  11  und  12  abgebildete  aber  nicht  beschriebene 
durchsichtige  Wurmforni  mit  6  Tentakeln  und  zwei  gefiederten  Kie- 
men zu  gehören. 

Capilibranchiati.  Sabcll:»  alveolaiia  (Sabellaria  sp.)  Vol.  II. 
p.  175— 178.  Pi.  XXV.  Fig.  1—4,  Sab.  belgica  (=  Pectinaria  auri- 
coma)  p.  176  — 180.  PI.  XXV.  Fig.  5  ,  6.  Teiebella  UltorrMs  s.  are- 
naria n.  sp.  (7 — 8"  lang,  16  Paar  Borstenbüschel,  3  Paar  Kiemen  mit 
mittlerem  Stamm  und  Seiten -Zweigen  erster  und  zweiter  Ordnung, 
baut  Gehäuse  aus  Sand)  p.  183-191.  PI.  XXVI.  Fig.  1—7,  T.  figulus 
n.  sp.  (3*//'  lang,  24  Paar  ßorstenbüschel,  3  Paar  Kiemen  mit  dicho- 
tomisch  gespaltenen  langen  und  spiialigcn  Endästen,  baut  plumpe 
und  weite  Schlamniiöhren  und  zwar  meist  in  leeren  Muschelschalen) 
p.  180—197.  PI.  XXVII  u.  XXVIII.  Fig.  1,  2,  T.  Inhercnlala  n.  sp. 
(5"  lang,  17  Paar  Borsienbüschel,  3  Paar  baumartig  verästelter  Kie- 
men, roth  mit  zahlreichen  kleinen  weissen  Tüpfeln,  baut  weite  Sand- 
röhren) p.  197— 199.  PI.  XXIX,  T.  conchilega  (=  T.  madida)  mit  zwei 
quastförmigen  Kiemenpaaren  p.  199 — 203.  PI.  XXVIII.  Fig.  3 — 9,  T. 
macvlata  n.  sp.  (mit  Amph.  cristata  Z.  D.  verwandt,  wenn  nicht 
identisch,  l'/j"  lang,  ein  Paar  hirschgeweihartiger  Kiemen,  20 — 24 
gefleckte  Tentakel  ,  16  Paar  Borstenbüschel  ,  baut  Röhren  aus 
Sand)  p.  203-206.  PI.  XXVIII.  Fig.  10— 14,  Terebellu  lexUix  n.  sp. 
(eine  kleine  6  —  12"  lange  Art  mit  25 — 40  Tentakeln  und  einem  Paar 
verästelter  Kiemen,  dem  nach  hinten  noch  ein  zweiter  Kiemenstummel 
sich  anschlicsst.  Laut  ein  unvollständiges  Rohr  von  Sand  oder 
Schlamm,  das  aber  häufig  verlassen  wird,  und  spinnt  aus  dünnen  Fä- 
den ein  Gewebe  zur  Aufnahme  des  Laiches)  p.  206— 207.  PI.  XXVIII. 
Fig.  15 — 18.  Terebella  pecten  (=  Terebellides  Stroemii  Sars)  p.  208. 
Tab.  XXVI.  Fig.  9,  Terebella  ostreae  (eine  eigenthüniliche  in  Austern- 
schalen bohrende  VVurmform,  die  ein  besonderes  Genus  bildet,  aber 
nur  unvollkommen  beschrieben  ist.  9'"  lang  mit  zahlreichen  Seg- 
menten ,  die  alle  mit  Borstenbüscheln  versehen  sind  und  acht  langen 
Fühlfäden  ,  ähnlich  denen  der  Terebellen.  Ohne  Kiemen.  F'arbe 
dunkel)  p.  205.  PI.  XXVI.  Fig.  10.  Aniphitrite  ventilabrum  (=  Sabella 
penicillus  Z.  D.)  p.  210— 236.  PI.  XXX,  A.  bombyx  (wahrscheinlich 
identisch  mit  Sab.  Luculiana,  jedenfalls  durch  Habitus  und  Kiemen- 
bildung damit  übereinstimmend.  Die  Rühre  wird  ohne  erdige  Sub- 
stanzen gebaut  und  ist  ein  Ausschwitzungsprodukt  der  äusseren  Be- 
deckungen, das  sich  nach  jedem  Verluste  erneuert)  p.  236 — 244.  Tab. 
XXXI  u.  XXXIL  Fig.  1  —  13,  A.  floscula  (=  Sab.  vesiculosa  Mont.  ?) 
p.  244— 247.  PI.  XXXI.  P'ig.  9,  n)it  einem  dicken  gelatinösen  Rohre, 
Amphitrite  palmata  (=  Fabricia  sp.  mit  nur  6  Segmenten  und  6  Kie- 
menslrahlen  V"  lang)  p.  248.  PI.  XXXIL  Fig.  10,  11,  Filipora  filigrana 
(=  Filograna  implexa)  p.  250—252.  PI.  XXXIV: 

Lumbricini.      Nais    lacustris    (=  Chaetogasler   diaphanus)    1.  c. 


128     L  eu  c k a r t :  Beiicht  über  die  Jieistungen  in  der  ISatur^eschichte 

p.  130.  PI.  XVII.  Fig.  1—5,  Kais  proboscidea  p.  131.  PI.  XVII.  Fig.  6 
und  7,  Lumbricus  hirsutus  mar.  (an  Kais?)  p.  140.  Fig.  13 — 16,  Liini- 
bricus  littoralis  (=  Saenuris  lineata  ?)  p.  139.  Fig.  17,  18,  Lumbri- 
cus teres  (=  Lumbriculus  variegatiis)  p.  140.   PI.  XVII.  Fig.  10 — 12. 

(üephyrei. 

Von  Lacazc-Duthiers  erhielten  wir  eine  ausge- 
zeichnete Abhandlung  über  Bonellia  viridis  (Ann.  des  scienc. 
natur.  T.  X.  p.  49—110.  Tab.  1— III,  im  Auszuge  Cpt.  rend. 
T.  47.  p.  1058) ,  durch  welche  die  früheren  Angaben  von 
Schmarda  0*  ß-  ^^*  P- 332)  u.  A.  vielfach  berichtigt  und 
erweitert  werden.  Aeussere  und  innere  Organisation,  Sitten 
und  Lebensweise  dieses  interessanten  Thieres  finden  darin 
eine  gleichniässige,  genaue  und  ausführliche  Berücksichtigung, 
und  werden  die  geschilderten  Verhältnisse  überdiess  noch 
durch  eine  Reihe  der  schönsten  Abbildungen  erläutert.  Wenn 
wirt  Ewas  in  der  Abhandlung  vermissen,  so  ist  es  eine  aus- 
reichende Kenntniss  der  vorhandenen  Litteratur  —  doch  das 
ist  ein  Vorwurf,  den  man  den  wissenschaftlichen  Arbeiten 
der  französischen  Zoologen  nux  gar  zu  häufig  zu  machen  hat. 

Die  Bonellia  lebt  an  der  Südküste  des  Hafens  von  Mahon  in 
grosser  Menge,  ist  aber  nur  seh^  er  zu  erhalten,  da  sie  sich  in  Fels- 
löchern (oder  Gängen  zwischen  Steinen)  aufhält  und  nur  mit  dem 
lang  gestreckten  Rüssel  nach  Aussen  hervorragt.  Und  auch  dieser 
Rüssel  wird  bei  drohender  Gefahr  zurückgezogen.  Uebrigens  scheint 
es,  als  wenn  unser  Thier  zu  gewissen  Zeiten  seinen  Schlupfwinkel 
verliesse  und  uiit  Hülfe  des  äusserst  conlraktilen  Rüssels,  dessen  Hör- 
ner dabei  wie  Saugnäpfe  wirken  ,  auch  vielleicht  mit  Hülfe  der 
Borsten  auf  dem  Boden  unjherkrieche.  Die  Körpervvandungen  sind 
einer  ausserordentlich  kräftigen  peristaltischen  Contraction  fähig  und 
diese  erlaubt  auch  den  Eintritt  in  enge  Felsspalten.  Dass  das  grüne, 
in  die  äusseren  Bedeckungen  der  Haut  eingelagerte  Pigment  mit 
dem  Chlorophyll  identisch  ist,  wieSchujarda  behauptet  hat ,  möchte 
Verf.  fast  bezweifeln,  wie  er  denn  auch  die  Existenz  eigentlicher  Haut- 
drüsen in  Abrede  stellt,  ohwohl  dieses  Pigment  beim  Berühren  ab- 
färbt. Der  Dann  hat,  wie  schon  Schmarda  angab,  eine  einfache 
Canalform  und  eine  sehr  beträchtliche  Länge.  Er  beschreibt  eine 
Spirale  mit  mehrfachen  Rückläufen  und  wird  durch  ein  unvollständi- 
ges Mesenterium  an  der  Körperwand  befestigt.  Der  mittlere  grimm- 
darmartig    gefaltete  Theil    trägt   auf   seiner   Innenfläche  einen  dicken 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  129 

Belag  von  gelh  gefärbten  Leberzellen  und  besitzt  überdiess  ein  dent- 
liches  Flininierepithelium.  Was  Schmarda  (und  auch  M.  Müller 
bei  Thalassema)  als  Ovariuin  in  Anspruch  nahm  ,  ist  in  Wirklichkeit 
nur  Eibehälter.  Das  Ovariuni  ist  ein  dünnes  und  strangförmiges  Or- 
gan, das  in  der  Medianlinie  der  hinteren  Körperhälfte  durch  ein  kur- 
zes neben  dem  Nervenstränge  sich  inserirendes  Mesenterium  befestigt 
ist.  Die  Oberfläche  des  Ovariums  trägt  zahlreiche  kleine  Zäpfchen 
und  ein  jedes  derselben  enthält  ein  Ei,  auf  dem  eine  Anzahl  kleiner 
Zellen  (die  Ref.  den  Dotterbildungszellen  in  den  Ovarien  der  Insek- 
ten vergleichen  möchte)  aufsitzt.  Die  reifen  Eier  fallen  in  die  Lei- 
beshöhlc  und  gelangen  erst  von  da  in  den  Fruchthälter  ,  der  zu  die- 
sem Zwecke  an  seinem  Basaltheile  eine  eigene  trompetenförmige  Oeff- 
nung  besitzt,  dasselbe  Organ,  das  nach  Schmarda  möglicher  Weise 
den  Hoden  unserer  Bonellia  darstellen  sollte.  (Schon  M.  Müller 
hat  in  diesem  auch  bei  Thalassema  vorkommenden  Organe  eine  Oeff- 
nung  erkannt.)  Für  gewöhnlich  ist  der  Fruchthälter  unpaar,  doch 
fand  Verf.  einmal  ein  Exemplar  mit  zweien  völlig  symmetrisch  ent- 
wickelten Fruchthältern  (wie  das  bei  Thalassema  die  Regel  ist).  Ueber 
die  männlichen  Organe  blieb  Verf.  im  Ungewissen;  er  fand  allerdings 
zwischen  den  Zellen ,  die  den  Fruchthälter  im  Innern  auskleiden  , 
zahlreiche  stäbchenförmige  Gebilde,  wagt  aber  nicht  mit  Bestimmtheit, 
dieselben  als  Samenfäden  in  Anspruch  zu  nehmen.  Wenn  die  ßonellien 
getrennten  (ieschlechts  sind,  so  müssen  die  Männchen  ungleich  seltener 
oder  auch  vielleicht  nur  auf  eine  gewisse  Jahreszeit  beschränkt  sein. 
Der  Nervenstrang  ist  (wie  auch  bei  Sipunculus)  ohne  Ganglien, 
ein  einfacher  Cylinder,  aus  dem  nach  rechts  und  links  zahlreiche 
Fäden  ausstrahlen.  Schmarda  beschreibt  allerdings  ganglionäre 
Anschwellungen  ;  es  scheint  aber,  dass  sich  derselbe  durch  das  Ova- 
riuni hat  täuschen  lassen.  Auch  das  von  Schmarda  beschriebene 
Darmnervensystem  konnte  unser  Verf.  nicht  auffinden,  dagegen  aber  sah 
derselbe  einzelne  Zweige  auf  den  Munddarm  und  den  Fruchthälter 
übergehen.  Dicht  hinter  der  MundöfTnung  spaltet  sich  der  Bauchstrang, 
aber  nicht,  um  vor  derselben  ,  wie  etwa  bei  Sipunculus,  in  ein  Hirn- 
ganglion anzuschwellen.  Das  Verhalten  ist  hier  ein  anderes,  indem  beide 
Stränge  isolirt  in  die  Seitentheile  des  Rüssels  eintreten  ,  denselben 
seiner  ganzen  Länge  nach  durchsetzen  und  in  der  vordem  Lippe  der 
beiden  Hörner  schlingenförmig  verschmelzen.  Wenn  man  will  ,  so 
hat  also  auch  Bonellia  einen  Schlundring,  aber  einen  ungewöhnlich 
weiten.  (Den  sog.  Rüssel  dürfte  man  unter  solchen  Umständen  wohl 
als  eine  eigenthümliche  Entwickelung  des  Kopfzapfens  in  Anspruch 
nehmen.)  Auffallend  sind  die  zahlreichen  Nervenäste ,  die  in  den 
vordem  Lippenrand  der  Hörner  ausstrahlen,  und  das  um  so  mehr,  als 
die  Rüsselnerven  sonst  keine  Zweige  abzugeben  scheinen.  Die  den 
beiden  sog.  Lungensäcken  aufsitzenden  Bäumchen  haben  einen  dicken 
Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  J 


180     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturs^eschichte 

Zellenbelag  von  augenscheinlich  drüsiger  Beschaffenheit  und  sind  am 
Ende  ihrer  Zweige  von  einer  weiten  Oeffnung  durchbohrt ,  die  einen 
freien  Zusammenhang  mit  der  Leibeshöhle  darstellt  und  ebenso  wohl 
durch  ihre  Flimmerung ,  wie  durch  eine  eigenthümliche ,  Irichter- 
oder  urnenförniige  Gestalt  sehr  aulfallend  erscheint.  Yerf.  vergleicht 
diesen  Apparat  mit  dem  Bojanus'schen  Organe  der  Mollusken.  Gewiss 
mit  allem  Rechte,  doch  hätte  eine  Zusammenstellung  mit  den  schlei- 
fenförmigen  Drüsen  .der  Chaetopoden  (segmental  organs  Will.)  viel- 
leicht noch  näher  gelegen.  Ollenbar  sind  diese  „Urnen"  auch  genau 
dieselben  Gebilde,  die  Leydig  und  Muller  als  j.panloffelförmige 
Fimmerorgane"  schon  früher  bei  Synapta  gefunden  haben.  Allerdings 
bilden  diese  letztern  keine  „Wasserlungen,"  allein  auf  einen  derarti- 
gen Unterschied  ist  wohl  kein  allzu  grosses  Gewicht  zu  legen.  Nach 
dem  Funde  unseres  Verf.  (der  übrigens,  wie  ich  nachträglich  sehe, 
nicht  ganz  neu  ist,  indem  schon  F  o  r  b  e  s  und  G  o  o  d  s  i  r  in  ihrer  Ana- 
tomie von  Echiurus  an  den  Endzweigen  der  sog.  Lungen  flimmernde 
Oeffnungen  beschreiben)  scheint  die  Vermuthung  von  Leydig,  dass 
die  „Wasserlungen"  der  Echinodermen  nur  als  eine  besondere  Form 
des  excretorischen  sog.  Wassergefässsystems  zu  betrachten  seien  ,  wohl 
begründet,  obwohl  einstweilen  immer  noch  die  direkte  Bestätigung 
abgewartet  werden  muss.  Das  Blutgefässsystem  ist  nach  den  Be- 
obachtungen unseres  Verf.  in  vieler  Beziehung  einfacher  ,  als  es 
Schmarda  beschrieben  hat,  und  namentlich  ohne  jene  zahlreichen 
Seitenzweige,  die  den  Abbildungen  unseres  deutschen  F'orschers  ein 
so  reiches  Aussehen  geben.  Es  besteht  im  Wesentlichen  aus  einem 
unpaaren  contraktilen  Rückengefässe ,  dessen  hinteres  Ende  sackartig, 
wie  zu  einem  Herzen  (an  dem  aber  niemals  Contraktionen  beobachtet 
wurden)  erweitert  ist,  und  einem  meist  paarigen  ßauchstamme  ,  die 
alle  drei  in  den  Hörnern  des  Rüssels,  wie  auch  hinten  schlingenför- 
mig  in  einander  übergehen,  üeber  den  Inhalt  der  Leibeshöhle  hat 
Verf.  keine  Untersuchungen  angestellt,  doch  zweifelt  er  nicht,  dass 
derselbe  gleichfalls  den  Ernähiungsflüssigkeiten  zugehöre. 
Von  neuen  Arten  haben  wir  zu  erwähnen  : 

Sipunculus  phalloides  Pall.  aus  Puntarenas,  Pliascolosoma  Pun- 
tarenae  n.  sp.  ebendah.,  Ph.  Antillarum  ebendah.,  D  endr  o  st  omum 
(n. gen.)  alulaceum  n.  s^.  St.  Croix,  Grube,  Annulata  Oerstediana  1.  c 

Das  neue  Gen.  Dendrostomtim  unterscheidet  sich  von  Phasco- 
losonia  besonders  durch  die  zusammengesetzte  Bildung  der  Mundtcn- 
takel :  Corpus  breve,  subclavaeforme,  papillis  munitum,  postice  tumi- 
dum,  apice  acuminatum.  Proboscis  brevior  papulosa.  Tentacula  or- 
bem  componentia,  composita. 

Dalycll  liefert  zwei  gelungene  Abbildungen  von  Priapulus 
caudatus,  L.  c.  T.  IL   PL  XXXV.    Fig.  1.  u.  2.  p.  253. 


I 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  131 

Chaetogiiathi. 

Ref.  hat  schon  im  Jahresberichte  für  1856  (Bd.  XXIII. 
S.  182)  erwähnen  müssen,  dass  Meissner  die  Sagitten 
nicht  länger  als  Würmer  gelten  lassen  will,  sondern  als  Wir- 
belthiere  in  Anspruch  nimmt.  Was  damals  über  Meiss- 
ner's  Ansichten  vorlag,  war  nur  eine  Reihe  von  kurzen 
Mittheilungen ,  die  den  Umfang  der  vom  Verf.  angestell- 
ten Untersuchungen  vielleicht  nicht  vollständig  überblicken 
liess.  Inzwischen  ist  nun  aber  in  den  Verhandl.  der  Schweiz, 
naturf.  Gesellschaft  zu  Basel  im  Jahre  1857  der  ausführ- 
liche Originalbericht  über  den  betreffenden  von  Meissner 
gehaltenen  Vortrag  erschienen,  und  dieser  lautet  —  wir  las- 
sen ihn  bei  dem  Interesse,  das  die  angeregte  Frage  besitzt, 
wörtlich  abdrucken  —  folgendermassen : 

„Junge  Individuen  von  2 — 5Mm.  Länge  besitzen  im  Innern  ihres 
Leibes  dicht  unter  der  Rückenwand,  vielleicht  noch  innerhalb  der- 
selben, einen  aus  zwei  Reihen  grosser,  mit  heller  Flüssigkeit  gefüll- 
ter Zellen  bestehenden  Strang,  welcher,  in  eine  zarte  Scheide  einge- 
schlossen ,  dicht  hinter  dem  Kopfe  beginnt  und  ebenfalls  spitz  aus- 
laufend bis  über  den  After  sich  erstreckt.  Dieser  Zellenstrang  schwin- 
det allmählich  mit  dem  Wachsthume  und  der  Ausbildung  des  Thie- 
res ,  theils  von  beiden  Enden  her  schrumpfend,  theils  auch  hier  und 
da  im  Verlaufe  ,  und  Individuen  von  6 — 7  Mm.  Länge  pflegen  keine 
Spur  mehr  von  dem  Organe  zu  besitzen.  Die  Zellen  sind  sehr  gross, 
wasserhell,  mit  wandständigem  Kerne  und  zähem  Inhalt ;  die  doppelte 
Zellenreihe  ist  in  dem  mittleren  Theile  des  Thieres  fast  so  breit,  wie 
der  Durchmesser  der  Leibeshöhle.  Das  centrale  Nervensystem  besteht 
aus  einem  im  Kopfe  gelegenen  Ganglion,  welches  eine  mit  kleinen 
Ganglienzellen  gefüllte  Blase  bildet  und  sich  nach  hinten  in  ein 
schmales,  schwer  wahrnehmbares  Rückenmark  fortsetzt.  Dasselbe 
zieht  in  der  Mittellinie  des  Rückens  bis  in  die  Gegend  des  Afters 
herab  und  liegt  in  jungen  Individuen  unmittelbar  über  jenem  Zellen- 
strang. Eine  in  der  ganzen  Länge  verlaufende  mittlere  Furche  (oder 
Centralkanal  ?)  ist  vorhanden  und  nach  beiden  Seiten  treten  zarte 
Nerven  in  die  Leibeswand  aus.  Indem  Verf.  jenem  Zellenstrang  keine 
andere  Deutung  als  die  einer  Chorda  dorsalis  geben  kann,  erkennt 
derselbe  in  der  Organisation  der  Sagitta  zwei  der  wesentlichsteu 
Charaktere  der  Wirbelthiere,  denen  er  das  Thier,  wie  Amphioxus  eine 
besondere  Abtheilung  der  Fische  bildend,  als  niederstes  anreiht,  eine 
Stellung,  mit  welcher  einerseits   die  Beobachtung  Darwin's    überein- 


132  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

stimmt,  welcher  Embryonen  von  Sagitta  sich  auf  bauchständigem  Dot- 
ter entwickeln  sah  ,  andererseits  das  bekannte  Verhalten  der  Muskel- 
substanz, welche  aus  quergestreiften  Frimativfasern  besteht  und  nach 
den  Beobachtungen  des  Verf.  eine  eigenlhümliche  Anordnung  zeigt. 
Verf.  glaubt  sogar  einen  eigenthümlichen,  bei  jungen  Individuen  be- 
obachteten sog.  „Bauchsattel"  —  eine  Masse  kleiner  Zellen,  von  dünner 
Haut  zusammengehalten  — ,  welcher  locker  der  Bauchfläche  anhängt  und 
sich  ohne  Verletzung  des  Thieres  abstreifen  lässt,  hypothetisch  vor- 
läufig als  Rest  des  Dotters  deuten  zu  dürfen." 

Hinsichtlich  einiger  anderer  Organisationsverhältnisse  ,  beson- 
ders einer  Communication  der  Leibeshöhle  mit  dem  umspühlenden 
Wasser,  verweist  Verf.  auf  eine  spätere  ausführliche  Mittheilung,  wel- 
che von  Abbildungen  begleitet  sein  wird. 

Schon  bei  der  ersten  Berichterstattung  hat  Ref.  seine 
Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  von  Meissner  vertretenen 
Auffassung  hervorgehoben;  er  sieht  sich  veranlasst,  diesel- 
ben heute  noch  ein  Mal  zu  wiederholen,  nachdem  er  inzwi- 
schen in  Gemeinschaft  mit  Pagen  stech  er  den  Bau  der 
auch  von  M.  untersuchten  Sagitta  germanica  (Archiv  f.  Anat. 
und  Physiol.  1858.  S.  593—600.  Tab.  XX)  durch  eigene  Be- 
obachtung näher  kennen  gelernt  hat.  Allerdings  lauten  die 
Angaben  Meissner's  sehr  entschieden,  allein  trotzdem  ist  es 
uns  nicht  geglückt ,  das  von  diesem  Forscher  beschriebene 
Rückenmark  oder  auch  nur  dessen  Chorda  zur  Anschauung 
zu  bringen.  Und  doch  haben  wir  eifrigst  danach  gesucht  und 
nach  Meissner's  Angaben  auch  viele  junge  (nur  2 — 3Mm. 
grosse)  Exemplare  zu  Rathe  gezogen.  Was  wir  gefunden, 
stimmt  aber  andererseits  mit  den  älteren  Darstellungen  auf 
das  Vollständigste  überein.  In  Betreff  des  Nervensystems 
sind  wir  freilich  nicht  weiter  gekommen,  als  Wilms  — 
aber  das  beweist  wohl  nur,  dass  sich  unsere  nordische  Sa- 
gitta für  die  Untersuchung  dieses  Apparats  viel  weniger  eig- 
net, als  die  grössere  S.  bipunctata,  bei  der  Ref.  sich  selbst 
früher  von  der  Richtigkeit  der  Krohn'schen  Angabe  über- 
zeugen konnte.  Die  Geschlechtsorgane  entstehen  als  solide 
Zellenhaufen,  die  von  der  Innenfläclie  der  Leibeshöhle, 
männliche  und  weibliche  zu  gleicher  Zeit,  und  nur  durch  das 
an  den  Afterdarm  sich  inserirende  Zwerchfell  von  einander 
getrennt,  emporwuchern.  Die  Zellen  der  männlichen  Organe 
lösen    sich  nach    kurzer  Zeit  (wie  bei   den  meisten  Chaeto- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  133 

poden)  und  fallen  frei  in  den  Hohlraum  des  Schwanzes,  um 
sich  hier  zu  Samenfäden  zu  entwickeln  ,  während  die  Zellen 
des  weiblichen  Apparats  sich  zunächst  in  einen  hohlen  Beu- 
tel verwandeln,  dessen  Wand  dann  später  die  Eier  abson- 
dert. (Aehnlich  mag  es  sich  bei  den  Chaetopodenarten  mit 
distincten  beuteiförmigen  Geschlechtsorganen  verhalten.)  Mit 
der  weiblichen  Geschlechtsöffnung  steht  ein  schlauchförmiges 
Receptaculum  seminis  in  Zusammenhang,  wie  das  schon  von 
Krohn  ganz  richtig  hervorgehoben  ist. 

Gegen  baur's  Untersuchungen  über  die  Entwickelung 
von  Sagilta  (J«  B»  XXIII.  S.  181)  sind  in  englischer  üeber- 
setzung  in  das  Quarterly  Journ.  micros.  sc.  VII.  p.  47  über- 
gegangen. 

In  Lewes  Naturstudien  ist  S.  243.  Tab.  V.  Fig.  1  eine 
Sagitta  beschrieben  und  abgebildet,  die  sich  durch  die  Länge 
des  Schwanzes  und  die  Einfachheit  derVorderflossen  von  den 
übrigen  bis  jetzt  bekannten  Arten  unterscheidet.  Seiten - 
und  Schwanzflossen  fliessen  zusammen,  und  sind  die  männ- 
lichen Geschlechtsöffnungen,  was  wohl  damit  zusammenhängt, 
nicht  unmittelbar  in  dem  Mantel  des  Körpers,  sondern  in  der 
Substanz  der  Flossen  angebracht.  Die  Samentaschen  werden 
(mit  Huxley  u.  A.)  als  wimpernde  Eileiter  gedeutet.  In 
der  Kupfererklärung  wird  die  beschriebene  Art  als  S.  Ma^ 
riana  n.  sp.  bezeichnet. 

Nematodes. 

Schneider  lenkt  die  Aufmerksamkeit  der  Zoologen 
auf  die  Seitenlinien  der  Nematoden  ,  die  von  den  bei  ober- 
flächlicher Betrachtung  nicht  unähnlichen  Medianlinien  sehr 
verschieden  sind  und  einen  dem  sog.  Wassergefässsystem 
der  übrigen  Würmer  analogen  Apparat  darstellen.  Archiv 
für  Anat.  u.  Physiol.  1858.  S.  426-436.  Taf.  XV. 

Die  Seitenlinien  oder  Seitenfelder,  die  den  anliegenden  Mus- 
kelfeldein  in  manchen  Fällen  an  Breite  gleichkommen,  bilden  einen 
nach  innen  frei  vorspringenden  oder  mit  der  äusseren  Schicht  des  Darni- 
kanals  durch  Membranen  verbundenen  Wulst  ,  der  aus  einer  feinkör- 
nigen ,  von  mehr  oder  minder  grossen  Kernen  durchsetzten  Substanz 
besteht  und  ein  dünnes  und  helles  Gefäss  mit  offenem  Lumen  in  sich 
einschliesst.       Im  Vorderende    des   Wurmes    anastomosiren    diese    Ge- 


134     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericlit  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

fasse,  um  sodann  auf  der  Bauchlinie  durch  ein«  gemeinschaftliche, 
schon  von  Sie  hold  beschriebene  Querspalte  auszumünden.  Obwohl 
dieses  Gefässsystem  in  manchen  Fällen  vergebens  gesucht  wurde, 
scheint  es  doch  sehr  allgemein  bei  den  IVematoden  vorzukommen, 
mitunter  freilich  in  etwas  abweichender  Bildung.  So  vermuthet 
Verf.  z.  B.  ,  dass  auch  das  von  v.  Siebold  beschriebene  unpaare 
Gefässsystem  von  Filaria  piscium  und  Asc.  osculata  ,  das  gleich- 
falls an  dem  Vorderende  des  Körpers  ausmündet,  den  „Seitengefäs- 
sen"  zuzurechnen  sei.  (Ref.  möchte  bei  dieser  Gelegenheit  auch  an 
das  eigenthümliche,  seinen  Untersuchungen  nach  gleichfalls  aus  einer 
körnigen  Masse  mit  einer  Längsreihe  grosser  Kerne  gebildete  Organ 
erinnern,  das  neben  dem  Oesophagus  von  Trichocephalus  und  Tri- 
china  hinläuft  und  keineswegs ,  wie  man  wohl  behauptet  hat,  der 
AVand  dieses  Kanales  angehört.)  Ebenso  dürften  auch  wohl  die  seit- 
lichen „Zellenschläuche"  von  iWermis,  denen  Meissner  freilich 
noch  einen  dritten  in  mehrfacher  Beziehung  verschiedenen  bauch- 
ständigen Schlauch  zurechnet,  den  Seilenfeldern  entsprechen. 

Bei  Ascaris  compar  aus  dem  Darme  von  Perdix  cine- 
rea fand  Walter  (Arch.  für  Naturgesch.  1858.  I.  S.  277) 
in  den  die  männliche  Geschlechtsöffnung  umgebenden  Papil- 
len einen  Körper  mit  hellem  Mittelpunkte,  der  mit  einem  Paci- 
nischen  Körperchen  eine  grosse  Aehnlichkeit  hat  und  auch, 
wie  dieser,  einen,  hier  aus  der  um.  den  Mastdarm  liegenden 
Ganglienmasse  hervorkommenden,  Nervenfaden  bekommt. 

Die  Frage  nach  den  Geschlechtsstoffen  und  der  Be- 
fruchtung der  Nematoden  bildet  schon  seit  metireren  Jahren 
einen  stehenden  Artikel  unseres  Berichtes.  Auch  dieses  Mal 
haben  wir  wieder  eine  diesen  Gegenstand  betreffende,  aus- 
führliche Abhandkmg  zu  erwähnen  ,  die ,  wie  Ref.  glaubt, 
nicht  wenig  ''Zur  definitiven  Feststellung  unserer  Ansichten 
über  die  beregte  Frage  beitragen  dürfte:  über  Ei-  und  Sa- 
menbildung und  Befruchtung  bei  den  Nematoden ,  von  H. 
Munk,  Zeilschr.  für.  wiss.  Zool.  Bd.  IX.  S.  365— 416.  Taf. 
XIV  u.  XV.  In  ihren  Hauptresultaten  stimmen  die  hier  vor- 
liegenden Untersuchungen  mit  den  im  vorigen  J.  B.  angezo- 
genen Beobachtungen  von  Claparede.  Beide  Beobachter 
constatiren  namentlich  in  gleicher  Weise  den  Mangel  der  Dot- 
terhaut an  den  noch  nicht  ausgebildeten  Eiern,  so  wie  das 
Nichtvorhandensein  einer  Micropyle ,  beide  iicben  hervor, 
dass  die  BischofTschen  Epithelialkegel  die  wirklichen  Samen- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  135 

körperchen  sind,  dass  sie  aber  ein  Eindringen  derselben  in's 
Innere  des  Eies  und  eine  Fettmetarnorphose  niemals  gesehen 
hätten.  An  anderen  Punkten  weichen  die  Angaben  unserer 
VerlF.  übrigens  auch  mehrfach  auseinander,  und  in  dieser  Be- 
ziehung erwähnen  wir  hier  Folgendes : 

Was  zunächst  die  Rhachis  betriflt,  so  erscheint  diese,  nach  den 
Untersuchungen  unseres  Verf.,  als  der  Ueberrest  der  ursprünglich  für 
alle  Keimbläschen  gemeinschaftlichen  Dotterniasse ,  die,  anfangs  von 
einer  verhältnissniässig  sehr  ansehnlichen  Entwickelung,  bei  zunehmen- 
der Isolation  der  einzelnen  Eier  und  fortschreitendem  Wachsthume 
allmählich  immer  mehr  schwindet  und  schliesslich  ganz  verloren 
geht.  Wo  die  Zahl  der  auf  demselben  Querschnitte  zusammenliegen- 
den Eier  eine  sehr  geringe  ist,  bei  den  kleinern  Nematoden,  da  fehlt 
eine  eigenliche  Rhachis,  indem  die  Isolation  der  Eier  unter  solchen 
Umständen  schon  früher  eintiitt.  Auch  in  den  männlichen  Organen 
findet  sich  (wie  übrigens  schon  von  Ref.  angemerkt  war,  J.  B.  XXII. 
S.  354)  eine  solche  Rhachis,  nur  ist  diese  nach  unserem  Verf.  eine 
mehrfahe  und  auch  wohl  niemals  von  so  ansehnlicher  Grösse.  Die 
Umwandlung  der  strahligen  Samenkörperchen  in  die  bekannten  ke- 
gelförmigen Zäpfchen  geht  bei  manchen  Exemplaren  (wie  es  scheint, 
dann  ,  \>  enn  die  Begattung  erst  später  stattfindet)  schon  in  den  männ- 
lichen Organen  vor  sich  und  zwar  durch  Kernmetamorphose  und  Ver- 
lust der  peripherischen  ümlagerungen.  Was  Bischoff  als  Samen- 
köiperchen  in  Anspruch  nahm,  sind  pararitische  Bildungen,  die  sich 
mitunter  auf  Kosten  der  eigentlichen  Geschlechtsstoffe  entwickeln 
und  vom  Verf.  mit  den  von  Lebert  bei  kranken  Seidenraupen  auf- 
gefundenen einzelligen  Pilzen  (Panhistophyton)  identificirt  werden. 
Die  Eier  der  mit  diesen  Pilzzellen  erfüllten  Weibchen  sind  stets  un- 
befruchtet, wie  schon  daraus  hervorgeht,  dass  das  Chorion  derselben 
der  für  die  befruchteten  Eier  so  charakteristischen  Facetten  entbehrt. 
Die  Befruchtung  geht  nach  der  Vermuthung  unseres  Verf.  durch  Auf- 
nahme des  feinköinigen  Inhaltes  der  den  Eiern  mit  ihrer  offenen  Basis 
aufsitzenden  Samenkörperchen  vor  sich. 

Auch  Walter  behandelt  (Zeitschrift  für  Wissenschaft!. 
Zoologie  IX.  S.  485—495.  Taf.  XIX)  in  der  Fortsetzung  sei- 
ner „Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie  von  Oxyuris 
ornata"  die  Frage  nach  den  Geschlechtsorganen  und  deren 
Produkten. 

Histologisch  bestehen  diese  Organe  ,  weibliche  wie  männliche, 
aus  einer  strukturlosen  Membran,  welche  nach  Innen  zu  von  einem 
je  nach  den  Abschnitten  verschieden  gestalteten  Epithel  bedeckt 
wird    und     mit    Ausnahme    der     letzten    blinden    Enden     (des    Keim- 


136     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

Stockes)  von  schwächeren  oder  stärkeren  Muskelmassen  umlagert  ist. 
Die  Geschlechtsprodukte  entstehen  durch  einfache  Umhüllung  eines 
freien  Kernes  (Keimbläschen,  Kern  der  Samenzelle),  der  seinerseits 
durch  Kerntheilung  der  in  den  letzten  Enden  gelegenen  Epithelial- 
lellen  gebildet  wird.  Die  Samenkörperchen  erreichen  schon  in  den 
männlichen  Organen  ihre  volle  Entwickelung.  Ihr  Eindringen  in  das 
Innere  des  Eies  konnte  Verf.  oftmals  beobachten  ,  doch  glaubt  der- 
selbe, dass  auch  ein  bloss  äusserlicher  Contakt  schon  zur  Befruchtung 
genüge.  Eine  Micropyle  fehlt  und  das  Chorion  bildet  sich  erst  spät, 
beim  Beginne  der  Embryonalentwickelung.  Nach  der  Befruchtung  ver- 
schrumpfen die  Samenkörperchen  ,  ohne  Feltmetamorphose.  Dagegen 
enthalten  die  unbefruchteten  Eier  („false  eggs")  häufig  Felttropfen. 
Die  Bildung  der  Geschlechtsorgane  lässt  Verf.  von  einem  auf  der  be- 
reits vorhandenen  Geschlechtsöffnung  aufsitzenden  Zellenhaufen  aus- 
gehen. (In  anderen  Fällen,  wie  z.  B.  nach  des  Ref.  Beobachtungen 
bei  Trichina  ,  ist  das  in  sofern  anders,  als  hier  zunächst  in  der  Lei- 
beshöhle ein  Zellenstrang  entsteht,  der  erst  später  mit  |der  ,  bei 
Männchen  und  Weibchen  bekanntlich  verschieden  gelegenen  Ge- 
schlechtsöffnung  in  Zusammenhang  tritt.) 

Weinland  beobachtete  bei  einem  männlichen,  in  der 
Leber  von  Bufo  viridis  eingekapselten  Nematoden  vor  der 
Geschlechtsöffnung  eine  doppelte  Reihe  zierlicher  Haftor- 
gane, die  je  aus  einem  mittlem  rosettenartigen  Scheibchen 
und  zweien  seitlichen  gerippten  Flügeln  gebildet  waren.  Verf. 
erinnert  dabei  an  die  von  Dujardin  bei  Oxyuris  ornata  ^ 
beobachteten  „Anhänge",  die  wohl  sehr  ähnliche  Gebilde  sein 
dürften ,  und  vermuthet  die  Möglichkeit  einer  Artidentität  in 
beiden  Fällen.  Würtemb.  naturwiss.  Jahresber.  1859.  S.97 — 99 
mit  Abbildungen. 

Wir  haben  schon  in  einem  früheren  Berichte  auf  die 
von  verschiedenen  Forschern  (besonders  von  Schu  bar  t  und 
Verloren,  von  Richter  und  Refer.)  angestellten  Expe- 
rimente aufmerksam  genjacht ,  durch  die  zur  Genüge  be- 
wiesen wird ,  dass  die  Eier  der  Oviparen  Nematoden  sich 
nach  einer  bald  längeren,  bald  auch  kürzeren  Autbewahrung 
in  Wasser  und  anderen  Flüssigkeiten  entwickeln.  Munk 
hat  in  der  oben  erwähnten  Abhandlung  (S.  410)  dieselbe  Be- 
obachtung gemacht  und  weiter  hervorgehoben,  dass  die  Ent- 
wickelung der  Eier  selbst  in  mikroskopischen  Präparaten  vor 
sich  gehe ,   die    durch    Anwendung   von    chromsaurem    Kali 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  137 

hergestellt  wurden.  cRef.  hat  bereits  1857  auf  der  Naturfor- 
scher -  VersaniHilung  in  Bonn  solche  Präparate  mit  lebenden 
Nematodenembryonen  vorgezeigt;  vergl.  van  Beneden  et 
Gervais,  zool.  med.  T.  II.  p.  312.) 

Davaine  hat,  wie  es  scheint,  ohne  von  seinen  Vor- 
gängern zu  wissen  ,  ganz  ähnliche  Experimente  angestellt 
und  durchaus  übereinstimmende  Resultate  erzielt.  (Compt. 
rend.  1858.  T.  XLVl.  p.  1267,  Ann.  and  Mag.  nat.  hist.  1858. 
II.  p.  491 ,  rech,  sur  le  develop.  et  la  propagat.  du  tricho- 
cephal.  de  l'homme  et  de  l'ascaride  lumbricoide.)  Die  Eier 
des  Trichocephalus  —  den  Küchenmeister  in  seinem 
bekannten  Parasitenwerke  irrlhümlicher  Weise  als  vivipar 
bezeichnet  ■ —  entwickeln  zum  Theil  erst  8V2  Monat  nach  dem 
Ablegen  einen  reifen  Embryo,  nachdem  V-j^  Monat  früher  die 
ersten  Spuren  der  Dotterklültung  aufgetreten  waren.  (Ref.,  der 
gleichfalls  mit  den  Eiern  des  Trichocephalus  dispar  experi- 
mentirte,  erhielt  im  Sommer  schon  nach  6  Monaten  einzelne 
reife  Embryonen.  Ob  hier  übrigens  bloss  der  Unterschied 
der  Temperatur  massgebend  ist,  deren  Einfluss  auf  die  Enl- 
wickelungszeit  der  Eier  auch  von  D.  anerkannt  wird,  bleibt 
zweifelhaft,  doch  sieht  zu  vermuthen ,  dass  daneben  noch 
andere  Momente  in's  Spiel  kommen.  So  entwickeln  sich 
z.  B. ,  nach  den  Beobachtungen  des  Ref.,  die  im  Frühlinge 
gesammelten  Eier  von  Asc.  lumbricoides  und  A.  marginata 
meist  langsamer,  als  solche,  die  später,  im  Mai  und  Juni, 
mit  Wasser  angestellt  werden,  auch  dann,  wenn  die  äussern 
Bedingungen  in  beiden  Fällen  die  gleichen  sind.)  Davaine 
bestätigt  auch ,  dass  die  Embryonen  lange  Zeit ,  wenig- 
stens ein  Jahr  lang ,  in  ihren  Schalen  leben  und  dieselben  im 
freien  Zustande  niemals  verlassen.  (Ref.  hat  Embryonen  von 
Ascaris  lumbricoides  über  zwei  Jahre  lang  lebendig  erhal- 
ten.) Zum  Ausschlüpfen  bedarf  es  der  Einwirkung  der  Ver- 
dauungssäfle,  wie  Verf.  nach  einer  späteren  Mitlheilung 
(Journ.  d.  physiol.  T.  II.  p.  289)  gleichfalls  auf  experimentel- 
lejn  Wege  nachwies. 

Verf.  brachte  nämlich  eine  Anzahl  von  Eiern  verschie- 
dener Entwickelungsstadien  in  einem  kleinen ,  mit  Leinwand 
geschlossenen  Fläschchen  in  den  Darm  eines  Hundes  und  über- 


138     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

zeug-te  sich  zwei  Tage  später,  als  das  Fläschchen  unverletzt 
mit  den  Excrementen  abgegangen  war  ,  dass  die  Mehrzahl 
der  mit  reifen  Embryonen  versehenen  Eier  verschwmiden 
war.  Einzelne  Embryonen  wurden  auch  frei  zwischen  den 
unverändert  persistirenden  unreifen  Eiern  gefunden.  Künst- 
liche Verdauungsversuche  missglückten. 

Dass  diese  Embryonen  nun  aber,  wie  Verf.  zu  ver- 
muthen  scheint,  durch  Verunreinigung  des  Wassers  mit  aus- 
gereiften Eiern  direkt  in  den  Darmkanal  des  Menschen  ein- 
wandern, scheint  Ref.  noch  keineswegs  erwiesen.  Ref.  hat 
zahlreiche  Versuche  gemacht ,  unsere  Hunde  auf  diese  Weise 
mit  der  Brut  von  Asc.  marginata  zu  inficiren,  auch  ein  Mal 
Gelegenheit  gehabt,  die  Embryonen  von  Asc.  megalocephala 
in  grosser  Menge  an  ein  Pferd  zu  verfüttern,  aber  alle  diese 
Versuche  sind  fehlgeschlagen.  Ebenso  wenig  gelang  es 
einem  befreundeten  Arzte  Dr.  M.  in  vielleicht  zwölf,  theils 
an  wurmfreien  Kindern,  theils  auch  an  sich  selbst  angestell- 
ten Experimenten  durch  Importation  der  in  ihren  Eihüllen  ein- 
geschlossenen Embryonen  den  Asc.  lumbricoides  zu  erzeu- 
gen. Die  eingeführten  Embryonen  gingen  spurlos  unter  — 
wenn  man  nicht  vielleicht  die  in  mehreren  Fällen  nach  der 
Importation  auftretenden  febrilen  Respirationsbeschwerden  als 
Zeichen  einer  weitern  Verbreitung  im  Körper  der  Wirthe 
deuten  will.  Wenn  Ref.  die  negativen  Ergebnisse  dieser 
Experimente  berücksichtigt,  dann  ist  er  weit  mehr  ge- 
neigt, bei  den  (hier  in  Betracht  kommenden)  Spulwürmern 
einen  Zwischenträger  anzunehmen ,  wie  solcher  überhaupt 
wohl  bei  der  Mehrzahl  der  Entozoen  vorzukommen  scheint. 
Er  wird  in  dieser  Ansicht  dadurch  bestärkt ,  dass  er  auf 
experimentellem  Wege  zu  der  Ueberzeugung  gekommen 
ist,  dass  die  Trichina  spiralis  in  der  That  —  wie,  frei- 
lich auf  unzureichende  Gründe  hin ,  schon  früher  ver- 
muthet  ist  —  den  Jugendzustand  des  Trichocephalus  dispar 
darstellt.  Ref.  beabsichtigt  ,  seine  Untersuchungen  nach 
späterer  Completirung  in  einer  vollständigeren  Form  zu  ver- 
öiFentlichen  und  beschränkt  sich  desshalb  hier  auf  die  vor- 
läulige  Notiz  ,  dass  er  die  Trichina  in  dem  Darmkanale  des 
Schweines  zur  Entwickelung  brachte  und  schon  vier  Wochen 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1858.  139 

nach  der  Fütterung  gcschlechtsreife  Trichocephalen  fand. 
Van  Beneden  ist  gleichfalls  der  Ansicht,  dass  die  Mehr- 
zahl der  Nematoden  zu  ihrer  definitiven  Entwicklung  einer 
Wanderung  und  Einkapselung  bedarf,  ohne  dafür  freilich 
eine  andere  Erfahrung  anführen  zu  können,  als  die  grosse 
Häufigkeit  kleiner  und  geschlechtsloser  sog.  Filarien.  (L.  c. 
p.  328.) 

Nach  den  Untersuchungen,  die  Carter  in  Bombay 
neuerlich  wieder  (Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  T.  I.  p.  410 
— 414)  über  Draciinculus  oder  Fil.  medinensis  angestellt  hat, 
scheint  es  fast ,  als  wenn  dieser  Parasit  eine  Beziehung  zu 
den  frei  lebenden  Anguilluliden  (Filarien  Cart.)  habe,  vielleicht 
eine  längere  Zeit  hindurch ,  nach  Art  dieser  Nematoden  ,  im 
Wasser  und  Schlamm  sich  aufhalte,  sich  auch  hier  begatte 
und  dann  erst  von  Aussen  her  (und  zwar  durch  die  Schweiss- 
drüsen)  in  den  menschlichen  Körper  einwandere,  um  hier 
später  zu  der  bekannten  Form  sich  zu  entwickeln.  Um 
diese  Ansicht  zu  begründen  ,  macht  Verf.  zunächst  einige 
Mittheilungen  über  den  Innern  Bau  des  Dracunculus  und  die 
Analogieen  ,  die  sich  darin  mit  den  Organisationsverhältnis- 
sen der  Anguilluliden  aussprechen.  So  namentlich  über  die 
Bildung  des  Darmapparates  ,  der  auch  bei  den  ausgebildeten 
Individuen  sich  ganz  vollständig  nachweisen  lässt  (also  kei- 
neswegs, wie  das  Meissner  wollte,  allmählich  atrophirt  und 
von  einem  Zellenkörper  ersetzt  wird,  wie  er  den  Gordiaccen 
zukommt,  vgl.  J.  B.  XXXIll.  S.  189).  Was  dann  weiter  den 
weiblichen  Geschlechtsapparat  betrifft ,  so  besteht  dieser  aus 
einem  einfachen  Schlauche  ^  der  den  ganzen  Körper  durch- 
setzt, aber  auffallender  Weise  ohne  OefFnung  ist.  Allerdings 
beschreibt  man  dicht  neben  der  Mundöffnung  eine  Vulva,  was 
man  aber  dafür  gehalten,  ist  Nichts  als  eine  rudimentäre  Pa- 
pille, der  eine  zweite  ähnliche  Papille  gegenübersteht.  Die 
Embryonen  werden  durch  Bersten  des  Eiersackes  hinter  dem 
nach  Aussen  hervortretenden  Kopfe  frei.  Wenn  man  sich 
nun  vorstellt ,  dass  die  Vagina  der  weiblichen  Anguilluliden 
verschwände  ,  und  die  beiden  Eierstocksschläuche  ,  die  von 
da  geraden  Weges  nach  vorn  und  hinten  bis  in  die  Kör- 
perenden sich    fortsetzen,  nach  wie  vor   in  Verbindung  biie- 


140     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturg^eschichte 

ben,  dann  scheint  auch  in  Betreff  des  weiblichen  Geschlechts- 
apparates eine  Aehnlichkeit  mit  den  Anguilluliden  hergestellt. 
Verf.  hebt  dann  weiter  hervor,  dass  das  Wasser  in  der  Um- 
geg-end  vom  Bombay  Myriaden  kleiner  Anguilluliden  ent- 
halte, die  im  Jugendzustande  zum  Theil  von  den  Embryonen 
des  Dracunculus  nicht  zu  unterscheiden  seien,  und  dass  unter 
diesen  eine  Form  vorkomme  (der  Brachwasserwurm,  Tank- 
worm ,  Urolabes  palustris  n.  gen.  et  n.  sp.) ,  die  dem  Dra- 
cunculus sehr  nahe  stehe.  Dass  dieser  letztere  möglichen- 
falls Nichts ,  als  der  frei  lebende  Dracunculus  ist ,  dafür 
spricht  u.  a.  auch  die  vom  Verf.  angeführte  Beobachtung, 
dass  von  den  50  Zöglingen  einer  Schule,  die  sich  in  einem 
kleinen,  den  Brachwasserwurm  in  unzähliger  Menge  beher- 
bergenden Pfütze  täglich  zu  baden  pflegten,  in  Jahresfrist 
nicht  weniger  als  21  an  dem  Medinawurme  erkrankten,  wäh- 
rend sonst  das  Vorkommen  dieses  Parasiten  weit  seltener  ist 
und  eine  zweite  Schule  von  346  Kindern  in  derselben  Zeit 
nur  2  oder  3  Fälle  lieferte. 

Genau  dieselben  Ansichten  werden  auch  von  Schwarz 
vorgetragen,  Zeitschrift  der  k.  k.  Gesellsch.  derAerzte  1858. 
S.  31,  32,  im  Auszuge  Prager  Vierleljahrschrift,  Analekten 
Bd.  XLl.  S.  69. 

Die  Mittheilungen  Balfour's  über  den  Guinea-Wurm 
in  dem  Edinb.  med.  Journ.  1858.  Nov.  sind  Ref.  unbekannt 
geblieben. 

Lieberkühn  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  un- 
ter dem  Namen  Filarien  bekannten  Schmarotzer  der  Regen- 
würmer nach  dem  Tode  ihrer  Wirthe  ihre  Cysten  durch- 
brechen,  sich'  häuten  und  dann  in  wenigen  Tagen  zu  ge- 
schlechtsreifen  Würmern  werden,  die  mit  den  zu  Angiostoma 
gehörigen  Schmarotzern  der  Nacktschnecken  identisch  schei- 
nen, rinstit.  1858.  p.  240.  (Unter  dem  Namen  Angiostoma 
limacis  werden  übrigens,  nach  der  beiläufigen  Bemerkung  von 
Schneider,  Arch.  für  Anat.  1858.  S.  426  Anm.,  mehrere 
Arten  zusammengeworfen,  wie  denn  z.  B.  Ang.  limacis  Will, 
oder  Anguillula  mucronata  Gr.  mit  Leptodera  flexilis  Duj. 
identisch  ist.) 

Nach  den  Beobachtungen  von  Bar  th  elemy  (Ann.  des 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1858.  141 

SC.  natur.  T.  X.  p.  41 — 48}  lebt  iii  den  Eiern  von  Limax 
griseus,  und  zwar  schon  in  frisch  gelegten,  nicht  selten  ein 
kleiner  Spuhlwurm,  der  während  der  Entwickelung  des  Schnek- 
kenembryos  allmählich  heranwächst  und  diesen  schliesslich 
aufzehrt.  Verf.  hält  diesen  Wurm  für  neu  {Ascaroides  lima- 
eis)  und  glaubt,  dass  derselbe  noch  im  Innern  des  Schnek- 
keneies  zur  Geschlechtsreife  gelange  und  zwischen  dessen 
Ueberbleibseln  seine  Eier  oder  Embryonen  ablege.  Diese 
letzten  sollen  nun  gelegentlich  von  den  Schnecken  ver- 
schlungen werden,  aus  dem  Darme  sodann  in  den  Eierstock 
gelangen  und  hier  in  die  Eier  sich  einbohren.  Verf.  will 
dieselben  auch  wirklich  im  Darme  und  Eierstock  der  Schnek- 
ken  aufgefunden  haben.  Hätte  Verf.  weiter  gesucht,  so  würde 
er  wohl  auch  das  bekannte  Angiostoma  limacis  gefunden 
und  sich  davon  überzeugt  haben,  dass  seine  Würmer  mit 
den  Embryonen  dieser  Thiere ,  die  man  nicht  selten  in  den 
Dejectionen  der  Wegeschnecken  antrifft,  identisch  sind. 
Offenbar  werden  diese  Embryonen,  die  auch  im  Innern  der 
Schnecken  an  den  verschiedensten  Orten  vorkommen,  wäh- 
rend des  Durchtrittes  der  Eier  durch  den  Eileiter  in  das 
Eiweiss  und  die  Schale  eingeschlossen.  Auf  dieselbe  Weise 
gelangen  mitunter  auch  die  Embryonen  der  bei  Lumbricus 
schmarotzenden  Nematoden  in  die  Eikapseln,  wie  das  schon 
Von  verschiedenen  Forschern  bemerkt  ist. 

Unter  den  zahlreichen,  von  Carter  in  den  Gewässern 
Bombay's  beobachteten  Anguilluliden  (Filaria  C.)  lebt  eine 
nicht  selten  als  Parasit  in  der  Leibeshöhle  von  Nais  albida. 
Carter,  Ann.  and  Mag.  nat.  hist.  1858.11.  p.  100.  Tab.  IV. 
Fig.  50. 

V.  Siebold  liefert  einen  fünften  Nachtrag  „über  die 
Fadenwürmer  der  Insekten«  (Stett.  entom.  Zeit.  1858.  S.  325 
— 344)  und  stellt  in  demselben  die  seit  Erscheinen  seines 
vierten  Berichtes  (ebendas.  J8o4)  publicirten  —  und  meist 
in  unseren  Referaten  angezogenen  —  Beobachtungen  über 
Gordiaceenwirthe  mit  eigenen  neueren  Beobachtungen  über 
denselben  Gegenstand  zusammen.  Unter  den  51  vom  Verf. 
aufgeführten  Wirthen  gehören  27  zu  der  Ordnung  der  Schmet- 
terlinge.    Gelegentlich  bestätigt   Verf.  auch  die  Beobachtung 


142     Leu'ckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

von  F  r  antzius,  dass  die  Insektenfilarien  „als  verirrte  Gäste« 
nicht  selten  in  dem  Darnikanale  der  Forellen  und  anderer 
Lachsarten  gefunden  werden  ,  in  den  sie  natürlich  nur  mit 
ihrem  früheren  Wirthe  gelangten. 

An  die  letztere  Thatsache  schliesst  sich  eine  in  den  Ver- 
handl.  des  zool.-botan.  Vereins  in  Wien  Bd.  Vll.  S.  14 1  mit- 
getheilte  Beobachtung,  nach  der  ein  Merniis  von  einem  ge- 
fangenen Laubfrosche  abging. 

YanBeneden  berichtet  über  den  äussern  und  innern 
Bau  folgender  Nematoden :  Filaroides  (n.  gen.)  mustelarum 
Rud. ,  Proleptus  gordioides  n.  sp.  aus  den  Wandungen  des 
Uterus  und  den  Eihäuten  von  Galeus  canis  ,  Spiropt erina 
(n.  gen.)  coronata  n.  sp.,  aus  der  Magenwand  von  Raja  ra- 
dians ,  Dacnitis  heterochrous  Duj. ,  D.  sphaerocephala  Rud., 
D,  gadorum  n.  sp. ,  Cucullanus  elegans  Zeder,  Prosthecosacter 
inflexus  Duj. ,  Mermis  nigrescens  Duj.,  L.  c.  p.  167 — 278. 

Baillet  macht  einige  Angaben  über  die  Organisation 
von  Filaria  bovis,  die  in  8  weiblichen  Exemplaren  und  1  männ- 
lischen  unter  dem  Augenlid  gefunden  wurde,  Journ.  veter. 
du  Midi  1858.  T.  1.  (Hering's  Repertor.  der  Thierheilkunde 
1859.  S.  83.) 

Oxyuris  Blattae  n.  sp.  aus  dem  Darmkanale  der  Blatta 
aegyptiaca  in  Nizza  mit  Darstellung  des  innern  Baues,  bei 
Gräffe,  Beobachtungen  über  Radiaten  und  Würmer  Nizzas. 
S.  51.  Taf,  X.  Fig.  13.  Männliche  Exemplare  wurden  nicht 
aufgefunden.  (Schon  Hammerschmidt  hat  übrigens  eine 
Ox.  Blattae  beschrieben  =  Anguillula  macrura  Dies.) 

Das  Gen.  Filaroides  v.  Ben.  unterscheidet  sich  von  Filaria  durch 
die  Segnienlirung  des  Körpers,  die  demselben  durch  Entfernung  und 
Annäherung  der  Ringe  eine  wechselnde  Ausdehnung  gestattet.  L.  c. 
p.  276.  Tab.  XXIII. 

Spiropterina  n.  gen.  zeichnet  sich  vor  Spiroptera  durch  An- 
wesenheit einer  häutigen  Ringfaltc  am  Kopfe,  die  Weibchen  auch  zu- 
gleich durch  einen   einstülpbaren  Schwanzforlsatz  aus. 

In  Molin's  Prodrom,  faunae  helm.Venet.  werden  (a.  a.  0. 
S.  144  ff.)  folgende  neue  Nematoden  beschrieben : 

Oxyuris  semilanccolata  aus  dem  Dickdarme  von  Mus  musculus, 
0.  paradoxa  aus  Äliistela  putorius,  Äscaris  circnmflexa  aus  Felis  par- 
dus,  A.  incrassata  aus  Trygon  Brucho,  A.  rugosa  aus  Strix  bubo,  A. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  143 

attermata  aus  Python  tigris ,  A.  increscens  aus  Lophius  piscatorius, 
A.  biuncinala  aus  Zeus  faber,  C  o  s  ni  oc  ephalu  s  (n.  gen.)  Diesingii 
aus  l.arus  capistranus,  Dispharagns  spiralis  aus  Phasianus  gallus,  Echi- 
nocephalns  (n.  gen.)  iincinahts  aus  Trygon  ßrucho  ,  E.  cygni  aus 
Cygnus  olor,  Acantho  cheilus  (n.  gen.)  quadridentalus  2i\xs  ^\usit\us 
plebejus,  Filaria  mucronata  aus  Boa  constrictor,  Trichosomum  annu^ 
Ititum  aus  Phasianus  gallus,  T.  (Thominx)  gracile  aus  Gadus  Merluc- 
cius  ,  Calodium  alritnm  aus  Mustela  putorius  ,  C.  plica  aus  Harnblase 
von  Canis  vulpes  ,  C.  mucronalum  aus  Harnblase  von  Mustela  loina. 
Andere  schon  bekannte  Arten  und  Genera  (Heterakis ,  Hedruris,  Dis- 
pharagns, Slelmius  ,  Calodium)  werden  mit  neuen  und  verbesserten 
Diagnosen  aufgeführt. 

Zu  diesen  Arten  kommen  weiter  noch  aus  dem  zweiten  Theile 
des  Prodromus  (a.  a.  0..S.  296  if.)  :  Oxyuris  mucronata  aus  Bufo  vul- 
garis, Ascaris  minnta  aus  Platessa  passer,  Dispharagus  contovlus  aus 
Ibis  falcinellus  ,  Tropidocerca  gynaecophila  aus  Ardea  nycticorax, 
Cucullanus  papilliferus  aus  Acipenser  sturio,  Dacnitis  altenuata  aus 
Leuciscus  cavedanus  ,  Hyslrichis  crispinus  aus  Ibis  falcinellus,  Leca- 
nocephalus  Kollari  aus  Chrysophrys  aurata  ,  Trichosomum  spirale  aus 
Ibis  falcinellus,  Filaria  quadrispina  ebendaher,  unter  dem  Peritoneal- 
überzuge  des  Magens,   Calodium  caudinßalum  aus   Perdix  coturnix. 

Von  Dacnitis  Duj.  und  liystrichis  Diij,  wird  ein  Char.  emend. 
gegeben. 

Char.  gen.  n.  Cosmocephalus.  Corpus  subcylindricum ;  caput 
a  corpore  distinctum  ,  spinulis  duabus  lateralibus  ad  eins  basin,  scu- 
tellis  quatuor  capiti  adnatis  ,  medio  ecostatis ;  os  terminale;  vagina 
penis  .  .  .  .  ;  apertura  genitalis  feminae  in  medio  corporis  sita.  Avium 
endoparasita. 

Char.  gen.  n.  Echinocephalus.  Caput  discretum,  echinatum  ;  os 
orbiculare,  terminale,  magnum,  inerme  vel  armatum  ;  corpus  cylindri- 
cum  ,  inerme  vel  echinatum;  vagina  penis  dipetala.  Avium  et  pis- 
cium  endoparasita. 

Char.  gen.  n.  Acanlhocheilus.  Caput  corpore  continuum ,  os 
trilabiatum  ,  labium  singulum  utrimque  bidenlatum ;  corpus  cylindri- 
cum;  vagina  penis  tubulosa ;  apertura  vulvae  in  anteriori  corporis 
parte.     Piscium  marinorum  endoparasita. 

Derselbe  Verf.  piiblicirt  eine  Uebersicht  der  zu  dem 
Gen.  Filaria  gehörigen  Arten ,  deren  Zahl  hier  (von  64  bei 
Diesing)  auf  152  gebracht  ist,  von  denen  freilich  7ö  noch 
einer  näheren  Untersuchung  bedürfen.  (Sitzungsber.  der 
Wiener  Akad.  1858.  1.  S.  365—461  mit  2  Tafeln.)  Das  Nä- 
here darüber  besagt  folgende  Uebersicht: 

Filaria  Auct.  Ch.  emend.  Corpus  filiforme  ut  plurimum  longis- 


144     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

simutn.  Caput  corpore  continuum.  Os  terminale  haud  labiatum  v. 
labiatum,  inernie  vel  papillis  aut  verrucis  exornatum,  v.  spiculis  s. 
dentibns  (papillis  Auct.)  armatum.  Penis  filiforniis.  Vagina  penis  mo- 
nopetala  vel  dipetala.  Feminae  apertura  genitalis  in  anteriore  cor- 
poris parte.  Uterus  bicornis,  rarissinie  quinquecornis.  Ovipara  v. 
vivipara.  Aninialium  vertebratorum,  praepriniis  mammalium  et  avium, 
rarius  amphibiorum  et  dubie  piscium  endoparasita ;  excepto  traclu  in- 
testinali  in  organis  variis  obvia. 

Sect.  1.  Acheilostomi.  Os  haud  labiatum,  inerme,  aut  papillis 
exornatum,  aut  armatum. 

a)   Os  inerme  absque  papillis  v.  verrucis. 

A.  Faux  dentibus  non  arniata. 

42  Arten  ,  unter  denen  neu  :  Fil.  sitnplicissima  aus  Psiftacus 
Makaonanna,  F.  dipetala  aus  Plalyrhynchus  Pitangua  ,  F.  serotina  aus 
Lichenops  perspicillata,  F.  foveolala  aus  verschiedenen  F'alken  (=  F. 
attenuata  p.  p.)  ,  F.  circumßexa  aus  Trogon  auranlius  ,  F.  heniicycla 
aus  Psittacus  menstruus  ,  F.  calcarata  aus  Bothrops  Jararacca,  F.  ha- 
cillaris  aus  Champsa  nigra,  F.  acuticauda  aus  Dasypus  loricatus  und 
niger ,  F.  nodosa  aus  Jacchus  melanurus  und  Cebus  personatus,  F. 
papülicauda  aus  Canis  brachyurus,  F.  clarato-verrucosa  aus  Thamno- 
philus  canadensis  ,  F.  anticlava  aus  Dasypus  gilvipes,  F.  pistillaris 
aus  Sciurus  igniventris,  F.  diacantha  aus  Hystrix  prehensilis  und  Lon- 
cheres  rufa,  F.  caudispica  aus  verschiedenen  Arten  Cebus,  Callilhrix 
und  Jacchus  (=  F.  gracilis  p.  p.)  ,  F.  aequalis  aus  Myrmecophaga 
jubata,  F.  serpicula  aus  verschiedenen  Phyllostouien,  F.  multipapilla 
aus  Thorictis  tracaena,  F.  annulata  aus  Cebus  Lagothrix,  F.  perforans 
aus  Mustela  div.  sp.  (=  F.  mustelarum  Rud.)  ,  F.  ccutinscula  aus 
Canis  Azarae  und  Dicotyles  ,  F.  striata  aus  Felis  concolor  und  F. 
niacroura,  F.  incrassata  aus  Nasua  nasica  und  Bradypus  tridactylus, 
F.  convoluta  aus  Cystignathus  gigas  und  Leptodactylus  sibilatrix,  F. 
torta  aus  Cebus  lagothrix,  F.  helicina  aus  Plotus  ahinga,  F.  verrucosa 
aus  Falco  Swainsonii  ,  F.  campanulata  aus  Falco  magnirostris.  (Die 
letztere  Art  cestodenartig  geringelt.) 

B.  Faux  dentibus  armata. 

8  Arten,  von  denen  neu:  F.  tridens  aus  Icterus  sp.  div.,  F. 
attenuato  ~  verrucosa  aus  Thamnophilus  canadensis,  F.  filiformis  aus 
Anabates  rufifrons,  F.  quadriverrucosa    aus  Dendrocaleptes  sp. 

ß)   Os  papillis  exornatum. 

Mit  3  Arten,  die  alle  neu  sind:  F.  hipapiUosa  aus  Slrix  Suinda, 
F.  papilloso-annulata  aus  Falco  Swainsonii,  F.  tricoronata  aus  Pipra 
inornata. 

y)  Os  armatum. 

14  Species,  von  denen  neu  :  F.  bifurca  aus  Alüscicapa   sp.  braS., 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  145 

F.  sphaerophora  ans  Anabates  anthoides,  F.  hidentata  aus  Corvns  sp. 
bras.,  F.  nodispina  aus  Falco  subbuteo  ,  F.  qvadridens  aus  Strix  bra- 
chyotus,  F.  hystrix  aus  Strix  flaniniea  Bras. 

Sect.  2.  Cheilostomi.     Os  uni-,  bi  - ,    tri-  aut    quadrilabiatum, 
labiis  inermibus,  aut  papillis  vel  nodulis  distinctis,  aut  atmatis. 
■"■  Monocheilostomi. 

1  Species:  F.  quadrihiberculata  Leidy. 

**  Dicheilostonii. 

ß)  Os  labiis  inermibus. 
8  Species  mit  F.  bifida  n.  aus  Dactylomys  amblyonyx,  F.  conica 
n.   aus  Cavia  Acuchy,  F.  lahiotruncata  aus  Tinamus  sp. 
/5)   Os  labiis,  papillis  aut  nodulis  distinctis. 

2  Arten  mit  F.  fnsiformis  n.   aus  Monasa  tranquilla. 

y)  Os  labiis  arniatis. 
2   Spec.  (F.  bispinosa  Dies,   und  F.  horrida  Dies.). 

^•"-■"'  Tri  cheilostomi. 
1  Sp.   (F.  megalochila  Dies.). 

■"■"■••""   Tetracheilostomi. 
1   Sp.  n.  F.  quadrilahiata  aus  Tinamus   sp. 

Unter  den  zweifelhaften  Arten  sind  gleichfalls  manche  neue, 
doch  müssen  wir  für  diese  auf  das  Original  verweisen.  (Die  meisten 
der  neuen  Arten  sind  von  N  att  e  re  r  gesammelt  und  der  "Wiener  hei- 
minlhologischen  Sammlung  zugehörig.) 

J  0  I  y  findet  bei  der  Section  einer  Phoca  vitulina  in 
beiden  Herzohren  eine  Anzahl  weiblicher  Filarien  von  an- 
sehnlicher Grösse  (FiL  cordis  phocae)  und  vermuthet,  dass 
dieselben  den  geschlechtsreifen  Zustand  der  sog.  Fil.  piscium 
darstellen  (Nach  G.  Wagen  er  ist  die  Fil.  piscium  der  Ju- 
gendzustand verschiedener  Ascariden  J.  B.  XXIV.  S.  106.) 
Der  Fruchthälter  enthielt  zahllose  freie  Embryonen ,  die  nach 
ihrer  Geburt  wahrscheinlicher  Weise  zunächst  in  das  Blut- 
gefässsystem  gelangen,  wie  das  von  Grub y  undDelafond, 
so  wie  später  auch  von  Leidy  bei  den  im  Herzen  des  Hun- 
des lebenden  Filarien  nachgewiesen  worden.  (Compt.  rend. 
XLVl.  p.  1217,  Ann.  and  Mag.  nat.  hist.   1858.  !.  p.  399.) 

Heller  beobachtete  gleichfalls  in  der  (rechten)  Herz- 
kammer von  Phoca  vitulina  eine  Filarie.  Verh.  d.  zool.-bot. 
Gesellsch.  zu  Wien  1858.  S.  83. 

Leidy  bereichert  unsere  Kenntnisse  über  Filarien  durch 
Beschreibung  einiger  nordamerikanischen  Arten: 

Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  K 


146     Leiickart:    Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Filaria  solitaria  (Agamemnona  papilligerum  ?  Dies.)  im  ausge- 
wachsenen Zustande  unler  der  Haut  von  Rana  pipiens,  in  dem  Perilo- 
näum  und  den  Muskeln  verschiedener  Schildkrölen  und  Fische, 
F.  spiracauda  aus  dem  Herzen  von  Phoca  vitulina  (ob  =  F.  cor- 
disphocae?),  F.  insignis  aus  dem  Zellgewebe  des  Fusses  von  Fro- 
cyon  lotor. 

Hedruris  siredonlis  und  Lepfodera  elongata,  zwei  neue,  gleich- 
falls nordamerikanische  Nematoden  aus  dem  Magen  und  der  Leibes- 
höhle von  Siredon  mexicanus,  Baird,  Proc.  Zool.  Soc.  1858.  Apr., 
Ann.  and  Mag.  nat.  bist.   1858.  Vol.  IL  p.  306. 

Spiroptera  chrisoptera  n.  sp.  aus  der  Magenschleimhaut  des 
brasilianischen  Tapirs,  Molin,  Verhandl.  zool. -bot.  Gesellsch.  1858. 
S.  275.  Taf.  IV. 

Der  oben  erwähnte  Urolabes  palustris,  den  Carter  als  den 
Jugenzustand  der  Filaria  medinensis  betrachten  möchte,  erreicht  eine 
Länge  von  '/e"  und  besitzt  einen  zweilippigen  Mund  mit  exsertilem, 
scharf  zugespitztem  Oesophagus.  Die  Vulva  der  Weibchen  öffnet  sich 
ungefähr  in  der  Mitte  des  Leibes  oder  doch  nur  wenig  davor,  wäh- 
rend sich  das  Hinterleibsende  hinter  dem  After  in  einen  mehr  oder 
weniger  langen,  peitschenförmigen  Schwanzfortsatz  auszieht.  Der  Pe- 
nis des  Männchens  wird  am  hintern  abgestutzten  Körperende  aus  der 
Afteröflnung  hervorgestreckt  („is  exertile  from  the  anus").  Der 
Schwanz  der  jungen  Individuen  ist  an  der  Basis  etwas  geknickt 
(semi-geniculated)  und  neben  dem  After  mit  einer  Drüse  versehen, 
wie  der  Schwanz  des  jungen  Dracunculus.  Ann.  and  Mag.  nat.  bist. 
1858.  L  p.  414. 

Dal  y  eil  erwähnt  in  seinem  schon  mehrfach  citirfen  Werke 
ausser  dem  Gordius  aquaticus  (Vol.  II.  p.  76)  noch  einer  Ascaris  llu- 
strae  (einer  mit  zwei  dunklen  Augenflecken  versehene  Anguillulacee, 
die  auf  Flustra  carbacea  zu  leben  scheint)  ,  A.  gadi  (=  A.  clavata 
Rud.?)  und  A.  leonis  (ob  A.  leptoptera  Rud.  ?j  L.  c.  p.  92—94. 
Tab.  X.  Fig.  27—31. 

Acanthocephali. 

Während  man  bisher  der  Ansicht  war,  dass  der  Mensch 
niemals  von  Echinorhynchen  heimgesucht  werde ,  erfahren 
wir  aus  einer  beiläufigen  Notiz  der  Wiener  med.  Wochen- 
schrift 1858.  S.  415,  dass  Lambl  in  Prag  bei  der  Section 
eines  an  Leukhaemie  verstorbenen  Kindes  im  Dünndarme  einen 
Echinorhynchus  gefunden  habe.  Dr.  Lambl  hat  seitdem 
seine  Beobachtungen  über  diesen  interessanten  Schmarotzer 
ausführlich    mitgetheilt   (Prager  Vierteljahrsberichte   1859.  I. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  147 

S.  45  Tab.  IV.  Fig  12),  und  werden  wir  im  nächsten  Jahres- 
berichte darüber  weiter  zu  referiren  haben.  Hier  nur  so 
viel ,  dass  der  betreffende  Wurm  ein  kleines  (5,6  Mm.  lan- 
ges) und  unreifes  Thier  war,  das  möglicher  Weise  den  ju- 
gendlichen Zustand  von  E.  Gigas  darstellt.  (Ref.  darf  hier 
wohl  an  die  von  ihm  schon  früher  einmal  —  Arch.  f.  phys. 
Heilkunde  XI.  S.  421.  Anm.  —  mitgetheilte  Notiz  erinnern, 
dass  er  in  der  Helminthensammlung  eines  norddeutschen  Arztes 
einst  einen  Echinorhynchus  gigas  gesehen  hat,  der  nach  der 
Etiquette,  aus  dem  Dünndarme  des  Menschen  stammte.) 

Van  Beneden  macht  einige  Mittheilungen  über  die 
Embryonen  verschiedener  Echinorhynchen  und  giebt  an,  bei 
Pleuronectes  rhombus  in  den  Wandungen  der  Kiemenhöhle 
eingekapselte  Echinorhynchen  gefunden  zu  haben.  (Bekannt- 
lich sind  schon  von  Esc  bricht,  Steenstrup,  Valen- 
tin und  auch  Referenten  bei  verschiedenen  Fischen  sol- 
che eingekapselte  Echinorhynchen  beobachtet.  Auch  von 
Gammarinen  kennen  wir  unentwickelte  Echinorhynchen,  von 
denen  eine  Art  in  Gadus  Iota  zur  Reife  kommt.)  In  dem 
Darmkanale  von  Schollen  findet  man  Echinorhynchen  jeden 
Alters  neben  Ueberresten  von  Gammarinen.  L.  c.  p.  286. 

M  0  1  i  n  beschreibt  als  neu:  Echinorhynchus  hepaticus  aus  der 
Leibeshöhle  von  GarruUis  pica,  E.  circumflexus  aus  dem  Darme  von 
Talpa  europaea,  E.  praetextus  aus  Triton  lobatus,  E.  annnlatus  aus 
der  Leibeshöhle  von  Gadus  Merluccius,  E.  stellaris  aus  Anas  boschas, 
E.  Frassonii  aus  Kumenius  arquatus.  Prosp.  faun.  heim.  Vent.  a.  a.  0. 
S.  142. 

Ebendas.  ßd.  XXXHl.  S.  294  ferner:  Echinorhynchus  incrassatus 
aus  Gobius  paganellus,  E.  flatus  aus  Pagellus  erythrinns,  E.  Devisianii 
aus  Gobius  paganellus,  E.  contortus  aus  Strix  flammea  (?),  E.  latera- 
lis aus  Esox  belone,  E.  solitarius  aus  Conger  conger  ,  E.  roseus  aus 
Canlharus  vulgaris,  E.  puiorii  aus  den  Arlerienhäuten  der  Leibes- 
höhle von  Älustela  putorius. 

Ueber  Echinorhynchus  acus  Rud.  vergleiche  van  Beneden 
1.  c.  p.479. 

Ueber  die  von  Kolenati  (Wiener  entomol.  Monats- 
schr.  I.  S.66)  unter  dem  neuen  Genusnamen  Arthrorhyn- 
chus  beschriebenen  und  den  Akanthocephalen  zugerechneten 
zwei  Parasiten ,  die  den»  Thorax  von  Nycteribien  anhängen 
(^.    Westrumbii    an  Nyct.  Westwoodii  und    A.    Diesingi    an 


148      Leu  c  ka  rl:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Nyct.  Montagui)    dürften  einstweilen    wohl  noch   nähere  Un- 
tersuchungen abzuwarten  sein. 

2.    Piatodes. 

Di  es  in  g  veröfTentlichl  eine  „Revision  der  Myzhelmin- 
then  in  zwei  Abtheilungen,  deren  erste  die  Myzh.  aprocta  s. 
Trematodes  enthält  (Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  Bd.  XXXII. 
S.  307—393) ,  während  die  zweite  (ebendas.  Bd.  XXXIII. 
S.  473 — 516)  den  Myzh,  proctucha  s.  Ilirudinei  gewidmet  isl. 
Beide  Abtheilungen  bilden  ,  wie  die  schon  früher  herausge- 
gebene Revision  der  Cercarien  (J.  B.  XXII.  S.  3(38),  eine  Er- 
gänzung des  bekannten  Systema  helminthum  unseres  Verf.  und 
sollen  dazu  dienen,  dieses  unentbehrliche  Werk  durch  Samm- 
lung und  systematische  Verarbeitung  des  immer  neu  anwach- 
senden  Materials  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft  zu  erhalten. 

Hirudiuei. 

Zunächst  dürfte  hier  zu  erwähnen  sein,  dass  Dalyell 
in  dem  schon  mehrfach  citirten  Werke  (powers  of  the  creator 
Vol.  II.  p.l — 50)  den  Blutegeln  einen  eigenen  Abschnitt  widmet. 
Er  beschreibt  darin  12  Arten  (von  denen  freilich  zwei:  Udo- 
nella  caligorum  und  Hirudo  anceps  =  II.  grossa  andern  Grup- 
pen zugehören):  Hirudo  muricata  (wahrscheinlich  =  Pon- 
tobdella  verrucata,  H.  CPiscicola)  vittata,  H.  (Piscicola?)  cam- 
panulata  n.  sp.,  H.  octo-oculata  (Nephclis  vulgaris),  H.  san- 
guisuga  (Haemopis  vorax),  H.  medicinalis,  H.  (Clepsine)  com- 
planata,  H.  stagnalis  (Clepsine  bioculata)  H.  (Clepsine)  tes- 
sellata,  H.  (Clepsine?)  oitrea  r\,sp.,  H.  (Clepsine?)  flaca  n.s^, 
—  überall  mit  specieller  Berücksichtigung  der  Lebensweise. 
Im  Ganzen  sind  die  Blutegel ,  nach  den  Beobachtungen  un- 
seres Verf.,  sehr  gefrässige  Geschöpfe,  die  nicht  bloss  die 
verschiedensten  thierischen  Substanzen ,  sondern  zum  Theil 
selbst  cNephelis  u.  a.)  Fflanzenstofle  geniessen.  Jedenfalls 
ist  es  irrig,  die  Egel  durchweg  als  „Blulsauger"  zu  betrach- 
ten ,  indem  keineswegs  alle  Arten  (und  vielleicht  keine  ein- 
zige ausschliesslich)  von  Blut  sich  ernähren.  So  besteht 
z.  B.  die  Lieblingsspeise  von  Clepsine  complanata  aus  Lymnaeus 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  149 

peregcr,  die  von  Cl.  bi-oculata  aus  Mückenlarven  u.  s.  w. 
Eine  Coconbildun^  scheint,  von  Clepsine  abgesehen,  sehr 
allgemein  vorzukommen,  doch  finden  sich  in  Form  und  Zahl 
der  eingeschlossenen  Eier  zahlreiche  ,  zum  Theil  schon  frü- 
her bekannte  Unterschiede.  So  producirt  z.  B.  Pontobdella 
kuglige  Eikapseln,  die  mit  Hülfe  einer  gestielten  Scheibe  auf 
Austernschalen  u.  dgl.  befestigt  werden  und  immer  nur  einen 
einzigen  Embryo  enthalten.  Clepsine  bedeckt  ihre  Eier  be- 
kanntlich mit  dem  Leibe ,  nach  Art  der  Coccinen,  und  zwar, 
wie  es  scheint,  bald  frei  (Cl.  flava),  bald  auch  in  eine  dünn- 
häutige Kapsel  eingeschlossen  (Cl.  complanata).  In  letzterer 
geht  die  Entwickelung  der  Jungen  auch  nach  zufälliger 
Trennung  vor  sich.  Am  ausführlichsten  sind  die  Beobach- 
tungen unseres  Verf.  über  das  Fortpflanzungsgeschäft  bei 
Nephelis,  ohne  jedoch  etwas  Neues  von  Erheblichkeit  zu  ent- 
halten. Die  beigefüglen  Abbildungen  (von  Tab.  I — V)  sind 
nach  lebenden  Individuen  gefertigt  und  geben  nicht  bloss 
die  Formen,  sondern  auch  die  vielfach  wechselnden  Farben 
und  Farbenvarietäten  in  naturgetreuer  Weise  wieder. 

Durch  die  Untersuchungen  von  van  Beneden  haben 
wir  ein  neues,  sehr  merkwürdiges  Thier  kennen  gelernt,  das 
von  seinem  Entdecker  den  Namen  Histriobdella  erhalten 
hat  und  auf  den  Eiern  der  weiblichen  Hummer  in  grosser  Menge 
schmarotzend  gefunden  wird.  (Bull.  acad.  roy.  de  Belg. 
T.  V.  N.  9  u.  12.  c.  tab  ,  l'Instit.  1858.  p.  432.)  Wir  stellen 
dasselbe  hier,  wie  das  auch  Verf.  gethan  hat,  zu  den  Hiru- 
dineen ,  obwohl  es  sich  von  den  bisher  bekannten  Formen, 
auch  von  Astacobdella,  nicht  bloss  durch  die  Duplicität  des 
Geschlechts  ,  sondern  namentlich  auch  durch  eine  sehr  ab- 
weichende Bildung  des  Haftapparats  auff'allend  unterscheidet. 
Statt  des  einfachen  Saugnapfes  der  echten  Hirudineen  trägt 
unser  kleiner  (1^-1,5  Mm.  langer)  Schmarotzer  am  Hinter- 
leibsende einen  symmetrisch  entwickelten  cylindrischen  Za- 
pfen, der  am  Ende  einen  Art  Saugscheibe  trägt  und  ganz  wie 
ein  Bein  benutzt  wird.  Ein  Paar  ähnliche,  nur  kürzere  Za- 
pfen, finden  sich  am  Vorderleibsende,  das  einen  selbstständi- 
gen kleinen  viereckigen  Abschnitt,  einen  Kopf  oder  Cepha- 
lothorax,  bildet,  und  vorn  am  Bande  ausserdem  noch  mit  fünf 


150     Le  iickart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

kurzen  Fortsätzen,  die  wohl  als  Gefühlswerkzeuge  wirken, 
versehen  ist.  Auch  die  hintern  Fussstummel  zeigen  an  ihrer 
Basis  einen  ganz  ähnlichen  Fortsatz.  Der  Leib  zwischen 
dem  Cephalothorax  und  den  hinteren  Fussstummeln  ist  cylin- 
drisch,  hier  und  dort  etwas  eingeschnürt  und  in  seinem  un- 
teren Dritttheile  durch  die  sich  hier  entwickelnden  Geschlechts- 
organe bauchig  erweitert.  (Ref.,  der  durch  die  Güte  sei- 
nes verehrten  Freundes,  unseres  Verf.'s,  Gelegenheit  fand,  die 
Histriobdella  zu  untersuchen,  glaubt  die  Einschnürungen  die- 
ses Körpers  auf  eine  förmliche  Ringelung  zurückführen  zu 
dürfen  und  unterscheidet  drei  vordere  Segmente ,  die  zwi- 
schen dem  Cephalothorax  und  der  eben  erwähnten  Auftrei- 
bung liegen ,  und  ein  hinteres ,  dass  sich  zwischen  letztere 
und  die  hinteren  Fusshöcker  einschiebt.  Die  Auftreibung 
selbst  scheint  zwei  Segmente  zu  umfassen.)  Von  inne- 
ren Organen  erkennt  man  zunächst  und  vorzugsweise  den 
Darm,  der  geraden  Weges  durch  den  Körper  hindurchläuft 
und  in  seinem  vordem  muskulösen  Abschnitte ,  dem  Pha- 
rynx ,  eine  aus  drei  Chitinsläbchen  zusammengesetzte,  kräf- 
tige Bewaffnung  enthält.  Der  After  liegt  zwischen  den  bei- 
den hinteren  Fusshöckern.  Ein  Nervensystem  konnte  nicht 
aufgefunden  werden ,  dagegen  wurden  Flimmerkanäle  und 
Spuren  eines  Blutgefässsystemes  (mit  farbloser  Flüssigkeit) 
nachgewiesen.  Die  männlichen  und  weiblichen  Organe  sind, 
wie  bemerkt,  über  verschiedene  Individuen  vertheilt  und 
in  ziemlich  analoger  Weise  gebildet.  Die  Weibchen  ent- 
halten in  der  oben  erwähnten  Anschwellung  jederseits  neben 
dem  Darme  einen  mit  5 — 6  verschieden  entwickelten  Eiern 
gefüllten  Sack,  der  rechts,  wie  links  an  dem  vordem  Rande 
der  Anschwellung  nach  aussen  führt  und  vielleicht  mit  einem 
Receptaculum  seminis  in  Zusammenhang  steht,  während  die 
Männchen  an  Stelle  der  Ovarien  jederseits  eine  Anzahl  von 
Hodenschläuchen  umschliessen ,  die  durch  einen  meist  von 
Samenfäden  gefüllten  Gang  nach  aussen  führen.  Nach  unse- 
rem Verf.  wäre  ausserdem  ein  doppelter  Penis  vorhanden. 
Die  Eier  werden  mit  dem  einen  Pole  einzeln  an  die  Eistiele 
des  Hummers  befestigt  und  entwickeln  sich  nach  vorhergegan- 
gener  totaler   Furchung  zu   einem  Embryo ,    der  bei   seiner 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  151 

Geburt  bereits  den  Eltern  ähnlich  ist.  (Verf.  hat  die  Hi- 
striobdella  schon  vor  mehreren  Jahren  beobachtet,  damals 
aber  irrthümlicher  Weise  als  eine  Annelidenlarve  beschrie- 
ben, J.  B.  XX.  S.  322.) 

Williams  belehrt  uns  über  die  Geschlechtsorgane  der 
Blutegel.  Er  behauptet  (1.  c.  p.  110),  dass  die  Ovarien  in 
den  schleifenförmigen  Drüsen  zu  suchen  seien  und  nicht  in 
den  zw^ei  bekannten,  dem  sog.  Uterus  anhängenden  Säcken. 
Die  Eier  sollen  sich  unmittelbar  in  den  Wandungen  jener 
Schläuche  entwickeln  und  nach  ihrer  Reife  in  den  Innen- 
raum hineinfallen.  Flimmerhaare  fehlen  den  Schläuchen, 
obwohl  ihr  Ende  offen  ist,  wie  bei  den  Lumbricinen. 

Dal y eil  sah,  wie  eine  wahr^scheinlich  aus  Cyprina 
islandica  entnommene  Malacobdella  (Hirudo  anceps  Dal.)  aus 
einer  Oeffnung  in  der  Nähe  des  vordem  Körperendes  eine 
beträchtliche  Menge  von  Eiern  entleerte.  L.  c.  Vol.  II.  p.  12. 
PI.  I.  Fig.  22—25. 

Mit  der  Beschreibung  von  „vierzehn  Arten  von  ßdelli- 
deen«  (Denkschriften  der  Kaiserlichen  Akademie.  Bd.  XIV. 
1858.  S.  63  mit  3  Tafeln)  beendigt  Die  sing  die  Reihe  der 
von  ihm  1854  begonnenen  Darstellungen  neuer  Helminthen. 
Die  Thiere,  die  hier  zusammengestellt  werden,  gehören  theils 
zu  den  Hirudineen,  theils  auch  zu  den  polystomen  Tremato- 
den,  welche  beiden  Gruppen  vom  Verf.  nur  als  zwei  Fami- 
lien derselben  Ordnung  betrachtet  werden.  Von  Hirudineen 
(Bdellidea  proctucha)  werden  hier  beschrieben  und  abge- 
bildet: 

Trachelob  della  (n.  gen.)  Müll  er  i  von  den  Kiemen  des  Gobius 
Capito  und  Tr.  Kollari  von  den  Kiemen  des  Priacanthus  macrophthal- 
mus,  Podohdella  (n.  gen.)  Endlicheri  von  den  Kiemen  der  Corvina 
oscula,  Pontohdella  depressa  aus  dem  Indischen  Ücean,  Ichtkyobdella 
stellata  von  verschiedenen  Karpfenarten  der  Donau,  J.  Cichlae  von 
Ciehla  brasiliensis  ,  Branchiobdella  scolopendra  von  einem  brasiliani- 
schen Fische,  Clepsitie  carinata  von  Chlemmys  caspica  ,  Pinaco- 
bdella  {n.  gen.)  Kolenatii  aus  Georgien  und  Ty  phl  o  b  d  ella  (n.  gen.) 
Koxatsi  aus  unterirdischen  Gewässern  in  Ungarn.  Die  neuen,  zum  Theil 
freilich  schon  in  Diesing's  Systema  helminthum  aufgestellten  Genera, 
w^erden  folgendermasscn  charakterisirt : 

Trachelobdella.  Corpus  pyriforme  depressiusculum ,  transverse 
rugosum.      Caput   hemisphaericuni ,  centro    affixum  ,  coUo  teretiusculo 


152     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

retractili  a  corpore  discretuni.  Os  terminale  centrale  amplum.  Ocelli 
nuUi.  Acetabuium  basilare  sessile,  apertura  circulari  recta.  Genita- 
lium  aperturae  ....  Tractus  intestinalis  unicruris  s.  siniplex,  ano 
stipatus  ;  anus  dorsalis  subbasilaris.  0-vipara.  Piscium  marinorum  ec- 
toparasita. 

Podobdella.  Corpus  ellipticum  depressum  ,  supra  convexum, 
subtus  planum,  dense  annulato-plicatiim.  Caput  hemisphaericum  cen- 
tro  affixum  ,  collo  teretiusculo  retractili  brevi  a  corpore  discretuni. 
Ocelli  nulli.  Acetabuium  longe  pedicellatum,  oblique  truncatum,  pe- 
picello  teretiusculo  basilari.  Apertura  genitalis  mascula  .  .  .  . ,  fe- 
minea  antrorsum  sita  ad  annulum  decimum.  Tractus  intestinalis  uni- 
cruris s.  Simplex  ano  stipatus;  anus  dorsalis  ad  basin  pedicelli.  Ovi- 
para.     Piscium  marinorum  ectoparasita. 

Pinacobdella.  Corpus  elongalum  ,  subcylindricum  ,  utrimque  an- 
trorsum insuper  in  Collum  attenuatum,  scutellato-tabulatum,  scutellis  s. 
tabulisduriusculis  semicircularibus,  dorsalibus  17  ettotidem  venlralibus. 
sutura  utrimque  marginali  longitudinali  sinuata  seiunctis  ;  canaliculo 
undulato  dorsali  et  sulco  ventrali  recto,  medianis  aequilongis.  Caput 
collo  continuum.  Os  terminale  labio  supero  semicirculari  tectum, 
labio  infero  brevissimo  ,  maxillis  internis  tribus  cartilagineis  pyrami- 
dalibus  triquetris,  apicibus  convergentibus.  Ocelli  nulli.  Acetabuium 
simplex  subbasilare,  ventrale,  centro  affixum,  orbiculare.  Aperturae 
genitalium  ....  Tractus  intestinalis  unicruris  s.  simplex,  ano  stipa- 
tus; anus  dorsalis  supra  acetabuium.      Ovipara.     In  lacubus  Georgiae. 

Typhlobdella.  Corpus  sublanceolatum,  semiteres,  annulis  81 — 93 
laevibus.  Caput  corpore  continuum.  Os  terminale,  labio  supero  se- 
mielliptico,  infero  nullo ,  maxillis  tribus  semicircularibus  margine 
crenulatis,  plica  longitudinali  sub  singula  maxilla.  Ocelli  nulli.  Ace- 
tabuium siniplex,  subbasithre  ,  ventrale,  centro  affixum,  orbiculare. 
Penis  in  annulo  25. ;  apertura  feminea  inter  annulum  29.  et  30.  Tractus 
intestinalis  unicruris  s.  simplex,  ano  stipatus;  anus  dorsalis  supra 
acetabuium.     Ovipara.     In  aquis    dulcibus  subterraneis. 

In  der  schon  oben  erwähnten  „Revision  den  Myzhel- 
minlhen«  zweite  Abtheilung  wird  die  Gruppe  der  Bdellideen 
ausschliesslich  auf  die  Myzhelmintha  proctucha  beschränkt, 
d.  h.  im  Wesentlichen  auf  unsere  Hirudineen ,  nur  dass  die- 
sen (als  Bd.  monocotylea)  auch  noch  das  anomale  Gen.  My- 
zostomum  (als  Bd.  polycotylea)  zugesellt  wird.  Nach  der 
Lage  des  Afters  zerfallen  die  Hirudineen  sodann  in  zwei 
Sippen :  1}  Excentroprocta  mit  den  Familien  der  Branchiob- 
dellae  und  Abranchiobdellae  (Subf.  Cephalostoinae  mit  Mund- 
saugnapf, Siphonostomae  mit  Rüssel   —  hieher  ausser  Clep- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  153 

sine  auch  Malacobdella  und  Gyrocotyle  —  und  Cheilostomae 
mit  Kiefern) ;  2)  Ccntroprocta  mit  den  Gen.  Acanthobdella 
und  Centropygus. 

Neue  Alten  werden  nicht  beschrieben  ;  was  Verf.  einreiht,  sind 
meist  solche  Species,  die  erst  nach  Erscheinen  des  Systenia  helmin- 
thum  beschrieben  sind.  Unter  ihnen  begegnen  wir  auch  dem  3Ionoj)us 
medusicola  Gosse  ,  obwohl  dieser  wohl  schwerlich  etwas  anderes  als 
ein  geschlechtsloser  Treniatode  sein  dürfte  (J,  13.  XXII.  S.  360).  Tro- 
schel's  Piscicola  respirans  avancirt  zum  Typus  eines  eigenen,  mit 
Branchiobdella  zusammengestellten  Gen.  Cy  s  tobr  a  nchn  s  (C.  Tro- 
scheli  Dies.),  dessen  auszeichnender  Charakter  in  den  ,branchiae  ve- 
siculares"  besteht.  JMyzostonium  cirriferum  Schnitze  (non  Lt.)  wird  als 
eigene  Art,  M.   Schultzeamim,  aufgeführt. 

Üie  von  Dal  y  eil  neu  beschriebenen  Arten  sind  leider  nicht 
in  ganz  genügender  Weise  charakterisirt.  Hivudo  (Piscicola?)  cam~ 
panulata  ist  durch  die  Grösse  und  blasse  Färbung  der  Endsaugnäpfe 
ausgezeichnet,  die  bei  der  dunklen  .Olivenfarbe  des  Körpers  beson- 
ders auflällt  (p.  12.  PI.  I.  Fig.  26,  27),  wurde  aber  vom  Verf.  nur 
ein  einziges  Mal  in  zwei  Exemplaren  unter  einer  Anzahl  verschiede- 
ner Seelhiere  aufgefunden.  H.  vitrina  und  flava  leben  im  Süsswasser 
und  dürften  vielleicht  am  besten  ein  neues  Genus  bilden,  das  durch 
schlanke  Form  und  lanzettförmige  Bildung  des  Kopfes  von  Clepsine, 
dem  es  sich  sonst  durch  sein  ßrutgeschäft  anschliesst,  verschieden  ist. 
Die  Blindsäcke  scheinen  (nach  beigegebener  Zeichnung  Tab.  V)  ein- 
fach und  ziemlich  gleichmässig  gebaut ,  etwa  12  Paar.  H.  flava  hat 
nur  ein  einziges  ,  H.  vitrina  dagegen  vier  hinter  einander  stehende 
Paare  von  Augen.  Rüsselröhre? 

Grube  beschreibt  in  seinen  Annulata  Oerstediana  auch  einige 
neue  Hirudineen:  Aulacoslomum  cosiaricense  aus  Cartago ,  Cenlro- 
pyyus  (n.  gen.)  Joseensis  San  Jose  und  Clepsine  iriserialis  Lr  Plata. 

Das  neue  Gen.  Centropygus  gehört  zu  der  Familie  der  Hirudi- 
naceen  und  charakterisirt  sich  besonders  durch  die  (bis  jetzt  ganz 
unerhörte)  Lage  des  Afters  im  Gentium  der  Saugscheibe.  Corpus 
elongatum  ,  subteres  ,  nudum  ,  distincte  annulatum  ,  anteriora  versus 
sensim  maxime,  postice  minime  attenuatum.  Discus  anterior  hirudinis 
generi  similiter  conformatus,  posterior  acetabulum  referens  ,  ab  ano 
perforatum,  margine  postico  spinulis  aliquot  armato.  Aperturae  geni- 
tales inter  annulum  27.   et  28.  et  sub  medio  30.  sitae. 

Das  merkwürdige  Gen.  Histriohdella  v.  B.  trägt  folgende  Cha- 
raktere :  Corps  arrondi  ,  annele  ,  alternativement  plus  large  et  plus 
etroit;  tete  distincte,  portant  un  appendice  droit  median  et  deux  ap- 
pendices  paires  aux  angles  anterieurs  de  la  region  cephalique  ;  en 
outre,  de  chaque    cote    de    cette  meme  region    cephalique,   un  appen- 


154  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

dice  membraneux  ,  arrondi,  tres  mobile,  servant  de  patte  et  qui  peut 
s'evaser  en  venlouse.  La  bouche  est  protruse ,  son  orifice  est  cilie, 
ainsi  que  le  tnbe  digestif,  et  ils  se  trouvent  ä  l'entiee  trois  mächoires 
chitineuses,  mobiles,  disposes  en  su9oir.  Le  coips  est  termine  en  ar- 
riere  par  deux  jambes  tres-niobiles  servant  ä  la  locomotion  et  qui 
portent,  conime  les  appendices  locomoteurs  de  la  tete,  r.ne  expansion 
membraneuse  pouvant  servir  de  ventouse.  Ces  vers  sont  dioiques  ; 
les  orifices  sexuels  sont  doubles  et  situes  sur  le  cote.  Les  deux  sexes 
ont  la  menie  taille.  Leur  developpement  est  directe.  Sp.  /f.  homari 
V.  Ben.  1.  c. 

Trematodes. 

Van  Beneden  theilt  (Mem.  sur  les  vers  int.  p.  10) 
die  Ordnung-  der  Trematod  en  nach  den  Eigenthüinlichkeiten 
ihrer  Entwicl^elung,  ihres  Baues  und  ihrer  Lebensweise,  wie 
das  auch  von  andern  Seiten  vorgeschlagen  ist,  in  zwei 
Gruppen,  deren  erstere  die  Familien  der  Tristomiden  und  Po- 
lystomiden  enthält ,  während  die  zweite  von  der  Familie  der 
Distomiden  gebildet  wird.  Unser  Verf.  bringt  für  diese  bei- 
den Gruppen  die  Bezeichnung  Monogeneses  und  Digeneses 
in  Anwendung,  doch  scheint  es  uns  in  Anbetracht  der  Fort- 
pflanzung von  Gyrodactylus  elegans ,  die  freilich  vom  Verf. 
in  anderer  Weise  aufgefasst  wird,  passender,  die  Abwesen- 
heit der  Metamorphose  bei  der  ersten  Gruppe  und  nicht  die 
Abwesenheit  einer  ungeschlechtlichen  Vermehrung  in  den 
Vordergrund  zu  stellen. 

Anders  Diesing,  der  in  seiner  Revision  der  Myzhel- 
minthen  1.  Absch.  (a.  a.  0.)  die  Gruppe  der  Trematoden 
in  drei  Abtheilungen  zerfällt:  1)  Tr.  acotylea  (Monostomum 
u.  s.  w.);  2)  Tr.  cotylophora  mit  den  Familien  der  Mono- 
cotylea ,  Tricotylea  und  Polycotylea ;  3 )  Tr.  plectanopora 
mit  den  Familien  der  Acotylocephala  (Gyrodactylus  und  Ver- 
wandte) und  Cotylocephala.  Man  sieht,  es  ist  die  Bildung  und 
Vertheilung  der  Haftwerkzeuge  ,  die  dieser  Classification  zu 
Grunde  liegt.  Das  Princip  ist  bestimmt  ein  richtiges  ,  es 
scheint  jedoch  ,  als  wenn  die  Anwendung  desselben  nicht 
überall  gelungen  sei.  So  steht  z.  B.  das  mit  Tristomum  nahe 
verwandle  Gen.  Callicotyle,  dem  die  Kopfsaugnäpfe  fehlen, 
in  der  Familie  der  Monocolyleen,  deren  Stamm  durch  Disto- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858  155 

mum  repräsentirt  wird.  Es  bildet  hier  allerdings  eine  be- 
sondere Unterfamilie  ,  aber  dieselbe  Gruppe  enthält  auch 
das  Gen.  Gasterostomum,  dessen  Mundsaugnapf  dabei  freilich 
als  ein  hinterer  Haflapparat  in  Anspruch  genommen  wird. 
Eine  ähnliche  Verwechselung  von  vorn  und  hinten  scheint 
übrigens  auch  noch  bei  einigen  andern  Formen  untergelau- 
fen zu  sein.  So  ist  z.B.  das  von  Schomburgk  als  Schma- 
rotzer verschiedener  Hirudineen  aufgefundene  und  hier  nach 
einer  Zeichnung  des  Entdeckers  abgebildete  (Tab.  III)  He- 
ptastomum  hirudinum  offenbar  nichts  Anderes  ,  als  eine  Te- 
tracotyle,  deren  hinteres  Ende  für  das  vordere  gehalten 
wurde,  wie  man  bei  einer  Vergleichung  etwa  mit  den  Pa- 
gensteche  r'schen  Abbildungen  auf  das  Bestimmteste,  sogar 
an  der  Detailzeichnung,  erkennt.  (IJebrigens  bezeichnet  Di  e- 
sing  selbst  das  Heptastomum  als  eine  species  inquirenda  — 
„sicut  Tetracotyle  forsan  animalculum  nondum  perfecte  evo- 
lutum  exhibens«.)  Ebenso  kann  sich  Ref.  der  Vermuthung 
nicht  erwehren  ,  dass  der  hier  (Tab.  I)  als  Ancyrocephalus 
paradoxus  Crepl.  beschriebene  Parasit  von  den  Kiemen  des 
Sander  nichts  als  ein  Dactylogyrus  (Tetraonchus  Dies.)  sei, 
dessen  hinteres  Ende  gleichfalls  als  vorderes  gedeutet  wurde. 
Allerdings  wird  dem.  Gen.  Ancyrocephalus  ein  endständiger 
Haftapparat  mit  sechs  Saugnäpfen  zugeschrieben,  allein  die- 
ses Gebilde  hat  eine  so  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  ein- 
gezogenen Kopfscheibe  der  Dactylogyren,  dass  Ref.  dadurch 
in  seiner  Auffassung  nur  bestärkt  wird.  Auch  die  in  der 
Zeichnung  hier  und  da  angedeuteten  innern  Organe  lassen 
sich  leicht  auf  unsere  Dactylogyren  zurückführen,  wie  denn 
auch  schliesslich  die  Bildung  des  Hakenapparates  über  die 
Natur  des  Thieres  kaum  noch  zweifelhaft  lassen  dürfte.  Neue 
Arten  hat  Verf.  nicht  beschrieben,  wohl  aber  eine  Anzahl  be- 
kannter Species  wiederum  zu  Typen  besonderer  Gattungen 
erhoben.  So  bildet  z.  B.  Distomum  haematobium  das  Gen.  n. 
Gynaecophorus,  Gasterostomum  gracilescensund  minimum 
Wag.  das  Gen.  n.  Rhipidocotyle  („acetabulum  intus  fla- 
bellato-lamellatum"),  Epibdella  Sciaenae  v.  Ben.  das  Gen.  n. 
B enedenia  („acetabulum  corporis  intus  aculeis  quatuor 
instruetum"),  Dactylogyrus  monenteron  wie  die  übrigen  Arten 


156     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

mit  vier  grossen  Haken  das  Gen.  n.  Tetraonchus^  D.  ae- 
qiians  und  pedatus  Wag.  das  Gen.  n.  Diplectanum  („ple- 
ctana  diio  sessilia  vel  pedicellata")  und  Oclobothrium  scom- 
bri  Gr.  das  Gen.  n.  Grubea  („plectana  octo  ,  limbo  so- 
lido,  fundo  quadrilocularia,  corpiisculis  duobus  semilunaribus 
opposilis"). 

Die  Cercarien  sind  als  besondere  Thierformen  in  die- 
ser Zusaninienstellung  ausser  Acht  geblieben;  Verf.  hat  durch 
die  neueren  von  allen  Seiten  bestätigten  Beobachtungen  end- 
lich die  Deberzeugung  gewonnen,  dass  diese  Geschöpfe  wirk- 
lich bloss  die  Larven  gewisser  nach  den  Gesetzen  des  Ge- 
nerationswechsels sich  entwickelnder  Trematoden  sind.  Um 
aber  auch  für  sie  das  Material  der  letzten  Jahre  zu  sam- 
meln,  voröfTentlicht-Verf.  unter  dem  Titel:  „Berichtigungen 
und  Zusätze  zur  Revision  der  Cercarien"  (Sitzungsber.  der 
Wiener  Akad.  Bd.  XXL  S.  239—290)  eine  systematische  Ue- 
bersicht  der  seit  seiner  „Revision  der  Cercarien«  (J.  B.  XXIL 
S.  368)  von  Filippi,  Wagen  er,  de  la  Valette,  Pa- 
genstecher u.  A.  untersuchten  und  beschriebenen  Arten. 
In  dieser  Uebersicht  begegnen  wir  übrigens  gleichfalls  einer 
Anzahl  neuer  Gattungsnamen,  wie  Lop hocercaria  (;für  C. 
cristata  la  Val.) ,  Gleno  cercari  a  (für  Cercaria  ephe- 
merau.  a.),  Histrion  ellitia  {für  C,  ocellata  de  la  Val.)  und 
ßucephalopsis  (für  Bucephakis  Haimeanue).  Der  Genus- 
name Cercaria  bleibt  für  die  augenlosen  Formen  mit  Bauchnapf 
und  einfachem  oder  gespaltenem  Schwänze  reservirt,  für  eine 
Gruppe,  die  nach  der  Beschaffenheit  des  Kopfes  und  Schwan- 
zes wieder  in  die  Untergeschlechter  Gymnocephala ,  Acan- 
ihocephala,  Nephrocephala  und  Schizocerca  zerfällt.  Für  den 
Ammennamen  Redia  wird  die  Bezeichnung  Sporo  t  her  iura 
in  Anwendung  gebracht. 

Polystomei.  Van  Beneden's  Mem.  sur  les  vers  int. 
enthält  p.  12—68.  Tab.  1— VII  Mittheilungen  über  den  äus- 
sern und  Innern  Bau  von  Udonella  caligorrm  Johnst.  (=  Am- 
phibothrium  Kroyeri  Lt.)  ,  Epibdella  hippoglossi  Zool.  Dan., 
E.  sciacnae  v.  Ben. ,  Diplozoon  paradoxum  v.  Nordm.,  Octo- 
bothrium  lanceolatum  Duj.,  0.  merlangi  Kuhn,  Axine  bello- 
nes  Abildg.,    Onchocotyle   appendiculata  Kuhn  ,    0.   borealis 


der  niederen   Tliiere  während  des  Jahres   1858.  157 

van  Ben.,  Ca  Ic  eosfoma  (^n.  gen.)  elegans  van  Ben.,  Gy- 
rodactylus  auriculalus  v.  Noidm.  und  G.  elegans  v.  Nordra. 
Von  Udonella  konnte  auch  die  Entwickelung  beobachtet  wer- 
den ,  und  überzeugt  sich  Verf.  hier  mit  aller  Bestimmtheit, 
dass  das  junge  Thier  bereits  in  seiner  späteren  Form  das 
Ei  verlässt.  Auch  für  Epibdella  wird  die  Abwesenheit  einer 
Metamorphose  wahrscheinlich  gemacht.  Der  innere  Bau  ist 
am  Vollständigsten  bei  Epibdella  aufgeschlossen ,  indessen 
müssen  wir  es  uns  versagen,  hier  auf  die  Einzelnheiten  der 
Darstellung  näher  einzugehen.  Wir  beschränken  uns  auf  die 
Angabe  ,  dass  sich  das  excretorische  Gefässsystem  dieses 
Wurmes  in  der  vordem  Hälfte  des  Körpers  rechts  und  links 
auf  der  Bauchfläche  mittelst  eines  pulsirenden  Sackes  nach 
Aussen  öffnet,  wie  das  von  Kolli ker  auch  von  Tristomum 
dargestellt  ist.  Ueberhaupt  hat  der  innere  Bau  dieses  letz- 
tern Thieres  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  auch  sonst 
nahe  verwandten  Epibdella.  Von  einem  Blutgefässsysteme, 
das  K.  in  Form  eines  pulsirenden  Längsstammes  bei  Tristo- 
mum aufgefunden  haben  wollte,  konnte  Nichts  nachgewiesen 
werden,  wie  denn  überhaupt  Ref.  der  Ansicht  ist,  dass  die 
Trematoden  (und  Crstoden)  nur  einen  einzigen  Gefässapparat 
besitzen,  nämlich  den  excretorischen.  Onchocolyle  hat  zwei 
hintere  Fori,  einen  jeden  mit  einer  pulsirenden  Blase.  Bei  Udo- 
nella und  Diplozoon  scheint  der  sonst  allgemein  vorhandene 
Penis  zu  fehlen.  In  Betreff  des  Gyrodactylus  elegans  glaubt 
Verf.  an  einen  irrthum  von  v.  Siebold's  Seite.  Er  hält 
diese  Form  nicht  für  eine  Amme  ,  sondern  für  ein  gewöhn- 
liches geschlechtlich  entwickeltes  Individuum  ,  das  nur  in 
sofern  verschieden  sei,  als  sich  bei  ihm  die  Eier  bereits  im 
Mutterieibe  zu  einem  Embryo  entwickelten.  Dass  die- 
ser Embryo  selbst  wieder  einen  Sprössling  in  sich  trage, 
wird  geläugnet  und  die  darauf  bezügliche  Angabe  von  v. 
Siebold  durch  die  Annahme  einer  Verwechselung  mit 
einem  zweiten  jüngeren  Embryo  neben  dem  ersten  er- 
klärt. (Freilich  scheint  es  Verf.  nicht  gelungen ,  bei  Gyr. 
elegans  irgend  eine  Spur  des  männlichen  Apparates  aufzu- 
finden. Ebenso  wenig  kennt  derselbe  die  neuerlich  erst  von 
Wagener  nachgewiesenen  Unterschiede  in  der  Stellung  der 


158     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

grossen  Haken,  die  zwischen  Gyr.  elegans  und  den  übrigen 
Arten  obwalten.) 

Die  bekannte  Angabe  von  Siebold's,  dass  das  merk- 
würdige Diplozoon  durch  Verwachsung  und  weitere  Ent- 
wickeking  zweier  mit  den  Bauchnäpfen  vereinigter  Diporpen 
entstehe,  wird  von  Diesing  in  Zweifel  gezogen.  Derselbe 
hebt  hervor,  dass  die  beiden  Hälften  von  Diplozoon  nach  Nord- 
mann mit  den  Seitenrändern  und  nicht  mit  den  Bauchflächen 
zusammenhingen,  dass  weiter  auch  in*  der  Bildung  der  Saug- 
näpfe und  des  Klar^merapparates  gewisse  Eigenthümlichkeiten 
vorkämen ,  die  ihn  veranlassten,  das  Doppelthier  von  Di- 
porpa  und  Diplozoon  als  generisch  verschieden  zu  betrachten. 
Sitzungsber.  der  Wiener  Akad.  1858.  I.  S.  269.  (Ref.  be- 
merkt dabei,  dass  die  von  ihm  beobachteten  Diplozoen  immer 
nur  mit  der  Bauchfläche  zusammenhingen  und  nicht  mit  den 
Seitenrändern,  indem  die  Haftapparate  und  ebenso  auch  die 
Bauchflächen  der  beiden  lanzettförmigen,  übrigens  nur  wenig 
abgeplatteten  Yorderleiber  beständig  einander  zugewandt 
waren.  Er  muss  es  nach  seinen  Untersuchungen  auch  für 
einen  Irrthum  halten,  wenn  van  Beneden  1.  c.  p.  44  an- 
giebt,  dass  die  Vereinigung  der  beiden  Körper  eine  kreuz- 
weise sei  und  die  vordere  Hälfte  der  einen  Seite  mit  allen 
ihren  innern  Organen  in  die  hintere  Hälfte  der  anderen  über- 
gehe. In  diesem  Falle  müssten  ja  auch  die  Vorder-  und 
Hinterleiber  der  beiden  Seiten  nach  verschiedener  Rich- 
tung sehen.) 

Diesing  beschreibt  in  seiner  Abhandlung  über  Bdel- 
lideen  (a.  a.O.)  folgende  Polystomeen  (Bdellidea  aprocta  Dies.): 
F lagiope  Itis  (n.  gen.)  duplicata  Rud.  von  den  Kiemen  des 
Thunfisches,  Plect  anocotyle  (n.  gen.)  elliptica  von  den 
Kiemen  des  Labrax  mucronatus ,  jBwco<i///a6e  (n.  gen,) 
Nordmanni  n.  sp.  aus  dem  Schlünde  von  Brama  Raji,  Cali^ 
cotyle  (n.  gen.)  Kroyeri  n.  sp.  von  Raja  radiata.  Die 
schon  in  des  Verf.  Systema  helminthum  aufgestellten  Ge- 
nera  werden  jetzt  folgendermassen  charakterisirt. 

Plagiopellis.  Corpus  eiongatuin  ,  depressuin.  Caput  corpore 
continuum.  üs  .  .  .  .  Acetabula  ventralia  octo  in  corporis  parte  di- 
latata  marginalia,  scrie  simplici  disposila,  elliptica,  planiuscula,  niar- 
ginata,  singula  acctabuluni  minus,  transverse    ellipticum,  utroque  mar- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  159 

gine  inflexurn  ,  centrale  includentia.  (jenitalia  externa  ....  Porus 
excretoriiis.  Tractus  intestinalis  bicruris ,  coecus.  Ovipara.  Piscium 
marinonini   ectoparasita. 

Plectanocodjle.  Corpus  late  elliplicum  planum.  Caput  corpore 
continuum.  Os  terminale  prominulum.  Repla  6  in  postico  corporis 
margine,  ventralia,  serie  simplici ,  bivahia,  valvulis  convexiusculis 
oppositis  ,  valvula  singiila  fulcris  duobus  unciformibus  apice  aicua- 
tini  connivenlibus ,  et  tertio  intermedio  breviore  recfo ,  articulatis, 
menibrana  inier  se  iunctis.  Acetabula  duo  iuxtapposita,  hemisphaerica, 
infra  os  sita.  Genitalium  aperlurae  ....  Porus  excretorius  .... 
Tractus  intestinalis  bicruris  coecus.  Ovipara.  Piscium  niarinorum 
ectoparatita. 

Encotyllahe.  Corpus  ellipticum  planum,  antice  truncatum,  mar- 
ginibus  lateralibus  inflexis.  Caput  corpore  continuum,  bothriis  duo- 
bus anticis  conchaeformibus  plicatis  iuxtappositis.  Os  rimaeforme 
subanticum  infra  boihria.  Acelabulum  campanulatum,  limbo  niembra- 
naceo  angusto  reflexo  ,  hamulis  duobus  centralibus  apicibus  conver- 
gentibus  ,  pedicello  longo  subbasilari  vcntrali  affixuni.  Genitalium 
aperturae  ....  Porus  excretorius  ....  Tractus  intestinalis  bicruris 
coecus.     Ovipara.     Piscium  niarinorum  endoparasita. 

Calicotyle.  Corpus  planum  ,  late  obovatum.  Caput  corpore 
continuum.  Os  subterminale  ,  transverse  ellipticum.  Acetabulum  ba- 
silare  ventrale,  uiceiforme,  seplangulare ,  intus  dissepimentis  septem 
e  centro  radiantibus,  quinque  inermibus,  duobus  uncino  valido  vagi- 
nato  retractili  armatis.  Aperturae  genitalium  infra  os  oblique  iuxtappo- 
sitae,  approximatae.  Porus  excretorius  ....  Tractus  intestinalis  bi- 
cruris, coecus.     Ovipara.  Piscium  niarinorum    ecto-  vel   endoparasita. 

Die  Charaktere  des  Gen,  Epibdella  Bl.  (Phylline  Ok.  =  Bene- 
denia  Dies.)  werden  von  van  Beneden  (1.  c.  p.  18)  folgender 
Maassen  festgestellt:  Corps  de  forme  ovale,  niince  et  aplati  ;  tele 
pourvue  de  deux  ventouses,  une  grande  ventouse  en  arriere  armee  de 
crochets  et  couverte  en  dedans  de  papilles  reguliement  disposees,  avec 
le  bord  fiange  ;  les  oriflces  sexuels  situes  sur  le  bord  ä  droite  pres  de 
la  ventouse  buccale;  deux  vesicules  pu^satiles,  s'ouvrant  en  avant,  ä 
quelque  distance  du  bord.  Sur  la  peau  des  poissons. 

Das  neue  Gen.  Calceostoma  van  Ben.  (1.  c.  p.  60.  PI.  VII.  Fig.  2) 
ist  gewissermassen  ein  Gyrodactylus  mit  reducirtem  Krallenapparate 
und  schirmför.migem  Kopfschmuck  ;  seine  Charaktere  werden  von  D  i  e- 
sing  (Sitzungber.  der  Wiener  Akad.  XXXV.  S.  441)  in  nachfolgender 
Diagnose  zusammengefasst :  Corpus  subcylindricum  depressiusculum. 
Caput  corpore  continuum  ,  lamella  seniicirciilari,  terminali,  versalili 
cinctum.  Os  ad  basin  lamellae  capitis.  Ocelli  nulli.  Plectanum  unum, 
Simplex,    sessile,  subterrainale  posticum,  nienibranaceum,  obconicum; 


160     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

extus,  infra  linibum,  apparatus  affixionis  solidus,  foroipatus,  cruribus 
antrorsum  iuxtappositis  ,  basi  subglobosis  ,  globiilo  singulo  hamulum 
maioreni  retrorsum  et  alteruni  minorem  antrorsum  directum  emittente. 
Androgyna;  apertura  genitalis  communis  antrorsum  sita ;  penis  (ha- 
mulus  ventralis  Auct.)  subulatus  in  pägina  menibranacea.  Porus  ex- 
cretorius  ....  Tractus  intestinalis  bicruris,  coecus.  Ovipara.  Piscium 
marinorum  ecloparasita.   Sp.  C.  elegans,  in  branchiis  Sciaenaea  aquilae. 

Dal  y  eil  beschreibt  unter  dem  Namen  Octodactylus 
inhaerens  eine  Art  des  Gen.  Octobothrium  mit  fingerförmi- 
gen,  unbewaffneten  Saugnäpfen,  wahrscheinlich  0.  digita- 
tum  Rathke  von  den  Kiemen  des  Kabliau.  L.  c.  II.  p.  263. 
T.  XXXVI.  Fig.  1.  2.  Beschreibung  und  Abbildung  lassen 
freilich  Vieles  zu  wünschen,  wie  denn  z.  B.  Verf.  geneigt 
ist,  das  hintere  Ende  als  vorderes  aufzufassen. 

Ebenso  sind  bei  Udonella  von  unserem  Verf.  die  seit- 
lichen Saugnäpfe  übersehen.  Neu  ist  dagegen  die  Angabe, 
dass  gelegentlich  auch  auf  den  Hervorragungen  im  Nacken 
vonPontobdella  kleine  Exemplare  dieser  Thierform  vorkommen. 
Ibid.  Vol.  I.  p.  6.  und  a.  a.  0. 

Leidy  beschreibt  unter  anderen  neuen  Trematoden  ein 
mit  Aspidogaster  verwandtes  Genus  n,Cotylaspis,  das  in 
der  Mundhöhle  und  auf  der  äusseren  Nierentläche  der  nord- 
amerikanischen Anodonta  fluviatilis  und  lacustris  lebt  und  sich 
besonders  durch  die  Anwesenheit  von  Augen  auszeichnet. 
(Proc.  Akad.  Philad.  1858.  p.  110.) 

Die  Diagnose  des  neuen  Genus  ist  folgende  :  Cotylaspis.  Body 
curved  infundibuliforni,  antcriorly  cylindro-conical,  posteriorly  expand- 
ing  into  a  subcircular  or  oval  ventral  disk  with  numerous  (29)  aca- 
tabula  arranged  in  a  triple  series.  Mouth  infero  -  terminal ,  with  a 
prominent  upper  lip  and  protractile  into  a  cup-  or  disk-like  aceta- 
bulum.  Intestinal  apparatus  as  in  Aspidogaster.  Eyes  two,  distinct, 
black  ,  situated  on  each  side  of  the  head.  Generative  apertures  in- 
ferior, between  ihe  head  and   ventral  disk.     Sp.  n.  C.  insignis. 

DistomeL  Die  Untersuchungen  van  Beneden's  über 
die  Trematoden  mit  Generationswechsel  (tr.  digeneses,  1.  c. 
p.  68— 111.  Fl.  VIII— XIII)  beziehen  sich  auf  folgende  Ar- 
ten :  Monostoma  mutabile  ,  M.  verrucosum,  Amphistoma  sub- 
clavalum ,  Distoma  militare  (e  Cerc.  Palud.  vivip.  =  C.  echi- 
nifera  de  la  Val.),  D.  echinatum  (e  Cerc.  echinata  Lymnaei);  D. 
retusum  (e  Cerc.  armata  p.  p. ,  eingekapselt  in  Phryganeen), 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1858.  IGl 

D.  clavigerum  (e  Cerc.  armata  p.  p.  =r  C.  ornata),  Distonia 
tereticolle,  D.  filicolle  (  =  D.  Okenii  Köll.)  ,  ISematobO" 
ihr  tum  ßlarina  n.  gen.  et  n.  sp.  Bei  allen  diesen  Arten  ist 
der  äussere  und  so  weit  als  möglich  auch  der  innere  Bau 
beschrieben  und  durch  Abbildungen  erläutert.  Auf  diese 
Einzeldarstellungen  folgt  später  noch  (p.  166 — 223)  eine  über- 
sichtliche Betrachtung  des  Gesammtbaus  nach  den  einzelnen 
Organensystemen.  Für  unsere  Kenntniss  über  die  Trematoden 
im  Ganzen  ergiebt  sich  daraus  nichts  wesentlich  Neues,  es 
müsste  denn  sein,  dass  Verf.  auf  das  negative  Ergebniss  seiner 
Untersuchungen  hin  die  Existenz  einer  direkten  Communication 
zwischen  den  männlichen  und  weiblichen  Organen  in  Ab- 
rede stellt.  Dass  Verf.  weiter  die  Gefässe  der  Trematoden 
nur  als  Theile  des  sog.  Excretionsorganes  betrachtet ,  ist 
schon  oben  erwähnt  worden ,  wir  wollen  indessen  hinzufü- 
gen, dass  Verf.  diesem  Apparate  eine  ganz  besondere  Auf- 
merksamkeit gewidmet  hat  (  p.  172 — 187)  und  namentlich 
auch  die  vergleichende  Anatomie  desselben  weiter  verfolgt. 
Sonst  schliesst  sich  die  Darstellung  des  Verf.  überall  an  die 
zuerst  wohl  von  v.  Siebold  vertretenen  Ansichten  an.  Die 
einzelnen  vom  Verf.  untersuchten  Formen  betreffend,  so  wird 
deren  Kenntniss  durch  die  hier  vorliegenden  Mittheilungen 
in  hohem  Grade  erweitert.  Wir  müssen  allerdings  in  dieser 
Hinsicht  zunächst  auf  das  Original  verweisen.  Nur  ein  Paar 
Bemerkungen  über  Distomum  tereticolle  und  Nematobothrium 
dürften  hier  ihre  Stelle  finden. 

Das  Distomen  tereticolle  s.  Okenii  lebt  bekanntlich  immer 
paarweise  in  einer  Cyste  eingeschlossen  in  der  Kienienhöhle  von 
Brania  Raji  und  zeigt  in  diesen  beiden  Individuen  beständig  so  be- 
deutende Verschiedenheiten,  dass  Kölliker  sich  veranlasst  sah, 
diese  als  Geschlechtsverschiedenheiten  zu  deuten  und  unseren  Di- 
stomen ein  getrenntes  Geschlecht  zu  vindiciren.  Unser  Verf.  be- 
stätigt nun  in  der  That,  dass  das  eine  dieser  beiden  Individuen,  das 
durch  eine  mächtige  Entwickelung  seines  Hinterleibs  sich  auszeich- 
net —  ähnlich  wie  bei  dem  später  zu  erwähnenden  3Ionostonium  bi- 
partitum  ,  das  sich  auch  in  seinen  Geschlechtsverhältnissen  an  unser 
Dist.  filicolle  anzuschliessen  scheint  —  mit  Eiern  gefüllt  ist,  nichts 
destoweniger  aber  glaubt  unser  Verf.,  dass  ursprünglich  beiderlei 
Individuen  desselben  hermaphroditischen  Geschlechts  gewesen  seien, 
dass  dieselben  dann  weiter  den  Begattungsakt  vollzogen  ,  bei  dem 
Archiv  f.   Nalurg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  L 


162     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

aber  nur  das  eine  Individuum  als  Männchen  fungirte,  und  dass  das 
befruchtete  dann  allein  zur  weiblichen  Geschlechtsreife  gelangte, 
während  die  männlichen  Organe  gleichzeitig  atrophirten.  Das  neue 
Gen.  Nemotobothrium  wurde  vom  Verf.  gleichfalls  nach  einem  in  der 
Kiemenhühle  eines  Fisches  (Sciaena  aquila)  eingekapselten  Wurme 
aufgestellt.  Die  Cysten  erreichen  die  Grösse  einer  Faust  und  ent- 
halten einen  vielfach  verschlungenen  fadenförmigen  Körper  von  viel- 
leicht Meterlänge ,  der  keinerlei  äussere  Auszeichnungen  trägt  und 
leicht  für  eine  Filarie  gehalten  werden  könnte.  Das  Kopfende  des 
Wurmes  besitzt  eine  auifallende  Beweglichkeit  und  kann  die  manch- 
fachsten  Formen  annehmen.  Uebrigens  liegt  der  Parasit  nicht  frei  in 
seiner  Cyste  ,  sondern  zunächst  in  einer  dünnen  Scheide  ,  die  wohl? 
wie  bei  Tetrarhynchus ,  ein  Absonderungsprodukt  des  Körpers  sein 
dürfte.  Mitunter  wird  auch  noch  ein  zweiter  ,  kleinerer  und  dünne- 
rer Wurm  neben  dem  ersten  gefunden.  Bei  anatomischer  Untersu- 
chung überzeugt  man  sich  ,  dass  die  Eingeweide  dieser  Thiere  aus 
einem  pulsirenden  Gefässe  und  einem  äusserst  langen  ,  mehrfach  ge- 
falteten Eierschlauche  bestehen  —  alle  übrigen  Organe  fehlen;  sie 
sind,  wie  Verf.  vermuthet,  während  der  Entwickelung  der  weiblichen 
Geschlechtswerkzeuge  allmählich  verloren  gegangen. 

Was  Verf.  über  die  Entwickelung  unserer  Trematoden 
mittheilt  (vgl.  hierfür  besonders  die  übersichtliche  Zusam- 
menstellung auf  p.  201 — 223),  stimmt  in  der  Hauptsache  mit 
den  bekannten  Angaben  von  Wagener,  de  Filippi, 
de  la  Valette  u.  A.  überein,  bietet  aber  gleichfalls  im 
Einzelnen  wiederum  manches  Neue.  Besonders  glücklich 
war  Verf.  in  den  von  ihm  angestellten  Fütterungsversuchen 
mit  eingekapselten  Cercarien.  (Fütterungsversuche  vor  der 
Entwickelung  führen,  auch  nach  den  Erfahrungen  des  Verf.'s, 
nicht  zum  Ziele.)  Nicht  bloss,  dass  es  ihm  auf  diese  Weise 
gelang ,  den  Diplodiscus  subclavatus  zu  dem  Amphistomum 
subclavatum  der  Frösche  zu  entwickeln,  er  lieferte  auf  dem- 
selben Wege  auch  den  Beweis  ,  dass  sich  nicht  bloss  die 
Cerc.  echinifera,  sondern  auch  C.  echinata  im  Darmkanale  der 
Ente  in  ein  Distomum  verwandelt ,  das  schon  am  dritten 
und  vierten  Tage  nach  der  Fütterung  in  voller  Geschlechts- 
enlwickelung  begriffen  ist.  Ebenso  wurde  die  kleinere  der 
bisher  unter  dem  Namen  Cerc.  armata  zusammengeworfenen 
Arten  (C.  armata  Pagenst.)  im  Darmkanale  der  Frösche  zu 
Dist.  retusum  (=  Dist.  endolobum  Pagenst.)  herangezogen. 
Die    erste    Anlage    der    Geschlechtsorgane    besteht    in    den 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres  1858.  163 

Testikeln,  die  am  vierten  Tage  erscheinen,  während  die  er- 
sten Eier  erst  zehn  Tage  später  beobachtet  werden.  Die 
grössere  Cercaria  armata  (C.  ornata  P.)  verwandelte  sich 
gleichfalls  schon  nach  wenigen  Tagen  in  das  Dist.  clavigc- 
rum,  wie  das  auch  von  P  ag  ens  t  e  ch  er  beobachtet  wurde. 
Die  Embryonen  von  Monostomum  mutabile  mit  der  Redie  im 
Innern  ,  wurden  vom  Verf.  nach  eigener  Untersuchung  be- 
schrieben. Auch  bei  einigen  andern  Arten  wurden  flim- 
mernde Embryonen  beobachtet,  doch 'bedarf  die  Annahme, 
dass  solche  flimmernde  Embryonenzustände  bei  allen  Tre- 
matoden  dieser  Gruppe  vorkämen,  nach  den  Untersuchungen 
Wagener's  bekanntlich  einer  Beschränkung. 

Auch  Walter  unterwirft  den  Bau  der  Trematoden 
einer  näheren  Untersuchung  (Arch.  für  Naturgesch.  1858.  I. 
S.  269—297.  Taf.  XI— XIII).  Er  schildert  die  einzelnen  Or- 
gane von  Amphistomum  subclavatum ,  Distomum  hepaticum 
und  D.  lanceolatum  mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer 
feineren  Strukturverhältnisse  und  liefert  dadurch  einen  ebenso 
erwünschten  wie  wichtigen  „Beitrag  zur  Anatomie  und  Hi- 
stologie" dieser  Thiere. 

Das  Nervensystem  betreffend,  hebt  Verf.  u.  a.  hervor,  dass  des- 
sen Centraltheile  nicht ,  wie  meist  angenommen,  zwischen  Schlund- 
kopf  und  dem  Grunde  des  Saugnapfes  liegen,  sondern  ungefähr  in  der 
Mitte  des  Oesophagus  gefunden  werden  und  aus  einem  völlig  ge- 
schlossenen Ringe  bestehen,  dessen  Seitentheile  eine  entschieden  gan- 
glionäre  Beschaffenheit  besitzen.  Die  Seitenganglien  entsenden  bei 
den  genannten  Arten  drei  Nerven,  von  denen  der  vordere  ,  der  meist 
selbst  wiederum  in  ein  Ganglion  anschwillt,  zu  dem  Mundnapfe,  der 
mittlere  nach  Aussen  zu  Muskeln  und  Cuticula  des  Halses  ,  der  hin- 
tere, stärkere  in  gerader  Richtung  zu  dem  Hinterleibe  und  den  inne- 
ren Organen  läuft.  Die  Ganglienkugeln  sind  meist  sog.  bipolare. 
Dass  die  Gefässe  der  Trematoden  in  ganzer  Ausdehnung  dem  ex- 
cretorischen  Apparate  zugehören  ,  wird  auch  vom  Verf.  bestätigt 
und  durch  vollständige  Analyse  dieses  Apparates  bei  Amphistomum 
bewiesen.  Aber  neu  ist  es,  dass  die  letzten  Endigungen  dieser  Gefässe 
ein  ausgeprägtes  Capillarnetz  bilden,  das  sich  meist  durch  das  ganze 
Parenchym  verbreitet,  namentlich  die  Eingeweide  umspinnt  und  von 
Zeit  zu  Zeit,  besonders  an  den  Theilungsstellen  sich  zellenartig  er- 
weitert, wodurch  es  dann  dem  sog.  Schleimgewebe  von  Virchow 
äusserst   ähnlich  wird.      Verf.  hält  dieses   Capillarnetz   übrigens  trotz 


164     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katiirgeschichte 

seinem  Zusammenhange  mit  dem  excretorischen  Apparate  für  eine  der 
Ernährung  dienende  Einrichtung  und  verniuthet,  dass  es  die  vom  Darm- 
kanale  und  auch  wohl  der  Haut  aufgenommenen  Flüssigkeiten  gleich- 
massig  durch  den  ganzen  Körper  zu  verbreiten  habe.  Bei  Amphi- 
stomum  fehlen  die  Flimnierliippchen  in  den  feinern  Excretionsgefässen, 
aber  dafür  wird  der  Expulsionsschlauch  hier  von  einer  starken  Älus- 
kulatur  überlagert,  die  eine  kräftige  Zusammenziehung  ermöglicht, 
während  bei  den  übrigen  Arten,  die  der  Flimmerläppchen  nicht  ent- 
behren, die  Zusammenziehungen  weit  schwächer  sind,  und  von  einer 
einfachen  contraktilen  Membran  vollzogen  werden.  Das  durch  v.  Sie- 
bold beschriebene  sog.  zweite  Vas  deferens,  das  einen  direkten  Zu- 
sammenhang zwischen  dem  Hoden  und  dem  weiblichen  Apparate,  zu- 
nächst der  Vesicula  seminalis  interior  (Receptaculum  seminis)  ,  ver- 
mittelt, wird  vom  Verf.,  für  Aniphistomum  wenigstens,  bestätigt. 

G.  Wagener  beschreibt  den  äusseren  und  inneren 
Bau  von  Gasterostomum  v.  Sieb,  und  hebt  hervor,  dass  die 
Arten  dieses  Genus  ohne  Zweifel  den  geschlechtsreifen  Zu- 
stand von  Bucephalus  darstellen.  Arch.  für  Naturgesch.  1858. 
S.  250—252. 

Die  wichtigsten  Charaktere  des  Gen.  Gasterostomum  beruhen 
nach  Verf.  theils  in  dem  am  Vorderrande  des  Mundsaugnapfes  ange- 
brachten contractilen  Fortsätzen  (die  Ref.  in  mehrfacher  Beziehung 
an  den  Kopfputz  von  Gyrodactylus  erinnern),  theils  auch  in  der  Lage 
der  GeschlechtsöfPnung  am  Hinterleibsende  und  der  einfachen  blind- 
sackförmigen Bildung  des  Darmrohres.  Ausser  dem  bekannten  Gast, 
fimbriatum  (=  Distomum  campanula  Duj.),  das  bald  eingekapselt  an 
den  Kiemen  von  Cyprinus  ,  bald  auch  frei  und  erwachsen  im  Darme 
des  Hechtes,  Barsches  u.  a.  Raubfischen  vorkommt,  erwähnt  Ref.  noch  : 
G.  gracilescens  (=  Dist.  gracilescens  Rud.)  aus  dem  Darmkanale  von 
Lophius  und  G.  mininmm  n.  sp.  aus  dem  Darme  von  Trigla  micro- 
lepidota  ,  deren  Unterschiede  besonders  in  der  relativen  Grösse  der 
zwei  Saugnäpfe  und  der  Grösse  der  Eier  beruhen.  (Eine  vierte 
Art  ist  inzwischen  von  Mol  in  beschrieben:  G.  armatum  aus  Con- 
ger  conger.) 

Ebendaselbst  (8.252—256.  Tab.  IX)  berichtet  Wage- 
ner auch  über  das  von  W  e  d  1  beschriebene  Monostomum 
bipartitum  (J.  B.  XXII.  S.  3673,  namentlich  das  Verhältniss, 
in  dem  die  beständig  paarweise  in  derselben  Cyste  vorkom- 
menden Individuen  zu  einander  stehen.  Auf  den  ersten 
Blick  glaubt  man  in  dem  Inhalte  einer  Cyste  ein  zweiköpfi- 
ges Thier  mit  gemeinschaftlichem  kirschenförmigem  Leibe 
vor  sich  zu  sehen,  aber  bei  näherer  Untersuchung  findet  man, 


der  niederen  Thierc  >vährcnd  des  Jahres  1^58.  165 

dass  es  zwei  von  einander  getrennte,  ungleich  entwickelte 
Individuen  sind,  von  denen  das  eine  kleinere  durch  den  lap- 
pigen Hinterleib  des  anderen  der  Art  umwachsen  ist,  dass 
zur  Durchtrittsslellc  des  Kopfendes  nur  noch  eine  einzige 
kleine  Oeffnung  übrig  geblieben  ist.  Der  eingeschlossene 
Hinterleib  hat  eine  ziemlich  schlanke  Form  und  enthält  aus- 
ser den  beiden  Darmschenkcln  noch  Gebilde,  „in  denen  man 
sich  wohl  samenbereitende  Organe  vorstellen  kann."  Von 
Eiern  ist  bei  demselben  keine  Spur  vorhanden,  während  der 
umhüllende  Leib  des  grösseren  Individuums  von  Eiern  strotzt 
und  grösstentheils  der  Anhäufung  derselben  seine  mächtige 
Ausdehnung  verdankt.  In  einem  Falle  enthielt  die  Cyste 
zwei  noch  geschlechtlich  unentwickelte,  gleichgestaltete  Thiere, 
die  mit  ihrer  Bauchfläehe  in  entgegengesetzter  Richtung  an 
einander  gefügt  und  der  Art  gekrümmt  waren,  dass  die  Sei- 
tenlappen des  hinteren  ,  abgestutzten  Körperendes  das  dün- 
nere Vorderende  sattelartig  umgaben.  Denkt  man  nun,  dass 
sich  das  hintere  Körperende  des  einen  Individuums  über- 
mässig vergrössert,  so  wird  der  Leib  des  andern  bis  auf 
das  Kopfende  von  demselben  umfasst  und  durch  schliessliche 
Verwachsung  der  Seitenlappen  völlig  eingeschlossen  werden, 
wie  denn  auch  Verf.  mehrfache  Stadien  dieser  Entwickelunof 
beobachten  konnte. 

Van  Beneden  beobachtete  die  Befruchtung  eines 
Eies  bei  Distoma  aeglefini.  Er  sah  den  beweglichen  Samen- 
faden in  unmittelbarer  Berührung  nut  den  Keimbläschen,  bis 
derselbe  nach  Verlauf  einiger  Stunden  still  wurde  und  dann 
spurlos  verschwand.  Bull.  Acad.  roy.  Belg.  T.  IV.  No.  4, 
linstit.  1858.  p.  159  u.  223. 

Nach  den  Untersuchungen  von  G.  Wagen  er  gehört 
das  sog.  Monostomum  foliaceum  nicht  zu  den  Trematoden, 
wie  man  früher  annahm  ,  sondern  zu  den  Cestoden ,  wo  es 
ein  mit  Amphiptyches  Q=z  Gyrocotyle  Dies.)  verwandtes  neues 
Gen.  Amphiline  darstellt.  Von  den  frühern  Beobachtern 
ist  das  mit  einem  undurchbohrten  Kopfnapfe  versehene  vor- 
dere Körperende  meist  für  das  hintere  gehalten.  Arch.  für 
Naturgesch.  1858.  S.  244—249.  Taf.  VIII. 

Von  neuen  Arten  erwähnen  wir: 


166     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Diplostomum  gründe  aus  dem  Darme  von  Strix  nivea,  Mono- 
slomum  affine  aus  der  Gallenblase  von  Castor  zibethicus;  M.  spathu- 
lum  und  Dislomum  biliosum  beide  aus  der  Gallenblase  eines  Fisches, 
Leidy  Proc.  Acad.  Philad.  1858.  p.  110. 

Holostomnm  lagena  aus  Strix  passerina  ,  H.  clavtis  aus  Gadus 
Merleccius,  Monostomvm  hystrix  aus  Pelophylax  esculentus,  Distonwm 
marginatum  aus  Anas  crecca ,  D.  soccvs  aus  Mustelus  plebejus,  D. 
calceolus  aus  Conger  conger  ,  D.  elliplicum  aus  Acipenser  nasus,  D. 
armahim  aus  Phasianus  gallus,  D.  cesticillus  aus  Lophius  piscatorius, 
D.  semiarmatum  aus  Acipenser  Kaccari  ,  D.  putorii  aus  Mustela  pu- 
torius  ,  beschrieben  von  JVI  o  1  i  n ,  prosp.  fam.  heim.  Venet.,  a.  a.  0. 
S.  127  ff. 

Ebenso  weiter  als  Nachtrag  (ebendas.  Bd.  XXXIII.  S.  287  :  Di- 
plostomwH  auriflavum  aus  Ardea  nycticorax  ,  Holostomnm  cornucopia 
aus  Strix  flammea  (?) ,  Distomum  foUaceum  aus  Gobius  paganellus, 
D.  singulare  aus  Ibis  falcinellus,  D.  ohovahim  aus  Chrysophrys  au- 
rata  ,  D.  Fabenii  aus  Cantharus  vulgaris,  D.  heteroclilum  aus  Perdix 
coturnix,  D.  retroflexum  aus  Belone  acus,  1).  papilliferum  ebendah., 
D.  Polonii  aus  Caranx  trachurus ,  Gasterostomum  armatum  aus  Con- 
ger conger. 

Disloma  Goliath  n.  sp.,  aus  der  Leber  der  Balaenoptera  rostrata, 
von  der  Grösse  und  dem  Ansehen  eines  Blutegels,  van  ßeneden, 
Bullet.  Acad.  roy.  de  Belg.  T.  V.  No.  7.  c.  tab.,  Flnst.  1858.  p.  282. 

Ueber  das  von  Weinland  unter  den  menschlichen  Helminthen 
aufgeführte  Distomum  (Dicrocoelium)  Buslkii  Wld.  ,  das  nach  beige- 
fügter Bemerkung  von  Busk  in  London  in  dem  Dünndarme  eines 
Lascar  aufgefunden  wurde  (an  essay  on  the  tapeworms  of  man  p.  87) 
ist  mir  keine  weitere  Angabe  bekannt  geworden.  Für  das  Distoma  hae- 
matobium  wird  gleichzeitig  der  neue  Genusname  Schistosoma  in 
Anwendung  gebracht  und  eine  eigene,  von  den  Distomeen  verschie- 
dene Familie  (Gynaecophora)  aufgestellt. 

Leuckart  und  Pagenstecher  beobachteten  in  der  Leibes- 
höhle von  Sagitta  germanica  zwei  unreife  Trematoden,  ein  Monosto- 
mum  und  ein  Distomum  ,  die  beide  abgebildet  wurden.  Arch.  für 
Anat.  und  Physiol.  1858.  S.  599,  Tab.  XXI.  Fig.  8  u.  9. 

G  raffe  beschreibt  (Beobachtungen  über  Radialen  und  Würmer 
S.  47  ff.  Tab.  X)  zwei  sehr  interessante  Mcercercarien  :  eine  C.  Thau- 
mantiadis ,  die  in  der  Scheibe  einer  kleinen  Qualle  (Eucopc,  nicht 
Thaumantias)  eingegraben  lebt  und  sich  durch  die  Anwesenheit  eines 
Borstenschwanzes  sehr  nahe  an  die  gleichfalls  bei  Nizza  aufgefundene 
C.  sctigera  Müll,  anschlicsst,  und  eine  zweite  als  C.  Cymbuliae  be- 
schriebene Form  ,  die  sich  auf  der  Oberfläche  des  Eingeweidesackes 
von  Cymbulia  Peronii  in    wurmförniigen  Sporocysten  entwickelt.     Die 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1858.  167 

letztere  besitzt  ausser  einem  kurzen  und  breiten  contractilen  Schwänze 
noch  einen  mehr  seitlich  abgehenden  schlanken  und  langen  Anhang, 
der  nach  der  Zeichnung  des  Verf.'s  freilich  eine  sehr  abweichende 
Beschaffenheit  hat,  aber  doch  wohl  mit  dem  erstem  zusammengehört, 
wie  bei  der  nahe  verwandten  Cercaria  furcocerca  Wagener's  (Beitr. 
zur  Entwickeliingsgesch.  der  Eingeweidewürmer  Tab.  XXX).  Die 
Angabe,  dass  diese  Cercarie  einen  einfachen  schlingenförmig  gewun- 
denen Darm  besitze,  der  zwischen  den  beiden  Schwänzen  nach  Aus- 
sen münde,  dürfte  wohl  auf  einem   Irrthume  beruhen. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Steenstrup  ist  das  Distomum 
caudatum  Bosk  der  Cercarienzustand  des  Dist.  fuscum  s,  Coryphaenae 
Bosk  ,  die  wohl  beide  derselben  Art  zugehören,  Vidensk.  Meddelels. 
for  1858.  p.  183.  (Nach  brieflicher  Mittheilung  des  Verf.  dürfte  auch 
Dist.  clavatum  Rud.,  wenigstens  zum  Theil,  hierher  gehören  und  die 
Verwandlung  der  Cercarie  in  ihr  schwanzloses  Geschlechtsthier  da- 
durch vor  sich  gehen  ,  dass  erstere  direkt  in  ihren  späteren  Wirth 
einwandert.  Eine  Anzahl  verschiedener  Entwickelungsstufen  ,  mit 
denen  Verf.  den  Ref.  freundlichst  beschenkte,  scheinen  die  Richtig- 
keit dieser  Auffassung  ausser  Zweifel    zu  setzen.) 

Cercaria  agilis  n.  sp. ,  in  Gesellschaft  von  Planorbis  und  an- 
deren Süsswasserschnecken  frei  im  Delavareflusse  gefunden,  L  ei  d  y  1.  c. 

Dalyell  beobachtet  gleichfalls  Cercarien  und  giebt  davon  eine 
(schlechte)  Abbildung,  1.  c.  PI.  XXXVI.   Fig.  9.  p.  266. 

Cestodes. 

Die  Untersuchungen,  die  van  B  en e  d  e  n  in  dem  schon 
mehrfach  angezogenen  Werlte  (mem.  sur  les  vers  intest, 
p.  224 — 266)  über  den  Bau  und  die  Entvvickelungsgeschichte 
der  Bandwürmer  niedergelegt  hat,  schiiessen  sich  in  ähnli- 
cher Weise,  wie  das  oben  von  den  Beobachtungen  dessel- 
ben Verf.'s  über  Trematoden  hervorgehoben  wurde,  bestä- 
tigend und  ergänzend  an  die  inzwischen  auch  von  anderen 
Seiten  gemachten  Erfahrungen  über  diese  Parasiten  an.  Als 
neu  erwähnen  wir  die  Angabe,  dass  bei  Tetrarhynchus  me- 
gacephalus  ein  aus  sechs  Ganglien  bestehendes  Nervensystem 
vorkomme  (p.  228),  zwei  vordem  und  vier  hintern ,  welche 
letztere  den  vier  Rüsselscheiden  entsprechen  und  durch  Com- 
missuren  mit  erstem  verbunden  seien.  Das  Gefässsystem  der 
Cestoden  wird  als  vollständiges  Analogon  des  excretorischen 
Gefässapparats   der   Trematoden  betrachtet.     Nach  der  Ent- 


168     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

wickelungsweise  unterscheidet  Verf.  auch  bei  den  Cestoden, 
wie  bei  den  Trematoden  ,  Formen  ohne  Generationswechsel 
(^C.  monogeneses)  und  solche  mit  Generationswechsel  (C.  di- 
geneses).  Zu  den  erstem  rechnet  er  das  Gen.  Caryophyl- 
laeus,  dessen  jüngste,  offenbar  erst  vor  kurzem  aus  dem  Ei 
hervorgeschlüpften  Exemplare  im  Wesentlichen  schon  den 
ausgewachsenen  Thieren  gleichen  und  durch  zahlreiche  Zwi- 
schenformen bis  zu  den  letztern  verfolgt  werden  konnten. 
(W  a  g  e  n  e  r  hat,  wie  wir  im  letzten  Jahresberichte  hervor- 
gehoben, inzwischen  glaublich  gemacht,  dass  auch  Ligula 
keinem  Generationswechsel  unterliege,  eine  Form,  die  Verf. 
seinen  C.  digeneses  zurechne-,  ohne  dafür  aber  irgend  wel- 
che Gründe  vorzubringen.  Gleiches  gilt  von  Triaenophoru^, 
das  sich  durch  seine  Entwickelung,  nach  Wagen  er,  eben- 
falls an  die  Arten  ohne  Generationswechsel  anschliesst.)  Un- 
ter den  Cestoden  mit  Generationswechsel  unterscheidet  van 
Beneden  zwei  Gruppen,  von  denen  die  eine  die  sog.  Phyl- 
lobothrien  umfasst ,  die  andere  die  Taeniaden.  Bei  der  er- 
stem entsteht,  nach  unserem  Verf.,  ein  Embryo  ohne  Bohr- 
apparate, der  (so  nach  Untersuchungen  eines  Scolex  aus  Cy- 
clopterus)  sich  ohne  Weiteres  im  Darmkanale  seiner  ersten 
Wirthe  durch  Einstülpung  und  Metamorphose  des  vorderen 
Körperendes  in  eine  cysticercoide  Form  verwandelt,  die  sich 
dann  späterhin  in  anderen  Wirthen  zu  einer  gegliederten 
Bandwurmkette  entwickelt.  Die  Entwicklungsgeschichte  der 
Taeniaden  ist  insofern  complicirter,  als  hier  der  mit  Bohrap- 
paraten versehene  Embryo  in  seinen  ersten  Wirthen  wandert, 
den  Darmkanal  durchbohrt  und  sich  meist  nach  vorherge- 
gangener Einkapselung  in  einen  Cysticercus  verwandelt,  der 
nach  der  Uebertragung  in  den  Darm  eines  anderen  Thieres 
seine  Schwanzblase  abstösst  und  dann  gleichfalls  zu  einer 
Kette  aqswächst.  (Aehnlich  verhalten  sich  übrigens  auch 
manche  vom  Verf.  zu  den  Phyllobothrien  gerechnete  Arten, 
wie  u.  a.  die  Tetrarhynchen.)  Die  vom  Verf.  über  die  Um- 
wandlung der  Finnen  in  Bandwürmer  und  über  Erziehung  von 
Finnen  aus  Bandwurmeiern  angestellten  Experimente  sind 
grösslentheils  schon  früher  bekannt  geworden  und  seiner  Zeit 
von  uns  näher  angezogen.      Wir  wollen   nur  noch  hinzufü- 


der    nitdeien  Thicie  während  des  Jahres  1858.  169 

gen  ,  dass  es  Verf.  auch  gelungen  ist  den  cysticcrcen  Ju- 
gendzustand von  Tetrarhynchus  erinaceus  (aus  dem  Darme 
von  Raja  rubus)  in  dem  Peritonealüberzuge  von  Lophius  pis- 
catorius  und  Gadus  morrhua  aufzufinden.  Ebenso  wissen 
wir,  dass  Verf.  die  Bandvvurmkette  als  eine  zusammenhän- 
gende Kolonie  von  Individuen  deutet,  die  einzeln  den  ge- 
schlechtsreifen  Trematoden  zu  vergleichen  seien;  es  bedarf 
hier  bloss  der  einfachen  Bemerkung ,  dass  wir  diese  Ver- 
hältnisse nochmals  in  gründlicher  Weise  erörtert  finden 
(p.  251—266). 

Pagenstecher  liefert  (Zeitschrift  für  wiss.  Zoologie 
Bd.  IX.  S.  523—528.  Taf.  XXI)  einen  „Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Geschlechtsorgane  der  Tänien«  und  schildert  darin  die 
allmähliche  Enlwickelung  dieser  Gebilde  bei  einer  wahrschein- 
lich mit  Taenia  microsoma  Cr.  identischen  Art  aus  dem 
Darmkanale  von  Anas  boschas.  Die  Resultate  der  hier  nie- 
dergelegten Untersuchungen  gehen  dahin  ,  dass ,  wie  das 
schon  Ref.  für  die  Blasenbandwürmer  nachgewiesen  hat,  und 
auch  van  Beneden  in  der  oben  erwähnten  Abhandlung  an- 
giebt  (p.236),  die  männlichen  Organe  sich  vor  den  weiblichen 
entwickeln  und  die  immer  mehr  und  mehr  sich  ausbildenden 
Eier  schliesslich  die  übrigen  Theile  des  Genitalapparates  zur 
Verödung  bringen. 

Zuerst  entsteht  der  Hode  in-  Form  eines  Zellenhaufens ,  deren 
Elemente  sich  in  Samenfäden  umwandeln,  nachdem  vorher  und  selbst- 
ständig von  den  äusseren  Bedeckungen  her  der  Penis  seinen  Ursprung 
genommen  hat.  Ebenso  unabhängig  bilden  sich  von  einander  Keim- 
stock und  Vagina.  Aus  dem  Keimstocke  stülpen  sich  zwei  symme- 
trische sackförmige  Anhänge  aus  ,  und  in  diesen  bilden  sich  die  Ei- 
keiine  in  vollständige  Eier  um.  Besondere  Dotterstöcke  konnten 
nicht  nachgewiesen  werden ;  Verf.  vermuthet,  dass  die  beiden  Frucht- 
häller  zugleich  als  solche  fungiren  möchten.  Die  Umwandlung  des 
sog.  Keimbläschens  in  den  Embryo  erfolgt  bei  unserer  Art  erst  nach 
der  Entleerung  der  Eier,  die,  duich  eine  gelatinöse  Umhüllung  zu 
grösseren  laichartigen  Schnüren  zusammengehalten,  eine  längere  Zeit 
im  Darmkanale  des  Wirthes  verweilen.  Ob  eine  Selbstbegattung  der 
Glieder  stattfindet,  lässt  Verf.  unentschieden;  doch  hebt  derselbe  her- 
vor, dass  er  früher  einmal  bei  Tetrabothrium  auriculare  eine  Begat- 
tung verschiedener  Glieder  beobachtet  habe. 

Die  Annales  des  sc.  nat.  T.  X.  enthalten  auf  p.  190—232 


170     Leuckart:  Bericht,  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

einen  aus  dem  Journ.  veterin.  du  Midi  auszugsweise  abgedruck- 
ten Bericht  über  die  an  der  Veterinärschule  zu  Toulouse  von 
Baillet  angestellten  Experimente,  betreffend  die  Organisa- 
tion und  die  Entwickelungsgeschichte  der  dem  Gen.  Taenia 
angehörenden  Bandwürmer.  Es  sind  diese  Untersuchungen 
nicht  in  der  Absicht  unternommen,  die  Angaben  der  neueren 
Helminthologen  über  die  genetischen  Beziehungen  der  Band- 
und  Blasenwürmer  überhaupt  zu  prüfen  —  Verf.  hatte  sich  von 
deren  Richtigkeit  schon  bei  einer  früheren  Gelegenheit  über- 
zeugt (J.  B.  XXIII.  S.  204)  — ,  sondern  vielmehr  zu  dem  spe- 
ciellen  Zwecke,  die  für  die  praktischen  Interessen  des  Land- 
wirthes  so  wichtige  Frage  zu  entscheiden ,  ob  die  bei  dem 
Hunde  schmarotzenden  grosshakigen  Bandwürmer  derselben 
Art  zugehören,  oder  nicht.  Bekanntlich  ist  v.  Siebold  vor 
einiger  Zeit  mit  der  Behauptung  hervorgetreten  (J.  B.  XXII. 
S.  373),  dass  die  aus  Cyst.  pisiformis,  C.  tenuicoUis  und  Coe- 
nurus  im  Darmkanale  des  Hundes  gezogenen  Tänien  unter 
sich  und  mit  der  T.  Solium  ,  T.  marginata  u.  a.  specifisch 
übereinstimmten,  mit  einer  Behauptung,  der  von  anderer  Seite, 
besonders  von  Ref.  (J.  B.  XXIII.  S.  198)  auf  Grund  zahl- 
reicher Untersuchungen  und  Experimente  in  bestimmtester 
Weise  widersprochen  ist.  Unser  Verf.  ist  durch  seine  Be- 
obachtungen zu  dem  Resultate  gekommen,  dass  dieser  Wi- 
derspruch vollkommen  gerechtfertigt  war.  Er  überzeugte 
sich  zunächst,  dass  die  drei  genannten  Blasenwürmer  nicht 
bloss  durch  Vorkommen  und  äussere  Bildung  ,  sondern  auch 
besonders  durch  Zahl ,  Form  und  Grösse  der  Haken  von 
einander  verschieden  seien,  dass  weiter  auch  die  aus  diesen 
Blasenwürmern  gezogenen  Tänien  neben  anderen  charakteri- 
stischen Verschiedenheiten  stets  die  entsprechende  Haken- 
bildung zeigten  und  dass  schliesslich  deren  Embryonen  nach 
Verfütterung  an  die  geeigneten  Thiere  sich  immer  wieder  zu 
den  ursprünglichen  Blasenwurmformen  ausbildeten.  Man  sieht, 
dass  die  von  unserem  Verf.  eingeschlagene  Unlersuchungsme- 
Ihode  genau  dieselbe  ist ,  die  auch  Ref.  zur  Prüfung  der  v. 
Siebold'schen  Angaben  in  Anwendung  gebracht  hat.  Die 
Zahl  der  von  unserem  Verf.  zu  seinen  Experimenten  ver- 
wendeten Versuchslhiere  belief  sich    auf   43  und    diese  lie- 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1858.  171 

ferlen  in  einigen  dreissig-  ausführlich  beschriebenen  Fällen  ein 
ebenso  positives,  wie  entscheidendes  Resultat.  In  zehn  Fäl- 
len war  die  Fütterung  mit  Finnen  oder  Tänieneiern  über- 
haupt erfolglos,  und  liefern  die  Beobachtungen  unseres  Verf. 
in  dieser  Beziehung  manche  interessante  Beispiele  einer  auf- 
fallende Immunität,  wie  besonders  das  Schaflamm  No.  4,  das 
im  Laufe  von  ungefähr  acht  Wochen  19  Mal  mit  Proglotti- 
den  von  Taenia  Coenurus  gefüttert  wurde  und  dennoch  ge- 
sund blieb.  Im  Ganzen  scheinen  jüngere  Thiere  überhaupt 
weit  grössere  Prädisposition  für  die  Cestoden-Helminthiasis 
zu  besitzen ,  als  ältere.  Auffallend  war  Ref.  die  grosse  Zahl 
der  Todesfälle  unter  den  mit  ßlasenwürmern  gefütterten  Hun- 
den, die  bei  seinen ,  doch  auch  ziemlich  ausgedehnten  Ex- 
perimenten nicht  beobachtet  wurden.  Wesentlich  neue  Re- 
sultate haben  übrigens  die  Untersuchungen  des  Verf.  nicht 
zu  Tage  gefördert,  aber  im  Einzelnen  enthalten  dieselben 
mancherlei  interessante  Angaben,  besonders  über  Coenurus, 
dem  Verf.  überhaupt,  als  dem  für  die  praktischen  Interessen 
des  Landwirths  besonders  wichtigen  Parasiten,  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  gewidmet  hat.  Sieben  Wochen  nach  der 
Fütterung  zeigen  die  jungen  Coenuren  bei  der  Grösse  einer 
Kirsche  die  erste  Anlage  der  späteren  Köpfe  in  Gestalt  eini- 
ger weniger  hohlen  Zapfen ;  drei  Wochen  später  sind  diesel- 
ben theilweise  bereits  zu  der  Grösse  einer  Nuss  herange- 
wachsen und  in  der  Kopfanlage  mit  vollständigen  Hakenkrän- 
zen versehen.  In  5%  Monat  erreicht  der  Coenurus  schon 
die  Grösse  eines  Hühnereies.  Was  der  Verf.  über  die  Ent- 
wickelung  des  Kopfzapfens  bei  Cyst.  pisiformis  und  die  durch 
den  Parasitismus  dieses  Wurmes  in  der  Leber  der  Kaninchen 
erzeugten  Veränderungen  mittheilt ,  schliesst  sich  genau  an 
die  Angaben  und  Darstellungen  des  Ref.  an.  Gleiches  gilt 
von  den  Untersuchungen  über  die  Erzeugung  des  Cyst.  fas- 
ciolaris  aus  den  Eiern  der  Taenia  crassicollis.  Von  beson- 
derem Interesse  ist  die  Beobachtung  eines  vielköpfigen  Bla- 
senwurmes aus  den  Halsmuskeln  eines  Kaninchens,  der  nach 
Organisation  und  Hakenbildung  die  grosseste  Aehnlichkeit 
mit  Coenurus  cerebralis  hatte  (p.  227)  und  sich  auch  im 
Darmkanale   des  Hundes    zu   einem  Bandwurme   entwickelte. 


172     L  e  II  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

der  ohne  Kenntniss  seiner  Abstammung  kaum  von  T.  Coc- 
nurus  zu  unterscheiden  war.  Der  Versuch,  die  Embryonen 
dieser  Taenia  zu  dem  gewöhnlichen  Drehwurme  des  Schafes 
zu  entwickeln  ,  führte  in  einem  Falle  zu  keinem  Resultate. 
Ein  zweites  Lamm,  das  die  Proglottiden  dieser  Tänie  ver- 
zehrt halte,  wurde  allerdings  drehkrank,  allein  dasselbe  Ver- 
suchsthier  war  auch  mit  der  echten  T.  Coenurus  inficirt 
worden,  so  dass  das  Resultat  unsicher  erscheint. 

Fürstenberg  gab  gleichzeitig  jungen  Fröschen  und  Hunden 
Coenurus  cerebralis  und  Cysticercus  tenuicollis  von  Schafen  ein  und 
fand,  als  er  die  Versuchsthiere  später  an  demselben  Tage  tödtete, 
Bandwürmer,  die  bei  den  Hunden  eine  Länge  von  46 — 50  Zoll  er- 
reicht hatten,  bei  den  Fröschen  aber  nur  6 — 7  Zoll  (T.  e  Cyst.  tenuic.) 
und  resp.  '/^ — y4  Zoll  (T.  Coenurus)  maassen.  Es  scheint  demnach, 
dass  diese  Würmer  sich  im  Darmkanale  des  Hundes  schneller  ent- 
wickeln ,  als  bei  den  Fröschen.  (Dass  sie  bei  letztern  überhaupt 
ihre  volle  Entwickelung  erreichen  ,  dürfte  bezweifelt  werden.)  Mit- 
theilungen aus  der  thierärztlichen  Praxis  in  den  Preussischen  Staaten. 
Bd.  V.  S.  193. 

Leisering  fand  bei  derSection  eines  (von  Küchen- 
meister) mit  Taenia  e  Cyst.  tenuicolli  gefütterten  und  vier 
Tage  später  krepirten  Schaflammes  frei  in  dem  Pfortadernetze 
der  Leber  Hunderte  von  kleinen,  zum  Theil  schon  mit  blos- 
sem Auge  sichtbaren  Bläschen ,  die  als  junge  Cysticercen 
erkannt  wurden.  Die  Gallengänge  waren  leer.  Verf.  sieht 
darin,  und  gewiss  mit  Recht,  eine  Bestätigung  der  von  Ref. 
ausgesprochenen  Behauptung,  dass  die  Embryonen  der  Cy- 
sticercuslänien  mit  dem  Blute  wandern,  doch  möchte  Ref.  den 
hier  vorliegenden  Fall  desshalb  nicht  ohne  Weiteres  mit  sei- 
nen Beobachtungen  über  die  im  Pfortaderblule  des  Kanin- 
chens vorkommenden  Embryonen  der  Taen.  serrata  zusam- 
menstellen ,  weil  es  sich  in  letztern  noch  um  sechshakige 
Embryonen  handelte  ,  während  L.  offenbar  schon  eine  spä- 
tere Entwickelungsstufe  vor  Augen  hatte.  Bericht  über  das 
Yeterinärwesen  im  Königreich  Sachsen  für  1857.  Dresden, 
S.  23. 

Küchenmeister  findet  den  von  Ref.  als  Cysticercus 
innominatus  hypudaei  aufgeführten  und  zu  Taenia  tenuicollis 
des  Iltisses  gehörenden  Blasenwurm  auch  in  dem  Maulwurfe 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1858.  173 

und  Überzeugt  sich  —  wie  Ref.  J.  B.  XXIII.  S.  208  — ,  dass 
derselbe  mit  dem  früher  als  hakenlos  beschriebenen  Cyst. 
talpae  identisch  sei.  Amtlicher  Bericht  über  die  Wiener 
Naturforscherversammlung  S.  254. 

Der  medicinischen  Zoologie  von  P.  Gervais  und  van 
Beneden  entlehne  ich  (Vol.  II.  p.  259)  die  Angabe,  dass 
Bertholus  in  einer  der  medicinischen  Facultät  zu  Mont- 
pellier 1856  vorgelegten  Inauguralschrift  nach  Versuchen, 
dieHumbert  in  Genf  angestellt  hat,  sich  gleichfalls  für  die 
Identität  der  Schvv'eine -Finnen  mit  dem  menschlichen  Band- 
wurme ausspricht.  „Le  11.  Decembre  1854,  so  schreibt 
Humbert  an  Bertholus,  je  me  procurai,  ä  l'abattoir,  de 
la  graisse  d'un  porc  fraichement  tue  et  farci  de  Cysticercus 
cellulosae.  Je  detachai  avec  soin  ces  vers,  et,  en  presence 
de  Mr.  le  professeur  Vogt  et  de  notre  ami  Moulinie,  j'en 
avalai  quatorze  ....  Dans  les  premiers  jours  de  mars  1855, 
j'ai  sente  la  presence  des  Taenias  et  en  meme  temps  j'ai 
commence  ä  en  trouver  des  fragments  assez  considerables. 
Le  professeur  Vogt ,  ä  qui  je  les  ai  montres  ,  ä  constate, 
qu'ils  appartenaient  bien  au  Taenia  solium.«' 

Ganz  dasselbe  Experiment  ist  auch  von  Hollenbach  angestellt 
worden.  Derselbe  verschluckte  einen  TheelöfFel  voll  Schweinefinnen, 
die  freilich  bereits  5  Tage  alt  waren ,  und  beobachtete  nach  Ab- 
lauf von  5  Monaten  ,  dass  ein  2'/2  Ellen  langes  Stück  Bandwurm  — 
Verf.  sagt,  wohl  unter  dem  Einflüsse  der  v.  S  i  e  b  o  1  d'schen  Schule, 
T.  serrata  —  mit  geschlechtsreifen  Gliedern,  aber  ohne  Kopf  abging. 
Wochenschrift  der  Thierheilkunde  und  Viehzucht  von  Adam  u.  Kildas. 
II.  S.  301  u.  353. 

Lebert  handelt  in  seinem  Traite  d'anatomie  patholo- 
gique  gener.  1857.  T.  I.  p.  395  sq.  von  dem  Vorkommen  des 
Echinococcus  beim  Menschen  und  die  dadurch  bedingten 
krankhaften  Erscheinungen. 

Nach  den  Ansichten  von  Davaine  (l'action  du  coe- 
nure  sur  le  cerveau ,  Cpt.  rend.  Soc.  biol.  Vol.  IV  )  hängt 
die  Drehbewegung  der  an  Coenurus  leidenden  Schafe  von 
dem  Umstände  ab  ,  dass  die  Köpfe  des  Parasiten  sich  von 
Zeit  zu  Zeit  nach  aussen  umstülpen  und  dadurch  die  anlie- 
genden Hirntheile  reizen.  Dass  der  constante  Druck  des 
Blasenwurms  zur  Erregung  dieser  Bewegung  nicht  ausreicht, 


174     Le  u  ck  a  rt :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

geht  daraus  hervor ,  dass  weder  Echinococcusbälge  noch 
Pseudoplasmen  des  Gehirns  solche  Erscheinungen  hervorrufen. 

Auch  in  der  neuen  Welt  beginnt  sich  die  Theilnahnie 
für  die  helminthologischen  Forschungen  des  europäischen 
Continents  zu  regen.  Von  Weinland  erhielten  wir  „an 
essay  on  the  tapeworms  of  man''  (Cambridge  1858.  93  S.  in 
Octav  mit  eingedruckten  Holzschnitten)  ,  der  allerdings  zu- 
nächst nur  dazu  bestimmt  ist,  die  neueren  Entdeckungen  über 
die  Naturgeschichte  der  Bandwürmer  in  gedrängter  und  über- 
sichtlicher Weise  dem  amerikanischen  ärztlichen  Publikum 
vorzuführen,  der  daneben  aber  auch  (Cap.  III  on  the  diffe- 
rent  species  of  human  tapeworms  p.  31 — 68)  unsere  Kennt- 
nisse über  die  bei  dem  Menschen  vorkommenden  Cestoden 
durch  die  Beschreibung  zweier  neuer  interessanter  Formen 
und  zahlreiche  kritische  Bemerkungen  (besonders  über  das 
Verhältniss  von  T.  Solium  und  T.  mediocanellata)  nach  mehr- 
facher Richtung  hin  erweitert.  Wir  erfahren  daraus  von 
Neuem,  welche  wichtige  und  interessante  Resultate  uns  durch 
die  Erforschung  der  Helminthenfauna  des  Menschen  in  frem- 
den Ländern  noch  vorbehalten  sind.  Die  von  unserem  Verf. 
beschriebenen  neuen  Arten  s.  u. 

White  giebt  in  einem  Vortrage  über  die  Entwickelung 
der  Bandwürmer  ebenfalls  ein  Referat  über  die  neueren  Ent- 
deckungen der  deutschen  Helminthologen ,  Pioc.  Bost.  Soc. 
VI.  p.  304. 

Leuckart  und  Pagenstecher  beobachteten  zahl- 
reiche Exemplare  des  echten  Echinobothrium  typus  v.  Ben. 
(das  sich  von  der  Wagen  er'schen  gleichnamigen  Art  durch 
eine  geringere  Menge  von  Proglottiden  und  die  Anwesenheit 
von  8,  nicht  4,  Stachelreihen  am  Halse  unterscheidet)  und 
konnten  zwischen  den  von  Pagurus  und  Crangon  abstammen- 
den Speiseresten  der  sie  beherbergenden  Rochen  auch  die 
früheren  Entwickelungszustände  in  einer  fast  vollständigen 
Reihenfolge  auffinden.  Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  1858. 
S.  600—610.  Taf.  XXII. 

Die  jüngsten  Entwickelnngsfornien  bestanden  aus  einer  einfa- 
chen Blase  mit  eingcstüiptcni  Vorderende.  Dann  kamen  Formen, 
in  denen  sich   vom  Grunde  dieser  Einstülpung  der  spätere  Bandwurm- 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres  1858.  175 

köpf  erhob  und  schliesslich  solche,  in  denen  dieser  Kopf  auch  schon 
eine  Anzahl  von  Gliedern  gebildet  hatte.  Die  llalsbewafTnung  ent- 
stand erst  nach  Abstossung  der  Schvvanzblase  ,  die  von  zahlreichen 
Gefässen  durchzogen  war  und  auch  deutlich  erkennen  Hess,  dass  die 
Kalkkörperchen  in  den  angeschwollenen  Endästen  dieser  Gefässe  und 
nicht  frei  im  Parenchym  gelegen  sind.  (Vergi.  J.  B.  XXIV.  S.  117.) 
Nach  mündlicher  Mittheilung  (und  Bemerkung  in  den  Mem.  sur  les 
vers  intest,  p,  327)  hat  auch  van  Beneden  die  cysticercoiden  For- 
men unseres  Echinobothrium  aufgefunden  und  zwar  in  Gamniarinen, 
so  dass  es,  im  Zusammenhange  mit  der  schon  im  vorigen  Jahresbe- 
richte angezogenen  Beobachtung  von  Lespes  fast  scheint,  als  wenn 
das  Vorkommen  dieser  Jugendzustände  keinesweges  ein  beschränk- 
tes   sei. 

G.  Wagen  er  liefert  den  Nachweis,  dass  der  früher 
unter  dem  Namen  Monostomum  foliaceum  den  Trematoden 
zugerechnete  Schmarotzer  ein  darmloser  Cestode  sei ,  der 
durch  einfache  Bildung  des  Körpers,  Anwesenheit  eines  un- 
durchbohrten  Kopfnapfes  und  Organisation  der  Geschlechts- 
organe zunächst  mit  Amphiptyches  (==  Gyrocotyle  Dies.)  ver- 
wandt sei.  Der  mächtige  Eierschlauch  mündet  zur  Seite  des 
Kopfnapfes  ,  doch  finden  sich  auch  am  Hinterleibsende  ein 
Paar  Oeffnungen,  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  mit  ge- 
wissen Theilen  des  Geschlechtsapparates  (Keimstock,  männ- 
lichen Organen)  zusammenhängen.  Gefässe  wurden  nur  in  den 
Seitentheilen  gehehen,  wo  auch  die  Dotterstöcke  verlaufen, 
doch  scheinen  dieselben  lange  nicht  die  mächtige  Entwicke- 
lung  wie  bei  Amphiptyches  zu  besitzen.  In  Betreff  der  letz- 
ten Art  hebt  Verf.  die  Uebereinstimmung  mit  dem  Dies  ing'- 
schen  Gen.  Gyrocotyle  hervor,  das  angeblich  aus  Antilope 
stammt,  während  Amphiptyches  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
ursprünglich  in  Mactra  edulis  zu  Hause  ist.  Archiv  f.  Na- 
turgesch.  1858.  S.  244—249.  Tab.  Vlll. 

Nach  der  Ansicht  van  Beneden's  (1.  c.  p.  121)  zer- 
fällt die  Ordnung  der  Bandwürmer  in  zwei  grosse  Gruppen, 
von  denen  die  erstere  die  hauptsächlich  bei  den  Kaltblütern 
schmarotzenden  Both  ria des  umfasst,  die  andere  die  Tae- 
n  i  a  d  e  s,  die  bekanntlich  vorzugsweise  bei  den  Warmblütern 
vorkommen.  In  der  erstem  Gruppe  werden  dann  nach  der  Zahl 
und  Entwickelung  der  Gruben  wieder  drei  Familien  unterschie- 
den :  Tetraphylles,  Diphylles   und    Pseudophylles.     Die  Tae- 


]76  Le  u  ck  art:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

niaden  dürften  vielleicht  am  besten  nach  der  Bewaffnung" 
des  Kopfes  einzutheilen  sein.  Aus  diesen  Gruppen  beschreibt 
Verf.  folgende  zum  Theil  neue  Arten : 

A.  Tetraphylles :  Echeneibothrium  minimum  van  Beneden, 
E.  variabile  van  Beneden,  E.  dnhium  n.  sp.  ,  aus  Raja  batis,  Phyl- 
lohothrium  auricula  n.  sp. ,  Anlhohotkrium  perfectnm  n.  sp.  aus 
Scymnus  glacialis,  A.  giganteum  ,  Tetrarhynchns  tennis  n.  sp.  eben- 
daher, T.  erinaceus  n.  sp.  aus  Raja  rubus  ,  T.  megacephalus  Rud.,  T. 
gigas  Cuv.  (die  zwei  letzten  nur  im  Cystenzustande).  B.  Diphylles  : 
Echinobothrium  typus  van  Ben.  C.  Pseudophylles :  Tricuspidaria  no- 
dosa Fall.,  Ligula  simplicissinia  Auct.,  Caryophyllaeus  niutabilis  Auct. 
D.  Taeniades:  Taenia  solium  L.,  T.  coenurus  v.  Sieb.,  T.  serrata  Götze, 
T  canina  Auct.,  T.  nana  n.  sp.  (=■  T.  Echinococcus  v.  Sieb.),  T. 
variabilis  Rud.,  T.  paradoxa  Rud.,  T.  gallim/lae  n.  sp.  ai.s  Gallinula 
chloropus,  T.  porosa  Rud.,  T.  melanocefhala  n.  sp.  aus  Simia  Maimon, 
T.  porosula  n.  sp.  aus  Cyprinus  div.  sp.  (unreif),  T.  dispar  Götze, 
T.  osculata  Götze,  T.  ocellata  Dies.  Zur  Erläuterung  des  Baues  die- 
nen zahlreiche  Abbildungen  Tab.  XIV — XXII. 

Mol  in  beschreibt  in  seiner  Fauna  heim.  Venet.  a.a.O. 
S.  132 — 141  folgende  neue  Cestoden : 

Sparganuni  ellipticum  aus  dem  Zellgewebe  von  Mustela  foina 
und  M.  putorius,  Scolex  soleatus  aus  dem  Darme  von  Conger  conger, 
Caryophyllaevs  pvnctulatns  ebendaher,  C.  trisignahis  aus  dem  Darme 
von  Gadus  Merluccius ,  Dibolhrium  longicolle  aus  Phasianus  gallus, 
D.  sulcatnm  aus  Felis  pardus  ,  Tetrabothrium  (Eutetrabothrium)  lon- 
gicolle aus  Scyllium  stellare  ,  T.  (Orygmatobothrium)  porrigens  aus 
IVycticorax  ardeola ,  T.  (Anthobothrium)  crispum  aus  Mustelus  ple- 
bejus  ,  Solenophorns  obovatus  aus  Boa  constrictor,  Rhynchoboihrivm 
brevicolle  aus  Myliobatis  noctula  ,  Aspi  d  orhy  nchu  s  (n.  gen.)  in- 
fulahis  aus  Scyllium  stellare,  Taenia  umbonata  aus  Mus  musculus,  T. 
cesticillus  aus  Phasianus  gallus ,  T.  conica  atis  Anas  bochas,  T.  con- 
stricta  aus  Corvus  cornix,  T.  telragona  aus  Phasianus  gallus,  T.  ovata 
aus  Canis  vulpes. 

Ebenso  weiter  in  dem  Nachtrage  (a.  a.  0.  Bd.  XXXIII.  S.  291): 
Scolex  triqueter  aus  Belone  acus  und  Sc.  cornucopia  aus  Caraux 
trachurus. 

Char.  gen.  n.  Aspid  orhy  nc  hu  s  Mol.  Corpus  depressum  tae- 
niaeforme,  articulatum ;  caput  discretum,  tubulosum,  depressum,  coty- 
ledopsidibus  quatuor  et  proboscidibus  quatuor  brcvibus  ,  cylindricis, 
retractilibus ;  collum  breve ,  depressum,  pencs  marginales.  Piscium 
niarinorum  in  tractus  intestinali  endoparasita  e  fam.  Gamorhynchobo- 
Ihriorum. 

Auch   Leidy   charakterisirt    einige    neue  BandAvürmer:    Tetra- 


der  niederen  Tliierc  während    des  Jahres   1858.  177 

hothrium  harhalum  aus  Odontaspis  punctata  (?),  Dibothrivm  spcciosum 
aus  Belcosonia  Olmstedi  ,  und  giebt  ausserdem  Bemerkungen  über 
Acanthorhynchus  reptans  Dies,  aus  Pogonias  chromis.  l'roc.  Acad. 
Philad.  p.  111. 

Bai  11  et  liefert  eine  genaue  und  sorgfältige  Beschieibung  der 
Taeuia  serrata  (e  Cyst.  pisiformi) ,  T.  e  Cysticeico  tenuicolli  und  Tae- 
nia  Cocuurus  (1.  c.  p.  223),  so  wie  auch  der  Taenia  e  Coenuro  lepo- 
ris  (p.  228). 

Was  die  Taenia  niediocanellata  Küchenmeister's 
und  deren  Unterschiede  von  der  echten  T.  Solium  betrifft, 
so  erscheint  es  von  besonderer  Wichtigkeit,  dass  es  nach 
den  Beobachtungen  Weinland's  menschliche  Bandwürmer 
giebt,  die  in  den  einzelnen  Gliedern  eine  nicht  unbeträcht- 
lich variirende  Anzahl  von  Seitenästen  an  dem  Fruchthälter 
besitzen ,  so  wie  solche  ,  die  neben  der  gewöhnlichen  Bil- 
dung des  Fruchthälters  von  T.  Solium  den  grossen  Kopf  der 
T.  mediocanellata  ohne  Haken  und  Rostellum  zeigen.  (Ref. 
fand  auch  von  T.  litterata  Exemplare  ohne  Hakenkranz 
und  Rostellum ,  Blasenbandwürmer  S.  6ö  Anm.)  In  einem 
Exemplare,  das  öineni  Chippewa  -  Indianer  abgegangen  und 
leider  kopflos  war  (T.  Solium  var.  abietina) ,  wurde  trotz 
einer  auffallenden  Kürze  und  Magerkeit  der  Glieder  eine 
Uterusbildung  beobachtet ,  die  in  der  Vielzahl  der  Seiten- 
zweige mit  den  Verhältnissen  der  T.  mediocanellata  überein- 
stimmte. Nach  allen  diesen  Erfahrungen  ist  Verf.  geneigt, 
die  wirkliche  Artverschiedenheit  der  (übrigens  gleichfalls  in 
Amerika  aufgefundenen )  T.  mediocanellata  in  Zweifel  zu 
ziehen  und  anzunehmen ,  dass  letztere  Species  nach  Exem- 
plaren von  T.  Solium  aufgestellt  sei,  die  durch  irgend  einen 
Zufall  ihren  Hakenapparat  mit  Rüssel  verloren  hätten,  worauf 
dann  die  jetzt  allein  fungirenden  Saugnäpfe  an  Grösse  be- 
trächtlich gewachsen  seien  ,  L.  c.  p.  40  ff.  (Freilich  bleibt 
dabei  unerklärt,  warum  nun  gerade  dieselben  Exemplare 
auch  durch  die  Entwickelung  ihrer  Glieder  und  Fruchthäl- 
ter von  den  gewöhnlichen  Exemplaren  der  T.  Solium  ver- 
schieden sind.  Wie  die  Sachen  jetzt  liegen ,  wird  wohl  das 
Experiment  entscheiden  müssen.  Es  gilt,  wie  auch  Verf.  ver- 
langt ,  die  Jugendformen  der  T.  mediocanellata  zu  erziehen 
Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  -  AI 


178     L  e  II  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leislungen  in  der  Naturgeschichte 

und  namentlich  den  Versuch  zu  machen,  diese  im  Schweine 
zur  EntWickelung  zu  bringen.) 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  weitere  Beobachtung 
Weinland's,  dass  es  beim  Menschen  Cysticerken  giebt,  die 
durch  Vorkommen,  Grösse  und  Aussehen  dem  gewöhnlichen 
Cyst.  cellulosae  gleichen,  die  aber  statt  zweier  Hakenreihen 
deren  drei  besitzen.  (^Cyst,  acanthotrias  n.  sp.).  L.  c.  p.  64, 
Proc.  Bost.  Soc.  nat.  bist.  VI.  p.  300. 

Die  Grösse  der  Haken  stimmt  in  den  beiden  inneren  Reihen 
ungefähr  mit  den  zweierlei  Uakenformen  des  Cyst.  cellulosae,  woge- 
gen die  Haken  der  äusseren  Reihe,  deren  Wurzelfortsätze  nur  wenig 
entwickelt  sind,  um  ein  Beträchtliches  kleiner  bleiben.  In  Gestalt 
scheinen  auch  die  grösseren  Haken  mehrfach  von  Cyst.  cellulosae 
abzuweichen.  Zahl  der  Haken  in  jeder  Reihe  14,  also  42  in  allen  drei. 
Die  Würmer,  ungefähr  12 — 15  im  Ganzen,  stammen  von  einer  öOjäh- 
rigcn  Frau  (einer  Weissen  und  keiner  Negerin,  wie  anfangs  vermuthet 
wurde),  die  an  Lungenschwindsucht  starb  und  auf  der  Anatomie  zu 
Richmont  in  Virginien  zergliedert  wurde. 

Auch  ein  ausgebildeter  neuer  Bandwurm  des  Menschen 
wird  von  Weinland  beschrieben  (ibid.  p.  49),  Taenia  fla- 
vo-punctata  ^  der  von  einem  19  Monate  alten  Kinde  stammt, 
aber  ebenfalls  nur  in  Spiritusexemplaren  und  noch  dazu  ver- 
stümmelten, untersucht  werden  konnte. 

Der  Wurm  gehört  zu  den  kleineren  Arten  (etwa  100  Mm.)  und 
scheint  sich  durch  Gesammtform,  einseitige  Lage  der  Geschlechtsölf- 
nungen  und  Bildung  der  (glatten)  Eischalen  zunächst  an  T.  murina  u.  a. 
verwandte  Arten  anzuschlicssen.  Die  ausgebildeten  Glieder  haben 
2  Mm.  Länge  und  IVa — 2  3Im.  Breite.  In  der  Mitte  jedes  Gliedes 
sieht  man  einen  gelben  Fleck  ,  der  von  dem  Testikel  herrührt.  Der 
Uterus  scheint  aus  mehreren  unter  sich  zusammenhängenden  Blind- 
säcken zusammengesetzt. 

Bei  Gelegenheit  der  hier  mitgetheilten  Beobachtungen 
setzt  Weinland  (1.  c.  p.  51.  Anm.)  auch  seine  Ansichten 
über  die  Systematik  der  Tänien  oder  Tänioideen  ,  die  Verf. 
mit  Die  sing  als  eine  besondere  Cestodenfamilie  betrachtet, 
auseinander.  Nach  der  Beschaffenheit  der  Eier  unterscheidet 
derselbe  zwei  Unterablhcihingen  ,  die  dann  weiter  nach  ver- 
schiedenen, meist  von  der  Hakenbildung  hergenommenen  Cha- 
rakteren folgendermassen  in  Genera  zerfallen. 


der  niederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1858.  179 

*  Scierolepidota.  Mit  kleinen  und  hartschaligen  Eiern,  die 
wahrscheinlich  überall  in  Warmblütern  zur  Enlv\  ickeliing   kommen. 

Taenia  s.  st.  Uterus  mit  Medianstanim  und  Seiteniweigen  ; 
Kopf  mit  zwei  Reihen  meist  grosser  Haken.  .Tugendform  ein  ein- 
oder  vielköpfiger  Cysticercus. 

Acanthotrias  n.  gen.  Aehnlich ,  aber  mit  drei  Reihen  Ilaken. 
(Cyst.  acanthotrias  \V.) 

Taetiiarhynchus  n.  gen.  Aehnlich,  aber  ohne  Ilaken  und  Rüs- 
sel.    (T.  mediocanellala  Küchenm.). 

Echinococcifer  n.  gen.  Kleine  Ait  mit  zwei  Reihen  winziger 
Häkchen.     In  der  Jugend  ein  Echinococcus. 

Diplacttnthus  n.  gen.  Kleine  Art  mit  gespaltenen  Häkchen.  (T. 
nana  v,  Sieb.  Die  Angabe  von  „gespaltenen  Haken"  dürfte  sich, 
nach  der  Ansicht  des  Ref.,  nicht  auf  die  Krallen,  sondern  auf  die 
Wurzel  beziehen  ,  so  dass  wohl  kein  Grund  zur  Aufstellung  eines 
neuen  Gen.   vorliegt.) 

*■"  Malacolepidota  mit  dünnhäutigen  Eierschalen ,  die  zumeist 
in    Wirbellosen  zni-  Entwickelung   kommen. 

Hymenolepis  n.  gen.  Aeiissere  Schale  membranos,  eine,  selten 
zwei  Reihen  kleiner  Häkchen.     Uterus  aus  Säcken  gebildet. 

Lepidotrias.  n.  subg.  Mit  drei  Eihüllen.  Leben  im  aus- 
gebildeten Zustande  in  Säiigethieren,  besonders  Insekten- 
fressern. (T,  murina  u.  s.  w.) 
Dilepis  n.  subg.  Mit  zwei  Eihüllen,  von  denen  die  äussere 
oft  Fortsätze  trägt.  Leben  im  ausgebildeten  Zustande  in  in- 
sektenfressenden Vögeln.     (T.  angulata  u.  s.  w.) 

Proleocephalus  n.  gen.  Ohne  Rüssel  und  Haken  ;  mit  verän- 
derlichem Kopfe  und  zweischaligen  Eiern.  Aeussere  Schale  schlei- 
mig. Leben  im  ausgebildeten  Zustande  in  Reptilien  und  Fischen. 
(T.  ambigua  u.  s.  w.) 

Alyselminthus  Zeder  s.  st.  Kleine  Haken  mit  flachem  Fusse. 
Eier  mit  dünner  Schale,   in  Haufen   vereinigt.  (T.  cucumerina.) 

(Ausser  den  hier  charakterisirten  Genera  dürften  übrigens,  nach 
der  Ansicht  des  Verf.'s,  später  noch  mehrere  andere  aufzustellen  sein, 
—  Ref.  erinnert  an  Anoplocephala  BL). 

Turbellarii. 

Pharyngocoeli.  0.  Schmidt  publicirt  eine  schon  im 
vorigen  J.  B.  erwähnte  Abhandlung  über  „die  rhabdocoelen 
Strudelwürmer  aus  der  Umgegend  von  Krakau"  (28  S.  in 
Quarte  mit  3  Tafeln,  aus  dem  XV.  Bande  der  Denkschriften 


180     Lciickait:  Bericht  über  die  l.,eistungen  in  der  Naturgeschichte 

der  K.  K.  Akad.  besonders  abgedruckt).  Dieselbe  enthält 
zwei  Abschnitte,  von  denen  der  erstere  über  die  vom  Verf. 
hei  Krakau  beobachteten  Arten  handelt  (besonders  über  Vor- 
tex truncatus  Ehrbg. ,  V.  viridis  Schultz. ,  V.  scoparius  n. 
sp.,  V.  pictus  Schm.,  V.  coronarius  n.  sp.,  Derostomum  galt- 
ziarmm  n.  sp.,  Opistomum  pallidum  Schltz,  (non  Schm.),  Me- 
sostomum  Craci  n.  sp. ,  M.  cyafhus  n.  sp. ,  M.  personatum 
Schm.,  M.  Ehrenbergii  Oerst.,  M.  Wandae  n.  sp.,  Mesostomum 
(Schizostomum)  fallax  n.  sp..  M.  trunciilum  n.  sp.,  Mesosto- 
mum (Typhloplana)  hirudo  n.  sp.,  M.  (T.)  lapponicum  Schm.  ? 
und  Prostomum  furiosum),  während  der  zweite  die  anatomi- 
schen und  systematischen  Eigenthümlichkeiten  und  Unter- 
schiede der  einzelnen  Familien  der  Rhabdocoelen,  nament- 
lich die  der  Derostomeen  ( Vorticinen )  und  Mesostomeen 
auseinander  setzt.  Besonders  ausführlich  sind  die  Beobach- 
tungen des  Verf.'s  über  den  Bau  der  Geschlechtsorgane. 
Für  die  Einzelnheiten  auf  das  Original  verweisend,  beschrän- 
ken wir  uns  hier  auf  folgende  Bemerkungen. 

Bei  Vorlev  pictus  gelang  es  dem  Verf.  die  einzelnen  Acte  der 
Eibildung  und  Befruchtung  direlit  zu  beobachten.  Wie  das  van 
Beneden  für  üistoniuui  beobachtet  hat,  liominen  auch  bei  unseren 
Rhabdocoelen  die  Samenfäden  zunächst  nur  mit  dem  sog.  Keimbläs- 
chen, d.  h.  dem  primitiven,  einstweilen  noch  des  grobkörnigen  Dot- 
ters entbehrenden  Ei  in  Berührung,  Die  Umlagerung  des  letztern  ge- 
schieht mit  rapider  Schnelligkeit,  in  einigen  Secunden  ,  worauf  dann 
weiter  die  äussere  feste  Schalenhaut  sich  bildet.  Die  gestielte  An- 
hangstasche des  gemeinschaftlichen  Geschlechtsraums  ,  die  bei  den 
Yorticinen  als  Keceptaculum  fungirt,  ist  bei  den  Mesostomeen  bloss 
Begaltungslasche,  aus  der  das  Speiuia  sodann  in  die  mit  dem  Keim- 
stocke verbundene  Samentasche  hineingelangt.  Die  Samenblase  des 
männlichen  Apparates  enthält  bei  den  Mesostomeen  ausser  dem  Sperma 
noch  eine ,  wie  es  scheint ,  in  eigenen  Räumen  eingeschlossene 
körnige  Müsse,  die  in  einigen  Fällen  als  Absonderungsprodukt  be- 
sonderer Anhangsdrüsen  erkannt  wurde.  Der  Schliindkopf  der  Me- 
sostomeen stimmt,  wie  das  für  M.  Ehrenbergii  schon  von  Ref.  nach- 
gewiesen war,  bis  auf  seine  Lage  und  die  ßeschallenheit  seiner  Ge- 
webselemete  mit  dem  Schhindkopfe  der  Vorticinen  überein.  Zwi- 
schen ihnen  und  dem  Magen  befindet  sich  bei  beiden  Familien  ein 
dünnhäutiger  Schlund,  dessen  Zusammenhang  mit  dem  Magen  durch 
einen  besondern  Spincter  unteibrochen  werden  kann.  Ebenso  ver- 
hält es  sich  bei  Prostomum  ,    dessen  vorderer  sog.  Schlundkopf  jetzt 


der  niederen  Tliiere  während  des  Jahres  1858.  181 

auch  vom  Verf.  als  Analogon  des  Nemertincnrüssels  erkannt  ist,  wie 
Ref.  zuerst  in  diesen  Berichten  (XX.  S.  349)  behauptet  hat.  Das  >\'as- 
sergefässsysteni  der  iMesostomeen  mündet  in  der  IS'ähe  des  Pharynx 
(oder,  bei  M.  Ehrenbergii,  zugleich  mit  demselben)  durch  eine  con- 
tractile  Blase  nach  Aussen.  Der  Stachel  der  l'rostomeen  scheint 
AVafFe  und  Begattungsorgan  zugleich  zu  sein,  da  ausser  der  Giftdrüse 
auch  ein  zu  den  männlichen  Organen  gehöriger  Gang  in  denselben 
einmündet. 

Auch  die  bei  Gratz  vorkommenden  Turbellaricn  sind  ein 
Gegenstand  der  Untersuchungen  unseres  Verfs  geworden,  doch 
waren  es  nach  den  bis  jetzt  erst  vorliegenden  vorläufigen  Mit- 
Iheilungen  darüber  (Sitzungsber.  der  kais.  Akad.  zu  Wien 
Bd.  XXXII.  S.  267)  hier  besonders  die  Dendrocoelen ,  und 
namentlich  unter  ihnen  ein  Paar  seltene,  seit  Dujes  nicht 
wieder  beschriebene  Arten  (Planaria  viganensis  und  PI.  go- 
nocephala),  die  zur  Beobachtung  kamen.  Für  den  nächsten  Be- 
richt dürfen  wir  wohl  einer  ausführlicheren  Mittheilung  ent- 
gegen sehen. 

Von  Williams  werden  die  Geschlechtsorgane  der 
Turbellarien  (Nemertinen  und  Planarien)  als  sog.  Segmentor- 
gane in  Anspruch  genommen  und  mit  den  Flimmerkanälen 
der  Chaetopoden  verglichen  (l.  c.  p.  131);  ein  Vergleich,  der 
um  so  verfehlter  ist ,  als  Verf.  andererseits  auch  das  sog. 
Wassergefässsystem  der  Trematoden  als  ein  Analogon  dieser 
Bildungen  betrachtet  und  die  Turbellarien  bekanntlich  —  was 
Verf.  freilich  nicht  zu  wissen  scheint  —  gleichfalls  ein  sol- 
ches „Wassergefässsystem*  besitzen. 

In  der  Leibeshöhle  von  Holothuria  tubulosa  lebt  eine 
bis  4'"  grosse  blinde  Turbellarie,  die  nach  der  Bildung  des 
Mundes  den  Derostomeen  zugehört,  aber  eine  weiche  Penis- 
röhre  hat  und  desshalb  von  Schneider,  der  dieselbe  be- 
schrieb (Arch.  für  Anat.  u.  Physiol.  1858.  S.  324.  Tab.  XII) 
als  Repräsentant  eines  neuen  Gen.  Anopo  dium  (Ä.  para^ 
Sita}  betrachtet  wird.  Der  innere  Bau  Hess  sich  ziemlich 
vollständig  ermitteln  und  heben  wir  aus  den  darauf  bezüg- 
lichen Angaben  hervor,  dass  der  Magen  unseres  Thieres  zahl- 
reiche unregelmässige  Ausbuchtungen  bildet.  Die  Eier,  die 
immer  nur  in  einfacher  Anzahl  zur  Entwickelung  kommen,  tra- 
gen einen  sehr  langen   hornartigen  Auswuchs  (;wie   die  von 


182     L  e  u  c  li  a  r  t :   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Wagen  er  im  Darme  von  Anas  boschas  aufgefundenen  pro- 
blematischen Eier,  Zeitschr.  für  wiss.  Zoologie  Th.  XI.  Taf.V. 
Fig.  3)  und  enthalten  in  ihrem  bauchigen  Ende  einen  ovalen 
flimmernden  Embryo. 

Leidy  macht  einige  neue  Mitlheilungen  über  die  frü- 
her von  ihm  (J.  B.  XX.  S.  346)  als  Rhynchodesmus  sylva- 
ticus  beschriebene  Landplanarie,  aus  denen  u.  a.  hervorgeht, 
dass  dieses  Thier  eine  nächtliche  Lebensweise  führt  und  von 
Insekten  lebt. 

Unter  dem  Genusnamen  Planaria  beschreibt  Dalyell 
in  dem  schon  mehrfach  citirten  Werke  (Vol.  IL  p.  95 — 128) 
eine  ganze  Anzahl  verschiedener  denDendrocoelen  wie  auch 
Rhabdocoelen  zugehörende  Strudelwürmer ,  die  sich  freiüch 
nach  dem  hier  vorliegenden  Materiale  nur  zum  geringsten 
Theile  richtig  deuten  lassen.  (Die  schon  1814  in  Edinburg 
erschienenen  übservations  on  some  interesting  phaenomena 
on  animal  physiology,  exhibited  by  several  species  of  Pla- 
naria  unseres  Verf's. ,  auf  die  mehrfach  verwiesen  wird, 
hatReL  nicht  vergleichen  können;  doch  scheint  es,  als  wenn 
hier  zunächst  oder  doch  vorzugsweise  nur  die  Vorgänge  der 
Reproduction  Berücksichtigung  finden.)  Besonders  interes- 
sant sind  die  Beobachtungen  über  die  Fortpflanzung  der 
grösseren  Meerplanarien,  deren  Eier  nicht  einzeln,  wie  bei 
den  einheimischen  Formen,  sondern  zu  grössern,  meist  plat- 
ten Häufchen  vereint,  als  sog.  Laich,  abgelegt  werden.  Die 
neugeborenen  Jungen  haben  in  manchen  Fällen  (Leptoplana 
flexilis)  bereits  die  Form  der  Eltern,  nur  mit  einer  geringern 
Zahl  von  Augenflecken ,  während  sie  in  anderen  (Proceros 
s.  Eyrylepta  cornuta)  mit  5 — 6  eigenthümlich  wimpernden 
Forlsätzen  versehen  sind  ,  wie  das  inzwischen  auch  durch 
die  Beobachtungen  von  J.  Müller  (J.  B.  XX.  S.  344)  be- 
kannt geworden  ist.  Verf.  verlegt  diese  Fortsätze  allerdings 
an  die  Seitenränder  des  Körpers ,  doch  dürfte  wohl  anzu- 
nehmen sein,  dass  die  Stellung  derselben  in  Wirklichkeit  die 
von  Müller  beschriebene  ist.  Die  bei  L.  flexilis  gezeich- 
neten Eier  mit  einem  „vierfachen  Doller"  sind  off'enbar  nur 
in  der  Vieriheilung  begritten,  wie  schon  aus  dem  Umstände 
hervorgeht ,   dass  jedes  Ei  nur   einen  Embryo  erzeugt.     Die 


der  niederen   Thiere  ^^;illl•e^(|   des  Jahres  1858.  183 

Reproductionskraft  ist  in  manchen  Arien,  besonders  bei  PI. 
Arethiisa,  sehr  aufrallend,  so  dass  jedes  der  durch  beliebigen 
Schnitt  gewonnenen  Thellstücke  zu  einen^i  neuen  Thiere  aus- 
wächst. Bei  früheren  Untersuchungen  hat  Verf.  für  diese 
Art  auch  die  Existenz  einer  freiwilligen  Theilung  beobachtet. 
Die  Nahrung  der  Planarien  ist  im  Ganzen  bekanntlich  eine 
animalische,  doch  giebt  es  Arten  (PI.  lactea,  Arethusa  u.  a.), 
die  gelegentlich  auch  eine  vegetabilische  Kost  nicht  ver- 
schmähen. 

Die  vom  Verf.  beschriebenen  und  abgebildeten  Arten  führen 
folgende,  meist  neue  IN'amen  :  Planaria  cornuta  (=  Proceros  v.  Eury- 
lepta  cornuta  Z.  Dan.)  p.  97— 101.  Pl.XiV.  Fig.  1—3,  PI.  corniculala 
n.  gp,  (Planocera  v.  Stylocljus)  p.  101,  Planaria  cUipsis  n.  sp.  (Poly- 
celis  Quatref.)  p.  102.  Fl.  XIV.  Fig.  5—16,  PL  (Leptoplana)  ßexilis  n. 
sp.  p.  102— 104.  Fl.  XIV.  Fig.  17— 27,  Flauaria  maculata  (=  Lepto- 
plana atomata  Z.  D.)  p.  105,  106.  Fl.  XIV.  Fig.  27—35),  Flanaria 
lactea  p.  107-109.  Fl.  XVI.  Fig.  5—9,  XV.  Fig.  4— 6,  PL  hebes  n.  sp. 
p.  107.  Fl.  XIV.  Fig.  3,  4,  eine,  >vie  es  scheint,  den  echten  Flanarien 
zugehörende  Seewasserform,  Fl.  Arethusa  (=  Fl.  subfenfaculata  Duj.? 
oder  Fl.  Ulvae  Oerst.?)  p.  111— 115.  Fl.  XVI.  Fig.  10—19,  Fl.  hau- 
strum  (=  Convolula  paradoxa  Oerst.)  p.  106.  Fl.  XIV.  Fig.  36—38, 
Fl.  fodinae  (=  Derostomum  unipunctatuni  Oerst.  ?)  p.  110.  Fl.  XV. 
Fig.  7 — 12  ,  PL  (Vortex)  variegata  n.  sp.  gelb  mit  zwei  schwarzen 
Querbinden,  von  denen  die  erste  hinter  den  zwei  Augenflecken  hin- 
läuft, p.  115.  Fl.  XVI.  Fig.  20,  Fl.  gracilis  p.  116.  Fl.  XVI.  Fig.  21,22, 
PI.  exigua  ibid.  Fl.  XV.  Fig.  13,14,  Fl.  falcala  p.  117.  Fl.  XVI.  Fig.  26, 
27,  Fl.  stagni  p.  118.  Fl.  XVI.  Fig.  30  (Mesostomnm  ?) ,  Fl.  foecunda 
p.  118.  Fl.  XVI.  Fig.  31,  Fl.  flustrae  (Monocelis  sp.)  p.  118.  FI.  XVi. 
Fig.  32,  Fl.  vorax  p.ll3.  Fl.  XVI.  Fig.  33,  34,  Fi.  graminea  p.  119— 
121  (=  iMesostomum  viridatum  Z.  D.  ?) ,  F.  prasina  p.  121.  Fl.  XV. 
Fig.  21.  Fl.  euneus  (=  Vortex  truncatus  ?)  p.  121.  Fl.  XV.  Fig.  15,  16. 
Ob  die  unter  dem  TS'amen  Flanoidcs  fusca  bezeichnete  und  Fl.  XVI. 
Fig.  35,  36  abgebildete  kleine  Form,  die  nicht  bloss  durch  plumpere 
Bildung,  sondern  namentlich  auch  durch  Anwesenheit  eines  umgebo- 
genen Blattanhanges  am  Hinterleibsende  sich  auszeichnet,  den  Stru- 
delwürmern zugehört  oder  etwa  eine  kleine  Nacktschnecke  ist,  wie 
Verf.  selbst  für  möglich  hält,  dürfte  einstweilen  unentschieden  bleiben. 

RhynchocoelL  Von  Krohn  (Archiv  für  Anat.  u.  Phy- 
siol.  1858.  S.  289—293}  wird  es  in  hohem  Grade  wahr- 
scheinlich gemacht,  dass  der  so  häutig  schon  im  Innern 
von  Pilidium  aufgefundene   Nemertes    (Alardus  Busch)    kein 


184     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Natiirgescliichte 

zufälliger  Parasit  dieses  Thieres  sei,  sondern  damit  in  einem 
genetischen  Zusammenhange  stehe,  dass  Pilidium  mit  andern 
Worten  die  Amme  oder  Larve  einer  Nemertine  sei.  Was 
Krohn  für  diese  Ansicht  geltend  macht,  ist  die  von  ihm 
beobachtete  Thalsache,  dass  der  im  Innern  von  Pilidium  vor- 
kommende Nemertes  nicht,  wie  man  bisher  annahm,  den  Ma- 
genraum seines  Wirthes  bewohnt^  sondern  vielmehr  in  einem 
davon  verschiedenen  Hohlräume  gefunden  wird  und  erst 
nach  erlangter  vollständiger  Reife  durch  den  Schirm  nach 
Aussen  hervorbricht ,  worauf  derselbe  dann  noch  eine  Zeit 
lang  im  Umkreise  des  Mundes  mit  seinem  früheren  Wirthe 
zusammenhängt.  Dazu  kommt  dann  noch  die  Analogie  mit 
der  von  Desor  und  M.  Schnitze  beobachteten  Ent- 
wickelung  einer  wahrscheinlich  mit  Nem.  olivacea  iden- 
tischen Art,  die  nur  in  sofern  einfacher  ist,  als  die  Larve 
sich  hier  nicht  zu  einem  so  selbstsländigen  Thiere  ausbildet, 
wie  es  Pilidium  ist,  sondern,  auf  den  Embryonenzustand  ver- 
harrend, einen  flimmernden  Mantel  im  Umkreise  des  Nemer- 
tes darstellt,  der  gleichfalls  um  den  Mund  herum  mit  letzte- 
rem zusammenhängt. 

Was  Krohn  hier  behauptet,  ist  seitdem  durch  Ref. 
und  Pagenstecher  (Arch.  für  Anat.  u.  Physiol.  1858. 
S.  579—588,  Taf.  XIX)  ausser  allen  Zweifel  gestellt,  indem  es 
denselben  gelang,  nicht  bloss  die  Angaben  des  Erstem  völlig 
zu  bestätigen,  sondern  weiter  auch  die  Entwickelung  der  Ne- 
mertine im  Innern  von  Pilidium  Schritt  für  Schritt  zu  ver- 
folgen. Der  Vorgang  dieser  Entwickelung  ist  im  Wesentli- 
chen derselbe,  wie  wir  ihn  durch  J,  Müller's  glänzende  Ent- 
deckungen bei  den  Seeigeln  und  Seesternen  kennen  gelernt 
haben  und  diesen  bisher  ausschliesslich  zuschrieben.  Wie  die 
genannten  Echinodermen ,  so  nimmt  auch  der  Nemertes  in 
der  Körpersubstanz  seiner  Larve  zwischen  Darmwand  und 
äusserer  Leibeshülle ,  oder ,  wenn  man  lieber  will,  im  Um- 
kreise der  erstem  seinen  Ursprung.  Nur  Oesophagus  mit 
Magen  und  Mundöü'nung  wird  aus  dem  Pilidium  in  das  spä- 
tere Thier  mit  übergenommen.  Alle  übrigen  Organe  ent- 
stehen neu  ,  und  zwar  durch  Metamorphose  eines  Blastems, 
das  sich  zunächst  an  der  untern  Fläche  des  Magens  und  zu 


I 


der  niederen  Thlere  während  des  Jahres  1858.  185 

den  Seiten  des  Oesophagus  anhäuft  und  von  da  allmählich 
um  den  Larvenmagen  herumwächst.  Der  Hohlraum,  in  wel- 
chem der  den  Tractus  intestinalis  der  Larve  umschliessende 
Nemertes  in  der  späteren  Zeit  angetroffen  wird  ,  nimmt  da- 
durch seinen  Ursprung,  dass  sich  dieses  Blastem  immer  schärfer 
gegen  die  äusseren  Leibeswändc  des  Pilidium  absetzt.  Die 
von  J.  Müller  bei  gewissen  Pilidien  beschriebenen  „Saug- 
näpfe" sind  die  Anlagen  des  späteren  Wassergefässsystems, 
deren  Bildung  auch  bei  den  Nemertinen,  wie  den  Echino- 
dermen,  das  erste  Zeichen  der  beginnenden  Metamorphose  ist. 

Die  Untersuchungen  der  Verff.  sind  an  zwei  verschie- 
denen Arten  von  Pilidium  angestellt,  an  P.  gyrans  und  einer 
neuen  (auch  vonKrohn  beobachteten)  Form,  die  durch  die 
unbedeutende  Grösse  der  Seitenklappen  und  eine  helmförmige 
Gestalt  des  Körpers  sich  auszeichnet ,  P,  aiiriculatum.  Die 
erstere  Art,  die  am  häufigsten  war  und  desshalb  denn  auch  vor- 
zugsweise untersucht  wurde ,  producirt  einen  schwanzlosen 
Wurm  ,  der  durch  braune  Farbe  und  Zweizahl  der  Augen 
sich  auszeichnet  und  dem  Gen.  Borlasia  angehört.  Wahr- 
scheinlich bildet  sie  die  Jugendform  einer  um  Helgoland  le- 
benden fingerlangen  B.  rubra  n.  sp. 

Gr  äffe  beobachtete  bei  einem  kleinen  (ly,'"  grossen) 
Nizzaer  Tetrastemma  zwischen  den  vier  linsenlragenden  Au- 
gen „eine  kleine  Gruppe  von  Otolithenkapseln" ,  die  je  eine 
Menge  unbeweglicher  Otolilhen  einschlössen.  Beobachtun- 
gen u.  s.  w.  S.  53. 

Ueber Nemertinen  erhielten  wir  gleichfalls  von  D  aly  eil 
eine  Reihe  von  interessanten  Mittheilungen  (The  powers  etc. 
Vol.  iL  p.  51— 95.  Tab.  VI— XVII),  deren  Benulzung  und 
Verwerthung  zum  Theil  freilich  wiederum  durch  die  Unsi- 
cherheit der  systematischen  Bestimmung  erschwert  wird. 
Die  Zahl  der  vom  Verf.  beobachteten  Arten  ist  ziemlich 
gross,  vielleicht  20  oder  noch  mehr.  Die  grössere  Menge 
wird  —  nach  dem  Vorbilde  der  älteren  Zoologen,  Linne, 
0.  F  r.  Müller,  Fa  br i  cius  u.  A.  —  mit  dem  Genusna- 
men Gordius  bezeichnet,  den  wir  heute  in  einem  ganz  ande- 
ren Sinne  gebrauchen  und  auf  den  G.  aquaticus  und  dessen 
Verwandte  zu  beschränken  pflegen.      Uebrigens    zählt    noch 


186     L  c  u  c  k  a  r  t  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

unser  Verf.  diesen  Nematoden  ,  gleichfalls  nach  dem  Vorgange 
der  genannten  Forscher,  zu  den  Nemertinen  —  gerade  um- 
gekehrt, wie  manche  neuern  Zoologen,  die  den  Gordiaceen 
gewisse  unverkennbare  Nemertinen  beigesellen ,  bloss  weil 
beiderlei  Formen  früher  unter  demselben  Genusnamen  ver- 
zeichnet waren.  Die  kleineren  vom  Verf.  beobachteten  Ar- 
ten (Tetrastemma ,  Polystemma  u.  a.)  werden  als  Vermiculi 
zusammengestellt  und  den  Gordiusarten  angehängt.  Das  Ge- 
nus Gordius  zerfällt  übrigens  auch  bei  unserem  Verf.  in 
mehrere  Unterabtheilungen.  Die  erste  (G.  fragilis  u.  s.  w.) 
charakterisirt  sich  durch  Grösse  und  ansehnliche  Entwicke- 
lung  der  MundölFnung  (sie  entspricht  den  Gen.  Meckelia  und 
Boriasia)  ,  die  zweite  (G.  minor)  durch  mittlere  Grösse  und 
Kerbung  des  vorderen  Körperendes  (—  Nemertes  u.  a.), 
die  dritte  (G.  spinifer)  durch  Anwesenheit  eines  retractilen 
Schwanzfadens  (=  Micrura  Ehrbg.)  und  die  vierte  endlich 
CG.  integer)  durch  Abwesenheit  einer  jeden  Auszeichnung 
am  Vorderende  (=  Amphiporus  Oerst.). 

Bevor  wir  übrigens  die  einzelnen  vom  Verf.  beschrie- 
benen Arien  in  Kürze  erwähnen,  mögen  hier  einige  Bemer- 
kungen über  die  Lebensweise  unserer  Thiere  am  Platze  sein. 

Die  Nemertinen  leben  bekanntlich  vorzugsweise  im 
Schlamme,  unter  Steinen,  in  allen  Muschelschalen,  zum  Theil  in 
grosser  Tiefe.  Namentlich  gilt  dieses  von  den  grösseren  Arten, 
während  die  kleineren  meist  eine  freiere  Schwimmbewegung 
üben.  Die  Boriasia  Angliae  (G.  maxima)  umschlingt  gerne 
mit  ihrem  äusserst  langen  Leibe  —  Verf.  beobachtete  Exem- 
plare von  10'  —  fremde  cylindrische  Gegenstände.  Einzelne 
Arten  scheinen  auch  förmliche  Gänge  oder  Röhren  zu  bauen 
und  diese  mit  dem  schleimigen  Secrete  ihres  Körpers  aus- 
zukleiden. Die  Nahrung  der  grösseren  Formen  besteht,  wie 
CS  scheint,  vorzugsweise  aus  Röhrenwürmern,  die  sie  geschickt 
aus  den  Gehäusen  hervorziehen.  Der  Rüssel  wurde  nur  bei 
den  kleineren  Arten  als  solcher  erkannt,  bei  den  grösseren  als 
Darm  in  Anspruch  genommen.  Nach  der  (bekanntlich  nicht 
seltenen)  Abtrennung  behält  derselbe  noch  Tage  lang  seine 
frühere  Beweglichkeil,  so  dass  er  leicht  für  ein  selbstständiges 
Thier  gehalten  werden  könnte,  zumal  er  in  manchen  Fällen 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  187 

auch  eine  specilische  Färbung  besitzt  (z.  B.  bei  B.  Angliae 
eine  rolhe,  bei  Micrura  lasciolata  eine  grünliche).  Zufällige 
Verstümmelungen  werden  leicht  und  in  kurzer  Zeit  ersetzt;  es 
scheint  sogar,  dass  die  einzelnen  Stücke,  in  die  bekanntlich 
viele  Arten  und  oftmals  ohne  alle  Veranlassung  zerbrechen, 
unter  günstigen  Umständen  sich  zu  neuen  Thiere  entwickeln 
können.  Wenigstens  gelang  es  unserem  Verf.  mitunter,  solche 
Theilstücke  Monate  lang  am  Leben  zu  erhalten,  und  wurde  selbst 
einige  Male  an  denselben  ein  weiteres  Auswachsen  beobach- 
tet, ohne  dass  es  freilich  jemals  zu  einer  vollständigen  Re- 
generation gekommen  wäre.  Die  Eier  werden  bald,  wie  das 
auch  schon  anderweitig  bekannt  geworden ,  in  Schnüren, 
bald  aber  auch  in  unregelmässigen  Gallerlmassen  abgesetzt. 
Bei  G.  gracilis  entwickeln  sich  die  Eier  in  wenigen  Tagen 
zu  kleinen  kurzen  und  platten  Strudelwürmern  mit  zwei  Au- 
genflecken, obwohl  die  Eltern  der  Augen  entbehren  (p.  75). 
Die  Lebendauer  erstreckt  sich  bei  den  grösseren  Arten  auf 
mehrere  Jahre  ,  wie  denn  Verf.  z.  B.  ein  Exemplar  von  B. 
Angliae  mit  den  daraus  hervorgegangenen  Theilstücken  fast 
fünf  Jahre  lang  aufbewahrte.  In  1  Jahr  10  Monaten  wuchs 
dasselbe  von  einem  kleinen  3"  langen  Würmchen  zu  einer 
Länge  von  2'//  heran.  Gleichzeitig  änderte  sich  die  Fär- 
bung immer  mehr  und  mehr  in's  Dunkle. 

Die  vom  Verf.  beschriebenen  Arten  sind  fast  alle  mit  neuen 
Kamen  bezeichnet,  obwohl  eine  eikleckliche  Anzahl  derselben  nach- 
weislich schon  anderweitig  benannt  ist.  Es  sind  folgende  :  Gordiiis 
fragilis  (=  Meckelia  olivacea  Rathke  ,  von  JM.  somatotoniiis  l.t.  nur 
durch  hellere  Färbung  verschieden,  wahrscheinlich  damit  identisch) 
p.  54 — 62.  Tab.  VI — VII,  G.  maximus  (:=  G.  marinus  Mont.  ,  Borlasia 
Angliae  Ok.)  p.  63 — 70.  Tab.  VIII,  G.  taenia  (ans  meisten  mit  Nemer- 
tes  peronea  Quatref.  verwandt,  aber  mit  zwei  weissen  Längslinien 
auf  dem  Rücken,  die  durch  einen  schwarzen  streifen  getrennt  sind),  G. 
fuscus  (=  Amphiporus  iNeesii  Oerst.)  p.  83,  84,  PI.  XII,  G.  anguis 
(=  G.  annulatus  iMont,,  Valencinia  oinata  Quatref.)  p.  85— 87,  PI.  XIIL 
Fig.  7 — ]0,  G.  minor  viridis  (=  ISemertes  olivacea  M.  Schultze  — 
Johnst.  ?  — )  p.  72.  PI.  IX.  Fig.  2  u.  s.  w.  mit  Eischnur  ,  G.  Gesse- 
rensisMüll.?  p.  73.  PI.X.  Fig.  5,  G.  gracilis  n.  sp.  (non  Johnst.) 
p.  74,  75.  PI.  IX.  Fig.  8,  G.  albus  n.  sp.  p.  75 ,  76.  PI.  IX.  Fig.  12, 
G.  viridis  spinifer  n.  sp.  (Micrura  viridis)  p.  78.  PI.  XI.  Fig.  1,  G. 
purpureus  spinifer  n.  sp.    (M.    purpurea)  p.  78,    7i).  PI,  XI.    Fig.  2 — 4, 


188     L  e  u  c  k  a  r  t :   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  INatingcschichle 

G.  fragilis  spinifer  (=  Plan,  filaris  Zool.  dan.)  p.  79,  80.  PI.  IX. 
Fig.  5,  G.  fasciatiis  spinifer  (=  M.  fasriolata  Hempr.  et  Ehrbg.)  p.  80 
— 82.  PI.  XI.  Fig.  6 — 15,  Vermiculus  crassus  (ob  eine  verstümmelte 
Meckelia  oder  ein  äusserst  kurzer  und  breiter  Cerebratulus  Quatref.  ?) 
p.  88,  89.  PI.  X.  Fig.  11,  Y.  rubens  (=  Fasciola  rosea  Müll.,  Poly- 
stemma  roseuni  Oerst.)  p.  90.  PI.  X.  Fig.  13— 18,  V.  lineatns  n.  sp. 
(schlank,  von  grüner  Farbe  mit  zwei  Augenflecken)  p.  19,  20,  V. 
coUiber  n.  sp.  (ein  Tetrastemnia  mit  einem  grossen  dunklen  Fleck 
zwischen  vorderem  und  hinlerem  Augenpaare)  p.  91.  PI.  X.  Fig.  22. 
23,  V.  variegatus  n.  sp.  fein  plumpes  ,  8"'  langes  Tetrastemma  roth 
und  weiss  gefleckt  mit  hellem  Rückenstreifen)  p.  91.  PI.  X.  Fig.  25,  26. 
Die  auf  p.  117  kurz  beschriebene  und  Tab.  XVI.  Fig.  24  abgebildete 
Planaria  algae  ist  ebenfalls  ein  kleines  Tetrastemma  ,  wahrscheinlich 
auch  PI.  alba  ibid.  p.  116.  PI.  XVI.  Fig.  11.  PI.  serpentina  (ibid.  p.  122. 
PI.  XV.  Fig.  20)  könnte  seiner  Form  nach  leicht  eine  Süsswasserne- 
niertine  sein  und  dem  Gen.  Prorhynchus  zugehören. 

J.  Müller  liefert  eine  Zusammenstellung  der  bis  jetzt 
bekannten  Nemertinen  mit  Schwanzanhang  (Micrura  Ehr.  = 
Alardus  Busch).     Arch.  für  Anat.  u.  Pliys.   1858.  S.  298. 

Der  von  Gray  (Proc.  Zool.  Soc.  1857.  July,  Ann.  and  Mag. 
nat.  hist.  1858.  I.  p.  160)  als  neu  erwähnte  Lineus  Bealtiaei  dürfte 
nach  Grösse  und  Zerstückelungsfähigkeit  wohl  eine  Meckelia  sein.  Die 
Länge  des  unverletzten  Wurms  wird  auf  18 — 20"  angegeben. 

3.    Giliati. 
Rotiferi. 

Cohn,  der  sich  um  unsere  Kenntniss  der  Microzoen 
schon  durch  frühere  Mittheilungen  so  verdient  gemacht  hat, 
liefert  neue  „Bemerkungen  über  Räderlhiere"  (Zeitschr.  für 
wiss.  Zool.  IX.  S.  284—294  Taf.  AllI),  in  denen  er  eine  An- 
zahl interessanter,  bisher  meist  nur  unvollständig  erkannter 
Formen  auf  das  Genaueste  beschreibt  (Lindia  torulosa  Duj.  $, 
Euchlanis  dilatata  Ehrbg.  $  ^  und  Notommata  parasitica 
Ehrbg.  ^  j")  und  durch  nochmalige  Prüfung  der  bei  den  Rä- 
derthieren  vorkommenden  und  früher  von  ihm  im  Sinne  des 
Generationswechsels  (J.  B.  XXH.  S.  395)  gedeuteten  Fort- 
pflanzungsverhältnisse zu  der  Ueberzeugung  kommt,  dass 
diese  Erscheinungen  ein  neues  Beispiel  der  sog.  Partheno- 
genese darbieten.     Allerdings  werden  die  weibliehen  Räder- 


der  niederen  Thicrc   während  des  Jahres  1858.  189 

thiere  geleg-entlich  befruchtet —  aus  der  Familie  derPhilodinäen 
sind  bis  jetzt  freilich  noch  keine  Männchen  bekannt  —  aber 
auch  die  unbefruchteten  Eier  entwickeln  sich,  obwohl  dabei 
insofern  ein  Unterschied  obwaltet,  als  die  Eier  der  befruch- 
teten Weibchen  eine  harte  Schale  haben  und  wahrscheinlich 
erst  nach  Ueberwinterung  sich  entwickeln.  Die  unbefruch- 
teten Weibchen  entwickeln  sog-.  Soinmereier,  aus  denen  un- 
mittelbar entweder  wieder  Weibchen  oder  zu  gewissen  Jah- 
reszeiten auch  Männchen  hervorgehen. 

IJei  Lindia  ,  deren  Ruderapparat  aus  zwei  retractiien  kleinen 
und  ohrfönnigen  Scheibchen  besteht,  beschreibt  Verf.  u.  a,  einen 
grossen,  unmittelbar  auf  dem  Pigmentflecke  aufliegenden  Kalkbeutel, 
der  mit  breiter  Basis  an  dem  Gehirne  befestigt  ist.  (Ref.  hat  schon 
bei  einer  früheren  Gelegenheit  diese  sog.  Kalkbeutel  der  Rotifcren 
als  Gehörorgane  gedeutet  und  sieht  in  dieser  Angabe  eine  Bestäti- 
gung seiner  Auffassung.)  Im  Oesophagus  wurde  ,  wie  früher  bei 
Brachionus,  eine  eigenthüniliche  Flimnierung  wahrgenommen.  Eu- 
chlanis  triquetra  hat  Alännchen  ,  die  —  abgesehen  von  dem  3Iangel  des 
Darmapparates  —  sich  nur  durch  unbedeutende  Differenzen  in  Grösse 
und  Gestalt  von  den  Weibchen  unterscheiden,  während  das  bei  dem  nahe 
verwandten  Brachionus  bekanntlich  anders  ist.  Auch  die  Männchen 
von  Kotommata  parasitica,  die  auch  hier  wiederum  von  besondern, 
durch  die  Kleinheit  ihrer  Eier  sich  auszeichnenden  Weibchen  abstam- 
men, entsprechen  den  Weibchen,  haben  dabei  aber  auch  eine  ge- 
wisse   Aehnlichkeit  mit  männlichen  Brachionen. 

Für  das  (den  Philodinäen  und  nicht  den  Hydatinäen  zugehörige 
Gen.  Lindia  stellt  Verf.  folgende  (emendirte)  Charakteristik  auf: 

„Körper  oblong,  fast  wurmförmig,  durch  Querfalten  schwach 
gegliedert,  beim  Schwimmen  zwei  kleine  keulenförmige,  an  der  Spitze 
radähnliche,  einziehbare  Wirbelorgane  hervorstülpend,  hinten  in  zwei 
conische  Zähne  auslaufend.  Gebiss  aus  drei  zangenartig  zweispitzi- 
gen Zähnen  gebildet.  Ein  Awgenfleck  mit  dahinter  liegendem  schwärz- 
lichen Kalkbeutel."  L.  torulosa  erinnert  in  mancher  Beziehung  an 
Notommata   vermicularisDuj.  und  noch  mehr  an  Aot.  tardigrada  Leyd. 

Fresenius  liefert  in  seinen  Beiträgen  zur  Kenntniss  mikro- 
skopischer Organismen  (a.  a.  0.  S.  211—216  mit  Abbild.)  eine  Be- 
schreibung von  Stephanops  muticus,  in  der  besonders  die  äusseren 
Organe  sehr  genau  berücksichtigt  werden.  Eine  zweite  vom  Verf. 
beobachtete  Art  dürfte,  trotz  gewissen  Aehnlichkeiten  mit  St.  lamella- 
ris  Ehbrg. ,  neu  sein  und  als  St.  tridentatus  Fr.  bezeichnet  werden 
können. 


190  L  e  u  c  k  a  rt  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Melicerta  ringens  Ehbrg.  Dal  y  eil  1.  c.  Vol.  IL  p.  265.  PL 
XXXIV.  Fig.  7. 

Bryozoa. 

Seitdem  die  Aufmerksamkeit  der  Zoologen  auch  aus- 
serhalb Europa  auf  die  interessanten  Formen  der  Süsswas- 
serpolypen  gerichtet  ist ,  mehren  sich  unsere  Erfahrungen 
über  diese  Thiere  mit  jedem  Jahre.  So  berichtet  Leidy 
(Proc.  Acad.  Philad.  1858.  p.  189)  über  die  nordamerikani- 
schen Arten  dieser  Gruppe,  besonders  Cristatella  Idae  n.  sp. 
aus  der  Umgegend  von  Newport,  die  sich  durch  geringere 
Zahl  der  Tentakel  und  Grösse  der  Statoblasten  von  der  Eu- 
ropäischen Cr.  mucedo  unterscheidet.  Die  amerikanische 
Pectinella  magnilica  scheint  an  manchen  Stellen  zu  mächti- 
gen ,  kopfgrossen  Massen  heranzuw^achsen.  Auch  ein  Lo- 
phopus  und  eine  Ferdericella  wurden  vom  Verf.  beobachtet, 
ohne  dass  es  bisher  gelungen  wäre,  deren  specilische  Natur 
festzustellen. 

Nach  den  Angaben  Mitte  hei  l's  ist  das  Vorkommen 
dieser  Thiere  auch  in  der  heissen  Zone  (Madras)  ausser 
ZweifeL  Im  Uebrigen  lauten  diese  Angaben  nicht  so  genau, 
dass  man  darnach  die  Form  der  aufgefundenen  Art  näher 
bestimmen  könnte.     Edinb.  Journ.  Vol.  Vlll.  p.  169. 

Damit  übereinstimmend  ist  eine  Beobachtung  von  Car- 
ter, nach  der  in  Centralindien  (bei  Nangpooa)  auf  den  Scha- 
len von  Paludina  bengalensis  und  auf  Wasserpflanzen  ein  Bryo- 
zoon  lebt,  das  der  Gruppe  der  Cheilostomen  zugehört  und  zu- 
nächst mit  Flustra  verwandt  scheint,  Uislopia  lacustris 
n.  gen.  et  n.  sp.  Annais  and  bist.  1858. 1.  p.  169 — 171,  mit 
hübscher  Abbildung  auf  PI.  Vil. 

Nach  der  von  Lew  es  in  den  Natursludien  (S.  389) 
angezogenen  Ansicht  von  Gosse  (Tenby  ,  p.  52)  sollen  die 
Avicularien  ihre  Beute  nicht  ergreifen ,  um  sie  zum  Munde 
zu  führen,  sondern  dazu,  um  sie  in  der  Nähe  der  Polypen- 
köpfe verwesen  zu  lassen  und  dadurch  eine  Menge  mikro- 
skopischer Geschöpfe,  die  letztern  zur  Nahrung  dienen,  an- 
zulocken. 

Ebendaselbst  findet  sich  auch  (S.  24l)  die  Angabe, 


der  niederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1858.  191 

dass  Pedicellina  sich  ebensowohl  durch  lebendige  Jungen,  wie 
durch  Eier  und  Knospen  fortpflanze. 

Auch  beobachtete  Lewis  (S.  329)  ein  solitäres  ßryo- 
zoon,  das  dem  Alcyonidium  hirsutum  sehr  ähnlich  sah  und 
von  einer  länglichen  üoppelmuschel  umschlossen  war.  Eine 
genauere  Beschreibung  wird  nicht  gegeben,  so  dass  es  schwer 
ist,  über  diesen  Fund  zu  entscheiden. 

Von  Red  fern  erhielten  wir  einige  Angaben  über  den 
Bau  von  Flustrella  hispida  und  die  Entwickelung  der  an  der 
ersten  Zelle  hervorkommenden  Knospen.  Interessant  ist  die 
Angabe ,  dass  der  Polyp  dieser  ersten  Zelle  während  der 
Entwickelung  der  Knospen  zu  Grunde  geht,  eine  Thatsache, 
die  Verf.  freilich  nur  für  zufällig  hielt  —  es  stand  demseU- 
ben  nur  ein  einziges  Exemplar  dieses  ersten  Jugendzustandes 
zu  Gebote  —  die  aber  angesichts  der  (dem  Verf.  unbekann- 
ten) Beobachtungen  von  Dalyell  (J.  B.  XX.  S  .370)  doch 
wohl  eine  tiefere  Bedeutung  haben  dürfte.  Nach  den  bei- 
gegebenen Zeichnungen  ist  das  Skelet  des  ersten  Indivi- 
duums auch  sehr  viel  einfacher  gebaut,  als  das  der  späteren 
Knospen  und  namentlich  ohne  die  für  unsere  Art  charakteri- 
stischen Stacheln.  Quarterly  Journ.  micr.  sc.  VI.  p.  96 — 103. 
Tab.  IV. 

Gray  erwähnt  gelegentlich  einer  sehr  eigenthünilichen  vielzel- 
ligen lepraliaartigen  Schale  mit  siebförmig  durchbohrten  Wänden,  die 
entweder  einem  mit  Cribrillina  Gr.  verwandten  Bryozoon  oder  einer 
Foraminifere  zugehört  (Polytrema  nnnaceuni)  und  unter  dem  Genusna- 
men Pustula  via  folgenderniaassen  chaiakterisirt  wird:  Cells  ovate, 
four  or  five-angled,  convex,  crowded  together  side  by  side,  forming  a 
crust  vvithout  any  definitive  form  ;  fhe  cells  closed  ,  their  entire  pa- 
rietes  being  pierced  with  numerous  close  uniform  minutc  pores  ; 
the  cavity  simple;  aperture  small,  roundish,  simple  at  the  front  end 
of  the  cell  (without  any  ovarial  cells  ?).  Sp.  n.  P.  rosea  auf  Cardila 
variegata  aus  dem  3Iittelmeere. 

Das  oben  erwähnte  Gen.  n.  HislopiaCailer  trägt  folgende  Cha- 
i-aktere:  Polypary  kerato-membraneous,  without  admixture  of  calcareous 
matter.  Cells  iiregularly  ovate,  compressed,  spreading  in  aggregation 
over  smooth  surfaces,  sometimes  linearly,  but  for  the  most  part  with  no 
defitive  arrangement.  Aperture  subquadrangular,  supported  on  a  cir- 
cular  neck,  closed  by  four  triangulär  valves,  of  which  the  posterior 
is  the  largest  and  partially  overlaps    the  rest ;  surrounded  by  a  horny 


192     Leuckait:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

raised  border,  froni  the  angles  of  which  respectively  four  spines 
project;  posterior  border  less  prominent  than  the  res! ;  which  permits 
of  an  almost  iininternipted  continualion  betwecn  the  larger  valve  or 
lip  and  the  membranous  portion  of  the  cell.  Margin  of  the  cell  horny, 
pierced  by  2—4  stoloniferous  holes.  Average  greatest  length  and 
breadth  of  the  cell   V29  and   '/so"   respectively    L.  c. 

Das  Qiiarterly  Journ.  micr.  sc.  bringt  in  seinem  sechsten  Bande 
p.  124  ü".  p.  261.  und  Bd.  VII.  p.  65  eine  Aufzählung  und  Beschreibung 
der  an  der  Küste  von  Madeira  gesammelten  Biyozoen  mit  Abbildungen 
der  neuen  Arten  ,  die  die  bei  Weitem  grössere  3Iehrzahl  ausmachen. 
Als  solche  erwähnen  wir  :  ISellia  Joknsloiii,  B^iijnla  gracilis,  B.  di- 
trupae ,  Membrciuipora  tuhevculata ,  M.  Irichophora ,  M.  aniiqva  ,  Le- 
pralia  distoma,  L.  sceletos,  L.  radiata,  L.  discoidea,  Ciipularia  cana- 
riensis,  C.  Johnstoni,  Tubulipora  druidica. 

Ebendaselbst  werden  von  D  y  s  t  e  r  (VI.  p.  260)  zwei  neue 
Briltische  Bryozoen  beschrieben:  Huxleya  (n.  gen.)  fragilis  und 
Brettia  (n.  gew.)  pcllucAda. 

Hvxlcya  e  fam.  Bicellariadarum.  Polyzoaiy  flexible  ,  corneous 
or  subcalcareous.  Cells  biserial ,  pyriform,  alternalc.  Aperture  small. 
sub-lerminal,  unaiined.     Ko   avicularia  or  \ibracuhi. 

Brettia  e  fem.  Scrupariad.  Polyzoary  erect,  free,  corneous, 
flexible.     Brauches  given  of  behind  and   above  the  aperture  of  a  cell. 


II.    Eelii  110  denn  ata. 

Die  „o-eschichtlichen  und  kritischen  Bemerkungen  über 
Zoophyten  undStrahlthiere"  von  J.  Müller  (Archiv  f.  Anaf. 
u.  Physiol.  1858.  S.  90  fF.)  enthalten  u.  a.  eine  eben  so  in- 
teressante, wie  gelehrte  Darstellung  der  allniähligen  Entwicke- 
lung  unserer  Kenntnisse  von  den  Echinodermen  und  liefern 
den  Nachweis,  das  schon  Belon  (vor  nunmehr  300  Jah- 
ren) die  typische  Uebereinstimmung  der  Seesterne,  Seeigel 
und  Holothurien  und  ihrer  Ambulacralfüsschen  richtig  erkannt 
habe.  Die  wahre  Natur  der  Encrinen  ist  bekanntlich  zuerst 
durch  Blumenbach  nachgewiesen. 

Von  demselben  Verf.  erhalten  wir  weitere  Mittheilun- 
gen über  fossile  Echinodermen,  zunächst  Crinoiden  der  Rhei- 
nischen Grauwacke  und  des  Eifeler  Kalkes,  unter  denen  viele 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  193 

neue  Arten  und  Genera.  Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1858. 
S.  185—198. 

G raffe  giebt  eine  ziemlich  dürftige  Aufzählung  der 
um  Nizza  vorkommenden  Echinodermen,  Beobachtungen  über 
Radialen  und  Würmer  S.  45. 

Ebenso  macht  Lütken  einige  Mittheilungen  über  Däni- 
sche Seesterne,  Viderskab.  Meddelels.  for  1858.  p.  127. 

1.    Scytodermata. 

Das  oft  citirte  Werk  von  Dalyell  enthält  Beschreibun- 
gen und  Abbildungen  von  Holothuria  pentactes  (Vol.  1.  p.  18 
—35.  Tab.  I— VII),  H.  fusus  (p.  36— 67.  Tab.  VIII— XI) ,  H. 
scotica  n.  sp.  (p.  68—72.  Tab.  XII— XlII),  H.  Bodotriae  = 
H.  ocnus  Forb.  (p.  78.  Tab.  XIV}  und  H.  Phantapus  (p.  79— 
83.  T.  XV).  Besonders  interessant  sind  die  Angaben  über 
die  Lebensweise,  die  sich  auf  eine  meist  Monate  und  Jahre 
lang  an  demselben  Individuum  fortgesetzte  Beobachtung 
stützen. 

Die  Holothurien  sind  nach  unserem  Verf.  äusserst  träge,  nächt- 
liche Thiere,  die  mitunter  wochenlang  (bes.  H.  fusus)  mit  zurückge- 
zogenen Tentakeln  auf  demselben  Flecke  verharren  und  am  Tage 
nur  selten  mit  entfaltetem  Tentakelapparate  gesehen  werden,  üeber 
die  Function  dieses  Apparates  und  die  Kahrungsweise  blieb  Verf. 
in  Zweifel.  Ein  Exemplar  von  Hol.  fusus  legte  nach  sechsmonatlicher 
Gefangenschaft  plötzlich  eine  grosse  Menge  von  Eiern  (Verf.  schätzt 
dieselben  an  5000),  ohne  dass  diese  jedoch  zur  Entwickelung  kamen. 
H.  Bodotriae  scheint  auch  durch  Quergliederung  sich  fortzupflanzen. 
Wenigstens  sah  Verf.  dieselbe  oftmals  in  2,  3  und  mehr  Stücke  zer- 
fallen, ohne  dass  äussere  bedingende  Momente  sich  nachweisen  Hes- 
sen. Eine  vollständige  Ausbildung  der  Theilstücke  wurde  freilich 
nicht  beobachtet,  aber  Verf.  zweifelt  daran  um  so  weniger,  als 
nach  seinen  Beobachtungen  zur  Genüge  feststeht,  dass  H.  fusus  nicht 
bloss  den  abgestossenen  Tentakelapparat,  sondern  auch  Ovarium  und 
ein  anhängendes  Darmstück  in  einigen  Monaten  vollständig  reproducirt. 
Kur  in  der  Nähe  der  hintern  KörperölFnung  ist  die  Ruptur  der  äus- 
seren Bedeckungen  tödtlich  (Pt.  pentactes).  —  Die  Beobachtungen, 
die  Verf.  über  den  Innern  Bau  von  H.  pentactes  mittheilt  und  durch 
Zeichnungen  erläutert,  enthalten  nichts  Neues.  Dagegen  nuiss  erwähnt 
werden  ,  dass  die  sog.  Wasserlungen  ihren  Inhalt  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  nicht  durch  direkte  Füllung  ,  sondern  durch  eine  con- 
tinuirliche  Absorption  erneuern. 

Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  K 


194     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  iVatiirgeschichte 

Die  neue  H.  scolica  zeigt  in  der  Bildung  ihres  Tentakelappa- 
rates  eine  grosse  Verwandtschaft  mit  H.  fusus,  unterscheidet  sich  aber 
durch  ihren  langen  (bis  18")  schlanken  Körper  und  die  fünfzeilige 
Stellung  der  Ambulacralfüsschen. 

2.     Actinozoa. 
Echinida. 

Die  in  Daly  ell's  Powers  of  Creator  Vol.  I  abgebildeten 
und  beschriebenen  Seeigel  sind  folgende :  Echinus  sphaera 
(p.  123— 132.  Tab.  XXXI,  XXXII.  Fig.  1—11),  Spalangus  pur- 
pureus  (p.l33— 135.  Tab.  XXXII.  Fig.  12—16),  Sp.  flavescens 
s.  niveus  (p.  135—136.  Tab.  XXXlIl.  Fig.  1—9),  Echinocya- 
mus  pusillus  (ibid.  Fig.  10 — 12).  Die  drei  letztgenannten  Ar- 
ten vergraben  sich  im  Sande  und  füllen  damit  auch  ihren 
Darm ,  während  Echinus  frei  auf  der  Erde  lebt  und  za  den 
gefrässigstenThieren  gehört.  („I  have  never  witnessed  such  an 
insatiable,  such  an  universal  appetite.  Fish,  zoophytes,  algae  and 
fuci,  all  are  accppted  and  a  hardly  meal  can  be  madeofpure 
Shell  «p.  129.)  Nicht  bloss  dieFüsschen,  auch  die  Dornen  be- 
theiligen sich  bei  der  HerbeischafFung  und  dem  Festhalten 
der  Nahrung.  Die  letztern  scheinen  übrigens  von  Zeit  zu  Zeil 
(besonders  gegen  Ende  des  Jahres)  abzufallen  und  dann 
durch  neue  ersetzt  zu  werden.  Die  Pedicellarien  möchte 
Verf.  nicht  als  selbslständige  Thiere,  sondern  als  integrirende 
Theile  des  Seeigels  betrachtet  wissen  (was  sie  bekanntlich 
auch  sind). 

Caillaud  reproducirt  seine  Ansichten  „sur  les  echi- 
nides  perforants«  in  den  Verhandl.  der  schweizerischen  Na- 
turforschcrversammtung  zu  Basel  1856.  S.  112 — 117. 

Michel  in  giebl  (Revue  de  la  Zool.  par  Guerin-Mene- 
ville  1858.  p.  358)  eine  Uebersicht  über  die  Arten  des  Gen. 
Mellita  Kl.,  dessen  Unterschiede  von  Encope  ermit  Agassiz 
in/lcr  Anwesenheit  geschlossener  (nicht  offener)  Lunulä  und 
der  Viorzahl  der  Fori  genilales  sucht.  Im  Ganzen  werden 
8  Arten  aufgezählt,  unter  denen  eine  neue,  M.  longißssa  von 
von  unbekanntem  Fundorte.  Auf  den  beigegebenen  Tafeln 
wird  diese,  wie  auch  M.  nummularia  Val.  und  die  fossile  M. 
ampla  Holmes  abgebildet. 


der  niederen  Thiere    während  des  Jahres   1858.  196 

Asterida. 

Dalyell  handelt  (1.  c.  Vol.  I)  über  Asterias  gla- 
cialis  (p.  93— 97.  Tab.  XVI.) ,  A.  rubens  (p.97— 1Ö2.  Tab. 
XVII,  XVIIl  11.  XIX.  Fig.  1—6),  Asterias  s.  Cribella  oculala 
(p.  102— 104.  Tab.  XX),  Ast.  aranciaca  (p.  104— 106.  Tab. 
XXI.),  Ast.  endeca  (p.  106—108.  Tab.  XIX.  Fig.  7— 10, 
Tab.  XXII  und  XXIII )  und  Asterias  s.  Solaster  papposa 
(p.  108—113.  Tab.  XXIV).  Die  Asterien  sind  nach  den  Be- 
obachtungen des  Verf.  äusserst  gefrässige  Raubthiere,  die 
sich  vorzugsweise  von  Schnecken  und  Muscheln  ernähren,  aber 
gelegentlich  (S.  papposa)  auch  ihres  Gleichen  verzehren  und 
im  Nothfalle  selbst  mit  Fucoideen  vorlieb  nehmen.  Ihr  Mund 
ist  einer  grossen  Dehnbarkeit  fähig,  wesshalb  die  genossenen 
Nahrungsstoffe  dann  auch  ein  ziemlich  ansehnliches  Kali- 
ber besitzen  können.  Die  Bewegung  ist  verhältnissmässig 
schnell.  Ihr  Reproduktionsvermögen  ist  so  gross,  dass  ver- 
lorene Theile  in  kurzer  Zeit  vollständig  wieder  ersetzt  wer- 
den, und  zwar  ebenso  wohl  bei  älteren  Individuen,  wie  bei 
jüngeren.  Verf.  sah  sogar  einzelne  Arme  unter  günstigen 
Verhältnissen  (durch  Neubildung  von  Mund  u.  s.  w.)  zu  voll- 
ständigen Individuen  auswachsen.  Die  Zerstückelung  ist  auch 
hier  häufig  eine  ganz  freiwillige.  Ueber  die  Natur  der  sog. 
Augenflecke  ist  Verf.  in  Zweifel  geblieben ;  er  giebt  an,  dass 
dieselben  meist  eine  Anhäufung  kleinerer  Pigmentflecke  seien 
und  fragt,  ob  man  sie  am  Ende  nicht  eben  so  gut  als  Drüsen, 
denn  als  Sinnesorgane  betrachten  könne  (?  Ref.). 

Als  neu  beschreibt  P  h  i  1  i  p  p  i :  Asteracanthion  Ivridum,  A.  Ger- 
maini  ,  Astrogonium  Fonki,  sämrntlich  aus  dem  Meere  von  Chiloe. 
Arch.  für  Katurgesch.   1858.  I.  S.  265. 

Ophiurida. 

Lütken,  der  sich  um  die  Zoologie  derOphiuren,  be- 
sonders der  nordischen  Arten  ,  bereits  viele  Verdienste  er- 
worben hat  ,  publicirt  in  Kongl.  danske  Selsk.  Skrifter  5te 
Raekke ,  Bd.  V,  eine  neue  Abhandlung  über  diese  Thiere; 
Additamenta  ad  historiam  Ophiuridarum  I.  1858.  74  S.  in 
Quarto  mit  2  Kupfern.     Die  Gegenstände,  die  dabei  zur  ün- 


196     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

tersuchimg  kommen,  sind  zum  Theil,  wie  der  Abschnitt  über 
Terminologie  und  Morphologie  des  Ophiurenskeletes  (S.  1 — 15) 
so  wie  über  das  Wac  hslhum  der  Arme  und  die  dadurch  be- 
dingten Veränderungen  (S.  15 — 19)  von  allgemeinerem  In- 
teresse, theils  aber  auch  und  vorzugsweise  speciell  zoologi- 
scher Natur.  Zu  letzleren  gehört  ein  kritischer  Excurs  über 
das  Gen.  Ophiolepis  M.  Tr.  und  die  hier  zu  unterschei- 
denden Unterabtheilungen  (p.  19—26;  vergl.  J.  B.  XXII. 
S.  409),  so  wie  weiter  eine  Monographie  der  von  unserem 
Verf.  schon  bei  früherer  Gelegenheit  untersuchten  (J.  B.  XXIV. 
S.61)  grönländischen  Ophiuren,  in  der  die  einzelnen  Genera 
und  Species  mit  meisterhafter  Genauigkeit  und  unter  be- 
ständiger Berücksichtigung  der  verwandten  Formen  beschrie- 
ben sind.  Die  ganze  Arbeit  beruht  durchweg  auf  einer 
neuen  und  vollständigen  Durcharbeitung  des  vorhandenen 
Materials.  Die  beschriebenen  und  ihren  charakteristischen 
Merkmalen  nach  auch  abgebildeten  Arten  sind  folgende : 

Ophiura  texturata  Lnik.  p.  36.  Tab.  I,  Fig.  1 ,  0.  albida  Forb. 
p.  39.  Tab.  1.  Fig.  2,  0.  carwe«  Sars  (sp.  indescr.)  p.  41.  Tab.  I.  Fig.  6, 
0.  Sarsii  Ltk.  p.  42.  Tab.  I.  Fig.  3,  4  ,  0.  affmis  Ltk.  p.  45.  Tab,  II. 
Fig.  10,  0.  squaniosa  Ltk.  p.  46.  Tab.  I.  Fig.  7,  0.  nodosa  Ltk  p.  48. 
Tab.  IL  Fig.  9,  0.  Stuwitzii  Ltk.  p.  49.  Tab.  IL  Fig.  8 ,  Ophiocten 
Kroyeri  Ltk.  p.  52.  Tab.  L  Fig.  5,  Amphiura  Holboelli  Ltk.  p.55.  Tab.  IL 
Fig..l3,  A.  filiforniisAlüll.  p.  56.  Tab.  IL  Fig.  11,  A.  Chiajei  Forb.  p.  57. 
Tab.  IL  Fig.  12,  Ophiopholis  aculeala  0.  Fr.  MülL  p.  60.  Tab.  IL 
Fig.  15,  Ofhiacantha  spinulosa  MülL  Tr.  p.  65.  Tab.  IL  Fig.  14,  Aste- 
rophyton  eucneniis  p.  70.  Tab.  IL  Fig.  17 — 19.  (Fig.  18  u.  19  sind 
Abbildungen  jüngerer  Exemplare  mit  ein-  und  zwei  Mal  getheilten 
Armen.) 

Die  Diagnosen  der  Arten  und  G'enera  sind  der  dänischen  Be- 
schreibung   meist  in  lateinischer  Sprache   vorangesetzt. 

Der  zweite  Theil  dieser  Additamenta  wird  nach  einer  vorläu- 
figen Mitlheiliing  unseres  Verf.  (Videnskab.  Meddelelser  Cor  1858. 
p._l;28)  über  westindische  Ophiuren  handeln  und  die  Beschreibung 
zahlreicher  (12)  neuer,  vom  VerL  bereits  namentlich  aufgeführter  Arten 
enthalten. 

Dalyell  liefert  Abbildungen  von  Ophiura  bracleata  (==  Ophio- 
lepis'ciliala  M.  Tr.),  0.  vulgaris  (=  Ophiothrix  fragilis)  und  0.  pun- 
ctata (=  Ophiocoma  nigra  M.  Tr.)  mit  einigen  Notizen.  Powers  of 
the  Creator  Vol.  I.  p.  113— 119.  Tab.  XXYII— XXIX. 


der  niedeien  Thiere  während  des  Jahres   1858.  197 

Ophiolepis  asperitla  n.  sp.  aus  dem  Meere  von  Chiloo,  Phi  1  i  p  p  ij| 
Arch.  für  INalurgesch.  1858.   I.  p.  207.  :\, 

Ebendaselbst  Astropkylon  chilense  n.  sp.  mit  nur  fünf  j\Ial  ge- 
theilten  Armen. 

Für  die  geographische  Verbreitung  der  Astrophytonarten  inter- 
essant ist  die  IVotiz  von  Kordniann  (Öfvers.  af  Finska  Vetenska'ps. 
Soc.  Förhandl.  IV.  p.  32 — 37),  dass  diese  Thiere  u.  a.  auch  der  Kus- 
sischen Küstenfauna  zugehören.  Verf.  beschieibt  eine  (fragliche)  V^a- 
rietät  von  A.  eucnemis  aus  dem  Varangerfjord  und  dem  Eismeere, 
A.  Linchii  aus  dem  weissen  Meere  und  A.  Lamarckii  aus  Sitcha  und 
Kadjak.  Die  erste  Form  unterscheidet  sich  von  der  gewöhnlichen  A., 
aucnemis  besonders  dadurch,  dass  die  Rippen  der  Scheibe  und  die  Sei- 
ten der  Arme  nicht  granulirt  sind. 

3.    G  r  i  n  0  i  d  e  a. 

A  leide  d'Orbigny,  bist,  natur.  generale  et  particul. 
des  Crinoides  vivans  et  fossiles  98  pag.  in  Quart  mit  18  Ta- 
feln (Paris   1858)  ist  Ref.  nur  dem  Titel  nach  bekannt. 

Nach  den  Beobachtungen  von  W.  Thompson  sollen 
die  Geschlechtsorgane  von  Comatula  rosea  zugleich  Eier  und 
Samenfäden  enthalten.  Weitere  Mittheilunoren,  besonders 
auch  über  die  Vorgänge  der  ersten  Entwickelung  werden  in 
Aussicht  gestellt.  L'lnstit.  1858.  p.  107. 

In  DalyelTs  Powers  of  the  Creator  Vol.  I  Tab.  XXX. 
p.  120  findet  sich  unter  dem  Namen  Comatula  barbata  eine 
Alecto  mit  10  schlanken  Armen  abgebildet. 

S.  Schnitze  zeigt  in  der  Karlsruher  Naturforscherver- 
sammlung einen  neuen  Pentacrinus  und  spricht  über  die  drei 
Arten,  die  er  in  dieser  seltenen  bisher  nur  in  7  Exemplaren 
bekannten  Gattung  unterscheidet:  Pentacrinus  Giiettardi,  P. 
Caput  Mcdusae  und  P.  Arndlii.  Tageblatt  der  34.  Naturfor- 
scherversammlung. S.  51.  (Nähere  Angaben  fehlen.) 


III,     Co  el  eilte  rata. 

J.  Müller  erklärt  die  Vereinigung  der  echten  Polypen 
und  Akalephen   zu  einer  besondern  Gruppe   der  Coelentera- 


198     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ten  für  natürlich  und  nothwendig-,  und  glaubt,  dass  u.  a.  auch 
die  bei  sehr  verschiedenen  Arten  in  der  Jugend  vorkom- 
menden vorstreckbaren  Magenlappen  (die  vom  Verf.  auch  bei 
jungen  Actinien  aufgefunden  wurden  und  nach  der  Ansicht 
des  Ref.  die  ersten  Anlagen  der  sog.  Mesenterialfilamente 
sein  dürften)  charakteristisch  für  diese  Thiere  seien.  Arch. 
für  Anat.  und  Physiol.  1858.  S.  102. 

Green  berichtet  über  die  von  ihm  bei  Dublin  beobach- 
teten Medusen,  besonders  die  nacktäugigen,  mit  7  neuen 
Formen.  Die  Gesammtzahl  derselben  wird  auf  25  geschätzt, 
unter  ihnen  4  Rippenquallen  (2  Cydippe,  1  Beroe  und  Mnemia 
norvegica)  1  Siphonophore  (Agalmopsis  Sarsii).  L'Inst.  1858. 
p.  107.  Rep.  br.  Assoc.  27.  Meet.  p.  103. 

Ein  Auszug  der  Gcg  e  nb  aur'schen  Abhandlung  über 
die  Randkörper  der  Medusen  (J.  B.XXIII.  S.  231)  findet  sich 
übersetzt  in  dem  Quart.  Journ.  micr.  Sc.  VI.  p.  103. 

1.  Gtenophora. 

Sem  per  beschreibt  die  „Entwickelung  von  Eucharis 
multicornis,"  deren  Eier  er  im  Triester  Hafen  auffischte.  Eine 
freie  Metamorphose  fehlt.  Der  Embryo  verlässt  das  Ei  zu 
einer  Zeit,  in  welcher  er  bis  auf  den  Mangel  des  Wasser- 
gefässsystems  und  die  geringe  Ausbildung  seiner  Anhänge 
schon  ganz  dem  ausgewachsenen  Thiere  gleicht.  Zeitschr. 
für  wiss.  Zool.  IX.  S.  234—238.  Taf.  XI. 

Die  Klüftung  des  Eies  geht  in  regelmässiger  Weise  vor  sich. 
Das  erste  Organ,  welches  sich  bildet,  ist  ein  Hohlraum,  der  nach 
Aussen  hindurchhricht  und  dann  die  Anlage  des  späteren  Verdau- 
'jngsapparates  darstellt.  Ein  uniformes  Wimperkleid  kommt  nie- 
mals zur  Entwickelung.  Die  Schwimmblätter  erheben  sich  gleich 
von  vorn  herein  in  vollständiger  Anzahl  als  kleine  nach  und  nach 
blattartig  auswachsende  Papillen,  die  schon  im  Eie  ihre  Thätigkeit 
beginnen  Während  sich  auf  solche  Weise  eine  fieiere  Beweglich- 
keit des  Körpers  ausbildet,  geht  die  Entwickelung  des  Trichters  und  des 
Nervensystems  vor  sich. 

Aehnlich  verhält  es  sich  ,  einer  Nachschrift  desselben  Verfs. 
(a.  a.  0.  S.  239)  zufolge,  bei  Cydippe  pileus,  nur  dass  hierauch  schon 
die  Tentakel  ,  freilich  ohne  die  Taschen  und  Seiten franzen  sich  im 
Eie  hervorbilden.  Larvenorgane,  wie  sie  Gegenbaur  bei  einer 
Cydippe  beschreibt  (J.  B.  XXIII.  S.  227),  sind  nicht  vorhanden. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  190 

Im  Wesentlichen  damit  übereinstimmend  sind  auch  die 
Angaben,  die  Wrig-ht  (Edinb.  new  phil.  Journ.  T.  IV. 
p.  85 — 92)  für  Cydippe  pomilorniis  gemacht  hnt ,  nnr  dass 
hier  anfänglich  sich  ein  einfacher  Flimmerreif  bildet,  der  die 
Mitte  des  kugligen  Körpers  umgürtet,  wie  bei  den  Embryonen 
vieler  Chaelopoden,  und  sich  erst  später  in  vier  Büschel,  die 
erste  Andeutung  der  Flimmerrippen,  die  noch  bei  der  Geburt 
in  einfacher  Anzahl  vorhanden  sind,  auflöst.  Innere  Organe 
wurden  bei  der  neugeborenen  Cydippe  vermisst,  wie  denn  auch 
die  Tentakel  einstweilen  nur  von  einfachen  Fäden  gebildet 
waren.  Dass  die  Rippenquallen  getrennten  Geschlechts  sind, 
wird  vom  Verf.  bezweifelt ,  doch  blieb  derselbe  über  die 
männlichen  Organe  überhaupt  im  Ungewissen,  Die  Eier  sol- 
len ,  nach  der  Darstellung  des  Verf.,  einzeln  an  der  Wand 
der  Meridiangefässe  hervorknospen  und  eine  Zeit  lang  in 
den  letztern  umhertreiben.  Die  Flimmerhaare  der  Rippen 
werden  für  hornige  Gebilde  gehalten  und  mit  den  Borsten  der 
Chaetopoden  verglichen. 

In  einer  späteren  Note  beschreibt  Verf.  (ibid.  p.  316) 
die  bisher  nur  unvollständig  gekannten  Fadenzellen  an  den 
Tentakeln  von  Cydippe  als  kleine  rundliche  Kapseln,  die 
einen  zarten  Spiralfaden    im  Innern  einschliessen. 

Die  Mittheilungen,  welche  Gräffe  (Beobachtungen  über 
die  Radialen  und  Würmer  S.  40  — 46)  über  Ctenophoren 
macht,Jbeziehen  sich  |auf  Beroe,  Alcinoe  und  Cestum.  Bei 
letzterm  erwähnt  derselbe  zahlreiche  feine  Gefässzotten  oder 
Gänge ,  die  den  grösseren  Kanälen ,  besonders  denen  des 
unteren  Randes,  unter  rechtemlWinkel  aufsitzen  und  trotz  ihrer 
Wandungslosigkeit  mit  einer  grossen  Contraclililät^^  begabt 
sind.  Sie  sollen  dazu  dienen ,  den  Inhalt  des  Kanalsystems 
in  das  KörperparenchymJ,überzuführen.|Die  als  neu  beschrie- 
benen Cestum  breoe  und  C.  Meyeri  scheinen  nur  verslüm- 
melte und  theilweise  abnorm  (C.  Meyeri)  ergänzte  Individuen 
zu  sein.^Die  Nizzaer  Beroe  Forskalii  enthält,  nach  dem  Verf., 
gleichfalls  zwei  Arten,  die  sich  besonders  durch  die  Bildung 
des  Mundes  von  einander  unterscheiden  sollen. 


200  L  e  u  c  k  ar  t :  Bericht  ober  die  Leistungen  in  der  Piatnrgeschichte 

2.     Hydrasmedusae. 
Acalephae. 

Virchow  macht  Beobachtungen  über  den  feineren  Bau 
der  Medusa  aurita  und  berücksichtigt  dabei  besonders  die 
Randkörperchen ,  das  Gallertgewebe,  die  Muskellage  und  die 
Nesselorgane.  Tageblatt  der  34.  Versammlung  deutscher  Na- 
turforscher und  Arzte  S.  73. 

Die  Randkörperchen  glaubt  Verf.  als  Gehörorgane,  jedenfalls 
wenigstens  als  Sinneswerkzeuge  in  Anspruch  nehmen  zu  können,  da 
mechanische  und  chemische  Reizungen  derselben  die  heftigsten  Zu- 
samnienziehungen  des  Thieres  erregen.  Sternförmige  Zellen  mit  ana- 
stomosirenden  Ausläufern,  wie  sie  Schnitze  im  Gallertgewebe  der 
Medusen  beschrieben  hat,  werden  in  Abrede  gestellt.  Die  Kesselor- 
gane fand  Verf.  überall  auf  den  Epitheliallagen  des  Körpers,  auch  an 
den  Ueberzügen  innerer  Theile,  und  geht  deren  Entwickelung  stets  im 
Innern  von  Zellen  vor  sich.  Alkalien  wirken  auf  dieselben  in  ähn- 
licher Weise  erregend,  wie  auf  die  Flinimercilien.  Nervöse  Elemente 
Hessen  sich  mit  Sicherheit    nicht  nachweisen. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Fr.  Müller  erscheinen 
die  bei  den  höheren  Quallen  in  der  Nähe  des  Mundes  ange- 
brachten tentakelartigen  Anhänge  als  solide ,  in  die  Höhle 
des  Magens  hineingerichtete  Fäden ,  die  wohl  zunächst  nur 
zur  Vergrösserung  der  verdauenden  Magenwand  dienen  und 
in  der  That  auch  die  mit  ihnen  in  Berührung  gebrachten 
Nahrungsstoffe  auflösen.  Mit  den  Geschlechtsorganen  haben 
die  betreffenden  Gebilde  Nichts  gemein,  wie  schon  daraus 
hervorgeht,  dass  sie  in  manchen  Fällen  weit  davon  entfernt 
sind.  Die  oftmals  in  reichlicher  Menge  eingelagerten  Nes- 
selorgane mögen  gelegentlich  zur  Tödtung  der  lebendig  ver- 
schlungenen Brut  dienen.  Durch  die  Darstellung  des  Verf. 
ergiebt  sich,  dass  diese  Magenfäden  in  allen  Stücken  mit  den 
in  der  Leibeshöhle  von  Lucernaria  vorkommenden  Anhängen 
identisch  sind,  zumal  diese,  wie  Ref.  hinzufügen  kann,  gleich- 
falls einer  centralen  Höhlung  entbehren.  Uebrigens  scheint 
es,  dass  die  Magenfäden  unter  den  Quallen  bloss  bei  den 
höheren  Arten  vorkommen  und  für  diese  ein  viel  durch- 
greifenderes Unterscheidungsmerkmal   abgeben,   als  die  Bil- 


der  niederen  Thicrc  während  des  Jahres  1858.  201 

dung  der  Randkörper  (Forbes)  oder  auch  die  Anwesen- 
heit eines  Segels  (Gegenbaur).  Zeitschrift  für  wiss. Zool. 
IX.  S.  544. 

G  raffe  beobachtete  in  Nizza  Pelagia  noctiluca,  Cya- 
nea  (Medusa)  aurita,  Rhizostoma  Cuvieri,  Cassiopea  bor- 
bonica  und  Charybdea  niarsupialis  und  giebt  von  den  zwei 
letztern  eine  ziemlich  ausführliche  Beschreibung  und  Abbil- 
dung (Beobachtungen  über  Radialen  und  Würmer  von  Nizza 
8.28—38.  Tab.  VI— VIII). 

Besondere  Aufmerksamkeit  widmet  Verf.  den  Gehörorganen,  die 
mit  Ausnahme  von  Charybdea,  ubeiali  nach  dem  bei  Pelagia  bekann- 
ten Typus  gebildet  zu  sein  scheinen.  Für  Charybdea  wird  die  Be- 
schreibung von  Gegenbaur  im  Wesentlichen  bestätigt,  nur  glaubt 
Verf.  den  Otolithen  dieses  Forschers  als  einen  beiden  Linsen  ge- 
meinsamen Glaskörper  und  die  daranliegende  sackförmige  Erweite- 
rung des  Gefassapparats  mit  ihren  rotirenden  Körnchen  als  Otolithen- 
blase  deuten  zu  dürfen.  Der  Stiel  dieser  Erweiterung  ist  mögli- 
cher Weise  dasselbe,  was  Verf.  für  einen  hinzutretenden  INerven  hält. 
Uebrigcns  ist  Verf.  sehr  im  Ungewissen ,  ob  er  die  sog.  Gehöror- 
gane der  niederen  Thiere  überhaupt  als  solche  betrachten  soll.  Die 
Gründe  für  solche  Auffassung  bestehen  für  ihn  nur  aus  entfernten 
Analogien,  und  hält  er  es  seinerseits  fast  füi-  wahrscheinlicher,  dass 
diese  Gebilde  durch  Perception  des  Druckes  ,  den  si  durch  die  über 
dem  Thiere  stehende  Wassersäule  erleiden  ,  als  „Dichtigkeitsmesser" 
fungiren  ( S.  35. )  Die  Saugfäden  der  Cassiopea  besitzen  je  eine 
deutlich  erkennbare  Oeffnung  ,  die  in  das  gemeinschaftliche  Höh- 
lensystem hineinführt.  Die  sog.  Fühlerbüschel  von  Charybdea  werden 
ganz  in  derselben  Weise,  wie  von  Fr.  iMüller,  beschrieben.  Sie 
liegen  im  Innern  der  Leibeshöhle  und  erscheinen  als  bewegliche  Fä- 
den von  solider  Beschaffenheit  ,  in  die  zahlreiche  Angelorgane  ein- 
gelagert sind.  Ihre  Aufgabe  dürfte  darin  bestehen,  die  Beute  oder 
freche  Eindringlinge  in  den  Magen  zu  tödten.  Die  zwischen  den  Ge- 
schlechtsorganen aufgefundenen  Embiyonen  der  Medusa  aurita  werden 
als  schmale,  wurmartige  Körperchen  beschrieben. 

Nach  den  Untersuchungen  Semperas  (Arch.  für  Na- 
turgeschichte 1858.  I.  S.  209)  sind  die  von  Frantzius 
in  der  Polypenbrut  von  Cephea  beschriebenen  „vier  Längs- 
gefässe*'  als  solide  Stränge  zu  betrachten  ,  die  aus  dem  die 
Fussscheibe  erfüllenden  Parenchym  emporsteigen  und  sich 
im  Umkreise  des  Magens  zu  einem  frei  in  der  Leibeshöhle 
schwimmenden  Netzgewebe  vereinigen,  aber  auch  zahlreiche 


202     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistiin^ren  in  der  Naturgeschichte 

feine  Fasern  an  Körperwand,  wie  an  Magen  abgeben.  Trotz 
der  Aehnüchkeit  in  dem  terminalen  Verhallen  dieser  letztern 
mit  den  genuinen  Nervenfasern  niederer  Thiere  bleibt  Verf. 
zweifelhaft,  ob  er  die  Stränge  als  Nerven  oder  Muskeln  be- 
anspruchen soll.  (J.  Müller  stellt  diese  Fäden  mit  den 
vorstreckbaren  Magenfortsätzen  der  jungen  Polypen  zusam- 
men, mit  Gebilden,  die  wohl  die  ersten  Anlagen  der  sog.  Me- 
sentrialfilamente  darstellen  dürften.) 

W^right  beobachtete  den  Generationswechsel  der  sog. 
Hydra  tuba  ,  ohne  jedoch  von  diesem  Vorgange  eine  spe- 
cificirte  Darstellung  zu  geben.  Das  proliferirende  Individuum 
war  schon  4  Jahre  unverändert  in  einem  Aquarium  gehalten, 
als  es  sich  binnen  8  Tagen  zu  einem  langen  und  fleischigen 
Cylinder  mit  14  ringförmigen  Einschnitten  entwickelte.  Edinb. 
new  philos.  Journ.  Vol.  VIII.  p.  153. 

Hydroideae. 

Gräffe  beschreibt  in  seinen  „Beobachtungen"  u.  s.  w. 
(S.  38.  Tab.  VIII.  Fig.  6— 10)  unter  dem  Genusnamen  Thau- 
mantias  eine  kleine  Meduse  mit  zahlreichen  Randfäden  und 
Gehörbläschen,  in  der  Ref.  sein  Phialidium  (Eucope  Gegenb.) 
viridicans  wiedererkennt.  Verf.  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  die  Radialkanäle  an  ihrer  Einmündungsstelle  in  das 
Ringgefäss  sich  beuteiförmig  erweitern  und  in  dieser  Erwei- 
weiterung  eine  Menge  von  Zellen  einschliessen ,  die  mögli- 
cher Weise  bei  der  Verdauung  eine  Rolle  spielen  dürften. 
(Ref.  kann  nach  Untersuchungen  an  einer  helgolander  Eu- 
cope die  Anwesenheit  eines  dicken  Zellenwulsles  in  diesen 
Erweiterungen  bestätigen.)  Auf  der  Unterfläche  des  Mantels 
trugen  mehrere  dieser  Quallen  einen  „actinienähnlichen  klei- 
nen Polypen"  mit  acht  Scheidewänden  im  Innern  ,  von  dem 
Verf.  annimmt,  dass  er  sich  durch  Knospung  oder  auch  aus 
den  Eiern  der  Qualle  entwickelt  habe ;  eine  Vermuthung, 
die  wohl  keiner  ernstlichen  Widerlegung  bedarf. 

Ob  die  von  demselben  Verf.  (ebendas.  S.  26.  Tab.  V)  beschrie- 
bene Aegineta  flavescens  Gegenb.  in  Wirlilichkeit  diesen  Namen  ver- 
dient und  nicht  vielmehr,  wie  ReC.  vermuthet,  ii.it  Cunina  moneta  Lt. 
(C.  albicans  Gegenb.)  übereinstimmt,    lässt  sich  nicht  entscheiden,  da 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  203 

Verf.  das  Verhalten  der  Magentaschen  zn  den  Tentakeln,  das  für  Cu- 
nina  so  charakteristisch  ist,  nicht  näher  ansieht.  Was  Verf.  für  eine 
Jugendform  hält  ,  dürfte  mit  Cun.  costata  Lt.  ühereinstimmen,  wäh- 
rend eine  dritte  Form  mit  langem  31antelsaiime  und  2—3  Gehörhläs- 
chen  zwischen  je  zwei  Tentakeln  (C.  lativentris  Gegenh.  ?)  wohl  neu 
ist.  Die  eigenfhümliche  Zeichnung  der  bei  diesen  Arten  vorkommen- 
den starren  Tentakel  ^ird  von  einer  ringförmigen  Faltung  eines  in 
das  Innere  eingeschlossenen  Canals  und  nicht  von  der  Anwesenheit 
grosser  Zellen   hergeleitet. 

Greene  beobachtete  eine  Steenstrupia  n.  sp.,  die  an 
der  basalen  Verdickung  ihres  Haupttentakels  prolifcrirte.  Rep. 
br.  Associat.  27.  Meet.  p.  103. 

Die  schon  im  vorigen  Jahresberichte  erwähnte  Thau- 
mantias  (Eucope)  achroa  wird  nochmals  beschrieben,  Cob- 
bold,  Journ.  Linn.  Soc.  Vol.  II.  p.  38. 

WieWright  schon  früher  sich  davon  überzeugt  hatte, 
dass  die  sog.  Geschlechtskapseln  der  Hydroidpolypen  die  mor- 
phologischen Aequivalenle  der  sonst  von  diesen  Thieren  auf- 
geammten  Medusen  darstellen  (Edinb.  new  philos.  Journ.  IV. 
p.  88.  Note)  ,  so  bekennt  er  sich  jetzt  auch  zu  der  Ansicht 
(ibid.  IX.  p.  110),  dass  die  proliferirenden  sog.  Achselzellen 
der  Sertularinen  als  Polypenköpfe  aufzufassen  sein ,  die  ge- 
wissermassen  in  ihrer  Entwickelung  auf  einem  frühen  Sta- 
dium  gehemmt  wären. 

Unter  den  Specialarbeiten  über  die  Fortpflanzungs-  und 
Entwickelungsverhälnisse  der  Hydroidpolypen  sind  es  auch 
in  diesem  Jahresberichte  besonders  wiederum  die  Mittheilun- 
gen von  Wright,  die  uns  mit  neuen,  wichtigen  und  in- 
teressanten Thatsachen  bekannt  gemacht  haben. 

So  zunächst  über  Eudendrium  und  Atractylis  (Edinb. 
new  philos.  Journ.  Vol.  IX.  p.  108.  Note  PI.  I). 

Die  männlichen  Kapseln  von  Eudendrium  rameum  bestehen,  wie 
auch  schon  von  Aid  er  beobachtet  ist,  aus  rosenkranzförmig  ge- 
ringelten Anhängen,  deren  zwei  oder  drei  kugligc  Abtheilungen  von 
einem  gemeinschaftlichen  Centralkanale  durchsetzt  werden  und  ein- 
zeln nach  einander  zum  Reifen  kommen.  Während  sich  die  Sperma- 
tozoen,  zuerst  in  der  letzten  Kammer,  entwickeln,  zieht  sich  der  Cen- 
tralkanal  in  die  nächst  folgende  Kammer  zurück.  Eine  OefTnung 
wurde  nicht  wahrgenommen.  Ebensowenig  an  den  weiblichen  Kap- 
seln, die    eine  einfache  Kugelforn»    haben    und  immer    nur    ein    ein- 


204     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ziges  Ei  im  Innern  erzeugen.  Neben  dem  Eie  enthält  die  Kapsel 
auch  hier  einen  einfachen,  im  Alter  halrenförmig  gebogenen  Central- 
kanal.  Bei  Atractylis  ist  die  Stelle  dieser  Geschlechtskapseln  von 
Medusen  vertreten,  die  erst  nach  der  Abtrennung  zur  Geschlechtsreife 
kommen,  und  bei  A.  ramosa  als  eine  Bougainvillia  (B.  cruciata  Forb. 
oder  Britannica  Forb.  ,  die  beide  wahrscheinlich  blosse  verschiedene 
Entwickelungszustände  derselben  Art  darstellen)  erkannt  wurden.  Zur 
Zeit  der  Abtrennung  war  diese  Bougainvillia  übrigens  nur  unvoll- 
ständig entwickelt,  mit  unverästelten  Mundfühlern  und  nur  zweien 
Tentakeln  in  jedem  Bündel  (Äledusa  ocijia  Dal.).  Erst  nach  einem 
Monat  bildeten  sich  die  bekannten  Charaktere  einer  Bougainvillia 
hervor  ,  und  gleichzeitig  trat  auch  die  Geschlechtsreife  auf.  Die 
Entwickelung  dieser  Medusen  war  auch  insofern  interessant,  als  sie, 
wenige  Tage  nach  der  üebersiedelung  der  Polypen  in  das  Aqua- 
rium ,  durch  eine  Rückbildung  und  eine  vollständige  Resoiption  der 
eigentlichen  Polypenköpfe  eingeleitet  wurde.  An  den  rückbleiben- 
den Stielen  bildete  sich  dann  eine  Menge  kleiner  Knospen,  die  mit 
rapider  Schnelligkeit  zu  Medusen  aus  wuchsen.  Die  Medusenspröss- 
linge  von  Atractylis  serpens  und  A.  sessilis  sind  mit  zwei  langen 
und  zwei  kurzen  Tentakeln  versehen,  einstweilen  aber  noch  ohne 
Augenflecke  und  Gehörbläschen. 

Die  übrigen  Beobachtungen  betreffen  Laomedea  dicho- 
toma  (ibid.  p.  110.  PI.  II),  Sertularia  fallax  (p.  112),  Laome- 
dea geniculata  und  L.  lacerata  (p.  113.  PI.  III). 

In  Betreff  der  ersterwähnten  Art  werden  Beobachtungen  ange- 
führt, die  im  Wesentlichen  mit  den  Angaben  von  Loven  und 
Schnitze  übereinstimmen  und  nur  insofern  neu  sind,  als  sie  den 
Beweis  liefern,  dass  die  in  den  sessilen  Medusoiden  sich  entwickeln- 
den GeschlechtsstofTe  nicht  von  vorn  herein  frei  in  der  Mantel- 
höhle liegen,  sondern  in  eine  besondere,  mit  dem  kurzen  und  vier- 
lappigen Centralzapfen  zusammenhängende  sackartige  Umhüllung  ein- 
geschlossen sind,  ganz  ähnlich,  wie  das  auch  von  vielen  Siphonopho- 
ren  bekannt  ist.  Die  männlichen  3Iedusensäcke  sind  weniger  ent- 
wickelt, als  die  weiblichen,  ohne  Radialkanäle  und  mit  nur  wenigen 
Tentakeln  versehen.  (Eine  zweite  von  .lohnston  gleichfalls  als 
L.  dichotoma  aufgeführte  ,  aber  verschiedene  Art  producirt  statt  der 
Geschlechtskapseln  freie  Medusen.)  —  Bei  Sertularia  fallax  entwickelt 
sich  das  mit  4  oder  8  Radialkanälen  versehene  Medusoid  am  Ende 
des  proliferirenden  Polypen,  der  hier  von  unserem  Verf.  als  „Ovarium" 
in  Anspruch  genonjmcn  wird.  —  Laomedea  geniculata  producirt  fieie 
Medusen  mit  zahlreichen  (24)  Randfäden  und  8  Gehörbläschen  (Eu- 
cope?)  ,  die  bereits  unmittelbar  nach  ihrer  Ahirennung  Geschlechts- 
organe erkennen    lassen.    —  Laomedea    lacerata    gehört    zu    denjeni- 


der  niederen  Thieie  während  des  Jahres   1858.  205 

gen  Hydroiden,  die,  wie  Gegenbau  r  sagt,  monomere  Geschlechts- 
kapseln besitzen  ,  bei  denen  sich  also  ,  nach  der  Ansicht  dieses 
Forschers,  die  proüferirenden  Becher  ohne  Beihülfe  besonderer  Me- 
dusoiden  direkt  mit  GeschlechlsstofTen  füllen.  Nach  der  Darstel- 
lung von  Wright,  der  freilich  von  Gegenbau  r  und  den  übri- 
gen deutschen  Forschern  Nichts  weiss,  gewinnt  es  jedoch  den  An- 
schein, als  ob  diese  Auflassung  von  Gegenbau  r  einiger  Modifika- 
tionen bedürfe.  Es  scheint  darnach  nämlich  ,  dass  auch  hier  ein 
einfach  sackförmiges  Medusoid  sich  bilde,  das  dem  Achsenkanal  auf- 
sitzt, ohne  sich  davon  jedoch  stielartig  abzuschnüren.  Die  von  G. 
gezeichneten  Verästelungen  des  Achsenkanals  würden  darnach  als  Er- 
nährungskanäle des  Medusoids  zu  betrachten  sein.  Sind  die  Ge- 
schlechtsstoffe  reif,  so  treten  sie  aus  dem  vordem  Ende  der  Achsel- 
zelle hervor,  um  hier  noch  eine  längere  Zeit,  von  einer  gallertarti- 
gen Masse  umhüllt,  zu  verweilen.  Im  Innern  dieser  Umhüllung  ver- 
wandeln sich  die  Eier  in  flimmernde  Larven  (planulae). 

Auch  All  mann  setzt  seine  Untersuchungen  über  die 
Morphologie  der  Reproductionsorgane  bei  den  Hydroidpoly- 
pen  fort  und  berücksichtigt  dabei  folgende  Arten :  Sertularia 
polyzonias  L.,  S.  pumila  L.,  Plumularia  falcata  L.,  Laomedea 
flexuosa  Hincks,  Sertularia  tamarisca  L.,  Eudendrium  raino- 
sum  van  Ben.,  Laomedea  dichotoma  Lin.  und  Campanularia 
Johnstoni  Aid.  (Edinb.  new  phil.  Journ.  IX.  p.  307 — 317.) 

Die  ersten  drei  Arten  scheinen  sich  in  Betreff  ihrer  Fortpflan- 
zungsverhältnisse an  die  von  Wright  beschriebene  Laomedea  lace- 
rata  anzuschliessen,  insofern  wenigstens,  als  auch  bei  ihnen  die  Eier 
nach  der  Reifung  aus  dem  Innern  der  Zelle  (gonophore)  in  einen 
äusserlich  anhängenden,  terminalen  Sack  (acrocyst)  gelangen  ,  in  dem 
die  Umwandlung  derselben  in  flimmernde  Embryonen  vor  sich  geht. 
Die  Entstehung  dieses  Sackes  ist  etwas  unklar,  doch  meint  Verf.,  dass 
derselbe  wesentlich  als  eine  bruchsackartige  Fortsetzung  der  im  In- 
nern der  Zelle  enthaltenen  Eiersäcke  betrachtet  werden  könne.  Bei 
Sertularia  tamarisca  besitzen  die  weiblichen  Zellen  einen  pyramidalen 
Aufsatz,  in  dem  die  Eier  ganz  eben  so,  wie  sonst  in  den  vergängli- 
chen Acrocysten  zur  Entwickelung  kommen.  INicht  zu  verwechseln 
mit  diesen  Acrocysten  sind  die  bei  Laomedea  flexuosa  vorkommen- 
den äusseren  Geschlechtskapseln,  die  eine  deutlich  medusoide  Form 
besitzen,  wie  bei  Loven's  L.  geniculata  (die  Verf.  übrigens  für  iden- 
tisch mit  L.  flexuosa  hält),  aber  constant  ohne  Radialkanäle  sein  sol- 
len. Die  drei  letztgenannten  Arten  produciren  freie  Medusen,  die  er- 
stere  eine  Bougainvillia  (deren  spätere  Metamorphose  freilich  nicht, 
wie  von  Wright,  verfolgt  wurde),  die  beiden  andern  eine  Encope. 


206      Leuckart:  B  ericht  über  die  Leistungen  in  der  ?(aturgeschichte 

Was  Verf.  über  die  Entwickelung  der  Medusenknospen  beobachtete, 
stimmt  völlig  mit  den  Angaben  anderer  Forscher  (über  die  Entwik- 
kelung  der  medusoiden  Geschlechtsknospen  bei  Siphonophoren  u.  s.  w., 
überein. 

Von  Chr.  Loven  erhielten  wir  gleichfalls  Beobach- 
tungen über  den  Generationswechsel  der  Hydroidpolypen  und 
zwar  einer  auf  Nassa  reticulata  lebenden  Hydractinia,  die  mit 
H.  echinata  van  Ben.  nahe  verwandt  scheint.  Die  Polypen 
der  Hydractiniencolonieen  waren  theils  steril ,  theils  auch 
proliferirend  und  im  letzteren  Falle  ohne  Mundöffnung  und 
ausgebildeten  Tentakel.  Die  Knospen  der  letztern  entwickel- 
ten sich  zu  vollständigen  kleinen  Medusen ,  die  der  Gruppe 
der  Oceaniden  zugehören  und  vom  Verf.  dem  Gen.  Sarsia 
eingereiht  werden,  obwohl  sie  durch  die  Kürze  des  Mundstiels 
und  die  Anwesenheit  von  vier  Büscheln  kurzer  Lippenfühler 
von  den  übrigen  Arten  dieses  Gen.  abweichen.  (Zu  den 
weitern  Charakteren  gehören  acht  Randfühler  mit  Augenfleck 
auf  der  angeschwollenen  Basis  und  ein  Besatz  von  grösseren 
Angelorganen  auf  der  Oberfläche  des  Mantels.  Ref.  hat  eine 
ganz  ähnliche,  vielleicht  übereinstimmende  Meduse  in  Helgo- 
land beobachtet.)  Als  Abnormität  wurden  mitunter  Exem- 
plare ohne  Mundstiel  und  Mundöffnung  beobachtet;  eine  That- 
sache,  die  für  die  Morphologie  der  medusoiden  Anhänge  bei 
den  polymorphen  Hydrasmedusen  nicht  uninteressant  ist.  Ei- 
nige Tage  nach  der  Abtrennung  entwickelten  sich  im  Um- 
kreise des  Mundstiels  die  Eier.  Der  letztere  trat  dabei  im- 
mer weiter  aus  der  Mantelöffnung  hervor  —  die  Einleitung 
einer  weitern  Veränderung ,  die  sich  darin  aussprach,  dass 
der  Mantel  sich ,  wie  das  auch  sonst  gelegentlich  bei  den 
Medusen  vorkommt,  nach  rückwärts  umschlug  und  allmäh- 
lich immer  mehr  verkümmerte.  (Ref.  möchte  übrigens  be- 
zweifeln, dass  diese  letztern  Veränderungen  in  den  Kreis  der 
normalen  Metamorphose  hineingehören.)  Öfvers.  k.  vetensk. 
akad.  Förhandl.  XIV.  p.  305—313.  Tab.  IV. 

Nach  dem  hier  von  Loven  beobachteten  Entwicklungs- 
gange erklären  sich  auch  die  schon  in  einem  früheren  Jah- 
resberichte (XXIIL  S.  242)  angezogenen  Beobachtungen  von 
Peach,  die  dieser  durch  die  Annahme  einer  direkten  Me- 
tamorphose der  Polypen    in  Quallen  zu  deuten  geneigt  war. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres   1858.  207 

Lewis  will  im  Verlaute  einer  langen  Untersuchung 
über  die  Enlwickelung  der  Campanularien  und  Plumularien 
(besonders  Plum.  niyriophyilum)  die  Entdeckung  gemacht 
haben,  „dilss  der  Polyp  nicht  nur  Polypen  durch  Eier  her- 
vorbringe ,  sondern  auch  Medusen  auf  dieselbe  Weise« ;  er 
ist  der  Ansicht,  dass  sich  die  durch  Gliederung  der  Marksub- 
stanz gebildeten  Eier  unter  gewissen  Bedingungen  in  Planulae 
und  Polypen,  unter  andern  in  Medusen  verwandelten.  A.  a. 
0.  S.  287. 

In  noch  bestimmterer  Weise  schildert  Couch  (Bericht 
der  naturf.  Gesellsch.  von  Penzance  1850.  S.  370,  angezo- 
gen bei  Lewis  a.  a.  0.  S.  304)  die  Abhängigkeit  der  Ye- 
getations-  und  Fortpflanzungsverhältnisse  von  den  äusseren 
Bedingungen.  „Zu  gewissen  Zeiten  des  Jahres ,  sagt  er, 
bringen  die  Sertularien  Zellen  (Kapseln)  von  weit  grösse- 
rem Umfange  als  die  gewöhnlichen  hervor.  Zuerst  enthal- 
ten diese  die  körnige  Masse  des  Stammes ,  dann  furcht  sich 
die  Masse  und  endlich  gestaltet  sie  sich  zu  Zellen.  Diese 
trennen  sich  nach  kurzer  Frist  vom  Mutterstocke  und  fan- 
gen an  sich  zu  entwickeln.  Sobald  sie  nun  eine  bestimmte 
Grösse  erreicht  haben  ,  gestalten  sie  sich  zu  Eiern;  durch 
Kälte  zurückgehalten,  bilden  sie  sich  zu  Polypen  aus;  blei- 
ben sie  unter  besonders  ungünstigen  Verhältnissen  noch 
kleiner ,  so  erwachsen  sie  zu  Zweigen ,  und  so  sehen  wir, 
wie  je  nach  den  Umständen  in  demselben  Organismus  ver- 
schiedene Organe  hervortreten  oder  wegfallen  können." 

Bei  Tubularia  larynx  entwickeln  sich,  nach  Wright, 
männliche  und  weibliche  Geschlechtskapseln  neben  einander 
an  demselben  Zweige  eines  Polypen.  Edinb.  new  phil.  Journ. 
Vol.  VIIL  p.  153. 

Wright  überzeugt  sich  davon,  dass  der  von  Sars 
unter  dem  Namen  Myriothela  arctica  (J.  B.  XX.  S.  443)  be- 
schriebene interessante  Polyp  nicht  nackt  ist,  wie  man  bis- 
her angenommen ,  sondern  eine  förmliche  hornige  Scheide 
besitzt.  Die  Tentakel  sollen  zumeist  mit  denen  von  Coryne 
übereinstimmen.  In  der  Jugend  finden  sich  besondere  lange 
Fortsätze  (legs)  ,  mit  deren  Hülfe  der  Polyp  umherkriecht, 
die  aber  später  abgeworfen  werden,  wenn  die  Tentakel  her- 


208     Leu  ckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

vorknospen  und  das  Thier  sich  an  Steinen   befestigt.  Edinb. 
new  philos.  Journ.  VIII.  p.  153. 

Lewis  erwähnt  einer  (in  den  schon  oben  angezoge- 
nen, uns  aber  sonst  unzugänglichen  Berichten  der  naturf. 
Gesellschaft  in  Penzance  1850.  S.  571  mitgelheiten)  Beobach- 
tung von  Couch,  wonach  am  Leibe  der  Hydra  überall  da 
ein  Junges  hervorsprosst,  wo  man  mit  einer  Nadel  oder 
einem  Lichtstrahle  reize.  (Vgl.  hierzu  die  Experimente  von 
Laurent  über  die  künstliche  Erzeugung  von  Eiern  bei 
Hydra,  Cpt.  rend.  T.XXX.  p.  222.) 

Tubularia  parasitica  n.  sp,  auf  dem  Krampfpolypen  (?)  schmarot- 
zend ,  eine  mit  T.  indivisa  verwandte  Art,  beobachtet  von  Lewis 
a.  a.  0.  S.329. 

Nach  den  Mitlheilungen  van  Beneden's  lebt  die  bisher  bloss 
bei  Dublin  aufgefundene  Süsswassertubularie  Cordylophora  auch  bei 
Schlesswig.     l'Institut  1858.  p.  329. 

Wright  erkennt  in  Eudendrium  ramosum  van  Ben.  und  den 
von  ihm  selbst  früher  beschriebenen  E.  repens  und  E.  sessile  (J.  B. 
XXIV.  S.  160)  jetzt  den  Typus  eines  neuen  Genus  Atractylis,  das 
sich  von  den  echten  Eudendrien  besonders  durch  die  Form  des  Po- 
lypenkopfes und  der  Nesselorgane  unterscheidet  (Edinb.  new  phil. 
Journ.  IX,  p.  108).  Beide  Genera  dürften  sich  ,  nach  den  Untersu- 
chungen des  Verf.  am  besten  folgendermaassen  charakterisiren  lassen: 

Eudendrium.  Polypary  sheathed ,  creeping,  or  erect  and  bian- 
ched.  Polyps  not  retractile,  globular,  fleshy,  with  an  alternating  row 
ofnumerous  filiform  tentacles  ;  proboscis  cup-shaped,  fleshy;  endoderm 
of  body  dark  ;  thread-cells  on  tentacles  niinute,  on  body  large,  bean- 
shaped,  containing  simple  style  apparent.  Dioecious.  Ovaries  single 
acs,  developed  from  polyps  or  polypary.  Spermaries  arranged  in 
moniliform  series  or  pedicles,  which  arise  beneath  tentacles  of  po- 
slyps  or  on  separate  stalks  from  the  polypary. 

Atractylis.  Polypary  sheathed,  creeping,  erect  or  branched. 
Polyps  fusiform  ,  incomplelely  retractile,  wilh  transparent  filiform 
alternating  tentacles  (mouth  closed  by  a  dense  muscular  ring).  Thread- 
cells  inconspicuous.     Reproduction   by  medusoids. 

J  oh  ns  t  o  n  sammelt  in  Madeira  ausser  Sertularia  dislicha  und 
S.  polyzonias  noch  zwei  neue  llydroiden  ,  eine  Plumularia  (mit  PI. 
pinnata  verwandt)  und  Cryptolaria  exserta.  Quarterly  Journ.  micr. 
Sc.  VL  p.  129. 

Nach  einer  vorläufigen  kurzen  Mitlheilung  von  Agas- 
siz  cSilliman's    Amer.    Journ.  1858.  Vol.  XXVI.  p.  14,  Ann. 


der  niederen    Thieic  während  des  Jahres  1858.  209 

and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  233)  sind  die  Milleporcn 
keine  echlen  Polypen  ,  wie  man  bisher  ganz  allgemein  an- 
nahm, sondern  vielmebr  Hydroiden,  die  ziinäcbst  mit  Ilydra- 
ctinia  Verwandtschaft  zeigen.  Verf.  glaubt  sogar,  dass  die 
ganze  Gruppe  der  Favositiden  zu  den  Hydrasmedusen  ge- 
höre,  obwohl  die  Zellen  derselben  in  manchen  Fällen  be- 
kanntlich (Pocillipora,  Favosites,  Favistella)  nicht  bloss  durch 
eine  beträchtlichere  Grösse  ,  sondern  auch  durch  die  Exi- 
stenz radiärer  Scheidewände  sich  vor  denen  der  gewöhnli- 
chen Milleporen  auszeichnen.  Um  diese  Ansicht  zu  begrün- 
den, versucht  Verf.  den  Nachweis,  dass  die  eben  erwähnten 
Scheidewände  von  den  radiären  Lamellen  des  Anthozocnske- 
letes  verschieden  seien  und  nach  Art  des  bei  den  Gorgonia- 
den  vorkommenden  Achsenskelets  eine  Secretion  der  Fuss- 
scheibe  darstellten. 

Siphonophorae. 

Wright  vergleicht  nach  Huxley's  Vorgange  gele- 
gentlich (Edinb.  new  phil.  Journ.  IX.  p.  112)  die  Anhänge 
einer  Siphonophorencolonie  mit  den  einzelnen  Theilen  einer 
Scheibenqualle,  die  dabei  als  „polyps"  (der  Magenstiel  als 
^alimentary  polyp",  der  Randfaden  mit  seiner  basalen  An- 
schwellung als  „tentacular  polyp"  u.  s.  w.),  d.  h.  also  doch 
wohl  als  individuelle  Bildungen  in  Anspruch  genommen  wer- 
den. Eine  consequente  Durchführung  dieser  Ansichten  würde 
dahin  führen ,  die  Scheibenquallen  gleichfalls  als  polymorphe 
Thierstöcke  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Gr äffe's  schon  mehrfach  erwähnte  „Beobachtungen« 
enthalten  (S.  11 — 26.  Taf.  I — IV)  ausser  einzelnen  aphoristi- 
schen Mittheilungen  über  verschiedene  Siphonophoren  auch 
die  Beschreibung  eines  kleinen,  geschlechtslosen  Agalma,  das 
Verf.  für  neu  hält  und  als  A,  minimum  bezeichnet. 

Verf.  bezweifelt  mit  Ref.  die  speeifische  Verschiedenheit  der 
Praya  maxinia  Gegenb.  von  Pr.  diphycs  Auct.  und  glaubt  in  letzterer 
die  Jugendform  der  erstem  zu  erkennen.  Ein  Paar  isolirt  gefischte 
Anhangsgruppen  dieser  Art  zeigten  in  der  Bildung  und  Form  von 
Declislück  und  Genitalglocke  einige  Differenzen  von  den  sessilen 
Anhangsgruppen  und  gaben  der  Annahme  Raum,  dass  auch  hier  eine 
Archiv  f.  Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  0 


210     Leu  ckart:  -Bericht  über  die  Leistungen  in  der]Naturges.chichte 

Weiterbildung  zu  sog.  monogastrischen  Diphyiden  stattfinde.  (Schon 
Ref.  hat  auf  die  Selbstzerstückelung  der  Praya  aufmerksam  gemacht 
und  hervorgehoben,  dass  solche  isolirle  Anhangsgruppen  von  Quoy 
und  Gaimard  als  Rosacea  ceutensis  beschrieben  seien.  Die  GräfTe'- 
sche  Beschreibung,  namentlich  der  Ceschlechtsglocke  oder,  wie  Verf. 
mit  Vogt  unrichtiger  Weise  sagt,  der  Specialschwimmglocke  erin- 
nert so  auffallend  an  Gegenbaur's  Diplophysa  mcssinensis ,  dass 
diese  möglicher  Weise  gleichfalls  zu  Praya  gehören  dürfte.)  Die  drei 
Fangfäden  ,  mit  denen  Verf.  auf  seinen  beiden  Zeichnungen  die  Po- 
lypen dieses  Thieres  ausstattet,  beruhen  wohl  auf  einem  Irrthume. 
Ref.  hat  bei  keiner  Siphonophore  je  mehr  als  einen  Fangfaden  an 
einem  Ernährungsthiere  gesehen  und  glaubt  bei  der  grossen  Zahl 
seiner  gerade  auch  auf  diesen  Punkt  gerichteten  Detailuntersuchungen 
alle  Behauptungen  des  Gegentheiles  in  Zweifel  ziehen  zu  dürfen. 
Er  dehnt  diesen  Zweifel  auch  auf  das  Gen.  Physophora  aus,  obwohl 
er  dasselbe  nicht  selbst  untersuchte,  und  Gräffe  bei  dieser  Gelegen- 
heit der  Ansicht  des  Ref.  direkt  opponirt,  S.  24.  (Die  zum  Beweise 
angeführte  Abbildung  i^t  so  roh,  dass  es  unmöglich  erscheint,  darauf 
ein  Gewicht  zu  legen.)  In  Betreff  der  Nesselknöpfe  von  Agalma 
rubrum  dürften  wir  bald  genügendere  Aufschlüsse  bekommen,  als  sie 
Verf.  bietet.  Ref.  giebt  übrigens  zu,  dass  er  in  seiner  zweiten  iMit- 
theilung  über  diese  Gebilde  die  von  ihm  früher  (und  seines  Wissens 
überhaupt  zuerst)  beschriebenen  festen  Einlagerungen  der  Angelbän- 
der, die  durch  die  Einwirkung  der  Conservationsflüssigkeit  unkennt- 
lich geworden  waren  ,  übersehen  und  die  noch  vorhandenen  Spuren 
falsch  gedeutet  hat.  Die  Nesselknöpfe  der  Siphonophoren  sind  über- 
haupt Organe  von  einem  sehr  zusarnjuengesetzten  Baue,  der  vielleicht 
noch  von  keinem  einzigen  Beobachter  in  Aöllig  genügender  Weise 
erkannt  ist.  Die  Function  des  in  dieselben  eingelagerten  zickzackför- 
migen  Muskelfadens  wird  vom  Verf.  ganz  wie  >  om  Ref.  aufgefasst, 
nur  scheint  es  letzterem  noch  der  Bestätigung  zu  bedürfen,  wenn 
Verf.  angiebt,  dass  dieser  Faden  bei  (Agalma  minimum)  ein  seilförmig 
gedrehtes  Bündel  einzelner  Fibrillen  sei,  von  denen  je  eine  an  ein 
Angelorgan  trete.  Das  Agalma  minimum  unseres  Verf.  selbst  betreffend, 
so  kann  Ref.  dasselbe  füi-  Nichts,  als  eine  jugendliche  Form  von  Ag. 
Sarsii  mit  provisorischen  Nesselknöpfen  ansehen.  Ref.  hat  diese 
einfachen  Nesselknöpfe  mit  den  si)ätcrn,  ganz  wie  Sars  bisweilen  an 
derselben  Colonic  beobachtet  und  das  auch  ausgesprochen  ,  so  dass 
Verf.  eigentlich  keinen  Grund  hatte  ,  diese  Thafsache  bloss  auf  die 
Analogie  mit  andern  Arten  hin  in  Abrede  zu  stellen.  Auf  dieselbe 
Analogie  hin  könnte  man  ja  auch  die  verschiedenen  Formen  der  Nes- 
selknöpfc  von  Rhizophysa  wegdisputiren.  Von  den  Angaben  über 
Physophora  erwähnen  wir  hier  so  viel,  dass  Verf.  das  untere  verkürzte 
Ende  der  Leibesachse,  das  diese  Art  auszeichnet,  als  eine  contractile 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  211 

und  in  ihrer  Form  sehr  veränderliche  sack  -  oder  scheibenförmige 
Ausbreitung  ansieht.  Für  die  weiteren  Mitlheihingen  über  dieses  Thier, 
besonders  Schwininiglocken  und  iNcsselknöpfe,  verweisen  vvii-  auf  das 
Original. 

3.     P  0  1  y  p  i. 

Calycozoa. 

Gosse  glaubt  die  Lucernariaden  als  besondere  Familie 
den  Actinien  zurechnen  zu  können  und  charakterisirl  diesel- 
ben (Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  f.  p.  419)  folgendennas- 
sen: Basis  adhacrens.  Corpus  crateriforme.  Tentacula  capi- 
tata, in  octo  iasciculos  segregala.  Discus  octangularis.  Die 
L.  cyathiformis  Sars  wird  zugleich  zum  Typus  eines  beson- 
dern Gen.  Depastrum  mit  folgender  Diagnose  erhoben: 

Depastrum  G.  Corpus  repente  contractuni,  et  supra  et  infra  alvuni. 
Tenlaculoruni   fasciculi   infer  angulos  disci  positi,  ^ix  separat!. 

Lucernaria  Müll.  Corpus  expansuni  supra,  gradatim  ditninu- 
tum  infra.  Tentaculorum  fasciculi  in  apicibus  anguloruin  posili, 
remoti. 

L.  canipanulata  Lanir.  Corpus  campanifornie ,  piofundum.  Pe- 
tiohis  brevis.     Colore  hepatico. 

L.  auricula  Fabr.  Corpus  expansuni,  umbellifornie  ,  niinime 
profunduin.  Petiolus  instar  corporis  longitudine.  Disci  anguli  aequi- 
distantes.  Interanguli  (nonnuriquam)  sphaerulis  niarginalibus  instructi. 
Viridis  vel   rosea. 

L.  quadricornis  Müll.  Corpus  expansuni,  fere  planum.  Petio- 
lus corpore  mullo  longior.  Disci  anguli  in  paria  conglulinati.  Ligni- 
brunnea. 

Sämnitlich  an  der  Englischen  Küste. 

Aiithozoa. 

Go  sse's  oben  (S.lOl)  erwähnte  „Rambles"  und  „Tenby" 
sollen  mancherlei  schätzbare  Bemerkungen  wie  über  Me- 
dusen so  auch  über  Actinien  enthalten  ,  sind  aber  Ref.  bis 
jetzt  noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen.  (Wir  werden  ein 
Referat  über  diese  Werke  im  nächsten  Berichte  nachliefern.) 

Lewes  macht  in  seinen  „Naturstudien"  gleichfalls  mehr- 
fache Angaben  über  Actinien  ,  besonders  deren  Forlpflanzung 
und  Ernährung.  Er  behauptet  namentlich,  dass  die  Geschlechts- 
organe ,    die  übrigens  ,    wie  bei  den  übrigen  Coelenteraten, 


212     L  e  11  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  INaturgeschichte 

nur  zur  Zeit  der  Brunst  nachweisbar  seien,  beständig  männ- 
liche und  weibliche  Kapseln  neben  einander  enthielten  (S.  154). 
Ebenso  soll  bei  unseren  Thieren  keine  eigentliche  Verdau- 
ung statlfinden,  indem  die  genossenen  JNahrungsstofFe  nicht 
chemisch  verändert  ,  sondern  bloss  ausgepresst  würden 
(S.  206),  wie  Verf.  auf  experimentellem  Wege  nachzuweisen 
sucht.  Weiter  glaubt  Verf.  sich  zu  der  Behauptung  berech- 
tigt, dass  die  in  der  Leibeshöhle  der  Actinien  kreisende 
Flüssigkeit  Nichts  als  pures  Seewasser  mit  den  etwa  zufällig 
beigemischten  Stoffen  sei.  Die  Anwesenheit  von  circulirenden 
Körperchen  wird  in  Abrede  gestellt  und  deren  Annahme 
durch  die  Vermuthung  erklärt,  dass  dabei  eine  Verwechse- 
lung mit  gewissen  Pigment -Zellen  stattgefunden,  die  in  den 
Fühlern  von  Anthea  vorkämen  (S.  248).  Ebenso  bezweifelt 
Verf.  die  secretorische  Bedeutung  der  sogenannten  Mesen- 
tcrialfilamente. 

Im  Gegensatze  zu  diesen  Angaben  behauptet  Gosse 
(Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  Vol.  Lp.  172—175)  das 
normale  Vorkommen  von  geformten  Elementen  in  der  Er- 
nährungsflüssigkeit der  Actinien  —  und,  wie  Ref.  bestätigen 
kann,  mit  allem  Rechte.  Eine  Verwechselung  mit  den  Pig- 
mentzellen von  Anthea  ist  um  so  weniger  möglich,  als  diese 
ein  nur  beschränktes  Vorkommen  h'aben  und,  wie  Verf.  durch 
zahlreiche ,  an  verschiedenen  Arten  angestellte  Messungen 
nachweist ,  eine  sehr  viel  beträchtlichere  Grösse  besitzen. 
Ebenso  Hess  sich  durch  chemische  Reactionen  die  Anwe- 
senheit von  Albuminaten    in  der  Blutflüssigkeit  constatiren. 

Trotz  dieser  Entgegnung  ist  Lowes  immer  noch  ge- 
neigt, das  constante  Vorkommen  von  Körperchen  und  Albu- 
minaten in  der  Körperflüssigkeit  der  Actinien  in  Zweifel  zu 
ziehen.  Ibid.  IL  p.  417. 

Gosse  publicirt  „Researches  on  the  poison-apparatus 
in  the  Actiniadac"  Proc.  Roy.  Soc.  1858.  p.  125  oder  Ann. 
and  Mag.  nat.  bist.  1858.  L  p.  311—313  und  handelt  darin 
über  das  Vorkonnnen  und  den  Bau  der  so«-.  Anofelorffane, 
wobei  er  zugleich  eine  eigene,  neue  Terminologie  für  die- 
selben aufstellt. 

Die  Angelorgane  (cnidae)  der  Acliniaden  sind  bekanntlich  nicht 


der  niederen  Thiere   während   des  Jahres  1858.  213 

bloss  in  die  änssern  Hautbcdeckungen  eingelagert,  sondern  bilden  auch 
den  Ilauptbestandtheil  der  sog.  Mesenterialfilanientc  (craspcda) ,  die 
dem  freien  Kande  der  muskulösen  Radialschcidewändc  anhängen. 
Bei  Sagarlia  und  Adamsia  finden  sich  ausser  diesen  3Iesenterialfila- 
menten  noch  andere  ähnlich  gebaute  fadenförmige  Organe  (acontia), 
die  mit  ihrer  Basis  den  Scheidewänden  aufsitzen  ,  sonst  aber  frei  in 
der  Leibeshöhle  liegen  und  bei  einer  kräftigen  Zusammenziehung  der 
Körperwände  aus  besondern  SeitenöfTnungen  (cinclides)  nach  Aussen 
hervortreten,  um  dann  später  wieder  in  den  Leibesraum  ziiiückgezo- 
gen  zu  werden.  Was  nun  die  eigentlichen  Angelorgane  betriflL  so 
kommen  diese,  nach  unserm  Verf.,  in  vierfacher  Form  vor:  als  Cni- 
dae  cameratae,  Cn.  glomiferae,  Cn.  cochleatae  und  Cn.  globatae.  Die 
ersten  sind  die  häufigsten  und  wirksamsten  Waffen,  von  länglich  ova- 
ler Form  und  in  der  Achse  mit  einer  spindelförmigen  Kammer  verse- 
hen, die  sich  andern  vordem  Ende  mit  der  Wand  der  Kapsel  verbindet 
und  an  dem  andern  in  den  dünnen  und  langen  Angelfaden  (ectho- 
raeum)  übergeht.  Letzter  liegt  in  unregelrnässigen  Windungen  an 
der  Wand  der  Kapsel.  Im  umgestülpten  Zustande  erscheint  der  Faden 
an  seiner  Basis  verdickt  und  mit  Spiraltouren  (strebla) ,  versehen, 
auf  der  eine  Reihe  zarte  Härchen  oder  Borsten  (pterygia)  aufsitzt. 
Die  zweite  Form  ist  ohne  Centralkammer  und  im  ausgestülpten  Zu- 
stande ohne  basale  Verdickung  ,  während  die  dritte  sich  durch  die 
dichten  und  regelmässigen  Spiralwindungen  des  eingeschlossenen 
Fadens  auszeichnet.  Die  Angelorgane  der  letzten  Form  besitzen  eine 
runde  Gestalt  und  wurden  bis  jetzt  bloss  in  den  Acontien  von  Sagar- 
tia  parasitica  aufgefunden.  Das  Austreten  des  Angelfadens  wird,  nach 
Verf.,  durch  eine  vollständige  Unistülpung  vermittelt.  (Ref.  verweist 
hierbei  auf  seine  Bemerkungen  in  dem  J.  B.  XXIII.  S.248,  die  sich 
zunächst  auf  die  erste  Form  der  von  unserem  Verf.  unterschiedenen 
Angelorgane  beziehen.)  lieber  die  chemische  Natur  der  im  Innern 
der  Kapseln  enthaltenen  Flüssigkeit  Hess  sich  nichts  Bestimmtes  fest- 
stellen, doch  glaubt  Verf.,  dass  dieselbe  als  Gift  auf  die  verwunde- 
ten Thiere  einwirke. 

M'Donell  sieht  sich  durch  Erneuerung  und  Erweite- 
rung seiner  früheren  —  inzwischen  auch  in  die  Ann.  nat. 
hisl.  1858.  I.  p.  308  übergegangenen  —  Experimente  veran- 
lasst, die  Ansicht  von  der  elektrischen  Kraft  der  Actinien 
aufzugeben.  Er  hat  sich  davon  überzeugt,  dass  die  bei  Be- 
rührung einer  Anthea  in  dem  elektroscopischen  Froschschcn- 
kel  eintretenden  Contraktionen  auf  die  irritirenden  Eigen- 
schaften der  Angelorgane  zurückzuführen  sind.  Proc.  Roy. 
Soc.  Vol.  IX.  No.  33.  p.  478. 


214     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Von  anderer  Seite  wird  überhaupt  die  Bedeutung  der 
Fadenzellen  als  „Angelorgane"  und  die  Fähigkeit  der  Poly- 
pen, mit  deren  Hülfe  andere  Thiere  zu  betäuben,  in  Abrede 
gestellt.     Lewes  Naturstudien  S.  123,  138  u.  a.  a.  0. 

Wright  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Actinien 
mancherlei  Züge  einer  bilateralen  Symmetrie  besässen  (wie 
das  schon  früher  von  Agassiz  hervorgehoben  worden)  und 
bemerkt  namentlich ,  dass  bei  Act.  bellis  Kopfscheibe  und 
Mund  durch  eine  ovale  Form  sich  auszeichneten  ^  so  wie 
weiter  ,  dass  die  Entleerung  der  Fäcalmassen  beständig  in 
dem  einen  Mundwinkel  stallfinde.  Der  diesem  Winkel  zu- 
nächst stehende  Tentakel  ist  dabei  durch  eine  abweichende 
Färbung  ausgezeichnet.  Edinb.  new  phil.  Journ.  lY.  p.  188. 
(Wie  sich  die  sog.  Cardiacalwülste  zu  diesem  Winkel  ver- 
halten, wird  nicht  angegeben.) 

Dalyell  bemerkt  gelegentlich  (powers  of  the  Crea- 
tor I.  p.  11),  dass  er  22  Jahre  lang  eine  Actinie  in  Gefan- 
genschaft besessen  und  in  dieser  Zeil  300  Junge  von  der- 
selben erhalten  habe. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Wright  producirt  Acti- 
nia  dianthus  ganz  ebenso  wie  Act.  lacerata  und  Act.  rosea 
zahlreiche  Knospen,  die  aus  dem  Fussrande  hervorwachsen 
und  für  die  Foripflanzung  vielleicht  eine  grössere  Bedeutung 
haben,  wie  die  nur  in  spärlicher  Menge  erzeugten  Eier.  Auch 
einzelne  abgetrennte  Stücke  des  Fusses  entwickelten  sich  zu 
selslbständigen  Thieren.     L.  c. 

Gosse  untersucht  die  auf  der  Fussscheibe  von  Adam- 
sia  palliata  abgesonderte  dünne  Membran,  die  auf  der  Ober- 
fläche der  von  dieser  Aclinie  bewohnten  Schneckenschale 
hinkriecht  und  überzeugt  sich  ,  dass  dieselbe  aus  Chitin  be- 
stehe. Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  107.  Nach  die- 
sen Beobachtungen  unterliegt  es  wohl  keinem  Zweifel,  dass 
diese  Membran  als  „tissue  sclerobasique"  d.  h.  als  Analogon 
des  Achsenskelets  bei  den  Antipathinen  und  Gorgoniden  zu 
betrachten  ist,  obwohl  Verf.  die  Richtigkeil  eines  derartigen 
Vergleiches  in  Frage  stellt. 

W.  Thompson  macht  auf  das  gleichzeitige  Vorkom- 
men gewisser  auf  Schneckenhäusern  lebender  Zoophyten  mit 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1858.  215 

bestimmten  Arten  Pagurus  aufmerksam,  der  Adamsia  palliata 
mit  Pag.  Prideaiixii,  Sagarlia  parasilica  mit  Pag.  Bernhardus, 
Halichondria  siiberea  mit  Pag.  Forbesii  oder  (sehr  selten) 
Pag.  laevis,  Hydractinia  cchinata  mit  Pag.  Bernhardus.  Rep. 
br.  Assoc.  27.  Meet.  p.  108. 

Polyactiuia.  Gosse  publicirt ,  als  Vorläufer  einer  Acti- 
nologia  brittanica,  in  den  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  I. 
p.  414 — 419  eine  Synopsis  of  the  families ,  genera  and  spe- 
cies  of  the  british  Actiniae  und  zählt  darin  (mit  Einschluss 
der  oben  schon  erwähnten  4  Lucernariaden)  45  verschiedene 
Species  auf,  die  folgendermassen  über  Genera  und  Familien 
sich  vertheilen: 

Trib.  Astraeacea. 

Fam.  1.  Sagartiadae.  Basis  adhaerens.  Tentacula  siniplicia, 
in  cyclis  continuis  digesta.  Cutis  pro  filis  retractilibus  armatis  eniit- 
tendis  perforata. 

Gen.  Actinoloba  Bl.  Basis  integra,  cyclica.  Tentacula  libenter 
et  totaliter  retractilia.  Cutis  acetabulis  egens.  Os  (ul  pluriniuni)  iinica 
canali  gonidiali  instructuni. 

A.   dianthus  Ell. 

Gen.  Sagartia  Gosse.  Basis  integra,  cyclica.  Tentacula  libenter 
et  totaliter  retractilia.  Cutis  acetabulis  instructa.  Os  duabus  canali- 
bus  gonidialibus  instructum. 

S.  bellis  EH.,  S.  niiniala  Gosse,  S.  rosea  G. ,  S.  ornata  Holds" 
worth  ,  S.  ichthyostoma  G.  ,  S.  venusta  G,  ,  S.  nivea  G. ,  S.  sphyro- 
deta  -G.,  S.  pallida  Holdsw.,  S.  pellucida  Aid.  ,  S.  coccinea  Müll.,  S. 
troglodytes  Johnst. ,  S.  viduata  Müll.,  S.  parasitica  Couch,  S.  Yarrel- 
lii  Cocks,  S.  Alderi  Cocks  ,  S.  Bellii  Cooks,  S.  (?)  chrysosplenuni 
Cocks. 

Gen.  Adamsia  Forb.  Corpus  valde  depressuni.  Basis  (aetate 
matura)  annularis,  ad  conchas  adhaerens.  Tentacula  bre\issinia,  dif- 
ficiliter  et  haud  oninino  retractilia. 

A.  palliata    Boh. 

Gen.  AipUtsia  Gosse.  Corpus  versatile,  valde  extensile.  Ten- 
tacula longa,  flexuosa,  intinia  longissima,  difficiliter  et  haud  oninino 
retractilia. 

A.  amacha  G. 

(Gen.  Capnea  et   Coryactis    in    Iribu  Caryophyllacea    collo- 
cantur.) 

Fam.  2.  Actini  ad  ae.     Basis  adhaerens.     Tentacula  simplicia, 


216     Lcuckart:  Bericht  über  dieLeisUing^en  in  der  Naturgeschichte 

in  cyclis  continuis  digesta.  Cutis  laevis,  acctabulis,  verrucis  et  cin- 
clidibus  egens. 

Gen.  Anthea  Johnst.  Tentacula  flexuosissinia,  difficiliter  raroque 
retracta.     Sphaerulae   marginales  nullae. 

A.  cereus  EH.,  A.  Tuediae  Johnst. 

Gen.  Actinia  Linne.  Tentacula  libenter  et  totaliter  retractilia. 
Sphaerulae  capsuliferae  ad  disci  niarginem  seriatae. 

A.  niesenibryanthemum  EH.,  C.  niargaritifera  Tenipleton. 

Farn.  3.  Bnno  didae.  Basis  adhaerens.  Tentacula  simplicia 
in  cyclis  continuis  digesta.     Cutis  imperforata,   verrucis  obruta. 

Gen.  Bunodes  Gosse.  Verrucae  terete«,  non  adhaesivae,  lincali- 
ter  digestae.     Tentacula  niaculis  definitis  signata. 

B.  clavata  Thonips.,  ß.  thallia   G.,  B.  gemmacea  Ellis. 

Gen.  Tcalia  G.  Verrucae  clavatae  ,  adhaesivae,  indigeste  spar- 
sae.  Tentacula  brevia,  crassa,  conica,  sine  maculis  difinitivis.  Cutis 
cartilaginea. 

T.   crassicornis  J\lüll.,  T.  digitata  Müll. 

Farn.  4.  Ily anthi  dae.  Corporis  extremitas  inferior  obtuse 
rotundata,  sine  basi  adhaerente.  Tentacula  simplicia,  in  uno  vel  plu- 
ribus  cyclis  continuis  digesta.  Cutis  laevis,  acetabulis  ,  verrucis  et 
cinclidibus  egens.  Fossores,  natatoies,  aut  tubifices. 

Gen.  Ilyanthus  Forb.  Colunina  pyriforniis,  infra  in  punctum  ob- 
tusum  imperl'oratum  attenuata.  Tentacula  sex  et  triginta,  aut  pluria, 
retractilia.     Os  simplex. 

I.  scoticus  Forb.,  I.   Mitchellii  G, 

Gen.  Edwardsia  ()"atref.  Columna  vermiformis.  Discus  tenta- 
culaque  in  apice  cylindri  retraclilis  posita.  Pars  inferior  raia,  inflala, 
translucida ,  retractilis,  imperforata;  media  plus  minusve  epidermide 
opaca   incrassata. 

E.  callimorpha  G.,  E.   carnea  G. 

Gen.  Halcampa  G.  Columna  tenuis,  vermiformis.  Discus  ten- 
laculaque  retractilia  sine  cylindro  special!.  I'ars  inferior  rura,  inflata, 
translucida,  non  retractilis,  imperforata.  Tentacula  duodecim.  Os 
simplex. 

H.   chrysanthellum  Tcach. 

Gen.  Peachia  Gosse.  Columna  crassa,  cylindracea  vel  pyrifor- 
niis. Discus  tentaculaque  sine  cylindro  speciali.  Extremitas  infe- 
rior perforata.  Tentacula  duodecim,  valde  contractilia,  non  retracti- 
lia. Canalis  gonidialis  unica,  ala  expansa,  protrusili,  limbriata  vel  lo- 
bata   inslructa. 

\\  cylindrica  lleid,   I'.   iiaslata   G.,  \\    undala  G. 

Gen.  Aracknaclis  VA.  Coluiuna  cylindracea.  Extremitas  infe- 
rior imperforata.      Tentacula  pauca  ,  in  duabus    seriebus  digesta;   ex- 


der  niederen   Thiere  während  des  Jahres  1S58.  217 

teriora  longa,  intcriora  brcvia.  Natat  more  mediisae  ,  per  mare  ex- 
pansuni. 

A.  alba   Forb. 

Gen.  Cerianthus  Delle.  Ch.  Columna  cylindracea,  verniifornus, 
veste  nienibranacea  tubulari  induta.  Extremitas  inferior  perforata. 
Tentacula  plurima  ,  in  diiabus  seriebus  digesla,  exteriora  longa,  inte- 
riora  brevia. 

C.  niembranaceus  Gmel.,  C.  (?)  vermicularis  Forb. 

Die  einzelnen  Arten  tragen  kurze  lateinische  Diagnosen,  die  wir 
hier  aus  räumlichen   Gründen  ausgelassen  haben. 

Später  liefert  der  Verf.  nachträglich  noch  Charaktere  und  Be- 
schreibungen einiger  neuer  Britischer  Aclinien  (ibid.  11.  p.l92 — 196): 
Pkellia  (n.  gen.)  nmcrocincta ,  Ph.  gansapata ,  Bnnodes  coronula, 
Halcampa  microps.  Das  zu  der  Familie  der  Sagartiaden  gehörende 
neue  Gen.  Phellia  wird  folgendermassen  charakterisirt  :  Column  pil- 
lar-like  in  expansion  ;  margin  tentaculate,  without  parapet  or  fosse. 
Surface  smooth,  pierced  with  loop-holes,  partly  clothed  with  a  tough 
epidermis,  rongh  externally,  firmly  adherent  to  tlie  skin. 

Gleichzeitig  erscheint  auch  der  Anfang  der  oben  er- 
wähnten Actinologia  brittanica  ,  mit  Beschreibung  und  Ab- 
bildung der  einzelnen  Arten.  Die  vier  ersten  Lieferungen, 
die  bis  jetzt  vorliegen  ,  enthalten  die  Gruppe  der  Sagartia- 
den, die  Gen.  Actinoloba,  Sagartia  (mit  5  Untergenera)  und 
Adamsia.  Vgl.  hierüber  die  Anzeige  in  den  Ann.  and  Mag. 
nat.  bist.  1858.  II.  p.  567. 

Auch  Thompson  unterzieht  die  Genera  der  brittischen 
Actiniaden  s.  str.  einer  Revision  (ebendas.  1858.  Vol.  II. 
p.  229^ — 232)  und  stellt  dabei    folgendes  Schema  auf: 

A.  Body  without  warts  and  pores ;  skin  smooth  (=  Actinia- 
dae  Gosse). 

Anthecc  .lohnst.  Body  adherent,  cylindrical  ,  smooth,  without 
tubercles  on  the  edge  of  disk.  Tentacles  numerous,  elongated,  taper, 
flaccid ,  scarcely  retractile ,  longer  than  diameter  of  disk.  Type: 
A.   cereus. 

ActiniaL.  Body  smooth,  conoid  or  cylindrical.  Tentacles  nu- 
merous, in  one  or  more  uninterrupted  circles  ,  conical  ,  undivided, 
siibaequal  and  entirely  retractile,  shorter  than  diameter  of  disk;  mar- 
gin of  Upper  disk  furnished  with  a  row  of  tubercles.  A.  mesem- 
bryanthemum. 

Paractis  M.  Edw.  Body  smooth,  conoid  or  cylindrical.  Ten- 
tacles few  in  number  ,  in  one   or  more  uninterrupted  circles,  conical, 


218     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  «Jie  Leistungen  in  der  IVainrgescliichte 

undivided,  subaeqiial,  filiform,    very  long.     Ko  tiibercles  on  the  edge 
of  the  Upper  disk.     S.   viduata. 

Dysactis  M.  Edw.  Tentacles  forming  two  distinct  circles  con- 
tinuoiis  at  their  base ,  those  of  the  inner  row  three  times  as  long 
as  the  outher  row  ,  numerous,  short  and  subaequal.  Margin  of  disk 
without  tubercles.     A.  biserialis. 

B.  Body  studded  niore  or  less  with  verruciform  tubercles  or 
sucking-glands  (=   Bunodidae  Gosse). 

Crihrina  Ehrbg.  Body  studded  with  glandulae  ,  warts,  iire- 
gularly  placed  ,  suctorial ,  distributed  over  the  whole  surface  of  the 
body.  Tentacles  short,  thick,  obtuse,  subaequal,  very  numerous.  Cr. 
coriacea. 

Cerevs  M.  Edw.  Body  with  glandulär  warts  placed  in  verti- 
cal  lines  and  unequal.  Tentacles  not  numerous,  chiefly  marginal, 
niuch  spread  and  beut,  conical,  rather  stout;  length  {\bout  equal  to 
dianieter  of  disk.     A.  gemniacea. 

Cyrtactis  Th.  Body  rough,  with  sucking-glands  in  closse-set  per- 
pendicular  ridges  or  vertical  rows ,  and  all  equal,  the  whole  height 
of  the  body.  Centre  of  disk  more  raised  than  the  edges.  Disk  grea- 
ter  in  diameter  than  the  pillar  ot  the  body.  Tentacles  long,  niode- 
rately  slender,  generally  horizontal  to  the  disk,  mostly  marginal,  their 
tips  constantly  curled  back.     A.   clavata- 

Heliactis  Th,  The  glandulär  warts  placed  only  on  the  upper 
portion  of  the  body;  tentacles  very  numerous,  short,  varying  in 
length,  crowded  towards  the  edge  of  the  disk,  and  of  moderate 
thickness ;  oral   disk   much  expanded.     A.   bellis. 

C.  Body  without  glandulär  warts,  and  with  porcs  for  the  pas- 
sage  of  thread-cells  (=  Sagartiadae  Gosse). 

Aclinoloha  Bl.  Skin  soft;  disk  very  large.  Tentacles  very  nu- 
merous, short,  varying  but  little  in  length  and  forming  a  thick  fila- 
mentous  fringe  ;  margin  of  disk  lobed.     A.  dianthus. 

Sagartia  Gosse.  Skin  coriaceous ,  occasionally  wrinkled,  firm 
to  the  touch.  Tentacles  numeious,  not  partially  long,  retractile,  ha- 
ving  great  power  of  elongalion.  Base  broad  and  circular.  Body 
cylindrical.  Tores  situated  near  the  base  and  varying  in  size.  Para- 
sitic.     A.  parasitica. 

Adamsia  Forb.  Skin  soft.  Tentacles  scarcely  retractile  ,  short. 
Base  when  young  circular,  afterwards  expanding  lalerally  until  Ihe  ex- 
treme points  meet  aud  form  a  rircle.  Disk  circular  or  oblong,  ac- 
cording  to  the  form  of  the  base.  Base  secreting  a  horny  membrane. 
Body  much  depressed,  not  cylindrical.     A.   palliata. 

Ueber  Aclinia  rosea  n.  sp.  siehe  Wright  new  Edinb.  phil. 
Journ.   IV.  p.  92.     Ebendaselbst  über  Act.  bellis   var.  fusca. 


der  niederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1858.  219 

Nach  den  Beobachtnngen  von  Gosse  lebt  Phyllangia  ameri- 
cana  Milne  Edw.  oder  eine  ganz  nahe  verwandte  Art  auch  an  der 
englischen  Küste.     Ann.  and  31  ag.  nat.  hist.  II.  p,  349. 

Lyman  beschreibt  eine  neue  zu  den  Asträiden  gehörige  Co- 
ralle,  Astraea  dedactis,  die  mancherlei  interessante  ürganisationsver- 
hällnisse  zeigt,  namentlich  auch  in  der  Bildung  des  SUeletes  deutlir 
che  Züge  einer  bilateralen  Symmetrie  erkennen  lässt,  Nach  dem  Sy- 
steme Danas  würde  dieselbe  dem  Subgenus  Orbicella  ,  nach  Milne 
Edwards  und  Ilaime  dem  Gen.  Aslrocoeiiia,  das  freilich  sonst  keine 
lebende  Alten  enthält,  zugehören.  Pioc.  Boston  Soc.  nat.  hist.  Vol.  VI. 
p.  261. 

Eine  zweite  von  demselben  Verf.  (ibid.  p.  274)  beschriebene 
Art  Syndepas  (n.  gen.)  Govldii  ,  gehört  zu  den  Caryophyllien  Da- 
n  a's,  in  die  Nähe  von  Car.  solitaria  Les.,  Car.  dilatata  und  1).  pocil- 
lum  1).,  die  möglicher  Weise  generisch  damit  übereinstimmen.  Nach 
Milne  Edwards  würde  dieselbe  den  Turbinoliden  zugezählt  wer- 
den müssen  ,  wenn  die  Lamellen  nicht  gezäbnelt  wären.  Uebrigens 
meint  Verf.  ,  dass  das  System  der  Französischen  Zoophylologen  viel 
zu  einseitig  die  Entwickelung  des  Skelets  berücksichtige,  und  desshalb 
denn  auch  mancherlei  unnatürliche  Combinationen  (z.  B.  Dendiophyl- 
lien  mit  den  Madreporen  und  Poriten)  aufstelle. 

Syndepas.  Growing  in  tufts  (or  single?);  calicles  cylindrical 
or  turbinate  ;  striated  on  the  outside  with  granulated  ridges ;  within 
deep ;  walls  solid;  larger  lamellae  exsert,  finely  toothed  on  their 
edges;  budding  from  the  side,  low  down,  or  from  the  coenenchyma 
between  the   calicles. 

Ebenso   über  Ocnlina  glomerata  n.  sp.   ibid.  p.  288. 

Octactinia.  Das  neueste,  siebente  Heft  der  von  der  Kö- 
nig!, zoologischen  Gesellschaft  Natura  artis  magistra  zu  Am- 
sterdam herausgegebenen  Bijdragen  tot  de  dierkunde  (1858) 
enthält  unter  dem  Titel:  notices  pour  servir  ä  Petude  des 
polypiers  nageurs  ou  pennatulides  eine  von  Herklots  ver- 
fassle  und  mit  7  iith.  Tafeln  ausgestattete  Monographie  der 
Seefedern  ,  die  unsere  Kenntnisse  über  diese  interessanten 
Polypen  nicht  bloss  durch  Beschreibung  vieler  neuen  Arten, 
sondern  auch  durch  schärfere  Vergleichung  und  Charakteri- 
stik der  einzelnen  Species  und  Genera  mehrfach  fördert.  Nach 
einer  historischen  Einleitung  (in  der  Ref.  die  „Bemerkun- 
gen über  die  Familie  der  Holopteriden«  von  Fr.  S.  Leu- 
ckar  t,  Zool.  Bruchstücke  II.  S.  120,  vermisst)  giebt  der  Verf. 
zunächst    einen    Ueberblick   über    den   Formenreichthum  der 


220     Leiickart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

belrefFenden  Familie,  indem  er  die  einzelnen  Haupttypen 
mit  den  zugehörenden  Genera  in  ihren  wesentlichsten  Ei- 
genthümlichkeiten  schildert ,  um  sodann  zu  seinem  Haupt- 
zwecke, der  zoologischen  Charakteristik  und  Beschreibung 
der  einzelnen  Arten  überzugehen.  Der  reiche  Inhalt  unse- 
rer Abhandlung  ergiebt  sich  aus  der  nachfolgenden  Zusam- 
menstellung. 

'"  Le  polypier  distinctement  separe  en  rhachis  polypifere  et  en 
bulbe.  Toutes  les  especes  presentent  la  forme  de  baguette  plus  ou 
moins  courbee  selon  la  flexibilite  de  Faxe  qui  est  predoniinant  dans 
la  niasse  du  corps  et  revetü  d'une  couche  oharneuse,  portant  des  po- 
lypes  sur  les  cotes  du  corps  soit  sessiles,  soit  places  sur  des  organes 
plus  ou  moins  developpes.    (lunciformes.) 

Funiculina  Lam.  mit  4  Sp. :  F.  quadrangularis  Fall.,  F.  Christii 
Kor.  et  Dan.,  F.  finmarchica  Sars,  F.    cylindrica  Lam. 

Pavonaria  Fall.     1   Sp.  :  F.   scirpea  Fall. 

Virgularia  Lam.  (4  Arten  ohne  Spiculä).  V,  Van  Bencdeni  n.  aus 
Amerika,  V.  juncea  Fall.,  V  Reimcardtii  n.  aus  Ostindien,  V.  austra- 
lis  Lam. 

Lygus  n.  gen.  (Durch  eine  mehr  selbstständige  Entwickelung 
der  Seitenfortsätze  charakterisirt.  L.  mirabilis  Müll. 

Scytalimn  n.  gen.  (iMit  Seitenfortsätzen,  die  nur  an  der  Ba- 
sis befestigt  sind.)  Sc.  Sarsii   n.  sp.  Nordsee. 

■"■•  Le  polypier  raccourci ,  les  organes  polypiferes  developpes, 
le  bulbe  assimile  ä  la  partie  inferieure  du  rhachis  ,  dont  la  coiiche 
charneuse  est  bien  developpee.  Toutes  les  especes  presentent  la 
forme  de  plume.     (Fenniformes.) 

Fenatula  Auct.  s.  st.  mit  4  Arten  ohne  Spiculä  und  Fasern  an 
den  Seitenfortsätzen:  F.  phosphorea  EH.,  P.  pulchella  \a\.  (sp.  inde- 
scripta)  vom  Nordkap,  F.  lubra  Boh.,  F.  borealis  Sars,  P.  ßmbriata 
n.  sp.  aus  Japan. 

Sarcoptilus  Gray.  S.  grandis  Gr. 

P  ter  0  mo  rpha  n.  gen.  (Mit  Längsfasern  in  den  Finnulae,  die 
sich  nach  dem  gezähnelten  Vordeirande  umbiegen.)  Pl.  crispa  n.  sp. 
(=  Penna   grisea  JJoh.  ?)   von  unbekanntem  Fundort. 

Pteroides  n.  gen.  (Mit  gruppenweis  vereinigten  Stacheln  an 
den  Finnulae.)  Pl.  hitipinnalnm  n.  sp.  aus  dem  Mittelmccre ,  Pl. 
Esperi  n.  sp.  (=  Fennatula  grisea  sicca  Esp.)  von  Sumatra,  Pt.  ele- 
gans  n.  sp.  aus  Ostindien,  Ft.  giandcFall.,  Ft.  spinosum  Ell.  (=  Fen- 
natula grisea  Auct.)  ,  Pl.  Sieholdii  n.  sp.  aus  Japan.  Sp.  incerta  :  Fen- 
natula ffrandis  EhrbL^ 


der  niederen  Tliiere   während  des  Jahres  1858.  221 

-::-::-::•  '[i\\)^  distinguee  des  deux  precedentes  par  la  brievete  du 
Corps  et  par  l'absense  des  pinnules.  Rhachis  clavifornie  portant  des 
cellules  polypiferes  sur  trois  faces.  Cellules  creusees  dans  la  snb- 
stance  du   corps ;  l'axe  calcaire  niince.     (Claviforines.) 

Kophobelemnon  Asbj,  K.  stellifcrum  Müll.,  K.  Burgeri  n.  sp, 
(Eine  drille  grössere  Art,  die  das  hiesige  zoologische  Cabinet  besitzt, 
stammt  aus  Nizza  und   ist  von  Dr.  Claus  gesammelt  Ref.) 

""■"■■■■"    Polypiers  simples    oü    les  polypes  sont  disperses  sur  toute 
la  surface  snperieure  du  corps.     (Veretilloides.) 
Lituaria  Val.,  L.  phalloides. 

S arco  b  el emnon  n.  gen.  (Durch  Aussehen  und  Beschaffenheit 
des  Stammes  mit  Lituaria  verwandt,  durch  die  Anwesenheit  von  vier 
I.ängskanälen  im  untern  Theile  des  Stammes  davon  verschieden.)  8. 
elegans  n.   sp.  Japan. 

Cavernularia  Val.  (Eine  solide  Achse  ist  ,  bei  manchen  Arten 
wenigstens,  bestimmt  anwesend.)  C.  obesa  Valenc.  ,  C.  pusilla  Phil. 
(=  Veret.  clavatum  Lt.) ,  C.  Valenciennesii  n.  sp.  Palermo  (eine 
Art,  deren  wirkliche  Verschiedenheit  von  Ver.  pnsillum  um  so  mehr 
zu  bezweifeln  ,  als  schon  mein  Onkel  auf  die  üngenauigkeit  der 
Phil  i  pp  i'sche  Angabe  über  die  spiralige  Stellung  der  Polypen  auf- 
merksam macht). 

Veretillum  Cuv.  V.   eynomorium  Pall.,   V.  luteum  Quoy  et  Gaim. 

*""■"■■"■"  Les  polypiers  aplatis  en  lamelle  ou  pinnule  solitaire, 
portant  des  polypes  sur  la  face  superieure  et  pourvue  dun  pedon- 
cule  bulboide,  ne  contenant  pas    d'axe  solide.  (Reniformes.) 

Renilla  J^am.  R.  reniformis  Pall.  ,  R.  violacea  Quoy  et  Gaim.. 
R.  Edu-ardsii  n.  sp.   Central amerika. 

Was  das  Gnn.  Umbellularia  betrifft,  so  ist  dieses  nach  unserem 
Verf.  möglicher  Weise  befestigt  und  von  den  echten  Ilolopteriden 
überhaupt  wohl    verschiedener,  als  man  gewöhnlich  annimmt. 

Die  vollständige  Charakteristik  der  von  unserem  Verf.  neu 
aufgestellten  Genera  lautet  folgendermassen  : 

Lygus  Herkl.  Corps  libre,  allonge,  ä  rhachis  renfle  en  bulbe, 
portant  sur  la  partie  snperieure  des  "polypes  sur  des  organes  distincts, 
libres,  le  long  des  deux  cötes  du  corps,  laissant  ä  nu  la  partie  infe- 
rieure.  Polypes  leti  iicliles  ,  ä  huit  tentacles  pinnes.  Axe  allonge, 
etendu. 

Scy  t al iu7n  Uevk\.  Polypier  libre,  lineaire,  allonge,  ä  rhachis 
distinct  du  bulbe,  portant  des  polypes  sur  des  ailes  membraneuses  le 
long  de  la  marge  libre;  nu  par  derriere.  Polypes  retractiles.  Axe 
subpierreux,  traversant  le  rhachis  dans  toute  sa  longeur  ,  attenue  aux 
deux  extremites. 


222     Leuckart:  Bericht,  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Fteromorpha  Herkl.  Pennatulide  ayant  les  pinnules  soute- 
nues  par  des  epines  parcourant  la  ianie  parallelenient  au  boid  po- 
sterieur,  se  recourbant  dans  la  derniere  partie  de  leur  cours  pour 
s'incliner  vers  le  bord  anterieu»»,  qui  est  deutele.  J.es  polypes  sont 
disposes  sur  les  bords  des  pinnules  ,  des  deux  cotes.  Le  rhachis  est 
lisse.  Laxe  cylindrique  est  altenue  vers  les  deux  bouts  parcourt 
tout  le  Corps. 

Pteroides  Herkl.  Pennatulide  ayant  les  pinnules  soutenues 
par  des  epines  ou  des  fibres  tendineuses,  reunies  en  paquets  formant 
epine,  rayonnants  de  la  base  d'insertion  des  pinnules,  ä  bord  entier. 
Les  polypes  sont  disposes  sur  la  lanie  des  pinnules  dans  sa  partie 
marginale  des  deux  cötes.  Le  rhachis  est  lisse.  L'axe  cylindrique 
parcourt  tout  le  corps. 

Sa  rcob  elemno7i  Heikl.  Corps  simple,  cylindrique,  charnu, 
portant  des  polypes  juonibreux,  retractiles,  inseres  dans  la  substance  du 
Corps,  autour  de  la  partie  superieure  ,  la  partie  inferieure  renflee  en 
bulbe,  nue.  La  substance  du  corps  est  caverneusc  dans  la  partie  poly- 
pitere,  dans  la  pailie  inferieure  nue  il  existe  quatre  canaux  tapisses 
d'une  niembrane,  disposes  autour  d'un  cenlre  tendineux.  Axe  solide? 

Kner  beschreibt  eine  mit  Virgularia  (Lygus  Herkl.)  mirabilis 
verwandte  neue  Art  V.  multißava  von  der  Dalmatischen  Küste.  Ver- 
band], der  zool.-bot.  Gesellsch.  in  Wien  1858.  S.  295.  Die  Artunter- 
schiede bestehen  in  der  gedrängteren  Stellung  der  l'innulae  und  der 
grösseren   Anzahl   (14  statt  8)    der  Polypen  in  denselben. 

Gosse  macht  einige  Bemerkungen  über  den  Bau  von 
Sarcodlclyon  catenala  Forb.  und  giebt  davon  eine  schöne 
Abbildung.  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  IL  p.  271—280. 
PL  IX. 

Die  Fühler  sind  rechts  und  links  mit  einer  Längsreihe  cylin- 
drischer  Fäden  (pinnae)  besetzt,  die  eine  Forlsetzung  der  Leibeshöhle 
in  sich  einschliessen  und  ausser  zahlreichen,  haufen^^eise  zusammen- 
gruppirten  Angeloiganen,  auch  eine  JMenge  kleinen  Fühlspitzchen  (pal- 
pocils  Wrht )  tragen.  Im  Innern  des  JMagens  verläuft  eine  Längs- 
rinne (gonidial  gioove)  ,  wie  bei  den  Actinien.  Spicula  konnte  bei 
den  lebenden  Thiercn  nirgends    nachgewiesen  werden. 

Brandt  setzt  seine  Untersuchungen  über  die  Familie 
der  Hyalochätiden  weiter  fort  und  macht  über  den  Bau  so- 
wohl von  Hyalonema,  wie  von  Hyalochaeta  weitere  Mitthei- 
lungen. L'Instit.  1858.  p.  298.  Wir  werden  auf  die  von 
unserem  Verf.  inzwischen  erschienene  Monographie  dieser 
Thiere  im  nächsten  Jahresberichte  zurückkommen. 

Johnston's    Dysidea    papillosa    ist   nach    den    Beobachtungen 


der  niederen  Tliieie  während  des  Jahres  1858.  223 

Barlee's  und  Gray's  keine  Spongie,  sondern  ein  echter  Polyp,  der 
zumeist  mit  Corticifera  Les.  verwandt  scheint ,  seiner  cylindrischen. 
verästelten  Form  nach  aber  am  besten  ein  eigenes  Genus  Sidisia  Gr. 
bildet.  Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  489.  (In  die  Nähe 
dürfte  aiicli  Fhilippi's  Bebryce  mollis  gehören,  die,  wie  lief,  nach 
Untersuchung  zahlreicher  Originalexemplare  bestätigen  kann,  gleich- 
falls ein  echter  Polyp  und  kein  Schwamm  ist,  wie  Milne  Edwards 
in  seiner  Hist.  nat.  des  Corall.  vermuthet.) 

Porifera. 

Von  dem  ersten,  schon  in»  letzten  J.  B.  (S.  1773  nach 
einer  vorläiiligen  Mittheilang  erwähnten  Theile  der  Unter- 
suchungen ßovverbank's  „on  the  anatomy  and  physiology 
of  the  Spongiadae«  ist  jetzt  in  den  Transact.  roy.  Soc.  Vol. 
148.  P.  II.  p.  279—332  der  ausführliche  Text  mit  den  dazu 
gehörigen  4  Tafeln  erschienen.  Wir  erfahren  daraus,  dass 
die  Kiesel-  (Halichondria  Johnst. )  oder  Kalk-  ( Grantia 
Johnst.)  Nadeln  der  Spongiaden  in  Form  und  Bildung  nicht 
minder  variiren  ,  als  etwa  die  Kalkkörpcrchen  der  Holothu- 
rien  und  auch  oftmals  nicht  minder  complicirte  Gestalten 
besitzen.  Namentlich  gilt  das  von  den  als  „anchorate"  und 
„stellate"  beschriebenen  Formen.  Für  die  Unterscheidung  der 
einzelnen  Arten  ist  die  Kenntniss  dieser  Gebilde  bestimmt 
von  grossester  Bedeutung,  und  können  wir  dem  Verf.  nicht 
genug  Dank  wissen,  dass  er  sich  in  so  gewissenhafter  Weise 
der  vorliegenden  Untersuchung  unterzogen  hat.  Freilich  darf 
dabei  nicht  übersehen  werden  ,  dass  die  Form  der  Nadeln 
auch  bei  derselben  Art  sehr  häufig  nach  der  Verwendung, 
die  sie  im  Organismus  findet  ,  wechselt;  dass  dieselbe  eine 
andere  ist ,  wo  sie  bloss  stützen  oder  die  einzelnen  Theile 
verbinden  soll,  eine  andere ,  wo  sie  als  Organ  der  Verthei- 
digung  oder  zum  Festhalten  dient  u.  s.  w.  Die  von  un- 
serem Verfasser  aufgestellten  einzelnen  Gruppen  knüpfen 
zumeist  an  die  physiologische  Bedeutung  an  und  enthal- 
ten je  wieder  eine  Menge  difFerenter  Formen ,  die  mit 
besondern,  meist  sehr  treffenden  Namen  bezeichnet  sind. 
(Die  Benennungen  und  Arbeiten  Ehrenberg's  auf  demsel- 
ben Gebiete    scheinen  Verf.    unbekannt   geblieben   zu  sein.) 


224  L  e  u  c  k  a  i  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Für  die  Einzelnheiten  müssen  wir  auf  das  Original  selbst 
verweisen. 

Die  „weiteren  Bemerkungen"  desselben  Verfassers  über 
die  Vitalität  der  Spongiaden  (Rep.  br.  Assoc.  27.  Meet. 
p.  121 — 125;  im  Auszuge  Ann.  des  sc.  natur.  P.  IX.  p.  224) 
enthalten  Beobachtungen  über  das  OefFnen  und  Schliessen 
der  Poren  und  Oscula  bei  Spongilla  fluviatilis  ,  die  mit  den 
früheren  Untersuchungen  an  Hymeniacidon  caruncula  voll- 
ständig übereinstimmen. 

Die  Substanz  des  Badeschwammes  ist  ihrer  chemischen 
Zusammensetzung  nach  keineswegs,  wie  früher  angenommen 
wurde,  mit  dem  Fibrin  der  Seide  idendisch,  sondern  muss 
als  ein  eigener  Körper  von  besondern  chemischen  Eigen- 
schaften (Spongiolin)  betrachtet  werden.  S  chl  o  s  sb  erger, 
Annalen  der  Chemie  und  Pharmacie  1858.   CVIII.  S.  62. 

Gray  beschreibt  unter  dem  Genusnanien  Ap  hr  o  c  er  as  einen 
neuen  ,  mit  Grantia  verwandten  (durch  Form  und  Gruppirung  der 
Spicula  davon  verschiedenen)  Kalkschwamm,  A.  alcicornis  von  Hong- 
Kong.  Ann.  and  3iag.  nat.   bist.  1858.  II.  p.  85. 

Ebenso  eine  zweite  neue  Form,  X  e  no  s  f  ongia  ,  die  durch 
Form  und  Isolation  an  eine  Fungia  erinnert.  Die  Oscula  stehen  auf 
der  oberen  Fläche  und  bilden  hier  ein  System  radiär  verlaufender,  ver- 
ästelter  Rinnen  ,  während  die  untere  eine  dicke  Schicht  kieselhalti- 
gen Seesandes  trägt.     Sp.   A'.  patelliformis  Torres-Str.  ibid.   p.  369. 

Anhangsweise  erwähnen  wir  hier  auch  die  be'den  von  Gray 
neu  beschriebenen  (ien.  Carpenteria  und  D  uj  ar  d  inia ,  aus 
denen  Verf.  eine  eigene  Gruppe  bildet  (Fenestrifera),  die  zwischen 
den  Schwämmen  und  den  Folythalamien  in  der  Mitte  stehen  und 
vielleicht  als  schalentragcnde  Schwämme  aufzufassen  sind,  vielleicht 
aber  auch  Polythalamien  mit  Skeletnadeln  im  Innern  darstellen.  (Ann. 
and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  381 — 38G.)  Die  zw  ei  Genera  tragen 
folgende   Charaktere  : 

Carpenteria.  Shell  conical,  attached  by  a  broad  base,  for- 
med  of  a  series  of  elongaled  cells ,  each  ending  in  a  contracted 
mouth  ,  piled  one  against  another  in  a  spiral  manncr,  and  with  the 
aperture  of  the  last  cell  at  thc  apex  in  the  centre  of  the  acute  cone. 
The  substance  of  the  cells  is  formed  of  a  network  of  calcareous  ana- 
stomosing  ribs  ;  the  interspaces  betwcen  the  ribs  are  thin,  calcareous, 
prominent  exlernally  and  pierced  with  numerous  perforations.  The 
cavity  of  thc  cells  is  filled  with  a  fleshy  spongc-likc  body,  streng- 
Ihened  by  numerous  minute    singule  pin-shaped  and  fusiform  smooth 


der  iiiederen  Thiere  wahrend  des  Jahres  1858.  225 

spicuJa  placed   in  bundles.     Sp.  C-  halanifovmis  von  den  Philippinen, 
auf  Porites,   Cardita,  Pecten. 

Dujardinia.  Ilaving  the  same  external  appearence  and  form 
as  the  proeeeding  genns;  that  is  ,  formed  of  cells  aggregated  toge- 
ther  in  a  spiral  from,  the  last  cell  beeng  furnished  with  an  apical 
opening;  but  the  ceJls  appear  to  have  a  simple  cavity  and  are  for- 
med of  a  thicker,  harder,  uniform  shelly  coat,  \vhif;h  is  very  closely 
and  uniformly  pierced  all  over  with  very  numcroiis,  minute  ,  eqnal- 
sized  parallel  pores.  The  cavity  of  the  cell  —  ?  Sp.  n.  D.  mediler- 
ranea  von  iMarseille  auf  Cardita   varicgata. 


lY.    P  r  0  t  0  z  0  a. 

Nach  den  zahlreichen  wichtigen  Entdeckung-en  über  die 
Lebens-  und  Forlpflanzungsverhällnisse  der  niederen  Thiere, 
die  uns  das  letzte  Decenniiim  gebracht  hat,  schien  die  Frage 
über  die  sog.  Generatio  aequivoca  erledigt  zu  sein.  Die 
Hypothese  einer  Urerzeugung  war  überflüssig  geworden,  seit- 
dem das  Vorkommen  der  Eingeweidewürmer  und  Infusorien 
auch  unter  scheinbar  sehr  ungewöhnlichen  Umständen  in 
derselben  Weise  seine  Erklärung  gefunden  halte,  wie  zu 
Redi's  Zeiten  das  Vorkommen  der  Fliegenmaden  in  fau- 
lendem Fleische.  Doch  der  Schein  hat  uns  betrogen.  In 
dem  Schoosse  der  gelehrtesten  wissenschaftlichen  Corpora- 
tion erwachte  der  alte  Streit  von  Neuem  —  und  noch  heute 
ist  derselbe  nicht  geschlichtet.  Im  December  1858  berich- 
tete Pouche  t,  der  um  die  Lehre  von  der  Fortpflanzung  der 
Säugethiere  hoch  verdiente  Forscher,  der  Pariser  Akademie 
über  eine  Reihe  von  Experimenten,  die  er  theils  allein,  theils 
auch  in  Gemeinschaft  mit  Houzeau  über  die  Entstehung 
Ihierischer  und  pflanzlicher  Protorganismen  in  Infusionen  an- 
gestellt hatte,  und  die  ihn  zu  der  Ueberzeugung  hinführten, 
dass  eine  Urerzeugung  in  Wirklichkeit  existire  (Compt.  rend. 
T.  XLVIL  p.  979  u.  982.  Annal.  des  sc.  nat.  T.  IX.  p.  346 
— 352).  P.  wollte  sich  namentlich  davon  überzeugt  haben, 
dass  derartige  Geschöpfe  in  hermetisch  (durch  Quecksilber) 
geschlossenen  Gefässen  entständen,  deren  Inhalt,  eine  In- 
Archiv f.  Nalurg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  P 


226     L  e  II  c  k  a  r  t  :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Natu,  geschichle 

fusion  von  Wasser  und  Mehl,  von  denen  das  erstere  vorher 
gekocht,  das  letztere  eine  Zeit  lang  einer  Temperatur  von  100^ 
ausgesetzt  gewesen,  mit  reinem  Sauerstoff  oder  auch  künst- 
lich bereiteter  Luft  in  Berührung  sei. 

Gegen  die  Angabe  von  Pouch  et  und  die  Beweiskraft 
seiner  Experimente  erhoben  sich  jedoch  zahlreiche  Summen. 
Vor  Allen  Milne  Edwards  (Ann.  des  sc.  nat.  I.e.  p.  353 
— 360),  dann  weiter  Payen,  Quatrefages,  Bernard 
und  Dumas  (ibid.  p.  360 — 366)  und  schliesslich  noch  La- 
caze-Duthiers  (ibid.  p.  367 — 370).  Es  würde  uns  na- 
türlich zu  weit  führen,  wenn  wir  hier  alle  die  zahlreichen 
Einwürfe  wiedergeben  wollten,  die  von  Seiten  so  vieler  be- 
deutender Männer  gegen  die  Mittheilungen  von  Pouchet 
erhoben  wurden.  Dieselben  erschöpfen  so  ziemlich  Alles, 
was  gegen  die  Annahme  einer  Gen.  aequivoca  überhaupt 
gesagt  werden  kann:  die  Lebenszähigkeit  der  Protorganismen, 
die  Resistenz  namentlich  gegen  hohe  Temperaturgrade  (100 
— 150^),  die  sie  im  ausgetrockneten  Zustande  besitzen.  Vor- 
kommen und  Verbreitung  im  Lufträume  (wobei  freilich  sehr 
auffallender  Weise  der  neuern  Beobachtungen  von  Ebren- 
berg  keine  Erwähnung  geschieht;  vergL  J.  B.  XXL  S.  82) 
u.  s.  w.  Sie  machen  weiter  auf  die  Schwierigkeiten ,  ja 
Unmöglichkeit  aufmerksam,  in  der  von  Pouchet  gewählten 
Weise  ein  unumstösslich  sicheres  Resultat  zu  erzielen  und 
führen  eine  Reihe  von  direkten  Erfahrungen  und  Experi- 
menten an ,  die  keineswegs  zu  Gunsten  einer  Gen.  aequi- 
voca sprechen.  So  namentlich  CI.  Bernard  und  Lacaze- 
Duthiers,  welcher  letztere  dabei  auf  seinen  verstorbenen 
Freund  J.  Hai m  es  und  die  von  diesem  angestellten  Ver- 
suche Bezug  nimmt.  (Ref.  vermisst  einen  Hinweis  auf  die 
Erfahrungen  von  Schröder  und  von  Dusch,  nach  denen 
man  durch  einfachen  Verschluss  mit  Baumwolle  die  verschie- 
densten Infusionen  vor  Fäulniss  und  Gährung,  d.  h.  Enl- 
wickelung  von  Prolorganismen ,  Infusorien  und  Pilzen,  be- 
wahren kann.  Prof.  Hoffmann  in  Giessen  hat  diese  Be- 
obachtungen vollkommen  bestätigt  und  ausserdem,  wie  Ref. 
hier  beiläulig  mitlheilen  will  ,  ein  sehr  einfaches  Verfahren 
ersonnen,  durch  welches  die  Imporlation  der  Keime  bei  der 


der  niederen  Thlere  während  des  Jahres  1858.  227 

Sclümmelbilduiig-  ii.  s.  w.  zur  Genüge  erwiesen  wird.  Er 
nimmt  nämlich  zwei  gleiche  Gläser  mit  derselben  Infusion, 
stöpselt  beide  und  leitet  durch  die  Stopfen  eine  —  nicht 
gar  zu  dünne  —  Glasröhre,  die  bei  dem  einen  Glase  am  Ende 
qförmig  nach  abwärts  gebogen  ist.  Nachdem  die  Infusion 
in  beiden  Gläsern  gekocht  ist,  wird  die  gekrümmte  Glas- 
röhre mit  einem  Baumwollepfropfen  geschlossen,  so  dass  die 
beim  Erkalten  einströmende  Luft  durch  die  Poren  des  Pfropfens 
fillrirt  wird.  Die  Glasröhre  der  anderen  Flasche  bleibt  offen. 
Nach  dem  Erkalten  wird  der  Pfropfen  entfernt  und  das  be- 
treffende Glas  mit  dem  zweiten  an  einem  vor  beträchtlichem 
Temperaturwechsel  geschützten  Orte  aufbewahrt.  Trotz  der 
jetzt  freien  Communication  mit  dem  Lufträume  entwickelten 
sich  immer  nur  in  dem  Glase  mit  grader  und  unverstöpsel- 
ter  Röhre  eine  Vegetation  von  Pilzen,  während  die  Infusion 
des  andern  Glases  auch  bei  jahrelanger  Aufbewahrung  un- 
verändert bleibt,  offenbar  nur  desshalb,  weil  die  in  der  Luft 
suspendirten  Keime  nicht   in  dieselbe   hineinfallen  können.) 

Pouch  et  hat  sich  übrigens  durch  diese  Entgegnun- 
gen keineswegs  bestimmen  lassen ,  seine  Meinung  aufzuge- 
ben, er  sieht  im  Gegentheil  darin  nur  eine  Aufforderung, 
die  gegen  ihn  erhobenen  Einwürfe  zurückzuweisen  und 
seine  Methode  zu  rechtfertigen  (Ann.  des  sc.  nat.  1.  c. 
p.  370 — 381).  Man  muss  allerdings  anerkennen,  dass  in  der 
Lebensgeschichte  der  niederen  Thiere  noch  immer  mancherlei 
unerkannte  und  dunkle  Erscheinungen  vorkommen,  dass 
namentlich  die  Abhängigkeit  im  Auftreten  gewisser  For- 
men von  äusseren  Bedingungen  noch  viel  Rälhselhaftes 
einschliesst ,  aber  in  der  Hauptsache  scheint  der  Versuch 
von  Pouchet  doch  missglückt  zu  sein.  Ref.  hat  wenig- 
stens aus  den  hier  gepflogenen  Verhandlungen  die  Ueber- 
zeugung  gewonnen,  dass  die  Lehre  von  der  Urerzeugung  in 
nächster  Zeit  wohl  schwerlich  wieder  zur  Geltung  kom- 
men wird. 

Er  wird  in  dieser  Auffassung  noch  dadurch  bestärkt, 
dass  ein  anderer  früherer  Vertheidiger  der  Urerzeugung, 
Cienkowsky,  der  die  Existenz  dieser  Entwickelungsart 
sogar  durch  unmittelbare  Beobachtung  ausser  Zweifel  gestellt 


228     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

haben  wollte  (J.  B.  XXllI.  S.  258),  gegenwärtig  die  damals 
aus  seinen  Untersuchungen  gezogenen  Schlüsse  als  unzuläs- 
sig und  unrichtig  zurücknimmt.  „Ueber  meinen  Beweis  für 
die  Generatio  primaria",  Melanges  biolog.  Acad.  imp.  de  St. 
Petersb.  T.  II.  1858.  21  Seiten  mit  Abbild. 

Verf.  überzeugte  sich,  dass  der  im  Umlireise  faulender  Aniyluni- 
Ivörperchen  unter  gewissen  Umständen  sichtbare  Hof,  den  er  früher 
als  direktes  Umwandlungsprodukt  dieser  Körperchen  in  Anspruch 
nahm  und  für  einen  einzelligen  Pilz  hielt,  in  Wiriclichlieit  den  Kör- 
per eines  monadenartigen  Geschöpfes  darstellt,  welches  das  Aniylum- 
korn  umfliesst  und  nach  Amöbenar  in  sein  Inneres  aufnimmt,  obwohl 
es  an  Grösse  meist  beträchtlich  hinter  diesem  Korne  zurücksteht.  Im 
Innern  der  Monade  wird  das  Amylum  verdaut,  worauf  dann  in  der- 
selben eine  Neubildung  beweglicher  Monaden  vor  sich  geht, 

Bonifas,  de  la  generation  spontanee  Paris  1858  scheint  eine 
blosse  Compilation  der  für  die  Existenz  einer  Urerzeugung  geltend 
gemachten  Gründe  und  Beobachtungen. 

Eine  zweite  Frage,  der  wir  hier,  in  unserem  Berichte 
über  die  Protozoen  schon  mehrfach  begegnet  sind  ,  ist  die 
Frage  nach  den  Grenzverhältnissen  der  beiden  organischen 
Reiche.  Es  kann  Niemand  ,  der  die  Entwickelung  unserer 
Kenntnisse  über  die  niedrigsten  thierischen  und  pflanzlichen  Or- 
ganismen in  den  letzten  zehn  Jahren  verfolgt  hat ,  entgan- 
gen sein,  dass  die  in  früherer  Zeit  zwischen  beiden  Reichen 
errichteten  Marken  eine  nach  der  andern  gestürzt  sind. 
Selbst  die  Contractilität ,  die  noch  am  längsten  als  ein  Cri- 
terium  der  thierischen  Zelle  festgehalten  wurde ,  hat  diesen 
Werth  allmählich  verlieren  müssen ,  wie  von  Ref.  schon  bei 
mehrfacher  Gelegenheit  hervorgehoben  wurde  (J.  B.  XXI. 
S.  80  u.  a.  a.  0. ).  Unser  diesjährige  Bericht  giebt  uns 
neue  Beweise  für  das  Vorkommen  von  Contractionserschei- 
nungen  im  Pflanzenreiche,  und  erwähnen  wir  hier  in  dieser 
Beziehung  zunächst  die  Beobachtungen  von  Schenk,  nach 
denen  die  Schwärmsporen  gewisser  einzelliger  Schmarotzer- 
pflanzen (Chytridium  und  Rhizidium)  unter  Umständen  die 
exquisitesten  amöbenarligen  Bewegungen  darbieten.  (Ueber 
das  Vorkommen  contractiler  Zellen  im  Pflanzenreiche  Würz- 
burg 1858.  20  S.  in  ()uart  mit  2  Tafeln.)  Verf ,  der  weiter 
auch    in    den   Schwärmsporen    einer   unzweifelhaften   Alge, 


I 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  220 

Chaetophora,  contractile  Hohlräume  aufgefunden  hat,  gh\ubt 
sich  zu  dem  Ausspruche  berechtigt,  dass  die  Ihierischen  und 
vegetabilischen  Zellen  in  allen  ihren  Eigenschaften  eine  durch- 
greifende Uebereinstimmung  besässen  ,  und  dass  namenllich 
auch  dieVacuolen,  die  von  den  Schülern  J.  Müller's  nach 
dem  Vorgange  ihres  Lehrers  noch  heute  für  Zeichen  der 
ihierischen  Natur  gewisser  Organismen  gehalten  werden 
ganz  wie  die  Kerne ,  Wimpern  und  rolhen  Pigmentflecke  als 
allgemeine ,  den  Zellen  als  solchen  zukommende  Organisa- 
tionsverhältnisse anzusehen  seien. 

Noch  auffallender  und  merkwürdiger  sind  die  Bewe- 
gungserscheinungen, die  de  Bary  jüngst  an  den  als  Myxo- 
myceten  bekannten  pilzartigen  Schmarotzern  beobachtet  und 
(Bot.  Zeitung  1858.  No.  49—51)  beschrieben  hat.  Nach 
den  Untersuchungen  dieses  Forschers  besteht  die  rasenar- 
tige Substanz  der  genannten  Geschöpfe  aus  dickern  oder 
dünnern  verästelten  Strängen ,  deren  Ausläufer  in  beständi- 
ger rhizopodenartig  wechselnder  Bewegung  begriffen  sind 
und  in  immer  grösserem  Umfange  sich  ausbreiten.  Hat  die- 
ses Gewebe  eine  bestimmte  Entwickelung  erreicht,  so  ent- 
stehen an  einzelnen  Strängen  durch  Verflechtung  oder  Ver- 
dickung mehr  oder  minder  grosse  ,  rundliche  oder  keulen- 
förmige Fruchtkörper  ,  in  deren  Capitillium,  wie  bei  den  Bo- 
visten, zahllose  derbhäulige  Sporen  ihren  Ursprung  nehmen. 
Der  Inhalt  der  Sporen  bildet  nach  vollendeter  Reife  eine  zu- 
sammenhängende zart  umschriebene  Masse,  die  nach  dem 
Austreten  sich  streckt  und  dann  an  einem  Ende  zwei  lebhaft 
schwingende  geisseiförmige  Cilien  erkennen  lässt.  Anfangs 
scheint  dieser  Schwärmer  nur  auf  den  Gebrauch  seiner  Ci- 
lien angewiesen,  aber  nach  einiger  Zeit  beginnt  derselbe  eine 
sehr  evidente,  amöbenartige  Bewegung.  Verf.  trägt  kein  Be- 
denken, denselben  in  diesem  Zustande  geradezu  eine  Amöba  zu 
nennen  und  in  der  That  spricht  dafür  nicht  bloss  die  Bewegung 
durch  Pseudopodien ,  sondern  weiter  auch  die  Anwesenheit 
pulsirender  Vacuolen.  Ja,  diese  Amöben  besitzen  nach  Verf. 
sogar  die  Fähigkeit,  feste  Nahrungsstoffe  in  das  Innere  auf- 
zunehmen —  sie  leben  also  trotz  ihrer  pflanzlichen  Abstam- 
mung genau  wie  Thiere.     Das  spätere  Schicksal    dieser  Ge- 


230     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistunj^en  in  der  Naturgeschichte 

bilde  entspricht  ihrem  Ursprünge  ;  sie  wachsen  alhnählich  zu 
riesenhaften  Massen ,  verlieren  ihre  Beweglichkeit  und  ver- 
wandeln sich  schliesslich  wieder  in  fruclificirende  Sarkode- 
stränge. Ob  diese  Beobachtungen  zu  der  Annahme  genü- 
gen, dass  die  Myxomyceten  fortan  als  Thiere  (Mycetozoen) 
zu  betrachten  seien  ,  die  den  Rhizopoden  zugehörten  ,  wie 
Verf.  will,  mag  Ref.  nicht  entscheiden.  Aber  trotzdem  ver- 
mag er  seine  Bedenken  über  eine  derartige  Auffassung  nicht 
zu  unterdrücken.  Es  ist  schon  oftmals  hervorgehoben,  dass 
man  bei  der  Classifikation  zweifelhafter  Geschöpfe  weniger 
einzelnen  hervorstechenden  Charakteren,  als  vielmehr  dem  gan- 
zen Bildungstypus  und  der  systematischen  Stellung  derjeni- 
gen Formen  Rechnung  tragen  müsse  ,  denen  sich  dieselben 
zunächst  anschliessen  —  und  nach  diesem  Principe  dürften 
die  Myxomyceten  doch  wohl  am  natürlichsten  bei  den  Pilzen 
(in  die  Nähe  der  Bovisten)  verbleiben,  obwohl  sie  sich  durch 
die  Art  ihrer  Keimung  von  diesen  Pflanzen,  wenigstens  den 
höheren  Formen,  merklich  unterscheiden.  Dass  gelegentlich 
auch  bei  den  letztern  Contractionserscheinungen  vorkommen, 
beweisen  schon  die  älteren  Angaben  vjon  Hoffmann  „über 
contractile  Gebilde  bei  Blätterschwämmen"  (Bol.  Zeit.  1853. 
No.49),  nur  scheinen  dieselben  hier  weniger  ausgebreitet  zu 
sein.  Am  auffallendsten  ist  für  eine  Pflanze  jedenfalls  die 
Aufnahme  fester  Körper  in  das  Innere  —  aber  auch  die  Dia- 
tomeen nehmen  gelegentlich  Indigopartikelchen  in  das  Innere 
auf,  wie  nicht  bloss  Ehrenberg,  sondern  auch  Braun, 
Cohn  u.  A.,  die  trotzdem  an  der  vegetabilischen  Natur 
dieser  Geschöpfe  festhalten,  mit  Bestimmtheit  beobachtet  ha- 
ben. Ueberdiess  sind  unsere  Kenntnisse  über  die  Amöben 
noch  lange  nicht  abgeschlossen.  Wir  sehen  so  vielerlei  Ge- 
bilde thierischen  und  pflanzlichen  Ursprungs  „zu  Amöben 
werden",  dass  man  sich  kaum  gewisser  ketzerischer  Gedan- 
ken über  die  Natur  dieser  Wesen  enthalten  kann.  Einst- 
weilen werden  wir  aber  unter  allen  Umständen  gut  thun,  wei- 
tere Untersuchungen  über  unsere  Myxomyceten  oder  Myce- 
tozoen  abzuwart(Mi.  Ergeben  sich  dieselben  wirklich  als 
Thiere  —  nun,  dann  wird  es  am  Ende  noch  wahr,  was 
jüngst  ein  bekannter  Algologe  gegen  Ref.  äusserte,  dass  nicht 


der  nierleren  Thiere  während  des  Jahres  1858.  231 

bloss  die  Schwämme ,  dass  auch  die  Algen  demnächst  als 
verkappte  Thiere  würden  erkannt  werden. 

Die  Monatsschrift  des  wissenschaftlichen  Vereins  in 
Zürich  enthält  in  ihrem  dritten  Bande  S.  1 — 62  unter  dem 
Titel  „das  einfachste  thierische  Leben«  eine  recht  anspre- 
chende Schilderung  des  Baues  und  Lebens  der  Protozoen 
von  H.  Frey.  Verf.,  der  bei  einer  früheren  Gelegenheit 
entschieden  für  die  Einzelligkeit  der  Protozoen  in  die  Schran- 
ken trat,  ist  noch  heute  der  Ansicht,  dass  diesen  Thieren 
keine  zusammengesetztere  histologische  Organisation  zu- 
komme ,  dass  ihr  Körper  vielmehr  entw^eder  geradezu  eine 
einfache  Zelle  repräsentire  (Monocystis,  Amoeba)  oder  doch 
einer  solchen  sehr  nahe  verwandt  sei  (S.  54).  Die  Existenz 
einer  besondern,  mit  Chylus  erfüllten  Magenhöhle  bei  den  In- 
fusorien wird  in  Abrede  gestellt ;  was  man  so  genannt  habe, 
sei  (wie  das  auch  Ref.  behauptet  J.  B.  XXL  S.  87)  nur  die 
weichere  Medullarmasse  des  Körpers. 

Ehrenberg  setzt  seine  Untersuchungen  über  die  geo- 
logische Bedeutung  des  kleinsten  organischen  Lebens  fort 
und  handelt  im  Speciellen  über  die  Bildung  von  Quarz -Kie- 
selsand durch  nachträgliche  Verkieselung  von  Kalkskeletthei- 
len  (Berl.  Monalsber.  1858.  S.  118  fr.)  und  über  das  massen- 
hafte Vorkommen  mikroskopischer  Geschöpfe  in  den  unter- 
sten silurischen  Thonschichten  Petersburgs  (ebendas.  S.  295  ff. 
und  S.  324  ff.). 

Derselbe  charakterisirt  die  aus  Tiefgrundproben  des 
Aegäischen-  und  Mittel  -  Meeres  ausgelesenen  Hartgebilde 
von  Protozoen  und  Mollusken,  unter  denen  zahlreiche  neue 
Species  ,  die  wir ,  so  weit  sie  uns  hier  interessiren ,  weiter 
unten  (Polythalamien  und  Polycystinen)  noch  näher  kennen 
lernen  werden.  Monatsber.  der  Berl.  Akad.  1858.  S.  10 — 41. 

1.  Infusoria. 

Schon  in  unserm  vorjährigen  Berichte  haben  wir  auf 
die  von  der  Pariser  Akademie  gekrönten  Infusorienunter- 
suchungen von  C  l  a  p  a  r  e  d  e  und  Lach  mann  aufmerksam 
gemacht.      Wir  glaubten  damals  nicht,   sobald  auf  dieselben 


232  Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

zurückkommen  zu  können  und  ergreifen  desshalb  mit  dop- 
pelter Freude  die  Gelegenheit,  unsern  Lesern  die  Millheilung 
zu  machen,  dass  noch  im  Jahre  1858  die  erste  Lieferung  dieses 
wichtigen  Werkes  erschienen  ist.  Es  trägt  den  Titel:  etu- 
des  sur  Ics  Infusoires  et  les  rhizopodes  und  wird  in  Genf 
(als  ein  Theil  der  dortigen  Institutsschriften  Tom.  V.  u.  VL) 
herausgegeben.  Im  Ganzen  ist  dasselbe  auf  drei  Liefe- 
rungen berechnet,  und  wird  die  letzte  ausschliesslich  den 
Fortpllanzungs  -  und  Kntwickelungs- Verhältnissen  unserer 
Thiere  gewidmet  sein,  während  die  beiden  ersten,  die  schon 
beide  vollständig  vorliegen  ,  den  Innern  Bau  und  die  Syste- 
matik behandeln  und  die  von  unsern  Verff.  beobachteten  Ar- 
ten einer  ausführlichen  Beschreibung  unterbreiten.  Dass  die 
Zahl  dieser  Arten  nicht  unbeträchtlich  hinter  den  Ehren- 
berg'schen  zurückbleibt,  thut  der  Bedeutung  des  vorliegen- 
den Werkes  keinen  Abbruch:  es  wird  dasselbe  neben  dem 
genannten  fortan  die  wichtigste  Quelle  unserer  Infusorien- 
kunde bilden  und  unter  den  zahlreichen  schönen  Monogra- 
phieen  der  letzten  Jahre  beständig  als  eine  der  bedeutendsten 
hervorgehoben  werden. 

Die  Stellung,  welche  die  Vertf.  in  der  Frage  nach  den 
Organisationsverhältnissen  der  Infusorien  (p.  9 — 58)  im  Gan- 
zen einnehmen  ,  ist  durch  die  bekannte  Abhandlung  von 
Lach  mann  (J.  B.  XXll.  S.  431)  schon  zur  Genüge  darge- 
gelegt.  Die  VerfF.  sind  die  entschiedensten  Gegner  der 
Lehre  von  der  sog.  Einzelligkeit  der  Infusorien  und  führen 
gegen  diese  eine  solche  gewaltige  Streitmacht  von  Gründen 
und  Beobachtungen  in's  Feld  ,  dass  es  den  Anhängern  der- 
selben schwer  sein  möchte ,  noch  ferner  Stand  zu  halten. 
Die  äussern  Bedeckungen  der  Infusorien  bestehen  aus  einer 
zarten  Cuticula  ,  die  mitunter  ein  reticulirtes  Aussehen  hat 
und  bei  vielen  Arten  (nicht  bloss  Paramaecium  und  Bursa- 
ria, sondern  auch  sonst,  z.  B.  Nassula,  manchen  Ophryoglenen 
und  Amphileptus  ,  ja  selbst  bei  einer  neuen  Euglena)  voll- 
ständige Allgelorgane  in  sich  einschliessl.  Die  Körperwand, 
die  von  dieser  Cuticula  überzogen  wird,  erscheint  auf  den 
ersten  Blick  allerdings  vollkommen  homogen  ,  doch  gelingt 
es  bei  hinreichender  Yergrösserung  in  derselben  nicht  bloss 


'  der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  233 

kernartige  Einlagerungen  (Zellenkerne?),  sondern  häufig 
auch  ein  förmliches  Fasernetz  von  offenbar  muskulöser  Be- 
schaffenheit nachzuweisen.  Der  von  dieser  Körperwand  be- 
grenzte Raum  wird  von  unsern  Verff.  als  eine  mit  Nahrungs- 
säften erfüllte,  verdauende  Leibeshöhle  in  Anspruch  genom- 
men, die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  einer  besondern 
zarten  Membran  ausgekleidet  sei  und,  nach  der  Rotation  des 
Inhaltes  zu  schliessen,  auf  ihrer  Innenfläche  einen  Flimmer- 
besatz trage.  Der  Oesophagus  hat  oftmals  eine  beträcht- 
liche Länge  und  springt  dann  weit  in  das  Innere  der  Ver- 
dauungshöhle vor.  Ein  After  fehlt  nirgends,  wo  ein  Mund 
vorhanden  ist,  und  dieser  findet  sich  auch  bei  zahlreichen 
Monaden  und  Astasiäen,  die  desshalb  denn  auch  als  entschie- 
dene Thiere  zu  betrachten  sind.  Bei  Trachelius  ovum  und 
Loxodes  Rostrum  existirl  ein  völlig  geschlossener  verästel- 
ter  Darm  ,  doch  ist  das  eine  Thatsache,  die  mit  dem  Ver- 
halten der  übrigen  Infusorien  keineswegs  im  Gegensalze 
steht.  Dieser  Darm  ist  eben  nichts  anderes,  als  die  auch 
sonst  vorhandene  weite  Verdauungshöhle ,  die  hier  dadurch 
raodilicirt  wurde,  dass  sich  neben  derselben  noch  ein  ande- 
rer weiter  Hohlraum  im  Körper  entwickelt  hat.  (Da  diese 
zweite,  nach  Gegenbaur  mit  Wasser  gefüllte  Höhle  nun 
aber  kaum  etwas  anderes  ,  als  die  eigentliche  Leibeshöhle 
sein  kann,  so  folgt  aus  der  Betrachtung  unserer  Verff.  auch 
weiter,  dass  die  Verdauungshöhle  der  Infusorien  nur  mit 
Unrecht  als  „Leibeshöhle"  betrachtet  wird.  Für  die  Bezie- 
hungen der  Infusorien  zu  den  übrigen  Thiergruppen  ist  die- 
ses Resultat  nun  aber  von  hohem  Interesse.  Die  Verff.  hal- 
ten die  Infusorien  für  Coelenteralen  (p.  59)  —  natürlich 
nur  auf  Grund  der  hervorgehobenen  Deutung  des  centralen 
Hohlraums.  Ist  unsere  Auffassung  aber  richtig,  so  fehlt  der 
Mehrzahl  der  Infusorien  eine  eigentliche  Leibeshöhle  ;  die- 
selben können  demnach  auch  unmöglich  einer  Thiergruppe 
zugetheilt  werden ,  deren  ganzen  Typus  an  die  Existenz 
eines  derartigen  Höhlensystems  anknüpft.  Will  man  ein- 
mal nach  den  Verwandtschaften  der  Infusorien  unter  den 
höheren  Thieren  suchen,  dann  bleibt  in  der  That  nichts  An- 
deres  übrig  ,    als    dieselben ,    in    Uebereinslimmung    mit  0. 


234     L  e  11  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

Schmidt,  den  Turbellarien  anzureihen,)  Die  von  einer 
eigenen  Membran  umkleidete  contractile  Blase  bildet  mit- 
sammt  den  dazu  g-ehörio-en  Canälen  nach  der  Ansicht  unse- 
rer  Verff.  ein  Gefässsystem ,  dessen  Inhalt  sich  bald  centri- 
fugal,  bald  auch  in  entgegengesetzter  Richtung  fortbewegt.  Ein 
Nervensystem  hat  sich  bis  jetzt  mit  Bestimmtheit  noch  nicht 
auffinden  lassen,  obwohl  Sinnesorgane  keineswegs  fehlen,  nnd 
auch  das  von  Ehren  berg  als  Markknolen  gedeutete  Ge- 
bilde in  manchen  Arten  unverkennbar  ist.  Der  sog.  Kern 
der  Infusorien  ist  als  Geschlechtsorgan  in  Anspruch  zu 
nehmen. 

Was  die  Systematik  der  Infusorien  betrifft  ,  so  theilen 
die  Verff.  die  Gruppe  dieser  Thiere  nach  der  Bildung  der 
äusseren  Anhänge  in  vier  Ordnungen:  Ciliata  mit  blossen 
Wimperhaaren,  Suctoria  mit  strahlenförmigen  Rüsseln  ohne 
Wimperhaare  (Acineten),  Cilioflagellata  mit  Flimmerfäden 
und  Wimpern,  Flagellata  mit  Flimmerfäden  allein.  In  der 
Ordnung  der  Ciliaten ,  der  die  gemeinen  Infusorien  zugehö- 
ren ,  werden  dann  weiter  nach  folgendem  Schema  zehn  Fa- 
milien unterschieden: 

A.     Bouche    et  oesophage    non  dilatables.    beant  ä  l'elat   de   rcpos. 
Oesophage    cilie. 

a.  Bouche    et  aniis    dans    iino    fosse    commune.      Spire    buccale 
dexiotrope Farn.   Vorlicellina. 

b.  Bouche  et  anus  non  situes  dans  une  fosse  connuune.     Spire 
buccale  laeotrope. 

a.  Corps   n'ayant,    en   fait  de    cils,   que   les   cirrhes  buccaux. 
Le  reste  du  corps  glabre. 
*  Pas  d'autres  organes  que  des  cirrhes  buccaux. 

Faui,    Urocentrina. 
•::•*  Appendices    locomoteurs     dillerents    des    cirrhes    buc- 
caux.    Infusoires   niarcheurs        .     .     Fani.  Oxytrichina. 
ß.  Corps  entierenient  cilie. 

"   Corps    ayant   la     forme  d'une    cloche    sur    le  bord    de 
laqueilc    les  cirrhes    buccaux  forment  plusieurs  lours. 

Fani.   Tinttjjmodea. 

■•■■•■  Spire  l)uccale  ,    ne  foinianl  ,    loisqu'cile   exisle  ,  Jamals 

plus  dun    tour  avant  datteindre  la  bouche. 

f  Spire    buccale    formee    par    des    cirrhes    plus    forts 

que  les   ciles  de  la  surface     .     .     Fam.  Buvsarina. 


der  niederen  Thierc  während  des  Jahres  1858.  23n 

ff  Pas  de  spire    biiccale    l'ormee  par  des  cirrhes  sur  la 

surface  externe Fani.  Colpodea. 

B.     Bonche  et  oesophage    tres    dilalables  ,    en    general   clos  ä  l'etat 
de  repos.     Oesophage  non  cilie. 

a.  Corps  entierement  ou  en   grande  partie  cilie. 

a.  Un  pied Fani.  Dysferina. 

ß.   Vqs  de  pied. 

■"   Pas  de   cuirasse Fain.    Trachelina. 

■"■"    Une   cuirasse Farn.  Colepitia. 

b.  Corps   glabre  porlant  seiilenienl  wne  rangee  de  cirrhes  autoiir 
de  la   bonche Fam.  Halterina. 

Von  diesen  10  Familien,  deren  Aufstellung  wir  als  den  ersten 
Versuch  einer  natürlichen  Classification  der  Infusorien  begrüssen  dürfen, 
werden  die  vier  ersten  noch  in  der  vorliegenden  ersten  Lieferung  ab- 
gehandelt. Eine  jede  derselben  wiid  zunächst  ausführlich  mit  Be- 
rücksichtigung des  äussern  und  innern  Baues  nach  ihren  IJauptzügen 
geschildert;  es  folgt  dann  eine  synoptische  üebersicht  der  dahin 
gehöienden  Geschlechter  und  auf  diese  schliesslich  eine  speciellere 
Schilderung  der  einzelnen  Genera  mit  den  von  den  Verff.  beobachteten 
Arten.  Und  das  Alles  beruht  auf  eigenen  Untei suchungen  und  einer 
genauen  und  umsichtigen  i'iüfung  der  Verhältnisse.  Begreiflich, 
dass  wir  da  nicht  auf  die  einzelnen  Beobachtungen  unserer  Verff.  ein- 
gehen ,  auch  nicht  alles  Neue  hier  anführen  können.  Wir  müssen 
uns  damit  begnügen,  auf  den  Reichlhum  und  die  wichtige  Bedeutung 
der  vorliegenden  Schilderungen  überhaupt  hinzuweisen  und  die  sy- 
noptische Üebersicht  der  einzelnen   Genera    zu   reproduciren. 

Farn.   Vorlicellina   (p.  77 — 134). 
A.    Privees  de  couronne   ciliaire  posterieure   pendant  la  plus  grande 

partie  de  leur  vie. 

1.  Subfam.     Vorticellines  nues. 

a.  Un   pedoncule. 

a.  Pedoncule  contraclile. 

""   Non  ramifie Vorticella. 

■"■*   Ramifie. 

7  Chaque   brauche  ayant  son   muscle  special. 

Carchesium. 
ff  Un  seul  muscle  ,  ramifie  dans  tous  les  branches 

de  la   colonie Zoothamnitan. 

ß.  Pedoncule  non  contractile Epistylis. 

b.  Pas  de  pedoncule. 

«.  Partie  posterieure    piesentant  un  bourrelet  ou  spincter 
circulaire Scyphidia. 


236     h  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ß.  Pas  de  bourrelet  ou  spincter       .     ,       Gerda  n.  gen. 
2.  Subfam.  Vorticellines  cuirassees  (Ophrydines). 

a.  Pas    de  vraie  coque.      Le    pedoncule    va    se    perdre  dans 
une  masse  gelatineuse Ophrydiimm. 

b.  Une  vraie  coque. 

«.  Animal  fixe  au  fond  de  sa  coque. 

"•■  Coque  fixee  par  rextreniite  posterieure      Cothurnia. 

■"■"■  Coque  fixee  par  le  cote Vaginicola. 

ß.  Animal  librement  snspendu  dans  sa  coque  Lagenophrys. 
B.  Miinies  d'une    couronne     ciliaire  posterieure    pendant  toute  leur 

vie  (3.  Subfam.   Vorticellines  libres) Trichodina. 

Eine  besondere,  meist  auch  duich  voitreffliche  Zeichnun- 
gen erläuterte  Beschreibung  finden  folgende  Arten  dieser  Fami- 
lie: Carchesium  polypinum  Ehrb.  ,  C.  spectabile  Ehrb. ,  C.  episty- 
lis  n.  sp.  ,  Zoothamniiim  alternans  n.  sp.  von  der  Norwegischen 
Küste,  Z.  glesnicnm  n.  sp.  ebendaher,  Z.  nutans  n.  sp.  ebendaher, 
Z.  aselli  n.  sp,  ,  Epislylis  invaginata  auf  den  Larven  von  Hydrophi- 
lus ,  E.  nmbilicata  n.  sp.  auf  der  Larve  von  Culex  pipiens,  E. 
coarclata  n.  sp. ,  E.  brevipes  n.  sp.  ,  Gerda  glans  n.  sp.  ,  Cothurnia 
nodosa  n.  sp.  Christianiafiord  auf  Ceramiuni  und  Diatomeen,  C.  com- 
pressa  n.  sp  norwegische  Küste  auf  Bowerbankia  u.  s.  w.  ,  C.  re- 
curva  n.  sp.  ebendaher,  C.  ßoeckii  ebendah,,  Trichodina  Steinii  n.  sp, 
auf  Planaria.  Ausser  diesen  Arten  werden  aber  auch  die  übrigen 
anderweitig  bekannt  gewordenen  Species  aufgezählt  und  mit  man- 
cherlei kritischen  Bemerkungen  ])egleitet.  In  einem  Anhange  zu  der 
Fam.  der  Vorticellinen  sprechen  die  Verff.  von  dem  Stein'schen 
Gen.  Spirochona ,  dessen  Stellung  zweifelhaft  scheint  und  dem  Gen. 
n.  Tric  ho  ditiop  sis ,  dessen  eine  Art,  Tr.  paradoxa  n,,  zu  Alyria- 
den  im  Darnikanale  von  Cyclostoma  elegans  lebt  und  trotz  aller  Aehn- 
lichkeit  mit  Trichodina  durch  den  Besitz  eines  uniformen  Flimmer- 
kleides und  mancherlei  innere  Eigenthümlichkeiten  davon  sich  un- 
terscheidet. 

Die  Fam.  der  Urocentrinen  enthält  bis  jetzt  nur  das  eine  Gen. 
Urocentnim  Ehr,  ,  über  das  die  VerlF.  mit  nur  wenigen  AVortcn  be- 
richten, während  die  Fam.  der  Oxytiichinen  wiederum  Stoff  zu  einer 
ausführlicheren  Behandlung  giebt, 

Fam.  Oxytrichina  (p.  135— 191), 
A.    Des  cinhes  marginaux. 

a.  Des  pieds-cirrhes  distribues  en  rangecs  regulieres  longitudi- 
nales  ou  obliques. 
rt.   Partie  anterieure   non   prolongee   en   forme    de  col   herisse 

de  soies  Oxytricha. 

ß.  Partie    anterieure    prolongee    en    forme  de   col   herisse   de 
soies Stichochaetan.   gen. 


der  niederen  Tliiere  wiihrend  des  Jahres  1858.  237 

b.  Des  pieds-cinhes  non  distrihnes  en  rangees   regulieres 

Stylonychia. 
B.    Pas   de  cirrhes  njarginaiix. 

a.  Des  cirrhes  frontuux. 

♦        «.  Des  pieds-crochets. 

^'  Pas  de  pieds  dorsaux Enplotes. 

■**  Des  pieds  dorsaux Schizopusn.  gen. 

ß.   Pas  de  pieds-crochets   .     .      .      .     C  arnpyl  o  pu  s  n.  gen. 

b.  Pas  de  cirrhes    fronlaux Asp'ulisca. 

Hieher   u.  a.  die    ausführlich    beschriebenen    Arten:    Oxytricha 

urostyla  n.  sp. ,  0.  fusca  Perty  ,  0.  multipes  n.  sp.  ,  0.  gibba  n.  sp., 
0.  pellionella  Ehr.,  0.  caudata  Ehr.,  0.  crassa  n.  sp.  Korwegensche 
Küste,  0.  anricularis  n.  sp.  ebendah.  ,  0.  retraclilis  n.  sp.  ebendah., 
Stichochaeta  cornnta  n.  sp.,  Stylonychia  mytilus  Ehrbg.,  St.  pustulata 
Ehr.,  f>t.  ßssisela  n.  sp. ,  St.  echinala  n.  sp. ,  Enplotes  patella  Ehr., 
E.  Charon  Ehr.,  £.  longipes  n.  sp.  Christianiafiord,  E.  excarahis  n.  sp., 
Norwegensche  Küste ,  Schizopns  noruegicus  n,  sp.  ebendaher,  Campy- 
lopus  paradoxus  n.  sp.  ebendaher,  Aspidisca  turrita  Ehr.,  A.  cicada 
n.  sp.,  A.  Lynceus  Ehr. 

Die  Familie  der  Tintynnoda  unifasst  wieder  nur  das  eine  Gen. 
Tintynnus  Ehr.,  aus  dem  unsere  Verff.  (p.  192 — 201)  beschreiben:  T. 
inquilinus  Ehrbg.,  T.  obliquiis  n.  sp.,  T.  amphora  n.  sp.,  T.  acumina- 
tus  n.  sp.,  T.  Steenstnipii  n.  sp.,  T.  quadrilineatus  n.  sp.,  T.  denticu- 
latus  Ehr.,  T.  Ehrenbergii  \\.  sp.  ,  T.  lagenula  n.  sp.,  T.  subulatus 
Ehr.,  T.  cinctus  n.  sp.  ,  T.  helix  n.  sp, ,  T.  annulalus  n.sp.,  T.  cam- 
panula  Ehr.,  T.  venlricosus  n.sp.,  T.  nrmda  n.  sp.,  T.  mucicola  n.sp. 
sämmtlich   von  der  IVorwegenschen  Küste. 

Farn.  Bursarina  (p.  211— 260). 

A.  \Jne  coque  tout  ou    moins  pendant  uue  partie  de  la  vie.     Anus 
en  avant.  (1.  Sousf.  Stentorina.) 

a.  Corps  non  tronque  en  avant  par  une  large  surface. 

a.  Spire  buccale  portee  par  un  processus  cn  forme  de  bände 
etroite Chaetospira. 

ß.    Spire  buccale    portee  par  une  large    expansion    membra- 

neuse  bilobe Freia  n.  gen. 

(=  Lagotia   Wright,  J.  B.  XXIV.  S.  186). 

b.  Corps  tronque  en  avant  par  une  large  surface   qui  porte  les 
cirrhes  buccaux  ä  son  pourtour Stentor. 

B.  Pas  de   coque.     Anus  situe    ä  l'extremite  posterieure.     (2.  Sous- 
fam.  Bursarina  s.  st.) 

a.   Pas  d'organe  en  forme  de  verre  de  montre. 

«.  Pas  de  rangees  de  cirrhes  dans  l'interieur  de  la  fosse 
buccale. 


238     L  e  u  c  k  a  r  t :   Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Katurgeschichte 

^'  Front  ne  formant  pas  de  saillie. 

f  Corps    tronque    en  avant    pur    une    suilace    oblique 
qui  porte  les  cirrhes  buccaux  ä  son  pourtour. 

Lencopkrys. 
ff   Corps  non  tronque  en  avant  par  une  surface. 

a.  Fosse  buccale  sans  faisceaux  de  cils  en  avant. 
Depourvue  de  cirrhes  de  cote  droit. 

Corps  lineaire Spiro  st  ominn. 

Corps  non   lineaire       Plagiotoma  n.   gen. 
Bordee  de  cirrhes  aussi  du  cote  droit. 

Corps  allonge,  ayant  partout  la  nieme  largejir. 

Konchjlosloma. 
Corps  globulcux,  aniinci   en  avant. 

B  alantid  i  u  m  n .  gen. 

b.  Fosse  buccale  tres  large,  niunie  en  avant  de  deux 

faisceaux  de  cils  distincts  des  cirrhes  buccaux. 
L emb a d i u m    n.  gen. 
"^  Front  en  saillie,  dominant  la   fosse  buccale. 

f  Fosse  buccale  oblique     .     .     .     Met  opus  n.  gen. 

ff  Fosse  buccale  non  oblique       Frontonia  n.  gen. 

ß.  Fosse    buccale    en  entonnoir,  portant  ä  son   Interieur  une 

rangee  de  cirrhes  tres  forts Bursaria. 

b.   Un  Organe    en    forme  de   veire  de  nionlre  sur    le  bord  de  la 

bouche Ophryoglena. 

llieher  von  ausfühilich  beschriebenen  Arten:  Freia  elegans  n. 
sp.,  Fr.  aculeata  n.  sp. ,  Fr.  ainpulla  n.  sp.,  sämmtlich  von  der  Nor- 
wegenschen  Küste  (zum  Theil  mit  den  W  r  i  g  ht'schen  Arten  identisch), 
Stentor  polymorphus  Ehr.,  Leucophrys  patula  Ehr.,  Spirostomnim  am- 
biguum  Ehr.,  Sp.  tcres  n.  sp. ,  Sp.  filum  Ehr.,  Plagiotoma  laterilia 
n.  sp.,  P.  cordiformis  Ehr.,  PI.  Lumbrici  Duj.  ,  PI.  acuminata  n.  sp., 
im  Schleime  von  Trichogonia  ,  PI.  blattarum  St.,  PI.  Gyoiyana  Clap., 
PI.  coli  Malmst.,  Kondyiostoma  patens  Duj.  (?)  ,  K.  palulum  n.  sp., 
beide  von  der  Korwegenschen  Küste  ,  Balantidium  entozoon  Ehrbg., 
Lembadium  bullinum  Perty,  Bursaria  decora  n.  sp.,  Metopus  sigmoi- 
des  n.  sp.  ,  Ophryoyletia  citreum  n.  sp.  ,  Frontonia  Icucas  Ehr.  (Die 
ohne  Fundort. hier  aufgeführten  neuen  Arten  sind  in  der  Umgegend  von 
Berlin  beobachtet.) 

Die  schon  im  vorigen  Berichte  (S.  183)  erwähnte -Ab- 
handlung von  d'Ukedem  „sur  les  nietamorphoses  des  vor- 
ticelliens«,  die  Ref.  damals  nicht  zugängig  war,  ist  aus  dem 
Journ.  de  la  Soc.  med.  de  Bruxelles,  in  dem  sie  ursprüng- 
lich publicirt  wurde  ,  jetzt  auch  in  die  Ann.  des  sc.  natur. 
T.  IX.  p.  321—334  und  die  Ann.  and  Mag.    nat.  bist.  T.  III. 


der  niederen  Thiere  während   des  Jahres   1858.  239 

p.  1  ff.  überg-eg-ang-en.  Die  Arbeit  enthält  in  der  That,  wie 
Ref.  schon  früher  vernjulhete  ,  im  Wesentlichen  nur  eine 
Reproduction  der  in  den  Mein,  de  l'Acad.  de  ßrux.  nieder- 
gelegten Beobachtungen  über  die  Entwickelungsgeschichte  der 
vorticellenartigen  Infusorien  ,  und  scheint  zunächst  nur  dazu 
bestimmt  zu  sein  ,  die  von  unserem  Verf.  mit  einigen  Ver- 
änderungen adoptirte  sog.  Acinetentheorie  gegen  die  Ein- 
würfe Lachmann's  (J.  B.  XXII.  S.  431)  zu  vertheidigen. 
Die  späteren  Beobachtungen  von  Lach  mann  und  Clapa- 
rede,  die,  wie  Ref.  schon  im  letzten  J.  B.  hervorhob,  auch 
die  von  unserem  Verf.  behauptete  Umwandlung  eingekapsel- 
ter Vorticellenköpfe  in  ein  ilimmerndes  opalinaartiges  Infu- 
sorium  verdächtigen ,  sind  dabei  noch  nicht  berücksichtigt. 
Für  die  Einzelnheiten  muss  Ref.  auf  die  üriginalabhandlung 
verweisen,  die  besonders  für  den  Abschnitt  über  den  Ein- 
kapselungsprocess  mancherlei  Neues  enthält,  wie  denn  auch 
Verf.  die  Umwandlung  des  Acinetensprösslings  in  eine  neue 
Acinele  selbstständig,  ohne  von  seinen  Vorgängern  zu  wis- 
sen,  entdeckt  hat. 

Bei  Gelegenheit  dieser  Auseinandersetzung-  erwähnt  d'Ukedem 
einiger  neuer  Vorticellinen  ,  einer  Vorticella  microstyla,  deren  kurzer 
Stiel  bei  der  Contraction  nicht  einmal  eine  ganze  Spiraltour  macht, 
einer  andern  im  Aleere  lebenden  I^'orm  mit  schirmartig  entwiclieltem 
Kopfkragen  und  einer  auf  Tubifex  und  IVais  schmarotzenden  Epi- 
stylis.     Ann.   des  sc.  nat.  1.   c.   p.  32G. 

Wir  haben  in  den  letzten  Jahren  mehrfach  über  Beob- 
achtungen referiren  müssen  (J.  B.  XXIV.  S.  182),  die  allem 
Anscheine  nach  darauf  hindeuteten,  dass  auch  die  Infusorien 
eine  geschlechtliche  Fortpflanzung  besässen.  Durch  die  Un- 
tersuchungen von  Balbiani,  die  uns  heute  zum  Berichte 
vorliegen,  haben  diese  Andeutungen  eine  bestimmtere  Gestalt 
gewonnen.  Wenn  sich  dieselben  bestätigen  sollten ,  dann 
würden  die  Schwärmsprösslinge  der  Infusorien  fortan  als  die 
Enlwickelungsprodukte  eines  befruchteten  Eies  anzusehen 
sein  ,  der  sog.  Kern  als  Ovarium  ,  das  sog.  Kernkörperchen 
als  Hoden  fungiren. 

Die  Beobachtungen  Balbiani's  erstrecken  sich  auf 
sechs  oder  sieben  verschiedene  Arten,  werden  aber  zu- 
nächst nur  soweit  mitgetheilt,  als  sie  auf  das  auch  von  Cohn 


240     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

(.1.  B.  XXI.  S.  9J),  SO  wie  von  Stein  untersuchte  Paramae- 
cium  bursaria  Bezug  haben  (Compt.  rend.  1858.  T.  XLVI. 
p.  628,  oder  Journ.  de  physiol.  T.  I.  p.  347— 351.  PI.  IV, 
übersetzt  in  Ann.  nat.  bist.  I.  p.  435).  Eine  Reihe  von  Ge- 
nerationen hindurch  pflanzen  sich  die  Paramaecien  ausschliess- 
lich auf  ungeschlechtlichem  Wege,  durch  Theilung,  fort, 
aber  zu  gewissen  Zeiten ,  unter  dem  Einflüsse  bestimmter, 
annoch  unbekannter  Bedingungen,  entwickeln  sich  die  unter 
dem  Namen  des  Nucleus  und  Nucleolus  bekannten  Organe 
zu  ganz  evidenten  Geschlechtsorganen.  Der  Nucleolus  wächst 
und  verwandelt  sich,  meist  nach  vorhergegangener  Theilung 
in  zwei  oder  vier  Stücke,  in  eine  dünnwandige  Kapsel,  die 
ein  Bündel  zarter,  nach  den  Enden  zugespitzter  Stäbchen  in 
sich  einschliesst.  Gleichzeitig  hat  auch  der  sog.  Kern  un- 
ter beständiger  Grössenzunahme  Form  und  Aussehen  verän- 
dert. Seine  Masse  scheint  erweicht  und  an  den  Rändern 
von  Furchen  durchzogen,  die  immer  tiefer  eindringen  und 
schliesslich  ein  Stück  oder  auch  mehrere  davon  abtrennen, 
in  denen  man  bei  hinreichender  Vergrösserung  eine  Anzahl 
kleiner  getrennter  Eizellen  unterscheidet.  In  manchen  Fäl- 
len nimmt  auch  wohl  der  ganze  Kern  ein  solches  Aussehen 
an.  Diese  eben  geschilderten  Veränderungen  werden  übrigens 
in  allen  Fällen  durch  eine  Art  Begattung  eingeleitet.  Zwei 
Individuen  legen  sich  mit  ihrer  MundöfTnung  fest  auf  einan- 
der, so  dass  man  sie  leicht  für  Theilstücke  eines  einzigen 
Individuums  halten  könnte,  und  bleiben  5 — 6  Tage  in  diesem 
Zusammenhange,  bis  die  Entwickelung  ihrer  Geschlechtsor- 
gane vollendet  ist.  Verf.  ist  geneigt ,  bei  denselben  eine 
gegenseitige  Begattung  anzunehmen  und  glaubt ,  dass  ein 
Austausch  ihrer  Samenballen  durch  die  MundöfTnung  staltfinde. 
(?Ref.).  Nach  der  Uebertragung  wachsen  dann  diese  Samen- 
ballen noch  weiter,  so  dass  sie  allmählich  den  Kern  an  Grösse 
überlrefTen.  Dass  es  aber  wirkliche  Samenballen  seien,  die 
sich  hier  entwickelt  haben  ,  kann  nach  den  Reactionen  der 
Stäbchen  und  ihrer  Beweglichkeit  kaum  bezweifelt  werden. 
—  Die  Embryonen  beobachtet  man  etwa  5  od.  6  Tage  nach 
der  Begattung  und  zwar  anfangs  unter  der  Form  von  kleinen 
sphärischen   Körperchen ,    an    denen    sich   nach  Zusatz   von 


der  niederen  Thiere    während  des  Jahres  1858.  241 

Essigsäure  eine  deutliche  Hülle  erkennen  lässt.  (Dass  diese 
Embryonen  aus  den  eiartigen  Gebilden  hervorgehen ,  ist 
nicht  ausdrücklich  bemerkt,  also  auch  wahrscheinlich  nicht 
direkt  beobachtet,  dürfte  aber  doch  die  Ansicht  des  Verf. 
sein.)  Kern  und  contractile  Blase ,  die  anfangs  fehlen ,  bil- 
den sich  erst  später,  nachdem  der  Embryo  an  Grösse  zuge- 
nommen hat.  Die  acinetenartigeForm  des  neugeborenen  Spröss- 
lings  ist  schon  von  den  früheren  Beobachtern  beschrieben : 
Verf.  hält  die  strahlenartigen  Auswüchse  desselben  für  ge- 
stielte Saugnäpfe,  durch  die  er  noch  eine  Zeit  lang  nach  der 
Geburt  mit  dem  mütterlichen  Körper  in  Verbindung  bleibe  und 
aus  demselben  Nahrung  aufnehme.  Ist  die  Trennung  später 
eine  definitive  geworden  ,  dann  gehen  diese  Strahlen  verlo- 
ren ,  um  von  Flimmerkleid  und  Mundöffnung  vertreten  zu 
werden.  Durch  die  Entwickelung  der  Chlorophyllkörner  wird 
darauf  die  Metamorphose  des  Embryo  abgeschlossen. 

In  einer  zweiten  Note  (Cpt.  rend.  1858.  XLVII.  p.  383, 
Ann.  and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  439—443)  macht  der- 
selbe Verf.  weitere  Mittheilungen  über  seine  Entdeckungen. 
Er  berichtet  zunächst  über  den  sog.  Nucleolus  bei  etwa  15 
Arten  aus  verschiedenen  Familien  und  sodann  über  die 
Entwickelung  der  Eier  aus  dem  Nucleus  und  die  Begattung 
bei  einer  gleichfalls  nicht  unbeträchtlichen  Anzahl  von  For- 
men. Der  Nucleolus  scheint,  nach  den  Beobachtungen  des 
Verf.,  sehr  allgemein  bei  den  Infusorien  vorzukommen,  ist 
aber  nicht  selten  der  Art  mit  dem  Nucleus  verbunden,  dass 
es  des  Zusatzes  von  Reagentien  bedarf^  um  seine  Existenz 
nachzuweisen.  Bei  Bursaria  und  Chilodon  ist  derselbe  in 
einfacher  Anzahl  vorhanden  ,  wie  bei  Paramaecium ,  Oxytri- 
cha  hat  deren  zwei,  einen  neben  jedem  Nucleus,  ebenso 
auch  Euplotes ,  nur  dass  die  beiden  Nucleoli  hier  zu  den 
Seiten  des  Nucleus  gefunden  werden.  Bei  Stylonychia  und 
Urostyla  liegen  4  oder  5  Nucleoli  neben  dem  Nucleus  und 
bei  Spirostomum  zeigt  eine  jede  Anschwellung  des  rosen- 
kranzförmigen Nucleus  ein  solches  Körnchen.  Bei  den  Oxytri- 
chinen  bildet  sich  im  Innern  der  kapselartig  sich  erweitern- 
den Nucleoli  ein  dicker  körniger  Körper  mit  einer  Art  Aus- 
führgang ,  durch    den  zahlreiche  Fäden   in  die  Kapsel  über- 

Archiv  f.   Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  Q 


242     Leuckart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

treten ,  worauf  der  Ausführungsgang  und  der  Drüsenkörper 
wieder  verschwinden.  Die  Bildung  der  Eier,  in  denen  z.  B. 
bei  Paramaecium  Aurelia  u.  a.  Keinifleck,  wie  Keimbläschen 
sich  eine  Zeit  lang  mit  grossester  Schärfe  erkennen  lassen, 
geht  insoforn  verschieden  vor  sich,  als  der  Kern  bald  in  eine 
kleinere, vbald  grössere  Anzahl  von  Theilslücken  zerfällt,  bei 
Slylomychia  und  Uroslyla  z.  B.  je  nur  in  2  ,  bei  Paramae- 
cium und  Bursaria  in  viele,  von  denen  aber  bei  Paramae- 
cium meist  gleichfalls  nur  vier  sich  weiter  entwickeln,  lie- 
ber die  Umwandlung  in  Embryonen  werden  keine  weitere 
Daten  beigebracht ,  dagegen  spricht  Verf.  jetzt  von  einem 
Ablegen  der  Eier,  das  wahrscheinlich  durch  den  After  oder 
eine  benachbarte  Oeffnung  vor  sich  gehe.  Bei  den  Oxy- 
trichinen  ist  die  Begattung,  die  der  Entwickelung  der  Ge- 
schlechtsstoffe in  allen  Fällen  vorhergeht ,  von  einer  Ver- 
schmelzung der  ganzen  vordem  Körperhälfte  begleitet.  (Die 
Darstellung  desVerf.  lässt  überhaupt  denVerdacht  zu,  dass  diese 
sog.  Begattung  überall  Copulation  —  oder  Theilung? — sei.) 

Frey  beobachtete  bei  einer  frei  lebenden  Opalina 
eine  Theilung ,  bei  der  auf  die  erste  Ringfurche  noch  eine 
zweite  folgte  ,  so  dass  der  Leib  dadurch  in  drei  Abschnitte 
zerfiel,  von  denen  der  mittlere  am  kürzesten  war.  A.  a.  0.  S.57. 

Ebenso  macht  derselbe  einige  Beobachtungen ,  durch 
die  es  wahrscheinlich  wird,  dass  der  Abkömmling  von  Chi- 
lodon  CucuUus  in  der  Form  von  Cyclidium  glaucoma  eine  Ver- 
wandlung eingeht.  Er  sah  dieses  Cyclidium  sich  encystiren 
und  im  Innern  der  Kapsel  in  zwei  abweichend  gestaltete 
Infusorien  auseinander  fallen.     Ebendas.  S.  61. 

Nach  einer  Angabe  von  Gervais  und  van  Bene- 
den Zool.  med.  II.  p.  4l9  heben  wir  hier  hervor,  dass  Gruby 
et  Delafond  schon  vor  längerer  Zeit  auf  die  Existenz  von 
Infusorien  im  Darmkanale  verschiedener  Hausthiere  aufmerk- 
sam gemacht  haben.  Colin  hat  später  (traite  de  phys.  comp, 
des  anim.  domest.  Paris  1854.  T.  I.  p.  607  u.  657)  das  con- 
stanle  Vorkommen  dieser  Thiere  bestätigt  und  zwei  Arten 
unterschieden,  von  denen  die  eine  im  Pansen  des  Rindes 
und  Schafes,  die  andere  im  Blinddarme  des  Pferdes,  so  wie 
im  Grimmdarme  des  Schweines  lebt.  Nach  den  beigegebe- 
nen Abbildungen  ist  die  erstere  ein    gepanzertes  Infusorium 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  243 

mit  vorderem  Wirbelapparate,  wie  ein  Vorticellenköpfchen, 
während  die  andere  durch  den  Besitz  zweier  hinterer  Wim- 
periappen  ausgezeichnet  zu  sein  scheint.  Die  Darstellungen 
sind  leider  beide  sehr  mangelhaft,  und  steht  zu  erwarten, 
dass  wir  bald  Ausführlicheres  über  diese  interessanten  Ge- 
schöpfe erfahren.  (Wie  ich  so  eben  ersehe,  hat  Stein, 
der  durch  Purkinje  das  Vorkommen  von  Infusorien  im 
Pansen  der  Wiederkäuer  erfuhr,  inzwischen  gleichfalls  die 
ersten  der  hier  erwähnten  Formen  näher  untersucht  und  als 
Entodinium  in  drei  verschiedenen  Species  beschrieben.  Wir 
werden  im  nächsten  Jahresberichte  darauf  zurückkommen.) 

Baeonidium  remi^ans  Perty,  s.  Fresenius,  Beitr.  z.  K. ,  kl. 
Org.   a.  a.  0.   S.  118.  Tah.  X.  Fig.  32,  33. 

Baddeiy  liefert  ein  Verzeichniss  der  in  Koctiluca  miliaris 
aufgefundenen  Diatomeen.     Transact.  micr,   soc.  VI.   p,  79. 

Flagellata.  Von  Carter  werden  die  Entdeckungen 
Cohn's  über  die  geschlechtliche  Forlpflanzung  der  Volvoci- 
nen  nach  Beobachtungen  an  Eudorina  und  Cryptoglena  in 
allen  wesentlichen  Punkten  bestätigt.  Ann.  and  Mag.  nat. 
hist.  1858.  Vol.  IL  p.  237—253.  PI.  III. 

Die  Colonieen  von  Eudorina  elegans  enthalten  männliche  und 
weibliche  Zellen  ,  und  zwar  entwickeln  sich  zu  ersteren  beständig 
die  vier  vorderen  Zellen  ,  während  die  übrigen  als  weibliche  fungi- 
ren.  Bei  den  ersten  zerfällt  der  Inhalt  in  einige  60  monadenartige 
Spermatozoen  ,  die  zu  einem  regelmässigen  Bündel  neben  einander 
gruppirt  sind.  Flimmerhaare  und  Augentleck  bleiben  während  der 
Entwickelung  derselben  unverändert,  wie  denn  auch  die  weiblichen 
Zellen  noch  zur  Zeit  der  Befruchtung  ihre  Flimmerhaare  tragen. 
Nach  dem  Austritte  fallen  die  Spermatozoen  nicht  in  den  centralen 
Hohlraum  der  Colonie,  sondern  in  den  Innenraum  der  peripherischen 
Wand  ,  wo  sie  die  einzelnen  weiblichen  Zellen  umschwärmen  und 
unter  manchfachen  euglenenartigen  Contractionen  anbohren.  Bei  Cryp- 
toglena haben  die  sog.  JVlicrogonidien  die  Bedeutung  von  Spermato- 
zoen, während  die  Macrogonidien  als  weibliche  Zellen  zu  betrachten 
sind.  Verf.  sah  hier  den  Eintritt  der  erstem  ,  konnte  aber  ebenso- 
wenig ,  wie  bei  Eudorina,  die  weiteren  Schicksale  der  befruchteten 
Zellen  verfolgen.  Für  die  verwandte  Form  Chlamydococcus,  Trache- 
lomonas  und  Euglena  vermuthet  Verf.  ganz  ähnliche   Vorgänge. 

Nach  demselben  Forscher  rührt  die  rothe  Färbung  des 
Wassers  an  den  Küsten  Bombay's  (und  wahrscheinlich  auch 
anderen  Orten)  von  einer  Art  Peridinium  her,  P.  sanguineum 


244     Leuclcart:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

n.  sp. :,  die,  ganz  nach  Euglenenart,  einen  frei  beweglichen 
und  einen  eingekapselten  Zustand  hat  und  in  letzterem  die 
frühere  grüne  Färbung  mit  einer  rothen  vertauscht.  Im  Innern 
der  Cysten  theilt  sich  das  Peridiniurn,  wiederum  ganz  wie 
die  nahe  verwandte  Euglena  (die  Carter  übrigens  beide 
mehr  als  Pflanzen  ,  denn  als  Thiere  betrachten  möchte),  in 
2  oder  4  neue  Individuen  ,  die  nach  einiger  Zeit  frei  wer- 
den. In  manchen  Fällen  zerfällt  der  ganze  Inhalt  der  Cyste 
in  einen  Haufen  monadcnförmiger  Wesen  ,  wie  das  auch  bei 
anderen  algenartigen  Infusorien  vorkommt.  Ann.  and  Mag. 
nat.  bist.  1858.  Yol.  I.  p.  258—262. 

Schenk  macht  auf  das  parasitische  Vorkommen  mona- 
denartiger Infusorien  im  Darmkanale  der  Schmeissfliege  auf- 
merksam. Verhandl.  des  phys.  med.  Vereins  in  Würzburg 
1858.  VIII.  S.XXIX  oder  Virchow's  Arch.  Bd.  XIII.  8.491. 

lieber  Monas  amyli  Cienkowsky,  vgl.  oben  S.  227. 

Fresenius  beschieibt  (Beitr.  zur  Kenntniss  kleinster  Organis- 
men a.  a.  0.  S.  227—234.  Tab.  X.  Fig.  42(1'.)  folgende  Arten:  Monas 
truncata  n.  sp.  ,  M.  consociata  n.  sp. ,  M.  Oberhäuseri  n.  sp.  (dur.ch 
Form  und  rothe  Färbung  mit  M.  Okenii  Eiirbg.  verwandt),  M.  bijmn- 
ctata  n.  sp.  ,  Rhahd  omona  s  (n.  gen.)  inciiria  n.  sp. ,  Grymaea 
(n.  gen.)  vacillans  n.  sp.,  Tetraniitus  rostratus  Perty,  Anthophysa  Slül- 
leri  Bory,  A.  solitaria  Bory.  Ebenso  Drepanomonas  dentata  n.  sp. 
und  ftlallomonas  Plösslii  Perty  ,  a.  a.  0.  S.  216  u.  217.  Tab.  X.  Fig. 
25-28,  39—41. 

Das  Gen.  Rhahdomonas  ist  durch  Släbchenform  und  deutliche 
Längsstreifung,  Giymaea  durch  eine  coniprimiite ,  taschenförniige  Ge- 
stalt charakterisirt. 

Ebendaselbst  auch  Beobachtungen  über  einige  zur  Gruppe  der 
Volvocinen  gehörende  Pflanzenformen. 

Cnjploglena  lenticularis  n.  sp.  Carter  I.  c.  p.  247.  Tab.  VIII. 
Fig.  la,  19,  Cr.  cordiformis  ibid.  p.  250.  Tab.  YIll.  Fig.  28  (die  letz- 
tere möglicher  Weise  der  nach  Befruchtung  ruhend  gewordene  Zu- 
stand   der  erstem.)     Beide  von  Bombay. 

2.     Rhizopoda. 

\V.  Ca rp enter  liefert  in  einem  Vortrage  on  the  lo- 
west  (rhizopod)  type  of  animal  life,  considerod  in  ils  relalion 
to  physiology,  zoology  and  geology  (Ann.  and  Mag.  nat. 
his(.   1858.  II.  p.  74 — 80)    eine    ebenso  gedrängte,    wie    an- 


der  niederen   Thieie    während  des  Jahres   1858.  245 

sprechende  und  lebendige  Schilderung  von  dem  Baue  und 
der  Lebensweise  der  Rhizopoden  ,  besonders  der  Ainoeben, 
Aclionophryiden  und  Polylhalamien.  In  der  That  ist  es  ein 
wunderbares  Wesen  ein  solches  Geschöpf:  —  ^a  little  par- 
ticle  of  appearently  homogeneous  jelly  changing  itself  into 
a  greater  variely  of  forms  than  the  fabled  Proteus,  laying 
hold  of  its  food  without  niernbres  ,  swallowing  it  without  a 
inouth,  digesling  it  without  a  stornach,  appropriating  its  nu- 
Iritious  material  without  absorbent  vcssels  or  a  circulating 
System,  moving  from  place  without  muscles,  feeling  (if  it  has 
any  power  to  do  so)  without  nerves,  multiplying  itself  with- 
out eggs,  and  not  only  this,  but  in  many  instances  forming 
shelly  coverings  of  a  symmetry  and  completeness  not  surpas- 
sed  by  those  of  any  testaceous  animal." 

lonosomatia.  J.Müller  glaubt  nicht  bloss  Actinophrys, 
sondern  auch  Amoeba,  Arcella  und  Difflugia  wegen  der  An- 
wesenheit der  contractilen  Blase,  die  den  echten  Rhizopoden 
abzugehen  scheint ,  mit  den  Infusorien  zusammenstellen  zu 
müssen.  Ueber  die  Thalassirollen,  Polycystinen  und  Acan- 
thometren.  S.  20. 

Auch  Ehren  berg  spricht  sich  wiederholt  gegen  die 
Vereinigung  der  Düflugien  und  Arcellen  mit  den  Polythalamien 
aus.     Berl.  Monatsber.  1858.  S.  332.  Anm. 

Den  Untersuchungen  Sundahl's  verdanken  wir  die 
Kenntniss  zweier  neuer,  der  Gruppe  der  Monosomatia  zuge- 
hörender, mariner  Rhizopoden  von  kolossaler  Grösse,  einer 
nackten  Form,  die  Verf.  zu  den  Amoeben  rechnet  (^Amoeba 
gigantea)  obgleich  sie  sich  durch  die  Fähigkeit  zweierlei  Pseu- 
dopodien zu  bilden ,  von  den  übrigen  bis  jetzt  bekannten 
Arten  dieses  Genus  unterscheidet ,  und  einer  beschälten 
QArtrorhiza  limicola  n.  gen.  et  n.  sp),  die  wohl  als  Re- 
präsentant einer  besondern  kleinen  Familie  aufzufassen  sein 
dürfte.  An  den  dünnen  Pseudopodien  wurde  die  von  Schnitze 
so  schön  beschriebene  Körnchenströmung  beobachtet,  ebenso 
auch,  bei  der  ersten  Art,  eine  Copulation  mehrerer  Indivi- 
duen. Öfvers.  k.  vetensk.  akad.  Föhandl.  XIV.  p.  299—303. 
Tab.  III. 

Amoeba  gigantea.      Corpus  albidum ,    e  materia  gelatinosa  con- 


246     L  e  u  c  k  a  r  t :    Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

sistens,  sine  structura  interna  et  forma  definita  externa,  figurani  con- 
tinuo  mutans  processibus  crassis  vel  fibrillis  iani  extensis,  iam  redu- 
ctis.     Diam.  2 — 8  Mili.  ;   long,  fibrillarum  usque  ad   15  IMm. 

Äctinorhiza  n.  gen.  Corpus  discoideum,  orbiculatum,  testa 
tectum  stellata  e  materiis  diversis  composita  ,  sine  poris  ,  margine  in 
radios  plures  tubulosos  excurrente. 

A.  limivola  n.  sp.  Color  testae  stellatae  obscurus,  griseo-brun- 
neus,  inaculis  parvis  flavo-brunneis  sparsis,  inaequalibus,  irreguiaribus, 
paulluluni  nitentibus.  Numerus  denticulorum  varians,  10 — 15.  Dia- 
meter testae  sine  denti(\  5 — 6  Mm.,  longit.  denticulorum  1  —  2  Mm. 

Amoeba  lateritia  n.  sp.,  eine  durch  ziegeirothe  Farbe  und  An- 
wesenheit zahlreicher  feiner  hyaliner  Spitzen  ausgezeichnete  Art.  Fre- 
senius,  Beiträge  u.  s.  w.   S.  218.  Tab.  X.   Fig.  13 — 19. 

Derselbe  liefert  Beobachtungen  über  Arcella  hyalina  Ehrbg., 
Trinema  Acinus  Duj.  (=  Difflugia  enchelys  Ehrbg.  nicht  Schnei- 
der, dessen  Species  mehr  mit  Arcella  hyalina  verwandt  scheint), 
Difflugia  spiralis  Ehrbg.  ,  D.  oblonga  Ehrbg.  ,  Cyphoderia  margarita- 
cea  Schlumbg.,  a.  a.  0.  S.  219 — 225.  Tab.  XII.  Besonders  interessant 
und  ausführlich  sind  die  IMittheilungen  über  erstere  Art  ,  die  Verf. 
unter  seinen  Augen  durch  Theilung,  die  sich  zuerst  durch  Einkerbung 
der  häuligen  Schale  bemerklich  machte,  in  2 — 4  Individuen  zerfallen 
sah  Auch  die  Beobachtungen  von  Schneider  (J.  B.  XXII.  S.  441) 
sucht  Verf.  im  Sinne  einer  Theilung  zu  deuten. 

In  Dajyell's  grossem,  so  vielfach  citirten AVerke  ist  unter  dem 
Namen  Sphaerula  eine  Gromia  abgebildet.  Vol.  II.  p.  264.  Tab.  XXXVI. 
Fig.  3  ,  4,  ohne  dass  Verf.  freilich  von  der  Natur  des  betreffenden 
Thieres  eine  riciitige  Anschauung  gehabt  hätte.  (Einige  andere  auf 
derselben  Tafel  abgebildete  Microzoen  :  Carbasia  fimbriata  und  Aiii- 
malculum  cruciatiim  sind  nicht  zu  entzüfern.) 

Foramiuifera.  Die  dritte  Abtheilung  der  Researciies  on 
the  Foraminifera  von  W.  Carpenter  (vergl,  J.  B.  XXIU. 
S.  267)  handelt  nach  einer  vorläufigen  Mittheilung  über  Pe- 
neroplis,  Opereulina  und  Aniphistegina  (Proc.  roy.  Soc.  1858. 
p.  334,  Ann.  and  Mag.  nat.  hist.  1858.  IL  p.  290— 291).  Wir 
entnehmen  dieser  Mittheilung  einstweilen  die  Notiz,  dass  die 
unter  den  Genusnanien  Dendritina  und  Spirolina  beschriebe- 
nen Formen  nach  den  Untersuchungen  des  Verf.  blosse  in- 
dividuelle Varietäten  von  Peneroplis  darstellen. 

Aeusserst  wichtig  für  die  Formen-  und  Artenkenntniss 
der  Forminiferen  ist  die  von  der  Ray-Society  herausgegebene 
Monographie  von  Williams  on  ,  on  the  recent  Foraminifera 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  247 

of  GreatBrilain.  Loiid.  1858.  107  S.  in  Folio  mit  VII  Kupfert., 
auf  denen  die  beschriebenen  Arten  in  schöner  und  naturge- 
treuer Weise  abgebildet  sind.  Auf  den  innern  Bau  unserer 
Thierchen  ist  Verf.  nicht  eingegangen;  er  behandelt  ausser 
der  Geschichte  der  englischen  Foraminiferenkunde  nur  die 
einzelnen  Arten,  diese  aber  in  einer  so  sorgfälligen  und  ge- 
diegenen Weise,  dass  seine  Arbeit  fortan  ein  unentbehrliches 
Hülfsmitlel  weiterer  Forschung  sein  wird.  Von  besonderem 
Werthe  sind  die  Untersuchungen  über  die  Variabilität  der 
einzelnen  Species,  die  in  der  That  eine  unerwartet  grosse  zu 
sein  scheint,  so  dass  sich  Verf.  veranlasst  sah,  bei  manchen 
Arten  sechs  und  mehr,  zum  Theil  früher  als  verschiedene 
Species  beschriebene  Varietäten  zu  unterscheiden.  Die  Zahl 
und  Mannichfaltigkeit  der  beschriebenen  Arten  ergiebt  sich 
am  besten  aus  folgender  Uebersicht : 

Proteonina  (n.  gen.)  fusiformis  n-  sp. ,  P.  pseudospiralis, 
Orbiculina  universa  d'ürb.,  Lagena  vulgaris  Will,  (mit  7  meist  früher 
schon  bekannten  Varietäten),  Entosolenia  globosa  Walk.,  JE.  costata 
n.  sp. ,  E.  niarginata  Walk,  (mit  4  Var.) ,  E.  sqiiamosa  Mont.  (mit  3 
Var.)  ,  Lingiilina  carinata  d'Orb. ,  Nodosaria  radicula  L. ,  K.  pyrula 
d'Orb.  ,  Dentalina  subarquata  Mont.  ,  D.  legumen  L.  ,  Frondicularia 
spathulata  n.  sp.  ,  Fr.  Archiaciana  d'Orb.,  Cristellaria  calcar  L.  ,  C. 
subarcuata  Walk.,  ISonionina  Barleeana  Will.,  N.  crassula  Walk.,  N. 
Jeffreysii  n.  sp.,  N.  elegans  Will.,  Nummulina  planulata  Lam.  ,  Poly- 
stomella  crispa  L.  ,  F.  umbilicata  Walk.,  Peneroplis  planatus  Ficht, 
et  Moll.,  Patellina  (n.  gen.)  corrngata  n.  sp.,  Rotalina  Beccarii  L. 
R.  inflala  Mont.,  R.  turfjida  n.  sp.,  R.  oblonga  n.  sp.,  R.  concamerata 
Mont.,  R.  nitida  n.  sp.,  R.  mamilla  n.  sp..  R.  ochracea  n.  sp.,  R.  fusca 
n.  sp.,  Globigerina  bulloides  d'Orb.,  Planorbulina  vulgaris  d'Orb., 
Truncatulina  lobatula  Walk.  ,  Bulimina  pupoides  d'Orb.  (mit  5  Var.), 
B.  elegantissima  d'Orb.,  B.  scahra  n.  sp.,  Uvigerina  pygmaea  d'Orb., 
ü.  angulosa  Will.,  Cassidulina  laevigata  d'Orb.,  C.  obtusa  n.  sp.,  Po- 
lymorphina  lactea  Walk,  (mit  5  Var.),  P.  myristiformis  n.  sp.  ,  Tex- 
tularia  cuneiforniis  d'Orb.  T.  variabilis  n.  sp.  (mit  3  Var.)  ,  Bilocu- 
lina  ringens  d'Orb.,  Spiroloculina  depressa  d'Orb.,  Miliolina  trigonula 
Lam.,  M.  seminulum  L.,  31.  bicornis  Walk.,  Vertebralina  striata  d'Orb., 
Spirillina  foliacea  Phil.  (=  Cornuspira  planorbis  Schnitze),  Sp.  per- 
forata  Schultze,  Sp.    arenacea  Will.,    Sp.  margaritifera  n.  sp. 

Die  neuen  Genera  werden  folgender  Maassen  charakterisirt  : 
Proteonina.     Shell  free,  irregulär,  fusiform  or  compressed,    and 
with  a  slight  disposition  in  its  young   State  to  he  convoluted;  arena- 


248      L  c  u  c  k  a  r  t :  B  ericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

ceous.  Septal  orifice  at  the  extremity  of  the  shell,  single,  irregulär 
in  size  and  form.  (Von  Groniia  I)uj.  besonders  durch  die  sandige 
Beschaffenheit  der  Schale  verschieden.) 

Palelliim.  Shell  free,  conical,  trochoid,  crenulated  on  its  en- 
tire  Upper  surface,  commencing  its  growth  as  an  undivided  spiral  or- 
ganism,  but  soon  depeloping  crescentic  segnients,  each  of  which  oc- 
cupies  rather  more  than  half  the  circumference  of  the  shell.  Seg- 
ments arranged  in  two  opposed  alternating  series.  Internal  cavities 
of  the  Segments  nari  ow,  crescentic  ;  divided  into  numerous  quadran- 
gular  conipartments  by  small  calcareous  septa  prolonged  froni  the 
peripheral  margin  and  reaching  nearly  to  the  umbilical  border, 
where  these  conipartments  are  connected  together  by  a  narrow  un- 
divided area.  Calcareous  layers  extending  from  the  inferior  umbi- 
lical borders  of  the  segments  combine  to  fill  up  the  concave  infe- 
rior lateral   surface  of  the  shell.     Septal  aperture  uncertain. 

Ehren berg  charakterisirt  (Berl.  Monatsber.  1858. 
S.  14  fF.)  folgende  neue  Polythalamien  des  Mittelmeeres: 

Aristeropora  (n.gen.)  (jvaeca,  Ä.  stichopora.  A.  micropora, 
Ar  i s  t  er  0  s  p  ir  a  (n.  gen.)  alloderma  ,  A.?  alma,  A.  Amathiae  ,  A. 
glohularia,  A.  haloplea ,  A.  isoderma,  A.  laevigata  ,  A.  melo,  A.  me- 
diterranea,  A.  Menipeae,  A.  platypora,  A.  spnrsa,  A.  trematophaena, 
A'  undnlata,  Aspidospira  depressa,  Bilocvlina  aegaea,  Calcarina  ari- 
steropora ,  C  er  a  t  0  spiruli  na  (n.  gen.)  Sprattii ,  Cristellaria  ro- 
strat a ,  Encoryciiim  (n.  gen.)  nodosaria ,  E.  terehra,  Grammosto- 
mum  Amphiroae ,  Gr.  Aristotelis ,  G.  astifjma,  G.  Cerberi,  G.  areni- 
cola ,  G.  depressnm .  G.  liltorale.  G.  Fonti,  G.  siihstrialiim ,  G.? 
Thoae,  Guttulhm?  (an  n.  gen.  Cimeli  divm)  Homeri,  G.  armata,  No- 
nionina  fitsca,  N.  graeca,  Planulina?  Crisiae,  PL?  Cymodoceae,  PI. 
Euridices ,  PI.  Forbesii ,  PL?  fttsca  ,  PL  granvlata,  PL  holoplea,  PL 
mesolia,  PL  Orci,  PL  spongiartim^  PolymorpJiina  Aristophanis,  Poly- 
spira  Forbesii,  P.  Naxi  ,  P.  osctdata,  Pylodexia  pusilla,  P.?  tetra- 
trias  QuinquelociiLma?  hirudo ,  llolalia  abyssorwn ,  R.  bractea  ,  B. 
cretica,  P,.  incerta,  E.  infernalis,  S  elc7io  s  l  omum  (n.gen.)  aegaeum, 
S'  fimbriatum,  SpirolocuUna  tubu  ,  Sp.  ßexiiosa ,  Trilocnlina  aegaea, 
Vaginvia  irregiilaris. 

Aristeropora  n.  gen.  E.  familia  Rotalinoruni  Turbinoidi- 
bus.  Spira  in  sinistro  latcre  aperta,  in  dextio  obtecta,  sinistro  latere 
poris  pertuso,  dextro  imperforato.  (=  Porospirae  sinistrorsum  spirales.) 

Aristerospira.  E  fam.  llotalinorum ,  sect.  Turbinoidiim . 
Spiia  in  sinistro  lateie  aperta,  in  dextia  obtecta,  ufroque  latere  poris 
pertuso.  (=  rianuliuae  sinistrosum  spirales.) 

C  er  al  0  spi  r  ul  i  ua.     E  i'licatilium  fam.  Characteres  Quinque- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres   1858  249 

loculinae,  sed  aetate  provecta  in  tubuli  recti  siniplicis  forniam  excre- 
scentes.     Quinqnelociilinam   longe   tubiilosain   rostratain  aeqiiat. 

Eucorycium.  E  fain,  Nodosarinoruin  .  Characteres  Nodosa- 
riae  rostratae,  roslello  in  Omnibus  celliiiis  llherani  papillam  niediam 
forniante,  cellulis  partim  se  involvenlibiis. 

S  el  eno  s  1 0  intim.  E  fam.  Rotalinoruni  ,  sect.  jVautiloiduni. 
Spira  in  utroque  latere  obtecta ,  oris  apertiira  in  sinistro  singiilaruni 
cellularum  medio  latere  rimam  curvatam  reflexani  siipra  marginem 
ascendenteni  referente. 

Das  S  ch  u  1  tze'pche  Genus  Cornuspira  (J.  B.  XXII.  S.  445)  ist 
nach  Ehrenberg  (a.  a.  0.  S.  332)  zu  streichen,  da  es  bloss  nach 
Schalen  kleiner  Annulaten  und  nach  Jngendzuständen  grösserer  Poly- 
thalaniien  aufgestellt  sei  (?). 

Auch  eine  Anzahl  fossiler  Polythalamien  aus  den  untersilurischen 
blauen  Thonen  bei  Petersburg  werden  von  demselben  Verf.  be- 
schrieben,  ebendas.   S.  306  ff. 

Pourtales  macht  die  interessante  Beobachtung,  dass 
die  Schalen  von  Orbulina  in  der  Hälfte  der  von  ihm  unter- 
suchten Fällen  eine  mehr  oder  minder  grosse  Globigerina 
enthalten,  die  an  der  Innenwand  mit  zarten  Nadeln  befestigt 
ist,  und  schliesst  daraus,  dass  diese  beiden,  von  früheren 
üntersuchern  weit  getrennten  Formen  einen  genetischen  Zu- 
sammenhang besitzen.  Statt  der  Globigerina  wird  mitunter 
in  einem  grossen  Exemplare  von  Orbulina  eine  kleinere 
Schale  derselben  Art  gefunden,  ein  Umstand,  der  vielleicht 
auf  eine  zu  gewissen  Zeilen  stattfindende  Erneuerung  der 
Schale  hinweist.  Silliman's  Journ.  1858.  Vol.  XXVI.  Ann. 
and  Mag.  nat.  bist.  1858.  II.  p.  236. 

Parker  schildert  nach  Untersuchungen  ostindischer 
Arten  den  Bau  der  Miliolinen  und  erläutert  denselben  durch 
zahlreiche  Abbildungen  und  Durchschnitte.  Er  betrachtet 
zunächst  die  (als  Adelosina  und  Uniloculina  bekannten)  ein- 
kammrigen  Jugendformen  dieser  Thiere  und  knüpft  daran 
dann  eine  Darstellung  der  Organisationsverhältnisse  von  Cor- 
nuspira ,  Hauerina,  Sphaeroidina,  Vertebralina  (Arliculina), 
Miliola  (Sporulina  ,  Biloculina  ,  Quinqueloculina,  Triloculina). 
Transact.  micr.  Soc.  Vol.  VI.  p.  53—59.  PI.  V. 

Radioiaria.  J.  Müller  macht  neue  Untersuchungen 
über  Polycystinen  (Berl.  Monatsber.  1858.  S.  154)  und  stellt 


250     L  e  11  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

diese  mit  den  früheren  (J.  B.XXII.  u.  XXIII)  in  einer  eige- 
nen grösseren  Abhandlung  „über  die  Thalassicollen,  Poly- 
cystinen  und  Akanthometern^  Berl.  1858  (Ö2  Seiten  in  Quart, 
aus  den  Abh.  der  Berl,  Akadem.  besonders  abgedrucht)  zu- 
sammen. Wie  dieses  Werk  unsere  Kenntniss  über  eine  der 
merkwürdigsten,  in  ihrer  ganzen  Eigenthümlichkeit  erst  von 
Müller  erkannten  Thiergruppe  zu  einem  vorläufigen  Ah- 
schlusse  bringt,  so  bildet  es  leider  auch  zugleich  den  Schluss- 
stein eines  ruhmbedeckten,  reichen  Lebens  —  es  ist  das  Opus 
postumum  eines  Mannes ,  der  seit  länger  als  25  Jahren ,  wie 
kaum  irgend  ein  Anderer  vor  ihm ,  das  ganze  weite  Gebiet 
unserer  Wissenschaft  beherrscht  hat.  Seinem  Inhalte  nach  zer- 
fällt das  vorliegende  Werk  in  5  Abtheilungen  :  über  Orga- 
nisation und  Lebenserscheinungen  unserer  Thiere  (S.  1 — 16), 
über  die  Verwandtschaften  und  die  Systematik  derselben 
(S.  16— 21),  über  deren  Wachsthum  (S.  21 — 23),  die  pelagi- 
sche  Verbreitung  (S.  23 — 28)  und  schliesslich  über  die  vom 
Verf.  beobachteten  Gattungen  und  Arten. 

In  Betreff  der  Organisations-  und  Lebensverhältnisse 
unserer  Thiere  enthält  die  vorliegende  Abhandlung  keinerlei 
neue  Angaben,  so  dass  den  späteren  Beobachtern  hier  noch 
Vieles  übrig  ist.  Aber  so  viel  scheint  ausser  Zweifel,  dass 
die  Radiolarien  keinerlei  complicirten  Organenapparat  besitzen. 
Im  Innern  unserer  Thiere  erkennt  man  in  der  Regel  eine 
ziemlich  feste  und  starre  grosse  Kapsel  ,  die  ausser  einer 
körnigen  Masse  oftmals  einen  grösseren  Fetttropfen ,  mit- 
unter auch  Krystalle  u.  a.  einschliesst.  Von  der  äusseren 
Fläche  dieser  Kapsel  gehen  zahllose  feine  Pseudopodien 
ab ,  die  nach  allen  Seiten  hinslrahlen  und  unter  gewissen 
Verhältnissen  zu  einer  einförmigen  Gallertmasse  zusam- 
menfliessen.  In  andern  Fällen  scheint  die  Kapsel  zu  feh- 
len und  dann  bildet  der  Körper  eine  einfache  Gallert- 
masse. Zwischen  ihren  Wurzeln  liegen  gelbe  ,  durch  Thei- 
lung  sich  vermehrende  Zellen  und  helle,  oftmals  ziemlich 
grosse  Bläschen  (Alveolen)  von  unbekannter  Funktion.  In 
der  Mehrzahl  der  Radiolarien  entwickelt  sich  in  der  Pe- 
ripherie des  Körpers  ein  Kieselgerüste,  d;  s  meist  die  Form 
eines  zierlichen,  äusserst    complicirten  Netzwerks  besitzt,  in 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  251 

manchen  Fällen  aber  auch  aus  isolirten,  oftmals  strahlig  an- 
geordneten Nadeln  besteht.  (Bei  manchen  Polycystinen  fin- 
det sich  in  Verbindung  mit  diesem  äussern  Skelete  auch 
noch'  ein  inneres  ( —  im  Umkreise  der  centralen  Kapsel? 
Ref.  — ).  lieber  die  Fortpflanzung  der  Radiolarien  ist  Nichts 
bekannt,  jedoch  lässt  das  Vorkommen  gewisser  colonieweise 
vereinigter  Formen  im  Zusammenhanir  n>it  der  Thatsache, 
dass  hier  neben  den  grösseren  Individuen  (Nestern)  und  ganz 
in  deren  Nähe  auch  kleine  und  sehr  kleine  gefunden  wur- 
den, fast  auf  eine  Prolification  schliessen.  Dass  die  Radio- 
larien auf  das  Nächste  mit  (Actinophrys  und}  den  Rhizo- 
poden  verwandt  sind,  wird  schon  durch  die  Existenz  der 
Pseudopodien  zur  Genüge  bewiesen,  jedoch  unterscheiden  sie 
sich  von  diesen  dadurch,  dass  ihr  Körper,  sei  er  sphärisch, 
scheibenförmig,  glockenförmig,  llaschenförmig,  kranzförmig, 
sternförmig,  in  allen  Fällen  radiär  symmetrisch  ist,  wesshalb 
denn  auch  Verf.  vorschlägt,  unsere  Thiere  als  Rhizopoda  ra- 
diaria  s.  Radiolaria  zu  bezeichnen.  In  manchen  Fällen  findet 
sich  auch  eine  Formähnlichkeil  mit  gewissen  Polythala?nien. 
So  namentlich  bei  den  Polycystinen  mitflaschen-  oder  glok- 
kenförmigen ,  articulirten  Gehäusen  (Lithocampa,  Eucyrti- 
dium  u.  s.  w.)  ,  die  an  die  Nodosarinen  erinnern  und  diesen 
auch  dadurch  gleichen,  dass  die  Zahl  der  Abtheilungen  mit 
dem  Alter  allmählich  durch  Anwachs  neuer  Glieder  —  bei 
den  Polycystinen  freilich  nur  bis  zu  einem  bestimmten  Ziele 
—  zunimmt.  Uebrigens  wachsen  nicht  alle  Polycystinen  auf 
diese  Weise.  Das  abgeplattete  sphärische  Haliomma  amphi- 
discus  z.  B.  wächst  dadurch ,  dass  das  Gitter-Skelet  zuerst 
in  der  Mitte  der  beiden  Fläche  sich  anlegt  und  von  da  im- 
mer mehr  dem  Rande  zuwächst.  In  noch  anderen  Fällen 
scheint  das  Skelet  im  ganzen  Umfange  des  Körpers  zu  ent- 
stehen und  erst  mit  der  Zeit  in  eine  geschlossene  Schale 
zusammenzufllessen.  Dass  die  Radiolarien  eine  pelagische 
Verbreitung  haben  und  in  geeigneten  Meeren  auch  an  tiefen 
Stellen  wohl  erhalten  und  lebend  an  der  Oberfläche  gefischt 
werden  können,  steht  fest,  allein  trotzdem  scheint  es,  dass 
der  grössere  Theil  derselben  auf  dem  Grunde  des  Meeres, 
auf  Steinen  und  Algen,  im  Schlamme  u.  s.  w.  sich  aufhalten 


252     Leiick  art:  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 

und  kriechend,  nach  Art  der  Polythalaniien,  leben  könne.  Nur 
wenige  Arten  (ohne  Skelet  und  mit  Oeltropfen)  sind  leich- 
ter als  das  Wasser  und  geradezu  als  hydrostatisch  zu  be- 
zeichnen. 

Die  vom  Verf.  beobachteten  und  einzeln  beschriebenen 
(wie  abgel)ildeten)  Arten  sind  in  folgender  systematischer 
Uebersicht  aufgeführt : 

A.     Einfache  Radiolarien,  R.  solilaria. 

I.  Ohne  Gehäuse,  nackt  und  mit  Spicula.     Thalassicollae. 
Gen.    Thalassicolla    Huxl.      Sp.    Th.     nucleata    lluxl.  ,    Th.    mo- 

rum  Müll. 

II.  Mit  kieseligeni  Schalengehäuse. 

Gen.   Lithocircus  Müll.     Sp.  L.   annularis  Müll. 

Gen.  Acanthodesmia  Müll.  Sp.  A.  dvmetvm  n.  sp.,  A.  vincu- 
lata  Müll.     (In  die  Nähe  auch  Piagiacantha  Clap.) 

Gen.  Cladococcus    Müll.     Sp.  Cl.  arborescens  Müll. 

Gen.  Dictyosoma  Müll.     Sf).   D.    spongiosum   Müll. 

Gen.  Spongosphaera  Ehrbg.     Sp.  S.   polyacantha  Müll. 

Gen.  n.  Tetrapyle.  Mit  Dictyosoma  verwandt,  aber  nicht 
mit  schwammiger,  sondern  mit  einfach  netzförmiger  Schale,  die  ausser 
den  Gitterlöchern  noch  vier  grosse  Spalten  zeigt.  Sp.  n.  T.  octacanthn 
von  St.  Tropez. 

Gen.  Haliomma  Ehrbg.  Sp.  H.  hexacanthum  Müll.  ,  H.  liguri- 
cum  Müll.,  II.  polyacanthum  Müll.,  H.  echinoides  Müll,,  H.  hystrix 
Müll.,  H.  tabulatum  Müll.,  H.  longispinum  3Iüll.,  H.  tenuispinum  3Iüll., 
H.  spinulosnm  Müll.,  H.  aspericm  n.  sp.  von  St.  Tropez,  //.  amphidis- 
cus  n.  sp.  St.  Tropez. 

Gen.  Stilocyclia  Ehrbg.     Sp.  St.   arachnia  Müll. 

Gen,  Eucyrtidium  Ehrbg.     Sp.  E.  zanclaeum  Müll. 

Gen.  Lithocampe  Ehrbg.     Sp.   n.  L.   tropeziana. 

Gen.  Pterocanium  Ehrbg.  Sp.  I'h.  charybdeum  (  Podocyrtis 
charybdea  31üll.). 

Gen.  Lithomelissa  Ehrbg.   Sp.  n.  L.  medilerranea   von  St.  Tropez. 

Gen.   Dictyospyris  Ehrbg.     Sp.  D.  messincnsis  Müll. 

III.  Radiolarien  ohne  Gehäuse  ,  mit  kiescligen  Slacheliadien. 
Acanlhometiae. 

Gen.  Acanthomelra  Müll.  ")  Arten  ohne  Sluchelfortsätze:  A.  mul- 
tispina ,  A.  tetracopa  ölüll. ,  A.  pellucida  Müll.,  A.  fusca  Müll.,  A. 
ovala  Müll.,  A.  elongata  n.  sp.   St.  Tropez. 

**)  Arten  mit  Slachelforlsätzen  :  A.  alata  Müll.,  A.  quadridentata 
Müll.,  A.  pectinata  Müll.,  A.  cruciata  n.  sp.   St.  Tropez. 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  253 

^'■'^^  Gepanzerte  Arten  (die  zum  Theil  oder  alle  vielleicht  un- 
vollendete Ilalioniniatiden  ,  also  Polycystinen  sind):  A.  costata  Müll-, 
A.   cataphracta   3IÜ11.,  A.  mucronata  Müll. 

•'"■•■"""")  Mit  gespaltenen  Stacheln:  A.  dichotoma  iMüll. 

Gen.  n.  Zy  g  acantha.  Statt  der  Stacheln  gestielte  Gabeln.  Sp. 
Z.  fuicata  Müll. 

Gen.  n.  L  i  f  h  ophyllium.  Statt  der  Sticheln  dreitheilige 
Kieselblätter.     Sp.  n.  L.  foliosum.  St.  Tropez. 

Gen.  n.  Lithoptera  mit  4  Haiiptstacheln ,  die  in  derselben 
Ebene  liegen  nnd  gegen  das  Ende  eine  Anzahl  treppenartig  zusam- 
menhängender Querleisten   abgeben.   Sp.  n.  L.  fenestrala. 

B.     Zusammengesetzte  Radiolarien,  R.   polyzoa. 

I.  Ohne  Gehäuse,  nackt   oder    mit  Spicula. 

Gen.  Sphacrozoum  Meyen.  Sp.  Sph.  'punctatum  (Huxl.)  Müll., 
Sph.  acufeium  Müll.,  Sph.  nodulosum  Müll.,  Sph.  inerme  Müll.  Sph. 
bicellulare  Müll. 

II.  Mit  Schalen. 

Gen.   Collosphaera  Müll.  Sp.  C.  Huxleyi  Müll.,  C.  ligurica  Müll. 

An  diese  Abhandlung  von  J.  Müller  schliesst  sich 
die  Beschreibung  zweier  neuer  Thalassicollen  von  Messina, 
die  Schneider  im  Archiv  für  Anat.  u.  Physiol.  1858.  S.  38 
— 41.  Tab.  III.  B.  geliefert  hat:  Thalassicolla  coerulea  und 
Physematiujn  Mülleri ,  die  letztere  Form  von  sehr  ansehnli- 
cher Grösse  (5  Mm.)  und  vielleicht  schon  von  Meyen  als 
Ph.  atlanticum  beschrieben. 

Charakteristisch  für  Fhysematium  scheinen  die  zwischen  der 
Kapsel  (Zelle)  und  der  äusseren  Haut,  der  die  bündeiförmig  vereinig- 
ten Pseudopodien  aufsitzen  ,  gelegenen  schleimigen  Strahlen  und  die 
Sförmigen  Spicula.  Eine  Anzahl  sehr  kleiner  Exemplare  waren  ohne 
centrale  Zellen,  deren  Wand  später  von  Poicnkanälen  durchsetzt  ist. 
Bei  Th.  coerulea  enthält  die  centrale  Zelle  ausser  Eiweisskugeln  mit 
verschiedenen  Einschlüssen  (Fettkugeln,  Concretionen,  Cryslallen)  zahl- 
reiche Ballen  einer  krümlichen  Substanz,  die  bei  näherer  Unter- 
suchung als  dicht  gedrängte  amöbenartige  Körperchen  mit  zitternder 
Bewegung  erkannt  wurden.  Physematium  zeigte  ziemlich  auffal- 
lende Ortsbewegungen,  doch  lässt  es  Verf.  zweifelhaft,  ob  dieselben 
activer  oder  passiver  Natur  waren. 

Auch  Ehrenberg  charakterisirt  eine  Anzahl  neuer  Polycysti- 
nen  aus  dem  Aegäischen  Meere  :  Carpocannim  microdon,  Cenosphaera 
porophana,  Cornutella  profunda,  Eucyrtidium  aegaeum,  E.  creticum. 
E.    microcephalum ,    E.    seriolatum ,    E.    siculum,    E.    arctum ,    Flu~ 


254     L  e  u  c  k  a  r  t :  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  Naturgeachichte 

strella  hicellulosa ,  Haliomtna  subtile,  Plerocanium  Proserpinae ,  Po- 
lysphaera  (n.  gen.)  mediterrar.ea,  Spirillina  imperforata.  Berliner 
Monatsber.  1858.  p.  30  ü".  (Frühere  Mitlheilungen  desselben  Verf.'s 
über  Polycystinen  vergl.  ebendas.  1847.  S.  48,  1850.  S.  478  und  Mi- 
crogeologie S.  160). 

(ien.  n.  P  oly  sphaera.  E  fam.  Halicalyptrinorum.  Characteres 
Haliphormidis ,  sed  sphaerae  cavae  pariete  continno  regulariter  cel- 
luloso   et  apertura  siniplice   coarctata   regulari   instriicto. 

Cenosphaerae  Polysphaeris  habitu  proxiniae  sunt,  sed  aperturam 
insignem  non  offerunt.  Haliphorniides  Dictyosphyridibus  affines,  sed 
solitariae  nee  geniinatae  sunt,  et  aperlurani  irregulärem  nee  sinipli- 
cem  gerunt.      Acanthosphaerae   sunt  Cenosphaerae  radialim    aculeatae. 

Cenosphaerae  et  Acanthosphaerae  quum  sine  apertura  bene 
discreta  existant  et  sphaeras  reticulatas  siliceas  clausas  referant,  a  Po- 
lycystinis  reliquis   aberrant,  forsan  ad  spongiarum   carpella  pertinent. 

3.    Gregarinae. 

Nach  Schneide  r's  Beobachtungen  findet  sich  im 
Darinkanale,  in  den  Bhilgefässen  und  frei  schwimmend  in  der 
Flüssigkeit  der  Leibeshöhle  von  Hololhuria  lubulosa  eine 
Gregarine  {Gr.  Holothuriae  n.  sp.)  von  elliptischem  oder  ku- 
gelrundem Körper  ,  die  nicht  selten  ,  besonders  im  Blutge- 
fässsysteme,  zwei  Kerne  statt  des  sonst  vorkommenden  ein- 
fachen erkennen  lässt.  Die  Gregarinen  des  Gefässapparates 
buchten  die  Gefässwand  alhnählich  zu  einer  gestielten  Blase 
aus  (zu  den  schon  im  vorjährigen  J.  B.  nach  Untersuchun- 
gen von  Kö  11  ik  er  erwähnten  Bildungen)  und  scheinen  dann 
mitsammt  ihren  Hüllen  abzufallen.  Einkapselung  und  Psoro- 
spermienbildung  wurden  gleichfalls  beobachtet,  aber  nicht 
näher  beschrieben.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  gehören 
auch  die  in  den  Holothurien  so  häufig  vorkommenden  amö- 
benartigen Bildungen  in  den  Entwickelungskreis  unserer 
Thiere,  wenigstens  diejenigen,  die  neben  den  Psorospermien- 
cysten  in  den  braunen  flottirenden  Körperchen  der  Leibes- 
höhle (S.  102)  vorkommen  und  durch  Schärfe  der  Contouri- 
rung,  wie  Homogeneität  ihres  Körperparenchyms  sich  aus- 
zeichnen. Eine  zweite  Form  amöbenartiger  Körperchen, 
die  sich  in  der  Flüssigkeit  der  Leibeshöhle  (auch  bei  Echi- 
nus  esculentus),   im  Wassergefässsystem  und  in  den  Blutge- 


der  niederen  Thiere  während  des  Jahres  1858.  255 

fassen  befindet,  ist  mit  den  von  Leydig  in  den  Gefässen 
von  Synapta  gefundenen  „Blutkörperchen"  identisch.  Archiv 
für  Anat.  u.  Physiol.   1858.  S.  325  ff. 

Ebenso  beherbergen  auch  die  Terebellen  und  Hermel- 
len in  ihrem  Darme  verschiedene  Gregarinenformen ,  von 
denen  einige  durch  Form  ui»d  ßewegungsart  so  auffallend 
an  Nematoden  erinnern,  dass  sie  ein  früherer  Beobachter 
(Leydig)  auch  wirklich  dafür  gehalten  hat.  Lieberkühn, 
l'Institut.  1858.  p.  240. 

Auch  in  der  Leibeshöhle  von  Oxyuris  ornata  fand  Wal- 
ter (Zeitschrift  für  wiss.  Zool.  IX.  S.490)  zahlreiche  Gre- 
garinen. 

Schenk  beobachtete  auf  den  Kiemen  und  Schwimm- 
borsten von  Gammarus  pulex,  wie  auf  den  Kiemen  von  Asel- 
lus  aqualicus  (im  Laufe  des  Monats  Januar)  parasitische  Bil- 
dungen die  sich  durch  Bau  und  Lebenserscheinungen  an  die 
von  Lieb  erkühn  (J.  B.  XXIII.  S.  272)  an  Phryganeenlarven 
gefundenen  Schläuche  anschliessen.  Ueber  die  Natur  der 
betreffenden  Bildungen  blieb  Verf.  im  Unklaren;  jedoch 
scheint  es,  als  ob  derselbe  mehr  geneigt  ist,  dieselben  für 
niedere  Pflanzen  als  für  Thiere  zu  halten.  Verhandl.  des 
phys.  med.  Vereins  zu  Würzburg  1858.  VIII.  S.  252—259. 
Mit  Abbild. ,  so  wie  über  das  Vorkommen  contractiler  Zel- 
len   im  Pflanzenreiche  S.  14. 


Druckfehler. 

S.  172.  Z.   9,  13  u.  IG  oben  lies:  Füchsen  statt  Fröschen. 


Bericht  über   die  Leistungen  in  der  Naturgeschichte 
der  Mollusken  während  des  Jahres  1858. 

Vom 

Herausgeber. 


Endlich  ist  es  mir  gelungen  „The  genera  of  recent  Mol- 
lusca arranged  according  to  their  Organization  by  Henry 
Adams  and  Arthur  Adams"  in  meinen  Besitz  zu  brin- 
gen, und  nun  nach  eigener  Ansicht  darüber  berichten  zu  kön- 
nen. Das  Werk  ist  bereits  1853  begonnen  ,  aber  svie  es 
scheint  erst  nach  dessen  Vollendung  1858  durch  den  Buch- 
handel zugänglich  geworden.  Es  besteht  aus  zwei  Bänden 
Text  und  einem  Bande  Abbildungen.  Letztere,  138  Tafeln, 
sind  zahlreich,  sauber,  zweckmässig  gewählt  und  lehrreich. 
Der  Text  enthält  kurze  Charaktere  der  Gattungen  mit  Sy- 
nonymen und  eine  alphabetische  Aufzählung  der  zugehöri- 
gen Arten.  Die  Zahl  der  angenommenen  Gattungen  und 
Untergattungen  ist  erstaunlich  gross,  vielleicht  übertrieben ; 
indessen  wer  wollte  in  diesem  Augenblicke  über  die  Gül- 
tigkeit der  einzelnen  ein  entscheidendes  Urtheil  abofeben 
wollen  ?  Dass  die  Conchyologen ,  welche  noch  gern  an 
den  grossen  Lamarck'schen  Gattungen  festzuhalten  bequem 
linden,  endlich  nachgeben  müssen,  ist  mir  unzweifelhaft; 
aber  wie  weit  man  in  der  generischen  Spaltung  gehen 
darf,"  wird  sich  erst  nach  gründlicher  Durcharbeitung  der 
einzelnen  Familien,  nicht  bloss  conchyliologisch ,  sondern 
auch  anatomisch  nach  allen  Organen,  feststellen  lassen.  Ich 
kann  nicht  anders,  als  das  vorliegende  Werk  für  eine  rie- 
sige Arbeit  anerkennen,  die  zwar  Versehen,  Unrichtigkei- 
ten, ja  selbst  arge  Fehler  entlialten  mag,  die  aber  ein 
schönes  Hülfsmittel  für  weitere  Forschung  gewährt.  In  der 
systematischen  Anordnung   erkennt   man  zwar  das  Streben, 


T  rose  hei:   Bericht  üb.  d.  Leist.  in  d.  Kalingcsehichte  etc.      257 

den  neueren  Untersuchungen  über  die  Anatomie  ,  das  Ge- 
biss  u.  s.  \v.  Rechnung  zu  tragen,  ich  kann  mich  jedoch  in 
vielen  Punkten  mit  derselben  nicht  einverstanden  erklären. 
Die  folgende  Uebersicht  der  Klassen  ,  Ordnungen  und  Fa- 
milien möge  für  unseren  Bericht  genügen,  indem  der  be- 
schränkte Raum  dieser  Berichte  ein  weiteres  kritisches  Ein- 
gehen und  den  Nachweis  des  Unstatthaften  nicht  zulässt. 
Die  Mollusken  zerfallen  hier  in  sechs  Klassen. 

I.Klasse  Cephalopodd.  I.Ordnung  0  c  f  op  odciy  Fam.  Octopo- 
didae,  Philonexidae,  Argonaiitidae,  2.  Ordnung  Decapoda,  1.  Un- 
terordnung Chondrophora,  Fam.  Cranchiidae  ,  Loligopsidae,  Chiroteu- 
thidae  ,  Onychoteuthidae  ,  Loliginidae.  2.  Unterordnung  Sepiophora, 
Fam.  Sepiidae.  3.  Unterordnung  Belemnuphora  ,  Fam.  Ammonilidae. 
3.   Ordnung  Polypoda,  Fam.  IS'autilidae. 

II.  Klasse  Pteropodä.  1.  Ordnung  Thecosomata,  Fam.  Ca- 
volinidae,  Tripleridae,  Cymbuliidae,  Limacinidae.  2.  Ordnung  Gym~ 
nosomala,  Fam.  Clionidae,  Pneiimodermonidae,   Cymodoceidae. 

III.  Klasse  Gasteropoda.     I.   Unterklasse   ProsobrancMata.    1. 

Ordnung  P  ectiiii  br  a  nchi  at  a.  1.  Unterordnung  Proboscidifera, 
Fam.  Muricidae  ,  Tritoniidae  ,  Buccinidae,  Dactylidae  ,  Fasciolariidae, 
Vasidae  ,  Volutidae ,  Mitridac  ,  Marginellidae  ,  Doliidae  ,  Sycotypidae, 
Velutinidae  ,  Lamellariidae,  Naticidae,  Cässididae,  Scalidae  ,  Pyrami- 
dellidae  ,  Eulimidae  ,  Styliferidae  ,  Cerithiopsidae  ,  Ai  chitectonicidae. 
2.  Unterordnung  Toxifera,  Fam.  Conidae,  Turridae,  Terebridae.  S.Un- 
terordnung Rostrifera,  Fam.  Strombidae,  Cypraeidae,  Amphiperasidae, 
Fediculariidae,  Cancellariidae,  Trichotropidae  ,  Apoirbaidae,  Ceiithii- 
datJ  ,  Melaniidae  ,  Littorinidae  ,  Planaxidae  ,  Rissoellidae  ,  Rissoidae, 
Viviparidae,  Valvatidae  ,  Ampullariidae,  Turritellidae,  Caecidae,  Ver- 
metidae,  Onnstidae,  Calyptridae,  Capulidae,  Vanikoridae.  2.  Ordnung 
Scu  tibranchiat a.  1.  Unterordnung  Podophthalma,  Fam.  Neritidae, 
Trochidae,  Haliotidae.  2-  Unterordnung  Edriophthahna,  Fam.  Fissu- 
rellidae,  Dentaliidae.  Tecturidae,  (.'adiniidae  ,  Patellidae,  Chitonidae. 
—  II.  Unterklasse  Opisthobranchiata.  I.Ordnung  Tee  tibranchiat  a, 
Fam.  Actaeonidae,  Aplustridae,  Cylichnidae,  Bullidae,  Philinidae,  Lo- 
phocercidae,  Aplysiidae  ,  Pleurobranchidae,  Runcinidae,  Pleurophylli- 
diidae,  'Phyllidiidae.  2.  Ordnung  Nu  dibr  anch  ia  t a.  1.  Unter- 
ordnung Anthobranchiata ,  Fam.  Dorididae ,  Onchidorididae ,  Triopi- 
dae.  2.  Unterordnung  Aiolobranchiata ,  Fam.  Tritoniidae,  Procto- 
notidae,  Dotonidae ,  Aeolididae  ,  Hermaeidae,  Heroidae,  Elysiidae, 
Limaponliidae.  —  III.  Unterklasse  Heteropoda.  Fam.  lanthinidae,  Mac- 
gillivrayiidae,  Atlantidae,  Pterotracheidae  ,  Pbyllirrhoidae,  Pterosoma- 
tidae.  —  IV.  Unterklasse  Fulmonifera.  1.  Ordnung  Inoperculata. 
I.Unterordnung  Geophila ,  Fam.  Oleacinidae,  Testacellidae,  Helicidae, 
Archiv  f.   Natarg.  XXV.  Jahrg.   2.  Bd.  R 


258     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Limacidae  ,  Stenopidae,  Aiionidae,  lanellidae  ,  Veronicellidae  ,  On- 
chidiidae.  2.  Unterordnung  Limnofhila ,  Farn.  Ellobiidae  ,  Otinidae, 
Limnaeidae.  3.  Unterordnung  Thalassophila ,  Farn.  Aniphibolidae, 
Siphonariidae.  2.  Ordnung  Operculata.  1.  Unterordnung  Ecto- 
phthalma,  Fam.  Cyclophoridae,  Helicinidae,  Proserpinidae.  2.  Unter- 
ordnung Opisophlhalma ,  Fam.  Trunratellidae.  3.  Unterordnung  Pro- 
sophlhalma,  Fam.   Assiminiidae. 

IV.  Klasse  Concbifera.  1.  Ordnung  Pholadacea.  Fam.  Pho- 
ladidae,  Gastrochaenidae,  Solenidae,  Saxicavidae,  Myidae,  Corbulidae, 
Anatinidae.  2.  Ordnung  V  ener  ac  ea.  Fam.  Mactridae,  Tellinidae, 
Yeneridae,  Petricolidae  ,  tilaiiconomyidae  ,  Cyprlnidae ,  Cyrenidae, 
Cyrenoididae  ,  Cardiidae,  Bucardiidae  ,  Chamidae,  Chanietracheidae. 
3.  Ordnung  Lucinacea,  Fam.  Lucinidae,  Ungulinidae  ,  I.aseidae, 
Leptonidae,  (iaieommidae ,  Solemyidae  ,  Astartidae,  Unionidae,  Mute- 
lidae  ,  Aetheriidae  ,  Mytilidae  ,  Modiolarcidae  ,  Dieissenidae  ,  Vulsel- 
lidae  ,  Aviculidae.  4.  Ordnung  P  ecti  nac  e  a,  Fam.  Trigoniidae, 
Arcidae,  Nuculidae,  Nuculanidae,  Pectinidae,  Radulidae,  Spondylidae, 
Anomiidae,  Ostreidue. 

V.  Klasse.  BrachiOpOda.  Fam.  Terabratulidae ,  Thecideidae, 
Rhynchonellidae.  Craniidae,  Discinidae,  Lingulidae. 

VI.  Klasse.  Tunicata.  Fam.  Ascidiidac,  ClavelJinidae,  Botrylli- 
dae,  Pyrosomatidae,  Salpidae. 

Moerch  hat  Geleg-enheit  genommen  mit  Beziehung 
auf  die  Anzeige  des  eben  besprochenen  Werkes  ,  welche 
sich  in  den  Annais  nat.  hist.  1857  findet  (vergl.  den  vor. 
Bericht  p.  482),  sich  über  die  conchyliologische  Nomencla- 
tur  auszusprechen,  und  zugleich  sich  über  das  angezogene 
Werk  zu  äussern.     Annais  nat.  hist.  II.  p.  133. 

Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  grosse  Zahl  von  Gattungen,  wel- 
che bei  den  Gebr.  Adams  und  Anderen  unterschieden  sind  ,  ein  dan- 
kenswerther  Fortschritt  sei.  Dass  die  Gattungen  Lamaick's  nicht  aus- 
reichen, ist,  wie  schon  oben  bemerkt,  auch  meine  Ansicht,  und  wenn 
in  den  älteren  conchyliologischen  Büchern  die  Charaktere  der  Gat- 
tungen zu  unsicher  waren ,  scheint  mir  die  Ursache  hierzu  nur  in 
dem  Umstände  gelegen  zu  haben,  dass  zu  viele  und  verschiedene  Ar- 
ten in  ihnen  vereinigt  wurden.  Wenn  aber  nachher  Verf.  sagt,  keine 
Definition  sei  besser  als  eine  ungenaue,  so  meine  ich,  dass  beides 
gleich  unbrauchbar  ist.  Scharfe  und  exclusive  Charaktere  sind  für 
Gattungen  unerlässlich  ,  und  wo  man  solche  Charaktere  nicht  findet, 
da  soll  man  lieber  keine  Gattungen  gründen.  Was  nützt  es,  wenn 
man  nach  Belieben  eine  Art  in  diese  oder  jene  Galtung  setzen  kann? 
Da  verliert  der  Gattungsbegriff  allen  Werth.  Bei  der  ^omenclatur 
möchte  Verf.  nicht  nur   auf  die  zwölfte  Ausgabe  von   Linnes  Systems 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  259 

naturae,  sondern  mindestens  bis  zum  Jahre  1735  zurückgehen.  —  Er 
schliesst  sich  der  Ansicht,  dass  die  erst  beschriebene  Art  als  die  ty- 
pische angesehen  werden  müsse,  nicht  unbedingt  an,  noch  weniger 
der  Linne'schen  ,  dass  wenn  ein  Genus  getheilt  werden  müsse  ,  der 
gemeinsten  Art  der  alte  Name  zu  lassen  sei.  Er  meint,  bei  solchen 
Autoren,  wie  Klein  und  Hill,  die  ihre  Genera  durch  Figuren  erläuter- 
ten, sei  die  abgebildete  als  Typus  zu  betrachten,  bei  Adanson  dage- 
gen die,  welche  denselben  Namen  führt,  wie  das  Genus.  Was  die 
generisclien  Namen  betiifft  ,  so  zeigt  Verf.  dass  Linne  selbst  barbari- 
sche Wörter  latinisirt  und  verwendet  habe  ,  also  lässt  ei-  solche  gel- 
ten ;  auch  hybride  Namen  möchte  er  nicht  zurückweisen.  Zum  Schlüsse 
beleuchtet  er  noch  eine  Anzahl  Klein'scher    Genera. 

Von  Deshayes'  bekanntem  Traite  elementaire  de  Con- 
chyliologie  ist  nach  längerer  Unterbrechung  wieder  ein 
Heft  18  erschienen.  Dasselbe  enthält  keinen  Text,  sondern 
nur  Tafeln  mit  Abbildungen  von  Pteropoden ,  Heteropoden 
und  Cephalopoden  nebst  den  Erklärungen  der  Tafeln.  Es 
wäre  sehr  zu  wünschen,  dass  dieses  schöne  Werk  nunmehr 
regelmässig  fortgesetzt  würde. 

Von  grösseren  Conchylienwerken  haben  die  von  Kü- 
ster, Pfeiffer,  Sowerby  und  Reeve  ihren  Fortgang 
genommen. 

Von  der  neuen  Ausgabe ,  welche  Küster  von  dem 
„Systematischen  Conchylien-Cabinet  von  Martini  und  Chem- 
nitz herausgiebt,  erschienen  nur  4  Lieferungen,  161 — 164. 
In  denselben  ist  die  Gattung  Buccinum  in  110  Arten  be- 
arbeitet, unter  denen  eine  Anzahl  neuer  Arten  sich  befin- 
det, die  unten  namhaft  gemacht  sind,  ferner  die  Gattung 
Spondylus  mit  23  Arten  ,  so  wie  der  Anfang  der  Gattung 
Pecten.  Die  in  diesen  Lieferungen  enthaltenen  Abbildungen 
gehören  den  Gattungen  Buccinum,  Purpura,  Spondylus,  Pe- 
cten, Anomia  an. 

Von  Pfeiffer's  Novitates  conchologicae,  Abbildung 
und  Beschreibung  neuer  Conchylien  erschien  die  10.  Lie- 
ferung. 

Sie  enthält  die  Abbildungen  von  Vitrina  Flemingi,  Comorensis, 
Sennaariensis,  Borneensis,  Idae,  Celebensis,  Darnaudi  ;  Spiraxis  Shutt- 
leworthi  ,  turgidula  ,  auriculacea,  PfeifFeri  Mke ;  Achatina  conosula, 
Sennaariensis,  pallens,  Orizabae,   speciosa,  interrupta  ;  Helix  gloriosa. 


260     T  rose  hei:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

maiuscula  und  Grevillii.      Alle  sind  bereits  früher,  meist  in  den  Ala- 
lak.  ßl.   1856  aufgestellt. 

An  dieses  Werk  sich  anschliessend  erschienen  von 
D  unk  er  zwei  Lieferungen  einer  zweiten  Abtheilung,  die 
den  Meeres-Conchylien  gewidmet  ist.  Auch  diese  Abtheilung 
enthält  einen  deutschen  und  einen  französischen  Text.  In 
den  vorliegenden  Lieferungen  sind  Arten  der  Gattungen 
Tritonium  ,  IXeptunea  ,  Solen  ,  Cultellus  ,  Cytherea  ,  Venus, 
Diplodonta  ,  Murex,  Bulbus,  Pecten,  Aulus  und  Cardium 
enthalten.     Die  einzelnen  Arten  sind  unten  angegeben. 

In  dem  XVIIL  Theile  von  Sowerby's  Thesaurus 
Conchyliorum  ist  der  Schluss  der  Abbildungen  der  Gattung 
Conus  mit  9  Tafeln  enthalten,  so  dass  die  ganze  Monogra- 
phie 24  Tafeln  anfüllt.  Die  Abbildungen  sind  mit  bekann- 
ter Treue  ausgeführt,  und  sind  offenbar  das  Werthvollste 
dieses  Werkes.  Der  Text  ist  in  Form  kurzer  Diagnosen 
gehalten,  und  die  Synonymie  so  wie  die  Vaterlandsangabe 
sind  auf  die  Erklärung  der  Kupfertafeln  verwiesen.  Im 
Ganzen  sind  405  Arten  unterschieden  ,  von  denen  jedoch 
einige  als  Varietäten  wohl  wieder  werden  eingehen  müs- 
sen. Als  neu  werden  27  Arten  bezeichnet,  die  unten  ge- 
nannt sind. 

Von  Lovell  Reeve's  Conchologia  iconica  erschie- 
nen im  Jahre  1858  acht  Lieferungen  (173 — 180)  ,  die  den 
Gattungen  Lithodomus,  Pinna,  Perna,  Coliimbella,  Littorina, 
Malleus  ,  Pedum  ,  Crenatula  ,  Umbrella  ,  Vulsella  gewidmet 
sind.  Auf  diese  einzelnen  Gattungen  kommen  wir  unten 
noch  einmal  zurück. 

Binney  hat  Bemerkungen  über  zahlreiche  Arten  von 
Landschnecken  in  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  183—192  ver- 
öffentlicht, die  theils  neue  Arten  charakterisiren,  theils  Na- 
menveränderungen bringen  ,  theils  sich  auf  die  Tafeln  im 
Vol.  III.  seiner  Terrestrial  Molliisks  beziehen.  Wir  müssen 
uns  darauf  beschränken  unten  die  neuen  Arten  namhaft  zu 
machen  ,  und  die  beim  Umtaufen  entstandenen  neuen  Na- 
men zu  verzeichnen. 

Von  Schriften ,    die  sich  auf  die  geographische   Ver- 


der  Mollusken    während   des  Jahres  1858.  261 

breitung  der  Mollusken  beziehen  ,  oder  Faunen  behandeln, 
haben  ^vir  diesmal  die  folgenden  zu  erwähnen. 

Einen  interessanten  Beilrag  zur  geographischen  Ver- 
breitung von  Land-  und  Süsswasser-Mollusken  im  Norden 
Europa's  verdanken  wir  v.  Wallenberg,  der  Gelegen- 
heit hatte  ,  Quickjock  und  seine  Umgebungen  conchyliolo- 
gisch  zu  untersuchen.  Der  Ort  liegt  am  Lutea -Flusse  in 
Lappland,  fällt  in  die  arktische  Zone  und  hat  wegen  der 
Nähe  der  Kjölen  ein  rauheres  Klima.  Hier  fand  Verf.  18 
Species  ,  10  Landschnecken ,  6  Wasserschnecken  und  zwei 
Muscheln.  Nacktschnecken  kommen  nicht  vor,  und  die  Lu- 
lea-elf  selbst  scheint  bis  zur  Ostsee  kein  einziges  Mollusk 
zu  enthalten;  die  Wassermollusken  sind  in  kleineren  Bächen 
oder  Sümpfen  gesammelt.  Die  oben  erwähnten  18  Species 
gehören  folgenden  Gattungen  an:  1  Vitrina,  5  Helix,  1  Bu- 
limus,  3  Pupa  worunter  eine  neue  Art,  4  Limnaeus,  2  Pla- 
norbis,  1  Cyclas  und  1  Pisidium.  —  Verf.  fügt  dann  noch 
die  Funde  aus  der  Gegend  von  lockmock,  6  Arten,  worun- 
ter Margaritana  margaritifera,  und  aus  der  Gegend  von 
Säfvast,  5  Arten  hinzu.  Den  Schluss  der  Abhandlung  macht 
eine  übersichtliche  Zusammenstellung  der  gewonnenen  Re- 
sultate in  einer  Tabelle,  und  ein  Vergleich  mit  den  Resul- 
taten V.  Middendorfs. 

Morel  et  führt  sechs  Landschnecken,  unter  denen  drei 
neue  Arten ,  von  Kamtschatka  und  zwar  aus  der  Gegend 
von  Petropawlowskaja  an,  und  knüpft  hieran  Betrachtungen 
über  die  interessante  Frage ,  ob  die  Natur  die  Arten  nur  an 
einem  Punkte,  von  dem  sie  sich  ausbreiteten,  erschaffen,  oder 
ob  an  verschiedenen  Punkten  der  Erde  dieselben  Arten  ent- 
standen sind.  Verf.  hält  die  Schnecken  mit  ihren  sehr  be- 
schränkten Bewegungsorganen  für  besonders  geeignet,  um 
diese  Frage  aufzuklären,  und  erklärt  sich  für  die  letztere 
Alternative.     Journ.  de  Conchyl.  VIL  p.  7. 

Die  entgegengesetzte  Ansicht  vertheidigt  Petit  de 
la  Saussaye  ib.  p. 105,  indem  er  namentlich  in  Betreff  der 
marinen  Mollusken  auf  die  Leichtigkeit  ihrer  Verbreitung  an 
den  Küslen  entlang  hinweist.  Obgleich  auf  die  vortrefflichen 
Schwimmapparate ,    welche    den   allermeisten  Mollusken    in 


262     Troschel:  Bericht  üb.  d.   Leisüingen  in  d.  Naturgeschichte 

erster  Jugend  zukommen,  angespielt  ist,  so  scheint  gerade 
dieser  Punkt  nicht  hinlänglich  hervorgehoben  zu  sein.  Wir 
können  leicht  dadurch  erklären,  dass  Mollusken  durch  Strö- 
mungen im  Meere,  durch  Stürme  u.  s.  w.  über  ^Yeite  Meere 
getrieben  werden  können ,  wenn  günstige  Umstände  hin- 
zukommen, und  der  Verbreitung  der  marinen  Arten  ist  da- 
durch alle  Schwierigkeit  genommen  ,  falls  nur  die  lokalen 
und  klimatischen  Verhältnisse  die  Ansiedlung  der  Arten  im 
neuen  Vaterlnnde  gestatten.  Anders  verhält  es  sich  offen- 
bar mit  Land-  und  Süsswasserformen.  Ref.  kann  sich  nicht 
enthalten  hierbei  zu  bemerken,  dass  oftmals  Formen  aus 
verschiedenen  Gegenden  fälschlich  als  specifisch  identisch 
angesehen  werden,  was  natürlich  bei  dergleichen  allgemei- 
nern Betrachtungen  irre  leiten  muss. 

Fischer  führt  ib.  p.  119  einige  Fälle  an,  in  denen 
Landschnecken  an  entfernten  Orten  gefunden  sind,  ohne  an 
dazwischen  liegenden  Punkten  zu  leben.  Solche  sieht  er 
als  eingeschleppt  an. 

Einen  Bericht  über  die  marine  Zoologie  von  Strang- 
ford Lough,  County  Down  hat  Dickie  der  British  asso- 
ciation  for  the  advancement  of  science  in  Dublin  vorgelegt. 
Report,  ct.  London  1858.  p.  104.  Es  Avurden  58  Bivalven 
und  45  Univalven  mit  dem  Schleppnetze  gefangen.  Die  er- 
giebigste Stelle  an  der  Verbindung  des  schmalen  Kanales 
mit  dem  weiteren  Theile  des  Lough,  nämlich  Castle  Ward 
Bay  lieferte  100  Arten.  Bei  einem  allgemeinen  Blick  auf 
die  Molluskenfauna  von  Strangford  und  des  Irischen  Ka- 
nals an  seinem  Eingange,  hebt  Verf.  den  Mangel  der  Lu- 
sitanischen  und  Süd-Britischen  Arten,  so  wie  das  allge- 
meine Auftreten  der  Europäischen  Arten  mit  einem  grossen 
Theile  der  sogenannten  Celtischen  hervor.  Die  atlantischen 
Arten  sind  im  allgemeinen  selten ,  nur  Cerithium  reticula- 
tum ,  Mangelia  gracilis  und  Psammobia  tellina  sind  unter 
ihnen  häulig.  Die  nordischen  Arten  sind  durch  Cyprina 
islandica  ,  so  wie  einige  andere  seltenere  Arten  repräsen- 
tirt.  —  Von  Tunicaten  kommen  20  Arten  vor,  ib.  p.  111. 

Nach  einem  Berichte  von  Hyndman  ib.  p.  221  wur- 
den in    der  Belfast-Bay    193  Arten   mit    dem  Schleppnetze 


der  Mollusken  während   des  Jahres  1858.  263 

gefang-en,  nämlich  83  Lamellibranchiata,  2  Palliobranchiala, 
97  Gasteropoda  prosobranchiata  und  11  Opisthobranchiata. 
—  Daran  schlicsst  sich  ein  Verzeichniss  der  Schalen  von 
der  Tiirbot-Bank,  und  ein  Verzeichniss  der  Arten,  welche 
im  Tiefwasser  von  70 — 100  Faden  bei  Maidens  Lighthouses 
gefunden  sind. 

Gwyn  Jeffreys  machte  mancherlei  Hinzufügungen 
zu  der  britischen  Molluskenfauna  bekannt ,  und  bezog  sich 
auf  Forbes  und  Hanleys  A  history  of  british  Mollusca.  Die 
daselbst  aufgestellten  neuen  Arten  sind  abgebildet;  sie  sind 
unten  namhaft  gemacht.  „Gleanings  in  British  Conchology" 
Annais  nat.  bist.  I.  p.  39  und  II.  p.  117. 

Eine  für  die  britische  Fauna  neue  Schnecke  Bucci- 
num  Holbölli  fand  Waller  an  der  Ostküste  von  Antrim, 
nicht  fern  von  Larne  Lough ;  hierüber  so  wie  über  einige 
andere  Arten  iinden  sich  Bemerkungen  Journal  of  the  Royal 
Dublin  Society  I.  p.  386. 

Das  Verzeichniss  der  Mollusken,  welche  Schnur  im 
Regierungsbezirk  Trier  beobachtet  hat,  enthält  75  Arten; 
nämlich :  2  Arion,  4  Limax,  1  Vitrina,  4  Zonites,  16  Helix, 

2  Bulimus ,  2  Cionella  ,  1  Pupa  ,  6  Clausilia  ,  2  Succinea,  5 
Planorbis,  7  Limnaeus,  2  Ancylus,  2  Paludina,  1  Bythinia, 
1  Valvata,  1  Neritina,  4  Anodonta,  5  Unio,  4  Cyclas,  2  Pi- 
sidium.  —  Jahresbericht  der  Gesellsch.  für  nützliche  For- 
schungen zu  Trier  vom  Jahre  1857.  Trier  1858.  p.  71. 

Bielz  schilderte  in  A^erhandlungen  und  Mittheilungen 
des  siebenbürgischen  Vereins  zu  Hermannstadt  1858.  p.  142 
eine  malakologische  Excursion  in  das  Burzenland.  Sie  ent- 
hält verschiedene  Notizen.  Im  Ganzen  sind  auf  dieser  Ex- 
cursion 21  Arten  beobachtet,  worunter  auch  eine  neue 
Balea,  die  unten  erwähnt  wird. 

Mabille  hat  im  September  1857  bei  Saint-Jean  de 
Luz  die  Mollusken  der  Umgegend    studirt.     Er  verzeichnet 

3  Arion,  1  Limax,  die  sehr  seltene  Vitrina  pyrenaica  Fer., 
Succinea  longiscata  Morel.,  3  Zonites,  15  Helix,  2  Bulimus, 
3  Clausilia,  1  Balea,  2  Pupa,  1  Planorbis,  1  Physa,  4  Lim- 
naea  ,   1  Ancylus ,  1  Cyclostomus ,    3  Bythinia ,    1  Valvata, 


2G4     T  r  0  s  ch  e  1  :  ßeiicht  üb.  d.  Ivcistungeu  in  d.  Naturgeschichte 

1  Neritina,  2  Cyclas,  zusammen  47  Arten.  Journal  de  Con- 
chyl.  p.  158. 

Gay's  Catalogue  des  Mollusques  du  departement  du 
Var  ist  mir  nur  aus  der  Anzeige  im  Journ.  de  Conchyl.  VII. 
p.  193  bekannt  geworden. 

Scacchi  hat  seinen  .,Catalogus  Conchyliorum  Regni 
Neapolitani  quae  usque  adhuc  reperit"  neu  aufgelegt.  Na- 
poli  1857.  Darin  sind  einige  neue  Arten  beschrieben,  die 
wir  unten  anführen. 

Odon  Debeaux  hat  die  Moliusken  der  Umgegend 
von  Boghar  untersucht ,  einer  der  gebirgigsten  Partien  der 
algerischen  Hochebenen.  Die  Armuth  der  Molluskenfauna 
wird  dem  grossen  Temperaturwechsel  und  dem  völligen  Was- 
sermangel während  eines  Theils  des  Jahres  zugeschrieben. 
Das  Verzeichniss  enthält  1  Limax,  18Helix,  3  Bulimus,  1  Acha- 
tina ,  1  Pupa ,  1  Lymnea,  1  Paludina,  1  Melanopsis.  Eine 
neueHelix  s.  unten.  Catalogue  des  Mollusques  vivants  observes 
aux  environs  de  Boghar  in  Recueil  des  travaux  de  la  Soc. 
d'agriculture,  sciences  et  arts  d'Agen.  Tome  VIII;  vergl. 
Revue  et  Mag.  de  zool.  p.  277. 

Unter  dem  Titel:  „Series  conchyliologiques  compre- 
nant  l'enumeration  de  Mollusques  terrestres  et  fluviatiles 
recueillis  pendant  le  cours  de  differentes  voyages,  ainsi  que 
la  description  de  plusieurs  especes  nouvelles.  Paris  1858.  8. 
hat  A  r  t  li  u  r  M  o  r  e  1  e  t  eine  erste  Lieferung  herausgegeben, 
und  spricht  sich  im  Vorworte  dahin  aus,  dass  er  beabsich- 
tigt den  Reisenden ,  welche  so  viele  Mühen  und  Gefahren 
an  die  Entdeckung  der  Naturproducte  setzen,  Ehre  zu  er- 
zeigen, die  Kcnntniss  der  geographischen  Verbreitung  der 
Mollusken  zu  fördern  und  neue  Arten  zu  beschreiben  und  ab- 
zubilden. Diese  erste  Lieferung  ist  das  Ergebniss  der  Rei- 
sen de  F  0  1  i  n's  im  westlichen  Afrika  ,  der  namentlich  zu 
Grand -Bassam,  Gabon  und  Ile  du  Prince  gesammelt  hat. 
Besprochen  werden  35  Arten,  nämlich:  1  Vitrina,  1  Succi- 
nea,  4Helix,  6  Bulimus  (einer  neu);  13  Achatina  (eine  neu), 
3  Pupa,  1  Ampullaria  (ist  eine  Lanistes) ,  3  IS'eritina  (eine 
neu),  2  Melania,  1  Galatea.     Ausser  den  neuen  Arten  sind 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  265 

auch  diejenigen,  welche  der  Verf.  bereits  1848  in  der  Re- 
vue zool.  aufgestellt  hatte,  auf  drei  Tafeln  abgebildet. 

Eine  kurze  Notiz  von  Elsey  von  St.  Kitts,  wo  der- 
selbe auf  der  Rückkehr  von  der  Nord-Australischen  Expe- 
dition gestorben  ist,  lässt  auf  ziemlichen  Reichlhum  der 
Molluskenfauna  schliessen.     Annais  nat.  bist.  I.  p.  316. 

In  den  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  197  findet  sich  ein 
Catalog  der  Amerikanischen  Landschnecken,  von  W.  J. 
Rinney,  in  welchen  der  Verf.  nur  solche  Synonyme  auf- 
genommen hat,  von  denen  eine  Beschreibung  oder  Abbil- 
dung existirt.  Die  Arten  von  der  Pacifischen  Küste  nörd- 
lich von  Mazatlan  sind  besonders  catalogisirt,  die  mexika- 
nischen Arten  sollen  in  einer  besonderen  Schrift  publicirt 
werden. 

Der  erstere  Catalog  enthält  48  Arten,  nämlich':  J  Arion,  1  Li- 
max  ,  4  Succinea  ,  27  Helix  ,  10  ßulimus  ,  2  Glandina,  1  J\lelampus, 
1  Truncatella.  —  Der  zweite  dagegen  109  Arten,  nämlich:  1  Vagi- 
nulns,  2  Tebennophorns ,  2  Arion,  3  Limax,  2  Yitrina  ,  16  Succinea, 
106  Helix,  16  Bulinnis,  1  Alacroceramus  ,  3  Achatina,  6  Glandina,  12 
Pupa  ,  4  Vertigo,  4  Cylindrella,  6  i\Ielampus,  1  Alexia,  1  Blauneria, 
1  Leuconia,  1   Carychiuni,  4  Truncatella,   1   Chondropoina,  6  Helicina. 

L  e  a  ,  welcher  eine  Sammlung  von  Süsswasser-Mollus- 
ken  von  Nebraska ,  eine  andere  aus  dem  nördlichen  Red- 
River,  der  in  den  See  Winnepeg  fliesst,  erhalten  hatte,  fand, 
dass  die  Molluskenfauna  dieser  Gegenden  viel  Ueberein- 
stimmendes  mit  dem  Ohio,  dem  unteren  Mississippi  und  dem 
südlichen  Red  -  River  habe.  Manche  Arten  haben  hiernach 
eine  ungemein  weite  Verbreitung.  Die  angeführten  Bei- 
spiele sind  aus  der  Familie  der  Najaden  genommen.  Pro- 
ceed.  of  Philadelphia  18.58.  p.  13. 

Unter  dem  Titel :  „Fernere  Nachrichten  über  die  Mol- 
lusken-Fauna der  Insel  Cuba"  zeigt  Pfeiffer  Malak.  Bl. 
1858.  p.  1  den  Inhalt  der  ersten  40  Seiten  von  Poey's 
Memorias  an  ,  obgleich  dieselben  noch  nicht  als  Lieferung 
erschienen  sind.  Wir  theilen  den  Inhalt  kurz  um  so  lie- 
ber mit,  als  es  zweifelhaft  ist,  wann  uns  der  Text  selbst 
zu  Gesichte  kommen  wird.  Die  1.  (39.)  Abhandlung  des 
zweiten  Bandes  enthält  ein  neues  System  der  Land-  und 
Süsswassermollusken   von    Cuba.      Es  sind   382   Nummern, 


266     Troschel:   Bericht  üb.  d.  Leistung^en  in  d.  Naturgeschichte 

wovon  auf  die  Cyclostomaceen  60,  die  Aciculaceen  6,  He- 
licinaceen  54  ,  Proserpinaceen  2,  Auriculaceen  16,  Heliceen 
196,  Limaceen  2,  Lymnäaden  12,  Pulmobranchiaten  9  (7  An- 
cylus,  2  Gundlachia),  Ampullariaceen  13,  MelaniaceenS,  Neri- 
tinaceen  1,  Cycladeen  1,  Najaden2  kommen.  —  Die  2.  (40.) 
Abliandlung  liefert  Beschreibungen  neuer  Mollusken  von 
Gundlach,  die  schon  sämmtlich  durch  die  Malak.  Bl.  be- 
kannt geworden  sind;  die  3.  (41.)  Abhandlung  enthält  Be- 
schreibungen neuer  Mollusken  von  Poey.  Aus  der  letz- 
teren werden  die  Diagnosen  der  neuen  Arten  mitgetheilt, 
und  wir  geben  hiernach  unten  die  Namen. 

In  den  Malakozoologischen  Blättern  p. 37  giebt  Pfeif- 
fer weitere  Nachricht  von  der  Reiseausbeute  seines  Freun- 
des Gundlach  auf  Cuba  und  bespricht  40  Arten  von 
Land-  und  Süsswasserschnecken. 

Fernere  Mittheilungen  über  die  Molluskenfauna  der 
Insel  Cuba  von  Pfeiffer  sind  das  Resultat  einer  Sendung 
Gundlach's  von  Santiago  de  Cuba ,  die  aus  52  Species  be- 
stand. Ibid.  p.  173.  Die  neuen  Arten  sind  unten  namhaft 
gemacht. 

Einen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Molluskenfauna  von 
St.  Domingo  verdanken  wir  Hjalmarson,  der  in  dem 
nördlichen  Theile  der  Insel  60  Arten  von  Gasteropoden 
sammelte,  unter  denen  18  neue,  die  Pfeiffer  durch  Dia- 
gnosen beschrieben  hat.  Letztere  sind  unten  genannt.  Ma- 
lak. Bl.  p.  135. 

In  den  Malakozoologischen  Blättern  p.  50  giebt  M  e  n  k  e, 
veranlasst  durch  den  Tod  des  Verfassers,  eine  nachträgli- 
che Anzeige  von  d'Orbigny's  Voyage  dans  l'Amerique 
meridionale. 

Gaudin  ist  der  Ansicht,  dass  die  zahlreichen  kleinen 
Höhlen  in  dem  Felsen  des  Monte  Pellegrino  bei  Palermo 
durch  Helix  Mazzullii  gebohrt  seien.  Die  Art  dieses  Boh- 
rens bleibt  jedoch  noch  unbekannt.  Bul'ctin  de  la  societe 
Vaudoise  des  sciences  nat.  Tome  VI.  Bull.  No.  43.  Lausanne. 
Novembre  1858.  p.  60. 

Beau  schrieb  über  den  Nutzen  gewisser  mariner  Mol- 
lusken, welche  an  den  Küsten   von  Guadeloupe  und  Marti- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  267 

niqiie  leben.  Journ.  de  Conchyl.  VII.  p.  25.  Als  essbar 
werden  drei  Schnecken,  Strombiis  gigas,  Turbo  pica  und 
Neritina  punctulata,  und  13  Muscheln  aufgezählt. 

Gassi  es  hat  versucht  das  Thier  von  Helix  aspersa 
in  ein  anderes  Schneckenhaus  zu  übersiedeln,  was  ihm  zum 
Theil  gelungen  zu  sein  scheint.  Journ.  de  Conchyl.  VII. 
p.  44.  Vergl.  eine  Bemerkung  dazu  von  Petit  de  la  Saus- 
saye  ib.  p.  180. 

Nach  Higgins  werden  Conchylien  in  Sammlungen 
häufig  durch  Pilze  angegriffen,  wenn  sie  an  feuchten  und 
dumpfen  Orten  aufbewahrt  werden.  Sie  verlieren  ihren 
Glanz  und  werden  unansehnlicher.  Proc.  Lit.  and  Phil. 
Soc.  of  Liverpool  1858;  Annais  nat.  bist.  II.  p.  493. 

J.E.Gray  erinnert  daran,  dass  manchen  Pagurus-Ar- 
ten  die  Fähigkeit  zukomme ,  die  Schalen ,  in  welchen  sie 
leben  ,  zum  Theile  aufzulösen  ,  um  die  innere  Höhlung  zu 
vergrössern.     Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  144. 

Cephalopoda, 

Gräffe  berichtete  kurz  der  Gesellschaft  zu  Zürich 
über  die  neuesten  Entdeckungen  von  der  Hectocotylenbil- 
dung  bei  den  Cephalopoden.  Deren  Vierteljahrsschrift  III. 
p.  401. 

Claus  hat  in  unserem  Archiv  p.  257  einen  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Hectocotylenbildung  der  Cephalopoden 
gegeben,  und  namentlich  gezeigt,  dass  auch  bei  Enoploteu- 
this  die  Männchen  durch  die  Umformung  eines  Armes  aus- 
gezeichnet sind. 

Steenstrup  sprach  bei  der  skandinavischen  Natur- 
forscher-Versammlung zu  Christiania  (s.  Forhandl.  Christia- 
nia  1857.  p.  182)  über  riesenhafte  Cephalopoden,  welche 
im  atlantischen  Ocean  vorgekommen  sind.  Eine  1853  ge- 
fundene Art  von  6  Ellen  Länge,  mit  fast  drei  Ellen  langen 
Armen  nannte  er  Architeuthis  dux.  Eine  Abhandlung  über 
diesen  interessanten  Gegenstand  steht  noch  zu  erwarten. 

In  Videnskabelige  Meddelelser  fra  den  naturhistoriske 
Forening  i  Kjöbenhavn  for  Aaret  1858.    p.  183  bezeichnet^ 


268     Troscliel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in  d.  Naturgeschichte 

Steenstrup  vorläufig  zwei  neue  Gattungen  von  Cepha- 
lopoden  ,  von  denen  eine  nähere  Begründung  wohl  näch- 
stens erfolgen  wird. 

Bolitaena  schliesst  sich  an  Heledone,  aber  erinnert  an  Sciade- 
phorus  durch  die  geringe  Entwickelung  der  Saugnäpfe  und  durch  die 
fast  gallertartige  Consisienz;  die  Kiefer  sind  ungemein  wenig  ge- 
wölbt und  die  Zunge  zeigt  das  bisher  bei  den  Mollusken  allein  ste- 
hende Verhalten  ,  dass  vier  Zahnreihen  mit  einander  wechseln ,  so 
dass  erst  die  fünfte  die  erste  wiederholt.  (Bei  Ilelcdone  wiederholt 
bekanntlich  die  dritte  Keihe  die  erste.) 

Halifhr  on,  wovon  bisher  freilich  nur  einige  Arme  vorlie- 
gen, welche  aus  dem  Magen  eines  Haifisches  genommen  wurden, 
zeichnet  sich  durch  so  abweichende  glockenförmige  Saugnäpfe  aus, 
dass  Verf.  guten  Grund  zu  haben  glaubt,  auf  das  übrigens  noch  un- 
bekannte Thier ,  dem  diese  Arme  angehörten,  eine  neue  Gattung  zu 
gründen. 

Referent  machte  eine  nachträgliche  Bemerkung  über 
seine  Gattung  Scaeurgus  in  diesem  Archiv  p.  298,  und  er- 
örterte die  Frage  über  die  generische  Berechtigung,  die  er 
noch  nicht  aufgeben  möchte. 

Smith  schilderte  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  533  das 
Betragen  eines  Octopus,  den  er  lebend  beobachtete  und  ihn 
in  zwei  seltsamen  Stellungen  in  Holzschnitt  abbilden  Hess. 

H ux  1  e y  hat  Beiträge  zur  Anatomie  des  Nautilus  pom- 
pilius  nach  Exemplaren  von  Neu -Seeland  geliefert.  Journ. 
of  the  Proceed.  Linnean  Soc.  III.  p.  36. 

Sand  berger  hat  die  Härte,  das  specifische  Gewicht 
und  die  Windungskurve  des  Gehäuses  von  Nautilus  Pom- 
pilius  untersucht.     Müller's  Archiv  1858.  p.  85. 

Gasteropoda. 

Macdonald,  welcher  einige  Larven  von  Gasteropo- 
den  als  selbstsländige  Thiere  beschrieben  und  sie  als  einer 
besonderen  Ordnung  angehörig  betrachtet  hatte  (vergleiche 
die  früheren  Berichte),  ist  nun  selbst  zu  der  Einsicht  ge- 
kommen ,  ohne  die  anderweitige  Literatur  zu  benutzen, 
dass  es  sich  nur  um  Larvenzustände  handle.  On  the  pro- 
bable Metamorphosis  of  Pedicularia  and  other  forms;  affor- 
ding  presumptive  evidence  that  the  Pelagic  Gasteropoda,  so 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  269 

called,  are  not  adult  forms,  but ,  as  it  were,  the  Larvae  of 
well  knovvn  genera,  and  perliaps  confined  to  species  living- 
in  deep  water.  Transacl.  Linnean  socicty  of  London  XXII. 
p.  241.  —  Verf.  hat  nach  der  Bildung  der  Radula  Aehn- 
lichlieiten  mit  bekannten  Gattungen  aufgesucht.  Er  ver- 
gleicht Chelotropis  nach  dem  dreireihigen  Gebiss  mit  Mu- 
rex,  Purpura,  Turbinella,  Ricinula ;  Macgillivraya  pelagica 
mit  Malea  und  Dolium,  und  eine  Larve  mit  sechs  Segellap- 
pen mit  Triton  und  Natica ;  ein  anderes  Wesen  mit  Hippo- 
nyx und  Pileopsis.  Die  Entwickelungsgeschichle  der  Mol- 
lusken bietet  den  Forschern  noch  eine  höchst  schwierige 
Aufgabe;  aber  das  verhältnissmässig  Wenige,  was  uns  aus 
diesem  Gebiete  bekannt  geworden  ist,  zeigt  hinlänglich,  wie 
lohnend  die  Forschungen  in  diesem  Gebiete  sind.  Möchten 
recht  tüchtige  Kräfte  sich  dieser  Arbeit  widmen. 

Durch  ein  Versehen  habe  ich  im  vorigen  Berichte 
vergessen,  auf  die  interessante  Mittheilung  von  Krohn 
in  unserem  Archiv  1857.  p.  252  hinzuweisen,  aus  welcher 
wir  erfahren,  dass  seine  Echinospira  die  Larve  von  Marse- 
nia  conspicua  sei,  dass  die  Schale  der  Larve  bald  verloren 
gehe,  und  also  nicht  mit  der  Schale  des  ausgebildeten  Thieres 
identisch  sei ,  die  sich  schon  sogleich  nach  dem  Abwerfen 
der  provisorischen  Schale  als  eine  zarte  elastische  ohrför- 
mige  Schale  wahrnehmen  liess.  Verf  beschreibt  ferner  eine 
mit  Calcarella  verwandte  Larve,  in  der  er  den  Jugendzustand 
eines  mit  Marsenia  verwandten  Gasteropoden  vernnithet. 

Aus  der  Gattung  Brovvnia,  Unlerabtheilung  von  Helicophlegma 
hat  Arthur  Adams  zwei  neue  Arten  B.  carinala  und  angulata  von 
China  beschrieben.  Es  muss  dahingestellt  bleiben,  ob  dies  nicht  Lar- 
venformen von  Gasteropoden  sind.  Verf.  kennt  nur  die  Schalen. 
Annais  nat.  bist.  I.  p.  28. 

Derselbe  beschrieb  ferner  ib.  p.  125  als  neue  Arten  Sinusi- 
gera  vitrea  aus  dem  chinesischen  Meere,  so  wie  S.  trochoides  und 
glahra  aus  dem  Indischen  Ocean ,  die  unzweifelhaft  Larven  von 
Schnecken  sind. 

Ueber  den  feineren  Bau  der  Molluskenzunge  hat  Sem- 
per  in  der  Zeitschr.  für  wiss.  Zoologie  IX.  p.  270.  Taf.  12 
geschrieben.  Er  geht  darauf  aus  ,  zu  beweisen,  dass  die 
alte  Theorie  von  dem  Verschieben  der  Reibmembran  falsch 


270     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

sei ,  dass  vielmehr  dieselbe  sich  von  Zeit  zu  Zeit  durch 
eine  Häutung  erneuere  ,  und  dass  die  Ausscheidung  der 
Zähne  nicht  von  der  sogenannten  Zungenmatrix  ausgehe, 
sondern  von  demselben  Epithel,  welches  auch  die  Grund- 
membran bildet.  Ich  kann  mich  durch  seine  Beweisführung 
nicht  überzeugt  erklären,  und  bin  in  beiden  Punkten  noch 
immer  meiner  früheren  Ansicht,  obgleich  ich  gerne  zu- 
gebe, dass  der  wahre  Hergang  in  der  Bildung  dieses  com- 
plicirten  Organes  noch  bei  weitem  nicht  bis  ins  Feinste  er- 
kannt ist. 

Von  des  Referenten  „Gebiss  der  Schnecken«  erschien 
die  dritte  Lieferung.  Wenn  das  Fortschreiten  dieser  schwie- 
rigen Arbeit  langsamer  gelingt,  als  ich  anfangs  hoffte  und 
versprach,  so  erlaube  ich  mir  hier  auszusprechen,  dass  die 
Ursache  davon  hauptsächlich  in  der  Thatsache  liegt,  dass 
ich  durch  die  freundliche  Unterstützung  von  vielen  Seiten 
ein  reicheres  Material  zur  Untersuchung  zusammenbringe, 
als  ich  zu  hoffen  gewagt  hatte,  und  dass  dadurch  die  ganze 
Arbeit  eine  viel  eingehendere  und  speciellere  wird,  als  ich 
anfänglich  für  möglich  gehalten  hatte.  Ich  schmeichle  mir 
mit  der  Hoffnung,  dass  das  wissenschaftliche  Publikum  in 
Anerkennung  der  mühsamen  Untersuchungen  die  Langsam- 
keit des  Erscheinens  entschuldigen  werde.  Diese  dritte 
Lieferung  beschäftigt  sich  mit  folgenden  Gruppen  von  Band- 
zünglern:  Pachychili,  Melaniae,  Rissoae,  Littorinae ,  ferner 
mit  der  Familie  der  Cerithiacea  mit  den  Gruppen  Cerithia, 
Potamides,  Planaxes  und  schliesst  mit  dem  Anfange  der  Tur- 
ritellae.  Alle  diese  Gruppen  sind  durch  die  Bewaffnung  der 
Radula  charakterisirt  und  erkennbar,  wie  man  sich  leicht 
durch  die  Leetüre  des  Buches  und  Betrachtung  der  Abbil- 
dungen überzeugen  wird. 

Nachdem  die  Helicinaceen  von  den  Pulmonata  opercu- 
lata  haben  entfernt  w  erden  müssen,  weil  sie  sich  durch  ihre 
Mundtheile  so  unmittelbar  zu  den  Rhipidoglossaten  gesel- 
len, glaube  ich  nicht  mehr  auf  die  Luftathmung  einen  so 
hohen  systematischen  Werth  legen  zu  dürfen  ,  um  diese 
Abtheilung  ferner  aufrecht  zu  halten ,  und  vereinige  daher 
hier  den  Rest   der  Pulmonata    operculata    mit   den  Taenio- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  271 

glossaten,  mit  denen  sie  in  der  Bildung  des  Gebisses  über- 
einstimmen ,  und  zu  denen  die  Ampullariaceen  einen  so 
vollständigen  Uebergang  machen. 

Taenioglossata. 

Zu  Pfeiffer's  Monographia  Pneumonopomorum  vi- 
ventium,  sistens  descriptiones  systematicas  et  criticas  omnium 
huius  ordinis  generum  et  specierum  hodie  cognilarum  er- 
schien ein  Siipplementum  primum.  Cassellis  1858.  Darin 
sind  mit  Gewissenhaftigkeit  alle  seit  dem  Erscheinen  des 
ersten  Theiles  erschienenen  Notizen  und  neuen  Arten  nach- 
getragen, so  dass  den  Besitzern  des  Werkes  dieser  Nach- 
trag unentbehrlich  ist.  Yerf.  hat  hier  folgende  Eintheilung : 

Subordo  I.  Opisophthalma  mit  den  Familien  Aciculacea 
und   Di'plommatinacea. 

Subordo  II.  Ec  t  Ophthal  ma  mit  den  Familien  Ci/c?osfomacert 
und  Helicinacea.  Die  Cyclostomaceen  zerfallen  wieder  in  8  Subfa- 
milien,  nämlich  :  Cyclotea,  Cyclophorea  ,  Pupinea,  Licinea,  Cycloslo- 
mea,  Cistulea,  Pomatiatea  und  Realiea.  Diese  ünterfamilien ,  in  de- 
ren Annahme  Verf.  grösstentheils  den  Gebrüdern  Adams  gefolgt  ist, 
werden  vornämlich  durch  den  Deckel  unterschieden.  Die  ersten  drei  ent- 
sprechen meinen  Cyclotaceen,  die  folgenden  drei  meinen  Cyclostoma- 
ceen, die  Pomatiatea  meinen  Pomatiaceen,  die  letzte  meinen  Hydro- 
caenaceen,  die  zu  den  Rhipidiglossaten  gehören.  Der  Bau  der  Mund- 
theile  fällt  so  stark  in  die  Waagschale,  dass  ich  unbedingt  meine 
Eintheilung  aufrecht  erhalten  muss. 

Cyclotacea.  (\jclotus  perdistinctus  Gundlach  Malak.  Blätter  p.  188 
von  Cuba, 

CyClOStomacea.  Die  bereits  im  vorigen  Berichte  besprochene 
Abhandlung  von  Claparede  über  Cyclostoma  elegans  erschien  deutsch 
in  MüUer's  Archiv  'für  Anat.  und  Phys.  1858.  p.  1  ,  begleitet  von 
2  Tafeln. 

Cyclostoma  (Chondropoma)  Sagebieni,  C.  laetum,  C.  torqualnm,  die 
beiden  letzteren  von  Gu  t  i  e  r  r  e  z  MS.  sind  neue  Arten  bei  PoeyMe- 
niorias  3Ia]ak.  ßl.  p.  3  von  Cuba,  die  auch  schon  in  dem  Pfeiffer'schen 
Nachtrage  benutzt  sind.  —  Ib.  p.  139  finden  sich  als  neue  Arten  von 
St.  Domingo  durcii  Pfeiffer  beschrieben:  Choanopoma  Wilhelmi 
Taf.  II.  Fig.  1—3,  Rosaliae  Taf.  II.  Fig.  4— 6,  Puertoplatense  Taf.  II. 
Fig.  7 — 8;  Cyclostomus  Aminensis ;  Chondropoma  adulterinutn  (soll 
mit  der  Vorigen  in  Begattung  angetroffen  sein),  Caricae ,  HjalmaV" 
soni  Taf.  II.  Fig.  9 — 12  und  biforme.    —   Choanopoma  eburneum  ,  Cy- 


272     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

clostotna  chorclatum,  Cycl.  (Tudorn)  erectum  ,  C.  (Chondropoina)  la- 
tum,  C.  (Chondropoina)  abnatum,  C  (Chondropoma)  textum,  C.  (Chon- 
dropoma)  crenimargo,  sind  Gundloch'sche  Alten  von  Cuba  ib.  p.  188. 
—   Cyclostoma  concinnnm  Stacchi   Catalogus  1.    c. 

Ampullariacea.  Ampullaria  Woodwaidi  und  Tischbeini  Dohrn 
Proc.  zool.  soc.  Ib58.  p.  134:  von  Ceylon. 

FotamOphilä.  Palndina  Ellioltii  Leh  Proc.  l'hiladelphia  1858. 
p.  166  aus   dem    Olhcalooga-Bach,   (ieorgia. 

Paludomus  Hanleyi ,  pyriformis  und  torrenticola  Dohrn  Proc. 
zool.  soc.  1858.  p.  535    von  Ceylon. 

In  der  Arbeit  über  die  ßrackvvasserbewohner  Venedigs  hat  v. 
Martens  in  unserem  Archive  p.  162  Hydrobia  stagnalis  L.  und  ihre 
Verwandten  auseinandergesetzt.  Dabei  sind  H.  Aponensis,  Ammonis, 
Steinii  und  Tasmanica  als  neue  Arten  unterschieden.  Die  Arten  der 
Gattung  Hydrobia  sucht  Verf.  nach  Schale  und  Aufenthalt  in  5  Grup- 
pen zu  bringen.  In  Betreff  des  weiteren  interessanten  Inhalts  verwei- 
sen wir  auf   die  allen  unseren  Lesern  zugängliche  Abhandlung  selbst. 

Melanin  planensis  Lea  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  118  von 
Honduras.  —  M.  Postellii  Lea  ib.  p.  166  aus  dem  Altnmaha-River  in 
Georgia.  —  M.  nigrila  Poey  Malak.  Bl.  p.  12  von  Cuba.  —  M.  acn- 
tissima  von  Guadeloupe,  panlherina  von  den  Philippinen,  monilifera 
von  der  Salomonsinsel,  pulchra  von  Celebes,  circtimsulcala  von  Pallo, 
sparsim-nodosa  von  Borneo ,  rusticula  ohne  Vaterlandsangabe,  sind 
neue  Arten  von  von  dem  Busch  Malak.  Bl.  p.  33.  —  M.  confusa, 
datura  und  Layardi  Dohrn.   Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  135  von  Ceylon. 

Pirena  nitida  von  dem  Busch  Malak.  Bl.  p.  36  von  den  Phi- 
lippinen. 

Littorinacea.  Rissoa  Alderi  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  II.  p.  127. 
pl.  V.  flg.  5  aus  dem  31eeressande  bei  Skye.  —  R.  similis,  turrilellaj 
polita,  sinuosa  Scacchi   Catalogus  1.  c 

In  Reeve's  Conch.  iconica  ist  die  Gattung  Littorina  mit  Taf. 
XVII  und  XVIII  beendigt  und  enthält  somit  107  Arten.  Neue  Arten 
sind  auf  den  beiden  Schlusstafeln  nicht  enthalten. 

Cerithiacea.  In  Folge  der  Untersuchung  der  Mundtheile  dieser 
Familie,  Gebiss  der  Schnecken  p.  139  musste  Referent  drei  Gruppen 
in  derselben  unterscheiden,  die  vielleicht  zu  besonderen  Familien  er- 
hoben zu  werden  verdienen:  1.  Cerithia  mit  den  Gattungen  Ver- 
lagus,  Cerithium  ,  Colina  ,  Cerithiopsis  ,  Pirenella,  Litiopa  und  JModu- 
lus;  2)  P  0  tnmid e  s  mit  den  Gattungen  Tympanotomns,  Pyrazus, 
Cerithidea,  Tclescopium  ;  3)  Planaxes  mit  den  Gattungen  Planaxis 
und  Lampania. 

Cerithium  Metaxa  (C.  angustissimum  Forb.)  ist  nach  einem  sehr 


der  iMolliisken  während  des  Jahres  1858.  273 

vollständigen  Exemplare  von  JelTrey's  Annais  nat.  hist.  II.  pl.  V.  fig.  6 
abgebildet  vv^orden.  —  C.   antavcticum  Thilippi  Abb.  nat.  Ges.  zu  Halle. 

Cerithiopsis  pulchella  Jeffreys  Annais  nat.   hist.   II.   pl.  V.  fig.  8. 

Lampania  Sleensfrupi  Troschel  Gebiss  der  Schnecken  p.  149. 
Anni.   aus  dem  tropischen   all.  Ocean. 

Galyptraeacea.  PHeopsis  Danieli  Crosse  von  Neu  -  Caledonien 
Revue  et  iMag.   de  zool.   p.  81. 

Velutinacea.  E.  v.  3Iartens  hat  in  unserem  Archiv  p.  145 
über  einige  Velutina-Arten  geschrieben,  namenilich  über  V.  coriacea 
Pall.,  V.  capuloides  und  V.  Bernardi,  die  auch  abgebildet  sind.  In 
einem  alphabetischen  Verzeichnisse  sind  die  Synonymen  auf  die  wirk- 
lichen Species  zurückgeführt. 

Caecacea.  Carpenter  hat  in  Proc.  zool.  soc.  1858. 
p.  413  die  Griindzüge  einer  Monographie  der  Caccidae  ver- 
öffentlicht. ]\ach  einer  historischen  und  geographischen 
Einleitung  charakterisirt  er  die  Gattungen  und  Arten.  Die 
ersteren  sind  folgende : 

Caecum  Flem.  Testa  nucleosa  planata  ;  animal  una  in  plana 
sohlte  orbiculari  crescens ;  testa  aniraali  crescente  iterum  iterumque 
decoUata,  septo  reguhiri,  varie  constructo,  partem  decollatani  tegente  ; 
superficie  seu  annulata ,  seu  lirata  ,  seu  laevi  ;  apertura  plerumque 
primuni  constricta  postea  expansa,  Operculum  concavum  seu  subpla- 
natnm  ;  sutura  saepius  linea  elevata  instructa,  interdum  laevi.  —  Verf. 
unterscheidet  drei  Sectionen :  A.  El  ephantulum  mit  längsgestreif- 
ten Schalen.  10  Arten,  meist  vom  Verf.  in  seinem  Mazatlan  Cat.  auf- 
gestellt und  neu  C.  plicatum  und  imhricatum  aus  AVestindien.  B. 
Anellum  mit  geringelten  Schalen.  15  Arten,  darunter  neu:  C.  gur- 
gulio  von  Weslindien,  reguläre  von  Westindien  ,  Singapore  und  Au- 
stralien, gracile  von  Japan,  ^indaliim  von  3Iazatlan.  C.  Fartul  um 
mit  glatten  Schalen.  11  Arten,  unter  denen  neu  :  C.  bimarginatnm  von 
Singapore,  Clarkii  und  pollicare  von  Teneriffa,  subquadratum  von 
Port  Elisabeth. 

Brochina  Gray.  Testa  Caeco  similis  ,  laevis ;  apertura  sim- 
plici,  acuta;  septo  mamillato.  Operculum  conve.xum,  anfractibus  linea 
elevata  instructis.     2  Arten. 

Meioceras  n.  gen.  Testa  adolescens  sohlte  spiralis,  haud  pla- 
nata ;  adulta  saepe  inflata  ;  apertura  obliqua.  Operculum  spirale,  extus 
concavum,  anfractibus  lima  spirali  instructis.  3  Arten,  worunter  neu: 
M.  cornucopiae  von  Westindien  und  M.  cornu  bovis. 

Strebloceras  n.  gen.  Testa  haud  decollata,  vertice  niicleoso 
orbiculari,  planae  tuberculari  perpendiculariter  affixo  ;  habitus  incre- 
scentis  plerumque  orbicularis,  seu  subtortuosus.  2  neue  fossile  Arten. 
Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  S 


274     Troschel:  IJeiicht  üb.  d.   Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Im  Ganzen  kennt  Verf.  43  Arten,  von  denen  5  fossil,  2  lebend 
und  fossil. 

Eulimacea.  Odostomia  minima  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  I.  p,  45. 
pl.  II.  fig.  3.  Lebt  an  Laminaria  digitata  in  der  Litoralzone  bei 
Lerwick 

Eulimella  oheliscus  JefTreys  ib.  p.  46.  pl.  II.  fig.  5  von  Shetland 
und  Skye. 

Eulima  stenostoma  Jeffreys    ib.  II.   p.  128.  pl.  V.  fig.  7. 

Alata.  Crosse  hat  sich  mit  der  Frage  über  die  natürliche 
Stellung  der  Gattung  Dibaphus  Phil,  im  Systeme  beschäftigt;  er  ist 
geneigt,  sie  zwischen  Conus  und  Strombus  zu  stellen  und  sieht  da- 
rin sogar  ein  wichtiges  Argument  für  die  Verwandtschaft  der  ge- 
nannten Gattungen.  Es  erscheint  schwierig  ,  die  Frage  nach  blosser 
Berücksichtigung  der  Schale  zu  entscheiden  ;  die  Untersuchung  der 
Mundtheile  dagegen  würde  es  auf  den  ersten  Blick  lehren,  ob  die 
Gattung  in  die  Kähe  von  Mitra,  Conus,  Strombus  oder  Terebellum  ge- 
höre. Die  Art  nennt  er  D.  Philippii,  indem  er  den  Swainson'schen  Na- 
men Cünohelix  edentula  verwirft.     Bevue  et  Mag.  de  zool.  p.  157. 

Ranellacea.  Ranella  ampullacea  Valenciennes  Comptes  rendus 
56.  p.  761  vom  östlichen  Sibirien, 

Gassidea.  Onisda  ponJerosa  Hanley  Proc.  zool.  soc.  1858. 
p.  255.  pl.42.  fig.  9.  10. 

InVOluta.  Nach  Aucapitaine  soll  Cypraea  moneta  in  den 
Gewässern  im  Innern  von  Sudan  und  namentlich  im  Niger  und  den 
benachbarten  Sümpfen  leben.  Er  erzählt,  dass  die  Bewohner  der 
Gegend  von  Tambuctu  frisch  abgezogene  Häute  von  einem  Bind 
(Klabo)  am  Ufer  des  Flusses  ins  Wasser  legen  und  mit  Steinen  befe- 
stigen. Nach  einigen  Tagen  ziehen  sie  dieselben  wieder  heraus  und 
fangen  so  zahlreiche  Schnecken  der  oben  genannten  Art,  die  dort 
unter  dem  Namen  Oudaa  bekannt  ist.  Das  Wasser  ist  höchstens  Brak- 
wasser.    Bevue  et  mag.  de   zool.  p,  509. 

J.  E.  Gray  notirte  einige  Varietäten  von  Cypraea- Arten  von 
den  Sandwichinseln,  indem  einige  viel  bleicher  fast  weiss  und  mit 
undeutlichen  Zeichnungen  vorkommen  ,  (Cypraea  caurica ,  cruenta, 
fimbriata ,  Gascoini),  andere  mit  einer  dottergelben  Farbe  und  fast 
ganz  obliterirter  Zeichnung  (C.  sulcidentata,  arenosa,  Isabella,  Hel- 
vola,  staphylaea).  Die  Schnecken  anderer  Familien  aus  derselben  Sen- 
dung zeigten  solche  Abweichungen  nicht.     Annais  nat.  bist.  II.  p.  49. 

Cypraea  notula  Gill  Annais  Lyc.  Ncw-York  VI.  p.  255  aus  dem 
Indischen  Ocean,  wahrscheinlich  von  Singapore. 

Toxoglossata. 
Referent  hält  die  grosse   rechts  vom  Schlünde  ge- 


der  Mollusken   wahrend    des  Jahres  1858.  275 

legene  Drüse  bei  den  Pfeilzünglern  ,  die  gewöhnlich  als 
Speicheldrüs'e  angesprochen  ist ,  für  eine  Gilldrüse.  Yerh. 
nat.  Vereins  der  preiiss.  Rheinlande  und  Westphalens  1858. 
p.  LVI. 

Conoidea.  Sandberger  vergleicht  das  Gewinde  von  Conus 
marnioreiis   und  litteratus.  Müller's  Archiv  1858-  p.  87. 

Von  Sowerby  wurden  im  Thesaurus  Conchylioruin  folgende 
neue  Arten  der  Gattung  Conus  aufgestellt :  Cowws  Debtirghiae  Moluk- 
ken,  albicans,  tenuis,  speciosus,  acutus  Ceylan,  perplexus  Busen  von 
Californien  und  Westcolunibien  ,  Hanleyi  jMittelnieer,  viridis,  crebri- 
sulcus,  crassus  Feedjee-Inseln,  adustus  Rothes  Meer,  tnrbinatus,  lae- 
vigatns  Mauritius,  irregularis  Westafrika,  natalis  Cap  Natal,  undula- 
tus ,  Keatii  Seychellen,  latifasciatus  ,  supersfriatus  ,  nigropunctatus, 
floridns,  tigrinvs  Madagaskar,  scriptvs,  corbula,  madagascariensis  Ma- 
dagaskar, convolutus,  lenuistriatus  Philippinen. 

Crosse  beschrieb  drei  neue  Arten  der  Gattung  Conus  C.  Coe- 
linae  von  Neu-Caledonien  pl.  II.  fig.  1,  C.  Daullei  von  der  Insel  Ma- 
yotte  ib.  fig.  2,  C.  Chenui  von  Neu-Caledonien,  nachdem  die  beiden 
ersleren  schon  vorher  p.  81  von  ihm  charakterisirt  waren.  Er  machte 
ferner  Bemerkungen  über  die  Versuche  ,  diese  Gattung  zu  spalten, 
denen  er  jedoch  seine  Zustimmung  nicht  verleiht,  so  wie  über  die 
Komenclatur.  Das  hinzugefügte  alphabetische  Verzeichniss  sämmtli- 
cher  lebenden  Arten  beläuft  sich  auf  mehr  als  400.  Observalions  sur 
le  genre  Cone  et  description  de  trois  especes  nouvelles,  avec  un  ca- 
talogue  alphabetique  des  Cones  actuellement  connus.  Revue  et  mag. 
de  Zoologie  p.  113,  150,  199. 

Conus  Robillardi  ist  eine  neue  Art  von  Bernardi  Journ.  de 
Conchyl.  p.  182.  pl.  VII.   fig.  2.  3  ohne  Angabe  des  Vaterlandes. 

Terebracea.  Terebra  nebulosa  Lorols.  Journ.  de  Conchyl.  p.  90. 
pl.  I.  fig.  4. 

PleurotOmacea.  Pleurotoma  rudis,  concinna  ,  versicolor,  nana, 
gracilis  und  pusilla  sind  neue  Arten  von  Scacchi  Catalogus  Con- 
chyl. 1.  c. 

Mangelia  scabra  ist  von  Jeffreys  Annais  nat.  bist.  II.  pl,  V. 
fig.  9  abgebildet. 

In  einer  Monographie  der  Gattung  Halia  Risso  (Priamus  Beck) 
beschreibt  Fischer  Journal  de  Conchyl.  p.  141.  pl.  V  eine  seltene 
Schnecke  ,  die  das  Schicksal  gehabt  hat,  in  die  verschiedensten  Gat- 
tungen versetzt  zu  werden,  und  die  von  Lamarck  als  Achatina  Pria- 
mus beschrieben  wurde.  Nach  Erörterung  der  Synonymie  hat  Verf. 
das  Thier  untersucht.  Es  hat  einen  Rüssel  ,  zwei  grosse  Fühler,  an 
deren  innerer  Seite  auf  ein  Viertel  der  Höhe  die  Augen,  einen  Sipho, 


276     Troschel:  Bericht  üb.   d.  Leistungen  in  d.   Katurgeschichte 

zwei  Kiemen,  zwei  Speicheldrüsen,  keinen  Deckel.  Auf  der  Radula 
stehn  zwei  Reihen  von  Dornen;  der  Oesophagus  ist  sehr  lang  u.s.w. 
Die  zwei  Dornenreihen  auf  der  Kadula  machen  es  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  Verf.  im  Recht  ist,  diese  Gattung  in  die  Familie  der  Pleu- 
rotomaceen  zu  setzen.  Die  Abbildung  der  Radula  ist  leider  nicht 
gut  genug,  um  den   Beschauer  von  diesem  Resultate  zu  überzeugen. 

RacMglossata. 

Oliyacea.  J.  F.  Gray  hat  eine  neue  Eintlieiliing  der 
Gattung  Oliva  gegeben  und  unterscheidet  11  Gattungen,  de- 
ren Species  mit  den  Synonymen  und  der  Vaterlandsangabe 
verzeichnet  sind.  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  38.  Es  sind 
folgende  Gattungen: 

I.  Kopf  vorragend,  Tentakeln  verlängert,  pfriemförmig,  Augen 
deutlich  an  der  Basis;  Fuss  länglich,  erweitert,  vorderer  Lappen 
halbkreisförmig  ;  kein  Deckel  ;    vorderer  Gürtel  der  Schale  schmal. 

""  Spira  einfach,  Kahtfurche  offen  bis  zur  Spitze.  1.  Stre- 
phona.  Spindellippe  einfach,  den  vorderen  Gürtel  nicht  bedeckend; 
innere  Lippe  quergefurcht.  42  Arten.  2.  Ipidnla.  Spindellippe  ein- 
fach, den  vorderen  Gürtel  nicht  bedeckend;  innere  Lippe  verdickt, 
die  ganze  Länge  vorn  mit  2  oder  3  seichten  Furchen.  1  Art.  3.  Ra- 
mola.  Spindellippe  einfach,  den  vorderen  Gürtel  nicht  bedeckend; 
innere  Lippe  mit  einer  Reihe  paralleler  Querfurchen  ,  die  sich  vorn 
über  die  Spindel  erstrecken.  1  Art.  4.  Carmione.  Spindellippe  so 
weit  ausgedehnt,  dass  sie  den  vorderen  Gürtel  bedeckt,  und  vorn 
mit  einer  schiefen  erhabenen  Leiste ;  innere  Lippe  gefurcht.  1  Art. 

■"■""  Spira  schwielig,  die  Nahtfurchen  mit  Ausnahme  der  letzten 
Windung  verwischend.  5.  C  l aneophilci.  Schale  eiförmig  oder  um- 
gekehrt conisch;  Mündung  weit;  Spindellippe  ausgedehnt,  Spindel 
gedreht  und  vorn  gefurcht;  vorderer  Gürtel  breit.  3  Arten.  6.  Ga- 
leola.  Schale  fast  cylindrisch,  Spira  klein,  Mündung  linear;  Spin- 
dellippe einfach,  innere  Lippe  gefurcht;  vorderer  Gürtel  schmal. 
9  Arten. 

II.  Kopf  kaum  vorragend,  Tentakel  kurz;  keine  Augen;  Fuss 
länglich,  vorn  erweitert,  einfarbig;  die  Nahtfurchen  der  Schale  olfen. 
7.  Anazola.  Schale  cylindrisch  oder  eiförmig;  Mündung  länglich, 
verdickt;  vorderer  Gürtel  breit,  doppelt.  7  Arten.  8.  A  gar  onia. 
Schale  eiförmig,  Mündung  eiförmig,  Spindel  schwach  verdickt,  vor- 
derer Gürtel   einfach,   massig.  6  Arten. 

III.  Kopf  vorborgen  ,  keine  Tentakeln  ,  keine  Augen  ,  Fuss 
kurz,  sehr  breit,  an  den  Seiten  gerundet,  einfarbig;   Deckel  vorhan- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  277 

den.  9.  Olivina.  Spira  conisch,  Wahtfurche  bis  zur  Spitze  offen, 
Schalenmündung  massig  ,  Fuss  sehr  kurz  mit  linearen  Vorderlappen. 
36  Arten.  10.  S  c  aphula.  Spira  conisch  ,  Nahtfurche  bis  zur  Spitze 
offen,  Schalenniündung  weit,  Spindellippe  dick,  glatt,  vorn  mit  zwei 
Furchen,  Deckel?,  Fuss  gross  mit  sehr  grossen  rundlichen  Yorder- 
lappen.  2  Arien.  11.  Micana.  Spira  schwielig,  INahtfurche  nur 
an  den  letzten   AVindungen  olFen.   Mündung  massig.     1  Art. 

Volutacea.     Milra  columlcllavia  Scacchi   Catal.   Conchyl.  1.   c. 

Canalifera.  Fusns  ckonolicus  und  nifjrinus  Philippi  Abhandl. 
naturf.  Gesellsch.    in  Halle,  Bericht  üb.  d.  Sitz.  1857.  p.  21. 

lieber  eine  Monstrosität  von  Fusus  anliquus  vergl.  11  yn  dm  an 
in  Report  of  the  27.  meeting  of  the  British  association  for  the  ad- 
vancement  of  science.     London  1858.  p.  104. 

Fusus  bnlbaceus,  F.  dominorae  und  lamniger  vom  östlichen  Si- 
birien, F.  arthriticus  von  Japan.  Valenciennes  Comptes  rendus 
56.  p.  761 ;  vergl.  auch  Rev.  et  Mag.  de  zool.  p.  179.  F.  bulbaceus 
Val.  ist  Journ.  de  Conchyl.  p.  183.  pl.  VII.  fig.  1  abgebildet,  und  da- 
bei bemerkt,  dass  er  mit  F.  arthriticus  und  einigen  Dunker'schen  Ar- 
ten in  eine  Gruppe  gehöre,  nämlich  in  die  Gattung  Chrysodomus  Sow. 
(Keptunea  Bolten). 

Die  bereits  im  vorigen  Berichte  erwähnten  Fusus  (Volutopsius) 
castaneus  und  harpa  Moerch  sind  von  Dunker  in  seinen  Nov.  con- 
chol.  Taf.  II  als  Neptunea  castanea  und  harpa  abgebildet  und  be- 
schrieben. Das  Genus  Neptu?iea  Bolten  1798  umfasst  nach  unse- 
rem Verf.  alle  bauchigen  Fusi,  welche  durch  einen  kurzen  Schnabel 
ausgezeichnet  sind,  wie   z.  B.  F.  antiquus. 

Bei  Gelegenheit  der  Abbildung  von  Bulbus  incurvus  in  seinen 
Nov.  conch.  Tab.  V.  Fig.  3.  4  stimmt  Dunker  der  Herstellung  der 
Gattung  Bulbus  Humphr.  für  diese  Art  und  Bulla  rapa  L.  (Pyrula 
papyracea  Lam.)  bei. 

Muricea.  Murex  Steeriae  Reeve  ist  nach  einem  vollkommen 
ausgewachsenen  Exemplare  von  Dunker  in  dessen  Nov.  conchol. 
Taf.  V.  Fig.  1.  2  abgebildet.  —  M.  leucoderma  und  corallinus  sind 
neue  Arten  von  Scacchi  Catal.   Conchyl.  1.  c. 

Bucciaea.  In  der  interessanten  Frage  über  die  Ent- 
wickelung  von  Buccinum  vergl.  auch  eine  Discussion  zwi- 
schen D  aniel  sen,  Steenstrup,  Boeck  und  Rasch 
in  Förhandlinger  ved  de  Skandinaviske  naturforskeres  sy- 
vende  möde  i  Christiania  1857.  p.  190. 

Die  Monographie  der  Gattung  Columbella  ist  bei  Reeve  Con- 
chologia  iconica  im  Jahre  1858  von  Taf.  IX  bis  XXIII  forlge- 
setzt und  dadurch  bis  zu  144  Arten  gefördert,  ohne  damit  abgeschlos- 


278      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen   in    d.   Naturgeschichte 

sen  zu  sein.  Folgende  Arten  werden  als  neu  angesehen  :  C  Brid- 
gesii  von  Panama,  Boivini  von  Centralanierika,  japonica  von  Japan, 
acicula  von  Californien,  macrostoma  von  Californien,  encaustica  von 
Californien,  vcccilltim  von  Californien,  ftiella  von  den  Philppinen, 
indica  aus  Indien,  electroides  von  Guayaquil,  Dysoni  von  Honduras, 
annulatn  von  Australien,  cerealis  Älenke  MS.,  lactea  von  Califor- 
nien ,  spadicea  Philippi  MS.  von  Mazatlan  ,  lacliryma  Gaskoin  MS., 
Gouldii  Agassiz  MS.   von  New-York. 

Columhclla  minor  Scacchi  Catal.   Conchyl.  1.  c. 

Buccinum  chiloense  Philippi  von  Chiloe  Zeitschr.  für  die  ges. 
Naturwiss.  1858.  p.  124.  —  In  der  neuen  Ausgabe  des  Martini-Cheni- 
nitzschen  Conchylien  -  Cabinets  stellte  Küster  folgende  neue  Arten 
auf:  B.  riihens  Rothes  Meer,  perlatuni  Katalküste,  reguläre  Cap,  pu~ 
bescens  wahrscheinlich  Südafrika,  biseriale  Cap  Elini,  robustum  Cap, 
Zeyheri  Cap ,  Dunkeri  (Fusus  lineolatus  Dunker)  Cap  ,  homoleucum 
Mittelmeer.  Ausserdem  wird  13.  rubiginosum  Krauss  in  carinifenim 
umgetauft,  w^eil  von  B.  rubiginosum  Reeve  verschieden, — B.  luteolum 
Valenciennes  Comptes  rendus  Vol.  56.  p.  762  von  den  Kurilen. 

Unter  dem  Namen  Tritoninm  carinatum  ,  Mörchianum ,  rutilum 
und  Rombergi  bildet  Dun  k  er  Novitates  conchologicae  pl.  1  und  2 
(im  Texte  sind  die  Tafel uummern  verwechselt)  vier  Arten  ab,  wel- 
che in  Verwandtschaft  mit  Buccinum  undatum  L.  stehen.  Diesen 
vindicirt  Verf.  den  Namen  Tritonium ,  und  will  den  Lamarck'schen 
Namen  Triton,  der  freilich  eine  Menge  verschiedenartiger  Schnecken 
umfasst,  ganz  aufgegeben  wissen.  Mag  man  diese  Gattung  nennen, 
wie  man  will,  jedenfalls  hat  sie  mit  den  Tritonien,  welche  sich  durch 
Varices  auszeichnen,  wie  T.  variegatum  u.  A.  nichts  zu  thun,  son- 
dern gehört  in  die  nächste  Verwandtschaft  von  Buccinum. 

Den  Namen  Tritonium  Müll,  ändert  Valenciennes,  bei  Ge- 
legenheit der  Aufstellung  einer  neuen  Art  Tr.  Barthi,  in  Tritonel- 
litim  um,  weil  der  Name  auch  für  eine  Gattung  von  Nacktkiemern 
verwendet  sei.  Diese  heisst  freilich  allgemein  Tritonia.  Die  neue 
Art  stammt  vom  östlichen  Sibirien.     Comptes  rendus  56.  p.  762. 

Zu  Fischer's  Gattung  Volutharpa  machte  31  örch  Journ.  de  Con- 
chyl. VII.  p.  40  Bemerkungen.  Er  zählt  zu  dieser  Gattung  drei  Ar- 
ten: Bullia  ampullacea  Middend.  ,  Volutharpa  Deshaycsiana  Fischer 
und  Bullia  Perryi  Jay. 

Purpura  rupicola  Valenciennes  von  den  Kurilen.  Comptes  ren- 
dus 56.  p.762.  —  P.  picia    Scacchi  Catalogus  Conchyl.   1.  c. 

Guigou  erklärt  Journ.  de  Conchyl.  p.  58  die  Ansicht  Kiener's, 
dass  Purpura  undata  Lam.,  bicarinata  Blainv.  und  rustica  Lam.  nicht 
specifisch  identisch  seien  ,  nach  Beobachtungen  in  St.  Thomas  für 
richtig. 


der  Mollusken   während  des  Jahres  1858.  279 

Rhipidoglossata. 

Helicinacea.  Neue  Arten  von  Cuba  sind  bei  Poey  Memorias, 
Malak.  Bl.  p.  4:  Helicina  suhungniculata  und  jut^nlata,  Alcadia  velu- 
tina  und  dissiimdans.  —  Ib.  p.  144  durch  Pfeiffer  beschrieben  von 
St.  Domingo:  Helicina  malleata  und  Candida  Taf.  II.  Fig.  13 — 16.  — 
Ib.  p.  194  durch  G  und  lach  von  Cuba:  Helicina  exserta  und  go- 
nostoma. 

Neritacea.  Neritina  Pazi  Gassies  Journ.  deConchyl.  p.  71  von 
Neu-Caledonien.  —  N.  rubricata  Älorelet  Series  conchyl.  1.  c.  p.30. 
pl.  3.  fig.  2. 

Die  Diagnosen  zweier  Navicellen:  A'.  sangnisuga  und  haustrum 
Reeve  sind  von  Fischer,  als  Hinzufügungen  zur  Fauna  von  Cale- 
donien,  Journ.  de  Conchyl.  p.  72  abgedruckt  werden. 

Navicella  Livesayi  und  squamala  Dohrn  Proc.  zool.  soc.  1858. 
p.  135  von  Ceylon. 

Die  Gattung  Nerita  glaubt  Gray  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.92; 
Annais  nat.  bist,  II.  p.  64  am  passendsten  nach  dem  Baue  des  Deckels 
in  Gruppen  theilen  zu  können ,  denen  er  besondere  Namen  (durch 
Versetzung  der  Buchstaben  gebildet)   giebt: 

Nerita.  Deckel  glatt  mit  einem  breiten,  schwach  erhabenen, 
concentrisch  gefurchten  Seitenbande.  N.  polita,  lineolata. 

Ritena.  Deckel  glatt,  mit  einem  breiten,  schwach  erhabenen, 
granulirten  Seitenbande.     N.  plicata. 

Tenare.  Deckel  mit  einem  breiten,  erhabenen,  convexen  , 
glatten  Seitenbande.     N.  peloronta,  ornata. 

Nat  er  e.  Deckel  einförmig,  granulirt,  ohne  deutliches  Seiten- 
band, a)  mit  granulirter  Lippe.  N.  exuvia,  Malaccensis,  albicilla,  Se- 
negalensis.  b)  mit  gefurchter  Lippe.  N.  variabilis,  Chamaeleon,  ver- 
sicolor,   tessellata.  c)  mit  glatter  Lippe.   N.  signata,  atra,   inconspicua. 

TrOChacea.  Sandberger  hat  die  Spirale  des  Deckels  von 
Turbo  rugosus  gemessen  und  fand  die  logarithmische  Spirale  von  dem 
Quotienten  %.  Die  Härte  des  Deckels  fand  er  zwischen  4  und  5. 
Müller's  Archiv  1858.  p.  88. 

Neue  Arten  :  Trochtis  Fonhi  und  Margarita  vemistiilus  Philippi 
Abhandl.  der  naturf.  Gesellsch.  zu  Halle  p.  21  ;  und  Phasianella  in- 
termedia Scacchi   Catal.  Conchyl.  regni  Neapol.  1.   c. 

FiSSUrellacea.     Scissurclla  Orlignyi  Scacchi  Catal.  Conchyl.  1.  c. 

Reeve's  Conchologia  iconica  hat  in  der  180.  Lieferung  auch 
die  Gattung  Umbrella  mit  drei  Arten  gebracht. 

Cyclobranchiata. 

Chitonidae.     Zwei  neue  Arten  Chiton  scytoderma    und    caprea- 


280      Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

riim  hat  Scacchi  in    seinem   Catalogus  Conchyl.   regni  Neapol.  auf- 
gestellt. 

Pulmonata. 

Sporleder  hat  Beobachtungen  über  die  Wachsthiims- 
zeit  der  Land-  und  Süsswasserschnecken  in  den  Malakoz. 
Blättern  p.  72  veröffentlicht,  die  um  so  interessanter  sind, 
als  dergleichen  Untersuchungen  bisher  kaum  mit  voller 
Gründlichkeit  angestellt  worden  sind.  Er  hat  Limnäaceen 
und  Heliceen  beobachtet.  Planorbis  leucostoma  wurde  in 
12  Wochen  fortpflanzungsfähig  ,  Limnaeus  pereger  wurde 
in  weniger  als  zwei  Monaten  so  gross  wie  die  Eltern  ge- 
wesen waren,  wurde  nach  drei  Monaten  fortpflanzungs- 
fähig, und  war  nach  ferneren  drei  Monaten  ausgewach- 
sen. Bei  Clausilia  plicata  dauerte  die  Brütezeit  12  Tage, 
und  das  Thier  ist  in  neun  Monaten  ausgewachsen;  Clausilia 
ventricosa  erwächst  in  drei  bis  vier  Monaten. 

lieber  die  Schnelligkeit  der  Entwickelung  der  Con- 
chylien  äussert  sich  auch  Fischer  Journ.  de  Conchyl.  p.  62, 
der  die  Witterung,  namentlich  die  Feuchtigkeitsverhältnisse 
für  sehr  einflussreich  erklärt. 

Limacea.  J.  E.  Gray  macht  Annais  nat.  hist.  I.  p.  464  auf  die 
Verschiedenheit  der  ZungenbewafFnung  der  verwandten  Limax-Arlen 
aufmerksam. 

Limax  valdivianus  Philippi  Abhandl.  der  naturf.  Ges.  in  Halle 
p.  21  aus  Chile. 

Templeton  beschrieb  eine  neue  Vaginula  jnaculafa  von  Cey- 
lon.    Annais  nat.  hist.  I.  p  49.  pl.  II.  B.  fig.  1. 

Helicea.  Recluz  theilt  eine  Beobachtung  von  Tho- 
mas mit,  nach  welcher  manche  Heliceen  in  sofern  die  Wit- 
terung anzeigen,  als  sie  vor  dem  Regen  und  nach  demsel- 
ben eine  andere  Farbe  annehmen,  und  als  einige  in  dem 
Vorgefühle  des  Regens  zwei  Tage  zuvor  auf  die  Bäume 
klettern.     Journ.  de  Conchyl.  p.  178. 

Auch  diesmal  ist  die  Zahl  der  neuen  Arten  in  dieser 
Familie  wieder  beträchtlich.  Es  sind  die  folgenden  auf- 
gestellt : 

Vitrina  valdiviana  Thilippi  Zcitschr.  f.  d.  ges.  Naturwiss.  1858. 
p.  123  bei  Corral  gcfiindcn.  —  V.  exilis  ölorelet  Journ.  de  Conchyl. 
VII.  p.  8  aus  Kamtschatka. 


der  Mollusken  während   des  Jahres  1858.  281 

Succinea  Haydeni  Binney  Proc.  Philadelphia  1858.  p-  114  von 
Nebraska.  —  S.  ajuica  und  Fevnandeziana  Philippi  Abhandl.  der  naturf. 
Ges.  zu  Halle,  Bericht   üb.  d.  Sitzungen  1857.  p.  21   von  Chile. 

Simpulopsis  dominicensis  Pi'eilTer  Malak.  Bl.  p.  146  von  St. 
Domingo. 

Die  zahlreichen  neuen  Aiten  der  Galtung  Delix  ordne  ich  der 
leichteren  Uebersicht  wegen  nach  den  Autoren.      Es  sind  aufgestellt : 

Von  Bernardi:  Ilelix  Marlinii  Journ.  de  Conchyl.  p.  93.  pl.  I. 
fig.  3  von  Quito. 

Von  Binney:  //.  (Polygyraj  aadedentala  und  Loisa  aus  Me- 
xiko, //.  (Polygyraj  Mooreana  und  iholus  aus  Texas,  H.  cidlellus  Thonis. 
MS.  und  anachoreta  aus  Californien ,  Helix  Kopnodes  aus  Alabama 
und  //.  friahilis  vom  Wabasch.  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  183.  Um- 
getauft sind  ib.  H.  aeruginosa  in  arrosa  ,  INickliniana  Binn.  not.  Lea 
in  redimita.  —  H.  Cooperi  von  Nebraska  ,  Netcberryaiia  aus  Califor- 
nien  ib.  1858.  p.  115. 

Von  Bland:  H.  Edwardsi  aus  Virginien,  scvJptilis  aus  Nord- 
carolina, beide  abgebildet.     Annais    Lyc.  New-York  VI.  p.  277. 

Von  Dohrn:  H.  alhiz-onala  von  Ceylon.  Proc.  zool.  soc.  1858. 
p.  133. 

Von  Fischer:  H.  Schrammii  Joiun.  de  Conchyl.  p.  184.  pl.VII. 
fig.  7.  8  von  Guadeloupe. 

Von  Gassi  es:  H.  Beraiidi,  Vetula,  Volutella.  Journ.  de  Con- 
chyl. p.  68  von  Neu-Caledonien. 

Von  Gundlach:  H.  jactafa  und  cesiiculus  Malak.  Bl.  p.  175 
von  Cuba. 

Von  Gutierrez:  H.  maculifera  Malak.  Bl.   p.  8  von  Cuba. 

Von  Lea.  H.  (Polygyraj  Coiichiana  und  Taiimalipasensis  aus 
Texas.  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  102.  —  H.  Clarkii  aus  Nordca- 
rolina ib.  1858.  p.  41. 

Von  Morel  et:  H.  flocciilus  aus  Kamtschatka.  Journ.  de  Con- 
chyl. VII.  p.  8. 

Von  Moricand:  H.  equestrata  pl.l3.  fig- 1  von  Moyobamba, 
tarapotonensis  fig.  2  von  Tarapoto  und  moyobamhensis  fig.  3  von  3Ioyo- 
bamba.     Revue  et  mag.   de  zool.   p.  449. 

Von  Pfeiffer:  H.  Wallacei  von  Macassar ,  lestudo  von  Ma- 
dagasrar,  congrua  \md  Purchasi  \on  den  Admiralitätsinseln,  Fricki  \on 
den  Sandwichinseln.  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  20.  pl.  40.  —  H.  desi- 
derala  Taf.  III.  fig.  7—10,  Hjalmarsoni  fig.  1—3,  Justi  fig.  4—6  Ma- 
lak. Blätter  p.  148  von  St.  Domingo.  —  H.  Jeannereti  und  prominula 
ib.  p.  175  von  Cuba. 

Von  Philippi:  H.  Pencana  und  rhinion  von  Chile.  Abhandl. 
d.  naturf.  Ges.  zu  Halle  1857.   p.21.  —  H.  laevula,  Montteana,  Fonhi, 


282     Troschel:    Bericht  üb.   d.  heistung-en   in  d.  IVaturgeschichte 

hellula  und  quisquilia,  erstere  vier  von  Puerto  Mont,  die  letztere  von 
Valdivia.     Zeitschr.  für  die  ges.  Naturwiss.  1858.  p.  123. 

Von  Poey:  H.  Guanensis  und  Johannis  von  Cuba.  Malak.  Bl. 
p.  5.  —  H.  Guantanamensis  und    Velasqueziana  von   Cuba  ib.   p.  8. 

Von  Souverbie:  H.  Montrouzieri  von  Neu-Caledonien  und 
Reyrei  von  Columbien.     Journ.  de  Conchyl.  p.  63. 

Bland  hat  Annais  Lyceum  New-York  VI.  p.  281  kritische  Be- 
merkungen über  einige  Kordanierikanische  Helices  gemacht  und  ihre 
Synonymie  berichtigt  und  vervollständigt.  Es  handelt  sich  um  Helix 
fatigiata  Say  ,  Troostiana  Lea,  Hazarcli  Bland  (Polygyra  plicata  Say 
und  eine  Anzahl  Citate  ,  bei  denen  bemerkt  ist  excl.  descr.  Syn.  et 
flg.  (?)  ),  Dovfeuilliana  Lea  und  Pennsyhanica  Green.  Die  Bemerkun- 
gen sind  durch  Abbildungen  erläutert.  —  In  einer  Fortsetzung  ib. 
p.  336  W' erden  H.  clausa  Say  ,  Mitchelliana  Lea,  jejuna  Say,  porcina 
Say,  pustula  Fer.,  leporina  (lould,  pustuloides  Bland  (pustula  Binney), 
glaphyra  Say,   alholahris  Say  erörtert. 

V.  Martens  hat  Helix  carseolana  Fer.,  H.  surrentina  Schm., 
und  circumornata  Fer.  conchyliologisch  genauer  unterschieden.  Ma- 
lakozool.  Bl.  p.  129. 

Eine  seltsame  Monstrosität  von  Helix  aspersa,  die  langstreckig 
und  einem  Bulimus  ähnlich  gestaltet  ist,  bildete  Fischer  Journ.  de 
Conchyl.  p.  181.  pl.  VH.  fig.  11  ab. 

Bulimus  Dormani  Binney  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  188  aus 
Florida,  B.  patriarcha  Binney  ib.  1858.  p.  HS  aus  Mexiko.  —  Mo- 
ricand  beschrieb  Revue  et  Mag.  de  zool.  p.  451  folgende  Arten: 
B.  ßdaensis  a  on  Bahia  pl.  14.  fig.  1  ,  B.  pseudopiperatus  von  Moyo- 
bamba  pl.  14.  fig.  2,  B.  Delphinac  von  Tarapoto  pl.  14.  fig.  3,  B.  Ce- 
cileae  von  Tarapoto  pl.  14.  fig.  4,  B.  Mariae  ebendaher  pl.  14.  fig.  5. 
—  B.  Santanensis  Taf.  III.  fig.  14—15  und  rectus  Taf.  III.  fig.  11—13. 
Pfeiffer  Malakoz.  Bl.  p.  151  von  St.  Domingo.  —  B.  Fraseri  aus 
der  Provinz  Cuenca,  cnndidissimus  von  der  Insel  Socotora,  Cuenca- 
nus  aus  der  Provinz  Cuenca  und  Bayeri  aus  der  Provinz  Caucasien 
Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  239.  —  B.  Mariae  Albers  ist  Proc.  zool.  soc. 
1858.  p.  23.  pl.40  abgebildet.  —  In  den  Proc.  zool.  sog.  1858.  p.  256 
beschreibt  Pfeiffer  10  Arten,  die  nieist  auf  pl,  42  abgebildet  sind, 
und  die  sämmtlich  aus  der  Provinz  Patas  in  Peru  stammen  :  B.  ply- 
chostylus  fig.  7,  calamarcanus  fig.  5,  plalyslomus  fig.  2,  patasensis 
fig.  6  ,  coerulescens  ,  Binncyanus  fig.  4,  Williamsi  fig.  1  ,  vesperlijnis 
fig.  3,  Farrisi  fig.  8  ,  clathratus.  —  B.  Folini  3Iorelet  Series  conchyl. 
1.  c.  p.  ^6.  pl.  1.  fig.  5  von  He  du  l*rince.  —  B.  arbvslorvm  und 
splendidus  Philippi  Abhandl.  nalurf.  Ges.  in  Halle  p.  21   von   Chile. 

Macroceramiis  Jeannereii  und  inermis  Gundlach  von  Santiago  de 
Cuba.  Malak.  Bl.  p.  182. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  283 

Spiraxis  meUinielloides  Giindlach  Malak.  Bl.  p.l84  von  Santiago 
de  Cnba. 

Fupa  sctilpta  und  venusta  Poey  Malak.  Bl.  p.  10  von  Cuba.  — 
P.  borealis  Morelet  Journ,  de  Conchyl.  VII.  p.  9  aus   Kamtschatka. 

Vertigo  neglecta  Arango  Malak.  Bl.  p.ll  von  Cuba. 
In  einer  kleinen  3Ionographie  der  Gattung  Azeca  theilt  Bour- 
guignat  dieselbe  in  4  Abtheilungen,  nämlich:  1)  Azecas  Irutn. 
Mündung  eiförmig- birnförmig  ,  stark  gezahnt ,  Mundwand  mit  einer 
starken  Lamelle,  Aiissenrand  mit  1  oder  2  Höckern.  A.  tridens.  2) 
Alsobia.  Mündung  länglich  -  birnförmig,  Mundwand  mit  schwacher 
Lamelle,  Aussenraud  ohne  Höcker.  A.  Paroliniana.  3)  Agr aulin  a. 
Mündung  sehr  verlängert,  ungezähnt.  A.  triticea,  oryza,  tuberculata, 
tornatellina,  melampoides,  mitriformis.  4)  Hy  pnophila.  Mündung 
rundlich,  ungezähnt.  A.  pupaeformis,  Zacinthia,  Emiliana,  cylindra- 
cea  ,  incerta,  psathyrolena.  Die  Arten  der  letzten  Gruppe  sind  auf 
Taf.  18  abgebildet.  Revue  et  mag.    de  zoologie  p.  527. 

Achatina  Trinitaria  Gundlach  MS.  bei  Poey  Memorias,  Malak. 
Bl.  p.  6.  —  A.  Layardi  von  Oiba  in  Südafrika,  ovum  und  fulgens 
Pfeiffer  Malak.  Bl.  p.  238.  —  Eine  Varietät  von  A.  semitarum  Rang 
bildete  Fischer  Journ.  de  Conchyl.  p.  185.  pl.  VII.  fig.  4— 5  ab,  und 
denkt  ihr,  falls  sie  eine  Species  bilden  sollte,  den  Namen  Beaui  zu  ; 
sie  stammt  von  Martinique.  —  A.  fuscidula  Movelet  Series  conch.  I.e. 
p.  26.  pl.  1.  flg.  9  vom  Gaben.  —  A.  lucida  Philippi  Abb.  naturf.  Ges. 
zu  Halle   p.  21  von  Chile. 

Suhniina  ahdila  Poey  Malak.  Bl.  p.  10  von  Cuba.  S.  succinea 
Gundlach  ib.  p.  185  von  Santiago  de  Cuba. 

Zwei  Varietäten  der  Glandina  trnncata  Binn.  non  Gmel,  nennt 
Binney  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  189  nunmehr  Glandina  corneola 
Florida,  und  parallela  Louisiana. 

Als  Fortsetzung  der  im  vorigen  Berichte  p.  521  erwähnten  Ar- 
beit von  Gulick  über  neue  Achatinellen ,  beschrieb  derselbe  Annais 
Lyc.  New- York  p.  231  fernere  23  Arten  dieser  Gattung,  die  auf  Taf. 
VIII  abgebildet  sind  ,  wodurch  sich  die  Zahl  der  vom  Verf.  als  neu 
beschriebenen  Arten  auf  72  erhöht.  Es  sind  die  folgenden:  Achati^ 
nella  delta,  glaiica ,  herbacea ,  caesia ,  concidens ,  formosa  ,  dimorpha, 
albescens  ,  zonala ,  contracta ,  cognata  ,  scitnla ,  cervina,  obliqua,  oo~ 
morpha,  spadicea,  corrugata,  rotunda,  torrida,  nympka,  limbata,  bul- 
bosa,  mahogani  und  tirens.  —  Die  Diagnosen  sämmtlicher  Gulick'schen 
Arten  sind  in  den  Malak.  Bl.  p.  198—224  "abgedruckt. 

A.  (Neiccombia)  cinnamomca ,  genima ,  sulcata  und  minuscula 
sind  neue  Arten   von  Pfeiffer   Proc.  zool.  soc.  1858.  p.22.  pl.  40. 

New  comb  verdanken  wir  eine  Synopsis  der  Gat- 
tung Achatinella.  Annais  LyceumNew-York  VI.  p.  303—336. 


284     Troschel:   Bericht  üb.  d.   Leistungen   in  d.   Katurgeschichle 

Es  sind  offenbar  viele  Arten  dieser  Gattung  unter  verschie- 
denen Namen  beschrieben,  theils  gleichzeitig-  von  verschie- 
denen Autoren ,  theils  durch  Verkennen  der  Identität.  Für 
das  Letztere  hebt  Verf.  mehrere  Ursachen  hervor.  Theils 
spült  der  Regen  befruchtete  Arten  aus  den  nasseren  Ge- 
genden in  die  trockneren  Gebiete  hinab,  wo  dann  die  Brut 
kleiner  und  kümmerlicher  wird ,  z.  B.  in  der  Gruppe  Le- 
ptachatina  Gould ;  theils  wird  die  grüne  Farbe  der  Epider- 
mis durch  Behandeln  mit  heissem  Wasser  in  gelb  umge- 
ändert ,  ja  selbst  kaltes  Wasser  übt  einigen  Einfluss  auf 
die  Farbe;  theils  haben  Menschenhände  durch  theilweises 
Entfernen  der  Epidermis  den  Schalen  ein  etwas  anderes 
Ansehn  gegeben;  theils  sind  die  Abänderungen  in  ver- 
schiedenen Grössen  derselben  Art  Veranlassung  zu  Miss- 
deutungen geworden.  Andererseits  haben  die  Autoren  nach 
den  blossen  Schalen  Arten  als  Varietäten  vereinigt,  deren 
Thiere  nach  Form  und  Lebensweise  verschieden  sind.  Verf. 
zieht  oft  5  bis  6 ,  ja  selbst  8  verschiedene  Synonyme  zu 
einer  Species ,  und  erkennt  im  Ganzen  nur  181  Arten  als 
berechtigt  an.  Da  derselbe  sich  lange  Zeit  mit  dem  Stu- 
dium dieser  Gattung  beschäftigt  hat,  so  ist  dieser  Arbeit 
wohl  Vertrauen  zu  schenken,  obgleich  Verf.  selbst  beschei- 
den anderen  Auffassungen  vollste  Berechtigung  lässt. 

Cylindrella  Elliotti ,  coerulans ,  nubila  und  discors  Poey  Me- 
morias,  Malak.  ßl.  p.  7  von  Cuba.  —  C.  Hjalmarsoni  Pfeiffer  ib. 
p.  153.  pl.  III.  fig.  16 — 18  von  St.  Domingo.  —  C.  inUismalleala  und 
angulifera  G  und  lach  ib.  p.  186  von  Santiago  de  Cuba.  —  C.  exiniia 
Pfeiffer  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  23.  pl.  40. 

ßalea  cyclostoma  Bielz  in  Burzenlande,  Verh.  des  siebenbürgi- 
schen  Vereins  zu  Heiniannstadl  1858.  p.  147. 

LimnäeäCeä.  Planorbis  Whealleyi  aus  Alabama  und  PI.  JN'cm- 
bcvryi  aus  Californien.  Lea  Proc.  Philadelphia  p.41.  —  Fl-  Stelzneri 
und  eleganttdus  Dohrn  Proc.  zool.  soc.  1858  von  Ceylon. 

Lymnea  Haydenii  Lea  Proc.  Philadelphia  1858.  p.  166  aus  dem 
Yellovvstone  und  Big-Sioux-River.  —  L.  Francisca  Poey  Malak.  Bl. 
p.  11  von  Cuba.  —  L.  pinguis  und  tigrina  Dohrn  Proc.  zool.  soc. 
1858.  p.  134    von  Ceylon. 

AuriCUlacea.  Die  Var.  reflexa  von  Conovulus  denticulatus  ist 
von  Jeffreys  Annais  nat,  bist.  II.  pl.  V.  fig.  10  abgebildet. 

Melampus  Massmiensis  Ehrenberg  aus  Syrien,  welche  lange  im 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858-  285 

Berliner  Museum  gelegen  hat,  ist  erst  jetzt  von  Pfeiffer  Malak.  Bl. 
p,  240  beschrieben. 

Notobranchiata. 

Doridca.  Kelaart  gründete  eine  neue  Gattung  in  der  Dori- 
denfamilie,  die  er  Trevelijana  nannte.  Die  Charaktere  sind:  Kör- 
per ohne  Alante]  ;  zwei  dorsale  Tentakeln  ohne  Scheiden,  nicht  zu- 
rückziehbar; Mund  vorn  am  Kopfe  ohne  Tentakeln;  Kiemen  in  einer 
kreisförmigen  Scheibe  am  Rücken  ,  nicht  zurückziehbar.  Die  Art  T. 
ceylanica  lebt  an  Felsen  und  Seepflanzen.  Annais  nat.  bist.  1.  p,  257. 

Acera.  Bulla  ( Cylichna)  Carpenteri  Hanley  Proc.  zool.  sog. 
1858.  p.  543  von  Mazallan. 

Phyllirhoidea.  Schneider  beobachtete  in  Messina  das 
Ablegen  der  Eier  von  Phyllirhoe  biicephalum  und  konnte 
die  Entwickelung  bis  nach  dem  Ausschlüpfen  der  Larve 
aus  dem  Ei  beobachten.  Die  Embryonen  sind  in  verschie- 
denen Stadien  mit  ihrer  Schale  abgebildet.  Archiv  f.  Ana- 
tomie und  Physiologie  1858.  p.  35.  Taf.  III. 

Monopleurobranchiata. 

Lacaze-Duthiers  hat  bei  Pleurobranchus  über  der 
Geschlechtsöffnung  und  vor  der  Kieme ,  dicht  neben  dem 
Punkte  ,  Avo  die  Kiemenvene  in  den  Körper  tritt,  um  ins 
Herz  zu  gehen,  eine  Oeffnung  gefunden,  von  welcher  ein 
Kanal  gerade  zum  Herzen  geht ,  etwa  bei  dem  Eintritt  der 
Kiemenvene  in  die  Vorkammer.  Er  konnte  durch  diese 
Oeffnung  Luft,  Wasser,  oder  verschiedene  Jujectionsflüssig- 
keiten  in  die  Vorkammer  treiben.  Revue  et  mag.  de  Zoo- 
logie p.  369. 

Siphonaria  hrunnea  von  den  Bermudainseln,  cavho,  parma  von 
Westafrika,  exulum  von  der  Korfolkinsel,  redimiculum  sind  neue  Ar- 
ten von  S.  Hanley  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  24.  —  In  derselben 
Zeitschrift  p.  152  gab  derselbe  Verf.  ein  Verzeichniss  der  ihm  be- 
kannten Arten  dieser  Gattung  und  beschrieb  dabei  als  neu  S.  Nuttallii 
von  den  Sandwichinseln,  Belcheri  und  Blaitwillei. 

Ancylus  JSewberryi  Leu  Tioc.  Philadelphia  1858.  p.  166  aus  dem 
Klamath-See  in  Californien.  —  A.  pallidus  Poey  Malak.  Bl.  p.  11. 
von  Cuba. 

Pfeiffer  beschreibt  Malak.  Bl.  p.  196  eine  neue  Gundlachia 
Iljahnarsoni  von   Santa  Roza,  Honduras. 


286     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d,   Naturgeschichte 

Eine  interessante  neue  Gattung  von  Landschnecken  beschreibt 
Benson  Annais  nat.  bist.  L  p.  336  unter  dem  Namen  C ampto  nyx. 
Testa  pileiformis,  oblique  conica  ,  apice  libero  subspirali,  oblique 
incurvato,  versus  latus  dextrum  spectante  ;  anfractibus  l'/^,  ultimo  paene 
totam  testam  efformante ;  costa  dorsalis  cariniformis  subspiralis  sulcum 
interiorem  tegens,  ab  apice  usque  ad  marginem  dextrum  descendens  ; 
apertura  niaxima ,  mediana,  symmetrica,  regulariter  ovata ,  integra, 
omni  latere  expansa.  Die  Art  C.  Theobaldi  lebt  am  Berge  Girnar  in 
der  Provinz  Guzerate  auf  der  Halbinsel,  welche  die  Meerbusen  Cutch 
und  Cambay  trennt.  VVoodw^ard,  der  das  Thier  und  sogar  das  Ge- 
biss  uniersucht  hat,  hält  die  Gattung  für  nahe  verwandt  mit  Ancylus. 
Die  Augen  liegen  hinter  den  kurzen  stumpfen  Tentakeln;  rechts  am 
Mantelrande  liegt  die  Athemöffnung  entsprechend  der  Rückenleiste  an 
der  Schale.  —  Gray  hält  ib.  p.  406  diese  Gattung  für  näher  ver- 
wandt mit  Otina,  die  er  neuerlich  in  die  Familie  der  Limnaeen  ge- 
stellt hat.  Durch  die  Entdeckung  der  Gattung  Camptonyx  sieht  er 
sich  veranlasst  eine  besondere  Familie  Otinidae  für  beide  Gattun- 
gen zu  bilden.  In  der  Stellung  der  Augen  und  in  dem  terrestren 
Leben  stimmen  beide  überein.  —  Später  ib.  p.  116  will  Gray  die 
Gattung  Camptonyx  sogar  nur  als  eine  Section  von  Otina  anerkennen. 
Er  zieht  hier  die  Gattung  Chilina  in  dieselbe  Familie. 

Pteropoda. 

Von  der  bisher  nur  noch  iinvollstänclig  bekannten 
Eurybia  Gaudichaudi  hat  Macdonald  in  Transact.  Lin- 
nean  Soc.  of  London  XXII.  p.  245  die  Kenntniss  erweitert. 
Er  hatte  Gelegenheit,  dieses  Thier  anatomisch  zu  unter- 
suchen. 

Es  hat  keine  äussere  Schale  ,  Kopf  und  Nacken  sind  deutlich 
geschieden,  die  Athmungsorgane  scheinen  zu  fehlen.  Deshalb  meint 
Verf.  die  Gattung  Eurybia  von  den  schalentragenden  Pteropoden  tren- 
nen und  den  nackten  Pteropoden  mehr  annähern  zu  müssen.  Es  ist 
jedoch  wohl  zu  beachten,  dass  auf  derRadula  drei  Plattenreihen  vor- 
handen sind,  was  sie  wieder  den  Thecosomata  näher  bringt.  An  den 
jugendlichen  Larven,  die  leicht  zu  beobachten  sind,  weil  diese  Thiere 
ovovivipar  sind,  finden  sich  zwei  Wimperreifen. 

Brachiopoda. 

Von  Scacchi  wurde  in  seinem  Catalogus  Conchyliorum  Regni 
Neapolilani  eine  neue  Art  Thecidea  spondylea  aufgestellt. 


der  Mollusken  während  des  Jahres  185b.  287 

Argiope  decollata  (Anoniia  decoUata  Chenin.)  und  eine  äusserst 
kleine  Form  von  A.  cristellula  sind  von  Jeffreys  Annais  nat.  hist. 
II.  pl.  V.   fig.  3  u.  4  abgehildet. 

Laiuellibranchiata. 

In  Madras  Journal  of  literature  and  science  III.  1858. 
p.  89  findet  sich  ein  nicht  uninteressanter  einleitender  Be- 
richt über  die  Naturgeschichte  der  Perlmuschel  von  Ceylon 
von  Kelaart,  welcher  aus  dem  Ceylon  Overland  observer 
abgedruckt  worden  ist. 

Der  Verf.  hat  in  Aquarien  und  sonstigen  Vorrichtungen  diese 
Muscheln  sorgfältig  studirt,und  in  populärer  Schilderung  dieselben 
beschrieben.  Wenngleich  der  Standpunkt  des  Verf.  nicht  streng  den 
gegenwärtigen  Forderungen  der  Wissenschaft  entspricht,  so  ist  doch 
manches  Wichtige  für  die  Kenntniss  dieser  Thiere  daraus  zu  entneh- 
men. Wir  erfahren  ,  dass  die  Muscheln  empfindlich  gegen  Lichtein- 
drücke sind,  obgleich  Verf.  ihnen  Augen  abspricht;  dass  ihre  Nah- 
rung aus  kleinen  Algen  ,  Foraminiferen  und  Diatomeen  besteht,  und 
dass  sie  wahrscheinlich  getrennten  Geschlechts  sind.  Das  Verhältniss 
der  Männchen  zu  den  Weibchen  sei  wie  3  :  100,  ohne  dass  sie  sich 
durch  die  Gestalt  der  Schale  unterscheiden  lassen.  Verf.  sah  einmal 
während  15  Minuten  einen  Eierstrom  aus  der  Ausflussöffnung  treten; 
er  schätzt  die  Eier  eines  Weibchens  auf  12  Millionen,  Die  Erneue- 
rung der  Byssusfäden  wurde  beobachtet,  wenn  sich  das  Thier  von  den- 
selben losriss,  um  sich  an  einem  neuen  Ort  anzuheften,  was  fast  aus- 
schliesslich bei  Nacht  geschieht.  Diese  Muscheln  sind  gesellig,  da 
sie  sich  im  Aquarium  zu  Haufen  aneinander  hängen ,  besonders  die 
Jungen.  Verf.  hält  die  Eier  für  die  Haupt- Veranlassung  zur  Perlbil- 
dung, und  ist  der  Ansicht,  dass  die  gebildeten  Perlen  oft  ausgeworfen 
werden,  da  sich  im  October  mehr  Perlen  finden  als  im  April  und  Mai. 
Uebrigens  ist  er  der  Ansicht,  dass  man  an  anderen  Orten  Perlmuschel- 
ßänke   anlegen   könne. 

Hieran  schiesst  sich  p.  105  ein  Bericht  desselben  Ver- 
fassers über  die  Temblegam-Perlmuschel  (Placuna  placenta). 

Diese  Muschel  scheint  in  drei  Jahren  ihre  Grösse  zu  erreichen, 
um  dann  zu  sterben.  Sie  gedeiht  am  besten  im  ßrakwasser ,  wird 
aber  durch  zu  starke  Zuflüsse  von  süssem  Wasser  getödtet.  Verf. 
macht  Vorschläge,  wie  die  Fischerei  dieser  Muscheln  betrieben  wer- 
den müsse,  um  der  gänzlichen  Vernichtung  vorzubeugen  und  den  Er- 
trag zu  vermehren. 

Ueber  diesen  Aufsatz,    so  wie    die  Arbeit  von  Mö- 


288     Tr  ose  hei:   Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

biiis  (vergl.  vorj.  Bericht  p.  527)    findet  sich  ein  ausführ- 
licher Bericht  in  Annais  njit.  hisl.  I.  p.  81—100. 

Auch  Pagenstecher  hat  Untersuchungen  über  die 
Perlenbildung  bei  Unionen  und  Anodonten  angestellt.  Er 
ist  der  Meinung,  dass  Parasiten  nur  sehr  selten  zu  solcher 
Bildung  Veranlassung  geben,  vielmehr  sieht  er  eingedrun- 
gene oder  von  der  Schale  abgebröckelte  und  in  die  Ober- 
fläche des  Mantels  gedrungene  Körperchen  als  die  Ursache 
der  Entstehung  an.  Verhandl.  d.  naturhist.-medicin.  Vereins 
zu  Heidelberg;  Zeitschr.  für  wiss.  Zool.  IX.  p.496. 

Aehnlich  spricht  sich  v.  Hessling  ib.  p.  543  aus, 
über  dessen  ausführliches  diesen  Gegenstand  behandelndes 
Werk  erst  im  nächsten  Jahrgange  Bericht  erstattet  w^er- 
den  kann. 

Pectinea.  v.  Martens  erklärt  Pecten  glaber  und  sulcatus  für 
specifisch  identisch  und  zieht  mehrere  Arten,  die  von  verschiedenen 
Schriftstellern  davon  getrennt  sind,  zu  derselben  Art.  Er  zählt  nach 
der  Zahl  der  Falten  und  nach  der  Farbe  zahlreiche  Varietäten  auf, 
und  entscheidet  sich  für  Beibehaltung  des  IS'aniens  sulcatus.  Malak. 
Bl.  p.  65. 

INeue  Arten  der  Gattung  Pecten:  P.  dominicanus  Valenciennes 
Comptes  rendus  LVI.  p.  760  von  der  Kicolas-Bai.  —  P.  Swiftii  von 
der  JNicolas  -  Bai  und  Tissotii  unbekannten  Vaterlandes  ßernardi 
Journ.  de  Conchyl.  p.  90.  pl.  I  und  II.  —  P.  Lischkei  ist  von  Dun- 
ker Kovitates  conchol.  Tab.  VI  abgebildet. 

Die  Galtung  Peduni  mit  ihrer  einzigen  bekannten  Art  ist  bei 
R  e  e  V  e  Conchyl.  icon.  in  fünf  verschiedenen  Alterszuständen  ab- 
gebildet. 

Malleacea.  Die  Gattung  Malleus  enthält  bei  Lovell  Reeve 
Conchologia  iconica  13  Aiten  auf  3  Tafeln  ,  Avobei  es  möglich  ist, 
dass  die  Gattuug  noch  nicht  beendigt  ist  ,  da  der  Index  noch  fehlt. 
Neue  Arten  sind:  Malleus  Icgumen  von  den  Philippinen,  daemoniacus 
ebendaher,  ligrinus  von  den  Molukken,  bipvnctatus  von  Westcoluni- 
bien,  macnlosus  von  Lord  Hood's- Insel,  aquatilis  von  der  Insel  Plata, 
Westcolunibien,  vesiculalns  ebendaher  solitarivs  von  Grimvood's-Insel. 

Die  Gattung  Pcrna  enthält  bei  Reeve  Conchologia  iconica  28 
Arten,  die  auf  6  Tafeln  abgebildet  sind.  Neu  unter  ihnen  sind:  Perna 
atiomioides  von  Californien  ,  aws/rrt/icrt  Australien ,  attenuata  aus  dem 
rothen  Mceie,  caudata,  Cwningii  Australien,  fimhriala  Molukken,  i'm- 
bricala  ebendaher,  iaticoslata  ^  lentiginosa  Philippinen,  limoides  Mo- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  289 

lukken,  linguaeformis  Gesellschaftsinseln,  lobata^  patibulum,  pectinata, 
quadr  angularis ,  rudis  ,  serratula  Philippinen,  spathulala  ebendaher, 
vespertilio  Manilla,  vH,rea  aus  dem  rothen  Meere. 

Die  Gattung  Crenatula  Lani.  ist  bei  Reeve  Coneh.  icon.  mit 
acht  Arten  dargestellt,  unter  denen  eine,  Cr.  jlammea  von  Neu-Cale- 
donien  neu. 

Avicalacea.  Bei  Lovell  Reeve  in  der  Conchologia  iconica 
ist  die  Gattung  Pinna  mit  66  Arten  abgehandelt,  die  auf  34  Tafeln 
abgebildet  sind.  Neue  Arten  sind:  altcnvata  Molukken,  electrina  eben- 
daher, ßnihriatula  Japan,  Hanleyi  Aniboina ,  liiridn  Philippinen,  ma- 
dida  INeuholland  ,  mutica  Philippinen  ,  penna  Philippinen  ,  ranmlosa 
Westindien,  sanguinolenta  ohne  Fundortsangabe,  serra  und  Stuchburii 
Moreton-Bay,  subviridis  Südcarolina,  vesperlina ,  vexillum  Amboina, 
zebuensis  Philippinen. 

Sylvanus  Hanley  beschrieb  in  Proc.  zool.  soc.  1858  auch 
mehrere  neue  Arten;  so  p.  136:  Pinna  Ckemnitzii  Philippinen  und 
P.  Rumphii  Molukken;  p.  225:  P.  carolinensis  Carolina,  hystrix  Am- 
boina, Kraussii  Natal,  minax  Neuguinea  oder  Mexiko,  fiimata  Philip- 
pinen, regia  Amboina,  rostellum  und  euglypta  Inseln  des  indischen 
Oceans ,  d'Orbignyi ,  Menhei  Port  Jackson;  p.  254:  P.  Strangei  Mo- 
retonbai,   Cumingii  Peru,  Gouldii  Amboina,  assimilis  Port  Essington. 

NuCUlacea.  Nucula  chUoensis  Philippi  Zeitschr.  für  d.  gesamnit. 
Naturw.  1858.  p.  125  von  Calbuco  auf  Chiloe. 

Solenomyacea.  Solenomya  ocddentalis  Desh.  hat  Fischer 
Journ.  de  Conchyl.  p.  186.  pl.  VII.  fig.  6  abgebildet. 

Najades.  Höchst  interessant  ist  dem  Ref.  eine  Abhand- 
lung von  Lea,  Beschreibung-  der  embryonischen  Formen 
von  38  Arten  aus  der  Familie  der  Unioniden.  Journal  of 
the  Academy  of  Philadelphia  IV.  p.  43—50.  pl.  V. 

Verf.  fand  die  reifen  Embryonen  in  dem  Kiemen-Uterus  ,  wie 
er  die  Behälter  anstatt  der  früher  üblichen  Bezeichnung  Oviducte, 
nennt,  sehr  verschieden  an  Gestalt.  Sie  sind  beuteiförmig,  rundlich 
dreieckig  oder  keilförmig.  Die  meisten  Margaritanae  und  Anodonta 
haben  an  jeder  Schale  in  der  Mitte  des  Bauchrandes  einen  Haken, 
und  zwar  die  Arten,  welche  unten  winklig  sind,  die  unten  abgerun- 
deten haben  solchen  Haken  nicht.  Die  keilförmigen  (Unio  laevissi- 
mus  und  alatus  haben  am  Bauchrande  zwei  Winkel  ,  und  an  jedem 
einen  Haken  ,  im  Ganzen  also  deren  vier.  Diese  Haken  sind  nach 
innen  gerichtet,  biegsam,  und  können  bei  geschlossenen  Schalen  nicht 
gesehen  werden,  oder  doch  nur  schwach  durch  die  Schale  durch- 
scheinend. Ihre  Aussenseite  ist  mit  zwei  oder  mehreren  harten  Hö- 
ckerreihen besetzt,  die  sich  von  der  Basis  zur  Spitze  erstrecken.  In 
Archiv  f.   Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  T 


290     Troschel:  Bericht  üb,  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

M.  rugosa  ist  der  Haken  etwa  y,o  Wm.  lang.  An  den  Haken  von  U. 
laevissimus  und  alatus  finden  sich  keine  Höcker.  —  Wenn  die  Em- 
bryonen zum  Ausschlüpfen  aus  dem  Kiemen-Uterus  bereit  sind,  haben 
sie  eine  Farbe,  bei  Anodonta  und  Margaritana  meist . hellbraun,  bei 
einigen  weisslich  ;  bei  Unio  meist  weiss,  jedoch  bei  U.  irroratus  und 
einigen  anderen  ganz  braun.  Unter  dem  Mikroskope  ist  die  ganze  Ober- 
fläche der  Schale  granulirt.  —  Alle  diese  Embryonen  haben  in  die- 
ser Lebensperiode  nur  einen  Schliessmuskel,  welcher  aus  einer  Gruppe 
von  Muskelfasern  besteht,  und  unter  der  Mitte  des  Rückenrandes  liegt. 

Lea  beobachtete  die  ungeheure  Fruchtbarkeit  bei  eini- 
gen grossen  Muscheln.  Bei  einer  Margaritana  complanata 
waren  die  äusseren  mit  Embryonen  erfüllten  Kiemen  3  Zoll 
lang,  1%  Zoll  hoch  und  %  Zoll  dick;  Unio  multiplicatus 
zeichnete  sich  vor  allen  dadurch  aus,  dass  seine  vier  Kie- 
menblätter mit  Embryonen  erfüllt  waren.  Bei  beiden  schätzte 
er  die  Zahl  derselben  auf  mehrere  Millionen.  Proc.  Phi- 
ladelphia p.  114.  —  Auch  bei  U.  rubiginosus  fand  er  alle 
vier  Kiemenblätter  voll  Eiersäcke  von  rosenrother  Farbe 
ib.  p.  135. 

Eine  beträchtliche  Anzahl  von  Unionen,  die  Lea  in 
Proc.  Philadelphia  Vol.  VIII  aufgestellt  hatte,  ist  im  Journal 
of  the  Academy  of  natural  sciences  of  Philadelphia  III. 
p.  289 — 321  ausführlich  beschrieben,  und  auf  13  Tafeln  ab- 
gebildet. —  Dasselbe  gilt  von  anderen  41  Arten,  die  alle 
bereits  Proc.  Philadelphia  1856  und  1857  aufgestellt  waren, 
und  die  im  Journal  dieser  Gesellschaft  lY.  p.  51 — 94  be- 
schrieben und  auf  15  Tafeln  abgebildet  sind. 

Unla  Berlandierii  aus  Mexiko,  Popeii  und  Bairdianus  aus  Texas 
sind  neue  Arten  von  Lea  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  101.  —  Ib. 
p.  169  finden  sich  von  Lea  die  Beschreibungen  von  27  neuen  Unio- 
nen aus  Georgia:  Unio  subgibbosus,  Savannahensis ,  virens ,  stiblahis, 
obnubilus ,  opacus,  similis,  aequatiis ,  naviculoides,  viridicatus,  subfla- 
vus,  sudus,  tetricus,  Woodwardius,  tenebricus,  rufus,  i7iodicus,  denigra- 
tus  ,  fumalus,  purpnrellus  ,  penicillalus  ,  Plantii  ,  subniger,  bulbosus, 
maconensis,  obfuscus,  aquilus.  —  Lea  beschreibt  ferner  1858.  p.  40: 
Unio  luigidulus  aus  dem  Cumberland-River,  Tennessee  ,  perradialus, 
Meredithii ,  Pybasii  und  virescens  aus  dem  Tennessee-River  bei  Flo- 
rence  in  Alabama  ,  neusensis ,  pvnis  und  exactus  aus  dem  Neuse-Bi- 
ver,  6  Meilen  von  Baleigh.  —  Ferner  ib.  p.  118  Unio  Caldwellii  vom 
Isthmus  von  Darien  und  Goascoranensis  von  Honduras.  —  Endlich 
ib.  p.  165    Unio  Jioswellensis ,  Postellii,  ISeislerii,    Prattii^  Chaltanoo- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  1858.  291 

gaensis,  Downiei,  Satillaetisis  ,  Uadehur stianus  aus  Georgja.  —  Vnio 
Hjalmarsoni  von  Rio  Chanielicon,  Honduras  und  Gundlachi  von  Cnl)a 
beschrieb  üunker  Malak.  Bl.  p.  227. 

Monocondylea  voslulata  und  reticulata ,  erstere  aus  Brasilien, 
letztere  aus  dem  Amazonenflusse  sind  von  JVloricand  Revue  et  mag. 
de  zool.  p.  453  beschrieben  und  pl.  15  abgebildet.  —  M.  Tamsiana 
üunker  Malak.  Bl.  p.  226  von   Venezuela. 

Margaritana  Elliottii ,  triangulata  und  connasaugaensis  aus 
Georgia,  etowahensis  aus  Tennessoe ,  Gesnerii  von  Alabama,  tombec- 
bensis  und  Spillmanii  aus  dem  Tonibecbee-River  bei  Columbus,  Mis- 
sissippi sind  neue  Arten  von  Lea  Proc,  Philadelphia  1858.  p.  138. 

Gonidea  ist  eine  neue  Gattung  von  Conrad  zu  der  Anodon 
Randalii  Trask ,  A.  feminalis  Gould  und  vielleicht  A.  angulata  Lea 
gehören  sollen.  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  165.  Die  Gattung  soll 
sich  durch  eine  winklige,  längliche  Gestalt  auszeichnen ;  in  der  rech- 
ten Schale  ist  ein  kurzer  stumpfer  Schlosszahn  vorhanden  ,  der  in 
eine  Grube  der  linken  eingreift;  die  vorderen  Muskeleindrücke  ver- 
fliessen  nicht,  der  untere  INebeneindruck  steht  der  Mitte  des  Hauptein- 
druckes gegenüber. 

Anodonla  Henryiana  Lea  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  102  aus 
Mexiko.  —  A.  luteola  Lea  ib.  1858.  p.  118  vom  Isthmus  von  Darien. 
—  A.  Hallenbechii  und  Gesnerii  aus  dem  Uphaupee,  Alabama,  Darien- 
sis  Hopeton  bei  Darien,  Danielsii  Topeca  ,  Kansas  Lea  ib.  p.  138.  — 
A.  carinata  aus  dem  Rio  -  Choco  in  Neu-Granada  und  rugifera  von 
Gabon  in  Guinea  Dunker  Malak.  Bl.  p.  225. 

Mytilacea.  Robertson  beobachtete  an  einem  Mytilus  edulis 
die  Bildung  und  Anheftung  der  Byssusfäden  und  sah  ihn  Eier  legen. 
Annais  nat.  bist.  L  p.  314. 

Mytilus  unguiculatus  Valenciennes  von  Japan,  schmaler  und  ge- 
wölbter als  M.  ungulatus.     Comptes    rendus  56.  p.  760. 

J.  E.  Gray  hält  Mytilus  tortus  und  horridus  Dunker  für  nicht 
specjfisch  verschieden,  und  gründet  für  sie  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.90. 
pl.  41 ;  Annais  nat.  bist.  IL  p.  62  eine  eigene  Gattung  Stavelia, 
die  sich  von  Mytilus  durch  die  Ungleichheit  der  Schalen  und  der 
Buchtung  des  Unterrandes,  durch  die  völlige  Abwesenheit  kleiner 
Zähne  unter  dem  Wirbel  und  den  schuppigen  Ueberzug  unterscheidet. 

Aus  Mytilus  leucophaeatus  Conr.  bildete  Conrad  eine  neue 
Gattung  Mytilopsis  Proc.  Philadelphia  1857.  p.  167.  Sie  würde 
mit  Septifer  und  Dreissena  in  dem  Vorhandensein  des  Septum  über- 
einstimmen ,  sich  jedoch  durch  das  Hinzutreten  eines  dreieckigen, 
dünnen,  weissen,  becherförmigen  Fortsatzes  unterscheiden,  welcher  in 
beiden  Schalen  schief  in  die  Höhlung  der  Schalen  vorragt.  Auch 
Dreissena   Domingensis  soll  hierher    gehören. 


292     Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Die  Gattung  Lithodomus  ist  in  Reeve's  Conchologia  iconica 
abgeschlossen  und  enthält  im  Ganzen  33  Arten ,  von  denen  ausser 
den  im  vorigen  Berichte  p.  530  verzeichneten  noch  folgende  neue 
Arten  zu  nennen  sind.  L.  argenteus ,  harhalus  ,  Gossei  und  semi- 
granatus. 

Phaseolicama  exilis  Philippi  Abhandl.  naturf.  Ges.  zu  Halle 
1858.  p.  21. 

Reeve  hat  in  der  Conch.  icon.  die  Gattung  Volsella  auf  zwei 
Tafeln  in  17  Arten  dargestellt.  Neu  darunter  sind  :  V.  pholadiformis 
von  Ceylon,  V.  isocardia  aus  dem  rothen  Meere,  V.  tasmanica  aus 
Tasmanien,  attenuata  aus  dem  lothen  Meere,  crenulata  ebendaher, 
limaeformis  von  Adelaide,  'phasianoftera  von  Australien,  rudis  vom 
Swan-River,  lingua  felis  ohne  Angabe  des  Vaterlandes,  corollata  von 
Zanzibar,  ti'ita  aus  dem   rothen  Meere. 

Die  Species  der  Galtung  Dreissena  werden  von  Fischer,  der 
die  Gattung  in  die  Nähe  der  Najaden  und  namentlich  der  Iridinen 
stellen  möchte,  aufgezählt  und  durch  Diagnosen  erläutert.  Verf.  kennt 
3  europäische,  2  afrikanische,  10  amerikanische  Arten;  ferner  eine 
unbekannten  Vaterlandes,  und  eine,  die  ihm  nur  aus  einem  Citate  be- 
kannt ist.     Journal  de  Conchyl.  p.  123. 

GhäniäCBä.  Neue  Arten  :  Cardita  mimda  Scacchi  Catalogus  Conch. 
1.  c,  C.  australis  Philippi  Abhandl.  naturf.  Ges.  zu    Halle  p.  21. 

GardiäCOä.  Cardium  p ap ill o snm  VoW  ist  von  Jeffreys  Annais 
nat.  bist.  II.  pl.  V.  fig.  1  abgebildet,  —  Ebenso  C.  Reeveanum  Dunker 
Nov.  eonch.  tab.  VI.  fig.  6 — 8  von  Neuholland. 

Cycladea.  Cyclas  angulosa  Philippi  Abhandl.  naturf.  Ges.  zu 
Halle  p.  21  von  Chile. 

Zu  beachten  sind  die  Bemerkungen,  welche  Jenyns  über  die 
kleineren  britischen  Arten  der  Gattung  Pisidium  gemacht  hat.  Sie 
beziehen  sich  auf  P.  Henslowianum  ,  pulchellum  ,  pusillum,  obtusale 
und  deren  Varietäten.     Annais  nat.  bist,  II.  p.  104. 

Cyrena  Tennentii  Hanley  Proc.  zool.  soc.  1858.  p.  23  von  Cey- 
lon. —  C.  cochinensis   Hanley  ib.   p.  543  von  Cochin. 

Lucinacea.  Clausina  Croulinensis  Jeffreys  wird  als  specifisch 
verschieden  von  Lucina  ferruginosa  festgehalten  und  Annals  nat. 
bist.  II.  pl.  V.  flg.  2   abgebildet. 

Diplodonta  Venezuelerisis  und  suhrngota  Dunker  sind  in  dessen 
Novit,  conch.  Taf.  IV  abgebildet. 

Conchae.  Cytherea  cordiformis  von  Zanzibar  und  Hagenowi  aus 
dem  rothen  Meere  sind  von  D  u  n  k  e  r  Nov.  conch.  Tab.  IV  abgebil- 
det. —  Ebenso   Venus  (Tapes)  Rodatzi  Dkr.  aus  Afrika. 

Anomalocardia  Paziana  Fischer  Journ.  de  Conchyl.  VII.  p.  186. 
pl.VII.  fig.  9. 10   von  Panama. 


der  Mollusken   während  des  Jahres  1858.  293 

TellinaCOa.  Diodonta  Barleei  Jeffreys  Annais  nat.  hist.  I.  p.  43. 
pl.  II.  flg.  2  von  der  Insel  Arran  an  der  Westküste  Irlands. 

In  einer  ]\ole  über  die  Genera  Capsa  Brng.  und  Asaphis  Mo- 
deer zählt  Mörch  Journ.  de  Conchyl.  p.  134  die  Arten,  welche  er 
zu  Asaphis  zieht,  auf.  Es  sind  A.  dicholonia  Anton,  violascens  Forsk., 
deflorata   L.,  coccinea  Martyn  und    lahitensis  Bernardi. 

Mactracea.  Mactra  SibUlae  Valenciennes  von  der  Bai  von  Ho- 
kodadi.  —  M.  Bonneauii  Bernardi  Journ.  de  Conchyl.  p.  92  pl.  II. 
fig.  2  von  der  Tatarenstrasse. 

Erycina  crenulata  (Cyclas  Sebetia  Costa),  pisum,  molaceaSc?iQc\i\ 
Catalogus  Conch.  1.  c. 

Gorbulacea.  Poromya  sublrigona  Jeffreys  Annais  nat.  hist.  I. 
p.  42.  pl.  II.  flg.  1  von  Shetland. 

Myacea.  Tanysiphon  ist  eine  neue  Gattung,  welche  Benson 
in  der  Familie  der  Myaciden  aufgestellt  hat,  Annais  nat.  hist.  I.  p.  407. 
T.  rivalis  im  süssen  Wasser  bei  Calcutta.  Vom  Thiere  wird  bemerkt, 
dass  die  Siphonen  verwachsen  sind;  das  freie  Ende  ist  von  einem 
Kranze  ungleich  langer  Tentakeln  umgeben,  in  welchen  die  beiden 
Oeffnungen  liegen  ;  von  diesen  ist  die  Atheujöffnung  ebenfalls  mit  klei- 
nen Tentakeln  umgeben  ,  die  Afteröffnung  nackt.  Die  Siphonen  wie 
der  kleine  Fuss  völlig  zurückziehbar.  —  Gray  erklärt  sich  Annais 
nat.  hist.  II.  p.  116  für  die  Verwandtschaft  dieser  Gattung  mit  Glau- 
conome,  von  der  sie  sich  durch  das  kurze  Ligament  und  etwas  andere 
Schlosszähne  unterscheide. 

Fholadea.  Fischer  hat  begonnen,  „Studien  über  die 
Pholaden"  im  Journal  de  Conchyl.  p.  47  und  p.l69  zu  ver- 
öffentlichen. 

Er  bespricht  zunächst  die  Classification  der  Pholaden,  nach  wel- 
cher die  Familie  in  11  Gattungen  zerfällt,  mit  Charakteren  der  Gat- 
tungen und  Aufzählung  der  bekannten  Arten.  Diese  sind  Pholas  L. 
mit  5  Arten  ,  Dactylina  Gray  mit  3,  Barnea  Risso  mit  9,  Xylophaga 
Turton  mit  2  ,  Zirphaea  Leach  mit  4,  Navea  Gray  mit  3,  Pholadidea 
Turton  mit  7,  Talona  Gray  mit  1,  Jouannetia  Des  Moulins  mit  4,  Pa- 
rapJiolas  Conrad  mit  4  und  Marlesia  Leach  mit  11  Arten.  Darauf 
giebt  Verf.  die  Terminologie  und  bezeichnet  die  accessorischen  Stücke 
mit  besonderen  Namen:  die  oberen  heissen  Protoplax  ,  Mesoplax  und 
Metaplax,  das  untere  Hypoplax  ,  die  vordere  Kalkablagerung  Callum; 
zuweilen  findet  sich  hinten  eine  cartilaginöse  oder  kalkige  Röhre. 
Das  Schloss  besteht  aus  den  Wirbeln,  den  griffeiförmigen  Apophysen, 
die  den  Schlosszähnen  der  übrigen  Muscheln  entsprechen,  und  den 
Schlossschwielen  ,  die  sich  nach  aussen  erheben  und  dem  Schliess- 
muskcl  ,  der  dadurch  ein  äusserer  wird  ,  zum  Ansätze  dienen ;  er  er- 
setzt somit    zugleich  das  Ligament.      Der  Mantel  umhüllt  die  Schloss- 


294     Troschel:  Bericht  üb.  d.   Leistungen  in  d.  Naturgeschichte 

Schwielen  und  ist  von  einer  festen  Epidermis  umgeben;  wb  accesso- 
rische  Stücke  vorkommen,  findet  man  unter  ihnen  eine  besondere 
Mantelfalte.  Verf.  geht  nun  zu  dem  speciellen  Studium  einiger  Pho- 
laden  über,  und  beschreibt  zuerst  ausführlich  Pholas  acuminata  Sow. 
von  Panama,  die  auch  durch  Abbildungen  erläutert  ist. 

Pholas  macros^onm  Philippi  Abhandl.  naturf.  Ges.  zu  Halle  1857. 
p.  21  von  Chile. 

Die  fossile  Gattung  Teredina  Lam.  mö.chte  Gray  als  ein  Glied 
der  Familie  der  Pholaden  ansehen,  verwandt  mit  Martesia.  Er  ist  der 
Ansicht,  dass  die  Röhre  dieser  Gattung  nicht  der  von  Teredo  ent- 
preche ,  sondern  dass  nur  die  fleischigen  Siphonen  beim  Versteine- 
rungsprocesse  mit  Kalkmasse  belegt  seien.  Annais  nat.  hist.  11.  p.  85 
und  p.  162  mit  Abbildungen  in  Holzschnitt. 

Solenacea.  Solen  Schultzeanus  von  Portugal  und  Timor ensis 
von  Timor  sind  von  Dunker  in  seinen  Nov.  conch.  Tab.  lll  abge- 
bildet, sie  waren  schon  früher  in  der  Zeitschr.  für  31alak.  aufgestellt. 

Ebenda  findet  sich  eine  Abbild,  von  Cultellus  orientalis  Dkr. 
aus  Ostindien,  und  zur  Vergleichung  eine  von  dem  seltenen  Cultel- 
lus maximus   Gmel. 

Ferner  ist  ib.  Tab.  VI  Aulus  pulchellus  Dkr.  abgebildet. 

GastrOChaenacea.  J.  E.  Gray  hat  eine  Vermuthung  veröffent- 
licht, wie  sich  wohl  die  Schale  und  Röhre  von  Aspergillum  entwik- 
keln  könnte.  In  erster  Jugend  würde  hiernach  das  Thier  mit  seinen 
zwei  Schalklappen  frei  im  Meere  umherschwimmen;  dann  sich  in 
den  Sand  einwühlen,  und  frei  in  der  nun  gebildeten  Röhre  leben; 
hierauf  sollen  sich  die  beiden  Schalen  zu  einer  Platte  vereinigen  und 
in  die  unten  noch  offene  Röhre  einwachsen;  endlich  würden  sich 
dann  die  Franzen  und  die  perforirfe  Platte  bilden ,  mit  denen  die 
Röhre  geschlossen  wird.  Annais  nat.  hist.  I.  p.  423.  So  wenig  un- 
wahrscheinlich diese  Hypothese  ist,  so  wird  doch  erst  directe  Beob- 
achtung ihr  einen  Werth   geben. 

Von  der  Gattung  Humphreya  glaubt  Gray  ib.  II.  p.  16,  dass  die 
Bildung  etwas  anders  vor  sich  gehe,  als  bei  Aspergillum.  Das  Thier 
von  Aspergillum  Strangei ,  dem  Typus  der  Gattung,  hefte  sich  kurz 
nach  dem  Ausschlüpfen  aus  dem  Ei  mit  seiner  Bauchfläche  an  einen 
festen  Körper,  und  verlängere  dann  das  Hinterende  der  Schale  in  eine 
Röhre.  Die  beiden  Stücke  der  Cuming'schen  Sammlung  sind  in  Holz- 
schnitt abgebildet. 

Während  Gray  in  seiner  Synopsis  of  the  British  Mu- 
seum Asperg-illa  ,  Clavagella  Gastrochaena  in  eine  Familie 
Gastrochaenidae  brachte,  sieht  er  sich  jetzt  Proc.  zool.  soc. 
1858.  p   BOT  veranlasst,  dieselbe  in  zwei  Familien  zu  (hei- 


der  Mollusken  während  des  Jahres  185S.  295 

len,  und  diesen  eine  dritte  hinzuzufügen,  besonders  ge- 
stützt auf  die  Oeconomie  des  Thieres  und  die  Entwickelung 
der  Schalen. 

1.  Farn.  Aspergillidae.  Lehen  eingesenkt  in  Sand,  oder  Fels- 
höhlen, oder  Schalen,  eingeschlossen  in  eine  Kalkröhre,  erwachsen 
eine  oder  heide  Schalen  in  die  Röhre  einbettend  und  vorn  Tentakeln 
aussendend,  die  in  strahlige  Röhrchen  eingeschlossen  sind.  Zwei 
Subfaniilien  :  I,  F enic  illina.  Beide  Schalen  in  die  Röhie  einge- 
bettet. Dahin  sechs  Gattungen :  Warnea  mit  Asp.  vaginiferuni  Lam. 
und  Asp.  australe  Chenu ,  Aspergillum  mit  A.  Listeri  Gray,  pul- 
chellum  Desh.  ,  annulus  Desh.  MS.  und  pulchrum  Üesh.  MS.,  Peni- 
ciilus  mit  P.  aquaria  (Asp.  javanum  Gray)  und  Asp.  radix  Desh.  MS., 
Clepsydra  mit  Asp.  strangulatum  Chenu,  Arytene  mit  Asp.  tu- 
berculatum  Chenu  und  Foegia  mit  Asp.  agglutinans.  —  II.  Clava- 
gellina.  Kur  eine  Schale  in  die  Röhre  eingebettet.  Dahin  die  Gat- 
tungen :  Clavagella  mit  Cl.  echinata  Lam.  und  coronata  Desh., 
Bryopa  mit  Cl.  aperta  Sow.  Cl.  lata  Brod.,  Dacosla  mit  Cl.  au- 
stralis  Stutchbury. 

2.  Farn.  GastrOChaenidae.  Leben  eingesenkt  wie  vorige,  ein- 
geschlossen in  eine  Kalkiöhre ;  darin  das  Thier  frei,  ohne  Tentakeln; 
Röhre  im  Alter  am  Grunde  geschlossen.  Zwei  Subfaniilien:  L  Chae- 
naina.  Röhre  symmetrisch,  im  Sande  lebend.  Gattung  Chaena  mit 
Fistulana  clava  Lam,  und  Ch.  amiulata  von  Mossambique,  —  IL  G a- 
str  ocha  enaina.  Röhre  unregelmässig,  angeheftet,  in  Felshöhlen 
lebend.  Gattung  Gastrochaetia  mit  Fholas  hians  Chemn.  und  G. 
modiolina  Lam. 

3-  Farn.  Humphreyiadad.  Thier  zuerst  frei  und  mit  zwei  Scha- 
len bedeckt,  welche  zu  einer  einzigen  Platte  vereinigt  werden,  die 
sich  an  den  Seiten  und  vorn  zu  einer  sackförmigen  Höhle  ausbreitet, 
mit  ihrer  Aussenfläche  sich  anheftet,  und  sich  mit  dem  AYachsthume 
des  Thieres  zu  einer  Kalkröhre  mit  runder  Oeffnung  ausdehnt.  Der 
Mantel  ist  vorn  mit  zerstreuten  Tentakeln  versehen  ,  welche  durch 
röhrige  Poren  oben  am  Vordertheile  der  Röhre  vorgestreckt  werden. 
Gattung  Humph  rey  ia  mit  einer  Art  H.   Strangei. 

TeredinidaO.  Gray  behauptet,  dass  die  Gattung  Ft/rc  eHrtOken 
durchaus  keine  Schale  besitze  ,  aber  die  sogenannten  Paletten  in  der 
Röhre.  Er  verbessert  danach  die  Gattungscharaktere  wie  folgt:  Thier 
ohne  eigentliche  Schalklappen  ,  mit  deutlichen  grossen  Paletten,  de- 
ren Ende  erweitert  ist,  quer  ,  spateiförmig  mit  einer  centralen  Mit- 
telrippe und  einer  verlängerten,  schlanken  cylindrischen  Basis,  Röhre 
keulenförmig,  unregelmässig,  zuweilen  gebogen;  Gipfel  mit  zwei 
röhrigen  Siphonalöffnungen  ,  getrennt  durch  eine  breite  harte  ,  scha- 
lige   Läügsscheidewand  ;     Basis    durchbohrt    von    kleinen    zerstreuten 


296  Troschel:  Bericht  üb.  d.  Leistungen  in  d.  Naturgesehichte  etc. 

OefFniingen,  am  Ende  verschlossen  durch  zwei  überhängende  convexe 
Sepia,  die  an  den  Seiten  entspringen  und  die  Enden  vollständig 
schliessen.  Diese  gewölbten  Endplatten  scheinen  vor  jeder  Wachs- 
thumsperiode  absorbirt  zu  werden  ,  und  das  Ende  scheint  bei  jeder 
Ruheperiode  wieder  verschlossen  zu  werden.  Lebt  versenkt  im 
Schlamme  der  tropischen  Climate.  Proc.  zool.  soc.  1857  und  April 
1858.  p.  258;  Annais  nat.  bist.  I.  p.  295  und  IL  p.  374. 

Tunieata. 

Eine  neue  Gattung  zusammengesetzter  Ascidien  beschrieb  Mac- 
donald Annais  nat.  bist.  L  p.  401  unter  dem  Namen  C h  ondr  o- 
stachys. 

Die  einzelnen  Ascidien  sitzen  traubenförmig  an  einem  gemein- 
samen Stamme  und  haben  die  Athemöffnung  nach  oben  gerichtet,  die 
Afteröffnung  fast  terminal;  der  Mantel  ist  glatt  und  durchsichtig  und 
eine  Röhre  verbindet  ihn  mit  einem  Röhrensysteme  des  Stammes.  Im 
Innern  der  Kiemenöffnung  liegt  ein  Kreis  kleiner  Tentakeln.  Der 
Mund  liegt  unten  in  der  Mitte  der  Kiemenhöhle;  von  ihm  führt  ein 
Oesophagus  zu  einem  hügligen  rothbraunen  Magen,  diesem  folgt  eine 
Art  Duodenum,  bekleidet  mit  amberfarbigen  Zellen,  die  wohl  die 
Function  der  Leber  haben  ,  dann  krümmt  sich  der  Darm  nach  rechts 
und  geht  gerade  zur  Afteröffnung.  In  der  Schlinge  des  Darmes  lie- 
gen Hoden  und  Eierstock  bei  einander;  Vas  deferens  und  Oviduct 
gehen  von  da  zur  Kloake.  In  einer  Erweiterung  des  letzteren  unter 
dem  Oesophagus  liegt  ein  Haufen  Eier  mit  Embryonen  von  Kaulpad- 
denform,  während  andere  weiter  entwickelte  frei  in  de»- Kiemenhöhle 
liegen.  Das  Herz  liegt  über  der  Darmschlinge.  Ein  deutlicher  En- 
dostyl  liegt  längs  am  Rücken  der  Kiemenhöhle.  Das  Nervensystem 
besteht  aus  zwei  aufeinander  liegenden  kleinen  (Janglien  zwischen 
beiden  Oeffnungen.  Die  Nerven  zu  verfolgen  ist  ziemlich  schwierig 
gewesen,  doch  erkannte  Verf.  einen  feinen  Faden,  der  jederseits  von 
den  grösseren  Ganglien  zu  einem  winzigen  schwarzen  Fleck  führt, 
den  er  als  Auge  oder  Gehörorgan  zu  betrachten  einigen  Anstand 
nimmt;  jedoch  ist  es  ihm  noch  am  wahrscheinlichsten,  diese  Flecke 
für  die  Ueberbleibsel  der  Gehörbläschen  der  Larve  zu  deuten.  Einen 
specifischen  Namen  hat  Verf.  diesem  interessanten  Wesen  noch  nicht 
gegeben.  Verf.  vergleicht  es  mit  Bolteoia;  in  einer  Note  sprechen 
ihm  die  Herausgeber  der  Annais  eine  Stelle  zwischen  Claveliua  und 
Syntelhys  zu. 


Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen  im 
Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858. 

Von 

Dr.  A.  Gerstaecker , 

Privatdocenten  an    der  Universität  zu  Berlin. 


L    Insekten. 

Die  Fortpflanzungsgeschichte  der  Insekten  hat  nach 
dem  Erscheinen  der  v.  S  iebold'schen  „Parthenogenesis  bei 
Schmetterlingen  und  Bienen"  die  Aufmerksamkeit  der  For- 
scher von  Neuem  und  in  erhöhtem  Maasse  in  Anspruch  ge- 
nommen, so  dass  wir  auch  in  diesem  Jahre  über  eine  Reihe 
hierauf  bezüglicher  wichtiger  Beobachtungen,  die  besonders 
Leuckart  zu  verdanken  sind,  zu  berichten  haben.  Die- 
selben sind  einerseits  in  einer  besonders  gedruckten  klei- 
nen Abhandlung:  „Zur  Kenntniss  des  Generationswechsels 
und  der  Parthenogenesis  bei  den  Insekten"  (Frankfurt  a.  M. 
1858.  8.,  112  S.  m.  1  Taf.) ,  andererseits  in  einer  im  4ten 
Bande  der  Abhandlungen  der  Naturforschenden  Gesellschaft 
in  Halle  enthaltenen  Arbeit:  „Die  Fortpflanzung  und  Ent- 
wickelung  der  Pupiparen,  nach  Beobachtungen  an  Melopha- 
gus  ovinus,"  auch  unter  gleichem  Titel  im  Separatabdrucke 
(Halle  1858.  4.,  82  S.  mit  .3  Taf.)  erschienen,  niedergelegt. 
In  ersterer  Schrift  behandelt  der  Verf.  speciell  den  Gene- 
rationswechsel der  Aphiden  und  das  Vorkommen  von  Par- 
thenogenesis bei  den  Coccus-  und  Chermes-Arten,  hieran 
zugleich  neue  und  wichtige  Beobachtungen  über  Partheno- 
genesis bei  Psychiden,  Bienen,  Hummeln  u.  s.  w.  anreihend. 

Zu  einer  erneuten  Darstellung  des  Generationswech- 
sels der  Aphiden  (a.  a.  0.  p.  1—21)    fand  sich  Verf.  nicht 


298     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wisscnschafllichen  Leistungen 

nur  durch  neuere  Beobachtungen,  aus  denen  möglicher 
Weise  eine  geschlechtliche  und  ungeschlechtliche  Fortpflan- 
zung durch  ein  und  dasselbe  Individuum  gefolgert  werden 
könnte  (v.  Heyden),  veranlasst,  sondern  es  war  ihm  auch 
hauptsächlich  darum  zu  thun,  den  noch  nicht  völlig  präci- 
sirten  Unterschied  zwischen  den  durch  geschlechtliche  Zeu- 
gung producirten  Eiern  und  den  ohne  Begattung  durch  die 
Ammen  hervorgebrachten  Keimen  durch  erneuete  Beobach- 
tungen ihrer  ersten  Entstehung  und  allmähligen  Entwicke- 
lung  festzustellen,  eine  Darlegung,  die  um  so  nöthiger  er- 
schien ,  als  man  wieder  neuerdings  von  mehreren  Seiten 
die  Ammen  als  wirkliche  (freilich  jungfräuliche)  Weibchen 
und  ihre  Keime  als  ungeschlechtliche  Eier  anzusprechen 
geneigt  schien.  Was  zunächst  die  v.  Heyde  n'sche  Beob- 
achtung, wonach  sich  die  Ammen  der  Aphiden  mit  den  von 
ihnen  geborenen  Männchen  begatten  sollen,  betrifft,  so  ver- 
wirft sie  der  Verf.  als  jeder  strikten  Beweiskraft  entbeh- 
rend, mit  vollem  Rechte ;  es  müssten  sich  ihr  zufolge  bei 
der  anatomischen  Untersuchung  Uebergänge  zwischen  den 
beiden  Formen  der  Fortpflanzungsorgane  nachweisen  las- 
sen, welche  sich  nicht  vorhnden.  Bei  zwei  in  geschlecht- 
lichen und  ungeschlechtlichen  Individuen  untersuchten  Ar- 
ten (Schizoneura  corni  und  Aphis  padi)  zeigten  sich  viel- 
mehr stets  die  Unterschiede  in  der  inneren  Organisation 
mit  den  äusseren  Merkmalen  Hand  in  Hand  gehend.  Cha- 
rakteristisch für  die  geschlechtlichen  Weibchen  ist  ausser 
der  (längst  bekannten)  Anwesenheit  des  Receptaculum  se- 
minis  ganz  besonders  das  die  Spitze  jeder  Eiröhre  einneh- 
mende Dotterfach,  welches  sich  bei  weiter  vorgeschrittener 
Entwickelung  des  einzigen  in  der  Eiröhre  enthaltenen  Eies 
von  diesem  durch  eine  Abschnürung  absondert  und  aus 
diesem  Grunde  von  v.  Siebold  als  ein  zweites  Eifach  an- 
gesprochen worden  ist;  dieses  Dotterfach  geht,  sobald  die 
Entwickelung  des  Eies  mit  der  Ausscheidung  des  Chorion 
abgeschlossen  ist,  einen  Rückbildungsprozess  ein  und  ver- 
schwindet endlich  ganz.  In  den  Keimröhren  der  Ammen, 
die  in  der  Regel  vielkammerig,  zuweilen  aber  (Aphis  padi) 
nach  dem  Verl    ebenfalls   nur  einkammerig  sind,  fehlt  da- 


im   (iebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       299 

gegen  dieses  Dotrerlach  stets;  eine  zuweilen  oberhalb  des  ent- 
wickelten Embryo's  an  der  Keimröhre  bemerkbare  Anschwel- 
lung ist  nicht  mit  ihm  zu  vergleichen,  sondern  enthält  viel- 
mehr die  Anlage  eines  neuen  Keimes;  bei  vielkammerigen 
Eiröhren  bildet  sich  dieselbe  jedesmal  an  der  äussersten 
Spitze  nach  der  Ausbildung  des  jüngsten  Keimfaches  durch 
Abschnürung  hinter  demselben.  Uebrigens  schliesst  sich 
der  Verf.,  sowohl  was  die  wesentliche  Uebereinstimmung 
der  Ei-  und  Keimröhren  beider  Formen  als  die  Entstehung 
der  Keime  bei  den  Ammen  aus  der  in  dem  blinden  Ende 
der  Keimröhren  zuerst  auftretenden  primitiven  Keimzelle 
betriflt,  im  Wesentlichen  den  Ansichten  Leydig's  an. 

Das  Vorkommen  von  ..Parthenogenesis  bei  den  Cocci- 
den-  und  Chermes  -  Arten^  (ebenda  p.  36  fr.),  welche  (für 
erstere)  der  Thatsache  nach  bereits  von  Leydig  darge- 
than  worden  ist,  nur  dass  derselbe  die  von  ihm  untersuch- 
ten Lecanium -Weibchen  als  vivipare  Ammen  ansprechen 
zu  können  glaubte ,  —  ergiebt  sich  aus  der  an  Lecanium 
und  Aspidiotus  beobachteten  Thatsache,  dass  sich  in  den 
Eiröhren  derselben  die  Eier  entwickeln,  ohne  dass,  wie 
dies  aus  dem  Mangel  von  Spermatozoon  in  dem  Receptacu- 
lum  seminis  hervorgeht ,  eine  Befruchtung  vorhergegangen 
ist.  Ob  eine  solche  Parthenogenesis  nur  gewissen  Arten 
zukommt  und  ob  sie  bei  den  beobachteten  die  einzige  Art 
der  Fortpflanzung  ist  oder  mit  der  durch  Begattung  her- 
vorgerufenen abwechselt,  lässt  der  Verf.  vorläufig  dahinge- 
stellt ;  dass  sie  der  Familie  der  Cocciden  nicht  durchweg 
eigen  ist^  zeigt  der  Umstand ,  dass  der  Verf.  bei  fortpflan- 
zungsfähigen Weibchen  des  Coccus  adonidum  nicht  nur  in 
dem  Receptaculum  seminis,  sondern  sogar  im  Leilungsappa- 
rate  der  Eierstöcke  (hier  ausnahmsweise  wohl  durch  die  im 
Eierstocke  stattfindende  Embryonal -Entwickelung  bedingt) 
Spermatozoon  vorfand.  —  Dass  die  spontane  Fortpflanzungs- 
weise der  Cocciden,  wo  sie  vorkommt,  nicht  nach  Leydig's 
Vorgang  als  Keimbildung  nach  Art  der  Aphiden-Ammen  auf- 
gefasst  werden  kann ,  geht  einerseits  aus  der  Bildung  des 
Genitalapparates  ,  welcher  mit  einem  deutlichen  Receptacu- 
lum seminis    versehen  ist,  andererseits  aus  der  Entstehung 


300     fierstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

und  Entwickeliing  des  Embryo  ,  welcher  alle  Stadien  der 
Entwickelung  durchläuft,  hervor:  auch  ist  die  Angabe  L  ey- 
dig's  von  dem  Lebendiggebären  der  Cocciden  dahin  zu  be- 
richtigen ,  dass  von  denselben  in  Wirklichkeit  Eier  gelegt 
w^erden ,  aus  denen  sich  aber  freilich  schon  nach  kurzer 
Zeit  das  junge  Thier  entwickelt.  Trotz  dieser  Verschie- 
denheiten kann  aber  immerhin  die  bei  den  Cocciden  vor- 
kommende Parthenogenesis  wenigstens  in  Bezug  auf  ihre 
Bedeutung  für  die  Erhallung  der  Art  mit  dem  Generations- 
wechsel der  Aphiden  in  A^ergleich  gebracht  werden  und 
zwar  um  so  mehr ,  als  auch  unter  letzteren  die  Gattung 
Chermes  eine  parthenogenetische  Fortpflanzung  erkennen 
lässt;  die  Frühlingsgeneration  von  Chermes  abietis  wird 
nämlich  den  Beobachtungen  des  Verf.  zufolge  durchweg  von 
jungfräulichen  Weibchen,  in  deren  Geschlechtsorganen  keine 
Spermatozoon  anzutreffen  sind,  erzeugt. 

Die  „Parthenogenesis  bei  den  Sacklrägern"  (a.  a.  0. 
p.  45  ff.)  in  der  durch  v.  Siebold  dargestellten  Weise  be- 
stätigt der  Verf.  durch  wiederholte  mikroskopische  Unter- 
suchung des  Genitalapparates  von  Solenobia  lichenella,  an 
welchem  das  Receptaculum  seminis  stets  leer  von  Sperma- 
tozoon angetroffen  wurde. 

Zur  „Parthenogenesis  bei  den  Bienen  und  den  übrigen 
gesellig  lebenden  Hymenopteren"  (a.  a.  0.  p.  51  ff.)  liefert 
der  Verf.  eine  Reihe  von  sehr  interessanten  Beobachtungen, 
durch  welche  die  bisher  gewonnenen  Resultate  über  diesen 
Gegenstand  einerseits  bestätigt,  andererseits  wesentlich  er- 
weitert werden.  In  Bezug  auf  das  Vorkommen  und  die 
Ursachen  der  sogenannten  Drohnenbrütigkeit  der  Bienen- 
königin werden  elf  verschiedene  Fälle,  in  denen  eine  der- 
artige Königin  einer  genaueren  Untersuchung  unterworfen 
wurde,  näher  erörtert;  bei  primärer  Drohnenbrütigkeit  (wo 
eine  Begattung  der  flügellahmen  Königin  überhaupt  nicht 
stattgefunden  hat)  zeigte  sich  das  Receptaculum  seminis 
stets  im  jungfräulichen  Zustande ,  w  ährend  bei  secundärer 
entweder  der  Samenvorrath  vollständig  verbraucht ,  oder 
der  Austritt  der  Spermatozoen  dadurch,  dnss  sie  im  Recep- 
taculum   von   einer    indifferenten    hellen    Flüssigkeit   rings 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       301 

herum  eing-cschlossen  waren,  beeinträchtigt,  oder  end- 
lich, dass  durch  Quetschung-  des  Hinterleibes  die  Funktion 
des  Receptaculum ,  vielleicht  in  Folge  einer  Lähmung  der 
letzten  Hinterleibsganglien,  aufgehoben  war.  Bei  Erörte- 
rung des  letzten  Falles  weist  der  Verf.  der  Küchenmei- 
ste  r'schen  Ansicht  gegenüber,  dass  Contraktionen  des  Re- 
ceptaculum wegen  des  Mangels  an  Muskeln  in  der  Wand 
derselben  nicht  statthaben  könnten,  das  Vorhandensein  sol- 
cher nach ;  auch  macht  er  gelegentlich  der  durch  Samen- 
mangel bedingten  Drohnenbrütigkeit  der  Bienenkönigin  die 
interessante  Mittheilung,  dass  bei  Untersuchung  einer  grös- 
seren Anzahl  aus  einem  und  demselben  Ameisenhaufen  ent- 
nommener Ameisenweibchen  sich  einige  derselben  als  unbe- 
fruchtet erwiesen.  —  Der  zweite  Punkt,  auf  den  der  Verf. 
besonders  sein  Augenmerk  gerichtet  hat,  ist  die  Erzeugung 
von  Eiern  durch  Arbeiter;  bei  Untersuchung  der  sogenann- 
ten Drohnenmütterchen  Hessen  sich  stets  5  bis  6  mit  Eiern 
erfüllte  Eiröhren  nachweisen  und  von  Interesse  für  das 
Entstehen  derselben  ist  der  JXachweis,  dass  derartige  eierle- 
gende Individuen  während  des  Larvenzustandes  mit  besonders 
guter  Kost  versel.cn  werden.  Ganz  besonders  ist  aber  die 
Beobachtung  des  Verf.  hervorzuheben ,  dass  bei  anderen 
geselligen  Hymenopteren  ,  nämlich  bei  Wespen  ,  Hummeln 
und  Ameisen  solche  eierlegende  Arbeiter  bei  weitem  häu- 
figer vorkommen  als  bei  den  Bienen,  und  vorzüglich  ist  es 
als  eine  bemerkenswerthe  Eigenthümlichkeit  der  Wespen - 
und  Hummel  -  Arbeiter  anzusehen,  dass  deren  Geschlechts- 
apparat sowohl  in  der  Zahl  der  Eiröhren  als  in  der 
Form  der  Scheide  und  des  Receptaculum  sich  ganz  eng 
an  denjenigen  der  eigentlichen  Weibchen  anschliesst ,  so 
dass  sie  nach  dem  anatomischen  Befunde  wirklich  für  be- 
gattungsfähig gehalten  werden  könnten.  Dass  solche  Ar- 
beiter-Wespen Eier  ablegen,  hat  der  Verf.  selbst  an  Vespa 
germanica  beobachtet;  das  Ei  wurde  in  eine  weite  (Männ- 
chen-) Zelle  gelegt,  die  Larve  entwickelte  sich  auch  dar- 
aus, ging  aber  leider  zu  Grunde,  so  dass  nicht  festgestellt 
werden  konnte,  ob  sich  daraus,  wie  nach  der  Analogie  zu 
vermuthen  steht,  ein    Männchen  entwickelte.      Huber  hat 


302     Gerstaecker;  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

dasselbe  Faktum  für  die  Hummeln  festgestellt,  und  zugleich 
gefunden,  dass  aus  allen  solchen  Eiern  Männchen  hervor-^ 
gingen,  woraus  man  vielleicht  sogar  schliessen  könnte,  dass 
bei  den  Hummeln  die  Männchen  ausschliesslich  von  Arbei- 
tern herstammen. 

„Die  Fortpflanzung  und  Entwickelung  der  Pupiparen" 
(Abhandl.  der  naturforsch,  Gesellsch.  in  Halle,  4.  Bd.)  hat 
der  Verf.  an  Melophagus  ovinus  studirt  und  schon  im  Bul- 
let, de  l'acad.  de  Belgique  (vgl.  Jahresbericht  1855.  p.  142) 
eine  Mittheilung  über  die  wichtigsten  Punkte,  in  denen  sich 
die  Entwickelung  dieser  Thiere  von  derjenigen  der  übrigen 
Insekten  unterscheidet,  gemacht.  Die  auf  den  ersten  Blick 
sehr  auffallenden  Differenzen  in  der  Fortpflanzungsweise 
reduciren  sich  schon  durch  die  Beobachtungen  des  Verf., 
dass  die  von  den  Pupiparen  gelegten  grossen  Körper  keine 
Puppen ,  sondern  wirkliche  Larven  sind ,  sehr  wesentlich 
und  es  verbleibt  demnach  als  Unterschied  von  den  übri- 
gen viviparen  Insekten  nur  die  ungewöhnlich  lange  Dauer 
der  Trächtigkeit  und  die  Ernährung  der  Larven  bis  zur 
Vollendung  ihres  Wachsthums  auf  Kosten  der  Mutter.  Der 
beträchtliche  Umfang  und  das  lange  Verbleiben  eines  so 
grossen  Körpers,  wie  es  die  Pupiparen- Larve  ist,  im  Mut- 
terleibe bedingt  natürlich  eine  von  dem  gewöhnlichen  Typus 
wesentlich  abweichende  Bildung  des  inneren  Genitalappara- 
tes und  diese  besteht  hauptsächlich  in  der  während  der 
Trächtigkeit  zu  einem  grossen  Fruchthälter  ausgedehnten 
Vagina,  welche  noch  durch  besondere  platte  Muskeln,  die 
von  ihren  Wandungen  zum  Körper  gehen  ,  in  ihrer  Lage 
erhalten  wird.  Uebrigens  stimmt  der  Apparat  in  seiner 
Hauptanlage  mit  der  gewöhnlichen  Bildung  überein,  indem 
auf  die  Scheide  der  unpaare  Oviduct  folgt,  in  welchen  jeder^ 
seits  ein  Ovarium  mit  zwei  zweikammerigen  Eiröhren  (bei 
Braula  mit  zwei  dreikammerigen)  einmündet;  in  den  Oviduct, 
der  sehr  kurz  ist  und  ganz  exceptioneller  Weise  bei  den 
Pupiparen  als  Samentasche  fungirt ,  mündet  jederseits  eine 
grosse,  baumartig  verzweigte  Drüse,  welche  in  sofern  von 
besonderer  Wichtigkeit  ist,  als  sie  ein  Sekret  zur  Ernäh- 
rung der  Larve  absondert.    Die  beiden  Eiröhren  jedes  Ova- 


im  Gebiete  der  Eutomologie  während    des  Jahres  1858.       303 

riiims  sind  nicht  liei,  sondern  von  einem  stark  muskulösen 
Ueberzuge  eingekapselt;  da  jede  derselben  zwei  Eikeime 
enthält ,  können  im  ganzen  acht  Eier  in  jedem  Individuum 
zur  Entvvickclung  kommen  und  die  Ausbildung  erfolgt  stets 
alternirend ,  sowohl  in  den  Ovarien  als  in  den  Eiröhren. 
Dass  die  Produkte  der  Eiröhren  bei  den  Pupiparen  übrigens 
wirkliche  Eier  sind,  wasvonDufour  bestritten  wird,  lehrt 
die  Anwesenheit  von  Chorion  sowohl  als  Dotterhaut;  letz- 
tere ist  im  vorliegenden  Falle  übrigens  ausnahmsweise  viel 
dicker  als  das  Chorion  und  bildet  hauptsächlich  die  feste 
Wand  des  Mikropylentrichters  ,  welcher  am  vorderen,  quer 
abgestutzten  Ende  des  Eies  in  die  Augen  fällt.  — Die  Larve 
selbst  zeigt  ausgewachsen  keine  Spur  von  Segmentirung 
an  der  Oberfläche,  ist  an  einem  Pole  mit  einem  Munde,  am 
anderen  mit  einem  After  versehen ,  hat  am  hinteren  Kör- 
perende einen  eigenthümlichen  Sligmenapparat ,  in  dessen 
beide  seitlichen  Hälften  je  drei  Tracheenöffnungen  münden 
und  auf  Rücken-  und  Bauchseite  zwei  Reihen  von  6 — 7 
queren  Hauteindrücken ,  welche  innerhalb  entspringenden 
Muskeln  zum  Ansätze  dienen.  Besonders  interessant  ist 
die  Beobachtung,  dass  die  Larve  sich  im  Fruchthälter  zwei- 
mal (vielleicht  öfter)  häutet,  was  aus  den  Resten  der  ab- 
gestreiften Haut,  die  an  der  Mundöffnung  in  Form  eines 
Kragens  zurückbleiben,  zu  ersehen  ist;  Dufour  hat  diese 
Ueberbleibsel  auf  einen  Nabelstrang  gedeutet,  durch  den 
der  Fötus  mit  dem  Ovarium  zusammenhinge.  Mit  der  voU- 
ständigen  Ruhe,  in  der  die  Larve  im  Fruchthälter  während 
ihrer  ganzen  Entwickelung  verharrt ,  hängt  der  fast  voll- 
ständige Mangel  eines  Hautmuskelsystems  zusammen;  nur 
Athemmuskeln ,  welche  von  jenen  Eindrücken  der  Körper- 
faaut  entspringen,  sind  vorhanden  und  dazu  bestimmt,  als 
Exspirationsmuskeln  durch  Verkleinerung  des  Körperumfangs 
einen  Druck  auf  die  Eingeweide  auszuüben.  Das  Bauch- 
mark besteht  in  den  früheren  Perioden  der  Larvenentwicke- 
lung  aus  11  Paaren  dicht  aneinander  gereihter  Ganglien, 
von  denen  jedes  nur  einen  Nerven  abgiebt ;  gegen  das 
Ende  des  Larvenlebens  verbreitern  sich  die  vier  vorderen 
Ganglienpaare    merklich ,  während    die   übrigen    zu    einem 


304     Gersta  ecker :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Strange  verschmelzen.  Der  Magen  nimmt  fast  die  ganze 
Körperhöhle  ein,  ist  sackförmig  und  endigt  in  einen  kurzen 
Afterdarm,  dessen  Lumen  jedoch  nach  Art  der  Hymenopte- 
ren-Larven  nicht  mit  ihm  im  Zusammenhange  steht;  er  ist 
stets  mit  dem  Nahrungsstoffe ,  dem  Sekrete  der  oben  er- 
wähnten Drüsen  prall  angefüllt  und  zwar  wird  dasselbe 
durch  die  Speiseröhre  und  ein  eigenthümliches  Schluckor- 
gan, welches  dicht  hinter  der  Mundhöhle  liegt  und  40 — 50 
Contraktionen  in  der  Minute,  erkennen  lässt,  in  denselben 
eingeführt.  Die  Vasa  Malpighi  sind  zu  vieren  vorhanden, 
liegen  dem  Magen  auf  und  münden  in  den  Enddarm.  Den 
Centraltheil  des  Tracheensystems  bilden  vier  Längsstämme, 
von  denen  zwei  auf  der  Rücken-  und  zwei  auf  der  Bauch- 
seite liegen ;  erstcre  sind  die  stärkeren  und  münden  allein 
mit  drei  Endästen  in  die  Stigmata  des  Körperendes,  wäh- 
rend die  der  Bauchseite  nur  Abzweigungen  von  jenen  sind. 
—  Nach  dieser  Darstellung  des  gesammten  Organismus  der 
Pupiparen-Larve,  dessen  einzelne  Theile  auch  in  histologi- 
scher Beziehung  eingehend  erörtert  werden,  giebt  der  Verf. 
noch  eine  Schilderung  der  Entwickelung  des  Eies  und  des 
Embryos  nach  dem  Vorgange  Zaddach's,  dessen  Unter- 
suchungen der  Hauptsache  nach  bestätigt  werden. 

lieber  die  ungeschlechtliche  Fortpflanzung  und  die  Ent- 
wickelung der  Aphiden  hat  auch  T  h.  Huxley  gleichzei- 
tig erneuete  Untersuchungen  angestellt,  welche  in  den  Trans- 
act.  of  the  Linnean  soc.  XXIL  p.  193—236.  pl.  36—40  unter 
dem  Titel :  „On  the  agamic  reproduction  and  morphology 
of  Aphis"  veröffentlicht  worden  sind.  Nach  einer  gedräng- 
ten Uebersicht  über  die  den  Gegenstand  betreffenden  Un- 
tersuchungen der  früheren  Forscher  giebt  der  Verf.  eine 
Darstellung  von  der  Entwickelung  der  ungeschlechtlichen 
Keime  („Pseudovum'') ,  eine  Beschreibung  der  geschlecht- 
lichen Weibchen  und  der  Entwickelung  ihrer  Eier,  so  Wie 
von  der  Entwickelung  der  Keimröhren  bei  den  Ammen.  Bei 
einer  gleich  scharfen  Sonderung  zwischen  dem  Geschlechts- 
apparate der  geschlechtlichen  Weibchen  und  der  Ammen, 
wie  wir  sie  bei  Leu  ckart  linden,  zeigt  der  Verf.  sich  einer 
spezielleren  Differenzirung   ihrer  Produkte ,    der   Eier  und 


im  Gebiete    der  Entomologie  während   des  Jahres  1858.       305 

Keime    nicht    in  gleichem  Grade  geneigt,  wobei  er  freilich 
das   Hauptgewicht   auf  die  Uebereinstimmung  ,   welche  sicli 
bei  der    ersten  Entstehung  beider  kundgiebt    und   die  auch 
von  Leuckart  anerkannt  wird,  legt.     Die  Ausscheidung 
der  Keime  aus  dem  Ende  der  Keimröhren  ist  für  ihn  ebenso 
wie  die  der  Eier  aus  der    letzten  Kammer  der  Eiröhren  in 
jeder  Hinsicht    ein  Keimungsprozess;    die    Endkammer    der 
Keimröhren  enthält  Körper ,    welche    von  den  Keimbläschen 
und  Keimflecken  der  Eiröhren    nicht  verschieden  sind  und, 
nachdem  sie  von  einer  durchsichtigen  Masse,  die  den  Dot- 
ter repräsentirt ,    umgeben   sind ,   sich  nicht  mehr  von  den 
wirklichen  Eiern  unterscheiden    lassen.     Einen  Unterschied 
in  Betreff  des   Keimfaches  ,    in  welchem   die  Ausscheidung 
der  Eier  und  Keime  vor  sich  geht,  scheint  der  Verf.  übri- 
gens ebenfalls  für  beide  verschiedene  Formen  zu  statuiren, 
indem»  er  wenigstens  für    die  geschlechtlichen  Eier  beson- 
ders hervorhebt,  dass  sie  in  dem  unteren  Theile  der  letzten 
Eiröhrenkammer   sich    entwickeln  ,  während  in  dem  oberen 
Theile    seine    „ovarian  glands"  gelegen  sind.     Darin,  dass 
er    die   unbefruchteten   Drohneneier   geradezu   in  Analogie 
mit  den  Eikeimen  der  Aphiden-Ammen  setzt,  die  Fortpflan- 
zung   durch  Parthenogenesis   mit    dem   Generationswechsel 
der  Aphiden  (die  Entwickelung  der  Arbeiterbienen  und  die 
der  Aphiden-Ammen  aus  befruchteten,  die  der  Drohnen  und 
geschlechtlichen  Aphiden    aus  unbefruchteten  Eiern  betref- 
fend) in  näheren  Vergleich  bringt,  geht  der  Verf.  wohl  ohne 
Frage  zu  weit ;  denn  um  die  zur  Produktion  von  Aphiden- 
Ammen    bestimmten  Eier  unbefruchtet    zu    lassen,  hätte  es 
des  complicirten  Generationswechsels  gar  nicht  bedurft.  — 
Die  Veränderungen,  welche  sich  bei  der  Entwickelung  der 
Aphiden  in  den  ungeschlechtlichen  Keimen  beobachten  las- 
sen, stellt  der  Verf.  folgendermassen  dar:  der  Centraltheü 
des  Keimes    wird  zu  einem    körnigen  Dotter,  der  periphe- 
rische in  die  Keimhaut  umgewandelt;  sodann  treten  die  An- 
lagen   der   verschiedenen    Organe   hervor    und    der    ganze 
Keim  wird   von    einer  Art    Dotterhaut  umwachsen ,   welche 
wahrscheinlich  zum  Corpus   adiposum    wird.     Alle    übrigen 
Organe    entstehen    aus   der  Keimhaut,  an  der  zwei  Blätter 

Archiv  f.  Naturg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  U 


306     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ZU  unterscheiden  sind ,  von  denen  das  äussere  die  Glied- 
massen und  die  animalen  Systeme  ,  das  innere  den  Darm- 
kanal und  die  Keimröhren  entwickelt.  Die  allmählige  Aus- 
bildung der  einzelnen  Körperabschnitte  so  wie  ihrer  An- 
hänge, der  Alundtheile  und  Beine  dient  dem  Verf.  zum 
Gegenstande  einer  speciellen  Darstellung,  welche  zugleich 
durch  eine  Reihe  von  Abbildungen  erläutert  w  ird ;  bei  son- 
stiger Uebereinstimmung  aller  wesentlichen  Momente  mit 
der  von  Zaddach  an  der  Phryganiden- Larve  gegebenen 
Darstellung  ist  es  von  besonderem  Interesse ,  die  Rückbil- 
dung der  zuerst  sehr  stark  markirten  Mandibeln  und  Ma- 
xillen  zu  sehen,  welche  in  demselben  Maasse,  wie  die  Beine 
sich  vergrössern ,  zurückweichen,  während  die  den  Rüssel 
bildende  Unterlippe  ebenfalls  sich  in  die  Länge  zieht.  — 
An  die  Entwickelung  von  Aphis  anschliessend,  betrachtet 
der  Verf.  noch  die  von  Mysis  unter  den  Crustaceen  und  die 
vom  Skorpion  unter  den  Arachniden ,  auf  ihre  Ueberein- 
stimmungen  unter  einander,  so  wie  auf  einen  Vergleich  mit 
derjenigen  der  Mollusken  und  Wirbelthiere  eingehend. 

Aus  der  Uebereinstimmung,  welche  die  Entwickelung  des  Embryo 
bei  den  verschiedenen  Classen  der  Artikulaten  zeigt ,  versucht  der 
Verf.  in  ähnlicher  Weise  wie  Zaddach  eine  morphologische  Gleich- 
werthigkeit  der  Hauptabschnitte  des  Körpers  so  wie  ihrer  Anhänge 
herzuleiten.  Als  die  der  grossen  Mehrzahl  der  verschiedenen  Artiku- 
laten zukommende  An/ahl  der  Körperringe  stellt  er  die  Zahl  20  hin, 
wovon  6  auf  den  Kopf,  3  auf  den  Thorax  und  11  auf  den  Hinterleib 
kommen.  Die  Zahl  6  der  Kopfringe  ist  nur  bei  den  Podophthalmen 
deutlich,  wo  jeder  ein  Paar  Anhänge  trägt,  der  erste  die  Augen,  der 
zweite  und  dritte  die  beiden  Fühlerpaare  ,  der  vierte  die  Alandibeln, 
der  fünfte  und  sechste  die  beiden  Maxillarpanre  ;  bei  den  Insekten 
fehlt  der  erste  natürlich  nicht,  indem  nur  die  Anhänge  (Augen)  ses- 
sil  geworden  sind,  während  dagegen  der  zweite  oder  dritte  mit  dem 
Wegfallen  des  einen  Fühlerpaares  schwindet.  Die  Annahme  der  Grund- 
zahl 11  für  die  Segmente  des  Hinterleibs  stimmt  njil  dem  Resultate 
der  Untersuchungen  L  a  c  a  z  e  -  D  u  t  h  i  e  r's  überein,  welcher  bei  den 
Orthopteren,  Neuropteren  (d.  h.  Libellen)  u.  a.  die  Trennung  von 
Vulva  und  Anus  durch  drei  Ringe  nachgewiesen  hat.  (Wegen  dieser 
Ausbildung  sämmtlicher  Hinterleibsringe,  der  Trennung  von  Geschlechls- 
und  Afteröllnung  in  Verbindung  mit  der  höchsten  Ausbildung  der  Un- 
terlippe und  der  vollkommensten  inneren  Organisation  sind  auch  offen- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       307 

bar  die  Orthopteren  als  die  höchst  entwickelten  Insekten  anzuse- 
hen. Ref.) 

Murray  „On  Ihe  metamorphosis  of  Orthopterous  and 
Hemipterous  Insects-'  (Edinburgh  new  philos.  Journ.,  new 
ser.  VIII.  p.  102  ff.)  trat  mit  der  schon  von  Owen  ange- 
deuteten Ansicht  jetzt  entschiedener  hervor,  dass  die  In- 
sekten mit  unvollkommener  Verwandlung  ihre  Larven-  und 
Puppenperiode  innerhalb  des  Eies  durchmachen  und  aus 
diesem  daher  gleich  als  Imago  (wenn  auch  als  unentwickelte) 
hervorgingen.  Er  will  nämlich  innerhalb  des  Eies  von 
Phyllium  ein  Cocon  (?),  welches  das  junge  Insekt  umschloss, 
und  in  Blatta- Eiern  larvenförmige  Blalta -Embryonen  ge- 
funden haben ;  ausserdem  zieht  er  die  Beobachtungen,  wo- 
nach sich  unausgebildete  ,  flügellose  Hemipteren  sowohl 
unter  einander  als  mit  geflügelten  begatten  sollen,  zum  Be- 
weise dafür  heran ,  dass  diese  Insekten  schon  vor  ihrer 
vollständigen  Entwickelung  Imagines  seien.  (Bei  einer 
derartigen  Anschauung  würde  der  Begriff  der  Larve ,  mit 
dem  wir  ein  durch  Aufnahme  von  Nahrung  bedingtes  Wachs- 
Ihum  verbinden,  überhaupt  verloren  gehen,  abgesehen  da- 
von, dass  sich  vollkommene  und  unvollkommene  Verwand- 
lung bei  dem  gegenwärtigen  Standpunkte  unserer  Kennt- 
niss  überhaupt  nicht  mehr  scharf  fixiren  lassen.  Ref.). 

Joly,  „Sur  l'hypermetamorphose  des  Strepsipteres  et 
des  Oestrides-*  (Comptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tome  46. 
p.  942  ff.)  glaubt  in  der  Verwandlung  der  Strepsipteren  und 
Oestraceen ,  welche  sich  durch  die  Formverschiedenheit 
zwischen  der  jungen  und  erwachsenen  Larve  auszeichnen, 
eine  Analogie  des  Vorganges  zu  finden,  der  bei  den  Meloi- 
den  von  Fahre  mit  dem  Namen  „hypermetamorphose"  be- 
zeichnet worden  ist.  —  Ein  solcher  Vergleich  ist  jedoch 
in  sofern  ganz  unzulässig,  als  Fahre  unter  Hypermeta- 
morphose nicht  die  Verschiedenheit  der  jun-gen  und  er- 
wachsenen Larve  von  Meloe  ,  sondern  die  ganz  abnormen 
Metamorphosen,  welche  die  zweite  Larvenform  bis  zur 
eigentlichen  Verpuppung  durchmacht  und  für  die  bei  den 
oben  genannten  Familien  keine  Analogie  besteht,  begrif- 
fen hat. 


308     Ge  r  stae  ck  e  r:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Mit  der  Frage  über  das  Vorkommen  einer  Copulation 
zwischen  verschiedenen  Insektenarten  und  der  daraus  her- 
vorgehenden Bastarde  hut  sich  Hagen  in  z\Yei  Aufsätzen 
„Bastarderzeugung  bei  Insekten"  und  „zur  Bastardfrage" 
(Entomol.  Zeitung  XIX.  p.41,230u.  407  IT.)  'oeschältigt  und 
nach  Zusammenstellung  einer  grösseren  Anzahl  hierauf  be- 
züglicher Beobachtungen,  aus  der  sich  ergiebt,  dass  solche 
Fälle  gerade  nicht  zu  den  Seltenheiten  gehören,  besonders 
darauf  hingewiesen ,  dass  vereinzelte  Individuen ,  welche 
zwischen  nahe  stehenden  Arten  die  Mitte  halten,  sich  bei 
näherer  Ermittelung  ihrer  Abstammung  später  wohl  als 
Bastarde,  oder  wenn  sie  öfter  wiederkehren,  als  Bastard- 
arten (wie  bei  Säugethieren  und  Vögeln)  nachweisen  las- 
sen möchten.  Für  diese  Ansicht,  die  gleichzeitig  vom 
Ref.  gelegentlich  (Linnaea  entomol.  XII.  p.  451  if.)  ausge- 
sprochen worden  ist,  sprechen  ganz  besonders  die  öfter 
wiederkehrenden  Mischlinge  in  den  Lepidopteren-Gattungen 
Saturnia,  Zygaena,  Deilophila,  Smerinthus  u.  a.,  für  welche 
nicht  etwa  eine  künstliche  Erzeugung  in  der  Gefangenschaft 
in  Anspruch  genommen  werden  kann,  da  dieselben  sowohl 
im  Zustande  der  Baupo  als  der  Imago  wiederholt  im  Freien 
angetroffen  worden  sind.  Der  Verf.  hat  nicht  nur  zwölf 
Fälle  von  Beobachtungen  der  letzteren  Art,  sondern  auch  17 
Fälle  von  Begattung  nahe  verAvandler  Arten  sowohl  im 
Freien  als  in  der  Gefangenschaft  angeführt  und  an  diese 
eine  Reihe  von  Copulationsfällen  zwischen  nicht  nahe  ver- 
wandten, ja  sogar  verschiedenen  Gattungen  angehörenden 
Arten  angeschlossen,  welche  natürlich  nicht  nur  als  Aus- 
nahme von  der  Regel ,  sondern  selbst  von  der  Ausnahme 
anzusehen  sind. 

Den  von  Hagen  und  dem  R  e  f.  angeführten  und  nicht  zu  wi- 
derlegenden Fällen  gegenüber  giebt  sich  Menetries  („Einige  Worte 
über  die  Hypothese  der  Kreuzung  der  Arien  bei  den  Insekten,"  Wie- 
ner Eutoui.  Monalsschr.  II.  p.  193  (!'.)  die  Mühe,  das  Vorkommen  von 
Bastardirungen  in  Abrede  zu  stellen  ,  wenn  er  sich  auch  schliesslich 
dazu  versteht,  die  Möglichkeit  derselben  nicht  ganz  bestreiten  zu  wol- 
len. Ihm  selbst  seien  auf  seinen  vielen  Reisen  solche  Bastarde  nie 
aufgestossen,  und  daher  könne  er,  wenn  sie  überhaupt  vorkämen,  die- 
selben nur  als  Ausnahuien  von  der  Regel  ansehen  (als  Regel  sind  sie 


im  Gebiete  der  Entomologie  währeiifl    des  Jahres  1858.       309 

wohl  überhaupt  von  Niemanden  angesehen  worden ,  Ref.)  ;  endlich 
müsse  er  auch  die  Bastardirungstheorie  als  eine  die  Nomenklatur  sehr 
gefährdende  ansehen  (wobei  nur  zu  bedauern  ist,  dass  sich  nicht  auch 
die  Natur  in  Rücksicht  auf  die  Nomenklatur  mthr  Zwang  angelegt 
hat.  Ref.).  —  Zu  einer  zweiten  Auslassung  gegen  die  von  Hagen 
vertretene  Ansicht  hat  sich  Dr.  G.  liraatz  (Berlin.Entom.Zeitschr.il. 
p.  212)  veranlasst  gefunden,  die  jedoch  um  so  weniger  zu  bedeuten 
hat,  als  dem  Verf.  nach  seinem  eigenen  Geständnisse  nicht  einmal 
klar  geworden  ist,  was  11.  mit  seiner  Abhandlung  über  Bastarderzeu- 
gung   bezwecke. 

Smith  (Eiitoniol.  Anniial  for  1858,  p.45)  fand  neben 
mehreren  in  Begattung  angetroffenen  Pärchen  von  Apathus 
rupestris  und  Bombus  lapidarius  auch  einmal  einen  männ- 
lichen Bombus  lapidarius  mit  einem  weiblichen  Bombus  ter- 
restris  in  Copula,  ein  abermaliger  Beleg  für  die  Erfahrung, 
dass  gerade  in  Gattungen,  deren  Arten  viele  Schwierigkei- 
len für  die  Unterscheidung  darbieten ,  Bastardirungen  vor- 
kommen. 

Guerin,  „Note  sur  l'hybridation  des  Vers  ä  soie  du 
Ricin  et  du  vernis  du  Japon  fCompt.  rend.  4.  Oct.  1858, 
Rev.  et  Magas.  de  Zoologie  X.  p.  399  ff.)  erzielte  Kreuzun- 
gen zwischen  beiden  Saturnien  nach  beiden  Richtungen  hin; 
die  Weibchen  der  Japanischen  Art,  vom  Männchen  der  Sat. 
Ricini  befruchtet ,  producirten  Eier  und  Raupen,  die  denen 
der  Mutter  glichen;  die  Weibchen  der  Sat.  Ricini,  von  den 
Männchen  der  Japanischen  Art  begattet,  dagegen  Eier,  die 
denen  der  Mutter ,  aber  Raupen,  welche  denen  des  Vaters 
glichen. 

Faivre  hat  seine  Untersuchungen  über  die  Physiolo- 
gie des  Nervensystems  der  Insekten ,  welche  im  vorigen 
Jahre  mit  Experimenten  über  die  Funktion  des  Gehirns  bei 
Dytiscus  eingeleitet  wurden ,  in  den  Annales  des  scienc. 
natur.  4.  ser.  IX.  p.  23—51  (.,Etudes  sur  la  physiologie  des 
nerfs  craniens  chez  le  Dytisque^)  fortgesetzt.  (Der  vor- 
jährige Theil  der  Arbeit  des  Verf.,  welcher  im  Jahresbe- 
richte 1857.  p.  9  nur  nach  einem  in  den  Comptes  rendus 
gegebenen  Auszuge  erwähnt  wurde,  ist  in  den  Annales  des 
scienc.  natur.  4,  ser.  VIII.  p.  245  ff  vollständig  erschienen.) 
Der  Verf.  beginnt   seine  Arbeit  mit  einer  sehr  detaillirten 


310     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

anatomischen  Beschreibung  der  in  Betracht  kommenden 
Theile  des  Nervensystems,  nämlich  der  Ganglia  supra  -  und 
infraoesophagea,  der  sie  verbindenden  Commissuren  (Pedun- 
culi  cerebrales),  der  einzelnen  Kopfnerven  und  des  Nervus 
stomato-  gastricus  während  seines  Verlaufes  am  Pharynx, 
am  Oesophagus  und  am  Magen.  Die  hierüber  vom  Verf. 
gemachten  Angaben  sind  von  Wichtigkeit,  indem  sie  die 
bisherigen  in  mehrfacher  Beziehung  ergänzen  und  modifi- 
ciren;  z.B.  weist  er  im  Ganzen  neun  Gehirn-Nervenpaare 
nach,  von  denen  das  erste  den  Augen,  das  zweite  und 
dritte  den  Fühlern,  das  vierte  bis  siebente  der  Oberlippe, 
den  Oberkiefern  ,  Unterkiefern  und  der  Unterlippe  angehö- 
ren; das  zwischen  diesen  und  dem  neunten  Paare  (Nervi 
stomato-gastrici)  entspringende  achte,  welches  er  als  Nervi 
basilares  bezeichnet,  versorgt  die  Muskeln,  welche  den 
Kopf  am  -Thorax  bewegen.  —  Der  zweite  physiologische 
Theil  der  Arbeit  ist  der  Beschreibung  von  Versuchen  ge- 
widmet ,  welche  der  Verf.  durch  Verletzung,  Reizung  und 
Durchschneidung  an  einzelnen  Theilen  des  Nervensystems 
angestellt  hat;  die  Resultate  dieser  Operationen  am  Gang- 
lion infraoesophageum  und  den  von  ihm  entspringenden  Ner- 
ven, ferner  am  Ganglion  supraoesophageum  und  endlich 
am  Eingeweide  -  Nervensysteme  werden  nach  der  Reihe 
erörtert. 

Bei  Abtragung  oder  tiefgehender  Verletzung  der  Ganglia  in- 
fraoesophagea  mit  Schonung  des  Schlundringes  trat  vollständige  Pa- 
ralyse der  sämmtlichen  Mundtheile  ein,  während  die  Bewegungen  der 
Fühler  fortdauerten  ;  bei  Abtragung  der  einen  Hälfte  stellte  sich  Läh- 
mung der  Mundtheile  der  entsprechenden  Seite,  dagegen  convulsivi- 
sche  Bewegungen  in  denen  der  entgegengesetzten  ein  ;  eine  Kreuzung 
von  Fasern  hat  also  in  diesen  Ganglien  nicht  Statt.  Auf  eine  Durch- 
schneidung der  einzelnen  zu  den  Mundtheilen  gehenden  Nerven  folgt 
nicht  nur  I'aralyse ,  sondern  auch  Insensibilität;  es  sind  also  von 
ihrem  Ursprünge  an  gemischte  Nerven.  —  Die  beiden  Gehirnlappen 
der  Ganglia  supraoesophagea  können  abgetragen  werden  ,  ohne  dass 
weder  das  Schlingen  noch  das  Kauen  beeinträchtigt  wird  ;  bei  Ver- 
letzung des  tiefer  liegenden  Thoiles  derselben  wird  die  Sensibilität 
und  die  Bewegung  der  Fühler  aufgehoben,  während  die  Funktion  der 
Mundtheile  nicht  beehiträchligt  wird.  —  Bei  Abtragung  des  Ganglion 
fronluK   des  Eingeweido-Nervensyslems  werden   die  Schlingbewegun- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       311 

gen  aufgehoben;  der  Nervus  stomato-gaslriciis  ist  nicht  sensitiv,  denn 
eine  Reizung  ruft  keine  Schmerzäusserung  hervor,  nebenbei  auch 
keine  merklichen  Bewegungen  an  den  Theilen,  die  er  versorgt;  eine 
theilweise  Abtragung  desselben   beschleunigt  die  Schlingbewegungen. 

Blanchard:  -Du  grand  sympathiqiie  chez  les  ani- 
maiix  articules^*  (Annales  d.  scienc.  natur.  4.  ser.  X.  p.5 — 10) 
schliesst  sich  der  Ansicht  Newport's  an,  wonach  das  von 
Joh.  Müller  als  Analogon  des  Nervus  sympathicus  der 
Wirbelthierc  angesprochene  Eingeweide-Nervensystem  der 
Artikulaten  richtiger  als  Repräsentant  des  Nervus  vagus 
aufzulassen  sei ,  während  er  als  den  eigentlichen  Nervus 
sympathicus  der  Insekten  das  von  Newport  beschriebene 
accessorische  Nervensystem,  das  die  Ganglienkette  in  ihrer 
ganzen  Länge  begleitet  und  dessen  Verbindungen  mit  dem 
Bauchstrange  schon  von  Lyon  et  als  „Brides  epinieres" 
bezeichnet  wurden,  ansieht. 

Nachdem  sich  die  Ansicht  der  Naturforscher  über  die 
Funktion  der  Insekten-Fühlhörner  nach  dem  durch  Erich- 
son  gelieferten  Nachweis  von  der  Existenz  zahlreicher, 
mit  einer  zarten  Membran  verschlossener  Poren  auf  der 
Oberfläche  derselben  mehr  dahin  geneigt  hatte ,  in  ihnen 
den  Sitz  des  Geruchsorgans  anzunehmen,  wurde  von  Hicks 
(siehe  Jahresbericht  1857.  p.  15)  wieder  auf  Grund  nähe- 
rer Untersuchungen  über  die  Struktur  dieser  sogenannten 
Poren,  welche  nach  ihm  an  der  Innenseite  ein  mit  Flüssig- 
keit angefülltes  und  von  einem  Nervenfaden  versehenes 
Bläschen  tragen,  darzuthun  versucht,  dass  sie  als  Gehöror- 
gane anzusprechen  seien.  So  wie  Hicks  seine  Untersu- 
chungen ohne  Kennlnissnahme  der  E  ric  hs  o  n'schen  Dis- 
sertation angestellt  hatte  ,  hat  Lespes  in  diesem  Jahre 
ebenfalls  selbstständig  über  denselben  Gegenstand  gearbei- 
tet und  ist  dabei  sowohl  in  Betreff  des  Struktur -Befundes 
als  der  daraus  abzuleitenden  Funktion  zu  demselben  Re- 
sultate wie  Hicks  gelangt.  Die  Arbeit  selbst  ist  unter 
dem  Titel  :  „Memoire  sur  l'appareil  auditif  des  Insectes"  in 
den  Annales  des  scienc.  natur.  4.  ser.  IX.  p.  225—249.  pl.  I 
veröffentlicht,  eine  Analyse  derselben  durch  den  Verf.  selbst 
auch  in  den  Comptes    rendus  ,    30.  Aoüt  1858   mitgetheilt, 


312     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ein  Bericht  von  Dumeril  über  dieselbe  endlich  auch  am 
ersten  Orte  p.  250  ff.  gegeben.  Lespes  weist  sowohl  die 
über  die  Poren  (die  er  „Tynipanules"  nennt)  ausgespannte 
feine  Membran,  als  auch  das  hinter  derselben  mit  Flüssig- 
keit angefüllte  Bläschen,  so  wie  endlich  die  zu  diesen  Bläs- 
chen gehenden  Nerven -Verzweigungen  nach  ;  er  hat  aber 
ausserdem  innerhalb  der  Bläschen  noch  einen  rundlichen, 
stark  lichtbrechenden  Körper,  den  er  als  Otolith  bezeichnet, 
beobachtet.  Schon  aus  diesen  Bezeichnungen  ergiebt  sich, 
dass  er  diese  Organe  als  Gehörwerkzeuge  ansieht  und  zwar 
hat  ihn  zu  dieser  Ansicht  nicht  nur  die  übereinstimmende 
Bildung  derselben  mit  dem  Gehörorgane  in  der  Fühlerbasis 
der  Crustaceen  geführt,  sondern  auch  besonders  die  Beob- 
achtung, dass  eine  Heuschrecke,  der  die  Fühler  abgeschnit- 
ten wurden,  sich  nicht  mehr  gegen  laute  Töne  empfindlich 
zeigte  (welcher  Beobachtung  jedoch  eine  widersprechende 
von  Lehmann  direkt  entgegensteht,  Ref.).  Die  von  v. 
Siebold  bei  den  Locustinen  und  Gryllen  als  Gehörwerk- 
zeuge angesprochenen  Organe  an  der  Basis  der  Vorder- 
schienen entbehren  nach  ihm  aller  hierzu  nothwendigen 
Eigenschaften;  die  am  JVIetathorax  der  Acridier  befindlichen 
(J.  Müller)  würden  ihrer  Construktion  nach  allerdings  ein 
Gehörorgan  abgeben  können ,  doch  käme  dieser  Familie 
dann  ausschliesslich  ein  Organ  zu ,  welches  allen  übrigen 
Insekten  fehlte. 

Dass  Erichson  die  wahre  Struktur  der  Fühlerporen  nicht  er- 
kannt hat,  liegt  nach  Lespes  daran,  dass  er  nur  getrocknete  Insek- 
ten untersuchte  ;  die  hinter  den  Poren  liegenden  Bläschen  mit  den 
Otolithen  lassen  sich  am  besten  an  den  Fühlerlamellen  von  lebend 
untersuchten  Mclolonthen  erkennen;  wenn  dieselben  am  Rande  ge- 
spalten und  die  beiden  Laminae  von  einander  getrennt  werden,  blei- 
ben an  einer  derselben  die  weichen  Theile  sitzen,  und  besonders 
sind  es  die  Bruchländer  einer  solchen  Lamelle,  wo  sich  die  Struktur 
der  einzelnen  Poren  am  deutlichsten  darstellen  lässt.  Die  Verlhei- 
lung  der  INervenäste  an  die  einzelnen  Organe  ist  sehr  schwer  zu  er- 
kennen und  glückte  dem  Verf.  nur  in  zwei  Fällen,  besonders  nach 
einer  Behandlung  der  Fülilerlamelle  mit  Chloroform;  der  Endfaden 
ging  an  die  ^^  and  ili^s  Bläschens,  wo  er  sich  verlor,  ohne  dass  sein 
Eindringen  in  dasselbe  beobachtet  werden  konnte.  Diese  Struktur  der 
Lamelle  von  iMelolontha  ist  es  auch,  auf  welche  sich   die  Abbildungen 


im  Geificte  der  Entomologie  wjiluenfl  des  Jahres  1858.       ol3 

des  Verf.  auf  pl.  I  beziehen.  Uebrigens  hat  derselbe  diese  mulhmassli- 
chen  Gehörorgane  bei  zahlreichen,  verschiedenen  Insekten  (300  Ar- 
ten, wie  angegeben  wird)  untersucht  und  sie  besonders  in  Bezug  auf 
ihre  Lage  und  ihre  Anzahl  näher  erörtert.  Bei  den  Coleopteren  mit 
fadenförmigen  Fühlern  (der  Terminus  selaces  des  Verf.  ist  so  zu  in- 
terpretiren)  sind  es  die  bcfilzten  Glieder,  an  denen  jene  Poren  sich 
finden,  z.  B.  bei  Carabus  vom  5ten  Gliede  an  ;  bei  Malachius  schon 
am  4ten  ,  bei  lielops  und  Lampyris  am  3ten  ,  bei  anderen  (Cassida, 
Chrysomela,  Silpha  ,  Dorcadion)  dagegen  am  6ten,  7ten ,  Sten  und 
9ten  ;  bei  geUeulten  Fühlern  erst  an  den  3  letzten  (Tanymecus,  Tri- 
chodes)  oder  am  Endgliede  (llydrophilus ,  Coccinella  .  Claviger,  Gyri- 
nus).  An  den  fadenförmigen  Fühlern  der  Orthopteren  finden  sie  sich 
an  den  Endgliedern  oder  an  allen  mit  Ausnahme  der  drei  oder  vier 
Basalglieder;  bei  den  Libellen  (Agrion)  liegen  sie  nur  zu  vieren  am 
griffelförmigen  Endgliede  in  einer  Reihe  ,  bei  Myrmeleon  am  Ende 
der  Fühlerkeule  nacli  unten  auf  einer  platten  Stelle.  Bei  den  Hy- 
menopteren  finden  sich  die  Toren  niemals  am  Schaft,  wo  ein  solcher 
vorhanden  ist,  bei  denen  mit  ungeknickten  Fühlern  oft  an  allen  Glie- 
dern mit  Ausnahme  der  beiden  ersten  ;  bei  den  Wespen  sind  sie  auf 
einen  gelben  Fleck  der  Endglieder,  bei  Colleles  auf  die  Spitze  der 
Glieder  vom  4ten  an  beschränkt,  so  dass  sie  hier  vom  folgenden 
Gliede  bedeckt  werden  können.  Die  Hemipteren  lassen  sie  am  4ten 
und  5ten,  oder  am  3ten  und  4ten  Gliede  erkennen,  Cercopis  am  End- 
gliede, die  Cicaden  am  Sten;  die  Lepidopteren  nur  an  der  Keule  bei 
den  Rhopaloceren  ,  an  allen  Gliedern  mit  Ausnahme  der  ersten  bei 
den  Heteroceren,  nur  an  der  Unterseite  der  einzelnen  Glieder  bei  ge- 
kämmten Fühlern.  Bei  den  Strepsipteren  finden  sie  sich  an  den  bei- 
den letzten  Gliedern.  (Die  schon  von  Erich  son  bekannt  gemach- 
ten Modifikationen  sind  vom  Ref.  bei  dieser  Aufzählung  übergangen 
worden).  Bei  Insektenlarven  kommen  die  Poren  (Coleoptera  ,  Ten- 
thredo)  ebenfalls  vor;  vergebens  hat  sie  L.  bei  Lepidopteren-Raupen 
gesucht.  Bei  den  Myriapoden  (Scutigera)  kommt  ein  ähnliches,  aber 
vereinzeltes  Organ"  auf  der  Gränze  zwischen  den  beiden  längsten  Füh- 
leigliedern  vor,  bei  Julus  zwei  solche  neben  einander,  bei  Polydes- 
mus  ebenfalls  zwei,  aber  getrennt.  Diese  vereinzelten  Organe  bringt 
der  Verf.  in  Vergleich  mit  den  Ocellen  ,  die  zahlreichen  der  Insekten 
mit  den   zusammengesetzten  Augen. 

Wenn  durch  die  vonLespes  angestellten  Untersuchun- 
gen unsere  Kenntniss  über  die  Verbreitung  der  Fühler- 
poren bei  den  verschiedenen  Classen  und  Ordnungen  der 
Articulaten  so  wie  über  ihre  Verschiedenheit  in  Zahl  und 
Anordnung  sehr  wesentlich  erweitert  worden  ist ,  so  kann 
seinen  Angaben   über   die   feinere   Struktur  derselben  nach 


314     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Claparede  „Siir  les  pretendus  organes  aiiditifs  des  an- 
tennes"  (ebenda  4.  ser.  X.  p.  236—250)  ebenso  wenig-  un- 
bedingtes Vertrauen  geschenkt  werden,  als  die  von  ihm 
befürwortete  Deutung  dieser  Organe  als  Gehörswerkzeuge 
irgendwie  für  begründet  zu  erachten  ist.  Die  von  Lespes 
über  die  äussere  Oeffnung  seiner  „Tympanules"  ausgespannt 
gesehene  Membran  existirt  nach  Claparede  ebenso  wenig 
als  der  in  dem  Bläschen  eingeschlossene  Otolith,  vielmehr 
beruht  die  Beobachtung  beider  auf  optischer  Täuschung; 
bei  senkrechten  Durchschnitten  der  Fühlerlamellen,  welche 
von  Lespes  nicht  gemacht  worden  sind  (derselbe  hat  die 
Poren  nur  von  der  Oberfläche  aus  beobachtet),  ergiebt  sich 
nämlich,  dass  aussen  auf  den  Poren  gar  keine  Membran 
vorhanden  ist,  dass  sie  dagegen  im  Grunde  ihrer  trichter- 
förmigen Verengung  durch' eine  solche  verschlossen  sind, 
und  dass  sie  sich  über  dieselbe  hinaus  nach  innen  in  fei- 
nere, mehr  oder  weniger  senkrechte  Canäle  fortsetzen.  Der 
kreisförmige  Ansatz  der  Membran  ist  von  Lespes  als  die 
Wand  des  Bläschens,  das  Lumen  des  feineren  Canales  als 
Otolilh  gedeutet  worden,  ein  Irrthum,  welcher  aus  der  Flä- 
chenansicht der  Poren  hervorgegangen  ist.  Was  die  Be- 
deutung dieser  Poren  an  den  Fühlerblättern  der  Lamelli- 
cornen  betrifft,  so  glaubt  Claparede  sie  als  rudimentäre 
oder  vielmehr  als  gar  nicht  entwickelte  Haare  betrachten 
zu  müssen ;  ihr  Schwinden  wird  durch  die  enge  Berührung 
der  einander  zugewandten  Flächen  der  Lamellen  bedingt, 
während  in  solchen  Fällen,  wo  diese  Lamellen  auseinan- 
gerückt  sind  ,  sich  die  in  ganz  analogen  Hautkanälen  ein- 
gepflanzten Haare  frei  entwickeln.  An  den  Fühlhörnern 
von  Lucanus,  Buprestis ,  deren  Durchschnitte  der  Verf.  auf 
pl.  21  neben  denen  von  Melolontha  darstellt,  ist  eine  solche 
Uebereinstimmung  der  Haarkanäle  mit  denjenigen,  in  wel- 
che sich  die  Poren  fortsetzen,  hinreichend  zu  ersehen.  Ob 
diese  in  Poren  verwandelten  Haare  eine  besondere  physio- 
logische Verrichtung  haben,  ob  sie  mit  irgend  einem  Sin- 
nesorgane im  Zusammenhange  stehen ,  lässt  der  Verf.  vor- 
läufig dahingestellt;  jedenfalls  berechtigt  aber  nichts  in 
ihrer  Struktur    dazu ,   in    dieselben   den   Sitz    des   Gehörs 


im  (Jebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        315 

mit   grösserer    Wahrscheinlichkeit   als  den   des  Geruchs  zu 
verlegen. 

Umfassende  Untersuchungen  über  die  Sekretionen  bei 
den  Insekten  hatSirodot  angestellt  und  eine  hierauf  be- 
zügliche grössere  Abhandlung  unter  dem  Titel :  „Recher- 
ches  sur  Ics  secretions  chez  les  Insectes"  in  den  Annales 
des  scienc.  natur.  4.  ser.  X.  p.  141 — ^189  und  p.  251—328, 
pl.  9 — 20  veröfl'entlicht.  Der  Verf.  geht  darin  gleichzeitig 
auf  eine  ausführliche  Beschreibung  der  histologischen  Ver- 
hältnisse der  absondernden  Organe  ,  besonders  des  Darm- 
kanals in  seinen  einzelnen  Theilen,  der  Speicheldrüsen, 
der  Vasa  Malpighi  ,  der  Haut  u.  s.  w.  und  auf  die  chemi- 
sche Beschaffenheit  der  von  ihnen  abgesonderten  Sekrete 
ein.  In  einem  einleitenden  Capitel  schildert  er  zunächst 
den  Darmkanal  der  Insekten  im  Allgemeinen,  hauptsächlich 
auf  die  feinere  Struktur  seiner  einzelnen  Abschnitte  ein- 
gehend und  von  dieser  auf  die  Bedeutung  der  letzteren 
zurückschliessend;  in  dieser  Beziehung  hervorzuheben  ist, 
dass  der  Verf.  alle  Theile  des  Traclus  intestinalis,  welche 
vor  dem  sogenannten  Chylus- Magen  liegen,  also  auch  die 
Ingluvies  und  den  Proventriculus  als  inlegrirende  Theile 
des  Oesophageal -Theiles  anspricht,  indem  die  in  beiden 
Theilen  vorhandenen  absondernden  Drüsen  (wenn  sie  über- 
haupt ausgebildet  sind)  Speichel  absondern.  Ebenfalls  aus 
der  histologischen  Struktur  resultirt  die  gewiss  sehr  richtige 
Ansicht  des  Verf.  ,  dass  als  die  hintere  Gränze  des  soge- 
nannten Chylusmagens  nicht  durchweg  die  Einmündung 
der  Vasa  Malpighi  angesehen  werden  könne ,  sondern  dass 
hierfür  viel  richtiger  die  Ausdehnung  der  Chylus  abson- 
dernden Drüsen  als  Norm  anzunehmen  sei.  In  Rücksicht 
auf  die  besondere  Ausbildung  der  einzelnen  Theile  des 
Darmkanals  während  des  Larvenzustandes  wählt  der  Verf. 
zum  Gegenstande  einer  speciellen  Darstellung  aller  hier  in 
Betracht  kommenden  Verhältnisse  den  Tractus  intestinalis 
der  Larve  von  Oryctes  nasicornis,  dessen  Erörterung  das 
zweite  Capitel  einnimmt.  Das  dritte  ist  der  Struktur  der 
Speicheldrüsen  und  der  chemischen  Analyse  des  Speichels 
gewidmet;  wo  erstere  als  selbstständige  Organe  fehlen,  wie 


316     Gc  rstae  ck  e  r:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

besonders  bei  den  Coleopteren,  finden  sie  sich  in  den  Wän- 
den des  Oesophageal-Theiles  des  Tractus  intestinalis  und 
zwar  zwischen  der  Muskelschicht  und  der  von  der  inneren 
Chitinhaut  bedeckten  Epithelialschicht  in  Form  grosser  ab- 
sondernder Zellen  vor;  das  aus  ihnen  stammende  Sekret 
sieht  der  Verf.  als  das  Analogon  des  von  den  Glandulae 
submaxillares  der  höheren  Thiere  abgesonderten  Speichels 
an,  indem  es  durch  Essigsäure  coagulirt.  Im  vierten  Ca- 
pitel  geht  der  Verf.  auf^  die  Magendrüsen  ein ,  deren  zwei 
Formen  existiren ;  die  folliculären  Drüsen  ,  welche  sich 
zwischen  den  Längs-  und  Quermuskelfasern  vorfinden,  ha- 
ben viele  Verwandtschaft  mit  den  Pepsindrüsen  der  höhe- 
ren Thiere;  das  Sekret  der  zweiten  Art,  das  nur  bei  den 
Larven  deutlich  entwickelt  ist,  scheint  Gallen  -  und  Schleim- 
Elemente  zugleich  zu  enthalten.  Mit  besonderer  Ausführ- 
lichkeit behandelt  der  Verf.  im  fünften  Capitel  die  Vasa 
Malpighi ,  sowohl  in  morphologischer,  histologischer  als 
physiologischer  Beziehung  alle  Ansichten,  welche  über  die 
Funktion  derselben  kundgegeben  worden  sind ,  in  einge- 
hender Weise  diskutirend;  abgesehen  von  der  chemischen 
und  mikroskopischen  Beschaffenheit  ihres  Sekrets,  welches 
sie  unzweifelhaft  als  Uringefässe  darstellt,  spricht  er  ihnen 
die  öfter  befürwortete  biliäre  Funkiion  schon  aus  dem 
Grunde  und  gewiss  mit  vollem  Rechte  ab  ,  weil  ihre  Ein- 
mündungsstelle  in  den  Darmkanal  bei  den  verschiedenen 
Insekten  hierfür  viel  zu  grosse  Differenzen  zeigt,  indem  sie 
bei  einigen  dem  Chylusmagen  genähert,  bei  anderen  an  den 
Mastdarm  gerückt  ist.  Das  letzte  Capitel  ist  neben  der  Struk- 
tur der  Haut  und  ihrer  Drüsen  besonders  auch  dem  Corpus 
adiposum  gewidmet,  an  welchem  der  Verf.  drei  übereinan- 
derliegende Schichten,  nämlich  den  eigentlichen,  den  Ein- 
geweiden anhaftenden  Fettkörper,  ein  intermuskulares  und 
drittens  ein  subkutanes  Stratum  unterscheidet.  Die  am 
subkutanen  Fettkörper  vorkommenden,  von  Fahre  bei  den 
Hymenopteren-Larven  nachgewiesenen ,  Harnsäure  enthal- 
tenden Zellen  hat  der  Verf.  auch  bei  Raupen  des  Seidenspin- 
ners ,  sobald  sie  der  Verpuppung  entgegengingen,  so  wie 
überhaupt    bei    nackten    Schmctterlingsraupen    beobachtet. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   des  Jahres  1858.       317 

während  sie  behaarten  Raupen  mit  dicker  Körperhaut  fehl- 
ten ;  er  erklärt  die  Ablagerung-  dieser  Salze  durch  die  bei 
nackten  Raupen  erhöhte  Absonderungsfähiffkeit  der  wäs- 
serigen ßestandtheile,  während  eine  solche  bei  dicker  oder 
mit  zahlreichen  Haaren  besetzter  Haut  beschränkt  ist.  Im 
eigentlichen  Fettkörper  fehlt  die  Harnsäure  stets  während 
der  Raupenperiode,  scheint  dagegen  während  des  Puppen- 
zustandes  aus  dem  subkutanen  Zellgewebe  dahin  übertra- 
gen zu  werden.  —  Durch  den  Raum  auf  Hervorhebung  der 
wichtigsten  Punkte  der  Abhandlung  beschränkt,  machen  wir 
auf  dieselbe  als  eine  für  die  Physiologie  der  Insekten  be- 
sonders wichtige  aufmerksam;  dieselbe  ist  mit  zahlreichen 
histologischen  Darstellungen  so  wie  mit  Abbildungen  der 
crystallinischen  ßestandtheile  der  verschiedenen  Sekrete 
versehen. 

Kölliker  hat  (Verhandl.  d.  physikal.  -  mediz.  Ge- 
sellsch.  in  Würzburg  VIII.  p.37  ff.  und  p.225  ff.)  eine  Reihe 
von  histologischen  Mittheilungen,  die  Artikulaten  betreffend 
gemacht,  welche  zum  Theil  seinen  „Untersuchungen  über 
sekundäre  Zellmembranen,  Cutikularbildungen  und  Poren- 
kanäle in  Zellmembranen-'  eingeflochten,  zum  Theil  in  einer 
auf  die  Insekten  speziell  bezüglichen  Abhandlung,  betitelt: 
,.Zur  feineren  Anatomie  der  Insekten"  niedergelegt  sind. 
In  ersterer  Abhandlung  auf  „Zellenausscheidungen  und  Cu- 
tikularbildungen im  Darme^  eingehend,  weist  er  (p.  57. 
Taf.  II)  das  Vorkommen  von  Poren  in  der  Chitinhaut  des 
Magens  der  Decapoden  nach  ;  dieselben  finden  sich  in  allen 
verkalkten  Theilen  dieser  Chitinhaut,  selbst  in  den  Zähnen 
sehr  deutlich  und  stellen  kleine ,  ziemlich  dicht  gedrängte 
Oeffnungen  von  0,0005-  0,0008  lin.  dar  ,  denen  sehr  zahl- 
reiche Kanälchen  ,  welche  die  Chitinlage  in  senkrechter 
Richtung  durchsetzen,  entsprechen ;  dieselben  Poren  zeigen 
sich  auch  an  den  w^eicheren  Theilen  der  Chitinhaut  auf  der 
Gränze  zu  den  verkalkten  Theilen,  hier  jedoch  feiner,  und 
bei  weiterer  Entfernung  von  diesen  immer  undeutlicher 
w^erdend.  —  In  einem  zweiten  Capitel  „über  sekundäre  Zel- 
lenausscheidungen und  Cutikularbildungen  auf  der  äusse- 
ren Haut"    liefert  der  Verf.  für  die    Crustaceen   den  Nach- 


318     Gerstaeclier:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

weis,  dass  das  Chitinskelett  derselben  überall  einem  regel- 
rechten Epithel  aufliegt,  welches  aus  pflasterförmigen,  kern- 
haltigen Zellen  von  0,005  —  0,015  lin.  Grösse  besteht;  die 
allgemeine  Verbreitung  des  Epithels  ,  welches  sich  durch 
Behandlung  mit  Chromsäure  besonders  deutlich  darstellen 
lässt,  an  allen  Theilen  des  Chitinskeletts ,  dient  dem  Verf. 
als  Beweis  dafür,  dass  letzteres  eine  Cutikularbildung  und 
nicht,  wie  Leydig  angiebt ,  Bindegewebe  ist.  Den  Bau 
des  Hautskelettes  selbst  betreffend,  so  unterscheidet  der 
Verf.  daran  Chitinlagen  mit  und  ohne  Porenkanäle;  zu  letz- 
ten gehören  die  dünneren  Theile  des  Hautskeletts  der  De- 
capoden  (Verbindungshäute  der  Glieder),  die  Chitinhaut  von 
Anatifa  u.  a.  ;  erstere  zeigen  von  der  Fläche  gesehen  mei- 
stens eine  mosaikartige  Zeichnung,  als  wenn  sie  aus  poly- 
gonalen Zellen  beständen,  was  jedoch  nur  als  Abdruck  der 
Epithelialzellen,  durch  die  sie  ausgeschieden  werden,  an- 
zusehen ist.  Die  Poren  selbst  beginnen  an  dem  unter  der 
Chitinlage  befindlichen  Epithel  und  reichen  bis  nach  aussen, 
wo  sie  frei  münden;  sie  sind  bald  dichter,  bald  sparsamer 
vertheilt,  immer  jedoch  so  zahlreich,  dass  sie  der  Chitin- 
lage ein  zierliches,  siebförmiges  Ansehen  verleihen.  —  Un- 
ter der  Chitinhülle  der  Insekten  und  Arachniden  (p.  73  ff.) 
lässt  sich  das  Epithel ,  welches  diese  selbst  ausscheidet, 
in  ganz  analoger  Weise  auftinden  und  es  ist  schon  von 
Leydig  als  „weiche  Hautschicht  unter  der  Chitinhaut"  be- 
zeichnet worden;  einzelne  Theile,  wie  die  Flügeldecken 
und  Flügel  ermangeln  derselben  allerdings  beim  ausgebil- 
deten Insekt  wenigstens  auf  grosse  Strecken  hin,  während 
es  ursprünglich  nach  Semper  auch  hier  überall  vorhan- 
den ist.  Die  Chitinmasse  selbst  zeigt  von  den  Crustaceen 
oft  in  ihrem  lamellösen  oder  faserigen  Bau  einen  Unter- 
schied, doch  zeigt  auch  hier  ihre  Oberfläche  oft  die  poly- 
gonale Zeichnung  und  die  Poren  sind  zuweilen,  wie  beim 
Scorpion  in  sehr  ausgezeichneter  Weise,  in  anderen  Fällen 
wenigstens  deutlich  vorhanden.  —  Die  „Zellenausscheidun- 
gen und  Porenkanälchen  an  Eiern"  besprechend  (p.  78  ff.), 
glaubt  der  Verf.  die  von  Leuckart  nachgewiesenen  Po- 
renkanälchen im  Chorion  der  Insekteneier  den  entsprechen- 


im  Gebiete    der  Entomologie  während  des   Jahres  1858.       319 

den  Kanälen  in  der  Körperhaiit  der  Arthropoden  verglei- 
chen zu  können  und  deshalb  das  Chorion  selbst  ebenfalls 
als  eine  Cutikularbildung  ansehen  zu  müssen. 

In  seinen  Mittheilungen  „zur  feineren  Anatomie  der 
Insekten^-  (a.  a.  0.  p.  225  ff.)  handelt  der  Verf.  zunächst 
über  die  Harnorgane,  besonders  durch  die  von  Leydig 
angenommenen  Unterschiede  zwischen  gelblichen  und  weiss- 
lichen  Vasa  Malpighi,  von  denen  die  eine  Harn-,  die  ande- 
dere  Gallengefässe  sein  sollen ,  veranlasst.  K.  weist  eine 
derartige  Unterscheidung  entschieden  zurück,  indem  nach 
ihm  einerseits  ein  Zusammenhang  zwischen  den  weiss-  und 
gelbgefärbten  Gefässen  sich  bei  allen  Insekten  mit  wenigen 
und  langen  Vasa  Malpighi  vorfindet,  andererseits  bei  sol- 
chen, wo  zahlreiche  kurze  vorhanden  sind  ,  die  Zahl  der 
weissen  und  gelben  sehr  variabel  ist,  so  dass  auch  zuwei- 
len bald  die  einen,  bald  die  anderen  ganz  fehlen;  endlich 
lassen  sich  auch  in  den  gelben  (Leydig's  Gallen-)  Ge- 
fässen unter  Umständen  Harnsedimente  nachweisen.  Der 
Verf.  erläutert  dies  besonders  an  den  Vasa  Malpighi  von 
Melolontha,  die  er  in  mehreren  Fällen  sämmtlich  milchweiss 
antraf  und  wo  er  diese  Färbung  sogar  künstlich  (durch 
Einsperren  der  Thiere  Während  mehrerer  Tage)  hervorru- 
fen konnte;  an  den  gefiederten  Kanälen  Hessen  sich  hier 
zugleich  überall  feine  quergestreifte  Muskelfasern  nachwei- 
sen. Bei  den  Raupen  münden  die  Vasa  Malpighi  jederseits 
nach  Vereinigung  je  zweier  in  eine  Blase  ein  (Harnblase 
nach  K.)  ,  an  der  von  innen  nach  aussen  sich  fünf  über- 
einanderliegende Elemente  nachweisen  lassen,  nämlich  eine 
dünne  Chitinhaut,  ein  Epithel,  eine  Längsmuskellage,  eine 
Ringmuskellage  und  eine  zarte  bindegewebartige  Hülle. 
Der  Inhalt  der  Vasa  Malpighi  bei  den  Raupen  besteht  1) 
aus  runden  Körnern  von  harnsaurem  Natron  und  harnsau- 
rem  Ammoniak,  2)  aus  oxalsaurem  Kalke,  3)  aus  hellen 
blassen  Kugeln,  die  sich  als  Leucin  ergeben.  —  In  Betreff 
der  Struktur  des  Magens  der  Insekten  bemerkt  der  Verf., 
dass  eine  Chitinauskleidung  derselben  in  den  meisten  Fäl- 
len fehle  (Hydrophilus  und  eine  Phryganiden-Larve  haben 
sich  als  einzige  Ausnahmen  bisher  ergeben) ;    das   Magen- 


320     Gerstaecker:  Bericht   über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

epithel  besteht  aus  kürzeren  oder  längeren  cylindrischen 
Zellen,  die  häufig  gelbe  Körnchen  führen.  —  Tracheenver- 
ästelungen im  Inneren  von  Zellen  hat  der  Verf.  in  den 
Spinnorganen  der  Raupen  beobachtet:  die  zwischen  je  zwei 
Drüsenzellen  verlaufenden  Nebenäste  der  mit  dem  Drüsen- 
gange parallellaufenden  Tracheen  geben  zahlreiche  feine 
Zweige  in  das  Innere  je  zweier  benachbarten  Zellen  ab, 
um  hier  mit  den  entsprechenden  der  anderen  Seite  zahl- 
reiche Anastomosen  einzugehen.  An  diese  Beobachtung 
schliesst  der  Verf.  noch  einige  Bemerkungen  über  die 
Struktur  der  Spinngefässe  selbst  und  macht  eine  Mitthei- 
lung  über  das  Vorkommen  von  Krystallen  in  der  Chitin- 
haut der  Raupe  von  Bombyx  pini. 

Den  Abhandlungen  der  beiden  vorgenannten  Autoren 
schliessen  sich  die  von  S.  Basch  (Sitzungsberichte  der 
math.-naturwiss.  Classe  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien 
XXXIII.  Bd.  p.  234  ff.  mit  5  Taf )  veröffentlichten  „Unter- 
suchungen über  das  chylopoetische  und  uropoetische  System 
von  Blatta  orientalis",  in  mehrfacher  Beziehung  eng  an,  theil- 
weise  zugleich  in  den  Resultaten  damit  übereinstimmend. 
Nach  einer  von  den  Darstellungen  früherer  Autoren  in 
keinem  wesentlichen  Punkte  abweichenden  Schilderung  der 
Plastik  des  Darmkanals  und  seiner  Anhänge  geht  der  Verf. 
auf  die  histologischen  Verhältnisse  der  einzelnen  Theile 
desselben  ein,  an  welchen  er  die  vonLeydig  zuerst  fest- 
gestellen  Schichten  mit  grösseren  oder  geringeren  Modifi- 
kationen fast  durchvveg  aufgefunden  hat.  Darin,  dass  er 
die  Tunica  intima  (Chitinmembran)  dem  Chylusmagen  ab- 
spricht (während  sie  sich  sonst  überall  im  Darmkanale  nach- 
weisen Hess),  stimmen  seine  Untersuchungen  mit  denen 
Kölliker's  (siehe  oben!)  überein,  so  wie  er  auch  in  glei- 
cher W^eise  jene  langen ,  cylindrischen  ,  mit  einem  Saume 
versehenen  Zellen,  welche  der  Resorption  dienen  und  sich 
bis  zur  Tunica  propria  erstrecken  ,  nachweist.  Die  Deu- 
tung bestimmter  an  der  Wand  des  Chylus-JVlagen  sitzender 
Gebilde  als  Drüsen,  die  aber  nach  dem  Verf  ein  alkalisches 
Sekret  absondern,  würde  mit  Sirodot's  Angaben  in  Be- 
zug auf  das  Vorhandensein  solcher  Organe  übereinstimmen; 


im  Gebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       321 

das  Sekret  der  Speicheldrüsen  verdaut  nach  ihm  Stärke 
und  wenn  es  in  eine  verdünnte  Lösung-  von  Chlorvt^asser- 
stoffsäure  gebracht  wird,  auch  Fibrin,  durch  das  des  Chy- 
iusmag-ens  kann  Stärkekleister  in  Zucker  umg-ewandelt  wer- 
den. Ueber  die  Natur  der  Vasa  Malpighi  lauten  die  An- 
gaben des  Verl',  mit  denen  von  Kölliker  gleich:  auch 
nach  ihm  giebt  es  nur  eine  Art  derselben  und  diese  sind 
ausschliesslich  Harngefässe. 

Nach  Schi  OS  sb  erger's  Untersuchungen  über  das 
chemische  Verhalten  der  Krystalle  in  den  Malpighi'schen 
Gefässen  der  Raupen  (Archiv  f.  Anat.  u.  Physiol.  1857.  p.61) 
liefern  dieselben  ,  mit  Salpetersäure  unter  Zusatz  von  Am- 
moniak eingedampft,  niemals  Murexid ;  verdünnte  Salz-  und 
Salpetersäure  lösen  sie  ohne  Aufbrausen  auf,  wogegen  sie 
in  Essigsäure,  Wasser,  Alkohol  und  Aether  unlöslich  sind. 
Beim  Erhitzen  werden  sie  gebräunt,  ohne  zu  schmelzen; 
mit  Vitriolöl  Übergossen,  entwickeln  sie  Gasbläschen  und 
es  schiessen  Büschel  von  Gypsnadeln  an;  die  Krystalle 
sind  sehr  klein  und  lassen  immer  nur  eine,  meist  quadra- 
tische Fläche  erkennen.  Hiernach  bestehen  sie  wesentlich 
aus  kleesaurem  Kalke  und  es  enthalten  also  die  Vasa  Malpighi 
in  Uebereinslimmung  mit  dem  menschlichen  Harne  neben  der 
von  Anderen  nachgewiesenen  Harnsäure  auch  Oxalsäure. 

In  der  von  den  Schmetterlingen  (Sphinx  pinaslri)  beim 
Ausschlüpfen  entleerten  gelblichen  Flüssigkeit  wurde  von 
S  chwar  zenba  ch  (Verhandl.  d.  physikal.-med.  Gesellsch. 
zu  Würzburg  VII.  p.235f.)  Leucin  nachgewiesen,  welches 
sich  in  Form  einer  feinkörnigen  Substanz  in  dem  Sekrete 
befindet;  letztere  Substanz  besteht  aus  harnsaurem  Natron 
und  harnsaurem  Ammoniak.  (Da  nach  Kölliker  auch  die 
Vasa  Malpighi  der  Raupen  Leucin  enthalten  ,  so  scheint  es 
als  wenn  der  Inhalt  dieser  mit  der  von  den  Insekten  beim 
Ausschlüpfen  aus  dem  After  entleerten  Flüssigkeit  —  wel- 
che nach  Fahre  aus  dem  Magen  stammt  —  in  ihren  che- 
mischen Bestandtheilen  vollständig  übereinstimmt,  eine  übri- 
gens so  lange  allgemein  bestehende  Annahme,  als  man  der 
Ansicht  war,  jene  Flüssigkeit  stamme  direkt  aus  den  Vasa 
Malpighi  des  eben  entwickelten  Insekts.) 

kvch.   für  Xatarg.  Jahrg.  XXV.  2  Bd.  V 


322     Gersta  ec  k  e  r  :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Nach  P  e  1  i  g  0  t's  Untersuchungen  über  das  Chitin  („Sur 
la  composition  de  la  peau  des  vers  ä  soie",  Comptes  ren- 
dus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tome  47.  p.  1034  ff.)  stellt  sich  das- 
selbe wenigstens  in  der  Haut  der  Seidenraupe  nicht  als  ein 
eigenthümlichcr  Stoff,  sondern  als  eine  Verbindung  zweier 
organischer  Substanzen ,  nämlich  der  Cellulose  mit  einem 
stickstoffhaltigen,  proteinartigen  Körper  lieraus.  Eine  Mi- 
scliung  von  Protein  und  Cellulose  zu  gleichen  Theilen  würde 
fast  der  Chitine  der  Seidenraupen-Haut  gleich  kommen. 

Von  Lubbock  (Transact.  of  the  Linnean  soc.  XXII. 
p.  173—190.  pl.  34.  35)  sind  erneuete  Untersuchungen  über 
das  Hautmuskelsystem  der  Insektenlarven  und  zwar  haupt- 
sächlich —  nach  dem  Beispiele  Lyonet's  —  an  einer 
Schmetterlingsraupe  (Pygaera  buccphala)  angestellt  worden: 
,,0n  the  Arrangement  of  the  Cutaneous  Muscles  of  the  Larva 
of  Pygaera  bucephala."  Der  Verf.  geht  vom  dritten  Ab- 
dominalsegmente der  Raupe  aus  ,  an  welchem  er  58  ver- 
schiedene Muskeln  aufzählt  und  nach  ihrer  Lage  und  An- 
heftung beschreibt;  mit  diesem  vergleicht  er  dann  die  vor- 
hergehenden und  folgenden  Körpersegmente  in  Rücksicht 
auf  die  Uebereinstimmungen  und  Abweichungen,  die  ihre 
Muskulatur  darbietet ,  wobei  sich  ziemlich  bedeutende  Dif- 
ferenzen herausstellen.  Während  z.  B.  im  dritten  Thorax- 
segmente einzelne  der  58  Muskeln  fehlen  ,  andere  modiii- 
cirt  sind ,  treten  15  ganz  neue  auf  und  zu  diesen  kommen 
im  ersten  Thoraxsegmente  abermals  8  andere.  —  Beim 
Vergleiche  verschiedener  Individuen  derselben  Art  zeigten 
sich  nur  unwesentliche  Verschiedenheiten  und  zwar  waren 
dieselben  nur  auf  gewisse  Muskeln  beschränkt  ;  ebenso 
stellten  sich  bei  einem  Vergleiche  der  Muskulatur  von  Py- 
gaera und  Cossus  (nach  Lyon  et)  wenigstens  am  3ten 
Abdominalsegmente  keine  erheblichen  Abweichungen  her- 
aus. Unter  anderen  auf  ihre  Muskulatur  untersuchten  In- 
sektenlarven thaten  sich  besonders  die  Larven  der  Tipula 
oleracea  und  Ctenophora  bimaculata  hervor,  indem  hier  trotz 
des  Mangels  der  Beine  die  Körpersegmente  mehr  als  70 
Muskeln  erkennen  liessen.  Als  etwas  Auffallendes  hebt  der 
Verf.  noch  hervor,  dass  die    vier    ersten  Körpersegmente 


im  Gebiete  der  Entomologie  wiihrend   des  Jahres  1858.        323 

(hinler  dem  Kopfe)  eine  gleiche  Muskulatur  haben ,  die 
von  derjenigen  der  folgenden  wesentlich  abweicht,  so  dass 
er  geneigt  ist,  das  erste  Abdominalsegment  oder  ein  snp- 
ponirtes  zweites  Kopfsegment  mit  denen  des  Thorax  für 
morphologisch  gleichwerthig  zu  halten. 

Ueber  thierische  und  pflanzliche  Parasiten  von  Insek- 
ten wurden  auch  in  diesem  Jahre  mehrfache  Mittheilungen 
gemacht : 

V.  Siebold  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  325— 344)  ver- 
öifentlichte  einen  fünften  Nachtrag  zu  seiner  Aufzählung 
von  Insekten,  in  welchen  Fadenwürmer  angetroffen  wurden. 
Neben  solchen  Arten,  welche  schon  früher  als  von  Gordia- 
ceen  bewohnt  angeführt  wurden  und  über  welche  hier  neue 
Beobachtungen  zusammengestellt  sind,  werden  zum  ersten 
Male  erwähnt:  8  verschiedene  Coleopteren  (5  Carabicinen, 
1  Silpha,  1  Slaphylinus  und  1  Blaps),  3  Orthopteren  (Blatta, 
Locusta),  9  Hymenopteren  (7  Tenthredo,  1  Formica,  1  Vespa), 
28  Lepidopteren  (1  Vanessa,  5  Bombyces,  9  Noctuen,  1  Pla- 
typteryx,  10  Geometrae,  1  Pyralis,  1  Tinea)  und  1  Dipteron 
(Tipularie).  —  Ausserdem  von  Crustaceen  Gammarus  pulex 
und  von  Arachniden  eine  Lycosa. 

Ein  gleiches  Verzeichniss  der  von  ihm  mit  Gordiaceen 
behaftet  angelrofl*enen  Insekten  stellte  auch  Assmuss 
(Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  177  fl".)  zusammen:  6  Co- 
leoptera,  4  Orthoptera  ,  1  Hymenopteron  (die  Drohnen  der 
Honigbiene  in  mehreren  Stöcken  massenhaft  von  Mermis 
albicans  heimgesucht,  so  dass  sie  starben),  3  Neuroptera 
(Libellen),  2  Hemiptera,  15  Lepidoptera  und  3  Diptera. 

Legrand  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  185)  erzog  mehrere 
Gordiaceen  aus  Dytiscus  marginalis ,  welche  er  beschreibt 
und  denen  er  gleich  einen  Namen  (Gordius  dytiscorum)  giebt. 

Schenk  (Verhandl.  d.  physikal.-mediz.  Gesellsch.  in 
Würzburg  VIII.  Sitzungsberichte  p.  XXIX)  beobachtete  In- 
fusorien im  Darmkanale  der  Schmeissfliege. 

Auf  das  Studium  der  pflanzlichen  Parasiten  der  In- 
sekten (Pilzbildungen)  hat  sich  besonders  Lebert  gewor- 
fen und    seine    schon   im    vorigen  Jahresberichte  p.  22  er- 


324     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

wähnten  Untersuchungen  über  die  Pilzkrankheit  der  Stu- 
benfliege und  der  Seidenraupe  jetzt  weiter  fortgesetzt  und 
in  umfassenderer  Weise  veröffentlicht.  Seine  Abhandlung 
„über  die  Pilzkrankheit  der  Fliegen  ,  nebst  Bemerkungen 
über  andere  pflanzlich-parasitische  Krankheiten  der  Insek- 
ten" ist  jetzt  im  15.  Bande  der  Neuen  Denkschriften  der 
allgem.  Schweizerischen  Gesellsch.  f.  Naturwiss.  (40  pag. 
in  4.  c.  tab.  3  lith.)  vollständig  erschienen  und  ebenso  bil- 
den die  „Untersuchungen  über  die  gegenwärtig  herrschende 
Krankheit  des  Insekts  der  Seide"  den  Gegenstand  eines  grös- 
seren Aufsatzes,  der  in  dem  Jahresberichte  über  die  Wirk- 
samkeit des  Vereins  zur  Beförderung  des  Seidenbaues  für 
die  Provinz  Brandenburg  im  J.  1856 — ^57  im  Original  auf- 
genommen und  zum  L'eberflusse  noch  einmal  in  der  Ber- 
liner Entomol.  Zeitschrift  II  mit  Abkürzungen  abgedruckt 
ist.  Da  der  Gegenstand  nur  in  losem  und  zufälligen  Con- 
nex  mit  der  Entomologie  steht,  und  allein  das  Interesse 
der  Mycetologen  in  Anspruch  nehmen  kann  ,  beschränken 
wir  uns  hier  auf  den  einfachen  Hinweis  auf  jene  Schriften, 
nur  noch  erwähnend,  dass  der  in  den  kranken  Seidenraupen 
wuchernde  Pilz  vom  Verf.  mit  dem  Namen  Panhistophylum 
ovatLim  belegt  und  zu  den  Schizomyceten  Naegeli's  gerech- 
net wird. 

Denselben  Gegenstand  betreff'en  auch  die  Mittheilun- 
gen des  Verf.  „über  einige  neue  oder  unvollkommen  ge- 
kannte Krankheiten  der  Insekten ,  welche  durch  Entwicke- 
lung  niederer  Pflanzen  im  lebenden  Körper  entstehen"  (Zeil- 
schrift f.  wissensch.  Zoologie  IX.  p.  439  ff.  Taf.  16  u.  17). 
Der  Verf.  beschreibt  hier  eine  Pilzkrankheit  der  Puppen 
von  Fidonia  piniaria,  durch  Verticillum  corymbosum  Leb. 
hervorgerufen,  eine  andere  von  Cerastis  vaccinii,  von  der 
ein  lebendes  Exemplar  mit  zahlreichen  von  seiner  Ober- 
fläche ausgehenden,  kurzen,  stachelförmigen  Pilzen,  vom 
Verf.  Acanthomyces  aculeata  genannt ,  angetroffen  wurde, 
eine  dritte  an  Sphinx  pinastri  ,  wovon  ein  Exemplar  mit 
sehr  langen,  fadenförmigen  Pilzen  auf  der  Körperoberfläche 
behaftet  war  (Akrophyton  tuberculalum),  und  endlich  eine 
vierte  an  Polistes  Amcricana,   an  welcher   sie   nicht  selten 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  des  Jahres  1858.       325 

vorkommt  und  wo  sie  durch  einen  Pilz,  den  der  Verf.  Po- 
listophthora  Antillarum  nennt,  erzeugrt  wird. 

Eine  Zusammenstellung-  der  merkwürdigsten  bis  jetzt 
von  verschiedenen  Autoren  bekannt  gemachten ,  von  der 
äusseren  Körperoberfläche  verschiedener  Insekten  entsprin- 
genden Pilze  hat  G.  R.  Gray  in  einer  besonderen  kleinen 
Schrift ,  welche  mit  sechs  Tafeln  Abbildungen  ausgestattet 
ist:  „Notices  of  Insects,  that  are  knovvu  to  form  the  bases 
of  fungoid  parasites^  (1858.  4.  22  pag.)  geliefert.  Die  sehr 
mannigfachen  und  zum  Theil  äusserst  auffallenden  Pilzfor- 
men sind  ohne  Rücksicht  auf  ihre  natürliche  Verwandtschaft 
nach  den  Thieren,  auf  welchen  sie  sich  vorfinden,  aufge- 
zählt und  diese  in  systematischer  Reihenfolge  nach  Ordnun- 
gen abgehandelt.  Interessant  ist  das  aus  einer  Zusammen- 
stellung der  verschiedenen  Insektenordnungen  sich  erge- 
bende Resultat,  dass  die  Lepidoptera  nocturna,  die  Coleoptera 
und  Hymenoptera  bei  weitem  am  häufigsten  und  in  den 
meisten  Ländern  von  pflanzlichen  Parasiten  behaftet  er- 
scheinen; von  Orthopteren  ist  bis  jetzt  überhaupt  nur  ein 
Fall  bekannt  geworden. 

Nach  Higgins  („On  the  death  of  the  common  Hive- 
Bee,  supposed  to  be  occasioned  by  a  parasitic  fungus,"  Pro- 
ceed.  literat.  and  philos.  soc.  of  Liverpool  1857«— 58,  Annais 
and  mag.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  387)  starben  in  einem 
überwinterten  Stocke  sämmtliche  Bienen  in  Folge  von  Pilz- 
bildungen im  Innern  des  Thorax. 

Beobachtungen  über  das  Vorkommen  von  Pflanzengallen 
und  ihre  spezielle  Vertheilung  auf  die  verschiedenen  Pflanzen- 
gattungen und  Arten  hat  v.  Haimhofen  (Verhandl.  d. 
zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wienl858.  p.  285  ff.)  beigebracht. 
Verf.  verzeichnet  bei  den  einzelnen  Pflanzenfamilien  die 
Zahl  der  Arten,  auf  welchen  bis  jetzt  Gallen  beobachtet 
worden  sind  und  ausserdem  die  Anzahl  der  diesen  Pflanzen 
zukommenden  verschiedenen  Gallenformen ;  es  stellt  sich 
dabei  heraus,  dass  bisher  290  Gallenformen  auf  161  Pflan- 
zenarten beobachtet  worden  sind  und  zwar,  dass  75  Gallen 
allein  der  Eiche  zukommen.  Die  Gallenformen  nach  den 
Pflanzentheilen,  auf  denen  sie  ihren  Ursprung  nehmen,  zu- 


326     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

samniengestellt ,  erg-eben  77  für  Blätter  ,  36  für  Blüthen, 
27  für  den  Frnchtboden,  30  für  die  Stengel  u.  s.  w.  End- 
lich wird  auch  die  Zahl  der  Gallen  in  Bezug  auf  ihre  Ver- 
theilung  auf  die  verschiedenen  Insektenordnungen  erörtert. 

Czech:  „NeueEintheilung  der  Pflanzengallen"  (Bro- 
schüre in  8.  15  pag.)  bespricht  die  bis  jetzt  vorgenommenen 
Classifikationen  der  Gallen  durch  Malpighi,  Reaumur, 
Ha  mm  er  Schmidt,  Lacaze  -  Duthiers,  Frauen- 
feld U.A.,  verwirft  sie  sämmtlich  und  schlägt  anstatt  des- 
sen vor,  die  Gallen  nach  ihren  Erzeugern,  also  in  Hyme- 
nopteren-,  Dipteren-,  Coleopteren-  u.  s.  w.  Gallen  ein- 
zutheilen ,  was  freilich  sehr  einfach  ist. 

Von  Leclerc  wurde  der  Akademie  der  Wissensch. 
zu  Paris  (Comptes  rendus,  23.  Aoüt  1858,  Rev.  et  Magas. 
deZool.X.  p.  374)  eine  Abhandlung  über  Caprifikation  vor- 
gelegt, die  nach  Dumeril's  Bericht  (Comptes  rendus 
30.  Aoüt  1858)  keine  neuen  Beobachtungen  enthält.  Der 
Verf.  behauptet  hier  abermals,  dass  man  in  Kabylien  grosse 
Vortheile  aus  der  Anwendung  der  Caprifikation  für  die  Fei- 
generndte  ziehe. 

lieber  die  Zucht  ausländischer  Saturnien,  wie  Sat.  Cyn- 
thia,  Prometheus,  Polyphemus,  behufs  Gewinnung  von  Seide, 
über  Verbesserung  der  Zucht  des  gemeinen  Seidenspinners, 
die  Abwehr  der  grassirenden  Krankheiten  desselben  u.  s.  w. 
sind  auch  in  diesem  Jahre,  besonders  in  den  Comptes  ren- 
dus de  rinstitut  de  France,  in  der  Revue  et  Magas.  de  Zoo- 
logie und  in  dem  Bulletin  de  la  soc.  entomol.  1858  zahl- 
reiche Mittheilungen  von  Guerin,  Lucas,  Boisduval, 
Quatrefages  u.  A.  gemacht  worden;  in  Rücksicht  auf 
das  vorwiegend  industrielle  Interesse,  welches  dieselben 
gewähren,  begnügen  wir  uns  hier  mit  dem  einfachen 
Hinweis. 

Als  von  allgemeinem  Interesse  mag  hier  noch  die  Be- 
obachtung von  Lucas  (Bullet,  de  la  soc.  entomol.  p.X, 
Revue  et  Mag.  de  Zoologie  X.  p.  171fr. ,  Comptes  rendus 
de  l'acad.  d.  scienc.  T.  46.  p.  685  fl'.)  mitgetheilt  werden, 
wonach  sich  Samenkörner  einer  Euphorbiacee  aus  Mexiko, 
in  deren  Innern   sich  Raupen  einer  Carpocapsa    vorfanden, 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       327 

beim  Erwärmen  sprungweise  (und  zwar  ziemlich  hoch)  fort- 
bewegen. —  Guerin  (Rev.  et  Mag.  de  Zool.  X.  p.  176) 
fügt  dieser  Beobachtung  die  Notiz  hinzu,  dass  dasselbe  Phä- 
nomen, wenn  auch  in  geringerem  Grade  an  den  Samen,  in 
denen  Anthonomus  ulmi  und  Nanodes  tamarisci  le!)en ,  be- 
obachtet werden  könne. 

J.  Curtis:  „Sixteen  reports  on  the  Insects  etc.  inju- 
rious  to  Agriculture^  (London  1(S41 — 57.  8.)  ist  dem  Ref. 
nicht  näher  bekannt  geworden.  Nach  Mittheilungen  im  Bul- 
let, de  la  soc.  entomol.  p.  CC  über  die  Abhandlung  soll 
dieselbe  Bemerkungen  über  zahlreiche  schädliche  Insekten, 
besonders  Coleopteren  enthalten;  auf  einer  beifolgenden 
Tafel  soll  die  Metamorphose  von  Apion  apricans,  pomonae 
und  Phaedon  polygoni  dargestellt  sein. 

Auch  von  Asa  Fitch's  „Noxious  and  other  Insects 
of  the  State  ofNew-York"  fsiehe  Jahresbericht  1856.  p.  20) 
sollen  nach  einer  von  Le  Conte  gegebenen  Notiz  zwei 
neue  Reports  erschienen  sein,  über  w  eiche  Ref.  nähere  Mit- 
theilungen so  lange  verschieben  muss ,  bis  ihm  dieselben 
zugekommen  sind. 

Mittheilungen  über  einige  schädliche  (und  nützliche) 
Insekten  sind  auch  von  M  o  t  s  c  h  u  1  s  k  y  (Etudes  entomol.  TU. 
p.  164  ff.)  gemacht  worden. 

K  a  1 1  e  n  b  a  c  h's  Arbeit  „über  die  deutschen  Phytophagen 
aus  der  Klasse  der  Insekten"  (siehe  Jahresbericht  1856.  p.  28) 
ist  im  15.  Bande  der  Verhandlungen  des  naturhist,  Vereins 
der  Preuss.  Rheinl.  und  Westphalens  p.  77 — 192  forlgesetzt 
und  hier  die  deutschen  Pflanzengattungen  mit  dem  Anfangs- 
buchstaben B  abgehandelt  worden.  Als  solche  Pflanzen, 
welche  die  meisten  Insekten- Arten  ernähren,  stellen  sich 
nach  der  Zusammenstellung  des  A'erf.  heraus:  Ballota  10  A., 
Berberis  14,  Beta  vulgaris  11,  Betula  243  (79  Coleopteren, 
21  Hemipteren,  2  Dipteren,  10  Hymenopteren,  131  Lepido- 
pteren),  Brassica  49  (3  Hemipteren,  14  Dipteren,  2  Hyme- 
nopteren, 13  Coleopteren,  16  Lepidopteren),  Bryonia  6  Ar- 
ten. —  Anhangsweise  ist  noch  ein  ansehnlicher  Nachtrag 
zu  den  Pflanzengattungen  mit  A  geliefert  worden,  in  wel- 
chem für  die  dort  erwähnten  Pflanzen  zum  Theil  sehr  zahl- 


328     Gerstaecker:  Bericht  liuer  die  wissenschaftlichen  Leisliingen 

reiche  fernere  Insekten-Arten  vermerkt  werden.  —  Da  der 
Verf.  seine  eigenen,  zum  Tlieil  nenen  Beobaclitungen  über 
die  ersten  Stände  vieler  Arten  der  Arbeit  einverleibt  hat, 
sogar  neue  Arten  (Agromyza)  darin  bekannt  macht,  ist  die- 
selbe der  allgemeinen  Aufmerksamkeit  um  so  mehr  zu  em- 
pfehlen. 

Die  Memoires  d'Entomologie ,  publies  par  la  soc.  en- 
tomol.  des  Pays-Bas,  deren  Beginn  im  vorigen  Jahresbe- 
richte p.  39  angezeigt  wurde  ,  sind  vom  J.  1858  an  unter 
dem  veränderten,  holländischen  Titel:  „Tijdschrift  voor 
Entomologie,  uitgegeven  door  de  Nederlandsche  Entomolo- 
gische Vereeniging"  herausgegeben  worden.  Der  zweite, 
in  sechs  Lieferungen  erschienene  Band  derselben  ist ,  ob- 
wohl zum  Theil  erst  im  J.  1859  ausgegeben,  der  leichte- 
ren Uebersicht  halber  ganz  in  diesen  Bericht  aufgenommen 
worden. 

Die  vom  Ref.  begonnenen  „Entomographien,  Abhand- 
lungen im  Bereiche  der  Gliederthiere^'  (1.  Band,  Leipzig  1858) 
sind  dazu  bestimmt,  monographische  Arbeiten  aus  den  ver- 
schiedenen Classen  und  Ordnungen  der  Gliederthiere  ?u 
veröffentlichen.  Der  Anfang  ist  mit  einer  Monographie  der 
Familie  Endomychidae  gemacht. 

Von  Mulsant's  „Opusculcs  entomologiques^  ist  im 
J.  1858  ein  achtes  Heft  (Paris,  gr.  8.  147  pag.  c.  tab.  3)  er- 
schienen, welches  diesmal  ausschliesslich  coleopterologische 
Arbeiten  enthält. 

Die  auf  der  Königl.  Schwedischen  Fregatte  Eugenie 
während  einer  Erdumsegelung  gemachte  zoologische  Aus- 
beute ,  welche  besonders  reich  ausgefallen  zu  sein  scheint, 
wird  jetzt  ebenfalls  in  ^^issenschalllicher  Bearbeitung  durch 
verschiedene  Fachmänner  von  Seiten  der  Schwedischen 
Akademie  der  Wissenschaft  veröffentlicht  und  zwar  enthält 
das  im  J.  1858  herausgegebene  zweite  Heft  neben  den  An- 
nulaten  auch  den  Anfang  der  Insekten.  Der  Titel  lautet: 
Kongl.  Svenska  Fregatten  Eugenies  resa  omkring  jorden, 
under  befäl  af  C.  A.  Virgin,  ären  1851—1853;  Vetenska- 
pliga  jakltagelscr  pa  H.  Maj :  t  Konung  Oscar  I.  befallning 
utgifna  af  K.  Vetenskaps-Akademien.  Zoologi  II.  Annulater, 


im   (iebietc  der  EntoinolojTie  während  des  Jahres  1858.         329 

Insekter.  (Stockholm  1858.  gr.  4.  112  pag-.  c.  tal).  I)  —  Der 
bis  jetzt  vorlieo-ende  Theil  iimfasst  nur  die  Ordnung  der 
Coleoptera,  welche  darin  noch  nicht  ganz  beendigt,  sondern 
beim  Beginne  der  Curculionen  abgebrochen  ist;  es  werden 
ausschliesslich  die  für  neu  gehaltenen  Arten,  deren  Zahl  sich 
bis  jetzt  auf  237  beläuft  und  von  denen  mehrere  neue  Gat- 
tungen bilden,  sorgsam  beschrieben;  von  den  verschiede- 
nen auf  der  Expedition  durchforschten  Ländern  haben  China, 
Neu -Holland,  die  Südsee -Inseln  ,  Californien  und  Buenos 
Ayres  die  reichste  Ausbeute  geliefert. 

Von  dem  zoologischen  Theile  der  C  as  t  el  nau'schen 
Expedition  in  das  Innere  Süd  -  Amerika's  liegt  jetzt  der 
dritte  Band,  welcher  die  Bearbeitung  der  wirbellosen  Thiere 
enthält,  vollständig  vor,  und  zwar  ist  der  grösste  Theil 
derselben  den  Articulaten  gewidmet.  Die  hier  in  Betracht 
kommende  Abtheilung  des  Werkes  führt  den  besonderen 
Titel :  „Animaux  nouveaux  ou  rares  ,  recueillis  pendant 
I'expedition  dans  Ics  parties  centrales  de  l'Amerique  du 
Sud  ,  de  Rio  de  Janeiro  ä  Lima  et  de  Lima  au  Para  :  exe- 
cutee  par  ordre  du  gouvernement  fran(,'ais  pendant  les  an- 
nees  1843  ä  1847  sous  la  direction  du  comte  Francis  de 
Ca  st  ein  au.  Entomologie  par  H.  Lucas.  Paris  1857. 
(gr.4.  199  pag.,  20  pL  col.).  —  Zunächst  sei  bemerkt,  dass 
das  Erscheinen  des  vorliegenden  Theiles  jedenfalls  nicht  in 
das  Jahr  1857,  welches  auf  dem  Titelblatt  angegeben  ist, 
fällt,  wie  dies  schon  aus  einigen  Citaten  von  Werken,  die 
am  Ende  des  genannten  Jahres  erschienen  sind  ,  hervor- 
geht;  die  hiesige  Bibliothek,  welcher  derartige  Reisewerke 
stets  lieferungsweise  und  direkt  aus  Paris  zukommen ,  ist 
erst  im  J.  1859  in  den  Besitz  desselben  gelangt.  —  Was 
den  Inhalt  betrifft,  so  erstreckt  sich  der  von  Lucas  be- 
arbeitete entomologische  Theil ,  von  den  weiter  unten  zu 
berücksichtigenden  Crustaceen  und  Arachniden  abgesehen, 
nur  auf  die  Ordnungen  der  Coleopteren  und  Lepidopteren 
und  zwar  auch  auf  diese  nur  partieenweise.  Seinem  Vor- 
worte zufolge  ist  dem  Bearbeiter  nur  ein  beschränkter 
Raum  zugemessen  gewesen  und  diesen  hat  er,  wie  es 
scheint,    auf  die  Bekanntmachung  der   ihn  am  meisten  an- 


330    Gerstaecker:    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

sprechenden  Formen  verwandt.  So  sind  von  Lepidopteren 
ausschliesslich  einige  neue  Equiles  bekannt  gemacht,  von 
den  Coleopteren  hauptsächlich  die  Familien  der  Cicindelen, 
die  Truncatipennen  unter  den  Carabicinen,  die  Buprestiden, 
Lamellicornen ,  Longicornen  und  Curculionen  eingehender 
behandelt  und  selbst  diese  meist  nur  durch  g-rössere  und 
ausgezeichnetere  Arten  bereichert  worden.  Die  auf  der 
Expedition  gesammelten  bekannten  Species  sind  meist  nur 
namentlich  mit  dem  Citat  ihrer  Beschreibung  aulgelührt, 
die  neuen  sorgfältig  beschrieben  ,  in  einigen  Fällen  aber 
auf  bekannte  zurückfühii)ar.  Vorzüglich  sauber  und  getreu 
sind  die  das  Werk  begleitenden  Abbildungen  ,  so  dass  sie 
sich  vor  denen  der  meisten  französischen  Reisewerke  sehr 
vortheilhaft  auszeichnen.  Zwei  Tafeln  sind  für  die  Lepi- 
dopteren,  fünfzehn  für  die  Coleopteren  verwandt,  unter 
letzteren  aber  einige  der  Darstellung  von  schon  früher  be- 
schriebenen Arten  (besonders  von  Blanchard'schen  Lamel- 
licornen ,  denen  diese  Illustrationen  sehr  zu  Statten  kom- 
men) gewidmet. 

Der  zweite  Band  von  J.  Th  omson's  Archives  entomo- 
logiques  (gr.  8.,  469  pag.,  15  pl.  col.,  Paris  1858)  ist  einer  Be- 
arbeitung der  Insektenfauna  des  Gaben  (im  südlichsten  Theile 
von  Guinea,  fast  unmittelbar  unter  dem  Aequator  liegend)  ge- 
widmet und  zwar  ist  derselben  hauptsächlich  die  reiche  Aus- 
beute von  Dey rolle  zu  Grunde  gelegt,  welcher  an  jener 
Lokalität  Insekten  aller  Ordnungen ,  vorzugsweise  freilich 
Coleopteren  gesammelt  hat.  Hin  und  wieder  sind  auch  Arten 
aus  anderen  Theilen  von  Guinea,  wie  Alt-Calabar  (6^  nördl. 
Br.),  Gross-Bassam  u.  s.  w.  mit  aufgenommen  worden.  Die 
Zahl  der  aufgeführten  Insekten  beträgt  680,  von  denen  452 
auf  die  Coleopteren,  5  auf  die  Orthopteren,  2  auf  die  Neu- 
ropteren  (Hemerobiden),  19  auf  die  Hymenopteren,  171  auf 
die  Hemipteren,  1  auf  die  Lepidopteren  (eine  Saturnia)  und 
27  auf  die  Dipteren  kommen.  (An  diese  schliessen  sich 
noch  Arachniden  und  Myriapoden.)  Es  ist  also  eigentlich 
nur  aus  den  Coleopteren  und  Ilemipleren,  den  einzigen  Ord- 
nungen, welche  reichhaltiger  vertreten  sind ,  ein  Bild  von 
der   Eigenthümlichkeit   der   dortigen    Fauna    zu   gewinnen, 


im   Gebiete  der  Entomologie  \^ahrend  des  Jahres  1858.        331 

während  die  übrig-en  entweder  (Orthoptera ,  Neiiroptera, 
Lepidoptera)  nur  durch  ganz  vereinzelte  Arten  repräsenlirl 
sind,  oder  (Hymenoptera,  Diptera)  zum  grösseren  Theile  be- 
reils  bekannte  und  weiter  verbreitete  enthalten.  Unter  den 
Coleopteren  sind  drei  A'iertlieilc,  unter  den  Heniipteren  mehr 
als  die  Hälfte,  unter  den  Hymenopteren  nur  ein  Fünftheil, 
unter  den  Dipteren  zwei  Drittheile  der  aufgeführten  Arten 
neu.  Letztere  sind  durchweg  beschrieben  und  zum  grossen 
Theile,  wenigstens  wenn  sie  eigene  Gattungen  bilden,  sehr 
schön  abgebildet;  die  bereits  bekannten  nur  in  dem  Falle 
charakterisirt ,  avo  sich  dieses  als  nöthig  erwies,  sonst  nur 
dem  Namen  nach  ang^eführt  (Coleoptera),  oder  in  ihrer  Sy- 
nonymie,  Verbreitung  u.  s.  w.  erörtert  (Hemiptera).  Unter 
den  Coleopteren,  welche  von  Thomson  selbst  bearbeitet 
sind,  ist  die  Familie  der  Longicornia  wieder  mit  besonde- 
rer Vorliebe  behandelt,  sowohl  in  Betreff  der  Aufstellung 
vieler  neuer  Gattungen  als  in  der  Erläuterung  durch  zahl- 
reiche Abbildungen  (5  Tafeln).  Die  Hemipteren  haben  durch 
Signoret  eine  gründliche  Bearbeitung  erfahren;  die  Be- 
schreibung einer  Anzahl  von  Arten  derselben  kommt  jedoch 
auch  Fairmaire  zu,  der  zugleich  die  wenigen  neuen 
Orthopteren,  Neuropteren  und  Hymenopferen  zu  charakteri- 
siren  übernommen  hat;  die  Dipteren  endlich  hat  Bigot 
abgehandelt.  —  Unsere  Kenntniss  von  der  Insektenfauna 
von  Guinea  erhält  durch  diese  Arbeit  eine  sehr  wesent- 
liche Bereicherung,  wenn  auch  wohl  die  eine  oder  andere 
der  als  neu  aufgestellten  Arten  eine  Reducirung  auf  ältere 
Beschreibungen  wird  erfahren  müssen;  wie  Signoret  es 
bei  den  Hemipteren  gethan  hat,  wäre  auch  in  den  übrigen 
Ordnungen  ein  ausgedehnterer  Vergleich  mit  den  Fabricius'- 
schen  Arten  wünschenswerth  gewesen ,  indem  viele  aus 
Guinea  stammende  Arten  dieses  Autors  bisher  wenig  sicher 
festgestellt  sind.  In  einigen  Fällen  hat  lief,  bei  den  ein- 
zelnen Familien  einen  solchen  Nachweis  von  Identität  zu 
geben  versucht. 

Wollaston:  „Brief  diagnoslic  characters  of  unde- 
scribed  Madeiran  Insects"  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist, 
3  ser.  I.  p.  18 — 28   und  p.  113 — 125)    machte   eine    Anzahl 


332    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

neuer  Insekten- Arten  aus  Madeira  durch  Diagnosen  be- 
kannt; einige  sind  zugleich  auf  pl.  4  und  5  durch  West- 
wood abgebildet.  Im  Ganzen  sind  83  Arten  bekannt  ge- 
macht, von  denen  2  auf  die  Coleopteren,  2  auf  die  Ortho- 
pteren, 31  auf  die  Hymenopteren ,  21  auf  die  Dipteren,  21 
auf  die  Lepidopteren  und  6  auf  die  Hemipteren  kommen. 

Als  Anhang  zu  G.  Hartung's  Abhandlung  über  die 
zoologischen  Verhältnisse  der  Inseln  Lanzarote  und  Fuerta- 
Ventura  (Neue  Denkschriften  der  allg.  Schweizerisch.  Ge- 
sellsch.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XV.  p.  140  ff.)  hat  0.  H  e  er 
ein  Namensverzeichniss  der  auf  den  beiden  genannten  In- 
seln aufgefundenen  Insekten  zusammengestellt.  Von  Lan- 
zarote sind  46  Coleoptera,  6  Orthoptera  und  5  Hemiptera, 
von  Fuerta-Ventura  33  Coleoptera  und  4  Orthoptera  aufge- 
führt, jedoch  ist  reichlich  die  Hälfte  beiden  Inseln  gemein- 
sam. Eine  Reihe  von  Arten  ist  nur  der  Gattung  nach  be- 
stimmt, eine  einzige  (Attagenus)  als  neu  beschrieben. 

In  Li  vin  gstone's  „Missionary  Travels  and  Resear- 
chos  in  South -Africa"  (London  1857.  8.  687  pag.)  finden 
sich  verschiedene  Angaben,  hauptsächlich  biologischer  Na- 
tur, über  solche  Afrikanische  Insekten,  welche  durch  mas- 
senhaftes Auftreten,  Zerstörungen,  besondere  Eigenthüm- 
lichkeiten  u.  s.  w.  besonders  die  Aufmerksamkeit  der  Rei- 
senden auf  sich  ziehen;  neben  Ameisen,  Termiten  und  Glos- 
sina morsitans,  welchen  die  meisten  Mittheilungen  des  Verf. 
gelten,  werden  auch  nesselnde  Raupen,  Aphrophora  -  Lar- 
ven, Psyllen,  Ateuchen,  ferner  Arachniden  und  Scolopendren 
in  mehr  oder  weniger  eingehender  Weise  erwähnt  und  be- 
sprochen. Obwohl  bei  diesen  Angaben  natürlich  eine  ge- 
nauere Bestimmung  der  Art  und  selbst  der  Gattung  meist 
fehlt,  bieten  sie  bei  dem  Wenigen,  was  aus  dem  Inneren 
Afrika's  bis  jetzt  über  das  dortige  Insektenleben  zu  uns 
gelangt  ist ,  immerhin  Interesse  genug  dar ,  um  hier  kurz 
erwähnt  zu  werden.  Der  Lebersichtlichkeit  halber  theilen 
wir  die  in  der  Rcisebeschreibung  überall  zerstreuten  Notizen 
des  Verf.  in  systematischer  Reihenfolge  mit. 

Von  Coleopteren  ist  (p.  43)  nur  der  „Scavcnger  Beette"  erwähnt, 
offenbar  ein  grosser  Ateuchus,  v\  elcher  in  Kurunian,  wo  er  häufig  ist, 


in)   Gebiete  der  Entomologie  \vjihrend  des  Jahres  1858.       333 

die  Dörfer  rein  erhält,  indem   er    den  Mist  der  Thiere  augenblicklich 
fortschafft.     Die  Pillen,   welche  er  dreht  ,    sind  oft    so  gross  wie  Bil- 
lardbälle und  werden  ,  wie  bei  den  einheimischen  Arten,  in  die  Erde 
eingegraben  ;  beim  Wegwälzen   derselben,  welches  durch  die  Hinter- 
beine geschieht,  gehen  die  Käfer  rückwärts  und  zwar  mit  dem  Kopfe 
gegen  die  Erde  und   den   Hinterbeinen    nach  oben  gewandt.   —   lieber 
Termiten  wird   an   verschiedenen  Oiten  (p.  203,  464  und  539)  berich- 
tet;   besonders    grosse    Hügel    derselben  auf  einem  sonst  ganz  flachen 
Terrain    hat    L.  bei  Linyanti    und    Sesheke    gesehen    und  glaubt,  dass 
das  Land  von  ihnen   gedüngt  werde,  indem  wenigstens  die  Eingebor- 
nen    sich    dieser    Hügel    zum  Anbau    von  3Iais  ,  Tabak  und  überhaupt 
solcher  Produkte,  die  sie  besonders  pflegen,  bedienen.  Das  Abbrechen 
der  Flügel  nach    dem  Schwärmen   geschieht  dadurch,  dass  das  Insekt 
sie  nach   vorn    umbiegt:    versucht    man  sie  durch  Ziehen   nach   rück- 
wärts auszureissen  ,  so  gelingt    dies    nicht  ohne   den   Körper  selbst  zu 
verletzen.     Der  Ungestüm,   welchen  die  Thiere  beim  Schwärmen  zei- 
gen,   ist  ausserordentlich;  L.  sah  öfters  in  Häusern,   wo  sie  mitunter 
ebenfalls  aus  irgend  einer  Oeft'nung    des  Bodens  auszuschwärmen  be- 
ginnen, ein   Feuer  über  dieser  OefFnung  anlegen,  um  ihnen  den  Weg 
abzuschneiden  ;    sie   passirten  jedoch    das   Feuer  ohne  Zaudern.     Von 
den  Eingebornen    werden   sie  gesammelt,    geröstet  und  als  besondere 
Delikatesse    verspeist.    —    Aus    einer  Colonie    brechen    sie    zuweilen, 
wie    auf   ein  gegebenes  Zeichen  ,    zu    Hunderten  heraus  um  Gras  mit 
den  Mandibeln  abzuschneiden,    was    ein    Geräusch    hervorbringt,  als 
wenn  ein  leiser  Wind  duich  die  Blätter  säuselt;     grosse   Bündel   von 
Gras,  welche  öfter   vor  L.'s  Bett  gelegt    wurden,  trugen  sie  ebenfalls 
mit  unermüdlicher  Ausdauer  fort  in  ihre  Wohnplätze,  wozu  sie   zwei 
Tage  gebrauchten.      Beim    Bauen    ihrer   Wohnung    thun  sie  ebenfalls 
wie  auf  ein  Zeichen  drei  bis  vier  energische  Schläge  auf  den  Boden 
(wohl    die    Soldaten    mit  den  Mandibeln),  was  sich  anhört,  als  wenn 
der  Regen  von  Bäumen  geschüttelt  wird.  —  Unter  den  Hymenopteren 
haben  besonders   die  Ameisen    die  Aufmerksamkeit  des  Reisenden  auf 
sich  gezogen  (p.  21,  328,  430  und  537);  langbeinige  schwarze  Amei- 
sen   setzen    in    der    Mittagssonne    bei    einem    Thermometerstande    von 
134*   Fahr,    ihre    Arbeiten    mit    ununterbrochener  Emsigkeit   fort    und 
trotz    dieser    Hitze    besitzen    sie  die    F'ähigkeit  ,     ihre    unterirdischen 
Gänge  fort\^ährend  feucht  zu  erhalten,    ein  Umstand,  aus  dem  L.  ver- 
muthet,  sie  möchten  Wasser  ausschwitzen   können;    solche,   die  flache 
Gegenden  bewohnen,  welche    in  der  Regenzeit  unter  Wasser  gesetzt 
werden,    bauen    sich    an  Grasstengeln    kleine  Wohnungen  aus    zähem 
schwarzen  Lehm    („of  black  tenacious  loam"),    welche    sie    beziehen, 
wenn  sie  durch  die  Fluth    aus  ihren  unterirdischen  Wohnungen  ver- 
trieben werden.     Besonders  auffallend    sind   die  hier  oft  zu  beobach- 
tenden Ameisenzüge,  z.  B.   von  einer  Art  rother  Ameisen,  welche  in 


334    Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Form  einer  Armee  dicht  gedrängt  nach  einer  bestimmten  Richtung 
marschiren;  ein  solcher  Zug  hat  das  Ansehen  eines  langen,  schmalen 
Bandes  von  zwei  bis  drei  Zoll  Breite  ;  jeder,  der  denselben  zu  stö- 
ren sucht,  Mensch  oder  Thier,  wird  sogleich  von  den  Ameisen  über- 
fallen und  heftig  gebissen  ,  besonders  aber  stürzt  sich  eine  ganze 
Schaar  auf  den,  der  zufallig  in  ihr  Kest,  das  unter  der  Erde  angelegt 
wird,  tritt.  Durch  ihre  Vertilgung  anderer  Thiere  ,  besonders  auch 
der  Termiten,  mit  denen  sie  in  Feindschaft  leben,  sind  sie  übrigens 
nützlich.  In  dieser  Beziehung  ist  besonders  eine  schwarze  Ameise 
von  Vi  Zoll  Länge  („black  soldier-ants")  zu  erwähnen,  welche  eben- 
falls in  langen  Zügen,  zu  drei  bis  vier  in  einer  Reihe,  geradezu  zum 
Kampfe  gegen  die  Termiten  auszieht;  sie  werden  von  einigen  Füh- 
rern, die  grösser  sind  und  die  Spitze  des  Zuges  einnehmen,  angeführt 
und  folgen  diesen  trotz  aller  ihnen  in  den  Weg  gelegten  Hinder- 
nisse; jede  ergreift  beim  Angriffe  auf  einen  Termitenhaufen  eine  Ter- 
mite und  paialysirt  sie  durch  einen  Stich,  so  dass  sie  auf  den  Rücken 
fällt,  ohne  jedoch  getödtet  zu  sein.  —  Die  Fähigkeit  der  Hynienoptera 
aculeala,  andere  Insekten  durch  das  Gift  ihres  Stachels  scheintodt  zu 
machen,  hat  L.  übrigens  öfter  beobachtet  und  besonders  an  einer  Pe- 
lopoeus-Art  (Pelopoeus  Eckloni  ,  „the  piasterer")  sehr  treffend  ge- 
schildert; die  Lebensweise  dieser  Art  stimmt  mit  ihren  Verwandten 
überein,  indem  sie  ihre  Zellen  in  Häusern  aus  einem  Stückchen  Mörtel 
baut  und  dieselben  mit  Raupen  ,  Spinnen  oder  Gryllen  zur  Nahrung 
für  ihre  Larven  belegt  (p.  538  f.).  —  lieber  Bienen,  Honig  und  Wachs 
vergl.  p.  614.  —  Von  Dipteren  hat  natürlich  die  berüchtigte  „Tsetse" 
vor  allen  die  Aufmerksamkeit  L.'s  erregt  und  eine  wie  bedeutende 
Rolle  sie  in  den  vom  Verf.  bereisten  Länderstrecken  spielt,  wird 
schon  durch  die  Abbildung  derselben  im  Holzschnitt  auf  dem  Titel- 
blatt seiner  Reisebeschreibung  angedeutet.  Nähere  Berichte  über  die 
Verheerungen,  welche  sie  anrichtet,  werden  p.  80  f.  und  p.  531,  571  f. 
gegeben.  Obwohl  sie  während  der  Reise  des  Verf.  niemals  in  be- 
sonders grosser  Anzahl  auftrat ,  verlor  derselbe  doch  .43  Ochsen 
durch  ihren  Stich;  ausser  diesen  ist  sie  Pferden  und  Hunden  verderb- 
lich ,  während  sie  .merkwürdiger  Weise  auf  Menschen  ,  wilde  Thiere 
und  Kälber,  so  lange  sie  saugen,  keine  bemerkbare  Wirkung  ausübt. 
Lässt  man  sie  auf  dei*  Hand  ganz  ungestört  saugen  ,  so  sieht  man, 
dass  ihr  Leib  durch  Blut  anschwillt,  und  dass  sie,  wenn  sie  sich  ge- 
sättigt, fortfliegt;  es  folgt  nur  ein  leichtes  Gefühl  von  Brennen,  dem- 
jenigen von  Mückenstichen  vergleichbar.  Bei  den  Rindern  ist  die 
unmittelbare  Folge  des  Stiches  ganz  dieselbe  ,  jedoch  nach  einigen 
Tagen  beginnen  Augen  und  Nase  zu  triefen,  die  Haut  wird  starr,  am 
Kiefer  und  zuweilen  am  Nabel  zeigen  sich  Anschwellungen,  Abma- 
gerung mitSchlaffheit  der  Muskeln  verbunden  stellt  sich  ein  und  nach 
längerer  Zeit,    zuweilen   erst  nach  Monaten  ,    gehen  die  Thiere  unter 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       385 

Hinzutreten  von  Durchfällen  und  ausnehmender  Schwäche  zu  Grunde. 
Oft  verfallen  ganz  gesunde  Rinder  bald  nach  dem  Stiche  in  Blindheit 
und  in  schwankende  Bewegungen,  als  wenn  das  Gehirn  afficirt  wäre, 
in  anderen  Fällen  wird  der  Verlauf  der  Krankheit  durch  Temperatur- 
Veränderungen  beschleunigt;  bei  der  Sektion  der  gefallenen  Thiere 
zeigt  sich  das  Unterhautzellgewebe  mit  Luft  erfüllt,  das  Fett  von 
grüngelber  Farbe  und  öliger  Consistenz,  die  Muskeln  schlaff,  das 
Herz  oft  so  weich,  dass  man  es  mit  dem  Finger  durchslossen  konnte, 
der  Magen  blass,  die  Gallenblase  ausgedehnt,  also  Symptome  einer  voll- 
ständigen Intoxication.  Die  Erfahrung,  dass  die  Tsetse  gegen  die 
Excremente  des  Rindviehes  einen  besonderen  Widerwillen  zeigt,  hat 
zur  Anwendung  derselben  als  eines  Präservativs  gegen  den  Stich  der 
Fliege  geführt;  man  hat  nämlich  Rinderkolh  mit  Menschenmilch  und 
anderen  Substanzen  vermischt  den  Thieren  in  die  Haut  eingerieben, 
ein  Mittel,  das  die  Fliegen  zwar  für  einige  Zeit  abhält,  aber  von  vor- 
übergehender Wirkung  ist.  —  Schmetterlingsraupen  mit  langen  Haa- 
ren ,  welche  bei  der  Berührung  in  der  Haut  stecken  bleiben  und 
starkes  Jucken  erregen  ,  ferner  andere  ebenfalls  behaarte  ,  die  ein 
Gefühl  von  Nesseln  erregen  ,  werden  p.  610  erwähnt.  —  Unter  den 
Homopteren  fällt  besonders  eine  Cercopide  durch  dTe  Fähigkeit,  eine 
klare  Flüssigkeit  aus  ihrem  Körper  abzusondern,  auf;  sieben  bis  acht 
Individuen  der  Ait^  welche  der  Verf.  mit  Aphrophoia  spumaria  ver- 
wandt glaubt,  sitzen  dicht  um  einen  Punkt  an  dünnen  Zweigen  von 
Ficus-Arten  (andere  wurden  auch  auf  Ricinus  communis  angetroffen) 
und  liefern  während  einer  Nacht  zusammen  drei  bis  vier  Pints 
(48—60  Unzen)  Flüssigkeit.  Die  Menge  der  letztern  wird  nicht  ver- 
mindert, wenn  man  die  Zweige  des  Raumes  verletzt  und  die  Saft- 
circulation  abschneidet,  so  dass  der  Verf.  glaubt,  das  Sekret  des  In- 
sektes ,  welches  5-  bis  6mal  so  gross  ist  als  die  Europäische  Art, 
stamme  aus  der  Atmosphäre  (p.  415  ff.).  Auf  den  Blättern  von  Bau- 
hinia  lebt  in  grosser  Anzahl  die  Larve  eines  anderen  Homopteron 
(nach  Westwood's  Bestimmung  einer  Psylla-Art),  welche  sich  mit 
einer  süssen  ,  gummiartigen  Substanz  überdeckt,  die  von  den  Einge- 
bornen  gesammelt  und  verspeist  wird.  (Abbildung  im  Holzschnitt  auf 
p.  164.)  —  Ueber  den  Reichthum  einzelner  Gegenden,  besonders  nach 
Regengüssen,  an  Insekten  im  Allgemeinen,  siehe  p.  463,  609  f.). 

A.  Costa  hat  die  Monti  Partenii  (im  Principato  ulte- 
riore  des  Königreichs  Neapel)  in  entomologischer  Beziehung 
durchforscht  und  Mittheilungen  über  die  Insektenfauna  der- 
selben in  einer  eigenen  kleinen  Schrift :  „Ricerche  entomo- 
logiche  sopra  i  monti  Partenii  nel  principato  ulteriore"  (Na- 
poli  1858.  8.   29  pag.  c.   tab.  1   col.)  gemacht.     Nach  eini- 


336     G  erst  ae  ck  e  r:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

gen  Bemerkungen  über  die  Eigenthümlichkeiten  der  Fauna 
im  Allgemeinen  unter  Hervorhebung  der  wichtigsten  Formen 
innerhalb  der  einzelnen  Ordnungen  giebt  der  Verf.  eine 
systematisch  geordnete  Aufzählung  der  von  ihm  aufge- 
fundenen Arten,  deren  Gesammtzahl  sich  auf  etwas  mehr 
als  400  beläuft;  von  den  einzelnen  Ordnungen  sind  die 
Coleopteren,  Hymenopleren  und  Hemipteren  beträchtlich  rei- 
cher als  die  übrigen  vertreten.  Diesem  Namensverzeich- 
nisse  schliesst  sich  noch  eine  Reihe  von  Anmerkungen  über 
einzelne  Arten  ,  so  wie  die  kurze  Charakteristik  einiger  in 
der  Liste  als  neu  bezeichneter  Coleopteren  ,  Hymenopteren 
und  Hemipteren  an,  welche  zum  Theil  auch  auf  einer  bei- 
folgenden Tafel  abgebildet  sind. 

In  H.  Rink's  „Groenland  ,  geographisk  og  statistisk 
beskrevet^'  ist  ein  auch  im  Separatabdrucke  erschienener  „Na- 
turhistoriske  Bidrag  til  en  Beskrivelse  af  Groenland,"  af  J. 
Reinhardt,  J.  C.  S  ch  ioed  t  e  u.  s.  w.  (Kjöbenhavn  1857. 
8.  172 pag.)  enthalten,  in  welchem  p.50 — 74 von  Seh  ioedte 
Nachricht  über  die  daselbst  vorkommenden  Insekten  und 
Arachniden  gegeben  wird.  („Udsigt  over  Groenlands 
Land-,  Ferskvands-  og  Strandbreds -Arthropoder ,  ved  J. 
C.  Seh  ioedte").  Im  Allgemeinen  stimmt  der  Charakter 
der  Grönländischen  Insektenfauna  mit  dem  der  übrigen 
Nordländer  darin  überein,  dass  die  Zahl  der  Arten  gering, 
die  der  Individuen  vieler  Arten  dagegen  ausserordentlich 
gross  ist;  mit Einschluss  der  Arachniden  mag  sich  die  Zahl 
der  Arten,  die  kleinen  mit  eingerechnet,  etwa  auf  180 — 200 
belaufen,  von  denen  aber  viele  noch  nicht  genau  bekannt 
sind.  Unter  den  Coleopteren  sind  die  Carabicinen,  die  Dy- 
tiscen  ,  Gyrinen  ,  Staphylinen  ,  Byrrhen  ,  Curculionen  und 
Coccinellen  durch  einige  oder  vereinzelte  Arten  vertreten, 
von  Orthopteren  nur  eine  Ephemera  mit  Sicherheit  bekannt, 
von  Neuropteren  2  Phryganiden  und  1  Hemerobius ,  von 
Hymenopteren  1  Tenthrcdinete,  2  Bombus  und  verschiedene 
Iclineumoniden,  von  Lepidopteren  4  Rhopaloceren  (1  Ar- 
gynnis,  2  Chionobas,  1  Coliasj ,  6  Noctuen  ,  1  Geometra, 
1  Pyralide,  1  Tortrix,  3  Tineinen,  von  Dipteren  10  Tipula- 
rien,  1  Empide,  1  Dolichopode,  3  Syrphiden,  24  Muscarien 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       337 

(besonders  artenreich  sind  Anthomyia  und  Scatophaga)  und 
1  Pulex,  von  Hemipteren  nur  4  Arten,  darunter  2  Blatt- 
läuse, aufgeführt.  Auch  die  Pediculinen,  Mallophagen  und 
Thysaniiren  sind  vertreten.  Die  namentlich  verzeichneten 
Arien  werden  mit  Angaben  über  Vorkommen,  Lebensweise 
u.  s.  w.  begleitet  und  zum  Theil  in  ihrer  Synonymie  erör- 
tert;  besonders  wird  in  letzterer  Hinsicht  auf  Fabricius 
Fauna  Groenlandica  verwiesen.  Zwei  Cryptus -Arten  und 
1  Curculionide  werden  als  neu  beschrieben. 

Kawall  setzte  seine  „Entomologischen  Notizen  aus 
Kurland"  in  der  Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  65 — 72  fort.  Verf. 
macht  Mittheilungen  über  das  Vorkommen  und  die  Lebens- 
weise von  11  verschiedenen  Coleopteren ,  über  die  Zucht 
von  6  verschiedenen  Ichneumoniden ,  über  die  Larven  von 
4  Tenthredineten  und  ihre  Verwüstungen,  über  Oryssus  co- 
ronatus,  dessen  Weibchen  Pfosten  aus  Kiefernholz  anbohr- 
ten, über  eine  dem  Falter  nach  unbekannte  Tortrix- Raupe, 
die  in  den  Schoten  der  Erbse  lebt,  über  Dipteren- Maden 
unter  der  Haut  des  Menschen  u.  a.  —  Zugleich  erwähnt 
er  einer  Monstrosität  von  Ampedus,  dessen  rechte  Antenne 
eine  sechsgliedrige  Abzweigung  zeigte. 

A.  Becker  (Bullet,  d.  na.tur.  de  Moscou  1858.  IIL 
p.l59 — 187)  machte  wiederholt  naturhistorische  Mittheilungen 
aus  d.  J.  1856 — 57  aus  der  Umgegend  von  Sarepta.  Ein 
reichhaltiges  Verzeichniss  von  Sareptaner  Insekten  aller  Ord- 
nungen, welche  nach  dem  Datum  ihres  Erscheinens  aufge- 
führt sind  und  bei  denen  jedesmal  die  Pflanzen,  von  denen 
sie  sich  ernähren  oder  auf  denen  sie  anzutreffen  sind,  er- 
wähnt werden,  hndet  sich  daselbst  zusammengestellt;  die 
Schmetterlingsfauna  von  Sarepta  wird  durch  Nachtragung 
der  neu  entdeckten  Arten  vervollständigt.  Auch  über  die 
Wirkung  einiger  Pflanzensäfte  auf  das  Leben  der  Insekten 
giebt  der  Verf.  sowohl  hier  als  in  der  Entomol.  Zeitung  XIX. 
p.  429  Notizen. 

Kolenati's  Zusammenstellung  der  Insektenfauna  des 
Caucasus  erhielt  im  8.  Fascikel  seiner  Meletemata  entomo- 
logica  (Bulletin  des  natur.  de  Moscou  1858.  I— IV)  eine  Fort- 

Avchiv  f.    Naturg.  .Jahrg.  XXV.  2.  Bd.  W 


338     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Setzung-  durch  eine  Uebersicht  über  die  daselbst  vorkom- 
menden Curculionen. 

Kurze  Notizen  über  Lebensweise  und  Vorkommen 
einer  Reihe  von  Niederländischen  Insekten  aus  den  Ordnun- 
gen der  Coleopteren,  Hemipteren,  Hymenopteren  und  Dipte- 
ren theilte  Six  (Tijdschrift  voor Entomologie  II.  p.  14 ff.)  mit. 

In  den  Annales  de  la  soc.  entomol.  VI.  p.  871  — 893  ist 
von  Laboulbene  ein  Namensverzeichniss  der  von  der 
Pariser  Entomologen  -  Versammlung  auf  der  Grande -Char- 
treuse erbeuteten  Insekten  aus  den  Ordnungen  der  Coleo- 
pteren, Orthopteren  (wenige)  und  Lepidopteren  zusammen- 
gestellt worden. 

L.  Mo  eller:  „Die  Käfer-  und  Schmetterlingsfauna 
von  Marienbad  in  Böhmen"  (Zeitschrift  f.  d.  gesammt.  Na- 
turwiss.  XI.  p.  436 — 446)  gab  eine  systematische  Aufzäh- 
lung von  etwa  ^00  Coleopteren  und  gegen  200  Lepidopte- 
ren ,  die  an  der  genannten  Lokalität  von  ihm  aufgefunden 
wurden. 

Carusi  hat  in  einer  kleinen  Schrift  ,,Tre  passeggiate 
al  Vesuvio"  (Napoli  1858.  8.  44  pag.)  des  schon  mehrfach 
beobachteten  Phänomens  Erwähnung  gethan  ,  dass  nach 
Eruptionen  des  Vesuv  zahlreiche  Insekten  aller  Ordnungen 
den  in  der  Nähe  des  Kraters  befindlichen  Fumarolen  zuflie- 
gen und  dort  ihren  Untergang  finden.  Am  zahlreichsten 
und  zugleich  wegen  ihrer  harten  Bekleidung  am  besten 
conservirt  sind  die  Käfer,  deren  sich  eine  Anzahl  von  Ar- 
ten aus  verschiedenen  Familien  dort  auffinden  Hess;  von 
den  übrigen  Ordnungen  waren  die  Hymenopteren  am  stärk- 
sten vertreten  ,  die  anderen  nur  durch  wenige  Arten.  Es 
scheint  als  triebe  ein  unwiderstehliches  Verlangen  diese 
Thiere,  in  den  Flammen  ihren  Tod  zu  finden. 

Von  Waga  („Sur  la  pretendue  pluie  d'Insectes,"  Re- 
vue et  Magas.  de  Zoologie  X.  p.  261  ff.)  wurde  wieder  ein- 
mal das  massenhafte  Auftreten  von  Telephorus -Larven  im 
Januar  auf  der  Oberfläche  des  Schnees ,  bei  Warschau  von 
ihm  beobachtet,  zur  Sprache  gebracht.  Er  ist  der  An- 
sicht, dass  die  Larven  nicht  durch  einen  Orkan  auf  die 
Oberfläche  des  Schnees  geschleudert  werden,  sondern  dass 


im  (iebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        339 

sie  bei  ihrer  geringen  Empfindlichkeit  gegen  Kälte  und 
ihrer  Lebensweise  an  der  Oberfläche  des  Erdbodens  her- 
vorgelockt werden,  sobald  nach  einem  Schneefalle  plötzlich 
eine  gemässigte  Temperatur  eintritt. 

Au  de  (Compt.  rendus  T.46.  p.  1055)  machte  der  Akad. 
d.  Wissensch.  zu  Paris  eine  Mittheilung  über  einen  von 
ihm  in  der  Vendee  beobachteten  Insektenregen.  Am  5ten 
März  beobachtete  er,  dass  auf  seinen  Wagen,  neben  dem 
er  herging,  von  Zeit  zu  Zeit  Insekten  niederfielen,  die  den 
Heimchen  glichen  ( „dem  Heimchen  mehr  als  der  Felid- 
grille")  ;  alle  waren  von  gleicher  Grösse,  Farbe  und  Form, 
von  der  Kälte  erstarrt,  erholten  sich  aber,  wenn  man  sie 
in  die  Hand  nahm. 

Motschulsky  hat  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Paris 
einen  Artikel :  „Sur  l'insecte  qui  a  perfore  les  balles  en 
plomb  de  l'armee  frangaise  en  Crimee"  eingesandt,  welcher 
in  den  Comptes  rendus  T.  46.  p.  1211  im  Auszuge  mitge- 
theilt  ist,  aber  nichts  wesentlich  Neues  enthält. 

Guibourt,  „Notice  sur  une  matiere  pharmaceutique 
nommee  le  Trehala,  produite  par  un  insecte  de  la  famille 
des  Charangons  (Comptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  T.46. 
p.  1213  ff.)  theilte  der  Pariser  Akademie  der  Wissensch.  mit, 
dass  in  Syrien  eine  Larinus  -  Art  an  ihrer  Nahrungspflanze 
(Gattung  Echinops,  zu  den  Cynareen  gehörig)  grosse  kug- 
lige  Anschwellungen  erzeuge,  in  deren  Inneren  sich  die 
Larve  entwickelt.  Das  Mark  dieser  die  Grösse  einer  Olive 
erreichenden  Auswüchse  ist  reich  an  Zucker,  wenn  auch 
Amylum  den  vorwiegenden  Bestandtheil  abgiebt.  In  der 
Persischen  Pharmacopöe  ist  dieser  Zucker  schon  seit  lange 
unter  dem  Namen  Schakar  el  ma-ascher  (JVestzucker) 
bekannt. 

H  e  e  g  e  r  hat  seine  seit  einer  längeren  Reihe  von 
Jahren  gelieferten  „Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  In- 
sekten" mit  einer  ITten  Fortsetzung  in  den  Sitzungsberich- 
ten der  math.- naturw.  Classe  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu 
Wien,  29.  Bd.  p.  100—120  weitergeführt.  Dieselbe  enthält 
die  Darstellung  der  ersten  Stände  von  sechs  verschiedenen 
Coleopteren. 


340     Gerstaecker:   Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

L'Insecte,  par  J.  Mi  dielet  (Paris  1858.  8.  401  pag.)^ 
auch  in  deutscher  Uebersetzuno-  unter  dem  Titel :  ..Das  In- 
sekt, naturwissenschaftliche  Beobachtungen  und  Reflexionen 
über  das  Wesen  und  Treiben  der  Insektenwelt,  von  J.  Mi- 
ch e  1  e  t ,  mit  einem  VorA\  orte  von  B  1  a  s  i  u  s"  (Braunschweig 
1858.  12.  384  pag.)  erschienen,  ist  eine  populär  abgefasste 
Schrift,  welche  sich  mit  zum  Theil  recht  originellen  Be- 
trachtungen über  die  Inseklenwelt  beschäftigt.  Von  den 
drei  Capiteln  ,  in  welche  das  Buch  zerfällt ,  geht  das  erste 
auf  die  Metamorphose,  das  zweite  auf  die  Beziehungen  der 
Insekten  zur  Aussenwelt,  den  von  ihnen  gestifteten  Nutzen, 
ihre  Kunstfertigkeiten,  Produkte  u.  s.  w.,  das  dritte  auf  die 
Insektenstaaten  (Termiten,  Ameisen,  Bienen,  Wespen)  ein. 

Von  Lewysohn  sind  in  seiner  „Zoologie  des  Tal- 
muds" (1858.  8.)  auch  die  im  Talmud  erwähnten  Insekten 
einer  näheren  Erörterung  unterzogen  worden. 

Fossile  Insekten  verschiedener  Gattungen  aus  der  Braun- 
kohle von  Sieblos  wurden  von  v.  Heyden  (Meyer  und 
Dunker,  Palaeontographica  V,  5.  p.  115— 120.  Taf.  23)  be- 
schrieben und  abgebildet.  Von  Coleopteren :  Bupestris 
Meyeri ,  senecta ,  Bruchus  decrepitus ,  Molytes  Hassenkampi^ 
Pissodes  cff'ossiis.  Von  Hemipteren :  Leptoscelis  humata^  Ly- 
gaeus  fossitius.  Von  Hymenopteren :  Bracon  macrostigina. 
Von  Dipteren :  Larve  von  Tipula  ?  und  Dolichopus  ? 

Diesen  schliessen  sich  die  Beschreibungen  von  zwei 
Libellen,  ebenfalls  aus  der  Braunkohle  von  Sieblos  (ebenda 
p.  121.  Taf.  24)  durch  Hagen  an,  welche  mit  dem  Namen 
Heterophlebia  jucunda  und  Lestes  vicina  belegt  sind:  end- 
lich auch  (ebenda  p.  125.  Taf.  25)  Ascalaphus  proavus  Hagen 
aus  der  Rheinischen  Braunkohle. 

Czech,  „Ueber  die  Entwickelung  des  Insektentypus 
in  den  zoologisclien  Perioden"  (Broschüre  in  8.  14  S.)  lie- 
ferte den  Nachweis,  dass  die  untergegangenen  Insekten- 
formen keineswegs  der  A  ga  s  siz'schen  Theorie  entspre- 
chend in  Vergleich  mit  den  lebenden  als  unvollkommen  or- 
ganisirt  angesprochen  werden  können;  es  habe  sich  weder 
die  II  e  e  r'sche  Ansicht,  wonach  der  Stcinkohlenperiode  nur 
ametabolische  Insekten  eigen  seien,    bestätigt,  noch  sei  es 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.         341 

durch  die  Erfahrung  festgestellt,  dass  die  Insekten  der  äl- 
testen Perioden  den  Larvenformen  der  jetzt  lebenden  ent- 
sprächen. 

In  bibliographischer  Beziehung  ist  auf  die  Mittheilun- 
gen hinzuweisen,  welche  Hagen  (Entomol.  Zeitung  XIX. 
p.  303  ff.)  über  die  Insekten-Abbildungen  der  beiden  Hoef- 
nagel  in  ihren  Bilderwerken  „Archetypa"  und  ..Diversae 
Insectoruni  volatilium  icones-  v.  J.  1592  und  1630  machte. 
In  letzterem  Werke  sind  340  verschiedene  Insekten  aus 
allen  Ordnungen  abgebildet  und  zwar  sind  davon  334  Nord- 
deutsche Arten. 

Orthoptera. 

Für  diese  Ordnung  haben  wir  zunächst  zwei  gleich 
ausgezeichnete  und  wichtige  monographische  Arbeiten  aus 
d.  J.  1858  zu  erwähnen  ,  auf  welche  unter  den  Familien, 
die  in  ihnen  behandelt  werden,  näher  einzugehen  ist:  1) 
Den  speciellen  Theil  der  Monographie  der  Termiten  von 
H.  Hagen  im  12.  Bande  des  Linnaea  entomologica ,  wie 
der  erste  Theil,  der  hier  noch  mit  reichhaltigen  Nachträgen 
versehen  wird,  ein  Muster  für  monographische  Arbeiten 
überhaupt.  2)  Die  Fortsetzung  der  von  de  Seiys-Long- 
champs  und  Hagen  unternommenen  Bearbeitung  der 
Odonaten  mit  der  ..Monographie  des  Gomphines,'-  im  Uten 
Bande  der  Memoires  de  la  soc.  royale  des  sciences  de  Liege 
enthalten  und  zugleich  im  Separatabdruck  (8.  460pag.  c.23 
tab.  lith.)  erschienen. 

Von  faunistischen  Beiträgen  ist  ebenfalls  der  wichtigste 
von  Hagen  in  der  „Synopsis  der  Neuropteren-Fauna  Cey- 
lon's^  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  1858.  p.  471  ff.) 
geliefert ,  in  welcher  neben  den  eigentlichen  Neuropteren 
auch  die  Pseudo-Neuropteren  berücksichtigt  sind.  Es  wer- 
den darin  die  bereits  bekannten  Arten  mit  Beifügung  der 
Synonymie  aufgezählt,  die  neuen  durch  ausführliche  Dia- 
gnosen eingeführt;  im  Ganzen  sind  bis  jetzt  6  Termiten,  1 
Embide,  11  Psociden,  3  Perlarien,  10  Ephemeriden  und  28 
Odonaten  bekannt  geworden.      In  letzterer  Familie  hat  der 


342     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Verf.  die  Beschreibung  der  neuen  Arten  für  die  in  Aus- 
sicht stehende  Monographie  verschoben;  unter  den  Psoci- 
den,  Perlarien  und  Ephemeren  sind  die  meisten  Arten  neu. 
Für  die  Europäische  Orthopteren -Fauna  (im  älteren 
Sinne)  ist  das  von  R.  Türk  von  Neuem  zusammengestellte 
systematische  Verzeichniss  der  in  Oesterreich  unter  der 
Enns  bis  jetzt  aufgefundenen  Orthopteren  (Wien.  Entomol. 
Monatsschr.  II.  p.  361—381)  nicht  ohne  Interesse,  indem  es 
wenigstens  gegen  das  ältere  von  K  o  1 1  a  r  durch  eine  An- 
zahl neuer  Arten  bereichert  ist.  Von  den  79  aufgeführten 
Arten  kommen  4  auf  die  Forficulinen ,  6  auf  die  Blattarien, 
1  auf  die  Mantoden ,  7  auf  die  Grylloden  ,  24  auf  die  Lo- 
custarien  und  37  auf  die  Acridier.  Angaben  über  spezielle 
Fundorte,  Lebensweise,  massenhaftes  Auftreten  einzelner 
Arten  u.  s.  w.  sind  dem  Verzeichnisse  beigefügt. 

Eine  Aufzählung  von  14  in  den  östlichen  Pyrenäen  gesammel- 
ten Orthopteren- Arten ,  die  durch  Brisout  de  Barneville  (An- 
nales de  la  soc.  entoni.  VI.  p.  157)  nur  namentlich  angeführt  sind,  ist 
unwichtig,  da  die  verzeichneten  Ai  ten  meistens  gemeine  und  weit  ver- 
breitete sind. 

ÄCridiodea.  Fairmaire  machte  (Archives  entomol.  II.  p.  259. 
pl.  9.  fig.  2)  Acvidinm  apicicorne  n.  A.  vom  Gabon  bekannt,  welche 
dei'  Gattung  Poecilocera  angehört. 

K  0  1 1  a  r  berichtete  in  einem  „Beitrag  zur  Geschichte  schädli- 
cher Heuschrecken"  (Verhandl.  d.  zoolog.  -  botan.  (iesellsch.  zu  \>ien 
1858.  p.  321  ff.)  über  einige  Fälle  massenhaften  Auftretens  von  Acri- 
diern.  —  Üor  (Bullet,  d.  1.  soc.  entom.  p.  224)  gab  ebenfalls  eine 
Kotiz  übei'  Hcuschreckenschwärme  des  Acridium  migratorium  in  der 
französischen  Schweiz,  und  Yersin  erörterte  denselben  Gegenstand 
in  eingehenderer  Weise  in  der  Bibliothcque  univ.  de  Geneve,  Scienc. 
phys.  et  natur.  ,  nouv.  per.  III.  p.  267 — 286  („Note  sur  le  Pachytylns 
migratorius"),  zugleich  auf  die  Eigenlhümlichkeiten  in  der  Lebensweise 
des  Thieres,  die  er  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  eingehend. 

LOCUStariae.  Ephippiger  erinacevs  Fairmaire  (Archives  en- 
tomol. II.  p.  260.  pl.  9.  fig.  1)  ist  eine  neue  Art  vom  Gabon,  die  der 
Gattung  lletrodes  beizuzählen  ist. 

Die  von  Yersin  schon  früher  diagnosticirle  Pterulepis  alpina 
von  den  höchsten  Alpen  wurde  vom  Verf.  in  den  Annales  de  la  soc. 
entomol.  VI.  p.  111 — 122  jetzt  ausführlich  beschrieben  und  auf  pl.  4 
abgebildet;  auch  die  Lebensweise,  der  Frass  ,  die  Begattung,  so  wie 
die  Larvenformen   der  Art  werden  näher  erörtert. 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des   Jahres  1858.       343 

Gryllodea.  Von  Fairmaire  (Archives  entomol.  II.  p.  257  f.) 
wurden  Gryllus  acuminipennis  und  Uomoeogryllus  tricmidatus  als  neue 
Arten   vom  Gabon  beschrieben. 

Yersin,  „Note  sur  les  niues  du  grillon  champetre"  (Bulletin 
de  la  SOG.  Vandoise  des  scienc.  natur,  n.  43)  hat  die  Häutunf^en,  wel- 
che Gryllus  cainpestris  vom  Ausschlüpfen  aus  dem  Eie  bis  zum  Sta- 
dium der  Nymphe  durchmacht,  genau  verfolgt  und  die  allmählichen 
Veränderungen,  welche  in  Form  und  Färbung  des  Thieres  nach  jeder 
dieser  Häutungen  erfolgen ,  eingehend  erörtert.  Die  Häutung  erfolgt 
ziemlich  regelmässig  nach  einem  Zeiträume  von  14  Tagen;  nach  der 
neunten  überwintert  das  Thier  und  wird  im  nächsten  Frühjahre  durch 
die  zehnte  zur  Nymphe. 

Blattariae.  Wo  Ilaston  diagnosticirte  (Annais  and  magaz.  of 
nat.  bist.  3.  ser.  L  p.  21)  Blatta  ericetorum  als  n.  A.  von  Madeira. 

Termitina.  Der  zweite  Theil  der  im  Jahresberichte  1855-  p.  93 
angezeigten  Monographie  der  Termiten  von  Hagen  ist  im  12.  Bande 
der  Linnaea  entomologica  p.  1 — 342  mit  Taf.  1 — 3«  erschienen.  Der 
Verf.  beginnt  denselben  mit  einer  speziellen  Beschreibung  der  bis  jetzt 
bekannt  gewordenen  Gattungen  und  Arten  ,  der  lebenden  sowohl  als 
der  fossilen,  auf  240  Seiten.  Nach  einer  eingehenden  Schilderung 
des  äusseren  Körperbaues  der  Familie  im  Allgemeinen  hebt  der  Verf. 
diejenigen  Merkmale  hervor  ,  welche  zur  Unterscheidung  der  Arten 
und  zur  Errichtung  von  Gattungen  besonders  wichtig  und  brauchbar 
sind;  sodann  werden  die  verschiedenen  Formen  des  Termitenstaates 
in  ihren  äusseren  Eigenthümlichkeiten  näher  betrachtet  und  nach  dem 
gegenwärtigen  Standpunkte  der  Kenntniss  über  dieselben  folgender- 
massen  festgestellt:  1)  König  und  trächtige  Königin.  2)  Geflügelte 
Imago ,  mas  et  fem.  3)  Nymphen  derselben,  mas  et  fem.  4)  Nym- 
phen derselben  mit  kurzen  Flügeldecken,  mas  et  fem.  5)  Larven  der- 
selben ,  mas  et  fem.  6)  Arbeiter,  mas  et  fem.  (nach  Lespes).  7) 
Larven  derselben.  8)  Arbeiter  nasuti.  9)  Soldaten,  mas  et  fem.  (nach 
Lespes).  10)  Larven  derselben.  11)  Soldaten  nasuti.  12)  Solda- 
ten-Nymphen mit  kurzer  Flügelscheide.  Zu  bemerken  ist  übrigens, 
dass  nicht  alle  diese  Formen  wie  z.  B.  die  Nasuti  allgemein  bei  den 
Termiten  vorhanden  ,  sondern  nur  bestimmten  Gruppen  eigenthünilich 
sind.  —  Die  Zahl  der  im  speciellen  Theile  beschriebenen  Arten  be- 
läuft sich  auf  98,  welche  auf  die  vier  vom  Verf.  angenommenen  Gat- 
tungen folgendermassen  vertheilt  sind  :  Calotermes  20  ,  Termopsis  6, 
Hodotermes  13  und  Termes  60;  von  letzteren  kommen  27  auf  die 
Untergattung  Termes  sens.  strict. ,  30  auf  die  Untergattung  Eutermes 
und  3  diwi  Rhino  termes ;  ebenso  werden  von  Hodotermes  zwei  Arten 
als  besondere  Untergattungen  mit  den  Namen  Forolermes  und  Stolo- 
termes  abgezweigt.     Die  Gattungen    sind  in  der  Weise  unterschieden, 


344     Gerstaecker:  Bericht  üb.  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

dass  bei  Calotermes  und  Terniopsis  ein  Haftlappen  zwischen  den  Klauen 
vorhanden  ist,  der  bei  Hodoternies  und  Ternies  fehlt;  Calotermes  ist 
durch  das  Vorhandensein  der  Kebenaugen  von  Terniopsis,  wo  diesel- 
ben fehlen,  unterschieden;  bei  Hodoternies  fehlen  dieselben  ebenfalls, 
und  das  Rand feld  der  Flügel  ist  geädert,  bei  Ternies  sind  Kebenaugen 
vorhanden  und  das  Randfeld  ungeadert.  —  Von  den  98  Arten  sind 
14  fossil  (2  Calotermes,  3  Terniopsis,  4  Hodoternies  und  5  Ternies) 
und  32  dnit  einer  Ausnahme  lebende)  zuerst  vom  Verf.  beschrieben 
worden.  Die  Synonymie  der  bekannten  Arten  befand  sich  in  einer 
gränzenlosen  Verwirrung,  ist  aber  dadurch,  dass  dem  Verf.  fast  sänimt- 
liche  Typen  zum  Vergleiche  vorlagen,  vollständig  durch  ihn  gesichtet 
worden;  da  die  Bearbeitung  der  Arten  sich  zugleich  fast  auf  das 
gesammte  in  den  Europäischen  Sammlungen  vorhandene  Material  von 
Termiten  stützt,  ist  durch  dieselbe  ein  ziemlich  vollständiger  Abschluss 
der  gegenwärtig  bekanntgewordenen  erzielt.  —  Die- drei  ^om  Verf. 
selbst  meisterhaft  gezeichneten  Tafeln  geben  eine  Darstellung  von 
einer  Anzahl  Soldaten  und  Arbeiter  nasuti,  Larven  und  Nymphen  ver- 
schiedener Arten  (Taf.  1),  der  verschiedenen  Oberflügel-Typen  (Taf.  2), 
des  Kopfes  und  Prothorax  von  35  Arten  so  wie  einer  Königin  (Taf.  3). 
~  Nachdem  der  Verf.  an  die  Beschreibung  der  Arten  noch  eine 
Uebersicht  über  die  geographische  Verbreitung  derselben  geschlossen 
hat,  liefert  er  (p.  246—339)  abermals  einen  reichhaltigen  Nachtrag  für 
die  Literatur  des  Gegenstandes  ;  in  dem  biologischen  Abschnitte  wird 
hier  ganz  besonders  auf  die  neuerdings  von  Bat  es  am  Amazonen- 
strome  gemachten  Beobachtungen  unter  specieller  Heranziehung  der 
von  demselben  eingesandten  Objekte  ausführlich  eingegangen  ,  im 
anatomischen  einerseits  eine  Darstellung  der  vom  Verf.  selbst  in  P  e- 
ters  Reise  nach  Mosambique  gelieferten  Termiten  -  Anatomie  repro- 
ducirt,  andererseits  die  bekannte  Lespes'sciie  Arbeit  über  denselben 
Gegenstand  ausführlich  besprochen. 

Eine  in  der  Monographie  noch  nicht  enthaltene  Art  von  Ceylon. 
Termes  umhilicatus  wird  von  demselben  Verf.  (Veihandl.  d.  zoolog— 
botan.  Gesellsch.  in  Wien  1858.  p.  472)  diagnoslicirt  und  Termes 
monoceros  König  (ferruginosiis  Latr.  ?)    von  Neuem   festgestellt. 

Perlariae.  Ferla  testacea  und  Ckloropetlci  limosa  Hagen  sind 
neue  Arten  von  Ceylon  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan.  Gesellsch.  1858. 
p.475). 

FSOCidae.  Psocus  Taprobanes  ,  obUtus  ,  consitus ,  frimacitlalvs, 
obtusus,  elongatiis  und  chlorolicus  mit  geschlossener,  viereckiger  Dis- 
koidalzelle  ,  aridus  mit  offener  Diskoidalzelle ,  coleoptratus  und  do- 
labratus ,  ein  eigenes  neues  Subgenus  bildend ,  infvUx  (desgleichen) 
wurden  als  neue  Arten  aus  Ceylon  von  Hagen  (Verhandl.  d.  zoolog. - 
botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858.  p.  473  (f.),  diagnosticirt. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        345 

Labiduroidca.  Zwei  neue  Afrikanische  Arten  sind :  Forficnla 
edentula  WoUaston  von  iMadeira  (Annais  and  magaz.  of  nat.  hist. 
3.  ser.  I.  p.  20)  und  For/icw/a  p/f/<ifi«7rt  Fairmaire  (Archives  eiitomol.  II. 
p.  257.   pl.  9.  fig.  3)  vom  Gabon. 

Thysanura.  Kolenati  lieferte  (Sitznngsberiche  der  math.-na- 
turw.  Classe  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien.  29.  Bd.  p.  241)  Be- 
schreibung und  Abbildung  von  zwei  neuen  Oesterreichischen  Poduri- 
den :  Amirophorus  Kollari  vom  Schne^  der  Steyerischen  Hochalpen 
und  Tritomurvs  macrocephalus  aus  der  Slouper  Höhle  in  Mähren.  Er 
bemerkt  zugleich  ,  dass  die  Geschlechtsöifnung  bei  den  Poduren  an 
der  Basis  des  Abdomen  (auf  der  Unterseife)  liege  ,  und  dass  das  dort 
von  Burmeister  angegebene  cylindrische  Organ  der  Penis  des 
Männchens  sei  ;  Stigmen  sind  bei  den  Poduren  nach  ihm  drei  Paare 
vorhanden  ,  welche  den  Thoraxstigmen  der  übrigen  Insekten  ent- 
sprechen. 

Derselbe  (Wien.  Entomol.  Monatsschr.  II.  p.  129)  gab  unter 
dem  Titel  :  „Systematische  Uebersicht  der  Thysanuren"  einen  Abdruck 
von  INicolet's  Essai  sur  une  Classification  de  l'ordre  des  Thysanures 
mit  Einschaltung  einiger  seitdem  bekannt    gewordener  Formen. 

Fr.  Loew,  „Ueber  das  Erscheinen  eines  Schneeflohes  in  Kärn- 
then"  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  in  Wien  1858.  p.  564  f.). 
Die  Art  ist  Achorutes  murorum  Gerv.,  welche  gleichzeitig  3000'  hoch 
in   Kärnthen  und  in  der  Ebene  bei  Wien  in  Menge  beobachtet  wurde. 

PhySOpoda.  E.  Regel  (Bullet,  phys.  math.  de  lacad.  de  St. 
Petersbourg  1858.  p.  333  f.)  veröüentiicht  eine  Beschreibung  und  Ab- 
bildung im  Holzschnitte  von  einem  „noch  unbesciiriebenen  Thrips, 
der  die  Gewächshauspflanzen  in  den  St.  Petersburger  Gärten  bewohnt." 
Derselbe  ist  Thrips  Dracaenae  genannt ,  Vi  Linie  lang  und  bräunlich 
gefärbt. 

Ephemeridae.  Von  Hagen  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Ge- 
sellsch. zu  Wien  1858,  p.  476  ff.)  wurden  folgende  neue  Arten  aus 
Ceylon  diagnosticirt :  Fotcimanthus  fasciatus ,  anmdatus  ,  femoralis, 
Cloe  tristis ,  consueta  ,  solida  ,?  signata  und  marginalis. 

Libellulinae.  de  Selys-Longchamps  und  Hagen's  Mono- 
graphie des  Gomphines,  welche  schon  durch  die  im  J.  1854  erschie- 
nene Synopsis  des  Gomphines  des  ersteren  der  beiden  Verf.  einge- 
leitet war,  ist  jetzt  im  11.  Bande  der  Memoires  de  la  soc.  roy.  des 
Sciences  de  Liege  (1858.  460  pag.  23  tab.  lith.)  vollständig  erschie- 
nen; (die  unter  gleichem  Titel  herausgegebenen  Separat  -  Abdrücke 
tragen  als  Datum  des  Erscheinens:  November  1857).  Die  Arbeit 
schliesst  sich  sowohl  in  ihrer  Anlage  als  in  der  Ausarbeitung  der 
Einzelnheiten  genau  der  Monographie  der  Calopteryginen  an;  auch 
für  die  vorliegende  haben  die  Verf.   ein  ausserordentlich  reiches  Ma- 


346  G  e  rs  t  a  e  ck  e  r  :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

terial  —  wohl  ziemlich  das  ganze  überhaupt  in  Europa  existirende  — 
unter  Augen  gehabt  und  dasselbe  mit  einer  Ausführlichkeit  und  Ge- 
nauigkeit untersucht  und  beschrieben  ,  wie  es  bis  jetzt  kaum  für 
irgend  eine  andere  Abtheilung  der  Insekten  geschehen  ist.  In  der 
Abgränzung  der  Gattungen  und  Untergattungen  sind  gegen  die  Sy- 
nopsis der  Familie  einige  Modifikationen  vorgenommen,  indem  die 
Zahl  der  ersteren  von  16  auf  12  reducirt,  die  der  letzteren  von  35 
auf  37  erhöht  worden  ist.  Die  früheren  Galtungen  Heteiogomphus, 
Onychogomphus  und  Ophiogomphus  sind  nämlich  jetzt  mit  Gomphus 
wieder  vereinigt  worden,  so  dass  letztere  jetzt  66  Arten,  die  auf  15 
Untergattungen  vertheilt  sind,  umschliesst;  ebenso  ist  die  Gattung  The- 
caphora  mit  Cordulegaster  verschmolzen  worden.  Die  Gesammtzahl 
der  von  den  beiden  Verf.  beschriebenen  Arten  beträgt  mit  Einschluss 
von  10  nachtriiglich  in  einem  Anhange  bekannt  gemachten  133,  von 
denen  jedoch  einige  vielleicht  einzuziehen  sind ;  derselbe  Anhang 
enthält  ausserdem  erneuete  Beschreibungen  von  10  Arten ,  welche 
vordem  nur  unvollständig  bekannt  waren.  Die  geographische  Ver- 
breitung der  Arten  und  Galtungen  ist  auch  hier  in  einem  besonderen 
Abschnitte  übersichtlich  zusammengestellt.  Eine  Hauplzierde  des  Wer- 
kes bilden  die  sehr  zahlreichen,  von  Hagen  sehr  schön  und  genau 
ausgeführten  Abbildungen  der  die  hauptsächlichsten  Art-Unterschiede 
darbietenden  Geschlechtsringe  des  Hinterleibs  mit  ihren  Copulations- 
Apparaten,  so  wie  der  Mundtheile,  welche  22  Tafeln  ausfüllen;  eine 
Tafel  ist  ausserdem  einer  Daistellung  der  Haupttypen  des  Flügelge- 
äders  gewidmet. 

Von  Uhler  („üescriptions  of  new  species  of  IXeuroplerous  In- 
sects,  collected  by  the  North  Pacific  Expioring  Expedition  under  Capf. 
John  Rodgers  ,"  Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1858. 
p.  29  f.)  wurden  Libellida  Japotiica ,  phalerala  ,  speciosa  und  Cor- 
dulia  viridi-aenea  n]s  neue  Arten  aus  Japan  beschrieben. 

In  einem  „Beitrage  zur  Odonaten -Fauna  des  Russischen  Rei- 
ches" (Stettin.  Entomol  Zeitung  XIX.  p.  96— 101)  zählte  Hagen  neun 
am  Flusse  Wilai  in  Sibirien  (64°)  gesammelte  Libellen  auf:  2  Libel- 
lula,  1  Cordulia,  1  Epilheca,  2Aeschna,  1  Lestes  und  1  Agrion;  sechs 
dieser  Arten  sind  allgemein  in  Europa  verbreitet  ,  das  Agrion  dage- 
gen neu,  —  Ferner  giebt  der  Verf.  eine  Bestimmung  der  von  Pal- 
las im  Manuskripte  beschriebenen  Russischen  Libellen,  im  Ganzen 
21  Arten;  in  den  meisten  Fallen  Hessen  sich  bekannte  Arten  aus  den 
Pallas'schen  Beschreibungen  mit  Sicherheit  ei kennen. 

de  Sinety,  „Notes  pour  servir  ä  la  faune  du  departement  de 
Seine  et  Marne"  (Revue  et  Magas.  de  Zoologie  X.  p.  67  ff.)  gab  eine 
Aufzählung  der  in  dem  genannten  Departement  von  ihm  beobachte- 
ten Odonaten  nebst  Angaben  über  ihre  Erscheinungszeit  und  ihr  Vor- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  de?  Jahres  185S.     347 

kommen.  Lihellult»  12,  Cordulia  2,  Gomphiis  5,  Aeschna  5,  Anax  1, 
Calopleryx  2,  Lestes  3,  Sympecma  1,  Agrion  9.  Um  die  Fingperiode 
der  einzelnen  Arten  zu  erörtern  ,  stellte  der  Verf.  die  in  der  ersten 
und   letzten  Hälfte  der  3Ionate  3Iai   bis  August  auftretenden  zusammen. 

Neuroptera. 

Ueber  „Russlaiuls  Neuropteren"  hat  Hagen  (Entom. 
Zeit.  XIX.  p.  110 — 134)  in  der  Weise  Nachricht  gegeben, 
dass  er  nach  einer  eingehenden  Besprechung  der  den  Ge- 
genstand behandelnden  Literatur  die  aus  Russland  gegen- 
AYärtig  vorliegenden  Arten  in  systematischer  Reihenfolge 
nach  Familien  ,  Gruppen  und  Gattungen  geordnet  anführt, 
ihre  geographische  Verbreitung  in-  und  ausserhalb  Russ- 
lands durch  Aufzeichnung  der  bis  jetzt  bekannt  gewordenen 
Fundorte  erörtert,  hin  und  wieder  auch  Bemerkungen  über 
Synonymie,  Lebensweise,  Vorkommen  u.  s.  w.  hinzufügt. 
Die  darunter  befindlichen  neuen  Arten ,  die  in  manchen 
Familien  zahlreich  sind  und  bei  den  Phryganiden  z.  B.  ein 
Dritttheil  der  Gesammtzahl  ausmachen,  sind  nur  als  solche 
angeführt  und  mit  vorläufigen  Angaben  über  ihre  Verwandt- 
schaft versehen  ;  nur  eine  ebenfalls  den  Phryganiden  an- 
gehörende neue  Gattung  ist  näher  charakterisirt  worden. 
Die  einzelnen  Familien  sind  in  Russland  folgendermassen 
vertreten:  Phryganiden  89  (Phryganiden  11,  Limnophili- 
den  31,  Chaetopterygiden  1,  Sericostomiden  13,  Hydropti- 
liden  3,  Rhyacophiliden  3,  Hydropsychiden  11,  Mystaci- 
den  14),  Myrmeleoniden  15,  Mantispiden  1,  Dilariden  1, 
Hemerobiden  24,  Sialiden  4 ,  Panorpiden  6.  (Die  Psociden 
sind  noch  nicht  festgestellt,  Termitinen  noch  nicht  in  Russ- 
land aufgefunden.) 

Eine  Uebersicht  der  in  P^ngland  einheimischen  Neuropte- 
ren  mit  Ausschluss  der  Phryganiden  lieferte  derselbe  im 
Entomologisl's  Annual  for  1858.  p.  17— 33  unter  dem  Titel : 
„Synopsis  of  the  British  Planipennes."  Den  Familien,  Grup- 
pen, Gattungen  und  Arten  sind  kurze,  diagnostische  Cha- 
rakteristiken beigefügt,  letztere  ausserdem  mit  den  wich- 
tigsten Synonymen  und  den  speciellen  Fundorten  versehen. 
—  Die  Gesammtzahl  der  in  England  nachgewiesenen  Arten 


348  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

beträgt  44,  wovon  34  auf  die  Hemerobiden  (Myrmeleon  2,  , 
Osinylus  1,  Chrysopa  15,  Sisyra  2,  Alicromus  3,  Hemero- 
biiis  7,  Drepanopteryx  1,  Coniopteryx  3),  5  auf  die  Siali- 
den  (Sialis  1  ,    Rliaphidia  4)    und  5    auf  die  Panorpaten  (1 
Boreus,  4  Panorpa)  kommen. 

Die  schon  oben  erwähnte  „Synopsis  der  Neuropteren 
Ceylons"  von  Hagen  (Yerhandl.  d.  zoolog.  -  botan.  Ge- 
sellsch.  in  Wien  1858.  p.  471—488),  welcher  hauptsächlich 
die  Sendungen  Ceylonischer  Neuropteren  durch  Nie  d  n  e  r  zu 
Grunde  gelegt  sind,  umfasst,  die  Pseudoneuropteren  mit  ein- 
gerechnet, im  Ganzen  94  Arten,  von  denen  56  neu  sind;  für 
die  Ordnung  in  unserm  Sinne  sind  19  Hemerobiden  und  16 
Phryganiden  zu  erwähnen,  welche,  so  weit  sie  als  neu  be- 
zeichnet sind,  gehörigen  Orts  angeführt  werden. 

Catalogue  of  the  specimens  of  Neuropterous  Insects  in 
the  collection  of  the  British  Museum,  by  Dr.  Hagen.  Part  I. 
Termitina.  London  1858.  (8.  34  S.).  —  Dieser  Catalog  ent- 
hält einen  wörtlichen  Abdruck  der  Diagnosen  und  der  Sy- 
nonymie  der  bis  jetzt  bekannten  Arten  aus  der  Ha  gen'schen 
Monographie  der  Termiten,  welche  im  12.  Bande  der  Lin- 
naea  entomologica  enthalten  ist  (siehe  Orthoptera  Ij-,  unter 
alleiniger  Beifügung  von  Angaben  über  die  im  British  Mu- 
seum vorhandenen  Exemplare. 

flemerobini.  Von  Faimiaire  (Archives  e'/itoniol.  II.  p.  261. 
pl.  10.  fig.  1  u.  2}  wurden  ßlcmtispa  <jultula  und  Myrmeleon  Gciboni- 
cus^  letzterer  eine  schöne  Acanthaclisis  von  rothgeiber  Körperfarbung 
und  röthlicheni  Flügelgeäder,  als  neue  Arten  von)  Gabon  beschrieben 
und  abgebildet. 

Hagen  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  481  IT.)  diagnosticirte  Ascahiphus  cevvinns,  Dilas  Metneri,  Chrysopa 
trojjica,  punctala,  Micromerus  linearis,  auslralis  ,  HemeroLius  fron- 
talis, Coniopteryx  cerata  als  n.   A.   von   Ceylon. 

Derselbe  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  12y)  stellte  Dilar  tur- 
cicus  als  neue  Art  aus  der  Türkei  und  Armenien  auf,  durch  den  feh- 
lenden braunen  Punkt  in  der  Mitle  der  Flügel  von  I).  Ncvadensis 
Ramb.    unterschieden. 

Panorpatae.  Eine  neue  Art  isl  Panorpa  leitcoptera  Vhlev  (Tro- 
ceed.  acail.  nat.  scicne.   of  JMiiladelphia  1858.  p.  31)  aus  Jajan. 

Phryganodea.  llagen  (Stett.  Entom.  Zeit.  XIX.  p.  118)  cha- 
rakterisirte    eine    neue  Galtung   Tkaumastes  ,  zur  Gruppe    der  Chaeto- 


im    Gebiete  der  Entomologie    während   des  Jahres  1858.       349 

pterygiden  gehörig,  welche  sich  durch  kurzen,  an  der  Spitze  abge- 
stutzten Leib  und  verkümmerte  Ilinterflügel  auszeichnet.  Die  Vorder- 
flügel sind  beim  Männchen  lang,  schmal,  lanzettlich,  mit  lang  ausgezo- 
gener, zungenförmiger  Spitze,  beim  Weibchen  breit,  stumpf,  die  Spitze 
vorn  schräg  abgestutzt.  Kopf  breit,  kräftig,  Fühler  dick,  länger  als 
die  Flügel;  Maxillartaster  bei  beiden  Geschlechtern  dreigliedrig.  An 
den  Beinen  beim  Männchen  0.2.4,  beim  Weibchen  1.2.4  Sporen; 
Vorderschenkel  des  ersteren  dick,  breit,  Tibia  an  der  Basis  verdickt, 
Tarsus  der  Vorderfüsse  mit  quadratischem  Basalgliede;  die  Miltel- 
schiene  bei  beiden  Geschlechtern  an  der  Basis  mit  einem  Haarzipfel, 
der  Tarsus  unten  lang  behaart.  Art:  Th.  dipterus  von  Irkutsk ,  wird 
später  näher  charakterisirt  werden. 

Derselbe  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
1858.  p.  484  ff.)  beschrieb  als  neue  Arten  von  Ceylon:  Movmonia  ur- 
sina,  Macronema  splendidvm,  nebulosum,  ohliquum,  Ceijlanicum,  fnov. 
subg.)  annulicorne,  Molanna  mixta,  Setodes  Iris.  Ino,  Chimarva  (nov. 
subg.)  auriceps ,  funesla ,  sepulcralis ,  Rhyacophila  castanea  ,  Hydro- 
psyche  Taprobanes  und  mitis. 

Kolenati:  „Beiträge  zu  Oesterreichs  Neuropteren  -  Fauna" 
(Wien.  Enlom.  Monatsschr.  II.  p.  37  ff.)  beschrieb  einige  in  Oesterreich 
vorkommende  Phryganiden  ,  welche  übrigens  sämmtlich  bereits  be- 
kannt sind:  Chimarra  1  A.,  Polycentropus  1  A.,  Tinodes,  Ceraclea  1  A., 
3Iolanna  2  A. ,  Mystacides   und    Setodes  mit  Analyse  der  Arten. 

Derselbe  (ebenda  p.  89.  Taf.  I)  gab  eine  Beschreibung  und 
Abbildung  der  Larve  von  Setodes  hiera  Kol.,  welche  von  ihm  in  der 
Weva^  aufgefunden  wurde,  machte  (p.  254  ff.)  eine  Reihe  synonymischer 
Mittheilungen  über  verschiedene  Phryganiden  und  gab  (p.  277  ff.)  eine 
„Synopsis  prodroma  der  Gattung  llydropsyche ,"  in  welcher  er  acht 
Arten  der  Gattung  unter  eine  analytische  Tabelle  bringt  und  sie  mit 
Synonymen  versieht. 

Coleoptera. 

„Fragments  anatoiTiiques  siir  quelques  Coleopleres"  sind 
von  Leon  Dufour  in  den  Annales  desscienc.  natur.  4.  ser. 
IX.  p.l — 22.  pI.II  veröfTentllclit  worden.  Sie  betreffen  den 
weiblichen  Genitalapparat  von  Hoplia  farinosa  und  die  Di- 
gestions-  und  Geschlechtsorgane  von  Lagria  lata,  Tillus 
transversalis  ,  Misolampus  puncticollis,  Spoudylis  buprestoi- 
des  und  Nephodes  villiger. 

Bei  dem  äusserst  seltenen  Weibchen  der  Hoplia  farinosa  Fab. 
(coerulea  Drury)  zeigen  sich  die  Ovarien  ganz  in  derselben  Weise 
wie  bei  Melolontha    vulgaris  gebildet,    nur  dass   sieben  anstatt  sechs 


350  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Eliröhren  vorhanden,  und  dass  dieselben  drei-  bis  vierfächerig  sind. 
—  Bei  Lagiia  lata  ist  der  Tiactus  intestinalis  etwa  von  doppelter 
Körperlänge,  der  Oesophagus  cylindrisch,  kurz,  ohne  Kropf,  der  Chy- 
lus-Ahigen  lang,  cylindrisch,  ganz  glatt,  der  Darm  dünn,  das  Rectum 
sehr  kurz;  sechs  Vasa  j\laipighi  mit  doppelter  Insertion,  wie  bei  den 
Heteromeren  überhaupt.  Die  Hoden  haben  das  Ansehen  von  zwei 
aus  sehr  zahlreichen  kleinen  ,  kugligen  Samenkapseln  bestehenden 
Trauben  von  bedeutender  Ausdehnung;  die  Vasa  deferentia  entsprin- 
gen an  der  Innenseite  unteihalb  der  Mitte  und  erweitern  sich  nach 
unten  merklich,  indem  sie  unter  S-förmiger  Biegung  sich  zu  einem 
viel  engeren  Ductus  ejaculatoiius  vereinigen  ;  Anhangsdrüsen  (Vesicu- 
les  seminales  Duf.)  sind  zu  zwei  Paaren  vorhanden  ,  fadenförmig,  ge- 
bogen ,  in  die  Vasa  deferentia  dicht  \or  ihrer  Vereinigung  einmün- 
dend. Die  Ovarien  fand  der  Verf.  Alitte  Juni  noch  ganz  unentwik- 
kelt,  zu  Ende  desselben  Älonats  schon  ganz  von  Eiern  entleert,  so 
dass  die  Entwickelung  der  letzteren  sehr  schnell  vor  sich  gehen  muss ; 
die  Ovarien  bestehen  je  aus  zwei  grossen  länglich  -  cylindrischen 
Säcken,  welche  an  ihrer  Peripherie  zahlreiche  und,  wie  es  schien, 
einfächrige  Eiiöliren  erkennen  lassen  und  je  an  einem  Ligamente  auf- 
gehängt sind.  Der  Ovidukt  entsteht  durch  die  Vereinigung  der  aus 
den  vier  Ovaiien  entspringenden  Tuben,  trägt  an  seiner  hinteren 
Wand  die  sehr  grosse,  dünnwandige,  kuglige  Bursa  copulatrix  (wohl 
eher  das  Receptaculum  seminis)  und  der  ^Mündung  derselben  gegen- 
über an  dei-  vorderen  Seite  zwei  schmale  Anhangsdrüsen.  —  Bei  Til- 
lus  transversalis  ist  der  Tractus  intestinalis  von  doppelter  Körperlänge : 
Speicheldrüsen  fehlen,  der  Oesophagus  capillär,  der  Chylusmagen  fast 
gerade,  cylindrisch,  der  Darm  zuerst  eng,  dann  zu  einem  weiten  Coe- 
cum  vom  Lumen  des  Magens  erweiteit,  das  Rectum  scharf  abgeschie- 
den ;  Vasa  Malpighi  nur  zu  vieren  vorhanden,  mit  freiem  Ende.  Die 
Testes  sind  ein  Convolut  des  vielfach  verschlungenen  einfachen  Vas 
deferens  wie  bei  den  Raubkäfern;  ausserdem  finden  sich  drei  Paar 
Anhangsdrüsen  (Vesicules  seminales  Duf.)  ,  von  denen  das  eine  sehr 
gross,  spiralig  gewunden  erscheint  (und  da  es  nach  der  Zeichnung  auf 
pl.  II  durch  Vereinigung  seiner  Ausführungsgänge  den  Ductus  ejacu- 
latorius  abgiebt ,  vielleicht  richtiger  als  die  eigentlichen  Hoden  bu 
betrachten  ist),  die  beiden  anderen  klein,  darmförmig  ,  schlangenför- 
mig  gewunden  sind.  —  Älisolampus  hat  einfache,  fadenförmige  Spei- 
cheldrüsen, einen  sehr  kurzen  Oesophagus,  der  in  einen  schwielig- 
muskulösen Kropf  endigt ,  einen  glatten  Ciiylusmagen  ohne  Papillen 
und  einen  mit  Pin)clia  übereinstimmend  geformten  Darm.  Die  Ovarien 
bestehen  je  aus  einem  Bündel  von  etwa  zwölf  vielkammerigen  Eiröh- 
ren  ;  die  Bursa  copulatrix  (?  nach  der  Zeichnung  pl.  II.  fig,  6  die 
direkte,  retortenartig  erweiterte  Fortsetzung  des  Oviduct)  sehr  gross, 
halbmondförmig    gebogen;    in   das  obere  Ende    derselben  mündet  das 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       o51 

Receptaculum  scminis  mit  einem  kurzen  Ausführungsgang,  seiner- 
seits wieder  niit  zwei  am  Grunde  verdickten  nierenförmigen  Kapseln 
in  Verbindung  stehend.  Als  „Glande  odoririque"  beschreibt  iJut'our 
ferner  ein  paariges,  braungefärbtes  Organ  von  cylindrischer  Foim,  das 
an  der  ßasalhälfle  geringelt  erscheint  unrl  mit  dem  letzten  Abdominal- 
segmente in  Verbindung  steht.  —  Spondylis  bupresloides  zeigt  keine 
besonderen  Eigenthün»lichkeiten  im  Baue  des  üaimkanals  ;  der  Oesopha- 
gus ist  sehr  kurz,  ohne  Kropf,  der  Chyhismagen  glalt,  ohne  bestimmte 
Einschnürungen  (wie  sie  früher  irrtliümlicher  Weise  vom  Verf.  für 
andere  Cerambycinen  angegeben  worden  sind)  ,  das  Intestinum  dünn, 
das  Coecum  keulenförmig  ausgedehnt,  mit  muskulösen  Wandungen, 
das  Rectum  deutlich  abgeschieden.  Die  Hoden  sind  jederseits  zu 
zweien  vorhanden,  sternförmig,  indem  die  länglich  ovalen  Samen- 
kapseln strahlig  um  den  gemeinsamen  Calyx  herumsitzen  ;  die  Vasa 
deferentia  entstehen  aus  den  zuerst  isolirten  beiden  Ausführungsgän- 
gen der  Hoden  und  niünden  zusammen  mit  zwei  Paaren  sehr  langer, 
darmarlig  gewundener  Anhangsdrüsen  (Vesicules  seminales)  in  den 
Ductus  ejaculatorius.  Die  weiblichen  Geschlechtsorgane  gleichen 
denen  des  Ceramb.  heros  und  dei-  übrigen  Longicornen.  —  INephodes 
villiger  hat  einen  Darmkanal  ,  der  mehr  mit  Cistela  als  mit  Helops 
übereinstimmt;  er  ist  von  doppelter  Körperlänge,  die  Speiseröhre  sehr 
dünn,  ohne  Kropf,  der  Chylusmngen  cylindrisch,  glatt,  das  Intestinum 
eine  grosse  Schlinge  bildend,  das  Coecum  erweitert,  das  Rectum  min- 
der dünn  als  das  Intestinum.  Die  Hoden  bestehen  jederseits  aus 
fünf  kugligen  Samenblasen  von  sternförmiger  Anordnung,  das  Vas  de- 
ferens  ist  capillär,  Anhangsdrüsen  zu  zwei  I'aaren  vorhanden.  Die  Ova- 
rien, ähnlich  wie  bei  Blaps  und  Tenebrio,  bestehen  aus  etwa  zwan- 
zig zwei-  bis  dreikammerigen  Eiröhren. 

Eine  Reihe  von  Monstrositäten  an  Käfern  wurde  von 
Gr edler  (Correspondenzblatt  d.  zoolog. -miner.  Vereins  zu 
Regensburg  XII.  p.  194  ff.),  Sartorius  (Wien.  Entom.  Mo- 
natsschr.  II.  p.  49),  Kawall  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  65 ff.) 
und  M  0  c  q  u  e  ry  s  in  einer  besondern  kleinen  Schrift  „Recueil 
de  Coleopleres  anormaux,"  nouvelle  livraison  (Broch.  in  8.), 
welche  Ref.  jedoch  nicht  selbst  hat  einsehen  können,  be- 
kannt gemacht.  Nach  einer  Anzeige  im  Bullet,  de  la  soc. 
entomol.  p.  260  sind  vonMocquerys  acht  abnorm  gebil- 
dete Coleopteren  aus  verschiedenen  Familien  beschrieben 
und  abgebildet  worden. 

Unter  den  von  G  red  1er  erwähnten  Missbildungen  ist  beson- 
ders eine  Strangalia  mit  doppelten  Fühlern  hervorzuheben  ;  das  Basal- 
glied derselben    ist    gabelig    gespalten  und  von    dieser  Gabel    gehen 


352    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

zwei  in  allen  Theilen  vollständige  und  regelrechte  Fühler,  die  dem 
der  anderen  Seite  gleich  sind,  aus.  Ferner  wird  ein  Brachyderes 
incanus  mit  „Maxillen"  von  der  l^änge  einer  Linie  als  besonders  merk- 
würdig bezeichnet;  der  Verf.  hat  aber  wohl  „Mandibeln"  sagen  wol- 
len, da  er  angiebt,  der  Käfer  habe  damit  gebissen.  Endlich  ein  Ca- 
losoma  sycophanta  mit  gäbe! ig  gespaltener  Fühlerspitze.  —  Die  von 
Sartori  US  hervorgehobenen  sind  zwei  Carabus  mit  überbildeten 
Fühlern,  eine  Cetonie  und  eine  Aromia  mit  überzähligen  ganzen  Bei- 
nen, Schienen  und  Tarsen.  —  Der  von  Hawaii  beschriebene  Ampe- 
dus  mit  doppeltem  Fühler  ist  schon  oben  erwähnt  worden. 

Die  Zahl  der  vom  British  Museum  veröffentlichten  Ca- 
taloge,  welche  für  die  Ordnung-  der  Coleopteren  bis  jetzt 
eine  verhältnissmässig-  gering-e  ist,  hat  durch  den  im  J.  1858 
erschienenen  „Catalogue  of  Hispidae  in  the  collection  of  the 
British  Museum,  by  J.  S.  Baly,  Parti"  im  Gegensatze  zu 
den  meisten  bisher  von  dieser  Seite  herausgegebenen  Ver- 
zeichnissen einmal  eine  wirklich  werthvolle  Bereicherung 
erfahren.  Die  Arbeit  ist  in  einem  grösseren  Formate  als 
die  übrigen  Cataloge  des  British  31useum  (nach  Art  von 
Wollaston's  Catalogue  of  Madeiran  Coleoptera)  erschie- 
nen, umfasst  172  Seiten  mit  9  Tafeln  und  liefert  die  erste 
Hälfte  einer  Gattungs  -  und  Artbeschreibung  der  Hispen- 
Gruppe ,  welche  Avegen  der  Sorgsamkeit  ihrer  Abfassung 
ungethcilte  Anerkennung  verdient  und  für  ähnliche  Ver- 
zeichnisse als  Muster  aufgestellt  werden  kann.  Der  Verf. 
bringt  darin  ein  sehr  reiches ,  den  Englischen  Sammlungen 
entlehntes  Material  zur  Kenntniss ,  welches  bei  der  gerin- 
gen Beachtung,  welche  die  Gruppe  der  Hispen  bis  jetzt  bei 
den  Systematikern  gefunden  hat,  zum  grössten  Theile  neu 
oder  wenigstens  nicht  publicirt  ist  und  theilweise  sehr  aus- 
gezeichnete Formen  enthält.  Von  den  früher  beschriebe- 
nen Arten,  deren  Literatur  mit  Fleiss  und  Einsicht  heran- 
gezogen ist,  sind  dem  Verf.  manche  unbekannt  geblieben ; 
die  Zahl  der  beschriebenen  beläuft  sich  auf  über  230, 
welche  in  35  Gattungen  verlheilt  sind.  (Näheres  siehe 
Chrysomelinae  !) 

Von  den  im  letzten  Jahresberichte  erwähnten  mono- 
graphischen Arbeiten  über  einzelne  Familien  oder  die  ganze 
Ordnung  der  Coleopteren    ist  die  „Monographie   des  Cicin- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.     353 

deletes"  von  Thomson  vorläufig-  nicht  weiter  fortgesetzt 
worden,  von  Lacordaire's  Genera  des  Coleopteres  im 
Augenblicke  zwar  schon  der  fünfte  sehr  starke  Band,  so 
wie  von  Candeze's  „Monographie  des  Elaterides"  der 
zweite  Band  erschienen  ,  beide  aber  erst  im  J.  1859  her- 
ausgegeben ,  so  dass  sie  für  den  nächsten  Bericht  aufzu- 
sparen sind.  In  diesem  soll  auch  wieder  über  Jacque- 
lin-du-Val's  „Genera  des  Coleopteres  d'Europe ,"  von 
denen  seitdem  abermals  eine  Anzahl  von  Lieferungen  ver- 
öffentlicht worden  ist,  ein  mehrere  Familien  zusammenfas- 
sendes Referat  gegeben  werden. 

Als  neu  begonnene  Monographie  ist  die  des  Ref.  über 
die  Familie  der  Endomychiden  (Entomographien  I.  Bd.,  Leip- 
zig 1858,  mit  3  Taf.  8.,  433  pag.)  zu  erwähnen. 

Einen  reichhaltigen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Fauna 
verschiedener  Aussereuropäischer  Länder  liefert  die  Reise 
der  Schwedischen  Fregatte  Eugenie,  (siehe  oben,  unter  In- 
sekten!) deren  zweite  im  J.  1858  erschienene  Lieferung 
vorläufig  die  Beschreibung  von  237  neuen  Arten  durch 
Boheman  enthält.  —  Ebenfalls  verschiedenen  Ländern 
gehören  einzelne  vonChevrolat  (Description  de  nouvel- 
les  especes  de  Coleopteres,  Annales  de  la  soc.  entom.  VL 
p.  315  ff.  pl.  8  und  Revue  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  484)  be- 
kannt gemachte  Arten  an. 

Faunistische  Beiträge  für  einzelne  Länder  sind  in  die- 
sem Jahre  in  so  bedeutender  Anzahl  geliefert  worden,  dass 
wir  sie  zur  Erleichterung  der  Uebersicht  nach  den  einzel- 
nen Welttheilen,  resp.  Faunengebieten  anordnen: 
a)  Amerika. 

Die  Kenntniss  der  Nord-Amerikanischen  Coleo- 
pteren- Fauna  ist  abermals  durch  zwei  umfangreichere  Ab- 
handlungen von  Le  Conte  beträchtlich  erweitert  worden: 
1)  Catalogue  of  Coleoptera  of  the  Regions  adjacent  to  the 
Boundary  Line  between  the  United  States  and  Mexico  (Jour- 
nal of  the  academy  of  nat.  scienc.  of  Philadelphia  IV.  1. 
p.  9 — 42.  pl.  4)  und  2)  Description  of  new  species  of  Co- 
leoptera, chiefly  collected  by  the  United  States  and  Mexican 
Boundary  Commission    under   Major  W.  Emory    (Proceed. 

Arohiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  X 


354     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1858.  p.  59 — 89).  Wäh- 
rend in  letzterer  Arbeit  nur  die  Beschreibung  einer  ziem- 
lich ansehnlichen  Zahl  von  neuen  Arten  aus  dem  westlichen 
Nord- Amerika,  Texas,  Calit'ornien  u.  s.  vv.  gegeben  wird, 
stellt  der  Verf.  in  ersterer  ein  sehr  reichhaltiges,  über- 
schläglich wohl  über  900  Arten  umfassendes,  systematisches 
Verzeichniss  derauf  der  Expedition  vom  Mexikanischen  Meer- 
busen in  nordwestlicher  Richtung  gegen  den  Stillen  Ocean 
hin  gesammelten  Coleopteren  zusammen,  demselben  aber- 
mals die  Charakteristik  einer  Reihe  neuer  Arten  und  Gat- 
tungen beifügend.  Zur  Beleuchtung  der  geographischen 
Verbreitung  der  Gattungen  und  Arten,  welche  hauptsächlich 
mit  der  geographischen  Breite  Schritt  hält ,  stellt  der  Verf. 
vergleichende  Tabellen  auf;  während  Arten  von  Neu-York 
und  Neu-Orleans  oft  zugleich  in  Texas  vorkommen,  ver- 
ändert sich  die  Fauna  sehr  merklich  schon  bei  geringeren 
Abständen  nach  Norden  und  Süden.  Eine  die  Abhandlung 
begleitende  Tafel  enthält  die  Darstellung  von  19  meist  schon 
früher  beschriebenen  Arten,  grösstentheils  Carabicinen. 

Aus  dem  südlichen  Theile  C  u  b  a's  machte  Chevrolat 
eine  Anzahl  neuer  Arten  aus  verschiedenen  Familien  be- 
kannt. („Description  de  Coleopteres  de  la  partie  meridio- 
nale  de  l'ile  de  Cuba,"  Revue  et  Magas.  de  Zoologie  X. 
p.  209—212.) 

Für  Süd -Amerika  ist  ausser  der  schon  oben  an- 
geführten de  Castelnau'schen  Expedition  von  Rio -Janeiro 
nach  Lima  ,  in  welcher  manche  neue  und  interessante  Art 
durch  Lucas  bekannt  gemacht  wurde,  eine  von  Fa  Ir- 
ma ire  in  Gemeinschaft  mit  Germain  (Annales  de  la  soc. 
entomol.  VI.  p.  709 — 742)  begonnene  Revision  der  Coleo- 
pteren Chili's  zu  nennen ,  welche  familienweise  unternom- 
men und  mit  Beschreibung  der  neuen  Arten  verbunden 
werden  soll.  Im  Jahre  1858  ist  mit  einer  Uebersicht  der 
Familie  der  Buprestiden  (siehe  diese !)  begonnen  worden. 
b)  Asien. 

Die  Fauna  von  Ostindien  und  Ceylon  ist  in  zwei 
Arbeiten,  die  nicht  blos  bezüglich  ihres  Inhalts,  sondern 
auch  ihrer  Form  nach  sich  nahe  stehen,  behandelt  worden: 


im  fiebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       355 

1)  Cliaracfers  of  some  apparenlly  undescribed  Ceylon -In- 
sects,  Order  Coleoptera,  by  F.  Walker  (Annais  and  magaz:. 
of  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  202—209  u.  p.  280—286).  Kurze 
Diagnosen  einer  grösseren  Anzahl  Ceylonesischer  Käfer  in 
systematischer  Reihenfolge,  vorläuüg  aus  den  Gruppen  der 
Pentanieren  und  Heteromeren ,  die  nur  sehr  leicht  hinge- 
worfen und  zu  einer  Determination  der  Mehrzahl  nach  un- 
brauchbar sind ;  wie  unbekümmert  der  Verf.  dabei  verfährt, 
zeigt,  dass  er  die  Gattung  Atractocerus  zu  den  Vesicantien, 
Allecula  und  Cistela  zu  den  Oedemeriten,  Apate  zu  den  Bo- 
strichiden,  Malthinus  zu  den  Melyriden  stellt. 

2)  Coleopteres  des  Indes  orientales  par  V.  de  Mot- 
schulsky  (Etudes  entomol.  VII.  p.  20— 122) ,  ein  wahres 
Labyrinth  von  neuen  Gattungen  und  Arten,  von  denen  die 
einun  etwas  eingehender ,  die  anderen  ntir  nebenher  und 
vergleichsweise  charakterisirt  Verden  ;  auch  die  Charaktere 
der  Gattungen  sind  meist  nur  leicht  angedeutet.  Eine  bei- 
folgende Tafel,  auf  der  mehrere  Repräsentanten  der  neuen 
Gattungen  theils  ganz  ,  theils  in  einzelnen  Merkmalen  dar- 
gestellt sind  ,  wird  noch  am  meisten  Aufschluss  über  die- 
selben geben  können.  Die  beschriebenen  Arten  stammen 
aus  Vorder-  und  Hinterindien,  viele  auch  aus  Ceylon. 
c)  Afrika. 

Den  Hauptbeitrag  zur  Kenntniss  der  Fauna  dieses  Erd- 
theiles  lieferte  Thomson  in  der  schon  oben  (unter  In- 
sekten) erwähnten  Fauna  des  Gabon  in  Guinea,  wel- 
che reich  an  interessanten  und  neuen  Arten,  ganz  beson- 
ders aus  der  Familie  der  Longicornen  ist. 

Ausserdem  wurden  die  Coleopteren  des'  benachbarten 
Alt-Calabar  durch  Murray  („List  of  Coleoptera  recei- 
ved  from  Old-  Calabar,"  Annais  and  magaz.  of  nat.  hist. 
3.  ser.  I.  p.  127  ff.  und  II.  p.340if.)  durch  zwei  neue  Fort- 
setzungen weiter  erörtert,  welche  wie  die  früheren  bis  jetzt 
nur  Beschreibungen  von  Carabicinen  enthalten. 

W  0 1 1  a  s  1 0  n  :  On  additions  to  the  Madeiran  Coleoptera" 
(Annal«  and  magaz.  of  nat.  hist.  3.  Ser.  II.  p.  407—415) 
gab  nachträgliche  Beschreibungen  einer  Anzahl  auf  Ma- 
deira   vorkommender    Käfer   ans  verschiedenen   Familien, 


356     (i  ers  tae  cke  r  :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

von  denen  die  meisten  neu,    andere  wie  Stenolophus  mar- 
ginatusDej.,  Obrium  brunneum  Fab.,  Ochthenomus  piincta- 
tus   Laf.  nur  neuerdings  dort  aufgefunden  sind, 
d)  Mittelmeer- Becken. 

Fairmaire  etCoquerel,  Essai  sur  les  Coleopteres 
de  Barbarie  (Annales  de  la  soc.  entomol.  VI.  p,  743 — 795. 
pl.  16)  begannen  eine  systematische  Aufzählung  und  Be- 
schreibung der  in  Marocco  und  an  den  Küsten  der  Bar- 
barei vorkommenden  Coleopteren  zu  liefern.  Die  bekann- 
ten Arten  werden  zum  Theil  ihrer  Synonymie  nach  erörtert 
oder  mit  ergänzenden  Bemerkungen  versehen,  die  neuen 
eingehend  beschrieben  und  zum  Theil  auf  pl.  16  abgebil- 
det. Der  vorliegende  erste  Theil  der  Arbeit  umfasst  die 
Familien  der  Cicindelen  bis  Pselaphiden  incl. 

Eine  Anzahl  neuer  Arten  aus  Algier  wurde  wieder 
von  Lucas  (Bullet,  d.  1.  soc.  entomol.  p.  178if.)  bekannt 
gemacht. 

Peyron,  Catalogue  des  Coleopteres  des  environs  de 
Tarsous  (Caramanie)  avec  la  description  des  especes  nou- 
velles  (Annales  de  la  soc.  entomol.  VI.  p.  353 — 434.  pl.  9). 
Der  Verf.  verzeichnet  hierin  die  von  ihm  während  eines 
vierjährigen  Aufenthalts  im  alten  Cilicien,  in  der  Um- 
gegend von  Tarsus  gesammelten  Käfer,  von  denen  er  die 
neuen  Arten  beschreibt,  die  bekannten  mit  Citaten  und  No- 
tizen begleitet.  Der  vorliegende  Theil  der  Arbeit  erstreckt 
sich  bis  zu  den  Staphylinen  incl. 

Die  Aufzählung  und  Beschreibung  der  von  de  S a u  1  c y 
im  Orient  gesammelten  Coleopteren ,  w  eiche  von  diesem 
selbst  und  von  Bei  che  in  den  letzten  drei  Jahrgängen  der 
Annales  de  la  soc.  entomol.  de,  France  publicirt  worden 
war,  ist  in  diesem  Jahre  (scr.  3.  Tome  VI.  p.  1 — 60  der  ge- 
nannten Zeitschrift)  zu  Ende  geführt.  Es  sind  hier  ausser 
dem  Beste  der  Curculionen  die  Familien  der  Cerambycinen 
und  Chrysomelinen  abgehandelt  und  besonders  letztere  mit 
einer  Beihe  von  neuen  Arten  bereichert  worden.  Am  Schluss 
werden  noch  einige  synonymische  Berichtigungen  in  Betreff 
früher  beschriebener  Arten  gegeben;  auf  einer  beifolgenden 
Tafel  sind    die    interessanteren  Species    in  schön  colorirten 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres   1858.       357 

Abbildungen  dargestellt.  (Die  ganze  Arbeit  der  beiden  Verf. 
ist  nach  ihrer  Beendigung  auch  im  zusanijnenhängenden  Se- 
paratabdrucke unter  gleichem  Titel  herausgegeben  und  bil- 
det einen  Octavband  von  338  pag.  und  4  pl.  col. ,  Paris 
1855—58.) 

Einen  Beitrag  zur  Käferfauna  Syriens  lieferte  fer- 
ner auch  Schaum  (Wien.  Entom.  Monatschr.  II.  p.262 — 272) 
durch  Aufzählung  der  von  dorther  behannt  gewordenen 
Arten  aus  den  Familien  der  Lauf-  und  Schwimmkäfer,  mit 
kritischen  Bemerkungen  über  ihre  Synonymie  u.  s.  w.  Fünf 
Carabicinen  werden  als  neu  beschrieben. 

W.  Carte  („Observations  on  the  climate  and  zooh)gy 
of  the  Crimea,"  Journal  of  the  Royal  society  of  Dublin  I. 
p.275 — 277)  stellte  ein  Verzeichniss  der  in  der  Krim  wäh- 
rend des  Englisch  -  Französischen  Feldzuges  von  ihm  ge- 
sammelten Coleopteren  zusammen ;  es  werden  im  Ganzen 
147  Arten  namentlich  aufgeführt. 

Zur  Käferfauna  Griechenlands  wurden  fernere  Bei- 
träge durch  Aufzählung  der  dort  bisher  aufgefundenen  Ar- 
ten nebst  Beschreibung  der  neuen  durch  Dr.  G.  Kraatz 
und  V.  Kie  sen  Wetter  (Berlin.Entomol.Zeitschr.il.  p.37, 
123  und  231  ff.)  geliefert.  Es  sind  die  Familien  von  den 
Palpicornia  bis  zu  den  Buprestiden  abgehandelt. 

„Coleoptera  Corsica,  a  Ph.  Lareynie  detecta  et  a  L. 
Fairmaire  descripta"  (Revue  et  Magas.  deZool.X.  p.455) 
ist  ein  kleiner  Beitrag  Fairmaire's  zur  Käferfauna  Cor- 
sica's  betitelt,  in  welchem  Diagnosen  von  sechs  neuen 
Arten  aus  den  Familien  der  Carabicinen  und  Hydrocantharen 
gegeben  werden. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  del  mapa  geolo- 
gico  de  Espana,  ano  de  1855.  Parte  zoologica,  Madrid  1858. 
4.  111  pag.,  c.  tab.  7)  stellte  die  in  Spanien  bis  jetzt  auf- 
gefundenen Arten  der  Familien  Cicindeletae  und  Carabici 
unter  Hinzufügung  der  wichtigsten  Synonyme  und  ihrer 
Hauptfundorte  systematisch  zusammen.  Dem  reichhaltigen 
Verzeichnisse  ,  welches  für  die  erste  Familie  11 ,  für  die 
zweite  nahe  an  600  Arten  aufweist,  lässt  der  Verf.  die  Be- 
schreibung von  53   neuen    Spanischen   Coleopteren    folgen, 


358     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschartlichen  Leistungen 

welche  der  Mehrzahl  nach  zugleich  auf  sechs  beifolgenden 
Tafeln  abgebildet  sind.  Die  Beschreibungen  selbst  sind  in 
spanischer  Sprache  abgefasst ,  doch  geht  ihnen  durchweg 
eine  ausführliche  lateinische  Diagnose  voran.  Endlich  wird 
auch  noch  die  Charakteristik  von  zwei  Käferlarven  (Mor- 
della  und  Lagria)  nebst  Abbildung  beigefügt. 

e)Uebriges  Europa. 

Catalogus  Coleopterorum  Europae,  herausgegeben  vom 
Entomologischen  Vereine  in  Stettin.  7te  Auflage.  Stettin 
1858.  (8.  104  pag.  XIII  p.  Namenregister).  Unter  Nachtra- 
gung der  neuen  Entdeckungen  den  früheren  Ausgaben  ent- 
sprechend. 

E.  Mulsant,  Histoire  naturelle  des  Coleopteres  de 
France.  —  Angustipennes.  Paris  1858.  (8.,  172  pag.).  In  dieser 
Fortsetzung  seiner  Beschreibung  der  Käfer  Frankreichs  führt 
Verf.  den  Namen  „Angustipennes"  für  die  Familie  der  Oe- 
demeriten  ein,  welche  in  dem  vorliegenden  Hefte  in  ganz 
übereinstimmender  Weise  wie  die  früheren  Familien  bear- 
beitet wird,  nur  dass  sich  der  Verf.  diesmal  in  der  Fest- 
stellung der  Gattungen  an  den  Monographen  der  Europäi- 
schen Oedemeriten  anschliesst ,  ohne  dieselben  weiter  zu 
zersplittern.  Die  Familie  ist  in  Frankreich  durch  29  Arten 
vertreten,  von  denen  nur  zwei  als  neu  beschrieben  werden. 
—  Den  Schluss  des  Heftes  bildet  ein  Nachtrag  zu  der  Familie 
der  Vesicantia. 

Eine  Anzahl  in  den  östlichen  Pyrenäen  gesammelter  Coleopte- 
rep  (circa  150  Arten)  wurde  von  Fairmaire  und  Reiche  (Anna- 
les d.  1.  soc.  entomol.  VI.  p.  149n'.)  namhaft  gemacht;  eine  Lampyris 
wi}-^  als  neu  |)eschriebpn. 

L.  R  e  d  t  e  n  b  a  c  h  e  r's  „Fauna  Austriaca,  die  Käfer  nach 
der  analytischen  Methode  bearbeitet ,"  liegt  in  der  zweiten 
Auflage  (Wien  1858)  jetzt  vollendet  vor  und  bildet  einen  sehr 
starken  Oktavband  von  über  1000  Seiten.  Die  im  letzten 
Hefte  publicirte  Einleitung  nebst  den  Tabellen  zur  Bestim- 
mung der  Familien  und  Gattungen  füllen  noch  136  Seiten 
separat. — ^  Ohne  Frage  wird  diese  in  gleich  gefälliger  Weise 
wie  dje  erste  ausgestaltete  und  jene  an  Werth  und  Brauch- 


im  Gebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       359 

barkeit  noch  wesentlich  übertreffende  Auflage  [des  Werkes 
sich  eines  gleichen  Beifalls  zu  erfreuen  haben. 

Als  ein  kleinerer  Bei-  und  Nachtrag  zur  Oesterreichischen  Kä- 
ferfauna sind  die  von  Miller  (Wien.  Entom.  Monatsschr,  II.  p.  183 
und  200  n.)  publicirten  „Bemerkungen  über  einige  Frühlingskäfer  der 
Wiener  Eauna"  und  die  Aufzählung  einiger  am  Neusiedler  See  ge- 
fangenen Arten  (ebenda  p.  347  f.)  zu  erwähnen. 

Die  Naturgeschichte  der  Insekten  Deutschlands  ist  im 
J.  1858  mit  der  drillen  Lieferung  des  ersten  Bandes  (Schaum), 
die  Gruppen  der  Broscidae  und  Pterostichini  auf  p.353 — 552 
enthaltend,  mit  der  fünften  und  sechsten  Lieferung  des  nun- 
mehr abgeschlossenen  zweiten  Bandes  (Dr.  G.  Kr  a  atz), 
die  auf  die  Stenini  folgenden  Gruppen  auf  p.  769 — 1060 
umfassend  und  der  zweiten  Lieferung  des  vierten  Bandes 
(v.  K  i  e  s  e  n  w  e  1 1  e  r) ,  die  Familien  der  Eucnemiden  und 
Elateriden    auf  p.  173 — 384  behandelnd,  fortgeführt  worden. 

Kaspar  Kuhn,  die  Käfer  des  südbaierischen  Flach- 
landes, analytisch  beschrieben.  Augsburg  1858.  (12.  400  pag. 
mit  1  lith.  Taf.).  Ein  für  Anfänger  bestimmtes  Buch,  nach 
dem  Vorbilde  von  Re  d  tenbacher's  Fauna  Austriaca  an- 
gelegt und  wie  diese  in  drei  Tabellen  zur  Bestimmung  der 
Familien,  Gattungen  und  Arten  zerfallend.  Eine  Einleitung 
enthält  eine  kurze  Terminologie  so  wie  eine  Uebersicht  der 
Thierklassen  überhaupt. 

C.  Müller  und  F.  Judeich,  Beitrag  zur  Käferfauna 
Sachsens  (AUgem.  Deutsche  Naturhist.  Zeitung  IIL  p.  81 — 99 
und  p.  490— 591).  Eine  Aufzählung  der  in  Sachsen  ein- 
heimischen Arten  der  Familien  der  Cicindelen  (5  A.),  Ca- 
rabicinen  (261  A.) ,  Dytisciden  (100  A.)  ,  Gyriniden  (6  A.) 
und  Palpicornien  (59  A.). 

Cornelius  machte  in  seinen  „Entomologischen  No- 
tizen'' (Entomol.  Zeitung  XIX.  p,  220  ff.)  Mittheilungen  über 
einige  Deutsche  Käfer. 

Apion  sorbi  wurde  aus  den  ßliimenkronen  von  Anthemis  arven- 
sis  erzogen,  Adimonia  capreae  massenhaft  beobachtet;  eine  Abart  von 
Psylliodes   chrysocephala  mit  hellbraunen  Flügeldecken  beschrieben. 

Pfeil,  Bemerkungen  über  Lebensweise  und  Vorkom- 
men einiger  Käfer  Ostpreussens  (ebenda  p.  210 — 215). 

Es    werden    vom    Verf.    acht    verschiedene    Arttn    besprochen  : 


360     G  e  r  s  t  a  e  cU  e  r  :  Bericht  liber  die  wissenschaftlichen  Lcisliingon 

Cicindela  sinuata  fliegt  schaarenweise  auf  Sandflächen  bei  PiHaii ;  Ca- 
rabus  marginalis  ist  hänfig  im  Ramusker  Walde;  Helophorus  tuber- 
culatus  ;  Hoplia  poUinosa  lebt  an  Elymus  arenarius ,  Apoderus  inter- 
medius  wird  auf  Coniarum  palustre  häufig  gefunden;  Bagous  binodu- 
lus  und  Verwandte  ;  Donacia  fennica  ,  die  der  Verf.  für  Abänderung 
der  D.  Malinowskyi  hält,  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  Arten 
der  Gattung  durch  ihren  Aufenthalt  unter  Wasser;  Lina  lapponica,  de- 
ren ganz  blaue  Varietät  Lina  bulgarensis  der  Verf.  als  besondere  Art 
ansehen  möchte. 

Die  Käferfaiina  Siebenbürgens  erläuterte  Fuss  (Ver- 
liandl.  und  Mittheil,  des  Siebenbürg-.  Vereins  zu  Hermann- 
stadt IX.  p.6f.,  121  ff.  und  173  ff.)  durch  Aufzählung  von 
32  neu  aufgefundenen  Arten,  ferner  durch  Mittheilungen 
über  eine  entomologische  Excursion  in  die  Kerzer  Gebirge, 
endlich  durch  eine  analytische  Darstellung  der  Phytoecia- 
und  Myrmedonia-Arten  Siebenbürgens.  —  Auch  Herbert 
(ebenda  p.  87)  zählte  24  neuerdings  entdeckte  Siebenbür- 
gische Arten  auf. 

Die  Englische  Coleopteren-Fauna  sucht  jetzt  W  at  er- 
house  durch  Herausgabe  eines  „Catalogue  of  British  Co- 
leoptera"-'  (London  1858.  8.  p.  1 — 48  bis  jetzt  vorliegend) 
festzustellen.  Der  im  Augenblicke  dem  Ref.  bis  zum  An- 
fange der  Lamellicornia  vorliegende  Catalog  ,  in  welchem 
die  Erich  so  n'sche  Reihenfolge  der  Familien  angenom- 
men worden  ist,  gewährt  einerseits  ein  faunistisches,  ande- 
rerseits ein  synonymisches  Interesse ,  indem  der  Verf.  die 
Stephens'schen  Arten  überall  auf  die  des  Continents  zu- 
rück f  ührt. 

Ausserdem  stellte  auch  Janson  (Entomologist's  An- 
nual  for  1858)  wieder  84  für  die  Englische  Fauna  neue 
Coleopteren  zusammen  und  machte  wiederholte  Mittheilun- 
gen über  die  in  England  unter  Ameisen  lebenden  Arten. 
(Newman's  Zoologist,  in  welchem  ebenfalls  dergleichen  die 
Englische  Fauna  speciell  betreffende  Notizen  vorhanden  sind, 
ist  dem  Ref.  leider  weder  vom  vorigen  noch  von  diesem 
Jahre  zugänglich   gewesen.) 

Fr.  Loew  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu 
Wien  1858.  p.  561)  gab  eine  Notiz  über  einige  Käfer,  die 
sich  in  getrockneten  Weinbeeren  (den  sogenannten  Korin- 


im  Gcbielc  der  Enloniologie    vvälirtncl  des  Jahres  1858.     361 

then)  vorfi\nc1en.  Es  sind  dies  die  durch  den  Handel  Aveit 
verbreiteten  Formen,  wie  Laemopliloeus  ,  Carpophiliis,  Sil- 
vanus,  Tribolium  und  Leucohimatium  elongatum. 

Von  Motscliulsky's  Mittlieilungen  „sur  les  colle- 
ctions  coleopterolog-iques  de  Linne  et  de  Fabricius"  (Etudes 
entomol.  VII.  p.  123 — 152)  ist  eine  Fortsetzung- erschienen, 
welche  die  Familien  der  Silphen,  Nitidularien,  Colydier,  Cry- 
ptophagen  ,  Mycetophagen,  Dermestinen ,  Byrrhen  und  Hi- 
steren  umfasst. 

Derselbe  (ebenda  p.  153fr.)  machte  eine  Reihe  von 
synonymischen  Mitlheilungen  über  Käfer  aus  verschiedenen 
Familien. 

Gicindeletae.  Von  Lucas  (de  Casfelnau,  Voyage  dans  l'Aine- 
rique  du  Siid  p.  24  ff.  Taf.  I  ii.  I  a)  wurden  Oxycheila  granulosa  Rio- 
Janeiro  (von  0.  distigma  (jlory  wohl  nicht  verschieden),  Tetracha  an- 
imligera,  immaculipennis  und  eoerulea  aus  Brasilien,  Cicindela  diini- 
lUaticornis ,  biguttulata,  auripennis  ,  janthina  ,  exigua ,  Castelnaui,  Vi*^'^'^, 
eximia  ,  Osenji  und  consobrina  aus  Brasilien  als  n.  A.  beschrieben 
und  abgebildet.  Auch  von  Fhaeoxantha  Klugii  Chaud.  mas  ,  nigri-  ^>^  '* 
collis  Reiche  und  Oxycheila  Petitii  Guer.  wurden  Abbildungen  ge- 
geben. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Cicindela  Kinbergi  ßohenian 
von  Puna  und  Taitiensis  Boheiu.  von  Taiti  (Fregatten  Eugenies  resa 
p.  1),  Cicindela  discrepans  und  Tricondyla  femor ata  Walker  v(m  Cey- 
lon (Annais  niagaz.  nat.  bist,  II.  p.202),  Ctenostoma  Jehelii  Chevrolat 
von  Cayenne  (Rev.  et  jlag.  de  Zool.  X.    p.  484)  ,    Cicindela  Chernbim  f.-^ 

Chevrolat  von  Montevideo  (Annal.  soc.  entoni.  VI.  p.  315) ,  Cicindela 
leucosticta  Fairniaire  aus  Tunis,  aus  der  (»ruppe  der  Cic.  Ritchii,  Au- 
douini  etc.,  aber  mit  zahlreicheren  weissen  Flecken,  stärker  erwei- 
terten Flügeldecken  u.  s.  w.  (ebenda  p.  745)  und  Therates?  thoracica 
lAlotschulsky   aus  Ostindien?  (Etud.   entomol.  VII.   p.  187). 

Garabici.  Unter  den  von  Murray  (Annais  and  magaz.  of  nat. 
bist.  3.  ser.  I.  p.  127.  und  II.  p.  340  ff.)  aufgeführten  und  beschriebe- 
nen Arten  von  Old-Calabar  befinden  sich  folgende  neue,  die  zum 
Theil  auch  eigene  (Gattungen  bilden.  ])  Aus  der  Chlaenier  -  Gruppe: 
Uomalolachnus  elongatus  (Cblaenius  id.  Murray  antea),  Chlaenius  fe- 
ronoides,  immutiitus,  Fairmairei,  Waddellii,  Ectenognathus  n.  g.,  durch 
äusserst  lange  und  dünne  Taster,  weit  hervoi  tretende  ,  verlängerte, 
sichelförmige  und  scharf  zugespitzte  Mandibeln  und  nur  mit  spärlichen 
Dornen  besetzte  Maxillen  ausgezeichnet;  Kinn  mit  einfachem  Zahne, 
Oberlippe  quadratisch,  leicht  ausgerandet;  (Fühler  und  Endglieder 
der  Taster  verstümmelt,  Tarsenbildung  des  Männchens  unbekannt,   da- 


362     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

her  nur  unvollständige  Charakteristik).  Art:  Ect.  drypfoides,  6*/2  Un. 
—  Oodes  obesus  und  politus.  —  2)  Aus  der  Cratoceriden  -  Gruppe  : 
Diatypus  n.  g.  im  Habitus  der  Gattung  Geopinus  am  nächsten  ste- 
hend ,  von  der  sie  durch  den  Mittelzahn  des  Kinnes  abweicht,  sich 
ausserdem  auch  schon  durch  weniger  gewölbten  Körper  unterschei- 
det; nach  den  natürlichen  Charakteren  mit  ßatoscelis  Dej.  in  näch- 
ster Yerwandtschaft  stehend  ,  vielleicht  mit  dieser  Gattung  sogar  zu 
vereinigen,  aber  durch  tief  ausgerandetes  Kinn,  kleine  Ligula,  gerun- 
dete Paraglossen  abweichend.  Zwei  Arten:  D.  Dokrnii  5  lin.  und 
Smilkii  6  lin.  —  3)  Aus  der  Anisodactylen-Gruppe  :  Oi thogonius  ru~ 
giceps,  Clarkii  und  pinguis. 

Walker  in  seinen  Diagnosen  Ceyloneser  Coleopteren  (Annais 
and  magaz.  of  nat.  hist.  3.  ser.  II.  p.  203)  charakterisirtc  eine  neue 
G-dllung  Meiraga,  welche  auf  Panagaeus  folgt,  folgendermassen  :  „Kopf 
quer,  fast  glatt,  flach,  Augen  gross,  Taster  kurz,  fast  beilförmig;  Füh- 
ler etwas  länger  als  Kopf  und  Thorax  mit  länglichen  Gliedern  ;  Tho- 
rax quer,  hinten  breit,  eckig,  vorn  gerundet,  seitlich  etwas  geschwun- 
gen ;  Flügeldecken  gerandet,  hinten  abgestutzt,  breiter  als  der  Thorax^ 
mit  deutlichen  Furchen ;  Beine  kräftig,  ziemlich  kurz,  Schenkel  dick, 
die  hintersten  zweizähnig,  Schienen  etwas  borstig."  (Bei  dieser  Cha- 
rakteristik ist  nicht  einmal  ein  Wort  über  die  nähere  Verwandtschaft 
gesagt!)  Art:  Mar.  planigera,  4  lin.  —  Als  neue  Arten  werden  fer- 
ner diagnosticirt:  Cymindis  rußventris ,  Dvomius  marginifer  ,  Lebia 
bipars ,  Catascopus  reductus ,  Scarites  obliterans ,  siibsig7ians ,  desi- 
gnans,  Clivitta  recta,  Morio  trogositoides,  cucnjoides,  Leisins?  linearis, 
Cardiaderus  scilns  ,  Ätichomeims  illocatus,  Ago?wm  placidiim,  Pana- 
gaeus retractus,  Argutor  degener,  relinquens,  Harpahis  stolidiis,  Cur- 
tonotus  compositus ,  Selenophorus  inßxus ,  Äcupalpus  derogalus  und 
exlremus,  Bembidium  fmitimum. 

Thomson  errichtete  (Archives  entomol,  II.  p.  32  ff.)  auf  meh- 
rere am  Gabon  (Guinea)  aufgefundene  Arten  neue  Gattungen  :  1)  Ae- 
matochares  n.  g.  (scr.  llaematochares  !j  ,  zur  Morioniten  -  Gruppe  ge- 
hörig, mit  sehr  dicken,  abgerundeten  Mandibeln,  konischem  Endgliede 
derMaxillar-,  und  grossem,  stark  beilförmigem  der  Lippentaster,  kur- 
zen, perlschnurartigen,  gegen  die  Spitze  leicht  verdickten  Fühlern  mit 
eiförmigem  End-  und  quer  viereckigem  4. — 10.  Glied  ;  Thorax  und  Flü- 
geldecken gleich  breit,  der  Ausschnitt  am  Innenrande  der  Vorder- 
schienen sehr  tief  und  jäh.  —  Art:  Aemat.  tenebrioides.  2)  Abaco- 
des  n.  g.,  derselben  Gruppe  angehörend  ,  von  Hemitelus  durch  dicke 
Fühler  und  vollständige  Flügeldeckenstreifen  abweichend  ;  Kopf  vier- 
eckig, ohne  halsförmige  Verengung  und  ohne  Augenhöhlenrand,  sehr 
viel  schmaler  als  der  Thorax  ;  Mandibeln  kurz  und  kräftig,  scharf  zu- 
gespitzt, Kinn  mit  starkem  Zahn;  au  den  Fühlern  die  vier  vorletzten 
Glieder  quer,  das  erste  am  längsten,  das  zweite  und  dritte  fast  gleich  ; 


im   Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahres  1858.     363 

riothorax  und  Flügeldecken  gleich  breit,  Vorderscheiikel  (?)  an  der 
Spitze  erweitert,  ausserhalb  mit  vier  kleinen  Zahnen.  —  Art:  Abac 
microcephalus.  3)  Lichnaslenus  n.  g.  ,  einer  eigenen  (tiuppe  Lich- 
nastenitae  ,  die  aber  weiter  nicht  bezeichnet  wird,  zuertheil!  ;  eine 
sehr  eigenthümliche  Form  mit  sehr  flachgedrücktem  Körper,  querem 
Kopfe  mit  grossen,  seitlich  heraustretenden  Augen,  sehr  kurzem  Hals- 
schilde, das  viermal  so  breit  als  lang  ist  und  breit  abgestutzten  Flü- 
geldecken ;  die  Palpen  mit  kurzen  Basalgliedern  ,  das  Endglied  an 
beiden  gross  ,  besonders  an  den  Labialpalpen  ,  wo  es  sich  mehr  der 
Beilform  nähert ;  Kinn  jederseits  ntit  einem  weit  hervortretenden  ge- 
krümmten Ilakenfortsatz,  in  der  Mitte  seines  Yorderrandes  mit  einem 
beweglich  eingelenkten  ,  lanzettlichen  Plättchen  (vom  Verf.  gleich 
mit  einem  besonderen  Kamen  „Cheiloglosse"  (!)  belegt);  Fühler  perl- 
schnurartig, mit  verlängertem  und  dicken  Basalgliede;  Hinterleib  am 
letzten  Segmente  mit  zwei  nach  hinten  hervortretenden  Spitzen  verse- 
hen. —  Art:  Lickn.  armitcnlris ,  5  mill.  lang,  pl.  I.  fig- 1  abgebildet. 
—  Als  neue  Arten  von  derselben  Lokalität  werden  (ebenda  p.  30  if.) 
beschrieben:  Aplinus  obliqvatns  ,  Calascopvs  oblitus  (aus  dem  Portu- 
giesischen Senegambien),  Moria  feronioides,  Craspedophoi-us  Gaboni- 
cus ,  Chlaenius  i7idutus ,  Bradybaenus?  morio  ,  Änojjlogenius  cyane- 
scens,  Abacelns  quadralicollis   und  ßavipes. 

Vom  K  e  f .  (Linnaea  entom.  XU.  p.  417  ff.)  wurden  die  Chile- 
nischen Carabus-Arten  in  ihren  Eigenthümlichkeilen  und  Unterschieden 
gegen  die  der  übrigen  Länder  betrachtet  und  eine  Charakteristik  der 
11  von  dorther  bekannt  gewordenen  Arien,  von  denen  einige  zu- 
gleich auf  Taf.  4  abgebildet  sind,  gegeben.  Keue  Arten  sind  :  Cara- 
bus  psiltacus ,  sybarita ,  beide  durch  sammetartige  Tomentirung  der 
Flügeldecken  vor  allen  bekannten  Arten  ausgezeichnet  ,  gloriosus 
(chilensis  var.  Solier) ,  speciosns  und  melanopterus.  Mit  C.  Buquetii 
Lap.  sind  chilensis  Guer.  und  chiloensis  Hope,  mit  C.  Valdiviae  Hope 
ist  Chilensis  Sol.  ,  mit  C.  Chilensis  Esch.  ist  Valdiviae  Solier,  mit  C. 
Darvinii  Hope  ist  indiconotus  Solier  und  mit  C.  suturalis  Fabr.  ist 
Reichei  Guer.  identisch.  —  Von  dem  vereinzelten  Auftreten  dieser 
Arten  in  Süd-Amerika  ausgehend,  erörtert  Ref.  zugleich  die  geogra- 
phische Verbreitung  der  Gattung  ,  welche  auf  der  südlichen  Hemi- 
sphäre fast  unter  demselben  Breitengrade  (33*^)  wieder  auftritt,  unter 
dem  sie  (28°)  auf  der  nördlichen  abschliesst.  —  Endlich  spricht  sich 
derselbe  in  Rücksicht  auf  die  Aehnlichkeit,  welche  zahlreiche  selbst- 
ständige Arten  der  Gattung  unter  einander  darbieten,  gegen  das  Zu- 
sammenwerfen sehr  verschiedenartiger  Formen  als  Lokalvarietälen  aus, 
besonders  wenn  dies  auf  Grund  vereinzelter  Exemplare,  die  leicht 
durch  Bastardirung  entstanden  sein  können,  geschieht. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  2  ff.)  wurde  eine 
grössere  Anzahl    neuer  Arten   bekannt    gemacht:    Ophionea   Chaudoiii 


364     Gersta  ecker:  Bericht  über  die  wissenschaftl  iclien  Leistungen 

China,  Lcptotrachelns  hrevicollis  Buenos  Ayres,  Brachinns  Confucius 
Dohrn  i.  lit.  und  bicolor  China,  Calleida  genicnlata  Funa,  insularis 
Taiti,  amoennla  Honolulu,  Lcbia  pretiosa  Puna ,  hioculala  Rio -Ja- 
neiro, Chinensis  Hongkong,  insularis  Taiti ,  citpripennis  und  angulafa 
Californien,  parellina  Rio -Janeiro,  Tetragonoderus  immaculatus  Cap, 
Clivina  Anstralnsiae  Sidney  ,  vuJgivaga  Dohrn  i.  lit.  China ,  Platy- 
mefopus  melanarius  China  ,  Harpalns  ignobilis  Sidney  ,  Selenophorvs 
insnlaris  und  picimis  Oahu  ,  Hypolithvs  magiis  und  pnhipennis  Insel 
St.  Joseph,  Stenolophus  biplagiatus  China,  cinctipennis  Buenos  Ayres, 
Drimostoma  rvfipes  China,  Feronia  insularis  Gallapagos,  Argulor  tri- 
vialis  Buenos  Ayres,  Anchomenus  limhatus  ,  chinensis  und  scintillans 
China,  Dyscolus  castaneus  Taiti,  Trecfms  fasciattis  Oahu,  laevigatvs 
Buenos  Ayres,  Bembidium  callipygum  Chaud.  i.  lit.  China,  (NotaphusJ 
bonariense  Buenos  Ayres. 

Von  L  u  r  as  (de  Castelnau,  Voyage  dans  l'Anjer.  d.  Sud,  p.  38  (f.): 
Pionycha  pallens  pl.  1.  fig.  8  aus  Paraguay,  Ctenodactyla  metallica, 
Brasiliensis ,  Gnlcrita  simplicicostata  und  ventricosa  aus  Brasilien, 
interpunctala  ans  Paraguay,  Agra  cyanescens,  gracilis,  suturalis,  igni- 
pennis ,  sculpturata ,  pallens  und  polita  aus  Brasilien,  zum  Theil  auf 
pl.2  abgebildet. 

Von  L  e  C  0  n  t  e  (Journal  acad.  natur.  scienc.  Philad.  IV.  p.  14  ff.) : 
Harpalus  impotens  El  Paso,  Pasimachus  validus  (punctulatus  Le  C 
antea)  pl.4.  fig.  10,  Kansas  und  Texas,  corpnlenlus  Texas,  Sonora.  — 
Von  Pas.  costifer  Le  C.  ist  pl.4.  fig.  11  eine  Abbildung  gegeben.  — 
Ferner  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia  1858.  p.  59  ff.)  :  Ga- 
lerita  alripes ,  Calleida  planulaAa  ,  cyanoptera  ,  Stenomorphus  rußpes 
Rio-Grande,  Harpalus  laesus  und  gravis  Texas,  Slenolophus  ßavipes, 
cincticollis,  Bradycellus  nitens  und  nubifer  Californien,  rü^a/js  Colo- 
rado ,  ventralis  Gilva-Fluss,  Pasimachus  viridans  Sonora,  Lymnaeum 
laticcps  Californien. 

Von  Motschulsky  (Etud.  entoni.  VII.  p.  22  ff.) :  Apotomus 
atripennis  Ceylon,  fusc^is  Ostindien,  Hispalis  fuscescens ,  aenescens, 
femoralis ,  pallipes ,  ßavipes,  A  -  guttattis  und  biguttatus  Ostindien, 
geniculatus   Andalusien,  (p.  187)   Carabus  acuticollis  Kurdistan. 

Von  Fairniaire  und  Coquerel  (Annales  soc.  entomol.  VI 
p.  746  ff.) :  Leistus  afer,  Carabus  cychrocephalus  pl.  16.  fig.  2,  Aptinus 
longicornis  ,  Cymindis  cotifusa,  carinulala  ,  Dromius  teuer,  Carterus 
femoralis  ,  Scarites  costulatus  ,  compressus ,  Acinopus  grassator,  Bra- 
dycellus puncticollis,  Selenophorus  glebalis,  Harpalus  laminalus,  Poe- 
cilus  murex  ,  acrarius ,  Argulor  ineptus,  aquila,  rubicundus,  modicus, 
Plalyderus  alacris,  nolatus,  Zabrus  rotundipennis,  semipunctatus,  con- 
tr actus,  ovalis,  Amara  Beichei,  fervida,  Cottyi ,  solala,  Sphodrus  De- 
neveui,  Pristotiychus  punclatoslriatus^   Olisthopus  interstilialis,   Patro- 


im   Gebiete  der  Entomologie   wiihrend    des  Jahres  1858.     365 

bus  punctatissimus  und  Trechus  Lallemanii  aus  Marocco,  der  Barbare 
und  Algier. 

Von  Lucas  (Bullet,  sog.  entomol.  p.  178  u.  22811".):  Scarites 
encephalus,  Chlaenius  montanus  und  Favieri  aus   Algier. 

Von  Wo  Ilaston  (Annais  niagaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  18  ff.)  : 
Calafhus  fimhriahis  (complanatus  Weil,  antea)  ,  Trechus  Jansonianus 
und  (ebenda  II.  p.  407)  Olisthopns  hiimevosus  (Maderensis  var.  ß  Woll. 
antea)  aus  Madeira. 

Von  Peyron  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  356  If.)  :  Carabus 
cychropalpiis  pl.  9.  fig.  1,  Procrtistes  Mopsncrenae,  Badisler  seriepun- 
ctahis  ,  Chlnetiius  tliff'erens  ,  Lucasii  pl.  9.  fig.  2,  Douei,  agilis,  Bern- 
bidittm  lalum  pl.  9.  fig.  3,  efßnviornm ,  moschatum,  Tarsicum,  Drimo- 
stoma  4t-pustulatum  pl.  9.  fig.  4,  Feronia  Reicheana  pl.  9.  fig.  5,  cur- 
ticollis,  planata,  Zabrus  Caramaniae  pl.  9.  fig.  6,  Stenolophvs  grandis, 
Harpahis  Langloisii  pl.  9.  fig.  7  ,  cribratus,  fallax  ,  Clitina  snbcylin- 
drica  ,  Ditomus  soUlarius  ,  Zuphium  Cilicivm  pl.  9.  fig.  8  ,  Cymindis 
confusa  und  Dromius  sacerdos  pl.  9.  fig.  9,  von  Tarsus  in  Caramanien. 

Von  Schaum  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  271  ff.):  Cala- 
thus  reßexus ,  Ptevostichus  pertusus  ,  Ophonus  oblongus  Kind.  i.  lit., 
Stenolophus  procerus   und    Ditomus  modcslus  aus   Syrien. 

Von  Chevrolat  (Annales  soc  entom.  VI.  p.  317.  pl.  8.  fig.  2) : 
Mesiis  (Lachenus?)  rugatifrons  von  Montevideo  ;  die  Art  hält  dem 
Verf.  zufolge  die  Miüe  zwischen  den  Clivinen  und  Scariten  ,  w^eshalb 
er  für  dieselbe  den  Gattungsnamen  Mesvs  vorschlügt.  —  Ferner  (Re- 
vue et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  484):  Helluomorpha  obscuricor?iis  von 
Lagoa   Santa  und  (p.  209) :  Stenolophus    cruenlatus   von  Cuba. 

Eine  Revision  der  Europäischen  Percus-Arten  hat  Dr.  G.  Kraatz 
(Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  161  ff.)  vorgenommen.  Es  werden 
hier  die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Arten  durch  Zusammenziehung 
mehrerer  endgültig  auf  elf  reducirt  und  mehrere  davon  in  ihren  Cha- 
rakteren und  ihrer  Synonymie  näher  erörtert.  Percus  Reichet  aus 
Corsica  wird  als  neue  Art  beschrieben,  eine  zweite  vielleicht  mit  F. 
Villae   Crist.  identische  Art  als  P.  Villae  mihi  aufgeführt. 

Ausserdem  sind  als  neue  Europäische  Arten  zu  erwähnen:  Percus 
Reichei  (derselbe  wie  der  eben  genannte),  Feronia  ambigua  und  iVe- 
bria  Lareynei  Fairmaire  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  455)  aus  Cor- 
sica, Pterostichus  bispinosus  Gautier  des  Gottes  (Bullet,  soc.  entom. 
p.  68)  aus  den  Spanischen  Pyrenäen,  vom  Habitus  einer  Nebria,  Cymin- 
dis rupcollis,  Zabrus  constrictus,  Cychrus  spinicollis  (identisch  mit  C. 
acuticollis  Duf.  in  Archives  entomol.  I)  ,  Trechus  vittatus,  piciventris, 
Bembidium  semipunctatum  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.,  Parte 
zoolog.  p.  36  ff.,  tab.  I.  (ig.  1—6)  aus  Spanien  ,  Carabus  Blahistoni 
Newman  (Proceed.  entom.  soc.  IV.  p.  60)  aus  der  Krim,  Argutor  hiim- 


366     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pressus  und  Biehii  Fiiss  (Verhandl.  und  Mittheil.  d.  Siebenb.  Ver.  zu 
Herniannstadt  IX.  p.  4  f.)  aus  Siebenbürgen,  4500'  hoch. 

Eine  im  Bannat  vorkoninjeiuJe  Art,  die  wahrscheinlich  niit  An- 
choinenus  collaris  Alenetr.  identisch  ist,  wird  von  Schaum  (Berl« 
Entom.  Zeitschr.  II.  p.  77)  der  Gattung  Atranus  Le  C  zugeschrieben; 
das  Kinn  sei  aber  mit  einem  deutlich  zweispitzigen  Zahn  versehen.  — 
Derselbe  gab  (ebenda  p.  379)  synonymische  iMitlheilungen  über  einige 
Carabici  und  wies  (Eutoni.  Zeitung  XIX.  p.  297  (T.)  die  Selbstständig- 
keit der  Art  von  Bembidium  rhaeticum,  alpinum,  gracile  und  specu- 
lare   nach. 

Schönn  (Wien.  Entomol.  Monatschr.  II.  p.  113)  fand  Carabus 
Hungaricus  in  grösserer  Anzahl   in  der  Umgegend  Wiens. 

Dawson  (Entom.  Annisal  for  1858.  p.47fF.)  „Kotes  on  British 
Geodephaga"  macht  Bemerkungen  über  Vorkommen  und  Synonymie 
Englischer  Carabicinen,  besonders  über  Dyschirius  -  und  Bembidium- 
Arten  aus  der  Stephens'schen  Sammlung.  Claenius  Schrankii  wird 
als  neu  aufgefundene  Art  genannt. 

Lucas,  Notiz  über  Carabus  melancholicus  Fabr.  aus  Tanger. 
(Bullet,  soc.  entomol.  p.  IV.) 

Putzeys  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  432)  theilt  mit,  dass  wenn 
lebende  Carabici  in  ein  Glas  mit  Ammoniakdämpfen  geworfen  wer- 
den ,  sich  ein  dicker  ,  milchweisser  Dampf  entwickelt.  (Oflenbar  aus 
der  Verbindung  des  Ammoniaks  mit  der  aus  den  Mastdarmdrüsen  ab- 
gesonderten Buttersäure.) 

DytiSCidae.  Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  18  ff.) 
wurden  folgende  neue  Arten  beschrieben:  Hydroporus  gigas  und 
femoralis  Sidney,  Hydrocanthns  rubripes  Montevideo  ,  testaceus  China, 
Laccophilus  nolatus  Montevideo,  decoratus  Manila,  Chinensis  Hongkong, 
Cyhisler  olivaceus  und    Hydaticus  confusns  Manila. 

Von  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  204):  Dy- 
tiscus  extemians,  Hydaticus  discindens,  fractifer,  Colymbetes  interclu- 
sus,  Hydroporus  interpulsus,  intermixtus  und   laetabilis  von   Ceylon. 

Von  Peyron  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  397  ff.) :  Hijdroporus^ 
Cleopatrae,  angulipennis  und  Mnlsantis  von  Tarsus. 

Von  Fairmai  re  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  455) :  Hydro- 
porus Marlinii,  Larcynii  und  moestus  von  Corsica. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ausserdem  :  Agabus  glacialis  Graells 
(Memorias  de  la  comision  etc.  p.  42.  tab.  I.  fig.  7)  aus  der  Schnee- 
Region  der  Sierra  del  Barco,  Agabus  obsolelus  Le  Conte  (Journ.  acad. 
nat.  scienc.  Fhiladelphia  IV.  p.  15)  von  San  Diego  und  Copelalns  stria- 
ticollis  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  dans  l'Amer.  du  Sud,  p.  48)  von' 
Minas  Geraes. 

GyrioiteS.     DineuUs    indicans    und  Gyrinus    obliqvus  sind  zwei 


im    Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.      367 

neue  Arten  von  W  a  1  k  e  r  (Annais  magaz,  nat.   hist.  3.  ser.  II.  p.  205) 
aus  Ceylon. 

PdlpiCOrniä.  Walker  (Annais  and  magaz.  ol"  nat.  hist.  3.  ser. 
II.  p.  209)  stellte  eine  neue  Gattung  Dastarcus  mit  folgenden  Cha- 
rakteren auf:  „Corpus  longiiisculum  ;  prothorax  sulcatus,  punctatus, 
angulis  anticis  porrectis  aculis,  pectoris  foveis  duabus  obliquis;  me- 
tascutellum  subtus  maximum,  vix  sulcatum  ;  elytra  sulcata  ,  punctata, 
pedes  crassi,  breves.  Art:  Dast.  porosus,  4  lin.  von  Ceylon.  —  IN'eue 
Arten  von  Ceylon  sind  feiner:  Sfhaevidium  tricolor  ,  Hydtobius  stul- 
tus,  PhiUjdrits   esttriens. 

Boheman  (Fregatten  Eugcnies  resa,  p.  22  if.)  beschrieb:  Tro~ 
pistermis  niyiinus  Montevideo  ,  laevigalus  Rio-Janeiro,  Berosns  auri- 
ceps,  variegalus  und  slicticus  R\o-3üue\vo,  Cyclonolum  rnb r ip e s  Mdtnüa. 

Fernere  neue  Arten  sind :  Spkaeridium  picfMm  Thomson  (Archiv, 
entomol.  II.  p.  40)  vom  Gabon ,  Ochlhehius  viridis  und  lividipennis 
Peyron  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  404  ff.)  von  Tarsus,  Helophorus 
Creticvs  Kiesenwetter  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  40)  aus  Creta  und 
Hydrochus  foveostriatus  Fairmaire  (Annales  soc.  entom.  VI.  p,  786) 
aus  Spanien  und  Alarocco. 

Silphäles.  Silpha  amhigua  Graells  TMemorias  etc.  p.  57.  tab.  2. 
fig.  11)  aus  Spanien,  Silpha  Capensis  (Dej.  Cat.)  Boheman  vom  Cap 
(Fregatten  Eugenies  resa  p.  36),  Änisolotna  obscura  Fairmaire  (Anna- 
les soc.  entom.  VI.  p.  792)  aus  der  Barbarei  und  Colon  Barnevillei 
Kraatz  (Bullet,  soc.   entom.  p.  192)  aus  Frankreich   n.  A. 

Die  Murray'sche  Monographie  der  Gattung  Catops  hat  Dr.  G. 
Kraatz  (Berl.Entom.Zeitschr.il.  p.  24 — 36)  ausführlich  besprochen, 
besonders  in  Rücksicht  auf  die  Feststellung  der  Arten.  Die  früher 
von  ihm  auf  Kosten  des  Catops  angustatus  Fabr.  begründeten  Arten 
C.  intermedius  und  cisteloides  ,  welche  Murray  mit  Erichson  als 
Abänderungen  ansieht,  will  er  auch  jetzt  noch  aufrecht  erhalten  wissen, 
so  dass  es  scheint,  als  wäre  er  für  diese  Gattung  noch  nicht  zu  der  mehr 
philosophischen  Ansicht  von  der  Existenz  von  Lokalracen  und  Neben- 
formen von  Lokalracen  gelangt  ,  die  sich  hier  vielleicht  gerade  be- 
sonders lichtvoll  duichführen  liesse.  —  Anhangsweise  wird  als  neue 
Art  beschrieben :  Catops  praeustus  Mus.  Berol.  aus  Mesopotamien  und 
von  Kiesen  Wetter  (ebenda  p.  36)  Catops  nivicola  vom  ParnasSj 
unter  Steinen  am  Schnee  vorkommend. 

Agyrtes  castaneus  wurde  bei  Berlin  im  April  zu  Hunderten  vor 
Sonnenuntergang  im  Fluge  gefangen  (Berl.Entom.Zeitschr.il.   p.209). 

Scydinä6Ilides.  Zwei  dieser  Familie  zugezählte  neue  Gattun- 
gen sind  : 

1)  Aulacothorax  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  35),  von 
gedrungener  Form,  Fühler  von  halber  Körperlänge,  das  1.  bis  6.  Glied 


368     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

dünner,  das  7.  bis  11,  dicker,  das  letzte  grösser,  zugespitzt  eiförmig. 
Prothorav  uui  die  Hälfte  breiter  als  lang,  seitlich  nach  vorn  leicht 
gerundet  erweitert.  Schildchen  kuiz,  an  der  Spitze  abgerundet;  Flü- 
geldecken verkehrt  eiförmig ,  breiter  und  doppelt  so  lang  als  der 
Thorax;  Beine  massig  lang.  Schienen  gerade,  drehrund,  aussen  an 
der  Spitze  etwas  erweitert.  Körper  oval,  convex,  sparsam  behaart. 
Art:   Aul.  exilis   l'/^  mill.  von  Taiti,  Taf.  I.  fig.  1  abgebildet. 

2)  Erinens  Walker  (Annais  and  niagaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II. 
p.  205)  folgendermassen  charakterisirt :  „Corpus  convexum,  rüde  pun- 
ctatum,  dense  pubescens:  caput  postice  ma\inium,  snbdilatatum  :  palpi 
clavati  ,  antennae  subdavatae  ,  geniculatae,  pilosae  ,  articulo  piinio 
longo,  sequentibus  oblongis,  subaequalibus ;  thorax  subquadratus,  ely- 
tra  oblonga  ,  pedes  validi,  pilosi."  Art:  Er.  monslrosus  ^  3  lin.  von 
Ceylon. 

Ebenfalls  von  Ceylon  stammende  Arten  beschrieb  Motschulsky 
(Etud.  entom.  VII.  p.  29  ff.)  unter  dem  Namen  Eumicrus  crassicornis, 
Scydmaenus  latipennis,  JSietneri,  hrunnipennis,  cyrlocerus,  trinodis  und 
Cephennium  hreviusciilum. 

Eutheia  Sc/mwmü  Kiesenwetter  n.A.  von  Kauplia  (Berl.  Entom. 
Zeitschr.   II.  p.  45). 

Pselaphidae.  Eine  neue  Gattung  Panapfianhis  wurde  von  v. 
Kiesen  Wetter  (Beil.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  48.  Taf.  3.  fig.  4)  be- 
schrieben und  abgebildet;  die  Fühler  sind  genähert,  unter  dem  Vor- 
derrande der  Stirn  ,  welcher  als  schmaler  Fortsatz  weit  nach  vorn 
heraustritt,  eingefügt,  die  beiden  ersten  und  die  drei  letzten  Glieder 
vei dickt;  die  Alaxillartastei*  mit  zugespitzt  eiförmigem  Endgliede,  die 
Tarsen  mit  einer  Klaue.  —  Art:  Pan.  atotmis  ^e  lin.  von  Nauplia. 
Andere  neue  Arten  sind:  Tychus  myops  (mit  fast  ganz  verkümmerten 
Augen),  ptillus,  mendax,  Bythiniis  convexus  und  pauper  v.  Kies.,  eben- 
falls aus  Griechenland. 

Eine  neue  Gattung  Divoptnis  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII. 
p.  28)  soll  die  Körperform  von  Batrisus  ,  die  Fühler  und  Palpen  von 
Bythinus  haben,  durch  die  Grösse  des  ersten  Abdominalsegments  sich 
aber  Pselaphus  nähern;  D.  Ceylonicus  n.  A.  von  Ceylon,  Va  lin.  — 
Balrisus  spinicollis  n.  A.   ebendaher,  spinosus  aus  Ostindien. 

Bryaxis  limnophila ,  clavala  und  paludosa  Peyron  (Annales  soc. 
entom.  VI.  p.  414  ff.)  n.  A.  von  Tarsus,  Ctenistes  barhipalpis  und  in- 
tegricollis  Fairmaire,  Pselaphus  Sencieri  Coquerel  (ebenda  p.  792  f., 
pl.  16.  fig.  3 — 5)  n.   A.  aus  Marocco. 

Staphylini.  i.  aboulbene  hat  eine  sehr  sorgfältige  Arbeit 
„sur  les  moeurs  et  ranatomie  de  la  Alicralymma  brevipenne"  in  den 
Annales  de  la  soc.  entom.  3.  ser.  VI.  p.  73—105.  pl.  2  u.  3  geliefert.  Er 
beschreibt  darin  die  Larve,  Nymphe  und    das  ausgebildete  Insekt  so- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       369 

wohl  nach  ihrer  äusseren  Form  als  auch  von  den  inneren  Organen  den 
Tractus  intestinalis  und  den  männlichen  und  weiblichen  (lenitalapparat. 
In  Betreff  der  Larve  ist  zu  erwähnen,  dass  diejenige,  welche  der  Verf. 
selbst  dem  Micral.  brevipenne  als  unzweifelhaft  angehörig  betrachtet, 
von  der  durch  Westwood  fraglicher  Weise  derselben  Art  zuge- 
schriebenen wesentlich  verschieden  ist;  er  ist  geneigt,  die  VVestwood'- 
sche  Larve  als  der  Gattung  Aepus  angehörig  zu  betrachten  (wofür 
die  Maxillen,  an  welchen  die  Lade  tasterförmig  ist,  sprechen  würde. 
Ref.),  während  die  Nymphe  trotz  ihrer  Verschiedenheiten  von  der  hier 
beschriebenen,  vielleicht  zu  Micralymma  gehören  könnte.  Dieselbe 
ist  durch  lange  fadenförmige  Anhänge  am  Thorax  und  den  Seiten  der 
Abdominalsegmente  ausgezeichnet ;  dieselben  machen  fast  den  Eindruck 
von  Respirationsapparaten,  besonders  am  Hinterleibe,  wo  sie  gerade 
auf  der  Gränze  von  Rücken  und  Bauch,  je  eins  auf  jeder  Seite  jedes 
Segmentes,  ihren  Ursprung  nehmen;  leider  hat  der  Verf.  nichts  über 
ihre  Beziehungen  zu  den  Stigmen  angegeben.  Am  Kopfe  des  ausge- 
bildeten Insekts  hat  der  Verf.  zwei  deutliche  0<;ellen  entdeckt,  welche 
von  Erichson  nicht  angegeben  "werden.  Die  anatomischen  Ver- 
hältnisse, wenn  ihre  Kenntniss  bei  einem  so  winzigen  Insekte  auch 
von  Interesse  ist,  bieten  keine  besonderen  Eigenthüralichkeiten  dar; 
die  Vasa  Malpighii  sind  zu  vieren  vorhanden,  die  Ovarien  bestehen 
aus  sechs  Eiröhren,  die  Hoden  sind  vierlappig,  der  Ductus  ejaculato- 
rius  an  seiner  Basis  doppelt  kolbig  angeschwollen.  —  Der  Käfer  giebt 
im  Leben  bei  der  Berührung  einen  sehr  starken  Geruch  von  sich,  ohne 
dass  sich  Organe,  welche  eine  scharfe  Flüssigkeit  absondern,  auffin- 
den Hessen.  Er  lebt  wie  auch  die  Larve  in  Ritzen  von  Steinen,  wel- 
che während  der  Fluth  vom  Meere  unter  Wasser  gesetzt  werden. 

V.  Motschulsky  setzte  (Bullet,  d.  1.  soc.  imp.  d.  natur.  de 
Moscou  1858.  I.  p.  634—670  und  II.  p.  204—264.  Taf.  I)  seine  im 
vorigen  Jahre  begonnenen  Beschreibungen  neuer  Staphylinen,  welche 
zugleich  durch  Darstellungen  von  20  der  ausgezeichneteren  Formen 
unterstützt  werden,  fort.  Die  neuen  Arten  und  Gattungen  in  der  vom 
Verf.  angenommenen  Reihenfolge,  sind:  1)  Aus  der  Gruppe  der  Pae- 
deriden:  Paederus  longicornis  MossRmhique,  Indiens,  Algeriens,  Ingn- 
hris  Brasilien,  Sunins  serpentinns  Krain  und  Schweiz,  bispinns  und 
hiplagiatus  Ostindien,  nigromacnlahis  Aegypten,  Echiaster  pietus  Co- 
lumbien,  Indiens  Ostindien.  Smiides  n.  g.  von  der  breiteren  und  ab- 
geflachten Form  der  Anthophagen  ,  Boreaphilus  u.  a.,  aber  nach  den 
Mundtheilen  und  den  Beinen  zu  den  Paederinen  gehörend,  mit  gros- 
sem Kopfe  und  viel  kleinerem,  schmalen  Ilalsschilde,  langgestreckten, 
dreizähnigen  Mandibeln  und  Fühlern,  an  denen  das  erste  Glied  län- 
ger ist  als  die  drei  folgenden  zusammen.  Art:  Snn.  boreopkiloides  aug 
Columbien.  —  Stilidems  n.  g. ,  auf  den  ersten  Blick  einem  Stilicus, 
z.  B.  rufipes,  similis  durchaus  gleichend,  aber  durch  das  zweilappige 
Archiv  f.  Nalurg.  Jahrg.  XXV.  Bd.  2.  Y 


370     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

vierte  Tarsenglied  hinreichend  unterschieden  und  dadurch  einen  Ue- 
bergang  zu  den  Sunius- Arten  mit  gewölbtem  Halsschilde  machend. 
Art:  Stil,  cicatricosus  aus  Ostindien.  —  Stilicus  sericens  ebendaher, 
Rugilns  scutellatus  Tyrol.  —  Scoponeus  n.  g.  Zwischenform  zwischen 
Rugilus  und  Scopaeus ,  Punktirung  und  Pubescenz  wie  bei  letzterer 
Gattung.  Arten:  Scop.  fusculus ,  thoracicus ,  fulvescens  und  tectaceus 
aus  Ostindien.  —  Scopaeus  dilutus  ,  velutinus,  nitidnltis  ,  Lithocharis 
flavescens,  fuscipennis,  pallida,  alle  aus  Ostindien,  L.  aefjyptiaca,  L.? 
humeralis  und  L.?  dimidiata  aus  Ostindien ,  beide  einen  Uebergang 
zu  Auchenium  durch  den  abgeflachten  Körper  bildend.  —  Lathrobomor- 
phns  n.  g.,  F'orm  von  Lathrobium,  die  Punktirung  aber  sehr  fein  und 
die  Behaarung  sehr  dicht,  wie  bei  Scopaeus;  von  Lathrobium  durch 
längere  Fühler  mit  stärker  verlängerten  und  dünneren  Gliedern  un- 
terschieden, das  zweite  Glied  zweimal  so  kurz  als  das  dfitte,  welches 
schmal  aber  fast  eben  so  lang  wie  das  erste  ist.  Art:  Lathr.  hadius 
Ostindien.  —  Lathrobium  striatopunctatum  Steyerniark,  testaceum  und 
sublaeve  Ostindien.  —  Achenomorphus  n.  g..  Form  wie  bei  Lithocha- 
ris, aber  sehr  abgeflacht,  Behaarung  wie  bei  Scopaeus  ;  Fühler  etwas 
kürzer  als  Kopf  und  Thorax  zusammengenommen,  1.  Glied  gross,  den 
beiden  folgenden  zusammen  gleich  ,  das  2.  so  breit  wie  das  1.,  aber 
fast  um  die  Hälfte  kürzer,  das  3.  und  die  folgenden  klein,  um  die 
Hälfte  schmaler  und  kürzer  als  das  2.  ;  Vorderschenkel  erweitert  und 
innen  ausgerandet.  Art:  Ach.  Columbicus  aus  Columbien.  —  Ache- 
nium?  humer ale  Ostindien  ,  Platygonium  (einen  Uebergang  zwischen 
Achenium  und  Cryptobium  bildend)  ruficolle  Parä,  Cryptobium  san- 
guinolentum  ,  abdominale,  rufipenne,  siilurale  und  marginatum  Ostin- 
dien, castaneum  Columbien.  —  Calliderma  n.  g.  ,  vom  zarten  Baue 
der  Gattung  Rugilus,  aber  viel  schmaler  und  abgeflachter,  Kopf  stär- 
ker verlängert,  Augen  weiter  nach  hinten  gerückt,  die  Maxillartaster 
mit  kurzem  1.  und  4.,  und  sehr  langem,  konischen  2.  und  3.  Gliede, 
Fühler  schlank,  das  1.  Glied  fast  so  lang  als  die  übrigen  zusammen, 
das  2.  länger  als  das  3. ,  dieses  so  lang  als  das  5.  und  länger  als 
das  4.,  die  übrigen  kurz  und  breit.  Art:  Call.  Ärwnwea  Ostindien.  — 
Cryptoporus  n.  g.,  Miltelform  zwischen  Achenium  und  Oxyporus  (?!), 
mit  grossem,  hinten  erweiterten  Kopf,  sehr  kleinem  Endgliede  der 
Maxillartaster;  an  den  Fühlern  das  1.  Glied  um  die  Hälfte  länger  als 
das  3.,  dieses  doppelt  so  lang  als  das  2.,  die  folgenden  vom  4.  an 
sich  gegen  die  Spitze  hin  allmählig  verkürzend.  Art:  Crypt.  flavipes 
Ostindien.  —  2)  Aus  der  Gruppe  der  Oxyporiden :  Quedius  granuli- 
pennis  Oesterreich,  brevipennis  Krain.  —  3)  aus  der  Gruppe  der  Sta- 
phyliniden  :  Acylophorus  (womit  die  Gattung  Rhygmacera  Älotsch.  zu- 
sammenfällt) flavipes,  fuscatus  und  ruficollis  Ostindien.  —  Rhegmato- 
cerus  n.  g. ,  Form  von  Heterothops,  Kopf  und  Halsschild  mehr  verlän- 
gert, ersterer  herzförmig,  letzleres  gegen  den  Kopf  hin  verengt;  Au- 


im   Gebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       371 

gen  abgeflacht,  Mandibeln  hervorspringend,  Palpen  verlängert,  3.  Glied 
fast  so  lang  als    das  2.,    4-  sehr    kurz    und  dünn,    Fühler  kürzer  als 
Kopf  und  Halsschild   zusammen,  dünn,  mit  länglichen   Gliedern,  das  1. 
breiter  und  doppelt  so  lang   als  das  2.     Drei  Arten  :    Rhegm.  conicol- 
lis ,  pu7ictipennis  und  aniennalus  aus  Ostindien.    —  Heterothops  flavi- 
collis   Ostindien,    limosiis   Steyerniark ,    Gabrins   (Philonthen   mit  ver- 
längertem Kopfe  begreift  der  Verf.  unter  diesem  Namen)  pumilusMan- 
nerh.   Berlin,    maritimus  Aegypten  ,  badius .   longulus  und  paederoides 
Ostindien,  Philonthus    Algiricus  Algier,    lativentris ,  ßavocinctus,  an- 
tennahis,  basalis ,  rubricollis  Ostindien,  Caßus  Aegyptiacus  (unter  Ca- 
fius  begreift    der  Verf.    die    am    Salzwasser    lebenden  Philonthen).  — 
Piestomorphus  n.  g.  von  der  niedergedrückten  Form  und  der  seiden- 
artigen Flügeldecken-Behaarung   der  Cafius-Arten,  aber  mit  sehr  klei- 
nem, spindelförmigen  Endgliede  der  Maxillartaster  nach  Art  der  Pae- 
derinen  ,    und    nach    der    Spitze    hin    verschmälerten   Tarsen   wie  bei 
Scariphaeus,  nur  dass  das  1.  Glied   nicht  länger  als  das  2.  ist.     Art: 
Piest.    ater    Colutnbien.  —  Belonuchus  pexus  Columbien,  coeruleipen- 
nis  Brasilien,  Rhagochila  Inderiensis  Turcomanien,   Tasgius  abbreviattts 
Krain,  Anodus  fuhipes  Schweiz,  Ocypus  sericeus  Algier,    Trichoderma 
punctatissima    Brasilien  ,    concolor  Columbien.  —  4)  Aus  der  Gruppe 
der  Xantholiniden  :  Pachycorynus  n.  g.,  mit  Leptacinus  verwandt,  aber 
breiter  und  abgeflachter,  Endglied  der  Taster  noch  schmaler  und   cy- 
lindrischer,  Fühler  kürzer  als  Kopf   und  Halsschild  zusammen,  das  1. 
Glied  so  lang  wie  die  5  folgenden  ;    das  2.  länger    als  das  3.,  das  5. 
bis  10.   quer.     Art:  Pach.   dimidiatus  Ostindieu.  —  Leptacinus  pallidi- 
pennis   Ostindien.  —  Spirosoma  n.  g.    von   schmalerem  Baue  als  Lep- 
tacinus,   mit  feinerer  und  dichterer    Punktirung,  Fühler  geknieet,  das 
1.  Glied  so  lang   wie  die  4  folgenden,    das  2te    und  3te  gleich  lang, 
das    4te    etwas    kürzer ,    die    folgenden     allmählig    kürzer    und    brei- 
ter;  an  den  Maxillartastern    das  2.  Glied  länger  als  das  3.,  das  letzte 
klein,  spindelförmig;  Mandibeln  stark  gebogen,  dreizähnig.  Art:  Spir. 
fulvescens  Ostindien,  —  Xantholinus  morio  Ostindien.  —  Agerodes  n.  g. 
von  Sterculia    durch  die    Längsverhältnisse    der   Tasterglieder,    durch 
die  mit    drei  in  gleichen  Abständen    von    einander  entfernten  Zähnen 
bewafl'neten  Mandibeln,  durch  die  Fühler,  deren  1.  Glied  so  lang  als 
die  drei  folgenden,  das  2.  klein,  länglich  kegelförmig,  das  3.  keulen- 
förmig   und    um    die    Hälfte    länger    als  das    2.  ist  ,  durch  das  gleich- 
breite Halsschild  und  die  an  der  Aussenseite  stachligen  Schienen  un- 
terschieden. Art :  Ager.  coeruleus  Columbien.  —  Othius  dilutus  Steyer- 
mark,  crassus,   suturalis  Schmidt  i.  lit.   und  fuhipes  Krain,   Platypro- 
sopus  Indiens,  orienlalis  und  (uhicollis  Ostindien.  —  5)  Aus  der  Ta- 
chyporiden-Gruppe  :    Tanygnathus  piceus  und  pictus  Ostindien,  Myce- 
loporus  humeralis  Steyerniark,  Braminus  Ostindien,  Boletobius  nitidus 
Ostindien,  Ellipotoma    tridens  Tyrol ,  posticalis  Krain  ,  Tachinus  san- 


372     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

guinolentus  Ostindien.  —  Tachinoderus  n.  g.  ,  in  der  Form  mehr  mit 
Tachyporus  übereinstimmend,  aber  mit  hinten  abgerundetem  Halsschild 
wie  bei  Tachinus;  Fühler  zweimal  so  lang  als  Kopf  und  Halsschild 
zusammengenommen  mit  konisch  gegen  die  Spitze  erweiterten  Glie- 
dern;  das  1.  schwach  verdickt,  so  lang  wie  das  3.,  dieses  doppelt 
so  lang  als  das  2-,  die  folgenden  von  der  Länge  des  3.;  Halsscbild 
doppelt  so  breit  als  lang,  Flügeldecken  um  ein  Dritttheil  länger.  Art: 
Tach.  longicornis  Ostindien.  —  Erchomus  n.  g. ,  von  breiterer  Form 
als  Tachyporus,  so  dass  die  Beine  vom  Halsschilde  und  den  Flügel- 
decken bedeckt  sind;  Kopf  breit,  Endglied  der  Taster  deutlich  länger 
als  das  3- ;  Fühler  kürzer  als  Kopf  und  Halsschild  zusammen  ,  vom 
4.  Gliede  an  deutlich  gekeult,  das  1.  Glied  so  lang  als  das  letzte, 
aber  doppelt  so  dünn  ,  konisch  ,  die  beiden  folgenden  um  die  Hälfte 
kürzer,  gleich  lang.  —  Zehn  Ostindische  Arten:  Erch.  latus,  lae- 
vigatus,  brunnicollis,  sanguinolentus  ,  fulvus,  minimus,  tantillus,  gra- 
nulum,  rnbiginosus  und  E.  ?  limbifer.  —  Conurus  biguttatus  und  cin- 
cfMs  Ostindien,  Hypocyptus  pic^Ms  Aegypten,  pwncfwm  Fontainebleau.  — 
6)  Aus  der  Gruppe  der  Aleochariden  :  Pronomaea  Bramina  Ostindien, 
Myllaena  fuhicollis  Krain ,  Euryusa  brevipennis  Steyermark  ,  Feliusa 
villosa  Columbien  ,  pallescens  Ostindien  ,  Encephalus  furcatus  Ostin- 
dien, Gyrophaena  appendiculata  ebendaher,  glabrella  Steyermark  und 
Genf,  indica,  rigida,  cicatricosa  und  livida  Ostindien.  —  Camatopal- 
pus  n.  g.,  von  Gyrophaena-Form,  1.  Glied  der  Fühler  fast  von  Kopf- 
länge, gekerbt,  2.  dreimal  so  kurz  und  schmaler,  länglich  kegelför- 
mig, 3.  um  die  Hälfte  kürzer  als  das  1.  ,  doch  zweimal  so  lang  und 
breiter  als  das  2  ,  die  folgenden  allmählig  kürzer  und  breiter,  das  9. 
und  10.  quer,  das  11.  so  lang  als  die  beiden  vorhergehenden  zusam- 
mengenommen; Maxillartaster  verlängert,  fast  wie  bei  Myllaena;  die 
schmalen  Mandibeln  und  der  rüsselförmig  verlängerte  Kopf  ähnlich 
wie  bei  Pronomaea,  der  Hinterkopf  aber  breiter  und  die  Augen  mehr 
hervorspringend.  Zwei  Ostindische  Arten :  Cam.  biluberculatns  und 
fulvus.  —  Oligota  latissima  Laybach  ,  picta  Aegypten  ,  indica  Ostin- 
dien, Aleochara  funeralis  Columbien  ,  Hindustana  Ostindien  ,  cincti^ 
pennis  Laybach,  badia,  croceipennis ,  denticulata,  castanea,  tenuicornis 
Ostindien,  brunnipennis ,  rufescens  Kissingen,  punctatella  Amsterdam, 
A.?  bidens  Columbien,  Oxypoda  sanguinolenta  Aegypten,  plagiata, 
?  brunnescens,  africapilla  und  palleola  Ostindien,  ;}a//ä/jpenwis  Laybach, 
fulvicollis  Kissingen  ,  rufula  Fontainebleau,  cinctella  und  carbonaria 
Krain,  Sipalia  abdominalis  Krain,  maura  Berlin,  tectncea  Krain,  fas- 
ciata  Dalmalien ,  Homalota  cristata  Smyrna ,  denticulata  Algier  ,  Ae- 
gyptiaca  Alexandrien,  tenuicornis,  Cursor,  testaceipennis,  dilutipennis, 
prona  Ostindien,  macrocera ,  laticornis  Kissingen,  picea  England, 
troglodytes  Krain ,  flavicans  Aegypten,  tropica,  microcephala  und  In- 
gens  Ostindien,  Phloeopora  impressicollis,  Indica  Ostindien,  ?  humera- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       373 

lis  Columbien  ,  Calodera  flavipes  Paris  ,  Bolitochara  Columhina  Co- 
lumbien,  Falagria  cinctella  Columbien,  gracilis,  dimidiata  und  ueZw- 
ticollis  Ostindien,  Autalia?  anguslata  und  Astilbus  nigrescens  Ostin- 
dien, Orphnehius  n.  g.  ,  von  den  Myrmedonien  mit  erweitertem  Hin- 
terleib durch  die  Tarsen,  an  denen  das  2.  Glied  das  längste  ist,  und 
durch  die  sehr  verlängerten  Fühler,  deren  Endglied  das  kürzeste  ist, 
abweichend.  Art :  Orph.  ventricosus  Columbien.  —  Cranidium  n.  g., 
eine  eigenthümliche  Form  mit  kleinem  ,  nach  hinten  verengten  Tho- 
rax ,  nach  hinten  erweiterten  und  sehr  schräg  abgestutzten  Flügel- 
decken und  gegen  die  Spitze  breiter  werdenden  Hinterleib;  Fühler 
gekerbt,  das  1.  Glied  so  lang  als  das  2.  und  3.  zusammen,  die  übri- 
gen  perlschnurartig.     Art:  Cran.  cantharoides  vom  Cap. 

„Einige  neue  und  ausgezeichnete  Staphylinen-Gattungen"  wur- 
den von  Dr.  G.  Kraatz  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  361  fF.)  be- 
kannt gemacht:  1)  Pygostenus  (würde  griechisch  Stenopygus  heissen 
müssen)  n.  g.,  zu  den  Tachyporinen  gehörig,  durch  die  sehr  kurzen, 
pfriemförmigen  Fühler,  deren  erstes  Glied  gabelförmig  gespalten  ist 
und  das  zweite  seitlich  umfasst,  ausgezeichnet;  die  Fühler  liegen 
zwischen  den  Augen  dicht  aneinander;  Flügeldecken  kürzer  als  der 
Thorax,  Hinlerleib  geraudet,  Tarsen  fünfgliedrig.  Art:  Pyg.  microce- 
rus  von  der  Goldküste.  —  2)  Glyphesthus  n.  g.  zur  Gruppe  von  Que- 
dius  gehörend  und  durch  Fühler-  und  Lippentaster-Bau  mit  Homoro- 
cerus  zunächst  verwandt;  Fühler  geknieet,  ziemlich  dick,  Maxillar- 
taster  mit  dickem  Endgliede;  Mittelhüften  genähert,  Tarsen  dünn  mit 
verlängertem  ßasalgliede.  Zwei  Arten  :  GL  rufipennis  und  niger  aus 
Senegambien.  —  3)  Cyrtothorax  n.  g.  zu  derselben  Gruppe  gehörig,  mit 
kurzen,  dünnen,  leicht  gekeulten  Fühlern,  hervorgequollenen  Augen, 
grossem,  bucklig  aufgeworfenem  Thorax,  unebenen  Flügeldecken  ;  beide 
Palpen  fadenförmig,  Mittelhüften  genähert,  Zunge  gerundet.  Zwei 
Arten :  Cyrt.  Sallei  aus  Mexiko  und  erythrurus  aus  Neu-Granada.  — 
Anhangsweise  als  neue  Arten  beschrieben  :  Homorocerus  puncticollis 
aus  Senegambien  und  Haematodes  tenuipes  aus  Brasilien.  Die  drei 
Gattungen  sind  auf  Taf.   III  abgebildet. 

Derselbe  (Berlin.  Entomol.  Zeitschr.  II.  p.  49  ff.)  beschrieb 
Falagria  splendens ,  Ocalea  puncticeps ,  Calodera  paludum  ,  Oxypoda 
vicina  (0.  soror  Kr.  antea) ,  Homalota  speculum  ,  Myllaena  graeca, 
Quedius  Aetolicus  ,  coxalis ,  proximus  ,  Xantholinus  graecus  ,  Sunins 
subnitidus,  (p.  127  f.)  Trogophloeus  insularis  und  Anthohium  Aetolicum 
als  n.  A.  aus  Griechenland.  —  Ferner  (Bullet,  soc.  entom.  p.  188  ff.) : 
Aleochara  cuniculorum  Paris,  leucopyga  Marseille,  haematoptera  Spa- 
nien und  Algier,  Coproporus  Colchicus  Batuni,  Lithocharis  picea  Pa- 
ris. —  „Ueber  Oligota  apicata  Er.  und  Verwandte"  (Berl.  Entomol. 
Zeitschr.  II.  p.  350  ff.).  Es  werden  vier  Arten  unterschieden:  0.  xan- 
thopyga  (apicata  Fairm.)  Paris,  apicata  Er.  (abdominalis  Scriba),  rufi- 


374     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pennis  n.  A.  Lyon  (apicata  Kr.)  und  pygmaea  n.  A.  Rouen.  —  Syno- 
nymische Bemerkungen  über  Staphylinen   (ebenda  p.  377). 

V.  Ki  es  e  n  we  tter  (Berl.  EntomoL  Zeitschr.  IL  p.  53  f.  und 
p.  124  L)  beschrieb  Oligola  piimilio  ,  Meter othops  brunnipennis ,  Qne- 
dius  abietum ,  nivicola  ,  Philonlhvs  rivnlaris ,  Stefius  paludicola  und 
ochropus  als  n.  A.  aus  Griechenland  ,  Fhilonthns  badius  n.  A.  aus 
Sicilien. 

Peyron  (Annales  soc.  entomol.  VL  p.  417  ff.)  als  neue  Arten 
von  Tarsus  :  Myrmedonia  aptera  ,  Homalota  dux  ,  Xantholinus  radio- 
sus,  Ocypns  cyclopus,  Baudii,  Pkilonthus  juvenilis ,  Truqiiii,  Faederus 
geniculalns,  Bledius  Antilope,  Platystethns  maxillosiis  und  Trogophloeus 
lathrobioides. 

Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  205)  als  neue 
Arten  von  Ceylon:  Ocypus  longipennis  ,  congruus ,  punctilinea  ,  Xan- 
tholinus cinctus,  Paedenis  alternans,  Prognatha  decisa,  Oxytelus  rudis, 
productus,  Omalium  filiforme,  Aleochara  postica. 

ßoheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  25  ff.)  Arten  aus  ver- 
schiedenen Ländern :  Falagria  vestita  China,  Oxypoda  patagonica  und 
cingulata  Patagonien,  Tachyporns  evanescens  China,  Xantholinus  Tai- 
tiensis  Taiti,  Capensis  Cap  ,  subtilis  und  gracilis  Buenos  Ayres,  Fhi- 
lonthns tenebrosus,  quadraticeps  Buenos  Ayres,  delicatulus,  aeneipen- 
nis  und  puncticollis  China,  varicolor  Calitornien,  tiigrinus  Cap,  Que- 
dius  pectoralis  und  Lathrobium  Chinense  China ,  Sunius  trisignatns 
Californien,  Paederiis  intermedius  Manila  ,  coeruleipennis  Californien 
und  Insel  Funa,  Slenus  chalybeus  Californien,  capiicinus  Taiti,  cylin- 
dricollis  Malacca  und  Oxytelus   pumiiio  Taiti. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  61  ff.) : 
Quedius  explanatus  aus  Californien,  Faederus  femoralis  und  nstus  vom 
Colorado  und  Gilva-Fluss,  (Journ.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.  16) 
Aleochara  valida    aus   Californien. 

Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  dans  TAnier.  du  Sud  p.  50  ff.) : 
Cryptobium  Brasilianum  und  Leptochirus  bicolor    n.  A.  aus  Brasilien. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  43)  Aleochara  semi- 
rubra  n.  A.    von    Madrid,  Taf.  I.  fig.  8  abgebildet. 

Janson  (Entomol.  Annual  for  1858.  p.  64) :  Euryusa  Kirbyi 
n.  A.  aus  England,  unter  Formica  fuliginosa  lebend,  auf  der  beifol- 
genden Tafel,  fig.  8  abgebildet.  —  Nach  demselben  (Proceed.  entoni. 
soc.  IV.  p.  57)  ist  Bledius  hispidus  Parfitt,  Zoologist  1857,  gleich  Ble- 
dius unicornis  Germ.  Er. 

Water  houso  (Proceed.  enton».  soc.  IV.  p.  83  ff.)  stellte  ein 
synonymisches  Verziechniss  der  in  England  einheimischen  Tachypori- 
ncn  zusammen,  welche  durch  52  Arten  vertreten  sind.     Dies  Vcrzeich- 


im  Gebiete    der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        375 

niss  ist  seitdem    schon  in  den  Catai.    of  British    Coleoptera  des  Verf. 
aufgenommen  worden. 

HiSterini.  C  o  q  u  e  r  e  l  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  787  ff.)  cha- 
rakterisirte  eine  neue  Gattung  Dimer ocerus,  mit  Eretmotus  de  Mars,  zu- 
nächst verwandt ,  aber  durch  die  Grösse  des  Mesosternum  ,  die  ge- 
zähnten Mandibeln  und  besonders  durch  die  auffallend  starke  Ent- 
wickelung  des  Fühlerschaftes,  welcher  breit  kahnförmig,  fast  so  lang 
als  die  Mandibeln  ist  und  von  dessen  Oberseite  nicht  weit  von  der 
Basis  die  Fühlergeissel  entspringt ,  deren  Endglied  doppelt  so  lang 
als  breit,  fast  cylindrisch  und  an  der  Spitze  breit  abgestJitzt  ist,  un- 
terscheiden. Der  Körper  ist  fast  kreisrund,  die  grösste  Breite  der  Flü- 
geldecken hinter  der  Mitte  gelegen.  Art:  Dim.  sociator,  pl.  16.  fig.  8 
abgebildet,  aus  der  Barbarei,  2'/2  mill.,  lang  zusammen  mit  Hetaerius 
punctulatus  unter  Myrmica  testaceo-pilosa  lebend.  —  Saprinus  Fortus- 
magni  Coqu.   pl.  16.  fig.  7  ebendaher,  n.  A. 

Eine  zweite  neue  Gattung  ist  Homalopygus  Boheman  (Fregatten 
Eugenies  resa  p.  36  ff.),  eine  kleine  Form  von  länglich  quadratischem 
Körper  ,  wenig  gewölbter  Oberfläche,  mit  grossem  und  flachen  Pro- 
pygidium  und  Pygidium  und  gegen  die  Spitze  hin  stark  erweiterten 
Schienen.  Art:  Hom.  laiipes  ,  2'/i  mill.,  von  Panama,  Taf.  1.  fig.  2 
abgebildet.  —  Epierus  rubripes  n.  A.  von  Buenos  Ayres,  ebenda  be- 
schrieben. 

Fernere  neue  Arten  sind :  Pachycroerus  capito  Thomson  (Archiv, 
entomol.  II.  p- 41)  vom  Gabon,  Platxjsoma  desinens  und  restorahim 
(sie  !)  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  207)  von  Ceylon, 
Tripanidius  (sie!,  soll  wohl  Trypanaeus  heissen !)  flavipennis  (de 
Mars.  i.  1.)  Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.X.  p.  209)  von  Cuba, 
Ontlhophilus  costatus  Kiesenwetter  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  131) 
von  Zante  ,  Hetaerius  puberulus  Motschulsky  (Etudes  entomol.  VII. 
p.  188)  aus  Sicilien,  Hister  platysomoides  (Peyronis  de  Mars.),  Sapri- 
nus Mersinae  und  Marseuli  (Tyrius  de  Mars.)  Pcyron  (Annales  soc 
entom.  VI.  p.  407  ff.  pl.  9)  von  Tarsus. 

TriChOpterygii.  Acratrichis  Orientalis  ,  Ceylonica  und  trapezi- 
formis  31otschulsky  (Elud.  entom.  VII.  p.  32)  von  Ceylon  und  Ptilium 
tenue  Kraatz   (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  130)  von  Nauplia  n.   A. 

Phalacrides.  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.  33  ff.)  un- 
terschied eine  neue  Gattung  Augasmus  von  Phalacrus  durch  die  bei 
einem  der  beiden  Geschlechter  stark  entwickelten  Mandibeln,  die 
letzten  Glieder  der  Maxillartaster  und  die  deutlich  punktirten  Streifen 
der  Flügeldecken.  Arten  :  Aug.  ligatus  ,  sinuatus  und  testaceus  aus 
Ostindien  und  mandihularis  aus  Ceylon.  Neue  Arten  sind  ferner : 
Phalacrus  rubidus,  rufitarsis ,  brunneus  aus  Ceylon,  festivus  und  Indus 


376     Gerstaeclier:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

aus  Ostindien,  Olihrus  rufescens  ,  brunnescens  ,  rufopicevs,  palliduhis 
von  Ceylon,  bivulnerus,  albomaculalus  und  tratisparens  aus  Ostindien. 
Phalacius  conjiciens  und  confectus  Walker  (Annais  niaga/.  nat. 
hist.  3.  ser.  II.  p.  206)  sind  ebenfalls  n.  A.  von  Ceylon  ,  Phalacrns 
rtißcornis  Buenos  Ayres,  Olibrus  bisignatus  Cap ,  piceus  Californien 
und  parvulus  Peru  n.  A.  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa 
p.  37  ff.),  Tolyphus  punctatostriatus  Kraatz  (Berl.  Entoni.  Zeitschr.  II. 
p.  132)  n.  A.   aus  Griechenland. 

Nitidulariäe.  Zwei  mit  Lordites  Er.  nahe  verwandte  Gattungen 
hat  Thomson  (Archiv,  entomol.  II.  p.  42  f.)  aufgestellt;  die  erste, 
Pherocopis  benannt,  unterscheidet  sich  davon  durch  den  sehr  flachge- 
drückten Körper,  den  sehr  grossen  Kopf,  die  langen  Fühler  und  die 
nicht  erweiterten  Tarsen;  an  den  Fühlern  ist  das  dritte  Glied  das 
längste ,  die  Keule  durch  die  drei  lose  aneinander  gereihten  ,  quer 
dreieckigen,  an  der  Spitze  breit  abgestutzten  Endglieder  gebildet. 
Art:  Phei\  ebenci ,  pl.  1.  fig.  2.  —  Die  zweite  Gattung  Galaor  wird 
von  Lordites  durch  nicht  erweiterte  Tarsen  und  das  kleine  zweite 
Fühlerglied  unterschieden.  Art:  GaL  pei'foratus,  9Va  mill.  —  Beide 
Gattungen  so  wie  die  folgenden  neuen  Arten:  Gymnochila  sparsuta, 
subfasciata,  angiilicollis  und  Peltis  niyrita  stammen  vom  Gabon  in 
Guinea. 

Für  eine  als  neu  bezeichnete  Gattung  Nitidulopsis  giebt  W al- 
ker (Annais  magaz.  nat.  hist.  3.  ser.  IL  p.  206)  folgende  Charakte- 
ristik: „Nitidulae  valde  affinis  ,  Anthobio  simillima ;  abdomen  elytris 
duplo  longius;"  sie  ist  also  vielleicht  mit  Colastus  Er.  identisch.  Art: 
Nit.  aequalis,  l'A  lin.  von  Ceylon.  —  Nitidula  contegens ,  mtendens, 
signißcans ,  ?  tomentiferaj  Rhizophagus  parallelus  und  Trogosita  in" 
sinuans  n.  A.  desselben  Verf.,  ebenfalls  von  Ceylon. 

Motschulsky  (Etud.  entom.  YII.  p.  39  ff.)  beschrieb  Colastus 
plagiatipennis  Ceylon,  dihitns  Ostindien,  Carpophilus  longipennis,  mar- 
ginellus,  cribellatus,  sericeus,  strigipennis  und  piloselliis  von  Ceylon 
und  Ostindien,  Ecnomorphus  (neuer  Gattungsname  für  gewisse  Carpo- 
philus- Arten  ,  wie  C.  6-pustulatus  Fab.)  fulvipes  und  fuscuhis  von 
Ceylon,  biguttatus  aus  Ostindien  ,  Pocadius  subquadrahis  von  Ceylon, 
Indiens  aus  Ostindien,  für  welche  zugleich  der  Gattungsname  Circo- 
pes  bereit  gehalten  wird. 

Colastus  obliquns  und  limbatus ,  Carpophilus  discoideus  vom 
Colorado,  Temnochila  acuta  aus  Texas,  aerea  von  Californien  sind 
neue  Arten  von  Le  Conte  (l'rocecd.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858. 
p.  62  ff.).  —  Rhizophagus  puncticollis  aus  Californien  und  Rrachypte- 
rus  testacens  von  Sidney  n.  A.  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies 
r6sa  p.  39).  —  Meligethes  coerulesccns ,  simplex  und  immundus  aus 
Griechenland,  Peltis  proeera  vom  Farnass  n.  A.  von  Dr.  G.  Kraatz 
(Berl.  Enlom.  Zeitschr.  X.  p.  134  ff.). 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       377 

Colydii.  Eine  vonLeConte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
lad.  1858.  p.  63)  aufgestellte  neue  Gattung  Anchomma  ist  mit  Corti- 
cus  und  Sarrotrium  nahe  verwandt,  hat  dicke  borstige  Fühler,  an 
denen  das  1.  und  2.  Glied  gleich  gross,  das  3.  um  die  Hälfte  länger, 
das  4.  bis  10.  quer,  das  11.  schmaler,  fast  viereckig  ist;  Kopfseiten 
erweitert  und  die  Augen  in  eine  obere  und  untere  lineare  Hälfte 
theilend;  die  drei  ersten  Hinterleibssegmente  gleich  lang,  das  4.  kür- 
zer, das  5.  kaum  länger  als  das  vorhergehende.  Art:  Auch,  coslatum 
aus  Californien.  —  Ausserdem  neue  Arten:  Ditoma  snlcata  und  or~ 
nata,  Synchita  variegcita   aus  Californien. 

Eine  zweite  neue  Gattung  ist  Anlonosoma  Motschulsky  (Etud. 
enloraol.  VII.  p.  44ff.),  vom  Ansehen  eines  Hypophloeus,  aber  mit 
vier  Tarsengliedern  an  allen  Füssen,  von  denen  das  erste  an  der 
Basis  erweitert  und  fast  so  lang  wie  das  vierte  ist;  alle  Hüften  weit 
getrennt,  Bauchringe  frei  beweglich.  Art:  Aul.  tenebrioides  l'/j  lin. 
Ceylon.  —  Neue  Arten  :  Fsammoecus  Irimaculahis  und  Cerylon  Orien- 
tale von  Ceylon,  Cerylon  Braminuni  aus   Ostindien. 

Ditoma  rngicollis  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II. 
p.  206)  n.  A.  von  Ceylon,  Bothridercs  sctilpticollis  Thomson  (Archiv, 
entom.  II.  p.  46)  n.  A.   vom   Gabon. 

Läthridii.  Lathridins  perpusillus  und  Monotoma  concinnula  Wal- 
ker (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  207)  n.  A.  von  Ceylon, 
Monotoma  marinum,  rnßpenne  und  striatum  Le  Conte  (Proceed.  acad. 
nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  64f.)  n.  A.  von  San  üiego ,  Colorado 
und  aus  Californien,  Corticaria  maculosa  und  Lathridius  delectus 
Wollaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  408  f.)  n.  A.  von 
Madeira,  Cholovocera  Attae  Kraalz  (ßerl.  Ent.  Zeitschr.  II.  p.  140)  n.  A. 
aus   Griechenland. 

GuCüjidOS.  Neue  Arten  sind :  Ino  praeusta  Chevrolat  (Revue 
et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  212)  aus  Guadeloupe,  Silvanus  retrahens 
Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  207)  aus  Ceylon  und 
Silvanus  gemimis  Kraatz  (Berl.    Ent.  Zeitschr.   II.  p.l37)  von  Nauplia. 

Cryptophagides.  Miller  (Wien.  Entom.  Älonatsschr.  II.  p.  91 
und  97  ff.)  theilte  Bemerkungen  über  mehrere  Cryptophagus -Arten 
mit  und  beschrieb  Crypt.  nitidulus  und  laticollis  aus  Siebenbürgen, 
Simplex  aus  der  Wiener  Gegend  als  n.   A. 

Ausserdem  wurden  als  neu  aufgestellt:  Cryptophagus  debilis 
von  Santa  Isabel,  pilosus  (Name  an  eine  Europäische  Art  vergeben!) 
aus  Californien  von  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad. 
1858.  p.  64),  hirtulus  Kraatz  und  ctjlindrus  Kiesenwetter  (Berl.  Ent. 
Zeitschr.  II.  p.  138)  aus  Griechenland  ,  Crypt.  Braminus  aus  Birma 
von  Motschulsky  (Etud.    entom.  VII.  p.  46). 

Thorictidae.     Thorictus  bicolor    Kraatz  und    piliger  Schaum  aus 


378     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Griechenland,  spectabilis  Kraatz  aus  Mesopotamien  wurden  (Berl.  En- 
tern. Zeitschr.  II.  p- 141)  als  n.  A.  aufgestellt,  sind  jedoch  erst  noch 
mit  denen  der  Peyron'schen  Monographie  zu   vergleichen. 

MycetOphagidae.  Unter  dem  Namen  Lilargosomus  (n.  g.)  ma~ 
culatus  beschrieb  M  o  ts  c  h  u  1  s  ky  (Etud.  entom.  VII.  p.  52)  einen 
Käfer,  dem  er  eine  grosse  Aehnlichkeit  und  nahe  Verwandtschaft  mit 
Litargus  bifasciatus  zuschreibt,  der  sich  aber  durch  viergliedrige  Hin- 
tertarsen ,  an  denen  das  erste  Glied  fast  so  lang  als  die  folgenden 
zusammengenommen  ist,  unterscheidet.  JNach  diesem  Charakter  möchte 
die  (aus  Ceylon  stammende)  Gattung  also  wohl  eher  den  Heterome- 
ren,  wo  Formen  von  grosser  Aehnlichkeit  mit  den  Mycetophagen  vor- 
kommen,  angehören. 

Dermestini.  Eine  vonMotschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.d?) 
aufgestellte  neue  (i-dnxmg  Aethriostoma  mit  einer  Art :  Aethr.  undtdata 
aus  Ostindien  ,  soll  zwischen  Attagenus  und  Anthrenus  in  der  Mitte 
stehen,  von  beiden  durch  die  nicht  verborgenen  Mundtheile,  schma- 
les, gekieltes  ,  vorn  erweitertes  Prosternum  u.  s.  w.  abweichen.  — 
Eine  zweite  Gattung  Orphinus  „unterscheidet  sich  von  Orphilus  leicht 
durch  die  rothe  Farbe  des  hinteren  Endes  der  Flügeldecken"  (!)  und 
von  den  übrigen  Dermestiden-Gattungen  durch  die  Fühlerkeule,  wel- 
che nur  aus  zwei  sehr  ungleichen  Gliedern  besteht.  Arten:  Orph. 
haemorrhoidalis  und   pedestris   ^  on  Birma. 

Neue  Arten  sind  ferner:  Attagenus?  defectus  und  Trinodes  kir- 
tcllus  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  207)  von  Ceylon, 
Attagenus  abbreviatus  Heer  (Denkschrift,  d.  Schweiz,  naturf.  Gesellsch. 
XV.  p.  140)  von  Lanzarote  ,  Attagenus  quadrimaculatus ,  Trogoderma 
meridiotialis  und  Anthrenus  Proteus  (albidus  Brülle)  Kraatz  (Berl. 
Ent.  Zeitschr.   II.  p.  145  f.)  aus  Griechenland. 

Byrrhii.  Von  Motschulsky  wurden  (Etud.  ent.  VII.  p.49iV.) 
folgende  Ostindische  Formen  dieser  Familie  bekannt  gemacht:  Sy7i- 
calypta  indica  von  Birma,  ferner  Sxjnc.  pilosella  und  oblonga.  — 
Byrrhinus  n.  g.,  neben  Limnichus  stehend,  mit  fünfgliedriger  Fühler- 
keule, hervorgezogenem  Trosternum  und  halbkreisförmigen,  massig 
hervortretenden  Augen.  Arten:  Byrrhinus  latus,  nitidulus,  ellipticus, 
angustatus,  fuscus   und  oculatus  aus  Indien. 

Byrrhus  depilis  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  59. 
pl.  2.  lig.  12)  n.  A.  aus  Spanien,  Limnichus  punctipennis  Kraatz  n.  A. 
aus  Griechenland  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  148). 

HeterOCeridae.  Motschulsky  (Etud.  enlom.  VII.  p.  25  f.)  be- 
schrieb Ueterocerus  cinctus  von  Ceylon,  gracilis,  Indiens,  nigricornis 
und  unicolor  aus  Ostindien  als  n.  A. 

LaiuelliCOrnia.  l)  y  n  as  t  i  d  a  e.  —  Eine  neue  Gattung  ist  Pycno- 
schcma  Thomson    (Arcbives    entom.  II.  p.  G5)   vom   Gabon    in  Guinea, 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   des  Juhres  1858.       379 

mit  Heteronychus  verwandt,  durch  eigenthiimlich  geformtes  Kopfschild 
ausgezeichnet  und  leicht  kenntlich ;  dasselbe  ist  ausserordentlich 
schmal  und  setzt  sich  von  der  Stirn  wie  ein  schmaler  lanzeltlicher 
Forlsatz  ab,  so  dass  die  breiten,  aussen  ganzrandigen  Mandibeln  in 
weiter  Ausdehnung  zu  seinen  Seiten  frei  hervorragen;  es  ist  zuwei- 
len mit  einem  aufrechten  Hörne,  in  anderen  Fällen  nur  mit  einem 
Höcker  besetzt.  Frothorax  entweder  gleichmässig  flach  gewölbt  oder 
vorn  leicht  ausgehöhlt,  Flügeldecken  mit  paarigen  Punktlinien;  Vor- 
dertarsen  des  Männchens  mit  dicker  und  zuweilen  zweispaltiger  In- 
nenklaue. Arten:  Pycnoschema  Lacordairei  (pl.  III.  fig.  2),  laesicor- 
nis  ,  ctispidata  und  operculata.  (Das  hiesige  Museum  besitzt  auch 
eine  ausgezeichnete  Art  dieser  Gattung  vom  Cap.)  —  Eine  zweite 
vom  Verf.  errichtete  Gattung  Daemonoplus  ist  ohne  Weiteres  einzu- 
ziehen, indem  sie  mit  Heterogomphus  ßurm.  zusammenfällt;  die  Art 
Daem.  Mniszechii  (pl.  II.  fig.  2)  stammt  nicht,  wie  der  Verf.  vermu- 
thet,  aus  Guinea,  sondern  nach  einem  Exemplare  des  hiesigen  Museums 
aus  Mexiko;  eine  ihr  sehr  ähnliche  Art  mit  ebenfalls  drei  Hörnern 
auf  dem  Thorax  kommt  in  Columbien  vor.  —  Fag.  68 :  Heteronychus 
modeslus  n.  A.  aus  Guinea. 

Derselbe  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  CXVl)  beschrieb  Golofa 
imperialis  n.  A.  aus  Mexiko. 

I3oheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  57)  :  Podalgus  rubripes 
n.  A.  von  Montevideo. 

Kach  Moufflet  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  XV)  ist  es  auf  Guade- 
loupe nur  ein  Volksglaube,  dass  Dynastes  Hercules  vermittelst  seiner 
beiden  Hörner  Zweige  von  Bäumen  durchsäge;  beobachtet  hat  es 
Niemand.  (Es  ist  auch  nach  der  Construktion  der  Hörner  schwer 
glaublich). 

Maitland  (Tjidschr.  voor  Entomol.  II.  p.  22  (f.)  theilte  Be- 
merkungen über  eine  Reihe  ausländischer  Dynastiden ,  betreffend  die 
Veränderlichkeit  der  Form  ihrer  einzelnen  Theile  so  wie  ihre  Syno- 
nymie,  mit. 

Cetoniariae.  —  Als  neue  Arten  wurden  beschrieben:  Cre- 
mastochilus  saucius  von  Nebraska  und  squamulosus  aus  Florida  von 
Le  Conte  (Journ.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.  17  f.),  Glycyphana 
nasalis  aus  China  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  58), 
Macroma  Aurora  aus  Amboina  von  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII. 
p.  57)  und  Oxythyrea  costata  aus  Algier  von  Lucas  (Bullet,  soc. 
entom.  p,  178). 

Thomson  (Archives  entomol.  II.  pl.  1  und  4)  gab  eine  noch- 
malige Abbildung  von  Goliathus  giganteus  Drury  nach  einem  in  sei- 
ner Sammlung  befindlichen  männlichen  Exemplare,  eine  gleiche  von 
d€r  im  J.  1857  von  ihm  beschriebenen  Incala  Quimalanca  aus  Guinea. 


380     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Lucas  (de  Castelnau,'  Voyage  dans  l'Amer.  du  Sud  pl.  5)  bil- 
dete Gyninetis   chalybea  Blanch.  und  Inca  Burnielsteri  ab. 

Rutelidae.     —    Von    ßoheman    (Fregatten    Eugenies    resa 
p.55ff.)    wurden  Popilia  coerulea  aus  China,    Adoretus   vestitus   von    ^  j 
St.  Helena,  Leucothyrevs  insidaris  von  Taiti  und  Geniales  Australasiae 
von  Sidney  als  n.  A.  beschrieben. 

Von  Thomson  (Archives  entomol.  IL  p.  63  ff.)  :  Popilia  fla- 
votraheata ,  immatura  ,  Trigonostomum  sericans  und  hispidulum  n.  A. 
vom  Gabon. 

Von  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  dans  l'Amer.  du  Sud)  unter 
der  Dynastiden- Gruppe  beschrieben:  Geniales  cribricollis ,  vittatu  s, 
rugicollis  ,  impressifrons  und  rufescens  n.  A.  aus  Brasilien.  —  Auf 
pl.  7  und  8  desselben  Werkes  sind  ferner  folgende  von  Blanchard 
im  Catal.  du  musee  d'hist.  nat.  beschriebene  Arten  abgebildet:  An- 
tichira  maculata,  Cralhoplus  squamiferus,  Thyridium  flavipenne,  Chlo- 
rota  virens  ,  Pelidnota  luridipes,  rugulosa  ßurm.,  Homonyx  planico- 
status,  Byrsopolis  castanea  Burm.,  quadraticeps  Bl.,  Bolax  tibialis  und 
Leucothyreus  pilosellus. 

M  e  1  0  1  0  n  thi  d  ae.  —  Zwei  neue  Gattungen  errichtete  Thom- 
son (Archives  entomol.  IL  p.  58  ff.)  auf  zwei  am  Gabon  (Guinea) 
aufgefundene  Melolonthiden :  1)  Diphydactylus  n.  g. ,  zwischen  die 
Ceraspiden  und  Philochl  aeniden  gestellt,  besonders  durch  eine  einzige 
Klaue  an  den  Hinterfussen  und  die  Form  des  Kinnes  ausgezeichnet; 
letzteres  ist  länglich,  jederseits  gefurcht.  Fühler  achtgliedrig,  mit 
länglicher  dreigliedriger  Keule,  Augen  und  Schildchen  gross,  Flü- 
geldecken das  Propygidium  nicht  bedeckend  ,  Vorderschienen  tief 
zweizähnig,  Klauen  ungleich,  fein  gespalten  an  der  Spitze.  Art: 
Diph.  singularis  7  mill.  —  2)  Brachymys  n.  g.,  unter  die  Macrophyl- 
liden  gestellt;  Fühler  kurz,  neungliedrig ,  das  erste  Glied  dick,  fast 
so  lang  als  die  drei  folgenden  zusammen,  das  vierte  innen  etwas  ge- 
winkelt ,  die  Keule  länglich  ,  fünfgliedrig,  das  erste  Glied  derselben 
kürzer  als  die  übrigen.  Oberlippe  sehr  gross,  hervorspringend,  zwei- 
lappig, mit  dem  Kopfschilde  verschmolzen,  Maxillen  mit  fünf  starken 
Zähnen  innen;  Beine  ziemlich  kurz.  Vorderschienen  aussen  nur  mit 
einem  kleinen  Zahne,  Tarsen  sehr  schlank,  die  vorderen  scheinbar 
in  der  Mitte  der  Schiene  entspringend.  Art:  Brach,  pubens,  12  mill. 
—  Neue  Arten  von  derselben  Lokalität  (ebenda  p.56  IL)  sind  folgende: 
Trochalus  rufulus,  cyclonotus,  byrrhoides,  rugifrons,  punctum,  Apogo- 
nia  piluloides,  nitidula,  Schizonycha  Gabonica,  Praogoslernus?  Reichei 
(pl.  IIL  flg.  3). 

INeue  Arten,  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  52  ff.) 
beschrieben  sind  :  Dichelus  Chinensis  Hongkong,  Hoplia  vestita  China, 
Phyllotocus  oblongus ,  velutinus  und  marginicoUis  Sidney,  Apogonia 
splendida  China. 


Ck 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       381 

Von  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  61  fT.  pl.  3. 
fig.  2 — 7) :  Rhizotrogus  Chevrolati,  pineticola,  Sainzii,  HymenopUa  co- 
stulata,  cristata  und  Miegii  aus  Spanien. 

Von  Kiesenwetter  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  23G)  :  Ano- 
xia  Cretica  (pilosa  var.  min.  Burm.)  aus  Greta  und  Änisoplia  trilici 
(austriaca  var.  Burm.)  aus  Griechenland. 

Von  Schaufuss  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  318) :  Ancxjlonycha 
rugipennis  n.  A.  aus  Blexiko. 

Wichtig  sind  die  in  de  Castelnau's  Voyage  dans  l'Anier.  du  Sud 
pl.  5 — 7  gegebenen,  sehr  guten  Abbildungen  einer  Reihe  Blanchard- 
scher  3Ielolonthiden,  da  viele  derselben  nach  den  Beschreibungen  im 
Catal.  du  musee  d'hist.  nat.  nicht  wohl  zu  erkennen  sind.  Die  abge- 
bildeten Arten  sind:  Temnostoma  sulcatipennis ,  Schizochelus  bicolo- 
ripes,  Calodactylus  tibialis,  Barybas  variegatus,  Chariodema  pallens, 
Dicrania  ebenina,  Gama  grandicornis,  Mallotarsus  spadiceus,  Anoplo- 
siagum  sulcatum,  Deniodema  fallax,  Philochlaenia  ambitiosa,  Alvarinus 
submetallicus,  Paula  cornuta ,  Ulomenes  hypocrita,  Plectris  decolorata 
und  Hilarianus   anguliceps. 

Glaphyridae.  —  Glaphyrus  mo</es??/s  Kiesenwetter  n.  A.  von 
Athen  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  II.  p-  235). 

Coprides.  —  Lucas  (in  de  Castelnau  ,  Voyage  p.  97  fF.)  be- 
schrieb folgende  neue  Arten  aus  Brasilien  :  Canthon  opacum  ,  costn- 
latum,  nitidicolle,  cincticolle,  cupricolle,  apicale ,  mutahile^  planum, 
Choeridium  erythropterum,  trituherculatum ,  viride ,  virescens,  orbicv- 
latum,  Copris  hypocrita,  Btiquetii  (Dej.  Cat.),  Eurysternus  opacus,  fe- 
moralis  und  planipennis. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  40fF.)  folgende  Arten 
verschiedener  Länder:  Canthon  opacus  Buenos  Ayres,  balteatus  Insel 
Oahu,  Epirhinus  deplanatus  Cap,  Chaeridium  angulicolle  Montevideo, 
Copris  luguhris  Gallapagos  -  Ins.  ,  Phanaevs  Achilles  Insel  Puna,  On- 
thophagus  dichrous ,  pngionatus ,  luridipennis  und  contexicoUis  China, 
verticalis  Manila,  lucidicollis  Neu-Holland,  trinodosus  Brasilien,  insu- 
laris  Taiti,  muHcus  Insel  Oahu,  granulatus  Sidney ,  rusticus  und  im- 
mundus  Cap,  Drepanocerus  setosus  China. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  49  ff.)  vom  Gabon  in  Guinea: 
Pedaria  grossa ,  Copris  Tyrannus  pl.  2.  fig.  1  (zu  Heliocopris  Hope 
gehörend),  Copris  Gorillus  pl.  3.  fig- 4,  fastidiosiis  ,  Onthophagus  or- 
thocerus,  scotias ,  noctis ,  Semiris ,  mucronatus  ,  cornifrons  (Dej.),  hi~ 
plagiatus  und  pygialis. 

Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  208  f.)  von 
Ceylon  :  Gymnopleurus  smaragdifer ,  Sisyphus  setosulus ,  subsidens, 
Copris  cribricollis  ,  repertus  ,  sodalis ,  signatus  ,  diminntivus,  Ontho- 
phagus prolixus^,  gravis,  difficili& ,  lucens  ,  negligens  ,  moeretis  und 
turbatus. 


382     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

M  0  t  s  c  h  u  1  s  k  y  (Etud.  entoni.  VII.  p.  53  f.) :  Onthophagus  rnß- 
pennis  von  Ceylon  und  minutus  aus  Ostindien, 

Le  Conte  (Journal  acad.  nat,  scienc.  Philad.  IV.  p.  16)  :  Can- 
thoH  vigilans  aus   Texas  und   Georgien. 

A  p  h  o  d  i  i  d  a  e,  —  Neue  Arten  siud  :  Aphodins  Tormes  Graells 
(Memorias  de  la  coniision  etc.  p.  60.  pl.  3.  fig.  1)  aus  Spanien,  Apho- 
dins dentiger  und  militaris  aus  Californien  ,  Euparia  cognata  aus 
Texas,  punclic ollis  ^Wviso,  von  Le  Conte  (Proeeed.  acad.  nat.  scienc. 
Philad.  1858.  p.  65) ,  Aphodins  Aiistralasiae  Sidney,  ambigmis  Cap, 
Euparia  ritbripes  Buenos  Ayres  uud  Psammodius  impressicollis  aus 
Java,  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  50  if.) ,  Aphodins 
rohustus,  dynastoides,  palUdicornis,  mutans,  secjuens  und  Psammodius 
inscitus  aus  Ceylon  von  Walker  (Annais  niagaz.  nat.  hist.  3.  ser.  II. 
p.  207),  Aphodins  castanicolor  ,  cancelliventris  ,  compaclicollis,  pris- 
cus ,  mixtns  und  caritiipennis  aus  ßirma  von  Motschulsky  (Etud. 
entoni.  VII.  p.541f.). 

Trogidae.  —  Trox  incln sns  WaWier  (Annais  magaz.  nat.  hist. 
3.  ser.  II.  p.  208)  n.  A.  von  Ceylon,  Chinensis  Boheman  (Fregatten 
Eugenies  resa  p.  52)   n.  A.  von  Hongkong, 

Pecti  n  i  CO  r  n  i  a.  —  Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  47  f.) 
beschrieb  Nigidius  Miiiszechii  (auf  pl.  1.  fig,  4  unter  dem  Namen  Ni- 
gidius  Georgianus  abgebildet),  Passalns  Gabonicns  und  subpentaphyllns 
als  n,  A.  vom  Gabon. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  40) :  Passalns  impres- 
sicollis n,  A.  von  Sidney. 

Laboulbene  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  840)  machte  Mitthei- 
lungen über  die  Lebensweise  ,  das  Eierlegen  und  die  Larve  des  Ce- 
ruchus  tarandus. 

Nach  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  p.  V)  kommt  Dorcus  paralle- 
lepipedus  auch  in  Tanger  vor. 

Buprestidae.  Fairmaire  und  Germain  „Revision  des  Coleo- 
pteres  du  Chili,  Fam.  Buprestidae"  (Annales  soc.  enl.  VI.  p.  709— 742. 
pl.  15)  lieferten  eine  Aufzählung  und  Beschreibung  der  aus  Chile  bis 
jetzt  bekannt  gewordenen  Buprestiden,  welche  im  Ganzen  42  Arten 
nachweist:  von  diesen  sind  22  schon  in  der  Chilenischen  Fauna  von 
Gay  durch  Soli  er,  mehrere  andere  in  den  dem  Ref.  bis  jetzt  nicht 
zugänglich  gewesenen  Annalcn  der  Universität  von  San  Jago  vom 
J.  1855  durch  Germain  bekannt  gemacht  worden.  Die  letzteren 
mögen  hier  zusammen  mit  den  als  neu  beschriebenen  Arten  aufgeführt 
werden:  Psiloplera  angnlicollis,  speciosa  Germ.(Latip.  metallica  Fairm. 
1856),  cerrncif'era,  Plerobolhris  n.  g. ,  vom  Habitus  einer  Dicerca, 
vor  Bubastes  zustellen;  Fühler  kräftig,  vom  3ten  Gliede  an  gezähnt, 
das  Iste    am    dicksten  und  längsten  ;    die  Gruben  mit  den  Poren  ter- 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  des  Jahres  1858.       383 

minal ;  die  Fühlergruben  nach  innen  offen,  sich  gegen  einander  in 
eine  Spalte  verlängernd,  die  sich  mit  der  Furche  zwischen  Clypeus 
und  Oberlippe  vereinigt.  Halsschild  (jucr,  an  der  Basis  verengt,  vorn 
stark  gewinkelt,  Schildchen  mit  fast  abgestutzter  Spitze,  Flügeldecken 
mit  liefen  Gruben  ,  hinten  stark  verengt  und  zweispitzig,  Hinterbrust 
stark  längsgefurcht,  vorn  ausgerandet.  —  Art:  Pteiob.  corrosus ,  sich 
in  der  Form  ganz  der  Psil.  Decaisnei  Sol.  anschliessend  ,  aber  mit 
zwei  gelben  Fliigeldrcken-Querbinden.  —  Anlhaxia  cupriceps,  Curis 
chloris  Germ.,  Stifjinodeva  cribvicollis,  aniplicollis,  semivillata,  hasfa- 
ria  (Pithiscus  sagittarius  Fairm.),  Touverbii  Germ.,  chalybeiventris, 
costipennis  Germ.  (Conogn.  splcndidicollis  Fairm.),  Pohjcesta  carnifcx 
Germ,  (rubropicta  Fairm.),  Tyndavis  mavginellus,  ffultulahis  und  Ägri- 
lus   quadrifossulaliis. 

Eine  neue  Gattung  Thrincopycje  stellte  Le  Conte  (Journ.  acad. 
nat.  scienc.  Philadelph.  IV,  1.  p.  17)  für  Bupr.  an)biens  Le  C.  und  eine 
neue  Art:  Thrinc.  ahicvis  von  Keu  -  Mexiko  auf;  mit  Agrilus  in  der 
Form  einigermassen  übereinstimmend  ,  ist  dieselbe  mit  Ancylochira 
näher  verwandt.  An  den  Fühlern  werden  das  3.  bis  6.  Glied  allmählig 
breiter,  das  7.  bis  11.  dreieckig,  die  Poren  liegen  am  unteren  Win- 
kel ;  sie  sind  in  kleinen  entfernt  stehenden  Fühlergruben  eingelenkt; 
Oberlippe  klein,  Mandibeln  carinirt,  scharf,  die  Sterna  nicht  gefurcht, 
das  Mesosternum  nur  zur  Hälfte  seiner  Länge  getheilt;  Beine  unbe- 
wehrt.  Schildchen  klein,  dreieckig,  das  fünfte  Abdominalsegment  mit 
tiefer  Randgrube  auf  der  hinteren  Hälfte. 

Derselbe  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  66  ff.) 
beschrieb  ferner  als  neue  Arten:  Psilopteia  Webbii  Sonora,  valens 
Texas,  Chalcopkora  planicosta  und  obliterata  San  Diego,  caelala  So- 
nora, Chrysobothrys  gemmala  Sonora,  octocola  Texas,  basalis  Laredo, 
exesa  Colorado,  Pohjcesta  elala  Texas  (hierbei  werden  die  fünf  be- 
kannten Kord -Amerikanischen  Arten:  P.  elata ,  cavata  ,  Californica 
und  obtusa  Le  C,  Velasco  Lap.  in  ihren  Charakteren  analysirt),  Ac- 
maeodera  semivittata  Texas,  haemorrhoa  Laredo,  gibbula  und  opacula 
El  Paso,  conata  Colorado,  Agrilus  muticus  und  macer  Texas. 

Lucas  (de  Castelnau  ,  Voyage  p.  52  ff.)  als  neue  Arten  aus 
Brasilien:  Haiecia  fidgidipes  ,  viridipes  ,  impressipennis ,  Chrysesthes 
viridimactilafa,  Psiloptera  Wedellii,  cvpreosparsa,  impressicollis,  cya- 
nipes,  Devillei,  Orbignyi  (die  drei  letzteren  von  Paraguay),  abbreviata, 
pulchella ,  Latipalpis  Solieri ,  Hyperaniha  consobrina  (wohl  nur  Ab- 
änderung von  H.  intcrrogationis  Klug),  hirticollis ,  Conognatha  Ed~ 
wardsii,  Colobogaster  splendida  ,  Agrilus  ignipennis ,  Brachys  fulgidi~ 
pennis,  luctuosa,  ornata  und  minima.  Von  diesen  Arten  sind  fünfzehn 
auf  pl.  3  und  4  abgebildet. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  58  ff.)  n.  A.  von  Sid- 
ney:  Chrysodema  pyritosa,  Evides  Goryi ,  Melobasis  cyanipenniSj  C«- 


384     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ris  aurovittata,  Temnognatha  egregia ,  Castiarina  Hopei  ,  Laportei, 
similata,  Elhon  corpulentum  und  proximum ;  ferner  Agrilus  mucrona- 
tus  von  Manila,  paradoxus ,  tenellus  und  Trachys  curtula  von  Rio- 
Janeiro,  und  Trachys  impressa  von  Hongkong. 

V.  Kiesenwetter  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  II.  p.  242  ff.)  n.  A. 
aus  Griechenland  :  Acmaeodera  bievipes,  Cecropia  ,  Latipalpis  stellio, 
Cyphosoma  insularis,  Anthaxia  sponsa,  vittnla,  tenella,  Coraebus  cry- 
ptocerus<^  violaceus  und  Agrilus  roscidus. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II,  p.  72  (F.)  n.  Ä.  vom  Gabon  in 
Guinea :  Psiloptera  Gorilla,  zona,  Chrysobothrys  Deyrollei  und  Acte- 
nodes  Gabonicus. 

Walker  (Annais  magaz.  nat.  hist.  3.  ser.  II.  p.  280)  n.  A.  von 
Ceylon  :  Chrysobothrys  sulnralis  und   Agrilus  sulcicollis. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  pl.  2.  fig.  1)  bildete 
Buprestis  Douei  Luc,  var.  Amori  aus  Spanien  ab  und  beschrieb  die- 
selbe p.  44. 

Kollar,  „lieber  Agrilus  viridis  Kiesenw.,  ein  die  Erlen  verwü- 
stendes Insekt"  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  325  ff.),  machte  Mittheilungen  über  massenhaftes  Auftreten  der  Larve 
dieser  Art. 

ThrOSCidä6.  Lissomus  plagiatus  ßoheman  (Fregatten  Eugenies 
resa  p.  66j  ist  eine  neue  Art  aus  Californien  (nach  dem  hiesigen  Mu- 
seo    hauptsächlich  in  Columbien  einheimisch). 

EucnemidäO.  v.  K  i  e  s  e  n  w  e  1 1  e  r  (Insekt.  Deutschi.  IV)  vereinigte 
mit  dieser  Familie  die  Throsciden,  Lissomiden  und  Cerophytiden  als 
besondere  Gruppen,  was  recht  wohl  zulassig  erscheint;  errichtete  auf 
Eucneniis  barnabita  Villa  eine  eigene  Gattung  Dromaeolus ,  die  sich 
jedoch  von  Fornax,  wo  die  Fühlerlänge  je  nach  den  Arten  sehr 
stark  schwankt  ,  nicht  strikte  abgränzen  lässt  (so  wie  auch  Fornax 
von  Eucnemis  nicht  einmal  scharf  getrennt  ist)  und  charakterisirt  die 
Gattung  Otho  Laf.  i.  lit.  —  Der  Microrhagus  clypealus  (Ilampe)  des 
Verf.  ist  offenbar  nur  das   Weibchen  von  M.  pygmaeus. 

Pterotarsus  milturus,  Anelastes?  femoralis  und  Emathion  qua- 
draticolle  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  70  ff.)  sind  neue  Arten  aus 
Brasilien. 

Elaterides.  Walker  (Annais  and  magaz.  of  nat.  hist.  3.  ser.  II. 
p.  280  f.)  begründete  eine  neue  Gattung  Legna  durch  folgende  Dia- 
gnose: „Caput  antice  excavatum,  labrum  extensum,  palpi  breves,  cla- 
vati  ;  antennae  ramis  septcm  sat  longis ,  articulus  penultimus  intus 
productus,  ultimus  bieviusculus ;  elytra  subparallela,  postice  vix  an- 
gustiora;  libiae  subclavatae,  subsulcalae,  vix  dilatatae.  Art:  L.  ido- 
»»ea,  9  lin.  ,  von  Ceylon ,  rostroth  mit  schwarzen  Fühlern,  Schienen 
und  Tarsen.    —  Neue  Arten    von    Ceylon    sind  ferner :     Cardiophorus 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        385 

hunierifer  ,  Corymbiles  dividens ,  divisa,  Athous  punctosus,  inapertus, 
decrehis   und  inefßciens. 

V.  Motschulsky  (Etud.  entoni.  VII.  p.  58)  gründete  auf  Car- 
diophorus  curiatus  Say  eine  eigene  Gattung  Plalytiychus  wegen  der 
winklig  erweiterten  Fussklauen ,  durch  welche  sich  jene  Art  aus- 
zeichnet und  beschrieb  folgende,  dazu  gehörige  Arten:  Plat.  pictus 
Ceylon,  mauritanicus  Algier,  Indiens,  nebiilosus  ,  crncifer  Ostindien, 
axillaris  Brasilien.  Zwei  andere  neue  Gattungen  desselben  sind  : 
Brachylacon  und  Trachylacoji,  erstere  mit  einer  Art  von  Ceylon:  Brach, 
microcephalus,  letztere  mit  zwei  üstindischen  Arten  :  Track,  fnlvicol- 
lis  und  lobicollis;  diese  beiden  Gattungen  erinnern  im  Aeussern  an 
Lacon,  unterscheiden  sich  aber  durch  ihre  verlängerten  Maxillartaster, 
deren  Endglied  gross,  dreieckig,  dreimal  so  breit  als  das  vorherge- 
hende ist,  die  stark  gesägten  Fühler,  welche  kürzer  als  Kopf  und 
Halsschild  zusammengenommen  sind  und  aus  queren  Gliedern  beste- 
hen ;  die  Unterschiede  zwischen  beiden  Gattungen  scheinen  nur  ge- 
ring zu  sein.  —  Neue  Arten  (p.  57  f.)  :  Cryptohypmis  Indiens,  aenes- 
cens  und    exilis  aus  Indien. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  66  ff.)  wurden  Ife- 
terocrepidius  puberulns  Gallapagos,  Monocrepidius  Germari  und  5?/- 
turalis  Montevideo,  Elater  ignubilis  und  variegalus  Californien,  Tai- 
tiensis  Taiti,  Cryptohypmis  miselhis  Java,  Cardiophorus  immerilns 
Peru,  insnlaris  Taiti,  Crepidomenus  Ititeipes  Sidney,  Agriotes  Bona- 
riensis  Buenos  Ayres,  Sericosotnus  semitinctus  und  rimosus  Keelings- 
Inseln  als  n.  A.  bekannt  gemacht. 

Von  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  73  ff.):  Adelocera?  tri- 
lineata ,  Alractosomus  dimidiatus  und  Heterocrepidius  ferrugineus  n. 
A.  aus  dem  Innern  Brasiliens. 

Von  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  45  ff.  pl.  2. 
fig.  2,  3)  :  Athous  reeticollis   und   Adrastus  Miegii   n.  A.  aus  Spanien. 

Von  Wo  1  las  ton  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  496): 
Coptosfethus?  Canariensis  n.  A.   von   den  Canarischen  Inseln. 

KawaU  (Entoni.  Zeitung  XIX.  p.  402  ff.)  lieferte  eine  Aufzäh- 
lung der  (Eucnemiden  und)  Elateriden  Kurland's  und  Lievland's, 
welche  für  erstere  Familie  10,  für  letztere  73  Arten  nachweist.  Zu- 
gleich theilt  derselbe  eine  wenig  bekannt  gewordene  Arbeit  von 
Eschscholtz,  „die  Springkäfer  Lievland's,  unter  neuere  Gattungen 
vertheilt"  (in  der  Zeitschrift  „die  Quatember,"  2.  Bd.  3.  Heft.  3Iitau 
1830)  im  Abdrucke  mit,  in  welcher  sechs  neue  Arten  diagnosticirt 
sind,  nämlich  Elater  (Ampedus)  cinnaberinus  ,  ochropterus,  exsanguis 
erubescens  ,  Agriotes  cribrosus  und  corallifer.  Gewiss  wird  sich 
manche  Art   späterer  Autoren  auf  diese  zurückführen    lassen. 

v.  Kiesenwetter  (Naturg.  d.  Insekt.  Deutschi.  IV)  weicht  in 
Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  2.  Bd.  Z 


386  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

seiner  Anordnung  der  einheimischen  Eiateriden  von  der  Eintheilung 
Lacordaire's  und  Candeze's  hauptsächlich  darin  ab,  dass  er  die 
Campyliden  nicht  als  besondere  Gruppe  abtrennt,  sondern  die  Gattung 
Canipylus  in  die  Nähe  von  Athous  stellt,  was  dadurch  gerechtfertigt 
erscheint,  dass  gerade  bei  Athous  oft  die  „Mentonniere"  fast  ganz 
fehlt  und  der  Mund  in  Folge  dessen  freiliegt,  wie  es  bei  Canipylus 
der  Fall  ist  ;  überhaupt  dürfte  sich  die  Gruppe  der  Campyliden  im 
La  CO  r  d  a  i  r  e'schen  Sinne  kaum  festhalten  lassen.  Die  vom  Verf.  er- 
richteten neuen  Galtungen  sind  :  Betarmon  für  El.  bisbimaculatus  Schh., 
Pheletes  für  El.  Bructeri  Fab.  ,  und  Megapenthes  für  Ampedus  lu- 
gens  Redt. 

Von  Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f. 
vaterl.  Cultur  p.  138)  wurde  die  Puppe  des  Ampedus  nigrinus  Payk., 
die  sich  in  einem  fauligen  Fichtenstamme  fand,  eingehend  beschrieben. 

GebriOnidae.  Von  G  r  a  e  1 1  s  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  47  ff.) 
wurden  drei  neue  Spanische  Arten  unter  dem  Namen  Cehrio  tricolor, 
Ysernii  und  gypsicola  beschrieben  und  aufTaf.  2.  fig.  4 — 6  abgebildet. 

Atopidae.  Zu  dieser  Familie  gehört  nach  Le  Conte  wahr- 
scheinlich eine  von  ihm  in  den  Proceed.  of  the  acad.  of  nat,  scienc. 
of  Philadelphia  1858.  p.  70  aufgestellte  neue  Gattung  Schizopus ,  in 
Gestalt  und  Färbung  fast  einer  Galleruca  gleichend.  Fühler  elfglie- 
drig,  das  5.  bis  10.  Glied  breiter,  dreieckig,  das  11.  eiförmig;  Clypeus 
klein,  in  einer  Ausrandung  der  Stirn  liegend,  Oberlippe  gross,  leicht 
ausgerandet,  Mandibeln  ebenso  ;  Kinn  quer,  trapezoidal,  ölaxillartaster 
kurz,  cylindrisch,  mit  fast  gleich  langen  Gliedern,  Augen  oval.  Vor- 
derhüften gross,  quer,  quadratisch,  eingeschlossen,  die  mittleren  ihnen 
genähert,  auseinanderstehend;  Tarsen  kürzer  als  die  Schienen,  das  1. 
bis  3.  Glied  kurz,  das  4.  lang  zweilappig,  das  5.  so  lang  als  die  drei 
vorhergehenden  zusammen,  mit  an  der  Spitze  gespaltenen  Klauen. 
Am  Hinterleibe  die  beiden  ersten  Ringe  fast  verwachsen,  der  5.  aus- 
gerandet, der  6.  hervorragend,  stark  ausgerandet.  Art:  Schiz.  laetus, 
6  lin.  —    Fundort  nicht  angegeben. 

Cijphon  infuscatns,  pictus,  ovalis,  afßnis,  flavescens  und  ruficol- 
/is  Motschulsky  (Etud.  entom.VIL  p.  62  (f.)  sind  neue  Arten  von  Ceylon. 

Sciites  adustns  von  Buenos  Ayres  und  Ftilodaclyla  ferruginea 
von  Rio-Janeiro  n.  A.  vonBoheman  (Fregatten  Eiigenies  resa  p.72). 

Suffrian  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  58  fF.)  wies  nach,  dass  von 
Atopa  cinerea  beide  Geschlechter  vorkommen  ,  und  dass  daher  nicht 
A.  cinerea  als  JMännchen  von  A.  cervina  angesehen  werden  könne; 
von  letzterer  sind  dem  Verf.  nur  Weibchen  bekannt,  die  sich  ausser 
der  Färbung  in  Nichts  unterscheiden  ,  daher  er  A.  cervina  als  eine 
ausschliesslich  weibliche  Nebenform  von  der  Stammart  A.  cinerea 
anzusehen  geneigt  ist. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       887 

MalaCOdermata.  Lycldes.  —  Thomson  (Archiv,  entom.  II. 
p.  76  ff.)  beschrieb  Lyons  Ilarpago,  obtusatus  ,  apicalis ,  lalerilius, 
snlcicollis  und   semiflahellatns  als  n.  A.   vom   Gabon, 

Boheman  (Frejjatten  Eugenies  resa  p.73ff.):  Dictyoptenis 
marginicollis  China ,  Calopteron  lateritium  von  der  Insel  Piina  und 
Eros  bilineolatvs  von  der   Insel  St.  Joseph. 

Chcvrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  209) :  Calopteron 
alhicolle  n.  A.  von  Cuba. 

Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.79ff.):  Calopteron  sinuaticolle, 
abdominale,  affine,  melanopterurn,  Eros  Brasiliensis,  angulicollis,  xan- 
thomelas,  melanopterus,  fossulalus  und  ßliformis  n.  A.  aus  dem  Innern 
Brasiliens. 

Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  281f.):  Lycus 
geminus  ,  astutus ,  melanopterus,  fallax  ,  pubicortiis  ,  duplex,  costifer, 
revocans  ,  dispellens  ,  expansicornis,  divisus  ,  platiicornis,  Dictyoptera 
internexa  n.   A.  aus  Ceylon. 

Lampyrides.  —  Derselbe  (ebenda  p.  282J  stellte  eine  neue 
Gattung  Harmatelia  auf,  welche  mit  den  Worten:  Colophotiae  affinis  : 
antennae  maris  ramis  longis  verticillatis"  charakterisirt ,  dabei  aber 
(ob  aus  Irrthum?)  unter  die  Elateriden  gestellt  wird.  Zwei  Arten: 
Harmatelia  discalis  und  bilinea  aus  Ceylon.  Ferner  ebendaher:  Lam- 
pyris  tenehrosa,  diffinis  ,  lutescens  ,  Colophotia  humeralis ,  perplexa, 
intricata,  extricans. 

Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  75  ff.)  beschrieb  Pholi- 
nus  paupercnlus  n.  A.  von  Puna  und  Taiti  ,  Aspidosoma  lateralis  von 
Buenos  Ayres,  Photuris  impura  ebendaher,  annulicornis  Insel  Puna, 
trivialis  Rio-Janeiro,  innocua  Insel  Puna  und  Fatagonica  Port  Famine. 

Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  85  ff.)  als  neue  Arten  aus  Bra- 
silien: Lucidota  marginicollis ,  Dejeanii  ,  xanlhocera,  dimidiatipennis 
und  Pholinus  marginipennis. 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  209) :  Lychnuris 
miniatocollis  n.  A«   von  Cuba. 

Reiche  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  155) :  Lampyris  Bellieri 
n.  A.  aus  den  östlichen  Pyrenäen. 

Telephoride  s. —  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.78  ff.) : 
stellte  eine  Gattung  Heteromastix  (Taf.  I.  fig.  3)  auf  für  eine  Art  von 
Sidney,  H.  bicolor :  Fühler  von  Flügeldeckenlänge,  stark,  erstes  Glied 
länglich,  kegelförmig,  2tes  kurz,  die  folgenden  dreieckig,  das  letzte 
beim  Männchen  eingeschnürt ;  Kiefertaster  mit  grossem,  schräg  abge- 
stutzten Endgliede,  Augen  rund,  convex,  Thorax  stark  quer,  mit  ab- 
gerundeten Ecken,  Flügeldecken  nach  hinten  verbreitert,  stumpf  ab- 
gerundet. —  Neue  Arten  (ebenda)  sind  ferner  :    Telephorns  bilinecitus, 


S88     GeiPtaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ridihumlvs  und  ruhricollis  Brasilien,  grannlipennis  Manila,  lalicollis 
China,  peregritms  Californien  und  pnsillus   Sidney. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.1858.  p.  71)  be- 
schrieb Chauliognathus  profundus  und  limbicollis  von  Sonora  und 
(Journ.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.l7)  Telephorvs  planicollis  aus 
Neu-Mexiko. 

A.  Costa  (Ricerche  entornol.  sopra  i  Monti  Partenii  p.  25) 
machte  Rliagonycha  angulatocollis  und  Maltkodes  cognatus  als  n.  A.  von 
Keapel  durch  Diagnosen  bekannt. 

Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  283):  Tele- 
phorus  dimidiatus  (Fab.?),  maUhinoides  und  Malthimis  profwiens  als 
n.  A.   von  Ceylon. 

Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  91  IT.):  Telephoviis  cyanopterus 
und  suis  acntipennis  n.  A.   aus  Brasilien. 

Graells  (Meniorias  de  la  coniision  etc.  p.  49.  Taf.  II.  fig-7): 
Telephorns  Gvadarraniensis  n,  A.  aus  Spanien. 

Melyrides.  —  Wo  Ilaston,  On  a  new  genus  of  European 
Coleoptera  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  387  ff.)  ei- 
richtete  auf  Colotes  rubripcs  Jacq.  du  Val  eine  neue  (iattung  Antidi- 
pnis ,  welche  mit  Colotes  Erichs,  zunächst  verwandt,  sich  sehr  auf- 
fällig durch  die  verschiedene  Bildung  der  Maxillartaster  bei  beiden 
Gescblechtefn  unterscheidet;  beim  Männchen  sind  dieselben  sehr  lang, 
bis  zum  7ten  Fühlergliede  reichend,  ihr  3.  und  4.  Glied  sehr  gross, 
und  stark  verdickt,  jenes  abgestutzt  eiförmig,  dieses  unregelmässig 
viereckig,  an  der  Spitze  schwammig;  beim  Weibchen  sind  sie  viel 
kürzer,  nur  bis  zum  dritten  Fühlergliede  reichend  ,  das  dritte  Glied 
kaum  grösser  als  das  zweite,  das  vierte  verlängeit,  spindelförmig,  so 
lang  als  das  2.  und  3.  zusammengenommen.  Ausserdem  sind  die 
Vordertarsen  beim  Männchen  nur  viergliedrig.  —  Die  Art  wurde  von 
Wo  Ilaston  bei   Lissabon  in  trockenem  Menschcnkothe  gefunden. 

Auch  Thomson  (Archiv,  entom.  II)  machte  eine  neue  Mala- 
chier-Form  unter  dem  Namen  Urodactylus  bekannt,  welche  von 
Ebaeus  durch  stark  gesägte  Fühler  ,  stumpf  eiförii:iges  Endglied  der 
Taster,  lappenartig  erweitertes  zweites  Tarsenglied  an  den  Vorder- 
füssen  und  einen  eigenthümlichen  Anhang  an  der  Spitze  der  F'lügel- 
decken,  der  fast  einem  dreigliedrigen  Taster  ähnlich  sieht,  unterschie- 
den ist.  Die  Art:  Ur.  bicandalus ,  pl.  1.  fig.  5 ,  ist  gelb  mit  zwei 
schwarzen  Querbinden  der  Flügeldecken ;  sie  stammt  zusammen  mit 
einer  zweiten  neuen  Art  :  Apalochrns  cribrarivs  vom  Gabun   in  Guinea. 

Ebenfalls  den  Malachiern  zugehörig  ist  eine  neue  Gattung  Hel- 
cogaster  von  Bohcman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  81  ff.  Taf.  I. 
fig.  4),  dadurch  von  den  übrigen  leicht  zu  unterscheiden,  dass  der 
Hinterleib  sehr  verlängert  und  mit  seinen  4 — 5  letzten  Segmenten,  die 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des   Jaiires  1858.       389 

stark  von  einander  abgeschnürt  sind  ,  hinter  der  Spitze  der  Flügel- 
decken frei  liegt.  Fühler  lang,  fadenförmig,  Endglied  der  Maxillar- 
tasler  oval,  zugespitzt,  I'rothorax  etwas  hinger  als  breit,  fast  quadra- 
tisch, mit  abgerundeten  Ecken  ;  Habitus  staphylinenartig.  üiei  Arten: 
Helc.  cyaJiopterus ,  brachyplervs  und  impvessifvons  von  Sidney.  (Im 
hiesigen  Museum  finden  sieb  noch  einige^andere  Arten,  ebenfalls  aus 
IVeu-llolland.  —   Ferner:  Melyris  svblilis  n.  A.  von   der  Insel  Puna. 

Eine  vi^e  neue  Gattung  von  Graells  (Memorias  etc..  Parte 
Zoologica  p.  52.  tab.  VII.  fig.  Ij,  welche  ÄUotarsus  benannt  ist,  ist 
eine  Abzweigung  von  Dasytes,  durch  gedrungene,  breite  Körperform 
und  die  Bildung  der  Fühler  sich  auszeichnend;  letztere  sind  11-glie- 
dig,  ihr  4.  Glied  länger  und  breiter  als  die  benachbarten,  das  7.  und 
8.  schmaler  als  die  vorhergehenden  ,  aber  nach  innen  in  eine  Spitze 
ausgezogen,  die  drei  Endglieder  gross,  das  9.  und  10.  spitz  dreieckig, 
das  11.  fast  beilförmig.  Das  Männchen  zeichnet  sich  durch  sehr  merk- 
würdige Schienen-  und  Tarsenbildung  aus;  die  Vorderschieuen  sind 
erweitert,  am  Innenrandc  in  der3Iitte  und  an  der  Spitze  je  mit  einem 
starken  und  krummen  Zahn,  das  erste  Tarsenglied  halbmondförmig  ge- 
krümmt; die  Mittelschienen  dünn,  gerade,  das  erste  Tarsenglied  ganz 
kurz,  jederseits  in  einen  langen  Dorn  erweitert,  das  zweite  mit  lan- 
gem Anhängsel  an  der  Spitze;  die  Hinterschienen  dünn,  linear,  das 
erste  Tarsenglied  sehr  langgestreckt,  linear,  leicht  gebogen.  —  Art: 
Allot.  melalencolvlckus ,  9  mill.  lang,  von  Coidova  und  Granada.  — 
Drei  neue  Arten  sind  ferner:  Enodius  amphicoma  ,  Taf.  2.  hg.  8,  das 
Männchen  ebenfalls  mit  eigenthümlichen  Tarsenbildungen ,  Dasytes 
aspernlns,  Taf.  2.  fig.  9  und  Danacea  alripes,  Taf.  2.  fig.  10,  sämmtlich 
aus  Spanien. 

Dasytes  rnßpennis  Le  Conle  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad. 
1858.  p.  71)  n.  A.  von  Sonora  ,  MaJachius?  plagialus  und  Enicopus? 
fiisifonnis  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  283)  n.  A. 
von  Ceylon. 

Laboulbene  „Note  sur  les  caroncules  thoraciques  ou  co- 
cardes  rouges  du  Malachius  bipustulatus"'  (Annales  soc.  entoni.  VI. 
p.  522—528.  pl.  13)  machte  einige  Mitlheilungen  über  die  Natur  der 
ausstülpbaren  rothen  Wülste  am  Thorax  der  Älalachier.  Der  vordere 
nahe  dem  Kopfe  befindliche  ist  drei-,  der  hintere  zwischen  Meta- 
thorax  und  Abdomen  hervortretende  dagegen  zweilappig;  das  Aus- 
stülpen geschieht  in  ähnlicher  Weise  wie  das  der  Schnecken-F'ühlhör- 
ner  und  ist  nicht  mit  merklichem  Gerüche  verbunden.  Unter  einer  dün- 
nen, amorphen,  ungefärbten  3Iembran,  welche  die  äussere  Bedeckung 
abgiebt,  findet  sich  eine  Lage  rothen  Pigments  in  Form  von  feinen 
Körnchen;  auf  diese  folgen  nach  innen  starke  Längs-  und  Quermus- 
kel-Bündel, deren  Fasern  eine  deutliche  Querstreifung  zeigen.  Die 
Substanz  der  Wülste    selbst  besteht    aus  einer  wenig  gefärbten   Flüs- 


390     (j  e  rs  t  a  e  ck  er  :    Bericht  üb.    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

sigkeit,  in  der  molekulare  Granulationen  und  Fettbläschen,  ausserdem 
auch  eigenthüniliche  ovale  Körperchen  mit  deutlicher  Hülle  und  kör- 
nigem Inhalte  suspendirt  sind. 

Derselbe  (ebenda  p.  513 — 521.  pl,  13)  beschrieb  die  ersten 
Stände  und  die  Verwandlungsgeschichte  des  Dasytes  coeruleus.  Er 
fand  die  Kymphen  im  Innern  von  dürren,  abgebrochenen  Eichen- 
ästen, in  einer  länglichen  Höhlung  liegend,  in  welche  Gange  von 
geringem  Durchmesser  mündeten.  Die  Larve  ist  der  fon  P  er  r  i  s  be- 
kannt gemachten  des  Dasytes  flavipes  sehr  ähnlich.  Der  Verf.  vermuthet, 
dass  dieselbe  in  ihrer  Jugend  vielleicht  parasitisch  an  Crabroniten- 
Larven  lebt.  Aube  dagegen  ist  der  Ansicht,  dass  sie  den  Elateren- 
Larven  nachstellt. 

Glerii.  Neue  Arten  von  LeConte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc. 
Philad.  1858.  p.  71  f.) :  Cymatodera  morosa  und  tista  Sonora,  Tricho- 
des  tenellus  Californien,  Clerus  affiliatus  Texas,  laiecinctus  Colorado, 
ahruptus  Eagle  Pass,  und  (Journal  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.  18)  : 
Trichodes  bibalteattis  Texas. 

♦  Von   Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  92  ff.  pl.  4  u.  5):  Frio- 

cera  aurosignata,  Hydnocera?  albofasciata,  Pelonium  superbuin  (ist  = 
P.  Kirbyi  GrilF.  Klug)  und  Enopliwn  fulvicorne  (ist  =  E.  scoparium 
Klug)  aus  Brasilien. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  84  ff.)  :  Opilus 
imptirus  Cap,  Clerus  delicatulus  Sidney,  Xylotretus  flavicornis  Sidney. 

Von  Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  81.  pl.  4) :  Pallenis  san- 
guinevs,  Mniszechii  und  Stigmatwm?  Gabonicum  vom  Gaben  in  Guinea. 

Von  Walker  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  283)  :  iVe- 
crohia  aspera  von   Ceylon. 

Letzner  (35-  Jahresbericht  d.  Schlesisch.  Gesellsch.  L  vaterl. 
Cultur  p.  122)  beschrieb  die  Puppe  von  Opilus  domesticus,  welche  er 
in  der  Höhlung  eines  Pfahles,  in  dem  Xyletinus  pectinatus  hauste,  fand. 

Ptiniores.  Unter  dem  Namen  Myrmecospectra  beschrieb  v. 
Motschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.  65)  eine  merkwürdige  neue 
Gattung  dieser  Familie,  vom  Ansehen  einer  schwarzen  Ameise,  mit 
langgestrecktem ,  hinten  sehr  verschmälerten  Halsschilde  und  hinter 
der  Basis  stark  eingeschnürten  Flügeldecken,  beide  nahe  am  Schild- 
chen stark  aufgetrieben  ;  das  letzte  Glied  der  Maxillartaster  zweimal 
so  lang  als  das  vorhergehende  ,  das  erste  Fuhlerglied  dreieckig  er- 
weitert, Fühler  selbst  länger  als  Kopf  und  Halsschild  zusammenge- 
nommen, Art:  Myrm.  ISietneri  1%  ün.  von  Ceylon.  —  Neue  Art: 
Ptilinus  binodulus    ebendaher. 

Neue  Arten  von  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
lad. 1858.  p.  72  11'.)  sind:  Dorcatoma  gravc  Texas,  pusillum  Califor- 
nien, Anobium  setiferum  und  Ptilinus  hasalis  Californien,  Äpate  pun- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        391 

ctipennis  Mexiko  und  Texas,  Sinoxrjlon  sericans  Texas,  asperum  Co- 
lorado, sextvherculalum  Coloiado  ,  Exops  exesus  Texas,  Lyctus  pla- 
nicollis  Coloiado. 

Von  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  85  (F.) :  Ptinus  in- 
sularis  Taiti ,  binodulns  Insel  Alauritiiis  ,  Meziu77i  cristatum  Montevi- 
deo, Anobium  pudicum  Californien,  Dorcatoma  rufipes  Buenos  Ayres, 
affine  Californien  und   Xyletinus  puberulus   Californien. 

Von  Thomson  (Archiv,  entom,  II.  p.  82  f.) :  Hyloecelus  Afri- 
canus,  Apate  Innigera,  semicostata  und  cultvata   vom  Gabon. 

Von  Walker  (Annais  magaz,  nat.  his  .  3.  ser.  II.  p.  283): 
Ptinus  lemoides ,  Atvactocerns  debilis ,  reverstts  und  Apate  submedia 
von  Ceylon.  Ebenda  p.  206:  Lyclus  disputmis  und  retractiis  eben- 
daher, p.  286  :   Cis  contendens. 

Von  W  0  1 1  a  s  1 0  n  (ebenda  p.  409) :  Rhhopertha  bifoveolala  von 
Madeira. 

Laboulbene  (Annales  sog.  entom.  VI.  p.  841  f.)  machte  Mit- 
Iheilungen  über  die  Lebensweise  der  Larven  von  Hyloecetus  der- 
mestoidcs. 

MelaSOma.  Unter  den  von  Boheman  (Fregatten  Eugenies 
resa  p.  89  IF.)  beschriebenen  Melasomen  sind  drei,  auf  welche  neue 
Galtungen  gegründet  wurden  :  1)  Tessaromma  (Taf.  1.  fig.  5) ,  von 
länglicher,  gleich  breiter  Körperform  ;  Fühler  kurz,  das  3.  Glied  ver- 
längert, das  4.  etwas  länger  als  die  folgenden,  welche  länglich  drei- 
eckig sind  ;  Endglied  der  Maxillartaster  dreieckig  abgestutzt;  Augen 
zu  vieren,  zwei  oben  und  zWei  unten  ,  klein,  rundlich ;  Thorax  quer 
viereckig.  Schildchen  kur;*,  abgerundet,  Flügeldecken  convex,  gegen 
die  Spitze  hin  spitz  zugerundet;  Beine  ziemlich  kurz,  Vorderschen- 
kel oben  bucklig,  alle  Schienen  gerade.  Zwei  Arten:  Tess.  Ivgubris 
Panama,  9  mill.,  morio  Gallapagos -Inseln,  b^/x  mill.  —  2)  Scotocha- 
res  (Taf.  I.  fig.  6).  Körperform  an  Engis  erinnernd  ,  Fühler  bis  zur 
Mitte  des  Thorax  reichend  ,  die  sechs  letzten  Glieder  dicker,  das  6. 
bis  10.  kurz,  das  11.  gerundet;  Maxillartaster  mit  dreieckigem  End- 
gliede  ,  Augen  oval,  vorn  tief  ausgerandet ,  Thorax  quer  viereckig, 
Flügeldecken  an  der  Basis  genau  von  dessen  Breite,  nach  hinten 
allmählig  verengt  und  zugerundet.  Art:  Scot.  insularis  von  der  Insel 
Guam.  —  3)  Chanopterus  (Taf.  I.  fig.  7),  zur  Helopiden- Gruppe  ge- 
hörig, eine  eigenthumliche  Form,  die  in  der  Körperbildung  und  den 
klaffenden,  verkürzten  Flügeldecken  unwillkührlich  an  das  Weibchen 
von  Cebrio  erinnert;  Fühler  nicht  ganz  von  halber  Körperlänge,  ziem- 
lich derb,  gegen  die  Spitze  hin  leicht  verdickt,  die  Glieder  alle  läng- 
lich, das  drittletzte  am  kürzesten;  Kop*f  oben  niedergedrückt,  Augen 
klein,  rund,  Lippentaster  mit  grossem,  beilförmigen  Endgliede,  Ma- 
xillartaster   dreigliedrig    (?)  ;    Thorax    quer  ,   seitlich    stark    gerundet, 


392  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Schildchen  sehr  gross,  abgerundet  dreieckig,  Flügeldecken  vom  ersten 
Dritttheile  ab  an  der  Naht  weit  klaffend  ,  nur  bis  zum  hinteren  Viert- 
theile  des  Abdomens  reichend,  an  der  Spitze  abgerundet.  Art:  Chan, 
paradoxus ,  8  mill.  aus  Patagonien.  —  Ausserdem  werden  folgende 
neue  Arten  beschrieben  :  Ämmophorus  insularis  Insel  Oahu,  denticol- 
lis  Panama  ,  Eleodes  valida  und  impressicollis  Californien  ,  Fhaleria 
manicata  Gallapagos  -  Inseln  ,  bisignata  Rio  -  Janeiro,  pusilla  China, 
Melania  carbonaria  Brasilien,  Heterophaga  lateralis  und  pullula 
China,  Epitragus  cupripennis  Rio-Janeiro,  Iphlhinns  cupripemiis  Kee- 
lings-Inseln,  Zophobas  hignbris  Insel  Puna,  Anaedtis  corviyms,  Ainarij- 
ginus  subhemisphaericus  Cap  ,  Allecula  rubripes  Montevideo  ,  puncti- 
collis  Taiti,  angusticollis  und   laticollis  JXeu-Holland. 

Walker  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  284) 
charakterisirte  eine  neue  Gattung  Osdara  aus  der  Helopiden-Gruppe 
folgendermassen :  „Sphaeroto  similis.  Corpus  subovatum,  crassuni, 
convexum ;  caput  transverse  impressum,  palpi  securiformes,  antennae 
subclavatae,  corporis  dimidio  breviores,  articulis  apicem  versus  bre- 
vioribus.  Thorax  subrolundatus,  lateribus  incisis,  elytra  latiora,  sca- 
bra,  pedcs  longiusculi."  Art:  Osdara  picipes ,  4  lin.  von  Ceylon. 
Ausserdem  werden  folgende  neue  Arten  durch  Diagnosen  bekannt 
gemacht:  Strongylium  var labile,  parabolicum  ,  laeviusciilum  ,  Helops 
ebeninus,  Amarygmiis  chrysomeloides,  Diaperis  velulina,  Zophobas  cla- 
vipes,  ?  solidus,  Upis  impressa,  Tetiebrio  retent'a,  Opatrum  contrahens, 
bilineafum  ,  planatwn,  serricolle  ,  Asida  horrida  ,  Crypticus  detersus, 
longipennis,  Phaleria  rufipes,  Toxicum  oppugnans,  bilutta,  Uloma  scila, 
Alphitophagus  subfascia,  Allecula  fusiformis  ,  elegans  und  Cistela 
congrua. 

Unter  den  von  Thomson  (Archives  entomol.  II.  p.  84  fl\)  be- 
schriebenen Melasomen  vom  Gabon  befinden  sich  folgende  neue  Gat- 
tungen :  1)  Amenophis  n.  g.,  mit  Stenochia  verwandt,  aber  von  kür- 
zerem und  gedrungenerem  Baue  und  mit  kurzen,  nach  der  Spitze  ziem- 
lich stark  verdickten,  innen  deutlich  gesägten  Fühlern;  das  Endglied 
beider  Taster  beilförmig,  die  Augen  auf  der  Stirn  weit  getrennt,  die 
Beine  lang  und  schlank.  Arten:  Amen.  Fairmairei,  pl.  2,  fig.  3,  n)e- 
tallisch  grün  gefäibt,  20  mill.  und  elongata  von  gleicher  Grösse.  — 
2)  Hoplonyx  n.  g.,  mit  senkrechtem  Kopfe,  sehr  grossen,  nierenförmi- 
gen,  stark  genäherten  Augen,  vom  fünften  Gliede  an  etwas  gesägten 
Fühlern  ,  die  unter  einem  Vorsprunge  in  der  Ausrandung  der  Augen 
eingelenkt  sind,  hervortretender  Oberlippe,  dicken  Maxillartastern  mit 
beilförmigem  Endgliede,  kurzem  Thorax,  unter  dem  der  Kopf  kaum 
hervorsieht,  und  dicken  Vorderschenkeln  mit  starkem  Enddorne.  (Von 
einer  Bewaffnung  der  Klauen,  die  man  aus  dem  Gattungsnamen  verniu- 
Ihen  sollte,  wird  nichts  angegeben.)  Zwei  Arten  :  Hopl.  alleculoides, 
12  mill.  und  monophthalmus,   15  mill.    —    3)  Derosphaerns  n.  g-  von 


im   Gebiete  der  Entomologie  während   des  Jahres   1858.         393 

der  vorhergehenden  Galtung  durch  auseinanderstehende  Augen  ,  die 
Fühler  ,  an  denen  die  sechs  letzten  Glieder  etwas  breiler  sind,  fast 
Kugligen  Prothorax,  bieiten  iMesosternalloi  tsalz  und  unbewehrle  Schen- 
kel unterschieden.  Zwei  Arten:  JJerosph.  globicollis ,  13  mill.  und 
foveostriatus,  9  mill.  —  4)  Gonocnemis  n.  g.  ,  mit  stark  ausgerande- 
ten,  zusammenstossenden  Augen,  nach  der  Spitze  verdickten  Fühlern, 
hervorstehender  Oberlippe,  starken  und  zugespitzcn  Mandibeln,  dick 
eiförmigem  Endgliede  der  Ma\illartaster  ,  gewölbtem  Prothorax  mit 
spitzen  Yoiderecken,  verwachsenen  Flügeldecken,  breiten  und  unter- 
halb zu  einem  sehr  starken  Zahne  erweiterten  Vorderschenkeln  und 
etwas  längeren,  schlanken  Hinterschienen.  Art:  Gon.  strigipetinis, 
4  mill.  —  5)  Sytiopticnts  n.  g.,  von  der  vorhergehenden  Gattung  durch 
dünne  ,  fadenförmige  Fühler  von  halber  Köiperlänge  und  an  denen 
mit  Ausnahme  des  zweiten  kleinen  alle  Glieder  fast  gleich  gross 
sind,  so  wie  durch  unbewehrle  Schenkel  unterschieden.  Art:  Synopt. 
clegener^  vom  Ansehen  eines  Anobium,  4  mill.  —  Als  neue  Arten 
werden  ausserdem  (ebenda  p.  84  ii.)  beschiieben  :  Opatritm  sulcipenne, 
segne,  Plalydema  brevispina  ,  maculosa ,  Ceropria  janthina,  Meter  o- 
phaga  snlcipennis,  parallela  ,  Cercitupis  foveicollis ,  laesicollis  ,  Prio- 
scelis  Claudus,  Odontopus  obsolelits,  Tenebrio  foteicollis,  Praeugena  fe- 
morata,  Helops  spinicollis,  Stetiochia  dichroma,  cribratissima,  rapax, 
xanthoz-ona,  genicnlata,  puncticollis,  quadralicollis,  longicornis,  Tetra- 
phylliis  testaceipes  ,  byrrhoides  .  Allecvla  caligala  ,  Dielopsis  striata, 
Cteniopus  splendidus  und    Cistela  rufula. 

Zwei  neue  Gattungen  wurden  ferner  von  Le  Conte  (Proceed. 
acad.  nat.  scienc.  of  Philadelphia  1858.  p.  74  if.)  aufgestellt:  1)  Daco- 
derus  n.  g.  ,  besonders  merkwürdig  durch  die  Vereinigung  der  vor- 
deren Hüftpfannen  und  das  dadurch  bedingte  Zusammenstossen  der 
Vorderhüften.  Kopf  quadratisch,  zu  einem  dünnen  Halse  zusammen- 
geschnürt; Fühler  entfernt  stehend,  10-gliedrig,  die  beiden  letzten 
Glieder  etwas  abgestutzt  und  .grösser  als  die  vorhergehenden  runden; 
Augen  hinten  und  seitlich  gestellt,  länglich  oval,  etvv  as  hervortre- 
tend. Thorax  trapezoidal,  langgestreckt,  in  der  Glitte  stark  der  Quere 
nach  ausgehöhlt,  beiderseits  mit  einem  gerundeten  Höcker;  Flügel- 
decken flach,  lang  eiförmig,  mit  tiefem  INalitstreifen.  (Aach  L  a  c  o  r- 
daire  mit  Adelostöma  und  Stenosis  zunächst  verwandt.)  k\i:'  Dac. 
striaticeps  aus  Californien.  —  2)  Glyptotus  n.  g.,  mit  üpis  verwandt, 
doch  von  robusterer  Form,  durch  kürzere  Beine  und  Hintertarsen  so 
wie  durch  die  nicht  gekeulten  Schenkel  unterschieden.  Art:  Glypt. 
cribratus  aus  Georgien  und  Texas.  —  iNeue  Arten  sind  ausserdem : 
Pelecyphorus  morbillosus  von  Sonora,  Helops  farcia  und  Opatrinus 
aciculatus  aus  Texas. 

Derselbe  lieferte  (ebenda  p.  180—188)  unter  den»  Titel  „iNote 
on  the  species  of  Eleodes  found  within  the   United  States"  eine  ana- 


394     Gerstaecker:   Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

lytische  Tabelle  für  die  Kord-Amerikanischen  Arten  der  Gattung  Eleo- 
des,  deren  im  Ganzen  60  Arten  bekannt  sind.  Er  theilt  dieselben 
zunächst  in  4  Hauptgruppen,  für  welche  die  Wölbung,  Rundung,  Form 
und  Skulptur  der  Flügeldecken,  die  Bildung  des  Prosternum ,  die 
Bewaffnung  der  Schenkel,  die  Bildung  der  Enddornen  an  den  Vor- 
derschienen und  der  Vordertarscn  zu  Hülfe  genommen  sind  ;  diese 
Hauptgruppen  werden  dann  weiter  analysirt,  so  dass  die  Arten  unter 
20  kleinere  Gruppen  vertheilt  sind.  Die  neuen  Arten  ,  welche  am 
Schlüsse  der  Tabelle  noch  näher  charakterisirt  werden,  sind  folgen- 
dermassen  benannt :  Eleodes  dispersa  mit  den  fraglichen  Varietäten 
deleta  und  arata  ,  FA.  texana,  pedinoides ,  asperata,  robusta,  nupta, 
gracilis,  sponsa,  caudifera,  fusiformis,  seriata^  debilis,  soror,  striolata, 
immunis ,  omissa ,  nigtma ,  ventvicosa  ,  Haydenii,  gentilis,  scabricula, 
Veseyi,  conslricta  und   viator. 

Derselbe  (Journ.  acad.  nat.  scienc.  Philadelph.  IV,  1.  p.  18) 
diskutirte  die  Charaktere  der  von  Lacordaire  (Gen.  d.  Coleopt.  V) 
für  die  mit  nicht  in  einen  Dorn  endigenden  Vorderschienen  versehe- 
nen Pelecyphorus  -  Arten  begründete  Gattung  Philolithus  ,  welche  er 
als  kaum  genügend  zur  Abtrennung  ansieht  und  stellte  die  Nord-Ame- 
rikanischen Asiditen-Gattungen  in  einer  Tabelle  analytisch  zusammen. 
In  derselben  erscheinen  zwei  neue  Gattungen :  Astiotns  Le  C.  für 
Microschatia  contorta  Le  C.  ,  und  Pactostoma  für  Asida  anastomosis 
Say  errichtet;  bei  ersterer  ragt  das  Prosternum  hervor  und  die  äus- 
sere Spitze  der  Vorderschienen  ist  verlängert,  während  bei  letzterer 
beide  Charaktere  fehlen.  Als  neue  Arten  werden  beschrieben  :  Mi- 
croschatia sulcipennis ,  Pelecyphorus  aeger  ,  irregularis  ,  coslipemiis, 
Etisatlus  producttis  und  Embaphion  contusum  von  Arizona  ,  Fort  La- 
ramie  u.  s.  w. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  188)  machte  eine  vorläufige 
Mittheilung  über  eine  neue  Melasomen  -  Gattung  aus  Algier,  welche 
er  Piestognuthus  ,  und  die  Art:  P.  Douei  nennt;  sie  steht  zwischen 
Erodius  und  Leptonychus  in  der  Mitte  und  unterscheidet  sich  durch 
die  sehr  niedergedrückten  und  breiten  Mandibeln  und  durch  die  Länge 
des  letzten  Fühlergliedes  ,  welches  den  fünf  ersten  zusammengenom- 
men gleichkommt.  —  Ebenda  p.  220  ff.  beschreibt  derselbe  folgende 
neue  Arten  aus  Algier:  Pimelia  consoirina,  interluberculata ,  Bu- 
quetii  ,  tubcrculifera  ,  Zophosis  depressipennis  ,  Mesoslena  longicollis 
und  p.  179  f. :  Pimelia  retrospinosa ,  nigropunctata  und  Erodius 
exilipes. 

„Zwei  neue  Erodiinen  -  Genera  "  beschrieb  Miller  (Wiener 
Entom.  Monatsschr.  IL  p.  115  ff.).  Die  erste  Gattung  Dirosis  unter- 
scheidet sich  von  Leptonychus,  Arthrodeis  und  Diodontcs  Sol.  durch 
die  voistehende  ,  quere  Überlippe  ,  während  sie  durch  die  Zahnung 
der  Mandibeln    damit    übereinstimmt,    nur  dass    hier  der  Zahn    nicht 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.  395 
# 
spitz,  sondern  stumpf,  lappenförniig  ist.  Art:  Dir.  nervosus  (Erodius 
nervosus  Mus.  Berol.),  von  Helfer  in  3Iesopotamien  aufgefunden.  — 
Die  zweite  Gattung  Amnodeis  unterscheidet  sich  von  Anodesis  Sei. 
durch  die  an  der  Spitze  stark  aufgetriebenen  Schenkel  und  nicht  ge- 
buchtete Halsschildbasis,  und  ist  auf  Anodesis  giganteus  Reiche  ge- 
gründet. Ausser  dieser  beschreibt  der  Verf.  drei  neue  Arten:  Amn. 
(jrandis  und  asiaficiis  aus  der  asiatischen  Türkei  und  conßitens  aus 
Mesopotamien.  Vielleicht  gehört  Erodius  scaber  Sol.  derselben  Gat- 
tung  an. 

Boleloxenvs  nennt  v.  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.  63) 
eine  neue  Gattung  neben  Boletophagus,  welche  sich  von  dieser  durch 
die  Bildung  der  Fühler  unterscheidet  ;  das  letzte  Glied  ist  jäh  abge- 
schnitten, das  dritte  kaum  so  lang  wie  das  zweite.  Art  :  BoL  gibber 
von  Ceylon.  —  INeue  Arten  :  Boletophagus  vcicca  von  Birma  ,  Xylo- 
borus?  crenipennis  ebendaher,  Laena  Ceylonica  von  Ceylon  und  mi- 
nima aus  Dalmatien.  —  Ebenda  p.  188  f.  beschrieb  derselbe  Scle- 
rum?  sexcostatum  vom  Griechischen  Archipel.  Bioplanes  Creticus  von 
Candia,  Hadrus  Europaeus  von  Corsica,  Micipsa  Bysantica ,  Pyraei 
und  Graeca  aus  Griechenland. 

Wo  11  as  ton  (Annais  niagaz,  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  413)  gab 
eine  ausführliche  Charakteristik  der  von  Che^  rolat  benannten  Gat- 
tung Adelina  und  beschrieb  die  auf  31adeira  einheimische,  aber  ge- 
wiss nur  dorthin   importirte  Adelina   farinaria. 

(juerin,  „Description  de  deux  Coleopteres  du  genre  Sepidium, 
dont  Tun  est  pentamere  et  parait  etre  le  male,  et  l'autre  est  hetero- 
mere."  (Rev.  et  Magas.  de  Zoologie  X.  p.  127.  pl.  4).  Der  Verf. 
giebt  eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  beiden  Geschlechter  eines 
in  der  Umgegend  von  Moka  in  der  Wüste  gefundenen  Käfers,  von 
denen  das  eine  pentamerisch,  das  andere  heteromerisch  ist;  er  nennt 
das  Insekt;  Sepidium  Pradieri,  indem  er  angiebt,  dass  es  entschieden 
(evideniment)  zur  Gattung  Sepidium  gehöre.  Dass  dies  jedoch  nicht 
der  Fall  ist ,  zeigt  ein  Vergleich  der  Abbildung  mit  den  zahlreichen 
und  ganz  übereinstimmend  gebauten  Arten  dieser  Gattung  sehr  bald, 
indem  es  von  diesen  schon  durch  den  Bau  des  Halsschildes  und  den 
Ansatz  des  Kopfes  auffallend  abweicht.  Die  Verschiedenheit  der  Fuss- 
gliederzabl  bei  den  beiden  Geschlechtern  wäre  überdem  in  der  Fa- 
milie der  Melasomen  ein  Fall,  der  ganz  vereinzelt  dastände,  so  dass 
zu  vermuthen  steht,  das  Thier  gehöre  gar  nicht  der  gegenwärtigen 
Familie  an.  (Eine  Beschreibung  der  Art  ist  ausserdem  im  Bullet,  soc. 
entom.  p.  LXX  gegeben.) 

Fernere  neue  Arten  sind  :  Camaria  calligrammia  ,  Stcnochia 
flavozonata,  nigricornis  (ist  =  Helops  flavicrus  Germ.),  Stenochia? 
longipes  und  cribrata  aus  dem  Innern  Brasiliens  von  Lucas  (de  Ca- 
stelnau,  Voyage  p.  137  ff.  pl.  9.  fig.  1 — 4),  Xystropus  Solicri  und  cya- 


396    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

w 
tiipes  ebendaher  von  demselben  (ebenda  p.  140  IT.),  Asida  Castellana, 
Heliopalhes  fuveolatus  und  Fhxjlax  saxelicola  Graells  aus  Spanien 
(iMemorias  de  la  coinision  etc.  p.  69  (F.  pl.  3.  fig.  8  — 10,  wo  ausserdem 
Coelometopus  clypeatus  Solier  abgebildet  ist)  und  Allecula  rhenana 
Bach  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  373),  bei  Bingen  aufgefunden. 

Eine  Beschreibung  der  fünf  in  der  Umgegend  Wien's  vorkom- 
menden Blaps  -  Arten  lieferte  JM  i  1 1  e  r  (Wien.  P^nt.  Monatsschr.  II. 
p.  15  11'.);  es  sind  folgende  :  Blaps  Chevrolatii  Sol.,  ovata  Sol.,  fatidica 
Sturm,  rellexicollis  Sol.  und  mortisaga  Fab. 

Nach  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  p.  LXXX)  kommt  Platydema 
Europaea  auch   in  Algier  vor. 

Melandryadae.  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  73. 
pl.  3.  flg.  1'2)  gab  Beschreibung  und  Abbildung  von  Dircaea  mollis 
n.  A.  aus  Spanien. 

Lagriariae.  Als  neue  Gattung  stellte  ßoheman  (Fregatten 
Eugenies  resa  p.  101  IL  Taf.  2.  fig.  1)  Euomma  auf,  mit  Eutiapela  Dej. 
zunächst  verwandt,  aber  durch  die  auf  der  Stirn  genäherten  Augen 
unterschieden.  Fühler  fadenförmig,  etwas  kürzer  als  der  halbe  Kör- 
per ,  das  2.  Glied  kurz,  das  3.  und  4.  verlängert,  gleich;  Kopf  vor 
den  Auuen  weit,  hervorgezogen,  Augen  gioss ,  länglich,  ober-  und' 
unterhalb  einander  genähert ;  Ma.villartaster  dreigliedrig  (?),  mit  gros- 
sem beilförmigen  Endgliede.  Thorax  kaum  breiler  als  lang.  Schild- 
chen dreieckig,  Flügeldecken  etwas  breiter  und  dreimal  so  lang  als 
der  Thoiax.  Art:  Euomma  lateralis  aus  Neu- Holland,  7  mill.  — 
Statira  castanea  von  der  Insel  Puna  und  Entrapela  australica  von 
Sidney  n.  A. 

Laipia  obesa,  helopioides,  analis  und  cnprina  Thomson  (Archiv, 
entom.  iL  p.  104  IL)   n    A.  vom    Gabon. 

Lagria  rubida  Giaells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  74. 
pl.  4.  fig.  1)  n.  A.  aus  Spanien.  Auch  wird  vom  Verf.  die  Larve  der 
Lagria  lata  p.  104.  pl.  4.  fig.  2  nochmals  beschrieben   und  abgebildeL 

PyrOChroidae.  Boheman  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  103. 
TaL  IL  (ig.  2)  errichtete  eine  neue  Gattung  Lemodes  auf  ein  hübsches 
und  bekanntes  Insekt  aus  i\eu  -  Holland ,  das  im  Habitus  mehr  einer 
Lagria  als  einer  Pyrochroa  gleicht,  vom  VerL  aber  der  gegenwärti- 
gen Familie  beigezählt  wird.  Fühler  von  halber  Körperlänge,  perl- 
schnurartig ,  Maxillartaster  mit  grossem,  dreieckig  abgestutzten  End- 
gliede, Augen  klein,  kuglig,  Thorax  klein,  hinten  herzförmig  einge- 
schnürt, Schildchcn  geiundet  dreieckig  ,  Flügeldecken  breit,  flach, 
hinten  gerundet.  Art:  Lern,  coccinea  ,  5  milL,  schön  scharlachroth 
mit  schwarzen  Beinen  und  Fühlern,  deren  Endglied  hellgelb  ist. 

Pedilns  rvbricollis  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.  190)  n.  A. 
aus  Süd-iiussland. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       397 

Laboulbene,  Notiz  über  die  Zucht  von  Pyrochroa  coccinea 
aus  Larven  (Annales  soc.  entom.VI.  p.  842). 

AnthicideS.  Bohemen  (Fregatten  Eugcnies  resa  p.  103  (1.) 
beschrieb  als  neue  Arten  :  Formicoinus  armalus  Ja\a  ,  mandarinus 
China  ,  Anthicns  caesiosignaltis  Californien  ,  troylodyles  S.  Francisco 
und  Taiti,  Taitiensis  Taiti,  nitidus,  utomaritis  und  amplicollis  Califor- 
nien ,  Xylophilus  fasciahis  Keu-Holland. 

Macrartkriiis  robuslus  aus  Ceylon  und  minimus  aus  Ostindien 
wurden  von  Motscbulsky  (Etud.  entoni.  VII.  p,  67)  als  n.  A.  be- 
schrieben. 

Synonymische  Bemerkungen  über  einige  Anthicus-Arten  theilte 
Schaum  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  379)  mit, 

Mordellonae.  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Plulad. 
1858.  p.  75  li.)  beschrieb  Mordella  comata  ,  vilis  und  twbila  aus  Ca- 
lifornien,  Anaspis  pusio  ebendaher  und   laehila  aus  Texas  als   n.   A. 

Boheman  (Fiegatten  Eugenies  resa  p.  108) :  Mordella  albosi- 
gnafa  aus  Sidney,  castanea  Insel  Guam,  insularis  Taiti  ,  rußceps  Bue- 
nos Ayres  und    exigua  Rio-J^eiro. 

Lucas  (de  Castelnau  ,  Voyage  p.  144) :  Mordella  pleuroslicta 
und  albomaculala  n.  A.   aus  Brasilien. 

Walker  (Annals  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  286):  Mordella 
composita  n.  A.   von  Ceylon. 

Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schles.  Gesellsch.  f.  vateri. 
Cultur  p.  119  ff.)  hält  Anaspis  flava  Lin.,  frontalis  Lin.,  lateralis  Fal). 
und  atra  Fab.  für  Farben\  arietäten  derselben  Art.  indem  er  diese  ver- 
schiedenen Formen  in  grosser  Menge  zusammen  auf  denselben  Blü- 
then  von  Spiraea  und  zum  Theil  mit  einander  in  Begattung  antraf. 
Er  schlägt  dafür  den  neuen  INamen  Anaspis  ßavo  -  atra  vor  und  be- 
schreibt zwanzig  verschiedene  Farben  Varietäten  dieser  Art,  ebenso 
die  (schon  von  Costa  hervorgehobenen)  Geschlechtsunterschiede  des 
Männchens.  —  Ebenda  p.  122  bemerkt  L. ,  dass  die  von  Schilling 
beschriebene  Larve  der  Mordella  pumila  Gyll.  nicht  dieser  Art,  son- 
dern der  Mord,   pusilla  Dej.  angehöie. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  101  f.  pl.  6.  fig.l) 
gab  eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  Larve  und  PSymphe  von 
Mordella    aculeala. 

RhipiphorideS.  Als  neue  Arten  wurden  beschrieben:  Rkipiphc- 
rus  macuUcullis  Boheman  (Fregatten  Eugenies  lesa  p.  107)  aus  ISeu- 
Holland,  Pelecotoides  maculipennis  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.l43) 
aus  Brasilien  ,  Acosmius  langiiidus  Walker  (Annals  magaz.  nat.  bist. 
3.  ser.  II.  p.  286)  aus  Ceylon  und  Rhipiphorus  pnnctlceps  Le  Conte 
(Journal  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.  20)  von  Llano  Estacado.  — 
Am  letzteren  Orte    macht  Le  Conte    zugleich    die  Mittheilung,  dass 


S98     Ge  rstaeck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Rhip.  bicolor  Say,  der  vom  Ref.  nach  der  Beschreibung-  mit  Rh.  pe- 
ctinatus  Fabr.  vereinigt  worden  ist,  eine  davon  verschiedene  Art  sei, 
für  die  er  wegen  des  anderweitig  vergebenen  Namens  Rh.  bicolor  die 
Benennung  Ehip.  Sayi  vorschlägt. 

VesiCäntiä.  Fahre  hat  seine  Beobachtungen  über  die  Ent- 
wickelungsgeschichle  von  3leloe  in  diesem  Jahre  noch  durch  Älit- 
theilungen  über  die  erste  Form  der  Larve  während  Ihrer  Existenz 
ausserhalb  der  Bienenzelleu  vervollständigt.  („IXouvelles  observations 
sur  l'hypermetamorphose  et  les  moeurs  des  Meloides,"  Annales  des 
scienc.  nalur.  4.  ser.  IX.  p.  265  — 27ß).  Dieselben  stimmen  vollstän- 
dig mit  den  von  Newport  gemachten  Angaben  überein,  nämlich, 
dass  die  junge  sechsfüssige  Larve  nach  ihrem  Ausschlüpfen  aus  dem 
Eie  an  Blumen,  besonders  Compositen,  heraufkriecht,  sich  im  Grunde 
derselben  verbirgt  und  sobald  eine  Biene  dieselben  besucht,  sich  an 
den  Körper  dieser  anklammert.  Was  den  Ort  betrifft,  wo  die  Eier 
abgelegt  werden,  so  ist  derselbe  mit  Vorbedacht  gewählt,  nämlich 
stets  in  der  Nähe  der  Bienen-Bauten ;  F.  legte  sich,  um  Beobachtun- 
gen anzustellen,  vor  die  OefFnung  eiijfes  Anthophora- Baues  in  den 
Rasen,  und  bemerkte  bald  darauf,  dass  seine  Kleider  mit  Tausenden 
junger  Meloe- Larven  übersäet  waren;  bei  weiterem  Nachforschen 
stellte  sich  heraus  ,  dass  alle  Grashalme  und  Blumen  in  der  ganzen 
Umgegend  von  solchen  wimmelten  ,  so  dass  dieselben  also  in  der 
nächsten  Nähe  ausgeschlüpft  sein  mussten.  Bei  einer  genaueren  Be- 
obachtung der  Compositen  zeigte  es  sich,  dass  die  jungen  Larven 
sich  an  alle  Insekten,  welche  dieselben  besuchten,  ohne  Ausnahme 
anklammerten  und  zwar  unter  diesen  auch  an  solche  ,  welche  ihnen 
keine  Gelegenheit  zur  weiteren  Entwickelung  bieten  konnten,  wie 
Eristalis,  Calliphora,  Ammophila,  Tagfalter  u.  a.  Selbst  an  fremde  Sub- 
stanzen, wie  an  Stücke  Tuch,  an  Halme,  an  eine  Zange,  krochen  sie 
an,  sobald  diese  in  die  Blülhen  hineingebracht  wurden.  Interessant 
ist  es,  dass  sie  sich  auch  an  Melecten  und  Coelioxys  anhefteten,  welche 
selbst  Parasiten  der  Anthophoren  sind ,  so  dass  sie  in  diesem  Falle 
also  nicht  das  Ei  der  Anthophora,  sondern  das  dafür  in  die  Zelle  ge- 
legte jener  Gattungen  verzehren.  —  Indem  der  Verf.  schliesslich  die 
wenigen  bisher  über  die  Larven  der  Lylti  vesicatoria  gen)acliten  An- 
gaben citirt  und  sie  mit  dem  über  die  Meloe-Larven  bekannt  gewor- 
denen vergleicht,  glaubt  er  sich  zu  der  Annahme  berechtigt,  dass 
die  Naturgeschichte  derselben  mit  der  von  Aleloe  im  Wesentlichen 
übereinstimmen  werde. 

Le  Conte  charakterisirte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of  Phi- 
ladelphia 1858.  p.  76)  eine  neue  Gattung  P/iodaga,  die  mit  Lylta  sehr 
nahe  verwandt  und  gewissen  Arten,  z.  B.  L.  Icmniscata  ähnlich  ist 
aber  einen  nach  Art  von  Rhipiphorus  erhöhten  Scheitel  hat;  die  Au- 
gen sind  länglich,  oval,  die  Fühler  zwischen  denselben  eingefügt  und 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.     399 

die  Stirn  daher  verengt;  der  Mund  etwas  mehr  verlängert,  die  Füh- 
ler kürzer  und  weniger  lose  gegliedert;  die  Klauen  doppelt,  aber  der 
untere  Theil  um  ein  Drittlheil  kürzer  als  der  obere.  Art:  Phod. 
albiceps  von  Sonora.  —  Neue  Arten  :  Lytta  melaena  von  Sonora,  iVe- 
mognalha   discolor  und   loncjicollis  von   Texas. 

Derselbe  (Journ.  acad.  nat.  seienc.  Philadelph.  IV,  1.  p.21) 
errichtete  eine  zweite  neue  Gattung  Evpompka ,  mit  der  vorigen  und 
I.ytta  verwandt,  aber  von  letzterer  hinreichend  durch  die  ganzen  Au- 
gen, die  schief  und  nicht  quer  gestellt  sind,  und  von  ersterer  durch 
die  unterhalb  nicht  stachligen  Tarsen  unterschieden;  Körperforni  lang 
und  schlank,  wie  bei  Lytta  polita  Say.  Art:  Eup.  fissiceps.  —  An- 
dere neue  Arten  sind:  Lytta  corvina  ,  insulata  ,  vittigera  ,  lenella, 
linearis  und  JSemognatha  jlamcollis  aus  Texas  u.   s.  w. 

Mulsant  und  Rey  haben  unter  dem  Titel  „Coup  d'oeil  sur  les 
Insectes  de  la  famille  des  Canlharidiens  accompagne  de  la  description 
de  diverses  especes  nouvelles  ou  peu  connues"  (üpuscules  entom.  VIII. 
p.  45—138)  eine  Uebersicht  und  Beschreibung  der  in  Europa  und  den 
angränzenden  Ländern  Asiens  und  Afrikas  vorkommenden  Arten  die- 
ser Familie  gegeben,  welche  der  Mehrzahl  ruich  freilich  schon  ge- 
nügend bekannt  sind.  Der  Inhalt  der  Arbeit  ist:  Oenas  2  Arten,  Ly- 
dus  4  A.,  Alosimus  7  A,  (/!•  noticollis  neuer  Name  für  Lydus  macu- 
licollis  Muls. ,  elegantulus  n.  A.  aus  der  Türkei,  von  Kindermann 
als  Lytta  elegans  verschickt)  ,  Lagorina  n.  g.  auf  Lytta  sericea  Waltl 
und  scutellata  Lap.  begründet,  2  A.,  Cantharis  (Lytta)  7  A.  (C.  Per- 
roudij,  n.  A.  aus  Algier),  flavipes  Kind.  i.  lit.  unbekannten  Vaterlands), 
Epicauta  7  A.  (E.  late-lineolata  Motsch.  i.  lit.  n.  A.  aus  dem  Asiatischen 
Russland j,  Megatrachelus  (Motsch.)  n.  g. ,  3  A.  (z.  B.  Zonitis  polita 
Gebier),  Zonitis  8  A.  (Z.  Paulinae  n.  A.  aus  Galilaea)  Leptopalpus 
Guer.  1  A.  (Zonitis  rostrata  Fab.),  Nemognatha  2  A.,  Apalus  2  A., 
Stenoria  1  A.,  Silaris  2  A. 

Ausserdem  beschrieb  31  ul  s  a  n  t  (Mist.  nat.  d.  Coleopt.  de  France, 
Angustipennes,  Supplement)  eine  neue  Gattung  Criolis.  zu  der  Gruppe 
der  Sitarates  des  Verf.  gehörend,  von  Stenoria  und  Sitaris  durch  die 
Flügeldecken,  welche  an  der  Aussenseile  bis  zum  hintersten  Viertheil 
geradlinig  und  an  der  Naht  weniger  klaffend  und  weniger  krummlinig 
sind,  durch  den  inneren  Dorn  der  Hinterschienen,  der  mindestens 
zweimal  so  breit  als  der  äussere  ist  und  die  mehr  verlängerten  Post- 
episterna  unterschieden.  Nach  diesen  Charakteren  bleibt  die  Art, 
Criolis  Guerinii  aus  den  Basses -Alpes  gewiss  besser  mit  Sitaris 
vereinigt. 

Als  neue  Arten  wurden  ausserdem  bekannt  gemacht: 

Tetraonyx  violaceipennis,  Gnathitan  subcinctum,  ISemognatha  bi" 
color  und  abdominalis  aus  Brasilien  von  L  u  c  as  (de  Castelnau,  Voyage 
p.  146  ff.). 


/.,:>- 


400  G  ers  ta  e  ck  e  r  :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Teti'cionyx  Cuboisis  aus  CuhR  vonChevrolat  (Revue  et  Magas. 
de  Zoologie  X.  p.  210). 

Epicauta  nigrißnis,  Mylabris  hnmeralis  und  cdterna  aus  Ceylon 
von   Walker  (Annais  magaz.  naf.  bist.  3.  ser.  II.  p.  285). 

Mylabris  macnloso- punctata  und  Amorii  aus  Spanien  von  G  r  a  e  1 1  s 
(Meniorias  de  la   coniision   etc.  p.  75  fl'.    pl.  4.   fig.  5  u.  6). 

Sitaris  longicornis  Kraatz  (Berl,  Ent.  Zeitschr.  II.  p.  388)  aus 
Italien,   kurz  diagnosticirt, 

Oedemeritae.  Eine  neue  Gattung  ist  Rhopalobrachivm  Boheman 
(Fregatten  Eugenies  resa  p.  109  ff.  Taf.  I.  fig.  8).  Fühler  kürzer  als 
die  halbe  Körperlänge,  fadenförmig,  die  drei  letzten  Glieder  etwas 
länger  und  dicker  als  die  vorhergehenden;  ölaxiliartaster  dreiglie- 
drig (?) ,  das  letzte  so  lang  als  die  vorhergehenden  zusanimengenoni- 
men,  länglich  dreieckig,  abgestutzt;  Augen  rund,  convex  ,  Prothorax 
hinter  der  Mitte  gerundet,  vorn  plötzlich  verengt,  langgezogen, 
Schildchen  halbkreisföimig,  Flügeldecken  langgestreckt,  gleich  breit, 
hinten  abgerundet;  Beine  schlank,  Schenkel  leicht  gekeult.  Art: 
Bhop.  clatipes  aus  Fatagonien,  13  niill.  —  Nacercles  nigronotata  von 
Sidney,   Chinensis  von  |^ngkong  und   teneJln  von   der   Insel   Puna. 

Oedemera  (NacerdesJ  dimidialipes  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage 
p.  142)  n.  A.  aus  Brasilien. 

Mulsant  (Hist.  nat.  d.  Coleopt.  de  F'rance,  Angustipennes) 
theilte  die  einheimischen  Arten  dieser  Familie  in  zwei  Hauptgruppen, 
die  er  Calopaires  und  Oedemeraires  nennt;  bei  ersteren  sitzen  die 
Fühler  auf  einem  Tuberkel  in  einer  tiefen  Ausrandung  der  Augen 
und  das  Mesosternum  reicht  bis  zur  Hälfte  der  Hüften  zwischen  den- 
selben ;  bei  letzteren  sitzen  die  Fühler  nicht  auf  einem  Höcker  und 
schliessen  sich  nicht  der  Ausrandung  der  Augen,  wenn  diese  über- 
haupt vorhanden  ist,  eng  an.  Die  Calopaires  umfassen  nur  die  Gat- 
tung Calopus  mit  1  A.,  die  Oedemeraires  zerfallen  in  drei  ünteigrup- 
pen:  1)  Nacerdateä  mit  Nacerdes  1  A..  Anoncodes  6  A.,  Asclera  3  A., 
Xanthochroa  2  A.  und  Dryops  1  A.  2)  Oedemerates  mit  Oedemera 
12  A.  und  Chrysanthia  2  A.  3)  Stenostomates  mit  Stenosfonia  1  A. 
—  Von  den  29  in  Frankreich  vorkommenden  Arten  der  Familie 
sind  nur  2  neu:  Asclera  xanthoderes  aus  dem  Dep.  du  Var  und  Si- 
cilien   und   Oedemera  sericans  von  Marseille  und  Corsica. 

Salpingidae.  Hhinosimvs  rußceps  wurde  als  neue  Deutsche  Art 
von  Böse  (Enlom.   Zeitung  XIX.  p.  96)  beschrieben. 

Von  Boheman  wird  (Fregatten  Eugenies  resa  p.  112)  unter 
der  Familie  Salpingidae  ein  „likinomacer  pallipes^^  als  neue  Art  auf- 
geführt; wahrscheinlich  ist  ,,Kliinomacer"  irrthümlich  für  lihinosimus 
gediuckt  und  würde  die  Art  dann  hierher  gehören. 

Brenthides.     Thomson   (Archiv.enlom.il.  p.  116  ff.)  beschrieb 


im  Gobiefc    der  Entomologie  während  des   Jahres  1858.       401 

als  neue  Arten  vom  Gaben  :  Arrhenodes  Gabouicus,  opacus,  medioxi- 
mus ,  (jcntilis  ,  forßcattis  ,  Cerobates  debilis  ,  stilciroslris,  Ceocephalus 
foveipennis ,  Ilhylicepkahts  occipilalis  ,  Ceiilrophorns  riifescens  und 
laevicüUis. 

Jekel  (Annals  magaz.  nat.  bist.  3.  scr.  IL  p.35G}:  Arrhenodes 
xanthoionaliis  n.  A.  aus  Central-Anierika. 

BrUChetae.  Zur  Anthribiden- Gruppe  kommen  mehrere  ,  zum 
Theil  sehr  ausgezeichnete  neue  Arten  vom  Gaben  (Guinea),  welclie 
Thomson  in  den  Archives  entomol.  II.  p.  lOG  ff.  beschrieben  und 
theilweise  auf  pl.  2. — 4.  sehr  schön  abgebildet  hat.  Auf  eine  der- 
selben wird  eine  neue  Gattung  Aneurhinus  errichtet,  welche  nach  der 
Kopf-  und  Fühlerform  die  Älitte  zwischen  der  ersten  und  zweiten 
Sc  h  ön  h  e  rr'schen  Anthribiden  -  Gruppe  halten  soll,  die  aber  nach 
der  auf  pl.  2  gegebenen  Abbildung  nur  auf  das  Weibchen  der  Gattung 
Polycorynus  Imhoif  begründet  ist  und  sich  vielleicht  sogar  ohne 
besonderen  Zwang  mit  Eucorynus  Schh.  hätte  verbinden  lassen,  üie 
Art  ist  Aneurh.  variegahts  benannt.  Die  übrigen  neuen  Arten  sind: 
Mecocerus  Mnisz-echii ,  ligrinus ,  Mec?  inermis  ,  Litocerus  filicornis, 
Xenocerus  Gabonicus  (ist  eine  Art  der  Gattung  Deuteroerates  Imh.), 
r/iloeofragus  gigfis  (Fabr.?),  sparsiitus  ,  subfascicuhdus,  brevis,  Xyli- 
nades  simillimus,  Cratoparis?  parvirostris  ,  Anlhribus  snbpenicillalus 
und  albopygialis. 

„Etüde  sur  les  Coleoptere's  du  genre  Bruchus,  qui  se  trouvent  en 
France,"  par  E.  Mulsant  et  Cl.  Rey  (Opuscules  entomol.  VIII. 
p.  1 — 44).  Die  Verf.  geben  in  dieser  Arbeit  eine  Aufzählung  und 
Beschreibung  der  in  Frankreich  vorkommenden  Arten  der  Gattung  Bru- 
chus ,  deren  Zahl  55  beträgt,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
sexuellen  Verschiedenheiten,  sich  im  Uebrigen  aber,  sowohl  was  die 
Reihenfolge  als  die  Komenklatur  der  Arten  betrifft  ,  wesentlich  an 
Schön  herr  anlehnend.  Als  neue  Arten  sind  zu  erwähnen:  Br.  ca- 
naliculatus  Südfrankreich,  ttlicis  Provence,  tessellalusLanguedoc. 
Auf  drei  beifolgenden  Tafeln  sind  besonders  Abbilduiigen  von  Füh- 
lern und  Schienen  ,  in  denen  die  wesentlichsten  Kennzeichen  zur 
Unterscheidung  der  Arten  liegen,  gegeben. 

Neue  Arten  sind:  Spermophagus  tessellatus ,  Bruclius  oninimus, 
minutissimus,  tantillus  und  Caryoborus  Indus  Motschulsky  (Etud.  ent. 
VII.  p.  97  (f.)  aus  Ostindien,  Bruchus  ramicornis  Boheman  (Fregatten 
Eugenies  resa  p.  112)  aus  Californien,  Bruchus  nniformis,  prosopis  und 
desertornm  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  ]».  77  f.) 
aus  den  Colorado-Steppen,  Bruchus  (Pachymerns)  Jcawme  Guerin  (Bul- 
let, soc.  entom.  p..230)  aus  Quito,  in  den  .Samen  von  Icama  lebend, 
Bruchus  albomaculahts  Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  78- 
pl.  4.  flg.  7)  aus  Spanien. 

Archiv  f.  Naturg.  Jcahrg.  XXV.  Bd.  2.  AA 


402     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Kolenati  führt  (Bullet  d.  natural,  de  JVloscou  1858. 1.  p.  112  ff.) 
als  im  Caucasus  einheimisch  49  Bruchus,  4  Spermophagus ,  2  ürodon, 
1  Brachytarsus,  3  Tropideres,  1  Platyrhinus  und  1  Anthribus  auf.  IVeu 
ist  nur  Bruchus  incipiens,  diagnosticiit. 

Kollar,  „lieber  den  Haushalt  des  Erbsenkäfers,  Bruchus  pisi 
Lin."  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858.  p.  421  if.). 
Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  legen  die  Weibchen  nach  der  Be- 
gattung ihre  Eier  ,  welche  citronengelb  und  walzenförmig  sind,  an 
die  äussere  Schale  der  Schoten  ,  wo  sie  vermittelst  einer  klebrigen 
Substanz  befestigt  werden  ;  die  Larven  durchbohren  die  Schale  und 
fressen  sich  in  die  weichen  Erbsenkörner  hinein. 

Kach  Lucas  (Bullet,  soc  entomol.  p.  XXVIII)  lebt  Spermo- 
phagus semifasciatus  Schönh.  im  Larvenzustande  in  den  Schoten  von 
Leguminosen  aus  La  Plala  ,  oft  zu  7 — 8  Individuen  in  einer  Schote. 
Das  A'on  Schön  her  r  nicht  gekannte  Männchen  dieser  Art  wird  zu- 
gleich beschrieben. 

CurCUliOHideS.  Eine  Reihe  neuer  Curculionen  vom  Gabon 
(Guinea)  machte  Thomson  (Archives  entomol.  II.  p.  121  fF.)  durch 
Beschreibungen  bekannt.  Die  darunter  befindlichen  neuen  Gattungen 
sind  :  1)  Flatyomicus  n.  g.  (neben  Platyomus  und  Platyomides  ein 
misslicher  Name  !),  fast  ganz  vom  Habitus  der  grossen  Brasilianischen 
Cyphus-Arten  und  von  dieser  Gattung  nicht,  wie  der  Verf.  angiebt, 
durch  sechsgliedrige  Fühlergeissel  unterschieden  ,  indem  dieselbe 
ebenfalls  siebengliedrig ,  das  siebente  Glied  aber  näher  an  die  Keule 
herangerückt  ist.  Der  Hauptunterschied  liegt  in  dem  sehr  stark  er- 
weiterten Fühlerschaft  und  der  Fühlerfurche,  welche  sich  stark  nach 
oben  heraufbiegt,  so  dass  beide  Fühler  dicht  nebeneinander  entsprin- 
gen. Zwei  Arten:  Fiat,  pnnctipennis  und  stilcicollis ,  ^5  und  13  mill. 
—  2)  Syntaphocerus  n.  g.  zu  den  Phyllobiiden  gestellt,  soll  mit  Episo- 
mus  sehr  nahe  verwandt  sein,  jedoch  durch  den  Verlauf  und  die  Form 
der  Fühlerfurche  abweichen;  sie  liegt  vor  den  Augen  und  berührt 
sich  vorn  mit  derjenigen  der  anderen  Seite;  die  Backen  unterhalb 
geschwollen.  An  den  Fühlern  ist  das  siebente  Glied  der  Geissei  mit 
der  Keule  verschmolzen,  welche  etwas  schmaler  als  die  Geissei  selbst 
ist;  Prothorax  fast  viereckig,  Flügeldecken  kuglig,  verwachsen.  Art: 
Synt.  hispidulus,  6*^2  nüU.  —  3)  Isaniris  n.  g.,  den  Cyclomiden  einge- 
reiht,  soll  mit  Psomeles  verwandt  sein,  doch  mehr  kuglige  Flügel- 
decken und  verschieden  gebildete  Fühler  haben;  der  Schaft  nicht 
geschwollen,  so  lang  wie  die  Geissei,  an  dieser  die  beiden  ersten 
Glieder  gleich  lang,  den  fünf  folgenden  zusammen  gleich;  Keule  zu- 
gespitzt oval ,  sehr  deutlich  abgesetzt.  Zwei  Arien  :  Isan.  viridimi- 
cans  und  costulatus  ,  7Va  und  5  mill.  —  Neue  Arten  sind  ferner  : 
Apoderus  fiavo-ebejius,  Atiaemerus  ochr accus,  Tanymecus  infimus,  Si- 
derodaclylus    denticollis ,    prasinus ,  modcslusy  Ischnotrachctus  ligncuSj 


im  GeLicte  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.      403 

ttniformis,  viridanns,  dissiniulator,  cinerarius,  suhmaculosns,  faslidiosuSj 
Episomus  sulcipennis ,  Lixus  ignavus ,  compressicollis.  Aleides  obli- 
quatus,  erroneus,  sycophania,  crassirostris,  cultrirostris,  imbellis,  gut" 
tulalus  ,  Cryptorhyjickus  planidorsis  ,  nebnlosus  ,  sparsutus ,  setarius, 
ocello-ptinclatus,  lalerilius,  Camplorhinus  posticalis,  Ithyporus  femo- 
ratus  ,  dorsalis ,  Ocladius  armipes  ,  Sympiezopus  marmoralus  ,  ebeni- 
7111S,  Lübolrachehis  luclnosus,  alboscutellatus ,  Oxyopislhen  (neuer  Gat- 
tungs-jVame  für  Megaproclus  Schönh.)  funer ar ium ,  rufofemoratiim, 
linca-alba,  Sphenophortis  quadrivulneratus,  Cossonus  pcrtusicollis  und 
Utesicollis. 

Eine     grössere   Anzahl    Ostindischer   Curculionen ,    von    denen 
ebenfalls    mehrere    zu    neuen  Gattungen    erhoben    werden,  beschrieb 
V.  Molschulsky  (Etud.  entomol.  VII,  p.  69  ff.) :    Sphenophortis   cru- 
ciger    und  citierascens    von  Birma,  Coeliosomiis  n.  g. ,  von  Phytobius 
durch  den  Mangel  der  Seitenhöcker   des  Halsschildes  und  den  langen 
dornförmigen  Vors{KHing,   den  die  Basis  desselben  bildet,  unterschie- 
den.    Arten:   Coel.  nigronifus,  ockraceus ,  rubellus,  nndulahis,  pictus, 
rufinasus  und   albolapillus  aus  Indien  und  Ceylon,  Coelosternus  angu- 
lalns ,  rufescens ,  albotessdlatus ,  iinicolor,  curlulus,  rtificornis,  sura- 
tus,   atotnarius ,  albilalerus  ,  argentens ,  subfasc latus  ,  plumheus,  brun- 
neofasciatus,  tessellatus,  Tychius  fasciatus.  —  Amorphoidea  n.  g.,   vom 
Habitus  von  Sitophüus,  aber  kürzer,  das  erste  Fühlerglied  so  lang  als 
die  übrigen  zusammen,  welche  vom  4.    an  eine  verlängerte  Keule  bil- 
den; die  Schenkel  der  zwei  ersten  Beinpaare  genähert  und  mit  einem 
Zahne  bewaffnet.     Arten:  Am.  arcuata,  lata,  basalis,  fuscirostris,  an- 
gusticollis  ,  seriata  ,  rugosa,   rußpes ,  testacea ,    flavipennis ,  rufescens, 
nigra  und  fiavipes.  —  Rhypochromus  n.  g.,  soll  eine  Mittelform  zwi- 
schen Listroderes    und  Ptochtis  bilden,    womit   allerdings  sehr  wenig 
bezeichnet  wird.     Arten  :  Rliyp.  setifer,    laticollis,   obliqicus,  cruciger, 
ornatus.  —  Pollendeva  n.  g.,  eine  ausgezeichnete  Form   mit  stark  er- 
weitertem, gekrümmten  Fühlerschaft  und  sehr  kurzem,  jederseits  breit 
geflügelten    Halsschilde,    der    Phyllobien -Gruppe    angehörend;    Art: 
Poll.   atomaria    von    Birma.    —    Ptochidius    n.  g.  ,    derselben    Gruppe 
zukommend,    von   Phyllobius  durch  kürzeren  Kopf,  breileren  Rüssel, 
der  stark  zweilappig  und  an  der  Spitze  tief  ausgeschnitten  ist,  abge- 
flachten   Fühlerschaft  u.  s.  w.    abweichend.      Arten:    Ptoch.    lineatus, 
longicornis,  cylindricollis,  impar,  impressicollis,  nigrosparsus  und  ca- 
rinulatns.  —  Epicalus  n.  g.,  durch   die  starken  Fühler  und  den  kur- 
zen Rüssel  mit  Episomus  verwandt,  durch  die  stark  gekrümmten  Mit- 
telschienen davon  abweichend.     Art:  Ep.  mrgatus.  — Apion  inßatum. 
crassicolle,  triangvlicolle,  gagalinum,  subcostatum,  dilaticolle ,  chaly- 
beicolor,   pr%nnostan,  Indicvm ,  amplipenne,  restricticolle ,  flavimanuin, 
ttiberculiferum ,  alboirroratiim ,   Cerobates    sexsulcatuSy  fossulatus  und 
canaliculattis. 


404     Gerstaecker:  Bericht  über  die  A\is.scnscliari]icheii  Lcisliingtii 

Unter  den  von  Lucas  (de  Castelnaii  ,  Voyage  p.  350  ff.)  be- 
schriebenen Cujciilionen  wurde  eine  Art  ebenfalls  zu  einer  lieson- 
deren  Gattung  erhoben,  welche  Rhinochetius  benannt  ist;  sie  soll  sich 
von  Cryptorhynchus  durch  kürzere,  weniger  cylindrische  Körperforni 
und  durch  den  kurzen,  sehr  zusammengedrückten  und  deutlich  erwei- 
terten Rüssel  unterscheiden;  Fühler  kürzer  und  dicker,  Schildchcn 
vorhanden,  (lieber  die  Brustfurche  für  den  Rüssel  ist  nichts  gesagt, 
überhaupt  die  Charakteristik  sehr  oberflächlich  und  keinen  Anhalt 
für  die  Bestinimung  gewährend.)  Art:  Rhin.  sliclicus  aus  Brasilien, 
10  mill.  —  Als  neue  Arten  werden  ferner  beschrieben  :  Rkynchites 
violacevs  ,  Cijdicuierus  virescens  ,  Naupacles  fulgeretis^  elegans,  titigii- 
licollis^  sexmacnlalus,  jylagiatits,  Platyomus  atvosirpiatits ,  crassicornis, 
Hadromenis  fasciatus ,  herbaceiis ,  Eudiagogvs  pallidevittatus,  Prome- 
cops  phaleratns,  Euslalis  anguslifrons,  Enfyus  nitiditentris  und  irro- 
ratus,  Hypsonotus  includens^  albopiinctalus,  Allocorhiniis  hieroglyphi- 
cus,  Lordops  dives,  affinis,  Heilipus  niveodecoraltfs,  luchiosiis,  Irian- 
gnliferns,  lessellattis,  aurantiaco-cinctns  (ist  ein  Anibates  nach  Schön- 
heri')  ,  rnßfrons  ,  Enrhinus  calUchloris  ,  Coelostermis  albotessellatus, 
Ty^odes  crassus,  carinicollis ,  ornaticollis ,  fasciatipennis,  Conolvache^ 
Ins  horridus  und  cretaceus  aus  Brasilien.  Von  diesen  Arten  sind  zehn 
auf  Taf.  9  und  10  abgebildet. 

jekel  (Annais  and  magaz,  of  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  358)  cha- 
racterisirte  eine  neue  Gattung  Sy}ioso7ntis,  welche  nnt  den  mediterra- 
nen Arten  der  Gattung  Geonenius  eine  auffallende  habituelle  Aehnlich- 
keit  darbietet,  aber  durch  den  Mangel  des  Schildchens,  die  Form  des 
Rüssels  und  der  Fühlerfurche  in  der  ersten  Abtheiluug  der  Schön- 
herr'schen  Cleoniden  neben  Megalometis  zu  stehen  kommt.  Die  Art: 
Syn.  geonemoides  stammt  aus  Central  -Amerika  und  isi  14  mill.  lang. 
—  Ebendaher  stammen  die  hier  beschriebenen  neuen  Arten:  Spheno- 
phorus  dimidiatipemiis  .lekel  und  Praepodes  Jeckelianvs  ^Vhite,  letztere 
auch  aus  Columbien. 

Ueber  eine  von  Kolenati  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Ge- 
sellsch^zu  Wien  1858.  p.  343)  aufgestellte  und  auf  Taf.  6  abgebildete 
neue  Galtung  Glaridorhinns  lässt  sich  in  Betreff  ihrer  näheren  Ver- 
wandtschaft weder  aus  der  Beschreibung  noch  aus  der  Abbildung  ur- 
theilen;  in  ersterer  wird  gesagt,  dass  sie  theils  mit  Rhytidosonuis, 
theils  mit  Tanysphyrus  nahe  verwandt  sei,  was  natürlich  bei  der  gänz- 
lichen Verschiedenheit  dieser  beiden  Galtungen  keinen  Anhalt  gewäh- 
ren kann.  Die  Abbildung  der  in  Oesterreich  aufgefundenen  Art  Glar. 
Khiinburgn  (3  njill.  lang)  zeigt  noch  am  ersten  eine  habituelle  Aehn- 
lichkeit  mitAnoplus.  —  Ebenda  p.  341.  Taf.  6  Conolrachclus  Uelferii 
n.  A.  aus  Ostindien,  gehört  dieser  Gattung  wohl  schwerlich  an;  in 
der  Abbildung  ist  der  Fühlerschaft  als  zweigliedrig  (!)  dargestellt, 
was  gewiss  nicht  der  Fall   ist. 


im  (lebicte    der  Entomologie  Avährend  des  Jnlucs  1858.        405 

Lc  Coiite  (Proceed.  acad.  nat.  scienc  Philad.  1858.  p.  78  ff.) 
beschrieb  als  neue  Arten  :  Apion  oedorhynchum,  ventricusum,  Clconus 
molilor  aus  Californien ,  Lixus  pleuralis  vom  Colorado,  laesicollis, 
Anlhonomus  fulviis  und  scutellaris  aus  Texas  j  Bnridiiis  mucorens  und 
denstcs  aus  Californien,  cavinulalus  aus  Texas,  Cratosomns  rjemmalus 
von  Tanipico,  Sphenophonis  validns,  ochreus  und  vomeiinus  von  So- 
nora,  proccnts  und  piclus  aus  CalUornien,  Rhyncolus  dorsalis  aus  Ca- 
lifornien und  angularis  aus  den  Colorado-Steppen. 

Chevrolat  (Rev.  el  j'agas.  de  Zool.  X.  p.  210) :  Prepodes 
hyhridns  und  lepidns  n.  A.   von   Cuba, 

Wol  laston  (Annais  niagaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.410):  Rhyn- 
colus  capilulum  n.   A.  von  Madeira, 

Reiche  (Annales  soc.  entom.  YI.  p.  5  ff.)  :  Elyirodon  Ckevro- 
lalii  (pl.  1.  fig.  4)  von  Nablus,  Tychins  striyosus  und  Sviicronyx  fnl- 
vipes  von  Athen. 

Fairniaire  (ebenda  p.  878  f.) :  Liophloeus  ovipennis  und  Phy- 
tonomus  ylobosus  n.   A.  aus  der   Umgegend    von  Grenoble. 

W  e  n  c  k  e  r  (ßiiUet.  soc.  entom.  p.  21  ff.):  Apion  Catdlei ,  Gu- 
laclidis  und  Linderi ,  (p.  105  f.)  Apion  Capiomonli ,  arrogans  und 
Rougeli,  (p.  236  f.)  Apion  Marqneli,  Burdigalcnse  und  Perrisii  (in- 
sculpticolle  Perris  i.   lit.) ,  Anthonomus  Fioberii,  n.  A.  aus  Frankreich. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  78  IT.  pl.  4  und  5): 
Cneorhinus  dispar,  gypsivetiter,  Brachyderes  marginellus,  Otiorkynchns 
truncatellus,  denlipes,  Lixus  Cynarae  und  Rhyncolus  cribripennis  n.  A. 
aus  Spanien. 

Costa  (Ricerche  entomol.  sopra  i  Monti  Partenii  p.  26):  Plin- 
thns  Parthenius  und  Oliorhynchiis  rvgulipennis  n.  A.   von  Keapel. 

Schi  öd  te  (IS'aturhist.  Bidrag  til  en  Beskrivelse  af  Groenhind, 
p.56):  Rhylidosomus  scobina   n.  A.   aus  Grönland. 

Bach  (Rerl.  Ent.  Zeitscbr.  II.  p.  372) :  Rhynchiles  viultipnticia- 
lus  n.  A.  aus  Thüringen. 

Die  in  der  Schweiz  vorkommenden  Otiorhynchns  -  Arten  hat 
Stieriin  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  [p.  250 — 310)  aufgezählt  und 
beschrieben.  Der  Verf.  geht  in  Kurzem  auf  den  Werth  der  Charak- 
tere, welche  die  einzelnen  Körpeilheile  darbieten  ,  in  Bezug  auf  die 
Unterscheidung  der  Arten  ein  und  weist  auf  die  unterscheidenden 
Merkmale  der  Männehen,  besonders  auf  die  Sculpfur  des  letzen  liin- 
terleibssegmentes  hin.  Nach  Voranstellung  der  Schönherr'schen  Gat- 
tungs- Diagnose  giebt  er  eine'  analytische  Tabelle  für  die  57  dcv 
Schweiz  eigenthünjlichen  Arten  ,  für  welche  die  Schönherrsche  Ein- 
theilung  in  drei  Mauptgruppen  nach  der  Form  der  Fühlergliedcr  und 
in  sechs  Unterabtheilungen  nach  dem  Vorhandensein  oder  iMangel 
eines    Schenkelzahncs    beibehalten    wiid.      Die  sodann   foi'jcndc   Be~ 


604     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Schreibung  der  einzelnen  Arten  ist  sorgsam  und  mit  Hervorhebung 
der  unterscheidenden  Merkmale  abgefasst,  das  Vorkommen  an  den 
verschiedenen  Punkten  der  Schweiz  speziell  erörtert.  Als  neue  Ar- 
ten werden  aufgestellt:  Ot.  Ticinensis  (ob  =  vehemens  Schh.?),  ne~ 
glectus  (mit  ü.  insubricus  nahe  verwandt),  difficilis  (zunächst  aureo- 
lus),  Carmagnolae  Villa  i.  lit.  (dem  0.  picipes  ähnlich),  Heerii  (neben 
0.  pupillatus  Schh.),  alpestris  Knörl.  Cat.,  lutosus  Chevrier,  Bischofß 
(mit  ü.  nubilus  und  subquadratus  zunächst  verwandt).  —  Bei  der 
sorgsamen  Durcharbeitung  des  vom  Verf.  behandelten  Materials  ist 
es  zu  bedauern,  dass  er  die  Gattung  Otiorhynchus  auf  Treu  und  Glau- 
ben in  dem  ihr  von  Schönherr  gegebenen  Umfange  angenommen 
bat ,  ohne  sich  um  ihre  natürliche  Abgränzung  zu  bekümmern ;  es 
wären  z.  ß.  die  Gattungen  Tyloderes  (vergl.  Tyl.  chrysops  mit  Otiorh. 
austriacus)  und  Stomodes  ohne  Weiteres  damit  zu  vereinigen  und  die 
Abgränzung  von  Peritelus  und  ümias  gegen  Otiorhynchus  noch  näher 
festzustellen;  z.  B.  ist  Peritelus  rusticus  Schh.  nicht  von  Otiorh.  hir- 
ticornis  generisch  verschieden  und  mehrere  Omias- Arten  ,  wie  0. 
brunnipes  Oliv. ,  forticornis  Germ.  u.  a.  stehen  mit  Otiorhynchus  je- 
denfalls in  näherer  Verwandtschaft  als  mit  Omias  seminulum  und  ro- 
tundatus,  welche  als  die  typischen  Arten  dieser  Gattung  anzuse- 
hen sind. 

Die  Curculionen  des  Caucasus  hat  Kolenati  (Bullet,  d.  na- 
tural, de  Moscou  1858.  I.  p.  135  ff.,  II.  p.  581  fP.  ,  III.  p.  1  ff.  und  IV. 
p.  395  ff.)  zusammengestellt,  mit  Diagnosen  und  Synonymie  versehen 
und  einige  zugleich  abgebildet.  Die  Zahl  der  neuen  Arten  ist  sehr 
gering:  Äpion  Kolenalii  Schönh.  i.  lit.,  Thylacites  scobinahis,  Rhy- 
tirhinus  gibbus  ,  MyUocerus  subcostatus  und  Omias  inßahis.  Aus  der 
Zusammenstellung  der  dortigen  Curculionen-Fauna  geht  Hervor,  dass 
der  Caucasus  ausser  den  ihm  eigenthümlichen  Arten  zahlreiche  Euro- 
päische und  Sibirische  in  sich  vereinigt. 

Laboulbene  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  279  — 297.  pl.  7) 
erörterte  die  Katur-  und  Verwandlungsgeschichte  von  Larinus  Car- 
linae  und  Orchestes  rufus.  Die  Larve  der  ersten  Art  lebt  in  den 
Blüthenköpfen  der  Serratula  arvensis  und  verpuppt  sich  im  Grunde 
derselben  in  einem  Cocon  ,  aus  dem  später  der  Käfer  hervorgeht. 
Die  Larve  des  Orchestes  rufus  minirt  die  Blätter  der  Ulme  und  ist 
schon  vonReaumur  und  de  Geer  beobachtet  worden.  Die  Larven 
und  Puppen  beider  Arten  werden  vom  Verf.  genau  beschrieben  und 
abgebildet.  —  Ebenda  p.  900  ff.  pl.  17  lieferte  derselbe  eine  Beschrei- 
bung und  Abbildung  der  Larve  und  Nymphe  des  Gymnetron  campa- 
nulae;  erslere  bildet  gallenartige  Auftreibungen  am  Fruchtboden  der 
Blüthen  von  Campanula  rhomboidalis ,  von  deren  Substanz  sie  sich 
ernährt  und  zeichnet  sich  durch  drei  Paar  warzenartiger  Fussstummel, 
welche  einziehbar  sind,  aus;  derNymphenzustand  dauert  14-— 20  Tage. 


im  Gebiete  der  Eiilotiiologie  wahrend   des  Jahres  18Ö8.       407 

Nach  Goureau  (Bullet,  sog.  entom.)  lebt  in  den  weiblichen 
Kätzchen  der  Werftweide  die  Larve  des  Erirhinus  taeniatus  Schh-, 
welche  von  zwei  Pteromalus-Arten  heimgesucht  wird. 

IVach  Moufflet  (ebenda  p.  XIV)  greifen  die  Larven  der  Sphe- 
nophorus- Arten  nicht  gesunde,  sondern  nur  geschlagene  Bäume  an, 
z.  B.  Sphen.  hemipterus  die  Bananen  auf  Guadeloupe. 

Snellen  van  Vollenhoven  (Tijdschr.  voor  EntomoL  IL 
p.  156  f.)  machte  Mitlheilungen  über  das  Vorkommen  des  Cionus  Fra- 
xini ,  eines  in  Betreif  seiner  Lebensweise  wenig  bekannten  Käfers; 
die  Puppen  -  Cocons  fand  der  Verf.  in  grösserer  Anzahl  auf  Eschen- 
blättern festgesponnen. 

Nach  Miller  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  II.  p.  386)  ist  Otiorhyn- 
chus  Ticinensis  Stierl.  =  fortis  Rosenh.  =  latipennis  Schh.  und  Ba- 
ridius  resedac  Bach  =  niorio  Schönh. 

BostrichinL  Genyocerus  nennt  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII. 
p.  68)  eine  neue  Gattung,  die  mit  Piatypus  und  Tesserocerus  zunächst 
verwandt  ist,  sich  aber  durch  die  sehr  verlängerten,  dünnen  und 
nach  innen  gekrümmten  Mandibeln  unterscheidet  und  durch  sehr  ver- 
längerte, fadenförmige  Vordertarsen  ausgezeichnet  ist.  Art:  Gen. 
albipenuis  aus  Ostindien. 

Als  neue  Arten  wurden  ferner  beschrieben  :  Hylesinus  hyslrix 
aus  Californien  von  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad. 
1858.  p.  81) ,  Hijlesimis  elegans  vom  Gabon  in  Guinea,  von  Thom- 
son (Archiv,  entomol.  II.  p.  145),  Bostrichus  mutilatus,  Piatypus  mi- 
nacb  und  solidns  aus  Ceylon  von  Walker  (Annais  niagaz.  nat.  bist. 
3.  ser.  II.  p.  286) ,  Bostrichus  ferrugineus  von  den  Keelings  -  Inseln 
und  Eccoptogaster  assimilis  von  Buenos  Ayres  von  Bohenian  (Fre- 
gat.  Eugen,  resa  p.  88). 

Kollar,  Beitrag  zur  Katurgeschichte  des  grossen  Fichten-Bast- 
käfers, Dendroctonus  micans  Kug.  (Verhandl.  d.  zoolog. -bolan.  Gc- 
sellsch.  zu  Wien  1858.  p.  23  ff.).  Der  Käfer  trat  in  Laxenburg  bei 
Wien  in  grosser  Menge  an  Fichten  auf. 

Longicornia.  Pascoe,  ün  new  genera  and  species  of  Longi- 
corn  Coleoptera ,  Part  III  (Transact.  entom.  soc  IV.  ip.  236—266. 
pl.  25  und  26).  Wie  in  den  letzten  Jahren  liefert  der  Yerf.  auch 
hier  meist  sehr  aphoristische  und  keineswegs  ihren  Zweck  erfüllende 
Beschreibungen  neuer  Gattungen  und  Arten  aus  verschiedenen  Län- 
dern mit  Abbildungen  einzelner  Gattungs-Repräsentanten. 

Che  vrolat  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  50,  306  u.  348  ff.) 
setzte  seine  Beschreibung  der  Cerambycinen  von  Old- Calabar  fort, 
deren  Zahl  sich  gegenwärtig  auf  100  beläuft.  Ein  systematisch  ge- 
ordnetes Verzeichniss  der  in  den  letzten  Jahren  von  ihm  aus  jener 
Gegend  beschriebenen  Arten  mit  Hinweis   auf  den  Jahrgang,  wo  dies 


408     Gcrsfacckcr:  Bericht  übev  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

geschehen,    giebl    der  Verf.   p.  354  ff.   —    Ebenda    p.82    werden  auch 
noch  anderweitige  neue  Arten  beschrieben. 

P  r  i  0  n  i  i.  —  Von  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  178  ff. 
p.  10  u.  11)  wurden  folgende  neue  Arten  aus  Brasilien  beschrieben 
und  abgebildet:  Poecilosoma  haemopferd,  Fontanieri ,  PyroJes  aiigu- 
sticolUs,  rubrozonalus ,  Mallasfis  Morelettii  und  Calocomus  rvfjo- 
sipennis. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Mallodon  (jnatho  Le  Conte 
(Proceed.  acad,  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  81)  von  Sonora,  Parrmf/r« 
Gabonica  Thomson  (Archiv,  entom.  IL  p.  145)  vom  Gabon,  Psalido- 
gnatJms  Sallei  desselben  (Bullet,  soc.  enlom.  p.  246)  aus  Venezuela, 
Polyarthron  barbarum  Lucas  (ebenda  p.  179)  aus  Algier  ,  Adder  es 
Ricaudii  Guerin  (Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.82)  aus  Neu-Caledo- 
nien  und  Cantkarocnemis  Doivnesii  Pascoe  (Trans,  entom.  soc.  IV. 
p.  236;  aus  Bombay. 

C  e  r  amby  c  es  g  en  uini.  —  White,  Spicilegia  Entomologica  I. 

—  Description  of  Telocera  Wollastoni,  an  apparently  unrecorded  spe- 
cies  of  Longicorn  beetle  from  Australia  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist. 
3.  ser.  IL  p.353 — 355)  machte  durch  Beschreibung  und  Abbildung  eine 
neue  Galtung  Telocera  bekannt,  welche  im  Uebrigen  von  nicht  be- 
sonders aulfallender  Form  ,  sich  durch  eine  eigenthümliche  Fühler- 
bildung auszeichnet;  die  Fühler,  otwa  von  Körperlänge,  endigen  in 
eine  durch  die  drei  letzten  Glieder  gebildete  langgestreckte  Keule, 
etwa  wie  bei  Languria.  Thorax  kurz  eiförmig  ,  schmaler  als  die 
rechtwinkligen  Schultern  der  Flügeldecken;  Schenkel  gekeult.  Die 
Gattung  ist  mit  Py'lheus  Newni.  verwandt.  Die  Art:  Tel.  Wollastoni, 
4  lin.  stammt  aus  Australien.  —  Anhangsweise  wird  Petalodes  pla- 
giatus  als  neue  Art  ebendaher  beschrieben. 

Unter  den  von  Pascoe  (Transact.  entom.  soc.  IV.  p.  236  ff.) 
beschriebenen  und  zum  Theil  abgebildeten  Cerambycinen  sind  fol- 
gende zu  eigenen  Gattungen  erhoben  worden:  1)  Epania  n.  g. ,  für 
Odonlocera  Sarawakensis  und  Singaporensis  Thoms.  errichtet,  von  To- 
niopterus  ,  mit  der  sie  zunächst  verwandt  ist,  durch  nicht  verlänger- 
ten Kopf,  schmaleren,  vorn  und  hinten  gerandeten  Thoiax,  weit  ge- 
trennte Augen  und  fadenförmige  Fühler,  an  denen  die  Glieder  mit 
Ausnahme  des  zweiten  unter  einander  fast  gleich  sind,  unterschieden. 

—  2)  Merlonoeda  n.  g.,  für  Molorchus  Indiens  Ilope,  Ileliomanes  ni- 
griceps  White  u.  a.  errichtet,  mit  kurzen,  gekeulten  Fühlern,  deren 
sechs  oder  sieben  letzte  Glieder  erweitert  sind,  verlängerten,  zuge- 
spitzten und  in  der  Mitte  klaffenden  Flügeldecken,  die  jedoch  kaum 
über  die  31it(c  des  Hinterleibs  hinausreichen  ,  und  verlängerten,  sehr 
Stark  gekeulten  llinterschenkeln.  —  Zwei  neue  Arten:  Mer.  puella 
von  Macassar  und  scilella  von  Borneo  (pl.  25.  fig.  3  abgebildet).  — 
3)  Hemilissa  n.  g. ,    für    Acanthoptera    gummosa    Pcrty  errichtet,  mit 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       409 

Piczocera  Serv.  nahe  verwandt.  —  4)  Rhaphnma  n.  g. ,  veränderte 
Benennung  für  Rhaphiiim  Dcj.  (Type  Clytiis  (juadricolor  Lap.),  da 
letzterer  Name  unter  den  Uipteren  vergeben  ist.  —  5)  Arrhenotns 
n.  g.  zur  Tmesisternus- Gruppe  gehörend  und  mit  Coptomma  nahe 
verwandt;  Kopf  schmal,  Augen  tief  gelheilt,  Fühler  fadenförmig,  län- 
ger als  der  Körper,  das  vierte  Glied  am  längsten  ;  Thorax  quer  vier- 
ecki<T,  vorn  'am  breitesten  und  breiter  als  die  Flügelde<'ken ,  diese 
niedergedrückt,  fast  parallel,  Mesosternum  hervortretend  und  in  das 
Prosternum  eingreifend.  Art:  Arrh.  Wallacei  von  Macassar ,  pl.  25. 
fio-.  1  abgebildet.  —  Als  neue  Arten  bekannter  Gattungen  sind  ausser- 
dem zu  erwähnen:  Cerambyx  egcmis  und  fidvidns  aus  Kord-China, 
micaceus  von  Borneo ,  Psilomenis?  macilentus  von  Ceylon,  Clylns 
Sapplio,  mustela  und  viverra  von  Borneo  ,  cruenlalus  von  ülalacca, 
Rhaphtima' jüacida  von  31acassar,  Cylindrepomus  peregrinns  und  co7nis 
(pl.  25.  fig  7  abgebildet)  von  Borneo,  laetus  von  xMalacca. 

Keue  Gattungen  und  Arten  von  Thomson  (Archives  entom.  II. 
p.  146  ff.)  aufgestellt,  aus  Guinea  (Gaben)  sind:  1)  Diastellopterus  n.  g., 
mit  Faristemia  Westw.  sehr  nahe  verwandt,  durch  den  seitlich  leicht 
gerundeten  ,  nicht  gedornten  Thorax  abweichend  ;  Fühler  von  halber 
Korperlänge,  das  dritte  Glied  das  längste  und  dickste,  nächst  diesem 
das  erste,  die  Glieder  vom  vierten  an  allmählig  kürzer  und  dünner 
werdend.  Flügeldecken  in  gleicher  Weise  wie  bei  Faristemia  Lycus- 
artig  abgeflacht  und  ausgebreitet.  —  Ausser  der  neuen  Art  Diast. 
volitans  (pl.  4.  fig.  8)  gehört  wahrscheinlich  Parist,  clavata  Chevr.  zu 
dieser  Galtung.  —  2)  Dalila  n.  g.,  vielleicht  mit  Phyllarthrius  Hope, 
welche  Gattung  dem  Verf.  unbekannt  ist,  identisch,  durch  die  Fühler 
ausgezeichnet,  an  denen  die  Glieder  vom  fünften  an  erweitert  und 
flachgedrückt  sind,  das  zweite  das  längste  ist.  Thorax  vorn  schmal, 
hinten  halbkuglig,  Flügeldecken  gleichbreit,  hinten  abgerundet.  Art: 
Dal.  venerea ,  17  mill.,  rothgelb  mit  schwarzem  Thorax-  und  Flügel- 
deckenspitzen-Fleck. Keue  Arten  sind:  Ptycholaemns  simplicicoUis 
(pl.  5.  fig.  1),  macvlipes ,  Hammaticherus  fucatus  (Dej.  Cat.)  ,  CalU- 
cliroma  severa,  3}ucheia,  Venus,  Adelpha,  imperator,  Checrolatii,  piiii- 
clnlala,  viridescens  ,  sinuaticollis  ,  Xystrocera  Buqnelii  (pl.  5.  fig.  2), 
asperata,  fulcipes,  frontalis,  niyripes,  Euporus  c^jUndricollis,  ?  Gabo- 
niciis  ,  ?  melasomus  ,  Cordylomera  snttiralis  ,  apicalis  .  Corethroyaster 
Gahonicus,  itisipidus,  ßavus,  hrunneus,  ?/Mier   und   Clyltis  Gabonicus. 

Chevrolat  (ebenda  p.  245  f.)  gründete  eine  neue  Gattung 
Oedenoderus  auf  das  von  ihm  beschriebene  Callidium  sphaericolle 
(Rev.  et  Mag.  1855);  Augen  sehr  stark  ausgerandet,  oberhalb  sehr 
schmal,  Antennen  schlank  mit  keulenförmigem  Basalgliede  von  Va 
der  Länge  des  dritten,  zweites  Glied  länger  als  gewöhnlich;  Thorax 
kuglig  oder  stark  gewinkelt.  Schildchen  gross ,  spitz  kegelförmig, 
Flügeldecken  flach,    schmaler  als  der  Thorax,    gegen    die    Spitze  hin 


L 


410     Gcrstacckcr:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

verschmäleil,  Schenkel  stark  geschwollen,    etwas  abgcllacht,  die  hin- 
teren etwas  kürzer  als  der  Körper.  —  Eine  zweite  hier  beschriebene 
Art  aus  Guinea    ist  Oeden.   pupa.      Ausserdem  :   Callichroma    tiigripes^  ■ 
Cordylomera  suturalis,  Promeces  splendidus  und  Xystrocera  lateralis^ 
die  drei  er^teren  auf  pl.  14.  iig.  1 — 3  abgebildet. 

Derselbe  (Annales  soc.  entoniol.  VI.  p.  322)  beschrieb  eine 
neue  Gattung  Ftycholaemus,  mit  l'latyarthron  Dej.  und  CerageniaServ. 
zunächst  veiwandt,  der  Abbildung  (pl.  8.  fig.  7)  nach  eine  durch  ihren 
Habiti  s  sich  nicht  besonders  auszeichnende  Aromien-Forni,  mit  seit- 
lich stark  gerundetem,  aber  nicht  gedornten  Halsschilde  und  verhält- 
nissmässig  kurzen  Flügeldecken  ;  Oberseite  schwarz,  mit  weisser  Zeich- 
nung ,  die  auf  den  Flügeldecken  eine  Längsbinde  darstellen;  Fühler 
länger  als  der  Körper,  mit  stark  verdicktem  ersten  Gliede.  Art:  Ptych. 
Troberti  aus  Guinea. 

Derselbe  (Rev.  et  Älagas.  de  Zool.  X.  p.  210)  errichtete  eine 
neue  Gattung  Trichrous  auf  Callidiuni  irroratum  Oliv.,  Eriphus  dimi- 
diatipennis  Chevrol.  etc.  und  beschrieb  Trichr.  divisus  von  Cuba, 
Jaegeri  von  St.  Domingo  und  Jamaicensis  von  Jamaica  als  neue  Ar- 
ie« derselben.  —  Ebenda  p.  öOlf. :  Hammaliclierus  nitidipennis,  Cal- 
lichroma obscuricorne  und  Oemona  pilosella  als  n.  A.  vom  Gabon.  — 
Ebenda  p.  82  werden  Diagnosen  von  Tmesislenms  viridicollis  ,  Navo- 
morpha?  albocincta  und  ?  sanyuinicollis  aus  Keu-Caledonien,  Macro- 
cyrta  macilenta  von  Singapore  und  Scopodes?  bicuspis  Yaterl.  unbek., 
gegeben,  (Letztere  Arten  sind  zum  Theil  schon  in  den  Archiv,  entom.  1 
beschrieben  worden.) 

Le  Conte  (Journ.  acad.  nat.  scienc,  Philadelph.  IV,  1.  p.  24) 
errichtete  eine  neue  Gattung  Amamius,  zwischen  Eriphus  und  Arho- 
palus  stehend  und  von  diesen  durch  den  weder  an  der  Spitze,  noch 
an  der  Basis  gerandelen  Prothorax  unterschieden.  Fühler  fadenförmig, 
beim  Männchen  länger  ,  beim  Weibchen  kürzer  als  der  Körper,  das 
3.  Glied  etwas  verlängert;  Taster  kurz,  zusammengedrückt,  Kinn 
quer,  trapezoidal,  iV.andibeln  spitz,  ganzrandig  ;  Augen  fein  facettirt, 
Thorax  fast  cylindrisch  ,  vorn  leicht  verengt,  Flügeldecken  an  der 
Spitze  fast  gerundet;  Beine  nicht  vejlängert,  Schenkel  schlank,  nicht 
gekeult,  an  den  Ilintertarsen  das  erste  Glied  länger  als  die  beiden 
folgenden  zusammengenounnen.  Zwei  Arten  :  Am.  villiycr  und  pe- 
ctoralis.  —  Andere  neue  Arien  sind :  Ebiiria  manca,  Sphenolhecus 
suhiralis  ,  Tylosis  sellatus ,  Crossidius  humcralis ,  Tragidion  armaium 
und   Clyius  irroratus  aus   Texas  u.  s.  w. 

Derselbe    (Proceed.  acad.  nat.    scienc.  Phiiad.  1858.  p.  82  f.) 
beschrieb  als  neue   Arten  :    Elaphidion  validum  aus  Texas  ,  prulensum        i 
von  Sonora  ,  Eriphus  ruber    vom   Eagle  Pass,  Ärhopalus  curystethus, 
Crossidius  suturalis  und  Tragidion   annulalnm    von   Sonora  und  Rho- 
palophorus   rugicollis  aus  Texas. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       411 

h  II  e  a  s  (de  Castelnau  ,  Voyage  p.  182  fl.)  eri  itlitete  eine  neue 
Gattung  Calodus ,  welche  sich  von  lihachidion  durch  mehr  verbrei- 
terten Thorax,  mehr  verlängertes  Endglied  der  Fühler  und  durch  ab- 
gestutzte, aussen  gez;ihnte  Flügeldecken  unterscheiden  soll.  Die  Art: 
Cal.  tarians  ist  oü'enbar  dieselbe,  deien  Männchen  schon  von  Cha- 
brillac  als  Rhachidion  granulicollis  und  deren  Weibchen  von 
INevvman  als  Rhachidion  obesuni  beschrieben  worden  ist  und  ver- 
dient gewiss  nicht  von  der  Gattung  Rhachidion  generisch  abgetrennt 
zu  werden.  —  Neue  Arten  sind  ausserdem :  Orlhosfoma  prasinipen- 
7tis ,  Spfiaerion  cinerascens  ,  Ibidion  femoratum  ,  Criodion  erythropus 
und  pilosum,  Charieryus  signalicornis  (Dej.)  und  quadripunctalus  aus 
Brasilien,  auf  pl.  11  und  12  abgebildet. 

Molorchus  filiformis  Motschulsky  (Etud.  entoni.  VII.  p.  67)  n.  A. 
von  Ceylon. 

Laboulbene  machte  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  841)  Mit- 
theilungen über  die  Lebensweise  der  Larven  von  Callidium  rufipes 
und  Molorchus  umbellatarum. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entern,  p.  CL)  gab  einelVoliz  über  häufiges 
Vorkommen  der  Gracilia  pygmaea  und  einen  Ichneumoniden,  der  die- 
selbe verfolgt. 

Nach  Assmuss  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  II.  p.  181)  ist  Calli- 
dium russicum  Fab.  in  Russland  weit  verbreitet  und  seine  Larve  ein- 
mal im  Holze  von  Quercus  robur  beobachtet  worden. 

Fuss,  Ueber  das  Vorkommen  des  Stenopterus  cyaneus  F'ab.  im 
Ahrthale  (Berl.  Ent.  Zeitschr,  IL  p.210);  die  Art  ist  an  der  Ahr  auf 
Crataegus  zur  Blüthezeit  häufig. 

Lamiariae.  —  Eine  grössere  Anzahl  neuer  Gattungen  und 
Arten  aus  dieser  Gruppe  machte  Pascoe  (Transact.  entom.  soc.  IV. 
p.  242  ff.)  bekannt.  Die  neuen  Gattungen  sind  folgende:  1)  Driopea 
n.  g.,  wie  es  scheint  mit  Leiopus  nahe  verwandt  und  habituell  kaum 
davon  verschieden;  Fühler  dünn,  länger  als  der  Körper,  ihr  erstes 
Glied  kürzer  als  das  dritte,  vAelches  mit  den  folgenden  fast  gleich 
lang  ist;  Thorax  fast  rund,,  seitlich  leicht  gehöckert,  Flügeldecken 
niedergedrückt ,  nach  hinten  verschmälert  ,  an  der  Spitze  aussen  ge- 
dornt. Art:  Dr.  clylina  von  Malacca ,  pl.  25.  fig.  2  abgebildet.  —  2) 
Gyaritus  n.  g. ,  mit  Pogonocherus  verwandt  und  von  dieser  Gattung 
besonders  durch  verdickte  Fühler,  an  denen  das  vierte  Glied  nicht 
gekrümmt  ist,  unterschieden;  erstes  Glied  sehr  stark,  drittes  und  vier- 
tes die  längsten,  die  übrigen  gleich  lang,  die  Fühler  gewimpert. 
Art:  Gyar.  hamatus,  2  lin.  von  Borneo  (pl.  25.  fig.  6  abgebildet).  — 
3)  Phlyarus  n.  g.  ,  durch  stark  gezähnte  Mittel  -  und  Hinterschienen 
von  der  zunächst  verwandten  Gattung  Exocentrus  unterschieden;  Füh- 
ler entfernt  stehend  ,  stark ,  gewimpert,  erstes  Glied  gross,  drittes  und 


412     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenscliallÜchen  Leistungen 

viertes  gleich  ,  die  übrigen  ailiniihlig  abnehmend;  Trothoiax  uneben, 
mit  Seitendoin,  Flügeldecken  bedeutend  breiter,  niedergedrückt.  Art: 
Phl.  basalis ,  2%  lin.  von  Borneo  (pl.  25.  fig.  5  abgebildet).  —  4) 
Acalolepla  n.  g,,  von  Monohaninius  im  Habitus  abweichend,  die  Füh- 
ler mehr  entfernt  stehend,  sonst  wenig  unterscheidbar;  Körper  klein. 
Art:  Acal.  jmsio,  o  lin.  von  Borneo  (pl.  25.  fig.  4  abgebildet).  —  5) 
Ropica  n.  g. ,  in  die  Nähe  von  Praoneta  gehörig,  mit  Fühlern  von 
Körperlänge,  an  denen  das  dritte  Glied  das  längste  ist;  Schildchen 
quer,  Thorax  unbewaünet ,  so  lang  als  breit,  Flügeldecken  gew^ölbt, 
breiter  als  der  Thorax,  fast  parallel;  jlittelschienen  gezähnt.  Zwei 
Arten:  Rop.  piperata  von  Borneo  und  posticalis  (pl.  26.  fig.  4  abge- 
bildet) von  Hongkong.  —  6)  Synelasma  n.  g.,  ebenfalls  mit  Praoneta 
verwandt,  jedoch  bedeutend  kürzer  und  gedrungener;  an  den  kurzen 
Fühlern  sind  die  vier  ersten  Glieder  doppelt  so  lang  als  die  übrigen 
zusammengenommen,  die  letzten  ganz  kurz,  mit  dicken  Haaren  be- 
setzt; Thorax  quer,  vorn  jederseits  mit  einem  Höcker,  Flügeldecken 
nur  um  die  Hälfte  länger  als  breit,  bis  zur  hinteren  Zurundung  pa- 
rallel. Art:  Synel.  biifo  (pl.  26.  fig.  1)  von  Borneo.  —  1)  Moron  n.  g., 
der  vorigen  Gattung  nahe  stehend,  ebenfalls  von  gedrungener  Form, 
die  Flügeldecken  jedoch  hinter  den  breiten  Schultern  verengt,  der 
Thorax  nach  vorn  verschmälert,  an  den  Fülilern  die  vier  ersten  Glie- 
der ebenfalls  länger  als  die  folgenden  zusammengenommen  ,  diese 
jedoch  nicht  so  stark  verkürzt  wie  bei  Synelasma.  Art :  Mor.  dislUjma 
(p.  26.  fig.  2)  von  Borneo.  —  8)  Eclhoea  n.  g. ,  für  den  Cerambyx 
quadricornis  Oliv,  errichtet.  (Als  zweite  Art  würde  zu  dieser  Gat- 
tung der  Trachysomus  faunus  Er.  aus  Peru  gehören).  —  9)  Bmneto- 
pia  n.  g.  ,  in  die  Nahe  von  Talaepora  und  Apomecyna  gehörend,  aber 
durch  breüeren  Kopf  abweichend;  Körper  langgestreckt  eiförmig, 
niedergedrückt,  Mandibeln  sehr  gross,  Taster  kurz,  Fühler  von  Kör- 
perlänge, das  dritte  und  vierte  Glied  länger  als  das  erste.  Art:  Bwn. 
oscitans  (pl.  26.  fig.  7)  von  Hongkong.  —  10)  Dasyo  n.  g. ,  eine 
kleine  Saperden -Form ,  vom  Habitus  einer  Hebestola,  welche  sich 
durch  dicke,  langhaarige  Fühler  auszeichnet;  dieselben  sind  entfernt 
von  einauÖer  eingelenkt,  nicht  länger  als  der  Körper,  das  erste  und 
dritte  Glied  am  längsten  und  untereinander  gleich;  Thorax  ohne 
Dorn,  Flügeldecken  niedergedrückt,  fast  gleich  breit.  —  Zv\'ci  Arten: 
Das.  lineala,  ^'/i  lin.  von  Fort  Natal  (pl.  26.  fig.  8  abgebildet),  und 
improba,  S'/i  lin.  ebendaher.  —  11)  Jole  n.  g.  ,  mit  Scrixia  vei- 
wandt;  Fühler  fast  von  doppelter  Körperlänge,  fadenförmig,  die  Glie- 
der mit  Ausnahme  des  zweiten  fast  gleich  lang  ,  Thorax  so  lang  als 
breit,  gerundet,  Flügeldecken  breiter,  parallel,  gewölbt.  Allen:  Jole 
prolala  \on  Borneo,  loufjicornis  von  Malacca  ,  lilerala  (pl.  25.  fig.  9 
abgebildet)  von  Macassar  und  nitjripes  von  Malacca  ,  alle  zwischen 
2V2   und  4  lin.   lang.   —    12)  Anomvesia  n.  g.  ,    eine  schlanke    Sapcr- 


im  Gebiete  der  Entomologie  viährend    des  Jahres  1858.       413 

den  -  Form  ,  die  sich  durch  die  aiifiallende  Kiirze  des  diilicn  Fühler- 
gliedes von  allen  Verwandten  leicht  unterscheiden  lässt,  übrigens  schon 
von  Er  ich  so  n  (Fauna  von  Angola)  mit  dem  Namen  Eunidia  belegt 
worden  ist.  Art:  Anoin.  fulvicla  (pl.  25.  ßg.  8)  von  Port  Katal  (stimmt 
nach  dem  Exemplar  des  hiesigen  Musei  mit  den  von  Erichson  be- 
schriebenen Eunidia-Arten  generisrh  genau  überein).  —  13)  Dirphya 
n.  g.,  für  IXecydalis  nigricornis  Oliv,  errichtet,  welches  eine  wahre 
Oberea  ist  und  die  sich  von  den  Europäischen  Arten  nur  habituell 
durch  die  in  der  Mitte  verengten  und  gegen  das  Ende  spateiförmig 
erweiterten  Flügeldecken  unterscheidet,  ohne  dass,  wie  Uebergangs- 
formen  beweisen  ,  sich  hierauf  Gattungsmerkmale  begründen  Messen. 
—  14)  Dorcasta  n.  g.  ,  von  sehr  schlanker,  linearer  Gestalt,  durch 
das  zurückweichende  Gesicht  mit  Eutheia  (wofür  der  \erf.  die  neue 
Benennung  System  vorschlägt),  Aprosopus,  Eucomatocera  u.  s.  w. 
verwandt;  Fühler  genähert,  von  Körperlänge,  die  Glieder  vom  ersten 
ab  (mit  Ausnahme  des  zweiten)  an  Länge  abnehmend,  durchweg 
verdickt  und  unten  gewimpert ;  Thorax  und  Flügeldecken  sehr  schmal 
und  lang.  Zwei  Arten  :  Dorc.  oryx  von  Parä  und  crassicornis  (pl.  26. 
flg.  5)  aus  Brasilien?  —  Als  neu  aufgestellte  Arten  sind  ferner  zu 
erwähnen:  Fhacellocera  Batesii  xonVarh,  Mesosa  perplexa  aus  Nord- 
China,  griseata  von  Borneo  ,  Monohammiis  gvaxidus  von  Borneo,  ti~ 
cirnis,  curialis  und  sohrius  aus  Nord-China,  proletarius  von  Macassar, 
Äere^iea  Irigona  aus  Brasilien  ,  Cacia  picticornis  von  Borneo  ,  Sym- 
phyletes  macidicornis  und  lateralis  vom  Schw'anenflusse,  Sthenias 
dorsalis  aus  Ostindien,  Eumathes  iindatus  aus  Brasilien,  Alphitopola 
maculosa  von  Pt.  Natal,  Dorcadion?  spinipenne  (ist  ein  Phrissoma)  aus 
Süd  -  Afrika  ,  Hathlia  zebrina  aus  Indien,  Apomecyna  himihila  und 
atomaria  von  Vi.  Natal  ,  Amphionijcha  alhina  von  Guatemala,  vitlata 
und  cephalotes  aus  Br.isilicn,  Pliaea  acromela  aus  Mexiko,  miniala 
aus  Venezuela,  Saperda  crythaca  und  Bohemaid  von  Pt.  Natal,  Glenea 
collaris  ,  extetisa,  blatidina ,  despecta  von  Borneo,  relicta  aus  Nord- 
China,  detrita  von  Macassar,  rufina  von  Burmah  ,  pulchella  von  Ma- 
lacca  ,  vexator  von  Ceylon,  Phoehe  cretifera  aus  Brasilien  (ist  die 
bekannte  Saperda  Phoebe  Encycl.,  welche  zur  Gattung  Amphiönycha 
gehört),  Oberea  annulicornis  von  Macassar,  rubetra  von  Sumatra  und 
Borneo,  inclusa  und  sylvia  aus  Nord-China,  ophidiana  aus  Borneo, 
viperina  von  Burmah,  nmbrosa  von  Macassar,  Carterica  cinctipennis 
von  Parä  (ist  gewiss  die  Saperda  niucronata  Oliv.,  deren  Beschreibung 
viel  bezeichnender  als  die  schlechte  Abbildung  ist),  Onocephala  picta 
und  (?)  metallica  von  Parä. 

Auch  von  Thomson  (Archives  entomol.  II.  p.  163  ff.)  sind 
wieder  zahlreiche  Galtungen  auf  Lamien-Formen  vom  Gabon  (Guinea) 
begründet  worden ,  zum  Theil  aber  noch  einer  näheren  Prüfung  in 
Betreff  ihrer  Berechtigung  zu  unterwerfen;  bei  dem   oft  sehr  schwan- 


414     Gerstaecker:  Bericht    über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

kenden  Habitus  unter  Arten  derselben  Gattung?  und  der  Veränderlich- 
keit einzelner  Körpertheile,  wie  es  in  dieser  Familie  häufig  vorkommt, 
ist  das  Aufstellen  neuer  Gattungen  nach  einzelnen  Arten  immer  sehr 
niisslich.  Die  Namen  derselben  sind  folgende  :  1)  Baraeus  n.  g.,  im 
Habitus  nur  wenig  von  Lasiodactylus  Dej.  abweichend  und  ,  wie  mir 
scheint,  durch  keinen  Charakter  von  einiger  Bedeutung  unterschie- 
den; die  Art:  Bar.  aiirisecator  (pl.  6.  fig.  10)  weicht  von  den  Arten 
jener  Gattung  nur  durch  etwas  schmaleres  Halsschild  und  mehr  lang- 
gestreckte Flügeldecken  ab.  —  2)  Lasiodactylus  Dej.,  anhangsweise 
bei  der  vorhergehenden  Gattung  charakterisirt ,  nebst  Diagnose  des 
Las.  longimamis  Dej.  vom  Senegal.  —  3)  Enrysops  Chevr. ,  bisher 
nicht  nach  ihren  Charakteren  auseinandeigesetzt ,  mit  der  von  Che- 
vr olat  beschriebenen  Art:  Eur.  Esaii  (pl.  6.  fig.  9).  —  4)  Homelix 
n.  g. ,  mit  Eurysops  und  Pachystola  verwandt,  wie  erstere  mit  sehr 
grossen  Augen,  die  beim  Männchen  mehr  genähert  sind  ;  F"ühler  von 
Körperlänge  beim  Männchen ,  um  ein  Dritttheil  kürzer  beim  Weib- 
chen ,  das  dritte  Glied  länger  als  das  vierte,  die  folgenden  beim 
Männchen  nur  undeutlich  von  einander  geschieden.  Thorax  seitlich 
gedornt,  oben  höckerig,  Flügeldecken  an  der  Basis  breiter  als  jener  ; 
Tarsen  kräftig,  beim  Männchen  dicker  und  erweitert.  Drei  Arten: 
Hom.  albofasciata,  cribratipennis  und  Bnqnetii.  —  5)  Nyctopais  n.  g., 
nahe  mit  Tragocephala  verwandt,  habituell  durch  stärker  entwickel- 
ten ,  kuglig  gewölbten  Thorax  mit  stark  hervorstehenden  Dornen  (so 
das3  sie  die  Schulterbreite  übertreffen)  abweichend  ;  Flügeldecken 
nach  hinten  verschmälert,  Fühler  vom  vierten  Gliede  an  undeutlich 
geschieden;  Mesosternalfortsatz  vorn  schwach  zweilappig.  Art:  Nyct. 
mysteriosus  (pl.  7.  fig.  1).  —  6)  Frea  n.  g.,  würde  von  Crossotus  nur 
durch  etwas  stärker  vorspringende  Sternalfortsälze  ,  und  von  Phyma- 
sterna  Dej.  wohl  gar  nicht  zu  unterscheiden  sein.  Drei  Arten  :  Frea 
maculicornis,  laeveputictafa  und  valdepunclata  (pl.  8.  fig.  1 — 3).  —  7) 
Freadelpha  n.  g.,  nur  durch  dickere  Fühler,  an  denen  das  dritte  und 
vierte  Glied  gleich  lang  sind,  stärkere  Sternalfortsätze,  hervorragende 
Schulterecken  der  Flügeldecken  und  etwas  längere  Körperform,  als 
sie  bei  Crossotus  die  Regel  ist,  von  der  vorigen  Galtung  abweichend. 
Art :  Fread.  humeralis  (pl.  5.  fig.  4).  —  8)  Gnathoenia  n.  g,  lässt  nach 
einer  dem  Ref.  vorliegenden  Art  ebenfalls  keine  rechten  Unterschiede 
von  Phymasterna  erkennen.  Art:  Gnalh.  venerea  (pl.  6.  fig.  1).  —  9) 
Frolonarlhron  n.  g.,  nach  der  Abbildung  von  Mesosa-artiger  Körper- 
form, mit  geradseiligem,  ungedornten  Thorax,  hervortretendem  Kopfe 
mit  grossen  Augen;  besonders  ausgezeichnet  durch  ausserordentlich 
lange  Fühler  im  männlichen  Geschlechte  (von  dreifacher  Körperlänge)  ; 
erstes  Glied  sehr  lang  und  stark  verdickt,  das  dritte  und  vierte 
sehr  lang  und  dünn  ,  dicht  behaart ,  die  folgenden  bis  zum  zehn- 
ten   nur    halb    so     lang    als    die  vorhergehenden,    das  letzte    borsten- 


im  Gebiete   der  Entomolof;ie  wiihrcnd  des  Jahres  1858.       415 

artige  fast  von  '/i  der  Fühlerlänge.  —  Art:  Prot.  diaboUcnm  (pl.  6. 
(jo-,  4).  —  10)  Acmoceia  Dej.  charakterisirt ,  durch  den  weit  heraus- 
tretenden Kopf,  das  sehr  verbreiterte  Gesicht  und  das  klaiicnförinige 
Endglied  der  Fühler  leicht  kenntlich.  Drei  Arten  :  Ac7n.  Olijnipianriy 
conjux  und  inermis  (pl.  6.  fig.  5—7)  ;  die  zweite  Art  nuklile  wohl 
die  Laniia  compressa  F'abr.  sein,  welche  nach  Inihoff  der  Gattung 
Acmoccra  angehört.  —  11)  Acridoschema  n-  g. ,  theilt  die  eigcnthüm- 
lirhe  Kopf-  und  Körperbildung  ganz  mit  der  vorigen  Galhing  ,  von 
der  sie  durch  das  nicht  klauenförmige,  sondern  gewöhnlich  gebildete 
Endglied  der  Fühler  abweicht;  ist  nach  des  Ref.  Ansicht  auf  diesen 
Unterschied  hin  nicht  von  Acmocera  zu  trennen.  Zwei  Arten:  Acrid. 
capricornis  und  unifasciuta  (pl.  6.  fig.  2  u.  3).  —  12)  Hodoeporus  n.  g., 
soll  nach  dem  Verf.  den  Uebergang  zwischen  Onocephala  und  Sa- 
perda  vermitteln,  ist  aber  nach  der  einen  dem  Ref.  vorliegenden  Art 
(H.  bipunctatus)  nur  auf  eine  Art  der  Gattung  Prosopocera  Dej.  ge- 
gründet; der  Mangel  des  Stirnhornes  (ob  Weibchen?)  kann  bei 
sonstiger  vollkommener  üebereinstimmung  nicht  zur  Abtrennung  be- 
rechtigen. Zwei  Arten:  Hod.  bipimctatus  und  pallidus  (pl.  7.  fig.  5 
und  6).  —  13)  Velleda  n.  g. ,  eine  recht  eigenthüniliche,  dem  Verf. 
zufolge  mit  Praonetha  verwandte  Form,  mit  der  sie  äusserlich  wenig 
Aehnlichkeit  zeigt:  Thorax  schmal,  gleich  breit,  scharf  gedornt,  Flü- 
geldecken doppelt  so  breit,  hinter  der  Mitte  etwas  erweitert,  sodann 
stark  verengt  und  an  der  Spitze  schräg  abgestutzt;  Fühler  kürzer  als 
der  Körper,  die  Glieder  vom  vierten  an  verkürzt.  Art :  Vell.  murina 
(pl.  8.  fig.  7) ;  auch  Parmena  callizona  Chevr.  soll  dazu  gehören.  — 
14)  Theticus  n.  g. ,  ebenfalls  eine  Form  von  auffallendem  Habitus, 
nach  dem  Verf.  mit  Praonetha  ,  nach  der  Abbildung  wohl  noch  näher 
mit  Apomecyna  verwandt  ;  wie  bei  dieser  die  Fühler  kurz,  die  Glie- 
der vom  vierten  an  klein ,  allmählig  kürzer  werdend  ;  Statur  kurz 
und  gedrungen,  Ilalsschild  quer  viereckig,  Flügeldecken  um  die 
Hälfte  breiter,  an  der  Spitze  aussen  schräg  abgestutzt,  in  zwei  Zipfel 
ausgezogen.  Art :  Thet,  arcualtis  (pl.  8.  fig.  6) ;  zugleich  gehört  der 
Ceramb.  dentifer  Oliv,  dieser  Gattung  an.  —  15)  Hapheniastus  n.  g. 
(pl.  4.  fig.  7),  auf  Mesosa  rubida  Chevr.  begründet;  die  Gattung  soll 
zwischen  Saperda  und  Stibara  in  der  Mitte  stehen,  was  aus  der  Ab- 
bildung kaum  zu  vermulhen  ist.  —  16)  Theocris  n.  g.,  eine  schlanke 
Saperden  -  Form  mit  nicht  ausgeschnittenen  Schienen,  scharf  gedorn- 
tem Halsschilde,  langen,  an  der  Basis  doppelt  so  breiten,  gegen  die 
Spitze  stark  verengten  Flügeldecken  und  langen,  dünnen  Fühlern,  von 
iy2  Körperlänge.  Art:  Theocris  Saga,  auf  pl.  8.  fig.  4  unter  dem  IN a- 
men  Th.  adorata  abgebildet.  —  17)  Domitia  n.  g.  ,  von  gleicher 
Schienen-  und  Halsschildbildung  wie  die  vorige  Gattung,  im  Körper 
und  F'ühlern  aber  kürzer;  Endglied  der  Fühler  scharf  zugespitzt.  Art: 
Dam.  lupanaria    (pl.  7.  fig.  8).     —    18)  Hippopsicon    n.  g.  ,    von    der 


416     Gorstaecker:  Bericht  ü];cr  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Süd-Amerikanischen  Gattung  llippopsis  Serv.  dnrch  weniger  verlän- 
gerten und  minder  cylindrischen  Körper,  weniger  dünne  Fühler,  an 
denen  das  dritte  Glied  länger  als  das  vierte  ist  ,  und  an  der  Basis 
breitere  Flügeldecken  abweichend.  Art:  Hipp,  lacleolum.  —  19) 
Auxesis  n.  g.  ,  eine  schlanke  Saperden  -  F'orm  mit  langen,  geraden 
Schienen,  cylindrischeni  Thorax,  etwas  breiteren,  nach  hinten  zuge- 
spitzten Flügeldecken,  breitem  Kopfe  und  langen  Fühlern,  die  an  der 
Aussenseite  durchweg  mit  Wimperhaaren  besetzt  sind ,  deren  erstes 
Glied  sehr  dick,  keilförnjig,  das  zweite  dick,  knopfförmig,  das  dritte 
lang  und  noch  merklich  stärker  als  die  an  Länge  abnehmenden  fol- 
genden ist;  das  Endglied  ist  wieder  verlängert.  Art:  Aux.  Gaboni- 
cits  (pl.  7.  fig.  7).  —  20)  Nitocris  n.  g.,  auf  eine  zwar  habituell  von 
Oberea  verschiedene,  aber  dennoch  durch  keinen  eigentlichen  Cha- 
rakter davon  zu  unterscheidende  Art  mit  in  der  Mitte  stark  vereng- 
ten, an  der  Spitze  wieder  spateiförmig  erweiterten  Flügeldecken  be- 
gründet. Wenigstens  ist  so  die  auf  pl.  5.  fig.  5  abgebildete  Nit.  Lu- 
cßsii  geformt,  während  eine  zweite,  Nit.  Pascoei  (pl.  5.  fig.  6)  schon 
fast  ganz  die  gewöhnliche  Oberea-Form  zeigt  (auf  eine  ähnliche  Art 
hat  P  a.s  c  o  e  die  Gattung  Dirphya  gegründet;  siehe  oben!);  eine 
dritte  Art :  Nit.  adorala  ist  nur  beschrieben.  —  Ausserdem  werden 
folgende  Arten  vom  Gaben  als  neu  beschrieben:  Acanlhoderus  Goril- 
bis  ,  Balocera  Älbertiana ,  Monohammus  Gabonicus  ,  griseoplagialus 
(pl.  5.  fig- 3),  Packystola  lapidosa  (pl.  7.  fig.  4) ,  Ceroplesis?  bimacn- 
lata  (und  Cer.  Ilecate  Chevr.  auf  pl.  6.  fig.  8  abgebildet),  Foemenes- 
perns  laetvs ,  ificnbus  ,  Crossolus  Gabonicus,  unifasciatus ,  ?  grisetis., 
?brtimietcs,  Sternotomis  Mmszechii  (pl.  7.  fig.  9)  ,  Acridocephala  Nico- 
letii  (pl.  7.  fig.  10),  Apomecyna  (oder  neue  Gattung?,  für  die  der 
Käme  Mecynapus  vorgeschlagen  wird)  longipermis  (pl.  8.  fig.  5,  gleich 
Apom.  parumpunctata  Chev j.) ,  Proclocera  lugubris  ,  Sphenura  Gabo- 
nica,  adelpha,  22-inaculata,  pallida  (wohl  identisch  oder  wenigstens 
sehr  nahe  verwandt  mit  Sap.  bidentata  Fabr.)  ,  Charinotns  (soll  Cha- 
rie&thes  heissen)  pulchellus  (Klug). 

Chevrolat  (ebenda  p.  246  ff.)  beschrieb  folgende  ebenfalls 
aus  Guinea  stammende  Arten:  Pachystola  fuliginosa  (Dej.Cat.),  Acmo- 
cera  anlhriboides,  Gnathoenia  ciirta,  Crossotus  cretaceits,  Acridoschema 
Isidori,  Sphenura  ßavicapilla,  Nitocris  patricia,  emarginata  und  Obe- 
reopsis   obsoleta,  auf  pl.  14.  fig.  4 — 10  abgebildet. 

Derselbe  (Kev.  etMagas.  de  Zool.  X.  p.  306  ff.)  gründete  eine 
neue  Gattung  Charieslhes  auf  Saperda  bella  und  amoena  Dalni.,  ca- 
rissima  Westw.  und  folgende  neue  Arten  :  Char.  luiillinotatus,  Bassa- 
mensis,  Dalmani  und  concinnus  von  Old-Calabar  und  anderen  Theilen 
Guinea's,  letztere  Art  mit  einer  muthmasslichcn  Varietät  vom  Senegal, 
die  als  Char.  senegalcnsis  charaklerisirt  wird.  —  Feinere  neue  Arten 
aus  Old-Calabar  (ebenda  p.  50  und  348  If.)  sind:   Charieslhes  clegantu- 


im  (iebietc   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       417 

lus,  Ohereopsis  variipes,  hasalis,  macnlicortiis,  Irilineala,  Prosopocera 
(Io7salis,  Omopsides  (Nlphona)  Blanchardi,  Frea  (CrossolvsJ  anmdala, 
Glenea  arcnala  und  puella^  Balocera  ]Vyliei,  Ceroplesis  Culaharica 
und    Tracjocephala  senatoiia  und  chloris. 

Derselbe  (Annales  soc.  entom.  YI.  p.  320  ff.  pl.  8)  machte 
folgende,  durch  schöne  Abbildungen  illustrirte  Arten  bekannt:  Mallo- 
nia  {Mastigocera  Dcj.)  alhosiijnata  Valerl.  nicht  angegeben,  PachysloJa 
lexata  von  Angola?,  Tragiscoschema  gracilicornis  (Tragocephala  gra- 
cilis  Chevr.  White)  von  Port  Natal ,  Tragocephala  formosa  Oliv.  var. 
pvaeloria  Chevr. ,  aus  dem  Innern  Afrika's.  —  Ausserdem  Stegemis 
denticornis  n.  A.  von  Java,  diagnosticirt  in  Rev.  et  Magas.  de  Zool. 
X.  p.  82. 

A.  White,  Descriptions  of  some  apparently  unrecorded  spe- 
cies  of  Longicorn  Beetles  ,  belonging  to  the  genera  Phrissoma,  Ny- 
phona  etc.  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  264 — 276).  Die 
hier  beschriebenen  Arten  sind  :  Phrissoma  amycteroides,  Hippoihimis 
und  umhrinwn  von  Port  Kalal,  (die  zw^eite  Art  scheint  identisch  mit 
Phr.  giganteum  Guer.  Iconogr.  zu  sein)  ,  Phriss.  terrenum  aus  Süd- 
Afrika  ,  Leprodera  morimoides  (die  Beschreibung  passt  genau  auf 
Lepr.  maculatrix  Perty  =  L.  Carcelii  Guer.)  aus  Silhet,  Nyphona  tho- 
racica (ist  wohl  die  Lamia  fuscator  Fabr.),  plagiaia,  parallela,  cylin- 
drctcea  aus  Ostindien,  lateralis  und  delicatula  aus  Sylhet,  asperala  aus 
Süd-Afrika,  Symphyletes  subtuberculatus  und  hiimeralis  aus  Australien, 
Phryneta  buphthahmis  von  Sierra  -  Leone  (gehört  zur  Galtung  Cero- 
plesis und  ist  =  Ceropl.  Hecate  Chevr.),  fortifwata  aus  West-Afrika 
(Ist  von  Dupont  unter  dem  Kamen  petrificata  Dup.  verschickt  wor- 
den), cinereola  von  Port  Katal ,  Phryneta?  vehitina  und  lugens  von 
Congo,  Coptops  leucostictica  aus  Assam,  abdominalis  von  Port  Essing- 
ton,  Agelasta  bifasciana  aus  Silhet,  Crossotns  Natalensis  (dem  Cr. 
plumicornis  nahe  verwandt)  von  Port  IVatal  ,  Pelargoderus  Guerinii 
aus  Silhet ,  Cerosterna  Indiator  aus  Ostindien,  Hammoderus  albipla- 
gialus  aus  Mexiko  und  thoracicvs  aus  Süd -Amerika  (?).  —  Ebenda 
p.  355  bemerkt  White,  dass  Taeniotes  Pazii  Rojas  =  Plectrodera 
quadritaeniator  White  sei. 

Derselbe,  „Descriptions  of  some  Longicorn  Coleoptera  ap- 
parently as  yet  unrecorded"  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London,  Part 
XXVI.  p.  398 — 413)  beschrieb  ferner  folgende  Arten:  Monohammns 
Boicringii  von  Hongkong,  Championi  von  Shangai,  Batocera  ntia  von 
den  Neuen  Hebriden  ,  Acmocera  ferruginosa  und  triangiilaris  von 
Port  IVatal,  Aplocnemia  bispecvlaris  aus  Ostindien,  Cacia  grisella  von 
Hongkong,  antennata  von  Java,  latifasciata  aus  Shangai,  Phymasterna 
leucostictica  von  Sierra-Leone,  Diastocera  Catherina  aus  Süd-Afrika, 
Ceratites  piperita  ebenda,  Cerosterna  Javana,  plagiata  und  tessellata 
aus  Indien,  Imitator  aus  Shangai,  Anoplostetha  Jardinei  aus  Südafrika, 
Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  BB 


418     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Monohamrnus  armatus  aus  Silhet  ,  larvalus  aus  Indien,  stepkanus  und 
melanosticticus  ebendaher,  Georgins  aus  Silhet,  Fredericns  aus  Assam, 
tesserula  von  Hongkong,  officinafor  aus  Assam,  Brianus  aus  Nepal, 
nivosiis  aus  Ceylon,  siihcruciatus  aus  Hongkong,  svblinealus  aus  Sil- 
het, sierricola  von  Sierra-Leone,  obfuscahts  von  Hongkong,  asperu- 
lus  von  Port  Natal,  PtychocJes  Hondvrae  aus  Honduras,  und  Cereopsius 
Helena  aus  Borneo.  Einige  der  beschriebenen  Arten  sind  auf  pl.  53 
abgebildet. 

Von  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  189  ff.  pl.  13)  wurden  als 
neue  Arten  aus  Brasilien  beschrieben  und  abgebildet:  Oncideres  fa- 
sciatus,  Mydas,  Colobothea  lunulata,  Onocephala  anlica,  Amphionycha 
insignis,  flavipes  und  sexgultata. 

Von  Le  'Conte  (Journal  acad.  nat.  scienc.  Philad.  IV.  p.  26): 
Tetraopes  discoideus  n.  A.  von  Llano  Estacado. 

Von  Reiche  (Annales  soc.  entoni.  VL  p.  13  fi".  pl.I):  Pliytoe- 
cia  Jezahel  von  Jerusalen) ,  orbicollis  von  Nablus,  Bethseba  aus  l'a- 
lästina  ,  Agapanthia  Osmanlis  von  Constantinopel  und  Luis  aus  dem 
Peloponnes  als  n.  A.  beschrieben   und  zum  Theil  abgebildet. 

Von  Graells  (iMemorias  de  la  comision  etc.  p,  91.  pl.  5)  : 
Dorcadion   Graellsii  Chevr.  i.  lit.  und  Seoanei  n.  A.   aus  Spanien. 

Sartorius  (Wien.  Eni.  Monatsschr.  IL  p.  328)  Notiz  über  Phy- 
toecia  anchusae  Fuss  ,  welche  zahlreichen  Farben  -  Varietäten  unter- 
worfen ist. 

Lepturetae.  —  Pascoe  (Transact.  entoni.  soc.  IV.  p.  2G4  fP.) 
charakterisirte  zwei  neue  Gattungen  dieser  Gruppe  :  1)  Ocahmian.  g., 
vom  Habitus  einer  sehr  schlanken  Strangalia  und  von  dieser  Gattung 
durch  die  Bildung  der  Fühler  unterschieden  ,  an  denen  das  fünfte  bis 
zehnte  Glied  an  der  Innenseite  in  eine  Spitze  ausgezogen  sind ;  Tho- 
rax nach  vorn  dreieckig  verschmälert,  Hinterleib  und  Flügeldecken 
nach  hinten  zugespitzt,  Beine  schlank,  die  hintersten  zusammenge- 
drückt. Art:  Ocal.  vigilans  (pl.  2G.  fig.  3)  von  Malacca,  10  lin.  — 
Strangalia  Fortunei  n.  A.  aus  Nord-China.  —  2)  Capnolymma  n.  g., 
von  der  breileren  kräftigeren  Form  eines  Toxotus  oder  Pachyta,  be- 
sonders durch  lange  Taster,  an  denen  das  letzte  Glied  sehr  lang,  zu- 
gespitzt eiförmig  ist,  ausgezeichnet;  Fühler  beträchtlich  länger  als 
der  Körper,  das  erste  Glied  verlängert  und  gekrümmt;  Thorax  an 
den  Seiten  gewinkelt,  Flügeldecken  an  Schultern  und  Spitze  gedornt. 
Art:  Capn.  stygia  von  Borneo,  11  lin.   (pl.  2G.  fig.  6  abgebildet). 

Reiche  (Annales  soc.  entom.  VL  p.  22)  beschrieb  Slvangalia 
suturata  n.  A.  aus  dem  Peloponnes,  Graells  (Aleusorias  de  la  co- 
mision etc.  p.  89)  Vesperus  brevicollis  n.  A.  aus  Spanion,  pl.  5.  fig.  4 
abgebildet. 

Chevrolat  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  325.  pl.  8.  fig.  6)  gab 
eine  ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung   des  schon  im  J.  1855 


im  Gebiete  der  Entomologie  wählend  des  Jahres  1858.      419 

von  ihm  diagnostiviilcn  Desmocerus  auieipen7us  \on  den  Rocky  Moun- 
tains und  (ebenda  p,  529.   p.  12)    eine  gleiche    von  LepHira  militaris 
Chevr.  1855,  ebenfalls  von    den  Kocky  Mountains- 
Miller  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  II.  p.  385)   besprach  eine  Far- 
ben-Abänderung der  Leptura  unipunctata  aus  Croatien. 

Kriechbaum  er  (Entom.  Zeitung  XIX,  p.  435)  bemerkte  noch- 
mals, dass  Toxotus  humeralis  und  dispar  als  Männchen  und  Weibchen 
zusammen  gehören  (von  ihm  in  coitu  gefangen)  und  schon  von  G  o  etz  e 
1783  als  Cerambyx  quercus  beschrieben  worden  seien. 

Heeger  (Sitzungsberichte  d.  math.-naturw.  Classe  d.  Akad  d. 
Wissensch.  iif  Wien,  Bd.  29.  p.  104  f.  Taf.  2)  erörterte  die  ersten  Stände 
und  die  Naturgeschichte  von  Rhagium  mordax  Fab.  Die  Begattung 
findet  im  April  oder  Mai  statt,  das  Weibchen  legt  seine  Eier  in  Rin- 
denspalten oder  in  leere  Gänge  von  Pinus  abies  ,  pinaster  u.  a.  Die 
Larven  entwickeln  sich  nach  14  bis  20  Tagen,  fressen  unter  der  Rinde 
und  sind  bis  Oktober  oder  November  ausgewachsen,  wo  sie  sich  aus 
Ilolzspänen  ein  Cocon  bilden. 

Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f.  va- 
terl.  Cultur  p.  13G  f.)  beschrieb  die  ersten  Stände  von  Rhagium  bi- 
fasciatum  Fab.;  die  Larve  fand  sich  in  fauligen  Fichtenstämmen. 

GrySOlUelinäB.  Sagrides.  —  Thomson  (Archiv,  entom.  II. 
p.  203  f.)  beschrieb  Sagra  DeyroUei  vom  Gabon  und  Signoretii  Yaterl. 
unbek.  als  neue  Arten. 

Criocerides.  —  Derselbe  (ebenda  p.  205  f.) :  Lema  grossa, 
nigrifrons  und  aeneocyanea  n.  A.   vom  Gabon. 

Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f.  va- 
terl.  Cultur  p,  133  ff.)  beschrieb  die  ersten  Stände  von  Crioceris  aspa- 
ragi  Lin.  nochmals  ausführlich. 

Megalopidae.  —  Mastostethus  iiniplagiatus  Lucas  (de  Ca- 
stelnau,  Voyage  p.  194.  pl.  14.  fig.  1)  ist  eine  neue  Art  aus  Brasilien. 

Clythridae.  —  Von  Le  Conte  (Journal  acad.  nat.  scienc. 
Philad.  IV.  p.  26)  wurden  Euryscopa  vittata  und  aeneipennis  n.  A. 
von  Llano  Estacado,  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  83) 
Clythra  militaris  aus  Texas,  Megalostomis  miicorea  und  Bahia  telra- 
spilota  aus  Californien  beschrieben. 

Melitonoma  sexsignata  Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  207)  n.  A. 
vom  Gabon,  Coplocephala  azurea  Reiche  (Annales  soc.  entom.  VI. 
p.  26)  n.  A.  aus  Syrien. 

Cryptocephalidae.  —  Suffrian  hat  im  12.  Bande  der 
Linnaea  entomologica  p.  343—409  ein  „berichtigtes  Verzeichniss  der 
Nordamerikanischen  Cryptocephali"  geliefert,  in  welchem  er  das  seit 
dem  Erscheinen  seiner  ersten  Arbeit  über  diesen  Gegenstand  entdeckte 
Material  veröffentlicht.  Die  Kenntniss  einer  grösseren  Anzahl  der  schon 


420     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

flüher  bekannt  gemachten  Arten  Avird  einerseits  durch  weitere  An- 
gaben über  ihre  geographische  Verbreitung  ,  andererseits  durch  Ver- 
vollständigung ihrer  Charaktere  (Varietäten,  anderes  Geschlecht  u.  s.  w.) 
erweitert;  ganz  besonders  erhält  die  dortige  Fauna  aber  einen  be- 
trächtlichen Zuwachs  an  neuen  Arten  ,  so  dass  jetzt  die  Gattung  Mo- 
nachus  durch  8,  Cryptocephalus  durch  118,  Scolochrus  durch  15, 
Mastacanthus  durch  1  und  Pachybrachys  durch  57  Arten  vertreten  ist. 
Die  Namen  der  neuen  Arten  sind :  Monachus  semhiulum  Georgien, 
Cryptocephalus  cremilatus  Cuba ,  bispinus  Georgien,  sericatns,  tibiel- 
lus,  pictus  Cuba,  amethystinus,  entbescens  JnmaicR,  pseudolus  Florida, 
luscus  Georgien,  pusio ,  ephippinm  ,  riihelra,  censorins^  cylindricus 
Cuba,  Pachybrachys  costipomis ,  cotiglomeratns ,  Gimdlachii  Cuba, 
luctnosus  Georgien  ,  albescens  Vereinigte  Staaten  ,  pallidipennis  Texas 
und  Mexiko. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  84) 
beschrieb  Cryptocephalus  spurcus ,  Pachybrachys  livens  und  caelatus 
als  n.  A.  aus  Californien. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  207):  Cryptocephalus  trivir- 
gatus  n.  A.  vom  Gaben. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  98  ff.  pl.  5.  fig.  10 
und  11)  Pachybrachys  pteromelas  und  Cryptocephalus  hirtifrons  n.  A. 
aus  Spanien. 

Sartorius  fand  Cryptocephalus  lae^icollis  Gebl.  in  grösserer 
Anzahl  bei  Wien  (Wien.  Ent.  Monatsschr.  II.  p.  203). 

Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f.  vaterl. 
Cultur,  p.  133)  beschrieb  die  Puppe  und  den  Larvensack  von  Crypto- 
cephalus sericeus  Lin. 

Eumolpidae.  —  Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc. 
Philad.  1858.  p.  85  f.)  charakterisirte  die  von  Dejean  aufgestellte 
Gattung  Bietachroma  ,  welche  er  auf  die  mit  Colaspis  quercata  Fab. 
übereinstimmenden  Arten  beschränkt  und  begründete  eine  neue,  Na- 
mens Paria  auf  Colaspis  quadrinotata  und  sexnotala  Say,  aterrima 
Oliv,  und  canellus  Fab.  Er  beschreibt  ausserdeui  folgende  neue  Ar- 
ten: Colaspis  humeralis  aus  Texas,  Melachroma  tislum  von  Sonora, 
sulurale  und  puncticolle  aus  Texas,  Eumolpus  cuprascens,  Paria  qua- 
drigultata  und  Myochrous  lonyulus    aus  Californien. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  208  ff.)  charakterisirte  die 
Galtung  Thysbe  Dej.  Cat. ,  von  welcher  3Vi.  aurichalcea,  amata,  lali- 
cornis  als  n.  A.  vom  Gabon  beschrieben  werden.  Ausserdem  von 
derselben  Lokalität:  Euryope  niyripes ,  Colasposoma  vcslila,  sculpti- 
lis,  Colaspoides  pubipennis ,  Brevicolasjris  punclalo-lineala  ,  rußcollis, 
aurichalcea,  rufonilens  ,  Pscudocolaspis  timialithus  (pl- 3.  fig.  8)  und 
Colaspis?  rufulus  n.  A. 


ijii  Gebiete   der  Entomolof^ie  während  des  Jahres   1858.       421 

Ref.  (Entomogr.  I.  p.  32)  wies  die  bisher  den  Cryplophagidcn, 
Endomychiden  und  Erotyienen  zugctheilte  Galtung  Orcslia  Germ,  der 
Familie  der  Chrysomelincn  und  unter  diesen  der  Gruppe  der  Eumol- 
piden  zu. 

Chrysomelac  genuinae.  —  Die  von  Rogers  pul)licirtc 
Uebersicht  der  Kord -Amerikanischen  Chrysomelen  (vergl.  Jahresbe- 
richt 1856.  p.  100)  ist  von  Suffrian  in  der  Entomol.  Zeitung  XIX. 
p.  237 — 278  und  p.  381— 400  sehr  gründlich  und  ausführlich  überar- 
beitet und  dadurch  für  eine  sichere  Bestimmung  der  Arten  eigentlich 
erst  recht  brauchbar  gemacht  worden.  Der  Verf.  hat  diese  Bearbeitung 
in  der  Weise  vorgenommen,  dass  er  die  meist  sehr  kurzen  Rogers'schen 
Charakteristiken,  welche  wiedie  meisten  der  Nord-Amerikanischen  Au- 
toren, wenn  sie  sich  auch  aus  der  grossen  Masse  des  noch  unbear- 
beitet vorliegenden  Materials  entschuldigen  lassen  ,  streng  wissen- 
schaftlichen Anforderungen  doch  kaum  genügen  können  ,  zunächst 
wörtlich  ins  Deutsche  übertragen  und  hieran  seinerseits  eine  aus- 
führlichere Auseinandersetzung  der  wesentlichen  Charaktere,  der  ihm 
vorliegenden  Abänderungen,  der  geographischen  Verbreitung,  so  wie 
endlich  der  Synonymie  angeschlossen.  Ausserdem  werden  auch  ge- 
hörigen Orts  diejenigen  Arten,  welche  Rogers  nicht  bekannt  gewe- 
sen sind,  eingereiht  und  die  darunter  befindlichen  neuen  beschrieben ; 
als  solche  sind  zu  erwähnen:  Doryphora  liligiosa,  chlorizans  und  li- 
hatrix  aus  Mexiko,  alle  drei  mit  Dor.  Haldemani  Rog.  nahe  ver- 
w^andt,  Chrijsomela  verrucosa  Sturm  Cat.  aus  der  Gruppe  der  Chr. 
philadelphica,  Chrys.  simptex  aus  der  Gruppe  der  Chr.  arctica,  Chrys. 
aenigutosa  Knoch  i.  lit.  und  Chrys.  n.  sp.  ?  (nicht  benannt)  mit  Chr. 
viridis  Melsh.  zunächst  verwandt.  —  In  einer  der  R  o  g  e  r  s'schen  Ue- 
bersicht vorangeschickten  Einleitung  bespricht  Suff  ri  an  den  Charak- 
ter der  Nord-Amerikanischen  Chrysomelen-F'auna  im  Allgemeinen  und 
unterscheidet  unter  den  dort  vorkommenden  Formen  1)  solche,  die  mit 
Europäischen  spezifisch  übereinstimmen;  2)  solche,  die  zwar  ver- 
schiedene Arten  bilden,  sich  aber  den  Europäischen  strikt  anschlies- 
sen  und  3)  solche,  die  eigenthümliche,  in  Europa  fehlende  Typen  re- 
präsentiren.  Die  von  Rogers  vorgenommene  Einziehung  der  De- 
jean'schen  Gattungen  billigt  Suffrian;  es  möchte  sich  hierüber 
jedoch  ein  richtiges  Urtheil  nur  durch  Untersuchung  eines  weit  aus- 
gedehnten Materials  an  Amerikanischen  Formen  fällen  lassen,  unter 
welchen  sich  die  meisten  von  Dejean  angcnomn;enen  Gattungen, 
wenigstens  dem  Habitus  nach,    eben  nicht  schwer  abgränzen. 

Baly,  „Descriptions  of  some  new  species  of  Chrysomelidae" 
(Transact.  entom.  soc.  IV.  p.  339—357.  pl.  27)  beschrieb  eine  Reihe 
neuer  Süd -Amerikanischer  Chrysomelen,  unter  welchen  eine  zu  einer 
besonderen  Gattung  Cryplostetha  erhoben  wird ;  bei  derselben  sind 
die  Fühler  leicht  gegen  die  Spitze  hin  verdickt,  etwas  zusammenge- 


422     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

drückt,  die  Mandibeln  gross  und  an  der  Spitze  gezähnt,  die  Maxillar- 
taster  mit  breit  abgestutztem  vorletzten  ,  und  ganz  kleinem  queren 
Endgliede,  das  Mesoslernum  kurz,  quer,  hervorragend,  aber  kaum 
vorgestreckt.  Art:  Crypt.  marmorata,  6  lin.  aus  Brasilien.  —  Neue 
Arten  sind  ferner:  Dorysterna  tihialis  und  freliosa  yon\  oberen  Ama- 
zonenstrome, cruentata  aus  Brasilien,  festiva  aus  Peru,  Doryphora 
speclabilis  und  bella  aus  Mexiko ,  mirahilis  aus  Venezuela  ,  Javeti 
und  Hebe  vom  Napo,  flexuosa  aus  Ecuador,  Shefpardi  von  Guatemala, 
Batesi,  Thomsoni  ,  Whitei  vom  oberen  Amazonenstrome,  Wollastdni 
ohne  bekannten  Fundort  ,  vespertina  und  trivittata  aus  Peru,  snbglo- 
bosa  von  Parä,  Bokemani,  simulans,  flavocincta  aus  Brasilien,  irrorala 
vom  Kapo,  18-gtttlata  aus  Columbien,  Elytrosphacra  viltata  aus  Bra- 
silien, Proseicela  spectabilis  von  Ecuador,  Chevrolatii  von  Guatemala, 
Leptinotarsa  vittata  und  signatipennis  aus  Mexiko.  Von  acht  dieser 
Arien  sind  auf  pl.27  colorirte  Abbildungen  gegeben;  ebenso  von 
einer  auffallenden  Varietät  der  Doryphora  catenulata  Oliv. 

Lucas  fde  Castelnau,  Voyage  p,  195.  pL  14)  gab  Beschreibun- 
gen und  Abbildungen  \on  Doryphora  apiata,  macnlata  (ist  =  D.  par- 
dalina  Stal)  und  hieroglyphica  (ist  =  ü.  liturifera  Stal)  als  n.  A.  aus 
Brasilien.  Auch  von  Doryphora  Langsdorfii  Germ,  wird  eine  Abbil- 
dung unter  dem  Namen  D.  splendida  (im  Texte  eingezogen)  gegeben. 

Le  Conte  (Journal  acad.  nat,  scienc.  Philad.  IV.  p.  26)  be- 
schrieb Doryphora  Rogersii  n.  A.  von  Nebraska. 

Chevrolat  (Rev.  et  Magas.  deZool.X.  p.  211)  errichtete  eine 
neue  Gattung  Leucocera  auf  Chrysomela  10-pustulata  Fab.,  apicicornis 
Chevjol.  und  beschrieb  Leuc.  sexguUala  als  n.  A.  von  Cuba. 

Reiche  (Annales  soc.  entom.  VL  p.  29  fP.)  ]>eschrieb  Chryso- 
mela thalassina  ,  cupreoptincfala ,  Ängelica  (pl.  1.  ßg  8),  aencipcntiis, 
Enlomoscelis  Berylensis  und  Ilellodes  sulurclla  (pl.  1.  flg.  9)  als  n.  A. 
von  Damaskus  und  Beirut. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  100):  Colaphns  Na- 
ceirii  n.  A.  aus  Spanien,  pl .  5.  fig.  12  abgebildet. 

Cornelius,  „Ernährung  und  Entwickelung  von  Crysomela 
duplicata  Germ."  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  217  ff.)  beschrieb  die  ersten 
Stände  dieser  Art  und  ihre  Lebensweise;  die  Larve  lebt  auf  Hype- 
ricum perforatum  und  hirsutum  und  ist  von  grünweisser  Färbung; 
nach  drei  Wochen  verwandelt  sie  sich  unter  der  Erde  in  einem  läng- 
lich runden  Gehäuse,  aus  dem  nach  14lägiger  Puppcnruhe  der  liäfcr 
hervorgeht. 

Auch  Letzner  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f. 
vaferl.  Culfiir  p.  123  ff.)  beschrieb  die  ersten  Stände  und  deren  Le- 
bensweise von    mehreren  Chrysomeliuen :    1)   Chrysomela  cuprea  Fab. 


im  Gebiete  der  Entomologie  führend  der  Jahres  1858.     423 

und  2)  Chr.  20-punctafa  Scop.,  beide  einander  im  Zustande  der  Larvo 
sehr  ähnlich  und  auf  Salix  frag-ilis  lebend.  3)  Chrysom.  iitura  Fab., 
Larve  auf  Genista  tinctoria.  4)  IlellotJcs  phellandiii,  die  Larve  in  den 
Stengeln  von  Oenanlhe  phellandrium.  ,5}  Uellodes  beccabungae  Illig., 
die  Larve  auf  Yeronica  ßeccabunga. 

Galle  rucariae.  —  Thomson  (Archiv,  enlomol.  IL  p.  215) 
charakterisirte  eine  neue  Gattung  Ornilhoepialhiis  (Murray  i.  lit.),  an 
welcher  die  ziemlich  grossen  Mandibeln  auffallen,  ohne  dass  sie  sonst 
bemerkenswerlhe  Eigenthümlichkeiten  darböte  ;  sie  stimmt  in  den 
staiken  ,  etwas  zusammengedrückten  Fühlern  mit  den  grossen  Süd- 
Amerikanischen  Adimonia  -  ahnlichen  Gallerucen  überein  ,  hat  aber 
ein  quer  -  viereckiges  ,  gleichbreites  Halsschild  ohne  Eindrücke.  Die 
Klauen,  welche  der  Verf.  als  einfach  bezeichnet,  sind  an  der  Basis 
sehr  breit  gezähnt.  Die  ziemlich  grosse  Art:  Ornilh.  generosus  hat 
rothgclben  Kopf  und  Thorax  und  stahlblaue,  sehr  dicht  punktirte 
Flügeldecken.  —  Ausserdem  weiden  folgende  neue  Arten  beschrie- 
ben: Ootheca  serricornis,  Galleiuca  (TropidophoraJ  tripartita,  nigro- 
transveisa,  ßavonigra,  fissicollis,  hypomelaena,  iiisignipennis,  inelano- 
ptera,  cavifrona ,  decolor  ,  griseoseiicans ,  Apopkylia  {De].  Cat-,  Gat- 
tung hier  charakterisirt),  chloroptera,  Luperus  mollis,  Monolepta  api- 
cicovnis  und  Uallica    ?  obscuro-teslacea. 

Von  Motschulsky  (Etud.  entom.  YIL  p.  99  (f.)  wurden  fol- 
gende neue  Ostindische  Arten  und  Gattungen  bekannt  gemacht:  Lupe- 
rus pilicovnis ,  Cnccodes  n.  g.  ,  von  Thyllobrotica  durch  die  Fühler, 
an  denen  das  dritte  Glied  kaum  kürzer  als  das  vierte  ist,  den  mehr 
verlängerten  Kopf,  die  weniger  hervortretenden  Augen,  das  gewölb- 
tere, schmalere  ilalsschild  u.  s.  w.  unterschieden.  Arten:  Cnec.  hi- 
sigjiahis,  maculicullis,  suluvalis.  —  Calomicriis  fiavoiiltis,  bilinealus. 
—  Lnperodes  n.  g. ;  an  den  Fühlern  ist  das  dritte  Glied  zweimal  so 
lang  als  das  zweite  und  das  vierte  wieder  zweimal  so  lang  als  das 
dritte;  beim  3Iännchen  ist  das  erste  Glied  der  Yordertarsen  breiter 
als  beim  Weibchen.  Arten  :  Lup.  alboplagiatus  ,  nigrocinctns,  posii- 
calis,  hieroghjpJäcus  ,  leite fascia  ,  A-pustulatus  ,  basalis.  —  Aphthona 
laiissima,  dimidiala  ,  riridifusca  ,  Tlanoma  nigrica,  ptmcticollis,  gra- 
citis ,  Psylliodes  viridana.  —  Nodiiia  n.  g. ,  von  Sphaeroplacis  und 
IVoda  durch  die,  Aushöhlung  an  der  Aussenseite  der  vier  hinteren 
Schienen,  die  nicht  geschwollenen  Schenkel ,  den  gerundeten  Kör- 
per u.  s.  w.  unterschieden.  Arten:  ]Sod.  pusilla,  snbdilatata ,  rohm- 
data,  laevicoHis.  —  Metachroma  signata  und  fnlva. 

Le  Conte  (Journ.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  lY.  p.  27)  be- 
schrieb Haltica  plurUlgata  und  torqnnia  als  n.  A.  aus  Texas  und  Me- 
xiko, (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.8GIT".):  Haltica  fu- 
mata,  pura,  foliacea.  opulenta  ,  mitis  ,  ochracea,  Longilarsns  7nancus, 
apterus,  repandns  ,  livens,  Fsylliodes  interstitialis,  Diabrotica  tenella 


424     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

und  fossatctf  Galleruca  sordida  und  luleocincta  als  n.  A.   aus  Califor- 
nien  und  Texas. 

Reiche  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  40  fF.) :  Adimonia  gibbosa 
aus  dem  Peloponnes,  Agelastica  dilativentris  von  Beirut,  Motiolepta 
lepida  (pl.  1.  flg.  10)  vom  Jordan  ,  Phyllotreta  corrugata  von  Beirut, 
Corynthia  aus  Athen  ,  Longitursns  sigtiata  von  Constantinopel,  Psyl- 
liodes  inflata  von  Beirut  und  Fodagrica  saracena  aus   Syrien. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  95  fF.  pl.  5):  Ltipe- 
rus  sulphuripes  ,  Psylliodes  rvfitarsis,  Plectroscelis  punclalissima  und 
Argopvs  rvhidus  n.  A-  aus  Spanien. 

Guerin  hat  in  einer  in  Paris  jetzt  erscheinenden  „Encyclope- 
die  de  l'agriculture"  einen  Artikel  „Altise"  abgefasst,  in  dem  er  Mit- 
theilungen über  die  durch  Haltica-Larven  angerichteten  Verwüstungen 
macht  und  von  Graptodera  oleracea  zwei  ihr  ähnliche  Arten :  Graplod. 
ampelophaga  (Larve  dem  Weinstock  schädlich)  und  Gr.  carditonan 
(Larve  häufig  auf  Disteln)  unterscheidet,  deren  Diagnosen  auch  in  der 
Revue    et  Magas.  de  Zoologie  X.  p.  415  mitgetheilt  werden. 

Ileeger  machte  (Sitzungsberichte  d.  math.-naturw.  Classe  der 
Akad.  d.Wissensch.  zu  Wien  Bd.  29.  p.  100  ff.)  die  ersten  Stände  und 
deren  Naturgeschichte  von  folgenden  dieser  Giuppe  angehörenden 
Arten  bekannt,  dieselben  wie  gewöhnlich  durch  Abbildungen  erläu- 
ternd: 1)  Dibolia  femoralis  Redt.;  die  Weibchen  legen  5  bis  6  Tage 
nach  der  Begattung  ihre  Eier  (etwa  30 — 40)  an  die  Unterseite  der 
Blätter  von  Salvia  austriaca  und  sylvestris  und  befestigen  sie  in  den 
Rippenwinkeln  derselben  ;  die  Larven  miniren  die  Blätter,  sind  in  14 
— 20  Tagen  ausgewachsen,  gehen  dann  3  bis  4  Zoll  tief  in  die  Erde, 
verpuppen  sich  nach  3 — 5  Tagen  in  einem  Tönnchen  und  liefern  nach 
10  bis  12  Tagen  den  Käfer.  Es  finden  sich  zwei  Generationen.  2) 
Haltica  fuscicornis  Lin. ;  das  Weibchen  legt  die  Eier  an  die  Basis 
des  Stammes  von  Malva  rotundifolia  nahe  der  Wurzel;  die  nach  10 
bis  20  Tagen  auskriechenden  Larven  greifen  zuerst  die  weiche  Rinde 
des  Stammes  an  ,  bohren  sich  sodann  durch  die  holzige  Masse  des- 
selben bis  in  das  Mark  durch,  von  dem  sie,  stets  mehrere  zusammen, 
leben.  Sie  leben  hier  vom  Juni  bis  in  den  Herbst,  überwintern  und 
verpuppen  sich  im  März  oder  April.  3)  Argopus  hemisphaericus  Duft.; 
der  Käfer  nährt  sich  von  den  Blättern  der  Clematis  maritima,  zuwei- 
len auch  von  den  Wurzeln  ;  die  Larve  minirt  die  Blätter,  an  deren 
Unterseite  die  Eier  vom  Weibchen  einzeln  abgelegt  werden,  bis  zum 
August,  wo  sie  sich  in  die  Erde  begicbt  und  zur  Verpuppung  ein 
kugliges  Cocon  anfertigt.  4)  Galleruca  xanthomelaena  Schrank;  durch 
ihre  Häufigkrit  dm  BüsUmu  (llimu??  cninpestiis)  selir  schädlich  ,  deren 
Blätter  die  Larve  frisst;  unter  günstigen  Umständen  treten  drei  bis 
vier  Generationen  auf,  indem  die  Larve  nur  G — 8  Tage  zu  ihrem  voll- 


im  Gebiete  der  Entomolojric  während  des  Jahres  1858.     425 

ständigen  AVachsthum  ,  der  Käfer  ebenso  lange  zu  seiner  Entwicke- 
lung  bedarf. 

Nach  f^ucas  (Bullet,  soc.  entoni.  p.  LXXX)  zerstört  Longitarsus 
anchusac  die  Blätter  von  Symphytum  officinale. 

Kollar„Zur  Naturgeschichte  des  Ulnicn-Blattkäfers,  Gallernca 
xanthomelaena"    (Yerhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 

p.29f.). 

A  11  a  r  d  (Bullet,  soc.  entom.  p.  238  ff.)  theilte  ein  Verzeichniss  der 
ihm  bekannten  Europäischen  Halticinen,  nach  der  Illiger'schen  Einthei- 
lung  angeordnet,  mit;  dasselbe  umfasst  167  Arten,  von  denen  159  in 
Frankreich  vorkommen  ;  einige  darunter  befindliche  neue  Arten  will 
er  mit  Nächstem  beschreiben. 

Hispariae.  —  Baly  (Catalogue  of  Hispidae  in  the  collection 
of  the  British  Museum  Ft.  I)  hat  eine  sehr  sorgfältig  gearbeitete  Be- 
schreibung der  Gattungen  und  Arten  dieser  Gruppe,  welche  nicht  nur 
auf  das  im  British  Museum,  sondern  auch  in  anderen  grösseren  Eng- 
lischen Sammlungen  vorhandene  Material ,  das  als  ein  sehr  reichhal- 
tiges bezeichnet  werden  kann,  begründet  ist,  geliefert.  Dadurch, 
dass  die  Arbeit  als  ein  einfaches  „Verzeichniss"  in  die  wissenschaft- 
liche Literatur  eingeführt  ist,  mag  das  Uebergehen  einer  die  Gruppe 
im  Allgemeinen  und  in  ihrem  Verhältnisse  zu  den  verwandten  be- 
trachtenden Einleitung  so  wie  einer  näheren  Würdigung  der  für  die 
Begründung  von  Abtheihingen  und  Gattungen  verwertheten  Charak- 
tere, welche  übrigens  die  Arbeit  nur  um  so  werthvoller  gemacht 
haben  würde,  entschuldigt  werden  und  zwar  um  so  mehr,  als  man 
der  vom  Verf.  vorgenommenen  systematischen  Gliederung  fast  durch- 
weg nur  Beifall  zollen  kann.  Die  von  ihm  aufgestellten  Gattungen 
sind  nicht  nur  durch  deutliche,  leicht  fassbare  Caraktere,  sondern  auch 
oft  durch  die  geographische  Verbreitung  der  Arten,  welche  in  ähn- 
licher Weise  wie  z.  B.  bei  den  Endomychiden ,  Clythriden  ,  Cassi- 
den  u.  a.  sich  besonders  scharf  nach  ihrem  Vorkommen  in  der  alten 
und  neuen  Welt  sondern,  hinreichend  begränzt.  Die  35  in  dem  vor- 
liegenden ersten  Theile  der  Arbeit  enthaltenen  Gattungen  sondert  der 
Verf.  in  solche  ,  bei  denen  das  Mentum  nicht  deutlich  (3  Gatt.)  und 
in  solche,  wo  dasselbe  deutlich  abgegränzt  ist  (32  Gatt.);  beide  Mo- 
difikationen gehören  zu  der  ersten  Section  der  Hispen ,  bei  der  die 
Ligula  an  der  Spitze  des  Kinns  eingelenkt  ist,  während  die  zweite 
Section  ,  wo  dieselbe  an  der  Dorsalflächc  des  Kinnes  entspringt,  für 
den  zweiten  Theil  der  Arbeit  bestimmt  zu  sein  scheint.  Die  Namen 
der   Gattungen    sind  folgende:    1)  Leptispa    (Leptomorpha  Chevr.)  auf 

LHispa  filiformis  Germ,  begründet,  mit  4  Arten  der  alten  Welt.  2)  Cal- 
lispa  n.  g.  ,  auf  die  Asiatischen  und  Afrikanischen  Cephaloleia-Arten 
begründet  ,  12  A.  3)  Ainblispa  n.  g.  ,  auf  Microrh.  laevigata  Guer. 
begründet,  mit  2  Asiatischen  Arten.  4)  Stenispa  n.  g.  (Hispa  metal- 
i 


420     Gerslaecker:  Bericht  über  cile  wisjcnschaftlichen  Leistungen 

lica  Fabr.)  mit  5  Amerikanischen  Arten.  5)  Oediopalpa  n.  g.  (vox 
hybrida!)  auf  Hispa  cyanipennis  Fab.  u.  a.  begründet,  8  Süd-Ameri- 
kanische Arten.  6)  Cladispa  n.  g.  n)it  einer  Amerikanischen  Art.  7) 
Octocladiscus  Thoms.  1  Art.  8)  Alurnus  Fab.  13  Arten  (unter  A.  tho- 
racicus  Perty  hat  der  Verf.  offenbar  mehrere  Arten  vermengt).  9)  Me- 
lanispa  n.  g.  ,  1  Art  von  Guadeloupe.  10)  Xanlhispa  n.  g.  (Cepha- 
loleia  cimicoides  Guer.)  1  Art.  11)  Homalispa  n.  g.  (Cephaloleia 
coeruleipennis  und  laeta  Guer.)  10  A.  aus  Süd-Amerika.  12)  Cepha- 
loleia mit  37  A.  aus  Süd-Amerika.  13)  Xenispa  n.  g.,  1  Art  aus  Co- 
lumbien.  14)  Demofispa  mit  4  A.  aus  Süd-Amerika.  15)  Prosopo- 
donla  n.  g.  (Alurnus  dichrous  Perty),  4  A.  aus  Süd -Amerika.  16) 
Cheivispa  n.  g.,  2  A.  aus  Süd-Amerika.  17)  Oxycephala  Guer.  3  A. 
von  den  Asiatischen  Inseln.  18)  Cryptonychus  Schh,,  4  A.  aus  dem 
tropischen  Afrika.  19)  Hispodotita  n.  g.  (Cephal.  janthina  Blanch.), 
2  A.  von  den  Philippinen  und  Celebes.  20)  Aresens  Perty,  5  A.  21) 
Eurispa  n.  g.  (Mispa  ulbipennis  Germ.)  2  sehr  schmale,  langgestreckte 
Arten  aus  Neu-Holland,  daher  der  Gattungsname  sehr  unpassend.  22) 
Promecotheca  mit  7  Asiatischen  Arten.  23)  Macrispa  n.  g.  mit  1  Art 
unbekannten  Vaterlands.  24)  Botryonopa  mit  4  Asiatischen  Arten. 
25)  Hispopria  n.  g.,  4  A.  von  Borneo  und  Philippinen.  26)  Walla- 
cea  n.  g. ,  3  A.  von  den  Sunda- Inseln.  27)  Estigmena  Hope  1  Art. 
28)  Anisodera  (Dej.),  12  A.  vom  Asiatischen  Archipel.  29)  Downesia 
n.  g.,  1  A.  aus  Indien.  30)  Javeta  n.  g.  1  A.  aus  Madras.  31)  Go~ 
nophora  (Dej.),  12  A.  aus  Asien.  32)  Distolaca  n.  g. ,  2  A.  von  Ce- 
lebes und  Borneo.  33)  Coelaenomenodcra  Blanch, ,  4  A.  von  Mada- 
gascar.  34)  Acentroptera  (Dej.)  ,  5  A.  aus  Brasilien.  35)  Cephalo- 
donla  (Dej),  mit  51  Amerikanischen  Arten.  (In  einem  Anhange  sind 
noch  einige  Arten  nachträglich  beschrieben.)  —  Die  Arbeit  begleiten 
neun  sehr  sauber  gestochene  Tafeln  ,  welche  von  allen  Galtungen 
eine  oder  mehrere  typische  Arten  zur  Anschauung  bringen,  ausser- 
dem Mundthcile,  Fühler,  Abdominalsegmente,  Zahnung  der  Flügeldecken 
als  besonders  wichtige  Unterscheidungsmerkmale  für  Gattungen  und 
Arten  abgebildet  enthalten. 

Thomson  (Archives  entomol.  II.  p.  225)  charakterisirtc  eine 
neue  Gattung  Nepius  ,  welche  sich  von  llispa  durch  den  Alangel  der 
Stacheln  auf  der  Körperoberflächc  und  durch  die  dicken,  aus  kurzen, 
gedrängten  Gliedern  zusammengesetzten  Fühler,  welche  oberhalb  der 
Augen  auf  einem  starken  Stirnhöcker  eingelenkt  sind,  unterschei- 
det. Es  ist  dies  die  Gattung  Onchocephala  Dej.  und  die  vom  Verf. 
als  iVc/;.  corrosus  beschriebene  Art  schon  von  Guer  in  in  der  Icono- 
graphie  unter  dem  ^amen  ünvh.  senecjalensis  bekannt  gemacht.  — 
Eine  zweite  neue  Gattung  Diplocoeloma  ist  durch  die  Form  des  Tho- 
rax ausgezeichnet,  indem  sich  derselbe  in  Form  eines  gerundeten 
Lappens    über    den    Kopf    hinaus  verlängert    und    oberhalb  mit  einer 


im  Gcbicle  der  Enloniologic  ^v^ihl•cnd   des  Jalircs  1858.     427 

tiefen  Grube,  die  durch  einen  Liingskiel  getheilt  erscheint ,  versehen 
ist.  Fühler  zwischen  den  Augen  eingelenkt,  so  lang  als  Kopf  und 
Thorax  zusammengenommen,  an  der  Basis  dünn,  gegen  die  Spitze  hin 
verdickt.  Artt  Diploc.  cucullata  ,  6  mill.  —  Kene  Arten,  ebenfalls 
vom  Gabon  sind:  Cryptonychus  Bigotii  (auch  von  Baly  unter  dem 
Namen  Crypt.  Murrayi  beschrieben)  und  proboscidens;  die  Charaktere 
der  Gattung  Cryptonychus  werden  nochmals  auseinandergesetzt. 

Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  p.  193  ff.  pl.  14)  beschrieb  Alur- 
nus  aeneoplagiatiis ,  Acentroptera  Lacordairei  (ob  nicht  Farben- Va- 
rietät von  Acentr.  basilica  Thoms.  ?)  und  Odontota  platymera  als  n.  A. 
aus  Brasilien. 

Reiche  (Annalcs  soc.  entom.  VI.  p.  54):  Hispa  cariosa  n.  A. 
von  Jerusalem. 

Rojas  (ebenda  p.  61 — 71)  erörterte  in  sehr  umständlicher  Weise 
die  Farben -Varietäten  des  Aresens  caudatus  Sallc ,  die  er  sogar  in 
drei  Gruppen  theilt ;  sie  leben  alle  miteinander  in  den  zusammenge- 
rollten Blättern  einer  Musacee  (Guanasna),  von  denen  sie  sich  nähren. 
Dass  die  von  Salle  unter  zwei  IN  amen  (mas  et  fem.)  beschriebene 
Art  der  Aresens  monocerus  Oliv,  ist,  scheint  dem  Verf.  unbekannt 
geblieben  zu  sein. 

Cassidariae.  —  Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  227  ff.) 
beschrieb  folgende  Arten  vom  Gabon  als  neu  :  Aspidomorpha  togata, 
oltusa,  insidiosa,  producta,  Cassida  paropsidea,  snheuropaea  (weil  sie 
der  Spanischen  Cassida  nigriceps  gleicht!),  inaequalis ,  nigrogtcttata, 
nigropitnctata,  rufula,  testaceicoUis,  Laccoptera  rugicollis  und  Copto- 
cycla  sexocnlata. 

Cassida  palaestina  Reiche  •  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  55)  ist 
eine  neue  Art  von  Jerusalem. 

Erotylenae.  Wollaston  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3. 
ser.  II.  p.  411  charakterisirte  eine  neue  Gattung  Euxestus ,  mit  Engis 
zunächst  verwandt,  von  länglich  elliptischem,  sehr  glatten  Körper; 
an  den  Fühlern  ist  das  erste  Glied  sehr  kräftig,  stark  geschwollen,  das 
zweite  kleiner,  das  dritte  noch  schlanker  aber  verlängert  (vielleicht 
aus  zwei  verschmolzenen  Gliedern  bestehend)  ,  die  vier  folgenden 
allmählig  breiter  werdend  ,  die  Keule  solide,  kuglig,  aus  zwei  (oder 
drei)  dicht  verbundenen  Gliedern  bestehend.  Die  Tarsen  sind  vier  (?)- 
gliedrig,  das  erste  Glied  gross  ,  unterhalb  in  einen  Lappen  ausgezo- 
gen, die  beiden  folgenden  klein,  einfach,  das  letzte  verlängert,  mit 
einfachen  Klauen.  Art:  Evx.  Parkii ,  1  lin.  lebt  in  Ameisenhaufen 
und  ist  einem  Olibrus  ähnlich. 

V.  M  o  tsch  u  l  s  ky  (Etud.  entom,  VII.  p.  112  ff.)  machte  eine 
eigenthümliche  Gattung  Histanoceviis  bekannt,  welche  er  zur  Engi- 
ditcn-Gruppe  bringt ,  obwohl  ihr  Anschn  mehr  an  die  hcteromeren 
Pilzkäfer,    Hoplocephala  u.  a.    erinnert;    durch    die  Form    des  erstell 


4:28     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Fühlergliedes,  welches  ausserordentlich  gross,  sichelförmig,  weit  nach 
vorn  hervortretend  ist ,  so  dass  die  folgenden  nicht  an  seiner  Spitze, 
sondern  an  der  Basis  seiner  Aussenseite  eingelenkt  sind,  ist  die  Gat- 
tung sehr  kenntlich  und  ausgezeichnet,  Art:  Hist.  puhescens  aus 
Ostindien,  1  lin.  lang.  —  Eine  .zweite  neue  Gattung  ist  Hoplaspis, 
von  der  aber  nur  gesagt  wird  ,  dass  sie  mit  dem  Ansehn  einer  Ho- 
plocephala  die  pentamerischen  Tarsen  der  Engiditen  verbindet.  Zwei 
Arten  :  Hopl.  lamelUcornis  und  conicicornis  aus  Ostindien.  —  Neue 
Arten  (ebenda  p.  113  ff.)  sind  ferner:  Triplax  luguhris  von  Ceylon, 
cyatiipennis  ,  tiigripetmis ,  quadvimaculahis ,  nnifasciatns,  Ischyrns  ni~ 
gripes  und  flavus  aus  Ostindien,  Ischyrus  sanguinosus  aus  Columbien, 
coccineipennis  aus  Central  -  Amerika  und  Aulacochilus  atroctjaneus 
aus  Birma. 

Th  om  s  0  n  (Archives  entomol.  II.  p.  235  f.)  beschrieb  als  neue 
Arten  vom  Gabon :  Episcapha  ipidea,  aequinoclialis ,  Langnria  rnfu~ 
partita  und  semiflava, 

EndonnychidaO.  Die  vom  Ref.  unternommene  Bearbeitung  die- 
ser Familie  (Monographie  der  Endomychiden,  Enfomographien  Bd.  1. 
Leipzig  1858)  behandelt  in  ihrem  allgemeinen  Theile  den  äusseren 
Körperbau,  die  innere  Anatomie,  die  Geschlechtsunterschiede  (welche 
bei  einem  Theile  der  Familie  besonders  prägnant  sind),  die  Lebens- 
weise und  ersten  Stände,  die  geographische  Verbreitung,  die  Ver- 
wandtschaften und  Charaktere  der  Familie,  so  wie  endlich  ihre  Sy- 
stematik. Der  Eintheilung  in  zwei  Hauptgruppen  ist  die  Tarsenbil- 
dung  zu  Grunde  gelegt,  welche  bei  den  Endomychidae  genuini  cry- 
ptotetramerisch,  bei  den  Endomychidae  adsciti  dagegen  wirklich  tetra- 
merisch  erscheint;  erstere  zerfallen  wieder  in  drei  natürlich  abge- 
grünzte  Untergruppen  ,  welche  mit  den  Namen  der  Eumorphini,  Da- 
psini  und  Endomychini  belegt  sind.  Von  diesen  umfassen  die  erste- 
ren  10  Gattungen  mit  durchweg  tropischen  Arten  ,  die  Dapsini  19 
Gattungen,  von  denen  eine  (Polymus  Muls.)  dem  Verf.  unbekannt  ge- 
blieben ist,  die  Endomychini  4  Gattungen,  unter  denen  Panomoea 
möglicher  Weise  mit  Cyclotoma  Muls.  identisch  i^t.  Die  Endomy- 
chidae adsciti  sind  durch  Vereinigung  von  sechs  bereits  bekann- 
ten ,  bisher  im  Systeme  weit  von  einander  getrennten ,  Gattungen 
entstanden  ;  für  Symbiotes  Redt,  ist  nachträglich  als  Synonym  die 
Gattung  Microchondrus  (Guör. )  Wollaston  (Insect.  Maderens.)  auf- 
zuführen, welche  von  diesem  Autor  irriger  Weise  den  Cryptopha- 
giden  beigezählt  worden  ist;  wahrscheinlicli  ist  auch  die  dort  be- 
schriebene Art:  iMicroch.  domuum  mit  Symb.  latus  Redt,  identisch.  — 
Eine  der  Gruppe  der  Dapsini  angehörige  Galtung  Dr.nai; ,  von  Rei- 
che in  der  Voyage  en  Abyssinie  aufgestellt,  ist  vom  Verf.  übersehen 
und  unter  dem  neuen  Namen  OeiUarlhrus  beschrieben  worden  ;  die- 
selbe ist    von  Reiche  ganz    richtig   der  Familie    der   Endomychidae 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       429 

zngctheilt,  im  entomologisclicn  Jahresberichte  vom  J.  1850  jedoch 
irrlhümlich  unter  den  Erotylenen  aufgeführt  worden;  ein  Umstand, 
durch  den  die  Auslassung  der  Gattung  allerdings  veranlasst,  freilich 
aber  nicht  entschuldigt  werden  kann.  —  Der  Bearbeitung  der  Fa- 
milie ist  das  Material  mehrerer  bedeutender  Privat-  und  öüentiicher 
Sammlungen  zu  Grunde  gelegt  worden,  der  Umfang  derselben  aber 
dennoch  ein  gerin:;er  geblieben  ,  indem  die  Zahl  der  Arten  sich  nur 
etwa  auf  220  erstreckt.  Auf  den  drei  beifolgenden  Tafeln  sind  ne- 
ben der  Abbildung  mehrerer  Gattungsrepräsentanten  zahlreiche  Dar- 
stellungen von  einzelnen  systematisch  verwerlheten  Körpertheilen  ge- 
geben worden. 

Guerin  hat  seine  „Materiaux  poiir  une  monopraphie  des  Co- 
leopteres  du  groupe  des  Eumorphides"  in  der  Revue  et  3Iagas.  de 
Zoologie,  2.  ser.  X.  p.  10  und  p,  59  ff.  mit  einer  erneueten  Besehrei- 
bung der  ihm  bekannt  gewordenen  Eumorphus -Arten  fortgesetzt; 
letztere  sind  unter  die  itn  letzten  Jahrgange  derselben  Zeitschrift  auf- 
ffestellten  Gattungen  vertheilt  und  die  Zahl  der  schon  früher  be- 
schriebenen  durch  einige  neue  vermehrt  worden.  Sowohl  die  von 
Guerin  errichteten  Gattungen  als  die  von  ihm  in  Thomson's  Ar- 
chives  entomologiques  I  beschriebenen  Arten  sind  schon  in  der  Mo- 
nographie des  Ref.  berücksichtigt  worden,  daher  sie  hier  zu  über- 
gehen sind;  was  die  als  neu  aufgestellten  betrifft,  so  hat  sich  dem  Ref. 
nach  den  Beschreibungen  derselben  Folgendes  herausgestellt :  Eumor^ 
phoides  Dehcianii  ist  =  Eum,  tetraspilotus  des  Ref.,  Enaisimus  Thomsonii 
=  Eum.  cyanescens  des  Ref.,  Ilaplomorphus  Weshcoodii  wahrschein- 
lich neu,  Haplomorphus  Spencei  =  Eum.  consobrinus  des  Ref.,  Hapl. 
sanguinipes  neu,  Hapl.?  Dussuinieri  neu,  jedoch  wahrscheinlich  nicht 
zu  Eumorphus  gehörend,  Ueterandnis  Mniszeckii  =  Engonius  sexgut- 
tatus  des  Ref.,  Rachidophorus  LatveiUei  =  Spathomeles  decoratus  des 
Ref.,  Jlach.  Chevrolalii  ==■  Engonius  perspicillaris  des  Ref.  —  Der 
von  Montrouzier  beschriebene  Eumoiphus  immaculatus,  welchen 
Guerin  fraglicher  Weise  ^zu  seiner  Gattung  Haplomorphus  bringt, 
gehört  nach  einem  dem  Ref.  neuerdings  zugekommenen  Exemplare 
von  Amboina  zur  Gattung  Encymon. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  238  f.)  beschrieb  jB«Ziws  long- 
animis  und  Qnirimis  suicicollis  als  n.  A.  vom  Gabon.  Erstere  Art 
würde  sich,  wenn  nicht  die  bedeutendere  Grosse  dagegen  spräche, 
auf  den  Trycherus  erotyloides  des  Ref.  deuten  lassen  ,  letztere  ist 
oifenbar  der  Stenotarsus  Guineensis  des  Ref. 

Coccinellinae.  v.  Motschulsky  (Etud.  entom.  VII.  p.  117  ff.) 
unterschied  eiile  neue  Gattung  lauravia  von  Zonaria  Muls.  durch  das 
an  den  Seiten  nicht  abgeschnittene  Halsschild  und  die  geschwungenen 
Hüftgruben  des  Hinterleibes.      Zwei  Arten :  laiir.  pallidula  von  Cey- 


iL 


430     G  e  isla  ec  k  e  r :  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Ion  und  limhala  aus  Ostindien.  —  Ferner  beschreibt  derselbe  fol- 
gende Arten  als  neu:  Platynaspis  circumflexa,  octdata,  Scy7imus  lim- 
hatus,  apicißavus ,  albopilis ,  hilaris,  lepidultis  ,  suliiralis,  quaclrillum, 
transversoplagiatvs  ,  latemaculatus  ,  saciformis ,  Ceylonicus  ,  Saciiim 
nnifasciahtm,  hifasciatum,  Inclicvm  und  convexinsculum  aus  Ostindien 
und  Ceylon. 

Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  237  f.)  be^^chrieb  CoccineUa 
28-punctata,  Epilachna  niijrocincla ,  Rodolia  venniculata  und  Scym- 
nns  niyropectoralis  als  n.  A.  vom  Gabon. 

Le  Conte  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philad.  1858.  p.  88  f.) : 
Exochomtis  Texanus  und  Brachiacantha  auadrillnm  n.  A.  aus  Texas, 
Hyperaspis  cincla  n.   A.  aus  Californien. 

Ref.  (Entomographien  I.  p.  15  f.)  gab  eine  Darlegung  derjeni- 
gen Charaktere  der  Gattung  Lithophilus  FroeL,  welche  derselben  ent- 
schieden ihren  Platz  in  der  Familie  der  Coccinellinen  anweisen  ;  sie 
steht  unter  diesen  mit  Coccidula  in  nächster  Beziehung. 

Heeger  (Sitzungsberichte  der  malh.-naturw.  Classe  der  Akad. 
d.  Wissensch.  in  Wien  29.  Bd.  p.  117  f.  Taf.  6)  beschrieb  die  ersten 
Stände  und  deren  Lebensweise  von  CoccineUa  sedecimguttala  Lin. 
(mas  C.  bissexguttata  Fab.).  Der  Verf.  erzog  beide  Formen  aus  Eiern 
derselben  Generation  und  sah  beide  in  Begattung,  was  um  so  interes- 
santer ist,  als  sie  bisher  nicht  nur  als  verschiedene  Arten  betrachtet, 
sondern  von  Mulsant  sogar  zwei  verschiedenen  Gattungen  (llalyzia 
und  Vibidia)  zuertheilt  worden  sind.  Die  Larve  lebt  auf  Fraxinus 
excelsior  von  Aphiden  und   einer  Aleyrodes-Art. 

Hymenoptera. 

Catalogue  of  Hymeno}3terous  Insects  in  the  collection 
of  Ihe  British  Museum,  by  F.  Smith.  Pt.  VI.  Formicidae. 
London  1858.  (8.  216  pag.  14  Taf.).  —  Wie  die  übrigen 
Insekten -Cataloge  des  British  Museum  ist  auch  der  vor- 
liegende wegen  des  Reichlhums  an  darin  beschriebenen 
neuen  Arten  eine  wichtige  Quelle  für  das  Artenstudium  der 
Familie,  ohne  dass  man  zugleich  zugeben  könnte,  dass  die 
Kenntniss  derselben  dadurch  wesentlich  gefördert  worden 
sei.  Bei  Bearbeitung  einer  Familie  ,  welche  wie  die  der 
Ameisen  in  Rücksicht  auf  die  verschiedenen  Formen  der 
einzelnen  Arten  mit  besonderen  Schwierigkeiten  verbunden 
ist  und  daher  eine  um  so  grössere  Umsicht  erfordert,  hätte 
es  zuvörderst  einer  genauen  Prüfung  des  vorhandenen  lite- 
rarischen Materials  bedurft;  dass  eine  solche  aber  vom  Verf. 


im  Gebiete  der  Entomologie    wahrend  des  Jahres  1858-     431 

nicht  nach  allen  Seilen  hin  vorg-enommen  worden  ist,  zeigt 
schon  das  üeberg-chcn  einer  nicht  nnbclrächllichcn  Zahl 
von  Arten  früherer  Autoren  und  zwar  nicht  nur  solcher, 
die  gelegentlich  und  in  zerstreuten  Schriften  beschrieben 
sind,  wie  von  Le  Guillou  (zehn  Arten  in  den  Annal.  d. 
1.  soc.  entom.  XJ  ,  Gu  er  in  {zwei  Arten  aus  S.  Dorningo, 
Rev.  et  Magas.  1852),  Förster  (sechs  Arten  aus  Algier 
1850),  Haldenian  (Typhlopone  pallipes),  Asa  Fitch  (drei 
Arten  aus  Nord -Amerika)  u.  a. ,  sondern  selbst  von  den 
älteren  Monographen  und  Systematikern  ,  wie  Latreille 
und  Fabricius,  aufgestellter.  Ueberhaupt  scheint  Verf. 
die  Werke  der  beiden  letztgenannten  Autoren,  obwohl  sie 
die  Grundlage  für  das  Artenstudiurn  der  Familie  abofeben 
und  besonders  dasjenige  von  Latreille  ein  für  alle  Zei- 
ten klassisches  genannt  werden  darf,  gerade  am  wenigsten 
verwerthct  zu  haben,  was  daraus  hervorgeht,  dass  er  selbst 
allgemein  gekannte  Arten  derselben,  z.  B.  Formica  foetens 
Fab.  (welche  eine  Ponera  ist  und  mit  F.  analis  Latr.  zu- 
saimmenfällt)  nicht  erkannt  hat ;  die  bezeichnete  Art  wird 
zuerst  unter  der  Gattung  Formica  angeführt  und  nachher 
nochmals  als  Pon.  pestilentia  n.  A.  beschrieben.  Da  solche 
Versehen  nichts  weniger  als  vereinzelt  sind,  wird  die  Ar- 
beit des  Verf.  in  synonymischer  Hinsicht  ein  ergiebiges 
Feld  für  Verbesserungen  darbieten;  besonders  wird  in  die- 
ser Beziehung  auch  der  Umstand  berücksichtigt  werden 
müssen,  dass  manche  Arten  eine  weite  geographische  Ver- 
breitung haben  (Odontomachus  liaematodes  ist  nach  dem 
hiesigen  Museum  in  Asien,  Afrika,  Neu-Holland  und  Ame- 
rika einheimisch),  ohne  dass  hierauf  von  Smith,  der  überall 
die  Arten  nach  den  Welttheilen  sondert  und  in  Folge  des- 
sen auch  öfters  dieselbe  zweimal  beschreibt,  geachtet  wor- 
den wäre.  (Auch  bei  der  Aufführung  der  Arten  unter  den 
einzelnen  Welttheilen  begeht  der  Verfasser  eigenthümliche 
Versehen,  indem  er  z.  B.  die  Arten  von  Neu-  Caledonien 
als  Afrikanische  ansieht;  z.  B.  Form,  argentata  Fab.,  wel- 
che mit  F.  sexspinosa  Latr.  identisch  ist.)  —  Ueber  die  Be- 
gränzung,  in  welcher  der  Verf.  die  Familie  bearbeitet,  ist 
zu  erwähnen  ,   dass  die  Gruppe   der  Doryliden  (Männchen) 


432     Gerstaeck  er:  Bericht  liber  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nicht  mit  aufgenommen  worden  ist ,  dass  dagegen  die  Gat- 
tungen Anomma  und  Typhlopone  unter  den  aufgezählten 
liguriren.  \on  den  14  die  Arbeit  erläuternden  Tafeln  ent- 
halten drei  (Taf.  1,  2  und  14)  Darstellungen  von  Ameisen- 
nestern, die  an  Zweigen  und  Blättern  angelegt  sind;  die 
übrigen  theils  Abbildungen  von  typischen  Arten,  theils  Dar- 
stellungen von  Mundtheiien,  Fühlern,  Flügeln  u.  s.  w. 

Einen  wichtigen  Beitrag  zur  Keniitniss  der  Hyme- 
nopteren-Fauna  des  Ostindischen  Archipels  lieferte  Smith 
in  einer  grösseren  Arbeit,  betitelt  :  „Catalogue  of  the  Hy- 
menopterous  Insects  collected  at  Sarawak  (Borneo),  Mount 
Ophir  (Malacca)  and  at  Singapore  ,  by  A.  R.  Wallace« 
(Journal  proceed.  of  the  Linn.  soc.  Zoology  II.  p.  42—129. 
pl.  1  u.  2).  Der  Verf.  giebt  darin  eine  Aufzählung  sämmt- 
licher  vonWallace  an  den  genannten  Lokalitäten  ge- 
sammelten Arten,  welche  fast  allen  Familien  der  Hymeno- 
pteren  angehören,  nebst  Beschreibung  der  neuen;  die  Zahl 
der  letzteren  ist  sehr  ansehnlich  und  viele  derselben  von 
ausgezeichneter  Form,  so  dass  besonders  unter  den  Formi- 
carien,  ausserdem  auch  unter  den  Apiarien  und  Heterogy- 
nen ,  neue  Gattungen  errichtet  werden  mussten ,  die  auf 
den  zwei  beifolgenden  Tafeln  zugleich  bildlich  dargestellt 
werden. 

Ref.  hat  fortgefahren,  seine  Diagnosen  von  Mossam- 
biquer  Hymenopteren  in  den  Monatsberichten  der  Akad.  d. 
Wissensch.  1858.  p.  261—264  zu  veröffentlichen.  Neue  Ar- 
ten sind  nur  aus  den  Familien  der  Formicariae  (16  von  19 
überhaupt  gesammelten)  und  der  Braconides  (5  von  7)  be- 
kannt gemacht ;  dagegen  waren  die  Familien  der  Chrysi- 
den ,  Chalcidier,  Ichneumonen  und  Evanialen  nur  durch 
vereinzelte,  schon  bekannte  Arten  vertreten,  die  hier  eben- 
falls namhaft  gemacht  sind. 

Für  die  Ordnung  der  Hymenopteren  kommt  auch  be- 
sonders die  schon  oben  erwähnte  diagnostische  Charakte- 
ristik neuer  Insekten  von  Madeira  durch  W  o  1 1  a  s  t  o  n  (An- 
nais magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  18 — 28)  in  Betracht,  in- 
dem darin  31  neue  Hymenopteren  verschiedener  Familien 
bekannt  gemacht  werden. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       433 

Die  Hymeiiopteren  Kurland's  mit  Berücksichtioriing-  von 
Liviand  hat  KawaU  (Corresp.-BIalt  d.  naturf.  Vereins  zu 
Rig-a  IX.  No.  2  u.  6)  zusammenzustellen  begonnen,  indem 
er  ein  Namensverzeichniss  der  von  ihm  dort  aufgefundenen 
Hymenoptera  aculeata  liefert.  Es  werden  darin  115  Apia- 
rien, 25  Vesparien ,  15  Formicarien ,  13  Heterogynen,  G2 
Crabroniten,  13  Pompiliden  und  8  Sphegiden  namhaft  ge- 
macht. 

Taschenberg  „Schlüssel  zur  Bestimmung  der  bis- 
her in  Deutschland  aufgefundenen  Gattungen  und  Arten  der 
Mordwespen,  Sphex  Lin."  (Zeitschr.  f.  d.  gesammt.  Natur- 
wiss.  XII.  p.  75 — 122)  lieferte  unter  besonderer  Benutzung 
von  Dahlbom's  Hymenopt.  Europ.  I  und  mehrerer  faunisti- 
scher  Arbeiten  über  denselben  Gegenstand  eine  analytische 
Beschreibung  der  Deutschen  Gattungen  und  Arten  der  Sphe- 
giden und  Crabroniten   (mit  Ausschluss  von  ßembex). 

Smith's  „Notes  on  Aculeate  Hymenoptera  with  some 
observations  on  their  economy"  (Entomol.  Annual  for  1858. 
p.  34 — 46)  enthalten  Mitlheilungen  über  die  Lebensweise 
und  das  Vorkommen  einer  Reihe  Englischer  Arten  aus  den 
Familien  der  Apiarien,  Crabroniten  und  Formicarien. 

Goureau  (Bullet,  soc.  entom.  p.  XL  ff.)  fand  die 
trockenen  Zweige  der  Brombeeren  im  Ganzen  von  13  Hy- 
menopteren  bewohnt  und  zwar  legen  fünf  derselben  ihre 
Nester  in  denselben  an,  während  die  übrigen  acht  an  jenen 
schmarotzen.  Erstere  gehören  den  Gattungen  Osmia,  Ce- 
ratina,  Cemonus,  Passaloecus  und  Psen,  letztere  den  Ichneu- 
moniden,  Chalcidiern  und  Chrysiden  an;  beide  werden  vom 
Verf.  einzeln  namhaft  gemacht. 

Sichel  (ebenda  p.  247)  machte  ausführliche  Mitthei- 
lungen über  ein  hermaphroditisches  Exemplar  von  Bombus 
lapidarius. 

Apiänae.  Von  Smith  (Journal  of  pioceed.  of  the  I.inn.  soc. 
Zoology  II.  p.  42  ff.)  wurden  folgende  neue  Ostindische  Bienen-Gat- 
tungen und  Arten  beschrieben  :  Haliclus  ceratinus  und  vagans  von 
Borneo  ,  basalis  von  Singapore,  ISoniia  apicalis  ,  iridescens  und  ele- 
tjans  von  Malacca,  Clenoplectra  n.  g.  ,  mit  Macropis  im  Flügelgeäder 
und  der  Zahl  der  Glieder  an  Maxillar-  und  Lalualpalpen  überein- 
stimmend, durch  die  in  eine  Curve  gestellten  Ocellen  und  besonders 
Archiv  f.  Naturg.  Jahrg.  XXV.  2.  Bd.  CC 


434  Gerslaecker:  Bericlit    über  die    wissenschaftlichen  Leistungen 

durch  die  Bildung  der  Schienen  und  ihrer  Dornen  abweichend  ;  der 
Enddorn  der  31ittelschienen  ist  kräftig  ,  scharf,  an  der  Spitze  ge- 
krümmt, am  Hinterrande  kammartig  und  feingezähnt,  der  innere  Dorn 
der  Ilinterschienen  ebenso  gezähnt,  die  Zähne  aber  viel  länger,  wenn 
auch  gegen  die  Spitze  hin  kürzer  werdend;  die  Hinterschienen  selbst 
und  das  Basalglied  des  Tarsus  lang  behaart,  die  Klauen  zweitheilig. 
—  Art:  Cten.  chalybea ,  6  lin.  von  j^lalacca.  —  Ferner:  Megachile 
amputata,  tuherculata,  archilecla  von  Borneo,  lucluosa  und  rotundi- 
ceps  von  Malacca,  Ceratina  flavopicta  von  Borneo ,  Xylocopa  insnla- 
,ris,  Apis  andreniformis ,  testacea  und  Trigona  ventralis  von  Borneo, 
Trigona  atripes  ,  thoracica  ,  nitidiventris  und  laeviceps  von  Malacca, 
apicalis  und  canifrons  von  Borneo,  collina  und  fimhtiata  von  Malacca. 

Fairmaire  (Archives  entomol.  II.  p.  2G6)  charakterisirte  eine 
neue  Gattung  Dilobopeltis,  welche  mit  Stelis  und  Coelioxys  nahe  ver- 
wandt sein  soll  und  sich  durch  das  Schildchen  ,  welches  als  sehr 
scharfe,  tief  zweilappige  Platte  erscheint,  auszeichnet.  Es  ist  dies 
die  Gattung  Euaspis  des  Ref.,  welche  mit  Anthidium  in  nächster  Ver- 
wandtschaft steht,  und  die  von  Fairmaire  unter  dem  Namen  Di- 
lobopeltis ftiscipennis  beschriebene  und  aus  Guinea  stammende  Art 
identisch  mit  dem  Thynnus  abdominalis  Fabr.  (Eine  Abbildung  ist 
auf  pl.  10.  flg.  5  gegeben.) 

Stelis  sexsignata  und  Prosopis  cerviconiis,  neue  Arten  von  Nea- 
pel wurden  von  Costa  (Ricerche  entomol.  sopra  i  Monti  Partenii 
p.  28)  beschrieben. 

Charles  Darwin,  „On  the  agency  of  bees  in  fertilizalion  of 
Papilionaceous  Flowers  and  on  the  crossing  of  Kidney  Beans"  (Gar- 
dener's  Chronicie,  13.  Novbr.  1858  und  Annais  magaz.  nat.  bist.  2.  ser. 
II.  p.  459  ff.)  ist  wesentlich  botanischen  Inhalts. 

Recherches  analytiques  et  experimentales  sur  les  alveoles  des 
abeilles  parLord  Brougham.  Extrait  par  l'auteur.  (Compt.  rendus  de 
l'acad.  des  sciences,  Tome  46.  p.  1024  ff.) 

Vespariae.  de  Saussure  „Notes  sur  la  famllle  desVespides" 
(Rev.  et  Magas.  de  Zool.  X.  p.  63,  162  u.  259  ff.)  theilte  ergänzende 
und  berichtigende  Bemerkungen  zu  einer  grösseren  Anzahl  früher 
von  ihm  beschriebener  Arten  dieser  Familie  mit  und  fügte  denselben 
zugleich  die  Beschreibung  mehrerer  neuer  hinzu.  Letztere  sind:  Zc- 
thiis  minialus  von  Parä,  Enmenes  Japonicns  aus  Japan,  Odynerus  au- 
ratus  aus  Mexiko,  diabolicvs  aus  Brasilien  und  Venezuela,  Guineensis 
aus  Guinea,  spinifer  von  Parä,  Bairdii  aus  Texas,  snlphnreus  aus 
Californien,  Polistes  consobvimis  aus  Brasilien,  apicalis  aus  Guyana, 
Polistes  japonicus  und  Vespa  japonica  aus  Japan.  Die  schon  be- 
kannten Arten,  welche  von  Neuem  charakterisirt  werden,  gehören  den 
Gattungen  Zethus  und  Odynerus  an. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        435 

Neue  Arten  aus  Borneo  und  Malacca,  von  Smith  (Journal  of 
proceed.  of  the  Linn.  soc,  Zoology  II.  p.  108  fF.)  beschrieben,  sind: 
Gayella  pnlchella,  Eumenes  iiiconspicua,  sinfjuhiris,  lihynchhnn  obscu- 
rum,  Odynerus  manifestus,  seplcmfasciaiiis,  macuUpennis,  viultipiclus, 
lalipennis,  IschiiGgaslcr  nigvifrons,  Polybia  slirpna,  lucluosa,  dccorala, 
Icavia  luguhris,  modesta,   Vespa  antiulata. 

Vespa  pilusella  n.  A.  aus  Neapel  wurde  von  Costa  (Uicerche 
entomol.  sopra  i  Alonti  Partcnii  p.  28)  beschrieben. 

CrabroniteS.  Smith  (Journ.  proceed.  Linn.  soc.  ,  Zoology  II. 
p.  101  ff.)  beschrieb  Tachyles  auvifex  ^  Larrada  carbonaria ,  sycorax, 
polita,  Tisiphone  ,  Aleclo,  Larva  prismaflca ,  Pison  suspiciosus,  Piso- 
noides  obliteralus,  Trypoxylon  peliolalum,  colorahtm,  Crabro  familia- 
ris,  rugosus,  Mellinits  crabronifonnis ,  Cerceris  sepulcralis  als  u.  A. 
von  Borneo  und  Malacca. 

Fairmaire  (Archiv,  entom.  II.  p.  265)  :  Philanlhus  tricolor 
n.  A.   vom   Gabon  in  Guinea. 

Costa  (Ricerche  enlom.  sopra  i  Monti  Partenii  p.  27)  :  Uar- 
pactes  niger  und  Cerceris  spreta  n.   A.   von  Neapel. 

Smith  (Proceed.  entom.  soc.  IV.  p.  77)  fand  seine  Vermuthung, 
dass  die  Trypoxylon  -  Arten  zur  Brutpflege  nicht  eigne  Nester  bauen, 
sondern  die  anderer  Hymenopteren  dazu  in  Anspruch  nehmen,  durch 
eine  von  Clark  in  Brasilien  gemachte  Entdeckung  bestätigt;  dieser 
sandte  nämlich  das  Nest  einer  Polistes  -  Art  ein  ,  an  welchem  sich 
mehrere  Zellen  mit  rother  Erde  verschlossen  fanden;  beim  Oeffnen 
zeigten  sich  dieselben  mit  Spinnen  belegt,  welche  Trypoxylon  be- 
kanntlich zur  Nahrung  für  seine  Larven  einträgt  und  in  einem  fand 
sich  ein  Exemplar  des  Trypoxylon  fugax  Fab.  vor. 

Lucas,  „Quelques  remarques  sur  la  maniere  de  vivred'un  Ilyme- 
noptere  fouisseur,  le  Cerceris  arenarius"  (Comptes  rendus  de  l'acad.  d. 
scienc.  Tome  46.  p.  414 — 417)  theilte  folgende  Beobachtung  mit:  Um 
zwölf  bis  fünfzehn  dicht  bei  einander  liegenden  cylindrischen  Oeffnun- 
gen  im  Sande  voltigirlen  zahlreiche  Männchen  von  Cerceris  arenaria, 
ohne  jedoch  in  dieselben  einzudringen:  aus  den  Oeffnungen  kamen  nur 
AVeibchen  derselben  Alt  heraus,  die  sogleich  von  den  Männchen  ver- 
folgt wurden,  letztere  aber  bei  ihrer  Rückkehr  verhinderten,  mit  in 
ihren  Bau  einzudringen.  Der  Verf.  glaubt  hieraus  schliessen  zu  müs- 
sen, dass  die  Nester  der  Cerceris  nur  von  den  Weibchen  bewohnt 
werden.  Die  Insekten,  welche  die  Weibchen  eintrugen,  waren  vier 
Otiorhynchus -Arten  (0.  scabrosus  ,  sulcatus,  raucus  und  nubilus)  ; 
auch   ein  Phytonomus  punctatus  und  ein  Bromius  vitis  liefen  mitunter. 

Giraud  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  446)  gab  eine  Charakteristik  des  Männchens  von  Miscophus  bico- 
lor  V.  d.   Lind. 


43G    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Sphegidae.      Smith    (Journ.    proceed.  Linn.  soc, ,    Zoology  II. 

p.  98  ff.)   beschrieb  Ampnlex  smaraydinn  und  insularis,  Trirogma  pris- 

matica^  Sphex  cUaholicus  und  Pelopoens  fervens  als   n.  A.  von  Uorneo. 
Fairniairc    (Archiv,  entom.  II.   p.  2ß4)  :    Pelopoeiis  clypeatvs 

n.  A.  vom  Gabon. 

Costa  (Ricerche  entomol.  sopra  i  Monti  Partenii  p.27):  Spkex 

pavlhenia  n.  A.  aus  Neapel. 

Giraud,    „Kote    sur   un  Hymenoptere    nouveau   du  genre  Am- 

pulex,  trouve  aux  environs  de  Vienne"  (Verhandl.  d.  zoolog. -botan. 

Gesellsch.   zu  Wien  1858.  p.  441  ff.)   beschrieb  Anipulex  Enropaea  n.  A. 

aus    der  Umgegend   Wiens,    niit   besonderer    Berücksichtigung    seiner 

Unterschiede  von  Ampulex  fasciata  Jur.,  der  einzigen  bis  jetzt  bekann- 
ten Europäischen  Art  der  Gattung. 

Pompilidae.  Von  Smith  (Journal  proceed.  Linn.  soc,  Zoo- 
logy II.  p.  92  ff.)  wurden  Pompilus  leucophaeiis  von  3Ialacca,  vagahnn- 
dus  und  pulvcrosiis    von  Borneo  ,    Priocnemis    optiinus    und  verticalis 

von  Singapore  und  Borneo,    Agenia  Alalanla  ^  Aeglna ,  Daphne,  La^ 
venia,  Melampus  ,  ßavopicla,  Hippolyte ,  Celaeno,  Macromeris  argen- 

tifrons,  Mygnimia  ducalis,    priyiceps  und  iridipennis  von  Malacca  und 

Borneo  als  n.  A.  beschrieben. 

Von    Costa  (Ricerche    entomol.  sopra    i  Monti    Partenii  p.  27) 

Priocnemis  consimilis  n.  A.  aus  Neapel. 

HeterOgyna.  Smith  (Journal  of  proceed.  of  the  Linn.  soc, 
Zoology  II.  p.  83  ff.)  beschrieb  neben  einer  grösseren  Anzahl  neuer 
Arten  von  Borneo  und  Malacca  auch  eine  neue  Gattung  Myrmosida 
(pl.2.  flg.  1  abgebildet),  die  vorlaufig  nur  auf  ein  münnliches  Stück 
basirt  und  nach  des  Verf.  Ansicht  mit  Myrmosa  zunächst  verwandt 
ist,  indem  er  das  Weibchen  als  flügellos  muthmasst.  Kopf  quadra- 
tisch, vorn  breiter,  Ocellen  im  üreieck  stehend,  Fühler  kurz,  an  der 
Basis  des  Clypeus  getrennt  entspringend  ,  Mandibeln  dreieckig;  Vor- 
derflügel mit  einer  Marginal-  und  zwei  Submarginalzellen ;  Hinter- 
leib mit  zwei  abgeschnürten  Basalringcn  von  quadratischer  Form,  der 
erste  etwas  länglicher  als  der  zweite.  Art:  Myrm.  paradoxa  von 
Singapore,  4  lin.  —  Neue  Arten  sind:  Mulilla  Deidamia ,  Urania, 
suspiciosa,  gracillima,  familiaris,  Calliope,  Proserpina,  Pandora,  Si- 
hilla,  Cassiope,  Dardamis  ,  vnimaculata ,  Scolia  cincta  ,  opalina,  spe- 
ciosa,  Tiphia  futnipennis ,  stigma,  flavipentiis  und  Myi-ine  fricolor  von 
Borneo. 

de  Saussure,  „Dcscripliwi  de  diverses  cspcccs  nouvelles 
ou  peu  connucs  du  genre  Scolia"  (Annales  de  la  soc.  cnlom.  VI. 
p.  193 — 248.  pl.  5)  beschrieb  eine  grössere  Anzahl  (63)  neuer  oder 
unvollständig  bekannter  Arten  dieser  Gattung  aus  verschiedenen  öf- 
fentlichen und  Privatsammlungen.  Er  setzt  zunächst  die  Gründe  aus- 
einander, welche  seiner  Ansicht  zufolge    eine  Trennung  der  Arten  in 


im  Gebiete   der  Eiitüniülogie  uiilucnd  des   Jahres  1858.       437 

zwei  Gattungen,  Scolia  und  Elis  bedingen,  Gründe,  die  sich  nach  des 
Ref.  Ansicht  durch  viel  gewichtigere  Gegengründe  zu  Gunsten  der 
von  Klug  und  Burnieister  vorgenommenen  Vereinigung  zu  einer 
und  derselben  Gattung  widerlegen  lassen.  Die  beschriebenen  Arten 
sind:  a)  mit  drei  geschlossenen  Cnbitalzellen  :  Scolia  insignis  aus  In- 
dien?, hreticornis  aus  Java.  b)  mit  zwei  geschlossenen  Cnbitalzel- 
len: Sc.  polita  ,  chenina  und  hicornis  unbek.  Vaterl.  ,  unifasciata  Fab., 
Orientalis  (tridens  Sauss.  antea)  ,  alaris  Afrika,  Abyssinica,  Edtcardsi 
Senegal,  tropica  Senegal?,  Iloltentolla  Cap ,  tcrminalis  Cap ,  senex 
Smith  fem.,  Madecassa  Madagascar,  cyanipennis  Fab.,  carhonaria  Ost- 
indien, erralica  Smith  fem.,  ]Fesfermr/?ini  Java,  Äi7uwa^«  Nepaul,  spien- 
dida  Asien,  nohilis  Ostindien,  nitidida  Java,  elifonnis  Ceylon,  occulla 
Ostindien?,  pyrjmaea  IVeu-IIolland  ,  Mexicatia,  rufiventris  und  nobili- 
tata  Fab.,  guttata  Bmm. ^  anceps  Mexiko,  ji/c?^wc/a  Brasilien,  Drewsenii 
Brasilien  und  Otomila  Mexiko.  —  2)  Elis  —  a)  mit  drei  geschlosse- 
nen Cnbitalzellen  :  El.  Texensis  aus  Texas.  —  b)  mit  zwei  geschlos- 
senen Cnbitalzellen:  El'  xanthura  Guinea,  Godofredi  Cap,  mansueta 
Gerst.,  Capensis,  aiiraria  Guinea,  Romandi  Madagascar,  Asialica  Java, 
Drewseni,  phalerala  und  bicolor  ebendaher,  hirsuta  Tranquebar,  sa- 
bulosa  IVeu-Holland,  colnmba  Venezuela,  rc(//na  Brasilien  und  Mexiko, 
nigra  Parä,  Tolteca  Mexiko,  variegata  Fab.,  terrestris  Buenos  Ayres, 
talpa  und  fossor  Uruguay,  Lncasia  ,  vcspiformis  und  Brasiliana  aus 
Brasilien,  Gerstaeckeri  Uruguay,  pilipes  Texas,  Chilensis ,  tricincta 
Fab.  Ferner  Diagnosen  der  Weibchen  von  El.  plumipes  Drur. ,  pi- 
lipes Sauss,,  tiifasciata  F'ab. ,  limosa  Burm.  und  tricincta  F'ab.  — 
Sechs  der  ausgezeichnetsten  neuen  Arten  sind  auf  pl.  5  durch  colo- 
rirte  Abbildungen  dargestellt. 

Mutilla  porosicollis  Fairniaire  (Archiv,  entoni.  II.  p.  263.  pl.  X. 
fig.  3)  n.  A.  vom  Gabon. 

Bethylus  linearis,  latus  und  tenuis  Wollaston  (Annais  r.iagaz. 
nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  27  f.)  als  n.  A.  von  3Iadeira  diagnosticirt. 

Giraud  (Verhandl.  d.  zoolog.-bolan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  440)  unterschied  Myrniosa  nigra  und  atra  als  zwei  verschiedene 
Arten  und  beobachtete  Mutilla  nigrita  Panz.  und  niontana  Panz.  als 
Geschlechter  derselben  Art  in  copula. 

Formicariae.  F.  Smith,  Revision  of  an  essay  on  Ihe  British 
Formicidae  ,  published  in  the  Transactions  of  the  society  (Transact. 
entom.  soc.  IV.  p.  274— 28i).  —  Der  Verf.  gicbt,  durch  die  Entdek- 
kung  einiger  ferneren  Arten  ru  England  veranlasst,  eine  neue  Uebcr- 
sicht  aller  dort  einheimischen  Ameisen  ,  indem  er  für  die  schon  be- 
kannten auf  seine  frühere  Arbeit  ;(siehe  Jahresbericht  1855.  p.  111) 
verweist,  die  neu  aufgefundenen  dagegen  ausführlich  beschreibt. 
In  einer  Einleitung  lässt  er  sich  über  das  Verhältniss  der  unter  den 
Ameisen  lebenden  Käfern  zu  diesen  selbst  aus,  und  zwar  in  der  Weise, 


438     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

dass  er  den  Staphylinen  die  Eigenschaft  zuschreibt,  die  Ameisen  durch 
eigenthüniliche  Ausschwitznngen  in  ähnlicher  Weise,  wie  es  bei  den 
Aphiden  der  Fall  ist,  zu  ernähren;  von  den  übrigen,  wie  Hetaerius, 
Lathridius  ,  Cryptophagus ,  Dromius  u.  s.  w.  glaubt  er,  dass  sie  nur 
schädliche  Substanzen  wegräumen.  —  Im  Ferneren  geht  er  mit  Be- 
rücksichtigung der  hauptsächlichsten  exotischen  Formen  auf  die  merk- 
würdigsten Modifikationen  in  den  einzelnen  Körpertheilen  ein  ,  be- 
sonders auf  die  Mandibeln,  Fühler,  Augen  und  Ocellen.  —  Die  Liste 
der  Englischen  Ameisen  wird  durch  Formica  congerens  Nyl.  ,  brun- 
nea  Latr.  ,  Myrmica  lippula  Nyl.,  Westwoodi  Steph.  Weslw.  (nitidula 
IS'yl.),  pallidula  Nyl.,  fugax  Latr.  und  molesta  Say  (domestica  Shuck.) 
reimehrt.  Die  von3Iayr  unter  ölyrmica  errichteten  Gattungen  nimmt 
Smith  als  Unterabtheilungen  innerhalb  der  Gattung  an,  identificirt 
jedoch  Formicoxenus  Mayr  mit  Stenamma  Westw.  und  Oecophlhora  Heer 
mit  Pheidole  Westw. 

Eine  grössere  Anzahl  zum  Theil  sehr  ausgezeichneter  neuer 
Ameisen-Formen  hat  derselbe  in  seiner  Beschreibung  der  von  Wal- 
lace  auf  Borneo,  Malacca  u,  s.  w.  gesammelten  Ilymenopteren  (Jour- 
nal of  thc  Linn.  soc.  ,  Zoology  II.  p.  52  ff.)  bekannt  gemacht.  Zur 
Gruppe  der  Formicariae  genuinae  kommt  eine  neue  Gattung  Pohj- 
rhachis  (deren  Namen,  als  von  Shuckard  schon  vergeben,  durch 
den  Ref.  in  Peters  Ueise  nach  IMossnmbique  in  Hoplomijnnns  geän- 
dert worden  isl),  auf  die  Form,  bihamala  Drury  begründet,  durch  den 
cubischen  Kopf,  die  kleinen  Augen,  die  Dornen  des  Pro-  und  Meta- 
thorax  so  wie  des  Petiolus  in  Arbeitern  und  Weibchen  gleich  aus- 
gezeichnet. (Die  Männchen  sind  bis  jetzt  von  keiner  Art  bekannt.) 
Die  Arten  dieser  Galtung  leben  nach  Wallace's  Beobachtung  auf 
Bäumen  ,  verfertigen  kleine  Nester  von  1  Zoll  Länge  und  Vi  Zoll 
Dicke  aus  einer  papierartigen  oder  fibrösen  Substanz  und  leben  nur  zu 
8  bis  10  Individuen,  worunter  ein  Weibchen,  beisammen.  Smith 
beschreibt  zu  drei  schon  bekannten  Arten  der  Gattung  17  neue,  unter 
folgenden  Namen:  Polyrhachis  defensus,  conslructor  ,  rvfwornis,  car- 
bonarius,  lextor,  chalybevs,  nifidvs,  rillipes,  modeslus,  Pandanis,  He- 
ctor  ,  laevigalus ,  aispidatus ,  ßaviconiis  y  equinus  ,  dives  und  rifidex, 
alle  von  Borneo  und  Singaporc.  (Die  Gattung  ist  im  hiesigen  Mu- 
seum durch  zahlreiche  andere  Arten  von  den  Suuda-Inscln  ,  Ceylon, 
Neu- Holland  und  dem  tropischen  Afrika  vertreten),  —  Andeie  Arten 
derselben  Gruppe  sind:  Formica  feslina ,  mistura,  pilosa,  rn/iceps, 
hadia,  diligens,  initans ,  fervens,  gracilipes ,  irrilabilis  ,  sedula,  exa- 
sperala,  tetwipes,  camelina  ,  pnllida,  initans  und  Tapinoma  fjlahrala 
ebendaher.  —  Aus  der  Poneridcn  -  Gruppe  sind  neu:  Odonlomachus 
rixosiis  und  rvgosiis  von  Singaporc,  Foncra  rersicolor,  rubra,  apica- 
lis,  iridescens  ,  rvrjosa ,  ruppcs  ,  iniricala  ,  geometrica,  transversa,  ri- 
dna,  dimimda,  pompiloides,  lacviceps  von  Borneo  und  Singaporc  und 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       439 

Tijphlopone  htevigala  von  Borneo.  —  Zu  der  Myrmicinen  -  Gruppe 
kommen  zunächst  folgende  neue  Gattungen :  1)  Ileptacondylus  n.  g., 
bei  \A'eibchen  und  Arbeitern  durch  sechsgliedrige  Fühlergeissel  aus- 
gezeichnet, Maxillar-  und  Labialpalpen  dreigliedrig;  Thorax  bucklig, 
Schildchen  sehr  hervorragend  ,  Metalhorax  beim  Weibchen  mit  zwei 
scharfen  Dornen  bewaffnet,  bei  den  Arbeitern  coniprimirt;  Vorder- 
flügel mit  einer  Marginal-  und  einer  vollständigen  Submarginalzelle, 
welche  den  Nervus  recurrens  aufnimmt.  Drei  Arten  :  Heplac.  ara~ 
chnoides ,  stihcarinatus  und  carinatus  von  Borneo.  —  2)  Cerapa- 
chys  n.  g.,  vielleicht  zu  den  Poneriden  gehörig,  von  langgestrecktem 
Körper,  viereckigem  Kopfe,  der  vor  und  hinter  den  Augen  verengt 
ist,  dreieckigen,  an  einanderschliessenden  Mandibeln,  kurzem  Fühler- 
stiel  und  12 -gliedriger ,  gegen  das  Ende  gekeulter  Geissei;  Thorax 
lang,  viel  schmaler  als  der  Kopf,  die  beiden  ersten  Glieder  des  Hin- 
terleibes dünne  ,  längliche  Knoten  bildend  ,  der  folgende  Theil  nach 
hinten  birnförmig  verdickt.  Art  :  Cer.  ocnlatus  von  Borneo.  —  3) 
Physatta  n.  g. ,  wie  Heptacondylus  mit  sechsgliedriger  Fühlergeissel, 
an  der  jedoch  das  Endglied  fast  so  lang  als  die  beiden  ersten  zusam- 
mengenommen ist,  die  Glieder  überhaupt  beträchtlich  dicker  sind; 
beide  Taster  dreigliedrig;  Thorax  fast  kuglig,  Vorderflügel  mit  einer 
Marginal-  und  zwei  Submarginalzellen ,  Hinterleib  kuglig,  der  Pe- 
liolus  mit  langgestrecktem  ersten  Gliede.  Art:  Pkys.  dromedarius  aus 
Borneo.  —  4)  Typhlatta  n.  g.  ,  mit  neungliedriger  Fühlergeissel, 
dreieckigen  3Iandibeln  und  verkümmerten  Augen  bei  den  Arbeitern; 
Petiolus  des  Hinterleibs  aus  zwei  Knoten  bestehend.  Art:  Typhi,  lac- 
viceps  aus  Borneo.  —  Als  neue  Arien  gehören  zu  derselben  Gruppe  : 
Myrmica  longipes,  pellucida,  vastator  und  agilis  aus  Malacca,  Crema- 
togaster  anthracinus,  hrunneus,  cephalotes,  obscurus,  inßatus  und  dif- 
formis  von  Borneo  und  Malacca  ,  Atta  penetrans  und  cingulata  von 
Borneo.  —  Zur  Cryptoceridcn  -  Gruppe  endlich  gehören:  Echinopla 
n.  g.,  Kopf  vorn  halbkreisförmig,  hinten  gerade  abgeschnitten,  Augen 
klein,  ganz  seitlich  und  weit  entfernt  stehend,  Fühler  mit  stark  nach 
aussen  gekrümmtem  Schaft,  12-gliedrig,  Lippentaster  vier-,  Kieferta- 
ster fünfgliedrig;  Thorax  breit,  quadratisch,  Petiolus  eingliedrig, 
seitlich  in  einen  langen  Dorn  ausgezogen  ,  Abdomen  kugelrund,  nur 
ein  Segment,  welches  die  übrigen  verdeckt,  sichtbar.  Art:  Ecliin.  me- 
lanarclos  von  Singapore,  3  lin.,  eine  sehr  ausgezeichnete  Form;  aus- 
serdem Echinopla  pallipes  von  Borneo  und  striata  von  Singapore, 
Cataulacus  insulavis ,  hovridus ,  reticidatus ,  Meranophis  castanens, 
cordalns   und  mucronatns  von  Borneo  und  Singapore. 

Das  von  Smith  im  Catalogue  of  llymenopterous  Insects  in  Ihe 
colleclion  of  [he  British  Museum ,  Part  VL  Formioidae  bearbeitete 
reichhaltige  Material  vertheilt  sich  auf  die  einzelnen  Gruppen  und 
Gattungen  folgenderniassen :  a)  Forniicidae  :  1)  Formica  Lin.    197  Ar- 


440  Gerstaccker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ten.  2)  Tppinonia  Foerst.  8  A.  3)  Ilyporlinea  Foerst,  2  A.  4)  Po- 
lyergns  Latr.  1  A.  5)  Polyrhachis  Smith  58  A.  b)  Dolichoderus  Liind. 
2  A.  —  bj  Poneridae:  1)  Odontoniachus  Latr.  14  A.  2)  Drepanogna- 
thus  Smith  (Flarpegnathos  Jerdon)  3  A.  3)  Ponera  Latr.  60  A.  4) 
Paraponera  nov.  gen.,  für  Formica  clavata  Fab.  (armata  Oliv.,  spini- 
noda  Latr.)  errichtet.  5)  Flcctroclcna  nov.  gen.,  durch  quadratischen 
Kopf,  der  sich  nach  vorn  erweitert,  sehr  kleine  und  weit  nach  vorn 
an  die  Basis  der  Mandibeln  gerückte  Augen  und  lange,  schmale,  vorn 
abgestumpfte,  innen  vor  der  Mitte  mit  einem  stumpfen  Zahne  besetzte 
Mandibeln,  welche  sich  kreuzen,  ausgezeichnet;  Lippentaster  vier-, 
Maxillartaster  dreigliedrig.  (Bei  dieser  Gattung  giebt  der  Verf.  zuerst 
an,  sie  sei  allein  auf  Arbeiter  gegründet;  dann  beschreibt  er  Arbeiter 
und  Männchen  und  schliesslich  theilt  er  mit  ,  dass  die  beiden  (ie- 
schlechter  in  Begattung  gefangen  seien  I)  Art:  Plectr.  mandihvlaris  \ox\ 
Pt.  Natal.  6)  Ectatomma  nov.  gen.  ,  auf  Form,  tuberculata  Latr.  be- 
gründet, 5  A.  7)  Fachycondyla  nov.  gen.,  auf  Form,  crassinoda  Latr. 
errichtet,  10  A.  8)  Aniblyopone  Erichs.  3  A.  9)  Typhlopone  Westw. 
11  A.  10)  Anomma  Shuck.  2  A.  c)  Myrmicidae:  1)  Myrmica  Latr. 
75  A.  2)  Myrmecina  Curt.  3  A.  3)  Strongylognathus  Mayr  1  A.  4) 
Crematogasfer  Lund  16  A.  5)  Myrmicaria  Saund.  3  A.  6)  Ileptacou- 
dylus  Smith  3  A.  7)  Myrmecia  Fab.  15  A.  8)  Eciton  Latr.  9  A.  9) 
Pseudomyrma  Guer.  29  A.  10)  Daceton  Perty  1  A.  11)  Orectogna- 
thus  Smith  1 A.  —  d)  Attidae :  1)  Atta  Latr.  31  A.  2)  Physatta  Smith 
4  A.  3)  Pheidole  Westw.  17  A.  4)  Solenopsis  Westw.  1  A.  5)  Ca- 
rebara  Westw.  4  A.  6)  Oecodoma  Latr.  15  A.  —  e)  Cryptoceridae : 
1)  Cryptocerus  30  A.  2)  Meranoplus  Smith  8  A.  3)  Cataulacus  Smith 
7  A,     4)  Echinopla  Smith  3  A. 

Neue  Arten  des  Bef.  aus  Mossambique  (Monatsberichte  d.  Bcrl. 
Akad.  d.  Wissensch.  p.  261)  sind:  Vorylus  badius,  diadema,  Aeniclns 
fusco-varius,  Anomma  molesla,  Ponera  cribrinodis,  laeviiiscnla,  cras- 
sicornis,  Hoplomyrmus  (ueuerKame  für  Polyrhachis  Smith)  schislazcusy 
Formica  longipes ,  cinctella,  Carebara  Colossns,  Heptacondylus  enme- 
noides,  Crema'oyaster  tricolor,  Oecophlhora  perniciosa,  Myrmica  omi- 
nosa  und  alomuria. 

V.  G  red  1er,  „die  Ameisen  Tyrols,"  eine  in  den  Silzungsbe- 
richten  der  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858.  p.  115  angezeigte 
Schrift,  ist  dem  Bef.  nur  dem  Titel  nach    bekannt  geworden. 

Nietner  hat  auf  Ceylon  eine  Ameise  entdeckt,  welche  sich 
vermittelst  der  Mandibeln,  die  sie  gegen  ein  Stcinrhen  oder  dergl. 
zusammenschlägt,  ein  bis  zwei  Zoll  weit  fortschnellcn  kann.  Nach 
Drewsen's  Mittheilung  (Enlom.  Zeitung  XIX)  gehört  dieselbe  der 
Gattung  Odontomachus  an. 

Nach  Lucas  (Bullet,  soc.  entom.   p.  LXXXI)  richtete  Diplorho- 


im  Gebiete  der  Entomologie  vsähiend  des  Jahres  1858.        441 

ptruni  fugax  Latr.  durch  seine  Menge  grossen  Schaden  in  einem  Cho- 
kolatcn-ÖIagazin    in   Paris  an. 

GhrySididäO.  Iledychrvm  Orientale ,  Chrysis  malachitica  und 
vesligator  von  Singapore  und  Borneo  wurden  als  n.  A.  von  Smilh 
(Journ.  piocced.  Linn.  soc,  Zoology  II.  p.  J28)    beschrreben. 

Ichneumonides.  Zur  Kennlniss  der  Ichneumonen  -  Larven  gab 
Laboulbene  einen  interessanten  Beitrag  in  seiner  „llistoire  d'un 
Ichneumon  parasitc  des  Araignees"  (Annales  soc.  enlomol.  VI.  p.  797 
— 817.  pl.  16).  Er  fand  drei  Ichneumonen-  Larven  frei  auf  einem 
Eichenblatte  ,  desserf  Oberseite  zugleich  eine  todte  Spinne,  Clubiona 
holosericea,  und  die  in  einem  Gespinnste  befindlichen  leeren  Eischa- 
len derselben  beherbergte.  Olfenbar  waren  die  Eier  der  Spinne  von 
diesen  Larven  ausgefressen  worden.  Aus  zwei  der  Larven  entwik- 
kelteil  sich  Weibchen  einer  Pimpla-Art,  welche  der  Verf.  unter  dem 
IVamen  FimiAa  Fairmnirei  als  neu  beschreibt  und  abbildet.  Die  Larve 
zeichnet  sich  durch  unpaarige  Erhöhungen  auf  dem  4ten  bis  lOten  Seg- 
mente der  Rückseite  des  Körpers  aus,  welche  mit  einem  Slachelkranze 
umgeben  sind,  während  eigentliche  Füsse  auf  der  Bauchseile  ganz  feh- 
len ;  da  diese  Organe  demnach  die  Bewegung  der  Thiere  zu  vermit- 
teln scheinen,  belegt  sie  der  Verf.  mit  dem  Kamen  „pseudopodes." 
Der  Mitlheiiung  des  Verf.  folgt  eine  Aufzählung  der  von  anderen  Au- 
toren beobachteten  Fälle  über  das  l'aratisiren  von  Ichneumonen  in 
Arachniden  und  ein  Vergleich  der  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Ich- 
neumonen-Larven  mit  der  vorliegenden. 

Von  Smith  (Journal  proceed.  Linn.  soc,  Zoology  II.  p.  117  ff.) 
wurden  folgende  neue  Arten  von  Malacca  und  Borneo  beschrieben: 
Ichneumon  penetrans ,  commissalor ,  Crypliis  croceipes ,  elegans,  lepi- 
dus,  Megaprocfus  ruficeps  ,  Ehyssa  mirahilis,  inaculipennis  ,  Megischus 
insularis,  Maciogasler  flavopicliis  ,  Ophion  iridipennis,  vesligcitor  und 
Xylonom tts  fulgidipenn is. 

Von  Wo  Ilaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  21  ff. 
pl.  4)  wurden  Diagnosen  und  zum  Theil  Abbildungen  von  folgenden 
neuen  Arten  aus  Madeira  gegeben:  Mesoleptns  Maderensis,  Hemiteles 
posticus,  Exetastes  peregrinus,  Ephialles  lateralis,  linealus ,  Lissoiio- 
tus  dorsalis   und   Bassiis    albovarins. 

Von  Schioedte  (Naturhist.  ßidrag  til  en  Beskrivelse  af  Grön- 
land,  p.  59)  :   Crypfus  arclicus  und  Fabricii  n.  A.   aus  Grönland. 

Nach  Ilolmgren  (Entomol.  Zeitung  XIX)  ist  Chorinaeus  Lap- 
ponicus  Ilolmgr.  identisch  mit  Trachyderma  scabra  Grav.  und  zu  Eu- 
ceros  crassicornis  ist  als  Synonym  Tiyphon  pruinosus  Grav.  zu  ziehen. 

Giraud  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  445)  beobachtete  Crypturus  argiolus  Rossi  in  grosser  Anzahl  in  den 
Western  von  Polistes  diadema  parasitirend. 


442     (5  erst  aecker  :    Bericht  üb.    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

In  den  Memoires  de  l'acad.  d.  sclenc.  de  Dijon,  2.  ser.  V.  1856 
ist  nach  einer  Mittheilung  im  Bullet,  d.  1.  soc.  entoni.  1858.  p.  XLYIII 
eine  Arbeit  von  Brülle  unter  dem  Titel:  „Etudes  zoologiques  sur 
la  faniille  des  Ichneumonides"  erschienen  ,  welche  1)  „de  la  distri- 
bution  des  Ickneumonides  en  series"  und  2)  ^^Etudes  des  groupes  de 
transition"  behandelt.  Dem  Ref.  ist  diese  Arbeit  wegen  Mangels  der 
Dijoner  Akademie -Schriften  in  den  hiesigen  Bibliotheken  unbekannt 
geblieben. 

BraCOnideS.  Ruthe  (Beiträge  zur  Kenntniss  der  Braconiden, 
Berl.  Entom.  Zeifschr.  II.  p.  1  fl.)  lieferte  nach  eyier  einleitenden  Dis- 
kussion der  für  die  Eintheilung  der  Braconiden  zu  verwerthenden 
Merkmale  eine  vergleichende  Charakteristik  der  zu  den  Bracouen  mit 
oberhalb  geschlossenem  Munde  gehörenden  vier  Gattungen  Pleiome- 
rus  Wesm.  mit  20,  3Iicrogaster  J.atr.  mit  18,  31irax  Hai.  und  Elasmo- 
soma  n,  g.  mit  14  Fühlergliedern,  und  beschrieb  aus  denselben  einige 
neue  inländische  Arten:  Pleiomerus  concinniis  ^  Microgaster  opacus, 
sliclicus,rußcoxis  und  Ratzeburgi,  Elasmosoma  BeroUnense,  1 — IV^lin. 
Letztere  Gattung  stimmt  mit  MiraxHalid.  nur  in  der  Anzahl  der  Füh- 
lerglieder überein,  weicht  aber  durch  die  Mundtheile  und  besonders 
auch  durch  das  Flügelgeüder  sehr  auffallend  ab.  An  ersteren  ,  wel- 
che Ref.  selbst  für  den  Verf.  präparirt  hat,  sind  die  vorstehenden  Man- 
dibeln  zweizähnig,  der  untere  Zahn  abgestutzt,  der  obere  vei lungert, 
gebogen;  die  kurzen  Maxillartaster  bestehen  aus  zwei  gleich  langen, 
walzenförmigen  Gliedern  ,  die  Lippentaster  sind  kaum  hervorragend. 
Das  sehr  abweichende  Flügelgeäder  ist  aus  der  auf  Taf.  III.  fig.  2  ge- 
gebenen Abbildung  am  besten  zu  ersehen. 

]\eue  Arten  des  Ref.  aus  Mossauibique  (Monatsberichte  d.  Bcrl. 
Akad.  d.  Wissensch.  p.  264)  sind:  Bracon  pagrator,  farognttatns,  jo- 
cosus,  Agathis  iricolor  und   Ckelonns   Tettensis. 

Von  Smith  (Journal  proceed.  Liun.  soc,  Zoology  II.  p.l22fF.) 
wurden  Bracon  quadriceps,  suspiciosns,  insignis,  cephalotes,  perplexiis, 
ragalns,  inqnietus,  rugifvons,  floralis,  vultuosns ,  forealus,  laboriosus, 
crassipes  und  Micvodus  apicalis  als  n.  A.  von  ßorneo  und  Mulacca 
beschrieben. 

Von  Wo  Ilaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  scr.  I.  p.  23  ff.) 
Diagnosen  folgender  neuer  Arten  von  Madeira  gegeben:  PeriUtus  de- 
bilis,  Euphorns  peliolatus,  Ascogaster  maculala  rnd  Rogcis   rufo-atev. 

Chalcidiae.  Epislcnia  imperialisSmWhu.X.  aus  Boruco  (Jour- 
nal proceed.  Liun.  soc,  Zoology  IL  p.  127). 

Ptcromalus  discalis ,  hiqnfiilnilits  ^  Corcoji/ntgus  nlgrifrons  uu<l 
Evlophns  marghuills  Wollaslou  als  u.  A.  \  on  i\la<ltMra  diaguosticirt 
(Anuals  magaz.  nai.  bist.  3.  sei'.  1.   p.  26  11'.). 

Torijmus  ignciventris  n.  A.  aus  IVoapel  ,  von  Costa  (Ricerchc 
cnlomol.  sopra  i  31onti  rartenii   p.  27)  beschrieben. 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  des  Jahres  1858.      443 

Reinhard  setzte  seine  „Beiträge  zur  Geschichte  und  Synony- 
niie  der  Pteronialinen"  (Herl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  10 — 23)  mit  kri- 
tischen Untersuchungen  über  die  Synonymie  von  30  ferneren  Arten 
aus  verschiedenen  Gattungen,  mit  erneuelen  Beschreibungen  der  noch 
nicht  hinlänglich  bekannten,  Angaben  über  Lebensweise,  Wohnthiere 
u.  s.  \v.  fort.  Wenn  durch  die  Westwood'schen  und  Walkerschen  Ar- 
beiten die  Synonymie  der  von  den  älteren  Autoren  bekannt  gemach- 
ten Arten  zum  grösseren  Theile  gelichtet  war  ,  so  gab  ein  Vergleich 
der  von  Ratzeburg  und  Fo  erster  beschriebenen  mit  .denen  der 
Engländer  vielfach  Gelegenheit  zum  Zusammenziehen.  So  hat  Ratze- 
burg z.  B.  den  Eupelnuis  urozonus  Dalm.  dreimal  unter  neuen  Ka- 
men (mas  :  I'teromalus  Coidairei  und  Dufourii  ,  fem.:  Eupelnuis  azu- 
reus),  die  sehr  ausgezeichnete  Gattung  Cerapterocerus  mirabilis  AVestw. 
als  Telegraphus  maculipennis,  den  Encyrtus  flaminius  Dalm.  als  Enc. 
Eytelweinii  und  apicalis,  den  Encyrtus  Zetterstedtii  Westw.  als  Enc. 
dendripennis,  den  Ichneumon  gallarum  Lin.  (auf  welchen  Reinhard 
eine  neue  Gattung  Cyniphoclonus  gründet)  als  Entedon  scianeurus, 
den  Cirrospilus  elegantissimus  Westw.  als  Entedon  flavomaculatus  und 
punctatus  wieder  beschrieben.  —  Die  Arbeit  ist  also  für  die  Arten- 
kenntniss  der  Familie   von  Wichtigkeit. 

Derselbe  (ebenda  p.  311 — 324)  lieferte  eine  kritische  Bespre- 
chung des  zweiten  Heftes  von  Foerster's  hymenopterologischeu 
Studien,  in  welcher  er  über  die  Umgränzung  der  Gruppen  ,  die  Be- 
rechtigung und  Anordnung  der  einzelnen  Gattungen  u.  s.  w.  in  mehr- 
facher Hinsicht  abweichende  Ansichten  von  denen  Foerster's  kund- 
giebt;  seine  Gattung  Cyniphoctoiius  führt  der  Verf.  auf  Olynx  Foer- 
ster  zurück. 

Von  Guerin  und  Lucas  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  CXI)  wur- 
den IMittheilungen  über  das  Parasitiren  der  Leucopsis  -  Arten  in  den 
INestern  von  Chalicodoma  muraria  und  Sicula  gemacht. 

FrOCtOtrupii.  Für  die  Systematik  sowohl  als  besonders  für  die 
Artenkenntniss  dieser  Familie  wichtig  ist  die  von  Thomson  in  der 
üfversigt  af  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  erschienene  Bearbeitung 
der  Schwedischen  Froctotrupier ,  welche  im  Jahrgange  1857  der  ge- 
nannten Zeitschrift,  p.  411— 422  begonnen,  im  Jahrgang  1858.  p.l55, 
287,  359,  417  If.  weitergeführt  ist  und  sich  auch  noch  auf  den  Jahr- 
gang ISöü  fortsetzt.  Der  Verf.  giebt  darin  eine  lateinische  und  schwedi- 
sche Charakteristik  der  Gruppen  ,  Galtungen  und  Arten,  letztere  aus- 
serdem nach  wesentlichen  3Ierkmalen  besonderen  Abtheilungen  inner- 
halb der  Gattung  zuweisend,  während  die  Gattungen  selbst  unter  jeder 
Gruppe  zuvor  nach  ihren  Charakteren  tabellarisch  zusammengestellt 
werden.  Die  Anzahl  der  als  neu  beschriebenen  Arten  ist  ausseror- 
dentlich gross,  so  dass  die  bereits  bekannten  dagegen  ganz  verschwin- 
den, wie  sich  dies  aus   der  folgenden  gedrängten  Uebersicht  des  In- 


444     Gerstaecker:  Bericht  über    die  v.issenschaftlichen  Leistungen 

halts  der  Arbeit  ergiebt.  Tribus  I.  Proctotrupini.  Gattungen:  1)  Procto- 
trupes  Latr.  15  Arten  (10  A.  neu).  2)  Codrus  Jur.  1  A.  (neu).  — 
Tribus  II.  Belytini.  Gattungen:  1)  Acoretus  Hai.  8  A,  (7  neu).  2) 
Cinetus  Ilal.  16  A.  (15  neu).  3)  Belyta  Latr.  31  A.  (29  neu).  4) 
Lyteha  (!  !)  n.  g.  ,  auf  Belyta  bisulca  Nees  begründet,  1  A.  —  Tri- 
bus III.  Ceraplironini.  Gattungen:  1)  Habropelte  n.  g,  (Type:  Cera- 
phron  scutellaris  Bob.)  2  A.  (1  neu).  2)  Thlihonetira  n.  g.  (Type: 
Ceraphron  glaber  Bob.  =  C.  clandestinus  Nees)  3A.  (2  neu).  3)  Ce- 
raphron  Jur.  15  A.  (12  neu).    4)  Megaspilus  Westvv.  23  A.   (13  neu). 

5)  xMicrops  Hai.  1  A.  (neu).  6)  Dichogmus  n.  g.  ,»  wie  die  vorigen 
Gattungen  mit  11  Fühlergliedern  in  beiden  Geschlechtern  und  kurz  ge- 
stieltem, oben  convcxcn  Hinterleib,  das  Mesonotum  aber  nur  mit  zwei 
eingedrückten  Linien,  die  Flügel  fehlen.  Eine  neue  Art:  Dich,  dimi- 
(Jiahts.  7)  Cailiceras  j\ees.  12  A.  (8  neu).  8)  Aphanogmus  n.  g. ,  von 
der  vorigen  Gattung  dadurch  unterschieden,  dass  die  Mittellinie  des 
Mesonotum  und  die  Querlinie  des  Schildchens  sehr  fein  sind,  ferner 
durch  convexes,  zugespitztes  und  ungerandetes  Schlichen.  5  neue  Ar- 
ten. —  Tribus  IV.  Diaprini.  Gattungen:  1)  DiapriaLatr.  20  A.  (16  neu). 
2)  Corynopria  Hai.  3  A.  (1  neu).  3)  Basalys  Westvv.  6  A.  (4  neu). 
4)  Spilomicrus  Westw.  5  A,  (neu).     5)  Paraniesius  Weslw.  6  A.  (neu). 

6)  Glyphidopria  Hai.  1  A.  7)  Mionopria  Hai.  1  A.  (neu).  8)  Galesus 
Curt.  8  A.  (7  neu).  9)  Aneurhynchus  Westw.  5  A.  (4  neu).  —  Tri- 
bus V.  Isniarini.  Galtungen:  Ismarus  Hai.  1  A.  2)  Entomius  Herr.-Sch. 
4  A.  (2  neu).  —  Tiibus  VI.  Helorini.  Galtung  :  Helorus  Latr.  3  A. 
(1  neu).  —  Tribus  VII.  Scelionini.  Gattungen :  1)  Sparasion  Latr. 
3  A.  2)  Scelio  Latr.  2  A.  3)  Thoron  Hai.  1  A.  4)  Anteris  Foerst. 
2  A.  (neu).  5)  Acolus  Foerst.  2  A.  (neu).  6)  Teleas  Latr.  1  A.  7) 
Prosacantha  Nees  26  A.  (24  neu).  —  Die  im  Jahrgange  1859  der 
Öfversigt  publicirte  Fortsetzung  der  Arbeit  bleibt  für  den  nächsten 
Jahresbericht. 

Wo  1  las  ton  (Annais  mngaz.  nat.  bist.  3.  ser.  1.24  fr.)  diagno- 
sticirle  als  n.  A.  von  !\Iadeira  :  Clinocenlrvs  anlicus,  ditisits,  Spalliivs 
aplerns,  Galesus  ßssus  ,  Telenomus  basalis,  subfasciatns,  (livisns,  Ma~ 
dercnsis,  f!avicor7iis,  diversus,  Scelio  minor  und  Ceraphron  parrvlum, 
letztere  beide  auf  pl.  4.  fig.  7  u.  8   abgebildet. 

Cynipidae.  Cynips  insignis  Smith  (Journal  proceed.  Liun.  soc, 
Zoology   II.  p.  117)  n.  A.   von  Borneo. 

Goureau  (Bullet,  soc.  cntomol.  p.  XVI)  erzog  einmal  aus  Sar- 
cophaga  agricola,  ein  anderes  Mal  aus  Tephrilis  onolrophes  eine  Fi- 
gites-Art,  dem  Fig.  scutellaris  ähnlich.  Aus  mehrerrn  ähnlichen  Be- 
obachtungen zieht  der  Verf.  den  Schluss,  dass  die  Figiles  -  Arten 
hauptsächlich   Parasiten  von  3Iuscarien  seien. 

Tenthredinetao.  Die  im  vorigen  Jahresberichte  ,  p.  186  er- 
wähnte   Bearbeitung   und    Abbildung    der   Kiederleindischen   Blattwes- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        445 

pcn  durch  Sn  eilen  van  Vollenhoven  ist  in  der  Tijdschr.  voor 
Enlojnol.  II.  p.  G3 — 78  und  p.  134—151  mit  einem  dritten  und  vierten 
Abschnitte  fortgeführt  worden.  Da  die  Ausführung  hier  dieselbe  wie 
in  den  ersten  Theilen  der  Arbeit  ist,  beschränkt  sich  lief,  darauf,  die 
Namen  der  abgehandcUcn  und  nebst  ihren  Larven  dargestellten  Arien 
zu  erwähnen.  Dieselben  sind:  Cimbex  betuleti  Klug,  Nematus  ven- 
tricosus  Klug,  septcuitiionalis  Lin. ,  Lophyrus  similis  Hart.,  Emphylus 
tibialis  Panz.  und  Nemalus  viminalis  Lin.  —  Abbildungen  auf  pl.  3  — 5 
und  8—10. 

Costa  (Hicerche  entoniol.  sopra  i  JMonti  Parfenii,  p,  26  f.)  be- 
schrieb Schiz-ocera  cognata,  Allanlus  cosfalis  und  Macrophija  Iroclian- 
lerica  n.  A.  aus  Neapel. 

Smith  (Journal  proceed.  Linn.  soc,  Zoology  II.  p.  116):  Tcn- 
tlircdo  coxalis    und   Tremex  insidaris    n.   A.   von  ]\lalacca  und   Eorneo. 

Nach  Goureau  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  231)  lebt  die  Larve 
des  Cephus  compressus  Lepell.  in  den  jungen  Trieben  des  Birnbaums, 
welche  im  Frühjahre  dadurch  eine  schwarze  Färbung  annehmen;  sie 
ist  im  September  erwachsen,  macht  sich  zur  Verpuppung  ein  weisses 
Gespinnst  am  Ende  des  von  ihr  gefressenen  Ganges  und  verwandelt 
sich  im  nächsten  Mai  zur  Imago. 

Lucas  beobachtete  (ebenda  p.  XVII)  in  den  Larven  von  Cim- 
bex amerinae  zwei  Parasiten,  welche  er  aus  denselben  erzog,  nämlich 
Mesochorus  testaceus  Grav,  und   Campoplex  spcc. 

Westwood  ,;0n  the  caterpillars  of  the  Savv-flies  (Tenthredi- 
nidae) '  veröffentlichte  (Entomologist's  Annual  for  1858.  p.  122  ff.)  eine 
populär  gehaltene  und  zunächst  füi'  Anfänger  bestimmte  kleine  Ab- 
handlung über  Blatlwespen-Larven,  die  jedoch  auch  iu  wissenschaft- 
licher Beziehung  nicht  ohne  Interesse  ist.  Der  Verf.  geht  zunächst 
auf  die  Analogieen  und  Unterschiede  zwischen  Blattwespenlarven  und 
Schmetterlingsraupcn  im  Allgemeinen  ein  ,  beschreibt  sodann  die  Le- 
bensweise und  Verwandlung  mehrerer  Arten,  die  wegen  ihrer  Aehn- 
lichkeit  mit  Schmetterlingsraupen  von  besonderem  Interesse  sin;l  (Tri- 
chiosoma  lucorum  ,  Seiandria  atra  ,  Tenlhredo  aethiops,  Lyda  inanita 
und  Tenthredo  testudinea) ,  und  entwirft  schliesslich  eine  Tabelle,  in 
welcher  er  die  Ilauptverschiedenheiten  der  Blattwespenlarven  in  Be- 
zug auf  ihren  Körpeibau,  die  Art  ihrer  Verpuppung  u.  s.  w.  analy- 
sirt.  Die  Hauptgruppen  ,  in  welche  dieselben  zerfallen  ,  basiren  auf 
der  Anzahl  der  Beine,  die  zu  22,  zu  20,  zu  18  und  zu  6  voihan- 
den   sind. 

Diptcra. 

Von  der  Smithsoniaii  Institution  wurde  ein  durch  1^ 
Osten-Sacke n  bearbeiteter  „Catalogue  of  tlie  described 


446  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Diptera  of  North-America"  (Washington  1858.  8.,  92pag-.) 
veröffentlicht,  der,  wenn  er  auch  in  der  vorliegenden  Ab- 
fassung nicht  geeignet  ist,  ein  Bild  der  Nord -Amerikani- 
schen Dipteren-Fauna  zu  geben,  doch  jedenfalls  nicht  ver- 
fehlen wird,  eine  eingehendere  Kenntnissnahme  und  Bear- 
beitung derselben  anzuregen  und  zu  fördern.  Da  es  bei 
dem  gegenwärtigen  Standpunkte  unserer  Kenntniss  über  die 
Nord- Amerikanische  Dipterenfauna,  wie  der  Verf.  selbst 
bemerkt,  nicht  wohl  möglich  war,  ein  kritisches  Ycrzeich- 
niss  der  von  dorther  bekannt  gewordenen  Arten  zu  liefern 
—  woran  besonders  die  Mangelhaftigkeit  der  vielen  neuer- 
dings von  Walker  und  Macquart  verfassten  Beschrei- 
bungen Schuld  ist  — ,  so  musste  der  Verf.  sich  darauf  be- 
schränken, die  bis  jetzt  beschriebenen  Nord-Amerikanischen 
Arten  einfach  zu  registriren ,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob 
dieselben  zum  Theil  mit  einander  identisch  sind.  Wir  er- 
halten demnach  wenigstens  durch  die  Arbeit  eine  Zusam- 
menstellung des  hier  einschlagenden  literarischen  Materials, 
welches  einem  eingehenderen  Studium  schon  immer  grossen 
Vorschub  leistet,  und  welches  mit  wenigen  Ausnahmen  (der 
Verf.  hat  die  nur  mit  „Amerika^'  bezeichneten  Arten  ,  so 
wie  diejenigen,  deren  Vaterland  nicht  angegeben  worden, 
nicht  mit  aufgenommen)  auch  wohl  als  vollständig  angese- 
hen werden  darf.  Da  über  die  nähere  Verwandtschaft  der 
verschiedenen  Arten  unter  einander  bis  jetzt  ebensowenig 
eine  genügende  Kenntniss  zu  erlangen  war ,  Avurde  einer 
alphabetischen  Aufzählung  derselben  unter  den  einzelnen 
Gattungen  der  Vorzug  gegeben,  wodurch  zugleich  das  Auf- 
iinden  von  Einzelnheiten  erleichtert  wird.  In  den  meisten 
Fällen  sind  die  Arten  unter  denjenigen  Gattungen  ange- 
führt, welchen  sie  von  den  betreffenden  Autoren  (mit  Aus- 
nahme der  ältesten)  zugewiesen  wurden  und  daher  Gal-  Ä 
tungen,  welche  auf  Kosten  einzelner  schon  früher  bekann-  ^ 
ter  Arten  errichtet  wurden  und  über  deren  Berechtigung 
und  Umfang  nichts  Sicheres  fesizuslellen  war,  mit  den  alle- 
ren zunächst  verwandten  vereint  gelassen.  Die  verschie- 
denen Beschreibungen  und  Cilatc  der  Arten  sind  bei  die- 
sen vollständig  angeführt,  ebenso  sämmlliche  für  dieselben 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.     447 

bekannten  Fundorte  namhaft  gemacht;  j^uch  erstreckt  sich 
der  Catalog-  nicht  nur  auf  die  Arten  der  Vereinigten  Staa- 
ten, sondern  auf  die  des  ganzen  Nord- Amerika  ,  mit  Ein- 
schluss  von  Mexiko  ,  Californien  ,  Ceniral  -  Amerika  und 
Westindien. 

Wie  für  die  Insekten  im  Allgemeinen  so  ist  auch  für 
die  Ordnung  der  Dipteren  das  reichhaltigste  und  zugleich 
mit  das  interessanteste  Material  in  den  letzten  Jahren  aus 
dem  Süd -Asiatischen  Archipel  eingelaufen,  einem  Bezirke, 
der  lange  Zeit  hindurch  in  entomologischer  Beziehung  so 
unbekannt  geblieben  war,  dass  selbst  auffallende,  den  älte- 
sten Autoren  bereits  bekannte  Formen  seitdem  nicht  wie- 
der nach  Europa  gekommen  waren.  Ganz  besonders  ist 
diese  so  reiche  neue  Zufuhr  dem  Englischen  Reisenden 
Wallace  zu  verdanken,  welcher  hinter  einander  Malacca 
und  die  Sunda- Inseln,  die  Molukken  und  die  Neu -Guinea 
benachbarten  Inseln  mit  dem  ausgezeichnetsten  Erfolge 
durchforschte.  Wenn  die  Bearbeitung  dieses  reichhaltigen 
Materials  durch  Walker  nun  auch  keineswegs  dem  In- 
teresse und  wissenschaftlichen  W^erthe,  welchen  dasselbe 
beanspruchen  darf,  angemessen  erscheint,  so  kann  man  we- 
nigstens nicht  leugnen,  dass  dieselbe  nicht  lange  auf  sich 
warten  lässt:  denn  nachdem  wir  in  den  beiden  letzten  Jah- 
resberichten die  Bearbeitung  der  Fauna  von  Malacca  und 
Borneo  angeführt  haben,  werden  wir  im  nächsten  Jahre 
schon  über  eine  gleiche  für  Celebes  und  die  Aru  -  Inseln 
berichten  können. 

Auch  von  Doleschall  hatten  wir  im  Jahresberichte 
1856.  p.  133  erwähnt,  dass  derselbe  in  Java,  wo  er  sich  als 
Arzt  für  längere  Zeit  niedergelassen  hatte  ,  dem  Studium 
der  Dipterologie  nachhinge  und  einen  ersten  Beitrag  zu 
der  Kenntniss  der  dortigen  Dipteren -Fauna  geliefert  habe. 
Derselbe  hat  nun  seitdem  nicht  nur  die  Insel  Java  weiter 
durchforscht ,  sondern  ist  auch  zu  gleichen  Zwecken  nach 
Amboina  gegangen  ,  wo  er  leider  vor  Kurzem  dem  Fieber 
erlegen  ist.  Das  von  ihm  auf  beiden  Inseln  gesammelte 
Material  ist  von  ihm  noch  in  zwei  Arbeiten  „Tvveede  Bij- 
drage  tot  de  Kennis  der  Diplerologische  Fauna  van  Neder- 


448     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

landsch  Indie^' (Natuurk.  Tijdschrift  voor  Nederlandsch  Indie 
XIV.  1857.  p.  377—418.  c.  tab.  10)  und  „Derde  Bijdrage  etc." 
(ebenda  XVII.  1858.  p.  73 — 128)  bekannt  gemacht  Avorden, 
welche  dem  Ref.  trotz  ihres  frühen  Datums  erst  jetzt,  kurz 
vor  dem  Abschlüsse  dieses  Berichtes  zugekommen  sind. 
Nach  einigen  einleitenden  Bemerkunofen  über  das  Vorkom- 
men,  die  Häufigkeit,  Lebensweise  verschiedener  Formen, 
besonders  auch  der  Mücken,  charakterisirt  der  Verf.  im  zwei- 
ten Beitrage  53,  im  dritten  nahe  an  80  neue  Arten  zuerst 
in  lateinischer,  dann  in  holländischer  Sprache;  diese  Arten 
ofehören  den  verschiedensten  Familien  an  und  werden  in 
ersterer  Arbeit  (1857)  zum  grössten  Theile  auf  10  beifol- 
genden Tafeln  leidlich  abgebildet.  Da  dem  Verf.  die  Lite- 
ratur nur  in  sehr  beschränktem  Maasse  zur  Verfügung 
stand,  fehlt  es  natürlich  nicht  an  bereits  beschriebenen  Ar- 
ten, die  für  neu  ausgegeben  werden  und  selbst  nicht  an 
Missgriffen  in  der  Bestimmung  der  Gattung  und  Familie ; 
so  wird  z.  B.  eine  Thereva  als  Dasypogon  beschrieben, 
eine  Leptiden-Form  den  Dolichopoden  zugezählt  u.  s.  w. 
Für  die  Charakteristik  hat  der  Verf.  fast  ausschliesslich 
Färbung  und  Zeichnung ,  selten  wesentlichere  Merkmale 
verwerthet,  so  dass  die  Bestimmung  oft  sehr  erschwert  wird. 
Ref.  ist  im  Stande  über  eine  Reihe  von  Arten  nähere  Aus- 
kunlt  zu  geben,  da  er  für  das  hiesige  Museum  die  Dole- 
schall'schen  Typen  zu  erwerben  gewusst  hat,  von  denen 
freilich  ein  grosser  Theil  (z.  B.  sämmtliche  Tipularien)  zu 
Grunde  gegangen  ist;  leider  waren  diese  Typen  des  Verf. 
nicht  von  ihm  bezettelt  worden,  sondern  mussten  erst  nach 
seinen  Beschreibungen  eruirt  werden  ,  was  bei  der  Kürze 
derselben  oft  Schwierigkeiten  darbot  und  manche  Zweifel 
übrig  liess. 

Einen  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Dipterenfauna  Japan's 
lieferte  Loew  (Wien.  Entomol.  Monatsschr.  II.  p.  ICO  ff.) 
durch  Aufzählung  von  27  daselbst  gesammelten  Arten  und 
Beschreibung  von  17  als  neu  angesehenen  ;  von  den  bereits 
bekannten  stellten  sich  9  als  gemeine  und  überall  verbrei- 
tete Europäische  Arten  (2  Syrphiden,  7  Muscarien)  heraus. 

Derselbe   hat  seine   im  Jahresberichte  1856.  p.  134 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       449 

bereits  erwäknlen  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Afrikanischen 
Dipteren  im  XIV.  Bande  der  üfversigt  af  Kongl.  Vctensk. 
Akad.  Förhandl.  p.  337 — 383  mit  den  Familien  der  Tabani- 
den,  Thereviden,  Asiliden,  Leptiden,  Nemestriniden,  Cyrti- 
dcn,  Hybotiden,  Empiden,  Tachydromien,  Dolicliopodcn,  Pi- 
punculiden,  Platypezinen  und  Syrpliiden  weiter  geführt  und 
zwar  wie  im  ersten  Theile  mit  der  vorläufigen  Diagnostik 
der  neuen  Gattungen  und  Arten.  Die  Zahl  der  neuen  Gat- 
tungen ist  ganz  besonders  gross  in  der  Familie  der  Raub- 
fliegen ,  welche  überhaupt  durch  diese  Arbeit  eine  sehr 
beträchtliche  Bereicherung  erfahren  hat.  Neben  den  neuen 
Arten  sind  auch  einige  schon  von  früheren  Autoren  be- 
schriebene in  ihren  Charakteren  schärfer  festgestellt  und 
ihrer  Synonymie  nach  erörtert  worden. 

Ausserdem  wurde  die  Afrikanische  Dipteren -Fauna 
durch  die  schon  oben  erwähnten  Faunen  von  Madeira  (durch 
WoUaston,  Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  113  ff.) 
und  vom  Gabon  in  Guinea  (durch  Bigot,  Archiv,  entomol. 
II.  p.  347  ff.)  bereichert;  von  beiden  wird  eine  Reihe  von 
Arten  aus  verschiedenen  Familien  bekannt  gemacht. 

F.  "Walker  hat  seine  „Characters  of  undescribed  Di- 
ptera  in  the  collection  of  W.  Saunders"  (Transact.  entom. 
soc.IV.  p.  190— 235)  mit  der  Beschreibung  einer  beträcht- 
lichen Anzahl  neuer  Arten  aus  der  Familie  der  Muscarien, 
welchen  sich  noch  die  einer  Hippobosca  und  eines  Bibio  an- 
schliesst,  fortgesetzt.  Den  einzelnen  Gruppen  und  Unterfa- 
milien der  Muscarien  schickt  der  Verf.  jedesmal  eine  ana- 
lytische Tabelle  der  bis  jetzt  bekannt  gemachten  Gattungen 
voraus. 

Derselben  Familie  gehören  auch  zum  grössten  Theile 
die  von  Loew  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  7  ff.,  57  ff. 
u.  s.  w.)  beschriebenen  „Zehn,  zwanzig  u.  s.  w.  neuen  Di- 
pteren" an. 

Bigot  hat  von  seinem  „Essai  d'une  Classification  ge- 
nerale et  synoptique  de  l'ordre  des  Insectes  Dipteres"  in 
den  Annales  de  la  soc.  entomol.  VI.  p.  569—595  einen  sechs- 
ten Theil  veröffentlicht,  welcher  eine  tabellarische  Aus- 
einandersetzung der  Gattungen  der  „Bombylidi,  Ceridi,  Co- 
AroWv  f.  Naturg.  Jahrg/xXV.  Bd.  2.  DD 


450     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nopsidi,  Longinidi,  Platypezidi  und  LonchopterWi"  des  Verf. 
zum  Inhalte  hat.  Seine  Bombylidi  bestehen  aus  drei  Grup- 
pen, welche  den  Meigen'schen  Familien  der  Thereviden, 
Bombyliarien  und  Scenopini  entsprechen  und  von  denen  er 
den  beiden  ersten  nach  dem  Beispiele  Walker's  wirklich 
eine  nahe  Verwandtschaft  zuerkennt,  während  er  die  letz- 
teren nur  deshalb  hier  unterbringt ,  weil  sie  anderswo  das 
System  noch  mehr  stören  würden.  Ueber  seine  „Tribus  Ce- 
ridi"  ist  der  Verf.  der  Ansicht,  dass  sie  zu  den  Bombyliern, 
Conopiden  und  Syrphiden  gleiehzeilig  nähere  Beziehungen 
erkennen  lassen,  während  die  „Conopsidi ,"  den  Myopen 
allerdings  verwandt  und  durch  deren  Vcrmittelung  den  Mu- 
seiden sich  nähernd,  durch  Systropus  andererseits  mit  den 
Bombyliern  verbunden  werden  :  die  „Longinidi"  nähern  sich 
durch  ihr  Ansehen  allerdings  den  Leptopodiden  und  be- 
sonders der  Gattung  Nerius,  müssen  aber  wegen  ihrer  sehr 
absonderlichen  Fühlerbildung  eine  eigene  Tribus  bilden. 
Dann  nochmals  auf  die  „Ceridi"  zurückkommend,  bemerkt 
der  Verf.,  „dass  er  nicht  die  absolute  Nothwendigkeit  ein- 
sehe, sie  mit  den  Syrphiden  zu  verbinden;  „sollten  sie," 
sagt  er,  „nicht  ebenso  gut  in  der  Reihe  der  Bombylier  ste- 
hen ? ,  haben  sie  nicht  das  Ansehn  der  Conops,  so  dass  es 
ganz  rationell  wäre,  sie  diesen  an  die  Seite  zu  stellen?" 
Man  sieht  daraus  zur  Genüge,  auf  welcher  Basis  der  Verf. 
sein  System  aufbaut! 

In  der  Uebersicht  der  Thereviden  -  Gattungen  hätte  der  Verf. 
noch  die  Gattung  Cionophora  Egger  anfliihrcn  müssen,  um  vollständig 
zu  sein.  —  Die  Gattungen  der  lionibylier  folgen  in  der  Tabelle  des  Verf. 
so  aufeinnnder,  dass  drei  der  Loew'schen  Untergattungen  von  Bom- 
bylius  (Triplasius  ,  Sobarus  und  Platainodes)  an  den  Anfang  neben 
Ploas  und  Thlipsoniyza  zu  stehen  kommen,  während  die  übrigen  durch 
zahlreiche  ganz  dill'erent  gebaute  Gattungen,  wie  JMuiio,  Neuria,  An- 
thrax, Lomatia  ,  Phthiria  u.  s.  w.  von  jenen  geschieden  werden  und 
mehr  am  Ende  der  Tabelle  ihren  Platz  erhallen.  Und  doch  sollen 
diese  Tabellen  nach  des  Verf.  Prätension  die  Bestimmung  erleichtern! 
—  Zwischen  Geron  und  Plalypygus,  Cyrtosia  u.  s.  w.  ist  auch  die 
Gattung  Chiron)yza  eiugeschaltet,  welche  zu  den  Straliomyiden  gehört; 
früher  hatte  der  Verf.  diese  (Jattiing  mit  dem  späteren  Macquart'schen 
Kamen  Xenomorpha  zu  den  Xyloph:igen  gebracht!  —  Bei  seiner 
Ralhlosigkeit  über  die  Stellung,  welche  er  den  Sccnopinen  anweisen 


I 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858,       451 

soll,  nimmt  der  Verf.  seine  Zuflucht  zu  Gott,  „der  mit  dieser  Gruppe 
wie  so  oft  in  der  Natur  nur  einen  vorlaufigen  Entwurf,  ohne  ihn  voll- 
enden zu  wollen  ,  gemacht  oder  dieselbe  geschaffen  habe,  um  seine 
Grosse  und  unsere  Nichtigkeit  zu  zeigen  oder  auch,  um  unsere  gei- 
stigen Fähigkeiten  fortwährend  in  Athem  zu  halten"  (!)  —Endlich 
lässt  der  Verf.  seiner  Abhandlung  noch  „Quelques  remarques"  gegen 
den  Bericht  des  Ref.  über  seine  Abhandlung  vom  Jahre  185G  folgen, 
in  denen  er  abermals  seine  Arbeiten  in  Schutz  nimmt  ,  freilich  dabei 
auch  eingesteht,  dass  er  darin  öfter  Irrthümer  begangen  habe;  unter 
Anderem  zwerfelt  er  auch  daran,  dass  man  in  Deutschland  die  Gat- 
tung Philopota  in  natura  besitze,  wodurch  er  freilich  nur  zeigt,  dass 
er  nicht  einmal  Erich  so  n's  Monographie  der  Ilenopier  kennt,  aus 
der  er  hätte  ersehen  müssen,  dass  im  hiesigen  3Iuseum  mehrere  Arten 
dieser  Gattung  vorhanden  sind. 

Seil  in  er  (Yerliandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu 
Wien  1858.  p.  31  ff.)  machte  in  seinen  „Dipterologischen 
Fragmenten  VI"  Mittheilungen  über  seltnere  Dipteren  der 
Wiener  Gegend  und  setzte  (ebenda  p.  635 — 700)  seine  Ver- 
zeichnisse der  Oesterreichischen  Dipteren  mit  einem  vier- 
ten Theile  fort,  in  welchem  statt  der  angekündigten  Doli- 
chopoden  eine  Aufzählung  der  Trypeta-Arten  Oesterreichs 
geliefert  wird;  besondere  in  seinem  Verhältnisse  zu  Loew 
eingetretene  Veränderungen ,  welche  hier  ausführlich  dar- 
gelegt werden,  haben  diese  Publikation  veranlasst. 

B  a  c  h  m  a  n  n  hat  als  „Beitrag  zur  Insektenfauna  Preus- 
sens"  ein  neues  Verzeichniss  der  Preussischen  Dipteren 
zusammengestellt  (Insterburg  1858.  8.  22  pag.  Auf  Kosten 
des  Vereins  für  die  Fauna  Preussens  aus  dem  Oster -Pro- 
gramm der  Realschule  zu  Insterburg  besonders  abgedruckt). 

Von  969  in  Preussen  bis  jetzt  aufgefundenen  Dipteren  kommen 
16  auf  die  Tabaniden,  31  auf  die  Stratiomyiden,  35  auf  die  Asilinen, 
15  auf  die  Bombylier,  12  auf  die  Thereviden  ,  17  auf  die  Peptiden, 
2  auf  die  Henopier,  6  auf  die  Hybotiden,  13  auf  die  Tachydromien, 
24  auf  die  Empiden  ,  63  auf  die  Dolichopoden ,  181  auf  die  Syrphi- 
den,  3  auf  die  Scenopinier,  4  auf  die  Lonchopteriden,  2  auf  die  Pia», 
typezinen  ,  19  auf  die  Conopiden  ,  7  auf  die  Pipunculiden,  5  auf  die 
Oestraceen,  327  auf  die  Muscaiien,  7  auf  die  Coriaceen,  und  180  auf 
die  Tipulurien.  —  Der  namentlichen  Aufzählung  der  Arten,  die  zum 
Theil  mit  Angaben  über  ihr  Vorkommen  versehen  sind  ,  lässt  der 
Verf.  eine  Zusammenstellung  der  aus  Preussen  und  Skandinavien  be- 
kannt gewordenen  Artenzahl  der  einzelnen  Familien  folgen. 


452     (jlerstaecker:  Bericht  über  die  "wissenschaftlichen  Leistungen 

Unter  dem  Titel  „Neue  Metamorphosen  einiger  Dipte- 
ren" machte  Hoeger  (Sitzungsberichte  der  mathem.-na- 
turw.  Classe  der  Akad.  der  Wissensch.  zu  Wien  XXXI. 
p.  295 — 309.  Taf.  1—3)  die  ersten  Stände  von  fünf  verschie- 
denen Dipteren  aus  den  Familien  der  Stratiomyiden,  Syrphi- 
den  und  Muscarien  bekannt. 

Einen  kritischen  Bericht  über  die  während  der  Jahre 
1856  und  1857  in  den  gangbarsten  entomologischen  Zeit- 
schriften erschienenen  dipterologischen  Arbeiten  und  über 
Rondani's  Prodromus  Dipterologiae  Italicae  I.  gab  L'oew 
(Berliner  Entomol.  Zeitschrift  II.  p.  225  ff.)-  Bei  Bespre- 
chung der  Abhandlung  von  Braxton  Micks  über  die 
Schwinger  der  Dipteren  erklärt  er  sich  ebenfalls  gegen  die 
ihnen  beigelegte  Funktion  als  Gehörorgan,  indem  er  den 
zu  ihnen  verlaufenden  Nerv  als  motorischen  nachweist;  er 
glaubt,  dass  die  Halteren,  wo  sie  stark  entwickelt  seien  und 
frei  lägen,  wohl  als  Regulatoren  des  Fluges  dienen  könn- 
ten, dass  sie  dagegen,  wo  sie  versteckt  und  in  naher  Be- 
rührung mit  dem  letzten  Thorax-  und  ersten  Abdominal- 
Stigma  anzutreffen  seien,  zu  dem  während  des  Fluges  sehr 
gesteigerten  Athmungsprozesse  in  näherer  Beziehung  ste- 
hen möchten. 

Ein  vonRondani  selbst  zusammengestelltes  chrono- 
logisches Verzeichniss  seiner  dipterologischen  Arbeiten  ist 
in  der  Entomologischen  Zeitung  XIX.  p.  278  ff.  abgedruckt 
worden. 

In  den  Annales  de  la  soc.  entomol.  de  France  VI.  p.  331  ff. 
wird  von  Monceaux  über  ein  von  Robin  eau-D  es  void  y 
hinterlassenes  Werk  „Dipteres  des  environs  de  Paris"  nä- 
here Auskunft  gegeben,  dessen  erster  Theil  im  Manuskript 
druckfertig  vorliegt.  Der  Berichterstatter  hat  die  Absicht 
und  wird  von  einer  Commission  der  Entom.  Gesellsch.  zu 
Paris  dazu  ermuntert  (!) ,  das  Werk  herauszugeben. 

Tipulariae.  Von  L  o  e  w  wurde  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  108. 
Taf.  1.  iig.  5 — 9)  eine  neue  Gnllung  Spodivs  aus  der  ßibioniden-Cruppe 
aufgestellt,  welche  zunächst  an  Pachynenra  erinnert,  sich  aber  von 
dieser  durch  zehngliedrige  Fühlergcissel,  an  der  das  erste  Glied  ver- 
längert ist,  durch  das  mit  Plccia  übereinstimmende  Flügelgeäder  und 
durch    überall    gleichniässig    behaarte  Beine  unterscheidet.     Das  erste 


im  Gebiete  der  Entomologie  wiiliicnd   des  Jahres  1858.       453 

Fussglied  ist  sehr  vcrhingert,  drei  grosse  Ocellcu  auf  dem  breiten 
Scheitel,  Taster  viergliedrig.  Avt:  Spo diu s  iinbecillus,  von  Stein  in 
Mehadia  aufgefunden.  Ausserdem  werden  Plecia  rostellala  aus  Bra- 
silien und  longipes  von  New-Orleans  als  neue  Arten  beschrieben.  — 
Bei  Gelegenheit  der  Aufslcllung  jener  neuen  Gaitung  geht  L  o  e  w 
auf  die  Zusammensetzung  der  Gruppe  Bibionidae  im  Allgemeinen  ein 
und  zerfallt  sie  in  zwei  Ablhcilungen,  deren  erste  Scatopse,  Aspistes 
und  Arthria,  die  zweite  die  übrigen  Gattungen  enthält.  Von  den  der 
Gruppe  bis  jetzt  beigezählten  Formen  entfernt  er  Simulium  und  Rhy- 
phus  ,  ohne  ihnen  einen  bestimniten  Platz  anzuweisen,  ferner  Rachi- 
cerus  Hai.  und  die  Bernstein  -  Gattungen  Chrysothemis  und  Electra, 
welche  er  jetzt  alle  drei  den  Xylophagiden  beizählt.  Eine  Bereiche- 
rung der  ersten  Gruppe  der  Bibioniden  hat  durch  eine  von  B  ehe- 
rn an  entdeckte,  mit  Scatopse  verwandte  Gattung,  welche  in  Lappland 
einheimisch  ist,  stattgefunden  ;  Gattung  und  Art  werden  charakterisirt 
und  abgebildet,  aber  nicht  benannt.  Zur  zweiten  Gruppe  wird  Pa- 
chyneura  Zett,,  welche  der  Begründer  selbst  zu  den  Tipuliden,  Hali- 
day  dagegen  zu  den  Mycetophiliden  stellte,  gezogen  und  ihre  nahe 
Verwandschaft  mit  Penthetria,  Plecia  u.  s.  w.  dargethan.  Die  drei 
Gattungen  Penthetria,  Plecia  und  Crapitula  hält  der  Verf,  für  nicht 
genügend  unterschieden ,  indem  sich  die  für  dieselben  aufgestellten 
Merkmale   als  wandelbare    und  relative  herausstellen. 

van  der  Wulp,  „Beschrijving  van  eenige  nieuwe  of  twij- 
felachtige  soorten  van  Diptera'uit  de  familie  der  Nemocera"  (Tijdschrift 
voor  Entomologie,  II.  Deel,  p.  159 — 183,  pl.  11  und  12)  machte  eine 
Anzahl  neuer  Niederländischer  Arten  durch  sorgsame  Beschreibungen 
und  sehr  sauber  ausgeführte  Abbildungen  bekannt.  Die  Kamen  der- 
selben sind :  Corelkra  ohscuripes  ,  Chironomus  viridicollis  ,  unicolor, 
blandus  (Winn-  i.  lit.),  ?iigriventris ,  marmoralus  (Six  i.  lit.)  ,  dilala- 
tiis,  syhaticus,  ochraceus  ,  signalus  ,  Tanypus  griseipennis,  Tipnla  li- 
vida,  Leia  stigmatella,  ferniginea,  Mycetophila  lenuicornis,  longicor- 
nis ,  ßavivetitris  ,  signatipes  ,  nitidivenlris  und  costata.  —  Ausserdem 
giebt  der  Verf,  erneute  Beschreibungen  und  Abbildungen  von  Chiro- 
nomus nigrimanus  Staeg.  und  Platyura  succincta  öleig.  (flavipes  Zett.)  j 
auch  sind  die  Flügel  von  Mycetophila  lateralis  und  nitida  31eig.  Ver- 
gleiches halber  auf  den  Tafeln  daigestellt. 

Derselbe  (ebenda  p.  3— 11)  brachte  Bemerkungen  über  die 
besten  31erkmale  zur  Unterscheidung  der  Chironomus-Arten  bei  und 
hob  in  dieser  Beziehung  besonders  drei  Punkte  hervor  :  1)  die  Länge  des 
Analsegmenis  im  Verhältnisse  zu  dem  vorhergehenden  Hinterleibsringe, 
2)  die  Form  der  Taster  und  die  Längenverhältnisse  ihrer  Glieder, 
und  3)  den  Aderverlauf  auf  den  Flügeln.  Unter  jeder  dieser  Rubriken 
betrachtet  der  Verf,  eine  Anzahl  von  bereits  bekannten  Aiten  und 
hebt  die    sie  unterscheidenden  Alerkmale  hervor  j    einer    näheren  Er- 


454     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

läuterung  derselben  sind  zugleich  zwei  Tafeln  (pl.  1  u.  2)  gewidmet, 
auf  welchen  die  Analsegmente,  die  Taster  und  die  Flügel  einer  Reihe 
von  Arten  dargestellt  sind. 

ü  oleschall  (Natuurk.  Tijdschr.  voor  IVederl.  Indie  XIV. 
p.  381  ff.  beschrieb  folgende  neue  Arten  und  Gattungen  :  Citlex  (Me~ 
garhina)  Ämboinensis  und  suhulifer  von  Aniboina,  Nero,  setulostis  und 
lurichis  aus  dem  Innern  Java's,  aureostriatiis  von  Amboina  ,  Tanypns 
ornalus  aus  Java,  Chironomus  pictus  von  Java  und  Amboina.  —  Oli- 
gomera  nov.  gen.,  zwischen  Tipula  und  Pachyrrhina  zu  stellen,  fol- 
gendermassen  charakterisirt :  „Proboscis  exigua,  paruni  eminens;  palpi 
exigui  ,  4  articulati ,  retrorsunj  flexi  ,  articulis  llneari-oblongis  ,  fere 
Omnibus  inter  se  aequalibus.  Antennae  setaceae,  thorace  breviores, 
8  articulatae  ,  inter  oculos  sitae,  articulo  printo  elongato,  serundo 
cyathiformi,  minimo,  reliquis  oblongis,  fere  omnibus  aequalibus,  parce 
pilosis.  Oculi  ovales,  suijtus  contigui,  ocelli  nuUi.  Alae  elongatae, 
non  incumbentes,  ceilula  discoidali  parva  pentagonali,  cellulis  posle- 
rioribus  quinque;  halteres  elongati,  conici.  Pedes  corpus  longitudine 
duphim  fere  aequantes,  anteriores  reliquis  longiores."  Art:  Ölig. 
Javeiisis  aus  dem  Innern  Java's.  —  Ferner :  Limnophila  ?  crux,  Lim- 
nohia?  salteus  ,  Limn.?  sanguitiea  ,  Cylindroloma? .  albitarsis  und 
SciophUa  tropica  aus  Java.  Diese  Arten  sind  zugleich  auf  Taf.  2,  4, 
5,  6  und  7  abgebildet;  einen  besonders  eigenthümlichen  Anblick  ge- 
währt die  auf  Taf.  4  dargestellte  Limnophila?  crux  durch  die  eigen- 
thüniliche  Position  der  Beine,  welche  sie  im  Ruhezustande  annimmt. 
Das  vorderste  Paar  wird  seiner  ganzen  Länge  nach  gerade  nach  vorn 
gestreckt  und  dabei  das  eine  Bein  auf  das  andere  gelegt,  so  dass 
beide  eine  gerade  Linie  bilden  und  als  solche  eine  direkte  Verlän- 
gerung der  Körperachse  darstellen;  an  dieselbe  werden  «luch  die  Schen- 
kel der  Mittelbeine  angelegt,  während  die  Schienen  und  Tarsen  die- 
ser im  Winkel  nach  aussen  treten;  das  letzte  Beinpaar,  ebenfalls  auf- 
einandergelegt ,  tritt  als  gerade  Linie  nach  hinten  über  die  Hinter- 
leibsspitze hervor.  Es  stellt  demnach  das  Thier  in  der  Ruhe  die  Form 
eines  Kreuzes  dar,   wonach   auch  der  Käme  gewählt  ist. 

Im  17.  Bande  derselben  Zeitschrift  p.  77  ff.  beschreibt  derselbe 
Verf.  ausserdem  noch  folgende  Arten  :  Culex  variegafits,  Sciara  feino- 
ralis,  Limnohia  aurantiaca,  Tipula  longicoryiis ,  Mcgistocera  atra  und 
Cylindroloma  oryiatissima  von  Amboina, 

Fernere  neue  Arten  sind  : 

Tipula  Japo?iica,  parva  und  Penthciria  velnlina  Loew  (Wien. 
Entom.  Monatsschr.   II.  p.  101  f.)  aus  Japan. 

Dilophus  Maderae  (pl.  5.  flg.  1)  ,  Scatopse  trislis  (pl.  5.  (ig  2), 
Chironomus  pedeslris,  Limnohia  contraria ,  iMaderensis,  haligena,  Al~ 
lanlica  und  Pachyrrhina  brevipennis  Wollaston  (Annais  magaz.  nat. 
bist.  3.  ser.  I.  p.  113  If.)  von  Madeira. 


im  Gebiete  der  Entomologie  \^ährencl    des  Jahres  1858.       455 

Tipula  micvücepliiila  Digol  (Areiiiv.  entomol.  11.  p.  347  )  vom 
Gabun. 

Bibio  Zcalandiciis  Walker  (Tiansacl.  entomol.  soc.  IV.  p.  235) 
von  Neu-Seeland. 

Ceciilomyia  lanicnicis  K'ollar  (Wien.  Entomol.  Monatsschr.  II. 
p.  159  f.)  aus  Cairo  ,  '/s—  */>  lin.  lang  ,  an  Tamarix  articulata  Gallen 
bildend. 

K  0  1  1  a  r  (Verhancll.  d.  zoolog.-botan.  Gesellscli.  zn  Wien  1858. 
p.  425)  maehte  Mittheilungen  über  das  massenhafte  Auftreten  einer  bis- 
her in  Oeslerreich  noch  nicht  beobachteten  Fliege,  des  Hydrobaenus 
Uigubris  Fries  (Psilocerus  occultans  Ruthe). 

Tabanii.  Locw  (Öfversigt  af  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Forhandl. 
XIV.  p.  337  11.)  theilt  die  Gattungen  der  Tabaniden  zwei  Gruppen  zu, 
nämlich  Fangonia,  Silvius  und  Chrysops  den  „Pangonina,"  bei  denen 
die  Ilinterschienen  mit  Sporen  versehen  sind,  Tabanus,  eine  neue  Gat- 
tung Pronopes  und  Haematopota  dagegen  den  „Tabanina,"  deren  Hin- 
terschienen nnbewehrt  sind.  Als  neue  Arten  aus  dem  Kaffernlande 
und  zum  Theil  vom  Cap  diagnosticirt  derselbe :  Paufjonia  suavis  (Cap), 
briinnipennis ,  bicJaiisa  ,  Sihivs  perlusus  ,  glandicolor,  cuneattis,  con- 
fluens,  decipiens ,  Chrysops  ciliaris,  sliginaticalis,  conßuens  (Cap).  — 
Pronopes  n.  g.  Körper  breit,  niedergedrückt,  lang  behaart,  Flügel 
long,  Augen  behaart,  beim  Männchen  weit  von  einander  getrennt; 
Gesicht  senkrecht,  Ocellen  gross,  erstes  und  zweites  Fühlerglied  lang 
behaart,  drittes  fünfringelig  ,  der  erste  Ring  eiförmig;  Rüssel  kurz. 
Art:  Pr.  nigricans  3  lin.  lang,  vom  Cap.  —  Tabanus  strigiventris, 
fuhianus  mit  behaarten  Augen,  sericiventris ,  trisignalus ,  serratiis, 
atrimanus,  variabilis,  gratus,  iyisignis,  stilcipalpus,  luteolus  mit  nack- 
ten Augen,  Haematopota  dvplicata  (Cap)  ,  obsciira,  scutellaris,  recur- 
rens (Cap),   Listrigata,  circumscripta   und  dorsalis. 

Derselbe  lieferte  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  in 
Wien  1858.  p.  573—612)  eine  Auseinandersetzung  der  Europäischen 
Tabanus-Arten,  welche  um  so  dankenswerther  ist,  als  sich  eine  Be- 
stimmung nach  den  bisherigen  Beschreibungen  in  vielen  Fällen  nur 
mit  Zweifel  bewerkstelligen  Hess.  Als  besonders  brauchbare  Merk- 
male zur  Unterscheidung  der  Arten  hebt  der  Verf.  die  Form  der  Ta- 
ster und  des  letzten  Fühlergliedes,  die  Breite  und  die  Schwielenbil- 
dung der  weiblichen  Stirn  ,  die  ZeichnÄig,  Behaarung  und  Facetten- 
bildung (Männchen)  der  Augen  hervor.  Die  43  hier  aufgeführten  und 
beschriebenen  Arten  werden  zuerst  in  einer  analytischen  Tabelle  aus- 
einan^lergesetzt  und  für  ihre  Anordnung  in  erster  Instanz  die  Behaa- 
rung oder  die  Nacktheit  der  Augen  zu  Grunde  gelegt  ;  diese  beiden 
Hauptgiuppon  zerfallen  dann  nach  der  Anwesenheit  oder  dem  Man- 
gel eines  zurücklaufenden  Anhangs  am  Vorderaste  der  dritten  Längs- 
ader der  Flügel  je  in  zwei   Unterabtheilungen.      Zur  Gruppe  mit  be- 


456     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

haarten  Augen  gehören  als  neue  Arten:  a)  ohne  Anhang  am  Vorder- 
aste der  dritten  Längsader:  Tab.  spiloptenis  Sibirien,  brevis  ebenda- 
her, pilosus  Alpen,  Nord-Ilalien,  decorus  Syrien,  aciiminalus  Illyrlen, 
Italien,  septemtrionalis  Labrador,  atithophilus  Süd-Europa  und  Kleiu- 
Asien  ;  b)  mit  Anhang:  Tab.  bifar ins  Ungarn.  —  Zur  Gruppe  mit  nack- 
ten Augen:  a)  mit  Anhang:  Tab.  pulchellus  Klein -Asien;  b)  ohne 
Anhang:  Tab.  nnifasciatus  Klein-  Asien  ,  corjnatus  Oesterreich  ,  rectus 
Klein -Asien,  spectabilis  Serbien,  infuscatus  Italien,  gagates  lilein- 
Asien,  obsctirvs  Italien. 

In  gleicher  Weise  hat  derselbe  (ebenda  p.  613—634)  auch  eine 
Auseinandersetzung  der  Europäischen  Chrysops -Arten  vorgenommen, 
in  welcher  21  Arten  der  Gattung  zunächst  nach  ihren  auffallendsten 
Merkmalen  in  einer  Tabelle  analysirt  und  sodann  ausführlich  cha- 
rakterisirt  werden.  Als  neue  Arten  sind  aufgestellt:  Chr.  kamatus 
Klein -Asien,  cUssectns  Sibirien,  validns  Sibirien,  concavus  Moskau, 
^ßjjponicMs  Lappland,  divaricatns  Sihiiien,  lud e7is  Klein- Asien,  connexus 
Frankreich. 

Als  neue  Arten  aus  Japan  beschrieb  derselbe  (Wien.  Entomol. 
3Ionatsschr.  II.  p.  103  ff.):  Chrysops  snavis,  Tabanus  chrystirus,  angu- 
slicornis  und  hirticeps. 

In  einer  Abhandlung  „lieber  die  Europäischen  Arten  der  Gat- 
tung Silvius"  (ebenda  p.  305  ff.)  'sucht  derselbe  nachzuweisen,  dass 
Silviiis  Algirus  Meig.  der  Tabanus  italicus  Fab.  sei  (welcher  letztere 
von  Wiedemann  mit  Silvius  vituli  identificirt  wurde)  und  be- 
schreibt Silcms  hirtus  n.  A.  aus  den  Krainer  Alpen  und  ochraceus 
n.  A.  aus  Klein-Asien. 

Bigot  (Archiv,  entom.  II.  p.  348  ff.)  beschriet  Tabamis  Gabo- 
nensis  (Macq.),  Deyrollei  und  Haematopola  inappendiculata  als  n.  A. 
vom  Gabon. 

D  0  1  e  s  c  h  a  1 1  (Natuurk.  Tijdschr.  voor  Nederl.  Indie  XVII.  p.48 f.) : 
Tabanus  furvncuUgenns  und  cinnanioineiis  n.  A.  von  Amboina,  mono- 
citlus  von  Gombong  auf  Java. 

Schiner  (Verhandl.  d.  zoolog.-bolan.  Gesellsch.  zu  AVicn  1858. 
p.  33)  beschrieb  unter  dem  vorläufigen  Kamen  Chrysops  Ranzonii  das 
Männchen  einer  in  Steyermark  aufgefundenen  Art,  die  von  den  übri- 
gen Chrysops-Arten  in  mehrfacher  lie/iehung  abweicht  und  vielleicht 
als  Männchen  zu  Chrysops   vitripennis  Meig.  (fem.)  gehört. 

Westwood  (Proceed.  entom.  soc.  IV.  p.  82)  theilte  eine  Nach- 
richt von  Thwaites  aus  Ceylon  mit  ,  wonach  eine  Pangonia  ,  dort 
„elephant-lly"  genannt,  in  einigen  Gegenden  der  Insel  eine  grosse  Plage 
von  Thier  und  Menschen  ist  und  selbst  den  Elephanten  mit  ihrem 
langen  Rüssel  BUit  absaugt. 

ÄSilici.      Zahlreiche   neue  Gattungen    und  Arten  dieser  Familie 


im  Gebiete    der  Entomologie  \vähiend  des   Jahres  1858.       457 

aus  dem  Caffeinlande  und  vomCap  machte  Loew  (Öfversigt  afKongl. 
Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  342  IT.)  durch  Diagnosen  bekannt: 
a)  üasypogonina :  Laparus  jrulclu-ireiitris ,  cnnealus ,  (iracilipes  ,  pe- 
duncnlatus ,  maculiventris ,  caliginosus,  funestus  ,  vielasomus  ,  hicolor^ 
squalidus.  —  Pegesimallus  n.  g.  von  der  Form  der  Gattung  Laparus, 
aber  der  ganze  Körper  dicht  und  lang  behaart;  Kopf  sehr  breit,  Ge- 
sicht breit,  sehr  gewölbt,  ohne  Höcker,  Knebelbart  ohne  Rarsten, 
aus  dichten  Ilaaren  bestehend,  bis  zu  den  Fühlern  aufsteigena;  ßa- 
salglieder  der  Fühler  kurz,  Endglied  gekeuit,  länger  als  die  vorher- 
gehenden zusammen,  der  Endgriffel  sehr  kurz,  v\arzenförmig  mit 
kaum  sichtbarem  zweiten  Gliede;  Thorax  sehr  gewölbt  und  wie  der 
Hinterleib  dicht  haarig,  Vorderschienen  an  der  Spitze  gedornt,  vor- 
derer Metatarsus  an  der  Basis  gestützt;  alle  Ilinterzellen  der  Flügel 
offen,  die  vierte  an  der  Spitze  verengt.  Art:  Peq.  ursimcs,  4 — 51  in. 
vom  Cap.  —  Lagodias  n.  g.  ,  mit  Laparus  verwandt,  durch  Schlank- 
heit des  Körpers  und  der  Beine  der  Gattung  Leptogaster  sehr  ähn- 
lich, aber  durch  bewehrte  Vorderschienen,  längere  Tarsen,  breitere, 
an  der  Basis  nicht  keilförmige  Flügel  und  breites  Gesicht  sehr  ab- 
weichend. Art:  L.  alhidipennis  in  beiden  Geschlechtern,  die  abwei- 
chen, charakterisirt ;  vom  Cafferulande.  —  Microslylum  validum,  gu- 
losum,  ignohile ,  aterrimum,  dispar,  Teratopus  n.  g.  ,  auf  Asilus  cya- 
neus  Fabr.  gegründet,  Xiphocerus  cruciger,  A.-maculaliis,  unifasciatus, 
Scylaticiis  n.  g. ,  in  Allem  Xiphocerus  ähnlich,  aber  durch  geraden 
Rüssel  abweichend;  vierte  Hinterrandszelle  offen,  an  der  Spitze  ver- 
engt. Zwei  Arten:  Scyl.  zonatns  und  lalicinctiis  ,  letztere  vom  Cap. 
—  Hypenetes  n.  g.,  von  Asilus-artigem  Habitus,  borstig,  mit  grossem 
Gesichtshöcker  und  Knebelbart,  grossem,  geraden  Rüssel,  langen  Pal- 
pen, gekeultem  dritten  Fühlergliede,  das  an  der  Basis  stark  verdünnt 
ist,  mit  sehr  langen  Borsten  besetztem  Schildchen,  kräftigen  Schen- 
keln, nicht  gekeulten  Schienen  ,  deren  erstes  Paar  nicht  bewehrt  ist, 
und  breiten  Flügeln.  Art:  Hyp.  stigmatias,  öVa  lin.  lang.  —  Spanu- 
rtis  ri.  g.,  von  den  vorigen  Gattungen  durch  dicke,  gekeulte  Hinter- 
schienen unterschieden,  von  den  folgenden  durch  zusammengedrück- 
tes Abdomen;  Habitus  ebenfalls  Asilus  -  artig,  Flügel  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  dicht  behaart,  vierte  Hinterrandszelle  nicht  verengt. 
Art:  Spa?!.  piiherulenlus,  4  lin.  —  OUgopogon  penicillalus,  Holopo- 
gon  fugax,  Rhahdogasfer  n.  g.,  nackt,  Leptogaster  sehr  ähnlich,  aber 
mit  breitem  Gesichte,  etwas  längeren  Flügeln,  sehr  grossen  Haltercn 
und  deutlichen  Pulvillen.  Art:  Rhcibd.  nudns,  5  lin.,  Cap.  —  Discoce- 
phala  umhripennis  ,  Leptogaster  validus  ,  ochricornis ,  (nitidus  Wied. 
fem.  aus  JNubien),  brunncus,  rufirostris,  pictipennis,  termis,  Lnsiocnemus 
lugens ,  Damalis  speciosa  und  loiigipeimis.  —  b)  Laphrina:  Lamyra 
torax  (Chartum) ,  Laphria  lella ,  Iloplislomcra  anrhcntris  (Chartum), 
nobilis  (serripes  Loew,    Mossaujbique),  cribrata ,    Dyseris  n.  g. ,  von 


458     Gev  staecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Laphria-Forni ;   drittes  Fühlerglicd   verlängert,  behaart,  mit  sehr  kur- 
zein  ,  dicken,    stumpfen    Endgrilfel ;  Rüssel  mitlelniiissig ,  nicht  spitz; 
Hinterschenkel  stark  verdickt,  unleihalb  nicht  stachlig,   erstes  Tarsen- 
glied  nicht    länger    als  das  letzte;    die  erste    und  vierte  Hiiiterrands- 
zelle  der  Flügel  weit  vor    dem  Hände    geschlossen.      Mit  Laxenecera 
Macq.  zunächst  verwandt,  durch   die    erste  geschlossene  Ilinterrands- 
zelle  unterschieden ;  auf  Laphr.  albicincta  Loew^  gegründet,  mit  zwei 
neueÄ^rten  :  Dys.  zonata    und  mollis  aus  dem  Caffernlande.    —  Da- 
sythrix  slemira  n.   A.    ebendaher.  —    c)  Asilina  :  Promachns  aequalis 
Caffrar. ,  trichozonus  Guinea,  sccdaris  und  capreolus  Caffiar.,  Älcimns 
Iristrigatus  Caffrar. ,  LoTigtirio    und   cmyustipennis  Cap,  Pkilodicus  te- 
nwipes  Caffrar.  und  ohscnrlpes  GmneQ. — Synolcus  n.  g.,  mit  Erax  ver- 
wandt,  aber  durch  den  3Iangel   des  Appendix  am  Yorderaste  der  dritten 
Längsader  unterschieden;  überall  nur  wenig  behaart,  das  Gesicht  ohne 
Tuberkel  ,    der    Knebelbart  schwach  ;    Thorax  convex  ,  sehr  kurz  be- 
haart,   hinten  lang  geborstet,   Schildchen  an  der  Spitze  zweiborstig; 
die  Querader  der  Flügel    über  die  Mitte    der    sehr    schmalen  Diskoi- 
dalzelle  hinaus  verlängert,  die  erste  Hinlerzelle  offen,  die  vieite  vorn 
erweitert;  Flügel  des  Männchens  erweitert,   die  Geschlechtszange   ge- 
rade, einfach;  der  Aftergriffel  des  Weibchens  lang,  zusammengedrückt. 
Drei  Arten:    Syn.  temäventris ,    siynalus    und    duhius  Macq.    aus    dem 
Caffernlande.   —  Dysclytns  n.  g. ,    schwach  behaart,   nur  der  hintere 
Theil  des  Thorax  dicht ;    Gesicht  wenig  gewölbt,  ohne  Höcker,  Kne- 
belbart nicht  dicht,  borstig,  starr,  fast  bis  zu  den  Fühlern  heraufstei- 
gend;   drittes    Fülilerglied    dünn;    Flügel    des    Männchens    erweitert, 
erste  Hinterzelle   offen,   die  zweite  vorn  an  der  Basis   erweitert,   Dis- 
koidalzelle    von    gewöhnlicher   Breite;    männliche     Copulationszange 
lang,    zusammengedrückt ,    weiblicher  Aftergriffel    sehr    verschmälert 
u.nd  lang.      Art  :    DyscI.  spurcus  Caffrar.  —  Lopho?iotvs  ctiprens  Cap, 
melanolopkus ,    ustulahts  und    spiniventris  Caffrar.,    angustibarlms  und 
setiventris  Cap.    —  Trichonolns  n.  g. ,    Gesicht   massig    gewölbt,  ohne 
Höcker,  Knebelbari  lang,  weich,  sehr  dicht,  drittes  Fühlerglied   linear; 
Thorax  conve\,    leicht  gekielt,    gemahnt;    Querader  der  Flügel  dem 
Ende  der  Diskoidalzelle  dreimal   näher  als  der  Basis,  erste  Hinterzelle 
offen,  zweite  an  der  Basis  nicht  erweitert;  Flügel  des  Männchens  er- 
weitert.    Art:    Trich.  Pegasus  Caffrar.   —   Dasophrys   n.   g.  ,  ganz  be- 
haart, Gesicht  mit  Höcker,   dieser  sehr  gross,  fast   bis  zu   C\cn  Fühlern 
reichend,    Knebelbart  lang,    dicht,   haarig,    Scheitel    sehr  tief  ausge- 
höhlt;  Thorax  convex,  nur  vorn   behaart;  erste  Hinterzelle  der  Flügel 
offen,  zweite  vorn  massig  erweitert;   Flügel   des  Männchens  erweitert; 
Geschlechtszange    des    Männchens  einfach,  Aftergriffcl  des  Weibchens 
sehr   lang.       Art:    Das.   lungibarhus    Caffrar.    —    Mochlhents    sinnalus 
und   annuUtarsis  ,    Ommaliiis    flavipes  Caffrar.    —    Proagonistes  n.   g., 
Asilus  -  ähnlich ,    Gesichtshöcker    gross,    Palpen    erweitert,    eiförmig, 


im  Gebiete  der  Entomologie  \vährend    des  Jahres  1858.       459 

Rüssel  sehr  spitz,  mit  etwas  zurückgebogener  Spitze;  Aftergriffel  dos 
^Veibchens  kurz,  konisch,  nicht  zusammengedrückt,  mit  freien,  sehr 
langen   und  linearen  Endlamellen.     Art  :  Proag.  validus  Caü'rar. 

Doleschall  (^^^tuurk.  Tijdschr.  voor  Nederl.  Indiö  XIV.  p.  392) 
beschrieb:  Dasijpogun  lanahis  (gehört  nicht  dieser  Gattung  an,  son- 
dern ist  eine  Thereva)  von  Ainboina,  Asilus  barbatus  und  latro  aus 
Java,  Ommativs  minor,  inüiimus,  Laphria  jjellucida,  Kollari  (ist  gleich 
\j.  spectabilis  Guerin,  Voyago  de  la  Coquille),  Kubimjii,  villipes,  tri- 
stis  und  Gonypes  moluccanus  von  Aniboina  ;  (die  Laphria-Arten  ge- 
hören zur  Gruppe  I-ampria  Macq.).  —  Ebenda  XVII.  p.  86  ff. :  Xipho- 
cera  rufithorax  (ist  ein  Dasypogon  mit  bewehrter  Spitze  der  Vorder- 
schienen), Laphria  ptter  (noch  kleiner  als  die  Atomosia- Arten ,  aber 
eine  wirkliche  Laphria),  dissimilis,  Bleekeri  (eine  durch  dieTheiiung 
der  Submarginalzclle  ausgezeichnete  Art),  Ommatius  spathidalus,  Go- 
nypes nnicolor ,  annulipes  und  Damalis  erythropkthalmus  von  Ani- 
boina. —  Damalina  nov.  gen.,  „Caput  applanatum  ,  latissimum,  pro- 
boscis  brevis  ,  inclinata.  Articuli  antennariim  duo  primi  brevissimi, 
aequales,  cyathiformes,  tertius  bis  rnulto  longior,  a  latere  compressus, 
apice  rotundatus  et  hie  aristam  nudam  gerens.  Occili  tres  magni,  frons 
lata,  concava.  Pedes  postici  reliquis  longiores,  tibiae  pedum  omnium 
apice  globosae;  tarsi  hamati.  Alae  lanceolatae,  cellulis  poslerioribus 
quinque."     Art:  Dam.   laticeps,  S'/j  lin.   von  Amboina. 

Bigot  (Archiv,  entom.  II.  p.  352  ff.)  stellte  eine  neue  Gattung 
Heliymoneitra  in  der  Gruppe  der  Asiliden  auf,  welche  er  von  Pro- 
ctacanthus  Macq.  durch  den  Mangel  des  Dornenkranzes  an  der  Lege- 
röhre des  Weibchens  unterscheidet;  es  wäre  aber  wohl  nöthig  gewe- 
sen, ihre  Unterschiede  von  den  Europäischen  Asilen,  die  aus  der  Ab- 
bildung der  Art  Hei.  modesta  auf  pl.  XI  nicht  hervorgehen,  zu  erör- 
tern, bis  wohin  die  Aufrechferhaltung  der  Gattung  zu  beanstanden  ist. 
Ausser  einer  neuen  Art:  Laxenecera  tristis  vom  Gabon  werden  Pro- 
machus  fasciatus,  Philodicus  fraternus  V\'ied..  Asilus  Gabonicus  Macq. 
und  Microstylum  rufineurum  Macq.  nochmals  beschrieben. 

Itamus  anguslicortiis  Loew  (Wien.Enlom.  3Ionats6chr.  II.  p.  lOG) 
n.  A.  aus  Japan. 

Schiner  (Verhandl.  d.  zoolog.-bolan.  Gesellsch.  zu  AVien  1858. 
p.  32)  w  ies  Dioctria  Reinhardi  als  Aläunchen  von  ü.  cothurnata  nach, 
hält  auch  Slichopogon  nigrifrons  Loew  für  das  Weibchen  von  dem  in 
Steyermark   vorkommenden  St.   albofasciatus  Meig. 

Empidae.  Neue  Arten  von  Loew  (Öfversigt  Kongl.  Vetensk. 
Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  369  f.)  sind  :  Empis  crassifila  und  inornaia 
vom  Cap,  macropiis ,  perpendicularis  und  completa  aus  dem  Call'ern- 
lande,  Ililara  certina,  heterogaslra  und   caslanipes   ebendaher. 

Hybotidae.  Derselbe  (ebenda  p.  369 )  charakterisirte  eine 
neue  Gattung  Syndyas.      Drittes  Fühlerglied  eiförmig,  mit  Endborste, 


k 


460.    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Rüssel  horizontal,  hervorgestreckt,  Palpen  linear,  IlinterschenUel  ver- 
dickt, unten  stachlig,  Hinterschienen  gekeult;  die  zweite  Längsader 
der  Flügel  entspringt  aus  der  ersten  in  der  Mitte  des  Flügels,  die 
vierte  fehlt  von  der  Basis  des  Flügels  bis  zur  viereckigen  Diskoidal- 
zelle.  Zwei  Arten  :  Synd.  opaca  und  nitida,  1%  lin.  lang  ,  aus  dem 
Caffernlande.  —  Neue  Art:  Syneches  nchnlosvs  vom  Cap. 

•  Tachydromiae.  Loew  (Zeitschrift  für  d.  gesannnt.  IVptiirwis- 
sensch.  XL  p.  453  (f.)  machte  unter  dem  Namen  Synamphotera  pallida 
eine  neue  Gattung  und  Art  aus  dem  Harz  bekannt,  welche  zwischen 
Phyllodromia  und  Heterodromia  einerseits  und  zwischen  Clinocera, 
Ardoptera  und  Sciodromia  andererseits  in  der  iMitte  steht.  Der  Rüssel 
ist  kurz,  hornig,  die  Palpen  klein,  aufliegend,  die  Fühler  kurz  mit 
sehr  kurzem  Endgriffel  ,  die  Beine  dünn,  die  vorderen  einfach;  die 
dritte  Längsader  der  Flügel  schickt  nach  vorn  einen  Ast  ab,  welcher 
sich  öfter  mit  der  zweiten  Längsader  durch  eine  kleine  (Juerader  ver- 
bindet; die  Diskoidalzelle  verlängert,  drei  Adern  zum  Hinterrande 
schickend,  die  Basalzellen  verlängert,  die  hintere  kaum  kürzer  als 
die  vordere;  die  sechste  Längsader  stark  und  bis  zum  Flügelrande 
verlaufend.     Die  Art  ist  1%  lin.  lang. 

Ardoptera  oculata  desselben  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  IL  p.7) 
ist  eine  neue  Art  aus  Sicilien.  Mit  Ardoptera  ist  nach  einer  beifol- 
genden Bemerkung  des  Verf.  die  Gattung  Leptosceles  Ilalid.  identisch, 
und  dessen  Lept.  guttata  und    exoleta  Varietäten  derselben  Art. 

lieber  die  Arten  der  Gattung  Clinocera  Meig.  handelte  derselbe 
(ebenda  p.  238—253  und  p.  257—262);  die  16  bis  jetzt  beschriebenen 
Arten  der  Gattung,  von  denen  einige  zusammenfallen,  sind  unter  sehr 
verschiedenen  Gattungsnamen  ,  w  ie  Heleodromia,  Hydrodromia,  Para- 
mesia  ,  Brachystoma  und  Wiedemannia  pnblicirt  worden  ,  ohne  dass 
nach  Loew  hinreichender  Grund  zu  einer  Trennung  in  mehrere  Gat- 
tungen vorhanden  ist;  er  schliesst  sich  daher  der  Ansicht  Walker's 
an,  welcher  ebenfalls  Heleodromia  und  Wiedemannia  unter  dem  Na- 
men Clinocera  wieder  vereinigte.  Die  Zahl  der  bekannten  Arten 
reducirt  sich  nach  Loew  auf  11,  welche  zuerst  in  zweifacher  Weise 
analytisch  auseinandergesetzt  und  dann  näher  charakterisirt  Averden ; 
es  sind  folgende:  1)  bistigma  Curt.  (borealis  Zett.).  2)  pnsiUa  n.  A. 
aus  Rhodus  und  Klein-Asien.  3)  Iota  Walk.  4)  stagnalis  Halid.  (Bra- 
chystoma Wcstermanni  Zett.).  5)  hygrohia  n.  A.  aus  Sicilien.  6)  Zet- 
terstedti  Fall.  7)  bipunctata  Hai.  (Zetterstedli  Walk.).  8)  Bohemani 
Zett.  9)  Robertii  Macq.  10)  fontinalis  Halid.  (Wesn»aelii  Zett.).  'il) 
Wesmaelii  Macq.  —  Nachträglich  wird  noch  (p.  386)  eine  12.  Art 
unter  dem  Namen  Clin,  mtdipes  aus  Oberitalien  bekannt  gemacht. 

Platypalpns  univitfatns  \joe\v  n.  A.  aus  deni  CafTernlande  (Öfver- 
gigt  Kongl,  Vetensk.  AUad.  Förhandl.  XIV.  p.  371). 


im  Gebiete   der  Enloinologie  während  des  Jahres  1858.        461 

Xylotomae.  Wollaston  (Annais  niagaz.  nat.  hist.  3.  ser.  I. 
p.  115)  beschrieb  Thereva  nana  n.  A.  von  Madeira,  pl.  5.  fig.  3  ab- 
gebildet. 

Loew  (Öfversigt  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  342) : 
Ectinorhijnchus  allernans  und  Thereva  bvachyura  n.  A.  aus  dem  Gaf- 
fern lande. 

Thereva  lanala  Doleschall  aus  Amboina  (siehe  Asilicl!) 

Bombyliarii.  Leon  Dufour  „Histoire  des  metamorphoses  du 
Bombylius  major"  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  503  ff.  pl.  13)  lieferte 
eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  Puppe  von  Bombylius  major, 
welche  mit  der  von  West  ^^ood  gegebenen  Abbildung  übereinstimmt 
und  zugleich  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Anthrax  -  Puppe  hat.  Der 
Verf.  fand  diese  Puppe  in  Mehrzahl  ausgeschlüpft  in  der  Nähe  von 
Colletes-Bauten  im  Sande  und  in  einem  Falle  dicht  bei  einer  solchen 
Puppe  ein  so  eben  ausgeschlüpftes  Exemplar  der  Fliege.  Eine  beim 
Durchgraben  desselben  Terrains  im  Herbste  aufgefundene  Larve,  wel- 
che ebenfalls  beschrieben  und  abgebildet  wird ,  möchte,  nach  der 
Vermuthung  des  Verf.,  gleichfalls  der  obigen  Art  angehören,  ohne 
dass  dies  jedoch  irgend  wie  erwiesen  wäre.  Die  Larve  ist  fuss-  und 
augenlos,  zwölfringiig ,  halbcylindrisch ,  mit  Mandibeln  versehen,  die 
drei  Thoraxsegmente  ein  wenig  grösser  als  die  übrigen,  jederseits  mit 
einem  Haare  besetzt,  das  Endglied  des  Abdomen  unbewehrt;  der  Kör- 
per weiss  und   glatt. 

Nach  Laboulbene  (Bullet,  soc.  entomol,  p.  CXII)  lebt  An- 
thrax sinuata  auch  parasitisch  in  den  Nestern  von  Odynerus    spinipes. 

Doleschall  (Naturk.  Tijdschr.  voor  Nederl.  Indie  XIV.  p.399  ff.) 
beschrieb:  Anthrax  ventrimacula ,  flaviventris ,  'coeruleopennis  (alle 
drei  zu  Exoprosopa  Macq.  gehörend  und  letztere  Art  gewiss  nicht 
von  Anthr.  Tantalus  Fabr.  verschieden),  argyropyga  (zur  Gruppe  der 
Anthr.  sinuata  gehörend)  n.  A.  von  Amboina.  —  Ebenda XVII.  p.  93 
bemerkt  der  Verf.,  dass  letztgenannte  Art  wahrscheinlich  mit  Anthr. 
semiscita  Walker  identisch  sei  und  beschreibt  Anthrax  aterrima  und 
angustata  als  n.  A.  von  Amboina. 

Bigot  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  573)  macht  die  Mittheilung, 
dass  seine  Cyllenia  elegantula  aus  Chile  (Annales  1857)  von  der  Gat- 
tung Cyllenia  wesentlich  abweiche,  ohne  die  Unterschiede  selbst  an- 
zugeben ;  er  begründet  auf  dieselbe  eine  neue  Gattung  Acro- 
phthalmyia. 

Nemestrinidae.  Loew  (Öfversigt  Kongl.  Vetensk.  Akad.  För- 
handl. XIV,  p.  3G7  f.)  stellte  eine  neue  Gattung  Sytnmicttis  auf,  wel- 
che zwischen  Colax  und  Trichopsidea  die  Mitte  hält,  indem  sie  mit 
ersterer  in  der  völligen  Verborgenheit  des  Mundes  und  der  Mund- 
theile  übereinstimmt,  letzterer  dagegen  durch  grosse,  auf  einem  her- 
vortretenden Höcker    stehenden  ücellen    und  durch    das  Flügelgeäder 


462     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

nahe  tritt.  Das  nach  unten  breiter  werdende  Gesicht  ist  ganz  dicht 
mit  langer,  zarter  Behaarung  bekleidet,  die  dreigliedrigen  Fühler  sehr 
klein,  aus  zwei  kurzen,  dicht  verbundenen  Basalgliedern  und  einem 
eiförmigen  Endgliede,  welches  sich  unmittelbar  in  eine  griffel förmige 
Verlängerung  fortsetzt,  bestehend.  Art:  Symm.  costatvs  aus  dem  Caf- 
fernlande.  Ausserdem  werden  als  neue  Arten-  beschrieben  :  JSeme- 
slrina  longipennis  und  variegata  vom  Cap.  variahilis  aus  dem  CafTein- 
lande.  (Die  Gattung  Synimictus  ist  ausserdem  noch  in  der  Berl.  En- 
tern. Zeitschr.  II.  p.  111.  Taf.  1.  fig.  26  beschrieben  und  abgebildet.) 

Henopii.  Oncodes  caffer  L  o  e  w  n.  A.  aus  dem  CafFernlande 
(Öfversigt  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  368.) 

Leptidae.  ChrysopUa  testacea  Loew  n.  A.  aus  dem  CafFernlande 
(ebenda  p.  367),  Alherix  ni(jrilavsis\)o\esc\i^W  (Natuurk.  Tijdschr.  voor 
IVederl.   Indie  XVII.  p.  92)  n.  A.  von   Aniboina. 

Dolichopodidae.  Bigot  (Archiv,  entom.  II.  p.  361)  beschrieb 
Psilopus  Zephyrus  und  Saphirus,  sehr  schöne  neue  Arten  vom  Gabon, 
letztere  auf  pl.  10.   fig.  8  abgebildet. 

Dole  seh  all  (Natuurk.  Tijdschr.  voor  Nederl  Indie  XIV.  p.402) 
errichtete  eine  neue  Gattung  Heliomyia ,  die  er  den  Dolichopoden 
beizählt  und  folgendermassen  charakterisirt :  „Antennae  supra  episto- 
niium  positae,  articuli  omnes  breves,  tertius  latior  quam  longus,  seta 
apicalis  longa.  Ocelli  tres.  Articulus  palporum  ultimus  deorsum 
flexus.  Alae  cellula  discoidnli  magna,  longa,  fere  triangulari,  non 
incumbentes.  Tibiae  paris  pedum  secundi  apice  bispinosae.  Organon 
copulalorium  maris  forcipatum."  Art :  Hei.  ferruginea  ,  4  lin.  von 
Aniboina.  (Nach  der  auf  Taf.  7.  fig.  5  gegebenen  Abbildung  gehört 
die  Gattung  offenbar  nicht  zu  den  Dolichopoden  ,  sondern  zeigt  ganz 
das  Flügclgeäder  der  Leptiden  ;  sie  dürfte  wohl  am  ersten  mit  Chry- 
sopila  Macq.  zu  vergleichen  sein  ,  von  der  sie  die  grossen  Palpen 
freilich  wesentlich  unterscheiden.)  —  Ebenda  XVII.  p.  94  f.  werden 
Psilopus  longicornis  und  palmelontm  als  n.  A.  von  Amboina  be- 
schrieben. 

Loew  (Öfversigt  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.  XIV.  p.  371  ff.): 
Psilopus  slennrus  vom  Cap,  ßexus ,  ßavirostris ,  anguslipennis ,  Gym- 
nopleinus  avgyropns  ,  Chvysolns  inconspicuus ,  Diapkoius  vnivillaiusy 
cyanescefis  und  Hydrophorus  spinicornis  aus  dem    Caffernlandc. 

FipunCUlini.  Derselbe  (ebenda  p.  374  f.)  ieschrieb  Pipuncu- 
Itts  laeviv€7iliis,  hreiicovnis ,  abdominalis,  umhvinus ,  mvlillalvs,  acu- 
leatvs  und  claripennis  als  n.  A.  aus  dem  CafPernlande,  Pip.  partifrons 
vom  Cap. 

Platypezini.  Plalrjpeza  inornata  und  lugens  Loew  (Öfversigt 
Kongl.  Velensk.  Akad,  Förhandl.  XIV.  p.  375)  n.  A.  aus  dem  Caf- 
fernlande. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       463 

Stratiomyidae.  Eine  neue  Galtung  Lopho tele s  wurde  von  Loew 
(Berl.  Entoniol.  Zeitschr,  II.  p.  110)  beschrieben  und  abgebildet;  sie 
ähnelt  einer  kleinen  Oxycera,  hat  nur  drei  von  der  grossen  Discoi- 
dalzelle  zum  Ilinlerrande  verlaufende  Nerven,  einen  flachgewölbten, 
aus  fünf  deutlich  getrennten  Ringen  bestehenden  Hinterleib,  ein  etwas 
gestrecktes,  unbewehrfes  Srhildchen  ,  ein  langgestrecktes  Scheilel- 
dreieck  beim  Älännclien,  auf  dessen  vorderem  Theile  die  Ücellen  ste- 
hen, ziemlich  hoch  gestellte  Fühler  mit  rundlichem,  undeutlich  vier- 
ringligem  Endgliede ,  das  an  seiner  Spitze  eine  sehr  dicht  gefiederte 
Borste  tragt,  Art:  Loph.  plnmiilaV//i  lin.  von  der  Insel  Radak.  (Taf.  1. 
fig.  18  abgebildet.) 

Doleschall  (iVatuurk.  Tijdschr.  voor  Nederl.  Indie  XIV.  p.  403) 
beschrieb  Sargtts  formicaeformis  und  Odontomyia  cinerea  als  n.  A. 
von  Amboina  ;  letzlere  ist  eine  Clitellaria  aus  der  Verwandtschaft  der  CI. 
bilineata  Fabr. ,  erstere  auf  Taf.  3  abgebildet. —  Ebenda  XVII,  p.  81  ff. 
stellt  derselbe  eine  neue  Gattung  Wallacea  auf  (der  Name  ist  gleich- 
zeitig bei  den  Coleopteren  vergeben!),  die  er  zwischen  Oxycera  und 
Platyna  placirt.  „Antennae  sub  ocellis  immediatim  in  suprema  capitis 
facie  oriundae,  cum  sela  capite  longiores  ,  triarticulatae;  duo  primi 
minimi,  tertius  bis  multo  longior,  quinque  -  annulatus  ,  in  setam  lon- 
gam  exiens,  Ocelli  tres  aequales.  Rostrum  sub  epistomio  retractum. 
Scutelhim  margine  postico  breviter  bidentatum.  Abdomen  thorace 
multo  latius,  breve,  supra  segmentum  primum  tantum  visibile.  Alae 
cellula  discoidali  magna  rhombiformi."  Art:  Wall,  argentea,  1  lin., 
von  Amboina.  Neue  Arten  :  Ephippium  nigerrimum ,  Sargus  riifusy 
feri'vginens,  Snbiila  ßavipes  und  vittata  von  Amboina. 

Von  Heeger  (Sitzungsberichte  der  math.  -  naturw.  Classe  der 
Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien  XXXI.  p.  307  ff.  Taf,  3)  beschrieb  die 
ersten  Stände  nebst  Entwickelungsgeschichte  von  Xylophagus  varius 
Aleig.  Die  Eier  werden  vom  Weibchen  an  Bäume  abgelegt  ,  an  de- 
nen Saft  ausfliesst,  und  von  welchem  sich  die  Larven  bis  zum  Sep- 
tember, wo  sie  halbwüchsig  sind,  ernähren;  dieselben  überwintern 
dann  unter  der  Rinde,  verpuppen  sich  iniApiil  und  Mai  unter  Baum- 
rinde und   liefern  im  letzteren  Monate  oder  im  Juni  die  Fliege. 

Kigot  beschrieb  (Archiv,  entom.  II.  p.  351)  Sargus  affmis  (ob 
gleich  Musca   elongata  Fab,  ?)  als  neue  Art  vom  Gaben. 

Syrphici.  Von  Egg  er  (Verhandl.  d.  /oolog.-bolan,  Gesellsch. 
zu  Wien  1858,  p,  701— 716)  wurden  Mittheilungen  zur  näheren  Kennt- 
niss  mehrerer  üesterreichischer  Syrphiden  geliefert :  1)  eine  eingehende 
Beschreibung  der  drei  in  Oesterreich  vorkommenden  Pelecocera-Ar- 
ten  :  Pet.  tricincta  Meig.,  latifrons  Loew  und  scaevoides  Fall.  2)  der 
Nachweis  ,  dass  Brachypalpus  varus  Panz.  nicht  zu  dieser  Gattung, 
sondern  zu  Myolepta  Newm,  gehöre.     3)  Beschreibung  einer  auf  dem 


464     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Schneeberg  neu  aufgefundenen  Art  von  Brachypalpus  ,  die  vielleicht 
mitXylota  rufipila  Meig.  identisch  ist.  4)  Begründung  einer  neuen  Gat- 
tung Dasymyia  auf  Criorhina  apiforniis  Avegen  ihrer  Unterschiede  in 
der  Bildung  des  Gesichtes  ,  der  Beine  u.  s.  w.  von  den  übrigen  Ar- 
ten der  Gattung  (mit  denen  sie  übrigens  ohne  Zwang  vereinigt  blei- 
ben kann).  5)  Beschreibung  neuer  Arten:  Criorrhina  pachymera  vom 
Schneeberge,  Eristalis  jugorum  (ob  nicht  die  wirkliche  E.  fossarum 
Meig.  ?)  und  Syrphus  Rraueri  ebendaher.  —  Schliesslich  bemerkt  der 
Verf.,  dass  die  neuerdings  in  Oesterreich  aufgefundene  Psilota  rufi- 
cornis  Wahlb.  ebenfalls  zur  Gattung  Myolepta  gehöre,  und  dass,  falls 
sie  wirklich  eine  Psilota  im  Meigen'schen  Sinne  ist,  dieser  Gattungs- 
name für  Myolepta  einzuführen  sei. 

Wo  Ilaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  115)  be- 
schrieb Eristalis  ustus  und  Puragus  mundus  (pl.  5.  fig.  4)  als  n.  A. 
von   Madeira. 

Bigot  (Archiv,  entomol.  II.  p.  364  ff.)  :  Eristalis  trizonatns, 
laeviviltatus  (pl.  10.  fig.  9)  und  Cheilosia  pedinictilata  als  n.  A.  vom 
Gabon ;  ausserdem  wird  Eristalis  plurivittalus  Macq.  nochmals  ausführ- 
lich charakterisirt. 

Loew  (Öfversigt  Kongl.  Vetensk.  Akad.  Förhandl.XIV.  p.375 ff.) : 
Ceria  brunneipennis,  3Iicrodon  brevicornis,  inermis,  Bciccha  claripen- 
nis ,  Ocyptanms  roliindiceps  ,  Taragus  suhstitntus ,  longivenlris ,  nttdi- 
pennis,  Eumerus  nnicolor,  erytkrocerus,  Syritta  stigmaiica  (Cap),  Rkin- 
gia  coerulescens ,  Syrphus  claripennis  (Cap),  hirticeps  (Nubien)  ,  cog~ 
natus  (Cap),  trisectus,  rotundicornis  (Cap),  calopus  ,  bittiberculatus, 
Äsarcina  eremophila  (JVubien) ,  Helophilus  caffer  ,  ingratus,  extremus, 
Plagiocera  maculipennis  (Helophilus  Aenacus  Walk.  ?),  Megaspis  Bul- 
la ta  ,  curla,  capito ,  fro7ilo ,  Simoides  nov.  gen.,  (für  Eristalis  crassi- 
pes  Fab.  errichtet),  explelus  und  villipes  (Nubien),  Eristalis  nietalles" 
cens  und  cuzotius ,  nigricornis  (Waüfisch  -  Bay).  Von  diesen  Arten 
stammen  die  nicht  besonders    bezeichneten  aus  dem   CafTernlande. 

Derselbe  (Wien.  Entern.  Monatsschr.  II.  p.  107  ff.) :  Baccha 
apicalisy  Rhingia  laevigata  und   Eristalis  incisuralis  n.  A.  aus  Japan. 

Dole  schall  (Natuurk.  Tijdschr.  voorNederl.  IndieXIV.  p.404) 
beschrieb  Ceratophya  Indica,  Eristalis  maxima,  metalUca,  inscripta, 
Didea  Ellenriederi  (ist  gleich  Syrphus  aegrotus  Fab.  Wied.),  Macquar- 
tü  (steht  dem  Syrph.  salviae  Wied.  äusserst  nahe  und  wäre  mit  die- 
sem noch  zu  vergleichen),  diaphana  vonAmboina,  Ilelophilns  insignis 
und  pilipes  von  Java  ,  Eumerus  argyropus  ,  Baccha  vespaeformis  und 
moluccana  von  Amboina.  (Die  Arten  sind  auf  Taf.  3,  7,  8,  0  und  10 
abgebildet).  —  Ebenda  XVII.  p.  94  ff. :  Baccha  semilimpida ,  Grapto- 
myza  mellipoiweformis,  Eristalis  refulgens,  Syritta  Ämboincnsis ,  Eu- 
merus  bimaculalus,  Syrphus  villosulus  und  Pipiza  moerens  n.  A.  von 
Auiboina, 


k 


im   Gebiete  ^ev  Knlomolog^ie  weinend  des  Jahres  1858.      4C5 

Ileewcr  (Sitzungsberichte  der  nialh.-naturw.  Classe  der  Akad, 
d.  Wisseiisch.  in  Wien  XXXI.  p.  2i>5  (T.  Taf.  1  mid  2)  beschrieb  die 
ersten  Stände  niid  deren  Kntwickehingsgcschichte  von  Pipiza  vilripen^ 
nis  Mcig.  uVid  varipes  Meig.  Die  Eier  erstererAit  werden  voniWeib- 
cbeti  an  solche  Blätter  von  Populus  italica  gelegt,  welche  mit  Blatl-^ 
liiusen  besetzt  sind;  die  Larven  nähren  sich  von  diesen  und  verpiip- 
pen  sich  unter  loser  Rinde  ftlitle  Juli,  -oder  tlie  der  zweiten  (Genera- 
tion nacli  der  üeberwinterung  im  April  des  folgenden  Jahres.  Die 
Larven  der  Zweiten  Art  nühren  sich  von  verschiedenen  Aphiden-Ar- 
ten  ,  die  untvjr  tief  Erde  an  den  Wurzeln  von  Pastinaca  saliva  ,  Pe- 
Iroselinnm  sativum  u,  n.  leben,  überwintern  daselbst  und  verwandeln 
sich  im  März  oder  April  zur  Puppe  ,  aus  der  nach  14 — 20  Tagen  die 
Fliege  sich  entwickelt. 

Gonopidae.  Unsere  Kenntnisse  über  die  Naturgeschichte  und  die 
parasilirende  Lebensweise  der  Arten  der  Gattung  Conops  während 
ihres  LaWen  -  Und  Puppenzustandes  hat  Saunders  durch  seine  „Ob- 
servations  on  the  habits  of  the  Dipterous  genus  Conops"  (Transact. 
entom.  soc.  IV.  p.  285 — 291)  wesentlich  erweitert.  Der  Verf.  führt 
zunächst  die  Angaben  früherer  Autoren  über  die  Enlwickelung  von 
Conops  aus  dem  Hinterleibe  lebender  Hununeln,  über  das  Sciimarützen 
einer  unbekannten  Dipleren-Larve  im  Hinterleibe  von  Hummeln  und 
über  di«  Verfolgung  von  Hummeln  und  Wespen  durch  Conops,  wie 
sie  besonders  von  Latr^ille,  Audouin,  Le pelletier,  Des" 
voidy  und  Dufour  gemacht  worden  sind,  an;  er  hält«  diesen  An- 
gaben auch  die  interessante  ölittheilung  von  Kirschbaum  über  die 
Entwickelung  eines  Conops  aus  dem  Hinterleibe  einer  längst  getöd- 
teten  Bembex  (siehe  Jahresbericht  1853.  p.  7o)  beifügen  können.  Aus 
diesen  Angaben  ging  die  parasitircnde  Lebensweise  der  Conops-Arten 
unzweifelhaft  hervor,  es  blieb  jedoch  noch  nachzuweisen,  dass  die 
von  Audouin  im  Hinterleibe  von  Hummeln  aufgefundene  Larve,  wie 
es  LatreiUe  vermuthet,  wirklich  die  des  Conops  sei.  Diesen 
Nachweis  hat  Saunders  an  einer  in  Griechenland  voikommenden 
Conops-Art  geliefert,  deren  Larve  im  Hinterleibe  von  Pompilus  audax 
Smith  schmarotzt;  diese  Larve,  aus  der  sich  das  Dipteron  entwickelte, 
stimmte  mit  der  von  Audouin  beschriebenen  überein.  Sie  liegt  mit 
dem  Kopfende  gegen  die  Basis  des  Pompilus- Hinterleibes  gerichtet, 
hat  eine  weiche  und  durchsichtige  Haut,  hinter  dem  Kopfe  zwei 
schwarze  hornige  Haken  mit  auswärts  gekehrter  Spitze,  am  Afterende 
des  Körpers  zwei  nierenförmige,  fallige,  lappenartige  Anhänge,  wel- 
che vor  der  Verwandlung  dnnkelhraun  werden  und  offenbar  die  Re- 
spiration vermitteln.  Zur  VerMandlnng  zieht  sich  die  Larve  stark 
zusammen  und  nininst  die  ovale  ,  plumpe  Form  der  späteren  dunkel- 
braunen Puppe  an ;  das  Durchbrechen  des  Parasiten  geht  zwischen 
dem  ersten  und  zweiten  llinterleibssegmente  des  Pompilus  vor  sich, 
Arcliiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  EE 


466     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leisfunge« 

—  Auf  welche  Weise  die  Eier  des  Conops  in  den  Leib  des  Ponipi-* 
lus  gelangen,  hat  der  VerL  nicht  beobachtet,  er  veiniuthet  jedoch, 
dass  sie  nicht  in  die  Larve  desselben,  sondern  in  die  Image  selbst 
bald  nach  ihrem  Ausschlüpfen  aus  der  Puppe,  wenn  die  Kürperbe- 
deckung noch  weich  ist,  hineingelegt  werden  ;  vielleicht  ist  die  Fliege 
auch  lebendig  gebärend  ,  in  welchem  Falle  sich  die  jungen  Larven 
in  den  Leib  des  Wohnthieres  einfressen  würden.  Hierniit  würde« 
wenigstens  die  Beobachtungen  von  Dufour,  welcher  Hummeln,  und 
von  Lepelletier,  welcher  Wespen  von  Conops  verfolgt  sah,  über- 
einstimmen ;  die  Vermulhung  des  letzteren,  dass  die  Conops  ihre  Eier 
an  die  Wespen-Larven  lege,  ist  wohl  dahin  zu  verbessern,  dass  sie 
nur  in  die  Nester  eindringe  ,  um  die  frisch  entwickelten  Wespen 
damit  zu  versehen.  —  Ausser  in  der  genannten  Pompilus-Art  fand 
der  Verf.  auch  eine  Conops -Larve  im  Hinterleibe  von  Sphex  Uavi- 
pennis  an  der  gleichen  Lokalität  und  erhielt  eine  kleine  Conops-Art 
aus  dem  Hinterleibe  eines  Odynerus.  —  Abbildungen  von  den  Larven 
und  Puppen  des  Schmarotzers,  ihrer  Lage  im  Ilinterleibe  des  Pom- 
pilus  u.  s.  w.  hat  West  wo  od  auf  pl.  28  gegeben. 

D  oleschall  (Natuurk.  Tfjdschr.  voor  Kederl.  Indie  XVH.  p.lCO 
und  XIV.  p.  412)  beschrieb  Conops  bipartita  und  rvßfröns  n.  A.  von 
Amboina. 

Oestracea.  Die  Naturgeschichte  der  einheimischen  Arten  dieser 
F'amilie  ist  mit  besonderem  Erfolge  von  Brauer  sludirt  und  in  zwei 
Abhandlungen  :  „Hie  Oestriden  des  Hochwildes  ,  nebst  einer  Tabelle 
zur  Bestimmung  aller  Europäischen  Arten  dieser  Familie"  (Verhandl. 
d.  zoolog.-botan.  Gesejlsch.  zu  Wien  1858.  p.  385 — 414)  und  „Neue 
Beiträge  zur  Kenntniss  der  Europäischen  Oestriden"  (ebenda  p.  449 — 
470.  Taf.  10  u.  11)  eingehend  erläutert  worden.  In  ersterer  Abhand- 
lung stellt  der  Verf.  zuvörderst  die  von  früheren  Autoren  gemachten 
3Iittheilungen  über  die  Bremsen  des  Hochwildes  zusammen,  geht  so- 
dann in  Kurzem  auf  die  Charaktere  der  Familie  und  der  einzelnen 
Gattungen  ein  und  beschreibt  schliesslich  die  bis  jetzt  bekannt  ge- 
wordenen Arten  in  ihren  verschiedenen  Enlwickelungsstadien,  näm- 
lich:  Cephenemyia  trompe  aus  der  Nasen-  und  Kachenhöhle  des  Renn- 
thiers,  C.  stimulator  Clark,  wahrscheinlich  dem  Reh  angehörig,  C. 
rufibarbis  und  picta  vom  Edelhirsch;  Hypoderma  Aclacoii  aus  der 
Haut  des  Edelhirsches  und  Diana  ,  wahrscheinlich  aus  der  des  Rehes 
(auf  beide  lässt  sich  H.  linealum  Villers  beziehen),  ausserdem  auch 
H.  bovis  aus  der  Haut  des  Rindes,  Die  Weibchen  der  Cephencmyicn 
bringen  lebendige  Larven  zur  Welt,  welche  in  einem  Tropfen  Flüs- 
sigkeit den  Wohnlhieren  in  die  Nasenhöhle  gespritzt  werden,  wo  sie 
sich  vermittelst  zweier  starker  Mundhaken  sogleich  festheften;  die 
Hypoderma- Weibchen  legen  Eier,  über  deren  Fcslheftung  an  der 
Haut  noch    nichts    bekannt  ist;    den  daraus    hervoigchendcn    Larven, 


itn  Oel)ictc  der  Entomologie   wälueiul    des  Jalircs  ISBB.     467 

Xvelche  in  den  Dtissclheulen  der  Hirsche  und  Hinder  leben,  fehlen  die 
Ölnndhaken.  Jede  Oestrns-Art  lebt  in  einem  beslimmten  Wohnlhicrc 
Und  zwar  sind  einige  Gallungen  der  ei'sleren  auf  bestininile  Gallnngen 
der  letzteren  ange^vlescn  ,  so  (jastrus  auf  Einhufer,  Cepheneniyia  auf 
Hirsche;  jedoch  kann  ein  und  dasselbe  Wohnlhier  mehrere  Arten  be* 
herbergcn,  wie  denn  der  Edelhirsch  von  zwei  Ilaulbremsen  und  einer 
iXasenbremse  verfolgt  wird.  Die  Männchen  mancher  Arien  schwär^ 
^nen  im  Frühjahre  auf  der  Spitze  hoher  Berge.  —  Die  am  Schlusse 
angehängte  analytische  Tabelle  giebl  eine  Cbarakteristik  von  15  dem 
Verf.  bekannt  gewordenen  Europäischen  Arten  der  Familie;  die  bela- 
den Tafeln  enthalten  Abbildungen  der  Fliegen  ,  l^arven  und  Puppen. 
—  In  der  zweiten  Abhandlung  macht  der  Verf.  fünf  neue  Europäische 
Oestraceen  bekannt,  nämlich:  Cephaivviyia  pur-pitrea  bei  AVien,  aus 
der  Stirnhöhle  des  Schafes  oder  der  Ziege  ,  Hypoiterma  Silemis  aus 
Sicilien  und  vom  Sinai  (auf  Eseln?).  Safyrus  von  den  hohen  Alpen, 
daher  >'ermuth1ich  auf  öcmsen  lebend  ,  Gaslrus  iuennis  aus  Pferde- 
nnst  vom  Neusiedler  See,  laliventris  Loew  i.  lit.  aus  Kurland.  Mit 
Berücksichtigung  dieser  neuen  Arten  stellt  Verf.  die  Europäischen 
Oestraceen  nochmals  in  eine  analytische  Tabelle,  welche  gegenwärtig 
4  Gattungen  und  20  Arten  umfasst.  Durch  eine  zweite  Tabelle  erör- 
tert er  sodann  die  Vertheilung  der  Arten  auf  die  verschiedenen  Wie- 
derkäuer und  Einhufer  und  beschreibt  eine  neue  Hypoderma- harvc 
aus  den   Dasselbeulen   der  Bezoarziegen  von  Creta. 

Von  Stricker  sind  aufBrauer's  Veranlassung  auch  zugleich 
die  von  den  Hypoderma-Arten  erzeugten  Dasselbeulen  mikroßkopisch 
untersucht  worden.  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
1858.  p.415.)  IVach  diesen  Untersuchungen  scheint  es,  als  bohrten 
die  Oeslrus-Weibchen  nicht  die  Haut  der  Wohnthiere  mit  ihrer  Lege- 
röhre an,  sondern  als  würden  die  Eier  ursprünglich  in  die  Haarbälgc 
der  Haut  abgesetzt,  welche  sich  unter  Hypertrophie  ihrer  AVände  mit 
dem  Wachsthume  der  Larve  allmählig   vergrösserten. 

Schwab,  „Die  Oestraciden  (Bremsen)  der  Pferde,  Rinder  und 
Schafe  ,  als  ölanuskript  für  Freunde  der  Katurgeschichte  gedruckt'' 
(gr.  8.,  München  1858)  ist  den»  Ref.  nicht  zugekommen,  nach  Brauer 
(a.  a.  0.)  aber  nur  ein  zweiler  Abdruck  einer  schon  im  Jahre  1840 
erschienenen  Schrift  mit  gleichein  Titel. 

MüScariae.  Die  von  Walker  (Transact.  entomol.  soc.  IV. 
p.  190 — 234)  aus  der  Saunders'schen  Sammlung  beschriebenen  Arten 
dieser  Familie  sind  in  der  vom  Verf.  angenommenen  lieihenfolge  fol- 
gende: a)  Tachinariae;  Echinomyia  fvriosa  von  Rio-Grande,  p/rt/y- 
mesa  aus  China,  sfolida  aus  Neu-Süd-AVales ,  Eurygaster  cuprescens 
aus  Hindostan,  Trt.'wa???^/^  von  Van-Dicmcnsland,  {'^()lavyvi(hi  ausHin- 
dostan,  Masicera  longinsmla  aus  Süd -Amerika,  albcsccns  aus  Hin- 
dostan ,  ?;?c///m7i5  aus   Süd -Amerika,  Trixa?  scjnucla  vom  Cap,  Gonia 


468     Gcrstaccker:  Berieht  über  die  wissenschaftlichen  Leislung^cn 

oeslroides  aus  Hindoslan.  —  b)  Dexiariae:  Dexia  filipes ,  extrema, 
C^)  albicans  vom  Aniazonenstrome,  spinosec  von  Pt.  Natal,  Seitostoma? 
punctum  von  Neu -Süd -Wales ,  Cordyligasler  tipnliformis  aus  Süd- 
Amerika.  —  c)  Sarcophagidae :  Sarcophaga  decedens ,  subsericanSy 
(?)  pnnctipennis  und  injtincla  aus  Columbien  und  Brasilien,  Cynomyia 
auriceps  von  Quito. — d)  Muscariae :  Pachymyia  jacians  (Vaterland?), 
Bengalia  depressa  von  Pt.  Katal,  Idia  extensa  von  Pt.  IVatal,  (?)  sim- 
plex  aus  Hindostan,  {"i)  varia  vom  Cap,  Lucilia  pingiiis  von  ilindo- 
stan ,  hasifera  (woher?),  Pyrellia  facilis  aus  Süd-Amerika,  lorpida 
vom  Cap,  Musca  rußcornis  von  Van-Diemensland  ,  Morellia  indecora 
aus  iSeu-Süd-Wales.  —  e)  Anthomyides:  Aricia  ignata  aus  Brasilien, 
(?)  inscia  aus  Van-Diemensland,  Hylemyia  fasciata  von  Port  Nalal,  — 
f)  Helomyzides  :  Scatophaga  Canadensis  aus  Canada,  Sciomyza  iermi- 
nalis  aus  Hindostan,  Helomyza  lata  aus  Süd-Amerika,  robusta  vom 
Amazonenstrome,  marginalis  aus  Keu-Süd-YVales ,  Dryomyza  cingu- 
lipes  ebendaher,  Telanocera  lateralis  vom  Amazonenstrome,  Dorycera  ? 
conspersa  aus  Columbien. — g)  Borborides:  Borborus  Amazonicus  vom 
Amazonenstrome.  — h)  Lauxanides:  Lonchaea  albimanus  aus  Süd-Ame- 
rika. —  i)  Ortalides:  Ropalomera  tibialis ,  nebulosa  und  svbstitufa 
aus  Brasilien,  Dichrotnyia?  puihctipennis  aus  Süd-Afrika,  Loxojieura 
perilampoides  (woher?),  Laniprogaster  lepida  von  Celebes  ,  Ulidia? 
fuhiceps  aus  Hindostan,  Herina  delerminata  vom  Amazonenstrome, 
decisa,  nigritnla,  inlrndens  ,  (?)  divisa  ebendaher  und  von  Paiä,  Try- 
peta  lutescens  vom  Amazonenstrome,    sinica   und  tnbifera  aus  China. 

—  k)  Sepsides:  Sophira  distorla  von  Celebes.  —  1)  üscinides :  Osci- 
nis  scita  aus  Süd-Amerika.  —  m)  Geomyzides:  Drosophila  valida  aus 
den  Vereinigten  Staaten.  —  n)  Phytomyzides :  Agromyza  invaria, 
Phytomyza  solita  und  diminuta  aus  den  Vereinigten  Staaten.  —  o) 
Ephydra  lata,  brcvis,  oscitans  und  na7ia  aus  den  Vereinigten  Staaten. 

—  p)  Phoridae:  Phora  nebulosa  aus  Van-Diemensland. 

Loew  (ßerl.  Eutom.ZeitsGhr.il.  p.  113  ff.)  machte  einige  neue 
Gattungen  bekannt,  von  denen  Periscelis  in  der  Gruppe  der  Gcomy- 
ziden  auf  Kotiphila  annulata  Fall.  (Ephydra  annulata  Meig.),  welche 
von  Zetter stedt  schon  mit  Zweifel  in  die  Galtung  Drosophila  ge- 
setzt wurde  ,  begründet  ist;  die  Galtung  ist  mit  Asteia  und  Droso- 
phila, deren  Unterschiede  ausführlich  erörtert  werden,  zunächst  ver- 
wandt, und  zwar  besonders  durch  eine  neue  hier  beschriebene  Art, 
Periscelis  anmilipes  2*72  lin-,  in  Schlesien  von  Seh  o  Uz  entdeckt,  bei 
der  die  hinlere  Querader  der  Elügel  mangelt.  (Abbildung  von  Flügel, 
Kopf  und  Fühler  auf  Taf.  1.  fig.  31—33).  —  Zu  den  Osciniden  kom- 
men zwei  neue  Gattungen  :  ])  Siphlus  n.  g.,  zu  den  Cliloropinen  mit 
einfachen  Hinterscheukelu  gehörend,  durch  sehr  grossen  und  dicken 
Kopf  und  Thorax  ausgezeichnet;  Stirn  sehr  breit  mit  grossem  Schei- 
tcldreicck,  Gesicht  tbenfalls    sehr  breil,  unter  den  Fühlern  nicht  aus- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  der  Jahres  1858.     469 

gehöhlt,  Fühler  klein,  mit  rundlichem  Endgliede,  das  eine  zweiglie- 
drige, grifFelförmige  Borste  mil  mikroskopischer  Behaarung  trägt; 
Schildchen  dick,  oberhalb  eben,  Hinterleib  fiinfringlig,  glatt,  Flügel 
wie  bei  Chlorops,  der  letzte  Abschnitt  der  4.  Längsader  in  der  Nähe 
seiner  Basis  gebogen,  das  erste  Fussglied  verlängert.  Art:  Siphl.  me- 
gacepkalus,  V/e  lin.,  aus  dem  CalTernlande.  —  2)  Packylophus  n.  g., 
zu  den  Chloropinen  mit  verdickten  Ilinterschenkeln  gehörend  ,  von 
sehr  schmalem,  langgestreckten  Körper,  mit  flacher,  sehr  stark  her- 
vortretender Stirn  und  zurückweichendem  Gesicht;  an  den  Fühlern 
das  1.  Glied  sehr  klein,  das  2.  oberhalb  verlängert,  von  der  Seite 
gesehen  halbmondförmig  ,  das  3.  eiförmig  ,  in  der  Mitte  seiner  Ober- 
seite am  2.  aufgehängt,  mit  langer,  sehr  dicht  behaarter  Borste;  die 
Hinterschienen  gekrümmt.  Art:  Pack,  frontalis,  fast  2  lin.,  eben- 
daher.    (Beide  Arten  sind  auf  Taf.  I.  durch  Abbildungen  erläutert.) 

Derselbe  beschrieb  (ebenda  p.  374  ff.)  Ortalis  cana  von  Zante, 
atripes  und  bifasciala  aus  Sicilien  als  neue  Arten.  —  Fernei"  (Wiener 
Entoni.  Monatsschr,  II.  p.  8  fF.)  :  Lispe  consanyuinea  (tenlaculala  Zett. 
var.  b.)  aus  Deutschland  und  Schweden ,  Coenosia  alhivmna  und  pi- 
ctipennis  aus  Sicilien ,  C/iyli:ia  obsctiripennis  aus  Oesterrcich  ,  Sapro- 
myza  difformis  und  bicolor  aus  Schlesien,  Trypeta  Talida  aus  Ungarn, 
Lavxania  frontalis  und  nitens  von  Meseritz.  —  Ebenda  p.  57  ff. :  Li- 
para  rvßtarsis  aus  Österreich  (nebenbei  geht  der  Verf.  auf  die  übrigen 
Arten  der  Gattung  näher  ein),  Oscinis  luimeralis  aus  Sicilien,  hreriro- 
stris  aus  Constanlinopel ,  longirosiris  von  Rhodus ,  ornatifrons  und 
dasyprocta  aus  Sicilien,  tristis  von  Posen,  obscurifrous  aus  Unter-Ita- 
lien, marginata  aus  Sicilien  und  Constantinopel,  laevifrons  aus  Deutsch- 
land ,  gilvipes  von  Posen,  Crassiseta  sibirica  aus  Sibirien,  megaspis 
aus  Klein -Asien  und  Unter-Italien,  Burkina  nuda  aus  Aegyptcn,  Phy- 
tOKiyza  heteroplera,  Iridcntata^  gymnostoma  und  xanthaspis  von  Posen, 
bipunclala  von  Meseritz  und  acuticornis  aus  Oes'erreich  und  Schle- 
sien. —  Ebenda  p.  152:  Dialyta  atriceps  aus  dem  Harz. 

Derselbe  (e])eMda  p.  213  ff.)  begründete  eine  neue  Gattung 
Cacoxcmis  auf  eine  von  Scholtz  in  Schlesien  aufgefundene  Art: 
Cac,  indagator,  die  mit  Agromyza  latipes  Meig.  in  einiger  Verwandt- 
schaft steht  ,  aber  ebenso  wie  diese  von  Agromyza  zu  tiennen  ist. 
In  näherer  Beziehung  steht  sie  zu  iMilichia  (welche  Gattung  der  Verf. 
auf  M.  maculata  beschränkt),  Argyrites  (der  schon  von  Latreille 
gebrauchte  Name  wird  für31ilichia  speciosa  verwandt)  und  Lobioptera, 
und  zwar  weicht  sie  von  den  beiden  letzteren  durch  den  n)angeln- 
den  Flügelschlitz  und  die  ntir  bis  zur  dritten  Längsader  reichende 
Bandader,  von  ersterer  durch  längliche  Augen,  den  hinten  beborste- 
Icn  Thorax,  die  nicht  genäherten  Queradern  u.  s.,w.  ab.  —  Neue  Ar- 
ten sind  ferner  :  Ochthiphila  spectabilis  und  corotiata  vom  Neusiedler- 
See,  fasciala  aus  Nord-Deutschland. 


470     Gerslaecker:  Bericht  über  die  wisscii-chaitlscließ  Leistungen 

Derselbe  (Wien.  Enloni.  Monatsschr.  II.  p.  109  (f.)  beschrieb; 
Phasia  rolundiventris  ,  Lucilia  fulvipes  ,  Pyvellia  laetifrons ,  Cyrio- 
neura  anguslifrons  und  Ilydyotaea  calcavaia  als  n.  A.  aus   Japan. 

Dole  sc  hall  (Natuurk.  Tijdschr.  voor  Kederl.  Indie  XIV. 
p.  413  ff.)  hQ:Sc\\x\Gh  Lucilia  nasocomioritniy  Ochromyia  fenvginea,  Ly- 
della  unyuiculala ,  Tetanocera  tripunctata  ,  Acinia  faciestriata  (is^ 
identisch  mit  Platystoma  cincta  Guerin  ,  Voyage  de  la  Coquille  ;  die 
Angabe  des  Verf.,  dass  die  Fühlerborste  unbehaart  sei,  ist  unrichtig) 
von  Amboina,  Nerius  phahmgimis  von  Gombong  auf  Java,  annuUpes 
und  tibialis  von  Amboina.  Die  Arten  sind  auf  Taf.  3,  8  und  10  ab- 
gebildet. —  Ebenda  XYII.  p:  101  if.  werden  folgende  neue  Arten  und 
Gattungen  beschrieben  :  Rchinomyia  monticola  ,  Euryyasier  selosa^ 
Senomelopia  sphinyiim,  Masicera  morio ,  aurifrons,  Zambesa  Walkeii^ 
Clylia  modesta,  nigroanalis  ,  Gonia  exiyua  n.  A.  von  Amboina.  — ■ 
Spiroylossa  nov.  gen.,  durch  spiralförmig  zusammengerollten  Rüssel 
von  allen  bekannten  Gattungen  unterschieden.  Charaktere:  »Anten- 
naruni  articulus  tertius  oblongus,  secundus  ter  longior,  arista  longa, 
incrassala.  Epistomium  proeminens.  llostrum  filiforme,  longuni,  cor- 
poris longitudinem  fere  adaequans  ,  spiralitev  involutum.  Alae 
distantes  ,  cellula  posterior  prima  parum  aperta,  apicem  alae  at- 
tingens;  margo  anterior  alarum  inermis."  Art:  Spir,  typus ,  3  lin. 
von  Amboina.  —  Prosena  moluccana,  Rulilia  niyrocoslalis  (von  Ru- 
tilia  durch  längeres  drittes  Fühlerglied  und  stark  gefiederte  Borste 
unterschieden),  Omalogaster  rtifescens ,  Sarcophaga  aiivifrons,  fronla- 
lis,  Musca  (Lucilia)  bivittata,  azurea,  Pollenia  flavicans,  Aricia  qua- 
driptinctata,  graminicola,  Spilogaster  pusilla,  Hydrotaea  bicolor,  Ophyra 
ripaiia  von  Amboina.  — Pachycephala  nov.  gen.  (der  Name  ist  schon 
zweimal  vergeben!)  mit  folgenden  Charakteren :  „Corpus  hebcs,  caput 
Ihorace  latius,  crassum,  altius  quam  latum,  frons  lata,  parun)  eminens. 
Antennae  vix  inferiorem  oculorum  marginem  altingontes:  articuU  duoi 
primi  brevissimi,  tertius  secundo  multoties  longior,  linearis,  arista 
longa,  basi  incrassata.  Sulcus  duplex  in  faciei  inferiori  parte,  anten- 
iias  excipiendus.  Epistomium  crassum,  sinuatum.  Alae  latae,  fusco- 
leticulatae."  Zwei  Arten:  Pach.  Mohnikei  und  albifacies  aus  Am- 
boina. (Der  Verf.  stellt  diese  Galtung  zu  den  Musrarien ,  von  denen 
sie  einen  Uebergang  zu  den  Ortaliden  bilden  soll ;  in  AVirklichkeit 
ist  sie  ganz  nahe  mit  Platystoma  verwandt  und  eine  ihr  gleichfalls 
angehörende  Art  schon  von  Guerin,  Voyage  de  la  Coquille  als 
Platystoma  nuiculipcnnis  (=  Plat.  australis  Alacq.)  beschrieben  wor- 
den.) —  Zygaemila  nov.  gen.  „Corpus  brevc  ,  subquadratum  ,  gla- 
berrimum;  caput  latissimum  ,  valdc  aplauatum ,  mullo  lalius  quam 
allum.  Oeuli  parvi,  fronte  latissima  sejuncli.  Antennae  breves,  di- 
stantes, articulus  tertius  oblongus,  arista  nuda.  Alulae  parvae,  alae 
breves,  laliusculac."     Art :  Zyg.  paradoxa  von  Amboina.     (Diese  sehr 


im  Gebiete  der  Enloniologie   während  des  Jahres  1858.     471 

merkwürdige  Galtung  und  Art,  Avelche  durch  die  Enlwickelung  der 
Schuppen  und  durch  das  Flügelgeäder  ebenfalls  Platysloma  nahe  steht, 
ist  vom  lief,  vor  Empfang  der  Doleschall'schen  Arbeit  für  die  Entoni. 
Zeitung  als  Gorgopis  Oncephala  beschrieben  worden  und  scheint,  wie 
dort  erwähnt  ist,  mit  der  Gattung  TrigonosomaGriffith  gleich  zu  sein.) 
—  Saproinyza  pHiicligera,  Ortalis  regularis,  flaiiscutellala,  IrifasciaUty 
Braclocera  confunnis  ,  maculigera,  ?  vespoides,  Themara  albogullata, 
nigroptmctulata,  Herina  chalybea,  limpidipennis,  grandis,  nigrocostatUy 
Micropcza  lenuis  und  Drosophila  ananassae  von  Amboina. 

Wollaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  116  ff.)  : 
Tclanocera  inclusa,  Tel.?  Walkeri  (pl.  5.  fig.  5  u.  G),  Acinia  insularis, 
ralida,  Jliratida,  Eiisina  dccisa,  vacillans,  Drosophila  replela,  Gym~ 
nopa  clara  nrn\  Oscinis  signala  (pl.  5.  fig.  7 — 9)  als  n.A.  von  Madeira. 
Bigot  (Archiv,  entomol.  II.  p.  369  ff.) :  Idia  punclala,  Pgrellia 
nigrociiicla  ,  Telanocera  apicalis ,  Calohata  trifasciata,  Leptoxgs  bi- 
vittatus  pl.  10.  fig.  7  (wohl  ohne  Zweifel  das  Weibchen  von  Dacus 
armatus  Fab.  Wied.)  als  n.  A.  vom  Gabon.  —  Ausserdem  werden 
folgende  bekannte  Arten  nochmals  beschrieben  :  Jlicropalpus  analis 
Macq.,  üchromyia  senegalensis  Macq.  ,  Fyrellia  flavicalypterata  Macq^ 
und  Musca  Gabonensis  Macq. 

Derselbe  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  250)  hesclwich  Ueleromyza 
Delarouzei  n.  A.  aus  Frankreich. 

Von  Kaltenbach  (Verhandl.  d.  naturhist.  Vereins  der  Freuss. 
Rheinlande  und  Westphaleus  XV.  p.  78  ff.)  wurden  Agromyza  lainii 
(Larve  in  den  Blättern  von  Ballota  nigra  und  Lamium  aibum),  belli- 
dis  (Larve  in  den  Blättern  von  Bellis  perennis),  graminis  (Larve  in 
der  Spitze  der  untcrsländigeu  Blätter  von  Brachypodium)  und  bryoniae 
(Larve  in  den  Blättern  \on  Bryonia  dioica)  aus  Larven  erzogen  und 
^urch  kurze  Diagnosen  als    neue  Arten  aufgestellt. 

Coquerel,  „Nüle  sur  des  larves  appartenant  ä  une  cspece 
nouvelle  de  Diptere,  Lucilia  honnnivorax,  developpees  dans  les  si- 
nns  frontaux  de  Ihomme  ä  Cayenne"  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  171  ü'. 
pl.  4).  Der  Verf.  beschreibt  eine  angeblich  neue  Art  unter  dem  Ka- 
men Lucilia  kominivonix  (sie!)  aus  Cayenne,  welche  aus  Larven,  die 
sich  in  der  INasenhohlc  und  den  Sinus  frontales  eines  Menschen  in 
Menge  entwickelt  halten,  erzogen  wurde.  Es  wird  zugleich  berichtet, 
dass  dergleichen  Fälle  sich  in  Cayenne  schon  zu  >\  iederholten  Malen 
zugetragen  haben,  und  dass  die  Patienten  nach  den  fürchterlichsten 
Schmerzen  dem  Uebel  erlagen;  in  einem  Falle  wurden  mittelst  In- 
jektionen mehr  als  300   Larven  ausgetrieben. 

Ileeger  (Sitzungsberichte  der  malhem.-naturw.  Classe  d.Akad. 
d.  AVissensch.  in  Wien  XXXI.  p.  297  IF.  Taf.  1,  2  u.  4)  erörterte  die 
ersten  Stände  und  die  Entwickelungt;geschichle  von  lolgcnden  Arten: 


472     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wrsseiisehafllichcn  Leisfungea 

1)  Phytomyza  affinis  Mexg.  ;  das  Weibchen  legt  im  Frühjahre  sc?iiie 
Eier  an  die  Blätter  von  Pastinaca  sativa  ,  aus  denen  sich  in  4  bis  6 
Tagen  die  Larven  entwickeln;  diese  nähren  sich  vom  Safte  der  Blät- 
ter, in  denen  sie  geschlängelte  Gänge  zurücklassen  und  verpuppen 
sich  in  der  Erde,  auf  welche  sie  sich  durch  einen  Faden  vom  Blatte 
herabgleiten  lassen.  —  2)  Clilorops  mimerataHeegev,  nov.  spec,  gegen 
die  Spitze  der  Flügel  mit  schv\arzer  Zeichnung  von  der  Form  161  ver- 
sehen; die  Larven  leben  in  faulen  Stengeln  der  Althaea  rosea,  die  von 
den  Larven  des  Apion  curvirostre  zernagt  sind  und  in  welche  das 
Weibchen  seine  Eier  hineinlegt.  3)  Drosophila  funebris  Germ,  (mas: 
phalerata  JVleig.).  Die  Larven  leben  im  verdorbenen  Stärkekleister 
und  lieferten  beide  Farmen,  die  als  Männchen  und  Weibchen  zusam- 
mengehören; die  Verpuppung  geschieht  an  trockenen  Ortcn^  die  Flie- 
gen verbergen  sich  im  Oktober  in  kalten  Räumen  ,  um  zu  über- 
wintern. 

Schiner's  Verzeichniss  der  Oesterreiehischen  Arten  der  Gat- 
tung Trypeta  (Verhandl.  d.  zoolog.  -  bolan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858, 
p.  635 — 700)  ,  in  welchem  mit  üebergehung  der  Kobineau'  und  Ron- 
dani'schen  Gattungen  die  Meigen'sche  Anordnung  im  Wesentlichen 
befolgt  wird  ,  umfasst  121  Europäische  und  darunter  87  Oesterreichi- 
sche  Arten ,  welche  nach  dem  Beispiele  der  früheren  Verzeichnisse 
mit  vollständiger  Synonvmie,  Angaben  über  Vorkommen  ,  Metamor- 
phose u.  s.  w.  versehen  sind.  Am  Schlüsse  fügt  der  Verf.  noch  ein 
Verzeichniss  der  von  den  Trypeten  heimgesuchten  Pflanzen  bei  und 
zählt  für  jede  Pflanze  die  sie  bewohnenden  Fliegen-Arten  auf. 

Derselbe  (ebenda  p.  35)  machte  Mittheilungen  über  häufiges 
Vorkommen  der  sonst  seltenen  Lophosia  fasciata  Meig.    bei  Wien. 

Aube  (Bullet,  soc.  entom.  p.  LXXIV)  machte  eine  Mittheilung 
über  grosse  Mengen  überwinternder  Chlorops  nasuta. 

Neben  den  schon  oben  (siehe  Insekten  !)  mitgetheilten  Nach- 
richten von  Livingstone  über  die  Tsetse  sind  auch  in  den  Coniptcs 
rendus ,  Tome  46.  p.  984  von  de  Castelnau  briefliche  Mittheilun- 
gen über  dasselbe  Thier  abgedruckt.  Sie  stimmen  in  allen  wesent- 
lichen Punkten  mit  den  Livingslone'schen  Angaben  überein  und  ent- 
halten nur  noch  die  interessante  Notiz  ,  dass  die  Buschmänner  die 
Tsetse  für  lebendig  gebärend  ausgeben;  ein  sonst  glaubwürdiger  Mann, 
der  daran  auch  zuerst  nicht  glauben  wollte,  konnte  sich  selbst  da- 
von überzeugen,  indem,  nach  seiner  Aussage,  die  Buschniänner  ihm 
eine  solche  Fliege  brachten,  ihr  den  Hinterleib  aufschnitten  und  dar- 
aus drei  junge  Fliegen  hervorgehen  Hessen  (!). 

Die  gleichfalls  schon  oben  (Insekten)  angeführte  Miltheilung 
von  Schenk  über  das  Vorkommen  von  Infusorien  im  Darmkanale 
der  Schmeissfliegc  ist  ausserdem  in  Virchow's  Archiv  f.  palhol.  Anat. 


im   (iebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       473 

nnd  Physiol.  XIII.  p.  491  ff.  aiifgcnoninicn  und  hier  mit  näheren  Da- 
ten versehen.  Die  beobaehtelen  Oiganisiiien  hatten  meist  eine  spin- 
delförmige, mitunter  eine  i.aferkorn-  oder  birnförmige  Gestalt;  eine 
Identität  mit  bereits  bekannten  Infusorien  liess  sich  nicht  feststellen, 
ebensowenig,  ob  sie  nur  eine  Entwickelungsstufe  anderer  Organismen 
darstellen;  der  Verf.  zählt  sie  vorläufig  den  einzeln  lebenden  iMona- 
den  zu. 

Popiparae.  Leuckart's  wichtige  Abhandlung  über  die  Ent- 
wickelung  der  Pupiparen  nach  Beobachtungen  an  Melophagus  ovinus 
ist  in  diesem  Berichte  p.  6  schon  näher  besprochen  worden;  in  der- 
selben wird  beiläufig  der  Nachweis  geliefert,  dass  die  Galtung  Braula 
nach  ihrer  Fortpllanzungsweise  der  gegenwärtigen  Familie  wirklich 
angehöre;  da  dieselbe  dreikammerige  Eierstocksröhren  besitzt,  scheint 
sie  fruchtbarer  als  ihre  übrigen  Verwandten  zu   sein. 

Als  neue  Arten  wurden  beschrieben:  Ilippobosca  viridipes  von 
Walker  (Transact.  entom.  soc.  IV.  p.  235)  aus  J\eu-Süd-\Valcs,  01- 
fersia  minor  Bigot  (Archiv,  entomol.  II.  p.  37G.  pl.  10.  fig.  10}  vom 
Gabon  und  Ilippobosca  Camelina  Leon  Dufour  (Bullet,  soc.  entomol. 
p.  CHI),  auf  Kameelen  in  Oran  lebend. 

Lepidoptera. 

Dass  trotz  der  grossen  Zalil  ihrer  Bearbeiter  für  keine 
Insektenordnung  bis  jetzt  weniger  genügende  Resultate  in 
Bezug  auf  die  Systematik  erzielt  worden  sind  als  für  die 
der  Lepidopteren,  kann  ebenso  wenig  zweifelhaft  sein,  als 
dass  es  andererseits  auch  keine  zweite  giebt ,  in  welcher 
die  Kenntniss  wenigstens  der  einheimischen  Arten  zu  einem 
so  vollständigen  und  nach  allen  Seiten  hin  gleich  genü- 
genden Abschluss  gebracht  worden  wäre.  Durch  letzteren 
Umstand  wurde  es  allein  ermöglicht,  ein  Werk  wie  Ad. 
und  Aug.  Speyer's  „Die  geographische  Verbreitung  der 
Schmetterlinge  Deutschlands  und  der  Schweiz,  nebst  Un- 
tersuchungen über  die  geographischen  Verhältnisse  der  Le- 
pidbpterenfauna  dieser  Länder  überhaupt.  I.  Theil,  die  Tag- 
falter, Schwärmer  und  Spinner"  (Leipzig,  Engelmann  1858. 
8.  478  pag.)  einerseits  überhaupt  zu  unternehmen  und  an- 
dererseits mit  so  günstigem  Erfolge  durchzuführen;  zu 
letzterem  haben  freilich  ausserdem  die  beiden  Verf.  sowohl 
durch   sorgsame   und    fleissige  Zusammentragung   des  spe- 


474     Gerstacckcr:  Bericht  über  die  wissenstlial'tliclien  Leislnngcn 

zielleii  Älalerials  als  durch  die  besondere  Umsicht  und  Cri- 
tik,  mit  der  sie  dasselbe  zur  Erziclung-  allg-emciner  Resul- 
tate verwerthet  Jiabeii,  das  Ihrige  redlich  beigetragen  und 
in  ihrem  Werke  offenbar  die  Grundlagen  angebahnt,  auf  wel- 
chen  eine    Insektengeographie    im  Allgemeinen    aufgeführt 
werden    kann    und    muss.      In  dem   speziellen  Theile  ihrer 
Arbeit,   welcher  dem  Umfange  nach    der  bei  weitem  grös- 
sere ist  und  dem  voraufgeschickten  allgemeinen  zur  Grund- 
lage dient,  erörtern  die   Verf.  die  Verbreitung  der  einzel- 
nen in  systematischer  Reihenfolge   aufgeführten  Arten    zu- 
erst  den  Ilauptmomenten  nach   und   darauf  durch  spezielle 
Ciliruncr  der    ihnen  bekannt  gewordenen  Lokalitäten  unter 
Beibringung  der  Gewährsmänner;  es  sind  zu  diesem  Zwecke 
circa  90  verschiedene  Faunen  im  Bezirke  Deutschlands  und 
der  Schweiz    excerpirt  worden.      Die   sich   aus  dieser  Zu- 
sammenstellung ergebenden  Resultate  für  die  geographische 
A'erbreitung  der   in  dem  vorliegenden    Theile    behandelten 
Familien  der  Tagfalter,  Schwärmer  und  Spinner  werden  in 
dem    allgemeinen    Theile    auseinandergesetzt   und   zwar   in 
besonders  eingehender  Weise  für  die  Rhopaloceren,  als  die 
nach    allen   Seiten   hin    am   besten    gekannten.      Dieselben 
werden  I)  in  Bezug  auf  ihr  Vorkommen  ,  ihre  Verbreitung 
in  horizontaler   und  vertikaler  Richtung  und  ihre  Verthoi- 
lung  innerhalb  des  Deutschen  Faunengebietes  mit  besonde- 
rer Berücksichtigung  ihrer  Stationen  und  der  Ursachen  ih- 
rer Verbreitungsgränzen  befrachtet;    2)  wird  die  Deutsche 
Fauna  mit  derjenigen  von  Europa  vcrgliclien  und  die  Ver- 
breitung  der   Deutschen  Arten   über   andere  Länder  dieses 
Welttheils    erörtert   und    3)    wird  noch    der  weiteren  A^or- 
breitung  mancher  Arten  auf  andere  (aussereuropäsche)  Län- 
der gedacht.      An    den  Vergleich    der    Deutschen    mit   der 
Europäischen  Rhopaloccren-Fauna  anschliessend,  unterwer- 
fen die  Verf.  aucli  letztere  noch  einer  besonderen  Betrafh- 
lung,    einerseits    auf  die    innerhalb  Europa's  sich  kundge- 
benden Faunengebiete  eingehend,  andererseits  auch  für  die 
hier    in    Rede  stehende  Familie    die  Ucbereinstinnuung  der 
Europäischen  Fauna    mit    derjenigen    der  Millelmeerküslen 
Asiens  und  Afrikas  nachweisend.     Sclilicsslich  werden  noch 


im    Gebiete  der  Eiiloniologie   wälirend    des  Jalncs   1858.       4.75 

Bemerkungen    über    die    Urspriingsslällen    der    Arten  bei- 
gebracht. 

Von  den  über  die  geographische  Verbreilring  der  Deutschen 
Rhopaloceren  gewonnenen  Resultaten  heben  wir  hier  folgende  als 
von  besonderem  Interesse  hervor:  In  der  Vcrtheilung  der  192  in 
Deutschland  und  der  Schw  eiz  vorkommenden  Arten  lässt  sich  nicht  nur 
eine  Verminderung  von  Süden  nach  Norden,  sondern  auch  eine  ganz 
deutliche  von  Osten  nach  Westen  wahrnehmen  (Hamburg  72  A.,  Aa- 
chen 79,  Freiburg  100,  während  Danzig  89  A.  ,  Breslau  94,  Wien 
130}  ;  das  Alpenland  ist  der  reichste  Theil  des  ganzen  Ciebietes,  indem 
ihm  nur  3  Arten  fehlen;  16  Arten  sind  ausschliesslich  südalpin.  Ue- 
berall  kommen  35  A.  vor,  fast  überall  18  A.  und  an  den  meisten 
Orten  sind  fernere  13  A.  einheimisch,  so  dass  der  Stamm  der  Deutschen 
Falter  durch  66  Arten  gebildet  wird,  während  die  übrigen  126  zerstreut 
oder  abgeschlossen  vorkommen;  die  ärmsten  Faunen  sind  die  des 
nordwestlichen  Deutschlands  (61  A.),  die  reichste  die  von  Wien  (130  A.), 
die  Durchschnittszahl  stellt  sich  gerade  auf  die  Hälfte  sämmtlicher 
Arten,  nämlich  auf  95  (Berlin,  Frankfurt,  Augsburg  u.  s.  w-)-  —  Ei"tJ 
Untersuchung  über  die  wagerechte  Verbreitung  der  Arten  hat  erge- 
ben, dass  74  Arten  keine  solche  Verbreitungsgränze  erreichen,  16  A. 
Kordgränzen  ,  etwa  24  Nordnordwestgränzen,  18  Nordwestgränzen, 
9  Westnordvvestgränzen  ,  3  Kordnordostgränzen  und  6  Doppelgränzen 
haben;  in  vertikaler  Richtung  betrachtet,  kommen  159  Arten  der 
unteren  Region  (davon  12  zugleich  Bergfalter)  ,  122  der  montanen 
(28  Bergf.),  85  der  subalpinen  (38  Bergf.)  ,  54  der  oberen  Alpenre- 
gion (32  Bergf.)  und  20  der  subnivalen  Region  (13  Bergf.)  zu.  — 
Auf  die  Ursachen  der  Verbreitungsgränzen  eingehend ,  beschäftigen 
sich  die  Verf.,  indem  sie  von  der  Ansicht  eines  lokalen  Schöpfungs- 
heerdes  für  die  einzelnen  Arten  ausgehen,  zunächst  mit  der  Frage, 
ob  hohe  Gebirgsketten,  besonders  die  Alpen  dazu  geeignet  sind,  einer 
Verbreitung  Hindernisse  in  den  Weg  zu  legen;  sie  glauben  dies  ver- 
neinen und  annehmen  zu  dürfen  ,  dass  wenn  auch  nicht  durch  frei- 
williges Uebersteigen  der  Pässe,  so  doch  durch  Stürme,  Luftströmun- 
gen u.  s.  w.  die  ursprünglichen  Bewoher  beider  Seiten  auf  die  ge- 
genüberliegenden hätten  hinübergeführt  werden  können  (es  liegt  wohl 
näher,  eine  ursprüngliche  Entstehung  auf  beiden  Seiten  der  Alpen 
anzunehmen  !  Ref.).  Mit  der  Verbreitung  der  Kahrungspflanzen  ist 
zwar  die  der  Falter  verknüpft,  aber  keineswegs  mit  dieser  zusam- 
menfallend, wie  dies  das  Fehlen  zahlreicher  Falter  an  Orten,  wo  ihre 
Nahrungspflanze  ebenso  gemein  ist  wie  an  solchen,  wo  sie  vorkom- 
men, beweist.  (Es  möchten  genauere  Ermittelungen  übrigens  diese 
Frage  doch  wohl  mehr  zu  Gunsten  einer  entsprechenden  Verbreitung 
zwischen  Faltern  und  Nahrungspflanzen  entscheiden,   als  die  Verf.  es 


476     (j  eis  la  e  cke  I  :  Bericht  über  die  wissenschafllichen  Leistungen 

anzunehmen  geneigt  sind  ;  nur  müssten  in  Rücksicht  darauf,  dass  die 
Faller  nicht  wie  die  Pflanzen  an  die  Scholle  gebunden  sind,  nicht  zu 
enge  Bezirke  in  Betracht  gezogen  werden.  Ref.)  Kocli  weniger 
lässt  sich  eine  Abhängigkeit  von  der  Bodenbeschallenheit  nachweisen 
und  somit  gelangen  die  Verf.  durch  Ausschliessung  dazu,  dem  Klima 
den  hauptsächlichsten  Einfluss  auf  die  Verbreitung  zuzuschreiben; 
besonders  glauben  sie  (übereinstimmend  mit  der  Grisebach'schen  An- 
sicht für  die  Pflanzen)  in  dem  Seeklima  des  Westens  ,  den  kühleren 
und  trüberen  Sommern  den  allgemeineren  Grund  für  die  nordwestli- 
che Abgränzung  der  Verbreitungsbezirke  in  Mittel-Europa  zu  finden 
und  für  die  nordöstliche  die  in  gleichem  Sinne  verlaufenden  Isochi- 
nienen  des  mittleren  und  nördlichen  Europa's  anführen  zu  können. — 
Bei  einem  Vergleiche  der  Deutschen  mit  der  Europäischen  Rhopaloce- 
ren-Fauna  ergiebt  sich,  dass  erstere  nahe  an  zwei  Dritttheile  der  Ar- 
ten der  letzteren  umfa.sst;  Frankreich  und  Sardinien  stimmen  jedes 
an  Artenzahl  mit  Deutschland  fast  genau  überein  ;  das  ärmste  Land  in 
Europa  ist  England  mit  G6  A.  Von  den  übrigen  AYelttheilen  hat  Asien 
156  A.  mit  Deutschland  gemein,  und  zwar  Sibirien  106,  dcrOrient49, 
Peking  22,  Japan  6,  Farsistan  18,  der  Himalaya  19,  Ostindien  3,  die 
Sunda-Inseln  4;  von  diesen  Arten  haben  45  eine  weitere  Verbreitung 
in  Asien.  In  Afrika  sind  bis  jetzt  41  Deutsche  Arten  beobachtet, 
welche  mit  Ausnahme  von  5  auch  in  den  tropischen  und  südlichen 
Theilen  vorkommenden  die  Mittelmeerküste  bewohnen;  Word-Amerika 
beherbergt  15  bis  17,  Süd -Amerika  nur  2,  Australien  3  oder  4 
Deutsche  Arten.  In  allen  fünf  Welttheilen  zugleich  finden  sich  nur 
Vanessa  cardui  und  Alalanta ,  zwischen  den  Wendekreisen  7 — 10  Ar- 
ten ,  fast  auf  der  ganzen  nördlichen  Hemisphäre  (Europa,  Asien, 
IVord-Amerika)  8  Arten. 

Auch  mit  der  Frage  über  die  wahrscheinliche  Zahl 
der  auf  der  Erde  existirenden  Schinetlerlingsarlen  und  über 
das  numerische  Verhällniss  der  Tagfaller  zur  Ordnung-  im 
Ganzen  hat  sich  A.Speyer  (Linnaca  entomol.  XII.  p.  410  i^.) 
beschäftigt.  Von  der  Annahme  ausgehend,  dass  sich  die 
Zahl  der  Schmcllerlingsarten  zu  derjenigen  der  Phanero- 
gamen  überall  auf  der  Erde  in  gleicher  Weise  Avie  in  Eu- 
ropa verhalte,  wo  sie  2/3  der  letzteren  beträgt,  und  die 
Schätzung  der  Phanerogamen  der  ganzen  Erde  auf  300,000 
als  mulhmasslich  richtig  betrachlend  ,  kommt  der  Verf.  zu 
dem  Resullate  ,  dass  gewiss  200,000  Schmetlerlingsartcn 
cxisliren  möchten ,  und  dass  ihr  Minimum  jedenfalls  auf 
130,000  festzustellen  sein  würde.    Das  Verhällniss  der  Rho- 


im  Gebiete   der  Entomologie  wäluciul  des  Jjiiircs  1858,      477 

paloccren  zu  der  Ordnung  überhaupt  schlägt  der  Verf.  wc*- 
nigstens  für  Europa  auf  1  :  16  an. 

Endlich  theilte  derselbe  (Entom.  Zeit.  XIX.  p.  74— 83) 
auch  ein  „Verzeichniss  der  im  Fürstenthum  Waldeck  im  ge- 
flügelten Zustande  überwinternden  Schmetlcrlinge-  mit,  wel- 
ches besonders  mit  dem  von  Zell  er  für  Niederschlesien 
publicirten  in  Vergleich  gebracht  wird. 

Verf.  hat  bei  weitem  die  meisten  der  von  Zell  er  erwähnten 
Arten  auch  in  Waldeck  als  überwinternd  angetroffen,  fügt  aber  noch 
7  von  diesem  nicht  beobachtete  Arten  hinzu  ;  es  sind  dies  fünf  Ma- 
crolepidoptera  (Vanessa  Atalanta,  Cerastis  erythrocephala,  Xylina  pe- 
trificata  ,  oculata  und  Phisia  gemma  ;  erstere  und  letztere  Art  werden 
auch  bei  Berlin  überwinternd  angetrofl'en.  Ref.)  und  2  Tortrices  :  Te- 
ras  abietana  und  favillaceana. 

Rogen  hofer,  „Ueber  zwei  Zwitter  von  Lepidopte- 
ren"  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  245f.)  beschrieb  einen  vollkommenen  Zwitter  von  Ga- 
stropacha  trifolii  und  einen  unvollkommenen  von  Geometra 
prunaria  Lin. 

Das  Museum  der  East-India  Company    zu  London  hat 
jetzt  ebenfalls  damit  begonnen,  Verzeichnisse  der  in  seiner 
Sammlung    befindlichen  ,    meist    Ostindischen    Insekten    zu 
publiciren    und    durch    die    darin    enthaltene   Beschreibung 
der  neuen  Arten  den  Species-Registern   eine  namhafte  Be- 
reicherung an  ausgezeichneten  Formen  zuzuwenden.      Zu- 
vörderst ist  der  Anfang  mit  den  Lepidopteren  gemacht,  von 
denen   die  Rhopaloceren    und  Sphingiden   unter  dem  Titel : 
,,A  Catalogue  of  the  Lepidopterous  Insects  in   the  Museum 
of  the  Hon.  East-India  Company,  by  Thom.  Horsfield 
and  Fred.  Moore,  Vol.  I.  London  1857"  in  einem  Oktav- 
Bande  von  278  Seilen    mit  18  lith.  Tafeln    vorliegen.     (Das 
Erscheinen    des  Bandes   fällt    eigentlich    in    das  Jahr  1858, 
wie  dies  die  vom  Dezember  1857  dalirte  Vorrede  von  Hors- 
field darthut.)      Die  Einrichtung  des  Cataloges  entspricht 
im  Ganzen  derjenigen    des  British  Museum ,  indem  die  be- 
kannten Arten  mit  vollständiger  Synonymie  aufgeführt,  die 
neuen  beschrieben   und  zum  Theil  abgebildet  sind;    in  Be- 
treff der  Ausarbeitung  ist  derselbe  jedoch  besonders    den 
von  Walker   bearbeiteten   Cataloß-en   des    British  Museum 


478     (j!  c  r  s  t  a  c  c  k  c  r  :   Dt  rieht  'über  die  Avisseiischaftlichen  Leisluiigen 

weit  voranziislellen,  indem  er  überall  GriindliclikeitundSonif-- 
samkeit  erkennen  lässt.  Behufs  sicherer  Bestimmung  der 
Arten  sind  dieselben  nach  Horsfield's  Angabe  sämmtlich 
mit  denen  des  British  Museum  sorgfältig  verglichen  ,  die 
vSynonymie  überall  von  Neuem  gesichtet  worden.  Die  An- 
ordnung der  Gattungen  ist  besonders  bei  den  Rhopaloceren 
eine  von  den  neueren  Systemen  wesentlich  verschiedene, 
indem  für  die  Abgränzung  der  Gruppen  besonders  die  Form 
der  ersten  Stände  zu  Grunde  gelegt  worden  ist;  die  Fa- 
milie der  Sphingiden  ist  mit  Ausschluss  der  Sesien  u.  s.  w. 
einzig  auf  die  Linne'sche  Gattung  Sphinx  reducirt.  Ein 
ganz  besonderes  Interesse  erhält  das  Buch  durch  die  von 
Westwood  sehr  schön  gezeichneten  18  Tafeln,  von  denen 
nämlich  die  12  ersten  zahlreiche  Abbildungen  von  Raupen 
und  Puppen  enthalten ,  deren  Bestimmung  durchweg  ge- 
sichert ist,  und  welche  in  Ostindien,  Ceylon  u.  s.  w.  nach 
der  Natur  von  verschiedenen  Sammlern  aufgenommen  wor- 
den sind ;  namentlich  finden  sich  unter  den  Rhopaloceren- 
Raupen  und  Puppen,  denen  9  Tafeln  gewidmet  sind,  meh- 
rere ausserordentlich  merkwürdige.  Die  letzten  6  Tafeln 
liefern  Darstellungen  neuer  Falter-Arten,  die  besonders  in 
den  Gruppen  der  Nymphaliden  undSatyriden  zahlreich  ver- 
trelen  sind. 

Die  oben  berührte  Anordnung  der  Galtungen  nnter  den  Rhopa- 
loceren betreffend,  so  fallen  dieselben  nach  Ilorsfield  fünf  Grup- 
pen zu;  die  erste  mit  „vermiforni  larvae"  entspricht  den  Lycaeniden 
Doubl.  Westw.  ,  die  zweite  mit  „chilognalhiform  or  juliform  larvae" 
den  Pieriden  (Sect.  A.)  und  Equites  (Sect.  B.)  Doubl.  Westw.,  die 
dritte  mit  „chilopodiform  or  scolopendriform  larvae"  den  Danaiden 
und  einem  Theile  der  TSymphaliden  D.  W.,  die  vierte  mit  „thysanu- 
riform  larvae"  einem  anderen  Theil  der  IXynjphaliden  in  Verbindung 
mit  den  Morphiden  ,  Satyriden ,  Euryteliden  und  Libytheiden  I).  \V., 
die  fünfte  endlich  mit  „anopluriform  larvae"  den  Ilesperiden,  welchen 
noch  Nyctalemon  Dalm.  angereiht  wird.  —  In  ähnlicher  Weise  wer- 
den die  Sphingiden  in  solche  mit  „larvae  elongatae"  (Älarroglossa), 
„larvae  acroccphalae"  (Smerinthus) ,  „larvae  amblocephalae"  (Sphinx, 
Achcronlia)  und  „larvae  ophlhalmicae"  (!)oilephiIa.  Chnerocampau.  s.  w\) 
getheill.  Es  liegt  dieser  Einlheiluiig  die  3Iac  Leay'schc  Theoiic  der 
Fünfzahl  zu  Grunde,  >>e]cher  Ilorsfield  bekanntlich  ebenfalls  an- 
hängt und  die    er  schon   in   einem    früheren  Werke  für  die  Tagfalter 


im  dcbicte  der  Eijtomolo<(ie   uiihrcnd  i]cs  Jahres  1858.         479 

nnziiwcnden  versucht  hafte;  liel  den  Sphingiden  ist  die  fiinfle  Gruppe 
vorläufig  uoch  oficn  gelassen. 

Von  dem  Cataloge  der  im  Britisli  Museum  befindlichen 
Lepidoptcren  sind  im  J.  1858  zwei  neue  Theile  erschie- 
nen, welche  ebenfalls  noch  Heteroccren  (Schluss  der  No- 
ctuinen  u.  s.  w.)  enthalten ,  dem  Ref.  aber  noch  nicht  zu- 
gekommen sind;  ein  Bericht  über  dieselben  wird  im  näch- 
sten Jahre  nachgeliefert  werden. 

Auch  die  Aufzählung  der  im  Museum  der  St.  Peters- 
burger Akad.  d.  Wissensch.  beündlichen  Lepidoptcren  durch 
Menetries  ist  schon  im  J.  1857  mit  einem  zweiten  Hefte 
fortgesetzt  worden :  Enumeratio  corporum  animalium  miis. 
imp.  acad.  scient.  Petropolitanae.  Pars  II.  Lepidoptera  hete- 
rocera,  c.  tab.  8.  Es  werden  darin  zunächst  dem  Verzeich- 
nisse der  Rhopaloceren  320  neu  erworbene  Arten  hinzu- 
gefügt, und  sodann  ein  entsprechendes  für  die  Familien  der 
Cydimonier ,  Agaristarien,  Castniarien,  Sphingiden,  Sesien, 
Zygaenen,  Lithosien  und  Chelonarien,  zusammen  etwa  380 
Arten  umfassend,  gegeben.  Hieran  wird  die  Beschreibung 
einer  Anzahl  neuer  Arten  sowohl  aus  der  Abtheilung  der 
Rhopaloceren  als  Heteroceren  geschlossen  und  diese  auf 
den  acht  beifolgenden  lithographirten  Tafeln  dargestellt ; 
auch  berichtigende  und  ergänzende  Bemerkungen  zu  den 
im  ersten  Theile  verzeichneten  Arten  sind  beigefügt. 

Gegen  den  vom  Ref.  im  Jahresberichte  1855.  p.  144  erstaUeten 
Bericht  über  den  ersten  Theil  seines  Calalogs  hat  Menetries  eine 
sehr  interessante  „Antikritik"  (Entoniol.  Zeitung  XIX.  p.  137)  veröl- 
fentlichf,  in  welcher  er  darzustellen  versucht,  wie  Unrecht  ihm  durch 
den  Nachweis  von  der  Identität  mehrerer  seiner  als  neu  beschriebener 
Arten  mit  denen  früherer  Autoren  geschehen  sei,  hiermit  die  Bemer- 
kung veibindend,  dass  es  für  ihn  nicht  fasslich  sei,  ^^ie  das  hiesige 
Museum  3600  Arten  Rhopaloceren  besitzen  könne.  In  BetrelF  des  vor- 
liegenden zweiten  Theiles,  in  welchem  neben  neuen  ebenfalls  schon 
bekannte  Arten  als  neu  publicirt  sind  ,  hat  der  Verf.,  um  nicht  aber- 
mals Unrecht  zu  erleiden  ,  im  Bullet,  de  Moscou  selbst  einige  (ihm 
vom  hiesigen  Museum  zugegangene)  Identität«  -  Angaben  veröflent- 
licht,  welche  Ref.  (Entom.  Zeitung  1.S58)  noch  vermehrt  hat  und  die 
sich  bei  Berücksichtigung  der  seit  mehreren  Jahren  in  den  Calalogen 
des  British  3Iuseuni    beschriebenen  Heteroceren    gewiss    noch    weiter 


480     Gerstaeck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leislung^eti 

ausdehnen  lassen  werden,  da  diese  Calaloge  vom  Verf.  nicht  gekannt 
und  benutzt  worden  sind. 

„Noch  einige  Syrische  Schmetterlinge"  beschrieb  L  e- 
dercr  (Wien.  Entom.  Monalsschr.  IL  p.  135  ff.)  und  gab 
zugleich  Abbildungen  derselben  auf  Taf.  2  bis  4;  sie  ge- 
hören verschiedenen  Familien  der  Macro-  und  Microlepi- 
dopteren  an.  Eine  Anzahl  aus  Syrien  stammender  Raupen, 
deren  Falter  jedoch  nicht  festgestellt  sind  ,  ^vird  ebenfalls 
charakterisirl. 

Christoph,  „Bemerkungen  zu  einigen  in  Labrador 
vorkommenden  Schmetterlingen"  (Entomol.  Zeitung  XIX. 
p.  307 — 315)  gab  eine  Aufzählung  von  etwa  dreissig  in 
Labrador  unter  dem  75'^  nördl.  Breite  gesammelten  Lepi- 
dopteren  nebst  Bemerkungen  über  ihre  Abweichungen  von 
den  Europäischen  Exemplaren,  mit  denen  sie  der  Art  nach 
meist  identisch  sind,  ferner  über  ihr  Vorkommen,  ihre  Häu- 
figkeit, Lebensweise  u.  s.  w.  Einige  Arten  werden  als  neu 
beschrieben. 

Abbildung  und  Beschreibung  Europäischer  Schmetter- 
linge in  systematischer  Reihenfolge",  von  S.  von  Praun 
(Nürnberg,  Bauer  und  Raspe.  4.).  Das  mit  mittelmässigen 
Abbildungen  ausgestattete  Werk  soll  in  40  monatlichen 
Lieferungen,  deren  jede  4  Tafeln  nebst  Text  umfasst,  er- 
scheinen und  hat  eigentlich  keinen  anderen  Zweck,  als  die 
grosse  Zahl  bereits  existirender  ähnlicher,  aber  besserer 
Werke  unnülz  zu  vermehren.  Der  im  Jahre  1858  erschie- 
nenen ersten  Lieferung,  welche  eine  Darstellung  der  Gat- 
tungen Limenitis  ,  Apatura  ,  Charaxes,  Cerynthia  und  Do- 
ritis  enthält,  sind  bereits  andere  gefolgt;  wir  werden  auf 
das  Werk  in  diesen  Berichten  nicht  wieder  zurückkommen, 
da  es  kein  wissenschaftliches  Interesse  darbietet. 

Faune  Suisse,  Lepidopteres.  VI.  partie.  Tortricides,  par 
J.  C.  de  la  Harpe  (Neue  Denkschrift,  d.  allgem.  Schweiz. 
Gescllsch.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  XVI.  p.  1—131).  Die 
Arbeit  bildet  eine  Forlscizung  der  früher  vom  Verf.  ver- 
öffentlichten und  giebt  in  enisprechendcr  Weise  eine  Auf- 
zählung der  Schweizerischen  Tortricidcn  mit  Erläuterung 
der  Synonymic,  des  Vorkommens,  der  Abweichungen  u.  s.w. 


im  Gcbicle  der  Entomologie  wiihrciul  dos  Jahres   1858.        481 

der  einzelnen  Arten.  Den  Bestand  der  Fauna  bilden  314 
Arten  unter  32  Gattungen;  mehrere  der  ersteren  werden 
als  neu  beschrieben. 

Die  Schmetteriinge  der  Oberlausitz  (Rhopalocera,  He- 
terocera),  zusammengestellt  von  H.  Moeschier  (Neues 
Lausitzisches  Magaz.  34.  Bd.  1858.  p.  236—337).  Eine 
systematische  Aufzählung  der  in  der  Oberlausitz  bis  jetzt 
beobachteten  Arten  mit  Angaben  über  Vorkommen,  Häufig- 
keit, Zeit  des  Erscheinens,  Nahrungspflanzen  der  Raupen  u.s.w. 
Das  Yerzeichniss  reicht  bis  zum  Ende  der  Noctuen  und 
umfasst  103  Rhopalocera  und  405  Heterocera. 

Zur  Kenntniss  der  Schlesischen  Lepidopteren- Fauna 
lieferte  v.ieder  Wocke  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch. 
Gesellsch.  für  vaterl.  Cultur  p.  116  ff.  und  36.  Jahresbe- 
richt etc.  p.  100  ff.)  Beiträge  durch  Aufzählung  von  22  da- 
selbst neu  aufgefundenen  Arten,  meist  den  Microlepidopte- 
ren  angehörig  und  zwei  überhaupt  neue  einschliessend; 
ferner  durch  Besprechung  der  Lepidopteren- Fauna  von 
Reinerz,  aus  der  die  bemerkenswerthesten  Arten  hervorge- 
hoben werden. 

Von  Herrich-Sch  äffer  und  Hof  mann  (Corresp.- 
Blatt  des  zoolog.  -  mineralog.  Vereins  zu  Regensburg  XH. 
p.  177  ff.)  wurden  Nachträge  und  Berichtigungen  zur  Lepi- 
dopteren-Fauna  von  Regensburg  geliefert;  durch  54  hin- 
zugefügte Arten  steigt  die  Zahl  der  dortigen  auf  1733.  Be- 
merkungen über  Synonymie,  Lebensweise  und  Nahrungs- 
pflanzen einzelner  Arten  sind  beigemischt. 

Zur  Naturgeschichte  mehrerer  Mecklenburgischer  Le- 
pidopteren (Bombyciden,  Noctuen,  Geometriden),  welche  er 
in  der  Umgegend  von  Wismar  beobachtet  und  erzogen  hat, 
gab  F.  Schmidt  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  344—381)  ebenso 
interessante  als  eingehende  Beiträge ;  auf  die  einzelnen  von 
ihm  besprochenen  Arten  ist  bei  den  betreffenden  Familien 
näher  eingegangen  worden. 

Snellen  va n  Volle nhoven,  „Mededeelingen  over 

Nederlandsche   Lepidoptera"    ( Tijdschr.    voor   Entomol.  IL 

p.  79  ff.)  und  de  Roo  van  Westmaas,  „Aanteekeningen 

omtrent   Lepidoptera-    (ebenda  p.  109  ff.)    machten    weitere 

Arohiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  2.  Bd.  FF 


482  Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Mittheiliingen  über  Niederländische  Schmetterlinge.  Ersle- 
rer  führt  als  Nachtrag  zu  seinen  Bouwstoffen  voor  eene 
Fauna  van  Nederland  8  in  Holland  neu  aufgefundene  Arten 
(1  Sesia ,  1  Lithosia  und  6  Noctuen)  auf  und  macht  nach- 
trägliche Mittheilungen  über  mehrere  schon  früher  ver- 
zeichnete; letzterer  behandelt  einzelne  Arten,  wie  Hipp. 
Egeria ,  Acronycta  ligustri  ,  Hadena  suasa ,  Noctua  um- 
brosa  u.  a. 

Stainton  (Entomol.  Annual  f.  1858.  p.  85if.)  machte 
15  in  England  neu  entdeckte  Lepidopteren  namhaft  (2  Geo- 
metriden,  1  Tortrix,  11  Tineinen,  1  Pterophoride),  die  zu- 
gleich beschrieben  und  zum  Theil  abgebildet  werden  ;  unter 
denselben  sind  3  Tineinen  neue  Arten.  —  Ebenda  p.  99ff. 
giebt  derselbe  Notizen  über  seltene  Arten,  die  im  J.  1857 
Vn   England  gesammelt  worden  sind. 

B  u  r  c  h  e  1 1  (Nat.  bist.  Review  V.  Proceed.  of  soc.  p.  53) 
zählte  38  in  Irland  neu  entdeckte  Lepidopteren  auf  und 
Green  e  (ebenda  p.  125  f. )  theilte  ein  Verzeichniss  von 
Irischen  Schmetterlingen,  die  bei  Chatham  gefangen  wur- 
den, mit.  (Sehr  dürftig!)  —  Fünf  und  zwanzig  fernere  in 
Irland  aufgefundene  Arten  wurden  auch  von  B  i  r  c  h  a  11 
(Report  of  the  27.meeting  of  the British  association,  Trans- 
act.  p.  102)  namhaft  gemacht. 

Symbola  ad  Faunam  Mosquensem.  Enumcratio  Lepi- 
dopterorum  in  gubernioMosquensi  indigenorum,  quam  scri- 
psit  E.  Ph.  Assmuss.  Fase.  I.  Macrolcpidoptcra.  (Lipsiac 
1858.  8.  56  pag.)  Die  Gesammtzahl  der  Macrolepidoptcrcn 
aus  dem  Gouvernement  Moskau,  welche  der  Verf.  verzeich- 
net, beträgt  621  Arten;  davon  88  Rhopalocera,  32  Spliin- 
gides ,  97  Bombyces ,  217  Noctuen  und  187  Geometriden. 
Die  einzelnen  Arten  werden  mit  den  Citalen  der  bekannte- 
sten Autoren  ,  so  wie  mit  Bemerkungen  über  ihre  Häuüg- 
keit  und  ihre  speziellen  Fundorte  versehen;  schliesslich  wird 
noch  eine  Mittheilung  über  die  überwinternden  Arten  ge- 
macht. 

Schmetterlinge  im  Gouvernement  von  St.  Petersburg 
bis  Mai  1858  zusammengestellt  von  J.  C.  Sievers.  Mi- 
crolepidoptera.  (llelsingfors  1858.  8.  12  pag.  c.  lab.  1.)    — 


\m  Gebiete  der  Entomologie  wählend  des  Jahres  1858.     483 

Der  Verf.  giebt  ein  neues  Namensvcrzeichniss  der  um  St. 
Petersburg  vorkommenden  Microlepidopteren  und  einige 
Berichtigungen  zu  dem  früher  veröffentlichten  Verzeichnisse 
der  Macrolepidopteren.  Eine  beifolgende  Tafel  enthält  Ab- 
bildungen von  Notodonta  Sieversii,  unicolora,  Catocala  ad- 
ultera  und  Xylina  rufescens. 

Menetriös,  „Sur  les  Lepidopteres  de  Lenkoran  et 
de  Talyche"  (Melanges  biolog.  de  l'acad.  de  St.  Petersbourg 
1858)  hat  dem  Ref.  nicht  zur  Einsicht  vorgelegen.  Es  sol- 
len darin  36  im  Caucasus  aufgefundene  Lepidopteren  nam- 
haft gemacht  sein,  von  denen  13  als  daselbst  vorkommend 
noch  nicht  bekannt  waren  und  zwei  überhaupt  neu  sind. 

Catalogue  des  Lepidopteres  des  environs  d'Angers, 
recueillis  de  1855 — 57  et  remarques  diverses  par  M.  Tou- 
piolle  (Memoires  de  la  soc.  academique  de  Maine  et  Loire 
I,  2.  1858)  ist  im  Bullet,  d.  1.  soc.  entomol.  p.  LI  ange- 
zeigt, dem  Ref.  aber  nicht  näher  bekannt  geworden. 

Belli  er  de  la  Chavignerie,  „Observations  sur 
les  Lepidopteres  des  Pyrenees  orientales  (le  Vernet)"  stellte 
(Annales  soc.  entomol.  VL  p.  123 — 148)  ein  Verzeichniss 
der  von  ihm  im  Juni  und  Juli  in  den  östlichen  Pyrenäen 
gesammelten  Schmetterlinge  (Rhopalocera  bis  Geometrae) 
mit  Angaben  über  ihr  Vorkommen,  Nahrungspflanzen  u.  s.  w. 
zusammen.  —  Ebenso  gab  auch  de  Selys-Longchamps 
(Bullet,  soc.  entomol.  p.  LXXII)  Notizen  über  einige 
Tagfalter  der  Pyrenäen  und  verzeichnete  dieselben  ebenda 
p.  CCXI  f. 

Bellier  verfasste  ferner  (Annales  soc.  entomol.  VL 
p.  299  ff.)  ein  „Memoire  sur  les  Varietes  accidentelles  chez 
les  Lepidopteres,"  in  welchem  er- sich  in  Betrachtungen  über 
die  Ursachen  der  Entstehung  solcher  Varietäten  (Aberra- 
tionen) ergeht  und  ein  Verzeichniss  von  49  verschiedenen 
Lycaenen-Varietäten  unter  Angabe  ihrer  jedesmaligen  Ab- 
weichuno-  in  Farbe  und  Zeichnung-  zusammenstellt. — Ebenda 
p.  703  — 707.  pl.  4  liefert  derselbe  Beschreibungen  und  Ab- 
bildungen mehrerer  auffallender  Varietäten  aus  den  Fami- 
lien der  Rhopalocera,   Bombyces  und  Noctuae. 

Werneburg  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  148— 162  u. 


484  Gcrstaccker:  Bericht    über  die  uissenschafllichen    Leistungen 

p.  281 — 296)  theilte  kritische  Bemerkiing-en  über  die  Lepi- 
dopteren  in  Scopoli's  Entomologia  Carniolica  und  über 
einige  Abbildungen  in  Clerk's  Icones  Insectorum  mit ,  be- 
sonders auf  die  von  Zell  er  über  beide  Autoren  gemach- 
ten Älittheilungen  Rücksicht  nehmend;  in  mehreren  Fällen 
weicht  seine  Ansicht  über  die  Deutung  der  Arten  von  der- 
jenigen Zeller's  ab.  —  Ebenda  p.  416  ff.  sucht  der  Verf. 
die  von  Thunberg  in  der  Dissertatio  de  Insectis  Suecicis 
Pars  I  beschriebenen  58  Lepidopteren  zu  deuten,  was  ihm 
nach  seiner  Mittheilung  bis  auf  drei  Arten  überall  mit  Evi- 
denz gelungen  ist.  (Der  Verf.  irrt  darin ,  dass  er  die  Be- 
schreibung der  Arten  dem  Doctoranden  Bergström  vin- 
dicirt ;  sie  rühren  von  Thunberg  selbst  her.)  —  Endlich 
prüfte  derselbe  (ebenda  p.  49  ff.)  neun  von  Linne  und 
fünf  von  Rossi  herrührende  Beschreibungen  Europäischer 
Lepidopteren ,  die  von  den  neueren  Autoren  nicht  mit  Si- 
cherheit eruirt  worden  sind;  er  deutet  dieselben  durchweg 
auf  später  beschriebene  Arten  und  entwickelt  die  Gründe  dafür. 

RhopalOCera.  Von  AV.  He  w  i  ts  o  n's  „Exotio  Biitterflies"  sind  inr 
Jahre  1858  vier  neue  Hefte  (25.  bis  28.)  ausgegeben  worden  ,  in 
welchen  neue  Arten  aus  den  Gruppen  der  Equites ,  Pieriden ,  Danai- 
den  ,  Heliconier  ,  JVyniphaliden ,  Satyriden  und  Eryciniden  durch  Be- 
schreibungen und  Abbildungen  bekannt  gemacht  werden. 

Ausserdem  hat  derselbe  einige  neue  von  Walker  gesammelte 
Arten  in  den  Proceed.  of  ihe  Zoolog,  soc  of  London  XXVI.  p.  464 — 
466  beschrieben  („Descriptions  of  somc  Butterflies  from  the  coUection 
of  Mr.  Wallace"). 

Equites.  —  Von  Lucas  (de  Castelnau,  Voyage  dans  l'Ame- 
rique  du  Sud  p.  197  f.)  wurden  Papilio  Phaelon  Boisd.  i.  lit.,  Oedi- 
pns  JBoisd.  i.  lit.  und  Eupatorion  Boisd.  i.  lit,  als  neue  Arten  aus 
Brasilien  aufgestellt;  dieselben  sind  auf  zwei  beifolgenden  Tafeln  zu- 
sammen mit  Pap.  Scamander  Boisd.  ,  Cacicus  Luc.  ,  Eurydorus  Luc. 
und  Zeuxis  Luc.  abgebildet. 

Hewitson  (Exot.  Butlerfl.  26.  Heft.)  gab  Beschreibung  und 
Abbildung  \on  Papilio  Wallacci  und  Onesimus  n.  A.  von  Neu -Guinea. 

Papilio  Krislnia  Mooic  (Catal.  Lepidopt.  East-Iud.  Comp.  p.  108) 
n.  A.  von   Boolan. 

Menetries  (Eniim.  corp.  animal.  IL  Taf.  7)  gab  Abbildungen 
von  Papilio  Philolaus  Boisd.,  Pilumnus  und  einer  Varietät  von  Thoas 
Lin.,  die  er  als  eigene  neue  Art  unter  dem  JNamcn  Pap.  Cintjras  he- 
sclireibt. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       485 

Wallace,  „On  the  habits  and  transforniations  of  a  species  of 
Ornithoptera,  allied  to  0.  Priamus  ,  inhabiting  thc  Aru-lslands,  near 
New-Guinea'*  (Transact.  entom.  soc.  IV.  p.  272  f.)  machte  Mittheiliin- 
gen  über  die  Lebensweise  einer  mit  0.  Priamus  nahe  verwandten 
Ornithoptera,  vielleicht  einer  Varietät  von  0.  Poseidon  Doubl.,  deren 
Männchen  6V2— 7,  die  Weibchen  9—9%  Zoll  Flügelspannung  haben. 
Die  Männchen  üiegen  sehr  hoch  und  bleiben  an  den  Bäumen  sitzen, 
die  Weibchen  niedriger  und  langsamer;  da  sie  stets  von  den  Männ- 
chen verfolgt  werden ,  gelingt  es  zuweilen  auch  letztere  zu  fangen. 
Der  Flug  ist  majestätisch  und  gleicht  dem  eines  Vogels,  so  dass  der 
Gattungsname  gut  gewählt  ist.  Die  Raupe  lebt  auf  einer  Arislolochia- 
Art  und  hat,  wie  die  einheimischen  Arten,  herausstülpbare  Zapfen  im 
Nacken,  die  jedoch  nicht,  wie  Horsfi  eld  es  für  P.  Helicaon  angiebt, 
getrennt,  sondern  Y-förmig  verbunden  sind.  Die  Puppe  ist  3  Zoll 
lang  ;  zw»i  Weibchen  entwickelten  sich  nach  30  Tagen. 

Verloren,  „Quelques  observations  sur  le  Papilio  Machaon" 
(Tijdschr.  voorEntomol.il.  p.  90— 108)  schrieb  eine  ausführliche  Ab- 
handlung über  die  Raupe  des  Pap.  Machaon,  betreffend  ihre  Verwand- 
lung, Varietäten,  das  Verhältniss  der  schwarzen  Varietät  der  Raupe  zu 
der  Varietät  des  Falters,  die  von  Hübner  Pap.  Sphyrus  genannt  ist, 
u.  s.  w.  —  Eine  Notiz  über  denselben  Gegenstand  von  Ver  Huell 
„Over  de  rups  van  Papilio  Machaon"  (ebenda  p.  129)  ist  von  einer 
colorirten  Tafel,  pl.  7,  auf  der  eine  Farbenvarietät  der  Raupe  und  des 
Schmetterlings  dargestellt  ist,  begleitet. 

Pieridae.  —  Von  Hewitson  (Exot,  ßutterfl.  27.  Heft)  wur- 
den Leptalis  Anlherize  Boisd.  i.  lit.  aus  Älexiko,  Siloe  aus  Neu-Gra- 
nada,  Zathoe  ebendaher  und  Zaela  Boisd.  i.  lit.  aus  Neu-Granada  als 
neue  Arten,  Leptalis  Lysinoe  IJewits.  fem.  und  Euryope  Luc.  noch- 
mals beschrieben  und  abgebildet. 

Von  3Ioore  (Catal.  Lepidopt,  East-Ind-  Comp.  p.61  ff.):  Eronia 
Ävatar  und  Terias  venata  aus  Nord-Indien  ,  Pieris  Vishnu  von  Java 
und  Remba  von  3Ialabar  als  n.  A.  beschrieben. 

Von  Lederer  (Wien.Entom.Monatsschr.il.  p.  135  ff.) :  Colias 
Libanolica  n.  A.  vom  Libanon,  Taf.  2.  fig.  1.  2. 

Von  iMenetries  (Enum.  corp.  anim.  II.  p.  113) :  Fieris  Melde 
n.  A.  aus  Japan,  der  P.  brassicae  sehr  ähnlich,  Taf.  10.  fig.  1.  2.  — 
Auf  Taf.  8.  flg.  1.  2.  bildet  der  Verf.  die  Männchen  zweier  Colias-Ar- 
ten  ab,  von  denen  er  uns  im  Texte  sagt,  dass  er  sie  für  die  beiden  Ge- 
schlechter der  Colias  Aurora  ansehe.  (!) 

Maitland  (Tijdschr.  voor  Entom.  II.  p.  25)  diagnosticirte  eine 
neue  Art  der  Gattung  Iphias  Boisd.  unter  dem  Namen  Iphias  Vossii 
von  der  Insel  Nias  bei  Sumatra. 

Von  Bellier  de  la  Chavignerie  wurde  (Annales  soc.  en- 
tom. p.  705.  pl.  14.  flg.  4)  eine  Varietät  der  Pieiis  napi  mit  strichwei- 


486     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

ser  schwärzlicher  Färbung  des  rechten  Vorderflügels  abgebildet  und 
beschrieben. 

Danaida  e.  —  Keue  Arten  von  Hewiston  (Exot.  Butterfl. 
27.  Heft)  sind:  Euploea  Etipalor  von  Celebes ,  Eiiricmassa  ,  Eurypon 
und   Usipetes  von  Neu-Guinea. 

Von  Moore  (Catal.  Lepidopt.  East-Ind.  Comp.  p.  127  ff.) :  Eu- 
ploea Mitra  Vaterl.  unbek.,  Cramevi  Boisd.  i.  lit.  aus  Borneo,  Klugii 
Boisd.  i.  lit,   aus  Nord-Indien  und  Ochsenheimeri Boisd.  i    lit.  von  Java. 

Heliconidae.  —  llew^itson  (Exot.  Butterfl.  25.  Heft)  gab 
Abbildungen  und  Beschreibungen  von  Tithorea  Tarricina,  Heliconia 
Hectiha  Boisd.  i.  lit.,  n.  A.  von  Neu-Granada,  Heliconia  llermogenes 
n.  A.  unbek.  Vaterl.  —  Ebenda  Heft  26  gleichfalls  von  Ithomia  Vil- 
lula,  Apulia  (Ith.  Caeno  var.  Hewits.  antea)  n.  A.  aus  Keu-Granada, 
Ercilla,  Gunilla  und  Priscilla  vom  Amazonenstrome  und  Ilerdina 
aus  Peru.  Von  Ithomia  Ilinissa  Hew.  wird  ausserdem  ei»e  Varietät 
abgebildet. 

Heliconia  Besckei  von  Rio -Janeiro  und  vicina  aus  Süd-Ame- 
rika wurden  als  n.  A.  vonMenetries  (Enum.  corp.  anim.  II.  p.  114) 
beschrieben,  erstere  zugleich  auf  Taf.  8  abgebildet. 

Nymphalidae.  —  Einen  besonderen  Ueichthum  an  neuen 
Arten  dieser  Gruppe  enthält  der  Catalogue  of  Lepidopterous  Insects 
in  the  museum  of  the  East-India  Company,  wo  p.  143  ff*,  folgende 
von  Moore  beschrieben  worden :  Freds  Hara  aus  Silhet,  Cirrochroa 
Bajadela  aus  Java,  Eavana  von  Borneo,  Cethosia  Aeole  de  Haan  i. 
lit.  von  Sumatra,  Argymiis  Anina  ,  Kamala ,  Rtidra  aus  Koid-Indien, 
Hestina  ha  von  Darjeeling,  Calinaga  nov.  gen.,  zwischen  Hestina 
und  INeptis  stehend,  von  Euploea-artigem  Habitus;  Art:  Cal.  Buddha 
aus  Kord-Indien.  —  Neplis  Miah  von  Darjeeling,  Munasa ,  Ananla 
aus  Nord-Indien,  Radha  von  Bootan,  Jumbah  aus  Kord-Indien,  T^ala 
von  Borneo,  Naudina  von  Java,  Athyma  Asura  aus  Kord -Indien, 
lina  von  Darjeeling,  Pravara  aus  Borneo,  Cajna,  Banga  und  Mahesa 
von  Darjeeling;  Ahrota  nov.  gen.  (vergebener  Käme  !)  zwischen  Athyma 
und  Limenitis  stehend;  Art:  Ahr.  Ganga  von  Darjeeling.  —  Limeni- 
iis  Paduka  von  Borneo,  Danava  von  Darjeeling.  —  Pandita  nov. 
gen.,  mit  Limenitis  nahe  verwandt;  Art:  P.  Sinope  (Adolias  Sinope 
Boisd.  i.  lit.)  aus  Java.  —  Adolias  Parta  aus  Borneo,  Garuda  aus 
Madras,  Anosia  Boisd.  i.  lit.  aus  Kord-Indien,  Salia  und  Palguna  aus 
Java  ,  Pulasara  und  Puseda  von  Pinang  ,  Trigevla  und  Sikandi  von 
Java,  Amhalika  aus  Borneo,  Jahnu  von  Darjeeling,  Adima  aus  Assam, 
Sancara  aus  Nord -Indien,  Iva,  Durga  und  Castalia  Chandra  von 
Darjeeling,  Dilipa  nov.  gen.  ,  auf  Apatura  Morgiana  Westw.  begrün- 
det, Apalura  Parvala  aus  Kord-Indien,  ISakula  von  Java,  Nxjmj)halis 
Baya  ebendaher  und  Enispe  lepidu  von  Canara. 

Desselben  Verf.'s   „Monograph   of  the  Asialic  specics  of  Keplis 


im  Gebiete  der  Entomologie   während  des  Jahres  1858.      487 

nnd  Athyma  ,  two  gcnera  of  diurnal  Lcpidoptera  heloriging  to  the 
family  Nymphalidae''  (Proceeed.  zoolog.  soc.  of  London  ,  Pt.  XXVI. 
1858.  p.  3 — 20.  pl.  49— 51)  enthält  eine  Aufzählung  der  iiini  bekann- 
t-en  Asiatischen  Arten  der  Gattungen  Neptis  und  Athyma  mit  synony- 
mischer Erörterung  der  bereits  beschriebenen  und  einer  Charakteri- 
stik der  neuen  so  wie  auch  der  schon  in  dem  eben  erwähnten  Catal. 
of  Lepidopt,  Insccts  East-Ind.  Comp,  beschriebenen.  Von  der  Gat- 
tung Neptis  werden  22  Arten  aufgezählt,  von  Athyma  27;  neu  sind 
darunter  folgende:  Neptis  Pata  von  Manila,  Atitara  von  Celcbes, 
Narayana.  aus  Nord-Indien,  Amha  aus  Nepal,  Shepherdi  Newm.  i.  lit. 
aus  Neu-Süd-Wales,  Soma  aus  Silhet,  Wct  von  Celebes  und  Duryodana 
von  Borneo.  —  Athyma  Bahula  aus  Silhet ,  Reta,  Kresna,  Subrata, 
Abiasa,  Idita,  Kamca  von  Java,  Sumatra  und  Borneo,  Asila  aus  Nord- 
Indien?,  Dama,  Kasa  und  Gutama  aus  Manila. 

Derselbe  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  48)  beschrieb 
als  neue  Arten:  Limenitis  Mala  von  Manila,  Calidosa  von  Ceylon  und 
Hestina  Mena  aus  Nord-Indien. 

Von  Hewitson  (Exotic.  Butterfl.  Heft  25)  wurden  beschrie- 
ben und  abgebildet:  Catagramma  excelsior  n.  A.  vom  Amazoneu- 
strome,  Lebasii  Guer.  Iconogr.,  d'Orbignyi  und  Bonplandii  Guer.  Ico- 
nogr.  —  Ebenda  Heft  28:  Catagramma  Vitringa,  Zelphanda  und  ßlai- 
muna  vom  oberen  Amazonenflusse,  JDenina  aus  Neu  -  Granada  n.  A., 
ferner  Varietäten  von  Cat.  excelsior,  Eluina  und  Kolyma  Heu.  und 
Bonplandii  Guer.,  endlich  Callithea  Degandii  n.  A.  vom  oberen  Ama- 
zonenstrome. 

Von  demselben  (Proceed.  of  the  zoolog.  soc.  of  London,  Part 
XXVI.  p.  464.  pl.  54):  Diadema  Pandarus  von  den  Ke- Islands  bei 
Neu-Guinea  und  Deois  von    den  Aru-lnseln. 

Eueides  Hühtieri  und  Pavana  aus  Brasilien,  Catagramma  Tha- 
myras  ebendaher,  Helerockroa  Arete  aus  Bahia,  Adolias  Appiades  und 
Telchmia  aus  Ostindien  als  n.  A.  von  Menetries  (Enumer.  corp. 
anim.   II.  p.  116  ff.  pl.  8  u.  9)  beschrieben  und  abgebildet. 

James  Fisher  (Proceed.  acad.  nat.  scicnc.  Philadelphia  1858. 
p.  179  f.)  machte  Argynnis  Astarte  als  neue  Art  von  Neu-Jerscy,  pl.  2 
abgebildet,  bekannt;  sie  ist  jedoch  nur  eine  Aberration  der  Argynnis 
Idalia,  welche  in  ähnlicher  Weise,  wie  es  bei  unseren  einheimischen 
Arg.  Aglaja,  Latonia  u-  a.  vorkommt,  durch  Ueberhandnehmen  der 
schwarzen  Färbung  auf  der  Ober-  und  der  Perlmutterzeichnung  auf 
der  Unterseite  der  Flügel  entstanden  ist. 

N  e  w  m  a  n  (Proceed.  entom.  soc.  IV.  p.  97)  beschrieb  eine 
„merkwürdige  Varietät"  der  Argynnis  Euphrosyne,  Bellier  de  la 
Chavignerie  (Annalcs  soc.  entoniol.  p.  702.  pl.  14.  fig.  1  u.  5)  eine 
Varietät  von  Argynnis  Niobe  mit  düsterer  Oberseite  der  Flügel  und 
eine  Aberration  von  Vanessa  Urticae  (ebenfalls  Oberseite). 


488     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Morphidae.  —  Tliaumantis  Ramdeo  Moore  (Catal.  Lepidopt. 
East-Ind.  Comp.  p.  215)  n.  A.  von  Darjeeling. 

Satyridae.  —  Derselbe  (ebenda  p.  217  ff.)  beschrieb  fol- 
gende neue  Arten :  Debis  Bhairava,  Scanda,  Nada,  Mekara,  Chandica 
und  Kansa  von  Darjeeling,  Zophocssa  Yama  aus  Kord-Indien,  Mela- 
nitis  (Cyllo  Doubl.  Westw.),  Vamana  von  Darjeeling,  Amhasara  und 
Smjudana  von  Java,  Bela  aus  Nord-Indien ,  Varaha  und  Gokala  von 
Canara,  Suradeva  von  Darjeeling,  Er ebia  Ancid a  von  ßootan,  Lasiom- 
mata?  Pulaha  ebendaher,  Bhadra  von  Darjeeling,  Satyrus  Avatara 
aus  Nord-Indien,  Mycalesis  Visala ,  Seinatana  und  Malsara  von  Dar- 
jeeling, Gotama  aus  Ciiina,  Fatnia  von  Ceylon,  Anapita  von  Suma- 
tra?, Heri  aus  Bootan  ,  Samba  aus  Nord-Indien,  Mandala  von  Ca- 
nara, Runeka  aus  Assam ,  Janardana  aus  Java,  Himachala  von  Dar- 
jeeling, Yphthima  Pandocus  Boisd.  i.  lit,  aus  Java,  Hyagritay  Sakra 
und  Narasingla  von  Darjeeling. 

Hewitson  (Exot.  Butterfl.  Heft  27)  stellte  eine  neue  Gattung 
Daedahna  (aus  der  Verwandtschaft  von  Pronophila)  auf,  deren  Cha- 
raktere er  in  die  dichte  Behaarung  des  Kopfes  und  der  Augen,  die 
langen,  hervorgestreckten  Taster,  die  vierästige  Subcostalvene  der 
Vorderflügel  und  die  am  Aussenrande  gezähnten  ,  am  Vorderrande  in 
eine  Spitze  hervortretenden  Hinterflügel  setzt.  Vier  neue  Arten  aus 
Neu-Granada,  welche  abgebildet  und  beschrieben  werden,  gehören 
dazu:  Daed.  Dinias ,  Doraete,  Drymaea   und  Drusilla, 

Lasiommala  Goschkewiischii  Menetries  (Enum.  corp.  anim.  II. 
p.  124.  Taf.  10)  n.  A.  aus  Japan. 

Von  Lederer  (Wien.  Entom.Monatsschr.il.  p.  36)  wurde  eine 
neue  Beschreibung  der  in  den  Karnischen  Alpen  wieder  aufgefunde- 
nen Erebia  Arete  gegeben;  ebenso  von  Bellier  delaChavig- 
nerie  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  485.  pl.  11),  der  zugleich  eine 
Abbildung  beider  Geschlechter  liefert. 

Eurytelidae. — Neue  Arten  sind:  £/?/7jm?«s  (Melanitis  Doubl. 
Westw.) ,  Varsudeva  von  Darjeeling  und  Kamara  von  Java,  beschrie- 
ben von  Moore  (Catal.  Lepidopt.  East-Ind.  Comp.  p.  238  ff.),  Mela- 
nilis  Melane  Hewitson  (Proceed.  zoolog.  soc.  Pt.  XXVI.  p.  465)  von 
Neu-Guinea  und  CystineuraAmynioneMenelncs  (Enum.  corp.  anim.  II. 
p.  123.  pl.  10)  von  Nicaragua. 

Libytheidae.  —  Libythea  Lepita  (Catal.  Lepidopt.  East-Ind. 
Comp.  p.  240)  n.  A.  aus  Nord-Indien  von  Moore. 

Erycinidae.  —  Hewitson  (Exolic  Butterfl.  Heft  25)  gab 
Beschreibungen  und  Abbildungen  von  Lemonias  Siaka ,  Rhesa  und 
Thara  vom  Amazonenstrome,  Sndias  von  Honduras,  n.  A.  —  Ebenda 
Heft26:  Mesoscmia  Nesli  aus  Cayenne,  Sleli  Boisd.  i.  lit.  vom  Ama- 
zonenslromc,  Odice  Godart  und  Uhodia  God.  aus  Brasilien,  Mesosemia 
Meeda  und  Maenades  n.  A.  ,  erstere  aus  Brasilien  ,  letztere  aus  Neu- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.      480 

Granada.  —  Ebenda  Heft  28  :  Mesosemia  TeneraWeslw.,  Lagora  Ilerr.- 
Sch.,  geniinus  Fabr.  (coelestina  Menetr.)  ,  Croesus  Fabr.  ,  Meana  und 
Marisa  n.  A.  vom  Amazonenstrome. 

Lycaenidae.  —  Von  3Ioore  (Catal.  Lepidopt.  East-Ind. 
Comp.  p.  19  ff.)  wurden  Miletus  Boisduvalii  und  Horsfieldii  von  Java, 
llevda  Brahma  von  Darjeeling,  Amhly]podia  Ganesa  aus  Nord-Indien, 
Deva  und  Loxura  Stirya  von  Canara  als  neue  Arten  beschrieben. 

Von  3Ienetries  (Enuni.  corp.  anim.  p.  124.  pl.  10):  Lycaena 
Ladon  (Gramer?),  Hellolia  und  Avgia  als  n.  A.  aus  Japan. 

Eine  schöne  Aberration  der  Thccla  W-album  mit  breiter  weisser 
Binde  über  die  Unterseite  aller  vier  Flügel  bildete  Belli  er  de  la 
Chavignerie  (Annales  soc.  entom.  VI.  pl.  14.  fig.  2)  ab. 

Hesperiadae.  —  Neue  Arten  sind:  Hesperia  Poggei  Lede- 
rer (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  141)  von  Damaskus  und  Pyrgns 
Tethys  3Ienetries   (Enum.  corp.  animal.  II.  p.  126.  pl.  10)  aus  Japan. 

Sphingides.  Moore  (Catal.  Lepidopt.  East-Ind.  Comp.  p.  27i) 
beschrieb  Philampelus  Naga  n.  A.  von   Darjeeling. 

Menetries  (Enum.  corp.  anim.  II.  p.  131  ff.pl.  12  und  13): 
Sphmx  Anteros  (=  Sph.  Justiciae  Walk.)  von  Neu  -  Freiburg  ,  Chae- 
rocampa  stremia  von  Haiti,  Smerinthus  coecus  aus  Daurien  ,  Argus 
vom  Amur,  Sperchius  (=Dyras  Walk.)  aus  Japan.  —  Smerinthus  Evers- 
manni  Popoff  ist  nach  dem  Verf.  gleich  Smer.  Tatarinovii  Bremer. 

Leder  er  (Wien.  Entom.  Monatssch.  II.  p.  141):  Sesia  palari- 
formis  n.  A.  von  Damascus ,  Taf.  2.  fig.  3  abgebildet. 

Eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  Raupe  von  Deilephila 
Tithymali  lieferte  Belli  er  de  la  Chavignerie  (Annal.  soc.  ento- 
mol.VI.  p.488.  pl.  11);  dieselbe  lebt  in  Algier  auf  Euphorbia  paralias. 

van  der  Hoeven,  „Quelques  mots  sur  le  cri  que  fait  enten- 
dre  le  Acherontia  Atropos"  (Tijdschr.  voor  Entomol.  p.  117  ff.)  stellt 
die  von  den  verschiedenen  Autoren  kundgegebenen  Ansichten  über 
die  Ursache  des  vom  Todtenkopfe  hervorgebrachten  klagenden  Tones 
zusammen,  dieselben  zugleich  kritisirend.  Er  selbst  fand,  dass  nach 
Wegnahme  der  beiden  Palpen  der  Ton  noch  ein  Weilchen  fortdauerte, 
aber  dann  aufhörte;  er  will  jedoch  hieraus  nicht  den  Schluss  ziehen, 
dass  an  diesem  Orte  wirklich  der  Ton  hervorgerufen  werde. 

Kefer  stein  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  225  ff.)  erörterte 
nochmals  die  schon  früher  öfter  diskutirte  Frage,  ob  Sphinx  Celerio 
und  Nerii  Europäische  Falter  seien  ,  dabei  besonders  auf  die  von 
Donzel  über  diesen  Gegenstand  publicirle  Abhandlung  eingehend. 

Klotz,  Bemerkungen  über  Sphinx  Nerii  (Entom.  Zeitung  XIX. 
p.  226  ff.)  macht  Mittheilungen  über  die  Zucht  des  Schwärmers  aus 
der  Raupe. 

Castniariae.      Menetries    (Enum.    corp.    anim.   II.    p.  127  ff. 


490      Gerstaecker:  Bericlit  ober  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pl.  11)  gab  Beschreibungen  und  Abbildungen,  folgender  von  ihm  für 
neu  gehaltener  Arten:  Castnia  Lamjsdorfii  (=  C.  Zerynihia  Gray), 
umbrala  (=  C.  Orestes  Walk.)  ,  Godarlii  (=  C.  strigata  Walk.)  und 
Beschei  (=■  Boisduvalii  Walk.)  aus  Brasilien. 

COSSini.  L  e  d  e  r  e  r  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  143.  Taf.  2. 
fig.  4)  beschrieb  und  bildete  ab  Stygia  tricolor  n.  A.  von  Damaskus. 

Chelonariae.  Menetries  ( Enum.  corp.  anim.  II.  p.  138  ff. 
pl.  14)  beschrieb:  Laemucharis  metallescens ,  ornata ,  ignicolor  ,  fa- 
sciatella ,  fulviventris ,  Glaucopis  vidua  aus  Brasilien,  Glmtcopis  ru- 
brosccipiis  aus  Californien  ,  Charidea  fasluosa  {==■  Euchromia  jucunda 
W^alk.)  aus  Brasilien,  Epyrgis  virginalis  Boisd.  i.  lit.  aus  Ostindien 
und  Elvusia  sinica  Boisd.  i.  lit.  aus  China  als  neue  Arten. 

Syntomis  Kindennanni  Lederer  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II. 
p.  142)  als  n.  A.  vom  Libanon  aufgestellt,  wird  nachher  als  identisch 
mit  Synt.  Mestrali  wieder  eingezogen. 

Eine  Varietät  von  Arctia  Caja  beschrieb  Newman  (Proceed. 
entom.  soc.  IV.  p.  62),  eine  sehr  schöne  vonChelonia  purpurea  Bel- 
lier  de  la  Chavignerie  (Annales  soc.  entom.  VI.  p,  706.  pl.  14. 
fig.  7). 

Krziz  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  94  f.)  machte  Mittheilungen 
über  die  Erziehung  der  Euprepia  Matronula  in  einem  Jahre;  die 
Raupen  frassen  von  Ende  Juni  bis  Ende  Oktober,  überwinterten  aus- 
gewachsen', verspannen  sich  Anfangs  April  und  lieferten  im  Mai  den 
Falter. 

Bombycides.  Lederer  (Wien.  Entom.  Monr.tsschr.  II.  p.  143) 
errichtete  eine  neue  Gattung  Chondrostega  für  eine  zu  den  kleineren 
Gastropachen  im  älteren  Sinne  gehörige  Art  Chondr.  Pastrana  aus 
Syrien,  deren  Weibchen  ungeflügelt,  das  Männchen  dagegen  durch 
auffallend  breit  gefranzte  Flügel  ausgezeichnet  ist;  Fühler  bei  Letzte- 
rem sehr  breit  gekänmit,  ihre  Basis  dicht  buschig  behaart,  Augen  be- 
haart, Ocellen  und  Zunge  fehlend,  Stirn  mit  einem  Ilornvorsprunge, 
der  aus  drei  queren  Kielen  besteht,  Palpen  sehr  kurz  und  hangend, 
Beine  ebenfalls  kurz,  besonders  die  mittleren  und  hinteren.  Abbil- 
dung Taf.  2.  fig.  6  u.  7.  —   Psyche  inqninnla   n.  A.   ebendaher  p.  142. 

Derselbe  (Berl.  Entomol.  Zeilschr.  II.  p.  355  ff.)  will  die 
Ochenheimer'sche  Gattung  Notodonta  nicht  nur  in  7,  wie  Herr  ich - 
Schaff  er,  sondern  sogar  in  9  Gattungen  zerlegt  wissen,  welche  er 
durch  Charaktere  festzustellen  sucht  und  die  ihnen  angehörenden  Ar- 
ten darunter  aufführt.  —  Ebenda  p.  353  über  die  Synonymie  der  Psy- 
che atra  Esp. 

Guenee,  „Notice  monographi(|ue  sur  les  Bombyx  Europeens 
du  groupe  du  B.  Ouercus  Lin."  (Annales  soc.  entom.  VI.  p  435 -457. 
pl.  10)  lieferte  eine  sehr  gründliche  Auseinandersetzung  der  mit  Bomb. 
Quercus  Lin.    in    nächster  Verwandtschaft    stehenden    und    zum  Theil 


im  Gebiete  der  Entonioloijie  vAÜhreiid  des  Jahres  1858.        491 

sehr  ähnlich  sehenden  Europäischen  Arien,  deren  Zahl  sich  durch  llin- 
zufügung  zweier  neuen  jetzt  auf  10  steigert.  Die  in  Schottland  auf- 
gefundene Bomb.  Callunae  Falm.  (pl.  10  abgebildet) ,  obwohl  der  B. 
quercus  sehr  ähnlich,  hält  der  Verf.  in  Rücksicht  auf  die  Verschie- 
denheit der  Raupe  besonders  während  der  früheren  Häutungen  (eben- 
falls auf  pl.  10  abgebildet)  und  zugleich  wegen  der  verschiedenen 
Kahrungspllanzen  (Calluna  vulgaris)  für  eine  eigene  Art  (jedenfalls 
eine  sehr  fiagliche,  Ref.).  Die  beiden  neuen,  hier  zuerst  beschrie- 
benen und  auf  pl.  10  abgebildeten  Arten,  die  jedoch  nur  im  w^eiblichen 
Geschlechte  bekannt  sind,  heissen  Bomb.  Iberica  und  serrula  und  stam- 
men beide  aus  Andalusien. 

Bruand  d'üzelle,  Remarques  sur  plusieurs  Psychides  (ebenda 
p.  459 — 469.  pl.  11)  beschrieb  als  neue  Arten,  die  zugleich  abgebildet 
werden  :  Psyche  maritimella  aus  Süd-Europa ,  Sicheliella  aus  Italien, 
surientella  (suriens  Reutti  i.  lit.)  aus  Schwaben?,  P onlbriantella  Va- 
terl.  ?  und  Gruneriella  Sichel  i.  lit.  aus  Sachsen.  Psyche  Ecksteinii  und 
Zelleri  Led.  werden  in  Ps.  Echsteiniella  und  Zellerella  umgetauft. 

Christoph  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  310)  beschrieb  eine  neue 
Orgyia  aus  Labrador,  der  Org.  selenitica  sehr  ähnlich  ,  ohne  sie  zu 
benennen;  nach  einer  Anmerkung  der  Redaktion  ist  die  Art  offenbar 
mit  Laria  Rossii  Curt.  identisch. 

Von  Thomson  (Archiv,  entom.  II.  p.  344)  wurde  eine  pracht- 
volle neue  Art  vom  Gabon  unter  dem  Kamen  Saturnia  Deyrollei  be- 
schrieben und  auf  dem  Titelkupfer   abgebildet. 

Graells  (Memorias  de  la  Comision  del  Mapa  geologico  de 
Espaiia,  Parte  zoolögica  p.  106.  pl.  6.  fig.  2)  gab  eine  Abbildung  und 
Beschreibung  des  Männchens  von  Saturnia  Isabellae  Graells. 

Lucas  ist  es  geglückt,  die  Raupen  von  Saturnia  Polyphemus 
mit  Blättern  von  (juercus  pedunculata  bis  zur  Verspinnung  zu  erzie- 
hen (Bullet,  soc.  entomol.  p.  CXIV).  —  Kolb  (Jahreshefte  des  Ver- 
eins f.  vaterl.  Naturk.  in  Würtemberg  XIV.  p.  74  ff.)  machte  Mitthei- 
lungen über  die  Zucht  Nord  -  Amerikanischer  Satuinien  aus  nach 
Stuttgart  gesandten  Puppen  ;  es  entwickelten  sich  Sat.  Polyphemus 
und  Cecropia. 

Eine  sehr  schwarz  gefärbte  Varietät  der  Aglia  Tau,  mas  wurde 
von  Bei  Her  de  la  Chavignerie  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.707. 
pl.  14.  fig.  8)   beschrieben  und  abgebildet. 

S.  Jenny  (Sitzungsberichte  der  math. -naturwiss.  Classe  der 
Acad.  d.  AVissensch.  zu  Wien  XXX.  p.  327  ff.)  theiltc  die  Resultate 
seiner  chemischen  Untersuchungen  über  das  Gespinnst  der  Saturnia 
spini  zur  Feststellung  seines  Seidengehaltes  mit. 

Schmidt  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p. 345  ff.)  hat  Gastropacha 
franconica  ,  eine  bis  jetzt  mehr  dem  Süden  eigene  Art,  auf  einer 
kleinen  Insel  an  der  Küste  der  Ostsee  aufgefunden  ;  die  Haupe,  wel- 


492    Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

che  gesellig    auf  Armoracia  maritima    angetroffen  wurde  ,  wird    aus- 
führlich beschrieben.  — Ausserdem  JVlittheilungen  über  ürgyia  ericae. 

NOCtuinä.  Eversmann's  Bearbeitung  der  Noctuinen  Russ- 
land's,  in  den  letzten  Jahrgängen  des  Bullet,  d.  natural,  de  Moscou 
veröffentlicht,  ist  jetzt  unter  dem  Titel:  „Les  TSoctuelites  de  la  Rus- 
sie,  par  le  Dr.  Eversmann"  (Moscou  1858.  8.  566  pag.  c.  tab.  3) 
im  Separatabdrucke  erschienen.  In  einem  hinzugefügten  Supplemente 
sind  noch  nachträglich  einige  Arten  aufgeführt  und  dem  Ganzen  ein 
alphabetisches  Register  der  Arten  mit  Hinweis  auf  die  einzelnen  Bände 
der  Bulletin's  beigefügt. 

Von  Sn  eilen  van  Vo  1 1  en  h  o  ven  (Tijdschr.  voor  Entom.  II. 
p.  86  f.)  wurde  eine  schöne  neue  Art  der  Gattung  Phyllodes  von  Java 
unter  dem  Kamen  Phyll.  Eyndhovii  beschrieben  und  auf  pl.  6  ab- 
gebildet. 

Fernere  neue  Arten  sind :  Simyra  (Arsilonche)  Büttneri  Hering 
(Entom.  Zeitung  XIX.  p.  449)  aus  der  Umgegend  Stettin's,  Agrotis 
celsicola  Bellier  de  la  Chavignerie  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  253)  aus 
den  Basses- Alpes,  Nonagria  sacchari  Wollaston  (Annais  magaz.  nat. 
bist.  3.  ser.  I.  p.  117  f.)  aus  Madeira,  Agrotis  defessa,  Aedopkroti  phle- 
bophora,  Thalpochares  chloroHca  und  siticulosa  Lederer  (Wien.  Entom. 
Monatsschr.  IL  p.l44f.  Taf.  2u.3)  vom  Libanon  und  von  Damaskus. 

Ueber  Cucullia  lactucae  W.  V.  und  die  mit  ihr  verwechselten 
Arten  schrieb  A.  Speyer  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  83  ff.);  er  nimmt 
als  Cuc.  lactucae  W.  V.  diejenige  Art  an,  welche  aus  der  von  Hüb- 
ner  unter  diesem  Kamen  abgebildeten  Raupe  entsteht  und  sich  von 
allen  Verwandten  durch  die  breitesten  Vorderflügel  ,  die  stumpfste, 
fast  gerundete  Spitze  und  den  convexesten  Hinterrand  derselben  aus- 
zeichnet. Die  Raupe  lebt  auf  Sonchus  oleraceus.  Traitschke  hat 
als  Cuc.  umbratica  und  lactucae  die  beiden  Geschlechter  der  C.  uni- 
bratica  beschrieben;  die  Synonymie  dieser  beiden  Arten  bei  Hüb- 
ner, Treitschke  und  H  err  ic  h  -  S  c  h  äf  fe  r  wird  vom  Verf.  nä- 
her erörtert. 

Derselbe  erörterte  (ebenda  p.  105  — 110)  die  Katurgeschichte 
und  die  Artrechte  von  Koctua  cerasina  Fr.  (castanea  Esp.).  Die  hier 
beschriebene  Raupe  lebt  in  ihrer  ersten  Jugend  von  Calluna  vulgaris, 
wo  sie  im  Winter  und  ersten  Frühjahr  anzutreffen  ist.  Die  Art  variirt 
in  der  P'ärbung  ,  bald  röthlich ,  bald  grau;  auf  letztere  Varietät  ist 
nach  dem  Verf.  offenbar  Koct.  neglecta  Ilübn.  zu  beziehen  ,  welcher 
Käme  als  der  älteste  für  die  Art    einzuführen  ist. 

Auch  Schmidt  (ebenda  p.  850  f.)  gab  ausführliche  Kachrichten 
über  die  ersten  Stände  und  deren  Lebensweise  von  einer  Reihe  sel- 
tener, bei  Wismar  von  ihm  beobachteter  Arten.  Die  Raupen  von  Si- 
myra dubiosa  und  Konagria  ulvae  leben  in  den  Stoppeln  von  l'hrag- 
milis  communis;    die  der  letzteren    besitzt  die  Fähigkeit    zu  schwim- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des   Jahres  1858.       493 

mcn  nnd  nährt  sich  in  ihrer  zweiten  Lebenshälfle  ausschliesslich  von 
animalischer  Kost;  vielleicht  werden  sich  dem  Verf.  zufolge  drei 
vorläufig  als  Varietäten  zu  betrachtende  Formen  der  Eule  später  als 
selbstständige  Arten  herausstellen.  Die  ausserdem  vom  Verf.  erörter- 
ten Arten  sind:  Leucania  Elymi,  bathyerga,  IVonagria  nana,  fluxa  und 
neurica,  Cucullia  verbasci ,  scrophulariae  und  thapsiphaga,  Noctua 
augur,  Mamestra  nigricans  und  Apamea  ophiogranima.  Die  Raupen 
der  letzten  Arten,  welche  noch  unbekannt  waren,  sind  ebenfalls  be- 
schrieben; erstere  lebt  an  Graswurzeln,  letztere  an  jungen  Sprösslingen 
von  Glyceria  spectabilis,  Iris   pseudacorus  und  Phalaris  arundinacea. 

Bruand  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.4:78f.)  beschrieb  dieRaupe 
von  Phlogophora  scita,  die  er  auf  Fichten  am  Mont  d'Or  fand. 

Graells  (Memorias  de  la  comision  etc.  p.  107  ff.  pl.  6.  fig.  4) 
gab  eine  Beschreibung  und  Abbildung  der  Raupe  von  Acontia  Graellsii 
Feisth;  sie  ist  grün  mit  schwarzer  Rückenzeichnung,  gelben  Längs- 
binden und  scharlachrolhen  Flecken  über  dem  After  und  an  der  Spitze 
der  Füsse ;  sie  lebt  auf  Lavatera  arborea  ,  Althaea  und  Malva  häufig 
im  Juli  bis  September  bei  Barcelona. 

V.  Hornig  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  IL  p.  19  fT.)  machte  die 
ersten  Stände  und  deren  Naturgeschichte  von  Thalpochares  pannonica 
Fr.  und  amoena  Hübn.  bekannt;  die  Raupe  der  ersteren  Art  lebt  auf 
Gnaphalium  arenarium,  verpuppt  sich  im  Juni  und  liefert  im  Juli  den 
Schmetterling;  die  der  letzteren  lebt  auf  Onopordon  Acanthium  fast 
zu  derselben  Zeit.  Die  Raupen  beider  Arten  gleichen  im  Habitus 
ganz  der  von  Thalp.  rosina. 

Leder  er  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  IL  p.  358  f.)  hält  die  Cymato- 
phoriden  den  Notodonten  näher  als  den  Eulen  verwandt  und  charak- 
terisirte  nochmals  die  vier  denselben  angehörigen  Europäischen  Gat- 
tungen. —  Ebenda  p.  360  wird  Boletobia  fuliginaria  von  den  Georae- 
triden  entfernt  und  als  Eule  nachgewiesen. 

Her  rieh-  Seh  äffer  (Corresp. -Blatt  des  zoolog.-mineral.  Ver- 
eins in  Regensburg  XII.  p.  113  ff.)  hat  die  über  die  Noctuinen  er- 
schienenen neueren  Arbeiten  vonGuenee,  Walker  und  Leder  er 
einer  sehr  eingehenden  und  umfassenden  Besprechung  und  Beurthci- 
lung  unterworfen,  welche  für  die  Abgränzung  der  Gattungen  in  die- 
ser Familie  wichtig  ist;  in  des  letzteren  Yerf.'s  Arbeit  hat  er  beson- 
ders reichen   Stoff  zu  Aussetzungen  gefunden. 

Boisduval  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  CLXXII)  theille  eine  Be- 
obachtung mit,  nach  welcher  eine  Raupe  der  Cucullia  scrophulariae  mit 
grosser  Gefrässigkeit  Larven  von  Cionus  scrophulariae,  welche  die 
Futterpflanze  in  grosser  Anzahl  beherbergte,  verzehrte.  Er  selbst 
sah  ebenfalls,  dass  die  Raupe  der  Cucullia  verbasci  die  Larven  des 
Cionus  verbasci  frass. 


494     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Lucas  (ebenda  p.  LXXI)  theilte  mit,  dass  von  E  ver  sni  an  n  in 
Algier  die  Raupe  der  Sesamia  nonagrioides  in  grosser  Menge  in  den 
Stengeln  von  Sorghum  saccharatum  gefunden  worden  sei ;  sie  vernich- 
tete einmal  zwei  Dritttheile  der  Erndte  dieser  in  Algier  cultivirten 
Pflanze. 

Bei  Her  (Annales  soc.  entom.  p.  704.  pl.  14.  fig.  3  u.  5)  machte 
schöne  Varietäten  von  Apamea  oculea  und  Brephos  parthenias  durch 
Abbildungen  bekannt. 

Geometrae.  Als  neue  Arten  wurden  aufgestellt :  Aspilates  spu~ 
riaria  Christoph  (Entomol.  Zeitung  XIX,  p.  312)  von  Labrador,  La- 
rentia  MiUierata  ^riiand  (Annales  soc.  entom.  VL  p.  473.  pl- 11)  vom 
Hochgebirge  des  Dep.  du  Doubs  und  Euholia  larentiaria  Bruand 
(ebenda)  vom  Mont  d'Or,  Hemithea  nuhigena ,  Euholia  rupicola  und 
Coremia  centrostrigaria  Wollaston  (Annais  mag.  nat.  bist.  3.  ser.  L 
p.  118)  von  Madeira. 

Rogenhofer  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
1858.  p.  251)  machte  Mittheilungen  über  die  ersten  Stände  der  Cida- 
ria  Podevinaria  Herr.-Sch.,  welche  er  aus  Eiern  erzog;  die  in  ihren 
verschiedenen  Häutungen  vom  Verf.  beschriebene  Raupe  wurde  mit 
Galium  verum  erzogen,  verspann  sich  Ende  September's  in  der  Erde 
und  verpuppte  sich  Mitte  März;  der  Schmetterling  erschien  Mitte  April's. 

de  Roo  van  W  est  m  aas,  „Eene  twijfelachtige  Cabera"  (Tijd- 
schr.  voor  Entomol.  IL  p.  123  ff.)  erzog  aus  einer  Anzahl  Raupen 
neben  der  ächten  Cabera  pusaria  ein  von  den  übrigen  abweichendes 
Exemplar,  auf  das  die  Beschreibung  der  Guenee'schen  Cab.  rotunda- 
ria  (confinaria  Freyer)  passt.  Er  diskutirt  die  Artrechte  und  Syno- 
nymie  beider  ausführlich  und  giebt  eine  Abbildung  des  Exemplars 
auf  pl.  7,  nebenbei  auch  Copieen  der  Wood'schen  und  Freyer'schen 
Abbildung. 

Derselbe  „Notice  sur  la  Eubolia  palumbaria"  (ebenda  p.  131  f.) 
bestätigte  die  Annahme  Guenee's,  dass  Eub.  luridaria  nur  eine  Va- 
rietät von  Eub.  palumbaria  sei  ,  durch  die  Zucht  beider  Formen  aus 
Eiern  desselben  Weibchens.  Er  giebt  zugleich  eine  Beschreibung  der 
bisher  unbekannten  Raupe. 

Schmidt  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  379  f.)  beschrieb  die  Raupe 
von  Zerene  melanaria,  welche  auf  Vaccinium  uliginosum  lebt. 

FyraHdCS.  Leder  er  (Wien.  Entomol.  Monatsschr.  IL  p.  147) 
stellte  eine  neue  Gattung  Covnifrons  auf,  die  den  Habitus  der  Galtung 
ScopuU  hat,  sich  aber  einerseits  durch  die  in  ein  Hörn  verlängerte 
Stirn,  welches  seitlich  zusammengedrückt  und  vorn  schräg  abgestutzt 
ist,  andererseits  durch  einen  Schuppenzahn  am  Inncniande  der  Vor- 
derflügel unterscheidet.  Art:  Com.  ulceralalis  Taf.  4.  fig.  1  von  Da- 
maskus. —    Andere   neue  Arten   aus  Syrien  ,  ebenda  beschrieben  und 


im  (iebiete  der  Entomologie  währciul  des  Jahres  1858.        495 

abgebildet  sind:  Ifypotia  concalcnalis ,  infulalis ,    Cledeohia  iixorialisy 
isthmicaUs,   Bohjs  lutulenlalis,   apposilalis  und  coyißnaJis. 

Tortrices.  Von  de  la  Ilarpe  (Faune  Snisse,  Lepidopteres,  Pt. 
VI  Torliicides.  IVeue  Denkschrift,  d.  allgem.  Schweiz.  Geselisch.  X\T^) 
wurden  314  in  der  Schweiz  vorkommende  und  32  Gallungen  ange- 
hörende Wickler  verzeichnet  und  darunter  folgende  als  neu  aufge- 
stellt: Cochijlis  gratiosana,  Sciaphila  caniliclana,  derivana,  Euchromia 
arenana,  Sericoris  rejectana,  pictana,  mendosana,  Semasia  decipiana, 
Laharpana  Rothenbach  i.  lit.,  Carpocapsa  obesana,  Grapholitha  Cha- 
vanneana,  geniculanctj  Phoxopteryx  dentana  und  incomptana. 

Einzelne  neue  Arten  sind  ferner:  Torlrix  snhjunctana  und 
Ephippiphora  Maderae  Wollaston  (Annais  mag.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  120) 
von  Madeira,  Fenthina  pyrolana  Wocke  (35.  Jahresbericht  der  Schle- 
sisch.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur  p.  116)  aus  Schlesien  und  von  Ber- 
lin, Raupe  auf  den  Blättern  von  Pyrola  secunda  lebend,  Grapholitha 
Pharaonana  Kollar  (Wien.  Entomol.  Monatsschr.  II.  p.  154  ff.  Taf.  5) 
aus  Cairo,  Raupe  in  Gallen  von  Tamarix  articulata  lebend,  Torlrix 
imperfectana  Lederer  (ebenda  p.  150.  Taf.  4)  vom  Libanon,  Carpo- 
capsa galJariim  Graells  (Men.orias  de  la  comision  etc.  p.  110.  pl.  6. 
flg.  3)  aus  Spanien  ,  Raupe  im  Innern  der  Gallen  von  Quercus  tozza 
lebend. 

Von  Lucas  wurde  (Rev.  etMagas.  deZool.  X.  p.  470  ff.  pl.l6) 
ausserdem  noch  Carpocapsa  Deshaisiana  als  n.  A.  aus  Mexiko  be- 
kannt gemacht,  deren  Raupe  im  Innern  der  Samenkörner  einer  Eu- 
phorbia lebt  und  die  Fähigkeit  besitzt ,  diese  Körner  springen  und 
sich  fortbewegen  zu  lassen;  besonders  geschieht  dies,  wenn  man  die 
Körner  erhöhter  Temperatur  aussetzt.  Die  Raupe  lebt  sieben  Monate 
lang  im  Innern  des  Samenkorns,  von  dessen  Subslanz  sie  sich  nährt; 
trotz  des  vollständigen  Verschlusses,  welchen  die  Hülle  ihr  gewährt, 
wird  sie  doch  von  Ichneumonen  heimgesucht.  —  Auf  der  beifolgen- 
den Tafel  sind  der  Schmetterling,  die  Raupe,  Puppe  und  das  von 
letzterer  verlassene  Samenkorn  abgebildet. 

V.  Hornig  (Wien.  Entom.  Monatsschr.  II.  p.  22)  beschrieb  die 
ersten  Stände  von  Tortrix  rusticana  Tr.  Die  Raupe  lebt  zwischen  den 
zusammengezogenen  Blättern  von  Gentiana  amarella,  auch  auf  Dory- 
cnium  ,  ist  Ende  September's  erwachsen  ,  verwandelt  sich  im  ersten 
Frühjahre  und  liefert  Mitte  April's  den  Schmetterling. 

Bruand  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  480)  beschrieb  die  Raupe 
von  Sericoris  astrana  Guenee,  welche  auf  Polygonum  bistorta  lebt. 

Assmuss  (Berl.  Entom.  Zeitschr.  II.  p.  187)  die  Raupe  von 
Tortrix  hamana,  var.  diversana.  (Ist  diese  von  der  Raupe  der  Stamm- 
art verschieden  ?) 

Tineina.     Stainton    lieferte  in    den  Transact.    of  the  entomol. 


406  Gei's  taeck  e  r:  ßericlit  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

soc.  IV.  p.  292 — 338  eine  „Synopsis  of  the  genus  Elachista,"  in  wel-* 
eher  er  die  72  ihm  aus  eigener  Anschauung  bekannten  Europäischen 
Arten  der  Gattung,  nach  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft  angeordnet, 
beschreibt.  Den  Charakteristiken  wird  eine  analytische  Tabelle  der 
Arten  nach  den  in  die  Augen  fallendsten  Merkmalen  vorausgeschickt 
und  dieselben  hier  zunächst  in  drei  Hauptgruppen  nach  der  Färbung 
und  Zeichnung  der  Vorderflügel  getheilt,  nämlich  :  1)  in  solche,  de- 
ren Vorderflügel  dunkel  gefärbt  und  mit  hellen  Zeichnungen  verse- 
hen; 2)  in  solche,  deren  Vorderflügel  hell  gefärbt  oder  weisslich  und 
3)  in  solche,  deren  Vorderflügel  dunkel  gefärbt  und  ohne  Zeichnung 
sind.  Zur  ersten  Gruppe  gehören  46,  zur  zweiten  24,  zur  dritten  2 
Arten;  als  neu  sind  zu  erwähnen  :  Elachista  stabilella  aus  England, 
dispositella  Mann  i.  lit.  von  Fiunie,  perplexeUa  aus  England,  und  der 
Schweiz,  Airae  Frey  i.  lit.  von  Zürich  und  constitella  Zell.  i.  lit. 
von  Fiume.  Wo  die  Larve  bekannt  ist ,  wird  diese  neben  dem 
Schmetterlinge  beschrieben  und  die  Pflanze,  von  der  sie  sich  nährt, 
angeführt.  Die  Synonymie  hat  der  Verf.  nicht  den  Beschreibungen 
eingeflochten,  sondern  in  grosser  Vollständigkeit  am  Ende  der  Arbeit 
zusammengestellt.  Drei  von  Tengström  beschriebene  Arten  sind 
ihm  unbekannt  geblieben  und  werden  nach  den  Charakteristiken  des 
Autors  angeführt. 

Derselbe  „On  the  aberranl  species  hitherto  placed  in  the 
genus  Elachista"  (ebenda  p.  267 — 271)  schied  nach  Vorgang  von 
Herr  i  c  h  -  Schaf  fer  die  beiden  Arten  El.  Ffeiferella  Hübn.  und 
Treitchkiella  Fisch,  von  der  Gattung  Elachista  unter  dem  Namen  An- 
tispila  aus  und  brachte  zu  diesen  noch  eine  dritte  Art  unter  dem 
INamen  Ätitispila  Rivillei,  welche  schon  im  Naturforscher  4.  Bd.  er- 
wähnt wird  und  auf  Malta  die  Blätter  des  Weinstocks  minirt.  Die 
Larven  der  beiden  ersten  Arten  sind  fusslos  und  unterscheiden  sich 
von  den  wirklichen  Elachisten  durch  die  Art  ihres  IMinirens.  —  Für 
Elachista  Brunnichella  Lin.  errichtet  der  Verf.  ebenfalls  eine  eigene 
Galtung  Stephensia,  indem  ihre  Larve  ab\yeichend  von  den  Elachisten 
einen  Cocon  anfertigt  und  die  Blätter  einer  Labiale  minirt,  während 
die  Elachisten-Larven    nur  Gramineen  fressen. 

Auch  der  im  J.  1858  erschienene  S.Band  von  Stainton's  Na- 
tural hislory  of  the  Tineina  ist  zum  grössten  Theile  einer  Bearbei- 
tung der  Gattung  Elachista  gewidmet,  indem  21  Arten  derselben  eine 
ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung  nach  den  verschiedenen 
Entwickclungsstadien  darin  gefunden  haben.  Der  übrige  Raum  wird 
durch  die  Darstellung  von  drei  Arten  der  Gattung  Tischeria  in  An- 
spruch genommen.  Bevor  der  Verf.  auf  die  einzelnen  Arten  eingeht, 
behandelt  er  in  der  aus  den  früheren  Bänden  bekannten  Weise  die 
Kennzeichen  der  Gattung,  die  Sitten  der  Imago  und  der  Raupe,  ]ft- 
spricht  die  Zahl  der  bekannten  Arten  ,  von  denen  zugleich  ein  voll- 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       497 

ständiges  Verzcichniss  gegeben  wird  ,  ebenso  die  Futterpflanzen  der 
Raupen  ,  welche  nach  dem  botanischen  Systeme  mit  Anführung  der 
sich  von  ihnen  nährenden  Arten  aufgeführt,  sind  ;  endlich  auch  die 
Bearbeitung  der  Gattung  durch  frühere  Autoren.  Die  Abbildungen, 
welche  sidi  auf  sämmtliche  in  diesem  Theile  enthaltene  Arten  und 
zwar  auf  alle  Entwickelungsstadien  erstrecken,  sind  mit  ausserster 
Eleganz  und  Genauigkeit  angefertigt;  die  Kamen  der  in  demselben 
enthaltenen  sind:  Elachista  atricomella  ,  albifrontella ,  adscitella,  tae- 
niatella,  Megerlella,  rufocinerea  ,  cerusella  ,  poae  ,  aiiae ,  bedelella, 
cygnipenella,  tetragonella,  gangabella,  zonariella ,  Gregsoni,  cinereo- 
punctella,  Gleichenella,  biatomella  ,  utonella  ,  subnigrella  und  qua- 
drella.  —  Tischeria  complanella,    marginea  und  angusticolella. 

Stainton,  „Quelques  mots  sur  les  moeurs  des  chenilles  des 
Tineites"  etc.  (Annales  soc.  entomol.  VI.  p.  159—169)  ist  eine  Fort- 
setzung -des  im  .1.  1856  begonnenen  Aufsatzes  des  Verf.,  mit  gleichem 
Titel  und  in  derselben  Zeitschrift  veröffentlicht.  Es  werden  hier  die 
Raupen  der  Gattungen  Gelechia  ,  Parasia,  Anarsia ,  Ypsolophus,  Ilar- 
pella,  Butalis,  Tinagma  u.  a.  in  Bezug  auf  ihre  Lebensweise  in  Be- 
tracht gezogen. 

Bruand  d'Uzelle  „Note  sur  une  Tineite  constit-uant  un  genre 
nouveau"  (Annal.  soc.  entom.  VI.  p.  177  f.)  charakterisirte  eine  neue 
Gattung  ■Pahda  mit  fast  lanzettlichen  Flügeln  ,  von  denen  die  vorde- 
ren beträchtlich  länger  als  die  hinteren  sind  und  eine  stark  gebogene 
Costa  mit  deutlicher  Längsfalte  haben;  Taster  abwärts  gerichtet,  kurz 
und  schlank,  Fühler  wenig  verlängert,  sehr  fein  gewimpert.  Art: 
Fat.  asperipunctella  aus  der  Franche-Comte. 

Derselbe  „Classification  des  Tineites  dapres  la  methode  na- 
turelle," (ebenda  p.  601—702)  fuhr  fort  ,  die  von  ihm  angenommenen 
Gruppen  und  Gattungen  dieser  Familie  systematisch  aufzuzählen  und 
zu  charakterisiren,  so  wie  die  den  einzelnen  Gattungen  angehörenden 
Arten  unter  diesen  namentlich  aufzuführen.  Die  Zahl  der  Gattungen 
beträgt  64,  die  der  Gruppen  17;  die  Namen  der  letzteren  sind:  Lu- 
plocamidae  (IG.),  Psychidae  (7  G.),  Eutineitae  (7  G.),  Adelidae  (2  G.), 
Ypsolophidae  (12  G.)  ,  Depressaridae  (2  G.),  Anacampsidae  (4  G.),  Oe- 
cophoridae  (9  G.j,  Gracillaridae  (2  G.),  Coleophoridae  (1  G.),  Aechmi- 
dae  (3  G.),  Argyresthidae  (2  G.) ,  Elachistidae  (2  G*) ,  Lithocolletidae 
(2  G.),  Pterophoridae  (2  G.). 

Frey,  „The  Tineae  of  the  higher  Alps"  (Entomol.  Annual  for 
1858.  p.  137  ff.)  machte  Mittheilungen  über  die  auf  den  hohen  Alpen 
vorkommenden  Tineen.  Im  Vergleiche  gegen  die  31acrolepidopteren 
ist  die  Zahl  der  alpinen  Tineen  gering,  doch  haben  eifrige  Nachfor- 
schungen eine  bedeutend  grössere  Anzahl  nachgewiesen  ,  als  es  auf 
den  ersten  Blick  den  Anschein  hat.  Besonders  reichhaltig  sind  bei 
einer  Erhebung  von  5000'  und  darüber  die  Gruppen  der  Tineiden, 
Archiv  f.  Nalurg.  Jahrg.  XXV,  Bd.  2.  GG 


498     Gers  ta  eck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Plutelliden ,  Gelechiiden  (diese  von  allen  am  zahlreichsten)  und  Co- 
leophoriden  vertreten ,  während  die  Exapatiden ,  Hyponomeutiden, 
Elachistiden  ,  Lithocolletiden  und  Kepticuliden  entweder  ganz  fehlen 
oder  nur  durch  wenige  Arten  repräsenlirt  werden.  Die  Verbreitung 
der  Tineinen  in  der  Schweiz  nach  der  vertikalen  Erhebung  erläutert 
der  Verf.  durch  eine  Tabelle  ,  in  der  die  Artenzahlen  der  einzelnen 
Gattungen  1)  die  in  der  Schweiz  überhaupt,  2)  die  in  den  Alpen  von 
5000'— 7000'  und  3)  die  ausschliesslich  alpin  sind,  neben  einander 
gestellt  werden. 

Stainton  (ebenda  p.  93  ff.  )  beschrieb  Coleophora  apicellay 
Nepticula  Polerii  und  Glutinosae  als  n.  A.  aus  England  ,  hieran  zu- 
gleich ergänzende  Mittheilungen  zu  der  Katurgeschichte  der  Engli- 
schen Tineinen  schliessend  ;  ebenda  p.  152  wird  Stathmopoda  Guerinii, 
aus  einer  grossen  Galle  von  Pistacia  erzogen,  als  n.  A.  beschrieben 
und  auf  dem  Titelkupfer  fig.  5  abgebildet. 

Wocke  (35.  Jahresbericht  der  Schlesisch.  Gesellsch.  f.  vaterl. 
Cultur  p.  117)  beschrieb  Depressaria  quadripunctata  als  n.  A.  aus 
Schlesien. 

Bruand  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  471  f.  pl.  11)  beschrieb  und 
bildete  ab  :  Hypsolopha  congressariella  (weil  sie  auf  einem  Entomo- 
logen-Congresse  vorgezeigt  wurde  I)  n.  A.  von  Montpellier,  auf  Inula 
viscosa  gefangen.  —  Ebenda  p.  481  ff.  beschrieb  derselbe  die  Raupe 
von  Gelechia  vicin^lla  Dougl.,  die  er  auf  Coronilla  Enierus  bei  Be- 
san9on  fand. 

Goureau  undLaboulbene  (ebenda  p.  263  ff.)  erörterten  die 
Katurgeschichte  und  Verwandlung  der  in  Carlina  vulgaris  lebenden 
Parasia  Carlinella;  die  eigenthünilich  gestaltete,  einer  Curculionen- 
Larve  ähnelnde  Raupe  wird  oft  von  Agathis  malvacearum  Latr.  an- 
gestochen. Alle  drei  Stände  der  Tinee  werden  ausführlich  beschrie- 
ben und  auf  pl.  7  abgebildet. 

Crambus  trichostomus  und  Lahradoriensis  Christoph  (Entoniol. 
Zeitung  XIX.  p.  313  ff.)  n.  A.  von  Labrador. 

Crambns  Allanticus,  Eudorea  stenota,  scoriella,  Tinea  irrorellaj 
ahruplella,  Gelechia  pulclira,  nigromaciilata,  Oecophora  marmorosella, 
ochreopalpclla ,  Gracilaria  Stainloni,  ?  aurantiaca,  Coleophora  deser~ 
tarum ,  Laverna  vitlala  ^  ?  decolorella ,  Asychna  insularis  WoUaston 
(Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  119  ff.)  n.  A.  von  Madeira. 

Myelois  circumdatella  ^  candidatella  ,  Epischnia  soritella,  Aty- 
chia  candefacta,  diacona  und  Psecadia?  lardatella  Lederer  {Wien.  En- 
tom.  Monatsschr.  IL  p.  149  ff.  Taf.  4)  n.  A.  aus  Syrien. 

Kolenati  (ebenda  p.  381  ff.  Taf.  7)  gab  Beschreibung  und  Ab- 
bildung von  Acentropus  niveus  Oliv.,  den  er  nach  ^Y  es  t  wo  o  d  nicht 
als  Phryganidc,  sondern  als  Lepidopteron  ansieht.  Das  Thier  wurde 
in  Mehrzahl  am  Ausllusse  der  Neva    auf  Potamogeton  gesammelt. 


I 


im  Gebiete  der  Entomoloj^ie  während  des  Jahres  1858.       499 

Pterophoridae.  Unter  dem  Titel  „Over  de  Europcsche  Ttero- 
phoridae"  hat  de  Graaf  eine  diagnostische  Beschreibung  von  3ß  in- 
ländischen Fterophorus-Arten  gegeben,  von  denen  17  in  den  Nieder- 
landen bis  jetzt  als  einheimisch  festgestellt  worden  sind.  (Tijdschrift 
voor  Entomologie  II.)  Der  Verf.  folgt  in  der  Anordnung  und  Be- 
nennung der  Arten  den  von  Zell  er  in  der  Isis  und  Linnaea  cntom. 
publicirten  Arbeiten;  neue  Arten  sind  nicht  beschrieben. 

Ileiuiptera. 

Stal  hat  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  233)  eine  kurze 
Andeutung  für  eine  neue  systematische  Eintheilung  der  Ho- 
mopteren  gegeben,  indem  sich  die  frühere  nach  der  An- 
zahl der  Ocellen,  deren  sich  bei  den  Derbiden  und  Cixiiden 
zwei  und  drei  nebeneinander  vorfinden,  als  unhaltbar  er- 
wiesen hat.  Seine  neue  Abgränzung  der  Familien  hat  der 
Verf.  besonders  nach  der  Einfügung  der  Beine  .am  Brust- 
kasten und  nach  der  Form  ihrer  einzelnen  Theile  vorge- 
nommen und  glaubt,  dass  sie  in  Hinsicht  auf  die  enge  Be- 
ziehung dieser  Theile  zu  der  Bewegung  und  der  Lebciis- 
w^eise  der  Thiere  eine  natürliche  sei.  Die  Anordnung  der 
einzelnen  Familien  ist  folgende: 

I.     Mittelhüften  verlängert,  weit  von  einander  entfernt  eingelenkt; 

Vorderflügel  mit  Tegiila.     Fulgorina  Burm. 
II.     Mittelhüften  kurz  kegelförmig,  sehr  genähert;  Vorderflügel  ohne 

Tegula. 

1.  Hinterhüften  kurz  kegelförmig,  nicht  seitlich  ausgedehnt; 
Schienen  cylindrisch. 

A.  Vorderschenkel  wehrlos,  nicht  verdickt;  Schildchen  mit- 
telniässig  oder  klein;  ein  Ilaftlappen  zwischen  den 
Klauen ;  zwei  Ocellen.  Cercopina  (mit  Einschluss  von 
Clastoplera). 

B.  Vorderschenkel  verdickt,  unten  stachlig;  Schildchen  sehr 
gross,  drei  Ocellen,  keine  Haftlappen.  Cicadina  (Stridu- 
lantia  Latr.) 

2.  Hinterhüften  quer,  bis  zum  Seitenrande  der  Brust  ausgedehnt; 
Schienen,  wenigstens  diehintem,  winklig.  Membracina 
und  Jassina,  durch  meist  relative  Unterschiede  in  der  An- 
heftung des  Kopfes  am  Prothorax  ,  der  Bildung  der  Wangen 
und  der  Bewehrung  der  Schenkel  von  einander  unterschie- 
den. Zu  den  Membracina  im  früheren  Sinne  werden  Ae- 
thalion,  Urophora ,  Euryprosopus    und  Ülopa    gezogen;  die 


500     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

lassina  entsprechen  den  Cicadellinen  Burnieistcr's  mit  Aus- 
schluss der  Cercopiden  ,  Ulopa  ,  Aethalion  ,  Urophora  und 
Clastoptera. 

Derselbe  (ebenda  p. 175 — 198.  Taf.  I)  lieferte  einen 
Beitrag-  ZAir  Hemipteren-Fauna  Sibiriens  und  des  Russischen 
Nord-Amerika  ,  in  welchem  er  eine  systematische  Aufzäh- 
lung von  111  Hemipteren- Arten,  die  bei  Irkutsk  und  zum 
kleineren  Theile  auf  Kamtschatka  und  Sitkha  gesammelt 
wurden,  giebt.  Der  Charakter  der  Ostsibirischen  Hemipte- 
ren-Fauna ist  hiernach  durchaus  ein  Nord -Europäischer, 
indem  sich  nur  36  Arten  als  neu  herausstellten  ;  letztere, 
welche  verschiedenen  Familien  angehören,  werden  vom 
Verf.  beschrieben  und  die  darunter  befindlichen  Typen  neuer 
Gattungen  auf  Taf.  I  abgebildet. 

Einen  reichhaltioren  Beitraof  zur  Kenntniss  der  Hemi- 
pteren-Fauna  Guinea's  (vom  Gaben)  lieferte  Signoret  in 
Verbindung  mit  Fairmaire  in  Thomson's  Archives  ento- 
mologiques  II.  p.  270 — 343.  pl.  XI  (siehe  oben  unter  In- 
sekten !)  durch  Aufzählung  der  bekannten  und  Beschreibung 
der   neuen  Arten. 

Einige  neue  Arten  aus  Madeira,  den  Hetcropteren  an- 
gehörend ,  wurden  von  Wollaston  (Annais  magaz.  nat. 
hist.  3.  ser.  I.  p.  123)  durch  Diagnosen  bekannt  gemacht. 

„Neue  und  seltene  Rhynchoten  der  Europäischen  Fauna'^ 
machte  v.  Baerensprung  (Berl.  Entomol.  Zeitschr.  IL 
p.  188—208.  Taf.  2)  bekannt;  es  sind  durchweg  Arten  aus 
bereits  bekannten  Gattungen  der  Pentatomidae ,  Lygaeodes 
und  Membranacei,  die  theilweise  auf  der  beifolgenden  Tafel 
in  colorirten  Abbildungen  dargestellt  Averden.  Den  Beschrei- 
bungen schickt  der  Verf.  meistens  eine  übersichtliche  Zu- 
sammenstellung der  bekannten  Arten  und  Gattungen  voraus. 

Derselbe  (ebenda  p.  79  if.)  führte  17  besonders  von  Mulsant 
und  Rey,  Boheman,  Fieber,  Scholz  und  Costa  als  neu  auf- 
gestellte Hemipteren  verschiedener  Familien  auf  bereits  bekannte  zu- 
rück. Ebenso  berichtigte  As  s  mann  (ebenda  p.  81)  die  Synonymie 
von  zwei  Ilydroessa-Arten. 

A.  Do  hm  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  228)  wies  die  Identität 
von  acht  von  Mulsant  und  Rey,  Fieber,  Stal  und  v.  Baeren- 
sprung neuerdings  beschriebenen  Arten  mit  älteren  nach. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   des  Jahres  1858.       501 

Endlich  theilte  auch  Signoret  (Bullet,  soc.  entom.  p.  XXXII 
synonymische  Berichtigungen  über  einige  Ilomopteren  mit. 

Pentatomidae.  Signoret  (Archiv,  entomol.  II,  p.  270  ff.)  be- 
chrieh  Jolgende  neue  Arten  von»  Gabon  und  von  Old-Calabar :  Chloe- 
rocoris  nigricollis  (pl.  11.  (ig.  1)  ,  Coplosoma  Murrayi  (pl.  11.  fig.  2), 
nigriceps,  Ceratocoris  alatus  (pl.  11.  fig.  3),  Plataspis  jaspideus  (pl.  9. 
fig.  4),  verrucosa,  Flatynopus  Reichei,  Thomsonii  (pl.  11.  fig.  4),  Oethus 
parcimonius,  giaher,  Mormidea  brunnea,  rotundata,  Pentaloma  hipun- 
ctipes,  marginata  ,  pcrpiinctala ,  annulicornis  ,  reflexa ,  nigropunctata, 
Strachia  viridis,  lihaphigaster  nigropnnctatus  ,  0.  (soll  ein  Species- 
Kanie  sein!),  parrulus  ,  elo7}gatvs ,  Aspongoptis  xanthopterns  und  du- 
bitabilis  (letztere  beide  Arten  sind    von  Fairmaire  beschrieben). 

Stal  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  176  ff.):  Picrotnerus  fusco-an- 
nulatns ,  Eysarcoris  Sahlbergi  und  Strachia  picturata  als  n.  A.  von 
li  kutsk. 

V.  Baerensprung  (Berl.  Ent.  Zeitschr.  II.  p.  79ff.):  Grapho- 
soma  oculatum  aus  Griechenland  und  Strachia  lineolata  aus  Andalu- 
sien; auch  die  in  Andalusien  vorkommende  Aelia  flavomarginata  Luc. 
wird  nochmals  charakterisirt. 

Sciocoris  Sideritidis  Wollaston  (Annais  magaz,  nat.  bist.  3.  ser. 
I.  p.  123)  n.  A.  aus  Äladeira. 

CoreodeS.  Stein  („die  Gattung  Ceraleptus  Costa,"  Berl.  Entom, 
Zeitschr.  II.  p.  G8  ff.)  unterschied  die  von  Costa  aufgestellte  Gattung 
nach  Vergleich  mehrerer  Arten  von  Coreus  Fabr.  durch  glatten  Kör- 
per, meist  schlanke,  fast  nackte,  aus  verschieden  langen  Gliedern  be- 
stehende Fühler,  crenulirten  Kopfkiel  und  Seitenrand  des  Thorax,  an 
der  Spitze  verdickte  und  höchstens  mit  einem  einzelnen  Zahne  ver- 
sehene Hinterschenkel  und  fast  rechtwinklige  Hinterecken  des  letzten 
Abdominalsegments.  Besonderes  Gewicht  wird  auch  auf  die  Ver- 
schiedenheit des  äusseren  Genitalapparates  der  Männchen  gelegt  und 
die  Kebenorgane  des  Penis  auf  Taf.  3  von  beiden  Gattungen  abge- 
gebildet.  INeben  den  beiden  bekannten  Arten  der  Gattung  (C.  graci- 
licornis  Herr. -Seh.  und  squalidus  Costa)  beschreibt  der  Verf.  zwei 
neue  aus  der  Berliner  Umgegend:  Cer.  lividus  und  maculatus.  Ein 
aus  Klein-Asien  stammendes  Exemplar  des  Cer.  squalidus  zeigte  meh- 
rere Differenzen  und  möchte  vielleicht  eine  eigene  Art  bilden  ,  für 
welche,  wenn  sie  sich  bestätigt,  der  IVame  C.  distinguendus  vorge- 
schlagen wird. 

Von  Signoret  und  Fairmaire  (Archiv,  entom.  II.  p.  292  ff.) 
wurden  als  neue  Arten  von  Guinea  beschrieben:  Pelascelis  laminipes 
(pl.  9.  fig.  5) ,  distinctus ,  lunatus  ,  Midis  sulcicornis  (pl.  11.  fig.  5), 
spimdosus,  lividipes,  Stulii,  Homoeocerus  apicatus,  punctivenlris,  Acan- 
thocoris  spinosus  und  granulosus. 

Von   Westwood  (Proceed.  entom.    soc  IV.  p.  71):  Phylloiuor' 


602     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

pha  Livingstoniiy  von  Livingstone  im  Inneren  Süd-Afrika's  aufge- 
funden, als  n.  A.  diagnosticirt. 

Von  Costa  (Ricerche  entomol.  sopra  i  Monti  Fartenii  p.  29): 
Berytus  angustipennis  n.  A.  aus  Neapel. 

Von  Stal  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  178  ff.) :  Alydus  ornaliceps 
und  Chorosoma  macilentum  n.  A.  von  Irkutsk. 

Lygaeodes.  v.  Baerensprung  beschrieb  (Berl.  Entom.  Zeit- 
schr.  II.  p.  190  ff.)  folgende  neue  Europäische  Arten:  Anthocoris  pini 
und  elegantnlus  aus  der  Umgegend  ßerlin's,  Xylocoris  Cenomyces  und 
formicelorum  ebendaher,  Rogeri  aus  Oberschlesien,  maculipennis  aus 
Spanien,  Rhyparochromus  scaphula  aus  den  Pyrenäen,  Ibericus  aus 
Andalusien ,  Pterotmetus  crassicornis  ebendaher.  Von  der  Gattung 
Xylocoris  beschreibt  der  Verf.  neben  den  vier  genannten  neuen  Arten 
auch  die  fünf  schon  bekannten,  deren  Synonymie  zugleich  festgestellt 
wird,  nämlich:  1)  X.  domesticus  Schill,  (dimidiata  Spin.,  Parisiensis 
Am.  Serv.).  3)  X.  albipennis  Herr. -Seh.  (Anthoc.  pulchella  Zett.  ?). 
3)  X.  bicolor  Scholz  (latior  Muls.  Rey,  obliquus  Costa).  4)  X.  ater 
Duf.  (obscurella  Zett.?).  5)  X.  rufipennis  Duf.  (corticalis  Hahn).  — 
Pachymerus  anomalus  Kol.  gehört  zur  Gattung  Beosus  Am.  Serv.  und 
kommt  auch  in  Spanien  vor  (beschrieben),  Lichenobia  ferrugiuea  Baer. 
wird  als  identisch  auf  Bryocoris  muscorum  Fall,  zurückgeführt. 

Von  Signoret  und  Fairmaire  (Archiv,  entom.  II.  p.SOÖff.N 
wurden  Lygaeus  occipitalis,  Fyrrhocoris  analis,  transversus,  Odonto- 
pus  apicicornis ,  Dysdercus  flaripes,  haemorrhoidalis  und  nigrotarsui 
als  n.  A.  vom  Gabon  und  von  Üld-Calabar  beschrieben. 

Von  Stal  (Entomol.  Zeitung  XIX.  p.  180  ff.):  Nysius  eximius, 
Rhyparochromus  cotivivus ,  Oxycaraenus  viduus,  Fyrrhocoris  fusco~ 
punctalus  als  n.  A.  von  Irkutsk. 

Von  Wollaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.l23): 
Rhyparochromus  Mader ensis  als  n.  A.  von  Madeira. 

Kach  Signoret  (Bullet,  soc.  entomol.  p.  XXX)  ist  der  von  ihm 
beschriebene  Micropus  fulvipes  von  der  de  Geer'schen  Art  gleiches 
Kamens  verschieden,  weshalb  er  dafür  den  Namen  Micropus  Slalii  vor- 
schlägt; eine  Beschreibung  des  de  Geer'schen  fliicropus  fulvipes  wird 
von  Stal  beigefügt. 

Capsini.  Stäl  (Enlom.  Zeit.  XIX.  p.  183)  charakterisirte  eine 
neue  Gattung  Diplacus  von  schmalem,  gleichbreiten  Körper,  kurzem, 
queren  Kopf  mi'-  stark  hervorquellenden  kleinen  Augen,  langen,  bor- 
stenförmigen  Fühlern,  vor  der  Basis  stark  eingeschnürtem  Thorax 
und  langen,  schlanken  Beinen  mit  stachligen  Schienen;  an  den  Ile- 
mielytris  ist  der  Clavus  deutlich,  der  Appendix  fehlt  oder  ist  mit  dem 
Corium  verschmolzen,  die  Membran  ohne  Zellen.  Art:  Diph  albo- 
ornatus,  4V3  null,  von  Irkutsk,  auf  Tal".  1.  fig.  3  abgebildet.  —  Eine 
aweite    neue  Gattung    (ebenda    p.  188.  Taf.  1.    fig- 2)    ist    Anapus  St., 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       503 

der  vorigen  ziemlich  ähnlich,  der  Kopf  jedoch  noch  kürzer,  von 
oben  gesehen  mehr  dreieckig,  die  Augen  ebenfalls  seitlich  stark  her- 
vortretend, die  Fühler  unter  denselben  und  nicht  weit  davon  einge- 
fügt, die  Ilinterschenkel  breit,  zusammengedrückt,  die  Membran  der 
Hemelytra  mit  einer  Zelle.  Art:  An.  Kirschhauini  3%  milk,  von 
Irkutsk.  —  Neue  Arten  desselben  Verf.  sind  ferner:  Cyllecoris  eque- 
stris^  Deraeocoris  triannulatus ,  nigronasulus  ,  illolus  ,  afproximatus, 
brachialisy  mutans,  simulans,  Leptomerocoris  prolixus,  gilvipes  (Sitkha), 
sericans  (Sitkha),  mimdulus,  Labops  Burmeisteri  (Kamtschatka),  Eury- 
merocoris  ßaveolus  und  obscuriceps  von  Irkutsk. 

Signoret,  „Kote  sur  les  Hemipteres  heteropteres  de  la  fa- 
niille  des  Unicellules"  (Annales  soc.  eutomol.  VI.  p.  499 — 502)  will 
aus  der  Familie  Bicelluli  Am.  Serv.  (Capsini  Burm.)  die  Gattungen 
Eucerocoris  Westw.  und  Monaionion  Herr.-Sch. ,  weil  sie  nur  eine 
Zelle  in  der  Flügelmembran  haben,  ausscheiden  und  auf  dieselben 
in  Verbindung  mit  zwei  neuen  Gattungen  ,  die  er  hier  zuerst  be- 
schreibt ,  eine  eigene  F'amilie  unter  dem  Kamen  Unicelluli  gründen. 
Diese  vier  Gattungen  lassen  sich  schon  durch  die  Beschaffenheit  des 
Schildchens  unterscheiden  ,  welches  bei  Monaionion  und  Eucerocoris 
abgeflacht,  bei  Pachypeltis  n.  g.  aufgetrieben,  und  bei  Helopeltis  n.  g. 
mit  einem  Stachel  versehen  ist.  Die  Gattung  Monaionion  wird  mit 
einer  zweiten  Art:  Jl/on.  annulipes  aus  Mexiko  bereichert.  —  Die  Gat- 
tung Pachypeltis  mit  der  Art:  Fach.  Chinensis  hat  das  Schildchen 
querriefig  mit  einer  Längsfurche;  der  Rüssel  ist  kurz,  das  erste  Füh- 
lerglied klein,  die  Querfurche  des  Thorax  tief,  der  vordere  Lappen 
ebenfalls  mit  einer,  wenn  auch  seichteren,  Querfurche  versehen; 
Hinterleib  kurz,  gegen  die  Mitte  verbreitert,  Flügeldecken  sehr  lang. 
—  Die  Gattung  Helopeltis  mit  der  Art:  Hei.  Antonii  von  Ceylon 
(pl.  12.  flg.  2)  weicht  von  der  vorigen  durch  den  senkrechten  Dorn 
des  Schildchens,  der  die  Form  einer  kleinen  Säule  hat,  durch  das 
erste  Fühlerglied  ,  welches  so  lang  als  Kopf  und  Thorax  zusammen, 
das  noch  längere  zweite  und  durch  das  dritte  und  vierte  ,  welche 
kurz  sind,  ab. 

Fieber  hat  unter  dem  Titel  „Criterien  zur  generischen  Thei- 
lung  der  Phytocoriden  (Capsini  auct.)"  in  der  Wien.  Entom.  Monats- 
schr.  II.  p.  289 — 347  den  Versuch  gemacht,  die  bisher  nur  unter  we- 
nigen Gattungen  vertheilten  Arten  dieser  Familie  in  mehrere  aufzu- 
lösen. Durch  die  Untersuchung  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Ar- 
ten (etwa  325)  ist  derselbe  zu  einer  anderen  Ansicht  über  ihre  Clas- 
sifikation  gelangt,  als  Kirschbaum,  welcher  bekanntlich  eine  Ver- 
theilung  des  Capsus  -  Arten  in  mehrere  Gattungen  vorsichtiger  Weise 
beanstandete,  indem  er  die  Schwankungen,  welche  einzelne  Theile 
unterworfen  waren,  für  spezifische  ansah.  Fieber  spricht  diese  Un- 
terschiede nämlich  bis  auf  die  geringsten  herab  als  generische  Kenn- 


504     Gerstaeclv  er:  Bericht  über  die  v% issenschaftlichen  Leistungen 

«eichen  an  und  gelangt  auf  diese  AVeise  zu  nicht  weniger  als  ?A  Gat- 
tungen,  von  denen  GO  je  nur  eine  Art  enthalten;  er  bekennt  sich 
mithin  wenigstens  für  diese  60  Gattungen  dem  Wesen  nach  zurAniyot'- 
schen  Mononymie,  in  welchei*  der  Begriff  der  Gattung  untergeht.  Bei 
der  grossen  Anzahl  neuer  Namen  für  diese  sogenannten  Gattungen  fehlt 
es  denn  auch  natürlich  nicht  an  solchen  ,  die  bereits  vergeben  sind, 
wie  Cremnodes,  Oncognathus  ,  Tylonotus  ,  Tragiscus,  Gnostus  (unter 
den  Coleopteren)  ,  Caniptoneura  (unter  den  Dipteren),  solcher  nicht 
zu  gedenken,  welche  bereits  angewandten  äusserst  nahe  kommen.  — 
Was  die  Charakteristik  der  Gattungen  betrifft,  so  sind  ihre  Jlerkmale 
in  einer  27  Seiten  umfassenden  Tabelle  analytisch  auseinandergesetzt 
und  jedesmal  die  Arten,  welche  ihnen  angehören,  dabei  namhaft  ge- 
macht. Am  Schlüsse  folgt  noch  eine  Charakteristik  von  43  neuen  Ar- 
ten. Die  INamen  der  neuen  Gattungen  mögen  hier,  hauptsächlich  um 
ihre  anderweitige  Yerw  endung  zu  verhindern  ,  in  der  vom  Verf.  an- 
genommenen Reihenfolge  ihren  I'latz  finden  :  Brachyslira  (Aliris  cal- 
carata  Fall.),  Noiostira  (iMiris  erratica  Fall.),  Lobostetlius  (Miris  virens 
Fab.),  Megcdoceroea  (Miris  longicornis  Fall.),  Trigonotyhis  (Miris  rufi- 
cornis  Fall.),  Äcetropis  (Lopus  carinatus  Herr.-Sch.),  Leplopterna 
(dolabratus  Fab.),  Teratocoris  (Caps,  antennatus  Boh.)  ,  Cremnodes 
vergebener  Name!  (Caps,  umbratilis  Fab.),  Oncognathus  vergebener 
IMame!  (Caps,  binotatus  Fab.),  Pithanus  (Caps.  Merkelii  Herr.-Sch), 
Alloeotomus  (gothicus  Fall.),  Pachyptenia  (Fieberi  ,  n.  sp.)  ,  Cam- 
ptobrochis  (Caps,  punctulatus  Fall.),  Conometopus  (Lop.  tunicatus 
Fall.),  Megacoelum  (Caps,  infusus  Herr.-Sch.),  Hadrodenms  (Caps,  fer- 
rugatus  Fab.),  Bracliycoleus  (Caps,  scriptus  Fab.),  Calocoris  (Caps, 
chenopodii  Fall.  u.  a.,  Reicheli  n.  sp.),  Miridius  (Mir.  4-virgatus  Co- 
sta), Closlerotomus  (Caps,  bifasciatus  Fab.),  Alloeonohis  (Caps,  distin- 
guendus  Herr.-Sch.),  Hallodapus  (Caps,  coryzoides  Herr.-Sch.),  Pycjio- 
pterna  (Caps,  striatus  Fab.),  lihopalotomus  (Caps,  ater  Lin.),  Platytylus 
(pyrrhula  Burm.)  ,  Dioncus  (neglectus  Fab.),  Camptoneura  vergebener 
Käme!  (virgula  Herr.-Sch.),  Dichrooscytus  (rufipennis  Fab.),  Liocoris 
(tripustulatus  Fab.),  Charagochilus  (Gyllenhali  Fall.),  Cypkodema  (Meyer- 
Düri  n.  sp.),  Tylonotus  vergebener  Käme!  (rugicollis  Fall.),  Poecilo- 
scylus  (unifasciatus  Fab.,  cognatus  n.  si^.),  Hadrodema  (rubicunda  Fall.), 
Orthops  (Kalmii  Lin.,  Forelii,  peUucidns  n.  A.),  Stiphroso7mis  (leuco- 
cephalus  Lin.,  livida  n.  sp.),  Meconima  (Caps,  ambulans  Fall.),  Cyr- 
torhinus  (elegantulus  Äleyer),  Haetorhinus  (Caps,  angulatus  F'all.),  Pa~ 
chylops  (chloropterus  Kirschb.),  Loxops  (coccineus  Westw.),  Tichorhi- 
nus  (ericetorum  Fall.),  Xeyiocoris  (ve7mstus  n.  sp.),  Orlholylns  (nassa- 
tus  Fab.),  Heicrocordylus  (tumidicornis  Kirschb.),  Orlhoccphalus  (brevis 
Fanz.),  Aliaclotomus  (njagnicornis  Fall.),  Megalodactyhis  (macula-rubra 
Muls.),  Anoterops  (setulosus  3Jeyei),  Oncolylus  (decolor  Fall.),  Cono- 
slethus  (loseus  Fall.),  Tiniccphalus  (horlulanus  Meyer).   Tragiscus  ver- 


im  Gebiete  der  Entomologie  w;lhreiid  des   Jahres  1858.       505 

gebener  Name!  (Fieberi  Meyer),  Brnchyarthrum  (limitatum  Fieb.)t 
Ciiocoris  (crassicornis  Hahn),  Plagiognatlins  (arbustoruni  Fab.),  Apo- 
cremnus  (anibiguiis  Fall.)  ,  Psallus  (sanguinciis  Fab.  u.  a.)  ,  Slhcnarns 
(Koterinundi  Scholtz),  Agalliastes  (pulicarius  Fall.),  Mallhacns  (cari- 
cis  h'all.),  Aucheiiociepis  (dorsalis  Fieb.),  Camaronulus  (clavatus  Fab.), 
Cnos/us  vergebener  ISame!  (plagiatus  Ilerr.-Sch.),  Iloplomachus  (Thun- 
bergi  Fall.),  Pachyxyphus  (lineellus  31ij1s.),  Flacochilus  (seladonicus 
Fall),  Macrolijlus^  (luniger  Fieb.),  Amblytylus  (albidus  Hahn),  Macro- 
colcus  (solitarius  Meyer),  Macrolophus  (nubilus  Herr.-Sch.)  ,  Odonto- 
plalys  (bidentulus  Herr.-Sch.),  Malacocoris  (chlorizans  ßlok.),  Systel- 
lonotus  (triguttatus  Lin.)  ,  Brachyceroea  (aliena  Herr.-Sch.)  und  Dicy- 
pkns  (coUaris  Fall.).  —  Eine  die  Abhandlung  des  Verf.  begleitende 
Tafel  enthält  besonders  Profil-Ansichten  des  Kopfes  von  einer  Reihe 
von  Arten,  ausserdem  Darstellungen  von  Fühlern,  Trothoiaxfor- 
men   u.  s.  w. 

INeue  Arten  aus  3Iadeira,  von  Wo  Ilaston  (Annais  magaz.  nat. 
bist.  3.  ser.  I.  p.  124)  diagnosticirt,  sind:  Fhylocoris?  Whilei  und 
Cupsus  ?   obesuhis. 

Membranacei.  Neue  Arten  sind:  Tingis  indiyena^\o\]as^on  (An- 
nais magaz.  nat.  bist,  3.  ser.  I.  p.  124)  von  Madeira,  Taphroslelhus 
Staudingeri  und  Dictyonota  marmorea  v.  Baerensprung  aus  Andalu- 
sien, Dictyonota  albipennis  desselben  von  Piemonl  (Berl.  Eni.  Zeit- 
schr.  II.  p.  205  il.)  und  Crimiu  rugosa  Signoret  (Archiv,  entom.  II. 
p.  309)  von  Old-Calabar. 

3layr,  „Beitrag  zur  geographischen  Verbreitung  der  Tingideen" 
(Verband!,  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858.  p.  b^7  IF.)  zählte 
46  üesterreichische  Tingiditen  nach  der  Fieber'schen  Nomenklatur 
mit  Angabe  ihrer  Fundorte  auf. 

Reduvini.  Eine  neue  Gattung  Microsteinma  wurde  von  Sig- 
noret (Archiv,  entom.  II.  p.  30D  if.)  nebst  vielen  neuen  Arten  aus 
Guinea  charakterisiit.  Sie  steht  zwischen  Physorhynchus  und  Ectri- 
chodia,  unterscheidet  sich  von  beiden  durch  die  Anzahl  der  Fühler- 
glieder, welche  fünf  beträgt,  ferner  auch  besonders  durch  den  Kopf, 
welcher  so  lang  wie  der  Thorax,  kegelförn>ig ,  vorn  stumpf  zuge- 
spitzt, hinten  zu  einem  engen  Halse  zusammengeschnürt  ist;  Augen 
sehr  klein,  Ocellen  ebenso  und  nahe  an  der  Einschnürung  gelegen. 
Art:  Microst.  atrocyatieus  (pl.  11.  fig.  9),  lömill.  lang.  —  Die  neuen 
Arten,  von  denen  einige  Fairmaire  beschrieben  hat,  sind:  Pi- 
rates  maculicrus,  basicollis  und  ?  angusticollis ,  Tetroxia  Beauvoisii, 
Acanlhaspis  genicnlalus ,  ßaveolns  (pl.  9.  fig.  9)  und  sulcipes ,  Phy- 
sorhynchus distinctus,  Sycamis  lividicoUis,  Helonottcs  ^-nodosus,  Ploeo- 
gaster?  nodosus,  Phonoctonus  picluratus,  Harpactov  marginatus,  trans~ 
versus,  varipes,  aibopilosus,  segiiieiilarms,  cinctipes,  angustatus,  flavus, 
albofascialus,  noculipes    (pl.  11.  fig.  7)    und    nigripennis    (p!.  9.  fig.  8), 


506     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Evagoras?  Perrisii  (pl.  11.  fig.  8} ,  marginatus,  nigripes  ^  lineaticeps, 
Petalockirus  Murrayi  und  Stenopoda  gracilipes  vom  Gabou  und  von 
Old-Calabar. 

Signoret,  „Description  d'un  nouveau  genre  de  la  tribu  des 
Longicoxes  Am.  Serv.,  gioupe  des  Emesides"  (Annales  soc.  enlom.VI. 
p.  251  ff.  pl.  6)  machte  eine  neue  Gattung  Stenolemus  von  sehr  aus- 
gezeichneter Körperform  bekannt.  Der  Prothorax  ist  sehr  in  die  Länge 
gezogen  und  besteht  aus  drei  deutlich  abgeschnürten  Theilen,  einem 
hinteren,  breiten,  trapezoidalen  und  nach  hinten  jederseits  zahnartig 
erweiterten  ,  einem  mittleren  ganz  dünnen,  griffeiförmigen  und  einem 
vorderen ,  wieder  dreieckig  erweiterten  ,  in  welchem  der  Kopf  sitzt. 
Schildchen  mit  langem,  senkrechten  Dorn  in  der  Mitte  und  mit  einem 
langen,  nach  oben  und  vornüber  gekrümmten  Fortsatz  an  der  Spitze. 
Hinterleib  mit  ausgerandeten  und  an  ihrer  Zusammenfügung  eckig 
ausgezogenen  Segmenten.  Die  beiden  ersten  Fühlerglieder  langge- 
streckt, haarig,  etwas  verdickt.  Vorderbeine  kurz  ,  die  beiden  hin- 
teren Paare,  besonders  das  letzte  ausserordentlich  lang;  Vorder- 
schenkel verdickt  und  unterhalb  stachlig.  Art  :  Sten.  spiniventris 
aus  Mexiko. 

Pirates  niger  Wollaston  (Annais  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  L  p.l23) 
n.  A.  aus  Madeira,  Prostemma  carduelis  Dohrn  (Entom.  Zeitung  XIX. 
p.  229.  Taf.  1.  fig.  8)  n.  A.  aus  Ceylon. 

Riparii.  L.  Dufour,  „Recherches  anatomiques  et  considerations 
entomologiques  sur  les  Hemipteres  du  genre  Leptopus"  (Annales  des 
scienc.  nat.  4.  ser.  IX.  Zoologie  ,  p.  343—362.  pl.  22)  gab  eine  Be- 
sclireibung  und  bildliche  Darstellung  der  anatomischen  Verhältnisse 
der  Gattung  Leptopus,  nachdem  er  sowohl  die  äusserlichen  Charaktere 
wie  die  drei  ihm  bekannten  Arten  von  Neuem  erörtert.  Die  früher 
von  ihm  als  L.  littoralis  Latr.  aufgeführte  Art  hat  jetzt  den  älteren 
Manien  L.  boopis  (Cimex  boopis  Fourcr.)  erhalten ;  auf  die  seitdem  von 
Fieber  beschriebene  Art,  L.  Preyssleri  nimmt  der  Verf.  keine  Rück- 
sicht, so  dass  ihm  ihre  Existenz  unbekannt  zu  sein  scheint.  —  Vom 
Kervensystem  hat  der  Verf.  nur  die  Verzweigungen  der  Nerven  an 
die  einzelnen  Organe,  aber  nicht  die  Ganglienkette  auffinden  kön- 
nen; auch  sind  ihm  von  den  Respirationsorganen  nur  die  Ilinterleibs- 
stigmen  deutlich  geworden,  während  er  die  des  Thorax  nicht  hat  ent- 
decken können;  die  Tracheen  sind  überall  von  tubulöser  Form.  Die 
Speicheldrüsen  stellen  zwei  einfache  Schläuche  mit  dünnerem  Ausfüh- 
rungsgange dar  ,  die  bis  zum  Ende  des  Oesophagus  reichen  ;  dieser 
endigt  in  eine  kleine,  kropfartige  Auflreibung,  während  der  langge- 
streckte Chylus -Magen  in  seinem  vorderen  Theile  drei  sehr  grosse 
zeigt,  die  durch  Einschnürungen  getrennt  sind  ;  sein  hinterstes  Ende 
vor  der  Mündung  der  beiden  Vasa  Malpighii,  welche  zwei  Schlingen 
darstellen  und  mit  vier  Oellnungen  den  Darm  durthbohreu  ,    ist  ver- 


im  Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        507 

dünnt,  darniartig,  aber  kurz.  Der  sehr  kurze  hinter  dem  3Iagen  fol- 
gende Darm  ist  au  der  Basis  seitlich  stark  sackartig  erweitert.  Die 
Hoden  sind  dreitheilig,  der  Auslührungsgang  sowohl  bei  seinem  Ur- 
sprünge als  nahe  am  Ende  blasenartig  aufgetrieben;  Kebenorgane 
fehlen.  Die  Ovarien  haben  fünf  Eiiöhren,  vereinigen  sich  mit  sehr 
kurzen  Ausführungsgängen  zu  einem  ballonförmig  aufgetriebenen  Ovi- 
dukt, an  dessen  unterem  Ende  eine  zusammengesetzte  Bursa  copula- 
trix  mündet.  —  Die  einzelnen  Organe  zeigen  nach  den  Arten  leichte 
Formverschiedenheiten,  weshalb  sie  öfters  doppelt  dargestellt  sind. 
Auch  giebt  der  Verf.  eine  genaue  Darstellung  des  Rüssels,  welcher 
sich  bei  allen  diei  Arten  dadurch  auszeichnet,  dass  sein  zweites  Glied 
jederseits  mit  zwei  rechtwinklig  abstehenden,  langen  Dornen  be- 
v^affnet  ist. 

Als  neue  Arten  sind  Salda  sericans  und  ohlonga  Slal  (Entomol. 
Zeitung  XIX.  p.  191)  von  Irkutsk  zu  erwähnen. 

Galgulini.  Monomjx  rolundicollis  Signoret  n.  A.  aus  Guinea 
(Archiv,  eutom.  II.  p.329). 

Stridulantia.  Ilagen  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  135  ff.)  lieferte 
Zusätze  zu  seiner  Monographie  der  Singcicaden  Europa's.  Dieselben 
enthalten  JNachrichten  über  die  in  Linne's  Sammlung  zu  London  be- 
findlichen Typen  der  Cicada  haematodes;  auch  theilt  der  Verf.  die 
Beschreibungen  der  in  Pallas'  iManuskript  zu  seinen  Icones  Insecto- 
rum  enthaltenen  Cicaden,  sechs  an  Zahl,  mit. 

FulgOrellae.  Signoret  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  497.  pl.  12. 
fig.  2)  stellte  als  neue  Art  von  Cayenne  Encophora  Dufourii  auf,  die 
mit  Enc.  variegata  Spinola  nahe  verwandt  sein  soll.  Wodurch  sich 
die  Art  jedoch  von  E.  haemoptera  Perty ,  mit  der  sie  olfenbar  iden- 
tisch ist,  unterscheidet,  giebt  der  Verf.  nicht  an. 

Fernere  neue  Arten  sind :  Flatoides  Guerinii  Signoret  (Archiv. 
entom.  II.  p.  334.  pl.  11.  fig.  11)  von  Old-Calabar  und  Delphax  fusco- 
vittata  Slal  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  191)  von  Irkutsk. 

MembraCina.  Oxyrrhackis  fastidiosus,  Cenlrotus  bos,  flagellifer 
(pl.  11.  fig.  14),  lama,  varipennis,  phantasma  (pl.  11.  fig.  13),  vicinus, 
flatus  und  variegatus  Signoret  (Archiv,  entom.  II.  p.  335  ff.)  n.  A.  vom 
Gabon  und  aus  Old-Calabar. 

Cicadellina.  Kirschbaum  (Jahrbücher  des  Ver.  f.  Katurk.  im 
Herzogth.  KassauXIII.  p.  355  ff".)  gab  eine  analytische  Tabelle  der  auf 
Kosten  der  Gattung  Jassus  Germ,  zu  bildenden  Gattungen,  von  denen 
sieben  bereits  von  Germar  selbst,  Burmeister  und  Zetter stedt 
abgezweigt  worden  sind,  drei  dagegen  von  Ki  rs  ch  bau  m  zuerst  auf- 
gestellt werden.  Dieselben  sind  :  Discocephalus  nov.  gen.,  von  Se- 
lenocephalus  Germ,  durch  langen  Scheitel  und  den  Mangel  einer  Rinne 
am  Vorderraude  desselben  unterschieden  (Typus  :  Disc.  viridis    n.  A., 


508     tJerstaecker:  Bericht  üher  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

vorläufig  nicht  beschrieben),  Atioscopvs  nov.  gen.  (Typus  A.  serratu- 
lae  Fab.)  und  Amblycephalus  nov.  gen.  (Typus  A.  agiestis  Fall.). 

„Die  Athysanus- Arten  der  Gegend  von  Wiesbaden,  von  C.  L. 
Kirschbaum.  Der  Wetterauischen  Gesellschaft  für  die  gesammte 
Naturkunde  zur  Feier  ihres  50jährigen  Bestehens  vom  Vereine  für 
Naturkunde   im  Herzogthum  Nassau."     (Wiesbaden  1858.    4.    14  pag.). 

—  Verf.  bespricht  zuerst  die  Gränzen  der  Gattung  Athysanus,  welche 
nach  ihm  gegen  Deltocephalus  und  Jassus  nicht  ganz  scharf  sind  und 
schliesst  die  mit  A.  histrionicus  Fabr.  verwandten  Arten  ,  welche  an 
Acocephalus  erinnern,  davon  aus.  Sodann  giebt  er  in  einer  analyti- 
schen Tabelle  eine  Charakteristik  der  18  bei  Wiesbaden  vorkommen- 
den Arten,  von  welchen  11  als  neu  aufgestellt  werden ;  letztere  sind: 
Athysanus  diminutus,  ohsoletus,  maryinatus,  distinguendus,  variegahiSy 
brevipennis,  incisiis,   obscurellus,  sulphureus,  thiogaster  und  anomalus. 

Von  Signoret  (Archiv,  entom.  II.  p.  330  ü'.)  wurden  Monec- 
phora  callosa,  Ptyelus  ßigotiif  rotundatus,  Clastopteva  Murrayi,  Epi- 
clines  Laboulbenei,  Coelidia  Anbei  (pl.  11.  fig.  12),  Gypona  Javeti  und 
Selenocephalus  variiis  als  n.  A.  aus  Guinea  und  Üld-Calabar  be- 
schrieben. 

Von  Stal  (Entom.  Zeitung  XIX.  p.  193  ff.) :  Deltocephalus  arca- 
ius  ,  Thamnolellix  notaticeps  ,  fascifrons  ,  sordidipennis  ^  lineatifrotiSy 
Typhlocyba  commissutalis  und  carneola  n.  A.  von  Irkutsk  und   Sitkha. 

Aphidinä.  Leuckart,  Ueber  den  Generationswechsel  der 
Aphiden  (Zur  Kenntniss  des  Generationswechsels  und  der  i'artheno- 
genesis  bei  den  Insekten).     Siehe  oben  unter  Insekten,  p.  1  ü". 

Walker  (Proceed.  entom.  soc,  IV.  p.  95)  „Notes  on  Aphis  quer- 
eus,"  gab  eine  von  Ingall  nach  lebenden  Exemplaren  entworfene  Be- 
schreibung des  iMännchens,  der  geflügelten  und  ungeflügelten  Weibchen 
von  Aphis  quercus. 

CoCCina.  J.  Lubbock,  „On  the  digestive  and  nervous  Sy- 
stems of  Coccus  hesperidum"  (Proceed.  royal  soc.  of  London,  18.  Nov. 
1858.  7  pag.).  Den  Darmkanal  von  Coccus  hesperidum  findet  der 
Verf.  aus  denselben  Theilen  wie  Leydig  bestehend,  nur  dass  er  sie 
in  ganz  verschiedener  Reihenfolge  beobachtet  hat  und  ihnen  daher 
eine  ganz  abweichende  Bedeutung  beilegt.  Den  eigenihünilichcn 
Schlauch  Leydig's,  in  welchem  der  eine  der  beiden  Blinddärme  auf- 
gerollt liegt,  sieht  er  für  den  Magen,  den  Magen  Leydig's  für  das 
Rectum  an;  das  verengte  Ende  des  letzteren  hat  Leydig  als  Oeso- 
phagus beschrieben.  Am  oberen  Ende  des  Magens  münden  die  bei- 
den Blinddärme  und  ein  birnlöiniiges  Coecum  ;  die  Vasa  Alalpighi  sind 
nach  des  Verf.  Zeichnung  bedeutend   dicker  als  sie  Leydig  angicbt. 

—  Vom  Nervensysteme  crurteit  der  Verf.  hauptsächlich  die  Yeischie- 
denheit   der  Verästelun"'    des    vom    hinleren  Ende    {\c&   Ganglion  sub- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während   des  Jahres  1858.       509 

oesophagcnm  ausgehenden  unpaaren  ^"e^vcnstamnles,  welche  bei  ver- 
schiedenen Individuen  ziemlich  beträchtlich  ist. 

Leuckart,  Parthenogenesis  bei  denCocciden-  und  Chcrmes- 
Arten  (a.  a.  0.  p.  36  fi".).     Siehe  oben,  unter  Insekten! 

Guerin  (Bullet,  soc.  entom.  p.  LXVII)  gab  eine  Notiz  über 
Coccus  ceriferus  Fabr. ;  derselbe  wird  von  vier  Parasiten,  nämlich  von 
3  Chalcidiern  und  der  Coccinella  monacha  Mdls.  verfolgt. 

de  Sturler  (Tijdschrift  voor  Enlomol.  II.  p.  29  ff.)  machte 
Mittheilungen  über  die  Cochenille-Zucht  auf  Java. 

Parasita. 

Philopteridae.     Kolenati    (Sitzungsberichte  der  math.-naturw. 

Classe  d.  Akad.  d.  AVissensch.  zu  Wien  XXIX.  p.  247  ff.)  beschrieb 
als  neue  Ostindische  Arten:  Docophonis  macrotrichus  ,  auf  Chryso- 
phlegma  flavinucha  Gould  gefunden  und  ISirvins  sculptus  von  Dipla- 
pterus  naevius  üoie.  Beide  sind  auf  einer  beifolgenden  Tafel  ab- 
gebildet. 


2.     Myriapoden, 

Lucas  hat  (Archives  entomol.  II.  p.  437  ff.  pl.  13) 
einige  am  Gabon  in  Guinea  von  Deyroile  gesammelte 
Myriapoden  beschrieben ,  von  denen  vier  der  Gattung  Po- 
lydesmus  Latr.,  eine  der  merkwürdigen  Gattung  Hetero- 
Stoma Newp.  angehören.  Zwei  Arten  der  ersten  Gattung 
sind  auf  pl.  13  zugleich  abgebildet. 

Gervais  hat  in  de  Castelnau's  „Animaux  nouveaux  ou 
rares,  recueillis  pendant  l'expedition  dans  les  parties  centrales 
de  l'Amerique  du  Sud,  Tome  III.  Myriapodes  et  Scorpions" 
(Paris  1859.  gr.  4.  43  pag.  c.  tab.  6  lith.)  nicht,  wie  es  für 
die  übrigen  Thierklassen  geschehen  ist,  eine  Aufzählung  und 
Beschreibung  der  auf  der  Expedition  selbst  gesammelten 
Arten,  sondern  anstatt  dessen  eine  systematisch  geordnete 
Uebersicht  der  aus  Süd -Amerika  bis  jetzt  bekannt  gewor- 
denen Myriapoden  geliefert.  Neue  Arten  sind  vom  Verf. 
selbst  nicht  darin  beschrieben,  wohl  aber  eine  Anzahl  von 
de  Saussure  in  Mexiko  aufgefundener  und  vor  Kurzem 
in  der  Linnaea  entomol.  XIII  publicirter  Arten  (die  Angabe 
von  Gervais,  sie  seien  in  der  Revue  et  Magas.  de  Zoo- 


510     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

logie  1858  bekannt  gemacht,  ist  für  den  grössten  Theil  irrig) 
nach  dessen  Charakteristiken  aufgenommen ,  so  wie  auch 
von  mehreren  schon  in  derHist.  nat.  des  Ins.Apteres  vom 
Verf.  selbst  bekannt  gemachten  Arten  eine  neue  Charakte- 
ristik und  Abbildung  gegeben.  —  Die  vorzeitige  Aufnahme 
der  vorliegenden  Arbeit  in  den  diesjährigen  Bericht  mag 
ihre  Entschuldigung  in  der  besseren  Uebersicht,  welche  ein 
zusammenhängendes  Referat  über  sämmtliche  in  dem  de 
Castelnau'schen  Werke  bekannt  gemachten  Articulaten  ge- 
währt, finden. 

Unter  Ausschliessung  der  de  Saussure'schen  Arten  aus  Mexiko, 
über  welche  bei  ihrem  Erscheinen  zu  berichten  ist,  geben  wir  hier 
eine  Aufzählung  der  voq  Gervais  im  vorliegenden  Werke  von 
Neuem  charakterisirten  und  nebst  ihren  charakteristischen  Details  ab- 
gebildeten Arten.  Es  sind  :  Polydesmus  pustulosus,  dealbatus,  poly- 
gonatus,  clathratus,  dasypus,  Julus  vermiformis,  bipulvillatus,  llaiten- 
sis,  trimarginatus,  palmiger,  Newportii,  striolatus,  roseus,  Scolopendra 
insignis ,  Sagraea  und  ßrandtiana ;  nur  beschrieben  sind  ausserdem: 
Scolopocryptops  aurantiaca   und  viridis. 

C.  Heller  hat  in  seinen  „Beiträgen  zur Oesterreichi- 
schen  Grotten-Fauna"  (Sitzungsberichte  der  math. -naturw. 
Classe  der  Akad.  d.  Wiss.  zu  Wien  XXVI.  p.  313  ff.)  zwei 
in  den  unterirdischen  Höhlen  Krains  vorkommende  Chilo- 
gnathen-Formen  bekannt  gemacht,  von  denen  die  eine,  den 
Glomeriden  angchörige  sich  durch  rudimentäre  Augen  aus- 
zeichnet ,  während  die  andere ,  mit  Polydesmus  sehr  nahe 
verwandte,  derselben  ganz  entbehrt. 

ChilOgnatha.  Die  von  Heller  (a.  a.  0.  p.  315.  fig.  1—6)  auf- 
gestellte neue  Gattung  Trachysphaera  unterscheidet  sich  von  Glomeris 
durch  den  aus  elf  Ringen  zusammengesetzten  länglich  eiförmigen 
Körper,  die  mit  kleinen  Höckern  besetzte  Oberfläche  dieser  Ringe 
und  durch  vier  in  einer  Längsreihe  zur  Seite  des  Kopfes  hintereinan- 
der liegende  rudimentäre  Augen.  An  den  Fühlern  ist  das  1.  ,  2.  ,  4. 
und  5.  Glied  kurz,  fast  gleich  gross,  das  dritte  so  lang  als  die  bei- 
den ersten  zusammen,  das  sechste  bei  weitem  das  grösste,  keulen- 
förmig verdickt,  an  seiner  Spitze  noch  ein  kleines  Endglied  beher- 
bergend. Der  Scheitelrand  des  Kopfes  ist  in  der  Mitte  tief  einge- 
schnitten und  in  diesem  Einschuilte  mit  einem  dünnen  Grilfelfortsalze 
versehen.  —  Die  nur  1,2  mill.  lange  Art  Track.  Schmidlii  ist  von 
graulich  weisser  F'arbe  und  stammt  aus  der  Tasica-  und  Siavka-Grolte 
in  Krain.  —   Die  zweite    neue  Gattung  Brachydesmus  (ebenda  p.  31Ö. 


im  Gebiete   der  Entomologie  wahrend  des  Jahres  1858.       511 

fia.  7 — 10)  hat  ganz  das  Ansehn  von  Polydesmus  ,  und  unterscheidet 
sich  von  dieser  Gattung  nur  durch  den  aus  neunzehn  Segmenten  be- 
stehenden Körper,  wodurch  zugleich  die  Zahl  der  Fusspaare  um  zwei 
verringert  ist;  ausserdem  fehlen  die  Augen.  Von  den  sieben  Füh- 
lergliedern ist  das  dritte  am  meisten  verlängert,  die  drei  folgenden  etwa 
dem  zweiten  an  Länge  gleich,  aber  allmählig  dicker  werdend  ,  das 
Endglied  kurz,  alle  mit  feineu  üorsten  besetzt.  Art:  Brach,  subler- 
raneus  ,  11  mill.  lang,  in  den  Mährischen  und  Krainer  Grotten  ein- 
heimisch. 

Von  Lucas  (Archiv,  entom.  IL  p.  437  ff.  pl.  13)  wurden  Poltj- 
destmis  Thomsojiii ,  erytkropus ,  Aubnji  und  Gabonicus  als  n.  A.  von 
Malaguette  und  vom  Gabon  beschrieben  und  abgebildet. 

Derselbe  (Bullet,  soc.  entom.  p.  CiiXXl)  beschrieb  Julus  fer- 
rugineus  als  n.  A.  aus  Martinique,  nach  lebenden  Exemplaren  ,  die 
nach  Paris  gesandt  wurden. 

Chilopoda.  H.  de  Saussure,  Diagnoses  de  quelques  Myria- 
podes  nouveaux  de  l'ordre  des  Chilopodes  (Revue  et  Magas.  de  Zoo- 
logie 1858.  p.  545  ff.).  Der  Verf.  macht  folgende  neue  Amerikani- 
sche Arten  durch  Diagnosen  bekannt:  Scolopendra  Azteca ,  Tolteca 
und  Otomila  von  Vera -Cruz  und  Mexiko,  mit  19  bis  25  Fühlerglie- 
dern, Cubensis  und  Chichimeca ,  letztere  aus  Mexiko,  mit  16  bis  18 
Fühlergliedern,  Scolopendritles  Mexicana  und  Geophilus  Mexicanus. 

HeteroStoma  Newportii  Lucas  (Archiv,  entom.  IL  p.  444)  ist  eine 
neue  Art  vom  Gabon. 


3.    Crustaccen. 

V.  Bezold  (Verhandl.  d.  mediz.-physik.  Gesellsch. 
in  Würzburg  VII.  p.  251  ff.)  hat  Untersuchungen  über  die 
Vertheilung  von  Wasser,  organischer  Substanz  und  Salzen 
im  Thierrciche  angestellt  und  von  Articulaten  hierauf  Asta- 
cus  fluviatilis  und  Oniscus  murarius  untersucht.  Ersterer 
enthält  auf  1000  Theile  Substanz  741  Theile  Wasser ,  259 
feste  Theile,  168  organische,  91  unorganische  Substanz; 
letzterer  681  Wasser,  319  feste  Theile,  212  organische  und 
107  unorganische  Substanz.  Auf  100  Theile  trockener  Sub- 
stanz kommen  bei  ersterer  Art  65  Th.  organischer  und  35  Th. 
unorganischer  Substanz,  bei  letzterer  66  und  34;  das  Ver- 
hältniss  der  unorganischen  zur  organischen  Substanz  ist 
also  bei  beiden  gleich  1  zu  2. 


512     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Gcgenbaiir,  ^Zur  Kenntniss  der  Crystallstäbchen 
im  Krustentliier- Auge"  (Müller's  Archiv  f.  Anat.  ii.  Pliy- 
siol.  1858.  p.  82  ff.  Taf.  4)  fand  bei  einem  Amphipoden  aus 
der  Abllieilung  der  Hyperiden  ,  der  sich  durch  gänzlichen 
Pigmentmangel  der  sonst  sehr  entwickelten  Augen  auszeich- 
nete und  daher  zur  Untersuchung  der  Struktur  des  Sehor- 
ganes  sehr  geeignet  war,  die  vorn  kolbenartig  angeschwol- 
lenen Crystallkegel  sich  mit  ihrem  hinteren  Ende  in  immer 
dünner  werdende  Fäden  fortsetzen,  welche  auf  geradem 
Wege  zum  Kopfganglion  und  bis  in  dasselbe  hinein  zu  ver- 
folgen w^aren.  Dieses  Verhalten  der  vorn  stark  lichtbre- 
chenden  Crystallkegel,  welche  an  die  Cornea  anstiessen, 
ohne  jedoch  irgendwie  mit  ihr  verbunden  zu  sein  ,  liefert 
dem  Verf.  einen  strikten  Beweis  für  die  Richtigkeit  der 
Leydig'schen  Ansicht  über  die  Bedeutung  der  Elemente  des 
Arthropoden-Auges. 

lieber  parasitische  Schläuche  auf  Crustaceen  und  zwar 
an  den  Kiemen  von  Gammarus  pulex  und  Asellus  aquaticus 
machte  Schenk  (Verhandl.  d.  physik.-mediz.  Gesellsch.  in 
Würzburg  VIII.  p.  252)  Mitlheilungen;  es  scheinen  diese 
Schläuche  ähnlicher  Natur  zu  sein,  wie  die  von  Lieb  er- 
kühn auf  Insektenlarven  beobachteten  (vergl.  Jahresbericht 
1856.  p.  20). 

L  e  y  d  i  g ,  „lieber  Parasiten  niederer  Thiere"  (Virchow's 
Archiv  f.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  XIII.  p.  280  f.)  fand  an 
verschiedenen  Exemplaren  von  Lynceus  sphaericus  und  Po- 
lyphemus  oculus  alle  Bluträume  von  dichten  Massen  pso- 
rospermienähnlicher  Gebilde,  wie  er  sie  früher  schon  in 
der  Leibeshöhle  von  Coccus  und  in  den  Muskeln  von  Epeira 
beobachtet  hatte,  angefüllt.  (Auch  der  von  Lebert  in 
erkrankten  Seidenraupen  nachgewiesene  „  einzellige  Pilz-' 
ist  nach  Leydig  auf  derartige  Psorospermien  zu  beziehen). 
—  Von  Lynceus  sphaericus  beobachtete  der  Verf.  zugleich 
rosenroth  gefärbte  Individuen,  deren  Färbung  von  ihrem 
Blute,  in  welchem  sich  zahllose,  stark  wimmelnde  feine 
Punkte  ,  die  sich  wie  Monaden  beweglen  ,  vorfanden  ,  her- 
rührte. 

II.  d  e  S  a  u  s  s  u  r  e ,  Memoire  sur  divers  Crustaces  nou- 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jahres  1858.     513 

veaux  des  Antillcs  et  du  Mexiqiie  (Memoires  de  la  soc.  de 
physique  de  Geneve  XIV',  2.  p.  417—496.  pl.  1—6).  Der 
Verf.  giebt  in  dieser  AWiandlung  Beschreibungen  und  Ab- 
bildungen einer  grösseren  Anzahl  von  ihm  selbst  auf  den 
Antillen  und  in  Mexiko  gesammelter  und  beobachteter  Cru- 
slaceen  aus  den  Ordnungen  der  Decapoden,  Amphipodcn 
und  Isopoden ,  denen  sich  am  Schlüsse  noch  eine  Cypris 
anreiht.  Bereits  bekannte  Arten  hat  der  Verf.  nur  aufge- 
führt und  beschrieben ,  wenn  die  früheren  Charakteristiken 
ungenügend  waren  ;  die  neuen  Arten  sind  sämmtlich  auf  den 
beifolgenden  Tafeln  abgebildet. 

Der  schon  im  vorigen  Jahresberichte  p.  255  erwähnte 
^Prodromus  descriptionis  animalium  evertebratorum,  quae  in 
expeditione  ad  Oceanum  Pacificum  septemtrionalem,  a  repu- 
blica  federata  missa,  observavit  et  descripsit  W.  S  t  i  m  p  s  o  n," 
welcher  auch  die  Beschreibung  einer  grossen  Anzahl  neuer 
Crustaceen  enthält,  ist  in  den  Proceed.  acad.  nat.  scienc.  of 
Philadelphia  1858.  p.  93— 110.  p.  159-163  und  p.  225— 252 
mit  dem  5.  bis  7.  Theile  fortgesetzt  worden  und  umfasst 
die  verschiedenen  Gruppen  der  Brachyuren  und  Anomuren. 
Die  in  denselben  errichteten  neuen  Gattungen  sind  nebst 
den  neuen  Arten  an  ihrem  Orte  einzeln  aufgeführt  worden. 

In  dem  entomologischen  Theile  der  de  Castelnau'schen 
„Expedition  dans  les  parties  centrales  de  l'Amerique  du 
Sud,  de  Rio  de  Janeiro  ä  Lima  et  de  Lima  au  Parä"  (Paris 
1857.  gr.  4.,  Zoologie  Tome  III)  ist  die  Classe  der  Crusta- 
ceen zusammen  mit  den  Insekten  von  Lucas  bearbeitet. 
Der  carcinologische  Theil  umfasst  13  Seiten  Text  nebst  zwei 
Tafeln  und  besteht  nur  in  der  systematischen  Aufzählung 
einer  grösseren  Anzahl  von  Brachyuren,  denen  sich  wenige 
Anomuren  und  Macrouren  ,  so  wie  zuletzt  ein  Amphipode 
anschliesst.  Eine  Reihe  von  Mi  Ine  Edwards  in  den 
Annales  des  scienc.  natur.  und  den  Archives  du  mus.  d'hist. 
nat.  schon  früher  bekannt  gemachter  Arten  ,  worunter  be- 
sonders mehrere  Süsswasser- Krabben  ,  werden  hier  noch 
einmal  sorgfältig  von  Lucas  beschrieben  und  abgebildet; 
neue  Arten  enthält  die  Arbeit  gar  nicht. 

Die  beschriebenen  und  abgebildelen  Arten  mögen  hier  namentlich 
Archiv  f.  Naturg.  XXV.  Jahrg.  2.  Bd.  HH 


514     CI  crs  taecli  er  :  Bericht  über  die  Avissenschaftlichcn  Leistungen 

aufgezählt  werden;  es  sind:  Microphrys  "Wcddellii  M.  Edw.,  Boscia 
macropa  M.  Edw.,  Sylviocarcinus  Devillei  M.  Edw.,  Dilocarcinus 
emarginatus  ,  pictus  und  Castelnaui  M.  ^dw.  ,  Trichodactyhis  dentittus 
Rl.  Edw.,  Bellia  picta  M.  Edw.  und  von  Amphipoden :  hysinnassa 
Magellanica  M.  Edw. 

Reinhardt,  „Fortegnelse  over  Groenlands  Krebsdyr" 
(im  Naturhistoriske  Bidrag  til  eii  Beskrivelse  af  Groenland, 
Kjöbenhavn  1857.  p.  28—39)  gab  eine  systematische  Auf- 
zählung von  138  in  Grönland  einheimischen  Crustaceen  : 
3  Brachyuren,  1  Anomure,  29  Macrouren  (und  Cumaceen), 
51  Amphipoden  (und  Laemodipoden),  15  Isopoden,  5  Phyl- 
lopoden  ,  6  Copepoden  ,  14  Siphonostomen  (und  Lernaeen), 
5  Cirrhipedier  und  8  Pycnogoniden ;  es  sind  nur  die  Namen 
der  Arten  mit  einem  oder  zwei  Citaten  angeführt.  —  Ei- 
nige ebendaher  stammende  Isopoden,  Amphipoden  und  En- 
tomostraceen  werden  (ebenda  p.  72  f.)  auch  von  S  c  h  i  ö  d  t  c 
besprochen. 

M.  Sars,  „0 versigt  over  de  i  den  norsk-arctiske 
Region  forekommende  Krebsdyr"  (Vjdenskabsselskabets  For- 
handÜnger  for  1858,  im  Separatdruck  43  pag.  in  8.)  ver- 
zeichnete die  auf  einer  Reise  nach  Nordland  und  Finmarkcn 
von  ihm  gesammelten  und  beobachteten  Crustaceen,  89  Ar- 
ten, von  denen  28  auf  die  Decnpoden,  34  auf  die  Amphi- 
poden, 11  auf  die  Isopoden,  2  auf  die  Entomostraceen  ,  7 
auf  die  Cirrhipedier  und  7  auf  die  Pycnogoniden  kommen. 
Die  darunter  befindlichen  11  neuen  Arten,  welche  den  Cu- 
maceen, Amphipoden,  Isopoden  und  Cirrhipediern  angehö- 
ren ,  werden  nebst  einigen  bereits  bekannten  sehr  einge- 
hend beschrieben,  die  übrigen  mit  Angaben  über  Fundorte, 
Lebensweise  u.  s.  w. ,  Bemerkungen  über  geographische 
Verbreitung  begleitet.  Ein  am  Schhisse  angestellter  Ver- 
gleich der  arktischen  Crustaceen- Fauna  mit' anderen  er- 
giebt,  dass  von  den  89  oben  angeführten  Arten,  22  eine 
weitere  Verbreitung,  theils  bis  in  die  boreale  Region,  theils 
bis  zum  Mittelländischen  Meere  haben,  so  dass  also  67  Ar- 
ten als  ausschliesslich  arktische  übrig  bleiben  ;  von  diesen 
kommen  45  Arien,  also  zwei  Drittlheüe  der  Gesammtzahl 
zugleich  an  der  Küste  Grönlands  vor. 

Kinahan,  „Natural  history  notes  in  Devon  and  Corn- 


im  Gehievte  der  Entomo1o<^ie  während  des  Jahres  1858.         515 

wall"  (Nat.  bist,  revicw  V,  Procecd.  of  societ.  p.  2GG  IT.)  gab 
ein  Vcrzeicliniss  der  an  den  genannten  Lokalitäten  vorkom- 
menden Cnistaceen,  circa  50  Arten,  die  den  Decapoden, 
Amphipoden  und  Isopoden  angehören. 

üeber  die  Crnstaceen -Fauna  Ungarn's  hat  Cornel 
Chyzer  (Yerhandl.  d.  zoolog. -botan.  Gesellsch.  zu  Wien 
1858.  p.505 — 518)  Miltheilungen  gemacht,  Bezug  nehmend 
auf  eine  schon  im  Jahre  1857  von  ihm  selbst  und  AI.  Totb 
im  „Naturfreund  Ungarn's"  unter  dem  Titel :  „Die  Crnsta- 
ceen der  Pest-Ofener  Gegend"  veröffentlichten  Abhandlung. 
Die  von  ihm  gegebene  üebersicht  der  bis  jetzt  in  Ungarn 
aufgefundenen  Crnstaceen  weist  1  Decapoden,  3  Amphipo- 
den, 8  Isopoden,  13  Ostracoden,  6  Phyllopoden,  10  Clado- 
ceren,  3  Copepoden  und  1  Lernaeade  nach.  Nähere  Mitthei- 
lungen ,  theils  kritischer  Natur  in  Betreff  der  Synonymie, 
theils  über  Vorkommen  und  Lebensweise  werden  besonders 
über  mehrere  Ostracoden  und  Phyllopoden  gemacht,  von 
ersleren  auch  eine  neue  Art  beschrieben. 

Forbes  beobachtete  einige  Zeit  vor  einem  heftigen 
Erdbeben  in  der  Payta-Bay  eine  grosse  Anzahl  von  Krab- 
ben, welche  zehn  Tage  nach  erfolgtem  Erdbeben  an  das 
Ufer  geworfen  waren  und  dasselbe  längs  der  ganzen  Bay 
zu  3  bis  4  Fuss  Breite  und  etwa  3  Fuss  Höhe  bedeckten. 
Zu  derselben  Zeit  veränderte  das  Wasser  in  der  Bay  seine 
tief  blaue  Farbe  in  eine  schwärzlich  grüne.  (Annais  and 
magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser.   L) 

In  den  „Explanations  and  sailing  directions  to  accom- 
pany  the  Wind  and  Current  Charts,  published  by  authority 
of  Isaac  Toucey,  by  M.  T.  Maury"  (Vol.  L  8.  cdit.,  Was- 
hington 1858.  4.)  sind  auf  pl.  20 — 37  zahlreiche  Abbildun- 
gen von  (meist  mikroskopischen)  marinen  Crnstaceen  nach 
Zeichnungen  einer  Mrs.  Toynbee  (der  Frau  des  Capilains 
der  Gloriana)  gegeben  worden.  Die  meisten  der  abgebil- 
deten Formen  gehören  den  Entomostraceen  (Copepoden), 
einige  jedoch  auch  den  Malacostraceen  (Decapoden,  Amphi- 
poden) an;  wenn  die  Zeichnungen  wissenschafllichen  An- 
forderungen gleich  nicht  genügen  können  ,  bekunden  sie 
doch  eine  für    einen   Uneingeweihten    ungewöhnliche  Auf- 


516     Gf  rstaecker:  Bericht  ober  die  m  issenscliafllichen  Leistungen 

fassungsgabe ,  indem  sie  die  Thiere  in  ihren  allgemeine- 
ren Formenverhältnissen  sehr  charakteristisch  wiedergeben. 
Dana,  dem  die  Zeichnungen  zur  Begutachtung  zugesandt 
wurden,  hat  eine  Anzahl  derselben  wenigstens  der  Gattung 
nach  bestimmt;  seine  Mittheilungen  darüber  sind  im  Texte, 
p.  222  f.  abgedruckt. 

Crustacea   fossilia. 

Bell  hat  in  den  Abhandlungen  der  Palaeontographical 
Society  of  London  eine  Monographie  der  fossilen  Crustacea 
malacostraca  begonnen,  welche  dem  Ref.  nur  aus  einer  An- 
zeige in  der  Zeitschrift  f.  d.  gesammt.  Naturwissensch.XII. 
p.270  bekannt  geworden  ist. 

Nach  den  hier  gegebenen  Kotizen  werden  in  dieser  Arbeit  die 
Cruslaceen  des  London-Thones  abgehandelt  und  zugleich  auf  elf  Ta- 
feln abgebildet;  ausser  schon  bekannten  Formen  sind  auch  zahlreiche 
neue  darin  enthalten,  und  unter  diesen  auch  mehrere  neue  Gattungen 
aufgestellt,  nämlich:  a)  unter  den  Brachyuren :  Milhracia  n.  g.  (Art: 
M.  lihinioides)  ,  Xanlhilites  n,  g.  (Art :  X.  Boicerhanhi) ,  Plagiolo- 
phus  n.  g.  (Art:  PL  Wetherclli) ,  Porlunites  n.  g.  (Art:  P.  incerta), 
Oedisoma  n.  g.  (Art :  Ocd.  amhiguum)  ,  Campylostoma  n.  g.  (Art :  C. 
matutifonne)  ,  Cycloconjstes  n.  g.  (Art :  C.  pulchellus).  —  b)  unter 
den  Anomuren  :  Goniochile  n.  g.  (Art  :  G.  angidaln.)  —  c)  unter  den 
Macrouren;  T/ienops  n.  g.  (Arl  :  Th.  scyllanformis),  Scijllaridia  n.  g. 
(Art  :    Sc.   Koenigii),   Trachysoma  n.  g.   (Art  :   Tr.   scahrtim). 

Reuss,  „Uebcr  kurzschwänzige  Krebse  im  Jurakalke 
Mährens"  (Sitzungsberichte  der  math. -naturw.  Classe  der 
Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien,  Bd.  31.  p.  5ff.)  charakteri- 
sirte  aus  Prioritäts-Rücksichten  einige  neue  Gattungen  und 
Arten  vorläufig  unter  dem  Namen  Prosopon  verrucosum, 
Pithonoton  rostratum,  angustum,  Goniodromites  bidentatus, 
polyodon,  complanatus  und  Oxythyrens  gibbiis.  Diese  For- 
men bilden  die  Gruppe  der  Prosoponiden,  welche  der  Verf. 
für  zunächst  verwandt  mit  den  Dromiaceen  hält.  —  Eine  mit 
zahlreichen  Abbildungen  ausgestattete  ausführliche  Abhand- 
lung über  diese  Formen  ist  gegenwärtig  im  17.  Bande  der 
Denkschriften  der  Wiener  Akademie  (1859)  bereits  erschie- 
nen; ein  Resume  derselben  unter  dem  Titel:  „Zur  Kennt- 
niss  fossiler  Krabben"  ist  zugleich  im  27.  Bande  der  Sit- 
zungsberichte, p.  161  i^.  gegeben  worden. 


im  Gebiete  der  Entomologie    während  des  Jahres   1858.     517 

Picard  (Zeitschrift  f.  d.  gesamml.  Kalurwiss.  XI.  p.  435)  be- 
schrieb Sphaeroma  Iriasina  n.  A.  aus  dem  Keuper  bei  Schlotheim  ; 
Abbildung  auf  Taf.  9.  fig.  11. 

H.  V.  3Ieyer  (Palaeontographica  V,  5.  p.  111  ff.  Taf.  23)  gab 
eine  Beschreibung  und  Abbildung  von  Palaeonisciis  obtusus  n.  A.  aus 
der  Braunkohle  von  Sieblos. 

J.  Chapman,  „INevv  Trilobites  froni  the  lovver  Silurian  rocks 
of  Canada"  (Canadian  Journal  for  May  1858)  und  „On  some  new  Tri- 
lobites from  Canadian  rocks"  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser. 
II.  p.  9 — 16)  gab  Beschreibungen  und  Abbildungen  im  Holzschnitte 
von  zwei  neuen  Arten :  Asaphus  Canadensis  und  Halli  aus  dem  Si- 
lurischen Gesteine  von  Ober-Canada. 

Giebel  („Die  silurische  Fauna  des  Uuterharzes,"  Zeitschrift  f. 
d.  gesammt.  Naturwiss.  XI.  p.  4  ff.)  beschrieb  Fhacops  angusliceps, 
Acidaspis  Hercytiiae  und  Bronleus  Bischoß  als  n.  A.  aus  dem  Harz. 

Baily  (Nat.  bist,  revievv  V,  Froceed.  of  societ.  p.  168)  „Ün  a 
Crustacean  from  Ihe  Goal -measures,  with  some  remarks  on  the  genus 
Limulus"  beschrieb  Steropis  arcuatus  als  neue  Art  von  Bilboa  CoUiery, 
mit  Limulus  trilobitoides  Buckl.  nahe  verwandt.  Diese  und  mehrere 
andere  als  Limulus  beschriebene  Arten  müssen  ,  dem  Verf.  zufolge, 
eine  hier>on  verschiedene  Gattung,  die  er  Steropis  nennt,  bilden, 
indem  sie  mit  den  Trilobiten  nähere  Beziehungen  haben  als  mit 
Limulus. 

Jones  setzte  seine  „Kotes  on  the  palaeozoic  bivalved  Entomo- 
s'.raca"  mit  einem  vierten  Theile  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist. 
3.  ser.  I.  p.  241 — 257)  foit,  in  welchem  er  eine  Anzahl  Nord-Ame- 
rikanischer Arten  beschreibt  und  auf  pl.  IX  u.  X  abbildet.  Es  sind  : 
Beyrichia  rugulifeta,  sigillata,  clathvata  und  plagosa  von  Beechey- 
Island  ,  Beyrichia  Logani  (mit  zwei  Varietäten :  B.  reniformis  und  /e- 
perditioides),  Leperditia  Canadensis  mit  var.  labrosa,  Leperditia  Anna, 
Ottawa,  gracilis ,  Cyt/ieropsis  concinna,  siliqua  und  rugosa  aus  Ca- 
nada,  Leperditia  Pennsyhanica ,  otata,  Beyrichia  Pennsylvanica  aus 
den  Vereinigten  Staaten.  Auf  Leperd.  Ottawa  und  gracilis  errichtet  der 
Verf.  eine  eigene  Untergattung  Isochilina,  weil  die  Ränder  der  Scha- 
len einander  genau  decken,  ohne  wie  bei  Leperditia  überzugreifen; 
die  grösste  Convexität  der  Schalen  liegt  in  der  Älitte  oder  nach  vorn, 
der  Augenhöcker  ist  vorhanden,  der  31uskelfleck  auswärts  nicht  deut- 
lich. —  Drei  in  Kord -Amerika  aufgefundene  Arten,  Leperditia  alta 
und  gibbera,  Beyrichia  Maccoyiana  hält  der  Verf.  mit  den  aus  den 
Arktischen  Gegenden  Europa's  und  aus  Skandinavien  stammenden  für 
identisch. 

J.  W.  Kirkby,  Ün  Permian  Entomostraca  from  the  Fossilife- 
lous  Limestone  of  Durham  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist,  3.  ser.  II. 


518     Ge  rs  ta  ecke  r  :  Bericht  filjer    die  Avissenschaftlichen  Leislungcn 

p.  317—330  und  p.  432— i39.  pl.  X  u.  XT)  gab  Beschreibungen  und 
Abbildungen  von  12  Bairdia-Arten,  von  denen  drei  (ß.  plebeja,  Kingii 
und  mucronata)  schon  durch  Ueuss  aus  dem  Zechstein  bekannt  ge- 
worden, die  übrigen  neu  sind;  dieselben  sind  Bairdia  tentricosa, 
Reussiana,  retiiformis,  Schaurothiana,  Berniciensis,  lonesiana  (graci- 
lis  JVrCoy),  trttncata  und  rhomhoidea;  ausserdem  ist  eine  unbenannto 
und  l.eperditia  ?  Permiana  Jones  von  Neuem  beschrieben  und  ab- 
gebildet. 

„On  a  nevv  fossile  Cirripede"  by  J.  Mac  Adam  (Annais  and 
niagaz.  of  nat.  bist.  3.  ser.  I.  p.  321  ff.).  Ein  im  oberen  (Jrünsand 
aufgefundener  Rankenfüsser  ist  von  W.  Thomson  als  neu  erkannt, 
im  Holzschnitte  abgebildet  und  unter  dem  iXamcn  Loricw^a  Mac  Adaini 
besebrieben  worden. 

Decapoda. 

Ueber  die  Gewebe  des  Fliisskrebses  hat  E.  Häckel 
sehr  eingehende  Untersuchungen  angestellt  und  dieselben 
in  einer  grösseren  Abhandlung  im  Archiv  f.  Anatom,  und 
Physiol.  1857.  p.  469—566.  Taf.  18  u.  19  mitgetheill.  Die 
Arbeit  zerfällt  in  zwei  Theile  ,  deren  erster  über  die  ein- 
zelnen Gewebe ,  der  zweite  dagegen  über  die  einzelnen 
Organsysteme  handelt;  im  ersten  wird  das  Nerven-  und 
Muskelgewebe,  das  Bindegewebe  (gewöhnliches  und  galler- 
tiges Bindegewebe,  ZellgcAvebe  und  Fettgewebe),  das  Blut- 
gewebe und  Chitinogen  -  Gewebe  (äussere  Hautbedeckung, 
innere  Darmbedeckung  und  Gewebe  der  Drüsen)  abgehan- 
delt, im  zweiten  auf  das  Nerven-,  Muskel-,  Haut-  und 
Eingeweidesystem  (Verdauungs-,  Respirations-,  Harn-  und 
Generationsorgane)  so  wie  endlich  auf  das  Gefässsystem 
eingegangen.  Da  die  Arbeit  nicht  für  einen  Auszug  ge- 
eignet ist,  müssen  wir  auf  dieselbe  einfach  hinweisen,  mit 
der  Bemerkung,  dass  sie  wegen  der.  Reichhaltigkeit  an  hi- 
stologischen Details  für  die  Kenntniss  der  Arthropodcn-Gc- 
webe  von  besonderer  Wichtigkeit  ist. 

Campbell  de  Morgan,  „On  the  struclure  and  fun- 
ctions  of  the  hairs  of  the  Crustacca"  (Philosoph.  Trans- 
act.  of  the  Royal  soc.  of  London,  Vol.  148.  p.  895- 002. 
pl.  71)  hat  Untersuchungen  über  die  Beziehung  der  von  der 
Körperoberfläche    der  Crustaceen    en Ispringenden  Haare  zu 


im  Gebiete  der  Entomologie  während    des  Jalires   1858.       510 

den  verscliiedencn  Ilautstralen  ang-cslellt,  deren  Resultat  im 
Auszüge  auch  in  den  Annals  and  magraz.  of  nat.  lüst.  3. 
ser.  II.  p.  59 — 61  mitMcliieilt  \vorden  sind.  Durch  Unter- 
suchung der  Haare  an  dem  Kiauengliede  von  Ifomarus  und 
Palaemon,  ferner  auch  an  dem  Processus  ilahelliformis  des 
letzteren  ist  der  Verf.  zu  dem  Resultate  gekommen,  dass 
diese  Organe  in  enger  Beziehung  zu  den  unter  der  Chi- 
tinogen  -  Membran  liegenden  Gefäss-  und  Nervensfratum 
(Corium)  stehen  ,  und  dass  die  Struktur  des  letzteren  in 
mehrfacher  Beziehung  durch  jenen  Zusammenhang  mit  den. 
Haaren  bedingt  wird.  Er  sieht  die  Haare  nicht  als  Fort- 
setzungen der  Chitinmembran  ,  sondern  als  solche  des  Co- 
llums an  ,  welche  nur  wie  dieses  selbst  mit  einem  Chitin- 
überzuge bekleidet  sind ;  sie  sollen  nach  ihm  den  Papillen 
in  der  Haut  der  Wirbelthiere  entsprechen  und  wie  diese 
das  Gefühl  vermitteln. 

Dass  von  Spence  Bäte  die  unter  dem  Namen  Zoea 
bekannte  Crustaceen-Form  durch  Beobachtung  der  allmäh- 
ligen  Uebergangssfadien  als  die  Larve  von  Carcinus  nach- 
gewiesen worden  sei ,  w  urde  schon  im  vorigen  Jahresbe- 
richte p.  262  nach  den  vorläufigen  Notizen  des  Verf.  über 
diesen  Gegenstand  mitgetheilt.  Den  spezielleren  Nachweis 
hierfür  hat  der  Verf.  jetzt  in  einer  Abhandlung  „On  the 
development  of  Decapod  Crustacea"  (Philosoph.  Transact. 
of  the  Royal  society  of  London  for  the  year  1858.  Vol.  148. 
p.  589 — 603.  pl.  40 — 46)  durch  eingehende  Beschreibung  der 
verschiedenen  Jugendlbrmen  und  zahlreiche  Abbildungen 
derselben  geliefert ,  welche  über  die  Zusammengehörigkeit 
von  Zoea,  Megalopa  und  Carcinus  nicht  den  geringsten  Zwei- 
fel mehr  übrig  lassen  können,  wenngleich  die  Verwandlung 
der  einen  Form  in  die  andere  vom  Verf.  nicht  direkt  be- 
obachtet worden  ist.  Er  hat  nämlich  nur  die  Jugendform 
Zoea  aus  den  Eiern  von  Carcinus  erzogen,  v>  ährend  er  die 
folgenden  Verwandlungsstufen  durch  jahrelanges  Sammeln 
an  derselben  Lokalität  zusaiumengebracht  hat,  diese  aber  in 
solcher  Vollständigkeit,  dass  sie  eine  ziemlich  geschlossene 
Entwickelungsreihe  darstellen.  Der  eigentlichen  Zoea-Form 
geht  nach  den  Beobachtungen    des  Verf.    ein  Stadium  vor- 


520     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

aus,  in  welchem  der  aus  dem  Eie  geschlüpfte  Embryo  von 
einer  zarten  Membran  eingehüllt  ist,  innerhalb  welcher 
die  von  den  einzelnen  Segmenten  «iisgehenden  Fortsätze, 
z.  B.  die  beiden  Dornfortsätze  des  Cephalothorax,  die  Sta- 
cheln der  Schwanzflosse,  der  Körperoberfläche  noch  eng 
anliegen,  ohne  sich  frei  entwickelt  zu  haben.  Einige  Stun- 
den nach  dem  Ausschlüpfen  aus  dem  Eie  wird  diese  Hülle 
absfeworfen  und  die  bekannte  Zoea-Form  mit  den  beiden 
langen  Fortsätzen  des  Cephalothorax  sucht  nun  sogleich 
nach  Nahrung;  an  derselben  sind  das  spätere  2te  und  3te 
Maxillarfusspaar  in  ausserordentlicher  Grösse  entwickeil, 
die  beiden  Fühlerpaare,  die  JVlandibeln  und  die  beiden  Ma- 
xillenpaare  ebenfalls  deutlich  erkennbar,  wenn  auch  klein; 
dagegen  das  erste  Maxillarfusspaar  gar  nicht  sichtbar,  die 
fünf  späteren  Gangbeinpaare  nur  durch  schwache  Wülste 
angedeutet.  Diese  Wülste  wachsen  immer  mehr  in  die 
Länge ,  während  zu  derselben  Zeit  die  ersten  Anfänge  der 
Schwanzfusspaare  sich  in  Form  kleiner  Säckchen  an  den 
einzelnen  Segmenten  des  Poslabdomen  hervorbilden.  Mit 
der  Ausbildung  beider  Fussarten  zu  der  späteren  Form 
hat  auch  der  Körper  schon  die  Megalopa  -  Form  angenom- 
men ,  indem  der  Cephalothorax  sich  stark  ausgedehnt  hat, 
während  seine  beiden  Fortsätze  und  der  Hinterleib  an  Grösse 
im  Abnehmen  begrifl'en  sind;  mit  der  Entfaltung  der  Ce- 
phalothoraxbeine  geht  auch  die  rückschreitende  Metamor- 
phose der  beiden  letzten  Maxillarfusspaare  vor  sich,  so  wie 
in  dieser  Periode  auch  das  erste  Auftreten  des  ersten  (frü- 
her nicht  vorhandenen  ?)  Maxillarfusspaares  fällt.  Die  jetzt 
folgendenVeränderungen  betreffen  hauptsächlich  die  Form  des 
Cephalothorax,  indem  die  gegliederten  Anhänge  des  Kör- 
pers eigcnilich  schon  so  gut  wie  ausgebildet  sind,  der  Hin- 
terleib sich  aber  nur  allmählig  mehr  verkürzt :  zuerst  schwin- 
det der  hintere  Dornfortsatz  des  Rückenschildes,  später  erst 
der  (mittlerweile  schon  bedeutend  kleiner  gewordene)  vordere 
(Slirnfortsatz),  während  gleichzeitig  die  Zähne  amSeilcnrande 
auftreten.  Von  nun  an  verbreitert  sich  das  Rückenschild, 
indem  es  aus  der  länglich  viereckigen  in  die  regulär  hexa- 
gonale  Form  des  jungen    Carcinus    (4  mill.   lang)  und  aus 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.      521 

dieser  in  die  quer  hexagonale  der  weiter  entwickelten 
Krabbe  übergeht;  der  Verf.  hat  diese  Umänderung-  dadurch 
sehr  anschaulich  gemacht,  dass  er  die  Umrisse  des  Thorax 
der  verschiedenen  Entwickelungsstufen  in  die  des  ausge- 
wachsenen Carcinus  hineingezeichnet  hat  (pl.  46).  Ueber- 
haupt  sind  die  vom  Verf.  gegebenen  sehr  reichhaltigen 
Abbildungen  dadurch  sehr  lehrreich,  dass  die  verschiedenen 
Entwickelungsstadien  genau  analysirt  sind,  so  dass  sich  die 
allmählige  Ausbildung  aller  einzelnen  Theile  genau  ver- 
folgen lässt. 

Der  vonSpence  Bäte  gelieferte  Nachweis,  dass  die 
unter  dem  Gattungs-Namen  Zoea  beschriebenen  Crustaceen- 
Formen  die  Larvenzustände  der  Gattung  Cancer  seien,  ist 
nach  einer  Beobachtung  von  Kinahan  (Remarks  on  the 
Zoe  of  Eurynome  aspera  and  the  habits  of  the  animal  in 
confinement,  Proceed.  of  the  Dublin  nat.  bist,  soc,  Decemb. 
1857,  Natur,  history  Review  V,  Proceed.  p.  37  ff.)  auf  die 
Brachyuren  im  weiteren  Sinne  auszudehnen,  indem  die  von 
ihm  beobachteten  Jungen  einer  Oxyrrhynche,  der  Eurynome 
aspera,  bei  ihrem  Ausschlüpfen  aus  dem.  Eie  ebenfalls  sich 
mit  der  Zoea -Form  übereinstimmend  herausstellten.  Sie 
weichen  von  den  Larven  des  Cancer  pagurus  durch  den 
Mangel  der  seitlichen  und  Stirn-Dornen  des  Cephalothorax 
so  wie  durch  den  der  Hinterleibsdornen  ab;  der  Cephalo- 
thorax ist  ebenfalls  sehr  gross ,  das  Abdomen  aus  sechs 
Ringen  bestehend  ;  drei  (?)  Paar  Thoraxbeine  vorhanden.  — 
Interessant  sind  in  dem  Aufsatze  des  Verf.  auch  die  Mit- 
theilungen über  das  Benehmen,  die  Bewegungen,  den  Frass 
u.  s.  w.  der  Eurynome  aspera;  sie  ist  ein  Nachtthier,  wel- 
ches das  Licht  scheut  und  erst  bei  anbrechender  Dunkel- 
heit lebendig  zu  werden  beginnt. 

Eine  fernere  für  die  Kenntniss  der  Larvenformen  der 
Decapoden  sehr  interessante  Entdeckung  ist  von  Coste 
gemacht,  welcher  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Paris  (Com- 
ptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tome  46.  p.  547.  „Note 
sur  la  larve  des  Langoustes")  die  vorläufige  Mittheilung 
machte,  dass  die  Gattung  Phyllosoma  die  Larvenform  von 
Palinurus  sei.     Er  erzog  aus    den  Eiern  von  Palinurus  .Tu- 


522     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

gendformen,  welche  den  Phyllosomen  durchaus  ähnlich  wa- 
ren und  schon  die  bis  jetzt  an  Phyllosoma  durchweg  ver- 
missten  Fortpflanzungsorgane  würden  darauf  hindeuten,  dass 
man  es  mit  Larven  zu  thun  habe.  —  Auch  Ref.  hat  schon 
im  Jahresberichte  1857.  p.  263  auf  die  Aehniichkeit  der 
von  Couch  abgebildeten  Palinurus-Larve  mit  Phyllosoma 
hingewiesen  und  Couch,  welcher  (Report  of  the  British 
association,  27.  meeting,  p.  102)  seine  Mitlheilung  „On  the 
Embryo-State  of  Palinurus  vulgaris"  wiederholt  und  einen 
Vergleich  der  Larvenform  mit  Zoea  anstellt,  deutet  das 
richtige  Verhältniss  dadurch  an,  dass  er  sagt,  er  würde  die 
Larve  weniger  zu  Zoea  als  zu  Phyllosoma  stellen. 

Guerin,  welcher  (Bullet,  soc,  entomol.  p.  XLIV  und  Revue  et 
Magas.  de  Zool.  X.  p.  134  f.)  die  von  Coste  gemachte  Entdeckung 
bespricht  und  ebenfalls  als  Beweis  für  die  Richtigkeit  derselben  den 
Mangel  der  Fortpflanzungsorgane  bei  Phyllosoma  hervorhebt,  lässt 
sich  ebenfalls  auf  einen  Vergleich  der  Palinuras-Larve  mit  Zoea  ein, 
spricht  dabei  aber  letztere  noch  als  die  muthmassliche  Larve  von 
Pagurus  an.  —  Joly  (Comptes  rendus  ,  Tome  46.  p.  788)  findet  für 
die  Larvenforni  von  Palinurus  ein  Analogen  in  der  von  ihm  (1842) 
beschriebenen  Larve  von  Caridina  Desmarestii  ,  welche  nur  mit  drei 
Beinpaaren  ,  die  sich  später  zu  Maxillarfüssen  umgestalten  ,  aus  dem 
Eie  kommt.  —  Valenciennes  (ebenda  p.  603  If.)  knüpft  an  die 
Coste'sche  J\littheilung  eine  „Note  sur  la  rcproduction  des  Homards," 
in  der  er  angiebt,  schon  vor  sechs  Jahren  beobachtet  zu  haben,  dass 
sich  aus  den  Eiern  von  Homarus  die  Form  Zoea  Bosc  entwickele. 
(Beruht  wohl  auf  einer  Verwechselung  mit  Carcinus  ;  wenigstens  ist 
nach  der  Analogie  mit  Astacus  fluvialilis  eine  derartige  Differenz  bei 
Jlomarus  kaum  zu   vermuthen.     Ref.) 

Mittheilungen  über  die  Organisation  von  Phyllosoma 
machte  Gegcnbaur  im  Archiv  iür  Anat.  u.  Physiol.  1858. 
p.  43—63.  Taf.  IV.  Dieselben  vervollständigen  die  früher 
vom  Verf.  gemachten  Angaben  über  denselben  Gegenstand 
(Zeitschr.  f.  wiss.  Zoologie  V.  Bd.)  und  gehen  in  ausführ- 
licher Weise  auf  das  Nervensystem ,  den  Verdauungskanal 
mit  seinen  Anhängen  und  das  Gefässsystem  ein. 

Die  vom  Verf.  untersuchte  Art  ist  das  bekannte  Phyllosoma 
mediterrancum,  von  dem  ihm  lebende  Exemplare  vorlagen.  Das  sehr 
voluminöse  Gehirn  steht  durch  zwei  sehr  lange  Commissuren  mit  der 
ßauchganglicnkelle  in  Verbindung,  welche  der  Verf.  abweichend  von 
Mi  Ine  Edwards  als  aus    18  verschmolzenen  Ganglicnpnarcn  bcsle- 


im  Gebiete    der  Entomologie  wahrend  des  Jahres  1858.       523 

hend  gefunden  hat,  von  denen  6  dem  Brusttheile  (wo  M  i  1  n  e  Ed- 
wards nur  drei  angiebt)  zukommen;  dieselben  sind  mit  den  6  fol- 
genden, welche  dem  Abdomen  angehören,  zu  einem  Ganzen  verschmol- 
zen, das  nur  im  Bereiche  des  letzteren  durch  fünf  mittlere,  zwischen 
den  breiten  Commissuren  liegende  Üeffnungen  unterbrochen  ist.  Die 
Nerven  der  drei  ersten  Brustganglien  gehen  zu  den  Alundvverkzeu- 
gen.  —  Der  Oesophagus  bildet ,  nachdem  er  Anfangs  gerade  nach 
aufwärts  gestiegen  ist,  eine  Erweiterung,  die  sich  am  Ende  des  Ce- 
phalothorax  an  einen  zweiten  Abschnitt,  der  eine  Art  von  Kaumagen 
mit  stark  muskulösen  Wandungen  darstellt,  anschliesst.  Dieser  Kau- 
magen ist  durch  einen  faltenartigen  Vorsprang  von  dem  sich  nach 
hinten  allmählig  zum  Darme  verengenden  und  vorn  beiderseits  den 
ziemlich  weiten  Lebergang  aufnehmenden  Chylusmagen  abgeschieden. 
Jede  J^eberhälfte  besteht  aus  etwa  45 — 51  am  Ende  geschlossenen 
Schläuchen  ,  welche  mit  ihrer  Spitze  den  Aussenrand  des  Cephalo- 
Ihorax  erreichen  ,  und  welche  durch  zahlreiche  Verbindungsbrücken 
zwischen  Rücken  -  und  Bauchplatte  des  Brustschildes  geschieden  wer- 
den. Die  Deutung  dieses  Organs  als  Leber  hält  der  Verf.  trotz  sei- 
nes übereinstimmenden  Baues  mit  den  übrigen  Theilen  des  Darmka- 
nals und  trotz  seiner  weiten  und  stets  geöffneten  Communikation  mit 
dem  Magen,  gegen  Leydig,  der  dasselbe  bei  Argulus  als  eine  Di- 
vertikelbildung  des  Darms  anspricht,  aufrecht.  —  In  besonderer  Voll- 
ständigkeit hat  der  Verf.  bei  der  Durchsichtigkeit  des  Thieres  die 
Verbreitung  und  Verzweigung  des  Gefässsystems  beobachten  können. 
Das  in  der  Mitte  des  Abdomens  liegende  Herz  hat  die  Form  eines 
länglich  eiförmigen  Schlauches  und  zeigt  sechs  venöse  Spalten,  von 
denen  vier  auf  der  oberen  und  zwei  auf  der  unteren  Seite  symme- 
trisch angebracht  sind;  es  entsendet  nach  vorn  drei  starke  Arterien- 
stämnie,  von  denen  der  mittlere,  ohne  Seitengänge  abzugeben,  in 
gerader  Linie  zum  Gehirne  verläuft,  an  welches  er  zwei  starke  Aesto 
abgiebt  und  sich  vor  demselben  gabelartig  theilt  um  die  Augen  zu 
versehen:  die  beiden  seitlichen  dagegen  unter  allmähliger  Divergenz 
und  jiach  Abgabe  zahlreicher  Seitenäste  in  die  Fühler  gehen.  Aus 
dem  hinteren  Ende  des  Herzens  entspringen  ebenfalls  drei  Arterien, 
von  denen  die  eine  jedoch  nur  klein  ist;  von  den  beiden  grossen 
verläuft  die  mittlere  über  dem  Darmkanale  in  gerader  Richtung  nach 
hinten,  indem  sie  nur  an  die  einzelnen  Hinterleibssegmcnte  kleine 
Seitenäste  abgiebt;  die  seitliche  dagegen,  Avelche  zugleich  die  dick- 
ste ist,  wendet  sich  im  Bogen  auf  die  Unterseite  des  Darms,  und  setzt 
sich  hier  in  einen  nach  vorn  und  hinten  verlaufenden  Miltelstamm 
fort,  welcher  beiderseits  starke  Seitenäste,  besonders  zu  den  Beinen, 
abgiebt.  Durch  zahlreiche  Anastomosen  der  feinsten  Arterienzweige 
wird  ein  Capillarnetz,  das  die  verschiedensten  Organe  umstrickt,  her- 
vorgebracht ,  ohne    dass    aber   irgendwo  ein  Uebergang    in  Venen   zu 


524     Gerslaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

erkennen  war.  Dagegen  konnte  der  Verf.  Oeffniingen  sowohl  an 
diesem  Capillarnetz  als  auch  am  Ende  grösserer  Gefässe  nachweisen, 
aus  denen  das  Blut  sich  in  die  lacunären  Bahnen  ergiesst.  —  Ath- 
niungsorgane  existiren  ausser  den  gefiederten  Anhängen  der  Beine 
nicht,  ebensowenig  Hessen  sich  Geschlechtsorgane  nachweisen,  wie 
dies  die  jetzt  nachgewiesene  Larvcn-Katur  des  Thieres  erklärt. 

Couch,  „Note  on  the  occurrence  of  Phyllosoma  commune  on 
the  coast  of  Cornwall"  (Journal  of  proceed.  of  the  Linnean  soc, 
Zoology  II.  p.  146  ff.)  lieferte  Beschreibung  und  Abbildung  eines 
Exemplars  von  Phyllosoma  commune,  welches  an  der  Küste  von  Corn- 
wall gefischt  wurde.  Das  Thier  war  beinahe  einen  Zoll  lang  und 
wich  von  der  Milne  Edward'schen  Art  gleiches  ISamens  durch  die 
Grössenverhältnisse  der  Cephalothorax -Abschnitte  ab,  stimmte  dage- 
gen mit  der  von  Leach  gegebenen  Abbildung  seines  Phyllos.  com- 
mune überein.  (Jedem,  der  Phyllosomen  nach  den  davon  existirenden 
Beschreibungen  und  Abbildungen  zu  bestimmen  versucht  hat  ,  wird 
die  Schwierigkeit,  dies  zu  bewirken,  aufgefallen  sein;  die  einzelnen 
Individuen  zeigen  in  der  Kegel  ebenso  viele  Uebereinstimmungen 
als  Abweichungen  von  den  existirenden  Abbildungen,  ein  Umstand, 
der  durch  den  Nachweis  der  Larvennatur  des  Thiere  seine  genügende 
Erklärung   findet.     Ref.) 

Coste  „Etudes  sur  les  moeurs  et  sur  la  generation 
d'un  certain  nombre  d'animaux  marins"  und  „Faits  pour 
servir  ä  Thistoire  de  la  fecondation  chez  les  Crustaces" 
(Comptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tome  46.  p.  432  und 
Tome  47.  p.  45  ff.)  machte  verschiedene  Mittheilungen  über 
die  Lebensweise  und  Fortpflanzung  mariner  Crustaceen. 

Die  Begattung  von  Carcinus  maenas  findet  unmittelbar  nach 
der  Häutung  statt,  was  nothwendig  ist,  da  das  Weibchen  sonst  seine 
Eier  mit  der  alten  Haut  verlieren  würde.  Das  Männchen  schleppt 
das  Weichen  mehrere  Tage  mit  sich  herum  und  wartet  dessen  Häu- 
tung ab;  mehrere  Tage  nach  dieser  lässt  das  Weibchen  die  Begattung 
zu.  Palaemon  serratus  weicht  darin  ab,  dass  er  sich  des  Weibchens 
erst  nach  der  Häutung  bemächtigt.  —  Maja  squinado  legte  zwischen 
zwei  Häutungen  zweimal  hinter  einander  Eier  ,  ohne  wiederholt  be- 
fruchtet worden  zu  sein.  —  Von  Homarus  und  Palinurus  wird  die 
Samenfiüssigkeit  frei  an  das  Sternum  des  Weibchens  entleert;  bei  Pa- 
laemon und  Crangon  dagegen  in  Spermalophoren  eingehüllt  au  die 
Basis  der  weiblichen  Beine  befestigt;  das  Eierablegen  erfolgte  bei 
Palaemon  schon  am  Tage  nach  der  Begattung. 

Brachyura.  Oxyrrhyncha.  —  de  S  auss  u  re  (Memoires  de  la 
soc.  de  phys.  de  Geneve  XIV,  2.  p.  423  ff.  pl.  I)  gab  Beschreibungen 
und  Abbildungen  von  folgenden  neuen  Arten:  Milhrax  corntdus,  Pe- 


im  (ilebiele    der  Entomologie  wahrend  des  Jahres  1858.       525 

ricera  spinosissima,  hicornis  und  Lamhrvs  crenulatus  aus  dem  Anlil- 
len-Meere. 

Cyclo  metopa.  —  Von  S  ti  mp  so  n  (Proceed.  acad.  nal.  scienc 
Philad.  1858.  p.  31  ff.)  machte  durch  Diagnosen  eine  grössere  Anzahl 
neuer  Arten  bekannt,  von  denen  einige  zugleich  neue  Galtungen  bil- 
den. Letztere  sind:  Lachnopodns  n.  g.  mit  Liomera  verwandt,  aber 
durch  schmaleres  Rücken  -  Schlid  und  stachlige  Beine  unterschieden. 
Rückenschild  glatt,  die  hintere  Region  der  Quere  nach  convex;  die 
Augenhöhle  dreilappig,  die  Lappen  klein  und  stumpf;  Fühler  wie 
bei  Carpilius.  Am  innersten  Maxillarfusspaare  die  Lacinia  an  der 
Spitze  nicht  gabelig  gctheilt,  die  äusseren  Maxillarfüsse  mit  längsge- 
furchter Hüfte  ,  ihr  Schenkel  gegen  den  Innenwinkel  hin  ausgehöhlt 
und  am  Vorderrande  concav.  Die  Scheeren  aussen  gefurcht,  die  Geh- 
füsse  sehr  borstig  mit  zusammengedrücktem,  oberhalb  stachligen 
Schenkel.  Art:  Lachnop.  Rodgersii  aus  dem  Hafen  Caspar.  —  2) 
Sphaerozius  n.  g.,  mit  Ozius  verwandt;  Körper  fast  kuglig,  Rücken- 
schild schmaler,  der  hintere  Seitenrand  länger;  Fühler  den  inneren 
Spalt  der  Augenhöhlen  einnehmend  ,  das  Basalglied  die  Stirn  nicht 
berührend  ;  Stirnrand  und  oberer  Augenhöhlenrand  ziisammenhängendy 
durch  keinen  Einschnitt  getrennt.  (Die  Gattung  ist  auf  Pseudozius 
dispar  Dana  gegründet.)  Fernere  neue  Art:  Sphaer.  nitidus  von 
Hongkong.  —  3)  Heteropanope  n.  g. ,  mit  Panopeus  verwandt,  durch 
einen  am  vorderen  3Iundrande  hervorragenden  Höcker,  berabgesenkte 
Stirn  ,  kleinen  äusseren  Orbitalspalt  und  siebengliedrigen  Hinterleib 
des  Männchens  unterschieden.  (Auf  Panop-  dentatus ,  caystrus  und 
formio  Adam  und  White  gegründet.)  Neue  Arten  :  Het.  glahra  und 
eiicratoides  von  Hongkong,  Australiensis  von  Port  Jackson.  —  Als 
neue  Arten  bekannter  Gattungen  wurden  diagnoslicirt :  Etisus  con- 
rexus  Japan,  Liomera  subacuta  Insel  Loo-Choo,  Aclaca  pura  Port 
Jackson  und  Hongkong,  subglobosa  und  pilosa  Hongkong,  Xanthodes 
elegaiis  Japan ,  Folycremnus  vemtcifer  Hongkong ,  Chlorodius  denti- 
frons  Insel  Loo-Choo  ,  Pilodius  nigrocinctvs  Japan,  granulatus  Hong- 
kong, Ozius  rugulosus  Insel  Bonin,  Pseudozius  microphthahnus  eben- 
daher, Pilumnus  rufopunclatns  und  fissifrons  Port  Jackson,  verrucosi- 
pes  Cap,  forficigerus  Insel  Ousima,  lapillinianus  Nord-China,  hirsutvs 
ebendaher  und  von  der  Insel  Ousima,  marginatus  Insel  Loo-Choo, 
dorsipes  Hongkong,  Trapezia  reticulata  Insel  Loo-Choo,  Tetralia  lae- 
vissima  Insel  Ousima,  Portunus  strigilis  Japan,  Amphitrite  gracilima- 
nus  China,  gracillima  Port  Lloyd,  media  Caspar,  Thalamita  picta  Ou- 
sima, Kraussia  nitida  Nord-China,  Cheirogonus  aculidens  Japan. 

Von  de  Saussure  (Memoires  d.  1.  soc.  de  phys.  de  Geneve 
XIV,  2.  p.  230  ff.  pl.  1  u.  2)  wurden  beschrieben  und  abgebildet: 
Chlorodius  Amcricanus,  Panopeus  occidentalis,  serratus  ,  Americanus, 
Portunus  Guadulpensis,  Lupea  anceps  n.  A.  von  den  Antillen. 


52G     Gerstaecker:   Bericht  über  die  wissonschaflliclien  Leistungen 

Catometopa.  — Stimpson  (Proceed.  acad.  nat.  scienc. Philad. 
1858.  p.  93  ff.)  errichtete  folgende  neue  Gattungen  :  1)  Pilumnoflax  n.  g. 
Rückenschild  niedergedrückt,  hinten  breit,  der  vordere  Seitenrand 
kürzer  als  der  hintere;  Augen  und  Orbitae  klein  ,  gerundet;  Fühler 
und  äussere  Kieferfüsse  denen  von  Piluninus  ähnlich.  Scheerenfüsse 
kurz,  Gehfüsse  lang,  die  des  dritten  Paares  länger,  ihr  Endglied  nie- 
dergedrückt. Copulationsorgane  des  Männchens  ^  oin  llinterlcibe  be- 
deckt, in  den  Ilüftstücken  gelegen;  Hinterleib  des  Männchens  an  der 
Basis  breit,  das  letzte  Sternalsegment  bedeckend,  im  Uebrigen  sehr 
schmal,  alle  Segmente  getrennt.  Mit  Pseudorhombila  nahe  verv^andt. 
Vier  Arten  :  Fil.  sulcatifrons  Hongkong,  loncjipes  und  sculpla  Ousima, 
ciliala  Japan.  —  2)  Heteroplax  n.  g.  Rückenschild  trapezoidal,  quer, 
Gesichtsregion  kaum  schmaler  als  die  Schale;  Stirn  breit,  Augen  lang 
mit  dicken  Peduaculis;  Fühler  lang,  dünn,  Basalglied  verlängert, 
schmal,  beweglich,  am  Aussenwinkel  der  Orbita  entspringend.  Epi- 
stom  gross,  am  Vorderrande  mit  kleinem  Höcker.  Scheerenfüsse  kräf- 
tig, massig  lang,  mit  schiefen  Fingern  ;  Gehfüsse  zart,  die  des  dritten 
Paares  länger,  mit  zusummengedrücktem  Endgliede.  Stcrnum  und 
Hinterleih  wie  bei  Pilumnoplax.  Zwei  Arten  :  Ilet.  dentata  unil  trans- 
versa Hongkong.  —  Für  die  vier  folgenden  Gattungen,  welche  sich 
durch  kleine,  unbewegliche  Augen  auszeichnen,  und  die  der  Verf. 
für  blind  oder  myopisch  hält,  errichtet  er  eine  eigene  Familie  „TiÄt- 
z-opidae  ,"  welche  zwischen  die  Carcinoplacidae  und  Gonoplacidae 
eingeschaltet  wird.  Diese  drei  Gattungen  sind  :  3)  Scalopidia  n.  g. 
Rückenschild  hinten  breiter,  vorn  massig  abschüssig,  der  scharfe  Rand 
fast  ununterbrochen;  Augenhöhlen  fast  marginal,  nicht  tief,  Augen 
klein,  damit  verschmolzen;  erstes  P'ühlerglied  kurz,  die  Stirn  nicht 
erreichend,  Geissei  zart,  nackt.  Die  äusseren  Kieferfüsse  beim  Männ- 
chen ziemlich  klaffend,  die  Ruthen  nicht  in  Rinnen  verborgen.  Art  : 
Seal,  splnosipes  von  Hongkong.  —  4)  Rhiz-opa  n.  g.  Rückenschild 
vorn  ziemlich  abschüssig,  seitlich  hinten  gleichbreit ;  Augenhöhlen  am 
Vorderrande  ausgehöhlt,  Augen  klein,  mit  massig  grossen  Pedunculis, 
in  den  Augenhöhlen  festgewachsen.  Basalglied  der  Fühler  fest  einge- 
fügt, Ruthen  des  Männchens  verborgen,  äussere  Kieferfüsse  etwas  klaf- 
fend. Art:  /?/iis.  </rrtcj7/s  Hongkong.  —  5)  Typhlocarcinnsn.  g.  Rücken- 
schild vorn  stark  abschüssig,  hinten  gleich  breit,  der  vordere  Seiten- 
rand spärlich  gezähnt;  Augenhöhlen  vorn  ausgehöhlt,  klein,  tief,  den 
Pedunculus  der  Augen,  welcher  unbeweglich  obwohl  nicht  verwach- 
sen ist,  einschliessend.  Augen  obsolet;  Basalglied  der  Fühler  klein, 
kurz,  Geissei  zart,  nackt;  äussere  Kieferfüsse  kaum  klaffend;  Ruthen 
des  Männchens  meist  nicht  verborgen.  Zwei  Arten  :  Typhi,  villosus 
und  7iudus  von  Hongkong.  —  6)  Ccraloplax  n.  g.  Rückenschild  hin- 
ten breiter,  vorn  und  hinten  abschüssig.  Vorder-  und  Seilenrändcr 
scharf,  ciliirt.     Orbitae   vorn  leicht  ausgehöhlt;  Augen  verschmolzen. 


im  Gebiete  der  Entomologie   wahrend  der  Jahres  1858.     527 

zusammengedrückt,  mit  scharfem  ,  gewimporlen  Rande;  Stirn  schmal, 
herabgebogen  ,  stark  hervortretend  ;  Füliler  gross  ,  Basalglied  recht- 
winklig, beweglich,  Geissei  gewimperl;  Epistom  lang,  äussere  Kie- 
ferfüsse  klein,  nicht  klad'end  ,  Beine  zusammengedrückt,  gewimpert. 
Art:  Gerat.  Sinensis  Nord  -  China.  —  Fernere  neue  Gallungen  sind: 
7)  Chaenostoma  n.  g.,  von  Cleistosloma  durch  klad'ende  äussere  Kie- 
fcrfüsse  unterschieden,  auf  Gleist.  Boscii  Dana  und  Chaen.  crassima- 
nus  n.  A.  von  Loo-Choo  begründet.  —  8)  Jlyoplox  n.  g.,  wird  durch 
einige  subtile  Merkmale  von  JMacrophthalmus  unterschieden.  Art: 
llyopl.  tenella  von  Cahton  ,  im  Flussschlamme  lebend.  —  9)  Dolilla 
neue  Benennung  für  Dolo  de  Haan  (i\ame  schon  bei  Acn  Mollusken 
vergeben).  —  10)  Geothelphusa  n.  g.,  auf  Thelphusa  Berardi  de  Haan 
gegründet,  mit  einer  neuen  Art:  Geolh.  oblusipes ,  Vaterland  nicht 
angegeben.  —  11)  Geograpsus  n.  g. ,  für  die  im  Binnenlande  leben- 
den Grapsus-Arten:  wie  Gr.  lividus,  crinipes  n.  s.  w.  errichtet  ;  neue 
Art:  Geogr.  rnbidus  von  den  Bonin-Inseln.  — 12)  Plychognalhus  n.  g. 
mit  riaty-  und  Pseudograpsus  verwandt;  Rückenschild  flach,  Stirn 
horizontal  ,  ununterbrochen  ,  der  vordere  Seitenrand  scharf,  ausge- 
randet;  äussere  Kieferfüsse  sehr  breit,  hinten  verengt,  ohne  Ciisla; 
Hinterleib  des  3!ännchens  sehr  schmal,  der  des  Weibchens  mit  freiem 
Eudgliede.  Art:  Ptych.  glaber  von  den  Bonin-Inseln.  —  lo)  Äcmaeo- 
pleura  n.  g.,  von  Cyclograpsus  durch  ganze  Seitenränder  der  Schale 
und  unterhalb  fast  vollständige  Orbitae  unterschieden;  die  Finger 
der  Scheere  innen  an  der  Basis  wollig.  Art:  Actn.  parvula  vpn  Ou- 
sima.  —  Einer  eigenen  neuen  Gruppe  Camptandriidae ,  welche  auf 
die  Grapsidae  folgt,  gehört  eine  neue  Gattung:  14)  Camptandriiim  an, 
mit  fast  sechsseitigem  Rückenschilde,  die  Gesichtsregion  kaum  ein 
Drilttheil  der  Breite  derselben  einnehmend,  die  Stirn  fast  nur  einem 
Vierttheil  gleichkommend  ;  vorderer  Stirnrand  schief,  dreizähnig,  der 
hintere  Zahn  seitlich  hervorragend,  hinterer  Seilenrand  convex.  Ober- 
fläche uneben  ,  mit  drei  unterbrochenen  Querrippen  beim  Männchen. 
Augen  ziemlich  lang,  Orbitae  quer,  fast  vollständig,  mit  grosser 
Buchtung  nach  unten  und  aussen.  Fühler  kurz  mit  kleinem,  gerun- 
deten Basalgliede,  das  dritte  Glied  im  Innern  Einschnitt  der  Orbila 
liegend.  Hinterleib  des  Männchens  an  der  Basis  nicht  erweitert,  in 
der  Mitte  stark  eingeschnürt ,  das  letzte  Segment  an  der  Basis  nicht 
schmaler  als  das  vorhergehende;  der  des  "Weibchens  breit,  das  ganze 
Sternum  bedeckend,  das  letzte  Segment  kaum  frei.  Art:  Campt,  sex- 
dentatum  von  Hongkong.  —  15)  Asihenognathu's  n.  g. ,  ebenfalls  eine 
eigene,  der  vorigen  folgende  Gruppe  Asthenognalhidae  bildend,  in  der 
Form  fast  Pinnixa  gleichend.  Art:  Aslhen.  inaequipes  von  Niphon.  — 
16}  Rhynchoplax  n.  g.  ,  mit  Trigonoplax  verwandt,  von  dreieckigem 
Körper,  wenig  niedergedrückt,  Seitenrand  zweizähnig;  Rüssel  drei- 
zähnig, der  Mittelzahn  stark,   verlängert,  aufwärts  gekrümmt,  die  seit- 


528     Gerstaecker:  Bericht  über  die  vvissenschafllichcn  Leistungen 

liehen  klein,  scharf.  Die  hinteren  Fühler  ziemlich  gross,  nicht  durch 
ein  Septum  getrennt;  Augen  nicht  zurückziehbar,  der  Dorn  nach  aus- 
sen von  der  Orbita  klein.  Die  Scheerenfüsse  des  Männchens  kräftig, 
kaum  kürzer  als  die  Gangbeine;  von  diesen  das  erste  Paar  länger, 
alle  Klauenglieder  sichelförmig  gekrümmt;  Hinterleib  des  Männchens 
länglich,  gegen  die  Spitze  hin  leicht  zusammengezogen.  Art:  Rhynch. 
messor  aus  Japan  und  setirostris  von  Hongkong.  —  Neue  Arten  sind 
ferner:  Macrophthalmus  denlalus  Hongkong,  convexits  Loo-Choo,  Me- 
taplax  Zow^i/je5  Hongkong,  Scopimera  tiiberculala  Japan,  Mycliris  hre- 
ridactylus  Loo-Choo,  Gelasimus  duhius  Loo-Choo,  acutus  wnA  splen- 
didus  China,  pulchellus  Tahiti,  Ocypode  convexa  Japan,  Metopograpsus 
quadridentatus  Hongkong,  Pachygrapsus  laevimanus  Sidney,  Grapstis 
longipes  Hongkong,  subqnadratns  Havvai,  Nautilograpsus  anguslalns 
stiller  Ücean,  Eriochirus  reclus  Macao ,  Pseudograpsus  albus  Kikai- 
sima,  Platygrapsus  convexiusculus  Loo-Choo,  Cyclograpsus  longipes 
Bonin -Inseln  ,  Sesanna  rupicola  und  vestita  Ousima,  Pinnolheres  ob- 
scurus  Hongkong  ,  Boninensis  Bonin-lnseln  ,  parvulus  China  ,  tumida 
Jesso,  pemiltipedalis  Hongkong,  Hymenosoma  geometricum  Simons- 
Bay,  Halicarcimis  ovatus  Port  Jackson  ,  Trigonoplax  Iruncata  Ousima 
und  Loo-Choo. 

de  Saussure  (Memoires  de  la  soc.  de  phys.  de  Geneve  XIV,  2. 
p.  435  tf.  pl.  2)  beschrieb  und  bildete  ab:  Polamia  Americana  {?se\x- 
dothelphusa  Americana  Sauss.  antea).  Cardisoma  quadrata,  Gecarcinus 
depresstis ,  Sesanna  Americana,  niiniata,  Metopograpsus  gracilis, 
miniatus ,  dubius  und  Plagusia  gracilis  als  n.  A.  von  den  Antillen; 
von  bekannten  Arten  werden  nochmals  charakteiisirt :  Cardisoma 
Guanhumi  Marcgr. ,  Gecarcinus  lateralis  Frem.  ,  Goniopsis  ruricola 
Deg.  ,    Grapsus  maculatus  ?   Catesby. 

Oxystomata.  —  Stimpson  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Phi- 
lad.  1858.  p.  159  fT.)  beschrieb  folgende  neue  Gattungen  und  Arten  : 
Leucosia  vittata  Hongkong,  maculata  China,  parvimana  Gaspar,  P//t- 
lyra  tuberculosa  Hongkong  ,  unidentata  China,  Ebalia  Madeirensis 
Funchal ,  Arcania  globata  China,  Oreophorus  rugosus  Loo-Choo.  — 
Carcinaspis  n.  g. ;  Rückenschild  breiter  als  lang,  fast  kreisförmig, 
flachgedrückt,  hinten  aber  nicht  in  eine  Lamina  ausgebreitet,  Seiten 
erweitert,  ohne  jedoch  die  Beine  zu  verdecken;  Stirn  mit  kurzem, 
abgestutzten  Rüssel,  Augen  unter  dem  Rückenschild  verborgen,  Or- 
bitae  gerundet,  tief,  innen  nicht  geschlossen,  ohne  Spalten.  Epislom 
breit,  Mundöll'nung  so  breit  als  lang;  Scheerenfüsse  kräftig,  ohne 
Crista,  die  Finger  fast  in  die  Länge  gezogen.  Das  3te  bis  Gte  Seg- 
ment des  weiblichen  Hinlerleibs  verwachsen.  Art:  Carcin.  margina^ 
tus  vom  Cap.  —  Cryptocnemus  n.  g.  Rückenschild  breit,  pentagonal, 
hinten  und  seitlich  stark  lamellenartig  ausgebreitet,  die  Gangbeine 
bedeckend ;    äussere    Antennen    fast    verkümmert.      Scheerenfüsse    mit 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres   1858.       529 

kammartiger  Lamelle  und  kurzen  Fingern;  Hinterleib  des  Älännchens 
schmal  dreieckig,  alle  Segmente  mit  Ausnahme  des  ersten  und  letzten 
unter  einander  verwachsen,  Art:  Crypt.  pentagonus  aus  Japan.  — 
Onychomorpha  n.  g.  Rückenschild  klauenförmig  ,  länger  als  breit) 
vorn  schmal,  hinten  stark  erweitert;  Stirn  sehr  kurz,  abgestutzt,  Or- 
bitae  sehr  klein  ,  oberhalb  tief  gespalten,  innerhalb  ebenfalls  mit  klei- 
ner Lücke.  Epistom  sehr  klein,  äussere  Fühler  obsolet,  MundöfTnung 
länger  als  breit;  Scheerenfüsse  niedergedrückt,  mit  sehr  kurzen,  fast 
queren  Fingern,  Hinterleib  des  Männchens  fast  dreieckig,  an  der  Basis 
breit  und  beiderseits  aufgetrieben,  die  Segmente  verwachsen.  Art: 
Onych.  lamelligera  von  Hongkong.  —  Tymoliis  n.  g.,  zur  Gruppe  von 
Dorippe  gehörig,  Form  des  Schildes  fast  wie  bei  llomola,  Stirn  vier- 
zähnig,  der  Zahn  des  Älundrandes  von  oben  her  ebenfalls  sichtbar; 
Augen  klein,  Orbitae  tief,  oben  stark  unterbrochen,  mit  grösserer 
Kluft  nach  innen  ;  innere  Fühler  ziemlich  lang,  ohne  Gruben,  äussere 
kurz,  unterhalb  jenersitzend,  mit  deutlichen  Gliedern.  Gangfüsse 
fast  wie  bei  Dorippe,  die  Finger  aber  kaum  sichelförmig;  Hinterleib 
sechsringlig,  der  letzte  Ring  erweitert.  Art:  Tymolus  Japonicus  von 
Jesso.  —  Dorippe  sexdentata  n.  A.  von   Kagosima  in  Japan. 

HepatHs  tuberculahis  de  Saussure  (Memoires  d.  1.  soc.  de  phy- 
sique  de  Geneve  XIV,  2.  p.  450-   pl.  2)  n.  A.  von  Guadeloupe. 

Lucas,  flNote  monographique  sur  le  genre  Ixa"  (Annales  soc. 
entomol,  VL  p.  179  ff.)  gab  eine  Beschreibung  und  auf  pl.  4  eine  Ab- 
bildung einer  neuen  Art  Ixa  Edtcardsii ,  welche  bei  Marseille  im 
Alluvium  aufgefunden  wurde.  Um  dabei  zugleich  eine  Monographie 
der  Gattung  zu  liefern,  führt  der  Verf.  auch  die  übrigen  bis  jetzt  be- 
kannten Arten  namentlich  mit  Synonymie  auf,  deren  Zahl  sich  nach 
ihm  auf  zwei  stellt.  Er  hat  jedoch  dabei  die  von  White  im  Voyage 
of  the  Samarang  beschriebene  Ixa  megaspis  übersehen. 

Notopoda.  Stimpson  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia 
1858.  p.  225)  gab  eine  Synopsis  derDromiden  und  stellte  dabei  meh- 
rere neue  Gattungen  auf:  1)  Dromidia  n.  g.,  für  Dromia  hirsutissima 
Lam.  2)  Cryptodromia  n.  g.,  für  Dromia  nodipes  Lam.  (Die  Gattung 
Dromia  sens.  strict.  wird  aufDrom.  vulgaris,  Rumphii  etc.  beschränkt). 
3)  Pseiidodromia  n.  g.  Rückenschild  verlängert,  convex,  behaart, 
hinten  nur  wenig  erhärtet;  Geeichtsregion  viel  breiter  als  die  Hälfte 
der  Thoraxbreite;  Epistom  nicht  mit  der  Stirn  verbunden.  Der  Ap- 
pendix des  vorletzten  Hinterleibssegmentes  beim  Männchen  klein, 
verborgen  ;  das  fünfte  Beinpaar  sehr  lang,  länger  als  das  zweite.  — 
Art:  Pseicd.  lafens  vom  Cap.  —  4)  Petalomera  n.  g. ,  Rückenschild 
länglich,  gewölbt,  die  Epimeren  hinter  der  Naht  häutig;  Schenkel 
der  sechs  vordersten  Beine  lamellenartig  erweitert;  die  Finger  der 
Scheeren  an  der  Spitze  hornig,  löffeiförmig.  Art:  Fetal,  yramdala 
aus  Japan.  —  5)  Conchoecetes  n.  g.,  auf  den  Cancer  artificiosus  Herbst 
Archiv  f.   Naturg.  Jahrg.  XXV.  2.  Bd.  II 


530     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenscliafnichen  Leistungen 

begründet.  —  Als  neue  Arten  werden  ferner  (ebenda  p.  238  ff.  be- 
schrieben :  Dromidia  spongiosa  vom  Cap,  excavata  von  Port  Jackson, 
Cryptodromia  coronata  von  den  ßonin-Inseln,  tuberculäta  von  Caspar 
und  Kagosima  (Japan),  tumida  von  Ousima  und  cannliculata  von 
Caspar  und  Loo-Choo. 

Zur  Gruppe  der  Hippiden  kommt  (ebenda  p.  230)  eine  neue 
Gattung  Mastigopiis  Stimpson  (der  IXame  ist  schon  von  Leuckart 
unter  den  Crustaceen  vergeben  !  vergl.  Jahresbericht  1854.  p.  185)  mit 
kurzen  Fühlern,  länglichen  äusseren  3Iaxillarfüssen  ,  deren  Schenkel 
an  der  Spitze  abgestutzt  ist  ,  sehr  langen  Vorderbeinen  mit  geissel- 
förmigcm,  vielgliedrigen  Finger.  Art:  Mast,  gracilis  aus  dem  Chine- 
sischen Meere. 

In  der  Albuneiden-Gruppe  wird  (ebenda  p.  230)  eine  neue  Gat- 
tung Lepidopa  Stimpson  für  Albunea  scutellata  Fab.  errichlet. 

In  der  Lithodiden  -  Gruppe  (ebenda  p.  231)  eine  neue  Galtung 
Acanlholithus  für  Lithodes  hystrix  de  Haan. 

Als  neue  Art  ist  ferner  zu  erwähnen:  Remipes  Cvbensis  H.  de 
Saussure  (Memoires  de  la  soc.  de  phys.  de  Geneve  XIV,  2.  p.  452.  pl.2. 
flg.  19  von  Cuba. 

Pagurini.  Stimpson  (Proceed.  acad.  nat.  scienc.  Philadelphia 
1858.  p.  232  ff.)  gab  eine  Synopsis  der  bis  jetzt  bekannt  gewordenen 
Gattungen  und  Arten  dieser  Familie  und  vermehrte  die  Zahl  der  er- 
steren  durch  folgende:  1)  Petrochirus  n.  g.,  auf  Pag.  granulatus  Oliv, 
errichtet.  2)  Spiropagurtis  n.  g.,  für  Pag.  spiriger  de  Haan.  —  ISeue 
Arten  sind  folgende:  Cenohita  purpurea  von  den  Bonin  -  Inseln ,  ca- 
vipes  von  Loo-Choo,  Diogenes  brevirostris  vom  Cap,  penicillatus  von 
rsiphon ,  Pagurns  sculptipes  von  Japan,  platythorax  von  Loo-Choo, 
Clibanarivs  pacifwus  von  Ousima,  Paguristes  digitalis  von  Jesso,  se- 
minudus  von  Japan,  Eupagunts  megalops  aus  dem  Chinesischen  Meere, 
qracilipes  Vaterland?,  constans  und  peclinatus  von  Jesso,  trigono- 
cheirus  jtus  der  Berings -Strasse  ,  pllosipes  von  Loo-Choo,  angustus 
von  Kikaisima,  Japonicus  von  Japan,  sinuatus  und  acantholepis  von 
Port  Jackson  und    tricarmalus  von  Kagosima. 

Von  de  Saussure  (Memoires  de  la  soc.  de  phys.  de  Geneve 
XIV,  2.  p.  453  ff.  pl.  3.  flg.  20)  wurden  Pagnrns  insignis  von  Guade- 
loupe und  Ciibensis  von  Cuba  als  n.  A.  bekannt  gemacht. 

J.  E.  Gray,  „On  the  power  of  dissolving  shells  possessed  by 
the  Bernard  Crab  (Pagurus)"  (Proceed.  zoolog.  soc.  of  London,  March  9. 
1858  und-Annals  magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  IL  p.  164).  Verf.  schreibt  den 
Paguren  das  Vermögen  zu,  die  Muscheln,  in  de^en  sie  leben,  theilweise 
aufzulösen  und  zu  zerstören;  gewisse  Arten  sollen  diese  Fähigkeit  in 
höherem  Grade  besitzen  als  andere.  Bei  den  von  ihnen  bewohnten 
Fusus-Arten  z.  B.  zeigt  sich  oft  die  innere  Lippe  und  ein  grosser 
Theil  der  Säule    an    der  Innenseite    des  Mundes  zerstört,    so  dass  die 


im  Gebiete    der  Enlomolügie  während  des  Jahres  1858.        531 

Oeirming  jS^rösser  als  gewöhnlich  ist;  die  ganze  Innenseite  der  Mu- 
schel hat  daslAnsehn,   als  wäre  sie  mit  einer  Feile  bearbeitet. 

Galatheidae.  IVeue  Arten  von  Stimpson  (Proceed.  acad.  nat. 
scienc.  Philadelphia  1858.  p.  251  f.)  sind:  Galathea  Ansfraliensis  von 
Port  Jackson,  labidolepta  vom  Cap  ,  ovientalis  von  Hongkong,  acan- 
Ihomera  von  den  Bonin-Inseln,  jnihescens  und  suhsquamata  von  Ou- 
sima,  grandirostris  und  Munida  Japonica  aus  Japan. 

Derselbe  (ebenda  p.  227  f.)  gab  eine  Uebersicht  über  den  Be- 
stand der  Porcellanid'en-Gruppe  und  gründete  auf  Kosten  von  Porcel- 
lana  folgende  Gattungen :  1)  Fetrolisthes  n.  g.  für  Pore,  violacea  Gue- 
rin.  2)  Pisosoma  n.  g.  für  Pore.  pisumM.Edvv.  3)  Rhaphidopns  n.  g. 
Kückenschild  gerundet,  breiter  als  lang,  Stirn  nicht  hervorragend, 
fast  gerade,  dreizähnig,  Augen  klein;  die  Finger  der  Gangbeine  lang, 
gerade,  sehr  zart,  zusammengedrückt  und  spitz.  Art:  Rhaph.  ciliatus 
von  Hongkong.  4)  Pachycheles  n.  g.  für  Pore,  grossimana  Guerin. 
5)  Megalohrachium  n.  g.  für  Pore,  granulifera  Stimpson.  6)  Mimjo- 
cerus  n.  g.  für  Pore  angusta  Dana  und  7)  Polyomjx  n.  g.  für  Pore, 
macrocheles  Gibbes  und  biunguiculata  Dana.  —  Neue  Arten  desselben 
Verf.  sind  ferner:  Petrolisthes  piihescens  und  hastatus  von  Ousima, 
Pachycheles  Stevensii  von  Jesso  ,  Porcellana  ornata  und  serratifrons 
von  Hongkong,  dispar  von  Port  Jackson,  streptocheles  vom  Cap,  la- 
lifrons,  ptilchra  und  Porcelianella  picla  von  Hongkong,  Polyonyx  Si- 
nensis aus  dem  Chinesischen  3Ieere. 

Astacini.  de  Saussure  (Memoires  de  la  soc.  de  phys.  de 
Geneve  XIV,  2.  p.  456  ff.  pl.  3.  fig.  21—23)  gab  Beschreibungen  und 
Abbildungen  von  Camharus  consobrhms  n.  A.  von  Cuba,  Montczumae 
und  Aztecus  aus  Mexiko. 

Heller,  Notiz  über  einen  wei'ssen  Flusskrebs  (Sitzungsberichte 
der  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858.  p.  83).  Die  Schale,  sonst 
vollständig  ausgebildet,  ergab  bei  näherer  Untersuchung  einen  völli- 
gen Mangel  an  Pigment. 

GaridOS.  de  Saussure  (Memoires  de  la  soc.  de  phys.  de 
Geneve  XIV,  2.  p.  461  ff.  pl.  3  u.  4)  beschrieb  und  bildete  als  neue 
Arten  ab:  ÄJphens  Intavlus  (Halopsyche  lutaria  Sauss.  antea )  aus 
Cuba,  Cnridina  Mexicana  von  Vera-Cruz,  Palaemon  Aztecus  ,  Monte- 
zujiiae ,  Mexicanus  und  consohrinus  aus  Mexiko,  Faustinus  aus  Haiti, 
Sicyonia  cristata  und  Oplophorus  Americanus  von  den  Antillen.  — 
Palaemon  Jamaicensis  Herbst  und  forceps 31.  Edw.  werden  vergleichs- 
weise noch  einmal  beschrieben. 

Hippolyte  Gordoni  Spence  Bäte  n.  A.  aus  England  (Nat.  bist. 
reviewV.  p.  52,  Proceed.  of  societ.)  beschrieben  und  im  HoUschnitte 
dargestellt. 

Pandalus  leptorrhychus  Kinahan  n.  A.  aus  Irland  (Proceed.  of 
the  Dublin  nat.  bist,  soc,  Decbr.  1857,    Nat.  bist.    reviewV.  Proceed. 


532     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

of  societ,  p.  40)  beschrieben  und  abgebildet,  Verf.  hielt  die  Art  zu- 
erst als  möglicher  Weise  mit  Fand.  Jeffreysii  Spence  Bäte  identisch, 
setzt  aber  nachher  (Nat.  bist,  review  p.  205)  ihre  Unterschiede  aus- 
einander. 

Cumacea.  Spence  Bäte  (Journal  of  the  Royal  Dublin  soc.  II. 
und  Kat.  bist,  review  V.  p.  203)  „On  a  new  genus  and  new  species 
of  Diastylidae"  charakterisirte  eine  neue  Gattung  Vaunthompsonia^  von 
Cunia  dadurch  unterschieden,  dass  hinter  dem  Cephalothorax  nicht 
vier,  sondern  fünf  freie  Thoraxringe  vorhanderf  sind.  Art:  Vautith, 
cristata  n.  A.  aus  England;  wahrscheinlich  gehört  auch  Cuma  Ed- 
wardsii  Kroyer  dieser  Gattung  an.  Sowohl  die  genannte  Art  als 
Cyrianassa  longicornis  (Thompson  i.  lit.)  n.  A.  aus  England  werden 
a.  a.  0.  p.  203  f.  im  Holzschnitte  dargestellt.  —  Scorpionnra  vulgaris 
Thompson  mscrpt.  ist  nach  Spence  Bäte  nicht  von  Diastylis  Rathkei 
unterschieden. 

Sars  (Videnskab.  Forhandl.  in  Christiania  1858,  Separalab- 
druck  p.  7)  beschrieb  Diastylis  plttmosa  n.  A.  aus  Finniarken. 

Stoinatopoda. 

GandiOdea.  in  den  Videnskab.  Meddelelser  fra  den  Naturhist. 
Forening  i  Kjöbenhavn  1858.  Taf.  I  ist  eine  sehr  schöne  Abbildung 
von  Phyllamphion  elegans  Reinhardt  (in  derselben  Zeitschrift  v.  J. 
1840 — 50   beschrieben)  gegeben  worden. 

Amphipoda. 

Spence  ßate,  On  the  nidification  ofCrustacea  (An- 
nais and  rnagaz.  of  nat.  hist.  3.  ser.  I.  p.  161 — 169.  pl.  8) 
machte  interessante  Mittheilungen  über  die  Fertigkeit  ge- 
wisser Crustaceen  (Amphipoden) ,  sich  zum  Schutze  ihres 
Körpers  cylindrische  Röhren  oder  grössere,  mehr  unregel- 
mässige Behälter ,  in  welche  sie  sich  verkriechen ,  zu 
bauen.  Der  Verf.  führt  an,  dass  Say  der  erste  gewesen 
sei,  welcher  diese  Wahrnehmung  an  Cerapus  tubularis  ge- 
macht habe,  und  dass  ähnliche  Verhältnisse  später  von  Te  m- 
pleton,  Stimpson  und  Kroyer  zur  Kenntniss  gebracht 
worden  seien;  er  selbst  beobachtete  die  Anfertigung  eines 
solchen  Tubus  an  Meeres- Amphipoden ,  die  er  in  der  Ge- 
fangenschaft beobachtete,  und  welche  denselben  aus  See- 
latlig)    (Ulva)   herslelllen.      Die  Röhre   war    binnen    einer 


im  Gebiete  dei  Entomologie  während    des  Jahres  1858.       533 

oder  zwei  Stunden  fertig,  an  beiden  Seiten  offen  und  ge- 
räumig genug  um  eine  Wendung  des  Thieres  zuzulassen, 
welches  auf  der  einen  Seite  beunruhigt,  seinen  Kopf  zur 
anderen  Oeffnung  herausstreckte.  Bei  anderen  Arten  wird 
die  Oeffnung  nur  an  einer  Seite  gelassen  und  dann  sind 
die  Gehäuse  von  unregelmässigerer  Form,  so  dass  sie  mehr 
einem  Neste  gleichen.  Die  Thiere ,  welche  diese  beiden 
Sorten  von  Hüllen  bauen ,  sind  durch  äussere  Charak- 
tere scharf  unterschieden  und  weichen  ihrerseits  wieder 
von  den  grabenden  Amphipoden  ab,  welche  sich  AYohnun- 
gen  durch  Aushöhlen  verschiedener  Gegenstände  anferti- 
gen; sie  bilden  mit  diesen  zusammen  eine  eigene  Familie 
der  Amphipoden,  die  Domicola.  —  Der  Verf.  erörtert  im 
Folgenden  die  unterscheidenden  Merkmale  der  Gattungen 
Amphithoe,  Sunamphilhoe,  Podocerus  ,  Cerapus  und  Sipho- 
nocetus,  und  giebt  Beschreibungen  und  Abbildungen  der 
Hüllen  von  2  Siphonocetus,  2  Podocerus  und  1  Amphithoe- 
Art ,  ausserdem  des  muthmasslichen  Nestes  der  Galtung 
Phronima. 

Derselbe,  On  some  new^  genera  and  species  of  Cru- 
stacea  Amphipoda.  (Annais  and  magaz.  of  nat.  bist.  3.  ser. 
I.  p.  361  f.)  Der  Verf.  macht  durch  kurze  lateinische  Dia- 
gnosen folgende  neue  Gattungen  und  Arten  bekannt: 

1)  Macrocephalus  n.  g.  „Cephalon  horizontaliter  porrectum,  an- 
tennae  inferiores  nullae  ,  peduni  coxae  corpore  fusae,  pleopoda  po- 
steriora  tria  dnplicatis  partibus  divisa,  telson  cylindraceum."  Art: 
M.  loncjirostris  Vaterland  ?  —  2)  Pleustes  n.  g.  „Cephalon  rostro 
productum,  antennae  superiores  quam  inferiores  longiores,  coxae  an- 
teriores quatuor  permagnae,  gnathopoda  subaequalia  et  subcheliformia, 
pleopoda  posteriora  in  duplicatis  partibus  divisa,  telson  squamiforme." 
Art;  PL  tuberculata.  Vaterland?  —  Keue.Arten  :  Amphithoe  lacertosa 
aus  den  arktischen  Gegenden,  Lysianassa  bidenticulata,  Vaterland  ? 

Sars  (Oversigt  over  de  i  den  norsk-arcliske  Region  forekom- 
mende  Krebsdyr,  Vidensk.  Forhandl.  1858.  p.  11  fl'.)  beschrieb  Amphi- 
thoe parasitica,  latipes,  serraticornis ,  fulvocincta  und  macrocephala, 
Oediceros  lynceus,  Gammariis  ßssicornis,  Leucoihoe  phyllonyx  als  neue 
Arten  aus  dem  Arktischen  Meere.  Zugleich  werden  Amphithoe  (Acan- 
thonotus)  cristata  Owen,  (Acanthosoma)  hystrix  Owen,  panopla  Kroyer  ?, 
Gammarus  dentatus  Kroyer  und  Glauconome  leucopis  Kroyer  nochmals 
nach  ihren  wesentlichen  Merkmalen  unterschieden. 


454     Gerstaecker:  Bericlil  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Amphithoe  Az4ecus  de  Saussiire  (Memoires  de  la  soc.  de  pbys. 
de  Geneve  XIV,  2.  p.  474.  pl.  5.  fig.  33)  n.  A.  aus  iMexiko. 

Isopoda. 

Asellota.  Von  Sars  (Oversigt  over  de  1  den-  norsk  -  arctiske 
Region  forekonimende  Krebsdyr  p.  31  ff.)  wurde  Rhoea  spi7iosa  als  n, 
A.  aus  den  arktischen  Meeren  beschrieben,  auf  welche  er  wegen 
ihrer  Abweichungen  von  Rhoea  Latreillei  eine  eigene  Gattung  Rho- 
eides  zu  gründen  geneigt  ist;  das  zweite  Glied  des  Pedunkulus  der 
unteren  Antennen  läuft  nämlich  in  einen  cylindrischen ,  nicht  geglie- 
derten, aber  mit  langen  Haaren  besetzten  Appendix  aus. 

OniSCOdea.  Heller  (Sitzungsberichte  der  inath.-naturw.  Classe 
der  Akad.  d.  VYissensch.  zu  Wien  XXVI.  p.  322.  fig.  11—14)  beschrieb 
Titanethes  alpicola  KoUar  i.  lit.  als  n.  A.  vom  Schafberg  im  Salz- 
kammergut, unter  Steinen  lebend.  Sie  weicht  sowohl  im  Habitus  als 
in  einzelnen  Charakteren  von  Tit.  albus  Schiödte  wesentlich  ab.  — 
Ausserdem  erwähnt  der  Verf.  eine  vielleicht  neue  Art  aus  den  Un- 
garischen Höhlen  unter  dem  Namen  Tit.  graniger,  ohne  sie  jedoch  zu 
beschreiben. 

Kinahan  (Nat.  bist,  review  V,  Proceed.  p.  194  ff.  pl.  23)  lie- 
ferte unter  dem  Titel  :  „On  the  genera  Philoscia  Latr.  ,  Itea  Koch, 
Philougria  Kinah. ,  comprising  descriptions  of  new  British  species" 
einen  Nachtrag  zu  seiner  Uebersicht  der  in  Irland  vorkommenden 
Oniscoden  (vergl.  Jahresbericht  1857.  p.  274).  Neben  Philoscia  mu- 
scorum  Latr.  wird  eine  neue  Art  Philoscia  Coucliii  beschrieben  und 
abgebildet.  Die  Gattung  Philougria  des  Verf.  wird  hier  auf  Itea  Koch 
zurückgeführt  ,  doch  erstere  Benennung  aufrecht  erhalten  ,  weil  Itea 
ein  unter  den  Pflanzen  vergebener  Name  sei  (gar  kein  Grund  für  die 
Zoologie!).  Die  drei  von  Koch  beschriebenen  Arten:  Itea  riparia, 
vivida  und  rosea  kommen  auch  in  Irland  vor  und  werden  nochmals 
beschrieben  nnd  abgebildet. 

Desselben  „Remarks  on  certain  genera  of  Terrestrial  Isopoda" 
(Report  of  the  27.  meeting  of  the  British  assoc.  for  the  advanc.  of 
science,  Transact.  p.  104)  enthalten  eine  systematische  Anführung  der 
bei  Dublin  vorkommenden  Gattungen  und  Arten  der  Oniscoden. 

Von  de  Saussure  (Memoires  de  la  soc.  phys.  de  lieneve  XIV,  2. 
p.  476  ff.  pl.  5)  wurden  die  von  ihm  im  vorigen  Jahre  diagnosticirten 
Arten  von  Cuba  und  Mexiko  (vergl.  Jahresbericht  lö57.  p.274)  aus- 
führlich beschrieben   und  abgebildet. 

Franizidae.  Hesse  hat  durch  fortgesetzte  Beobachtungen  seine 
schon  im  Jahresberichte  f.  1855.  p.  192  erwähnte  Annahme  ,  dass 
Praniza  die  Larve  von  Anceus  sei,  bestätigt  gefunden  (Comptes  ren- 
dus,  22.  Mars  1858.  Tome  46.  p.  568).   —  Mi  Ine  Edwards  (ebenda 


i,„  Gebiete   der  Enloiuolosie  «Shrend  des  J»lnes  1858.       535 

28    I.nn  1858.  p.  125«)  U.eilte  über  die  lieobaehlungea  des  Verf.  mit, 
L         e  le  l'rani^e..  a«  den  flössen  verschiedener  F,.,ebe  gefun- 
den hLe    de  sich  nach  einigen  Tagen  in  der  Gelangenscha.t  ,n  An- 
ns «„.«-andeUen ;   andererseits  sah  er     wie    aus     -. -J'-;  "■;;"_ 
Anceus  abgelegt   worden  waren,   sich  Pranuen  entw.ckel  en.     Ucm 
JoZ    ibt  Milne  Edwards  an,  ist  die  Ident.tat  be.der  G  ttun- 
e     slcLe^r  festgesteiU  und  Prani.a  nur  die  l;-:v«von  Anceus.    A 
,     .1    ;u  in   rlenAniialesdesscienc.natur.4ser.  IX.  p.89ff.  „Kcippoit 
:::\t:;iv:U    ::t    «esse  rCatif  aux    ,„.tan,„rp,roses  des  Ancees 

"  ''",!:::!:Cr?cbiedene  Ansichten  über  das  Verhüitniss  beider  Gat- 
tungen ..-.inander  theiite  SpenceBate  ..<>"''-"-""''/-;'';' 
and  their  affmity  to  each  other'  (Annais  and  n>aga..  of  nat.  h,»t.  3. 
1  o  165-172  Pl.-'e  u.  7)  mit  Kücksicht  auf  die  eben  angege- 
Tene  /aJanrit  Er  selbst  habe  von  einer  Prani.a  (Pr.  Edwards..) 
ra"20  Urven    erhalt       welche  .n.hrerEo,.   -  Mi.te^.vv,sehen 

^traCgrrene ;-:::  f::.™-«  - ... .. ....  vo»  a 

iresehen  werden  könne.      Da  ..ach  Hesse  Ancens    e';^':"  => '^  ^'"»f 

-  -"  -- ' :;:::  zrzr::^^:::^!^^:^: 

rcr;r  rt -r^lgle- TI  frUhe^  aufgesteme  Meinung    dass 

Anceus  u..d  Pran,.a  nur  sexuell   verschieden    se.en   ..nd    ebenso    d.e 

Ansicht  White's,  dass  Anceus  die  Jugendforn.    von  Pran,.a     e,     al. 

■    S      Die  Manuelen  beider  Gattungen  seien  bis  jet.t  "n  okannt,  doch 

,  ■       „„  ,|p„  Weibchen  nicht  au(Valle..d  abwe.chen.  —  be^ Ol 

r;*t.*.,u., -....,.»-;- .-7—^^^^^^ 
==^HE£ir:::t::i;;=:tr::;: 

dem  der  anderen  Isopoden  ähnlich.  Bezichun- 

Beira  Vergleiche   der  von  Spence   Bäte  übe.  d.e  Bez.chun 
.eu  .w'c  Jp  a„i.a  und  Anceus  aufgestellten  A.,sicl.ten  m.t  den  .n 
CL.  „Memoire  sur  .es  -^f-;\:r^^;%!^Zt:^:> 

"::;eirt:h,"r:;r:urnche'  ibLdVung  f.,r  die  ...uoires 

rtr^t::  ers   besti„.„.t   ist)    niedergelegten   Beobachtungen 
geht  zum  mindesten  so  viel  mit  Bestimmthe.t  hervo.,  d"=^  h--     ^^ 
der  merkwürdigsten  Verhältnisse  in  Bezug  auf  Metamorphose  und  l,e 
h:'„s::;r:t:itet,   weUhes    aber   trotz    ^e-   Beobachu.ngen      e.d  . 
Auto,e„  noch  weit    davon  entfernt  .st,  aufgeklart  zu  se.n. 


536     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Lcislnngen 

dersprüche    übrigens,    welche    zwischen    beiden  obwalten,    seheinen 
weniger   in    den  Thatsachen  selbst,    als  in  der  Deutung  derselben  z» 
hegen;    denn    nach    den  Angaben    Messe's    (welche  Spence   Bäte 
noch  nicht  gekannt  zu  haben  scheint),  dass  die  Männchen  und  Weib- 
chen   von  Anceus    in    ihrer    äusseren   Erscheinung    sehr    abweichend 
gebildet  seien,  und   dass    die  Weibchen    dem    Jugendzustande  Praniza 
viel  ähnlicher  bleiben   als  die  Männchen,  wäre  es  wohl   denkbar    dass 
die  Anceus-WeibchenHesse's  von  den  sich  fortpflanzenden  Praniza- 
Weibchen  Spence  Bate's  gar  nicht  verschieden  seien,  und  es  möch- 
ten d.e  (wohl  irrigen)    Schlussfolgerungen    des    letzteren  einzig  und 
allein  auf  der   Unkenntniss   vom  Zusammengehören    der   beiden    ver- 
schiedenen Formen  als  Männchen  und  Weibchen  beruhen.     Wie  dem 
aber  auch  sei,  so  weisen  die  Beobachtungen  von  Hesse  trotz  viel- 
lacher    zurückgebliebener  Lücken   jedenfalls  \\\e  Umwandluncxen  von 
Praniza  in  Anceus   unzweifelhaft  nach;    die   meisten  Praniza    wurden 
auf  der  Haut  verschiedener  Fische  (Trigla,  Platessa,   Labrus)  gefunden 
in  besondere  Gläser    behufs    genauer    Beobachtungen    abgesperrt    und 
an  a  len,    bald  schon  nach  wenigen  Tagen,  bald  erst  nach  mehreren 
Wochen  ,  die  Verwandlung  in  Anceus-Männchen  und  Weibchen  fest- 
gestellt.     Bei    den  Weibchen    ging    auch    unmittelbar  nach  der  Ver- 
wandlung  in    die  Anceus -Form    die  Entwickelung    der  zahlreichen 
Eier  vor  sich,  deren  Befruchtung  daher  nach  Hesse's  Annahme  schon 
wahrend    des  Praniza -ZuStandes    erfolgt  sein  muss,    (wenn    sie  auch 
nicht  direkt  beobachtet  zu  sein  scheint).     Beim  Ausschlüpfen  aus  dem 
Eie  haben    die   Jungen    einen   verhältnissmässig    grossen  Kopf   (über- 
einstimmend   ist    die  Angabe  von  Spence    Bäte)    und    nehmen  all- 
mahlig  die  als  Praniza  bekannte  Form  mit  kleinem  Kopfe  und  einem 
daran   befindlichen   Saugapparate  an;    diese    Form  bleibt    bei   beiden 
Geschlechtern  bis  zur  letzten  Umwandlung,  wo  die  auffallende  Diffe- 
renz  von  Männchen  und  Weibehen    erst    hervortritt.      Die  Männchen 
haben  dann  den  sehr  grossen,  breiten,  viereckigen  Kopf  mit  weit  her- 
vorstehenden    sichelförmigen  Mandibeln  und  sehr  kleinen  ,  seitlichen 
Augen;  die  Weibchen  dagegen  behalten    den    sehr    kleinen  Kopf  aus 
der  Praniza -Periode  bei,    die  Augen    sind  gross    und  die  Mandibeln 
fehlen       Das    männliche    Zeugungsorgan    sitzt    am    Ende    des  Thorax 
über  dem  Abdomen;    es    ist  ein  sehr  langer,  zurückgebogener  Penis, 
der  seiner  ganzen  Länge    nach    von    einem  Cnnale  durchbohrt  ist,  an 
seiner  Basis  das  erste  Paar  der  Kiemenfüsse    zu  liegen  hat  und  ober- 
halb noch    von  einer  Hautfalte   geschützt    wird.      Bei    den  Weibchen 
ivird  auf  der  Unterseile    der  Thorax  durch    breite  ovale  Blätter,  wel- 
che  von  den  Seiten  entspringen    und  sich    in  der  Mittellinie  aneinan- 
der legen,  ein  grosser  Brutbehälter    für  die  Eier    und  die  sich  daraus 
entWicke  nden  Jungen    gebildet;    nach  dem  Ausschlüpfen    der  letzte- 
ren,   welche   noch    einige   Zeit    am    Mutterleibe    angeheftet  bleiben, 


„„  Gebiete  der  Entomologie  während  de.  Jahres  1858.     537 

seheinen  die  ^Veihchen  ihren  ^-'^[^^;i;';^^::1Z^:"  ^r 
..e,„ngen  •a"«----^™  ^  ^  ^  en  tndla.  1  an  den 
die  Pianiza-tonn  ist  von  Hesse  ,  gefunden 

"^'^T'.  drreiK:::;nd°r:  :r  rdetLl   nnters.einen 
vyorden,  «l'-^;^";!"  ,  ,i„,,bohrt.      Unter  letzteren  fanden  s.eh 

r ;;e:r:;>s':r::>'r...aniLn,  doeh  t..  de.„  ™d>-n . 

-"-  e.t  SP-    Ode.  .a.  Jht  ->;—--  ^^^  ,L 
fundenen  sich  schon  nach  einigen  la  Oktober; 

r;r.::dZn':::!^::Lnin^9^^^ 
::r:J'^:t:^en^^HH=^"r^^^ 

::r;:r;^:ix'----.^-ir^/^^^^ 

aie  Bedingung  fü.  ihre  Entwicl.elung  ^  --'^,^,  ,  ^  "^.f  h e . s  e', 
genen  stets  naeh  längere,-  oder  kürzerer  Z«="    '»  ^  ij^„,„d- 

Lsieht  nroehte  auch  hier  -^'^  «»f-'^VuL  de  h^"  erwähnten 
,„„g  in  die  Aneeus-Form  -f°  S^;"  ^^,7  ausführliche  Beschrei- 
bet ""';er:e:i-r:;:r  ::::aeLten  Kntwicl.lun.^^^^^ 
!;r„:iich  der  Prani.a-Forn,  »ein.  Ausschlüpfen    aus  ^en.  E  e       — 

Thiere  und  führt   sechs  verschiedene  Arten  an,  die 

sensch.  .u  Wien  XXVI    p.  320)  ^e  ch  „„,^^,,h,ide,  sich  von 

::r  «r  a;ieintsXi:hc:e:.;rne:en  sehr  antuend    dur. 
derM  ngel    des  sichelförmigen  Abdominal  -  Anhanges,   von  dem  der 

schienen:  1)  „Kogle  BemaerUninger  om  «l;  ;»'■  f  ^  f  fj^'  Z, 
„™   A,»«     Slae<.tens  rette  Begraendsning«   (p-  65-78.  lal.l).      ven. 
rebt  bi:r  r;  ::smhrliche  Irgleiebende  C-*eristil.  der  vier  .n 
den  Kordisehen  Meeren  vorkommenden  Arten  m,.  S'«    '■^-^^ 

„onymie.  nämlich:  Aega  P--''7-(---ft:  j:fnUnd     nVrL 
Kroyer  (bicarinata  Rathke),  cremdala  n.A.  von  l>,onia 
n    A    ebendaher.  -   Die  Abgrän.nng  der  Gattung  Aega  betreffend      o 
vert'i,f'  der  Verf.  die  .Abtrennung    der  Leachschen  Gattungen  Con- 


538    Gerstaecke,-:  Berich.  aber  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

lera  und  Rocinela,  welche  er  als  Unter -Abtheilnngen  von  Aega  an- 
teht,  und  .ahl.  die  18  bis  jetzt  beschriebenen  Arten  derselben  :uf  - 
I),e  unterscheulenden  Charaktere  der  vier  obengenannten  Arten  sind 
a«  lau  dargesejit  _  2)  „Beskrivelse  af  en  ny  Serolis-Ar.,  SeroUs 
6c/,,,A«  Lutkeu«  (ebenda  p.  98  fr.  Taf.  I.  fig.  12  „.  lg).  mLe  neue 
h,er  beschr.ebene  und  abgebildete  Art  stannnt  aus  der  Magellanslrasse 
und  ,st  mit  Serolis  Orbignyana  zunächst  verwandt.     -   3)    Oni  visse 

%7nLTl7l  ff.?"""  """""  '  "'"""""""  ""  '""'^"'"'^^  ''"'^'"'' 
Sars  (Oversigt  over  de  i  den  norsk-arctiske  Regio«  forekon,- 
mende  Krebsdyr  p.  34  fl.)  beschrieb  Aegu  ,en,rosa    als  „.  A.  aas  den 
nordischen  Meeren. 

Cymothoa   parasita    de    Saussure    von  Cuba  wurde   in  den  Me- 
moires  de  le  soc.  de  phys.  de  GeneveXIV,  2.   pl.  5.  fig.  44  abgebildet. 
Bopyrim.      Im   19.  13ande    der  Memorie    della  Reale  Accademia 
delle  Scenze  di  Torino  haben  E.  Cornalia  und  P.  Panceri  zoo- 
logisch-anatomische  Beobachtungen    über    einen    neuen  mit  Bopyrus^ 
verwandten    parasitischen    Isopoden,    welcher    auf  Gebia  liltoralis  in 
INizza  angetroffen  wurde  und  mit  dem  JVamen  Gyge  hranchialis  belegt 
wird,  veröffentlicht.      „Osservazioni    zoologico  -  anatomiche    sopra  un 
nuovo  genere  de  Crostacei    Isopodi    sedentarii    (Gyge  hranchialis)  del 
professore  Emilio  Cornalia  e    del  dottore  Paolo  Panceri"  (Torino 
1858.  Separatabdruck  in  4.  36  pag.  c.  tab.  2).      Das  Weibchen    dieser 
Gyge  hranchialis,  welches  nach  Art  der    verwandten   Gattungen  unter 
dem  Cephalothorax  der  Gebia  littoralis  an  den  Kiemen  derselben  haf- 
tend gefunden  wurde    und  eine  seiner  Grösse    entsprechende  Auftrei- 
bung des  Cephalothorax  seines  Wohnthieres   verursacht,  wird  von  den 
Verf.  der  vorliegenden  Abhandlung  einer  ausführlichen   Beschreibung 
nach  seinem  äusseren   und  inneren  Baue  unterworfen.      Das  Hautske- 
lett mit   seinen  Anhängen,    die  Verdauungsorgane,  das  Nervensystem 
mit  den  Sinnesorganen  und  der  Geschlechtsapparat,    ferner   auch    die 
Entwickelungsgeschichte  im  Eie  sowohl  als  die  Umbildung  der  Lar- 
venform  ,n    das    zur  Fortpflanzung    befähigte    unförmliche  Weibchen 
M'erden  durch    zahlreiche    Abbildungen  erläutert.      In  gleicher  Weise 
vyird   das  im  Verhältnisse   zum  AVeibchen  wie  gewöhnlich  sehr  kleine 
Mannchen    hauptsächlich    nach    seinen    äusseren  Merkmalen    charak- 
teiisirt.  -  Die  unterscheidenden  Merkmale  der  Gattung  Gyge  werden 
folgendermassen  festgestellt:   „Antennae  externae  maris  quadri  -  ,    fe- 
minae  triarticuiatae;    laminae    fotoriae   se    invicem  allingcntes ;  bran- 
ehiae  discoideae  rudimentales;    Ovaria   lobis    dendroideis,  ova  lutea; 
hepar  bitubulosum.     Mas  in  copula    transversum  aut  obliquum.«     An- 
hangsweise wird    eine   Uebeisicht    der    bis  jetzt  bekannt  gewordenen 
Gattungen    und  Arten  der  Bopyrinen  nebst  Charakteristik   der  ersleren 
gegeben  j    von    den  acht  hier   aufgeführten  Galtungen    ist  ausser  Gyge 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       53^ 

noch  als  neu  die  Gattung  Leidija  Cornalia  zu  erwähnen  ,  welche  auf 
den  von  Leidy  beschriebenen  Cepon  distortus  begründet  wird;  wäh- 
rend nämlich  bei  Cepon  die  Thoraxfüsse  mit  einer  Pulville  verschen 
sind,  erscheinen  sie  bei  Leidya  einfach,  hakenförmig. 

Poecilopoda. 

C.  Gegenbaur,  „Anatomische  Untersuchung  eines 
Limulus,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Gewebe.'' 
(Abhandlungen  der  naturf.  Gesellsch.  zu  Halle  IV.  Bd.,  Se- 
paratabdruck Halle.  4.  23  pag.  c.  tab.  1).  Der  Vel-f.  erhielt 
ein  erst  24  Stunden  vorher  gestorbenes  Exemplar  des  Li- 
mulus moluccanus  zur  Untersuchung ,  welches  Gelegenheit 
zur  genaueren  Feststellung  einiger  histologischen  Verhält- 
nisse der  Poecilopoden  darbot.  Das  derbe  Hautskelelt  der- 
selben besieht  nach  aussen  aus  mehreren  übereinander  ge- 
schichteten chitinisirten  Straten,  denen  nach  innen  die  Ma- 
trix sich  anlagert;  am  einfachsten  ist  das  Verhalten  an  den 
Kiemenblättchen ,  an  denen  die  einfache  Zellenschicht  aus 
den  mosaikartigen,  platten,  polygonalen  Zellen,  wie  sie 
Kölliker  an  den  Kiemenfäden  vonAstacus  dargestellt  hat, 
besteht.  Die  Dicke  der  von  jener  abgeschiedenen  Chitin- 
schicht wird  von  Porenkanälchen  durchsetzt,  welchen  wei- 
tere Canäle  ,  die  zu  den  Borsten  und  Stacheln  der  Ober- 
fläche gehen,  beigemengt  sind;  auf  den  Kiemenlrägern 
münden  diese  weiteren  Canäle  in  sehr  zierliche  becherför- 
mige ,  auf  der  Oberfläche  mit  concentrischen  Bingen  ver- 
sehene Organe,  die  sich  durch  einen  Druck  hervortreiben 
lassen.  Bindegewebe  mit  fast  homogener  oder  nur  strei- 
figer Intercellularsubstanz  wurde  an  der  Basis  der  Kiemen 
und  in  der  Umgebung  des  Magens,  solches  mit  einer  in  Fa- 
serbündeln zerfallenen  Intercellularsubstanz  weit  verbreitet 
angetroffen,  indem  es  an  manchen  Körperstellen  derbe,  seh- 
nige Bänder  darstellte;  Intercellularsubstanz  in  der  Um- 
wandlung in  elastisches  Gewebe  zeigt  sich  namentlich  an 
den  Bändern  zwischen  Herz  und  Pericardium ,  so  wie  an 
letzterem  selbst.  Das  bis  jetzt  unter  den  Arthropoden  gänz- 
lich vermisste  Knorpelgewebe  tritt  bei  Limulus  in  Form 
kleiner   Knorpelstückchen   von  2  Linien  Durchmesser   auf, 


540   Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

welche  in  den  sich  vom  Rücken  zum  Bauche  erstreckenden 
Bindegewebsmassen  zu  zweien  in  jedem  Segmente  einge- 
bettet sind.  —  Die  Elemente  der  peripherischen  Nerven 
sind  von  einander  gesonderte  und  leicht  isolirbare  Fasern; 
Theilungen  dieser  Fasern  im  Verlaufe  derselben  und  Ein- 
lagerung von  Ganglienzellen  wurden  vermisst.  —  Aus  dem 
Cardialsinus,  der  eine  anatomisch  darstellbare  Membran 
bildet,  entspringen  jederseits  zwei  Canäle  mit  ziemlich  ver- 
steckten OefFnungen,  deren  Wandung  die  Fortsetzung  der 
glatten  Wand  des  Sinus  ist,  und  welche  an  die  Kiemen- 
basis gehen;  der  Verf.  sieht  dieselben  als  Aequivalente  von^ 
Kiemenvenen  an.  Die  arteriellen  Gefässe  zeigen  nach  ihrem 
Austritte  aus  der  Wand  des  Pericardiums  nur  auf  kurze 
Strecken  dickere  Wandungen  und  gehen  allmählig  in  die 
Wandungen  canalartiger  Hohlräume  über.  Die  vom  Herzen 
zur  Wandung  des  Pericardialsinus  verlaufenden  Fasern  ent- 
halten keine  muskulösen  Elemente,  sondern  sind  verästelte, 
oft  piattenförmig  gestaltete  Fasern,  die  in  die  Categorie  des 
elastischen  Gewebes  fallen.  —  An  den  Eiröhren  zeigt  sich 
äusserlich  ein  starkes  Stratum  von  Bindegewebe,  dem  sich 
eine  Muskelschicht  aus  quergestreiften,  sich  vielfach  durch- 
kreuzenden Fasern  anschliesst;  auf  diese  folgt  ein  einfaches 
Epithelium,  welches  von  glatten,  sehr  leicht  vergänglichen 
Zellen  dargestellt  wird  und  zwar  bilden  diese  Zellen  in  den 
feinsten  Röhren  eine  dickere  Zellenlage;  die  innersten  dieser 
Zellen,  welche  sich  abheben,  entwickeln  sich  jedesmal  zu 
Eiern,  so  dass  also  die  Zellen  des  Epitheliums  die  Eikeime 
darstellen. 

Brancbiopoda. 

Im  Jahresberichte  über  die  Louisenstädtische  Real- 
schule zu  Berlin  hat  Scho  edler  (Berlin  1858.  4.  28  pag. 
mit  1  Taf.)  eine  Uebersicht  der  Branchiopoden  der  Umge- 
gend von  Berlin  zu  geben  begonnen  ,  durch  welche  nicht 
nur  die  Fauna  der  hiesigen  Gegend  als  eine  ungewöhnlich 
reiche  hingestellt  wird ,  indem  sie  den  Nachforschungen 
des  Verf.  zufolge  44  Arten  enthält,  sondern  auch  die  Kennt- 
niss   einzelner  Arten    durch    Feststellung   ihrer  Charaktere 


Im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       541 

und  Sonderung  der  Synonymie  eine  wesentliche  Förderung- 
erfahren  hat. 

Von  den  44  bei  Berlin  aufgefundenen  Branchiopoden  gehören 
4  Arten  den  Phyllopoden  (1  Branchipus,  von  welcher  Gattung  neuer- 
dings eine  zweite  Art  aufgefunden  worden  ist,  2  Apus,  1  Limnadia), 
40  Arten  den  Cladoceren  an  (1  Sida,  1  Daphnella,  6  Daphnia,  4  Si- 
mocephalus,  3  Scapholeberis,  2  Ceriodaphnia,  1  Moina,  1  Lathonura, 
1  Bosmina,  1  Macrothrix  ,  1  Acantholeberis,  1  Eurycercus,  4  Chydo- 
rus,  2  Camptocercus,  1  Acroperus,  6  Alona,  1  Peracantha,  4  Pleuro- 
xus  und  1  Polyphemus).  Die  neue  GaUung  Simocephalus  hat  der  Verf. 
für  Daphnia  vetula  iMüll.  (sima  Müll.  Jur.),  congener  Koch,  exspinosa 
de  Geer  und  serrulata  Koch,  eine  zweite:  Scapholeberis  für  Daphnia 
miicronata  Müll,  und  cornuta  Schoedl.  (mucronata  Lievin)  errichtet 
und  eine  dritte  neue  Art  derselben  unter  dem  Kamen  Scapholeberis 
obtusa  beschrieben.  Ein  näheres  Eingehen  auf  die  folgenden  Gat- 
tungen (von  Moina)  stellt  der  Verf.  in  Aussicht. 

Lophyi'opoda. 

Die  innere  Organisation  von  Sapphirina  wurde  von 
Gegenbaur  zum  Gegenstande  einer  ausführlichen  Dar- 
stellung im  Archiv  f.  Anat.  und  Physiol.  1858.  p.  63—79. 
Taf.  V  gewählt.  Seine  Mittheilungen  beziehen  sich  auf  die 
äussere  Körperbedeckung,  das  Muskel-  und  Nervensystem, 
die  Sinnesorgane,  denVerdauungsapparat  und  die  Geschlechts- 
organe. Zugleich  werden  die  Formunterschiede  des  bis 
jetzt  nicht  bekannten  Weibchens  erörtert. 

In  Betreff  der  Körperbedeckung  ist  es  von  besonderem  Inte- 
resse, dass  die  unter  dem  glashellen  Chitinpanzer  liegende  Schicht 
polygonaler  Zellen  beim  Männchen  der  Sitz  seines  Leuchtens  am  Tage 
ist,  "Während  sie  beim  Weibchen,  obwohl  histologisch  ganz  überein- 
stimmend, nichts  derartiges  erkennen  lässt;  das  Leuchten  beruht  übri- 
gens beim  Männchen  auf  einem  Lichtreflex  und  ist  besonders  durch 
den  fortwährenden  Farbenwechsel  der  einzelnen  Zellen,  der  bei  auf- 
fallendem Lichte  mit  Metallglanz,  bei  durchfallendem  mit  dioptrischem 
Farbenspiele  verbunden  ist,  merkwürdig.  —  Das  Nervensystem  zeich- 
net sich  durch  sehr  starke  Concentration  aus,  indem  sein  Centraltheil 
nur  eine  einzige  zusammenhängende  Masse  darstellt,  deren  Centrum  vom 
Oesophagus  durchbohrt  wird;  von  seinem  hinteren  Ende  gehen  zwei 
sehr  starke  Nervenstärame  ziemlich  parallel  und  allmählig  dünner 
werdend,  bis  zum  Ende  des  Körpers,  welche  seitlich  zu  jedem  Kör- 
persegmente einen  Ast  abgeben  (vielleicht  als  Bauchstrang  anzusehen, 


542  Gerstaecker:    Bericlit    über  die  wissenschaftlichen    Leistungen 

an  dem  die  Comniissuren  fehlen?  Ref.).  —  Die  einfachen  Augen, 
welche  dem  Gehirne  unmittelbar  als  zwei  Kegel  mit  ihrer  Spitze  auf- 
sitzen, bestehen  aus  einer  beiderseits  gewölbten,  linsenförmigen  Cor- 
nea, einer  dahinter  liegenden  gallertartigen,  strukturlosen  Substanz  von 
bedeutender  Längsausdehnung,  welche  als  Glaskörper  angesprochen 
wird  und  nach  hinten  sich  auf  einen  an  seinem  vorderen  Ende  sphä- 
risch abgerundeten  Crystallkegel  stützt;  dieser  wird  mit  Ausnahme 
seines  vorderen  Endes  von  einer  rothbraunen  Pigmentscheide,  um- 
geben. —  Am  Verdauungskanale  ist  der  Magen  durch  seine  quere, 
rautenförmige  Gestalt  und  sein  jederseitiges  Auslaufen  in  einen  Blind- 
sack auffallend;  der  sich  daran  schliessende,  ganz  gerade  nach  hinten 
verlaufende  Darm  ist  beim  Männchen  äusserst  eng  ,  beim  Weibchen 
sehr  beträchtlich  weiter,  und  wird  wie  auch  der  Magen  jederseis 
durch  Flügelmuskeln  (ähnlich  wie  beim  Vas  dorsale  der  Insekten)  an 
die  Körpersegmente  befestigt.  —  Während  die  Hoden  nur  zwei  kleine, 
über  dem  Magen  liegende,  quere  Schläuche,  die  in  der  3Iittellinie  zu 
einer  nach  hinten  gerichteten  Spitze  verbunden  sind,  darstellen,  sind 
die  Ovarien  von  grosser  Ausdehnung,  astartig  verzweigt  und  zu  bei- 
den Seiten  des  Darmes  bis  nahe  zum  Vorderrande  des  Körpers  sich 
erstreckend;  die  Ovidukte  münden  zugleich  mit  zwei  kurzen  Drüsen- 
schläuchen jederseits  in  das  sechste  Segment  nach  aussen. 

C.  Claus  hat  seine  schon  im  vorigen  Jahresberichte 
p.  278  erwähnten  Untersuchungen  über  die  Cyclopiden  fort- 
geführt und  dieselben  in  einer  zweiten  umfangreichen  Ab- 
handlung „Zur  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte  der 
Copepoden"  (dieses  Archiv  f.  Naturgesch.  XXIV.  p.  1 — 76. 
Taf.  I  bis  III)  veröffentlicht.  Verf.  hat  seinen  Beobachtun- 
gen die  bekannte  Cyclopsine  castor  zu  Grunde  gelegt,  wel- 
che er  in  ihrer  äusseren  und  inneren  Organisation  einer  sehr 
eingehenden  Darstellung  unterwirft  und  deren  Entwicke- 
lungsgeschichte er  von  der  Embryonenbildung  im  Eie  bis 
zu  der  geschlechtsreifen  Form  verfolgt;  wo  sich  in  der 
Entwickelungsreihe  der  genannten  Art  Lücken  zeigten,  wird 
auf  die  entsprechenden  Stadien  der  Cyclopen,  die  Verf. 
durchweg  verfolgen  konnte,  zurückgegangen,  so  wie  über- 
haupt im  Verlaufe  der  Abhandlung  zu  wiederholten  Älalen 
diese  vergleichsw  eise  mit  in  Betracht  gezogen  werden.  Auf 
die  Einzeln hciten  der  eine  Fülle  von  Beobachtungen  ent- 
haltenden Arbeit  des  Verf.  näher  einzugehen ,  verbietet 
einerseits  der  hier  zugemessene  Raum,  andererseits  würde 
sie  nur  eine  Wiederholuno-  w  eni^stens  für  die  Leser  unseres 


im  Gebiete   der  Entomologie   wahrend  des   Jaiires  1858.       543 

Arcliivs,  denen  das  Original  vorliegt,  cnUialten  können.  Um 
jedoch  wenigstens  auf  einig-e  Hauptpunkte  aufmerksam  zu 
machen,  so  sei  erwähnt,  dass  die  bis  jetzt  nur  bei  den  Cy- 
clopen-Larven  nachgewiesenen  Harnconcretionen,  dem  Verf. 
zufolge ,  sich  auch  bei  den  ausgebildeten  Thieren  vorfin- 
den ,  wo  sie  im  unteren  Theile  des  Chylusdarmes  sich  in 
Bläschen  eingeschlossen  finden :  dass  der  Verf.  sich  der 
Zenker'schen  Ansicht,  wonach  die  Athmung  der  Cyclopi- 
den  durch  die  Abscheidung-  von  Fett  ersetzt  werde  ,  ent- 
schieden widersetzt,  dass  er  dem  Blute  die  von  Zenker 
beobachteten  Blutkörperchen  (die  er  für  einzellige  Pilze 
ansieht)  abspricht,  und  dass  er  mit  besonderer  Ausführ- 
lichkeit auf  die  Darstellung  der  Fortpflanzungsorgane  und 
der  Entwickelungsgeschichte  eingeht,  wie  sie  bis  jetzt  noch 
von  keiner  Seite  gegeben  worden  ist.  Eine  besondere 
Aufmerksamkeit  würden  im  Bereiche  des  letzteren  Capitels 
auch  die  Resultate  verdienen ,  zu  denen  der  Verf.  durch 
seine  Beobachtungen  über  die  Entstehung  der  einzelnen 
Älundtheile  gelangt  ist;  er  glaubt  nämlich,  dass  Mandibeln, 
Maxillen  und  Maxillarfüsse  Theile  eines,  einzigen  Gliedmas- 
senpaares sind,  dass  der  Coxaltheil  dieses  Gliedmassenpaa- 
res sich  in  die  Mandibeln,  der  vordere  Theil  des  Basal- 
abschnittes  in  die  Maxillen  und  der  untere  Theil  in  Ver- 
bindung mit  den  beiden  Ruderästen  in  die  Maxillarfüsse 
verwandle. 

OstraCOda.  H.  de  Saussure  (Memoires  de  ]a  soc.  de  phys. 
de  Geneve  XIV,  2.  p.  487  ff.  pl.  G)  gab  eine  ausführliche  Beschreibung 
und  Abbildung  von  Cypris  (Chlamydotheca)  Azteca  n.  A.  aus  Mexiko 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Eigenthümlichkeiten  in  der  Bildung 
der  Mundwerkzeuge  und  der  Bewegungsorgane. 

Chyzer  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  zu  Wien  1858. 
p.  514)  beschrieb  Cypris  Zenkeri  als  neue  Art  aus  der  Umgegend 
von  Pesth. 

Siplionostomata. 

C.  Claus,  Ueber  den  Bau  und  die  Entwickelung  pa- 
rasitischer Crustaceen.  (Cassel  1858.  4.  34  pag.  c.  2  tab. 
lith.)  —  An  seine  Untersuchungen  über  die  Cyclopiden  an- 
schliessend erörtert  der  Verf.  in  dieser  separat  gedruckten 


544  Gers  ta  eck  er:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

kleinen  Abhandlung-  hauptsächlich  in  morphologischer,  theil- 
weise  auch  in  histologischer  Beziehung  den  Körperbau  ei- 
niger von  ihm  während  seines  Aufenthaltes  in  Nizza  lebend 
beobachteter  Siphonostomen ,  nämlich  des  Chondracanthus 
gibbosus  Kroyer,  des  Lernanthropus  Kroyeri  v.  Beneden  und 
der  Kroyeria  lineata  van  Beneden  (Lonchidium  aculeatum 
Gerst.),  die  erstere  Art  zugleich  in  Bezug  auf  ihre  Ent- 
wickelung  erörternd.  An  diese  viele  interessante  Einzeln- 
heiten  enthaltende  Darstellung  schliesst  der  Verf.  syste- 
matische Betrachtungen  über  die  Ordnung  der  schmarot- 
zenden Entomostraceen  ,  über  deren  natürliche  Begränzung 
er  jetzt  nach  speziellerem  Studium  zu  anderen  Ansichten 
gelangt  ist,  indem  er  die  durch  Zenker  befürwortete  Ver- 
einigung derselben  mit  den  Copepoden,  der  er  früher  (vgl. 
Jahresbericht  1857.  p.  254)  zustimmte,  jetzt  von  der  Hand 
weist,  ohne  natürlich  die  Annäherung,  welche  gewisse  For- 
men beider  zu  einander  zeigen  ,  zu  verkennen.  Auch  auf 
die  innerhalb  der  Ordnung  aufgestellten  Familien  geht  der 
Verf.  näher"  ein  und  bringt  über  die  unnatürliche  Stellung, 
welche  innerhalb  dieser  bis  jetzt  einzelne  Gattungen  ein- 
nehmen, sehr  treflende  Bemerkungen  bei,  wie  er  z.  B.  Ler- 
nanthropus und  Clavella  als  zu  den  Dichelestinen  gehörig 
nachweist.  Dass  die  Gränze  der  Lernaeen  gegen  die  Diche- 
lestinen durch  Peniculus  verwischt  wird,  ist  eine  ebenfalls 
sehr  richtige  Beobachtung  des  Verf.  ,  welcher  Bef.  hinzu- 
fügen kann,  dass  er  selbst,  nachdem  er  an  einem  Präparate 
Brühl's  von  Lernaeocera  vollkommen  nach  Art  der  Caligiden 
ausgebildete,  obwohl  unendlich  kleine  Abdominal-Schwimm- 
füsse  gesehen  hat,  der  Ansicht  geworden  ist,  dass  die  Fa- 
milie der  Lernaeen  nach  näherer  Kenntniss  ihres  Körper- 
baues sich  wohl  ganz  als  solche  auflösen  lassen  dürfte. 

Von  Chondracanthus  gibbosus  ist  dem  Verf.  nicht  nur  die  erste 
Larvenform  nach  ihrem  Ausschlüpfen  aus  dem  Eie,  sondern  auch  zwei 
jüngere  Entwickelungsslufen  des  sesshaft  gewordenen  Weibchens  be- 
kannt geworden.  Erstere  ähnelt  sehr  der  Cyclops  -  Larve,  hat  drei 
Beinpaare,  von  denen  das  vordere  einfach,  die  beiden  hinteren  gobiig 
gespalten  sind,  ausserdem  aber  noch  zwei  Taar  Aufwulsfungen  als 
Anlagen  neuer  Gliedniassen  ;  die  jüngste  Form  des  sesshaflen  Weib- 
chens ,    an  welcher  schon    sieben    deutliche    Körperabschnilte  sichtbar 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.        545 

sind,  entspricht  nach  der  Ansicht  des  Verf.  den  Cyclops-Larven  nach 
Zurücklegung  des  Kauplius- Stadiums  und  es  treten  hier  die  drei  ur- 
sprünglichen Fusspaare  schon  ganz  verwandelt  auf,  nämlich  das  er- 
stere  als  vordere  Antennen,  das  zweite  als  hintere  Antennen  in  Form 
grosser  llafthaken,  das  drille  in  die  Mundthcile  zpifallen  ;  an  den  bei- 
den ersten  Thoraxsegmenten  haben  sich  aus  den  zwei  VVulstpaaren  der 
ersten  Larvenform  zwei  Paar  Ruderfüsse  (hier  stummelartig)  hervor- 
gebildet. Nach  der  darauf  folgenden  Häutung  zeigt  die  zweite  Form 
des  weiblichen  Chondracanthus  nur  geringe  Veränderungen  durch  Ver- 
breiterung des  dritten  und  vierten  Thoraxsegiiientes  und  durch  Ver- 
kürzung der  beiden  sehmalen  Endsegmente;  von  einer  Afteröffnung 
war  noch  nichts  an  derselben  zu  entdecken  ,  obwohl  der  Darnikanal 
schon  drei  deutliche  Erweiterungen  zeigte.  Ueberhanpt  hört  in  die- 
sem Stadium  die  formelle  Entwickelung  des  Thieres  auf,  so  dass  es 
also  gleichsam  auf  dem  halben  Entwickelungswege  der  Cyclopiden 
stehen  bleibt;  indem  aber  die  Bildung  neuer  Segmente  und  Glied- 
massen sistirt  wird,  findet  eine  desto  intensivere  Umformung  des  Lei- 
bes ,  den  Erfordernissen  seiner  produktiven  Thätigkeit  entsprechend, 
statt.  An  der  geschlechtsreifen  Form  erörtert  der  Verf.  noch  die 
Gliedmassen,  an  denen  er  die  grossen  Haftorgane  (1.  patte-machoire 
M,  Edw.)  als  hintere  Fühler  betrachtet,  den  Darmkanal,  der  nach  ihm 
blind  endet  (die  von  Rathke  angegebene  Aftermündung  fehlt)  die 
Geschlechtsorgane  und  ihre  Produkte. 

Hesse,  „Memoire  sur  lesmoyens  ä  l'aide  desquels  certains  Cru- 
staces  parasites  assurent  la  conservation  de  lenr  espece."  Extrait.  (Annal. 
dey  scienc.  natur.  4.  ser.  IX.  p.  120  fr.,  Comptes  rendus  de  TAcad.  d. 
scienc.  Tome  46.  p.  1054  u.  1259).  Verf.  hat  öfter  junge  Individuen 
von  Trebius,  Caligus,  Pandarus  und  Chondracanthus  vermittelst  eines 
von  ihrer  Stirn  ausgehenden  gewundenen  Stranges  am  3Iutterthiere 
haftend  gefunden  und  glaubt,  dass  diese  Verbindung  mit  dem  Körper 
der  Mutter  zum  Zwecke  habe,  die  Fortpflanzung  der  Art  zu  sichern  ; 
die  jungen  Thiere  würden  wahrscheinlich  auf  diese  Art  durch  die  Mut- 
ter bei  günstiger  Gelegenheit  auf  einen  anderen  Fisch  übei  tragen,  um 
sich  hier  zu  vermehren.  —  Es  liesse  sich  gegen  diese  Ansicht  wohl 
Manches  einwenden,  was  eher  gegen  als  für  dieselbe  spräche.  Soll- 
ten die  hurtig  umherschwimmenden  Larvenformen  der  Siphonostomen 
nicht  eher  dazu  geeignet  sein,  sich  ein  Wohnthier  aufzusuchen  als 
die  schwerfälligen  Mutterthiere  ?  und  wie  haften  die  Jungen  an  letz- 
teren im  Zustande  der  Larve  ,  wo  der  Haftapparat  noch  nicht  ent- 
wickelt ist?  Endlich,  da  dieser  Haftapparat  offenbar  zum  Saugen 
dient  ,  wie  das  Anhaften  solcher  damit  versehener  Formen  (Chalimus 
Burm.)  an  Fischen  zeigt,  könnten  die  Jungen,  welche  sich  mit  dem- 
selben an  das  Mutterthier  ansaugen,  nicht  von  diesem  den  iNahrungs- 
saft  erhalten,  welchen  dieses  selbst  dem  Fische  entzieht? 

W.  Fl  0  wer  zeigte  in  der  Zoological  society  of  London  einen 
Archiv  f.   Naturg.  .lahrg.  XXV.  Bd.  2.  KK 


546     GerstaecUer:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Exocetus  volitans  vor,  in  dessen  Muskeln  an  der  rechten  Seite  der 
Wirbelsäule  ein  Exemplar  von  Penellus  Blainvillei  M.  Edw^.  mit  dem 
Kopfe  eingebohrt  war.     (Proceed.  zoolog.  soc.  XXVI.  p.  373) 

Cirrliipedia. 

Sars  (0 versigt  over  de  i  den  norsk-arctiske  Region  forekom- 
mende  Krebsdyr  p.  38)  beschrieb  Scalpellum  Stroemii  als  n.  A.  aus 
den  Norwegischen  Meeren. 

George  Lawson,  Remarks  on  Lepas  anatifera  Lin.  (Ännals 
magaz.  nat.  bist.  3.  ser.  II.  p.  172). 

4.    Araclinideu. 

Zur  Kenntniss  der  Arachniden-Fauna  von  Guinea  hat 
Lucas  einen  interessanten  Beitrag  durch  Beschreibung  und 
Abbildung  der  von  Dey rolle  am  Gabon  gesammelten  Ara- 
chniden  ( Thomson's  Archives  entomol.  II.  p.  380 — 436. 
pl.  12  u.  13)  geliefert.  Die  beschriebenen  Arten  gehören 
nur  den  Ordnungen  der  Araneidea  und  Pedipalpi  an  ,  sind 
zum  grössten  Theile  von  ausgezeichneter  Form,  Färbung 
und  Grösse,  jedoch  sämmtlich  unter  bereits  bekannten  Gat- 
tungen eingereiht.  Sämmtliche  aufgeführten  Arten  sind  mit 
einer  Ausnahme  neu  und  sehr  ausführlich  und  genau  vom 
Verf.  beschrieben  v^orden ;  nach  denselben  bietet  die  Ara- 
chiden-Fauna  vom  Gabon  grosse  Aehnlichkeit  mit  derjeni- 
gen vom  Senegal  dar.  Die  beiden  der  Arbeit  beigefügten 
colorirten  Tafeln  sind  von  vorzüglicher  Ausführuno-. 

Die  auf  der  de  Castelnau'schen  „Expedition  dans  les 
parties  centrales  de  l'Amerique  du  Sud"  gesammelten  Ara- 
chniden  sind  im  dritten  Bande  der  „Zoologie"  des  Werkes, 
und  zwar  in  zwei  verschiedenen  Abtheilungen  zum  Theil 
von  Lucas,  zum  Theil  von  P.  Gervais  bearbeitet  wor- 
den. Eine  kleine  Anzahl  von  Araneiden  parlicipirt  nämlich 
an  der  von  Lucas  bearbeiteten  „Entomologie"  neben  Co- 
leopteren ,  Lepidopteren  und  Crustaceen  und  datirt  nach 
dem  Titelblatte  aus  dem  J.  1857,  während  die  Beschreibung 
einiger  Scorpione  der  von  Gervais  verfassten  Abtheilung 
„Myriapodes  et  Scorpions"  zugewiesen  ist  und  die  Jahres- 
zahl 1859  führt.  Der  besseren  Uebersicht  wegen  führen 
wir  die  Gervais'schc  Arbeit  ebenfalls  mit  in  diesem  Bericht 


im  Gebiete  der  Entomologie  wahrend    des  Jahres  1858.       547 

auf.  Die  das  Werk  begleitenden  Abbildungen  umfassen  eine 
Tafel  mit  Araneiden  (colorirt)  und  zwei  Tafeln  mit  Scor- 
pionen  (schwarz). 

Schioedte  erwähnte  in   Rink's  Naturhist.  ßidrag  til 

enBeskrivelse    af   Groenland  p.  71  f.    einige   auf  Grönland 

vorkommende  Arachniden  (1  Lycosa,  1  Attus,  1  Phalangium, 

1  Bdella  und  mehrere  Pycnogoniden).  — Reinhard  (ebenda 

p.  38)  zählte  9  daselbst  einheimische  Pycnogoniden  auf. 

Laboulbene  (Histoire  d'un  Ichneumon  parasite  des 
Araignees,  Annales  soc.  entom.  VI.  p.  797  ff.)  fand  Ichneu- 
monen-Larven,  welche  die  Eier  einer  Clubiona  ausgefres- 
sen hatten ,  auf  demselben  Blatte  mit  diesen.  Er  reiht  an 
diese  Mittheilung  eine  Uebersicht  der  Fälle ,  in  denen  von 
früheren  Autoren  Ichneumonen  an  Arachniden  parasitirend 
beobachtet  wurden. 

Araneidea. 

Eine  für  die  Nomenklatur  und  die  Artkenntniss  der 
einheimischen  Araneiden  gleich  wichtige  und  werthvolle 
Arbeit  ist  die  schon  im  vorigen  Jahresberichte  p.  283  dem 
Titel  nach  angeführte  „Recensio  critica  Aranearum  Sueci- 
carum,  quas  descripserunt  Clerckius,  Linnaeus,  de  Geerus" 
von  T.  T  h  0  r  e  1 1  (Ex  Actis  Regiae  societatis  scientiarum 
L'psaliensis.  Upsaliae  1856.4.  116  pag.). — •  Der  Verf.  geht 
in  dieser  umfangreichen  und  äusserst  sorgfältig  gearbeiteten 
Abhandlung  die  einzelnen  von  Clerck  (66  Arten,  von 
denen  jedoch  nur  58  festzuhalten  sind),  Linne  (37  Arten, 
wovon  5  eingehen)  und  de  Geer  (33  A.)  beschriebenen 
Arten  durch,  führt  die  von  späteren  Autoren  aufgestellten, 
mit  ihnen  identischen  darauf  zurück  ,  giebt  in  den  Fällen, 
wo  die  Art  nicht  hinreichend  bekannt  ist ,  eine  erneuete 
Beschreibung  mit  Berücksichtigung  der  verschiedenen  Al- 
tersstufen und  Varietäten  und  geht  zugleich  öfter  auf  eine 
vergleichende  Beschreibung  ihrer  nächsten  Verwandten  ein. 
Als  Anhang  giebt  Verf.  ausserdem  eine  systematische  Auf- 
zählung der  in  der  Provinz  Upland  bis  jetzt  aufgefundenen 
Araneiden,  deren  Zahl  im  Ganzen  199  beträgt;  dieselben 
vertheilen  sich  auf  die  einzelnen  Familien  in  folgender 
Weise:  Epeiridae  24  A.,  Therididae  67  A.,  Drassidae  42  A., 


548     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Thomisidae  18  A.,  Lycosidae  28  A.  und  Attidae  20  A.  Die 
Beschreibung  einer  Anzahl  neuer  Arten  ist  dieser  Aufzäh- 
lung eingeflochten ;  es  sind  folgende  : 

Epeira  Westrinyii,  Linyfhia  index,  arcuata ,  Drassns  villosus, 
pubescens  ,  Dictyna  nncinata,  pusilla,  Xysticus  convexus,  Lycosa  tar- 
salis,  iiigriceps,  Tarenlula  pinetorvm,  Fotamia  uliginosa. 

Six  (Tijdschrift  voor  Entomol.  II.  p.20f.)  lieferte  einen 
Nachtrag  zu  dem  von  ihm  im  ersten  Bande  derselben  Zeit- 
schrift veröffentlichten  Verzeichnisse  der  Niederländischen 
Araneiden  durch  Hinzufügung  von  8  neu  entdeckten  und 
nachträgliche  Bemerkungen  über  mehrere  schon  bekannte 
Arten. 

J.  Blackwall,  Descriptions  of  six  newly  discovered 
species  and  characters  of  a  new  genus  of  Araneidea  (Annais 
and  magaz.  of  nat.  hist.  3.  ser.  I.  p.  426 — 434). 

Die  hier  beschriebene  neue  Gattung  ist  Pasühea  benannt  und 
durch  die  Disposition  der  acht  Ocellen  ausgezeichnet;  in  der  vordersten 
Reihe  stehen  die  beiden  kleinsten  dicht  aneinander,  in  der  mittleren 
die  beiden  grössten  weiter  auseinander,  in  der  hintersten  vier  im  Bo- 
gen, welche  in  der  Grösse  die  Mitte  zwischen  denen  der  ersten  und 
zweiten  Reihe  halten.  Maxillen  lang,  an  der  Basis  erweitert,  schief 
abgestutzt  an  der  Spitze,  gegen  die  Lippe  hin  geneigt,  welche  sie 
beträchtlich  überragen ;  diese  dreieckig,  eingekerbt.  Beine  sehr  lang 
und  schlank  ,  das  erste  Paar  am  längsten ,  das  dritte  am  kürzesten. 
Art:  Pas.  viridis  aus  Algier.  —  Neue  Arten:  Thomisiis  Cambridgii 
aus  England,  Sparassits  currax  aus  Algier,  Drassns  micans  aus  Eng- 
land, Pholcus  ruraiis  aus  Algier  und  Ph.   pallidus  von  Pernambuco. 

Derselbe,  Characters  of  a  new  genus  and  descri- 
ptions of  three  recently  discovered  species  of  Araneidea 
(ebenda  3.  ser.  IL  p.  331—335). 

Die  neue,  der  Gruppe  Cinillonidae  beigezählte  Gattung  Orilhyia 
(der  Name  ist  schon  von  Fabricius  unter  den  Grustaceen  verge- 
ben !)  hat  ihre  acht  Ocellen  in  zwei  nach  vorn  convexe  Querreihen 
gestellt;  die  beiden  mittleren  der  Vorderreihe  stehen  auf  einem  Tu- 
berkel und  bilden  mit  denen  der  Hinterreihe  ein  nach  vorn  verjüng- 
tes Trapez,  die  beiden  seitlichen  vorderen  sind  die  kleinsten  und 
ebenfalls  auf  einem  kleinen  Tuberkel  gelegen.  Maxillen  kurz,  kräf- 
tig, nach  vorn  allmälig  breiter  werdend,  mit  abgestutzter  und  vorge- 
zogener Spitze;  Lippe  schmal,  dreieckig,  zugespitzt;  das  erste  Bein- 
paar bei  weitem  aiu  längsten  ,  nächstdem  das  vierte,  das  dritte  am 
kürzesten.  Ait:  0.  miliomsii  aus  l'ernajubuco.  —  Ebendaher  sind 
zwei  neue  hier  beschriebene  Arten :  Artema  convexa  und  Dysdcra 
obscura. 


im  Gebiete  der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       549 

Leon  Dufour  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  255  fF.  pl.  6)  setzte 
in  umständlicher  Weise  die  Artrechte  des  von  ihm  im  J.  1817  be- 
schriebenen Drassus  segestriformis,  welcher  von  Walckenaer  mit 
Dr.  Atropos  vereinigt  wird,  durch  Hervorhebung  der  unterscheiden- 
den Merkmale  beider  auseinander;  das  Weibchen  seiner  Art  wird  auf 
pl.  6  abgebildet. 

Lucas  (Archives  entoniol.  IL  p.  380  ff.)  beschrieb  folgende 
neue  Arten  vom  Gabon  (Guinea):  Mygale  occidentalis ,  Gahonensis 
(pl.  13.  fig.  1)  ,  Lycosa  quadrimaculala  ,  Dolomedes  exilipes  (pl.  12. 
fig.  1)  ,  Sphasus  pulchellus  (pl.  13.  flg.  2),  flavipalpis  (fig.  3),  Salticus 
Deyrollei  (pl.  13.  fig.  4),  leucoinelas  (fig.  5) ,  Mniszechii,  Äubryi,  ster- 
nalis,  Thomisus  angulatus  (pl.  12.  fig.  2)  ,  triptmctatus  (fig.  3) ,  angu- 
stifrotis  ,  Philodromus  sticticus  ,  Olios  Guinensis  (pl.  13.  fig.  6),  Gaho- 
nensis ,  Sparassus  pallipes ,  Clubiona  longipes,  Epeira  Aubryi,  femo- 
ralis  (pl.  12.  fig.  4) ,  pilipes  (pl.  13.  fig.  7),  emarginala  pl.  12.  fig.  5), 
Gahonensis  (pl.  12.  fig.  6),  rußpalpis,  flavipalpis,  Gasteracantha  Wal- 
ckenaerii  (pl.  12.  fig.  7)  und   Theridion  acanthognathum. 

Derselbe  (de  Castelnau,  Expedition  dans  l'Amerique  du  Sud, 
Entomologie  p.  14  ff.)  beschrieb  Mygale  lineata,  Myrmecia  Latreillei, 
Salticus  splendens ,  Gervaisii ,  Oseryi,  Eresus  annulipes  und  Drassus 
capito  als  neue  Arten  aus  Brasilien  und  gab  auf  Taf.  I  colorirte  Ab- 
bildungen von  denselben.  Von  bekannten  Arten  sind  ausserdem  be- 
schrieben und  zum  Theil  abgebildet:  Myrmecia  fulva  Latr.,  vertebrata 
Walck.,  Salticus   quadrimaculatus    und  cruentatus   Walck. 

Von  Livingstone  (Missionary  Travels  and  Resear- 
ches  in  South-Africa  p.  325  f.J  wurden  einige  Mitlheilungen 
über  die  Lebensweise  und  Eigenlhümlichkeiten  Süd -Afri- 
kanischer Spinnen ,  die  freilich  nicht  näher  bestimmt  sind, 
gemacht. 

Eine  hellgefärbte  kleine  Spinne  ,  etwa  Va  Zoll  lang,  welche 
den  Reisenden  während  des  Schlafes  über  das  Gesicht  lief,  wehrte 
sich,  wenn  sie  mit  der  Hand  ergriffen  wurde,  durch  einen  empfind- 
lichen Biss;  ohne  Mittel  verging  der  Schmerz  schon  nach  zwei  Stun- 
den, während  eine  Art  von  schwarzer  Farbe  bei  den  Bechuanen  in 
dem  Kufe  steht,  gefährliche  Verletzungen  hervorzubringen.  Vielleicht 
ist  dies  die  auch  von  L.  öfter  gesehene  grosse,  schwarzhaarige  Spinne 
von  IV4  Zoll  Länge  und  y4  Zoll  Breite,  „welche  an  den  Mandibeln 
einen- eigenthümlichen  stachelförmigen  Fortsatz  hat,  aus  dessen  Spitze 
beim  Drucke  Gift  herausquillt."  —  Andere  Süd-Afrikanische  Spinnen 
springen  mehrere  Zoll  weit ,  um  sich  ihres  Raubes  zu  bemächtigen 
und  wenn  man  sie  zu  stören  sucht,  machen  sie  sogar  Sätze  von  etwa 
1  Fuss  Weite.  —  Eine  grosse  rothliche  Mygale  -  Art ,  „Selali"  ge- 
nannt, lauert  auf  ihre  Beute  iju  Hinterhalte  und  läuft  mit  grosser 
Schnelligkeit  hin  und  her;  ihre  IVester  haben  die  (gewöhnliche)  Röh- 


550     (ie  rstae  c  ker  :    Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

renform  und  werden  durch  einen  Deckel  verschlossen.  —  In  man- 
chen Distrikten  ist  eine  grosse,  schön  gelb  gefleckte  Spinne  häufig, 
deren  Gewebe  fast  drei  Fuss  im  Durchmesser  haben  ;  dieselben  sind 
senkrecht  an  dicken  Fäden  ,  welche  zwei  Bäume  mit  einander  ver- 
binden, aufgehängt.  Eine  andere  Art  lebt  in  zahlreicher  Gesellschaft 
und  macht  eine  so  grosse  Anzahl  von  Geweben,  dass  ein  von  ihnen 
umringter  Baumstamm  gar  nicht  mehr  zu  sehen  ist  und  an  Hecken, 
die  damit  umsponnen  sind  ,    die  Zweige  unsichtbar  werden. 

Lucas  (Bullet,  soc.  entom.  p.  CLXXI)  machte  Alitlheilungen 
über  ein  lebendes  junges  Exemplar  der  Mygale  avicularia  ,  welches 
mit  Pflanzen  von  Alartinique  nach  Paris  geschickt  wurde. 

von  Hassel  t  (Tijdschr.  voor  Entomol.  IL  p.  26  fl".)  erörterte 
die  Lebensweise,  den  Frass  ,  die  Begattung  u.  s.  w.  von  Argyroneta 
aquatica,  von  der  er  mehrere  Exemplare  längere  Zeit  hindurch  in  der 
Gefangenschaft  beobachten  konnte. 

Phalangita. 

Lucas  (Annales  soc.  entom.  VI.  p.  489—496.  pl.  12.  fig.  1) 
„Description  et  figure  d'une  Arachnide  nouvelle  pour  la  faune  Fran- 
Qaise,"  gab  eine  ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung  des  schon 
im  J.  1856  (vergl.  Jahresbericht  1856.  p.  209)  vorläufig  von  ihm  er- 
wähnten Homalonotus  bispinosus  aus  Frankreich,  Den  Gattungsna- 
men Homalonotus  Koch,  von  Schönherr  schon  bei  den  Curculionen 
vergeben,  will  Verf.  in  Sclerosoma  umändern,  ohne  darauf  zu  ach- 
ten, dass  der  Name  Sclerosomus  von  Schönherr  ebenfalls  in  die- 
ser Familie  schon  verwendet  worden  ist.  Zur  Gattung  Sclerosoma 
rechnet  Lucas  ausser  der  erwähnten  neuen  Art  vier  bereits  be- 
kannte, nämlich:  Phalangium  quadridentatum  Cuv.,  Homalonotus  nio- 
noceros  Koch.,  Phalangium  tuberculiferum   und  Oraniense  liUcas. 

Pedipalpi. 

Scorpionides.  Von  Lucas  (Archiv,  entomol.  IL  p.  428  0".  pl.  12. 
fig.  8  u.  9)  wurden  Scovpio  (Ischmnns)  Lecomtei,  (Lychas)  Gabonensis 
und  (Lychas)  Guineensis  als  neue  Arten  vom  Gabon  beschrieben  und 
abgebildet. 

Gervais  gab  in  de  Caslelnau's  Expedition  dans  l'Anierique 
du  Sud,  Zoologie  III,  Scorpions  pl.  1  u.  2  Abbildungen  von  sieben 
bereits  bekannten  Skorpionen,  nämlich  von  Scorpio  Edwardsii,  Hem- 
prichii  und  obscurus  Gcrv. ,  filum  Ehrbg. ,  granosus  Gerv.,  maurus  de 
Geer  und  biaculeatus  Luc.  Letztere  Art  soll  zugleich  in  Mexiko, 
Guyana  und  auf  den  Canarischen  Inseln  ,  Sc.  filum  Ehrbg.  in  Afrika, 
Asien  und  zugleich  auf  den  Antillen  vorkommen.  Einige  Kotizen 
über  diese  Arten  fügt  der  Verf.  im  Texte  des   Werkes  p.  41  fl".  bei. 


im   Gebiete   der  Entomologie  während  des  Jahres  1858.       551 

PhrynideS.  Phrymis  Bassamensis  ist  eine  neue  Art  von  Grand- 
ßassam  in  Guinea,  von  Lucas  (Archiv,  cnlom.  II.  p.  434)  beschrieben. 

Solifiigae. 

Leon  Diifour  hat  seiner  Anatomie  des  Skorpions 
jetzt  eine  gleiche  von  Galeodes  folgen  lassen  ,  welche  wie 
jene,  von  Abbildungen  begleitet,  in  den  Memoires  des  sa- 
vans  etrangcrs  erscheinen  wird.  Vorläufig  giebt  er  (Com- 
ptes  rendus  de  l'acad.  d.  scienc.  Tome  46.  p.  1247  ff.)  un- 
ter dem  Titel:  „Anatomie,  physiologie  et  histoire  naturelle 
des  Galeodes"  einen  Auszug  seiner  Arbeit,  in  welchem  er 
die  wesentlichsten  anatomischen  Eigenthümlichkeiten  dieser 
Thiere  hervorhebt.  Wir  ersparen  einen  ausführlicheren  Be- 
richt bis  zum  Erscheinen  der  Arbeit  selbst. 

Acarina. 

C.  Heller,  „Zur  Anatomie  des  Argas  Persicus  Fisch.'' 
(Sitzungsberichte  der  malh.-naturw.  Classe  der  Akad.  der 
Wissensch.  zu  Wien  XXX.  p.  297—324.  c.  tab.  4  lith.)  lie- 
ferte eine  Schilderung  des  äusseren  und  inneren  Baues  dieser 
Art  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  histologischen  Ver- 
hältnisse. Abgehandelt  werden  das  Hautsystem  ,  das  Mus- 
kelsystem und  die  Bewegungsorgane ,  der  Verdauungsap- 
parat ,  das  Nervensystem ,  das  Bespirationssystem  und  die 
Fortpflanzungsorgane,  deren  wichtigere  Strukturverhältnisse 
zugleich  durch  eine  Beihe  von  Abbildungen  erläutert  werden. 

Die  vom  Verf.  selbst  am  Schlüsse  seiner  Abhandlung  noch  ein- 
mal kurz  zusamniengefassten  Haiiptresultate  seiner  Untersuchungen 
sind  folgende:  Es  fehlen  dem  Argas  Persicus  eigentliche  Giftdrüsen, 
so  dass  die  gefährlichen  Folgen  seines  Bisses  nicht  durch  diesen  un- 
mittelbar hervorgerufen  werden. —  Zwischen  dem  Rücken  -  und  JJanch- 
schilde  des  Thieres  sind  starke  Muskelcylinder  und  einzelne  Chitin- 
balken ausgespannt;  die  äussere  dicke  Chitinschicht  der  Körperbedek- 
kung  liegt  einer  dünnen  Chitinogen-Membran  auf,  durch  welche  sie 
abgesondert  wird  und  deren  zellige  Zeichnung  sich  jener  miltheilt ; 
erstere  wird  ihrer  ganzen  Dicke  nach  von  senkrechten  Porenkanälen 
durchsetzt.  Die  Muskeln  sind  sämmtlich  quergestreift,  doch  zeigen 
die  den  Chitinpanzer  verbindenden  einen  etwas  abweichenden  Bau. 
Der  Schlund  beginnt  an  der  Basis  des  Rüssels  und  verbindet  sich 
durch  einen  kurzen  Oesophagus  mit  dem  Magen  ;  dieser  ist  grojs  und 
mit  mehreren    blinddarmartigen  Ausstülpungen    versehen,    welche  aU 


552     Gerstaecker:  Bericht  über    die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Leberorgane  anzusehen  sind;  der  kurze  Enddarm  erweitert  sich  dicht 
vor  dem  After  zu  zwei  grossen  Blindsäcken.  Zwei  stark  entwickelte 
Speicheldrüsen  münden  an  der  Basis  des  Rüssels.  Das  Nervensystem 
besieht  aus  einem  einzigen  Ganglienknoten,  welcher  unterhalb  des 
Oesophagus  liegt  und  diesen  mit  einer  einfachen  Commissur  um- 
schlingt; von  diesem  Ganglion  strahlen  die  Nervenäste  nach  allen 
Seiten  hin  aus.  Von  Stigmaten  ist  nur  ein  Paar  vorhanden,  welches 
an  der  Bauchfläche  jederseits  zwischen  dem  3.  und  4.  Fusspaare  ge- 
legen ist;  die  Tracheen  entspringen  büschelförmig,  verzweigen  sich 
Jm  Uebrigen  baumartig.  Die  Harnorgane  bestehen  aus  zwei  einfa- 
chen, bis  in  das  vordere  Ende  des  Thieres  reichenden  Schläuchen, 
welche  hinten  in  die  Cloake  münden.  Der  Eierstock  stellt  einen 
mittleren  Schlauch  dar,  an  dem  die  Eier  traubenartig  in  gestielten 
Follikeln  sitzen;  dieselben  haben  entwickelt  eine  rundliche  Gestalt  mit 
deutlichem  Keimbläschen  und  Keimfleck;  ihre  Hülle  zeigt  eine  zellige 
Zeichnung.  Die  ziemlich  langen  und  gewundenen  Eileiter  münden 
in  einen  mittleren,  taschenförmigen  Uterus  und  enthalten  wie  letzte- 
rer zahlreiche  Zoospermien  ;  die  Scheide  ist  ziemlich  weit  und  nimmt 
die  Ausführungsgänge  zweier  cylindrischer  Drüsen  auf.  Die  Hoden 
erscheinen  als  zwei  geschlängelte  Schläuche,  welche  durch  ein  mitt- 
leres Verbindungsrohr  unmittelbar  zusammenhängen  ;  sie  münden 
durch  einen  kurzen  Ausführungsgang  in  eine  lange  Samenblase,  aus 
welcher  beiderseits  ein  Vas  deferens  in  den  gemeinsamen  Ausfüh- 
rungsgang mündet.  Ein  Penis  fehlt.  Die  Zoospermien  entwickeln 
sich  in  grösseren,  einkernigen  Zellen  und  zwar  in  jeder  nur  eins; 
frei  sind  sie  in  beträchtlicher  Anzahl  in  der  Samenblase  angesam- 
melt, erscheinen  von  bedeutender  Grösse ,  lang  stabförmig  oder  am 
Vorderende  angeschwollen.  Eine  Anzahl  mit  einander  zusammen- 
hängender ,  accessorischer  Drüsenschläuche  mündet  ebenfalls  in  den 
gemeinsamen  Ausführungsgang. 

Kolenati,  „Synopsis'prodroma  der  an  Chiropteren  als  Epizoen 
vorkommenden  Zecken,  Lxodida"  (Wiener  Entomol.  Monatsschr.  IL 
p.  1  f.)  anaiysirte  die  Charaktere  der  Gattungen  Sarconyssus  Kol.  und 
Haemalastor  Koch  und  der  ihnen  angehörenden  4  und  2  Arten- 

Derselbe,  „Synopsis  prodroma  der  an  Chiropteren  als  Epizoen 
vorkommenden  Eimilben,  Sphaeronyssida  Kol."  (ebenda  p.  3  f.)  ebenso 
für  die  beiden  Gattungen  Otonyssus  mit  6  und  Peplonyssiis  n.  g.  mit 
6  Arien;  letztere  Gattung  unterscheidet  sich  von  der  vorhergehenden 
durch  zirkelrunden  Körper  und  am  Ende  nicht  scheerenförmige  Fühler. 

Derselbe,  „Synopsis  prodroma  der  auf  Chiropteren  als  Epi- 
zoen vorkommenden  Lausmilben  ,  Carida  Kol."  (ebenda  p.  4 — 7)  ana- 
iysirte in  gleicher  Welse  die  Charaktere  der  Galtungen  Macronyssus 
(2  Arten),  Liponyssus  (1  A,),  Lcprunyssus  (7  A.),  Ickoronyssus  (6  A.), 
^featonyssHS  (2  A.)  und  Fimelonyssus  (2  A.).     Bei   der  ersten   Gattung 


im  Gebiete  der  Entoniolo<,MC  während  des  Jahres  1858.        553 

sind  die  Palpen  ebenso  lang  als  die  Fühler,  die  Vorderfüsse  länger, 
bei  den  übrigen  die  Palpen  kürzer  als  die  Fühler  und  die  Vorder- 
füsse so  lang  als  die  übrigen;  unter  einander  werden  diese  nach  der 
Grösse,  der  Skulptur,  der  Theiluug  des  Rückenschildes  und  der  Wöl- 
bung des  Körpers  unterschieden. 

Derselbe  (ebenda  p.  88)  beschrieb  Otonyssus  macrolrichus 
n.  A.,  an  der  Ohrmuschel   von  iMyoxus  avellanarius  lebend. 

Derselbe  (ebenda  p.  86)  fand  auf  Formica  rufa  einen  kleinen 
Gamasiden,  der  nach  ihm  eine  eigene  Gattung  Holostaspis  bildet.  Cha- 
raktere: Zwei  einfache  Augen  an  der  Basis  der  Unterseite  des  Ko- 
pfes, Fühler  fünfgliedrig ,  borstig,  dreimal  so  lang  als  der  Saugrüs- 
sel ,  Palpen  sehr  kurz  mit  Haftscheibe,  Beine  achtgliedrig  mit  lang- 
birnförmigen  Pelotten  und  grossen  Klauen,  Rückenschild  länglich  ei- 
förmig ,  Körper  nur  halb  so  breit,  Geschlechtsöffnung  in  der  Mitte 
seiner  Länge.     Art:    Hol.  isotricha,  etwa  1  mill.   lang. 

Desselben  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  Arachniden"  (Sitzungs- 
berichte der  malh.-naturw.  Classe  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Wien. 
33.  Bd.  p.  69—87.  tab.  I— IV)  enthalten  Beschreibungen  und  Abbil- 
dungen von  den  dem  Verf.  bekannten  Arten  der  Gattungen  Otonyssus, 
(6  A.),  Peplonyssus  (6  A.).  Periglischrus  (5A.),  Tinogiischrus  (1  A.), 
Meristaspis   (2  A.)  und  Tritaspis  (1  A.). 

Eine  Älittheilung  über  das  Vorkommen  und  die  Lebensweise 
des  Notaspis  theleproctos  Mern)aun  machte  Kollar  (Sitzungsberichte 
der  zoolog.-botan.    Gesellschaft  zu   Wien  1858.  p.  27). 

Von  Itzigsohn  (Virchow's  Archiv  f.  pathol.  Anat.  XV.  p.  116) 
wurde  ein  Fall  mifgetheilt,  wo  sich  Dermanyssus  avium  in  grösserer 
Anzahl  auf  dem  Körper  verschiedener  bei  einander  wohnender  Per- 
sonen vorfand  und  besonders  am  Rumpfe  zahlreiche  pockenartige 
Pusteln  unter  heftigem  Jucken  und  Brennen  hervorrief.  Eine  nähere 
Kachforschung  ergab,  dass  die  Parasiten  von  den  Hofhühnern,  die  sie 
in  grosser  Menge  beherbergten,  auf  die  Menschen  übergegangen  waren. 

Delafond  und  Bourguignon  (Comptes  rendus  de  l'acad. 
d.  scienc.  Tome  46.  p.  814)  „Sur  le  Sarcopte  de  la  gale  du  Llama" 
haben  an  einem  mit  einer  Hautkrankheit  behafteten  Llama  einen  Sar- 
coptes  aufgefunden,  welcher  in  grosser  Anzahl  sich  unter  der  Epi- 
dermis vorfand  und  daselbst  Gänge  bildete.  —  Auch  an  einem  Nea- 
politanischen Hammel  hat  Delafond  (ebenda  p.  1169)  eine  von  der 
gewöhnlichen  die  Räude  erzeugenden  Krätzmilbe  verschiedene  Art  auf- 
gefunden. 

Acantliotheca. 

Dass  die  schon  von  van  Beneden  (Recherches  sur 
l'organ.  d.  Linguatules)  undSchubärt  (Zeitschr.  f.  wis- 
sensch. Zoolog.  IV)  den  Arthropoden  zugewiesene  Gattung 


554  Gers  ta  e  cker:  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Leistungen 

Pentastoma  Rud.  diesen  wirklich  ang-ehöre  und  zu  den  Mil- 
ben zu  rechnen  sei,  ist  eine  Ansicht,  der  sich  brieflicher 
Mittheilung  zufolg-e  jetzt  auch  Leuckart  zugewandt  hat. 
Es  fallen  daher  die  von  demselben  in  H  e  n  1  e  und  v.  P  f  e  u  f- 
fer's  Zeitschrift  f.  rat.  Mediz.  3.  Reihe  II.  p.  48— 60  und 
IV.  p.  78 — 101  veröffentlichten  Untersuchungen  über  die 
Entwickelungsgeschichte  dieser  bisher  den  Nematoden  bei- 
gezählten Parasiten  ,  welche  in  zwei  Abhandlungen  „Pen- 
tastomum  denticulatum,  der  Jugendzustand  von  Pentastomum 
taenioides^'  und  „Weitere  Beobachtungen  über  die  Jugend- 
zustände und  die  Entwickelungsgeschichte  von  Pentasto- 
mum taenioides"  niedergelegt  sind,  in  den  Bereich  des  ge- 
genwärtigen Berichtes,  obwohl  sich  der  Verf.  in  der  letzt- 
genannten Abhandlung  (p.  86  f.)  noch  mehr  gegen  als  für 
die  Arthropoden- Natur  des  genannten  Thieres  ausspricht 
und  daher  eigentlich  der  (jetzt  übrigens  im  Druck  behnd- 
liche)  Nachweis  betreffend  seine  Zugehörigkeit  zu  den  Ar- 
thropoden erst  hätte  abgewartet  werden  müssen.  Diesem 
also  hiermit  vorgreifend,  haben  wir  zu  berichten  ,  dass  der 
Verf.  durch  eine  Reihe  von  Fütterungfsversuchen  fest^e- 
stellt  hat,  dass  das  in  der  Lunge  und  Leber  der  Kaninchen 
lebende  Pentastomum  denticulatum  durch  Einbringung  in 
die  Nasenhöhle  des  Hundes  sich  hier  zum  geschlechtsreifen 
Männchen  und  Weibchen  des  Pent.  taenioides  ausbildet,  dass 
hier  ferner  die  Begattung  und  die  Embryonalentwickelung 
im  Eie  vor  sich  geht,  und  dass  die  mit  dem  Nasenschleime 
abgehenden  reifen  Eier  dann  nur  wieder  in  die  Verdauungs- 
wege eines  Kaninchens  zu  gelangen  brauchen ,  um  von 
Neuem  die  Jugendform  (Pent.  denticulatum)  zu  produciren. 
Zwischen  der  mit  Bohrapparaten  und  Krallenlüssen  verse- 
henen Embryoform,  wie  sie  sich  schon  in  den  Eihüllen  zeigt 
und  der  Larven  form  des  Pent.  denticulatum  hndet  sich  ein 
Zwischenglied ,  welches  sich  durch  ünbeweglichkeit  und 
Encystirung  auszeichnet  (Puppenzustand  des  Verf.).  Die 
vollständige  Entwickelung  nimmt  fast  ein  Jahr  in  Anspruch 
und  zwar  füllt  die  grössere  Hälfte  dieses  Zeitraums  die 
Ausbildung  der  Larvenform  (Pent.  denticulatum),  die  klei- 
nere die  Umwandlung  in  die  geschlechtsreife  Form  in  An- 
spruch.     Während    die   erste  Einwanderung   des  Parasiten 


im   Gebiete  der  Entomologie   während  des  Jahres  1858.       555 

(des  Embryo  in  den  Eihüllen)  auf  passivem  Wege  vor  sich 
geht,  sind  der  freigewordene  Embryo  und  die  Larve  mit 
provisorischen  Bevvegungsorganen  versehen  und  dadurch  zu 
einer  aktiven  Wanderung  befähigt. 

Von  einer  grösseren  Anzahl  in  der  Leiheshöhle  eines  gestor- 
benen Kaninchens  vorgefundenen  Exemplare  des  Pent.  denliculatnm 
wurden  die  einen  mehreren  Hunden  in  die  Nasenhöhle  ,  andere  ver- 
schiedenen Kaninchen  in  die  Nasenhöhle  und  vermittelst  eines  Ein- 
schnittes in  die  Bauchhöhle  eingebracht.  Während  bei  keinem  der 
letzleren  Thiere,  die  nach  verschiedenen  Zeiträumen  getödtet  wur- 
den, eine  weitere  Ausbildung  des  Schmarotzers  erfolgte,  die  3Iehr- 
zahl  sogar  nach  ihrer  Encystirung  abgestorben  war ,  wurden  bei 
den  Hunden  die  Pentastomen  in  der  Nasenhöhle  durchweg  wieder 
gefunden.  Nach  sechs  Wochen  massen  dieselben  schon  8 — 10  mill., 
ihre  Haut  war  ohne  Stachelkränze  ,  ihr  Hakenapparat  ohne  Navicula, 
die  Form  ihrer  Kralle  bereits  die  des  Pent.  taenioides,  nur  dass  sie 
beträchtlich  kleiner  war ,  die  Geschlechtsorgane  waren  bereits  voll- 
ständig angelegt,  so  dass  festgestellt  werden  konnte,  dass  die  grös- 
seren Individuen  Männchen,  ein  kleineres  ein  Weibchen  sei;  das  eine 
dieser  Männchen  war  bei  der  Untersuchung  gerade  in  der  Häutung 
begriffen.  Während  in  diesem  Falle  (bei  einem  kleinen  Hunde)  nur 
3  Pentastomum  taenioides  zur  Entwickelung  gekommen  waren  ,  fan- 
den sich  in  der  Nasenhöhle  und  den  Sinus  frontales  eines  zweiten, 
nach  4  Monaten  getödteten  39  Individuen,  zur  Hälfte  Männchen,  zur 
Hälfte  Weibchen  vor;  jetzt  waren  die  letzteren  die  grösseren,  indem 
sie  bis  2G  mill.  ,  während  die  Männchen  nur  15 — 16  mill.  massen. 
Trotzdem  waren  ^die  Männchen  vollkommen  ausgebildet  und  hatten 
selbst  die  Copulation  schon  vollzogen  ,  wie  dies  die  mit  Sperma  ge- 
füllten Samentaschen  der  Weibchen  bezeugten;  bei  diesen  dagegen 
waren  die  Ovarien  noch  unentwickelt.  Die  Haken  zeigten  sich  immer 
noch  von  der  Grösse  beim  erwachsenen  Thiere  weit  entfernt  und  boten 
aufl'allende  Differenzen  nach  den  Geschlechtern  dar.  Endlich  bei 
einem  dritten  nach  6  Monaten  getödteten  Hunde  waren  die  weiblichen 
Pentastomen  seit  der  letzten  Untersuchung  um  mehr  als  das  Doppelte 
ihrer  Länge  (bis  zu  65  mill.)  gewachsen  und  vollständig  geschlechts- 
reif; nicht  nur  die  Ovarien  waren  mit  Eiern  der  verschiedensten 
Entwickelung  angefüllt ,  sondern  dieselben  waren  auch  schon  in  die 
Scheide  herabgestiegen,  befruchtet  und  je  weiter  nach  unten,  desto 
mehr  in  der  Embryonal  -  Entwickelung  vorgeschritten;  das  unteic 
Ende  enthielt  sogar  Eier  mit  völlig  reifen  Embryonen.  Diese  letz- 
teren wurden  nun  zur  Bestätigung  der  oben  erwähnten  Versuche  an 
verschiedene  Kaninchen  verfüttert,  von  denen  zwei  schon  in  den 
nächsten  Tagen  getödtete  keine  Resultate  lieferten  ;  dagegen  fanden 
sich  bei   einem  dritten  nach  10  Wochen  getödteten  zahlreiche  Cysten 


556     Gerstaecker:  Bericht  über  die  wissenschaftl.  Leistungen  etc. 

in  Lunge  und  Leber    von  0,5—1    mill.  Durchmesser  vor  ,  in  welchen 
die  jungen  Pentastomen,  freilich   von  der  Embryonenform  ebenso  sehr 
verschieden  als  von  Pent,   denticulatnm,   eingeschlossen  waren.     Dass 
jedoch  trotz  dieser  Verschiedenheit  im  Körperbaue  die  jungen  Schma- 
rotzer  wirklich  Pentastomen  seien,  ging  aus    der    übereinstimmenden 
Bildung  des  Mundes  und  der  Stigmata    deutlich  genug  hervor;  erste- 
rer    stellte    ganz  dieselbe    klaffende  Oeffnung,  mit  verdickten  Chitin- 
rändern  umgeben  ,  dar  wie  bei  den  ausgebildeten  Pentastomen,  letz- 
tere waren  nur    noch  nicht  über    den  ganzen  Körper  verbreitet,  son- 
dern auf  die  vordere  Rückenfläche  beschränkt,  wo  sie  sechs  bis  zehn 
Querreihen  mit  je  zwei  bis   vier  Stigiuen    bildeten.     Uebrigens  hatten 
diese  jungen    Parasiten    schon   mehrere    Häutungen  überstanden  ,  wie 
dies  die  Anwesenheit  von  einer  bis  zwei  (in  einem  Falle  sogar  drei) 
abgestreiften  jOhitinhäuten    im    Innern   der    Cyste   bewies.  —  Bei  fünf 
Wochen  später  angestellter  Untersuchung  waren  die  Cysten  mit  ihren 
Insassen  schon  bis  auf  1,3  mill.  Durchmesser  gewachsen,  die  Parasi- 
ten selbst,  welche  darin  zusammengekrümmt  lagen,  1,6  mill.  lang;  an 
diesen  hatten  sich  die  Stigmata  jetzt    auf  die  ganze  Körperlänge  und 
vom  Rücken   auch    auf    den    Bauch    ausgedehnt   und    zugleich   hatten 
sich  die  ersten  Anlagen  des  späteren  Hakenapparates  inzwischen  her- 
vorgebildet.    Abermals  drei   Wochen   später  waren  die  jungen  Penta- 
stomen   schon   drei  Millimeter  lang,  ohne  jedoch  bis  jetzt  eine  Spur 
von  Ringelung  oder  Stachelkränzen  zu  zeigen;  eine  Anlage  der  spä- 
teren Krallen    zeigte   sich    jedoch    schon    in    der  Entwickelung  einer 
scharfen  Spitze    an  dem  inneren    der  am  Boden  der  Hakentasche  be- 
findlichen Höcker.      In    dieser  Periode  trat    auch    schon    deutlich    die 
Entwickelung    des    Geschlechtsapparats ,    an   dem    die    männliche  und 
weibliche    Bildung   bereits    zu  unterscheiden    war  ,    hervor;  abermals 
hatten    die   Thiere    so   eben    eine  neue  Häutung    überstanden,  welche 
etwa  nach  vier  Wochen  stattzufinden  scheint,  indem  wenigstens  bei  der 
nächsten    nach  einem    entsprechenden  Zeiträume  stattgehabten  Unter- 
suchung abermals    die  Häutung    vorbereitet  war.      Diese  letzte  Unter- 
suchung ,  welche  fast  nach  Ablauf    eines  Jahres  angestellt  wurde  (sie 
fand  am  28.  Januar  statt,  während  das  erste  Auffinden  des  Pent.   den- 
ticulatum  auf    den  17.   Februar   des  vorhergehenden    Jahres  fiel),  traf 
die  Thiere  nämlich  gerade   beim  Uebergange  in  das  Stadium  des  Pen- 
tastoma denticulatuni  an  ,    indem  diese  Form  nur  noch  von  der  abzu- 
streifenden   Haut    umgeben    war;  die  Stachelkränze    und    der    Haken- 
apparat   waren    durch    dieselbe    hindurch  deutlich    zu  erkennen,    die 
Länge  der  Thiere  betrug  4  mill. 


Druck  von  C.  Georgi  in  Bonn. 


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