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Full text of "Archiv für Naturgeschichte"

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ARCHIV 


FÜR 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN. 


IN VERBINDUNG MIT 


PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von SIE= 
OLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. 


WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER 
IN GÖTTINGEN 


HERAUSGEGEBEN 


von 


Dr. W. P. ERICHSON, 


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DREIZEHNTEISTAHRGANG 


Erster Band. 


MIT SECHS KUPFERTAFELN. 


BERLIN 1847. 
IN DER NICOLAU’SCHEN BUCHHANDLUNG. 


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Inhalt des ersten Bandes. 


Seite 
Ueber die Nieren der.Sepia oder die sogenannten Venenanhänge. 
Von Dr. Emil Harless. (Hierzu Taf. 1. 1. ı.) 5 c ru 
Zur Lehre von den Furchungen. Von A. Kölliker . 6 9 
Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Sepiola zulgaris, 
Von Dr. Rud. Leuckart. (Hierzu Taf. I. ur.) & 23 


Beschreibung zweier neuen Amphistomen-Arten aus dem Zebu- 
Ochsen. Von Dr. Creplin. (Hierzu Taf. ll, Fig. 1-5): . 3% 
Nachträge zu den Aufsätzen über Tiedemannia, "Octopodoteuthis 
und Alciopa. Von A. Krohn. (Hierzu Taf. Il. Fig. A-E) . 36 
Die Familie der Ecpleopoda. Von J. J. von Tschudi . . 4 
Beschreibung zweier neuen Conchyliengeschlechter, Dibaphus 
und Amphichaena, nebst einigen Bemerkungen über Cyamium, 
Ervilia und Entodesma. Von Dr, R. A. Philippi. (Hierzu 


Daft)... . | 
Conspectus Insectorum Coleopterorum,, quae in Republica Pe- 
ruana observata sunt, auctore G. F. Erichson . ..67 


Ornithologische Notizen. Von J. Cabanis. I. (Hierzu Taf. & u.5) 2027 
Ueber die Brauchbarkeit der Mundlappen und Kiemen zur Fami- /% 6. 
lienunterscheidung und über die Familie der Najaden. Von 


Dr. F.H. Troschel. (Hierzu Taf,6) . . Ne: 0207 
Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. Vom Heraus- 
geber. (Fortsetzung.) - R . . 276 


Nachträge von Creplin zu Gurlt* s Vereine der Thiere, in 
welchen Endozoen gefunden worden sind (Zweiter Nachtrag.) 289 
Conspectus Crustaceorum in orbis terrarum circum-navigatione, 


©. Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce, collectorum 
auctore J. D. Dana . : ; n > i : ’ . 301 


Ormithologische Notizen. Von J. Cabanis. I... . ....308 


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Anzeige. 


E: ist bereits das zweitemal, dass das Archiv für Naturge- 


schichte seinen Redacteur durch den Tod verloren hat — 
Wilhelm Ferdinand Erichson ist nach längerem 
Leiden am 18. November Morgens 9 Uhr sanft verschieden. 
Die Wissenschaft verliert in ihm einen fleissigen und gelehrten 
Forscher, der sein ganzes Leben, selbst mit Vernachlässigung 
der seinem Körper so nöthigen Erholung ihr hingab; — die 
reiche Insectensammlung des Berliner zoologischen Museums, 
an der er seit 15 Jahren seinem väterlichen Freunde Klug 
eine sorgfältige und treue Stütze war, wird schwer einen 
Ersatz für ihn finden; — das Archiv für Naturgeschichte, 
dem er seit dem Bestehen desselben thätigen Beistand leistete, 
und dessen Seele er seit sieben Jahren war, verliert in ihm 
einen erfahrenen und einsichtsvollen Herausgeber, der durch 
viele eigene treflliche Arbeiten den Werth desselben erhöhte; 
— Alle, die ihm näher standen, betrauern in ihm einen wohl- 
wollenden, anspruchslosen, lieben Freund. 

Leider haben mehrere Umstände: zusammengewirkt, das 
regelmässige Erscheinen dieses Archivs zu verhindern, so dass 
vom Jahrgange 1847 noch ein Heft, vom Jahrgange 1848 noch 
vier Hefte im Rückstande sind. Die hauptsächlichsten Ursachen 
sind die längere Krankheit des Verewigten und die politischen 
Verhältnisse, welche störend auf alle Mitarbeiter einwirken 
mussten. Die geehrten Leser mögen uns ihre Nachsicht nicht 


versagen, und können versichert sein, dass wie ich dies schon 


einmal nach dem Tode des seligen Wiegmann, des Gründers 
dieser Zeitschrift, geihan habe, ich es für eine dringende Pflicht 
gegen meinen Freund Erichson halte, so schnell wie möglich 
die noch rückständigen Hefte erscheinen zu lassen. 

Das Archiv für Naturgeschichte hat nunmehr vierzehn 
Jahre bestanden und hat sich ‘einen ehrenvollen Namen er- 
worben. Ich hoffe, es werde. sich denselben auch für die 
Zukunft bewahren, und ich würde gern auch fernerhin ihm 


meine Kräfte weihen, wenn ich die Hoffnung haben dürfte, 


dass die bisherigen Mitarbeiter ihm ihre Theilnahme nicht ent- 


zögen. Sie alle ersuche ich freundlichst und ergebenst, auch 
in der Folge ein Unternehmen zu unterstützen, das nur durch 
ihre Mitwirkung die Anforderungen des wissenschaftlichen Pu- 
blikums hat befriedigen können. Eben so ergeht an alle För- 
derer der Wissenschaft die dringende Bitte, Aufsätze aus dem 
Bereiche der Naturgeschichte mir zugehen zu lassen, deren 
schleunigen Druck ich versprechen kann. Die bereits einge- 


sendeten Aufsätze und Jahresberichte sind unter der Presse. 


Berlin, im December 1848, 


Dr. F. H. Troschel. 


Ueber die Nieren der Sepia oder die sogenannten 
Venenanhänge. 


Von 


Dr. Emil Harless. 
(Hierzu Taf. 1. 1. ır.). 


Bexanntlich bildet die Vena cava bei Sepia officinalis wie 
überhaupt bei den Cephalopoden unmittelbar vor ihrer Ein- 
mündung ins Herz ein rechts und ein links gelagertes Con- 
glomerat von Gefässen, welches in Falten des Bauchfells ein- 
geschlossen liegt. In diese nach unten geschlossenen Falten 
kommt man durch zwei Kanäle, die sich rechts und links 
vom Ausführungsgang des Tintenbeutels in Form zweier kur- 
zer Röhren nach aussen gegen den Trichter hin öffnen. Die 
Struktur dieser Röhren ist ganz dieselbe wie die ‘des zarten 
Häutchens überhaupt, welches alle Eingeweide dieser Thiere 
als Bauchfell überzieht. Es besteht aus zarten gekräuselten 
Bindegewebfasern, denen nicht sehr viele Kernfasern beige- 
mischt sind, und aus einem Cylinderepithelium. Flimmerhaare 
oder Flimmerbewegung konnte auch an ganz frischen Exem- 
plaren nicht beobachtet werden. Schneidet man, von oben 
nach unten diesen Sack auf; so findet man häufig schon am 
Eingang, also in den Röhren kleine zinnoberrothe Körnchen, 
deren Menge nach abwärts gewöhnlich sehr zunimmt; die 
Quantität derselben ist aber bei verschiedenen Thieren gleicher 
Grösse sehr verschieden; oft findet man nur sehr wenige, oft 
ist besonders der Grund des Sackes ganz damit angefüllt. 
Unter dem Mikroskop erscheinen diese Körnchen in zwei ganz 
verschiedenen Formen: nämlich als vollkommene Kugeln 
und als Krystalle mit rhombischer Grundform oder als 
Prismen mit abgestumpften Kanten. Die runden Kugeln findet 
Archiv f. Naturgesch, X111. Jahrg. 1. Bad 1 


2 Harless: Ueber die Nieren der Sepia 


man nur bei ganz frischen Präparaten, wenn man sie ohne 
Zusatz von Wasser beobachtet; so wie man Wasser zugesetzt 
hat, oder die Körperchen einige Zeit nach der Herausnahme 
aus dem Sack untersucht, herrscht die Menge der Krystalle 
vor und der Kugeln findet man sehr wenige. 

Behandelt man die Kugeln mit ‚concentrirter ‚Kalilauge, 
so erscheint sehr bald an der Peripherie der anfangs ganz 
dunkeln Kugel (Fig. 9.4) ein heller schmaler Ring (Fig. 92), 
bei längerer Einwirkung des Reagens kommen immer mehr 
concentrische Ringe zum Vorschein und der Farbstoff bildet 
zuletzt nur noch einen kleinen Punkt in der Mitte (Fig. 9.Z), 
während die concentrischen' Ringe blassrosenroth tingirt sind, 
und am Ende bleibt nur ein farbloses Gerüste von Ringen 
übrig, innerhalb welcher der Farbstofi eingeschlossen war. 
Aehnliche Veränderungen erleiden die Krystalle (7), aus wel- 
chen ebenfalls der Farbstoff durch. Kali ausgezogen wird, bis 
farblose. ‚parallel mit den äusseren Contouren des Krystalls 
auftretende Lamellen zurückbleiben..; Oft findet man auch, bei 
Zusatz von wenig Wasser Aggregate, von Kugeln, von con- 
centrischen Ringen’umgeben, wie in Fig. 6 d.u.:2., Die Grösse 
der Kugeln variirt bedeutend, die kleinsten messen 0,004, die 
grössern haben; einen Durchmesser. von 0,013— 0,022; ; 

Die coneentrischen Ringe um: die, Kugeln .in Fig. 6,konn- 
ten andeuten, entweder dass, ihre Bildung der Ablagerung des 
Farbstofls ziemlich. lange vorausgeht, oder dass hier der Farb- 
stofl (bereits .durch.i.den ‚Einfluss‘ .des Wassers aufgelöst) und 
exosmotisch jausgetreten war. ' Es ‚musste, daher, zuerst ‚unter- 
sucht werden, ob.derselbe in ‚flüssiger. oder.fester Form. in- 
nerhalb der Kugeln ‚abgelagert ist; zu dem Ende: wurde. das 
Präparat stark (gequetscht, : wobei, immer. eine röthliche Blüs- 
sigkeit, niemals rothe: Pigmentkörnchen zu , Tage. gefördert 
wurden. ‚Dieser Farbstoff hat. . das, Eigenthümliche, ı dass ‚er, 
sobald,er aus den Kugeln ausgetreten: ist, auch in ‚gros- 
sen Mengen von Wasser ‚in ‚schönen ‚grossen. Krystallen-an- 
schiesst, Die auf. den sogenannten, Venenanhängen _vorge- 
fundenen Krystalle sind ‚also niemals, ursprünglich, auf. den- 
selben entstanden, sondern,.in, dem.,auf exosmotischem 
Wege gebildeten Extrakt des in: den Kugeln im flüssigenıZu- 
stande, enthaltenen  Farbstoffs, 


oder die sogenannten; Venenanhänge. 3 


Aecusserst. interessant ist es’ nun, dass bei Löligo eine 
grüne Pigmentschicht auf’ der, Argentea sich findet, wo.ein 
ähnliches Auftreten von Krystallen ausserhalb des Körpers 
auftritt, dessen genauere Beschreibung ich am Schluss dieser 
Abhandlung mittheilen werde, um den Verlauf dieser Unter- 
suchung nicht zu unterbrechen. 

Nach der Behandlung mit Kali. bleiben die jetzt farblosen, 
aus concentrischen Schichten bestehenden Kugeln lange: Zeit 
vom Reagens unverändert, nur nach längerem Maceriren ‚oder 
Kochen lösen sie sich theilweise auf. Der Farbstoff wird vom 
Kali zerstört, so dass in der kalischen Lösung sich keine Kry- 
stalle bilden. Folgendes sind aber die Reactionen, welche dieser 
Körper iin Contakt mit verschiedenen chemischen Substanzen 
giebt. Die Krystalle sind unlöslich in kaltem Wasser 

schwer löslich in heissem Wasser 
unlöslich in Alkohol und) Aether 
selir leicht löslich in kaust.: Alkalien 
unlöslich in mineral. 1. organ. Säuren. 
In kochender verdünnter Salpetersäure Jösen 
sie sich mit orangegelber Farbe, und auf Zusatz. von 
Ammoniak zur Lösung bildet sich eine purpurrothe;Flüs- 
sigkeit: Purpursaures Ammoniak, 

Die Krystalle bestehen daher aus Harnsäure. 

Die zurückgebliebenen farblosen Gerüste lösen sich unter 
Aufbrausen in concentrirter Salpetersäure. und: Schwefel- 
säure fast völlig auf, doch ‚bleiben kleine runde, glashelle 
Fragmente zurück, die völlig: unlöslich. sind, Es bestehen 
daher die Gerüste aus kohlensaurem: Kalk: und. einer Kibenli; 
verbindung. 

Es fragte sich nun: wo und wie bilden sich diese das 
eigentliche Sekret einschliessenden: Kapseln? 

Das drüsenartige Organ, auf! welchem. sie sich. ‚finden, 
zeigt am lebenden geöffneten. Thier ' deutliche Bewegungen, 
Contractionen die weder in allen Theilen. desselben | gleich- 
zeitig, noch ‚ isochronisch mit den. Bewegungen ‚der. Aorten- 
‚oder der Kiemenherzen auftreten, sondern unregelmässig) bald 
in. dem einen, bald in dem andern Lappen sich‘ zeigen; ob 
der Reiz der atmosphärischen. Luft ‚nicht störend auf den 
vielleicht sonst vorhandenen Rythmus einwirke, muss dahin 

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4 Harless:' Ueber die Nieren der Sepia 


gestellt bleiben. Diese Contractionen werden durch ein Stra- 
tum von Fasern vermittelt, welches unmittelbar die Gefäss- 
büschel umgiebt.' Diese Fasern ‘gehen ’in Bogenlinien' gegen 
den Stiel 'eines Läppchens von einem zum andern hinüber, 
ohne 'viele Ramificationen zu bilden, die’ aber sehr häufig nach 
oben hin werden, wo sie (Fig. 5) ein enges Maschennetz' bil- 
den; es: sind’ contractile in’ Essigsäure'sehwer lösliche Fasern 
mehr dem elastischen ‘als eigentlichen Bindegeweb ähnlich, 
wenn:'auch ‘wahrscheinlich eine Fortsetzung der Tunica ad- 
ventitia des kleinen Stammgefässes, das sich in vielen‘ Ver- 
zweigungen unter diesem Stratum auflöst. 

Die Gefässanordnung ist aber folgende: Das Hauptgefäss 
(Fig. 10) schiekt nach’ verschiedenen Richtungen in nicht ganz 
constanten’ Zwischenräumen einen Zweig ab, der sich in der 
Mitte‘ seines Verlaufs schnell zu einer Art Sinus erweitert 
Fig.2d. In einem solchen aufgeschnittenen Sinus erblickt 
man dann eine Reihe von Löchern, die ihm das Ansehen 
eines Siebes geben. 

Es sind: dies Anfänge anderer kleiner mit blossem Auge 
eben noch sichtbarer Gefässe, die durch Abgabe neuer und 
neuer Gefässchen  endlieh blos mikroskopisch‘ werden, und 
aus einer einzigen strukturlosen Haut mit eingestreuten: Epi- 
thelialzellen bestehen. Es bilden diese mikroskopischen Ca- 
pillaren lauter Bogen, aus deren Convexität wieder neue Bo- 
gen entspringen 'und 'so fort bis an den Scheitel des: Läpp- 
chens. Alle münden. wieder in demselben Sinus, aus dem 
sie entsprangen, 'um von dort in entgegengesetzter Richtung 
im Hauptstamm ihr Biut gegen’ das Herz hin zu ergiessen.' 

Ueber dem contractilen Stratum liegt häufige Falten bil- 
dend (Fig. 3«@) eine vollständig strukturlose Membran, einer 
Membrana propria''der Drüsen analog, auf welcher "ein dicht 
gedrängtes Cylinderepithelium sich befindet; es besitzen des- 
sen einzelne Zellen (Fig. 4 BCD) einen meist am Rande 
stehenden Kern mit einem oder zwei Kernkörperchen, und 
einen häufig sehr langen Stiel. Einmal (Fig. 4 C) schien am 
breiten Theil der Zelle ein Rudiment von 'Wimperhaaren zu 
stehen, doch fand ich dies an keiner andern mehr und konnte 


auch bei dem lebenden Thier niemals Wimperbewegung ent- 
decken. 


oder die sogenannten: Venenanhänge. 5 


Auf dem Cylinderepithelium liegen in’ grosser ‘Menge 
runde Bläschen mit einem sehr deutlichen oft dunkelgefärbten 
Kern, in dem 3—4 Kernkörperchen sich befinden: Die  Zel- 
lenmembran ist meist glashell, doch kommen auch‘ kleine 
zarte Körnchen in ziemlicher Menge nicht selten vor. Die 
Grösse dieser Zellen ist 0,004", genau so wie der Durch- 
messer der kleinsten rothen Kugeln. Die Bildung des rothen 
Sekrets scheint von dem Kern auszugehen, ‘wenn man die 
verschiedenen Formen. in Fig. 8 unter einander vergleicht, 
wo man sieht, wie der Kern immer dunkler wird, und von 
diesem Punkt aus erst nach und’ nach die ganze: übrige Zelle 
sich: mit dem dunklen Farbstoff erfüllt. Aus einer Verschmel- 
zung mehrer solcher mit dem Sekret ‚erfüllten: Zellen: lässt 
sich‘ das Entstehen der concentrischen Ringe nicht denken, 
Ein Ring muss nach dem’ andern gebildet werden und dann 
erst findet die Ausfüllung des Zwischenraums zwischen beiden 
mit rother Flüssigkeit statt, denn diese findet: sich ‘niemals 
frei auf dem Organ, sondern immer in ‚den‘ concentrischen 
Schichten eingeschlossen, Ob aber die Bildung der secun- 
dären Ringe Folge blos mechanischer Umlagerung der: ersten 
Zelle ist, oder ob diese selbst noch mit metabolischer Kraft 
die umgebende Flüssigkeit zwingt den Kalk als kohlensauren 
Kalk in ihrer Umgebung fallen’ zu lassen, habe ich bisher 
mich vergebens bemüht zu ermitteln. 

, Nach alle dem'hat man sich dieses Organ, wasıbei Se= 
pia. und 'Sepiola die Nieren vertritt, in ihrem anatomischen 
Verhältniss folgendermassen zu denken: In den‘ Sack! des 
Bauchfells ist von hinten die Gefässramifieation der Vena cava 
(Fig. 12.4) hineingeschoben;,, dadurch bekommt die, erstere 
einen Ueberzug von Bindegewebfasern 2 mit: darauf sitzendem 
Cylinderepithel D.. Die dadurch gebildete '\zweite Platte des 
Bauchfells C umgiebt das ganze Organ frei, so dass zwischen 
Bund C ein ziemlicher, Raum. übrig bleibt, in dem sich das 
auf der oberen Fläche der inneren Platte in eigenthümlichen 
runden. Seeretionszellen (Z) abgeschiedene Sekret ansammeln 
kaun, und durch die in dem ‚Organ hervorgebrachten pulsa- 
torischen Bewegungen gegen die Ausführungsgänge #' geschafft 
wird. ‚Es ist dies Organ somit einer umgestülpten Drüse zu 
vergleichen, d.h. ‚die serernirende Fläche 'umgiebt aussen 


6 Harless:'Ueber ‘die Nieren der Sepia 


die Gefässramificationen, denen das Sekret seinen Ursprung 
verdankt, was: bei den Nieren höherer Thiere'gerade umge- 
kehrt ist, wo ein im Innern 'gelegener Ausführungsgang, der 
Nierenkelch, nothwendig wird. 

Nun noch einige‘ Worte über die grüne Pigment- 
schicht’ auf der Argentea von Loligo: 

Bringt man dieses zarte grüne oder grüngelbe Häutchen 
unter das Mikroskop und hat etwas Wasser auf das Präparat 
gebracht, so sieht man eine Menge nadelförmiger Krystalle, 
welche‘ sich 'büschelförmig 'gruppiren Fig. 24; oft liegen sie 
baumförmig' neben einander: Fig. 24. Diese Krystalle liegen 
auf einem’ Gewebe äusserst zarter sich oft gabelförmig thei- 
lender Fasern Fig. 1 d, ausserdem befinden sich wasserhelle 
grosse Zellen mit scharf markirtem Kern und Kernkörperchen, 
Jedoch in viel’ geringer Anzahl als die blossen Kerne mit 
ihren 'Kernkörperchen. ' Sogleich fiel es mir auf, dass hier 
das Pigment in Krystallen sollte abgeschieden sein, was mei- 
nes Wissens nirgends bei einem lebenden Thier der Fall ist, 
am wenigsten an einer Haut des Auges. Ich brachte daher 
so schnell’ als möglich das von einem lebenden Exemplar ge- 
nommene Häutehen ohne Wasserzusatz unter einem leichten 
Deckgläschen unter das Compositum. Hier war nun die 
Struktur eine ganz andere. Keine Spur von Krystallen, lau- 
ter regelmässige polygonal gegeneinander abgegrenzte Zellen- 
mit grünem Pigment angefüllt, das aber flüssig war und des- 
halb den Kern deutlich sehen liess. Mit einem Mal begannen 
wie Zuckungen in dem Gewebe aufzutreten, und schon ver- 
muthete ich hier auf eine ähnliche Erscheinung zu stossen, 
wie am den Chromatophoren, welche ich kurz vorher unter- 
sucht: hatte. ‘Allein als ich das Objekt etwas hin und her schob, 
um: dem Grund dieser Erzitterungen nachzuspüren, fand ich 
eine Menge der dendritischen Krystalle wie in Fig. 1@ oder 
mehr elementare Formen (Fig. 2 4), mehrere Endigungen sol- 
cher Krystallzweige hatten aber eine Art Knöpfchen, d. h. 
sie waren rund und' liefen nicht spitzig aus wie an anderen 
Stellen (Fig. 1e). An diesen Punkten erkannte ich noch deut- 
lich die zarte Zellenmembran, welche hier die Krystall - Aus- 
läufer umschloss. ‘Ich vermuthete hieraus die Entstehung der 
Krystalle, die ich auch bald vollkommen klar beobachten 


oder die! sogenannten Venenanhänge. u 


könnte; Als ich"3’noch ganz klare Pigmeiitzellen, die etwas 
vereinzelt lagen, ins Auge fasste und unausgesetzt betrach- 
tete. „Mit einem Mal, wurde nämlich der helle ‚Inhalt einer 
solchen ‚vorher, ‚ganz. gleichmässig, ‚gefärbten. Zelle (Fig. 3.) 
in divergirender Richtung in dumklere Streifen zusammenge- 
drängt Fig: 3b.‘ Diese Streifen‘ convergirten gegen den Zel- 
lenkern hin, so dass ihre Entstehung durch ihn vermittelt 
schien ; im nächsten Moment waren diese Streifen durch Ier- 
beiziehen des noch. übrigen in.der\ Zelle enthaltenen, flüssigen 
Farbstofis in: solide Krystalle umgewandelt; dies’ geschah 
schirell hinter einander in allen 3 Zellen und hierauf zer- 
sprengten die noch wachsenden Krystalle die Membranen und 
hatten sich gleich darauf zu einem Reiserchen von Krystallen 
(Fig.3.c) ‚vereinigt. . Jene: Zuckungen: waren; also durch. das 
ruckweise' erfolgende Anschiessen von Krystallen an einem 
von der beobachteten Stelle etwas entfernten Punkte hervor- 
gebracht. Auch hier begünstigt Wasser und Atmosphäre das 
Anschiessen von Krystallen wie bei den Venenanhängen der 
Sepia, allein: während bei letzteren der Farbstofl zuerst exos- 
motisch austritt und ausserhalb der Zelle erst die Kry- 
stallisation beginnt, tritt sie bei ersteren schon innerhalb 
der Zelle auf, sprengt daher deren Membran, was wiederum 
bei dem Nierensekret der, Sepia nicht geschieht. 

Ich hoffe im Laufe meines längeren Aufenthalts in Triest 
so viel von beiden. Farbstoflen zw sammeln, um. eine ‚chemi- 
sehe Elementar- Analyse anstellen zu können, welche Dr. 
v. Bibra vornehmen ud in unserer gemeinschäftlichen Arbeit 
über die Drüsen seiner Zeit veröffentlichen wird. 


Triest, 29. Oct. 1846. 


Erklärung der Abbildungen. Taf. 1. 1. 


Fig. 1. ABC Krystalle auf den Venenanhängen. 

Fig. 2. Ein aufgeschnittenes Venenstämmchen «, seine sinus- 
artige Erweiterung mit den Gefässmündungen 6, die Läppchen, in 
denen die Capillaren liegen c. 

Fig. 3. a die strukturlose faltenbildende Membrana propria, 
b die Epithelialzellen, d die aufsitzenden rothen Kugeln. 

Fig. 4 4 secernirende Zellen mit Kern und mehrfachen Kern- 
körperchen, 3 die Zellen des Cylinderepithels. 


8 Harless: Ueber die Nieren der Sepia etc. 


Fig. 5. Die contractilen gabelförmigen Fasern, eines Läppchens 
im contraktilen Stratum ‚unter der Membrana propria und ihrem 
Epithel. 

Fig. 6. Farbkugeln an denen durch theilweises Austreten des 
Inhalts die concentrischen Schichten am Rand hervortreten. 4 e- 
grössten, 3 die kleinsten Kugeln. 

Fig. 7 . Die Kugeln längere Zeit mit Kali behandelt. 

Fig. 8. Die allmählige Anfüllung der Secretionszelle mit dem; 
dunklen Inhalt A— F darstellend. 

Fig. 9. Die verschiedenen Zustände einer Farbkugel nach Be- 
handlung mit Kali (F und & dasselbe bei Krystallen). 

Fig. 10. Ein: eingespritztes Stammgefäss der Niere. 

Fig. 11. Organisation des Bauchfells. A die Bindegewebfasern, 
B das Cylinderepithel. 

Fig. 12. Schematische Figur zur Uebersicht der Anatomie der 
Niere. A Vena cava, B innere Platte des Bauchfells, welche die Ge- 
fässbüschel zunächst umgiebt, D auf der Membrana propria aufsiz- 
zendes Cylinderepithel, E Secretionszellen, C äussere Platte des 
Bauchfells, F die Ausführungsgänge des Organs. 


1. Abtheilung. Fig. 1. A das Fasergewebe, c die zurückge- 
bliebenen Kerne und Kernkörperchen der Zellen B in denen der 
Farbstoff enthalten war. d der krystallisirte Farbstoff in seiner ein- 
facheren, e in seiner complieirteren Zusammenfügung; bei e sind 
noch die Zellenmembranen theilweise um die Krystalle sichtbar. 

Fig. 2. A die nadelartige Grundform ‚der Krystalle, d vollstän- 
dige Zellen, c die blossen Kerne und Kernkörperchen, 5 breite 
fibrille, 4° dendritische Krystallbildung. 

Fig. 3. @ die ursprünglichen Pigmentzellen mit Kern und flüs- 
sigem Inhalt, 6 die in ihnen beginnende Krystallisation, c die Ver- 
schmelzung ihrer Krystalle zu einem Reiser, d Aggregat unveränder- 
ter Pigmentzellen. 


Zur Lehre von den Furchungen. 


Von 


„A Kölliker. 


\ 


Professor Reichert hat im letzten. Jahrgange von Mül- 
ler’s Archiv eine neue Hypothese über (das Zustandekommen 
der Furchungen aufgestellt, die eben so. wenig, ‚als. dies; bei 
seiner früheren, nun decidirt aufgegebenen Einschachtelungs- 
theorie der Fall war, eine Bereicherung; der Wissenschaft ge- 
nannt werden kann, vielmehr. von, neuem dazu beitragen wird, 
die Einsicht in das Wesen dieses;.merkwürdigen  Processes, 
die einem befriedigenden Ziele nahe war, zu hemmen und ‚zu 
verzögern. Zwar hat Reichert einige seiner früheren. irr- 
thümlichen Angaben: zurückgenommen, und ‚namentlich sich 
davon überzeugt, dass die sogenannten „hellen. Flecken” der 
Furchungskugeln constante Gebilde und  ‚‚wahrscheinlich” .bläs- 
chenartige Kerne sind, in‘ denen, „ manchmal” ein: nucleolus- 
artiges Korn vorkommt; allein gerade die wichtigsten Punkte, 
nämlich die Natur, ‚der ‚Furchungskugeln und die, Art, und 
Weise ‚ihrer Vermehrung, einerseits und ‚andererseits ‚die Be- 
deutung der genannten Kerne für, den Furchungsprocess sind 
ihm des Gänzlichen entgangen. 

Obgleich ich,nun zum Theil schon; vor 3 Jahren *) und 
namentlich in späteren. Arbeiten *), gerade. diese ‚Punkte auf 
eine, wie ich glaube, ‘genügende Weise auseinandergesetzt 
habe, so halte ‚ich, es doch 'für.nöthig, noch einmal auf diesen 
Gegenstand einzugehen, da Reichert in gewohnter. Weise 
leichthin über bestimmte Beobachtungen Anderer sich hinweg- _ 


*) Müller’s Archiv 1843. 


2) Entwicklung der Cephalopoden, und Schleiden und Nägeli 
Zeitschrift für wissensch. Botanik Heft IL 


10 Kölliker: 


setzt, und mit staunenswerther Bestimmtheit dasjenige, was 
er gesehen zu haben meint, an deren Stelle schiebt; jedoch 
werde ich mich so kurz als möglich fassen, und nur das her- 
vorheben, was zur Erledigung der Hauptpunkte unumgänglich 
nöthig ist. 


1. Natur und Vermehrung der Furchungskugeln. 


a. Die Frage über die Membranen der Furchungs- 
kugeln ist auf einem Punkte angelangt, auf dem es schwer 
hält, mit dem Gegenstande nicht näher Vertraute von den 
wahren Verhältnissen‘ zu überzeugen, indem auf der einen 
Seite' Reichert und 'Dubois aus den Erscheinungen der 
Imbibition den bestimmten Schluss ziehen, dass die Furchungs- 
kugeln Alle Membranen besitzen und demnach Zellen sind, 
auf der andern Seite Bergmann, Vogt, Bischoff und ich, 
ebenfalls auf die Veränderungen der Kugeln. durch Wasser 
gestützt, diejenigen der früheren Stadien für hüllenlose Haufen 
von Körnern und einer zähen, eiweissartigen Verbindungssub- 
stanz erklären und erst die letzten Kugeln in Zellen über- 
gehen lassen; nichtsdestoweniger hoffe ich, dass es mir gelin- 
gen werde, unbefangene Forscher aufs bestimmteste davon zu 
überzeugen, dass die erste Ansicht durchaus unbhaltbar ist. 

Den Häuptbeweis für die nicht zellige Natur der Fur- 
chungskugeln entnehme ich, wie schon erwähnt, dem Verhal- 
ten derselben gegen Wasser. Die Furchungskugeln aller von 
mir bisher genauer untersuchten Gattungen (Rama, 'Bufo, Tri- | 
ton, Scorpio, Ergasilus, Cyelops, Exogone, Megalotrocha, 
Sepia, Loligo, Doris, Lymnaeus, Suceinea, Helix, Botryllus, 
Asearis,' Strongylus, Pelagia) bestehen aus dunklen, fettartigen, 
meist kleinen Körnern und einer hellen, durchsichtigen, zähen 
Substanz, welche beide Elemente bald’ an Menge einander 
gleich kommen, bald das eine oder das andere weit vorwie- 
gen.’ Setzt man diesen Kugeln Wasser zu, so mischt sich 
dasselbe der hellen Substanz, die ich Grund- oder Verbin- 
dungssubstanz nennen will, entweder ganz gleichmässig oder 
nur an einzelnen Stellen bei. Im letzteru Falle entsteht: nie- 
mals ein,Bild, das für das Dasein einer Zellmembran: sprechen 
könnte, indem die Verbindungssubstanz gleich nach dem Zu- 


Zur Lehre von den Furchungen. 11 


satze des Wassers und ohne dass das Platzen einer Membran 
vorangeht, da und dort'in Gestalt von’ Warzen sich vortreibt, 
welche Hervorragungen unmittelbar 'und'öhne Grenze in den 
unveränderten Theil‘ derselben Substanz übergehen, wohl aber 
kann in dem ersteren Fälle ein Zellen ähnliches Gebilde’ ent- 
stehen, namentlich wenn die Kugeln vorwiegeid aus' Körnern 
bestellen. Hier 'vergrössert sich nämlich die ‘Kugel allmälig 
und umgiebt sich, oft ziemlich vollständig, mit einem hellen 
Saume, der'nach aussen ganz scharf begrenzt ist, und mehr 
oder weniger täuschend einer Zellmembran ähnlich sieht. 
Dass jedoch auch bei so bewandten Umständen von einer 
Membran keine Rede sein kann, 'ergiebt sich ganz’ bestimmt 
daraus, dass bei einem und demselben Thiere die Furchungs- 
kugeln bald diese, bald jene Form annehmen, aus der einen 
indie andere übergehen oder Zwischenforinen zeigen, "wie 
2. B. auf der einen Seite gleichmässig ausgedehnt und imit 
einen hellen Saume umgeben sind, auf der andern emen oder 
zwei warzenförmige Vorsprünge besitzen. Reichert ist es, 
was mit diesen meinen Erfahrungen vollkommen in Einklang 
steht, in der That nie gelungen, die vermeintliche Membran 
wirklich zu sehen oder isolirt darzustellen, wohl aber glaubt 
er, dass die scharfe Begrenzung der Furchungskügeln und 
der hellen durch Wasser entstehenden Säume derselben, ganz 
bestimmt das Dasein eines Häutehens beweisen, und an hül- 
lenlosen, flüssigen Substanzen, wie dem Inhalte der. Kugeln, 
nie vorkommen können. Ich gestehe nicht zu begreifen, wie 
ein mit den mieroscopischen Verhältnissen vertrauter Forscher 
50 etwas behaupten kann. Ein Wassertropfen wird allerdings 
unter denselben Verhältnissen wie die Furchungskugeln nie 
eine so gleichbleibende Form und scharfe Begrenzung zeigen, 
allein die Verbindungssubstanz der Furchungskugeln ist kei- 
neswegs wässeriger Natur, sondern eine zähe eiweissartige 
Substanz, und dass eine solche Substanz eine scharfe Begren- 
zung und Kugelgestalt annehmen kann und sehr leicht an- 
nimmt, ist eine bekannte Sache. Ich erinnere nur an den 
Inhalt von Zellen (Epiteliumzellen der conjunetiva eornea, der 
plexus chorioidei, der Linsenkapsel, Zellen der retina, der 
Nierenkanälchen,, Eiterzellen, Lymphzellen u. s. w.) oder von 


12 Kölliker: 


Röhren; (Nervenröhren, Linsenröhren !) oder von einzelligen 
Infusorien (Stentor, Bursaria, Opalina etc.), der isolirt ge- 
wöhnlich in scharf umschriebener Kugelform auftritt. Gerade 
die Aehnlichkeit der imbibirten Furchungskugeln mit solchem 
ausgetretenem Inhalte von Zellen und Röhren dient meiner 
Ansicht'nach zu nicht geringer Verstärkung der Schlüsse, die 
ich aus dem Verhalten der Kurchungskugeln gegen Wasser 
ziehe. 

Ein . zweiter Beweis, für die hüllenlose Natur der Fur- 
chungskügeln liegt ‘in. der Beschaffenheit derselben bei den 
Thieren, ‚mit partieller Furchung. Hier.‘ sind nämlich, wie 
Vogt von Coregonus'und Alytes meldet, und wie ich, bei den 
Cephalopoden beobachtet habe, ‚die Furchungskugeln der ersten 
Stadien gar keine isolirten Kugeln, sondern nur halbkugelige 
oder die Form von  Kugelsegmenten besitzende Erhebungen 
der sich furchenden Dotterpartie, die mit ihrer unteren Fläche 
unzertrennlich‘ mit dem ‚an der Furchung nicht theilnehmenden 
Dotter verbunden sind und ohne Grenze in denselben. über- 
gehen. ‘Dass in einem solchen Falle nicht an Zellen gedacht 
werden kann, ist so einleuchtend, dass meiner Ansicht nach 
die einfache  Hinweisung ‚auf dieses Faktum genügt, um die 
Natur der ‚Furchungskugeln nicht blos bei diesen Thieren, 
sondern auch, wegen der grossen Uebereinstimmung, zwischen 
der partiellen und totalen. Furchung, bei den übrigen Thieren, 
die Furchung besitzen, festzustellen, um so mehr, da selbst 
Reichert gegen .dieses ihn augenscheinlich nicht, zusagende 
Faktum nichts anderes anzuführen weiss (]. c. p. 199), als dass 
vielleicht die Anwesenheit von Nahrungsdotter in ‚den, Eiern 
von Sepia eine genaue Beobachtung der Furchung. trübte, 
und wohlweislich jede einlässliche Besprechung desselben ver- 
meidet. 

b. Wie in Bezug auf die Natur der Furchungskugeln, ‚so 
muss ich auch in Betreff der Vermehrung derselben Reichert 
durchaus‘ entgegentreten. Nirgends geschieht dieselbe so, dass 
zwei kleinere Furchungskugeln innerhalb einer grössern ent- 
stehen, wie Reichert behauptet, sondern überall durch Thei- 


') Die sogen. Linsenfasern sind Röhren, die aus einer zarten 
Membran und eiweissreichem Inhalte bestehen. 


Zur Lehre von den Furchungen. 13 


lung ungefähr in der Weise, wie Infusorien sich theilen, in- 
dem nämlich an den länglich sich gestaltenden Kugeln eine 
quere Furche entsteht, die allmälig tiefer greifend, dieselben 
zuletzt in zwei Hälften zerfällt. Dass dem so und nicht an- 
ders ist, beweisen erstens die auf verschiedenen Stufen der 
Theilung, von der leisesten kaum merklichen Einschnürung 
an bis zur fast vollständigen Trennung in zwei Hälften, be- 
findliehen Furchungskugeln, die fast bei allen sich furchenden 
Eiern der ‘verschiedensten Thiere in Menge zu trefien sind, 
zweitens die Eier der Thiere mit partieller Furchung, bei 
denen auch nicht von ferne an eine endogene Bildung der 
nicht allseitig abgegrenzten Furchungssegmente gedacht werden 
kann, drittens endlich und am unwiderleglichsten die Eier 
der'Entozoen, bei denen man nach Reichert’s Beobachtung, 
gerade wie bei den’ Batrachiern und Fischen die Furchung in 
ihrem allmäligen Fortschreiten belauschen kann. Bei diesen 
Thieren ist es so leicht zu sehen, dass die Vermehrung der 
Furchungskugeln ‘durch nichts als durch "eine Theilung'' zu 
Stände kommt, dass man durchaus nicht begreift, wie Rei- 
ehert zu einem 'andern Resultate kommen konnte. An den 
Döttern von  Ascaris nigrovenosa und Strongylus auricularis 
z. B. sieht man, bevor ein Theilungsakt beginnt, die verschie- 
denen runden Kugeln eine leicht in die Länge gestreckte Ge- 
stalt annehmen; dann zeigt sich eine fast unmerkliche Ein- 
biegung in der Mitte, die nach und nach tiefer werdend, eine 
deutliche quere Furche darstellt, die endlich je eine Kugel in 
zwei zerfällt. Ich bin überzeugt, dass jeder Forscher (kein 
Physiologe sollte die Untersuchung der so leicht zu habenden 
Entozoen vernachlässigen, um über den Furchungsprocess ins 
Reine zu kommen), der nicht eine frühere irrthümliche Ansicht 
um jeden Preis wenigstens theilweise retten will, in dieser 
Beziehung mit mir einverstanden sein wird, weshalb ich jede 
weitere Auseinahdersetzung für überflüssig halte. 


U. Entwickelung der Kerne der Furchungskugeln 
und Bedeutung derselben für die Furchung. 


a. Da Reichert in neuester Zeit ziemlich bestimmt der 
von mir zuerst ausgesprochenen Ansicht, dass die sogenannten 
hellen Flecken der Furchungskugeln Bläschen und zwar Kerne 


14 Kölliker:., 


sind, beigetreten ist, so will ich über die Natur derselben nur 
weniges bemerken, Dass diese Kerne Bläschen sind, lässt 
sich mit, Bestimmtheit beweisen,. Einmal unterscheidet man 
an denselben deutlich die Membran, als eine mehr oder we- 
niger starke dunkle Begrenzungslinie, von dem wasserhellen 
Inhalte, und zweitens lassen sich durch Endosmose und Exos- 
mose, gerade wie es Henle von den Kernen der Eiterkügel- 
chen, ich von denjenigen der Lymphkörperchen gezeigt'haben, 
so. auch die Kerne der Furchungskugeln ‘grösser ‚und kleiner, 
aufgequollen oder zusammengeschrumpft, darstellen. —. Was 
die Kernchen dieser Kerne betrifit, so muss ich gegen Rei- 
cehert, der dieselben nun zwar ebenfalls gefunden hat, jedoch 
ihr ‚allgemeines Vorkommen bestreitet, aufs, Bestimmteste, be- 
haupten, dass dieselben ‘wesentliche Elemente 'sind. Zwar. ist 
es bei manchen Thieren, wie ich schon an andern Orten offen 
berichtet habe, ‚ganz unmöglich, irgend welche geformte Theile 
im. Innern ‚der ‚Kerne wahrzunehmen, ‘und dasselbe gilt, auch 
von den kleineren und kleinsten Furchungskugeln der meisten 
übrigen Thiere; allein solche Fälle haben durchaus ‚keine, Be- 
weiskraft angesichts der vielen ‚andern.sichern und bestimmten 
Beobachtungen ‚über die. Existenz. der Kernchen. Die, Thiere, 
bei, denen ich bis jetzt, natürlich'vorausgesetzt, dass die Kerne 
gehörig isolirt waren, so dass sie ganz sich überschauen lies- 
sen, ‚die, Kernchen ohne Ausnahme gefunden habe, sind: 
Rana \esculenta und temporaria,. Strongylus auricularis,  Ascar- 
ris acuminata, nigrovenosa, dactyluris, ‚Sepia; officinalis, ‚Helix 
pomatia und, Lymnaeus stagnalis. Vor ‚allen kann ich dem ‚so 
leicht zu habenden Lymnaeus ‚zur ersten Beobachtung empfeh- 
len und fast eben so sehr. Ascaris nigrovenosa und. Strongylus 
auricularis, ‚bei denen, namentlich aber bei ersterem, die Kern- 
chen: ausnehmend schön ‘sind. ' In Betreff, der. Zahl ‚derselben 
fand ich eines oder: zwei als Regel, mehr, als ; drei  nie;und 
drei nur in ‚sehr seltenen ‚Fällen... Neuere, ‚Beobachtungen 
über die Entstehung derselben besitze ich keine, doch kenne 
ich auf der'andern Seite auch keine Thatsache, 'die den aus 
früheren Erfahrungen ‘gezogenen Schluss; dass 'die einfachen 
Kernchen immer unmittelbar vor der Vermehrung ihres Kernes 
dureh Theilung sich verdoppeln, aufzuheben im ‚Stande wäre. 

Die Vermehrungsweise der Kerne anbelangend, ‚so ‚hat 


Zur Lehre von:den Furchungen. 45 


Reichert meinen Beobachtungen ‚und ‚den; ‚aus (denselben 'ge- 
zogenen), Schlüssen, ganz eigenthümliche, neue Vermuthungen 
und Behauptungen entgegengestellt, die wohl (hauptsächlich 
dem Umstande ihren Ursprung verdanken, dass derselbe, wie 
seine Abbildungen und, Mittheilungen ergeben, sich über die 
Erscheinungen: des fortschreitenden Furchungsprocesses an un- 
verletzten, nicht‘ comprimirten oder anderweitig, , behandelten 
Eiern ‚zu vergewissern. suchte, was zwar an und) für sich ganz 
lobenswerth. ist, jedoch nicht als einzige: oder Hauptunter- 
suchungsmethode: angewandt werden kann, da, bei derselben 
die Vorgänge im Innern der Kugeln nur höchst unvollständig 
zu erkennen sind. Nach Reichert geht die Bildung der 
Kerne folgendermassen vor sich: Sobald: die erste Furchungs- 
kugel entstanden ist, bildet sich in derselben ein Kern, wel- 
cher nur kurze Zeit, besteht und dann. sich auflöst. Nun 
theilt sich die. kernlose | erste. Kugel in zwei (nach R. durch 
endogene Bildung), die sobald sie vollkommen; gebildet (nach 
R. freigeworden) sind, jede wieder 'einen Kern in sich/ erzeu- 
gen, der ebenfalls nach ‚kurzem Bestehen sich ‚auflöst, , So 
soll'es nun bei der ganzen Furchung weiter gehen, ‚immer 
schwinden nach R. die alten Kerne vor dem Zerfallen: der 
Kugeln und nach dem’Zerfallen derselben entstehen ganz un- 
abhängig von den: früheren Kernen neue Kerne in den eben . 
gebildeten Kugeln. 

‚Dieser Ansicht gegenüber muss ‘ich‘ wie früher aufs  be- 
stimmteste behaupten, dass die: Kerne nicht, unabhängig, von 
einander, sondern so, entstehen, dass je aus einem derselben 
durch endogene Bildung zwei;neue entstehen, ferner, dass; die 
Vermehrung der Kerne immer und ohne Ausnahme: der Thei- 
lung der Kugeln vorangeht. Den ersten Punkt betreffend, so 
lässt sich wenigstens die Thatsache,, dass die ‚Kerne in ‚keiner 
Furchungskugel jemals fehlen, so’ leicht durch die Beobachtung 
bestätigen, dass es nur ausgenommen in der ausgesprochenen 
Voraussetzung, dass Reichert nur unverletzte Furchungskugeln 
in Bezug auf diesen Punkt untersucht hat, | durchaus. unbe- 
greiflich erscheint, wie derselbe zu seiner Ansicht von der 
jedesmaligen Auflösung der alten Kerne und der unabhängigen 
Neubildung der neuen kommen konnte. Bei keinem Thiere 
und in keinem Stadium der Furchung ist mir unter , nor- 


6 _ "Kölliker; 


malen ') Verhältnissen "eine 'Fürchungskügel ' vorgekommen, 
die, vorausgesetzt, dass sie’ gehörig sich erforschen, d. h. na- 
mentlich isoliren ‘und comprimiren' liess, nicht wenigstens 
Einen Kern enthalten hätte, und fast bei allen Thieren, "die 
mir bisher zu Gebote standen, habe ich in sehr vielen Kugeln 
je zwei, in sehr seltenen Fällen 'selbst vier Kerne erkannt. 
Meiner Ansicht nach spricht übrigens auch der Umstand, dass 
R. nie Furchungskugeln mit zwei Kernen gesehen hat, ob- 
gleich schon v. Siebold und Bagge solche beschreiben und 
abbilden, sehr zu seinen Ungunsten und zeigt deutlich, dass 
seine Untersuchungen über diese Kerne noch vieles zu wün- 
schen übrig lassen. ® 
Wenn nun auch aus dem’ leicht zu constatirenden Um- 
stande, dass es während des ganzen Furchungsprocesses zu 
keiner Zeit irgend eine Furchungskugel ohne wenigstens Einen 
Kern giebt, ganz bestimmt hervorgeht, dass die Kerne nicht 
abwechselnd sich auflösen und wieder neu sich bilden, so sind 
doch die genaueren Verhältnisse ihrer Vermehrung ungemein 
schwer zu erkennen. Ich habe früher gegen Bagge die An- 
sicht geltend gemacht, dass bei derselben nicht eine Theilung, 
sondern eine endogene Kernbildung, wie ich sie auch an an- 
dern Orten beschrieben habe, im Spiele ist, und in der That 
haben mir 'auch neuere Beobachtungen über die Kerne der 
Furchungskugeln der Frösche, unter denen ich in seltenen 
Fällen grössere fand, die zwei Tochterkerne einschlossen, ge- 
zeigt, dass meine früheren Beobachtungen und die aus den- 
selben gezogenen Schlüsse richtig sind. Ueber diese That- 
sache hinaus gehen meine Erfahrungen auch jetzt noch nicht, 
namentlich kann ich nicht angeben, ob die Tochterkerne gleich 
bei ihrer Entstehung den Raum ihres Mutterkernes ganz er- 
füllen; nur in Bezug auf die Kernchen glaube ich bestimmt 
behaupten zu dürfen, dass in jedem Kerne ihre Vermehrung, 
respective Verdoppelung der Bildung der Tochterkerne vor- 
angeht. 
Die Vermehrung der besprochenen Kerne geht der Thei- 


’) Unter abnormen Verhältnissen verstehe ich ein selten vor- 
kommendes Zerfallen des Dotters in einige wenige Kugeln ohne wei- 
tere Entwickelung desselben. 


Zur Lehre von den Furchungen. 17 


lung der Kugeln ohne alle Ausnahme voraus. Nie habe ich 
bei den vielen Thieren, deren erste Entwiekelung ich unter- 
suchte, eine in der Theilung begriffene Kugel mit nur Einem 
Kerne !), wohl aber in hundert und hundert Fällen einfache 
Kugeln mit zwei Kernen gesehen und neulich noch bei Asca- 
ris acuminata, nigrovenosa und Strongylus aurieularis bei Er- 
forschung der- allmählich vor meinen Augen fortschreitenden 
Furchung immer zuerst Verdopplung der Kerne, und erst 
nach einiger Zeit beginnende Einschnürung und Theilung der 
einfachen Kugeln gesehen. Freilich muss man auch hier sich 
nicht blos an das Studium der unverletzten Eier halten, da 
die Kerne in nicht comprimirten Kugeln nicht leicht, oft gar 
nicht zu erkennen sind, sondern immer von Zeit zu Zeit eine 
Reihe von Eiern behufs einer genaueren Untersuchung des 
Inhaltes der Furchungskugeln opfern. Uebrigens erlangt man 
bald so viel Sicherheit in der Erkenwung des ganzen Proces- 
ses, dass man- auch an unverletzten Kugeln wenigstens in 
vielen Fällen erkennt, ob sie einfache oder doppelte Kerne 


!) Mein Freund Dr. C. Vogt hat bei Actaeon (Rech. sur l’em- 
bryogenie des Mollusques gasteropodes Pl.1. Fig. 1. Ann. d. sc. nat. 
1846) in einigen Fällen leyerförmige Furchungskugeln mit nur Einem 
Kerne bemerkt und hieraus den Schluss gezogen, dass die Theilung 
der Furchungskugeln unabhängig von den Kernen vor sich gehe. 
Diese Beobachtung ist ganz richtig, allein meinen Erfahrungen bei 
den Ascariden zufolge nicht so zu deuten, wie es von Vogt gesche- 
hen ist, Bei Ascaris nigrovenosa nämlich finden sich sehr häufig ge- 
rade in dem nämlichen ersten Stadium der Furchung den von Vogt 
abgebildeten ganz gleiche Kugeln, die, wenn man ihre weitere Ent- 
wicklung verfolgt, was hier, wie oben bemerkt wurde, leicht ge- 
schehen kann, allmählich in ganz einfache, nirgends eingeschnürte, 
elliptische Kugeln übergehen, dann 2 Kerne erhalten, und erst nachdem 
dieses geschehen ist, in zwei Kugeln zerfallen. Ich erkläre mir die 
Bildung dieser Kugeln folgendermassen: Nach dem Schwinden des 
Keimbläschens lockert sich der Dotter auf, dann entsteht der erste 
Kern und mit ihm nimmt der Dotter wieder einen engeren Raum 
und scharfe Begrenzung an. ‚Liegt der Kern in der Mitte des Dot- 
ters, so zeigt der letztere einfache elliptische Gestalt, liegt er da- 
gegen dem einen Pole der Eier näher, so zieht sich, wie ich wirk- 
lieh beobachtet habe, der ihn zunächst umgebende Dotter enger um 
ihn zusammen; wodurch denn der ganze Dotter eine mehr oder we- 
niger starke leyerförmige Gestalt erhält. 

Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg, 1. Bd. 2 


18 Kölliker: 


enthalten. — Gegen diese ganze Darstellung wird-nun wahr- 
scheinlich Reichert 'einwenden, was ich für mehrfache‘ Kerne 
erkläre, seien nichts anderes als die zwei Tropfen Flüssigkeit, 
die sich, wie er glaubt, jedesmal nach‘ der Auflösung. des ein- 
fachen Kernes seiner Furchungskugel zeigen, wogegen’ ich mir 
vorläufig die gewiss nicht unbescheidene Entgegnung erlaube, 
dass mir über die Natur der hellen Flecke. der Furchungs- 
kugeln, über die Frage ob dieselben Kerne oder etwas ande- 
res sind, wohl: eher ein Urtheil zusteht als Reichert, der 
erst von mir gelernt hat, dass dieselben‘ Bläschen mit einem 
Kern im liınern, m. a. W. Kerne sind, während 'er sie früher 
als homogene solide Körper beschrieben hatte. 

b. Aus: den\so. eben mitgetheilten Thatsachen, für deren 
Richtigkeit ich ‚auf alle Weise einstehe, geht nun meiner An- 
sicht nach die: Bedeufung‘ der Kerne für den Furchungspro- 
cess ziemlich klar ''»herver. Wenn wir sehen, dass die erste 
Furchungskugel erst entsteht, nachdem der erste Kern sich 
gebildet hat, wenn wir beobachten, dass die Theilung dieser 
und der spätern Kugeln immer und ohne Ausnahme erst dann 
erfolgt, wenn in ihnen zwei Kerne entstanden sind, so liegt 
doch gewiss die Vermuthung, dass die Vermehrung der Kerne 
die Theilung der Kugeln bedingt, näher als die Annahme, dass 
beide Vorgänge nichts mit einander ‚zu thun, haben, Und 
diese Vermuthung wird meiner Ansicht nach fast zur Gewiss- 
heit erhoben, wenn wir bedenken, dass bei der sehr analogen 
endogenen und freien Zellenbildung um Kerne und Umhül- 
lungskugeln und namentlich bei der noch ähnlicheren Theilung 
von Zellen. die Kerne, eine ganz ähnliche ‚Rolle spielen... Bei 
der Zellenbildung "). um  Umhüllungskugeln z. B., wie sie 


!) Bei diesem 'Anlasse erlaube ich mir einige historische An- 
gaben Reichert’s zu berichtigen. Der erste, welcher Beobachtungen 
über: Zellenbildung um Haufen von Körnern bekannt gemacht hat, 
ist Vogt (Alytes p: 13), dann folgte Nägeli (Entwicklungsgesch. des Pol- 
lens. Zürich 1842) und endlich ich (Müller’s Archiv 1843 und Entw. 
d. Ceph. p.155). Auf diese Beobachtungen gestützt, stellte ich denn 
diese Art der Zellenbildung, unter dem Namen ‚,Zellenbildung um 
Umhüllungskugeln” als zweite Art neben die bekannte Schleiden- 
Schwannsche Zellenbildung direkt um Kerne, während Nägeli (Zeitschr. \ 
f. wiss. Botanik. Heft II. u. III.) noch weiter geht, die Zellenbildung!‘ 


Zur Lehre von den Furchungen. 19 


Nägeli schildert, sehen wir, dass, sobald in einer Mutter- 
zelle zwei Kerne entstanden sind, der gesammte Inhalt dieser 
Zelle sich in zwei Haufen um diese Kerne gruppirt, welche 
Haufen dann nachträglich mit einer Membran sich bekleiden 
und so zu Tochterzellen sich gestalten. Fast noch in die 
Augen springender ist die Einwirkung der Kerne bei der be- 
kannten Theilung der einzelligen Infusorien (Bursaria, Opalina 
ete.) und bei der neulich von mir beobachteten Theilung der 
Blutkügelchen' der Hühnerembryonen '), indem hier, sobald 
aus dem früheren einfachen Kerne zwei neue entstanden sind, 
eine ringförmige mittlere Einschnürung der bisher einfachen 
Zelle beginnt, die bald eine gänzliche Abschnürung der so 
sich bildenden Hälfte zur Folge hat. Aus diesen und noch 
einigen än einem andern Orte mitgetheilten Gründen, die ich 
hier nieht wiederholen will, setze ich jetzt noch wie früher 
die einzige Ursache der Theilungen des Dotters beim Fur- 
chungsprocesse in die Kerne und deren allmähliche Vermehrung 
dureh endogene Kernbildung, in welcher Ueberzeugung Rei- 
chert’s tadelnde Bemerkungen darüber, dass ich ein Aus- 
einandertreten der Tochterkerne gleich nach ihrem Freiwer- 
den aus den Mutterkernen und eine attrahirende Wirkung 
derselben auf die Körner des Dotters annehme, am allerwe- 
nigsten mich irre machen werden, da das erste einfach eine 
Thatsache ist ?) und das letzte, obschon allerdings Hypothese, 
doch wie ich glaube, eher im Einklange als im Widerspruche 
mit irgend andern Thatsachen (ich erinnere an die Saftströ- 
mung die von Kernen ausgeht, an die Niederschläge, die um 
Kerne sich bilden, an die Bewegung von Kernen um einander, 
die Nägeli gesehen hat) und zur Erklärung des Processes, 
um den es sich handelt, vollkommen hinreichend. Uebrigens 


um Kerne gänzlich läugnet und nur eine Art derselben, die von ihm 
sogenannte Zellenbildung um Inhaltsportionen annimmt. 

') Die Entdeckung dieser Vermehrungsweise der Blutkügelchen 
würde Remak zuzuschreiben sein, wenn nicht derselbe (Diagnost. 
und pathögenet. Unters, p.100) seine vor einigen Jahren gemachten 
Beobachtungen, aus denen er auf eine Theilung der Blutkügelchen 
schloss, aus mir unbegreiflichen Ursachen zurückgenommen hätte. 

#2) Auch Mohl und Nägeli haben Ortsveränderungen von Ker- 
nen in Pflanzenzellen gesehen. 

2% 


20 Kölliker: 


lege ich, offen gesagt, kein grosses Gewicht\,auf, das ‚Wort 
Attraction,'da Niemand anzugeben im Stande ist, auf welche 
Art die Einwirkung der Kerne statthat, nur. ‚daran halte 'ich 
fest, dass die Kerne eine solche Einwirkung-auf die Körner 
des Dotters ausüben, dass dieselben in kugelige Haufen sich 
um sie gruppiren. 

Ich schliesse diese Bemerkungen über die Furchungen 
mit einein kurzen Hinblick auf die histologischen Verhältnisse 
der allerersten Entwicklung der Thiere iiberhaupt.‘ Bei allen 
bisher genauer untersuchten Thieren findet man, nach gesche- 
hener Befruchtung und nach. dem Sehwinden von Keimbläs- 
chen und Keimfleck, als erstes Zeichen ‘der Entwicklung; in- 
nerhalb des Dotters die Bildung eines Kernes und, indem 
derselbe durch endogene Kernbildung sich vermehrt, einer 
Generation von Kernen (meinen früheren Embryonalzellen ) 
nach der andern. Bei den einen Thieren nun umhüllen sich 
diese Kerne mit grösseren oder kleineren Partieen von Dot- 
ter, welcher Vorgang unter dem Namen totale und partielle 
Furchung bekannt ist '), bei den andern treten’ die Kerne und 
der Dotter in kein näheres Verhältniss ?). Das. Ende des 
ganzen Processes ist bei den Thieren mit Furchungen die 
Bildung einer grossen Menge von Zellen, der ersten Zellen 
der Embryonen, welche Zellen einfach. so. entstehen, dass die 
Furchungskugeln. gewisser späterer ‘Stadien, und zwar wie es 
scheint überall die äusseren zuerst, an ihrer Oberfläche mit 
Membranen sich bekleiden, wodurch ihre Körner und deren 


!) Totale Furchung ist bis jetzt nachgewiesen bei Polypen, 
Strahlthieren, Quallen, vielen Weisswürmern, Mollusken 
mit Ausnahme der Cephalopoden, Räderthieren, Anneliden, 
niedern Crustaceen, vielen Batrachiern und Säugethieren; 
partielle Furchung findet sich bei Cephalopoden, Arachniden, 
höheren Crustaceen, Insecten, Fischen, Batrachiern, zum 
Theil bei Sauriern und höchst wahrscheinlich beiden Vögeln. 

?) Diese Entwicklungsweise findet sich nach meinen Beobach- 
tungen (S. Müll. Arch. 1843) bei Trematoden,  Cestoiden, bei Asca- 
ris dentata, Ascaris Alaudae cristatae, Oxyuris ambigua, Trichocepha- 
lus, Cucullanus elegans. Reichert’s Einwürfe gegen diese meine 
Angaben finden sich gewürdigt in Schleiden und Nägeli’s Zeitschr. f. 
wissensch. Botanik Heft 11. p. 76. 


Zur Lehre von den Furchungen. 21 


Verbindungssubstanz zu Zelleninhalt, ihre Kerne 'zu Zellen- 
kernen sich gestalten, bei den andern Thieren ist es 'noch 
nicht möglich gewesen, das Schicksal der-Kerne, die sich all- 
mählich unter Aufzehrung des Dotters zu einem grossen Haufen 
ansammeln, ‘genau zu verfolgen, da die Kleinheit derselben 
einem solchen Unternehmen fast unübersteigliche Hindernisse 
darbietet, doch lässt sich in Berücksichtigung 1) dass die aus- 
gebildeten Individuen dieser Thiere nachweislich! im’ allen ihren 
Theilen aus Zellen oder höheren Elementen, die aus Zellen 
hervorgegangen sind, bestehen und 2) dass bei ganz nahe 
stehenden Thieren z. B. vielen Arten von Ascaris und bei 
Cueullanus Emydis Jutariae Furchung und Zellenbildung in ge- 
schilderter Weise vorkommt, mit Sicherheit annehmen, dass 
auch hier, wenn eine gewisse Zahl von Kernen entstanden 
ist, die ersten Zellen der Embryonen aus denselben hervor- 
gehen, indem wahrscheinlich aus den noch übrigen flüssigen 
Resten des Dotters Membranen um die Kerne sich herumbil- 
den. Wenn dem wirklich so ist, so müssen, wie ich es schon 
früher ausgesprochen habe, beide Entwieklungsweisen als we- 
sentlich gleich angesehen werden, indem bei beiden als wich- 
tigstes Moment die Bildung einer grossen Zahl von Kernen 
auftritt, um welche denn schliesslich die ersten Zellen der 
Embryonen entstehen. Was endlich noch die weiteren Schick- 
sale dieser ersten Zellen betrifft, so halte ich für ausgemacht, 
dass dieselben bei allen Thieren, jedoch nicht bei allen gleich 
lang, ähnlich den früheren Furchungskugeln an Zahl sich ver- 
mehren, während sie an Grösse immer mehr abnehmen. Wie 
diese Vermehrung geschieht, ist schwer auszumitteln, doch 
halte ich es für gewiss, wie auch Bischoff und Vogt an- 
nehmen, dass sie nicht durch gewöhnliche endogene Zellen- 
bildung vor sich geht und dass die Kerne, von denen man 
sehr oft zwei in einer Zelle antrifit, wesentlich bei derselben 
sich betheiligen. Aus einigen Beobachtungen möchte ich 
schliessen, dass sie an einigen Orten durch Theilung der 
Zellen, so z B. bei den Blutkörperchen vieler Thiere ganz 
sicher, an andern durch endogene Zellenbildung um Inhalts- 
portionen geschieht, in welchem Falle die Membranen der 
Mutterzellen entweder persistiren, wie 2. B.:bei den Knorpeln, 
oder der Reihe nach sich auflösen. Freie Zellenbildung 


22 n Kölliker: Zur Lehre von den Furchungen. 


kommt. meinen Beobachtungen zufolge, die freilich mit ‚denen 
mancher Forscher in Widerspruch stehen, bei keinem Thiere 
in den allerersten Zeiten vor, sondern zeigt sich erst, bei 
den einen früher, bei den andern später, beim Frosche z. B. 
erst nach der Entstehung der ersten Blut- und Lymphgefässe, 
wenn die in: unmittelbarer Nachkommenschaft aus einander 


entstandenen ersten Zellen schon zu mannigfachen Organen 
sich gruppirt. haben. 


Ueber die männlichen Geschlechtstheile der 
Any Sepiola vulgaris. 


Von 
Dr. Rud. Leuckart 


in Göttingen. 


(Hierzu Taf. I. Fig. ıı.) 


Im Jahrgange 1842 von J. Müller’s Archiv sind von 
Peters (zur Anatomie von Sepiola vulgaris p. 299 ff.) einige 
ganz interessante Beiträge ‘zur Kenntniss des inneren Baues 
von. Sepiola publieirt worden, ‘die zugleich in mancher Bezie- 
hung die ältern Angaben von Grant (on the anatomy of Se- 
piola vulgaris in den Transact. of the zoolog. Soc. 1835. 
Vol.1. p.77fl.), vorzugsweise so weit solche die Anordnung 
der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane betreffen, 
berichtigen. Schon früher hatte Owen (Appendix to Sir John 
Ross’ Voyage. London. 1835. Descript. of a new genus of 
Cephalopoda — Rossia —) gelegentlich auf Grant’s unrichtige 
Darstellung ') der weiblichen Generationswerkzeuge aufmerk- 
sam gemacht. Er hatte gezeigt, dass die beiden blättrig drü- 
sigen Gebilde ?), welche Grant für Oviducte ®) hielt, als Ni- 
damentaldrüsen gedeutet werden müssten, während der wirk- 
liche Eileiter einfach sei, wie bei den meisten andern Loli- 
gineen und mit einer besondern drüsigen Erweiterung iendige 
(die Grant als an other glandular organ of a’crescentic forın 


’) Leider sind aus Grant’s Schrift auch die beiden unrichtigen 
und ungenauen Abbildungen der Geschlechtswerkzeuge in A. Wag- 
ner’s Icon, zoot. Tab. XXIX. Fig. IV. u. V. übergegangen, 

?) Ibid. Fig. IV. c. c. 

#) In einen ähnlichen Irrthum ist auch Brandt bei. der Anato- 
mie von Sepia (Mediein. Zool. ll. p. 310) verfallen, wo derselbe 
dieselben Nidamentaldrüsen als Terminaldrüsen zweier Oviducte 
ansah. 


24 Leuckart: 


and opaque yellow colour erwähnt zu haben scheint). Peters 
stimmt in seiner Beschreibung mit Owen im Wesentlichen 
überein. Auch ich kann nach meinen Untersuchungen, zu 
denen mir mehrere sehr wohl erhaltene Exemplare von Se- 
piola vulgaris auf hiesigem physiologischen Institute zu Ge- 
bote standen, die Angaben von. Owen und besonders von 
Peters völlig bestätigen. Nur die beiden halbmondförmigen, 
mit dem concaven Rande nach innen gewandten Vertiefungen, 
welche Peters an dem’ vordern ‚Rande der accessorischen 
Nidamentaldrüse (die Grant anführt als a rose-coloured sac 
between the upper extremities of the oviduct, containing nu- 
merous smal convoluted coeca — and communicating with 
the erescentic glandular organ —) beschreibt und als Ausfüh- 
rungsmündungen ansehen möchte, konnten von mir nicht auf- 
gefunden werden. Ueberhaupt bin ich über den eigentlichen 
Zusammenhang dieser Drüse mit den übrigen Geschlechtsorganen 
sowohl hier, als auch bei Sepia (wo Blain ville in dem Dict. des 
sc. nat. Art. Seche p. 270 derselben als corps jaunätre subdi- 
vise en trois lobes erwähnt) im Unklaren !) ‚geblieben, zumal 
ich auch eine centrale Höhle, wie sie Owen (Todd’s Cyclop. 
T.1. Art. Cephalopoda p. 558) beschreibt, in ihr nicht ‘habe 
auffinden können. 

Ein anderes Resultat ‚aber, ale Peters, rich ich durch 
die Untersuchung der männlichen Geschlechtsorgane. Um zu- 
vor in Kurzem die Angaben von Grant über diese zu er- 
wähnen, will ich nur anführen, dass ‚derselbe bei Sepiola 
einen ansehnlichen Testikel ?) von rosenrother Farbe beschrieb, 
der aus einer grossen Anzahl drüsiger, von einem serösen 
Sacke locker umhüllter Blinddärmchen bestehe, und ein Vas 
deferens ?), das in eine weite (nach der gegebenen Abbil- 
dung *) zu einer kugligen Masse) zusammengerollte (wide 
convoluted) Epididymis sich einsenken sollte. Diese endlich . 
führe in einen Jangen cylindrischen Penis °), der an der lin- 


!) Owen betrachtet dieses Organ als Analogon der Nebennieren 
— eine Deutung, die übrigens schon durch dessen Vorkommen blos 
bei weiblichen Thieren widerlegt wird. 

2) Copirt in Wagner’s Icon. zoot. Tab. XXIX. Fig. V. 6. 

3) Ibid. c. %) Ibid. d. 5) Ibid. e. 


Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Sepiola vulgaris. 25 


ken Seite des Bauchsackes gelegen sei und an ‘seinem Ende 
ein Paar kleiner, den Analanhängen vergleichbarer Fortsätze 
besässe. 

Oefinet man nun den Mantel von Sepiola durch einen 
Längsschnitt, und entfernt man dann die hier nur zarten 
äussern Decken des Eingeweidesackes, so findet man bei den 
Männchen, in dessen Grunde, mehr der rechten Seite zuge- 
wandt, ein. ansehnliches, compactes Organ von länglich ovaler 
Form, das, von den Seiten etwas keilförmig zusammengedrückt, 
sich zwischen die übrigen Eingeweide hineindrängt. Zur 
Linken wird dieses Organ von einer rundlichen Masse, eben- 
falls von ansehnlicher Grösse, begrenzt, die übrigens schon 
äusserlich die in einander geschlungenen Windungen cylindri- 
scher Kanäle erkennen lässt. Dahinter ragt, neben der linken 
Kieme, ein weiter, fast sackförmiger Kanal hervor, der vorn 
ziemlich plötzlich sich in eine kleine papillenförmige Hervor- 
ragung verengt, aus deren Oefinung nicht selten einzelne 
feine, weissliche Fäden hervorragen, dieselben, von denen 
auch der Cylinder erfüllt wird. 

Vergleichen wir nun diese verschiedenen Gebilde, die 
den männlichen Generationsapparat zusammensetzen, in ihren 
eben geschilderten Verhältnissen mit der von Grant gege- 
benen Beschreibung und Abbildung, so können wir nicht 
umhin, in ihnen die von diesem Untersucher angeführten Theile 
wieder zu erkennen. Links liegt der Hoden, dessen rothe 
Farbe bei unseren Exemplaren verblichen ist, rechts die so- 
genannte Epididymis, dahinter der sogen. Penis mit seinem 
papillenförmigen Anhang, der bei den Exemplaren, welche 
Grant untersuchte, nur leer und zusammengefällen gewesen 
zu sein scheint. Wie übrigens diese Deutung zu modifieiren 
sei, werden wir alsbald sehen. Es genügt uns hier nur nach- 
gewiesen zu haben, dass die Angaben von Grant, wenn auch 
unvollständig und ungenau, doch keineswegs so ganz falsch 
seien. 

Entwirrt man das runde, von Grant als Epididymis be- 
trachtete Knäuel von Kanälen, was bei gehöriger Vorsicht in 
der Regel ohne grosse Schwierigkeiten gelingt, so findet man 
in ihn verschiedene Gebilde, die alle in dem entsprechenden 
Abschnitt der männlichen Geschlechtstheile anderer Cephalo- 


26 Leuckart: eoilmui 5 


poden iihre Repräsentantenfinden. Man stösst zuerst auf ein 
Vas’'deferens, das eben nicht sehrlang ist und einen ziemlich 
geraden Verlauf hat. Wo es an den Testikel tritt, der von 
Grant ziemlich genau beschrieben ist, verdünnt sich dasselbe 
allmählich 'so bedeutend, dass es nur schwer sich weiter ver- 
folgen lässt. Nach dem entgegengesetzten Ende hin erweitert 
es sich. Es zeichnet sich durch eine weissliche Farbe aus, 
die von einer grossen Menge‘ von Spermatozoen herrührt, 
welche es umschliesst. Unter dem Mikroskop liessen'.sich 
diese bei den von mir untersuchten Exemplaren noch sehr 
deutlich erkennen. Das obere Ende des Samenleiters führt 
in ein weites cylindrisches Gebilde, dessen Windungen den 
grössten Theil des Knäuels ausmachen. Es entspricht der 
Samenblase (Cuvier, Mem. sur les Cephalopod. p. 33) der 
übrigen Cephalopoden, mit der es auch schon in seiner äus- 
sern Gestalt und darin übereinstimmt, dass die dieken drüsi- 
gen Wandungen auf der innern Oberfläche durch zahlreiche 
lamellöse und balkenförmige Erhebungen ein unregelmässiges 
Aussehen bekommen. Bei Sepiola findet sich übrigens in so- 
fern eine Eigenthümlichkeit, als das hintere Ende dieser Sa- 
menblase, in welches das Vas deferens mündet, zu einer dicken 
lappigen Masse von 'rundlicher Form sich entwickelt hat, um 
welche sich der übrige Theil, immer noch ein weiter, ansehn- 
licher Cylinder, bogen- oder hufeisenförmig herumkrümmt. 
Vorn tritt aus dem stumpfen Ende dieses Theiles der Samen- 
gang, wiederum verdünnt, hervor. In mehrfachen Windungen 
verläuft derselbe bis an das untere Ende des von Grant als 
Penis 'gedeuteten Cylinders. Bald nach‘ seinem Austritt aus 
der Vesicula seminalis empfängt es den ziemlich langen Aus- 
führungsgang einer ovalen Blase, in welcher wir das acces- 
sorische Secretionsorgan wiedererkennen, das bei andern Ce- 
phalopoden (Octopus, Sepia u. a.) eine sackförmige Gestalt 
hat und von Cuvier mit der Prostata verglichen ist. 'Un- 
mittelbar vor der Insertion in den vordern weiten Sack, der 
durch. seinen Inhalt" sich als Spermatophorenbehälter 
oder sogenammte Needhamsche Tasche kund giebt, er- 
weitert sich das Vas deferens ein wenig und bildet eine kurze 
kreisförmige Windung, welche die Basis jenes Sackes bedeckt 
und von der davor liegenden Samenblase gewöhnlich ganz 


.- 


Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Sepiola vulgaris. 27 


platt. gedrückt ist. , Wie (bei Sepia !) (und vielleicht noch 
andern — ob allen? — Loligineen ) erscheint ‚auch. hier die 
Needhamsche , Tasche nicht ' als ein besonderer. Anhang des 
Vas deferens, wie es bei Octopus der Fall ist,’ sondern ge- 
wissermassen .nur als der untere erweiterte Theil des musku- 
lösen Penis. ‘Der letztere ist bei unserer Sepiola nur sehr 
kurz und unbedeutend, besonders wenn 'man ihn ‚mit; dem 
entsprechenden Theil von Sepia: vergleicht. Es ist, dasselbe 
Gebilde, welches Grant mit den. 'Analfortsätzen verglich. 
‚Solches. ‚ist die Anordnung der männlichen Geschlechts+ 
organe von Sepiola nach Untersuchungen, die-ich mehrmals 
zu verificiren Gelegenheit fand. In allen wesentlichen Punk- 
ten. stimmt dieselbe mit dem Bau dieser Theile bei: andern 
Cephalopoden überein, besonders bei Sepia, der einzigen Lo- 
liginee, die wir in. dieser Hinsicht genauer kennen. 
Vergleichen wir. nun ‚hiermit‘ die Darstellung, welche 
Peters von eben diesen Organen gegeben hat, so beruht 
die wesentlichste Differenz zwischen beiden darin, das Peters 
das Vas deferens,' durch welches die Samenblase, mit dem 
Testikel verbunden wird, übersehen hat und. deshalb denn 
auch den Hoden nicht als solchen deutet, sondern .als eine 
accessorische Drüse der männlichen ‚Generationswerkzeuge, 
als eine Fettdrüse. Das eigentliche keimbereitende Organ 
findet ‚derselbe in dem ‚lappigen Kopfe. der Samenblase.. Da 
er hier aber die Spermatozoen' immer nur frei in der Höhle 
antreflen konnte, so wagt er dei Ausspruch, dass sie auch 
hier sich bildeten, immer frei in. der Höhle ?), keineswegs 
in. den Balken, welche dieselbe durchzögen. Dass die letz- 
teren völlig solide seien und nur aus; einer Menge innig ‚ver- 
bundener, unregelmässig eylindrischer Zellen, wie überhaupt 
die. Wandungen des entsprechenden, Theiles- zusammengesetzt 
werden, davon habe auch ich mich mehrfach überzeugen kön- 
nen. Den vordern eylindrischen Theil der Samenblase erklärt 


 _*) Vergl. die schöne Abbildung von Milne Edwards in den 
Ann. des sc. nat. Ser. 1]l. T. 18. pl. 15. 

*) Sehr auffallend übrigens ist es, dass Peters dieselbe Er- 
scheinung auch bei Octopus beobachtet haben will, zumal Milne 
Edwards (l.c.p.344) bei Sepia das Gegentheil berichtet. 


- 


28 USE: ' nd 


Peters sodann für einen Neentiolten) der sonst Bene bei 
keinem Cephalopoden vorkommt. 

Diese ganze Deutung muss übrigens zusammenfallen, so- 
bald man sich nur ein Mal von dem Vorhandensein eines be- 
sondern Samenganges vor der Samenblase überzeugt hat, wie 
es mir’ bei meinen Untersuchungen immer gelang. ' Nur die 
Verbindung desselben mit dem Hoden konnte ich niemals ver- 
folgen, wenn ich auch nicht den geringsten Zweifel 'hege, 
dass: dieselbe wirklich existire, selbst ohne mich etwa-auf die 
Beobachtungen von Grant zu beziehen. Schon der’ ganze 
Verlauf des Samenganges an der innern, dem Testikel dicht 
anliegenden Fläche des Knäuels spricht für diese Meinung. 
Wo anders sollte überdies die Bildungsstätte der Spermato- 
zoen sein, welche ich so deutlich im Kanale eingeschlossen 
beobachten konnte. Das Gebilde endlich, in welchem ich mit 
Grant den Hoden sah, hat überall keinen andern Ausfüh- 
rungsgang. Nur ein langes, aus der Aorta abdominalis ent- 
springendes Gefäss tritt an ihn. Ueberdiess ist der ganze 
Bau des Organes nach dem äussern Anschein derselbe, wie 
im Hoden der übrigen Cephalopoden. Höchstens sind die 
Blinddärme, die von einem gemeinschaftlichen Punkte aus- 
strahlen, die aber nach Peters blosse solide Stränge (?) sein 
sollen, aus einer Menge zelliger Gebilde zusammengesetzt, zu 
einer mehr compacten, fast parenchymatösen Masse vereinigt. 
Dieselbe Struktur besitzt der Hoden von Loligo, der ebenfalls 
von Peters für eine Fettdrüse gehalten wird. 

Interessant ist übrigens die Beobachtung von Peters, 
dass die Höhle der Samenblase (des Nebenhodens P.) von 
einem Flimmerepithelium ausgekleidet sei, vorzugsweise des- 
halb, weil dieses bis jetzt der einzige bestimmte Nachweis 
von Cilien in ausgebildeten Cephalopoden ist. Selbst an den 
Kiemen, wo doch sonst ganz allgemein ein Flimmerüberzug 
bemerkt wird, soll derselbe nach den Untersuchungen von 
Sharpey (Todd’s Gyclop. Vol. 1. p. 619) hier fehlen. 

Nicht ohne Interesse wäre auch die Bestätigung der An- 
gabe, dass das Vas deferens’ schon wieder unmittelbar hinter 
dem Kopfe der Samenblase als ein selbstständiger Kanal auf- 
träte, der dem innern concaven Rande derselben eng ange- 
heftet, aber ohne alle Communication damit, verliefe, bis er 


“= 


Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Sepiola vulgaris. 29 


am Ende wiederum isolirt zu Tage träte. In diesem Falle 
wäre dann der ganze cylindrische Theil der Samenblase nur 
als ein besonderer blind geendigter Anhang des Kopfes an- 
zusehen, als eine Ausstülpung, gewissermassen als eine Ne- 
bensamenblase. Bei den von mir untersuchten Exemplaren 
konnte ich mich übrigens von einer solchen Anordnung nicht 
überzeugen. 


Erklärung der Abbildungen Taf. 1. Fig. ıı. 


a. Hoden. 
b. Samengang vor seinem Eintritt in die Samenblase. 
c. Kopf der Samenblase (Hoden nach Peters). 
d. Körper der Samenblase (Nebenhoden nach Peters). 
e. g. Samengang nach seinem Austritt aus der Samenblase. 
f. Gestielte Blase, Prostata. 
\ h.Kreisförmige Schlinge des Samenganges vor seiner Einmün- 
dung in den Spermatophorensack. 
i. Spermatophorensack oder Needhamsche Tasche. 
3 Penis, 


Beschreibung zweier neuen Amphistomen- Arten 
aus dem Zebu- Ochsen. 
Vom 
Dr. Creplin. 
(Hierzu Taf. I. Fig. 1—5.) 


Herr Professor Gurlt hatte im vorigen ‚Jahre Gelegen- 
heit, die Anatomie eines Zebu vorzunehmen, und fand bei 
derselben drei Amphistomen- Arten, von denen ‘allen er die 
Güte hatte, mir für das hiesige zoologische Museum Exem- 
plare zuzusenden. Das eine ‘dieser Amphistomen war das 
bekannte Amphistomum conicum, die beiden anderen aber 
waren schon vom Entdecker als neu erkannt worden. Jenes, 
früher auch wohl im Zebu nicht gefunden, kam hier, wie bei 
unserem Rindviehe, im Pansen und zwar in grosser Menge 

“vor. Die erstere neue Art fand sich neben dem Amphisto- 
mum conicum in ebenfalls nicht wenigen Exemplaren im Pan- 
sen, die andere aber nur zu vier Exemplaren im Ductus 
hepaticus und in der Gallenblase, und beide will ich, dem 
Wunsche des Herrn Entdeckers gemäss, hier beschreiben. 


4. Amphistomum crumeniferum m. Sp. n. e rumine 
Bovis Tauri indici. 


Von dieser ausgezeichnet merkwürdigen Art empfing ich 
elf Exemplare zur Untersuchung. 

Diese waren theils mehr zusammengezogen oder verkürzt, 
theils mehr verlängert, und nach Maassgabe dessen dicker 
oder schlanker. Das längste hatte eine Länge von 62” und 
und in der Mitte eine Breite von 24"; das kürzeste war 
44" Jang und 2#" breit, ein drittes 4#” lang und 23” 
breit. Die Form war auch ausserden), je nach den verschie- 
denen Verkürzungen und Verlängerungen, verschieden. Der 


Beschreibung zweier neue! Amphistomen-Arten. 31 


bei weiteın schmälste Theil des Wurms war immer das abge- 
stumpfte Vorderende mit’ dem Munde, von welchem an die 
Dicke allmählich "bis etwa zur Körpermitte zu-,'von da an 
aber wieder, jedoch wenig, bis zum Endsaugnapfe abnalım. 
Der Körperdurchsehnitt des Wurms ist sehr stumpf dreieckig: 
Den obern Winkel dieses Dreiecks bildet der Rücken, dessen 
stumpfe, seiner Länge nach laufende Erhebung sich zu beiden 
Seiten flach naeh den stumpfen, den vom Anfange der bald 
zu beschreibenden Tasche bis zum untern Rande des Saug- 
napfs ’ebenfalls flachen Bauchtheil begränzenden Rändern ab- 
dacht. Die Farbe ist graubräunlich. 

Der Mund liegt in der Spitze des Vorderendes, welche 
ihn mit breitem’ und angeschwollenem Rande umgiebt, ist sehr 
klein, entweder ‘gerundet, oder auch bisweilen durch Zusam- 
menziehungen etwas. eckig: Der Saugnapf’ist gross, 'sehr 
tief, 'kreisrund, "mit sehr geschwollenem;'convexen Rande ver- 
sehen, steht völlig’am Ende des Hinterkörpers, dieses eigent- 
lich selbst und allein bildend, ist dort jedoch ein wenig’nach 
unten gerichtet. Er ist vom übrigen Hinterkörper 'bei''einigen 
Exemplaren durch eine feine, aber ziemlich tiefe Strietür ge- 
schieden; bei anderen ist diese mehr oder weniger verwischt, 
bei noch änderen gar nieht vorhanden. Die Oefinung‘ des 
Napfs ist eigentlich kreisrund' und 'hat' nie mehr ‘als’ etwa; 
oder kaum #4 vom Durchmesser des ganzen Napfs; ‘in einem 
Exemplare (Fig. 5) war sie fast ganz zugezogen. In einer 
kleinen Entfernung vom mundtragenden Kopfende fällt'beim 
ersten Anblicke des Wurins an seiner Bauchseite eine grosse, 
der Quere nach gezogene, ‘in ihrem Verlaufe schmale Oefl! 
nung in die Augen, welche in eine dieser Amphistomen - Art 
ganz eigenthümliche Höhle führt. Als ich die Oefinung zuerst 
genauer betrachtete, sah ich, dass sie der nach hinten führende 
Eingang zu irgend einer Höhlung' sein müsste, brachte eine 
Sonde in sie hinein, erstaunte aber doch nicht wenig, als ich 
diese ungehindert bis geradesweges zum Boden des Saugnapfs 
schieben konnte.’ Ich schnitt danach, und zwar bei drei 
Exemplaren, mit einer Schere die Decke ‘der Höhlung der 
ganzen Länge nach in der Mitte anf und bemerkte nun Fol- 
gendes: Diese sonderbare, mır an der erwähnten Stelle hinter 
dem Kopfende geöffnete, sonst aber überall geschlossene Höh- 


32 Creplin: 


lung oder Tasche, mit welchem Ausdruck ich sie, gewiss 
am besten bezeichne, nimmt die ganze Breite der Bauchseite 
nach der erwähnten Längsausdehnung ein und wird äusserlich 
durch die Körperhaut unten und an den Seiten, und durch 
den eigentlichen Körper oder Leib des Wurms oben gedeckt; 
hinten stösst an sie der Boden des Saugnapfs. Die Tasche 
selbst aber oder ihre innere Wandung besteht aus einer eige- 
nen dicken, dunkler braun, als die äussere Körperhülle, ge- 
färbten, glatten, aber in mehrere Längsfalten gelegten und 
auch durch feine Querrunzeln ausgezeichneten Haut, welche 
mit der äussern Hülle an ihrer Bauchseite, mit den inneren 
Organen des Leibes an ihrer Rückenseite und endlich mit 
dem Saugnapfe an ihrem hintern Ende fest, zusammenhängt; 
an der Oefinung der Tasche verfliesst sie ringsum in die Kör- 
perhülle, von welcher sie wohl nur als eine Duplicatur zu 
betrachten ist, und mit. der sie eine fibröse Structur gemein 
hat. Einen Inhalt hatte diese Tasche in den geöffneten Exem- 
plaren nicht; ich fand sie nicht allein bei allen dreien völlig 
leer, sondern brachte auch bei allen übrigen die Sonde ohne 
Widerstand bis zum Saugnapf hinan ein. Ueber oder gleich 
hinter der (untern) Lippe der Taschenöffnung lag in der Mit- 
tellinie des Leibes der ganz, ungemein kleine oder punktför- 
mige Geschlechtsporus versteckt. Unter den drei geöfl- 
nen. Exemplaren erhob sich beim ersten um ihn ein kleines 
weissliches Hügelchen, und er selbst zeigte sich sogleich. als 
deutliche Oefinung; im zweiten erhob sich seine Umgebung 
kaum, und die Oefinung wurde erst deutlich, als ich die 
Oberfläche ein wenig trocken werden liess; ‚beim dritten 
(Fig. 5) füllte den Porus die nur eben hervorblickende Spitze 
des Cirrus. 

Was die inneren Theile dieses sonderbaren Amphistoms 
betrifft, so nahm ich bei den durch den Weingeist verdunkel- 
ten Exemplaren mittelst Compression in zwei derselben Fol- 
gendes wahr: Der Mund führte in eine weite, ein wenig in 
die Länge gezogene, dicht längsgestreifte und dadurch ihre 
musculöse Struktur zeigende Mundhöhlung, aus welcher eine 
dünnere, aber die Mundhöhlung an Länge ein wenig über- 
treffende Speiseröhre zum Darme ging, welcher sich in 
seine zwei Aeste theilte, die, jeder an seiner Seite, schlan- 


Beschreibung zweier neuen Amphistomen-Arten. 33 


genförmig hin und her gebogen, bis fast zum Boden des 
Saugnapfs liefen, nach hinten allmählich weiter wurden und 
sich blind endigten. Die Geschlechtstheile wurden mirnicht 
in ihrem ganzen Verlaufe deutlich. Der Geschlechts- 
porus lag entweder gerade auf der Stelle des Eintritts der 
Speiseröhre in den Darm oder zunächst vor dieser Stelle. 
Von Hoden sah ich keine Spur, und von männlichen Theilen 
überhaupt nur einen aus einer mittlern Gegend des Körpers 
gegen die linke Seite hin erweitert anfangenden, danach en- 
gern Kanal oder Schlauch (die Samenblase), welcher sich 
schlängelnd vorwärts lief und endlich sich an den Ausgangstheil 
des Eierschlauchs legt, mit welchem er sich entweder ver- 
band, um mit ihm gemeinschaftlich (als Cirrus) in den Ge- 
schlechtsporus auszulaufen, oder den er auch nur bis zum 
Ausgange begleiten mochte, um dort für sich neben ihm aus- 
zumünden. Die Ovarien zeigten sich als einige Flecke neben 
der äussern Seite der Darmäste in deren vorderer Gegend, 
der Eierschlauch sich vom Geschlechtsporus an nach der 
rechten Seite hin, verschiedentlich gebogen, weiter, als der 
männliche Schlauch, nach hinten laufend, in seinem hintersten 
Verlaufe sich nach links biegend und in mehreren erweiterten 
Stellen Haufen von ziemlich grossen, klaren, elliptischen 
Eiern: enthaltend. Der männliche sowohl, als der weibliche 
Schlauch hatten übrigens ihren Verlauf zwischen den Darm- 
schenkeln. 


Character speciei. 


Amphistomum elongatum, subtriquetrum, utrinque, postice 
tamen perparum, attenuatum; ore minimo, terminali; ace- 
tabulo terminali, magno; inferne post anticum apicem 
apertura insigni transversa, ducente in cavum sub ventre 
proprium s. erumenam. 


Erklärung der (sämmtlich vergröserten) Figuren. 


Fig. 1. Das Amphistom in seiner schlanksten Gestalt von der 
Rückenseite. 
Fig. 2. Dasselbe von der Bauchseite,;, a der sich hier etwas 
erweiterter zeigende Eingang zur Tasche; 5 der Saugnapf. 
Fig. 3. Der Vordertheil des Wurms (eines kürzeren und dicke- 
Archiv 1, Naturgesch. XIJL, Jahrg. 1, Bd, 3 


34 Creplin: 


ren Exempl.) von vorn angesehen; a der Mund; 5 der Eingang zur 
Tasche. 


Fig. 4. Das Hinterende mit dem Napfe, dem Auge gerade zu- 
gewendet, 


Fig. 5. Ein Exemplar mit aufgeschnittener Tasche. Da, wo 
die Nadeln stecken, zeigt sich die Duplikatur der Decke; a der 
Mund; 6 der Geschlechtsporus mit der Spitze des Cirrus; e der hier 
fast geschlossene Napf. 


2. Amphistomum explanatum m. Sp. n. e ductu hepa- 
tico et vesica fellea Bovis Tauri indici. 


L 

Von den vier erwähnten Exemplaren dieses Amphi- 
stoms war 
das erste’ 4%" Jang und am Saugnapfe 1” breit, 

- zweite 4" - -. - - 44" 
- dritte 44” - -.- - 2" - und 
- vierte über 4” lang und hinter der Mitte 2” breit. 

Die Farbe war hellbraun. 

Die Form der mehr oder weniger stark eingekrümmten 

Würmer war lancett-eiförmig, das Vorderende sehr dünn, ob- 
gleich stumpf, das Hinterende breit, stumpf abgerundet, nie- 
dergedrückt, mit breiterem Napfe. 
- Der kleine, in der Spitze des Vorderendes stehende 
Mund war ein wenig quer-länglich und von einem ange- 
schwollenen Rande umgeben; der Saugnapf an der Unter- 
seite des Bauchendes, nur ein wenig nach hinten gerichtet, 
gross und tief, mit engerer, mehr oder weniger nach der 
Längsrichtung des Körpers länglich geformter, kurz ellipti- 
scher, doch hinten ein wenig mehr verengerter Oeffnung; 
der Rand um diese dick, mehr oder weniger, vorzüglich hin- 
ten breit, vorn enger oder hier auch gar nicht abgeplattet, 
sondern convex. Länge und Breite der Napföfinung verhiel- 
ten sich bei einem Exemplare (dem dritten obigen) =14:2", 
bei den drei übrigen = 14:3, 144:$ und 14:2". Der sehr 
kleine Geschlechtsporus war quer länglich, in drei Exem- 
plaren ein wenig vorragend und 2” weit hinter dem Munde 
stehend, im dritten Exemplare, welches etwas zusammenge- 
runzelt war, nur 2”, und hier schwerer zu entdecken. 


Beschreibung zweier neuen Amphistomen-Arten. 35 


Zur Erforschung der inneren Theile durfte ich von die- 
sen wenigen Exemplaren keins aufopfern. Einige milchweisse 
Gefässe schimmerten durch die Rückendecke hindurch. 


Character speeciei. 


Amphistomum lanceolato-oyatum; ore perparvo terminali; 
acetabulo magno, profundo, infero, margine lato, omnino 
aut maxima sua parte explanato, 


3% 


36 


Nachträge zu den Aufsätzen über Tiedemannia, 
Octopodoteuthis und Alciopa. 
Von 
A. Krohn. 
(Hierzu Taf. 2. F.A—E.). 


Meine Beschreibungen der in der Ueberschrift genannten 
Thiere, bedürfen wesentlicher Berichtigungen und Ergänzun- 
gen. Ich. verdanke sie einem zweiten Aufenthalte in Sicilien. 


4. Tiedemannia. 


Seitdem ich Gelegenheit hatte, eine beträchtliche Anzahl 
Individuen von Neuem zu betrachten, finde ich mich gegen- 
wärtig bewogen, die meisten Merkmale, durch welche sich die 
Tiedemannia ereniptera von der neapolitana unterscheiden soll, 
für ganz unzuverlässig und verwerflich zu erklären. Ich 
glaube nämlich die sichere Ueberzeugung gewonnen zu haben, 
dass jene angebliche Species mit der letztern identisch sei, 
und dass aller Unterschied zwischen beiden blos auf Alters- 
verschiedenheiten beruhe. In der That kommen die meisten 
Individuen mit der Tiedemannia neapolitana nicht nur darin 
überein, dass die Pigmentflecken, womit ihre Flosse geziert 
ist, in ähnliche Strahlenstreifen zusammengedrängt sind, son- 
dern auch darin, dass die farbigen Säume am Rande der 
Flosse und den scheibenförmigen Lappen des Rüssels, welche 
ich früher zu vermissen glaubte, wirklich vorhanden sind. Die 
Farbe der Flecken und Besäumungen variüirt zwar nach den 
Individuen, aber es ist nicht zu verkennen, dass sie meistens 
einen Stich ins Röthliche, zuweilen entschieden einen blass- 
oder rosenrothen Teint zeigt. Es bleiben demnach nur in 
Betreff der fingerförmigen Randläppchen der Flosse noch 
einige Zweifel übrig. Allein bei jüngern Thieren sind sie oft 


Nachträge zu den Aufsätzen über Tiedemannia. 37 


nicht so stark entwickelt, dass sie sogleich in die Augen fallen, 
schrumpfen auch im Weingeist ein, und mögen daher von 
delle Chiaje und Vanbeneden übersehen ‘worden sein !). 

Meine Vermuthung über das Vorhandensein einer Schale 
hat sich an mehreren wohlerhaltenen Individuen vollkommen 
bestätigt. Sie ist so durchsichtig, dass man sie im Wasser 
nur bei gewissen Stellungen gegen das Licht wahrnimmt. Sie 
hat im Ganzen eine ovale Gestalt und ist vorne breiter als 
hinten, wo sie mit einem fast gerade abgeschnittenen, scharfen 
Rande endet. Von diesem Rande aus wird sie nach vorne 
zu allmählich dieker und höher, gleich der Cymbulienschale, 
und zeigt auch wie diese, eine äussere gewölbte und eine in- 
nere ausgehöhlte Fläche. Diese liegt dem Kiemensacke dicht 
an, jene ist glatt, aber bei sehr grossen Individuen bisweilen 
mit stachlichten Warzen besetzt. Betrachtet man die Schale 
vor der concaven Fläche, so bemerkt man, dass ihre Seiten- 
ränder nach vorne zu allmählich dicker und wulstiger werden. 
Gerade so wie es mit der Cymbulienschale der Fall, hängt 
sie mittelst ihrer vordern Portion mit dem Leibe des Thieres 
zusammen, steht aber in den übrigen Gegenden so weit von 
ihm ab, dass das Wasser durch die hierdurch gebildete Lücke 
in die Kiemenhöhle einströmen und aus ihr wieder heraus- 
treten kann. Während aber ’die Schale von Cymbulia mit 
ihren beiden Enden den Thierleib überschreitet, ragt die der 
Tiedemannia nirgends über ihn nach Aussen vor, da sie nur 
etwa zwei Drittheile seiner Länge bedeckt. 

Es sind mir öfters Tiedemannien zu Gesicht gekommen, 
die in Rücksicht auf mehrere wesentliche und constant sich 


. *) Forskal scheint die Tiedemannia zuerst beobachtet zu haben, 
wie es nicht undeutlich aus einer freilich rohen Abbildung (Fauna 
arabica Tab. 43D.) hervorgeht. Eine Beschreibung des Thiers, das 
in der- Erklärung der Kupfertafel Gleba cordata genamnt ist, fehlt. 
Eine Copie von Forskal’s Zeichnung findet sich in Bruguiere’s Ta- 
bleau eneycloped. et method, P]. 89. f. 4. Daneben sieht man zwei 
Figuren, die Noctilucae darstellen sollen, meiner Meinung nach aber 
mehr Tiedemannien gleichen. Ferner dürften auch zwei von Quoy 
und Gaimard für Cymbulien-Arten gehaltene Pteropoden (s. Zoologie 
de l’Astrolabe, Pl. 27. Fig. 33, 31 et Fig. 35,36), nur jugendliche Tie- 
demannien sein, 


38 i Krohn: 


wiederholende Verhältnisse so sehr vom Tiedemannia neapo- 
litana abweichen, dass ich sie für eine neue Species ansehen 
muss. Sie sind stets kleiner und zeichnen sich durch einen 
viel kürzern Rüssel und einen goldgelben Teint ihrer Flosse 
aus. Der Rüssel erreicht bei einzelnen Individuen die Höhe 
von drei Linien, bei andern erhebt er sich nur eine bis zwei 
Linien über der Flossenebene. Die gelbe Farbe der Flosse 
rührt von dicht neben einander gedrängten Pigmentflecken 
her, die nicht ganz bis an den Rand reichen, und unter dem 
Mikroskop eigenthümlich gestaltet erscheinen. Jeder Flecken 
zeigt nämlich ein Centrum, aus welchem nach allen Richtun- 
gen zahlreiche, mehr oder minder zerästelte Fortsätze hervor- 
strahlen, deren Endzweige kolbenartig ausgebreitet sind. Die 
Schale ist membranös dünn, von sehr weicher Consistenz. 


2. Octopodoteuthis. 


Als ich nach öfter wiederholten sorgfältigen Untersuchun- 
gen, die Beschreibung des neuen Cephalopoden bekannt 
machte, konnte ich nicht ahnen, dass sie sich später als un- 
vollständig erweisen würde. Es hat sich nämlich bei der Un- 
tersuchung eines einzigen wohlerhaltenen Exemplars, das ich 
in diesem Jahre erhielt, herausgestellt, dass das Thier zu den 
Decapoden gehört, und dass daher die Individuen, nach wel- 
chen jene Beschreibung entworfen wurde, auf irgend eine 
Weise die beiden gestielten Arme verloren hatten. Letztere 
sind merkwürdiger Weise kürzer als das oberste und unterste 
Paar der ungestielten, und an ihren etwas angeschwollenen 
Enden mit einer sehr geringen Menge von verhältnissmässig 
grossen Saugnäpfen versehen, ohne dass man noch neben die- 
sen Krallen bemerkt. Bei den verstümmelten Individuen las- 
sen sich zuweilen noch die .Ueberreste dieser Arme, in der 
Gestalt winziger, kaum bemerkbarer Stümpfe nachweisen }). 

Da nun die Anomalien, durch welche der neue Cephalo- 
pode so bedeutend von den andern Loligineen abzuweichen 
schien, wegfallen, so kann es auch nicht mehr so schwer 


») Es scheint mir kaum zweifelhaft, dass man auch bei den in 
meinem Aufsatze angeführten Arten (Loligopsis Bomplandii, guttata 
und Tilesii) einst die gestielten Arme auffinden werde. 


2 


Nachträge zu den Aufsätzen über Alciopa. 39 


sein, seine Verwandtschaftsverhältnisse auszumitteln. Oflen- 
bar gehört er in die Familie der Onychoteuthiden, wo er den 
Arten der Gattuhg Enoploteuthis d’Orbigny, sich zunächst 
anschliesst: Von ihnen unterscheidet er sich aber durch sei- 
nen mehr gedrungenen Körper, durch die Grösse und Aus- 
breitung seiner Flossen, welche weit über die halbe Länge 
des Schwimmsackes nach vorne reichen und durch die Kürze 
der gestielten, blos mit Saugnäpfen versehenen Arme. Ich 
glaube mich daher noch immer berechtigt, ihn für den Reprä- 
sentanten eines neuen Genus zu halten, das ich, da die frü- 
here Benennung nicht mehr brauchbar ist, nach meinem um 
die Naturgeschichte der Cephalopoden vielfach verdienten 
Freunde Verany, Verania nenne. Die Art mag nach dem 
Fundorte Verania sicula heissen. 


3. Alciopa. 


Die erste der in meiner Abhandlung beschriebenen Arten 
ist fälschlich für die Alciopa Reynaudii ausgegeben worden. 
Bei der Bearbeitung meines Aufsatzes hatte ich den Band der 
Annal. d. sciene. natur., in welchem die Abhandlung von 
Audouin und .Milne-Edwards enthalten ist, nicht bei der Hand 
und habe mich zu sehr auf mein Gedächtniss und die kurze 
Beschreibung bei Lamarck verlassen, als ich jene unrichtige 
Diagnose feststellte. Jetzt bin ich überzeugt, dass jene Art 
eine bisher unbekannt gewesene ist, die ich dem Gründer des 
Genus zu Ehren, Aleiopa Edwardsii nenne. Die Alciopa 
Reynaudii dagegen scheint mir in vielen Beziehungen mit den 
grossen Aleciopen übereinzustimmen, deren ich in der Be- 
schreibung der Alciopa candida erwähnt, und von denen ich 
es unentschieden liess, ob sie ausgewachsene Individuen der 
letztern seien oder zu einer andern Art gehören. Aus der 
Darstellung und Abbildung von Audouin und Milne Edwards 
geht hervor, dass der Leib der Alciopa Reynaudii sehr kurz, 
ja verhältnissmässig noch kürzer als der der Aleciopa Edwardsii 
sei. Sollte man nicht vermuthen, dass das Weingeist-Exem- 
plar, nach dem die Beschreibung und Zeichnung entworfen 


. worden, so stark verletzt war, dass ihm fast drei Viertheile 


der ganzen Leibeslänge fehlten? Dies dürfte um so wahr- 
scheinlicher sein, als es nach meiner eignen Erfahrung, be- 


40 Krohn: Nachträge zu den Aufsätzen über Tiedemannia etc, 


sonderer Vorsicht bedarf, um zu verhüten, dass die Alciopen 
beim Einlegen in Weingeist nicht in mehrere Stücke brechen, 


Erklärung der Abbildungen Taf. 2. 


Fig. A. Skizze einer grossen Tiedemannia neapolitana, von der 
untern Fläche gesehen. 

a Rüssel. 5 Eingeweidemasse. cc vordere, dd hintere Um- 
schreibung der Flosse. Die Contouren der hindurch schim- 
mernden Schale sind durch Punkte angedeutet. 

Fig. B. Schale eines kleinern Individuums, von der ausgehöhlten 
Fläche betrachtet. 
a hinteres, 5 vorderes Ende derselben. 
Fig. C. Dieselbe von der gewölbten Fläche, 
Fig. D. Verania sicula von der Rückenfläche, 
Fig. E. Dieselbe von der Bauchfläche. 


4 


Die Familie der Ecpleopoda. 
Von , 
J. J. von Tschudi. 


Die Ordnung der Hemisaurier wurde von Fitziuger in 
seinem Systema Reptilium 1843 p. 21 seq. in zwei Sectionen, 
in die Cyelosauri und die Lepidosauri eingetheilt, welche 
zweien von den acht, von Dumeril und Bibron in der Erpe- 
tologie generale Tom. II. p. 571 aufgestellten Familien der 
Saurier, nämlich den Autosaures Cyclosaures und den Auto- 
saures Lepidosaures entsprechen. Die beiden französischen 
Naturforscher geben für die erstere der beiden Familien ]. c 
Tom. V. p. 318 folgende Charaktere an: 

Der Körper ist walzenförmig, lang oder schlangenförmig. 
Die Füsse fehlen oder sind nur wenig entwickelt. Kopf und 
Schwanz sind vom Rumpfe kaum abgesetzt, welcher mehr 
oder weniger ring- oder quirlförmig beschuppt und meistens 
in seiner Länge mit einer Hautfalte oder Furche zwischen 
dem Bauche und den Seiten versehen ist. Der Kopf ist mit 
vieleckigen Schildern besetzt. Die Zähne sind am inneren 
Rande der Kiefer angewachsen. Die Zunge ist frei, wenig 
ausdehnbar, breit mit faden- oder schuppenförmigen Papillen 
besetzt, an der Spitze ausgeschnitten und nicht in einer Scheide 
eingeschlossen. 

Nach der Art der Körperbeschuppung theilen sie diese 
Familie 1. c. p. 336 in zwei Unterfamilien, nämlich in Oyclo- 
saures ptychopleures, d, h. solche, deren Körper mit Schuppen 
bedeckt ist, die ringförmig neben einander liegen und sich 
dachziegelartig bedecken (Zonurus, Gerrhonotus, Gerrhosaurus 
ete.) und in Öyelosaures glyptodermes deren Hautbedeckung 
aus kleinen viereckigen Feldern besteht, die von eigenthümlich 
fester Struktur und wie höckerig sind (Amphisbaena, Lepido- 
sternon, Chirotes etc.). 


42 v. Tschudi: 


Wiegmann in der Herpetologia mexicana p. 4 stellte die 
Familie der Ptychopleuri als Abtheilung seiner Sauri lepto- 
glossi‘brevilingues auf und charakterisirte sie folgendermassen : 

Squamae per fascias transversas dispositae, scutelliformes, 
quadrangulae; dorsales plerumque carinatae. Plicatura late- 
ralis intus squamulosa dorsum a latere distinguens. Aures 
semper conspicuae. ’ 

Dumeril und Bibron haben diesen, von Wiegmann für 
seine Familie richtig angewandten Namen sehr uneigentlich 
für die erste grosse Abtheilung ihrer Autosaures Cyclosaures 
gebraucht, da die Genera Triblonotus, Ecpleopus, Lepidosoma, 
Chamaesaura und Heterodactylus (Chirocolus) keine Spur von 
Hautfalte oder Furche an den Seiten zeigen. Fitzinger 1. e. 
vereinigte daher diese Genera unter eine Abtheilung, welche 
schon Wiegmann für die Genera Lepidosoma, Oricochaleis und 
‚Chamaesaura aufgestellt hatte und die er‘OAamaesauri nannte. 
Wiegmann's Diagnose Jautet: 

Truneus teres, gracillimus, squamis carjnatis, acutis in 
abdomine dorsoque aequalibus, verticillatis. Plicatura laterali 
nulla. Aures semper conspicuae. 

Diese Charaktere sind zwar richtig für die Abtheilung 
der Chamaesauri in dem Umfange, wie sie Wiegmann auf- 
stellte, denn er kannte nur drei Genera davon; da aber durch 
die neuern Untersuchungen mehrere Gattungen bekannt ge- 
macht wurden, bei denen die Beschuppung des Bauches nicht 
der des Rückens entspricht, die aber nach den übrigen Cha- 
rakteren nicht von den Chamaesauri getrennt werden dürfen, 
so muss die Diagnose für diese Abtheilung folgendermassen 
festgestellt werden: 

Truncus teres. Pholidosis perfecta e squamis per faseias 
transversas dispositis. Pliea lateralis nulla. Oculi aperti, 
palpebris imperfectis, superioribus brevissimis. Aures apertae. 

'Fitzinger stellt die Familie der Chamaesauri als erste 
Tribus der Cyelosauri auf, indem er den Wiegmann’schen 
Namen "Ptychopleuri richtiger als die beiden französischen 
‚Herpetologen für die mit einer Seitenfurche versehenen Oy- 
elosauri in Anwendung zieht und dieselben zur zweiten Tri- 
bus dieser Abtheilung erhebt. Er theilt die Chamaesauri in 
zwei Familien, in die Familie der Eepleopoda, die einen 


Die Familie der Ecpleopoda, 43 


eidechsenähnlichen Habitus und genäherte Extremitäten und 
fünfzehige Füsse haben; und in die Familie der Cricochaleidae, 
die einen schlangenförmigen Habitus, weit auseinanderstehende 
Extremitäten mit meist unvollständiger Zehenzahl haben. 

Wir beschäftigen uns hier nur mit der Familie der Ec- 

pleopoda, zu der Fitzinger folgende drei Genera zählt: 
4. Triblonotus Dum. Bibr. ]. c. V. p. 364. 
2. Ecpleopus Dum. Bibr. ]. c. V. p. 434. 
3. Lepidosoma Wagl. Syst. Amph. p. 175. 

Bei der Bearbeitung meiner aus Peru zurückgebrachten 
Saurier und der Vergleichung der im Wiener Museum auf- 
bewahrten Eepleopoda hat es sich ergeben, dass diese Familie 
durch mehrere neue Gattungen bedeutend erweitert wird. In 
vorliegender Arbeit sollen sie zusammengestellt und genauer 
charakterisirt werden. 

Die Ecpleopoda zerfallen in zwei Gruppen, in solche mit 
gekielten Schuppen — hierher gehören alle bis jetzt bekannten 
Genera — und in solche mit glatten Schuppen. Gaumenzähne 
fehlen allen, die Anwesenheit der Schenkel- und Afterporen 
varüirt nach den Genera. Alle stimmen aber in der Färbung 
in sofern überein, dass sie braun auf dem Rücken, weisslich 
grau am Bauche sind, 


A. Ecpleopoda mit gekielter Pholidosis, 


1. Gen. Triblonotus Dum. Bibr. 

Der Kopf ist gross, dreieckig, die Epidermis auf dem 
Schädelgewölbe innig mit den Knochen verwachsen, so dass 
nur die vier Oberaugenliedschilder jederseits deutlich hervor- 
treten, Die Nasenlöcher sind seitlich und liegen gegen den 
obern Rand des Nasenschildes. Die Zunge ist an der Spitze 
schwach ausgeschnitten und mit schuppenförmig dachziegelartig 
über einander gelagerten Papillen bedeckt. Die Zwischenkie- 
fer- und Kieferzähne sind conisch, einfach, eylindrisch und 
ziemlich gleichföormig, Der Hals und der Rücken sind mit 
dornartigen Schuppen besetzt, zwischen welchen sehr kleine 
körnige glatte Schüppehen eingelagert sind. Die Schläfen 
sind mit grossen, wenig sich deckenden gekielten Schuppen 
bedeckt. Eine Jugularfalte ist nicht vorhanden, die Halsfalte 
ist sehr wenig ausgedrückt, Kehle, Brust und Bauch sind 


4A v. Tschudi: 


mit schilderähnlichen rhomboidischen Schuppen besetzt, die 

sich dachziegelartig überlagern und gekielt sind. Die Schwanz- 

schuppen sind länglich viereckig. Der Schwanz ist: ziemlich 

kurz, schwach comprimirt. Die Extremitäten stark. Schenkel-_ 

und Afterporen fehlen. f 
1. T. Novae Guineae Dum. Bibr., 

Die Färbung des Rückens, des Kopfes und der äussern 
Seite der Gliedmassen ist braun, der ganze untere Theil des 
Körpers ist weisslich mit einem leicht braunen Anfluge. _ 

Länge des ganzen Thieres 7" 3", des Kopfes 9", des 
Schwanzes 3” 7", 

Das Vaterland der einzigen bis jetzt bekannten Art ist 
Neu-Guinea. 

Herr H. Schlegel machte diese Species in seiner Abhand- 
lung® Monographie van het Geslacht Zonurus p. 19. Tab, 7. 
Fig. 2 unter dem Namen Zonurus Novae Guineae bekannt. 
Dumeril und Bibron erhoben dieselbe ]. c. Tab, V. p. 364 sach- 
gemäss zur Gattung Triblonotus, da sie durch die Beschup- 
pung, den Mangel der Schenkelporen und Hautfalten von Zon- 
urus hinlänglich sich unterscheidet. 

Ich habe dieses Thier noch nicht selbst untersuchen kön- 
nen, es ist möglich, dass es eine eigene Familie bildet, wor- 
auf auch sein Vaterland hindeutet, denn alle übrigen Genera 
der Ecpleopoda sind südamerikanische Formen. 

2. Gen. Lepidosoma Wagl. 

Der Kopf ist dreieckig, mittelgross, niedrig; die Schnautze 
etwas abgestumpft; Scheitel und Stirn sehr flach. 

Regelmässige Kopfschilder, die aber körnig gekielt sind, 
bedecken den Kopf. 'Jederseits sind vier obere Augenlied- 
schilder, von denen die beiden mittleren fast gleich gross, tra- 
pezförmig, das vorderste aber viel kleiner ist. ‘Das obere 
Augenlied ist sehr klein; das untere gross, glatt; nur an der 
Basis von einem körnigen Saume eingefasst, Die Nasenlöcher 
sind klein, rund und liegen in der Mitte des länglich fünf- 
eckigen Nasenschildes. Das Hinterhauptsschild fehlt gänzlich. 

Die Schläfen sind mit gekielten, schmalen, länglichen 
Schüppchen bedeckt. 

Die Zunge ist schmal, tief eingeschnitten mit runden neben 


Die Familie der Ecpleopoda. FEN 


einander stehenden Papillen besetzt, die in der Mitte dichter 
gehäuft stehen, als an den Rändern. 

Die Zwischenkieferzähne sind klein, gerade, abstehend, 
einfach, nur die äussersten mit einer schwach dreispitzigen 
Krone versehen. Die Kieferzähne sind ziemlich gleich gross, 
gedrängt; die vordern zwei-, die hintern dreispitzig. 

Die Pholidosis des ganzen Körpers besteht aus lanzett- 
eiförmigen, carinirten, dachziegelartig über- und nebeneinander 
liegenden Schuppen. Am -Bauche sind sie etwas schmäler, 
als auf dem Rücken; am Nacken und am Halse kleiner und 
am Schwanze länger und schmäler. Kehl-, Hals- und Achsel- 
falten fehlen. An den Seiten des Halses vom Tympanum bis 
zur Achsel und die Unterarmgegend sind körnige, kleine rund- 
liche Schüppchen. 

Der Körper ist walzenförmig; die Extremitäten sind klein 
und ziemlich schwach. Die Zehen einfach, Schenkel- und 
Afterporen fehlen. 


1. Lepidosoma Scincoides Wagl. 


Das Schnautzenschild ist klein und reicht gerade bis zur 
Schnautzenkante. Das Zwischennasenschild ist stark entwik- 
kelt; das Hinterhauptsschild fehlt, die Scheitel- und das Zwi- 
schenscheitelschild sind sehr gross. Ausser dem Kinn- und 
Unterkieferschilde sind noch drei Paar Kehlschilder vorhanden, 
von denen die beiden vordern Paare auf der Mittellinie in 
ihrer ganzen Länge zusammentreflen. Das zweite Paar ist 
sehr gross, das dritte viel kleiner und schliesst länglich runde 
Schüppchen ein. Alle Unterkieferschilder sind wie die Kopf- 
schilder körnig gekielt. Die Pholidosis des Brustpanzers weicht 
von der des übrigen Körpers nicht ab. Die Afterdecke be- 
steht aus drei grösseren neben einander liegenden lanzettför- 
migen Schildern. 

Die Färbung des obern Theiles des Körpers ist dunkel- 
braun mit unregelmässigen, rundlichen schwarzen Flecken 
spärlich gesprenkelt. Der Kopf ist heller als der Rücken, 
auf dem Scheitel metallisch glänzend. Der ganze untere 
Theil des Körpers ist weisslich grau ins Rosafarbene schillernd. 

Ganze Länge des Thieres 4’ 7", des Schwanzes allein 
2' 5", des Kopfes 4" 6"", 


46 v. Tschudi: 


Spix Spec. Nov. Lac. Bras. p. 24. Tab. 27. Fig. 2 stellte 
das Genus Leposoma, auf ein Exemplar, welches er von sei- 
ner Reise nach Brasilien zurückbrachte, gestützt, auf und gab 
eine sehr schlechte Abbildung und eine höchst ungenügende 
Beschreibung davon; Wagler. Syst. Amph, p. 175 verbesserte 
in etwas die generische Diagnose-und änderte den Namen in 
Lepidosoma um. 

Dumeril und Bibron vermutheten, dass dieses Genus mit 
dem von ihnen als Pantodactylus aufgestellten zusammenfallen 
könne, bleiben aber bei der mangelhaften Beschreibung des 
Lepidosoma noch in Zweifel. Wagler sagt 1. c. ganz aus- 
drücklich: Squamae corporis fasciatim dispositae, homogeneae 
und schon Spix bemerkte: Squamae trunci abdominisque 
aequales, imbricatae, acuminatae, medio carinatae, 

Dieses ist aber bei Pantodactylus nicht der Fall, denn 
bei diesem besteht die Pholidosis des Bauches aus sechs Rei- 
hen viereckiger glatter Schilder; bei diesem sind Schenkel- 
poren vorhanden, welche bei jenem fehlen. Ich habe die 
Diagnose des Genus und der Species nach dem freilich etwas 
schlecht erhaltenen Originalexemplare im Museum zu München 
- entworfen. . 

3. Gen. Zcpleopus Dum. Bibr. 

Der Kopf ist dreieckig, nicht breit, mit regelmässigen 
glatten Schildern bedeckt. Obere Augenliedschilder sind je- 
derseits vier. Das Occipitalschild ist klein, fünfeckig. Die 
Nasenlöcher sind seitlich, ziemlich nach vorn, aber in der 
Mitte der Breite des Nasenschildes gelegen. Die Zunge ist 
schmal, an der Spitze stark eingeschnitten, mit glatten, schwach 
übergelagerten Papillen versehen. Die Zwischenkieferzähne 
sind einfach, spitzig, klein, etwas zurückgebogen. Die Kiefer- 
zähne sind conisch mit einfachen Spitzen. n 

Die Pholidosis des Rückens besteht aus länglichen, nach 
hinten zugespitzten, dachziegelartig überlagerten, schwach ge- 
kielten Schuppen, welche in der Nackengegend kleiner und 
fast dreieckig sind, Die Schilder des Bauches sind quervier- 
eckig und glatt, die der Kehle schmäler, die der Brust grös- 
ser, nach hinten zu abgerundet. Die Schuppen. des Schwan- 
zes sind grösser und decken sich mehr als die des Rückens, 
die der obern Seite sind gekielt, die der untern glatt. 


| 


Die Familie der Ecpleopoda. 47 


Die Halsfalte ist schwach, die Jugularfalte Kaum. ange- 
deutet. Der Schwanz ist fast von der Länge des Körpers 


“ und rund. Die Extremitäten nicht stark entwickelt. After- 


und Schenkelporen fehlen. 


1. E. Gaudichaudii Dum. Bibr. 

Der Rücken, die obere Seite des Schwanzes und der 
Extremitäten sind hellbraun; die des Kopfes etwas dunkler. 
Von der Schnautzenspitze erstreckt sich über das Auge und 
die Schläfen, längs der Seiten des Körpers und des Schwan- 
zes eine schwarze Binde, welche jederseits von einer weissen 
Linie eingefasst ist; die der untern Seite ist etwas breiter 
als die obere. Kehle, Brust, Bauch und untere Seite des 
Schwanzes und der Gliedmassen sind weisslich. 

Ganze Länge 4" 6". 

Länge des Kopfes 4". 

Länge des Schwanzes 2" 9", 

Das Genus Ecpleopus wurde von Dumeril und Bibron 
l. c. Tom. V, p.434 aufgestellt und dort die einzige bis jetzt 
bekannte Species beschrieben. Mr. Gaudichaud, dem zu 
Ehren sie benannt ist, brachte sie aus Brasilien mit. Im 
Wiener Museum ist ein von Herrn J. Natterer eingesandtes 
junges Exemplar. 


4. Gen. Pantodactylus Dum. Bibr. 


Der Kopf ist pyramidenförmig, ziemlich schmal, mit regel- 
inässigen glatten Schildern bedeckt. Jederseits sind drei obere 
Augenliedschilder. Das Oceipitalschild ist klein und fünf- 
eckig. Die Nasenlöcher liegen in den Nasenschildern etwas 
mehr nach vorn als in der Mitte. Die Zunge ist schmal, an 
der Spitze schwach eingeschnitten, mit flachen, striegelartig 
neben einander gelagerten Papillen bedeckt. Die Zwischen- 
kieferzähne sind kegelförmig, spitzig, schwach rückwärts ge- 
bogen. Die Kieferzähne sind gerade dichtstehend, ziemlich 
gleichförmig, die vordern zwei-, die hintern dreispitzig. 

Die Pholidosis des Rückens besteht aus schmalen, oval- 
lanzettförmigen dachziegelartig über einander gelagerten Schup- 
pen, so dass die Spitze jeder Schuppe zwischen den hintern 
seitlichen Rändern der zwei folgenden Schuppen eingebettet 
ist, Alle Rückenschuppen sind gekielt, Die Schuppen des 


48 v. Tschudi: 


Nackens sind drei- oder fünfeckig, schwach oder gar nicht 
gekielt. Die Schilder des Bauches sind viereckig, glatt und 
bilden sechs Längsreihen. 

Die Jugularfalte ist deutlich ausgeprägt und ununterbro- 
chen. Der Hals hat jederseits zwei Längsfalten. Die Achsel- 
falte ist vorhanden. 

Der Schwanz ist lang, walzig, sehr allmählich dünner 
werdend. An seiner obern Seite sind die Schuppen länger 
und schwächer gekielt als die des Rückens, gegen das Ende 
des Schwanzes zu verschwinden die Kiele allmählich. Die 
Schuppen der untern Seite sind glatter und nur gegen den 
hintern Winkel zu gekielt. 

Schenkelporen sind auf jeder Seite zwei bis drei; sie 
sind klein und in der Nähe des Afters gelegen. Afterporen 
fehlen. 


1. P. concolor Tsch. 

Das vorderste obere Augenliedschild ist stark entwickelt 
und ebenso gross als die beiden übrigen, dreieckig, das hin- 
terste ist klein. Ausser dem Kinn- und Unterkieferschilde 
sind noch 12 Kehlschilder in 6 Paaren, die beiden vordersten 
Paare treffen mit denen der entgegengesetzten Seite äuf der 
Mittellinie vollständig zusammen; zwischen dem dritten seit- 
lichen Paare ist ein Paar auf der Mittellinie sich berührender 
kleinerer Kehlschilder eingelagert, und endlich zwischen dem 
vierten seitlichen Paare ist ein Paar polygonischer Schilder, 
zwischen welchem kleine Schuppen eingelagert sind. Das 
untere Augenlied ist glatt, nur am vordern Winkel körnig 
beschuppt. Das Halsband besteht aus zwei schmalen Schil- 
dern; der Brustpanzer aus zahlreichen polygonen glatten 
Schildern. Die Schläfen sind mit unregelmässigen grössern 
und kleinern gewölbten Schuppen besetzt. Die Afterdecke 
besteht aus zwei grossen, fast viereckigen, auf der Mittellinie 
zusammenstossenden Schildern, 

Die Färbung des Rückens, Kopfes und Schwanzes ist 
ein glänzendes dunkelbraun. Die ganze untere Seite des 
Körpers ist gelblich weiss. 

Ganze Länge 5", 

Länge des Kopfes 4,6", 

Länge des Schwanzes 3" 6", 


Die Familie der Eepleopoda. 49 


Das Vaterland dieses Thieres sind die nördlichen Pro- 
'vinzen von Brasilien, wo es von Herrn: Joh. Natterer gefun- 
den wurde. 


2. P. Orbignüi Dum. Bibr. 


Die obern Augenliedschilder sind fast gleich gross; die 
beiden” ersten sind dreieckig; das dritte trapezoidförmig, das 
untere Augenlied ist mit grossen Schuppen besetzt. An der 
Kehle sind ausser dem Kinn- und Unterkieferschilde noch 
acht Kelhlschilder, von denen die beiden vordern Paare sich 
auf der Mittellinie vollständig berühren. Die Schläfen sind 
mit 7—9 grossen länglichen Schildern bedeckt, Der Brust- 
panzer wird von einem grossen, fast dreieckigen glatten Schilde 
gebildet, welches jederseits von 4 glatten Schuppen rauten- 
förmig umgeben ist. Die Afterdecke besteht aus fünf Schil- 
dern; zwei grossen a che und aus drei Jänglich 
re 

Die obere Seite des Körpers ist einförmig schwarzbraun, 
die untere weiss und schwarz gesprenkelt. Auf dem Bauche 
sind diese feinen schwarzen Punkte so sehr genähert, dass 
sie auf jedem Schilde einen schwärzlichen, viereckigen Flek- 
ken, von einem weissen Saume umgeben bilden. 

"Ganze Länge 2" 7". 
"Länge des Kopfes 3”. 

Länge des Schwanzes 1" 2” (regenerirt). 
"Der französische Reisende Herr d’Orbigny schickte das 
Individuum, welches Dumeril und Bibron zur Beschreibung 
diente, aus Buenos Ayres an das Pariser Museum. 

Ich habe schon oben beim Genus Lepidosoma bemerkt, 
dass eine genaue Untersuchung jener Gattung, die Vermuthung 
von Dumeril und Bibron wegen der Identität desselben mit 
ihrer Gattung Pantodactylus durchaus nicht zulässt, dass so- 
gar weder die Spix’sche noch die Wagler’sche Diagnose eine 
solche zulassen. 

Irregeleitet durch die Angabe von Dunieril und Bibron 
liess auch Fitzinger Syst. Rept. p. 21 das Genus Pantodacty- 
Jus weg, indem er dem Genus Lepidosoma das Alterrecht 
einräumte, von der Ansicht ausgehend, beide Gattungen fallen 
zusammen, 

Archiv £, Naturgeschichte, XJ1L, Jahrg. 1, Bd, 4 


50 9,1% Tsehudi: 


Die zwei, hier angeführten Species unterscheiden sich 
durch ‚die, Färbung, Beschuppung und. das, Vaterland. ‚sehr 
scharf, ’ 


5. Gen. Placosoma Fitz. MSS. 


Der Kopf ist dreieckig, Janggestreckt spitzig, von den 
Augen an ziemlich rasch schmaler werdend. Die Stirn ist 
concav. Regelmässige glatte Schilder bedecken den Kopf. 
Jederseits sind vier obere Augenliedschilder, von denen das 
erste klein. ist, . Hinterhauptsschilder sind ‚zwei vorhanden. 
Das untere Augenlied ist fast ganz glatt, die Nasenlöcher sind 
klein, röhrenförmig und liegen in der Mitte des länglichen 
Nasenschildes. Die Schläfen sind mit sechseckigen, ‚verschie- 
den grossen Schuppen besetzt. Die Zunge ist schmal, ziem- 
lich stark eingeschnitten mit runden, neben einander liegenden 
Papillen besetzt, Die Zwischenkieferzähne sind einfach, klein, 
spitzig, rückwärts gebogen. Die Kieferzähne sind. zahlreich, 
klein, dicht aneinander stehend, die vordern. einfach, ‚die hin- 
tern dreispitzig. Die mittlere Spitze ist stark, die: beiden 
seitlichen: sehr klein, besonders die hintere. 

Die Pholidosis des Rückens besteht aus ungleichartigen 
Schildern. Die der beiden mittelsten Längsreihen sind breiter 
als die übrigen, glatt und fast unmerklich überlagert. Die 
übrigen Längsreihen der Rückenschilder convergiren nach hin- 
ten und aussen; ihre Schilder sind mehr länglich, endigen 
nach hinten in einen stumpfen Winkel und einen sehr, schwa- 
chen Kiel, der jedoch bei den Seitenschildern mehr ‚hervor- 
tritt. Aehnlich sind die obern Schwanzschuppen, nur ‚etwas 
kleiner, 

Die Bauchschilder sind glatt, regelmässig ee: un- 
merklich überlagert. Die Seiten des Halses haben keine Fal- 
ten, sind aber mit körnigen Schüppchen bedeckt. ‚Das Hals- 
band ist, schwach; ‚die untere ‚Seite des Halses glatt. . Die 
untern Schwanzschilder sind wie die des Bauches, aber kleiner. 

Der Körper ist etwas deprimirt,, stark. . Die Extremitäten 
schwach; die Zehen einfach. 

Die Schenkelporen setzen sich in einer ununterbrochenen 
Reihe von einem, Schenkel zum andern fort, vor den After- 
decke vorbei, 


Die Familie der Ecpleopoda. 51 


ba 1: P. cordylinum Fitz. MSS. 


Ausser dem Kinn- und Unterkieferschilde sind jederseits 
vier Kehlschilder, von denen die beiden vordern in der Mit- 
tellinie sich treffen, Der Brustpanzer besteht aus zwei Reihen 
von Schildern, von denen die obere aus acht zusammenge- 
setzt ist, die halbmondförmig gestellt sind; die untere aus 
vier etwas breiteren. Die Afterdecke besteht aus einem 
grossen mittleren Schilde, welches jederseits von einem klei- 
nern Schildchen begränzt wird, von welchen aus halbkreis- 
förmig nach hinten drei grosse und zwei kleine Schilder ge- 
lagert sind. 

Die Färbung der obern Seite des Körpers ist saturirt 
braun. Die untere Seite ist bräunlich, fein saftbraun ge- 
sprenkel. Vom Mundwinkel geht eine schmale weisse Binde, 
welche nach oben von einem schwarzen Streifen begränzt ist, 
zur Schulter, 

Länge von der Schnautzenspitze bis zur Schwanzwurzel 
VER 

Länge des Kopfes 6". 

Der Schwanz des einzigen bis jetzt bekannten Exempla- 
vs, welches im Wiener Museum aufbewahrt wird, ist leider 
3" ' vom Körper entfernt abgebrochen. 

Herr Joh, Natterer fand dieses Thier im nördlichen Bra- 
silien. 


B. Ecpleopodae mit glatter Pholidosis. 
6. Gen. Euspondylus Tsch. 


Der Kopf ist deprimirt, ziemlich lang, pyramidenförmig, 
mit regelmässigen, glatten -Schildern bedeckt, die Stirne ist 
lach, ‘Jederseits sind vier obere Augenliedschilder, von denen 
die beiden äussern kleiner, die mittleren bedeutend grösser 
sind. Hinterhauptsschilder sind zwei vorhanden. Das untere 
Augenlied ist glatt. Die Nasenlöcher liegen in der Mitte der 
Jänglich viereckigen Nasenschilder, sie sind flach und rund. 
Die Schläfen sind mit verschieden grossen Schildern, die mit 
‚kleinen Schuppen untermischt sind, besetzt; Die Zunge ist 
schmal, ser stark eingeschnitten, mit fadenförmigen Papillen 
bedeckt, Die Zwischenkieferzähne sind abstehend, klein, com- 

4% 


52 v. Tschudi: 


primirt, schwach nach hinten gebogen. Die Kieferzähne sind 
nicht dichtstehend, ziemlich gross, dreispitzig. 

Die Pholidosis des ganzen Körpers besteht aus al: 
mässigen, quirlförmig gestellten, länglich viereckigen, vollkom- 
ınen glatten Schuppen, die,am Nacken gedrängter stehen und 
am Schwanze etwas kleiner sind. Ausser dem Halsbande ist 
noch eine quere Halsfalte vorhanden. Anm den Seiten des 
Halses sind einige mehr oder weniger deutliche Längsfalten. 

Der Schwanz ist seitlich etwas comprimirt, ein wenig 
länger als der Körper, dieser ist walzig:; die Extremitäten 
sind ziemlich stark entwickelt, mit fünf langen einfachen Zehen 
versehen. 

Die ‚Schenkelporen sind sehr klein, nehmen aber die 
ganze innere Seite, der Schenkel ein. Afterporen fehlen. 


1. E. maculatus Tsch. 


An der Kehle sind ausser dem Kinn- und Unterkiefer- 
schilde vier Paare von Kehlschildern, von denen die beiden 
vordersten auf der Mittellinie vollständig zusammenstossen. 
Zwischen den beiden andern Paaren sind unregelmässige grös- 
sere, Schuppen eingelagert. Das Halsband besteht aus neun 
länglich viereckigen Schildehen, von denen die mittelsten die 
grössten sind. Der Brustpanzer wird von zwei Reihen un- 
regelmässiger Schildchen bedeckt. Die Afterdecke besteht 
aus fünf grössern Schildern, die in zwei Reihen liegen, von 
denen die obere aus zwei, die untere aus drei gebildet wird; 
letztere sind länger, zu jeder Seite derselben befinden sich 
etwas grössere Schuppen. u 

Die oberen Theile des Thieres sind braun mit: würfelför- 
migen. kleinen schwarzen Flecken. Die untere Seite ist gelb- 
lichweiss, ebenfalls schwach gewürfelt. Vom Hinterhaupt zu 
jeder. Schulter verläuft eine schwarze Binde, von welcher 
unter, rechtem Winkel, ein schwarzer Flecken über den Mund- 
winkel, einer über das Tympanum, einer zum Halsbande und 
ein, vierter vor der Achsel hinuntergeht. Vom Auge zum 
Oberkieferrande gehen drei kurze schwarze Binden, eine vom 
vordern, eine vom hintern Augenwinkel und eine von der 
Mitte. des Auges. Auf jedem Kehlschilde sitzt ein halbmond- 
förmiger, schwarzer Flecken. Auf der untern Seite der Ex- 


Die Familie der Ecpleopoda. 53 


tremitäten sind regelmässige, runde, schwarze Fleckchen. 
- Ueber die untere Seite des Schwanzes verläuft eine weisse 
Binde. 
Ganze Länge 4” 6'". 
"Länge des Kopfes 7". 
© Länge des Schwanzes 2" 6". 
Ich habe diese Species auf dem Ostabhange der Binnen- 
eordillera in den Urwäldern von Moyobamba in’Peru in zwei 
Exemplaren gefunden. 


7. Gen. Proctoporus Tsch. 

Der Kopf ist dreieckig deprimirt, spitzig, mit regelmäs- 
sigen glatten Schildern bedeckt. Die Stirn ist schwach‘ con- 
vex. Es sind jederseits drei Paar obere Augenlieder, von 
denen die beiden hintern gleich gross sind, das vordere aber 
kleiner ist. Das Hinterhauptsschild ist einfach fünfeckig. Das 
untere Augenlied ist glatt, von einem feinkörnigen Kreise 
umgeben eingefasst. Die Nasenlöcher liegen in der vordern 
Hälfte der grossen dreieckigen Nasenschilder, sie sind‘ glatt 
und rund. Die Schläfen sind mit verschieden grossen Schup- 
pen und Schildchen bedeckt. Die Zunge ist schmal, nach 
vorn zu rasch schmäler werdend, nicht stark eingeschnitten. 

Die Zwischenkieferzähne sind sehr‘ klein, abstehend, co- 
nisch, fäst ganz gerade. Die Kieferzähne sind 'abstehend, 
kegelförmig, stumpf, die hintern sehr schwach dreispitzig. 

Die Pholidosis des Rückens besteht aus länglich vierecki- 
gen, kleinen, in‘ regelmässigen Querbinden stehenden, nicht 
dachziegelartig über einander gelagerten, glatten Schuppen, 
die des Nackens aus kleinen, glatten, convexen, runden 
Schüppchen. Die Schilder des Bauches sind kürzer, aber 
breiter als die des Rückens; die des Schwanzes verhalten sich 
wie die des Körpers, nur sind sie kleiner. Ausser dem Hals- 
bande ist noch eine, quere Halsfalte vorhanden, die fast als 
vorderes Halsband betrachtet werden könnte. An den Seiten 
des Halses ist eine starke Längsfalte. 

Der Körper ist walzig, der Schwanz ist viel stärker als 
der Körper, dick, drehrund. Die Extremitäten sind kurz, aber 
muskulös; die Finger klein, besonders die innersten, aber 
einfach, Schenkelporen sind vorhanden, Um den hinteren 


54 v. Tschudi: 


Rand der Afteröfinung erstreckt sich halbkreisförmig eine sehr 
deutliche Reihe: von: Afterporen. 


1. P. pachyurus Tsch. 


Ausser dem Kinn- und Unterkieferschilde sind. vier Paar 
Kehlschilder, von denen die drei vordern auf der Mittellinie 
vollkommen zusammenstossen. Der Zwischenraum zwischen 
der 'hintern Hälfte des ‚dritten ‘und dem ‚vierten ‚Paarei\wird 
von rhomboidischen Schuppen eingenommen... ‚Das ‚erste,Hals- 
band wird von acht fast viereckigen Schuppen, das zweite 
von zwei Reihen Schuppen gebildet, deren vordere aus neun 
kleinen, die hintere aus sieben grössern länglich viereckigen, 
von denen die mittleren länger als die seitlichen sind), gebil- 
det. Die Pholidosis des Brustpanzers unterscheidet sich nicht 
von: der des Bauches; Die Afterdecke ist aus sechs Schildern 
zusämmengesetzt, zwei kürzere, breitere ‘vordere "und,,vier 
längere hintere. 

Die Farbe der obern Seite des Körpers. ist einkörmig 
mattbraun; die der untern Seite bräunlich grau, wenig dunk- 
ler gesprenkelt. f 

Ganze Länge 4" 9". 

Länge des Kopfes 4,6’. 

Länge des Schwanzes 2” 10", 

Ich fand den P. pachyurus am Flusse Ghanchaniayg, auf 
der östlichen Abdachung ‘der Binnencordillera in Peru — 

Nachdem ich die Charaktere der verschiedenen Genera 
der Familie der Ecpleopodae 'genauer auseinandergesetzt habe, 
will ich sie in gedrängter Uebersicht in lateinischen Diagnosen 
bier zusammenstellen. 


Series LEPTOGLOSSAE Fitz. 
Ordo Hemisauri Kaup: 
Sectio Oyelosauri Fitz. (Dum. Bibr.) 


Lingua apice plus minusve exeisa vel’bieuspidata. Corpus 
verticillatum vel pholidosi perfecta e squamis per fascias trans- 
versas dispositis, vel imperfecta e plieis scutelliformibus ar 
drangulis in faseias transversas seriatis. 


® 
Die Familie der Ecpleopoda. 55 


Tribus Chamaesauri Wiegm. 


Truneus teres. Pholidosis perfecta e squamis per fascias 
transversas dispositis. Plica lateralis nulla. Oculi aperti, 
palpebris imperfectis superioribus brevissimis. Aures apertae. 


Fam. Ecpleopodae Fitz. 


"" Habitus lacertinusr Pedes distincti, quatuor, approximati. 
"Dentes palatini nulli. Dentes maxillares vel simplices 
vel bi- et trieuspides. Pholidosis vel carinata vel laevis. 


A. Ecpleopodae pholidosi carinata, 


1.:Gen. Triblonotus Dum, Bibr, 
Zonurus ‚Schlegel part. 

Pholidosis notaei heterogenea, e spinis acutis squamulis par- 
vis intermixtis composita,' 

Dentes maxillares simplices, 

‚Nares in scutis nasalibus sitae, in medio scuti. Pori fe- 
morales et analesı nulli. 

Caput magnum trigonum, epidermide cranii ossibus in- 
time adnata. Orbitae inermes. Porcae supereiliares ar- 
euatae., Palpebrae inferiores squamosae. Nares laterales 
rotundae, planae. Gula cute sublaxa. Jugulum non pli- 
catum. Collum ad latera non plicatum. Cervix dorsum- 
que integra spinis instructa. _Cauda subcompressa, ‚bre- 
vis, Jaxa, verticillata. Palmae plantaeque pentadactylae. 
Digiti plantarum simplices. Squamae notaei et nuchae 
spiniformes, temporum magnae subimbricatae, carinatae; 
abdominales laeves, caudales quadrangulares longiuscu- 
lae, carinatae. 


41. T. Novae Guineae Dum. Bibr. Erpet, gen. Tom. V. p. 364. 
Tab. 56. Fig. 1. 2. 
Zonurus Novae Guineae Schlegel Monographie van het 
Geslacht Zonurus p. 19. Tab. 7. Fig. 2. 
T, supra fuseus, subtus sordide albidus. 
Long. tot. 7" 3”, 
Patria: Nova Guinea. 
Mus. Lugd, Batav, Mus, Paris. 


) 
56 v. Tschudi: 


2. Gen. «Lepidosoma Wagl. Syst. -Amph. 
Leposoma Spix. 
Pholidosis totius corporis homogenea. 
Dentes maxillares bi- et trieuspides. \ 
Nares in scutis nasalibus sitae, in medio scuti. Pori 
femorales et anales nulli. 
Caput trigonum,; depressum, scutis regularibus granu- 
loso-carinatis. teetum; scutello oceipitali nullo, interparietali 
maximo. ‘Nares Jaterales, rotundae, planae. Palpebrae 
“ superiores minimae, inferiores laeves. Orbitae inermes. 
Porcae supereiliares areuatae. Gula cute adstrieta. Jugu- 
lum simplex. Collum ad latera non plicatum. Plica axil- 
laris nulla. Cervix integra. Dorsum integrum. Cauda 
teres, laxa, longiuscula, verticillata. Palmae plantaeque 
pentadactylae. Digiti plantarum simplices. 
Squamae notaei et gastraei ovato-lanceolatae, im- 
bricatae, carinatae; colli laterum et axillares parvae, 
granulosae; caudales dorsalibus similes sed angustiores. 


L. Scincoides Wagl. Syst. Amph. p. 157 et 333. 
Leposoma scincoides Spix Nov. Lacert, Spec. Bras. p. 24, 
Tab. XXVII. Fig. 2 figura pessima. 
L. supra saturate fuscum, nonnullis maculis nigris adsper- 
sum; capite dilutiore aeneo-nitido. Subtus glauco-resplendens, 
Long. tot. 4” 9", 
’Patria: Brasilia apud flumen Amazonum. 
Mus. Monach. 


3. Gen. Zcpleopus Dum. Bibr. 


Pholidosis notaei homogenea. 

Dentes maxillares simplices. 

Nares in scutis nasalibus sitae, in medio scuti. Pori 
femorales et anales nulli. ni 

Caput trigonum, breve, subangustum, scutis regularibus, 
distinetis, Jaevibus; _seutello oceipitali, distineto, “pentagono. 
Orbitae inermes. Porcae superciliares arcuatae. Nares 
laterales, rotundae, planae, Palpebrae inferiores squamu- 
losae. Gula cute adstrieta. Jugulum- collari distineto. 
Collum ad latera non plicatum. © Gervix integra. «Dor- 
sum integrum, Gauda teres, laxa, longiuscula. Pralmae 


Die Familie,der Ecpleopoda, 57 


plantaeque pentadactylae Digiti "plantarum simplices. 
Squamae notaei, oblongae, subcarinatae, imbricatae; cau- 
dales breviores; nuchae trigonae, paryae; abdominales 
laeves, quadrangulae, caudales dorsalibus breviores, 


1. E. Gaudichaudii Dum. Bibr. 1. c. p. 434. 


E. supra fuscus capite saturatiore; vitta nigra, lineis dua- 
bus albis limbata, a rostri apice ad hypochondria porrigente. 
Subtus albescens. 

Long. tot. 4" 6”. 

‚.Patria: Brasilia. 
Mus. Paris. Mus. Vindob. 


4. Gen. Pantodactylus Dum, Bibr. 


Pholidosis notaei homogenea. 

Dentes maxillares bi- et trieuspides. 

„...Nares,in scutis nasalibus sitae, in medio scuti. Pori 
femorales distineti, pauci, 

Caput trigonum, subangustum, scutis regularibus, . di- 
stinetis, Jaevibus tectum; scutello oceipitali parvulo, pentagono. 
Nares laterales, rotundae, planae. Palpebrae inferiores 
laeves, angulo postico squamosae, Orbitae inermes. ‚Por- 
cae superciliares arcuatae. Gula cute adstrieta. Jugulum 
collari distineto, Collum ad latera longitudinaliter plicatum; 
plica duplice,. Plica axillaris distincta. , Cervix integra. 
Dorsum integrum. Cauda teres, laxa, suberassa, longiu- 
scula. Palmae plantaeque Yehtadactylac. Digiti plan- 
tarum simplices. 

Squamae notaei ovato-lanceolatae, carinatae, latera- 
liter imbricatae, nuchae triangulares, subcarinatae, abdomi- 
nales laeves per series sex longitudinales dispositae, cau- 
dales dorsalibus similes sed breviores, ad apicem laeves. 


1. P. concolor Tsch. 


P. supra fuscus, nitidus, cauda dilutiore. Subtus flave- 
Scens. 
"Long. tot. 5”. 

Patria: Brasilia meridionalis, 

Mus, Vindobon, 


58 vw Tschudis 


2. P. ‚Orbigni Dum. Bibr. ]. e. p. 431. 0» » 


P. supra saturate fuscus. Subtus albidus punctis qua 
drangulis nigricantibus. 

Long. tot. 2” 7” (cauda regener.). 

Patria: Boni Aeres. 

Mus. Parisiens. 


5. Gen. Placosoma Fitz. MSS. 


Pholidosis notaei heterogenea. 

Dentes maxillares bi- et tricuspides. 

Nares in scutis nasalibus sitae, in medio seuti. Pori 
femorales per seriem continuam dispositi; anales nulli. 

Caput trigonum, longiusculum, acutum; scutis, regulari- 
bus, distinetis, laevibus tectum; seutellis occipitalibus duobus; 


fronte concava. Orbitae inermes. Porcae superciliares - 


arcuatae. Nares laterales parvae, subtubulosae. Gula cute 
adstrieta. Jugulum collari subdistineto. Collum ad latera 
non plicatum. Cervix integra. Dorsum integrum. Cauda? 
Palmae plantaeque pentadactylae. Digiti plantarum 
simplices. 

Squamae notaei per series obliquas et rectas disposi- 
tae, duae intermediae rectae, squamis quadrangulis laevibus, 
subimbricatis; reliquae squamis subcarinatis; abdominales 
quadrangulae, laeves, vix imbricatae, per series octo dispo- 
sitae; caudales dorsalibus minores. 


1. P. cordylinum Fitz. MSS. 


P. supra saturate fuscum, vitta angusta alba, Jinea nigra 
limbata ab oris angulo ad axillam continua, Subtus flavescens, 
punctulis nigris sparsum. 

Long. tot. 2” 3" (cauda mutilata). 

Patria: Brasilia septentrionalis. 

Mus. Vindobon. 


B. Ecpleopoda pholidosi laevi. 
6. Gen. Euspondylws Tsch. Faun. peruan. Herpet. p. 41. 


Pholidosis corporis homogenea. 
Dentes maxillares tricuspides. 


ee en m 


Die Familie‘ der Ecpleopoda, 59 


Nares in sentis nasalibus sitae, in medio seuti. 'Pori 
femorales distincti; anales nulli. 

Caput trigonum, longiusculum, depressum ; scutis regu- 
laribus distinctis laevibus teetum;; seutellis oceipitalibus duobus, 
fronte plana.. Orbitae inermis. » Porcae superciliares pla- 
nae. Nares laterales planae. Jugulum .collari' distincto. 
Collum ad latera longitudinaliter plicatum. Cervix integra. 
Dorsum integrum. Cauda longiuseula, laxa, subeompressa. 
Palmae plantaeque pentadactylae. Digiti plantarum sim- 
plices. . 
Squamae notaei et abdominales per fascias, trans- 
versales, regulares, continuas dispositae, Jaeves, subquadran- 
gulae, vix imbricatae; caudales minores. 


1. E. maculatus Tsch. Faun. peruan. Herpet, p. 42. Taf. 2. Fig. 1. 


E. supra fuseus maculis regularibus, quadrangulis. Sub- 
tus sordide flavescens, scutis gularibus maculis nigris semilu- 
naribus; extremitatibus infra nigro -adspersis. 

Long. tot. 4" 6". 

Patria: Peru. 

Mus. Neocom. 


7.»Gen. Proctoporws Tsch. Faun. peruan. Herpet. p. 43, 


Pholidosis notaei homogenea. 

Dentes maxillares obtusi, postici subtrieuspides. 

Nares in scutis nasalibus sitae, in parte antica seuti. 
Pori femorales distineti. Pori anales per seriem semi- 
Junarem in ani margine posteriore dispositi. 

Caput trigonum, depressum, acutum, scutis regularibus, 
distinetis, Jaevibus tectum; scutello oceipitali pentagono. Na- 
res laterales, planae, rotundae. Palpebrae inferiores lae- 
ves, margine serie squamarum granulosarum limbatae. Gula col- 
lari distineto. Jugulum altero collari distineto. Collum 
ad latera longitudinaliter plicatum. Cervix integra. Dorsum 
integrum. Cauda rotunda, crassa, laxa, long. Palmae 
plantaeque pentadactylae. Digiti plantarum simplices. 

Squamae notaei et gastraei per series transversales, 
regulares, dispositae, Jaeves, quadrangulae, adpositae; nuchae 


60 v. Tschudi: Die Familie der Ecpleopoda. 


rotundae, 'parvae, convexae; caudales minores, quadran- 
gulae. 


1. P. pachyurus Tsch, Faun. peruan..Herp. p. 43, Taf. II. Fig.2: 


ı P.“supra fuscus. Subtus ex einereo bruneus, punctulis 
saturatioribus sparsus. 

Long. tot. 4” 9", 

Patria: Peru. 

Mus. Neocom. 


Wien, October 1846. 


’ 


61 


Beschreibung zweier neuer Conchyliengeschlechter, 


Dibaphus und Amphichaena, nebst einigen Bemer- 


kungen über Cyamium, Eıvilia und Entodesma. 
Von 


Dr. R. A. Philippi. 
(Hierzu Taf. 3). 


In Reeve’s Conchologia iconica finden wir unter, Mitra 
nr; 80 die Rückenansicht einer Conchylie, von der Reeve sagt, 
er habe sie in der Swainson’schen Mitra-Sammlung unter dem 
Namen Conoelix edentula gefunden, es sei aber ein unzwei- 
felhafter Conus. Vergebens sucht man indessen diese Art in 
der Reeve’schen Monographie von Oonus. Ich. war so glück- 
lich, dieselbe im vorigen Herbst käuflich an mich zu bringen, 
und. kann nun 'die Versicherung geben, dass sie weder zu 
Mitra, noch zu Conus gerechnet werden darf, sondern ein 
eigenes Geschlecht bilden muss, welches ich Dibaphus nenne, 
um.damit die zwei Farben, so wie die wiederholte Taufe an- 
zudeuten,.: , Auf Taf. 3 ist diese Conchylie von drei Seiten 
abgebildet, Fig. 1. 2. 3. 

Das Gehäuse ist dickschalig, beinahe walzenförmig, 135 
Linie Jang, 43"' diek und besteht aus 8&—9 Windungen, von 
denen die oberen schwach convex, durch eine tiefe Naht ge- 
rennt sind, und eine beinahe thurmförmige, den dritten Theil 
der ganzen Länge einnehmende Spira bilden. Der letzte Um- 
gang ist beinahe walzenförmig, nach der Basis zu nur wenig 
verschmälert, Die ganze Oberfläche ist mit erhabenen ziem- 
lich scharfen Querlinien versehen, deren man 5 auf der vor- 
letzten, gegen dreissig auf der letzten Windung zählt. Die 
Zwischenräume zeigen unter der Lupe sehr regelmässige und 
zarte Längslinien. Die Mundöffnung ist durch Verdickung 
der Ausseulippe stark verengert, beinahe linealisch, oben sehr 


62 Philippi: Beschreibung zweier neuer Conchyliengeschlechter, 


eng, ohne Spur der Ausbucht, welche Conus charakterisirt, 
unten weiter. Der Columellarrand ist von oben nach unten 
geradlinigt, in der Quere drehrund, und zeigt nur im obern 
Theil eine schwache Andeutung von Innenlippe, im untern 
Theil sind die erhabenen: Querstreifen: der Schale: nicht ver- 
deckt. Er endigt am Grunde mit einem kleinen, ganz. wie 
bei Strombus gebogenen Kanal, Die Aussenlippe ist weit 
kürzer, oben eingebogen und verdickt, am Rande gekerbt, 
unten 'etwas umgeschlagen, abgerundet, wie bei Strombus te- 
rebellatus, — Die Farbe ist weiss mit grossen rostgelben 
Flecken, welche auf der letzten Windung beinahe in zwei 
Reihen stehen. 

Dass diese Art, wenn sie auch in der Gestalt dem Conus 
eylindraceus sehr nahe kommt, dennoch nicht zu Conus ge- 
rechnet“werden’ kann, zeigt eine Vergleichung der Bildung der 
Aussenlippe auf den ersten Blick, und habe ich zu dem Ende 
in Fig. 4 den Conus mediterraneus von der Seite dargestellt. 
Bei Conus ist die Aussenlippe länger als die Innenlippe, 
unten gerade, nicht abgerundet, wie in Fig. 2, und hat oben 
an der Naht’ eine Pleurotoma-artige Ausbiegung. Noch we- 
niger lässt sich unsere Art zu Mitra bringen, denn sie ent- 
behrt der Falten auf der Spindel, und bei Mitra ist ebenfalls 
die Aussenlippe so lang wie die Innenlippe. Siehe zur Ver- 
gleichung Mitra striata Gray in Fig.'6. 

Die Bildung der Aussenlippe stimmt dagegen ziemlich 
wohl mit Terebellum, nur dass bei T. subulatum die Aussen- 
lippe unten noch beinahe einen rechten Winkel bildet, der 
aber bei dem fossilen T. fusiforme schon weggefallen ist, 
allein wir können unsere Art nicht zu Terebellum "bringen, 
da ihr die Innenlippe gänzlich fehlt, welche bei T. so stark 
entwiekelt ist, und sich bei der lebenden Art oberhalb‘'der 
Naht bis zur Spitze hinzieht, bei T. fusiforme gar die Nähte 
sämmtlich zudeckt. Dem entsprechend ‘geht auch die Mim- 
dung bei Terebellum oben in eine Rinne aus; eine Bildung, 
von welcher die eben beschriebene Conchylie nicht die leiseste 
Andeutung zeigt; ‘Von dem gänzlich verschiedenen Habitus 
will ich nicht weiter reden. 

Endlich können wir noch unsere Art mit Strombus tere- 
bellatus Sow. vergleichen, s. Fig: 5, und dieser zeigt in Ge- 


astdoalı Dibaphus und Amphichaena etc. 63 


stalt' der Aussenlippe und Spindel: die meiste Uebereinstim- 
mung. | Allein ‘er besitzt eine deutliche Innenlippe, und die 
‚Mündung ist nieht verengt. 

Es. scheint mir hiernach unzweifelhaft, dass wir. ein eige- 
nes Geschlecht für die Conohelix edentula Swainson’s errich- 
ten müssen, welches von Oonus und Mitra den Habitus, von 
‚Terebellum und Strombus terebellatus die Bildung der Aus- 
senlippe hat, Ihm’ eine bestimmte Stellung im-System anzu- 
weisen, dürfte ohne Kenntniss des Thieres eine sehr gewagte 
Sache sein, und wenn Swainson es zu Mitra, ‚Reeve zu Conus 
stellen wollen, möchte ich es in ‚die Nähe von’ Strombus 
bringen, und mein Freund Dunker findet die Aebulichkeit ‚mit 
Terebellum grösser, als mit einem andern Geschlecht. © Eine 
‚kurze lateinische Diagnose des Geschlechtes dürfte also lauten: 
*  _Dibaphus Ph. n. gen. Ctenobranchiorum. 
ji ‚Testa spiralis, subeylindrica in spiram acutam terminata; 
apertura angusta, linearis, edentula, basi excisa; columella 
basi recurva; labrum incerassatum, rectilineum, basi rotundatum 
et abbreviatum; labium nullum;; superficies epidermide (tenui?) 
vestita. Animal, 

Das zweite neue Geschlecht, welches ich. vorschlage, 
nenne ich Amphichaena, und charakterisire es also: 


Amphichaena Ph. n. gen. 

Testa bivalvis, aequivalvis, subaequilatera, utrinque hians, 
‚oblongo - linearis; apices parvi, parum prominuli; cardo in 
valva sinistra dentibus duobus, in valva dextra dentibus tribus 
‚constans; ligamentum externum, nymphae parum conspicuae; 
impressiones musculares duae; sinus palliaris profundus; margo 
internus anlice crenatus, crassior. Animal .... 

. ‚Species uniea: 


kahl eriirreen Kindermanni Ph. vide, tab. 3. fig. 7. 
‘0 Habitat Jitus Oceani Pacifici ad oppidum Mexicanum Ma- 
zatlan. | 

© Von. Herrn ‘Kindermann in‘ Valparaiso habe''ich diese 
merkwürdige Muschel erhalten. Das Gehäuse ist 135” lang, 
37" hoch, 33” dick. Der Rückenrand bildet eine gerade 
Linie, auch der Bauchraud ist ganz geradlinigt, dem Rücken- 


64 Philippi: Beschreibung\zweier neuer Cosichyliengeschlechter, 


rande beinahe parallel, jedoch so, dass die Muschel nach hin- 
ten etwas’ höher ‘wird; hier ist sie’im obern Winkel schräg 
abgeschnitten, während der untere Winkel -nebst der vorderen 
Extremität vollkommen gerundet‘ ist. Die Wirbel liegen fast 
genau in der Mitte, und ragen nur wenig hervor, von ihnen 
geht eine schwache Depression zum‘ Bauchrande hinab, ähn- 
lich. wie bei Solen coaretatus L. Die vordere Seite klafft 
etwas weniger als die hintere Seite. Die Oberfläche ist glatt, 
doch unterscheidet man wie bei manchen Donax- und Tellina- 
Arten auf der vordern Seite feine, strahlende Linien, welche 
in der Substanz der Schale liegen, denen innen im verdickten 
Rand Kerben entsprechen, von welchen sich kurze Furchen 
eine Strecke weit gegen den Wirbel ziehen. Der übrige Theil 
des Randes ist schneidend und dünner. Die hintersten Schloss- 
zähne in jeder Valve sind die grössten. Der vordere Schliess- 
muskeleindruck hat eine dreieckige Gestalt, der hintere ist 
mehr viereckig und etwas grösser, Der Manteleindruck ist 
im hintern Theil seines Verlaufes dem Bauchrande parallel; 
die Bucht desselben reicht genau bis zur Mitte und ist abge- 
rundet; der Winkel, welchen sie hinten bildet, ist spitz aber 
kurz, und es setzt sich der Manteleindruck noch weit über 
denselben hinaus in Gestalt einer Linie fort. Die Farbe ist 
weisslich, stellenweise ins Gelbliche, stellenweise ins Bläuliche 
fallend mit drei violetten, ins Braune übergehenden Strahlen 
und ist innen lebhafter als aussen, 

Die systematische Stellung kann nicht wohl, zweifelhaft 
sein. Struktur und Färbung des Gehäuses, ‚Muskeleindruck 
u. s. w. nöthigen uns Amphichaena neben Donax zu stellen, 
von welchem Geschlecht es durch die Solen ähnliche Gestalt 
und das Klaffen auf beiden Seiten abweicht. 

Ich habe die Meinung aussprechen hören, mein in diesem 
Archiv 1845. I. p. 50 aufgestelltes Genus Cyamium könne wohl 
identisch mit-Turton’s Geschlecht Ervilia sein. Um das Bild 
zu vervollständigen, welches ich a, a. O0. von Cyamium auf- 
gestellt habe, gebe ich hier eine Abbildung davon, und zur 
Vergleichung: eine Abbildung von Ervilia'nitens !). Fig. 8 


’) Meine meisten Exemplare sind von Westindien und unter- 
scheiden sich in nichts von den Englischen, die ich Sylvanus Hanley 
verdanke. 


Dibaphus und Amphichaena ete. . 65 


stellt Cyamium antareticum vor, a die natürliche 'Grösse. Bei 
der Vergleichung mit Ervilia ‘haben wir fast nur das’ Schloss 
zu berücksichtigen. Dieses besteht‘ bei Cyamium, aus’ zwei 
Zähnen, ‚welche ‚beide auf der Vorderseite liegen, und auf 
der Hinterseite aus einer schrägen Grube für das Ligament. 
Ausserdem ist ein äusseres Ligament, vorhanden. : S., die mitt- 
lere. Figur. Der innerste Zahn ist‘ in beiden‘ Valven der 
kleinste;' der äussere. ist’ schwach 'zweispaltig. Vergleichen 
wir hiermit Ervilia Fig. 9. Hier haben wir in. der rechten 
Schale: vorn einen: grossen, |verhältnissmässig stark"hervor- 
stehenden Zahn, und daneben. eine dreieckige' Grube für das 
innere Ligament;'in der linken Valve einen 'tiefen Einschnitt, 
der jenem Zahn entspricht, und 'ein» kleines, schwaches Zähn- 
chen zwischen ‘diesem Einschnitt ‘und: der Grube für das Li- 
gament. Von einem äusseren Ligament finde ich keine Spur. 
Cyamium unterscheidet sich also von Ervilia durch das Vor- 
handensein eines ‚äusseren Ligamentes, andere Gestalt und 
Lage des innern Ligamentes, andere Zahl und Beschaffenheit 
der Schlosszähne. Vielleicht hat auch Ervilia ‚eine  Mantel- 
bucht, ich habe indess an den zahlreichen ‚Exemplaren von 
Eryilia, die ich untersucht, niemals die Gestalt der Muskel- 
und Manteleindrücke erkennen können. Fragen wir uns aber, 
wodurch unterscheidet sich das Schloss von Ervilia von dem 
von Corbula, so müssen wir antworten; durch gar nichts. 
Ervilia ist eine. gleichklappige  Corbula, ‚nichts mehr., ‚Ich 
glaube nicht, dass der Umstand, ob die Muschel gleichklappig 
oder ungleichklappig ist, uns berechtigen kann, zwei Ge- 
schlechter aus Corbula zu machen, denn wir können 
keine Grenze zwischen beiden ziehen. Es giebt Cor- 
bula-Arten, welche sehr ungleichschalig sind, andere sind es 
weniger, bei noch andern ist die Ungleichheit zwischen beiden 
Valven so unbedeutend, dass man sie nur mit grosser Auf- 
merksamkeit entdeckt, endlich haben wir solche Arten, wie 
Ervilia nitens und Corbula aequivalvis ') Ph. von Cuba 


') Diese Art steht der ©. contracta von Massachusets sehr nahe, 
bei welcher man schon eine schwache Ungleichheit der beiden Val- 
ven entdecken kann, lässt sich aber doch leicht unterscheiden. Wo 
begegnen sich beide Arten? Giebt es in den südlichen Provinzen der 
Archiv 1, Naturgesch, XI11, Jahrg. 1. Bd. 5 


4 


66 Philippi: Beschreibung zweier neuer Conchyliengeschl. ete. 


(s. Archiv. 1836. I. p. 226. tab. VII. f. 3), wo wir bei dem 
besten Willen äusserlich gar keine Ungleichheit zwischen bei- 
den Valven finden. Eben so wenig kann ich mich überzeu- 
gen, dass mein verehrter Freund Nyst wohl daran gethan' hat, 
das Genus Corbulomya von Corbula abzutrennen. Er will 
es dadurch unterscheideg, dass er sagt, die Seite der Muschel, 
welche bei Corbula die längste ist, ist bei Corbulomya die 
kürzeste. Allein dieser Unterschied will nicht viel bedeuten, 
denn was fangen wir mit den gleichseitigen Arten an? 
diese können wir ganz willkürlich zu Corbula oder Corbulo- 
mya rechnen, oder sollen wir, um logisch zu verfahren, ein 
drittes Geschlecht aus ihnen errichten? & vordere Seite länger, 
5 hintere Seite länger, c beide Seiten gleich lang? ‘Zudem 
sind schon manche Exemplare von Corbulomya triangula Nyst 
so gleichseitig, dass sie gar nicht zur Definition von Corbu- 
lomya passen. 

Endlich habe ich noch iu Fig. 10 eine Abbildung ‘von 
Entodesma, s. Archiv. 1845. l. p. 52 gegeben. « ist die natür- 
liche Grösse, die vergrösserte Figur ist die obere, flachere 
Schale von innen. Zu der a. a. O. gegebenen Beschreibung 
habe ich nichts hinzuzusetzen. 


Vereinigten Staaten Mittelformen, welche dennoch beide Arten zu 
einer verbinden? Dann käme man in den Fall, eine Varietät zu Cor- 
bula und eine andere Varietät derselben Art zu Ervilia zu bringen, 


67 


Conspeetus Inseetorum Coleopterorum, 
quae in Republica Peruana observata sunt, 


‚ auctore 


G. F. Ericehson. 


Obs. Fauna Peruana cum Antium montibus’ in duas'di- 
stinguatur partes inter se sat dissimiles, species'omnes, quae 
in parte orientali reperiuntur, in hoc 'conspeetu asterisco no- 
tavi.. Asterisco duplice signatae sunt quaedam species, quae 
summum Antium iugum incolunt. 


I. Fam. Cicindeletae Lätr. Hist. nat. d.Crust. etIns, IIl. 1802. 


1. Gen. Megacephala Latr. Hist. nat. III. 1802. 
#1. M. suceincta Er. 

M. nigra, capite antice testaceo, antennis palpis pedibus- 
que flavis; elytris badiis, fascia lata pone medium nigra, apice 
maculaque laterali flavis; labro medio producto, bifido, utrin- 
que unidentato. — Long. 8”. 


*2. M. Martii Perty Deleet. an. art. p: 1. Tab. 1. Fig. 1. 


3. M. Chilensis Laporte Silberm. Rey. Entomol. Il. p. 29. 
— Hist. nat. d. Ins. 1.14. 7. 


#4. M. lucifera Er. 

M. viridis, nitida, ore, antepnis, ano, elytrorum. margine 
inflexo maculaque lata sublunata apicali flavis, his dorso ni- 
gris, anterius creberrime punctatis, posterius laevigatis; man- 
dibulis altera apice bifido, altera simplice. — Bong. 6". - 


2. Gen. Oxycheita Dej. Spec. I. 1825. 


#41. O. bipustulata Dej. Spec. V. 205. 
Cicindela bipustulata Latr. Humb. Rec. d’Obs. d. 'Zool. 
P: 228. 1.16.4.1.2. 
e Centrocheila bipustulata Lacord; Mem, Soc. ae d. Sc. 
d. Liege. 1. p. 8. j 
5% 


68 Erichson: 
Pseudozycheila bipustulata Guer. Diet. pittor. d’Hist. 
nat. VI. p. 573. 
3. Gen. Cicindela Lin. Syst. nat. 1. ed. 1735. 


1. Subgen. Phyllodroma Lacord. Mem. Soc. roy. d. 
Se. d. Liege. 1842. 


*1. C. prodiga Er. 


C. splendida, viridis, elytris Jateribus cupreis maculisque 
tribus lateralibus albis. — Long. 7". 


*2. ©. marginilabris Er. 


C. supra fusco-aenea, opaca, subtus viridis, elytris con- 


fertissime punctato-rugosis oblique biimpressis, limbo laterali 
viridi-ceyaneo, punctis duobus albis, altero medio, altero ante 
apicem; antennarum basi femoribusque obscure'testaceis, Jabro 
transverso, testaceo-marginato, apice 5dentato. — Long. 6"... 


2. Subgen. Cicindela Lacord. Mem. Soc. roy. d. Se. 
d. Liege. 1842. 
3. ©. trifasciata Fab. Syst. El. 1. 242. 54. — Klug Jahrb, 
d. Insectenk. I. 21. 89, 


€. tortuosa Dej. Spec. 1. 87. 71. 
€. Peruviana Laport. Etud. Ent. I. 35. 1. 


4. C. Inca Laporte Etud. Ent. 36. 2. 


i 


ll. Fam. Carabici Latr. Hist nat. III. 1802, 


1. Trib. Calosomii Bon. Mem.. Acad. Turin. 1809. : 
Carabicini Er. Käf..d. M. Brand. 1837. 
1. Gen. Calosoma W eb.. Obs. Ent. 1801. 
1. €. rufipenne Dej. Spec. V. 566. 26. 
2. C. vagans Dej. Spec. V. 564. 24. 


2. Trib. Odacanthidae Lap. Etud. Ent. 1834. 


2. Gen. Casnonia Latr, Fam. nat. 1825. 


*14. C. flavicornis Er. 

€. nitida, nigra, capite prothoraceque subeyaneis, hoc 
transversim plicato-rugoso, elytris inaequalibus faseiis deine 
macularibus flavis, anteriore arcuata, posteriore recta abbre- 
viataque; antennis pedibusque flavis,.'femoribus annulo obso- 
leto fusco ante apicem. — Long. 41". 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 69 


*2. C. Peruana Er. 

©. nitidissima, nigra, elytris aequalibus, basi striato-pun- 
etatis, ‚macula ‚ante apicem margineque summo ‚pedibusque 
testaceis; antennis basi piceis. — Long. 3”. 


3. Trib. Lebiidae Lap. Etud. Ent. 1834. 


"3, Gen. Calleida Dej. Spec., 1825. 
*1. CO. proliza Er. 

"@,elongata, nigra, nitida, prothorace subovato, elytris 
fortiter punetato-striatis, eyaneis; antennarum articulo primo 
infra 'rufo. — Long. 44". 

*2.. C.alcyonea Er. 

©. nigra, supra nigro-cyanea, nitida, prothorace subcor- 
dato, elytris fortiter punctato-striatis, interstitio tertio punctis 
duobus impressis; antennarum artieulis tribus primis trochan- 
teribusque anterioribus testaceis. — Long. 4". 

3. C. tersa Er. 

 C. nigra, nitida, elytris subtilissime punctato-striatis, laete 
viridibus, antennarum articulis quatuor primis testaceis. — 
Long. 3", 

4. Gen. Plochionus Dej. Spec. 1825. 

*4. Pl. Bonfilsii Dej. Spec. 1. 251. 1. 

5. Gen. Coptodera Dej. Spec. 1825. 
#1. 0. Iuculenta Er. 

'©. rufo-testacea, nitida, prothorace transverso, elytris 
striatis, margine basali lateraligue maculaque transversa com- - 
muni pone medium aeneis, pectoris abdominisque lateribus 
piceis, — Long. 3”. 

6. Gen. Tetragonoderus Dej. Spec. 1829. 

1. T. stieticus Er. 

T. testaceus, capite prothoraceque picescentibus, hoc ba- 
sin versus angustato; elytris subtiliter striatis, fasciola denti- 
eulata pone medium, punetis nonnullis versus medium puncto- 
que prope apicem nigris, — Long. 23”. 

2. T. rivularis Er. 

T. testaceus, capite prothoracisque dorso aeneis, hoc 

margine testaceo; elytris plaga scutellari fasciolisque tribus 


20 3 mBrichson;, 


macularibus nigro-aeneis, ante apicem fascia pallida; pectoris 
abdominisque, lateribus; piceis. — Long. 2”. 


4. Trib. Scaritidae Mac Leay Annal, Jav. 1825. 


7. Gen. Scarites Fab. Syst. Ent 1775. 


1. Se. auriculatus Er. 

Sc. depressus, niger, nitidus, tubereulo postoculari auri- 
culatus, fronte utringue biimpressa, laevi; elytris subtiliter 
punctato-striatis, margine ‚carinatis, humeris fortius dentatis; 
antennis' pedibusque.piceis, tibiis antieis, tridentatis, postice 
integerrimis; tibiis intermediis bidentieulatis, — Long.; 6%", 


5. Trib. Harpalidae Mac Leay Annal. Jav. 1825. 


8. Gen, Anisodactylus Dej. Spec. 1829. 
*#*4, A, Peruanus, 
Harpalus perwianus Dej. Spec. IV. 289. 82. 
#** 2. A. elatus Er. 

A. brevis, convexus, supra laete viridi-aeneus, prothorace 
subtransverso, postice utringue obsolete foveolato, angulis 
posterioribus rotundatis; elytris subtiliter striatis, interstitiis 
quinto septimoque apice punctis obsoletis m antennis 
pedibusque rufis. — Long. 33—4". 

*3, 4. flavieinctus Er. 

A. depressus, viridi-aeneus, nitidus, prothorace transver- 
sim subcordato, basi utrinqgue subimpresso, lateribus subtiliter 
tlavo-marginatis; elytris pone basin depressis, fortiter striatis, 
apice subsulcatis, limbo laterali flavo;; ore abdomineque ferru- 
gineis,, pedibus flavis.. — Long. 44". 

4. A. concinnus Er. 

A. oblongo-ovalis, leviter convexus, supra viridi-aeneus, 
nitidus, ore, prothoracis margine omni elytrorumque margine 
laterali testaceis; prothorace basin versus subangustato, basi 
utringue punctulato impressoque, angulis posterioribus rectis; 
elytris subtiliter striatis, stria secunda pone medium puncto 
singulo impressa; infra niger, abdomine apice testaceo; anten- 
narum basi pedibusque flavis. — Long. 24", 


9. Gen. Hypolithus Dej. Spec. 1829. 
*14. H. puberulus Dej. Spec. IV. 184, 14. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 71 


10. 'Gen. Harpatus Latr. Hist. nat. 1802. 
*4. H. sulcatulus Dej. Spec. IV. 246. 46. 
*2. H. chalybeus. 
Selenophorus chalybeus Dej. Spec. IV. 110. 26. 
*3. A. turmalinus Er. 

H. oblongo:ovalis, leviter convexus, niger, nitidus, pro- 
thorace lateribus leviter rotundato, basi subtiliter punctulato, 
utrinque subimpresso, lateribus obsolete ferrugineo-marginato ; 
elytris iridi-micantibus, fortiter striatis, striis simplieibus; an- 
tennis pedibusque dilute testaceis, femoribus infra nigris. — 
Long. 5". 


41. Gen. Stenolophus Ziegl. mspt. Latr. Fam. nat. 1825. 


1. St. badius Er. 

St. elongatus, badius, nitidus, prothorace basin versus 
subangustato, basi utringue subimpresso obsoleteque punctu- 
lato, angulis posterioribus obtusis subrotundatisque; elytris 
obscure viridi- micantibus, subtiliter striatis, striis apice pro- 
fundioribus, margine summo testaceo; antennarum basi pedi- 
busque flavis. — Long. 24”. 

2.86. longieollis Er. 

St. elongatus, testaceus, prothorace oblongo, basin versus 
angustato, basi utrinque impresso, angulis posterioribus rectis, 
elytris plaga fusca pone medium signatis, subtiliter striatis, 
stria secunda puncto medio notata. — Long. 2'". 

3. St. lentulus Er. 

St. oblongus, testaceus, fronte, prothoracis disco, elytro- 
rum plaga posteriore, pectore ventreque piceis, hoc apice 
testaceo, antennis fuscis basi flavis; prothorace basin versus 
subangustato, basi utringue subimpresso punctulatoque, ‚angu- 
lis posterioribus obtusis; elytris striatis, interstitio secundo 
punetis tribus notato. — Long. 2”. 

4. St. debilis Er. 

St. oblongus, testaceus, fronte fuscescente; prothorace 
oblongo, basi angustato, utringue impresso subtiliterque pun- 
etulato, angulis posterioribus rectis; elytris plaga posteriore 
higra signatis, stria secunda puncto singulo pone medium no- 
tata, striis exterioribus subtilioribus; pectore ventreque nigris, 
antennis fuscis basi flavis. — Long. 14— 1%". 


12 ' ‚Erichson: 


6. Trib. Pterostichini Er. Käf.:d. M. Br. 1837, 


Feronidae Lap. Etud. Ent. 1834. 
Thaliadae Hope Col. Man. 1838. 


12. Gen. .Morio Latr. Consid. 1810. 
*1. M. simplex Dej. Spec. Il. 481. 4. 
13. Gen. Pterostichus Er. Käf. d. M. Br. 1837. 
Feronia Latr. Cuv. Reg. an. 11I. 1817. 
Subgen. Trirammatus Eschsch. mspt. Chaud. Bull. 
Mose. 1838. 


1. Pt. Peruanus. 
Feronia Peruviana Dej. Spec. ll. 481. 4. 
Feronia Chaudoiri Guer. Voy. d.1. Fav.p. 14. T.225.F.3. 


7. Trib. Anchomenini Er. Käf. d. M. Br. 1837. 


414. Gen. Dyscolus Dej. Spec. 1831. 
*1. D. cyanipennis Er. 

D. nitidus, niger, prothorace subtransverso, lateribus ro- 
tundato, basi utringue impresso, angulis posterioribus obtusis; 
coleopteris ovalibus, subdepressis, subtiliter punctato- striatis 
punctisque tribus impressis; antennis badiis, articulis duobus 
basalibus nigris. — Long. 54". 


8. Trib. Chlaenides Brulle Hist. n. d. Ins. 1834. 


45. Gen. Chlaenius Bon. Mem, Acad. Turin 1813, 
*4. Chl. Peruanus Er. 


Chl. subdepressus, niger, capite prothoraceque supra vi- 


ridibus, nitidis, hoc oblongo-subcordato, basi erebre apice 
parce punctato; elytris obscure cyaneis, opacis, griseo-pube- 
scentibus, punctato-striatis, interstitiis leviter convexis, dense 
punctulatis; antennis fuscis, articulis tribus primis pedibusque 
testaceis. — Long. 73", 


16. Gen. Oodes Bon. Mem. Acad. Turin. 1813. 


1. O0. chlorophanus Er. 

O. oblongus, nitidus, supra viridis, dorso cupreo-micante, 
prothorace basi utringue obsolete impresso, elytris subtiliter 
punctato -striatis, infra niger, tibiis tarsisque flayis, antennis 
fuseis, articulis tribus primis flavis. — Long. 3%”. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 73 


9. Trib.. Bembidiidae Steph. Ilustr..Brit. Ent. 1827. 
17. Gen. Bembidium Latr. Hist. nat. 1802. 


1. Subg. Tachys Ziegl. i. litt. Ste ph. Illustr. Brit. Ent. 1829. 


1. B. clitellare Er. 

B. nitidum, nigrum, capite prothoraeisque dorso rufo- 
testaceis, hoc subquadrato, basi transversim. sulcato, angulis 
posterioribus rectis; coleopteris punctato-striatis, flavis, disco 
lato communi, sutura faciaque media nigerrimis; pedibus albi- 
dis, — Long. 1%". ; 


2. Sub. Notaphus Meg. mspt. Steph. Ill. Br. Ent. 1829. 


2, DB. commissum Er. 

B. viridi-aeneum, nitidum, prothorace subeordato, basi utrin- 
que bistriato, angulis posterioribus rectis; elytris  punctato- 
striatis, fasciis macularibus tribus -apiceque flavis, punctisque 
duobus impressis; antennarum basi; pedibusque rufo-testaceis. 
— Long. 2". 

3. Subg. Zeia Meg. mspt. Dej. Cat. 1821. 
3. B. resignatum. Er. N 
B. aeneum, nitidulum, prothorace subeordato, convexi- 
usculo transversim strigoso,, basi utrinque foveolato, elytris 
subtiliter obsoleteque punctato-striatis, fasciola obsoleta pal- 
lida ante apicem; ‚antennarum. basi tibiis tarsisque: rufo-testa- 
ceis. — Long. 12”. 


Ill. Fam. Dytiscidae Mac Leay Annul. Jav: 1825. 


1. Gen. Cybister Curt. Brit. Ent. 1827. 


1. ©. laevigatus Aube Hydrocanth. 99. 35. 
Dytisc. laevigatus Fab. Syst. El. 1. 260. 11. — Guer. 
Voy. d. l. Cogq. Zool. II. ı1. p. 61. 


2. Gen. KEunectes Er. Gen. Dyt. 1832. 
1. E. oceidentalis Er. 

E. pallidus, vertice maculaque parva frontali nigerrimis, 
prothorace brevi, antrorsum fortiter angustato, medio punctis 
duobus approximatis nigris, elytris nigro-punctatis, fasciola 
ante apicem repanda nebulosa maculaque submarginali media 
nigris. — Long. 64", 


74 ' »Brichson: 


3. Gen. COolymbetes Clairv. Ent. Helv. 1806. 
1. C. praemorsus Er. Meyen Reis. Zool. 351. 11. 
4. Gen. COopelatus Er. Gen. Dyt. 1832, 
1. ©. peruanus. 
Agabus peruvianus Lap. Etud. Ent. p. 101. — Aube 
Hydrocanth. 317, 22. 
*2. C. normalis Er. 
C. oblongo-ovatus, depressus, nitidus, piceus, capite, 
prothoraeis disperse striolati lateribus pedibusque rufis, elytris 
fuscis, striga laterali pallida, dorso 10-striatis. — Long. 34" 


IV. Fam. Gyrinites Latr. Consid. 1810. 
1. Gen. @yrinus Linn. Syst, Nat. 4. ed. 1735. 
1. G. ellipticus Brulle D’Orb. Voy. Am. m. Ins. 51. 204. 
Tab. 4. Fig. 10. — Aube Hydrocanth. 663. 7. 
2. @. Chilensis Aube Hydrocanth. 703. 33. 


V. Fam. Buprestides Leach Edinb. Encyecl. 1813. 
1. Gen. Buprestis Lin. Syst. Nat. 1.ed. 1735. 
Subgen. | Psüloptera Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. 1833. 


1. B. circumsuleata Lap. et Gory Hist. nat. Col. II. 
p. 107. Tab. 27. Fig. 146, 
2. B. bistrigosa Lap. et Gory Hist. nat. Col. V. p. 88. 
Tab. 14. Fig. 84. 
Obs. Vix satis a praecedente distincta. 
2. Gen. Ohrysobothris Eschsch. Zool. Atl. 1829, 
*4. Chr. hypochloris Er. 

Chr. oblonga, supra fusco-aenea, prothorace basi pro- 
funde bisinuata, medio lobata, lateribus angulatis, dorso bi- 
foveolato; elytris trifoveolatis, postice subtiliter tricostatis, apice 
subtiliter serratis; infra Jucide viridi-metallica. — Long. 73". 


3. Gen, Anthaxia Eschsch. Zool. Atl. 1829. 
"41. 4. optata Lap. et Gory Hist. nat. Col. V. p. 288. Tab. 48. 
Fig. 281. 
4. Gen, Agrilus Meg. mspt. Eschsch. Zool. Atl. 1829. 


1.4. maculatus Lap. et Gory Hist. nat. Col. IV. p. 17. 
Tab. 3. Fig. 18. 


Conspectus Ins. ‚Coleopt. Peruan. r) 


2. 4. peruanus, 
4. peruvianus Lap. et Gory Hist. nat. Col. ll. p. 66, 
Tab. 14. Fig. 87. 


5. Gen. Brachys Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. 1833. 
*4, Br. Jueiflula Er. 

\.Br..oblonga, nitida, glabra, capite prothoraceque aureis, . 
hoc basi transversim sulcato, utrinque impresso, ‘disco ceyane- 
seente;; ‚elytris obsolete punctatis, laete cyaneis; infra nigro- 
subaenea. — Long. 2", 


VI. Fam. Eucnemides Latr, Aun, Soc. Ent. d. Fr. 1834. 


1. Gen. Fornax Laporte Silberm, Rev. Ent. III. (1835) 
p- 172. — Hist. nat. d. Ins. I. p. 225. — Guer. Ann. 
d. 1. Soc. Ent. d. Fr, 2. ser. 1. p. 181. 
Dirhagus Latr. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. Ill. p. 130. 
#41. F. morio Er. 
 E. niger, corpore.infra, capite prothoraeis limbo elytro- 
rumque basi cinereo-pubescentibus, prothorace: dorso  subde- 
presso, subtiliter punctato; elytris ‚substriatis,, confertim pun- 
ctatis; tarsis ferrugineis. — Long. 3". 


VII. Fam. Elaterides Latr. Cuv. Regn. An. 1. ed. 1817. 
1. Gen. Eucamptus Chevr. Col. de Mexig. 1833. — 
Germ. Zeitschr. I. p. 207. 


#4. Eu. cuspidatus Chevr. Col. d. Mex. I.n. 9. — Germ. 
l. e. p. 208. n. 1. 


2. Gen. Semiotus Eschsch. Thon Arch. II. 1829. — 
Germ. Zeitschr. I. p. 208. 
Pericallus Lepell. et Serv. Encycl. meth. X. 1825. 
#1. 8. speciosus Er. 

8, nitidus, coccineus, capite bidentato, nigro; prothorace 
angustato, utrinqgue unidentato, vitta nigra; scutello nigro; 
coleopteris vittis tribus, antrorsum attenuatis abbreviatisque 
nigris, postice linea flava distinctis; pectore testaceo abdomi- 
neque flavo vittis duabus, postice coeuntibus nigris. — Long. 15". 
#2. 8. taeniatus Er. 

S. nitidus, flavus, capite tridentato, testaceo, macula ver- 
tieis, prothoraeis vitta punctoque marginali, scutello, coleo- 


76 \ »Erichson: 


pterorum vittis Jatis quinque, pectoris ventrisque vittis duabus 
nigris. — Long. 11'". 

Variat prothoracis vitta badia, utrinque nigro-cincta. 
*3. S. virgatus Er. j 

S. nitidus, rufus, capite tridentato‘, maeula verticis, pro- 
thoraeis vitta scutelloque nigris; elytris flavis, nigro multi- 
lineatis.— Long. 104”. 

3. Gen. Chaleolepidius Eschsch. Thon. Arch. II. 1829. 


*41. Ch. porcatus Er. Germ. Zeitschr. III. 78. 1. 
Elater porcatus Lin. Syst. Nat. I. II. 652. 6. 
Var. Elater virens Fab. Syst. El. II. 226. 29. — Oliv. Ent. 
11. 31.12. Tab. 2. Fig. 19. Tab. 5. Fig. 55, — Schönh. 
Syn. 111. 276. 56. 


4. Gen. Pyrophorus Eschsch. Thon Arch. II. 1829. — 
Germ. Zeitschr. II. p.1. 
Pyrophorus et Hypsiophthalmus Latr. Ann. d. 1. Soc. 
Ent. d. Fr. 111. p.144. 145. 
1.Sect. Antennae prothorace breviores, distincte la 
mäculae vesiculares submarginales. nn 


*4. P. pellucens Eschsch. Thon. Arch. II. p. 32. — Germ. 
Zeitschr. III. 17. 6; 
Elater noctilucus var. $. Jllig. Mag. d. Gesellsch. na- 
turforsch. Fr. I. p. 143. 

2. Sect. Antennae prothoraeis longitudine vel longiores, ‚di- 
stinete serratae, articulo secundo et tertio brevibus; vesiculae 
aut submarginales, aut angulares. 

*2.-P. occiduus Er. 

P. testaceus, subtiliter griseo-pubescens, prothorace ob- 
longo, fusco-testaceo, utringue rufescente, macula vesiculari 
obsoleta; prosterno, femoribus tibiisque fuscis; elytris apice 
imucronatis. — Long. 7”. 

3. Sect. Antennae prothoracis longitudine, breviter serra- 
tae; maculae vesiculares posticae. 

3. P. lueidulus Germ. Zeitschr, II. 67. a 
Elater lucidulus Jllig. Mag. d. Berl. Gesellsch. naturf. 
Fr. 1. 146. 5. 
5. Gen. Tomicephalus Latr. Annal. d. ]. Soc. Ent. d. 
Fr. 1834. — Germ. Zeitschr. IV. p. 50. 
Megacnemius Eschsch. Dej. Cat. 2. ed. p. 94. — Casteln. 
(Laporte) Hist. nat. d. Ins. I. p. 239. 


Conspectus: Ins. ‚Coleopt. Peruan. 17 


#1. T.'sanguinieollis' Lätr.']l. & —' Germ. |. 'c. 
Megacnemius sanguinieollis Casteln. l..c. 
6. Gen. Dicrepidius Eschsch. Thon Arch. 11.1829. — 
Latr. Ann. d. l. Soc: Ent. d. Fr.‘ III. p. 156. 
Dicrepidius et Dipropus Germ. Zeitschr. I. p. 213. 215. 
»4, D. flabellifer Er. | 

D. badius,'nitidus, pareias fulvo-pubescens, fronte pro- 
ducta, leviter impressa; prothorace parce subtiliterque 'pun- 
ctato, coleopteris sensim angustatis, subtiliter ‚seriatim pun= 
etatis, basi 'plicatis; antennis corporis fere longitudine, flabel- 
latis. — Long. 6". 

*2. D. planicollis Er. 

D. nitidus, niger, fulvo-pilosus, klothörser anteritis la- 
tiore, planiusculo, parce punctato, obsolete canaliculato, coleo- 
pteris sensim; angustatis, depressis, seriatim  punctatis, basi 
leviter sulcatis, apicem versus. badiis; antennis pedibusque 
testaceis. — Long. 6". 

#3. D. anguinus Er. 

D. linearis, subeylindricus, niger, nitidus, tenuiter flave- 
scenti-pubescens; fronte punctatissima; prothorace. parce\ sub- 
tiliterque punctato, elytris punctato-striatis, maculaibasali testa- 
cea; femoribus pallide flavis. — Long. 5#”. 


7. Gen. HMeteropus Germ. Zeitschr. I. 1839. 


1. H. ventralis. 
? Elater (Dicrepidius) ventralis Guer. Voy. d.1. Favorite 
p- 23. Pl. 229. Fig. 1. 


8. Gen. Physorhinus Eschsch. Dej, Cat. 2. ed. 1833. — 
Germ. Zeitschr. 111. 1841. 
* 1. Ph. erythrocephalus. 
Elater erythrocephalus Fab. Syst. El. ]I. 241.104. 


Elater flaviceps Perty Delect. An. art. p.21. Tab. 5. F.2. 
Physorhinus flaviceps (Perty) D’Orb. Voy.Ins. Tab. 8, F.7. 


9. Gen. Pomachitius Eschsch. Thon Arch. II. 1829. — 
Germ. Zeitschr. I. p. 232. 
#4. P. nigriceps Er. 
P. flavus, flavo-pubescens, capite, ‚prosterno elytrorum- 
que apice mucronato nigris; prothorace. linea tenui obsoleta- 
que nigricante. — Long. 5'". 


78 .ı »Brichson: 


10. Gen., Monocrepidius Germ.‘ Zeitschr. 1.1834. 
Conoderus et Monoerepidius Eschsch. Thon. Arch. 1%29. 
*4. M.\apiatus Er. Nur 

M. latus, depressus, luteo-testaceus, subtiliter helvolo- 
pubescens, prosterno pectoreque nigris, prothorace punctis 
nigris in series duas longitudinales dispositis; coleopteris pun- 
ctis duodecim nigris: binis in  utroque elytro ‚ante medium 
reliquis pone: medium. in eirculum: dispositis, — Long. 72". 
*2. M. stieticus Er. 

M. oblongus, depressus, fuseus, opacus, subtiliter eine- 
reo pubescens, antennis, pedibus elytrisque testaceis, his pun- 
ctis quinque nigris. — Long. 7”. 

Variat, puncto elytrorum quinto obsoleto. 

*3. M. repandus Er. | 

M. latus,  subdepressus, niger, dense subtilitergue geisebr 
pubescens, yroibbtnee testaceo, vitta 'lata media integra et 
utrinque striga abbreviata nigris; coleopteris profunde pun- 
ctato-striatis, Juteis, vitta lata irregulariterque repanda' sutu- 
rali nigra; antennis testaceis, pedibus flavis. — Long. 54”. 
4. M. Laurentii. 


Elater (Oophorus) Laurenti Guer. Voy. d. 1. Favorite 
p- 31. Pl. 230. Fig. 3. 


11. Gen. Aeolus Eschsch. Dej. Cat. 1833. 


1. de. callizonus. 
Elater (Aeolus) callixonus. Guer. Voy..d. ]. Een 
p. 24. Pl. 229. Fig. 2. 
12. Gen. Aphanobius Eschsch. Thon Arch. 11, 1829. — 
Germ. Zeitsch. V. p, 181. 
*41. A. furvus Er. 

A.'niger, nitidus, flavo-pubescens;, capite 2 
dense profundeque punctatis, hoc antrorsum 'angustato, dorso 
obsolete carinulato, elytris punctulatis, substriätis, apice mu- 
ticis; antennis ‚pedibusque, rufis. — ‚Long. 7". | 


13. Gen. Oryptohypnus Latr. Ann. d. |. zus El d. 
Fr. III. 1834. : 
Germ. Zeitschr. V. p. 134. n 
Cryptohypnus et:Oophorus Eschsch. Dej. Cat. zuel, pP: 
Hypolithus Eschsch. Thon Arch. U. p.33. ; 


Bi A nn 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 79 


1. C. Saulcii Germ. Zeitschr. V. 152, 25. 
Elater (Oophorus) Sauleyi Guer, Voy. d..l. Favorite 
p- 80. T.230. F. 3, 
2. C, Gaudichaudii Germ. Zeitschr. V; 153. 26. 
Elater (Oophorus) Gaudichaudü Guer. Voy. de la Fa- 
vorite p. 32. T.230. F. 4. 
14. Gen. Adrastus Eschsch. Thon. Arch. II. 1829. — 
Latr, Ann. d. l. Soc. Ent. d.,Fr. 11]. p. 158. — Er. Germ. 
Zeitschr. III. p. 117. 


1. A. pallidus. 
Elater (Adrastus) pallidus Guer. Voy. d. ]. Favorite 
p.34. T.230: F.5. 


15. Gen. Cardiophorus Eschsch. Thon Arch. II. 1829; 
Latr. Ann. d. I. Soc. Ent. d. Fr. 111. p. 152.— Er. Germ. 
Zeitschr. IH. p. 279. 


1. ©. Peruanus. 
Elater (Cardiophorus) Peruvianus Guer. Voy. d.. Fa- 
vorite p.26. T.229. F.3. 


2. 0. Clerii. 
Elater (Cardiophorus) Cleryi Guer. Voy. d. l. Favorite 
P- 27. T.229. F.4. 


3. C. tetraspilotus. 
Elater (Cardiophorus) tetraspilotus Guer. Voy.d.1.Fa- 
vorite p. 28. T. 230. F. 1. 
4. C. popularis Er. 

C. oblongus, subdepressus, niger, dense subtiliterque gri- 
seo-pubescens, fronte antice fusco-testacea, acute marginata; 
prothorace lateribus ad medium usque marginatis, parum con- 
vexo, latera versus punctato-subruguloso; elytris punctato- 
striatis, fusco-testaceis, dorso nigricantibus, antennis pedibus- 
que flavis (tarsorum articulo quarto simplici, unguiculis medio 
dentatis). — Long. 2". 


VII. Fam. Lampyrides Latr. Cuv. Regn. An, 1817. 


1. Gen. Phengodes Hoffmgg. Jllig. Mag. VI. 1806. 
1. Ph. cincinnata Hoffmgg. i. mus. 
Ph. nigra, prothorace transverso, scutello pectoreque 


rufo-testaceis, elytris sensim angustatis, apice rotundatis. — 
Long. 6". 


— 


80 Erichson: 


*2,. Ph. floccosa Er. 

Ph. nigra, prothorace antrorsum angustato, scutello pe- 
etoreque rufo-testaceis, elytris fortiter attenuatis, apice incras- 
satulo, fusco. — Long. 6”. 


3.? Ph. flavicollis Leach Zool. Journ. 1, p. 45. n. 2. 
„fuscus, thorace pectoreque flayis, — Long. 2.” 


2. Gen. Photinus Laport. Ann, d.l. Soc. Ent.d.Fr, 1833. 
Pygolampis Dej. Cat. 2. Ed. p. 102. 
*4. Ph. viduus Er, 

Ph. niger, opacus, prothorace nitido, limbo exteriore lato 
albo; antennis dimidio corpore longioribus, compressis;. ab- 
domine segmentis penultimis duobus albis, macula utrinque 
nigra, ultimo nigro lateribus albis..— Long. 5", 


*2. Ph. venustulus Er. 

Ph. niger, prothorace roseo, vitta media nigra; elytris 
fascia media lata lutea; femoribus infra, tibiis basi Juteis; an- 
tennis dimidio corpore brevioribus. — Long. 3'", 

*3. Ph. phosphoreus Er. 
Lampyris phosphorea Lin. Syst. Nat. I. I. 645. 9. — 
Fab. Syst. El. II. 102. 11. — Degeer Ins, IV. 51. 6. 
T.17..6. 
*4. Ph. lucifer Er. 

Ph. fuscus, prothorace pallido, disco posteriore fusco, 
pallido-trilineolato; -elytris griseis margine Jlaterali leviter di- 
latato suturaque ‚pallidis; abdominis segmento antepenultimo 
macula media phosphorea; antennis dimidio corpore breviori- 
bus. — Long. 53”. 


3. Gen. Pyractomena Dej. Cat. 1833, 
Obs. Unguiculis bifidis ab Aspisoma distinctum. 
1. P. interrupta Er. i 
P. oblonga, subdepressa, nigra; prothorace flavo,, basi 
macula magna ‚biloba ‚nigra; elytris sutura tenui.Jimboque ‚ex- 
teriore flavis, hoc ante apicem interrupto;; abdominis segmentis 
penultimis duobus phosphoreis. — Long. 43”. a 


4. Gen. Aspisoma Laport. Ann.d.1:Soc. Ent.d. Fr. 1833, 
Nyctophanes Dej. Cat. 1833. 96 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 81 


* 1.14. grossa Er. ’ 

A: fusca,' prothorace margine anteriore rotundato reflexo- 
que, intra apicem maculis duabus vitreis, basi utrinque litura 
testacea; elytris fasciola media fortiter undata obsoletaque 
pallida; abdomine segmentis ultimis duobus totis, antepenul- 
timo medio phosphoreis. — Long. 93 — 11". 


5. Gen. Photuris Dej. Cat. 1833. 
Telephoroides Lap. Ann. d, 1. Soc. Ent. d. Fr. 1834. 
*4. Ph. cincticollis Er. 

Ph. nigra, prothoracis limbo exteriore rufescenti-pellu- 
cido, angulis posterioribus productis acutisque; elytris fascia 
media Jutea; abdomine segmentis penultimis duobus phospho- 
reis. — Long. 543—7". 

Variat elytrorum fascia obsoleta. 


- 


IX. Fam. Lycides Er. 
Lyeusites Laporte (Casteln.) Hist. nat. d. Ins. I. p. 261. 


1. Gen. Charactus Dej. Cat. 2. ed. 1833. 
Calopteron Laporte Silberm. Rev. Ent. IV. 1836. 
Obs. Prothorax carinatus, carina simplici. 
1. Ch. cyaneus Hoffmgg. in Mus. Berol. 

Ch. niger, prothorace antrorsum sensim angustato, mar- 
gine laterali elevato, flavo; elytris ante apicem fortiter rotun- 
dato-dilatatis, nigro-cyaneis, nitidis, fascia recta pone medium 
albida; macula minuta margineque humeralibus flavis., — 
Long. 7”. \ 
#2. Ch. torquatus Er. 

Ch. niger, prothorace antrorsum sensim angustato, mar- 
gine Jaterali elevato flavo; elytris apicem versus sensim dila- 
tatis, apice rotundatis, nigro-subeyaneis, fasciis duabus flavis, 
anteriore arcuata, humerum ambiente, suturam versus abbre- 
viafa, posteriore pone medium transversa, integra, postice 
dentieulata; trochanteribus femorumque basi flavis. — Long 54". 
3. Ch. consularis Er. 

Ch, niger, prothorace lateribus rotundato, apice abrupte 
angustato, basi leviter coarctato, margine laterali elevato, flavo; 


elytris apice fortiter rotundato-dilatatis, nigro-subeyaneis, niti- 
Archiv f. Naturgeschichte, XIIT, Jahrg. 1. Bd, 6 


82 Erichson: 


dis, macula oblonga humerali flava fasciaque pone medium 
subundata albido-pellucida; femoribus summa' basi flavis. — 
Long. 6 — 8". 


2. Gen. Emplectus Er. 


Os haud rostratum. Palpi articulo ultimo acuminato, 
maxillares elongati. Antennae articulo seeundo minimo. (Pro- 
thorax carinatus, carina medio duplicata). 


Obs, Lycus diaphanus, limbatus, pectinatus, flabellicornis Fahr. 
huic generi adscribendi. 


*4. BE. bimaculatus Er. 

E. linearis, niger, prothoracis margine laterali elevato 
luteo, elytris subtiliter reticulatis, Jineis duabus longitudinali- 
bus elevatioribus, macula magna media triangulari Jutea, Iuteo- 
pubescente; antennis corpore parum brevioribus, compressis, 
serratis. — Long. 31”. / 


3. Gen. Dycetiopterus Latr. Regn. An. 2.ed. 1829. 
Muls. Annal. d. Sc. phys. et nat. de Lyon. ]. p. 79. 
Sect. Antennarum articulo secundo minimo, (Prothorax 
canaliculatus, apice carinulatus). 
*1. D. crocatus Er. 

D. niger, prothorace elytrisque croceis, illo vitta media, 
his vitta communi suturali, medio dilatata abbreviataque nigris. 
— Long. 5", 

*2, D. decoratus Er. 

D. niger, prothorace lateribus rufo-testaceo; elytris luteis, 
vitta communi suturali, medio in fasciam dilatata abbreviataque 
maculaque 'magna apicali nigris; pedibus basi Juteis; antennis 
artieulis ultimis tribus ferrugineis. — Long. 5". 


X. Fam. Telephorides Leach Edinb. Encyel. 1813. 


1. Gen. Callianthia Dej. Cat. 2.ed. 1833, 
Chauliognathus Hentz Transact. Am. Philos. Soc. III. 


1. C. Zuetuosa Dej. Cat. 2. ed. p. 104. 
Telephorus luctuosus Latr. Humb. Rec. p. 366. n. 52. 
. T. 23. Fig. 4. 
2. C. inuncta Er. 
Cantharis inuncta Er. Meyen Reise Zool. 357. 18. 


De a 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 


jo =) 
o 


#3.,C. einguliventris Er. 

©. elongata, gracilis, luteo-testacea, prothorace oblongo, 
parallelo, apice rotundato;; antennis, palpis, tibiis tarsisque 
fuseis; abdominis segmento ventrali fascia nigra. — Long. 7'". 
*4. C. tabida Er. 

©. angusta, gracilis, lutea, vertice lineis duabus divergen- 
tibus, prothorace vittulis duabus parallelis obsoletis fuseis; 
elytris abdomine paulo brevioribus, apice favis., — Long. 44". 
#5. (. tenuis Er. e 

C. angusta, gracilis, lutea, pectore abdomineque fusco- 
varlis, ore, verticis Jineis duabus divergentibus prothoraeisque 
vittis duabus parallelis, distantibus fuseis; elytris abdomine 
brevioribus, pallide flavis, litura humerali fusca; antennis te- 
nuibus fuseis; pedibus elongatis, tibiis tarsisque fuscis. — 
Long. 34”. 

#6. C. hamata Er. 

©. elongata, gracilis, nigra; capite Jateribus flavo; pro- 
thorace antrorsum subangustato, apice truncato, testaceo, vitta 
lata nigra; elytris flavis, plaga communi suturali ante medium 
hamata abbreviataque apiceque lato nigro; antennis filiformi- 
bus, subcompressis. — Long. 34". ; 

*7. (. implicita Er. 

C. nigra, capite postice utrinque fulvo-pubescente, man- 
dibulis genisque flavis; prothorace lateribus profundo canali- _ 
eulatis, testaceis; elytris lateribus a basi ultra medium fulvis; 
antennis compressis, medio leviter dilatatis. — Long. 3". 


2. Gen. Cantharis Lin. Syst. Nat. 1. ed. 1735. 
Telephorus Schäff. Elem. Ent. 1766. 


#4. C. macroplera Er. 

©. nigra, capite, prothorace seutelloque rufis; prothorace 
transverso, antrorsum angustato, apice rotundato, basi bisi- 
nuato, angulis posterioribus acutis; elytris longis, apicem ver- 
sus sensim leniterque dilatatis; antennis elongatis, nigris. — 
Long. 5". 
#2. 0. hyacinthina Er. 

©. nigra, capite, protlorace, scutello pectorisque antico 
rufis, vertice puncto nigro; prothorace antrorsum angustato, 

6* 


84 Erichson: 


apice leviter rotundato; elytris nigro-violaceis, nitidis, subti- 
liter nigro-pubescentibus, margine inflexo humerali testaceo; 
femoribus tibiisque, anterioribus. infra rufis; antennis nigris, 
articulis ultimis duobus fulvis. — Long. 44”. 
*3. C. curtula Er. 

©. nigra, subtiliter cinereo-pubescens, mandibulis genis- 
que flavis, prothorace brevi, antrorsum angustato, 'apice trun- 
cato, angulis posterioribus acutis, lateribus pallide testaceis; 
elytris callo humerali pallide testaceo; antennis brevibus, cras- 
siusculis, artieulis duobus primis infra pallidis. — Long. 24". 


XI. Fam. Melyrides Latr. Cuv. Regn. An. 1817. 
1. Gen. Zemphus Er. Entomogr. 1840. 
#4. n fuleratus Er. 
E L. niger, prothorace lateribus rufo, pedtbun basi albis. — 
Long. prope 2". ‘ 
2. Gen. Melyris Fab. Syst. Ent. 1775. , 

Subgen. Astylus Laporte Silberm. Rev. Ent. IV. 1836. 
*4. M. rubripennis. 

M. oblonga, nigra, nigro-pilosa, elytris rubris, maculis 
duabus basalibus (saepius confluentibus), macula singula pone 
medium apiceque nigris, nigro-tomentosis. 

Dasytes rubripennis Latr. Humb. Rec. p. 258. n. 26. 
T.17. E. 3. 
*2. M. Bonplandi. 

M. ovalis, nigra, nigro-pilosa, elytris rubris, maeulis binis 
basalibus, binis in medio, singulo pone medium sitis apiceque 
nigris, nigro-tomentosis. 

Variat elytrorum maculis duabus in medio sitis confluen- 
tibus, fasciam formantibus. 

Dasytes Bonplandi Dej. Cat. 2. ed. p. 110. 
Dasytes rubripennis var. Latr. l.c. T.17. F.A. 
3. M. quadritaeniata Er. | 

M. nigro-subaenea, nigro-pilosella, elytris apice integris, 
crebre punctatis, subrugulosis, margine laterali vittaque dor- 
sali Juteis. — Long. 3”, 

4..M. laeta Er. 
M, viridi-eyanea, nitidula, nigro-pilosa, capite, prothoraeis 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan. 85 


lateribus, sceutello, ‘pectore abdomineque aureo -tomentosis, 
antennis pedibusque rufis. — Long. 4". 


XI. Fam. Clerii Latr. Hist. nat. 1802. 


1. Gen. Tillus Oliv. Entomol. I. 1790. 
Subgen. 'Tilloidea Laporte Silberm, Rev. Ent. IV. 1832. 
1. T. elegans Er. 
T. niger, facie orbitisque, antennis basi et infra, protho- 
racis angulis, trochanteribus omnibus tibiisque postieis rufis; 
elytris puncto pone basin fasciaque arcuata media albis, apice 
summo, testaceo. — Long. 13". 


2. Gen. Clerus Fab. Syst. Ent. 1775. 
Subgen. Thanasimus Latr. Gen. 1806. 
#1, Cl. lugubris Er. 

Cl. niger, capite, elytrorum basi apiceque einereo-tomen- 
tosis, elytris basi tuberosis, fasciis duabus approximatis, .altera 
media integra, altera ante medium abbreviata, maculaque ro- 
tundata ante apicem albidis; abdomine rufo, apice summo 
nigro; pedibus posterioribus basi pallidis. — Long. 44”, 
#2. Cl. axrillaris Er. 

Cl. niger, fronte elytrorumgue apice cinereo-pubescente, 
elytris basi tuberosis, macula huwmerali rubra fasciisque dua- 
bus, altera media arcuata, altera ante apicem, Juteis, intus 
cinereo-sericeis; antennarum articulo primo, pectore, abdomi- 
nis basi femoribusque rufis. — Long. 3". 


3. Gen. Corynetes Herbst Natursyst. d. Ins. Käf. IV. 1792. 
1. ©. rufipes Herbst ].c. 151. 2. — Fab,. Syst. El.1.286.2. 


4. Gen. Enoptium Latr. Hist. nat. 1802. 
| 1. Subgen. Pelonium Spin. Olerit. I. p. 347. 
1. £. lividum Er, 

E. fuscum, fronte prothoraceque badiis, hoc plagis dua- 
bus fuseis; elytris fusco-testaceis; pedibus luteis, geniculis 
nigris; antennis testaceis, articulis ultimis tribus fuscis. — 
Long. 55, — 7". 

2, E. testaceum. 


Pelonium testaceum Spin. Essai monogr, sur |, Clerit 
11 p. 158. T. 47. F. 6. 


s6 Erichson: 


2. Subgen. Jehneau Laporte Silberm. Rev. Ent. IV. p. 55. 
— Spin. Clerit. 11. p. 20. 


*3. E. frenatum Er. 

E. pubescens subtiliterque pilosum, supra testaceum, 
prothoraeis vittis duabus elytrorumque vitta’communi suturali, 
ınedio in fasciam dilatata abbreviataque nee non apice nigris; 
femoribus posterioribus basi testaceis. — Long. 44", 

Variat elytris apice immaculatis. 


3. Subgen. Zpiphloeus Dej. Cat. 2. ed. p. 113. — Spin. 
Clerit. Il. p. 5. 


*4. E. sericeum Klug Act. Acad. Berol. 1840. p. 319. n. 39. 
T. 2. F. 16. 


#5. E. byssinum Er. 

E. nigrum, capite prothoraceque dense griseo-pubescen- 
tibus, nigro-pilosellis; elytris basi testaceis, nigro - pilosellis, 
griseo-pubescentibus, faseiis tribus obliquis undulatis argenteo- 
pubescentibus; abdominis basi pedibusque flavis, femoribus 
ante apicem tibiisque pone basin nigris. — Long. 24”, 


XII. Fam. Ptiniores Latr. Hist. nat. 1802. 
1. Trib, Arobeini Er. 
1. Gen. Ptinus Lin. Syst. nat. 12. ed. 1767. 


1. Pt. fascicularis Er. 

Pt. oblongus, fuscus, capite prothoraceque dense luteo- 
hirsutis, hoc punctato, postice constrieto, medio transversim 
elevato fascieulatoque; elytris punctato-striatis, luteo-pilosellis 
nigroque fasciculatis, pone medium. macula transversa ferru- 
ginea. — Long. 2”. 


2. Gen. Xyletinus Latr. Cuv. Regn. an. 2. ed. 1829. 


1. X. bombycinus Er. ı 

X. oblongus, subeylindricus, fuscus, pube griseo-sericea 
Jdense vestitus, elytris vage subtiliterque punetulatis; pedibus 
antennisque testaceis, his ab articulo quarto inde flabellatis, 
artieulo tertio triangulariter dilatato, tarsis elongatis, graeili- 
bus, — Long. 2 — 3", 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan. 8 


2. Trib. Boströchini Latr. Hist. nat. 1802. 


3. Gen. Bostrichus Geoffr. Hist. Ins. 1764. 
4pate sp. Fab. Syst. Ent. 1775. 
1. B. peregrinus Chevr. mspt. 

B. niger, infra dense fulvo-pubescens, prothorace confer- 
tim granulato, antice muricato, apice utringue hamulato, elytris 
seriatim profundeque punctatis, apice declivibus, vertice im- 
presso, fronte transversim subelevata, barbata. — Long. 
44 — 6". 

3 

Maris coleoptera apice mutica, femimae parte declivi 
supra 4dentata. 

2. B. eremita Er. 

B. piceus, infra subtiliter einereo-pubescens, prothorace 
granulato, postice utrinque laevigato, anlice muricato, apice 
leyiter emarginata, mutico; elytris seriatim profundeque pun- 
etatis, apice declivibus cariosisque (mutieis); fronte aequali, 
clypeo laevigato. — Long. 4", 

*3, B. curtulus Er. 

B. breviusculus, niger, opacus, supra subtilissime einereo- 
pubescens, prothorace postice confertissime punctato, antice 
muricato; elytris fortiter rugoso -punctatis, apice declivibus 
muticis; antennis, tarsisque rufo-piceis. — Long. 24”. 

4. B. scabratus Hoffgg. i. mus. x 

B. eylindricus, piceus, pube elongata flava vestitus, pro- 
thorace antice muricato, postice subtilissime punetulato, ob- 
solete canaliculato, elytris badiis, subseriatim profundeque 
punctatis, apice deelivibus, sutura partis declivis plicato- ele- 
vata (plica secundum sexum iam simpliei, iam dentiformi). — 
Long. 13 — 24”. 


4. Gen. Xylopertha Guer. Ann. Soc. Ent. Fr, 1845. 
#1. X, praemorsa Er. 

X. picea, infra subtiliter flavo-pubescens, prothorace po- 
stice dorso subtiliter granulato, lateribus laevigato, antice mu- 
ricato; elytris testaceis postice infuscatis, subtiliter punetatis, 
apice retusis, parte truncata dense pubesoente, supra utrinque 
tridentata; ‚capite dense pubescente, fronte acute bitubereulata 
— Long. 23". 


ss a Erichson: 


re 


Obs, Mas (e Brasilia) differt antennarum elava elongata 
fronteque fortiter barbata. 


5. Gen. Exops Curtis Transact. Lin. Soe.. XVII. 1839. : 


1. E. Chilensis. 
Psoa Chilensis Eschsch. mspt. — Er. Meyen Reis. 
Zool. 390. 54. T.49. F.A4, 
Exops Bevani Curt. Transact. Lin. Soc. XVII. 204. 55. 
T.15. F.F. 
Polycaon Chilensis Laport. Silberm. Rev. Ent. IV. p. 29. 
Obs. Polycaon Chilensis Laport. Hist. nat. Ins. I. p.283 omnino 
distinetus, ad Calendyma viridifasciatum Dej. referendus. 
6. Gen. Zyetus Fab. Ent. Syst. 1792. 
Lyctus et Xylotrogus Steph. Jll. Brit. Ent. III. 1830. 
1. Z. praeustus Er. 

L. testaceus, nitidus, tenuiter Juteo-pubescens, elytris sub- 
tiliter vage punctatis, apice fuscis; prothorace quadrato, for- 
titer punctato, longitudinaliter subimpresso, angulis anteriori- 
bus rotundatis, prominulis, posterioribus rectis, — Long. 
414 — 2”. 


XIV. Fam. Silphales Latr. Gen. Orust. et Ins. 1. 1807. 
1. Gen. Sitpha Lin. Syst. nat. 10. ed. 1758. 


*1. 8. discicollis Brulle D’Orb. Voy. Am. mer. Ins. 75. 
269. T.5. F.A4. 


"XV. Fam. Staphylinii Latr. Gen. Crust. et Ins. 1. 1806. 
I. Trib. Staphylinini Er. Gen. et Spec. Staphyl. p. 290. 
1. Subtrib. Xantholonini Er. Gen. et Spec. Staph. p. 291. 


1. Gen. Agrodes. 
" Agrodes et Araeocnemis Nordm. Symb. ad. Mon. Staph. 
p: 161. 163. 
Sterculia Laporte Etud. Ent. p. 118. — Er. Gen. et 
Sp. 'Staph. p. 301. 
*4. A. ianthinus Er. 

Ooeruleus, nitidus, capite, prothorace elytrisque supra 
violaceis, prothorace elvtrorum longitudine; capite oblongo, 
depresso, punetatissimo, opaco; mandibulis capite brevioribus. 
— Long.'9!". { 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 89 


2. Subtrib. Staphylinini genuini‘ Ev. Gen. et Sp. Staph. 
p- 339. 


2. Gen. Staphylinus L. — Er. Gen. et Sp. Staph. p. 345. 


Subgen. Leistotrophus Perty Delect. An. art. p..30. 
Schizochilus Gray An. Kingd. XIV. p. 310. 
#14. St. versicolor Grav. Mon. .Staph. 119. 438. — Er. 


Gen. et Sp. Staphyl. 359. 20. 
Leistotr. Gravenhorstü Perty 1. c. T.7. F.1. 
Schizochil. Brasiliensis Gray 1. c. T. 32. F. 3. 
Staph. versicolor et infuscatus Nordm. Symb. ad Mon. 
Staph. p. 27.29. 


3. Gen. Philonthus Leach mspt. — Er. Gen. et Sp. 
Staphyl. p. 426. 


1. Sect. Prothorax seriebus dorsalibus 6punctis. 


1. Ph. pavidus Er. 

Ph. niger, nitidus, antennarum basi pedibusque flavis, 
elytris abdomineque confertim subtiliterque  punctatis, hoc 
dense griseo-pubescente; prothorace oblongo, capite suborbi- 
eulato. — Long. 24". 

 2.Sect. Prothorax seriebus dorsalibus multipunctis. 
#2, Ph. dives Er. 

Ph. viridi-aureus, fulgidus, elytris splendide cupreis, cre- 
brius punctatis, nigro-pilosellis. — Long. 73". 

3. Ph. abdominalis Er. 

Ph. coeruleus, nitidus, scutello, pectore pedibusque piceis, 
abdomine rufo. — Long. 7”. 


2. Trib. Paederini Er. Gen. et Spec. Staphyl. p. 560. 


4. Gen. Oryptobium Mannerlı. Brachelytr. 1830. Er. 
Gen. et, Sp. Staph. p. 561. 
1. Er. flavipes Er. 

Cr. nigrum capite oblongo, prothorace paulo longiore, 
erebre punctato; prothorace subeylindrieo, nitido, erebre pun- 
etato, linea media longitudinali laevi; elytris prothorace sesqui 
longioribus, depressis, dense punctatis, margine summo api- 
eali punetoque humerali testaceis; femoribus tibiisque pallide 
flavis, coxis, tarsis, antennis oreque testaceis. — Long. 4”, 


90 Erichson: 


5. Gen. Lithocharis Dej. Cat. 2. ed. 1833. Er. Gen. 
et Sp. Staph. p. 610. 
1. L. nitida Er. 

L. rufo-testacea, nitida, capite nigerrimo prothoraceque 
rufo parce punctatis, elytris parce subseriatim punctatis, nigris 
apice testaceis; abdomine nigro, opaco, segmentis apice testa- 
ceo-marginatis; pedibus flavis. — Long. 2”. 


6. Gen. Paederus Fab. Syst. Ent. 1775. — Er. Gen. 
et Sp. Staph, p. 619. E 


1. P. cyanipennis Guer. Voy. d.1. Cogq. Zool. Il. ı1. p. 62. 
Atl. Ins. pl. 1. f.22. — Er. Gen. et Sp. Staph. 933. 39. 


3. Trib. Piestini Er. Gen. et Spec. Staph. p. 823. 


7. Gen. Leptochirus Germ. Spec. Ins. nov. 1824. — 
Er. Gen. et Spec. Staph. p. 824. 


*4, L. maxillosus Er. Gen. et Spec, Staph. 825. 1. 


* 2. L. scoriaceus Germ. Spee. Ins. nov, 35. 58. T. 1. F. 1. 
— Er. Gen. et Spec. Staph. 825. 2. 


Zirophorus coriaceus Griff. Anim, Kingd. XIV. p. 306. 
T. 32, F, 4. 


XVI. Fam. Histerini Er. 
Histeroides Gyll. Ins. Suec. 1. 1803 


1. Gen. Omalodes Dej. Cat. 1833. — Er. Klug Jahrb. 
d. Insectenk, 1834. 
*4. O.gagatinus Er. 

O. oblongus, subdepressus, fronte leviter impressa, ely- 
tris striis interioribus nullis, exterioribus tribus subtilissimis 
abbreviatisque; abdominis segmento penultimo utrinque pun- 
ctato, pygidio aequali crebre punctato, apice laevi; tibiis an- 
ticis quadridentatis. — Long. 3". 

*2, 0, foveola Er. Klug Jahrb. I. 120. 5. 


2. Gen. Hister Lin. Syst. Nat. 10. ed. 1758. 


Sect.'tibiis posterioribus linearibus, teretiusculis, parce 
setulosis; prothorace absque striis lateralibus (Hister fam. IM. 
Er. Klug Jahrb. I. p. 129). 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 91 


*1..H, pusio Er. 

H. rotundatus, niger, nitidus, fronte impressa, prothorace 
immarginato,  latera versus punctulato;  elytris subtilissime 
punctulatis, striis dorsalibus interioribus tribus abbreviatis, 
marginalibus nullis; antennis pedibusque rufo-piceis. — Long. 
11— 13”, 

2 3 
2. H. praecox Er. 

H. ovalis, niger, nitidus, fronte impressa, prothorace mar- 
ginato, latera versus punctulato; elytris rufo-piceis, fortiter 
striatis, striis interioribus duabus abbreviatis, tertia subintegra; 
ore, antennis pedibusque rufo-piceis. — Long. 14”. 


3. Gen. Saprinus Er. Klug Jahrb. 1834. 
1. $. decoratus Er. Klug Jahrb. I. 176. 9. 
2. S, lepidus Er. 

S. aeneus, nitidus, prothorace rugoso-punctato, ‚disco 
laevi; elytris subtiliter punctulatis, basi summa rugulosis, 
flavis, plaga lata communi suturali sinuata, puncto sub humero 
apiceque aeneis. — Long, 1#". 


4. Gen. Teretrius Er. Klug Jahrb. 1834. 


1. T. Peruanus Er. 

T. nigro-piceus, antennis, EN prothoraeis lateribus 
pygidioque rufis, supra aequaliter denseque punctatus, tibiis 
anticis extus rotundato-dilatatis, integris, margine spinulosis; 
tibiis posterioribus a medio inde extus setulosis. — Long. 1". 


XVII. Fam. Hydrophilii Latr. Hist, nat. 1802. 


1, Gen. Hydrophilus Geoffr. Hist. Ins. 1764. 
Subgen. Tropisternus Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. 1834. 


1. H.Iateralis Fab. Syst. El. I. 251. 6. 
Hydroph. nimbatus Say Journ. Acad. N. So. Philadelph. 
III. p. 203. 


2. H. dorsalis Brulle D’Orb. Voy. Ar, mer, Ins, 57. 216. 
T. 4. F. 6. 
2, Gen. Mydrobius Leach Zool. Miscell, 1817. 


1. H, pygmaeus Er. 
Hydrophilus yygmaeus Wab. Syst. El. 1. 254. 38. 


92 j Erichson: 


3. Gen. Cyclonotum Dej. Cat. 1833.'— Er. Käf. d.M. 
Brandenb. 1837. 
*1. 0. striatopunctatum Muls. Ann. Sc. Phys. et Nat. d. 
Lyon. VII. 179. 10. 
#2. (0. exstriatum. 
Hydrophilus exstriatus Say Boston Journ. Nat. Hist. 1. 
171: 2, 


Cyelonotum, globulosum Muls. Ann. Sc. Phys. et Nat. d. 
Lyon Vi. 170. 1. 


XVII. Fan. Nitidulariae Latr. Gen. Crust. et Ins. I. 1807. 

1. Trib. Carpophilinae Er. Germ.vZeitschr. f. d. Ent. 
IV. p. 233. 

1. Gen. Colastus Er. Germ. Zeitschr. f. d. Ent. IV. 1843. 


*41. C. varius Er. 
C. planus, pilosellus, frontis maculis tribus verticeque, 


prothoraeis macula utrinque laterali, margineque basali, pygi- ° 


dii margine apiceque, scutello elytrisque nigris, his striato- 
punctatis, macula basali testacea. — Long. 2”. 
*2. C. macropterus Er. Germ. Zeitschr. IV.-241. 10. 
Nitidula macroptera Fab. Syst. El. 1. 354. 35. 
2. Gen. Carpophilus Leach. mspt. — Steph. Ilustr. 
Brit. Ent. Mand. ]Il. 1830. 
Sect. Abdomen segmentis ultimis duobus liberis. 
1. C. sordidus Er. 
©. oblongus, 'subdepressus, niger, dense subtiliterque 
flavescenti-pubescens, elytris dorso nigro-pubescentibus, callo 
humerali testaceo, ventre pedibusque piceis. — Long. 13”. 


2. Trib. Nitidulinae Er. Deutschl. Ins. 11. p. 138. 


3. Gen. Psilotus Fisch. Bull. d. 1. Soc. Imp. d. Nat. 
d. Mosc. 1. 1829. Beer 
*4. Ps. cornutus Fisch. Bull. Soc. Imp. Nat. Mose. I. p. 48. 
Pl. 1. Fig. 9—11. — Er. Gerin. Zeitschr. IV. 281.1. 
Nitidula cornuta Fab. Syst. El. I. 349, 11. 
Strongylus cornutus Casteln. (Laporte) Hist. nat. d. Ins. 


11. 9. 10. 
Nitid, (Cerophorus) mazrluris Casteln. ibid. 10. 1. 


wi 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 93 


4. Gen. Zobiopa Er. Germ. Zeitschr. IV. 1843. 
*4. L. setulosa Er. 

Ovalis, leviter convexa, prothoraeis' elytrorumque mar- 
gine laterali latiore, nitida, testacea, supra obsolete fusco-varia, 
seriatim albido-setulosa, setulis depressis; prothorace foveolato; 
corpore infra fusco. — Long. 24—3". 

*2. L. scrobiculata Er. Germ. Zeitschr. IV. 297. 8. 

L. oblonga, leviter convexa, prothoracis elytrorumque 
margine laterali angustiore, nitida, testacea, supra fusco-varia, 
seriatim luteo-setulosa, setulis erassis suberectis; prothorace 
serobiculato. — Long. 3". 


5. Gen. Stelidota Er. Germ. Zeitschr. IV. p. 300. 


#4. St. geminata Er. Germ. Zeitschr. IV. 301. 1. 
Nitidula geminata Say Journ. Acad. Nat. Science. Phil- 
adelph. V. 181. 5. 


3. Trib. Strongylinae Er. Deutschl. Ins. IN. p. 212. 
6. Gen. Camptodes Er. Germ. Zeitschr. IV. 1843. 
-  Sect. Ungniculi simplices. 
#4. C. obscurus Er. Germ. Zeitschr. IV. 338. 33, 
Sphaeridium obscurum F ab. Syst. El. 1. 95. 13. 
7. Gen. Amphierossus Er. Germ. Zeitschr. IV. 1833. 
*4, A. lateralis Er. Germ. Zeitschr. IV. 348. 2. 


4. Trib. Peltides Latr. Gen. Crust. et Ins. II. p. 8. — 
Er. Deutschl. Ins. IH. p. 237. 


8. Gen. Temnochila Er. Deutschl. Ins. Ill. p. 241. 
Temnoscheila W estw.o.od Zool. Journ. V. p. 231. Tab. 47. 
Fig. 5. 6. 
#1. T. aenea. 
Trogosita aenea Oliv. Ent. 11. 19.7.3. Tab.1. Fig. 3. — 
Fab. Syst. El. I. 154. 18. 


9. Gen. Trogosita Oliv. Ent. If. 1790. 


1. T. Mauritanica Oliv. |]. c. II. 19. 6. 2. Tab. 1. Fig. 2. 
Tenebrio Mauritanicus Lin. Syst. Nat. 1. II. 674. A. 
Trogosita caraboides F ab. Syst. El. 1. 151.6. — Schönlhı. 
Syn. I. 155. 5. 
#2. T. dilatata Er. 
Tr. lata, oblongo-ovalis, fusco-picea, nilida, ‚capite pro- 


94 Erichson: 


thoraceque subtiliter punctatis, hoc apieem versus subangu- 
stato, depresso; elytris amplis, leviter : convexis, subtiliter 
punctato-striatis, interstitiis subtiliter seriatim 'punetatis. — 
Long. 44". 


XIX. Fam. Colydii Er. Deutschl. Ins. III. 1845. 
1 Trib. Synchitini Er. Deutschl. Ins. III. p. 254. 


1. Gen. Ditoma Jllig. Mag. VI. 1806. 
Bitoma Herbst Natursyst. Käf. V. 1793. 2 
1. D. testudinaria Er. 

D. fusco-testacea, prothorace irregulariter costato, dorso 
subimpresso, disco nigro; elytris pallido-maculatis, gemellato- 
punctato -striatis, interstitiis alternis costulatis. — Longit. 
prope 2". 


2. Trib. Colydiini Er. Deutschl. Ins. Il. p. 274. 


2. Gen. Aulonium Er. Deutschl. Ins. HI. p. 275. 
Anoectochilus Redtenb. Gatt. p. 124. 


*1. A. bidentatum Er. 
Colydium bidentatum Fab. Syst. El. II. 556. 4. 


XX. Fam. Cucuiipes Latr. Hist. nat. 1802. 
Trib. Brontini Er. Deutschl. Ins. 1845. L 


1. Gen. Silvanus Latr. Gen. Crust. et Ins. 1807. . 


1. S. frumentarius Er. Deutschl. Ins. II. 336.4. . 
Colydium frumentarium Fab. Syst. El. 1. 557. 11. 
Ips frumentaria Oliv. Ent. 1. 18. 10. 14. T. 2. F. 3. 
Dermestes sexdentatus Fab. Syst. El. 1. 317. 25. 
Dermestes Surinamensis Lin. Syst. Nat. 1. 1I. 565. 29. 


XXI. Fam. Mycetophagides Leach Edinb. Encycl. 1813. 


1. Gen. Litargus Er. Deutschl. Ins. 1846. 


1. L. areuatus Er. 
L. ovalis, subdepressus, prothorace testaceo, elytris fa- 
sciis duabus arcuatis flavis, anteriore maculari; antennis testa- 


rm 


ceis, pedibus pallidis. — Long. 1”. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 95 


XXI. Fam. Dermestini Latr. Gen. Crust. et Ins. II. 1807. 


1. Gen. Dermestes Lin. Syst. Nat. 1. ed. 1735. 


1. D. vulpinus Fab. Spec. Ins. I. 64.9. — Er. Deutschl. 


Ins. III. 426. 1. 
Derm. maculatus Degeer Ins. IV. 223. 2. 
Derm. senex Germ. Spec. Ins. 88. 144. 
Derm. lupinus Eschsch. mspt. — Er. Wiegm. Arch. 
1843. 1. p- 206. — Mannerh. Bull. Mose. 1843. 85. 181: 


2. D. Peruaunus. ' 
Derm. Peruvianus Lap. Hist. nat. Ins. 1. 33.2. 


2. Gen. Oryptorhopalum Guer. Voy. Favorit. 1838. 
1. Or. Apunctatum Guer. ]. ce. p. 43. T. 231. F. 2. 


2. Cr. Clerii. 
Cr. Cleryi Guer. ]. c. p. 44. T. 231. F. 3. 


XXI. Fam. Parnidae Mac Leay Annul. Jav. 1825. 
Trib. Elmini Er. Deutschl. Ins. III. p. 520. 


1. Gen. Cylloepus Er. Deutschl. Ins. II. 1847. 


1. C. araneolus Er. ].c. p. 521. not. 
Limnius araneolus Jllig. Mag. V. p. 202. not. 


XXIV. Fam. Scarabaeides Latr. Hist. nat. 1802. 
1. Trib. Dynastidae M. Leay Hor. Ent. 1819. 


1. Gen. @otofa Hope Transact. Ent. Soc. Lond. II. 1837. 
1. G@. Humboldti Er. 
Scarab. Aegeon Latr. Humb. Rec. Obs. Zool. p. 262. 
T.17. Fig. 6. 
2. Gen. Oryetes Jllig. Käf. Pr. 1798. 
*1. 0. Orsilochus Er. 
©. niger, infra vulpino-villosulus, elytris punctato-coria- 
ceis, mandibulis apice obtusis. 
Fem. fronte unituberculata, clypeo apice obtuse biden- 
tato, prothorace aequali, antice ruguloso-punctato, postice 
laevigato. — Long. 1” 10”, 


3. Gen. Tomarus Er. 
Mandibulae extus sinuatae, apice bifidae, laciniis obtusis; 
Maxillarum mala acute 6dentata. Mentum oblongum, antror- 


96 Erichson: 2 


sum coarctatum, apice rotundato-subdilatato.: Palpi filiformes. 
Antennae. 10, articulatae. Pedes tibiis anticis tridentatis, po- 
sterioribus extus carinis duabus fortiter setosis ‚instructis; 
tarsis gracilibus, posterioribus articulo primo subtriangulari; 
unguiculis minutis. Caput et prothorax in’ utroque sexu iner- 
mia. — Elytra infra area stridulatoria instructa, prope mar- 
ginem lateralem, apicem versus sita. — Mas ‚pygidio con- 
vexo, fem. pygidio utringue impresso. 

1. T. Maimon Er. 

T. piceus, nitidus, elypeo apice bidenticulato, basi bitu- 
bereulato, prothorace punctulato, antice leviter impresso, apice 
medio ante foveolam tuberculo acuto instrueto; elytris dense 
subseriatim punetatis, dorso secundum suturam laevibus.. — 
Long. 10" —4" 


4. Gen. Phileurus Latr. Gen. Crust. et Ins, 1807. 


*4. Ph. didymus Latr. ]. c. p. 103. 
Scarab. didymus Lin. Syst. Nat. I. I. 545. 19. — Oliv. 
r Ent. 1. 42. 46. T. 2. F. 9. 
Geotrup. didymus F ab. Syst. El. 1. 17. 59. — Schönh, 
Syn. 1. 19. 85. 
*2. Ph. rugosus Er. 

Ph. oblongus, convexus, niger, opacus, fronte bicorni, 
vertice profunde excavato; prothorace ereberrime punctato, 
late canaliculato, elytris cicatricosis, dorso uhicostatis, apicem 
versus pube brevi depressa flavescenti adspersis. — Long. 7". 


5. Gen. Cyelocephala Latr. Fam. nat. 1825. 


1. Sect. Clypeo lato, apice, rotundato. (Mandibulis ob- 
tectis). ' 
*1. C. spilopyga Er. 

C. obovata, subdepressa, supra glabra, nitida, lutea, fronte, 
elytrorum punctis quinque, pygidii maculis duabus, 'ventre, 
geniculis tarsisque nigris; elypeo acute rotundato, 'apice re- 
flexo. — Long. 7”. 

*2, C. pubescens Er. 

C. oblongo-ovalis, convexa, supra luteo-pubescens, lutea, 
nitida, fronte. elytrorumque. maculis, quatuor nigris;; elypeo 
lato,, rotundato. — Long. 8—9". 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 97 


*3, C. clypeata Er. 

C. oblonga, leviter convexa, supra glabra, nitida, lutea, 
prothoraeis margine laterali inerassato, fronte nigra, elypeo 
fusco, lato, subrotundato. — Long. 64", 

2. Sect. Clypeo angustato, apice truncato, reflexo (Man- 
dibularum apice magis minusve prominente). 

4. C. ventralis Er. 

©. oblongo-obovalis, leviter convexa, supra glabra, nitida, 
rufa, fronte, pectore ventreque piceis; elytris luteis, dense 
subseriatimque punctatis; elypei angulis anterioribus obtusis. 
— Long. 5#”. 

*5, ©. diluta Er. 

C. obovalis, lata, leviter convexa, supra glabra, lutea, 
prothorace obsolete fusco-maculato, fronte nigra, clypeo apice 
obsolete bidentato, angulis anterioribus obtusis. — Long. 6". 
6, C. macrophylla Er. 

©. oblonga, leviter convexa, supra glabra, nitida, testacea, 
elytris seriatim punctatis, luteis, fronte nigra, clypeo basi 
gibbo, apice fortiter reflexo; antennarum clava maris fortiter 
elongata, arcuata, feminae oblonga. — Long. 4— 6". 


6. Gen. Ancognatha Er. 


Clypeus apice acuminatus. Labrum apice corneo, recli- 
nato, triangulari, Mandibulae angustae, acuminatae, sursum 
arcuatae. Maxillae mala obtuse dentata. Mentum oblongum 
apice angustato, acuminato. Habitus Cyclocephalae. Tarsi 
anlici maris apice incrassati, unguiculis inaequalibus, curvatis, 
maiore fisso. 

1. Seet. Antennis 10-articulatis. 


1. A, scarabaeoides. 

A. oblonga, subdepressa, nigro-fusca, nitida, pectore Iuteo- 
villoso, elypeo apice acuminato, reflexo, fronte leviter bitu- 
bereulata; elytris subtilissime striato-punctatis. — Longit. 
9— 10". 

Cyclocephala scarabaeoides Dej Cat. 2, ed, p. 152. 
2. A. lutea Er. 


A. Iutea, nitida, supra glabra, peetore fortiter villoso, 


elypeo subtriangulari, elytris pone medium dilatatis. — Long. 74”. 
Archiv 1, Naturgeschichte, XJ1L, Jahrg. 1, Bd, 7 


98 Erichson: 


2. Sect. antennis 9-articulatis. 
3, A. castanea Er. 

A. oblongo-obovata, castanea, nitida, supra glabra, pectore 
fulvo-villoso, capite nigricante, fronte unitubereulata, protho- 
race elytrisque parce subtiliterque punctulatis. — Long. 9". 


2. Trib. Rutelidae Mac Leay Hor. Ent. 1819, 


7. Gen. Chasmodia M.Leay Hor. Ent. 1819. 


*4, Ch. bipunetata M. Leay Hor. Ent. ]. 156. 2. 
Burm. Handb. d. Ent. IV. 340.3. 
Macraspis brunnea Perty Delect. an. art. p.52. T.11.F.8. 
Macraspis badia Perty Delect. an. art. p. 52. T. 11. F. 6. 
Chasmod. dilatata Bur m. Handb. d. Ent. IV. 339: 2. 
Obs. Unguiculi pedum posteriorum maris simplices, feminae iam 
simplices, iam inaequales, unguiculo altero simplice altero apice 
bifido. 
*2, Ch. trigona Lap. (Casteln.) Hist. nat. Ins. II. 119. 4, 
Bur m. Handb. d. Ent. IV. 339. 1. 
Melolonth. trigona Herbst Natursyst. Käf. UI. 159. 117. 
T.26. E. 12. 
Cetonia trigona Fab. Syst. El. 11, 148, 68. 


8. Gen. Macraspis M. Leay Hor. Ent, 1819. 
*4, M. anticola. 
Macrasp. andicola Burm, Handb, d. Ent, IV, 352. 13. 

*2. M. beryllina Er. s 

M. viridis, nitida, prothoracis lateribus integriter margi- 
natis, pygidio fortiter transversim strigoso, mesosterni mu- 
erone elongato, apice ineurvo. — Long. 9”. 
*3. M. bicineta Burm. Handb, d. Ent. IV. 351. 12. 


9. Gen. Chlorota Dej. Cat. 2: ed. 1833. Burm, Handb. 
1844, 
1. Chl. costata Burm. 1. c. IV. 362. 3. 


10. Gen. Chrysophora Latr. Fam. nat. 1825. 


1. Chr. chrysochlora De;j. Cat. 2.ed.p. 153. Burm. Handb. 
d. Ent. IV. p. 414. f 
Melolontha chrysochlora Latr. Humb. Rec, Obs. Zool. 
201.1. T. 15. F.1.2%, 


N 


. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. _ 99 


44. Gen. Pelidnota M.Leay.Hor. Ent. 1819. 
1. P. chlorana Er. 

P. oblonga, pallide testacea, infra aeneo-relucens, capite 
prothoraceque subtiliter punctulato viridi-nitentibus; elytris 
dilute viridibus, nitidis, subtilissime punetulatis; femoribus 
posticis compresso-dilatatis. — Long. 11". 


12. Gen. Rutela Latr. Hist. nat. 1803. 
#1. R. histrio Sahlb. Peric. Ent. 5. T.1. F.5. 
Var, elytrorum macula lutea dilatata. 
Rut. lineola var. Burm. Handb. d. Ent. IV. p. 385. 
3. Trib. Melolonthidae M. Leay. 1819. 
1. Subtrib. Anomalariae Muls. Lamellic. 1842, 
13. Gen. Anomala Meg. msp. Sam. Comp. 1819. 

1. Sect. Mesosternum prominens. (Pedes anteriores un- 
guiculis altero simplice altero apice bifido). 
4. A. pyritosa Er. 

A. viridi-aenea, nitida, prothorace scutelloque subtiliter 
punctatis, elytris nigro-viridibus, punctato-striatis,, interstitiis 
inaequalibus, subtiliter punetulatis, limbo exteriore apicem 
versus fuscescente. — Long. 7”. 

#2. 4. surata Burm. Handb. d. Ent. IV. 267. 47. 

2. Sect. Mesosternum simplex (Pedes anteriores ungui- 
eulis altero simplice, altero bifido). 

3. A. notata Er. 

A. Jutea, nitida, capite ferrugineo, prothorace parcius 
punctato, disco nigro, elytris regulariter punctato-striatis, in- 
terstitio primo Jato, irregulariter punctato, maculis margineque 
summo nigris. — Long. 4—5". 

4. A. Peruana. 
} Anisoplia Peruviana Guer. Voy. Coquill. Zoo]. 11.11.p.88. 
14. Gen. Strigoderma D ej. Cat. 2. €d, 1833. — Burm. 
Handb. d. Ent. IV. 1844. 


#1. St. sumtuosa Burm. ]. c. 317. 6. 
2. Subtrib. Anoplognathidae M. Leay. 1819. 


15. Gen. Platyeoelia Dej. Cat. 2.ed. 1833. Burm. 
Handb, 1844. 


7 


100 Erichson: 


1. Pl. pomacea Hoffgg. i. mus. 

Pl. ovalis, convexa, subcompressa, dilute viridis, elytris 
aequalibus, subsiriatis, flavo-marginatis; pectore glabro, me- 
sosterni mucrone elongato. — Long. 1". 

2. Pl. alternans Er. 


Pl. obovalis, convexa, dilute viridis, elytris striatis, inter- 


stitiis alternis latis planisque, alternis angustis elevatisque ; 

prothoracis elytrorumque margine costisque duabus dorsalibus 

flavis; pectore parce pubescente, mesosterni mucrone brevi, 

lato, antice rotundato. — Long. 94”. 

3. Pl. flavostriata Burm. Handb. d. Ent. IV. 453. 2. 
Melolontha flavo-striata Latr. Humb. Rec. Obs. Zool. 

Obs. Mihi ignota. 

4. Pl. prasina Hoffgg. i. mus. 

Pl. oblongo-ovalis, dilute viridis, prothorace elytrisque 
tenuiter flavo-marginatis, his striatis, interstitiis subaequalibus, 
dorsalibus convexis; pectore densius villoso, mesosterni mu- 
crone parvo, acuminato. — Long. 8". 

46. Gen. Brachysternus Guer. Voy. Coquill. 1830. 
4. Br. spectabilis Er. 

Br. supra laete viridis, capite punctatissimo, elypeo an=- 
tice ferrugineo, prothorace canaliculato, confertissime punctato; 
luteo-piloso; elytris setosis, punctato-striatis, interstitiis erebre 
punctatis, margine aurato; pygidio canaliculato, basi lateribus- 
que dense albo-tomentoso; infra cuprea, pedibus rufis, aeneo- 
nitidulis. — Long. 94”, ; 
2. Br. fulvipes Guer, Voy. Favor. p. 61. 

47. Gen. Boltax Fisch. Bull. Mose. 1829. 


*4. B. anticola. 
Bolax andicola Burm. Handb. d. Ent: IV. 490.7, 


*2, B. rutilus Hoffgg. i. mus. 

B. niger, frontis macula, prothoracis disco, femoribus, 
pygidio elytrisque testaceis, his nigro-marginatis, flavo-lineatis ; 
infra dense albo-pubescens; tibiis simplieibus. — Long. 72". 

3. Subtrib. Pachypoda Er. Entomogr. 1840, 
18. Gen. Zeuretra Er. 
Antennae 9-articulatae, articulo tertio  elongato, clava 


| 


Conspeetus Ins. Coleopt. Peruan, 101 


triphylla. Labrum parvum, rotundatum, deflexum. Labium 
tumidum. Pedes breviuseuli, unguiceulis medio dentatis. Ab- 
domen segmento ventrali penultimo reliquis longiore ; pygidio 
convexo. — Habitus Rhizotrogi. 
1. L. pectoralis Er. 

Ps. fusca, nitida, prothorace, elytrorum basi, pectore abdo- 
mineque fulvo-villosulis, pygidio medio glabro, polito; pectore 
femoribusque rufis. — Long. 64”. - 


4. Subtrib. Melolonthidae genuini. 


19. Gen. Ancylonyeha Dej. Cat.-2. ed. 1833. 
Phyllophaga Harris Ins. of Massachus. 1842. 
#4. A. umbrosa Er. 

A. fusca, dense aequaliterque griseo-pubescens, fronte 
eonfertissime punctata, dense pilosa, prothorace confertim 
subtilitergque punctato, lateribus medio acute rotundato, mar- 
gine laterali et anteriore parce ciliato; elytris dense subtili- 
terque punctatis, apicem versus parce pilosis, pilis longis, 
tenuibus; pygidio subtiliter punetato, obsolete canaliculato. — 
Long. 10", 

#2. A. austera Er. 

_ A. badia, supra parce testaceo-pilosa, fronte convexa, 
rude punctata; prothorace nitido, crebre punctato, punctis 
piliferis, pilis longis erectis, lateribus apiceque parce ciliatis; 
scutello elytrisque caesio-pruinosis, his subtiliter punctatis, 
basi pilis longis, erectis, dein pilis brevioribus subdepressis 
adspersis; pygidio creberrime punctato. — Long. 9". 


5. Subtrib. Sericidee Kirby Faun. Bor. Am. 1837. 


- 20. Gen. Astaena Er. 
Antennae 9-articulatae, articulo quinto elongato, clava 
triphylla. Palpi labiales labii faciei exteriori insertae. Coxae 
« posticae abdominis segmentum ventrale primum obtegentes. 
Tibiae anticae tridentatae, posteriores spinulosae. Unguiculi 


apice bifidi. — Habitus Sericae, 
4. A. tridentata Er. 
$ A. oblonga, ferruginea, pruinoso-micans, Jabro antice 


tridentato; elytris punctato-substriatis, interstitiis passim pun- 
etatis. — Long. 44", 


102 Erichson: h 


21. Gen. Symmela Er. Wiegm. Arch. 1835. 


*1. S. varians Er. 

S. oblonga, leviter convexa, nigra, supra sericea, protho- 
race obsolete canaliculato elytrisque margine laterali albo-se- 
tosis; infra griseo-puberula. — Long. 2— 24", 

Mas tarsis antieis simplieibus, artieulo primo elongato. 

Var. a. Nigra, pygidio piceo, pedibus anterioribus testaceis. 

Var. b. Nigra, pedibus anterioribus elytrorumque macula 
magna humerali testaceis, 

Var. cc. Nigra, pedibus anterioribus elytrorumque vitta 
lata testaceis. 3 

Var.d. Nigra, pedibus testaceis, prothorace elytrisque 
ferrugineis, illo maculis duabus, his margine- suturaque.nigris. 


6. Subtrib. Serzcordeae Er. 


Labrum discretum magis minusve porrectum. Mandibulae 
apice abbreviato. 

22. Gen. Diaphylla Er. 

Labrum integrum, porreetum. Mandibulae apice mutico, 
intus ad apicem usque fimbriatae. Maxillae acute dentatae, 
Antennae .10 -articulaiae clava hexaphylla. Tibiae anticae bi- 
dentatae. Unguieuli fortes apice bifidi, basi dentati. 8 


Mas statura graciliore, antennarum claya elongata, arti- 


eulo quarto sublamellato, pygidio convexo, femina statura 
latiore, antennarum elava breviore, articulo quarto simplice, 
pygidio planiusculo, longitudinaliter impresso distinguuntur, 
1. D. hispida Er. 

D. nigra, dense flavescenti-pubescens, prothorace scutel- 
loque fusco-pilosis, elytris rufo-piceis, nitidis, faseiculatim fla- 
vescenti-pubescentibus, parce fusco-pilosis.. — Long. 54", 

7. Subtrib. Macrodactylidae Kirby Faun. Bor. Am. 1837. 
23. Gen. Zsonyehus Mannerh. N. Act. Mosq. 1829. 
1. I. arbusticola Hffgg. i. mus. 


I. oblongus, supra subdepressus, ferrugineus, infra cum 


pedibus virescens, dense griseo-pubescens, elytris striatis, inter- 
stitiis alternis elevatis. — Long. 5—6". 
2. I, Pavonii Er. 5 

I. obovatus, supra subdepressus, obscure ferrugineus, 
virescenti-micans, tomento brevi depresso griseo aequaliter 


Conspeetus Ins, Coleopt. Peruan. 103 


vestitus, elytris striatis,  interstitiis subaequalibus, obsolete 
pallido-maeulatis; tibiis tarsisque virescentibus, his apice fer- 
rugineis. — Long. 54". 

3. J, cervinus Er. 

l. obovatus, supra subdepressus, fusco-ferrugineus, cervi- 
no-tomentosus, elytris subtiliter striatis, interstitiis alternis an- 
gustis, obsolete albido-tessellatis, pygidio albido-fuscoque ma- 
eulato. — Long. 33". 

4. I. ovinus Er. 

I. breviter ovalis, supra subdepressus, ferrugineus, albido- 
tomentosus, elytris subtiliter striatis, interstitiis dorsalibus 
alternis subelevatis; pygidio basi fuseo-bimaculato. — Long. 3". 


24. Gen. Anecistrosoma Gurt. Transact. Zool. Soc. I. 
1836. 
1. A. Klugii Curt. ].c. p. 308. t. 10, 

A. fronte, prothoracis limbo lineaque longitudinali media, 
seutello elytrorumque vittis tribus albido-tomentosis. 

Fem. prothorace basi maculis duabus opaeis distinctis, 
#2. 4. vittigera Er. 

A. fronte, prothoracis limbo, linea longitudinali media 
maeulisque duabus discoidalibus scutelloque albido-tomentosis, 
elytris vittis tribus Jatioribus albo-tomentosis. 

Fem. prothoracis dorso postice utrinque indistinete opaco. 

— Long. 10. 
25. Gen. Ceraspis Lepell. et Serv. Enc, meth, X. 1825. 


Sect. unguiculis aequalibus. 


1. C. rubiginosa De;j. Cat. 2. ed. p. 163, 
Melolonth. rubiginosa Latr. Humb. Rec. Obs. Zool. p. 364, 

T. 33.8.3. 

Ceraspis Peruviana Guer. Voy. Coquill, II. ır. p. 84. Atl. 

Ins. T. 3. F. 7. 

26. Gen, Phitochtoenia Dej. Cat. 2. ed. 1833. 

Sect. Unguieuli pedum anteriorum aequales, apice bifidi, 
posteriorum inaequales, unguiculo maiore simplice minore 
apice bifido. 

#1. Ph. compacta Er. 

Ph. fusco-nigra, dense ruguloso-punctata, capite protho- 

raceque dense ferrugineo-setulosis, pectore, abdomine elytris- 


= 


104 Erichson: 


que setulis depressis fusco-cinereis passim maculatim congestis 
vestitis; vertice transversim eleyato, prothorace aequali, con- 
vexo, elytris basi leviter tumescentibus, apice unituberenlatis; 
tarsorum anticorum articulo primo elongato,‘ apice uncinato. 
— Long. 5”. 


4, Trib. Cetoniidae M. Leay Hor. Ent. 1819," 


27. Gen. @ymnetis M. Leay Hor. Ent. 1819. 
*1. G. Iyncea Er. 

G. cervina, vertice, prothorace elytrisque irregulariter 
nigro-maculatis, femoribus anterioribus infra vulpino-barbatis; 
mesosterni processu deflexo, oblique truncato. — Long. 9—10". 
*2. @. liturata Gory et Perch. Mon. Cet. 369. 60. T. 75. 

Fig. 1. 
Cetonia liturata Fab. Syst. El. 142. 38. — Oliv. Ent. 
I. 6. 86. IN. T. 12. F. 121. — Schönh. Syn. II. 116, 28. 


5. Trib. Glaphyridae Leach Ene. Br. 1817. 


28. Gen. Dasychaeta Er. 


Oeculi semidivisi. Antennae 9articulatae, clava triphylla, 
perfoliata. Labrum porreetum, antice rotundatum.  Mandibu- 
lae margine exteriore prominente, elevato, rotundato. Maxillae 
mala setiformi, brevi, barbatula. Pedes simplices tarsis arti- 
eulo primo elongato. 

Obs. Lichniae proxima, mandibularum mala brevi et 
oculis imperfeete divisis distincta. 

1. D. lateralis Er, s 

D..nigra, einereo-pilosa, elytris punctatis, luteis, lateribus 
nigro-limbatis. — Long. 24". 

6. Trib. Zybosoridae Er. 

Spiracula abdominalia inter segmenta dorsalia ventralia- 

que sita. Metathoracis epimera libera. Abdomen segmentis 


ventralibus sex, ultimo excepto connatis. Antennae 10-arti- 
eulatae. 


29. Gen. Dicraeodon Er. 


Mandibulae extus acute bidentatae. Tibiae graciles, poste- 
riores extus medio obsolete transversim carinatae, anticae 
extus erenulatae, apice acute bidentatae. Unguiculi simplices. 


Conspeotus Ins, Coleopt, Peruan, 105 


*4. D. basalis Er. 
Chaetodon? basalis Westwood Transact, Ent. Soc, 
Lond. IV. 166. 3. 


7. Trib. Coprides Leach Edinb. Enceyel. 1813, 
4. Subtrib. Ateuchites Reiche Rev. Zool. 1841. 


30. Gen. Canthon Hoffmgg. Wiedem. Zool. Mag. 1. 1817. 
Coprobius Latr. Cuv. Regn. An. 2, ed. 1829. 

1. Seet. tibiis postieis simplieibus, subtiliter ciliatis. 
*4. CO. Zuteicollis Hoffgg. i. mus. 

C. clypeo apice sinuato, bidentato, fusco - ferrugineus, 
opacus, capite obscure viridi; prothorace nitidissimo femori- 
busque posterioribus luteo-testaceis. — Long. 5”. 

*2. C. laesus Er. 

C. elypeo quadridentato, viridis, nitidus, elytris ferrugi- 
neis, opacis; prothorace lateribus angulatis, ante medium ero- 
sis. — Long. 44”. 

2. Sect. tibiis posterioribus crenulatis. 

3. ©. fuscipes Er. 

€. clypeo apice emarginato, subdepressus, niger, opacus, 
antennis palpisque ferrugineis, pedibus fusco-ferrugineis, femo- 
ribus medio nigris. — Long. 3”. 

3. Sect. Tibiis posterioribus erenulatis, intermediis extus 
ante apicem emarginatis. 

4. C. gemellatus Er. 

©. clypeo antice emarginato, niger, nitidulus, elytris pun- 
etato-striatis, striis dorsalibus alternis approximatis. — Long. 
5—6". 

4. Sect. tibiis posterioribus crenulatis, extus ante apicem 
emarginatis. 

5. C. tessellatus Er. 

©. elypeo bidentato, subdepressus, niger, subnitidus, pro- 
ihorace punctato-rugoso, elytris opacis, maculis elevatis nitidis 
confertim tessellatis. — Long. 44". 


2. Subtrib. Coprides genuini. 


31. Gen. Onthophagus Latr. Hist. nat, 1802. 
#1. 0. ophion Er, 
0, viridi-aeneus, nitidus, supra glaber, fronte plana, sub- 


106 Erichson; 


tiliter punctulata, vertice bicorni; prothorace subtiliter pun- 
ctato, leviter convexo, antice medio prominulo; elytris rufo- 
testaceis, subtiliter punctato-striatis, interstitiis parce subtili- 
terque punctatis; sutnra limboque laterali viridi-aeneis; tarsis 
piceis; antennis fulvis. (Mas.) — Long. 3, 


*2, 0. ptox Er. 

O. viridi-aeneus, subopacus, subtiliter albido-- setulosus, 
elypeo transversim ruguloso, fronte sublaeyi, antice subtiliter 
transversim carinata, vertice bicorni; prothorace parce subti- 
liusque punctato, parum convexo, antice medio protuberante; 
elytris fusco-testaceis, interstitiis alternis nigro-subaeneis, limbo 
luteo; pedibus piceis, aeneo-nitidulis; antennis fulvis. (Mas), 
— Long. 24”, 


32. Gen. Phanaeus Mac Leay Hor. Ent. 1. 1819. 
Lonchophorus Germ. Spec. Ins. nov. 1825. 


1. Sect. clypeo sinuato, bidentato; tibiis anticis Adenta- 
tis, feminarum absque tarsis; prothorace basi bifoveolato, 


*4. Ph. Telamon Er. | 

Ph. niger, supra opacus, prothoraeis angulis anterioribus 
viridi-nitidulis; elytris substriatis; pectore lateribus nigro-vil- 
loso, — Long. 11". 

Mas vertieis cornu erecto, basi laminiato, utrinque den- 
tato, apice acuminato, recurvo; prothorace antice retuso, for- 
titer biimpresso, protuberantia media porrecta biloba. 

Fem. carina frontali transversa, tridenticulata; prothorace 
antice declivi, apice medio transversim carinato. 

2. Sect. clypeo haud sinuato; tibiis antieis tridentatis, 
feminarum tarsis minimis instructis; capite feminarum absque 
cornu; pectore tuberculato. 


*2, Ph. Minos Er. 
Ph. niger, opacus, prothoracis rugulosi lateribus femoribus- 
que rufo-cupreis; elytris foveolato-substriatis. — Long. 64—8". 
Mas capitis cornu arceuato; prothorace angulato, planato, 
aequali. 
-  Fem. fronte carina arcuata; prothorace antice obsolete 
tritubereulato, 


Conspectus Ins. Coleopt, Peruan, 107 


*3, Ph. Actaeon Er. 

Ph. viridi-eyaneus, nitidus, elytris substriatis, interstitiis 
seriatim foveolatis. — Long. 8S— 11". 

Mas capitis cornu arcuato, valido, compresso, postice 
erenulato; prothorace declivi, medio late impresso, basi pro- 
tuberantia bidentata, apice utrinque denticulato. 

Fem. fronte transversim carinata, prothorace ruguloso, 
antice carina arcuata tuberculogue minuto instructo, 'vitta me- 
dia atra. 

3. Sect. Clypeo haud sinuato; tibiis antieis tridentatis, 
feminarum tarsis minimis instructis; pectore mucronato. (Stern- 
aspis Hope Col. Man. I. — Oxysternon Gasteln. (Laport.) 
Hist, nat. d. Ins. 11.). 

#4, Ph. conspicillatus M. Leay Hor. Ent. p. 132. 
Copris conspieillatus Web. Obs. Ent. 36.1. — Fab. Syst. 
El. 1. 32. 9. — Latr. Humb. Rec. p. 360. T. 23. F.1. 
T. 32. F.1. 

4. Sect. Olypeo integro; tibiis antieis 4-dentatis, in utro- 
que sexu absque tarsis; pedibus antieis maris elongatis. 
5. Ph. Davus. 

Oblongus, subdepressus, nigro-subeyaneus, fronte trans- 
versim carinata, elytris striatis, interstitiis alternis elevatio- 
ribus. — Long. 6— 7", 

Mas prothorace aequali. 

Fem. prothorace apice transversim carinato. 


33. Gen. Ontherus Er. 

Novum genus, e Copride auet. conditum, — Antennae 
Yarticulatae, clava tota pubescente, perfoliata. Palpi labiales 
sublineares, articulo primo maiore, tertio distineto. Mandibu- 
lae Jamina integra, membranea, plaga media abbreviata cornea, 
Pedes intermedii modice distantes. "Tibiae posteriores eden- 
tatae, extus serrato-crenatae, Tarsi posteriores compressae, 
articulis sensim decrescentibus. Abdomen ventre brevissimo, 
segmentorum intermediorum suturis saepe obsoletis. — Corpus 
latum, semiorbieulatum. Prothorax apice aequaliter emargi- 
natus, basi marginatus. Elytra striis septem. Corpus oblon- 
gum, convexum, subeylindrieum. 


Obs. Huic generi, Americae meridionali proprio, Copris sulca- 
tor F. inseratur, 


108 Erichson: 


*1. 0. didymus Er. 

O. niger, nitidus, fronte cornu brevi apice emarginato 
armato, prothorace dense subtiliterque punctato, antice leviter 
deelivi, subtiliter bitubereulato; elytris profunde punctato- 
striatis; tibiis antieis quadridentatis. — Long. 6". 

*2. O. glaucinus Er. 

©. niger, nitidus, fronte cornu brevi, conico, integro 
armata, prothorace dense subtilitergque punctato, antice leviter 
declivi, subtiliter obsoleteque bituberculato, elytris’ piceis, 
glauco-micantibus, profunde punctato-striatis, tibiis antieis tri- 
dentatis. — Long. 54”. 


34. Gen. Pinotus Er. 


Antennae 9-vel S-articulatae, clava perfoliata, tota pu- 
bescente. Palpi labiales articulo primo maximo, dilatato, ter- 
tio distineto. Mandibulae lamina cornea, apice membranea, 
integra. Tibiae posteriores apice dilatatae, extus crenulatae. 
Tarsi posteriores dilatatae, articulis sensim deerescentibus. — 
Caput parabolicum, haud ultra prothoracis emarginaturam di- 
latatum, elypeo apice iam integro, iam emarginato, iam biden- 
tato. Prothorax apice biangulatim exeiso, basi marginatus. 
Elytra strüs, septem. Corpus obesum. 

Obs. Genus hoc Coprides Americanas plerasque maiores am- 
- plectitur; nomina singulis typis iam proposita: Holocephalus et Di- 
chotomius Hope, Chalco- et Selenocopris Burm. generi huie integro 
inepta putavi, novum igitur genus novo nomine condidi. 


*4. P. Talaus Er. 

P. niger, nitidus, elytris subtiliter punctato-striatis, pro- 
thorace subtiliter punctulato; pectore utrinque fulvo-hirto; 
tibiarum posticarum spina terminali apice emarginata. — Long. 
Tai 

Mas capite cornu prope apicem sito, brevi, ‚truncato, 
laminaeformi; prothorace declivi, medio leviter impresso, basi 
. protuberantia emarginata. 

Fem. capite ruguloso, cornu brevi, acuminato, frontali, 
prothorace antice retuso, utringue scrobiculato, protuberantia 
media porrecta, emarginata. 

*2. P. Inachus Er. 

P. subdepressus, niger, capite ruguloso, tubereulo fron- 

tali postice impresso; celypeo apice bidenticulato ; prothorace 


BEENEE - SE © 


ö 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan. 109 


nitidulo, laevi, basi obsolete canaliculato, elytris opaeis ere- 
nato-striatis, interstitiis convexis; pectore lateribus castaneo- 
hirto; tibiarum posticarum spina terminali apice emarginata, 
— Long. 6— 7". 

Mas prothorace coleopteris latiore, apice declivi; tuber- 
eulo frontali valido. 

" Fem. prothorace coleopterorum Jatitudine, aequaliter 
convexo, tuberculo frontali minuto. 
35. Gen. Canthidium Er. 

Antennae 9-articulatae, clava perfoliata tota pubescente. 
Palpi labiales sublineares, artieulo primo maiore. Mandibulae 
lamina integra, membranea, plaga exteriore cornea.  Pedes 
longiusculi, intermedii fortiter distantes, tibiis posterioribus 
apice dilatatis, extus obsolete serrato-crenatis; posticorum 
spina terminali elongata, subarcuata; tarsis posticis sublineari- 
bus, infra pectinato-ciliatis, articulo primo elongato. — Caput 


liberum.; 
Obs, Habitu simile Canthoni (Coprobio Latr.), a quo satis dis- 
cedit pedum posticorum structura. — Chaeridium Lepell. et Serv. 


cum Canthidio hucusque confusum, differt capite recepto, tibiis anti- 
eis apice scalpriformibus, tarsis posterioribus brevibus, basi dilatatis, 
articulis latitudine decrescentibus, 

#14. C. lentum Er. 

C. ovale, subdepressum, nigrum, subaeneo-nitidulum, cly- 
peo apice bidentato, capite confertim subtilitergue punctato, 
fronte cuprascente; prothorace dense subtiliterque punctato, 
lateribus rotundato, basi utringue subsinuato; elytris fortiter 
punctato-striatis, interstitis convexis, omnium subtilissime 
punctulatis; pygidio subtiliter punctulato, pedibus fusco-piceis. 
Long. 4". 

#2. C. thalassinum Er. 

©. suborbieulare, viridi-aeneum, nitidum, capite confertim 
subtiliterque punctato, fronte obsolete trituberculata, elypeo 
ruguloso, nigricante, apiee obtuse bidentato ; prothorace levi- 
ter convexo, obsolete punctato, lateribus fortiter rotundato, 
basi utringue subsinuato; elytris fortiter punetato-striatis, in- 
terstitiis subconvexis, subtiliter punetulatis; pygidio confertim 
punetato; tibiis posterioribus introrsum fortius dilatatis, — 


m 


— Long. 23", 


110 ! Erichson: 


36. Gen. Seatimus Er. 


Antennae 9-articulatae, clava tota pubescente. Caput pe- 
dibus anticis receptum, semiorbiculatum, elypeo antice biden- 
tato. Tibiae posteriores extus transversim bicarinatae. Tarsi 
posteriores dilatati, compressi, articulis sensim decrescen- 
tibus. Prothorax amplus, convexus, aequalis, antice subangu- 
lato-sinuatus, basi subtiliter marginatus. Elytra striis septem. 


Obs. Chaeridio proximus, tibiarum posteriorum structura prae- 
eipue distinetus. 


* 4. Sc. cucullatus Er. 

Sc. oblongus, niger, nitidus, fronte transversim carinala, 
prothorace convexo, coleopteris fortiter punctato -striatis la- 
tiore. — Long. 3. 


8. Trib. dphodiidae Mac Leay Hor. Ent. 1819. 
37. Gen. Aphodius Jllig. Käf. Pr. 1798. 


4. A. Brasiliensis Lap. (Casteln.) Hist. nat. Ins. II. 95. 14, 
Aphod. caliginosus Dej. Cat. 2. ed. p. 145. 
Aphod. nubilus Il. i. mus. 


38. Gen. Euparia Lepell, et Serv. Encycl. meth. X. 
1825. 
Euparia et Oxyomi p, Dej. Cat. 2. ed. 1833, 


Obs. Eupariae genus, specie quadam abnormi olim conditum, 
magno specierum Americanorum, Aph. stercoratori F. affinium, nu- 
mero auctum, hisce characteribus definiendum: 


Caput convexum; oculi capite deflexo omnino oceulti; 
mandibularum lamina maxillarumque malae membraneae. Ti- 
biae posteriores simplices (absque carinis transversis), longi- 
tudinaliter ciliatae, apice extus in spinam productae. Tarsi 
posteriores lineares, articulo primo elongato, infra subtiliter 
eiliato, unguiculis minimis. ‘ 


4. Eu. atramentaria Er. 

Eu. nigra, nitida; clypeo apice emarginato, medio gibbulo; 
capite prothoraceque aequaliter denseque punctatis; elytris 
punctato-striatis, interstitiis leviter convexis, utringue punetu- 
latis, apice carinatis. — Long. 2#”. 


2. Eu. catenulata-Er. 
Eu. nigro-picea, nitida, elypeo apice emarginato, antice 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 111 


rufescente, transversim ruguloso, fronte subtiliter punctata, 
vertice transversaliter fortius punctato; prothorace lateribus 
fortiter confertissimeque rugoso-punctato, dorso antice subti- 
liter, postice fortiter punctato; elytris fortiter striatis, striis 
catenato-punctatis, interstitiis angustis, ceonvexis, subtilissime 
punctulatis, apice carinatis; antennis, palpis pedibusque rufo- 
piceis. — Long. 2". 
9, Trib.. Orphnidae Er. 

Spiracula abdominalia inter segmenta ventralia dorsalia- 
que sita. Metathoracis epimera obtecta. Abdomen segmentis 
ventralibus sex. Antennae 10-articulatae, Tibiae posticae bi- 
calcaratae. 

39. Gen. Ochodaeus Meg. mspt. 
Lepell. et Serv. Enc. meth. X. 1825. 
4. ©. bituberculatus Er. 

0. testaceus, testaceo-setulosus, fronte bituberculata, fe- 

moribus mutieis. — Long. prope 3". / 


10. Trib. Trogidae M. Leay Hor. Ent. I. 1819, 
‚40. Gen. Omorgus Er. 


Ligula prominula, cornea. Palpi labiales articulo primo 
longiore secundo. Maxillarum mala interior uneis duobus 
corneis arınata, inferiore simplici, superiore bifido, Prothorax 
haud eiliatus. \ 

Obs. Trogi proximus, licet notis allatis bene distinctus. 

41. Sect, Scutellum hastatum. Tibiae posteriores muticae. 
1. O0. suber osus. j 


Trox suberosus Fab. Syst. El. I. 111.6. — Schönh. 
Syn. 1. 118. 8. 


2.5 ect. Scutellum oblongum. Tibiae posteriores denticulatae, 
2. 0. Peruanus Er. 

0. obovatus, convexus, nigro-einerascens, prothorace 
subaequali, confertim rugoso-punctato, elytris tuberculatis, 
seriebus quatuor tuberculorum maiorum nitidorumgue. — 
Long. 6", 

11. Trib. Passalidae M. Leay Hor. Ent. I. 1819. 

41. Gen. Passatus Fab. Ent, Syst. 1792. 

Sect, Antennarum claya triphylla, 


112 Erichson: 


* Clypeo antice quadridentato. 
a Elytris lateribus antice barbatis. 
*4. P. striolatus Eschsch. Mem. Soc. Imp. Nat, Mose. 
vll. 17. 3. 


*2. P. interstitialis Eschsch. Mem. Soc. Imp. Nat. Mose. 
VII. 18. 5. 
*3, P. compar Er. 

P. subdepressus, labro apice leviter emarginato, clypeo 
punctato, dentibus aequalibus; fronte obsolete carinata, utrin- 
que tuberculata ; prothorace lateribus crebre punctato, angulis 
anterioribus acutis; elytris punctato-striatis, interstitiis dorsa- 
libus leviter convexis passimque trausversim striolatis, latera- 
libus angustis, carinaeformibus. — Long. 1". 

db. Elytris basi ante humerum fascieulatis. 
*4. P. torpidus Er. 

P. depressus, labro apice leviter emarginato, celypeo sub- 
impresso, fronte utringue tuberculata, medio carinata, carina 
antice prominente; prothorace lateribus parce punctato, stria 
marginali profunda, suleiformi punctataque, angulis anteriori- 
bus obtusis; elytris dorso subtiliter punctato-striatis, intersti- 
tiis planis, laevibus, lateribus dense punctato-sulcatis, intersti- 
tiis angustis carinaeformibus. — Long. 1" 4". 

ce. Elytris omnino imberbibus, 
*5. P. aduncus Er. 

P. subeylindricus; fronte cornuta, cornu incumbente, cly- 
pei dentibus intermediis ‚fortius prominentibus, basi coalitis; 
prothorace utringue parum punctato, angulis anterioribus acu- 
minatis; elytris profunde punctato -striatis, interstitiis leviter 
convexis. — Long. 1”. 

» ** Clypeo mutico. 

Antennarum lamellis brevibus. 
*6. P. caelatus Er. 

P. subeylindrieus, fronte carinata, utrinque tuberculata, 
elypeo punctulato, medio leviter sinuato, labro apice truncato;; 
prothorace dorso passim, lateribys crebre profundeque pun- 
ctato, angulis anterioribus acutiusculis; elytris imberbibus, 
fortiter punctato-striatis, interstitiis dorsalibus convexis, trans- 
versim rugulosis, lateralibus angustis, carinaeformibus, — 
Long. 8", 


. 


f 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 113 


XXV. Fam. 'Tenebrionites Latr. Hist. nat. 1802. 
1. Trib. Tentyridae Eschsch. Zool. Atl. 1831. 


1. Gen. Evaniosomus Guer. Mag. Zool. 1834. 
1. E.procerus Hoffgg. i. mus. 

E. oblongus, testaceus, capite prothoraceque confertissime 
punctatis, subrugosis, coleopteris oblongo-ovalibus, subseriatim 
punctatis. — Long. 53". 

2. E. crassicornis Er. 

E- piceus, parum nitidus, capite prothoraceque confertis- 
sime punctatis, subrugosis; elytris punetatis, apice granulatis, 
bicarinatis, carina dorsali obsoleta, abbreviata, laterali distincta; 
pedibus antennisque rufo-piceis, his basin versus subincrassa- 
tis. — Long. 31 — 4". 

3. E. Orbignianus Guer. Mag. Zool. 1834. p. 14. T.109 bis. 
- E. ferrugineus, capite prothoraceque fuseis, confertissime 

punctatis, subrugosis, elytris punctatis, lateribus carinatis, 

dorso depressis, apicem versus sensim declivibus; antennis 

filiformibus. — Long. 3.— 4". 

4, E. declivis Er. 

E. ferrugineus, capite prothoraceque_ fortiter punctato- 
rugosis, elytris punctatis, distinete bicarinatis, carina dorsali 
abbreviata; dorso anteriore subimpresso, apice abrupte declivi. 
— Long. 34". 


2. Gen. Melanophorus Gucr. Mag. Zool. 1834. 
Stenholma Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. IV. 1835. 
1. M. Reichei Guer.].c.p. 13. T. 109, F. 1. 
St. tentyriorides Sol. 1. c. 413.1. T.9. F. 19—21. 
3. Gen. Hylithus Guer. Mag. Zool. 1834. 


Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. IV. 1835. 
_ Sciaca Dej. Cat. 2.ed. 1833. 


4. H. humilis Er. 
H. niger, nitidulus, antennis tibiis tarsisque rufis, capite 


prothoraceque ‚rufo-piceis, crebre punctatis, elytris subtiliter 
punctato-striatis. — Long. 23”. 


2. Trib. Nyctelites Sol, Ann. Soc. Ent. Fr. 11. 1834, 


4. Gen. MNyetelia Latr. Fam, nat, 1835. 
Archiv 1. Naturgesch, X111, Jahrg, 1, Bd, 8 


114 Erichson: 


1. Subgen. Psectrascelis Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. V. 4836. 


1. N. pilipes Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p. 4. T.102.F.1. 
Psectrasc. pilipes Sol. 1. e. 314.1. T. 6. F, 9—15. 
Nyctel. laevipennis Dej. Cat. 2.&d. p. 186. — Waterh. 
Ann, nat. hist. XII p. 43. 
**2. N. laevigata Er. Meyen Reis. Zool. 369. 31. T. 48. 
Fig. 3. j nm 
N. glabrata Sol. ]. c. 322. 6. T. 6. F. 16. 
N. Klugit Dej. Cat. 2. ed. p.186. (Waterh. Ann. nat. 
hist XII. p. 44. 


2. Subgen. Auladera Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. V. 1836, 
3. N. crenicosta Guer, Mag. Zool. 1834. Melas. p. 5. 
Aulad, crenicosta Sol.]. c. 333. n.1. 
3. Subgen. Cullyntra Sol. Ann. Soc, Ent. d. Fr. 1836. 
4. N. multicosta Guer, Mag. Zool. 1834. Melas. p. 4. 
Callyntr. multicosta Sol. 1. ec. 337.1. T. 7. F. 13. 
5. N. Servillei. 
Callynır. Servillei Sol. 1. c. 341. 4. 
6. N. macrocosta Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p. 4. 


5. Gen. @yriosomus Guer. Mag. Zool. 1834. 


**1, @. decoratus Er. 
Nyetelia decorata Er. Meyen Reis. Zool. 368. 30. T. 48. 
F.2. — Blanch. D’Orb. Voy. Am. mer. Ins. T. 14. 
Fig. 4. 
Nyet. nebulosa (Buqg.) Dej. Cat. 2.ed. p. 186. — Wa- 
terh. Ann, nat. hist. XII. 44. 23. 
2. G. variegatus Hoffgg. i. mus. 

N. oblongo-ovalis, ater, prothorace longiore, antrorsum 
subangustato; elytris extus bicostatis, atrotomentosis, vitta in- 
tramarginali maculisque dorsalibus albis "variegata; pedibus 
rufis. — Long. 6". 

3. @. elegans. 
Nyctelia elegans Blanch. D’Orbign. Voy. Am. m. Ins. 
T.14.F.5. j 


3. Trib, Praocidae Eschsch. Zool. Atl. 1829. 


6. Gen. Praoeis Eschsch. Zool. Atl. 1829. 
** 4. Pr. variolosa Er. Meyen Reis. Zool. 373. 36. T. 48. 
Fig. 6, | 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 115 


##*2. Pr. peltata Er. 

Pr. oblonga, convexa, fusca, prothoracis margine laterali 
explanato, rotundato, ferrugineo; elytris sparsim punctatis, — 
Long. 43”. 

3. Pr. hirticollis Lap. (Casteln,) Hist. nat. Ins. II. p. 187. 


4. Trib. Tagenites Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. Ill. 1834, 


7. Gen. Psammeticus Latr. Cuv. Regn. An. 2. ed. 1829. 
1. Ps. costatus Guer. Voy. Ooquill. Zool. II. ı1. p.95. Atl. 
Ins. T. 4. E. 8. 
Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 37.1. T. 1. F. 10, 
2. Ps. pilipes Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p. 18. 
3. Ps. gracilis Er. Meyen Reis. Zool. 369. 32. T. 48. F. 4, 


8. Gen. Ammophorus Guer. Voy. Coquill, p. 1830. 
1. A. Peruanus Guer. ]. ce. 11. ır. p. 94. Atl. Ins. T. 4, F. 4. 
Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. Vll. 41. 1. T.2. F. 5, 
2. A. rubripes Sol. Ann. Soc. Ent, Fr. VI. 42, 2. 
3. A. costatus Guer. Mag. Zoo]. 1834. Melas. p. 26. 
Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VI. 43. 3. 
4. A. Spinolae Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VI. 44. 4. 


9. Gen. Gonogenius Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 1838, 


1. G. vulgaris Sol. ]. c. 50. 1. T. 3. F.12—16. 
Scotob. vulgaris Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p, 16. 


10. Gen. Seotobius Germ. Spec. Ins. nov. 1824. 
1. Sc. costatus Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p. 16. 
Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 64. 10. 
2. Sc. exaratus Er. 

Sc. niger, opacus, prothorace oblongo, rugoso-punctato, 
lateribus fortiter marginatis, margine elevato; elytris costatis, 
eostis subtiliter rugulosis, suleis interiectis angustis, ‚seriatim 
punctatis, — Long. 8", 

Scotob. punctatellus Blanch. D’Orb. Voy. Am. m, Ins. 
T. 13.F:5.3 
3. Sc. planatus Er. Meyen Reis. Zool. 370. 33. 1.48. F. 5, 
4. Sc. substrialus Guer. Mag. Zool, 1631, Melas, p- 16. 
$01. Ann. Soc. Ent. Fr. VI. 66. 12. 
5* 


116 ‚Erichson: 


5. Sc. Gayi Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 62. 8, 
6..$c. Kirbii Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 61.7. » 


11. Gen. Diastoleus Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. VII. 1838. 


1. D. collaris Sol. ]. c. 69.1. T. 3. F. 9 — 10. 
Scotob. collaris Guer. Mag. Zool. 1834. p. 17. T. 110. F.4. 


5. Trib. Sepidiae Eschsch. Zool. Atl. 1829. 
Molurites Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. 11I. 1834. 


12. Gen. Physogaster Latr. msp. Dej. Cat. 2. ed. 1833. 


Guer. Mag. Zool. 1834. Melas. p.2. — Sol. N. Act. 
Taur. VI. 1844. 


1. Ph. Peruanus Er. 

Ph. piceus, opacus, subtiliter fulvo-pubescens; prothorace 
lato, lateribus pone medium rotundato capiteque subtiliter 
punctato-rugulosis; elytris piceo-rufis, subtilissime granulatis; 
prosterno apice mucronato, — Long. 34”. 


13. Gen. Philorea Er. Meyen Reis. Zool. 1834. 
Polpocara So]. N. Act. Taur. VI. 1844. 


**1. Ph. picipes Er. ]. c. 367. 29. T. 48. F. 1. 
Polpocara picipes Sol.l.c. 


6. Trib. Blaptidae. 
Blapsidae Leach Ene. Brit. 1817. 


44. Gen. Nyeterinus Eschsch. Zool. Atl. 1829. 


1. N. rugiceps Curt. Transact. Linn. Soc. XIX. 468. 126. 
N. substriatus Dej. Cat. 2. ed. p. 189. 
Obs. Variat capitis punctura iam crebriore forlioreque 
iam parciore subtilioreque, elytrorum striis punctorum fortio- 
ribus levioribusve. S 


2. N. thoracicus Eschsch. Zool. Atl. II. p. 13. T. 14. F. 7. 


7. Trib. Pedinites Sol. Ann. Soc. Ent. Fr. III. 1834. 
45. Gen. Blaptinus Latr. Cuv. Regn. An. 2. ed. 1829. 
Blapstinus Dej. Cat, 1. ed. 1821. 
1. Bl. eisteloides Er. i 
Bl]. oblongus, leviter convexus, nigro-piceus, nitidus, lon- 
gius fulvo-pubescens, antennis pedibusque rufis; prothorace 
parcius punctato, antrorsun angustato, lateribus subsinuato, 


nn 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan. 117 


angulis posterioribus rectis; elytris punctato-striatis, striis 
dorsalibus sensim levioribus, interstitiis punetulatis. — Long. 3". 
Heteropus holosericeus Lap. (Casteln.) Hist. nat. Ins. I. 
p- 221.2 
2. Bl. helopioides Er. 

Bl. oblongus, leviter convexus, niger, nitidus, griseo- 
pubescens, antennis pedibusque rufo-piceis; prothorace con- 
fertim punctato, transverso, lateribus rotundato, antrorsum 
subangustato, angulis posterioribus obtusis; elytris punctato- 
striatis, striis dorsalibus sensim levioribus, interstitiis subtiliter 
punctulatis. — Long. 34". 


E 8. Trib. Zpitragii Er. 
Mentum magnum, os inferne omnino obtegens. 
Corpus alatum. (Cf. Wiegm. Arch. 1843. I. p. 253). 


16. Gen. Epitragus Latr. Hist. nat. 1802. 
1. Sect. Labro prominulo. 


41. E. pulverulentus Chevr. mspt. 

E. oblongus, leviter convexus, niger, pube brevi depressa 
grisea adspersus; clypeo apice incrassato, subrotundato; pro- 
thorace angustiore, basi utrinque leviter impresso; elytris 
castaneis, striato-punctatis, interstitiis pareius punctatis; an- 
tennis palpis pedibusque rufis., — Long. 4— 6", 

2. E. olivaceus Chevr. mspt. 

E. oblongo-obovalis, leviter convexus, fuscus, viridi-niti- 
dulus, pube brevissima cinerea tenuiter adspersus; clypeo 
apice bisinuato, Jobo intermedio leviter rotundato; prothorace 
subtilius punctato, basi medio subimpresso; elytris dilutioribus, 
punctato-substriatis, interstitiis Jeviter convexis, parce subtili- 
terque punctatis; antennis pedibusque fusco - testaceis. — 
Long. 54”. 

“ 2.Sect. Labro obtecto. 
3. E. lucens Er. 

E. oblongo-obovalis, leviter convexus, fuscus, aeneo- vel 
viridi-nitens, pube brevissima grisea tenuiter adspersus; celypeo 
antice bisinuato, lobo intermedio acute rotundato, prominulo; 
prothorace crebre punctato, basi medio subimpresso; elytris 
punctato - substriatis, interstitiis exterioribus leviter convexis, 


118 Erichson, 


punctulatis; antennis, tibiis tarsisque fusco- testaceis. — Long. 
5— 54”, 
4. E. convexus Er. 

E. leniter obovalis, convexus, pube brevissima albida 
parce adspersus, viridi-aeneus, nitidus, clypeo apice bisinuato, 
lobo intermedio fortius rotundato; prothorace parcius punctu- 
lato, aequali; elytris striato-punctatis, interstitis parce subti- 
lissimeque punctulatis; antennis pedibusque rufis. — Long..4”. 


47. Gen. Phytophilus Guer. Voy. Coquill. Zool. 1830. 
1. Ph. helopioides Guer.].c. 1. 11. p. 100. Atl. Ins. T.4.F.9. 
. Gen. Achanius Er. 


nf antice rotundato-productus; labrum obtectum. 
Palpi maxillares articulo ultimo ovato, apice truncato; pro- 
sternum apice haud prominens; mesosternum simplex, Tarsi 
infra parce setulosi, setulis brevissimis. 


1. A. anthicoides Er. . 
A. oblongus, fusco-testaceus, metallico-nitens, punctatus, 
punetis elytrorum subseriatis, — Long. 2”. 


9, Trib. Tenebrionarii Er. 


49. Gen. Nyetobates Guer. Mag. Zool.. 1834. p- 34. 
Iphtkinus. D ej. Cat. 2. ed. 1833. 
*4, N. gigas Guer. |. c. Melas. p. 34. — Lap. Hist. nat. Ins, 


II. 212.1. 
Tenebrio gigas Lin. Syst. Nat. 1.11. 674.1. — Fab. Syst. 
El. 1. 144. 1.— Schönbh, Syn. I. 147. 1. 
Upis gigas Herbst Natursyst. Käf. VII. 232.1. T.110.F.1. 
Mylaris gigantea P all. Icon. p. 37. T.C. F.1. 


20. Gen. Zophobas De;j. Cat. 2. ed. 1833, 
*4. Z. bifasciatus Er. 
Z. niger, opacus, elypeo profunde exciso, elytris. sohn 
- Jiter punctato -striatis, fasciis duabus transversis utrinque ab- 
breviatis, obseure rufis. — Long. 4". 
Mas tibiis omnibus leviter arcuatis, simplieibus. 
2. Z. costatus. 

Tenebrio costatus Guer. Voy. Coquill. Zool. II, ı1. p. 97. 


Atl. Ins. T. 4. F. 5. 
Zophobas suleipennis Dej. Cat. 2. ed. p. 204. 


no { 
BE DEE u ee ee Ya Me ee ee ee a 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 119 


21. Gen. Goniadera Perty Delect. an. art. 1830. 
*4. @. impressa Er. 

G. nigro-fusca, nitida, parce ihsens pilosa, prothorace la- 
teribus ante medium acute angulato, dorso parcius punctato, 
tri-impresso;' elytris leviter costatis, interstitiis punctatis. — 
Long. 74”. - 


40. Trib. Diaperiales Latr. Hist. nat. 1802. 


22. Gen. Alphitobius Steph. Illustr. Brit. Ent. V. 1832. 
Heterophaga Dej. Cat. 2. ed. 1833. 
1. A. ovatus Er. 
Tenebrio ovatus Herbst Natursyst. Käf. VII. 16. 40. 
T. 118. F. 8. 
Tenebrio mauritanicus Fab. Syst. El. 1. 149. 27. 
Alphitobius mauritanicus Steph. Jll. Brit. Ent. V. 11. 2. 
Tenebrio diaperinus Jllig. Käf. Pr. 115. 4. — Panz, 
Faun. Germ. 61.3. 
23. Gen. @nathocerus Thunb. Act. Holm. 1814. 
Cerandria Dej. Cat. 2. ed, 1833. 
1. Gn. cornutus Er. 
Trogosita cornuta F ab. Syst. El. I. 155. 24. 
Uloma cornuta Steph. Jll. Br. Ins. V. 10.1. 
Gnathocerus ruber Thunb. 1. c. p. 47. T. 4. A. F.1. 
24. Gen. Adelina (Chevr.) Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
Cucuii sp. Fab. 
1. A. depressa Dej. Cat. 2. ed. p. 315. 

A. oblonga, depressa, testacea, nitida, prothorace basin 
versus subangustato; angulis posterioribus rectis; clypeo ma- 
ris profunde sinuato, lobis lateralibus porrectis, apice emar- 
ginatis, infra dentatis. — Long. 2". 


25. Gen. Cosmonota De;j. Cat. 2. ed. 1833. 
#1. C. angustata Blanch. D’Orb. Voy. Am. m, Ins. T. 14. 
Fig. 6. 
26. Gen. Platydema Lap. Ann. scienc. nat. 1831. 


#4. Pl. histrio Er. 

Pl. orbieularis, convexa, elytris Jaevibus, rıfa, pectore, 
abdominis disco, fronte, prothoracis maculis tribus, elytrorum 
sutura, striolis quatuor basalibus faseiisque duabus undulatis 


120 Erichson: 


nigris, fascia altera media, integra, altera pone medium, tenui 
abbreviataque. — Long. 21”. 


27. Gen. NWilio Latr. Hist. nat. 1802. 
*1. N. marginellus Er. 
N. niger, subtiliter aequaliterque cinereo-puberulus, ely- 
tris punctatissimis, obsolete punctato-striatis, sutura margine- 
que tenuiter flavo-cirecumseriptis. — Long. 33”. 


11. Trib. Helopii Latr. Hist. nat. 1802, 


28. Gen. Spheniscus Kirby Transact. Lin. Soc. XII. 1817. 


*4. Sph. Amaculatus Er. 

Sph. brevis, convexus, niger, nitidus, prothorace trans- 
verso, elytris subtiliter punctato-striatis, maculis duabus mag- 
nis Juteis, altera humerali, altera apicali. — Long. 5#'". 


29. Gen. Cymatothes Dej. Cat, 2. ed. 1833. 
Helops subg. Pyanisia Lap. Hist. nat. Ins. 1840. 
*1. C. undatus De;j. ]. c. p. 208. 
Helops undatus Fab. Syst. El. I. 162. 44. — Oliv. Ent. 
11. 58. 11.13. T.2.F.4. — Lap. 1. c, 1.235. 7. 
30. Gen. Stenochia Kirby Transact. Linn. Soc. XI. 
1817. { 
*1. St, haemorrhoidalis. 
Helops haemorrhoidalis Fab. Syst. El. 1. 159. 18. 
*2. St. chalcodes Er. 

St. elongata, eylindrica, obscure aenea, nitida, femoribus 
basi rufo-piceis, prothorace transversim subquadrato, ruguloso- 
punctato, obsolete canaliculato; elytris fortiter punctato-stria- 
tis; oculis magnis, approximatis;  antennis filiformibus. — 
Long. 64— 7". 

3. St. Pavonii Er. 

St. elongata, subeylindrica, aenea, nitida, femoribus basi 
piceis; prothorace transversim subquadrato, punctato, dorso 
utringue subimpresso; elytris subtiliter striato-punctatis, striis 
apicem versus evanescentibus; oculis magnis, approximatis; 
antennis gracilibus, filiformibus. — Long. 10'", 

*4. St. procera Er, 
St. elongata, subeylindrica, viridi-aenea, nitida, prothorace 


Conspeectus Ins. Coleopt. Peruan. 121 


ruguloso-punctato, basi medio subimpresso, lateribus medio 
unidentatis; elytris striato-punctatis, punctis oblongis; pedibus 
elongatis, eyanescentibus; oculis maximis approximatis; an- 
tennis elongatis, gracilibus, filiformibus. — Long. 8". 

*5. St. rutilans Er. 

St. elongata, ceylindrica, cnpreo-aenea, purpureo-micans, 
nitida, pedibus viridi-cyaneis; prothorace transversim subqua- 
drato, erebrius subtiliterque punctato; elytris subtilius. pun- 
cetato-striatis, transversim subrugulosis; oculis mediocribus 
distantibus; antennis apicem versus subincrassatis, ab articulo 
quarto inde compressis. — Long. 54”. 

#6. St. cyanicornis Er. 

St. oblonga, supra laete viridi-aenea, nitida, prothorace 
eoleopteris dimidio angustiore, antrorsum angustato, lateribus 
medio unidentato, inaequaliter punctato; coleopteris convexis, 
sulcatis, suleis a basi ultra medio foveolatis; infra viridi-cya- 
nea, pectoris lateribus aureis; pedibus cyaneis, femoribus basi 
flavis; antennis cyaneis, apicem versus subincrassatis, ab arti- 
eulo quinto inde subcompressis; oculis transversis, distanti- 
bus. — Long. 6". 


12. Trib. Cisteliniae Latr. Hist. nat. 1802. 


31. Gen. Alleculta Fab. Syst. El. 1801. 


1. Sect. Oculi approximati; mesosternum antice impres- 
sum ad prosterni apicem recipiendum. Tarsi anteriores 
articulis duobus penultimis lobatis, postici simplices ( Lobo- 
poda 5 01.) 

#1. A. umbrosa Er. 

Oblonga, fusco-nigra, nitida, fusco-pubescens, prothorace 
erebre fortiusque punctato, basi utringue impresso, transverso, 
basi bisinuato, antrorsum subangustato, angulis anterioribus 
rotundatis, posterioribus acutis; elytris sensim subangustatis, 
fortiter punctato-substriatis, palpis tarsisque rufescentibus. — 
Long. 5— 6". 

2.Sect. Oculi approximati, mesosternum antice impres- 
sum ad prosterni apicem recipiendum, Tarsi omnes articulo 
penultimo lobato. (Monoloba SI.) 

*2, A. impressa Er. 
A. oblonga, nigro-fusca, nitida, griseo-pubescens, pro- 


122 Erichson: 


thorace parce punctato, leviter canaliculato, basi transversim 
impresso, utrinque foveolato, transverso, basi trisimuato, an- 
trorsum angustato, angulis anterioribus rotundatis, posteriori- 
bus acutis; elytris sensim angustatis, punctato-striatis, inter- 
stitiis convexis parce subtiliterque punctatis; mesosterno pro- 
minulo, — Long. 6”. 


*3. A. inculta Er. 

A. oblongo-ovata, fusca, nitida, cinereo-pubescens, pro- 
thorace parce subtiliusque punctato, basi utrinque subimpresso, 
transverso, basi bisinuato, antrorsum angustato, lateribus an- 
gulisque anterioribus rotundatis, angulis posterioribus acutis; 
elytris punctato-striatis, striis apicem versus profunde impres- 
sis, interstitiis punctulatis; antennis rufis, pedibus rufo-piceis. 
— Long. 3". h 

3. Sect. Oculi distantes, Mesosternum simplex. Tarsi 
omnes artieulo ultimo lobato (Adlecula Sol.) 


4. A. debilis Er. 

A. elongata, fusca, subnitida, subtiliter griseo-pubescens, 
prothorace angustiore, antrorsum subangustato, convexo, pun- 
ctatissimo; elytris pone medium leviter dilatatis, subtiliter 
punctato-striatis, antennis tarsisque rufis. — Long. 2?—33”, 


32. Gen. Prostenus Latr, Fam. nat. 1825. 


*4. Pr. blandus Er. 

Pr. niger, supra opacus, prothorace lateribus acute den- 
ticulato capiteque punctatissimis, nigro-pilosis; elytris atro- 
purpureis, opacis, coneinne striato-punctatis, interstitiis ‚seria- 
tim nigro-setosis; femoribus medio rufis. — Long. 33". 


XXVI. Fam.  Lagriariae Latr. Fam. nat. 1825. 
1. Gen. Statira Latr. Fam. nat. 1825. 


*1. St. caelata Er. 

St. nigerrima, metallico-nitida, prothorace oblongo, an- 
trorsum angustato. capiteque laevibus; elytris coneinne seriato- 
punctatis, punctis transversis, interstitiis elevatis, "alternis dor- 
salibus apicem versus, lateralibus fere totis catenato-interruptis. 
— Long. 6”. j 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 123 


XXVU. Fam. Anthicides Latr. Fam. nat. 1825. 
41. Gen. Anthicus Payk. Faun. Suec. 1798. 
4. A. sericans Er. Meyen Reis. Zool. 374. 38. 


XXVIN. Fam. Mordellonae Latr. Hist. nat. 1802. 


1. Gen. Rhipiphorus Fab. Ent. Syst. 1792. 
4. Rh. vittatus Er. 

Rh. flavus, capite, prothoracis vitta postice abbreviata, 
pedibus elytrisque nigris, his vitta abbreviata flaya; tarsorum 
posticorum articulo secundo brevissimo, supra excavato. — 
Long. 2". 

Variat pectore nigro, 

2. Gen. Mordella Lin. Syst. Nat. 1.ed. 1735. 
1. M. rubida Er. 

M. ferruginea, dense fulvo-pubescens, aculeo abdomine 
breviore; tibiis postieis extus seriebus transversalibus 5 sub- 
tibus spinularum nigrarum, — Long. 2”, 


XXIX. Fam. Meloides Gyll. Ins. Suec. 1810. 


1. Gen, Meloe Lin. Syst. Nat. 1.ed. 1735. 
1. M. pustulatus Er. 

M. niger, nitidus, prothorace cänaliculato, utrinque sub- 
rugoso, lateribus tuberculato; elytris parvis, obsolete coriaceis, 
pustulis tribus elevatis flavis, anterioribus duabus basalibus, 
posteriore oblonga, sublunata; abdomine dorso sanguineo, 
areis corneis magnis nigris, — Long. 10'", 

2. M. stenopterus Er. 

M. niger, nitidus, prothorace lateribus rotundato, basin 
versus angustato, dorso depresso inaequali, elytris parvis, 
angustatis, coriaceis, immaculatis; abdomine dorso sanguineo, 
areis corneis mediocribus, semiorbieularibus, nigris.— Long. 9”. 
?3. M. Saulcii Guer. Mag. Zool. Ill. (4833). cl. ıx. T. 100, 


'2. Gen. Tetraonys» Latr. Humb. Rec. Obs. Zool. 1819. 


1. T. fimbatus Lap. (Casteln.) Hist. nat. Ins. I. 277. 13. 
T. einctus Curt. Transact, Lin. Soc. XIX. 473. 140. 


124 Erichson: 


3. Gen. HMoria Fab. Mant. Ins. 1787. 


1. A. maculata Fab. Syst. El. II. 85. 1. 
Schönh. Syn. 111. 43. 1. 


XXX. Fam. Oedemeritae Latr. Consid. 1810. 
1. Gen. Nacerdes Dej. Cat. 2.ed. 1833. 
1. N. conspersa Er. 


N. pallide flava, albido-pubescens, prothorace obsolete 
fusco-vittato, elytris fusco-conspersis. — Long. 3— 44”, 


XXXI. Fam. Curculionites Latr. Gen. Crust. et Ins. 1807. 
41. Trib. Bruchides Leach Edinb. Enc. 1813. 


1. Gen. Bruchus Lin. Syst. Nat. 1767. 
4. Sect. femoribus postieis muticis; prothorace conico. 


1. Br. eulophus Er. 

Br. brevis, niger, pube cervina albidaque conspersus, an- 
tennis, pedibus elytrisgque rufo-variis, his profunde punctato- 
striatis; abdomine dense albo-tomentoso, pygidio utrinque 
puncto minuto nigro signato. — Long. 14". 

Mas antennis flabellatis. 

Variat elytris vel rufis nigro-conspersis, vel nigris rufo- 
conspersis. 

2. Sect. femoribus posticis unidentatis, prothorace late- 
ribus rotundato. 


2. Br. testudinarius Er. 

Br. ovalis, niger, tenuiter albido-pubescens, prothorace 
aequaliter convexo, confertissime punctato, elytris depressis, 
latera versus maculis tribus nigris duabusque testaceis alter- 
nantibus, longitudinaliter dispositis; abdomine ferrugineo, py- 
gidio medio nigro, plaga laterali maculaque basali dense albo- 
tomentosis; antennis pedibusque rufis. — Long. 14”, 

3..Sect. femoribus posticis unidentatis, prothorace conico. 


"3. Br. tabidus Er. 
Br, oblongus, antrorsum; angustatus,. testaceus, subaequa- 
liter, albido-pubescens, antennis,apicem versus, fronte, protho- 
racis disco elytrorumque lateribus ante medium fuscescentibus, 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 125 


pedibus pallidis; prothorace longiore, subeylindrico. — Lon- 
git. 12". 

4. Sect. femoribus postiecis spina majore denticulisque 
pluribus minutis armatis; prothorace conico. 


4. Br. iaspideus Er. 

Br. oblongo-ovalis, niger, rufo-varius, pube: cervina albi- 
daque variegatus, antennis pedibusque rufis, femoribus postieis 
infra nigris, spina maiuscula denticulisque $ribus acutis arma- 
tis; prothorace subaequali, dense profundeque punctato, — 

“Long. 23". 


2. Trib. Anthribides Schönh. Disp. meth. 1826. 
2. Gen. Eagopezus De;j. Cat. 2. ed. 1834. — Schönh. 
Cure. V. pf189. 


*4. L. tenuicornis Schönh. Cure. V. 190. 1. 
Anthribus tenuicornis Fab. Syst. El. II. 407.14. 


3. Gen. Stenocerus Schönh. Disp. meth. 1826. 


*4,. St. velatus Er. 

St. depressus, niger, opacus, prothoracis plaga triangu- 
lari coleopterorumque basi discoque -anteriore cinereo-tomen- 
tosis, coleopteris praeterea atro-maculatis; tarsis dense fulvo- 
tomentosis. — Long. 7”. 


#2. St. aspis Er. 

St. ovalis, convexus, niger, cervino-adspersus, prothorace 
medio tuberculato; seutello niveo-tomentoso; elytris punctato- 
striatis, interstitiis alternis elevatis et cervino-maculatis; an- 
tennis testaceis, .clava basi fusca. — Long. 3”. 


3. Trib. Apionides Schönh, Disp. meth. 1826. 


4. Gen, Apion Herbst Natursyst. Käf. VII, 1797. 
.. Sect, antennis prope basin rostri insertis. 
4. A. opticum Er. 

A. obovatum, nigrum, opacum, tenuiter albido-pubescens, 
rostro elongato, tenui, subarceuato; oculorum orbitis densius 
albo-pubescentibus; prothorace conico, erebre punctato, basi 
eanaliculato ; elytris fortiter crenato- striatis, interstitiis sub- 
‚aequalibus; femoribus flavis, genieulis fuseis. — Long. 1%", 


126 Erichson: 


‘4. Trib. Brenthides Schönh. Disp. meth. 1826. 
5.:Gen, Arrhenodes Schönh. Disp. meth. 1826. 


*4, A. maxillosus. 
Brentus mazillosus Herbst Natursyst, Käf. VII. 177. 2. 


T. 107. F. 2. 
Arrhenodes angulicollis Schönh. Cure. I. 318. 5. V. 
472. 10. - 


*2, A. elegans Er. 

Capite prothoraceque rufis, opacis, hoc vittis duabus ni- 
gris; elytris atris, opacis, Yineolis tribus longitudinaliter dispo- 
sitis fasciolisgque duabus macularibus flavis, nitidis; infra rufus, 
nitidus, pectoris Jateribus abdominisque apice nigris; pedibus 
nigris, femoribus tibiisque annulo lato rufo. — Long. c. rostr. 
Bl o 


6. Gen. Ephebocerus. 
Hephebocerus Schönh. Cure, V. 1840. 


*1. E. hirtellus Er. 

E. piceo-ferrugineus, nigro-pilosellus, fronte canaliculata, 
opaca, prothorace confertissime punctato-rugoso, elytris fo- 
veolato-striatis, interstitiis angustis, carinatis, apice subtrun- 
catis, dorso dilutioribus, sutura maculague communi pone 
medium fuseis. — Long. absque rostro 4". 


7. Gen. Claeoderes Schönh, Cure. 1. 1833. 
*4. Cl. Mexicanus Schönh. Cure. V. 524. 2. 


8. Gen. Brenthus Jllig, Mag. Ill. 101. 165. 
Brentus Fab. Mant. 1787. 
4. Sect. capite basi attenuato, 


*4. Br. anchoragoFab. Syst. El. II. 549. 14. — Oliv. Ent. 
V. 84. 437.8. T. 1. F. 2. — Herbst Natursyst. Räf. VII. 
194.12. T.108.F.4.— Schönh. Cure. 1.342.2.V.530.4. 

Curcul, anchorago Lin. Mus. Lud. Ulr. n.52. 


*2. Br. appro&zimatus Er. 

Br. niger, nitidus, glaber, prothorace (utriusque sexus‘) 
eonico, canaliculato, canalicula antice obsoleta; elytris apice 
leviter productis, attenuatis, truncatis, fortiter punctato-striatis, 


r 
L; 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 127 


lineis duabus dorsalibus approximatis flavis, interiore antice 
abbreviata, exteriore bis interrupta; femoribus omnibus den- 
tatis, — Long. ce. rostr. 8" — 1" 7". 

2. Sect. capite basi constricto. 
*3, Br. ruber Er. 

Br. rufus, supra opacus, prothorace laevi, canaliculato, 
vitta laterali nigricante ; elytris obsolete punctato-striatis, prope 
suturam unisulcatis, apice deflexo subrotundatis; infra nitidus, 
abdominis segmentis quatuor ultimis, femorum tibiarumque 
basi apiceque tarsisque nigris; femoribus omnibus muticis. — 
Long. absgq. rostr. 43". 


9, Gen. Taphroderes Schönh. Disp. meth. 1826. 
*1. T. quadrisignatus Er. 

T. niger, nitidus, rostro brevi, basi incrassato, prothorace 
subtilissime punetulato, apice subtiliter canaliculato, elytris 
apice coniunctim emarginatis, prope suturam sulcatis, ceterum 
laevibus, Jineolis duabus testaceis, prope suleum suturalem 
sitis. — Long. c. rostr. 8". 


5. Trib. Entiömides Schönh. Disp. meth. 1826. 


10, Gen. Entimus Germ. Mag. Il. 1817. — Schönh. 
Disp. meth, p. 83. 
#1, E. speciosus Er, 

E. oblongus, conyexus, niger, viridi-argenteo squamosus, 
prothoracis lateribus confertim tubereulati canalicula dorsali 
seutelloque flavo-tomentosis, elytris apice muticis, punctato- 
striatis, interstitiis atro-granulatis, interioribus granulis subbi- 
seriatis, depressiusculis; humeris prominentibus, obtusiusculis. 
— Long. 10", 


6. Trib. Brachyderides Schönh. Disp. meth. 1826. 


11. Gen. Strophosomus Schönh. Disp. meth. 1826, 
1. Str. Peruanus. 


Strophos. Peruvianus Schönh. Curc. V. 885. 27. 
Cneorhinus tomentosus Schönh. Cure. 1. 545. 28. 


2. Str. cinereus Schönh. Cure. V. 886. 28, 
12. Gen. Amitrus Schönh,. Cure, V. 1840, 


1. A, alutaceus Schönh. Cure. V. 930,4. 
Naupactus alutaceus Er. Meyen Reis. Zool. 380. 44. 


128 Erichson: 


2. A. coriaceus Er. 


A. ater, subnitidus, glaber, capite rostroque confertim 
subtiliterque strigosis vageque punctulatis, rostro tenuiter ca- 
naliculato; prothorace postice erebre transversim ruguloso, 
antice laevigato, nitido; elytris alutaceis punctato - striatis. — 
Long. 52". 

Variat femoribus rufo-piceis. 


13. Gen. Naupactus Schönh. Cure. 1. p. 567. 
Leptocerus Gexrm. Spec. Ins. nov. p. 417. 
1. Sect. humeris rotundatis. 
1. N. mundus Er. Meyen Reis. Zool. 381. 45. 
2. N. leporinus Er. 

N. oblongus, niger, capite prothoraceque nitidis, parce 
griseo-squamulosis, subtiliter remoteque punctatis, hoc oblongo; 
elytris cinereo-fuscoque squamosis, albo-setulosis, profunde 
striato-punctatis; antennis mediocribus. — Long. 44", 

2. Sect. humeris obtuse angulatis, 

*3. N. chloraspis Er. 


N. elongatus, niger, nitidus, subtilissime fusco-pubescens, 
seutello coxisque posticis viridi-squamosis; fronte canaliculata, 
rostro sulcato prothoraceque obsolete canaliculato confertim 
punctatis; elytris punctato-striatis, leviter transversim rugulo- 
sis, apice fusco-pilosis; antennis fortiter elongatis, — Long. 5". 


*4. N. praedatus Hoffgg. i. mus. 


N. oblongus, convexus, niger,-nitidus, infra subtiliter al- 
bido tomentosus, rostro leviter sulcato, prothorace subtilissime 
obsoleteque punctulato; elytris. punctato -striatis, interstitis 
subtilissime transversim strigosis, margine summo laterali albo 
tomentoso; anfennis mediocribus. — Long. 8". 


*5. N. lacertosus Er. 


N, niger, nitidus, subtiliter fusco-pubescens, capite rostro- 
que rugulosis, canaliculatis, prothorace convexo, lateribus ro- 
tundato, subtiliter granulato, canaliculato; coleopteris oboyatis, 
convexis, striato -punctatis; pedibus anticis femoribus subin- 
erassatis, tibiis intus acute denticulatis. — Long. 4", 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 129 


14. Gen. Amphiderites Schönh. Cure. Vl. 1840. 


1. A. formosus Er. 
Naupactus formosus Er. Meyen Reis, Zool. 382. 46. T. 48. 
Fig. 10. 


7. Trib. Cleonides Schönh. Disp. meth. 1826. 


45. Gen. Listroderus Schönh. Disp. meth. 1826. 
1. L. comatus Er. 

L. oblongo - ovalis, niger, cinereo-squamulosus, albido- 
pilosus, rostro obsolete carinato, prothorace subdepresso, la- 
teribus rotundato, elytris dorso subdepressis, punctato-striatis, 
antennis pedibusque rufo-piceis. — Long. 3”. 

2. L. nodifer Schönh. Cure. VI. 194. 12. 


16. Gen. Megalometis Schönh. Curc. VI. 1842. 
41. M. margaritaceus Er. 
. . Niger, dense margaritaceo-squamosus, prothorace subey- 
lindrico, punctato-rugoso, canaliculato, elytris convexis, striato- 
punctatis, dorso trituberculatis, tuberculo posteriore maiore, 
conico; pedibus rufis. — Long. 4". 


2 


8. Trib. Phyllobides Schönh. Disp. meth. 1826. 


‚17. Gen. Eustylus Schönh. Cure. VII. 1843, 
1. E. placidus Er. 

E. oblongus, niger, fusco-pilosus, squamulis viridi-argen- 
teis conspersus, prothorace tonfertim profundeque punctato, 
elytris punctato -striatis; antennis pedibusque rufis, — Long. 
3— 33". 

2. E. humilis Er. 

-E. oblongus, niger, supra dense fusco-cinereo squamosus, 
prothorace brevi, lateribus rotundato, basi bisinuato; elytris 
punctato-striatis; antennis brevibus pedibusque ferrugineis, 
einereo-squamulosis. — Long. 24". 


‚ 9, Trib, Erirhinides Schönh. Disp. meth, 1826. 


418, Gen. Ileomus Schönh. Disp. meth.. 1826. 
_ Mdol Peruanus Er. pi 
H J. elongatus, niger, subtiliter cinereo-pubescens, antennis 


7 pieceo-ferrugineis; rostro eylindrico, leviter areuato; prothorace 
Archiv f. Naturgesch, X111, Jahrg. 1. Bd, N} 


130 we eBrächseningen) 


dorso jtriimpresso;,,elytrisi' subtiliterspunctato-striatis, )postice 


u) 


callosis; femoribus omnibus acute dentatis., — Long. 6". ; 


19. Gen. Meitipus Germ. Spec. Ins. nov 1824. 


Sect. antennarum articulis funiculi duobus basalibus sub- 
aequalibüs. : 

*4. Hıprolixus Er. ER we 

H. elongatus, linearis, niger, Broihorade rufo-piceo, Kulz 
laevi,, opaco, alltris dorso subdepressis, ‚apice compressis, 
subtiliter, striato -punctatis, punctis nonnullis maculaque ante 
apicem albido-squamosis; ‘femoribus rufo-ferrugineis, basi api- 
ceque nigris. — Long. 63”. f öde 
*2, H. laqueatus Er; BX x 

H. elongatus, antrorsum angustatus ‚»rufo pieeus, opacus, 
prothorace parce obsoleteque punctato, utriique lineis duabus 
basi apiceque connexis, luteo - tomentosis; elytris subtiliter 
striato-punctatis , lineis duabus longitudinalibus flexuosis, plu- 
ries connexis et apice annulos duos formantibus, Tuteo tomeh- 
tosis; femoribus rufis, apice tibiis tarsisque nigris. — Long. 5”, 
*3. H. multipunctatus Schönh. Cure. II. 169. 16. 

Rhynchaen. multipunctatus Fab. Syst. El. 11.465. 136. 
— Oliv. Ent. V. 83. 182. 160. T. 13. F. 163. 
Curculio multipunctatus Herbst Natursyst. Käf. VI. 322. 
296. T. 85. F. 8. 
*4.)H. baiulus Er. 

H., oblongus, niger, nitidus, prothorace basi Be 
punctato-rugoso, utringue lineola albo-tomentosa; elytris striato- 
punctatis, apice granulatis, plaga magna disci cervino 'tomen- 
tosa, albo-cincta, postice rotundata, antice angustata et in vit- 
tam ‚albam ad basin usque productam continuata. —:Long. 5", 
*5.1H.. cultripes Er. \ı.! | eh 

H.nigro-subaeneus , ‚subnitidus, ‚prothorace  basi leviter 
asperato-rugoso, parce albo-consperso;; scutello'albo- -Squamoso; 
elytris obsolete punctato -striatis, fasciis duabus angustis un- 
dulatis albo squamosis; tibiis fortitet conipressis. — Long. 4", 
*6. H. asperulus Er. Ina nm uno 

H. oblongo-ovalis, nigro-subaeneus; cervino-squamulosus, 
prothorace  erebrius 'tubereulato, 'tubereulis dorsalibus trans- 
versis;„elytris subtiliter 'striatis, interstitüs’subtilissime punetu- 


v i del. uU 


A 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 131 


latis\, erebrius acuteque transversim elevato-rugosis, tomento 
atro conspersis, maculaque media atro-tomentosa. — Long. 5". 
*7. H. naevulus Schönh. Cure. 111. 188. 38. 

*8, H. verrucosus Er. 

H. oblongus, niger, rostro subrecto, longitudinaliter ru- 
guloso; prothorace punctatissimo, ‚dorso „depresso,, parce setu- 
loso, lateribus subtiliter granulato; elytris, tuberculatis, tuber- 
eulis in series obliquas diepgailig supra pallide pohspeenjibus. 
_ - Long. 34", 


20. Gen. Ambates Schönh. Cure. III. 1836. 


#411 A. eumerus Er. 
A. fusous, sericeo-opacus, pectore elytrisgue subtiliter 
pube lutea conspersis, his medio macula atra holosericea pun- 
etoque Juteo signatis; abdomine nigro, utrinque e,tomento luteo 
maculato; rostro longo validoque et tibiis tarsisque ferrugineis; 
femoribus omnibus incrassatis. — Long. 44", 
#2. A. griseolus Er. 
. A. fusco-einereus, griseo-pubescens, prothoracis elytro- 
rumque Jinea laterali e pube densiore; rostro crasso, arcuato; 
tibiis tarsisque rufo-piceis. — Long. 24”. 
%3. A. immundus Er. 
* A. sordide niger, opacus, luteo-squamulosus, prothoracis 
lateribus vittague media et scutello dense luteo-squamosis, 
rostro brevi, subrecto, ferrugineo. — Long. 3". 

21..Gen, Toxeutes Schönh. Curc. VII. 1843, 

Tozophorus Schönh. Cure. ]11. 1836. 

#1. T. argala Er, 
1 T, ıniger, nitidus, prothorace, subgloboso, coleopteris 
oblongo -ovalibus, convexis-parce albido-pilosis,' femoribus 
leviter clavatis, obtuse dentatis; rostro reeto, elongato. — 
Long. corporis 4— 4%", rostri 33 — 47". 


10. Trib, Cholides Schönh. Disp. meth., 1826. 


‚22. Gen. Cholus Germ. Spec. Ins. nov, 1824. 
#4. Ch. lemniscatus Er. 
Ch. oblongus, depressus, niger, siäkdelis umbrinis vestı- 


tus, capite, prothorace elytrisque vitta continua Jlaterali flavo- 
9% 


132 Erichson: 


squamosa;  prothorace granulato, 'elytris subtiliter 'granulato- 
striatis, ihterstitiis parcius granulosis. — Long. 74%”, 


14. Trib. Baridides Schönh. Cure. III. 1836, 


23: Gen. Centrinus Schönh. Disp. meth. 1826. 

Seet., prothorace subtus canaliculato, femoribus dentatis. 
*4. CO. silicinus Er. 

€. brevis, niger, nitidissimus, capite punctato, rostro 
longo, basi fortiter arcuato, punctato; prothorace pärce sub- 
tilissimeque punctulato, apice subito angustato, “tubuloso; 
coleopteris triangnlaribus, dorso subdepressis, profunde stria- 
tis,striis Jaevibus; scutello transyerso, apice bisinuato medio 
acuminato. — Long. 24”. 


24. Gen. Cylindrocerus Schönh. Disp. meth. 1826. 
*1. C. colon Er. 
C. oblongo-subovalis, niger, nitidus, rostro longo, arcuato; 
prothorace subconico, apice tubuloso, obsoletissime punctu- 
lato; coleopteris triangularibus, striatis, singulis basi lineola 
brevi albo-squamoso signalis; pectore linea laterali albo- -squa- 
mosa. — Long. 2”. 
Mas pectore antice bicornieulato;_ tibiis antieis intus pal- 
lide pubescentibus. 


42. Trib, Eryptorhynchides Schönh. Disp. 1826. 


25. Gen. Oryptorhynchus Jllig. Mag: VI. p: 330: 


*4. Cr. pusio Sehönh. Cure. IV. 48. 1. 
Cure. pusio Lin. Mus. Lud. Ulr. 46. 5. Syst. nat. 1.11. 612. 
50. — Herbst Natursyst. Käf. VI. 458. 463. T.74. F.10, 
Rhynchaenus pusio Fab. Syst. El. 11. 459. 107. — Oliv. 

Ent. V. 83. 165. 135. T. 16..F. 206. 


*2, Or. lemniscatus Sehönh. Cure. IV.-51. 4, VII. 305.11. 

*3. Cr. bilunaris Er. 1 
Cr. oblongö-ovatus, niger, fronte subtiliter carinata, pro- 

thorace asperato-punctato, apice carinulato,' cervino-squamoso; 

elytris punctato-striatis, apice plaga magna lunata cervino- 

squamosa, \albo -eineta. — Long. 4", 

#4, Cr. circulus Schönh, Cure. IV, 63. 16: mögÄnd 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 133 


*5. Cr. leucophaeus Er. 

Cr. oblongus, subdepressus, niger, capite crebre. profun; 
deque punctato, rostro prothoracis Jongitudine, crassiusculo, 
pareius subtilitergue punctato; prothorace rotundato, crebre 
profundeque punctato, umbrino squamoso, ‚vittis tribus albido 
squamosis, Jateralibus abbreviatis; coleopteris parce albido- 
setulosis, dense squamosis, cervino-albidis, maculis duabus 
mägnis communibus, altera basali hastata, altera pone medium 
cordata, binis minoribus lateralibus punctisque tribus apicali- 
bus umbrino-squamosis; pedibus spisse albido squamosis, tibiis 

am 


basi nigromaculatis.. — Long. 33". 
6. Cr. aspericollis Schönh. Cure. IV. 160, 119. 


26. Gen. Macromerus Schönh. Disp. meth. 1826, 
*1. M. numenius Er, 

M. oblongo-ovatus, niger, cervino-squamulosus, prothorace 
profunde punctato, medio carinulato, utrinque vitta albida, 
saepius obsoleta; elytris punetato-striatis, interstitiis asperato- 
tubereulatis, macula basali faseiague maculari pone medium 
albidis; femoribus omnibus obtuse dentatis. — Long. 44—6". 

" Mas pedibus antieis elongatis, tibiis apice incrassatis. 


"27. Gen. Coelosternus Schönh. Ourc. IV. 1837. 


#4. C. occatus Schönh. Curc. IV. 205. 7. 
Cryptorhynchus occatus Germ. Ins. Spec. nov. 272. 406, 
#2. (C. gallinago Er. 
©. ovalis, niger, dense cervino-squamosus, pallide setu- 
losus, rostro arcuato, basi carinato, apice punctulato glabro- 
que, antennis ferrugineis, prothorace confertim punctato, cari- 
nato, elytris interstitiis alternis carinatis; femoribus bidentatis. 
— Long. 2%", 


28. Gen. Oylindrocorynus Schönh. IV. 1837. 
#1. C. stellaris Er. 
©. oblongus, niger, cervino-squamosus, rostro basi- cari- 
nato, apice rugoso-punctato glabroque, prothorace rotundato 
subtiliter carinato, basi utrinque plaga albida, elytris punctato- 
striatis, striis alternis carinatis, macula humerali albida, costis 
albido-nigroque conspersis, — Long.’ 4", 


134 s „N 3mBriehson: 1ası 


29. Gen. Conotrachelus Latr!Schönh.Gurc. IV. 1837. 


*1. O. vetulus Er. j Si 

C. ‘piceus, 'subnitidus, tenuiter inaequalitergue einereo- 
pubescens, rostro capite cum prothorace longiore, costulato- 
rugoso, 'apice laevi; prothorace 'angusto, fortiter "denseque 
pünctato, subrugoso; elytris punctato-striatis, interstitüs alter- 
nis leviter costatis, costis tribus dorsalibus ihterruptis. — 
Long. 22”. ; 


30. Gen. Peridinetus Schönh. Cure. IV. -1837. 


*4, P. irroratus Schönh. Cure. IV. 468. 1. 
Rhynchaenus irroratus Fab. Syst. El. 467.143. ' 


31.'Gen.Zygops Schönh. Disp.'metli. 1826. 
1. Sect. femoribus postieis bidentatis, 


*1. Z. strix Schönh. Cure, IV. 606. 4. 
Rhynchaen. strix Fab. Syst. El. II. 474. 177. — Oliv. 
Ent. V. 83. 186. 166. T. 25. F. 295. 
#2. Z. hieroglyphicus Hoffg. i. mus, 

Z. oblongus, subeylindrieus, niger, pube holosericeo- irn 
vestitus, prothorace lateribus late brunneo-squamoso, albo- 
punctato, postice non insculpto; ‚elytris 'einereo- brunneöque 
variegatis, pone scutellum. tuberculo communi instructis; an- 
tennis, rostro, femorum basi tibiarumque apice rufis. — Long. 
gı _gım | 

2 3% ar 

2. Sect. femoribus postieis tridentatis. “rohen 
*3. Z. scutulatus Er. 

Z. oblongo-ovalis, convexus, niger, opacus, prothorace 
parce albido-squamuloso, antice transversim insculpto; elytri is 
dense albido- squamuloso, macula magna communi media nigra; 
pectore metathoraeis, segmentis abdominis ultimis quatuor pe- 
dibusque dense, a squamosis , ‚femoribus. basi nigris.. — 
Long. 24'”. 

*4. Z. albicollis, Er. 

Z. ‚oblongus, ‚convexus, niger, ‚capite pro supra 
deuse ‚albido squamosis, fusco-subvariegatis, ‚elytris atro-squa- 
mosis albo conspersis; 'femoribus ‚postieis apice dense albo: 
squamosis; scutello oblongo. — Long. ‚22. 


Mn 


Conspectus Ins. 'Coleopt. Peruan. 135 


82. Gen. Piazurus Schönh. Disp. meth. 1826. 


"4. Seet. antennarum funieuli artieulis 'secundo tertiogiie 
1 
Es elongatis aequalibus (oculis subeontiguis). 
E*ıP. varipes Er. 
"We P’’niger, Supra !brunneo-squamosus, 'atro 'albidoque‘ con- 
spersus, prötliorace carinato, elytris prope scutellum tubereulo 
instruetis, ’ apice emarginatis} pectoris lateribus ablonlinisque 
macula laterali cervinis; rostro, antennis pedibusque 'rufis, "his 
pube albida- variegatis, femoribus nigrofaseiatis. — Long. 42". 
2. Seet. antennarum funiculi articulus seeundus tertio 
dupio longior. u Az Re 
*2. P. balistes Er. 
.P. niger, füsco-squamosuis, rostri apice antennisquie ferru- 
gineis, prothorace dense granulato, medio carinula minuta in- 
. structo, elytris apice mutieis, punetato'striatis, interstitiis’al- 
ternis elevato -carinatis, carina -prima dorsalibituberosa..-— 
abi 34". j aubillt 203 
er Gen. Copturus Schönh. Disp. meth. 1826. 
“. T, ‚coryphaeus Er. 
©. rufus, elytris apice lato, pectoris medio nen 
 nigris, antice fulvo-, postice cinereo-pubescens; prothorace le- 
viter convexo, carinato, infra albo-fasciato;. 'elytris .depressis, 
eirca scutellum impressis, punctato-striatis, interstitio quinto 
earinato; pedibus elongatis, femoribus infra .dentatis, apice 
spinosis; rostro: longissimo, pieeo..— Long. 4". 
#2. C. lanio Er. @ 
©. niger, nitidus, supra griseo, infra,albido plagiatim pu- 
 bescens, prothoraeis  Jateribus, antice ultra medium. verticeque 
sanguineo-tomentosis; prothorace convexo, confertissime, pun- 
‚ctato, obsolete carinato; elytris depressiuseulis, punctato-stria- 
tis, humeris prominulis; pedibus tenuibus,, piceis, femoribus 
infra dentatis, apice spinosis; antennis rufo-testaceis. = 


i 


34. Gen. Sipatus Schönh. Disp. meth. 1826, 
— #4.18. immundus Er. \ 
5. elongatus, niger, griseo-indutus, 'röstro er constricto, 


f 

; 

| Long. 2". 

2 13. Trib. Basar kankonideı Schönh. Cure. IV. 1838. 


136 Erichson: 


apice subulato; prothorace oblongo, ‚dense. rugoso.-punctato, 
linea longitudinali laevi; elytris subtiliter punctato- striatis, 
interstitiis griseo-leprosis. — Long. 6". 
*2. 8. scutellaris Er. t 
S. elongatus, niger, nitidus, rostro punctulato, basi, haud 
constricto, prothorace ‚oblongo, Jlateribus leviter rotundato, 
erebre punctato:; scutello dense griseo-pubescente; elytris pro- 
funde 'punctato-striatis, interstitiis apicem versus subtiliter gri- 
seo-leprosis; abdomine pedibusque griseo-indutis. — Long. 6", 


35. Gen. Rhynchophorus Herbst N Natursyst, Käf, vl. 
4795. Schönh. Cure. IV. p. 816. 
*4, Rh. Borassi Schönh. Cure. IV, 818. 1. 
Calandra Borassi Fab. Syst. El. 11. 430. 5. 
*2, Rh. noxius Schönh, Curc. IV. 821. 4. 
*3. Rh. Cycadis Hffgg. i. mus. 

Rh.niger, supranitidus, elytrorum lateribus opaeis, Mas ron 
lobo medio modice producto, scutello valde elongato; femoribus 
tibiisque omnibus intus nigro-eiliatis. — Long. 1" 2" — 4" 5", 

Mas rostro supra anterius erista dense atrosetosa in- 
structo. 


36. Gen. Sphenophorus Schönh. Cure. IV. 1837. 


*4. Sph. sericeus Schönh. IV. 896. 23. 
Calandra sericea Oliv. Ent. V. 83. 84. 14. T.28. F. 4109. 
— Latr. Humb. Rec. p. 41. T. 22. F. 4. 
*2. SpA. laetus Er. 

Sph. oblongus, rubro-niger, supra sericeo-opacus, erOceus, 
prothoracis lateribus vittaque media, elytrorum macula laterali 
obliqua infra humerum, macula oblonga triangulari marginali 
ante apicem, lituraque brevi apicali prope suturam nigris; 
rostro crasso ärcuato, capite pedibusque rufo-piceis. — Long. 6”. 


*3..Sph. hemipterus Schönh. Curc. IV. 889. 16, - 


Cureul. hemipterus Lin. Mus Ulr. 44. 3. Sy Nat. 11. 
606. 3, 

Calandra hemiptera F ab. Syst. El. II. 433. 18. — Oliv. 
Ent. V. 83. 86. 18. T. 1. F. 14. T. 16. F. 14, 

Rhynchophorus hemipterus Herbst Natursyst. Käf. V1.9.3. 
T. 60. F. 4. 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan. £ 137 


*4. Sph. strigosus Er. 

’ Sph. oblongus, angustus, subdepressus, ruber, supra se- 

 rieeo-opacus, prothorace basi depresso, vittis quatuor atris; 
elytris punctato-striatis, interstitio primo striga integra, quinto 
striga interrupta, septimo octavoque striga abbreviata, reliquis 
apice nigris; infra medio longitudinaliter niger, nitidus, pecto- 
ris abdominisque lateribus dense cinereo-pruinosis; rostro va- 
lido, prothoraeis longitudine, leviter arcuato. — Long. &". 


*5, Sph. aduncus Er. 

Sph. elongatus, eylindrieus, sanguineus, supra. sericeo- 
opacus, prothorace vittis tribus, elytris vitta suturali abbre- 
viata maculisque duabus lateralibus ante medium fasciaque 
pone medium nigris;' pedibus rufo- -testaceis, femoribus apice, 
tibiis basi apiceque, tarsisque nigris; rostro basi subito adunco 
apiceque nigro, antennis crassiusculis, scapb dilatatoe,. — 
Long. we", 


6. Sph. erudus Er. 

Sph. oblongo-ovalis, piceo-rufus, glaber, prothorace me- 
dio subimpresso, carinulato lateribusque crebre varioloso-pun- 
ctato, spatio interiecto pareius subtiliusque punctato; elytris 
anguste striatis, striis grosse profundeque punctatis, inter- 
stitiis alternis elevatioribus, subtiliter seriato - punctatis. — _ 
Long. 4", 

7. Sph.brutus Schönh. Cure. IV. 948. 77. 


> 


414. Trib. Cossonides Schönh. Disp. meth, 1826. 


, 37. Gen. Cossonus Clairv. Ent. Helv. 1798. 


#1. (..caesus Er. 

©. elongatus, cylindrieus, niger, nitidus, rostro longiu- 
 sculo, arcuato, apice leviter dilatato, laevi, prothorace oblongo, 
 basi medio profunde triangulariter impresso, impressione 
oblonga, fundo fortiter rugoso-punctata, lateribus fortiter pun- 
elatis; elytris punctato -striatis, striis apicem versus obsole- 
scentibus, apice macula sanguinea notatis, — Long. 23", 


#2. C. arcuatus Er. 


- © elongatus, depressus, piceus, nitidus, rostro graciliore, 
[3 . . * 
arcuato; prothorace crebre punctato, antice constricto; elytris 


138 vw „Erichson: gan 


punctato-striatis, interstitiis -planis, subtilissime punetulatis..I— 
Long: 3". . i 


38. Gen. Hhyncolus Creutz.. mspt. Schönh, Disp. 
meth. 1826. Wi; 
1. Rh. troglodytes, Schönh. Cure, IV. 1073. 24... 


15. Trib. Hylesinidae Shuck. Col, delin. 1840. 


39. Gen. Hylesinus Fab. Syst. El. 1801. ee 
#4... pülula Er. 

H.;subglobosus, niger, opacus, subtiliter nigro-pubescens, 
prothorace ‚antice, et Jateribus ‚asperato.-granulato;;\elytris, for- 
titer punetato-striatis, interstitiis seriatim punetakisil margine 
basali .elevato.. — Long. 13". 


16. Trib. Platypodidae Shuck. Col. delin. 4840... , 


40. Gen. Platypus Herbst Natursyst. Käf..V. IRB. Mi) 


*4, Pl procer‘Er. i 

Pl. testaceus,, »luteo-pilosus, ‘ore BARHENGRI subrostrato; 
prothorace supra parce subtilissimeque punctato ; elytris pun- 
etato-striatis,  interstitüs: 'alternis Jatioribus ’elevatisque, "apiee 
retusis,: truncatura verticali, Juteo-pubescente, 'supra marginata, 
— Long. 33". NE Seel 


6 


XXXII. Fam. Cerambycini Latr. Hist. nat. 1802. 
4. Trib. Prionii Latr. Hist. nat. 1802. 


1. Gen. Mallodon Serv. Annat. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 1. 
1832. 


# M. Limae Guer. Voy. d.. Cöguilte, Zool. " 1. R- 2 

"At. Ins. T.7..F!1. 
*2. M. baiulus Er. ° ! 

M. oblongus, depressus, fusco-niger, nitidus, genarum _ 
processu bidentato; prothoracis disco polito, medio serie pun- 
ctorum obsoletorum longitudinali notato, lateribus punctato- 
rugosis, margine obtuse cerenulato, angulis posterioribus den- 
ticulo ‚acutiuseulo terminatis; elytris BRNO VERUREI > —_ 
Long. 4" 5", 


x . 
ienıd 


Conspectus'Ins.|Coleopt. Peruan. 139 


2. Gen. Psalidognathus Griff. An. 'Kingd. Ins.‘ 1. 
ir 1832. 

1: Ps. Limenius Er. 
Ps. violaceus,,'nitidus, fronte argute bicarinata,' labio bi- 
fido, —: Long. 1" 7"—2" 2". | \ 


. 


“in ‚ai { 1 i 

3. Gen, Pyrodes Serv. An. d.].,Soe. Ent, d. Fr. I. 1832. 
1.Sect. Antennis brevibus,.tenuibus, /articulis ultimis.duo- 

bus ; ‚abbreviatis subincrassatis; sepfello glabro, cordato, apice 

acuminato. ” 

#1. P. fastuosus Er. In er N 

0 P, laete virescenti-eyaneus; hitidus, elytrisrugulosis, fascia 

lata ante medium flavescenti-alba. — Long. 1” 3”. 


‘ 


2. Sect. Antennarum articulis tribus primis dilatatis, tertio 
oblongo, fortiter compresso, Articulis segnentibus gracilibus, 
-Alliformibus; scutello glabro, cordato, 'apice acuminato. | 
#2, P. heterocerus Er. Sur 
0 P% infra viridi-aeneus, nitidus, supra' nigro- subaeneus, 
'opacus, elytris rugulosis, cerasinis,' basi nigro-subaeneis; an- 
tennis ab 'articulo 'quarto inde, 'tibiis tarsisque fulvis. — Lion- 


git. "+ zu, 


we u 
4 42.1 Frib, en anidee Leach Ed. Eneyel.'4845. 


4. Gen. Trachyderes Dalm. Schönh. Syn. III. 1817. 


#1. Tr. succinctws Schönh. Syn. Il. 364. 1. 
Cerambyx succinctus Lin. Syst. nat..l. II. 627. 32. 


5. Gen. Aneylosternus Serv. Ann. d. 1. Soc. Ent. d. 
Fr. I11. 1834. 

albicornis Er. 

. nigerrimus, nitidus, antennis albis, articulis duobus 

asalibus et duobus apicalibus nigris; prothorace dorso late 

et transversim biimpresso, lateribus obtuse bidentato, elytris 

+ truncatis extus acute spinosis. — "Long. gz N 


6. Gen. Aegoides Buquet Guer, Mas d, Zool. ‚1838. 


‚de. Peruanus. | 7" 
 Ae. Peruyianus Bug. ]; c. FR 


‚u 


440 Erichson: 


BEN 


7. Gen. Xestia Serv. Ann. d. 1. Soc, Ent. di Fr, 1151834. 


*4. X. lateralis Er. 

X. nigra, scutello peetorisque lateribus dense subtiliter- 
que. cinereo-pubescentibus; prothorace .creberrinie, punctato, 
lateribus leviter rotundato, postice obtuse angulato; elytris 
apice rotundatis, ad suturam denticulo minuto armatis, satu- 
rate castaneis, vitta laterali, antice extus abrupte, intus Sensim 
attenuata Jutea. — Long. 1" 3”, 


8. Gen. Chlorida Serv. Ann. d.]. Soc. Ent.d.Fr.Ill. 1834. 


*1. Ch. festiva Serv. |]. c. p. 31. 
Cerambyz festivus Lin. Syst. Nat. I. 11. 623. 11, - 
Stenocorus festivus Fab. Syst. El. 11. 305.3. — Schönh. 
Syn. 111, 402. 1. 
Cerambyx sulcatus Oliv. Ent. IV. 67. 28. 32. T.16. F.113. 


9. Gen. Eburia Serv. Ann. d.]. Soc. Ent. d, Fr. II. 1834. 

1. Sect. femoribus apice spinosis. 

*4, B. sulphureo-signata Er. 

E. testacea, fronte linea singula, prothoraeis dorso lineis 
duabus nigris, hoc fortiter transversim rugoso, lateribus acute 
spinoso; elytris maculis duabus subelevatis ‚sulphureis (ante- 
riore simplici, oblonga, basali, posteriore in elytri medio sita, 
oblonga, duplicata, portione exteriore longiore) strigaque nigra, 
post maculam geminam duplicata; apice spina acuta nigra ter- 
minato; femoribus apice nigris. — Long. 8”, 

2. E. pilosa Er. 


Stenocorus pilosus Er. Meyen Reise Zool. 391. 56. T. 49. 
Fig. 6. 


2. Sect. femoribus muticis. 
*3, E. proletaria Er. L 

E. fusca, dense cinereo-pubescens, prothorace cylindrico, 
lateribus acute denticulato; elytris maculis binis duplicatis 
parvis eburneis: altera basali, altera media; apice spina parva 
terminatis. — Long. 10", 

10. Gen. Mallocera Serv. Ann. d.]. Soc, Ent. d. Fr. Il. 
1833, 

*14. M. sordida Er. 

M. nigra, prothorace lurido-tomentoso, dorso 5-tubereu- 


lato, lateribus pone medium spina minuta armatis; scutello 


; Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 14 


fülvo-tomentoso; elytris apice muticis, dense punctatis, Jurido- 
 pubescentibus, obscure badiis, lateribus nigris; abdomine ba- 
dio; pedibus antennisque rufis, horum artieulis 3—6 apice 

spingsis; femoribus leniter incrassatis. — Long. 95". 


2 M. conspieillata Er. 

M. lutea, subtilissime albido-pubescens, scutello aureo- 
tomentoso; prothorace basi apiceque puncto nigro; elytris 
parce setulosis, maculis duabus magnis, ovalibus, albidis, ante- 
riore antice nigro-terminata, puncto humerali spinaque acuta 
terminali. nigris; antennis artieulis 3—7.apice acute spinosis; 
femoribus omnibus clavatis. — Long. 64". 


#3. M. pilifera Er. 

M. depressa, testacea, nitida, pilosa, scutello argenteo- 
- tomentoso, prothorace oblongo, dorso tuberculis quinque de- 
_ pressis, lateribus tubereulo obtuso munito; elytris apice trun- 
“atis, exfus spina acuta terminatis; antennis articulis 3—7 
apice spinosis; femoribus fortiter clavatis. — Long. 5". 


11. Gen. Ibidion Serv. Ann. d.]. Soc. Ent. d.Fr. III. 1834. 
'Sect. elytris apice spinosis, femoribus apice bispinosis, 
spinis aequalibus. 
#4. I. musivum Er. 
sh. nitidum, nigrum, parce albo-setulosum, capite infra an- 
 tennas 'orbitisque testaceis; prothorace elongato, cylindrico, 
- subarcuato, basi apiceque constricto, margine anteriore vittis- 
que duabus Jateralibus testaceis; elytris basi seriatim puncta- 
tis, medio depressis, sutura, margine summo Jaterali vittaque 
arcuata ab humero ultra medium descendente testaceis, apice 
lato maeulis duabus ante medium, fasciaque obliqua pone me- 
dium albis; pedibus posterioribus antennisque testaceis. — 
ng. 7, 


‚12. Gen, Malacopterus Serv. Ann,.d..l. Soe. Ent: d. 
Fr. II. 1833. 


1. M. lineatus Guer. i. litt, 

> M. testaceus, opacus, subtiliter pubescens, scutello albido- 

toso, elytris flavis, testaceo-lineatis; geniculis nigris. — 
6—11". . 

14 


143 ‚Erichson: 


13. Ba Achryson Serv. Ann. d..l. Soc, Enab .d. Fr. Il. 
1833. 
*4. Al eircumflexum Serv.ilve. 
Stenocorus circumflewus F ab. Syst. El. 11. 310. 24. 
Cerambyz circumflexus Oliv. Ent. 1V. 67. 127. 173. T. 23. 
Fig. 182. 
2. A. lineolatum Er. 

A. fortius punctatum, cinereo-pubescens, luteum, protho- 
race rotundato, fusco-lineolato; elytris apice prope suturam 
unispinosis, macula scutellari, puncto basali, macula laterali 
pone humerum, fasciola üundata media, lineolis duabus ante, 
singulaque pone fasciolam nigris. — Long. 6". 


14. Gen. Clytus Fab. Syst. El. 1801. 


1. C1. longipes Laporte et Gory Hist. nat. Coleopt. III. 


p. 16. T. 4. F. 17. 


2. Cl. unicolor. Laporte et Gory Hist. nat. Coleopt. IN. 
p.34. T. 8. F.43, 


15. Gen. Chrysoprasis Serv. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 
1. 1834. 
#4. Chr. hypocrita Er. 
Ch. eyanescenti-viridis, opaca, subtiliter nigro-pubescens, 
prothorace subdepresso, antrorsum subangustato, confertissime 
punctato, elytris pareius subtiliterque punctatis, apice truncato 


extus angulato; infra laete viridi-aurata, abdomine rufo.' — 
Long: 44", 


16. Gen. Zästroptera Serv. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 
1. 1834. 
*1. L. aterrima Sturm Catal. 1843. p. 250. 
Callichroma aterrimum Gexm. Spec. Ins. nov. 497. 663., 


. 


3. Trib. Zamiariae Latr. Fam. nat. 1825. 


17. Gen. Oreodera Serv. Ann. d, ]: Soc. er d. Fr. IV. 
1835. } 51 
1. OÖ. aerumnosa Er. van 
©. ».depressa/  fusca,  einereo-tomentosa;: „eig parce 
punctatis; -basi'densius ‘gränulatis,' apiee!! emarginatis, dente 


‚acuto terminatis, margine' laterali intus tridentato! fuseo, disedo 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 143 


fuseo-- punetulato, tarsis tibiisque :nigris, his basi einereis.' — 
Long. 7". | du 
m. 0. achatina Er. 

“0. subdepressa, nigra, einereo- tomentosa; elytris profunde 
ER basi tuberosis, apice oblique truncatis, obtusis, fuseis, 
basi, fascia. obliqua media apiceque cinereis, his fusco-punctu- 
latis; ‚pedibus. cinereis,'tibiis ahnulo! ante medium apiceque 


ton 


nigris; antennis. nigro-annulosis., — Long. 54". 
48. Gen. Polyraphis Sery. Ah, d.' 1. Soe, Ent. d. Fr. 
IV. 1835. 


#1. P. papulosa Serv..l. c. p. 27:n.2, 
Cerambyx papulosus Oliv. Ent. IV. 67. 72. 9.T. 20.F. 156. 


19. Gen. Steirastoma Serv. Ann, .d..l. Soc, Ent. d, Eh 
3 IV. 4835. | 
“4 St. depressa. 
Cerambyxz depressus Fab. Syst. El. II. 276. Al. olin. 
Ent. IV. 67. 21.23. T. 5. F. 30. ., 
Lamia brevis Schönh. Syn. 111. 380. 71. 
Hm) ' 'Steirastoma brevis Serv.l.c. p.25.n.1. 
20. Gen. Acanthoderes Serv. Ann. .d. 1. "Soc, Ent, d. 
© Fr. IV. 1835. 


.d 


”1. er satellinus Er. 
A. depressus, fuscus, einereo-tomentosus, ore porrecto; 
prothorace tricarinato, lateribus nigros: elytris antice asperato- 
punctatis, dorso unicostatis, maculis- duabusnigris lateralibus, 
altera magna, triangulari pone medium, altera, parva ante api- 
 cem sita, apice oblique truncato, extus spina breyissima mu- 
nito; tibiis nigro-biannulatis, antennis nigris, cinereo-annulosis, 
Long. 9". 

p* d: leucogaeus Er. 

‚A, subdepressus,, niger, 'fronte N prothorace 
D sc, obsolete tricostato,  lateribus obtuse -tuberculato, 
teo-consperso; elytris antice asperato-punctatis, dorso obso+ 
te unicostatis, apice truncato extus dentieulo munito, albo- 
omentosis, plaga lata communi suturali faseiaque pone medium 
is, Juteo-conspersis, praeterea puncto ante 'medium macu- 
irregulari prope apicem fuseis; ‚pectoris abdominisque 
“pedibusque  albo - tomentosis, tibiis annulo 'apieeque 


t 


144 Erichson: 


nigris, ‚tarsis 'apice.testaceis; antennis brevibus, albo-nigroque 
annulatis. — Long. 4". 
*3. A. pietus Er. 

A. subeylindricus, dorso depressiusculo, nigra, prothorace 
lateribus albido-tomentoso, dorso bituberculato, lateribus spina 
tenui ‚armatis, elytris albo-tomentosis, basi maculaque magna 
irregulari ante medium laterali, postice litura nigra terminata 
cervinis, basi cristula serrata elevata; pedibus albo-tomentosis, 
basi tibiarumque annulis duobus nigris; antennis nigro-testa- 
ceoque annulatis. — Long. 5". 


21. Gen. Erphaea Er. 


Affınis Acanthoderi, a quo differt mesosterno prominente 
et antennarum articulo primo lineari, subtriquetro. Prothorax 
coleopteris duplo fere angustior, tuberculatus, lateribus den- 
tatis; elytra inaequalia; pedes breviusculi, femoribus omnibus 
fortiter clavatis. 

1. E. pumicosa Er. 

E. nigra, dense albido- tomentosa, prothorace dorso quin- 
que-tuberculato; elytris inaequalibus, tubereulato-plicatis, parce 
setulosis, postice declivibus, declivitate fusco-cinerea; antennis 
fusco punctatis annulatisque, tibiis apice tarsisque nigris. — 
Long. 5". 


22. Gen. Lagochirus. 
Lagocheirus Dej. Cat. 2. ed. 1834. 

Obs. Antennarum articulo primo elongato, eylindrico 
imprimis ab. Acanthodere distinguitur. 
=1.T, plantaris Er. 

L. fuscus, griseo-pubescens, prothorace Marke tritubereu- 
lato, elytris antice asperato-punctatis, subtiliter nigro-fascieu- 
Jatis, pone medium faseia lata undulata obliqua albida, utrinque 


nigro-cineta; tarsis flavis, articulo ultimo apice nigro. — 


Long. 8". ’ mi 
ı bh 2 le } 

23. Gen. Eutrypanus, De;j. Cat. 2..ed. 1834. v 
Aedilis 2. div. Serv. Ann. (d. 1. Soc, Ent. d. Fr. IV. 1835. 

*4. E. triangulüfer Er.vi si 

Ei niger, prothorace utrinque vitta Iata alba, coleopteris 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 145 


‚einereis,';ochraceo- strigosis, |passim «nigro-maculatis, macula 
magna communi triangulari pone mediüm.;— Long. 56". 


24. Gen. LEeptoscelis Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
© “ Anisopus Serv. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV, 1835. 


Slınzı, 
4. Sect. femoribus clayatis. 


*1. L. phalangodes,Er. R 

_L. oblongus, planus, badius, dense cinereo-pubescens, 
infra lateribus nigro - vittatis; elytris seriatim fusco -punctatis, 
apice mucronatis; pedibus posticis fortiter elongatis, femoribus 
abrupte clavatis. — Long. 54". 


#2. L. prolizus Er. 

L. elongatus, subdepressus, fuscus, dense cinereo -pube- 
scens, subsericeus, elytris disco albicantibus, seriatim nigro- 
punctatis, macula media biloba nigra, apice mucronatis; pedi- 
bus posticis leviter elongatis, femoribus abrupte elavatis, — 
Long. 7”. 

2. Sect. femoribus posticis simplieibus. 

#3. L. strigosus Er. 

a I elongatus, depressus, fuscus, dense griseo-pubescens, 
subsericeus, prothorace elytrisque fusco -strigosis, his apice 
mucronatis. — Long. 44”. y 


- 


25. Gen. Eiopus. 
Leiopus Serv. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV. 1535. 

"4. Seet. prothorace spina laterali media; terebra feminae 
| Ah; 'femoribus posticis elavatis. | 
Ei L. coenobita Er. 1 
udig; fusceus, dense cinereo-tomentosus, supra flävo-irroratus, 
‘ Söitello nigro-cincto; elytris puncto infra sentellüm macnlaque 
‚transversa atro-tomentosis, flavo-cinetis;. ‚apice 'emarginatis, 
ina. brevi terminatis. — Long. 55 — 8". 


2. L. eremita Er. 

"  L. niger, dense einereo-tomentosus, elytris parce puncta- 
2 apice oblique truncatis, fasciis tribus nigris, flavo-cinetis, 
ima angusta, undata, ab humero oblique ad suturam descen- 
te, secunda media, angulata, extus, fortiter dilatata, tertia 
ua ante apicem ; tibiis apice,tarsisque nigris, — Long. 53”. 
Archiv f. Naturgesch, XI, Jahrg. 1. Bd, 10 


446 sur? Jh oh nngenn? R 
| | 


2. Seet, prothorace 'spina laterali media; femoribus omni- 
bus clavatis';.terebra' feminae conieo- tubulosa. 1. 70» sun 


*3. L. conspieillaris, Er. 10 

L., niger,, dense, subtiliterque ‚cinereo - pubescens, "elytris 
apice emarginatis, extus spina terminatis, lateribus fascjisque 
tribus latis, undatis, abbreviatis nigris, albido-einetis, macula- 
que magna rotundata flavescenti-alba laterali ante medium. — 
Long. 5”: 


3. Sect. prothorace spina laterali postica. 


#4, er superstes Er. 

L. niger, dense cervino -tomentosus, rose 
bitubereulato, dente laterali obtuso; elytris apice summo obli- 
que truncafis, nigro-punctatis, macula triangulari läteräli me- 
dia fusca, lituraque prope ann ante apicem cinerea, prope 
basin fasciculo spisso compressoque fulvo ornatis; femoribus 
fortiter clavatıs, basi testaceis. — Lanz Füge 


*5, L. serpentinus Er. PN 

L. fuscus, subtiliter einereo-pubescens, elytris apice obli- 
que emarginatis, extus dente acuto terminatis, ante medium 
punctatis, cinereo-, pone medium laevibus fusco- "tomentosis, 
parce albido conspersis, macula minuta alba Jaterali media; 
tibiis apice tarsisque nigris. — Long. 4", MIR? 


rc 


*6. L. implexus Er. 

L. fuscus, 'supra dense Juteo-pubeseens, ‚prothorace ma- 
eulis tribus "transversim positis fuscis, elytris apiceoblique 
truncatis, maculis punctisque fuseis, plaga pone basin angulata 
cinerea fasciaque obliqua abbreviata alba pone medium yarie- 
gatis; corpore infra pedibusque ‚dense cinereo- parbonnenfibus, 
tibiis apice tarsisque nigris. — Long. 44", 


*7. L. polymitus Er. u 

L. fuscus, dense cinereo-pubescens, supra ochraceo-varie- 
gatus, prothorace nigro-punctato, elytris apice ‚oblique trunca= 
tis, ochraceo- nigroque conspersis, postice carneo-marmoratis; 
tibiis. tarsisque apiee nigris. — Long, 44". 
#8, L. remissus Er. But 

' L. niger, subtiliter einereo-pubescens, prothorace dorso 
maculis 'octo, in series duas transversales positis Navo -pube-" 


Conspectus’lns.'Coleöpt. Peruan. 147 


‚seenfibus; \elytris./e pube:/einerea, nigra’ flavague  variegätis, 
{ macula laterali media albida; tibiis apice tarsisque/nigris. — 
, Bang. 34", 4 | 


an Ti floceidws Er. re) 


-i 


L. subdepressus, niger, subtiliter nigro -pubescens, pro- 
thorace elytrisque maculis minutis irregularibusque albo-cine- 
reis adspersisy"elytris apice emarginatis,; \extus’dentichlo’ob- 
tusiusculo terminatis; femoribus tarsisque basi testaceis, tibiis 
basi rufo-piceis, antennis rufo-piceis, nigro-annulatis. — 
Long. 2”. 
4. Sect. protliorace mutico, femoribus postieis simplieibus, 
#140. L. strigilis Er. 
/L. subdepressus, testaceus, subtiliter 'cervino: pubescens, 
prothorace antrorsum angtıstato, dorso 'obsolete trituberculato, 
tris apicem versus 'sensim angustatis, apice oblique trun- 
catis, basi tubere compresso instructis, subseriatim pumctatis, 
albido - strigosis ‚liturague media brevi fusca notatis; pedibus 
Inteis, femoribus” anterioribus elavatis, tibiis. omnibus apice 
_ nigris. — Long. 34 — 5”. 
‚Variat elytris apice emarginatis. 


Solnid] 
Hoi 5. Beet prothorace mutico, femoribus omnibus clavatis. 


#41. L. emeritus Er. 


L. subdepressus, niger, tomento eervino-aurulento vesti- 
tus, prothorace, elytrisque lateribus fusco-nebulosis ; prothorace 
antrorsum, ‚subangustato ; elytris amplis, humero prominulis, 
apice oblique truncatis, tricostatis, costis nigro-punctatis, ex- 
} ‚teriore laterali, intermedia utringue abbreviata, interiore an- 
m fortius elevata; antennis pedibusque nigris, albo-annu- 


Iatis, femoribus ‚elavatis, basi testaceis. — Long. 6". 
ol 


26. ‘Gen. Desmiphora Serv. Ann.\d. lı Soc. ik, d. Fr. 
IV. 1835. 


. D. cirrosa Er. 


Br. usch, prothorace' albo-tönienioso, plaga fusca, Antice 
Bo-ci irroso; elytris postice albo- pictis, antice füsco-, postice 
6. birratid. Long. or, | 

10% 


148 ‚ ‚Erichseon: 


2 


27. Gen. Daeniotes Serv.' Ann! d. 1. Soc. Ent. d.; ee 
' IV. 41835. 
*4. T. scalaris. 


Cerambyx scalaris Fab. Syst. El. 11, 273, 32. 
Cerambyx maculosus Voet Col. ed. Panz. 1. 17. 12. T. 6. 
Fig. 12. 


28. Gen. Omeideres Serv. Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 
IV. 1835. 


*4. O. amputator. 
Lamia amputator Fab. Syst. El. 11. 293. 60. 
2. O0. frontalis Er. 

O. fuscus, cinereo-tomentosus, fronte intrusa, alba, fascia 
ochracea; coleopteris eylindricis, basi fortiter punctatis, utro- 
que elytro pone medium litura atro-holosericea signato, dein 
ferruginoso, macula ante apicem alba; abdomine apice al- 
bido. — Long. 64", 


29. Gen. Trachysomus Serv. Ann. d.]. Soc. Ent. d.Fr, 
IV. 1835. 
A Zr: faunus Er. ı 
Tr. eylindrieus, niger, tomento denso virescenti-albido 
vestitus, fronte intrusa, quadricornieulata, elytris basi leviter 
tuberosis, tubere granulato, apice bilobis, ante apicem‘ nigro- 
strigosis. — Long. 8". 


YE 


30. Gen. Hypselomus Perty Delect. an. art. 1830. 
Hypsioma Serv. Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. 1835. 


*41. A. crudus Er. 

‚H..niger, pube fusco-grisea vestitus, prothorace dorso 
carinulato, ‚utringue bituberculato, elytris plaga magna laterali 
triangulari albida, humeris, fortiter prominulis; tibiis annulo 
medio albido; alitchnapefii artieulis a tertio inde basi testaceis. 
— Long. 84", 

*2. H. egens Er. 

H. subeompresso-eylindricus, piceus, griseo -pubescens, 
prothorace dorso carinulato et utrinque unitubereulato, elytris 
linea tenui e pube densiore signatis, humeris leviter angulatis. 
— Long. 43”, 


j 
- 
4 
. 
b 
2 


at “ 


N 


\ 


Conspectus Ins. ‚Coleopt. Peruan. 149 


31. Gen. Colobothea Serv. Enc. meth. X. 1825. 
*4. C. meleagrina Er. 

C. nigra, capite prothoraceque albo-lineatis, prothoracis 
lineis alternis interruptis; elytris fasciis tribus apiceque albo- 
eonspersis; corpore infra dense albo - variegato; antennarum 
articulis alternis basi albis. — Long. 5”. 

*2. C. femorosa Er. 

C. nigra, capite prothoraceque albido-tomentosis, hoc 
vitta lata media nigro-holosericea, lateribus nigris glabris; 
seutello nigro-holosericeo; elytris nigro-setulosis, cervinis, 
rubido-guttulatis, maculis nonnullis fasciague pone medium 
nigris; pedibus cervino- nigroque annulatis, femoribus fortiter 
clavatis; antennis articulis quarto, quinto, sexto, octavoque 
basi albidis. — Long. 5". 

#3. C. fibrosa Er. 

C. nigra, einereo-tomentosa, luteo-conspersa, prothorace 
subinaequali, ımedio tarinula elevata; elytris fasciis duabus 
latis, altera pone basin, altera pone medium maculaque ante 
apicem atris; abdomine trifariam nigro PORcHaRD.; — Long. 6%”, 
#4. C. scolopacea Er. 

€. nigra, cinereo-tomentosa, capite prothoraceque luteo- 
strigosis, hoc vittis septem nigris, intermedia latiore; elytris 
Juteo-irroratis, fasciis duabus, anteriore arcuata, posteriore 
maculari maculaque irregulari ante apicem nigris; antennarum 
articulis alternis basi albidis. — Long. 43”, 


32. Gen. Cobelura Er. 


Antennae setaceae, glabrae, 11-articulatae, articulo primo 
elongato, apiceem versus sensim subincrassato, basi approxima- 
tae. Caput compressum, ‚mandibulis parvis, haud prominulis. 
Prothorax muticus, Mesosternum antice tuberosum. Anus 
feminae conico-tubulosus. Pedes mediocres, femoribus leviter 
incrassatis. Corpus depressum. 

(Obs. Colobotheae affınis, a qua differt corpore depresso 
nec non mesosterno prominulo). 


. 0. lorigera Er. 


6. elongato-elliptica, subtiliter pubescens, nigra, autennis 
articulo quarto annulo albo; supra fusca, tenuiter einereo- 


150 19T IqoBadchsionzasuganv‘) 


irrorata, \prothöraeiselytrorumgue vittallateraliv@ontinua lufea , 
elytris parce punctatis, basi leviter ‚tuberosis, ‚postige 'unigo* 
statis, 'spina ERkLOTRUMI Iyerganks: en eh —— Long,, 


"33, Gen. Hippopsis, Sery. Ene, "neth. 4 1835. 
Hippopsis 2..div. ‚Sexv. Ann.. .d. 1. Soc, Ent. d. Fr. iv. p ‚42, 
*4. H. lineolata Serv. Enc. meth. x p- 336. 1. And 
l. Soc. Ent. d, Fr. IV. 42. 2. , 


z 
N , 


XXXII. Fam: Chrysomelinae Latr; f 
4. Trib. Criocerides Lätr. Gen. Orlst. et’Ins. II. 1807. 
4. Subtrib,. Lemoideae Gyıl. Ins. Suec. Il. 41813... 


1. Gen. Zema Fab. Ent. Syst.‘ SORpT: 1798, Läcord. kn. 
tophag. 1. p. 303. 
*1. DL. ioptera Er. 

L. nitida, sanguinea; antennis nigris, articulo primo rufo, 
nigro-maculato; pedibus nigris, femoribus anterioribus infra 
rufis; elytris violaceis, punctato-striatis, Stria nona medio in- 
terrupta. — Long. 23”. SE 


2. Subtrib; Megalopides Latr, Hist. n. d. Grust. 'et Ins. 
III. 1802, 


2. Gen! Mastostethus Lacord. Phytophag. I. sn 
*4. M. quadrinotatus Er. 
M. niger, nitidus, elytris luteis, basi, margine Jaterali 
summo, apice lato punctisque duobus transversim positis disci 
higris, — Löng. 54”, 


su Rullol 


2. Trib. Cassidariae'Latr. Ban) nat.) 1825. 
4, Subtrib. Hispidae Steph.. Syst. Oat., ‚Br. a, gan 


DYLITTEN 
3. Gen. Anoplitis Kir by 'Faun: ‚Bor. Amer. 1837... 
4, Subgen. »Mierodonta Chevr.'Dej. Cat. 2.1834. 
*4. A. semitestacea Er. UTHFORIT MON. DA 
A. nigra, elytris apicem versus sensim \dilatatis, . apice 
rotundato , aequaliter 'serrato, BI EHRAEN postice »dimidiato- 
testaceis. — Long, 4". Hs olunus ohınip olnoiris 


4 


Conspectus Ins. ‚Coleopt. Peruan. 151 


2. Subgen. Uroplata Chevr. Dej. Cat. 2.ed..1834,) * 
#2. A. vinula Er. 

"A. elytris parallelis, ‚apice spinoso-serratis,; dense N 
punctatis, dorso unicostatis, costa basi fortiter elevata; nigra, 
capite flavo-vario, prothorace punctatissimo dorso flavo-bivit- 
tato; elytris plaga humerali flavo-incarnata notulaque apicali 
alba; femoribus albis, supra nigro-signatis. — Long. 3". 


4. Gen. Cephaloleia Chevr. Dei. Cat. 2. 1834.—D’ Or- 
bign. Diet. univ. d’hist. nat. III. p. 272. 
*1. C. corallina Er. 
€. elongata, depressa, laete rufa, nitida, prothorace sub- 
quadrato, parce disperseque punctato, margine laterali canali- 
eulato, leviter rotundato; elytris punctato -striatis; antennis 
nigris. — Bar 32”, 


im 


2. Subtrib. ‚Oassidinae Er. 


Cassidiadae Steph..lllustr, Brit. Ent. IV. 
Cassididae Lacord. Phytophag. p.ır. 


‚3. Gen, ‚Calyptocephala Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
#4. 0, Peruana Er, 
6, flava, vertice prothoraceque nigris, eoleopteris fascia 
medio eınarginata maculaque magna chalybeis; humeris rectan- 
gulis. — Long. 34", 


a ‚Gen. Polychalea Ghevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
 Omocera Chevr. ibid. 'Desmonota et Tauroma Hope 
' Alın. nat, ‚hist, 1839, 


1. P. multicava Er. 
Cassida multicava Latr. Humb, Rec, 352, 44. pl.22. F.8. 
" Cyrtonota multicava Dej. Cat. 2, ed. p. 368, 


3 Bi P. ruderaria Er. 


P, obovata, gibbosa, viridi-aenea, BR elytris crebre, 


grösse profundeque punctatis. — Long. 34 — 4". 


7. Gen. Canistra Er. 


Een Discomorphae Ohevr. (Dolichotomae et OxynoJerae Hope) 


_ proxima, ‚antennarum aulem structura, articulis a 5ecundo inde 
 subaegualibus vel sensim Jongitudine erescrnläbun, ultimis, sex 
_ dense pubescentibus,distincta. 


152 » SuBrichson: 


*1. ©. 'varieosa Er. 

C. nigra, tenuiter griseo-pubescens, elytris conico-gibbo- 
sis, sanguineo reticulatis, cieatriecoso-punctatis, margine fortiter 
dilatato, punctato. — Long. 7", 


8: Gen. Cyrtonota Chevr. Dej, Cat. 2. ed. p. 168. — 
D’Orbign. Diet. univ, d’hist. nat. IV. p. 560. 


Mesomphalia Hope Annals of nat. hist. III. p. 94. 


*1. C. cruentata Er. s 

C. nigra, infra nitida, supra opaca,, cinereo -pubescens, 
coleopteris fortiter umbonatis, punctatis, rugis elevatis sangui- 
neis Jaxe, reticulatis; humeris rotundatis. — Long. 54", 


*2. 0. scoparia Er. 

C. supra nigro-chalybea, opaca, infra nigra, nitida, elytris 
leviter gibbosis, subtiliter punctulatis, dorso obsolete reticu- 
latis, parce subtiliterque fulvo-pubescentibus, passim fascicu- 
latis; humeris rotundatis — Long. 8". 


*3. O0. floccosa Er. 

C. nigro-aenea, infra nitida, supra opaca, elytris eyaneo- 
micantibus, leviter gibbosis, obsolete reticulatis, subtiliter pun- 
ctulatis, 'parce griseo-pubescentibus, posterius passim faseicu- 
latis; basi truncatis,' humeris rotundatis. — Long. 54". 


*4. CO. pleurosticha Er. 

C. nigro-aenea, infra nitida, supra opaca, elytris.leviter 
gibbosis, reticulatis, subtiliter griseo -pubescentibus, lateribus 
intra marginem dilatatum serie punctorum albidorum notatis; 
humeris rotundatis. — Long. 5— 7”, 


*5. C. gentilis Er. R 

C. nigro-aenea, supra subnitida, glabra, elytris posterius 
fornicatis, reticulatis, margine dilatato irregulariter fulvo-litu- 
rato; humeris fortiter antrorsum dilatatis, obtusis. — Long. 67”, 


*6. 0. üllustris Er. 

C. parum convexa, viridis, infra nitida, supra subopaca, 
prothorace eupreo-tincto, coleopteris'subtiliter retieulatis, apice 
acuminatis, intra marginem ‘ante medium macula magna irre- 
gulari flava notatis, margine summo cupreo, nitido; humeris 
antrorsum dilatatis, rotundatis. — ‘Long. 6". ıtehr 


1 2 EEE ee ee 


u Dänen 


ur 


> Su 


Conspectus Ins: Ooleopt. Peruan. 153 


e- 6: s serinus Er. Luc Be \ yui 
@.; laete viridi-aenea, nitidula, re uahreibhonie nüllel- 
tn, punctis duobus disei plagaque lata ‚marginali flavis; 'hu- 
meris 'reetangulis, 'prominentibus. — Long. 31—44". 
‘ Variat elytrorum märgine concolore. 


9. Gen. Cyphomorpha Hope Col. Man. Ill. 1840. 


Chelymorpha Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — ‚D’Orbign, 
Dict. uniy. au nat. III. p. 463. 


*1. C. areata Er. 

C. breviter ovalis, convexa, fronte'prothoracisque maculis 
tribus’ rufis; elytris maeculis tribus rufis:'duabus magnis prope 
sufuram, cruce nigra distinetis, tertia minore laterali. — Long. 
34 — 44". g 


Variat elytris rufis, immaculatis. 
10. Gen. Omapsides Chevr. Dej. Cat. 2. ed. p. 371. 
*1. O. specularis Er. 


O. nigra, supra obscure aenea, elytris plaga magna 
oblonga intramarginali flava. — Long, 5”", 


11. Gen. Acromis Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. D’Or- 
bign. Dict. univ. d’hist. nat. 1. p. 102, 
Selenis Hope Ann. nat. hist. III. 1839. 
*4, A. venosa Er. 


A. obscure aenea, elytris Faeuingo venosis,  — Long. 
5— BY", 


12. Gen. Cassida Lin. Syst. Nat. 1. ed. 1735. 


Deloyala, Coptocycla, Cassida D ej. Cat. 2. ed. 1834, 
„Aspidomorpha et Thyreaspis Hope Col. Man. III. 1840. 


41. Sect. unguiculis basi unidentatis. | 
* Coleopteris umbonatis, humeris prominulis ( PURE 
lae p. Dej.). 
#1. C. rutila Er. 
©. supra fortiter umbonata, undique declivis, dilute rubra, 
nitidissima, prothoracis margine anteriore flavo-pellucido; ely- 
tris inaequaliter striato-punctatis, margine flavo-pellucido, fa- 


‚sciis duabus altera humerali, altera ante apicem dilute rubris; 


infra pallide testacea. — ‘Long. 34”, 


IH - evil WBrichsonzn: 


ker C. carnulenta Er. 11 auairsr DT 

».@;| supra'leyiter umbonatä, 'undique dan dilute vubra, 
nitidiseimä, prothoracis' margine Anteriore-fldvo:pellueido ;, ely! 
tris inaequaliter striato-punetatis, |margine: summo apicem ver; 
sus pellueido; infra nigra, 'capite'prothoraeisque läteribus/rufis; 
pedibus, anticis rufis, ‚posterioribus_ nigris, geniculis ‚tarsisque 
piceis;, antennis articulis a: testaceis, ‚gehguns‘) nigris. — 
Long. dr 


*x Goleopierat convexis 5 (Coptocyelae p: Dej.)., pe 


#3..0: glweweovittatanEr. ‚srornos eilnvo nioend .O 
"Cs iorbieularis;'leviter corivexa;).supra pallide lutea, niti+ 
dissima,- elytris 'vitta ‚Jaterali glauca; läevibus, lateribus ‚parce 
seriatim punctatis; infra nigra, fronte, 'prothoracis lateribus, 
macula utrinque in metasterno, triangulari,abdominisgue imbo 
maculari luteis; anfennis pedibnsgue Iuteis, his bası Digi. —_ 
Long. ih, 
*4, (. liguida Er. 
©. orbicularis, leviter convexa, flava, nitida, margine ompi 
elytrorumque maculis duabus niert elytris dorso parce 
subtilitergüe) lateribus fortius seriato- puhetatis, — — Long. 24". 
2. Sect. unzuieulis peetinatis. nid 


«il 


*5. (. circinaria Er. 

C. orbicularis, nitida, flava, supra leiter convexa, disco 
süborbiculari nigro, et: Hlavo, scufellum continente, con- 
centrice diviso, areola interiore nigra medio utringue macuh 
flava notataz ‚elytris ‚regulariter ‚punetato-striatis,— Long.22'". 


Hr C.! sertata Er. » 

“!G.orbieularis;, 'nitida,\Nava), stm oviter convexa, Pro- 
thoraeis basi elytroraiisfup witta-subinaequali' arcuata, | pone 
medium )suturamı attingente,nigris, Jdiseum flayum, irregulariter 
nigro-punctatum includentibus; elytris fortiter inaequaliterque 
subseriato - punctatis. — Long. 23”. 

‚Variat Supra disco communi,, Jateribus inaequalitor dila- 
tato OMMINO, nIgTOs i ren REN 
#7,ı0 plecta Er." ‚all all u a 

\lu@.»orbicularis, flava, nitida, Supra, leviter ER pro- 
thoraeis elytrorumque dorso nigro*reticulato, signaturis nigris 


Conspectus Ans ’Coleopt. Peruan. 155 


fortiter irregulariterque Rumeialis; interstitüs Mare sübele® 
vatis.» — Long: pe dinsinl 998701074 ‚89196 - van ‚A 
er C.iudaica Fäb. Syst.ELT.'392. z.lumeenst Na: 
tursyst. Käf. VIII. 280. 52. T. 133. Fit." 

3. Sect. unguiculis simplieibus.! “sn Wlovgi 

#*g Taurofasciata Er." in suneaslonug wrqua 
BG," suborbieuläris, vier" eonvexa, Hava, atylke punetatöl 
striatis, nigris, fascia media aureo! nitida ee nn 
flavis. — Long. 3", . 1 
#40..c dmplera‘ pilpo>aadug - oaıgnip atigen, „arziı Kr 
NE shborbieularis,leviter convexa, "eitrina, disco dorsali 
nigro, 'elytris punctato- striatis, plaga oblonga eitrina prope 
suturam; prothorace utrinque” truncato, 'elytrorum inargine 
fortiter antrorsum producto, prothoracein 'amplectente;; Anten- 
nis PR nigris. = Lee Bun nd 


‚url 


ER Trib: Eihrysimeiide: ieh Elojtopbeil 1 (p. 1)1846 
13. Gen. Doryphora Jllig. Mag. ML 1807. 


#1. D, sparsa Er. |... ; 
.1u..D. aenea,, nitida, elytris. Kane is, fascia anfica abbreyiate 
punctisque sparsis aeneis, — Long. 6". 

#2. D. cassidea Er. 

DD. suborbicularis, nigra, supra subvirescens, elytris dila- 
tatis, maculis, duabus lateralibus; difformibus luteis, anteriore 
magna subquadrata, marginali, posteriore minore, triangulari, 
intramarginali. — Long. 6". 

*8, D, celsa Er. 

..,D. ‚obovata, ‚convexa, obseure aenea,- nitidula, proihoragis 
nteribus elytrisque punctato-subrugosis, his litura transversa 
baseos fasciaque maculari ante EIERN obscure rufis, — Lon- 
Bi geret .i & a RE I nisyigro rt f ‚bi 
4. D. prasinaEr.-ilusi no on ih »dO 
"DD: oblonga, viridi-metallica, ‚subnitida , subtiliter: ‘punefu- 
lata, sterni mueröne acuminato, ‚chalybeo. — "Long. 6.110: 

5. D. glaucina Reiche i. litt. DENT CT E N) I Warn 
Ds: dilute psittacina, nitida, ‚elyfris. ‚subtiliter  puiictato- 
is, ufargine, pectore abdomineque Futeis.u=+>. Long.ı&!, 


r 
& 
14 . 

a ” 
H 


N 


“ul 


56: , vw „ıwErichson: 


*6. D. lignosa Er. . 7 

D. fusco-aenea, prothorace lateribus lutescente,- elytris 
subseriatim subtiliterque nigro-punctatis, luteis, ferrugineo-stri- 
gatis. — Long. 54". 

*7. D. nigrolineata Er. 

D. supra punctatissima, nigra, capite einereo- pubescente, 
prothorace flavo, nigro-bivittato, elytris testaceis, flavo-margi- 
natis, nigrolineatis. — Long. 43”. 

*8. D. ambigua Er. \ 

D. nigra, capite cinereo -pubescente, prothorace macula 
antica oblonga testacea, lateribus flavomarginato; elytris, pun- 
ctatissimis, flavo-marginatis, disco communi sinuatim, testaceo, 
ferrugineo - sublineato. — Long. 44", 

*9, D. 5-maculata Er. 

D. nigra, capite cinereo-pubescente, prothorace vitta me- 
dia testacea, lateribus flavis; elytris punctatissimis, sutura, 
margine maculisque tribus, postica communi, flavis, — Lon- 
git. 44", 

*10. D. selecta Er. 

D. flava, capitis maculis sex, prothoracis margine macu- 
lisque quatuor, elytrorum margine, sutura punctoque singulo 
ante medium sito viridibus. — Long. 44”. 

*11. D. fausta Er. 

D. oblonga, testacea, aeneo-micans, elytris flavis sutura, 
fasciis duabus latis, obliquis, extus been Ba 
duabus posticis ano aeneis. — Long. 52”. 

*12. D. munda Er. 

D. fusco-aenea, nitida, prothorace sparsim punctato, ely- 
tris subtiliter subseriatim punctatis, eburneis, sutura fusco- 
aenea. — Long. 5". i 


H% 


14. Gen. Proseicela Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
Obs. Antennae elongatae articulis ultimis quatuor tere- 
tibus, aequälibus. Palpi maxillares articulo ultimo brevissimo, 
truncato. .»Pedes mutici, unguieulis simplicibus. 
*4. Pr. flavipennis Hffmgg. in Mus. 
Pr. viridi- aan nitida, elytris pallide flavis sutura viridi- 
aenea. — Long. 3. —4". 


Conspectus'Ins. Coleöpt. Peruan. 157 


» 45:!Gen. Deuterocampta Chevr. Dej. Cat.'.2.' 1834. 


ö Obs. Antennae mediocres, apicem versus leniter incras- 

i satae, subcompressae. Palpi maxillares ' articulo penultimo 
subincrassato, ultimo. brevi, truncato. Pedes, ungues et ungui- 
culi simplices. 

#4, D. crux Er. 

D. nigra, nitida, elytris subtiliter punctato-striatis, fulvis, 
fascia media lata suturaque ante. fasciam late, pone fasciam 
tenuiter nigris; antennarum basi, labro palpisque testaceis. 
Long. 31", 

*2. D. annuligera Er. ; 

D. ferruginea, nitida, elytris subtiliter punctato-striatis, 
annulis duobus flavo-aureis, anteriore basali, posteriore api- 
_eali, antrorsum caudato., — Long. 32". 


16: Gen. Desmogramma Er. 


Antennae mediocres, sensim incrassatäe. Palpi maxillares 
_ articulo tertio Jeviter incrassato, quarto brevissimo, truncato. 
Pedes simplices, ungue apice subdentato, unguiculis simpliei- 
"bus, distantibus. 

(Obs. Zygogramma Chevr, discedit ab hoc genere: pal- 
porum maxillarium articulo ultimo maiuseulo, truncato, ungue 
infra fortiter unidentato, unguiculis contiguis). 


#41. D. bigaria Er. : 

iD, obscure aenea, nitida, parce punctato, ely- 
tris fortius punctato- -striatis, vittis duabus basi et ante apicem 
eoeuntibus; labro flavo; artieulis duobus primis infra testa- 
ceis. — Long. 34", 

”2.D. polychordia Er. 

- .D. obscure aenea, nitida, capite prothoraceque rufo-piceis, 
 sparsim punetulatis, elytris eburneis subtiliter punctato-striatis, 
interstitiis alternis angustioribus suturaque et margine obscure 
viridi-aeneis. — Long. 34". 


+17. Gen. Cosmogramma Er. 2 


"  Antennae mediocres, apicem versus sensim subincrassatae, 
pi maxillares articulo ultimo incrassato, truncato. Pedes 
tiei, ungue infra apice bidentato, unguiculis simplicibus, 


‚subapproximatis. 


158 nero T IaEdhsdneuiingene) 


O0 bs. Huic\generi praeterea ıZygogramma'decora)Dej. et 
Chrys; fulvocincta-Kl. adseribendae  sunt. „1.1, „40 
*4. 0. patricia Guerlichtti N] . rasch 
-u1ıÖ."nigray'opaca;, lelytrissubcyaneis ‚> opacis;)'subtilissime 
seriatim punctatis, margine basali ee —_ 
flavis, auro-nitidulis. — Long. 3". Bı yo BEE a M 


'18. Gen. Calligrapha Chevr. De). Cat. 2. 1834. 
Polyspila Hope Col, Man. 1840. 2 AA ” ix 

Obs. Antennae mediocres, sensim subinerassatae, Palpi 
maxillares articulo ultimo ern truncato. Pedes simpli- 
ces, ungue infra apice unidentato, unguiculis simplici us, sub- 
approximatis. te 
*4. C. matronalis Er, er 5 
C. obscure viridi-aenea, ore, anfennarum basi een 
rufis, elytris eburneis, sutura’'änfiee trifida,Wittula obliqua 
arceuataque humerali maculisque 'decem''viridi= aeneis (hacula 
singula ante‘ vittulam , reliquis,"41, 1,352, 2, pone vittulam 
sitis).— Long. 33", Br ia 5b 


„zud 


zılanu 


‚419... Gen,  Chrysomela ‚Lin. Syst. Nat, 1. "sd. insg, 


1; Chr. Percheronii; Gukr. Kos d.l, Coquile,, Fac, II, 
II. p. 146. ; ad Io) edge 


u 


20. Gen. Plagiodera Chevr. De. Cat. 2. ed. a 
» Ob8"Antenhae breves, ab articnlo'sexto inde inerassatae, 
Kübeömpressae. Palpi maxilläres’ filiformes, articulo inte 
tenuiuschlo, oblöhgo), subacuminato. ' Pedes simplicks, ungue 
infra apice unidentato, unguiculis simplieibus, subapproximatis, 

*4, Pl. praetexta Er. nn ER? 
Pl. obovata, leviter convexa, nigra, antennarum articulis 
quatuor basalibus , eapite prothoraceque rufis, elytris viridibus, 


margine ich testaceis. — Long. 33 — 4". ME. 


r .aldınas -Ibrriy 
*2, Pl. praecincta Er. za 


Pl. obovata, leviter convexaj'nitida, FR EORN viridibus 
margine, testaceg; antennis nigris, ‚artieulis''quinque; pp 
testaceis;,pedum geniculis, tarsisque Po „— Long. 33", 
*3, Pl, prasinipennis En ZU EE u. Fine 

Pl. suborbieularis, convexa, ruf, böuteile piceo,,' pie R 


“ 


di 


Conspectus Ins: ;Coleopt. Peruan. 159 


viridibus,'subopaeis ‚pareius subtiliterque ‚pünctatis; antennis 
 nigris,ärticul‘s’ quinque: basalibus testaceisi = Dong. 3"... 
"4 Pl) eircelläris Er 1.4209 

Pl. suborbieularis, leviter convexa, rüfä,- prothorace basi 
media, /scutello' elytrisgue viridibüs ‚ his) nitidis ‚. parcius' sub- 
tiliterque punctatis; antennis nigris, articulis quinque basalibus 
testaceis. — Long. 21”, 

#5. Pl. areata Er. 

Pl. 'suborbieularis, ‚convexa,,‚nigra,.'prothoracis macula 
utrinque laterali abdominisque' segmentis ‚duobus ‚ultimis albi- 
dis, elytris ‚area 'magna. discoidali rufa; antennarum,. articulis 
quatuor basalibus, infra_albidis,, — Long..3'”, ! 


21. Gen. Phaedon Meg. Dahl. Cat.. 1823. Latr. Com 
in u uBRegn. an, 2, ed: V..p.151. 


#4. Ph.\semimarginatum Dej.‘Cat. 2. ed. p.405. 


pehtun Chrysomela semimarginatä Latr. Humb: Rec: Zoot. ol 
376. 61. DT. 3: F11.— - j un 


— 


22. Gen. Stenomela Er. _ e al 
>" „Corpus elongätuni, eylindrieum.  Antennäe elongätae, fili- 
formes , 'artieulo secundo brevi, tertio ‚quartoque'breviusculis; 
sequentibus longioribus,' inter se subaequalibus, 'a sexto-inde 
subcompressis et süibtiliter pubescentibus, ultimo/apige abrupte 
acuminato. | Palpı'filiformes, 'articulo ‚ultimo'libero, ‚oblongo- 

 ovato, Pedes simplices; unguieuli simplices. — Genus singu- 
lare, ‚statura omnino, Stenochiam, simulans. 
BE v7 TA Fallidn Er;i 

St. pallille' lutea, capite sihonaessne dense zrinetalie, 

be: subquadrato basi utringte,'isubimpresso, angulis anteriori- 
bus denticuli instar prominulis ; elyteis crebre subseriatimque 
punctatis. — ‚Long. 5"; 


er.) 


4. Trib. Eumolpides Lacord. Plytophag. 1. (p. ı) 1845. 


‚23. Gen. Colaspis Fab. Syst, El. 1801. 

44, Sect. prothorace Jateribus, tridenticulato;, elytrorum 
i immarginata, 0.000 00001 my) 

4: ©. munifica Er. | 

C. oblonga, subdepressa, laete viridi-a -aenea, gemmea, prio> 


160 - Erichson: 


thorace fortiter 'inaequalitergue punctato; elytris ‚erebre pro- 
funde e substriato-punctatis, 'transversim 'rugulosis, lateribus 
tis; antennis fuscis, articulis quinque basalibus pedibus- 
que flavis. — Long. 42”. 
2. Sect., prothorace lateribus bidenticulato; elytrorum 
basi immarginäta. 
*2. Ci-ohlöftes Er. 

C. ovalis, convexa, laete viridis, gemmea, prothorace pro- 
funde punctato, utrinque subimpresso, lateribus obsolete den- 
ticulatis; elytris dense profundeque seriatim punctatis , inter- 
stitio penultimo' subcostato; pedibus antennisque pallide flavis, 
his articulo sexto septimoque fuseis. — Long. 3— 4". 


*3. 0. coelestina Er. 

C. oblongo-ovalis, leviter convexa, saturate coerulea, ni- 
tidissima, prothorace sparsim punctato, lateribus obtuse bi- 
dentato; elytris subtilissime striato-punctatis, apice,subsinuatis; 
antennis pedibusque flavis. — Long. 43". 


*4. C. spurcaticornis Er. 8 

€. brevis, leviter convexa, saturate virescenti-aenea, ni- 
tida, prothorace brevi, latiusculo, crebre punctato,.lateribus 
obtuse bidentato, elytris substriato-punctatis, apice punetato- 
sulcatis; pedibus rufo-piceis, aeneo-micantibus; antennis. testa- 
ceis, articnlis quinto, sexto Septimoque fuscis. — Long. 24". 


*5, C. parellina Er. 


C. obovalis, leviter convexa, eyanea, subopaca, protho- 


race crebre punctato, lateribus obtuse bidentato,; 'elytris ante 
apicem leviter ventricosis, "dense"punetatis, 'subtiliter/transver- 
sim rugulosis; "antennis eihssioribei, a. nigris, 
basi eyaneis. — Long. 22”, | 

3. Sect. prothorace lateribus subunidenticulato; elytris 
basi marginatis. 


*6. C. gemmula Er. 

C. obovata, leviter convexa, viridie) gemmea, prothorace 
crebre punctato; elytris subseriatim punctatis, apice punctato- 
subsulcatis, Jateribus transversim plicato-rugosis; pedibus testa- 
ceis, tibiis apice tarsisque fuscis; antennis -fuseis ‚basi testa- 
ceis, articulo prime viridi-nitidulo. — Long. 24”. 


SINE. er. 


| 


Conspectus Ins, Coleopt. Peruan, 161 


#7. C. manca Er. 
©. oblongo-obovata, leviter convexa, viridi-aenea, nitida, 
; violaceo-micans, prothorace erebre punctato; elytris subtiliter 
substriato-punctatis, apice subsulcatis, lateribus leviter trans- 
versim rugulosis; pedibus rufo-testaceis, femoribus viridi-niti- 
dulis; antennis fuscis, basi piceo-testaceis, artieulo primo_ vi- 
ridi - nitidulo, — Long. 2 — 23". 
*8, C. albicinceta Er. 
©. nigra, capite prothoraceque sparsim. punctato rufe- 
scenti-flavis; elytris subtiliter substriato-punctatis, violaceis, 
linea intramargiuali alba cinetis; pectore pedibusque albidis, 
tarsis antennisque fuseis. — Long. 2”. 


24. Gen. Prionodera Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
Obs. Capite recepto a Colaspide distinguitur. 
*4, Pr. lutea Er. 

‚ Pr. oblonga, leviter convexa, luteo-testacea, subnitida, 
rothorace parce punctato, lateribus tridenticulato,  elytris 
dense subtiliterque punctatis,, obsolete transyersim rugulosis, 
lateribus subcostatis, humeris fortiter prominulis; antennis 
fuscis ‚artieulis quinque basalibus testaceis. — Long. 5". 


25. Gen. Ohaleophana Chevr.Dej. Cat. 2. 1834. D’Or- 
= bign. Diet. univ. d’hist. nat. III. p. 372. 

4. Sect. Fronte angustata, antennis approximatis. 
#1. Ch. effulgens Er. 

Ch. sanguinea piceave, nitida, elytris subtiliter subseria- 
timque punctatis, pone humerum subimpressis, apice integris, 
viridi-aeneis, lucidis, margine inferiore sanguineo pieeove, tibiis 
praeter basin tarsisque nigris, antennis nigris, apice fuscis, 
artieulis tribus basalibus rufo-testaceis. — Long. 3— 3°", 


12. Ch. palumbina Er. 
> Ch. sanguinea, milida, elytris viridi-eyaneis, subtiliter 
atimque punectatis, pone humerum subimpressis, apice si- 
; antennis nigris apice testaceis, articulis quatuor basa- 
rufis. — Long. 34”. 


3. Ch. illustris Er. 
Cl nitida, rufa, abdomine, scutello, tibiarum apice tarsis- 
Archiv 1, Naturgesch, XL, Jahrg, 1, Bd. RN 


162 Erichson: 


que nigris, elytris subseriatim punctatis, Jateribus subsuleatis, 
pone medium chalybeis, albido-terminatis. — Long. 33”. 

2. Sect. Fronte lata, antennis distantibus. 
#4. Ch. nitidissima Er. 

Ch. ovata, convexa, laete viridi-aurata, nitidissima, pro- 
thorace transverso, parce subtiliterque punctato, lateribus ro- 
tundato, fortiter marginato; elytris subseriatim punctatis; an- 
tennis nigris, articulis quatuor basalibus infra piceis. Long. 3". 
*5. Ch. femorata Er. 

Ch. oblongo-ovata, subdepressa, obscure aenea, subopaca, 
punctatissima, prothorace longiore, antrorsun angustato, au- 
gulis anterioribus prominentibus, acuminatis; elytris apicem 
versus sensim sulcatis; pedibus validis, femoribus rubris, tar- 
sis violaceis; antehnis apice fuscis. — Long. 24". 

*6. Ch. bacca Er. & 

Ch. lata, convexa, badia, aeneo-micans, prothörace trans- 
verso, fortiter punctato, lateribus rotundato, viridi-marginato ; 
elytris fortiter substriato-punctatis, basi apiceque sulcatis; an- 
tennis fuseis, basi testaceis. — Long. 34". 

#7. Ch. atricornis Er. f 

Ch. subovalis, convexa, lutea, nitida, prothorace latiore, 
pareius punctato, lateribus rotundato, elytris dense punctatis; 
tibiis, tarsis antennisque nigris, his validis, subcompressis, ar- 
ticulis quatuor basalibus luteis. — Long. 33”. 


*8, Ch. fulva. . 
Coluspis fulva Fab. Syst. El. I. 414. 14. 


26. Gen. Pleuraulaca Chevr. Dej. Cat. 2, ed, 1834. 
*4, Pl. aleyonea Er. 


Pl. supra cyanea, nitida, infra viridi-coerulea, Bell an-ı 


tennis, pedibus abdominisque segmentis ultimis quatuor 'rufis. 
— Long. 33”. 
27. Gen. Chalecoplaeis Chevr. Dej. Oat. 2.ed: 1834. — 
D’Orb. Diet. univ. d’hist. nat. Il. p. 372. 
*4. Ch. rufiventris Er. 
Ch. laete viridis, subnitida, pectore nigro, ore, genis, 
pedibus abdomineque rufis; antennis nigris, articulis sex. pri- 


mis rufo- testaceis. — Long. 23”. 
” 


BY rc Birke A 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 163 


#2. Ch. granaria Er. 

Ch. nigra, supra subaenea, nitida, eJypeo viridulo, elytris 
 subseriatim punctatis, nigro-violaceis, antennis pedibusque 
 testaceis, femoribus 'tibiarumque posticarum basi piceis. — 

"Long. 14”. 


‚28. Gen. Habrophora Er. 


Caput liberum, deflexum, oculis magnis prominulis, intus 
emarginatis. Antennae tenuissimae, filiformes, elongatae, ar- 
ticulo ultimo acumine discreto terminato. Prothorax subey- 
lindrieus, supra depressiusculus, ‚basi angulatus, capitis ‚latitu- 
dine, coleopteris duplo angustior. Pedes longiusculi, sim- 
plices, unguieulis bifidis. — Corpus dense subtilitergue pu- 
bescens. 

Obs. Genus intermedium inter Fidiam et Hersiliam De- 
jeanii, a Fidia oculis emarginatis, ab Hersilia antennis tenuibus 
discedens. 


1. 4. lateralis Er. 
H. testacea, prothoraeis elytrorumque lateribus olivaceis, 
- supra aequaliter fulvo-pubescens. — Long. 24”. i 


2. H. varia Er. 

HH. nigra, supra cinereo-pubescens, elytris fasciis tribus 
undatis maecularibus fuscis, prothorace ferrugineo-vario, capite 
testaceo; pedibus flavis, femorum tibiarumque apice tarsisque 
fuseis; antennis flavis, articulis septimo, octavo, decimo unde- 
eimoque nigris, nono albo. — Long. 23”. 


in 


"29. Gen. Typophorus Chevr. Dej. Cat. 2, ed. 1834. 


-  Obs. Caput inflexum receptum, clypeo quadrato. Oeuli 


maiusculi, intus leviter emarginati. Antennae medioeres, fili- 
formes. Prothorax eylindricus, lateribus marginatus. Pedes 
validiuseuli, femoribus leviter clavatis, tibiis posterioribus ex- 
ad apicem emarginatis, sinu dense ciliato; unguiculi bifidi. 


1. T. 5-maculatus Er. 

T. nitidus, viridi-aeneus, antennarum basi elytrisque 
rubris, his antice maeulis tribus nigro-aeneis, interiore com- 
pre; prosterno apice acute bidentato, — Long. 24", 

11* 


164 _ Erichson: 


Ben Gen. Eumotpus Fab. Syst. El. 1801. 
*4. E. prasinus Eı. 

E. oblongus, viridis, subopacus, elytris, confertim subtili- 
terque- punctatis, interstitiis alutaceis; humeris prominulis. — 
Long. 64". * 

31. Gen. Myochrous Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 

-  Obs. Caput deflexum, receptum, clypeo transversim sub- 
quadrato. Oculi parvi, rotundati, integri, prominuli.  Anten- 
nae mediocres, filiformes. Prothorax subeylindrieus, margine 
laterali dentieulato. Pedes mediocres, unguiculis distantibus, 
basi dentatis. — Corpus oblongunı, pilis squamulaeformibus 
depressis obductum. { 

1. M. immundus Er. 

M, oblongus, obsceure aeneus, supra pilis brevibus squa- 
mulaeformibus luridis albidisque mixtis vestitus, ano, antennis 
pedibusque rufis, tibiis antieis mutieis; prothorace lateribus 
acute denticulato. — Long. 22", 


5. Trib. Clythrides Lacord. Mon. Phytophag. 1. (p. L) 1845. 


32. Gen. Dachrys Lacord. ined. 
4. D. succinceta Lacord. 
Clythra suceincta Er. Meyen Reis. Zool. p. 395. 
6. Trib. Cryptocephalides Lacord. Phytoph. 1. (p.ı) 1845. 
33. Gen. Pachybrachis Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
1. P. cariosus Er. 

P. oblongus, subeylindricus, luteus, fronte fusco-nebulosa, 
prothorace punctatissimo, punetis fuscis, maculis nonnullis 
minutis subelevatis callosis interiectis; elytris erebre subseria- 
timque punctatis, punctis profundis maculisque nonnullis irre- 
gularibus nigris; peetore nigro; abdomine nigricante, basi 
apiceque Juteo; pedibus nigricantibus, femoribus basi apiceque, 
tibiis annulo infra basin luteis; antennis breviusculis nigris, 
basi piceis. — Long. 2”. 

7. Trib. Galerucariae Shuck. Col. delin. 1840, 

Galerucae Latr. Hist. nat. III. 1802. 
34. Gen, Coelomera Ühevr. Dej: Cat. 2. ed. 4834. — 
D’Orbign. Diet. univ, d’hist. nat. IV, p. 75, 


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ConspectusIns. Coleopt. Peruan. 165 


Caput erassum, deflexum, oculis parvis, rotundatis. ' An- 
_ tennae crassiusculae, articulo tertio longissimo, quarto longiu- 

sculo, sequentibus (5—10) brevibus. Palpi maxillares articulo 
secundo tertioque ‚crassiusculis, quarto exserto, tenui, elon- 
gato-ovato, acuminato. , Pedes validi unguiculis bifidis. 
Obs. Genus antennarum structura omnino distinetum continet 
species hasce: Gal. baiula Ol., G. cayennensis F., Gal. brachialis 
Reiche i. litt. (e Columbia) et G. /anio Dalm, (derasa Hifg.). Reli- 
quae pleraeque species a Dejeanio enumeratae potius Galerucae ge- 
neri subiungendae mihi videntur. 
#1. 0. Peruana Er. 

©. rufa, elytris confertissime punctatis, opacis, nigris; 
tibiis tarsisque anterioribus, pedibus postieis antennisque nigris. 
— Long. 5". 


L 35. Gen. @aleruca Geoffr. Hist. Ins. 1764. 


4. Sect. Corpore eylindrico pedibus antennisque longis, 
his articulo tertio elongato, sequentibus sensim brevioribus. 


#1. @. evidens Er. 
G. prothorace brevi, fortiter transversim impresso, basin 
_ versus angustato, flava, elytris viridibus, nitidis, margine su- 
turaque flavis; capite nigro, clypeo labroque flavis; antennis 
- Nigris, articulis ultimis quatuor albis, primo flavo. — Long. 44", 
2. Sect. corpore subdepresso, prothorace transyerso, an- 
 gulis prominulis, antennis crassiusculis. 


%2. @. hebes Er. 

6. testaceo-ferruginea, sericeo-pubescens, deuse subtili- 
terque punctata, labro pectoreque piceis, antennis pallidis, 
- articulis quatuor apicalibus fuseis. — Long. 4". 

00.08, Sect. corpore subdepresso, prothorace transverso, au- 
gulis prominulis, antennis elongatis. 


#3, 6. devota Er. 

G. oblongo-ovata, subdepressa, nigra, opaca, prothorace 
rufo, elytris obscure cyaneis, antennis crassiusculis, articulis 
ultimis tribus albidis. — Long. 3%", 


#4. 6. illigata Er. 
7 @, oblonga, subdepressa, nigra, supra sericeo-pubescens, 
opaca, prothorace rufo, elytrorum margine suturaque, pectore, 


166 Erichson: 


feniorum' basi antennarumque artieulis ultimis -tribus. albidis. 
— Long. 3". 
*5. @, labida Er. 

G. oblonga, subdepressa, rufa, elytris nigro-cyaneis, Opa- 
eis, margine albido, antennis basi albidis, artieulisque quatuor 
apiealibus albis. — Long, 37", 


"36. Gen. Diabrotica Ohevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
D’Orbign. Dict. univ. d’hist. nat. IV. 717. 
Obs. Antennae elongatae graciles. Oculi ovales, promi- 
nuli. Mandibulae acute dentatae. Palpi maxillares articulo 
tertio inerassato, quarto parvo, subulato, Pedes graciles, un- 
guiculis bifidis. 
4. Sect. elytris vage subtiliterque punctatis, antennis ar- 
ticulo tertio breviore. 
‘4. Antennis artieulis ultimis tribus albis, ultımo ‚apice 
fusco, 
* Prothoracis dorso biimpresso, coleopteris oblongis. 


*1..D. ambitiosa Er. 

D. flava, capite cum antennis; nigro, his apice, albis, ely- 
tris.ereberrime punctatis, viridi-cyaneis, nitidis, margine flavo. 
— Long. 4". 

*2. D. lucifera Er. 

D. nitida, flava, antennis praeter apicem, capite pectore- 
que nigris, prothorace rufo-testaceo, elytris’maoulis duabus 
magnis eyaneis, anteriore subquadrata, communi, — Long. 3", 


*3. D. praedita Er. 


D. nigra, antennarum basi, prothorace, mesosterno ely- 


trisque pallide flavis, his macula humerali, fascia ante apicem 
suturaque sensim angustata abbreviataque nigris; femoribus 
flavis supra nigro-lineatis. — Long. 44”, 


#4, D. gracilenta Er. ’ 

D. nitida, testacea, capite peetoreque nigris, elytris albi- 
dis, vitta Jaterali suturaque abbreviatis fasciisque duabus an- 
gustis nigro-cyaneis, anteriore paulo ante, ‚posteriore pone 
medium sitis; antennis ante apicem album, tibiis \tarsisque 


fuseis. — Long. 33". | fm 


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Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 167 


#5. D. sesguilineata Er. 

D. nitida, flava, antennis praeter apicem, capite pectore- 
que nigris; prothorace rufo-testaceo; elytris sutura sensim 
angustata abbreviataque, vitta laterali apice abbreviata, lineaque 
media longitudinali utrinque  abbreviata coerulescenti-nigris. 
— Long. 3%". 

*6..D. 7-Liturata Er. 

D. nitida, flava, antennis, ore pectoreque nigris, elytris 
lateribus leviter plicatis, lineolis quatuor nigris: binis ante 
apicem sitis, binis basalibus, altera humerali, altera suturali, 
communi, — Long. 3", 5 

** Prothorace aequali, coleopteris vemricosis. 


*7. D. melanopa Er. 

D.nitida, flava, pectore scutelloque nigris, tarsis fuscis. 
— Long. 3”. 
2. Antennis artieulis penultimis duobus albis, 


#8. D. conciliata Er. 

D. flava, capite, pectore, elytrorum macula scutellari hu- 
meralique et fascia ante apieem, tibiis tarsisque nigris, anten- 
nis nigris, basi flavis, articulis penultimis duobus albis. — 
Long. 34", 

C. Antennis absque annulo albo. 
#9, D. vigens Er. 

D. oblonga, prasina, capite cum antennis, elytrorum ma- 
eulis tribus, pectore abdomineque testaceis, tibiis tarsisque 
fuseis. — Long. 24", 

40. D. decolor Er. 

i ' D. flava, capite, scutello, pectore, tibiis tarsisque nigris, 
elytris summa basi fuscescentibus, prothorace aequali. — 
Long. 24”. r 

41. D. tumidicornis Er. 

D. oblonga, pallide vigglis, tibiis basi fuseis, prothorace 
profunde biimpresso; antenf@@& corporis longitudine, sensim in- 
erassatis, articulis ultimis dus abrupte tenuibus. Long. 3'", 
#42. D. praestans Er 

D. testacea, ntloraoe foveolis, duabus obliquis impresso, 
 elytris apicem versus sensim dilatatis, postice ultra medium 


wem 


168 Erichson: 


maculisque duabus basalibus atro-ceyaneis, abdomine nigro. — 
Long. 6". 
*13. D. prodiga Er. 

D. testacea, prothorace punetis quatuor marginalibus, sceu- 
tello, pectore, abdomine, tibiis tarsisque nigris, elytris postice 
ad medium usque punctoque humerali atro-cyaneis, limbo 
apicali, mesosterno femoribusque albis, his’ nigro-Jineatis; an- 
tennis elongatis, ‚corpore longioribus nigris, articulo Primo 
infra testaceo. — Long. 4— 44", 


*14. D. conchula Br. 

D. nigra, capite prothoraceque rufis, labro, antennis, pe- 
dibus, elytrisque‘ flavis, his ventricosis, faseiis duabus nigris, 
posteriore latissima. — Long. 23". 

Mas fronte infra antennas intrusa, facie prothoraeisque 
apice flavis. 

Variat elytrorum. fasciis obsolescentibus fuseis vel 
omnino obsoletis. 


*145. D. rubripennis Er. 


D. nigra, nitida, prothorace bifoveolato, elytris Khbris; . 


convexis, apicem 'versus leniter dilatatis. — Long. 3". 
#416. D. rufina Er. 

D. rufa, nitida, abdomine, antennis, tibiis tarsisque nigris, 
femoribus albis; prothorace bifoveolato; elytris convexis, api- 
cem versus leniter dilatatis, — Long. 3". 

Variat A: scutello pectoreque nigris, ; 
-  B: scutello, pectore elytrorumque macula 'magna 
pone medium nigris. 
*17. D. amplexa Er. 

D. nigra, prothorace bifoveolato, laete rufo-testaceo, ely- 

tris amplis, flavis, basi apiceque late nigris; antennis 'testa- 


ceis, articulo primo basi nigro. — Long. 24”. 
*418. D. imlgta Er. h 
D. nigra, horace bifovegggto elytrisque flavis, his ma- 


eula communi ndata eirea tellum apieeque lato nigris, 
facie infra ante femorum anteriorum basi flavis; an- 
tennis fusco - testaceis, artieulo primo supra nigricante,.  — 
Long. 2”. 

Viariat elytris basi immaculatis. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan, 169 


x 


—— *19. D. delicula Er. 

D. nitida, flava, capite prothoraceque: transverso bifoveo- 
lato testaceis, elytris fuseis, maculis quinque: 1,2, 1, 1, ma- 
gnis margineque albis; abdominis margine, femoribus ante api- 
cem, tibiis tarsisque fuseis. — Long. 14". 

Variat elytrorum maeculis confluentibus. 

2. Sect. elytris substriatis. 


20. D. optiva Er. 

D. oblonga, laete prasina, prothorace profunde: bifoveo- 
lato, elytris subsulcatis, maculis duabus, altera magna distin- 
‚ctaque basali, altera parva obsoletaque ante medium badiis, 
macnlaque ante apicem flava; pecetore antennisque testaceis, 
his articulo primo viridi, abdomine, tibiis tarsisque flavescen- 


r 


tibus. -—— Long. 3”, 


fi *21. D. demissa Er. 

b D. oblongo-obovata, nigra, prothorace transverso , bifo- 
veolato, laete rufo-testaceo, nitido; elytris substriatis, striis 
dense bifariam punectatis, interstitiis angustis, laevibus: nitidis, 

. Navis, vitta Jata suturaque, apice summo abbreviatis, nigris; 
pedibus flavis, immaculatis. — Long. 22”. 


22. D. venalis Er. 

D. oblongo-obovata, subdepressa, nigra, capite prothora- 
ceque rufo-testaceis, nitidis, hoc profunde, biimpresso; elytris 
dense punctato-striatis, striis gemellatis, margine vittaque dor- 
sali integra, Jaevi flavis; pedibus flavis, femorum 'apice, tibiis 
tarsisque fuseis; antennis nigris, basi testaceis. — Long. 22", 

— #23. D. flavolimbata Er. 

D. oblongo-obovata, convexa, nigra, prothorace fortiter 
biimpresso, elytris confertissime rugoso-punctatis, subtiliter 
tricostatis, margine, abdomine pedibusque flavis. — Long. 24”, 


\ 


37. Gen. Cerotoma Chevr. Dej. Cat.'2, ed. 1834. D’Or- 
bign. Diet. univ. d’hist. nat. III. p. 342. 

Obs. Antennae graciles, maris difformes. Oculi rotun- 
dati, prominuli. Mandibulae acute dentatae.: Palpi maxillares 
articulo tertio incrassato, quarto parvo subulato. Pedes gra- 
eiles unguienlis bifidis. Abdomen: segmentis duobus ultimis 
liberis, 


170 Erichson: 


*1. C. geometrica Er. 

©. nigra, antennis, pedibus, capite prothoraceque flavis, 
hoe vitta media nigra; elytrorum sutura, margine, vittula obli- 
qua humerali, fascia media recta, fasciaque ante apicemr obli- 
qua flavis; vertice sanguineo. — Long. 24”, 

Mas antennarum artieulo tertio inerassato, apiece emar- 
ginato, quarto spinula” terminato. 
2. ©. facialis Er. 

©. nigra, facie, antennarum basi pedibusque flavis, femo- 
ribus postieis apice nigris, elytris flavis, maeulis quingue ma- 
gnis: 2,2,1, nigris. — Long. 2--24". 

Mas antemnarum artieulo tertio inerassato, apice eroso 
bidenticulatoque; quarto eroso hamatoque. 

Variat 4: prothorace rufo, abdomine luteo (2). 

- B: elytris macula singula ante apicem signatis (Q)). 
3. 0. nodicornis Er. 

C. nigra, nitida, 'prothorace dilute testaceo, elytris mar- 
gine suturaque albis. — Long. 12". 

Mas antennarum articulo tertio elongato, simplici, quarto 
quinfoque apice nodosis. ' 


38. Gen. Exora Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 

Obs. Antennae graciles. Oculi magni, rotundati, promi- 
nuli. Mandibulae obtuse dentati. Palpi maxillares filiformes, 
articulo ultimo libero, ovato, subacuminato. Pedes mediocres, 
unguiculis basi fortiter dentatis. 


1. E. detrita. d 
Crioceris detrita Fab. Syst. El. 1.450. 8: 


2 


39. Gen. Euperus Geoffr. Hist. Ins. 1764. 
1. L. forticornis Er. 

L. oblongus, niger, nitidus, antennis validis, subcompres- 
sis; 'prothorace bifoveolato, albido, elytris: dense 'punetato- 
subrugosis, eoeruleis, nitidis; femoribus albidis, apice nigris, 
— Long. 24". 

*2.1L. fweatus Er. | 

L. oblongus, flavus, coleopteris dense‘subtiliterque 'pun- 
etatis, eyaneis, disco rubris; tibiis, tarsis antennisque nigris, 
his articulis quatuor apicalibus testaceis. — Long. 23”. 


A 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan, 1711 


8. Trib. Haltiecidae Kirby Faun. Bor. Am. 1837. 


1. Subtrib. Oedipodes Jllig. Mag. VI. p. 56. 


40. Gen. Palopoda Er. 

E.:Haltieis Oedipodis Jll. — Palpi articulo ultimo lon- 
giusculo 'tenui, acuminato, maxillares articulo penultimo in- 
erassatulo. Ligula cornea, porrecta. Unguiculi basi dentati. 
— Corpus oblongum, Protliorax coleopteris duplo angustior, 
subquadratus, aequalis. ’ 


*4, P’tersa’Er. 

P. viridi-aenea, nitidissima, cupreo-micans, capite protho- 
raceque passim punctatis, elytris laevigatis, parce pubescenti- 
bus, pone. basin passim punctatis; antennarum basi pedibusque 
fulvis, femoribus posticis totis, anterioribus superne aeneis, — 
Long. 24". 


2. Subtrib. PAysapodes Jllig. Mag. VI. p. 54. 


41: Gen. Oedionychis Latr. Ouv. Regn. an. 2. ed. V. 1829, 


#1. Oe. opulenta Er. 

Oe. obovata, convexa, punctatissima, nigra, antennarum 
basi, ore, orbitis internis, prothoracis lateribus, tibiis tarsisque 
testaceis; elytris dilute rufo-badiis, limbo laterali suturalique 
eyaneis. — Long. 44”. 

Variat Jimbo suturali abbreviato. 


#2. Oe. sagulata Er. 

Oe. obovata, leyiter convexa, nigra, nitida, prothorace 
abdomineque flavis, elytris subtiliter punctulatis, cyaneis, limbo 
exteriore apice dilatato flavo: margine apicem versus subser- 
rato. — Long. 4", 


#3. Oe. praecincta Er. 

Oe. obovata, leviter convexa, nigra, nitida, orbitis inter- 
nis prothoraceque flavis; elytris subtiliter punctulatis, Jimbo 
exteriore aequali flavo, margine, apicem versus obsoletissime 
erenato. — Long. 33", 


#4. Oe. dissepta Er. 
Oe, obovata, leviter convexa, nigra, nitida, fronte infra 
antennas prothoraceque flavis, elytris parce  subtilissimeque 


1. 


172 Erichson: 


punctulatis, imbo faseiaque media aequalibus flavis. — Long. 
gu .gam, 
Variat 4: elytris flavis, fasciis duabus latis, extus abbre- 
viatis nigris. { 
- 0 B: elytris flavis, maculis- tribus nigris, (duabus basa- 
libus, tertia. extrorsum versus apicem 'sita. 
*5. Oe. alacris Er. 

Oe. obovata, leviter convexa, nigra, nitida, capite pro- 
thoraceque rufo-testaceis, vertice nigro, elytris subtiliter pun- 
ctulatis flavis, fasciis duabus latis abbreviatisque nigris. — 
Long. 34". { 

*6. Oe. promta Er. 

Oe. breviter obovata, posterius dilatata, leviter convexa, 
nigra, nitida, prothorace flavo, elytris crebre distineteque pun- 
ctatis, limbo fasciagque media lata, postice sinuata flavis. — 
Long. prope 3", 

*7. Oe. plagiata Er. 

Oe. flava, elytrorum sutura vittaque media rufo-ferrügi- 

neis. — Long. 33— 4". 


42. Gen. Homophoeta Er. 
Ptena et Omophoita Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. 
Obs. Pedum posticorum femoribus modice incrassatis et 
tarsorum articulo ultimo clavato, neque apice globoso ab 
Oedionychide distincta. 


*4. H. albieollis. 


Galeruca albicollis Fab. Syst. El. 1. 493. 79. 
‚Altica albicollis Oliv. Ent. VI. 93. bis. 682. 22. T.2.F. Ber 
Haltica albicollis J\lig. Mag. VI. 86. 6. 


Varietas: elytris fuseis, nitidis, macula parya humerali 
alba, ceterum immaculatis. - 


*2. H. curialis Er. 3 

H. subovata, depressiuscula, hüpchl capite, prothorace ely- 
(risque albis, his fascia lata abbreviata baseos, maculaque 
subquadrata pone medium viridi-aeneis, vertice antennisque 
testaceis. — Long. 3". 
*3, H. inaequalis Er. 

H. oblongo-ovata , leviter convexa, nigra, prothorace 'ab- 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 173 


domineque albis, elytris dorso fortiter rugosis, cyaneis, nitidis, 
limbo laterali apiceque albis, laevibus. — Long. 4". 
*4. H. fulerata Er. 

H. oblonga, nigra, prothorace flavo, postice transversim 
suleato, elytris macula baseos fasciisque duabus eburneis, ab- 
domine lateribus testaceo, pedibus basi albis. — Long. 22”. 


3. Subtrib. Swlcioolles Jllig. Mag. p. 59. 


43. Gen. Eactica Er. 
“ Monomacra, Strabala, Lacpatica Chevr. Dej. Cat. 2. 
1834. 

Palpi maxillares articulo quarto minore, conico, labiales 
artieulo ultimo tenui, aciculari. Femora postica leniter in- 
erassati. Unguiculi basi dentati. 'Prothorax basi sulco trans- 
versali profundo, utringue abbreviato et suleulo brevissimo 
longitudinali terminato. 

*1. L. melalewca Er. 

L. nigra, capite, prothorace elytrisque albis, vertice ma- 
cula singula, prothorace maculis duabus basalibus nigris; pe- 
dibus albis, femoribus tibiisque apice tarsisque nigris. — Lon- 
git. 24”. 


44. Gen. raptodera Chevr. Dej. Cat. 2.ed. 1834, — 
D’Orb. Diet. univ. d’hist. nat. VI. p. 307. 
1. @. plicata Hoffmgg. in mus. 

G. oblonga, eyanea, nitida, infra tenuiter cinereo -pube- 
scens, prothorace basi leniter sulcato, angulis posterioribus 
acutiuseulis, prominulis; elytris parce subtiliterqgue punctatis, 
lateribus distinete longitudinaliter plicatis. — Long. 4"; 

2. 6. costata Er. 

G. obovata, leviter convexa, eyanea, subnitida, 'elytris tri- 

costatis, interstitiis subtilissime punetulatis. — Long. 32”, 


4. Subtrib. Caesae Jllig. Mag. VI. p. 57. 
45. Gen. Diphaultaca Chevr. Dej. Cat. 2. ed. p. 388, 
D’Orb. Diet. univ. d’hist. nat. V. p. 46. 


#1. D. arguta Er. 

_D. nitida, rufo-testacea, anfennis, feworum apice, tibiis 
tarsisque fuseis, elytris cyaneis, subtiliter striato -punctatis, 
prothoracis angulis anterioribus subrectis, — Long. 24", 


174. Erichson: 


*2, D. ingenua Er. 

D. nitida, dilute rufo-testacea, elytris Jaete cyaneis, aequa- 
liter subtilitergue subseriato - punctatis;  abdomine, pedibus 
posticis totis, tibiis anterioribus apice tarsisque nigris; anten- 
nis nigris, basi rufis; prothoraeis angulis anterioribus obtusis. 
— Long. 24”. 


Subtrib. Saltatrices Jllig. Mag. Vl. p. 60. 
46. Gen. Cacoscelis Chevr. Dej. Cat. 2,ed. 1834, — 
D’Orb. Dict. univ. d’hist, nat. III. p. 13. 
*4. C. compta Er. 

G. oblonga, subeylindrica, flava, vertice, prothoraeis disco, 
antennis, femorum striga dorsali, tibiis tarsisque nigris; elytris 
viridibus, nitidis, margine 'suturaque flavis. — Long. 4". 

*2. O. lucens Er. 

©. oblongo-obovata, subdepressa, flava, nitida, antennarum 
artieulis 3—6, tibiis praeter basin tarsisque nigris; .elytris 
eyaneis, nitidissimis Jaevissimisque, — Long. 5". 


47. Gen. Oenoscelis Er. 


Pedes modice elongati, distantes, femoribus posticis sub- 
inerassatis; unguiculis basi dentatis. — Genus Oedionychi et 
Homophoetae affıne, licet pedum posticorum femoribus per- 
parum incrassatis et tarsorum articulo ultimo apice haud tu- 
mido discedens. Propius acceedit ad genera Asphaera, Aspi- 
cela et Litosonycha Dej., a quibus distinguitur pedibus distan- 
tibus, antennis elongatis et eorpore depresso. i 
*4. O. cyanoptera Er. 

O. rufa, supra cyaneo-micans, elytris confertim punctatis, 
eyaneis, nitidis, limbo rufescente; antennis corpore paulo lon- 
gioribus, nigris, basi obscure rufis. — Long. 2", 

*2. O. purpurata Er. 

O. testacea, prothorace medio. bifoveolato; elytris confer- 
tim punctatis, purpureo-nitidulis; antennis corpore sesqui lon- 
gioribus, nigris basi testaceis; tibiis intermediis fortiter arcua- 
tis. — Long. 2”, 


AXXIV. Fam. 'Goloboderides Er. 


Tarsi 5-artieulati, articulo quarto minimo, tertio infra 
appendieula membranea lobato, Antennae, 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 175 


Metamorphosis eadem atque Erotylenis et Chrysomelinis, 
a quibus imagines tarsorum structura. discedunt. 

Parva haec familia amplectitur genera: - 

4. -Chelonarium E., 2. Ptilodactyla Dej. (nee Jllig.); 3. 
Colobodera Kl., 4. Brithycera n. g. 


1. Gen. Ptölodactyla Dej. Cat. 2. ed. 1933. 


*4. Pt. decumana Er. 

Pt. oblongo-ovata, leviter convexa, fusco-picea, griseo- 
pubescens, prothorace coleopteris latitudine aequali, puncta- 
tissimo, margine laterali posterius reflexo, elevato; elytris pun- 
ctato-striatis, striis apicem versus paulo profundioribus, inter- 
stitiis subtiliter punctulatis; abdomine pedibusque rufo-piceis; 
antennis setaceis, simplieibus. — Long. 42”. 

#2. Pt. obesa Er. 

‚Pt. subovalis, lata, parum convexa, picea, griseo - pube- 
scens, prothorace coleopteris angustiore, leviter convexo, sub- 
tiliter punetulato, Jateribus explanato, margine laterali sub- 
‚reflexo; elytris punctulatis, substriatis; pedibus testaceis, fe- 
moribus tarsisque pällidis; antennis simplieibus. — Long. 3”. 


2, ‚Gen., Brithycera Er. 


Corpus elongatum, dense pubescens. Caput liberum. 
Antennae incrassatae, eompressae, villosulae. Palpi maxillares 
articulo ultimo ovatulo, palpi labiales articulo ultimo securi- 
formi. Prothorax antrorsum angustatus, basi bisinuatus, lobo 
interimedio truncato. Mesosternum simplex. Tarsi articulo 
tertio breyi, lobo eius membraneo suborbieulari; ' articulo 
quarto minimo, occulto. Unguiculi simplices, 

*1. Br. Iyciformis Er, 

Br. pubescens, nigra, prothoracis lateribus, elytrorum ma- 
cula magna oblonga humerali fasciaque pone medium Juteis, 
— Long. 33”, 

Var, ee lateribus elytrorumgue humeris imma- 
eulatis. 


XXXV. Fam. Erotylenae Latr. Hist. nat. III. 1802. 
1. Trib, Brot. genuinue, 


Epimera metathoracis Jibera, maxillarum mala interior 
apice bidentata, 


176 Erichson: 


1. Gen. Erotylus Fab. Syst. Ent. 1775. 
j Erotylus et Zonarius Lacord. Mon. Erotyl.p. 416.468. £ 
*4, E. armillatus Er. 

E. oblongus, niger, nitidus, coleopteris fortiter et sub- 
acute gibbis, obsolete punctatis, luteis, fascia communi sinuata 
apiceque late nigris; femoribus. posterioribus fulvo-cinctis. — 
Long. 64”, 


*2. E. stieticus Er. 

E.. ovatus, convexus, niger, nitidus, prothorace basi tri- 
sinuato, elytris luteis, punctis'numerosis grossis, margine ma- 
eulisque duabus mediis, altera dorsali, altera marginali nigris. 
— Long. 5—5#". 

*3. E. ustulatus Er. 

E. oblongo-ovatus, ater, coleopteris modice convexis, 
carneo-testaceis, punctis numerosis, fascia media apiceque ni- 
gris. — Long. 6—7", 

*4, E. Olivieri Lacord. Mon. Erotyl. 463. 50. 
*5. E. loratus Er. NL 

E. oblongo-ovatus, ater, subnitidus, elytris modice con- 
vexis, partim disperse, partim subseriatim punctatis, fasciis 
sex communibus, subrectis, prima latiore flava, reliquis an- 
gustis rufis, quinta sextaque intus' connexis. — Long. 73”. 


*6,. E. scenicus Er. 

E. oblongo-ovatus, 'ater, nitidus, elytris convexis, sub- 
seriatim fortiterque punctatis, maculis basalibus flavis fasciis- 
que duabus’ flexuosis pone medium rufis, posteriore nigro- 
maculata. — Long. 84". 
*7. E. subreticulatus Guer. Rey. Zool. 1841. p. 115. — 

Lacord. Mon. Erotyl. 443. 29. 
*8, E. iaspideus Er. 

E. oblongo-ovatus, ater, nitidus, fronte biimpressa, elytris 
convexis, margine maculisque numerosis sanguineis. Long. 64". 
*9. E. maculiventris Lacord. Mon. Erotyl. 444. 30. 
*10. E. toxographus Er. 

E. oblongus, lateritius, abdomine utringue prothoraceque 
nigro-punctatis, elytris:modice convexis, confertim, intus seria- 
tim, extus irvegulariter punctatis, singulo linea gracili Jutea 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 177 


‚medio subsuturali reetaque, utringue oblique extrorsum flexa. 
— Long. 6". 

(Seet. Zonarius Lacord. ]. e.). 
*41. B. hkybridus Er. 

E. ovatus, ater, abdomine testaceo, elytris flavis, punctis 
duobus, macula communi infra scutellum, fascia media rg 
que nigris. — Long. 44". 


2. Gen. Bacis Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — Lacord. 
Mon. Erotyl. p. 502. 
*41, B. arduus Er. 

B. rufo-ferrugineus, prothoracis punctis sex, antennis, 
tibiis tarsisque nigris, elytris punctato-rugulosis, sutura mar- 
gineque flavis. — Long, 6", 

*2. B. marginatus Lacord. Mon. Erotyl. 505. 4. 
Omoiotelus marginatus Guer. Rev. Zool. 1841. p. 119. 
Obs. Specimina nostra, longitudine 45 —5'’, margine elytrorum 


flayo, suturali tenuissimo vel obsoleto, laterali tenui, hasali et apicali 
sat lato. Descriptionis Lacordarianae notae religquae conveniunt. 


3. Gen. Homoeotelus. 
FR Omoiotelus Hope Rev. Zool. 1841. p. 112. — 'Lacord. 
Mon. Erotyl. p. 506. 
*1. H. terminalis Er. 
H. oblongo-ovalis, ferrugineus, antennarum articulis 3—10, 
seutello, tibiis tarsisque nigris; prothorace aequali, elytris le- 
viter convexis, subtiliter rugulosis, apice integris. — Long. 6". 


4. Gen. Priotelus Hope Rev. Zool. 1841. p. 112. — 

„...Lacord. Mon, Erotyl. p. 493. 

#1. Pr. stellio Er. . 

Pr. oblongus, eroceus, capite, prothdrace pectoreque ni- 
gro-variis, scutello, antennis pedibusque nigris, elytris ante 
apicem unidentatis, albidis, margine tenui maculisque decem 
nigris. — Long. 4%”, 


5. Gen. Prepopharus Er. 
Scaphidomorphus div. 2. et 3. Lacord. Mon. Erotyl. 
p: 484. 486. 
Ligula triangularis, acuminata, paraglossis linearibus, pi- 


losis, Ifgulam vix superantibus. Maxillarum mala interior den- 
Archiv f, Natargesch, XJ1J, Jahrg, 1, Bd, 12 


178 ‚Erichson: 


tibus duobus longis gracilibusque. terminata,  Prothoraxbasi 
bisinuatus, \ 
*4, P. obliteratus Er. 

P. oblongo-ovatus, postice attenuatus, testaceus, capite 
protlioraceque ferrugineis, hoc nigro-maculato, elytris subtili- 
ter striato-punctatis, luteis, obsolete fusco-maculatis, scutello, 
antennis, geniculis, tibiis tarsisque Bigris, — Long. 4", 

*2, P. diffinis Er. 

P. breviter ovalis, testaceus, antennis, tibiis tarsisque ni- 

gris, elytris dense punctato-rugosis. — Long. 44”. 


6. Gen. Brachysphenus Lacord. Mon, Erotyl. 1842. 
(p. 296). 
1. Subgen. Barytopus Lacord. ].c. p, 379. 
*4, B. salamandra Er. 

B. oblongo-subovatus, leviter convexus, niger, nitidus, 
prothorace lato, fronte ferrugineo-bimaeulata, elytris subtiliter 
punctato-striatis, fasciis tribus transversis, suturam haud attin- 
gentibus flavis. — Long. 5". 

*2. B. amictus Er. 

B. breviter ovatus, leviter convexus, niger, aidng, elytris 
subtiliter striato-punctatis, basi ad medium usque flavis. — 
Long. 44", 


2. Subgen. ‚Siernolobus Guer. Rev. Zool. 1841. p. 118. — 
Lacord. Mon. Erotyl. p. 333. 
*3. B. luscus Er. 

B. oblongus, Iuteus, scutello, antennis, tibiis tarsisque 
nigris, elytris albido-favis, irregulariter cinereo-maculatis. — 
Long. 33". 

3. Subgen. Morphoides Hope Rev. Zool. 1841. p, 111. — 
Lacord. Mon. Erotyl. p. 356. 
*4. B. procerus Er. 

B. oblongus, capite, prothoracis limbo inaequali elytrisque 
rufis, his macula transversa, illius»disco, antennis pedibusque 
nigris; ‚infta rufus piceusye, utrinque nigro-maculatus. — 
Long. 8". 

*5. B. pyrrhocephalus Er. 
B. oblongus, niger, capite, abdominis segmentis quatuor 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 179 


ultimis nfrinqgue nigro=-maculatis, elytrisque rufis, his macula 
magna nigra; antennis capite prothoraceque longioribus. — 
Long. 5”. 


4. Subgen. Habrodactylus Lacord. Mon. Erotyl. p. 311. 
*6. B. grammicus Er. 

B. ovalis, convexus, luteus, antennis, tibiarum apice, tarsis 
scutelloque nigris, elytris tenuiter nigrolineatis. — ‚Long. 32”. 
*7, B. tabidus Er. 

B. oblongo - ovalis, leviter convexus, pallidus, antennis, 
scutello tarsisque nigris, elytris punctato-striatis. — Long. 3". 


5. Subgen Brackymerus Lacord.Mon. Erotyl, p. 405. 
#8. B. fulvipennis Er. { 
B. breviter subovalis, fortiter convexus, niger, nitidus, 
elytris distinete striato-punctatis, fulvis, nitidis. — Long, 32—4"”. 


‚7. Gen. Aegithus Fab. Syst. El. Il. 1801. 
#4. Ae. nigrocinctus Er. 
Ae. ovalis, convexus, niger, elytris Juteis, sutura margine- 
que nigris. — Long. 5". 
#2. de. luteus Er. 
Ae. hemisphaerieus, Juteus, antennis, scutello, tibiis tar- 
sisque nigris, — Long. 43”, lat. 43”. 
8. Gen. Coceimorphus Hope Rev. Zool. 1841. p. 114. 
Coccimorphus div. 2. Lacord. Mon. Erotyl. p. 272. 
*1. C. alutaceus Er. 
€. ovatus, rufus, nitidulus, antennis, tibiis tarsisque ni- 
gris, elytris punctato-subrugosis. — Long. 4— 41", 
9. Gen. Oyelomorphus Hope Rev. Zool. 1841. p. 114. 
— Lacord, Mon. Erotyl. p. 258. 
#4. C. Spunctatus Er. 
©. ovalis, dilute testaceus, nitidus, scutello, antennis, 
tibiis tarsisque nigris, elytris modice convexis, subtiliter pun- 
etato-striatis, punetis quatuor nigris notatis. — Long. 32”, 


2. Trib. Triplacinae Er. 


Epimera metathoracis libera; maxillarum mala interior 
mutica vel submutica, 
42% 


180 Erichson: 


10.'Gen. Eybas Lacord. Mon. Erotyl. 1842. (p. Be 
Sect. seutello obtecto. 
*4. L. atripennis Er. 
L. ovatus, fortiter convexus, sanguineus, elytris subtiliter 
punctato-striatis, nigerrimis; antennis nigris, articulis quatuor 
primis ‚rufis; prosterno antice fortiter producto. — Long. 5". 


41. Gen. Ischyrus Lacord. Mon. Erotyl. 1842. (p.89). 

1. Sect. Antennarum clava elongata; prosterno simplici. 
*14. J. semilinctus Er. 

l. elongatus, niger, capite prothoraceque subtiliter obso- 
leteque punctatis, elytris obsolete punctato-striatis,'basi'ad me- 
dium usque rubris, maculis tribus nigris..— Long..6”. 

2. Sect. Antennarum clava elongata; 'prosterno: carinato. 
*2. /. blandus Er. 

I. oblongus, rufo-testaceus, antennis ab articulo quarto 
inde, tarsisque nigris; prothorace punctis quatuor chalybeis; 
elytris eyaneis, nitidulis, fascia pone medium alba. — Long. 5". 
*3. I. cyanopterus Er. 2 

I. oblangus, rufus, fronte puncto singulo, prothorace 
punetis quatuor nigris, elytris cyaneis, immacnlatis. Long. 5”. 


12. Gen. Myecotretus Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
Lacord, Mon. Erotyl. p..132, 
“1. M. tigrinws Lacord,. Mon. Erotyl. 145..12, 
Erotyl. tigrinus Oliv. Ent. V. 485. 37.89. T. 3, F. 40. = 


Duponch. Mon. Erotyl. 22. 35. T. 2. F. 35. 
Erotyl. conspersus Germ. Spec. Ins. nov. 614. 875. 


13. Gen Pselaphacus Perch. Gen, Ins. 1834, — La- 
cord. Mon. .Erotyl. p. 73. 


*1. Ps. contaminatus Er. 

Ps. elongatus, postice sensim attenuatus, niger, fronte 
maculis duabus rufis, prothorace elytrisque fulvis, nigro-pun- 
etatis. — Long. 8", 


3. Trib. Engidae Mac Leay Annul, Jav. 1825. 
Epimera metathoracis, obtecta. 


14. Gen. Zanguria Latr. Hist. nat. 1802. 


Conspectus Ins. Coleopt. Peruan. 181 


*1. L. ver ticalis Er. 

L. elongata, sanguinea, aeneo-nitida, vertice macula aenea 
notato; prothorace oblongo, laevigato, elytris viridi-aeneis, 
subtiliter punctato-striatis, apice producto oblique truncatis; 
abdomine apicem versus nigro; pedibus nigris basi rufis. — 
Long. 5”. 


XXXVI. Fam. EndomychidesL eachEdinb, Encycl. 1815. 


4. Gen. Corynomalus Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
D’Orbign. Diet. uniy. d’hist. nat. IV. p. 263. 
Amphix Casteln. Hist. nat. d. Ins. II. 1840. 
*1, C. tarsatus Er. 
C. niger, elytris subtiliter punetulatis, virescenti -nigris, 
tarsis rufis, antennis apice flavis. — Long. 34". 
2. Gen. Kpopterus Uhevr. Dej. Cat. 2.ed. 1834. D’Or- 
bign. Diet. univ. d’hist. nat. V. p. 380. 
#1. E. variegatus Er. 
 _E. oblongo-oyalis, subdepressus, pubescens, elytris pun- 
ctatis, flavis, sutura, fascia media.Jata sinuataque, ‚maculis dua- 
bus ante fasciam, altera ‚humerali, altera insulari, maculaque 
singulari insularique pone fasciam badiis, nigro-cinctis; pro- 
sterno antice prominulo. — Long. 2”. 


XXXVI. Fam, CoccinellidaeLatr.Gen. Crust. etIns. 1807: 
1.Gen. Mippodamia Chevr. Dej. Cat. 2 ed. 1834. — 
Muls. Securipalp. p. 30. 


1. H. connexa. 
Coceinella connexa Germ. Spec. Ins. nov. 621. 839. 
Hipp. elathrata De;j. ]. c. p. 432. 
2. Gen, Anisostieta Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
Muls, Securipalp. p. 36. 
4. A. 10-maculata Dej. Cat. 2. ed. p. 432. 
Coceinella AD-maculata Fab. Syst. El. I. 367. 63. 
i Schönh. Syn. 1. 178. 68. 
3. Gen. Coceinella Lin. Syst. Nat. 1. ed. 1735. 


1. Sect. epimeris mesothoracis feminae albis; maris pe- 
etori coneoloribus. 


182 Erichson: 


*4. TC. sanguinea. Ol. Ent. Vl. 98. 991. 4. T. 3. F. 24. 


2. Sect. epimeris mesothoraeis in utroque sexu albis, 
metathoracis pectori concoloribus, 


2. C. cardinalis Er. 

C. hemisphaerica, nigra, fronte prothoracisque macula 
magna laterali albis, elytris rufis, margine laterali dilatato 
summo nigro. — Long. 4", 


3. C, ostrina Er. 

C. hemisphaerica, nigra, capite albo, vertice nigro, pro- 
thorace macula magna laterali, lineola brevi longitudinali mar- 
gineque apicalibus albis; elytris rufis, margine laterali dilatato 
suturaque nigris, basi summa alba; femoribus tibiisque ante- 
rioribus antice albis. — Long. 32”. 

Variat elytrorum limbo marginali suturalique nigro iam 
tenui obsoletoque, iam distineto et limbo suturali ad basin 
dilatato. 


4. C. patula Er. 

C. orbieularis, leviter convexa, nigra, capite prothoracis- 
que macula magna laterali alba; elytris rufis, punefis quinque: 
4,3,1, nigris, margine laterali dilatato summo nigro. — 
Long. 4", 


5. C. arcula Er. 

C. subovalis, leviter convexa, nigra, fronte maculis dua- 
bus, prothorace margine laterali anterioreque et punctis duo- 
bus disci albis, coleopteris flavis, fasciis duabus nigris lalis, 
extus abbreviatis, anteriore utrinqgue basin versus adscendente, 
posteriore secundum suturam ad apicem usque dilatata. — 
Long. 12”. 


4. Gen. Pristonema Er. 
Macaria Dej. Cat. 2..ed. p. 434. (forte). 

Antennae A1-articulatae, articulis 3—8 laxe serratis, 
9—11 clavam minutam pyriformem componentibus. Palpi ma- 
xillares fortiter securiformes, labiales minuti, filiformes, Tarsi 
articulo secundo lobato. - Unguiculi basi dentati. 


*4. Pr. coccinea Er. 
Pr. suborbicularis, supra leviter convexa, glabra, nitida, 


Conspeetus (Ins. 'Coleopt. Peruan. 183 


dilute coceinea, prothoracis macula' magna Jaterali alba; tarsis 
antennisque fuseis, his articulo primo albo. — Long. 2%". 


5. Gen. Hyperaspis Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
Muls. Securipalp. p. 179. 
#1, A. regularis Er. 

H. breviter ovalis, convexa, supra nigra, nitida, capite 
protloracis apice sinuato elytrorumque'maculis septem:'2, 2, 
2,1, flavis; infra testacea, pectore fusco, pedibus flavis. — 
Long. 14". 


6. Gen. Epilachna Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
Muls. Securipalp. p. 192. 
Sect. Americanae species, unguiculis apice bifidis. 
*1. E. velata Er. 

E. hemisphaerica, nigra, supra dense cinereo-pubescens, 
pube erecta; labro prothoraeisque angulis anterioribus albis;; 
elytris obscure castaneis, limbo exteriore lato suturaque tenui 
nigris. — Long. 5”. 

Variat elytris omnino nigris. 
#2. E. praecincta Er. 

E. hemisphaerica, nigra, supra dense cinereo -pubescens, 
pube brevi, erecta; capite albo, fronte nigra; prothorace flavo- 
marginato; elytris obscure castaneis, margine exteriore flavo, 
limbo intramarginali suturaque nigris; pedum genieculis, tibiis 
tarsisque flavis. — Long. 4", 

#3. BE. peltata Er. 

E. hemisphaerica, nigra, supra subtiliter einereo-pubescens, 
eoleopteris disco badio, margine Jaterali dilatato, antennis ar- 
ticulis 2—5 albidis. — Long. 34”. 

#4. E. discoidea Er. 

E. hemisphaerica, fortiter convexa, infra nigra, supra 
nigro-coerulea, einereo-pubescens, pube longiore erecta; co- 
leopteris disco rufo; antennis albis. — Long. 3", 

5. E. quadriplagiata. 
CoccinellaquadriplagiataL a tr, Humb.Ree.574,57.7.23.F.. 
Epilachna Bonplandi Dej. Cat. 2. ed. p. 437. 

#6, E. fenestrata Er. 

""E, 'hemisphaerica, nigra, 'supra dense cinereo-pubescens, 


0 


184 Erichson: 


elytris margine laterali dilatato, nigro-coeruleis;maculis -dua- 
bus magnis flavis. — Long. 23". 


*7. B. discolor Er. 1 

E. subhemisphaerica, nigra, supra subtiliter 'cinereo - pu- 
bescens; coleopteris nigro-coeruleis, disco maximo flavo-testa- 
ceo; utroque elytro plaga media eburnea. — Long. 4”. 


*8, E. dorsigera Er. 

E. ovata, subcompressa, nigra, supra subtiliter cinereo- 
pubescens; coleopteris margine humerali dilatato, coeruleis, 
disco Jato ferrugineo: utroque elytro maculis duabus rotun- 
datis disci eburneis. — Long. 44”. 

9. E. humeralis Dej. Cat. 2. ed. p. 437. 
Coccinella humeralis Latr. Humb. Rec. 373. 56. T. BF. 8. 
*10. Z. dives Er. 

E. ovata, convexa, infra nigra, supra nigro- -coerulea, sub- 
tiliter cinereo-pubescens, pube brevi erecta; elytris margine 
humerali dilatato, cyaneis, maculis duabus flavis, mediocribus, 
dorsalibus. — Long. 4—5”. 


*11. BE. lepida Er. 

E. ovata, subcompressa, nigra, supra subtiliter cinereo- 
pubescens, pube brevi, erecta; elytris violaceis, maculis dua- 
bus flavis rotundatis, anteriore prope humerum, posteriore 
ante apicem prope marginem sitis. — Long. 4”, 


*12. E. fausta Er. 

E. ovata, convexa, nigra, supra nigro-coerulea, .dense 
cinereo-pubescens, pube brevi, depressa; elytris margine hu- 
merali dilatato, maculis duabus flavis, anteriore prope scutel- 
lum sita, subovata, mediocri, posteriore ante apicem sita, 
magna transversa. — Long. 4". 


*13. E. pruinosa Er. 

L. 'ovata, subeompressa, nigra, supra e pube densa. brevi 
depressaque cinereo -pruinosa;  elytris margine humerali ‚dila- 
tato, viridi-coeruleis, maculis duabus. luteis, mediocribus, 
öblongis, ‚anteriore prope .basin ad.suturam, posteriore obli- 
qua ad marginem pröpe.apicem ssitis. — Long. 4”. 

*14. E. venusta Er. 
E. oblonga, infra' nigra, supra nigro-coerulea, subtiliter 


u 


as Dil 


ft ni, 


Conspectus Ins. Coleopt, Peruan, 185 


einereo-pubescens; elytris convexis, coeruleis, opacis, e pube 
brevissima cinereo-pruinosis, maculis duabus eburneis, minu- 
tis, rotundatis, anteriore dorsali, posteriore sublaterali. — 
Long. 33”. 


7. Gen. Exoplectra Chevr. Dej. Cat. 2. ed. 1834. — 
D’Orbign. Dict. univ. d’hist. nat. V. p. 545. 
*1. E. ruberrima Er. 
E. hemisphaerica, coceinea, immaculata, cinereo-pubescens, 
punctata. — Long. 2". 


8. Gen. Seymnus Kugel. Schneid. Mag. Ent. 1794. 
1. Sc. rubicundus Er. 

Sc. orbicularis, convexus, cinereo-pubescens, niger, dense 
punctatus, capite, prothoracis lateribus elytrorumque limbo 
apicali pallidis, elytrorum disco, abdominis apice pedibusque 
rufis, — Long. 1". 


186 


Ornithologische Notizen. 
Von 
J. Cabanis. 


I. 
(Hierzu Taf. 4, 5). 


Dass die Ornithologie, in Bezug auf natürliche Begren- 
zung der Gattungen und Familien sowie auf deren Zusammen- 
fassung und Anordnung in möglichst gleichwerthige Ordnun- 
gen zu einem natürlichen Systeme, hinter der Bearbeitung 
anderer Thierklassen weit zurückgeblieben, ist eine ziemlich 
allgemein anerkannte Thatsache. Dadurch wird der Versuch 
gerechtfertigt, in den hier folgenden Notizen einige neue Ge- 
sichtspunkte zur Anbahnung eines natürlicheren Systems nach 
äusseren Kennzeichen zu gewinnen und einige Fami- 
lien, Beispiels halber, natürlicher als bisher abzugrenzen. 

Abgesehen von den, den Vogeltypus weniger rein dar- 
stellenden, schon von Linne im Ganzen richtig aufgefassten 
Ordnungen der Natatores (Anseres), Grallatores (Grallae) und 
Rasores (Gallinae), finden wir bei der grossen Masse der 
eigentlich typischen Vögel, in Bezug auf deren Eintheilung in 
Ordnungen, ein beständiges Schwanken. 

Die Picae und Passeres Linne’s treten zuerst in ver- 
änderter Form wieder als Scansores und Ambulatores bei 
Jlliger auf, werden sodann als Insessores von Vigors zu 
einer Ordnung vereinigt, als Passerinae und Picariae durch 
Nitzsch oder Oscines und Scansores durch Blasius und 
Keyserling endlich wieder getrennt. Die Tauben (Colum- 
bae) werden bald als Familie hier oder bei den Hühnern un- 
tergebracht, bald als eigene Ordnung betrachtet. Die Raub- 
vögel (Aceipitres Lin., Raptatores Jll.) behalten hingegen stets 
den Rang einer Ordnung, 


Ornithologische Notizen, 187 


Hierin tritt die Ungleichmässigkeit in der Feststellung des 
Begrifis „Ordnung” sogleich augenfällig hervor. Die Ra- 
ptatores können im Gegensatze zu den ausgedehnten massen- 
haften Gruppen der Insessores Vig. oder Picariae Nitzsch ent- 
weder nicht den Rang einer gleichwerthigen Ordnung einneh- 
men oder letztere müssen in mehrere Ordnungen zerfallen. 
Auch sind die Raubvögel mit den Singvögeln (Osecines) nicht 
weniger verwandt als z. B. die echten Klettervögel (Scansores) 
und müssten daher mit gleichem Rechte wie diese zu den In- 
sessores Vig. gehören. 

Das unnatürliche Verhältniss der ‘Ordnungen der Rapta- 
tores JIl. und Insessores Vig. wurde von Bonaparte (Trans- 
act. Lin. Soc. 1837) einigermassen dadurch ausgeglichen, dass 
er den, als Ordnung zu sehr erweiterten Begrifi der Insesso- 
res durch Hinzufügung der Raptatores und Columbae als Sub- 
classis auflasste. Hiernach zerfällt die Subel. Insessores Bo- 
nap. in die 4 Ordnungen: Psittaci, Aceipitres, Passeres und 
Columbae. 

Durch diese Zusammenfassung ist zwar das Gute erreicht, 
dass die Masse der vorzugsweise typischen Vögel, im Gegen- 
satze zu den Grallatores Bonap. (Gallinae, Struthiones, Gral- 
läe und Anseres) unter einen höheren allgemeinen Begriff ge- 
bracht ist, aber die Ungleichheit der Ordnungen: ist hierdurch 
nicht ‚aufgehoben und lässt eine gleichmässigere Eintheilung 
zu wünschen übrig. 

Untersuchen wir die Gründe, weshalb feststehende natür- 
liche Familien und Ordnungen bisher nicht erreicht sind, so 
begegnen wir zunächst der fast allgemein adoptirten Ansicht‘: 
dass die Vögel in ihrem gesammten Baue so übereinstimmend 
gebildet sind, dass genügende durchgreifende Charaktere, zur 
sichern Unterscheidung und Abgrenzung der Gattungen sowohl 
als grösseren Abtheilungen nicht recht vorhanden sind. 

Diese Annahme beruht indess weniger auf dem wirklichen 
Mangel unterscheidender Kennzeichen, als auf dem Umstarrde, 
dass die vorhandenen Unterschiede bisher entweder ganz über- 
sehen oder wenigstens nicht ihrem eigentlichen Werthe nach 
gewürdigt sind, 

Störender noch als der präsumirte Mangel genügender 
Unterschiede war für die Entwickelung eines natürlichen Sy- 


188 Cabanis: 


stems in der Ornithologie die überwiegende Wichtigkeit, welche 
einem einzelnen Organe, dem Schnabel, beigelegt wurde, wäh- 
rend (die als Bewegungsorgane viel wichtigeren‘ Flügel 
sehr ‘wenig, die Füsse nur ungenügend beachtet wurden. 

Dass ' die 'Bewegungsorgane viel: sicherere Unterschiede 
darbieten, als der Schnabel, beweist schon der Umstand, dass 
die auf Sipektihürkliehe Formen der Füsse begründeten Ord- 
nungen sich bewähren, während die ‚widernatürlich zu einer 
Ordnung 'zusammengefassten Insessores Vig. ganz unhaltbar 
sind. In dieser Ordnung wurde von der Gleichförmigkeit der 
Fussbildung abgesehen und es wurden die Unterabtheilungen 
“ vorherrschend nach dem Schnabel gebildet *) und benannt. 
Gruppen aber wie die Tenuirostres, Dentirostres, Fissirostres 
und Conirostres sind durchaus unnatürliche Zusammenstellun- 
gen, ja sie begreifen sogar Gattungen in sich, welche im na- 
türlichen Systeme verschiedenen Ordnungen angehören. 

Ein ähnlicher Vorwurf trifft die von Nitzsch aufgestellte 
Ordnung der Picariae. Nitzsch hat das Verdienst, zuerst die 
natürliche Ordnung der Singyögel (Osecines, Passerinae Nitzsch) 
auf den sogenannten Singmuskelapparat beruhend, systematisch 
begründet zu haben, aber 'seine Picariae vereinigen Gruppen 
mit ganz heterogen gebildeten Füssen. Wo der Singmuskel- 
apparat aufhört vollständig zu sein, muss er auch seine Gel- 
tung als entscheidendes natürliches Kennzeichen verlieren und 
‘wir haben uns nach andern positiven Kennzeichen umzusehen. 
Ein negatives Kennzeichen, wie der gemeinsame Mangel des 
Singmuskelapparates für die Picariae, kann um so weniger 
den Ausschlag geben, als hierdurch anderweitige wichtige Un- 
terschiede unberücksichtigt bleiben. 

Als wesentlicher Fortschritt in der natürlichen Systematik 
muss daher die von Andreas Wagner zuerst versuchte 
Eintheilüng der Picariae in zwei, auf verschieden gebildete 


3) Viel wichtiger als die äussere Form des Schnabels, welche 
zu unendlichen Irrthümern Veranlassung gegeben hat, ist die innere 
Beschaffenheit desselben und der mit ‘diesem in Zusammenhang ste- 
henden Organe. Die Form der Gaumenbeine, der Zunge und ‚Zun- 
genbeine wird einen sichereren Leiter zur Erkennung der Verwandt- 
schaft einzelner Gattungen abgeben, als die anscheinende äussere 
Aehnlichkeit der Schnabelform. 


Ornithologische Notizen. 189 


Fussformen begründete Ordnungen bezeichnet werden. . Hier+ 
-nach begreift die Ordnung der Clamatores alle diejenigen 
Vögel, welche sich von den Singvögeln (Oseines) bei gleicher 
Stellung der Zehen durch den Mangel des Singmuskelapparats 
unterscheiden, während die Scansores (Jll.) durch die paarige 
Stellung der Zehen nach vorn und hinten charakterisirt sind. 
Vielleicht wird die Folgezeit lehren, dass auch diese Ein- 
theilung nicht ausreicht und eine weitere Vermehrung der 
Ordnungen als wünschenswerth und naturgemäss herausstellen. 
Für jetzt legen wir diese Eintheilung zum Grunde, dürfen 
aber nicht unterlassen auf die leider bisher zu wenig gekann- 
ten ausgezeichneten systematischen Arbeiten von Sundevall 
(Ornith. System in Vetensk. Acad. Handl. 1835 und Om Fo- 
“ glarnes vingar, Vet. Acad. Handl. 1843), in welchen eine wei- 
tere Eintheilung in Ordnungen bereits versucht ist, hinzu- 
deuten. — Bevor wir nun, wenigstens in allgemeinen Umris- 
Sen, versuchen die Ordnungen der Oseines und Clamatores 
natürlicher als bisher geschehen, abzugrenzen, müssen wir in 
der Kürze auf zwei für die Systematik äusserst wichtige Kenn- 
zeichen aufmerksam machen. ‘ 

Es sind dies die Bekleidung des Laufs und das nu- 
merische Verhältniss der Schwung- und Schwanz- 
federn. > 

Die richtige Würdigung dieser Charaktere wird unbedingt 
schon zur natürlichen Abgrenzung der Ordnungen, noch mehr 
aber der Familien, Unterfamilien und Gattungen '), deren 
Mehrzahl jetzt nur nach Gutdünken zusammengewürfelte Mas- 
sen darstellt, Vieles beitragen. 

Dass eine einseitige Classification nach diesen Charak- 
teren ebenso wie bei jedem andern einzelnen Kennzeichen 


’) In Ersch und Gruber’s Encyclop. 11. Sect. Vol. XXll. haben 
wir bereits früher die Familie der Phasianiden nach der Laufbeklei- 
dung in natürliche Gruppen zu bringen versucht, und in unsern Bei- 
trägen zum ornithologischen Theile von Tschudi’s Fauna peruana 
mehreren falsch untergebrachten Gattungen (Psaris, Procnias, Cen- 

trites u.a.) nach denselben Kennzeichen und der Flügelbildung ihre 
natürliche, durch Joh. Müller’s treffliche anatomische Untersuchungen 
seitdem bestätigte Stellung angewiesen. 


190 Cabanis: 


(z. B. dem Schnabel) zu falschen Schlüssen führen würde, 
darf wohl kaum noch erwähnt werden. 

Die Laufbekleidung ist bisher nur sehr mangelhaft und 
vorzüglich nur zur Charakteristik einzelner Gattungen und 
hier besonders in den verdienstlichen Arbeiten von Swainson 
(Nat. Hist. of Birds) und von Burmeister (in Nitzsch Ptery- 
lographie p. 104 u. £.), nicht aber, ausser in der wichtigen 
Entdeckung von Blasius und Keyserling (dies Archiv 5. Jahrg. 
1. Bd. S. 332 und Wirbelthiere Europa’s I.), wo die Laufbe- 
kleidung als Ordnungskennzeichen der Oscines aufgestellt 
wurde, zur Unterscheidung der höheren Abtheilungen der Vö- 
gel benutzt werden. 

Als vorherrschenden Charakter. der Laufbekleidung bei 
den Wasservögeln (Natatores JIl,) finden wir den fast gänz- 
lichen Mangel grösserer Schilder, die Bekleidung ist hier noch 
mehr häutig, granulirt oder genetzt, und zwar gleichmässig 
über den ganzen Lauf. Nur bei einigen höheren Formen 
dieser Ordnung (z. B. Larus) zeigen sich zuerst am Vorder- 
laufe grössere Schilder, Bei der Gattung Oceanites endlich 
verwachsen diese Schilder zu einer Stiefelschiene, welche den 
Vorderlauf bekleidet. 

Bei den: Sumpfvögeln (Grallatores Jll.) werden vorn 
am Lauf die grossen Schilder schon zur Regel und hinten 
tritt öfters an jeder Seite eine Reihe grösserer Schilder mehr 
oder weniger deutlich hervor '). 

In fortschreitender Entwickelung werden bei den Lauf- 
vögeln (Cursores Jll.) und Hühneryögeln (Rasores Jll,) 
die grösseren Schilder inımer häufiger, die Körner und Schup- 
pen hingegen verhältnissmässig seltener, indem entweder vorn 


!) Beachtenswerth ist die Laufbekleidung der ohnehin schon räth- 
selhaften Gattung Phoenicopterus. Der Lauf ist hier sowohl vorn als 
hinten mit einer Reihe grosser Tafeln belegt. Während Phoenico- 
pterus nach den ‘Schwimmfüssen 'zu den Wasservögeln, nach den 
hohen Läufen zu den 'Sumpfvögeln gestellt worden ist, deutet die 
Laufbekleidung scheinbar auf eine noch höhere Stellung dieser Gat- 
tung im Systeme, da grosse Tafeln am Hinterlauf weder bei den 
Sumpf- noch Wasservögeln anzutreffen, sondern nur den Lauf-, Hüh- 
ner- und Raubvögeln eigen sind. Aehnlich sind die Läufe von le 
cholophus und Psophia bekleidet. sin 


Ornithologische Notizen. 191 


sowohl als ‚hinten eine Reihe grosser Tafeln (ARea) oder vorn 
und hinten je zwei Reihen grosser Schilder (Pkasianinae, Me- 
leagrinae) oder eudlich vorn eine Reihe grosser Tafeln und 
hinten zwei Reihen Schilder (Pavoninae) hervortreten, 

Bei den Raubvögeln (Raptatores Jll.) finden wir die 
verschiedenen Arten der Laufbekleidung der zuletzt erwähnten 
Ordoungen annäherungsweise wiederholt. Auch zeigt sich hier 
als höchste Entwickelungsstufe bei einigen Aceipitrinen durch 
Verwachsung der Tafeln eine scheinbare Stiefelung des Vor- 
derlaufs. Mit den Raubvögeln verschwindet die zuerst. bei 
den Cursores bemerkte Tafelreihe der Laufsohle wieder und 
wir treten in ein anderes Stadium der Laufbekleidung. 

Eine detaillirte Auseinandersetzung der mannichfaltigen 
zum Theil.noch unbekannten Formen der Laufbekleidung der 
noch übrigen Ordnungen (Columbae, Scansores, Ola- 
matores und Oscines) würde hier zu weit führen, wir 
müssen uns daher mit der Angabe einiger Hauptzüge begnü- 

en, das Weitere einer ausführlicheren späteren Mittheilung 
vorbehaltend. . 
‘ Bemerkenswerth ist zunächst der Umstand, dass die Lauf- 
sohle in Bezug auf die Beschilderung von jetzt ab bedeutungs- 
los wird, indem die Schilder der Laufseiten in der Regel ent- 
weder nach hinten mehr oder weniger zusammenstossen oder 
die Schilder der einen Laufseite sehr weit nach hinten herum 
reifen, mithin für die Laufsohle kein Platz zu grössern Schil- 
dern bleibt '), 
In den Ordnungen der Columbae und Scansores 
wird die aus kleinen Körnern oder Schuppen bestehende netz- 
TRETEN 

») Eine Ausnahme von dieser Regel macht Eurylaemus Corydon; 
bei dieser Art befindet sich nicht nur an jeder Laufseite, sondern 
auch an der Laufsohle eine deutliche Reihe Schilder. Solche Aus- 
nahmen sind indess weniger störend als vielmehr willkommen, indem 
sie für die natürliche Reihenfolge der einzelnen Familien innerhalb 
einer Ordnung einen wohl zu 'beachtenden Fingerzeig geben. Da 
eine Schilderreihe an der Laufsohle als Charakter niedriger organi- 
ala Ordnungen erkannt wurde, so wird Eurylaemus (zugleich mit 

‚en Verwandten) durch das Hervortreten dieses Charakters auch 
hir eine tiefere Stellung in seiner betreffenden Familie oder Ordnung 
einnehmen können. Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit der 
schwachen Körnerrcihe einiger Sturniden und Laniaden, 


192 'Cabanis: 


förmige Bekleidung über den ganzen Lauf seltener als in den 
vorherigen Ordnungen und zeigt sich nur noch mehr aus- 
nahmsweise. 


Bei den Clamatores finden sich an dem Vorderlaufe stets, 
ohne Ausnahme, grössere Tafeln und auch an den Laufseiten 
sind grössere Schilder häufiger als Körner. 


In letzter vollkommenster Entwickelung bei den Sing- 
vögeln (Oscines) tritt, was bei den Clamatores Regel war, 
hier nur noch als seltenere Ausnahme hervor. Der Vorder- 
lauf zeigt stets eine Reihe grosser Tafeln, welche zuweilen 
zu einer einzigen langen Schiene verwachsen sind. Ebenso 
sind Schilder an den Laufseiten nur selten, vielmehr in der 
Regel zu einer einzigen Schiene (Stiefelschiene) vereinigt. 
Die vollständige Verwachsung der Schiene des Vorderlaufs 
mit denen der Laufseiten ergiebt endlich die von Jlliger als 
„Stiefel” (caligula) bezeichnete Form, welche wir als die 
höchste Entwickelung der Laufbekleidung bei den Vögeln be- 
trachten. 


Ueberblicken wir nun die Entwickelung der Laufbeklei- 
dung, so ergiebt sich als Resultat: dass das Vorhandensein 
vieler und kleiner Körner oder Schuppen stets eine niedrige 
Stufe bekundet; dass hingegen grössere Schilder, und zwar 
je ausschliesslicher um so mehr, eine höhere Entwickelung 
anzeigen; dass endlich somit die vollständige Verwachsung 
aller Tafeln und Schilder des Laufs zu einer ungetheilten 
Hornmasse, nothwendig die höchste Entwickelungsstufe be- 
kunden muss. 


In Bezug auf die Systematik lassen sich aus diesen An- 
deutungen, so fragmentarisch dieselben auch sind, dennoch 
schon die folgenden Punkte mit Evidenz feststellen: 


1. Die Raubvögel, welche bisher gewöhnlich an die Spitze 
der Vögel gestellt wurden, können im natürlichen. System 
diese Stelle nicht behaupten, sondern müssen einen weit nie- 
drigeren Rang einnehmen. | 

2. Die Singvögel (Oscines) zeigen die entwickelteste Lauf- 
bekleidung und sind nach diesem Kennzeichen als die höchst- 
organisirten Vögel zu betrachten. 

Wir gehen nun zu dem andern, nicht nd wichtigen 


Ornithologische Notizen. 193 


Kennzeichen: dem !numerischen Verhältnisse der 
Schwung- und Sch wanzfedern über. A 

Die meiste Beachtung hat dieser Gegenstand bisher von 
Nitzsch in seiner Pterylographie gefunden. In dieser umfas- 
senden Arbeit liegt ein fast vollständig gesammeltes Material 
vor, und um so mehr ist zu verwundern, dass dieser grosse 
Schatz von Erfahrungen für Erreichung eines natürlichen Sy- 
stems fast ganz ohne Anwendung blieb !). 

Folgenreicher für die Systematik ist die bereits eitirte 
schätzenswerthe Arbeit von Sundevall über den Flügelbau. 

Untersuchen wir die Schwingen und Steuerfedern als 
Hülfsmittel zur systematischen Eintheilung, so’ machen wir zu- 
nächst dieselbe Wahrnehmung wie bei den Fussschildern: Je 
grösser und unregelmässiger die Zahl der Federn ist, desto 
niedriger ist die Stellung des Vogels oder der Gattung im 
System; ‚je geringer im Allgemeinen, je constanter hingegen 
die Zahl, desto höher ist die Stellung. 

Die grösste Zahl der Schwingen findet sich bei den Was- 
 servögeln, wo in der Regel 30 und darüber vorhanden sind. 
_ Die meisten Schwingen (gegen 50) sind bis jetzt bei Diome- 
dea gezählt worden. Die geringste Zahl 23 findet sich bei 
Thalassidroma. 

An der Hand sind gewöhnlich 10, zuweilen 114 Schwingen. 

"Die niedrigste Zahl der Schwanzfedern ist 12 (auch bei 
‘Thalassidroma und Oceanites, wo Nitzsch nur 10 vermuthete), 
die höchste 32 (und vielleicht noch darüber) fanden wir bei 
Aptenodytes patagonica. Bei diesem Vogel sind die Steuer- 
federn in. 2 Lagen über einander geordnet. Im Uebrigen 
schwankt die Zahl zwischen 42 und 24. 

Bei den Grallatores variirt die Zahl der Schwingen 
von 22 zu 36 ?), letztere findet sich bei Mycteria, Bei Grus 


' *) Wir können den Grund hiervon nur darin finden, dass Nitzsch 
leider keinen weiteren Werth darauf legte, wenn eine Art derselben 
Gättung 9, die andere aber 10 Handschwingen hatte, sondern beide 

in derselben alten Gattung vereinigt liess. Auch war Nitzsch gegen 
die sogenannte „Gattungsmacherei” eingenommen, während doch 
ohne gesunde „Zersplitterung” vieler alter Gattungen ein natürliches 
m unerreichbar bleibt. 
 ?) Eine noch grössere Zahl hat Phoentcopterus antiquorum, wo 
Archiv 1, Naturgesch, XJ1H, Jahrg. 1. Bd, 13 


194 Cabanis: 


finden sich 34, Otis 29—32, Totanus 24—27, Tringa 23—26, 
Die geringste Zahl 22\'kommt, bei ‚den: Rallinen vor }): - 
Handschwingen sind in der ‘Regel 10, bei Ozconit und 
Phoenicopterus *) aber 11 vorhanden. . 
Die Zahl der Schwanzfedern variirt zwischen, 10 und 26, 
In. der Regel sind. 12 vorhanden ; ‚10 fanden: wir nur, bei Perra; 
bei: Cancroma und  Rhynchaea,. welche nach Nitzsch gleichfalls 
nur 10 haben sollen, fanden wir 12. Fulica. und ‚Ploenico- 
pterus haben 114,.,Otis hat. 20. I" 

Bei den Eakne es ist ‚die, Zahl.der Schwingen 22 bis 30; 
bei Pavo 28 — 30 ,,.Tetrao 25.29, :.Pterocles 28, Argus 26, 
Penelope 23 — 26, Phasianinde 22-26, Crax 24, Perdicinae 
22 — 24, Gasen 22. ih 3 

Handschwingen 10, .'selten', 11. 

Schwanzfedern. von. 10 — 20; gewöhnlich 12, häufig auch 
44—18; bei Ortygis 10, Argus, Orax, Penelope 12, Orypto- 
nyx 44, Perdicinae 12—14—18, Rharlamiie) 14-48, Tetrao 
18,'Pavo und. Polyplectren 20. 

Die, Raptatores haben 22 bis 37. Schwingen. Strig- 
dae 22— 28; Aceipitrinae, \alconinae ,23— 25; ‚Buteoninae, 
Aguilinae 25— 29; Gypnetos 31;  Vulturidae. 35— 37. 

An der Hand sind hier zuerst stets nur 10.Schwingen. 

Stenerfedern sind -12, bei den Geiern hingegen 14, 

Die Columbae haben. 21—25 Schwingen Sl in der 
Regel 12, seltener ‚bis. 46 Steuerfedern ®). io 


der Flügel 11 Hand- und 27 Armschwingen besitzt. Hierdurch stellt 
sich heraus, dass Phoenicopterus in: dieser Beziehung eine niedrigere 
Stellung als alle Sumpfvögel einnimmt, ‚also zu den, Natatores gerech- 
net werden, muss. Eine hohe Stellung innerhalb dieser Ordnung wird 
durch die höhere, weiter oben angegebene Entwickelung der Lauf- 
bekleidung bedingt. 

!) Nitzsch und Sundevall geben für Rhynchaea nur 20, für Can- 
croma 22 an, wir, zählten indess bei Rhynchaea capensis nis bei 
Rhynch. Hilarea 25 und bei Cancroma 24. 

2) An dem einen Flügel eines Exemplars von PAR us anti- 
quorum, fanden wir ‚die abnorme Zahl von 12 Handnshwingen,, ‚der 
andere Flügel hatte nur 11. 

3) Pieracles wird von Nitzsch mit Unrecht zu ‚den Tauben ge- 
stellt, die hinaufgerückte Hinterzehe genügt ‚schon allein für. die Stel- 
lung dieser Gruppe zu den Rasores, hierzu kommt noch. die grössere 


Ornithologische Notizen. 195 


Bei den Scansores schwankt die Zahl der Schwingen 
zwischen 49 und 24, die der Schwänzfedern' zwischen 10 und 
12. Bei den Psittaciden finden sich 20—24; Ahamphastidae 
23; Galbulidae 20—22; Bucconidae 20—21; Picidae 19—21; 
Cuculidae 19 — 22. 

Als höchste Formen ergeben sich die Oxczlidae, welche 
in der Flügelbildung gewissermassen analog den Oscines ge- 
bildet sind. Von den 10 Handschwingen ist die 1ste häufig 
ziemlich kurz, auch sind häufig nur 9 Armschwingen vorhan- 
den. Indicator hat sogar nur 9 Handschwingen (!), aber 13 
Armschwingen. Hierdurch werden die Cuculidae indess eben 
so wenig Singvögel als Oceanites oder einige Aceipitrinen 
durch theilweise Stiefelung des Laufs, sondern sie bekünden 
nur innerhalb ihrer Ordnung (wohin sie die Stellung der Ze- 
hen oder sonstige Fussbildung genügend weist) eine höhe 
Entwickelungsstufe. 

Die Clamatores haben 16 bis 27 Schwingen. Die 
meisten 21—27 finden sich bei Buceros, Alcedinidae 22—25 ; 
Musophagidae 22—23; Menura 21; Ampelinae und Piprinae 
häufig 20; die meisten andern Gattungen 19; Opisthocomus ') 
19; Oolius 19; Cypselus 18; Trochilinae und Cypselinae häufig 
nur 16. 

olius hat auch nur 9 Handschwingen wie die Singyögel 
aber ganz anders gebildete Füsse. 

ass die geringste Zahl der Schwingen zwar im Allge- 
meinen, aber nicht absolut, die höchste Entwickelung andeu- 
tet, zeigen die Macrochires. Hier sind stets weniger Schwin- 
gen vorhanden als bei den Oscines, aber dennoch, was we- 
sentlich ist, stets 10 vollständig ausgebildete Hand- 
schwingen. 


Zahl der Schwingen. Ob die Columbae in der 'That eine eigene 
Ordnung oder vielleicht nur eine Familie der Clamatores (wenigstens 
in Betracht des jetzigen grossen Umfanges derselben) bilden, bleibt 
für jetzt noch zweifelhaft. 

’) Beachtung verdient die Uebereinstimmung im Flügelbau (wozu 
noch als fernere Annäherung die Wendezehe kommt) von Opisthoco- 
mus mit den Cuculiden. Beschaffenheit des Gefieders und Färbung 
stimmen ganz besonders mit Cuculus Guira Lin. überein, 

13* 


196 Cabanis: 


Die Zahl der Schwanzfedern. ist in der Regel;12, doch 
finden sich auch..öfters nur 10, ' Letztere Zahl‘ fanden. wir 
neuerdings bei ‚Zllipura, Rhamphocaenus und Triptorhinus. 
Hylactes und vielleicht auch Sarochalinus haben 14; Menura 
hat 16. 

Die Ostines haben, mit einigen Ausnahmen, constant 
nur 48 oder 19 Schwingen und zwar häufig nur 9 an der 
Hand. Eine Ausnabme hiervon machen allein ‚die. nahe ver- 
wandten Familien der Paradiseadae und Corvidae, bei welchen 
20—24 Schwingen vorkommen. So finden ‚sich, bei Oriolus, 
Ocypterus, Analcipus, ‚Paradisea, Epimachus, Cracticus und 
Pica 20; bei Corvus 20 — 21; Chlamydera 23; Ptilorkynchus 
24 Schwingen, 

Der Schwanz ‚hat constant (mit alleiniger Ansa von 
Dicrurus und Phrenothrix) 12 Federn. } 

In der folgenden Tabelle haben wir zur Leichen Ueber- 
sicht die allmähliche Verminderung der Schwingen und Steuer- 
federn bei fortschreitender Entwickelung darzustellen versucht: 

Handschwingen. Armschwingen, Steuerfedern. 


Natatores. 5 
Maximum: 41 40 ar 
Regel: ‚10 17-23 12, 
Minimum: 10 13 42 
Grallatores. k 2. 
Maximum: 11 26 26 
Regel: 10 14—19 , 12 
Minimum: 10 12 a 
Cursores. er 
Maximum: ) Fjügel gänzlich fehlend)/oder nur eudi- 
Regel: r 
2 \ mentär vorhanden. lo 
Minimum: i 
Rasores. 
Maximum: ” 44 20 20. tites 
Regel: 10 412—16 412—18 
Minimum : 10 12 10 
Raptatores. 
Maximum: 10 27 14 
Regel: 10 13—18 12 


Minimum: 40 12 12 


Ornithologische Notizen. 197 


ani Handschwingen. Armschwingen. Stewerfedern. 
Columbae. 


Maximum: 10 15 16 
Regel: 10 12—14 12 
Minimum: 10 41 12 

Scansores, 

„oo Maximum: 10 44 12 
Regel: 10 9—11 10—12 
Minimum: 9 9 10 

Glamatores. 

0. Maximum: 10 N 17 16 
Regel: 10 9—10 12 
Minimum: 9 6 10 

Oscines. 

Maximum: 10 14 12 
Regel: 9—10 9 12 
db ‚Minimum: 9 g9' 10 


" 'n Anwendung der gemachten Angaben auf das System 
finden wir z. B.: \ 

1. Das Mehr oder Weniger einer einzigen Handschwinge 
eonstatirt einen äusserst beträchtlichen Unterschied. 

Für die Subelassis: „Grallatores Bonap.” 
das 'ausschliessliche Vorkommen (wenn auch nur zuweilen ) 
von 11 Handschwingen ein neues wichtiges Kennzeichen. 
"Ebenso ist für die Oscines das Vorkommen von nur 
9 Handschwingen besonders charakteristisch. 

2. Da die Zahl der Handschwingen in der ganzen Klasse 
der Vögel nur zwischen 9'und 41 varüirt, das Vorhandensein 
oder Fehlen einer einzigen Schwinge mitbin eine grosse Diffe- 
renz begründet, so wird auch auf die stets mehr oder weni- 
ger beträchtliche Kürze der 1sten (gewissermassen im Ver- 
schwinden begriffenen) Schwinge der Singvögel ein besonderes 
Gewicht gelegt werden müssen. 

3. Wird die den Raptatores nach der Laufbekleidung 
angewiesene Stellung im System durch die Flügelbildung be- 
“ stätigt, und 
4. stellt sich ein Gleiches für die Oscimes als oberste 
Ordting im System heraus. 
5, Die Clamatores variiren beträchtlich in der Zahl 


ist daher 


198 Cabanis: 


der‘Schwingen und Jassen daher vermuthen, dass die jetzigen 
Grenzen der Ordnung zu weit gesteckt sind. | - 


Selten werden Untersuchungen wie die von Johannes 
Müller über die typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane 
der Passerinen, von gleich grossem Einflusse, auf die Umge- 
staltung des Systems ’'sein. 

Durch Müller’s umfassende‘ Untersuchungen wurde die 
Ordnung der Singvögel, welche durch die anerkannt verdienst+ 
lichen Arbeiten von Nitzsch, Sundevall, Blasius und Keyser- 
ling, Andreas Wagner und Andern als fest begründet erachtet 
wurde, auf’s Neue'in Frage gestellt, indem bei einer grossen 
Zahl von Gattungen, welche die so eben genannten Autoren 
als Singvögel betrachteten, der Mangel des sogenannten Sing- 
muskelapparates nachgewiesen wurde. 

Die nächste Folge dieser wichtigen Entdeckungen musste 
den Anschein liefern, ‚als .ob ‚die Passerinae ‚und , Picariae 
Nitzsch wieder in eine Ordnung vereinigt, also, ‚die Insessores 
Vig. wieder ‚hergestellt werden müssten, | ı 

Da indess ‘hierdurch ein’so charakteristisches anatomisches 
Kennzeichen, wie der zusammengesetzte. Singmuskelapparat, 
seine Wichtigkeit für die ‚Systematik ‘im Wesentlichen verlor, 
so fanden wir uns hierdurch veranlasst, zunächst ‚nach: con- 
stanten. äusseren. Kennzeichen ‚zu. suchen, aus welchen: man 
mit Sicherheit auf ‚das Vorhandensein.’ des inneren Singmuskel- 
apparates schliessen ‚könne, | 

Das von ‚Blasius und Keyserling angegebene Ka 
erwies sich nur. in. soweit. ‚als, richtig,. ‚als ‚es, die Stiefelung 
betraf, ‚getheilte Schilder: ;an., den Laufseiten aber sowohl .bei 
den Singvögeln. (Alauda) als bei den Schreivögeln  (Thamno- 
philus, Menura) angetroffen werden, 

Das Ergebniss unserer hierauf bezüglichen  Untersuchun- 
gen haben wir: bereits früher, anderweitig zur Publication e 
bracht,, wir wiederholen:.es ‘hier in der Kürze: \ 

Alle Singvögel (Oseines) haben entweder nur ‚9. Schwin- 
gen. an der Hand, indem die 4ste Schwinge gänzlich, fehlt; ist 
diese indess vorhanden, so ist-sie nur, (im,Gegensatze zu den, 
analogen Formen der Clamatores, bei welchen die 1ste Schwinge 


Ornithologische Notizen. . 199 


lang ist) sehr kurz. Armschwingen sind (in der Regel) gleich- 
falls nur 9 vorhanden. "Die Läufe sind entweder gänzlich 
gestiefelt oder doch an den Seiten mit einer ungetheilten 
Schiene (Stiefelschiene) versehen. In den’ wenigen Fällen, 
wo das eine Kennzeichen versagt, tritt das andere um so ent- 
schiedener hervor; so z.B. bei den Alaudidae, wo die Lauf- 
seiten keine; Stiefelschienen, sondern getheilte Schilder haben, 
fehlt dafür die 1ste Schwinge entweder gänzlich oder ist doch 
merklich kurz; oder bei den Corvidae, wo die erste Hand- 
schwinge ausnahmsweise lang ist, auch mehr als 9 Armschwin- 
gen sich zeigen, sind doch stets deutliche Stiefelschienen an 
den Laufseiten vorhanden. 

Wenn bei der Neuheit des Gegenstandes scheinbare Aus- 
nahmen sich nicht sogleich unter einen allgemeinen Gesichts- 
punkt werden bringen lassen, so kann dies doch keinen trif- 
tigen Grund zur Verdächtigung der hier angegebenen Charak- 
tere abgeben. 

In folgender Uebersicht haben wir zur besseren Verglei- 
chung einige Gattungen der Oscines und Clamatores in Pa- 
rallele gestellt und zwar absichtlich solche Gattungen ausge- 
wählt, welche bisher als nächste natürliche Verwandte betrach- 
tet wurden. Hierdurch, hoffen wir, wird die durchgreifende 
Gültigkeit der angegebenen Charaktere um so einleuchtender 
werden. 


Ordo Oseinen. Ordo Clamatores, 
Singvögel. Schreivögel. 

Hirundo L. Gm. 

Hirundininae. Cypselinae, 

manga | hurdus L. Gu. 

Turdus _musicus. *Myiothera colma Jll, 
da *Pitta. 

ki) . Certhia Auct. 

Certhia familiaris. ., .. Synallaxis Vieill. 

and, ’ Dendrocolaptes: JIl. 

ne Lanius Auet. | 

Lanius exeubitor ‚L. Psaris Cuv, 


Malaconotus Sws. Thamnophilus Vieill. 


200 Cabanis: 


Ampelis Auct. ei 


Bombyeilla Vieill. Ampelis. cotinga L. ) 
Procnias Sws. au 
*Procnias ventralis JIl. * Ampelion Cab. 
Troglodytinae Gray. 
Troglodytes. Seytalopus Gould. 
*Pteroptochus Kittl. 
h * Menura. 
Platyurus Sws. ; 
*Cyphorhinus Cab. *Platyurus corniculatus Sws. 
h Troglodytes Kittl. c 
Troglodytes europaeus, * Troglodytes paradoxus Kittl. 


Museicapa. Auct. 
Muscicapa grisola Lin. Myiarchus Cab, 
* Museicapa ruticilla Lin. 
b 2 Tyranninae Sws. 


*Ptilogonys Sws. Tyrannus. 
Anthus d’Orb. 1a 
Anthus Bechst. Centrites Cab. j 
Alauda Auct. 
Alauda campestris. * Alauda cunicularia L. 


Furnarius Vieill. 
Fringillidae d’Orb. Gray. 


Saltator Vieill. * Phytotoma Mol, ) 
Sturnidae Nitzsch. 
Icterus. *Oxyrhamphus Strickl. 


Die mit * bezeichneten Gattungen sind bisher anatomisch 
noch nicht auf den Singmuskelapparat untersucht. Wir haben 
absichtlich, soviel als möglich, solche noch nicht untersuchte 
Gattungen ausgewählt, damit durch spätere anatomische Unter- 
suchungen der Werth oder Unwerth der von uns angegebenen 
äusseren Charaktere um so evidenter erwiesen werden könne. 

Wir zweifeln nicht an der naturgemässen Stellung, welche 
den aufgezählten Gattungen hier angewiesen ist, aber ‚auch! 
nicht daran, dass es manchem Systematiker schwer fallen wird, 


u u 


Ornithologische Notizen, 201 


die gewohnte althergebrachte Anordnung einem nätürlicheren 
Systeme zum Opfer zu bringen und Gattungen, welche als 
nächste Verwandte betrachtet wurden, in verschiedene Ord- 
nungen zu stellen, 

Hat doch der von Nitzsch- längst entdeckte. wesentliche 
Unterschied zwischen Hirundo und Cypselus in der |Systema- 
tik ‚noch nicht allgemein die gebihhrende Beachtung gefunden, 
und doch: stellen sich bei genauer Untersuchung der Hirun- 
dininae und Cypselinae höchst durchgreifende Verschiedenhei- 
ten heraus: die Hirundininae haben: 9 Handschwingen, eben 
so viel Armschwingen und 12 Steuerfedern, sind also hier- 
nach sowie nach der Stellung der Zehen und sonstiger Fuss- 
bildung entschiedene Singvögel. 

Die Cypselinae. hingegen haben 10. Handschwingen und 
zwar ist die4ste Schwinge, welche den Hirundininen. gänzlich 
fehlt, von beträchtlicher Länge. Ferner ‚haben die Cypselinen 
häufig nur 6 Armschwingen, 10 ‚Schwanzfedern und alle 4 
Zehen nach vorn gerichtet, weichen daher nicht nur von den 
Oscines, sondern sogar von den typischen Clamatores in so 
eigenthümlicher Weise ab, dass Sundevall; sie mit den Tro- 
chiliden vereinigt, als eigene Ordnung (Macrochires Nitzsch) 
betrachtet. Die vermeintlich nahe Verwandtschaft der Hirun- 


_ dininae und; Cypselinae beruht daher (abgesehen von der 


höchst trüglichen Aehnlichkeit im Schnabel) nur auf einer 
Verwechslung der Begriffe von Affinität und Analogie, Mit 
demselben Rechte wie Hirundo und Cypselus könnte auch 
Sterna (wie von Wagler in seinem natürlichen (!?) Systeme 
im Ernste geschehen) mit diesen zu einer Familie vereinigt 
werden. Mehr oder weniger von derselben Wichtigkeit wie 
die Unterschiede zwischen Hirundo und Cypselus sind die der 
andern in vorstehender Tabelle gegenübergestellten Gattungen. 
Von diesen haben wir nur’noch die folgenden herauszuheben: 

Menura. Eine‘ ziemlich beliebte und daher ziemlich 
allgemein verbreitete Ansicht der neueren Systematik’ ist die: 


_ Menura zu den Singvögeln und zwar zu den Zaunkönigen 
 (Proglodytinae) zu stellen! 'Menura hat aber sowohl Schilder 


an'den Laufseiten als auch 21 ‘Schwingen am Flügel und 46 
Sehwanzfedern, vereinigt daher, unserer Ansicht zufolge, alle 
gegen die Stellung zu den Singvögeln sprechenden 'Kenn- 


202 Cabanist 


zeichen. Ueber. .die natürliche Stellung der Gattung weiter 
unten beivHylactes, Fam.‚Eriodoridae. motaye 

Setophaga Sws. Muscicapa rutieilla Lin. Kolb:näich 
Audubon’s Untersuchungen in Bezug auf den Singmuskelappa- 
rat mit den andern nordamerikanischen Fliegenschnäppern, 
welche als Tyranninen zu den Clamatores gehören, überein- 
stimmen. Setophaga hat indess nur 9 Handschwingen’ "und 
Stiefelschienen an den Laufseiten, gehört daher entschieden 
zu den Oseines und zwar zu den Sylvieolinen. Der obigen 
anatomischen Angabe wird sicherlich ein Irrthum zu Grunde 
‚liegen, 

Ptilogonys Sws. Wir haben diese "Gattung früher 
(Tschudi Faun. per. Ornith. p. 134). irrthümlich zuden‘ Am- 
pelinen gestellt, haben aber seitdem an unverletzten Exempla- 
ren ‘bemerkt, dass die Laufseiten mit Stiefelschienen versehen 
sind. Die 1ste Schwinge ist entschieden kurz, mithin hat ‘die 
Gattung alle Kennzeichen eines echten u pmeche (5. weiter 
unten Fam. Museicapidae). on 


Oxyrhampkus Strickl. Gehört nicht zu den Stirmit 


den, sondern in die Ordnung der Clamatores. Handschwingen 
sind nicht 9, wie Nitzsch angiebt, sondern 10 vollständig aus- 
gebildete vorhanden. Die Tafeln des Vorderlaufs greifen um 
die äussere Laufseite herum, nach hinten und innen ist der 


Lauf mehr öder weniger nackt oder fein gekörnt. Im System j 


wird diese etwas schwierig zu placirende Gattung am füglich- 
sten bei den Tyranninen oder Ampelinen (in die ee von 
Ampelion) unterzubringen sein, 


Ordo I. Oscines, Singvögel. 


Einige ‚Hauptkennzeichen der Ordnung gehen aus ‚dem 
bereits Gesagten zur Geniige hervor. An den Füssen, sind 
stets drei Zehen nach vorn: gerichtet, von: denen. die äussere 
nie ‚ganz frei, wie bei. einigen. Clamatores aber, auch ‚nie .so 
stark verwachsen: ist wie, bei letzteren. Anderweitige, Kenu- 
zeichen werden zweifelsohne in’ der, Folge gefunden |werden, 
einige. sind bereits von Sundevall aufgefunden worden... Nach 
Sundevall ‚sollen sich die Singvögel 2. B,. durch ‚eine. ‚eigen- 
thümliche Anordnung der _Flügeldecken. unterscheiden. Wir 


u ee ln 


RE A N 


Ornithologische Notizen. 203° 


müssen auf die weiter oben bereits eitirte verdienstliche Ar- 
beit selbst verweisen, da eigene Untersuchungen in diesem 
Punkte bis jetzt zu keinem ‚genügenden Resultate geführt 
haben, Auch wird..die: Auffindung dieses Kennzeichens stets 
mehr oder weniger schwierig und ‚unsicher bleiben, da die in 
Sammlungen aufgestellten Bälge in der Regel vorher durch 
so viele, theils unzarte Hände gehen, dass nur in selteneren 
Fällen die Deckfedern in ihrer ursprünglichen Lage anzutref- 
fen sein werden. \ Endlich rechnet Sundevall viele Gattungen, 
namentlich; alle zu den drei Schreivögel-Familien .der Eriodo- 
ridae, Anabatidae und Colopteridae gehörigen, mit Unrecht zu 
den Singvögeln, Haben ‚diese letztgenannten Gruppen in der 
That dieselbe Anordnung der Deckfedern, so. verliert das 
Kennzeichen von. selbst‘ seine ‚Gültigkeit als ausschliesslicher 
Charakter der Oscines. 

"1. Sehwieriger als die natürliche Begrenzung der Ordnung 
der. Singvögel ist die Gruppirung der einzelnen Gattungen’ zu 
natürlichen Familien und die Anordnung der Reihenfolge .die+ 
ser Familien im Systeme. Die. bisherigen Familien sowie 
deren Anordnung, werden ‚fast durchweg als mehr oder weni- 
ger willkürliche Zusammenstellungen und somit als unhaltbar 
im) natürlichen Systeme zu: betrachten sein, 

Bei Entscheidung der Frage, welche von den Singvögeln 
den höchsten, welche den niedrigsten Rang innerhalb der 
Ordnung einzunehmen haben, werden uns dieselben Kennzei- 
chen im Flügelbau und der Fussbildung leitend sein müssen, 
durch welche wir vorher zu der Annahme gelangten, dass 
die Singvögel überhaupt die höchst organisirten Vögel sind, 
Als niedriger organisirte Singvögel werden daher dieje- 
nigen zu betrachten sein, welche in der einen oder andern 
Beziehung von dem typischen Kennzeichen abweichen, also 
in Bezug auf die Beschilderung des Laufs diejenigen, welche 
an den Laufseiten keine Stiefelschienen, sondern getheilte 
Schilder haben; in Bezug auf den Flügelbau diejenigen, bei 
denen die 1ste Handschwinge weniger kurz ist oder bei denen 
die Zahl der Armschwingen mehr als 9 beträgt. Auf diese 
lassen sich die scheinbaren Ausnahmen von der ur- 
glichen Regel wieder unter eine gemeinsame Regel brin- 
‚, nämlich die: dass bei niedriger organisirten Gruppen der 


204 Cabanis: 


ursprüngliche Typus weniger deutlich ausgeprägt ist "als in 
den höheren Formen. | 

Schilder an den Laufseiten finden sich z. B. bei Bomby- 
cilla, Alauda und Verwandte, Adlaus unter den Läniaden “unnd 
einigen Arten von Thryothorus. 

Ziemlich lang ist die 1ste Schwinge z. B. bei et 
Laniaden, noch häufiger aber bei den Paradiseaden und Eor- 
‚ viden. 

Mehr als 9 Armschwingen haben z. B. Oriolus, Ocypterus 
und Analeipus, bei denen sich 10 finden !). Noch mehr Arm- 
schwingen haben die Paradiseaden und Gorviden. 

Als höchste Formen sind die zu betrachten, bei deren 
die angegebenen Kennzeichen am vollständigsten "entwickelt 
sind; also die, welche nur 9 Handschwingen und einen voll- 
ständigen Stiefel haben. ) 

Beide Kennzeichen finden sich nur höchst selten Norinigt 
tnd'am Flügel scheint das Fehlen oder’ Vorkommen der 1sten 
kurzen: Sehwinge keinen grössern Unterschied als den (äller- 
dings wohl zu beachtenden ) einer eigenen Subfamilie zu be 
gründen, da wir diese Differenz in den ‘meisten natürlichen 
Familien antrefen. im 

Wir nehmen daher ‘die vollständige Stiefelung' "des 
Laufs als Charakter für die 


’ 


I. Fam. Rhacnemididae. 


Die hierher gehörigen Gattungen finden wir in u bis- 
herigen ‚künstlichen: ‚Familien der Turdidae und Sylviadae, 
welche -ganz unhaltbar sind, zerstreut. Ein ‚vorläufiger, noch 
zu vervollständigender ‚Entwurf ‚der Familie ist: 


i 
1. Subfam. Zuscininae, 

Luscinia, Erythacus, ‚Ruticilla, Calliope, Curl s 
phia (‚}) etc. 

!) Durch richtige Würdigung dieses metandeh lässt Eidg ie 
bisher stets schwankende Stellung der genannten Gattungen Abi 
erklären, dass sie in eine Gruppe vereinigt und in die Nähe der 
radiseadae untergebracht werden müssen. ‚ 


a 


nr 


Ornithologische Notizen. 205 


2.. Subfam. Turdinae. 


Turdus, Oreocincla r Geocichla, Myiophaga, Zoothera, 
Myiophoneus etc. 
3. Subfam. ‚Sazicolinae. 
Monticola, Orocetes, Campicola, Saxicola, ‚Pratincola, Pe- 
troich, Sialia, Accentor, Cinclosoma Vig. etc. 


4. Subfam. Cinelinae. 
a ‚Cinclus ‚Bechst. 
81 15. Subfam. Motacillinae. 
_ Motacilla, Henicurus, Mucronyx , Anthus\ ete. 


Gen. Turdus Lin. 

Mit Bezug auf die von uns ‚in Tschudi's Faun. per. Or- 
nith. p. 187 u. f. gegebene ausführliche Kritik der 3 unter dem 
Namen Turdus minor Gm. verwechselten kleinen: nordameri- 
kanischen Drosseln ist Folgendes zu berichtigen: ' 

Der Name guttatus kann für ‘die eine Arb nicht beibe- 
halten werden, weil derselbe bereits früher: von Vigors für 
„ eine. afrikanische Drossel vergeben wurde. 
u WBei 7. Wisonü und T. Swainsonii sind die Maasse der 
_ Schnäbel verwechselt worden. 
1. T. Pallasii. z 

Turdus guttatus Cab, (nec Vig.) Tschudi Faun. per. ‚Or- 

! »ith. p.,187, No.1. 

Schnabel vom Mimdwinkel bis zur Spitze 10". 
2.T Wilsonii Bonap. 
ind Faun, per. Ornith. p. 188. No. 2. 

Hat von den 3 Arten den längsten Schnabel, welcher 
vom Mundwinkel bis zur Spitze 103”’ misst. 

3. T. Swainsonii Cab... p.:188. No. 3, 
Hat den kürzesten Schnabel, vom; Mundwinkel bis zur 


Spitze 84". 


112 


Fam. Timalidae. 
190 
. Subfam. Troglodytinae, 
on Pteroptochus und alle mit dieser in der Fussbildung ver- 
wandten Gattungen sind von den Troglodytinen auszuscheiden 
und. zu den Erivdoriden (s. weiter unten) zu stellen, 


206 Cabanis: S 


Gen. Uampytorkynchus Spix 1824. 
1. ©. nuchalis. 

Oberseite schwärzlich; die Haube hellgrau, jede Feder 
in der Mitte schwärzlich; Seiten des Halses und der ‘ganze 
Rücken mit  weisslichen breiten Längsstrichen; Flügel und 
Schwanz mit zahlreichen weissen Querflecken; über den Augen 
ein weisser, hinter denselben ein schwarzer Strich; Nacken 
und zum Theil die Seiten des Halses und der Oberrücken 
gelblichbraun. angeflogen. Unterseite weisslich mit schwärz- 
lichen Querflecken. Ganze Länge 62”, — Schnabel 10”, Flü- 
gel 2” 10”, Schwanz 2" 10", Lauf 10", — Venezuela, 


Gen. Cyphorhinus Cab. 1844. 


1. ©. thoraciceus Tschudi. 
Consp. No. 115. — id Faun. per. Ornith. p. 184. 
Platyurus affınis Sws. Birds of Brazil Tab. 57. 
Obgleich der Speciesname affinis älter ist als thoracicus, 
glauben ‚wir doch letzteren ‚beibehalten zu müssen, da Swain- 
son eine Aehnlichkeit bezeichnet, welche nicht vorhanden’ ist; 


denn Platyurus corniculatus, auf den Swainson ‚hindeutet, ‚ge- _ 


hört nicht nur nicht in. dieselbe Gattung, sondern sogar in 
eine andere Ordnung (s. Sarochalinus, ‚Fam. Eriodoridae, Sub- 
fam. Myiotherinae). m 
2. 0. cantans. 
Musicien de Cayenne Buff. pl. enl. 706. Fig. 2. 
= Turdus cantans Gm. Syst. 1. p. 825. No. 87. 
Thryothorus carinatus öws. Birds of Kt Tab, 14. 
Platyurus rubecola Sws. Nat. Hist. 11. p. 319. 
Cyphorhinus carınatus Cab. Tschudi Faun. per. Ornith. 
pag. 184. 
3. C. leucophrys. 
Troglodytes leucöphrys Tschudi Consp. No. 118. — id. 
Faun, per, Ornith. p. 185. 
4. CO, leucostictus. 
Troglodytes leueostietus Licht. in Mus. Berol. 

Haube und Seiten des Halses schwärzlich, übrige Ober- 
seite rothbraun; Seiten des Halses weiss gestrichelt; vom Na- 
senloch über die Augen bis zum Nacken läuft eine weisse, 
hinter dem Auge eine schwarze Linie; Flügel und Schwanz 
mit zahlreichen schwärzlichen ziekzackförmigen 'Querlinien, 


. 
ee 


Ornithologische Notizen. 207 


Unterseite vom Kinn bis zum Bauch weiss; Seiten der Brust 
grau; Weichen und Aftergegend röthlich braun. Schnabel 
schwärzlich. Ganze Länge etwa 3” 10”, Schnabel vom Mund- 
winkel fast 9", Flügel 1” 14", Schwanz 4", Lauf etwa 10. 
— Guiana und Mexiko (Papantla). 


Gen. Toxostoma Wagl. 1831. 
Die folgenden 2 Arten sind nach den kürzeren Flügeln 
und dem gebogeneren Schnabel hierher und nicht zu Mimus 
zu. stellen; 


1.7: rufum. 
Turdus rufus Gm. 


2; T. longirostre. 
Orpheus. longirostris Lafr. Rey. Zool, 1838. p. 54. 


Anumerk.. , Tozostoma und Mimus können: nicht mit ‚den echten 
Drosseln in eine Familie oder Unterfamilie kommen, son- 
dern nähern sich den Troglodytinen, zu welchen die häufig 
verstellte Gattung Donacobius noch entschiedener, hinneigt. 


Fam. Museicapidae. 


Für die Widernatürlichkeit der Gruppirung nach dem 
Schnabel liefern die Museicapiden: in ‚ihrer bisherigen Zusam- 
menstellung einen schlagenden Beweis. Der grössere Theil 
der bisher zu diesen gestellten Gattungen gehört gar nicht in 
die Ordnung der Singvögel, sondern zu den Clamatores in 
die. Familie der Colopteriden. 

Für die Muscicapiden bleiben nur diejenigen Formen 
übrig, welche eine entschieden kurze erste Schwinge und eine 
gestiefelte Laufsohle haben. Spätere Untersuchungen müssen 
zeigen, ‚ob diesen die Dicrurinae, Campephaginae und Hirun- 
dininae hinzugefügt werden müssen. 


Gen. Chasiempis n. gen. 

(zetivo , inbiare; Aunis, (dog Mücke). 
u Die Museicapa sandvicensis Lath., welche wir als 
er dieser Gattung hinstellen, liefert den höchst interessan- 
‚ten Beweis, dass die echten Museicapiden der alten Welt von 
den fälschlich sogenannten der neuen Welt im Flügelbau und 
in der Fussbildung constant verschieden sind. Während M. 


208 Ri os oCabanis: 


sandvicensis in der Schnabelbildung, den: höheren Läufen und 
entwickelteren Zehen, selbst annäherungsweise in der Färbung, 
Aehnlichkeit mit einigen amerikanischen Fluvicolinen ‘zeigt, 
bekundet die 1ste kurze Schwinge und. die gestiefelte Lauf- 
sohle auf den ersten Blick einen Singvogel, mithin einen Flie- 
genschnäpper der alten Welt '). 


1. Ch. sandvicensis, 
Muscicapa sandvicensis Lath. 


Subfam, Bom byeillinae. 


Indem wir die -Gattungen Bombycilla, Ptilogonys und 
Myiadestes zu einer Gruppe vereinigen, wissen. wir diese vor- 
läufig nicht besser als bei den Museicapiden unterzubringen. 
Gegen die Vereinigung mit Procnias (Fam. ‘Tanagridae), mit 
welcher Bombyecilla Aehnlichkeit zu haben scheint, spricht das 
‚Vorhandensein der 1sten kleinen Schwinge, welche bei den 
echten Tanagriden stets fehlt ?). 


Gen. Ptölogonys Sws. 
1. P. cinereus Sws. 
2. P. nitens Sws. 


Gen. Myiadestes Sws. 


1. M. armillatus Lafr, de 
Myiadestes genibarbis Sws. 


2. M. Townsendi,. 
Ptilogonys Townsendi Audub. Orn. Ziope, V. pP. 206. — 
id. Syn. p: 46. No. 69. 


‚ ") Die Verbreitung der Fliegenschnäpper über die dem ameri- 
kanischen Continente zunächst gelegenen Inselgruppen möchte auch 
in geographischer Hinsicht von Interesse sein. Da in Amerika kein 
Fliegenschnäpper mit kurzer 1ster Schwinge vorkommt (falls nicht 
die Bombyecillinae zu den Muscicapiden gehören), beweist Chasiem- 
pis, dass die Sandwichs-Inseln mit Amerika in keinem Zusammen- 
 hange ‚gestanden haben können. : Die Fliegenschnäpper' der iGalla- 
pagos-Inseln hingegen stimmen; mit denen des ‚amerikanischen, Fest- 
landes vollkommen überein. er 

2) Was die systematische Stellung der Tanagriden betrift, so 
sind diese weniger mit den Fringiliden als mit den Sylvicolinen ver: 
wandt. Dr 


se a a 


Ornithologische Notizen. 209 


3. M. griseiventer. 

Ptilogonys griseiventer Tschudi Faun, per. Orn. p.140. 
*4, M. leucotis. 

Ptilogonys leucotis Tschudi l.c. p. 139. 


Ordo II. Clamatores. Schreivögel. 
Tribus . Tracheophones Joh. Müller. 


Hierher gehören nach Johannes Müller’s Untersuchungen 
die beiden Familien der Zriodoridae und Anabatidae, deren 
letztere wir bei einer späteren Gelegenheit ausführlicher ab- 
zuhandeln gedenken. 


I. Fam. Eriodoridae. 


Ein Theil der Myiotherinae Menetr., Formicarinae Gray, 
sowie Gattungen aus verschiedenen andern-künstlichen Fami- 
lien bilden die Familie der Eriodoriden, welche unter anderm 
durch die eigenthümlich wollige Beschaffenheit der Rücken- 
federn charakterisirt wird. 

| Zur Vermeidung jetzt so häufig vorkommender Irrthümer 

bei Uebertragung von Arten aus einer alten Gattung in eine 
neue, haben wir für die folgende Aufzählung vorgezogen, fast 
alle uns nicht aus Authopsie bekannten Arten vorläufig weg- 
zulassen. 


Subfam. I. Hypocnemidinue, 


Besonders charakteristisch für diese Gruppe ist die Be- 
kleidung der Laufsohle, welche der Stiefelbildung äusserst 
nahe kommt und zuweilen täuschend ähnlich sieht. Hierdurch 
treten die Hypocnemidinen nicht nur an die Spitze ihrer Fa- 
milie, sondern werden auch als die den Singvögeln zunächst 
stehende Gruppe der Clamatores betrachtet werden müssen. 
Die äussere Seite des Hinterlaufs fanden wir bei denselben 
stets gestiefelt, die innere hingegen nackt und ohne Hornbe- 
kleidung. Zuweilen gewinnt die innere Laufseite indess das 

Ansehen, als wäre sie gleichfalls mit einer Stiefelschiene be- 
D kleidet (Holocnemis, Pyriglena), doch bleibt umfassenderen 
; rsuchungen der Nachweis vorbehalten, in wiefern diese 
ng mit der bei den Singvögeln wirklich übereinstimmt 
oder ob hier nur eine, etwa auf Altersverschiedenheit beru- 
Archiv f. Naturgesch, X1JL, Jahrg. 1. Bd, 14 


BR Cabanis: 


hende, individuelle Verwachsung der einzelnen Schilder statt* 
findet *). ) Letzteres! wäre immer\noch ein bedeutender Unter- 
schied, da die Singvögel schon als Nestvögel die Stiefelschie- 
nen haben, also mit denselben geboren werden. 


Gen. Myrmonaz?), 


Drymophila Sws. (nec. Temm.). 
Myrmeeciza (!?) G. R. Gray 1841. 


1. M. longipes. 

Myrmothera longipes Vieill. N. Diet. Hist. Ba XXVI. 
pag. 321. 

Drymophila longipes Sws. Zool. Journ. II, p. 152; id. 
Zool. Illustr. Sec. Series I. Tab.23 (mas). 

Myrmot hera longipes M&netri&s, Memoires de l’Aca- 
dem. imper. St. Petersb. VI. Ser. Tom, ll. 1835. p. 474. 
No. 10. 

= Formicarius longipes G.R. Gray Gen. Birds XXXII.No.7. 


2. M. loricatus. 
Myiothera loricata Licht. Doubl. p. 44. No. 477. 
Drymophila leucopus Sws. Zool. Journ. I. p: 150. 
Myiothera ruficauda. Pr. Max, Beitr. 11]. p. 1060 (fem.). 
Formicivora loricata Menetr. ]. c. p. 490. Tab. 4. F. 1 
mas. F.2 fem. — id. G. R. Gray ].c.No.7. 


3. M. cinnamomeus. 
Turdus cinnamomeus Gm. Syst. p. 825. No. 85. 
Holocnemis cinnamomeus Strick]. Ann. Nat. Hist. 1844. 
pag. 416. \ 
Formicivora cinnamomea G.R. Gray 1]. c. No. 14. 


4. M. myiotherinus. 

Thamnophilus myiotherinus mas. 'Spix AN. Bras. 1. 
Tab. 42, F.1. 

Myiothera ardesiaca Licht. Pr. Max. Beitr. IN]. p.1055. 

Myiothera thamnöphiloides Voigt Thierr: 1. p.:494. v 

. Myrmother« thamnophilaides Menetr. 1. c. p.! 4751. et 

Formieivora. ardesiaca p..507. 

Formicarius thamnophiloides G. R. Gray.l. c. No. 8 et 


Formicivora ardesiaca No. 20. 
2 } 


4) Der genaue Beobachter Prinz Max. von Neuwied giebt z. B: 
bei Myiothera ardesiaca für, jede Seite der Laufsohle eine Reihe 
von Schilderh an, während wir bei den von uns untersuchten Indivi- 
duen derselben Art eine ungetheilte Hornmasse !beobachteten. A 

2) uigwog'= uögums, Ameise; üvef, Herrscher, tyrannus. vv 

rk 


Omithologische Notizen. 211 


5. M. lugubris. 
Thamnophilus myiotherinus fem. Spix l.c. T.42. F.2.? 
Lanius lugubris J11. 


Der vorhergehenden Art in Gestalt und Färbung äusserst 
ähnlich, aber in allen Körperverhältnissen merklich grösser. 
Das Männchen unterscheidet sich in der Färbung genügend 
durch den Mangel der weissen Augenlieder und durch die 
Flügeldecken, welche nicht schwarz, sondern grau wie die 
übrige Oberseite und ohne weisse Säume sind. Die weisse 
Färbung am Grunde der Rückenfedern scheint ‚gleichfalls zu 
fehlen. Weibchen bis jetzt unbekannt, 


6. M. leuwcophrys. 

DemM. lugubris äusserst ähnlich ‚aber etwas kleiner, un- 
terscheidet sich von diesem durch die Färbung: der Unterseite, 
welehe nicht weisslich, sondern kaum heller als die Oberseite 
ist; nicht nur die Stirn, sondern auch die breiten Augenlieder 
sind, weiss; die schwarze Färbung erstreckt sich nur über die 
Zügel, Obrengegend und wenig unter das Kinn, während sie 
bei, /ugubris über die Augen reicht und die Seiten des.Halses 
sowie die Kehle einnimmt. Ganze Länge etwa 54", Schmabel 
vom Mundwinkel 93”, Flügel 2" 7”, Schwanz 12”, Lauf, 11&”, 
Von Herrn Rob, Schomburgk ‘in Guiana entdeckt. 


Anmerk. Ob diese Art mit Pithys Teucophrys identisch ist, ver- 
mögen wir nicht zu entscheiden (s. die Gattung Pithys). 


Gen. Pyriglena n. gen. 
(rvgiyknvog, mit feurigen Augen). 

Die Zehen sind stärker entwickelt als bei der vorher- 
gehenden Gattung, die Aussenzehe ist merklich länger als die 
innere Zehe; Schwanz  verhältnissmässig länger mit breiten 
Federn; Gefieder, vorherrschend kohlschwarz: ‘oder dunkel, 
gegen welche Färbung die feurigrothen Augen lebhaft abstechen. 
In dieser Gruppe gewinnt die Bekleidung der innern Laufseite 
am täuschendsten das Ansehen einer Stiefelschiene. 

4. P. domicella. 
Lanius domicella Licht. Doubl. p. 47. No. 502 mas, 
503 fem. 
Drymophila trifasciata Sws, Zool, Journ. 11. p.152. No. 3; 
Zool, Illust. Sec. Ser. I. Tab. 27, 
Myiothera domicella Pr. Max, 
14# 


212 Cabanis: 


Formicivora domicella Menetr. ].c. p.503. Tab. WF. 1. 
j mas,F.2. fem, F.b. \ 

Myrmeciza melanura Strickl. Ann, Nat. Hist. 1844. 
t p: 417 (fem.). 

2. P.atra. 
Drymophila, atra Sws. Zool. Journ. II. p. 153. No. in 
Formicivora atra Menetr. 1. c. p. 505. 

*3. P. maura, 
Formicivora maura Menetr. ].c. p.506. Tab.7. F. a. 


4. P, picea. 
Formicivora atra Tschudi (nec Menetr,) Consp. No. 96. 
id. Fauna peruan. Ornith. p. 145. 

Eine genaue Untersuchung des peruanischen Vogels hat 
uns gezeigt, dass derselbe von den vorhergehenden Arten ver- 
schieden ist. 'Dem P. domicella nahe kommend, unterscheidet 
er sich durch den etwas schwächeren Schnabel, kürzere Flü- 
gel und längeren Schwanz, durch etwas höhere Läufe und 
längere Zehen. Der ganze Flügel ist einfarbig schwarz ohne 
alle weisse’ Zeichnung. Weiss sind am ganzen Vogel nur die 
Federn‘ des Oberrückens an ihrer Wurzelhälfte, ähnlich wie 
bei domicella, nur erstreckt sich die weisse Färbung nicht so 
weit nach der Spitze der Federn hin und ist nicht ganz so 
gerade abgeschnitten. Schnabel vom Mundwinkel 10%”, Flü- 
gel’ 2” 11"', Schwanz 3" 4”, Lauf 1” 3”, Mittelzehe mit dein 
Nagel 1”. 


5. P. funebris. 
Lanius funebris Licht. Doubl, p. 47, No. 503 nota, 


Gen. Hypocnemis n. gen, 
(Örrosvnuus, subealigatus). 

Erinnertdurch Schnabelform, noch mehr und besonders 
aber durch bunteres, vielgeflecktes Gefieder an die kleineren 
"Arten von Thainhophilas. ‘Schnabel kürzer als der Kopf, ge- 
wölbt, ohnfirstig, ‘weder plattgedrückt noch zusammengedrückt; 
Schwanz kürzer als die Flügel, ziemlich gerade oder etwas 
abgerundet; die äussere Zehe stärker verwachsen als bei den 
vorhergehenden “Gattungen. 

1 H. tintinnabulata Tab. IV. Fig. 1 
Carillonneur Buff. el. 700. F. 2. 


Turdus tintinnabulatus Gm. Syst. p. 826. No. 92. 
Myiothera margaritacea Licht. in Mus. Berol. 


Ornithologische Notizen. 213 


Die ganze Haube und der Nacken. sind schwarz. Von 
der Stirn ziehen sich über jedes Auge eine, über die Mitte 
des Kopfes aber ‘zwei unzusammenhängende weisse Linien, 
welche sich im Nacken. sämmtlich vereinigen. Die Federn 
des Oberrückens sind graugrün mit schwachen schwärzlichen 
Säumen;, Unterrücken und Bürzel röthlichbraun. . Die Flügel 
sind dunkelbraun, der äussere Fahnenbart der Schwingen erster 
Ordnung mit olivenbraunem, die Schwingen 2ter Ordnung mit 
röthlichbraunem, Anfluge. Die kleineren Flügeldecken sind 
schwarz mit runden weissen Spitzen; die grösseren Deckfedern 
haben rostgelbliche Spitzen. Der Schwanz ist dunkelbraun 
mit einem schwachen röthlichen Anfluge, die. Spitzen der 
Schwanzfedern sind. rostgelb, oberhalb schwarz begrenzt. 
Kinn, Kehle, Mitte der Brust und des Bauchs sind weiss; 
Ohrgegend, Seiten. des Halses und der Brust ‚abwechselnd 
weiss und schwarz gestreift und gefleckt; Flügelrand und un- 
tere Flügeldecken weiss und grau untermischt; ‚die Seiten des 
Bauchs, die Weichen und der After sind lebhaft hell roströth- 
Jieh. — Der Oberschnabel ist schwärzlich, der: Unterschnabel 
gelblich; Füsse grünlich gelb. — Die erste Schwinge ist etwä 
-halb so lang als die Ste und 6te, welche ‚die längsten sind; die 
äte gleich der 7ten; die 2te kürzer als die 10te. — Ganze 
Länge 5”, Schnabel vom Mundwinkel zur Spitze 8”, Flügel 
2' 2”, Schwanz 4" 8”, Lauf 92". — Vaterland: Cayenne und 
Guiana. | 
2. H. poecilinota Tab, IV. F, 2. 3. 

Aschgrau, auf der Oberseite dunkler, auf der Unterseite 
heller; Flügel und Schwanz schwärzlich; Flügeldecken und 
Schwingen 2ter Ordnung mit ‘weissen Rändern; ‘die Federn 
des Rückens und Bürzels sind an der Spitzenhälfte schwärz- 
lich mit weissen Rändern; die Schwanzfedern haben weisse 
Spitzen und in der Mitte am innern Fahnenbarte einen runden 
weissen Fleck, welcher” bei den äussersten Schwanzfedern 
auch an der Aussenfahne sich zeigt. Schnabel schwarz; Füsse 
hell. — Ganze Länge etwa 5”, Flügel 2” 5", Schwanz 1" 7". 

as hier beschriebene Exemplar wurde von Herrn Rich. 
chomburgk in Guiana gesammelt, es ist ein Männchen. Es 
lässt sich vermuthen, dass die Weibchen durch bräunliche oder 
röthliche Färbung einzelner Körpertheile abweichen werden. 


214 Cabanis: 


Gen. Holocnemis Strick]. 1844. 


Der längere Schnabel, der kürzere fast gerade Schwanz 
und die kürzeren Läufe, deren äussere Zehe mit den inneren 
von gleicher Länge ist, unterscheiden diese Gruppe besonders 
von Myrmonax, zu welcher Turdus cinnamomeus Gm., von 
Striekland als 2te Art zu Holocnemis gestellt, mid 
1. A. lineata. 

Petit Befroi Buff. 

Fourmilier grivil&E de Cayenne Buff, pl. enl. 823. F,1. 

Turdus lineatus Gm, Syst. I. p. 828. No, 97. 

Holocnemis flammata Strickl. Ann. Nat. Hist. 1844. 
p- 415. Tab. 13. 

Myioturdus lineatus Menetr. 1. c.p. 471. 

Formicarius lineatus G.R. Gray l.c. No.4, et F\ flum- 
anatus No.23. 

Der Alte ausgefärbte, bisher ‘unbekannte Vogel ist von 
Herrn Rich. Schomburgk in Guiana gesammelt und weicht in 
der Färbung ab: Die ganze Oberseite ist schwärzlich schiefer- 
grau, die Unterseite heller; Kehle vorherrschend weiss; die 
Federn an den Seiten des Halses, der Brust und am Bauche 
haben weisse lanzettförmige Schaftstriche; Flügeldecken mit 
feinen ‘weissen Spitzen. Die 1ste Schwinge etwa halb so lang 
als die 6te, welche die längste ist; die 5te und 7te sind etwas 
kürzer, Schnabel schwärzlich, Füsse hell gelblichbraun. Ganze 
Länge 5%”, Schnabel vom Mundw. 1", Flügel 2"8”, Schwanz 
fast 2”, die äusserste Feder etwa 3'' kürzer, Lauf 11'", 


Gen. Pithys Vieill. 1823. 


Charakteristisch für diese Gattung ist der gerade FRRR 
bel'und die besonders starke Verwachsung der äusseren Zehe, 
welche nur am letzten Gliede frei ist, 


4. Pr albifrons G.‘R. Gray List. 
Pipra albifrons Gm. 
Pithys, leucops Vieill, . 
Myiothera albifrons Licht. Doubl, p. 44. No.476. 
Dasycephala albifrons G. R. Gray l.c. No.9, 


2. P. pectoralis. 
Petit Merle brun a gorge rousse de Cayenne Buff. pl. 
en. 644. F. 2. 
Turdus pectoralis Lath. 
Myiothera pectoralis Temm. 


N 


Ornithologische Notizen. 215 


Die Wurzelhälfte der Rückenfedern ist beim Männchen 
weiss ‚ beit Weibehen lebhaft rostgelb gefärbt. 


*3, P. leucophrys Tschudi Consp. No. 97; id Faun. per. 
Ornith. p. 176. 

" Dasycephala leucophrys G. R. Gray 1. c. No. 10. 

Hat in der Färbung auffallende Aehnlichkeit mit einigen 
Arten von Myrmonax und gehört vielleicht zu letzterer Gat- 
tung, Ob die äussere Zehe mit der inneren bis zum Nagel- 
gliede verwachsen sei, ist in der von Tschudi gegebenen Be- 
schreibung 'nicht angeführt. 


Gen. Conopophaga Vieill. 1816. 


1. C, lineata, 
j Myiagrus lineatus Pr. Max. Beitr. IN. p. 1046. 
Conopophaga vulgaris Menetr.]. c. p.534. Tab. 14. F.1. 


2. ©. ardesiaca Orb. Lafr. Syn. No. 2. — id. Voy. Amer. 
+ Ois. p. 188. 


3. C. perspieillata. 
Myiothera perspicillata Licht. Doubl. p.43. No. 174. 
Myioturdus perspicillatus Pr. Max. Beitr. III. p. 1042. 
nr. Conopophaga nigrogenys Less. Traite d’Ornith. — :d. 
Menetr. ].c. p. 536. Tab. 15. F.1. 
Conopophaga ruficeps Sws: Nat. Libr. ‚Ornith. X. p. 155. 
Tab. 16. — id. Birds of Braz. Tab. 67. 68. 


sonlä 
vrıya2u 


© © Gen. Corjthopis Sundev. 1836. 


2 (oh ealcaratus Sundev. 
Myiothera calcarata Pr. Max. Beitr. um. p: 1101. 
nV formicartis ealcaralıs G. R. Gray. c.N06.2. 
#2. C. nigrocincta. 
1 1. Conopophaga nigrocincta Orb. Lafr. Syn. No.3. — vd. 
Si zit Voy. Amer. ‚Ois. p. 87. Tab,;6. Fig.,2. — d..G. R. 
Gray Gen, Birds XXVIl. No. 7, 

Eine zweifelhafte Art; die von D’Orbigny. gegebene Ab- 
bildung lässt auf die Identität mit der vorhergehenden Art 
schliessen, während die Beschreibung eher auf die folgende 
Art zu passen scheint, 

*3.C. torguata Tschudi Consp. No, 99; id. Faun.; per. 
0 Ornith. p. 177. 
wol © Formicarjus torguatus G, R. Gray 1. e. No. 25. 


216 Cabanis: 


Gen. Pitta Vieill. 1816. 


Gehört als bis jetzt fast einziger Repräsentant der alten 
Welt seinem äussern Baue nach hierher, während alle übrigen 
asiatischen Myiotheren unverkennbar in. die Ordnung der 
Singvögel gehören. In der Bildung des Laufs und der merk- 
lichen Verwachsung der äusseren Zehe sowohl als durch die 
erste nicht verkürzte, sondern merklich lange Schwinge stimmt 
Pitta mehr oder weniger vollkommen mit einigen ‚vorher- 

. gehenden und folgenden Gattungen und lässt sich hieraus 
wohl auf eine gleiche Uebereinstinmung des innern Baues 
schliessen !). 


Subfam. II. Myiotherinae. 


Die im Vergleich zu den vorhergehenden Gattungen ver- 
hältnissmässig noch höheren Läufe scheinen darauf hinzudeuten, 
dass die hierher gehörigen Gattungen noch ausschliesslicher 
auf der Erde leben, als dies bei der vorhergehenden Abthei- 
lung der Fall ist. Die Laufsohle ist hier in der Regel mit 
zwei, seltener nur mit einer Reihe Schilder versehen. 


Gen.  Colobathris Gloger 1842 ?). 


Grallaria! Vieill. 1816. Myioturdus! Boie. Codo- 
nistris Gloger pt. 


Bildet in der Laufbekleidung den Uebergang der Myio- 
therinen zu der vorhergehenden Abtheilung. Die äussere 
Laufseite erscheint bei mehreren Arten ‚mit einer mehr oder 
weniger deutlichen, schwachen Stiefelschiene bekleidet, während 
die innere Laufseite stets nackt ist. Bei andern Arten, be-., 
sonders bei C. squamigera, bemerkten wir an der äusseren 


!) Die Gattung Eupetes Temm., uns nur ungenügend bekannt, 
scheint im Fussbaue mif Pitta übereinzustimmen und gleichfalls hier- 
her zu gehören. Die Gattung Mesites ist uns 'nicht bekannt, nach 
den Schildern an den Laufseiten schliessen wir, dass sie in’ die Fa- 
milie dev. Eriodoridae gehören möchte. Vielleicht lässt sich durch 
diese oder ähnliche uns unbekannte Gattungen der indischen Inseln 
und Neu-Guinea’s in der Folge eine Anknüpfung an Menura herstellen. 

2) Handbuch der Naturgeschichte I. p.304. Hier werden die Na- 
men Grallina und Grallaria verwechselt, dass letzterer indess ge- 
meint ist, geht aus der Angabe der charakteristischen Kennzeichen 
der Gattung „unbefiederte Stelle über der Ferse” genügend hervor. 


Ornithologische Notizen. 27 


Laufseite hingegen grössere und kleinere unzusammenhängende 
Schuppen und finden hierin den Beweis für die Entstehung 
der Stiefelschiene in dieser Gruppe aus einer mehr ausnahms- 
weisen Verwachsung der einzelnen Schuppen. 
1. Ca rez, 

Roi des Fourmiliers Buff. pl. enl. 702. 

Turdus rex Gm. Syst. I. p. 828. No. 100. 

Turdus grallaria Lath. 

Grallaria fusca Vieill. Gal. Ois. I. p. 248. Tab. 154. 

Grallaria rex Lafr. Rev, Zool. 1842. p. 333. No. 1. 

Grallaria varia G. R. Gray 1. c. No.1. 
2. ©. imperator. 

Grallaria imperator Natt. Lafr. Rev. Zool. 1842, p. 333. 
3. C. squamigera. 

Grallaria squamigera Florent, Prevost Zool. Voy. 

Venus. Tab. 1. — :d. Lafr. Rev. Zool. 1842. p. 333. 


4. CO. macularia. 
Pitta macularia Temm, Pl. col. 
Myioturdus macularius Lafr. Rev, Zool, 1838. p. 133. 
Grallaria macularia Lafr. Rev. Zool. 1842. p. 334. No. 6. 


5.0. tinniens. 

Grand Befroi Buff. pl. en]. 706. F.1. 

Turdus tinniens Gm. Syst. I. p. 827. No. 96. 

Myiothera tinniens J11. 

Myioturdus tinniens Menetr. ]. c. p. 469. 

Grallaria tinniens Sundev. Vet. Acad. Handl. 1835. p.77. 
Grallaria brevicauda G. R. Gray ].c.No.6. 


Gen. Hypsibemon n. gen. 
(öıpı hoch, Baivw einherschreiten). 

Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung: durch 
verhältnissmassig kürzere mehr abgerundete Flügel, höhere 
Läufe und mehr entwickelte, weniger verwachsene Zehen. 
Die Aste Schwinge ist nur etwas über halb so lang als die 
längste, erst die Ste Schwinge gehört zu den längsten, bei der 
vorhergehenden Gattung schon die 3te; über dem Hacken ist 
keine nackte Stelle. Besonders charakteristisch ist die Be- 
kleidung des Laufs, welche nach aussen eine regelmässige 
Reihe grosser Schilder zeigt, 
1. H. ruficapillus. 

1,97 Grallaria ruficapilla Lafr. Rev, Zool. 1842. p. 333. 


218  Cabanist 


2. H. rufulus. ‘ 
Grallaria rufula Lafr. Rev. Zool. 1843.p: 99. 


Gen. Chamaezosa Vig. 1825. 
Chamaeza! Vig. Codonistris Gloger pt. 
1. Ch. brevicauda Lafr. Rev. Zool. 1842,.p, 333. 
Turdus brevicaudus Vieill. N, Dict, XX.-(1818) p. 239. 
Myiothera campanisona Licht: Doubl: p. 43. No. 469. 
Myioturdus. marginatus Pr. Max.. Beitr, I. p.1035. — 
id, Menetr. 1. c.,p. 465. Tab. 1. 
Grallaria brevicauda Lafr. Rev. Zool. 1842. p. 334. 
Grallaria marginata G. R. Gray 1. c. No.8. 
*2. Ch. olivacea, Tschudi -Consp, No, 102, — id. Fauna 
per. Ornith, p. 178. 
Gen. Myiothera J11. 1811. 
Formicarius! Bodd. — Myrmothera Vieill. 1816. 
Weicht durch die kurzen nicht verlängerten Rückenfedern 
gleich wie Chamaezosa, und Pitta in dieser Beziehung vom all- 
gemeinen Familiencharakter ab. Nagel der Hinterzehe ziem- 
lich gerade. 


1. M. colma J\\. 
.Colma Buff. pl. enl. 703. F.1. 
Turdus colma Gm. Syst. 1. p.827. No, 95. 
2. M. tetema I. 
Tetema Buff. pl. enl. 821. 
Turdus colma Gm. var. ß. 
Myiothera ruficeps Spix Av. Bras. I. Tab. 72, F. 1. 
Myioturdus tetema Pr. Max. Beitr. m. P- 1038. 
3. M. analis Orb. Lafr. Syn. No. 1. — id. Noys Amer, 
Ois: Tab.6 bis F. 1. In 


ı Gen. Pteroptochus Kittl. 1831. 


1: Prubecula Kittl. Mem.'Sav: PunDb. Acad. St. Petersb| 
1. (1831). p. 179 Tab. 2. 2. ‚lesnnl 

Megalony& rubecula Oxb..Lafr, Ri No, da udarıanker 
Leptonyz rubecula Oxb. Voy: Amer, in textu. 
Megalonyx rufogwlaris in Tab.7. F, 3.4. u char 

2. P. albieollis Kittl. ]. c. p. 180, Tab. 3, . Ki: Mae 
Megalonyx medius Less. lllustr. Zool. Tab. 60. 
Megalonyz albicollis Orb. Lafr. Syn. No.3, NE SER 
Leptonyx albicollis Orb. Voy. Amer.Ois. Tab. 8. F. 2 


Ornithologische Notizen. 219 


Gen. Rhinomya !) Geoffr. 183%. 
Rhinoerypta G. R. Gray 1841. 
#4, R. lanceolata 1s, Geoffr. Mag. Zool. 1832. Tab. 3. — 


id. Orb. Voy. Amer. Ois. Tab. 7. F. 1.2. 
Rhinocrypta lanceolata.G. R. Gray List. 1841. p. 25. 


Gen. Hylactes King 1830, 
Megalonyx Less. 1830. Leptonyz Sws. 1832. 

Hat eine Armschwinge ‚mehr‘ als die verwandten Gattun- 
gen, nämlich 10. Der Schwanz besteht aus 2 Federn mehr, 
nämlich 44. Diese Abweichungen, sowie die Bildung der 
Füsse und Zehen nähern die Gattung anscheinend sehr 'an 
Menura ?); 

1. H. Tarnii King Proc. Zool. Soc. 1830, p. 15. 
Megalonyx ruficeps Orb. Lafr. Syn. No.2. 
Leptonyx Tarni Orb. Voy. Amer. Ois. Tab. 8. F.1. 
2. H. rufus. 
' Megalonyx rufus Less. Cent. zool. Tab. 66. 
Ptoroptochus megapodius Kitt]. 1. ce. p. 182. Tab. 4. 
Leptonyz macropus Sws. Zool, Jll. Sec. Ser. Tab. 117. 
Megalonyz rufus Orb. Lafr. Syn, No,1, 
'Gen. Triptorhinus n. gen. il 
(zeißo, abreiben; Ölv, Nase,) 

Unterscheidet sich von Hylactes und Scytalopus durch 
eigenthümliche Schnabelform, Fuss- und Schwanzbildung., Die 
Firste ist rautenförmig abgeplattet. Die Nägel sind gerader 
als bei Scytalopus, schwächer als.bei Hylactes. Der Schwanz 
besteht nur aus 10 Federn. 


1. T. paradoxus. 2 
Troglodytes paradozus Kittl. 1. c. p. 184. Tab. 5. 


') Von uiw abgeleitet würde der Name richtiger Rhinomyon 
geschrieben werden müssen; Rhinomya Rob. Desw. 1830 hingegen 
von wwie kommend, muss Rhinomyia heissen. Die Aenderung des 
ersteren Namens in Rhinoerypta ist daher als ganz überflüssig zu 
betrachten. 

\ *) Ob Menura indess schon hier eingeschaltet werden kann oder 

noch eine tiefere Stelle im System einnehmen muss, vermögen 'wir 
nicht zu entscheiden, da simmtliche Gattungen der Megapodidae bis 
jetzt unbekannt geblieben sind und Menura in nahe Verwandtschaft 
mit ihnen zu stehen scheint. . 


220 Cabanis: 


Malacorhynchus chilensis Kittl. Menetr. ]..e. p. 529. 
Platyurus lepturus Sws. Nat. Hist. II. p. 319. 

2. T. orthonyz. 
Merulaxis orthony® Lafr. Rey. Zool. 1843. p. 131. 


Gen. Sarochalinus n. gen. h 
(oagög, Besen; yakıvog, Zügel.) 
Merulaxis Less. Platyurus Sws. 1837. pt. Malaco- 
rhynchus Memetr. pt. 

Die Federn zwischen den Nasenlöchern und Augen sind 
besonders steif und verlängert; wodurch sich die hierher, ge- 
hörigen Arten, sowie durch verhältnissmässig längeren Schwanz, 
von Scytalopus unterscheiden. Der Schwanz scheint im. voll- 
ständigen Zustande aus 14 Federn zu bestehen. 

4. Sc @ter. 
Merulaxis ater Less. Cent. Zool. Tab. 30. 
Malacorhynchus cristatellus Menetr. 1. c. p. 523. Tab. 12. 
Platyurus corniculatus Sws. Birds of Braz. Tab, 55. 56. 
2. S, rhinolophus. 
Myiothera rhinolopha Pr. Max. Beitr. II. p. 1051. 
Malacorhynchus rhinolophus M enetr. 1. c. p. 524. 


Die bräunliche Färbung dieser Art könnte auf einen Ju- 
gendzustand der vorhergehenden schliessen lassen, doch sind 
alle Körperverhältnisse von rhinolophus merklich kleiner und 
das Colorit ist einfarbig ohne die zickzackförmigen Linien, 
welche für die jüngern Exemplare vom ater bezeichnend sind. 


Gen. Seytalopus Gould 1836. 
Der Schwanz besteht aus 12 Federn. 


1. S. niger. 
Platyurus niger Sws. Anim. Menag. p. 323. No. 128. 


2. S. fuscus Gould-Proc. 'Zool. Soc. 1836. p. 89. 


3. 8. indigoticus. 
Myiothera indigotica Licht. Pr. Max. Beitr. III. p. 1091. 
Malacorliynchus albiventris Menetr. ].c. p. 525. Tab. 13. 

F.2 et Malacorhynchus indigoticus ]. c. p. 529. ' 
Scytalopus albogularis Gould Proc. Zool. Soc. 1836. p. 90. 


Anmerk. Motacilla magellanica ‚Gm. Forst. Licht, Deseript. Ani- 
mal. (1844) p. 326; Scyt. femoralis und Scyt. ‚acutirostris 
Tschudi Fauna per. Ormith, ‚scheinen ‚als Jugend- oder 
Uebergangskleider zur einen oder andern der beiden:zuerst 


Ornithologische Notizen. 221 


aufgeführten Arten zu gehören, lassen sich indess nach den 
gegebenen Beschreibungen, nicht mit Sicherheit unterbringen. 


Subfam, Ill. Zriodorinae. 


Unterscheiden sich von den vorhergehenden Abtheilungen 
durch die kurzen, höchstens mittelmässigen Läufe und weniger 
entwickelte Zehen. Der Schwanz ist in der Regel so lang 
als die mittelmässigen, etwas abgerundeten Flügel, oder er 
übertrifft dieselben in der Länge, seine Form ist gewöhnlich 
abgerundet oder stufig, seltener gerade. Die langen weichen 
Rückenfedern sind in dieser Gruppe vorzugsweise stark ent- 
wickelt. Der Lauf ist vorn getäfelt, hinten mit 2 Reihen 
Schilder versehen, von denen die innere Reihe bei den klei- 
neren Formen weniger entwickelt und zuweilen nur undeut- 
lich ausgebildet ist. Die hierher gehörigen Gattungen leben 
nicht auf der Erde, sondern mehr auf niederen Baumzweigen 
und im dichten Gebüsch. 


Gen. Dasycephala Sws. 1831. 

Gehört nach dem Fussbaue und der Farbenvertheilung 
hierher, weicht indess in einigen Beziehungen besonders durch 
weniger abgerundete Flügel und weniger entwickelte Rücken- 
federn von den typischen Formen dieser Abtheilung ab und 
nähert sich den Tyranninen, besonders dem Genus Sauropha- 
gus Sws. 

‚Der Lauf ist vorn getäfelt, an der äusseren Seite mit 
einer deutlichen Reihe kleiner Schilder versehen; an der in- 
neren nackt oder unvollständig granulirt.. Die vorherrschen- 
den Farben sind rothbraun oder grau, gewöhnlich massenhaft 
vertheilt. 

Mit Unrecht vereinigt G. R. Gray mit dieser Gruppe. die 
Gattung Agriornis Gould. Letztere gehört nach allen Ver- 
hältnissen ihres Baues zu den Fluvicolinen und unterscheidet 
sich schon durch die Art der Laufbekleidung allein hinreichend 

_ von Dasycephala. | \ 


41. D. cinerea Sws. 


w Muscicapa cinerea Gm. Syst. I. Br 933. No. 27. 
uw; Spix Av. Bras. Il. Tab. 26. F.2 
DZ Tyranmıs cinereus Sws. Quart. Journ; Seiene. etc. XX. 


2 pP. 278. No. 18, 


222 Cabanis: 


Muscicapa cinerea, Pr. Max. Beitr. Il. p, 853. 
Tyrannus rufescens Orb. Voy. Amer. Ois.No.208. (fem.) 


Bei den Weibchen ist der Kopf nicht”grau, sondern von 
der Farbe des übrigen Gefieders, nur die Haube hat einen 
olivenfarbenen Anflug. 


2. D. uropygiüalis. 

Die Beschreibung dieser neuen Art aus Guiana werden 
wir in dem systematischen Anhange zu Herrn Rob. Schom- 
burgk’s Reise, ‘deren Publikation baldigst zu erwarten: ist, 
geben. 

3. D. thamnophiloides G.R. Gr Gen. Birds XXXII.No. 2. 
Muscicapa thamnophiloides Spix Av. Bras. I. T. 26. P. 1. 
Tyrannus rufescens S ws. Quart. Journ. XX. p.278.No.14, 


Tyrannus rufus Orb. Lafr. Syn. p. 44. No. 9. 
Tyrannus thamnophiloides Orb. Voy. Amer. Ois. No.209, 


Ganze Länge 8”, Schnabel vom Mundwinkel 1", Flügel 
3" 4", Schwanz 3" 22”, Lauf 10". 
4. D. haematodes. 
Muscicapa thamnophiloides Noxrdm. (nec Spix) Atlas 


Erman’s Reise No. 99 (sine descript.) 
Muscicapa haematodes Licht. in Mus. Ber. 


Der von Erman aus Brasilien mitgebrachte Vogel ist von 
der vorhergehenden Art verschieden und weicht von den ty- 
pischen Formen der Gattung durch den mehr gewölbten Ober- 
schnabel und verhältnissmässig Jängere Flügel ab, - Von tham- 
nophiloides unterscheidet sich die Art, bei fast gleicher Fär- 
bung, besonders durch den hellen nur an der Spitze schwärz- 
lichen Schnabel, und durch die Färbung der Oberseite, welche 
mehr zimmtbraun als rostroth ist. Die Flügeldecken und die 
ganze Aussenfahne der Handschwingen sind einfarbig roth- 
braun, während bei D. thamnophiloides nur die Ränder eine 
ähnliche Färbung zeigen. Ganze Länge 7’, Schnabel vom 
Mundwinkel 10”, Flügel 3” 3”, Schwanz 3” 4”', Lauf 82” T), 


Gen. Thamnophilus \Vieill. 1816, 


Schnabel stark seitlich zusammengedrückt, Spitze des 
Oberkiefers hakenförmig herabgebogen, vor, derselben, ein 


") Dasycephala syndactylaySws. Birds W, Afr. I. p. 261 ist uns 
nicht bekannt, “gehört aber ‚sicher, als ‚afrikanischer Vogel, nicht in 
diese Gruppe. ! ” 


» 


Ornithologische Notizen. 223 


starker Einschnitt. Schwanz so lang oder ‚länger als. die Flüi- 
gel, stets’ stark vabgestuft und die einzelnen.Federn an der 
Spitze abgerundet, ‘Bauf von mittelmässiger Länge, ‘vorn ge- 
täfelt, hinten an'jeder Seite mit einer Reihe kleiner Schilder 
versehen.‘ Die vorherrschenden Farben sind schwarz oder 
grau bei den Männchen, bräunlich oder röthlich bei den Weib- 
chen; Oberseite und Schwanz, zuweilen das ganze Gefieder, 
sind mit weisslichen Querbändern versehen ’). 
Typus: Zanius doliatus Lin. 


Gen. . Dysithamnus n. gen. 
(döw,)'hineinbegeben ; Iauwog, 'Gebüsch). 

Die hierher gehörigen Arten sind bisher.bald zu Tham- 
nophilus, bald zu Myiothera oder Formicivora gestellt worden. 
Eine generische Absonderung scheint gerechtfertigt und ist 
schon von Swainson (Zool. Journ. I. 1824. p: 146) unter der 
Bezeichnung „short tailed Thamnophili” angedeutet. 

"Alle Körperverhältnisse sind kleiner und zierlicher als 
bei Thamnophilus; Schnabel weniger zusammengedrückt; 
Schwanz kürzer als die Flügel und gerade, die einzelnen 

- Schwanzfedern etwas zugespitzt; die Färbung des Gefieders 
ist einfacher, ins olivenfarbene ziehend, weniger bunt und an 
der ‘Oberseite sowohl als am Schwanze ganz ohne die bei 
Thamnophilus gewöhnliche weisse Querbänderung. 


1. D. guttulatus. 
 Lanius guttulatus Licht. Donbl. (1823) No. 500 mas, 
No, 501 fem. 
Myiothera strictothorax Temm. pl. col. 179. F.2 mas, 
F.1 fem. 
Thamnophilus strictothorax Pr. Max. Beitr. IH. p. 1013. 


2. D. mentalis. 
vn. Myiothera mentalis. Tem m..pl. co]. 179..F.3 mas. 
Myisthera poliocephala P x. Max. Beitr. 11]. p. 1098. 
Thamnophilus; mentalis Oxh. Lafr. Syn. —id. Tschudi 
L Faun. per. Ornith. p. 173. 
En Die hierher gehörigen zahlreichen von Gray in Gen. of Birds 


aufgezählten Arten bedürfen noch einer näheren kritischen Sich- 
tung der Synonymie, N oV 


aA Cabanis: 


*3. D. olivaceus. 

Thamnophilus olivaceus Tschudi Consp. (Wiegm. Ar- 
chiv 1844) No. 94. — id. Faun. per, Ornith, p.174. 
Diese der vorhergehenden äusserst nahe stehende Art 
soll sich unter anderm durch den Mangel des schwärzlichen 
Ohrflecks unterscheiden. Es darf -hier nicht übersehen wer- 
den, dass in der vom Prinzen Max gegebenen Beschreibung 
beider Geschlechter der vorhergehenden Art die dunkle Fär- 

bung der Ohrgegend gleichfalls nicht erwähnt wird. 


4. D. stellaris. 4 
Thamnophilus stellaris Spix Av. Bras. II. Tab. 36. F. 2. 
Myiothera plumbea Pr. Max. Beitr. III. p. 1080. 


Gen. Herpsilochmus n. gen. 
(£orw, kriechen, schlüpfen; Aoyun, Dickicht.) 


Wie die vorhergehende Gattung gleichfalls ein Bindeglied 
zwischen Thamnophilus und Formicivora und gewissermassen 
eine Wiederholung von 'Thamnophilus im Kleinen.‘ ‚Unter- 
scheidet sich von Dysithamnus schon genügend durch den 
stark stufigen Schwanz und das buntere Gefieder, von Tham- 
nophilus durch den schwächeren, seitlich nicht zusammenge- 
drückten Schnabel und von Formicivora durch einen,stärkeren 
breiteren vor der Spitze nicht zusammengedrückten Schnabel 
sowie durch schmalere Schwanzfedern und bunteres Gefieder. 


1. H. pileatus. 

Myiothera pileata Licht. Doubl. p. 44. No. 479. — id. 
Pr. Max. Beitr. II. p. 1078. 

Formicivora pileata Menetr. Myiotherinae 1. c. p. 485. 
No. 16. 


2. H. rufomarginatus. 

Myiothera rufimarginata Temm., pl. col. 132. F. 1 mas, 
F. 2 fem. 

Myiothera variegata Licht. Pr. Max. Beitr. III. p. 1086. 
Myiothera scapularıs Pr. Max. 1. c. p. 1083. 
Formicivora rufimarginata Menetr. 1. c. p. 487. 

*3. H. axillaris, 
Thamnophilus azillaris Tschudi Consp. No, 9. — id, 

2 Faun, per. Ornith, p. 174. 
Scheint ein Weibchen oder nicht vollständig ausgefärbter 
Vogel zu sein. ö 


Ornithologische Notizen. 225 


Gen. Formicivora Sws. 1824. 
Eriodora Gloger 1827. 


Zu dieser Gattung sind einerseits von mehreren Autoren 
viele gar nicht mit einander verwandte Arten gezogen worden, 
während andererseits entschieden hierher gehörige Arten, des 
kürzeren Schwanzes wegen, bis jetzt stets verkannt worden 
sind. Die relative Länge des Schwanzes allein scheint uns 
kein genügender Grund zur generischen Trennung zu sein. 


Typus: Motaecilla grisea Gm. 


1. F. grisea Strickl. 
Grisin de Cayenne Buff. pl. enl. 643. F.1. 
Motacilla grisea Gm Syst. 1. p. 964: No. 91. 
Sylvia grisea Lath. 
Myrmothera leucophrys Vieill. 
Myiothera superciliaris Licht. Doubl.No. 480mas, 481 fem. 
Thamnophilus griseus Spix mas Av. Bras. 11. T.41. F.1. 
Formicivora nigricollis Sws. Zool. Journ. ]I. p. 147. No. 1. 
Myiothera leucophrys Pr. Max. (nec Licht.) Beitr. 111.2. 

p- 1075. 

Formicivora Deluzae Menetr. ]. c. p.484. T.5. F.2. fem. 
Formicivora leucophrys G.R. Gray. In BirdsXXX1l.No.1. 


2. F. rufatra Orb. Voy. Amer. Ois. 
“ Thamnophilus griseus Spix fem. Tab. 40. F.1. 
Myiothera supereiliaris Pr. Max. (nec Licht.) Beitr. III. 
2. p. 1072. 
Formieivora nigricollis Menetr. (nec Sws.) ]. c. p. 482. 
Tab. 3. F.1 mas, F.2 mas juv. (nec fem.) 
Thamnophilus rufater Orb. Lafr. Syn. No. 12. 


3. F. intermedia. 
Myiothera laucophrys Licht. (nec Pr. Max,) in Mus. Ber. 
Die 3 so eben aufgezählten Arten ‚sind äusserst nahe 
verwandt und deshalb, wie die Zusammenstellung der Syno- 
nyme zeigt, bisher häufig verwechselt worden. Die haupt- 
sächlichsten Unterschiede sind folgende: 
F. grisea hat von allen den stärksten Schnabel und ist 


“die Oberseite beim Männchen am dunkelsten, schmutzig dun- 


‚graubraun, gefärbt. Das Weibchen, von Menetries (Tab, 
E.2) als eigene Art abgebildet, unterscheidet sich genügend 
den verwandten Arten durch die lebhaft rostgelb gefärbte 
Unterseite. Kommt in Brasilien, Cayenne und Giiana vor. 
Archiv 1, Naturgesch, X1J1, Jahrg. 1. Bd, 15 


226 Cabanisi 


F. rufatra. Von Menetries (Tab. 3. F.1.2) irrthümlich 
als F. nigricollis Sws. abgebildet, unterscheidet sich Sehr deut- 
lich durch die rothbraune Färbung der Oberseite. Beim 
Männchen ist die ganze Unterseite tief schwarz und an den 
Seiten des Bauchs nur sehr wenig weiss, Das Weibchen hat 
einen Strich durch das Auge und die Ohrengegend schwarz 
gefärbt; die Unterseite ist weiss, hin und wieder besonders an 
der Brust und den Seiten des Bauchs schwach rostgelblich 
angeflogen. Vaterland: Brasilien und Bolivien. 4 

F. intermedia. Die vom Prinzen Max als Myiothera leuc- 
ophrys Licht. beschriebene Art gehört nicht hierher, sondern 
zu F. grisea., Aeusserst nahe mit F, grisea verwandt, unter- 
scheidet sie sich durch den schwächeren Schnabel, den brei- 
teren weissen Augenstreifen, welcher ‘besonders’ hinter dem 
Auge sehr breit wird und durch mehr weiss an Flügeldecken 
und Schwanz. Das Männchen ist auf der Oberseite etwas 
heller als F. grisea gefärbt. Das Weibchen ist auf der gan- 
zen Unterseite weisslich ohne alle rostgelbe Beimischung; die 
einzelnen Federn der Brust sind in der Mitte, längs des 
Schaftes schwärzlich, wodurch die Brust verloschen dunkel 
gefleckt erscheint '). Vaterland: Columbien, das hiesige Mu- 
seum besitzt Exemplare von Carthagena und aus dem Thale 
von Aragua in Venezuela. 


4. F. axillaris. 

Grisin de Cayenne Buff. pl. enl. 643. F.2. 

Myrmothera azxillaris Vieill. Diet. Sc. XVII. p. 321. 

Myiothera fuliginosa J11. Licht. Doubl. p. 45. No. 483 
und 484. } 

Thamnophilus melanogaster Spix Av. Bras. II. T.43. F.1. 

Formicivora brevicauda Sws. Zool. Journ. II. p.148.No.3. 

Myiothera fuliginosa Pr. Max. Beitr. III. p. 1067. 

Myrmothera azillaris Menetr. 1. c. p. 478. 

Formicarius cirrhatus G. R. Gray Gen. Birds XXXU. 
No. 10. 


') Das Exemplar ist als Weibchen eingesandt, könnte indess 
nach Analogie der Färbung bei den verwandten Arten ein junges 
Männchen sein, da sich die schwarze Färbung bei diesen stets zuerst 
an der Brust zeigt, während die Weibchen auf der Unterseite nie 
schwarz werden. ) j 


ke 


Ornithologische Notizen. 227 


5. FE. Menetriesii. 
Myrmothera Menetriesii Orb. Voy. Ois. p. 184. 
Formicarius MenetriesüG.R. Gray Gen. Birds ]1.c.No.15. 


*6. F. unicolor. 1 
Myrmothera unicolor Mene&tr. ]. c. p. 480. Tab. 2. F.1. 

: Formicarius unicolor G. R. Gray ]. c. No. 11. 

Die folgenden beiden Arten weichen in der Färbung so- 
wohl als durch verhältnissmässig stärker entwickelten Schna- 
bel und Füsse von den typischen Formen der Gattung ab. 
Der Schwanz ist bei ihnen noch kürzer, aber nicht gerade, 
sondern stufig wie bei allen hierher gehörigen Arten. 

7. F. pygmaea. 
‘ Petit gobe-mouche tachete de Cayenne Buff. pl. enl. 
831. F.2. 
Muscicapa pygmaea Gm. Syst. p. 933. No. 28. 
Thamnophilus minutus Orb. Lafr. Syn. No. 14. 
Myrmothera minuta Orb. Voy. Amer. Ois. 


Männchen: Unterseite, ausser einem Bartstreifen und eini- 
gen Strichen an den Seiten der Brust, weiss; untere Flügel- 
decken und Mitte des Bauchs mit hellgelblichem Anfluge. 

Weibchen: Haube bis zum Nacken und Seiten des Hal- 
ses röthlich, mehr oder weniger schwarz gestrichelt; Unter- 
seite weisslich. i 

Ganze Länge etwa 23", Schnabel 64”, Flügel 14”, Lauf 
7", — Brasilien und Cayenne. 

8. F. quadrivittata. 
Myiothera quadrivittata Licht. in Mus, Berol. 

- Der vorhergehenden Art sehr ähnlich aber grösser. Beim 
Männchen ist fast die ganze Unterseite schwarz gestrichelt; 
die untern Flügeldecken sind weiss; die Schwanzfedern haben 
weisse Spitzen und Ränder. Ganze Länge 2% bis 3”, Schna- 
bel 74", Flügel 1” 10”, Lauf 8”. — Guiana. 


Gen. Bhopoterpe n. gen. !) 

Die Hauptunterschiede dieser Gruppe von Formicivora 
sind: Verhältnissmässig längere Flügel, kürzeren Schwanz, 
kräftiger entwickelte Füsse und, bunteres Gefieder. Der 
Schwanz ist nicht nur stets kurz, sondern auch gerade, Die 


») day, Gesträuch; ıdozw , erquicken. 
45% 


228 Cabanis: 


mittlere Vorderzehe und die Hinterzehe sind viel länger als 
bei Formicivora, die Nägel stärker entwickelt. 


1. R. formiecivor.a. 
Turdus formieivorus Gm. Syst. p. 828. No. 98. 
Myiothera formicivora J11. 
Myioturdus palikour Menetr. 1. c. p. 470. No. 7. 
Formicarius torquatus G. R. Gray 1. c. No.3, 


2, R. gularis. 
Thamnophilus gularis Spix Av. Bras. Il. Tab. 41. F. 2, 
Myiothera cinerea Pr. Max. Beitr. 111. p. 1093. 
Myrmothera gularis Menetr. ]. c. p.476. Tab.2.F.2. 
Formicarius gularis G. R. Gray l. c. No. 9. 


3. R. guttata. 
Myrmothera guttata Vieill. Gal. Ois. 1. p. 251. Tab. 155. 
Formicarius guttatus Gray ]. c. No. 14. 


Gen. Ellipura nov.gen. 
(&Alırang, unvollzählig; oüg&, Schwanz). 


Die hierher gehörigen Arten unterscheiden sich schon 
genügend von Formicivora durch den bisher ganz unbeachtet 
gebliebenen Umstand, dass der Schwanz nicht aus 12, sondern 
nur aus 10 Federn besteht. Ausserdem ist der Schnabel 
breiter als bei Formicivora, seitlich weniger zusammengedrückt; 
der Schwanz ist verhältnissmässig länger und das ganze Ge- 
fieder mannichfaltiger und lebhafter gefärbt. 


1. E. ferruginea. 

Myiothera ferruginea Licht. Doubl. p. 44. No. 476. — 
id. Temm. pl. col. 132. F. 3. 

Formicivora ferruginea Menetr.]. c. p. 488. 

Drymophila variegata Such. Zool. Journ. I. p. 559.? 

Fo Urmieivora ferruginen G. R. Gray l. c. No.6. 


2. E. malura. 
Myiothera malura Natt. Temm. pl. col. 353. F.1. mas, 
F. 2 fem. 
Formicivora malura Menetr. 1. c. p. 496. 
Das von Menetries beschriebene Weibchen gehört nicht 


zu malura, sondern zur folgenden Art. 
3. E. striata. 


Thamnophilus striatus Spix Av. Brasil. Il. ‚Tab. 40, F. 2.2 
- Formicivora malura fem. Menetr. (nec Temm.). | 


. 


Ornithologische Notizen, 229 


Scheint bisher als mit der vorhergehenden Art identisch 
gehalten zu sein, unterscheidet sich von derselben indess in 
den Maassen besonders durch kürzeren Schwanz und kürzere 
Läufe, noch merklicher aber in der Färbung durch einen 
breiten weissen Streif über dem Auge und einen schwärzlichen 
hinter dem Auge, durch breite weisse Spitzen an den Schwanz- 
federn und die stets lebhaft roströthliche Färbung des Unter- 
rückens, Bürzels, der Seiten des Bauchs und der Aftergegend, 

Ob das von Menetries als malura beschriebene Weibchen 
dieser Art mit Thamnophilus striatus Spix identisch ist, lässt 
sich nach der von Spix gegebenen mangelhaften Abbildung 
und Beschreibung nicht mit Sicherheit feststellen. 


4. E. rufa. 
Myiothera rufa Pr. Max. Beitr. III. p. 109. 
Feormicivora rufa Menetr. 1. c. p.497. Tab. 9. F.1. 
5. E. sgquamata, j 
Myiothera squamata Licht. Doubl. p. 44. No. 478. 
Formicivora maculata Sws. Zool. Journ. II. p. 147. No, 2. 
Myiothera squamata Pr. Max. ll. p. 1070. 
Formicivora maculata Menetr. ]. c. p.494. Tab. 5.F.1. 
Menetries sagt: die 4te, 5te und 6te Schwanzfeder seien 
fast gleich lang und doch hat der Vogel nur im Ganzen 10 


Schwanzfedern. 


6. E. coerulescens. 
Myrmothera coerulescens Vieill. 
Formicivora coerulescens Menetr. ]..c. p. 499. Tab. 6, 
F. 1, mas, F.2. fem. 

Nähert sich durch den breiteren Schnabel und einfachere 
Färbung des Gefieders der folgenden Gruppe, gehört indess 
nach dem langen nur aus 10 Federn bestehenden Schwanze 
hierher. Menetries bildet den Vogel mit 14 Schwanzfedern ab. 
7. E. maculata. 

Myiothera maculata Pr. Max. Beitr. III. p. 1088. 
Leptorhynchus striolatus Menetr. 1. c. p. 517. 
Formicivora striolata G. R. Gray |. c. No. 27. 


Vom Genus Leptorhynchus Menetr. ist uns der Typus 
L. guttatus gar nicht, die 2te Art aber nur ungenügend nach 
einem einzigen Exemplare bekannt. An diesem haben wir 
nur 10 Schwanzfedern bemerkt. und stellen Z, striolatus daher 


vorläufig zu Ellipura. 


230 Cabanis: h 5 


Gen. Thamnomanes n. gen. 
(Iauvoucvng, Gebüsch liebend, wie ÜAog.&vng Wälder liebend). 

Der Schnabel ist stärker und breiter als bei der vorher- 
gehenden Gattung; Schwanz kürzer als die Flügel, stufig und 
aus 12 Federn bestehend; Füsse kürzer, äussere Zehe mehr 
verwachsen. Gefieder einfacher gefärbt und ohne weisse 
Flecke. i 
4. Th. caesius. " 

Lanius caesius Licht. Doubl. p. 46. No. 488. 
Muscicapa caesia Pr. Max. Temm. pl. col. 17. F. 1.2, 
— id. Pr. Max. Beitr. IH. p. 826. 
Vaterland: Brasilien. 
2. Th. glaucus. 

Der vorhergehenden Art in Grösse und Färbung äusserst 
ähnlich, unterscheidet sich von derselben vorzüglich durch den 
weniger plattgedrückten, an der Basis weniger breiten, in sei- 
nem ganzen Verlaufe mehr zusammengedrückten, höheren 
Schnabel und durch die rein weisse Färbung der Wurzel- 
hälfte der Rückenfedern, welche bei Th, caesius nur schwach 
angedeutet ist. Am Weibchen ist das Kinn und der obere 
Theil der Kehle weiss, sonst die ganze Unterseite rostroth, 
während diese Färbung bei caesius erst unterhalb der Brust 
anfängt. Oberschnabel dunkel, Unterschnabel hell. — Vater- 
land: Cayenne. ' - 


Gen. Rhamphocaenus Vieill. 1819. 

Obgleich wir über die Laufbedeckung dieser Gruppe in 
Ungewissheit geblieben sind, scheint dieselbe doch hierher zu 
gehören. Die Rückenfedern sind besonders weich und lang 
und die von uns untersuchten Exemplare von Zt, melanurus 
Vieill. hatten nur 10 Schwanzfedern, ein Umstand, welcher 
gegen die Stellung zu den Troglodytinen spricht, da alle 
Singvögel, mit wenigen Ausnahmen (Edolius), stets 12 Schwanz- 
federn haben,, 5 


II. Fam. Anabatidae. 


Hierher gehört ein grosser Theil der Certhiaden, einer 
künstlichen Familie , welche in der Folge auf die mit Certhia 
verwandten Singvögel beschränkt werden muss, . Die Gattun- 


u 


Ornithologische Notizen. 231 


gen Furnarius, Synallaxis, Anabates, Dendrocolaptes, Nenops, 
im weiteren Sinne mit ihren Unterabtheilungen bilden die na- 
türlich abgegrenzte Familie der Anabatidae, Die 1ste Schwinge 
ist, wie schon weiter oben angegeben, ‘stets lang und im rich- 
tigen Verhältnisse zu den folgenden. Die Laufbekleidung, 
bisher unrichtig gedeutet, ist eine dieser Gruppe ausschliess- 
lich eigenthümliche. Die Tafeln des Vorderlaufs greifen näm- 
lich in der Regel um die ganze innere und hintere Laufseite 
bis nach aussen herum, und lassen hier nur einen schmalen 
nackten Streif frei, welcher, sobald er an Breite zunimmt, 
mit kleinen Schüppchen besetzt ist. Es findet also hier das 
umgekehrte Verhältniss wie bei den Fluvicolinen statt. Was 
bei den hierher gehörigen Gattungen als Stiefelschiene be- 
trachtet wurde, ist nur die aussergewöhnliche Fortsetzung der 
Fusstafeln des Vorderlaufs. 


Gen. Selerurus Sws. 1827. 
Tinactor Pr. Max. 1831. Oxypyga Menetr. 1835. 
Gehört entschieden hierher; die Fussbekleidung ist ganz 
die typische der Anabatiden, indem nur die äussere Laufseite 
einen schmalen nackten Streif zeigt. 
41:8, caudacutus G.R. Gray Gen. Birds. XXX. No. 1. 
Thamnophilus caudacutus Vieill. 
Myiothera umbretta Licht. Doubl. p. 43. No.471. 
Tinactor fuscus Pr. Max. 
Ozxypyga scansor Menetr. ].c, p. 520. Tab. 11 et Myio- 
turdus umbretta p. 468. 
Myiothera caudacuta Lafr. Mag. Zool. 1838. Tab. 10. 
Sclerurus albogularis Sws. Braz. Birds Tab. 78. 
Formicarius umbrettus G. R. Gray l.c. No.2. _ 


Gen. Lochmias Sws. 1827. 

Sehr nahe verwandt mit der vorhergehenden Gattung, 
unterscheidet sich in’ der Laufbekleidung durch die weniger 
weit nach hinten herumgreifenden Tafeln des Vorderlaufs, wo- 
durch nach aussen und hinten eine breitere nicht nackte, son- 
dern mit kleinen Schüppchen besetzte Stelle gebildet wird. 
4. L. nematura. 

Myiothera nematura Licht. Doubl. p. 43. No. 472. 


Myrmothera nematura Men&tr. ]. c. p. 474. 
mbH Lochmias squamulata Sws. Braz. Birds Tab. 38. 


DOR 


232 Cabanis: 


Lochmias St. Hilariü (Less.) G. R. Gray Gen, Birds 
XXI. No. 1. 
Gen. Pygarrhichus Licht. 1837. 
Dendrodromus Gould 1841. Dromodendron G.R. Gray 
1842. / 
Pygarrhichus hat vor den von Gould und Gray vorge- 
schlagenen Namen die Priorität, da die Gattung bereits in 
Burmeister’s Handbuch der Naturgeschichte 1837. p. 769 kennt- 
lich charakterisirt, wurde, 
1. P. leueosternus. 
Dendrodromus leucosternus Gould Voy. Beagle Birds 


Tab. 27. 
Dromodendron leucosternum G.R. Gray Gen. Birds XXIII. 


Fam. Colopteridae. 


Auf die charakteristischen Kennzeichen dieser Familie 


haben wir bereits früher in v. Tschudi’s Fauna per. Ornith. 
p- 134 hingedeutet. 

Der Familienname ‚Ampelidae” kann hier nicht beibe- 
halten werden, da die Gruppe ‚der Colopteriden in ihrer na- 
türlichen Begrenzung einen grossen Theil der Ampeliden als 
Singvögel ausschliesst, und ausserdem der Mehrzahl nach 
solche Gattungen umfasst, welche bisher in den verschieden- 
sten Familien zerstreut mit den Ampeliden aber in gar keine 
Beziehung gebracht waren. 

Die Unterabtheilungen der Colopteridae sind: 


Subfam. I. Ampelin.ae. 


In diese Gruppe oder doch in deren Nähe (und sodann 
als eigene Unterfamilie: Coracininae) gehören die von Sunde- 
vall (Vet. Acad. Handl. 1835. p. 104) als Coracinides, von 
G. R. Gray als G@ymnoderinae zur Familie der Krähepartigen 
Vögel (Corvidae) gestellten Gattungen nebst TArenoedus Glo- 
ger (Querula!);, ferner die Gattung PAytotoma (s. v. Tschudi 
1. c. p. 138). 

Auszuscheiden hingegen sind: Bombyeilla, Ptilogonys und 
Procnias sowie Eurylaemus und Calyptomena, von denen er- 
stere zu den Museicapiden, Procnias. zu. den Tanagriden, 


Se 4 ne nn 


Ornithologische Notizen, 233 


Eurylaemus und Calyptomena in die Nähe von Podargus und 
Eurystomus gehören. 


Gen. Ampelis Lin. 
Typus: 4. cotinga Lin. 


Gen. Xipholena Gloger 1842. i 
Unterscheidet sich ausser den von Gloger angegebenen 
Kennzeichen von Ampelis auch durch anders gebildete Flügel 
und Schwanz. Die Schwungfedern sind breit und nicht ver- 
engt, der Schwanz ist kürzer mit breiten Federn. Die weisse 
Färbung der Schwungfedern erinnert an die Familienverwandt- 
schaft mit einigen Gattungen der Fluvicolinen. 
1. X. pompadora. 
Ampelis pompadora Lin. 
2 X. purpurea. 
Ampelis purpurea Licht. Doubl. p. 57. No. 583. 584. 


*3. X. lämellipennis. 
Ampelis lamellipennis Lafr. Rev. Zool. 1839. p.292%. — 
id. Mag. Zool. 1839. Tab. 9. 


Gen. Ampetion Cab. 1845. 
Neuerdings ist von G. R. Gray (Gen. Birds XXXI. 
Dec. 1846) für dieselbe Gruppe der Name Carpornis gebildet 
worden. 


Gen. Amphibolura (Vieill.). 
Phibalura!? Vieill. 1816. Chelidis Gloger 1827. 

Der Name Phibalura hat keinen Sinn und wurde deshalb 
von Gloger in Chelidis umgeändert, wobei aber unbeachtet 
blieb, dass Chelidis mit Chelidon Boie 1822 collidirt. Die 
divergirende Form der Schwanzfedern lässt vermuthen, dass 
Vieillot vielleicht „@ugpißoAog” im Sinne hatte, wenigstens ist 
der so abgeänderte Name bezeichnend für die Gattung. 

Typus: A. flavirostris (Vieill,). 


Gen, Dipaugus »Boie. 


= Von „@vyn, der Glanz” wird in Folge eines Druckfehlers 
bei der ersten Publication des Namens stets widersinnig „Lip- 


angus” geschrieben, 


234 Cabanis: 


1: L. cineraceus. 
Ampelis cineracea Vieill. Nouy. Diet. VIU. (1847) p: 162. 
Muscicapa plumbea Licht. Doubl. p. 53. No. 553. 


Subfam. II. Piprinae. 


Von den Piprinen sind auszuscheiden: 

Calyptomena, weniger mit Rupieola als mit Eurylaemus 
verwandt. 

Pardalotus, scheint in die Nähe der nenholländischen 
Laniaden zu gehören (?) 

Prionochilus, scheint mit Dicaeum Cuv. verwandt, 

Die Pipra pileata und P. chloris Natt. Temm. weichen 
mehrfach, besonders durch Schnabelbildung, Form: der Flügel 
und des Schwanzes, weniger verwachsene Zehen und Färbung 
des Gefieders von den typischen Formen der Gattung Pipra 
ab und nähern sich in dieser Beziehung den kleineren. Arten 
der Ampelinen (Amphibolura, Ampelion, Ptilochloris), so dass 
eine generische Sonderung von Pipra gerechtfertigt scheint: 


Gen. Piprites n. gen. 
1. P. pileata. 3 
Pipra pileata Natt. Temm. pl. col. 172. F.1. 
Gen. Hemipipo n. gen. 
(Auv, halb; uno — ine). 
4. A. chloris. 
Pipra chloris Natt. Temm. pl. col. 172. F.2. 
Brasilien. 
2. H. chlorion. 

Der vorhergehenden Art äusserst ähnlich, unterscheidet 
sich durch den stärkeren breiteren Schnabel und merklich 
kürzeren Schwanz; auf den Flügeln ist weniger weiss; die 
kleineren Deckfedern sind nicht weiss, sondern grünlich ge- 


randet; die Unterseite ist von der Brust bis zum After hell‘ 


aschgrau, nur die Kehle und unteren Schwanzdecken sind 
gelblich; die Mitte des Bauchs ist weisslich. Cayenne. 
Gen. Pipra Lin. 


In natürlicher Begrenzung ‘wird die Gattung Pipra auf 
die Arten‘ mit -ziemlich kurzem geraden Schwanze und nicht 
verengten Armschwingen zu beschränken sein. 


” 


u 


FO 


Ormnithologische Notizen. 283 


Typus: Pipra aureola Lin. 
Gen. Chiromachaeris n. gen. 
(xeie, Hand; uoxeıgis, krummer Säbel.) 
Unterscheidet sich von Pipra schon genügend durch den 
eigenthümlichen Flügelbau. Die Flügel sind kurz, muldenför- 
mig, abgerundet. Handschwingen sichelförmig gekrümmt und 
auffallend verengt. 5 
1. Ch. manacus. _ 
Pipra manacus Lin. 
Gen. Chiroxiphia n. gen. 
(xeio, Hand; &ıpiov, gerader Degen.) 
Hauptunterschiede von Pipra sind: Zugespitzte, stark ver- 
engte Handschwingen, stärker entwickelte Armschwingen und 
verlängerte zugespitzte mittlere Schwanzfedern. Hierher ge- 
hören: 


1. Ch. caudata. 

Pipra caudata Gm. Lath. 
2. Ch. ignicapilla. 

Pipra ignicapillä Wagl. 


3. Ch. pareola. 
Pipra pareola Lin. 


4. Ch. militaris. 


Pipra militaris Shaw. 
5. Ch. oxyura. 
f Pipra ozyura v. Olf. 
Gen. Xenopipo n. gen. 
(E&vog, fremdartig, befremdend; zurw — ringe.) 

Die eigenthümliche Schnabelform bildet den Hauptunter- 
schied von Pipra. Schnabel mit breiter abgerundeter, in die 
Stirn hineingehender Firste, ähnlich wie bei Pachyrhamphas, 
nur weniger breit, stärker gebögen und nach der Spitze zu 


- seitlich zusammengedrückt, 


X. atronitens. 

Einfarbig schwarz mit bläulichem Schiller. Schnabel dun- 
kei bläulichgrau; Füsse dunkel. Ganze Länge fast 5". — 
Schnabel vom Mundwinkel 7”, Flügel 2%”, Schwanz 1" 8", 
Lauf 7", 


236 Cabanis: 


S 


Von Herrn Richard Schomburgk:. in British Guiana entdeckt, 

Das Weibchen unterscheidet sich leicht durch die Schna- 
belforın von den ähnlich gefärbten grünlichen Weibchen meh- 
rerer Pipren. 

Gen. Phoenicocercus Sws, 1831. 

Von goirıf purpurroth und xegxog Schwanz, daher nicht 
Phoenicireus! wie Swainson ursprünglich schrieb und. ihm 
seitdem allgemein gefolgt ist. 


Gen. Calyptura Sws. 1831. 
Ist nach Schnabel und Schwanz noch Pipra,. nähert sich 
sonst aber schon sehr den kleineren Formen der Tyranninen 
und ist als Bindeglied beider Gruppen zu betrachten. 


Subfam. II. Psarinae. 


Bei denselben ist die Vorderseite des Laufs getäfelt, die 
ganze Hinterseite mit kleinen Schuppen versehen, an der äus- 
sern Laufseite befindet sich eine Reihe grösserer Schuppen. 
Die natürliche Stellung dieser Gruppe zu den Ampeliden 
haben wir bereits früher (in v. Tschudi’s Fauna peruana Or- 
nith. p. 145 und 146) angedeutet und ebendaselbst die richtige 
Deutung der zweiten verkümmerten. Schwungfeder gegeben. 
Diese zuerst von Azara bei ?. validus, sodann von Lichten- 
stein bei Z. ingwisitor, später von Swainson, Jardin und Selby 
bei einigen Arten beobachtete, eigenthümlich verkümmerte 
Flügelfeder darf weder als accessorisch zwischen der 1sten 
und 2ten Schwungfeder zuweilen auftretend, noch als spezi- 
fisches oder generisches !) Kennzeichen, sondern als eine nur 
den Männchen und zwar nur den alten Männchen allein zu- 
kommende Verkümmerung der 2ten Schwinge betrachtet wer- 
den. Bei den Weibchen und jungen Männchen ist die 2te 
Schwinge vollständig ausgewachsen. Ob die jungen Männchen 
stets nach der ersten Mauser oder zuweilen erst später die 


’) Jardine und Selby Illustr. Ornith. I. im Texte von Tityra pi- 


leata Tab. 17 wollen das Fehlen der verkümmerten Schwungfeder zur 
Gruppenabtheilung benutzen und T. pileata (Weibchen von P. vali- 
dus!) als Typus nehmen; 'also recht eigentlich die Schaafe von den 
Böcken sondern. 


ee 


Ornithologische Notizen. 2337 


verkümmerte Schwinge erhalten, vermögen wir, aus Mangel 
an genüigendem Material, nicht mit Sicherheit anzugeben; ein 
junges Männchen von P. validus hatte im Uebergangskleide 
bereits die zweite Schwinge verkümmert, während dies bei 
entsprechenden Exemplaren von P. Cwwieri und B. melano- 
Zeucus nicht der Fall war. Ausser der anomalen Flügelbil- 
dung macht sich bei den Psarinen eine bedeutende sexuelle 
Färbungsverschiedenheit geltend. Die Färbung der Weibchen 
ist in der Regel sehr abweichend und häufig erscheinen ganz 
andere Farben als bei den Männchen. Besonders ist es die 
rothbraune Farbe, welche bei den Weibchen häufig statt der 
schwarzen am Männchen, auftritt. Die Weibchen mehrerer 
Arten sind einfarbig rothbraun gefärbt und von einander 
hauptsächlich nur durch Grössenverschiedenheit zu unterschei- 
den, während die entsprechenden Männchen nichts weniger 
als übereinstimmend gefärbt sind. Es können daher Spezies- 
namen, wie: aurantia, rufa, rufescens, ruficeps, castanea, da 
sie nur auf die Weibchen, und zwar auf mehrere Arten gleich 
gut passen, der Färbung der zugehörigen Männchen aber ent- 
schieden widersprechen, selbst im Falle der Priorität füglich 
nicht gut beibehalten werden. Im Jugendkleide ‚sind ‚die 
Männchen in der Regel wie die Weibchen oder doch sehr 
ähnlich gefärbt, erst durch die folgende Mauser geht die Fär- 
bung des Gefieders in die der alten Männchen über, 

Durch die irrthümliche Auffassung des anomalen Flügel- 
baues und der sexuellen Färbungsverschiedenheit.dieser Gruppe 
sind Alters- oder ‚Geschlechtsverschiedenheit derselben Art 
bisher oft als specifische Kennzeichen betrachtet worden, und 
muss die Zahl der angeblichen Arten, bei einer kritischen 
Sichtung derselben, bedeutend redueirt werden. Herr G. R. 
Gray hat in Part XXVI seines grossen. Werkes „The Genera 
of Birds” eine fleissige Zusammenstellung aller bisher publi- 
eirten Arten, indess ohne 'die geringste Kritik, gegeben. In 
diesem Werke werden 43 Arten aufgezählt und eine angeblich 
neue auf der beigegebenen Tafel abgebildet, Diese 44 Arten 

lassen sich, nach Ausscheidung mehrerer hierher gar nicht 
gehörigen auf 43 wirklich. in der Natur. begründete zurück- 
führen. Gray führt bei mehreren die Männchen und Weib- 
chen getrennt auf, nachdem dieselben schon von andern Auto- 


238 Cabanis: 


ren. (wie z. B, Lanius mitratus Licht.) unter ‚einem gemein- 
schaftlichen Namen zusammengefasst waren.  Tityra rufescens 
und: Todus marginatus Licht. werden je zweimal und letztere 
Art noch in Part XXVIIl. Fam. Muscicapinae als Platyrhyn- 
chus marginatus Licht. zum dritten Mal aufgezählt. 


In Folgendem haben wir eine genaue Zusammenstellung 
der Synonymie der Arten, PR wir in drei Genera verthei- 
len, versucht. 


Gen. Tityra Vieill. 1816, 
Psaris Cuv, 1817. Pachyrhynchus Spix bare 


Schnabel an der Wurzel so hoch als breit, nach der 
Spitze zu seitlich zusammengedrückt, fast ganz ohne oder 
nur mit wenigen sehr schwachen Bartborsten versehen; Augen- 
gegend mehr oder weniger nackt; Flügel ziemlich lang und 
zugespitzt, die verkümmerte zweite Schwinge verhältnissmässig 
sehr schmal; Schwanz ziemlich kurz, gerade, Färbung des 
Gefieders nur zweifarbig, weisslich ‘oder grau und schwarz, 
Die Weibchen in der Färbung vom Männchen nur wenig un- 
terschieden, nur das schwarz ist weniger scharf abgegrenzt 
und das hellere Gefieder weniger rein, zuweilen hin und wie- 
der schwärzlich gestrichelt. 


Typus:' Lanius cayanus Lin. 


1. T. cayana Jard. Selby Illustr. Orn.'I. Au. No. 1. 


Lanius cayanus Lin. Syst. XU. 1. p. 137: 

Lanius cayanensis cinereus Briss. Oxnith. II.p. 158. T. 14. 
F.1. mas; p.160. Tab. 14. F.2. fem. — Buff. pl. enl, 
304 (mas) pl. en]. 377 (fem.). 

Lanius cayanus Gm. Syst. XIII. 1. p. 304. No, 20. 

Tityra cinerea Vieill. 

Psaris cayanus Cuv. 

Psaris virgata Hamilton Smith in Griff. Anim, Kingd. 
VI p.488 cum tab. (fem.). 

Psaris cayanensis Sws., Nat. Hist. II. p. 255. 

Psaris guianensis Sws. Two Cent. and a Quart in Anim. 
in Manag. Part III. p. 286. No. 17. 

Psaris naevius Less. Tr. p.379 (fem.). 

Tityra cayana G.'R. Gray Gen. Birds XXVI. No.1 et 
T. guianensis ‚No. 4. 


Naterland: Cayenne und Guiana. >, 


A 


Ornithologische Notizen. 239 


2. T. brasiliensis G. R. Gray 1. c. No. 3. 
Psaris braziliensis Sws. Two Cent. p.286. No. 18. 
Pachyrhynchus cayanus Spix (nec Lin.) Av. Bras. II. 
Tab. 44. F. 1. 


Vaterland: Brasilien. 

Fast ‚alle neuern Ornithologen haben. diese, zuerst von 
Swainson spezifisch unterschiedene Art, mit der ‚vorhergehen- 
den verwechselt, und gehört die aus Brasilien stammende, in 
den neuern Werken als cayanus aufgeführte Art hierher und 
nicht zu der vorhergehenden. 


3. T. semifasciata. 

Pachyrhynchus semifasciatus Spix Av. Bras. 11. T.44. F.2, 

Tityra personata Jard. Selby Jll. Orn. I, Tab, 24. 

Psaris semifasciatus Jard. Selb. Jll. Orn. 1. App. No. 3. 
— d’Orb. Lafr. Syn. No.2. — d’Orb. Voy. Amer. 
Ois. No. 198. 

Psaris Cuvieri d’Orb, Lafr. (nec Sws.) Syn. — id. 
Orb. Voy. Amer. Ois. in Synonymis ad. No.198. 

Psaris mezxicanus Less. Rev. Zool. 1839. p. 41. 

Psaris tityroides Less. Rev. Zool. 1842. p. 210. (mas). 

Psaris semifasciatus Tschudi Fauna peruana Ornith. 
pag. 146. 

Tityra personata Gray l.c.No.6 et T. tityroides No. 38. 


Lebt in Mexiko, Central-Amerika, Peru und in einigen 
Gegenden von Brasilien. Das hiesige Museum besitzt Exem- 
plare von Xalapa und Para. 


4. T. inquisitriz G.R. Gray]. c.No.2. 


Lanius cayanus var y Lath. (fem.), 

Lanius inquisitor Licht. Doubl, p.50.N0.530 mas, No. 
531 fem. 

Psaris erythrogenys Selhy Zool. Journ. U. p. 483 (fem.). 
id. Jil. Orn. ]I, App. No. 2. 

Tüyraverythrogenys Jaxd. Selby Jll. Orn. I. Syn. No. 
2. (fem.). 

Psaris Selbü Sws, Jard. Selby Jll. Orn, Il. App. No.5. 
id Sws, Two Cent. No. 20 (mas). 

Psaris Jardinii Sws. Zool. Jll. N-S. Tab. 35. — id Jard. 
Selby Jll. Orn. II. App. No.4 (Männchen mit unaus- 

Ye gemauserten Flügeln). 

Psaris inquisitor Orb. Lafr. Syn, No.3; id Voy. Amer. 
Qis.. No, 199. 

Psaris Natterii Sws. Two Cent. No, 19 (mas). 


240 r Cabanis: 


Psaris erythrogenys Sws. Nat. Libr. Ornith. X. p. 82. 
Tab. 3 (fem.). 
Tityra inquisitor Gray 1. ec. No.2, T. Nattererii No.5, 
T. Jardinii No.7 et T. Selbi No. 8. 
Vaterland: Brasilien. 


Gen. Pachyrhamphus G.R. Gray 1840. 
Pachyrhynchus Sws. 


Unterscheidet sich von der vorhergehenden Gattung durch 
kleinere Körperverhältnisse und weicheres Gefieder. Schna- 
bel breiter, seitlich nicht zusammengedrückt; Augengegend 
befiedert; Flügel kürzer, die 2te verkümmerte Schwinge beim 
Männchen: breiter; Schwanz länger, abgerundet. Färbung 
mannichfaltiger, bunter, ''Die Weibchen unterscheiden sich in 
der Färbung bedeutend von den Männchen, sind häufig ganz 
verschieden und sodann öfters vorherrschend rothbraun gefärbt. 

Typus: Psaris Ouvieri Sws. 


1. P. validus. 

Tityra atricapilla Vieill. Nouv. Dict. (1816) 11. p. 348. 
— id. Ene. meth. Ornith. U. p- 859 (mas). 

Tityra rufa Vieill. N. Dict. IIL'p. 347. — id. Enc. meth. 
p- 859 (fem.). 

Lanius validus Licht. Doubl. p. 50. No.532 (mas adult.) 
No. 533 (mas jun.). 

Pachyrhynchus einerascens Spix Av. Bras, I. Tab. 41. 
F.1 (mas jun.). 

Psaris eristatus Sws. Zool. Journ. 11. p. 355. — id. Zool, 
II. Sec. Series Tab. 41 (mas). — id. Jard. Selb. 
J1l. Orn. II. App. No. 6. (mas). r 

Tityra cristata Jard. Selby Jll. Orn. 1. Syn. No. 3 (mas). 

Tityra pileata Jard. Selb. Jll. Orn. I. Tab. 17; id. Syn. 
No. 4 (fem.). 

Pachyrhynchus pileata Jard. Selb. II. App. No.5. 

Psaris strigatus Sws. Two Cent. No. 21. (mas jun.). 

Pachyrhynchus BEER EN) Sws. Two Cent. No. 22. 
(mas juv.). 

Psaris atricapillus d’Orb. Lafr. Syn. No.4. 

Psaris roseicollis Orb. Voy. Ois. No.200. (partim!). 

Psaris affınis Less. Rev. Zool. 1840. p. 354 (mas an 
mas junior). 

Pachyrhamphus eristatus Hartlaub Systematisches Ver- 
zeichniss p. 50. * 

Tityra strigata Gray l.c.No.9, T. eristata No.10, T. 
cinerascens No.11, T. pileata No.17, T. rufa No.22, 


ÄL—ueeeeceeaczZLEJIZLERLB 


Ornithologische Notizen. 241 


Tityra megacephala No.24, T. affinis No.37 et T. 
leuconotus Tab. 63 mas et fem, 
Vaterland : Brasilien. 


2. P. nigrescens. 

Diese von Jamaika kommende Art ist der vorhergehenden 
in Grösse und Färbung nahe verwandt. 

Beim Männchen ist die ganze Oberseite matt glänzend 
schwarz, von derselben Färbung wie bei P. validus nur die 
Haube. Schulterfedern zum grösseren Theile weiss. Unter- 
seite schwärzlich, mehr oder weniger besonders am Kinn, an 
den Seiten des Halses und an der Brust dunkel röthlichbraun 
angeflogen; Handschwingen am Rande des innern Fahnenbar- 
tes kaum merklich, weiss gesäumt; am Grunde der vordersten 
Handschwingen befindet sich am innern Fahnenbarte längs 
des Schafts ein weisser Fleck. Die 2te verengte Schwinge 
ist verhältnissmässig länger, weniger breit und nicht so plötz- 
lich als bei P, validus zugespitzt. Schnabel und Füsse sind 
schwärzlich. ° 

Ganze Länge 84", Schnabel vom Mundwinkel 114”, Flü- 
gel 3" 4”, Schwanz 3", Lauf 11". \ 

Beim Weibchen sind Haube, Flügel und Schwanz vor- 
herrschend rothbraun; Rücken, Schulterfedern, Bürzel und 
obere Schwanzdecken grünlich olivengrau; Stirn, Augengegend, 
Seiten des Halses, Kinn und Kehle bis zur Brust rostgelb; 
die übrige Unterseite schmutzig gelblichgrau. 


3. P. minor. 
Querula minor Less. Traite p. 363. (mas jun.). 
Pachyrhynchus pectoralis Sws. Two Cent. No.25 (masjun.) 
Psaris roseicollis Orb. Lafr. Syn. No. 5 (mas). — id. 
Orb. Voy. Ois. No. 200 part. (excl. Synon. ad jun. 
et fem. spect.), — id. Jard. Selby Jll. Orn. IV. T. 


23 (mas). 

Pachyrhynchus Aglaiae Lafr. Rev. Zool. 1839. p. 98. 
(mas jun.). 

Pachyrhamphus pectorulis Hartlaub Syst. Verzeichniss 
p- 51. No. 4. 


Tityra pectoralis Gray 1.c.No.29 et T. Aglaiae No. 30. 
Bis jetzt in Mexiko (Xalapa, Mesachica) und Bolivien 


aufgefunden, 
Das bisher unbeschriebene Weibchen dieser Art ist dem 
Archiv f. Naturgesch, X111, Jahrg. 1. Bd. 16 


222 Cabanis: 


der vorhergehenden äusserst ähnlich und unterscheidet sich 
fast nur durch‘ kleinere Körperverhältnisse. Der Unterkiefer 
ist hellgelblich; die Federn der Haube sind mehr verlängert 
und nicht grau, sondern matt schwarz gefärbt; im Uebrigen 
ist die Färbung ganz die des Weibchens der vorhergehenden 
Art, nur etwas lebhafter. Ganze Länge fast 7”, Schnabel vom 
Mundwinkel 14”, Flügel 3" 5”, Schwanz 2” 10”, Lauf 9%". 
Ein Exemplar von Valle-Real in Mexiko. 


4. P. Cuvieri G. R. Gray. 

Psaris Cuvieri Sws. Zool. Jll. I. Tab. 32 (mas); 

Muscicapa nigriceps Licht. Doubl. p. 56. No:570 mas. 
No. 571 fem. 

Platyrhynchus Duponti Vieill. 

Tityra viridis Vieill. Enc. meth. Ornith. j 

Pachyrhynchus Cuvieri Spix Av. Bras. I. Tab. 45. F.2 
(mas). 

Tityra Vieillotii Jard. Selb. Jll. Orn. 1. T. 10. F,'1 (fem.) 

Tityra Cuvieri Jard, Selb. Jll. Orn. 1. Syn. No. 5 (mas), 

Pachyrhynchus Vieillotii Jard. Selb. JIl. Orn, I. App. 
No. 4 (fem.). 

Museipeta nigriceps Pr. Max. Beitr. III. p. 914 mas'et fem. 

Pachyrhynchus Cuvieri Sws. Nat. Libr. Ormith.'X. p.85: 
Tab, 4 (mas), 

Pachyrhamphus nigriceps Hartl. Verz. p. 50, No. 1 (mas) 
et P. Vieilloti No.8 (fem.). 

Tityra Cuvieri Gray 1. c. No.13, T. viridis No. 14 
T. Vieillotii No. 15. 

Vaterland: Brasilien. 


. 


5. P. atricapillus. 

Manakin cendre de Cayenne Buff. enl. 687. F.1 (mas). 

Pipra atricapilla Gm. Syst. I. p. 1003. No. 20 (mas). 

Gobe-mouche roux a poitrine. orangee de Cayenne Buff. 
pl. enl. 831. F.1 (fem.). 

Muscicapa aurantia Gm. Syst. 1. p. 932.'No. 24 (fem.). 

Lunius mitratus Licht. Doubl. p. 50. No. 534 mas. p. Sl. 
No. 535 fem. 

Pachyrhynchus leucogaster Sws. Two Cent. No. 26. 
(mas jun.). 

Pachyrhumphus mitratus Hartl. Verz. p. 51. No. 5 (mas) 
et P. aurantius No.7 (fem.). 

Tityra eques Gray ]l. c. No.21,. T. leucogaster No.28 et 
T. mitrata No. 35. 

Pipra cinerea G. R. Gray Gen. Birds XXKL No.8 (mas). 

Vaterland: Cayenne, 


Ornithologische Notizen. 243 


6. P. versicolor Hartl.‘ Verz. p.51. No.9, 
Pireo versicolor Hartl. Rev. zool. 1813. p. 289 (mas jun.) 
Pachyrhynchus squamatus de Lafr. Rev. zool. 1843. 

p- 291 (mas adult.). 
Tityra versicolor Gray 1. c. No.40. 


Vaterland: Neu-Granada. 

Diese von Hartlaub zuerst als Vireo beschriebene Art 
ist die kleinste aller bis jetzt bekannten, zeichnet sich durch 
den auflallend kleinen, wenig breiten Schnabel aus und ist 
nach der gegebenen Beschreibung zu schliessen ein jüngeres 
noch nicht vollständig ausgefärbtes Männchen. Ob dasselbe 
schon die 2te verkiimmerte Schwinge besitzt oder nicht, ist 
nicht angegeben. Das alte Männchen hat diese verkümmerte 
Schwinge und weicht in der Färbung folgendermassen ab: 
Haube bis zum Nacken glänzend schwarz; Rücken bis zum 
Bürzel mehr oder weniger schwärzlich untermischt; Flügel 
schwarz, Flügeldecken und Armschwingen, erstere mit breiten 
weissen Flecken, letztere mit eben solchen Rändern; Schul- 
terfedern weiss, mit schwärzlichen Rändern und Querlinien; 
Bürzel, obere Schwanzdecken und Schwanz dunkelgrau. Kehle’ 
und Seiten des Halses lebhaft grünlich, ‚hellgelb angeflogen ; 
Brust und übrige Unterseite mehr weisslich, fast überall mit 
feinen schwärzlichen Querlinien. — Ganze Länge etwa 5”, 
Schnabel vom Mundwinkel 61”, Flügel 22”, Schwanz fast 2”, 
Lauf 8". 

Gen. Bathmidurus n. gen. 
(Baduis, Stufe, Stiege; 0ve@, Schwanz.) 

Weicht von der vorhergehenden Gruppe besonders durch 
die stärker entwickelten Bartborsten, welche eine mehr aus- 
schliesslich auf Insektennahrung angewiesene Lebensart anzu- 
- deuten scheinen, und durch den stark abgestuften Schwanz 
ab. Die Scheitelfedern sind in dieser Gruppe mehr verlän- 
gert, breiter, von festerer Beschaffenheit und metallglänzend 
gefärbt. Der stark stufige Schwanz ist in der Regel, was: bei 
den vorhergehenden Gattungen nicht der Fall ist, mit breiten 
hellen Spitzen versehen. 

Typus: Lanius atricapillus Gm. 


1. B. niger. 
Psaris niger Sws. Zool. Journ. Il. p. 356. 


16* 


244 Cabanis: 


Pachyrhynchus niger Spix Av. Bras. 11. Tab.45.F.1. 
Tityra nigra Jard. Selb. Jll. Orn. ]. Syn: No.8. 
Pachyrhynchus niger Sws. Two. Cent. No.29. 

Tityra nigra Gray l.c.No. 25. 


Vaterland: Guiana, Surinam, Cayenne und Brasilien. 


2. B. variegatus. 
Pachyrhynchus variegatus Spix Av. Bras. I. T. 43. F.2. 
(mas juv. an'fem.). 
Muscipeta splendens Pr, Max. Beitr. III. p. 906 mas. 
Pachyrhynchus Spixil Sws. Two Cent. No. 28 mas et fem. 
Pachyrhamphus splendens Hartl. Verz. p. 51.No. 6. 
Tityra splendens Gray]. c. No.26 et T. variegata No.27. 

Vaterland: Brasilien. 

Ob diese Art von der vorhergehenden wirklich spezifisch 
verschieden ist oder nicht, wird sich erst nach genauer Kennt- 
niss der bis jetzt nır mangelhaft bekannten Jugend- und 
Uebergangskleider beider Arten feststellen lassen. 


3, B. melanoleucus. 

Gobe-mouche rouz de Cayenne Buff. en. 453. F. 1 (fem.) 

Muscicapa rufescens Gm. Syst. 1. p. 932. No. 26 (fem.). 

Pachyrhynchus rufescens Spix Av. Bras. 1. Tab.46. F.2. 
(fem. an juv.). 

Tityra castanea Jard. Selb. Jll.Orn.]. T. 10 F.2. (fem.) 

Pachyrhynchus castaneus Jard. Selb. Jll. Orn. 1. App. 
No. 3. 

Museipeta aurantia Pr. Max. (nec Gm.) Beitr. 11. p. 911 
(mas juv.? et fem.). 

Pachyrhynchus ruficeps Sws. Two Cent. No.28. (fem.). 

Tityra ruficeps Gray l.c. No.18, T. rufuscens No.19, 
T. castanea No.20 et T. rufescens No. 39. 


Vaterland: Brasilien. - 

Sämmtliche hier angeführte Synonyme beziehen sich auf 
den weiblichen Vogel allein, welcher sich von den ‘ähnlichen 
gleichfalls rothbraun gefärbten Weibchen ‘der andern Arten 
schon genügend durch die aschgraue Einfassung' der, Haube 
und den stufigen Schwanz unterscheidet. ‘Das. bisher noch 
unbekannte Männchen glauben wir in einem hier. näher zu 
beschreibenden Vogel aufgefunden zu haben. Das Exemplar 
ist ein noch nicht vollständig ausgefärbter Vogel in jenem, 
für diese Gruppe so interessanten Uebergangskleide vom jun- 
gen zum alten Männchen. Während die 2te Schwinge noch 
nicht verkümmert, sondern noch vollständig wie beim Weib- 


Ornithologische Notizen. 245 


chen ausgebildet ist, lassen einzelne frisch gemauserte Federn 
schon das Kleid des alten fertigen männlichen Vogels erra- 
then: Gestalt und Körperverhältnisse der vorhergehenden Art, 
der Schwanz indess weniger stark stufig. Unterschnabel ziem- 
lich hell. Die ganze Haube mit Einschluss der Augen- und 
oberen Ohrengegend ınatt schwärzlich, mit schwachem, durch 
die Ränder der einzelnen Federn verursachten, dunkel roth- 
braunem Anfluge, einzelne untermischte frisch gemauserte Fe- 
dern glänzend blauschwarz; Nacken und Oberrücken schmutzig 
hellgrau mit einzelnen glänzend schwarzen Federn untermischt; 
Unterrücken, Bürzel, ein Strich vom Nasenloch zum Auge 
und die ganze Unterseite glänzend weiss; obere Schwanz- 
decken hellgrau mit frisch gemauserten glänzend blauschwar- 
zen Federn untermiseht; Flügel schwarz, die Deckfedern und 
Armschwingen roströthlich gerandet, einzelne frischgemauserte 
Deckfedern glänzend blauschwarz ohne weisse Ränder; Schul- 
terfedern weiss mit hellgrauen Rändern am äusseren Fahnen- 
barte (beim alten Vogel werden diese Ränder schwarz); 
Schwanz schwarz, die äussern Federn mit nicht sehr breiten 
weisslichen Spitzen. Nach der so eben gegebenen Beschrei- 
bung zu schliessen, wird der alte ausgefärbte männliche Vo- 
. gel dem der vorhergehenden Art sehr ähnlieh sein, sich aber 
von demselben durch weniger weiss an den Flügeln und dem 
Schwanze sowie durch rein weisse Färbung des Bürzels und 
der ganzen Unterseite genügend unterscheiden. Ganze Länge 
5%", Schnabel vom Mundwinkel 9”, Flügel 2” 11”, Schwanz 
2!”, Lauf 83". 


4. B. atricapillus. 


Lanius atricapillus Gm. Syst. XIl. 1. p. 302. No.32 (mas). 
Todus marginatus Licht. Doubl. p. 51. No. 539 (fem.). 
Pachyrhynchus Swainsonii Jard. Selb. Jll. Orn. 1. App. 
y' No.6 (fem.). 
Muscipeta marginata Pr. Max. Beitr. 11. p. 909 (mas 
juv. et fem.). 
Pachyrhynchus marginatus Orb. Lafr. Syn. No.1. — 
2 id Voy. Amer. Ois. No 201. T. 31. F.2.3. 4. (fem.). 
Pachyrhynchus albifrons Sws. Two Cent. No. 27 (mas). 
i Pachyrhynchus Swainsonii Sws, Two Cent. No.23 (fem. 
et juv.). 
Pachyrhamphus marginatus Hart]. Verz.p.50 No,2(fem.) 


246 Cabanis: 


Tityra Swainsoni Gray 1. c.No.16, T. albifrons No. 23, 
T.: marginata No.33 et T. —. No. 34. 

Platyrhynchus marginatus G.R. Gray Gen. BirdsXXVIN. 
No. 3, (fem.). 


5..B. major n. sp. 


Die grösste bis jetzt bekannte Art dieser Gattung stimmt 
ausser'in der Grösse, in den einzelnen Körperverhältnissen, 
am meisten mit der vorhergehenden Art überein: die ganze 
Haube ist glänzend schwarz, an der Stirn indess gelbbraun 
untermischt; die ganze Unterseite sowie die Seiten des Kopfs, 
des Halses und: der Nacken hell rostgelblich; Flügel dunkel- 
braun; Schwanz schwarz. Die ganze Oberseite vom Rücken 
bis zu. den Schwanzdecken ist hell roströthlich braun gefärbt; 
von derselben Farbe sind die breiten Ränder der Flügeldecken 
und Schwungfedern 2ter Ordnung sowie die mittleren Schwanz- 
federn und die sehr breiten Spitzen der seitlichen Schwanz- 
federn. Ganze Länge etwa 64”, Schnabel vom Mundw. 10", 
Flügel 3”, Schwanz 24”, Lauf 9”. — Das einzige bis jetzt 
bekannte Exemplar, von Xalapa kommend, ist ein Weibchen, 
es befindet sich in der ornithologischen Sammlung des Herrn, 
Ober-Amtmann Heine bei Halberstadt und wurde uns von 
demselben bereitwilligst‘ zur Beschreibung mitgetheilt. “Das 
Männchen dieser Art ist bis jetzt noch unbekannt, wird sich 
indess in der Färbung mehrfach der vorhergehenden Art an- 
nähern, da. die Weibehen beider Arten, besonders in der Fär- 
bung der Flügel und des Schwanzes grosse Uebereinstimmung 
zeigen. 

Von den Psarinen, als irrthümlich zu denselben gestellt, 
missen die folgenden Arten ausgeschlossen werden: 

1. Psaris habia Less. Cent. zool. Tab. 59. 
Tityra habia Gray l.c. No. 12. 

Dieser mit den grösseren Arten der Psarinen in der Fär- 
bung allerdings sehr übereinstimmende Vogel,‘ gehört nach 
seinem Baue unverkennbar zur Familie der Fringilliden und 
zwar in die Nähe von Saltator und Coccoborus. Von beiden 
genannten Gattungen weicht er indess genügend ab, um unter 
dem Namen Lamprospiza habia als Typus einer neuen 

ng betrachtet werden zu können. 

2. Pachyrhynchus albescens Gould MSS. 


Ornithologische ‚Notizen. 247 


Pachyrhamphus albescens Darwin Voy. Beagle; Birds 
p:50.-Tab. 14. 
Tityra albescens Gray |. c. No. 31. 
Gehört zur Subfamilie Tyranninae, wahrscheinlich in die 
Gattung Elaenea. 
3. Pachyrhynchus minimus, Gould MSS. 
Pachyrhamphus minimus Darwin Voy. Beagle, Birds 
Bea p- 51. Tab. 15. 
I Tityra minima Gray 'l.c. No. 32. 


Gehört zur 'Subfamilie Platyrhynchinae. ' 


4. Tütyra brevirostris Gray 1. c. No. 36. 
Platyrhynchus brevirostris Spix Av. Bras. 1. T. 15. F. 2. 


5. Tityra eitrina Gray 1. c.No.41. 
Muscipeta citrina Pr. Max. Beitr.. 11. p. A7. 


6. Tityra ruficauda Gray |. c.No.43. 
Muscipeta ruficauda Pr. Max. Beitr. III. p. 920. 


7. Tityra modesta Gray 1. c.No. 42. 
Musciyeta modesta Pr. Max. Beitr. III. p. 922. 


Die letzteren 4 Arten gehören sämmtlich in die Gruppe 
der Tyranninen. 


Subfam. IV. Tyranninae. 


Diese rein amerikanische Gruppe, bisher gewöhnlich zu 
den Museicapiden, von Swainson. zu den Laniaden gestellt, 
bildet nach unsern Untersuchungen über‘ deren Flügelbau und 
Fussbildung entschieden eine natürliche Unterabtheilung der 
Colopteriden. 

Im Flügelbau tritt zwar das charakteristische Fanilien- 
kennzeichen der eigenthiümlichen Verschmälerung einzelner 
Schwungfedern nicht bei allen Gattungen hervor, ist indess 
bei einigen wie z, B. bei Tyrannus ganz, unverkennbar aus- 
geprägt. 

Die ‚kurzen Füsse sind an der Vorderseite des Laufs 
mit Tafeln, versehen, welche in. der Regel um die äussere 
Seite des Laufs bis nach hinten herumgreifen, und nach hinten 
- und innen einen freien Raum übrig lassen, welcher, je nach- 

dem er schmäler oder breiter ist, entweder ganz nackt bleibt 
oder mit mehr oder weniger deutlichen kleinen Schüppchen 
besetzt ist. 

Einige hierher gehörige Genera sind bisher verstellt wor- 
den; bei natürlicher Abgrenzung der Gruppe enthält dieselbe 


248 Cabanis: 


folgende Gattungen: Sawrophagus, Scaphorhynchus, Milvulus, 
Tyrannus, Myiarchus, COyclorhynchus, Miyiobius, Muscivora, 
Elaenea, Tyrannulus, Leptopogon und Mionectes. 


Gen. Myiarchus Cab. 1844. 
Tyrannula Sws. part. 


Auf die Unterschiede dieser Gruppe von Tyrannus und 
Myiobius haben wir in v. Tschudi’s Faun. per. Ornith. p. 152 
hingewiesen. Als typische Arten gehören hierher: 

1. M. ferox. 
Muscicapa ferox Gm. 
2. M. virens. 
Muscicapa virens Lin. 
3. M. acadicus. 
Muscicapa acadica Gm. 
4. M. tuberculifer. 
Tyrannus tuberculifer d’Orb. 
5. M. fuscus. 
Muscicapa fusca Gm. 
6. M. cinereus. 
Platyrhynchus cinereus Spix. 
7. M. virgatus. 
Museicapa virgata L. Gm. 
Muscicapa flammiceps Temm. pl. col. 144. F.3. 
8. M. obscurus. 
Pyrocephalus obscurus Gould Voy. Beagle Birds p. 45. 


Myiarchus atropurpureus Cab. Tschudi Faun. per. 
Ornith. p. 156. 


Gen. Oyetorhynehus Sundev. 1836. 


Die Bildung der kurzen wenig entwickelten Füsse ist die 
der Tyranninen, während die Schnabelbildung und hellgrüne 
Färbung einen Uebergang zu den Todinen zeigt. Keineswegs 
aber kann diese Gattung, wie neuerdings von Gray (Gen. of 
Birds XXVIIl) geschehen ist, mit Platyrhynchus Desm. ver- 
einigt werden. 


1. 0. olivaceus. 
Todus olivaceus Licht. Doubl. p. 51. No. 538. 


Platyrhynchus sulphurescens Spix fem. Av. Bras. II. 
Tab. 12. F. 2. 


Ornithologische Notizen. 249 


Vaterland: Brasilien. 


2. 0. brevirostris. 

Mit der vorhergehenden in Grösse und Färbung fast 
vollkommen übereinstimmend, unterscheidet sich diese neue 
Art genügend durch den auffallend. kleineren Schnabel .bei 
merklich längeren Flügeln und längerem Schwanze,, Zügel 
und Ohrengegend sind weisslich, mit dunkelgrauer Einfassung. 
Die Flügeldecken sind nicht rostgelblich, sondern grünlich 
und wenig von der übrigen Färbung der ganzen Oberseite 
abweichend, gerande. Ganze Länge: 6°”, Schnabel vom 
Mundwinkel 94”, Flügel 3" 1"", Schwanz gr" 104”, Lauf 9", 

Das Exemplar stammt aus Mexiko (Xalapa) und wurde 
uns aus der ornithologischen Sammlung des Herrn Heine in 
Halberstadt mitgetheilt. N 


3. 0. sulphurescens. 


Platyrhynchus sulphurescens. Spix mas. Av. Bras. Il. 
Tab. 12. F.1. 


4. CO. flaviveuter. “ 
Platyrhynchus flaviventer Spix Av. Bras. 11. T. 15. F. 1. 


’ 


Gen. Myiobius G. R. Gray 1840. 
Tyrannula Sws. part. 
Typus: M. barbatus Gray. Musc. barbata L. Gm. 


1. M. erythrurus Tab.V.F.1. 
Muscicapa erythrura Licht. in Mus. Ber. 

Die Oberseite von der Stirn bis zum Rücken ist grau, 
mehr oder weniger olivengrünlich angeflogen; vom Rücken 
abwärts geht diese Färbung allmählich in lebhaft roströthlich 
über; Schwanz rostroth; Flügel dunkelbraun, die Flügeldecken 
roströthlich gerandet, ebenso die Schwingen der 2ten Ordnung, 
von welchen die dem Rücken’ zunächst befindlichen fast ganz 
roströthlich angeflogen sind. Kinn weisslich; die ganze übrige 
Unterseite rostgelb, an der Brust weniger lebhaft, an den 
Weichen und unteren Schwanzdecken hingegen ins; roströth- 
liche ziehend. Ganze Länge etwa 3%”, Flügel 4" 40", Schwanz 
13", Lauf 65". 


Vaterland: Guiana, Cayenne. 


20 Cabanis: 


Gen. Museivora Cuv. 1799 — 1800. 
Onychorhynchus Fischer: Megalophus Sws.  Hirun- 
dinea Orb. Lafr. 

Wir:nehmen diese Gattung in der von G. R. Gray (Gen. 
Birds XXVIIl.) gegebenen Begrenzung. Zu den Museicapinen 
kann dieselbe jedoch ebenso wenig als zu Todus und dessen 
Verwandte gestellt werden, hingegen geben die langen Flügel 
und kurzen Füsse entschiedene Charaktere für die Stellung 
zu den Tyranninen ab. 

Typus! Todus regius Act. 

1. M. ferrugineu. 
. Todus ferrugineus Gm. Syst. 1. p. 446. No. 12. ’ 
Myiarchus ferrugineus Cab. Tschud, Consp. No. 66. — 
id. Faun. per. Ornith. p: 154. y 
Platyrhynchus ferrugineus G.R. Gray Gen.BirdsXXV1ll 
No. 8. 
Muscivora rupestris G. R. Gray.l.c. No. 3. 


Gen. Elaenea Sundev. 1836. 
Typus: EZ. pagana Sundev. 


1. E. obsoleta. 
> Muscicapa obsoleta Natt. Temm, pl. col. 275. F.1. 
Tyrannulus obsoletus Temm. Tabl. meth. p. 27. 


Brasilien. 

2. E. leucophrys. 

Ist etwas grösser als die. vorhergehende Art, sonst der- 
selben äusserst ähnlich. Haube, Rücken, Bürzel und obere 
Schwanzdecken olivenbraun; bei E. obsoleta sind diese Theile 
mehr oder weniger grünlich. Von der Stirn läuft über die 
Augen eine schwache. weissliche Linie., Die hinteren ‚Schwin- 
gen 2ter Ordnung haben an der äussern Fahne breite weiss- 
liche Ränder. — Ganze Länge über 5”, Schnabel vom Mund- 
winkel 6”, Flügel 2” 4”, Schwanz a am Lauf 84", j 

Venezuela. r 


Gen. Tyrannulus. Vieill. 1816. . Yüntaor 

Ist bisher! bei"Nen Sylviadenızu Regulus' oder in desseil 

Nähe ‚gestellt ‘worden‘, ‘gehört aber nach Flügelbildung 'und 

Fussbau' entschieden: zu. den Tyranninen» und) zwar 'ganz‘in 

die Nähe von Elaenea, dt N 
Typus: T. elatus Vieilda — Sylvia, elata nike | 


Ornithologische Notizen. 351 


Gen. Zeptopogon Cab. 1844. 


1. L. supereiliaris Tschudi Faun. per. Orn. p. 161. 
Peru. . 5 


2. L. amaurocephalus Cab. Tschud. ]. c. p. 162. 
Brasilien. 
Ganze Länge 5#”, Schnabel vom Mundwinkel 74", von 
der Stirn 6", Flügel 24”, Schwanz 2” 3", Lauf 7", 


Gen. Mionectes Cab. 1844. 


In Bezug auf die von uns in Tschudi’s Faun. per. p. 147 
u. f. gegebene Charakteristik der Gattung und deren Arten 
ist zu bemerken, dass die generischen Kennzeichen für die 
Stellung zu den Tyranninen überwiegend sind und dass Todus 
leucocephalus Auct. nicht in diese Gruppe, sondern zu‘ den 
Fluvicolinen gehört. 
1. M. striaticollis. 
Muscicapara striaticollis Orb. Voy. Amer. Ois. p. 323. 
Tab. 35. F. 2. 
_ Mionectes poliocephalus Tschudi Consp. No. 77. — id. 
Faun. per. Ornith. p. 148, 


2. M. rufiventris Cab. Tschud. ].c. p. 148. 


3. M. oleagineus Cab. Tschud. ].c..p. 148. 
Muscipeta chloronotus Less.? Orb. Lafr. Syn. p. 51. 
No. 3. 
Muscicapara oleaginea Orb. Voy. Amer. Ois. 


Subfam. V. Platyrhynchinae s. Todinae, 


In v. Tschudi’s Fauna peruana Ornith. p. 162 u. f. haben 
wir eine kurze Charakteristik dieser Unterfamilie nebst deren 
Gattungen (Todus, Triccus, Platyrhynchus, Orchilus, Colopte- 
rus, Euscarthmus, Leptocercus) gegeben. Von den Tyranninen 
unterscheiden sie sich unter anderm durch kürzere Flügel 
und höhere Läufe. Einzelne verengte oder verküminerte 
Schwungfedern kommen hier nur bei den Gattungen Todus 
und Colopterus ‚vor. Die Tafeln des Vorderlaufs greifen \in 
der Regel um die äussere Laufseite, herum und sind zuweilen 
stark verwachsen, wodurch die äussere Laufseite, bei ober- 
flächlicher Betrachtung gestiefelt erscheint, Nach hinten und 


252 Cabanis: 


innen ist der Lauf entweder nackt oder. mit einzelnen kleinen 
Schüppchen besetzt. N 


Die folgenden 2 Gattungen werden in die Nähe von 
Euscarthmus einzuschalten sein: 


Gen. Hapalura n. gen. ' 
(anehos, zart; övod, Schwanz.) 
Unterscheidet: sich von Euscarthmus schon durch den 
stärkeren, an der Basis breiteren, mehr ‚dreieckigen Schnabel, 
und eigenthümliche Schwanzbildung. An der Hinterseite des 
Laufs befinden sich kleine Schüppchen. 


\ 


1. H. stenura. 
Muscicapa stenura Temm. pl. col. 167. F.3. 


2. H. minima. 

Pachyrhynchus minimus Gould MSS. 

Pachyrhamphus minimus Darwin Voy. Beagle Birds 

p. 51. Tab. 15. 
Tityra minima Gray Gen. Birds XXVI. No. 32. 
Gehört, obgleich durch weniger auflallende Schwanzbil- 

Jung vom Gattungstypus abweichend, hierher und nicht zu 
den Psarinen. 


Gen. Cyanotis Sws. 1837. 


Ist der Gattung Regulus zwar in der Färbung des Ge- 
fieders sehr ähnlich, ‚mit Euscarthmus hingegen durch über- 
einstimmenden Flügelbau nahe verwandt. Die hintere Lauf- 
seite ist nackt. — Gattungsnamen von der Färbung des Ge- 
fieders abzuleiten, bleibt ‚stets misslich, da ein solcher Namen 
geändert werden muss, sobald widersprechend gefärbte Arten 
zur Gattung hinzutreten. 

Hierher als bis jetzt einzige Art: Jtegulus Azarae Licht. 


Gen. Colopterus Cab. 1845. 


Die eigenthümliche Verstümmelung einzelner Schwung- 
federn ist in allen betreffenden Gattungen der Familie der 
Colopteriden entweder nur’ bei den Männchen oder doch stets 
merklicher bei diesen ‚als bei den Weibchen ausgeprägt. Wel- 
chen "Modificationen das für: Colopterus angegebene Kenn- 


Ornithologische Notizen. 253 


zeichen, durch Alters- oder: Geschlechtsverschiedenheit inner- 
halb derselben Species unterworfen sein mag, lässt sich'noch - 
nicht angeben, da uns von beiden Arten bis jetzt nur 1 Exem- 
plar bekannt ist, 


1. C. cristatus Tab. V. F.2.3. 

Die Oberseite ist olivengrün, Flügel und Schwanz dun- 
kelbraun, Deckfedern des Flügels sowie die Schwung- und 
Schwanzfedern haben hellgrüne Ränder, Die Federn der Stirn 
“ und von den Nasenlöchern zu den Augen sowie die Ohr- 
gegend sind schmutzig hell graubraun. Die Augen umgiebt 
ein hell roströthlicher Ring. Die Federn des Vorderkopfs 
sind schopfartig verlängert, zugespitzt und mit breiten schwarz- 
braunen Schaftstrichen versehen. Die Unterseite ist weiss, 
die Federn am Kinn, der Kehle und bis zur Brust mit grauen 
Schaftstrichen; untere Flügeldecken gelblich weiss, Seiten des 
Bauchs, Weichen und ‘untere Schwanzdecken grünlich gelb. 
Der Oberschnabel ist dunkelbraun, Unterschnabel gelblich, an 
der Spitze indess dunkel wie der Oberschnabel. Füsse hell. 

Die 3 ersten Schwungfedern sind fast von gleicher Länge, 
verschmächtigt und fast } Zoll kürzer als die 5te und 6te, 
welche etwa gleichlang und die längsten sind; die 4te Schwinge 
ist gleich der Sten. Schwanz etwas abgerundet. 

Der Lauf erscheint durch die fast vollständige Verwach- 
sung der Fusstafeln gestiefelt, hinten indess und besonders an 
der innern Seite ist er nackt. Die Hinterzehe ist stärker, 
aber kürzer als die mittlere Vorderzehe; die äussere Zehe ist 
am 1sten Gliede verwachsen. \ 

Ganze Länge 42”, Flügel 1” 10”, Schwanz 1" 8”, Lauf 7'”, 
Schnabel vom Mundwinkel 64”, vom Nasenloch 3”, vom 
Kinnwinkel 23”, 

Das einzige ‘bis jetzt bekannte Exemplar wurde von Hrn. 
Rob. Schomburgk aus Guiana in Weingeist eingesandt. 


2. C. pilaris Tab, V. Fz4. 
Todus pilaris Licht. in Mus. Berol. 
Diese der vorhergehenden sehr ähnliche Art unterscheidet 
sich besonders durch den Mangel eines deutlichen Schopfes, 
durch hellere Färbung der Oberseite, welche nicht olivengrün, 


254 Cabanis: 


sondern hellgrün ist, durch kleinere Körperverhältnisse und 
die 4 ersten verkürzten Schwungfedern, von denen die 4te 
fast 3” länger ist als die 1ste. R 

Ganze Länge 3?", Flügel 14”, Schwanz 1” 44”, Lauf 
fast 8”, Schnabel. vom Mundwinkel 6”. 

Das einzige Exemplar dieser Art (ohne nähere Bezeich- 
nung des Geschlechts) stammt aus der Gegend von Cartha- 
gena, Neu-Granada. 


Gen. Hapalocereus. 
(imahög, zart; #£0x0g, Schwanz.) 
Lepturus Sws. 1837. Leptocercus Cab, 1815. 
Die Namen Lepturus und Leptocercus sind schon früher 
anderweitig vergeben worden. ' 
1. H. ruficeps. 
Lepturus ruficeps Sws. Nat. Libr. Ornith. X. Tab. 20. 
p- 181. 
2. H. flaviventris. 
Tachuris de vientre amarillo Azar. No. 171. 
Alecturus flaviventris Orb. Lafr. Syn. 
‚Arundinicola flaviventris Orb. Voy. Amer. Ois, p..335. 
Tab. 36. Fig. 1. 


Subfam. VI. Fluvicolinae. 


Stimmt in. der Bildung des Laufs mit der vorhergehenden 
Abtheilung ‘ziemlich überein, hat aber in ‚der Regel stärker 
entwickelte Zehen und Nägel und lange, zuweilen sehr lange 
Flügel. Die eigenthümliche Bildung einzelner Schwungfedern 
bei. mehreren . Gattungen dieser Gruppe zeigt das charakte- 
ristische Familienkennzeichen hier häufiger und deutlicher aus- 
geprägt als bei den beiden vorhergehenden Unterabtheilungen. 

Zu den Fluvicolinen gehören die Gattungen: 

Gubernetes, Xenurus, Copurus, Arundinicola (!), Fluvi- 
cola, Ochthoeca, Cnipolegus, Lichenops, Xolmis, Machetornis, 
Agriornis, Ptyonura, Centrites und. Ochthites. 


Gen. Copurus Strick]. 1841. 


1. C. Monacha. 
Le Colon Azar. 
Muscicapa Monacha Freyr. Licht. Doubl. No. 550. 


"Ornithologisehe Notizen. 255 


Copurus filicauda Strick]. 
Muscicapa leucocilla Halın. 


Gen. Fluvicola Sws. 1827. 
Entomophagus Pr. Max. 1831. 
Typus: F._ climacura (Vieill.) @. R. Gray. — Musci- 
capa.Nengeta Licht. Doubl. No. 576. 


Gen. Ochthoeca n. gen. 
(049n, Ufer; olz&o, bewohnen.) 

Scheint die Gattung Fluvicola im westlichen Amerika zu 
ersetzen, stimmt mit derselben im Schnabelbau und der Fussbil- 
dung überein, unterscheidet sich aber durch verhältnissmässig 
längere Flügel, durch den nicht stufigen, sondern geraden 
etwas ausgerandeten Schwanz und abweichende Färbung des 
Gefieders '). 


1. O. oenanthoides. 
Fluvicola oenanthoides Orb Voy. Amer. Ois. T.38.F.2. 


2. 0. Saya. 
Museicapa Saya Bonap. 
Tyrannula pallida Sws. 


Gen. Agriornis Gould. 


Darf eben so wenig als Pithys, wie von G. R. Gray ge- 
schehen, mit Dasycephala Sws. vereinigt werden. Alle drei 
Gattungen sind mehr als generisch verschieden. 


1. A. livida. 
Thamnophilus lividus Kittl. Mem. des Saw etrang. de 
l’Acad. St. Petersb. 11. (1835) p. 465. 


. 


') Hierher gehören mehrere von d’Orbigny beschriebene, uns 
unbekannte Arten des westlichen Südamerika. Der von Joh. Müller 
(Stimmorgan der Passerinen) als Platyrhynchus aus Peru aufgeführte 
Vogel nähert sich in Grösse und Färbung dem O. oenanthoides und 
möchte gleichfalls in diese Gruppe gehören, doch ist der Schnabel 
sehr breit und lässt in Verbindung mit dem mangelhaften Zustande 
des einzigen in Weingeist aufbewahrten Exemplares keine definitive 
Feststellung zu. 


256 , Cabanis:,Ornithologische Notizen. 


Gen. Centrites. 
(Von #8vzoov, Sporn,) 
Centrophanes Cab. 1845. 

Die natürliche Stellung dieser Gruppe zu den Fluvicolinen 
haben wir bereits in Tschudi’s Faun. per. Orn. p. 167 nach- 
gewiesen; der für die Gattung daselbst vorgeschlagene Name 
kann nicht beibehalten werden, da er schon früher von Kaup 
anderweitig vergeben wurde, 

Typus: ©. rufus (Gm.). 


Berlin, im Januar 1847. 


En 


257 


Ueber die Brauchbarkeit der Mundlappen und Kie- 
men zur Familienunterscheidung und über’ die Fa- 
milie der Najaden. 


Von 
“Dr. F. H. Troschel. 
(Hierzu Taf. 6.) 


Die Familie der Najaden, wohin Lamarck die Gattungen 
Unio, Hyria, Anodonta und Iridina setzt, ist eine gute wohl 
‚begründete Familie, sie ist jedoch durch die Lamarck’schen Cha- 
raktere nicht bestimmt. Da die Schlosszähne so sehr ver- 
schieden sind, so können dieselben zur Definition der Familie 
gar nicht benutzt werden; es bleiben daher nur Merkmale 
Lamarck’s übrig, die eben so wenig durchgreifend sind. La- 
marck legt einen grossen Werth auf die zerfressenen Wirbel, es 
giebt jedoch Exemplare genug, die in dieser Beziehung eine 
Ausnahme machen und in anderen Familien der Muscheln 
kommt dergleichen vor, namentlich bei andern Flussmuscheln 
(Cyrene, Cyelas); auch ist es doch immer erst Folge des 
Alters, und es muss daher diese Beschaffenheit der Wirbel 
als Familiencharakter verworfen werden. Das Vorhandensein 
einer grünlichen Epidermis ist zwar bei allen bekannten Arten 
durchgehend, aber unterscheidet nicht von andern Familien. 
In Beziehung auf die getrennte Lage der Muskeleindrücke, 
stimmen alle Najaden mit den meisten-Dimyarien überein, als 
besonders unterscheidend sieht aber Lamarck es an, dass der 
vordere Muskeleindruck (bekanntlich bei Lamarck fälschlich 
der hintere genannt) in zwei oder drei Eindrücke getrennt 
sei. Dieser Charakter ist eine Folge davon, dass an der vor- 
deren Seite überhaupt mehrere dicht aneinander liegende 
Schliessmuskeln vorhanden sind, und es ‚ist, ein vortrefllicher 


Familiencharakter, wenngleich auch bei Gattungen aus andern 
Archiv 1, Naturgesch. XJ11, Jahrg. 1. Bd, 47 


258 Troschel: 


Familien eine ähnliche Theilung des vorderen Muskeleindrucks 
vorkommt. So bei Trigonia, Venus, Cytherea, Cyprina, 
Astarte, Cyclas, Cyrena, Galathea u. s. w. Die meisten dieser 
Gattungen gehören in Lamarck’s Familie Conchaceae, die auch 
in andern Punkten, von denen weiter unten die Rede sein 
soll, mit den Najaden übereinstimmen. Wenn daher auch die- 
ser Charakter die Familie der Najaden nicht durchgreifend 
von allen anderen trennt, so ist er doch als sehr wesentliches 
Merkmal festzuhalten, weil es noch das beste ist, was die 
Schale bietet. 

Vom Thier giebt Lamarck als unterscheidende Merkmale 
die Bildung des Fusses und das Fehlen der Röhren an. Bei 
den meisten Gattungen ist der Fuss allerdings übereinstim- 
mend gebildet, er ist schmal, abgerundet, und kann beim 
Oefinen der Schale hervortreten, um als Bewegungsorgan zu 
dienen; indessen der Fuss der Gattung Mycetopus d’Orb., 
welcher weit aus der Schale hervorragt, und am Ende ham- 
merförmig erweitert ist, schliesst den Fuss als Familiencha- 
rakter aus. Das Fehlen der Röhren ist durchgreifend für alle 
mir bekannten Gattungen, und unterscheidet die Familie gut 
von den Conchaceen, indem bei diesen auch an der Schale 
die eigenthümliche Bucht am Hinterende ein vortreffliches 
Merkmal giebt. Dieses Fehlen der Röhren kommt jedoch auch 
bei vielen anderen Familien vor. 

Andere Naturforscher haben grossen Werth auf die Bil- 
dung des Mantelrandes gelegt, und haben einen Charakter für 
die Familie der Flussmuscheln darin gesetzt, dass der Mantel 
unten ganz offen sei. 

Rang geht in seinem Manuel so weit, dass er die Gat- 
tung Iridina Lam. wegen des hinten verwachsenen Mantels 
ganz aus der Familie der Najaden entfernt, und sie in die 
Familie der Conchaceen versetzt. Durch diese Verwachsung 
der hintern Mantelränder entstehen zwar besondere Oefinungen 
für den After und für die Athmung, indessen sind diese kei- 
neswegs zu eigentlichen Röhren ausgebildet. 

Es ist mir sehr auffallend, dass bei der Bildung der Familien 
bishernicht mehr Rücksichtauf zwei Organe genommen ist, welche 
schon von vorn herein als entscheidend angesehen werden müssen. 
Ich meine die Kiemen und die Mundlappen. Ich glaube es 


Ueber die Familie der Najaden, 259 


schon öfter ausgesprochen zu haben, dass diejenigen Organe, 
welche durch ihre eigenthümliche Bildung Charaktere für höhere 
Abtheilungen abgeben, auch wieder brauchbar für die Unter- 
scheidung der Unterabtheilungen sind. Ich meine so: wenn 
die eingekeilten Zähne charakteristisch für Säugethiere sind, 
so werden an ihnen wieder Charaktere für Ordnungen, Fami- 
lien und Gattungen der Säugethiere hervortreten; wenn den 
Vögeln die Flügel wesentlich sind, so müssen in ihnen sich 
auch wieder Charaktere zur Unterscheidung innerhalb der 
Klasse der Vögel finden. Die Kiemen der Lamellibranchiaten 
(Muscheln) sind sehr eigenthümlich und für die Klasse ent- 
scheidend, sie müssen daher auch für Unterscheidung der Fa- 
milien benutzt werden; dasselbe gilt von den sogenannten 
Mundlappen. Es ist nun die Aufgabe des Naturforschers zu 
finden, welche Verschiedenheiten diese Organe nach den Fa- 
milien und Gattungen zeigen. Wir wollen es versuchen. 

Die Mundlappen sind als seitliche Fortsetzungen der 
Lippen anzusehen. Vor und hinter der Mundöffnung findet 
sich eine mehr oder weniger entwickelte Falte, die mit Recht 
als Ober- und Unterlippe zu bezeichnen sind; jede von ihnen 
erhebt sich meistentheils rechts und links in die sogenannten 
Mundlappen, die man wohl den Fühlern der Schnecken hat 
vergleichen wollen, und die offenbar bei der Einnahme der 
Nahrung thätig sind, indem sie Strudel erregen, die das Was- 
ser in den Mund sinströmen lassen. Aus dem eben gesagten 
ergiebt sich, dass die Zahl der Mundlappen der Regel nach 
vier sein muss. 

Bei den mir zugänglichen Muschelthieren habe ich fol- 
gende Verschiedenheiten in Beziehung auf die Bildung der 
Mundlappen beobachtet: 

Sie fehlen ganz bei Lucina (L. peeten Lam.), was mit 
der Beobachtung von Valenciennes übereinstimmt, der das 
Fehlen der Mundlappen bei den Gattungen Lueina und Cor- 
bis angiebt. Von Corbis steht mir kein Exemplar zur Unter- 
suchung zu Gebote, 

Auch bei Arca (A. pexata) und bei Peetunculus (P. pi- 
losus) habe ich keine Mundlappen gefunden, jedoch sind bei 
ihnen beide Lippen deutlich vorhanden, sie wenden sich als 

Am 


260 Troschel: 


beträchtliche Hautfalten weit'nach hinten, ohne sich am Ende 
in wirkliche Mundlappen zu erheben. 

Bei Meleagrina (M. margaritifera) verlängern sich die Lip- 
pen als beträchtliche Falten ebenfalls weit nach hinten und 
haben dadurch Aehnlichkeit mit den Lippen der Arcaceen, 
doch erheben sie sich allmählich in ziemlich hohe Mundlappen, 
die bis ans Ende angewachsen sind, und innen senkrecht ge- 
streift erscheinen. _ Diese Streifung ist immer so, dass die 
der Oberlippe angehörigen auf ihrer inneren Seite, die der 
Unterlippe angehörigen dagegen auf der äusseren. Seite ge- 
streift sind, immer also an der Mundseite, und so dass die 
gestreiften Flächen einander zugewendet sind. Bei Pinna 
(P. squamosa) ziehen sich die Lippen sehr weit nach hinten, 
so dass die an ihrem Ende befindlichen Mundlappen hinter 
Fuss und Byssus zu liegen kommen. Bei beiden Gattungen 
liegen .die Mundlappen so, dass man zwei äussere (die der 
Oberlippe) und zwei innere (die der Unterlippe) unterschei- 
den kann. 

Sehr ausgezeichnet sind die Lippen der Familie der Pe- 
etiniden entwickelt. Bei Spondylus (S. gaederopus L.) sind 
die Lippen am Rande-mit vielen Papillen besetzt, so dass sie 
ein blumenkohlartiges Ansehen haben; die Mundlappen sind 
lang, niedrig, abgerundet, innen senkrecht gestreift und so 
gestellt, dass zwei äussere und zwei innere zu unterscheiden 
sind. Ganz ähnlich ist die Bildung bei Peeten, nur dass die 
Mundlappen so hoch wie breit sind. Bei Lima (L. inflata) 
sind die Mundlappen wieder lang aber niedrig, die Oberlippe 
ist aber mit der Unterlippe verwachsen, so dass eine Wulst 
den Mund verschliesst, und dass nur jederseits zwischen den 
Mundlappen eine Oeffnung übrig bleibt, die in den Mund 
führt. Ein Vorkommen, was einzig unter den Muscheln da- 
zustehen scheint. i 

Eine grosse Anzahl von Muschelgeschlechtern scheint 
darin übereinzustimmen, dass die Oberlippe sich nicht bogen- 
förmig nach hinten krümmt, wodurch dann zwei vordere und 
zwei hintere (nicht äussere und innere) Mundlappen erschei- 
nen. Dies habe ich bei folgenden Gattungen beobachtet: 
Trigonia (T. pectinata Lam.), Cardita (C. calyculata, tra- 
pezia), Cardium (C. aculeatum, laevigatum, oblongum, tu-- 


Ueber die Familie der Najaden. 2361 


bereulatum), Hemicardium (H. retusum), Cyelas (CE. rivi- 
cola), Cyprina (C. islandica), Psammobia (Ps. vespertina), 
Mesodesma (M. donacinum), Mactra (M. helvacea), Cy- 
therea (C. helvacea), Venus (V. verrucosa, decussata, geo- 
graphica, virginea, Dombeii, opaca). Bei fast allen diesen 
Gattungen sind die Mundlappen schmal, lang und spitz und 
ihrer ganzen Länge nach frei, wodurch sie denn auch auf der 
Innenseite quergestreift erscheinen. Nur die Gattung Oardita 
besitzt kurz abgerundete Mundlappen. 

Es bleiben mir nun noch solche Gattungen zu erwähnen 
übrig, bei denen zwei äussere und zwei innere Mundlappen 
vorhanden sind, die aber nicht so weit nach hinten gezogene 
Lippen besitzen, wie die schon vorhin ‘besprochenen Gattun- 
gen Meleagrina und Pinna, welche beide am nächsten an die 
folgenden anstossen. Es sind Malleus (M. vulsellatus Lam.), 
Mytilus (M. ungulatus Lam.), Tichogonia (T. polymorpha 
Rossm.), Modiola (M. purpurata Lam.), Lithodomus (L. da- 
etylus Cuv.), Donax (D. trunculus), Tellina (T. planata, tenuis, 
rugosa), Lutraria (L. piperita) und sämmtliche Gattungen der 
Najaden-Familie, von denen unten näher die Rede sein wird. 
— Bei Malleus sind die Mundlappen ziemlich hoch, dreieckig, 
mit abgerundeter Spitze. — Bei den Gattungen der Mytilaceen 
sind dieselben hoch und schmal, und besonders dadurch aus- 
gezeichnet, dass sie zusammengefaltet sind, wodurch ihnen 
eine kleinere concave und eine grössere convexe Fläche ent- 
steht. Hier tritt aber eine Verschiedenheit ein. Bei Mytilus 
ungulatus nämlich, und bei Mytilus decussatus, sowie auch 
bei Lithodomus dactylus und Modiola purpurata Lam. finde 
ich die gestreifte Seite der Mundlappen concav, also dieselben 
nach innen umgefaltet, bei Modiola tulipa jedoch und bei Ti- 
chogonia polymorpha ist umgekehrt die convexe Seite gestreift, 
die eoncave glatt, also die Mundlappen nach aussen umgelegt. 
Immer scheint jedoch den Mytilaceen durch diese Bildung der 
Mundlappen ein vortrefllicher Charakter verliehen zu sein. — 
Donax trunculus hat an dem sehr tief im Innern liegenden 
Munde ebenfalls zwei äussere und zwei innere Mundlappen, 
deren die beiden einer Seite am Grunde mit einander ver- 
wachsen sind; sie sind etwas nach hinten gerichtet, und die 
Anwachsstelle ist halb so lang, wie der ganze Lappen. Bei 


262 Troschel: 


Tellina planata und tenuis sind die Mundlappen rundlich, bei 
rugosa dreieckig, längsgestreift. Bei Lutraria' piperita sind 
die Mundlappen sehr gross. — Bei den Gattungen der Na- 
jaden sind die Mundlappen gross, abgerundet, innen senkrecht 
gestreift, 

Aus dieser Musterung der Mundlappen an Gattungen aus 
den verschiedenen Familien geht nun hervor, dass sich die 
Najaden sehr leicht von fast allen Familien durch die in Rede 
stehenden Organe unterscheiden lassen, und nur von den Mal- 
leaceen und den letzterwähnten Gattungen Donax, Tellina und 
Lutraria möchte eine Unterscheidung schwierig sein. _ Dies 
sind jedoch nur Formen, die in anderer Beziehung weit genug 
von den Najaden entfernt stehen, als dass man auch nur einen 
Gedanken an Vereinigung sollte fassen können. 

Bei der Betrachtung der Kiemen sind mehrere Bezie- 
hungen ins Auge zu fassen: 1. Die Zahl der Kiemen, 2. die 
Beschaffenheit und Verwachsung der Kiemenfäden unter ein- 
ander, 3. die Verwachsung der Kiemen beider Seiten hinter 
dem Fuss, 4. die Anwachsung der inneren und äusseren Kie- 
menlappen an Fuss und Mantel. Ausserdem würde noch die 
verhältnissmässige Grösse der beiden Kiemen einer Seite zu 
berücksichtigen sein, was gewiss in manchen Familien einen 
brauchbaren Oharakter für die Gattungen abgiebt. 

Die Zahl der Kiemen ist in den allermeisten Fällen 
bekanntlich vier, so dass an jeder Seite des Fusses zwei 
Kiemen in der Längsrichtung des Thiers liegen. Davon machen 
nach der Valenciennes’schen Beobachtung die Gattungen Lu- 
eina und Corbis eine Ausnahme, bei denen nur eine Kieme 
jederseits vorkommt. Ich finde auch bei Tellina planata, te- 
nuis und rugosa nur eine Kieme jederseits, die aber oben am 
Schlossrande frei ist, daher gleichsam die äussere Kieme nach 
oben gerichtet. Auch bei Lutraria piperita ist die äussere 
Kieme, die jedoch eben so gross wie die innere Kieme ist, 
nach oben zurückgeschlagen. — Ein auflallendes Beispiel giebt 
Venerupis Irus und Venus Dombeii, bei denen zwei gleich 
lange Kiemen vorhanden sind, von denen die äussere Kieme 
aber nur halb so hoch wie die innere ist: hier hat die äus- 
sere Kieme noch einen freien Fortsatz nach oben, den man 
allenfalls für eine dritte Kieme nehmen könnte. Diejenigen, 


Ueber die Familie der Najaden. 263 


welche den freien oberen Fortsatz der einzigen Kieme bei 
Tellina für eine zweite Kieme nehmen wollen, «um die Aus- 
nahme von der Regel zurückzuweisen, würden sogar gezwun- 
gen sein, bei Venerupis eine Ausnahme, nämlich 3 Riemen 
jederseits, zu gestatten. — Andere Ausnahmsfälle sind mir 
für jetzt nicht bekannt, es scheint jedoch keinem Zweifel zu 
unterliegen, dass sich mehrere dergleichen bei weiteren Unter- 
suchungen finden werden. 

Bei den meisten Muscheln sind die einzelnen Fäden oder 
Blättchen, aus denen die Kiemen bestehen, so mit einander 
verwachsen, dass sie zusammenhängende Massen bilden, die 
in der Richtung der Kiemenfäden, d. h. von oben (Schloss- 
rand) nach unten gestreift sind. Zuweilen sind jedoch die 
Kiemenblättchen auch ganz frei, und flottiren im Wasser. So 
ist es bei Arca, Pectunculus, Spondylus und Peeten. Bei die- 
sen findet sich zwischen Fuss und Mantel eine fleischige Ba- 
sis, welche die Blättchen trägt. Bei Spondylus sind diese 
Blättehen dünn und zart, und tragen in ihrer ganzen Länge 
kleine entfernt stehende Querfortsätze,. mittelst deren sie sich 
aneinander festhängen. — Auch bei Anomia (A. cepa) und bei 
Meleagrfna sind die Kiemenfäden frei, jedoch mit ihrer Spitze 
sind sie an ein Gefäss angewachsen, und so mittelbar vereinigt. 
— Bei Lima. besteht jede Kieme aus zwei Blättern, die nur 
am Rande mit einander verwachsen sind, jedes Blatt ist gitter- 
artig durchbrochen, zwischen den Hauptfäden finden sich sehr 
feine Fäden parallel mit den Hauptfäden, und der Länge nach 
verlaufen feine Verbindungsfäden. Auch in manchen andern 
Fällen sind die Fäden nur wenig fest mit einander verbunden, 
wie bei Malleus. — Es ergiebt sich, dass in Beziehung auf 
die Verwachsung der Kiemenfäden mit einander Uebergänge 
vorkommen, und es scheint dieselbe nicht als guter Familien- 
charakter benutzt werden zu können. Es sind z. B. bei 
Ostrea die Kiemenfäden verwachsen, bei Anomia frei; bei 
Pinna verwachsen, bei Meleagrina frei, u. s. w. 

Eine wichtige Verschiedenheit liegt in dem Verhalten der 
Kiemen beider Seiten zu einander hinter dem Fuss. ‚Sie kön- 
nen nämlich hinter dem Fuss mit einander verwachsen sein, 
oder nicht. Das Letztere, dass sie völlig getrennt sind, finde 
ich bei den Gattungen Spondylus, Pecten, Lima, Anomia, 


264 Troschel: 


Malleus, Meleagrina, Pinna, Arca, Pectunculus, Trigonia, My- 
tilus, Modiola, Lithodomus, Cardita, Cyclas, Cyprina, Lutraria 
und Venus Dombeii, so dass die letztere Art von den übrigen 
Venusmuscheln mindestens generisch zu trennen sein wird. - 
— Bei: Tichogonia sind sie hinter dem Fuss grösstentheils 
frei, und sind nur an ihrer Spitze ganz hinten mit einander 
verwachsen. Ueberhaupt weicht diese Gattung in so vielen 
Punkten von den übrigen Gattungen der Mytilaceen ab, dass 
man vielleicht gezwungen sein wird, sie aus dieser Familie 
zu entfernen. — Bei den Solenaceen sind die Kiemen hinter 
dem Fuss mittelbar verwachsen; bei Solen (S. caribaeus) sind 
sie durch eine breite horizontal ausgespannte Membran ver- 
einigt, die bis an das Ende der’ Kiemen sich zwischenschiebt, 
wogegen diese Membran bei Solecurtus (S. strigillatus) nur 
zwischen dem vorderen Theil der hinter dem Fuss vorragen- 
den Kiemen vorhanden ist, so dass dieselben an ihrem Ende 
unmittelbar verwachsen erscheinen. Eine solche mittelbare 
‘Verwachsung durch eine Membran findet sich auch bei den 
Gattungen Cardium und Hemicardium. — Eine völlige Ver- 
wachsung der Kiemen hinter dem Fuss habe ich bei folgenden 
Gattungen beobachtet: Lucina, Donax, Tellina, Mactra, Psam- 
mobia, Mesodesma, Cytherea, Venus (mit Ausnahme von V. 
Dombeii), Venerupis, Mya, Pholas und bei allen Gattungen 
der Najaden. — Die vollständigste Verwachsung der Kiemen 
beider Seiten findet bei Ostrea statt, indem hier die Kiemen 
wegen des Fehlens des Fusses ihrer ganzen Länge nach ver- 
wachsen sind. — Wieweit dieser Charakter für Unterscheidung 
der Familien brauchbar sein wird, lasse ich dahin gestellt, 
weil ich das Material für meine Beobachtungen nicht für reich 
genug halte. Doch wird er mir wichtig für meinen näheren 
Zweck, für die Feststellung der Charaktere der Najadenfami- 
lie. Diese ist nämlich durch die Verwachsung der Kiemen 
hinter dem Fuss von allen Muscheln ohne Röhren, ohne Rück- ‚ 
ziehmuskeln, und ohne Mantelbucht der Schale unterschie- 
den, wenn man noch die Gattung Tichogonia, bei der die 
Kiemen nur an der Spitze zusammenhängen, und die Gattung 
Ostrea, bei der sie der ganzen Länge nach verwachsen sind, 
erwähnt. 

Endlich mache ich noch auf ein Verhalten der Kiemen 


Ueber die Familie der Najaden. 265 


aufmerksam, das nicht für die Familien, wohl aber für die 
Unterscheidung der Gattungen von Bedeutung ist. Jede Kieme 
besteht aus zwei Blättern, die mehr oder weniger mit einan- 
der verwachsen sind, und die mit Ausnahme derjenigen Gat- 
tungen, wo die Kiemenfäden völlig frei sind, wenigstens am 
Rande zusammenhängen, So sind an jeder Seite der mit 
doppelten Kiemen versehenen Muscheln vier Kiemenblätter 
vorhanden. Hier tritt eine Verschiedenheit ein, ob das innere 
dem Fuss zunächst gelegene Blatt mit der Basis an den Fuss 
angewachsen ist oder nicht. Angewachsen finde ich es bei 
Ostrea, Cardita, Cyclas, Mactra, Psammobia, Lutraria, Pholas, 
und Iridina und Hyria aus der Najadenfamilie; nicht ange- 
wachsen bei Lima, Malleus, Meleagrina, Mytilus, Tichogonia, 
Modiola (mit Ausnahme von Modiola purpurata Lam., die 
demnach generisch zu trennen sein wird, wozu vielleicht die 
Rippen auf der Schale zu benutzen sein werden), Trigonia, 
Cardium, Hemicardium, Lucina, Cyprina, Donax, Mesodesma, 
Oytherea, Venus, Solen, Solecurtus, Mya, und den Najaden- 
Gattungen Unio, Margaritana, Anodonta und Platyris. — Zu- 
weilen ist auch der äussere Lappen der äusseren Kieme an 
der Basis frei, nicht an den Mantel angewachsen, wie bei den 
Gattungen Lima, Malleus, Meleagrina, Mytilus, Tichogonia, 
Modiola (wo wieder Modiola purpurata Lam. eine Ausnahme 
macht, indem auch hier der äussere Lappen angewachsen ist). 
— Eine besondere Eigenthümlichkeit der Kiemen bei der Gat- 
tung Malleus verdient hier erwähnt zu werden: die Kiemen 
setzen sieh hinter dem Fuss an den Mantel fest, und begleiten 
ihn auf seiner Mitte bis zu seiner äussersten Spitze, wo’ sie 
eine kleine Spirale bilden. 

Die eben mitgetheilten Untersuchungen habe ich nur für 
den Zweck angestellt, um sie für eine gründliche Unterschei- 
dung der Najadenfamilie zu benutzen. Sie sind nicht voll- 
ständig genug, um sie für eine kritische Revision der sämmt- 
liehen natürlichen Familien der Muscheln zu verwenden, in- 
dessen erschienen sie mir doch interessant genug, um sie als 
Hindeuturigen auf die Beziehungen, welche einen Gewinn für 
die Wissenschaft versprechen, jetzt schon zu veröffentlichen. 
Ich beabsichtige diese Beobachtungen fortzusetzen, und seiner 
Zeit Nachricht von den Erfolgen zu geben, 


266 Troschel: 


Die Familie der Najaden und ihre Gattungen. 


Nach den obigen Bemerkungen möchte ich. die Familien- 
charaktere so stellen: 

Schale mitEpidermis, ohne Mantelbucht. Zwei 
Schliessmuskeln, der vordere macht meist drei Ein- 
drücke in der Schale. Ein äusseres Ligament. Man- 
tel ohne Athem- und Afterröhre, und ohne Rück- 
ziehmuskeln. Zweiäussere und zweiinnere grosse 
abgerundete Mundlappen, innen senkrecht ge- 
streift. Zwei Kiemen jederseits, die hinter dem 
Fuss der ganzen Länge nach miteinander verwach- 
sen, und deren Fäden nicht getrennt sind. Alle 
leben in süssem Wasser, 

Ich habe die Gestalt der Schale, die abgeriebenen Wirbel, 
die Verwachsung des Mantelrandes, die Gestalt des Fusses, 
die Anwachsung der inneren Kiemenlappen, die Beschaffenheit 
des Schlossrandes nicht in die Familiencharaktere aufgenom- 
men, weil in diesen Beziehungen sich nichts Gemeinsames von 
allen Gattungen sagen lässt, und alle diese Punkte nur zu 
Gattungscharakteren benutzt werden können. Ebenso ist das 
Fehlen des Byssus übergangen, obgleich ich dasselbe für ein 
sehr wesentliches Merkmal für die Najadenfamilie halte, weil 
d’Orbigny in seiner Voyage dans l’Amerique meridionale. 
Mollusques p. 621 eine Gattung Byssanodonta aufgestellt hat, 
die mit Anodonta übereinstimmen, jedoch einen Byssus am 
rudimentären Fuss besitzen soll. Ich werde auch unten diese 
Gattung nicht weiter in Rücksicht nehmen, da es mir sehr 
unwahrscheinlich ist, dass dieselbe wirklich in diese Familie 
gehört. 

Man hat neuerlichst vielfach die Meinung ausgesprochen, 
dass die ganze Najadenfamilie nur eine einzige Gattung bilden 
dürfe, weil die Thiere völlig übereinstimmten, und die Schalen 
so viele Uebergänge darböten, dass man keine Grenze fände, 
Das Gegentheil davon glaube ich in der folgenden Darlegung 
so zu beweisen, dass ein ähnlicher Ausspruch künftig unmög- 
lich wird. 

Ich glaube mit Sicherheit acht Gattungen in dieser Fa- 
milie unterscheiden zu können: Unio, Margaritana, Anodonta, 


1 a u 


. Ueber die Familie der Najaden. 267 


Iridina, Spatha, Hyria, Castalia und Mycetopus. Von den 
ersten sechs erwähnten Gattungen habe ich die Thiere zu 
untersuchen Gelegenheit gehabt, von Castalia und Mycetopus 
kenne ich dieselben nicht aus eigener Ansicht. Ueber die 
Gattung Dipsas Lea (Transactions of the American philoso- 
phical Society), die einen linienförmigen Zahn unter dem dor- 
salen Rande hat, und über die Gattung Monocondylea d’Or- 
bigny (Voy. dans l’Amerique merid. Moll. p. 611), die in jeder 
Schale nur einen Schlosszahn hat, habe ich kein Urtheil, da 
die Thiere völlig unbekannt sind. Sie sollen mit Unio über- 
einstimmen. Es ist mir jedoch sehr wahrscheinlich, dass beide 
Gattungen festzuhalten sein werden, 

Zur Unterscheidung ist zunächst die Schlossbildung »zu 
benutzen, die ich als bekannt voraussetze, Ferner die Mund- 
lappen, der Mantelrand, die Anwachsung des äusseren und 
inneren Kiemenlappens, der Fuss und die Muskeleindrücke; 

Die Mundlappen sind höher als lang bei Unio, Anodonta 
und Margaritana. Bei Unio und Anodonta sind die beiden 
einer Seite am Hinterrande bis zur Hälfte, bei Margaritana 
bis auf zwei Drittel ihrer Höhe verwachsen. Wenig höher 
als lang und unverwachsen scheinen sie bei Castalia nach der 
von d’Orbigny a. a. O. pl. 73. fig. 4, gegebenen Abbildung zu 
sein; so hoch wie lang und unverwachsen sind sie bei Hyria; 
endlich länger als hoch und unverwachsen sind sie bei Iridina, 
Spatha und Mycetopus. 

Der Mantelrand zeigt nach seiner Verwachsung grosse 
Verschiedenheiten, er ist ganz oflen bei Unio, Margaritana und 
Anodonta; die Afteröfinung ist geschlossen bei Mycetopus; 
hinten verwachsen, so dass After- und Athemöffnung geschlos- 
sen sind, bei Spatha, Hyria') und Castalia; am weitesten 
verwachsen bis zum Fuss sind die Mantelränder bei Iridina. 

Die äusseren Kiemenlappen sind in den meisten Gattungen 
bis an ihr hinteres Ende an den Mantel angewachsen; davon 
macht nur Margaritana eine Ausnahme. Hier ist-der äussere 


Kiemenlappen frei und legt sich in eine.bei keiner anderen 
% 


') Zuerst beobachtet von Gray in den Annals of nat. hist. VI. 
pag. 316. 


268. Troschel: 


Gattung vorkommende Furche des Mantels, die bis an den 
hinteren Rand verläuft (vergl. Tab. VI. Fig. 1). 

Der innere Kiemenlappen ist meist nicht an den Fuss 
angewachsen, so bei Unio, Anodonta, Spatha (Tab. VI. F. 2); 
auch bei Margaritana, doch wird derselbe hier erst etwa an 
der Mitte des Fusses frei, so dass er vorn angwachsen ist. 
Bei Iridina und Hyria (Tab. VI. F.3) ist er jedogh ganz an 
den Fuss angewachsen. Von Castalia und Mycetopus muss 
ich es unbestimmt lassen, weil ich nirgend eine Notiz dar- 
über finde, 

Der Fuss ist meist mässig, zusammengedrückt, ziemlich 
scharfkantig, zungenförmig nach vorn vorgestreckt. Nur die 
Gattung Mycetopus macht hiervon eine Ausnahme, indem bei 
ihr der Fuss sehr lang vorgestreckt und am Ende hammer- 
förmig erweitert ist, weshalb denn auch hier die Schale vorn 
stark klafft, während sie bei den anderen Gattungen völlig 
geschlossen ist, oder doch nur wenig klafit. 

Für Sammler ist es höchst wichtig, auch die Schalen 
ohne das Thier unterscheiden zu können, was für Unio, Mar- 
garitana, Hyria, Castalia und Dipsas ganz leicht ist, aber 
schwieriger bei den zahnlosen Gattungen wird. Nicht ohne 
Nutzen ist hierbei die Betrachtung der Muskeleindrücke an 
der Schale. Der Regel nach sind vorn zwei Muskeleindrücke 
vorhanden, von denen der Haupteindruck sehr deutlich aus- 
geprägt ist; der zweite (ich nenne ihn den inneren) liegt 
hinter ihm und ist meist länglich, und erstreckt sich in der 
Längsrichtung der Schale, oder etwas schräg nach unten. 
Dieser zweite Muskeleindruck ist häufig schwach ausgeprägt, 
jedoch fast immer noch zu bemerken (er fehlt bei U, delo- 
dontus Lam. und U. australis Lam.); er ist bedeutend kleiner 
als der Haupteindruck, nur die Gattung Spatha hat ihn sehr 
gross, so dass beide Eindrücke fast von gleicher Grösse sind, 
Es liegt hierin ein Mittel die Gattung Spatha von Iridina und 
Anodonta zu unterscheiden. Bei der Gattung Castalia scheint 
dieser innere Eindruck zu fehlen, indem er mit dem Haupt- 
eindruck verschmolzen ist. Bei Unio ist fast immer ein drit- 
ter Muskeleindruck dicht neben dem Haupteindruck sichtbar, 
er liegt an, der vordern Wurzel der Schlosszähne und ist 
häufig mit dem Haupteindruck verschmolzen. Ebenso verhält 


Ueber die Familie der Najaden, 269 


es sich bei Margaritana und Monocondylea. Bei Castalia ist 
dieser obere Eindruck an der Wurzel des Hauptzahns sehr 
deutlich vorhanden. Auch bei Hyria finde ich ihn immer sehr 
deutlich, nur liegt er hier sehr charakteristisch an einem an- 
dern Ort. Er befindet sich nicht am Schlosszahn selbst, son- 
dern er liegt unter und hinter ihm, was dadurch möglich ist, 
dass die Schlosszähne sich leistenartig nach vorn erstrecken, 
und daher weniger weit in die Schale herunterragen als bei 
Unio. Da dies Verhalten des dritten Muskeleindrucks bei 
allen vier mir bekannten Arten von Hyria statt findet, so sehe 
ich dies als einen neuen Beweis an, dass die Gattung Hyria 
von Unio zu trennen ist. 

Der Haupteindruck und der obere, eben von mir als 
dritter bezeichnete Eindruck kommen bei sehr vielen Muscheln 
vor, der innere oder zweite Eindruck scheint jedoch nicht 
ausserhalb der Najadenfamilie aufzutreten, man könnte. sein 
Vorhandensein in ‚die Familiencharaktere aufnehmen, wenn er 
nicht bei Castalia fehlte. 

Ich lasse jetzt die einzelnen Gattungen mit ihren Dia- 
gnosen folgen. 


1. Gattung Unio Retzius. 


Die Mundlappen sind höher als lang, bis zur Hälfte am 
Hinterrande mit einander verwachsen; der Mantelrand ist ganz 
offen; der äussere Kiemenlappen ist bis zu seiner Spitze an 
den Mantel angewachsen; der innere Kiemenlappen ist nicht 
an den Fuss angewachsen ; der Fuss ist zungenförmig, mässig, 
etwas nach vorn vorgezogen (Unio tumidus). 

Die Schale ist überall schliessend. Ein Schlosszalın in 
der rechten Schale, der zwischen zweien der linken Schale 
eingreift '), unter dem Ligament in der rechten Schale eine 
Leiste, die zwischen zwei Leisten der linken Schale eingreift. 


') Bei Unio hopetonensis Lea und Unio auratus Lea findet sich 
in der linken Schale nur ein Schlosszahn, der zwischen zwei Zähnen 
der rechten Schale eingreift, also umgekehrt wie bei den übrigen 
Arten, dies entsteht dadurch, dass der hintere Zahn der linken Schale 
fehlt, wogegen die häufig vorhandene vordere Leiste grösser wird, 
und einen zweiten Zahn bildet. 


270 Troschel: 


Hinter dem vordern Haupteindruck des Schliessmuskels liegt 
ein kleinerer Eindruck, über ihm ein ebenfalls kleinerer Ein- 
druck an der vorderen Wurzel des Schlosszahns. Diese Mus- 
keleindrücke liegen sehr weit nach vorn, so dass nie die 
Schlosszähne nach vorn darüber hinwegragen. 

Hierher gehört eine grosse Zahl von Arten, die mannich- 
fache Verschiedenheiten in Gestalt, Schlossbildung u. s. w: 
zeigen. Ich zweifle nicht, dass eine Untersuchung der Thiere, 
namentlich der zahlreichen Nordamerikanischen Arten, zu einer 
naturgemässen Eintheilung der umfassenden Gattung führen 
werde. 


2. Gattung Margaritana Schumacher. 


(Alasmodonta Say). 

Die Mundlappen sind höher als lang, bis zu zwei Drittel 
der Höhe am Hinterrande mit "einander verwachsen; der Man- 
telrand ist ganz oflen; der äussere Kiemenlappen ist hinten 
frei, legt sich in eine Furche des Mantels; der innere Kie- 
menlappen ist nur vorn an den Fuss angewachsen, auf der 
zweiten grösseren Hälfte des Fusses ist er frei; der Fuss ist 
zungenförmig, mässig, etwas nach vorn vorgezogen (Margari- 
tana margaritifera. S. Tab. VI. Fig. 1). 

Die Schale ist überall schliessend. Ein Schlosszahn der 
rechten Schale greift zwischen zweien der linken Schale ein; 
keine Leiste unter dem Ligament. Hinter dem vordern Haupt- 
muskeleindruck ein kleinerer, über demselben ein ebenfalls 
kleinerer an der vorderen Wurzel des Schlosszahnes. 

Die Gattung ist weniger zahlreich an Arten, Lea führt 
23 auf, wozu auch die 6 Arten der Gattung Monocondylea 
d’Orb. gehören.  Letztgenannte Gattung wird sich hier an- 
schliessen müssen, da sie mit Margaritana in dem Fehlen der 
Leisten unter dem Ligament übereinstimmt, und sich‘nur da- 
durch von dieser unterscheidet, dass in jeder Schale nur ein 
Schlosszahn vorhanden ist, von denen der Zahn der linken 
Schale vor dem der rechten eingreift. Nach d’Orbigny soll 
auch zuweilen der umgekehrte Fall eintreten. 


3. Gattung Hyria Lamarck. 


Die Mundlappen sind so hoch wie lang, nicht verwach- 


Ueber die Familie der Najaden. Pirat 


sen; der Mantelrand ist unten ganz offen, am Hinterrande 
verwachsen, so dass eine besondere Athem- und Afteröffnung 
elitsteht; der äussere Kiemenlappen ist bis zu seiner Spitze 
an den Mantel angewachsen; der innere Kiemenlappen ist 
ganz an den Fuss angewachsen; der Fuss ist zungenförmig, 
mässig, etwas nach vorn vorgezogen. (Hyria syrmatophora 
Sow., Hyria avicularis Lam. S. Tab. VI. Fig. 3). 

Die Schale schliesst überall. In beiden Schalen ein oder 
mehrere leistenartige Schlosszähne, die fast parallel dem 
Schlossrande sich weit nach vorn erstrecken, und meist !) 
über den Muskeleindruck vorragen, so dass letzterer unter 
den Schlosszähnen zu liegen kommt. Der innere kleine Mus- 
keleindruck ist vorhanden, der obere wird auch ein hinterer, 
und liegt immer unter den Schlosszähnen. Unter dem Liga- 
ment ist in der rechten Schale eine Leiste, die zwischen zwei 
Leisten der linken Schale eingreift. 

In diese Gattung gehören ausser Hyria syrmatophora Sow. 
(Hyria avicularis Lam.) und Hyria corrugata Lam, (?), die 
beide in Guiana vorkommen (von wo sie, und zwar die er- 
stere Art mit dem Thier, die königliche zoologische Sammlung 
zu Berlin durch Herrn Richard Schomburgk erhalten hat), 
auch noch Unio delphinus Gruner (dies Archiv 1841. I. p. 276 
Taf. XI. Fig. 1) und eine neue Art von Guiana H. humilis 
Nob., deren oberer Rand sich nicht flügelartig erhebt. 


4. Gattung Castalia Lamarck. 


Die Mundlappen sind wenig höher als lang; der Mantel- 
rand ist unten ganz offen, hinten so verwachsen, ‘dass After- 
und Athemöfinung geschlossen sind, die Athemöffnung ist mit 
Cirren besetzt, die Afteröffnung ist glatt; der äussere Kiemen- 
lappen ist bis zur Spitze an den Mantel angewachsen; der 
innere Kiemenlappen —?; der Fuss ist zungenförmig, mässig, 
etwas nach vorn vorgezogen (nach d’Orbigny Voy. dans 
l’Amerique merid. Moll. p. 597. pl. LXXID). 

Die Schale schliesst überall. In der rechten Schale ein 


’) Nur bei H. corrugata Lam. liegt der Muskeleindruck vor den 
Schlosszähnen, daher ist mir die Stellung dieser Art, deren Thier 
ich leider nicht kenne, zweifelhaft. 


272 Troschel: 


Schlosszahn, der zwischen zweien der linken Schale eingreift; 
unter dem Ligament in der rechten Schale eine Leiste, die 
zwischen zwei Leisten der linken Schale eingreift. Alle diese 
Zähne und Leisten des Schlosses sind an den Flächen, wo 
sie die Zähne und Leisten der andern Schale berühren, stark 
senkrecht gefurcht. Der vordere Hauptmuskeleindruck liegt 
vor dem Schlosszahn, der obere Muskeleindruck liegt an der 
vorderen Basis des Schlosszahns, der innere kleine Muskel- 
eindruck fehlt, oder ist vielmehr mit dem Haupteindruck ver- 
schmolzen, die Schale ist aussen von den Wirbeln herab stark 
gerippt. 

In diese Gattung gehören Castalia ambigua Lam. und 
Castalia quadrilatera d’Orbigny. 


5. Gattung Dipsas Leach. 


Thier unbekannt. 

Schale überall schliessend. Kein Schlosszahn; unter dem 
Ligament geht von den Wirbeln aus in jeder Schale eine Leiste; 
die Leisten der beiden Schalen berühren einander jedoch nicht. 
Der vordere Hauptmuskeleindruck ist mit dem oberen ver- 
schmolzen, der innere ist ziemlich gross. \ 

Ich kenne nur eine Art: D. plicatus Leach (Unio bialata 
Desh.). Die zoologische Sammlung zu Berlin besitzt sie durch 
v. Besser aus China. 


6. Gattung Anodonta Lamarck, 


Die Mundlappen sind höher als lang, bis zur Hälfte am 
Hinterrande mit einander verwachsen; der Mantelrand ist ganz 
offen; der äussere Kiemenlappen ist bis zur Spitze an den 
Mantel angewachsen; der innere Kiemenlappen ist nicht an 


den Fuss angewachsen; der Fuss ist mässig, ek : 


etwas nach vorn vorgezogen (Anodonta cellensis). R 
Die Schale ist überall schliessend, völlig ohne Zähne am 
Schloss. Der vordere Hauptmuskeleindruck ist stets vorhan- 
den und mit dem oberen verschmolzen, der innere ist klein. 
Es kommen Arten in Europa, Asien, Nord- und Südame- 
rika vor, keine in Afrika; diese gehören den Gattungen Iridina 
und Spatha an. 


ee 


Ueber die Familie der Najaden. 273 


7. Gattung Iridina Lamarck. 


Mundlappen länger als hoch, unverwachsen; Mantelrand 
weit nach vorn, bis zum; Fuss verwachsen, daher Afteröffnung 
und Athemöfinung geschlossen; der äussere Kiemenlappen ist 
bis zur Spitze an den Mantel angewachsen; der innere Kie- 
menlappen ist ganz an den Fuss angewachsen; Fuss mässig, 
zungenförmig, elwas nach vorn vorgezogen (Iridina coelestis !). 

Die Schale ‚klafft vorn und hinten ein wenig. Der Schloss- 
rand ist der ganzen Länge nach stark gezähnt, oder völlig 
zahnlos. Der vordere Hauptmuskeleindruck ist stets deutlich 
vorhanden und mit dem oberen verschmolzen, der innere 
ist klein. h 

Der von Lamarck angegebene Charakter des gezähnten 
Schlossrandes findet sich nur bei einer Art, I]. exotica Lam., 
die im westlichen Afrika lebt; das Thier kenne ich nicht. Die 
obige Beschreibung .des 'Thiers von Spatha coelestis Lea be- 
weist, dass diese Art von Spatha entfernt werden muss; mög- 
licherweise könnte sie von exotica wiederum generisch. ver- 
schieden sein; das müsste für eine Trennung jedoch erst nach- _ 
gewiesen werden. Ich habe mir viel Mühe gegeben, die Gat- 
tung Iridina nach der Schale von Anodonta zu unterscheiden, 
was schwer ist, wenn man auch  zahnlose Arten zu Iridina 
rechnet. Ich glaube sie jedoch daran ‚mit Sicherheit unter- 
scheiden zu können, dass bei Iridina die Schale vorn und 
hinten klafit, während sie bei Anodonta schliesst. 

Die Arten sind afrikanisch. 


8. Gattung Spatha Lea. 


Die Mundlappen sind länger als hoch und nicht verwach- 
sen; der Mantelrand ‘ist hinten verwachsen, so dass Athem- 
öffnung und Afteröffnung geschlossen sind, am untern Rande 
ist der Mantel ganz oflen; der äussere Kiemenlappen ist bis 
zur Spitze an den Mantel angewachsen; der innere Kiemen- 
lappen ist nicht an den Fuss angewachsen. Der Fuss ist 


’) Das Thier habe ich an einem Exemplar des anatomischen 
Museums zu Berlin untersucht. 
Archiv (, Naturgesch. XI, Jahrg. 1. Id. 18 


274 Troschel: Ueber die Familien der Najaden. 


mässig, zungenförmig, etwas nach vorn vorgezogen. (Spatha 
rubens S. Tab. VI. Fig. 2). 

Die Schale schliesst überall. Der Schlossrand ist völlig 
zahnlos, doch springt der Rand der linken Schale unter den 
Wirbeln in 'einen langen Wulst vor, welcher unter den Wir- 
belrand der rechten Schale eingreift. Der vordere Hauptmus- 
keleindruck ist deutlich ausgeprägt und mit dem oberen Ein- 
druck verschmolzen, der innere Eindruck ist sehr deutlich 
und fast ebenso gross wie der Haupteindruck. 

Die Gattung ist an dem grossen inneren Muskeleindruck 
und namentlich an dem wulstartig vorgezogenen Rande der 
linken Schale leicht zu erkennen. Alle Arten sind afrikanisch, 
und alle afrikanische als Anodonten beschriebene Arten ge- 
hören hierher, wenn sie nicht wahre Iridinen sind. Dekitach 
kommt keine Anodonta in Afrika vor. 


9, Gattung Mycetopus d’Orbigny. 


Die Mundlappen sind länger als hoch; der Mantelrand 
ist 'oflen, bis auf die Afterröhre, welche geschlossen ist; ‘der 
äussere Kiemenlappen ist ganz angewachsen; der innere Kie- 
menlappen —? der Fuss ist sehr lang vorgestreckt, "und er- 
weitert sich vorn in einen Knopf. (Nach d’Orbigny Voy. dans 
l’Amer. merid. Moll. p. 600. pl. 76.) 

Die Schale ist vorn stark klaffend, hinten’ geschlossen. 
Der Schlossrand zahnlos. Die Muskeleindrücke sind sehr 
deutlich, ein länglicher liegt an der Afterseite, ebenso’ zwei 
andere, von denen der eine längliche sehr gross’ und zwei- 
oder dreilappig ist, der andere klein, seitlich. 

Auch die Angaben über die’ Schale sind nach d’Orbigny 
]. e., indem ich keine Art zur Vergleichung habe, Alle sind 
südamerikanisch. 


N 


Erklärung der Abbildungen (Taf. 6.) 


Fig, 1. Das Thier von Margaritana margaritifera. 
Fig. 2. Das Thier von Spatha rubens. 
Fig. 3. Das Thier von Hyria syrmatophora. 


275 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 
‚ Vom 
Herausgeber. 


(Fortsetzung.) 


Seitdem in. früheren Jahrgäugen dieses, Archivs") der 
Versuch gemacht wurde, ‚die Larven der Käfer aus den ver- 
schiedenen Familien zu beschreiben und sichere Kennzeichen 
für sie aufzustellen, habe ich Gelegenheit gehabt in meiner 
Naturgeschichte der Insecten Deutschlands . die der meisten 
Familien der Clavicornien, wenn auch zuweilen, nur nach ein- 
zelnen Beispielen in dieserHinsicht zu erläutern, Aus einigen Fa- 
milien habe ich die Larven nachträglich kennengelernt, undbei der 
grossen Wichtigkeit, welche die Kenntniss derselben, besonders 
für die Systematik gewinnt, säume ich nicht, Beschreibungen 
derselben hier mitzutheilen. Auch ‚sind ‚noch einige ‚andere 
Käferlarven vorhanden, über welche eine Mittheilung nicht 
olıne einiges Interesse sein wird. 

h 
Iinum 

Unter den von Dr. Peters aus Sinna eingesandten Insec- 
ten befand ‚sich, neben eınem Paussus steckend, eine Käfer- 
larve, welche schon durch. die Eigenthümlichkeit ihrer Bildung 
als keiner Familie angehörig auffiel, ‘aus welcher. bereits die 
Larven bekannt geworden sind, und dadurch neben dem frei- 
lich leicht ganz zufälligen Umstande, dass sie neben einem 
Paussus steckte, auf die Vermuthung führte, dass sie die 
Paussus-Larve sei. Bei näherer Betrachtung der Fühler- und 
Mundtheile zeigte sie denn auch an die ausgezeichnete Bildung 
dieser Theile beim vollkommenen Inseet des Paussus eine so 


1) Il, Jahrg. 1: Bd. 8.60. u, VII. Jahrg. 1. Bd. 8.363. 
18* 


276 Erichson: 


grosse Annäherung, dass selbst noch ohne Bestättigung durch 
die unmittelbare Beobachtung der Verwandlung die Bestim- 
mung dieser Larve als kaum zweifelhaft zu betrachten ist. 

Diese Uebereinstimmung liegt hauptsächlich in der Gestalt 
der Fühler und der Maxillen. Die Fühler sind zwar noch, 
wie gewöhnlich bei den Käferlarven viergliedrig, aber die 
beiden letzten Glieder sind unverhältnissmässig klein und 
fein, gewissermassen schon im Verschwinden begriffen. Die 
beiden ersten Glieder sind dagegen 'sehr dick, walzig, das 
zweite noch etwas dicker und merklich grösser als das erste, 
an der Spitze gerade, nach aussen etwas schräg abgeschnitten; 
das dritte Glied ist sehr fein und kurz, an der Spitze mit 
drei langen Borsten besetzt, zwischen denen das äusserst 
kurze vierte Glied als eine kleine Warze vorragt. 

An den Maxillen ist das Angelgelenk äusserst kurz und 
bildet gleichsam nur einen schmalen Ring an der Wurzel des 
. Stammes. ‘Dieser ist sehr diek, hach der Wurzel hin allmäh- 
lich etwas verjüngt; an der gerade abgeschnittenen Spitze 
trägt er den Taster und eine eingelenkte Lade. Die letztere 
ist schmal und dünn, aber ziemlich lang, zweigliedrig, das 
erste Glied leicht nach innen gebogen, das zweite klauenför- 
mig. ' Der Taster ist sehr dick, walzig, aus drei gleich dicken 
Gliedern gebildet, ‘das erste und dritte Glied sind aber sehr 
kurz, ringförmig, so ‘dass das zweite den bei weitem grössten 
Theil des Tasters ausmacht. Die Spitze des Tasters scheint 
bei lebenden, frischen Larven dünnhäutig zu sein, bei der 
eingetrockneten bildet sie eine Höhlung, welche tief in die 
Taster hineingeht. 

Die Unterlippe besteht eigentlich nur aus den hornigen, 
verwachsenen Tasterstämmen, mit zweigliedrigen Tastern; die 
ersteren sind vorn an den Einlenkungsstellen der Taster aus- 
gebuchtet, in der Mitte in eine kleine Spitze vorgezogen. An 
den Tastern ist das’ erste Glied ziemlich dick, kurz, das zweite 
länger, aber dünn, 'stielförmig. — Die Zunge fehlt. Das Kinn 
bildet einen kleinen häutigen Wulst an der Unterlippe. 

Die Mandibeln sind stark, fast sichelförmig gekrümnıt, 
einfach, zugespitzt, eingeschlagen. N ' 

Der Kopf ist gerade vorgestreckt, breit und flach, quer 
viereckig, die Stirn niedergedrückt, vorn zwischen. den Man- 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 977 


dibeln im flachen Bogen gerundet, Kein Ropfschild. Keine 
Lefze. Der Mund ist auf ähnliche Weise wie bei den Larven 
von Carabus, Staphylinus, Hister u. a. m. ‘anscheinend ge- 
schlossen. 

Ocellen auf jeder Seite des Kopfes sechs, dieht hinter 
den Fühlern in zwei Querreihen gelegen; alle rund, 

Der Körper ist ziemlich kurz und gedrungen, in der 
flach walzigen Form dem einer Histerenlarve nicht unähnlich, 
die Ringe sind aber alle mit einer derben lederartigen Haut, 
und mit langen -abstehenden Haaren bekleidet. ‘Die neun 
Hinterleibsringe sind sehr kurz, an der Spitze des letzten 
steht ein Paar grosser, eingelenkter Anhänge, von kegelförmiger 
Gestalt, welche ebenfalls lang behaart sind und an der Spitze 
eine kleine eingelenkte Klaue haben, also als zweigliedrig zu 
betrachten sind. Der kleine röhrige After tritt zwischen die- 
sen grossen Anhängen wenig vor; er ist nach hinten gerich- 
tet, und kann schwerlich als Nachschieber gebraucht werden; 
solcher scheint hier auch nicht nöthig zu sein, da der Hin- 
terleib augenscheinlich auf der durch die Fortsätze gebildeten 
Gabel geschleift wird, welches deren lange und steife, nach 
hinten gerichtete Haare erleichtern. Die übrigen Hinterleibs- 
ringe, vom zweiten an, haben jeder auf jeder Seite der Unter- 
seite eine kleine kegelförmige Vorragung, welche an der Spitze 
mit langen und schräg nach hinten gerichteten Haaren besetzt 
sind, welche offenbar den Zweck haben, das Gleiten des Hin- 
terleibes beim Kriechen zu befördern. Die Luftlöcher sind 
bei dem eingetrockneten Körper der Larve nicht sichtbar. 

Die Beine sind ziemlich kurz, stachelborstig, die Hüft- 
gelenke nach innen gerichtet; das Schenkelgelenk länger als 
der Trochanter, das Schiengelenk kurz; das Fussgelenk be- 
steht aus einer einfachen scharfen Klaue, 

Die beschriebene Larve ist etwas über 5'’ lang bei einer 
Breite von 14"; sie ist durch das Eintrocknen wohl etwas 
verkürzt; die kegelförmigen Anhänge, welche bei der oben 
angegebenen Länge mitgemessen sind, sind für sich 13’ lang. 
Die Körperfarbe ist glänzend schwarz, der Meso- und Meta- 
thoraxring orangegelb, der-Kopf, die beiden letzten Hinter- 
leibsringe, die Anhänge und die Beine dunkel rothbraun; die 
Behaarung schwarz. 


278 Erichson: 


Wenn es unzweifelhaft erscheint, dass diese Larve einem 
Paussus angehört, wirft sie ein sehr klares Licht auf die sy- 
stematischen‘ Verwandtschaften dieser Käfer. Dass dieselben 
eine besondere (und zwar an Arten nicht ganzı arme) 
Familie bilden ‚ lässt sich ohnehin nicht bezweifeln, und wird 
durch die Eigenthümlichkeit der Larve bestättigt. In'der Bil- 
dung des Kopfes, namentlich auch der Mundtheile und der 
Zahl der Oeellen erinnert sie in hohem Grade an die Larven 
der Carabicinen, sie ‘entfernt sich aber von ihnen theils durch 
die einklauigen Füsse, theils durch die eingelenkten Anhänge 
am Körperende. Sie ist also nur mit den Larven der Sta- 
phylinier, Histerinen und’ Silphalen zu vergleichen, ‘welche 
unter denen’ mit einklauigen Füssen sich durch gegliederte 
und veingelenkte Anhänge auszeichnen. ' Den Silphalenlarven 
kommt‘ sie zwar ‘durch ihre derbere Körperbedeckung nahe, 
sie unterscheidet sich aber durch Bildung des Mundes von 
ihnen am weitesten , indem die Larven der Silphalen eine 


deutliche Lefze, und eine mit dem Stamm verwachsene Lade - 


der Maxillen haben. Die Zahl’ der Ocellen ist bei beiden 
zwar gleich, die Lage derselben aber verschieden. Mit Lar- 
ven ‘der beiden anderen Familien kommt die muthmassliche 
Paussuslarve mehr überein, besonders in der Mundbildung. Die 
Maxillarlade, obgleich eingelenkt, ist bei jenen aber nicht 
zweigliedrig; ausserdem zeichnet sich die Larve, gleich dem 
Käfer, durch die überwiegende Grösse des zweiten WERE 
der Maxillartaster ats. | 

Es geht aus diesen Untersuchungen: hervor, dass die 
Paussilen in einiger Verwandtschaft mit den Staphyli- 
niern stehen. Es kommen aber ohne Zweifel noch einige 
Formen in Betracht, deren Larven noch nicht bekannt sind, 
namentlich würde sich in’ Claviger das Bindeglied zwischen 
den beiden fraglichen Familien vermuthen lassen, 

Nach einer Anzeige von Westwood in den Proceed. of 
the Ent. Soc. of Lond: S.404 ist die Verwandlung des Paus- 
sus (Ceratoderus) bifaseiatus Koll. von Capt. Boyes 'beobach- 
tet worden, es sind aber weder von Westwood die an ihm 
eingesandten Zeichnungen bis jetzt veröffentlicht, noch habe 
ich in dem Journal‘ of the Asiatie Society of Bengal, in wel- 
chem Capt. Boyes selbst frühere Mittheilungen über‘ Paussus 


ee 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 279 


gemacht hat, wenigstens so weit ich es habe durchsehen kön- 
nen, etwas überdiesen Gegenstand gefunden. Es kann indess nicht 
fehlen, dass in Kurzem die Naturgeschichte der Paussilen 
vollkommen aufgeklärt sein wird, nachdem durch Westwood’s 
Arbeiten die Aufmerksamkeit so sehr auf diese keielürlige 
Familie gerichtet ist. 


2. 


"Dieselbe Art von passiven Bewegungswerkzeugen, welche 
die Paussus-Larve in den kegelförmigen und behaarten 'Vor- 
ragungen der unteren Hinterleibsseiten besitzt, finden sich 
bei einer andern von Dr. Peters aus Tette eingesandten Kä- 
ferlarve noch bedeutend stärker entwickelt vor, so ‚dass es 
nicht’ überflüssig sein wird, sie näher zu beschreiben, um auf 
diese Hülfsorgane der Fortbewegung aufmerksam zu machen, 

Diese Larve ist etwa 8” lang und 3” breit, ziemlich gleich 

breit, auf dem Rücken der Quere nach gewölbt, mit derber, 
lederartiger Oberhaut, glänzend, röthlich gelb, vom ersten 
Thorax- bis zum letzten Hinterleibsringe auf jeder Seite des 
Rückens mit einem runden schwarzen Punct; mit abstehender 
fuchsrother Behaarung, welche besonders auf den 'Hinterrän- 
dern der Hinterleibsringe dichte Querreihen bildet. 
"Der Kopf ist fast von der Breite ‚des Prothoraxringes, 
flach, vorgestreckt, oline Lefze, aber mit einem durch eine 
Querlinie abgesetzten Kopfschilde, welches vorn der Quere 
nach eingedrückt, am weit und flach gerundeten Aussenrande 
etwas aufgebogen ist. Die Fühler sind kurz und dünn, vier- 
gliedrig, das erste Glied kurz, dünnhäutig, die übrigen hornig, 
das zweite reichlich doppelt so lang als das dritte, das vierte 
sehr klein, pfriemenförmig. Auf jeder Seite des Kopfes ein 
einziges einfaches Auge, 

Der Mund scheint geschlossen zu sein. Die Mandibeln 
sind an den Vorderecken des Kopfes eingelenkt, sichelförmig 
gekrümmt, mit scharfer aufwärts gebogener Spitze; sie sind 
"von einem Gange durchbohrt, welcher auf ihrer vordern Seite 
unweit der Spitze mit einer anfangs offenen, dann von einer 
zuerst lederartigen Decke geschlossenen Rinne beginnt, deren 
Verlauf sich bis an die Wurzel der Mandibeln verfolgen lässt, 


280 Erichson: 


Das Kinn und die Stämme der Maxillen: sind, ähnlich wie bei 
den. Elaterenlarven, zu einer‘ länglichen: Platte. verwachsen, 
welche einen grossen Theil der Unterseite des Kopfes) gin- 
nimmt, die Maxillen haben: jede‘ eine eingelenkte, aber sehr 
kurze und dicke, fast paukenförmjge, aussen schräg abge- 
schnittene. Lade, hinter welcher der Taster fast versteckt 
liegt. Derselbe ist dreigliedrig, das erste Glied lang, das zweite 
klein, das dritte fein und pfriemenförmig. Das Kinn ist viel 


schmäler als die Mandibeln;; die hornigen’verwachsenen Taster- ' 


stämme sind herzförmig, die Lippentaster klein, kurz, drei- 
gliedrig, das erste Glied kurz, das Endglied wieder fein und 
pfriemenförmig. Eine Zunge ist nicht vorhanden. 

Der: Prothoraxring ist fast doppelt so lang als die übri- 
gen, nach vorn etwas verschmälert, flach gewölbt. Die fol- 
genden Ringe sind gleich kurz, bis auf den letzten (9ten) 
Hinterleibsring, ‘weleher hinten ausgebuchtet und in ein paar 
dicke walzige, stark behaarte Fortsätze verlängert ist, welche je 
mit einem dünnen, aufgebogenen Haken endigen, DieHinterecken 
der oberen Hinterleibs-Halbringe sind in kurze zapfenförmige 
Fortsätze verlängert; die Seiten‘ der unteren Hinterleibshalb- 
finge sind in längere fast walzige Zapfen fortgesetzt, welche 
fast ziegelförmig über einandergelegt, schräg nach unten, aussen 
und hinten gerichtet, fast wie Beine vortreten, ‘und besonders 
an der Spitze mit starken Haaren dicht besetzt sind. Dem 
letzten ‘Ringe fehlen diese Fortsätze.; ‘Der After ist rund und 
tritt nicht als Nachschieber vor. Die eigentlichen Beine sind 
kurz, die Hüftgelenke gerade nach innen gerichtet; der Fuss 
besteht in einer kleinen einfachen Klaue. 

Die Luftlöcher der acht ersten Hinterleibsringe liegen 
zwischen den oberen und unteren zapfenförmigen Fortsätzen: 
die des Thorax liegen in der Falte zwischen Pro- und Meso- 
thorax, auf der Unterseite, jedes einen kleinen when 
Vorsprung bildend. 

Obgleich ich zur Zeit auch nicht einmal eine Vermuthung 
darüber habe, ‘welcher Gattung diese Larve angehören möchte, 
bin ich über ihre systematischen Verwandtschaften durchaus 
nicht im Unklaren. Sie gehört zu denen, welche nur vom 
Raube leben, mit einem einzigen einfachen Auge an jeder Seite. 
Hierin und auch in anderen wesentlichen Puneten kommt: sie 


ee 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven, 281 


mit den Larven von Lampyris, Lycus und Cantharis überein; 
denen von Lampyris und Cantharis kommt sie weniger nahe 
als denen von Lyeus, aber auch von diesen, wenigstens der 
des Lygistopterus (sanguineus) entfernt sie sich durch ihre 
Mundtheile, ihre Behaarung und die unteren Fortsätze des 
Hinterleibes zu sehr, als dass man sie, auch abgesehen von 
ihrer zu bedeutenden Grösse, für die Larve eines echten, 
langgeschnäbelten Lycus halten dürfte. 


3. 

Von allen übrigen Käferlarven weicht die von Cyphon 
auf eine sehr auffallende Weise, durch vielgliedrige Fühler, 
durch freigegliederte Taster, gehäufte Augen und andere Eigen- 
thümlichkeiten in einem solchen Grade ab, dass man Bedenken 
tragen müsste, sie für eine Käferlarve zu halten, wenn dies 
und ihr Verhältniss zu Cyphon nicht ‚ausser Zweifel gestellt 
wäre, 

“Die Larve hat im Kleinen fast die Gestalt einer Silphen- 
Larve, mit lederartigen, an den Seiten schildförmig überragen- 
den: Ringen, ist länglich eiförmig, hinten allmählich verschmä- 
lert, auf der Oberseite flach gewölbt, auf der Unterseite flach, 

Der Kopf ist untergebogen, rundlich, oben etwas gewölbt, 
unten flach. Auf der Oberseite des Kopfes, hinter den Füh- 
lern, 'auf' jeder Seite ein Haufen einfacher Augen. Hinter 
denselben ist der Kopfrand erweitert. Die Fühler sind an 
ihrer gewöhnlichen Stelle an ‘den Seiten des Kopfes einge- 
lenkt: das erste Glied etwas dick, birnförmig, das zweite 
walzenförmig, noch etwas länger als ‚das erste, hier- 
auf folgt ein borstenförmiger Theil, welcher aus etwa 40 
kleinen Gliedern zusammengesetzt ist. Zwischen der Einlen- 
kung der Fühler ist der Kopf plötzlich eingezogen, und hier 
durch eine feine erhabene Querlinie ein querviereckiges Kopf- 
schild abgesetzt. Dasselbe ist am Vorderrande mit langen 
Haaren gewimpert. Die Lefze ist vorgestreckt, schmäler als 
das Kopfschild, vorn ausgebuchtet, am Vorderrande mit einem 
Paar gegen einander gerichteter Hornhäkchen bewaffnet, Die 
Mandibeln ragen so weit vor als die Lefze, sie sind flach, 
fast dreieckig, nach aussen jedoch im Bogen gerundet, innen 
in flacherem Bogen ausgerandet, an der Wurzel zu einer quer- 


282 Erichson: 


gerieften Mahlfläche erweitert, über derselben mit einem dicht 
gewimperten‘ Hautläppchen besetzt; über demselben ist der 
Innenrand noch eine kurze Strecke dicht gewimpert, an’ der 
ganzen vorderen Hälfte aber glatt. Die Maxillen: sind flach, 
fast lederartig, und haben zwei mit’ dem Stamme verwachsene 
Laden: die innere sehr klein, dreieckig, dem Grunde der äus- 
sern anliegend, am Innenrande dicht gewimpert; die‘ äussere 
gross, an der Spitze besonders der äusseren Seite derselben, 
mit einem dichten Bart besetzt. Die Maxillartaster sind ziem- 
lich lang, fadenförmig, viergliedrig, frei gegliedert, wie es bei 
ausgebildeten Käfern die Regel ist, bei Larven sonst nicht 
vorkommt, Das Kinn ist sehr gross ‘und bedeckt fast die 
ganze Unterseite des Kopfes. Die'Zunge, welche an der In- 
nenseite des Kinnes liegt, ist breit, vorn ausgebuchtet und am 
Vorderrande mit einzelnen kurzen und spitzen. Dörnchen 'be- 
setzt. An den Seiten der Zunge Nebenzungen, zwar wit 
derselben verwachsen, aber durch eine starke Wimperreihe 
auf ihrer Naht sehr deutlich abgesetzt. In der Mitte des Vor- 
derrandes der Zunge tritt ein eigenthümlicher Theil vor, 'ein 
kleiner zapfenförmiger horniger Körper, ‘einem Spinnorgan 
ähnlich, mit vier hornigen, an der Innenseite sägeförmig. ge- 
zähnelten Stacheln 'an seiner Spitze bewaffnet. Die Stämme 
der Lippentaster weit auseinanderstehend,‘ die Taster selbst 
kurz, zweigliedrig, das’ zweite Glied kürzer und schmäler als 
das erste. wol 
Die Körperringe haben wenig Ausgezeichnetes. Der Pro- 
thoraxring ist etwas grösser, und zwar länger als die folgen- 
den, nach‘ vorn verschmälert. Der Hinterleib hat nur acht 
Ringe. Die Beine sind ziemlich kurz, die Hüften schräg nach 
innen gerichtet, in flachen Gruben einliegend; das-Fussgelenk 
mit einer einfachen Klaue bewehrt. 

Luftlöcher habe ich nicht wahrgenommen, vielleicht liegen 
sie versteckt und sind mir ihrer Kleinheit wegen entgängen. 


Dagegen findet sich an der lebenden Larve 'ein anderes Ath-_ 


mungsorgan, welehes in sieben zungenförmigen Hanutblättchen 
besteht, welche in einem vorn offenen Halbkreise um ‘den 
After gestellt sind. 

Die Larven halten sich im’ Wasser auf, wo sie an Was- 
serpflanzen und an ‘Steinen herumkriechen; sie führen’ eine 


I U DE EEE m an 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 283 


Luftblase an der Körperspitze, wo die kiemenartigen Haut- 
läppchen liegen. Die, welche ich lebend im Glase hatte, 
schienen mir an Wasserpflanzen zu nagen; die geriefte Mahl- 
fläche der Mandibeln lässt auch nicht daran zweifeln, dass 
diese Larven auf pflanzliche Nahrung angewiesen sind, 

Meine Vermuthung, dass diese Larven der Gattung Cy- 
phon angehören, ist mir von Hrn. Prof. Sundevall bestättigt 
worden, welcher mehrere Arten derselben erzogen hat. 


4, 


Die Larve von Mycetophagus (multipunctatus), welche 
mir bei der Bearbeitung dieser ‚Familie in meiner Naturge- 
schiehte der Insecten Deutschlands noch unbekannt war, habe 
ich seitdem durch die gütige Mittheilung des Hrn. Oberförsters 
Wissmann in Hannöv. Münden kennen gelernt. Sie zeigt eine 
grosse Annäherung auf der einen Seite an die der Melyriden, 
Nitidularien, Colydier und Cryptophagiden, auf der andern 
an die der Dermestiden, sie unterscheidet sich aber von allen, 
von den letzten durch ihren fast: unbehaarten Körper, von 
den übrigen durch ihren runden und mehr gesenkten Kopf, 
so dass: durch die Untersuchung der Larve die Stellung ge- 
rechtfertigt erscheint, welche ich den Mycetophagiden vor- 
läufig angewiesen habe. 

Der Körper ist walzenförmig, zwar weichhäutig, aber 
jeder Ring hat auf dem Rücken eine pergamentartige Querbinde. 
Der Kopf ist ziemlich klein, rundlich, etwas gesenkt, die Stirn 
vorn etwas eingedrückt. Die Fühler sind kurz, dreigliedrig, 
die Glieder von abnehmender Dicke, das erste Glied sehr 
kurz, das letzte an der Spitze mit einer Borste. An jeder 
Seite des Kopfes hinter den Fühlern fünf Ocellen, in zwei 
Querreihen, die vordere mit 3, die hintere mit 2, alle Ocellen 
klein, rund. Ein schmales Kopfschild- ist: durch eine feine 
Querlinie abgesetzt. Die Lefze deutlich vortretend, gerundet. 
Die Mandibeln klein, aber kräftig, nicht vorragend, an der 
Spitze zweizähnig, am Grunde ohne Mahlflüche. Die Maxillen 
mit einer verwachsenen, an der abgerundeten Spitze mit Börst- 
chen besetzten Lade. Der Maxillartaster dreigliedrig, das 
zweite Glied kurz, das dritte gestreckter, dünn, an der Spitze 
mit einigen Borsten. Die Unterlippe Nleischig; die Zunge ge- 


284 Erichson: 


rundet; die Lippentaster kurz, zweigliedrig, Jie Zunge’ nicht 
überragend. Die Körperringe sind oben und“unten mit’ ein- 
zelnen und feinen Härchen besetzt; die drei Thoraxringe haben 
auf jeder Seite des Rückens einen Hornpunct; (die Hinterleibs- 
ringe haben an den Seiten mehrere feine Hornpuncte, und je 
eine kleine runde Beule. Der letzte (neunte) Hinterleibsring 
ist kleiner, und hat auf dem Rücken zwei kleine aufrechte, 
etwas gezähnelte Hörner. Der After bildet einen einziehbaren 
Nachschieber. Die Beine sind kurz, die kurzen Hüftgelenke 
abwärts gerichtet, das Klauengelenk besteht aus einer kleinen, 
einfachen, an der Spitze hornigen Klaue. Die neun Paare 
der Luftlöcher liegen das erste in der Falte zwischen Pro- 
und Mesothorax an der Seite, die übrigen, klein und rund, 
an jeder Seite des Rückens auf den acht ersten Hinterleibs- 
ringen, 


1 


5. 


Auf die sehr nahe Verwandtschaft der Anisotomiden mit 
den Silphalen hahe ich in meinen Deutschl. Ins. III. S. 43 auf- 
nıerksam gemacht, indess Bedenken getragen, beide in eine 
Familie zu vereinigen, da mir die früheren Stände der Aniso- 
tomiden unbekanntwaren. Kürzlich hat Hr. Oberförster Wissmann 
die Larven des Liodes humeralis entdeckt, und da ich durch 
seine Güte davon erhalten habe, sehe ich mich in den’ Stand 
gesetzt, diese Liicke auszufüllen. Meinen Ausspruch über die Fa- 
milie der Anisotomiden sehe ich dadurch vollkommen gerechtfer- 
tigt; auch die Larven sind denen der Silphalen' sehr’ ähnlich, 
sie unterscheiden sich aber in einigen Puncten, so dass sich 
die Ansicht, dass die Anisotomiden eine eigene Familie bilden 
müssen, eben sowohl begründen lässt als die, dass sie als 
eine eigene Gruppe der Silphalen-Familie sich einreihen. 

Der Körper ist walzenförmig, mit einzelnen abstehenden 
Haaren .besetzt. Der Kopf ist ziemlich klein, rundlich, etwas 
flach, ziemlich gerade ausgestreckt, An jeder Seite des Kopfes 
zwei einfache Augen. Die Fühler sind klein, das erste Glied 
sehr kurz, ringförmig, das dritte länger als das zweite, gegen 
die Spitze hin etwas verdickt, das vierte schr klein, dünn. _ 
Das Kopfschild schmal und kurz, nur undeutlich von der 
Stirn abgesetzt. Die Lefze vorgestreckt, schmal, vorn gerun- 


Zur systematischen Kenntniss: der Insectenlarven. 285 


det Die Mandibeln kurz, mit schmaler, hakenförmig 'einwärts 
gebogener ‚Spitze, am Grunde nach innen. zu ‚einer. schuppig 
rauhen Mahlfläche erweitert. Die Maxillen mit verwachsener, 
scheinbar: einfacher 'zugespitzter Lade, die bei genauerer Un- 
tersuchung aber sich. als aus zwei zusammengesetzt zeigt, 
welche‘ sich dicht aneinander legen, und von den die innere 
etwas kürzer und an der Innenseite dünn behaart ist. ' Der 
Maxillartaster ı dreigliedrig. “Die ‚Unterlippe mit. fleischigem, 
nach vorn verschmälertem Kinn, kleiner, vorn gerundeter Zunge 
und: zweigliedrigen Tastern. ‘Die Körperringe haben Horn- 
schienen, welche indess dieselben nicht ganz bedecken und 
auch nicht bis zum Seitenrande reichen; die neun Hinterleibs- 
ringehaben jeder am Hinterrande seiner Hornschiene eine 
Querreihe aufrechter Haare. An der Spitze des letzten Rin- 
ges ist ein Paar zweigliedriger Anhänge eingelenkt; das erste 
Glied derselben ist kürzer, walzenförmig, das zweite länger 
und borstenförmig. Der After tritt als- Nachschieber vor. 
Die neun Paare der Luftlöcher liegen. das erste auf der Un- 
terseite in der Falte zwischen dem Pro- und Mesothoraxringe, 
die folgenden auf dem Rücken der acht ersten Hinterleibsringe, 
am seitlichen Rande der Hornschienen. 

In der Körpergestalt haben diese Larven grosse Ueber- 
einstimmung mit denen von Necrophorus, sie kommen auch 
ebenso wenig zu Tage als diese. Die Abweichungen von den 
Larven der Silphalen bestehen ‚in. dem Vorhandensein der 
Zunge, der Lage der Hinterleibsstigmen, der Zahl der Augen 
und der Mahlfläche der :Mandibeln, deren Besitz für beide 
Stände einen Hauptunterschied von den Silphalen bedingen 
möchte, \ 


6. 


Aus der Cucuien-Familie habe ich die Larven des Cucu- 
ius haematodes, die von Brontes und Silvanus bereits ‚be- 
schrieben, also Larven aus den Gruppen der Cucuiini und Brontini, 
Durch die freundliche Mittheilung des Hrn. Oberförsters Wiss- 
mann bin ich in den Stand gesetzt, hier die Beschreibung 
einer Larve aus der Gruppe der Passandrini hinzuzufügen, 
nämlich dievonProstomis(Megagnathus) mandibularis. Sie 
stimmt allerdings im Wesentlichen mit den genannten, beson- 


286 Erichson: 


ders der. von Cucuius überein , zeigt indess doch mehrere 
Eigenthümlichkeiten, welche entweder der Gruppe oder wenig- 
stens der Gattung angehören. 

Der Körper ist dünnhäutig, nur der Mund, die Fühler 
vom zweiten Gliede an und die Spitzen der Klauen: sind 'hor- 
nig. Die Form ist so lang, schmal‘ und platt‘ wie bei 
der Cucuius-Larve; die einzelnen Ringe sind an den Seiten 
gerundet, an den’ Gelenken "etwas eingeschnürt:' Der ‚Kopf 
ist etwas breiter ‘als die Thoraxringe, an .den ‘Seiten in’ der 
Breite wie aufgetrieben, in ‘der Mundgegend 'eingeschnürt. 
Keine Augen. ‘Die Fühler 4gliedrig, das erste Glied dünn- 
häutig, etwas dick, das zweite ‘ziemlich ‘klein, das dritte grös- 
ser als die übrigen, etwas dick, das vierte klein, dünn, mit 
einem kleinen’ Nebengliede, welches ebenfalls an der Spitze 
des dritten Gliedes eingelenkt ist, "Das Kopfschild sehr schmal, 
nur wenig von ‘der Stirm abgesetzt. ı Die Lefze klein und 
schmal, deutlich von der Stirn abgesetzt, Die 'Mandibeln 
klein und schmal, 'vorgestreckt, an der ‚Spitze ‚scharf zwei- 
zähnig, gegen die Wurzel hin etwas angeschwollen. Die Lade 


der Maxillen mit dem Stamme verwachsen, hakenförmig, am . 


Innenrande dünn gewimpert.. Der Maxillartaster‘ viergliedrig, 
das erste Glied‘ selr kurz. ‘An der Unterlippe ist das’ Kinn 
klein, viereckig, die Tasterstämme mit ‘einander verwachsen, 
die Taster klein, zweigliedrig, die Zunge klein, schmal. Die 
Thoraxringe sind etwas schmäler als der Kopf und: die Hin- 
terleibsringe. Von den Hinterleibsringen sind die sieben ersten 
gleich ‘gross, das achte ‚etwas kleiner, namentlich schmäler, 
das neunte klein, mit kurzen, körnig-rauhen, mit Hornspitzen 
endigenden Hörnchen. Keine eingelenkten Fortsätze zwischen 
den letzten Ringen. Der After röhrig, als Nachschieber vor- 
tretend. Von den neun Paaren der Luftlöcher liegt das erste 
zwischen dem’ Pro- und Mesothorax auf einem kleinen zapfen- 
förmigen Fortsatz, die übrigen auf den acht ersten‘ Hinter- 
leibsringen; alle an’ den Seiten. Die Beine sind an den Sei- 
ten eingelenkt, und seitlich gerichtet, wie bei der Larye von 
Cucuius. 

Die‘ Farbe ist weisslich; der ‚gerade Darm "scheint mit 
seinem Inhalt schwärzlich‘ durch. 


D 
Eee EEE Den 


ED NT 


Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 237 
) 
Larve und Käfer fanden sich in faulen Eichenstöcken, in 


Gesellschaft einer, Ameise: (Formica brunnea Latr.). 


7: 


Latreille hat Rhinosimus den Oedemeriden angeschlossen, 
andere haben: diese Gattung sogar zu den Cureulionen gerech- 
net, beides ist nicht statthaft. Am besten weiset man ihr zur 
Zeit mit dem von ihr abgesonderten Salpingus eine eigene 
Familie (Salpingides Leach) an. Für die richtige Beurtheilung 
ihrer Verwandtschaft wird die Kenntniss ihrer Larve, welche 
ich der gütigen Mitiheilung des Hrn. Oberförsters Wissmann 
verdanke, von Wichtigkeit sein, ich werde sie daher nach ihren 
wesentlichen Kennzeichen hier beschreiben. h 

Die Larve des Rhinosimus roboris ist linienförmig, 
flach halbwalzenförmig, mit pergamentartiger Oberhaut, und 
mit einzelnen abstehenden Härchen besetzt. Der Kopf ist 
ziemlich flach, etwas schmäler als der Prothorax, und nach 
vorn noch etwas verschmälert. Auf jeder Seite fünf Ocellen, 
in zwei Querreihen (die vordere aus 3, die hintere aus 2) 
hinter der Einlenkung der Fühler. Die Fühler an den Vor- 
derecken des Kopfes, kurz, viergliedrig, das erste Glied kurz 
und dick, dünnhäutig, die folgenden von stufenweise abneh- 
mender Dicke, das letzte an der Spitze eine ziemlich lange 
Borste tragend. Das Kopfschild von der Stirn nicht abgesetzt. 
Die Lefze vortretend, ziemlich kurz, gerundet. Die Mandibeln 
ziemlich kurz, unter der Spitze mit zwei stumpfen Zähnen, 
an der Wurzel nach innen erweitert, mit einer Mahlfläche. 
Die Maxillen mit sehr kurzem Angelgelenk; die Lade mit dem 
Stamm verwachsen, innen abgerundet und mit einzelnen star- 
ren Borsten besetzt. Der Maxillartaster dreigliedrig, die Glie- 
der von abnehmender Dicke. Das Kinn klein, an der Wurzel 
verschmälert. Die Tasterstämme der Unterlippe mit einander 
verwachsen, die Taster klein, zweigliedrig. Eine Zunge nehme 
ich nicht wahr, 

Die Körperringe sind einander ziemlich gleich, mit Aus- 
nahme des ersten und letzten. Das erste (Prothorax) ist 
etwas länger als die übrigen, von denselben ein wenig mehr 
abgesetzt, dagegen umschliesst es mit seinem vorderen Ende 
den Kopf sehr dicht und auf der Unterseite erweitert es sich 


288 Erichson; Zur systematischen Kenntniss der Insectenlarven. 
* 

nach vorn in eine Platte, welche den Kopf stützt. An dem 
Hinterleibe greifen die Rückenschienen an den Seiten’ herum. 
Der letzte (neunte) Hinterleibsring ist schmäler als die übrigen, 
oben etwas eingedrückt, an der Spitze mit zwei kurzen und 
breiten Hörnern bewehrt, deren ‚jeder mit zwei schmäleren 
zugespitzten Haken endigt, von denen die äusseren nach aus- 
sen, die inneren nach innen gerichtet sind und sich mit ihren 
Spitzen fast berühren. — Die Luftlöcher liegen alle an der 
Seite des Körpers, das erste zwischen dem Pro- und Meso- 
thorax, die übrigen, an den Seiten der acht ersten Hinterleibs- 
ringe: alle klein und rund. Der röhrige After bildet einen 
kurzen, einziehbaren Nachschieber: 

Die Beine sind sehr kurz, die Hüftgelenke sehr kurz, fast 
ringförmig, die Schiengelenke allmählich zugespitzt, die Klauen- 
gelenke klein, in eine einfache Klaue ausgehend. 


u 


al ED Zur 


Nachträge von Creplin zu Gurlt’s Verzeich- 
nisse der Thiere, in welchen Endozoen gefunden 
worden sind '!), 


Zweiter Nachtrag. 


. MAMMALIA. 


19%. Tarsius Spectrum. 
Filaria laevis Crep]. Sp. n. Tela cellulosa subeut. Bur- 
meister. 
(Siehe H. Burmeister; Beiträge z. näh. ‚Kenntniss..d. 
Gattung Tarsius, Berl. 1846; Anhang). 
ad 33. Canis familiaris. 

"Es ist vom Strongylus trigonocephalus noch anzuführen, 
dass er beim Hunde auch im Diünndarme vorkonme. Hr. Prof, 
Gurlt hat. dies selbst. (Pathol. Anat..d. Haussäugeth., Th. I, 
S.363) berichtet, und das Greifswalder zoologische Museum 
besitzt aus dem dasigen anatomischen Museum ebenfalls diesen 
Ströngylus aus dem Dünndarme des Hundes. *) 

ad 37. Canis Vulpes. 
Spiroptera sanguinolenta R., Tubere. ventrie, Mehlis, 
(Das Greifsw. 'zool. Museum besitzt durch Mehlis’ Mit- 
theilung Ju. Q dieser Species aus dem Fuchse). 
Strongylus decoratus Crep].?) Pulmonum’ ramuli brouch., 
Trachea. Creplin, 


') Siehe dies Archiv, 1845, 1, S. 223-336, und 1846, 1. S. 129—160, 

2) Bei Dujardin ist (Hist. nat. d. Helm. p.277), was ich bei 
dieser Gelegenheit mir zu bemerken erlaube, Strongylus (Canis) tri- 
gonocephalus R. Dochmius frigonocephalus «, und Str. (Vulpis) te- 
tragonocephalus R. Dochmius trigonocephalus #. Hiernach ist der 
Name Dochmius tetragonocephalus Duj. in Gurlt’s Verzeichnisse, 
8.227, 2.26, welcher nicht existirt, in Dochmius trigonocephalus £ 
Duj. umzuändern. 

») Es ist dies der vom Hrn. Prof, Gurlt aufgeführte Liorhyn- 

Archiv 1. Naturgesch, XI, Jahrg. 1. Ba, 19 


290- Creplin: Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss der Thiere, 


ad 38. Felis Catus. 
Trichosomum. Ves. urin. Bellingham. 
(S. Siebold in diesem Archive, 1845, Il, S. 206). 
44°. Felis Leopardus. 
Strongylus, tubiformis Led. Tuberc. int. ten. Gurlt. 
(S. Gurlt u. Hertwig, Mag. d. ges. Thierheilk. Bd. XI, 
H. 1). ö 
ad 55. Mustela vulgaris. . 
Trichosomum. Int. Bellingham, 
(S. Siebold, a. a. O.). 
556, Viverra Genetta. 
Taenia platydera Gerv. Gervais. 


an er nen }. 


chus Vulpis Duj. Ich fand die Species zuerst am 4. Febr. 1831; 
nach Dujardin’s Angabe (Hist. nat. d. Helm. p.283) zu urtheilen 
würde sie aber von den Wiener Helminthologen (auch in Frank- 
reich?) schon viel früher entdeckt worden seyn. Nur die schlecht 
beschaffenen Exemplare, welche Dujardin zur Untersuchung hatte, 
haben denselben verleiten können, diese dem Strongylus striatus Zed. 
nahe verwandte Art als einen Liorrhynchus darzustellen. — Die Gat- 
tung Liorrhynchus steht überhaupt (vel. Rudolphi, Synops. p. 307) 
auf’ schwachen Füssen. Der Z. gracilescens ist sicher eine verstüm- 
melte Ascaris osculata (s. meine Bemerk. in diesem Archive, 1844, 1. 
S.128; Anm.), die Beschreibung des L. tzruncatus fällt in die früheste 
Zeit von Rudolphi’s helminthologischer Laufbahn und bedarf nach 
ihm selbst (s. a. a. O.) der Bestätigung, und der L. denticulatus mag 
hingehören, wohin er will, das charakteristisch seyn sollende Kenn- 
zeichen der genannten Gattung, eine ausschiebbare, glatte Mundröhre, 
ist bei ihm, wie bei dem truncatus, ganz problematisch. Wenn man 
in Rudolphi’s erster helminthologischer Schrift (Obss. eirca Ver- 
mes intest., Gryph. 1793, p.12) in der ursprünglichen Beschreibung 
desL.truncatus (dort Ascaris truncata genannt) liest, „Caput truncatum, 
evalve, tubulum emittens retrahensque, ut in Ascaride pulmonali” 
(Goezii = Asc. nigrovenosa Zed.), — und ferner bei Zeder (Na- 
turgesch. S.46), das „ein- und ausziehbare Röhrchen am Munde” — 
des Cochlus inermis Zed., Liorh. denticulatus Rud. — „trifft man 
auch bei meinen Haarwürmern .... . und vielleicht noch sehr vielen 
anderen Rundwürmern an” — und wenn man denn weiss, dass ein 
aus dem Munde ausschiebbares Röhrchen weder bei Asc. nigrovenosa, 
noch bei den Haarwürmern (Trichosomen), noch sonst überhaupt bei 
den Nematoideen vorkommt, so kann man wohl aus jenen Angaben 
nur auf das Nichtdaseyn eines solchen auch bei den genannten bei- 
den Würmern schliessen. 


in welehen Endozoen gefunden worden sind. 291 


Halysis Genettae Gerv. Gervais. 
(S. L’Institut, 1847, N. 702). 


ad 56. Ursus Arctos. 
Cysticercus cellulosae Rud. Musculi. Andr. Retzius. 
(Nach brieflicher Mittheilung desselben und gütiger Ueber- 
sendung vortrefllicher Exemplare an das Gr. zool. Mus.) 


ad 90.- Mus silvaticus. 
Ophiostomum ceristatum R. Int. duoden. Dujardin. 

(Dujardin nennt in seinem Werke, S.281, nach Frö- 
lich’s anfänglicher Angabe, [im Naturforscher], den 
Mus silvaticus auch als das Thier, in welchem Frö- 
lich dies Ophiostom entdeckt habe. Frölich bemerkte 
aber später gegen Bremser, dass er dort einen Irr- 
thum begangen und ‚Mus silvatieus statt Myoxus mu- 
scardinus genannt habe. (S. Rud. Synops. p. 304). 


ad: 100. Lepus Cuniculus. 
Echinorrhynchus. ı Int, Bellingham. 
(S. Siebold a.a. 0.58. 223): 


ad 114. Sus serofa. 
Trichina spiralis Owen. Musc. femor. Leidy. 
(S. Ann. and Mag. of Nat. Hist., Mai 1847; Froriep’s 
Not., 3te R., Bd. III, N. 4). 


ad 1149. Equus Caballus. 


Nematoideum (?). Paries Venae Saphenae. Peschel. 
(S. Neue Jen. allg. Lit. Zeit., 1845, N. 175). 


145°. Ovis Musimon. 
Oysticercus tenuicollis R. Periton. 

Coenurus cerebralis R. (C. serialis G er'v.) 
(S. L’Institut, 1847, N. 702). 


148°, Bos Taurus indieus (Zebu), 


\ Gervais. 


Amphistomum conicum R. n 
e 4 Rumen. = 

p crumeniferum Grep!. 3 

rr erplanatum Oxep]. Duct. hepat, et. Ves. fell.) 7 


(S. dies Arch., 1847, 1, S.30ff.). 


ad. 151”. Phoca Grypus. 
Echinorrhynchus strumosus R. Int, Mus. anat. Gryph. 
19* 


292 _Creplin: Nachträge zu‘ Gurlt’s Verzeiehniss,der Thiere, 


151°. Phoca variegata. 
Echinorrh. strumosus R. Bellinghan !). vi 
(S. Dujardin, Hist. nat. d. Helm., p. 502). 
151%. Phoea.... © 
Bothriocephalus tetrapterus Sieb. Int. 
(S, Siebold, Lehrb. d. vergl. Anat, d, wirbell. Th., S. 120, 
Anm. 2). 


ll. AVES. 


ad 162. Falco Albieilla. 
Nematoideum. (Strongyli sp.?) Inter tun. ventrie., parte in 
ventriculi cavum protensa. Creplin. 
Das Synonym (Asc. gypina Duj.) ist zu streichen. 
ad 164. Falco apivorus. 
Das Synonym (Ase. 'gypina Dujard.) ist zu streichen. 
ad 165. Falcosater.' (=F. fusco=-ater). 
Nematoidea dub. Antr. Highm. Bremser’”). 
(S. Bremser, Ub. leb. W.,ete., S. 11). 
ad 169. Falco cyaneus. (=F. pygargus). 
Echinorrhynchus.,, Int. Rolando. 
ad 183. Falco Nisus. 
Vematoideum 2 n. gen. Inter tun. ventr. Laurer. (D. 25. Apr. 
1846). 
ad 186. Falco peregrinus. 
Ophiostoma (?). Ventr. Rolando. 
ad 189. Falco rufus. 
Strongylus dub. Cav. pect. Bellingham. 
ad 199. Strix Otus. 
Nematoidea minima (vix 2" 1.) cystica in tun.‘ periton. int. 
ten. Rudolphi. 
(S. dessen Synopsis, p. 277—78). 


!) Die sämmtlichen später aufgeführten Funde von Bellingham, 
wie die von Rolando, habe ich aus Sieb old’s helminthol. Jahres- 
berichte in diesem Archiv 1845, II., entnommen. 

2). Siebold giebt, indem er Bremser (in-diesem Archive, 1835, 
1, S. 51, Anm.) eitirt, unrichtig Fulica atra, statt Falco ater, an. 


y in, welchen; Endozoen. gefunden worden sind, 293 


ad 231. Lanius/Collurio; 

Die von Hrn. Gurlt unter!,N.;231, angegebene Filarie 
ist Filaria nodulosa Rud. (S.; Horae:'phys. Berol;, .p; 12), mit 
welcher die in meinem ‚ersten Nachtrage ad 231. aufgeführte 
Filaria eylindrica Mehl. ‚identisch ' zw seyn,scheint...(S...den 
Art. Filaria in der Ersch- u. Gsuberisghen Encyklopädie, 
S. 173). 

Eine, von ihm bei diesem, Würger ‚und ‚beim; Lanius mi- 
nor angeführte, Ascaris haben) die. Wiener Helminthologen 
gefunden ; beim letztern fand’ auch. ich. (am! 22... Jul. 4847) 
eine Ascaris im Darme, — Die, von Frölich im L. Collurio 
gefundenen und von ihm, wie ‚auch,von Rudolphi (Synops. 
p-54 et 296 No.83, wo aber unter dem-Namen .„Ase. Lanio- 
rum” die von den Wienern. gefundenen, Ascarides mit begrif- 
fen werden), als eine Ascaris' aufgeführten Rundwürmer ‚waren 
sicher von keiner Ascarisart, . 

ad 233. Lanius minor. 
Ascaris. Int. Greplin. 
Nematoideum (Ase.?) in'eystibus’in abdomine, Idem: 
ad 236. Corvus Corax. 
Spiroptera dub. Oes. Bellingham. 
240°”, Corvus Graculus L. (Pyrrhocorax. Gracu- 
lus Temm., ‚Fregilus Cuy.). 
Filaria. Cav. corp. Rolando, _ 
al 245. Oriolus Galbula. hit 
Echinorrhynchus ricinoides BR. Int: Creplin. 
ad 255: Cinelusvaquatieus.'''l 
Echinorrhynchus. Int. Bellingham. 
ad 256. Sturnus... h 
Monostomum Faba Brems. Cutis. Rolando. 
ad 267. Turdus saxatilis. 
Filarie. Cav. corp. Rolando. 
275°. Emberiza pecoris Wils. 
Ascaris. Sub conjunctiva palpebrali. Rayer, 
(S. Archives de Med. comp. 1. p. 146), 
ad 342.” Columba Livia. 
Trichosomum, Int. Bellingham. 


294  Creplin: Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss der Thiere, 


ad 355. Phasianus Gallus. 
Acephalocystes in Ovo. Rodet. 
(S. Tschudi, Die Blasenwürmer, S. 75). 
ad 359. Meleagris Gallopavo. 
Strongylus dub. Tvach. Bellingham. 
ad 360. Pavo cristatus. 
Strongylus trachealis Nathus. Trach. Idem. 
364°. Struthio Rhea. 
Filaria (30" 1.). Cav. corp. Owen. 
(S. Siebold, in diesem Arch., 1845 II. S. 209). 
ad 365. Phoenicopterus ruber. 
Taenia dub. Int. ten. Gervais. 
(S. L’Institut, 1847, N. 702). 
ad 375. Ardea Nycticorax. 
Nematoideum. (,‚Proboscidea”). Int. Rolando. 
ad 376. Ardea purpurea. 
Nematoideum. („Cucullanus’). Pulm.. Idem: 
ad 393. Numenius arcuatus. 
Tetrameres haemochrous Crep]. ‚Gland. proventr. Creplin. 
406’. Tringa Schinzii. 
Taenia amphitricha R. Int. Creplin..Schilling. 
408°. Vanellus. ., 
Nematoideum. („Hexastoma”). Int. coec. Rolando. 
ad 413. Charadrius Morinellus. 
Nematoideum dub. Inter tun. ventr. Creplin. 
ad 414. Charadrius pluvialis. 
Spiroptera dub. Oes. Bellingham. 
ad 416. Himantopus,melanopterus. 
Nematoidea dub. Antr. Highm. Bremser. 
(S. Bremser, Ueb. leb. W. etc., S. 11). 
ad 421. Fulica atra. 
Spiroptera dub. Int. ten. Bellingham. 
ad 429%, Sterna arctica. 
Bothriocephalus. Int. Idem. 
ad 431. Sterna Hirundo. 
Ascaris. Int. Bellingham. 
ad 441. Colymbus minor. 
Bothriocephalus. Int. Idem, 


in welchen Endozoen gefunden worden sind. 295 


ad 443. Colymbus subcristatus. 
Bothriocephalus. Int. Idem. 
ad 446. Larus canus. 
‚Spiroptera dub, (Capite ornato) 2. Oes. Creplin. 
Nematoidea minima eystibus inclusa inter tun. intest. Idem. 
ad 454. Larus minutus. 
Ligula (sparsa R.? nondum perfecte evoluta). Int. Ldem. 
‚Schistocephalus dimorphus Cr. non ‚evolutus. Int, Idem. 
ad 460. - Procellaria Anglorum. 
Ascaris. Ingluv. Bellingham. 
ad 468. Anas acuta. 
Monostomum verrucosum Z,ed. Int. coec. [dem. 
Distomum Globulus R. Int. ten. Idem. 
ad 472. Anas Ölangula. 
Nematoideum. (,Crino”). Pulm. Rolando. 
ad 487. Anas Penelope. 
Ascaris. Int. Bellingham. 
489°. Anas spectabilis. 
Echinorrhynchus. Int. Idem. 
ad 492. Anas Tadorna. 
Spiroptera dub. Tuberc. oesoph. Bellingham. ; 
(Vgl. Gurlt’s Verzeichniss). 
ad 494°. Anser aegyptiacus. 
Nematoideum. („Cucullanus”). Int. Rolando. 
ad 507. Uria Troile. 
Strongylus tubifex Nitzsch. Proventr, ') OrebHR 


') Als Wohnstelle des Strongylus tubifex wird von Rudolphi 
(in der Synopsis), den Wiener Helminthologen und Dujardin der 
Oesophagus der verschiedenen Schwimmvögel genannt. - Diese An- 
gabe kann ich nach meinen u..A. Beobachtungen nicht für richtig 
halten. Ich. habe nämlich den Wurm oft, und zwar im Colymbus 
rufigularis, Podicipes ceristatus, Mergus Merganser et Albellus, und 
Carbo Cormoranus, in der Anas glacialis, Alca Torda und Uria, Troile 
gefunden, aber ohne Ausnahme im Proventriculus, und zwar mit dem 
grössten Theile seines Körpers tief in ‚dessen Wandungen steckend. 
Richtig hat dies Olfers (in seiner bekannten Dissertation, ‚S. 59), 
von Mergus Merganser angegeben, und sehr gut schon Redi (De 
Animale. viv. etc. p, 226—228), der Entdecker des Strongylus tubifex 
im Mergus Merganser et Albellus, wie Olfers Letzteres auch an- 
führt (S.60). Ferner nennt Mehlis in dem handschriftlichen Ver- 


296 Creplin: Nachträge'zu Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, 


Ill. AMPHIBIA. 


ad 508. Chelonia Mydas. 
Endozoa cystica. Ad Vasa sanguif. Behn. 
(S. Siebold, in dies. Arch., 1845, II, S. 247). 
ad 509. Emys europaea. 
Nematoideum. Ventr. Rayer. 
(S. dessen Archives de Medecine comparee, T.I, p. 183). 
ad 509°. Emys lutaria. 
Cucullanus microcephalus Dujard. Int. Siebold. 
(S. dessen Lehrb. d. vergl. An. d. wirbell. Th., S. 151, 
Anm.1i). i 
ad 588. Rana esculenta. 

Es ist hier nur vom Acanthosoma Chrysalis Mayer zu 
bemerken, dass es, nach Siebold (s. dies Arch. a. a. O. 
S. 251—52) nichts Anderes ist, als die Larve einer lebendig- 
gebärenden Tachina, welche wahrscheinlich von dem Frosche 
verzehrt worden war. 


IV. PISCES. 


ad 600. Raja Batis. 
Bothriocephalus. Int, Bellingham, 
F ad 633. Muraena. Gonger., 
Nematoidea perparva. Tuberc, pisiformia ad ventriculi faciem 
interiorem. Rayer. 

(S. Rayer, a.a. O., S. 290). 
Distomum polymorphum R. Ventr. (Johnston?) 

(S.: Isis; 1846, .S: 59, aus Johnston’s Misc. zool,, 1.). 


\ 
zeichnisse seiner Endozoensammlung, welches ich von ilim besitze, 
die 'Tunicae proventriculi der Mergi Merganser, Serrator et Albellus 
als Fundort seiner Exemplare dieses Wurms, und Bremser wider 
spricht sich dürch seine Zeichnungen in*den Icones Helminthum,'in- 
dem deren Fig. 22,a, 5 auf Tab. II. offenbar ein Stück’ vom Vorma- 
gen (des Colymbus areticus) darbieten, ‘während dies in der Erklä- 
rung der Figuren eine Pars Oesophagi genannt wird. ' Endlich sagt 
Rudolphi selbst (Entoz. Hist. nat. 1. 1. p. 214, wo er noch diesen 
Strongylus mit dem 'Strongylus — Caryocataetis — 'papillosus' zu- 
sammenfasst), er habe den Würm beim Colymbus minor im ,‚Bulbo 
ventriculi” angetroffen. 


ın. welchen: Endozoen:gefunden. worden sind., 297 


- Tetrarrhynchus (appendieulatus R.?) Proprüs'capsulis in peri- 
tonaeo inclusos tales reperit ‚Leblond.: 
(S. Ann. d. se. nat.,!2deiserie,, Zool.,; T.'VI, p: 289 sq.). 
ad 643.| Gadus Aeglefinus. 
Bothriocephalus. Int. Bellinghan. 
ad 646. Gadus Callarias (= @. Ma 
Bothriocephalus. Int. Idem. 
Anthocephalus Granulum R.*) (Gadi MARIAN, sub) Peri iton. 
Deslongehamps. 
(S. Ann. d. se. nat., 2de serie, ‚Zool.,-T. VII, p. 249). 
ad 677. Cyclopterus Lumpus. 
Echinorrhynchus Acus R. Int. Creplin. 
ad 699. Salmo oxyrrhynchus. 
Echinorrhynchus globulosus R. Int. Idem. 
ad 704. Salmo Salar. 
Tetrarrhynchus solidus.Dvumm. Cav. Abdom. Drummond. 
(S. Siebold, in dies. Arch., a. a. O., S. 229). 
ad 705. Salmo Salvelinus. 
Cysticum dub. (Bothriocephalus?) Hep. Schrank. 
Ligula (?). Hep. Idem. 
(S. Schrank, Reise nach d. südl. Gebirgen von Baiern, 
S. 132 fl. u. 142. — Wegen der „Ligula” vergl. Ru- 
dolphi, Entoz. Hist. nat., Il, 2, p. 28). 
ad 711°. Esox Lucius. 
Endozoon. („Linguatula”). Musc, capitis. Rolando, 
Endozoon in eystibus minimis in bulbo ‚oculi aut eirca eum. 
Joh. Müller. 
(S. dessen Archiv, 1841, S. 47980). 
ad 742. Cyprinus Tinca. 
Endozoon. (‚„Linguatula”). Muse. dorsual. Rolando. 
756°. Lycodes Vahlii Reinh. 
Distomum. Int. Reinhardt. 
(5. Det Kongel. Danske Videnskab, Selsk. naturvidenska- 
belige og mathem, Afhandlinger, Th. VII, S. 163). 


') Vielleicht synonym mit dem von Abildgaard im G. Morrlua 
entdeckten Tetrarrhynchus (s. Rud. Synops. p.458), welcher, in den 
ersteren Verzeichnissen fehlend, hier auch noch nachträglich zu nen 
nen ist. 


298 Creplin: Nachträge'zu'Gurlt’s Verzeichniss der Thiere, 


773’. Trigla Pini. 
Filaria sp. n. Cav. periton. Bellingham. 
ad 811. Perca fluviatilis. 
Nematoidea mieroscopica granulis inelusa in hepate. Rayer. 
(S. Rayer, a.a. O., S. 293). 
Gasterostomum fimbriatum Sieb. Nov. gen. ac’ sp. Tremat. 
Int. Siebold. 
(S. dessen Lehrbuch, S. 129). 
ad 813. Perca Luciperca. 
Gasterostomum fimbriatum Sieb. Int. Idem. 
(S. ebenda). 
Ante 838. Mugil Capito. 
Filaria sp. n. Cav. periton. Bellingham. 


V. CRUSTACEA. 


847%. Achtheres Percarum Nord. 

Filaria. In corpore. 
Ascaris. In muco eirca corpus. 
(S. dessen mikrograph. Beiträge, Il, S.85, 87). 


Nordmann. 


VI. ARACHNIDA. 


852°”. Gamasi varii. 
Filaria (?). Bouche. 
(S. Siebold, in dies. Arch., a. a. ©. S. 209). 
852°. Uropoda vegetans. 
Nematoidea parva sine genitalibus. Cav. corp. Siebold. 
(S. den Art. Parasiten im Handwörterb. -d. Physio]. , 1], 
S. 644, Anm. 2). 


vi. INSECTA. 
41. Coleoptera. 


873°. Pterostichus melas. 
Gordius aquatieus 2. Siebold. 
(S. den eben genannten Artikel, S, 663, Anm.). 


in welchen Endozoen gefunden worden sind. 299 


8870. Cerambyx 
Endozoon. Rolando. 
ad 889» et 890°. Melolonthae aprilinae et Ce- 
toniae marmoratae Larva. 

Es soll hier nur bemerkt werden, dass Hammer- 
schmidt die in meinenı vorigen Nachtrage aus diesen Larven 
aufgeführten Oxyurides Leuckarti et depressa in einem spätern 
Aufsatze (in den Naturwiss. Abhandlungen, gesamm. etc. von 
W. Haidinger, Bd. 1,), jene Oxyuris brachyura und diese 
Ox. dilatata benannt hat. 

890%. Cetonia stietica. 
Oxyuris laticollis Hamm. Int. Hammerschmidt. 

(S. Hammerschmidt a.a. O.S. 288). 


2%. Hymenoptera, 


ad 896. Bombus terrester. 
Filaria (?). Abdom. Bellingham. 


3. Orthoptera. 


ad 899. Blatta orientalis. 

Der im vorigen Nachtrage als Oxyuris Diesingii Hamm. 
aufgeführte Rundwurm ist jetzt von Hammerschmidt (a. a. 
- 0. 8.284) Ox. Blattae orientalis benannt worden. 

903°. Locusta cinerascens. 
„Fiaria.” Comes Zinanni. 
(S. Olfers, De veget. et animat. etc., p. 55). 
903°. Locustae brasiliensis quaedam species (sec, 
cel. Burmeister probabiliter Acanthodis gla- 
brata). 
Chordodes Parasitus Crepl. (Helmins gordiacea). Abdomen. 
©. H. Bescke. 
(S. meinen Aufsatz über diesen Wurm in Froriep’s 
Notizen, 3ter Reihe, Bd. III, N. 11). 
903°. Locusta quaedam mejicana. 
„Elaria” permagna. Eschricht. 
(S. Forhandlingen ved de skand. Naturforskeres dde Möde; 
i Christiania 1844, S. 268). 
906’. Gryllus. 
Gordius 2. Cav. abdom. Otto. 


300 Creplin: Nachträge'zu 'Gurlt’s Verzeichniss’der Thiere etc. 


(Der — braune, steife und elastische; einige-Zoll lange 
und mittelmässig dicke — Wurm wurde mir! i.'J. 1834 vom 
verstorbenen Otto (in Breslau) zur. Ansicht zugeschickt). 

912°. Orthopteron'saltatorium'quoddam. 
„Bremser hat einmal eine‘30” lange Filarie aus einer 
Heilschrecke erhalten.”  (Siebold, Stettin: entomol. Zeitung, 
1842, S.8, N. 25). - 


4. Lepidoptera. 


Ante 929). Bombyx Pavonia major. Fabr. 
Endozxoon. Rolando. 


vi. MOLLUSCA. 
1. Cephalopoda. 


956°. Sepia.... 
Endozoon. Rolando. 
2. Gasteropoda. 


961V. Limax.... 
Endoxoon. Rolando. 
963. Helix Pomatia. 
Distomum.‘ Ren. Henr. Meckel, 
(S. Müller’s Archiv, 1846, 5.5, Taf. I,.Fig.'2): 
3. Acephala, 
974°. Mya truncata. 
Malacobdella Valenciennaei Blanch. Sub Pallio.e Aemil. 
Blauchard. 
(S. Ann. d. sc. nat., 3=e serie, 1845, Dechr. p. 364— 
379; avec des figg.). 


IX. :ZOOPHYTA. 


978°. Actiniae sp. 
Distomum. A. S. Oersted. 
(S. Forhandl. ved de skand. Naturf. 4de MON, S. 268). 
978°. Aleyonella... 
Endozoa. Circa Intestinum. Van Beneden. 
(S. Siebold, in dies. Arch., 1842, Il, S. 370). 


301 


Conspeetus Crustaceorum in orbis terrarum eircum- 
navigatione, €. Wilkes e elasse Reipublicae Foe- 
deratae duce, eolleetorum 


auctore 
J.D. Diana. 
Aus den Proceed. of tlıe Amer. Ku: of Arts and Science, 5.149. 
n (Mai 1847.) 


Pars I. Crustacea Copepoda (Cyclopacea'). 


Fam. I. Cyelopidae. « 


Oculi duo simplices tantum.';Palpi niandibularum maxillarum- 
que:breves aut obsoleti,  Sacculi 'ovigeri duo. 


’) Cyclopaceorum organa sunt: 

' Cephalothorax 4-7 articulatus- Abdomen 1—6artieulatun, 
carapace non tectum. 

Frons saepissime rostrata, rostro aut simplice, aut furcato, 
aut transversim emarginato, aut appendicibus instructo. 

Oculi duo simplices, pigmento aut connati aut disiuncti; qui- 
busdam quoque oculi duo coaliti sub capite insistentes; aliis oculi 
lentieulis duobus grandibus, uno oblato, uno prolato constructi. 

Antennae anticae A—28-articulatae, aut simplices aut appen- 
dieulatae; posticae 2—Harticulatae et saepe ramum ferentes, aliis 
apice setigerae, aliis subcheliformes. 

Mandibulae äpice dentatae, saepius palpigerae. 

Maxillae duae setosae, saepe palpigerae, palpo sive parvulo 
et vix discernendo, sive setas diffusas ferente. 

Maxillipedes duo, aliis parvi et parcius setigeri, aliis eras- 
siores et valde setigeri, setis spinulosis. 

Pedes antici duo sjmplices, aut obsolescentes, aut elongati, 
aliis setigeri setis non spinulosis, aliis subcheliformes, 

Pedes biremes decem; octo anteriores saepius natatorüi, sed 
duo antiei interdum subprehensiles; duo posteriores plurimum obso- 
leti aut‘ paryuli; in’ quibusdam maseulis pergrandes et unus ambove 
prehensiles. 


302 Dana: Conspectus Crustaceorum in orbis terrarum eircum- 


Genus I. Cyelops. 


Antennae maris anticae subcheliformes aut articulo geniculante 
instructae. 


1. Cyclops Brasiliensis. — Ü. cephalothorace postice 
obtuso, abdomen longitudine superante; antennis antieis in 
utroque sexu elongatis (cephalothorace longioribus), articulis 
primo secundoque' maioribus et setis oblongis apice instructis, 
setis antennarum aliis brevibus; antennis maris 7-articulatis, 
articulis tribus basalibus erassimis, reliquis teretibus, feminae 
44-articulatis, teretibus;; stylis caudalibus oblongis, tres arti- 
culos abdominis ultimos simul sumtos fere aequalibus, seta 
secunda !) fere abdominis longitudine, prima dimidio breviore. 

Hab. Rio Janeiro. 


2. Cyclops curticaudus. — C. feminae cephalotho- 
race postice obtuso, abdomen longitudine valde superante; 
antennis antieis dimidio cephalothorace valde longioribus, 
43-14articulatis, articulis brevibus, quinque basalibus non 
oblongis; setis antennarum *) inaequalibus, posterioribus arti- 
culorum penultimi et antepenultimi longioribus (quatuor arti- 
culos simul sumtos longitudine aequantibus), anterioribus:per- 
brevibus; stylis caudalibus praelongis, dimidio abdomine vix 
brevioribus, setis curtis, secunda tertiaque subaequis et stylo 
paulo longioribus. 

Long. #5. — Hab. Valparaiso, Chile. 


0) 


Abdomini pertinentes ad basin saepissime pedes spurii, sive 
obsolescentes sive oblongi et setis armati; ad extremum styli cau- 
dales duo, unusquisque A—6 setis plerumque plumosis instructus. 

Ad segmentum cephalothoracis septem-articulati primum, an- 
tennae quatuor pertinent; ad secundum mandibula maxillae et maxil- 
lipedes; ad tertium pedes quatuor antici, (cephalothorace quadri- 
articulato, haec tota ad segmentum anticum pertinent): ad. segmenta 
sequentia, singulatim, duo pedes biremes. 

!) Setarum caudalium interior est nobis prima, et sequentes 
ordine, secunda, tertia etc. 

2) Setae antennarum plerumque valent ad species distinguendum 
et praecipue illae: artieulorum ultimorum. Articulos 2, 3, aut'4, 
ultimum praecedentes, subultimos saepe'vocamus; et; eorum setae 
anteriores et posteriores, scrutandae et comparandae, 


navigatione, C. Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce. 303 


3. Cyelops pubescens., — .Ü. ‚cephalothorace pube- 
scente, abdomen longitudine vix superante, postice subacuto; 
antennis anticis feminae dimidii cephalothoracis longitudine, 
8-9articulatis, setis totis brevibus; antennis maris brevioribus, 
tribus articulis basalibus curtis , quarto crassissimo, subovato, 
dimidiae antennae longitudine, ultimo (forsan duplice) tenui 
brevique, digitiformi; stylis caudalibus abdomine quadruplo 
brevioribus, seta secunda abdomine longiore, prima brevissima. 

Long. z;'. — Hab. Valparaiso. 


4. Cyclops Mac Leayi. — CO. feminae cephalotho- 
race abdomine valde longiore; antennis antieis longis (cepha- 
lothoracem aequantibus), ad basin paulo crassioribus, articulo 
secundo oblongo, 5-6 sequentes brevissimos simul sumtos 
longitudine fere aequante, 10 reliquis paulum oblongis, septimo 
longiore, setis articuli secundi et septimi parum elongatis, 
duorum subultimorum totis brevibus, ultini articulum longi- 
tudine vix superantibus; stylis candalibus tenuibus, duos arti- 
eulos abdominis longitudine aequantibus, seta secunda abdo- 
mine breviore, prima fere styli longitudine. 

Long. 55”. — Hab. in viein. Sydney, N.S.W. 


5. Cyelops Vitiensis. — C. feminae cephalothorace 
postice fere obtuso, abdomen longitudine vix superante, nudo; 
antennis anticis Jongis, cephalothoracis longitudine, multi-arti- 
eulatis, articulo primo crasso, oblongo, secundo dimidio mi- 
nore, 6 sequentibus perbrevibus; setis antennarum inaequalibus, 
articulorum primi secundique paulo longioribus, ultimi et 3 
subultimorum posterioribus subaequalibus articuloque suo paulo 
longioribus, setis anterioribus subultimorum perbrevibus; sty- 
lis oblongis, vix duorum artieulorum abdominis longitudine, 
seta secunda abdomine paulo Jongiore. 

Long. 715". — Hab. in Venua Lebu, ad Insulas Viti. 


Fam. Il. HMarpaectidae. 


Oculi duo simplices tantum. Palpi mandibularum maxillarum- 
que paryuli aut obsoleti, setis diflusis non instructi. Saccu- 
lus ovigerus unicus. Antennae posticae setis habitu digito- 
rum apice instructae. 


304 Dana: Conspeetns Crustaceorum in orbis terrarum ceircum- 


Genus I. Zarpacticus Milne Edwards. 


Frons subrostrata, appendieibus nullis. Antennae anticae ma- 
ris subcheliformes, aut articulo geniculante instructae; femi- 
nae basi 2-5-articulata et quasi curto flagello saepius minute 
5articulato compositae, apice basis appendicem brevem fe- 
rentes, Cephalothorax 4-articulatus. Pedes antici subcheli- 
formes mediocres. 

Syn. — Arpacticus et Cyelopsina partim (C.,castor excluso),M. 
Edwards. — Nauplius Philippi. — Canthocarpus Westwood. — 
Doris Koch. — Canthocarpus et Arpacticus, non Cyclopsina 
Baird. 

1. Harpacticus virescens, — H, cephalothorace oyato, 
antice rotundato et breyiter rostrato,, segmentis postice, non 
acutis, abdomine paululum subito, angustiore et postice sensim 
decrescente, 5-articulato; antennis anticis brevibus,. dimidii 
cephalothoraeis longitudine, 9-articulatis, ‚artieulis basalibus 
quatuor,, crassiusculis,  secundo ‚maximo,, ‚setis ‚perbrevibus; 
pedibus ‚antieis parvis, digito dimidii articuli secundi longitu- 
dine; 'stylis caudalibus ‚brevissimis, paulum divaricatis, ‚seta 
secunda corporis longitudine, prima tertiaque subaequis abdo- 
mine valde brevioribus. 

Long. 25". — Hab. Madeira, in litore insulae. 


2. Harpacticus concinnus. — H. feminae cephalo- 
thorace longe ovato, segmentis postice acutis; abdomine subito 
paulum angustiore, lato, ‚lateribus ‚bene, recto, 6Garticulato, 
parce .deerescente, artieulo ‚primo brevissimo; ‚antennis anticis 
brevibus, 9articulatis, articulis basalibus quatuor, attenuatis, 
setis brevibus, apice paulum longis: (flagellum Jongitudine 
aequantibus); pedibus antieis parvis, ‚articulo , secundo ‚infra 
obtuso-angulato et digitum longitudine duplo superante; stylis 
caudalibus, brevissimis, parum divaricatis,, seta secunda corpore 
paulum breviore, tertia fere dimidio minore,: reliquis brevis- 
simis. f 

Long. 25’. — Hab. in mari Pacifico prope Valparaiso. 


3. Harpacticus sacer. — 'H.  cephalothorace, ovato, 
antice, subdeltoideo,. segmentis postice obtuso, ‘dimidio, longi- 
tudine latiore, abdomine subito multo angustiore et ‚breviore 
quam cephalothorax, 6articulato, articulo primo brevi; anten- 


u 


navigatione, C. Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce. 305 


nis anticis brevibus, feminae 9-articeulatis, articulis basalibus 
quatuor setis totis brevibus, maris articulo quinto (6?) cras- 
sissimo, subovato, margine 'anteriore subrecto, digito 2-arti- 
eulato duabus setis minutis ad apicem instructo; pedibus an- 
tieis parvis digito tenui, large dimidii articuli seeundi longi- 
tudine; ‚stylis caudalibus brevissimis, parum divaricatis, seta 
secunda corporis longitudine, tertia dimidio breviore, prima 
perbrevi. 
Long. 75. — Hab. in litore ad Valparaiso. 

4. Harpacticus linearis. — H. corpore fere lineari, 
abdomine non angustiore, postice parum attenuato; 'antennis 
antieis brevissimis, 7articulatis, articulis basalibus duobus 
crassissimis, primo maiore, secundo perbrevi, setis totis bre- 
vibus; stylis caudae styliformibus, artieulo abdominis ultimo 
longioribus, parum divarieatis, seta secunda longitudine fere 
dimidii corporis. 

Long. Z5”. — Hab. in mari ad Insulas Viti. 

5. Harpacticus roseus. — H. corpore fere lineari, 
abdomine non angustiore, antennis perbrevibus et tenuissimis, 
basi non crassioribus, setis totis brevibus; stylis caudalibus 
brevibus noı divaricatis, seta secunda corpore longiore, spi- 
nulosa. 

Long. Z5'. — Hab. in mari Sulu. 

6. Harpacticus acutifrons. — H. maris cephalo- 
thorace anguste elliptico, antice acuto, postice obtuso; abdo- 
mine subito angustiore, 6articulato, postice valde attenuato, 
articulo ultimo angustissimo ; antennis anticis brevibus, 3 ar- 
ticulis basalibus non oblongis, tertio minimo, quarto crassis- 
simo et eylindrico prope dimidiae antennae longitudine, quinto 
(forsan duplice) digitiformi, parvulo; antennis iuxta basin et 
ad apicem breviter setigeris; stylis caudalibus minutis non 
divaricatis, seta dimidio eorporis parum longiore, striete ap- 
pressa, nuda. 


Long. 3';”. 


Genus Il. Clytemnestra (Dana). 


— Hab. in mari prope Tierra de Fuego. 


Frons subrostrata appendieibus nullis. Antennae anticae flexiles 
maris non subcheliformes. Pedes antiei permagni, subeheli- 
formes. 

Archiv 1. Naturgesch, X111, Jahrg. 1, Bd : 20 


306 Dana: Conspeetus Crustaceorum in orbis terrarum eireum- 


Obs.. Non Arpactieus Bairdii: Cyelops' chelifer ad Arpactieos 
pertinet. Magnitudo pedum anticorum characterem generieum 
non bene validum nisi pergrandes, quoque ‘pro ‚.antennis 
genieulatis in coitu usitati sunt; ideoque sunt antennae ma- 
ris Olytemnestrae non subcheliformes. 


Clytemnestra scutellata. — ©. rostro subacuto; ce- 
phalothoraeis segmento antico lato, postice utrinque dilatato, 
tribus segmentis sequentibus subito angustioribus, margine 
posteriore valle arcuatis et lateribus postice productis et sub- 
acutis; abdomine 6-articulato, artieulis subaequis, decrescen- 
tibus; antennis antieis elongatis 8 (9?)-artieulatis, articulo quinto 
(sexto?) arcuato, sequente oblongo et apice appendice instructo 
(?), reliquis tribus oblongis; setis longis, divaricatis, duabus 
apicalibus fere/antennae longitudine; pedibus antieis pergran- 
dibus, artieulo secundo subelavato, digito tenui areuato fere 
articuli secundi longitudine. ! 

Long. z;". — Hab. in mari Paciüeo, ad lat. 18° S., long. 
124° W.; etiam ad insulas Kingsmills; in mari Sinensi. 


» 
Genus III. Setella Dana. 


Corpus angustatissimum fere lineare, antice attenuatum et sub- 
acutum, et fronte appendices duas paryulas faleiformes sub- 
tus gerens. Antennae anticae flexiles, appendice brevi in- 
structae, setis brevibus; maris non subcheliformes. Pedes 
antiei mediocres aut parvi. Pedes proxime sequentes late- 
raliter porrecti, apiee breviter setiger. Pedes abdominis 
elongati et longe setigeri. Setae caudales duae longissimae, 
(in speciebus serutatis corpore valde longiores, spinulosae 
et striete appressae), reliquae brevissimae. (Tubus eibarius 
saepius laete ruber). j & 

1. Setella tenuicornis. — S. antennis antieis fere 
corporis longitudine, articulis duobus basalibus valde crassio- 
ribus, secundo oblongo, reliquis teretibus, gracillimis, tertio 
longissimo, quarto appendice instructo; ‚ramis pedis biremis 
antici subaequis, longiore 3articulato, articulis fere aequis; 
pedibus abdominis 5—6 setis elongatis subaequis instructis; 
setis caudalibus corpore fere;duplo longioribus. 

Long. 17" — setis eaudalibus exelusis. — Hab. in: mari At- 
lantico meridionali, 


navigatione, C. Wilkes e classe Reipublicae Foederatae duce. 307 


2. Setella longicauda. — S. maris (?) antennis an- 
ticis basi non crassioribus, 7- aut 8-articulatis, articulo quarto 
paululum arcuato (postice convexo) et appendice instructo, 
tertio fere duplo longiore quam quartus aut secundus; ramo 
longiore pedis biremis antiei 3-articulato, articulo primo valde 
brevissimo; pedum abdominis ramo exteriore brevissime seti- 
gero, interiore duabus setis spinulosis instructo, apicem ab- 
dominis fere attingentibus; setis caudalibus corpore large duplo 
longioribus. 

Long. z';'- — Hab. in mari, Atlantico meridionali. 

3. Setella gracilis. — S. feminae antennis antieis 
graeillimis usque ad basin, rectis, inter sese prope 130° di- 
varicatis, articulo primo obsoleto, secundo quartum 'aequante 
‘et dimidio tertio longiore, 'quarto non arcuato; digito pedis 
antıci dimidio articulo secundo longiore; Setis caudalibus fere 
duplo' eorpore. longioribus. 

Long. #4". = Hab. in mari Pacifico juxta insulas Kermadee 
et Tonga. 

4. Setella crassicornis. — S. maris (?) antennis an- 
tieis erassioribus, rectis, inter sese 130° divaricatis, articulo 
primo 'obsoleto, secundo tertioque brevibus, quarto appendi- 
eulato, höc etiam sexto ultimoque tertium longitudine duplo 
superante; ‚digito pedis antiei dimidii artieuli secundi longitu- 
dine; setis caudalibus prope sesqui corporis longitudine. 

Löhh. «4 2. — Hab. in mari Sinensi. 

5. Serena aciculus. — S. feminae antennis cras- 
siuseulis fere recte divaricatis, ad,basin paulum cnrvatis, ar- 
ticulo primo perbrevi, secundo quartum longitudine aequante 
et Jongiore quam tertii dimidium; pedis antici digito dimidii 
articuli secundi longitudine, setis caudalibus sesqui corporis 
longiludine. 

Hab. ‚in mari Indico, prope ‚fretum Sundae. 


salı 2 


DT ze 


20* 


308 


Ornithologische Notizen. 
Von 


J. Cabanis. 


In den Ornitholog. Notizen I]. (siehe denselben Jahrgang 
dieses Archivs p.186— 256) haben wir die grosse Wichtigkeit 
der Kennzeichen, welche Flügelbau und Fussbildung der Vö- 
gel für die naturgemässe Systematik ‚darbieten, nachgewiesen 
und die natürlichere Abgrenzung der Ordnungen der Oseines 
und Clamatores, im Allgemeinen, nach diesen Kennzeichen 
versucht. Für die hier folgenden Notizen ist uns daher die 
Aufgabe geblieben, die durchgreifende Wichtigkeit der ange- 
gebenen Kennzeichen auch im Speziellen nachzuweisen, indem 
wir uns derselben als Charaktere zur Bildung von natürlichen 
Familien, Unterfamilien und Gattungen bedienen. 

Bevor wir dies durch einen, vorläufig nur skizzirten, 
lückenhaften Entwurf einiger Ordnungen versuchen, müssen 
wir einige Berichtigungen und Erläuterungen in Bezug auf 
unsere früheren Notizen voranschicken. 

Dies betrifft hauptsächlich die Ordnung der Clamatores 
und die Begründung einer neuen, von den Clamatores unter 
dem Namen: Strisores abzusondernden Ordnung. 

Wir haben (p. 188) ausgesprochen, dass die auf eigen- 
thümliche Formen der Füsse begründeten Ordnungen sich be- 
währen, während diejenigen, bei welchen von der Gleichför- 
igkeit der Fussbildung abgesehen wurde (wie z. B. bei den 
Insessores Vig.), unhaltbar sind. Als Charakter der Clama- 
tores bezeichneten wir (p. 189) eine gleiche Stellung der Ze- 
hen wie bei den Singvögeln (Oscines). 

Hiernach stehen ‘diejenigen Formen, bei welchen eine 
Wendezehe vorkommt (Cypselidae, Caprimulgidae, Colinae, 


ee WE 


Ornithologische Notizen. 309 


Musophaginae) wit dem Charakter der Ordnung im Wider- 
spruche und lassen das Ausscheiden derselben aus den Ola- 
matores als naturgemäss und nothwendig erscheinen. 

In Bezug auf die Laufbekleidung haben wir (p. 192) für 
die Clamatores angegeben, dass sich am Vorderlaufe stets, 
ohne Ausnahme, grössere Tafeln befinden. Mit dieser Angabe 
stehen die meisten Formen der Macrochires im Widerspruche, 
da hier öfters der Lauf ganz ohne alle Hornbekleidung (Cy- 
pselidae, Caprimulgidae) oder befiedert (Trochilidae, Capri- 
mulgidae, Cypselidae) ist. Der Vorderlauf von Opisthocomus 
ist geschuppt. Erst nach Ausscheidung dieser Formen von 
den Olamatores wird die Tafelbekleidung des Vorderlaufs zur 
Regel, doch bleiben einige Formen der Alcedinidae ferner als 
beachtenswerthe Ausnahme übrig. 

In Bezug auf das numerische Verhältniss der Schwung- 
und Schwanzfedern gaben wir (p. 195) für die Olamatores die 
Zahl der Schwingen von 16—27 au, bemerkten indess schon 
(p: 197 u. 198), dass diese Zahl beträchtlich differire und be- 
gründeten hierauf die Vermuthung, dass die Grenzen der Ord- 
nung zu weit gesteckt seien. Nach Ausscheidung der auch 
anderweitig sehr differirenden Trochiliden und Cypseliden ge- 
'staltet sich das numerische Verhältniss der Schwingen bei den 
Olamatores natürlicher. Die geringste Zahl ist sodann 19. 
An der Hand finden sich constant 10. 

Besonders berichtigt zu werden verdient die (p. 195) ge- 
machte irrthümliche Angabe, dass Colius nur 9 Handschwin- 
gen wie die Singvögel (Oscines) habe, es kommen im Gegen- 
theile bei dieser wie bei allen Gattungen der Strisores stets 
10 Handschwingen vor. Opisthocomus ') hat nicht 19 Schwin- 
gen (wie Nitzsch angiebt), sondern 22. 

Endlich ist noch in Bezug auf die (p. 195) gemachte An- 
gabe der geringsten Zahl der Steuerfedern bei den Scansores 
berichtigend zu bemerken, dass zuweilen nur 8 Steuerfedern 
2. B. bei Orotophaga vorkommen. 


') In der Anmerkung zu p. 195 haben wir bei Gelegenheit von 
Opisthocomus der Wendezehe erwähnt,. dies sollte sich nicht auf 
Opisthocomus selbst, sondern nur auf die mit dieser verwandten 
Gattungen (Corythaix etc.) beziehen. Opisthocomus selbst hat keine 
Wendezehe 


310 Cabanis: 


Indem wir die nach obigen Andeutungen von ‚den Gla- 
mätores auszuscheidenden: Gruppen als 'eigene Ordnung unter 
dem Namen: Strösores zusammenfassen, gehen wir zur vor- 
läufigen Charakteristik dieser‘ Ordnung über: 

In Bezug auf die Fussbildung ist die Stellung der Zehen 
eine eigenthümliche, indem in der Regel die eine oder andere 
Zehe mehr oder weniger Wendezehe ist '!), Am häufigsten 
ist dies bei der Hinterzehe bemerkbar. Bei Cypselus und 
Colius ist sie ganz nach vorn gerichtet, so dass alle 4 Zehen 
nach vorn stehen; halb nach vorn gerichtet ist sie bei Acan- 
thylis, etwas weniger nach vorn bei Colloealia, Macropteryx 
und den meisten Caprimulgiden. ‚Bei letzteren kommt 'noch 
der Umstand hinzu, dass die Aussenzehe nur 4gliedrig ist, 
Bei den Musophagiden ist die Aussenzehe eine Wendezehe, 
Bei den Trochiliden scheint zwar die Hinterzehe gerade nach 
hinten gerichtet zu sein, sie stimmen aber in der sonstigen 
Fussbildung und im Flügelbau unverkennbar mit den Cypse- 
liden überein und, bekunden eine nahe natürliche Verwandt- 
schaft mit. diesen. — Auch Opisthocomus hat keine Wendezehe, 
erscheint aber sonst als natürlich am meisten mit den Muso- 
phagiden verwandt. 


Grosse Tafeln am Vorderlauf kommen nur ausnahmsweise 


(Musophaginae, Colinae ete.) vor, in den meisten Fällen ist 
der Lauf mit kleineren Schildern, Schuppen oder Warzen be- 
deekt, häufig auch ganz oder zum ‚grossen Theile befiedert. 

Die Zahl der Schwingen variirt von 16-25. Trochzlidae 
16; Cypselidae 46—18. Bei den Colinen zählten wir 20, bei 
Colius indieus und senegalensis (Nitzsch giebt nur 49 an); 
bei Opisthocomus 22. Caprimulgidae 22— 23; Steatornis 22; 
Nyetibius jamaicensis 22, Nyetibius aethereus 23. Für die 
Mosophaginae giebt Nitzsch 22—23 an; wir zählten bei Co- 
rythaix porphyreolopha 23, bei ©. persa 24 und bei 2, Arten 
von Schizoerhis 25. 

An der Hand sind bei allen Gattungen constant 40 voll- 
ständige Schwingen. 


') Bei den Raptatores kommt die Wendezehe bei den Eulen vor; 


ein Wink für die systematische Stellung der Raptatores. in dieselbe 


Subelassis mit den Strisores. 


a 


Die: Ze 


Ornithologische Notizen. 3il 


Ebenso ist die Zahl der Steuerfedern ohne Ausnahme 10. 

Die auffallende Tendenz nach einem Minimum in der 
Zalıl der Armschwingen (Trochilidae, Cypselidae), sowie die 
constante Zahl der Steuerfedern bieten den Oscines analoge 
Erscheinungen dar und lassen vermuthen, dass mit den Stri- 
sores im Systeme eine neue Subelassis beginnen möchte. 

Ebenso tritt durch die Wendezehe hier zuerst eine neue, 
von den Oscines und Clamatores verschiedene Form der Fuss- 
bildung auf,: welche später bei den Scansores die paarige 
Stellung der Zehen zur Folge hat. 

Für die Ordnungen der Oseines, Clamatores, Strisores 
und Scansores wird die folgende Berichtigung der früher 
(p. 197) gegebenen Tabelle nöthig: 

Handschwingen. Armschwingen. Steuerfedern 


Oscines, 
Maximum: 40 14 12 
Regel: 9—10 9 12 
Minimum : 9 9 10 
Olamatores. 
Maximum : 10 17 16 
Regel: 10 9—10 12 
Minimum: 10 9 10 
Strisores. 
Maximum : 10 15 10 
Regel: 10 6—13 ') 10 
Minimum: 10 6 10 
Scansores. 
Maximutm : 10 14 12 
Regel: a? 9-11 10—12 
Minimum : 9 9 S. 


') Die grosse Differenz in der Regel ist nur eine scheinbare, 
und erklärt sich dadurch, dass in dieser Ordnung eigentlich zwei 
verschiedene Regeln vorkommen. Für die Trochilidae und Cypsel- 
dae ist nämlich die Regel 6—8, für die Caprimulgidae und alle übri- 
gen hingegen 12—13, In beiden Fällen herrscht eine grosse Gleich- 
förmigkeit und sind die Abweichungen nur selten. Ob in dieser al- 
lerdings auffallenden Zweitheiligkeit ein Grund zur Theilung der Ord- 
nung liegt, lassen wir dahingestellt, jedenfalls würde die Stellung der 
Caprimulgidae schwierig werden 


312 Cabanis: 


Bevor wir nunmehr zur ‚speziellen Aufzählung der Fani- 
lien und. Gattungen der vorstehend im Allgemeinen berührten 
Ordnungen übergehen, müssen wir bemerken, dass der hier 
folgende Entwurf nür als eine lückenhafte Skizzirung, keines- 
wegs aber als eine in allen Theilen 'erschöpfende Ausführung 
des natürlichen Systems zu betrachten ist. Aus diesem Grunde 
haben wir alle als bekannt vorauszusetzenden oder durch Be- 
trachtung der Gruppen sich als selbstredend ergebenden Cha- 
raktere u. s. w. nicht.angegeben, sondern uns nur auf einzelne 
nothwendig erscheinende Bemerkungen beschränkt. Manche 
Gattung oder ganze Gruppe wird hier auf einer andern Stelle 
zu suchen sein, als in den meisten bisherigen Systemen, doch 
hoffen wir, dass das hin und wieder vielleicht nicht ausblei- 
bende Befremden hierüber, bei näherer Untersuchung durch 
das Gewicht der natürlichen Charaktere gehoben werden wird. 
In den wenigen Fällen, wo diese Charaktere nicht stichhaltig 
zu sein schienen, haben wir es uns zur angelegentlichen Auf- 
gabe gemacht, dies nicht mit Stillschweigen zu übergehen, 
sondern durch eine kurze Andeutung besonders darauf auf- 
merksam zu machen. Fortgesetzte Untersuchungen werden in 
der Folge lehren, ob diese Ausnahmen von der Regel ihren 
Grund nur in einer irrthümlichen Auffassung unsererseits haben, 
oder ob die Natur selbst hier oder da eine Ausnahme zuge- 
lassen hat. 

In Bezug auf die Nomenclatur halten wir, als Schüler 
Lichtenstein’s, streng an den von Linne und Jlliger über die- 
sen Punkt gegebenen Gesetzen und erklären uns als entschie_ 
denen Gegner der in neuerer Zeit so sehr eingerissenen, ge- 
gen den Geist aller Sprache verstossenden Barbarismus in der 
Namengebung. Wir haben daher öfters regelwidrige Gattungs- 
namen cassirt und an deren Stelle andere von späterem Datum 
gesetzt, oder wo solche nicht vorhanden waren, neue Namen 
vorgeschlagen. Doch haben wir dies nicht durchweg und etwa 
fabrikmässig gethan, sondern uns auf: solche Gattungen: be- 
schränkt, bei denen wir uns vorher von ihrer natürlichen 
Begründung durch eigene Untersuchung überzeugt hatten. Im 
andern Falle haben wir hinter den Namen nur ein (!) gesetzt. 
Das Gesetz der Priorität (‚the inflexible law of priority”) ist 
nur ein integrirender Theil der Linne’schen nomenclatorischen 


an 


Ornithologische Notizen. 313 


Gesetze und darf nicht einseitig auf Kosten der übrigen. ge- 
handhabt werden. Nur das consequente Festhalten an allen 
von Linne gegebenen Regeln giebt dem speziellen ‚Gesetze 
über die Priorität seine volle Kraft, nicht aber die willkühr- 
liche Hervorhebung und Befolgung desselben bei gleichzeitiger 
Nichtbeachtung und Umgehung der übrigen gleichwerthigen 
Vorschriften. Auf letzterem Wege wird die so sehr zu wiün- 
schende als nothwendige Uebereinstimmung in der Nomencla- 
tur leider nicht erreicht werden. 

Allen uns nieht durch Autopsie bekannten Gattungen der 
folgenden systematischen Anordnung haben wir das Zeichen * 
vorgesetzt. 


Subelassis INSESSORES Bonap. 
Ordo I. Oscines. Singvögel. 


In Bezug auf die hauptsächlichsten Charaktere der Ord- 
nung verweisen wir auf p. 202 u. f. 

Wir haben daselbst (p. 204) ausgesprochen, dass das 
Fehlen oder Vorhandensein der 1sten kurzen Schwinge keinen 
grössern Unterschied als den einer Subfamilie zu begründen 
scheine, sind aber seitdem zu der Ansicht gekommen, dass 
dieser Unterschied in der Flügelbildung einen wesentlichen 
Familiencharakter abgeben müsse und haben hiernach die Be- 
grenzung der natürlichen Familien versucht. Nicht gelungen 
ist uns dies nur in wenigen Fällen, auf welche ‚wir vorweg 
hindeuten wollen. Man vergleiche Fam. Zaniadae, Subfam, 
Vireoninae; Fam. Nectarinidae; Fam. Ploceidae, Subfam. Plo- 
ceinae; Fam. /eteridae, Subfam, Ieterinae, Ausserdem mag 
die eine oder andere Gattung, wenn auch nicht aus Gründen 
der Flügelbildung, so doch aus andern, nicht seine definitiv 
naturgemässe Stellung gefunden haben. e 


Fam. BRhacenemididae Cab. 


Handschwingen stets 10, von denen die 1ste kurz; Lauf 
in der Regel ziemlich hoch und stets vollständig gestiefelt, 


Subfam, Luscininae, 
1. Luscinia Br. (Lusciola Blas. Keysl. 1840). 


3 


2. Erythacus Guv. 1799—1800. (Dandalus Boie 1826. Ru- 


zn an ww 


b 


14 Cabanis: 


becula Brehm 1828). 
:Nemura Hodgs. 1845. (Tarsiger Hodgs.). 
. Ruticilla: Brehm. 1828. 
. Calliope Gould. 1836. 
. Gyanecula Brehm. 1828. 
. Bradybates Hodgs: (Bradypterus Hodgs. 1844). 
. Pogonocichla n. gen. 
etc. etc. 


Die Gattung Pogonoecichla (nuyor, Bart; ziyAn, Drossel) 
unterscheidet sich schon genügend durch den breiteren Schna- 


el und die stärker entwickelten Bartborsten. 


Typus: P. stellata. 
Gobe-mouche etoile Le Vaill. Ois. d’Afr. tab. 157. 
Muscicapa stellata Vieill. 


Subfam. Turdinue. 
. Turdus Lin. (Merula Leach 1816). 
. Oreocincla Gould !) 1837. 


. Geoeichla Kuhl. 182). 
. Copsychus Wagl. 1827. (Kittacincla Gould 1836). 


. Myiophaga Less. 1831. (Andromedon Temm, 1838). 


. Zoothera VW ig. 1831. 
. Myiophonus Temm. (Arrenga Less. 1831). 

etc. 

Subfan., Saxicolinae. 

..Monticola Boie. 1822, (Petrocinela Vig. 1825). 
. Orocetes @. R. Gray 1840. (Petrophila Sws. 1837). 
. Bessonornis Smith 1836. (Cassypha Vig. 1825). 
. Campicola Sws. 1827. 


. Saxieola Bechst. 1802. (Vitiflora Leach 1816, Oenanthe 


Vieill. 1816). 
. Pratincola Koch 1816. 
. Petroica Sws. 1832. 


U 
'‘) In dieser ‚Gattung sollen 14 Schwanzfedern vorkommen, was 
bei den Singvögeln eine höchst merkwürdige Ausnahme wäre. Wir 
haben bis jetzt noch nicht Gelegenheit gehabt, uns durch Autopsie 
von der Richtigkeit dieser Angabe zu überzeugen, können aber nicht 
umhin auf diesen pterylographisch höchst wichtigen Punkt aufmerk- 


sam zu machen. 


‘ “ 


Ornithologische: Notizen. 315 


8. Sialia Sws. 1831. 
9. Accentor Bechst. 1802. 
etc. 
Subfam. Cinclinae Bonap. 
1. Cinclus Bechst. 1802. (Hydrobata Vieill. 1816). 
2. Henicurus Temm. 182?. 
3. Eupetes Temm. 

Die Gattung Henicurus Temm. wird, gewöhnlich zu Mo 
tacilla gestellt, wir glauben indess, dass sie im natürlichen 
Systeme am besten bei Cinclus steht, wie die Vergleichung 
der Charaktere beider Gattungen deutlich zeigt. Die Gattung 
Eupetes stellen wir gleichfalls hierher. Der Lauf des einzigen 
uns zu Gebote stehenden Exemplars. zeigt eine glatte unge- 
theilte Hornmasse,, also eine vollständige Stiefelbildung. Die 
Aussenzehe ist am Grunde stark verwachsen, ein Umstand, 
welcher in gleichem Grade bei Cinclus und Henicurus statt- 
findet und somit einen Gruppencharakter bildet, ‚welcher bei 
den Oscines als Ausnahme zu betrachten. ist. Interessant, wäre 
die Bestätigung der natürlichen Stellung, welche wir der Gat- 
tung Eupetes hier anweisen, durch die anatomische Unter- 
suchung, da wir früher (Orn. Not. I. p. 216) die Vermuthung 
aussprachen, dass sie zu den Scheinstieflern in die Nähe von 
Pitta gehören möchte. 

Die Abgrenzung der Alhacnemididae weicht von der früher 
gegebenen (Orn. Not. I. p. 204) durch Weglassung einiger 
Gattungen und. der Subfam. Motacillinae ab. Bei letzteren 
finden sich immer nur 9 Handschwingen und in der Regel 
nicht verwachsene Tafeln am Vorderlauf. 

Die folgenden Gattungen sind uns bis jetzt nicht bekannt 
und müssen daher einer näheren Untersuchung vorbehalten 
bleiben: Myiomela Hodgs. (Muscisylvia Hodgs. 1845). — Lar- 
vivora Hodgs. 1837. — Cinclidium Blyth 1842. — Drymodes 
Gould 1840. — Grandala Hodgs. 1843. — Thamnobia Sws. 
1831. — Origma Gould 1837. — Cyanura Blyth. — Bra- 
chypteryx Horsf. 1820, 


Fam. Sylvicolidae. 


Die Zusammenstellung der. Familie, wie wir sie hier geben, 
ist neu und möchte daher auf den ersten Anblick vielleicht 


316 Cabanis: 


befremdend erscheinen, Flügelbildung und Fussbau rechtferti- 
gen aber die hier versuchte naturgemässe Gruppirung. 
Handschwingen sind stets nur 9, indem die 1ste immer 
fehlt. Vorderlauf mit Schildern, welche zuweilen stark ver- 
wachsen erscheinen, 
Subfam. Motacillinae. 
. Motacilla Lin. 
. Budytes Cuv. 1817. 
. Anthus Bechst. 1802. 
. Macronyx Sws. 1837. 
. Henicocichla Gray 1840. (Sejurus Sws. 1827). 
etc. 

Von den beiden bisher stets zu den Motacillinen gestell- 
ten Gattungen Henicurus und Grallina, haben wir der erste- 
ren ihre natürliche Stellung bei Cinclus angewiesen. Die 
Stellung von Grallina Vieill. bleibt uns aber noch zweifelhaft; 
bei den Motacillinen kann die Gattung aber nicht bleiben, da 
die 1ste Schwinge nicht nur vorhanden, sondern auch sehr 
stark entwickelt ist. 


an 


Subfam,. Sylvicolinae. 


- 


. Geothlypis (Trichas Sws. nec Gloger). 

. Parula Bonap. 1838. 

. Sylvicola Sws. 1827. 

. Helinaea Audub. 1839. (Vermivora Sws. 1827). 
. Mniotilta Vieill. (1816). 

. Basileuterus n. gen. 

. Myiodioctes (!) Audub, 1839. 

. Setophaga Sws. 1827. 

etc. 

In Bezug auf die Gattungen GeotAlypis und Basdeuterus 
verweisen wir auf unsere Bearbeitung des ornithologischen 
Theils zu Hrn. Richard Schomburgk’s Reise in Guiana, deren 
Publication nahe bevorsteht. 


ki 


a [ln mw 


Subfam. Thraupinae (Tanagrinae (!)). 
1. Nemosia Vieill. 1816. 
2. Hypothlypis (Tanagrella (!) Sws. 1837). 
3. Phoenicosoma Sws. 1837. (Pyranga (!) Vieill. 1807). 
4. Lamprotes Sws. 1837. 


Ornithologische Notizen. 317 


5. Rhamphocelus Desm. 1805. (Bihamfhopis Vieill.. 1816). 

6. Tachyphonus Nieill. 1816. 

7." Pogonothraupis (Lanio Vieill. 1816). 

8. Callospiza Gray 1840. (Calliste Boie 1826. Aglaia Sws. 
1827). 

9. Tanagra (!): Lin. (Thraupis Boie 1826). 

Bei dieser ‚Gruppe ist: die Schwierigkeit: der: Abgrenzung 
derselben von den Pitylinen (Fam. Fringillidae) nicht zu ver- 
kennen. 

Für Aypothlypis und Pogonothraupis verweisen wir auf 
das so eben angeführte Reisewerk von Schomburgk. Bei Ein- 
führung des Namens Tanagra hat Linne selbst gegen die von 
ihm für die Nomenclatur gegebenen Gesetze verstossen. 


Subfam. Euphoninae. 


Wir haben bereits in Tschudi’s Fauna peruana Ornith, 
eine nähere Begründung dieser Gruppe gegeben. 
1. Euphona Desm. 1805. 
2. Procnopis Cab. 1844. 
3. Procnias J1l. 1811. (Tersa vel Tersina Vieill. Gray). 


Fam. Sylviadae. 


Durch Entfernung mancher sonst ‚hierher gestellter Gat- 
tungen scheint die Familie zwar im Ganzen natürlicher abge- 
grenzt, die hier gegebene Anordnung ist aber nur als eine 
vorläufige zu betrachten. 

Handschwingen sind stets 10 vorhanden, von denen die 
iste immer kurz ist. 


Subfam. Parinae. 
1. Regulus Cuv. 17991800. 
2. Meeistura Leach 1816. 
3. Hemirhynchus Hodgs. 1843. (Suthora Hodes. 1838. 
Temnoris Hodgs. 1841), 
4. degithalus Vig. 1825. (Paroides Koch: 1816. 
5. Parus Lin. ! ‚ 
6. Melanochlora Less, 1839. 
7. * Sphenostoma Gould 1837, 
8. Calamophilus Leach 1816. 
9. Psaltria Temm. 


318 Cabanis: 


410. Aylophilus Temm. 
11. Culicivora Sws. 1827. 

Die Gattungen Aylophilus und Oulicivora können» nicht 
bei’ den Sylvicolinen stehen, da die 1ste' Schwinge nicht fehlt 
(wie bei fast allen kleineren amerikanischen Sängern) , sondern 
vorhanden ist. Ob sie'bei den Parinen ihre natürliche: Stelle 
finden, ist uns noch zweifelhaft; mit demselben Rechte könn- 
ten sie vielleicht zu den Sylvianen oder 'Malurinen gestellt 
werden. 

Subfam. .Sylvianae. 
: Sylvia Lath. 1790. 
. Phyllopneuste Meyer 1822. (Phylloscopus Boie 1826). 
Neornis Hodgs. 
. Jeanthiza Vig, Horsf. 1825. 
. Pyrrholaemus Gould 1841. 
. Cynura Brehm. 1844. (Ephthianura (?!) Gould 1837). 
etc. 


su2unbe 


Subfam. Calamoherpinae. 


. Hypolais Brehm. 1828. 
. Locustella (Ray) Gould 1836. 
. Calamoherpe Meyer. 
. Acrocephalus Naum. 
. Aedon Boie 1826. (Erythropygia Smith 1835). 
. ?Cinclorhamphus (!) Gould 1837. 
etc. etc. 


sumuvune 


Subfam. Malurinde. 

. Malurus Vieill. 1816. 
. Stipiturus Less. 1831. 
. Cisticola Less. 1831. 
. Drymoica Sws. 1827. 
. Prinia Horsf. 1820. 
Orthotomus Horsf. ‘1820. 
. Sphenoeacus Strick]. 1841. 
. Sphenura Licht. 1823. .(Dasyornis ‚Vig. ‚Horsf.' 1826). \ 
. Megalurus Horsf. 1820. j 
40. Malacocercus Sws. 1832, os d 
11. Crateropus Sws. 1831. 
42. Manorhina Vieill. 1825: (Myzantha »Vig, Horsf. 1826). 
43. Psophodes 'Vig. Horsf. 1826. 

etc. 


Ornithologische Notizen. 319 


Der Umfang dieser Gruppe scheint zu weit gesteckt zu 
sein, auch mögen, einzelne Gattungen vielleicht eben so gut 
in der vorhergehenden Abtheilung ‚ihre ' Stelle ' finden. . Bei 
obiger Zusammenstellung kam es uns zunächst hauptsächlich 
nur Jarauf an, einige bisher falsch gestellte Gattungen, ‚wie 
2. B. Manorhina und; Psophodes (bisher zu den Meliphagiden 
gestellt) zu ihren natürlichen Verwandten zu bringen. 


Fam. Museicapidae. 


Ueber die naturgemässere Begrenzung dieser‘ Familie haben 
wir bereits früher (Orn. Notiz. I. p. 207) einige Andeutungen 
gemacht. 

Handschwingen sind stets 10 vorhanden, von denen die 
iste kurz ist. 


Subfam. Museicapinae. 


. Muscicapa Lin. 

. Hemichelidon Hodgs. 1845. 

. Dimorpha Hodgs. 1841. (Siphia (!) Hodes. 1837). 
. Chasiempis Cab. Orn. Not. I. 

Myiagra Vig, 1825. 

Chaitaris Hodgs. 1841. (Niltava (!) Hodgs. 1837). 
Seisura Vig. 1825. 

. Rhipidura Vig. 1825. 

. Museipeta Guv. (Tschitrea_(!) Less. 1831). 

10. Platystira Jard. Selb. 

11. Drymophila Temm. (Monarcha Vig. Horst. 1825). 
12. Prosorinia(?) Hodgs, 1841. (Oreias Temm, Cochoa(!) 
Hodes. 1836). 

etc. 


ernst mon» 


Subfam. Campephaginae. 

Charakterisirt durch die stachlichten Federschäfte des 
Bürzels. 
1. Pericrocotus Boie 1826. (Phoenicörnis Boie 1827). 
2. Campephüga V ieill. 4816. (Geblepyris Ouv. 4817): 
8. Graucalus Ouv. 4817. (Ceblepyris Cuy.): 
4. Lalage Boie 1826, 
5. Volvorivora Hodgs. 1837. 

etc, 


320 Cabanis: 


Subfam. Bombyeillinae. 

Die Auffindung der natürlichen Stellung von Bombyeilla 
hat seine Schwierigkeiten. Zu den Ampelinen kann die Gat- 
tung entschieden nicht gehören, besser als bei den Corwzden 
scheint sie hier zu stehen. Eine Ausnahme ‘von der Regel 
bei den Singvögeln bildet die Laufbekleidung, indem die Lauf- 
seiten nicht Stiefelschienen, sondern getheilte Schilder zeigen. 
Hierin stimmt auch Pflogonys mit Bombycilla überein. Bei 
Bombycilla ist ferner die 1ste Schwinge sehr klein und kurz. 
1. Myiadestes Sws. 1838. 

2. Ptilogonys Sws. 1827. (Hypothymis Licht. nec Boie). 
3. Bombyceilla Vieill. 1807. (Bombyciphora Meyer: 1810), 


Fam. Hirundinidae. 


Die Stellung der Schwalben als Subfamilie zu den Mx- 
scicapiden möchte durch Bildung einzelner Körpertheile und 
Lebensweise gerechtfertigt erscheinen, da bei ihnen das Fan- 
gen von Insecten in der Luft im höchsten Grade ausgebildet 
ist. Die Schwalben haben aber stets nur 9 Handschwingen 
und bestimmt uns dieser Charakter zur vorläufigen Bildung 
einer eigenen Familie. In Bezug auf Laufbekleidung kommt 
hier die Ausnahme der Befiederung vor, 

41. Hirundo Lin. 

2. Progne Boie 1826, 

3. Atticora Boie.’G. R. Gray 1845. 
4. Chelidon Boie 1822. 

etc. 

Dass Cypselus und Caprimulgus mit deren Verwandten 
nicht hierher gehören, ist bereits evident erwiesen (siehe Orn, 
Not. I]. p. 201). 

Fam. Eaniadae. 


Weichen von den typischen Formen der Ordnung dadurch 
ab, dass die 4ste kurze Schwinge häufig länger ist als dies 
bei den vorhergehenden Familien der Fall war und bekunden hier- 
durch eine niedrigere Entwickelungsstufe in der Ordnung. Bei den 
Vireoninen fehlt hingegen zuweilen die 4ste Schwinge ganz, 
Auch ist die Bildung der Stiefelschienen an den Laufseiten 
nicht immer ganz vollkommen und nähert sich der Bildung 


Bun 


Ornithologische ‘Notizen. 321 


der’ als niedrigste Familien betrachteten Sturniden ‚ Paradisea- 
den und Corviden. Nähere Untersuchungen‘ müssen diese Ab- 
weichungen noch in das rechte Licht stellen) bis jetzt ist die 
Begrenzung der: Familie nur.eine vorläufige: 


Subfam.., Vireoninae. 


Hier fehlt die 4ste Schwinge zuweilen ganz, zuweilen ist 
sie vorhanden und sodann kurz... j 
1. Jeteria Vieill. 1816,.: 

2. Phyllomanes. (Vireosylvia (!) Bonap. 1838). 
3. Vireo Vieill. 1807. 
4. Cyclorhis Sws. 1824. (Laniagra- (!) Orb.:Lafr.. 1837). .) 

Die Anweisung der natürlichem Stelle \von Fireo hat seine 
Schwierigkeit, weil wir‘ hier. 'bei'Betrachtung der-Flügelbildung 
auf eine der seltenen Ausnahmen stossen,  welche\gegen\ die 
absolute Durchführung ) dieses ‚Charakters -streitet. | \ Föreo.\hat 
die 1ste kleine Schwinge, wogegen der. ganz nahe. verwandten 
Gattung PAyllomanes (puhhouävng, Laub liebend) die: Aste 
Schwinge fehlt.‘ Noch ‚auffallender und bemerkenswerther wird 
dieser Unterschied durch Fireo flabifrons Vieill., «Diese Art 
gehört durch die längeren, zugespitzteren »Flügelı vund) das 
Fehlen der :4sten Schwinge: zu PAyllomunes, stimmt‘ aber in 
der Schnabelform und der bunteren Färbung mehr mit den 
Arten von |Vireo überein. \"Wir. finden : also hier eine Ueber- 
gangsform 'von der: einen:zurandern Gattung, welche,in Bezug 
auf die absolute Geltung: des Charakters der Flügelbildung 
die hier aufgestossene Schwierigkeit noch vermehrt. 

Die Gattung Ieteria hat auch nur 9 Handschwingen, wir 
haben diese schwer unterzubringende Gattung zu den:Vireo- 
ninen gestellt, vielleicht steht sie mit demselben Rechte bei 
den Thraupinen (Fam. Sylvicolidae),, ‚obgleich (auch dort die 
der ‚Stiefelbildung. nahe‘ kommende Laufbekleidung Zweifel 
übrig lässt. 

\ Zu den Sylvieoliden konnten wir die Vireoninen sals'Grüppe 
nicht stellen, weil in jener Familie;! wie wir bereits Demerk- 
ten, nie eine 1ste kleine Schwinge. vorhanden ist ı» 


Subfam, Pachycephalinae. 5 
1. Hyloterpe. (llylacharis Müller 1835). 


Archiv 8. Naturgesch, XII, Jahrg. 1, Bd. 21 


322 Cabänis: 


2. Pterythriws(!) Sws.'1831. (Pteruthius'(F))Sws. Alto: 
trius' Müller 1835). 
3: Pachycephala Sws. 1825.\ete. 

Da der Gattungsname Aylocharis beveits sinlergrailig ver- 
geben war, haben wir für diese Gattung, welche uns hierher 
zu gehören scheint, den Namen Ayloterpe (von vAn, Wald; 
TEERW, erquicken) gebildet. 

Typus: Ayloterpe philomela. 

Hylocharis philomela Müller. 


Subfam. Laniinae. 


. Tephrodornüs Sws. 1831. 
.Prionops Vieill. 1816; 
Malaconotus Sws. 1824. (Laniarius (!) Vieill. 1816). 
Telephorus Sws. 1831. 
Laniellus Sws. 1831. (Crocias Temm.). 
„Nilaus Sws. 1827. 
. Lanius Lin. 
 Corvinella Less. 1831. (Basanistes Licht. 1842), 
‚Faleüuncalus Vieill. 1816. 
10. Oreoica Gould: 1837. 
11. Colluricincla(!\) Vig. Horsf.1825.(Collurisoma Sws.) 
12. Vanga (!) Vieill. 4816. etc. 

Als Ausnahme verdient 'bemerkt zu’ werden‘, dass ‘wir bei 
der Gattung Nilaus: die 'Laufseiten ‘nicht mit Stiefelschienen, 
sondern mit Schildern bekleidet fanden. 


ewyunnupmn 


Subfam. Pyenonotinae. 


Charakteristisch ‘sind die in der Regel: sehr kurzen Läufe. 
Natürlicher untergebracht: scheint ' diese Gruppe hier beiden 
Laniaden jedenfalls, ‘als bei Turdus, in deren: Nähe‘ man (die 
hier folgenden Gattungen bis jetzt gewöhnlich gestellt hat. 

1. Haematornis Sws. 1831. 

. Pyenonotus Kuhl (Ixos Temm. Brachypus Sws. 1824). 

. Andropadus Sws. 1831. 

. Phyllastrephus Sws. 1831. 

. Trighas Gloger 1827. (Criniger (!) Temm. Trichopho- 
rus Temm.), 

6. Irena Horsf. 1820. (Edolius part.): 


[SB rs So) 


Ornithologische Notizen. 323 


Subfam. ıDierourinae. 

Die Anwesenheit von nur 10 Schwanzfedern lässt die 
Sonderung dieser 'Grüppe' von (der vorhergehenden als natür- 
lich begründet erscheinen. Jrena hat 12 Schwanzfedern, wes- 
halb wir dieselbe nicht hierher gestellt haben. 

4. Dierourus Vieill. 1816. (Edolius Cuv. 1817). 

mit den in neuerer Zeit gebildeten, noch näher zu unter- 

suchenden Untergattungen. 


Fam. Liotrichidae. 


Charakteristisch, für diese Gruppe sind die in der Regel 
kurzen, mehr oder weniger abgerundeten Flügel. Handschwin- 
gen sind stets 10 vorhanden, von denen die 1ste häufig ziem- 
lich lang ist und. zuweilen die halbe Länge der. längsten 
Schwinge erreicht. 

Die vorläufige Anordnung der Familie ist folgende: 


Subfam. Troglodytinae. 


1. Troglodytes Vieill. 1807. 

2. Thryothorus Vieill. 1816. 

‚3. Cyphorhinus Cab. 1844. 

. Salpinctes n. gen. 

. Campylorhynchus Spix 1824, (Cichla Wagl. 1827), 
. Donacobius Sws. 1831. (Cichla Wagl. 1827). 

. Mimus Boie 1826. (Orpheus Sws. 1827). 

. Toxostoma Wagl. 1831. 

* Harporhynchus. (Harpes Gambel 1847). etc. 

Ueber die natürliche Begrenzung dieser Gruppe haben 
wir bereits in den Orn. Notiz. I. p.205 u. f. einige Bemer- 
kungen gemacht. Der neuerdings von Gambel vorgeschlagene 
Name Harpes ist bereits anderweitig vergeben und macht eine 
Aenderung nöthig; wir nennen die Gattung daher Harporhyn- 
chus (von. &oren, Sichel; 6uyxog, Schnabel). 

Balpinctes (oakmıyzeng, nom. prop. bei den Alten wahr- 
scheinlich ein Beiname des Zaunkönigs) unterscheidet sich von 
Thryothorus und den verwandten Gattungen durch verhältniss - 
mässig längere, weniger abgerundete, mehr zugespitzte Flügel 
und den fast geraden nur schwach abgerundeten Schwanz. 
Einen besonders wichtigen Grund zur generischen Trennung 

21 * 


DS 


ey ann 


324 Cabanis: 


giebt aber die Bekleidung der Laufseiten ab. Hier bemerkten 
wir mehr oder weniger deutliche Schilder. Bei einigen Exem- 
plaren waren sie ganz deutlich zu erkennen, bei anderen hin- 
gegen fast zu einer Hornmasse verwachsen. Als Arten ‚ge- 
hören hierher: 
1. S. obsoletus. Troglodytes obsoletus Say. Gray Gen. Birds 
No. 26. Trogl]. latifasciatus Licht. Gray Gen. Birds No. 45. 
2. S. mexicanus. Thryothorus mexicanus Sws. Troglodytes 
mexicanus Gray Gen. Birds No. 19. Trogl. murarius Licht. 
Gray Gen. Birds No, 43. 


Subfam. Timalinae (!) 

1. Liothrix Sws. 1831. (Furcuria Less. 1831). 

2. Jora Horsf. 1820. 

3. Pellorneum Sws. 4831. (Cinclidia Gould 1837). 

4. Macronus Jard. Selb. Illustr, Ornith. 

5. Timalia (!) Horsf. 1820. 

6. Pomatorhinus Horsf. 1820. (Pomatorhynchus Boie 
4826. Xiphorhamphus Blyth 1843). 

7. Cinclosoma Vig. Horsf. 1825. 

8. Actinodura Gould 1836. (Leiocincla Blyth 1843. Ixops 
Hodgs. 1844). 

9. Trochalopteron Hodgs. 1844. 

10. Pterocyclus Gray 1846. 

11. Garrulax Less. 1831. (Janthocincla Gould 1835). 

12. Cissa Boie 1826. (Kitta Temm. Corapica (!) Less. 1831. 
Chlorisoma Sws. 1837). etc. 


Fam. Certhiadae. 


Ueber die unnatürliche Stellung vieler Gattungen zu die- 
ser Gruppe haben wir schon bei Gelegenheit der Fam. Ana- 
batidae (Orn. Not. I. p. 230 u. s.) gesprochen. 


Subfam. Certkianae. 
1. Certhia Lin. 


2. Tichodroma J11. 1811. (Petrodroma Vieill. 1816). 
3. Climacteris Temm. 1820. etc. 


Subfam.. Sittinae. 
1. Sitta Lin. 


Ornithologische Notizen. 325 


2. Sittella Sws. 1837. 
3. Dendrophila Sws. 1837. 


Subfam. Ortkonycinae. 


Eine uns bis jetzt unbekannt gebliebene Gruppe, über 
deren natürliche Stellung wir daher nicht urtheilen können. 
1. Ortkonyx Temm. 1820. 


Fam. Neectarinidae. 


Bei dieser wie bei der folgenden Familie wird die eigen- 
thümlich gestaltete Zunge ein wesentliches Kennzeichen zur 
natürlichen Gruppirung abgeben, 

Gegen die absolute Natürlichkeit der hier folgenden An- 
ordnung der Nectarinidae spricht der Umstand, dass theils 
nur 9 Handschwingen, theils 10 vorhanden sind. 


Subfam. Dacnidinae. 
Alle hierher gehörigen Gattungen haben nur 9 Hand- 
schwingen, die 1ste fehlt stets. 

1. Conirostrum Orb. Lafr. 1837, 

2. Dacnis Cuv. 1817. 

3. Arbelorhina. (Caereba (!) Vieill. 1807). 

4. Certhiola Sundev. 1836. 

5. Diglossa Wagl. 1832. (Campylops Licht. 1837. Serri- 
rostrum Orb. Lafr. 1838. Agrilorbinus Bonap. 1838. Un- 
cirostrum Lafr. 1839). 

Den regelwidrigen Namen Caereba haben wir in Arbe- 
lorkina (von @oßmAog, Kneif; 6w, Nase) umgeändert. 


Subfam. Drepaninae. 

Bei den hier zu einer Gruppe vereinigten Gattungen kom- 
men wie bei den Duecnidinen stets nur 9 Handschwingen vor. 
Die Schnabelform ist indess bei den verschiedenen Gattungen 
sehr abweichend. ) 

1. Pardalotus Vieill. 1816. 

2. Piprisoma (Autor?). 

3. Dicaeum Guv. 1817. 

4. Drepanis Temm. 1820. (Vestiaria Klem. 1822). 

5, Hemignathus Licht. 1838. (Heterorhynchus Lafr. 1839). 

Die schwer unterzubringende Gattung Pardalotus scheint 


326 | Cabanis: 


uns am natürlichsten bei Dicaeum zu stehen.” Indie ‘Nähe 
von Pipra gehört sie entschieden nicht und gegen die Stellung 
bei Parus oder zu den Laniaden in die Nähe von Pachyce- 
phala spricht der gänzliche Mangel der 1sten Schwinge. 


Subfam.  Nectarininae. 


Handschwingen sind stets 10 vorhanden, von denen die 

1ste kurz ist. 

1. Prionochilus Strick]. 1841. 

2. Nectarinia J11. 1811. (Cinnyris Cuv. 1817). 

3. Ptilurus Sws. 1837. (Ptiloturus (!) Sws. Promerops 
part.). 

4. drachnothera Temm. (182?). 
etc. 

Die Gattung Prionochilus scheint mit Dicaeum so nahe 
verwandt, dass eine Trennung beider in. verschiedene, wenn 
auch nahe stehende Gruppen,, unnatürlich genannt ‚werden 
könnte. Prionochilus hat aber die 1ste kurze Schwinge, welche 
bei Dicaeum fehlt und es fragt sich daher hier wieder, ob das 
wichtige Kennzeichen der Flügelbildung, eine absolute Geltung 
haben soll, oder ob die Natur selbst hier eine Ausnahme ge- 
macht hat. 


Fan. Meliphagidae. 


An der Hand stets 10 Schwingen, deren 1ste mehr oder 
_ weniger kurz ist. Zunge eigenthümlich gebildet, Zungenspitze 
gefiedert. 


Subfam. PAyllornithinae. 


Bei den ‚hier folgenden ‚Gattungen: bemerkten wir eine 
gefiederte Zunge ‚und' schlossen hieraus auf die Verwandtschaft 
mit den. Meliphagiden. : Die Form der Zunge beiden. Tima- 
linen und Pycnonotinen ist uns nicht bekannt, ‚wir, vermögen 
daher nur auf die sich äusserlich.' darbietende: ‚Aehnlichkeit 
einiger Gattungen mit den hier folgenden 'hinzudeuten, 

1. Phyllornis Boie. | 

2. Hypsipetes Vig. 1831. 

3. Sibia (!) Hodgs. 1837. (Aleopus Hodgs.' 1841). 

4. Yuhina (!) Hodgs. 1836. (Polyodon Hodgs. 1841). 


Ornithologisehe Notizen. 327 


Subfam. Melithreptinae. 


1. Zosterops Vig,. Horsf, 1825. 
2. Melithreptus Vieill. 1816. (Haematops Gould 1830. 
Gymnophrys ‚Sws. 1837). 
Wir stellen. die. Gattung Zosterops, ihrer ähnlichen 
Zungenbildung wegen, hierher. 


Subfam. Myzomelinae. 


1. Myzomela Vig. Horsf. 1826. 
2. derulocercus. (Moho (!) Less. 1831). 
3. Acanthorhynchus Gould 1837. (Leptoglossus Sws. 

1837). 

4. Glyeiphila Sws. 1837. 

Wir setzen den Namen derwlocercus (&xoovAog, an 
der Spitze kraus; #20x0g, Schwanz) an Stelle von Mo4o und 
bringen die, häufig zu den Upupiden gestellte, Gattung hierher. 

Typus: 4. niger. 

Merops niger Gm. 
Merops fasciculatus Gm. 


Subfamg. Meliphaginae. 


. Ptilotis Sws. 1837. 
. Meliphaga Lewin 1808. (Xanthomyza Sws.. 1837). 
. Prosthemadera Gray 1840. 
. Anthochaera Vig. Horsf. 1826." 
‚ Entomyza Sws. 41837. 
. Tropidorkynchus Wig. Horsf. 1826, (Philedon Cw. 
1817 part.). 
etc, etc. 
Ueber einige gewöhnlich hierher gestellte Gattungen siehe 
Fam. Sylviadae Subfam. Malurinae. 


[- > ae VC ze Kr 


I 


Fam. Alaudidae. 


In der Laufbekleidung weichen die 'Lerchen bekanntlich 
von den typischen Formen der Ordnung dadureli ab, ‚dass ‚die 
Laufseiten nicht mit ‚Stiefelschienen, sondern „mit Schildern 
bekleidet sind. Die Flügelbildung hingegen ist ganz ‚normal, 
von den 10 Handschwingen ist die Aste stets kurz, 


328 i10/Cabanisn! 


„ Subfam., Alaudinae. 
1. dAlauda Lin. (Galerida Boie). 
2. Alaemon Blas. Keysl. 1840 (Certhilauda (!) Sws. 1827). 
3. Otocoris Bonap. 1839. (Eremophila Boie 1828. Philere- 
mus Brehm. 1831. Philammus Gray 1840). 


4. Geocoraphüs. (Mirafra (!) Horsf. 1820. Plocealauda (!) 
Hodgs. 1844). 
5. Melancorypha Boie, 1828; 
6. Coraphites. (Megalotis Sws, 1827, Pyrrhulauda (!) Smith 
1829). 
etc. 
, Für Mirafra (!) und Plocealauda (!) schlagen wir vor 
Geocoraphus (y&a, Erde; x60«Pog, Öö, nom. prop.). 
Typus: @. mirafra (Temm.). 
Ferner für Pyrrhulauda (!): Coraphites. (rögapos , nom. 
Prop.). 
Typus: ©. australis. 
Pyrrhulauda australis Smith. 


Fam. Fringillidae. 
Handschwingen sind, stets nur 9, vorhanden. 


Subfam. EZmberizinae, 
‚ Emberiza Lin. 
Euspiza Bonap. 1832. 
. Fringillaria (!) Sws. 1837. 
. Gubernatrix Less. 1837. (Lophocorythus Gray 1840). 
ı Pleetrophanes Meyer (Gentrophanes Kaup 1829).\ 
etc. tel 


asune 


‚ Subfam. G@eospizinae. 
. Passerculus Bonap. 1838. 
. Passerella Sws. 1837. 
. Zonotrichia Sws. 1831. 
. Jimophilu Sws. 1837. 
‚Peuweaea Audub. 1839. 
Ammodromus Sws. 1827. Zen | | 
. Tar divola’Sws. 1827. (Emberizoides (!) Tenkep) 
. Chondestes Sws. 1831. 
. Spizella Bonap. 1832. 


egpgÄasumune 


Ornithologische Notizen. 329 


10. Coturniculus Bonap. 1838. 
11. Sycalis Boie 1828, 
12. Niphaea Audub. 1839. 
13. Phrygilus Cab. 1844. 
etc. 
Folgende uns bisher unbekannt gebliebene Gattungen 
scheinen ferner hierher zu gehören: 
#* Geospiza Gould! 1837. 
* Camarhynchus Gould 1837. 
* (actornis Gould 1837. 
* Certhidea (!) Gould 1837. 


Subfam. Pitylinue. 
. Pipilo Vieill. 1816. 
. Poospiza, nov.,gen. 
. Arremon Vieill. 4816. 
. Saltator Vieill. 1816. 
Lamprospiza Cab. Orn. Not. I. 
Pitylus Cuv. 1817. 
. Cissopis Vieill. 1816. (Bethyllus Cuv. 1817). 
. Cardinalis Bonap. 1831. 
. Calyptrophorws. (Paroaria (!?) Bonap. 1832). 
10. Tiaris Sws. 1827. | 
11. Spiza,Bonap. 1828, 
12. Stephanophorus Strickl. 1841. 
13. Catamblyrhynchus Lafr. 
414. Sporophila Cab. 1844, (Spermophila Sws. 1827). 
15. Coccoborus Sws. 1837. ,(Guivraca (!) Sws. 1827). 
Ueber die Gattung. Poospiza (ra, Gras; oruiSe, Fink) 
siehe weiter unten. 
Für Paroaria schlagen wir den Namen Calyptrophorus 
(zahönege, Kappe, Schleier; 900Ew, tragen) vor. 
Typus: ©. cueullatus (Lath.). 


en ou pub» 


Subfam. Pringillinuae. 
1: Pyrgita Cuv. 1817. 
2. Petronia Bonap, 1838. 
3. Fringilla Lin. 
4. Montifringilla Brehm 1828 (Chionospiza Kaup 1830). 
5. #* Valamospiza Bonap. 1838, 


330 Cabanis: 


6. Coccothraustes (Briss.) C.uv. Di 
7: Mycerobus n. gen. H 
8. Ligurinus Koch 1816. (Chlorospiza. Bonap. 1838). © 
9. Cardwelis (Briss.) Steph. (Acanthis Meyer 1815 part.) 
10. Chrysomitris Boie 1828. 
11. Caunabina Brehm. 1828, 
12. Linota Bonap. 1838, 
13. Citrinella Bonap. 1838. (Dryospiza, BJas. Kap. 1840). 
14. Serinus Brehm. 1828. 
15. Crithagra Sws. 1827. 

Ueber die Gattung Mycerobas\(wvrnooßes, «nzog, nom. 
prop.) siehe weiter unten. 


Subfam. Pyrrhulinae. 
. Carpodacus Kaup. 1829. (Erythrina Brehm 1828. Eiy- 
throspiza Bonap. 1830). 
. Uragus Blas. Keysl. 1840. 
. Pyrrhula (Briss.) 
. Strobilophaga Vieill. 1816. (Corythus Cuv. 1817): 


m 


= ww» 


Subfam. Lowianae: 


. * Paradozornis Gould 1836. hai Me cha 
1838). 

. Psittacopis Nitzsch (Psittirostra ( !)Teinm, 1820), 

. Loxia Lin. 

. Loxops nov. gen. 

Die Gattung Zoxops (von Ao&og, schief,' seitwärts: ge- 
bogen und 0%, Gesicht) ist in Färbung und’ Schnabelbildung 
eine Wiederholung der Gattung Zoria im Kleinen. ‘Die Schna- 
belspitzen sind indess weniger stark gekrümmt. 


Typus: 2. coccinen. 
Fringilla coccinea Gm. Lath. von den Sandwichs-Inseln, 


» 


Ye 


‚Fam. Ploceidae. 


‘Das constante Vorhandensein der 4sten kurzen Schwinge, 
welche bei der vorhergehenden Familie‘ stets: fehlt, lässt‘ die 
hier folgenden Gruppen als eigene natürlich begrenzte Familie 
betrachten, welche sich zu den’ Fringiliden in Bezug auf Flü- 
gelbildung etwa so verhält wie‘ die Sylviaden zu\den Sylrzco- 


Ormithologische Notizen. 331 


Zilen: ' Die einzige Ausnahme von der Regel bildet die Gaät- 
fung Philetaerus. 


Subfam. Spermestinae. 
1. Habropyga. (Estrelda (!) .Sws. 1827. Loxigilla (!) Less. 

1831. part.). 

2. Pytelia Sws. ‚1837, 
3. Spermospiza Gray 1840. (Spermophaga, Sws. 1837). 
4. Sporothlastes. (Amadina (!);Sws. 1827. Loxigilla (!) 

Less. part,). 

5. Erythrura Sws. 1837. 
6. Spermestes Sws., 1837. 
7. Pyrenestes Sws. 1837. 

Ferner hierher, zu gehören scheinen die uns bis: jetzt 
unbekannt gebliebenen Gattungen: Poephile,  Donacola,  Em- 
blema und Xerophila, Gould. 

Für. die regelwidrigen Namen 'Zsirelda und. dmadina 
schlagen wir vor: Habropyga (@Pg0s,'weichlich, üppig; zuyn, 
Steiss, Schwanz) und ‚Sporothlastes (ort000g, Saame; IAaw, 
zerquetschen). 

Bei Pyrenestes ist die 1ste Sohwinge länger : alsı bei den 
übrigen Gattungen, hiernach imöchte diese Gattung vielleicht 
noch natürlicher bei den Ploceinen unterzubringen sein. 


Subfam. Viduanae. 
1. Vidwa Cuv. 1799—1800, 
2. Euplectes Sws. 1829. (Oryx Less. 1831. . Pyromelana 

Bonap. 1832). 

3. Penthetria. (Coliuspasser (!) Rüpp. 1837). 
‘4. Chera Gray 1844. 

Für Coliuspasser (!) schlagen wir den Namen Penthetria 
vor (revädnegre, 7, die Trauernde, als Bezeichnung der nahen 
Beziehungen zu Vidua und Chera). 

Typus: P. macroura. 
Lozxia macroura Gm. 


Subfam. Ploceinue. 


Die iste kurze Schwinge ist in dieser Gruppe in der 
Regel länger als bei, den beiden, vorhergehenden, 
Bei vielen von uns untersuchten Exemplaren von PAiletaerus 


332 Cabanis: 


fehlte,die 1ste Schwinge stets, diese Gattung scheint daher eine be- 
merkenswerthe Ausnalıme zu bilden. In Gray’s Genera ofBirds]. 
wird die 1ste Schwinge als vorhanden angegeben und abge- 
bildet, was mit unsern Untersuchungen im Widerspruche steht. 
. Philetaerus Smith 1837. 
. Sporopipes noy. gen. 
. Agrophilus Sws. 1837. (Plocepasser (!) Smith 1836). 
. Ploceus Cuv. 1817. 
. Hyphantornis Gray 1844. 
. Sycobius Vieill. 1816. (Symplectes Sws. 1837. Eupodes 
Jard. Selby 1837). 

7. Textor Temm. (Alecto Less. 1831. Destroides Sws. 1837). 

Sporopipes (0700005, Saame; Orsırzzevm, lüstern nach etwas 
gaffen) scheint, abgesehen von der Kleinheit des Typus, durch 
Bildung der Charaktere und Färbung des Gefieders am näch- 
sten mit Piletaerus verwandt, unterscheidet sich von dieser 
Gattung aber genügend durch kürzeren, weniger zusammen- 
gedrückten Schnabel und das Vorhandensein der 1sten Schwinge, 
welche länger als bei den ‚Spermestinen ist. Der Schwanz ist 
kürzer als die Flügel, ziemlich gerade, schwach ausgerandet. 

Typus: Sp. Zepidopterus. 

Fringilla lepidoptera Licht. 


IM WD m 


Fam. IYeteridae. 


Die hier folgenden Gruppen müssen von den Siurziden 
getrennt und zu einer eigenen natürlichen Familie vereinigt 
werden. Die /cteriden verhalten sich, da die 1ste Schwinge 
stets ganz fehlt‘), hiernach zu den Sturziden, wie die Frin- 
giüliden zu den Ploceiden. 


Subfam. _dgelaeinae. 
1. Dolichonyx Sws. 1827. 
2. Molothrus Sws. 1831. 
3. Agelaeus Vieill. 1816. 
4. Chrysomus Sws. 1837. 
5. Amblyrhamphus Leach 1814. 


!) Als Ausnahme verdient erwähnt zu werden, dass Nitzsch bei 
leterus vulgaris eine 1ste Schwinge bemerkte, aber so klein, dass 
er zweifelte, ob sie zu den Schwingen zu rechnen sei. 


Ormithologische Notizen. 333 


6. Leistes Vig. 1825. 
7. Sturnella Vieill. 1816. 


Subfam. Zcterinae. 
- Yphantes Vieill. 1816. 
. Nanthornus Cuv. .(1799—1800). 
. Teterus (Briss.). 
. Cassicus J1l. 1811. (Cacicus Cuv. 1799— 1800). 
etc. 


Dr se Sn 


Subfam. Scaphidurinae. 

1. Lampropsar noy. gen. 
2. Scaphidura Sws. 1831. (Cassidix Less. 1831). 
3. Scolecophagus Sws. 1831. 
4. Chalcophanes Wag]. 1827 (Quiscalus (!) Vieill. 1816). 

Die Gattung Lampropsar (Aaungos, glänzend; Wag, 
Staar) scheint der Gattung Molothrus ziemlich nahe zu stehen, 
unterscheidet sich aber sofort durch den stufigen Schwanz und 
gehört nach diesem Kennzeichen zu den Scaphidurinen. Der 
Schnabel ist im Vergleich zu Mothrus verhältnissmässig länger, 
gerader, schwächer und weniger breit; Flügel kürzer, abge- 
rundet. Den Typus dieser Gattung: ZL. gwianensis n. sp. wer- 
den wir in dem bereits mehrfach erwähnten Anhange zu Herrn 
Schomburgk’s Reise beschreiben. 


Fam. Sturnidae. 


Nach Ausscheidung der Ieferidae wird die Familie der 
Sturnidae eine natürliche, da alle hier folgenden Gattungen 
stets 10 Schwingen an der Hand haben. 

Die vorläufige Anordnung ist folgende: 


Subfam. Lamprotorninae. 
1. Lamprocolius Sundevy. 1836. (Juida (!?) Less.). 
2. Lamprotornis Temm. 4820. (Calornis Gray 1841). 
3. Enodes Temm. 1838. 
4. Sissirostrum Lafr. 1845. 


Subfam. Buphaginae. 
1. Buphaga Lin. 


Subfam. Sturninae. 
1. Sturnus Lin. 


334 Cabanis: 


2. Creadion Vieill. 1816. 
3. Pastor Temm. 1815. (Boseis Brehm: 1828). 
4. Dilophus Vieill. 1816. 

etc. etc. 


Subfam. Gracwlinae. 


[3 


. Gymnops Cuv. 1829. 
. Gracwla Lin. (Eulabes Cuv. 1817). 


[2 


Fam. Paradiseidae. 


Diese Familie weicht von den typischen Formen der Ord- 
nung dadurch ab, dass häufig mehr als 19 Handschwingen vor- 
kommen. 

Bei der hier folgenden Anordnung kam es uns zunächst 
nur darauf an, mehreren bisher im Systeme zerstrenten Gat- 
tungen hier ihren natürlichen Platz anzuweisen; im. Uebrigen 
bleibt es fraglich, ob die Begrenzung der Familie sowohl nach 
den Sturniden als Corviden hin, bereits eine vollständig na- 
türliche und haltbare ist. 


Subfam. Oriolinuae. 


1. Artamus Vieill. 1816. (Ocypterus, Cuv. 1817). 

2. Analeipus Sws. 1831. (Artamia Geoflr. 1832. Psaropho- 
lus Jard. Selby 1839). 

3. Oriolus Lin. 

4. Mimeta VWig. Horsf, 1826. 

5. Sericulus Sws. 1825. 

6. Sphecotheres Vieill. 1816. 


Subfam. Paradiseinue. 


1. Astrapia Vieill. 1816. Typus: 4. nigra (Gm.) Gray: 

2. Epimachus Cuv. 1817. Typus: Z. magnus ( Gm.) Cuv. 
Upupa superba Lath. 

. Ptiloris Sws. 1825. 

. Lophorhina Vieill. 1816. 

Parotia Vieill. 1816. 

Cicinnurus Vieill. 1816. 

. Diphyllodes Less. 1835. 

Paradisea Lin. 


zunnpw 


Ornithologische Notizen. 335 


Fam. Corvidae, 


Die Corviden weichen in der Flügelbildung noch mehr 


als die vorhergehende Familie vom Typus der Ordnung ab 
und bekunden hierdurch ihre niedrige Stellung innerhalb der 
Ordnung. An der Hand finden sich zuweilen bis 14 Schwin- 
gen und ist die 1ste Schwinge unter allen Familien der Ord- 
nung hier am längsten. 


1. 
2. 
3. 
4. 


Die vorläufige Anordnung ist hand. 


Subfam. Fregilin ae. 
Podoces Fischer 1823. 
Pyrrhocorax Vieill. 1816. 
Fregilus Guv. 1817. (Coracia (Briss.) Gray 1846). 
Cercoronus. (Corcorax (!) Less. 1831). 
Die anscheinend noch wenig; bekannte Gattung: Podoces 


wird mit Unrecht von Gray als Synonym mit Garrulus ver- 
muthet; wir glauben ihr hier ihre natürliche Stelle angewiesen 
zu haben. 


Für den Namen Corcorax (!) schlagen wir Cercoronus 


(#20200Wvog, Ö, nom. prop.) vor. 


>» ob» 


>» oo» 


Typus: Cercoronus melanorhynchus (Vieill.). 


Subfam.  Phonygaminae. 


. Phonigama Less. 1828. 

. Cracticus Vieill. 1816. (Barita Cuv. 1817). 
. Gymnorhina Gray 1840. 

. Strepera Less. 1831. (Coronica Gould 1837). 


Subfam. Ptilorhynchinae. 


. Ptilorhynchus Kuhl 1820. (Ptilonorhynchus (!)). 
. Chlamydera Gould (Calodera Gould 1836). 


Subfam.. Callaeatinae. 


- Orypsirhina Vieill. 1816. (Temia Ouv. 1817. Preno- 


thrix Horsf. 1820). 


. Ptilostomus Sws. 1837. (Cryptorhina Wagl.). 

. Conostoma Hodgs. 1842. 

. * Struthidea Gould 1836. -(Brachystoma $ws. 1837). 
5. 
6. 


Callaeas Forst. 1788, (Glaucopis Gm, 1788). 
Dendrocitta Gould 1833. 


336 Cabanis: 


Subfam.) Garr ulinae. 
„‚Lophocitta Gray 1840. (Platylophus Sws.. 1837). 
. Garrulus (Briss.). 
* Perisoreus.Bonap. ‘1831. (Dysornithiaı Sws.,. 1831). 
„.Cyanocorax Boie 1826. (Oyanurus Sws; 1831). 
. Calocitta Gray 1841, 
. Psilorhinus Rüpp. 1837. 


sSu2ove 


Subfam,  Corvinae. 
. Caryocatactes Cuv. 1817. (Nucifraga Briss.). 
. Pica (Briss.). 
. Monedula Brehm. 1828. 
. Corvus Lin. 
etc. 


Dog JCE SE 


Ordo I. Clamätores. Schreivögel. 


Die hauptsächlichsten Kennzeichen der Ordnung ergeben 
sich aus den vorangeschickten allgemeinen Bemerkungen, auf 
welche wir verweisen. f 

Die hier zunächst folgenden beiden Familien der Zriodo- 
ridae und Anabatidae bilden in der Folge den Tribus I 7’ra- 
cheophones Joh. Müller. Ihnen am nächsten steht die 
gleichfalls durch eigenthümliche Bildung des Stimmorgans aus- 
gezeichnete Familie der Colopteridae. 


Fam. Eriodoridae Cab. 


Für diese Familie, verweisen, wir, auf die frühere Bear- 
beitung derselben in Ornith. Notiz. I. p. 209 u. f. 


Subfam. Aypocnemidinae Cab. 

. Corythopis Sundev. 1836. 

. Hypocnemis Cab. Orn. Not. 1. 

. Myrmonax Cab. ‚Orn. Not. I. (Drymophila Sws. 1824 
nec Temm. Myrmeeiza (?), Gray 1841). 

. Pyriglena Cab. Orn. Not. 1. 

. Holocnemäs Strick]. 1844. 

. Conopophaga Vieill. 1816. (? Urotomus. Sws,: 1824). 

. Pithys Vieill. 1823, 

. Pitta Vieill. 4816. (Brachyurus Tbunb., Faludicola Hodgs. 
1837. Heleornis Hodgs. 1844). 


we 


om 


Ornithologische Notizen. 337 


Subfam. Eriodorinae Cab. 


41. Ellipura Cab. Orn. Not. I. (?Leptorhyuchus Menetr. 
1835. part.). 

2. Herpsilochmus Gab. Orn. Not. ]. 

3. Dysithamnus Cab. Orn. Not. 1. 

4. Formicivora Sws. 1824. (Eriodora Glog. 1827). 

5. Rhamphocaenus Vieill. 1819. (Aconthistes Sundev. 
1836. Scolopacinus Bonap. 1837). 

6. Rhopoterpe Cab. (Urotomus Strickl. nee Sws. Myrmo- 
thera Vieill. part.). 

7. Thamnophilus Vieill. 1816. 

8. Thamnomanes Cab. Orn. Not. 1. 

9. Dasycephala Sws. 1831. 


Subfam. Myiotherinae. 


1. Myiothera JIl. 1811. (Formicarius (!) Bodd. Gray. 
Myrmothera Vieill. 1816. Myiocinela Sws. 1837). 

2. Chamaezosa Vig. 1825. (Chamaeza (!) Vig.). 

3. Colobathris Glog. 1842. (Grallaria (!) Vieill. 1816. 
Myioturdus (!) Boie 1826). 

. Hypsibemon Cab. Orn. Not. I. (Grallaria (!) part.). 

. Pteroptochus Kittl. 1831. 

. * Rhinomya Geoffr. 1832. (Rhinocrypta Gray 1841). 

. Scytalopus Gould 1836. (Platyurus Sws. 1837). 

8. Triptorhinus Cab. Orn. Not. I. 

9. Sarochalinus Cab. Orn. Not. I. (Merulaxis (!) Less. 
1830. Malacorhynchus Menetr. 1835. part.). 

10. Hylactes King 1830. (Megalonyx Less. 1830. Ko 
Sws. 1832). 


Im 


Subfam. Menurinae. 
Menura Davis 1800. (Pankinsonius (!) Bechst.). 

Dass Menura nicht bei den Troglodylinen stehen kann, 
haben wir schon früher (Orn. Not. I. p. 201) nachgewiesen. 
Vorläufig scheint die Gattung hier natürlicher untergebracht, 
da eine Verwandtschaft mit Aylactes nicht zu verkennen ist. 

In. welchem Grade Menura mit Mesites Geofiv. und den 
Megapodinen verwandt ist, vermögen wir nicht zu entscheiden, 
da es uns bisher au Gelegenheit fehlte, diese ganze interes- 

Archiv £. Naturgesch. XII. Jahrg. 1. Bd. 22 


338 Cabanis; 


sante und für die Systematik besonders wichtige Gruppe selbst 
zu untersuchen. 


Fan. Annabatidae. 


Ueber die natürliche Begrenzung dieser Familie s. Orn. 
Not. I. p. 230 u. f. 


Subfam. Anabalinue. 


. Schizura, (Sylviorthorhynchus (!!) Des Murs). 

‚ Synallazis Vieill, 1809. (Parulus Spix 1824). 

. Sphenopyga, (Anumbius (!) Orb. Lafr. 1838). 

. Thripophaga nov. gen. 

. Oxzyrhamphus Strickl. 1841. (Oxyrhynchus Temm. 
1820). 

6. Anabates Temm. 1820. (Philydor Spix 1824), 

7. Xenops J1l. 1811. (Neops Vieill. 1816). 

Die Gattung Schizura (041£o, zersplittern; ovod, Schwanz) 
ist weder mit Sylvia noch mit Orthorhynchus verwandt, noch 
ein Bastard (Sylviorthorhynchus (!)) von beiden, sondern 
findet seine natürliche Stelle bei den Anabatinen. 

Typus: ‚Sch. maluroides. 

Sylviorthorhynchus maluroides Des Murs. 
Für Anumbius (!) schlagen wir den Namen Sphenopyga 
(oprv, Keil; rıuyn, Steiss) vor. 
Typus: Sp. Anumbi. 
Furnarius Anumbi Vieill. 
Anumbius anthoides Orb. Lafr. 


Die Gattung Thripophaga (ot, Holzwurm; payeiv, 
fressen) unterscheidet sich von Anabates und den verwandten- 
Gattungen schon genügend durch die nicht offenen, sondern 
durch eine Haut fast ganz bedeckten Nasenlöcher (nares for- 
nicatae). 

Als Arten gehören hierher: 

1. Th. striolata. 
Sphenura striolata Licht. Doubl. No.465. 
4nabates striatus Spix. 


Anabates macrourus Pr. Max. 
Xenops ruficollaris Less. 


2. Th. aurita, 
Anabates auritus Licht. Tschudi Consp. No. 192. 


une 


Ornithologische Notizen. 339 


Die natürliche Stelle von Oxyrkamphus (s. Orn. Not. I. 
p- 202) ist uns noch nicht ganz klar; die Färbung des Ge- 
fieders weicht von der der 4Jnabatinen ab und stimmt besser 
mit der der Ampelinen. Die Schnabelform hingegen stimmt 
besser mit der der Anabatinen und zwar ist die Form der 
Nasenlöcher fast ganz wie bei der so eben aufgestellten Gat- 
tung Thripophaga. 


Subfam. Furnarinae. 


1. Geositta Sws. 1837. (Geobates Sws. 1837). 

2. Furnarius Vieill. 1816. (Opetiorhynchus Temm. Figu- 
Jus Spix 1824). 

3. Henicornis Gray 1840. (Enicornis (!) Gray). 

4. Ochetorhynchus Meyen 1834. 

5. Cillurus Cab. 1844. (Cinclodes (!) Gray 1840). 

6. Lochmias Sws. 1827. (Picerthia (!) Geoffr. 1832). 


Subfam. Dendrocolaptinae. 


1. Sclerurus Sws. 1827. (Tinactor Pr. Max 1831. Oxy- 
pyga Menetr. 1835). 

2. Sittasomus Sws. 1827. 

3. Glyphorhynchus Pr. Max 1831. (Sittacilla (!) Less. 
1831. Zenophasia Sws. 1831). 

4. Pygarrhichus Licht. 1837. (Dendrodromus Gould 
1841. Dromodendron Gray 1842). 

5. Dendrocincla Gray 1840. (Dryocopus Pr. Max 1831). 

6. Premnocopus. (Dendrocops Sws. 1837). 

7. Dendroplex Sws. 1827. 

8. Dendrocolaptes Herm. 1804. (Dendrocopus Vieill. 

1816). 

9. Thripobrotus. (Picolaptes (!) Less. 1831). 
10. Xiphorhynchus Sws. 1827. 

Die Gattung Selerurus, obgleich nahe verwandt, mit 
Lochmias, wird nach den rigiden Steuerfedern und der sehr 
langen Aussenzehe zu urtheilen, füglicher in diese Gruppe 
als bei den Furnarinen zu stellen sein. 

Für den mehrfach anderweitig (Dendrocopus Vieill, und 
Boie) vergebenen Namen- Dendrocops schlagen wir Premnocopus 
(zo£uvor, Stamm; zor0cw, hacken) vor, 

22% 


340 


Cabanis: 


An die Stelle von Pieolaptes (!) setzen wir: ‚T’Aripo- 


brotus (Sei, Holzwurm; Bußgwgxw, verzehren). 


Typus: Th. bivittatus. 
Dendrocolaptes bivittatus Licht. 


Fam. Colopteridae. 
Diese Familie haben wir bereits früher (Orn. Not. I. p. 232 


u.f.) ziemlich ausführlich abgehandelt. 


Subfam. Fluwvicolinae. 


. Fluvicola Sws. 1827. (Entomophagus Pr. Max 1831). 


Arundinicola (!) Orb. 1839. 

Copurus Strick]. 1841. 

Ochthoeca Cab. Orn. Not. 1. 

Cnipolegus Boie 1826. (Blechropus Sws. part.). 
Lichenops Comm. (Ada Less. 1831. Perspicilla (!) 
Sws. 1837). 

Machetornis Gray 1841. (Chrysolophus Sws. 1837). 


. Xolmis (?) Boie 1826, (Taenioptera (!) Bonap. 1825. 


Nengetus Sws. 1827. Blechropus Sws. 1837). 
Gubernetes Such. 1825. 


. Xenurus Boie 1826. (Alecturus (!) Vieill. 1816. Mu- 


seipipra (!) Less.). 


. Centrites Cab. Orn. Not. I. (Lessonia (!) Sws. 1831. 


Centrophanes Cab. 1845). 


. Ochthites Cab. 1844. (Museigralla (!) Orb. Lafr. 1837). 
. Ptyonura Gould 1840. (Ptionura (!) Gould. Musci- 


saxicola Orb. Lafr. 1837). 


. Jgriornis Gould 1840. (Thamnolanius (!) Less. 1839). 


Subfam. Todinae. 


. Cyanotis Sws. 1837. 
. Hapalocercus Cab. Orn. Not. I. (Lepturus Sws. 1837. 


Leptocereus Cab. 1845). 


. Hapalura Cab. Orn. Not. 1. 
"4. Euscarthmus Pr. Max. 1831. (Musciphaga (!) Less. 


1837. Serphophaga Gould). 


. Colopterus Gab. 1845. 
. Orchilus Gab. 1845. 
. Triccws Cab. 1845. (Todirostrum (!) Less. 1831). 


Jr 


Ornithologisehe Notizen. 341 


8. Todus Lin. 
9. Platyrhynchus Desm. 1805. 


ıou2umn» 


9. 
10. 
11. 


12. 


Subfam. Tyranninae. 


. Mionectes Cab. 1844. (v. Orn. Not. I. P- 251). 
. Leptopogon Cab. 1844. 


Tyrannulus Vieill. 1816. 


. Elaenea Sundev. 1836. 
. Cyelorhynchus Sundev. .1836. 


Myiobius Gray 1840. (Tyrannula Sws. 1827. part.). 
Muscivora Cuv. 1799—1800. (Onychorhynchus Fischer. 
Megalophus Sws. Hirundinea Orb. Lafr. 1837). 


. Myiarchus Cab. 1844. (Tyrannula Sws. 1827. part. Py- 


rocephalus Gould 1840). 

Tyrannus Lacep. 1799. (Drymonax Glog. 1827). 
Milvulus Sws. 1827. (Muscipipra (!) Less. 1831), 
Saurophagus Sws. 1831. (Pitangus (!) Sws. 1827. 
Apolites Sundev. 1836). 

Scaphorhynchus Pr. Max. 1831. (Megastoma Sws. 
1837). 


Subfam. Psarinae. 


1. Bathmidurus Gab. Orn. Not. I. > 
2. Pachyrhamphus Gray 1840. (Pachyrhynchus Sws.). 
3. Tityra Vieill. 1816. (Psaris Cuv. 1817. Pachyrhynchus 


Den 


I BA RE ET 


Spix 1824). 

Subfam. Piprinae. 
Jodopleura Less. 1839. 
Calyptura Sws. 1831. 
Hemipipo Cab. Orn. Not. |. 
Piprites Cab. Orn. Not. 1, 
Xenopipo Cab. Orn. Not. |. 
Pipra Lin. 
Chiromachaeris Cab. Orn. Not. 1. 
Chiroxiphia Cab. Orn. Not. I 
Metopia Sws. 1831. 5 


. Phoenicocercus Sws. 1831. (Carnifex Sundev. 1836). 


Stupicola (Briss.) (Orinus Nitzsch 1810). 
Die 4 ersten Gattungen dieser Gruppe weichen, wie wir 


342 Cabanis: 


_ bereits (Orn. Not. I. p. 234) bemerkt haben, von den typi- 
schen Gattungen ab. Calyptura scheint zu den Tyranninen 
(Gen. Tyrannulus) hinzuneigen. 


Subfam. Ampelinae, 

1. Amphibolura Cab. Orn. Not. I. (Phibalura (!?) Vieill. 
1816. Chelidis Gloger 1827). 

. Lipaugus Boie 1828. (Lathria Sws. 1831). 

. Ampelion Cab. 1845. (Carpornis Gray 1846). 

4, Ptilochloris Sws. 1837. (Lauiisoma (!) Sws. 1831. Col- 
lurampelis (!) Less. 1839). 

. Ampelis Lin. 

6. Xipholena Gloger 1842. 


ww 


a 


Subfam,. Coracininae. 
1. Chasmorhynchus Temm. 1820. (Procnias Gray 1841 
nec Jll.). 
Gymnoderus Geoffr. 1809. (Coracina Vieill. 1816). 
. Threnoedus Gloger 1842. (Querula (!) Vieill. 1816). 
. Pyroderus Gray 1840. (Coronis Glog. 1827). 
. @Gymnocephalus Geoffr. 1809. (Coracina Vieill.). 
. Cephalopterus Geoffr. 1809, (Coracina Vieill.). 


Sumwm 


Subfam. Phytotominue. 
1. Phytotoma Molina 1782. 
Ob Phytotoma hier seine definitiv natürliche Stelle erhal- 
ten hat, vermögen wir nicht zu entscheiden; zu den Olama- 
tores gehört die Gattung jedenfalls. 


Fam. Coraeiadae. 


Subfam. Prionitinae. 
1. Hylomanes Licht. 1838. (Crypticus Sws. 1837). 
2. Prionites J1l. 1811. (Baryphonus Vieill. 1816. Momotus 
(Briss.). 
Subfam, Coracianae. 
1. Coracias Lin. 
. Zurystomus Vieill. 
3. * Chloropygia Sws, 1837, (Brachypteracias (!!) Lafr, 
1834), 


[o 


Ornithologische Notizen. 343 


Ob Chloropygia in der That zu den Coracianen gehört, 
vermögen wir nicht zu entscheiden, da diese Gattung uns bis 
jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen iist. 


Subfam. Zurylaeminae. 


4. Calyptomena Raffl. 1821.- 

2. Serilophus Sws. 1837. 

3. Psarisomus Sws. 1837. (Crossodera Gould 1837. Raya 
(!) Hodgs. 1839. Simus Hodgs. 1841). 

4. Eurylaemus Horsf. 1820. 

5. Cymbirhynchus Vig. 1831. 

6. Corydon Less. 1828. 

7. * Peltops Wagl. 1829. (Erolla Less. 1831. Platystomus 
Sws. 1837). 

Die Gattung Calyptomena, irrthümlich bisher zu Pipra 
und Aupicola gestellt, scheint uns hier natürlicher untergebracht. 


Subfam. Padarginae. 

Wir betrachten die Padarginen als die nächsten natür- 
lichen Verwandten der Zurylaeminen und lassen sie nach Ab- 
sonderung von den Caprimulgiden, hier folgen. Mit den Ca- 
primulgiden sind die Podarginen nur scheinbar verwandt, in 
der That aber nur eine denselben analoge Gruppe, da bei 
ihnen weder die Hinterzehe eine Wendezehe ist, noch die 
Laufbekleidung übereinstimmt. Die bisherige Vereinigung der 
Caprimulgiden und Padarginen zu einer Familie beruht mithin 
nur auf Verwechselung der Begriffe von Affinität und Analogie. 
1. degotheles Vig. Horsf. 1825. 

2. Batrachostomus Gould 1838. 
3. Podargus Cuv. 1829. 


Fam. Upupidae. 
Subfam. Upupinae. 
. Upupa Lin, 
. Irrisor Less. 1831. (Promerops part.). 
* Rhinopomastes Smith 1828, 
. *Falculia Geoffr, 1836. 
In seiner List of Genera of Birds stellt Gray die Gat- 
tungen Irrisor, Ithinopomastes und Zpimachus als Subfam, 


»>op» 


344 Cabanis: 


Promeropinae zusammen. Diese Gruppe wäre, nach Ausschluss 
von Zpimachus, eine ziemlich natürliche. Die Promeropinae 
aber, wie sie in dem. späteren grossen Werke, Genera of 
Birds Part XXXVIIl., aufgeführt werden, begreifen der Mehr- 
zahl nach solche Gattungen in sich, welche zur Ordnung der 
Oscines gehören und als solche von uns zu den Drepaninen 
und Nectarininen gebracht wurden. 


Fam. Meropidae. 
Subfam. Meropinae. 


- 


. Merops Lin. 

. Melittophagus Boie 1828. 

3. Nyctiornis Sws. 1831. (Alcemerops (!) Geoflr. 1832. 
Bucia (!) Hodgs. 1836. Napophila Hodgs. 1841). 


[S} 


Fam. Alcedinidae. 


Subfam. Alcedininae. 


1. Aleyone Sws. 1837. 
2. Alcedo Lin. 
3. Ceryle Boie 1828. (Ispida Sws. 1837). 


Subfam. Halcyoninae. 
. Ceyx Lacep. 1800—1801. 
. Tanysiptera Vig. 1829. 
. Halcyon Sws. 1821. 
. Paraleyon Glog. 1827. (Dacelo (!) Leach 1815), 
etc. 


mw 


Fam. Bucerotidae. 


In dieser Familie kommt die grösste Zahl der Schwingen 
vor, wie aus den früheren allgemeinen Bemerkungen Ornith. 
Not. I. p. 195) zu ersehen ist. 


Subfam. Ducerotinue. 
1. Rhynchaceros Gloger 1842. (Tockus (!) Less. 1831). 
Typus: A. melanoleweus (Licht. Bechst.). 
2. Buceros Lin. (Meniceros Gloger 1842), 
3. Rhinoplax Gloger 1842. 
Typus: Ah. galeatus (Gm.), 


Ornithologische Notizen. 345 


4. Tmetoceros. (Bucorvus (!) Less. 1831. Tragopan (Moehr) 
Gray 1841). 
Typus: 7! abyssinicus (Gm.). 
Wir setzen den Namen: 7imetoceros (Tungos, verschnitten, 
abgeschnitten; #&gag, Horn) an die Stelle von Bucorvus(!) Less. 


Ordo Ill. Strisores. Schrillvögel. 


Ueber die hauptsächlichsten Kennzeichen der Ordnung 
verweisen wir vorläufig auf die p. 308 u. f. gemachten Angaben- 

Der Ordnungsname ist von sirido, zur Bezeichnung irgend 
eines nicht angenehmen Geräusches oder Geschreies, im Ge- 
gensatze zu dem der Oscines, gebildet. 


Tribus I. Maerochires. 
Fam. Trochilidae. 


Die Colibris sind neuerdings mehrseitig Gegenstand spe- 
zieller monographischer Bearbeitung und ist daher die natür- 
liche Gruppirung der Subfamilien und Gattungen zu erwarten, 
wir glauben daher für jetzt über diese mannichfaltige und an 
Arten zahlreiche Familie hinweggehen zu können. 


Fam. Cypselidae. 


Subfam. Oypselinae. 
1. Collocalia Gray 1840. 
2. Acanthylis Boie 1826 (Chaetura Steph. 1825, Hemi- 
procne Nitzsch 1840). 
. Macropteryx Sws. 1832. (Pallestre Less. 1837). 
. Panyptila nov. gen, 
5. Cypselus J1l. 1811. 
etc. 

Die Gattung Panyptila (navvrtikog, ganz, befiedert, von 
zeavv, gar sehr, sehr viel, valde; nıuiAov, Gefieder) unter- 
scheidet sich von Cypselus schon genügend durch die weniger 
nach vorn gerichtete Hinterzehe und die nicht auf den Vorder- 
lauf beschränkte, sondern auch über die Zehen bis zu den 
Nägeln sich erstreckende Befiederung. 

Typus: P. cayennensis. 
Hirundo cayennensis Gm, 


> ww 


346 Cabanis: 


Fam, Caprimulgidae. 


Subfam, Caprimulginae. 
1. Chordediles Sws. 1831. (Chordeiles (!) Sws.), 
2. Podager Wagl. 1832. 
3. Caprimulgus Lin. 
4. Hydropsalis Wagl. 1832. (Psalurus Sws. 1837) 
5. Eleothreptus Gray 1840. (Amblypterus Gould 1837). 
6. * Nyctidromus Gould 1838. 
7. * Eurostopodus Gould 1837. 
etc. etc. 
Subfam. Steatorninae. 
1. Nycetibius Vieill. 1816. (Nyctornis Nitzsch 1840). 
2. Steatornis Humboldt 1817. 
Ueber die Podarginae, welche nicht hierher gehören, ver- 
weisen wir auf die bereits berührte Fam. Coraciadae. 


Tribus II. Amphibolnae. 
Fam. Opisthocomidae, 


Subfam. Opisthocominae. 
1. Opisthocomus J11. 1811. (Orthocorys Vieill. 1816). 


Fan. Musophagidae. 
Subfam. Coliinae. 
1. Colius (Briss.). 


Subfam. Musophaginae. 


1. Corythaix J1l. 1811. (Turacus (!) Cuv. 1799 — 1800. 
Opaethus Vieill. 1816. Spelectus Wagl. 1827). 

2. Phimus Wag]. 1827. (Musophaga (!) Isert 1789). 

3. Schizorhis Wagl. 1829. (Chizaerhis (!) Wagl. 1827. 
Corythaixoides (!) Smith 1834. Coliphimus(!) Smith 1836). 


Ordo IV. Scansores. Klettervögel. 
Charakterisirt durch die paarige Stellung der Zehen von 
je 2 nach vorn und hinten. Ausser der Hinterzehe ist in der 
Regel die äussere Zehe nach hinten gerichtet, 


Ornithologische Notizen. 347 


Fam. Cueulidae. 


Die Gründe, welche die Cueuliden als höchste Form der 
Rlettervögel erscheinen lassen, haben wir früher (Orn. Not. I. 
p- 195) angedeutet. 

Charakteristisch ist noch, dass die Aussenzehe in der 
Regel nicht ganz nach hinten gerichtet ist, wie bei den übri- 
gen Familien der Ordnung, und somit gewissermaassen den 
Charakter einer Wendezehe annimmt. 


Subfam, Bueconinae, 


Bei den Aucconinen ist die Stellung der Aussenzehe ganz 
dieselbe, wie bei den übrigen Subfamilien der Cwczliden und 
glauben wir daher, dass die Awcconinen im natürlichen Sy- 
steme hierher gestellt werden müssen. 

4. Bucco Lin. (Tamatia Cuv. 1817). 

2. Monasta Vieill. 1816. (Monasa (!) Vieill.. Scotocharis 
Gloger 1827). 

3. Chelidoptera Gould 1836. (Brachypetes Sws. 1837). 
etc. 


Fam. Trogonidae. 


Weicht von den andern Familien der Ordnung dadurch 
ab, dass nicht die Aussenzehe, sondern die Innenzehe 
nach hinten gerichtet ist. 


Fam. Galbulidae. 


Subfam. Galbulinae. 


. Galbula Lath. 
. Caua.x. (Jacamaraleyon (!) Cuv. 1829). 
3. Lamproptila Sws. 1837. (Lamprotila (!) Sws. Jaca- 
merops (!) Cuv. 1817). 
Für Jacamaraleyon (!) schlagen wir den Namen (auar 
(zala&, ax0g 6 nom. prop. = (eyz). 
Typus: ©, tridactylus. 
Galbula tridactyla Vieill. 


x” m» 


Fam. Pieidae, 


Ueber diese Familie werden spezielle monographische Ar- 
beiten vorbereitet, deren Erscheinen wir abwarten zu müssen 
glauben, 


348 Cabanis: 


Fam. -»Bhamphastidae. 


Die Vereinigung der Bueconinae ( Tamatianae) und (a- 
pitoninae zu einer Familie Bucconidae ist eine unnatürliche. 
Die Bucconinae glauben wir am natürlichsten bei den Czcu- 
Ziden untergebracht zu haben; die Capitoninae aber scheinen 
uns in naher natürlicher Verwandtschaft mit den AAamphasti- 
nen zu stehen, weshalb wir sie hier folgen lassen. 


Subfam. Capitoninae. 
1. Capito Vieill. 1816. (Nyctactes Gloger 1827). 
.„ Laemodon Gray 1841. (Pogonias Jl. 4814. Pogonia 
Vieill. 1816). 
3. Megalaema Gray 1846. (Barbatula (!) Less. 1837), 
etc. etc. 


[5 


Subfam. Rhamphastinae. 
. Pteroglossus J1l. 1811. 
. Rhamphastos Lin. 
etc. 


ve 


Fam. Psittacidae. 


Aus den früher gemachten Angaben über Flügelbildung 
und Laufbekleidung ergiebt sich, dass bei den Psittaciden die 
grösste Zahl der Schwingen vorkommt und der Lauf in der 
Regel mehr oder weniger ganz ohne grössere Tafeln oder 
Schilder ist. Beides bekundet eine niedrige Stellung im Sy- 
steme und betrachten wir daher die Psittaciden als die unterste 
Familie der Ordnung. 


N 


Zum Schluss lassen wir hier noch einige zerstreute No- 
tizen folgen: 


Fam. Laniadae. 


Gen, Phyllomanes Cab. 
1. Ph. mystacalis n. sp. 

Nahe verwandt mit PA. olivaceus (Lanius olivaceus Lin.), 
aber etwas grösser und besonders der Schnabel länger. Ober- 
seite olivengrün, etwas dunkler als bei olivaceus; Haube nicht 
grau, sondern wie der Rücken und kaum merklich dunkler 
gefärbt; die weisse Färbung der Augenlieder und der Kehle 


Ornithologische Notizen. 349 


zieht etwas ‚ins rostgelbliche; die Kehle ist durch einen am 
Kinn entspringenden schwärzlichen Bartstreifen eingefasst; in- 
nerer Fahnenbart der Steuerfedern hellgelb gerandet; Ober- 
kiefer dunkel, Unterkiefer mit Ausnahme der Spitze hell. 

Die 2te Schwinge ist die längste, die 3te fast gleichlang, 
die 1ste in gleichen Abständen von der 4ten und Sten. 

Ganze Länge über 6”; Schnabel 94’; Schnabel vom Kinn- 
winkel zur Spitze 42”; Flügel 3"; Schwanz 2” 4’”’; Lauf 9". 

Exemplare dieser Art befinden sich im Anatomischen Mu- 
seum in Weingeist und stammen wahrscheinlich von-einer der 
Westindischen Inseln. 


Gen. Trichas Gloger. 

Der Name Triehas wurde von Gloger im März 1827 an 
die Stelle von Oriniger (!) Temm. gesetzt. Trichophorus Temm. 
ist später als Trichas Gloger vorgeschlagen. 

Für die Gattung Trichas Sws., April 14827 haben wir 
den- Namen Geotklypis (Fam. Sylvieolidae) vorgeschlagen 
1. Trichas barbata (Temm.), 

2. T. gularis (Horsf.). 

3. T. icterica (Strickl.). 

4. T. flaveola (Gould). 
etc. 


Fam. Fringillidae. 
Gen. Poospiza noy. gen. 


Einige der Chipiw Azara’s, welche bisher, wie die fol- 
genden Synonyme zeigen, bald hier bald dort untergebracht 
wurden, bilden die hier zu begründende Gattung Poospiza. 

Am nächsten scheint die Gattung mit Pipilo, wohin’Swain- 
son die folgenden Arten stellte, verwandt und kommt: dieser 
Gattung in Gestalt und Bildung der einzelnen Körpertheile 
ziemlich nahe, jedoch zeigt Poospiza durchweg eine schwächere 
und zierlichere Bildung. Schon der schwächere, gestrecktere, 
verhältnissmässig mehr gebogene Schnabel und der fast ganz 
fehlende oder doch nur schwach angedeutete Einschnitt vor 
der Schnabelspitze ist ein genügender Unterschied. 

Ausser einigen in Bezug auf die Synonymie noch nicht 
gehörig festgestellten Arten stellen wır zu Poospiza: 


350 Cabanis: 


1. P. nigrorufa. 

Chipiu nor et rougedätre Azar No.142. 

Emberiza nigrorufa Orb. Lafr. Syn. (1837). 

Pipilo personata Sws. Two Cent p.311. No, 94. (1838). 
2. P. thoracica. 

Fringilla thoracica I]. Mus. Ber. Erman Reise Atlas 

p- 10. No. 73. (1835). 

Pipilo rufitorques Sws. Two Cent. No. 96. 

Carduelis rufogularis Less. Rev. Zool. 1839, 

Pipilo thoracica (Jll) Gray. Gen. Birds Part I. 


3. P. lateralis. 
Emiberiza lateralis Natt. MSS: 
Fringilla lateralis Mus. Berol. Erman ‚Reise Atlas p. 10. 
No. 72. (1835). 
Pipilo superciliosa Sws. Two Cent. No. 95. 
Die folgenden Arten sind uns nicht bekannt und müssen 
daher einer späteren Feststellung vorbehalten bleiben: 
1. Ch. pardo y canela Azar. No.143. Vielleicht mit einer 
der vorhergehenden Arten identisch? 
2. Ch. negro y blanco Azar. No. 144. 


Conf. Vieill. Diet. Deterv. XI. p. 4. 
Emberiza melanoleuca Orb. Lafr. Syn. p. 82. 


Gen. Mycerobas nov. gen. 


Sowohl Schnabelform als sonstige Bildung rechtfertigen 
die generische Trennung dieser Gruppe von Coccothraustes. 
Die Kieferschneide ist im Vergleich mit Coccothraustes merk- 
Jich ausgerandet und an den Schwingen sowohl wie an den 
Steuerfedern fehlt die, für, Coceotkraustes charakteristische, 
eigenthümliche Bildung der breiten ausgeschnittenen Spitzen. 


Als Arten gehören hierher: 


1. M. melanoxanthus. 
Coceothraustes melanoxzanthus Hodgs. 1. 
Coccothraustes fortirostris Lafr. 


2.:M. icteroides. 
Coccothraustes icteroides Vig. 


3. M. ferreirostris. 
Coccothraustes ferreorostris Vig. 
Fringilla papa Rittl. 
etc. etc. 


En; Örnithologische Notizen. 351 


Fam. Colopteridae.. 


Gen. Hapalocereus Cab. 
H. helviventris n. Sp. 
- Grösse, Gestalt und einzelne Körperverhältnisse fast ganz 

wie bei 4. flaviventris, unterscheidet sich von dieser Art: 

Die Oberseite ist ähnlich gefärbt wie bei faviventris, nur 
dunkler, bräunlicher, etwa von der Färbung der Haube von - 
. A. flaviventris. Unterseite und ein Fleck vor den Augen hin- 
gegen weisslich (nicht gelb) ins rostgelbliche oder hellbräun- 
lichgelbe ziehend; Flügelrand und Schienen dunkler als bei 
flaviventris. 

Die 4te Schwinge ist wenig länger als die 3te; die 2te 
ist gleich der 6ten. 

Ganze Länge 4%”; Schnabel vom Mundwinkel 7"; Flügel 
4" 92"; Schwanz 1” 10)”; Lauf 8". 

Ein Exemplar dieser Art wurde dem Anatomischen Mu- 
seum in Weingeist- übersandt und stanımt, wie PAyllomanes 
mystacilis, von einer der Westindischen Inseln. 


Gen. Myiarchus Cab. 
M. validus n. sp. 

Gestalt und Körperverhältnisse wie bei M. erinitus (Gm.) 
der Schnabel jedoch etwas schwächer, die Füsse stärker ent- 
wickelt; Oberseite dunkel olivenfarben (etwa wie bei M. ferox 
(Gm.); Flügeldecken und äusserer Fahnenbart der Schwingen 
lebhaft rostroth gerandet; innerer Fahnenbart mit breiten hel- 
leren roströthlichen Säumen; Steuerfedern, besonders fast am 
ganzen innern Fahnenbarte, lebhaft rostroth. Unterseite hell- 
grau, Bauch weisslich, besonders die untern Schwanzdecken 
schwach roströthlich angeflogen ; untere Flügeldecken rostroth. 
Schnabel und Füsse schwärzlich. An der äussern Laufseite 
ist eine regelmässige Reihe grösserer Schilder. 

Ganze Länge 8%”; Schnabel vom Mundw. 4” 2”; Flügel 
fast 4"; Schwanz 33"; Lauf 114”. 

Vaterland wie bei der vorhergehenden Art. 


Fan, Ballidae. 
Gen. Hydroeicca nov. gen. 
Der Ypecahu ü face noire Azara No. 373, Rallus mela- 


3,3 ve Cabanis: Ornithologische Notizen. 


nops Vieill., wird in der Regel für identisch mit Aallus coro- 
linus Lin. gehalten, beide Arten sind indess generisch ver- 
schieden und betrachten wir den anscheinend noch wenig be- 
kannten Vogel Azara’s als Typus einer neuen Gattung Aydro- 
cieca (vVdwg, Wasser; zixxa, Huhn). Dieselbe steht zwischen 
Tribonyz und Gallinula und nähert sich in der Schnabelform 
mehr der ersteren, im Uebrigen aber der letzteren Gattung. 
Der Schnabel ist verhältnissmässig stärker als bei Gallinula 
und, besonders nach der Stirn zu, höher, wo die Firste ohne 
besondere Abplattung mit einem spitzen Winkel in der Stirn 
endigt; Flügel kurz; Zehen mit deutlichen Anfängen von Haut- 
fortsätzen wie bei Gallinula. 

Typus: #4. melanops. 


Berlin im November 1847. 


Gedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin. 


ARCHIV 


FÜR 


NATURGESCHICHTE. 


GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN. 


IN VERBINDUNG MIT 


PROF. DR. GRISEBACH IN GÖTTINGEN, PROF. von BIE- 
BOLD IN FREIBURG, DR. TROSCHEL IN BERLIN, PROF. 
A. WAGNER IN MÜNCHEN UND PROF. RUD. WAGNER 


IN GÖTTINGEN 
HERAUSGEGEBEN 


voN 


Dr. W. F. ERICHSON, 


PROFESSOR AN DER FRIEDRICH-WILHELMS-UNIVERSITÄT ZU BERLIN, 


DREIZEHNTER JAHRGANG. 


Zweiter Band. 


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BERLIN 1847. 
IN DER NICOLAVSCHEN BUCHHANDLUNG. 


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Anusansunaug ande ALKLEI nun. 


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Inhalt des zweiten Bandes. 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Säug- 
thiere während des Jahres 1846. Vom Prof. Andr. Wagner 
in München - 

Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel 
während des Jahres 1846, Vom Dr. G. Hartlaub . } 

Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in der Naturge- 
schichte der Inseecten, Arachniden, Crustaceen und Entomo- 
straceen während des Jahres 1846. Vom Herausgeber 

Jahresbericht über die Leistungen im Gebiete der physiologischen 
Botanik während des Jahres 1846. Von Dr. Julius Münter 

Bericht über die Leistungen in der Herpetologie während des 
Jahres 1846. Von Dr. F.H. Troschel > 

Bericht über die Leistungen in der Ichthyologie während des 
Jahres 1846. Von Demselben . 

Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Mollus- 
ken während des Jahres 1846. Von Demselben 

Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeographie während 
des Jahres 1846. Von Dr. A. Grisebach h . 


Seite 


65 


209 


. 337 
. 343 
. 368 


. 409 


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 nodoaigoleisyda ish wtard»O art naymutaio.l sib ad 

POR aan amklark u now. sat ad Bohr bau 
eb basıdiw sigoloisgraih 1ah..ai magımmeis.l or 

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Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Säugthiere während des Jahres 1846. 


Vom 


Prof. Audr. Wagner 
in München, 


Während Waterhouse im vergangenen Jahre den ersten 
Band seiner Natural History of the Mammalia vollendete, hat 
Ref. mit dem Vllten Bande seine Fortsetzungen von Schre- 
ber’s Naturgeschichte der Säugthiere zum Abschlusse gebracht. 


Dieser letzte Band enthält die Ruderfüsser und Fischzitz- 
thiere, und mit ihm ist ein Werk zu Ende geführt, das seinen An- 
fang schon vor 71 Jahren genommen hatte. Es besteht jetzt im Gan- 
zen aus 7 Bänden, nebst einem Supplement, das aus 4 Abtheilungen 
zusammengesetzt ist. Durch Nachtragung der neuen Arten sind nun- 
mehr alle zur Zeit der Publikation bekannten sicheren Spezies von 
Säugthieren darin aufgenommen, deren Anzahl im Ganzen 1446 be- 
trägt, nach folgender Vertheilung: 


Alten”? .', 128 Zahnlücker . 30 
Flederthiere . 244 Einhufer . . 6 
Insektenfresser 65 Dickhäuter . 27 
Fleischfresser 206 Wiederkäuer 145 
Beutelthiere . 87 Ruderfüsser . 20 
Nager... A446 Fischzitzthiere 42. 


Diese Anzahl von Arten darf indess merklich erhöht werden, indem 
theils seit der Publikation der einzelnen Abtheilungen eine ziemliche 
Menge neuer Spezies entdeckt wurde, theils auch in Aussicht steht, 
dass viele unter obiger Ziffer nicht mit einbegriffene zweifelhafte 
Arten in der Folge sich als gute Spezies bewähren dürften. 


Schinz hat in rascher Folge Fortsetzungen geliefert von 
seinen „Monographien der Säugthiere; mit Abbildungen nach 
der Natur und den vorzüglichsten naturwissenschaftlichen Wer- 
ken gezeichnet von J. Kull.“ 

Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg, 2. Bd, A 


2 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Heft 7. enthält die Einhufer,; 8—17: die ganze Gattung der An- 
-tilopen. Die Bearbeitung ist wie in den früheren Heften ausgeführt; 

neue Arten sind nicht zugekommen. 

Von Cuvier’s Regne animal ist der Anfang einer neuen 
deutschen Bearbeitung erschienen. 

Sie führt den Titel: „Das Thierreich geordnet nach seiner Or- 
ganisation, als Grundlage der Naturgeschichte der Thiere und als 
Einleitung in die vergl. Anatomie; von Freih. G. v. Cuvier. Nach 
der zweiten vermehrten Ausgabe frei ins Deutsche übersetzt und durch 
Zusätze sowohl dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft ange- 
passt, als auch für den Selbstunterricht eingerichtet von A. V.Streu- 
bel. 1ster Theil. Berlin. 972 8.8.“ — Dieser erste Theil der Bear- 
beitung enthält nur Cuvier’s Einleitung, die dadurch zu einer so gros- 
sen Ausdehnung gelangt ist, dass der deutsche Bearbeiter sowohl die 
anatomisch-physiologische, als auch die systematische Abtheilung der- 
selben mit ausführlichen Erläuterungen versah, wodurch dieser erste 
Theil eigentlich zu einer selbstständigen Arbeit geworden ist, die ein 
sehr reiches Material ‘darbietet. Bei Erscheinung des zweiten Theiles, 
der mit den Säugthieren zu beginnen hat, werden wir ausführlicher 
auf dieses Werk zurückkommen. 

Eine interessante Erscheinung des thierischen Lebens be- 
handelte Barkow in seinem Buche: ‚der Winterschlaf nach 
seinen Erscheinungen im Thierreich dargestellt.“ Berl. 545 S. 


8. mit 4 Steintafeln. 

Eine Menge eigener und fremder Erfahrungen und Beobachtun- 
gen über den Winterschlaf der Thiere, insbesondere auch derjenigen 
Säugthiere, die demselben unterworfen sind, finden sich hier zusam- 
mengestellt. j 1 

Erwähnenswerth sind Schwarda’s Andeutungen aus dem See- 
lenleben der Thiere. Wien. 

Einem lang‘ gefühlten Uebelstande hat G. Engelmann 
abgeholfen mit seinem Index librorum historiam naturalem 
spectantium ab anno MDCC ad MDCCCXLVI in Germania, 
Scandinavia, Anglia, Gallia, Belgio, Italia atque Hispania im- 
pressorum, Leipz., 786 $. 8. { 

Auch unter dem Titel: ‚Bibliotheca historico -naturalis. Ver- 
zeichniss der Bücher über Naturgeschichte, ‘welche in Deutschland, 
Skandinavien, Holland, England, Frankreich, Italien und Spanien in 
den Jahren 4700— 1846 erschienen sind. ister Band. Bücherkunde. 
Hülfsmittel. Allgemeine Schriften, Vergleichende Anatomie und Phy- 
siologie. Zoologie. Palaeontologie.“ — Eine in ‚aller Rücksicht aus- 
gezeichnete Arbeit, mit bewundernswerthem Fleisse und möglichster 
Vollständigkeit und Genauigkeit ausgeführt, ‚durch ein wohlgeordnetes 
Namen- und Sachregister leicht benutzbar gemacht, zugleich mit schö- 
nem correkten Druck und vortrefflichem Papier ausgestattet. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1816. 3 


In einem sehr langen, von der Organisation der Säug- 
thiere handelnden Artikel, der von E. Baudement für das 
Dict. univ, d’hist. nat. bearbeitet wurde, findet sich (VU. 
pP. 728.) Is. Geoffroy’s neueste Eintheilung der Säugtbiere 
mitgetheilt. 

An eigenthümlichen Aenderungen in der ‘schematischen Gruppi- 
zung der Ordnungen, Familien und Zünfte fehlt es nicht, ohne dass 
uns selbige als sonderlich annehmbar oder auch nur als durchgängig 
richtig erschienen; die Eintheilung der Nager ist sogar ein offenbarer 
Rückschritt. Um nur etliche Beispiele anzuführen, so sind Mus, 
Echinomys und Dipus in eine Familie zusammen gezwängt; mit den 
Cavien nicht blos die Chinchilliden. sondern selbst Hapalotis (zu den 
ächten Murinen gehörig) vereinigt; die Insektivoren in 7 Familien 
vertheilt, dagegen die Carnivoren auf 2 beschränkt, wovon überdiess 
Cercoleptes die eine ganz allein einnimmt. Die Unterscheidungen 
beruhen oft auf sehr unbedeutenden Merkmalen, sind hie und da 
auch nicht streng genug, wie denn z. B. die Leporides als imparfai- 
tement clavicules bezeichnet werden, während bei den Pieifhasen 
(Lagomys) die Schlüsselbeine vollständig sind. Gegen die Evidenz 
der Parallesirung dreier Hauptabtheilungen hat schon Baudement be- 
scheidene Zweifel zu erheben sich erlaubt. 

Referent hat (in den Abh, der mathemat. physik. Klasse 
der k. bayer. Akad. d. Wissenschaft. Bd. IV. Abth. 3.) von 
seiner Abhandlung über die geographische Verbreitung der 
Säugthiere die 3te und letzte Abtheilung bekannt gemacht. 

Sie enthält die Schilderung der Säugthier-Fauna Afrika’s, des 
tropischen Amerika’s, Australien’s und der magellanischen Provinz. 
Zugleich sind dieser Abtheilung 9 kolorirte Karten beigegeben, näm- 
lich 1) Darstellung der Säugthier- Verbreitung nach Zonen und Pro- 
vinzen. 2) Verbreitung der Hirschgattung. 3) Verbreitung der Affen 
und des Eisfuchses. 4) Verbreitung der Beutelthiere, des Rennthiers 
und der gestreiften und gefleckten Hyäne. 5) Verbreitung der Wühl- 
mäuse und der Edentaten. 6) Verbreitung der Chiroptera frugivora, 
der Istiophora americana, des Seeotters und des Wallrosses. Die 3 
folgenden Karten befassen sich blos mit der östlichen Halbkugel und 
zwar 7) die Verbreitung des Eisfuchses, der Affen, der Antilope Saiga, 
des Equus Hemionus und des Thylacinus. 8) Verbreitung des Renn- 
thiers, des gemeinen Hasen, des Löwen, der Makis, des Orang-Utans, 
der Untergattung Ceonyx und der Gabelthiere (Monotremata). 9) 
Verbreitung des veränderlichen Hasen, der beiden Arten Kameele, 
der beiden Arten Elephanten und der Beutelthiere. 

Einige Bemerkungen über die geographische Verbreitung 
der ausgestorbenen Säugthiere hat Owen in den Ann. of 
nat. hist, XVII. p. 197 mitgetheilt. 

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4 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Er kommt im Ganzen zu dem Schlusse, dass dieselben eigen- 
thümlichen Formen von Säugthieren und Landvögeln in der jüngsten 
Tertiärperiode an dieselben natürlichen Provinzen wie noch heutigen 
Tages gebunden waren, und dass mithin im Allgemeinen zu damaliger 
Zeit die nämliche Vertheilung von Land und Wasser statthatte. Owen 
gelangt also hier zu’ denselben Resultaten, wie sie Ref. bereits in 
seiner „Geschichte der Urwelt“ ausgesprochen hatte. 


Die Blutkügelchen der Säugthiere sind Gegenstand ge-. 
nauer Untersuchungen geworden. 


Die zahlreichsten Beobachtungen hat G. Gulliver (Ann. of nat. 
hist. XVII. p. 200) angestellt, indem er nicht weniger als 485 Spezies 
von Wirbelthieren untersuchte, von denen allen er die Grösse der 
Blutkügelchen in einer systematisch geordneten Tabelle aufführt. 
Was insbesondere die Säugthiere anbelangt, so giebt er hierüber 
folgende allgemeine Bemerkungen. 1) Das kleinste britische Säug- 
thier, die Zwergmaus, hat völlig so grosse Blutkügelchen als das 
Pferd; bei der gemeinen Maus sind sie grösser als bei letzterem 
oder beim Ochsen. Obwohl demnach kein Verhältniss zwischen der 
Grösse der Kügelchen und der der Thiere in verschiedenen Ordnun- 
gen besteht, so haben doch in derselben Ordnung gewöhnlich die 
grösseren Arten grössere Blutkügelchen als die kleineren. 2) In sehr 
jungen Embryonen sind die Blutkügelchen viel grösser als in Er- 
wachsenen, und bei solchen Embryonen hat jedes Kügelchen einen 
Kern, der in einer spätern Periode des Fötuslebens verschwindet, 
wenn gleich jene noch grösser als die der Mutter sind. 3) Die 
Dicke ist veränderlich; sie beträgt aber gewöhnlich etwas mehr als 
4 des Durchmessers. 4) Hinsichtlich der Grösse der Blutkügelchen 
in den verschiedenen Ordnungen sind sie bei den Affen ziemlich 
gleichförmig und gewöhnlich kaum merklich kleiner als beim Men- 
schen. Bei den Fleischfressern ist der Unterschied so gross, dass 
er mit zur Unterscheidung derselben in Rücksicht gezogen werden 
kann. In absteigender Linie der Grösse der Blutkügelchen reihen 
sich die Fleischfresser foigendermassen: Robben, Hunde, Bären, Mar- 
der, Katzen, Viverren. Darnach kommen die Hyänen mit den Hun- 
den, Bassoris mit den Bären und Cercoleptes mit den Viverren zu- 
sammen. Die Kameele sind die einzigen Säugthiere mit ovalen 
Blutkügelchen, wie bei den unteren Wirbelthieren; ihre Struktur ist 
aber die nämliche wie bei allen Säugthieren, indem ihnen der Kern 
abgeht, der in den Blutkügelchen der übrigen Wirbelthierklassen ge- 
funden wird. Nächst dem Elephanten hat das zweizehige Faulthier 
die grössten Blutkügelchen unter allen Säugthieren, 

Tiefer in die Struktur der Blutkügelehen eingehend ist die Ab- 
handlung von Wharton Jones, tlıe Blood-corpusele considered in 
its different Phases of Development in the Animal Series. Memoir I. 
Vertebrata. Philosoph. Transaet. 1846. part. 2. p. 63. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 5 


Blainville hat von seiner Osteographie Heft 19—21 erschei- 
nen lassen, wovon 19 die Gattung Tapirus, 20 Rhinoceros, 21 Pa- 
laeotherium, Lophiodon, Anthracotherium und Choeropotamus enthält. 

Beachtenswerth sind 2 kleinere Arbeiten: 1) Spöndli über den 
Primordialschädel der Säugthiere und des Menschen. Zürich. 2) C. 
Bergmann, einige Beobachtungen über die Skeletsysteme der Wir- 
belthiere. Göttingen. f 


Ueber die Fortschritte der grossen naturhistorischen Reise- 
werke in ihrer Publikation — insofern sie es mit der Therolo- 
gie zu thun haben — kann Nachstehendes bemerklich gemacht 


werden. 

Von der Zoology of the voyage of H. M. S. Erebus et Ter- 
ror under the command of Capt. Sir J. C. Ross, edited by J. Ri- 
chardson and J. E. Gray, sind bisher 3 von J. E. Gray bearbeitete 
therologische Abtheilungen erschienen, von denen die letzte die Walle, 
und der Text von den beiden ersten die Robben abhandelt, während 
die Abbildungen über diese Ordnung hinausgreifen, indem auf Tab. 18. 
der Jacchus rufiventer dargestellt wird, auf Tab. 19. Scotophilus Goul- 
dit und Morio, Tab. 20. Scotophilus pumilus und Greyii, Tab. 21. Ny- 
ctophilus Geoffroyii und major, Tab. 22. Mystacina tuberculata und 
Molossus norfolcensis, Tab. 25. Antechinus Swainsonii, leucogaster 
und affınis. 

Der nunmehr vollständig gewordene zoologische Atlas von Du 
Petit-Thouars Voyage autour du monde sur la Fregatte Venus 
pendant les annees 1836 -— 1839, enthält folgende Säugthier-Abbil- 
dungen. Tab. 1. Cercopithecus Lalandi. — Tab. 2. Schädel und Ge- 
hirn von Chrysothrix, Callithrix und Hapale. — Tab. 3. Kopf und 
Schädel vom Nachtaffen. — Tab. 4. Ursus arctos. — Tab. 5. Skelet 
des Ursus ferox. — Tab. 6. Procyon lotor var. — Tab. 7. Mephitis 


mesomelas. — Tab. 8. Felis ulbescens Puch. — Tab. 9. Felis rufa. 
— Tab. 10. und 11. Sceiurus aureogaster. — Tab. 12. Sciurus Ne- 
bouzii 1s. Geoffr. — Tab. 13. Neotoma floridana. Neben neuen 


Arten sind also wohl bekannte und schon gut abgebildete Spezies 
nochmals abgebildet, was man in so kostspieligen Werken vermeiden 
sollte. Der Text ist noch nicht erschienen. 


Von Beiträgen zur Kenntniss der Lokalfaunen sind fol- 
gende aufzuführen, 

Fauna Marchica. Die Wirbelthiere der Mark Branden- 
burg. Ein Handbuch für Lehrer, Forstbeamte ete. bearbeitet 
von J. H. Schulz. Berl. 1845. 

Giebt nicht blos eine Aufzählung der Arten, sondern fügt diesen , 
ausführliche Beschreibungen bei, was übrigens weniger nöthig wäre, 
als detaillirtere Angaben über die Verbreitung der einzelnen Arten 
in der Mark. Als bemerkenswerthe Vorkommnisse sind zu nennen: 


6 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Myozxus glis in der Neumark. M. nitela soll bei Neustadt E. W. und 
Freienwalde gefangen sein. M. avellanarius nicht selten. Cricetus 
frumentarius bei Jüterbogk und Treuenbrietzen, Mus Rattus wird 
in Berlin selten; M. decumanus sehr häuflg; M. agrarius ebenfalls 
sehr häufig. Castor fiber in der Mark ausserordentlich selten. Das 
Wildschwein in den Wäldern nicht selten. Der Wolf nur als Flücht- 
ling; die Wildkatze ausgerottet; der Nörz noch nicht beobachtet, 
Von Phoca vitulina sind einzelne Individuen in der Oder bis Küstrin 
und Frankfurt gekommen. 


Beiträge zur Kenntniss der bayerischen Fauna von A. 
Wagner (Münchner gel. Anzeig. XXI. S. 649.) 


Von Sr. K. Hoheit dem Kronprinzen von Bayern beauftragt, auf 
einer grösseren Karte eine Darstellung der geographischen Verbrei- 
tung der wichtigsten Thiere aus der bayerischen Fauna zu versuchen, 
benutzte Ref. diese Gelegenheit, um durch die Forstämter des Rei- 
ches sich Notizen über das Vorkommen der wichtigsten Thiere in 
ihren Bezirken zu verschaffen. Dadurch erlangte er eine Uebersicht 
über die Verbreitungsverhältnisse dieser Thiere, wie sie in solcher 
Vollständigkeit auf anderem Wege nicht zu erzielen gewesen wäre, 
und dies war aueh der Grund, weshalb er sich zur Publikation die- 
‘ser Erfahrungen veranlasst sah, Von Säugthieren sind hier zur Be- 
rücksichtigung gekommen: Bär, Wolf, Luchs, Wildkatze, Wildschwein, 
Biber, Murmelthier, Hamster, Alpenhase, Gemse, Edelhirsch, Dam- 
hirsch, Reh und Alpen-Spitzmaus, 


2 Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vorkommenden 
Wirbelthiere. Von H. Rathke. (N. Preuss. Prov. Bl. 1846. 
Bd. II. H. 1.) f 


Von Säugthieren 47 Arten. Bemerkenswerth ist u. a. das Vor- 
kommen des Lepus variabilis im östlichen Preussen. 


Catalogue of Mammalia inhabiting Malayan Peninsula and 
Islands; collected or observed by Th. Cantor M.D. Bengal 
Medical Service, (Journ. of the Asiat. Soc. n. 171, 172, vol. 
XV.). — Observations on the Natural History of the Malayan 
Peninsula, by Capt. P. J. Begbie, Madras Artillery. Commu- 
nicated by H. E. Strickland (Ann. of. nat. hist. XVII. p. 395). 

Das Verzeichniss von Cantor führt 97 Arten auf, und begnügt 
sich nicht blos mit deren einfachen Aufzählung, sondern fügt ausführ- 
liche Bemerkungen bei. Auffallend ist es, dass die bekannten Arten 
um nicht mehr als eine neue Spezies, den Hipposideros galefitus, 
vermehrt, während doch nicht anzunehmen ist, dass auf der malayi- 
schen Halbinsel bereits alle Säugthierarten, zumal unter den Fleder- 
mäusen und Nagern, aufgefunden seien. Auch würde der Werth die- 
ses Verzeichnisses noch ansehnlich erhöht worden sein, wenn der 


Naturgeschichte der: Säugthiere während des Jahres 1846. K74 


Verf. Gelegenheit gehabt hätte, sich mit den holländischen Arbeiten 
über die Säugthier-Faunen der indischen Inseln bekannt zu machen, 
Gleichwohl ist dieses Verzeichniss eine höchst schätzbare Leistung, 
sowohl seiner reichhaltigen Bemerkungen wegen als auch bezüglich 
der Kenntniss von der Verbreitung der Säugthiere in diesem Theile 
Indiens; . Die meisten Arten sind auch auf den sundaischen Inseln, 
weit seltener in Vorderindien zu finden. 

‘Die andere Mittheilung über die Säugthiere der malayischen 
Halbinsel hat Striekland aus einem kleineren, selbst in England fast 
ganz unbekannten Buche entlehnt, betitelt: „The Malayan Peninsula, 
embraeing the History, Manners and Customs of.the Inhabitants, 
Polities, Natural History ete. by Capt. P. J. Begbie; printed at the 
Vepery Mission Press 1834.“ Wenn die zoologischen Kenntnisse des 
Verf. eben so lobenswerth als sein guter Wille gewesen wären, oder 
wenn Strickland die Berichtigung der Irrthümer übernommen hätte, 
so würden diese Mittheilungen willkommener sein. So aber sind so 
grobe Missgriffe in der Bestimmung der Arten darin enthalten, dass 
diese Mittheilungen nur geeignet wären, unsere Kenntnisse von der 
malayischen Säugthier-Fauna zu verwirren. Als Beispiel mag die- 
nen, dass Begbie auf der Halbinsel nieht blos Simia Satyrus, sondern 
auch Simia Troglodytes wohnen lässt, indem er die dort einheimi- 
schen Gibbons dafür ansieht; ebenso verwechselt er das indische 
Schwein mit dem Babirussa u. s. w. Mit Zuziehung des Katalogs 
von Cantor lassen sich übrigens die von Begbie begangenen Irrthü- 
mer leicht verbessern, und alsdann kann man seine Bemerkungen 
über die Lebensweise und Verbreitung der malayischen Thiere wohl 
benutzen. 

Den Charakter der Thierwelt auf den Inseln des indischen Ar- 
chipels schilderte S. Müller in einem interessanten Aufsatze in un- 
serm Archiv. S.109. — Eine kurze Uebersicht über die Fauna von 
Java lieferte Temmink in seinem Coup-d’oeil general sur les pos- 
sessions Nöerlandaises dans J’Inde Archipelagique. Tom. I. Leid. 1846. 

Die Fortsetzungen von A. Smith’s illustrations of the Zoology 
of South Africa enthalten diessmal nichts Therologisches. 


Beiträge zur Kenntniss der Säugthiere Amerika’s von 
A. Wagner (Abh, der mathem. phys. Klasse der k. bayeri- 
schen Akadem. d. Wissensch,) 


Ref. hat in diesen Beiträgen den Anfang gemacht, ausführliche 
Beschreibungen von den neuen, grösstentheils durch J. Natterer 
entdeckten amerikanischen Säugthier- Arten, auf die er schon früher 
in diesem Archive durch kurze Diagnosen aufmerksam machte, zu 
liefern. Die erste Abtheilung der genannten Beiträge befasst sich mit 
den amerikanischen Beutelthieren und Fledermäusen, Beigegeben sind 
3 Tafeln mit Abbildungen von Fledermäusen, die nach Natterers in 
Brasilien verfertigten Originalzeichnungen ausgeführt sind und daher 


8 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


das Verdienst ansprechen können, vollkommen naturgetreue Darstel- 
lungen zu geben. 

Von Audubon’s und Bachmann’s gemeinschaftlichem Werke: 
„the viviparous Quadrupeds of North America“ ist nunmehr der erste 
Band beendigt und soll der Text besonders, ohne Zugabe der theu- 
ren Abbildungen, zu beziehen sein, doch ist es Ref. bisher noch nicht 
gelungen, denselben auf dem Wege des Buchhandels zu erlangen. 

Bezüglich der palaeontologischen Leistungen ist vor Allem her- 
vorzuheben. dass R. Owen seine History of British Fossil Mamma- 
lia and Birds mit dem 12ten Hefte beendigt hat. 

Von Faleoner’s und Cautley’s Fauna antiqua sivalensis ist 
bisher keine weitere Fortsetzung erschienen, obwohl, wie Ref. aus 
mündlicher Mittheilung weiss, an derselben rüstig gearbeitet wor- 
den ist. } 

H. v. Meyer machte im Jahrb. für Mineralogie S. 464 ausführ- 
liche Mittheilungen über die fossilen Säugthierüberreste aus den 
Höhlen von Vaucluse und Mancenans im Dept. du Doubs, ferner von 
Egerkingen im Kanton Solothurn, von Wien, Günzburg, Weissenburg, 
Mainz und aus dem untern Lahn-Thal (S. 513). 

G Jäger hat in den Münchn. gel Anzeig. XXI. S.10 eine kurze 
Nachricht über einige in dem Thal von Marathon aufgefundene fos- 
sile Knochen mitgetheilt, die dem Pferd und einer Hirschart angehö- 
ren. - Ref. macht bei dieser Gelegenheit bemerklich, dass er neuer- 
dings eine grosse Anzahl fossiler Säugthierknochen aus Griechen- 
land erhalten hat, darunter abermals ein Oberkiefer- Fragment vom 
Mesopithecus pentelicus, worüber er demnächst ausführlichere Mit- 
theilungen vorlegen wird. 


Pictet hat in die Mem. de la soc. phys. et d’hist. nat. 
de Geneve. XI, ire part. 1846 p. 85 eine Abhandlung einge- 
rückt unter der Aufschrift: Mem. sur des ossements trouves, 
dans les graviers stratifies des environs de Mattegnin (Canton 
de Genevye). 

In einer Kiesgrube bei Mattegnin wurden viele Knochen gefunden. 
Das Lager besteht 1) zu oberst aus vegetabilischer Erde, 2) aus san- 
digem Thon mit Gerölle von Granit, Porphyr, Quarz ete., so wie 
von Kalkstein, 18” mächtig; 3) aus Kiesschichten mehr oder minder 
compakt, je nach der Menge des stalaktitischen Cements, das die 
Geschiebe verbindet, 10—12’ mächtig und die Knochen enthaltend; 
4) aus grobem Letten, dessen Mächtigkeit unbekannt. Die Kiesschich- 
ten liegen 60 Metres über dem See und 70 Metres über dem zunächst 
liegenden Theil der Rhone, Alle gefundenen Arten sind identisch mit 
noch lebenden, und zwar sind folgende erkannt. 

Sorex aruneus. — Talpa. 

Mustela martes, putorius und vulgaris. 

Canis vulpes, fast ein ganzes Skelet: 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 9 


3 Mausarten. Die grössere von den Formen und Dimensionen 
des Mus rattus und leucogaster, welche beide Arten nicht durch ihre 
isolirten Knochen unterschieden werden können. Ausserdem Mus 
sylvaticus und musculus. 

Arvicola subterraneus und arvalıs. 

Schwein und Rind, ganz jungen Thieren angehörig und daher 
nicht sicher bestimmbar. 

Antilope rupicapra nach einem vordern und hintern Lauf und 
einem Schienbeinknochen. 

Schaf oder Ziege, nach einem Halswirbel. 

Ausserdem Vögel, nach wenigen und zerbrochenen Knochen. 

Ferner Bufo vulgaris, etliche Knochen, desgleichen von Rana 
esculenta. Unterkiefer von Lacerta viridis. 

Aus der Identität der lebenden und fossilen Arten zieht Pictet 
folgende Schlüsse. 1) Permanenz der Arten. 2) Die erwähnten di- 
luviarischen Ablagerungen sind jünger als die des grössten Theils von 
Europa. 3) Die Diluvial-Periode darf nicht getrennt werden von der 
modernen. Der grösste Theil der Arten dieser Periode lebt noch 
Be Die Diluvialablagerungen in Europa sind durch eine 

eihe partieller Ereignisse gebildet worden, die keineswegs in all- 
gemeiner Weise das Leben auf der Erdoberfläche unterbrochen, son- 
dern sich darauf beschränkt haben, einige Arten zu vernichten. 

H. Girard will aus den Fährten des sogenannten Chirotheriums 
auf einen krokodilartigen Batrachier, zunächst den Salamandern ver- 
wandt, schliessen (Jahrh. f. Min. S.1). 


In der Oversigt over det K. danske Vidensk.  Selskabs 
Forhandlinpger i Aaret 1845. Kjöbenh. 1846. S.57 hat Lund 
Fortsetzungen seiner Untersuchungen der brasilischen Höhlen 
angezeigt und damit abermals reiche Beiträge zur Kenntniss 
der urweltlichen Säugthier- Fauna Südamerika’s geliefert. Die 
ausführliche Mittheilung hat er dem nächsten Bande der däni- 
schen Denkschriften vorbehalten; einstweilen giebt er nur eine 
kurze Anzeige. 

Myrmecophaga erlangt demnach eine zweite urweltliche Art. 

Von Coelodon hat jetzt Lund ein ganzes Skelet gefunden. 


Von Platyonyz (Scelidotherium Ow.) fand er bedeutende Ske- 
lettheile von fast 30 Individuen, darunter ein vollständiges, zusam- 


“ menhängendes Gerippe. Er redueirt nunmehr die früheren Arten auf 2. 


Vom Lama sind ihm Skelettheile von 15 Individuen zugekommen. 
Den fossilen Tapir fand er in einem Individuum, wie auch eine 
Art von Mastodon und den Equus affin, caballo; ausserdem noch 
2 andere Arten: Equus neogaeus und E, principalis. 


Nach weiterem Material erkannte Lund, dass der Ursus brasi- 


10 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der ” 


liensis zur Untergattung MIO gehört, wozu er auch den Ursus 
ornatus zählt, 

Der Zuwachs an Resten von Smilodon lie ihn erkennen, 
dass Felis megantereon und Felis (Ursus) cultridens in mehreren 
Stücken eine Annäherung an jene Gattung zeigen. 

Von Nagern sind ihm viele Ueberreste zugekommen. 

Nach späterer Mittheilung erhielt Lund noch Ueberreste von 
Toxodon, aber weit grössere als die von T. platensis O w. Ferner 
fand er Owen’s Mylodon robustus, woraus er erkannte, dass seine 
Gattung Ocnotherium nur auf einem Bruchstück von diesem Thiere 
beruht. > | 


Simiae 


Simiae catarrhinae. Owen legte einige Bemerkun- 
gen vor über die Zerlegung eines Schimpanse, der in der 
Menagerie des zoologischen Gartens gestorben war (Ann. of. 
nat, hist. XVII. p. 476). 

Es war ein weibliches, beinahe erwachsenes Individuum, das vom 
Scheitel bis zur Ferse 3% Fuss lang war. Der Kehlsack erstreckte 
sich über die Vorderseite des Halses, unter dem Platysma myoides 
bis zur linken Achsel herab, wo er unter dem obern Rand des gros- 
sen Brustmuskel verlief. 


Eine ausführliche Schilderung des Knochengerüstes ‘von 
Huylobates agilis entwarf E, Fry (Ann. of. nat. hist. XVII. 
p- 484). 

Er bemüht sich besonders die Unterschiede nachzuweisen, 'wel- 
che das Skelet der Gibbons im Vergleich mit dem des Orang- Utans 
und des Schimpanses darbietet. Wirbel fand er im Ganzen 33, näm- 
lich 7 Halswirbel, 13 Rückenw., 5 Lendenw., 4 Kreuzbeinw., und 4 
Schwanzwirbel. 


Th. Cantor erkannte, dass sein Semnopithecus halonifer 
identisch ist mit Reid’s $S. odscurus, so wie mit Temmincks 
S, leucomystax (Ann. of. nat. hist. XVIL. p. 335). 

Er giebt zugleich eine ausführliche Beschreibung von der äus- 
sern Beschaffenheit dieses Affen und von seiner Lebensweise und 
Sitten. Der Magen besteht aus drei deutlich geschiedenen Abthei- 
lungen, wie bei S. entellus, zeigt aber ein weit minder gesacktes 
Ansehen. Diesen S. obscurus betrachtet Cantor (in seinem vorhin 
angeführten Katalog) als speeifisch verschieden von 8, albocinergus, 
obwohl er zugesteht, dass, so leicht von beiden Arten die Jungen 
zu unterscheiden wären, diess eben so schwierig bezüglich der Al- 
ten sei, 


Natutgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 11 


Simiae platyrrhinae. An einem durch Bridge’s aus 
Bolivia überbrachten Seidenaffen glaubte J. E. Gray eine neue 
Art zu erkennen, der er den Namen Jacchus leucomerus 


beilegte (Ann. of. nat. hist. XVIll. p. 212). 

Nach Gray’s Angabe ist dieser Affe „blassbraun; Haare blass mit 
einer breiten dunkeln Endbinde; Hintertheil des Leibes und Glied- 
massen dunkler; Gesicht und Schwanz schwarz; Unterseite, lichter; 
Vorderrand der Schenkel und’ Lendenseiten weiss; Ohren ungepin- 
selt.“ Wie Gray selbst vermuthet, könnte dieser Seidenaffe der J. 
melanurus Geoffr. sein, was denn auch, wie sich Ref. durch Ver- 
gleichen in der hiesigen Sammlung versicherte, seine Richtigkeit hatte, 


Prosimii. Beiträge zur näheren Kenntniss der Gattung 
Tarsius von H. Burmeister. Berl. 1846. 140 S. 4. mit 
7 Tafeln. 


Burmeister befand sich im Besitz zweier, in Weingeist aufbe- 
wahrter weiblicher Exemplare von Tarsius, wovon dem einen alle 
Eingeweide ausgenommen, der andere aber vollständig war. Diese 
Gelegenheit benutzte B. aufs beste, um durch eine genaue Unter- 
suchung des innern Baues unsrer Kenntniss von diesem sonderbaren 
Thiere die möglichste Vollständigkeit zu verschaffen, Seine Beschrei- 
bung der innern Organisation des Tarsiers zeichnet sich durch grösste 
Genauigkeit und Vollständigkeit aus, und die beigegebenen Abbildun- 
gen sind eben so getreu als schön ausgeführt. Wir heben aus dieser 
werthvollen Monographie Nachstehendes hervor. 

Zitzen bemerkt man 4, an jeder Seite 2, das obere Paar fast in 
der Achselhöble, das untere seitlich neben und etwas vor dem Nabel. 
Genau an. denselben Stellen hat ebenfalls Stenops tardigradus seine 
Brustwarzen; auch widerstreitet B. der gewöhnlichen Angabe, dass 
bei dem Lori jede Milchdrüse 2 Warzen habe, indem er unter jeder 
Warze eine besondere Milchdrüse fand, von welchen indess die un- 
tere viel kleiner war als die obere. Die Zahnformel giebt B. so an: 


Schneidez. 3, Eckz. Li, Lückz. bi, falsche Mahlz. us, Kauz. 33 


Wirbel fand er: Halsw. 7, Rückenw. bei dem einen Exemplar 13, bei 
dem andern 14, Lendenw. 6, Kreuzbeinw. 3, Schwanzwirbel 31 —33. 
Das Gehirn ist von oben betrachtet ziemlich kreisrund, doch ragen 
vorn die spitzen Enden der Riechnerven und hinten der Wurmfort- 
satz des kleinen Gehirns über diesen Umfang hervor. Das kleine 
Gehirn tritt über das grosse hervor, wie bei Lemur. Die Hemisphä- 
ren des grossen Gehirns zeigen eine gleichmässig gewölbte, glatte 
Oberfläche. Eine Querspalte im vordern Theil ist die einzige An- 
deutung von Windungen; an allen andern Stellen fehlen sie durchaus. 
Der Fruchthalter ist zweihörnig und jedes Horn 3 Linien lang. 

Der Umstand, dass B. bei seinem einen Exemplar 14 Rippenpaare, 
worunter 8 ächte, bei dem andern dagegen nur 13 Rippenpaare, wor- 


12 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


unter bloss 7 ächte, fand, brachte ihn auf die Vermuthung, dass 2 
Arten zu unterscheiden sein möchten. Darin, bestärkte ihn die Auf- 
findung anderweitiger Differenzen, so dass er sich zur Trennung in 
2 Spezies für berechtigt ansah, obwohl er selbst zugesteht, dass es 
äussere augenfällige Unterschiede nicht gebe. Demgemäss unterschei- 
det B. als Tarsius Spectrum nach ‚Cuvier und Desmarest die Art 
mit 14 Ripen und zieht zu ihr Geoffroy’s und Fischer’s T. Dauben- 
tonü. Ausser dem von der Anzahl der Rippen hergenommenen Merk- 
mal zählt B. noch folgende auf. Diese Art ist etwas grösser, hat 
aber einen relativ kleinern Kopf als die folgende. Der Pelz ist gelb- 
braungrau, mit einem leichten Anflug von Rothbraun auf der Stirn, 
den Rücken und der Oberseite der Schenkel; Scheitel und Nacken 
sind dunkelbraun, die Brust geht ins Weissliche über. Die Schwanz- 
spitze ist gelblich. Die Ohren sind grösser als bei folgender Art, 
die Nase dagegen höher und spitzer und die Augen erscheinen grös- 
ser. Auffallendere Unterschiede bietet das Skelet dar. Die Schnautze 
ist viel höher, auf dem Rücken hreiter, aber von oben betrachtet im 
Ganzen schmäler und spitzer; die oberen Orbitalränder sind nicht 
so scharf, die Augenhöhlen weiter, die Nasenbeine länger, der Schei- 
tel höher und viel mehr gewölbt, die Gaumenfläche breiter, das Ge- 
biss kräftiger und die, mittlern obern Schneidezähne bis zur Spitze 
aneinander stossend. Von den 5 Knochenstücken des Brustbeins ist 
der Handgriff viel kürzer und gleich den 2 nächsten Knochen breiter 
als bei der folgenden Art; der 5te Knochen hat dagegen eine grös- 
sere Länge. Der Schwanz besteht aus 33 Wirbeln. J 

Die 2te Art nennt B. mit Desmarest T. Fischeri (T. fuscus 
s. fuscomanus Fisch.), welche sich, ausser den schon angeführten 
Differenzen, durch röthlich gelbgraue Farbe, braungrauen Scheitel 
und Nacken, hellen gelblichweissen Fleck hinter dem Ohr und roth- 
brauner Schwanzspitze unterscheidet. Für sehr charakteristisch 
sieht B. die schon vom Grunde an divergirende Richtung 
der mittlern obern Schneidezähne an. Schwanzwirbel sind nur 31 
vorhanden. — Ob die angeführten Merkmale ausreichend sein wer- 
den, um darauf 2 gesonderte Arten begründen zu können, lässt sich 
lediglich nach Untersuchung einer grössern Anzahl von Individuen 
und genauerer Kenntniss ihrer geographischen Verbreitungsyerhältnisse 
ermitteln. Jedenfalls ist es dankenswerth, dass B. auf die vorliegen- 
den Differenzen aufmerksam ‚gemacht hat. 


Chiroptera. 

Ref. hat in den Abh. der mathem, physik. Klasse der k. 
bayer. Akadem. d. Wissensch, Bd. V. Abth. 1. S. 162 die aus- 
führliche Beschreibung von 27, grösstentheils von J. Nat- 
terer entdeckten Arten südamerikanischer Fledermäuse ge- 
liefert, 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 13 


Es sind diess: PAyllostoma longifolium, amblyotis, discolor, 
calcaratum, lineatum, personatum, pusillum, bilabiatum, excisum, 
albescens und fumarium. — Chilonycteris rubiginosa, gymnono- 
tus und personata. — Emballonura brevirostris und macrotis. — 
Dysopes perotis, ursinus, longimanus, leucopleura, glaucinus, ho- 
losericeus, albus, olivaceo-fuscus, auritus und gracilis. — Vesper- 
tilio splendidus. — Beigegeben sind 3 Tafeln, deren Abbildungen, 
mit unbedeutender Ausnahme, nach den von J. Natterer in Brasilien 
entworfenen Originalzeichnungen verfertigt wurden. Die 1ste Tafel 
stellt dar: Phyllostoma pusillum und longifolium, so wie die Köpfe 
von Ph. obscurum und perspicillatum. Die 2te Tafel: Chilonyeteris 
gymnonotus und rubiginosa nebst Schädel und Gebiss der letztern 
Art. Die 3te Tafel: Dysopes glaucinus, nebst den Köpfen von D., 
perotis, velox und auritus, von Emballonura macrotis und canina, 
so wie von dem Drüsensack im Ellenbogengelenke der letztern. Aus 
diesen, nach frischen Exemplaren von J. Natterer gezeichneten Ab- 
bildungen wird man zum erstenmal eine naturgetreue Darstellung der 
höchst sonderbaren und mannigfaltigen Physiognomien dieser Fleder- 
mäuse, zumal der Grämler, erhalten. 


E. Halowell charakterisirte eine neue Art Flederhunde, 
Pteropus Haldemani (Ann. of nat. hist. XVII. p. 356). 

Sie stammt aus Westafrika, ist nur 34 Zoll lang.und ungeschwänzt. 
Da die Backenzähne zu - Lückenzähne und ea ächte Backenzähne 
angegeben sind, so gehört diese Art zur Untergattung Pachysoma. 


Mit dem Namen Hipposideros galeritus bezeichnete 
Cantor in seinem Verzeichniss der Säugthiere der malay- 
ischen Halbinsel und Inseln (a. a. ©.) eine von ihm ent- 
deckte Art, 

Sie stammt von Pinang und ist ähnlich dem Rhinolophus speo- 


ris, von dem sie Cantor durch den Mangel des Siphons im Gesicht, 
durch die Form der Ohren und die Färbung unterscheidet. 


Noch ausführlicher und genauer, als es ein Jahr zuvor 
Gray gethan, gab F. Krauss eine Schilderung- von Schreber’s 
Vespertilio lepturus, aus dem Jlliger die Gattung Saccoptery& 
errichtet hatte. 

Seine Abhandlung findet sich in unserm Archiv S.178, und be- 
darf daher keiner weitern Anzeige. Der Sack im Ellenbogengelenke 
ist übrigens dieser Art nicht allein eigen, sondern von Natterer eben- 
falls bei Emballonura canina gefunden worden, so dass Gray’s Be- 
merkung, dass Sarcopteryx näher mit Emballonura als mit Tapho- 
z0us verwandt ist, auch von dieser Seite her eine Bestätigung findet, 


14 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Insectivora. 
Eine neue Gattung kündigte Peters unter dem Namen 
Petrodomus aus Tette in Südafrika an (Bericht über die 
Verh. der Berlin. Akad. d. Wissensch. S. 257). 


Sie „steht Macroscelides sehr nahe durch die lange rüsselför- 
mige Nase, die grossen Ohren und die langen hintern Extremitäten, 
unterscheidet sich aber dadurch, dass die Hinterfüsse nur 4 Zehen 
besitzen, so dass selbst am Skelet keine Spur einer fünften Zehe 


erscheint. Die Zahnformel ist wie bei Macroscelides: es ineis., 


3.3 4.4 gi 
7, molar. spur., zz molares. — Art: P. tetradactylus misst 


14,3”, der Schwanz allein 7”. Die Eingeweide sind wie bei Macro- 
scelides, die Leber viellappig mit kleiner Gallenblase, der Magen 
einfach, bohnenförmig, der Darm lang, der Blinddarm gross. Die 
Verlängerung der hintern Extremitäten wird durch die gestreckten 
Metatarsalknochen bewirkt. Alle Fussknochen sind getrennt und es 
findet keine Verwachsung wie bei Dipus statt. Am Ohr ein beson- 
deres Knöchelchen wie bei verschiedenen Nagern und Insektivoren, 
Cavia, Erinaceus u. A.“ 


In den tertiären Ablagerungen von Weissenau hat H. v. 
Meyer etliche neue Arten und selbst Gattungen von urwelt- 
lichen Insektenfressern entdeckt (Jahrb. f. Min. 1846. S. 473). 

Ausser den neuen Arten: Sorex pusillus, Talpa dbrachy- 
chir und Erinaceus priscus, sind es noch 2 andere, die dem 
genannten Palaeontologen Veranlassung zur Aufstellung der Gattungen 
Dimylus (D,paradoxus) und Oxygomphius (O. frequens) gaben. 


Carnivora. 

Ursina. Die Abbildung des kamtschadalischen Bären, welche 
sich im zoologischen Atlas der Reise von Du Petit-Thouars Tab. 4. 
findet, zeigt durchaus keine Differenz von unserem europäischen Bä- 
ren an. 

Mustelina. Aus fossilen Ueberresten von Weissenau 
errichtete H. v. Meyer die Gattung Palaeogale (Jahrb. f, 
Min. S. 474). 

Wie er sagt, stehe sie der Gattung Mustela sehr nahe, lasse 
sich aber damit nicht ganz vereinigen, hauptsächlich wegen der Be- 
schaffenheit des untern Reisszahns, der weit mehr nach Art der raub- 
gierigsten Fleischfresser- Bet sei. Er führt 2 Arten an: P. pul- 
chella und fecunda. 

Beobachtungen über den, seiner Lebensweise nach noch wenig 
gekannten Nörz theilte Stan. Konst. y. Siemuszowa-Pietruski 
in unserm Archive S. 183 mit. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 15 


Fiverrina. Herpestes semitorguatus wurde von 
J. E. Gray als eine neue Art aus Borneo angekündigt (Ann. 
of. nat. hist. XVII. p. 211). 


Er beschreibt sie als dunkelbraun, gelb gesprenkelt; Seiten und 
Unterleib roth; Füsse schwärzer, Schwanz lichter; Kehle und Unter- 
theil der Halsseiten roth, von der Oberseite des Halses durch eine 
grade Linie deutlich abgegrenzt. Pelz ziemlich starr, mit feiner 
brauner Unterwolle; längere Haare am Rücken dunkelbraun, mit 
breiter röthlichgelber, fast endständiger Binde, an den Seiten hell 
rothbraun, am Schwanze blassgelb, mit breiter dunkler Binde und 
gelblicher Spitze. Körper 18%, Schwanz 11”. 


Canina. Unter dem Namen Cynalicus unterschied 
J. E. Gray eine eigne Gattung von Hunden (Ann. of nat. 
hist. XVII. p. 293). 


Diese Gattung kommt, wie er sagt, mit Cuon in der Kürze und 
Breite des Schädels und in dem Mangel des 2ten hintern Backen- 
zahns im Unterkiefer überein, unterscheidet sich aber davon auch 
durch den Mangel des nämlichen Zahns im Oberkiefer. Es giebt 


5.5 ” E ß 
also nur = Backenzähne im Ganzen, wovon der obere Reisszahn 


dick und breit ist, mit einem sehr kleinen Zacken vorn am innern 
Rande, der Höckerzahn ziemlich gross, länglich, quer und dreihöcke- 
rig; im Unterkiefer ist der Höckerzahn klein und rundlich. Der Köpf 
ist gross, die Beine kurz und dick, der Schwanz ziemlich buschig 
und bis zum Knie reichend. — Die Art nennt Gray C.melanogaster: 
falb, Gesicht und Rücken schwach schwärzlich, gescheckt; Brust, 
Untertheil der Seiten, Unterleib, Beine und Schwanz schwarz. Kör- 
per 26”, Schwanz 5”. Aus Brasilien. — Der Zahl der Backenzähne 
nach würde diese neue Gattung zu Lund’s Icticyon gehören, wenn 
nicht, wie es mir scheint, in der Form dieser Zähne so wie im gan- 
zen Habitus Differenzen gegeben sind. Auch mit den übrigen brasi- 
lischen Hunden, deren Gebiss mir bekannt ist, wüsste ich ihn nicht 
zu identifiziren, 1 

Bei den in Belgien üblichen jährlichen Universitäts- Con- 
eursen war für das Studienjahr 185% in der naturhistorischen 
Sektion die Preisfrage aufgestellt worden: „Faire l’histoire 
naturelle du chien domestique (Canis familiaris Linn.) et du 
cog (Phasianus gallus Linn.); rechercher surtout le type de 
ces aniınaux et enumerer les races et les varietes prineipales 
jW’on trouve en Belgique.“ Der Preis wurde dem Stud. med, 
Toseph.Disirt Hannon zuerkannt und seine Abhandlung 
in den Annales des Universites de Belgique, annee 1845 (qua- 
trieme annee) Brux. 1846 (p. 103— 200) publizirt. 


16 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Auch unsres Bedünkens nach ist diese Abhandlung, durch gründ- 
liche, genaue und durchdachte Behandlung ihres Gegenstandes der 
ihr gewordenen Auszeichnung vollkommen würdig. Besonders gelun- 
gen ist der zweite Abschnitt, in dem der Verf. die verschiedenen 
Meinungen über den Urstamm des Haushundes prüft und endlich zu 
dem Schlusse gelangt, dass der Hund eine eigne Art bildet, die weder 
von einer bekannten wilden Art abstammt, noch als ein fruchtbarer 
Bastard zu betrachten ist. Die grosse Bekanntschaft des Verf., nicht 
bloss mit der französischen, sondern auch mit der deutschen und 
englischen Literatur zeichnet diese Arbeit vor vjelen andern aus, die 
jetzt in französischer Sprache erscheinen. Nur ein seltsamer Ver- 
stoss ist in dieser Beziehung dem Verf. begegnet, indem er sich 
p: 136 und 142 auf Genesis cap. IV. beruft, um daraus zu erweisen, 
dass die Bibel schon Abel einen Hund zuschreibt, der die Heerden 
gehütet und nach dem Verbrechen Kains bei dem Leichnam liegen 
geblieben sei. Die Thatsache mag richtig sein; nur ist von ihr we- 
der in diesem noch in irgend einem andern Kapitel der Genesis die 
Rede. Es heisst daselbst bloss: Abel ward ein Schäfer, Kain aber 
ein Ackersmann. Demgemäss mochte also Abel immerhin der erste 
gewesen sein, der sich zur Hütung der Heerde des Hundes bediente; 
aber ein historisches Dokument dafür giebt es nicht. 


Ueber die Sitten des wilden neuholländischen Hundes 
wurden vom Kapitain Stockes einige Erfahrungen mit- 
getheilt. ( 

Sie finden sich in seinen Discoveries in Australia. Lond. 1846. 
vol. II. p. 220 (daraus in Froriep’s Neue Notizen XXXIX. S. 230). 
Am Schwanenflusse in Westaustralien wurde ein junges Weibchen 
gefangen, das gut jagte, jedoch nie vollkommen zahm wurde und 
namentlich das Stehlen sich nicht abgewöhnen liess. Von einem 
Hühnerhunde wurde es zweimal belegt und warf jedesmal 3 Junge. 
Sonst fing es mit allen Hunden Streit an. Es liess nie ein Bellen, 
sondern nur ein hässliches Geheul hören. Seine Farbe war hell loh- 
braun, der Schwanz mit einigen schwarzen Haaren vermengt und die 
Schwanzspitze weisslich. 


Felina. Anatomie descriptive et comparative düı Chat, 
type des Mammiferes en general. et des Carnivores en parti- 
eulier, par H. Straus-Durckheim. Paris. 


Es wäre völlig überflüssig dieses Werk noch besonders loben 
zu wollen, da von dem Verfasser der Anatomie des Maikäfers ohne- 
diess nicht anders als ein Meisterwerk sich erwarten liess, dass so- 
wohl durch Gründlichkeit und Vollständigkeit des Textes als durch 
Genauigkeit und Pracht der Abbildungen sich den Arbeiten eines 
Lyonet’s, Poli’s und Tiedemann’s gleichwerthig an die Seite stellt. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 17 


Unter dem Namen Felös Charltonii wurde von J. E. 
“Gray eine neue Art errichtet, über die er uns in den Ann. 
of nat. hist.- XVII. p. 211 folgendes mittheilt. 

„Diese Art ist sehr ähnlich der F. marmorata, aber lichter und 
die dunkeln Flecken merklich verschieden angeordnet. Sie kommt 

“ von Darjeeling aus dem indischen Festland. Es ist sonderbar, zwei 
so nahe verwandte Arten von so verschiedenen Theilen Asiens zu 
haben,“ — Man wird es uns nicht verdenken, wenn wir unser Urtheil 
über die Selbstständigkeit dieser angekündigten Art so lange_zurück- 
halten, bis uns cine genauere Beschreibung vorliegen wird. 

F. de Castelnau machte in einem Schreiben (Institut p. 206) 
bemerklich, dass bei dem Kuguar, der von Kanada bis nach der 
argentinischen Republik sich ausbreitet, ‘das Junge in Nordamerika 
mit kleinen weissen Flecken bedeckt ist, während’es in Südamerika 
in dieser Beziehung nicht vom Alten differirt. Wenn dieser Unter- 
schied, wie er meint, eine spezifische Verschiedenheit anzeigen sollte, 
so schlägt er vor, den südlichen Kuguar Buffon zu dedieiren. Ref. 
meint, dass man mit dieser Dedikation doch noch so lange warten 
möchte, bis erheblichere Differenzen ausgemittelt werden dürften. 

F. Krauss berichtete in den Württemberg. naturw. Jahresh. II. 
S.128, dass am 15. Februar 1846 auf der schwäbischen Alp in der 
Burgruine Reissenstein ein Luchs erlegt wurde, männlichen Ge- 
schlechts, von ungewöhnlicher Grösse, sehr schön gefleckt und 44 
Pfund schwer. 

Giebel meinte (Jahrb. f. Min. S. 460), dass das Unterkiefer- 
fragment, welches Croizet und Jobert zur Aufstellung der Felis meg- 
antereon veranlasste, wahrscheinlich einer im Zahnwechsel begriffe- 
nen Felis spelaea angehörte. Die beiden Arten Felis pardinensis und 
F. arvernensis scheinen ihm ebenfalls nur individuell verschieden 
von F. spelaea. . 


Marsupialia. 
Waterhouse hat den ersten Band seiner Natural Hi- 
story of the Mammalia mit der vollständigen Schilderung der 
Ordnung der Beutelthiere vollendet. 


Da England gegenwärtig das reichste Material an australischen 
Beutelthieren besitzt, so war wohl niemand besser als Waterhouse 
geeignet, die Bearbeitung der Beutelthiere vorzunehmen, indem er 
unter den englischen Therologen durch Gründlichkeit in der Unter- 
suchung und durch Vertrautheit mit der auswärtigen Literatur den 
ersten Rang behauptet. Diesen Ruf hat er auch wieder durch vor- 
liegende Monographie bewährt, wie diess schon von uns im vorigen 
Jahresbericht ausgesprochen wurde, Wir besitzen an ihr nun eine 
solide Grundlage, auf der die Kenntniss der Arten der Beutelthiere 
sich mit Sicherheit weiter fortbauen kann. 

Archiv f. Naturgesch, XIII, Jahrg. 2. Bd, B 


18 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


» Gewissermassen als eine Ergänzung dieser Arbeit kann 
des’ Re£. ausführliche Beschreibung von 13 Arten brasili- 
scher Beutelthiere angesehen werden, da von den. 10 
nenen Arten, die darunter enthalten sind, Waterhouse nur die 
kurzen Diagnosen bekannt sein konnten, die Ref. schon früher 
in diesem Archiv zur Publizität gebracht hatte. 


Die.'ausführliche Beschreibung erwähnter 13 Arten von Didel- 
phys, nebst einer berichtigenden allgemeinen; Schilderung des Chi- 
ronectes, findet sich in des Ref, Beiträgen zur Kenntniss der Säug- 
thiere Amerika’s (Abhandl. der mathem. physik Klasse der k. bayer. 
Akadem, d, Wissensch. V. iste Abth. S. 125). Die hier zur Sprache 
gebrachten Arten von Didelphys heissen: D. poecilotis, plilander, 
dichrura, affinis, lanigera, ochropus, murina, macrotarsus, micro- 
tarsus, unistriata, domestica, glirina und velutina. Wie selten diese 
Arten, namentlich die 10 neu aufgestellten und von Natterer im In- 
nern Brasiliens entdeckten, sind, geht klar daraus hervor, dass Wa- 
terhouse von diesen letztern keine in einer englischen oder der pa- 
riser Sammlung auffand. 

Ueber die Fötalentwickelung des Riesen-Kängurubs hielt Tor- 
tual bei der Versammlung der Naturforscher in Nürnberg einen kur- 
zen Vortrag (amtl, Bericht über die 23ste Versamml. deutscher Na- 
turf. Nürnb. 1846 S. 201). 


Nach einen Schädel unterschied Owen eine zweite Art 
von Wombat, der er den Namen Phascolomys latifrons 
gab (Ann. of nat.. hist. a p- 128; Waterh. nat. hist.‘ of 
Mami. I. p. 252). 


Dieser Schädel war ihm durch den Gouverneur Grey aus Süd- 
australien übersendet worden. Im Vergleich mit dem Schädel des 
eigentlichen Wombats (PA. fossor) aus Vandiemensland ergab es sich, 
dass am neuholländischen Schädel (PA. latifrons) die Schneidezähne 
vorn am breitesten sind, während sie bei Ph. fossor die grösste Breite 
an der Seite zeigen; zugleich sind bei diesem die obern Schneide- 
zähne vorn gleichbreit mit den untern, während bei Ph. latifrons die 
obern merklich breiter sind. Bei dieser sind ferner die Nasenbeine 
und die Gegend zwischen den Augenhöhlen breiter und letztere zeigt 
eine deutliche obere Orbitalleiste und hintern Orbitalfortsatz, die bei 
Ph. fossor fast ganz fehlen. Die Schläfengruben sind nicht, wie bei 
diesem, durch 2 fast parallele und entfernte Längsstreifen begrenzt, 
sondern durch einen convexen, ziemlich unregelmässigen Zug bis zur 
Schädeldecke fortgeführt; die Tympanik - Depression unter der Basis 
des Jochbeins ist viel grösser. — Bei dieser Gelegenheit machte der 
Sekretär der zoologischen Gesellschaft die-Bemerkung, dass er selbst 
schon früher 2 Arten von Wombat vermuthet hätte; die eine mit 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 19 


‚scharfspitzigen Ohren, die audere mit niedern und elliptischen. Wa- 
terhouse bemerkt dagegen, dass er sich selbst vergebens in den 
Sammlungen nach einem Exemplare, das mit der neuen Art zu iden- 
tifiziren wäre, umgesehen hätte. 


Rodentia. 

Seiurina. Den asiatischen Flughörnchen gesellte Gray 
‚eine neue Art bei, Ptferomys punctatus (Ann. of. nat. 
bist. XVII. p. 211). 

Seine Beschreibung lautet: hell brawmroth (bright bay); Rücken 
mit weissen Flecken verziert. Bewohnt Malakka. Ist die einzige 
Spezies dieser Gattung, die etwas Weisses auf dem Rücken hat. Ihr 
Schädel ist viel kleiner als der der andern asiatischen Pteromys. — 
Bei der Dürftigkeit dieser Notiz lässt sich über die angebliche Art 
nichts Sicheres sagen, nur darauf will Ref. aufmerksam machen, dass 
Cantor in seinem Verzeichniss bei Pteromys nitidus sagt, dass dessen 
Färbung sehr abändere und dass bei einem Exemplare aus Malakka 
der Rücken sehr dunkel indischroth (indian red) war, mit einigen 
rein weissen Flecken. Er fügt hinzu, dass die spezifische Identität 
noch zweifelhaft erscheine. "Wahrscheinlich ist hier dasselbe Thier 
gemeint, das Gray mit dem Namen Pt, punctatus bezeichnete. 

Nach einem fossilen Oberkiefer und etlichen Zähnen aus den 
‚tertiären Ablagerungen von Weissenau schloss H. v. Meyer auf eine 
neue urweltliche Ziesel-Art, Spermophilus speciosus (Jahrkb. f. 
Min. S. 474). 


Dipoda. Ref. hat in’ diesem Archive S. 172 eine neue 
Nagergattung, Macrocolus, aufgestellt. 


Sie stammt aus Mexiko und ist ihm zur Zeit nur nach einem 
Exemplare bekannt, dem er den Namen M. halticus beilegte. 


Chinchillina. In einem Schreiben an Waterhouse (Ann. of 
nat. hist, XV]. p. 481) berichtete Th. Bridges, dass er auf der 
Westseite der Andes, in der Provinz Colchagua, sowie in Bolivien 
Lagotis Cuvieri in Menge gefunden hätte und dass es scheine, als 
ob sich die Verbreitung dieser Art von 33 bis 18°, und wahrschein- 
lieh noch weiter nördlich und südlich, erstrecke. In Bolivien fand 
er sie oft in einer Höhe von 10,000 bis 12,000 Fuss. 


 -Oryeterina. Üeber die Lebensweise von Oetodon Brid- 
gesii ertheilte Bridges einige Aufschlüsse (Ann. of nat. hist. 
AVIL p. 481), 


Er fand bisher diese Art nur in der Provinz Colchagua, wo sie 

Höhlen in Sandbänken und Hügeln an den Ufern ‘des Jeno- Flusses 

"bewohnt, Sie ist weit weniger häufig als O. Cumingii, nährt sich 
B* 


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“ 
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20 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


aber wie dieser von Kräutern und trocknem Grase. Im Winter macht 
sie sich an die Rinde von Mimosa cavenia. Gleich O. Cumingü zeigt 
sie sich und frisst bei Tag, zumal wenn der Himmel wolkig ist. 


Cunicularia. Aehnliche Mittheilungen machte derselbe 
aufmerksame Beobachter (a. a. ©. S. 482) über Oienomys 
brasiliensis, den er auf der Reise in Bolivien antraf. 


Er fand dieses Thier zuerst etliche Meilen südwärts von Potosi 
bei einer Meereshöhe von 12,000 Fuss in sandigen Abhängen und 
Thälern, nicht weit vom Wasser entfernt. Grosse Strecken Landes 
waren von seinen Gängen ganz unterminirt. 


Peters machte uns mit einer neuen Gattung südafrika- 
nischer Maulwurfmäuse, in der Körperform dem Bathyergus 
gleichend, bekannt, der er den Namen Heliophobius gab 
(Bericht über d. Verh. d. Berl. Akad. S. 259). 


„Fünf Backenzähne überall, von denen die vordern am kleinsten 
sind, Schneidezähne weiss, glatt und ungefurcht. 5 Zehen an Händen 
und Füssen, sämmtlich mit platten schwachen Nägeln versehen. Am 
Hinterfuss ist die 2te Zehe die längste. Das Auge sehr klein. Das 
äussere Ohr ein blosser wulstiger, wenig hervorstehender Rand. 
Schwanz sehr kurz. Leber fünflappig mit kleiner Gallenblase. Ma- 
gen bohnenförmig, inwendig in 2 Abtheilungen zerfallend, Darm lang; 
Colon sehr gross. Art: A. argenteo-cinereus; überall silbergrau. 
Hände und Füsse fast nackt. Nase breit und unbehaart, Iris weiss. 
Länge des ganzen Thieres 7 Zoll.“ j 


Murina. Brandt zeigte, dass bei Cricetus songarus 
ein Farbenwechsel nach der Verschiedenheit der Jahreszeiten 
stattfindet (Instit. p. 387). ‘ 


Bisher kannte man den Cr. songarus nur in der Färbung, wo 
der Rücken gelblich braungrau mit schwarzer Sprenkelung und 
schwarzbrauner Längsbinde sich zeigte, während die Unterhälfte des 
Körpers weiss war, wobei jedoch an den Seiten vier Fortsetzungen 
von der Rückenfarbe sich herabzogen. Brandt erhielt nun von Geb- 
ler und Karelin mehrere Exemplare dieser Art, wovon drei von der 
eben angeführten Färbung abwichen. Die Haare sind nämlich bei 
ihnen länger, reichlicher und starrer. Eines der 3 Exemplare ist 
schneeweiss, mit Ausnahme des schwarzen Vordertheils des Ohres 
und einer leichten Spur einer bräunlichen Binde am Vordertheil des 
Rückgraths. Ein zweites Exemplar zeigt nicht nur noch schwärzere 
Ohren und eine gelbbraune, schwarz gemischte Rückenbinde, sondern 
auch auf den Halsseiten jederseits eine vom Ohr zur Schulter ver- 
laufende, hell schwärzlich grau und braun glasirte Binde. Das dritte 
Exemplar hat eine schwarze Vorderseite der Ohren und überdiess 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 21 


einen schwarzen, braun gemischten Schulterfleck, der sich, sowohl 
vorn als hinten, in Hakenform nach unten verlängert. Der Rücken 
ist auch sehr wenig braungrau glasirt und zeigt deutlich die Spur 
einer Längsbinde, die sich vom Hinterhaupt bis zur Rückenmitte er- 
streckt. Er nähert sich daher mehr als die beiden andern Exemplare 
der von Pallas beschriebenen Färbung des Cr, songarus. — Aus die- 
sen Farbenverschiedenheiten, in Verbindung mit dem Umstande, dass 
Karelin seine Exemplare im Oktober und Dezember gesammelt hatte, 
zieht nun Brandt mit Recht den Schluss, dass der Cr. songarus, 
gleich mauchen anderen nordischen Thieren, im Winter weiss werde. 


Die Gattung Zesperomys bereicherte Waterhouse mit 
einer neuen Art, H. boliviensis (Ann, of nat. hist. XV. 
p- 483). 


Sie wurde von Bridges in den nämlichen Lokalitäten wie Cte- 
nomys brasiliensis entdeckt, in deren verlassenen Höhlen sie wohnt; 
in.der Dämmerung wird sie oft auf den Hinterbeinen sitzend gesehen. 
Sie ist 5” 3” lang und der Schwanz 3” 5”. Ihrer grossen Ohren 
wegen vergleicht sie W. mit Mus auritus Desm., von der er sie 
jedoch in der Grösse und Färbung verschieden findet; letztere ist 
fein ockergelb. 


Ueber die von mir unter dem Namen Hypudaeus al- 
pinus, von Martins als Arvicola nivalis aufgestellte Wühlmaus 
sind in den Actes de la Soc. Helvetique des sc. nat. Geneve 
1846 p. 72. etliche Verhandlungeır mitgetheilt. 


Indem Martins anführte, dass diese Wühlmaus ein Alpenthier 
sei, das niemals unter 2000 Meter Höhe gefunden würde, machte 
Schinz darauf aufmerksam, dass erwähnte Art nicht die einzige sei, 
welche die hohen Regionen der Schweiz bewohne, sondern dass man 
daselbst auch noch Arvicola Nageri und 2 andere Arten antreffe, 
von denen die eine die gewöhnliche Feldmaus zu sein scheine. Ref. 
will bei dieser Gelegenheit die Bemerkung beifügen, dass er sich 
nunmehr von der spezifischen Differenz zwischen Hypudaeus alpinus 
und H. Nageri überzeugt hat, und dass er jetzt nach mündlicher Mit- 
theilung von Prof. Blasius weiss, dass die im hiesigen Museum auf- 
gestellten 2 Exemplare von H. alpinus noch nicht erwachsen sind, 
da diese Art beträchtlich grösser wird, als Ref. auf Grund derselben 
angegeben hatte. 


Von 2 neuen Nagergättungen aus den Tertiärgebilden von Weis- 
senau führte H. v. Meyer im Jahrb. f. Min. $. 475 nur die Namen 
Mieromys und Lithomys an, daher ihnen hier blos eine proviso- 
rische Stelle angewiesen werden kann. Der Name Mieromys ist 
übrigens schon an Mus minutus vergeben, 


22 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


Zwei neue Nagergattungen aus Mozambique, die Peters 
aufstellte, mögen wohl zu dieser Familie gehören (Bericht 
über d. Verh, der Berlin. Akad. ,S. 258). a 


Die eine Gattung heisst Saccostomus. „Schnautze stumpf, 
Schwanz kurz, beschuppt, schwach behaart. Ohren frei. Extremi- 
täten kurz, fünfzehig. Schneidezähne ungefurcht. Oben, und unten 
3 Backenzähne mit Wurzeln; der erste und grösste mit 3 Schmelz- 
lamellen, die hintersten mit 2 Lamellen. Innere Backentaschen. Le- 
ber ohne Gallenblase. Magen durch eine innere schmale Falte‘in. 2 
Abtheilungen geschieden. Darm kürzer im Verhältniss zur Körper- 
länge als bei den eigentlichen Nagern. — Art: $. campeszris;schiefer- 
grau, am Bauche schneeweiss. 4 Zoll lang (ungerechnet den Schwanz). 
Der Schwanz ist 2 der Länge des Körpers. Lebt in Feldern, wo 
sie sich Höhlen gräbt mit 2 Ausgängen, an welchen sie Steinchen 
anhäuft. Heisst in der Negersprache Psuku.“ 

Die andere Gattung heisst Steatomys. „Spitze Schnautze. 
Schwanz und Extremitäten kurz, letztere mit 5 Zehen (kleine Dau- 
menwarze). Obere Schneidezähne einfach gefurcht. Allenthalben 
dreihöckerige gewurzelte Backenzähne, welche nur wenig von denen 
der eigentlichen Mäuse abweichen. Keine Backentaschen. Eingeweide 
wie bei Mus, nur kürzer, Die Gallenblase ist vorhanden. ‘Der Ma- 
gen ist wie bei der vorhergehenden Gattung. Art: St. pratensis; 
braun oder graubraun, am Bauche weiss. Schwanz fast nackt. Lebt 
ebenfalls in Ebenen, besonders in Getreidefeldern, wo sie eine Höhle 
mit einem einzigen Zugang gräbt, Sie wird leicht ergriffen, da sie 
wegen ihrer kurzen Beine nicht sehr schnell ist. Sie wird nament- 
lich in den Monaten April und Mai zur Erntezeit in ausserordentli- 
cher Menge gefangen, ist dann. sehr fett und wird als Leckerbissen 
sehr geschätzt, daher sie in Menge zum Verkauf angeboten: wird. 
Heisst in der Negersprache von Tette: Sana.“ 


Castorina. Die ausgestorbene ‚Gattung  Ohalicomys 
wurde durch H. v. Meyer mit einer neuen Art, CA. Eserü 
vermehrt (Jahrb. f. Min. S. 474). 


Sie ist auf ein Unterkiefer-Stück begründet, das im Süsswasser- 
kalk des Oerlinger Thales bei Ulm gefunden wurde. In den Wür- 
temb. naturw. Jahresh. S.147 ist dieser Art ebenfalls gedacht und 
auf Tab. 3 Fig. 1 eine Abbildung des erwähnten Fragments beigefügt. 
Wie H. v. Meyer berichtet, kommt diese Art auch bei Weissenau vor. 

Ueber die Verbreitung der Biber in Polen legte St. K.v. Siemus- 
zowa-Pietruski seine Erfahrungen in unserm Archive S. 183 nieder. 


Aculeata, Jn W. Haidinger’s Berichten über ‚die Mitthei- 
lungen von Freunden der Naturw. in Wien lieferte Hamm erschmidt 
(S. 131) die Beschreibung eines aus Mexiko eingösandten Greifstach- 


Naturgeschichte der Säugtbiere während des Jahres 1846. 23 


lers, den er für identiseh mit Cercolabes Liebmani: ansieht, was auch 
wohl seine Richtigkeit haben wird. 

Duplieidentata, H. v. Meyer hat in seiner auf gründ- 
lichen und umfassenden Untersuchungen ruhenden Aufzählung des 
Wirbelthier-Gehalts der :diluvialen Spalt- und Höhlen - Ausfüllungen 
im untern Lahnthal auch Ueberreste von Lagomys spelaeus und Le- 
pus timidus aufgeführt (Jahrb. f, Min. S. 526). 


N Edentata. 

Während in einer frühern Arbeit, Owen auf Verwandtschafts- 
beziehungen der Zabnlücker mit den Vögeln hingewiesen hatte, suchte 
E.Fry solche zwischen den ersteren und den Reptilien, insbesondere 
zwischen Gürtelthieren und Schildkröten aufzuzeigen (Ann. of nat. 
hist. XVII. p. 278). 

Als Beitrag zur Kenntniss der geographischen Verbreitung der 
Säugthiere mag hier angeführt werden, dass sowohl Begbie (a. a. O. 
8.401) als auch Cantor in seinem Katalog das Vorkommen von Ma- 
nis javanica auf der malayischen Halbinsel angeben; ersterer über- 
diess auch noch das von Manis crassicaudata, die Cantor indess 
nicht mit aufzählt. 

Notizen über einen lebenden Ameisenigel (Tachyglossus) wurden 
von Owen in den Ann. of nat. hist. XVII. p. 126 beigebracht. 

Ueber die Zusammensetzung des Hinterfusses des gigantischen 
fossilen Gürtelthiers der Banda oriental (Glyptodon) trug Joh. Mül- 
ler einige Bemerkungen vor (Bericht der Berlin. Akad. S. 179). 


Solidungula. 

In einem Briefe an die pariser Akademie erstattete F. 
von Castelnau einige Bemerkungen über die Maulthiere, 
die er auf seinen Reisen durch Südamerika vielfach zu beob- 
achten Gelegenheit hatte (Instit. p. 206). 

Zuvörderst spricht er von der Fruchtbarkeit eines weiblichen 
Maulthiers und versichert, dass die Thatsache von ihm selbst beob- 
achtet worden sei. Dieses Thier, aus der Vermischung einer Stute 
und eines Esels entsprossen, hat zum erstenmal in seinem siebenten 
Lebensjahr mit einem Esel ein Maulthier erzeugt, das in Allem den 
andern Thieren dieses Namens ähnlich war; es yante nicht, indess 
variirt ohnediess hei diesen Thieren die Stimme sehr, indem sie bei 
den einen fast wie beim Esel ist, während die andern nur das Wie- 
hern des Pferdes haben. Im neunten Jahre hatte eine zweite Be- 
fruchtung statt von einem Pferd; diessmal war der Sprössling eine 
veritable Stute, aber selır elend und kleiner Gestalt. — C. erwähnte 
ferner, dass in den Centraltheilen Brasiliens und in den bolivischen 
Kordilleren die Stuten und weiblichen Maulthiere fast, niemals Eck- 
zähne haben, während bei den Pferden und männlichen Maultbieren 


‘ 


24 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


die Zahnbildung von der gewöhnlichen Beschaffenheit ist. Hinsicht- 
lich letzteren Punktes hat jedoch Ref. zu erinnern, dass auch in 
Europa bei den Stuten nur höchst selten Eckzähne sich finden und 
dass sie selbst den Hengsten bisweilen im Unterkiefer fehlen. 


Pachydermata. 
Reichenbach publizirte zwei hieher gehörige Werke: 
4) Anatomia mammalium. Ps. I. Oetacea et Pachydermata, tab. 


aen. LXV illustrata. Lips. 1845. 2) Synopsis mammalium. 


Fasc. I. Cetacea, Pachydermata, Suilla. Dresd. 1846. 
Auf eine dritte Art von Elephanten wurde durch 
Temminck hingewiesen. 

In seinem Coup-d’oeil general sur les possessions Neerlandaises 
dans l’Inde Archipelagique 1. p. 328 gab Temminck die Erklärung ab, 
dass nach Skeleten vom sumatranischen Elephanten, der in 
dem Lande der Lamponys an der Südspitze, so wie in den gebirgigen 
Gegenden der Residenzen Padang und Palembang in grosser Anzahl 
vorhanden ist, derselbe vom indischen Elephanten sich eben so gut 
unterscheide, als der letztere vom afrikanischen, so dass er als dritte 
Art dieser Gattung zu betrachten sei. 

H. Marschall führte in seinem Werke: Ceylon, a general de- 
script. of the Island ete. an, dass auf dieser Insel die Elephanten 
noch immer zahlreicher als in irgend einem, andern asiatischen Lande 
sind, obwohl man versichert, dass seit der englischen Besitznahme 
weit über 2000 Elephanten erlegt worden seien. Der grösste unter 
den zahmen Elephanten, die M, auf Ceylon sah, hatte nach seiner 
Messung eine Höhe von 8 7". Die Ausbeute an Elfenbein wirft da- 
selbst keinen sonderlichen Gewinn ab, da die wenigsten von diesen 
Thieren mit vorragenden Stosszähnen versehen sind. 


Das Wohngebiet und die Ausrottung des Mammuths 
wurde von Murchison. im Edinb. new philosoph. journ. 
p- 344 besprochen. 

Er erklärt sich gegen die Behauptung von Pallas, dass die Mam- 
muthsknochen zuweilen mit Meeresablagerungen vermengt angetroffen 
würden, indem er es für erwiesen annimmt, dass sie allenthalben 
nur vom süssen Wasser angeschwemmt worden seien. Seiner Mei- 
nung nach war ursprünglich der Mammuth in ganz Sibirien zu Hause; 
da sei aber plötzlich der Ural und der Altai aus den unterirdischen 
Tiefen empor gestossen worden und dadurch hätte das Klima sich 
dergestalt verschlimmert, dass das Mammuth nicht mehr fortleben 
konnte. Uebrigens hätte Sibirien auch wohl schon vor jener Kata- 
strophe kein tropisches Klima gehabt, was er aus der reichlichen 
Behaarung des Mammuths schliessen will. M. erklärt sich also ge- 
gen Cuvier’s Annahme von einer plötzlichen Veränderung des Klimas. 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 25 


Weiter ist er der Meinung, dass weil der Schmelz an den Zähnen 
des Mammuths fester ist als an denen des Elephanten, jene Thiere 
mehr auf derbere Nahrung, hauptsächlich Baumzweige, angewiesen 
waren und dass also wohl Wälder von Birken, Buchen, Weiden u. s. w. 
sich zu jener Zeit bis an das Eismeer erstreckt und bis dahin zur 
Sommerszeit die Mammuths ihre Wanderungen von dem mittelasiati- 
schen Hochlande ausgedehnt hätten. Nach der vorhin erwähten Ge- 
birgserhebung seien diese Wälder verschwunden und die in den Nie- 
derungen aufgestauten Gewässer hätten daselbst Sümpfe und Seen 
gebildet, in denen sich grosse Knochenablagerungen angehäuft hätten. 
Hinsichtlich der an der sibirischen Meeresküste aufgestapelten fossi- 
len Knochen ist M. der Meinung, dass die Mammuthe erst durch die 
Ströme dort angeschwemmt worden seien. — Unsers Bedünkens nach 
würden sich diese Erklärungen ganz gut hören lassen, wenn es nur 
den Geologen erst gelänge die Hypothese von den Gebirgserhebungen 
aus dem Reiche des Unglaublichen und Fantastischen in das Reich 
des Glaublichen und Wirklichen zu versetzen. 

Brandt gab ebenfalls einige Aufschlüsse über die Verhältnisse, 
unter denen die Cadaver von Mammuth und Nashorn in Sibirien vor- 
kommen, wobei er der ältern Meinung beipflichtet, dass selbige nicht 
aus dem fernen Süden nach dem hohen Norden durch Fluthen ge- 
bracht worden seien (Bericht über d. Verh. der Akad, d. Wissensch. 
2. Berlin S. 222). 


Ein Sendschreiben von Dr. Warren in Boston, den 
Owen einen excellent anatomist and eminent physician nennt, 
brachte interessante Aufschlüsse über 2 neu aufgefundene, fast 
vollständige Skelete von Mastodon (Ann. of nat. hist. XVII. 
p- 145). 

im Herbste 1845 wurde ein ganzes Mastodon-Skelet, zugleich 
noch mit 2 Schädeln, 2 besondern Unterkiefern und andern Knochen 
im Staate New Jersey ausgegraben und durch die Liberalität einer 
Anzahl Gentlemen in Boston für die Harvard University in Cambridge 
(3 Miles von Boston) acquirirt. Ein noch grösseres wurde bei New- 
burglı im Staate New York aufgefunden und von Dr. Warren selbst 
angekauft. Dasselbe hat ohngefähr eine Höhe von 12’, der Schädel 
3, die Stosszähne 10', Aus der Länge dieser Zähne, sowie aus der 
der Beckendurchmesser schliesst W., dass sein Skelet von einem 
männlichen, das andere von einem weiblichen Thiere herrühren möchte. 
In der obern Kinnlade sind zwei, in der untern nur ein Stosszahn 
enthalten. Am andern Skelet, obschon es jünger aussieht, ist kein 
solcher Zahn vorfindlich. W, führt mit Recht diesen Umstand als 
einen Beweis von Owen’s Ansicht an, dass nämlich dieser untere 
Eckzahn im jugendlichen Zustande beider Geschlechter vorgekommen 
sein möge, dann aber mit dem Alter bei den Weibchen verschwunden 
wäre, In dieser Hinsicht war bemerkenswerth auch einer von den 


26 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


besondern Unterkiefern, der jugendlichen Alters war und an der Sym+ 
physe zwei Höhlen zeigte, die offenbar ‘die Alveolen. zweier Stoss- 
zähne waren. — Schliesslich fügt W. seinem Sendschreiben noch 
eine beachtungswerthe Bemerkung hinsichtlich der ältern Angabe 
über das mutbmassliche Futter des Mastodons bei: Bekanntlich hatte 
man bei, dem im Staate Virginien entdeckten Skelete in. der ‚Gegend 
des Magens und des Darmkanals eine Quantität zermalmter Zweige, 
Blätter und anderer vegetabilischen Substanzen, welche wahrschein- 
lich das Futter dieses; Thieres ausmachten, angetroffen. Aehnliche 
‘Substanzen wurden in gleicher Lage bei dem Skelet von New Jersey 
gefunden, und bei dem andern, in dem Besitze des Dr. W., wurde 
eine ‚Menge ‚solcher Massen (ohngefähr 6 bushel) ebenfalls in’ der 
Gegend des Magens und des Darmkanals wahrgenommen. Da die 
Lage des Thiers bei seiner’ Entdeckung nicht verrückt worden wär, 
so kann man hier wohl nicht irren, wenn man jene Masse für wirk- 
liche ‚Bestandtheile des Futters ansieht. Diese Meinung erhält noch 
eine Stütze durch die Angabe des Entdeckers des Skelets, dass der 
ganze Lauf der Därme durch das Futter konnte verfolgt werden. 

Ueber das Dinotherium indicum wurden im Quat. Journ, of the 
Geolog. Soc. p. 360 ‚Aufschlüsse. ertheilt, 


Duvernoy, bemühte sich spezifische Unterschiede, zwi- 
schen den kapischen und den abyssinisch - senegambischen 
Flusspferden ausfindig zu machen (Instit, ‚p. 333). 


Zur Vergleichung hatte er einen Schädel aus Schoa, 2 Skelete 
vom Senegal und ein Skelet vom Kap. Als Differenzen zwischen 
dem abyssinischen und kapischen bezeichnet er folgende. 1) Der 
Alveolenrand, welcher die fortlaufende Reihe der Hauptbackenzähne 
einschliesst, ist beim abyssinischen länger als beim kapischen.' 2) 
Bei jenem und dem senegambischen ist im Oberkiefer der 3te Ersatz- 
Backenzahn stärker und complizirter, der 2te noch stärker als der 
3te, und allein der 1ste' hat eine konische Form: mit breiter. Basis. 
3) Beim kapischen Flusspferd ist der correspondirende iste und 2te 
Backenzahn konisch und etwas seitlich comprimirt, ohngefähr wie 
die unächten Backenzähne der Hyäne: 4) Beim.abyssinischen schei- 
nen die Eckzähne stärker und ihre Furchen deutlicher. 5) Der Schä- 
del ist im Verhältniss zu seiner Breite etwas länger beim kapischen 
als beim abyssinischen und senegalschen. 6) Die Richtung der Joch- 
bögen ist bei letzteren schiefer als beim ‚kapischen. 7). Die Augen- 
höhlen sind bei’jenen fast rund oder selbst oval und in diesem-Falle 
ist ihr grosser Durchmesser der senkrechte, während er beim kapi- 
schen der wagrechte ist. 8) Bei diesem hat auch ‚der Unterkiefer 
eine geringere Dicke.  Duvernoy schliesst daraus, dass das kapische 
Flusspferd spezifisch verschieden ist von’ dem abyssinischen und se- 
negambischen; 'er schlägt deshalb vor ‚die letztere als Hippopo- 
tamns typus, das kapische als A, auwstralis zu bezeichnen, wozu 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres’ 1846. 27 


als 3te Art die vom St. Paul-Flusse komme, welche Morton mit dem 
Namen A. minor belegte. — Bei dieser Gelegenheit machte Js. Geof- 
froy bemerklich, dass er, ohne damit der Ansicht Duvernoy’s gera- 
dezu entgegen treten zu wollen, gleichwohl warnen müsse vor der 

“Zulassung ‚besonderer Arten, selbst wenn bisweilen die zur Unter- 
suchung vorliegenden Objekte. Differenzen wahrnehmen liessen. Es 
komme oft vor, dass beträchtliche Verschiedenheiten, wenn die Ver- 
gleichung auf Gegenständen aus weit von einander abliegenden Loka- 
litäten beruhe, sich vermindern und in unmerkliche Nüancen auflösen, 
sobald man Gelegenheit hat die extremen Glieder mit zwischenlie- 
genden zu vergleichen. Ref. tritt entschieden dieser Ansicht bei und 
kann deshalb den von Duvernoy aufgestellten Differenzen keine Be- 
rechtigung zur spezifischen Sonderung der kapischen von den abys- 
sinischen und senegambischen Flusspferden zugestehen. 


Ueber die Weichtheile des antediluvianischen Ahinoceros 
tichorhinus hat Brandt, über die des Mammuths Gleboff 


Untersuchungen angestellt. 

Ersterer hat einstweilen nur eine kurze Notiz hierüber bekannt 
gemacht (Instit. p. 357) und verspricht eine ausführlichere Mitthei- 
lung; letzterer hat seine mikroskopischen Untersuchungen über die 
Weichtheile des Mammuths in den Bullet. de la soc. imp. des natu- 
ralistes de Moscou. 1846. p. 108 publizirt und durch 3 Tafeln mit 
Abbildungen erläutert. 


Für die geographische Verbreitung des Ahinoceros suma- 
trunus ist ein. viel grösserer Spielraum ermittelt worden als 
man bisher annahm, 


Cantor sagt in seinem, schon mehrmals angeführten Verzeich- 
nisse hierüber auf S. 55 folgendes: „Ein zweihörniges Nashorn .be- 
wohnt, wie die Malayen behaupten, das dichteste Dschungel, und 
verlässt dasselbe nur selten. Das Museum der Asiatic Society be- 
sitzt einen Schädel und ‚auch einen Kopf mit dem Fell vom Rhino- 
ceros sumatranus aus der Provinz Tenasserim, woselbst das Vorkom- 

men dieser Art von Helfer und Blyth erwähnt worden ist. Diese 
Thatsache dürfte die Angaben der Malayen bestätigen und es lässt 
sich daher vermuthen, dass'man später finden werde, dass sich der 
Wohnbezirk des Rh. sumatranus über die benachbarte malayische 
Halbinsel ausdehne. So ist es-bereits vom Kapt. Begbie in seinem 
Buche über die malayische Halbinsel aufgeführt worden, In Lieut. 
Col. Low’s History of Tenasserim (Journ. Royal Asiatie. Soc. I. 
1836) ist der Kopf eines jungen Nashorns abgebildet, welches, nach 
‚der beträchtlichen Vorragung zwischen den Augen, eine zweihörnige 
Axt, wahrscheinlich die hier besprochene, zu seyn scheint.“ — Wenn 
die vorstehenden Angaben, unsers Bedünkens nach, allerdings noch 
nicht evident genug sind, um gerade das Vorkommen des Rhinoceros 


23 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


sumatranus auf der malayischen Halbinsel ausser allen Zweifel zu 
setzen, so sind sie dagegen vollkommen ausreichend, um den Nach- 
weis zu liefern, dass daselbst ebenfalls eine zweihörnige Art ver- 
breitet ist. 

Noch verdient angeführt zu werden, dass nach Cantor’s Angabe” 
sowohl Rhinoceros indicus als auch RA. javanicus auf der malayi- 
schen Halbinsel zahlreich gefunden wird. 


H. v. Meyer erweiterte die Ordnung der Dickhäuter mit 
3 neuen, der Vorzeit angehörigen. Gattungen (Jahrb. f. Min. 
S. 466, 467 und 471). 

In den Tertiärablagerungen von la Chaux-de-fonds fand er Ueber- 
reste, die zwar sehr an Lophiodon erinnerten, ihm aber doch genug 
Differenzen darzubieten schienen, um sie von selbigem unter dem 
Namen Listriodon zu trennen, wobei er die Spezies als Z. splen- 
dens bezeichnete. An andern Ueberresten aus derselben Lokalität 
erkannte er 2 Arten schweinsartiger Thiere, die wohl einer und der- 
selben Gattung dürften angehört haben, welche er, da in reinen ter- 
tiären Bildungen das Genus Sus noch nicht vorgekommen, bis zur 
Auffindung der Backenzähne, die eine genauere Entscheidung an die 
Hand geben werden, mit dem Namen Calydonius bezeichnet; die 
grössere Art benannte er €. truzw, die kleinere C. tener. Seine 
dritte Gattung, Tapinodon, stammt aus den Tertiärgebilden von 
Egerkingen im Kanton Solothurn, und scheint dem Anoplotherium 
nahe zu stehen. Die dazu gehörige Art bezeichnet er mit dem Na- 
men T. Gress/yi. Bemerkenswerth ist noch, dass obwohl die ge- 
nannten Lokalitäten nicht sehr entfernt von einander liegen, gleich- 
wohl ihre antediluvianische Fauna höchst verschieden ist. 


Auch Owen errichtete eine neue Gattung, Aarlanus, 
nach antediluvianischen Ueberresten, die in dem Staat Geor- 
gien aufgefunden worden waren (Proceed, of the Acad. of 


nat. scienc. of Philadelph. 1846. vol. III. p. 94). 

Sie beruht auf dem Mitteltheil eines Unterkiefers, den früher 
schon Harlan unter dem Namen Sus americanus beschrieben hatte, 
der aber, wie Owen nachwies, nicht von dieser Gattung herrühren 
konnte, auch nicht von Toxodon oder Lophiodon, sondern von einer 
besondern Gattung, die an dem Tapir ihrem nächsten Verwandten 
findet. Sie scheint den Abstand zu vermindern, der die seltsamen 
nagerähnlichen Diekhäuter Südamerikas von ‚den mehr tapirartigen 
Formen, welche in der alten Welt fossil gefunden werden, scheidet. 
Der Spezies legte Owen den Namen Harlanus americanus bei. 

An einem obern Backenzahne von Dichobane cervinum zeigte 
Owen die Verschiedenheit von Moschus und jedem andern Wieder- 
käuer (Quat. journ. of the geol. soc. p. 420). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 29 


Ruminantia. 

Sundevall hat seine methodische Uebersicht der Wie- 
derkäuer zu Ende geführt (K. V. Akad. Handl. 1845. p. 265). 

Wir haben die erste Abtheilung dieser ausgezeichneten Arbeit 
schon im vorigen Jahresbericht angezeigt, und bemerken hier, dass 
der vorliegende zweite den Schluss der 6ten Familie, der Antilopina 
enthält, worauf Fam. 6. Caprina und Fam. 7. Camelina folgt. Daran 
schliessen sich 2 Anhänge an, wovon der eine die dubiösen und hin- 
sichtlich ihrer generischen Einreihung unsichern Arten, die fast zu 
den Antilopen gerechnet wurden, behandelt, der zweite sehr aus- 
führlich mit den Spezies sich befasst, die Linne in seiner Ordnung 
Pecora begriff. Darauf folgen Addenda nnd Corrigenda, und den 
Schluss macht ein Verzeichniss der Namen und Synonyme der Anti- 
lopen. Die erste Abtheilung dieser Abhandlung ist bereits von Oken 
in der Isis’ 1846 S.564, so wie von Hornschuch im Arch. skandi- 
nav. Beitr. z. Naturgesch. 1847 S. 78 aus dem Schwedischen ins 
Deutsche übersetzt worden, was zu ihrer Verbreitung wesentlich 
beitragen wird und mich der Mühe überhebt, sie hier in schemati- 
scher Uebersicht zur Vorlage zu bringen, Es ist diess eine Arbeit, 
durch welche die systematische Anordnung der Wiederkäuer und die 
Begründung ihrer Arten um einen guten Schritt weiter gebracht wor- 
den ist, eine wichtige Bereicherung der therologischen Literatur. 


Zylopoda. Ueber Bastardkreuzungen zwischen den ver- 
schiedenen Lamas theilte F. de Castelnau einige Nachrich- 
ten mit (Instit. p. 206). 

„Die Kreuzung des Damas mit dem Alpact;“ heisst es daselbst, 
„ist alltäglich; man hat aber ein ganz neues Resultat durch Kreuzung 
des Alpacas mit der Vicunna erhalten. Diese Thatsache ist um so 
merkwürdiger, als die Sitten dieser beiden Arten sehr verschieden 
sind, indem Alpaca und Lama sich dem Hausstande mit der grössten 
Leichtigkeit unterwerfen und selbst nicht mehr im wilden Zustande 
gekannt sind, während die Vicunna immer nur in kleinen Trupps 
auf den höchsten Spitzen der Kordilleren leben, sogleich entfliehen, 
sobald sie einen Menschen wahrnehmen und sich niemals dem Haus- 
stande unterwerfen, denn es ist nur mit der grössten Mühe gelungen 
zwei oder drei Individuen zu zähmen. Indem ein reicher Landwirth 
des Dorfs Macucani in der Provinz Carabaja vier junge weibliche 
Vicunnas durch ein Alpaca bespringen liess, erhielt er innerhalb 3 
Jaliren 23 Bastarde, die niedliche Thiere sind, von mittlerer Grösse 
zwischen der des Alpacas und der Vicunna; ihre Wolle ist weiss, 
14—15 Centimeters lang, sehr fein und der Seide ähnlich; ein ein- 
ziges Männchen ist kaffefarbig. Ausser der Weide giebt man ihnen 
Morgens und Abends Gerste, Mais oder Kleienbrod, welches sie be- 
gierig fressen, sie sind sehr sanft und Jaufen mit Begierde dem ent- 


30 Andr. Wagher: Bericht über die Leistungen ‘in der’ 


gegen, der sie füttert. Die Wolle der Lama-Gattung ist bereits einer 
der wichtigsten Ausfuhrartikel von Peru, es würde bedeutend sein 
einen ähnlichen Erfolg von diesem Erzeugniss zu erhalten. Es würde 
auch merkwürdig sein zu wissen, ‚ob diese Bastarde sich fortpflanzen 
könnten.“ — Hiemit hat freilich C. den Punkt berührt, der. allerdings 
von Wichtigkeit für die Frage von der Bastardzeugung, wäre, denn 
dass noch verwandte Arten Bastarde miteinander bilden können, ist 
ausser Zweifel, nicht aber, ob, doch unter welchen Beschränkungen, 
letzteren Fruchtbarkeit zusteht. Dass übrigens die Paarung zwischen 
Lama und, Alpaca nichts so Gewöhnliches ist als es C. behauptet, 
wissen wir aus. den gründlichen Beobachtungen v. Tschudi’s, der 
gerade das Gegentheil davon behauptet und dem über diesen Punkt 
eine dreijährige Erfahrung zur Seite steht. 


Cervina. Unter den 4—5 urweltlichen Hirscharten aus 
dem Lahnthale sonderte H. v. Meyer eine als Cervus di- 
luvianus aus (Jahrb. f. Min. $. 524). Derselbe entdeckte 
unter den fossilen Ueberresten von Ja Chaux-de-fonds einen 
neuen Palaeomeryx, den er P. Nicoleti benannte (a. a. O. 
S, 468). in 

Die letzterwähnte Art würde, nach den vorliegenden Fragmenten 
zu urtheilen, die Grösse unserer grössten lebenden Arten erreicht 
haben. j 
Dorcatherium vindebonense wurde von H. v. Meyer als 
neue Art aus dem tertiären Becken von Wien unterschieden (Jahrb. 
f. Min. S. 471). 

Camelopardalis sivalensis und Bramatherium wurden im Quat. 
journ, of the geol. soc. p. 362 charakterisirt, doch hat Ref. dermalen 
dieses Heft nicht zur Hand, um umständlicher darüber berichten zu 
können. 


Von neuen Hirscharten aus Chili haben Gay und Ger- 
vais in den Ann. des sc. nat. Fevr. 1846 eine kurze Notiz 
gegeben. 

Molina’s räthselhafte Capra Puda erklären sie für einen kleinen, 
dem Ceryus rufus und nemorivagus nah verwandten Hirsch, der walır- 
scheinlich mit Cervus humilis Benn. identisch ‚sei. Ferner geben sie 
an, dass Molina’s Eqguus bisuleus ein dem Cervus antisiensis ähnlicher 
Hirsch ist, der eine eigne Spezies, Cervus chiliensis zu bilden scheine. 
Endlich führen sie noch 2 neue Hirscharten an, Cervus spinosus und 
€. Goudotü, deren Schilderung noch zu erwarten steht. 


Cavicornia. J.E. Gray versuchte sich an einer neuen 
methodischen. Anordnung der hohlhörnigen Wiederkäuer (Ann. 
of nat. hist. XVIH. p. 227). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 31 


"Nach einer‘ kurzen Anzeige der bisherigen Anordnungen, wobei 
er, wie gewöhnlich, nicht die geringste Kenntniss von den deutschen 
Leistungen: hat, erklärt er, dass die Form der Hörner das natürlichste 
Merkmal zur Unterabtheilung in Gruppen abgebe. Demnach entwirft 
er folgende Anordnung. j 


1. Hörner rund oder zusammengedrückt, ohne vor- 
springenden Kiel am innern Vorderwinkel. 

4. Hörner geglättet, seitwärts ausgebreitet, an der Basis cylin- 
drisch oder zusammengedrückt, Knie (oder Handgelenk) unter der 
Mitte des Vorderbeins. Boveae (sic!). 

2. Hörner konisch, rückwärts gebogen, cylindrisch oder zusam- 
men gedrückt und an der Basis geringelt, Knie in der Mitte des Vor- 
derbeins. Antilopeae. 

1. Hörner winkelig mit mehr oder minder deutli- 
chem Kiel am Vorderwinkel; Knie in der Mitte des Vor- 
derbeins. 

3. Hörner fast spiral, aufrecht; Thbränensäcke deutlich, Stirne 
flach, Männchen ungebartet. Strepsicereae. 

4. Hörner zurückgekrümmt, zusammen gedrückt; keine Thränen- 
säcke, Stirne concav, Männchen gebartet. Capreae. 

5. Hörner spiral, seitwärts ausgebreitet; keine Thränensäcke, 
Männchen ungebartet. Oveae. 

Die Boveae bestehen wieder aus den Gattungen Bos, Bibos, 
Bison, Bubalus und Anoa mit nackter feuchter Muffel, und Poepha- 
gus und Ovibos mit behaarter. — Die Strepsicereae, die einzigen 
Hohlhörner mit weissen Streifen oder Flecken, bilden 4 Gattungen: 
Portax, Strepsiceros, Boselaphus und Tragelaphus, wovon die 3 
erstern eine Schafsnase, die letzte eine nackte Nase hat. — Die 
Capreae haben 3 Gattungen; Hemitragus mit feuchter Muffel, Idex 
und Capra mit Schafsnasen. — Die Oveae begreifen nur die Gat- 


tung Ovis. 


Die Antilopeae werden folgendermassen ‚ahgetheilt. 


l. Feld-Antilopen, Nasenlöcher innen kahl. 

1) Aechte Antilopen; leichtleibig und schlankbeinig, Hufe 
klein, Schwanz kurz oder mittelmässig, mit verlängerten Haaren bis 
zur Basis bedeckt; Hörner leierförmig oder konisch. 

«) Hörner mässig, leierförmig; Muffel schafsartig. 

Saiga. Nase sehr hoch, zusammengedrückt, abgestutzt; Hörner 

weiss, leierartig, S. Colus, 
0 Kkemas, Nase des Männchens jederseits mit einer Erweiterung; 
Hörner verlängert, zusammengedrückt, leierförmig. ' K. Hodgsonit. 
Gazella. Nase sich zuspitzend, einfach; Hörner leierförmig; deut- 
liche Thränengrube. G.. ‚gutturosa, subgulturosa, dorcas, rufifrons, 
Isabella, Bennettii. Soemmerringii, dama, ruficollis, Mhor, 


= 


32 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


" Antilope. Nase wie vorige, Hörner leierförmig, verlängert; 
keine Thränengrube. _ 4. melampus. 

Cervicapra. Nase ebenso; Hörner cylindrisch, fast spiral. 
C. bezoartica. 

#) Hörner dünn, konisch, klein. 

Neotragus. Mufiel schafsartig, Scheitel geschopft, Thränen- 
gruben gross und rund. N. saltiana. 

Cephalophus. Muffel kahl, Scheitel geschopft, Thränengrube 
eine drüsige Längslinie (die Arten weiter unten). 

Nanotragus. Muffel kahl, Thränengruben keine, Afterklauen 
keine. N. pygmaeus, 

Tetracerus. Muffel kahl, Hörner zweipaarig, Thränengruben 
länglich. T. quadricornis. E 

Oreotragus. Muffel kahl, Hörner verlängert und spitz, Thrä- 
nengruben quer, Hufe viereckig, zusammengedrückt, Behaarung dick 
und wellig. O. saltatrix. 

Calotragus. Muffel kahl, Hörner verlängert und. schmal, 
Thränengruben quer, Hufe dreieckig, Inguinalporen und Kniebüschel 
keine. C. tragulus und melanotis. 

Scopophorus, wie vorige, aber Knie mit grossem Schopf und 
deutlichen Inguinalporen. S. Ourebi und montanus. 

Eleotragus. Muffel kahl, Hörner gekrümmt, Thränengruben 
keine, Hufe dreieckig, Inguinalporen deutlich. E. capreolus, arun- 
dinaceus und reduncus. 


2) Ziegen-Antilopen, schwerleibig, schwerbeinig und dick- 
hufig, Schwanz sehr kurz, niedergedrückt und bis zur Basis mit 
Haaren bedeckt, Hörner konisch, selten vorn mit flachem Fortsatz. 

Capricornis. Muffel kahl, Hörner gekrümmt, an der Basis 
geringelt, Thränengruben gross und rund. CO. sumatrensis, bubalina 
und cerispa. . 

Nemorhedus. Hörner ebenso, Muffel schafsähnlich, Thränen- 
gruben keine. N. Goral - 

Maxama. Muffel schafsähnlich, Hörner fast aufrecht, an der 
Basis geringelt, an der Spitze gekrümmt, Behaarung zweierlei. M. 
americana. 

Rupicapra. Muffel schafsähnlich, Hörner dünn, aufrecht, an 
der Spitze scharf gekrümmt, Pelz weich. R. Tragus. 

Antilocapra. Muffel schafsähnlich, Hörner schlank, aufrecht, 
vorn mit flachem Fortsatz, an der Spitze gekrümmt. 4. americana, 


3) Hirsch-Antilopen, gross, ziemlich schwerleibig, Schwanz 
verlängert, an der Basis mit kurzen Haaren, an der Spitze buschig; 
Hörner verlängert. 

Kobus. Muffel nackt, Hals mähnig, Hörner fast leierförmig, an 
der Spitze vorwärts gebogen. K. ellipsiprymnus, singsing und de- 
Fossa. e 


Naturgeschiehte der Säugthiere während des Jahres 1846. 33 


Aegoceros. Nase hirschartig, Nacken mit umgewendeter Mähne, 
Hörner verlängert, gekrümmt, zusammengedrückt; Thränengrüben mit 
“ Haaren bedeckt. 4eg. leucophaeus und niger. 

Ory:z. Nase und Nacken ebenso; Hörner verlängert, cylindrisch, 
gerade oder schwach gekrümmt, Thränengruben keine. ©. Gazella, 
Beissa und lencoryx. 

Addax. Nase schafsähnlich, Nacken ungemähnt, Hörner ver- 
längert, eylindrisch, fast spiral, Hufe vorn breit. 4. nasomaculatus. 


1. Wüsten-Antilopen; Nase breit, Nasenlöcher fast 
klappenartig, innen mit Borsten besetzt. 


4) Pferde-Antilopen; Muffel niedergedrückt, schwammig und 
borstig, Nasenlöcher klappenartig. 

Catoblepas. C. Gnu und Gorgon. 

_ 5) Rinder-Antilopen, Muffel mässig, mit ‚kleiner ‚nackter, 
feuchter Kuppe unter den Nasenlöchern. 

Boselaphus. Hörner leierförmig, dicht an der Basis am vor- 
springenden obern Rande des Stirnbeins, Thränengruben mit einem 
Haarbüschel bedeckt. 2. bubalis und caama. 

Damalis. Hörner leierförmig, Thränengruben nackt.. D. la- 
nata, senegalensis, Koba, pygarga, albifrons, Zebra? 

Vergleicht man die 3 neuesten Versuche die hohlhörnigen Wie- 
derkäuer, insbesondere deren grösste Abtheilung, die Antilopen, in 
naturgemässe Gruppen zu vertheilen, so wird sich hinsichtlich der 
Zahl, Stellung und Begrenzung der letztern eine grosse Verschieden- 
heit ergeben, je nach den verschiedenen Standpunkten, von denen 
biebei ausgegangen worden ist. Die erheblichsten Differenzen erge- 
ben sich in dieser Beziehung hinsichtlich der Antilopen, die zu allen 
Gattungen der Hohlhörner Uebergänge darbieten. Bisher ist haupt- 
sächlich bei ihrer Gruppirung die Beschaffenheit der Hörner, Hufe, 
Thränengruben ad Nasenkuppe in Betracht gekommen; man wird 
sich aber wohl, wenn einmal von allen Arten die Schädelformen ge- 
kannt sind, entschliessen müssen, diese ebenfalls in Betracht zu zie- 
hen, wenn gleich sie allein für sich nicht als oberster Eintheilungs- 
grund werden benutzt werden können. Was insbesondere das vor- 
gelegte Schema von Gray anbetrifft, so sind unter den Antilopen seine 
meisten Gruppen und Gattungen (richtiger Untergattungen) leicht un- 
terscheidbar, indess hat er die Trennung doch zu weit getrieben, da 
es seiner Eintheilung gewiss nicht zur Empfehlung gereichen kann, 
dass die meisten seiner Gattungen nur 1 oder 2 Arten zählen, wie 
denn unter den Antilopen nicht weniger als 13 Gattungen sind, von 
denen jede nur eine Art enthält, Unangenehm fällt es auf, dass Gray 
sich des Namens Boselaphus zweimal als Gattungsnamen (einmal bei 
seinen Strepsicereae, das andermal bei den Rinder-Antilopen) bedient, 
der schrecklichen Wortbildungen, wie Strepsicereae, Oveae cte. gar 
nieht zu gedenken. Die Trennung der Ziegen und Schafe in 2 Fa- 
milien ist auch nichts weniger als naturgemäss. 

Archiv 1. Naturgesch, XII, Jahrg. 2, Bd, [pi 


34 Andr. Wagner: Berieht über die Leistungen in: der 


Von den im britischen Museum aufgestellten Arten von 
Cephalolophus (nicht Cephalophus) theilte Gray kurze Be- 
schreibungen mit (Ann. of nat. hist. XVIN. p. 162). 


Er theilt sie folgendermassen ein: 

1. Ohren fast so lang als der Kopf, spitz; Hörner verlängert, 
spitz; Stirne flach. C. mergens und Cumpbelliae. 

1. Obren halb so Jang als der-Kopf, ziemlich spitz, Hörner kurz. 
©. coronatus (C. madoqua Rüpp.). 

1. Obren nicht halb so lang als der Kopf, abgerundet, Hörner 
kurz. 

a) schwarz, weisser Rückenfleck, kein Augenstrich, C. sylvieultriz. 

b) falb, schwarzer Rückenstreif, kein Augenstrich. ©. Ogzlbyi 
und dorsalis Gray. 

c) falb oder schwarz, kein Augenstrich. C. niger Mus. Leid., 
natalensis und rufilatus Gray (A. grimmia H. Smith). i 

d) graubraun, mit blassem Augenstrich bis zur Hörnerwurzel. 
«) Pelz einfarbig, Haare einförmig: C. Maxwellü. — $) Pelz einfar- 
big, Haare schwarz und grau gemischt: ©. monticola (A. pygmaea - 
Licht.) und melanorheus Gray), ©. philantomba Gray). — y) Pelz 
gesprenkelt, Haare gelb geringelt: C. punctulatus (A. philantomba 
H. Smith). — Ueber die Arten von Cephalophus sind die Bemer- 
kungen zu vergleichen, die Sundevall seiner Abhandlung S. 321 
beifügte. 


Eine neue Antilopengattung unterschied M. v. Düben 
als Nesotragus (Vet. Ac. Öfvers. 1846 p. 221; Sundey. 1. c. 
p. 322). 


Sie unterscheidet sich von Nanotragus bloss durch das Vorhan- 
densein tiefer gekrümmter Thränengruben, was denn doch zu einer 
generischen Trennung nicht ausreichen möchte. Die. einzige bieher 
gehörige Art nennt Düben N. moschatus, von der Grösse des 
Nanotragus spiniger und ist auf einer ostafrikanischen Insel bei Zan- 
zibar entdeckt, 


Gleichzeitig sonderten Gray und Sundevall 2 beson- 
dere Formen von der Antilope Dorcas ab. 


Gray beschrieb sie unter dem Namen Gazella rufifrons 
und @. Isabella in den Ann. of nat. hist. XV]11. p.214. Die G. ru- 
fifrons erklärt er für identisch mit der Corinne Fr. Cuv., und unter- 
scheidet sie von G. Dorcas hauptsächlich durch den Mangel der 
Kniebüschel; die G. Isabella unterscheidet er von letzterer durch die 
Weichheit des Pelzes und den Mangel des dunkeln Streifens an den 
Seiten und an’dem Rande der Afterscheibe. Ausserdem bemerkt er 
noch, dass seine beiden neuen Arten die Unterseite des Fusses und 
die Rückenseite des Laufes weiss haben, während bei G. Dorcas ein 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. . 35 


schwarzer Haarbüschel unter dem Fuss sich findet und die u 
seite des Laufes roth ist. 

Durch die Verzögerung des Drucks seiner Abhandlung hatte 
Sundevall Gelegenheit in einem Nachtrag S. 324 noch bemerklich 
zu machen, dass die Gazella rufifrons identisch ist mit seiner An- 
tilope laevipes, und die G. Isabella mit seiner Antzlope Isidis, 
die er als Var.« der A. Dorcas untergeordnet hat, als welch letztere 
sie auch Lichtenstein in seinen Darstellungen tab. 5 abbildete, 

Noch ist bemerklich zu machen, dass Sundevall anfangs zwei- 
felhaft (S.271), nachher entschieden (S. 324) die Antilope melampus 
von den ächten Antilopen ausschied und für sie eine eigne Gattung, 
Aepyceros, errichtete. 


Sundevall machte in seiner oft angeführten Abhandlung 
S. 278 auf einen eigenthümliehen Steinbock aufmerksam, den 
er als Capra Ibex. var. Sarda bezeichnete, 


Die Unterschiede vom eigentlichen Alpensteinbock giebt er so 
an: „differt barba maris brevi, ad latera prolixa, densa, im formam 
rotundatam quasi‘ detonsa, pilis basi retrorsum adpressis, dein per- 
pendiculariter curvatis, composita. Praeterea cornua paullo longiora 
et fortius (sed in eodem plano) curvata, latere postico, etiam baseos, 
evidenter compresso-rotundata, sed tamen haud 'trigona dicenda; 
apice, ut ibieis, compressa et lata. Regio scapularis et infra late- 
ralis paullo nigrior. In ceteris descriptio C. ibieis cum hoe congruit. 
In Kopenhagen sind 2 solcher Exemplare (Männchen und Weibchen 
‚„e Sardinia allati“ vorhanden; in Stockholm ebenfalls ein Paar „e 
regione eisalpina allati*, doch unbekannt woher. Da dieses letzt- 
erwähnte Paar, wie mir Dr. Sundevall brieflich mittheilte, durch den 
verstorbenen Michahelles, der einen ausgebreiteten Naturalienhandel, 
insbesondere mit Alpenthieren betrieb, eingesendet worden war, so 
ist es mir wahrscheinlich, dass solches Steinbock -Bastarde waren, 
die damals im Berner Oberlande in ziemlicher Anzahl vorkamen. 
Auch die Exemplare in Kopenhagen könnten vielleicht einen ähnlichen 
Ursprung haben, da es wenigstens in Sardinien (insofern man nicht 
das Königreich beider Sardinien, sondern nur die Insel dieses Namens 
darunter versteht) keine Steinböcke giebt. 

Dass Capra Pudu nichts weiter als eine Hirschart ist, ist schon 
vorhin erwähnt worden. 


Ueber die Identität des Urus und Bison rückte W. Weis- 
‚senborn eine Abhandlung in Froriep’'s Neue Notizen. XL. 
5.129 ein. 


Der Verf. kannte über diesen Gegenstand aus den neueren Ver- 
‚handlungen nur die Besprechungen von Cuvier und Bojanus; was 
hierüber später E. v. Baer, Pusch und Ref urtheilten, ist ihm 
unbekannt geblieben. Wie schon die Ueberschrift vermuthen lässt, 

0% 


. 


36 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen: in. der 


schliesst der Verf. aus den älteren Vorlagen auf. die spezifische Ein- 
» heit dieser beiderlei Thiere. 


Pinnipedia. 
Der Schluss von J. E. Gray’s Charakteristik der Robben 


der südlichen Hemisphäre ist auch im abgelaufenen Jahre nicht 
erschienen. 


Cetacea. 

Zwei Monographien sind über (diese Ordnung bekannt 
gemacht "worden: 1) des Ref. Beschreibung der Walle im 
Vilten Bande von Schreber’s Naturgesch. der Säugthiere, 
und 2) J. E. Gray’s Schilderung derselben in der Zoology 
of the voy. of H. M. S. Erebus and Terror. Mammal. Parts 
3—5. 

Bei der weiten Entfernung des Wohnsitzes des Ref. vom Meere 
darf man nicht erwarten, dass ihm die Sammlungen daselbst ein 
reiches Material zur Selbstansicht dargeboten haben werden. Seine 
Arbeit musste sich also hauptsächlich darauf hinlenken, das weit und 
breit zerstreute Material in der Literatur in geordneter Uebersicht 
zusammen zu stellen. Eigenthümliche Untersuchungen sind von ihm 
vornehmlich über Manatus americanus, Bulaenoptera musculus und 
Delphinus amazonicus (Inia boliviensis) nach den in der hiesigen 
Sammlung aufbewahrten Originalen vorgenommen worden. 

Ein desto reicheres Material hatte Gray zur Autopsie vorliegend, 
und so kann es denn nicht fehlen, dass er uns eine Menge neuer 
Arten vorführt, freilich meist nur nach Schädeln und zwar etwas zu 
eilig und allzu kurz charakterisirt, als dass ihr Bestand schon ge- 
sichert wäre; auch hätte der Literatur bei ihm eine gründlichere 
Aufmerksamkeit gewidmet werden dürfen. Höchst werthvoll sind die 
30 Tafel mit Abbildungen, grösstentheils von Schädeln. Gleieh dem 
Ref. theilt Gray die Fischzitzthiere in eigentliche Walle (Cete) und 
in Sirenen (Manates oder Mermaids), von denen indess nur die erste- 
ren hier bei ihm in Berücksichtigung kommen, und zwar in 3 Fami- 
lien: Balaenidae, Physeteridae und Delphinidae. Wir wollen diese 
in einem kurzen Ueberblick betrachten, wobei ich die von Gray als 
neu aufgestellten oder doch wenigstens neu benannten Arten mit einem 
Sternchen (*) bezeichnen will. 

Die Balaenidae zerfallen in 3 Gattungen: 

I. Balaena. «) Rücken glatt: 1) B. mysticetus, 2) B. australis 
Desm., 3) B. japonica*, 4) B. antarctica. $) Hücken höckerig: 
5) B. gibbosa. 

ll. Meg’aptera. 1) M. Poeskop Desmoul. (Rorqual du Cap 
Cuv.), 2) M. longimana, 3) M. americana*, 4) M. antarctica (Ba- 
Inenopt. antarctica Schleg.). 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 37 


11. Balaenoptera. 1) B. Physalus (B. rostrata Brandt et 
Ratzeb., B. sulcata arctica Schleg., Rorqual de la mediterranee 
Cuv.), 2) 2. laticeps® (B. rostrata Rudolph., Rorqual du Nord 
Cuv.), 3) 2. fasciata* (Bal. n. sp. Tschud. mamm. consp. peruan. 
13). 4) 2. Iwasi* (B. arctica Schleg); 5) B. australis (B. rostrata 
australis Desmoul.). 

Mit dieser Anordnung sah sich Gray sehr bald nicht mehr be- 
friedigt, wozu insbesondere ein Besuch von Eschricht mitgewirkt 
hatte, und so entwarf er denn im Appendix von S. 46—52 eine neue 
Charakteristik der Balaeniden in folgender Weise. 

1. Balaena. 1) B. mysticetus, 2) B. japonicu, 3) B. australis, 
4) B. marginata, 

U. Balaenoptera. «) (Balaenoptera) Brustflossen auf, Rük- 
kenflossen auf % der Länge von der Nase; Wirbel 46 oder 48, Quer- 
fortsatz des zweiten Wirbels ringartig: 1) 2. rostrata Fabr. (B. Phy- 
salus Gray, Vaagehval Eschr. — $) (Physalus) Brustfl. 4, Rückenfl. 
% der Länge von der Nase; Rücken grau; Wirbel 54, Querfortsatz 
des Halswirbels ringartig (durchbohrt): 2) 3. antiguorum Fisch. 
(Rorqual de la mediterranee Cuv.) — y) (Rorqualus) Brustfl. %, 
Rückenfl. $ der Länge von der Nase; Rücken schwarz; Seitenfort- 
sätze von zwei Halswirbeln ganz; Wirbel 62, 64: 3) 3. Boops (B. 
sulcata arctica Schleg.), 4) B. australis. . Hierüber einige Bemer- 
kungen. 

Die Arten von Balaena unterscheidet Gray hauptsächlich nach 
der Beschaffenheit der Barten. Darnach unterscheidet er auch seine 
B. marginata aus West- Australien, deren Diagnose lautet: „Barten 
sehr lang, dünn (fast 8mal so lang als breit an der Basis), rein weiss, 
mit ziemlich breitem schwarzen Rand an der äussern oder geraden 
Seite.“ Nur aus 3 Fischbeinplatten von 20” Länge bekannt, die bei 
der Veränderlichkeit derselben in der Färbung und Form nach Alter 
und Stellung im Rachen keineswegs einen genügenden Anhaltspunkt 
zur Begründung einer neuen Art abgeben können. 

Die glücklichsten Berichtigungen hat Gray bei Balaenoptera an- 
gebracht, doch die Zahl der Arten höher angenommen als Ref. Ab- 
geselhien von den langhändigen unterscheidet Ref. unter den kurzhän- 
digen Finnfischen nur 3 Arten: B. boops, musculus und rostratus, 
während Gray auch noch im Appendix 5 derselben annimmt, indem 
er zwar seine B. fasciata auslösst, dafür aber eine 2. antarctica 
und brasiliensis (S. 51) zufügt. Da indess beide Arten nur auf der 
Ansicht etlicher Parthien von Barten beruhen, so sind sie zur Zeit 
noch höchst problematisch, da. ferner der B. australis ebenfalls auf 
gar keinen haltbaren Stützpunkt fussen kann, so bleiben eigentlich 
doch nur bei Gray die 3 von uns zugelassenen Arten übrig. Seine 
B: rostrata ist identisch mit der unsrigen, der ihre spezifische Be- 
rechtigung zuerst durch Kröyer gesichert wurde, von dem jedoch 
bier aus leicht erklärlichen Gründen keine Rede ist. Wenn der 


38 Andr. Wagner; Bericht über die Leistungen in.der 


Schädel, den Gray auf Tab, 2 abbildet und, jedoch ohne weiteren 
Nachweis, der B. rostrata zuschreibt, dieser wirklich angehört, so 
möchte dieselbe dädurch in. ihrer spezifischen Berechtigung weitere 
Begründung erhalten, da der Schädel sowohl von dem der,B. Boops 
als noch mehr von dem der B. musculus sich entfernt, — Gray’s 
B. antiquorum ist identisch mit unserer B. musculus. . Ein von ihm 
mit Eschrieht gemeinschaftlich untersuchtes Skelet von. 75" Länge, 
zeigte 7 Hals-, 14 Rücken-, 15 Lenden- und 18 Schwanzwirbel, un- 
gerechnet etliche, die noch im Rande ‚der Schwanzflosse verborgen 
waren. Wenn Gray die Vermuthung ausspricht, dass Rudolphi’s B. 
rostrata, aus der er anfangs eine eigne Spezies B, laticeps. bildete, 
nur ein Synonym von seiner B. antiquorum sein dürfte und dass 
man deshalb das Skelet zu‘vergleichen hätte, so muss er nicht ein- 
mal die von Rudolphi, so wie die von Brandt und Ratzeburg gelie- 
ferten Abbildungen von ihrer B. rostrata mit Aufmerksamkeit ver- 
glichen, geschweige denn den gründlichen, aber freilich in deutscher 
Sprache geschriebenen Text gelesen haben, um einzusehen, dass hier 
von einer ganz andern Art, nämlich von der B. Boops die Redeist. Ist 
es doch gerade dieser von Rudolphi abgebildete Schädel, den Cuvier 
in seinen Recherch. kopirte und auf dessen Eigenthümlichkeit über- 
haupt die B. Boops begründete. 


Die langhändigen Finnfische (Megaptera s. Megaapteron) hat Ref, 
in Uebereinstimmung mit Schlegel in einer einzigen Art vereinigt, 
während Gray sie in vier vertheilte, ohne freilich in irgend einer sichern 
Weise sie rechtfertigen zu können. ‘So beruht z. B. seine M. ame- 
ricana bloss auf einer Zeichnung, von der er selbst sagt, dass sie 
der Abbildung von M. longimana sehr ähnlich, nur die Rückenflosse 
niedriger und der Schwanz breiter dargestellt wäre. Wenn man frei- 
lich nach Abbildungen, die meist nur flüchtig nach dem Augenmaasse, 
oft selbst von ungeübten Zeichnern, entworfen ‚sind, die Arten, auf- 
stellen wollte, so würde man bei den riesenhaften, und: eben deshalb 
sehr schwer aufnehmbaren Wallen bald eben so viele Arten als 
Zeichnungen haben. = 

Seine Familie der Catodontidae, wie er späterhin die Phy- 
seteridae benannte, vertheilte Gray unter 3 Gattungen, während Ref. 
mit einer einzigen, und diese nur aus einer einzigen Art bestehend, 
sich begnügte. Gray restituirte wieder die älteren Gattungen von 
Lacepede: Cutodon und Physeter, lediglich auf die alten Angaben 
von Sibbald, die für die Systematik den Ausschlag nicht geben kön- 
nen, sich stützend, und diesen beiden Gattungen fügte er noch Blain- 
ville’s Physeter breviceps als Ste bei, während Ref. in letzterem eher 
einen Delphin sieht, der mit den Buttwallen (Phocaena) in naher 
Verwandtschaft. steht,. Wenn Gray D. Bennett’s Narrative of a 
Whaling Voy., was in. neuerer Zeit‘ den wichtigsten Beitrag zur 
Naturgeschichte der Pottwalle lieferte, berücksichtigt hätte, so 
würde er wohl, wie wir meinen sollten, ‘Anstand genommen haben, 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 39 


aus denselben mehrere 'Arten, geschweige denn Gattungen zu er- 
richten. ? 
Die Delphinidae bringt Gray in folgende Sektionen: 
a) Kiefer sich verschmälernd, die Symphyse des Unterkiefers 
kurz (nicht halb so lange als der Kiefer), Rückenfinne gewöhnlich 
deutlich. Meerbewohner. s 
1. Oberkiefer zahnlos, Unterkiefer jederseits mit nur 1—2, oft im 
Zahnfleisch verborgenen Zähnen. Schnabel des Schädels an der 

Seite gekielt oder geflügelt. Hyperoondontina. 

2. Ober- und Unterkiefer mit etlichen oder hinfälligen Zähnen. Flü- 
gel (wings) des Kiefers abwärts gerichtet. Monoceratina. 

3. Ober- und Unterkiefer mit vielen Zähnen. Flügel des Kiefers 
horizontal. Delphinina. 

b) Kiefer stark zusammengedrückt, die Symphyse des untern sehr 
lang, mehr als halb so lang, keine Rückenflosse, Zähne in beiden 
Kiefern. Flussbewohner. 

4. Flügel des Kiefers vorn aufgebogen. Platanistina. 
5. Flügel des Kiefers ausgebreitet. Iniina, 


A. Die Hyperoodontinä enthalten folgende Gattungen und 
Arten: 1. Hyperoodon. «) Rückenfinne in der Rückenmitte: 1. A. 
Butskopf Lacep. — $) Rückenfinne hinter der Rückenmitte, drei- 
eckig: 2. H. rostratum Wesm. (D. Hunteri, diodon etc.), 3. H. 
Doumetü*, 4. H. Desmarestü Riss., 5. H. latifrons* (nach einem 
Schädel). 

U. Ziphius: 1. Z. Sowerbiensis (Diodon bidens Bell, Delph. 
Sowerbyi Desm.), 2. Z, sechellensis (Schädel). 

Il. Deiphinorhynchus: 4. D. micropterus Cuv. (Dauphin de 
Dale Blainv.). 

B. Monoceratina: a. Unterkiefer zahnlos: I. Monodon mo- 
noceros. — I. Anarnacus groenlandicus. 

b. Ober- und Unterkiefer-mit konischen, frühzeitig ausfallenden 
Zähnen: Ill. Beluga catodon (D.leucas Pallas.) und 2, B. Kingü* 
(Schädel). ’ 

ec. Ober- und Unterkiefer mit zusammengedrückten, bleibenden 
Zähnen: IV. Neomeris* phocaenoides (D. melas Schleg.). — V. 
Phocaena communis (D. Phocaena Linn.). 

©. Delphinina. a; Kopf vorn gerundet, nicht geschnabelt; 
Nase am Schädel kaum so lang als die Hirnhöhle: I. Grampus 
Cuvieri (D. griseus Cuv.);, 2, @. Rissoanus; 3. @. — ?; 4. @. saka! 
mata (D. orca Schleg. faun. jap. 5). — 1. G/lobiocephalus 
spineval (D. globiceps Cuv.); 2. @. affinis* (Schädel); 3. :@. Siebot, 
dü® (D. globiceps Schleg. faun. jap.); @. macrorhynchus* (Schädel). 
— Bl. Orca gladiator (D. orca Linn.); 2. O: crassidens (fossil); 
3.0. capensis* (Schädel); 4.0. intermedia* (Schädel), 

bs. Kopf geschnabelt, Nase am Schädel länger als die Hirnhöhle: 
L Lagenorhyuchus leucopleurus Rasch; 2. L. albirostris Gray; 


40 Andr.: Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


3, L. Electra* (Schädel); A.uL. Asia* (Schädel); 5. Li acutus (D. 
Eschrichtü). — 11. Delphinapterus Peronü. — 11. Delphinus. 
«) Kopf kurz geschnabelt, Nase des Schädels mässig; vor 'der Zahn- 
linie ein längliches Dreieck, Gaumen flach. +) Schnabel kaum vor- 
springend, Nase sehr gedrückt, kaum länger als die Hirnhöhle (Ce- 
phalorhynchus): 4. D. Heavisidii, 2. D. obscurus, 3. Di compressi- 
cauda. — +) Schnabel kurz, Nase des Schädels (dick, konisch, oben 
convex, halb so-lang als der Kopf (Tursio): 4. D. Tursio, 5. D. Abu- 
salam, 6. D. Eurynome* (Schädel), 7. D. Metis* (Schädel), 8. D. 
Cymodoce* (Schädel), 9..D. Doris* (Schädel), 10. D. frenatus. — 
#) Kopf lang geschnabelt, Nase schlank, ziemlich niedergedrückt, zu- 
mal vorn, viel länger als der Kopf (Delphinus): 11. D. Metis* (Schä- 
del; derselbe Name ist übrigens schon von Gray an No.7. vergeben 
worden), 12. D. Styz* (Schädel), 13. D. Euphrosyne* (Schädel), 14. 
D. Delphis, 15. D, Janira* (Schädel), 16. D. Novae Zeelandiae, 17. 
D. Sao* (Schädel), 18. D. Forsteri*, 19. D. egerulea, albus, 20. D. 
longirostris, 21. D. microps* (Schädel). 

IV. Steno Gray: 1. St. rostratus, 2. St. malayanus, 3. St. fron- 
tatus, A. St. compressus* (Schädel), 5. St. attenuatus* (Schädel), 
6. St, fuseus* (Fötus). 

D. Platanistina gungetica. 

E. Iniana. I. /nia (Zähne gerunzelt, die hintern mit Ansatz 
an der Innenseite: 1. ]. Geofroyi (I. boliviensis), 2. Inia canadensis 
(Delph. canadensis Desm.). 

ll. Pontoporia Gray (Zähne cylindrisch, konisch, spitz ge- 
krümmt): 1. P. Blainvillei (D. Blainvillei Frem.). 

So sind denn unter den Delphinen von Gray eine Menge neuer 
Arten vorgeführt, freilich meist nur nach Schädeln, zu denen die 
Thiere unbekannt sind und über deren Abänderungsgrenzen ebenfalls 
nichts bekannt ist. 


Eschricht hat mit der Publikation seiner Untersuchun- 
gen über die Walle begonnen (Det K. Danske Videnk, Selsk. 
naturvidensk. og math. Afhandl. XI. Kjöbenh. 1845. p. 129 —. 
378 tab. 1— 8). 

Ueber diese reichhaltige Arbeit kann hier nur eine kurze Öeber- 
sicht gegeben werden. Die 1ste Abhandlung enthält: „Bemerkungen 
über den frühern und gegenwärtigen Stand der Cetologie.“'"S. 129. 

“Nach Käpt. Hol!böl kommen Wallfische (B. Mysticetus) an der West- 
küste Grönlands nicht südlicher als 65° herab; nur ein Paarmal ist 
ein einzelnes Junges etwas südlicher gezogen, nämlich unter 64° 
(Godthoob). — Schneider theilte dem Verf. (S. 151) die Zeichnung 
eines an Kamtschatka gefangenen Wallfisches mit, der von Scoresby’s 
Zeichnung des grönländischen Walles darin abweicht, dass der Leib 
hinter der Brustfinne stärker ist, der hintere Rand einen mehr ab- 
gerundeten Winkel hat, der vordere Rand mehr gerade, die Schwanz- 


Naturgeschichte der Säugthiere während des Jahres 1846. 41 


Nosse kleiner, die Erhöhung für die Spritzlöcher minder vorstehend 
ist nd auf der Schnautze der so’ charakterische Besatz mit Cirri- 
peden sich findet. Ein grosser weisser Fleck mit unregelmässigen 
Umrissen nimmt das Meiste von der Bauchfläche ein und erstreckt 
sich mehr oder minder unter dem Unterkiefer; übrigens ist die Farbe 
schwarz. : Schlezel’s Abbildung stimmt im Wesentlichen mit der von 
Schneider, als in der Farbe etc., aber die Verschiedenheit in der 
Form der Finnen ist nicht angegeben, auch sind Schwanz und Lippen 
ungleich plumper. { 

Die 2te Abhandlung befasst sich mit der anatomischen Beschrei- 
bung der äussern Fötusformen zweier nordischer Finnfisch-Arten mit 
Anwendung auf Physiologie und Zoologie (S.203), und zwar nach 
folgenden Kapiteln. a) Beschreibung von 6 Fötus des norwegischen 
Vaagehval. b) Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Bartenwalle. 
c) Beschreibung eines Fötus des Keporkak (B. Boops Fabr.) .d) 
Ueber die Anwendung der Embryonen der Walle zur Bestimmung 
der Arten nach den äussern Formen, 

Die 3te Abhandlung handelt „über die Embryonenformen der 
Ernährungs- und Fortpflanzungswerkzeuge der Bartenwalle“ S. 281. 
Besonders beachtenswerth ist es hier, was der Verf. über die Zähne 
bei den Embryonen sagt, die er bei Balaena Mysticetus und den 
Finnfisehen sowohl im Ober- als Unterkiefer fand. 


" "Brandt’s Symbolae sirenologicae, quibus praeeipue Rhy- 
finae historia naturalis illustratur, sind nunmehr ebenfalls er- 
schienen. 


‚Sie machen ein eignes Heft aus von den Mem, de l’acad. imp. 
des se, de St. Petersb. V]. serie. Sc. math., phys. et naturelle Tom. 
VI. 2e partie: sc. naturelle. V. Ae livrais. 1846. Die neue Auffindung 
eines Schädelfragments von diesem merkwürdigen Thiere auf der 
Beringsinsel setzte den Verf. in den Stand, eigenthümliche Verglei- 
chungen vorzunehmen. Zugleich mustert er die Stellersche Beschrei- 
bung und zeigt die Verwandtschaftsgrade, in welchen dieses Thier zu 
andern steht. Eine meisterhafte Monographie. 

Eine Aufzählung der britischen Walle entwarf Gray in den 
Ann. of nat. hist. XVII. p. 83, woselbst er auch bemerklich macht, dass 
der von Brightwell a. a. O. S. 21.geschilderte De/phinus Tursio nicht 
dieser Art, sondern einer neuen angehöre, die er Lagenorhynchus 
albirostris benannte. — Ein in der Belfast-Bay gefangenes Indivi- 
duum von Hyperoodon beschrieb W,Thompson a.a.O. S. 150, mit 

eifügung einer Abbildung. 

Die Existenz des Physeter tursio will W. Thompson (Ann. of 
nat. hist, XVII. p. 310) aus den Angaben eines Kapitän Walker dar- 
thun, der vor mehreren Jahren etliche Walle schwimmen sah, ohne 


42 Andr. Wagner: Bericht über die Leistungen in der 


dass ihm jedoch deren Kopf und Schwanz, sondern nur der Rücken 
mit einer, hohen Finne sichtlich wurde. Wahrscheinlich. ist hier Del- 
phinus orca gemeint. ; 

In unserem Archive S. 10 wurde von A. Cocco unter dem Namen 
Delphinus Philippii ein Delphin beschrieben, ‘der seinem’ äus- 
sern Ansehen nach mit Delphinus micropterus übereinkommt. 


Der Bau des Delphingehirns wurde von Stannius in 
den, Abh. aus d. Gebiete der Naturw., herausgegeben von .d. 
naturw. Verein in Hamburg 1. S. 1 erläutert. 


Zur Untersuchung dienten ihm mehrere frische Gehirne von 
Delphinus phocaena. Als Eigenthümlichkeiten des Delphingehirns, 
im Vergleich zum menschlichen, hebt er hervor, dass es vorzugs- 
weise in der Richtung der Breite entwickelt, das kleine Gehirn grös- 
stentheils unbedeckt und im Verhältniss zum grossen ausserordentlich 
stark ist, und dass der hintere oder untere Lappen der Hemisphäre 
des grossen Gehirns beim Delphin sehr wenig, beim Menschen be- 
trächtlich länger als der vordere Lappen ist. Von Geruchsnerven 
konnte St. keine Spur auffinden, denn wenn er auch dieses oder jenes 
Fädchen für den fraglichen Nerven hätte halten mögen, so ergab doch 
die mikroskopische Untersuchung die Abwesenheit von Nervenprimi- 
tivfasern. 

Aus dem Tertiärsande von Florheim sah H. v. Meyer ein Unter- 
kiefer-Fragment, welches seine frühere Vermuthung über. Kaup’s 
Pugmeodon nunmehr bestätigt. Nach diesem Kieferstück ist nämlich 
Kaup’s Pugmeodon Schinzil oder Blainville's Manatus Schinzil nichts 
anders als Halianassa Collinii Mey. (Jahrb. f. Min. S. 325). 

Im Becken von Antwerken wurden zwei fossile Cetaceen-Ueber- 
reste gefunden, die nach van Beneden’s Ansicht dem Ziphius ver- 
wandt oder selbst einer neuen Gattung .angehörig sind (Bullet. de 
l’Acad..des science. de Belgique. Brux. XI. {re part. p. 257). 


43 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Vögel während des Jahres 1846. 


Vom 


Dr. G. Hartlaub. 


Der Ornithologie wurden im verflossenen Jahre viele und 
wichtige Bereicherungen zu Theil. Die bisher nur geringe 
Anzahl schriftstellerisch thätiger Verehrer und. Vertreter der- 
selben hat zugenommen, und wenn wir auch in den Stoss- 
seufzer Temminks „tout le monde s’en mele“ nach mehr als 
einer Richtung hin 'einstimmen mögten, so verdient gleichwohl 
diese allseitig reger werdende Theilnahme als erfreulich be- 
grüsst zu werden. Bei uns in Deutschland haben sich die 
Ornithologen zu jährlichen Zusammenkünften vereinigt, und 
schon liegt die Frucht der ersten dieser Versammlungen in 
Gestalt einer unter Thienemann’s Redaction erschienenen 
Zeitschrift für die gesammte Ornithologie „Rhea““ vor uns, 
deren erstes Heft sich bei allen Freunden vaterländischer 
Vögelkunde der günstigsten Aufnahme versichert halten darf. 
Für die exotische sind neben einzelnen Gelehrten anderer 
Länder in Frankreich hauptsächlich. Lafrenaye, Lesson, 
Desmurs und Pucheran, in England Striekland, Sir 
W. Jardine, Gray, Gould und Fraser unermüdlich und 
erfolgreich thätig gewesen, "Noch immer ist in der Anzahl 
der neuentdeckten Arten keine Abnahme zu spüren, ja selbst 
das Verzeichniss der europäischen Vögel wurde mit zwei 
neuen Arten bereichert, dem Corvus collaris aus Macedonien 
und dem Caprimulgus Wiederspergii aus der Umgegend ‘von 
Belgrad. — Lesson hat kürzlich eine detaillirte Zählung der 


AA G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


bis jetzt bekannten Vögel publicirt, und dieselbe verdient 
wohl mitgetheilt zu werden, da sie augenscheinlich das Re- 
sultat mühsamer und gewissenhafter Untersuchung ist. Dar- 
nach gab es im Jahre 1844: 


Bekannte Arten 6,266. 

Wirkliche Gattungen 1075. 

Natürliche Familien 85. 

Oder: 

Tagraubvögel . . . . 288 Arten in 66 Gattungen 
Nachtraubvögel . . . 80-00-0724 - 
Passereaux latirostres . 402 - - 25 - 4, 
Passereaux tenuirostres 620 - - 9 - 
Passereaux compressirostr. 1773 -  - 317 - 
Passereaux conirostres 41087 - - 201 - 
Grimpeurs R 7. Fr. 00687 7 7,87 - 
Passerigalls . ...:.285 - - 4 = (26 subgenera) 
Gallinacees . 2... 266 - - 69 - 
Echassiers rss A ed - 
Palmipedes  . 22.22.0393 = =-.88 - 


Wir sind: der’ Meinung, dass die in diesem Augenblick 
bekannten guten Arten kaum an ‚die oben angegebene Ge- 
sammtzahl  hinanreichen, aber es unterliegt keinem Zweifel, 
dass eine genauere ornithologische Untersuchung einzelner 
Theile Africa’s; Madagascar’s, der Papouländer, Siam’s u. s. w. 
dieselbe um. ein nicht Geringes erhöhen wird. Je mehr'sich 
nun ;solchergestalt das Material anhäuft, und je mehr die Zahl 
derer, welche sich der Bearbeitung desselben unterziehen, zu- 
nimmt, umso dringender stellt sich die Nothwendigkeit einer 
endlichen Vereinbarung hinsichtlich der für die Nomenclatur 
zu befolgenden Regeln und Gesetze heraus. ‘Wann und wie 
es dazu kommen werde, das lässt sich freilich noch immer . 
nicht absehen. Die kürzlich von Seiten der ersten englischen 
Zoologen bekannt gemachten, und im einzelnen  motivirten 
Vorschläge sind, wie dies zu erwarten stand, auf mehr oder 
weniger begründeten Widerspruch gestossen und haben man- 
cherlei Gegenvorschläge nach sich gezogen, die ‚sicher  wie- 
derum: ihrerseits nicht 'unangefochten bleiben werden. ‘Von 
einer allgemeineren Befolgung derselben ist bis jetzt noch 
wenig..zu spüren, obgleich sie durchweg auf Sachkenutniss, 


Naturgeschichte ‚der ‘Vögel während des Jahres 1846. 45 


Unparteilichkeit und Billigkeit basirt erscheinen, und im We- 
sentlichen schwerlich grosse Veränderungen zulassen. 


G.R. Gray’s „Genera of Birds“ nehmen einen sehr 
regelmässigen Fortgang und sind bereits auf 38 Hefte ange- 
wachsen. 

Wir erfahren, dass der Verfasser nach dem Schlusse des Werks 
die zahlreichen Irrthümer der Spezieslisten in einem eigenen „Appen- 
dix‘, welcher zugleich für die Aufnahme von Zusätzen und Nachträ- 
gen bestimmt ist, zu berichtigen beabsichtigt. 

Von Desmurs „leonographie ornithologique“ 
sind 1846 drei neue Theile erschienen, Die Abbildungen sind 
gut, der Text könnte kürzer und kritischer gehalten sein. 


„Esquises ornithologiques ou descriptions et 
figures d’oiseaux nouveaux ou peu connus“ ist der 
Titel eines schönen Werkes, welches der Vicomte. Bernard 
Du Bus in Brüssel herausgiebt und welches auf etwa 20 
Lieferungen berechnet ist, deren erste, schon 1845 erschienen, 
vor uns liegt. 

Sie enthält auf 5 Tafeln die Abbildungen von 5 Arten; drei da- 
von wurden schon früher im Bulletin de ’Academie de Bruxelles 
beschrieben, die beiden andern sind neu. Dieses Werk ist nicht 
theuer und soll in unbestimmten Zwischenräumen erscheinen. 

Unter der Redaction von T. E. Gray hat Graf Derby 
ein nur für Privatvertheilung bestimmtes Prachtwerk ersten 
Ranges Jrucken lassen, welches den Titel führt „Gleanings 
from the Menagerie and Aviary at Knowsley“ Fol. 
und welches die Abbildungen mehrerer Penelopearten, eines 
neuen Rallulus u. s. w. enthält. Neun Tafeln sind darin der 
Ornithologie gewidmet. 

Fraser’s „Zoologia typica‘“ kennen wir nicht aus 
eigener Anschauung. Dieses Werk giebt mit erläuterndem 
Text die Abbildungen seltener zuvor nicht abgebildeter Säug- 
thiere und Vögel des Museums der Zoological Society. 

Zehn Hefte sind erschienen und darin die Abbildungen von 34 
Vögelarten, deren Beschreibungen die „Proceedings“ enthalten. 

Von Schinz’s „Naturgeschichte und Abbildun- 
gen der Vögel“ sind die ersten Hefte einer neuen ver- 
mehrten Auflage erschienen, 


\ 


46 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


Der von FE. A. L. Thienemann im Verein mit ornitho- 
logischen Freunden herausgegebenen Zeitschrift „Rhea‘ ge- 
schah bereits rühmliche Erwähnung. 

Das Protokoll der ersten Versammlung deutscher Ornithologen 
in Köthen bildet den Anfang der Mittheilungen; dann folgen Beiträge 
vom: Herausgeber, von Naumann, v. Homeyer und andern, manches 
Neue und Interessante enthaltend. Wir wünschen und prophezeien 
der Rhea einen dauernderen Bestand als ihrer Vorgängerin von 1824, 
der Ornis. . 


Von Thienemann’s „Fortpflanzungsgeschichte 
der gesammten Vögel“ ist das zweite Heft erschienen, 
ebenso ausgezeichnet durch die Schönheit der Abbildungen 
als durch den gehaltvollen Text. 

Der neuesten Zeit ist es vorbehalten geblieben der Oologie eine 
eigentlich wissenschaftliche Haltung zu verschaffen, und .die Arbeiten 
T.’s schliessen sich in dieser Beziehung an die Desmurs’, Ersterer 
fasst das Resultat seiner vieljährigen Behandlung dieses Gegenstandes 
in folgende Sätze zusammen: 1) Vögel, wirklich specie verschieden, 
legen auch zu unterscheidende Eier. 2) Stehen die Eier gewisser 
Vögel in so grosser Verwandtschaft, dass man eine ununterbrochene 
Reihenfolge wahrnimmt, so ist es misslich generische Sonderung 
vorzunehmen, 3) Bei scheinbar grösster Variation der Eier derselben 
species, ja desselben Individuums, ist es doch möglich feste Merk- 
male zur Erkenntniss aufzufinden, und zwar in den Organisations- 
verhältnissen der Schaale, Korn und Poren von T. genamt, zu deren 
genauer Erkennung man freilich einer Vergrösserung bedarf, die nicht 
unter 15fach linear sein darf (Rhea, Heft I. p. 11). 


J. Müller’s sehr wichtige Arbeit über die Stimmor- 
gane der Passeres ist von Lebert ins Französische. über- 
setzt: Ann. des Sc. natur. Fevr. 1846, p. 94. 


Der Respirationsapparat der Vögel bildet den Ge- 
genstand einer ausführlichen und wichtigen Abhandlung von 
Natalis Guillot in den Ann, des Sc. natur. 1846, p. 25 
und 85. i 

Wir bedauern, dass der uns nur kärglich zugemessene Raum 
nicht gestattet, das vom Verfasser in 12 Hauptsätze zusammengefasste 
Resultat seiner Forschungen hier unverändert mitzutheilen. 

Gulliver machte die Zoological Society in der Sitzung 
vom 24sten März mit seinen fortgesetzten Studien über die 


Blutkörperchen der Vögel bekannt, 
Die Grösse derselben richtet sich bei den Vögeln durchgängig 
nach der Grösse der Arten. 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. AT 


Eine Schrift von Dr. Reclam „De plumarum pennarım- 
que evolutione disgnisitio mieroscopica“ ist uns nur dem Titel 
nach bekannt geworden. 

Sundeval’s Arbeit über die Flügel der Vögel ist über- 
setzt in der Isis auf p. 324. 


Synonymische Rectificationen zu 50 exotischen Vögel- 
arten gab Ref. auf S. 1 der Revue zoologique, IX. 


Die Zahl der Beiträge zu den Lokalfaunen ist auch in 
diesem Jahre eine beträchtliche. — Wir nennen zuerst ein 
neues „Handbuch der Ornithologie,' besonders zum 
Gebrauch für Samnıler, enthaltend diesin Europa vorkommen- 
den Gattungen und die in Dänemark, Schleswig, Holstein und 
Lauenburg nebst den Inseln Helgoland und Rügen vorkom- 
menden Arten, mit erläuternden Abbildungen, herausgeg. von 
einem Freunde der Ornithologie.‘“ Der Verfasser dieses Werk- 
chens, dessen erster Theil vor uns liegt, ist Dr. Paulsen in 
Apenrade. Dasselbe verräth durchweg den praktisch geübten 
Ornithologen, und lässt eine Fortsetzung wünschenswerth er- 
scheinen. 

Von Naumann’s Naturgeschichte der Vögel 
Deutschland’s ist die erste Lieferung des dreizehnten Ban- 
des erschienen, Nachträge, Zusätze und Berichtigungen zu den 
Raubvögeln enthaltend. Mit uns haben wohl alle Freunde 
vaterländischer Vögelkunde die Fortsetzung, dieses 'trefllichen 
Nationalwerkes als eine willkommene Gabe begrüsst. 


E. Sachse’s und ©.A. Fechner’s Naturgeschichte 
der Thiere Dentschlands, deren zweiter Theil die Vögel 
umfasst, genügt als Buch „für's Volk und für die Jugend“ 
allen billigen Ansprüchen. 


Ein volltändiges Verzeichniss der europäischen 
Vögel mit Angabe des Vaterlandes derselben theilt Thie- 
nemann mit im ersten Hefte der Rhea. Von den 470 Arten, 
welche er aufzählt, werden 68 als nach Europa mehr oder 
minder häufig streichend oder nur zufällig dorthin verschlagen 
bezeichnet. 


Auf S.18 der eben genannten Zeitschrift liefert Nau- 
mann interessante Bemerkungen über den zweimal jährlich 


48 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in. der 


stattfindenden Vogelzug aufHelgoland, ‚nebst einem reich- 
haltigen ‘Catalog der dort bis jetzt beoachteten Arten.) 

Es werden 230 genannt, darunter merkwürdiger Weise manche 
ganz südliche, als Motacilla melanocephala, cinereocapilla, Salicaria 
galactodes (und, fügen wir hinzu, Sylvia subalpina), Grus virgo, 
Merops apiaster, Turdus Whitei. Die Angabe, wonach dort zwei 
Jahre hintereinander eine Phaeton-Art fliegend beobachtet, wurde, 
scheint uns im hohen Grade weiterer Bestätigung bedürftig. 


Ibid. p. 27: Bemerkungen über einige Vögel Pommerns 
von v. Homeier. Dieselben verrathen den geübten Beob- 
achter und sind sehr dankenswerth. 

Sie betreffen die Aquila naevia und albicilla, Anas fusca und 
nigra, Limosa Meyeri u. s. w. Schliesslich wird ein Verzeichniss 
einiger für die deutsche Fauna seltener, dem östlichen Preussen als 
Stand-, Zug- und Strichvögel angehöriger' Arten mitgetheilt. 


Ueber den Zug und das Verweilen der Vögel um Ren- 
thendorf vom ersten Sept. 1845 bis zum 15ten Mai 1846 spricht 
Brehm in der allgem. naturhist. Zeitung, III. p. 210. 

Derselbe unterscheidet ganz zweckmässig 4 Arten des Wanderns, 
nämlich 1) ein regelmässiges, den Zug nach Süd oder Südost; '2) ein 
seltenes Wandern zu manchen Zeiten, welches man auch Verirrung 
nennen kann; 3) ein allmäliges Fortrücken von Ost nach West und 
ein Verändern des Brutortes; 4) das Erscheinen gewisser Arten in, 
Menge oder in Gesellschaften in manchen Jahren an solchen Orten, 
an dene sie in mehreren hinter einander nicht vorkommen. (Nuei- 
fraga, Bombycilla, Crucirostra bifasciata etc. 

Ein Verzeichniss der Vögel’ Preussens ist von Rathke 
mitgetheilt: Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vor- 
kommenden Wirbelthiere, N. Preuss Proy. Blätt. Bd. II. Hft. 1. 

Es umfasst. 259 Arten, von denen 224 in Ost- und Westpreussen, 
17 nur in West-, 18 nur in Ostpreussen beobachtet worden sind. Zu 
den letzten gehören Vultur cinereus, Strixc uralensis, Scops, Musci- 
capa parva, Sylvia hortensis, Loxia pityopsittagus, Corythus ery- 
thrinus, Picus leuconotus, Tetrao saliceti, Platalea leucorodia, Ibis 
falcinellus, Anas rufina. 


Graf Tysenhaus hat seine Ornitologia powszechna, mit 
Jem 3ten Bande wollendet. Sie wird ein wirksames Hülfs- 
mittel abgeben, unter den polnischen Völkern der Ornitholo- 
gie Eingang zu verschaffen. 


W. Thompson fährt fort der Ornithologie Ir- 
land’s Aufmerksamkeit zu schenken und das Artverzeichniss 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 49 


derselben mit Zusätzen zu bereichern: Ann. and Mag. 18. 
p- 310. 

C. €. Löwenhjelm’s „Zoologische Anmerkungen auf 
einer Reise in Norrland und Luleä-Lapmark “ sind übersetzt 
in der Isis auf Seite 692, r 


Ein Verzeichniss von Vögeln, auf einer zweimonatlichen 
Jagdexeursion in Macedonien während des Winters von 
1845 — 46 beobachtet, theilt Capt. H. M. Drummond mit: 
Ann. 18; p. 10. 

Dasselbe umfasst 133 Arten, und ist um so wichtiger, als die 
Ornithologie dieses vielversprechendes Landes bisher so gut wie un- 
bekannt war. Den meisten der hier aufgezählten Arten begegneten 
wir bereits in den Catalogen griechischer Vögel von Lindermeier, 
v. d. Mühle und Drummond selbst, einige aber treten uns als neu 
entgegen, so eine bisher unbeschriebene Dohlenart, Corvus collaris, 
gemein in allen Städten und Dörfern Macedoniens, Grus leucogera- 
nos, von welchem D. einen grossen Zug beobachtete, dann die schöne 
und seltene Anser ruficollis und noch einige andere. Von Anser hy- 
perboreus, deren auch v. d. Mühle erwähnt, wurde ein ganzer Zug 
gesehen, 

Wichtige Zusätze zu Drummond’s früheren Nachrichten über- die 
Vögel Corfu’s verdanken wir Capt. Portlock: Ann. 18. p. 294. 
Theils auf eigene Beobachtungen gestützt, theils nach Mittheilungen 
D.’s fügt derselbe noch 17 Arten hinzu, darunter Corvus collaris, 
Merops Savignyi und Himantopus nigricollis. (??) 

Prof. M. Monti hat ein Verzeichniss der Staud- und 
Zugvögel der Provinz und Diöcese Como publizirt, und Z. 
Gerbe berichtet darirber in der Rev. zool. p. 95. Es sei, sagt 
er, kein trockner Katalog, sondern ziemlich ausführliche No- 
tizen über die Lebensweise der einzelnen Arten seien hinzu- 
gefügt. 

Dr. Carrara’s uns nicht zu Gesicht gekommenes Werk, 
„Dalmazia deseritta“ betitelt, enthält ein Verzeichniss der 
Vögel dieses Landes, nebst Bemerkungen über die Lebens- 
weise derselben. 


Die rühmlichste Erwähnung ‘möge hier ©. Holböll’s 
„Ornithologischer Beitrag zur Fauna Grönland’s“ 
finden. 


Während eines 18jährigen Aufenthaltes in diesem Lande bereiste 

H. wiederholt die ganze Küste von Julianehoab unter dem 60sten bis 

Upernevik unter dem 725° N. B., und benttzte Zeit und Gelegenheit 
Archiv £, Naturgesch, XIII, Jahrg, 2. Bd, D 


50 G. Hartlaub: Bericht über die, Leistungen in der 


aufs Beste,;um Grönlands Fauna gründlich kennen zu lernen. Es 
gelang ihm unter den Einwohnern die Sammellust in dem Grade rege 
zu machen, dassı jetzt, wie er sagt, auf der erwähnten ausgedehnten 
Küstenstrecke schwerlich ein Wirbelthier seltnerer Art gefangen wer- 
den mögte, welches nicht auf eine oder die andere Weise wissen- 
schaftlichen Händen anheimfiele. So konnte den allerdings viel er- 
reicht werden. Die Gesammtzahl der von H. für Grönland aufge- 
führten Vögelarten beträgt 88. Darunter kommen 14 nur zufällig 
vor, nämlich Alauda cornuta, Loxia leucoptera, Vanellus eristatus, 
Troglodytes palustris, Hirundo americana, Rallus carolinus, Podi- 
ceps cornutus und rubricollis, Puffinus anglorum, Clangula albeola, 
Muscicapa villica Licht., Sylvicola coronata, Icterus frenatus Licht., 
und Gallinula porzana. Dazu kommen noch, wie der Uebersetzer 
der vorliegenden Schrift, Dr. Paulsen, bemerkt, Anthus pratensis 
und Turdus iliacus. Von den übrigen 74 Arten sind von 18 die 
Brütplätze bis jetzt nicht gefunden, so dass 55 als im Lande nistend 
aufzuführen bleiben. Als Grönland eigenthümlich nennt Holböll: 
Corvus corax, var. hitt., Linota Hornemanni, Tetrao Reinhardti, 
und Larus brachytarsus H. Von amerikanischen Arten kommen vor: 
Sylvia mexicana (?), Troglodytes palustris, Anthus ludovieianus, 
Alauda cornuta, Fringilla leucophrys, Hirundo americana, Nume- 
nius hudsonicus, Scolopax grisea, Clangula Barrowii und albeola, 
Muscicapa villica, Sylvicola coronata und Icterus frenatus. Von den 
noch übrigen Arten gehört der grösste Theil Europa und Amerika 
gemeinschaftlich an. Die eigenthümlich boreale Tendenz .der grön- 
ländischen Vögel zeigt sich nach H. in dem beständigen Nordwärts- 
streben derselben, und namentlich darin, dass ihre Brützone in Grön- 
land bedeutend nördlicher als in andern Ländern beginnt. Den Schluss 
des Werkchens bilden recht interessante Bemerkungen Paulsens über 
verschiedene nordische Arten. Wir werden darauf zurückkommen, 


Sir W. Jardine hat angefangen uns mit der Ornitho- 
logie der westindischen Insel Tobago bekannt zu machen, 
gestützt auf die Beobachtungen und Sendungen des dort seit 
längerer Zeit ansässigen eifrigen Naturforschers Kirk. 

Der Charakter der dortigen Thierwelt ist, der Lage der Insel 
entsprechend, ein vorherrschend südamerikanischer. Doch kommen 
manche eigenthümliche ‚Arten, vor, und unter diesen wieder mehrere, 
welche auch auf dem benachbarten Trinidad anzutreffen sind. (Ann, 
and Mag. 18. p. 114.) a 


-. Eine der heryorragendsten Arbeiten auf dem Gebiete der 


Lokalfaunen, v. Tschudi’s Fauna Peruana, ist zum 


Schluss gekommen. 
Was in der Vorrede zum ornithologischen Theil gegen d’Orkigny 
gesagt wird, scheint uns sehr begründet, weniger so die augenschein- 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 51 


lich gegen Gould gerichtete Polemik. v. Tschudi’s Mittheilungen über 
die Lebensweise und geographische Verbreitung der peruanischen 
Vögel erfüllen, spärlich und trocken wie sie sind, mit dem grössten 
Vertrauen in die Wahrheit und den Werth des Beobachteten. In der 
nur wenig von dem „Conspectus‘ dieses Archivs abweichenden sy- 
stematischen Zusammenstellung aller aus Peru bekannten Vögel wer- 
den 363 Arten aufgezählt. Bei.dem synonymischen Theile dieses 
Verzeichnisses ist uns aufgefallen, dass die ausführlichen Beschrei- 
bungen von 11 peruanischen Vögelarten, welche Poeppig in einer 
Beilage zu Nr. 681 von Froriep’s Notizen liefert, und welche von 


_ recht interessanten Beobachtungen über die Lebensweise dieser Ar- 


ten begleitet sind, völlig unberücksichtigt gelassen werden. Sollte 
v. Tschudi diesen „Pugillus descriptionum‘“ etc. gar nicht gekannt 
haben? Was den Werth des ornithologischen Theils der F. P. nicht 
wenig erhöht, sind eine Anzahl sehr schätzbarer, einzelne Gattungen 
und Arten betreffender Artikel des Herrn J. Cabanis, wovon mehr 
im speciellen Theile dieses Berichts. — v. Tschudi verbreitet sich 
über die Frage, ob als Autorität hinter eine anzuführende Art der 
Name des Zoologen gesetzt werden müsse, welcher dieselbe zuerst 
beschrieben und benamt, oder desjenigen, welcher deren generische 
Stellung richtiger ergründet und festgestellt zu haben glaubt. Er 
entscheidet sich, wie auch Cabanis, für das letztere, schreibt also 
z. B. „Conurus Jlligeri, v. Tschudi“, obgleich Kuhl diese Art zuerst 
unter der Benennung Psittacus Jlligeri beschrieb. Wir können unse- 
rerseits diese Meinung nicht theilen, sondern sind mit den englischen 
Zoologen sehr entschieden der Ansicht, dass dem ersten Bechreiber 
und Benenner einer Art (mag die Beschreibung immerhin schlecht, 
die Gattung immerhin unrichtig gewählt sein) die meisten Ansprüche 
an eine Namenserwähnung als Autorität zustehen, Um ganz gerecht 
zu sein, schreibe man mit Gray: Conurus Jlligeri (Kuhl),. v. Tsch., 
oder man bezeichne, wie Strickland vorschlägt, durch einfaches Ein- 
klammern des Autornamens dessen nur partielles Verdienst, 


v. Tschudi’s „Reisescizzen aus Peru“ enthalten 
neben so vielem anderen. Wichtigen und Interessanten auch 


sehr anziehende und lebensvolle Schilderungen aus der dor- 
tigen Vögelfauna. 


Edmondstone schildert die höhere Thierwelt der Falk- 
landsinselu: Ann. and Mag. 18, p. 139. 


Es ist uns noch nicht gelungen Claudio Gay’s „Hi- 
storia fisica y politica del Chile“ zur Ansicht zu er- 
halten, ein grosses Werk, in welchem ausführliche Beiträge 
zur Ornithologie dieses Landes nebst. Abbildungen enthal- 
ten sind, l 

D* 


52% ‘G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


Sundeval’s Arbeit über Vögel um Galeutta ist nun 
auch ins Englische übersetzt, und mit Noten von Strickland 
versehen: Ann. and Mag. 18. p. 102 u. s. w., 

Bemerkungen über die Naturgeschichte der Halbinsel 
Malacca von Capt. P. J. Begbie in einem in Europa sehr 
wenig bekannt gewordenen Werkchen niedergelegt, theilt 
Strickland mit: Ann. and Mag. 18. p. 395. 

Der wissenschaftliche Werth des ornithologischen Theils dieser 
Bemerkungen ist sehr gering. Der Verfasser nennt als auf Malacca 
lebend nicht nur eine Anzahl europäischer Arten, z. B. Picus mar- 
tius, P. minor, Anas boschas, sondern auch mehrere amerikanische, 
als Coccyzus naevius, Columba migratoria, Picus flavicans!! Dabei 
werden die bekanntesten indischen Vögel als neu beschrieben und 
benamt, .so z. B. Irena puella als „Muscicapa cyanea“, Dicaeum 
cruentatum als „Nectarinea ignita“ u. s. w. Strickland hat einige 
dieser zahlreichen Irrthümer berichtigt. 

S. Müller estwirft in diesem Archiv ein sehr anziehen- 
des Gemälde der reichen und glänzenden Vögelwelt des in- 
dischen Archipels. Mehr als ein Zehntheil aller bekann- 
ten Arten leben dort, 

Von Jerdon’s „lllustrations of Indian Ornitho- 


logy“ liegen drei Hefte mit 40 Tafeln vor uns. 

Die Abbildungen sind sehr gut, der Text voll eigenthümlicher 
Beobachtungen. Derselbe Autor hat im 13ten Bande des Madras 
Journal of Litterature and Science zwei Supplemente zu 
seinem Vögeleatalog Südindiens veröffentlicht, Verbesserungen und 
Nachträge enthaltend. j 

Ebendaselbst findet man einen Aufsatz von Lord Arthur 
Hay „On some supposed new or imperfectly de- 
seribed species of Birds“, in welchem etwa 20 Vögel- 
arten von Malacca und China beschrieben werden. Nur ein 
Theil derselben ist wirklich neu. N 

Blyth fährt fort im Journal of the Asiatic Society of 
Bengal seine werthvollen Beobachtungen über die Vögel In- 
diens bekannt zu machen, meistentheils in Form monographi- 
scher Abhandlungen. : Bis jetzt wurden bearbeitet die Colum- 
bidae, .Fringillidae, Leiotrichanae ete. 

Den wichtigsten ornithologischen Publikationen des ver- 
flossenen Jahres ist beizuzählen: G. R. Gray’s „Catalogue 
of the specimens and drawings of mammalia and 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 55 


birds of Nepal and Thibet presented by B.H. Hodg- 
son to the British Museum“ 1 vol. in 8vo. 

Dieser letztere hatte schon 1844 im zweiten Hefte von Gray’s 
Zoological Miscellany ein Verzeichniss der von ihm in Nepal ge- 
sammelten 652 Vögelarten bekannt gemacht, in welchem man in Folge 
der sehr unzulänglichen Litteraturkenntniss des Verfassers auf eine 
wahrhaft beunruhigende Menge neuer Gattungs- und Artnamen stösst. 
Gray hat sich nun der mühevollen und verdienstlichen Arbeit unter- 
zogen, die reichen Sammlungen Hodgson’s durch einen kritischen, 
dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft entsprechenden Catalog 
für die Ornithologie nutzbar zu machen. Den bisher unbeschriebe- 
nen Arten sind kurze Beschreibungen hinzugefügt. Bei dem synony- 
mischen Theil ist überall auf Hodgson’s eigene Arbeiten hingewiesen; 
die von ihm angegebene Artenzahl nepalesischer Vögel reducirt Gray’s 
Catalog auf etwa 580. 

Von Smith’s Illustrations of South-African Zoo- 
logy ist Heft 24 erschienen. Dieses Werk schreitet ungemein 
langsam vorwärts. Wir ‘würden die Nichtfortsetzung desselben 
lebhaft bedauern. 

Einen Beitrag zur Ornithologie Westafrica’s liefert 
Jardine durch ein Verzeichniss von 16 Vögelarten aus der 
Gegend des Old Calabar- und des Bonny-river: Ann. and 
Mag. 18. p. 85. 

Mit wenig Ausnahmen kennen wir dieselben als senegambisch. 
Es sind: Milvus parasiticus, etwas kleiner und dunkler als südafri- 
kanische Exemplare, Caprimulgus longipennis (also sehr weit ver- 
breitet! eine interessante Notiz über ihn findet man: Russegger, Rei- 
sen 1. p. 207), Hirundo rustica, Merops Cuvieri, Halcyon senegalen- 
sis und cinereifrons, Alcedo caerulea und cristata, Ceryle rudis, Bu- 
ceros fasciatus, Ardeola thalassina, Tigrisoma leucolophum n. sp., 
Ibis chalcopterus, Thalassidroma Wilsoni und Anous tenuirostris 
(Temm.), welchen J. mit A. /eucocapillus, Gould, aus der Torres- 
strasse für identisch hält. 


A, Malherbe’s „Catalogue raisonne d’oiseaux 
de l’Algerie“ erschien ursprünglich in den Memoires de Ja 
Soeiete d’hist, nat. du depart. de la Moselle. 

Er umfasst 192 Arten, darunter viel südeuropäische, als Garrulus 
melanocephalus, Sturnus unicolor, Lanius cucullatus, Ix0s obscurus, 
Sazicola cachinnans, Caprimulgus ruficollis, Porphyrio hyacinthinus 
u, 8. w.; dann 5 Algerien eigenthümliche, nämlich: Pica mauritanica 
n.5p., Parus Ledouei n.sp., P. coeruleanus M. (nicht neu), Picus nu- 
midicus n. sp. und Carbo africanus Malh.; ferner von ächt afrikani- 
schen Arten Aquila rapax und eine Cueulus- Art, welche M. (wohl 


54 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


irrthümlich) für abyssinieus hält. — Lesson’s Lanius algeriensis bleibt 
unerwähnt, ebenso mehrere Arten, welche M. Wagner in seinem 
Reisewerke aufführt, als Grus virgo, Otis houbara, Aquila Bonelli, 
Hemipodius lunatus, Struthio camelus. Bei Beiden vermissen wir 
irgendwelche Bezugnahme auf Desfontaine’s „Memoire sur quelques 
nouvelles especes d’oiseaux des cötes de la Barbarie“ in den Mem, 
de l’Acad. roy. des Sc. von 1787. — Malherbe’s Arbeit beruht gröss- 
tentheils auf Sendungen und brieflichen Mittheilungen des in Bona 
stationirten Genieofficiers Ledoux. 


Rüppell’s „Systematische Uebersicht der Vö- 
gel Nordostafrika’s“ wurde vom Verf. dieses Berichts in 
der Isis, S. 483, ausführlicher besprochen. x 


Reichenbach liefert in seinem Buche „Die neuent- 
deckten Vögel Neuholland’s“ eine Uebersetzung des Tex- 
tes der ersten 17 Hefte von Gould’s „Birds of Australia “. 
Von letzterem Werke sind 28 Hefte erschienen. 


In Stockes „Discoveries in Australia, with an account 
of the coasts and rivers, explored and surveyed during the 
Voyage of H. M. S. Beagle i. th. y. 1837 —43,, Lond. 1846,, 
ist in den Beilagen zum 1. Bd. ein Verzeichniss der von den 
Officieren auf dieser Reise gesammelten Vögel mitgetheilt worden, 


Es ist indess ein blosses Namenverzeichniss, und da nicht ein- 
mal die Fundorte angegeben sind, auch ohne alles Interesse in geo- 
graphischer Beziehung, \ 


Aceipitres. 


4. Tagraubvögel, Eine kritische Revision der euro- 
päischen Jagdfalken giebt Thienemann: Rhea, 1. p. 44. 


Diese sehr ausführliche Arbeit schliesst sich an die Schlegel’s 
über denselben Gegenstand an, und verbreitet über manche bis jetzt 
noch dunkle Seite desselben ein dankenswerthes Licht. Dass dem 
Kaiser Friedrich und Albertus Magnus in Bezug auf Nomenclatur der 
Rang zoologischer Autoritäten eingeräumt wird, können wir nicht- 
billigen. 

Falco lanarius nistet in Böhmen nach v. Woborzil, und heisst 
dort Rarch: Rhea 1. p.39. — v. Wiedersperg sah ihn Aas’fressen: 
Allgem. naturh. Zeit. III. 291. — Für die Verschiedenheit der Ayuila 
naevid und clanga erklären sich Naumann und v. Homeier: Isis, 
p. 683. — Letzterer hält die Aguila pennata aus Afrika für verschie- 
den von der europäischen. — Ueber die europäischen Adler in Li- 
thauen schreibt Cotist. Tysenhaus: Rev. zool: IX. p. 124. — Des- 
murs bildet Pernis torguata Less. und Pernis ruficollis Less. ab 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 55 
(Icon. pl. 13 uw. 14) und erklärt beide für identisch mit P. eröstata 
Cuv. — Lafrenaye liefert eine hübsche Monographie der Gattung 
Lophotes Less. (Aviceda und Lepidogenys Gould.): Rev. zool; p.124. 
— Ueber die Lebensweise des Falco islandicus vergl. Hollböl, 1. 
c. p. 18. — Interessante Beiträge zur Naturgeschichte des Condor 
liefert vv Tschudi: Fauna Per. Av. p.58 und Reise 1. p.162. Wahr- 
scheinlich giebt es eine zweite Art. — Ersteres Werk enthält wich- 
tige Aufschlüsse über Cathartes septentrionalis Wied, über die Le- 
bensweise der Po/yborus-Arten, über die spezielle Verschiedenheit 
von Buteo pterocles, tricolor und erythronotos u. S., w. — 

Neue Arten sind: Aviceda Verreauzii Lafr. Rev. p. 124 aus 
Port Natal; Buteo Ghiesbrechti Dub. Esq. pl.4 aus Mexico, 
eine schöne fast ganz weisse Art, dem lacernulatus verwandt; Buteo 
rufiventer Jerd. Illustr. pl.27. Ebendaselbst werden noch abge- 
bildet auf pl. 28: ‚Falco peregrinator Sundey. und auf pl,29: Acerpi- 
ter besra. 


2. Nachtraubvögel., 

Ueber die Verschiedenheit von Strir hylophila und melanonotos 
siehe: v. Tschudi, F. P. Vög. p. 114. — Strix candıda Tick. (lon- 
Zimembris Jerd.) ist abgebildet: Jerd. Illustr, pl. 30. 

Neue Arten: Athene rufa Gould von Port Essington und 
Athene marmorata G. von Südaustralien. — Bubo Dillonit 
Prev. aus Abyssinien: Rev. zool. p.242. — 

Der die Accipitres umfassende Theil von Gray’s Genera 
of Birds ist jetzt separat zu haben und kostet 2Pf. 8 Sh. 


Passerinae. 

Corvinae. Gray behandelt in den Genera of Birds: die 
Phonygaminae mit 3 Gattungen: Gymnorhina 3 Arten, Strepera 
3 A. und Phonygama 3 A., ferner die Pyrrhocoracinae mit 
3 Gattungen: Pyrrhocoraw 1 A., Corcoraxz 1 A. und Coracia 
1 A., und endlich die Corvinae mit 5 Gattungen: Nucifraga 2 A., 
Pica 8 A., Corvus 25 A., Gymnocorvus 1 A. und Picathartes 1 A. 

‘Durch vergleichende Messungen an andern rabenartigen Vögeln 
hat Berthold neue Belege für die Nichtigkeit der vermeintlichen 
Nucifraga-Arten geliefert: Isis, S. 726. 

“Neue Arten sind: Corvus collaris Drum. aus Macedonien; 
unserer Dohle ähnlich, aber mit silbergrauem Hinterkopf und einem 
grossen halbmondförmigen Fleck zu jeder Seite des Halses; obenher 
dunkelbräunlich, aschgrau überlaufen, unten bleigrau, jede Feder 
dunkler in der Mitte, Kehle schwarz: — Pica mauritaniea Malh. 
aus Algerien, Wir können die Verschiedenheit dieser Art von unse- 
zer Elster nach einem Exemplar der hiesigen Sammlung bestätigen. 
— Corvus coraz, var, littoralis Holb. aus Grönland. Unterscheidet 
sich vom dänischen Raben durch den geradezu keilförmigen Schwanz, 
die schlanke Gestalt, relative Schnabellänge und durch die selir ab- 


56 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


weichende Lebensweise; ist Küstenvogel, jagt Schneehühner und junge 
Eidervögel, horstet auf Klippen u. s. w. — Cyanocoraz cyano- 
capillus Caban. aus Mexico und Columbien: F. Per. Vög. S. 233. 
— Coracina scutata, var. orenocensis Lafr. Rev. p.273. — Stre- 
pera arguta Gould und Strepera plumbea G. aus Australien: 
Zool. Soc. Jan. 13. — Zuerst abgebildet wurde: Corcoraz leucopterus 
Vig. H. in Gray, Gen. XXIV. — Die Anatomie des Cephalopterus 
giebt v. Tschudi: F. P. Vög. p. 125. 

Ampelidae. Eine neue Art ist Eiopsaltria leucogaster 
Gould. Proc. Jan. 13. — Gray behandelt die Campephaginae, 
nämlich Ptilogonys mit 6, Pericrocotus mit 10 und Campephaga mit 
50 Arten; ferner die Piprinae: Phoenicocircus 1, Pipra 40, Rupi- 
cola 2 und Calyptomena 1 Art, und endlich die Ampelinae: PAi- 

" balüra 1, Tersa 1, Ampelis 3, Cotinga 17, Carpornis 3 und Procnias 
3 Arten. Letztere Gattung will Cabanis des gestiefelten Laufes 
und anderer Unterschiede halber zu den Tanagriden gebracht wissen: 
v. Tschudi, F. Per. p. 196. — Derselbe stellt für Ampelis rubroeri- 
stata, cucullata und melanocephala die Gattung Ampelion auf, 
characterisirt durch den kürzeren, höheren, gekrümmteren, an der 
Basis breiteren und gegen die Spitze zu comprimirteren Schnabel, 
den längeren Schwanz u. s. w. F. P. p. 198. — Nachrichten über die 
Lebensweise der Rupicola aurantia von Schomburgk werden mit- 
getheilt in der Rhea, I. p. 8. 

Fringillidae. Brehm theilt in der Isis auf S.5 seine Er- 
fahrungen über Fringilla canaria in der Gefangenschaft mit. — Eben- 
daselbst liefert Landbeck wichtige und interessante Beiträge zur 
Naturgeschichte der Emberiza cia und F. eitrinella in Württemberg: 
S. 642. — Ueber das Nisten der nordamerikanischen Fringilla leuc- 
ophrys in Grönland, so wie über Linota Hornemanni (L. Holböllüi 
Br.) vergleiche man Holböll, Beitr. p. 28 und 30. Letztere Art 
scheint dem höchsten Norden eigenthümlich zu sein, H. traf sie häufig 
unter dem 73° N. B., wo L. linaria nicht mehr vorkömmt. — La- 
frenaye giebt in der Rev. zool. p. 34 die Beschreibung des ausge- 
färbten Männchens der Vidua azwillarıs Sm. nebst synonymischen 
Berichtigungen über V.-macroura Gm., laticauda Licht. und macro- 
cerca Licht. — Die Tanagra-Arten leben nicht, wie Lafrenaye 
meint, auf Baumgipfeln, sondern mehr im Gebüsch: Pr. Max, Rev. 
zoo]. p- 162. — Ueber die Gattung Lanio und zunächst über L. eri- 
status V. vergl. Lafren. Rev. p. 200. 

Neue Arten sind: Lanio aurantius Lafr. Rev. p. 200. — 
Tachyphonus brevipes Lafr: ib. 206 aus Columbien. — Sper- 
mophila olivaceoflava Lafr. ib. aus Columbien. — Euplectes 
Petiti Prevost aus Abyssinien: Rev. p.242, dem flammiceps Sw. 
sehr nahestehend. — Nemosia nigrogenys und Saltator ore- 
nocensis Lafr., beide von der Orenocomündung:; Rev: p. 273. — 
Euphone cinerea Lafr. aus Columbien: ih.'p. 277. — Tachy- 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. _ 57 


phonus rufogularis Lafr. von Jamaica, ib. p. 320, ist ohne 
Zweifel Tanagra ruficollis Gm. — Cissopis minor v. Tsch. 
F. P. Vög. p. 211. — Miraffra erythroptera Jerd. lllustr. pl. 
38. — Smith bildet ab: Certhilauda garrula Sm. lllustr. S. 
A. Z. XXIV, und €. semitorguata Sm. ib. Erstere ist identisch 
mit C. albofasciata Lafr., letztere mit C. rufopalliata Lafr. 
— Ueber Ramphocelus icteronotus Bon. giebt Lafrenaye interes- 
sante Aufschlüsse, er zählt 11 Arten dieser Gattung auf und theilt 
De Lattre’s Beobachtungen über die Lebensweise derselben in Neu- 
granada mit: Rev. p. 355. 

Sturnidae. Ein Weibchen von Pastor roseus mit Eiern 
bei Prag: A. N. Z. I. p. 291. — Gray behandelt die Ptilorhyn- 
chinae: Ptilorhynchus 2, Chlamydera 3, Astrapia 2, Juida (Lam- 
protornis) 28, Calornis 7, Scissirostrum 1, Aplonis 5, Saroglossa 2 
Arten. Wir wollen dabei bemerken, dass Gray Temmink’s Gattung 
Enodes mit Unrecht einzieht, und die einzige Art derselben, den 
E. erythrophrys, zu Calornis bringt, und ferner dass Seissirostrum 
Pagei Lafr. schon von Latham als Lanius dubius beschrieben 
wurde, also von jetzt an Scissirostrum dubium (Lath.) heissen muss. 

Dentirostres. Gray’s „Genera ofBirds‘ enthalten in Nr. 28 
die Muscicapinae: Conopophaga 7, Platyrhynchus 17, Platysteira. 
12, Todirostrum 15, Muscivora 2, Rhipidura 40, Tehitrea 20, Mon- 
archa 11, Seisura 3, Myiagra 14, Hemichelidon 2, Muscicapa 69, 
Niltava 20, Setophaga 77 Arten; ferner in Nr.26 die Tityrinae: 
Tityra mit 43 Arten. — In der Fauna Peruana spricht Cabanis 
weitläuftiger über die Platyrhynchinen. — Ueber den Ampelis 
hypopyrrhus Vieill. tauschten Lafrenaye und Ref. in der Rev.zool. _ 
ihre Ansichten aus; ersterer hält ihn für eine Ptilochloris-Art, 
während wir denselben zu Lipangus bringen zu müssen glauben, 
obgleich als weniger typische Art dieser Gattung. 

Neue Arten sind: Tchitrea rufa Gray, Gen. XVII. — 
Tyrannula rufipectus Lafr. aus Columbien, Rev. p. 206. — 
Platyrhynchus aterrimus Lafr: aus Jamaica, ib. p. 320, abge- 
bildet von Gray, Gen. XXV], unter dem Namen „Tityra leuconotos.“ 
— Mionectes rufiventris Cab. F. Per. — Myiarchus atro- 
purpureus, ibid. p. 156. — Leptopogon amaurocephalus 
Cab. aus Brasilien, ib. 162. — Muscicapa aestigma Gr. Hodgs. 
Catal. p. 155 aus Nepal. — M. kemileucura H, ib. aus Nepal. — 
Pteruthius zanthochlorus H. ib. Nepal. — M. albicaudata 
Jerd. Illustr. pl.14 und M. sapphirina Blyth, ib. pl. 32, beide 
aus Südindien. 

Subulirostres. Nr.XXV. von Gray’s Genera enthält die 
Erythacinae: Copsychus 9, Myiomela 1, Sazxicola 33, Pratincola A, 
Ruticilla 16, Nemura 2, Bradybates 2, Erythacus 3, Cyanecula 3, 
Petroica 17, Drymodes 1, Grandala 1, Sialia 3, Thamnobia 9 und 
Origma 1 Art, Nr. XXIX, die Timalinae: Donacobius 2, Cinclo- 


58 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


soma 3, Crateropus 12, Garrulax 17, Trochalopteron A, Actinodura 
2, Pterocyclus 10, Pellorneum 2, Turnagra 2, Timalia 13, Pomato- 
rhinus 13, Icteria % Arten. Nr. XXXU. die Formiearinae: Eupetes 
4, Dasycephala 11, Malacopteron 5, Brachyptery® 5, Macronous 14, 
Selerurus 3, Formicarius 28, Formieivora 27, Grallaria 13, Pitta 31, 
Philepitta 2, Myiophoneus 4 und Hydrobates 6 Arten. — Brehm 
beschreibt in der Rhea seine Calamoherpe pinetorum, welche 
sich durch Lockton und Lebensweise von C. arundinacea unterschei- 
den soll. — Ueber Sylvia Nattereri schreibt Landbeck: Isis, p. 642. 
Sehr beachtenswerth. — v. Homeier hält Schlegel’s Frcedula am- 
bigua für identisch mit Sylvia elaeica, Linderm. ib. p. 683. — 
Derselbe bezweifelt die Artselbständigkeit von Salicaria familiaris 
Schleg. und von Anthus rupestris. Er bestreitet mit grösstem 
Recht die Identität von Turdus atrigularıs und T. ruficollis P. ib, 
p- 684. — Ueber Turdus perspieillatus auct. vergl. man: Lafren. 
Rey. p: 40. — Derselbe bringt Trichizos phaeocephalus n. mit Recht 
besser zu Criniger, ibid. — Derselbe beschreibt ein etwas abwei- 
chend gefärbtes Exemplar von Parisoma subcaeruleum, ib. p. 161. — 
Eine vortreffliche Auseinandersetzung der kleinen nordamerika- 
nischen gefleckten Drosseln giebt Cabanis, F. Per. p. 187. 
— Anthus ludovicianus Licht. ist einer der gemeinsten Vögel Grön- 
lands: Holb. p. 24. 

Neue Arten sind: Parus septentrionalis Harris, vom obern 
Missouri: Ann. and Mag. 18. p.45%. — P. Ledouci Malh. von Al- 
gier, Rev. p. 44. — P. caerulescens Malh. ib. (ist ultramari- 
nus, Bonap.) — Philepittä Geoffroyiö Desm. Rev. p: 241. — 
Cinclosoma cinnamomeum Gould, Ann. 18. p. 349. — Sale- 
caria affinis Hodgh. Gr. Catal. p. 151. — Phyllopneuste 
zanthoschistos H. ib. — Abrornis erochroa H. ib — 4. ca- 
staneoceps H. ib. — A. chloronotos H. ib, — Neornis fla- 
voolivacea H. ib. — Culicipeta schisticeps H. ib. — Ruti- 
cilla schısticeps HA. ib. — Bradypterus phoenicuroides H. 
ib, — Sawicola ferrea H. ib. —S. insignis H. ib. — decentor 
immaculatus H. ib. — Anthus pelopus H. ib. — Turdus 
möcropus H. ib. und Hemipus flavula H. ib. alle aus Nepal. — 
Pastor Blythii Jerd. Illustr. pl.22. — Pycnonotus zantho- 
laemus Jerd. pl. 35. — Brachypodius poiocephalus Jerd. 
pl. 31; alle drei aus Südindien. 


Certhiaceae. Gray behandelt in Nr. XXI. seiner „Genera* 
die Coerebinae: Coereba 9, Dacnis 9, Conirostrum 4, Certhiola 
1 Art; ferner in Nr. XXI. die Furnärinae: Furnarius 7, Cinclodes 
10, Lochmias 1, Enicornis 2, Limnornis 4, Geositta 4 und Cinclocer- 
thina A Art; in Nr. XXI. noch die Synallaxinae: Synallawis 35, 
Anumbius 4, Diglossa 6, Anabates 29, Oxyrhamphus 1 Art; in Nr. XXIII. 
die Sittinae: Sirta 13, Sirtella A, Acanthisitta 2, Dromodendron 
4 Art; in Nr. XXX. die Myzomelinae: Myzomela 10, Entomophila 


Naturgeschichte der Vögel während‘ des Jahres 1846. 59 


4, Glyeiphila 7, Acanthorhynchus 2% Arten; ib. die Meliphaginae: 
Meliphaga 29, Anthochaera5, Prosthemadera1, Anthornis 2, Pogon- 
ornis 1, Phyllornis 10, Tropidorhynchus 14 Arten, im Nr. XXXI. die 
Melithreptinae: Manorhina 6, Melithreptus11, Psophodes 2 Arten. 
— v. Tschudi beobachtete den Trochilus insectivorus noch bei 
14000’ Höhe: F. Per. p. 248. Den T. otero sah er mehrmals gezähmt. 
— Eine moönographische Arbeit über Diglossa liefert Lafrenaye 
in der Rev. zool. p. 317. Er kennt 11 Arten. Am höchsten lebt die 
albilatera. — Ueber die Unterschiede der Gattungen Cyphorhinus 
und Merulazwis vergl. man Cab, F. Per. p.183. Als zweite Art bringt 
er zu Cyphorhinus: Troglodytes carinatıs Sw. — Eine Uebersicht 
der Gattung Dicaeum gab Ref. in der Revue zool. p. 47. Nach 
Pucheran ist D. Maugaei Less. das Weibchen von rubescens und 
.D. aterrimum Less. eine Varietät von Certhiola flaveola, von St. Tho- 
mas stammend. — Certhia brachydactyla Brehm will v. Homeier 
als Art noch nicht ganz beseitigt wissen: Isis, p. 683. 

Neue Arten: Nicht weniger als 58 neue Colibriarten werden 
von Gould in den Proceedings und von Delattre und Bourcier 
in der Revue zool. beschrieben. Die Mehrzahl derselben stammt 
aus dem unerschöpflich reichen Centralamerika. Wir erfahren, dass 
sich Gould zu‘ einer grossen monographischen Arbeit über die Tro- 
chiliden vorbereitet. — Melliphaga longirostris G. aus Neu- 
holland: Zool. Soc. Sept. 22. — Conirostrum sitticolor Gr. 
Gen. XXI. — -Enicornis melanura Gr. ib. XXI. — Myzomela 
chermesina Gr. ib. XXX. — Tropidorhynchus inornatus 
Gr. ib. — Campylorhynchus zonatoides Lafr. Rev. p. 9. — 
©. pallidus Lafr. ib. aus Mexico. — CO. unicolor Lafr. ib. von 
Guarajos. — C. unicoloroides Lafr. ib. p. 316 von Bolivien. — 
Dendrocolaptes albolineatus Lafr. ib. p.200, aus Columbien. 
— Dicaeum concolor Jerd. Illustr. pl.39, aus Südindien. — 
Troglodytes subhemalachanus Hodgh. aus Nepal: Gr. Catal. 
p- 151. — Diglossa similis Lafr. Bogota, Rev. 318. — D. my: 
stacalis Lafr. Bolivien, ib. — D. brunneiventris Desm. ib. 
Peru, — D, aterrima Lafr. Neugranada, ib. 


Hirundinaceae. Einen sehr anziehend geschriebenen Bei- 
trag zur Thierseelenkunde, Hirundo rustica betreffend, verdanken wir 
Thienemann: Rhea ], p. 98. 


Clamatores. 
Maerochires. Eine neue Art ist: dAcanthylis brachy- 
ura Jard. von Tobago: Ann. and Mag. 18. p. 1%. 


Caprimuiginae, Gray behandelt in Nr. XXX. seiner Ge- 
nera die Steatorninae: Steatornis 1, Podargus 10, Batrachosto- 
mus 4, Aegotheles 2 und Nyetibius 7. 

Neue Arten: Chordeiles labeenlatus Jard. von Tobago: 
Ann. 18, p.120. — Caprimulgus' Wiederspergit Reichenb. 


60 G. Hartlaub: Bericht über die Leistungen in der 


von Peterwardein: Allg. Naturh. Zeit. III. p. 269, t.9. — Nyetibius 
dracteatus Gould, von Bogota: Ann. 476. 

Todidae. Ueber Brachypteracias enthält die Rey. zool eine 
ausführliche und wichtige Arbeit von Pucheran. Er beschreibt eine 
Varietät von 3. squamigera und vereinigt diese und B. pittoides in 
die Gattung Atelornis: S.193. 

Neue Art: Serilophus rubropygius Hodgs. von Nepal: Gr. 
Cat. p. 150. Steht dem lunatus sehr nahe und ist schön abgebildet 
in Gray’s Genera. 


Lipoglossae. Gray behandelt in Nr. XXVII. der ‚„„Genera 
of Birds‘ die Meropinae; Merops 26, Melittophagus 6, Nyctiornis 
2 Arten; in Nr. XXVIII die Haleyoninae: Halcyon 48, Dacelo 6, 
Tanysyptera 2 und Ceyx 2 Arten. 

Neue Arten: Alcyone pulchra G. von Port Essington: Proc. 
Febr. 24. — A. diemenensis G. von Van Diemensland, ib. — Bu- 
ceros lugubris Begbie von Malacca: Ann. p. 395, — Merops 
Lefevrii Fl. Prev. aus Abyssinien. — M. nubicoides Desm. ib. 
243, von Port Natal. — Alcedo Cabanisii v. Tschudi: F. Per. 
p-260: ist verschieden von A. americana. — Auch Alcedo stellata 
Meyen wird von Cabanis als gute Art anerkannt. — Merops Sa- 
vignyi kommt auf Corfu vor: Ann. 18, p.294. — Gray bildet den 
schönen Halcyon Lindsayi von Luzon ab: Gen. XXVIM. 

Zygodactyli. 

Cueulinae. Gray’s „Genera‘ enthalten in Nr. XXIX. die 
Coceyzinae: Coua 7, Centropus 23, Cultrides 1, Diplopterus 5, 
'Piaya 16, Coceyzus 3 Arten. — Eyton giebt die Anatomie von Tro- 
gon melanocephalus: Ann. 18. p. 310. — Zanclostomus Diardi (sollte 
sumatranus Raffl. heissen) ist abgebild. Desm. Icon. pl. 19. 

Neue Arten: Trogon assimilis Gould aus Peru: Ann. 18. 
p- 349. — T. zalapensis Dubus Esq. omithol. I: pl.2. — Coua 
ruficeps Gray, Gen. XXIX. von Madagascar. — Piaya einna- 
momeiventris Lafr. aus Jamaica: Rev. zool. p. ‚32. 

Bucconidae. Gray behandelt in Nr. XXI. die Capito- 
ninae: Laimodon 10, Megalaima 29, Capito 15, Psilopogon 1, Me- 
galorhynchus 1 Art; ferner in Nr. XXVI. die Bucconinäe: Bucco 
13, Monasa 7, Chelidoptera 1 Art. 

Neue Arten: Capito Richardsonii Gr. 1.c. — Bucco pe- 
etoralis Gr. 1. c. — Capito erythrocephalus v. Tschudi, F. 
— Bucco luteus Less. wird von Desmurs abgebildet und für eine 
Albinovarietät von B. philippensis erklärt: Iconogr. pl. 21. Per. p. 260. 

Picinae. In Gray’s „Genera“ Nr. XXVII. sind behandelt die 
Gecininae: Geeinus 14, Campethera 7, Hemilophus 6, Celeus 9, 
Chrysoptilus 4, Brachypternus 2, Tiga 5 Arten; in Nr. XXVII. die 
Colaptinae: Colaptes 11, Meiglyptes 2 Arten, in Nr. XXIX. die 
Melanerpinae: Centurus 12, Chloronerpes 15, Melanerpes 6, Leu- 
conerpes 1 Art. — Ueber die Synonymie von Picus passerinus vergl. 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846. 61 


man Caban. F. Per. Vög. p.266. — Nach ihm wäre P. rubiginosus 
Sw. und P. canipileus d’Orb. identisch. 

Neue Arten: Picus majoroides Hodgs. Gr. Catal. p. 154 aus 
Nepal. — P. cordatus Jerd. Illustr. pl. 40 aus Südindien, 


Psittacinae. Gray behandelt in Nr. XXI. die Psittaci- 
nae: Tanygnathus 2, Psittacus 36, Chrysotis 17, Psittacula 26, Na- 
syterna 1 Art; in Nr. XXIII. die Pezoporinae: Nymphicus 1, Co- 
racopsis 2, Platycercus 34, Prioniturus 1, Pexoporus 1, Palaeornis 
15, Melopsittacus 1, Euphema 8 und Trichöglossus 12 Arten. — 
Einige Notizen über die Lebensweise des wunderbaren Nachtpapa- 
geyen Neuseelands, Kakapo genannt, (Strigops habroptilus Gr.) sehe 
man: Ann. and Mag. 18. p. 427. 

- Neue Arten: Pionus vinaceicollis Lafr. aus Jamaica: Rev. 
p- 30. — Conurus frontatus Cab. vom Westabhang der Cor- 
dilleren: F. Per. Vög. p. 272. 


BRamphastidae. Nr. XXIV. von Gray’s Genera giebt die 
Rhamphastinae: Rhamphastos 16 und Pteroglossus 37 Arten. 

Neue Arten: Rh. inca Gould, aus Bolivien: Ann. 18. p. 349. — 
Pteroglossus cucullatus Gould von Lochabamba, ib. 


Columbinae. 
Neue Arten: Columbigallina versicolor Lafr. aus Jamaica: 
Rey. zool. p. 320 und abgeb. in Desmurs’ Iconographie. — Vinago 
bieincta Jexd. ist abgeb. Illustr. of Ind. Orn. pl. 21. 


Gallinaceae. 

Gray’s Genera enthalten in Nr. XXI]. die Perdicinae: Itha- 
ginis 3, Ptilopachus 1, Francolinus 27, Perdix 10, Coturnix 15, Rol- 
Zulus 3, Caccabis 7, Lerwa 1 Art; in Nr. XXV. die Odontophori- 
nae: Odontophorus 12, Cyrtonyx 2, Ortyx 13, Callipepla 5 Arten; 
in Nr. XXXl, die Cracinae: Crax 6 und Pauzxi 3 Arten. — Ueber 
die Lebensweise der Megapodius-Arten und des Phasianus argus 
spricht S. Müller in dieser Zeitschrift, XII. 1. p. 115. — Interessante 
Bemerkungen über die Lebensweise des grönländischen Schneehuhns 
(Tetrao Reinhardtü) theilt Holböll mit: Beitr. p.33. Er sah das- 
selbe öfters ohne alle Noth schwimmen. Es mausert dremmal wäh- 
rend des kurzen Sommers. Eine Varietät (?) des Hemipodius ta- 
chydromus von Oran beschreibt Malherbe: Catal. p. 20. — 

Neue Arten: Ortyxz nigrogularis G. Gr, Gen. XXV. — 
Odontophorus Balliviani Gould, von Lochabamba: Ann. 18. 
349. — Callipepla venusta Gould, ib. von Californien. — 
Rollulus superciliaris J. E. Gray, Glean. Menag, Knowsley, 
— Zuerst abgebildet wurden unter andern Gallus Lafayettii Less. 
in Desm. Iconogr. pl. 18 und Megacephalon maleo, g' ad. in Gray’s 
Gen. XXVIlL. Der jüngere Vogel dieser merkwürdigen Art ist Me- 
gapodius rufipes Q. et Gaim, 


’ 3 
62 G. Hartlaub: Bericht über die, Leistungen in der 


Cursores. 

Der in Copenhagen aufgefundene Schädel der Dronte 
bildet den Gegenstand einer ausführlichen, speciell das Histo- 
rische beriücksichtigenden Abhandlung von Hamel im Bullet. 
de l’Acad. St. Petersb. V. 314. — Auch von Owen erhielten 
wir abermals „Observations on the Dodo“ in den Pro- 
ceedings der zoolog. Gesellschaft vom 44ten Juli, und voll- 
ständiger in den Transactions of the Zool. Soc. II. part 4, 
p. 331. Sie enthalten die gründliche, und erschöpfende ana- 
tomische Untersuchung des in Oxford conservirten Fusses des 
Didus, und sind, wie alle Arbeiten Owen’s, von grossem wis- 
senschaftlichen Interesse. — In letztgenanntem Prachtwerke, 
vol. III, part 4, befindet-sich ferner die Fortsetzung von Owen’s 
Anatomie des Apteryx australis, und zwar die Myologie des- 
selben, erläutert durch eine Reihe vortrefllicher Abbildungen. 
Sehr merkwürdig ist bei diesem Vogel die ausserordentliche 
Entwickelung des Hautmuskelapparats und der Spinalmuskeln, 
sowie die überaus geringe der Flügelmuskeln. Owen sagt 
schliesslich „The unity of the ornithie type is strietly pre- 
served though under ‚the extremest modifications.‘ 

Gray’s „Genera‘“ enthalten eine schöne Abbildung des (weib- 
lichen?) Apteryxz in Nr. XXIV. — Owen’s Forschungen über Din- 
ornis gewinnen immer mehr an Vollständigkeit und Interesse. Er 
beschreibt die Schädeltheile zweier Arten, des D. struthioides und 
dromioides, das Stermum einer dritten, und glaubt nach vorliegenden 
osteologischen Thatsachen noch drei neue Arten aufstellen zu müssen. 
Dinornis ingens und dromioides werden der jetzt nachweisbaren 
Hinterzehe wegen zur Gattung Palapteryx erhoben: Proceed. of 
the Zool. Soc. Juni, 29, und Transact. of the Zool. Soc. Il, part 4, 
p: 307. Unter denen, welche in Neuseeland selbst für die Auffindung 
osteologischer Fragmente der Dinornisarten besonders und erfolg- 
reich thätig gewesen sind, wird auch W. Swainson genannt. Doch 
wieder ein Lebenszeichen! — Gray behandelt in Nr. XXH. seiner 
„Genera* die Otidinae: Otis mit 2 nnd Eupodotis mit 22 Arten, 
Abgebildet wird 0. Denhami und in Nr. XXI. Rhea Darwinii. 

Grallae. 

Alectorides. Eine neue Art ist Parra hypomelaena 
Gray, Gen. of Birds, Nr, XXV. Die Parrinae enthalten die genera 
Hydrophasianus mit einer und Parr« mit 14 Arten. 

Fulieariae. Porplyrio hyacinthinus wurde an der Küste von 
Irland geschossen nach Thompson: Ann, and Mag. 18. p. 310. — 
Von Pucheran’s Biensis typus erschien eine Abbildung in Desmurs’ 


Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1846, 63 


Jeonographie, pl. 24. — Nr. XXXL von Gray’s „Genera of Birds “* 
enthält die Rallinae: Rallus 18, Ortygometra 21, Aramides 11, 
Eulabeoruis 5, Corethrura 31 und Ocydromus 3 Arten, 

Neue Arten: @ullinula tenebrosa Gould von Südaustralien, 
Ann. p.476. — Ortygometra griseofrons, Gr. Gen. XXXI. — 
Dubus giebt eine Abbildung seines Tröbonyx Mortieri: Esq.l. pl. 5. 


Erodii. Eyton gab die Anatomie von Aramus scolopaceus: 
Ann. and Mag. 18. p. 26. — Botaurus lentiginosus wurde in Irland 
erlegt: ib. p. 91. — Gray behandelt in Nr. XXX. seiner ‚Genera“ 
die Psophinae: Psophia mit drei und Cariama mit einer Art. — 
Landbeck liefert in der Isis, p. 684, einen interessanten Beitrag 
zur Naturgeschichte des Storches. Ein Pärchen überwinterte drei 
Jahre hintereinander in Balzhausen in Baiern. Die Jungen wanderten 
regelmässig fort. — Von Jbis olivacea Dub. erschien eine schöne 
Abbildung: Esquiss. orn. 1. pl.4. — Eine neue Art ist: Tigrisoma 
leucolopha Jardine vom Old-Calabarfluss in Westafrika: Ann. 
17. p. 86. 

Limicolae. Gray behandelt in Nr.XXVI. die Scolopa- 
ceinae: Mucrorhamphus 1, Gallinago %6, Scolopax 1, Philohela 1 
und Rhynchaea A Arten, in Nr. XXVII. die Totaninae: Tofanus 
26, Tringoides # Arten, und in Nr. XXXII. die Cinclinae: Aphriza 
1, Cinclus 1 und Pluvianellus 1 Art. — Wir bemerken bei dieser 
Gelegenheit, dass Aphriza virgata (Gm.) oder Townsendii Audub. 
identisch ist mit Charadrius Winterfeldtii v. Tschudi. — 
Einen Beitrag zur Lebensweise des Chionis liefert Edmondstone: 
Ann. 18. p. 139. — Die von Prof. A, Wagner in diesem Archive stark 
bezweifelte Artselbständigkeit unseres C'hionis minor ist jetzt durch- 
aus festgestellt, indem die letzte Südpolarexpedition der Engländer 
diese Art häufig auf Kerguelen’s Land antraf: List of Spec. Brit. 
Mus. Il. p. 52. — Bei den Phalaropus-Arten fand Holböll im 
Widerspruche mit Faber nur beim Männchen Brutflecke. Den pla- 
tyrhynchus traf er schaarenweise in der Davisstrasse mitten zwischen 
den Eisschollen, — Auch v. Homeyer hält Limosa Meier: für das 
Weibchen der L. rufa: Rhea, 1, p.27. — Tringa Schinzi brütet in 
Grönland: Holb. Beitr. p. 39. 

Neue Arten: Limosa melanuroides Gould, aus Neuholland: 
Zool. Soc. Sept. 22. — Glottis nivigula Hodgs. aus Nepal: Gr. 
Catal. p. 156. 

Natatores. 

Longipennes. Gray behandelt in Nr. XXI. seiner „Genera* 
die Sterninae: Sterna 51, Hydrochelidon 11, Phaetusa 3, Gygis 1 
üind Anous 10 Arten. — Paulsen sucht den Grund des von Holböll 
erwähnten täglichen Zuges der Larus-Arten (wie fast aller übrigen 
Winterseevögel) in dem Aufsuchen der Schlafstätten. Er beobachtete 
diese Erscheinung in den Ostseehäfen. Derselbe sucht die längst 
eohstatirte Gleichartigkeit von Sterna anglica und aranea W. zu 
beweisen: Holb, Beitr, p. 94 und 92. — Ebendaselbst finden sich 


64 G. Hartlaub: Ber. über d. Leistungen in d. Naturgesch. d. Vögel. 


wichtige Beiträge zur Naturgeschichte von ZLarus glaucus, und leu- 
copterus: S. 45. ' 

Neue Arten: Sylochelidon strenuus Gould von der Süd- 
küste Australiens: Ann. 18. p. 491. — Anous melanogenys Gray, 
Gen. XXI. — Larus brachytarsus Holböll, verschieden von 
L. eburneus durch den sehr kurzen Tarsus von 1” Länge, durch die 
absolute uhd relative Länge der Flügel, die Bildung der Federn im 
Flügel und durch die noch stärker ausgeschnittene Schwimmhaut: 
Holb, Beitr. p. 47. 

Tubinares. Holböll überzeugte sich, im Widerspruch mit 
Faber; von der Tauchfähigkeit der Procellaria glacialis. Den Puf- 
Jinus einereus dagegen sah er nie selbst tauchen. 1. ce. 

Unguirostres. Oidemia perspicillata wurde an der Küste 
Irlands erlegt: Thomps. Ann, and Mag. 18. 368. — Smith giebt 
auf Tafel 107 seiner Illustr. Zool. S. Afr. eine Abbildung seiner Clan- 
gula leuconotos. — Jerdon bildet seine Dendrocygna major und 
Anas caryophyllacea ab: Wlustr. Ind. Orn. pl. 23 und 34. — Ueber 
Clangula Barrowii vergl. man Holb. Beitr. p. 65. Diese Ente ist 
Standvogel in Grönland, scheint aber auf einzelne wenige Lokalitäten 
beschränkt, namentlich auf den Godthaber Fiord. — Derselbe Beob- 
achter berichtet von der wahrhaft ausserordentlichen Tauchfähigkeit 
der Eiderenten, Somuteria mollissima und speetabilis. Letztere, so 
selten in Island, ist sehr gemein in Grönland. Sie taucht bis auf 
200 Ellen Tiefe, braucht, um so tief zu tauchen, ihre Nahrung auf 
dem Boden zu suchen und wieder heraufzukommen, nur etwa 9 Mi- 
nuten, und würde dieselben Conchylien, welche sie in solcher Tiefe 
findet, auch auf weit flacherem Wasserboden antrefien: Beitr. p. 68. 
— Beiträge zur Naturgeschichte der Eisente liefert Paulsen: ib 
p: 91. — Gray behandelt in Nr. XXIX. seiner „Genera“ die Phoe- 
nicopterinae und giebt eine schöne Abbildung des P, ignipalliatus 
Geoffr. Eine neue Art ist: Dendrocygna vagans Eyton, abge- 
bildet in Fraser Zool. typica, part VII, von Luzon stammend. 

Steganopodes. 

Neue Arten: Carbo africanus Malh. Catal. p.24 von Al- 

gier; befindet sich in der hiesigen Sammlung. — Sula personata 
Gould von der Nord- und Nordostküste Australiens: Ann. and Mag. 
18. p. 493. \ 
"  Pygopodes. Gray behandelt in Nr. XXVl. die -Podicipi- 
nae: Podiceps mit 20 und Podilymbus mit 2 Arten; dann in Nr. XXV. 
die Spheniscinae: Spheniscus A, Eudyptes 11 und Aptenodytes 2 
Arten. — Paulsen behauptet gegen Naumann, dass die Colymbi ihr 
Prachtkleid im März und April anlegen, und dasselbe erst in den 
Herbstmonaten September bis Ende December mit dem unscheinbaren 
Winterkleide vertauschen. 

Zwei neue Arten sind: Eudyptes pachyrhynchus Gr. Gen. 
XXVI. und Podilymbus brevirostris Gr. ib. XXVI. Letzterer 
stammt von Jamaica. n 


Ei 
.. 


Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen in 
der Naturgeschichte der Insecten, Arachniden, Cru- 
staceen und Entomostraceen während des 

Jahres 1846. - 


Vom 


Herausgeber. 


Inseeten., 


Während die Entomologischen Gesellschaften in Paris und 
London unausgesetzt ihre Schriften, die Annales de la Societe 
Entomologique de France und Transactions of tie Entomolo- 
gical Society of London erscheinen lassen, hat der Entomol. 
Verein in Stettin neben der seit 1840 herausgegebenen Ento- 
mologischen Zeitung eine grössere Zeitschrift unter dem Titel 
„Linnaea Entomologica” (Berlin, Posen und Bromberg bei 
Mittler) begründet, welche grössere Abhandlungen aufzuneh- 
men und eine Fortsetzung von Germar’s „Zeitschrift für die 
Entomologie” zu bilden bestimmt ist. Der in den Vereinigten 
Staaten von Nordamerica gestifteten Entomologischen Gesell- 
schaft fehlt bis jetzt eine. eigene Zeitschrift für ihre wissen- 
schaftlichen Arbeiten, gleichwohl wird die Fauna dieses Lan- 
des mit regem Eifer erforscht, nicht allein in den älteren, 
sondern auch in den weiten neuerworbenen Landestheilen. 

Agassiz’s Nomenclator Zoologieus ist durch das Er- 
scheinen der letzten, den Index generalis enthaltenden Liefe- 

rung vollendet worden. : 
R Guerin-Meneville hat vor Kurzem seine „leonogra- 
 phie du Regne animal d. @. Cuvier” mit einem dritten Bande 
„Texte explicatif’” vermehrt. 
Dieses Buch macht keinen erfreulichen Eindruck, denn es ist 
gewissermassen schon bei seinem Erscheinen veraltet. Auf dem Titel 
Archiv f, Naturgesch, XII, Jahrg. 2. Bd. E 


66 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


steht die Jahreszahl 1829 —1844, der Band ist aber schwerlich vor 
1845 ausgegeben und erst 1846 nach Berlin gelangt, ich kann also 
erst jetzt darüber berichten. In dem entomologischen Theile dieses 
Werkes hat der Verf. viel eigene Thätigkeit geltend gemacht, daher 
sich dieser anders gestaltet als die anderen. Statt nämlich Latreille’s 
Meisterwerk durch die von demselben berücksichtigten Typen zu 
erläutern, hat er seine Iconographie durch Abbildung neuer Arten 
interessant zu machen gesucht, wobei allerdings mancherlei Missgriffe 
geschehen und einzelne Gattungen durch Arten vorgestellt sind, die 
nicht zu ihnen gehören. In dem erläuternden Texte durften wir er- 
warten, diese Irrthümer berichtigt, so. wie Beschreibungen und vor- 
züglich auch Vaterlandsangaben zu den neuen Arten zu finden. Aber 
auch diese Aufgabe ist überschritten; es sind nämlich nicht nur viel- 
fache literarische Nachweisungen gegeben, welche indess zu unvoll- 
ständig sind, um einige Bedeutung zu haben, sondern auch kritische 
Untersuchungen angestellt über Arten, welche mit den abgebildeten 
in gar keiner Beziehung stehen, und eine Menge neuer Arten und 
selbst Gattungen beschrieben, nicht weil ihre Berücksichtigung zur 
Feststellung der abgebildeten nöthig gewesen wäre, sondern nur um 
sie zu beschreiben. Rathsamer wäre gewesen, der Verf. hätte dies 
in einem besonderen Werke gethan, und in den erläuternden Text 
nichts aufgenommen, als was dort hinein gehört. Es ist zu bedauern, 
dass der Verf. mit dieser Arbeit, welche nach seiner Angabe durch 
Umstände aufgehalten worden und die augenscheinlich zu sehr 
verschiedenen Zeiten und zum Theil auch nur flüchtig zusammen ge- 
schrieben ist, so viele Zeit verloren hat, welche er bei seinen Talen- 
ten für ein mehr in sich zusammenhängendes Werk, gewiss mit grös- 
serem Erfolg hätte anwenden können. 


Ueber die obersten Grenzen des thierischen und pflanz- 
lichen Lebens in den Schweizer-Alpen. Von Dr. Osw, Heer. 


Zürich, 1845. 

Eine Abhandlung von vielem Interesse, namentlich auch in ento- 
mologischer Beziehung. Die Region des ewigen Schnees ist bekannt- 
lich nach unten nicht gleichmässig begränzt, indem die Schneemasse 
an den Schattenseiten, in Thalschluchten und muldenförmigen Vertie- 
fungen der Alpen tiefer hinabreicht, dagegen kommen auch oberhalb 
der Schneegränze noch einzelne 'schneefreie Plätze vor. Die ober- 
sten Spitzen der nackten Felsen sind mit Flechten überzogen, auf 
diese folgen die Moose, welche in der Gletscherregion eine wichtige 
Rolle spielen, und obgleich nur arm an Arten, ganze Strecken mit 
einem weichen Polster überziehen, welchem einzelne Blüthenpflanzen 
eingebettet sind. Unter den Thieren, welche an diesen Gränzen des 
thierischen Lebens vorkommen, sind 18 Insecten und 13 Arachniden. 
Die sämmtlichen Insecten gehen nicht höher als 9000’, während von 
den Arachniden 5 Arten noch bis 10,000’, eine Art sogar noch auf 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 67 


der obersten Spitze des Piz Linard (10,700') sich vorfanden. Dies 
ist Opilio glacialis, welcher nur auf den höheren Alpen vorkommt, 
und nicht unter 7000’ ü. M. herabsteigt. Neben diesem finden sich 
auf den Firninseln über 9000’ eine zierliche rothe Milbe, Rhyncho- 
lophus nivalis, die in kleinen Gesellschaften unter Steinen lebt, und 
drei Spinnen (Lyeosa blanda var., Melanophora oblonga, Textrix 
torpida). Weiter nach unten, von 9000—8500’ ü. M. hinab treten zu 
diesen noch 4 Opilionen, A Spinnen, 13 Käferarten, 3 Schmetterlinge, 
eine Holzlaus, und eine Schlupfwespe. Die Mehrzahl dieser Thiere 
der Schneeregion 'sind kleine flügellose Geschöpfe, zu weiten Wan- 
derungen unfähig, und dadurch an diese Höhen gebunden. Die mitt- 
lere Jahrestemperatur ist aber auf dem Faulhorn (8263’ ü. M.) —2,33 
€., der Juni hat eine mittlere Temperatur von +2,5°, Juli +4°, 
August +3,5°, September +1,5° C., der Boden aber bei 1,3% Mtr. 
Tiefe +2,60° C. In einer Höhe von 10,000’ ü. M. wird die mittlere 
Jahrestemperatur wenigstens auf —6° C. herabsinken und die Ober- 
fläche des Bodens nur auf sehr kurze Zeit entfrieren. Die dieser 
Höhe eigenthümlichen Thiere müssen also eine grosse Lebenszähig- 
keit besitzen, und zuweilen einen mehrjährigen Winterschlaf zu er- 
tragen vermögen, da in kalten und nassen Sommern jene Firninseln 
nie. aufthauen. Einen eigenthümlichen Einfluss müssen diese Tempe- 
raturverhältnisse auf die Entwickelung ausüben. Die Thiere verbrin- 
gen etwa 44 des Jahres im Winterschlaf, und ibr wacher Zustand 
dauert vielleicht nur einen Monat. Es ist nicht möglich, dass sie in 
dieser kurzen Frist ihre ganze Entwickelung durchlaufen können, und 
daher anzunehmen, dass sie mehrere Jahre hindurch fortgesetzt wird. 
Auch .dievollkommenenInsectenmögen mehrere Jahre ausdauern, wenig- 
stens findet man sie in ihren Winterlagern. Auffallend ist, dass von 
den erwähnten 31 Thieren 24 Raubthiere sind. Eine Schnecke, (Vi- - 
trina diaphana), welche dieselben Höhen bewohnt, kommt zu verein- 
zelt vor, als dass sie vielen Insecten zur Nahrung dienen könnte; 
eben so sind die pflanzenfressenden Insecten nur spärlich vorhanden, 
Noch mehr muss es auffallen, dass hier, wo auch in der Mitte.des 
Sommers die Nächte frostig und kalt sind, von den Spinnen 5 Arten 
zu den nächtlichen Thieren gehören, und unter diesen auch die Art, 
welche am häufigsten auf den Firninseln vorkommt, und die obersten 
Gränzen des thierischen Lebens erreicht. 
Mehrere meist neue Arten sind in einem Anhange beschrieben. 


„Eine entomologische Exeursion im Riesengebirge im Juli 
1846” ist von H. v. Kiesenwetter und F. Märkel beschrieben 
worden. (Entom., Zeit. $. 333). 

Es enthält diese Schilderung eine Menge sehr interessanter Be- 
merkungen. Am Schluss ist eine Aufzählung der bemerkenswertheren 
der beobachteten Arten gegeben, welche in diesem Jahrgange der 
Zig. sich jedoch auf die Caraben beschränkt. 

E* 


68  Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


In der „Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur i. J. 1846. 
Breslau, 1847” beschäftigt sich der umfangreiche „Bericht über 
die Beschäftigungen der entomologischen Section” (S. 73—167) 
fast ausschliesslich mit der Schlesischen Insectenfauna. Ausser- 
dem ist noch ein Verzeichniss der Käfer Oberschlesiens vom 
Oberlehrer Kelch bearbeitet (Grundlage zur Kenntniss der 
Käfer Oberschlesiens, insonders der Umgegend von Ratibor) 
und im Programm des Königl. Gymnasiums zu Ratibor 1846 
veröffentlicht, welches schon eine sehr tüchtige Grundlage für 
lie Schlesische Käferfauna bildet, und mit vielen schätzbaren 
Bemerkungen ausgestattet ist, namentlich finden sich das Vor- 
kommen und die Erscheinungszeit der einzelnen Arten überall 
angezeichnet. 

Ueber einen Ausflug nach dem Caucasus und Taurusge- 
birge hat Baron v. Chaudoir einen interessanten Bericht ab- 
gestattet. (Enumeration des Carabiques et Hydrocanthares du 


Caucase. Kiew 1846. 8.). 

Der Verf. landete den 26. Mai in Redoute Kale, begab sich von ° 
hier nach Kutais, dann über den Rion nach dem Dorfe Sakao, wel- 
ches in beträchtlicher Höhe an der Lehne des gleichnamigen Berges 
liegt. Das Land ist sehr stark bewaldet. Wälder von Eichen und 
Linden, denen Nuss- und andere Bäume eingemengt sind, bedecken 
den Fuss der Berge. Allmählich folgen ihnen die Fichten, welche 
die Bergseiten einnehmen, bis zu einer Höhe, wo Birkengestrüpp an 
ihre Stelle tritt, auf welches dann die prachtvollen, vom schmelzen- 
den Schnee befeuchteten Alpenwiesen folgen; endlich auf dem Gipfel, 
wo der Schnee nur während zwei oder drei Monate des Jahres 
schwindet, überzieht nur ein kurzer Rasen oder eine Moosdecke den 
Boden. Der Verf. unternahm hier eine Bergbesteigung. Die Wald- 
region musste rasch durchschritten werden, doch wurde in der 
Birkenregion Carabus Mellü n. sp. entdeckt; über der Waldregion 
unter den zahlreichen Rollsteinen fand sich Car. compressus n. sp., 
noch höher Nebria Marschall in grosser Masse, Calathus caucasi- 
cus, Trechus, Plinthus costatus u. a.m., am Rande der schmelzenden 
Schneemassen Eutroctes laevigatus n.sp., Carabus armeniacus Mann. 
und €. /ongiceps n.sp. u.a. — Eine andere Bergbesteigung in Imeri- 
tien wurde vom Dorfe Glola aus unternommen: in der Waldregion 
wurden in der Eile nur zwei Pristonychus gefunden, über derselben 
und dicht an der Schneegränze Carabus Stählini, Puschkiniüi, Bieber- 
steinü, . Fischeri, Nebria patruelis n. sp., Cardiomera elongata, 
Eutroctes laevigatus, Omaseus Tamsi, Armeniacus, Agonodemus 
Jyratus n, sp., /yricollis n.sp., Abax inapertus, Pterostichus ordina- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1816. 69 


tus, Celia punctulata, bifrons, ferner Staphylinier, Curculionen und 
einige Aphodien gesammelt. Der Verf. machte die Bemerkung, dass 
die Insecten selbst auf den Berggipfeln die den brennenden Strahlen 
der Mittagssonne ausgesetzten Gehänge meiden, während die gegen 
Nord gelegenen von ihnen wimmeln. Die Carabus und Eutroctes 
halten sich vorzüglich unter grossen Steinen auf, welche nicht tief 
in die Erde eindringen, die Nebrien und Cardiomeren fanden sich 
vorzugsweise unter den Steinen, welche unmittelbar am Rande des 
Schnees liegen. — Darauf begab sich der Verf. nach Tiflis, und von 
hier aus machte er einen Ausflug nach dem Kasbek. Auf dem Wege 
findet man von Passananur an die grossartige Natur des Kaukasus: 
die.-Berge erheben sich mehr und mehr, ihre Abhänge und Gipfel 
sind dicht bewaldet, und der Schnee ist mit dem Mai verschwunden. 
Hinter Kwischet aber verschwinden die Wälder, die Berge sind ganz 
nackt und mit ewigem Sclinee gekrönt. Die Besteigung des Kasbek 
wurde durch anhaltenden Regen gehindert, dagegen wurde eine ge- 
ringere Höhe am Wege erklettert, wo sich im Thal Poeecilus augusti- 
collis n.sp. und Carabus exaratus, auf dem Gipfel Carabus osseti- 
cus, deplanatus, Boeberi, Procrustes Fischeri, Nebria elongata, Mar- 
schallü, Curdiomera elongata, Feronia Iyrata n.sp., Agonum rugi- 
eolle n. sp. und Pterostichus regularis fanden. Darauf wurde auch 
einer der Berge bestiegen, welche Kwischet dominiren. Am Fuss 
des Berges zwischen den Feldern lief Poecilus obscuratus in Menge, 
höher, aber in geringer Erhebung, fanden sich unter Steinen Carabus 
osseticus, deplanatus, Tcarinatus, Myosodus lacunosus, an der Gränze 
des Birkengehölzes Pristonychus insignis n.sp. und einige Procrustes 
Fischeri, höher auf einem Wege Cicindela trapezicollis, welche nicht 
fliegt, Dorcadien, Silphen u. a. Insecten, an einem aus einem Schuee- 
haufen entspringenden Bache alle auf der vorigen Höhe gesammelten 
Arten, nebst Nebria nigerrima und Omaseus caucasicus, und auf dem 
Gipfel der äusserst seltene Carabus Iberus, 


Die Tauruskette wurde von der deutschen Colonie Freudenthal 
aus bestiegen. Das Gebirge ist sehr steil, besonders an seinem un- 
teren Theile. Hier ist der Fels kahl und die Bäume wachsen in sei- 
nen Spalten. Weiter hinauf sind’ prächtige Fichtenwälder, und unter 
den umgestürzten, am Boden faulenden Stämmen fanden sich Cara- 
bus Lafertei und refulgens n. sp., incatenatus, Cychrus signatus, 
Nebria Marschallü; höher in der Birkenregion Pterostichus Schön- 
herri, Calathus femoralis, Pristonychus pretiosus. Dann folgen reiche 
Wiesen, und die Gipfel bedecken ganze Felder. von’Daphne, unter 
deren trocknem Laube Calathus alternans, Leistus femoralis u. a. 
gesammelt wurden. Cicindela trapezicollis lief auch hier auf den 
Wegen. Unter kleinen Steinen am Rande der Bäche fanden sich 
Cardiomera valida, Feronia rufipalpis, Agabus glacialis n. sp. Steine 
sind nur spärlich vorhanden; unter den wenigen kamen an der Schnee- 
gränze Carabus cribratus, incatenatus, Roseri, Pristonychus pretio- 


70  Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


sus, einige Feronien und einige Staphylinier vor. Ausser der N. Mar- 
schallii und intricata ist keine Nebria diesem Gebirge eigenthümlich. 


Von den die Fauna des Kaukasus und Transkaukasiens 
behandelnden Meletemata Entomologica von Kolenati sind 
die Fasc. II. IV. und V. erschienen, über deren Inhalt im Ein- 
zelnen berichtet wird, 

In einem Anhange zum V. Hefte ist eine „practische Anleitung 


zur Erhaltung der Farben und Behandlung der Insecten auf Reisen” 
gegeben, welche viele gute Winke enthält, 


Ein Beitrag zur Kenntniss der ostindischen PR ee 
ist unter dem Titel: „Med. Dr. Joh. Wilh. Helfers hinter- 
lassene Sammlungen aus Vorder- und Hinterindien. Nach sei- 
nem Tode im Auftrage des Böhm. National-Museums unter 
Mitwirkung Mehrerer bearbeitet und herausgegeben von Herm, 
Max. Schmidt-Göbel, Med. Dr. 1. Lief, Prag, 1846” er- 
schienen. 

Der durch seine Thätigkeit für die Naturgeschichte rühmlich 
bekannte Dr. Helfer begleitete i. J. 1836 die englische Euphrat-Ex- 
pedition, erreichte am 24. August Buscheir, begab sich von da nach 
Calcutta, und im Anfange des Jahres 1837 nach Mergui, von wo aus 
er in verschiedenen Richtungen Hinterindien bereiste, bis zum Jahre 
1840, wo er auf einer Reise nach den Adaman-Inseln unter den Pfeil- 
schüssen der Eingebornen ein frühes Opfer seiner regen wissenschaft- 
lichen Thätigkeit fiel. — Seine entomologische Ausbeute, so weit 
dieselbe in benutzbarem Zustande nach Prag gelangt ist, hat Dr. 
Schmidt-Göbel in dem genannten Werke mit grosser Sorgfalt und 
Genauigkeit zu bearbeiten angefangen, und sie verspricht für die 
Wissenschaft einen ganz besonderen Gewinn, da Dr. Helfer vorzugs- 
weise auf die kleinen Insecten sein Augenmerk wandte, welche von 
weniger unterrichteten Reisenden nicht leicht beachtet und uns daher 
selten zugeführt werden. Der in Bengalen gesammelten Insecten sind 
verhältnissmässig wenige, die meisten sind in der Umgegend von 
‚Mergui oder auf den Reisen in Hinterindien zusammengebracht; im 
Allgemeinen bemerkt man in dieser Insectenfauna eine grosse Ueber- 
einstimmung mit der der Sunda-Inseln, und viele Arten sind mit denen 
von Java übereinstimmend. Noch vollständiger ist die Uebereinstim- 
mung mit der freilich sehr wenig bekannten Fauna von Siam. 


Exploration seientifique de l’Algerie pend.]. a. 1840, 41, 
42, publiee par ordre du Gouvernement, et avec les-concours 
d’une commission academique. Sciences physiques. Zoologie. 
Histoire naturelle des Animaux articules. Par H. Lucas. 
Paris, 1846. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 71 


Die von Lucas bearbeitete entomologische Abtheilung bildet bis 
jetzt den grössten Theil der Zoologie und ist schon auf 18 Lieferun- 
gen herangewachsen, vor der Hand aber wieder auf einige Zeit un- 
terbrochen, da der Verf. auf's Neue nach Africa gegangen ist, um 
seine Forschungen zu vervollständigen. Die Klassen der Crustaceen 
und Arachniden, desgleichen die Myriapoden liegen vollendet vor, 
und von den eigentlichen Insecten ist die grössere Hälfte der Coleo- 
ptera (Pentamera und der grösste Theil der Heteromera) abgehan- 
delt. Die Bearbeitung ist gründlich und genau, indess vermisst man 
ungern den Vergleich mit Südeuropa, durch welchen die Algierische 
Fauna nicht blos ein besonderes Interesse erhält, sondern durch 
welche auch allein die Eigenthümlichkeit derselben anschaulich ge- 
macht werden kann. In Betreff der Coleoptera scheint dem Verf. 
aber auch sowohl die genaue Bekanntschaft mit der südeuropäischen 
Fauna, als auch die Benutzung einer genau bestimmten Sammlung 
gefehlt zu haben. Indess bin ich zur Zeit noch nicht im Stande, die 
vielen neuaufgestellten Arten zu prüfen, da ich die Beschreibungen 
noch nicht mit unserer Sammlung vergleichen konnte. Die Ausfüh- 
rung der Tafeln ist zwar etwas ungleich ausgefallen, die wenigst 
vollendeten aber zeichnen sich sehr vortheilhaft vor denen in 
ähnlichen Französischen. Werken aus, und viele, namentlich die von 
Nicolet gezeichneten Spinnen, sind von seltener Schönheit. 


Die Kenntniss der nordamericanischen Insectenfauna, na- 
mentlich der Coleopteren, ist durch die Americanischen Ento- 
mologen Le Conte, Haldeman, Melsheimer und Ziegler durch ° 
die Beschreibung einer grossen Reihe neuer Arten sehr ge- 
fördert worden. Den bedeutendsten Beitrag lieferte Mels- 
heimer: Descriptions of new species of Coleoptera of the 
United States, Proceed. of the Acad. of nat. hist. of Philadel- 
phia Vol. II. 1844. 45. (Philadelph. 1846) S. 26, 98, 134, 213, 
302 und Vol.IIl. 1846. S. 53. 

Mit Einschluss der letzten Abtheilung dieser Arbeit, welche erst 
i. J. 1847 erschienen ist, sind über 600 Arten sehr sorgfältig beschrie- 
ben; es sind grossentheils solche, welche in Europa noch wenig be- 
kannt sind. 

Ziegler: Descriptions of New North American Coleo- 
ptera, ebenda II. S.43 und S. 266. 

J. Le Conte: Deseriptio,s of New Species of North 
American Coleoptera, ebenda II. S. 48, 

Haldeman Descriptions of Insects, presumed to be un- 
described, ebenda II. S. 53 und On several New Genera and 
Species of Insects, ebenda III. S. 124. 


72  Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der : 


Es tritt bereits die Nothwendigkeit immer mehr hervor, 
das so sehr zerstreute Material der nordamericanischen Insec- 
tenfauna zu sammeln. Neben den schon im vor. Berichte 
erwähnten Monographien der nordamericanischen Histerinen 
von Maj. LeConte und Cerambyeinen von Haldeman hat 
John Leconte jetzt eine kritische Aufzählung der Cieinde- 
letae und Carabiei unternommen: A descriptive Catalogue of 
the Geodephagous Coleoptera inhabiting the United States 
east of the Rocky Mountains (Annals of the Lyceum of nat. 
hist. of New York IV. S. 173). 


Ders. machte auch auf verschiedene Insecten - Arten auf- 
merksam, welche Nordamerica mit Europa gemein sind, ohne 
dass man annehmen kann, dass sie in America eingeführt sind 
(On certain Coleoptera, indigenous to the Eastern aud We- 
stern Continents; ebenda S. 159. 

Die hier erwähnten Arten sind: Loricera pilicornis, Bembidium 
impressum, paludosum, Silpha Lapponica F. (caudata Say) überall 
nördlich vom 42°; Corynetes wolaceus F., in ungeheurer Anzahl in 
den Steppen am 'Felsengebirge; Bostrichus typographus u. a. ders. 
Gattung überall unter den Rinden der Fichten, Coceinella 3fasciata, 
Hippodamia 13punctata. — Diese Beispiele könnten noch sehr be_ 
deutend vermehrt werden, besonders auch in den anderen Ordnungen. 


Nachtrag zur Käfer Fauna der Aleutischen Inseln und der 


Insel Sitkha von Graf Mannerheim (Bull. Mosc. S. 501). 

Dieser Nachtrag bezieht sich auf die im Bull. Mose. 1843 mit- 
getheilte Aufzählung der Käfer der genannten Inseln und Neu-Kali- 
forniens. Hier werden der Fauna jener Inseln noch 15 meist ‚neue 
Arten zugefügt. & 

Ueber die Insectenfauna von Yucatan 'hat Pilate eine 
allgemeine Schilderung gegeben: Ann. d. l. Soc. -Ent. d. Fr. 
IV. Bull. S. xev. 

Die Provinz Yucatan, am Mexicanischen Meerbusen gelegen, er- _ 
streckt sich ungefähr vom 22. bis zum 17° N.B. Selbst im Norden 
sinkt das Thermometer nicht unter 11°R. während der kältesten 
Nächte des Winters; die Hitze des Sommers ist bedeutend. Der 
nördliche Theil bis nach Campeche ist im Allgemeinen dürr, es ist 
so zu sagen ein ungeheurer Fels mit etwas unebener, flacher Ober- 
seite. Eine einzige Hügelkette, von höchstens 100 Meter Erhebung, 
beginnt etwas südlich von Campeche, folgt der Küste in der Entfer- 
nung von einigen Kilometern nordwärts auf etwa 20 Lieus und wen- 
det sich dann im Bogen gegen Südost, nach dem erwähnten felsigen 
Theile der Halbinsel. Man trifft dort stellenweise, besonders im 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 73 


Nordosten, unterirdische Weiher: hier, und sonst nirgends giebt es 
Brunnen während der trockenen Jahreszeit, d. h., vom November bis 
Ende Maies. Die Vegetation ist dürftig, die geringe Tiefe der Erd- 
rinde lässt nur Gesträuch fortkommen, meist aus der Gruppe der 
Mimosen, und selten giebt es Bäume, deren Zweige höher als 10 
Meter reichen, angebaute Stellen ausgenommen, wohin man Erde ge- 
bracht hat und die Bäume beständig begiesst. Zwölf Lieus südlich 
von Campeche, von dem kleinen Flusse Champolon an, beginnt eine 
andere Natur des Bodens, eine flache, feuchte, während mehrerer 
Monate des Jahres überschwemmte Niederung. Der südliche Theil 
der Provinz endlich ist wasserreich und hat eine prachtvolle Vege- 
tation, überall aber, wo nicht die Dürre herrscht, ist das Land sehr 
ungesund. Der Verf. hat sich fünf Jahre in der Hauptstadt (Merida, 
im Nordwesten) aufgehalten, und nur kurze Reisen in die anderen 
Gegenden gemacht, er konnte also nur die Insecten des nördlichen 
Theils sammeln. Man kann sich leicht vorstellen, dass in diesem 
trockenen und unfruchtbaren Lande sich nur wenige und meist kleine 
Insecten finden, überdies kommen sie, mit Ausnahme von etwa ein 
Dutzend Arten, nur ‚sparsam vor; auf einer Jagd von 4—5 Stunden 
liessen sich oft nur einige wenige zusammenbringen; indess erschei- 
nen sie im Monate Juni reichlicher. Während der Regenzeit giebt 
es Tagschmetterlinge in Menge, aber nur wenige Arten; Dipteren sind 
ausser Stechmücken und Stubenfliegen sehr selten, und dasselbe lässt 
sich von allen anderen Insecten sagen. Durch grosse Ausdauer und ent- 
schiedene Neigung gelang es, mit Hülfe eines Dieners, dessen einzige Be- 
schäftigung hierin bestand, in zwei Jahren 8000 Käfer. zusammenzu- 
bringen, welche 720 Arten ausmachen, von denen gegen 500 neu sind. 


D’Orbigny’s Voyage dans l’Amerique meridionale ist kürz- 
lich rasch geschlossen worden. 

Der früher Brulle, hernach Blanchard anvertraute entomo- 
logische Theil ist bis zur Mitte der Scarabaeiden ausführlich be- 
arbeitet, später beschränkt der Text sich darauf, die vorhandenen 
Abbildungen durch Diagnosen, zuweilen noch durch kurze Beschrei- 
bungen zu erläutern, ohne die mehreren besonders unter den Ceram- 
bycinen neu aufgestellten Gattungen zu erörtern. Hr. Blanchard ver- 
spricht indess dies nachträglich in einer besonderen PRPE AND auf 
das Gründlichste zu thun. 


v. Tschudi’s Peru, Reiseskizzen aus den Jahren 1838 
bis 1842 (St. Gallen 1846) enthält bei seinem reichen Gehalt 
an naturgeschichtlichen Beobachtungen, auch einige Mittheilun- 
gen über die lästigen Insecten in den Urwäldern des auf der 
Ostseite der Cordilleren gelegenen Theiles von Peru, (2. Bd 
S. 265). 


Es sind dies namentlich Mosquitos, welche längs der Fluss- 


7A Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der, 


ufer und überall wo heisser sumpfiger Boden ist, erscheinen; ferner 
Stechfliegen, noch zudringlicher und zugleich weiter verbreitet; 
Ameisen in unendlicher Zahl und Mannichfaltigkeit, so dass jede 
Baum- und Strauchart ihre eigenthümlichen Arten beherbergt; in die 
Wohnungen dringen die grossen rothgelben Puca-eigi ein, und fallen 
namentlich Schlafenden in ihren Betten, wo sie die Wärme aufzu- 
suchen scheinen, durch ihr Bekriechen lästig; während die kleineren 
schwarzen Yana-gigi empfindlich stechen. Sehr gefürchtet und höchst 
schmerzhaft ist der Stich der Sunchiron (einer Ponera-Art). Auch 
zwei Arten von Schaben belästigen durch ihre Zudringlichkeit, ihre 
Feinde sind eine sehr kleine gelblichrothe Ameise pucchu-gigi und 
ein kleiner Vogel Troglodytes audax Tsch. Auch die Cieaden be- 
zeichnet der Verf, als fast unerträglich. — Unter den Milben fallen 
ausser den Zecken (Ixodes) den Menschen die dem Auge nicht sicht- 
baren Antanas an, bohren sich in die Haut ein, wo sie sich rasch 
vermehren, und erst wenn Tausende bei einander sind, einen miss- 
farbigen Fleck bilden, der sich schnell vergrössert; wenn es nicht 
gelingt, sie bald zu vertilgen, breiten sie sich sehr rasch weiter aus 
und zerstören, wohin sie gelangen, Haut und Weichtheile. Die In- 
dianer der Montanas von Pangoa, Chavini und Andamarca werden 
vorzüglich von ihnen heimgesucht; sie sind nur durch in starkem 
Weingeist aufgelöstes Quecksilbersublimat zu vertilgen. Weniger 
schädlich sind die rothen Isancos, die sich zwar ebenfalls in die 
Haut einbohren, aber schon durch Waschen mit blossem Branntwein 


sich vertreiben lassen. 


The Zoology of the Voyage of H.M.S. Erebus and Ter- 
ror. Part. XI. Insects of New Zealand. By Adam White. 


London 1846. 

Der Verf. hat sich die interessante Aufgabe gestellt, eine mög- 
lichst vollständige Insectenfauna von Neuseeland und den Aucklands- 
Inseln zu liefern, und dazu, ausser den von der Expedition gesam- 
melten, noch andere von Dr. Sinclair, Hrn. Earl u. A. mitgetheilte 
Insecten, und ausser der Sammlung des britischen Museums auch die 
der H.H. Capt. Parry und Saunders benutzt. Die vorliegende Lief. 
enthält die Coleoptera vollständig und den Anfang der Orthoptera, 
über welchen ich den Bericht abstatten werde, wenn die nächste 
Lief., welche wahrscheinlich auch die übrigen Ordnungen enthalten 
wird, erschienen ist. Die 178 hier aufgeführten Arten der Coleoptera 
vertheilen in folgende Familien: Cicindeletae 4, Carabici 37, Dytisci- 
dae 3, Buprestides 1, Elaterides 12, Atopites 1, Clerü 2, Ptiniores 5, 
Staphylini 3, Histerini 2, Nitidulariae 6, Cucuiipes 2, Colydii 1, 
Scarabaeides 15, Tenebrionites 14, Mordellones 1, Oedemeritae 5, 
Curculiones 283, Cerambycini 31, Chrysomelinae 2, Erotylenae? 1, 
Coccinellidae 1, Lathridii 1. Die Zahl der neuen Gattungen, nament- 
lich unter den bisher noch wenig bekannten Rüsselkäfern, ist im Ver- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 75 


hältniss ansehnlich, die Beschreibungen derselben aber oft nicht aus- 
reichend, und mehr die Körperform schildernd, als die wesentlichen 
Kennzeichen hervorhebend. 


Ein Beitrag zur Fauna von Neuholland ist in J. Lort 
Stokes „Diseoveries in Australia, with an account of the 
coasts and rivers explored and surveyed during the voyage 
of H. M. S. Beagle in the years 1837—43, Vol.l. London 
1846”, enthalten. 

Auf der durch ihre früheren Fahrten zu einer wissenschaftlichen 
Berühmtheit gelangten Sloop Beagle hat Capt. Stokes verschiedene 
Küstenaufnahmen von Neuholland gemacht, und seine Wahrnehmun- 
gen in dem senannten Werke veröffentlicht. Dasselbe hat einen 
naturwissenschaftlichen Anhang, in welchem indess der entomologi- 
sche Theil mit der Reise selbst in keiner Beziehung steht. Es sind 
mehrere neuholländische neue oder weniger bekannte Gattungen 
und Arten auf drei Tafeln abgebildet und durch Beschreibungen von 
White und Doubleday erläutert. Die neuen Arten werden unten 
aufgeführt, ausserdem sind Megacephala Australasiae Hope, Aenigma 
cyanipenne Hope, Biphyllocera Kirbyiana White, Calloodes Graya- 
nus White, Tranes Vigorsii Schönh. und Callipyrga turrit« Newm. 
auf den beigegebenen Tafeln abgebildet. 


Zur Kenntniss der in den Ameisennestern lebenden In- 
secten ist ein Beitrag erschienen: „Coleoptera myrmecophila 
fennica aucetore Fr. G. Mäklin” (Bull. Mosc. S. 157). 

Es sind 136 Arten beobachtet worden, darunter mehrere neue. 


. Leon Dufour entdeckte in der breiigen Masse eines 
Ulmengeschwürs eine grosse Menge verschiedener Insecten- 
larven, welche von ihm einer näheren Beobachtung unterwor_ 
fen wurden, und über welche er bereits mehrere werthvolle 
Arbeiten veröffentlicht hat (Compt. rend. XXII, S. 318). 

Im Ganzen hat er folgende Insecten daraus erzogen: Nosodendron 
fascieulare F., Rhyphus fenestralis F., Mycetobia pallipes Meig., 
Scatopse nigra Meig., Sargus cuprarius F., Spilogaster, Apodotomella 
impressifrons Duf., Drosophila pallipes Duf., Drosophila niveopun- 
ctata Duf. 

„Ueber die Drüsen der Artikulaten” hat Heinr. Mär- 
kel sehr beachtenswerthe Forschungen angestellt: Microgra- 
phie einiger Drüsenapparate der niederen Thiere, in Joh. Mül- 
ler’s Archiv f. Anat. u. s. w. 1846. S. 17. 

“ In Betrachtung sind hierbei gekommen: Die Eintheilung des 
Darmkanals der Insecten; die Speicheldrüsen der Insecten; die Leber 
des Krebses; die Magen- und Duodenaldrüsen einiger Insecten, die 


76 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Harnorgane oder Malpighi’schen Gefässe; die Afterdrüsen der Insec- 
ten (und zwar 1. die Afterdrüsen der Käfer, 2. der Giftapparat der 
Hymenopteren-Weibchen, 3. der Spinnapparat der Kreuzspinne. — 
Speicheldrüsen kommen bei den Insecten in zwei Paaren vor, näm- 
lich Sublinguales und Submaxillares. Bei den- Schmetterlingen sind 
im Raupenstande beide Paare vorhanden, bei der Verpuppung geht 
das sublinguale ein, welches bei den Raupen dem Spinnapparat an- 
gehört. Bei anderen Insecten, wo man nur ein Paar gefunden hat, 
ist das andere entweder ebenfalls verkümmert, oder es hat sich durch 
seine Kleinheit der Untersuchung entzogen, wie der Verfasser bei 
der rothen Ameise, der Stubenfliege und der Biene beide Paare 
nachgewiesen hat (S. 26—28). Während der Verf. die Leber 
der Krebse als _Gallendrüse anerkennt, erklärt er die anato- 
misch derselben gleichartigen Malpighi’schen Gefässe der Arachniden 
und Insecten entschieden für Harnorgane, auf Grund der Harnstoffe, 
welche Wutzer und Brugnatelli darin nachgewiesen. Der Verf. selbst 
hat auch bei Geotrupes nasicornis, Callichroma moschatum und 
mehrmals bei Raupen die Harnsäure in den Malpighi’schen Gefässen 
gefunden, dagegen ist es ihm nicht gelungen, bei Orthopteren, Dipte- 
ren, Hymenopteren und Epeira Harnsäure darzustellen. Die Mal- 
pighi’schen Gefässe dieser Insecten haben auch eine nähere Ueber- 
einstimmung mit der Leber der Krebse als z. B. die der Käfer, auch 
sind diese Theile eben so wenig als bei den Insecten in der Klasse 
der Crustaceen gleich gebildet, es ist hier also der Untersuchung 
noch ein weites Feld offen, und es würde gegenwärtig eben so ein- 
seitig sein, die Malpighi’schen Gefässe für Harnorgane, als sie für 
Gallenorgane zu erklären. 


Harnsäure ist in den Excrementen verschiedener Insecten 
von Dr. John Davy nachgewiesen worden (Note on the Ex- 
erements of certain Inseets: Edinb. N. Phil. Journ. XL. S. 231, 
und- Additional Note on the Urinary Excrement of Insects, 


with some Observations on that of Spiders: ebenda S. 335). 

Die Untersuchungen sind auf Barbados an Heuschrecken, Scha- 
ben, Mantis, einigen Käfern, einem Tag- und mehreren Nachtschmet- 
terlingen, Bienen, einer Libelle, Fliegen und Mücken (Mosquito) ange- 
stellt. In den flüssigen Excrementen liess sich auch in den gering- 
sten Quantitäten die Harnsäure dadurch erkennen, dass sie mit Sal- 
petersäure erwärmt die purpurrothe Färbung zeigten, welche von 
dem dabei gebildeten purpursauren Ammoniak herrührt. Unter dem 
Microscop zeigte sich die Harnsäure in den Exerementen gewöhnlich 
in der Form von Kügelchen (granules), selten bildete sie Krystalle. — 
Ganz verschieden verhielten sich die Arachniden, deren mehrere Ar- 
ten, sowohl Web- als Jagdspinnen,.untersucht wurden: sie zeigten 
keine Spur von Harnsäure, dagegen einen Stoff, den der Verf. nach 
seinem chemischen Verhalten für harnigte Säure (Xanthisches Oxyd) 
zu halten geneigt ist. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 77 


Coleoptera. 


Die bei den Käfern vorkommenden Schuppen hat Dr. 
Fischer (in Freiberg) einer Untersuchung unterworfen, welche 
sich zur Zeit vorzugsweise auf einheimische Arten bezieht, 
aber um so mehr Beachtung verdient, als die feinere Bildung 
dieser Theilchen bisher noch unerforscht geblieben war: (,‚Mi- 
eroscopische Untersuchungen über die Käferschuppen”, Isis 
S. 401. T. IV.). 

Ein Schuppenkleid kommt unter den Käfern selten vor, mit Aus- 
nahme der umfangreichen Familie der Curculionen, wo der Verf. 
folgende Formen von Schuppen unterschied: 

1. Muschelschuppen: der gewölbten Schalenhälfte eines 
Pecten, die Flügelfortsätze abgerechnet, ähnlich, bald mehr eirund, 
bald mehr kreisrund, am freien Ende meist abgestumpft, an der Ba- 
sis in einen kurzen Stiel verlängert, der Länge nach erhaben-gestreift, 
die Streifen perlschnurförmig gekörnelt. (Beispiel: Cneorhinus). 

2. Metallblattschuppen, meist schön glänzend, grün metal- 
lisch, gewöhnlich länglich lanzett- oder blattförmig, selten kurz birn- 
förmig, zuweilen etwas aufgebogen, meist mit kurz abgesetztem Stiel, 
auf der Fläche äusserst fein und einfach gestreift. (Beispiel: Phyllo- 
bius argentatus). 

3. Granulationsschuppen, von einer Schicht dichtgedrängter 
Granulationen bedeckt, dabei von sehr verschiedener Form, kreisrund, 
eirund, lanzettlich u. s. w., von Farbe weiss oder gelblich, zuweilen 
blau oder grün, mit Perlmutterglanz. (Beisp. Otiorhynchus gemmatus; 
hierher gehören auch die Schuppen von Hoplia, Melol. fullo, Ptinus 
6punctatus). 

4. Haar- und Zottenschuppen. Die ersteren sind am Ende 
mehr oder weniger zugespitzt, allenthalben mit kurzen steiflichen 
abstehenden Härchen besetzt, und stets weiss gefärbt (z. B. Ceuto- 
rhynchus, auch Valgus), die zweiten sind breiter mit längeren zotti- 
gen Härchen besetzt, und grünlich schwefelgelb (Chlorophanus polli- 
nosus). Das Blatt der Schuppe ist ungestreift, zeigt aber im erste- 
ren Falle dichtere, im zweiten spärlichere Granulationen. Bei An- 
threnus fand der Verf. noch eine eigenthümliche Form: 

5. Faserschuppen, zunächst erscheinen oft oberflächlich zer- 
streute Granulationen, "dann zeigt sich constant eine Reihe Fasern, 
die büschelförmig gruppirt sind, am Ende der Schuppe ungleichmäs- 
sig hervorragen, und aus fest zusammenhängenden, reihenweise ge- 
stellten Granulationen bestehen, welche letztere also gleichsam in 
Form starrer Fasern eine grössere Selbstständigkeit erlangt hätten 
als bei anderen Schuppen.” 


Auf Blanchard’s Untersuchungen über das Nervensystem 
der Käfer (Recherches anatomiques et zoologiques sur le Sy- 


78 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


steme nerveux des animaux sans vertebres. Du Systeme ner- 
veux des Insectes. Mem. sur les Coleopteres. Annales des 
science. nat. V. S. 273. T. 8S—15) ist schon im vorigen Bericht 


aufmerksam gemacht worden. 

Dieselben sind, wie es scheint, angestellt um auf der Bildung des 
Nervensystems die Systematik zu begründen. In dieser Beziehung 
ist nun die Zahl und Lage der Knoten der Ganglienkette in Betracht 
genommen worden. Die Zahl der Nervenknoten ist aber für den 
Theil, -wo überhaupt in dieser Hinsicht Schwankungen stattfinden 
können, für den Hinterleib nicht einmal wesentlich, da hierin ver- 
schiedene Insecten einer und derselben Art nicht immer ganz über- 
einstimmen. Wichtiger ist die Lage der Nervenknoten, doch ist auch 
diese keineswegs immer eine gleiche bei allen Mitgliedern einer Fa- 
milie. Das nächste Beispiel bietet die Familie der Blätterhörner dar, 
wo bei den meisten die Ganglien nahe an einander gerückt sind, 
während sie bei den Lucanen auseinandergerückt, sich durch den 
ganzen Körper erstrecken; der Verf. hat deshalb auch die Lucanen 
als eigene Familie angenommen, und die Passalen zu den eigentlichen 
Scarabaeiden verwiesen; es ist aber ein sehr wesentliches Bindeglied 
zwischen den eigentlichen Scarabaeiden und .den Lucaninen gar nicht 
untersucht worden, nämlich Trox,. Die Untersuchung mag aber aus- 
fallen wie sie will, so ist die Uebereinstimmung der Lucanen mit 
den übrigen Scarabaeiden so wesentlich, dass sie von ihnen nicht 
ausgeschlossen werden können. Auch auf eine andere Bemerkung 
legt der Verf. Gewicht, nämlich, dass die Buprestiden den Ceramby- 
cinen sich unmittelbar anschliessen, und von den Elateriden entfernt 
werden müssten. Gleichwohl sind die Eucnemiden bei den Elateriden 
gelassen, obgleich sie mit den Buprestiden in der nächsten Verwandt- 
schaft stehen und ihnen angeschlossen bleiben müssen. Auch im 
Uebrigen ist die zum Grunde gelegte Familien-Eintheilung zu un- 
klar und zu willkürlich, als durch sie die anatomischen Forschungen 
auf den richtigen Weg geleitet worden wären. Wir verdanken also 
dem Verf. wohl eine Reihe von Darstellungen über das Nervensystem 
der Käfer, welche in mehreren Fällen durch den Vergleich mit dem 
der Larve ein erhöhtes Interesse gewonnen haben; um aber der Sy- 
stematik eine neue Grundlage zu bieten, sind diese Untersuchungen 
durchaus nicht reif. 

Die Käfer Europa’s nach der Natur beschrieben von Dr. 
H. C. Küster, mit Beiträgen mehrerer Entomologen (Nürn- 
berg bei Bauer und Raspe). 

In diesem Jahre sind 4 Hefte (1V— VII.) erschienen, welche in 
der Behandlung den vorigen gleichen, und auch darin itmen nicht 
nachstehen, dass sich noch häufig grössere Reihen von Arten aus 
einer Gattung beschrieben finden. Diese mehr monographische Be- 
handlung ist zur sicheren Unterscheidung nahe verwandter Arten 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 79 


durchaus erforderlich. Die in diesen Heften neu aufgestellten Arten 
werden unten unter den einzelnen Familien aufgeführt werden. 


Deutschlands Insecten, von J. Sturm; 18. Bändchen 
(Käfer). (Nürnberg bei dem Verf.). 

Dies Bändchen enthält mit meisterhafter Ausführung der erläu- 
ternden Tafeln den Beschluss der Bearbeitung der zu den Crypto- 
phagiden gehörigen Gattungen. 


Naturgeschichte der Inseeten Deutschlands, von W. FE. 
Erichson. ‚Erste Abth. Coleoptera. III. Bd. 3te Lief. Berlin 
1846. 

Diese Lief. enthält den Schluss der Cucuiipes, Cryptophagides, 
Mycetophagides, Dermestini und den Anfang der Byrrhii. 


Catalogue des Insectes Coleopteres observes dans les 
environs de Metz, par M. J. B. Gehin. (Bull. d. 1. Soc. d’hist. 
nat. de Metz, an. 1845. 1846. 

Ein mit vielem Fleisse bearbeitetes Verzeichniss, welches einen 
lehrreichen Beitrag zu unserer Kenntniss der Insecten bildet und auf 
die weitere Umgegend von Metz bis an den Jura und die Vogesen, 
die Gebiete der Mosel, Meurthe und Maas sich bezieht. 


Drei für neu gehaltene britische Käferarten wurden von 
Wollaston (Ann. nat. hist. XVIII. S. 452) beschrieben. 


Mehrere neue aussereuropäische Arten beschrieb Hope 
(Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 181). 

Degli Insetti Carnivori adoperati a distruggere le specie 
dannose all’ Agricultura.. Memoria Entomologico-agraria di 
Ant. Villa und Rivista analitica delle obiezioni publicate dai 
S.S. Bassi e Bellani sulle Memorie intorno gli Insetti carni- 
vori e le Locuste di Ant. Villa, aus dem Spettätore II. 


n, 19 u. 27. 1845—46. 

Der Verf. hat den Versuch gemacht, schädliche Insecten durch 
eingetragene Raubkäfer zu vertilgen und hat glücklichen Erfolg davon 
gesehen. Er hat zu diesem Zweck Procrustes coriaceus, Calosoma 
sycophanta, Carabus Italicus, Lebia cyanocephala, Calathus frigidus, 
latus, ambiguus, Abax italicus, Poecilus cupreus, Omaseus italicus, 
Chlaenius Schrankii, Dromius linearis, Demetrias atricapillus, Amara 
vulgaris, Harpalus semiviolaceus, aeneus, ruficornis, Tachys nana, 
Staphyl. cupreus, stercorarius, similis, murinus angewandt. Es lässt 
sich wohl erwarten, dass man auf kleinen und abgeschlossenen Grund- 
stücken von diesen und ähnlichen Käfern für die Vertilgung der 
schädlichen Insecten und ihrer Eier Hülfe erreicht, in grösserem 
Maasstabe wird es aber schwerlich sich anwenden lassen. 


80 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Ciceindeletae. Guerin zeigte in der Entom. Gesellsch. zu 
Paris (Bull. S.xvır. cır.) die Entdeckung einer neuen Megacephala 
(Tetracha) in Algier an, welche der M. Euphratica verwandt ist, und 
welche der Entdecker, Major Blanchard, unter dem Namen Tetracha 
algeriana ausführlich beschreiben wird. 

Unter 12 Arten von Cicindela, welche Chaudoir (Enum, d. Ca- 
rab.) in den Kaukasus-Ländern beobachtete, sind mehrere neue be- 
schrieben worden: C. trapexicollis, der C. silvicola verwandt, im 
Caucasus in einer Höhe von 7000’, fliegt nicht; €. Talychensis, 
sehr häufig in den Wäldern des Talysch bei Lankoran; C, digno- 
scendu, kaum mit Recht von C. orientalis abgesondert, ebenfalls von 
Lankoran. C. connexa, ebenfalls der orientalis sehr nahe stehend. 

Aus den Vereinigten Staaten Nordamerica’s sind von J. Le Conte 
(Ann. Lyc. New York IV. S.175) 2 Arten von Megacephala und 35 
von Cicindela aufgeführt. Neue Arten sind C. amoena aus dem 
Westen Missouri’s, €. spreta aus Maine, C. venusta vom Platte- 
Flusse, C. nigrocoerulea vom Arkansas, (©. cinctipennis vom 
Felsengebirge, C. celeripes vom Flusse Kansas. 

Schmidt-Göbel führt in Helfer’s hinterlass. Samml. aus Vor- 
der- und Hinterindien 21 Arten von Cicindela, 1 Tricondyla, 9 Col- 
Zyris auf. Neu sind Cie. exornata, interrupto-fasciata, tri- 
toma, limbata, phalangoides, funebris, copulata, Tricon- 
dyla annulicornis; Collyris pleuritica, melanopoda, moesta, 
cruentata, cylindrica, linearis, fuscitarsis, diffracta. 
Aus Neuseeland sind Cicindela latecinceta und Parryi White 
(Erebus u. Terror X1I.). . 


Carabieci. Diese Familie ist mit einer grossen Menge neuer 
Entdeckungen bereichert worden. 

Die Carabicinen der Kaukasusländer sind von Chaudoir in der 
Enumeration des Carabiques et Hydrocanthares du Caucase sorgfäl- 
tig. bearbeitet worden. Es sind 351 Arten, darunter viele neue. Von 
allgemeinerem Interesse ist der Vergleich, den der Verf. zwischen 
dem Kaukasus und den Alpen und Pyrenäen anstellt: Obgleich in 
der Fauna aller drei Gebirgszüge eine grosse Uebereinstimmung 
herrscht, sind die eigentlich alpinen Formen in denselben doch durch- 
weg der Art nach verschieden. Eine Ausnahme machen drei Arten 
von Celia (punctulata, grandicollis, Quenselü), welche sowohl auf 
den Alpen als dem Kaukasus vorkommen. Die erste und die letzte 
derselben sind zugleich die einzigen hochnordischen Arten, welche 
auf dem Kaukasus sich wiederfinden, während auf den Alpen das- 
selbe noch mit anderen Arten von Nebdria, Celia, Leirus, Leiochiton, 
Patrobus u. a. der Fall ist. Das gleichzeitige Vorkommen des Ca- 
rab. Croaticus auf dem östlichen Theil der Alpenkette und den west- 
lichen Zügen des Kaukasus steht bis jetzt als eine vereinzelte That- 
sache da. Dem Kaukasus fehlen die Formen der Leiochiton, Lori- 
cera, Platynus und Anophthalmus, auch hat er nicht den Reichthum 


nn 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 81 
ns 


an Feronien, dagegen zeichnen ihn die ihm eigenthümlichen Eurro- 
ctes, Cardiomera *) und Callisthenes aus, und er ist reicher an Ar- 
ten von Carabus, deren einige denen der Pyrenäen an Grösse und 
Farbenpracht wenig nachgeben. — Im Anhange sind noch 6 neue 
Arten aus der Krim,’ den Gatt. Feronia, Leirus, Selenophorus, Acu- 
yalpus und Bembidium angehörend, beschrieben. 

„Insectes de la Siberie, rapportes d’un voyage fait en 1839 et 
1840 par Vietor Motschoulski. Coleopteres, Carabiques.” Mem. 
pres. a l’Acad. Imp. d. Science. de St. Petersbourg par Divers Savans. 
V. (1846. S.1—257). Eine umfangreiche Abhandlung, in welcher viele 
neue Arten beschrieben, Bemerkungen über bekannte mitgetheilt, 
manche Neuerungen in der Familieneintheilung angedeutet und auch 
mehrere Gattungen und Untergattungen aufgestellt sind. Da indess 
weder das Ganze noch das Einzelne wissenschaftlichen Anforderun- 
gen entspricht, so ist hier nicht der Ort, näher auf diese Arbeit ein- 
zugehen. 

Schmidt-Göbel’s sorgfältige Bearbeitung der von Dr. Helfer 
in Ostindien gesammelten Carabieinen (Helf. hinter]. Samml. 1. Lief.) 
liefert einen wichtigen Beitrag zu unserer Kenntniss der indischen 
„Fauna, obgleich sie nur noch einen Theil der Familie, nämlich die 
Truncatipennes Latr., umfasst. Es sind viele neue Gattungen aufge- 
stellt, welche unten namhaft gemacht werden, aus bekannten Gattun- 
gen sind 2 Arten von Casnonia, 3 Ophionea, 1 Odacantha, 3 Drypta, 
1 Galerita, 6 Zophium, 1 Cymindis, 2 Calleida, 1 Dromius (plagia- 
tus), 1 Plochionus, 5 Lebia, 1 Physodera (Dejeaniü), 4 Coptodera, 
9 Orthogonius, 1 Macrocheilus (Helluo 3pustulatus Dej.), 8 Brachi- 
nus, 2 Thyreopterus, 6 Catascopus, 1 Pericalus, 1 Masoreus, 2 Te- 
"tragonoderus, zum grösseren Theile neue Arten, beschrieben. 

Eine sehr vollständige Uebersicht der algierischen Carabici hat 
Lucas in der Exploration scientifique de l’Algerie geliefert. Den 
schon 1842 in den Ann. d. science. nat. beschriebenen neuen Arten 
sind hier noch folgende hinzugefügt worden: Zophium numidicum, 
Cymindis levistriata, marginata, dilaticollis, Gaubilii; 
Dromius insignis, cruciferus, mauritanicus, striatipen- 
nis, laevipennis, albomaculatus, Singilis mauritanica; 
Lebia numidica; Brachinus barbarus, fimbriolatus; Clivina 
sceripta; Dyschirius numidicus, algiricus, africanus; Car- 
terusrufipes, dilaticollis, ruficornis,; Oodes mauritandcus, 


#) Zu Cardiomera rechnet der Verf, Platynus elongatus Dej. mit 
einigen neuen Arten: mit Bassi’s Cardiomera sind sie aber auf keinen 
Fall zu verbinden, vielmehr gehören sie zu den Pterostichinen, unter 
denen sie sich dadurch auszeichnen, dass beim Männchen nur die 
beiden ersten Glieder der Vorderfüsse erweitert, und mit federartiger 
Sohlbekleidung versehen sind. 

Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg. 2, Bd F 


82 - Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


abazoides; Pristonychus sardous, barbarus; Calathus opa- 
eus; Anchomenus algerinus, numidicus; Omaseus tingita- 
nus, distincius; Masoreus testaceus; Acinopus Lepelletieri, 
mauritanicus, elongatus; Acupalpus flavipennis, margi- 
natus; Bembidium algirinum, numidicum, gibberosum, 
dives, mauritanicum, pulchellum, vicinum. 

Einen Beitrag zur Fauna der Natalländer lieferte Perroud in 
den Schriften der Linnei’schen Gesellschaft zu Lyon: Description de 
quelg. Coleopteres. nouveaux ou peu connus; premier fascicule. Diese 
Abhandlung umfasst die Beschreibung einer Reihe neuer Arten aus 
der Gatt. Anthia oder derselben verwandt: Piezia aptinoides, An- 
thia maculicollis, natalensis, binotata, bimaculata, rubi- 
ginosa, suturata (=graphipteroides Guer. Rev. Zool. 1845), fo- 
veata,notata, fossulata, endlich noch eine neue Gatt. Atra- 
cetonotus, welche unten näher angezeigt wird. 

Eine der wichtigsten Arbeiten über diese Familie ist J. Le 
Conte’s „A descriptive Catalogue of the Geodephagous Coleoptera 
inhabiting the United States east of the Rocky Mountains” (Ann. of 
the Lyceum of Nat. Hist. of New York, Vol.1V.), welche, obgleich 
sie schon zwei Lief. (6, 7. 1846; 8. 9. 1847) einnimmt, doch noch 
nicht zum Abschluss gekommen ist. Es ist die Anordnung von West- 
wood in der Modern Classif. zum Grunde gelegt, und nach derselben 
sind die Brachinides, Scaritides und die Div. Feronidea und Harpa- 
lidea der Harpalides aufgeführt. Die Arten sind kritisch gesichtet, zuwei- 
len noch genauer charakterisirt, dies ist namentlich bei einigen schwie- 
rigen Gattungen, z. B. Brachinus der Fall, wo sämmtliche nordame- 
ricanische Arten sehr sorgfältig auseinander gesetzt sind. Ausserdem 
ist überall das Vorkommen der einzelnen Arten angezeigt. Zugleich 
ist eine nicht unheträchtliche Anzahl neuer Arten beschrieben und 
sind mehrere neue Gattungen aufgestellt. 

Von Dems. (Proceed. Acad. Nat. Sciene. Philadelph. 1. S. 48) 
sind 29 Arten neuer nordamericanischer Carabieinen beschrieben, 
welche meist in den Catalog aufgenommen sind, bis auf 2 Arten von 
Rembus, 2 Chlaenius, 3 Badister, 1 Oodes. — Der von Haldeman 
(ebenda S. 54) beschriebene Scaphinotus flammeus ist vielleicht 
eine Abänd. des Sc. elevatus, so wie dessen Scarites substriatus 
und distinctus von Leconte zum Sc. quadraticeps Chaud. gerech- 
net werden. 

Eine schöne Monographie der nordamericanischen Pasimachus- 
Arten hat J. LeConte mitgetheilt (Ann. Lyc. New York IV. S,142), 
Es sind in den Vereinigten Staaten 12 Arten einheimisch: A. Flügel- 
decken glatt: P. depressus (F.), P. morion, sp. aus Carolina, P. 
punctulatus Haldem. von Alabama und Texas, P. Zaevis n. sp. aus 
Neu Jersey; P. elong atus (depressus var. a. Say) aus dem Missouri- 
Gebiet. — B. Flügeldecken gestreift: P. substriatus Lec. Hald. von 
Long Island; P. obsoletus n.sp. vom Platte-Fluss, P. assimilis 
n. sp. aus Georgien, P. rugosus n. sp. von Neu Jersey, P. sub- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 83 


Zaevis (Pall. Beauy.) aus Georgien; — C. Flügeldecken gerippt: P. 
subsulcatus Say und P. marginatus (F.). 

Neue Arten aus Neuseeland sind, ausser den unter den neu auf- 
gestellten Gattungen aufgeführten: Co/podes submetallicus, An- 
chomenus elevatus, Colensonis, deplanatus, Feronia (Pla- 
tysma) planiuscula, vigil, capito, politissima, (Pterosti- 
chus) vagepuncta, (Cophosus) elongella; Broscus carenoides, 
aereus (wohl eher Promecoderus); Oopterus rotundicollis 
(White a.a.O.) } 

Die Zahl der neu aufgestellten Gattungen ist in diesem Jahre 
besonders gross, vorzüglich da Schmidt-Göbel’s genaue Unter- 
suchungen aus der noch weniger bekannten Fauna Hinterindiens eine 
ansehnliche Zahl aus der Abtheilung Truncatipennen zu Tage geför- 
dert hat. 

Zur Abtheilung der Truncatipennen Latr. gehören. 

Dendrocellus Schmidt-Göbel (a. a. O. S.24) von Drypta 
abgesondert wegen der länglich beilförmigen Gestalt der letzten Ta- 
sterelieder und der feingezähnelten Klauen, zugleich von gestreckterer 
Gestalt; auf Bäumen lebend. Ausser einer neuen Art D. discolor 
aus der Prov. Martaban, sind Dr. favipes Wd. Dej. und Dr. geni- 
eulatus Kl. aufgeführt, ferner gehören Dr. coelestina Kl., aeneipes 
Wd,, /ongieollis Dej. und ruficollis Dej. muthmasslich in diese Gat- 
tung. (Dieselbe ist vermuthlich einerlei mit Desera Leach, welche 
aber nicht beschrieben worden ist). 

Agastus Desselb. (ebenda 8.30), ein kleiner flacher und 
schmaler, 2” langer Käfer A. /ineatus, aus den Birmesischen Pro- 
vinzen, mit sechs erhabenen Linien der Flügeldecken, im Bau dem 
Polystichus fasciolatus ähnlich, mit folgenden Gattungskennzeichen: 
mentum dente medio obtuso; ligula apice truncata, lateribus tota 
paraglossis connata; paraglossis membraneis, apice prominulo eam 
parum superantibus; palpi labiales articulo ultimo elongato fusi- 
formi, maxillares ovato, truncato; labrum transversum, angustum, 
truneatum; tarsi et unguiculi simplices, subtus dense pilosi. 

Peliocypas Dess. (ebenda S. 33): mentum dente medio integro, 
acuto; ligula apice truncata; paraglossis membraneis, eam longe 
superantibus, apice subrotundatis; palpi articulo ultimo suboväto, 
acuminato; labiali truncato; tarsi articulo ultimo fortiter bilobo, un- 
guieulis pectinatis, Mit Demetrias nahe verwandt, und ausser den 
angegebenen Kennzeichen nur durch etwas stärkere Wölbung unter- 
schieden; vier neue Arten, P. suturalis, signifer, hamatus, 
Zuridus aus den Birmesischen Provinzen. 

Die bisherige Gatt. Demetrias hat Ders. (ebenda S.34 und En- 
tom, Zeit. S.357) in zwei aufgelöst. 

Demetrias: Mentum dente medio acuto; ligula apice levissime 
emarginata, paraglossis membraneis, apice singulatim rotundatis, eam 
parum superantibus; palpi articulo ultimo subovato, acuminato; tarsi 

F* 


84 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


articulo quarto fortiter bilobo, unguiculis pectinatis. Hierher D. 
atricapillus und unipunctatus. 

Aötophorus Schm.-G.: Mentum dente medio nullo; ligula apice 
emarginata, paraglossis membraneis, apice subrotundatis, eam super- 
antibus, palpi articulo ultimo subfusiformi, acuminato, labiali trun- 
cato; tarsi articulo quarto fortiter bilobo; unguiculis simpliceibus. 
Einzige Art D. imperialıs. 

Demetrida White (Ereb. u. Terror XI. s. 2) als Untergatt. 
von Demetrias aufgestellt, und besonders nach der Körperform unter- 
schieden, aber ohne Angabe eines einzigen Kennzeichens, welches die 
Trennung rechtfertigte, D. Zineella und nasuta, zwei neue Arten 
von Neuseeland. 

Auch die bisherige Gatt. Dromius hat eine Zersetzung erfahren. 
Der Stammgattung Dromius ist folgende von mir aufgestellte Diagnose 
geblieben: Mentum dente medio nullo; ligula una cum paraglossis 
subcoriaceis rotundata; palpi articulo ultimo acuminato; tarsi articulo 
quarto integro, unguiculis pecetinatis (oder serratis). Dr, agılis, 
Anotatus, melanocephalus, linearis, plagiatus u. s. w. (Schmidt- 
Göbela. a. O. S.39. Ent. Zeit. S. 390). 

Metabletus Desselb. (a. a. O. S.38. Ent. Zeit. S. 390): men- 
tum dente medio bicuspi vel emarginato; ligula apice rotundata 


vel subrotundata, paraglossis subcoriaceis, singulatim rotundatis, eam _ 


paulo superantibus; palpi articulo ultimo subacuminato; tarsi arti- 
culo quarto integro, unguiculis serratis. Hierhin Dr. foveola Gyli., 
truncatellus F., obscuro-guttatus Duft., pallipes Dej. und eine neue 
Art M. Apunctatus aus Bengalen. 

Lionychus Wissmann (Entom. Zeit. S.25) Schmidt-Göbel 
(a. a. ©. S. 36. Ent. Zeit. S.389). Der letztere hat folgende Diagnose 
aufgestellt: mentum dente medio integro; ligula apice dilatata, 
emarginata,-paraglossis membraneis, singulatim rotundatis, eam per- 
parum superantibus; palpi articulo ultimo subacuminato; tarsi arti- 
culo quarto integro, unguiculis simplicibus. Hierher Dr. quadrillum 
Duft. (nebst albonotatus Dej. und Sturmii Gene) und L. margi- 
nellus und aeneipennis Schm.-Göb. aus Hinterindien. 

Azinopalpus Leconte (Ann. of the Lyc. of N. H. of New 
York IV. S. 190): corpus depressum subelongatum, thorax latus, sub- 
depressus, postice leviter retractus; palpi maxillares elongatiusculi, 
tenues, articulo penultimo obconico; ultimo dimidio longiore, versus 
apicem decrescente, apice paulo depresso, fere acuto; labialesin- 
flati, crassi, articulo ultimo magno, obconico, subsecuriformi; 
antennae articulo tertio quarto aequante, compressae, articulis arcte 
connexis, versus apicem leyissime incrassatae; ceteris genus hocce 
Dromium refert. Einzige Art: Dr. biplagiatus Dej. (Der Gattungs- 
name ist als hybrid unzulässig, übrigens auch schon benutzt). 

Die beiden folgenden Gattungen schliessen sich den vorigen un- 
mittelbar an: 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846, 85 


Dromoceryx Schmidt-Göbel (a. a. O. S.40): mentum dente 
medio simpliei; ligula-apice truncata, paraglossis subcoriaceis, sin- 
gulatim rotundato-truncatis, eam paulo superantibus; palpi articulo 
ultimo subacuminato; tarsi articulo quarto integro, unguiculis serra- 
tis. Zwei neue Arten, D. dorsalis und angularis aus Hinter- 
indien. 

Microlestes Dess. (ebenda S. 41): mentum dente medio nullo; 
ligula apice rotundata vel subtruncata, paraglossis singulatim-rotun- 
dato-truncatis, eam paulo superantibus; palpi articulo ultimo sub- 
acuminato; tarsi articulo quarto integro, unguiculis serratis. Zwei 
neue Arten M. inconspicuus und exilis aus Hinterindien. 

Apristus Chaudoir (Enum. S. 62) vom Ansehn einer Copto- 
dera, die Klauen ungezähnelt, das Kinn ohne Zahn in der flachen 
Ausrandung, die Nebenzungen schmal, ganz mit der Zunge verwach- 
sen und sie nicht überragend, die Taster fadenförmig, das Endglied 
der Lippentaster leicht verdickt, Fühler und Beine wie bei Dromius; 
die drei ersten Glieder der Vorderfüsse ein wenig erweitert, drei- 
eckig: A. subaeneus, eine neue Art, bei Redoute Kale unter aus- 
geworfenem Tang entdeckt. 

Actenonyxz White (Ereb. u. Terror XI. S.2): Kopf fast so 
breit als das Halsschild, mit grossen aber nicht sehr vorragenden 
Augen; Fühler ziemlich lang, mit länglichen Gliedern; Halsschild 
beinahe so breit als lang, ziemlich gerade vorn und hinten, wo es 
leicht verschmälert ist; Flügeldecken sehr breit und flach gedrückt, 
am Ende gerade abgeschnitten; Klauen dünn und nicht gesägt; in der 
Körperform an Calleida nahe stehend. Eine Art: A. bembidioides 
aus Neuseeland, 

Pentagonica Schmidt-Göbel (a. a. O. S.47) mit Rhombo- 
dera Reiche nahe verwandt, durch folgende Diagnose bezeichnet: 
„mentum dente medio nullo; ligula cornea, apice rotundata, para- 
glossis coriaceis connatis, apice externo acutiusculo, illa parum bre- 
vioribus, palpi articulo ultimo fusiformi, acuto; Jabrum apice rotun- 
datum; tarsi subtus biseriatim papilloso-pilosi, articulo quarto sim- 
pliei, parvo, unguiculis simplieibus; thorax pentagonus; elytra trun- 
cata.” Zwei neue Arten P. ruficollis und Erichsonii aus Hin- 
terindien, 

Hexagonia Kirby ist von Dems. (ebenda S.49) durch eine ge- 
naue Beschreibung und vortreffliche Abbildung aufgeklärt worden. 
Sie muss mit Trigonodactyla nnd Leptotrachelus Dej. eine eigene 
kleine Gruppe bilden, ausgezeichnet durch ganze Flügeldecken, tief 
ausgeschnittene, fast gabelförmige Zunge, linienförmige ganz freie 
Nebenzungen, besonders aber durch einen beweglichen Haken an der 
Spitze der innern Maxillarlade. Hexagonia hat die nächste Ueber- 
einstimmung mit Trigonodactyla. Der Verf. beschreibt zwei Arten 
H. Kirbyi und apicalis aus Ostindien, als muthmasslich von A. 
terminata Kirby verschieden. 


86 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Euplynes Schmidt-Göbel (a. a. ©. S. 52) einer Lebia ähnlich, 
aber die Flügeldecken sind nicht gestutzt; die Diagnose ist folgende: 
„mentum dente medio simplici; ligula. brevis, lata, apice subrotun- 
data, paraglossis membraneis apice liberis, linearibus, eam superan- 
tibus; palpi labiales articulo ultimo subfusiformi, maxillares penul- 
timum aequante; maxillae apice extus barbatulae; labrum transver- 
sum, subemarginatum; tarsi subtus biseriatim lamelloso-papillosi, 
articulo quarto bilobo, unguiculis simplicibus.” Eine neue Art E. 
cyanipennis, welche in Hinterindien auf Bäumen lebt. 

Apsecetra Desselb. (ebenda S.61) gründet sich auf dem Car. 
duplicatus Wied., welcher durch einfache Klauen von Orthogo- 
nius abweicht. 

Dolichoctis Desselb. (ebenda S. 62) mit Orthogonius nahe 
verwandt, aber in der Körperform an Coptodera erinnernd, mit fol- 
gender Diagnose: ‚mentum dente medio nullo; ligula cornea, apicem 
versus valde dilatata, una cum paraglossis coriaceis obtuse rotun- 
data; palpi maxillares articulo ultimo elongato-ovato, acuto, labiales 
ovato; labrum apicem versus angustatum truncatum; tarsi articulo 
ultimo emarginato, unguiculis dentatis.” Eine neue Art D. striata 
aus Birma. 

Scalidion Desselb. (ebenda S.63) ebenfalls mit Orthogonius 
nake verwandt: „mentum dente medio parvo, obtuso; ligula cornea, 
apicem versus dilatata, una cum paraglossis coriaceis subacuto- 
rotundata; palpi labiales artieulo ultimo ovato, maxillares elongato- 
ovato; labrum subquadratum, apice truncatum; tarsi subtus lJamellato- 
papillosi, articulo quarto fortiter bilobo, unguiculis pectinatis.” Eine 
neue Art, Sc. hilare aus Hinterindien. 

Mastax Fisch. ist von Dems. (ebenda S. 68) wieder aufgenom- 
men und von Brachinus durch eine tiefe Grube an der Wurzel des 
Kinns unterschieden. Es gehören ausser dem Br. thermarum, meh- 
rere ostindische Arten hierher: Br. pulchellus Dej. und drei neue M. 
elegantulus, moestus und ornutus. 


Mochtherus Schmidt-Göbel (ebenda S. 76): „Mentum dente 
medio nullo; ligula elongata, apice truncata, paraglossis coriaceis, 
margine membranaceo, apice rotundatis, eam vix superantibus; palpi 
articulo ultimo eylindrico; labrum quadratum apice truncatum; tarsi 
antici maris levissime dilatati, articulo quarto integro; unguiculis 
pectinatis.” Mit Beleopterus (Nycteis) verwandt. Zwei neue Arten 
M. angulatus und rotundatus, bei Maulmain unter Rinden ge- 
funden. 

Celaenephes Desselb. (ebenda S. 77): „mentum dente medio 
nullo; ligula angusta cornea, apice rotundata; paraglossis coriaceis 
margine membranaceo, apice conniventibus, rotundatis, ligulam super- 
antibus; palpi articulo ultimo subfusiformi, apice truncato; labrum 


transversum, apice truncatum; tarsi maris antici leviter dilatati, ar- - 


tieulo quarto emarginato, feminae integro.” An Arsinoe sich an- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 87 


schliessend, aber von viel schmälerer Körperform. Eine neue Art 
C. parallelus aus Birma. 

4ephnidius Mac Leay wird von Dems. (ebenda .S.88) genauer 
geschildert. Die Gatt. ist mit Masoreus sehr nahe verwandt, und 
unterscheidet sich vorzüglich durch die deutlich erweiterten drei 
ersten Glieder der Vorderfüsse des Männchens. Dem 4e. adelioides 
M.L. sind noch vier neue Arten: Ae. fuscipennis, simplex, 
fasciatus, Amaculatus angereiht. 

Caphora Schm.-Göb. (ebenda S.91) ebenfalls mit Masoreus 
zunächst verwandt: „mentum dente medio acuto; ligula cornea, apice 
rotundata, paraglossis membraneis, latis, apice rotundato-truncatis, 
eam longe superantibus; palpi articulo ultimo ovato, acuto; tarsi 
antici maris articulis tribus primis dilatatis, quarto integro, unguicu- 
lis bidenticulatis.” Eine neue Art, C. humilis aus Birma. 

Macracanthus Chaudoir (Bull. Mosc. S. 538) mit Aephnidius 
und Anaulacus Mac L. verwandt, ohne Zahn in der Ausrandung des 
Kinnes, ausgezeichnet durch einen sehr langen Enddorn der Hinter- 
schienen; mit seidenglänzenden sehr schwach gestreiften Flügeldecken; 
eine neue Art, M. sericatus aus Brasilien, enthaltend. 

Itamus Schmidt-Göbel (a. a. O. S.67): „mentum dente me- 
dio obtusiusculo; ligula brevis, quadrata, apice truncata, paraglossis 
vix ullis; palpi articulo ultimo cylindrico, rotundato-truncato; labrum 
transversum, subemarginatum, clypeus mediocris, transversus; tarsi 
articulo ultimo simpliei, unguiculis simplicibus.” Eine neue Art, 
I. castaneus, aus Birma. 

Eustra Desselb. (ebenda S. 65): „mentum dente medio nullo; 
ligula parva, apice truncata, paraglossis membranaceis angustissimis, 
apicula acuta eam vix superantibus; palpi articulo ultimo ovato, acu- 
minato; lJabrum subquadratum, antice truncatum, levissime emargina- 
tum; elypeus magnus transversus; tarsi articulo ultimo integro, un- 
guiculis simplicibus.” Mit Ozaena nahe verwandt, durch ihre geringe 
Grösse (1%"') und das auffallend grosse Endglied der Fühler ausge- 
zeichnet. Eine neue Art E. plagiata aus Birma. 

Psydrus J. LeConte (Ann. Lye. N. Hist. New York IV. S. 153. 
T.8.F.6) ebenfalls mit Ozaena verwandt, das Kinn indess ohne Zahn 
im Ausschnitt, und die Flügeldecken ohne Beule an der Spitze. Eine 
neue Art Ps. piceus vom OÖbersee. ö 

Aplochile J. LeConte (Ann. Lyc. N. York IV. S.208) auf 
dem Morio pygmaeus Dej. gegründet, dem Psydrus sehr ähnlich, von 
welchem er sich durch gewölbtere Form, unten gewölbten, hinten 
nicht eingeschnürten Kopf, grössere Augen, kaum sichtbare Lefze, 
mehr abgesetzte Fühlerglieder, deren letztes kaum länger als die 
übrigen und etwas zugespitzt, (bei Psydrus um die Hälfte länger und 
an der Spitze stumpf gerundet) ist; grösseres, weniger äusgehöhltes 
Kinn unterscheidet. — Beide Gattungen kommen dem Nomius Lap. 
sehr nahe, doch passen dessen Angaben auf keine genau. 


88 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Atractonotus Perroud (Annal. d. 1. Soc. Linneenne d. Lyon) 
schliesst sich an Anthia: Das Endglied der Maxillartaster ist stärker 
aufgetrieben; kein Zahn in der Ausrandung des Kinnes; die Lefze fast 
halbkreisförmig, die Hälfte der Mandibeln bedeckend; die Fühler 
kürzer als der Körper, vom fünften Gliede an zusammengedrückt und 
aussen gefurcht; das Halsschild spindelförmig, vorn schmäler als der 
Kopf; die Flügeldecken eiförmig, gewölbt, die Beine schlank, die 
Vorderfüsse beim Männchen schwach erweitert. Eine neue Art, 4. 
Mulsantii aus dem Innern des Natallandes. 


Scaritini. Eine wichtige Arbeit, welche diese Gruppe mit meh- 
reren neuen Gattungen bereichert, ist die „Monographie des Clivina 
et des genres voisins”, par M. J. Putzeys (Mem. de la Soc. roy. d. 
Science. de Liege II. auch im bes. Abdruck). Der Verf. giebt zunächst 
eine Uebersicht über sämmtliche Gattungen der Scaritinen, von denen 
‘der folgende Theil die mit Clivina verwandten umfasst. 

4. Die Zunge abgestutzt (das Sternum nicht gekielt, die Mandi- ° 
beln kurz, die Fühler nach der Spitze hin dicker werdend). g. Die 
Augen sehr klein, vom Seitenrande des Kopfes verdeckt; Orypt- 
omma; — gg. Die Augen vortretend: Dyschirius mit kurzem 
zugespitzten Zahn im Kinn, und Lachenus, wo der Zahn im Kinn 
eben so hoch ist als die Seitenlappen und abgestutzt. 

B. Die Zunge in eine Spitze auslaufend: %. Die Mandibeln sehr 
lang, spitz (die Fussglieder quer: hierher Ardistomis, mit langer 
häutiger Spitze der Zunge und Schixogenius, mit gespaltener häu- 
tiger Spitze der Zunge. — hh. Die Mandibeln kurz: ö. Die Fussglie- 
der querdreieckig: Aspidoglossa. — ii. Die Fussglieder schmal 
dreieckig: Pyramis mit kurz eiförmigem Endgliede der Lippentaster 
und Clivina mit verlängertem Endgliede der Lippentaster. 

Die sehr reichhaltige und besonders auch durch genaue Ausein- 
andersetzung werthvolle Monographie umfasst von Dyschirius 58 
Arten, theils aus dem Europäischen Faunengebiet, theils aus Nord- 
und Mittelamerica, bis nach Venezuela; die neue Gatt. Cryptomma 
ist auf einer neuen Art, Cr. multistriatum Bug. aus Neugranada, 
Lachenus ebenfalls auf einer neuen Art, L. impunctipennis, 
muthmasslich aus Mittelamerica, Pyramis wieder auf einer aus 
Neugranada, P. crassicornis, gegründet; Clivina enthält 65 Arten 
aus allen Welttheilen, Aspidoglossa 16 Arten aus Mittel- und Süd- 
america, namentlich Cl. sphaerodera Reiche, crenata, intermedia 
Dej., mexicana Chaud. und aerata Rl.,;, Ardistomis 26 Arten aus 
verschiedenen Theilen America’s, namentlich €/. pallipes, flavipes, 
rostrata, puncticollis, semipunctata Dej., oxygnatha, Leprieuri, la- 
bialis Chaud.; Schizogenius 9 Arten, ebenfalls aus verschiedenen 
Theilen von Anierich, Im Anhange ist Scapterus longicollis, eine 
neue Art vom Senegal beschrieben und sind die Arten von Campto- 
dontus (cayennensis Dej. und anglicanus Steph. ) auseinandergesetzt, 
aus dem Camptodont. clivinoides Lap. aber eine neue Gatt. Stra- 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 89 


tiotes gebildet, indem das vorletzte Glied der Maxillartaster kürzer 
ist als das letzte, was bei Camptodontus sich umgekehrt verhält. 


Harpalini: BroscosomaRosenhauer (Broscosoma und La- 
ricobius, zwei neue Käfergattungen, Erlang. 1846) und Putzeys 
(Broscosoma Carabid. gen. nov. Bruxell. 1846), eine sehr interessante 
Gattung, welche künftig einmal wohl mit Eripus, Promecoderus, Ca- 
scellius und Creobius eine eigene Gruppe bilden wird, welche bei 
Broscus-artiger Körperform sich dadurch auszeichnet, dass an den 
Mittelfüssen der Männchen die beiden ersten Glieder erweitert und 
unten mit Filz bekleidet sind. Diese Erweiterung hat Putzeys über- 
sehen, daher er den Käfer auch mit Miscodera vergleicht, mit wel- 
cher er im Aeussern eine grosse Aehnlichkeit hat. Die Art Brosco- 
soma baldense Ros. ist von Dr. Rosenhauer auf dem Baldogebirg 
in einer Höhe von 3600’, an einer Stelle unter Steinen gesammelt. 

Geopinus J. LeConte (Am. Lyc. N. York. IV, S. 371) aus 
Daptus incrassatus Dej. gebildet: ungeflügelt, gewölbt, die Vorder- 
schienen aussen unregelmässig ausgerandet, gezähnelt, die Mittel- 
schienen aussen unregelmässig gesägt; die Füsse des Männchens nicht 
erweitert. 


Euryderus Desselb. (ebenda S.151) von der dicken Form 
eines Zabrus, ohne Zahn in der Ausrandung des Kinnes, die Vorder- 
schienen etwas breit, aussen mit einem bogenförmigen Ausschnitt; 
die Füsse bei beiden Geschlechtern einfach: E. zabroides, eine 
neue Art aus dem Felsengebirge. 3 

Piosoma Desselb. (ebenda S. 374) mit Cratognathus verwandt, 
ungeflügelt, ohne Zahn in der Ausrandung des Kinns, bei beiden Ge- 
schlechtern mit einfachen Füssen, von etwas breiterer Form als Crat- 
acanthus. Eine neue Art P. setosum, aus der Umgegend des Long’s 
Pik im Felsengebirge. 

Spongopus Desselb. (ebenda S.377) zunächst mit Anisoda- 
ctylus verwandt, nur mit einem stumpfen Zahn in der Ausrandung 
des Kinnes; von flacher Form. Eine neue Art Sp. verticalis. 

„Eurytrichus Desselb. (ebenda S. 387) umfasst Harp. termi. 
natus Say, testaceus Hald., agilis und dichrous Dej. und einige neue 
Arten, welche durch die dichte Filzbekleidung der erweiterten Fuss- 
glieder der Männchen von Harpalus sich entfernen. 

Pterostichini. Eine eigene Gruppe der Stomidae wird von 
Chaudoir (Bull. Mose, S. 511) begründet, zu deren vorzüglichen 
Kennzeichen eine ohne Haken endigende innere Maxillarlade gehört. 

“ Sie enthält folgende Gattungen: 
4A. Tarsi maris dilatati. 


a. Antennae moniliformes . . . .».. 2... Idiomorphus. 
b. # filiformes. 
a. Labrum emarginatum . 2 2 22.202 Stomis. 


ß: „ recte truncatum .°. . ..., Agelaea. 


90 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


B. Taxsi in utroque sexu similes. 


a. Tarsi latitudine longiores . . ». . . Promecognathus. 
b. ,„  brevissimi, transversi. 
‚«. Antennae moniliformes ... . . . Eripus. 
P- e filiformes. 
*Palpi apice inerassati . » » . . Augasmosomus. 


2 „»  Securiformes . . . .„ Pelecium. 

Die neue Gatt. /diomorphus gründet sich auf einer neuen Art, 
d. Guerinii vom ostindischen Hochlande der Nil-Giri, Prome- 
- cognathus auf dem Eripus levissimus Dej., Augasmosomus auf 
einer neuen Art aus Brasilien, A. Faldermanmi, welche einem 
Pelecium gleicht, von dem es durch nicht beilförmiges Endglied der 
Taster, durch kürzere Mandibeln und im Bau der Fühler abweicht. 
Die Uebersicht über die Arten von Pelecium weist deren 6 nach, 

deren eine, P. carinatum aus Brasilien, neu ist. 


Piesmus J. LeConte (Ann. Lyc. N. York IV. S.340) ist aus 
Feron. submarginata Say Dej. gebildet. Sie ist von flachem Bau; 
der Zahn in der Ausrandung des Kinns einfach, an der Spitze mit 
einem leichten Eindruck. Die Maxillen sind lang und dünn, innen 
weitläuftig gewimpert. 

Triaena Desselb. (ebenda S.365) besteht aus den Arten von 
Amara, bei denen der Enddorn der Vorderschienen dreizackig ist. 
4A. tricuspidata u. S. w. 

Anchomenini. Rhadine Desselb. (ebenda S.218) einem 
Platynus ähnlich, von dem er sich durch das verlängerte dritte Glied 
der Fühler entfernt, von Sphodrus durch den einfachen Zahn in der 
Ausrandung des Kinns unterschieden. RA. lZarvalis eine neue Art 
aus der Gegend von St. Louis). 

Dicrochile Guerin (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. cın) 
mit Anchomenus verwandt, durch eine doppelt gespaltene oder auf 
jeder Seite in zwei lange Hörner vorgestreckte Lefze, auch. sind die 
Vorderfüsse des Männchens nur unmerklich schmäler als bei Chlae- 
nius. Zwei neue Arten aus Neuseeland. 

Helaeotrechus White (Erebus u. Terror XI. S.5) hat grosse 
Aehnlichkeit mit Scopodes Er., und ist wahrscheinlich nicht ver- 
schieden, der Verf. rechnet seine Gatt, aber zu den Subulipalpen, 
weshalb er an der Uebereinstimmung zu zweifeln scheint. „Kopf 
viel breiter als das Halsschild, die Augen sehr gross und vorragend, 
das Halsschild vorn gerundet, die Vorderecken gerundet, hinten ver- 
schmälert; Flügeldecken etwas breiter hinten als vorn, hinten schräg 
abgeschnitten; Fühler kurz, etwas haarig. H. elaphroides, in Neu- 
seeland, auf Wiesen. 

Molopsida Desselb. (ebenda S.6) „Kopf gross; Endglied der 
Taster scharf zugespitzt; die Fühlerglieder etwas schnurförmig und 
borstig; Halsschild ungerandet, hinten viel breiter als vorn, an den 
Seiten stark gerundet, hinten ganz gerade, die Hinterecken beinahe 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 91 


rechtwinklig. Flügeldecken eiförmig, vorn gerade abgeschnitten, stark 
gewölbt. M. polita aus Neuseeland. 

Fischer v. Waldheim (Bull. Mose. 8.487. T.14) beschrieb 
eine neue Art von Callisthenes, C. Karelinii, vom Flusse Lepsa in 
der russischen Dsungarei. 


Mehrere neue Arten sind von Küster (Käf. Europ.) aufgestellt 
und beschrieben worden: Carabus planicollis Fuss aus Siebenbür- 
gen, dem C. dalmatinus verwandt, (4.9). — €. Hampei Parr., aus 
Ungarn und Siebenbürgen (6. 18), wohl nur eine örtliche Abänd. des 
©. Preyssleri. — C. WagneriEr. von der Südküste des schwarzen 
Meeres (6. 12). — €. pumilio Er. von den Armenischen Gebirgen 
(6. 23). — Cymindis fascipennis vom südwestlichen Europa und 
der Berberei (7. 12), vielleicht von C. Setifensis Luc. nicht verschie- 
den; Harpalus bifoveolatus von Montenegro (4.25), eine sehr 
zweifelhafte, dem H. aeneus verwandte Art. 

Die in Schlesien einheimischen Bembidium-Arten sind von Schil- 
ling gemustert worden (Aufzählung der in Schlesien und der Graf- 
schaft Glatz von mir gesammelten Arten der Gatt. Bembidium. Arb. 
u. Veränd. der Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S.86). Es sind 26 Arten, 
unter denen zwei als neue aufgestellt werden: n.25. B. infusca- 
tum: „Schwarz, erstes Fühlerglied und Beine gelbroth: Halsschild 
flach, dunkel erzfarbig, am Hinterrande beiderseits mit einer vertief- 
ten Längslinie; Flügeldecken punctirt-gestreift, gelbgrau, durch 
schwärzliche Flecke verdunkelt, die- in die Grundfarbe verlaufen; 
der eine dieser Flecken steht zunächst der Schulter, der zweite fast 
in der Mitte, und der dritte vor der Spitze jeder Flügeldecke. Länge 
27". An Gebirgsbächen. — n.2%6. B. planum: Schwarz, Kopf und 
Halsschild mit bläulichem Schiller; Schienen und Fussblätter rost- 
roth; Flügeldecken flach tief gestreift, schwarzbraun. Länge 3”. An 
Gebirgswässern. 

Die Abänderungen des Carabus violaceus L. hat Suffrian (En- 
tom, Zeit. S.448) einer Prüfung unterworfen, und C. cundisatus St., 
Germari St. Dej., azurescens Dej., exasperatus St., purpurascensF., 
crenatus St. als solche nachgewiesen. 

Die von Sturm beschriebenen deutschen Carabieinen sind durch 
Schaum (ebenda 5.98) kritisch gemustert worden. 

Die Verwandlungsgeschichte des Calosoma auropunctatum ist 
von Lucas (Explor. de l’Alger. S.37) ausführlich beschrieben. Die 
Larve hält sich an der Erde auf und nährt sich von Schnecken. 

Die Larve der Nebria Germari ist von Heer (die oberst. Grenz. 
d. th, u. pfl. Lebens, S.16. F.7) beschrieben und abgebildet worden. 

Nach J. Le Conte’s Angabe (Ann. Lye. N. York. IV. S. 143) 
macht sich die Larve des Pasimachus elongatus einen tiefen Gang 
- in die Erde und lauert, mit dem Kopfe an der Mündung desselben, 
auf Beute, nach Art der Cicindelen-Larven. Die Larven des Pas. 
marginatus u. a. leben unter Baumrinden. 


92  Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Dytiscidae. Schaum erörterte mehrere Hydroporus- Arten 
(Entom. Zeit. S.316). — Wollaston (Ann. n. hist. XVIIL S. 453. 
T,9. F.3) stellte eine neue Art: Hydrop. trifasciatus, aus Irland 
auf, welcher indess mit H. minutissimus Germ. einerlei ist. 

Hochhuth bearbeitete die Hydrocantharen des Caucasus (Enu- 
meration des Carabiques et Hydrocanthares du Caucase, S.o.). Es 
sind mit Einschluss von drei Gyrinen 30 Arten gesammelt, unter 
denen folgende als neu aufgeführt werden. Cybister Chaudoirii, 
dem C. Roeselii ganz nahe verwandt, ©. Gotschii, vermuthlich la- 
teralis F., Colymbetes vibicicollis, dem pulverosus sehr ähnlich, 
Agabus glacialis, dem A. adpressus Mann., Aube nahe stehend, 
Hydroporus tetragrammus, dem H. geminus verwandt. 

Eine Reihe nordamericanischer Arten ist von Melsheimer 
(Proceed. Acad. N. Sc. Philadelph..II, S.26) beschrieben worden: 
Leionotus compar, Thermonectus irroratus, nimbatus, Hyda- 
ticus meridionalis, Agabus terminalis, arctus, punctatus, 
Laccophilus rufus, Hydroporus dichrous, striato-punctatus, 
lZuridipennis, limbalis, dubius, Hygrotus pustulatus. 

Aus Neuseeland sind Cybister Hookeri und Colymbetes r ufi- 
manus White (Ereb. und Terror XI.). Auch Oolymb. notatus F. 
kommt dort vor (wo nicht C. pulverosus gemeint ist, der auch in 
Neuholland sich findet). 

Hydroporus confusus und ferrugineus sind von Lucas in 
der Explor. de l’Alger. beschriebene neue Arten aus der Berberei. 

Letzner theilt in Arb. u. Veränd. der Schles. Gesellsch. a. d. 
J. 1846. S.80 die auf einer Reise nach den Ins. Usedom und Rügen 
gemachte Bemerkung mit, dass er in der Ostsee eine grosse Reihe 
von Wasserkäfern beobachtet habe, welche sonst als Bewohner des 
süssen Wassers bekannt, „bier in dem salzigen Meerwasser sich ganz 
wohl zu befinden schienen.” Ich muss bemerken, dass diese Wasser- 
käfer im Meerwasser nicht leben, sondern dass sie so gut wie eine 
Menge von Landinsecten, deren der Verf. gleichfalls mehrere auf- 
führt, auf ihren Flügen in die See gerathen, und wenn sie auch in 
derselben herumschwimmen, so ist ihr Aufenthalt dort nur ein vor- 
übergehender. ü 


&yrinites. Nachträgliche Bemerkungen zu den europäischen 
Gyrinus-Arten theilte Suffrian mit (Ent. Zeit. S.210). @. mergus 
und natator Ahr. weisen sich als blosse Abändernngen von einan- 
der aus. 

Von Melsheimer (Proceed. Acad. Phil. II. S.29) beschriebene 
nordamericanische Arten sind Cyclous opacus und labratus. 


Buprestides. Als neue Arten sind von Küster (Käf. Europ. 
V. 52. 53. 54) Capnodis lugens Dahl., welche allgemein und wohl 
nicht mit Unrecht als Abänd. der €. tenebricosa gilt, Coroebus prui- 
nosus von Konstantinopel und sub fasciatus aus Montenegro, be- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1816. 93 


schrieben. Coroebus elatus ist etwas veränderlich in seiner Puncti- 
rung, Behaarung und selbst in der Form des Schildchens, und ich 
bezweifle sehr, dass die beiden neuen Arten sich ausser dem Kreise 
dieser Abänderungen befinden. 

Sphenoptera Somchetica und Trachys phlyetaenodes aus 
Transkaukasien sind von Kolenati (Melet. V. S. 34) aufgestellt. 


Die von Lucas in Algier entdeckten Buprestiden sind z. Th. 
schon früher (S.Ber. f. 1844) vorläufig bekannt gemacht, jetzt auch 
durch Abbildungen in der Explor. de l’Alg. nebst folgenden neuen 
Arten erläutert: Acmaeodera flavonotata, affinis, rufomar- 
ginata, trifoveolata, coarctata, cyanipennis, Buprestis 
Douei, Coroebus fulgidicollis, Anthaxia chlorocephala (das 
Männchen der A. inculta), fulgidipennis, rugicollis, luctuosa; 
Aphanisticus angustulus, pygmaeus. 

Eine grössere Reihe nordamericanischer Buprestiden ist von 
Melsheimer (a. a. O. Il. S. 142—148) beschrieben, da ihm aber 
das Werk von Gory und Laporte nicht zugänglich war, mögen einige 
derselben schon dort abgebildet sein: Dicerca dubia, aurichal- 
cea, parumpunctata, chrysea, indistincta, molitor, im- 
pressifrons, ferrea, consobrina, gracilipes; Buprestis in- 
constans; Melanophila aeneola, metallica, Chrysobothris cal. 
carata, punctata, strangulata, viridiceps, rugosiceps, 
Anthaxia gracilis, scoriacea. — Von Ziegler (ebendas. S.267) 
wurden zugefügt Phaenops luteosignata und Agrilus A-impres- 
sus (=acutipennis Dej.) 

Einige neue Arten, nachdem die grösste Zahl der von D’Orbigny 
gesammelten Buprestiden schon von Laporte und Gory bekannt ge- 
macht waren, sind noch von Blanchard in d’Orb. Voy. dans l’Am. 
mer. beschrieben worden: Chrysobothris emarginaticollis, von 
Chiquitos, Polycesta excavata von Santa Cruz in Bolivien, Zemina 
quadrizonata von Corrientes, Agrilus spinosus von Chiquitos, 
4A. ater und rugosicollis aus Patagonien. 


Hope hat die neuholländische Fauna mit einer Anzahl neuer 
Buprestiden bereichert (Descriptions of various species of Bupresti- 
dae from Australia: Transact. of the Ent. Soc. of Lond. IV. S. 208): 
Es sind 37 Arten, welche zum Theil schwierig zu ermitteln sein wer- 
den, da die Beschreibungen sehr leicht hingeworfen sind. Ich will 
nur bemerken, dass Stigmodera sıgnaticollis des Verf, mit conspi- 
eillata White einerlei ist, und dass St. cyanura des Verf. augen- 
scheinlich eine Abänd. derselben ist. Die beiden als Acmaeodera 
nodosa und melanosticta aufgestellten Arten scheinen sich dem Amor- 
phosoma crocatum Gory anzuschliessen, gehören dann aber weder zu 
Amorphosoma, noch, da sie ein deutliches Schildchen haben, zu 
Acmaeodera., 

Von White sind in Stokes Discov. (I. S. 507) zwei neue neuhol- 
ländische Arten: Stigmodera elegantula und erythrura be- 


94 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


schrieben, und nebst St. Saundersii Hope abgebildet, und (Ereb, 
u. Terror XI.) Buprestis (Trachyides) eremita, ein kleiner, einer - 
Diphucrania ähnlicher Buprestid aus Neuseeland beschrieben. 


Eucnemides. Neue Arten sind Melasis pectinicornis, 
Hylochares? bicolor, Dirhagus badius, rufipes Melsheimer 
a. a. ©. II. S. 148 aus Nordamerica, Galbodema fasciata und Pte- 
rotarsus rugosus Blanchard (d’Orbign. Voy. Am. m.) aus Bolivien. 


Elaterides. Die Gatt. Campylus wurde von Germar bear- 
beitet (Linnaea Ent. I. S.147). Es sind 8 Arten anfgeführt: 1. denti- 
collis, 2. linearis, 3. denticornis Kirby (aus Canada), 4. Sahlbergii 
n.sp. von Ochotzk, 5. varians Mannerh. n. sp., ebenfalls aus- 
dem östlichen Sibirien, ‚6. variabilis Esch. von Kamtschatka, 7. bo-. 
realis Pk., 8. flavipes Mannerh. n. sp. aus. Kamtschatka. (Zuzu- 
fügen ist noch E. homalisinus Jllig. Mag. VI. 14. 21 aus Portugal). 

Kolenati beschrieb eine neue Art: Agröotes Karabachensis 
aus Transkaukasien (Melet. V. 39). 

Von Lucas (Explor. de l’Alger.) neu aufgestellte Arten aus Al- 
gier sind Cratonychus mauritanicus, Cardiophorus Gmaculatus, 

. Oophorus algirinus, Anelastes barbarus, Dolopius margini- 
pennis, Adrastus bicolor, Cebrio barbarus, dimidiatus, at- 
tenuatus, melanocephalus, numidicus, nigricans. 

Eine grosse Reihe nordamericanischer Arten ist von Melshei- 
mer (a. a. O.S. 150—160, 213—219) beschrieben: Ctenonychus sp he- 
noidalis, ochraceipennis, testaceus, depressus, parum- 
punctatus, Melanotus ignobilis, glandicolor, paradozus, 
Athous vagrans, aequalis, melanophthalmus, strigatus, 
cavifrons, oblongicollis, hypoleucus, aeneolus, aereus, 
procericollis, areticollis,.trivittatus, tarsalisz Limonius 
posticus, metallescens,; Cardiophorus amictus, Ectinus gra- 
nulosus; Blater humeralis, impolitus, hepaticus, fuscatus, 
testaceipes, ursulus; Oryptohypnus obliquatulus, guttula- 
tus; Oophorus crassicollis; Corymbites atropurpureus, hir- 
ticollis, interstitialis, Diacanthus? signaticollis, Pristilo- 

‚ phus? sordidus, femoralis; Agriotes trumcatus, striatulus, 
pubescens; Dolopius isabellinus, oblongicollis; Adrastus 
testaceus; Campylus flavinasus, C.? bivittatus. 

Lissomus nitidus (S. 149). 

Ziegler (ebenda S. 268) fügte noch Limonius definitus und 
Diacanthus splendens (S.44) zu. 

Die von Blanchard in d’Orbigny’s Voy. dans l’Ämer. mer. be- 
schriebenen Elateriden sind: 

Semiotus angusticollis von Rio Janeiro, convezicollis von 
Guarayos, sanguinicollis aus Bolivien, fulvicollis von Guarayos, 

Cyathodera, neue Gatt. mit der Fussbildung von Dicrepidius, 
die Fühler lang, fadenförmig, das 2te Glied derselben sehr klein, das 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 95 


Halsschild kürzer als breit, nach der Wurzel hin etwas erweitert. 
©. longicornis von Chiquitos (auch in Brasilien). 

Trielasmus, neue Gatt., das 2te, 3te und Ate Fussglied jedes 
mit einem Läppchen; Fühler sägeförmig, das 2te Glied sehr klein. 
Tr. varians von Chiquitos. 

Hemicrepidius ruficollis (Aphanob. ruficollis der Taf.) aus 
Bolivien. 

Dicrepidius castaneus von Corrientes, maculicollis, fusce- 
scens, magnicornis, unicolor von Chiquitos, flavovittatus 
von Guarayos, confusus aus Bolivien, oblongo-punctatus aus 
Patagonien, rubrescens von Chiquitos. 

Alaus flammula von Guarayos. 

Pyrophorus elongatus aus Bolivien, puncetatissimus aus 
Montevideo, Z/aticollis, angustus aus Bolivien, fulvotomento- 
sus aus Corrientes, guadraticollis von Chiquitos, rudripes von 
Corrientes, crassus von Montevideo, grossicollis, gibbicollis 
von Corrientes, depressicollis, planicollis aus Bolivien, cepha- 
Zotes von Corrientes. 

Lacon eribratum von Chiquitos. 

Lissomus ebeninus aus Bolivien. 

Aus Neuseeland sind folgende neue Arten von White (Ereb. u. 
Terr. XI.) beschrieben: Elater acutipennis, E. (Limonius) Zea- 
landicus, E. approxzimans, E. lineicollis, E. cinctiger, E. 
lateristriatus, E. (Drasterius) nigellus, E. olivascens, E, 
strangulatus, E. megops, E. (Ctenicera) punctithorazx und 
laevithorazm. 

Ueber die Larven von Steatoderus ferrugineus und Agrypnus 
varius hat Blisson Nachricht gegeben (Ann, d. l. Soc. Ent..d. Fr. 
IV. S.65. T.2.F.1.1.2). Die erstere ist ganz hartschalig, der letzte 
Ring stumpf zugespitzt, ohne Zacken; sie lebt im Mulm verschiede- 
ner Bäume und ist Ausgang Maies ausgewachsen, sie scheint aber 
mehrere Jahre zur Vollwüchsigkeit zu bedürfen, da man ganz kleine 
so wie halbwüchsige gleichzeitig findet. — Die Larve des Agr. va- 
rius, welche in rothfaulen Eichen lebt, ist weichhäutig, nur der Kopf, 
Prothorax und Afterschild sind hornig; der Nachschieber ist mit 
zwei kräftigen Klauen versehen. Diese Haken scheinen den Agrypnen 
eigenthümlich zu sein, denn sie finden sich auch bei A. murinus, 
während sie bei Athous, Ampedus, Steatoderus, Ludius und Agriotes 
vermisst werden. 


RMhipicerides. Sandalus rubidus und brevicollis sind 
neue von Melsheimer (a. a. O. 11. S.220) beschriebene nordameri- 
canische Arten. Callirhipis Laportei Hope (Transact. Ent. Soc. 
Lond. IV. S.181. T.13. F.1) ist aus Columbien. 


Atopites. Atopa ornata, bicolor, fusca Melsheimer 
(a. a. O. II. S.220) sind aus Nordamerica. 


96 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Atopida White (Ereb.u. Terr. XI. S.8) ist eine neu aufge- 
stellte Gattung, welche mit Atopa verwandt sein soll, aber eigentlich 
nur der Körperform nach beschrieben ist. „Oberkiefer vorragend, 
an der Aussenseite allmählich gerundet; die Fühler sehr lang faden- 
förmig, das 1ste Gl, etwas verdickt und flachgedrückt, das 2te klein 
und gerundet, die übrigen ziemlich gleich gross, an der Spitze sehr 
leicht verdickt. Augen ziemlich gross und vorragend. Kopf fast so 
breit als das Halsschild, dieses vorn etwas breiter als hinten, aber 
nicht so breit als die Flügeldecken, breiter als lang, die Vorderecken 
etwas scharf, die Hinterecken gerundet. Die Flügeldecken lang, 
gleichbreit, an den Schultern und der Spitze ‚gerundet. Beine mittel- 
lang, die Schienen scharfkantig. A. castanea aus Neuseeland. 


Cyphonidae. Cyphon gratiosus Kolenati (Melet. V, 
S. 40) ist eine neue Art aus Transkaukasien. 

Aus Nordamerica sind Nycteus? thoracicus, Eubria? ner- 
vosa, Scirtes solstitialis Melsheimer (a. a. O.11. S.222), Elodes 
debilis, fragilis, Eubria thoracica Ziegler (ebenda S.269) 
und Scirtes suturalis Desselb. (ebenda S. 44). . 


ZLampyrides. Von Melsheimer a.a. O.1l. S.302 sind fol- 
gende nordamericanische Arten bekannt gemacht: Lygistopterus la- 
teralis, Dictyopterus floralis, nanus, trilineatus; Lychnu- 
ris morio; Ellychnia autumnalis, Pyractomena lucifera, fe- 
nestralis.. 

Eine grosse Zahl neuer südamericanischer Arten ist von Blan- 
chard in d’Orbign. Voy. Am. mer. beschrieben: Lampyris concolo- 
ripennis aus Brasilien, fenestrata von den Inseln des Parana, 
(Aspisoma) ovalis, vom Rio de les Palmas, Arm des Parana, (Pho- 
tinus) roseimaculata von Chiquitos und Guarayos, pallidicol- 
Zis von Chiquitos, albicollis, Zunulata aus Bolivien, quadra- 
tifera von Guarayos, signaticollis von Maldanado, fulvipes 
von Chiquitos, ornaticollis und roseicollis aus Bolivien, Zinea- 
ris, parallela, lineola, fuliginosa von Corrientes, crassi- 
cornis von Rio Janeiro, dimidiata von Chiquitos, Zristis von 
Mojos, parva, gracilös aus Bolivien, rufomarginata von 
Santa Fe (Entrerios), nigra von Rio Janeiro, e/ong.ata von Chi- 
quitos. 

Psilocladus, neue Gatt., Körperform von Lucidota, die Fühler 
aber eigenthümlich; sie sind dünn, 11gliedr., das 2te Gl. sehr klein, 
jedes Gl. vom 2ten an einen doppelten, langen, dünnen, gewimperten 
Ast aussendend. Halsschild halbkreisförmig, Flügeldecken länglich, 
gleichbreit. Ps. miltoderus von Chiquitos. 

Vesta cineticollis von Valparaiso, graciosa von Chiquitos. 

Megalophthalmus gentilis und obsoletus von Corrientes, 

Lamprocera flavofasciata und flavoquadrata von Chi- 
quitos. ; 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 97 


Amydetes praeusta von Maldanado. 

Phengodes Orbignii aus Bolivien, 

Dictyoptera phalerata und melanura von Chiquitos. 

Calopteron flavipes aus Bolivien. 

Ueber die Larve des Lygistopterus sanguineus (Lycus sang. F.) 
hat Perris Beobachtungen mitgetheilt.. (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 
IV. S. 343. T.9. F.v.). Die erste Nachricht über diese Larve findet 
sich bei Latreille im Regn. An. 2. Ausg,, nicht, wie der Verf. angiebt, 
bei Casteln. in d. Hist. n. d. Ins. Die Beschreibung, welche ich in 
diesem Arch. 1841 gegeben habe, ist dem Verf. unbekannt geblieben. 
— Der Verf. fütterte die Larve mit Bostrichen- und Clytus-Larven, 
welche von ihr ausgesogen wurden. 

Die Naturgeschichte des Drilus maurilanicus wurde von Lucas 
in der Explor. de l’Alger. S. 177 ausführlich geschildert. 


Telephorides. Neue Arten: Cantharis Sudetica Letzner 
(Arb. u. Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S.75) „testacea, ca- 
pite nigro, thorace antice rotundato, testaceo, nigro-maculato, ely- 
trorum apice tibiisque posticis nigris; long. 34””” der C. liturata 
Fall. am nächsten verwandt; in Schlesien, auf dem Schwarzenberge, 
in einer Höhe von 2600. — CO. rufescens Desselb. (ebenda S. 76) 
„luteo-rufa, thorace antice rotundato, elytris luteo-rufis, nitidis, oculis 
alisque nigricantibus, long. 5”'”, Von der Grösse und Gestalt der 
C. rustica; im Gesenke. — C. melanoscelis Kolenati (Melet. V, 
S.41) von Elisabethpol; — Telephorus scutellaris, mauritani- 
cus, fossulatus, geniculatus Lucas (Explor.) aus Algier, Te- 
leph. rufiolus, dubius, rectus Melsheimer (a. a. O.11. S. 304) 
aus Nordamerica. 

Rhagonycha sericata und dinodula Mannerheim (Bull. 
Mosc. S.511) von Sitkha und Unalaschka. 

Malthinus crassicornis Mäklin (Bull. Mose. S. 179) aus Finn- 
land, im Neste der Form. rufa gefunden; Zongipennis, pulchel- 
Zus Lucas (a. a. O.) aus Algier. — M. serruticornis, ezilis 
Melsheimer a. a. O. aus Nordamerica. 


Melyrides. Neue Arten: Malachius inornatus Küster 
(Käf. Europ. VI. 38) von Chur in der Schweiz, Attalus nigricol- 
lis Dess. (1V. 49) aus Dalmatien. — Mal. miniatus, bulbifer, 
duplicatus, nigripes Kolenati (Melet. ‘V. S. 43) aus Transkau- 
kasien. — Mal, marginicollis, maurıtanicus, angusticollis; 
M. (Ebaeus) affinis, tristis; M. (Attalus) maculicollis Lucas 
(Explor. d. l’Alg.) aus Algier, — Mal. minutus Melsheimer (aa; 
©. 11. 8.305) aus Nordamerica. 

Dasytes pyrrhostoma, zanthocnemus Kolenati (a. a. 0: 
5.45) aus Transkaukasien; — D. smaragdinus (Dej.), variega- 
tus, mauritanicus, nigromaculatus, armatus, algiricus, 
chlorosoma, pectinicornis, distinctus und Melyris rufipes 
Lucas (a. a. O.) aus Algier. 

Archiv f, Naturgesch, XIII, Jahrg, 2. Bd, G 


98 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Clerii. Eine neue Gattung aus dieser Familie, Laricobius, 
wurde von Rosenhauer beschrieben (Broscosoma und Laricobius, 
zwei neue Käfergatt. Erlang. 1846). Sie schliesst sich zunächst an 
Corynetes, hat wie diese das Ate Fussglied verkümmert, die drei 
Endglieder der Fühler etwas verdickt, weicht aber durch kaum aus- 
gerandete Lefze, schmale Kinnladen, anders gebildete Lippentaster 
(mit rundlichem Endgliede) und ungezähnte Wurzel der Klauen ab. 
L. Erichsonii, lebt in verschiedenen Gegenden Deutschlands, be- 
sonders in Tirol, auf Lärchen, 

Tillus rubrofasciatus Kolenati (Melet. V. S.46) ist eine 
neue Art von Elisabethpol. 

Als neue nordamericanische Arten sind von Ziegler Priocera 
albomaculata und maculata (Proceed. Acad. Philadelph. 1. 
S.268), Hydnocera longicollis (ebenda S. 44), von Melsheimer 
Cymatodera brunnea, Opilus albofuasciatus (vielleicht univitta- 
tus Rossi), O.? distrophus (=Enopl. distroph. Kl.), Thanasimus 
monilis (von Spinola mit dem nähe verwandten Cl. thoracicus Ol. 
vermengt), Th. bicolor, Necrobia errans (ohne Zweifel die wahre 
Necrobia violacea), und Enoplium bimaculatum (ebenda S. 306) 
beschrieben. — Enoplium venustum Haldeman (ebenda ll. S. 126) 
ist einerlei mit En. (Pelonium) vetustum Dej. Spin. 


Ptiniores. Eine Anzahl von Ptinus-Arten ist von Lucas in 
der Explor. de l’Alg. aufgestellt worden: Pt. rufus, fossulatus, 
mauritanicus, rotundicollis, carinatus, gibbicollis, obe- 
sus, hirticollis. 

Als neue nordamericanische Arten sind von Melsheimer (a. a. 
©. 1I. S. 308) beschrieben: Piilinus bicolor, Ptinus Amaculatus, 
frontalis, bimaculatus, Lasioderma castaneum; Anobium 
convexifrons, sericans, obesum, errans; Ochina? nigra, 
Hedobia? humeralis; — ferner (S. 112) Xylotrogus brevicornis, 
parallelopipedus, Lyctus striatus, azwillaris. 

Neue Arten aus Neuseeland sind Anobium tricostellum, Pti- 
nus suturalis, murinus, Lyctus depressiusculus White 
(Ereb. u. Terr. X1.). 

4Apate fossulata von Corrientes, A. serrata aus Bolivien, 
Psoa rufipes ebendah. und Ps. gracilipes von Corrientes sind 
von Blanchard in D’Orb. Voy. Am. m. abgebildet. 

Guerin (lconogr. text. S. 185) hat Bostrichus oder Apate pli- 
catdä aus Columbien als neue Art beschrieben, und zugleich die im 
vor. Bericht erwähnten Gattungen Heterarthron und Exopsoides 
näher erläutert. Die erstere enthält 3. femoralis Ol., Op. gonagra 
F. und eine neue Art H. truncatus von Demerary, die letztere, 
auf einer neuen Art E. carinatus aus Bolivien gegründet, hat vor- 
stehende Augen wie Exops, und 10gliedrige Fühler wie Psoa. 

Major Blanchard (Rev. Zool. S. 160) erhielt aus einem Stück 
der Wurzel eines Maulbeerbaums eine Anzahl von Bostrichus (Apate) 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 99 


luetuosus: 12 derselben hatten rothe, 10 schwarze, 4 beim Heraus- 
kommen rothe Flügeldecken, welche in der Luft schwarz wurden, 
und endlich drei, bei denen die Flügeldecken weder roth noch 
schwarz waren, sondern dunkelbraun mit einem rothen Streif auf 
der rechten Flügeldecke. B. wirft die Frage auf, ob nicht B. capu- 
cinus und /uetuosus eine Art ausmachen, B. capucinus unterscheidet 
sich aber u. a. durch den rothen Hinterleib von der Abänd. des B. 
luetuosus mit rothen Flügeldecken, welche als B. nigriventris Lue. 
und Küst. in den beiden letzten Jahresberichten zur Sprache ge- 
kommen ist. 

Eine Bemerkung über das Vorkommen des Xyletinus serricornis 
(F.) in dem abessynischen Getreide Theff theilte Guerin mit (Ann. 
d. 1. Soe. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. ıxvır.). 

Die bisher zu den Ptinioren gerechnete Gatt. Cupes ist mit zwei 
neuen Arten vermehrt worden, C. trilineata Melsheimer (a. a. 
O, S, 310) aus Pensylvanien, und €. mucida (Chevr.) Guerin (Ico- 
nogr. R. A. text. S.58) von den Philippinen. 

Silphales. Kolenati (Melet. V. S.49) vertheidigte die Art- 
rechte des Necrophorus frontalis Fisch., welcher allgemein für eine 
gefleckte Abänd. des N. germanicus gilt. — Eine neue dem N. mor- 
tuorum ähnliche Art ist Necroph. defodiens Mannerheim (Bull. 
Mosc. S.513) von Sitkha, 

Neue Arten von Silpha sind S. puncticollis und tubercu- 
lata Lucas (Explor.) aus Algier. 

Die Larve der Silpha obscura ist von Blisson (ungenau) be- 
schrieben und abgebildet (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 69. T. 4. 
F.1.3). 

Ueber eine pflanzenfressende Silpha-Larve gab Guerin (ebenda 
Bull. S. rxxır) genauere Nachricht. Diese Larven finden sich nämlich 
in grosser Menge auf den Runkelrübenfeldern, steigen auf die Pflan- 
zen und fressen von den Blättern. Sie sind glänzend schwarz, mit 
etwas Gelb am Rande der vorderen Ringe. Der Verf. hat den Käfer 
erzogen und ermittelt, dass er die Si/pha obscura L. sei, die übrigen 
Namen aber, welche ihm die „Unwissenheit und Unachtsamkeit’” spä- 
terer Schriftsteller gegeben, noch zurückbehalten. Jedenfalls ist sie 
von der des Hrn. Blisson verschieden. 

Vier neue Catops-Arten sind von Kellner im Thüringer Walde 
entdeckt und in der Entom, Zeit. S. 176 beschrieben: €. longulus, 
rotundicollis, coracinus und subfuscus. — Aus Transkauka- 
sien ist C. fungicola Kolenati (Melet. V. S.51), — aus Algier 
sind C.marginicollis, celer, rufipennis und Colon pubescens 
Lucas (Explor. de l’Alger.). 

Eine neue Art von Sphaerites ist Sph. politus Mannerheim 
(Bull, Mose, 8.514) von Sitkha. 

G* 


100 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der & 


Anisotomidae. Neue Nordamericanische Arten sind Leiodes 
alternata, discolor, Agathium piceum, exiguum Melshei- 
mer a. a. O. II. S.103. Die erste ist ein Hydnobius, die zweite ein 
Liodes, die letzte vielleicht ein Cybocephalus. 


Seydmaenides. Neue Arten sind Megaladerus perisphin- 
etus Kolenati (Melet. 111. S.32. T.12.F.5) aus dem Kaukasus und 
Scydmaenus Schaumii und angustatus Lucas (Explor. d. ’Alg.) 
aus Algier. 


Pselaphii. Ein Paar neue Arten sind Batrisus Ruprechtii 
und Trimium Caucasicum Kolenati (Melet. I. S. 31. T. 12. 
F.3.4) aus dem Kaukasus. Das letztere ist von T. brevicorne durch 
einen mittleren Scheiteleindruck und stärkere Querfurche des Hals- 
schilds unterschieden. 


Staphylinii. Ueber die Anthophagen theilte v. Kiesen- 
wetter (Entom. Zeit. S.20) interessante Bemerkungen mit. Die Ar- 
ten dieser Gatt. sind, mit Ausnahme des 4. testaceus Gr. und prae- 
ustus Müll., den Gebirgsgegenden eigenthümlich, meist der subalpinen 
Region angehörend, von wo sie entweder, wie A. omalinus und 
austriacus in die niederen Gegenden herabsteigen, oder, wie ©. alpi- 
nus, in die eigentlich alpine Region hinaufgehen. Sie finden sich - 
sowohl auf dem Grase der Alpenwiesen, als auf den Nadel- und Laub- 
hölzern und den Rhododendren. Neue Arten sind A, forticornis, 
dem A. armiger verwandt, vom Spiglitzer Schneeberg, und A. sude- 
ticus, dem A, alpinus ähnlich, aus den Schlesischen Gebirgen. 4. 
melanocephalus Heer ist vom Verf. auf den Krainer Alpen gesammelt, 
4A. spectabilis Heer ist vielleicht vom austriacus nur durch bedeu- 
tende Grösse verschieden, A. palustris Heer ist einerlei mit A. te- 
staceus. 

Schmidt-Göbel (ebenda S.245) errichtete ‚eine neue Gattung 
der Aleocharinen, Hoplonotus, mit einer bei Prag aufgefundenen 
Art H. Zaminatus; Märkel bemerkte indess, dass es das Männ- 
chen der Aleoch. ruficornis sei (ebenda S. 300). 

Eine zweite Art von Deleaster wurde von Küster beschrieben: 
D. adustus aus Siebenbürgen (Käf. Europ. IV. 48). 

Oxypoda alricapilla, conviva, advena, assecla, Tachy- 
porus flavipes, piceus, Mycetoporus elegans sind von Mäklin 
in Ameisennestern entdeckte Arten (Bull. Mosc. S. 166—176). 

Letzner musterte die Schlesischen Tachyporinen (Arb. u. Ver- 
änd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S.73) so wie die Schlesischen 
Arten der Gatt. Philonthus (ebenda S.78). Unter den letzteren ist 
eine neue Art aufgestellt, Ph. gracilis: „niger, nitidus, thorace 
brunneo, anternarum basi, elytrorum limbo apicali pedibusque rufo- 
testaceis. Long. 2””. Gehört zu denen mit 5 Puncten in den Rük- 
kenreihen des Halsschilds, und ist schlanker als Ph. discoideus. — 
„Ueber Staphylinus olens und dessen nächste Verwandte” hat Gra- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846 101 


venhorst (ebenda S.94) eine Mittheilung gemacht, und eine grös- 
sere Zahl von Arten als ich anerkannt, freilich mit der Erklärung: 
„Sollte man nicht, wenn man eine solche Reihe von Verwandtschaf- 
ten und Uebergängen vor sich sieht, an eine wirklich in der Natur 
stattfindende allmähliche Veränderung und Umwandlung der Formen 
(Arten) glauben dürfen?” - 

‚. Die Caucasischen Staphylinier und ihre Verbreitung sind von 
Kolenati (Meletem. fasc. III.) bearbeitet. Als neue Arten sind auf- 
geführt: Falagria elongata (ist eine Tachyusa, der T. balteata 
sehr ähnlich, vielleicht ein Stück, wo das Roth der Hinterleibswur- 
zel gedunkelt ist); Bolitochara pubescens (habe ich nicht gesehen); 
Homalota fulvipennis (ist lividipemis); A. taeniata (ist Al. 
melanaria Mann., Hom. testudinea Er.) 4. carbonaria, H. bigut- 
tula (ist Aleoch. nitida); Oxypoda Stevenii (mir unbekannt); 
Aleochara conveziuscula (desgl.);, Gyrophaena glacialis (ist 
Oligota subtilis); Tachyporus marginatus var. rufomarginatus 
ist nach des Verf. eigener Erklärung nur weniger eingetrocknet); T. 
chrysomelinus var. Caucasicus (ist T. solutus); T. armeniacus 
(mir unbekannt); T. chloroticus (ist T. brunneus); Tachinus Cau- 
casicus (eine gute Art), Boletobius Phaedrus (mir unbekannt); 
Xantholinus sanguinipennis (gute Art); X. haematodes (mir 
unbekannt); Leptacinus apicalis (desgl.); L. pubipennis (ist 
Philonth. procerulus); L. angusticollis (ein kleiner Philonth.); 
Staphylinus Ibericus (mir unbekannt); Philonthus ianthinipen- 
nis (ist Phil. atratus var. coerulescens Dej.); PA. Lhesgicus (mir 
unbekannt); Ph. osseticus (ist mir zweifelhaft geblieben), Larhro- 
bium castaneipenne (mir unbekannt); L. chalcodactylus (ist 
Scopaeus minutus); Scopaeus Erichsonii (gute Art); Bledius pu- 
bescens (desgl.); Trogophloeus Man nor kesmv: (desgl.); Omalium 
caucasicum (desgl.). 

Lucas (Explor. de l’Alger.) beschreibt folgende als neue Algie- 
rische Arten: Myrmedonia tristis (der M. memnonia ähnlich), 2o- 
litochara humeralis, Homalota pallipes, Aleochara scutella_ 
ris; — Xantholinus rufipes, ruficollis; Ocypus nigrinus; 
Philonthus sparsus; Quedius pallipes; Euryporus aeneiventris 
(findet sich auch in Italien). — Achenium haemorrhoidale, di- 
stincetum; Lathrobium anale, albipes; Lithocharis minuta; 
Stilicus ruficornis; — Stenus aeneus, obscurus; — Platyste- 
thus longicornis. 

Aus Neuseeland sind Staph. (Gyrohypnus?) Aimpressus und 
St. (Cafius) puncticeps White (Ereb. u. Terr. X1.). 

Eine grosse lteihe neuer nordamericanischer Arten ist von Mels- 
heimer (a. a. O.11.5.30) bekannt gemacht worden: Falagria er y- 
throptera, globosa, Homalota flaveola, polita, modesta, 
Oligota pedicularis, Gyrophaena rufa, flavicornis, latera- 
lis; Tachyporus punctulatus, discoideus, limbatus, Boleto. 


102 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


bius venustus, binotatus (Abänd. des vorigen); Xantholinus pal- 
liatus, obsidianus, sanguinolentus; Belonuchus pallipes 
(ist wohl formosus Gr.), Philonthus Harrisii, laetulus, pulchel- 
lZus, nanus, brevis, cinctulus, ruficornis, niger, fusifor- 
mis; Quedius bardus, terminatus; Ozxyporus dimidiatus, 
brevis,; Stilicus angularis, Stenus erythropus, Ozxytelus ba- 
salis (=rugosus); pygmaeus, parvulus, moerens; Prognatha 
americana; Olophrum emarginatum; Anthobium dimidia- 
tum. — Ausserdem sind 3 Arten von: Ziegler beschrieben: Oxy- 
porus pulcher, Philonthus ater, Tachinus pumcticollis (ebenda 
S. 43. 266). 

Neue Arten von Unalaschka und Sitkha sind: Homalota granu- 
lata (Unal.), Boletobius biseriatus (Sitkh.), Staphylinus erassus 
(Unal.), Quedius longipennis (Unal) Mannerheim (Bull. Most. 
S. 508). 

Die Larven von Tachyporus cellaris und Tachinus humeralis 
sind von Perris bekannt gemacht worden (Ann. d. Soc. Ent. d. Fr. 
S.331. T.9. F.1II.). Sie gleichen in ihrer schmalen Form den Lar- 
ven der eigentl. Staphylininen, weichen aber in der Bildung des Mun- 
des ab-, indem die Mandibeln verhältnissmässig kurz und ungezahnt, 
die Lade der Maxillen an der Innenseite mit starren Borsten besetzt 
ist. BeideLarven haben unter einander grosseAehnlichkeit, sie unterschei- 
den sich indess in der Bildung der Fühler und der Stellung der Augen 
Die erstere Larve lebt unter Baumrinde, da wo Schimmel- und 
Pilzbildung eine Menge von Insecten ernährt, die zweite unter fau- 
lenden Pflanzen, Dünger, Pilzen u. dergl. 


Misterini. Die im vorigen Berichte erwähnte Bearbeitung 
der Nordamericanischen Histeren ist mir durch die gütige Mitthei- 
lung des Verf, zugegangen. Es ist eine ausgezeichnet genaue Arbeit, 
welche auf ähnliche Weise wie Paykulls Monographie durch Umriss- 
zeichnungen erläutert ist. Hololepta enthält zwei Arten, H. fossu- 
laris Say, (2 aequalis Say) und A. Zucida Dej. — Platysoma, 
7 Arten, unter denen P/. coarctatum und gracile (= Hist. fron- 
talis Say), dem Pl. parallelum ähnlich, und P/. attenuatum, dem 
Pl. eylindricum verwandt, alle aus den südlichen Staaten, neu sind. 
— Omalodes, zwei neue Arten, O. borealis von Long-Island und 
O. Harrisii aus Pensylvanien; bei der ersteren vermuthet der Verf, 
dass er hinsichts der Vaterlandsangabe hintergegangen sei, und dass 
sie einerlei mit dem brasilischen O. omega sein möchte: sie ist aber 
doch wohl eine eigene Art, welche von den verwandten dadurch ab- 
weicht, dass die Randlinie des Halsschilds sich nach vorn, besonders 
an den Vorderecken, vom Rande entfernt. — Hister, 29 Arten, un- 
ter denen H. stygicus Dej., H. repletus Say mspt., H. foedatus 
(melanarius Dej.), H. spretus, H. curtatus, H. biplagiatus, 
H. eivilis (Lec., nicht Er., denn die von mir sogenannte Art ist H, 
curtatus Lec.), A. dispar, H. cognatus, marginicollis, exa- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 103 


ratus Dej. und H. nanus Dej. (Dendroph.) neu sind; — H. deci- 
sus des Verf. ist einerlei mit H. coenosus des Ref. — Epierus, 
zwei Arten, E. nigrellus (Hist. nigrell. Say, Ep. pulicarius Er.) und 
E. minor n. sp. — Tribalus, eine neue Art Tr. americanus 
Lec. — Dendrophilus, eine Art, Hist. punctulatus Say, — Paro- 
malus, 5 Arten, von denen P. affinis L. neu ist; P. aegualis ist 
einerlei mit dem europäischen P. complanatus; P. coniunctus (Hist. 
coniunct. Say) ist vom P. pumilio Er., den der Verf. als Synonym 
damit verbindet, unterschieden. — Saprinus, 17 Arten, unter denen 
S.imperfectus Lec., S. conformis Dej., S. piceus Lec. (dieser 
Name kann nicht bleiben), $. impressus Lec., S. deletus Lec., 
S. Oregonensis Lec., S.patruelis Dej., S. bigener Lec. und 
S.sphaeroides Lec. neu sind; den $. Zugens des Verf. vom Ore- 
gon halte ich wegen der weniger dichten Sculptur der Flügeldecken 
und des grösseren glatten Raums derselben für verschieden von dem 
von mir beschriebenen californischen S. lugens, und habe ihn in der 
hies. K. Sammlung S. lugubris genannt; $. minutus Lec. ist der S. 
placidus des Ref., $. dimidiatipennis scheint nur Abänderung des 
S. palmatus (Bist. palm, Say) zu sein. — Teretrius, eine Art, 
unser T. picipes. — Plegaderus, zwei Arten, H. transversus Say 
und eine neue Art, welche der Verf. als pusillus Payk. bezeichnet 
hat, von dem er sich u. a. durch einfache Vorderschienen unterschei- 
det, die bei diesem in der Mitte plötzlich erweitert sind. — Ontho- 
philus, drei Arten, unter denen O. pluricostatus und O, noda- 
tus Lec., neu. — Abraeus, 4 neue Arten, welche zu bestimmen 
mir nicht hat gelingen wollen, und unter denen der von mir in Klug’s 
Jahrb. beschriebene, vom Verf. vermuthlich übersehene A. exiguus 
wahrscheinlich enthalten ist. — Unter 7, am Schluss als zweifelhaft 
aufgeführten Histeren hat sich der von mir beschriebene A. incisus 
später als eine ostindische Art ausgewiesen. 

Bekanntlich hat Paykull eine Fliegenlarve als die von Hololepta 
abgebildet; Leconte beschreibt als solche eine andere, zwar eine 
Käferlarve, aber schwerlich die von Hololepta, sondern, wie ich ver- 
muthe, die von Cucuius. 

Kolenati’s Hister arcuatus (Melet. Ent. V. 60.262) ist eine 
kleine Abänd. von H. uncinatus, sein Saprin. cupratus, von Kara- 
bagh und Armenien ist mir unbekannt. 

Als neue algirische Arten sind Saprinus mauritanicus und 
Platysoma algiricum von Lucas (Explor. d. l’Alger.) aufgestellt. 

Neue Arten aus Neuseeland sind Saprinus pseudocyaneus und 
Hister cinnamomeus White (Ereb. u. Terr. X1.). 


Trichopterygia. Die Lebensweise und die früheren Stände 
von Trichopteryz hat Perris geschildert: „Notes pour servir ä 
Vbistoire des Trichopteryx” (Ann. d.l. Soc. Ent. d. Fr. IV. S, 465. 
T.11.F.11). Die Beobachtungen sind an Tr. fascicularis (Latr, fasc. 
Hbst., Tr. intermedia Gillm.) gemacht. Die Larve von 0,0016— 1% 


104 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Mill. Länge, hat ganz die schmale Form der Staphylinen-Larven, ist 
weiss, nur die derbere lederartige Kopfschale etwas röthlich. Der 
Kopf ist vorgestreckt und frei, die Fühler sind viergliedrig,' das dritte 
Glied mit einem Nebengliede, welches ebenfalls an der Spitze des 
zweiten Gliedes eingelenkt ist. Das Kopfschild ist kurz, die Lefze 
halb scheibenförmig, die Mandibeln scharf, mit einem Zahn an der In- 
nenseite.neben der Spitze; die Lade der Maxillen, wie es scheint 
' verwachsen, gebogen, an der Spitze mit zwei Dornen bewehrt. Beine 
und Nachschieber wie bei den Staphylinen-Larven, eben so die ein- 
gelenkten, stielförmigen,.an der Spitze mit mehreren Borsten besetz- 
ten Anhänge an der Körperspitze. Augen hat der Verf. nicht währ- 
genommen, hält aber ihre Anwesenheit für wahrscheinlich, Die 
Larve ist sehr flink, und nährt sich vom Raube kleiner Insecten, na- 
mentlich Poduren. Sie verpuppt an den abgefallenen faulenden Blät- 
tern, zwischen welchen sie sich aufhält, und der Käfer erscheint 
schon nach 5—6 Tagen. Schliesslich hat der Verf. noch einige Theile 
des vollkommenen Insects, namentlich die Maxillen und Füsse dar- 
gestellt, aber durchaus verfehlt: denn die Gliederung der Maxillar- 
taster ist auf dieselbe Weise wie von Heer aufgefasst, und die Füsse 
sind als 5gliedrig und klauenlos beschrieben! 

Trichoptery&c flavicornis Mäklin (Bull. Mosc. 1846. S. 181) 
ist in der Nähe des Nestes der Form. fuliginosa in Finnland aufge- 
funden, — Ptilium caucasicum Kolenati (Melet. V. S. 56) aus 
dem Caucasus, ist einerlei mit Trichopteryx atomaria. — Mierospo- 
rusobsidianusDesselb. (ebendaS. 64) ist Sphaerius acaroides Waltl- 


Phalacrides. Melsheimer (a. a. O. S.102) hat drei neue 
nordamericanische Arten beschrieben: Ph. politus, apicalis und 
nitidus, die erste ist ein ächter Phalacrus, die anderen beiden 
gehören zu Olibrus. — Phalacrus capensis Gu&rin (lconogr. text. 
S.315) vom Cap ist ebenfalls ein Olibrus. 


Scaphidilia. Blanchard bemerkt in seiner Abhandlung 
über das Nervensystem der Käfer (Ann. d. sciene. nat. V. S.326), 
dass die Larve von Scaphidium sich durch ihre sehr langen Anten- 
nen auszeichnet sonst habe sie das Ansehn der Larve von Dermestes 
und Mycetophagus. j 

Scaphidium piceum und Scaphisoma terminatum sind als 
neue nordamericanische Arten von Melsheimer (a. a. O. S. 103) 
beschrieben, 


Nitidulariae. Kolenati (Meletem. Ent. V. S. 53) beschrieb 
zwei neue Arten: N. (Meligethes) Glaucii und breviuscula. Die 
erstere ist Mel. discoideus des Ref., die zweite Pria Dulcamarae. 

Lucas (Explor. de l’Alger.) machte Cercus. bicolor und bar- 
barus, Carpophilus immaculatus und Epuraea nigrita als 
neue Arten bekannt. In den Abbildungen lassen sich aber die beiden 
Cercus und die angebliche Epuraea als Meligethes- Arten erkennen, 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 105 


der sog. Cercus bicolor möchte selbst mit M. fuscus (Sphaerid. fuse. 
Ol.) einerlei sein. 

Nitidula truncatella Mannerheim (Bull. Mosc. S.514) von 
Sitkha ist zu Epuraea zu rechnen. 

Melsheimer (a. a. O. 11. S. 104-110) machte eine Reihe neuer 
nordamericanischer Arten bekannt: Peltis Alineata, marginata, 
Cercus punctulatus, pusillus; Carpophilus antiquus, minu- 
tus, bimaculatus; Nitidula uniguttata, rufida; Omosita 
badia, castanea; Pallodes obsoleta; Cryptarcha picta; Ips 
bipustulata, geminata; Rhyzophagus? parallelus, erythro- 
pterus; Trogosita castanea, corticalis, limbalis, dubia, 
nana, bimaculata, 

Aus Neuseeland sind Nitidula antarctica und Zlateralis 
White (Ereb. u. Terr. XI.); auch N. abdreviata F. ist als dort ein- 
heimisch aufgeführt; ferner Trogosita affinis (vermuthlich nichts 
als Tr. mauritanica) und Gymnocheila nigrosparsa und sobrina. 

Von Trogosita stellte Blanchard (D’Orb. Voy. Am. m.) ede- 
nina und fulgidivittata, beide aus Bolivien, Guerin (Iconogr. 
r. a. texte S.200) Tr. maior vom Senegal, e/ongata (Westerm.) 
von Guinea, Zongicollis aus Brasilien, varians und depressa, 
ebendaher, als neue Arten auf. 


Colydii. Neue Arten sind beschrieben von Melsheimer 
(a. a..0. 11. S.110) Büoma undulata, Bothrideres exaratus, 
Synchita fuliginosa, Cicones marginalis, alle aus Nordamerica. 

Von Guerin (Iconogr. R. A. Text. S.189) Synchita parvula 
aus Carolina, $. rugulosa von Cuba, $. Desjardinii von Mau- 
ritius, $. striato-punctata aus Buenos Ayres, ferner (S.194) Bi- 
.toma Zimmermanni aus Carolina. 

Von White (Ereb, u. Terr. XI.) Bitoma insuwlaris aus Neu- 
seeland. 


Bhysodides. Eine neue Art Rhıysodes planus von Pointe- 
ä-Pitre ist von Chevrolat im Text zu Guer. Iconogr. S. 49 be- 
schrieben. 


Cucuiipes. Neue Arten: 

Passandra rubrolineata von Rio Janeiro und P. concolor 
aus Patagonien, beide von Blanchard in d’Orbign. Voy. Am. m. 

Catogenus Lebasii und distinctus Guerin (Iconogr. text. 
S.202) aus Neugranada. Y 

Laemophloeus bisignatus Guerin ebenda $.205 (ist Cuc. bi- 
guttatus Say) und Laemophl. fasciatus Melsheimer a. a. O. li. 
8.113 (das Männchen desselben), beide aus Nordamerica. 

Dendrophagus Cygnaei Mannerheim (Bull. Mose. S. 515) 
mit dem mir räthselhaften Synon. Donacia Germari Eschsch., von 
Sitkha. Dendrophagus brevicornis und suturalis White (Ereb. 
u. Terr. XL.) von Neuseeland. 


406 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Psammoechus Desjardinii Guerin (lconogr, R. A. text. S. 196) 
von der Ins. Mauritius. 

Silwanus fagi Guerin ebenda S.197 von Paris, (einerlei mit 
S. similis) und $. guadricollis Guerin ebenda, aus Nordamerica 
(ist S. advena). 

Die von Haldeman (Proceed. Acad. Philadelph. 11I. S. 127) auf- 
gestellte Gatt. Heterodromia ist einerlei mit Telephanus des Ref. 
und A. velox Hald. mit dem (unbeschriebenen) T. atricapillus Nob. 
‘Die nordamericanische Art wird also Telephanus velox heissen müs- 
sen. Der Käfer läuft sehr rasch und findet sich auf Gras und unter 
Steinen, _ 


Thorictides. Von Lucas sind Thorictus Germari, Mau- 
ritanicus, puncticollis, aus Algier, beschrieben und abgebildet 
(Explorat. de l’Alger.). 


COryptophagides. Ref. (Deutschl. Ins. II. S. 342) theilte 
diese Fam. auf folgende Weise ein: A. Füsse beim Männchen mit 
5,5,4, beim Weibchen mit 5,5,5 Gliedern. A. Hintere Prosternum- 
spitze dem Mesosternum eingefügt: 1. Antherophagus Kn.; — B. Hin- 
tere Prosternumspitze frei: 2. Emphylus n. g. mit kleinerem, kegel- 
förmigen, 3. Cryptophagus Hbt. mit grösserem eiförmigen Endgliede 
der Maxillartaster. B. Alle Füsse bei beiden Geschlechtern öglie- 
drig. — A. Die Fühler an den Seiten des Kopfes eingelenkt: 4. Pa- 
ramecosoma@ Curt. — B. Die Fühler auf der Stirn eingelenkt: 5. Ato- 
maria Kirby mit an der Wurzel gerandetem, und 6. Epistemus Westw. 
(Ephistemus) mit an der Wurzel ungerandetem Halsschilde, In 
Deutschland kommen von Antherophagus 3, von der neuen Gattung 
Emphylus 1 (Crypt. glaber Gyll.), von Cryptophagus 24, von Para- 
mecosoma 5, von Atomaria 34, von Epistemus 5 Arten vor. 

Die Gattungen Atomaria, Antherophagus, Paramecosoma und 
Epistemus sind auch in dem 18. Bändchen von Deutschlands Fauna 
von Sturm abgehandelt und durch meisterhafte Abbildungen er- 
läutert worden. I 

Atomaria pallida und Ephistemus palustris Wollaston 
(Ann. nat. hist. XVII. S.452. T.9. F.1.2) sind nicht recht zu erken- 
nen: die letztere Art ist vielleicht E. globus Waltl. 

Atomaria morio (Mannerh.) in Kolenati’s Melet. Ent. (V, 5.55) 
ist mir unbekannt, At. fasciata K. ist einerlei mit A. unifasciata 
St,, Hygrotophila glabräta K. ist Epistem, ovulum des Ref, 

Lucas (Expl. d. l’Alger.) führt Oryptophagus angustatus, 
puncticollis, laticollis, gibberosus, maurus als neue Arten 
auf; die beiden letzten, deren Gattungsrecht dem Verf. selbst zwei- 
felhaft war, sind der jetzigen Gatt. Cryptophagus gewiss fremd; die 
dritte ist vielleicht Silvanus advena. 

Von Melsheimer (a. a. O. I. S.114) wurden als neue nord- 
americanische Arten beschrieben: Atomaria pubescens, crenata, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 107 


Antherophagus ochraceus, Cryptophagus maculatus; der letzte 
muss eine eigene neue Gattung bilden, welche sich zunächst an Sil- 
vanus anschliesst und zwischen dieser und Psammoecus ihre Stelle 
findet. Dass die Füsse heteromerisch sind, wie der Verf. angiebt, 
finde ich nicht begründet, sie stimmen in eis Bau mit denen von 
Silvanus überein. 

Mannerheim (Bull. Mose. S. 515) stellte Atomaria fulvipen- 
nis als neue Art von Unalaschka auf. 

Germar theilte die Beobachtung mit, dass Atomaria linearis 
dem Bau der Runkelrüben nachtheilig wird, indem sie zuweilen in 
ungeheurer Zahl auf den Feldern erscheint und die jungen Pflänzchen 
so zerfrisst, dass ganze Aecker umgepflügt und von Neuem bestellt 
werden müssen (Ent. Zeit. S. 195), 


Mycetophagides. Diese Fam. ist vom Ref. (Ins. Deutschl, 
1. S.405) auf die Gatt. Mycetophagus, Triphyllus, Litargus, Ty- 
phaea und Berginus beschränkt worden. Bei den ersten beiden sind 
die Augen quer, bei den übrigen rund. Bei der ersten sind die Füh- 
ler allmählich verdickt, bei den folgenden bilden sie eine abgesetzte 
3gliedrige, bei Berginus eine 2gliedrige Keule. Triphyllus ist auf 
punctatus und suturalis (F.) beschränkt, Litargus ist eine neue 
Gatt., welche neben einer grösseren Reihe ausländischer Arten den 
einheimischen M. bifasciatus F. enthält, und sich von Typhaea Kirby 
(T. fumata) durch häutige Zunge unterscheidet. Berginus (Tama- 
risci) ist von Gene, der sie auf Sardinien entdeckte, benannt. 

Neue nordamericanische Arten sind: Mycetophagus bimacula- 
tus und bipustulatus Melsheimer (a. a. O. Il. S.114) und M. 
pini Ziegler (ebenda S.270). 

Ein über einen grossen Theil von Europa verbreitetes Käferchen 
ist Triphyllus fagi Chevr. (serratus Dej.), welcher jetzt von Gue- 
rin im Text zur Iconogr. Regn. An, S.195 beschrieben ist. Ders. 
bemerkt mit Recht, dass diese Art sich von Triphyllus entferne, da- 
gegen mit Biphyllus übereinkomme, bis auf die Fühlerkeule, welche 
bei dem einen 2-, bei dem anderen 3gliedrig ist; er bringt also für 
den Fagi einen neuen Gattungsnamen Diplocoelus in Vorschlag. 
D. fagi hat eine grössere Zahl aussereuropäischer Gattungsgenossen; 
Biphyllus wird sich schwerlich als selbstständige Gattung festhalten 
lassen. Ich habe diese Insecten von Mycetophagiden ausgeschlossen, 
zu denen sie gewiss nicht gehören; vielleicht stehen sie bei den Ero- 
tylenen (Engis) an ihrem natürlichen Orte. 


Dermestini, Folgende Eintheilung stellte Ref. (Ins. Deutschl, 
111. 8.424) auf: ]. Ohne einfaches Stirnauge: 1. Dermestes L. — 
1. Mit einem einfachen Stirnauge: 4. Mesosternum schmal. Mittel- 
beine nahe zusammenstehend. A. Mund frei: 2, Attagenus Latr. — 
B. Mund vom Prosternum aufgenommen. 3. Megatoma Hbt.; 4. Ha- 
drotoma. — B. Mesosternum breit, die Mittelbeine auseinander 


108 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


stehend. A. Mesosternum gespalten. Mund vom Prosternum gedeckt: 
a. Lefze und Mandibeln frei: 5. Trogoderma Latr., 6. Tiresias Steph- 
— 5. Nur die Lefze frei: 7. Cryptorhopalum Guer, (Fühlergruben 
unter dem Halsschildrande — americanische Gatt.); 8. Anthrenus F. 
(Fühlergruben im Halsschildrande); 9. Trinodes Latr. (keine Fühler- 
gruben). — B. Mesosternum ungetheilt; Mund von den Vorderbeinen ' 
gedeckt: 10. Orphilus Er. (Anthr. glabratus F,). — Die neue Gatt- 
Hadrotoma enthält Derm. marginatus Pk. (emarginatus Gyll.) und 
D. nigripes F., und unterscheidet sich durch die senkrecht zusam- 
mengedrückte Zunge vom Megatoma, bei welcher sie flach und wag- 
recht ist. Eben so unterscheiden sich Tiresias und Trogoderma. 

Küster (Käf. Europ. VI. 49.50) beschrieb zwei (mir unbekannte) 
neue Arten von Dermestes aus Sardinien, D. Sardous und auri- 
chalceus. Kolenati’s Derm. striatus (Melet. Ent. V. 58. 248) 
ist D. bicolor F. 

“ Megatoma sericeum Guerin (Iconogr. text. S.65) aus Aegyp- 
ten und M. hottentottum Desselb. (che) vom Cap gehören 
zu Attagenus Latr. A 

Nordamericanische Arten sind RT pallipes Ziegler 
(Proceed. Acad. Phil. 11. S.269) und Trogod. tarsale Melsheimer 
(ebenda S:116), die letztere hat sich in Nordamerica in den Insecten- 
sammlungen eingenistet und kommt von daher wie auch aus Griechen- 
land öfter zu uns, scheint sich aber in Deutschland nicht fortzupflan- 
zen. Ferner Anthrenus destructor, Castaneae und thoraci- 
cus. Melsheimer (ebenda); der erstere derselben, ebenfalls in In- 
sectensammlungen eingenistet, ist offenbar einerlei mit A. varius F. 

Perris (Ann. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.339. T.9. F.ıv) hat die 
schon von Waterhouse und dem Ref. beschriebene Larve des Tüire- 
sias serra (F.) von Neuem bekannt gemacht. Er fand sie unter Eichen- 
rinde und fütterte sie mit todten Fliegen. 


Byrrhii. Ref. (Ins. Deutschl. II. S. 465) theilte diese Fam. 
in drei Gruppen: I. Nosodendrini: Kopf vorgestreckt, der Mund 
von unten her durch das Kinn vollständig bedeckt. — I. Byrrhini: 
Kopf in das Halsschild eingezogen, die Stirn einfach. — III. Limni- 
chini: Der Kopf in das Halsschild eingezogen, die Stirn durch eine 
Quernaht zwischen den Fühlern getheilt. Die 1ste Gr. enthält nur 
Nosodendron, die 2te Gr. ist auf folgende Weise in eine Reihe von 
Gattungen zerlegt: 

A. Hintere Beine in besonderen Gruben, alle Füsse an der In- 
nenseite ihrer Schienen eingelegt: 1. Syncalypta Dillw. (Augen, Man- 
dibeln und Lefze vollständig gedeckt). — 2. Curimus n. g. (Augen 
und Mandibeln’ gedeckt, Lefze frei). — 3. Byrrhus L. (Mandibeln ge- 
deckt, Lefze frei, Augen halb gedeckt). 

B. Ohne bestimmte Gruben für die hinteren Beine; die Vorder- 
füsse in ihıre Schienen vollständig einzulegen, die hinteren Füsse frei, 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 109 


Augen halb gedeckt: 4. Cytilus n.g. (Mandibeln gedeckt, Lefze frei); 
5. Morychus (Mandibeln und Lefze frei). 

C. Ohne Gruben für die hinteren Beine; die Füsse alle frei, die 
Vorderfüsse wenigstens nicht vollständig von den Schienen aufgenom- 
men. Lefze und Mandibeln frei: Augen halb gedeckt: 6. Amphicyrta 

“ Esch. (Fühler fadenförmig); 7. Simplocaria Steph. (Fühler mit fünf 
dickeren Endgliedern). — Bemerkenswerth ist, dass eine Mahlfläche 
an den Mandibeln bei Syzcalypta, Byrrhus und Simplocaria, keine 
dagegen bei Curimus, Cytilus und Morychus sich findet. Hautläpp- 
chen an den Füssen kommen nur bei ungeflügelten Byrrhiern vor, 
und sind Eigenthümlichkeit der Art, nicht der Gattung. Es ist daher 
die Gatt. Pedilophorus Steff. eingegangen. 

Die Gatt. Curimus enthält: Byrrh. decorus, insignis Steff., 
erinaceus Duft., /ariensis Villa und hispidus n. sp. — Cytilus ist 
aus B. varius F. nebst B. scutellaris Esch. gebildet, und Moryehus 
umfasst B. aeneus E.,.nitens Panz. und auratus Duft. (Pedilophorus 
Steff.). 

Die Gruppe der Limnichini gründet sich auf der Gattung 
Limnichus, der eine neue Gatt. Ersachus zur Seite steht. Die letz- 
tere enthält bis jetzt nur eine südamericanische Art, bei welcher 
die Lefze und die stark gewölbten Augen bei zurückgezogenem Kopfe 
frei bleiben, sie zeichnet sich ausserdem durch eine dem der Par- 
niden ähnlichen Bruststachel aus. 

Folgende nordamericanische Arten sind von Melsheimer (a.a. 
0.11. S. 117) beschrieben: Syncalypta hispida, Byrrhus trivitta- 
tus, dem europ. varius sehr nahe verwandt, also ein Cytilus, B. un- 
datus, dem europ. B. murinus entsprechend, mit welchem ihn Stef- 
fahny verbunden; B. glabellus; Simplocaria strigosa. 


Parnidae. Neue Arten: Parnus algiricus Lucas (Explor. 
d. V’Alg.) aus Algier, Elmis Somcheticus Kolenati (Melet. V. 
S.64) aus der Gegend von Tiffis, ferner Elmis vittatus und Ma- 
eronychus lateralis Melsheimer (a. a. ©. 1. S.99) aus: Nord- 
america. e 


Heteroceridae. Neue Arten: Heterocerus ventralis, un- 
datus, brunneus Melsheimer (a. a. 0.S.98) aus Nordamerica. 


MHydrophilii. Neue Arten sind 

Hydrophilus inermis Lucas (Explor. d. l’Alger.) von Algier, 
einerlei mit dem auf Sicilien einheimischen H, pistaceus Dahl. 

Hydrophilus Paulinierii Gu&rin (Iconogr. text. S.73) vom 
Senegal und Spercheus Cerisyi Desselb. (ebenda S. 71) von Alex- 
andrien. 

Helophorus subcostatus Kolenati (Melet. V. S.65) von Rli- 
sabethpol. 

Hydrochus gibbosus, rufipes, Berosus auritus, Laccobius 
punctatus, Philydrus limbalis, fimbriatus, ochraceus, Cer- 


110 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


cyon maculatum, nanum, mundum, minusculum Melshei- 
mer (a. a. 0.S.99) und Sperchens tessellatus und Hydrophilus 
ovalis Ziegler (ebenda S. 44) aus Nordamerica. 

Helophorus Auvernicus Mulsant (Col. d. Fr. Palpic. Suppl.) 
aus der Auvergne, 


Searabaeides. Ueber das Vorkommen der Scarabaeiden in 
den Kaukasusländern machte Kolenati (Melet. V. S. 1) einige inter- 
essante Mittheilungen. Die Dungkäfer sind in grosser Anzahl in den- 
jenigen Strichen vorhanden, welche von den Nomaden bewohnt oder 
durchzogen werden. In der Ebene erscheinen sie im März und An- 
fang Aprils zu Tausenden. Im Mai folgen sie den Heerden auf die 
Bergweiden, aber je höher die Nomaden im Sommer auf das Ge- 
birge ziehen, um so mehr nimmt die Zahl der Arten ab, so dass im 
Juli in der Alpenregion nur noch Onthophagus fracticornis, Aphod. 
coniugatus, fimetarius, thermicola, depressus, subterraneus und con- 
stans sich zeigten. Die Pillenkäfer Ateuchus sacer, Gymnopleurus pilula- 
rius (d.i. Mopsus und cantharus des Ref.) und flagellatus treiben 
ihre Geschäftigkeit im Mai in den Steppen und Niederungen, im Juni 
auf den sonnigen Abhängen. A. puncticollis zeigte sich nur in den 
Vorbergen Armeniens, nie in den Steppen. An Lucanen scheint der 
Kaukasus arm zu Sein, reich ist er dagegen an Melolonthiden und 
Cetonien. Im Mai und Juni erscheint Mel. fullo in grossen Massen, 
M. vulgaris und hippocastani sind seltener; eine beiden verwandte, 
neue Art, M. praeambula fliegt früher als diese, schon im Februar 
und März. In der Feldregion sind die Anisoplien häufig: unter ihnen 
"zeichnet sich 4. leucaspis aus. Tanyproctus persicus und carbona- 
rius sitzen in der Steppe Abends auf Stipa und Schismus, am Tage 
auf der Erde. Die Amphicomen zeigen sich im Mai auf den Papa- 
veraceenblüthen in grosser Menge. Unter den als neu aufgestellten 
Arten ist Onthophagus alpinus nichts als A. fracticornis; O. tr o- 
chiscobius, dem ©. Nemaeus Ol. sehr ähnlich, merkwürdig dadurch, 
dass er sich in den Mistpillen der Gymnopleuren findet, oft ein Pär- 
chen, zuweilen auch nur das Weibchen; ©. Truchmenus, dem O. 
eircumscriptus ähnlich, das Männchen aber mit zwei aufrechten 
Scheitelhörnern bewaffnet, sehr häufig in Transkaukasien; Aphodius 
nomas (=constans Meg.), asphaltinus, graphicus, Oxyomus 
variolosus, dem caesus verwandt, von dem er sich durch stark 
punctirtes Halsschild unterscheidet; Melolontha praeambula, schon 
oben erwähnt; Omaloplia Iberica (= sporadica Friv. i. litt.); Ho- 
plia Caucasica,; Cetonia caucasica, eine dem Kaukasus eigen- 
thümliche Abänd. der C. metallica. 

Von Lucas (Explor. de l’Alg.) sind folgende Arten als neu be- 
schrieben worden: Ateuchus cöcatricosus Luc,, besonders durch 
die stärker erweiterten Schultern vom A. variolosus unterschieden; 
Onitis Chevrolatii; Onthophagus maurus (ist von marginalis 
Geb]. nicht verschieden), analis; Otophorus scolytoides (die Art 


x 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 111 


ist ohne Zweifel Aph. contractus Kl. Symb. Phys., der Gattungsname 
sollte sicherlich Colobopterus lauten). Aphodius eribricollis, af- 
finis, hirtipennis, suturalis, unicolor; Rhyssemus algiri- 
eus; Geobius tricornis; Thorectus rotundatus (=latissimus 
Helf. i. litt.), puncticollis; Melolontha Mauritanica, Rhizotro- 
gus barbarus, numidicus, obesus, truncatipennis, ser- 
raticollis, scutellaris, hirticollis,; Brachyphylla barbara; 
Hymenoplia cinctipennis, aterrima (gehören nebst den übrigen 
unter dieser Gatt. aufgeführten Arten zu Triodonta Muls.); Hoplia 
sulphurea (die wahre aulica L.); Glaphyrus viridicollis. 

Von Melsheimer (a. a.0. 11.S.134—142) beschriebene nordame- _ 
ricanische Artensind: Onthophagus castaneus,niger,rhinoceros, 
protensus; Aphodiusbadipes(oblongusSay);pensvallensis(istder 
nordamericanische A. erraticus), fruncatus, copronymus, sterco- 
rosus, rusicola, aterrimus, imbricatus, maculipennis 
(ein Melinopterus Muls.); Oxyomus gracilis, alternatus; Trox 
striatus, variolatus; Bolboceras cornigerus, Bothynus ca- 
staneus; Ancylonycha pruinosa, rugosa; Anomala dichroa, 
undulata, pinicola; Hoplia monticola, tristis, helvola. — 
Von Ziegler ist Coprobius obtusidens (ebenda S.45) beschrieben. 

Von Blanchard sind in d’Orbign. Voy. Am. m, folgende neue 
südamericanische Arten beschrieben: 

Anomiopsis Aelianus aus Patagonien, Aeteroclitus aus Entre 
Rios. 

Hyboma Or bignii von Corrientes, cupreicollzis aus den Cor- 
dilleren. 

Megathopa violacea, auricollis, puncticollis aus Patago- 
nien, chalybea aus Chuquiseca, punctatostriata von Totora 
(Mizque). 

Canthon rugosum ebendaher, gemmatum aus Patagonien, 
unicolor aus Bolivien, ianthinum aus Patagonien, /atipes aus 
Montevideo, atricorne aus Chuquiseca, tetraodon aus Montevi- 
deo, guadratum von Pocona (Mizque), chalybeum von Totora, 
plicatipenne aus Patagonien, moniliferum aus Bolivien, livi- 
dum und coeruleicolle aus Montevideo, rubromaculatum 
aus Bolivien, zantlurum von Corrientes, pilluliforme von Bue- 
nos Ayres, zanthopum aus Bolivien, rubrescens von Chiquitos. 

Tetraechma, neue Gatt, mit Canthon verwandt, vorzüglich 
durch die Kopfform verschieden: das Kopfschild ist breit, vorn in 
zwei längere, an jeder Seite in eine kürzere Spitze ausgehend, oben 
2 Höcker; Vorderschienen 3zähnig, die hinteren Schienen bedornt, 
dünn, ziemlich lang, eben so die Füsse. T. sanguineomaculata 
aus Patagonien. 

Chaeridium nitidum, latum von Chiquitos, prasinum von 
Corrientes, cupreum aus Bolivien, flavicorne von Yungas, vio- 


112 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


laceipenne, viridicolle von Chiquitos, rubrofuscum von Cor- 
rientes, viduum, fuscipes aus Bolivien, subaeneum (Dej.) von 
Rio Janeiro, dilaticolle von Montevideo. 

Phanaeus Milon (Dej.) von Montevideo, Corydon (Dej.) von 
Rio Janeiro, Palaeno (Dej.), Meliboeus von Chiquitos, Meleu- 
gris (Reiche) aus Bolivien. 

Copris triangulariceps aus Bolivien, crenatipennis von 
Chiquitos, dos (Dej., in Südamerica weit verbreitet) aus Bolivien, 
Aricius aus Bolivien, conicollis von Yungas, ovalipennis von 
Corrientes, Alexis von Yungas, rotundatus von Montevideo, Po- 
Zynice aus Bolivien. 

Gromphas Lacordairei (Dej.) aus Bolivien, döicolor aus 
Montevideo. 

Onthophagus clypeatus aus Bolivien, rubrescens von Yun- 
gas, aeneus aus Rio Grande. 

Ozxyomus excavaticollis aus Corrientes, crenatostriatus, 
rubrotessellatus aus Bolivien, opatroides, platensis aus 
Montevideo. 

Sphaerelytrius nigerrimus von Moleto in den östl. Cordilleren. 

Troxz Patagonicus, pastillarius (Reiche), gemmiferus, 
perliferus aus Patagonien, /eprosus (Dej.) aus Montevideo, den- 
ticulatus, ciliatus aus Patagonien. 

Athyreus fulvescens aus Bolivien. 

Cratocnemus niger aus Patagonien. — Megaceras rugosus 
und Coelosis Hippocrates aus Bolivien. 

Anomala ebenina aus Bolivien. 

Cyclocephala erythrodera von Yungas, villosa aus Bolivien. 

Rutela elongata — Lansaulygens marginaticollis aus Bo- 
livien, 

Philochloenia virescens aus Bolivien. 

Gymnetis flavomarginata von Corrientes, Touchardii von 
Entrerios, albosparsa aus Patagonien, miniata von Chiquitos. 

Orthognatus albofuscus von Yungas. 

Lucanus caelatus und cucullatus aus Chile. 

Von Scarabaeiden Neuseelands führt White (Ereb. u. Terr. XI.) 
überhaupt 15 Arten auf, nämlich 1 Aphodiide, nämlich: Oxyomus 
ezsculptus n. sp., 2 Dynastiden (Cheiroplatys truncatus F. und 
punctatus.n, sp.), 7 Melolonthiden, nämlich Rhuzotrogus Zealan- 
dicus n.sp., Odontria striata, zanthosticta, cinnamonea 
n.sp., Eusoma Rossiin.sp., Calonota festiva (F.) und Stetha- 
spis suturalis (F.), und 5 Lucaninen: Dendroblax Earlii n. Sp., 
Mitophyllus irroratus Parry, Dorcus punctulatus n.sp., squa- 
midorsus n. sp. und reizculatus Bug. Westw. Von den drei hier 
aufgestellten neuen Gattungen gehört - 

- Odontria, zu den Melolonthiden (und zwar zu den Sericoideen), 
die Fühler sind 8gl., das 3te Glied das längste, an der Aussenseite 
mit einem starken rückwärts gerichteten Zahn; die Keule 5hlättr. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 113 


Eusoma, gleichfalls zu den Melolonthiden (und zwar vermuth- 
lich zu den Serieiden gehörend), die Fühler 8gl., mit 4blättr. Keule, 
die Füsse sehr lang mit einfachen Klauen. 

Dendroblax, gehört zu den Lucaninen und ist mit Lamprima 
und, Rhyssonotus verwandt, erinnert aber in mehreren Stücken an 
Dynastiden. Der Kopf schmal, besonders nach hinten, nach vorn er- 
weitert und gerade abgeschnitten. Die Mandibeln von oben gesehen 
eiförmig und an der Spitze gebogen, ausgehöhlt. Die Augen sehr 
gross, auch von oben sichtbar. Die Fühler ziemlich lang, 10gliedr., 
das 1ste Gl. so lang als die übrigen, die drei letzten Glieder eine 
rundliche Keule bildend, Die Vorderschienen breit, aussen stark ge- 
zahnt, die Mittelschienen an der Aussenseite gezahnt, die Hinterschie- 
nen mit blattförmigen Enddornen. 

Einzeln beschriebene neue Arten sind: 

Cheirotonus Mac Leaii Parry (Ann, n. hist. XVII. S.315) aus 
Assam. 

Cetonia (Diaphoria) notabilis White (Stokes Discov. I. 506. 
T.1. F.5) aus Neuholland. 

Pholidotus Reichei aus Columbien, Hexarthrius, Buquetii 
aus Java, Lucanus vitulus (Dej.) ebendaher, L. Parryi aus Nepal 
von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 182). 

Auf Copris Carolina gründete Haldeman (Proceed. Acad. Phi- 
lad. III. S.124) eine eigene Gattung Brachycopris wegen ihrer 
gedrungenen Körperform, des grösseren Grundgliedes der Lippentaster, 
der eigenthümlichen Form; der. Oberlippe und der unbewehrten 
Schienen. 

Einige Bemerkungen über Fabricius’sche Aphodien, nach dessen 
Sammlung, theilte Graf zu Rantzau mit (Entom. Zeit. S. 48). 

Bellier de la Chavignery erhielt mehrere Gehäuse, welche 
mitten im Winter einen Metre tief unter der Erde zwischen den Wurzeln 
einer Esche gefunden waren, und deren jede einen ausgebildeten, 
lebenden Lucanus capreolus enthielt. Es fand sich keine Larven- und 
Nymphenhaut dabei, der Verf. schliesst daraus, dass dies nicht das 
Puppenlager des Käfers sei, sondern dass derselbe sich hier ein 
Winterlager bereitet habe und folglich mehrere Jahre im ausgebil- 
deten Zustande ausdaure, (Ann d. ], Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.xxvırn). 


Tenebrionites. Neue von Küster (Käf. Europ.) beschrie- 
bene Arten der europäischen Fauna sind: Blaps striolata (7.46) 
aus Sardinien, Uloma picea (4.77) aus Dalmatien, Helops metal- 
lescens Zgl. (7.47) aus Sardinien, Laena ferruginea (5.68) aus 
Dalmatien. 

Eine grössere Reihe neuer Arten hat Lucas (Explor. de VAlger.) 
aus Algier beschrieben: Tentyria affinis, Solieri; — Pachychile 
punctulata, sabulosa; — Tagenia algirica; — Asida com- 
planata, lapidaria; — Pachypterus mauritanicus; — 
Phylax plicatus, Moreletii, variolosus, costipennis; — 

Archiv £. Naturgesch, XII, Jahrg, 2. Bd. H 


114 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Dendarus barbarus, rotundicollis, subvariolosus; — Ory- 
pticus obesus; — Opatrum granuliferum, emarginatum, 
(Gonocephalum) perplexum, parvulum, (Sclerum) algiricum; 
(Microxoum) liliputanum; (Leichenum) pulchellum Klug; — 
Boros tagenioides, rufipes; — Tachyscelis rufus; — Cata- 
phronetis Levaillantii; — Hypophloeus angustatus, sube- 
ris; — Helops insignis, puncticollis, tuberculipennis, 
rotundicollis, villosipennis, heteromorpha, punctipen- 
nis, ophonoides, cribripennis, nitidicollis, angustatus, 
parvulus; — Cistela melanophthalma, — Omophlus maroc- 
canus, erythrogaster. — Als neue Gatt. sind Pachypterus, Ca- 
taphronetisund Cerandriabeschrieben, dieselbensindindessschon 
durch Dejean’s Catalog bekannt, Cerandria ist auch schon 1814 von 
Thunberg in den Stockholmer Academieschriften als Gnathocerus 
aufgestellt worden. — Dass Trachyscelis rufus nicht mit Trachysce- 
lis verbunden werden könne, ist von Guerin im Text zur leonogr. 
d: R. An. S. 121 gezeigt und der freilich kaum noch freie Gattungs- 
name Ammobius für diese Art in Vorschlag gebracht. 

Als eine mit Thorictus nahe verwandte Gattung ist Myrmeco- 
bius von Lucas (a. a. O.) aufgestellt, sie ist aber heteromerisch 
und muss zu den Tenebrioniten gerechnet werden. Sie hat in der 
Körperform einige Aehnlichkeit mit Thorictus, aber ein hinten brei- 
teres, die Flügeldecken umfassendes Halsschild, und gegen die Spitze 
hin allmählich verdickte, dicht gegliederte Fühler. M. agilis lebt 
in Algier unter Ameisen, vorzüglich Form. testaceo-pilosa. Der 
Name Myrmecobius ist schon an eine bekannte Säugthiergattung ver- 
geben; ich habe in der hiesigen K. Sammlung die Gattung Pyceni- 
dium und ie hier vorhandene südeuropäische (blinde) Art P. te- 
staceum benamnt. 

Melsheimer (a. a. O. III. S.58—66) beschrieb folgende neue 
Arten aus Nordamerica: Allecula pilosa, Mycetocharis niger, ru- 
ficornis; Cistela fuliginosa, punctulata, fuscipes, ni- 
grans (=atra Say); Helops tumidus; Trachyscelis flavipes; Neo- 
mida sanguinicollis, rufa; Platydema picilabrum, Hypo- 
phloeus nitidus, parallelus, thoracicus, niger, nigellus, 
teres; Uloma impressa, picea; Iphthinus aereus; Blapstinus 
moestus, aeneolus; ferner (ebenda II. S.113) Tetratoma obso- 
leta und tessellata. — Von Ziegler (ebenda 1. S.45) sind Pan- 
darus (?) brunneus, Cistela marginata und erythroptera 
beschrieben. 

In D’Orbigny’s Voy. d. l’Am. m. abgebildete neue südameri- 
canische Arten sind: Geoborus costatus und lividipennis aus 
Chile, Emalodera erenaticostata aus Patagonien, Scotobius pun- 
ctatellus aus Bolivien, Cerosterna cribrata aus Patagonien, 
Auladera gibba aus Brasilien, Nyetelia latissima, reticulata 
aus Patagonien, immaculata, oblonga, elegans aus den Cor- 


* 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 115 


dilleren, Cosmonota unicolor und angustata aus Bolivien, Anae- 
dus punctatissimus (Dej.), Allecula pallida, Prostenus viola- 
ceus ebendaher. 


White (Ereb. u. Terr. XI. S. 11) hat mehrere neue neuscelän- 
dische Gattungen aufgestellt: Prioscelides: der Kopf klein, an den 
Fühlern die letzten sechs Glieder quer und viel breiter als die übri- 
gen; das Halsschild von der Breite der Flügeldecken, nach vorn etwas 
verschmälert; die Vorderschienen an der Wurzel dünn, an der Innen- 
seite erweitert, an der Aussenkante gesägt; die Mittelschienen an der 
Aussenseite mit vielen kurzen Dornen; die Hinterschienen ganz glatt, 
die Vorderschenkel dicker als die übrigen. Eine neue Art, P. tene- 
briaides. 

Rhygmodes, Amarygmus ähnlich, die Fühler aber anschei- 
nend nur &gliedr., die drei letzten Glieder eine längliche Keule bil- 
dend. Rh. modestus, pedinoides. 

Choerodes (S.12) mit Phaleria verwandt, die Fühler 12gliedr., 
die drei letzten breit, die Vorderschienen zusammengedrückt, an der 
Aussenseite ausgebuchtet, und in einen langen Lappen ausgehend. 
Ch. trachysceloides. 

‚ Ausserdem folgende neue neuseeländische Arten: Cilibe phos- 
phugoides, Opatrum tuberculicostatum, Adelium harpa- 
loides, Titaena Erichsonii, Tanychilus metallicus, Bolito- 
phagus antarcticus. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S.313) beschrieb vier neue Arten 
von Monomma: Klugii, maculatum, nigritum, pusillum, 
alle von Madagaskar; eine fünfte war in der Iconogr. als. Triplax 
drunnipes abgebildet worden; auffallend ist, dass der Verf. diese Gat- 
tung noch jetzt als blosse Untergatt. von Tritoma angesehen wissen 
will, nachdem Klug gezeigt hat, dass sie heteromerisch ist. 

Mulsant hat die Larve der Akis punctata beschrieben (Mem. 
Soc. Linn. d. Lyon). Sie hat grosse Aehnlichkeit mit der der T. 
molitor, ist indess grösser und im’Verhältniss etwas dicker, lebt in 
der Erde versteckt und nährt sich von verwesenden Stoffen, nament- 
lich, wie es scheint, von Koth. Der Verf. erzog diese Larven aus 
Eiern und nährte sie, wie die Käfer, mit Menschenkoth. Die Eier 
wurden im Frühlinge gelegt, und im Spätsommer erschienen die Käfer. 
Die Eltern dieser Brut blieben indess auch am Leben, und paarten 
sich im nächsten Frübjahr von Neuem und das Weibchen legte aber- 
mals Eier. 


Melandryadae. Neue Arten: Melandrya? umbrina, Hy- 
pulus trifasciatus; Scraptia pallipes; Hallomenus scapula- 
ris; Orchesia sericea, castanea, gracilis; Eustrophus Ama- 
culatus, niger Melsheimer (a. a. O. ll. S.55—58); aus Nord- 
america, ‘ 

H* 


116 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Lagriariae. Neue Arten: Pedilus nigricans, haemor- 
rhoidalis, ruficollis, marginicollis Ziegler (Proceed. Acad. 
Philad. 1I. S.46) aus Pensylvanien. Statira resplendens und ga- 
gatina Melsheimer (a. a. O. Il. S. 311), aus Nordamerica. Pho- 
belius erenatus, Isotoma emarginaticollis und Statira uni- 
color Blanchard (D’Orbign. Voy. Am. m.), die erste von Corrien- 
tes, die letzten beiden aus Bolivien. 


Anthicides. Mehrere neue Arten sind von Kolenati in 
Transkaukasien entdeckt: Formicoma Chaudoiri, Anthicus Kole- 
natii (Mannerh.), l/eptostemma, varians und inflatus (die 
vorletzte ist indess einerlei mit A. axillaris Schm, und der letzte nur 
eine Abänd. desselben). Im Ganzen beobachtete der Verf. 12 Arten 
in Transkaukasien, welche meist den Salzsteppen eigenthümlich sind 
und gegen Abend auf den Salzpflanzen erscheinen. (Melet S. 30. 33. 
1a) 

Xylophilus fasciatus Melsheimer (a. a. O. Il. S.55) ist eine 
neue Art aus Nordamerica. 


Mordellonae. Neue Arten. 

Ctenopus Sturmii Küster (Käf. Europ. 5.72) aus Spalato in 
Dalmatien; ‘ 

ferner folgende von Melsheimer (a.a. O.11. S. 312—18) beschrie- 
bene ausNordamerica: Anaspisdimidiata,ventralis,trifasciata. 

Mordella sericans, marginata, lineata, atrata, nigri- 
cans, fuscata, discolor, bihamata, modesta, pustulata, 
aspersa, fuscipennis, liturata, lutea, ornata, limbalis, 
discoidea, fulvicollis, undulata (zu welcher letzten M. 3fa- 
sciata Say als Abänd. gezogen ist): 

Rhipiphorus dubius (pectinatus F.?), impressus, mazil- 
losus, fasciatus, ambiguus (bicolor Say?), longipes, thora- 
cicus, niger, 

Pelecotoma flavipes. 

Endlich Mordella luteoguttata Blanchard (D’Orb. Voy. Am. m.) 
aus Bolivien, und Mordella antarctica White (Ereb. u. Terr.) 
aus Neuseeland. 


Meloides. Ueber die Entwickelungsgeschichte von Meloe hat 
Newport in der Linneischen Gesellschaft zu London einen Vortrag 
gehalten (Ann. nat. hist. XV]. S. 350). In den Nestern der Antho- 
phora (Megilla) retusa fand der Verf. vollwüchsige Larven, Puppen 
und Käfer von Meloe cicatricosus. „Im vollwüchsigen Zustande”, 
heisst es, „sind die Beine der Larve auf sechs kurze Höcker einge- 
schrumpft, Das Insect ist dann sehr feist, regungslos, von orange- 
gelber Farbe, hat 10 Paare von Luftlöchern, und hat grosse Aehn- 
lichkeit mit einer vollwüchsigen Hymenopterenlarve. Es bleibt nur 
kurze Zeit in diesem Zustande, bis es’ sich in eine Puppe verwan- 
delt, und bald in einImago, in welcher Form es überwintert und im 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 117 


Frühjahr zum Vorschein kommt.” — Mir erregen die 10 Paare Luft- 
löcher Bedenken, ob der Verf. nicht eine Bienenlarve vor sich ge- 
habt hatte: auf diese trifft die Zahl der Luftlöcher zu, mir ist bis 
jetzt keine Käferlarve bekannt, welche anders als 9 Paare hätte, und 
auch die junge Meloenlarve hat nicht mehr. 

Mylabris lacera (Dahl.) Küster (Käf. Europ. 7.49) aus Italien 
und Dalmatien. 

Melsheimer (a. a. O.111. S.53) beschrieb Lytta Convolvuli 
(durch röthlichen Kopf und deutlicher aschgrau behaarte Ränder 
der Flügeldecken von L. atrata unterschieden, auf Conv. sepium 
lebend) und L. nigricornis; Zonitis lineata, mandibularis; 
Nemognatha bimaculata, aus Nordamerica. 

Von Blanchard sind in d’Orb. Voy. Am. m. abgebildet: Meloe 
miniaceo-maculata von Chuquitacas, Pyrota vittigera, Lytta 
rubriceps, Lytta nigropunctata aus Bolivien. 

Zwei neue neuholländische Gattungen sind von White in Stockes 
Diseovy. i. Austr. ].) beschrieben und abgebildet: Sitarida (Hopei) 
ein fast 13” langer schwarzer, mit Sitaris verwandter Käfer, mit kur- 
zen sägeförmigen Fühlern, hinter den Augen aufgetriebenem Kopfe, 
und kurzen, kaum auf den Hinterleib hinaufreichenden, nach hinten 
verschmälerten Flügeldecken (S. 508. T.2.F.2); und Palaestrida 
(bicolor), mit erweiterten Fühlern, sonst mit Palaestra Lap. und 
Tmesidera Westw. verwandt. 


Oedemerites. „Revision der europäischen Oedemeriden, 
von Dr. Wilh. Schmidt.” (Linnaea Entomol. 1.8.1). Eine sehr gründ- 
liche Arbeit, welche vom verst. Dr. Schmidt unvollendet hinterlas- 
sen, jetzt durch Suffrian vervollständigt und abgeschlossen erschie- 
nen ist. Für die Eintheilung in Gattungen sind besonders die Form 
des Kopfes, der Einlenkung der Fühler, die Behaarung der Fusssohle 
und die Zahl der Enddornen der Vorderschienen benutzt, wie aus 
der folgenden, aus drei verschiedenen Entwürfen des Dr. Schmidt 
von Suffrian zusammengestellten Uebersicht hervorgeht: 

„I. Caput rotundatum. Antennae capitis protuberantiae insertae. 
Tarsorum articuli I, 3.4.11, 3.4. 111, 2.3. tomentosi. 
a. Tarsorum art. antepenult. triangularis . .1. Calopus. 
b. “ de or bilebus ... . „2. Sparedrus. 
ll. Caput protractum. 
4. Tarsorum art, I, 1—4, 11, 1—4, 111, 2.3. to- 


BIUEIIERVER IE EEER N PEBDEGS PL ERT.  .. 3. Ditylus, 
B. Tarsorum art. I, 1—4, Il, 2-4, 11, 3 to- 
1 1 u ce 4. Nacerdes. 


C. Tarsorum art. 1,4, 11, 4, 111, 3. tomentosi. 
1. Tibiae anticae unispinosae. 
a. Palpi maxillares securiformes . . .5. Xanthochroa. 
b, ” 4 obconiei. 


118 Erichson; Bericht über die wissensch, Leistungen in ‚der 


«. Femora antica g inerassata. . ...10. N.G. anonym. 
5 en „ simplicia... . „11. Anoncodes, 
2. Tibiae anticae bispinosae. 
a. Antennae prope oculos insertae, 
«. Palpi omnes securiformes . . ...6. Aselera. 
ß. Palpi maxillares obconici, labiales obtriangulares. 


* Oculi reniformes.. ... 2. .... 7. Dryops. 
e * Oculi rotundatli. = scan er: 8. Oedemera. 
y. Palpi omnes obconici ......» 9, Stenaxis. 
b. Antennae ab oculis remotae. 
«. Palpi omnes securiformes . .. . „12. Chrysanthia. 
8. Palpi maxillares securiformes. 
#® P. labiales eylindriei...... - 13. Probosca. 
%* P, Jabiales obtriangulares ... . . 14. Chitona, 
y. Palpi omnes ceylindrii ... .. . 15. Stenostoma. 
11. Caput rostratum. Tarsinudi...... 16. Mycterus. 


Die Gattungen Calopus, Sparedrus, Ditylus und Mycterus ent- 
halten die bekannten Arten; Nacerdes, welche nur einen Enddorn an 
den Vorderschienen und im Männchen 12 Fühlerglieder besitzt, (und 
von welcher die zahlreichen von Dejean aufgeführten aussereuropäi- 
schen Arten ausgeschlossen werden müssen) beschränkt sich auf 
N. melanura, Canth. melanura L., nigripes F., Necydal. notata F., 
von welcher als N. Sardea ein Sardinischer Käfer durch kürzeres 
Halsschild unterschieden ist. Die neue Gatt. Nanthochroa ent- 
hält Oed. carniolica Gistl aus Süddeutschland und X, gracilis v. Heyd. 
aus Steiermark und Dalmatien, Stenazis ist aus Oed. annulata 
Germ., Chrysanthia aus Canth. viridissima L., = Necyd. thalassima 
F. und Nee. viridis J1l. = viridissima F., Probosca aus zwei neuen 
Arten Pr. viridana Zgl. aus Italien und Pr. incana Fr. aus der 
Türkei, Chitona aus Stenost. variegata Germ. gebildet, Stenostoma 
auf Lept. rostrata F. beschränkt. Die durch Dejean’s Catalog be- 
kannten Gattungen Asclera (3 A.), Oedemera (23 A.) und Anoncodes . 
(12 A.) sind dagegen mit neuen Arten bereichert; die einzelne Art, 
welche die unbenannte Gatt. Nr. 10 bildet, ist nach Suffrian’s Urtheil 
noch mit Anoncodes zu vereinigen. Der Gatt. Dryops (Dr. femo- 
rata F.) endlich ist der von Stephens ertheilte Name Oncomera wie- 
derherzustellen, da Dryops Ol. zu den Parniden gehört. 

Die Probosca viridana ist auch von Lucas (Explor. de l’Alg.) 
als Oedemera viridana beschrieben. 

Von Melsheimer (a. a. O. III. S,54) sind Ischnomera unico- 
lor, Nacerdes lateralis und dorsalis, aus Nordamerica beschrie- 
ben. Von Blanchard (d’Orb. Voy. Am. m.) ist Nacenaieh linearis 
aus Bolivien abgebildet. 

Von White (Ereb. u. Terr. XI. S.13) ist als neue Gatt. Sele- 
nopalpus (vox hybr.!) beschrieben: das Endglied der Taster ist 
beim Männchen sehr gross, mondförmig; die Hinterschenkel verdickt, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 119 ö 


unten ausgehöhlt, die Schienen zusammengedrückt, mit wellenförmi- 
gem Hinterrande. Zwei neue Arten, $. chalybeus und subviri- 
dis; der Verf. vermuthet, dass auch Dryops cyanea F. hierher ge- 
hören werde. Ausserdem kommen aus dieser Familie noch Dryops 
lineata F. und strigipennis n.sp. auf Neuseeland vor. 


Curculiones. Einige schlesische Arten der Gatt. Tropideres 
und Ahynchites sind von Schummel (Arb. u. Veränd. d. Schles. 
Gesellsch. i. J. 1816. S. 94) besprochen. Bemerkenswerth ist das 
Vorkommen des Rhynch. politus Stev. 

Die Naturgeschichte des Rhynchites Betulae hat Debey sehr 
sorgfältig und ausführlich in einer eigenen Monographie bearbeitet 
(Beiträge zur Lebens- und Entwickelungsgeschichte der Rüsselkäfer 
aus der Fam. der Attelabiden. Erste Abtheilung. Der Trichterwick- 
ler, Rhynchites Betulae Gyll. Mit einer mathematischen Zugabe 
von Heis, und vier Steindruck- Tafeln. Herausgegeben vom natur- 
historischen Verein der preussischen Rheinlande. Bonn, 1846). 

Walton hat seine werthvollen kritischen Untersuchungen über 
die britischen Rüsselkäfer in d. Annals of nat. hist. XVII. fortgesetzt, 
und zwar die Gattungen Phyllobius, Polydrosus, Metallites (S.12 
übers. Entom. Zeit. S. 307). — Sitona (S.227). — Cneorhinus und 
Strophosomus (5.304) gemustert. Neue Arten sind Sitona Meliloti, 
Waterhousei und Strophosomus fulvicornis. 

Eine Anzahl neuer neuseeländischer Gattungen ist von White 
(Erebus u. Terror XI.) aufgestellt worden: 

Brachyolus (S.13). Die Fühler etwas lang, ziemlich dick, die 
Schnur 7gliedr., der Stiel so lang als der Kopf, aber nicht so lang 
als die anderen Glieder zusammen; die Keule eiförmig, undeutlich 
gegliedert; der Rüssel kurz und sehr dick; die Augen länglich, nicht 
sehr vorragend; das Halsschild fast viereckig, vorn etwas breiter als 
hinten; das Schildchen nicht sichtbar; die Flügeldecken zusammen 
herzförmig, jede an der Wurzel mit einem nach hinten gerichteten 
Höcker; an der Spitze etwas stumpf. Die Beine kurz und plump. 
Kommt Cyclomus und Otiorhynchus nahe. Der Körper ist dicht be- 
schuppt. Eine neue Art Br. punctatus. 

Platyomida (S.14). Die Fühler lang, dünn, der Stiel fast bis 
an den Vorderrand des Halsschilds reichend, die Schnur 7gl., alle 
Glieder an der Spitze verdickt und mit langen Haaren besetzt. Die 
Keule gestreckt. Das Halsschild nicht viel breiter als der Kopf, fast 
so breit als lang. Das Schildchen klein, an der Spitze gerundet. 
Die Flügeldecken am Ende einzeln zugespitzt. Die Beine ziemlich 
lang, mit schwach keulförmigen Schenkeln; die Vorder- und Mittel- 
schienen an der Spitze etwas gebogen; das 2te Glied der Füsse klein. 
Nähert sich an Platyomus. Eine neue Art, P. binodis. 

Hoplocneme (5.14). Mit Orchestes einigermassen verwandt, 
die Fühler mässig lang, der Stiel über das Auge hinausreichend, etwas 
gebogen; die Schnur ögl., die Fühlerrinnen kurz, nahe der Rüssel- 


120 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


spitze anfangend. Die Augen ziemlich gross, vorragend. Die Flügel- 
decken. lang, fast gleich breit. Die Mittel- und.Hinterschenkel mit 
einem starken Zahn nahe der Spitze, die Schienen leicht gebogen. 
Zwei neue Arten H. cinnamomea und Hooker:i. 


Oropterus (S.14). Die Fühler ziemlich lang, der Stiel eben 
an das Auge reichend, ziemlich gerade; die Schnur 7gl., die letzten 
Glieder gleich diek und dicht aneinander schliessend; die Keule 
eiförmig, undeutlich gegliedert; der Rüssel lang, stark gekrümmt, 
walzenförmig, an den Seiten mit einer Rinne für den Fühlerstiel. 
Das Halsschild nach hinten allmählich erweitert, an den Seiten fast 
gerade, vorn und hinten abgestutzt; die Flügeldecken an der Wurzel 
gerade, in der Mitte mit einer kegelförmigen Vorragung, an der 
Spitze gerundet. Die Beine ziemlich lang, die Schenkel nahe der 
Spitze sehr schwach verdickt, die Schienen gerade. Eine neue Art, 
O. corniger. 

Scolopterus (S. 14). Die Fühler auf einer leichten Verflachung 
an den Seiten des Rüssels neben der Spitze eingelenkt, mittellang, 
dünn, der Stiel über die Augen hinausreichend, so lang als der übrige 
Theil des Fühlers, die Schnur 7gl., das 1ste Glied so lang als die 
beiden folgenden zusammen, von ihnen abgesetzt, an der Spitze ver- 
dickt, die übrigen allmählich breiter, je näher der Keule, diese lang 
und sehr deutlich 3gliedr. Der Rüssel leicht gebogen, etwas nieder- 
gedrückt. Die Augen flach. Das Halsschild nach hinten allmählich 
breiter, an den Seiten ganz gerade, vorn und hinten abgestutzt, län- 
ger als breit. Die Flügeldecken gedornt. Die Hinterschenkel mit 
einem starken zusammengedrückten Zahn neben der Spitze, die 
Schienen an der Spitze stark gebogen. — Hierher gehören Rhynch. 


bidens F. und die neuen Arten Sc. tetracanthus und penicil- 
latus. 


Ancistropterus (S.15). Kopf und Halsschild viel schmäler als 
die Flügeldecken an der Wurzel. Die Augen sehr gross. Der Rüs- 
sel lang, schwach gebogen, an der Spitze etwas verdickt. Die Man- 
dibeln vorragend, dick und an der Spitze etwas gebogen. Die Füh- 
ler sehr lang, in einer Verflachung auf der Oberseite neben der 
Spitze eingelenkt; der Stiel über die Augen hinausreichend, fast so 
lang als der übrige Theil des Fühlers; das 2te Glied der Schnur so 
lang als das erste und dritte zusammengenommen, und an der Spitze 
doppelt so dick als dieselben; die Keule lang, etwas zugespitzt, deut- 
lich 3gliedr,, die beiden letzten Glieder dicht verbunden. Die Flügel- 
decken zusammen dreieckig, die Schultern in vorstehende Haken er- 
weitert; jede Flügeldecke in der Mitte mit einem starken, ziemlich 
aufrechten, an der Spitze borstigen Dorn. Die Beine lang, die Schen- 
kel schwach keulförmig, mit einem kleinen Zahn unter der Spitze. 
Eine neue Art, A. Aspinosus. 


Oreda (S.16). ‘Der Fühlerstiel kaum bis zum Auge reichend, 
etwas gebogen, gegen die Spitze hin zu ‚einer länglichen Keule ver- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 121 


diekt; das 2te Glied klein, gerundet, die übrigen abgebrochen. Der 
Kopf nicht so lang als das Halsschild, der Rüssel niedergedrückt, an 
der Spitze mit sehr deutlichen breiten Mandibeln; die Fühler aus 
einer Rinne entspringend, welche vor der Mitte des Rüssels anfängt 
und sich bis zum Auge erstreckt. Die Augen rund, mässig gross, 
flach, an der Rüsselwurzel in einem Winkel gelegen, etwas nach vorn 
gerichtet. Das Halsschild vorn verengt und röhrig, an den Seiten 
stark gerundet, hinten leicht zweibuchtig. Die Flügeldecken vorn 
von der Breite der Halsschildwurzel, an der gerundeten Spitze etwas 
niedergedrückt, der Rand weit ausgebuchtet. Der letzte Hinterleibs- 
ring nicht vorragend. Die Beine ziemlich kurz, die Schenkel an der 
Spitze ausgeschnitten. Vor den Vorderbeinen eine breite Rinne. — 
Nähert sich an Piazorus Sch. — Eine neue Art: O. notata. 


Aldonus (S. 16). Die Fühler mittellang, der Stiel nicht bis zum 
Auge reichend, sehr leicht gebogen, an der Spitze beträchtlich ver- 
diekt; die Schnur 7gl., die beiden ersten Glieder ziemlich lang, das 
2te etwas länger als das erste, allmählich gegen die Spitze hin ver- 
dickt; die folgenden 5 Glieder ziemlich becherförmig, gegen die Spitze 
breiter werdend; die Keule von der Schnur kaum abgesetzt, eiförmig, 
leicht zugespitzt, undeutlich 3gl. Der Rüssel etwas lang, an der 
Spitze nicht verdickt, ziemlich gleich breit; die seitlichen Fühlerrin- 
nen vor der Mitte anfangend und bis zum Auge reichend, hinten ‚er- 
weitert. Das Halsschild vorn eingeschnürt, an den Seiten gerundet, 
mit einem beträchtlichen Lappen an jeder Seite des in der Mitte 
zweibuchtigen Hinterrandes, oben flach gedrückt. Das Schildchen 
sehr klein und stark vertieft. Die Flügeldecken an den Seiten. gleich 
breit, an der Spitze gerundet, den Hinterleib ganz bedeckend. Die 
Beine mässig lang und kräftig, die Schenkel etwas zusammengedrückt, 
an der Unterseite neben der Spitze tief ausgeschnitten, Eine breite 
Brustrinne, welche bis zur Einlenkung der Mittelbeine reicht. — 
Eine neue Art: A. hylobioides. 

Rhynchodes (S.16). Nahe mit Euthyrhinus verwandt. Der 
Rüssel an der Spitze schwach verdickt, gleichmässig schwach gebo- 
gen; die Fühlerrinnen bis zum Auge reichend. Das Halsschild vorn 
verschmälert, an den Seiten herabgezogen, oben etwas flachgedrückt. 
Das Schildehen ein runder, erhabener Knopf. Die Flügeldecken ver- 
längert, den Hinterleib bedeckend, an den Seiten zusammengedrückt, 
an der Spitze plötzlich abfallend und scharf zugespitzt, auf dem 
Rücken der Quere und Länge nach gewölbt, an der Wurzel. neben 
dem Schildchen gerundet; der Rand -ausgebuchtet. Die Schenkel 
gleich dick, unten neben der Spitze leicht ausgebuchtet. — Zwei 
neue Arten, Rh. ursus und Saundersii. 

Stephanorhynchus (5.17). Die Fühler lang, dünn, auf dem 
oberen Theile der Rüsselseiten neben der Spitze eingelenkt; der 
Stiel über die Augen hinausreichend, an der Wurzel leicht gebogen, 
an der Spitze in eine Keule verdickt; die Schnur 7gl., das iste Glied 


122 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


das längste, an der Spitze verdickt, von den andern deutlich abge- 
setzt; das 2te leicht verlängert, die übrigen 5 kuglig; die Keule fast 
so lang als die Schnur, 3gl., das Endglied zugespitzt. Der Rüssel 
lang, dick, leicht gebogen, etwas vierkantig; eine schräge tiefe Rinne 
an den Seiten, von der Fühlerwurzel anfangend und weit vor den 
Augen aufhörend; der Rüssel in der Mitte vor den Augen mit einer 
kammförmigen Erhabenheit; auf dem Scheitel eine beträchtliche Vor- 
ragung mit zwei schwachen Büscheln; der Kopf hinter den Augen 
eingeschnürt. Die Augen seitenständig, rund, gross, vorragend, hin- 
ter der Mitte des Kopfes gelegen. Das Halsschild an den Seiten 
etwas winklig, vorn schmal, hinten fast gerade. Das Schildchen län- 
ger als breit. Die Flügeldecken länglich, an der Wurzel am brei- 
testen, an der Spitze etwas stumpf, die Schultern rechtwinklig. Die 
Beine lang, die Schenkel dick, keulförmig, mit einem starken zusam- 
mengedrückten Zahn an der Unterseite; die Schienen dünn, die vor- 
deren leicht, die hintersten stark gekrümmt. — Eine neue Art, St. 
curvipes (dieselbe gleicht dem Cure. attelaboides F. Ol., welcher 
angeblich aus Brasilien, wahrscheinlich aber ebenfalls aus Neusee- 
land ist, und auch in diese Gattung zu gehören scheint). 

Als neue Arten aus Neuseeland sind ausserdem beschrieben: 
Anthribus incertus, Rhinaria 6tuberculata, Otiorhynchus gri- 
seus, Psepholax barbifrons, coronatus; Euthyrhinus squa- 
miger, Platypus apicalis. — Von Interesse ist auch die Bemer- 
kung, dass der schöne Brenthus barbicornis F. im Holze der Kaudi- 
fichte (Dammara australis) lebt. 

Folgende südamericanische Rüsselkäfer sind von Blanchard 
(@’Orb. Voy. Am m.) als neue Arten abgebildet: Prychoderes bical- 
Zosus von Rio Janeiro, Stenocerus nigrotessellatus, Arrhenodes 
perforatus, Cydianerus Chevrolatii, Oxyops signatus, Ha- 
dromerus aureus aus Bolivien, Heilipus miztus von Corrientes, 
Centrinus flavipennis, semiluctuosus, Naupactus sulphureo- 
signatus, glaucivittatus, rubricollis, Phytonomus ochra-- 
ceus, Baridius flexuosus, Heilipus biplagiatus aus Bolivien, 
Baridius Anotatus von Corrientes, Sipalus luteosignatus, eben- 
daher, Sphenophorus crassus aus Patagonien, rubrotessellatus 
aus Bolivien, Cossonus böipunctatus von Corrientes, Phloeotrupes 
caelatus aus Bolivien. 

Eine grosse Reihe neuer Arten hat Guerin im Text zur Ico- 
nogr. d. Regn. An, bekannt gemacht: 

Ozxycorynus armatus Bug. aus Brasilien, ist ohne Zweifel das 
Männchen des A, melanocerus, wie der Verf. auch richtig muthmasst. 
(S. 138). 

Syzygops tuberculatus, Desjardinii, fuscipes, prasi- 
nus, cinereus. Von Bourbon und Mauritius (S. 142). 

Cleonus Helferi Chevyr. aus Sicilien (S. 144). 

Laemosaccus Silbermanni Cheyr. aus Buenos Ayres (S. 145). 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 123 


Prionomerus Leprieuri und 

Toxophorus brenthoides Buq. aus Cayenne (S. 146). 

Sternechus candidus und 1Omaculatus aus Brasilien. 

Heilipus crassirostris aus Brasilien, affinis aus Bolivien, 
elegans, Norrisii, Chevrolatii, Bohemani aus Columbien, 
tomentosus von Montevideo, viduus aus Bolivien, Gyllenhalii 
desgl. und aus Cayenne, unguiculatus, alternans aus Colum- 
bien, Buquetii, bidentatus, d’Orbignyi aus Bolivien, dipla- 
giatus aus Columbien (S. 147—153). 

Alcides Chaudoiri Chevr. aus Persien (S. 154). 

Myorhinus Brullei Chevr. aus Griechenland. 

Tachygonus hydropicus aus Brasilien, pkalangium und Le- 
prieuri aus Cayenne (S. 155). 

Cholus trifasciatus aus Brasilien, irroratus aus Cayenne, 
lituratus aus Bolivien, carinatus aus Cayenne (S. 156). 

Aphyorhamphus rugosus aus Brasilien. Diese neue Gat- 
tung steht zwischen Rhinastus und Litomerus in der Mitte, indem 
sie von der ersteren die flache Oberseite, die an der Wurzel und den 
Seiten erweiterten Flügeldecken und einen starken Brusthöcker, aber 
an der Mittel- und nicht an der Vorderbrust — von der letzteren 
die dünnen Fühler mit den gestreckten Gliedern hat (S.158). - 

Rhinastus latisternus aus Bolivien (S. 159). 

Eurhinus suturalis und atritarsis Cheyr. aus Mexico 
(S. 160). 

Diorymerus bicolor Cheyr. aus Brasilien, sutura nigra 
Chevr. aus Peru (S. 162). 

Cratosomus Lafontii aus Columbien, Cordyi von Maragnan, 
flavofasciatus aus Brasilien, fasciatopunctatus aus Boli- 
vien, dentirostris und auritus aus Brasilien, Buquetüi, bison 
Cheyr., setosus Cheyr. aus Cayenne, Lherminieri aus Columbien 
(S. 163—167). 

Anchonus carinatus aus Columbien (S. 168). 

Leprosomus aries, cornutus, lancifer aus Columbien. 
Diese neue Gattung weicht von Anchonus nur därin ab, dass das 
Halsschild beim Männchen meist ein spiessförmiges Horn hat, und 
die Fühler dünner sind, die beiden ersten Glieder der Geissel fast so 
lang als die sechs folgenden zusammen. 

Ommatolampes tetraspilotus von Java (S. 170). 

Calandra (Sitophilus) Taitensis von Taiti, viduus von Bour- 
bon, Banonii von Cayenne (S.171). 

Protocerius grandis aus Vorderindien (S. 174). 

Rhynchophorus nitidulus aus dem Innern Brasiliens und aus 
Bolivien, elegans von Java (S. 175). 

Cyrtotrachelus Buquetii von Bombay, Amaculatus Buq,, 
myrmidon Bug. von Java (S. 176). 


124 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Megaproctus ocellatus von Java, affinis von Malakka, fili- 
Formis Bug. von Java (S. 177). 

Cercidocerus Schönherri, funebris, eximius von Java, der 
zweite auch von Malakka (179). 

Es ist zu bemerken, dass bei der Aufstellung dieser Arten die 
Supplementbände von Schönherr’s Werke nicht berücksichtigt sind, 
und dass sich mehrere (z.B. Heilipus unguiculatus) unter gleichen 
oder unter verschiedenen Namen dort beschrieben finden (z.B. Hei- 
lip. Gyllenhalü Guer. = Cuvieri Sch.). 

Diaprepes Doublieri Guerin (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 
Bull. S.cıy) von St. Domingo, ist von D. festivus dadurch unter- 
schieden, dass er nur eine schwarze erhabene Längslinie auf dem 
Rücken jeder Flügeldecke hat. 

In Sachsen haben sich Otiorhynch. nigrita und sulcatus, beson- 
ders der erstere in beträchtlicher Menge am Wein gezeigt, dessen 
junge Schösslinge von ihnen abgefressen wurden; v. Kiesenwetter 
zweifelt aber daran, dass aus diesem Frasse für den Weinstock ein 
eingreifender Nachtheil entstände, weil trotz des zahlreichen Auftre- 
tens der Käfer die Weinerndte reichlich gewesen sei. (Allg. Deutsch. 
Naturhist. Zeit. I. S. 567). 

Die Verwandlung von Baris picinus und cuprirostris ist von 
Leon Dufour beobachtet (Note sur les metamorphoses et le genre 
de vie des Baris picinus et cuprirostris Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. 
IV. S.453). Die Larven, welche denen der übrigen Rüsselkäfer glei- 
chen, leben im unteren Theile der Kohlstöcke, 6—8 in einem Stock. 
Die Verpuppung geschieht in ihren Gängen. Die Käfer nähren sich 
von derselben Substanz, nämlich dem Fleisch der Kohlstöcke. 

: Wissmann (Entom. Zeit. S.24) bemerkte, dass Ayles. piniperda 
Gyll. und minor Hart. eine 6gliedrige Fühlergeissel haben, und darin 
von Dendroctonus sich entfernen, wohin sie von mir gerechnet sind, 

Ders. (ebenda) hat Bostr. Sawesenii Ratz. schon in allen Wald- 
bäumen angetroffen, und in Menge in der italienischen Pappel beob- 
achtet, deren er eine bedeutende Anzahl von Stämmen getödtet hatte. 
Hier entdeckte der Verf. auch das noch unbekannte Männchen, wel- 
ches vom Weibchen in der Gestalt sehr abweicht, und in viel gerin- 
gerer Anzahl (etwa ein Dutzend g' auf 100 %) vorhanden ist. 


Von Kolenati (Melet. 11]. S. 38. T.14) sind einige neue Borken- 
käfer aus Transkaukasien beschrieben: Aylurgus longulus, BHyle- 
sinus brevicollis, Bostrichus Ratzeburgii, Bulmerinugdi. 

Die in vorigem Jahresberichte erwähnten Beobachtungen von 
Letzner über Eccoptogaster Pruni und Pyri wurden von demselben 
durch neue Mittheilungen bestättigt und vervollständigt, auch wurde 
E. rugulosus nebst seinem Frasse beobachtet (Arb. u. 'Veränd. d. 
Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S. 76). 

Auch Guerin theilte Beobachtungen über Eecoptogaster (Scoly- 
zus), namentlich E. destruetor mit (Compt. rend. XXIII. S. 296. Rev. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 125 


Zool. S.289. Ann. d. 1..Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.ıxıx, rxxvir). Sie 
stimmen wesentlich mit den gleichzeitigen und früheren Letzner’s 
überein. 

Robert’s Verfahren, die von Eccoptogaster angegriffenen Ulmen 
durch Ausschälung von Längsstreifen aus der Rinde zu heilen, soll 
sich bereits durch dreijährige Erfahrung bewährt haben. Ein gleiches 
Verfahren an den Eschen wird gegen Aylesinus crenatus und an 
Apfelbäumen gegen Callidium gerühmt. (Compt. rend. XX1I. S. 253). 


Cerambyeini. Wissmann (Entom. Zeit. S.25) machte dar- 
auf aufmerksam, dass als Unterscheidungsmerkmal zwischen Ceram- 
byeinen und Chrysomelinen die Enddornen der Schienen zu beachten 
seien, welche bei den Cerambycinen sehr allgemein vorkommen, 
während sie bei den Chrysomelinen nur an. den Hinterschienen von 
Halticen bemerkbar sind. 

Eine grosse Menge neuer Arten sowohl als auch mehrere neue 
Gattungen aus dieser Familie sind im Texte zu Guerin’s Iconogr. d. 
Regn. An. von Buquet, Cheyrolat und Guerin beschrieben. — 
Vier neue Arten, unter denen zwei zugleich neue Gattungen bilden, 
wurden von White Ann. n. hist. XVIIl. S.47. T.1, eine grössere Zahl 
aber in den Reisewerken von Ross (Ereb. u. Terror) und Stokes 
bekannt gemacht. 

Zur Prionier-Gruppe gehört die neue Gatt. Lophosternus 
Guerin (a. a. O. S. 209), welche sich zunächst an Dissosternus Hope 
schliesst, von dem sie sich dadurch unterscheidet, dass das Proster- 
num weniger vorragt, und eine einfache abgerundete Vorragung bil- 
det, und dass die Fussglieder stärker erweitert sind, mit deutlich » 
zweilappigem dritten Gliede: L. Buguetii aus Java. Eine ‘andere 
Art, L. Hopei aus Assam weicht durch die Form des Schildchens 
und durch breitere, an der Spitze schräg abgestutzte Taster ab, und 
in der Erwartung, dass sie sich vielleicht in der’ Folge als eine eigene 
Gattung ausweisen werde, hält der Verf. schon den Namen Cyrto- 
sternns für dieselbe bereit. 

Ausserdem sind ebenda neue Arten von Orthomegas, Poecilosoma 
(rufipenne, blosse Abänd. von ornatum), Polyarthron, Pyrodes, Mal- 
Taspis, Ceroctenus und Mallodon (gracilicorne) beschrieben. 

Blanchard bildete in d’Orb. Voy. Am. m. als neue Arten ab: 
Navosoma triste (=Ergates biimpressus Dej.) aus Brasilien, Ma- 
crotoma melitae-eques (=M. gracilicorne Bug. s. 0.) aus Chile, 
Poecilosoma intricatum aus Bolivien, Poecilosoma rufipenne (Dej. 
=P. semirufum Newm. s. 0.) aus Brasilien, 

Haldeman (Proceed. Acad. Philadelph. 11..S.125) stellte eine 
neue Art, Prionus fissicornis, dem P. imbricornis verwandt, aus 
dem Felsengebirge, und eine neue Gattung Sphenostethus (S. 126) 
auf. Dieselbe scheint mit Solenoptera verwandt zu sein, und zeich- 
net sich durch den genauen Anschluss des Halsschilds an die Flügel- 
decken aus; ebenso schliessen Pro- und Mesosternum, welche ge- 


126 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


meinschaftlich gekielt sind, genau aneinander. Das Halsschild ist an 
den Seiten gerundet, unbewehrt; das Schildchen dreieckig, die Flü- 
geldecken an der Wurzel einzeln gerundet, an der Spitze fein gesägt. 
Die Fühler von weniger als halber Körperlänge. $. serripennis, 
glänzend schwarz, oben rauh punctirt, ist aus dem südöstlichen Pen- 
sylvanien. 

Aus der Gruppe der eigentl. Cerambycinen sind vonGuerin(a.a. 
O.) ausserneuenArten vonCeragenia, Cosmocerus,Callichroma, Chlorida, 
Aromia, Malacopterus, Promeces, Closteropus, Elaphidium, Eriphus, 
Cerambyx (Hamaticherus), Trichophorus, Criodion, Orion, Cosmisoma, 
Coremia, Sphaerion, Cordylomera, Pteroplatus, Callidium, Rhopalo- 
phora, Rhinotragus folgende neue, Gattungen und Untergattungen 
aufgestellt. 

Amallocerus (S.218) „Kennzeichen dieselben wie die von Lo- 
phonocerus, nur die Fühler unbehaart, und die Flügeldecken gegen 
die Spitze hin verflacht und erweitert. Eine neue Art A. spinosus, 
aus Brasilien. 

Sternoplistes (S. 224) Untergatt. von Purpuricenus mit kegel- 
förmig vorragendem Mesosternum. P. (Sternopl.) Temminckii 
aus Japan. 

Anoplomera (S. 224) „Eburien ohne Dornen an der Schenkel- 
spitze.” Eine neue Art ist 4. rotundicollis aus Brasilien. 

Platyarthron (S.230) an Criodion sich anschliessend, wovon 
es durch verlängertes und glattes Halsschild, etwas flachgedrückte, 
eirundliche, kurze Fühlerglieder und abgerundete, ungedornte Spitze 
der Flügeldecken abweicht. Pl. bilineatum aus Mexico. 

Uragus (S.230) Taster kurz, mit grösserem eiförmigen End- 
gliede. Die Fühler kürzer als der Körper, das iste Glied grösser,. 
keilförmig, das 2te sehr klein, die folgenden umgekehrt kegelförmig, 
an Länge allmählich abnehmend. Der Kopf vorn senkrecht abge- 
stutzt, mit tief ausgerandeten Augen. Das Halsschild fast so lang 
als breit, an den Hinterecken tief ausgeschnitten, mit einem Dorn 
an der Ecke dieses Ausschnitts. Der Körper lang, walzenförmig. 
Eine neue Art, U. hamaticollis aus Patagonien. 

Callimus Mulsant (Col. d. Fr. Longie. Suppl.). Die 4 vor- 
deren Schenkel stark keulförmig verdickt, die Flügeldecken hinten 
klaffend, die Fühler nach der Spitze hin etwas verdickt. Die Art 
C. Bourdini Muls. ist offenbar einerlei mit Callid. cyaneum F., 

Von White sind in Stockes Discov. 1. S. 510. T.2. F.6,4 zwei 
neue neuholländische Cerambyceinen bekannt gemacht, ‘wovon die 
eine, Cyelodera quadrinotata, eine neue Gatt. bildet, welche 
der Verf. mit Arhopalus und Hesperophanes vergleicht, welche aber 
eher mit Purpuricenus verwandt zu sein scheint; die andere, O/ytus 
(Obrida) fascialis benannt, ist ebenfalls weniger mit Clytus als 
mit Callidium verwandt. Genaue Feststellung der Gattungen fehlt 
bei beiden. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 127 


Von Demselb. sind noch zwei neuseeländische Gattungen auf- 
gestellt. 

Ophryops, mit Tricheops und Uracanthus verwandt: Der Kopf 
am Ende kaum gebogen, hinten stark eingezogen. Die Fühler viel 
länger als der Körper, die Glieder vom öten bis 11ten gleich lang, 
viel länger als die vorhergehenden. Die Augen mondförmig, der un- 
tere Theil grösser, der Innenrand mit kurzen feinen Härchen dicht 
eingefasst. Das Halsschild so lang als breit, die Seiten glatt, fast 
gleichlaufend; die Flügeldecken lang, schmal, kaum breiter als das 
Halsschild, weich, mit stumpfer Spitze, Die Beine ziemlich lang, 
die Schenkel allmählich verdickt. Eine neue Art, O. pallidus, aus 
Neuseeland. 

Eburida, mit Eburia und Phoracantha zunächst verwandt. Die 
Fühler länger als der Körper, leicht behaart, unbedornt, das 1. Glied 
schwach gebogen, an der Spitze knopfförmig verdickt; die Endglieder 
der Taster abgestutzt; die Augen mondförmig, der untere Theil 
grösser, der Einlenkung der Mandibeln gegenüber leicht ausgebuch- 
tet. Das Halsschild etwas länger als breit, vorn und hinten gleich 
breit, an den Seiten leicht gebogen und mit einem kleinen Dorn hin- 
ter der Mitte; auf dem Rücken vorn ein Paar runder, leicht erhabe- 
ner Höcker. Die Flügeldecken gleich breit, ohne Enddorn. Die 
Beine ziemlich lang, stark keulförmig, mit unbewehrter Spitze. Eine 
neue Art, E. sublineata, aus Neuseeland. 

Neue Arten aus Neuseeland sind Coptomma acutipenne und 
Callidium? diversicorne White (Erebus u. Terror X1.). 

Von Blanchard (D’Orb. Voy. Am, m.) wurden folgende süd- 
americanische Arten abgebildet: Pieroplatus annulipes aus Boli- 
vien, Eriosoma lanaris aus der Punaregion der Cordilleren bei 
Potosi, Coccoderes tristis aus Bolivien. Eburia speciosa von 
Chile, E. vittata, formosa aus Bolivien, E. gratiosa aus Brasi- 
lien, Trichophorus interrogationis; Phymatioderus bizona- 
tus aus Chile, Criodion eburioides aus Patagonien, Grammico- 
sum flavofasciatum aus Chile, Miopteryz spiniger aus Bo- 
livien, Cosmisoma formosa aus Bolivien. — Die letzte ist eine Lin- 
neische Art, nämlich Cer. ammiralis L. 

Von Mannerheim wurde Callidium dimidiatum aus Una- 
laschka (Bull. Mose. S. 515), von Haldeman Molorchus tenuipes 
aus Pensylvanien (Proceed. Acad. Philad. III. S. 126) beschrieben. 
Die letztere Art lebt in abgebrochenen Zweigen des Hickory (Carya). 

Romand berichtete, dass bei ihm ein O/ytus Apunetatus F. sich 
aus einem Armstuhl, welcher wenigstens vor 20 Jahren gearbeitet 
war, durchgebobrt hatte, und vermuthet, dass die Larve so. lange 
Zeit im Holze gehaust habe. Es ist dies um so eher glaublich, als 
schon ähnliche Fälle bei Holzinsecten beobachtet sind. 


Neue Gattungen der Lamiarien-Gruppe sind: 
Sarothrocera White (Ann. n. hist. XVII S. 47. F.6). Mit 


128 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Cerosterna und Batocera verwandt; das erste Fühlerglied an der 
Spitze mit einem Haarbüschel, das 3te—7te Glied an der Hinterseite 
mit ziemlich langen Haaren gewimpert. Die Flügeldecken an der 
Schulter fast gedornt, an der Spitze gerundet. $. Lowizi von Borneo. 


Tetrorea White (Ereb. u. Terror XI. S.21). Der Kopf zwi- 
schen den Fühlern eingeschnitten, die vier Endglieder der Fühler die 
längsten, leicht gekrümmt, jedes Glied innen gewimpert; das Hals- 
schild kurz, etwas länger als breit, Ahöckrig, 2 Höcker auf der Mitte 
des Rückens, zwei grössere an den Seiten; die Flügeldecken verlän- 
gert, mit stumpfer Spitze, winkliger Schulter und einem Höcker zwi- 
schen diesen und dem Schildchen; die Schenkel sehr dick. Eine neue 
Art, T. cilipes, aus Neuseeland. 


Agapanthida Desselb. (ebenda S.22). Der Kopf zwischen 
den Fühlern etwas eingeschnitten; die Taster ziemlich kurz; die 
Fühler kaum von der Länge des Körpers, alle Glieder ausser dem 
zweiten gleich lang. Das Halsschild an den Seiten gedornt, etwas 
breiter als lang, vorn etwas gerundet, hinten abgeschnitten; die Flü- 
geldecken verlängert, hinter der Wurzel leicht verschmälert; die 
Schenkel keulförmig. Ebenfalls eine neue Art, A. pulchella, aus 
Neuseeland. 


Eupromera Westwood (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 224). 
Eine kleine mit Pogonocherus verwandte Lamie, welche sich durch 
sehr stark verdickte Vorderschenkel auszeichnet. E. Spryana, aus 
Brasilien. j 

Albana Mulsant (Hist. n. d. Coleopt. d. Fr. Longic. Suppl.) 
steht zwischen Mesosa und Niphona, und unterscheidet sich von der 
ersteren durch dicke, ungewimperte Fühler, von der letzteren durch 
gerundete Flügeldeckenspitze. 4. grisea ist bei Montpellier auf 
Cistus Monspeliensis gefunden worden. 

Microtragus White (Stockes Discov. I. S. 511. T.2. F.7) eine 
kleine neuholländische ungeflügelte Lamienform, welche mit Cerae! 
gidion Boisd. verwandt ist. M. senew. 

Dorcadida Desselh. (Ereb. u. Terror S.22). Alle Fühler- 
glieder ausser dem ersten dünn, an der Spitze schwach verdickt. 
Halsschild länger als breit, hinten und vorn sehr gerade, auf dem 
Rücken und an den Seiten mit einigen Höckern, an den Seiten mit 
einem grösseren zugespitzten Höcker. Die Flügeldecken zugespitzt, 
mit einem tiefen Einschnitt zwischen den Spitzen. Die Beine und 
Füsse etwas dünn. Die Gattung schliesst sich mit Ceraegidion und 
Mierotragus nahe an Dorcadion. Eine neue Art, D. böocularis, 
aus Neuseeland. 

Entelopes (Dej.) Guerin a. a. O. S.245 mit Tetraopes ver- 
wandt, hat aber einfache Klauen, und die Flügeldecken endigen mit 
einer scharfen Spitze.  E. glauca aus Java. 

Eucomatocera White (Ann. n. hist. XVII, S.49. F.4). Mit 
Hippopsis verwandt; das 3te—7te Fühlerglied hinten mit. ziemlich 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 129 


langen Haaren gewimpert, das Ste, 9te und 10te Gl. jederseits mit 
einem Haarbüschel. Auge klein und rund. E. vitiata aus Ost- 
indien. 

Eutheia Guerin (a. a. O.S.247), ebenfalls mit Hippopsis nahe 
verwandt: der Kopf lang, stark geneigt, so dass die Stirn nach unten 
gerichtet ist; die Fühler wenig länger als der Körper, ringsum be- 
haart; die Beine sehr kurz. E. filum aus Cuba. — Da der Name 
Eutheia schon für eine Scydmaenenform benutzt ist, hätte der Verf. 
besser gethan, ihn nicht von Dejean zu borgen. 

Aprosopus Guerin (ebenda) von Eutheia durch grössere Augen 
und die viel längeren Fühler ünterschieden, an denen das erste Glied 
nicht dicker ist als die übrigen, und nicht länger als das dritte. 4. 
Buquetii aus Brasilien. 

Ausser mehreren von Guerin a. a. O. aus den Gatt. Callima- 
tion, Leprodera, Phacellocerus, Dorcadion, Phrissoma, Monohammus, 
Taeniotes, Hippopsis, Hatlıa, Eudesmus, Crossotus und Leptocera 
beschriebenen Arten sind noch folgende neue aufgestellt: 

von Blanchard: Trypanidium andicola aus Bolivien, Ay- 
psioma gemmata ebendaher; Compsosoma concretum aus Brasi- 
lien; Hoplistocerus refulgens aus Bolivien, Hemilophus spe- 
ctabilis ebendaher. 

von White (Ann. n. hist. XVII. S.48). Lam. (Plectrodera) 
quadritaeniator von Guayaquil und Compsosoma capucinum 
aus Brasilien. 

von Dems. (Ereb. u. Terr. XI.) Lamia (Amniscus) flavipes, 
Xyloteles subpinguis, gracilis, parvulus, bimaculatus, 
laetus; Parmena antarctica aus Neuseeland. 

von Ziegler (Proceed. Acad, Philad. ll. S.47). Monohammus 
tomentosus aus Pensylvanien. 

von Hope (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S. 181. T.13. F.2) Sa- 
perda ocularis aus Südamerica. 

von Küster (Käf. Europ.) Dorcadion Wagneri Er. (5.87) vom 
Ararat, Parmena hirsuta Küst. (5.95) von Ragusa, Stenostola Ti- 
liae Küst. (7.59) aus Siebenbürgen und PAytoecia cephalotes 
Küst. (7. 61) aus Griechenland. 

von Mulsant (Col. d. France Longic. Suppl.) Exocentrus ad- 
spersus, dem E. balteatus verwandt, bei Lyon auf Eichen; und 
Pogonocherus scutellaris, in Südfrankreich .auf Kiefern. 

Neue Arten der Leptureten-Gruppe sind Stenura 5signata 
Küster (Käf. Europ. 6.94), der St. 7punctata nahe verwandt, aus 
Dalmatien; Tozotus lateralis, maculosus, sericeus Guerin 
(a. a.0.S.252) aus Madagascar; Calliprason marginatum White 
(Ereb. u. Terr. X].) aus Neuseeland. 


COhrysomelinae. Donacides. Die Larven von Donacia 
sind gleichzeitig von Mulsant (Mem. Soc. Linn. d. Lyon) und 
Guerin (Bull. Soc. Ent. d. Fr. S. ıxxv. ıxxıx) beobachtet worden. 

Archiv f, Naturgesch,. XIJI, Jahrg. 2. Bd, J 


130 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Der Erstere hat eine genauere Beschreibung und Abbildung dersel- 
ben gegeben. Der Körper ist schmutzig weiss, oben gewölbt, unten 
flach, bis zum fünften Ringe allmählich etwas verdickt, dann gleich 
dick, die ersten 10 Ringe auf dem Rücken mit erhabenen röthlichen 
Pünktchen dünn übersäet, der letzte mit einem Paar langer abwärts 
gebogener Haken. Die Beine sind sehr kurz. Der Kopf ist klein, 
fast hornig, mit fünf Ocellen an jeder Seite; die Fühler so lang als 
die Mandibeln, dreigliedrig. — Diese Larven wurden an Sparganium, 
in den Blattwinkeln, unter Wasser gefunden. Im Herbst kriechen 
sie zwischen die Wurzeln, wo sie sich in braunen Tönnchen verwan- 
deln, welche schon lange bekannt sind. 

Eine Aufzählung der in Schlesien und der Grafschaft Glatz ge- 
sammelten Rohr- oder Schilfkäfer (Donacia) theilte Schilling mit 
(Arb. u. Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S.88). 


Cassidariae. Guerin hat im Text zur Iconogr. d. Regn. An. 
eine grosse Menge von Arten beschrieben, und zwar grösstentheils 
Hispen aus fast allen Dejean’schen Gattungen, ohne jedoch dieselben 
näher zu prüfen, und mehrere Cassiden aus den Gattungen Oxyno- 
dera, Chelymorpha, Aspidomorpha. 

In d’Orb. Voy. Am. m. sind von Blanchard als neue Arten auf- 
gestellt: Sceloenopla angusticostata, Odontota nigriceps, cre- 
nata, Cephaloleia miniacea; Omocera aureicornis, Discomor- 
pha tenebrosa, sämmtlich aus Bolivien, Cyrtonota pallidogut- 
tata, aus dem südl. Theile der Cordilleren, Dorynota parallela, 
Deloyala sanguinolenta aus Bolivien. 

Nachträgliche Bemerkungen zu seiner Beschreibung der deut- 
schen Cassiden lieferte Suffrian (Ent. Zeit. S.359). Beobachtungen 
über Cassida murraea theilte Klingelhöfer (ebenda S. 26), über die 
Entwickelung der Cass. sanguinosa, rubiginosa, nebulosa, vibexr und 
nobilis theilte Cornelius (ebenda S. 390), über die der Cassıda 
murrae« Leon Dufour (Compt. rend. XXIII. S.653) mit. — Die 
Larven der Cassida nebulosa wurden in Frankreich auf den rothen 
Rüben bemerkt (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. ıxxr). 

Chrysomelariae. Im Text zur Iconogr. Regn. An. beschrieb 
Guerin von Doryphora 18, Labidomera 2, Phaedon 1, Prasocuris 
1 Art. 

Von Blanchard (D’Orb. Voy. Am. m.) sind als neue Arten ab- 
gebildet: Doryphora aurantiaco-maculata, Margaritae, 
flavozonata, interrupta, glaucivittata und Colaspis acu- 
minipennis, alle aus Bolivien, 

Die einzigen Chrysomelinen Neuseelands sind Colaspis brunnea 
F. und €. pallidipennis White (Ereb. u. Terr. X1.). 

Zwei neue Arten von Chrysomela hat Heer (Uebh. d. oberst. 
Grenz. d. thier. u. pfl. Leb. S.17) beschrieben: Chr. (Oreina) me- 
alncholica: länglich-oval, kohlschwarz, mit gelbrothem Hinterleibs- 
rücken, Kopf, Brust und Flügeldecken sehr tief runzlig punctikt; 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 131 


Länge 4”; sehr selten in den Alpen des Kantons Glarus; — Chr. 
(Phaedon) Salicina, kurz eiförmig, stark gewölbt, dunkelblau oder 
dunkelgrün; Vorderrücken dicht aber fein punctirt; Flügeldecken 
punctirt-gestreift, zwischen den Streifen dicht mit feinen aber deut- 
lichen Puneten bedeckt; Länge 1}, Br. 1%”, von Chr. Cochleariae 
durch die tiefere Punctirung unterschieden; in der ganzen Alpenwelt 
verbreitet, auf Salix retusa 6000-8000’ ü. M. lebend. 

Küster (Käf. Europ. 4. 91) stelle Chrysomela limbifera als 
neue Art aus Südrussland und dem Kaukasus auf. 

Ders. (ebenda 92—96) gab eine Bearbeitung der europäischen 
Arten von Pachnephorus, nämlich P. eylindrieus (Hifg.) aus Südfrank- 
reich, P. arenarius (F) aus Deutschland, P. Zepidopterus (Ziegl) aus 
Oesterreich, P. villosus (Meg. Duft.) von Wien und aus Dalmatien, 
P. tessellatus (Duft.) aus Oesterreich und vom Rhein. 

Cryptocephalides. Die Bearbeitung der neuholländischen 
Cryptocephaliden ist von Saunders fortgesetzt worden (Transact. 
Ent. Soc. Lond. IV. S.197). Sie umfasst die zweite Abtheilung der- 
selben: mit gezäbneltem oder unebenem Seitenrande des Halsschilds, 
und begreift folgende Gattungen 

5 fadenförmig . . . Prionopleura 
äller,lang Ya keulförmig Pia: DabHBo Bere 
Fühler kurz, fast keulförmig . . Onchosoma. 

Prionopleura (Cadmus Dej. Cat. entsprechend) enthält 8, Odon- 
toderus 1, Onchosoma 6 Arten. (Die letzte Gatt. von 0yxos und wuog 
gebildet, müsste Oncoma heissen, sie ist indess ohne Zweifel einerlei 
mit Brachycaulus Fairmaire). 

Guerin (a. a. O. S.293) hat 3 neue Arten von Lamprosoma 
beschrieben. 

Von Blanchard (d’Orb. Voy. Am. m.) ist Chlamys ruficollis 
als neue Art aufgestellt (durch ein Versehen (!) in der Abbildung 
blau ausgemalt). 

Küster (Käf. Europ. 5. 99) stellte Cyaniris thoracica als eine 
neue Art aus der östlichen Türkei auf, welche von C. aurita durch 
die dreieckige Form des schwarzen Flecks auf dem Halsschilde, so 
wie feinere und dichtere Puncte der Flügeldecken sich unterscheidet. 


Galerucides. Ausser 5 Arten der noch unbegründeten Gattung 
Schematisa und 2 von Luperus hat Gu&rin (lconogr. text.) eine neue 
Gatt. Loxoprosopus aufgestellt. Dieselbe ist eine Halticen-Form, 
einer kleinen Lamia ähnlich, mit Octogonotes verwandt, wovon sie 
sich durch die ungewöhnlich verlängerten, auf einer Vorragung der 
Stirn eingelenkten Fühler und die schräg nach unten gerichtete Stirn 
unterscheidet. Die einzige Art: L. ceramboides ist aus Brasilien. 

Coelomera axureo-fasciata und Platynocera murinaBlan- 
chard (d’Orb. Voy. Am. m.) sind beide aus Bolivien. 

Psylliodes alternata Ziegler (Proceed. Acad. Philadelph. 11. 


5.271) ist eine neue Art aus Pensylvanien, welche indess schwerlich 
J* 


13% ‚Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


in die genannte Gattung gehört. — Oedionychis? hispida Desselb. 
(ebenda S.47) scheint Halt. (Oedip.) pilosa JIl. zu sein. 

Eine Aufzählung der in Schlesien und der Grafschaft Glatz ge- 
sammelten Arten der Flohkäfer (Haltica) lieferte Schilling: (Ark. u. 
Veränd. d. Schles. Gesellsch. i. J. 1846. S.90). Es sind 41 Arten 
aufgeführt. Zu dieser Arbeit gab Letzner (ebenda S.81) einen 
Nachtrag, in welchem ausser 17 bekannten Arten noch 5 neue auf- 
geführt und ausführlich beschrieben sind, nämlich: A. ( Dibolia ) 
Schillingii: „oblongo-ovata, convexa, nigra, supra viridi-aenea, 
thorace subtiliter punctato, elytris minus nitidis, subtilissime trans- 
versim strigosis, punctato -striatis, interstitiis subtiliter punctulatis, 
antennarum basi, pedibus 4 anterioribus tibiisque postieis testaceis. 
Long. 13”, der D. Cynoglossi verwandt.” — H. (Dibolia) depres- 
siuscula: „obovata, posterius attenuata, depressiuscula, thorace, 
femoribus posticis elytrisque nigris, his subtilissime rugulosis, irre- 
gulariter seriato-punctatis, minus nitidis, antennis, tibiis 4 anteriori- 
bus tarsisque testaceis. Long. 1”’, der D. cryptocephala ähnlich, aber 
mit sehr fein und unregelmässig gerunzelten Flügeldecken, und von 
der Körperform des Psylliod. rufilabris.” — A. (Psylliodes) rufo- 
picea: „ovata, tota rufo-picea, antennarum basi, pedibus anteriori- 
bus tibiisque postieis testaceis, elytris punctato-striatis. Long. 1’”"”. 
Etwas grösser als Ps. affınis. — A. (Plectrascelis) aerosa: „oblongo- 
ovata, convexa, fusco-aenea, antennis basi obscure ferrugineis, supra 
nigro-maculatis, capite subtiliter, thorace creberrime profunde pun- 
ctatis, elytris profunde punctato -striatis, femoribus nigris, aeneo- 
micantibus, tibiis tarsisque piceis. Long. #’””, In der Mitte zwischen 
H. dentipes und aridella stehend, mit den einfachen, regelmässigen 
Punktstreifen der ersteren, und dem gewölbten Bau der letzteren. — 
H. (Plectrascelis) compressa: elongata-ovata, nigra vel plumbeo- 
nigra, minus nitida, thorace subtilissime punctulato, antennis nigris 
basi obscure ferrugineis, elytris profunde regulariter punctato-striatis, 
non latioribus thoracis medio. Long. %"”. Eine durch ihre eigen- 
thümliche Form leicht kenntliche Art. 


Coloboderides. Eine neue Art ist Chelonarium pilosum 
Blanchard (d’Orb. Voy. Am, m.) aus Bolivien. 


Erotylenae. Eine Anzahl neuer Arten der Gattungen Aegi- 
thus, Thonius, Pselaphacus, Ischyrus, Brachysphenus, Homoeotelus 
(Omboiotelus), alle aus-Columbien, ist von Gu&@rin im Text zur Ico- 
nogr. R. An. S. 303, und mehrere Arten von Languria sind von Dems. 
und von Cheyrolat (ebendas. S. 314) beschrieben. 

Neue Arten sind ferner: 

Aulacocheilus Chevrolatii Lucas (Explor. de l’Alger.) aus 
Algier. 

Engis fasciata Kolenati (Melet. V. S.54) aus Transcauca- 
sien. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 133 


Engis polita White (Ereb. u. Terr. XI.) aus Neuseeland (ob 
diese Art wirklich hierher gehöre, ist freilich sehr zweifelhaft). 


Coceinellidae. Eine sehr wichtige Arbeit ist Mulsant’s 
Bearbeitung dieser Familie in der Histoire naturelle des Col&opteres 
de France, Suleicolles, Securipalpes, Paris 1846. Sie ist besonders 
in systematischer Beziehung von Bedeutung, nicht nur weil sie die 
Coceinellen in eine grosse Zahl von Gattungen auflöst, sondern auch, 
weil sie einige neue Kennzeichen benutzt, unter denen ein Paar durch 
eine feine.erhabene Linie abgegränzte, zum Einlegen der Hinterbeine. 
dienende Felder auf dem ersten Hinterleibsringe eine wichtige Rolle 
spielen. Die ganze Familie ist in zwei Reihen getheilt, Gymnoso- 
mides und Trichosomides, je nachdem die Oberseite kahl oder be- 
haart ist. Die weitere Eintheilung ist folgende: 

l. Gymnosomides. 

1. Gruppe. „Coccinelliens”. Die Fühler wenigstens bis zur 
Mitte des Halsschilds reichend, ihre Keule an der Spitze breit. Das 
Kopfschild von den Wangen abgesetzt, die Fühlerwurzel frei, 

4. „Hippodamiaires”. Keine Hinterleibsfelder. 

1. Gatt. Hippodamia Chevr., A. 13punctata (L.). 

B. „Coccinellaires”. Hinterleibsfelder deutlich, Schildchen 
sehr sichtbar, wenigstens so breit als der 10te Theil der Wurzel 
einer Flügeldecke. Fühlerkeule kurz, abgestutzt, dicht gegliedert. 

@. „Adoniates”. Die Hinterleibsfelder von einer regelmässi- 
gen Bogenlinie begränzt, kaum über zwei Drittel des ersten Ringes 
hinausreichend. 

2. Gatt. Anisosticta Chev. Einfache Klauen. — A. 19pun- 
ctata (L.). 

3. Gatt. Adonia M. Klauen gespalten. — A. mutabilis (Serib.) 

4. Gatt. Idalia M. Klauen an der Wurzel gezahnt. — ]. ivida 
(Deg. €. M nigrum F.) — I. bothnica (Pk.). — 1. bipunctata (L.). 
— 1. alpina (Villa). — I. 11notata (Schn.). — I. inguinata n. sp. 

f- „Coceinellates”, Die Hinterleibsfelder meist in unregel- 
mässiger Krümmung fast an den Hinterrand des ersten Ringes stossend. 

5. Gatt. Coccinella L. Mesosternum ungetheilt. — C. 11pun- 
ctata L. — C. 5punetata L. — C. Tpunctata L. — C. labilis Er. 
(magnifica Zgl. Redt.). — ©. hieroglyphica L. — C. 14pustulata L. 
— L[. variabilis Il. 

6. Gatt. Harmonia M. Mesosternum ausgerandet. — H. mar- 
ginepunctata (Schall.). — H. impustulata (L.) — H. Doublieri n. sp. 
— H. 12pustulata (F.). 

C. „Halyziaires”. Hinterleibsfelder und Schildchen deutlich, 
die Fühlerkeule länglich, weniger dicht gegliedert. 

@. „Mysiates” Das letzte Fühlerglied keilförmig zuge- 
schärft. 

7. Gatt. Myrrha M. Hlinterleibsfelder Vförmig, nicht an den 
Hinterrand des ersten Ringes reichend. — M. löguttata (L.), 


134 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


8. Gatt. Mysia M. Die Kläuen in der Mitte gezahnt. — M. 
oblongo-guttata (L.). 

9. Gatt. Anatis M. Die Klauen an der Wurzel gezahnt. Die 
Flügeldecken an der Spitze der Naht mit einer dicken Filzeinfassung. 
— 4. ocellata (L.). 

10. Gatt. Sospita M. Klauen an der Wurzel gezahnt. Meso- 
sternum ungetheilt. — S. tigrina (L.). 

11. Gatt. Calvia M. Klauen an der Wurzel gezahnt. Mesoster- 
num ausgerandet. — S. 14guttata (L.) — S$. 10guttata (L.) — S. 
bis-Tguttata (Schall.). 

ß. „Halyziates”. Das Endglied der Fühlerkeule schräg ab- 
geschnitten, in einen Winkel ausgehend. 

a. Die vordere Ausrandung .des Halsschilds ein regelmässiger 
Bogen und gewöhnlich schwach. 

12. Gatt. Halyzia M. Die Flügeldecken mit einem breiten, 
nach hinten erweitertem Rande. — H. i6guttata (L.). 

13. Gatt. Vibidia M. Die Flügeldecken mit einem mässigen, 
nach hinten verschmälerten Rande. — Y. 12guttata (Poda). 

ö. Die vordere Ausrandung des Halsschilds hinter den Augen 
buchtig, hinten geradlinigt. 

14. Gatt. Propylea M. Das Mesosternum ausgerandet. — P. 
1ipunctata (L. C. conglobata Jll.). 

15. Gatt. Thea M. Mesosternum ungetheilt. — TA. 22pun- 
ctata (L.). 

D. „Micraspiaires”. Das Schildchen wenig sichtbar, kaum 
so breit als der 12te Theil der Wurzel einer Flügeldecke. Die Zunge 
ausgerandet. e 

16. Gatt. Micraspis Chevr. — M. 12punectata (L.). 


2. Gruppe. „Chilocoriens”. Fühler kurz, mit spindelförmiger 
Keule. Das Kopfschild gemeinschaftlich mit den Wangen einen 
schildförmigen Rand bildend, welcher die Augen zum Theil durch- 
setzt. 

17. Gatt. Chilocorus Leach. Hinterleibsfelder fast bis an den 
Hinterrand des ersten Ringes reichend; Schienen aussen mit einem 
Zahn, — Ch. renipustulatus (Serib.). — Ch. bipustulatus (L.). 

18. Gatt. Exochomus Redt. Hinterleibsfelder nicht bis an den 
Hinterrand des ersten Ringes reichend; Schienen unbewehrt. — E. 
Apustulatus (L.) — E. auritus (Serib.). 


3. Gruppe. „Hyperaspiens”. Fühler kurz mit spindelförmiger 
Keule. Kopfschild von den Wangen abgesetzt, Fühlerwurzel frei. 
Der umgeschlagene Rand der Flügeldecken mit tiefen Gruben zur 
Aufnahme der Mittel- und Hinterschenkel. 

19. Gatt. Hyperaspis Chevr. — H. Hoffmannseggii Hellw. 
Südeuropa. — H. illecebrosa Chev. Spanien. — H. Fabricü (C. ery_ 
throcephala F.) von Kiel. — H. reppensis Hbt. — H. Amaculata 
Redt. — H. campestris Hbt. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1546. 135 


ll. Trichosomides, 

4. Gruppe. „Epilachniens”. Die Flügeldecken nicht in Rei- 
hen punctirt, hochgewölbt. Die Augen halbkuglig oder länglich und 
schräg. 

20. Gatt. Epilachna Chevr. Die Flügeldecken an den Schul- 
tern gerundet, die Klauen gespalten und ausserdem an der Wurzel 
gezahnt. — E. Argus (Foure.). — E, chrysomelina (F.). 

21. Gatt. Lasia Hope. Die Flügeldecken mit winkliger Schul- 
ter; die Klauen nur gespalten. — L. globosa (Schneid.). — L. im- 
punctata (L.). 

5. Gruppe, „Sceymniens”. Die Flügeldecken nicht in Reihen 
punetirt, fach gewölbt. Die Augen meist länglich, querstehend. 

a. „Platynaspiaires”. Kopfschild und Wangen gemeinschaft- 
lich einen breiteren Rand bildend, der die Fühlerwurzel verdeckt 
und die Augen zum Theil durchsetzt. 

22. Gatt. Nomius M. Fühler anscheinend 8gliedrig. Hinter- 
leibsfelder vollständig. — N. eruentatus Mus. Berol., eine neue Art, 
aus der Berliner Gegend. 

23. Gatt. Platynaspis Redt. Fühler deutlich 1igliedrig; die 
Hinterleibsfelder nach aussen nicht abgesetzt. — P. villosa (Fourc. 
— C. bisbipustulata F.). 

6. „Seymniaires” Fühler frei. Augen ungetheilt. 

«. Seymniates. Fühler nicht bis zur Wurzel des Halsschilds 
reichend, meist 10gliedrig. 

24. Gatt. Secymnus Rug. — Sc. nigrinus Kug. — Sc. pygmaeus 
(Fourc. — C. parvula F.)..— Sc. femoralis (Gyll.). — Sc. margina- 
lis (Rossi). — Se. incertus n. sp. — Sc. Apetzü Muls. (©. frontalis 
Ross.). — Sc. Ahrensii Küst. (C. marginalis var. Rossi) aus Italien, 
— Se. frontalis (F.). — Se. Alunulatus (I11.) — Sc. biverrucatus (Pz.) 
— Sc. Redtenbacheri Muls. (femoralis Redt.) — Sc. fasriatus (Foure. 
— C. pubescens Pz., minutissima Schrank, Se. Zuridus Dej., dorsalis 
Waltl, quadrillum Redt.) — Sc. arcuatus (IRoss.) — Se. abietis (Payk.) 
— Sc. capitatus (Fab. — C. parvula Jll.) — Sc. analis (F.) — Sc. 
haemorrhoidalis Hbt. — Sc. ater Kug. — Se. discoideus (Jl.) — Se. 
fulvieollis Dej. — Sc. minimus (Payk.). 

ß. „Rhizobiates”. Fühler bis zur Halsschildwurzel reichend, 
11gliedrig. 

25. Gatt. Rhizobius Steph, — Rh. litura (F.) — Rh. discima- 
cula Zel. n. A. (aus Dalmatien und Italien), vermuthlich nur eine 
Abänderung des vorigen. 

6. Gruppe. „Coceiduliens”. Flügeldecken mit Punctreihen. 
Fühler bis zur Halsschildswurzel reichend. 

26. Gatt. Coccidula Kug. — C. scutellata (Hbt.) — €. rufa 
(Hbt, — Chrys. pectoralis F.). 


Neue aussereuropäische Arten sind 
Coccinella Tasmanii White (Ereb, u. Terr. XI.) aus Neuseeland, 


136 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Epilachna V pallidum Blanchard (d’Orb. Voy. Am. m.) aus 
Bolivien, und folgende von Guerin (Iconogr. R. A. text.) beschrie- 
bene: Cocc. (Epilachna) radiata aus Columbien, cacica aus Bo- 
livien, mezicana und picta aus Mexico, proteus aus Columbien 
(hier vermengt der Verf. mehrere wohl unterschiedene Arten), ca- 
liops aus Madagascar; ferner Coceinella coryphaea aus Madagas- 
car, Norrisii von Bogota, callispilota aus Brasilien, erotyloi- 
des aus Columbien, Chevrolatii ebendaher; — Cocc. (Hippodanıa) 
opposita von Chile, convergens und vittigrera aus Mexico und 
Californien, 


Endomychides. Mulsant hat die Endomychiden Frank- 
reichs einer genauen und gründlichen Bearbeitung unterworfen: Hi- 
stoire natur. des Coleopteres de France. Sulcicolles, Securipalpes, 
Paris 1846. Seine Eintheilung ist folgende: 

4. Das Prosternum zwischen die Vorderhüften hindurch bis 
zum Hinterrande der Vorderbrust reichend, die Vorderhüften trennend. 

a. Das Mesosternum viereckig, wenigstens so lang als breit; 
der Körper behaart: . 

1. Polymus, n. G., auf einer neuen bei Loudun gefundenen Art, 
P. nigricornis Chevr. gegründet. 

6. Das Mesosternum viereckig, breiter als lang; der Körper glatt. 

2. Endomychus, mit den Arten E. coccineus (L.) und thoracı- 
eus Koll. Charp. (die letztere aus Ungarn). 

€. Das Mesosternum eine Art Dreieck bildend; der Körper glatt. 

3. Mycetina n. G. mit der einzigen Art: M. cruciata ( Endom. 
eruc. Pz.). 

3. Das Prosternum nicht bis zwischen die Vorderhüften ver- 
längert, diese genähert. 

a. Das Mesosternum hinten gespalten, der Körper glatt, 

«. Die Vorderschienen in der Mitte ihrer unteren Kante mit 
einem Zahn oder stumpfen Vorsprung. 

4. Golgia n. G. mit der einzigen Art @. succincta (L.). 

#. Die Vorderschienen ohne Vorsprung. 

9. Lycoperdina Latr., auf L. Bovistae (F.) beschränkt. 

%. Das Mesosternum hinten in eine einfache Spitze ausgehend. 
Der Körper behaart. 

6. Dapsa Ziegl., mit den Arten D. trimaculata Koll. und den- 
ticollis Germ. (die letztere aus Oesterreich). 

Neue nordamericanische Arten sind Lycoperdina puncticollis, 
unicolor, testacea Ziegler (Proceed. Acad. Philadelph. 11. 
8.271). 


ZLathridii. Neue Arten sind: 

Cis thoracicornis Ziegler (Proceed. Acad. Philadelph. 1. 
S.270) aus Nordamerica. 

Corticaria MotschulskiiKolenati (Melet. III. S.41) aus Trans- 


N 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 137 


kaukasien und C. pulicaria und pusilla Melsheimer (a.a. O. 
11. S.115) aus Nordamerica. 

Lathridius Mannerheimii Kolenati (Melet. III. S.42, T. 14. 
F.13) von Elisabethpol und L. museorum und unicolor Ziegler 
(a. a. 0. S.270) aus Nordamerica. L. antipodum White (Ereb. 
u. Terr. XI.) aus Neuseeland. Der letzte ist offenbar einerlei mit L. 
nodifer Westw., welcher auch in Neuholland vorkommt. 

Monotoma fulvipes Melsheimer (a. a. O.S. 111) und M. 
opaca Ziegler (ebenda S.271) beide aus Nordamerica. 

Monotoma caucasicum Kolenati (Melet. I1I. S.43) ist einer- 
lei mit Myrmecinomus Hochhuthii Chaud, 

Myrmecoxenus Epulo Mäklin (Bull. Mose. 1846. s. 184) in 
Finnland im Neste der Formica rufa gefunden. 


Orthoptera. 


Die Orthopteren Russlands sind von Fischer v. Wald- 
heim in einem grossen Werke bearbeitet, welches den Sten 
Band der Nouveaux Memoires de la Societe Imperiale des 
Naturalistes de Moscou bildet, und welches bei der Reichhal- 
tigkeit des Russischen Gebiets an besonderen, grossentheils 
seinen Steppen eigenthümlichen Formen, eines der wichtigsten 
Werke über diese Ordnung ist, die hier, wie gewöhnlich, in 
dem älteren, engeren Begriff gefasst ist. 

Eine Aufzählung der Arten theilte Derselb. im Bullet. Mose. 
S. 468 mit. 

Geubel hat einige Beobachtungen über Orthopteren be- 
kannt gemacht in seinem Werke: „Neuere Beiträge zur Zoo- 
logie, enthaltend eine Reihe von Untersuchungen und Beob- 
achtungen über einige Gryllus-, Locusta-, Acridium-Arten etc., 
Frankf. a. M. 1846.” 

Es ist die Rede von Gryllus campestris, domesticus, Locusta 
verrucivora, viridissima, Acridium septemstridens, semelstridens, con- 
tinuo stridens, irregulariter stridens (dies sind ohne Frage hinrei- 
chend bekannte Arten, die mit ihren systematischen Namen wären 
aufzuführen gewesen), stridulum, Forficula auricularia. (Ausser die- 
sen Orthopteren ist in diesem Buche nur noch Cercopis spumaria 
besprochen). 

Forficulariae. Die im Kaukasus einheimischen Arten zählte 
Kolenati (Melet. V. S.69) auf. Neue Arten sind Chelidura an- 
thracina und tomis. — Fischer v.W. (a. a. O.) beschreibt eine 
grössere Reihe neuer Arten. 

Blanchard bildete in d’Orbign. Voy. Am. m. zwei neue Arten 
ab, Forfieul. longiforcipata und gracilis, beide aus Bolivien. 


138 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Blattariae. Blatta luteola Blanchard (d’Orb. Voy. 
Am. m.) ist eine neue Art aus Bolivien. 


Manmtides. Empusa brachyptera Fischer v.W. (a.a. O.) 
ist ohne Zweifel nur eine Larve der E. orientalis Burm., Mantis po- 
Zystietica Desselb., vermuthlich nur eine Abänd. des Männchens 
der M. oratoria, zu welcher auch M minima Charp. gehört. 


Spectra. Der innere Bau des Spectr. femoratum Say ist von 
Dr. Leidy (Proceed. Acad. Philad. Il. S.80) beschrieben worden. 
Er stimmt im Wesentlichen mit dem von J. Müller untersuchten Bau 
der Bacteria ferula überein, daher nur einige Bemerkungen. Der 
Kropf unterscheidet sich von Magen durch stärkere Wandungen, 
und ragt ‘mit seiner trichterförmigen hinteren Mündung in den- 
selben hinein. Er fand sich mit Abnagseln von altem Holz aus- 
gefüllt, und danach. scheint solches die Nahrung des Insects aus- 
zumachen. Der Magen zeigt inwendig starke Querfalten. Die Spei- 
cheldrüsen sind von körnigem Ansehen, es sind also conglomerirte 
Drüsen, wie sie bei Insecten selten vorkommen. Der Bau der Eier- 
stöcke des Weibchens kommt im Wesentlichen mit dem von J. Mül- 
ler beschriebenen der B. ferula überein; die Hoden des Männchens 
beschreibt der Verf. als ein Paar einfacher, dicker, kurzer Schläuche, 
.welche eine einzige Windung bilden; augenscheinlich sind’ dies die 
Samenblasen (sog. Schleimgefässe) und die eigentlichen Hoden sind über- 
sehen, Das Nervensystem ist vom Verf, vollständig erkannt worden. 

Phasma reticulata und Anisomorpha flavomaculuta aus 
Bolivien sind von Blanchard in d’Orb. Voy. Am. m. abgebildet. 


Achetae. Guerim (lconogr. R. A. text. S. 339—334) hat diese 
Fam. mit mehreren neuen Gattungen bereichert: 

Paragryllus, steht zwischen den eigentl. Gryllus (Acheta) 
und Platydactylus in der Mitte, mit den ersteren stimmt er in der 
Form der Decken, Vorderfüsse und Beine überein, dem letzteren 
gleicht er in dem kleinen, vorn gestutzten und nicht gewölbten Kopfe 
und in den am Aussenrande fein sägeförmig gezahnten und nur auf 
dem letzten Drittel ihrer Länge mit grossen Dornen besetzten Hin- 
terschienen, Eine neue Art, P, Martinii, von Pointe-A-Pitre. 

Ornebius, in der Mitte von Gryllus und Nemobius, von beiden 
aber dadurch unterschieden, dass den Hinterschienen die beiden Dor- 
nenreihen fehlen. Zwei,neue Arten: O. zanthopterus von der 
Ins. Mauritius und O. nigröpalpis von Pondichery. 

Phylloscyrtus, mit Trigonidium und Oecanthus verwandt, 
aber durch das ungewöhnlich breite und flache Endglied der Taster 
unterschieden; die Fühlerwurzel verdickt; der Rücken flach; die 
Klauen gezähnelt. Ph. elegans, von Mexico. 

Euscyrtus, ebenfalls mit Trigonidium verwandt; die Maxillar- 
taster aber mit eiförmigem Endgliede, die Flügeldecken kürzer als 
der Hinterleib, und die Legeröbre des Weibchens wenigstens so lang 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 139 


als der Körper. Die Klauen kammförmig gezahnt. Eu. bivittatus 
von der Ins. Mauritius. 

Ausserdem beschrieb Ders. (ebenda) mehrere neue Arten: Pla- 
tydactylus Saulcyi von Martinique, P/. marginipennis von Pon- 
dichery, Tridaetylus thoracicus vom Nila Giri, und Tr. tibialis 
von Neu-Orleans. 

Fischer v. W. (a. a. O. S.357) vermehrte die Gatt. Myrmeco- 
phila mit zwei neuen Arten: M. hirticauda, in der Krim in den 
Nestern der Form. marginata, und M. bifasciata im Gouv. Char- 
koff in den Nestern der Form. emarginata aufgefunden. 

Klingelhöfer theilte Beobachtungen über Gryllotalpa vulgaris 
mit, welche ihn zu der Ansicht geführt hatten, dass dies Insect durch 
Vertileung von Erdraupen und Engerlingen überwiegend nützlich sei. 
(Ent. Zeit. S.27). Die meisten Erfahrungen, welche allerdings auch 
das Insectenfressen der Maulwurfsgrylle berücksichtigen, weisen sie 
indess als überwiegend schädlich nach. 


Eocustariae. Fischer v. W. stellte in dieser Fam. drei 
neue Gattungen auf: 

Harpephora (Bull. Mosc. S. 479) hat folgende Bezeichnung: 
„eapite depresso, antennis approximatis, tuberculo divisis, protho- 
race rugoso, postice producto, transverse bisulcato; prosterno bi- 
dentato, dentibus valde remotis. Oviductus rectus (?), faleiformis (?), 
latus, superius et apice valde acutus.” Zwei neue Arten, H. fusca 
und Zrachyptera aus Brasilien sind aufgeführt. 

Lobodes (ebenda) ist ohne Zweifel mit Polyancistrus Serv., 
und L. rubricornis Fisch., angeblich von Taiti, mit P. serrulatus 
von Haiti einerlei. 

Centrophorus (Orthopt. Russ. S.361) beruht augenscheinlich 
auf einer Larve, deren einzelne Körperringe sich auf dem Rücken zu 
einem Dorn erheben. 

Ders. (Orthopt. Russ.) bereicherte diese Familie mit einer Reihe 
neuer Arten. Auffallend ist, dass als Meconema varia Oecanthus 
pellueens abgebildet ist, eben so sind auch in anderen Gattungen 
einzelne Irrthümer zu berichtigen, z. B. Conocephalus Kolenatii ist 
eine Locusta, (vermuthlich caudata Charp.), Decticus phyllopteroides 
scheint eine Phaneroptera zu sein. 

Neue Arten sind ausserdem Acanthodis imperialis White 
(Ann, nat. hist. XVII. S.23. T.1. F,1) von Silhet und Pseudophyllus 
Titan Desselb, (ebenda S.24) ebendaher, — ferner Scaphura bi- 
color aus Patagonien, Listroscelis gracilis aus Bolivien und Pha- 
neroptera oblongipennis, von Blanchard in d’Orb. Voy. Am. 
m, abgebildet. 

Boheman bemerkte, dass die wahre Locusta fusca F. Zett. mit 
L. dorsalis Charp. einerlei sei (Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. S. 80). 


Acridii. Der Mechanismus, mittelst dessen die Unterflügel in 
dieser Familie geschlossen werden, ist von Leidy (Proceed. Acad. 


140 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Philad. Il. S. 104) untersucht worden. Er fand nämlich an Oedipoda 
(Locusta) Carolina sowohl als den übrigen Arten der Gattung mit 
vollkommen ausgebildeten Flügeln, die Quernerven von einem schrau- 
benförmig gewundenen Bande, wie von einer Springfeder umgeben, 
und nimmt an, dass die Windungen desselben sich in dem durch 
die Wirkung der Streckmuskeln ausgebreiteten Flügel entfernen, wenn 
aber diese Muskelkraft nachlässt, sich durch die eigene Federkraft 
des Bandes aneinander legen, und dadurch den Flügel zusammenfal- 
ten. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Quernerven biegsam sind. 
— Ich habe mich bei im Weingeist aufbewahrten Heuschrecken zwar 
von der Anwesenheit des Schraubenbandes nicht überzeugen können, 
aber bemerkt, dass die Queradern nicht aus einer ununterbrochenen 
Hornröhre bestehen, sondern aus einer Menge einzelner Hornstück- 
chen oder Ringe zusammengesetzt sind, wodurch ihre Biegsamkeit 
bedingt wird, welche sie bei der Art, wie diese Flügel gefaltet wer- 
den, jedenfalls haben müssen. 


Mit folgenden neuen Gattungen ist diese Familie vermehrt wor- 
den: Cyphophorus Fischer v. W. (Orthopt. Russ. S.253) gleicht 
Acridium, der vordere Theil des Halsschilds erhebt sich aber zu 
einem grossen, fast kegelförmigen Höcker:: ©. maculatus (Acrid. gib- 
bosum Fisch. Bull. Mosc. 1839) aus den Salzsteppen von Daghestan 
und Abscheran, 

Nocarodes Desselb. (ebenda S.266) ungeflügelt, larvenähn- 
lich, von plumpem Bau, durch die breite Brust an Thrinchus Fisch. 
(Eremobia Sery.) erinnernd; das Prosternum ohne Zapfen; die Füh- 
ler 10gl., in eine Rinne einzulegen. Fünf neue Arten, N. serricol- 
lis, cyanipes und rubripes, aus Armenien, N. femoralis und 
variegatus aus dem Kaukasus. 

Pyrgodera Desselb. (ebenda S.272) aus dem durch das in 
einen hohen Kamm erhabene Halsschild von Oedipoda abweichende 
Acrid, cristatum Fisch. gebildet. 

Paulinia Blanchard (d’Orb. Voy. Zool. II. S.216) kommt 
Ommexecha und Tetrix nahe, ist aber durch dünne Fühler, unbe- 
wehrtes, glattes Halsschild, schmale, verlängerte, netzförmig gegitterte 
Decken und breite Hinterflügel kenntlich. Eine neue Art, P. mu- 
scosa aus Südamerica. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S.339) stellte zwei neue Arten 
von Proscopia und eine von Tro.valis auf, Pr. gibbosa und cana- 
liculata, beide aus Bolivien und Tr. (Pyrgomorpha) acutipen- 
nis von Madagaskar. Die erstere scheint grosse Uebereinstimmung 
zu haben mit der chilesischen P. occidentalis Westw., aus welcher 
ich im Jahresb. f. 1843 eine eigene Gatt. Hybusa gebildet, und sie 
könnte leicht dieselbe sein und die Vaterlandsangabe auf einem Irr- 
thum beruhen. 

Von Blanchard sind in d’Orb. Voy. folgende neue Arten abge- 
bildet: 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 141 


Troxalis adspersa, Acridium omnicolor, vitticeps, cruen- 
tatum, die erste aus Bolivien, die übrigen ohne Vaterlandsangabe. 

Fischer v. W. stellte Acicera longicornis aus Bahia als neue 
Art auf (Bull. Mosc. S.481); ausserdem sind von ihm in den Orthopt. 
Russ. viele neue Arten beschrieben. 

Boheman beschrieb zwei für die schwedische Fauna neue Ar- 
ten, die eine ist Gryll. elegans Charp., die andere, Gr. frigidus 
Boh., ist eine neue Art von Podisma, welche auf den Scandinavischen 
Alpen bei 3000’ Höhe auf dürrem Boden vorkommt; sie gleicht dem 
P. pedestre, hat aber mehr sichelförmige Deckenstummel und ein- 
farbig rothe Hinterschienen. (Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. S. 80). 
Zugleich bemerkt der Verf., dass- Gr. cyanopterus Charp. der wahre 
Gr. coerulescens L. sei. 

Ueber das Vorkommen der Wanderheuschrecke (Oedip. migra- 
toria) in Schweden theilte Wahlberg Bemerkungen mit (ebenda 
S. 214). Dieselbe ist 1846 bei Breslau häufig erschienen und hat vor- 
züglich die Kohlfelder verwüstet. (Arb. u. Veränd. d. Schles. Ge- 
sellsch. i. J. 1846. S. 100). 

Ueber das besonders frühzeitige Erscheinen (in der Mitte des 
Febr. 1846) der jungen Heuschreckenlarven in Algier berichtete 
Guyon, und zeigte zugleich an, dass zur Zeit des Erscheinens der 
Heuschreckenschwärme Myriaden von Onisciden am Ufer der Tafna 
von Norden nach Süden in dichtem Zuge langsam wanderten (Compt. 
rend. XX1l. S. 681). 


Termitides. Neue Arten sind Termes frontalis Halde. 
man (Proceed. Acad. Philadelph. II. S.55) aus Pensylvanien und T. 
pallidipennis Blanchard (d’Orbign. Voy. Am. m.) aus Bolivien. 


FPerlariae. Von Guerin (lconogr. R. A. texte S.394) sind 
Perla Caucasica vom Kaukasus, P. abdominalis aus Spanien, 
P. mezicana aus Mexico (die erste ist schon 1841 unter dem glei- 
chen Namen von Pictet und auch von Kolenati Melet. V. S. 119 
beschrieben). — Von Blanchard ist Perla vitticollis aus Boli- 
vien als neue Arten aufgestellt. 1 


Libellutariae. Eine kritische Uebersicht der britischen 
Libellen verdanken wir Selys-Longchamps (Ann. nat. hist, XVII. 
8.217). Es ist dies eine für die Synonymie dieser Familie sehr 
wichtige Abhandlung. — Ein Verzeichniss der Libellen Preussens 
lieferte Hagen (Preuss. Prov. Blätt.). 

Kolenati (Melet. V.S.114) hat deschna Charpentieri, aus den 
Sümpfen am Kur in Transkaukasien, — Haldeman (Proceed. Acad. 
“ Philad. 11. S.55) Agrion venerinotata aus Nordamerica als neue 
Art beschrieben, — von Blanchard (d’Orb. Voy. Am. m.) sind 
Aeschna obscuripennis aus Bolivien, Libellula rubriventris 
und fuscofasciata von Corrientes, Agrion rufovittatum aus 
Bolivien als neue Arten abgebildet. 


142 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Hagen beobachtete an eben aus der Puppe geschlüpften Libel- 
‚len, dass das Flügelgeäder aus zwei congruenten, sich genau anein- 
anderlegenden Adernetzen gebildet sei (Ent. Zeit. S. 115). 


Ephemerides. Unter der Bezeichnung Ephemera culicifor- 
mis? Lin. Fab. Enc meth. lieferte Boyer deFonscolombe (Ann- 
d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.49) die ausführliche Beschreibung einer 
Art, in welcher Guerin (ebenda) eine Abänd. der Cloe fuscuta 
muthmasst. 


Lepismenae. Von Lucas sind in der Explor. d. l’Alg. 7 
neue Arten von Machilis und ebenso viele von Lepisma abgebildet, 
und die Diagnosen derselben in der Rey. Zool. (S.252) vorläufig mit- 
getheilt. 


Neuroptera. 


Eine Aufzählung der Neuropteren Preussens lieferte Hagen in 

den Preuss. Prov. Blätt., unter welchen freilich die Orthopteren mit 

- häutigen Flügeln noch immer begriffen werden. — Mehrere Kauka- 
sische Neuropteren beschrieb Kolenati Melet. V. S.115. 


Hemerobini. Ueber die Paarung des Ascalaphus longicor- 
nis theilte Lafresnaye eine Beobachtung mit (Bull. Soc. Ent. Fr. 
p. cxv.) — Guerin bemerkte (ebenda), dass die Larven von Asca- 
laphus denen von Myrmeleon gleichen, aber in der Lebensweise ab- 
weichen. Sie machen nämlich keine Trichter, sondern verstecken 
sich unter kleine Steine, wo sie Fliegen und anderen Insecten nach- 
stellen, — Eine neue Art ist Ascalaph. chlorops Blanchard (d’Orb, 
Voy. Am. m.) aus Bolivien. 

Von Myrmeleon sind als neue Arten aufgestellt M. stieticum 
Desselb. (ebenda) ebendaher, und M. Nordmanni Kolenati 
(Melet.. V. S,115) aus Transkaukasien. 

Eine Aufzählung der Schlesischen Hemerobius-Arten hat Dr, 
Schneider mitgetheilt. (Arb. u. Veränd. der Schles. Gesellsch. i. J. 
1846. S.100). — Guerin (Iconogr. R. A. text. S.388) beschrieb als 
neue Arten A. elegans von Rio, Janeiro, H. lateralis von Vera 
Cruz und H. Amaculatus aus China. 

Ders. (ebenda S. 389) stellte eine neue mit Hemerobius verwandte 
Gattung auf: Artzopteryx: Keine Nebenaugen. Die Fühler halb so 
lang als der Körper, dünn; die Flügel sind sehr breit, gerundet, jeder 
neben der Mitte, doch etwas mehr nach dem Vorderrande hin mit 
drei unter sich und mit dem Vorderrande gleichlaufenden Längsner- 
ven, welche kaum % der Flügellänge erreichen und von denen eine 
grosse Zahl feinerer Nerven entspringt, welche unter einander nicht 
in Verbindung stehen, und sich erst an ihrer Spitze gabeln. Die Art 
4. elegans, ist aus Neuholland (dies Insect scheint der Psychopsis 
mimica Newm. sehr nahe zu kommen). 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 143 


Auch Mantispa bereicherte Ders. (ebenda S. 391) mit mehreren 
neuen Arten: M. Victor?’ vom Kaukasus (ist ohne Zweifel M. perla); 
M. Australasiae aus Neuholland und M. iridipennis aus Co- 
lumbien. 

Ueber die früheren Stände von Corydalis cornutus gab Halde- 
man Nachricht (Proceed. Acad. Philad. II. S.192). Die Larve lebt 
im Wasser, verlässt dasselbe aber zur Verwandlung, zu welcher sie 
sich unter einem Stein ein Puppenlager aushöhlt. Die Mandibeln 
und die Lefze ragen in allen Ständen vor; die Fühler der Larve sind 
sehr klein und an der äusseren Wurzel der Mandibeln gelegen. (Die 
Larve hat ausserdem in ihrem Bau noch viele Uebereinstimmung mit 


der von Sialis). 


Panorpatae. Westwood’s schon im Jahresb. f. 1841 an- 
gezeigte Monographie ist jetzt in ausführlicher Bearbeitung erschie- 
nen (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. S.184). Von den Gattungen Eu« 
phania Westw. und Merope Newm. sind Abbildungen geliefert. Die 
letztere zeichnet sich sehr aus durch kurze, in der Mitte spindelför- 
mig verdiekte Fühler, durch mondförmige, auf der Stirn zusammen- 
stossende Augen, Mangel der Nebenaugen, und auf der Aussenseite 
stark behaarte Lade der Maxillen. 

Bittacus Saulcyi Guerin (leonogr. R. A. texte S. 385) aus 
Chile ist einerlei mit B. chilensis Kl. 

„Der Gletschergast”. Von Dr. Kolenati (Bull. d, 1. Cl. Phys, 
Math. de l’Acad. Imp. d. St, Petersb. V. S. 49, Taf.). Es ist der 
bekannte Boreus hiemalis, welcher hier ausführlich beschrieben und 
abgebildet ist, und mit dem die Desoria glacialis Nie. durch einen 
unbegreiflichen Missgriff für einerlei gehalten wird. Der Verf. traf 
die Weibehen nur im Moose unter der Schneeregion, die Männchen 
aber auf dem Gletschereise des Kasbek. 


Phryganides. Guerin (lconogr. R. A. texte S.396) stellte 
eine neue Gatt. Leptonema auf: Ansehn von Macronema Pict., 
Fühler 3mal so lang als der Körper, fein; der Körper und die Flügel 
lang, die Unterflügel breit und gefaltet. Maxillartaster 5gl., das 3te 
und Ate Gl, etwas dick, das Endglied dünner, fast so lang als die 
übrigen zusammen, behaart. Lippentaster 3gl., das Endglied dünner 
und länger als die beiden ersten zusammen. L. pallida, neue Art 
aus Brasilien. 

Ders. (ebenda) beschrieb Rhyacophila armeniaca als neue 
Art aus Armenien. 

Phrygan, buccata Boyer de Fonscolombe (Ann. d.]. Soc, 
Ent. d. Fr. IV. 8.48) als neue Art aus der Gegend von Aix in Süd- 
frankreich aufgestellt, ward von Gu&rin (ebenda) als Synonym von 
Sericostoma collaris erklärt, 

Ueber Phryganea phalaenoides L., welche kürzlich vom Kand. 
v. Löwenhjelm in Schweden wieder aufgefunden ist, berichtete Bo- 


144 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


heman (Öfvers. Vet. Acad. Förhandl, 1846. S. 215) ausführlich, und 
zeigte, dass Phr. daurica Fisch., Olostomis daurica Guer. Perch. 
Gen. Ins. als Synonymen dazu gehören, Zetterstedt’s in den Lapp- 
marken einheimische PAr. phalanaeoides aber eine eigene Art bildet, 
welche B. Phr. pantherina nennt. (Diese Phr. pantherina Boh. ist 
ohne Zweifel mit PAr. altaica Fisch. einerlei, und kommt, wenn ich 
nicht irre, auch auf deutschen Gebirgen vor, während die wahre 
Phr. phalaenoides L. auch in Ostpreussen aufgefunden ist). 

Auch auf der italienischen Gelehrten-Versammlung zeigte v. Lö- 
wenhjelm diese schöne Art vor. (Diario dell’ ott. congr. degl. 
Seienz. Ital. 1846. S.111). Bonaparte erinnerte bei dieser Gele- 
genheit daran, dass nach Gene’s Beobachtungen die Phryganeen den 
Reisfeldern sehr nachtheilig werden. 


Hymenoptera. 


Nlistoire naturelle des Insectes. Ilymenopteres. Par M. 
le Comte Lepelletier de Saint-Fargeau. Tome 4me. Par M. 
Aug. Brulle. Paris. Roret 1846. 

Dem Verf. ist, um die in den Roret’schen Suites ä Buffon von 
Lepelletier de St. Fargeau bearbeitete Naturgeschichte der Hymeno- 
pteren abzuschliessen, aufgetragen worden, sämmtliche Gold-, Schlupf- 
Gall-, Holz- und Blattwespen, also eigentlich den bei weitem um- 
fangreichsten Theil der Hymenopteren, in einem einzigen Bande ab- 
zuhandeln. Der Verf hat sich dieser Aufgabe auf eine sehr zweck- 
mässige und für die Wissenschaft erspriessliche Weise entledigt, in- 
dem er die hier vorzugsweise auf europäischen Formen gegründete 
Eintheilung in mässiger Kürze entwickelt, für das Studium der euro- 
päischen Arten alle ihm bekannt gewordenen Quellen nachweist, und 
es seine besondere Aufgabe sein lässt, die bisher noch wenig be- 
rücksichtigten aussereuropäischen Arten zu beschreiben, deren hier 
namentlich unter den Ichneumoniden und Braconiden eine grosse Zahl 
neuer bekannt gemacht werden. Auch ist eine Anzahl neuer Gat- 
tungen aufgestellt worden. 

Notes sur huit especes nouvelles d’Hymenopteres (et de Neuro- 
pteres) trouyees aux environs d’Aix. Par M. Boyer de Fonsco- 
lombe. Annal. d, 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.39. Die sechs aufgestell- 
ten Hymenopteren werden unten aufgeführt werden. 

Hymenopterorum rossicorum species novae vel parum cognitae, 
descriptae et ex parte depietae a Dr. Ed. Eversmann. Bull, d. 1. 
Soc. Imp. d. Nat. d. Moscou. 1846. S. 436. T. 4. 5. 


Tenthredinetae. Mehrere neue Gattungen sind von Brulle 
(Hist. n. d. Ins. Hym. IV.) aufgestellt worden. Perreyia: Fühler 
13gl., fast schnurförmig, in der Mitte etwas verdickt. Die Vorder- 
flügel haben eine Randzelle mit einem Anhängsel, und 4 Unterrand- 
zellen, deren die zweite die beiden rücklaufenden Nerven aufnimmt. 


En 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 145 


Eine Art aus Südamerica, — Pectinia. Fühler ziemlich kurz, bor- 
stenförmig, die Glieder vom dritten an fast gleich lang. 2 Rand- und 
4 Unterrandzellen; die einzige Art ist T. aterrima Kl. — Wald- 
heimia, die Flügel wie bei Pectinia, die Fühler in der Mitte etwas 
verdickt und die mittleren Glieder länger als die andern: T\. brasi- 
diensis Lep. und eine neue Art W. Orbignyana aus Bolivien. — 
Sericocera entspricht der 8ten Gruppe von Hylotoma in Klug’s 
Jahrb. S. 249. n. 92—97. 

Guerin (Iconogr. R. A. text. S.398) sonderte unter der Benen- 
nung Pseudoperga diejenigen Arten von Perga ab, welche nur 
drei Unterrandzellen haben., Hierhin gehören P. Lewisii Westw. und 
eine neue Art, P. ventralis aus Vandiemensland. 

Ein Verzeichniss der in den Fürstenthümern Lübeck und Birken- 
feld bisher aufgefundenen Blattwespen wurde von Tischbein gelie- 

“fert (Entom. Zeit. S.75.113). Es sind mehrere neue Arten aufge- 
stellt: Nematus minutus, rufipes, leucaspis, flavicomus, 
variabilis, Emphytus bucculentus, Emph. (Kaliosyphinga) 
Dohrnii, Tenthredo (Eriocampa)’' crassicornis und nitida. 
— Die Untergattung Kaliosyphinga ist eine Emphytenform, deren 
lanzettförmige Zelle in der Mitte zusammengezogen und deren Un- 
terflügel ohne Mittelzelle ist. 

„Bemerkungen über einige Blattwespen-Larven” hat Bouche 
mitgetheilt (ebenda S.289). 1. Die schon von Reaumur auf Elsen 
beobachtete asselförmige Raupe (fausse chenille cloporte) gehört 
dem Nematus hypogastricus Kl. Hart., N. luridiventris Dahlb. an. 
Sie geht im Spätherbst zur Verwandlung in die Erde. — Die Larve 
des Allantus abdominalis Kl. (Hylot. abd. Fab.) lebt bis zur Halb- 
wüchsigkeit, 14—20 Tage lang, in Gallen der Clematis erecta, darauf 
bohrt sie sich durch und frisst an den Blättern. Im ersten Zeitraum 
ist sie grünlich weiss, im zweiten blaugrün. Nach abermäls 14— 20 
Tagen geht sie zur Verwandlung in die Erde, wo sie den Winter 
über zubringt, — 3. Tenth. (Allant.) pusilla Kl. legt ihre Eier an 
Rosenblätter, vorzüglich der R. canina, und zwar an den Rand, die- 
selben rollen sich in Folge der Verletzung nach unten um, und in 
der hierdurch gebildeten Röhre lebt die 22füssige kurzdornige Larve, 
den Blattrand benagend. Ist ein Blatt verzehrt, greift sie ein anderes 
an, welches sich durch den Biss ebenfalls zurückrollt. 

Guerin (a. a. O. S.402) beschrieb als neue Arten von Cephus: 
C. Mittrei aus Algier und €. Mezicanus aus Mexico. Der er- 
stere ist indess mit C. idolon Rossi einerlei. 


Ichneumonides. Brulle hat in der Hist. n. d. Ins. Hym. 
eine Reihe neuer Gattungen aufgestellt. Mit Pimpla verwandt ist 
Epimecis (S.112), ausgezeichnet durch den halsförmig verengten 
Hinterkopf und Prothorax, mit zwei neuen Arten aus Brasilien. — 
Westwoodia (3. 126), merkwürdig durch ihre Aehnlichkeit mit 
einem Bracon, aber vom Flügelgeäder der lchneumonen, mit einer 

Archiv f, Naturgesch, XII, Jahrg. ?. Bd. K 


146 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


etwas unregelmässig viereckigen Mittelzelle im Vorderflügel, eine 
neue Art aus Vandiemensland enthaltend. — Thyreodon (S.150), 
aus Ophion morio F. und zwei anderen americanischen Arten gebil- 
det, von Opbion durch das vorragende und in der Mitte zahnförmig 
erhabene Kopfschild abweichend. — Ophiopterus (S.153), hat das 
Flügelgeäder von Ophion und Thyreodon, weicht aber durch kugli- 
gen Hinterrücken ab, der in-eine Art von Stiel ausgeht, dem der . 
Hinterleib eingelenkt ist; eine neue Art aus Brasilien. — Podo- 
gaster (S.179) mit gleicher Bildung des Hinterrückens, aber länge- 
rem Stiel; die Flügel ebenfalls ohne Mittelzelle; die Hinterschenkel 
etwas verdickt; mit einer neuen Art-aus Guyana. — Macrogaster 
(S. 184), zur Cryptus Gruppe gehörend, ohne Mittelzelle, mit gros- 
sem, eiförmigem, kurz gestieltem Hinterleibe, eine neue Art vom Cap 
enthaltend. — Cryptanura (S.242) stimmt mit Mesostenus (Poly- 
eyrtus Spin.) überein, bis auf den Legestachel, der so kurz ist, dass 
er nicht über die Hinterleibsspitze hinausragt; 4 neue Arten aus Süd- 
america. — Christolia (S.246), weicht von der vorigen nur in der 
Form ab, indem der Hinterrücken kürzer als breit, überhaupt Kopf 
und Mittelleib gross, der Hinterleib aber klein ist; eine neue Art 
aus Brasilien. — Hemigaster (5.266) ebenfalls noch eine Cryptus- 
form; der hintere Theil des Hinterleibes unter den drei ersten Rin- 
gen desselben versteckt; die Vorderflügel ohne Mittelzelle;, 2 neue 
Arten, eine aus Ostindien, die andere aus Neuholland. — Labium 
(S. 316), einem Tryphon ganz ähnlich, und nur durch die grosse, 
dreieckige, bis zur Spitze der Mandibeln reichende Lefze unterschie- 
den; eine neue Art aus Neuguinea. 


In Rücksicht auf die geographische Verbreitung der verschiede- 
nen Ichneumoniden-Formen wird die Angabe der Zahl der vom Verf. 
aus den verschiedenen Gattungen beschriebenen Arten von einigem 
Interesse sein, obschon- dadurch keineswegs eine vollkommene Ueber- 
sicht gewährt wird, indem auch von manchen Gattungen aussereuro- 
päische Arten vorkommen, aus welchen der Verf. keine kannte. 


Rhyssa 5 Arten, aus Nordamerica und Chile; Ephialtes 10 Arten 
aus versch. Welttheilen; Pimpla 38, desgl.; G/ypta 1 A. aus Süd- 
africa,; Lissonota 3 A. aus Südafrica und Südamerica; Orthocentrus 
2 A. aus Vandiemensland und vom Senegal; Metopius 2 A. aus Ca- 
rolina; Banchus 1 A. aus. Brasilien; Exetastes 3 A. ebendah.; 
Osprynehotes Spin. 2A. aus Africa; Ophion 24 A. aus versch. Weltge- 
genden; Paniseus 5 A. desgl.; Campoplex 8 A. desgl.; Macrus (?) 
1 A. aus Vandiemensland; Atractodes 4 A. aus Südamerica; Anoma- 
lon 9 A. aus versch. Welttheilen; Codlyria (Pachymerus Grav.) 1 A, 
aus Guyana; Cremastus 1 A. vom Senegal; Cryptus 24 A. aus versch. 
Weltgegenden; Mesostenus tPolyeyrtus Spin.) 54 bunt gefärbte Arten 
aus verschiedenen Weltgegenden, meist jedoch aus Südamerica; Me- 
sochorus 2 A. aus America; Hemiteles 8 A. aus Südamerica und 1A. 
aus Ostindien; Jchnoceras 2 aussereuropäische Arten und 2 aus 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 147 


Frankreich, von denen die eine der echte Bracon purgator Fab., 
aus Bosc’s Sammlung_ist; Joppa F., 51 A. meist aus Südamerica; 
Trogus 2 A. aus Nordamerica; /ckneumon 19 A. aus versch. Weltge- 
genden; Tryphon 2 A. aus Brasilien. 

Als neue Art ist Trogus nubilipennis, aus Nordamerica, von 
Haldeman aufgestellt (Proceed, Acad. Philad. III. S. 127). 

Die Larve der Po/ysphincta carbonator Gr. wurde auch von 
Boie an Spinnen, welche der Verf. für Junge der Epeira diadema 
hielt, äusserlich schmarotzend beobachtet (Entom. Zeit. 5.292, Vergl. 
meinen Jahresb, f. 1843. S. 305). 


Braconides. Brulle (a. a. O. 5.436) stellt die Gatt. Vipio 
Latr. wieder her, indem sie ausser den rüsselförmig verlängerten 
Mundtheilen durch schlankere Form und längsgestrichelte erste Hin- 
terleibsringe von Bracon abweicht. Die neue Gatt. Myosoma(S.450) mit 
6 Arten aus Südamerica und Neuholland, ist von Bracon dadurch unter- 
schieden, dass der erste Hinterleibsring mit den folgenden einen. 
rechten Winkel bildet; Syn gaster (S.454) mit 14 neuen Arten aus 
versch. Welttheilen, ebenfalls mit Bracon nahe verwandt, weicht 
vorzüglich durch dünne, fadenförmige Taster ab. — Megaproctus 
(S.467) mit 3 neuen Arten aus Südamerica, ebenfalls mit langen 
dünnen Tastern, zeichnet sich dabei durch die besondere Entwicke- 
lung des vorletzten Hinterleibsringes aus, welches zweimal so lang 
ist als das vorhergehende. — Binarea (S.470) mit, einer neuen 
Art aus Parä, weicht von Bracon wie von den vorgenannten Gatt. 
wesentlich durch die Hinterflügel ab, welche am Rande, auf der 
zweiten Hälfte, zwei längliche Zellen haben, von denen die zweite 
unvollständig ist. — Heteropteron (S.472) mit einer neuen Art 
aus Brasilien, weicht von Bracon in der Gestalt der Zellen im Vor- 
derflügel ab. — Troticus (S.508) mit einer Art vom Cap, welche 
einem rothien Bracon gleicht, ist mit Agathis zunächst verwandt, und 
unterscheidet sich dadurch, dass beim Weibchen die drei vorletzten 
Glieder der Maxillartaster kurz und zusammengedrückt sind. — For- 
nicia (8.511) mit einer neuen Art aus Brasilien, ist mit Sigalphus 
verwandt, hat aber nur drei vollständige Zellen im Vorderflügel, 
nämlich 1 Cubital- und 2 Discoidalzellen. — Spinaria (S. 512) aus 
Brac. armator F., Br. spinator Guer. und einer neuen südasiatischen 
Art gebildet, hat die drei ersten Hinterleibsringe nur durch gekerbte 
Nähte geschieden, den äten und Sten Ring wie gewöhnlich gegliedert, 
die folgenden eingezogen, den Prothorax und den 2ten—5ten Hinter- 
leibsring mit" Dornen bewaffnet. — Aus den bekannten Gattungen 
sind von Bracon 123, von Vipio 17, von Helcon 1 (aus Nordamerica), 
von Agathis 31, von Alysia 2 aussereuropäische Arten beschrieben. 

Boyer de Fonscolombe (a. a. O.) stellte zwei neue Agathis- 
Arten auf: A. maior (vom Mierod. calculator F., den der Verf. frag- 
weise anführt, durch rothe Hinterbeine unterschieden, also wohl Mi- 
erodus thoracicus Nees) und Ag. initiator. (Auch hier führt der 

K* 


148 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Verf, fragweise Br. initiator F. an, welcher bekanntlich ein ächter 
Bracon ist). 


Evaniales. Brulle (a. a. O. S.537) beschränkt die Gatt. 
Stephanus auf den St. serrator, und sondert die übrigen, welche nur 
3gliedr. Hinterfüsse haben, als eigene Gatt. Megischus ab, nämlich: 
St. coronator F. (Pimpl.) aus Ostindien, M. annulator, neue Art 
‚unbekannten Vaterlandes, und M. furcatus und acutus Enc. — Neben 
Aulacus ist eine neue Gatt. Capitonius (S.544) aufgestellt, welche 
sich dadurch sogleich unterscheidet, dass die 3te Discoidalzelle nicht 
geschlossen ist; auch ist der Hinterleib flach gedrückt. Die Art, C. 
bifasciatus, ist aus Para. — Ausserdem ist von Brachygaster 
(Hyptia Jll.) eine neue Art Br. rufipes, aus Frankreieh, beschrie- 
ben. — Die Gattungen Pelecinus und Monomachus, welche der Verf. 
hierher gerechnet, gehören zu den Proctotrupiern, von der letzteren 
ist eine neue Art, M. ruficeps beschrieben. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S.406) bereicherte Foenus und 
Aulacus mit neuen Arten: F. pyrenaicus aus den Pyrenäen (ist 
von Klug auch bei Berlin gefangen), F. Caucasicus vom Caucasus, 
F. rubricans aus Frankreich (auch in Deutschland und Italien ein- 
heimisch), F. Hollandiae, flavitarsis, thoracicus aus Neu- 
holland. — Aulacus ater aus Brasilien -ist von dem nordamericani- 
schen A. ater Westw. verschieden. 


Cynipseae. Eine neue Art ist’Ibalia maculipennis Hal- 
deman (Proceed. Acad. Philad. II. S. 127) aus Pensylvanien. 

Die Gallen des Cynips pallidus Ol. wurden von Fairmaire ab- 
gebildet (Ann. d. 1. Soc. Ent. de Fr. Bull. IV. S.xxx. T.2. F. ıv). 


Proctotrupii. Eine Uebersicht über die Gattungen und Ar- 
ten der Mymariden-Gruppe ist von Walker, fast ganz nach hand- 
schriftlichen Mittheilungen von Haliday gegeben (Ann. n. hist. 
XV. 8.49). Die Uebersicht über die Gattungen ist folgende: 

Tarsi pentameri. 


Antennae fem. 11 art. — Abdomen petiolatum.. . . Ooctonus. 
Abdomen subsessile . . . Lymaenon. 
Antennae ifem, Hart, anliusintdossilk Kbser Kap: Litus, 
Antennae fem. 8 art. — Abdomen subsessile. . . . Arescon, 
Abdomen sessile .... . . Alaptus. 
Tarsi tetrameri, 
Antennae feminae capitulo exarticulato. 
Abdamennsessilerii.! sit = nalen een . Anagrus. 
Abdomen subsessile. — Antennae mar. 12 artic. . Anaphes. 


Antennae mar. 13artic. . Panthus. 
Abdomen petiolatum. — Alae quatuor, ulna lineaxi Caraphractus. 
ulna punctiformi Po/ynema. 
Alae quasi binae . „ „ . Mymar. 
Antennae feminae capitulo biartieulato . . .. . . .„ Eustochus. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 149 


Oocetonus enthält 4 Arten, — Lymaenon, früher Unterabth. 
von Ooctonus, 5 Arten (L. litoralis ete.), — Arescon, von Litus 
abgesondert, 1 Art (dimidiatus), — Litus 1 Art (cynipseus), — 
Alaptus 2 Arten, welche W. indess nur für Abänderungen hält. — 
Anagrus, die 6 Arten von Haliday, 3 ältere und 3 neue-lässt der 
Verf. ohne Angabe der Merkmale, welche ihm unmöglich fallen fest- 
zustellen, — Anaphes 7 Arten, — Panthus 2 Arten, — Cara- 
phractus 1 Art, — Polynema 6 Arten, — Mymar 1 Art, — 
Eustochus 1 Art. 


Chaleidiae. Walker_hat ein ,Verzeichniss der Chaleidier 
des Britischen Museums bearbeitet: List of Chaleidites, 1846. — Die 
in dieser Schrift gebrauchte Eintheilung hat Brull& seiner Bearbei- 
tung dieser Familie in der Hist. n. d. Ins. Hymenopt. zum Grunde 
gelegt. Von Walker sind die Gattungen Megorismus und Pan- 
stenon aus früheren Arten von Miscogaster errichtet, Brulle (a.a. 
0.S.572) hat eine neue Gatt Gulearia hinzugefügt, welche zur 
Euchariden-Gruppe gehört, sich von Thoracantha dadurch unter- 
scheidet, dass die schildförmige Verlängerung des Thorax gespalten 
ist und eine neue Art @. violacea aus Südamerica enthält. 

Ausserdem sind von Brull& nur noch zwei. neue Arten aus die- 
ser Familie beschrieben: Perilampus cyaneus aus Carolina und 
Psilogaster (Blanch.) pallipes aus Vandiemensland. 

Walker hat in zwei Abhandlungen neue Chalcidier beschrieben: 
„Decriptions of Chaleidites” (Transact. Linn. Soc. XX. 5.153) ent- 
hält 15 Arten von Pteromalus und 1 Art von Seladerma, alle aus 
Grossbritannien. — „Characters of some undescribed species of Chal- 
cidites” (Ann. nat. hist. XIV. S. 108. 177) enthält 28 Arten, nämlich 
1 Chalcis von Bombay, 2 desgl. von Sierra Leone, 1 Halticella von 
Bombay, 1 Callimone, 4 Lamprotatus, 1 Psilonotus aus Grossbritan- 
nien, 1 Eupelmus von Bombay, 1 Cerchysius aus England, 8 Encyr- 
tus aus Grossbritannien, 1 dergl. von St. Vincent (Westindien), 
1 Elasmus von Bombay, 1 Eulophus, 4 Entedon aus England, 1: desgl. 
und 1 Scelio von Bombay. 

Von Haldeman (Proceed. Acad. Philad. II. S.53) wurde Leu- 
cospis integra aus Nordamerica, von Gu£rin (lconogr, R. A. text. 
S.414) Leucospis Poeyi aus Cuba, Thoracantha Romandii und 
Lyeisca Westwoodii aus Columbien beschrieben. 

Goureau fand an einer Schote des Ulex europaeus Schmetter- 
lingseier, aus welchen ein Dutzend Pteromalinen hervorkamen, diese 
wurden als Merismus obscurus Blanch., Psilocera obscura Walk. be- 
stimmt. (Note sur le Merismus obscurus Blauch. Annal. d. 1. Soc. 
Ent. d. Fr. IV. 8.477. T. 11. F.ın). 

Leon Dufour hat eine sehr interessante Abhandlung über Ce 
cidomyia Verbasci Vallot und ihre Parasiten geliefert. (Description 
des Galles du Verbascum et du Scrophularia, et des Insectes qui les 
habitent, pour servir ä P’histoire du parasitisme. Ann. des sciene, 


150 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


nat. V.S.5). Unmittelbarer Schmarotzer ist Misocampus (Callimone) 

nigricornis, Diplolep. nigric. F., dessen langhaarige Larve sich ein- 
zeln in den Gallen findet, und die Larve der Gallmücke aussaugt. 
Schwärzliche Färbung der inneren Wandung der Galle zeigte mit 
Bestimmtheit die Anwesenheit dieses Schmarotzers an. Dieselbe Art 
erhielt der Verf. indess auch aus den von einer Lasioptera herrüh- 
renden Gallen von Eryngium und aus denen der Cynips querceus ter- 
minalis. — .Ein mittelbarer Schmarotzer ist Eulophus verbasci Vallot. 
Die Larven desselben sind Jänglich, fein gekörnt, hinten zugespitzt. 
Es finden sich ihrer 7 oder 8 bis 10 und 12 in einer Galle, wo sie 
nicht an der Gallmückenlarve, sondern an der Galle selbst saugen, dem 
ursprünglichen Bewohner die Nahrung rauben und ihn meist durch 
Hunger umkommen lassen; zuweilen, wo die Zahl dieser Gäste ge- 
ringer ist, findet er sich lebend unter denselben. — Eine dritte Chal- 
eidierform, Stomoctea pallipes n.sp. erhielt der Verf. aus einer 
“ Serophularien Galle, ohne dass es ihm gelang, sich nähere Kenntniss 
von seiner Naturgeschichte zu verschaffen. — Einen wesentlichen 
Schritt würde diese Abhandlung unsere Kenntniss weiter fördern, 
wenn es sich bestättigt, dass einzelne Formen der Chaleidier auch 
von pflanzlichen Säften sich nähren. Indess bemerkt Vallot (Compt. 
rend. XXIII. 109) in Betreff der Gallen von Verbascum pulverulen- 
tum, dass sie bald von der Grösse einer Haselnuss, bald viel kleiner 
seien, dass aus den letzteren Eulophen, aus den ersteren Cecido- 
myien ausschlüpfen, dass die aus den nachträglich eingelegten Eiern 
der Eulophen gekommenen Larven die der Cecidomyen verzehren, 
und in diesem Falle das Wachsthum der Galle aufhöre. 


Chrysidides. Eine Reihe neuer Arten ist von Brulle a. a. 
O. beschrieben worden, nämlich 1 Parnopes aus Ostindien, 1 Pyria 
von Madagascar, 36 Chrysis aus verschiedenen Welttheilen, 3 Hedy- 
chrum aus Nordamerica und vom Cap. 

Aus Nordamerica ist auch Hedychrum janus Haldeman (Pro- 
ceed. Acad. Philad. 11. S. 53). 

Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 419) setzte, die Untersabiede 
des Elampus Panzer: (F.) und spina (Lepell.) auseinander. 


Pompitii. Pompilus rubellus und P. grandis sind zwei 
von Eversmann (Bull. Mose. S. 442. T.5. F. 1. 2) aufgestellte Arten, 
der erstere vom Caucasus, dem Orenburgischen und der Songorei, 
der letztere aus den Ebenen am Altai. Der letztere kommt auch in 
Nordamerica vor, und ist von Dahlbom als P. atrox (Pall.) beschrieben. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S.434) stellte neue Arten von Pla- 
niceps auf: Pl. erythrocephalus von Madagaskar, fulvicollis 
von Madras, venustus von Buenos Ayres und Patagonien, Lacor- 
dairei aus Brasilien. 


Larratae. Ders. (ebenda S.440) beschrieb als neue Arten 
Lyrops basilicus vom Senegal (scheint haemorrhoidalis F. zu sein), 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 151 


L. auratus von Pondicheri, (ist die gleichnamige Fabricius’sche 
Art!), L. fulviventris von Cuba, und Nysson abdominale vom 
Senegal. Da die letzte sich von den übrigen Nysson-Arten durch 
stark -gedornte Hinterschienen unterscheidet, ist eine eigene Unter- 
gatt. Paranysson darauf gegründet. 


Bembeeides. Stizus fulvipes Eversmann (a. a. O, 
S. 440. T.4. F.4) von der südl. Wolga ist St. crassicornis (F.). 

Guerin (lconogr. R. A. text. S. 438) sonderte von Stizus solche 
Arten, bei denen die Zunge und Nebenzungen etwas länger als der 
hornige Theil der Lippe sind, unter dem Namen Stizoides ab. Es 
werden hierhin St. bizonatus Spin., St. fasciatus (F.) und folgende 
neue gerechnet: S2. basalis, Mionii, apicalis vom Senegal, 
Delessertii aus Ostindien. — Monedula bereicherte Guerin (ebend. 
S.437) mit zwei Arten: M. Sallei von Neu-Orleans und M. Or- 
bignyi aus Patagonien. (Die erstere ist indess schwerlich mehr als 
eine Abänd. der M. Carolina. Zugleich bemerke ich, dass die in der 
lconogr. abgebildete Bembex Peruviana eine Monedula und zwar 
Stietia Chilensis Eschsch. Entomogr. ist). > 

Crabronites. Klug hat seine Gatt. Trachypus jetzt mit 
Philanthus verbunden, indess in Rücksicht auf die Form des Hinter- 
leibes und auf die von Dahlbom zuerst angezeigten Unterschiede im 
Geäder der Hinterflügel als eine eigene Gruppe. „Dergleichen Grup- 
pen”, heisst es, „sind drei. Die erste, welcher Dahlbom den Namen 
Philanthus gelassen hat, begreift ausser den bekannten europäischen 
Arten auch die asiatischen und viele africanische in sich. Im Hinter- 
flügel findet sich eine „cellula analis in ipsa origine yenarum cubita- 
lis et discoidalis terminata” und es bilden die „venula transverso- 
analis, vena cubitalis medialis et discoidalis” (alles von Dahlbom 
zuerst zum Theil sehr unpassend genannte Flügelnerven) durch ihr 
Zusammentreffen ein schief liegendes Kreuz. Bei den beiden folgen- 
den Gruppen ist dieselbe Zelle „paullo post originem venae cubita- 
lis terminata.” Sie unterscheiden sich aber deutlich durch die Form 
des ersten Hinterleibssegments. Bei den Arten der zweiten Abthei- 
lung, Dalılbom’s Gattung Anthophilus, ist es nicht anders als bei 


manchen Philantlıus. Dahlbom nennt es „subnodiforme”. Dahin ge- _ 


hören die nordamericanischen Arten, namentlich vertilabris und no- 
dosus (Vespa F.) so wie politus Say. Die dritte Abtheilung, Dahl- 
bom’s Gattung Simblephilus, welche eins ist mit meiner Gattung 
Trachypus, zeichnet sich dadurch aus, dass der Hinterleib lang ge- 
stielt ist. Hier finden sich alle südamericanischen Arten vereinigt, 
die hier zahlreich vorhanden, von denen aber erst wenige bekannt 
sind. Bestimmt sind nur Ph. elongatus (Zethus V,), Gomesü (Tra- 
chypus Kl.) und petiolatus Spin,’ (Monatsberichte der Berlin. Acad 
der Wiss. 1846. 5.41). 

Guerin (leonogr. I. A. text. S,443) beschrieb folgende neue 
Arten; Philanthus fuscipennis vom Senegal, Cerceris bicornute, 


152 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Dufourii aus Neu-Orleans, fulviventris vom Senegal, Perbo- 
scii von Campeche, argentifrons von Madagaskar. 


Scolietae. Zwei neue Scolia-Arten wurden von Eversmann 
(Bull. Mosc. S.441) beschrieben: Sc. Schrenckii aus dem Oren- 
burgischen, den Altaigegenden und der Songorei, und Sc. flaviceps 
vom Caucasus. Die erstere ist mit Se. signata sehr nahe verwandt, 
und vielleicht nur eine Abänderung derselben, 


Mutillariae. Vier neue Mutilla-Arten sind von Kolenati 
(Melet. Ent. V. S. 121) bekannt gemacht: M. Caucasica vom Kau- 
kasus, M. Iberica aus der Gegend von Tiflis und Elisabethpol, M. 
Armenica aus Transkaukasien und Armenien; M. Caspica, aus 
den Steppen am Kaspi-Meer. 


Formicariae. Ueber die Ameisen des nördlichen Europa 
hat Will. Nylander eine umfassende und gründliche Arbeit gelie- 
fert, Annotationes in monographiam Formicarum borealium Europae, 
in d. Act. Soc. Fenn. 11. S.875, und Additamentum annot. etc. ebenda 
S. 104. 

Es sind in Finnland 27 Arten beobachtet, eine, welche in Treib- 
häusern vorkommt, nicht mit gerechnet; 17 davon gehören der Gatt. 
Formica, 10 Myrmica an. (In Schweden kommen ausserdem noch 
Form. pubescens F. und emarginata Latr. vor. Die Arten sind fol- 
gende: 

1. Formica. 4A. Die Flügel ohne Discoidalzelle; grosse Amei- 
sen. 1. F. herculeana L., in Nordeuropa häufig, in faulen Baumstäm- 
men nistend. 2. F. ligniperda Latr. 3. F. pubescens F. — B. Die 
Flügel ebenfalls ohne Discoidalzelle, die Radialzelle aber länger; 
eine kleine Ameise: 4. F. vividula n.sp., in Treibhäusern lebend. 
— C. Die Flügel mit einer Discoidalzelle. a. Rothe; die Arbeiter 
mit deutlichen Ocellen: 5. F. rufa L. bis in Lappland hinein, häufig 
in Kieferwäldern, grosse Haufen aufführend. — 6. F. dominula 
n. sp., mit vorn leicht ausgerandetem Kopfschilde; im südlichen Finn- 
land und in Karelien, in der Erde nistend, entweder einen spärlichen 
Haufen aufführend, oder unter Steinen; sie gesellt sich Hülfsarbeiter 
von Form. glebaria zu. — 7. F. congerens n.sp. Auf der Insel 
Mjölön entdeckte der Verf. ein Nest, welches einen ähnlichen Haufen 
wie das der F. rufa bildete. — 8. F. truncicola n.sp. (gilt gewöhn- 
lich für F, sanguinea Latr., der Verf. zweifelt aber an der Richtigkeit 
dieser Bestimmung), bis nach Lappland verbreitet, in faulen Stämmen 
nistend, denen aussen Kiefernadeln angehäuft sind. — 9. F. exsecta 
n. sp., mit ausgeschnittener Stielschuppe, in Finnland häufig, bis nach 
Lappland hin; an gleichen Orten mit F. rufa, scheint aber mehr 
sonnige Stellen zu lieben, und. errichtet kleinere, oben gewöhnlich 
flache Haufen aus dünneren Stückchen. — 10. F. presstlabrisn.sp. 
mit niedergedrücktem Vorderrande des Kopfschilds; im südlichen 
Finnland und in Karelien häufig, in Wäldern und auf Wiesen, einen 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 153 


kleinen meist oben flachen Haufen bauend. — 11. F. cunicularia Latr. 
in der Erde nistend, vorzüglich in sandigem Boden, ohne indess einen 
Haufen zu bauen. — d. Schwarze; die Arbeiter mit keinen oder 
äusserst kleinen Ocellen: 12. F. fuliginosa Latr. — 13. F. picea 
n.sp. Nur Arbeiter, auf Mooswiesen bei Helsingfors und Ulnaborg 
gesammelt. — 14. F. glebaria n.sp. der F. fusca ähnlich, in der 
Erde weitläuftige Gänge grabend. — 15. F. fusca L. — 16. F. nigra 
L. — ce. Gelbe: 17. F. flava L., der im Nachtrage noch zwei ähn- 
liche neue Arten, F. umbrata und mizta zugefügt sind. — Die 
Arten von Myrmica hat der Verf. grossentheils neu benannt, weiler sich 
bei den meisten nicht überzeugen konnte, dass sie mit früher be- 
“ schriebenen übereinstimmen: 1. M. /aevinodis, mit fast glatten 
Knoten, häufig im Norden, unter Steinen, Moos und Rasen nistend. 
— 2. M. ruginodis, vagans F. Zett. (hier hätte der Fabrici’sche 
Name wohl erhalten werden können), mit runzligen Knoten, noch 
häufiger wie die vorige. — 3. M. scabrinodis, caespitum Zett., mit 
an der Wurzel schräg gelapptem Fühlerstiel, 4. M. Zobicornisn.sp. 
mit an der Wurzel quer gelapptem Fühlerstiel, häufig in Finnland. — 
5. M. sulcinodis n.sp., mit längsgefurchten Knoten, sonst der vori- 
gen sehr ähnlich und vermuthlich ebenso wenig selten, aber bisher 
noch übersehen. — 6. M. fuscula n.sp., eine kleine braune Myr- 
mica mit ziemlich glatten Knoten, im südlichen Finnland selten, häufig 
bei Helsiugfors, auf sandigem Boden unter Heidekraut. — 7. M. acer- 
vorum F., minder häufig im ganzen Norden; Lebensweise und Nisten 
wie bei den vorigen, aber in kleineren Gesellschaften. — 8. M. tu- 
berum F., im südlichen Finnland und in Schweden. Im Anhange sind 
noch zwei neue Arten beschrieben: M. muscorum, zwischen. den 
. beiden vorigen in der Mitte'stehend, bei Helsingfors häufig auf Stei- 
nen unter dem Moose nistend, und M. nitidula, in den Nestern der 
Form. rufa vorkommend (auch in Deutschland). 


Zuletzt hat der Verf. noch eine Uebersicht der von Dr. Sahlberg 
auf seiner Reise durch Sibirien nach dem nordwestl. America beob- 
achteten Ameisen gegeben. 1. Form. herculeana in Sibirien; 2. F. 
rufa bei Ochotsk; 3. F. cunicularia in Sibirien; A. ein unausgefärb- 
tes Stück von F. glebaria oder fuscu; 5. F. picea, eine neue der 
F, glebaria sehr ähnliche Art, in Sibirien; 6. ein Männchen, ebenda 
vielleicht der F. picea; 7. F. lava auf Sitkha; 8. Myrmica granu- 
linodis, neue der M. scabrinodis sehr ähnliche Art in Sibirien; 9. 
M. acervorum bei Ochotsk; 10. M. bicarinata, neue Art, in Ca- 
lifornien. 


Boyer de Fonscolombe beobachtete bei Aix eine neue 
Ameise, welche er als Form. eursor beschrieben hat (Ann. d, ], 
Soc. Ent. d. Fr. IV.S.41). Sie nistet in einfachen Erdlöchern, und 
hat einen raschen unregelmässigen Lauf. Das Männchen hat unge- 
wöhnlich kurze Flügel, welche nur bis zur Hiuterleibsspitze reichen; 
es fliegt auch nie, läuft aber mit grosser Behendigkeit auf der Erde. 


.154 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


Von Romand (ebend. Bull. S. xxxır.) wurde ein neues, ungeflü- 
geltes Insect bekannt gemacht, welches von Chevrolat in einem Neste 
der Form. fusca entdeckt und vom Verf. vorläufig Formica Che- 
vrolatzii benannt wurde. Von den bekannten Ameisen weicht dies 
Insect durch einfach gestielten Hinterleib ab, so dass seine systema- 
tische Stellung selbst der Familie nach noch sehr zweifelhaft bleibt. 

Die Abhandlung „Der wunderbare Haushalt der Ameisen. Aus 
eigenen Beobachtungen mitgetheilt von Carl Nagel” in der Allg. 
Deutsch. naturhist. Zeitung I. S.549 ist ohne wissenschaftliche Be- 
deutung. 

Haldeman (Proceed. Acad. Philad. II. S.54) beschrieb als Ty- 
phlopone pallipes aus Nordamerica eine kleine blinde Ponera, 

Guerin’ (leonogr. R. A. text. S.422—427) stellte eine Anzahl 
neuer Ameisen auf: Atta coptophylla aus Brasilien, insularis 
aus Cuba, Columbica aus Columbien, Lebasii, ebendaher, alle 
von A. cephalotes unterschieden, und zwar nur nach Geschlechts- 
losen, welche aber in der Grösse und Form des Kopfes u. s. w. sehr 
grossen Abstufungen unterworfen sind. — Odontomachus affinis 
aus Brasilien, insularis von Cuba. — Ponera gagates vom Se- 
negal, dicolor von Mexico. — Cryptocerus complanatus aus 
Cayenne, Aguttatus aus Columbien und Bolivien, dicolor von 
Pondichery, Pinelii aus Brasilien. — Pseudomyrma (Lund) bico- 
Zor aus Columbien. — Myrmex (neue Untergatt. aber von Pseudo- 
myrma kaum verschieden), Perbosciz von Campeche. 


- Vespariae. Eine neue Art aus Nordamerica ist Eumenes 
substricta Haldeman (Proceed. Acad. Philadelph. 1. S. 54). 


Apiariae. Die Brutstellen des Hylaeus Acinetus F. sind von 
Eversmann (Bull. Mosc. S. 188. T.3) bei Kasan in dem senkrech- 
ten Lehmufer der Kasanka- beobachtet worden, Sie bestehen aus 
länglich eiförmigen oder conischen, grauen, aus dem Lehm des Ufers. 
gebauten Zellen, deren 8-15 —24 verbunden, scheinbar unförmliche 
Erdklumpen bildeten, welche dicht neben einander in dem Lehmufer 
steckten, so dass dasselbe an verschiedenen Puncten auf mehrere 
Schritte Jang, 2—3 Fuss hoch, und +—% Fuss ins Ufer hinein, gröss- 
tentheils nur aus ihnen bestand. 

Ders. (ebenda S. 436) beschrieb folgende neue Arten: Bombus 
Altaicus aus den Ebenen am Altai, und Anthophora (Megilla) 
atricilla, senilis, fulvipes und lepida (Pall.) aus dem Oren- 
burgischen. 

Boyer de Fonscolombe (a. a. O.) stellte folgende neue Ar- 
ten aus der Gegend von Aix auf: Anthidium Lepelletieri, Mega- 
chile eristata, Macrocera grundis. Die letzte scheint mit Ma- 
ceroc. longicornis Lepell. übereinzukommen. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S.448) schlug vor, aus der in der 
Iconogr. abgebildeten Andrena femoralis Guer. aus Cuba, eine eigene 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 155 


Untergatt. Jgapostemon zu bilden, welche sich zu.Andrena so 
verhalte wie Nomia zu Halietus. Die genannte Art ist aber nichts 
als das Männchen der Megilla viridula F. und diese ist ein Halictus 
(Hylaeus). Mehrere Männchen der grünen americanischen Halictus- 
Arten haben verdickte Hinterbeine. 


Auch eine Anzahl neuer Arten wurde von Dems. (ebenda) be- 
schrieben. Megachila mazwillosa, cyanipennis vom Senegal, 
Poeyi von Cuba, dinotata von St. Thomas, Saulcyi von Chile, 
— Anthidium Paulinieri vom Senegal, Coelioxys abdominalis 
von St. Thomas, Mesocheirus sericeus aus Brasilien, Apis Perro- 
tetii, Delessertii aus Ostindien, Melipona grandis aus Bolivien, 
Trigona mezxicana, fwlviventris aus Mexico. 


Der Euglossa dentata (L.) verwandte Arten ‘setzte Ders. (ebenda 
S.457) auf folgende Weise auseinander: 

1. Das 2te, 3te und 4te Fühlerglied bei den Weibchen gleich 
kurz: E. dentata (L.), aus Cayenne und Brasilien, £. smaragdina 
n. sp. aus Brasilien, Para, Campeche; E. frontalis n. sp. aus 
Cayenne. 

ll. Das 3te Fühlergl. der @ viel länger als das 2te und Ate: E. 
piliventris n.sp. aus Para und E. Romandii, zweifelhaften Va- 
terlandes. 

Die Arten der I. Abth. gehören zur Gatt. Exarete Hoffeg., sie 
sind aber so unzureichend beschrieben, dass sie kaum bestimmt wer- 
den können; die der ll. Abth. sind eigentl. Euglossa, und E. Ro- 
mandii des Verf. ist mit E. Brullei Lepell. einerlei. 


Ueber: die Lebensweise der Meliponen hat Goudot seine in 
Neugranada gemachten Erfahrungen mitgetheilt (Compt. rend, XXI. 
8.710). Diese Insecten, welche den Einwohnern Südamerica’s eine 
grosse Menge Honig und Wachs liefern, bauen zum grossen Theile 
in hohlen Bäumen, und es wird fast immer nöthig, um ihre Erzeug- 
nisse zu gewinnen, den Baum zu fällen. Die Gesellschaften der Me- 
liponen bestehen mehrere Jahre, indess aus noch unbekannten Ur- 
sachen gehen sie mit der Zeit allmählich ein, indem sie fast verlas- 
sen werden. Die Form und Grösse der Stöcke richtet sich nach den 
Baumlöchern, in denen sie angelegt werden, meist sind sie kuglig 
oder länglich. In einem Baum ist gewöhnlich nur ein Stock, selten 
zwei. Die äussere Wandung des Stocks, aus mehreren Lagen einer 
harzigen, zerbrechlichen, schwärzlichen Masse gebildet, ist in ihrem 
oberen Theil viel dicker als an den übrigen; unmittelbar unter die- 
ser Decke liegen die Waben für die Larven; die Waben liegen wag- 
recht, und bestehen aus einer einzigen Reihe sechseckiger Zellen, 
deren Oeffnungen nach oben gerichtet sind. An den Seiten der Wa- 
ben, zwischen diesen und der Wandung befinden sich eiförmige, ganz 
geschlossene, bald vereinzelte, bald unregelmässig gehäufte Vorraths- 
zellen, von denen die oberen Bienenbrod, die unteren Honig zu ent- 
halten pflegen. In den Stock führt eine eylindrische, längere oder 


156 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


kürzere Röhre. Die grösseren Arten liefern natürlich auch mehr 
Honig und Wachs. Der Honig der M. fasciata gleicht einem dicken 
grünlichgelben Sirup und ist von sehr angenehmem Geschmack. Ein 
Stock lieferte regelmässig 3 Litres Honig und 1 Kilogr. Wachs. 
Die Menge des Honigs mag im Vergleich zu unseren Bienen gering 
erscheinen, die Verhältnisse in beiden Ländern sind aber auch sehr 
verschieden, denn in Neugranada giebt es keinen eigentlichen Winter, 
für den die Bienen sich zu versorgen hätten, sondern zwei Jahres- 
zeiten, wo die Anzahl der blühenden Gewächse geringer ist; kurz 
vor dieser Zeit findet man also die Stöcke auch am reichlichsten 
mit Vorräthen versehen, nämlich im April und Mai, und im October 
und November. — Die Stöcke der Trigonen sind viel weniger ergie- 
big, ihr Honig ist spärlicher, dünner, weniger wohlschmeckend, und 
zuweilen, nach Aussage der Landesbewohner, von purgirender Wir- 
kung. Auch das Wachs ist schlechter, harziger, schwärzer. — Einige 
Trigonen bauen ihre Stöcke nicht in hohlen Bäumen, Tr. amalthea 
z. B. in alten Erdwänden, Tr. mexicana unter zerfressenen Wurzeln, 
oder in den grossen Haufen von Pflanzenabfall, welche sich in den 
Astwinkeln alter Bäume finden. Vom Schwärmen der Meliponen hat 
der Verf. nie etwas gesehen, noch hatten die Eingebornen Kunde 
davon. 
Lepidoptera. 2 
Von Herrich-Schäffer’s „Systematische Bearbeitung der 
Schmetterlinge von Europa, als Text, Revision und Supplement zu 
Hübner’s Sammlung europäischer Schmetterlinge” sind das 13te bis 
20ste Heft erschienen. Auf den in diesen Heften erschienenen 13 
ersten Bogen des 2ten Bandes ist die Bearbeitung der Heteroceriden 
angefangen, in deren Eintheilung der Verf. von seinen Vorgängern 
wesentlich abweicht: Da sich die Eintheilung nur auf der Untersu- 
chung europäischer Arten gründet, kann sie natürlich nur als ein 
Versuch erscheinen und wird noch vielfältige Berichtigungen erfah- 
ren müssen; es ist aber sehr ehrenwerth, dass trotz dieser Beschrän- 
kung der Verf. sich seinen eigenen Weg bahnt. — Die wichtigsten 
Unterscheidungsmerkmale für die Heteroceren unter sich findet der 
Verf. in den Flügelrippen, „während Haftborste, Zunge und Neben- 
augen”, sagt der Verf., „bei nächstverwandten Arten bald fehlen, bald 
vorhanden sind, die Palpen, Fühler und Beine bei eben so nah ver- 
wandten ungemein abweichend gebildet sind, bleiben die Flügelrippen 
immer beständig und geben sichere Anhaltspunete, wenn man die 
zufälligeren Abweichungen von den wesentlicheren zu unterscheiden 
gelernt hat. Und auch hier giebt die Natur selbst die sichersten 
Fingerzeige, indem die Verschiedenheiten am Ursprunge der Rippen 
gewiss wesentlicher sind als jene, welche erst gegen den Saum hin 
stattfinden, und deshalb auch früher berücksichtigt werden müssen, 
als die aus ihnen entspringenden Aeste.” 


VE 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 157 


Der Verf. stellt deshalb die Hepialiden voran als die Gruppe, 
bei welcher die meisten Rippen aus der Wurzel entspringen: bei 
ihnen theilt sich die Mittelzelle aller Flügel in drei ziemlich gleiche 
Theile und haben die Hinterflügel denselben Verlauf und fast diese]be 
Zahl der Rippen wie die Vorderflügel. — Hieran schliessen sich 
mehrere Gruppen, bei welchen die Wurzelzelle zwar nur in zwei 
Zellen getheilt, eine dritte Zelle aber zwischen das Ende derselben 
eingeschoben ist, ohne die Wurzel des Flügels zu erreichen. Hier 
finden sich standhaft an den Vorderflügeln 2, an den Hinterflügeln 3 
gesonderte deutliche Innenrandsrippen. Es gehören hierher die Cos- 
siden, Cocliopoden und Zygaeniden. — Die Heterogyni- 
den haben dieselbe Zahl der Innenrandsrippen, aber die Wurzelzelle 
ist nur auf den Vorderflügeln getheilt. — Die Psychiden haben auf 
allen Flügeln eine 2theilige, auf den Hinterflügeln sogar bisweilen 
eine 3theilige Wurzelzelle; aber auf den Vorderflügeln nur Eine In- 
nenrandsrippe, welche sich jedoch nahe an der Wurzel in zwei 
Aeste gabelt. — Zwei vollständige Innenrandsrippen der Vorderflügel 
kommen nicht weiter vor, wohl aber drei der Hinterflügel bei den 
Sesiiden (und vielen Microlepidopteren). Diese Fam. ist sehr eigen- 
thümlich, und hat nur durch die Fühlerbildung Aehnlichkeit mit den 
Sphingiden, durch die Rippen der Hinterflügel mit den Synto- 
miden: bei beiden setzt sich nämlich die Vorderrandsrippe der 
Mittelzelle in gerader Richtung als letzte Rippe zum Saum fort, — 
Endlich verbindet der Verf. die Spinner und Eulen zu der Fam. No- 
ctuo-Bombyeides, deren Kennzeichen „borstenförmige Fühler, 
Vorderflügel mit Einer Innenrandsrippe, Hinterflügel mit zweien und 
noch mit Rippe 2—8, bisweilen Rippe 5, selten auch 6 fehlend.” 

‘ Die Hepialiden bestehen nur aus der Gatt. Hepialus, die Cos- 
siden aus Cossus F., Zeuzera Latr., Endagria Boisd. (C. pantheri- 
nus OÖ.) und Siygia Latr., die Cocliopoden aus Limacodes Latr. 
(= Heterogenea Knoch.), die Psychides nur aus Psyche, die He- 
terogyniden aus Heterogynis Boisd., die Zygaeniden aus Pro- 
cris und Zygaena, die Syntomiden aus Syntomis O. und Naclia 
Boisd,, die Sesiiden aus Paranthrena Hü., Bembecia Hü., Trochilium 
Scop. und Sesia Lap.; von ihnen ist die Gatt. Thyris als eigene Fa- 
milie Thyridides abgesondert, denn sie weicht sowohl im Bau der 
Flügel als auch durch den Mangel der Nebenaugen ab; unter den 
Sphingiden sind nur die Gatt. Macroglossa, Sphinz, Acherontia 
und Smerinthus aufgenommen, die Noetuo-Bombyces endlich in 
die Gruppen Saturnides, Endromides, Bombyeides, Eucleides, Drepa- 
nulides, Notodontides, Cymatophorides, Noctuides, Liparides, Chelo- 
nides, Lithosides und Nycteolides getheilt. 

Kritische Bemerkungen zu der systematischen Bearbeitung 
der Schmetterlinge von Europa, als Text Revis. u. Suppl. zu 
Hübner’s Samml. europ. Sehmett, von Dr. Herrich- Schäffer, 


von ©, F, Freyer in Augsburg (Isis S. 48). 


158 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Von Freyer’s „Neue Beiträge zur Schmetterlingskunde” 
sind das 81—82ste Hft. (das 1—2te Hft. des 6ten Bds.) er- 


schienen. 

Ein neues wichtiges Werk ist von Edw. Doubleday 
unter dem Titel „the Genera of Lepidoptera” als ein Gegen- 
stück zu Gray’s „the Genera of Birds” angefangen. 

Da ich noch nicht zur Benutzung desselben habe gelangen kön- 
nen, muss ich den näheren Bericht darüber bis zum nächsten Jahre 
verschieben. 

Historia Lepidopterorum Agri Bononiensis, von Berto- 
loni in den Novi Commentarii Academiae Scientiarum Insti- 


tuti Bononiensis, Tom. VII. fase. I. (1846) S. 105. 

Ein Auszug, die Microlepidopteren, ist in den Nuoy Ann, dell 
Se. nat. di Bologn. VI. S. 406 gegeben; es sind nicht mehr als 41 
Microlepidopteren aufgeführt. 

„Lepidopterologische Fauna von Lievland u Curland, 
bearbeitet von Friedrike Lienig, geb. Berg, mit Anmer- 


kungen von P. C. Zeller.” Isis S. 175. 

Eine treffliche Arbeit, welche nicht allein über das Vorkommen 
der Schmetterlinge in Liev- und Curland, sondern auch über ihre 
Flugzeit, die früheren Stände und die Futterpflanzen reichhaltige Be- 
lehrung giebt. Besonderes Interesse gewinnt diese Arbeit dadurch, 
dass die Verfasserin, bei angeborner, ernstlicher Neigung durchaus 
auf sich selbst angewiesen war, und sich alle Mittel zu ihren For- 
schungen selbst schaffen musste. Eine vorzügliche Aufmerksamkeit 
ist den Microlepidopteren gewidmet. Es wäre dieser Abhandlung 
eine recht grosse Verbreitung zu wünschen, weil sie für die Art, 
wie man zu beobachten hat, wohl als Muster empfohlen werden 
kann, und Hr. Zeller hat sich sowohl durch die Veröffentlichung dieser 
Arbeit als durch die schätzbaren Bemerkungen, mit denen er sie be- 
gleitet hat, ein grosses Verdienst erworben. Die neu entdeckten 
Arten sind unten namhaft gemacht. 

Eine Anzahl neuer russisch-sibirischer Schmetterlinge ist 
von Eversmann beschrieben (Lepidoptera quaedam nova in 
Rossia observata, Bull.-Mosc, S. 83. T. 2). 

„Ueber einige von Dı. Stubendorf gesammelte sibirische 
Schmetterlinge”, von Menetries (Bull. Phys. Math. de l’Acad, 
de St. Petersb. V. S. 262). 

Es sind 10 Schmetterlinge, unweit des Flusses Khorma im Bezirk 
von Kansk, Gouv. Jenisseisk, gesammelt, nämlich Pap. Machaon, 
Parnass. Mnemosyne, eine vielleicht örtliche Abänd. ohne schwarzen 
Fleck am Vorderrande der Vorderflügel, auf dem ersten Anblick 
einer P. Crataegi gleichend; — Argynnis Aglaia, Pales var. Isis 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 159 


Hübn., Euphrosyne, Atkalia und Erebia Stubendorffii (über diese 
letzte neue Art s. u). 

Die im Kaukasus und in Transkaukasien beobachteten 
Schmetterlinge wurden von Kolenati (Meletemata Entom. V. 
S. 80— 112) mit genauerer Angabe des Fundorts der einzel- 
nen Arten aufgeführt. 

Neue Arten sind von Bryand (Description de Lepidop- 
teres nouveaux, Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 201. T. 8) 
und von Doubleday (Descriptions of new or imperfectly de- 
seribed Diurnal Lepidoptera, Ann. nat. hist. XVII. S. 22. XVIII. 
S.371) bekannt gemacht. 


„Lepidopterologische Mittheilungen” von Zeller (Ent. 
Zeit. S. 323). 
Ueber das Vorkommen vieler Schmetterlinge, besonders Raupen 
in dürren Sandgegenden. 
„Lepidopterologische Beiträge” von Standfuss (ebend. 
S. 380). 
„Lepidopterologische Beiträge. Von Dr. Ad. und O. 
Speyer. V. Zur Naturgeschichte einzelner Arten.” (Isis S.19). 
Eine an werthvollen Beobachtungen reichhaltige Arbeit. 


„Lepidopterologische Beiträge. Von Dr. Ad. und O, 
Speyer. VI. Raupen und Pflanzen.” (Isis S. 84). 

Eine höchst anziehende Abhandlung, in ‘welcher die Verf. das 
Verhältniss der deutschen Schmetterlingsfauna zur deutschen Flora 
anschaulich machen, Für die letztere ist mit Recht Koch’s Synopsis 
zum Grunde gelegt, nach welcher etwa 3160 Phanerogamen vorkom- 
men, Schmetterlinge sind etwa 2200 Arten bekannt, nimmt man aber 
an, dass die letzteren noch bei weitem unvollständiger bekannt sind 
als die Pflanzen, rechnet man ferner 79 Kulturpflanzen, welche keine 
eigenthümliche Raupen ernähren und 175 auf Istrien beschränkte 
Pflanzen ab, so wird sich ergeben, dass die Zahl der Schmetterlinge 
der der wildwachsenden Phanerogamen ziemlich gleich kommt. Die 
Anzahl der von Cryptogamen oder nicht pflanzlichen Stoffen sich 

.nährenden Raupen ist sehr gering, so dass diese das Verhältniss 
nicht merklich stören, nach welchem auf jede phanerogamische 
Pflanze ein Schmetterling käme. Eine solche Vertheilung findet aber 
nicht Statt. Die Verf, haben gegen 1000 Raupen aufzählen können, 
und diese vertheilen sich, den vorhandenen Angaben zufolge, auf mır 
390 Pflanzenarten in etwa 260 Gattungen. Es ist also weit über die 
Hälfte der Pflanzen von Raupen unbewohnt, während die übrigen 
durchschnittlich 2 bis 3 Arten ernähren, abgesehen von der durch 
Polyphagie vieler Arten bedingten Vermehrung dieser Gäste. Zum 
Theil mag dies auffallende Verhältniss auf mangelhafter Beobachtung 


160 Erichson:; Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


beruhen, indem die so häufigen Angaben des Raupenfutters „niedere 
Pflanzen”, „Gräser” keinen botanischen Sinn haben. Eine wissen- 
schaftlichere Behandlung auch dieses Theils der Schmetterlingskunde 
wird allgemach die jetzt noch vorhandenen grossen Lücken desselben 
ausfüllen, sobald die Beobachter, wenn ihre eigenen botanischen 
Kenntnisse nicht ausreichen, dem Botaniker zu Rathe ziehen, um 
jedesmal den systematischen Namen der Nahrungspflanze einer beob- 
achteten Raupe angeben zu können. ; 

Von den zur Zeit bekannten Raupen fallen den Dicotyledonen 
etwa 0,85, den Monocotyledonen 0,10, den Acotyledonen 0,05 zu. 
Die raupenreichste Familie ist überhaupt die der Amentaceen, und 
unter diesen wieder die Eiche (ohne Unterschied der Art), welche 
allein gegen 200 Arten, also etwa ein Fünftel aller bekannten Rau- 
pen ernährt, und unter diesen recht viele Arten, welche jedes andere 
Futter verschmähen. Sonst ist ein grosser Theil dieser Raupen meh- 
reren oder allen Laubhölzern gemeinsam, z. Th. mit Einschluss der 
Linde und Ulme. So hat die Buche zwar eine Menge Raupenarten, 
welche sie vorzugsweise lieben, aber kaum einige, welche ihr eigen- 
thümlich sind, aufzuweisen. Dasselbe ist mit Corylus und Carpinus 
der Fall. Die Birke nimmt nach der Zahl der Raupen, welche sie 
bewohnen, die zweite Stelle ein, auch hat sie eine Anzahl eigenthüm- 
licher Arten, welche sich indess z. Th. auf der Erle wiederfinden. 
Die Gattungen Salix und Populus nehmen die dritte Stelle ein; die 
grössere Hälfte ihrer Raupen besitzen sie gemeinschaftlich. Fast 
abgeschlossen sind die mehr an Individuen als an Arten reichen Be- 
wohner der Nadelhölzer; und zwei Arten (Lip. monacha und Enn. 
dentaria, von denen letztere vielleicht auf Flechten angewiesen ist) 
fressen auch auf Laubhölzern. Selten sind einzelne Schmetterlings- 
formen auf einzelne Formen unter den Dicotyledonen angewiesen, 
wie die Argynnis auf Violarieen, die Ophiusa auf Papilionaceen, auf 
Blüthen und Früchte derselben die Bläulinge (Lycaena Fam. A. Ochs.), 
auf Rumexarten die Feuerfalter (Lycaena Fam. B. Ochs.). — Unter 
den Monocotyledonen gehören die Hipparchien ausschliesslich den 
Gramineen an, diese Pflanzenfamilie ist in dieser Abtheilung über- 
haupt die raupenreichste, arm sind die Cyperaceen; die Irideen, 
Asparageen, Liliaceen, Colchiaceen, Junceen haben kaum eine eigen- 
thümliche Raupenart aufzuweisen, die Orchideen scheinen sie ganz 
zu meiden. Unter den Cryptogamen haben die Farne ein Paar eigen- 
thümlicher Arten, auf die Laubmoose sind die Crambus (nebst Eudorea) 
angewiesen, auf Flechten (Parmelia) die Lithosia, Bryophila u. a. m. 
In Boletus leben einige Scardia-Arten. — Nachdem die Verf. noch 
auf die Verschiedenheit der Pflanzentheile, welche den Raupen zur 
Nahrung dienen, aufmerksam gemacht haben, geben sie ein vollstän- 
diges, nach den Pflanzen geordnetes Verzeichniss der zur Zeit be- 
kannten deutschen Raupen. Hoffentlich wird diese Arbeit Viele zu 
weiteren Forschungen und Mittheilungen anregen. 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 161 


Papiliones. Papilionarii. Eine Anzahl neuer Arten von 
Papilio ist wieder von Doubleday (Ann. nat. hist. XVII. S.371) 
aufgestellt worden: P. Anticrates von Sylhet, P. Leosthenes 
aus Australien, P. Branchus von Honduras, P. Pharnaces aus 
Südamerica, P. Harmodius, Isidorus und Madyes aus Bolivien. 


Bemerkungen über das Vorkommen von Doritis Apollo und 
Mnemosyne theilte Standfuss mit (Ent. Zeit. S. 381). 


Eine neue Gatt. Ismene wurde von Nickerl (ebenda S. 207. 
Taf. 3) aufgestellt: „‚Antennae breves, capitis atque thoracis longitu- 
dinem vix superantes, clava subarcuata, compressa, ovali, brevi, ca- 
pitata. — Palpi capite longiores, frontem ultra assurgentes, hirsutis- 
simi, indistinete articulati. — Alae anticae subtrigonae,' posticae ad 
marginem interiorem exeisae (non canaliceulatae), area discoidea ultra 
medium extensa, marginibus maculato-fimbriatis.” Die Form der 
Fühler und Taster eriunert an Anthocharis, während der Innenrand 
der Hinterflügel einfach ausgeschnitten ist wie bei Doritis; die Zeich- 
nung der Flügel erinnert an beide Gattungen. ZL Helios ist aus der 
westlichen Kirgisensteppe. i 


Pierides. Eine Anzahl neuer Arten wurde von Doubleday 
(Amn, of nat. hist. XVII. S.22) aufgestellt: P. Hadra von Hondu- 
ras, P. Clemanthe und Lea von Moulmein (Hinterindien), P. 
Rhena und Theora von Aschantıi. 


Die Frage über die Identität von Anthocharis Belia und Auso- 
nia ist im Bull. der Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. (S. xvı, ıxvi) noch 
mehrfach erörtert worden, und man will für Boisduval’s Ansicht, 
dass beide nur die verschiedenen Generationen Einer Art seien, keine 
Bestättigung finden, denn es wird festgestellt, dass Belia im März 
und April, dusonia das erste Mal im Juni, das zweite Mal im Sep- 
tember und October erscheine, zugleich stimmen Daube und Gras- 
lin darin überein, dass Belia einen rascheren Flug habe. Graslin 
sagt ferner „wenn diese beiden Schmetterlinge Eine Art ausmachen, 
wie kommt es, dass alle Raupen der Belia in dem viel wärmeren 
Spanien (Granada in Andalusien) mir nie eine Ausonia im Herbste 
gegeben, und dass die Ausonia-Raupen der Sarthe (Frankreich) nicht 
einige Belia für den nächsten Frühling aufgespart haben?” Diese 
Frage, warum ‘es in Frankreich drei, in Spanien nur zwei Genera- 
tionen der Belia- Ausonia giebt, löst sich, aber sehr einfach durch 
die Berücksichtigung der klimatischen. Verhältnisse, indem auf dev 
südspanischen Hochebene auf die Dürre des Sommers unmittelbar 
der Winter folgt, also mit dem Herbste auch die Herbstgeneration 
ausfällt. Der andere Einwand, dass Belia einen rascheren Flug habe, 
spricht auch nicht gegen die Einerleiheit dieser Schmetterlinge, denn 
es findet auch bei anderen Arten statt, und ist vielleicht allgemein, 
dass die Frühlingsgeneration ungleich flüchtiger ist als die des 
Sommers, j 

Archiv f, Naturgesch, XJ1L, Jahrg, 2. Bd. L 


162 Erichson: Bericht über die wissensch: Leistungen in der 


Bemerkenswerth ist das von Belier de la Chavignerie ange- 
zeigte (ebenda S. xcıv.) Vorkommen der Anthocharis Belemia in der 
Bretagne. 

Helieconides. Guerin (lconogr. R. A. texte S. 469473) be- 
schrieb eine Anzahl neuer Arten: A. Hortense aus Mexico, AH. 
Zelie aus Bolivien, HA. Annette aus Mexico, H. Victorina aus 
Bolivien, A. Cotytto aus Mexico, H. Sy!phis aus Bolivien, H. 
Cornelia, H. Elisa ebendaher, A. Bomplandii aus Columbien, 
Nerias lineata aus Para. 

Danaides. Ders. (a. a. O. 8.474) beschrieb Dan. (Euploea) 
Desjardinsii von der Ins. Rodriguez. 

Nymphalides. Ders. (ebenda S. 474—486) beschrieb folgende 
neue Arten: Vanessa Musa von Madagaskar, V. Chorimene vom 
Senegal, Cethosia Judith aus Columbien, Nymph. (Prepona) Chr o- 
mus aus Columbien, N. (Thymetes?) Aidea von Campeche, Cata- 
gramma Hesperis aus Bolivien, ©. Astala und ©. Anna aus 
Mexico, C. Marschalli, C. consobrina, C. Humboldtüt, C. 
Bomplandii, C. Orbignyi, ©. Lebasii aus Columbien, ©. di- 
scoidalis aus Brasilien. 

Die Raupe der Melitaea Muturna ist von Bellier de la Cha- 
vignerie in der Nähe von Paris auf Eschen gefunden (Ann. dl. 
Soc. Ent. d. Fr. Bull, S. xu). Pierret fand die daraus gezogenen 
Schmetterlinge grösser 'und stärker gezeichnet als die deutschen, 
(ebenda). F 

Satyrides. Als neue Arten sind aufgestellt Mor»ho Godartii 
aus Bolivien und $. funebdris vom Senegal von Guerin (Iconogr. 
R. A. texte S.487); Faunus tenebrosus aus Bolivien von Blan- 
chard (d’Orbign. Voy. Am, m.) und Erebia Stubendorffii von 
Menetries (Bull. Acad. Petersb.): „Alis rotundatis fuseis, utringue 
fascia submarginali, nervis interrupta, anticis disco macula subovata, 
posticis subtus macula obliterata ferrugineis”; von der Form, der E. 
Pharte, nur scheinen die Flügel etwas breiter; aus Sibirien. 

Pierret theilte einige Bemerkungen über Satyr. Oedipus mit, 
welche auch in Frankreich in der Sologne vorkommt, wo er schon 
vor fast 20 Jahren von Rippert entdeckt ist. Diesem ist es aufge- 
fallen, dass an allen Stellen, wo S. Oedipus fliegt, $. Hyperanthus 
vermisst wird, so dass er also diese Art zu ersetzen scheint, wie 
es mit Arg. Cyrene und Van. Ichnusa auf Corsica und Sardinien der 
Fall ist. (Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. ıy). 

Die Artrechte der Hipp. Euryale wurden von Standfuss (En- 
tom. Zeit. S. 383) vertheidigt: Es findet kein Uebergang zu Lige«a 
statt, und auch auf den tiefsten Flugplätzen von Eur. und den höch- 
sten von Lig, wo beide gemeinschaftlich fliegen, sind sie stets streng 
geschieden. 

Die früheren Stände der 7. Briseis sind von Freyer (N. Beitr, 
T. 482) abgebildet. — Die Raupe der $. Dejunira will Bellier de 
la Chavignerie (a. a. O.) von einer jungen Eiche geklopft haben. 


Näturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 163 


Lycaenides. Die früheren Stände der Zycaena Adonis sind 
von Freyer (N. Beitr. T.487) abgebildet. Die Raupe lebt auf Co- 
ronilla minima. 

Hesperides. Eine neue Gatt. Euschemon wurde aus Hesp. 
Rafflesia Mac L. (King’s Survey) von Doubleday gebildet, die sich 
besonders auszeichnet durch eine beim Männchen vorhandene Flü- 
gelfeder (retinaculum), der erste Fall, dass dieselbe bei einem Tag- 
schmetterling beobachtet worden ist, (Stokes Discov. I. S. 513). 


Castniadae. Eine sehr interessante neue Gattung Syne- 
mon ist von Doubleday (ebenda) aufgestellt. Sie ist mit Castnia 
zunächst verwandt, und weicht theils in den Verhältnissen der Taster- 
glieder, theils im Flügelgeäder, theils auch durch die mehr knopf- 
förmige Verdickung der Fühler ab. Eine schon beschriebene Art 
dieser Neuholland eigenthümlichen Gattung ist Hesperia? Sophia 
White (in Grey’s Reise); zwei neue Arten sind $. Theresa und $. 
Mopsa Doubl. Es ist indess die Geschlechtsverschiedenheit nicht 
berücksichtigt. 


Sphingides. Zwei neue Arten sind von Guerin (Iconogr. 
R. A. texte S. 494) aufgestellt: Sphinz Lefebvrei aus Bolivien 
und Macroglossa Cynniris von der Ins. Mauritius. 

Eine Abänderung der Raupe der Acherontia Atropos beschrieb 
Bellier de la Chavignerie (Ann. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S. cxır). 
Beobachtungen über das Geschrei derselben: theilte Paris mit 
(ebenda S. cxur). Auch die Raupe lässt ein solches ‚hören, es ist 
aber feiner und schärfer, und auf jeden Ton tritt zwischen den Man- 
dibeln eine Art weissen Schleimes vor. Aehnlich verhält es sich 
beim Schmetterling, wo zwischen den beiden Halbröhren des Rüssels 
ein ähnlicher aber reichlicherer und mehr schaumiger Schleim sich 
bewegt. Der Verf. hat sich durch wohl vierzig Beobachtungen über- 
zeugt, dass das Ausstossen des Geschreis immer mit dem Ausstossen 
und Einziehen dieses Schaumes verbunden ist. (Vergl. Jahresber. f. 
1844. S. 141). 


Sesiariae. Ueber die früheren Stände einiger Sesien sind 
von Blisson schätzbare Beobachtungen mitgetheilt worden (Me- 
moire sur les moeurs des chenilles des Sesies: Ann. d. ]. Soc. Ent. 
d. Fr. IV. 5.207. T.8. F.2). Die Raupe der Sesia mutillaeformis 
lebt in den Stämmen und grossen Aesten von Obstbäumen, in der 
Umgebung oder am Rande der Trockniss, welche sich an alten 
Schnittlächen oder Rindenhlössen findet; man trifft sie immer unter 
der Rinde an der Gränze zwischen dem grünen und dem äbgestor- 
benen Hölze, von einer röthlichen Feuchtigkeit bedeckt. Die Raupe 
ist Ausgangs des Mai oder im Juni erwachsen, der Schmetterling er- 
scheint etwa vom 15. Juni bis zum 15. Juli. — Die Raupe der $. 
nomadaeformis und der $, vespiformis leben unter gleichen Verhält- 
nissen jn Bichen, sind im Mai oder schon im April vollwüchsig, und 

L* 


164 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


die Schmetterlinge erscheinen im Juni. — Diese Sesien leben wahr- 
scheinlich 2-3. Jahre als Raupen, denn man findet grössere und klei- 
nere zugleich, auch findet man gewöhnlich mehrere nahe bei einan- 
der. — Die Raupe der S$. tipuliformis lebt einzeln in den Zweigen 
des Johannisbeerstrauchs, aber nur in Zweigen von 2—3”’ Dicke, 
welche vor einem Jahre, oder früher, beschnitten worden sind. Sie 
sitzt ebenfalls an der Gränze des Grünen und Abgestorbenen, Die 
von der Raupe bewohnten Zweige fallen im Frühling, wenn der 
Strauch sich frisch belaubt, dadurch ins Auge, dass an ihnen die 
Blätter gelb und gleichsam welk sind, und später, wenn die Blätter 
abgefallen sind, machen sie sich dadurch kenntlich, dass, so weit die 
Raupe darin gefressen hat, die Rinde der Länge nach eingeschrumpft 
und halb vertrocknet ist. 


Die Verwandlung der Sesia mutillaeformis ist auch von Letz- 
ner beschrieben. Die Apfelbäume der Schweidnitzer Chaussee wa- 
ren sehr von ihr angegriffen, so dassL. sie als sehr schädlich beur- 
theilt. Besondere Aufmerksamkeit richtete er auf das Auskriechen 
des Schmetterlings aus der Puppe (Arb. d. Schles. Gesellsch. i. J. 
14846. S.102). — Die Raupe der $. Aylaeiformis fanden A. und O. 
Speyer im April im Mark von Himbeerstöcken, der Schmetterling 
erschien gegen Ende Juni’s, — Die Raupe der $. bembeciformis wurde 
von Doubleday im Innern. von Weidenzweigen beobachtet. (Ann. 
d. 1. Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.xvin). 


Herrich-Schäffer (a. a. O.) stellte eine Anzahl neuer Arten 
auf: Paranthrena myrmos@eformis v. Heyd. (f.30.31) aus der 
Türkei, Sesia braconiformis Friv. (f. 35. — vielleicht zriannub- 
formis Frey.) aus Ungarn und Dalmatien; S. odyneriformis Friv. 
(f. 41); S. doleriformis Mann (f.22. — vielleicht stelidiformis 
Frey.) aus Dalmatien; $ astatiformis v. Heyd. (f.5.6); S. thy- 
reiformis (1. 15. 16); 8. alysoniformis Friv. (t. f. 46) vom 
Schneeberg bei Wien; $. mesiaeformis Kad. (soll wohl milesiae- 
formis heissen! — f. 17. 18) aus Südrussland; $. emphytiformis 
aus Deutschland; $. halietiformis (f.42) aus Ungarn, $. foeni- 
formis Kad. (f. 11) aus Südeuropa; $. oryssiformis v. Heyd. 
(f.45). — Im Ganzen sind 45 Arten aufgeführt. — Von Kolenati 
ist eine S. tenthrediniformis var. schizaceriformis-aus Transkaukasien 
beschrieben (Melet. V. S. 92). 


Chelonarii. Herr.-Schäff. (a. a. O.) hatin seinerZusammenstel- 
lung der europäischen Arten von Zygaena deren 52 unterschieden. Neu 
sind Z. Kefersteinii Friv. (f. 77) aus Kreta, Z. Orion Ref. (f. 3) 
aus Südeuropa; Z. Uralensis (f.85) vom Ural; Z. Celeus Kad. 
(f. 48. 49) aus Sicilien; Z. Sten’ziiHerr.-Schäff, (nec Frey. — f. 23); 
Z. laetifica H.-Sch. (f. 88); Z. barbara H.-Sch. (f.29. 30) aus 
Algier oder den Balearischen Inseln. 

Neue Arten sind ferner: Zygaena Valentini und Zedri 


Naturgeschichte der Tnsecten während des Jahres 1846. 165 


Bruand (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.201. T.8), die erste von 
Constantine, die zweite aus der Gegend von Algier. 

Euprepia Menetriesii Eversmann (Bull. Mose. S. 83. T. 1. 
F.2) aus der Songarei, der E. Hera zunächst verwandt. 

Trichosoma Loewii Zeller (Entom., Zeit. S.5) aus Kleinasien. 
Es ist zugleich nachgewiesen, dass das von Carreno im J. 1841 in 
den Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. als zweifelhafter Ordnung abgebildete 
Inseet ein Weibchen dieser Gatt. ist. (Verel. Jahresb. f. 1841. S. 291). 

Glaucopis Ganymede Doubleday (Stokes Discov. I, 519-F.3) 
aus Neuholland. 

Eine grössere Zahl neuer Arten ist von Guerin (Iconogr. R. A. 
texte S.497—519) beschrieben: Syncallia stellata vom Senegal, 
Glaucopis Perboscii von Campeche, @. postflava aus Bolivien, 
@. bella aus Mexico, @. chrysitis von Campeche, @. histrio aus 
Bolivien, @. Sau/cyi von Martinique, @. ventralis aus Mexico, 
@. lateralis von Para, @. flavocincta von Cayenne, Phylloecia 
punctata von Campeche, Chelonia proxima und taeniata vom 
Orizaba, Ch. Perrotetii vom Nilgeri, Ch. punctata von Cam- 
peche, Callimorpha picta, marginata und terminata aus Bra- 
silien; wahrscheinlich gehören Lithosia annulata von Veracruz, 
L. marginata von Madagascar und L. mina aus Bolivien auch 
noch hierher. 

Die beiden neuen Gattungen Syncallia und Phylloecia haben fol- 
gende Kennzeichen: 

Syncallia (S. 497) Fühler fast spindelförmig, an der Vorder- 
seite leicht gezähnt, lang. Die Taster ziemlich lang und dick, auf- 
stehend, dicht beschuppt. Ein langer Saugrüssel. Die Flügel schmal 
und lang. Die Beine dick, die Schienen nur an der Spitze gespornt. 
Der Hinterleib diek mit einem kleinen Afterbüschel. 

Phylloecia (S. 504) von Glaucopis durch die an der Spitze 
stark verdickten Fühler unterschieden: ihre Taster sind viel kür- 
zer, ihre Flügel länger und schmäler. Die Männchen haben an 
der Hinterleibswurzel auf jeder Seite eine aufgetriebene, nach unten 
geöffnete Tasche, ähnlich der der Cicaden, und mehrere haben er- 
weiterte Hinterbeine. Hierher wird noch Gl. Pretus Cr. Hübn. ge- 
rechnet. 

Die früheren Stände der Euprepia curialis bildete Freyer (N. 
Beitr. T. 482) ab. — Die Raupe der Zygaena Minos var. Heringi 
Zell. beschrieb Hering (Ent. Zeit. S. 235). 


Bombyces. Neue Arten sind: Saturnia Boisduvalii Evers- 
mann Bull. Mosc. S.83. T.1. F.1, der S. spini äbnlich, von Irkutzk, 
Gastropacha Bremeri Kolenati (Melet. V.S.98) aus Somehetien, 
Saturnia Orbignyana Guerin (lconogr, R, A, texte 8.507) aus 
Bolivien, Borocera margine-punctata Desselb. (ebend. S. 508) 
aus Madagaskar, Orgyia liturata Desselb. (ebend, S. 511) vom 
Cap, Latoia albifrons Desselb. (ebenda $.512) von Madagascar; 


166 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Strigoides leucolophus Desselb. (ebenda S. 505) von Neu-Gui- 
nea oder den Molucken. — Ueber die beiden neuen Gattungen Latoia 
und Strigoides ist folgendes bemerkt: 

Latoia: mit Limacodes’ ähnlich; der Leib sehr dick, der Kopf 
klein, die Fühler ziemlich lang, einfach gezähnt bei den Weibchen, 
doppelt gekämmt bei den Männchen; die Palpen ziemlich dick, ge- 
rade, das Kopfschild nicht überragend, ganz mit Schuppen bedeckt, 
Die Zunge sehr kurz. ‚Die Flügel kurz, kräftig, gerundet. Die Beine 
mit langen Büscheln sehr dicker Haare, wodurch sie wie abgeplattet 
und blattartig erscheinen. 

Strigoides hat viel Aehnlichkeit mit Cossus strix Cr, und la- 
byrinthicus Don., weicht aber dadurch von Cossus ab, dass die Füh- 
ler des Weibchens ganz einfach, ohne die geringste Zähnelung sind. 

Eine dritte neue Gatt. Caloptera (Friv.) wurde von Herrich- 
Schäffer (a. a. O. 8.97) aufgestellt; sie gehört zu den Saturpiden 
und zeichnet sich durch einen stark hornigen Saugrüssel aus. Die 
verhältnissmässig kleine Art ©. ocellata Friv. (f. 125.126) ist von 
Kreta. (Der Gattungsname kann nicht bleiben). 

„Ueber die Synonymie der Emydia-Arten, coscinia und candida”, 
von Zeller (Entom. Zeit. S.150).. Vor dem ersten Namen hat der 
Hübner’sche „chrysocephala” das Vorrecht, in der zweiten Art er- 
kennt der Verf. Tinea magnella Fab. 

Freyer (N. Beitr.-T.489) bildete Gastropacha Ariae, in wel- 
chem er eine selbstständige Art erkannte, mit der Raupe und Puppe 
ab; die Raupe lebt auf Alpen auf einer alpinen Weidenart. — He- 
ring (Ent. Zeit. S.233) theilte über die Raupe seiner Lithosia ari- 
deola nähere Nachrichten mit. ı 

Hutton beschrieb die Verwandlungsgeschichte der Bomb, 
(Aectias) Selene (Transact. Ent. Soc. Lond. IV. 5.221). Die Raupe lebt 
vorzüglich auf einem Strauch, der von den Eingebornen „Munsoree” 
genannt wird; ’das Gespinnst ist hart, aussen dicht mit Blättern he- 
klebt, innen ohne Lagen weicher Seide. Die Raupen waren aus Eiern 
ausgekommen, welche im April gelegt waren; sie spannen sich im 
Juli ein; einige Schmetterlinge erschienen schon im August, die übri- 
gen Puppen blieben den Winter hindurch liegen und lieferten erst im 
folgenden Juni ihre Schmetterlinge. 

Lucas setzte seine. Beobachtungen über. Sat. Cecropia fort (Ann. 
d. 1. Soc. Ent, d. Fr. Bull. S. xxxvır. ıxn.). Seine Bemühungen, die- 
sen Schmetterling in Frankreich einheimisch zu machen, scheinen zu 
scheitern, denn die von den gezogenen Schmetterlingen gelegten Eier, 
obgleich befruchtet, blieben unfruchtbar. Dieselbe Erfahrung hat 
übrigens in Deutschland schon vor längerer Zeit Hr. Sommer in Al- 
tona gemacht, welchem bei der grössten Sorgfalt auch nicht gelang, 
mehr als eine europäische Generation zu erziehen. Der Verf. glaubt, 
dass der Versuch im südlichen Frankreich besser glücken möchte; es 
ist aber die Frage, ob nicht der Schmetterling den nordamericani- 
schen Winter vermissen würde. | 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 167 


Von Psyche zählt Herrich-Schäffer (a. a. O.) 16 Arten auf: 
neusind: Ps. fasc@eulella (f.106); opacella (f.102) aus Oesterreich; 
helicinella (f.108.109) aus Sieilien. — Hering (Ent. Zeit. S. 227) 
entdeckte noch eine neue Art bei Stettin, Ps. Stetinensis, und 
theilte hübsche Beobachtungen über die Naturgeschichte derselben 
mit. Besonders ist daraus hervorzuheben, was der Verf. über die 
Fortpflanzung io Erfahrung brachte. In einem Gefäss mit einer An- 
zahl von Säcken, aus welchen nur 1 Männchen ausgeschlüpft ‚war, 
bemerkte er eine Anzahl junger Räupchen. Er öffnete darauf alleSäcke, 
fand in allen, so weit sie nieht Ichneumonentönnchen enthielten, nur 
weibliche Puppen, alle mit Eiern angefüllt, bis auf eine, welche leer 
war: ohne Zweifel die Mutter der Räupchen. Der Verf. zieht hier- 
aus den Schluss: „schon im Puppenzustande ist das Insect zur Be- 
gattung befähigt”, ich würde lieber sagen „hier legt das Weibchen 
nicht einmal die Puppenhaut ab.” — Ob in der Puppenhaut schon 

_ eine Oefinung zur Begattung vorhanden ist oder das Männchen sie 
erst durchbohrt, blieb dem Verf. zweifelhaft. 


MNoetuae. Neue Arten sind: 

Bryophila Umovii Eversmann (Bull. Mosc. S. 85. T.2. F.3) 
aus Sibirien. 

Agrotis carnica Hering (Ent. Zeit. S. 236). Die Raupe ist 
von Kahr auf dem Schnee auf der Saualp bei Klagenfurt gefunden; 
die Eule ist auch unter den Namen glacialis Kahr und egregia Led. 
verbreitet worden. 

Noctua obesa Eversmann (a. a. O. S.86. T.2. F.2) aus dem 
östlichen Sibirien. 

Hadena baltica Hering (Ent. Zeit. S.237) aus Norddeutsch- 
land. — Standfuss ebenda S. 384. 

Apamea Jllyria Freyer (N. Beitr. T. 483. F.2) aus Jllyrien. 

Leucania velutina Eversmann (a. a. ©. S.87. T.2. F. 2% aus 
dem Orenburgischen. 

Cucullia consors Desselb. (ebend. S. 88. T.2. F.4) aus si, 
birien. { - 

Chariclea Eversmanni Kolenati (Melet. V. S. 102) aus 
Transkaukasien. 

Ophiusa lubrica Freyer (N. Beitr. T.483. F.4), von O. Zudi- 
cra (1.483. F.3) abgesondert. 

Euclidia Caucasica Kolenati (Melet. V. S. 104) aus dem 
Lhesgischen Kaukasus und Iberien. 

Erebus magus und endoleucus Gu£rin (lconogr. R. A. texte 
8.521), der erste von Madagascar, der zweite von Java. 

Agarista Leonora Doubleday (Stokes Discov. 1. S.518. F. 4) 
aus Neuholland und A.? stellata Guecrin (a. a, O. S.493) von Ma- 
dagascar. 

Metzner wies Boisduval’s Behauptung, dass Anthophila com- 


168 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


munimacula eine Limnucodes (Heterogenea) sei (s. Jahrb. f. 1844. 
S.145) als unstatthaft zurück (Entom. Zeit. S. 375). 

Keferstein zeigte, dass Anthoph. glarea und cretula Frey. 
einerlei, nämlich A. g/area Tr. sei; das Weibchen erhielt er aus 
Frankreich als 4. phlomidis Boisd. (Ent. Zeit. S. 31). 

Freyer (N. Beitr. T. 484 u. 485) bildete die Raupen von Son. 
tyna flavago und Ophiusa rectangularis ab; die erstere lebt in den 
Stengeln der Walddistel, die letztere, nach Stentz, auf dem Zürgel- 
baum (Celtis), ferner (T. 489.490. 491) Noctua neglecta Hü, mit der 
auf Eichen, Heliothis Ononis H. mit der auf Ononis spinosa, und H. 
dipsacea mit der auf Cichorium Intybus lebenden Raupe. — Hering 
(Ent. Zeit. S.34) beschrieb die Raupe der Ophiusa pastinum; — Bel- 
lier de la Chavignerie (Ann. d. ], Soc. Ent. d. Fr. Bull. S.rxıv) 
theilte Beobachtungen über die Raupe der Abrostola asclepiadis mit: 
sie weicht in der Zeichnung und Färbung sehr von denen der nahe 
verwandten A. triplasia und urticae ab, ebenso in der Lebensweise, 
sie hat nämlich, obgleich 16füssig, einen ähnlichen Gang wie die 
Plusien-Raupen, lebt ausschliesslich auf Asclep. vincetoxicum, frisst 
aber nur Nachts und hält sich bei Tage versteckt. 


Geometrae. Diese Familie ist mit einer Anzahl neuer Arten 
vermehrt worden: 

Ennomos temperata Eversmann (Bull. Mose, S.89. T.2,F.1) 
aus Sibirien, { 

Psodos moeroraria Freyer (N. Beitr. T.486. F.1) vom Ural. 

Acidalia consentaria Desselb. (ebenda F.2) ebendaher, 

Larentia immundata und _prolongata Lienig-Zell. (Isis 
S. 194. 198) aus Lievland; — L. (Eupithecia) spissilineata Metz- 
ner (Ent. Zeit. S.241) aus der Türkei, 

Cidaria passeraria Freyer (N. Beitr. T. 486. F.3) von der 
Schlückenalpe; — C. collinaria Metzner (Ent, Zeit. S.238) aus 
Oesterreich; — C. arctata und serrata Lienig-Zell, (Isis 
S. 199. 200) aus Lievland; die erstere auch-vom Riesengebirge, 

Coremia pontissilaria Bruand (Ann. d. l. Soc. Ent. d. Fr. 
S. 204) aus den Gebirgen von Doubs in Frankreich. 

Zerene alaudaria Freyer (N. Beitr. T. 486. F. 4) aus den 
österreichischen Alpen. 

Idaea vinctaria Lienig-Zell. (Isis 8.203) aus Lievland. 

Ueber Pygmaena -fuscaria bemerkte Boheman, dass dieser 
von Thunberg als Bombyx fusca beschriebene Spanner bisher mit 
Ausnahme von Zetterstedt allgemein verkannt, und von Hübner, 
Treitschke, Duponchel venetaria, von Freyer canitiaria benannt sei; 
er. müsse Pygmaena fuscaria heissen. Der Schmetterling kommt 
sowohl auf den schwedischen als auf den deutschen Alpen nicht sel- 
ten vor. Das Weibchen, welches noch wenig bekannt zu sein scheint, 
zeichnet sich ausser seinen einfachen Fühlern auch durch schmale, 
fast keulförmige Flügel aus (Öfyers. Vet. Acad, Förhandl. 1846. S. 177). 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 169 


Keferstein theilte mit, dass nach Mann’s Beobachtung Acıdalia 
pallidaria (5) und dyssinata (7) die beiden Geschlechter einer 
Art ausmachen; ebenso verhalten sich Acid. scabraria und alpe- 
strata. (Entom. Zeit. S. 30). 


Pyralides. Ein Paar neuer Arten sind Pyralis inquinata- 
lis und Botys pascualis Lienig-Zell. Isis S. 205. 206 aus Liev- 
land, Die mit B. sambucalis nahe verwandte Botys stachydalis 
Zink. = parietarialis Mann. wurde von Metzner (Ent. Zeit. S.242) 
erläutert. 


Crambidae. „Die Arten der Gattung Eudorea, beschrieben 
von P. €. Zeller” (Linnaea Ent. S. 262. T.2). Der Verf. entwickelt 
im Eingange die systematischen Verhältnisse der Crambiden-Familie 
und zeigt ihre nahe Uebereinstimmung mit den Pyraliden, mit denen 
sie im Adernverlauf und den Dimensionen der Flügel, im Bau der 
Kopftheile und Gliedmaassen und in der Lebensweise übereinkom- 
men. Die geringere Ausbildung der Färbung der Hinterflügel unter- 
scheidet die Crambiden von den Pyraliden und weist ihnen ihre 
Stelle hinter den Pyraliden an. Die Familie theilt sich hauptsächlich 
nach der Bildung der Taster in die beiden Gruppen der Crambinen 
und der Phycideen; die Gatt. Eudorea, Curt., zu den ersteren ge- 
hörend, zeigt im Flügelbau grosse Annäherung an die Phyeideen, 
und ist als das Bindeglied zwischen beiden zu betrachten. Es sind 
hier 27 Arten von Eudorea beschrieben, unter denen 10 dem Verf. 
unbekannt waren: neu sind E. pupula Hü. aus Brasilien, per- 
plezella F. v. R. von Fiume und aus Ungarn; ingratella Mann 
aus den Gebirgen bei Wien; Zaetella, bei Glogau und Danzig; 
phaeoleuca Metzn. aus dem Banat; und courctata Zell. aus 
Kleinasien und Sicilien. 

„Die knotenhörnigen Phyeiden, nach ihren Arten beschrieben 
von P. C, Zeller”. (Isis S. 729). Die hier sorgfältig bearbeitete 
Gruppe enthält die beiden Gattungen Nephoptery& und Pempelia, 
welche sich dadurch auszeichnen, dass die männlichen Fühler über 
dem Wurzelgliede eine grosse, mit einem grossen Schuppenbusch 
ausgefüllte Biegung, also eine knotenartige Verdickung haben; die 
Fühler der Weibchen sind einfach borstenförmig. Bei Nephopteryx 
haben die Maxillartaster bei beiden Geschlechtern ziemlich überein- 
stimmend gewöhnlich vor der Spitze einen seitlichen, aus langen 
Schuppen gebildeten Fortsatz, bei Pempelia haben die männlichen 
Maxillartaster an der Spitze einen langen Pinsel, welcher in einer 
von Schuppen gebildeten Rinne des 2ten Gliedes der Lippentaster 
aufgenommen wird. — Die Arten sind in folgende Untergatt. vertheilt: 

l. Nephopteryx. — A. Dioryctria Z.: die Glieder der 
männl. Fühler deutlich abgesetzt: 1. serraticornella Metz. aus Un- 
garn; 2. coenulentella n. sp. aus Sieilien; 3. abietella W. Vz; 
4. Fischerin. sp. von Wien. — B. Die männlichen Fühler bor- 


170 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


stenförmig: a. Nephopteryx pr. die Lippentaster aufwärts ge- 
krümmt: 5. wodorella W.Vz.,; 6. Metznerin.sp. aus der europ. 
Türkei; 7. poteriella n.sp, in Sicilien auf Kalkboden auf Poterium 
spinosum; 8. rhenella Zink.; 9, similella Zink. — Öb. ‚Lippentaster 
fast gerade, schräg aufwärts gerichtet oder horizontal: «. Psorosa@ 
Z. Vorderflügel rauhschuppig; Taster schräg aufwärts gerichtet: 10. 
Wagnerella Frey.; 11. Dahliella Tr. — . Selagia Hü. Vorder- 
flügel glatt, Taster fast horizontal: 12. vanthinella Hü. — 13. argy- 
rella W. Vz. 

II. Pempelia. A. Etiella Z. Taster sehr lang, horizontal 
vorgestreckt mit sehr langem Maxillarpinsel. Die Stirnschuppen 
bilden ein ansehnliches Stirndach. Die Querader der Hinterflügel 
fängt unter dem ?ten der vier Aeste der Medianader an: 1. Zinke- 
nella Tr. (Chil.:colonellus und majorellus Costa); die Raupe lebt in 


den Hülsen von Spartium junceum. — 3. Taster viel kürzer, aufge- 


krümmt, Stirndach kurz oder ein blosser Schuppenwulst: «. Eudo- 
rope Hü. Vorderflügel ohne Querlinien, mit Längszeichnungen: 2. 
euphorbiella n. sp. bei Syracus auf Euphorbia ceyparissias, auch 
von Ragusa; 3. carnella L. — 5. Vorderflügel mit deutlichen. Quer- 
linien: «. Pempelia pr. mit glatt anliegender Beschuppung: 4. 
Dionysian.sp. bei Syracus, an Disteln; 5. odductella Z. F. v. R.; 
6. thymiella n.sp. bei Syracus auf einer Art von Thymian; 7. so- 
roriella Zell.; 8. ornatella W.Vz.; 9. subornatella Duponch. (ser- 
pylletorum Zell.); 10. adornatella Tr.; 11. petrella n.sp. aus Nord- 
america; 12. carbonariella F. v. R.; 13. faecella F. v, R.; 14. per- 
Auella Zink.; 15. adelphella F. v. R.; 16. spadicella Hü. — $. Sale- 
bria Z. mit Schuppenwülsten: 17. eingulella n.sp. aus Ungarn, 
18. betulae Götze (obtusella Zink. Tr., christella Fr., holosericella 
F. v. R.; 19. palumbella W. Vz.; 20.“albariella Zell. 

Eine neue Art ist Epischia Vaccinella Lienig (Isis S. 266). 
Die Raupe lebt auf Vaceinium uliginosum. 

Ueber die Verheerungen der Galleria cerella in den Bienen- 
stöcken theilten Carl Nagel (Allg. deutsch. naturhist. Zeit. I. S.565) 
und Lucas (Ann. d. l. Soc, Ent. d. Fr. Bull. S. cvm) Beobachtun- 
gen mit. 2 

Chilo phragmitellus Hü. wurde von Freyer (N. Beitr. T.492) 
nebst den früheren Ständen abgebildet. 


Tortrices. Diese Fam. wurde von Frau Lienig und Hr. Zel- 
ler (Isis 8.214 —263) mit einer grösseren Zahl lievländischer Arten 
bereichert, welche zum Theil auch in Deutschland. sich finden: Pen- 
thina suffusa Kuhlw., lebt im Weissdom; P. Lienigiana Tisch, 
lebt in Ledum palustre und ist nach Zeller’s Vermuthung vielleicht 
T. Ledana Lin. — Cocey® pinivorana Zell. in Kieferngehölzen; 
— Sericoris lucivagana Lien., $. palustrana Lien., $. postre- 
manca Lien. — Paedisca Hübneriana; P. grandaevana, durch 
ihre Grösse ausgezeichnet, lebt vermuthlich im Huflattig. — ‚Grapho- 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 171 


litha incana Zell., lebt vermuthlich in Artemisia vulg.; @. pindco- 
lana Zell., in Kieferngehölzen; @. padana Lien., lebt in den Herz- 
blättern des Faulbaums; @. cuphana Tisch., auf Heidekraut; @. 
Gimmerthaliana Lien. lebt im Vaccin. uliginosum; G. Vacei- 
niana Tisch. im Vaccin. Myrtillus; @. Ochsenheimeriana Lien. 
auf Tannen, @. plumbatana Zell. auf Eichen; @. Leguminana 
Lien.; @. gallicolana v. Heyd.; @. suspectana v. Heyd.; G, 
acuminatana Zell. — Phoxopteris Lamana Zell. auf Wasser- 
pflanzen; Ph. nitidulana Lien. lebt auf Vaccin. uliginos,. — Teras 
Comariana Lien. lebt auf Comarum palustre. 

Sericoris Sudetana wurde von Standfuss auf dem Kamm 
des Riesengebirges entdeckt, und in der Entom., Zeit. S, 386 be- 
schrieben. 


Tineae. Die Gatt. Lithocolletis wurde von Zeller monogra- 
phisch bearbeitet („die Arten der Blattminirergattung Lithocolletis 
beschrieben von P. C. Zeller”, Linnaea Ent. 1. S.166. T.1). — Die, 
41 Arten sind auf folgende Weise geordnet. 

4. Die Franzen der Vorderflügelspitze bilden ein Schwänzchen. 
— a. Das Schwänzchen scheint (nach seiner dunklen Färbung) dus 
der Flügelspitze zu kommen: 1. Roboris Zell.; 2. scitulella F.v.R. 
n.sp. von Wien; — 6. Das Schwänzchen scheint (nach seiner dunk- 
len Färbung) vor der Flügelspitze herabzukommen: 3. Saportella 
Duponch. (Kuhlweiniella Z.); 4. Amyctella Duponch. (Mülleriella 
Zell.); 5. distentella F. v. R. n.sp, von Wien; 6. ilicifoliella 
F, v. R. n.sp. von Wien; 7. delitella F. v. R. n.sp. von Wien, — 
3. Die Franzen der Vorderflügelspitze bilden kein Schwänzchen. 
a. An der Basis der Vorderflügel ist eine weissliche Längslinie: 8. 
Rajella L.; 9. elatella n.sp. von Glogau; 10. insignitella n. sp. 
ebendaher und von Wien; 11. /autella Heyd. n sp. von Wien und 
Frankfurt a. M.; 12. pomifoliella Tisch.; 13. pomonella Z. (El. Blan- 
cardella Tr.?); 14. Salictella n.sp. bei Wien auf Weiden; 15. 
Mannii n.sp. bei Wien auf Eichen; 16. ulmifoliella Hü.; 17. cavella 
Z. (Schreberella Z. 1s.); 18. Junoniella n. sp. von Glogau; 19. 
/razinella n.sp. bei Wien auf Eschen; 20. quercifoliella F. v. R.; 
21. Messaniella n.sp. bei Messina auf Querc. pubescens; 22. Be- 
tulae Zell.,; 23. connezella n.sp. bei Glogau und Wien; 24. sco- 
pariella Tisch. n.sp. Deutschl. Lievl.; 25. alniella Tisch. (Rajella 
Zell. 1s.); 26. Heegeriella n.sp. von Glogau. — 6. An der Basis 
der Vorderflügel keine weisse Längslinie: «. Die Vorderflügel haben 
scharfe, doch nicht metallisch glänzende Zeichnungen, und an der Spitze 
einen deutlichen Punct oder Strich: 27. Oramerella F.; 8. tenella 
n. sp. von Reichstadt und Wien; 29. adrasella F. v. R. n. sp. bei 
Wien in. Eichenblättern; 30. acerifoliella E. v. R. Zell. — f. Die 
Vorderflügel metallglänzend gefärbt, mit hellen metallglänzenden 
Querlinien und Randstrichen: 31. emberizaepennella Bouche; 32. 
Fröhlichiella Zeil.,;, 33. Kleemannella P,;, 34. ulminella Zeil. — 


172 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


7. Die Vorderflügel staubig, mit wenig scharfen-Zeichnungen und fast 
glanzlos: 35. Heydeniin sp. bei Frankfurt a. M. auf Lonicera ca- 
prifolium; 36. agi7ella n.sp. bei Wien auf Ulmen; 37. pastorella 
v. Heyd. n.sp. in Deutschl. auf Weiden, 38. Tremulae n.sp. in 
‚, Deutschl. auf Espen; 39. populifoliella Tr.;, 40. comparella F.v.R. 
n. sp. bei Wien auf Pappeln; 41. acaciella n. sp. bei Wien auf 
Acazien. 

Die Gatt. Talaeporia Zell. wurde von Gu&n&e gemustert: (Note 
monographique et rectificative sur le genre Talaeporia Zell., Soleno- 
bia Duponch.; Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.5). Der Verf. ist 
der Meinung, dass die genannte Gattung mit Psyche zunächst ver- 
wandt sei, was schon daraus hervorgehe, dass Boisduyal sie in sei- 
nem Catalog mit unter Psyche begreife, er findet indess die Unter- 
scheidung beider Gattungen gerechtfertist und scheint geneigt die 
Psychiden eher den Schaben als den Spinnern anzuschliessen. Von 
Talaeporia führt er folgende Arten auf. 

A. Fühler scheinbar einfach: 1. minorana Duponch. — 2. pok- 
tella ©. Tr. F. R. Zell. Boisd., Lefebvrella Duponch. — 3. pseudo- 
bombycella Hü, Tr. F. R. Zell. Boisd. Duponch. Cat., glabrella O., 
Andereggella Dup. Suppl. — 4. murinella Boisd. Ind., Dup. Cat, 
(non Sup.). — 5. clathrella Tr. i. not. F. R. Zell, Dup., triquetrella 
Tr. Suppl. — 6. triquetrella Hü. Zinck? F.R., Zichenella Zell. Dup. 
Suppl. R 

B. Fühler stark gekämmt: 7. Zapidicella Zell. i. not. Reaum. 
Geofir., pectinella Dup. — 8. petrella Guen. Reaum. Geoffr., Psyche 
lichenum Schr.? Zell. i. not. — 9. tabulella Guen. clathrella Bruand. 


Ueber drei Arten dieser Gattung theilen A. u. O. Speyer aus- 
führliche Beobachtungen mit (Isis S.29): Psyche ( Talaeporia) tri- 
quetrella, sepium, betulina. Die zweite Art, deren Raupe an alten 
Gartenzäunen lebt und kleine staubartige Flechten frisst, ist neu (sie 
gehört in’ die Abth. mit stark. gekämmten Fühlern, ist aber nicht li- 
chenum Zell. (petrella Guen.). — An der ersten Art beobachteten 
die Verf. die schon öfter-wahrgenommene Erscheinung, dass frucht- 
bare Eier ohne vorhergegangene Begattung gelegt wurden. 


Mehrere neue Arten sind von Frau Lienig in Lievland beob- 
achtet und von Zeller beschrieben (Isis S.271—298): Tinea redi- 
mitella Zell., fuliginosella Lien., Ochsenheimeria bisontella 
Lien., Oecophora torquatella Lien., Depressaria ciniflonella 
Lien, hepatariella Lien., Gelechia temerella Lien., diapha- 
nella Lien., pruinosella Lien., costiguttella Lien., nter- 
nella Lien., Argyresthia pulchella Lien., Coleophora deaura- 
tella Lien., splendidella Lien., Cosmopteryx Lienigiella Zell. 

Kolenati (Melet. V. S. 111, 112) stellte Chalybe chrysopy- 
gella, Tinea Dariella und Adela adamantella, aus dem Kau- 
kasus, auf, 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 173 


Zeller zeigte, dass unter Ochsenheimer’s Phyc. mediella zwei Arten 
begriffen waren, nämlich 1. Euplocamus boleti, Noct, boleti F., und 
2. Eu. tessulatellus Zell.; die erstere lebt in der Ebene überall 
vorzüglich in Weidenschwämmen, die andere scheint eben so ver- 
breitet in Gebirgen zu sein. (Entom. Zeit. S. 178). 

Nach den Beobachtungen von Blaud erscheint Tinea oleella F. 
jährlich in drei Generationen; die Raupen der ersten Gen. leben als 
Minirraupen in den Blättern; die Schmetterlinge erscheinen nach 15 
Tagen, und die Weibchen legen ihre Eier einzeln an die jungen Blü- 
thenrispen. Die Raupen dieser zweiten Generation gehen die Knospen 
an und vernichten viele derselben; gegen das Ende des Juni erschei- 
nen die Schmetterlinge; die Raupen der dritten Generation dringen 
in die Frucht ein und verzehren den Kern. Die Schmetterlinge der 
dritten Generation erscheinen im Herbst und legen ihre Eier an die 
Unterseite der Blätter, aus welchen im nächsten Frühjahr die Mi- 
nirraupen der ersten Generation kommen. Die erste Generation bil- 
det bei Duponchel Elachista oleella, die der dritten rechnet’er zu 
Oecophora; der Verf. aber behauptet auf das Bestimmteste die Einer- 
leiheit derselben. (Compt. rend. XXI. S. 793). 


Diptera. 


„Diptera Scandinaviae disposita et deseripta” auet, Zet- 
terstedt. Tom. V. Lundae 1845. 

„Dipteres exotiques nouveaux ou peu connus” par Mac- 
quart, Supplement. Paris 1846, 


Ist mir noch nicht zugegangen, weshalb ich den Bericht darüber 
bis zum nächsten Jahre aussetzen muss. 


„Zweiter Beitrag zur Dipterologie Russlands von B. A. 
Gimmerthal” (Bull. Mosc. 1846. 3. Hft. S. 3). 

„Fragmente zur Kenntniss der europäischen Arten einiger 
Dipterengattungen, vom Prof. Dr. H. Loew. (Linnaea Ento- 
mol. I. S. 319). 

„Beitrag zur Kunde der Dipteren, insbesondere über das 
Vorkommen mehrerer Gattungen nach besonderen Localitäten 
und den Fang derselben, so wie auch über die Lebensweise 
einiger Larven, von Bremi in Zürich” (Isis S. 164). 

Eine sehr lehrreiche Abhandlung, welche einen Reichthum von 


Erfahrungen mittheilt und von z._. Dipterologen ungelesen blei- 
pe darf. 


Tipulariae. Eine Reihe neuer Gattungen ist von Winnertz 
in der Entom. Zeit. S.11 aufgestellt und durch ein Paar vorzüglich 
schöne Steintafeln erläutert: 


174 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


1. Corynoneura, aus der Gruppe der T. culiciformes: „Anten- 
nae porrectae, filifformes, maris 9-articulatae, plumosae, art, inferiori- 
bus octo ovatis, ultimo maiore, clavato, apice pilis coronato; femi- 
nae 5-articulatae, pilosae, art, inferioribus quatuor ovatis, ultimo 
elongato, pilis brevioribus coronato quam maris. Palpi incurvi, 
Aarticulati; articulo ultimo elongato. Oculi subrotundi, intus paullu- 
lum emarginati. Ocelli nulli. Alae lanceolatae, nudae, deflexae. 
Costa brevissima, in elavae formam dilatata; maris circiter ad par- 
tem quartam, feminae ad medium marginis antiei pertinens.” Zwei 
neue Arten ©. scutellata und minuta. 

2. Heteropexa, aus der Gruppe der T. gallicolae. „Antennae 
porrectae, moniliformes, maris 11-, feminae 10articulatae; articulis 
duobus radicalibus crassis. Do brevissima, in os retracta, 
apice palpigera. Palpi 4articulati, articulis inaequalibus. Oculi Iu- 
nati. Ocelli nulli. Tarsorum articulus 3. longissimus, 4. et 5. brevis- 
simi. Alae lanceolatae, alutaceae, binerviae, incumbentes, parallelae.” 
Eine neue Art, H. pygmaea, wurde aus faulem Holze erzogen. 


3. Ditomyia, aus der Gruppe der T. fungicolae. „Antennae 
porrectae, compressae, artieulis 17; articulo 1. cyathiformi, 2. cupu- 
liformi, sequentibus ovato-cylindrieis. Palpi exserti, 2articulati, ar- 
ticulo 1. crasso, ovato, 2. oblongo. Oculi rotundi, hemisphaerici. 
Ocelli tres, frontales, inaequales, lineam transversalem efficientes. 
Tibiae apice calcaratae, Basiaar lateribus spinulosae.. Alae obtusae, 
pilosae, incumbentes, parallelae.” — Eine neue Art D. trifasciata, 
deren Larve in Polyporus-Arten lebt. 


4. Macrorhyncha, aus der Gruppe der T. fungicolae: „Anten- 
nae porrectae, subcompressae, 17articulatae, articulo 1. cyathiformi, 
2. cupuliformi, sequentibus cylindrieis, Proboscis elongata, sub pe- 
etore inflexa, profunde bifida, labiis elongatis. Palpi exserti, distin- 
cte Aarticulati. Oculi oblongi, intus emarginati. Ocelli 3 frontales, 
inaequales, in triangulum dispositi. Tibiae apieg calcaratae, poste- 
riores lateribus spinulosae. Alae obtusae' incumbentes, parallelae. 
Der Verf, bemerkt, dass diese Gattung vielleicht‘ sich als 'einerlei 
mit Asindulum Latr. ausweisen werde, jedenfalls aber wird die aus 
faulem Holze erzogene Art M. flava neu sein. 

5. Tetragoneura, gleichfalls aus der Gruppe der T. fungico- 
lae: „Antennae porrectae, subcompressae, 16articulatae, articulo 1. 
eyatbiformi, 2. cupuliformi, sequentibus eylindrieis. Palpi' exsexti, 
incurvi, 4artieulati. Oculi rotundi.. Ocelli tres, frontales, lineam 
paullulum-curyatam efficientes. Tibiae apice calcaratae, posteriores 
lateribus spinulosae. Alae obtusae, incumbentes, parallelae; nervo- 
rum marginalium 2. et 3. duobus nervis transversalibus, non longe 
distantibus coniuncti et sic non procul ab apice secundi parvum 
quadratum formantes.” Zwei neue Arten T. Airta und döstincta, 
die erstere aus faulem Buchenholz, auch einmal aus Polyporus ver- 
sicolor erzogen. 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846: 175 


6. Macrosiyla, vielleicht zu den T. gallicolae gehörend: „An- 
tennae porrectae, moniliformes, feminaeil Oarticulatae, maris.. . , ?, 
articulo 1. eyathiformi, 2. cupuliformi, sequentibus ovatis. Palpi..? 
Oculi rotundi. Ocelli tres, frontales, inaequales, in triangulum dis- 
positi. Alae magnae, obtusae, pilosae, incumbentes, parallelae.” 
Eine neue Art, M. latipes. — Alle diese Tipularien sind aus der 
Gegend von Krefeld. 


Rondani hat seine zweite Dipterologische Abhandlung über 
die Eintheilung der Gruppen der Lestreminen und Cecidomynen 
neu bearbeitet (Compendio della seconda memoria ditterologica di 
Camillo Rondani, con alcune aggiunte e correzione. Nuov. Annal. 
delle Scienz. Nat. di Bologna 2. Ser. Tom. Vl. S. 363). 


Die Lestreminen, deren vorzüglichstes Kennzeichen in die 
mehr oder weniger deutlichen Ocellen gesetzt wird, sind hier auf 
* folgende Weise eingetheilt. 

a. Venae longitudinales alarum sex, duabus intermediis coniunctis 
magis vel minus longe a basi et tunc furcam venosam effor- 
mantibus. ° 

b. Antennarum articuli in mare saltem 14, in femina saltem 10. 

c. Antennarum articuli etiam in mare parum aut vix petiolati, et 
in utroque sexu numero aequales . . . 1. Sciara F. 

cc. Antennarum articuli saltem in mare distincte petiolati et in 
eodem sexu magis numerosi. 

d. Furca venosa intermedia alarum basi distincte dilatata. Anten- 
nae in maribus artieulis 14. . . . . .2.ZygoneuraMeig. 

dd. Furca venosa non distincte dilatata ad basim. Antennarum ar- 
ticuli in mare 15 vel 16: 

e. Ocelli non manifesi . . . .......3 LestremiaMacg. 

ee. Ocelli manifesti. 

Sf. Tarsi in utroque sexu le Antennae in mare articulis 16, 


in femma 12 . .. . » u... 4 MicrosciaraRond. 
Sf. Tarsi 4 in femina dilatati. "Antennae in mare articulis 16, in 

femina 10 .... > 2 ..9. Catocha Halid. 
bb. Antennarum articuli in mare »g - 202..6. Anarete Halid. 


aa. Venae longitudinales quatuor tantum distinctae, intermedia non 
aut vix perspicua. Duae posticae coniunctae. longe a basi 


alarum. n 
2. Antennae in mare articulis 10 instructae, a tertio ad extremum 
decrescentibus, petiolis brevissimis . .7. Micromya Rund. 


2g. Antennae in mare articeulis 15, a tertio ad ultimum subaequali- 

bus, petiolis En in femina articulis 12, petiolis brevis- 

simib mw . 5 . .02...8 NeurolygaRond. 

Die durelr die Kürze des ersten Fussgliedes bezeichnete Gruppe 
der Cecidomynen enthält folgende Gattungen: 

a, Venae longitudinales prima et secunda venula transversa con- 

Be PET FT ONANTARond. 


176 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


aa. Venae transversariae nullae, 

d. Antennarum articuli petiolis longis saltem in: mare, si. brevibus 
vel brevissimis in utroque sexu tunc venae longitudinales saltem 
‚tres distinctae. 

c. Vena secunda longitudinalis ad marginem posticum producta 
prope apicem alarum. 

d. Antennarum artieuli 18—20 in utroque sexu, petiolis brevibus 
vel brevissimis etiam in mare . . „2. PhytophagaBRond. 

dd. Antennarum articuli in mare 22 et ultra, petiolis longis vel lon- 
gissimis, in femina 14— 15, petiolis brevibus vel brevissimis. 

3. CecidomyiaLatr, 

cc. Vena secunda longitudinalis marginem anticum attingens magis 

vel minus longe ab apice alarum . . . 4. DasyneuraRond. 

bb. Antennarum articuli non distinete petiolati in utroque sexu. 
Venae duae tantum distinctae a costali. 

e. Venae duae alarum breyes, prima marginem anticum attingens 
longe ab apice . . . “0.2 02..0. BrachyneuraRond. 

ee. Venae duae alarum ongiesimde margini postico productae. 

F: Proboscis brevissima. Thorax in formam colli non elongatus 

6. LasiopteraMeig. 

Ff. Proboseis longiuscula, perpendicularis. Thorax in formam colli’ 

elongatus . . : 20. .7. OxyrhynchusRond. 

Die Gattungen Er Hieromga, Neurolyga, Porricondyla, 

Phytophaga, Dasyneura, Brachineura und Ozyrhynchus sind noch 

durch weitere Beschreibungen und durch Abbildungen ihrer ‚Fühler 
und Flügel erläutert. 


Gimmerthal’s Aufzählung der Zee Russlands begreift 
de Tipularien von einem Theil von Chironomus bis zu Rhyphus. 
Neue Arten sind Chironomus nigripes, Leia bifasciata, 
Mycetophila Curona. 

Die Erscheinung des Heerwurms ist nach der Beobachtung 
des Försters Raude zu Birkenmoor hei-llefeld durch Berthold 
dahin aufgeklärt, dass sie durch die Larven der Sciara Thomae her- 
vorgebracht wird, welche sich zu Zügen, denen der Processionsrau- 
pen vergleichbar, vereinigen. (Götting. Gelehrt. Anz, 1845. Nachricht 
S.65, ferner Allg. Deutsch. Naturhist. Zeitung 1. S.26 und. Ann. d. 1. 
Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S. vun. — Rev. Zool. S. 14). 

Die'Larve der Cecidomyia Verbasci Vallot, so wie ihre in den 
Blüthen von Verbascum und Scrophularia gebildete Galle sind von 
Leon Dufour (Ann..d. Sc. nat. V. S.5. T.2. F. 1—15) beschrieben, 

Die ‚Verwandlungsgeschichte der Scatopse nigra ist von Leon 
Dufour beobachtet (Compt. rend. XX11l. S. 1058. Ann. d..sc; nat. 
VI. S. 374). Die Larve, welche in Kehrigt, faulenden Pflanzenstoffen 
und Latrinen lebt, ist länglich, schmal, etwas flach, weisslich, mit, 
einem blassrothen, dünn hornigen Kopfe, ohne Spur von Augen. 
Auch vermisste der Verf. die Mandibeln, dagegen zeigte sich zu jeder 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 177 


Seite ein rasch schwingender Körper, der in der Ruhe unter die 
Kopfschale eingelegt wurde, und in welchem der Verf. den Maxillar- 
taster erkannte, den er in ähnlicher Form und Beweglichkeit bei 
den Larven von Rhyphus und Mycetobia beobachtete. Der Hinter- 
leib besteht aus acht Ringen, welche an den Seiten jeder einen klei- 
nen Dorn und an den Vorderecken eine kleine Warze haben, mit 
Ausnahme des letzten, welcher aus zwei Abschnitten besteht, der 
vordere gewölbt und der hintere flach, ausser dem röhrigen Stigmen- 
träger noch mit einem. Paar ungegliederter, eingelenkter Anhänge 
versehen. Luftlöcher wurden nur zwei Paare erkannt, das eine auf 
dem letzten Hinterleibs-, das andere auf dem Prothoraxringe. Die 
Puppe ist dadurch merkwürdig, dass die Larvenhaut nur theilweise 
abgelegt wird, und zwar auf dem Thorax, während der Hinterleib 
von der Larvenhaut eingeschlossen bleibt, und auch die Kopfschale an 
der Larve haften bleibt. Der Tlıorax erhält bei der Puppe auf jeder 
Seite eine grosse gegabelte Borste. Nachträglich bemerkt der Verf., 
dass Herr Perris seine Beobachtungen über die Verwandlungsge- 
schichte der Sc. punctata mitgetheilt habe, welche mit den seinigen 
fast ganz übereinstimmen, namentlich das theilweise Ablegen der 
Larvenhaut bestättigen. Dass auch Bouche die früheren Stände der 
letzteren (Sc. notata —= punetata) schon kennen gelehrt hat, ist dem 
Verf. entgangen, dessen Beschreibung die von Bouche theils bestätti- 
gend, theils erweiternd, ein schätzbarer Beitrag zur Naturgeschichte 
der Dipteren ist. 


Die Arten der Gatt. Scatopse sind von Loew in der Linn. Ent. 
I. S. 324 einer Musterung unterworfen worden, Es sind 11 genau 
auseinandergesetzt worden, nämlich: A. bunte: $. notata (notata und 
punctata Meig.), favicollis Mg., scutellata n. sp. aus Deutschland 
und Dänemark. — B. Mattschwarze: Sc. recurva n. sp. in Polen 
und Rhodus, fuseinervisn. sp. aus Sicilien, drevzcornis Mg, trans- 
versalis n.sp. aus Polen und Deutschland. — C.- Blankschwarze: 
Se. clavipes n.sp., aus Polen und Deutschland, so/uta n. sp. aus 
Sicilien, pulicaria n. sp. aus Deutschland, Kaltarala Mg. — Unter 
17 von Meigen beschriebenen Arten hat der Verf. also nur A mit 
Sicherheit ermitteln können. 

Eine ähnliche, sehr dankenswerthe Bearbeitung hat Ders. der 
Gatt. Bibio gewidmet (ebenda S.342). Hier sind 15 europäische Ar- 
ten auseinandergesetzt: 1. B. pomonaue Me.; 2. B. Marci Mg.; 3. B. 
Siculus Löw, (2 fulwiventris Maeg. aus Sieilien, 4. B. hortulanus 
Me.; 5. B. varipes Meg.; 6. B. reticulatus Löw (2 fulviventris Mg.?); 
7. B. nigriventris Hal. (nur 9), 8. B. laniger Mg. (und vernalis 
Mg.); 9. #. hybridus Halid. (nur 5); 10. B. Johannis Mg., mit wel- 
chem B. rufipes Mg. als Abänd. verbunden ist; 11. 2. albipennis 
Me. (nur /); 12. B. ferruginatus Mg.; 13. B. brevipes n.sp. von 
Rhodus; 14. 2. globulipes n. sp. (nur 5) aus Italien; 15. 2. cla- 
vipes (clavipes, dorsalis, flavicollis Mg.). 


Archiv 1. Naturgesch, XJ11, Jahrg, 2, Bd, M 


178 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Die Gatt. Dilophus bereicherte Ders. mit einer neuen Art, D. 
ternatus (mit drei Dornkränzen an den Vorderschienen) aus Siei- 
lien (ebenda S. 322). 

Eine zweite Art von Cionea ist in der Lappmark Tornea ent- 
deekt und von Boheman als Ch. crassipes mit der Diagnose 
„fusca, pedibus ferrugineo-testaceis, pilosis, femoribus postieis valde 
inerassatis; 5” aufgestellt und genau beschrieben, (Öfvers. Vet. 
Acad. Förhandl. 1846. S. 179). 


Bombyliarii. Die Artenkenntniss ist in einer Reihe von 
Gattungen dieser Familie durch Loew’s gründliche Auseinander- 
setzungen (Linnaea Ent. I. S. 365—422) namhaft gefördert worden: 

Cyllenia: der bisher einzigen Art der europäischen Fauna, C. 
maculata Latr., fügte der Verf. zwei neue zu: ©. marginata und 
C. obsoleta, beide von Makri; eine Ate vermuthet er im Asilus 
rusticus Rossi. 

Lomatia: den bekannten 1. L. Sabaea Mg. aus Italien und 
Dalmatien; 2. L. Belzebul Mg. aus Südeuropa; 3. L. Hecata Me., 
vom Verf, in Kleinasien gesammelt; 4. L. /ateralis Mg. ist eine 5te 
neue Art L. Alecto, aus der Umgegend von Patara, zugefügt. 

Phthiria: die 8 Arten der europäischen Fauna sondern sich in 
zwei Abtheilungen: I. Der Fühlergriffel äusserst kurz und daher 
undeutlich: 1. Phth. pulicaria Mg.; 2. Ph. convergens, n.sp. aus 
Italien; 3. Ph. canescens n.sp. aus Polen; A. Ph. vagansn.sp. 
von Patara. — ]I. Der Fühlergriffel erheblich länger und deshalb 
ganz deutlich: 5. Ph. umbripennis aus Sicilien, 6. Ph. conspi- 
cuan.sp. von Patara; 7. Ph. subnitens n.sp. von Makri; 8. Ph. 
rustica von Stanchio und Rhodus. Den exotischen Arten Ph. hy- 
poleuca Wd. und Ph. testacea (Cyclorhynchus testaceus Macq.) hat 
der Verf. noch eine neue Ph. cingulata, aus Mexico zugefügt. 

Usia: 6 Arten: 1. U. /ata n.sp. von Rhodus und bei Makri; 
2. U. aenea Latr,, 3. U. florea F., vom Verf. bei Makri und auf 
Rhodus gefangen; 4. U. mancan,sp. aus Sicilien, 5. U. versicolor 
F. (von Sieilien); 6. U. punctipennis von Makri. 

Cyrtosia ’Perris, eine durch den Mangel der Discoidalzelle 
sehr ausgezeichnete, sonst mit Platypygus Löw sehr nahe verwandte 
Gatt., in welcher der bisher einzigen Art ©. marginata Perr. aus 
Südfrankreich, zwei neue, ©. opaca und nitens, beide aus Sicilien, 
zugefügt werden. 

Guerin (leonogr. texte 8.539) beschrieb Anthrax (Exoprosopa) 
flaviceps aus Brasilien und Daubei von Montpellier als neue 
Arten. 


Xylophagii. Die Gatt. Beris ist in Betreff ihrer Arten von 
Loew sorgfältig untersucht worden (Entom,. Zeit. S. 219. 259. 282. 301). 
Die aus den Arten mit Adornigem Schilchen, langen Tasteın und beim 
Männchen getrennten Augen von Haliday gebildete Gattung Aetina 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 179 


trägt der Verf. Bedenken anzunehmen, obgleich von ihm auch noch 
im Flügelgeäder und den männlichen Genitalien Unterschiede bemerkt 
sind, sie hat aber als eine besondere Abtheilung Geltung gefunden, 
Die Zahl der Dornen am Schildchen gewährt kein immer sicheres 
Kennzeichen, indem sie bei einigen Arten Abänderungen unterworfen 
ist. Zur I. Abth. (eigentl. Beris) gehören: 1. B. vallata (Forst.); 2. 
B. clavipes (L.); 3. B. 6dentata Me., mit welcher 2. flavipes Macq., 
obscura Mg., chalybeata Mg. als Abänderungen verbunden sind; 4, 
B. fuscipes Mg., zu welcher B. nigra Mg. als Abänd. gehört; 5. 2. 
pallipes n.sp. aus dem nördl. Deutschland; 6. B. dubia Zett. — 
1. Abth. A. mit.schwarzen Strahlen am Schildehen: 7. B. nitens, 
mit welcher B. hirsuta Matq., Str. similis Forst, B. nigripes Mg,, 
B. femoralis Mg. und B. flavofemorata Mg. als Abänd. vereinigt 
sind. — B. mit gelben Strahlen am Schildchen; 8. 3. tibialis Mg. — 
Exotische, noch näher zu untersuchende Arten sind B. tricolor Wd. 
aus Brasilien und 2. viridis Say und B. dorsalis (Stratiom. dors. 
Say) aus Nordamerica; vielleicht sind auch Xylophagus spiniger Wd. 
(= Ber, Serville? Macq.) aus Neuholland und X. rufipalpis Wd. aus 
Mexico hierher zu rechnen. — Von B. nitens hat der Verf. einen 
Zwitter beobachtet (S. 302). 


Stratiomydes. Die Kenntniss der Arten von Nemotelus, 
Stratiomys und Odontomyia ist durch Loew (Linn. Ent. 1. S. 433— 
495) in hohem Grade aufgeklärt worden. Nemotelus enthält jetzt 
1. N. proboscideus n.sp. von Sicilien; 2. N. Zasiops n.sp, eben- 
daher; 3. N. anchora.n. sp. desgl.; 4. N. uliginosus Mg., mit wel- 
chem N. bifasciatus Me. als Abänd. vereinigt ist; 5. N. pica Loew 
aus Polen; 6. N. notatus Zett.; 7. N. globuliceps (N. brevirostris Mg.? 
N. uliginosus Löw Isis.) aus Polen; 8. N. brachystomus n.sp. aus 
Dalmatien, Griechenland, Kleinasien; 9. N. pantherinus Mg.; 10. N. 
Sraternus n. sp. aus Deutschland; 1i. N. gracilisn. sp. ausKlein- 
asien; 12. N. bipunctatus.n. sp. ebendaher; 13. N. nigrifrons 
n. sp. aus Sieilien; 14. N, argentifer n.sp. aus Griechenland und 
Kleinasien; 15. N. nigriuus Mg. — Unbekannt sind dem Verf. geblie- 
ben: 16. N. longirostris Wd.; 17. N. punctatus F. Mg.; 18. N. nigri- 
tus Me.; 19. N. brevirostris Mg.; 20. N. ventralis Mg.; 21. N. palu- 
dosus Mg.; 22. N. frontalis Macq.; 23. N. niloticus Macq. 

Von Stratiomys beschreibt der Verf. das bisher noch unbe- 
kannte Weibchen der Str. equestris und eine neue, der Str. Cenisia 
nahe verwandte Art, Str. flaviventris, aus Sicilien. Die bisher 
noch vielfach verwechselten Arten von Odontomyia sind auf fol- 
gende Weise gesichtet worden: 4. 1. O. tigrina; 2. O, flavissima 
(wozu Str. decora und vermuthlich auch Str. infuscata Mg.); 3. O, 
annulata (Str. annulata und Tguttata Mg.); 4. O. discolor n. sp. 
aus Kleinasien; 5. O. argentata (wozu St. paludosa Schumm.). — 
B. 6. O. ornata; 7. O. signaticornisn. sp. aus Kleinasien. — (. 
8. O. hydroleon (L. Mg. Ztt. Macg. — Str. vulpina Pz.?); 9. O. an- 


M* 


180 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


gulata Pz. (hydropota Mg.?, brevicornis Löw, ruficornis Zett.); 10. 
O. hydrophila n.sp. aus Sicilien und Kleinasien; 11. ©. felina 
(Pz.); 12. O. personata.n.sp. aus Dalmatien; 13. O. viridula (F. 
Macg. Zett.); 14. O. interrupta n.sp. aus Kleinasien. 


MHenopii. Ref. hat sich an einem lebenden Oncodes über- 
zeugt, dass bei dieser Gattung wirklich ein Rüssel vorhanden ist, 
welcher an der hinteren Fläche des Kopfes vortritt, aber so kurz 
ist, dass nach dem Eintrocknen keine Spur mehr vorhanden ist. Diese 
Beobachtung ist an einer neuen Art O. fumatus gemacht, welche 
mit dem O. fuliginosus in der Färbung übereinstimmt, aber u. a. 
durch weisse Schenkel von ihm abweicht. Dies Archiv. 1846. 1. Bd. 


S. 288. 


Syrphici. Die europäischen und nordischen Arten von Helo- 
philus hat Loew einer sehr genauen Musterung unterworfen (Entom. 
Zeit. S. 116. 141.164). Sie gruppiren sich auf folgende Weise: 1. 
mit ovalem Hinterleibe. A. Dunkelgefärbte. a. Die Augen des Männ- 
chens zusammenstossend: 1. A. peregrinus n.sp. aus Sicilien, 
auch an den ganz schwarzen Hinterbeinen kenntlich. — 6. Die Augen 
des Männchens getrennt: 2. H. groenlandieus (Tab. grönl. O. Fab. 
H. arcticus Zett.) „pallidis thoracis striis lateralibus postice obso- 
letis, intermediis angustis, distinetis” aus Grönland und Lappland. — 
3. A. glacialis n.sp. „pallidis thoracis striis obsoletis, abdomine 
superius nitido” aus Labrador. — 4. A. borealis Stäg. „pallidis tho- 
racis striis obsoletis, abdomine superius opaco,. segmentorum mar- 
gine posteriori nitido” aus Grönland. — 3. Hellgefärbte. a. mit 
durchscheinendem Hinterleibe und matten Fühlern: 5. H. pendulus 
(L.); 6. H. hybridus n. sp. (A. trivittatus g* Meig.). — 7. A. tri- 
vittatus F. — Ö. mit nicht durchscheinendem Hinterleibe und hellen 
Fühlern. — 8. H. versicolor F.; 9. HA. frutetorum F. — 1l. Mit strei- 
fenförmigem Hinterleibe: 10. H. transfugus (L.); 11. H. lunulatus 
Me.; 12. A. lineatus F. 

Durch Leon Dufour ist Musca femorata Panz. (Fn. G. 20. 24) 
in den südfranzösischen Haiden aufgefunden, als eine Rhingia beur- 
theilt und als Rh. femorata genauer beschrieben worden (Ann. d. ]. 
Soc. Ent. d. Fr. IV. Bull. S.ıvır). Bekanntlich ist dies Insect das 
Weibchen des Helophilus lineatus, einerlei mit Rhingia muscaria F,, 
welche letztere Bestimmung auch in der zweiten Angabe von Panzers 
Fn. Germ. aufgenommen ist. 

Eine neue Art von Callicera wurde von Guerin (Iconogr. R. A. 
text. S. 546) aufgestellt: C. Fagesii, das zweite Fühlergl. viel kür- 
zer als das erste; die Borste weiss mit schwarzer Wurzel. Der 
Körper grünlich schwarz, gelblich greis behaart, die Kniee, Schienen 
und Fusswurzel gelb. Von Montpellier (vielleicht nicht verschieden 
von Call. Macquartii Rond.). 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 181 


Oestrides. ‚Bemerkungen über die als Larven im Rothwilde 
lebenden Oestrus” theilte Kellner in der Entom. Zeit. (S. 29) mit. 
Es ist zu hoffen, dass die Naturgeschichte der Rothwildbremsen bald 
aufgeklärt wird, wenn so aufmerksame Forstmänner ihr Augenmerk 
darauf richten. 

Ueber eine umfassende von Joly unternommene Arbeit über 
diese Familie, namentlich auch in anatomischer und physiologischer 
Beziehung, ist der Pariser Academie Bericht erstattet (Compt. rend. 
XXI. S.'510). Aus demselben scheint vorläufig die Bemerkung von 
besonderem Interesse zu sein, dass die Oestrus-Larven, so wie sie 
aus dem Ei kommen, ihrer späteren Form sehr ungleich sind, na- 
mentlich nach hinten spitz auslaufen und mit einem Paar Athemröh- 
ren endigen. 

Guerin (lconogr. R. A. text. S. 548) beschrieb eine neue Art 
Cuterebra Patagonica aus Patagonien. 


MHuscariae. Robineau-Desvoidy hat seine Bearbeitung 
der Fliegen der Pariser Gegend fortgesetzt (Myodaires des environs 
de Paris, Suite. Annal. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. IV. S.17). Diese Ab- 
handlung umfasst die dritte Gruppe der Entomobien „Microceru- 
tae”, bei denen die Fühler nicht auf das Untergesicht reichen, der 
Gatt. Nemoraea Macgq. entsprechend, welcher Trixa angeschlossen 
ist, hier in acht Gattungen getheilt: 1. Triza Meig. (Crameria 
oestridea R. D.). — 2. Panzeria R. D. (Tach. puparum Mg.). — 
3. Meriania R.D. (Nem. sylvatica Macgq.). — 4. NemoraeaR.D. 
(Tach. pellucida Mg. Z und T. strenua Mg. 9). — 5. FaustaR.D. 
(Nem. nigra Macg. und N. viridescens Mg.). — 6. ErigoneR. D. 
(T. lurida Fall., radicum Mg.). — 7. Mericia R. D. (Nem. erigo- 
nea Macq.). — 8. Phlebellia R.D. (aestivalis n. sp.). 

Dejeania atrata Guerin (lconogr. R. A. text. S. 549). ist eine 
neue Art von Bogotä, 

Die Verwandlungsgeschichte der Rhynchomyia columbina hat 
Leon Dufour geliefert (Ann. d. 1. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 327. T. 9, 
F. ıı). Die Larve lebt im Wurmmehl alter Fichten- (Pinus maritima) 
Stöcke. Sie hat die gewöhnliche Gestalt der Fliegenlarven, am ab- 
gestutzten Hinterende aber einen Kranz von 12 zahnförmigen Fort- 
sätzen, welche sich an dem kastanienbraunen Puppentönnchen als 
eben so viele kleine stumpfe Höcker wiederfinden. Die Fliege, 
Rlynchomyia columbina Macq., Tachina columbina Meig., schwärmt 
auf Blumen. 1 

Zu der im 5. Bd. von Germar’s Zeitschr. gegebenen Bearbeitung 
von Trypeta hat Loew in der Linnaea Ent. (1. S.195—526) einen Nach- 
trag gegeben. Von den dort abgehandelten Arten sind jetzt zwei einge- 
zogen: T. Centaureae, welche als Abänd. von T. heraclei und T. 
colon, welche als Abänderung von T. nigricoma eingeht. Dagegen 
sind neue Arten hinzugefügt: T. hamifera von ‚Copenhagen (der 
T. alternata ähnlich); T, /nulae v, Roser aus Würtemberg, T. /on, 


182° Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


girostris aus Sieilien, T. gagates aus Steiermark, T. dilace- 
rata, der Bardanae ähnlich, aus Deutschland und Polen, T. mega- 
cephala aus Sicilien, T. acuticornis, vermuthlich aus Deutsch- 
land, T. virens von Posen. Eine 10te Art, T. toxoneura, aus 
Hessen, ist in der Ent. Zeit. S.364 beschrieben. — Von Interesse 
sind die Angaben über das Vorkommen mehrerer Arten: T. Meigenü 
lebt in den Beeren von Berberis, T. speciosa in denen von Lonicera 
xylosteum, T. antica in denen von Crataegus oxyacantha., In Wur- 
zelgallen ven Chrysantliemum lebt L. proboseidea, T.- parietina viel- 
leicht in denen von Urtica. Die Larve der T. Artemisiae minirt in 
den Blättern von Chrysanthemum, die der T. Heräclei in denen des 
Selleri. — T. marginata ist aus Senecio sylvatica, T. Westermanni 
aus Senec. Jacobaea, T. biflexa aus Inula britannica erzogen. — 
Auf Cirsium palustre ist 7. Aretii (welche, da sich die folgende als 
die eigentliche M. Arctii Deg. ausweist, der Verf. 7. Onotrophes 
nennt), auf Arctium lappa T. Tussilaginis (Arctii Deg.), Lappae und 
auch die sonst häufig auf Centaur. scabiosa vorkommende T. cornuta, 
auf Inula dysenterica T. Inulae, auf Centaurea paniculata T. Afa- 
sciata, auf Artemisia campestris T. Absinthü, auf Chrysänthemum 
leucanthemum T. stigma beobachtet. 


Sapromyxa tenera ist von Loew als eine neue Art, aus der 
Gegend von Cassel, beschrieben (Ent. Zeit. S. 366). 

Diopsis Macquartii vom Senegal ist von Guerin in der Ico- 
nogr. R. A. text. S. 554 als neue Art aufgestellt, 


Der fünfte Band von Zetterstedt’s Diptera Scand. enthält den 
Schluss der Anthomyziden, die Ephydrinen, in welcher Fami- 
lie Stenhammar’s Forschungen benutzt sind, die Ochthiphilinen, 
die Scatomyziden, die Sciomyziden und den Anfang der Or- 
taliden. 


„Ueber die Gattung Ortalis und zwei neue Arten derselben” von 
Prof. Loew (Entom. Zeit. S. 92). Als neue Arten sind O. ecinifera 
aus dem nördl. Russland, und O. albipennis aus Kleinasien, beschrie- 
ben. Zugleich sind dievonMacquartaufKosten von OrtalisgebildetenGat- 
tungen einerPrüfung unterworfen. DiezuderPsilomyden-Gruppe gerech- 
nete Gatt. Otites’ist aus verschiedenartigen Bestandtheilen von M. 
zusammengesetzt: Sciomyza nigripennis mit ihren Verwandten kann 
von Sciomyza nicht entfernt werden, und könnte höchstens eine 
eigene Gattung neben Sciomyza bilden. Sciom. bucephala schliesst 
sich an Tetanops. An Tetanops zunächst schliesst sich ©, poeczlo- 
ptera Schr. (fulminans Me.), in welcher der Verf. eine eigene Gat- 
tung erkennt, die er Poeciloptera (fulminans) genannt wissen will; 
der Gattungsname Poeciloptera ist aber nicht mehr frei. Die Gat- 
tung Otites beschränkt der Verf. auf die von M. dahin gezählten 
Ortulis-Arten: Lamed. Schr. (pulchella auct.), gangraenosa, ornata, 
auch centralis. — Die übrigen europäischen Arten sind von M. unter 
Ceroxys, Ortalis und Herina vertheilt. Die erste derselben erkennt 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 183 


der Verf. an, und rechnet dahin rivularis, einifera, Urticae, erassi- 
pennis, omissa, auch albipennis; die letzte muss aber, da ihre Kenn- 
zeichen schwankend sind, mit Ortalis wieder vereinigt werden, deren 
typische Arten zigrina, palustris, paludum, afflicta, frondescentiae 
(cerasi Mg.)'u. a. sind, von welcher aber O. vibrans sowohl als auch 
O. Syngenesiae ausgeschieden werden müssen. 

Die Verwandlungsgeschichte einer neuen Art von Drosophila ist 
von Leon Dufour beschrieben (Ann. d.1.Soc, Ent. d. Fr. IV. S. 321. 
T.9.F.r). Die Larve lebt im ausfliessenden Safte der Ulmen. Sie 
ist länglich, egelförmig, weisslich, anscheinend kahl, hat auf jeder 
Seite des letzten Ringes zwei zahnförmige Fortsätze und ist hinten 
in einen gegliederten, die Stigmen enthaltenden Schwanz verlängert. 
Die vorderen Stigmen sind büschelartig Stheilige. Länge 5 Millim. 
Die Puppe ist länglich eiförmig, vorn etwas flach gedrückt, hinten 
mit einem kurzen Schwanzfortsatz, sonst ohne Vorragungen. Die 
Fliege ist als neue Art mit folgender Diagnose bezeichnet: „Dr. 
-pallipes, penitus castaneo-fusca, facie oreque rufescentibus, pedibus 
pallidis. Länge 2 Mill, Bei St. Sever im südwestlichen Frankreich. 

Ders. hat auch die Verwandlungsgeschichte des Aulacigaster 
rufitarsis Macg. mitgetheilt. (Ebenda S. 455). Die Larve lebt in dem 
röthlichen Brei, der sich in den Geschwüren der Ulmenstämme ab- 
setzt. Sie ist egelförmig, gestreckt, weisslich, hinten in einen langen, 
gegliederten, stigmentragenden Schwanz verlängert; die vorderen 
Stigmen vorgestreckt, fast fiederspaltig; äuf der Bauchseite sieben 
Paare rauher Afterfüsse. Länge 6—7 Millim. Die Puppe findet sich 
an gleichen Orten, weicht aber von der Larve in der Form unge- 
wöhnlich ab; sie ist sehr verkürzt, der Schwanz bis auf eine kurze 
Spur eingezogen, dagegen hat sie vorn ein Paar langer, gewimperter 
Borsten. An der Fliege macht der Verf. an die aufsitzenden (sessile) 
Taster aufmerksam, zugleich bemerkt er, dass die von Macquart, 
Hist, n. d. Dipt. 11. T. 23, gegebene Abbildung des Flügelgeäders nicht 
genau sei, es stimme mit dem der verwandten Gattungen, namentlich 
Leptomyza, Diasema, Leucopis überein. 

Einige in Blättern minirende Fliegenlarven sind von Goureau 
beobachtet worden (Notes pour servir ä l’histoire des Dipteres dont 
les larves minent les feuilles des plantes. Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. 
IV. 5.223. T.8, F.ım.). Es sind 1. Phytomyza obscurella Macq. 
Die Larve frisst lange gewundene Gänge in den Blättern von Loni- 
cera xylosteum. Ausgewachsen bohrt sie sich durch und verwandelt 
sich in der Erde. — 2. Agromyza nigripes Macg. In Blättern des 
Luzernenklees. Die Larve findet man im August, die Fliege schwärmt 
im September auf den Luzernenfeldern. — 3. Eine andere Fliegen- 
larve fand der Verf. im Blatte von Iris Pseudacorus, er erhielt aber 
die Fliege nicht, sondern kleine Schlupfwespen. Das Puppentönnchen 
war im Larvengange befestigt. (Später hat der Verf. daraus eine Fliege 
erzogen, welche mit Öseinis nigerrima übereinzustimmen scheint. Ebend. 
1847. 8. xt). — 4. Ein ähnliches, wahrscheinlich aber einer anderen Art 


184 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


angehörendes Puppentönnchen fand der Verf, auf einem Rohrblatt 
(Arundo phragmites), eslieferte ebenfalls kleine Schlupfwespen (Oenone). 


Coriacea. Die Embryogenie der Dipteren dieser Familie ist 
von Blanchard an Lipoptena cervi beobachtet. Die Larven fand 
der Verf. denen anderer Dipteren gleich, den Kopf hornartig und 
bräunlich, zwei lange Tracheen, welche von einem Ende des Körpers 
zum anderen laufen, die Ganglienkette im vorderen Theil des Kör- 
pers zusammengedrängt; der wesentliche Unterschied ‚von anderen 
Larven zeigte sich im Fehlen des Nahrungskanals, an dessen Stelle 
der Verf. eine Masse von Kügelchen bemerkte (Institut. n. 630. 28. 
Jan. 1846. Fror, N. Notiz. 37. Bd. S. 276). 


Suctoria. Eine neue Art ist Pulex Hyaenae Kolenati 
(Meletem. V. S.126), in Transkaukasien auf der Hyäne gesammelt. 


Hemiptera. 


Von Herrich-Schäffer’s „die wanzenartigen Insecten” sind 
die fünf ersten Hefte des 8ten Bandes erschienen. 

Amyot hat seine Entomologie Frangaise, Rhynchotes, fortgesetzt 
(Ann, d. 1, Soc. Ent. d. Fr. 73, 359). 

Dr. Scholtz hat den Prodromus einer Rhynchoten-Fauna von 
Schlesien bearbeitet und den ersten Theil, die Aufzählung der Hete- 
roptera enthaltend, in den Arb. u. Veränd, d. Schles. Gesellsch. i. J. 
1846. S.104 mitgetheilt. Die in derselben enthaltenen neuen Arten 
sind unten angezeigt. 


Pentatomides. Herrich-Schäffer (a. a. O.) lieferte den 
Schluss der kritischen Revision der Pentatomiden, nämlich die Gat- 
tungen Brachystethus Lap., durch Br. cribrum (F.), eircumseriptus 
Lap. und 5dentatus Spin. erläutert; Arvelius, Acanthosoma, mit einer 
neuen Art, A. megacephalum aus Bengalen, und Rhaphigaster, 
wo Rh. mensor, loriventris, impluviatus, bicinctus, sparsus, Iythrodes 
Germ. aus Südafrica (in Silberm. Rev. Ent. beschrieben) abgebil- 
det sind. 

Scholtz (a. a. ©.) stellte drei neue schlesische Arten auf: (i- 
mex fallax, Sciocoris arenicola, Cydnus opacus. 6 

Die Ate Lief. von Kolenati’s Meletemata Entomologica enthält 
die Aufzählung der Pentatomiden der Kaukasusländer; neue Arten 
sind: Eurydema Gebleri, Lhesgicum,. Armeniacum, Jalla 
Herrichii, Carpocoris pusio, bilunulata (ist Cim. varius F.), 
Rhaphigaster Germari, Cydnus Caucasicus. — Die neue Gatt. 
Carpocoris entspricht dem Stamm der Gatt. Pentatoma (nigricornis, 
dissimilis, baccarum ete.). 

In d’Orb. Voy. Am. m. sind als neue Arten abgebildet Stiretrus 
laticornis und Halys flavolineatus Blanchard, beide aus 
Bolivien, a 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 185 


Coreides. Herrich-Schäffer (a. a. O,) theilte eine Ueber- 
sicht der Arten von A/ydus mit, welche er mit den neuen Arten: 4. 
sinuatus aus Mexico, A. incurvus aus Brasilien, A. dentipes 
von Java, A. eruentus aus Nordamerica vermehrte. 

Berytus trichocerus Scholtz (a. a. O. S.151) ist eine neue 
Art aus Schlesien. 

Aus Bolivien sind Discogaster rubro-notatus, Paryphes mi- 
niaceus, diabolicus, Chondrocera foliaceata, Anisoscelis fla- 
voscutellata Blanchard (d’Orb, Voy. Am. m.). 


ZEygaeites. Von Scholtz sind (a. a. O.) Heterogaster 
Schillingii, Pachymerus pusillus, hirsutulus, Xylocoris bico- 
lor als neue schlesische Arten aufgestellt. Pachym. holosericeus 
war von Dems. in den Arb. u. Veränd. d, Schles. Gesellsch, i. J. 
1845 als neue Art beschrieben. 

Von Blanchard (D’Orb. Voy.) ist Largus fasciatus als neue 
Art abgebildet. 


Capsini. Neue schlesische Arten sind: Capsus declivis, hu- 
muli, vitellinus, Rotermundi, cyllocoroides, Schillingii, 
gracilicornis Scholtz (a. a. O.), denen noch €. coerulescens 
Desselb. Arb. u. Veränd. d. Schles. Ges. i. J. 1845 zuzufügen ist. 

Mehrere aussereuropäische Arten sind von Herrich-Schäffer 
(a. a. O.) abgebildet: ©. ezternus muthmasslich aus Nordamerica, 
eroceipes aus Pensylvanien, melanochrus aus Mexico, melano- 
zanthus aus Pensylvanien, mu/ticolor, vermuthlich ebenfalls aus 
Nordamerica. — Von Corrientes ist lee grandis Blan- 
chard (d’Orb. Voy. Am. m.). 


Aradites. Aradus albopunctatus Scholtz (a. a. O. 
S. 116) ist eine neue Art aus Schlesien. 


Tingidites. Neue Arten Tingis circumdata und trian- 
gularis Blanchard (d’Orb. Voy.) und T, nodilis Guerin (Ico- 
nogr. R. A. text. S. 349) alle aus Bolivien. 


MBeduvini. Herrich-Schäffer (a. a. O.) hat eine grosse 
Anzahl von Gattungen dieser Fämilie erläutert: 1. Platymerus mit 
den Arten Pl. discolor n.sp. aus Java, rubropicta aus Brasilien, 
myrmecodesn.sp. aus Cuba, formicaria (F.) aus Brasilien. — 2. 
Arilus mit den neuen Arten: A. aurantiacus, guttifer, colla- 
ris, pungens, alle aus Brasilien. — 3. Holotrichius mit der neuen 
Art H. testaceus aus der Krim? — 4. Reduvius. — 5. Myocoris 
mit M. membranaceus Spin. — 6. Euagoras mit den Arten E. spe- 
eiosus Burm., tricolor n.sp. aus Mexico, E. pallens, versico- 
lor, nigrispinus.n.spp. aus Brasilien. — 7. Hammatocerus mit 
H. conspicillaris Lap. — 8. Ectrychotes mit den neuen Arten E. bi- 
color von Baltimore, tricolor unbestimmten Vaterlandes, gigas 
aus Guinea, — 9. Tapinus mit T. pietus Lap. und T. inconspiceuus 


7 


186 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


n. sp. aus Java. — 10. Prostemma. — 11. Pirates mit P, sphegi- 


nus n.sp. aus Brasilien, mutillarius (F.), roseus n.sp. aus Brasi- 
lien, pzeipesn. sp. aus Nordamerica, abdominalis n. sp. eben- 
daher, pictus n. sp. unbestimmten Vaterlandes. — 12, Spiniger mit 
Sp. eburneus und ater (Enc.) und Sp. flavovarius n.sp. aus Bra- 
silien. — 13. Macrops mit M. pallens Lap. — 14. Conorhinus mit ©. 
phyllosoma Burm. [?] aus Java, Renggeri n.sp. aus Paraguay, 
mezicanus n.sp. aus Mexico, gigas (F.). — 15. Apiomerus mit 
den neuen Arten 4, pretipes aus Mittelamerica, flavipennis aus 
Brasilien, rubrocinctus ebendaher, capucinus ohne Vaterlands- 
angabe, flaviventris aus Mexico. — 16. Heniartes mit H. ‚ery- 
thromerus Spin. (= Apiom. Stollii Burm.) und annulatus Spin. — 
17. Harpactor mit H. cinctus (F.) und den neuen Arten H. milthi- 
nus (Dalm.) aus Java, spinipes aus Südamerica, subarmatus 
aus Nordamerica, tropicus aus Sierra Leone, poecilus, puncti- 
ventris und moestus aus Paraguay, disciventris aus Africa. — 
18. Nabis. — 19. Zelus mit Z. coronatus F. — 20. Stenopoda mit 
St. cinerea Burm. — 21. Pygolampis mit P. pallipes. — 22. Oncoce- 
phalus mit O. squalidus (Ross.). — 23. Myodochus mit den neuen 
Arten M. trinotatus und costalis aus Java. 

Von Blanchard (d’Orb. Voy, Am, m.) sind Arilus spiniceps, 
Reduvius miltosoma aüs Bolivien, R. obsoletus aus Patagonien, 
Apiomerus erythromelas, sanguineo-maculatus, Ectricho- 
dia haematodes aus Bolivien, Conorhinus rubrovarius von 
Maldanado abgebildet. x 

Die schlesischen Arten von Nabis hat Scholtz (a. a. ©. 8.112) 
auseinandergesetzt: 1. vagans (F.); 2. brevis.n.sp.; 3. ericeto- 
rum n.sp,; 4. brevipennis Hahn, 5. apterus (F.), 6. flavomargi- 
natus.n. sp. ‘ 


Riparii. Eine neue schlesische Art ist Salda arenicola 
Scholtz (a. a. O. S. 110). 


6algulites. Als neue Arten sind Galgulus Amaculatus, 
nebulosus aus Bolivien und Brasilien, und G. variegatus von 
Campeche von Guerin (Iconogr. R. A. text.) beschrieben. 


Ploteres. -Neue Arten sind Velia bicolor Blanchard 
(d’Orb. Voy.) aus Brasilien, Aydroessa Schneideri und Hebrus 
Letzneri Scholtz (a. a O. S.108) aus Schlesien, 


Nepides. Herrich-Schäffer (a. a. ©.) bildete Diplonychus 
annulatus (F.), anurusn.sp. aus Brasilien, aegyptius n.sp. aus 
Aegypten, rustieus (F.) und Belostoma annulipes n.sp. aus Süd- 
america ab, 


Notonectides. Guerin (Iconogr. R. A. text. S. 354) be- 
schrieb Coriza bimaculata aus Mexico, Notonecta triangula- 
ris aus der Hochebene des Nila Giri und N. bifasciata vom La 


a 


'Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 187 


Plata. — Herrich-Schäffer (a. a. O.) bildete Noronecta maculata 
Curt. ab, und zeigte, dass sie wahrscheinlich nur Abänd. der N. 
glauca sei. 

Vallot theilte die Bemerkung mit, dass zwei Arten von Noto- 
necta in Mexico auf Wasserpflanzen ihre Eier ablegen, welche von 
den Indianern eingesammelt und zur Zubereitung verschiedener Spei- 
sen verwendet werden. (Compt. rend. XXI. S. 774). 

Ein genauer Bericbt über die Töne der Corixa striata ist von 
Ball in den Ann. of nat. hist. XVII. S. 135) mitgetheilt. 


Fuilgorellae. In dieser Fam. sind vier neue Gattungen auf- 
gestellt: 

Paralystra White (Ann. n. hist. XV]1. S.25. T.1. F.2) mit 
Calyptoproctus Spin. verwandt, aber verschieden durch die viel grös- 
sere, oben dreikielige Endplatte des Hinterleibes; der Kopfrand über 
den Augen erhaben und hinten zugespitzt, die Augen in manchen 
Richtungen verdeckend; der Scheitel mehr oder weniger ausgehöhlt; 
das Halsschild vorn vorspringend und hinten ausgebuchtet, der Rük- 
ken auf jeder Seite tief niedergedrückt, der Seitenrand erhaben; der 
Vorderrand der Decken gerundet und hinter der Mitte leicht ausgebuch- 
tet; das Geäder derselben mehr netzförmig, ähnlicher dem von Lystra 
als dem von Calyptoproctus. Eine neue Art, P. Emma aus Para. 

Polydicetya Gu&rin (Iconogr. R. A. text. S.358) stimmt im 
Uebrigen mit Poeocera, nur bildet das Geäder der Decken ein dich- 
tes Netz, sie verhält sich also wie Polyneura Westw. zu‘ Cicada. 
Die Art ist von Eurybrachis basalis Hope von Pulo-Pinang. 

Pseudoflata Desselb. (ebenda S.360). Einer Ricania oder 
Flata ähnlich; an den Fühlern das erste Glied sehr kurz, das zweite 
8—10mal so lang, gleich dick, die Endborste in der Mitte der Spitze 
eingelenkt. Die Vorderseite des Kopfes 2mal so lang als breit, 3kie- 
lig, die Stirn oben in einen kleinen kegelförmigen Vorsprung aus- 
gehend. Die Decken ähnlich denen von Flata und Poeciloptera, nur 
dichter gegittert. Eine neue Art, Ps. nigricornis, vom Cap. 

Flatoides Desselb. (ebenda S. 362), von Flata durch vorra- 
genden Kopf, unter und selbst hinter den Augen eingelenkte Fühler 
und die wagrechte Richtung der Flügel unterschieden. Eine neue 
Art, Fl. tortrix, aus Madagascar. 

Als neue Arten sind aufgestellt: 

Enchophora guttata von White (Am. n. hist. XVII. 8.331) 
aus Südamerica. 

Aphana imperialis aus Sylhet, A. scutellaris aus Borneo, 
4A. Confucius aus China von White (Ann. n. hist. XVII. 8, 330. 
XV. 8.24). 

Poeocera arrosa, olivacea, sanguinolenta von Blan- 
chard (d’Orb, Voy. Am. m.) aus Bolivien. 

Pierodietya nigrolineata von Dems. (ebenda) ohne nähere 
Vaterlandsangabe, 


188 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Cladodiptera Spinolae von Dems. (ebenda) aus Bolivien. 

Poeciloptera dentifrons, P. albicosta, P. circulata von 
der Küste von Malacca, P. pulverulenta von Campeche, von 
Guerin (Iconogr. R. A. text. S.360). — P. Maria, P. tricolor 
aus Sylhet von White (Ann. n. hist. XVII. S.25). 

Flata bombycoides von der Küste von Malacca, El. Mal- 
gacha aus Madagascar, von Guerin (a. a. O. S.361). 


Membracides. Ueber die Membraciden hat Fairmaire 
in den Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr. (S. 235. 479. Taf. 3—7) eine um. 
fassende Arbeit geliefert, welche sowohl eine grosse Anzahl neuer 
Arten bekannt macht, als auch eine neue Eintheilung der Familie auf- 
stellt. Die letztere ist folgende. 

I. Der Prothorax das Schildchen vollständig bedeckend. 

4. Beine blattförmig. — a. Die Schenkel blattförmig, die 
Schienen schlank: 1. Xeropkyllum (ein Orthopter, = Chlorophyl- 
lum Sery.) — aa. Die Schienen blattförmig: 5. Kopf verlängert, blatt- 
förmig. c. Hinterschienen an der Wurzel schmal, Halsschild nicht 
dornig.. d. Die Nebenaugen in gleicher Linie mit den Augen; e. Hals- 
schild hinten zugespitzt: 2. Membracis F. (51 Arten) — ee. Hals- 
schild hinten gerundet und zweibuchtig: 3. Boldonota Am. Sery. 
(Centr. inaequalis F. etc. 10 A.) — dd. Die Nebenaugen oberhalb 
der Augen, der Kopf dreilappig: 4. Spongophorus (Hypsauchenia 
Am. Serv. — Memb. paradoxa Germ. etc. 8 A.) — c..Die Schienen 
kurz, blattartig, das Halsschild gedornt: 5. Pterygia Lap. (Centr. 
eruciata F. 14 A.) — db. Der Kopf abgestutzt: 6. Oxyrachis 
Germ. (Cent, tarandus F. etc. 4 A.) ! 

B. Beine einfach. a, Hinterfüsse kurz: 2. Kopf zwei- 
lappig: c, Decken ganz frei: 7. Hoplophora Germ. (19. A); — 
cc. Decken am Innenrande gedeckt. 8, Umbonia Burm. (13 A); — 
db. Kopf nicht zweilappig: 9. Triquetra n. g. (Hoplophor,. trun- 
caticornis Germ. und 11 neue A.) aa. Hinterfüsse nicht kürzer 
alsdievorderen Füsse: d.Halsschild dachförmig. e. Decken 
ganz frei. f. Zellen rautenf. 10. Ceresa Am. Serv. (Centr. vitulus 
F. etc. 25 A.); — ff. Zellen langgestreckt: g. 1 Discoidalz.: 11. S$m?- 
tiorachis n. g. (4 neue americanische A.); — gg. 2,3 Discoid. Z,: 
h. Halsschild vorn gerundet: 12. Smmilia Germ. (8 A.); — Ah. Hals- 
schild nach vorn verlängert: z. 2 Discoid. Z., Halsschild seitlich zu- 
sammengedrückt: 13. Aconophoran. g. (Smilia flavipes Germ, etc. 
7 A.); — öi. 3 Disc. Z., Halssch. d. Quere nach zusammengedrückt: 
14. Nessorhinus Am. Serv. (1 A.); — ee. Die Decken mehr oder 
weniger versteckt: k. Drei Wurzelzellen: Z. Halsschild nach vorn 
verlängert: 15. Polyg’/ypta Burm. (11 A.); — 21. Halsschild oben 
ausgerandet: 16. Entylia Germ. (4 A.); — kk. Vier Wurzelzellen. 
m. mitt. Spitzenzelle dreieckig, Schultern ungehörnt: n. Keine 
Discoid.-Zelle: 17. Oxygonian. g. (Entyl. rufiventris Germ. etc. 
13. A.); — nn, Zwei Discoid,-Zell. 18. Thelia Am. Serv. (Memb, 


Naturgeschichte der Inseeten während des Jahres 1846. 189 


camelus F. etc. 21 A.); — mm. Mittlere Spitzenzelle viereckig, Schul- 
tern gehörnt: 19. Hemiptycha Germ. (23.A.) dd. Halsschild 
der Quere nach gewölbt (bei einer Art gekielt.) o. Kopf abge- 
stutzt, quer: 20. DarnisF. (23 A.); — 00. Kopf mehr oder we- 
niger dreieckig: >. 2 Wurzelzellen, Hinterrand sehr gross: 21. Tra- 
gopa Latr. (25 A.); — pp. 3 Wurzelzellen: 22. Parmula n. g. 
(2 neue südamericanische A.); — ppp. 4 Wurzelzellen: g. Decken 
zum Theil bedeckt: r. Keine Discoidalzelle: 23. Horiola n. g. 
(Darnis picta F, etc. 3 A.); — rr. 2 Discoid.-Zell.: 24. Ophio- 
derman. g. (eine neue Art aus Neu-York); — gg. Decken ganz 
frei: s. Die mittlere Spitzenzelle viereckig: ?. Halsschild hinten 
gerundet: 25. Scaphulan. g. (4 neue Arten, 1 von Coromandel, 
3 von Cayenne); — tt. Halsschild hinten zugespitzt: 26. Dar- 
noides n. g. (Smilia brunnea Germ. etc. 2 A.); — ss. Die mittlere 
Spitzenzelle dreieckig: 27. Acutalis n. g. (Smilia flavipennis Germ. 
etc, 9A.) dd. Das Halsschild blasig oder knotig und hin- 
ten dreidornig: w. Die Decken ausgerandet: x. Die Zellen 
länglich viereckig: 28. Heteronotus Lap. (10 A.); — xx. Die 
Zellen rautenf., das Halsschild dreispitzig: 29, Cyphonia Lap. 
(10 A.); — uu. Die Decken ganzrandig: y. Die Zellen gleichlaufend, 
das Halsschild dreidornig: 30. Combophora Germ. (6 A.); — yy. 
Die Endzellen schräg; das Halsschild ungedornt: 31. Oeda Am. 
Serv. (Membr. influta F. 3 A.) 

ll. Das Halsschild über dem Schildchen oder von 
jeder Seite ausgerandet. 

a. Die Nerven der Decken nicht unmittelbar an den Hinterrand 
reichend: 5. Die Endzellen schräg: 32. Bocydium Latr. (5 A.); — 
bb. Die Zellen gleichlaufend: c. Kopf zugespitzt, Schultern gehörnt: 
33. Centrotus F. (35 A.); — cc. Kopf dreitheilig, Halsschild an 
der Spitze zweitheilig: 34. Hypsauchenia Germ. (2 A.); — aa. 
Die Nerven der Decken in den Hinterrand auslaufend: d. Kopf ab- 
gestutzt: 35. Anomusn.g. (eine neue A. aus Brasilien); —. dd. 
Kopf zugespitzt: e. Kopf und Schildchen ungedornt: 36. Lyco- 
deres (Lycoderes u. Stegaspis Germ. 16 A.) — ee, Kopf und Schild- 
chen gedorut, 37. Lumproptera Germ. (2 A.) 

Zwei Decaden neuer Membraciden von Fairmaire (Rev. Zool. 
S. 12.), so wie einige von Guerin im Text zur Iconogr. R. A. auf- 
gestellte Arten von Combophora und Bocydium sind in dieser 
Monographie mit aufgenommen, 


Cicadelltae. Neue Arten sind: 

Cercopis stellata von Malacca, ©. cireulata von Bogota, 
©. tricolor aus Columbien, €. inca aus Mexico, C. numida von 
Constantine, durch Gu&rin (leonogr. R. A. text. S. 368) beschrieben, 
und ©, rubripennis u. tuberculicollis Blanchard, (d’Orb. 
Voy. Am, m.), die erstere aus Bolivien, die letztere ohne nähere Va- 
terlandsangabe, 


190 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Aphrophora (?) flaviceps Guerin (a. a..O. S. 369) von Mada- 
gaskar. — A. ornata. Desselb. (ebend. S. 370) ist. 
4ethalion albinervosum Blanchard (a. a. O.) aus Bolivien, 


Stridulantes. White (Ann. n. hist. XVII. S.331) beschrieb 
ein Paar neuer Arten; Cicada (Tosena) melanoptera aus dem 
nördlichen Indien, gleicht der C. fasciata F, nur sind die Adern der 
Decken nicht braunroth, sondern schwarz, die Binde ist weisser und 
breiter, u. s. w. — €. (Auechys) vidua ist muthmasslich von Neu- 
holland; in diese Untergatt. gehören noch C. splendidula F. Don. 
und €. S-notata Westw. 

Ueber die Entstehung der Manna hat Bynoe in Neuholland sich 
durch Beobachtung überzeugt, dass sie von den Eicaden als eine 
Flüssigkeit in kleinen Tröpfehen ausgespritzt wird und an der Luft 
zu jener weissen Masse erhärtet. Er versuchte durch Einritzen der 
jungen Triebe der Gummibäume (Eucalyptus) die Manna zu erhalten, 
es glückte aber nicht, dagegen beobachtete er wohl an 30 Cicaden, 
wie sie die Hinterleibsspitze hoben, und 3—4 Tropfen aus dem Af- 
ter spritzten, welche entweder auf die Aeste und Blätter gelangten, 
oder auf den Boden herabfielen. Die Eingebornen Neuhollands sam- 
meln die Manna und geniessen sie als eines ihrer gewöhnlichen Nah- 
rungsmittel. (Stokes Discov. 1]. S. 482,, Fror. N. Notiz. 39. Bd. S. 97.) 


Psyllidae. Diese Familie hat Gu£rin. (lconogr. R. A, text. 
S. 370) weitläuftiger abgehandelt, und folgende Eintheilung aufgestellt. 
A. Fühler mit 6 oder 7 deutlichen Gliedern . . Aleurodes Latr. 
B. Fühler mit 9 oder 10 deutlichen Gliedern. 
I. Die beiden erstern Gl. viel kürzer als die folgenden. 
1. Das 3. und die folg. Gl. viel dünner als die ersten. 
* Decken lederartig, undurchsichtig . . . Liwlla Curt. 
** Decken durchsichtig, zuweilen gefleckt. Psylla Geoffr. 
2. Das 3. u. die folg. Füblerglieder eben so dick 
als die ersten . . . 2... Homotoma Guer. 
ll. Die beiden ersten Füßlerglieder viel länger als die folgenden. 
a. Die beiden ersten Gl, dicker, fast von 
einem Drittel der Gesammtlänge . . Diraphia Waga. 
b. Die beiden ersten Gl]. viel dicker, fast 
von der Hälfte der Gesammtlänge . . Livia Latr. 
Die neue Gatt. Homotoma ist auf Psylla ficus auct. gegründet, 


Aphides. Fünf neue Pflanzenläuse sind von Kaltenbach 
(Entom. Zeit. S. 169) entdeckt: Aphis glandulosa, auf Artemisia 
vulgaris; A. Cerastii auf Cerastium arvense und Stellaria holo- 
steum; 4A. se/osa auf jungen Zweigen des Spartium scoparium; 4. 
Ononidis auf Ononis spinosa; Lachnus grossus an Fichtenstäm- 
men (Pinus Abies.) 

Ueber am 2. Octob. in Schweden beobachtete Schwärme von 


Naturgeschichte der Insecten während des Jahres 1846. 191 


Blattläusen (Aphis bursaria) berichtete Wahlberg (Öfvers. Vet. 
Acad. Handl. 1846. S. 252.) 

Coceides. White (Ann. n. hist. XVII. S. 333) erläuterte die 
von Gray in den Spieil. Zool. aufgestellte Gatt. Ceroplastes, und 
fügte den beiden von Gr. beschriebenen (©. chilensis u. janeirensis) 
eine dritte Art. ©. jamaicensis, von Jamaica, zu. 


Thysanura. 


Die in Algier von Lucas beobachteten Arten dieser Ordnung 
sind in der Expl. de l’Alg. durch ausgezeichnet schöne Abbildungen 
nach Nicolet’schen Zeichnungen dargestellt, und vorläufig in der Rey. 
Zool. (S. 255) durch Diagnosen erläutert. Es sind 1 Smunthurus, 3 
Dicyrtoma, 2 Orchesella, 1 Achorutes. = 


Parasita, 


Kolenati (Melet. V. S. 128) hat die im Kaukasus von ihm beob- 
achteten Arten verzeichnet. Neue Arten sind Philopterus (Docopho- 
rus) vulturinus, häufig auf Vultur cinereus u. fulvus, Liotheum 
(Trinoton) pygmaeum von Carbo pygmaeus und L. (Laemobo- 
thrium) lathrobium, unter Steinen und abgefallenem Laube, so 
wie auf versch. Raub- und Wasservögeln. 


Arachniden. 


Von Koch’s „Die Arachniden‘“ ist der 13te Band er- 
schienen, 

In der Exploration de l’Algerie sind die Arachniden von 
Lucas vollständig bearbeitet. Es sind 239 Spinnen, 17 So- 
lifugen, 24 Opilionen und 20 Milben aufgeführt. 


Araneae. 


„Beiträge zur Anatomie der Spinnen, von Dr. A. Was- 
mann. Erste Lieferung, enthaltend: Muskelsystem, Ver- 
dauungs- und Spinnorgane,“ (Abhandlungen aus dem Gebiete 
der Naturwissenschaften, herausgegeben von dem naturwiss. 
Verein in Hamburg 1. Bd. S. 131.) t 


Eine wichtige Arbeit, welche die Kenntniss über den anatomi- 
schen Bau der Arachniden erheblich erweitert. Der Verf. hat seit 
mehreren Jahren die Gelegenheit benutzt, grosse Myeale-Arten, 
welche öfter in Schiffsladungen zufällig nach Hamburg gebracht wer- 
den, im frischesten Zustande zu untersuchen, namentlich M, avicu- 
laria, und die auf den Antillen einheimische M., Erichsonii Koch, 


192 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Beide verhielten sich in anatomischer Hinsicht ganz gleich. Hier 
nur einige Mittheilungen aus dieser Abhandlung. Die sog. Oberlippe, 
welche einen beweglichen, kegelförmigen, seitlich etwas zusammen- 
gedrückten Fortsatz zwischen den Grundgliedern des ersten Fuss- 
paares bildet, ist im Innern hohl, und öffnet sich vorn mit einer 
kleinen spaltförmigen Mündung. Man könnte in diesem Theile also 
einen Saugrüssel vermuthen, es liess sich aber keine hintere Mün- 
dung auffinden. — Vom Ringmagen gehen, den vier Fusspaaren ent- 
sprechend, nach jeder Seite vier kanalförmige Fortsätze aus; ein 
fünfter vorderster, wie ihn Brandt, Duges und Grube angaben, ist 
wenigstens bei Mygale nicht vorhanden. Sehr merkwürdig ist der 
vom Verf. beobachtete weitere Verlauf dieser Fortsätze. „Sie gehen 
zwischen den oberen Muskeln für die Extremitäten, jeder bis zum 
Basalgliede seines Fusses, sind hier etwas erweitert, biegen sich 
dann nach unten und innen um und laufen zwischen den unteren 
Fussmuskeln, jeder anfangs neben dem Nerv seines Fusses, später 
unter ihm gegen die Mittellinie zurück. Hier unmittelbar auf dem 
Bauchschild des Vorderleibes unterhalb der Gehirnmasse verzweigen 
sie sich und anastomosiren vielfach, selbst die gegenseitigen, unter 
einander. Aus dem so gebildeten Netze gehen zwei längere blind- 
sackartige Fortsätze nach hinten bis zum Bauchstiele. Ueber und 
zum Theil zwischen diesen Anastomosen liegt ein rundlicher Sack, 
der aber mit ihnen nicht communicirt, sondern sich überall ge- 
schlossen zeigt.“ — „Von dem vordern Theile des Ringmagens gehen 
ausserdem noch einige, in der Regel drei kurze Blindsäcke dicht 
neben einander aus; dass aber die Höhle des Ringmagens hier vorne, 
wie Grube von Argyronecta und Epeira angiebt, durch eine Quer- 
scheidewand getheilt sein soll, habe ich nicht gefunden. Durch die 
an einander liegenden Wandungen zweier Blindsäcke entsteht leicht, 
zumal bei Untersuchung eines so zarthäutigen Organes, der Anschein 
einer die ganze Röhre durchsetzenden Querscheidewand.‘‘ — Die in- 
neren Spinnwerkzeuge sind bei Mygale wenig ausgebildet, und ihre 
einfachere Form ist daher leichter zu studiren als bei den meisten 
übrigen Spinnen, wo die Formenmannigfaltigkeit und die Verschlun- 
genheit und Brüchigkeit der Spinngefäfse die Untersuchung sehr 
erschwert. 


Ausser den zahlreichen von Koch und Lucas a. a. 0.0. 
abgebildeten Spinnen sind noch neue Arten von Blackwall 
beschrieben worden: 


Notice of Spiders captured by Professor Potter in Canada, with 
descriptions of such Species as appear to be new to science. Ann. 
of nat. hist. XVII. S. 30, 76. (Lycosa saccata, Salticus scenicus, 
Drassus nocturnus und vasifer, Tegenaria civilis, Theridion A pun- 
etatum, sisyphum, Pholcus phalangoides sind bekannte, theils in Eu- 
ropa, theils in den Vereinigten Staaten einheimische Arten.) 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1846. 193 


Descriptions of some newly discovered species of Araneidea. 
Ebend. XVII. S. 297. 

Hentz’s „Deseriptions and figures of the Araneidea of the 
United States“, Boston Journ. 1845 V. n. 2. ist mir nur dem Titel 
nach bekannt geworden. 


Epeirides. Von Lucas (a. a. O.) sind 4 neue Arten ‚von 
Epeira, 1 von Uloborus aus Algier, von Blackwall (Ann. XVII) 
3 Arten von Epeira und 1 von Tetragnatha,, alle aus Canada, auf- 
gestellt. 


Mheridides. Blackwall (An. XVII) beschrieb je 1 neue 
Art von Linyphia und Theridion, Lucas (a. a. O.) 3 Linyphia, 18 
Theridion und 1 Episinus. — Heer (Ueber die oberst. Grenz. d. 
thier. u. pflanzl. Leb. S.15. F.4) beschrieb Micryphantes Kochti, 
von den Schweizer Alpen, 8550’ ü. M. 


Thomisides. Lucas (a. a. O.) stellte eine neue Gattung 
auf: Monastes; mit 8 Augen in zwei Reihen, die hintere derselben 
mondförmig gebogen, das 2te und Ate Paar grösser, auf deutlichen 
Höckern gelegen; das erste Paar das kleinste, sehr genähert. Die 
Kiefer gestreckt, am Grunde gerundet, schmal und abgerundet an 
der Spitze. Die beiden vorderen Fusspaare lang und dünn, die hin- 
teren viel kürzer, das 3te das kürzeste. Die Füsse mit zwei kamm- 
förmigen Klauen an der Spitze, , Die Gattung steht zwischen Tho- 
misus und Philodromus, und enthält zwei neue Arten aus. Algier. 
Ausserdem beschrieb ders. 2 neue Algierische Arten von Thomisus, 
.6. von Philodromus, 3, von. Olios. 

Blackwall bereieherte TAomzsws mit 3 britischen (Ann, XV1JI.) 
und Philodromus mit 2 canadischen neuen Arten (Ann. XVII.) 


Drassides. Lucas (a.a. O.) stellte 8 neue algierische Arten 
von Clubiona, 16 von Drassus (mit Einschluss von Pythonissa und 
Macaria Koch.), 2 von Enyo, 2 von Lathrodectus, 2 von Pholeus — 
Blackwall (a. a. O. XVII) 1 Ciniflo und 1 Ergatis, beide aus Ca- 
nada, auf, — Heer (a.a. O. S.15. F.5) beschrieb Macaria chlo- 
rophana Koch i.litt., von den Schweizer Alpen, 7400' ü. M. 


Agelenides. Als neu sind 2 Tegenaria und 1 Agelena aus 
Algier, von Lucas (a.a.0.) und 1 Agelena aus Canada von Black- 
wall (a. 4. 0.'XV) beschrieben, 


Lycosides. Eine neue Gatt. Lycosoides ist von Lucas 
(a. a. 0.) aufgestellt, sie kommt indess näher mit Dolomedes als mit 
Lycosa überein: Die 8 Augen in zwei Reihen, die mittleren der 
vorderen Reihe die kleinsten; die seitlichen der Vorderreihe und die 
mittleren der Hinterreihe grösser; die seitliehen der Hinterreihe etwas 
kleiner als diese, meist auf einer deutlichen Vorragung, Die Beine 
lang, das äte Paar das längste, dann das 2te, — 6 neue Arten aus 
Algier. 

Archiv 8, Naturgesch, XII, Jahrg. 2. Bd, N 


194 Erichsöon: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


Ausserdem sind von Lucas (ebend.) 17 neue Arten von’ Zycosa 
und 2 von Hersilia, ferner von Blackwall (a: a. ©. XVII) 4 neue 
canadische ZLycosa-Arten beschrieben, 

Heer (a. a. O. S.14. F.3) beschrieb Lycosa blanda Koch var. 
obscura;, welche von der Stammart durch dunklere Färbung ab- 
weicht. 'Sieist die häufigste Spinne in den höheren Alpen von 6000 
bis 10,000 ü. M: Sie lebt in Erdlöchern und: unter Steinen, und er- 
scheint gleich nach dem"Wegschmelzen des Schnees. 1 


Kresides. Koch (a.a. 0.) rechnet in diese Fam, die Gatt. 
Eresus, Dorceus und Deinopsis. — Dorceus enthält eine, neue Art 
vom Senegal und unterscheidet sich von Eresus hauptsächlich durch 
die Stellung, der Augen, indem die 4 Mittelaugen nicht im Quadrat 
stehen, sondern die der hinteren Reihe viel weiter auseinander ge- 
rückt sind als die der vorderen. — Deinopsis eylindraceus aus 
Columbien ist eine zweite neue Art dieser merkwürdigen, 'von Mac 
Leay aufgestellten Gattung, welche nach der Stellung der Augen vor- 
läufig hier untergebracht ist. — Von Eresus sind 10 neue Arten von 
Koch abgebildet; auch Lucas (a. a. ©.) stellte eine 'neue algierische 
Art dieser Gattung auf. 


Attides, Diese Form ist im 13ten Bande vonKoch’s Arach- 
niden mit einer grossen Reihe neuer, grösstentheils aussereuropäi- 
scher Arten bereichert worden, unter welchen mehrere neue Formen 
auch die Aufstellung mehrerer neuer Gattungen veranlasst haben. 
Es sind überhaupt in diesem Bande folgende Gattungen abgehandelt: 
Toxeus n. g. mit abgeschnürtem Kopftheil des Vorderleibes und 
langen Mandibeln; 1 neue Art aus Java. — Janus n. g. ameisen- 
ähnlich, ebenfalls mit abgeschnürtem Kopftheil, vermuthlich mit Myrm- 
arachne Mac Leay einerlei; 2 neue Arten. — JPyrophorus 4 neue 
europäische. Arten, — Salticus A Arten, 3 aus Europa und 1 aus 
Nordamerica., — Calliethera 10 meist er Arten; — Philia 
n..g. Att. sanguinolentus Walk. und 1 neue A. aus GHechenland ent- 
haltend;, — Marpissa.n. g., Ar. mucosus Clerk u. s. w. enthaltend, 
14 meist neue aussereuropäische Arten; — Dendryphantes, mit 11 
europäischen Arten, Plezippus n. g. mit 28, — Phidippus.n. g. 
mit 29, = Ayllus ng. mit 7, — Thiania.n. g. mit 2, — lcelus 
n.g. mit 9, — Alcemena n.g. mit 3,— Cocwlus n.g. mit 2, — Amy- 
cusn,g. mit 4, — Asaracusn. g. mit 1, — Eris n. g. mit 3, 
Phiale.n. g. mit 7, — EuwopArys mit 22 grösstentheils europäi- 
schen neuen Arten. j 

White (Ann. of, nat. hist. XV. S..179) stellte eine neue Gatt. 
Deineresus auf, welche mit Hyllus Koch zusammenfällt; D. Wal- 
kenaerii Wh, ist eine neue Art dieser 'Gatt. von Celebes. 

Lucas (ä.a O.) stellte 56 neue (Salticus-) Arten aus Algier auf, 
Blackwall (a. a.0. XVll) 4 aus Canada. 


Naturgeschichte der Arachniden während des Jahres 1846. 195 


Dysderides. Eine neue Gatt. Oecobius errichtete Lucas 
(a.a.©.): Sechs Augen auf einem Höcker des Vorderleibes in zwei 
"Querreihen, die vordere aus 4 kleineren, die hintere aus zwei grös- 
seren. Die Beine behaart, das vorderste Paar das längste, dann das 
äte; das 2te das kürzeste. Zwei neue Arten aus Algier. — Von 
Dems. sind 2 neue Arten von Dysdera, und 1 von Scytodes eben- 
daher beschrieben. 


Mygalides. 2 neue Arten von Mygale, 2 von Cyrtocephalus 
und 1 von Actinopus sind von Dems. ebendaher beschrieben. 


" Solifugae. 

Scorpionides. Berthold hat drei neue Arten aus Neu- 
granada, Se. (Atraeus) Gervaisii und nigrifrons und Sc. (Cha- 
ctas) Fuchsii, aufgestellt. (Götting. Gel. Anz. Nachr. S. 56.) — Als 
neue Arten sind von Guerin (lconogr. R. A. texte. Arachn. S. 10,) ' 
beschrieben Se. (Buthus) d’Orbignyi aus Bolivien, Sc. (Buthus) 
Gervaisii von Montevideo und Scorpio gracilicauda von Java. 


Obisides. Von Lucas sind in der Explor. d’. l’Alg. mehrere 
neue Arten aus Algier bekannt gemacht: Chelifer brachydacty- 
Zus, tuberculatus, pediculoides und Obisium pallipes. 


Galeodides. Eine neue Art ist Galeodes barbara Desselb. 
(ebend.) 


Opiliones. 


Heer (a. a. O. S.13. F.2) stellte eine neue Art aus den Alpen 
der Schweiz, Opilio glacialis, auf. Sie bewohnt eine Höhenzone 
von 7000 bis 10,700 F. ü. M. und geht unter allen Arachniden am 
höchsten. 

Lucas (a.a. ©.) beschrieb 18 neue algierische Arten von Pha- 
Zangium, 1 von Goniosoma, 3 von Trogulus, 1 von Coeculus. — 
Guerin (leonogr. R. A. text. S. 13.) stellte Gonyleptes flavipulpis 
als neue Art aus Brasilien auf. 


Acari. 
. 


Von Lucas (Expl. d. l’Alg.) sind 20 Milbenarten in Algier beob- 
achtet, unter denen folgende neue: Tetranychus spinigerus, 
Trombidium barbarum, pulchellum, Erythraeus tricolor, 
Rhyncholophus Dugesit, pallipes, Hydrachna erythrina, cya- 
nipes, rostrata, tomentosa; Argas erraticus, Oribates la- 
pidarius, papillosus, 

Ders. hat einige neue Irodes- Arten beschrieben (Notice sur 
quelques especes nouvelles d’Ixodes qui vivent parasites sur les ser- 
pens et sur l’Ornithorhynche: Ann. d,.l. Soc. Ent. d. Fr. IV. S. 53. 

N’ 


196 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


T..1.), Ȋmlich.J. flavomaculatus von der Boa constrictor vom 
Senegal; ZI, gracilentus von Python Sebae von. Cayenne; J. Or- 
nithorhynchi, von Ornithorh. paradoxus; J. pulchellus. vom 
Spilotes variabilis von Cayenne, auch auf Bufo agua; I. ewülipes 
von Lacerta ocellata aus Algier. 

Heer. (a. a. 0. S:.13.-F.1) beschrieb, Rhyncholophus nivalis 
als neue Art; sie lebt gesellig unter Steinen in den höchsten Alpen, 
9580 und 9100’ ü. M. 

Gene’s Beobachtung über das Eierlegen der Jxodes sind in den 
Ann. of. nat. hist. XVII. S. 160 mitgetheilt. 

„Ueber die Krätzmilbe des Menschen, ihre Entwiekelung und ihr 
Verhältniss zur Krätze hat Dr. Eichstedt in Greifswald eine sehr 
tüchtige Arbeit geliefert (Froriep N. Notiz. 38 Bd. S. 105. 39 Bd. 
S. 265). Die Eier, durchschnittlich „';“ lang und ‚,“ breit, liegen 
in den Gängen der alten weibl. Milben unter der Haut. Die Jungen 
gleichen den Alten, haben aber nur sechs Beine. Bei der ersten 
Häutung erhalten sie 8 Beine, indem sich an.der Stelle des letzten 
Paares zwei neue bilden. In späteren Häutungen, zu welchen die 
Milben sich immer an neuen Stellen einbohren und während welcher 
sie regungslos liegen, gehen keine weiteren auffallenden Veränderungen 
vor; die Zahl der dornartigen Fortsätze auf dem Rücken vermehrt 
sich indess um vier, indem die Jungen 10, die Alten. 14 haben. — 
Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass die Krätzmilbe die Krätze 
erzeugt, der Krätzausschlag entsteht aber nur bei empfindlicher Haut; 
bei unempfindlicher Haut kein Ausschlag, bei mässig empfindlicher 
Bläschen, bei sehr reizbarer Pusteln. 

Der von einem grossen Theile der Aerzte noch bezweifelten 
Thatsache, dass das Krätzübel lediglich von der Krätzmilbe herrührt, 
wurde auf der 2isten Versamml. deutscher Naturforscher zu Kiel 
von Dr. Krämer das Wort geredet (Amtl. Bericht S. 155. 160). — 
Prof. Krahmer berichtete (ebenda S. 165) auch von einem. heftig 
juckenden Hautausschlage, der ebenfalls durch eine Milbe hervorge- 
bracht wurde, ‚und diese Milbe ist als Acarus ruber autumnalis be- 
zeichnet (vielleicht Dermanyssus avium, der öfter auch Menschen 
auf diese Weise belästigt). 


Crusiaceen. 


History of British Crustacea, by Thomas Bell Part, IV, (ist an- 
gekündigt). Krk 

‚Ders. berichtete über Crustaceen, von Prof. E. Forbes und Mc. 
Andrew an den Britischen Rüsten gefischt. (Report. of the 16. Mee- 
ting of the Brit. Assoc, S. 80). 

Die Crustaceenfauna von Algier ist durch Lucas in der Explo- 
ration scientifique de l’Algerie bearbeitet worden. Obgleich dieselbe, . 
so weit sie dem Meere angehört, eine überwiegende Uebereinstim- 
mung mit den europäischen Küsten des Mittelmeeres hat, so fehlt es 


! 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1846. 197 


doch nicht an neuen Arten, welche z. Th. freilich auch noch an der 
europäischen Seite aufgefunden werden mögen. 

Eine Anzahl von Crustaceen ‚aus China ist von Berthold (Göt- 
“ting. Gel. Anz. 1845. Nachr. S. 44—48) aufgeführt. Es sind mehrere 
neue Arten darunter. 


Decapoda, 


Brachyura. Neue Gattungen sind: 

. Xanthasia White (Notes on four new Genera of Crustacea, 
Annals nat. hist. XVII. S.176) zu den Pinnotheriden gehörend, von 
Pinnotheres durch die ungemeine Rauhigkeit und Ungleichheit deroberen 
Schalenfläche unterschieden und durch den sehr überragenden Schwanz 
des Weibchens, welcher über die Mitte herab einen breitgerundeten Kiel 
hat; die Beine sind kurz und walzig, die Klauen dick, hakenförmig, 
scharfspitzig. Der Stirnrand der Schale springt etwas vor, und zu 
jeder Seite, ausserhalb des Auges ist ein Höcker, wodurch der vor- 
dere Theil der Schale winklig erscheint. X. murigera, neue Art, 
von den Philippinischen Inseln. 

Pinniza White (ebenda S. 177), auf Pinnoth. cylindricum Say 
gegründet, von Pinnotheres sogleich dadurch unterschieden, dass das 
Panzerschild viel breiter als lang ist; das erste Fusspaar mit länge- 
rer Scheere, das zweite dünn, etwas zusammengedrückt; das dritte 
ebenfalls zusammengedrückt, etwas stärker als vorige, das vierte 
Paar sehr gross, das 3te Glied stark verdickt, hinten etwas erwei- 
tert, und dicht an der'Hinterkante tief ausgekehlt; das 5, oder Schien- 
gelenk an der Innenseite fein gesägt; das letzte Paar klein, von glei- 
cher Form wie das zweite. 


Xenophthalmus Desselb. (ebenda S. 177) unbestimmter Fa- 
milie. Das Panzerschild breiter als lang, auf dem Rücken regel- 
mässig gewölbt, vorn gerundet, die Stirn mit einem weiten Ausschnitt, 
darin zwei Spalten, an deren Grunde die Augen liegen; auf der Un- 
terseite ist der Panzerschild ausgehöhlt über der Kiemenöffnung, 
welche lang und sehr offen ist, aber, wie bei Dorippe, an beiden 
Rändern mit steifen, mit den Spitzen aneinander stossenden Haaren 
eingefasst ist. X. pinnotheroides, neue Art von den Philippini- 
schen Inseln. 

HalicarcinusDess. (ebenda S. 178) von Hymenosoma unterschie- 
den durch die bedeutende Grösse der verdiekten Vorderbeine und durch 
die Form des Panzerschildes, welcher meist breiter als lang, und an 
der Kante des stark niedergedrückten Rückens auf jeder Seite mit 
zwei Zähnen oder Winkeln versehen ist. Die vier hintersten Bein- 
paare sind unbehaart, mit stark zusammengedrückten und gekrümm- 
ten Klauen. Die Arten sind: 1. H. planatus, Leucosia planata F., 
Hymenosoma Leachii Guer., Hymenos. tridentatum Hombr, u. Jacq. 
bei den Falklands-Inseln, wo sie häufig zu sein scheint. — 2. H. de- 


198 Erichson:; Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


pressus, Hymenosoma depressum. Hombr. u, Jacq..Voy. au Pole Sud,, 
von Neuseeland. 

Heterograpsus Lucas (a, a. OÖ.) eine Mittelform zwischen 
Sesarma und Cyclograpsus, von Sesarma, durch. viel gewölbteres, 
nicht vierseitiges Panzerschild, von Cyclogr. durch weniger ‚breiten 
Panzer, viel schmälere Stirn, sehr verlängerte Augen und seitlich 
gerichtete Augengruben unterschieden. H. 6dentatus, neue Art 
von der Rhede von Algier und Bona. 

Inachus Mauritanicus, Portunus barbarus, Grapsus mau- 
rus, Ebalia Deshayi, Algirica und insignis sind von Lucas 
(a. a. O.) aufgestellte neue Arten; 


Anomoura. Pagurus bereicherte Lucas (a. a. O.) mit den « 
neuen Arten: spinimanus, nigritarsis, rubrovittatus, scul- 
ptimanus, arenarius aus Algier, Berthold (a. a. O.) mit P. 
adspersus aus China. 


Maecroura. Eine neue Art von Scyllarus, Sc. Haanii, wurde 
von Berthold (a. a. O.) aufgestellt Sie ist aus China. 

Eine Uebersicht der Arten der Gattung Astacus ist vom Ref. in 
diesem Archiv l. S. 86. 375 gegeben worden. Sie ist in fünf Unter- 
gattungen ‚getheilt, und es sind im Ganzen 29 Arten aufgeführt, dar- 
unter acht neue. 

Thom. Bell’ (Report of the 16th Meet. S. 81) erwähnt eines in 
der Nähe der Britischen Küste entdeckten Krebses aus der Fam. der 
Thalassinier, aber ohne so unförmlich grosse Vorderbeine, als sie 
diesen gewöhnlich sind, und ausserdem durch die Verkümmerung der 
Augen ausgezeichnet, an welchen das Pigment fehlt und auch die 
Hornhäute undeutlich sind. Er findet sich aber auch in einer Tiefe 
von 180, Faden, so dass dadurch die Verkümmerung des Gesichts- 
sinnes schon erklärlich ist. Ein Name ist hier diesem Krebse noch 
nicht ertheilt. , 

Neue Arten aus der Abth. der Garneelen sind: HAippolyte mau- 
ritanicus, Pulaemon biunguiculatus, Peneus longirostris, 
Zoea longispina Lucas (Expl. d. V’Alger.). 

Guerin (Iconogr. texte S.17) bemerkte, dass Ceratapsis mon- 
strosa Gray einerlei sei mit Latreille’s Oryptopus, und beschrieb eine 
neue Art dieser Gattung Cerat. Petitii, von der hohen See des in- 
dischen Oceans. 

Auf der Gatt. Cuma und ihren Verwandten hat Kröyer (Nat. 
Tidsskr. N, R, 11. 123. T.1. 2) eine eigene Familie Cumacea be- 
gründet, welche viel Eigenthümliches hat. . Die Körperform die der 
langschwänzigen Decapoden, das Panzerschild ist indess kurz, so 
dass es die fünf Ringe des Brustschilds des Hinterleibs nicht deckt. 
Die oberen Fühler klein, aus einem 3gliedrigen Stiel, und 2 kurzen 
Geisseln bestehend, die unteren Fühler beim Weibchen winzig klein, 
beim Männchen dagegen sehr gross und stark. Augen spricht der 


Naturgeschichte der ‚Crustaceen während des Jahres 1846.. 199 


Verf. diesen Krebschen ab. Die Mundtheile bestehen in drei Paar 
Kiefern und. eben so viel Kieferfüssen, einer kleinen Ober- und einer 
Unterlippe; die Mandibeln haben vorn. scharfe Zähne, am Grunde 
einen Mahlzahn, aber keinen Taster. Die Athmungsorgane bestehen 
aus einem einzigen Paar Kiemen, welche dem ersten,Paar der Kie- 
ferfüsse angeheftet und aus einer häutigen Platte oder Blase ge- 
bildet sind, von deren unterer Fläche etwa 10, 12 oder mehrere wurm- 
förmige Anhänge entspringen. Ausserdem scheinen zwei halbmond- 
förmige oder nierenförmige Platten, welche sich hinter dem zweiten 
Paar Kieferfüsse finden, zur Athmung zu dienen. ‚Die an den vorde- 
ren Maxillen vorkommende Geissel, so wie die Taster des dritten 
Paares der Kieferfüsse so wie der vorderen Brustfüsse scheinen die 
Bestimmung zu haben, die Wasserströmung über die Kiemen zu be- 
fördern. — Die freien Brustringe des Hinterleibes ‚haben jedes sein 
Fusspaar mit deutlichen Epimeren. Einige Füsse sind gespalten, d.h, 
sie sind mit einem Schwimmtaster versehen, und zwar ist dies an 
den vier vorderen Paaren. bei den Männchen der Fall, bei den Weib- 
chen an dem ersten, den zwei oder den drei ersten Paaren: die 
übrigen Füsse sind einfach. Sie sind meist 6gliedr., einfach, ohne 
Scheere, scheerenförmige Hand oder Klaue, Das erste Paar ist das 
längste, die folgenden nehmen allmählich an Länge ab. — Der 
Schwanztheil des Hinterleibs ist Jang und dünn, 6gliedr., mit Schwanz- 
anhängen, Die Schwanzfüsse sind bei den Weibchen meist ganz. ver- 
kümmert, bei den Männchen sind sie an den beiden ersten Ringen 
immer deutlich ausgebildet. — Die Ganglien des Brusttheils, sind 
nicht in eins verschmolzen, sondern alle gesondert und durch Ner- 
venstränge verbunden. Die Speiseröhre sehr kurz, der Magen sack- 
förmig, ohne Kauorgane, unter dem Panzerschilde gelegen. Sechs 
blinde Anhänge kommen auf der Mitte der Rückenfläche in einer 
Querreihe aus ihm hervor (Gallengefässe). Das Herz ist, walzenför- 
mig, lang, unter dem Panzerschilde gelegen. — Bei den Weibchen 
wird aus den bei ihnen blattförmig gestalteten Geisseln der drei ersten 
Paare der Brustfüsse ein Brutbehälter gebildet. Die Eier sind gelb, 
sehr gross und daher nicht zahlreich. Ein aus dem Brutbehälter ge- 
nommener Embryo hat etwa den vierten Theil der Länge der Mut- 
ter, ausserdem gleicht er in allen Theilen den Erwachsenen, nur dass 
er im Ganzen etwas plumper ist. Einer Verwandlung, sind diese 
Krebschen also nicht unterworfen, 


Folgende Gattungen werden in dieser Familie aufgeführt: 


Cuma: „2 pedum thoracicorum paria anteriora apud feminas, 
A apud mares fissa vel palpo natatorio instructa. Pedes abdominales 
feminarum nulli yel rudimentarii, marium 2 paria (annuli.primi et 
secundi). Appendix caudalis intermedia permagna, (deeimam longi- 
tudinis animalis partem vulgo superans), postice acuminata aculeis- 
que armata. Pes maxillaris seeundus modo 5articulatus, pes thora- 
eicus secundus 6 compositus artieulis distinetis.” — Arten: C. an- 


200 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


gulata.n.sp. an den südl. Küsten von Grönland, €. resima n. sp. 
ebendaher, C. lucifera Kr., C. Edwardsiü Kr., C. Rathki Kr., ©. 
brevirostris n. sp. ebenfalls von dem südl. Grönland. — Vielleicht 
gehört auch Alauna rostrata Goods. in diese Gattung. 

Leucon Kr. „3 pedum thoracicorum paria anteriora apud femi- 
nas, 4 apud mares palpo natatorio instructa. Pedes abdominales 
feminaram nulli, marium 2 paria (annuli primi et secundi). Appendix 
caudalis intermedia rudimentaria, tuberculiformis. Pes maxillaris 
secundus 6articulatus, pes thoracicus secundus articulis modo 5 di- 
stinetis. — Arten L. emarginatus, im Oeresund, in einer Tiefe von 
12—15 Faden; L. nasica Kr., von Grönland und aus dem Kattegat; 
L. deformis n.sp. von Grönland. 

Bodotria Goods. „Primum modo pedum thoracicorum par 
apud feminas palpo natatorio instructum. 5 pedum abdominalium 
paria feminarum permagna, natatoria, Appendix caudalis intermedia 
rudimentaria, tuberculiformis.” — B. arenosa Goods. 

Alauna Kr. Cumu Goods. (da die Alauna G. eine eigentliche 
Cuma zu sein scheint, hat Kr. diesen Namen auf diese Gatt. übertra- 
gen). „Primum modo pedum thoracicorum par apud feminas palpo 
natatorio instructum. Pedes abdominales feminarum nulli vel rudi- 
mentarii. Appendix caudalis intermedia rudimentaria, tuberculifor- 
mis. — 4A. Edwardsü, Audouinii, trispinosa (Cuma) Goods. 

Hinsichts der systematischen Stellung der Familie spricht der, 
Verf. die Ansicht aus, dass die Cumaceen zwischen den Garneelen 
und den Thysanopoden in der Mitte stehen: von ersteren unterschei- 
den sie sich namentlich durch die freien Brustringe und die verrin- 
gerten Kiemen. Nach meiner Meinung schliessen sich die Cumaceen 
doch weniger nahe an die Thysanopoden als an die Decapoden und 
ich glaube nicht, dass man sie von diesen abscheiden kann. Bei den 
Thysanopoden ist das Panzerschild das Respirationsorgan. Die Ab- 
theilung der Decapoden beruht nicht sowohl auf der Zahl der Kie- 
men als auf dem Vorhandensein und der Lage derselben. Das Pan- 
zerschild ist bei ihnen hauptsächlich dazu bestimmt die Riemenhöhle 
zu bilden und wir finden es immer der Beschaffenheit der Kiemen 
gemäss eingerichtet. Dass bei den Cumäceen, wo die Kiemen nur 
an den Kieferfüssen vorkommen, das Schild sich nicht auf die Brust- 
ringe erstreckt, ist dem Character der Decapoden demnach nicht ent- 
gegen, sondern gemäss. Sie werden aber eine eigene Familie m die- 
ser Ordnung unbedenklich bilden müssen. 


Stomapoda. 


Neue Arten sind Squilla affinis und Gonodactylus Edward- 
sid Berthold (a. a. O.) aus China. 


Naturgeschichte der Crustaceen während des Jahres 1846. 201 


Amphipoda. 


Gammarıs ambulans, eine neue Art aus der Gegend von 
Greifswald, ist von Friedr. Müller in diesem Arch. I. S. 296. T. 10. 
F. A—C beschrieben. i 

Kröyer (Naturhist. Tidsskr. N. R. ]I. S. 1) lieferte in einer Fort- 
setzung seines Carcinologischen Beitrags die Beschreibungen von Anonyz 
Edwardsii, Hollbölli, tumidus, minutus, nanus, der letzte 
aus dem Kattegat, die übrigen aus Grönland, Opis typica, ebenfalls 
aus Grönland, Microcheles armata aus dem nördlichen Kattegat 
und von der norwegischen Küste, Amphithoe albomaculata weit 
verbreitet im Norden, und 4. Edwardsii Sab. aus den hochnordischen 
'Meeren, Acanthonotus tricuspis (S.115) von Grönland. Die neue 
Gattung Microcheles hat folgende Bezeichnung: „Primum secun- 
dumque pedum thoracicorum par exilia, linearia, chelis armata mi- 
nutissimis. Mandibula parva, apice bifurcato, non vero dentato; 
palpo 3articulato; tuberculo molari proprio nullo, ante palpum vero 
corpore instructa celaviformi, dentato. Labium inferius 4 constans 
laminis fere aequalibus, cornubusque lateralibus sat magnis. Pedes 
maxillares Jaminis maxillaribus maenis, palpo brevi, 3artieulato (un- 
gue destituto). Epimera magna; paria 4 anteriora inferius in angu- 
lum acutum producta. Pedes abdominis saltatorii elongati graciles- 
que. Antennae forma ferme vulgari, superiores flagello appendiculari 
destitutae. 

Lucas beschrieb in der Expl. d. l’Ale. folgende neue Amphipo- 
den: Orchestia Perieri, Lysianassa longicornis, Amphitoe 
Vailluntii, Vibilia Jeangerardii, Caprella tabida. 

„Ueber den gleichzeitig mit der Ausrottung der Pflegemutter be- 
werkstelligten geschichtlich nachweisbaren Untergang einer kleinen 
parasitischen Krebsart (Cyamus, oder richtiger vielleicht Sireno- 
eyamus? Rhytinae) und eines Eingeweidewurms’ der Jetztwelt”, 
von J. F. Brandt (Bull. Pliys. Math. d. l’Acad. d. St. Petersb. V. 
S. 159). — Die erwähnte Krebsart ist von Steller beschrieben und 
nach dessen Angaben dem Cyamus der Wale zunächst verwandt, aus 
dem Umstande aber, dass die Kiefer- oder Vorderfüsse als’ nur 
2gliedr. (und nicht Ögl., wie bei Cyamus) beschrieben, und die bei 
Cyamus an der Stelle des 2ten und ten Fusspaares vorkommenden 
Athemänhänge nicht erwähnt werden, glaubt Brandt annehmen zu 
müssen, dass der Cyamus der Rhytina als Gattung vom Cyamus der 
Wale unterschieden gewesen sei. Eine ausführlichere Mittheilung 
hierüber ist noch im, Vten Bande der Mem, d. Scienc. nat. Zool. S.2 
gegeben worden, 


Isopoda 


; Ueber eine von Lereboullet unternommene Monographie der 
Oniseiden des Elsass hat Milne Edwards der Pariser Academie Be- 


202 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in der 


richt abgestattet. Demselben entnehme ich hier nur eine sehr inter- 
essante Bemerkung über das Vorkommen verzweigter Luft- 
gänge als Andeutung eines Tracheensystems: bei Oniscus 
fehlen sie zwar, dagegen sind sie hei Porrcellio und den Armadillo- 
nen vorhanden, und bei Tylos hatte sie schon M, Edwards (Hist. n. 
d. Crust. III. 187), angezeigt. 

Kröyer (Nat. Tidsskr. N. R. 1I. S.88) beschrieb drei neue Arten 
von Jdothea, nämlich 1. 6lineata aus dem Kattegat und I. nodu- 
losa und robusta von Grönland. 

Lucas (Explor. de l’Alg.) stellte aus dieser Ordnung, folgende 
neue Arten auf: Areturus Deshayi; — Idothea carinata, algi- 
rica, angustata; — Anthura filiformis, nigropunctata; 
— Jaera:longicornis; — Porcellio Bovaei, echinatus, varia- 
bilis, fuscovariegatus; Trichoniscus flavescens; — Anceus 
vorax; — Praniza mauritanica, obesa;, — Nesaea Edward- 
söi; Anilocra vittata; Acherusia Dumerilii. Die neue Gatt. 
Acherusia gleicht Aega, sie unterscheidet sich aber dadurch, dass 
das erste und zweite Paar der Fühler nicht durch eine Kopfschild- 
platte getrennt sind, auch ist die Stirn sehr vorgezogen und geht in 
drei erhabene Höcker aus, während sie bei Aega nur eine kleine 
dreieckige, untergebogene Verlängerung zeigt. 

Guerin (Iconogr. texte S. 27—34) beschrieb als neue Arten: 
Sphaeroma tomentosa aus Neuholland, Cassidina emarginata 
von den Malvinen, /dotea Latreillii, I. Edwardsii, I. distincta 
vom Cap, und Edotea tuberculata von den Malvinen, 

Die neue Gatt. Edotea unterscheidet sich von Idotea durch die 
Bildung der Fühler und des Hinterleibes. Die Fühler sind kurz, die 
inneren über den Stiel der äusseren hinausreichend, an der Wurzel 
auseinanderstehend, aus vier ungleichen ‚Gliedern bestehend; die 
äusseren Fühler unter und hinter den inneren wenig länger als die- 
selben, der Stiel aus 4 ungleichen Gliedern bestehend, die Geissel 
aus einem Gliede von der Länge und Dicke des 4ten Stielgliedes be- 
stehend, an der Spitze mit drei kleinen, an Dicke abnehmenden Glie- 
dern, deren letztes kaum sichtbar ist. Der Hinterleib aus einem 
Stück bestehend, die ersten Ringe vollkommen verwachsen und nur 
an den Seiten eingeschnitten; der letzte stark gewölbt, an den Seiten 
gerundet, hinten in eine stumpfe Spitze ausgehend. 


Myriopoda. 


Die Myriapoden Algiers sind von Lucas in der Explor. d.l’Alg. 
abgehandelt, Neue Arten, von denen auch die Diagnosen in der Rev. 
Zool. S.283 sich mitgetheilt finden, sind: 

Pollyzenes platycephalus, rubromarginatus. 

Glomeris sublimbata, flavolimbata, fuscomarmorata, 

Polydesmus mauritanicus, rubromarginatus. 


Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1846. 203 


Julus lapidarius, affinis, fuscounilineatus, distin- 
etus, corticalis. 

Blaniulus fuscopunctatus, 

Scolopendra Oraniensis. 

Cryptops Numidieus. 

Geophilus rubrovittatus, microcephalus. 

Arthronomalus mandibularis. 

Lithobius alpinus wurde von Heer (a. a. O. S.15. F.6) als 
neue Art von den Schweizer Alpen beschrieben. 


Entomostraceen. 


Neue Gattungen und Arten britischer Entomostraceen wurden 
von Baird (Ann. n. hist. XV]. S.410. T.9B), einige von J. Wahl- 
berg in Südafrica entdeckte neue Gattungen und Arten von Loven 
(Öfvers. Vet. Acad. Förhandl. 1846. S. 57) beschrieben. 


Phyllopoda. 


Eine neue nordamericanische Art von Apus ist von J, Le Conte 
(Ann, of the Lyc. of nat. hist. of New York, IV. S. 155 als A, lon- 
gicaudatus beschrieben. Sie weicht von den bekannten europäi- 
schen Arten durch kürzeres Schild und längeren Schwanz ab (Länge 
bis zur Schwanzspitze 1,5, des Schildes 0,65, Breite desselben 0,7”) 
und hat an der Schwanzspitze eine kleine gerundete Platte. Sie ist 
auf der Hochebene nordöstlich von Longs Pik in einer Pfütze in 
grosser Menge gefunden; alle schienen Männchen zu sein, wenigstens 
trug keines Eier, 

Branchipus stagnadis wurde bei Bonn von Prof. Meyer (Fro- 
riep’s N. Notiz. 38. Bd. S.273) und von Budge (Verhandl. d. natur- 
hist. Verein. d. preuss. Rheinlande. 3. Jahrg. S. 86) beobachtet und 
seinem Baue noch erläutert. ) 

Eine neue Art von Branchipus stellte Loven (a. a. O.) auf: B. 
cafer: „thorace inermi, lamina branchiali externe pedum maiore, 
integra; maris fronte in rostrum lunatum producta; antennis prima- 
riis longis, flexuosis, appendice interna basali lacinulata, brevi. Long, 
15mm.” Südafrica. 

Ders, (ebenda) beschrieb eine neue Art von Cyzicus und eine 
neue Gatt. Limnetis, beide aus Südafrica. 

Cyzieus australis: „rostro producto, spinigero; pedum paribus 
21, setis antennarum exteriorum 10—11-articulatis, cauda aculeis eir- 
eiter 13 inaequalibus armata; Long, 3,45 mm., alt. 2,25 mm. 

Limnetis n.g. „Limnadiae et Cyzico affıne, antennis internis 
biartieulatis, cauda truncata, appendieibus mobilibus facie inferiore 
destitutis.” 

L. Wahlbergii: „testa globosa, capite maximo, scutato, pedum 
paribus duodeeim, Long. 3ram,, alt, 2,3mm, 


204 Erichson: Bericht über die wissensch. Leistungen in ‘der 


Cladocera. 


Schödler hat in diesem Archiv (1. 8.301. T.11. 12) eine‘neue 
Art, Acanthocercus rigidus, beschrieben, und an derselben den Bau 
der Cladoceren überhaupt auf eine umfassende Weise erläutert. 

Baird (a. a. O.) unterscheidet von. der:Fam. der Daphnidae die 
der Bosminidae auf folgende Weise. 

Daphniidae: Zwei Paare Fühler, die oberen sehr klein, unter 
dem Rüssel gelegen, die unteren gross, zweiästig, als Bewegungsor- 
gane dienend; fünf Fusspaare. Der Kopf in einen mehr oder weni- 
ger stumpfen Rüssel verlängert. Ein einzelnes grosses Auge. Darm 
gerade. — Enthält die beiden britischen Gatt. Daphnia und Sida. 

Bosminidae: Zwei Paare Fühler, die oberen länger als in der 
vorigen Fam,, und von der Spitze des Rüssels herabhängend oder an 
derselben eingelenkt.. In den übrigen Beziehungen wie die Daphni- 
den. — Enthält die beiden britischen Gattungen Bosmina, und Ma- 
crothrix: j 

1. Macrothrix (Baird, Ann. n. hist. XI. S.87). Die oberen 
Fühler flach, nur aus einem Gliede bestehend, die unteren sehr gross, 
zweiästig, jeder Ast 3gliedrig; das zweite Glied des vorderen Astes 
mit einer sehr langen Borste. Das Auge von einem schwarzen Fleck 
begleitet. 

2. Bosmina (Baird Transact. Berw. Nat. Club, 1845). "Die 
oberen Fühler lang, gekrümmt, cylindrisch, vielgliedrig; die unteren 
Fühler gross zweiästig, der eine Ast 4-, der andere 3gliedr — Die 
Art ist Bosm. longirostris (Lynceus longirostris Müll., Monoc. cornu- 
tus Jur., Daphn. cornuta Desm. Edw., Bosm. cornuta Baird Trans- 
act. Berw. Nat. Club). 

Lucas (Explor. d. /’Ale.) stellte DapAnia acuminirostris 
als neue Art aus Algier auf. 


Ostracoda, 


Baird (a. a. O. S. 413) bemerkte, dass die Arten von Cypris 
sich in zwei Abtheilungen bringen lassen, die eine mit grösserer Be- 
weglichkeit ausgerüstet, mit einem Bündel langer Fiederborsten am 
zweiten Gliede der fussförmigen Fühler, die andere ohne dieselben, 
träg schwimmend, sich mehr im Schlamme am Grunde der Pfützen 
aufhaltend. Für die erstere ist der Name Cypris beibehalten, die 
andere ist Candona (Baird Transact. Berw. Nat. Club 1845. 1. 
S. 152) genannt. Die letztere schliesst sich an Cythera Müll. 

Zu Uypris gehören pubera und tristriata Baird und zwei neue 
britische, Arten: €. elliptica und ©. sella. 

Candona gründet sich auf Cypr. reptans Baird; eine neue briti- 
sche Art ist ©. simelis. 

Lucas (Expl. d. l’Alg.) bereicherte Cypris mit zwei neuen Arten 
aus Algier; ©. bispinosa und phasealus. 


Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1846. 205 


Ueber das Vorkommen: von Cypris in einem Theile der tertiären 
Süsswasserschichten der Insel Wight berichtete Jos. Prestwich 
(Rep. of the 16. Meet. of the Brit. Assoe. $. 56). 


Copepoda. 


Dana hat in dem folgenden Entwurf zur Eintheilung dieser Ord- 
nung mehrere neue Gattungen aufgestellt (Sillim. Amer. Journ. 2. Ser. 
1. 5.225. — Ann. n. hist. XVII. 8.181). 

Cyclopacea. 

]. Die Taster der Mandibeln und Maxillen undeutlich oder feh- 
lend. Die Augen mit einzelnen sphärischen Linsen. 

1. Fam. Oyclopidae. Zwei äussere Eierstöcke. Zwei Augen 
in einem einzigen Pigmentfleck. Der Hinterleib abgesetzt schmäler 
als der Cephalothorax. 

1. Gatt.. Cyclops Müll- Die zwei vorderen Fühler fast handför- 
mig bein Männchen (Süsswasser-Thierchen). 

2. Fam. Arpactidae. Ein einzelner äusserer Eierstock; zwei 
Augen in einen einzigen Pigmentfleck. Ein kurzer Anhang neben der 
Mitte der vorderen Fühler. Der Hinterleib selten abgesetzt schmäler 
als der Hinterleib (Seethierchen). 

1. Gatt. Arpactus M. Edw. Die vorderen Fühler kurz und 
beide beim Männchen fast handförmig; das hintere Paar mit einer 
Anzahl beweglicher Borsten endigend; fast handförmige Greiffüsse. 

2. Gatt. Setella Dana. Die vorderen Fühler mässig lang, dünn 
und nicht handförmig beim Männchen; das hintere Paar und die 
Greiffüsse fast wie bei Arpactus; kurze Anhänge an den beiden ersten 
Hinterleibsringen; der Körper schlank, und die zwei Schwanzborsten 
viel länger als der Körper; zwei bewegliche Anhänge unter dem 
Rüssel. 

Il. Die Taster an den Mändibeln und Maxillen vorragend und 
fast Schwimmtaster. 

3. Fam. Calanidae. Ein einziger äusserer Eierstock. Zwei 
Augen, die sphärischen Linsen auf demselben oder getrennten 
Pigmentflecken. Die vorderen Fühler sehr lang und dünn, ohne An- 
hang. Der Hinterleib abgesetzt schmäler als der Cephalothorax 
(Seethierchen). 

a. Die hinteren Thoraxfüsse verkümmert oder geschwunden, 
ohne Anhänge. Die vorderen Fühler in beiden Geschlechtern gleich 
und nie mit einem geknieten Glied. 

1. Gatt. Calanus Leach. Cephalothorax Aringlig; die vorderen 
Fühler vielgliedrig, am Vorderrande zierlich borstentragend, ebenso 

- die hinteren Spitzen der drei Endglieder; das erste Fusspaar viel 
grösser als die Kieferfüsse, nach aussen beweglich, aber kaum Greif- 
füsse, Die Kieferfüsse sehr kurz, gerade, borstentragend; Hinterleib 
kurz 2-Aringlig. MKüssel gespalten. 


206 Erichson: Bericht über die wissensch, Leistungen in der 


2. Gatt. Scribella Dana. Cephalothorax Aringlig. Die vorde- 
ren Fühler lang, 7gliedr., die Borsten lang und nach verschiedenen 
Richtungen sehend; die Kieferfüsse viel grösser als das erste Fuss- 
paar, nach vorn gebogen, die drei Endglieder, so lang als das Grund- 
glied, borstentragend, die Borsten mit Börstchen besetzt. Der Hin- 
terleib sehr lang (so lang wie der Cephalothorax); zwei Borsten an 
dem kurzen ersten Ringe (eine Fiederborste an der Wurzel der 8 
Schwimmfüsse, welche im rechten Winkel vom Körper abstehen. 

3. Gatt. Acartia Dana. Die vorderen Fühler weniggliedrig, die 
Borsten lang und nach verschiedenen Richtungen stehend; die Kie- 
ferfüsse viel grösser als das erste Fusspaar, nicht gebogen, die End- 
glieder sehr kurz und borstentragend fast wie bei Pontella; das erste 
Fusspaar klein und kurz, keine Greiffüsse; das Paar der hinteren 
Brustfüsse aus ejnem einzelnen kleinen Gliede bestehend, welches 
zwei divergirende Botsten trägt, die eine ganz lang und gewöhnlich 
vom Körper abstehend. 

6. Die hinteren Brustfüsse sehr lang und fast gleich. Die Fühler 
bei. beiden Geschlechtern gleich, ohne knieförmiges Glied. 

4. Gatt, Euchirus Dana. Die vorderen Fühler vielglielrig mit 
mehreren langen Borsten, das erste Fusspaar viel grösser als die 
Kieferfüsse, sehr lang und doppelt gekniet, die Spitze abwärts gebo- 
gen und unten mit einem Pinsel kahler Borsten, besetzt. Die Bewe- 
gung derselben geschieht nach vorn und nicht nach. aussen. Die hin- 
teren Brustfüsse beim Männchen sehr lang, der rechte fast handför- 
mig; der Rüssel zugespitzt, von der Seite gesehen ausgerandet. 

ce. Die hiuteren 'Thoraxfüsse gross, ungleich, der rechte fast 
handförmig; der rechte vordere Fühler des Männchens mit einem 
knieförmigen Gliede etwa %; der Fühlerlänge von der Spitze entfernt. 

5. Gatt. Pontella (Pontia Edw.) Die vorderen Fühler vielglie- 
drig, die Borsten wie bei Calanus. Die Kieferfüsse viel grösser als 
das erste Fusspaar, nicht gebogen, die Endglieder kurz und borsten- 
tragend, die Borsten wie bei Acartia vorwärts gerichtet und mit 
Börstchen besetzt; das erste Fusspaar klein und kurz, keine Greif- 
füsse. Der rechte hintere Brustfuss des Männchens gross, handförmig, 
der linke kleiner und oft einfach. Der Rüssel gespalten. Die 
Schwanzborsten mehr oder-weniger ausgebreitet. 

6. Gatt. Candaucia Dana. Die vorderen Fühler und die hinte- 
ren Brustfüsse fast wie bei Pontella; das exste Fusspaar’viel grösser 
wie. bei Pontella, lang, nach vorn gebogen, die Spitze eingebogen 
und mit einem Pinsel langer kahler Borsten, der sich in der Körper- 
richtung bewegt. Die Stirn abgestutzt, die Schwanzborsten gewöhn- 
lich nicht ausgebreitet. Die Farbe oft theilweise schwarz oder fast 
schwarz. 

ll. Die Taster an den Mandibeln und Maxillen verkümmert; 
2 einfache Augen?; ausserdem zwei runde Linsen auf der Stirn und 
zwei flache Linsen hinter und zwischen diesen, welche ein zweites 
Paar Augen zu bilden scheinen. 


a 


Naturgeschichte der Entomostraceen während des Jahres 1846. 207 


4, Fam. Corycaeidae. Die Taster kurz, weniggliedrig. Zwei 
äussere Eierstöcke. 

1. Gatt. Corycaeus Dana — in d. Proceed. Acad. N. Sc. Phila- 
delph. II. S.'285. (1845) vom Verf. aufgestellt. — Der Körper nicht 
flach gedrückt. Der Hinterleib abgesetzt schmäler als der Körper, 
2- oder 3gliedrige. Das zweite Fühlerpaar fast handförmig, grösser 
als das erste Fusspaar (fast wie bei Ergasilus). 

2. Gatt. Antaria Dana. Der vorigen ähnlich, das zweite Füh- 
lerpaar aber mit einigen beweglichen Borsten endigend, und kleiner 
als das erste Fusspaar (der Verf. vermuthet, dass dies die Weibchen 
der vorigen sein mögen). 

3. Gatt. Sapphirina Thomps. Der Körper sehr flach gedrückt, 
die Fühler wie bei Corycaeus, der Hinterleib 5- oder 6ringlig, der 
erste Ring beim Weibchen abgesetzt schmäler als die Brustringe und 
mit einem Paar kurzer Anhänge. Zwei äussere Eierstöcke. 

5. Fam, Miracidae. Die Fühler wie bei Setella: ein einzelner 
äusserer Eierstock. 

1. Gatt. Miracia Dana. Der Körper nicht flach gedrückt, fast 
wie bei den Arpactiden; der Hinterleib 5—6ringlig, und nicht abge- 
setzt schmäler als die Brust; die vorderen Fühler fast wie bei Setella, 
mit einem kurzen Anhang neben der Mitte; das 2te Fühlerpaar in ein 
Paar bewegliche Borsten ausgehend. Der Rüssel mit 2 messerförmi- 
gen Anhängen; das erste Fusspaar fast handförmig. 


Auch Baird (a. a. O. 5.415) hat die mit Cyclops verwandten 
Formen, welche er unter der, Fam. Cyclopidae zusammenfasst, ge- 
sichtet auf folgende Weise: 

Fam. Cyclopidae. Der Kopf vom Körper abgesetzt, ohne be- 
weglichen Rüssel; der Körper gewöhnlich aus 4, der Hinterleib aus 
6 Ringen bestehend. Kieferfüsse 2 Paare, zuweilen klein; Beine über 
5 Paare; ein Auge. 

Gatt. 1. Cyelops Müll. Kieferfüsse gross und stark, ästig; das 
zweite oder untere Fühlerpaar einfach; doppelte äussere Eierstöcke. 
Typ.: ©. quadricornis Müll. 

Gatt. 2. Cyclopsina M. Edw. Kieferfüsse beträchtlich gross, ein- 
fach; das 2te oder untere Fühlerpaar ästig. Ein einziger äusserer 
Eierstock. Typ.: €. coeruleus Müll. (Mon. castor Jur.). 

Gatt. 3. Canthocarpus Westw. mspt. Kieferfüsse klein, ein- 
fach; das 2te oder untere Fühlerpaar einfach. Ein einziger Eierstock. 
Typ.: ©. minutus Müll. 

Gatt. 4. Arpacticus M. Edw. Kieferfüsse mit starken hakigen 
Klauen an der Spitze; das 2te oder untere Fühlerpaar einfach; ein 
einziger Eierstock. Typ.: €, chelifer Müll. 

Gatt. 5. Alteutha Baird. Kieferfüsse klein, einfach; Körper 
flach; zwei starke sichelförmige Anhänge am fünften Körperringe. 
Einzige Art: Cycl. depressus Baird. 

Arpacticus hat der Verf, noch mit einer neuen Art aus der Bay 


208 Erichson: Ber.'ü..d. wissensch, Leist, i, d.'Naturgesch. ete. 


von Berwick, A. nobilis, bereichert (Transact. Berw.. Nat. Club, 
1845, Ann. n. h. XV1l. S. 416. T.9. F. 15). 

Loven (a. a. O. 8.58) stellte eine neue Gattung auf: 

Brotheas. „Cyelopinae et ‚Euchaetae affıne, annulis thoracis 
quinque, antennis primariis multiarticulatis, secundariis 'bifidis; pedi- 
bus natat. 8, bifidis, ramo externo 3-, interno 2-articulato,, ‚pedibus 
quinti paris dissimilibus, pedibus maxillaribus tertiis longissimis, 
apice in digitos faleatos productis; abdomine in mare anmulis 6, in 
femina 3. — B. falciger. Long. Amm. Aus Südafrica. 


Cirripedia. 


Ueber den Bau von Lepas balanoides hat Prof. Mayer in Bonn 
Untersuchungen mitgetheilt, welche vorzüglich die Geschlechtsorgane 
betreffen. Das gelbe kleinkörnige Organ, welches schon Cuvier als 
Eierstöcke gedeutet hatte, wird als solche bestättigt; in dem weissen 
Organ, welchen Cuvier als Eileiter bestimmte, erkannte der Verf. 
durch seinen aus Spermatozoiden bestehenden Inhalt den Hoden 
(3. Müller Arch. f. Anat. u. s. w. 1846. S. 96. Taf. IV.). 


Ueber Trilobiten sind zu erwähnen: Untersuchungen über 
Trilobiten, von Dr. Ernst Beyrich. 2. St. Berlin, 1846; (Fortsetz. d. 
„böhm. Trilob.”); ferner Nouveaux Trilobites, supplement ä la Notice 
preliminaire sur le Systeme Silurien et les Trilobites de, Boheme; 
par Joachim Barrande; Prague, Librairie Calve, 1846; auch 
über die Trilobiten aus den Schiefern der Bretagne ist eine Abhand- 
lung von Rouault angekündigt in den Compt. rend. XXI. S. 1150. 


209 


Jahresbericht über die Leistungen im Gebiete der 
physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 


Der bisherige, Verfasser ‚der „‚Jahresberichte über (die, Re- 
suliate.auf dem, Gebiete der ‚physiologischen Botanik”, Herr. Geh. 
Med. R. Prof. Dr. Link lehnte das fernere Referatmitdem Wunsche 
ab, dass ich, der Unterzeichnete, die Arbeit übernehmen ‚möchte. 
Ohne hinreichend die Schwierigkeiten derselben zu. kennen, nahm 
ich den chrenvollen Antrag an und begann, sofort mit der Her- 
beischaflung des Materials, wozu, mir. ‚meine Stellung ‚zur Kö- 
niglichen Bibliothek und die reiche Büchersammlung des Hrn. 
Geheimen Raths Link in besonderer Weise: günstig waren. ‚Als 
indess die Bearbeitung der Materialien beginnen ‚sollte, erkannte 
ich ‚nur zu spät, ‚dass erstens die grosse Fülle des Gegebenen 
fernerhin nicht mehr gestattet: in bisheriger ausführlicher, Weise 
zu. verfahren; zweitens, dass weder, die mir, vergönnte; Zeit, 
noch meine geringe ‚Kenntniss der verschiedenen ‚Gebiete der 
wissenschaftlichen Botanik mich ‚in den Stand ‚setzen,; über 
jede der zahlreichen Arbeiten ein aus. selbstständiger ‚Nach- 
prüfung, gewonnenes Urtheil ‚abzugeben. Aus‘ diesen ‚beiden 
Gründen, die ich den Lesern dieses Jahresberichts nicht vor- 
enthalten durfte, muss ich wünschen, die etwa an mich ge- 
stellten oder zu machenden Forderungen nicht höher zu stel- 
len, als ich sie selbst stelle; indem ich keinen andern Zweck 
mit diesem Berichte verbinde, als dass derselbe ein getreues 
Bild der wissenschaftlichen Fort- resp. Rückschritte der phy- 
siologischen Botanik aus dem Jahre 1846 sein soll. Demge- 
mäss liess ich es mir ernstlich angelegen sein, das producirte 
Material in möglichster Fülle zu beschaffen, damit der Jahres- 
bericht in literär -historischer Rücksicht eine möglichst reiche 
Quelle sei für den künftigen Historiographen der wissenschaft- 

Archiv #. Naturgesch. X118, Jahrg. 2. Bd. (6) 


910 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


lichen Botanik. Alsdann habe ich es für meine Aufgabe er- 
achtet, die Darstellung der Leistungen des jedesmaligen Autors, 
durch meine subjective Anschauungsweise der Sache, möglichst 
ungetrübt zu lassen. Nur in besondern Fällen habe ich 
zusatzweise und überhaupt nur am Schlusse’ der Einzelarbeit 
mein Urtheil über dieselbe hinzugefügt. Endlich habe ich die » 
Grenzsteine‘ über das. bisherige Weichbild hinausgeschoben, 
d.; h.; neue, Disciplinen..der! Botanik. in. den, Jahresbericht auf- 
genommen und die Arbeiten denselben untergeordnet. — Das 
Hauptcentrum der Wissenschaft bleibt natürlich immer die 
Erforschung der Lebensvorgänge der vegetabilischen Organis- 
men? 'behufs ‘der ' zweckmässigen  Bearbeituigsmethode aber, 
zerfällt diese Wissenschaft in mehrere’ Abtheilungen, und zwar 
füglieher Weise in so viele, als Standpunkte möglich sind, 
von’ welchen aus der Pflanzenorganismus der wissenschaftlichen 
Betrachtung unterworfen werden 'kann. 'Dergleichen'Stand- 
pünkte sind also: der'physikalische, der chemische, der ana- 
tomische, ‘physiologische, ‘der genetische u. s. w.; in ebenso 
viele Abtheilungen' zerfällt demgemäss ‘die wissenschaftliche 
Botanik. Der diesjährige Bericht ist in dieser Weise zusam- 
mengestellt. ' Als Einleitung habe ich aber auch die’ Arbeiten 
angeführt, welche’ sieh ‘die Verbesserung und Umgestaltung 
des hauiptsächlichsten optischen Hülfsmittels, des Mikroskopes 
nämlich) "zur Aufgabe ‘gemacht haben. Indem ich durch diese 
Zugabe den Physiolögen nützlich zu sein wünsche, kann ich 
es nicht verhehlen, dass mir deren Beifall der beste Lohn 
für diese mühevolle Arbeit und zugleich der Bestimmungsgrund 
für die Fortführung: derselben in der Zukunft sein’ würde. 


Berlin im Mai 1848, 


Julius Münter. 


physiologischen Botanik während des ‚Jahres 1846; 211 


1. Mikrographie. — Mikroskope. — u. 8. w. 


Hugo von Mohl, Mikrographie oder Anleitung zur 
Kenntniss und. zum Gebrauche des Mikroskops. Mit 6 lith. 
Taf.; Tübingen, 1846. S. X. 351. 

Diese Schrift ist, wie der Verf. in der Vorrede eeihat angiebt, 
nicht vom Standpunkte des Optikers aus geschrieben, sondern ‚von 
dem des Mikrographen; „sie soll nicht eine Anleitung, enthalten, wie 
die Mikroskope verfertigt, sondern wie sie geprüft und gebraucht 
werden.” Demgemäss hatte der Verf. „bei seiner Darstellung nur 
das Mikroskop selbst und seinen Gebrauch, nicht aber specielle Un- 
tersuchungen einzelner naturhistorischer Körper im Auge”, auch war 
es ihm nicht um „eine vollständige Geschichte des Mikroskops und 
eine vollständige, Uebersicht aller im Laufe der Zeit dem Mikroskope 
gegebenen Einrichtungen zu thun,, sondern er. beschränkte sich auf 
die Anführung. solcher ‚Einrichtungen, die ihm. ‚bei. gegenwärtigem 
Stande der Sache von mehr oder weniger praktischer Bedeutung zu 
sein schienen.” — Die Capitelüberschriften lauten: „Von der Grenze 
des Sehens mit blossem Auge”, „das, einfache und zusammengesetzte 
Mikroskop”, „das Disseotionsmikroskop”", „das Sonnenmikroskop, 
das Gasmikroskop und das photoeleetrische Mikroskop”, „das kata- 
dioptrische Mikroskop”, „die mikroskopische‘ Beobachtung”, „die 
mikrometrische Messung”, „das Zeichnen mikroskopischer ‚Objecte”, 
„Aufbewahrung mikroskopischer Objecte.” 

Diese Schrift darf unseres Erachtens in der Handbibliothek eines 
angehenden Physiologen ‚gar nicht fehlen; aber auch der, Geübtere 
wird dasselbe nicht ohne Nutzen lesen und deren Besitz wünschens- 
werth finden. 

Bergrath Haidinger Die dichroskopische Lowpe und ihre 
Einrichtung in: Berichte über ‘die Mittheilungen von Freun- 
dem der Naturwissenschaften. Bd. I. Mai—Octobr. 1846. Wien 


1847. p. 26. 

Diese Loupe ist zur Untersuchung kleiner Krystalle im polarisir- 
ten Lichte besonders anwendbar und. wegen der vollkommenen Farb- 
losigkeit der Bilder, gegen Farben höchst empfindlich, — Der Mecha- 
nikus Eckling in Wien fertigt sie an, 

F. A: Nobert Ueber die Prüfung und Vollkommenheit 
unserer jetzigen Mikroskope. In: Poggendorfi’s Annalen der 
Physik u. Chemie. Bd. 67. p. 173. 

Die bisher üblichen Objecte zur Prüfung der Güte eines Mikros- 
kops, z.B. Schmetterlingsflügelschuppen, als unvollkommen verwer- 
fend, radirte der Verf, mittelst seines Radirapparats Parallellinien 
auf einer Glasplatte, in 10 verschiedenen Gruppen, deren Zwischen- 
räume in der ersten Gruppe 55”, in der zehnten Gruppe aber 

0% 


243 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


7050 von einander abstehen. Bei einer 70maligen Vergrösserung 
sieht man die erste Klasse der 1000stel Linien, während die übrigen 
Gruppen sich ungetrennt zeigen. Mit der steigenden Vergrösserung 
werden die folg. Gruppen in ihre Linien zerlegt und noch gelang es 
dem Verf. nicht, die letzte Klasse der 4000stel Linien mit irgend 
einem Instrument und irgend einer Vergrösserung zu zerlegen. Diese 
Grenze zu erreichen würde demnach das vorläufige Ziel unserer Mi- 
kroskopenverfertiger sein. 

Christian Doppler Deber eine wesentliche Verbesserung 
der katoptrischen Mikroskope. In: Abhandlungen der, Königl. 
Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. _ Fünfter ‚Folge, 
Vierter. Band von-den Jahren 1845 — 1846. 4to. (Prag 1847) 


p. 94—128. e. VI. tab. aen. 

Das elliptisch-katoptrische Mikroskop, welches Amiei erbaute, 
obwohl anerkanntermassen besser als alle sphärisch-katoptrischen 
Instrumente anderer Mechaniker leidet nichtsdestoweniger in Folge 
der doppelten Reflexion und der Entziehung der centralen Strahlen- 
bündel an Lichtschwäche und Verdüsterung der Mitte des Gesichts- 
feldes; ein Uebelstand, der sich bei Schiek’s, Plössl’s, Oberhäuser’s, 
Chevallier’s dioptrischen Instrumente nicht findet, weshalb die Instru- 
mente der Letzteren den Amici’schen katoptrischen Instrumentan den 
Vorrang abgelaufen haben. Der Verf. vorliegender Abhandlung greift 
nun Amici’s Idee von Neuem wieder auf und versucht eine von Amici 
nicht benutzte Spiegelparthie des elliptischen Spiegels zur Anwen- 
dung zu bringen; bisher benutzte man nur die Längen- und Breiten- 
Abweichung bei Spiegeln in Beziehung auf den Hauptachsenstrahl, 
nicht aber, was ungleich allgemeiner gewesen wäre, in Bezug auf 
denjenigen Strahl, welcher von irgend einem beliebigen Punkte des 
spiegelnden Ellipsoids, Paraboloids und Hyperboloids zurückgeworfen 
wird, den man sich als Mittelpunkt eines begrenzten Spiegelstücks 
vorstellt. Auf dieser Grundlage nun stellte der Verf. seine Unter- 
suchungen an und kam auf theoretischem Wege zu einem günstigen 
Resultate. Das neue Instrument bedarf nämlich nicht zweier, sondern 
nur eines Spiegels, und dieser steht nicht senkrecht, sondern schief 
auf dem Achsenstrahle und stellt nicht die Scheitelregion der grossen 
Achse, sondern irgend ein Theil des Rotationsellipsoids vor. Ob 
aber dieses theoretisch gefundene Instrument Seitens der Praxis aus- 
führbar sei, musste dahin gestellt bleiben, weil nach der Meinung 
aller praktischen Optiker Flächen nur wieder durch Flächen ge- 
schliffen werden können, die sich auf jedem Punkte berühren, ein 
Fall, der nur bei ebenen oder sphärischen Flächen Statt hat. Der 
Verf. berubigte sich indess bei diesen Raisonnement nicht, sondern 
legte selbst Hand ans Werk und ermittelte alsbald ein Schleifverfah- 
ren, das ihn in den Stand setzte, Spiegel mit Kegelschnittskrümmun- 
gen zu schleifen, und somit den Hauptzweifel gegen die Möglichkeit 
guter katoptrischer Instrumente zu heben. Der Verf. überlässt und 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 213 


empfiehlt die Nutzanwendung seiner Theorie und seines Schleifver- 
fabrens Andern. Ref. aber sah sich dringend aufgefordert, auf diese 
Quelle einer möglichen Verbesserung unseres wichtigsten Hülfsmittels 
bei Zeiten aufmerksam machen zu müssen, damit der Wissenschaft, 
wenn möglich, bald ein erspriesslicher Vortheil daraus erwachse. 
Hammerschmidt Deber die büldliche Darstellung mi- 
kroskopischer Gegenstände. In: W. Haidinger Berichte über 
die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in 


Wien. Mai—Octbr. 1846. Wien 1847. 8to. p. 35. 

Der Vortrag des Hrn. Hammerschmidt in der Wiener Gesell- 
schaft naturforschender Freunde drehte sich um einen vorgelegten 
Apparat, der die bildliche Darstellung mikroskopischer Gegenstände 
erleichtern soll. Leider ist der Apparat in diesem Berichte nicht 
beschrieben, wohl aber in der von Hrn. Hammerschmidt redigirten 
„Allgem. Oesterr. Zeitschrift für den Landwirth, No.23, vom 9. Juni 
1846”, die Ref. nicht zugänglich war. Der Apparat soll sehr einfach, 
für jedes Mikroskop anwendbar und leicht zu handhaben sein, so 
dass er zur Demonstration bei Vorträgen über mikroskopische Ge- 
genstände, dann zum Nachzeichnen und sogar zum Daguerreotypiren 
verwendet werden kann. 

Hammerschmidt Ueber die Anwendung des Farben- 


drucks bei uaturwissenschaftlichen Abbildungen. Ibidem p. 77. 
Conrektor und Kunstmitglied der Kais. Kön. Acad. d. bildenden 
Künste in Wien, Hr. Ant. Hartinger, hatte einen Blumenstrauss, be- 
stehend aus 7 verschiedenen Pflanzen mittelst lithographischen Far- 
bendrucks (wozu 10 verschiedene Steine erforderlich) anfertigen lassen 
und legte durch Hrn. Hammerschmidt dies 18” hohe, 15” breite sehr 
gelungene Bild der Gesellschaft vor. Jeder Botaniker begreift, wel- 
cher Fortschritt durch einen solchen Farbendruck unserer Wissen- 
schaft möglich wird, indem hierdurch das theure Coloriren wegfällt 
und anstatt der Unsicherheit der Farbentöne eine dem Original ganz 
gleiche Abbildung dem Publikum in die Hände gegeben wird. 


l. ZUR PFLANZEN-PHYSIK. 


A. Zur Kenntniss physikalischer Eigenschaften 
der Pflanzen, 


E. Chevandier et @G. Wertheim, Memoire sur les pro- 
pridtes mecaniques du bois. In: Comptes rendus des seances 
de l’acad. des sciences. Tom. 23. p. 663—674. 

Den Verf. dieses Memoire war es nach dem Commissionsberichte 
der Herren Poncelet, Regnault und Ad. Brongniart, um die Unter- 
suchung der mechanischen Eigenschaften einheimischer Holzarten zu 
thun und zwar nicht blos vom theoretischen, sondern auch vom 


244 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


praktischen Standpunkte aus. Der erste Theil’ der eingereichten Ar- 
beit enthielt eine historische Zusammenstellung der "bisherigen 'Ar- 
beiten von Musschenbroek bis zu Paccinotti et Peri herab.‘ Im an- 
dern Theile werdeh (die mechanischen Eigenschaften derjenigen Höl- 
zer der Untersuchung unterworfen, die; auf dem östlichen Abhange 
der Vogesen, im Vogesensandstein, bunten Sandstein und: Muschel- 
kalk gewachsen und von den, beiden Forschern. selbst; ausgesucht 
waren, und zwar 94 Individuen von Eichen, Buchen, Tannen, Fichten, 
Hainbuchen, Birken, Acacien, Ulmen, Eschen, Sycomoren, 'Ahornen, 
Zitterpappeln, Erlen und Pappeln. 
Die angestellten Versuche drehten sich 


1. um die Untersuchung der Abweichungen, die unter den verschie- 
denen Theilen eines und desselben Baumes vorkommen können 
und aus verschiedenen Feuchtigkeitsverhältnissen resultiren, 

2. um, die Prüfung der mechanischen Eigenschaften der Bäume 
unter Berücksichtigung der modificirenden Umstände. 

‚3. um die Untersuchung derselben Eigenschaften hinsichtlich der 
Eiche und Tannenhölzer, nach den Formen und, Dimensionen, 
wie sie,in dem praktischen Leben zur Anwendung kommen, 


Behufs der ersten Reihe ihrer Untersuchungen wurden die Höl- 
zer in 7—10 Millim. dieke und .2 Meter, lange, Latten geschnitten, 
und in frischem sowohl, als in 3 verschiedenen Trockungszuständen 
(bis 40 und 50° C.) untersucht. — Sie berücksichtigten die Dichtigkeit 
der Latten; die Fortpflanzung des Schalls nach Chladni’s Methode; 
die Elasticität, die Tragkraft, die Cohäsion. Die p. 667 u. 668 be- 
findlichen 5 Tabellen geben die gefundenen Werthe in mittlern Durch- 
schnittszahlen ausgedrückt. Die Acacie vereinigt die grösste Cohä- 
sion und Elasticität mit der grössten Dichtiskeit und Dauer, wes- 
halb sie sich ganz vorzüglich zu Eisenbahnschwellen eignet. Der 
Acacie folgt die Tanne (Sapin distique), deren peripherische Stamm- 
theile, wegen ihres besondern elastischen Widerstandes bei verhält- 
nissmässig geringen Gewichte empfehlenswerth sind. Die Eiche ver- 
einigt alle mechanischen Eigenschaften in einem hohen Grade, ohne 
jedoch die höchsten Zahlen zu geben; der Splint steht hier dem 
Kernholze nach. _Ulme, Buche und Birke haben grössere Elastieität 
als die Eiche, aber geringere Cohäsion. Kiefer und Pappel stehen 
am tiefsten. ‘Aus den gefundenen Resultaten, die für-den Techniker 
mehr, als den Physiologen Interesse haben, heben wir nur folgende 
hervor. Für jeden einzelnen Jahrring nehmen die mechanischen 
Eigenschaften nach der Höhe des Stamms ab, ebenso in der Richtung 
senkrecht auf die Axe. — Die Fällungszeit scheint keinen Einfluss 
‘auf ihre mechanischen Eigenschaften zu haben. Der Elasticitäts- 
Coeffieient ımd die Cohäsion nehmen mit dem Alter der Bäume ab. 
Hölzer, welche gegen Nord, Nordost, Nordwest und in trocknen 
Lagen wuchsen, haben einen höhern und stärkern Elasticitäts-Coeffi- 
eienten, wenn diese beiden Bedingungen vereinigt sind; dagegen wenn 


physiologischen Botanik während des Jahres. 1846: 215 


sie-in feuchten Lagen wuchsen, hatten. sie. viel‚schwächere Coeffcien- 
ten; dieser Einfluss ‚macht, sich besonders bei der Buche ‚geltend; 
ebenso hatten ı die. im Vogesensandstein ‚gewachsenen ‚Buchen eine 
höhere Elastieität, als’ die im bunten Sandstein, und Muschelkalk..ge- 
wachsenen. 

Reissek Bemerkungen über das vegetabilische Elfenbein. 
In: Haidinger’s Berichten über die Mittheilungen von Freunden 
der Naturwissenschaften in Wien. Mai—Oct. 1846. Wien 1847. 
p-»112. al Tal 
Das Eiweiss verschiedener«Palmenarten, zumal das der Gattung 
Phytelephas besitzt eine solche Beinhärte, dass es zu kleinen Drechs- 
lerarbeiten und namentlich zu Spazierstockknöpfen benutzt wird. 
Auch das Eiweiss der Dompalme (Hyphaene thebaica) besitzt diese 
Eigenschaften. 

Lankaster Bemerkungen über das vegetabilische Elfen- 
bein, Phytelephas macrocarpa,; aus, den Verhandlungen des brit. 
Vereins zur ‚Beförderung der Wissenschaften... S; Flora, 1846. 
p- 43. 

Nach Lankaster liefert die Taguapflanze (Phytelephas macro- 
carpa) dies harte Eiweiss. Die Frucht 'hat die Grösse eines'Men- 
sehenkopfs und wird eine Zeichnung derselben im brit. Museum auf- 
bewahrt, Die Taguapflanze gehört zu der‘ Ordnung der Typhinae. 
Nach Rob. Schomburgk besitzt auch ‘eine Art Astrocaryum im brit. 
Guiana ein Eiweiss von derselben Härte, wie das von Phytelephas. 
Uebrigens rührt die Härte her von dem sehr dickwandigen Zellge- 
webe, das tur in der Jugend porös, im Alter dagegen geschlos- 
sen ist. 

Peter Riess Die Ursache der Luftelectricität ist noch 
unerwiesen. In: Poggendorf’s Annalen, Bd. 69. p. 288. 

Versuche, um zu ermitteln, ob Dampfbildung an sich schon, 
EBleetricität, zu, erregen im Stande sei, oder ob die Electrieität der 
Dämpfe nur eine Folge der Reibung von Flüssigkeitstheilchen gegen 
feste Körper sei, führten, Hrn. P. Riess auch zur Beantwortung Jder 
Frage, ob die Vegetation Electricität errege, wie es von Pouillet an- 
gegeben wurde, Eine vollkommen isolirte Messingschaale oder ge- 
wöhnlich ‚eine Porcellanwaune (letztere mit 109 par. Zoll Oberfläche) 
wurde mit Gartenerde ‚angefullt, letztere gehörig feucht erhalten und 
durch einen Messingdraht mit der messingenen Colleetorplatte eines 
Condensators von 6” Durchmesser in Verbindung gesetzt. Die ab- 
gehobene Collector- oder Condensatorplatte wurde von einem Säu- 
lenelektroskop geprüft, Vom März. bis August 1844 wurde nun in 
dieser Vorrichtung I1mal Gartenkresse (Lepidium sativum) zum Kei- 
men gebracht, und der Condensator täglich untersucht, bis die Kresse 
2' hoch war. Spuren von Electricität fanden sich häufig, aber nicht 


216 Münter: Bericht über’ die Leistungen im Gebiete der 


constant. "Controllversuche mit’ unbesäeter Erde machten es sehr 
währscheinlich, dass jene elektrischen Spuren'nicht von der Vegeta- 
tion herrührten. Eine durch Experimente gesicherte Begründung der 
Meinung, dass die Vegetation Ursache der Luftelectrieität sei, ist 
demnach nicht vorhanden. Der Verf., in dessen genaue‘ Versuche 
kein Zweifel zu setzen ist, empfiehlt ungeachtet seiner bestimmten 
negativen Resultate die Fortsetzung dieser und Anstellung neuer un- 
zweideutiger Versuche. 


B. Einwirkung physikalischer Agentien auf den 
Pflanzenorganismmus., 


Fee Action de la lumiere sur les plantes sommeillantes. 
Comptes rendus. des seances, de, l’acad. des sciences. ‚2ime 
semestre. Seance du Jundi 21. Septbr. 1846. p. 604. 

Unter den Pflanzen, deren Blätter das Phänomen des Schlafes 
wahrnehmen lassen, wählte der Verf. folgende zu seinen Versuchen 
aus. Porliera hygrometrica, Phyllanthus cantoniensis (schliessen sich 
beide 6 Uhr Abends’! und öffnen sich 6 Uhr Morgens). 'Indigofera ver- 
rucosa, Mimosa pudica. Im Schlafzustande in einen dunkeln tiefen 
Keller: am: 19. Juli \gebracht, waren alle Pflanzen des, Morgens am 
20. Juli in den Tageszustand übergegangen. Den 21. Abends 6 Uhr 
schien es, als ob sie sich schliessen würden, aber um; 10 Uhr.‚war 
es noch nicht geschehen. Am 22. Juli immer ‚noch offen;, als, sie 
aber Abends 10 Uhr ins Freie gebracht wurden, schlossen. sie sich. 
Am 23. Juli Morgens 11 Uhr wurden die Pflanzen bei 33° C. und 
stürmischem Wetter in den ‚dunklen Keller, der aber nur 13° C. hatte, 
zurückgebracht und; sogleich schlossen: sich die Blätter. Vor Son- 
nenaufgang am 24. waren sie indess geöffnet und blieben so Tag und 
Nacht bis zum 25. Juli Morgens. Hieraus geht hervor, dass Dun- 
kelheit an sich die Blätter nicht einschläfert, dass viel- 
mehr der wechselnde Feuchtigkeitszustand der Umge- 
bung und der Wechsel der Temperatur als Ursachen des 
Schlafes zu betrachten sind. Denn dieselben Pflanzen, 'nach- 
dem sie sich mehrere Tage im Freien erholt hatten, in ein Zimmer 
gebracht, das constant 28° C. hätte und zu welchem der Zutritt der 
Luft von aussen abgehalten war, liessen die in der ersten Nacht zwar 
geschlossenen, am Morgen jedoch geöffneten Blätter nicht wieder 
zum Schliessen kommen, und umgekehrt schliessen sich die Blätter 
sofort, wenn sie aus einer höhern Temperatur in eine miedere kom- 
men. — Das Schliessen der Blätter erfolgt aber auch dann, wenn 
Pflanzen, die an einem dunkeln Orte stehen und deren Blätter ent- 
faltet sind, begossen werden), desgleichen, wenn Pflanzen mit entfal- 
teten Blättern Nachts aus dem Keller ins Freie gebracht werden. — 
Mimosä pudica hatte die freiwillige Bewegung (nicht aber, wie es 
scheint die Sensibilität) verloren und erhielt sie erst nach 40stündi- 
- gem Aufenthälte im Tageslichte wieder. 


physiologischen Botanik während des: Jahres 1846. 217 


Dies erinnert den’ Ref. an Beobachtungen, die er bezüglieh der 
Periodieität der Gerüche mehrmals an Pelargonium triste machte, wel- 
ches nämlich mehrere Tage im trocknen dunkeln Raume stehend, die Fä- 
higkeit eingebüsst hatte, Abends seine Gerüche auszuhauchen. Diese 
Fähigkeit erlangte es wieder, wenn es einen Tag über im Lichte 
und wo möglich im Sonnenscheine gestanden hatte. 


Durand Recherche et fuite de la lumiere par les racines. 
(Dutrochet rapporteur). — Comptes rendus des seances de 
l’acad. des sciences. Paris 1846. Tom. 22. p. 320. 

In der Sitzung vom 15. Dec. 1845 hatte Durand der Academie 
ein Mömoire eingereicht, in welchem er auf experimentellen Wege 
nachzuweisen versuchte, dass'’zwar die Wurzeln vieler Pflanzen das 
Lieht zu meiden suchen, dagegen aber die Wurzein von Allium Cepa 
das Licht zu suchen scheinen, indem sie gegen dasselbe hinwachsen. 
Ein ähnliches Phänomen hatte Dutrochet schon bei Mirabilis Jalappa 
im Jahre 1824 beobachtet und in der grünen Wurzelspitze die Ur- 
sache zu finden geglaubt. Bei Allium’Cepa fehlt nun die grüne Wur- 
zelspitze und deshalb ist wenigstens Durand der Ansicht, dass 'die 
Wurzeln in ähnlicher Art verschieden seien, als die Stengel. In der 
Sitzung vom 73. Februar erstattet Dutrochet seinen Bericht über 
Durand’s Arbeit, dem wir Folgendes entnehmen. In der That flie- 
hen die Wurzeln einzelner Pflanzen das Licht, wie dies schon vor 
12 Jahren Dutrochet selbst an Pothos digitata bewies. : Payer gab 
eine ähnliche Beobachtung (Comptes rendus tom. XVII. p. 35) an 
Rhagadiolus Jampanoides, Cichorium spinosum, Hyeracium foliosum 
an. Durand fand diese Eigenthümlichkeit nun bei Raphanus sativus, 
Cheiranthus incanus, Myagrum sativum, Isatis tinctoria, Diplotaxis 
tenuifolius, Eresymum ceontortum, Synapis levigata, Alyssum vesica- 
toria, Brassica Napus, — campestris, — Orientalis — oleracea ca- 
pitata — viridis crassa — capitata rubra — oleracea botrytis. 

Die Wurzeln von Lepidium sativum, welche nach Payer unem- 
pfindlich gegen die Wirkung des Lichts sein sollen, fliehen nach Du- 
rand das Licht. Dutrochet konnte jedoch Durand’s Angabe nicht 
bestätigen. — Dieser eigenen Beobachtung fügt Dutrochet noch eine 
andere hinzu. Keimen Pisum sativum et Ervum lens auf einer durch- 
löcherten Korkplatte, die sich auf einem mit Wasser gefüllten Glase 
befinden, welches durch einen schwarzen Stoff umhüllt und nur von 
einer Seite dem Lichte zugänglich ist, so winden sich die Würzei- 
chen in der Spirale bald rechts, bald links.‘ — Diffuses Licht auf 
ein nicht umhülltes Wasserglas mit keimenden Erbsen, bewirkt da- 
gegen nur ein unregelmässiges Drehen und Winden der Würzelchen. 

Das Raisonnement des Berichterstatters und des Autors über 
die Ursachen der angegebenen Erscheinung übergehen wir, indem es 
für den Zwsck des Jahresberiehts hinreichen dürfte, auf die gefun- 
dene Thatsache aufmerksam gemacht zu haben. — Eine deutsche 


218 Münter:'Bericht über’ die Leistungen im Gebiete der 


Uebersetzung des Dutrochet’schen Referat befindet sich in Froriep’s 
Neuen 'Notizen Bd. 38.'p. 112—1%0). 


Durand Sur la direction des tiges. In: Comptes rend. 
de V’acad. ‚les sciences... Ton. 22. p. 552. 

Der Decandolle’sche 'Versuch, (s. dessen Physiologie tom. ‚U. 
p- 825 in Röper’s Uebersetzung tom. Il. p. 566) eine Hyacinthe in einem 
mit Wasser gefüllten Glase nach abwärts wachsen zu lassen, wurde 
von Durand in der Absicht wiederholt, um die von Decandolle un- 
berücksichtigt gebliebene Einwirkung des Lichts auf diese ausser- 
gewöhnliche‘ Richtung des Blüthenschafts kennen zu lernen, Die 
Versuche geschahen in’ dreierlei Weise: 1. Täglich ward die, Stellung 
des Glases gegen das Licht verändert und so geschah die: Entwicke- 
lung des Schafts beinahe senkrecht, ja er blühte sogar. 2. Das Licht 
konnte nur durch ein Dritttheil der Gefässwänd eindringen, die Jübri- 
gen zwei Dritttheile,. waren mit einem undurchsichtigen schwarzen 
Stoffe bedeckt. Der Stengel, anfangs gegen das Licht hin ‚sich ent- 
wickelnd, krümmte sich später nach aufwärts. 3. Der Stengel ward 
vor allem Lichte durch undurchsichtige Gefässwändungen geschützt; 
wodurch es geschah, dass ‚der anfangs abwärts. wachsende Schaft, 
sich später nach aufwärts krümmte. — Durch diese Beobachtungen _ 
zerfällt die Theorie ‚Decandolle’s, welcher die Weichheit und das 
Gewicht des Schafts für die Ursache hielt, aber auch die Knight’sche. 
Die Ursache des herabsteigenden Wachsthums, liegt vielmehr.in der 
Applieationsweise. (des Lichts. 


Sommerville, Action of the rays of the ale on 
vegetable Juices, in Philos. Transactions Vol. I. p. 111. 

Mad. Sommerville stellte eine Reihe von Versuchen an, um den 
Einfluss der Strahlen. des Sonnenspectrums auf Pflanzensäfte kennen 
zu lernen. Zu den Beobachtungen bediente sie sich einer Flintglas- 
linse von 7 Zoll Brennweite, und benutzte nur die rothen Strahlen der 
Mittags- und Abendsonne, indem sie alle übrigen ausschloss und auf 
dickem weissen feuchten Briefpapier auffing. Zum Befeuchten  des- 
selben diente eine Auflösung von schwefelsaurem Chinin in verdünn- 
ter Schwefelsäure aufgelöst; nahm die Verf. z. B. eine gelbbraune 
Solution von salpeters. Silberoxyd, die mit dem Safte der blassblauen 
Blumenblätter von Plumbago auriculata in destillirtem Wasser gewa- 
schen und zu welcher Schwefelsäure zugesetzt war, so erschien die 
Farbe lebhaft apfelgrün ‚und erhielt einen Stich ins Blaue. ‚In ähn- 
licher Weise experimentirte sie mit dem Safte der Dahlien, Balsa- 
minen, Geranien u. S. w. 


Dutrochet Le magnetisme peut-il exercer de lin- 
fluence sur la circulation du chara? In: Comptes rendus de 


Vacad. des sciences T. 22. p. 619. 
In Gemeinschaft mit Beequerel hatte der Verf. bereits im Jahre 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 219 
1837 nachgewiesen, dass der elektrische Strom zeitweise Suspension 
der Saftströmung in den Charenschläuchen hervorzurufen im Stände 
ist. Dieselbe Erscheinung tritt ein, wenn die Charen verletzt, oder 
wenn sie aus einer Temperatur von + 7° C. in’eine Temperatur von 
32° C. oder umgekehrt versetzt werden. (Cf: Mem. d. Pacad. d.'se. 
tom. XVII. p. 439. Annal. d. seienc. nat. 2e. serie. tom. IX. Meyen 
Neues System Bd. I]. p.223). Nicht so ist es’mit der Wirkung des 
Magnetismus. ‘Ein Blectro-Magnet, welcher 2000 Kilogrammes unter 
der Einwirkung von 50 Bunsen’schen Elementen zu tragen’ vermochte, 
wurde 10 Minuten lang ‚auf einen Charenzweig in 2 Cent. Entfernung 
angewandt, ohne auch nur die geringste Störung der Circulations- 
erscheinung herbeizuführen. — Dutrochet schliesst die Mittheilung 
dieses entscheidenden Experiments mit der Aeusserung „Ces obser- 
vations deyront necessairement changer les opinions de ceux qui ont 
regarde la force vitale comme un &tre imaginaire. 


„.ı Eduard Solly Ueber den Einfluss der galvanischen. Elec- 
trieität auf das Keimen; der Saamen. , Aus den Verhandl. ‚des 
brit. Vereins zur Beförderung der Wissenschaften, ins deutsche 
übersetzt, und im, Auszuge, mitgetheilt in, der ‚Thüringer , Gar- 
tenzeitung, 1845 (No. 38-42) und in,der, Flora, 1846., p: 78. 

Nach Davy sollten bekanntlich Saamen, ‚in ‚der Nähe des, positiven 
Pols einer voltaischen Säule früher.,keimen, als..die am negativen 
Pole liegenden... Die chemische Wirkung abgerechnet, ergeben diese 
Versuche nicht, dass durch Electricität das Keimen befördert werde; 
(eine Meinung, die jetzt so häufig laut wird. Ref.) ‚Hexr Solly. stellte 
deshalb eine neue Reihe von Versuchen im Garten der horticultural 
society mit Gerste, Weizen, Roggen, Turnips und Radies an. Von 
den 55 Versuchen sprachen 20 zu Gunsten. der Electrieität, 10 gegen 
dieselbe und bei 25 zeigte sich gar kein Erfolg. ‚Bei 1250 einzelnen 
Saamen war eine günstige Einwirkung der Electricität zu bemerken, 
aber bei 1253 nicht und so muss es wohl dahin gestellt bleiben, ob 
die günstige Wirkung auf Rechnung, der Electricität zu schreiben sei. 
Dr. Daubeny war zu ähnlichen Resultaten. wie Hr..Solly gelangt. Dr. 
Perey hielt dagegen Solly’s Versuche für unzureichend, da man be- 
haupte, dass Electricität das Fruchttragen. der Pflanzen befördert 
habe, worüber aber Solly’s: Versuche keinen Aufschluss gäben, John 
Ball war schliesslich der Meinung, ‚dass Eleetricität auf‚verschiedene 
Organe der Pflanzen verschieden. wirke, 


©. G. Bartels Lähmung der Nectarien durch Bleetrieität. 
In: Verlandl, des naturhist, Vereines der preussischen Rhein- 
lande herausgegeben von Julius Budge, Jahrg. Ill. ‚Bonn 1846. 


pag. 31. 
80 wie die Honigtracht durch starkes Wetterleuchten schon und 
„die üppigste Menge und Mannigfaltigkeit: von Schwämmen durch 


220 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


einen über die Flur streichenden Blitz plötzlich vernichtet wird”, so 
soll nach des Verf. Meinung die Electrieität auch Ursache einer ge- 
ringern Zucker-Absonderung der Nectarien ‚sein, ja die Secretion 
selbst sogar unterdrücken können, was er, freilich ziemlich unklar, 
daraus schliesst, dass der Körnerertrag des Buchweizens: allemal 
dann geringer ausfällt, wenn die Honigtracht durch starkes Wetter- 
leuchten vernichtet wurde. Der Verf. begründet diese Behauptung 
auf die Voraussetzung, dass die Nectarien (als verkümmerte Ge- 
schlechtswerkzeuge) wesentlich zur Befruchtung beitrügen und der 
Zuckersaft sich verhielte, wie der Saft der prostata. Sicherlich nur 
uneigentlich nennt der Verf. dieses Raisonnement in der Ueberschrift 
seiner Mittheilung eine Beobachtung, da von der } Nee: einer 
solchen nirgends die Rede ist. 


@)P. Gardner, Functions of plants (Absorption, diffusion 
of gases by leaves) in Brewster Philos. Magaz. Vol. XXVII. 
p: 425. Deutsche Uebersetzung in Froriep’s N. Notiz. Bd. 
XXXVIN. p. 321 unter dem Titel: Untersuchungen über die 
Functionen der Pflanzen, namentlich die Absorption und Aus- 


hauchung von Gasen durch die Blätter und Wurzeln. 

Der Pflanzenorganismus ist porös und enthält in seinem Innern 
eine Mischung von Gasen, d. h. eine Atmosphäre. Die Untersuchung 
dieses Gasgemenges aus Datura stramonium und Poa pratensis 
ergaben für die erstere Pflanze bei einer um 11 Uhr Morgens ange- 
stellten 6maligen Untersuchung N 87,5 O 12,5%; dagegen keine Koh- 
lensäure. 4 Analysen von Poa ergaben N 86,1. O 13,9. — Diese nor- 
male Atmosphäre ändert sich jedoch nach Calvert und Ferrand Abends 
der Art, dass stets Kohlensäure vorhanden ist; so gab der hohle 
Stengel von Phytolacca decandra Abends N 76,4. O 20,6. CO, 0,35: — 
Die Möglichkeit zum Ein- und Austritt der genannten Gasgemenge 
liegt in’ der Porosität der Epidermis. Die Epidermis der Basella 
lucida, des Kohls, der Alanthus alata, des Chenopodium album und 
einiger Sedum-Arten gestattete der Kohlensäure den Zugang zu einem, 
ätmosphärische Luft, enthaltenden Gefässe. Ebenso entwich bei einem 
angestellten Versuche Stickgas und trat an dessen Stelle Sauerstoff 
und Kohlensäure. — In gleicher Art wie die Epidermis sind nun auch 
die Pflanzenwurzeln poröse Körper, und ebenfalls erfüllt mit einem 
ihnen eigenen variablen Gasgemenge. — Wird dieses, dem Gasgemenge 
der Bodenfeuchtigkeit ausgesetzt, so kann es nicht fehlen, dass sich 
die Gasarten in so weit auszugleichen streben, als es das Capacitäts- 
vermögen des Pflanzensafts gestattet. Daturapflanzen (Wurzeln und 
Blätter) in Brunnenwasser gesetzt, gaben nach Einwirkung des hellen 
zerstreuten Lichts um 11 Morgens ein Gas, das aus N 96,6 O 3,4 
Proc. bestand. 36 Stunden ins Dunkle gesetzt, gaben sie kein Gas, 
dann wieder ins Licht gebracht, wurde ein Gasgemenge entwickelt, 
das aus N 96,2; © 3,8 Proc. bestand. Befanden sich die Blätter im 


physiologischen Botanik während des Jahros 1846. 9% 


zerstreuten Lichte, die Wurzeln im Dunkeln, so ergab sich ein Gas- 
gemenge von N 96,5; O 3,5 Proc. Das im Brunnenwasser enthaltene 
Gas bestand aus N 48; O 22; CO, 30 Proc. Demnach entwickeln die 
Wurzeln Gas in ungleicher Menge und ist dazu die Einwirknng des 
Lichts auf die Blätter wesentlich nothwendig. Die Absorption des 
in Wasser aufgelösten Gasgemenges geschah dagegen so, dass Sauer- 
stoff- und Kohlensäuregas unterm Einfluss des zerstreuten Lichts in 
der Weise absorbirt wurden, wie poröse Körper es zu thun pflegen, 
während in der Dunkelheit das im Wasser enthaltene Gas ohne Aus- 
wahl absorbirt wird. Hiernach also wechselt das innere Gasgemenge 
der Pflanzen je nach den einwirkenden äussern Potenzen, Im thäti- 
gen Zustande der Pflanze besteht das Gemenge aus N 86,75 und 
© 13,25 Proc., während der Nacht enthält es aber verhältnissmässig 
mehr Sauerstoff und mehr oder weniger Kohlensäure, und die Wur- 
zeln absorbiren, so lange chemische Veränderungen in den Pflanzen 
stattfinden, je nach dem Bedürfniss der innern Atmosphäre, Gasarten 
aus der Bodenfeuchtigkeit. Im Dunkeln kommt die Strömung ins 
Stocken. Die Morgensonnenstrahlen zersetzen die aufgenommene 
Kohlensäure, wodurch das Gleichgewicht der innern Atmosphäre ge- 
stört wird, folglich muss dies Gas von aussen aufgenommen werden. 
Vorübergehend bildet sich durch diese Zersetzung ein Ueberschuss an 
Sauerstoff, welcher‘ theilweise ausgehaucht wird, theilweise aber, 
nebst dem Kohlenstoff fixirt wird. Der Verf. schliesst die Abhand- 
lung mit dem Satze: die physische Structur der Pflanzen ist also ein 
den physikalischen Gesetzen der Zerstreuung der Gase unterworfenes 
poröses System, dessen Vitalitätskraft lediglich in der Fähigkeit, Cy- 
toblasten und nach einem bestimmten Typus sich ordnende Zellen 
zu bilden, besteht. 

J- Goldmann Beschreibung eines Eudiometers zur Be- 
stimmung der von den Pflanzen ausgeathmeten Luft in Pog- 
gendorf’s Annalen der Physik und Chemie. Bd. 37. Leipzig 
1846. p. 293. 

Die bisher bei der Untersuchung der von Pflanzen ausgeathmeten 
Luft angewandten Eudiometer genügten dem Verf.nicht, weshalb er 
ein Neues construirte, welches nicht blos eine qualitative, sondern 
auch eine quantitative Bestimmung der Kohlensäure und des Sauer- 
stoffs zulassen soll. ' 

Ch. Matteucei, @uelques experiences sur la respiration 
des plantes. Traduit el extrait du Cimento, juil. 1846. in: 
Supplement ä la biblioth. univ. de Geneve, ‚ou ‚Archives des 
sc. phys. et nat. Tom. Ill. Gen&ve et Paris 1846. p. 115. 

Während eines monatlichen Aufenthalts auf dem Lande (Mai bis 
Juli) wiederholte Matteucei die Versuche des Prof. €. H. Schultz 
über die Respiration der Pflanzen und kam durch diese Studien zu 
folgenden 4 Resultaten, nämlich. 


922  Münter: Bericht über,die Leistungen, im ‚Gebietej,der 


1., dass,.in mehreren Fällen „das Blatt-Chlorophy]l die Eigenschaft 
nicht besitzt Kohlensäure unter dem Einfluss der-Sonne zu zer- 
setzen. 

2. dass, Alles was die Structur der ‚Blätter verändert, , auch die 
Respiration derselben modifieirt. , 

3..dass ‚die Respiration auch verändert wird, sobald _man die in 
den Blättern enthaltene Luft so, viel als möglich ‚wegnimmt. 

4.. dass. der. Stickstoff oder ‚ein Theil desselben, der durch die 
Blätter ‚gleichzeitig mit dem Sauerstoff unter, Einwirkung des 
Lichts; austritt, sich ‚nicht, mit;,dem in. den Blättern 'befindlichen 
Stiekstoff der Luft verbinden kann. ö 

Der Verf. führt ‚an. diesem Orte ‚nicht. alle von ihm: angestellten 
Versuche an, sondern verweist ‚auf den ersten Theil seines Memoire; 
wir/heben aus dem Vorliegenden folgende hervor; 

Kohl, Spinat ,.ete.. bis 65°, C. erhitzt, bleiben noch grün, das Chlo- 
rophyll verändert sich noch. nicht, demungeachtet ‚geben: sie im, Son- 
nenlichte keinen ,Sauexstoff,' wenn; sie sich, in mit Kohlensäure ge- 
schwängertem Wasser befinden, 

Junge und, noch, sehr‘, grüne, Cypressensprossen geben, mit Koh- 
lensäure ‚geschwängertem Wasser dem Sonnenlichte ausgesetzt, nie 
Sauerstoff, vielmehr verbinden. sich diese beiden Gasarten unter der 
Einwirkung des, Sonnenlichts. — Acacienblätter, mehrere Monate in 
einer schwachen Zinkchlorürsolution aufbewahrt, und noch ganz grün, 
aber ohne Consistenz, geben im Wasser, der Sonne ausgesetzt, nie 
eine)Spur von Sauerstoff. Unter derselben Behandlungsweise geben 
centrale und ‚aus der Gegend des Blattstiels. ‚genommene Blatttheile 
verschiedene  Quantitäten Sauerstoff, , Die in, ‚den Blättern enthaltene 
Luft auf die nämliche Weise untersucht, verhielt sich in verschiedenen 
Tageszeiten folgendermassen: \ 

Mehrere Stunden 


Name der Pflanze. Vor Sonnenaufgang. nach Einwirkung 
der Sonne. 


m nn 
Gasgemenge Sauerstoff Gasgemenge Sauerstoff 


Dr A in 100 Proc. CC. in 100 Proc. 
Citronenblätter .. » » +... 11,80 4,30 8,50 
Hortensienblätter . .. -..+1....98 13,70 5410 5,40 
Erdbeerenblätter . » =... 40 13,80 9,20 ‚9,90 


Blätter von Cornus sanguine 5,2 7,20 9,00 3,60 
des Apricosenbaumes . 9,4 16,38 8,40 9,80 
Es ergiebt sich hieraus, dass die Blätter vor Sonnenaufgang die 
grösste Menge Sauerstoff enthalten, und während des Tages denselben 
allmählich abgeben. Nur bei Fettpflanzen und den Agaven ist es 
umgekehrt. Sie enthalten immer, viel Kohlensäure, und halten über- 
haupt die Gasarten, in, grosser Menge in,ihren Blättern zurück. Durch 
Entziehung der Luft und in’ Wasser gelegt, das lange ausgekocht und 
mit. Kohlensäure geschwängert war, geben sie in der. Sonne .33,3 Ox. 
38,7 Az. — Der obere Theil des Stengels von Arundo Donax enthielt 


” 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 223 


des Morgens 17,6 p. C., in einem andern Versuche 17,5 Sauerstoff. 
Der Sonne ausgesetzt enthielt der obere, Theil 16,0 p. C. — Der un- 
tere Theil des Stengels enthielt des Morgens 19, in, einem ‚andern 
Falle 18,1 p. C.; der Sonne ausgesetzt 18,8 und 17,6. Kürbisstengel 


enthielten des Morgens in der Sonne 
p: €: p- ©. 
19,00 22,50 
18,50 22,60 
17,60 24,40 
18,70 23,20 
19,00 24,40 


Hiernach nimmt der Sauerstoffgehalt im Sonnenschein wesentlich 
zu. Kohlensäure fehlte bei der Untersuchung im Sonnenschein gänz- 
lich, während sich des Morgens 4—7 p.C. vorfanden. Diese Erfah- 
rungen stimmen mit denen von Calvert’und Ferrand. 

Zu ‘Schultz’s Versuchen übergehend, bemerkt der Verf., dass 
Boussingault dieselben bereits nachgemacht habe, ohne sie bestätigen 
zu können, auch er selbst, obwohl er 2 Monate experimentirte, fand, 
dass die Blätter in Lösungen von mineralischen oder organischen 
Säuren, Zucker und Gummi niemals Sauerstoff gaben; um dies zu 
ermitteln, muss man aber gewissen Bedingungen genügen. Das Was- 
ser muss lange gekocht und in Apparaten .lestillirt sein, in ‚denen 
weder Wein noch andere gährungsfähige Substanzen befindlich sind. 
Vor der Untersuchung muss man’ alsdann die Blätter in eine saure 
Lösung tauchen, sie oft damit schütteln und waschen. \Upterbleibt 
dies, so enthalten sie Spuren von kohlensaurem Kalk, der auf den 
Blättern abgelagert ist. In Zuckerlösung findet man Sauerstoff, aber 
ist die Flüssigkeit in Gährung übergegangen, so entwickelt sich Koh- 
lensäure. Bei Blättern der Fettpflanzen genügt dies Alles nicht, hier 
findet man Sauerstoff auch ohne Anwendung von Zucker oder Säuren, 
weil sie stets Kohlensäure enthalten. Um die Sauerstoffentwickelung 
bei Agavenblättern ‚aufzubeben, brachte sie der Verf. 3 Tage lang in 
Wasserstoff, indem er 2—3mal die Luft hinwegnahm. Hier sah er 
nun die Entwickelung des Sauerstoffs und erklärt sie aus der Kohlen- 
säurebildung der Blätter selbst. Auch Saussure, zeigte schon, wie 
hartnäckig diese Blätter die Kohlensäure festhalten. 


Pleischl Wichtigkeit der Kohlensiure im grossen Haus- 
halte der Natur. \n: Medicinische Jahrbücher des k. k. österr. 
Staates herausgegeben von J. N, Ritter von Raimann, unter 
Redaction des Prof, Dr. A, Edl. v. Rosas. Bd. 56. Wien 1846. 
p- 265. 

Der Verf, sucht sich die Frage zu beantworten, wo findet sich 
die Kohlensäure, wie findet sie sich vor, an welchen Processen in 
dem Haushalt der Natur nimmt sie Theil und welche Eigenschaften 
besitzt sie. Es werden demgemäss zuerst die Quellen besprochen, 


394 Münter: Bericht über die Leistungen‘im Gebiete der 


aus denen Kohlensäure gasförmig entweicht, dann wird der Kohlen- 


säuregas-Gehalt der atmosphärischen Luft auf dem Festlande, wie 


‚auf dem Meere ausführlich erläutert, und endlich der Athmungspro- 


leess der Thiere „eine bedeutende Quelle des kohlensauren Gäses” ge- 
nannt, (praeter propter sollen 1000 Millionen Menschen 6967, 500000 
Ctr. Wien. Civ. Gen. Kohlensäure jährlich produciren). — Nachdem 
sich der Verf. über diese Reihe von Kohlensäurebildungsstätten ge- 
äussert hat, kommt er zu der Zersetzung der Kohlensäure durch die 
Pflanzen im Lichte. Diese Lehre förderte indess der Verf. durch 
selbstständige Forschung nicht, vielmehr excerpirt er die Arbeiten 
von Priestley, Senebier, Saussure, J. Draper, Schultz, Bischof, Nög- 
gerath und Grischow. —  Aufgefallen ist uns nur die Bemerkung, 
welche der Verf. einer Beobachtung Bischof’s und Nöggerath’s ent- 
lehnt, wonach ein«Uebermaass an Kohlensäure bei Burgbrohl das 
Gedeihen der Feldfrüchte beeinträchtigen soll, während bei Brudel- 
dreis Bäume und Gras ungeachtet des häufig entwickelten und ange- 
häuften Kohlensäuregases unbenachtheiligt vegetiften. Hr. Schleiden 
suchte bekanntlich die Ueppigkeit der Vegetation an dem Wasser- 
becken bei der Wehnder Papiermühle unweit Göttingen aus dem 
reichen Gehalt an Kohlensäure zu erklären (Wiegmann’s Archiv 1834. 
1. p.279). Sonach kann man die Frage als noch nicht hinreichend 
erledigt ansehen und muss sie fernerer Beobachtung anheim stellen. 


H. W.. Dove Deder den Zusammenhang der Wärmever- 
änderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflan- 
xen. (Bes. Abdruck aus d. Abhdl. d. 'Königl. Akademie. der 


Wissenschaften). Berlin 1846. 4. 

Nachdem unser berühmter Meteorolog bereits in einer Reihe 
von Abhandlungen in den Jahren 1838—1842 die nicht periodischen 
Aenderungen der Temperaturvertheilung auf der Erdoberfläche einer 
ausführlicheren Untersuchung unterworfen und nachgewiesen hatte, 
dass Jahre des Misswachses im Allgemeinen sich durch eine länger 
dauernde Erniedrigung unter der Mittelwärme des jedesmaligen Be- 
obachtungsortes auszeichnen, geht er in der gegenwärtigen auf die 
Untersuchung der Frage ein, ob die Temperatur der obern Boden- 
fläche mit der der Luft in ihren periodischen und nichtperiodischen 
Aenderungen gleichen Schritt halte, und in welcher Weise die Erd- 
schichten, in welche die Wurzeln mehr oder minder tief eindringen, 
von den Anomalien afficirt werden, welche die Luftwärme eines be- 
stimmten Jahres oft so bedeutend von der eines andern unterschei- 
den. Die Abhandlung zerfällt demnach in 3 Theile. In der ersten 
beschäftigen den Verf. die zu Brüssel von Quetelet und die zu Up- 
sala von Rudberg in verschiedenen Tiefen der Erdoberfläche (ange- 
stellten thermischen Beobachtungen aus den Jahren 1834—1843, aus 
denen sich ergiebt, dass sowohl die periodischen ‚als nichtperiodi- 
schen Veränderungen mit zunehmender Tiefe. schnell abnehmen und 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 225 


in einer Schicht constanter Temperatur vollständig erlöschen. Diese 
unveränderliche Schicht hat eine bestimmte Entfernung von der Ober- 

“ fläche, wenn nämlich nur die periodischen Veränderungen berück- 
siehtigt werden; sie verhält sich dagegen oscillirend, wenn man die 
nicht periodischen Veränderungen mit in Betracht zieht. In Jahren, 
welehe mehr den Charakter des Seeklima’s an sich tragen, wird sie 
der Oberfläche näher sein; in denen, wo Sommerwärme und Winter- 
kälte ungewöhnlich stark sich scheiden, wird sie tiefer unter diesel- 
ben fallen. Dasselbe gilt von den zwischen ihr und der Oberfläche 
liegenden Schichten, in welchen die jährliche periodische Verände- 
zung eine bestimmte Grösse erreicht, welche Grösse mit Annäherung 
an die Oberfläche zunimmt, auch sie haben eine constante mittlere 
Lage und schwanken auf und ab. Pflanzen in eine Tiefe von nicht 
über 2% Fuss 'eindringend, erfahren an ihren Wurzeln dieselben nicht 
periodischen Veränderungen, als an den über der Erde befindlichen 
Theilen. Als besonders bemerkenswerth heben wir die Mittheilung 
des Verf. über die Wirkung der Schneedecke auf die von derselben 
bedeckten Pflanzen hervor. Sie hindert die Strahlung des Bodens 
und hebt den in der Berührung erfolgenden Wärmeaustausch zwischen 
Luft und Boden auf. Macht man nun eine künstliche Schneedecke, 
indem man trocknes Laub um den Fuss der Kirschbäume z. B. legt 
und so den Frost längere Zeit in dem um den Stamm befindlichen 
Boden festhält, bis die Nachtfröste vorüber sind, so kann man die 
Kirschbäume zum Blühen und Fruchttragen zwingen, während dies 
stets durch die spätern Nachtfröste verhindert wird; dies in Lithauen 
übliche Verfahren könnte auch in besondern Fällen bei uns zur nütz- 
lichen Anwendung kommen. — Zur vorliegenden Frage zurückkeh- 
rend findet der Verf. den Satz: dass im Winter, wo der Vegetations- 
process unterbrochen ist, die höhere Temperatur sich in den Wur- 
zeln findet, im Sommer hingegen, während die obern Pflanzentheile 
in der wärmern Atmosphäre, die Wurzeln sich in einer relativ küh- 
leren Temperatur befinden. Sucht im Sommer die Pflanze Wärme, 
so findet sie dieselbe in der Luft, im Winter aber in der Tiefe und 
dort um so sicherer, je tiefer sie dringt. In Bezug auf Wärmever- 
hältnisse vertauschen die Zweige und Wurzeln in beiden Jahreshälf- 
ten ihre Rollen. Wäre das Wachsthum eine Function der Wärme, 
so sollte man glauben, dass die Wurzeln sich im Winter kräftiger 
entwickeln als im Sommer. 

Nachdem der Verf. im ersten Theile die Wärmeveränderungen, 
welchen die Pflanzenwurzeln in verschiedenen Tiefen ausgesetzt sind, 
durch zahlreiche tabellarisch geordnete Beobachtungsreihen beleuch- 
tet hat, geht er im zweiten Theile zur Untersuchung der Bedingun- 
gen über, denen die der freien Strahlung und Insolation unterwor- 
fene Pflanzendecke der Erde unterworfen ist, und zur Untersuchung 
der Einflüsse, welche durch andere atmosphärische Verhältnisse so- 

"wohl auf die über dem Boden befindlichen Theile der Pflanze als 
Archiv 0. Naturgesch, XIII, Jahrg. ?. Bd. pP 


226 Münter: Bericht über ‘die Leistungen im Gebiete der 


auf die Wurzeln geäussert werden. Die hier zu Grunde liegenden 
Beobachtungen sind die während der Jahre 1826— 1840 im Garten 
von Chiswick' bei London, angestellten und in den Transactions of 
Hortieultural Society niedergelegten. Vermittelst geschwärzter 'Ther- 
mometer wurde die höchste Temperatur der directen Sonnenstrahlen 
und vermittelst eines frei auf dem Boden liegenden Ausstrahlungs- 
thermometers der niedrigste Stand desselben beobachtet; gleichzeitig 
wurde die Temperatur des Schattens, die Regenmenge, das Barome- 
ter, die Elastieität des Dampfes in den Kreis der Beobachtungen ge- 
zogen und zwar nach dem Beobachtungsplane von Daniells, unter 
dessen Aufsicht die Instrumente angefertigt waren. ‚Aus den vom 
Verf. berechneten Mitteln ergiebt sich, dass der Unterschied der In- 
solation und Schattenwärme sehr erheblich zunimmt vom Winter 
zum Sommer, desgl. der Unterschied der Insolation und Strahlung. 
Der freie Boden und die ihn bedeckenden Pflanzen erfahren inner- 
halb der täglichen Periode viel erheblichere Unterschiede als der 
beschattete Boden, indem die Beschattung das tägliche Wärme-Maxi- 
mum herabdrückt und das tägliche Wärme-Minimum durch gehemmte 
Ausstrahlung erhöht wird. Die mittlere Temperatur des freien Bo- 
dens ist im Winter etwas niedriger als im Sommer, hingegen ent- 
schieden höher als die Schattenwärme. Unter der Voraussetzung, 
dass das Mittel der täglichen Extreme die mittlere Tageswärme be- 
stimmt, erhebt sich vom Mai—Septbr., d. h. in der eigentlichen Ve- 
getationsperiode die Temperatur des freien Bodens um volle 6 Fah- 
renheitsche Grade über die des beschatteten, und doch liegen hier 
nur Beobachtungen aus dem Seeklima von London zu Grunde; bei 
einer continentalen Station würden die Unterschiede sicher grösser 
ausfallen. — Da nun, frei der Sonne ausgesetzte Pflanzen im Sommer 
eine grössere Wärmemenge empfangen, als die ist, die ihnen nach 
den bisherigen Temperaturbestimmungen zugeschrieben wurde, und 
die Strahlung des Nachts jenen Ueberschuss nicht compensirt, die 
Wurzeln aber im Sommer eine desto niedrigere Temperatur finden, 
je tiefer sie dringen, so ist folglich der Temperaturunterschied der 
oberirdischen und unterirdischen Theile noch grösser, und somit der 
Fall nicht undenkbar, dass die Bäume im Winter an ihren Wurzel- 
spitzen wachsen, während die oberirdischen Theile sich gar nicht 
ausdehnen. Bekanntlich will Duhamel das Wachsen der Baumwur- 
zeln im Winter beobachtet haben; während Ref. bereits im Jahre - 
1841 den absoluten Stillstand des Wachsthums unserer Baumknospen 
nachwies. — Je tiefer nun ein Baum mit seinen Wurzeln hinabsteigt, 
je sicherer widersteht er der Einwirkung strenger Winter und daher 
sterben junge, mit kürzern Wurzeln versehene Bäume viel leichter 
ab, als ältere tief gehende, indem letztere in einem dem Seeklima 
näheren Verhältnisse stehen. Pflanzen, die an Bergen aufsteigen, er- 
halten grössere Wurzeln und kleinere Stengel; die oberirdischen 
Theile sind daher weniger den grossen Temperaturunterschieden aus- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 297 


gesetzt, welche in der dünneren Luft durch die Insolation und ener- 
gische Ausstrahlung entstehen. “Vielleicht hängt es von diesem Ver- 
hältniss ab, dass die perennirenden Pflanzen häufiger auf den Alpen 
sind. — Aus den Chiswicker Beobachtungen lassen sich nun auch 
einige Folgerungen ableiten über den Einfluss, den die Feuchtigkeits- 
verhältnisse der Atmosphäre auf die Temperatur des Bodens äussern. 
Der Wasserdampf, der sich an dem durch Ausstrahlung erkälteten 
Boden in Form des Thaues, niederschlägt, entbindet dabei so viel 
Wärme, als bei der nachherigen Verdampfung des Thaues wieder 
gebunden wird. Dies hat nun zwar keinen Einfluss auf die mittlere 
Wärme des ganzen Tags, wahrscheinlich aber auf die Vertheilung 
der Wärmesumme in der täglichen Periode. Die obere Laubdecke 
des Waldes verhält sich wie das Gras der Wiese. _Die Luft, um die 
durch Ausstrahlung erkalteten Zweige sinkt, weil sie specifisch 
schwerer, zu Boden; ebenso der Thau. Die durch den Niederschlag 
des Thaues frei werdende Wärme kommt nur dem obern Laubdach 
zu Gute, während der Boden die zur Verdampfung nöthige Wärme 
hergiebt. Daher ist der Wald feucht und kühl, und mit dem Nie- 
derhauen der Wälder hören die Regen in den Tropen auf, weil der 
Abkühlungspunkt, der Niederschläge veranlasst, alsdann fehlt, Be- 
greiflich befinden sich somit die Pflanzen in einem Walde in niedri- 
gerer Temperatur, als die Schattenwärme und es kommen daher nur 
bestimmte Gewächse unter dem Laubdach der Wälder vor. — Die Tem- 
peraturverhältnisse feuchter und trockner Erdschichten sind ebenfalls 
von wesentlichem Einflusse auf die Vegetation. Durch hydrostati- 
schen Druck an die Oberfläche des Bodens gelangende Wasser haben 
die Temperatur der Schichten, aus denen sie entspringen. Während 
bei uns Quellen frisches Grün um sich gedeihlich fördern, sind sie 
auf Island der Fluch der Vegetation. Für Flusswasser ist die Tem- 
peraturcurve gewöhnlich flacher, als die der Luft, Die Beobachtun- 
gen über Quellen- und Brunnenwärme, so wie die Leitungsfähigkeit 
der Bodenarten übergehen wir und verweisen den Leser auf die Ab- 
handlung selbst pag. 96—102. 

Der Verf. schliesst diese zweite Abtheilung mit folgenden Wor- 
ten: das Endresultat der Wirkung der Wärme auf das Leben der 
Pflanze ist ein dreifaches: Die Verbreitung der Pflanzenformen auf 
der Erdoberfläche im Zusammenhang mit der Vertheilung der Wärme, 
der periodische Verlauf des Pflanzenlebens, welcher mit den Wärme- 
verhältnissen der jährlichen Periode übereinstimmt, endlich das frü- 
here Erwachen desselben, wenn die Wärme sich zeitiger entwickelt 
oder sein Zurückbleiben bei verminderter Lufttemperatur. 

Dies Endresultat beleuchtet der Verf, nun genauer in der dritten 
Abtheilung seiner Schrift p. 103, welche betitelt ist: Ueber die Ve- 
getationsverhältnisse verschiedener Jahre verglichen mit den gleich- 
zeitigen Temperaturen derselben. — Die grosse Zahl der Beobach- 
tungen und die nur in innigem Zusammenhange verständliche Discus- 

p*# 


998  Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sion gestattet uns keinen fernern Auszug, daher wir dem geneigten 
Leser die Schrift selbst auf das Dringlichste empfehlen. Sie ist dem 
Pflanzengeographen, dem Physiologen, Gärtner und Landwirth gera- 
dezu unentbehrlich. 


Dove Ueber den Zusammenhang der Temperaturver hält- 
nisse der Atmosphäre und der obern Erdschichten mit der Ent- 
wickelung der Pflanzen. In: Bericht über die zur Bekannt- 
machung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akad, 
d. Wiss. zu Berlin 1846. Sitzung vom 8. Januar. p. 16— 27. 

Das in der vorherbesprochenen Abhandlung ausführlicher behan- 
delte Thema ist theilweise in der hier genannten, dem Zwecke der 
Monatsberichte gemäss, in der Kürze verhandelt. Wir hätten somit 
nicht nöthig, noch einmal darauf einzugehen, wenn nicht der Schluss 
beider Arbeiten uns einen Anhaltungspunkt zur Mittheilung einiger 
anderer unten angeführter Arbeiten gäbe. 

Es ist vielfach von pflanzengeographischen Forschern behauptet 
worden, dass ein bestimmtes Entwickelungsstadium für eine Pflanze 
dann eintritt, wenn diese eine bestimmte Wärmesumme empfangen 
hat, und man hat denn auch von dieser Ansicht aus, die Zeiten der 
Belaubung, der Blüthe und der Fruchtreife abzuleiten und bestimmen 
zu müssen geglaubt. Dove, indem er Eisenlohr’s Untersuchungen 
über das Klima von Karlsruhe zu Grunde legt, welche ausser den 
Temperaturangaben auch die Lebensstadien gewisser Pflanzen an- 
geben, findet vielmehr, eben aus diesen über 50 Jahr sich erstrecken- 
den Beobachtungen, dass nicht sowohl eine bestimmte Wärme- 
summe dies oder jenes Lebensstadium der Pflanze herbeiführt, son- 
dern dass vielmehr ein bestimmter Wärmegrad zum Eintritt 
irgend eines Entwickelungsstadiums der Pflanze nöthig ist. 
— Zu demselben Resultate führen die Beobachtungen in New-York 
und Würtemberg. Nichtsdestoweniger will der umsichtige Verf. mit 
seinen Untersuchungen das Problem noch durchaus nicht für gelöst 
halten, sondern empfiehlt vielmehr die Fortführung der Beobachtun- 
gen und zwar nach der Methode, die er am Schlusse namentlich der 
vorhin genannten Arbeit ausführlicher aufgestellt hat und die wir 
hiermit allen Lesern auf das dringendste empfohlen haben wollen. 

Beide hier genannten Arbeiten unseres ausgezeichneten Meteo- 
rologen dürften für uns gleichzeitig als der Ausgangspunkt dreier 
Arbeiten anzusehen sein, welche freilich in mannigfach anderer Rück- 
sieht ursprünglich angestellt, doch in Zukunft der Pflanzenphysiologie 
nicht mehr entgehen können. Es sind dies die von Quetelet ange- 
regten Beobachtungen über die periodischen Vorgänge in der ge- 
sammten Natur. Da nun die Pflanzenwelt einen so wichtigen Antheil 
an den periodischen Vorgängen der organischen Welt nimmt, so 
war es begreiflich, dass sich zahlreiche Beobachter der Pflanzenwelt 
zuwandten. Das Material häuft sich von Jahr zu Jahr und so dürfte 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 229 


es an der Zeit sein, dass nun auch die Pflanzenphysiologie diesen 
Untersuchungen ihre Aufmerksamkeit schenkte, wo möglich daran 
Theil nähme und ihrerseits dazu beitrüge, dass die Resultate zur we- 
sentlichen Bereicherung ihrer selbst und somit der von ihr abhän- 
gigen praktischen Wissenschaften, Agricultur, Forstbau u, s. w. führen 
möchten. 

Die hier einschlagenden Arbeiten finden sich einestheils im Bul- 
letin de l’academie royale de Bruxelles, und zwar für’s Jahr 1846 im 
13. Bande Vol. ]. p. 63: p. 162, p. 165. p. 234. p. 304. — Vol. II. p. 263. 
p- 400. Alsdann in Kreil’s Magnetischen Beobachtungen Vol.I.p. 175. 
11. p. 131. 11. p. 101—130. IV. p. 99—134. V. p.67. V1.p. 112 und endlich 
gab im 4. Bande der Abhandlungen der Königl. böhmischen Gesell- 
schaft der Wissenschaften (Prag 1847) p. 1. Fritsch eine längere Ab- 
handlung, betitelt: Periodische Erscheinungen im Pflanzenreiche. 


Nachtrag. 


R. Hunt Notices on the influence of light on the growth 
of plants. Rep. of brit. Assoc. XVI. p.33. P’Institut No. 670. 
p- 371. Silliman’s American Journal 1847. Bd. III. p. 112, Jah- 


resbericht über d. Fortschritte d. Physik. Jahrg. II. 1848. p. 232. 

Wiewohl Hunt’s Versuche über den Einfluss des Lichts auf das 
Wachsthum der Pflanzen theilweise in Folge eines Hagelwetters ver- 
unglückten, so glaubt der Verf. dennoch zu folgenden Resultaten ge- 
langt zu sein. 

Werden die chemischen oder aktinischen Strahlen des Lichts 
von den Saamen zurückgehalten, während die leuchtenden Strahlen 
darauf wirken, so findet durchaus keine Keimung statt. Nach Ent- 
wieklung der ersten Blätter müssen die leuchtenden, d.h. die grünen 
und blauen Strahlen einwirken, um Chlorophyll und Holzfasern zu 
bilden. Zur Reifung der Früchte sind dagegen die Wärmestrahlen 
erforderlich; leider unterlässt es der Verf, den Leser in den Stand 
zu setzen, seine Versuche nachzumachen. 

Pelletier fils, Note sur les phenomönes que pewvent pre- 
senter les arbres soumis & linfluence d’un nuage charge d'une 
puissante tension electrique. In: Quesneville Revue scientifique 
et industrielle Tom. 23. p. 219; auch: Jahresberichte über die 
Vortschritte der Physik. Bd. I. 1848. p. 438. 

Anstatt sich auf die Untersuchung einzulassen, warum vom Blitz 
getroffene Bäume innerhalb desselben oder doch sicher der nächst- 
folgenden 2 Jahre stets unrettbar verloren sind; eine Erscheinung, 
die bisher noch immer ungelöst dasteht, und für den Pflanzenphysio- 
logen nicht winder, wie für den Forstmann und Physiker interessant 
ist, statt dessen sucht sich der Verf. durch theoretische Betrachtun- 
gen die Erscheinungen zu zergliedern, welche sich möglicherweise 
an Bäumen darbieten können, wenn sie unter der Einwirkung einer 


230 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


mit Electrieität geladenen Wolke sich befinden, wobei er zu Annah- 
men kommt, die der Wissenschaft weder zu Nutz noch zu Frommen 
gereichen und mit denen wir die Leser hier nicht unterhalten mögen. 

Schliesslich mögen hier noch einige Citate für diejenigen Platz 
finden, welche sich über die Nichtigkeit der Electrieität als Dung- 
mittel aus Originalen belehren wollen. Weder Hr. Fyfe konnte nach 
Forster’s und Ross’ Methode die Kohlköpfe zu üppigerem Gedeihen 
bringen, noch Hr. Pearsell. Aehnliche erfreuliche Resultate hatten 
die kostbaren anderweitigen Versuche der Herren Mansfield, Harri- 
son, J. Mechi und W. Torr. Hr. Sturgeon dagegen sah nach Anwen- 
dung unterirdischer Drähte nach Forster’s Angabe das Gras auffallend 
wachsen! Wünschen wir ihm Glück dazu! Vielleicht wird er es 
auch noch wachsen ‚‚hören” lernen. 

Man sehe die Details in Jameson’s Edinburgh new philoso- 
phical journal Bd.40. p.143. Dingler’s polyt. Journal Bd. 99. p. 378. 
de laRive etc. Archives des sciences physiques et naturelles Tom. I. 
p- 292 und 293. — Brewster London, Edinburgh et Dublin Philoso- 
phical magazine Bd. 28. p.223 und Robertson’s Mechanics maga- 
zine Tom. 44. p. 267. 


I. ZUR PFLANZEN - CHEMIE. 


1. Zur Kenntiniss der chemischen Zusammen- 

setzung einzelner elementarer Stoffe und Organe, 

verschiedener Pflanzentheile und endlich ganzer 
Pflanzen, 


Unorganische Bestandtheile, 


W.Knop, Leber die anorganischen Bestandtheile der 
Vegetabilien. In: ©. L. Erdmann und R. F. Marchand Jour- 
nal f. prakt. Chemie Bd. 38. p. 14—48. 

Die durch Liebig’s Ansichten über die Ernährung der Pflanzen 
zu grösserer Bedeutung gekommenen anorganischen Bestandtheile der 
Pflanzen wurden nicht blos in Giessen, sondern auch anderen Orts 
vielfach Gegenstand der chemischen Untersuchung. Die Anzahl der 
ausgeführten Analysen wuchs — und wächst — von Tage zu Tage 
und so war es wohl an der Zeit, die in vielen Zeitschriften zerstreut 
niedergelesten Resultate zusammenzustellen und die Methoden zu 
erläutern, nach denen die Analysen ausgeführt wurden. — Die mei- 
stens übliche Methode der Einäscherung in hessischen Tiegeln ist die 
von Fresenius und Will; so namentlich in Giessen. In Leipzig äschert 
man die Pflanzen im Muffelofen nach Erdmann ein. Die sorgfältigste 
Einäscherungsweise gab Mitscherlich in Berlin an. Der Gang der 
Aschenanalysen, d. h. die Methoden, nach welchen die Analysen aus- 
geführt werden, sind einestheils die von Fresenius und Will, dann 
die von Erdmann und endlich die von Mitscherlich angegebene. Die 


physiologischen Botanık während des Jahres 1846. 231 


Zusammenstellung der nach diesen Methoden erzielten Resultate ord- 
nete der Verf. nach natürlichen Pflanzenfamilien folge. Art: z. B. von 
den Papilionaceen die Saamen von Pisum sativum, Vicia Faba, Pha- 
seolus vulgaris, Ervum lens; von den Amygdaleen die Rinde und das 
Holz von Cerasus avium; von den Pomaceen die Saamen von Pyrus 
Cydonia und das Holz von Pyrus Malus u. s. f., wie sie eben dem 
Verf. gegeben waren. Wir rühmen die Sorgfalt der ihrer Zeit ent- 
sprechenden Zusammenstellung; nur hätten wir gewünscht, auch die 
Citate zu finden, indem bei möglichen Druckfehlern in den Zahlen- 
angaben eine Einsicht der Originalquelle immer wünschenswerth ist. 

In demselben Bande des obgenannten Journals und zwar unmit- 
telbar au Knop’s Zusammenstellung sich anschliessend, findet man von: 

A. Petzholdt eine „Untersuchung der Asche gesunden und 
brandigen Weizens.” Das Material wurde von demselben Felde, der- - 
selben Sorte, in demselben Jahre entnommen und soll ein Vorläufer 
einer grössern Arbeit über Pflanzenkrankheiten vom chemischen 
Standpunkte aus sein. So dankenswerth eine solche Arbeit wäre, 
so wünschten wir sie doch in bessern Händen; indem der Verf. sich 
weder durch Sorgfalt bei seinen chemischen Forschungen ausgezeich- 
net, noch als einen Kenner der Pflanzenphysiologie, geschweige denn 
der Pathologie ausgewiesen hat. 


Wrightson Untersuchung der Asche von Conium ma- 
eulatum und Digitalis purpurea. In: Archiv der Pharmacie 
des nördl. Apotheker-Vereins. Bd. 45. p. 194. Aus Buchner’s 
Repert. f. d. Pharm. Bd. 41. p. 1. 

Die vom Verf. untersuchten Blätter der genannten narkotischen 
Pflanzen stammten aus der Umgegend von Giessen, waren aber ähn- 
lich zusammengesetzt wie die Englischen. — Conium maculatum aus 
England gab in 100 Th. Blätter 12,80 Theile Asche, — Digitalis pur- 
purea in- 100 trockner Blätter: 10,89 Asche. — Atropa Belladonna 

„gab eine Asche, die allein 8,64% Chlor enthielt. 
100 Theile der Asche von: 


Conium maculatum Digitalis purpurea 
enthielten: 
Kohlensäure . . . 13,86 13,15 
Kohle und Sand . 4,87 10,94 
Chlor . nd, 1) 4,09 
Kieselerde BEER 9,58 
Eisenoxyd . . ... 1,25 1,416 
Kalk. 0.+.020% „1420,02 11,82 
Magnesia. . 22.678 4,90 
Kalt a 2.006 den 7462 32,64 
Nätron :.ı . 21.0.0, 17,95 6,39 
Sceliwefelsäure 2,78 2,84 


Phosphorsäure . . 9,11 2,39. 


2332 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


©. L. Erdmann, Ueber Saamenaschen und deren Ana- 
lyse, so wie über den Schwefelgehalt einiger Saamen. In: 
Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. 1846. 
p- 275. 

Die Methode der Einäscherung der Pflanzen, wie sie grössten- 
theils, üblich, führte, wie der Verf. bereits in Liebig’s Ann. d. Chem. 
et Pharm. Bd. 55. p. 353 nachwies, nothwendig zu einer Verflüchti- 
gung. des Phosphorgehaltes der phosphorsauren Salze. Eine noth- 
wendige Folge dieses bisher nicht berücksichtigten Verlustes war 
der Fehlschluss auf die Zusammensetzung der Aschen selbst, daher 
es auch nicht möglich war, Gesetze hinsichtlich der Sättigungsgrade 
der phosphorsauren Salze in den verschiedenen Pflanzenfamilien ab- 
zuleiten. Was vom Phosphor gilt, gilt nunmehr auch vom ‚Chlor 
und Schwefel. In richtigerer Würdigung dieser Fehler äscherte der 
Verf. die Pflanzentheile im Muffelofen ein, (s.o.) und bedient sich 
jetzt bei der Analyse einer Methode, die aus seiner bereits früher 
(s. 0:) erwähnten und aus der der Hrn. Fresenius und Will zusam- 
mengesetzt ist. Die Methode selbst hier zu erläutern, möchte kaum 
der geeignete Ort sein und es mag somit die Bemerkung genügen, 
dass während Will und Fresenius stets ‚einen nicht unbeträchtlichen 
Natrongehalt finden, der Verf. keine Spur davon entdecken konnte!! 
— Ebenso ändern. sich ‘die Resultate, in Betreff, des Schwefel- und 
Phosphorgehaltes der Pflanzen. Bestimmungen ‚des Schwefelgehaltes 
nach der neuern Erdmann’schen Methode ergaben für: 

1. Rübsaamen (Brassica Napus oleifera) als Mittel von 3, Ana- 
lysen: 0,70 p. C. Schwefel. 


2. Schwarzen Senf, als Mittel von 5 Analysen 1,17 p. C. Schwefel. 

3. Weissen Senf als Mittel von 2 Analysen 1,05 p. C. Schwefel. 

4. Wiesenklee (Trifol pratense) 0,122 p. C. 

5. Weissen Klee (Trifol. repens) 0,081 p.C. 

6. Erbsen (Pisum sativ.) als Mittel von 2 Versuchen 0,098 p. C. 
und von einer andern Sorte als Mittel von 4 Analysen 0,125 p. C. 

7. Weisse Bohnen (Phaseolus vulgaris) 0,04 p. C. 

8. Linsen (Ervum lens) 0,11 p. €. 

9. Myagrum sativum (Dötter) als Mittel aus 3 Analysen 0,253 p. C. 


W. Knop, Ueber den angeblichen Thonerdegehalt einiger 
Pflanzenaschen. In: Erdmann, u. Marchand Journ. f. prakt. 
Chemie Bd. 38. 1846. p. 347. 

In des Verf. oben (p. 230) genannter Abhandlung hatte derselbe 
die Ansicht aufstellen zu müssen geglaubt, dass ein wesentlicher Be- 
standtheil der Asche von Cetraria islandica (Erdmann et Marchand 
Journ. ete.. Bd. 38. p.46) Thonerde und dass diese an Phosphorsäure 
gebunden sei, Da nun aber nach allen neuern Untersuchungen Thon- 
erde in phanerogamischen Pflanzen gar nicht gefunden ward und die 
von Knop und Schnedermann analysirte Cetraria auf Granitboden 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 233 


gewachsen war, so wiederholten die Genannten die Analyse und 
zwar mit der Vorsicht, alle rinnenartig zusammengelesten unteren 
Stücken der Cetraria vorsichtig abzuschneiden und sorgsam den Rest 
zu waschen. Das Resultat fiel dahin aus, dass nunmehr durchaus 
keine Spur von Thonerde mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte. 
Hiernach würde des Verf. frühere, so wie Thomson’s Untersuchung 
(Ann. d. Chem. et Pharmac. Bd. 52. p. 257) bezüglich. des Thonerde- 
gehaltes zu berichtigen sein. 


Link Skelete von Pflanzen durch Verkohlen. Berlinische 
Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen. 1846. No. 67, 
s. auch Flora’ 1846. p. 368 und Neue Jenaische Literaturzei- 
tung p. 410. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft naturfor- 
schender Freunde am 17. März 1846. 

Unter Vorzeigung einiger von Dr. Oschatz verfertigter Präparate 
sprach Hr. Link über Pflanzenskelete, die man durch Verkohlen er- 
zielt. Verkohlte Pflanzentheile behalten ihre Form in dem kleinsten 
Theile. bei, so dass sie noch unter starken Vergrösserungen zu er- 
kennen sind; ja selbst dann, wie es bei den Gräsern der Fall ist, 
wenn man dieselben so lange glüht, bis das Kieselskelet zurückbleibt. 


Golding Bird, On the siliceous armour of Equisetum » 
hyemale L. with an account of its hitherto undescribed sto- 
matice apparatus. In: Jardine et Selby Annals of nat. hist. 
Tom. XVIl. p. 191. Auch in: Flora 1846. p. 589. 

Durch Maceration der Stengel von Equisetum hyemale-L. in 
Wasser, Kochen in Salpetersäure, abermaliges Waschen in Wasser 
und Kochen in Salpetersäure erhält man die aus Kieselerde beste- 
henden Skelete der Spaltöffnungen, welche auf den Längsrillen glas- 
corallenähnlich sitzen. — In jeder tuberkelartigen Erhöhung sieht 
man eine Querspalte und an deren Boden eine längliche Mündung, 
die sich mit der Querspalte im rechten Winkel kreuzt. Die Mün- 
dungen werden von kammförmig gestalteten Lefzen begrenzt und im 
Innern der Mündung bemerkt man zuweilen 3 Oeffnungen. — (Ref. 
im Besitz ähnlich behandelter Präparate kann die angegebenen That- 
sachen über den Bau der aus Kieselerde bestehenden stomata be- 
stätigen). 


Lucas Vorkommen des ozalsauren Kalks in Cereus se- 
ailis. Archiv f, Pharmacie Bd, 48. p. 64. Buchner’s Repert. f. 
d. Pharınae. BU. 43,1. p..108. 

In dem maärkigen Theil des Stengels von Cereus senilis (Cereus 
bradypus Lehm.) aus Vera- Cruz bemerkte Hr. Lucas viele weisse 
runde Krystallkörner, die aus reinem oxalsauren Kalk ‚bestanden. 
Buchner jun, ‚hatte früher schon im Safte der Mammillaria Pusilla 
äpfelsauren Kalk gefunden. 


334 Münter: Bericht über (die Leistungen im Gebiete der 


Ssasır en, 


E. Goupil, Mem. sur la nature des acides du tabue. 
Comptes rendus hebdomadaires des seances de P’acad. des scien- 
ces, T. 23, p. 5%. Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. Chem. 
Bd. 39. p. 215. : 

E. Goupil, vormals Eleve der Tabaksmanufaktur zu Paris, unter- 
suchte in seiner zu diesem Zweck ihm günstigen Stellung die Ta- 
'bakssorten du Lot und du Lot et Garonne auf ihren Gehalt an or- 
ganischen Säuren. Er fand in den Blättern der genannten Sorten nur 
Aepfel- und Citronensäure und keine andere. — Tabak bei 100° ge- 
trocknet, giebt 35—40 Grammes zweifach äpfelsaures Ammoniak: 
Der Gehalt an Citronensäure ist äusserst gering. 


Holzfaser. 


Böttger Ueber Verwandlung der Pflanzenfuser in eine 
Jarblose, durchsichtige, dem Glase ähnliche Materie und die 
Begabung der rohen Baumwolle mit Explosionskraft. ©. Fr. 
v. Froriep et R. Froriep Neue Notizen aus dem Gebiete der 
Natur- und Heilkunde. Bd. 39. 1846. p. 136. 

In der Sitzung des Frankfurter physikal. Vereins am 9, August 
1846 machte Prof. Böttger die Mittheilung, dass es ihm, vielleicht in 
Schönbein’s Manier, gelungen sei, ungeleimtes Papier in einen, Zu- 
stand zu versetzen, wodurch es zäher und stärker, wasserfest und 
weder von Säuren noch Alcalien angreifbar werde, so dass es des 
Leimens und Stärkens nicht bedürfe, um zum Schreiben, Drucken 
und Verpacken tauglich zu sein. Solches Papier liesse sich aber 
auch vollkommen durchsichtig machen und werde durch Reiben in 
hohem Grade elektrisch. Rohe Baumwolle erhalte die Eigenschaft, 
bei Annäherung einer glimmenden Kohle wie Schiesspulver zu ex- 
plodiren, Unter dem Mikroskope zeigte sich die Baumwolle unyer- 
ändert. Ueber die Beschaffenheit der durchsichtigen Flachsfaser ist 
leider keine mikroskopische Untersuchung angegeben. 


P. Harting, Mikrochemische Untersuchungen über die 
Beschaffenheit und die Enlwickelung des Zellgewebes der Pflan- 
“zen. In: Scheikund. Onderz. Deel. IH. p. 31—167. ' Im Aus- 
zuge in Erdmann et Marchand Journal f. prakt. Chemie Bd. 37. 
p. 329. Botanische Zeitung Jahrg. 1846. p. 64—69. 

Indem wir an diesem Orte nur den chemischen Theil der Arbeit 
berücksichtigen, behalten wir uns vor, weiter unten über die Resul- 
tate zu berichten, welche der Verf. bezüglich der Genesis der Zellen 
und Zellwände gewann. Die chemische Untersuchung der Zellen 
führte zu folgenden Ergebnissen: 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 235 


Die junge Zellwand besteht ganz oder grösstentheils aus Cellu- 
lose; da sie meistens durch Salpetersäure nicht gelb gefärbt wird, so 
enthält sie kein Protein. — Die innere Zellhaut junger Zellen, welche 
mit der äussern bei alten Zellen zu verwachsen pflegt, besteht nicht 
aus Cellulose, sondern einer eigenthümlichen Substanz und enthält 
zuweilen Protein. Der von ihr eingeschlossene Zellinhalt junger 
Zellen enthält dagegen stets proteinhaltige Stoffe, und nie Cellulose. 
Die Substanz der Zellkügelchen ist dieselbe, wie die der inneren 
Zellhaut, enthält keine Cellulose und vielleicht auch kein Protein, 
sie ist selbst nach längerer Einwirkung in Salpetersäure und eng- 
lischer Schwefelsäure nicht löslich. Die dickhäutigen dicht unter 
der Epidermis liegenden Zellen der Dicotylen enthalten kein Protein, 
wohl aber scheint der inerustirende Stoff hauptsächlich aus Pektin 
und pektinsauren Salzen zu bestehen. Desgleichen die diekhäutigen 
Bastzellen der Asclepiadeen und andere dickhäutige nicht verholzte 
Parenchymzellen. Hier ist überall Pektinsäure mit der ihr isomeren 
Pektose der incrustirende Stoff. Es gehört ferner zu den nichtpro- 
teinhaltigen Stoffen der hornartige Eiweisskörper vieler Monoco- 
tylen, welcher mit Pflanzenschleim isomer, aber auch keine Cellu- 
lose ist. Die Wände wahrer verholzter Zellen bestehen 1. aus Cel- 
lulose (innerste Schicht); 2. aus einem Stoffe, der die ursprüngliche 
Cellulose durchdringt, aber in der beträchtlichsten Menge nahe dem 
Umfange der innersten Schicht angehäuft ist; 3. aus dem Stoffe, der 
die Cuticula der verholzten Zellen bildet; 4. aus dem Protein, das 
die ganze Zellwand durchdringt. Die Cuticula wird bekanntlich nicht 
durch concentr. Schwefelsäure angegriffen. Der sub 2 bezeichnete 
Stoff schwillt durch Säuren und Laugensalze auf und ist löslich in 
concentr. Schwefelsäure. — In sehr jungen Spiralgefässen besteht so- | 
wohl die Wand, als die Spiralfaser aus Cellulose; später wird sie 
von proteinhaltigen Stoffen durchdrungen und von denselben verdickt. 
Holz und Spiralen sind daher chemisch gleichartig zusammengesetzt, 
desgleichen die punctirten und gestreiften Gefässe. Die Wände der 
Vasa laticis bestehen aus Cellulose, bei dieckwandigen ist dieselbe 
wahrscheinlich von Pektinsäure und Pektose durchdrungen, an der 
Aussenseite befindet sich ein dünnes Häutchen von der chemischen 
Zusammensetzung der Cuticula der Holzzellen. Die Wände der Kork- 
zellen verhalten sich wie die Cutieula und wahrscheinlich ist die 
Hauptmasse der Korkzellen nichts als Cuticularsubstanz der Epider- 
miszellen. 

In einem Nachsatze spricht sich G. J. Mulder dahin aus, dass 
er weder Pektinsäure noch Pektose im Holze anerkenne und Quti- 
eula von Kork wesentlich verschieden seien. 

Mulder Veber die Einwirkung von Süuren auf die Holz- 
/aser, Aus den Scheikundigen Ouderzoekingen Deel. 111. 3 St. 
p- 336 mitgetheilt in Erdmann et Marchand Journ. für prakt. 
Chemie Bd. 39. p. 150. 


236 Münter: Bericht über. die Leistungen. im Gebiete der 


Eichenholz, Flachs, Fichtenholz, Tannenholz;, Papier wurden 
mit rauchender Salpetersäure übergossen und 4 Tage lang bei ge- 
wöhnlicher Temperatur sich selbst überlassen. Indem sich Stick- 
oxydgas entwickelte, wurden die genannten Substanzen gallertartig. 
In diesem Zustande in Wasser geworfen, gut ausgewaschen, dann 
mit Ammoniak übergossen, färbten sie sich mit Ausnahme des Pa- 
piers gelb. Mit Wasser ausgewaschen: bildeten sie wiederum eine 
farblose Gallerte, in der man deutlich Zellen unterscheiden konnte. 
Mit Weingeist ausgekocht, alsdann verbrannt gaben 0,387 Eichenholz 
0,006 Asche; 0,447 Tannenholz gaben 0,006 Asche; 0,472 Fichtenholz 
gaben 0,007 Asche; 0,920 Papier gaben 0,003 Asche; 0,334 Flachs 
gaben 0,002 Asche. — Der Gehalt an Kohlenstoff, Wasserstoff und 
Sauerstoff differirte zwar in etwas, doch trifft er mit der Formel 
für Cellulose im Allgemeinen zusammen, nämlich 24 C. 42 H. 21 ©. 
oder ber. 43,70 C. 6,25 H. 50,05 ©. — Die gleichzeitig erkannten 
Spuren von Stickstoff. waren durch kein Mittel zu trennen, 

Durch Salpetersäure lassen sich daher von der Zellhaut alle 
inkrustirenden Substanzen entfernen, so dass reine Cellulose zurück- 
bleibt, ohne mit der angewandten kalten Salpetersäure sich zu ver- 
binden, d. h. ohne Xyloidin zu bilden. 

Behandelt man-Baumwolle mit Jodtinctur, wirft sie nachdem sie 
gehörig durchgetränkt ist in Schwefelsäurehydrat, so löst sie sich 
ziemlich schnell in eine blaue Gallerte (schwefelsaure Cellulose) auf. 
Hierauf in eine grosse Menge Wasser gebracht, wird sie farblos, 
indem die Säure ausgeschieden wird; zieht man die gut ausgewa- 
schene Substanz mit Weingeist aus, trocknet sie bei 130°, so geben 
0,425 derselben 0,004 Asche, Zieht man Baumwolle direct mit Wein- 
geist aus, so geben (0,323 derselben 0,003 Asche. Der Gehalt an 
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zeigt sich aber bei der er- 
stern und bei der 2ten Behandlungsart verschieden, woraus hervor- 
geht, dass Baumwolle nicht als reine Cellulose anzusehen ist. Verf. 
untersuchte auf diese Weise die Bast- und Spiralfasern von Agave 
americana (0,195 Spiralfasersubstanz gaben 0,0025 Asche); das Mark 
von Phytolacca decandra, die Dornen von Cirsium triacantha und 
das Mark von Flieder aus dem 2. und 4. Internodium desselben Trie- 
bes; vom 2. Internodium gaben 0,207 Mark 0,002 Asche und vom 4. 
gaben 0,164 Substanz 0,0015 Asche. Die Zusammensetzung der Cel- 
lulose aus dem 

2. Internodium und aus dem 4. Internedium ergab 


C. 49,17 s 49,40 
H. 5,97 6,05 
O. 44,86 44,59. 


Herrmann Schacht, Ueber die Veränderungen der Cellu- 
lose durch Schwefelsäure und über die Löslichkeit der Jod- 
stärke. In: Archiv der Pharmacie. Hannover 1846. Bd. 47. 
(Sertürner’s Vereinsjahr Bd. 3) p. 157—166. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 2337 


Indem der Verf. an die Untersuchungen Schleiden’s, Mulder’s und 
Hartine’s anknüpft, empfiehlt er zur Prüfung der durch Schwefelsäure 
in Stärke umgewandelten Cellulose jodhaltige Jodkaliumlösung (aller- 
dings die beste Art sich wässrige Jodlösung zu bereiten). Der 
Verf. wiederholte den Mulder’schen Versuch mit der Baumwolle, und 
erhielt aus derselben einen Körper, der, nachdem die Schwefelsäure 
durch Wasser getrennt war, durch Jodtinetur sich nicht mehr blau färbte, 
sondern schmutzig grau, wohl aber durch jodhaltige Jodkaliumlösung 
blau ward. Es wurden 20 Gran Baumwolle mit 6 Drachmen Schwe- 
felsäure (4 Th. Säure zu 1 Th. Wasser) in einem Porcellanmörser 
zerrieben, nach 4 Minute war die Masse dem Traganthschleim Ähn- 
lich und in 15 Minuten dickem Syrup gleich. Mit Alkohol oder 
Wasser vermischt, schied sich eine flockige weisse gelatinöse Masse 
aus, die durch Jodlösung blau ward. Aus der sauren Mischung liess 
sich ebenfalls noch ein sich blau färbender Körper ausscheiden. Der 
Säure-freie Körper war in kochendem Wasser unlöslich, quoll durch 
Jodzusatz nicht mehr auf, während sich die darin vertheilten Flocken 
blau färbten. Die Structur der Baumwolle war aufgehoben. Sal- 
peter- und Salzsäure wirkten nicht wahrnehmbar auf den Körper ein. 
Aetznatron und Schwefelsäure löste ihn, doch schied Wasser keine 
Flocken mehr ab. Bei gelinder Wärme getrocknet, ergab sich eine 
gelbliche hornartige Masse, die in Wasser aufquoll und sich wie 
früher mit Jodlösung violettblau färbte. Dieser Körper, wenngleich 
kein Amylum, steht demselben doch nahe und lässt sich nach Schacht 
auch aus dem Amylum darstellen. Aus Baumwolle entsteht demnach 
zuerst Amylum, dann Amyloid, dann Dextrin und Zucker. — Die 
Verbindung des Jod mit Stärke sieht der Verf. mit Schleiden für eine 
chemische Verbindung an, und thut dar, dass sie weder in Schwefel- 
säure noch Salzsäure löslich, dagegen in Salpetersäure und Aetzna- 
tronlauge und in kochendem Wasser erst dann löslich ist, wenn das 
Jod aus der Verbindung getreten ist. 


Stärkemehl. 


F. Malaguti, Note sur l’amidon normal des toiles de 
chanvre. In: Annales de chemie et de physique par Gay- 
Lussac et Arrago. Tom, 18. 3”® serie p. 168. Im Auszuge in 
Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 167. 

Die in der französischen Marine zur Anwendung kommenden 
Hanfgewebe dürfen weder mit Chlor gebleicht noch mit Stärke ge- 
schlichtet werden. Mittelst eines Tropfens der wässrigen Jodlösung 
erkennt man bekanntlich leicht, ob die Fäden der Kette, statt mit 
arabischem Gummi mit Stärke geschlichtet sind. Wiewohl nun ein 
Fabrikant in..... streng nach Vorschrift arbeitete, so bemerkte 
er doch sowohl an der Kette, als an den Einschlagsfäden ein Blau- 
werden derselben, sobald Jodlösung aufgetröpfelt wurde. Diese 


238 Münter: Bericht über, die Leistungen im Gebiete der 


Eigenthümlichkeit führte zu einer Prüfung -des Rohmaterials durch 
alle Stationen seiner Darstellung bis zum Rohfaden zurück. Von 
der ersten bis dritten Lauge nahm die blaue Farbe allmählich an 
Intensität zu, während der Rohfaden sich nur schwach grünlich färbte. 
Kochte man die Fäden aus den 3 Laugen und im Rohzustande, so 
war der Stärkegehalt bei dem Rohfaden am grössten und aus der 
3ten Lauge am geringsten, Es wurden daher die Rohgarne allein 
geprüft, wobei sich ergab, dass sich im Handel sowohl Stärke-freie 
als Stärke-haltige Garne vorfinden, und der Stärkegehalt offenbar 
eine Folge der Röstung ist. Im fliessenden Wasser gerösteter Hanf 
gab eine unleugbare Reaction auf Stärke, in stehendem Wasser ge- 
rösteter dagegen nicht. Dass der natürliche Stärkegehalt nicht ge- 
ring ist, »beweist, dass ein Quadratcentimeter Zeug beim Kochen in 
Wasser 1 Milligim abgiebt und es würde demnach eine dankbare 
Aufgabe der physiologischen Pflanzenchemie sein, nachzuweisen, wie 
die Holzfaser des Hanfs bei den angegebenen Röstungsweisen sich in 
Stärke umzuwandeln im Stande ist. 

H. Wackenroder Zinige Bemerkungen über das künst- 
liche Amylum und über die Reaction des Jods auf Amylum. 
Archiv der Pharmacie Bd. 47. p. 166. 

Durch Zusatz von Gallusaufguss wird blaues Jodamylum entfärbt 
und die Anwesenheit einer Gerbsäure soll zu Folge dieser Reaction 
die Ursache sein, warum das Amylum aus Rad. Aristolochiae cavae, 
rad. Ipecac,; cort. rad. Granat. u. s. w. nicht sofort durch Jodzusatz 
sich bläue, sondern erst, nachdem durch concentrirte farblose Salpe- 
ter- oder Schwefelsäure das Jod in Freiheit gesetzt sei. Enthält die 
Salpetersäure indess salpetrige Säure, so unterbleibt die Bläuung 
der Flüssigkeit. — Jodide und Jodwasserstoffsäure scheiden durch 
Zusatz von Salpeter- und salpetriger Säure das Jod aus und gestat- 
ten eine Verbindung desselben mit Amylum. Weisses Jodamylum, 
das nach dem Verf. aus Jodwasserstoff und Amylum besteht, bläut 
sich daher durch Zusatz von Salpetersäure. Auch concentrirte 
Schwefelsäure reducirte das Jod leicht aus den Jodiden und Jodwas- 
serstoff, ohne dabei auf das entstehende blaue Jodamylum einzu- 
wirken oder dasselbe zu zerstören. Schweflige Säure entfärbt blaues 
Jodamylum, ein Zusatz von Salpetersäure stellt jedoch die blaue 
Farbe wieder her. Der Verf. sieht demnach auch Jodamylum als 
eine einfache und wirkliche Verbindung an. — Das künstliche Amy- 
lum anlangend, so erbielt Verf. dasselbe von Hrn. Schacht, der es 
aus Baumwolle erzeugt hatte. Es war hart, brüchig, in der Farbe 
ähnlich dem Dextringummi, erweichend im kalten und heissen Was- 
ser, ohne aufzuquellen. Dieses Präparat, mehrere Stundem in Was- 
ser erweicht und mit wässriger Jodlösung befeuchtet, färbt sich nicht 
blau; indess durch Zusatz von Schwefelsäure tritt die Blaufärbung 
sofort ein, und hält sich einen Tag lang. — Man sehe oben p. 236 
die Abhandlung von H. Schacht: Veränderungen der Cellulose u. s, w- 


„physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 239 


Lassaigne Note sur lamidon extrait par maceration de 
Ta farine de rix, dans une solution de soude caustique. In: 
Journal de chemie medicale. 3me serie Tom. Il. 1846. p. 4. 
Atıch in: Erdmann et Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 
39, p. 313. 

Wird Reis mit kaustischem Natron macerirt, so scheidet sich 
Stärke in Form kleiner prismatischer Nadeln von besonderer Weisse 
aus, die jedoch unter dem Mikroskope sich in Gestalt regelmässig 
gestalteter kleiner durehsichtiger Körnchen darstellen. Mit Kalium 
auf Stickstoff geprüft, fand sich keine Spur desselben, indem sich 
die stickstoffhaltige Substanz im Natron gelöst hat. Aus der Lösung 
durch Säuren gefällt, bildet sie graue nicht zusammenhängende Flok- 
ken, die mehr dem Eiweiss,-als dem Kleber gleichen. Lassaigne 
empfiehlt sie zu Dünger, N 

H. Hendess, Ueber Verfülschung des Arrow- Root. Ar- 
chiv £. Pharmacie Bd. 46. p. 286. 

Verf. erhielt direct aus St. Thomas ächtes Arrow-root (ohne in- 
dess die Pflanzen anzugeben, aus denen es genommen war). Das- 
selbe bildete eine sehr weisse, noch etwas feuchte, sich leicht zu- 
sammenballende pulverförmige Masse von glänzendem Ansehn, die 
sich äusserst zart anfühlt, wogegen einem mit Weizenstärke ver- 
fälschten Arrow-root der Glanz und die grosse Zartheit fast ganz 
abgeht. — 10 Gran reines Arrow-root geben mit 2 Unzen kochenden 
Wassers beim Erkalten eine dickliche, ungefärbte, geruchlose Flüssig- 
keit, wogegen verfälschtes eine ins bläuliche ziehende Färbung und 
mehr gallertartige Consistenz annimmt. Bei 20—30facher Vergrösse- 
rung zeigte sich das St. Thomas Arrow-root in Form opaker, mehr 
oder weniger elliptischer Körperchen in Gestalt einer Linse, deren 
Grösse die der Weizenstärkekügelchen, die von runder ganz kuge- 
liger Gestalt sind, um das 5—10fache überragt. 

Für den Verf. dieser Mittheilung scheinen weder Hr. Schleiden, 
noch Ref. geschrieben zu haben. Durch Ignoriren früherer Arbeiten 
fördert man die Wissenschaft nicht! 

Mirbel Amylum in den Blättern von Thea und Camelia. 
n: Comptes rendus Tom. 22. p.566 und Flora 1846. p. 415. 

In der von Mirbel und Payen der Academie vorgelegten Schrift über 
die Zusammensetzung und Structur einiger Pflanzenorgane in ver- 
schiedenen Entwicklungsperioden, macht Mirbel die Mittheilung, dass 
in den Parenchymzellen der entwickelten Blätter von Thea und Ca- 
melia eine grosse Menge von Stärkekörnchen vorkommen, ohne je- 
doch die Form derselben anzugeben. [Ref. fügt hinzu, dass Quekett 
Stärkmehl in den Blättern von Vallisneriä spiralis fand, so wie dass 
nach den Beobachtungen des Ref. in ältern Blättern von Bryophyllum 
ealyeinum, namentlich im Spätherbst Amylum in Form einzelner 
ziemlich kleiner rundlicher Körner vorkommt, ebenso wie in den 


240  Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Wedelstielen von Sagus farinifera. Aus den Wedelstielen einer Ma- 
riattiacee Venezuelas stellte Dr. Karsten ein sehr schönes grosskör- 
niges Amylum dar, welches von eiförmiger regelmässiger Gestalt zur 
Gruppe der einfachen Amylumkörner gerechnet werden muss.] _ 
S. Reissek Ueber die Zellnatur der Amylumkörner. In 
Haidinger’s Berichten über d. Mitth. von Freunden d, Natur- 


wissenschaften in Wien. Mai—Octbr. 1846. Wien 1847. p. 84. 

In der Gesellschafts- Sitzung am 6. Juli sprach Hr. Dr. Reissek 
über die Zellnatur der Amylumkörner, ohne jedoch der Arbeiten zu 
gedenken, die bereits vor ihm publieirt, zu derselben Ansichten nö- 
thigten. — Verf. sucht. die Zellnatur aus den bei der Fäulniss eintre- 
tenden Erscheinungen zu deduciren. Bei längerem Liegen in WVasser 
werden die Körner „durch Auflösung und Exosmose ihrer innern 
und festern Substanz hohl”, Schleiden und auch der Ref. bewiesen, 
wie es scheint, vergeblich, dass die innersten Schichten gerade die 
weniger dichten, sogar wasserhaltigsten seien), so dass vom ganzen 
Amylumkorn nur die äusserste Substanzschicht zurückbleibt, die 
weich und biegsam geworden das Ansehen eines geschlossenen Säck- 
chens, d. h. einer Zelle erhält. In den Knollen der Orchideen finden 
sich derartige Amylumkörper schon im Normalzustande, die äusserste 
Schicht des Kornes differenzirt sich zur Membran, das Innere wird 
gailertartig und bildet Füllungsmasse; ein solches Korn soll, in Was- 
ser liegend, unter gewissen Verhältnissen sich um ein Mehr- oder 
Vielfaches seines ursprünglichen Volums vergrössern. Verf. hält 
demnach die Amylumkörner für ausgebildete Zellen. 

Edwin John Quekett, On the developement of starch 
and chlorophylle. In: Jardine et Selby’s Annals of natural 


history Tom. XVII. p. 193 und Flora 1846. p. 589. 

In der am 21. April 1846 stattgefundenen Sitzung der Linnean 
society sprach J. Quekett über die Beobachtungen und Ansichten, 
welche Müller, Münter und Nägeli über die Bildung des Stärkemehls 
aufgestellt hatten, um hieran seine eigenen Beobachtungen zu knüpfen, 
Auch er sieht sich genöthigt, Amylum für Zellen zu halten, doch 
weicht seine Ansicht in sofern von der Müller’s und Nägeli’s ab, als 
er die Stärkezellen bei Dicotylen nicht im Cytoblasten, sondern stets 
an der Aussenseite dasselbe sich bilden sah, so bei Circaea lute- 
tiana, _Solanum tuberosum. Bei Monocotylen dagegen geht nach 
Quekett’s Beobachtungen die Bildung der Stärke auf der Innenseite 
des Cytoblasten vor sich, z. B. bei Lilium bulbiferum, von welcher 
Regel bisher nur Iris germanica eine Ausnahme macht. 

Guibourt, Ueber Stürkmehl, Arrow-root und Sago. Aus 
Journal de Pharmacie 1846. p. 191 übersetzt in Dingler’s-po- 
lytechnischem Journal Bd. 101. p. 48. 

Der Verf. in der Literatur des Stärkemehls bereits seit 1829 be- 

kannt, erklärt sich Eingangs dieser Abhandlung zunächst für Payen’s 


physiologischen ‚Botanik während des Jahres 1846. 241 


Ansicht über die Natur der Stärke, indem er seine frühern Ansich- 
ten fallen lässt. Er ist mit Raspail der Meinung, ‚dass Stärke eine 
organisirte Substanz sei, erkennt aber einen formellen Unterschied 
in derselben an, indem er die Hülle, die gallertartige und die auf- 
lösliche Substanz unterscheidet; in chemischer Beziehung existire 
indess kein Unterschied. Verf. ist daher mit Payen und Persoz gegen 
Guerin- Varry’s Ansicht, welcher die formellen Unterschiede für Un- 
terschiede in der elementaren Zusammensetzung hält. Der innere 
Theil des Stärkekorns zertheilt sich in Form von Flocken, während 
der äussere Theil, die Hülle, zerreissbar ist und zuweilen in Form 
eines leeren Schlauchs auftritt. Hordein, welches Proust im Ger- 
stenmehl zu 559 gefunden haben wollte, existirt nach Guibourt nicht. 
Nach diesen einleitenden allgemeinen Bemerkungen geht der Verf. zu 
den in der Ueberschrift bezeichneten speciellen Gegenständen über. 
Das indische Arrow-root aus Jamaica von Maranta indica unter- 
scheidet sich in nichts von dem auf den Antillen von M. arundinacea 
Gewonnenen. Das ostindische Arrow-root dagegen wird zu Travan- 
core aus Curcuma angustifolia gewonnen; es ist ei- oder kreiselför- 
mig dem Reiskorne nicht unähnlich, während das von Taiti durch 
die Engländer in den Handel Gebrachte aus zusammengesetzt gewe- 
senen Stücken besteht, die meistens einen grossen Nabel (Kern) mit 
centrifugalen 'Strichen besitzen. Den Sago beschreibt der Verf. nach 
Planche, welcher 6 Varietäten annimmt. Von den Maldiven kommt 
eine Sorte in sphärischen Kügelchen von rosa-weisser Farbe. Von 
Neu-Guinea eine Sorte in kleinern Körnern, die halb roth, halb weiss 
sind. Die Molukken liefern: grauen Sago oder den braunen S. Jer 
Engländer, ferner eine grosse graue und eine sehr weisse Sorte. Von 
welchen Pflanzen diese Sorten abstammen, ob von Cycas circinalis 
und revoluta, oder Arenga saccharifera, oder Phoenix farinifera oder 
Sagus genuina oder farinifera vermag der Verf. nicht anzugeben, 
doch kommen die Körnchen alle darin überein, dass sie alle sphä- 
risch, abgesondert, sehr hart, elastisch, schwer zu zerreiben und 
zu pulvern sind, ihr Volum im Wasser verdoppeln und darin nicht 
zusammenkleben. Wasser, in welchem Sago erweicht ist, färbt sich 
durch Jod nicht blau. Ausser den oben genannten Sorten, die der 
Verf. zu einer Gattung unter dem Namen alter oder erster Sago bringt, 
nennt er noch 2 andere Gattungen, wovon er die eine: zweiten Sago, 
die andere Tapiokasago nennt. Die zweite Sagosorte besteht aus kleinen 
minder regelmässigen Körnchen; in Wasser gelegt, macht sie dasselbe 
schleimig. Gekocht löst sie sich leicht auf; nach 1stündigem Kochen 
finden sich Theilchen des Parenchyms suspendirt, die sich durch Jod 
röthlich-violett färben. — Die Tapiokasago wird im Zustande eines 
feuchten Teigs der Hitze ausgesetzt und so getrocknet, daher ist ihr 
Aggregatzustand ein anderer, d. h, sie besteht aus kleinen unregel- 
mässigen höckrigen Massen, die durch Zusammenbacken der Kügel- 
chen erzeugt sind. In Wasser eingeweicht, schwellen dieselben stark 
Archiv f. Naturgesch. XII, Jahrg. 2. Bd; Q 


943 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


auf und lösen sich in viel Wasser theilweise auf; (das Filtrat wird 
durch Jod blau gefärbt); daher er sehr beliebt ist und als Perlsago 
viel gekauft wird. ‘Ueber den Ursprung beider letztgenannten Gät- 
tungen bleibt der Verf. leider in Zweifel. 

Link Deber das Stärkemehl der Batoten. In: Berlini- 
sche Nachrichten von Staats und gelehrten Sachen 1845. 
No. 286. Auch in N. Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 23 
und Flora p. 128. 

Das Zellgewebe der italienischen Bataten (Convolvulus Batatas) 
quillt beim Kochen zwar nicht so auf, wie das der Kartoffeln, aber 
es quillt doch vermöge seines Stärkemehlgehalts., Die Form .der 
Batatenstärke glich der vom Ref. beschriebenen Formenreihe der 
Gloriosa superba, d.h. bestand aus zusammengesetzt gewesenen und 
nachmals individualisirten, krystallinisch geformten Stücken. 


Inulim 


A. Woskressensky Ueber die Zusammensetzung des 
Inulins. Im Bulletin de la classe phys. mathem, de l’acad. 
imp.‘ etc. de ‚St. Petersbourg Tom. V. No. 3. — Archiv für 
Pharmacie Bd. 46. p. 195. — Erdmann und Marchand Journ. 
f. prakt, Chem. Bd. 37. p. 309. Pharmac. Centralblatt 1846. 


No. 6. 

Das von Mulder untersuchte Inulin, für dessen Zusammensetzung 
er die bekannte Formel 12 C. 20H. 10.0. gab, war aus Leontodon 
Taraxacum und Inula Helenium entnommen; der von Parnell Unter- 
suchte, womit die Mulder’sche Formel nicht übereinstimmt, dagegen 
aus den Knollen von Dahlia. Groockerrit war daher der Ansicht, 
dass Inulin aus verschiedenen Pflanzen verschieden sein möchte, 

Woskressensky untersuchte daher das Inulin von Neuem und fand 
es bei so vielen Pflanzen, dass er annimmt, es komme häufiger als 
Stärkemehl vor, auch fand er, dass der Gehalt an Kohlenstoff und 
Wasserstoff grösser ist, als man bisher annahm und dass es sich 
erst bei gleichzeitiger Einwirkung von Wärme und Wasser, weiter 
oxydirt und zu Syrup wird, in welcher es allerdings die von Mulder 
angegebene Zusammensetzung hat, Der Verf. gewinnt das Inulin fol- 
gender Art: Cichorienwurzel wird kurze Zeit mit Wasser gekocht, 
heiss filtrirt, mit Bleizucker versetzt, filtrirt und durch Schwefelwas- 
serstoff der überschüssige Bleizucker entfernt, die Flüssigkeit wird 
alsdann. schnell eingedampft, bis sich auf der Oberfläche eine Haut 
zeigt. Das beim Erkalten sich pulverförmig zu Boden setzende Inu- 
lin wird mit wenig Wasser aufgelöst und aus der Lösung durch star- 
ken Spiritus gefällt. Inulin stellt sich dann als weisses, zartes, 
Stärke.ähnliches Pulver dar, für welches der Verf. die Formel fand: 
24C. 19H. 140. — Das aus rad. Taraxaci gewonnene Inulin hatte 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 243 


eine sehr ähnliche Zusammensetzung, was den Verf. bewog seine 
Versuche fortzusetzen, um zu einem allgemeineren und bleibenderen 
Resultate zu gelangen. 


Zucker. 


Pereira und James Stevens Ueber Palmzucker. In: 
Pharmac. Journ. et Transactions Tom. V. p. 65; ferner Jour- 
nal de Pharmacie 1846. p. 345. — Archiv f. Pharmacie Bd. 46. 
p. 315. — Dingler’s polytechn. Journal Bd. 101. p. 389. — 
Buchner’s Repert. Bd. 39. p. 386. 

Die von Pereira der Societe de Pharmacie übergebenen beiden 
Zuckerproben waren einestheils in Cuddalore in Ostindien, anderen- 
theils in Mogador in Afrika fabrieirt. Der ostindische war weiss 
und glich in Geschmack dem raffinirten Rohrzucker; der afrikanische, 
auch Dattelzucker genannt, war braun, nicht raffinirt und hatte auch 
nicht die Textur des braunen Rohrzuckers. Ueber den ostindischen 
berichtete der Schiffschirurg J. Stevens Folgendes: der Saft der Pal- 
myra- oder Brahpalme, der Cocospalme und der Zwergfächerpalme, 
auch der wilden Dattelpalme wird zur Nachtzeit, vermittelst Ein- 
schnitten in den obern Theil des Stammes, gewonnen. Der Saft wird 
schnell gesotten und mit Muschelkalk versetzt, um die Gährung zu 
verhindern, und heisst alsdann Toddy. Gegohren und destillirt lie- 
fert er Arak; in Syrupsform dagegen mit 10—15 p. C. Sand vermengt, 
ist er transportabel, und kann raffinirt werden. Derartige Fabriken 
befinden sich zu Cuddalore, an der Küste Coromandel, wovon die 
grösste, welche nach 5jährigem Bestande 6000 Tonnen Zucker lie- 
ferte, den Herren Viney und Cordoya zu Pondichery gehört. Un- 
geachtet jede Zuckerpalme 1 Rupie Steuer zahlt, so ist das Produkt, 
wegen der Häufigkeit und der geringen Pflege der producirenden 
Pflanzen sehr billig; die Palmyra- und Cocospalme erreicht in 9 Jah- 
ren eine Höhe von 100 Fuss und trägt letztere längere Zeit jährlich 
500 Nüsse, 

Auch die Ita- oder Murichi-Palme in Guiana würde sich nach 
Rob. Schomburgk vortrefflich zur Zuckerfabrieation eignen. — 
(Flora 1846. p. 36). In der Jugend liefert diese Palme ein vortreff- 
liches Gemüse, dem Kopfkohl ähnlich. Die Früchte, schon seit 
Walter Raleigh, Clusius, Gumilla und Gili hinreichend bekannt, 
werden verspeist und liefern das Material zu einem berauschenden 
Getränk. Die Stämme geben dagegen beim Anzapfen eine zucker- 
reiche Flüssigkeit, während gleichzeitig das Mark des Stammes dem 
Indianer noch Sago liefert; aber auch die Blüthenknospen liefern 
eine Flüssigkeit, die „fröhlich macht wie Champagner.” Der ander- 
weite Gebrauch dieser so nützlichen Pflanze gehört nicht hierher, 
und es sei nur noch bemerkt, dass sie ausser Brod, Zucker und Wein 


Q*r 


244 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


auch Betten, Bindfäden, Besen und Dachziegel liefert und also nicht 
mit Unrecht den Namen arbol de la vida führt. 

Cotterau (fils) Nowveaux reactifs pour reconnaitre au 
sucre de canne et le sucre de fecule, et nouveau moyen pour 
decowvrir la presence des carbonates alcalins dans les bicarbo- 
nates. Im: Journal de ehimie medicale. 1846. 3m serie. 


Tom. Il. p. 1. 

Die von Chevallier vorgeschlagene Methode, mittelst Kali Rohr- 
zucker von Stärkezucker zu unterscheiden, bestimmt den Verf. anzu- 
nehmen, dass unter Einwirkung von Wärme 1. alle Alcalien die von 
Chevalier entdeckte rothe oder gelbe Färbung gefälschten Zuckers 
hervorrufen, 2. alle kohlensauren Alcalien dasselbe bewirken, mit 
Ausnahme von kohlensaurem Kalk, der nur schwache Färbung her- 
vorruft, 3. dagegen doppelt kohlensaure Alcalien keine Färbung des 
Stärkezuckers bewirken, weshalb man sich dieses Mittels bedienen 
kann, um die Vermischung eines kohlensauren mit einem doppelt 
kohlensauren Alcali zu ermitteln. 

Th. Tilley und Douglas Maclagan Ueber die Um- 
wandlung von Zucker in eine mit Cellulose oder Inulin isomere 
Substanz. In: Philos. magaz. und Journ. of sc. 3. series. No. 
184. p.12. — Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie 


Bd. 39. p. 216. 

Dass Cellulose durch Schwefelsäure in Stärkezucker, und Inulin 
durch blosses Kochen in Fruchtzucker sich umwandelt, ist lange be- 
kannt, dagegen gab es keine Methode Zucker in Cellulose zu ver- 
wandeln. Der in den Mohrrüben enthaltene Rohrzucker (?) bei 30° 
bis 40% C. in Gährung versetzt, ändert sich nach den Beobachtungen 
der Verf. in Fruchtzucker, dann in Mannit, in Milchsäure und in 
eine gummiartige Substanz um, die mit arabischem Gummi gleiche 
Zusammensetzung ‘haben und den Beweis dafür abgeben soll, dass 
sich Zucker in Dextrin umbilden könne. Ein anderes unterstützen- 
des Moment für eine derartige rückgängige chemische Action entneh- 
men die Verf. aus dem Schleimigwerden von Limonaden im Winter. 
Wurde der schleimige Körper mit Alkohol ausgeschieden und ge- 
trocknet, so ward er fest und leicht zu Pulver zerreiblich. Zerrie- 
ben und mit Weingeist gewaschen, bis derselbe nichts mehr. löste 
und dann bei 100° getrocknet, gewannen sie eine hornartige halb- 
durchsichtige Masse, die in heissem Wasser zu einem schwer filtrir- 
baren Schleim aufschwoll, durch Jod nicht gefärbt wurde, mit Sal- 
petersäure Oxalsäure lieferte und beim Verbrennen eine Asche gab, 
die 1,379 betrug. Seiner elementaren Zusammensetzung nach bestand 
der gummiartige Körper aus 24 C. 42H. 21 O oder 43,71 C. 6,25 H 
und 50,04 O; woraus sich ergeben soll, dass diese Materie mit Cel- 
lulose und Inulin isomer sei. Unter dem Mikroskope zeigte sich 
keine Spur von Organisation. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1816. 245 


[Wenn auch diese Formel mit Inulinhydrat 2 (12 C. 20 H. 10 O) 
—+-H. stimmt, so ist dies doch keineswegs mit der Formel für Cel- 
lulose der Fall, welche nach den neuesten exacten Untersuchungen 
aus 12 C. 20H. 10 0 besteht. Auch ist zu bemerken, dass es bis 
jetzt Niemandem gelungen ist, krystallisirvaren Zucker aus Mobhr- 
rüben darzustellen. Ref.] 


Pektin 


Fr. Jahn Versuche über das Pektin. Archiv für Phar- 
macie Bd. 45. p. 24—43 und p. 129—171. 

Wenn auch die vorliegende Abhandlung theils durch eine fleissige 
Zusammenstellung der neueren Literatur über Pektin, Pektinsäure 
u. s.w., so wie durch manchen schätzenswerthen Beitrag das Aus- 
führlichste ist, was die Wissenschaft bis jetzt über Pektin besitzt, 
so dürfte sie sicher doch von den jüngsthin auftretenden Chemikern 
manche Anfechtungen zu erleiden haben. — Im ersten Theile der 
Arbeit referirt der Verf. über die Arbeiten von Berzelius, Braconnot, 
Guibourt, Geiger, Soubeiran, Regnault, Fremy, Poumarede, From- 
berg, Mulder, Schmidt und Chodnew, von denen Berzelius nur 2, 
Chodnew dagegen 4 sich nahe stehende Gallertkörper unterschied. 
Dem Verf. war es bei seinen zahlreichen Versuchen besonders um 
die Ursache des Gelatinirens der Fruchtsäfte und der‘ dabei statt- 
findenden Veränderungen des Pektin selbst zu thun, so wie er ferner 
der Gährung des Pektin besondere Aufmerksamkeit schenkte. 

Der ausgepresste und durch Leinwand geseihte Fruchtsaft mit 
einer hinreichenden Menge starken Alkohols versetzt, scheidet einen 
schleimigen Körper, Pektin, aus, der von Weingeist durch gelindes 
Trocknen befreit und mit ein wenig Wasser angerührt, die Eigen- 
schaft besitzt, in wenigen Stunden zu gelatiniren, doch geht diese 
Eigenschaft verloren, wenn die Säfte durch blosses Hinstellen in 
offenen Gläsern geklärt werden, indem das Pektin dann in einen 
schleimigen, nicht mehr gelatinirenden, Körper umgewandelt wird, 
Am ausgebildetsten ist die Eigenschaft zu Gelatiniren beim Apfel- 
pektin, obwohl auch andere Fruchtsäfte gelatinirendes Pektin ent- 
halten, so Johannisbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, (Preusselbee- 
ren), Berberitzen, Pflaumen, Birnen, Quitten, weisse Rüben Alles 
Pektin zeigt eine geringe saure Reaction, herrührend von Aepfel- 
säure, Citronensäure, Weinsteinsäure, die durch kohlensaures Blei- 
oxyd nicht zu entfernen waren. Diese zum Theil an Basen gebun- 
denen Säuren erklären indess noch nicht alle Verschiedenheiten der 
Pektinarten; so coagulirte Pektin aus Birnen und Johannisbeeren 
von Eisenchlorid, aus Aepfeln und Pflaumen nicht. Auch coagulirt 
Pflaumenpektin von kieselsaurem Kali wie Gummi arabicum; die 
übrigen nicht, Arabisches Gummi unterscheidet sich jedoch von 
Pflaumenpektin demungeachtet dadurch, dass ersteres durch Eisen- 


946 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


chlorid und Zinnchlorid coagulirt wird, letzteres dagegen nicht. 
Sämmitliche rohe Pektinarten werden durch die atmosphärische Luft 
und durch den Gährungsprocess verändert. Die Luft macht das 
Pektin unlöslich, bleibt dieses nun im Wasser vertheilt, so bindet 
es dasselbe und gerinnt damit; wirkt aber die Luft längere Zeit auf 
das geronnene Pektin ein, so geht die Fähigkeit zu Gelatiniren ver- 
loren Durch Behandlung solchen Pektins mit Alkalien kann es zwar 
wieder löslich gemacht werden, doch hat es sich dann so verändert, 
dass es, durch Säuren abgeschieden, nicht mehr gelatinirt, sondern 
breiartig und braun gefärbt wird und mehr sich der Humussäure 
nähert. — In dieselbe Substanz geht das Pektin durch die Weingäh- 
rung über; keineswegs aber wie bisher angenommen wurde in Pek- 
tinsäure, Der Verf. sieht im Pektin zwei Substanzen, 1. die von 
Chodnew beschriebene Substanz, die dem Pflanzenschleim ganz. ähn- 
lich ist und 2. eine gelatinirende Substanz, das eigentliche Pektin, 
weil nach Beseitigung der letzteren, das Chodnew’sche Pektin nicht 
mehr gelatinirt. Gewöhnliches Pektin verwandelt sich mit verdünn- 
tem Aetzkali gekocht oder mit Kalkwasser und durch Digestion mit 
Aetzammoniak in Pektinsäure, doch erfolgt diese Umwandlung lang- 
samer, als man bisher annahm; durch anhaltendes Kochen mit Aetz- 
kali wird gewöhnliches Pektin so wie das Chodnew’sche ganz zer- 
stört und lässt sich nicht mehr durch Alkohol fällen. Junge Mohr- 
rüben geben mit Alcalien gekocht, eine Gallertsubstanz, die sauer 
reagirt, d. h. eine in Wasser lösliche Pektinsäure. Nicht wie Bra- 
connot annahm, ist Verf. der Meinung, dass Pektin bei der Gährung 
der Fruchtsäfte eine vermittelnde Rolle spiele, denn nach Wegnahme 
des Birnenpektins gab der Birnsaft eine noch unverminderte Menge 
Alkohol, Dagegen bestätigt Verf. die Behauptung Braconnot’s, dass 
Pektin für sich selbst nicht im Stande ist, Gährung von Zuckerflüs- 
sigkeiten zu bewirken, Nur Pektin, nicht aber Pektinsäure bewirkt 
das Gelatiniren der Fruchtsäfte. 

Der Verf. schliesst seine Arbeit mit Bemerkungen über einige 
von selbst erfolgende Veränderungen der Obstfrüchte, bei welchen 
das Pektin in Betracht kommt. 

Nach Döberreiner (Archiv d. Pharmac. Bd.38) enthalten unreife 
Obstfrüchte Stärkmehl, das beim Reifen schwindet, sich in Zucker 
umwandelt und Pektin als Begleiter hat, während z. B. unreife 
Aepfel Pektin in kaum nachweisbarer Menge enthalten. Verf. ist 
der Meinung, dass sich dies Pektin aus dem Amylum erzeuge, 

Das sogenannte Mehligwerden gewisser Aepfel- und Birnsorten 
leitet der Verf. von der beginnenden Gährung ab, wobei sich das 
Pektin betheiligt, indem mit der Lockerung der Zellen von einander 
Luft zutritt, deren Sauerstoff absorbirt wird. Im Zustande, den man 
„teig” nennt, enthalten die Birnen noch Zucker und Pektin, bei tei- 
gigen Aepfeln sondert sich nach kurzem Stehen des Safts an der 
Luft das Pektin in Form vieler. braunen Gallertflocken ab, was bei 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 247 


gesunden Aepfeln nicht der ‚Fall ist. — Beginnen die Früchte zu 
faulen, so ist das Pektin verschwunden und bei der Destillation des 
sauren Safts ward kein Alkohol mehr erhalten, weil der Zucker in 
Essigsäure übergegangen war. Die geringere Süsse, welche beim 
Trocknen sehr süsser Pflaumenarten z. B. Reineclauden und Aprico- 
senpflaumen eintritt, leitet der Verf. ebenfalls von einer Veränderung 
des Zuckers und Pektins ab, welche nothwendig bei diesen grossen 
saftreichen Früchten vor sich gehen muss, indem ‚sie langsamer 
trockuen. Die in den Pflaumen enthaltene Weinsteinsäure überwiegt 
dann den geringern Zuckergehalt und, deshalb schmecken diese 
Früchte getrocknet, säuerlich, was nicht der Fall ist, wenn durch 
Entfernung des Steins das Welken beschleunigt wird. 


Pflanzenschleim, 


G. J. Mulder Deber Pflanzenschleim. In: Scheikund, 
Onderzoek. Ill. Deel. p.17—30. Auch in Erdmann und Mar- 
chand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 37. p. 334—340. 

Anstatt des vom Verf, früher eingeschlagenen Verfahrens, Pflan- 
zenschleim darzustellen, (Ausziehen der Pflanzentheile mit kaltem 
und kochendem Wasser und Präcipitiren der Flüssigkeit mit basisch- 
essigsaurem Bleioxyd) adoptirt derselbe jetzt die Schmidt’sche Me- 
thode, nach welcher der mit kaltem Wasser gelöste Schleim mit 
Alkohol gefällt und von seinen unlöslichen Salzen durch verdünnte 
Säuren getrennt wird. Der ausgepresste und in Wasser wieder 
gelöste Schleim wird dann aufs Neue mit Salzsäure und-Alkohol nie- 
dergeschlagen, mit Alkohol ausgewaschen und: in dünnen ‚Schichten 
auf Glas getrocknet, Das Trocknen auf Glas hält Mulder für über- 
flüssig, weil der Schleim mit Alkohol digerirt und getrocknet pul- 
verförmig wird. Die analytischen Resultate, welche Schmidt erhielt, 
weichen yon denen Mulder’s nichtsdestoweniger. ab, weil ‚jener die 
Schleimarten nieht hinlänglich trocknete. Während Mulder bei sei- 
nen frühern Versuchen die Formel C,;H,, O,, fand, erhielt Schmidt 
die Formel C,; H,, O,.; Mulder indess jetzt nach vorsichtigem 
vollständigen Trocknen C,, H,s O,5,. Die ‚Pflanzenschleimarten. ge- 
hören demnach zu den Körpern, die Sauerstoff und Wasserstoff in 
dem Verhältniss enthalten, in welchem sie Wasser bilden; auch sind 
sie nicht mit Gummi oder Amylum zu verwechseln, obwohl sie sich 
mit verdünnter Schwefelsäure, wie diese, in Zucker verwandeln 
können, { 


Manna 


Obwohl Ref. über die eigentliche Manna von Fraxinus ’Ornus 
u. A, nichts zu berichten im Stande ist, indem Mittheilungen darüber 
aus dem Jahre 1846 nicht vorliegen, so sieht sich derselbe dennoch 
veranlasst, über die unter dem Namen Manna neuerdings zur Sprache 


248 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


gebrachten Substanzen zu referiren, und zwar an diesem Orte, da der 
Gegenstand sonst wohl kaum einen passenden Platz im Jahresberichte 
finden möchte. 

Nach Miquel (Botanische Zeitung 1846. p. 416) ist die in der 
Provinz Van in Kleinasien im Jahre 1841 beobachtete und mit dem 
Namen Manna belegte Substanz nichts weiter als Lichen esculentus 
Pall. (Lecanora esc. Eversm.), der durch Wind und Regen in die 
Thäler gelangend, dort in so grosser Menge aufgehäuft gefunden 
wird, dass er gesammelt und theils als Medicament, theils als Nah- 
rungsmittel verbraucht werden kann. Sehr viel ausführlicher berich- 
tet Reissek (W. Haidinger, Berichte über die Mittheilungen von 
Freunden der Naturwissenschaften in Wien 1847. p. 195 — 200). Der 
Verf. stellt zunächst die bisher vorgekormMmenen Mannaregen zusam- 
men, es ereigneten sich dergleichen im Jahre 1824, 1828, 1841 und 
1846.. Die im. Jahre 1823 beobachtete Manna wies sich nach Des- 
fontaines für eine Art Lichen aus; Ledebour erkannte darin Lecanora 
esculenta, die nach Göbel’s Untersuchung aus 2,50° Inulin, 23,005 
Gallerte und 65,91 oxalsauren Kalk besteht. Aber bereits Pallas 
brachte sie im Jahre 1769 von seinen Reisen in den Kirgisensteppen 
und am Aralsee mit, späterhin Eversmann, dessen Beschreibung in 
den Acten der Leopold. Akademie Vol. XV. zu finden ist. Auch 
Reissek endlich erhielt im Jahre 1846 von der im Januar desselben 
Jahres in Kleinasien gefallenen Manna und erkannte darin die Evers- 
mann’sche Lecanora affınis, die bekanntlich nicht an den Boden an- 
geheftet ist und daher leicht von heftigen Stürmen, wie sie dortigen 
Gegenden besonders eigenthümlich sind, von ihrer Bildungsstätte in 
weite Fernen fortgetragen werden können. 

[Ref. erlaubt sich hinzuzufügen, dass im Jahre 1847 eine ähn- 
liche essbare Flechte, aus Algier durch den General Jussuf einge-. 
sandt,. unter dem Namen Jussuffia edulis von Hrn. Link beschrieben 
wurde. Ferner erhielt Ref, im Frühjahr 1848 aus Oberschlesien eine 
Substanz, die massenweis unter der Bezeichnung Manna gesammelt 
und genossen, bei Gross Strehlitz vom Himmel gefallen sein sollte 
(!) Dieselbe erwies sich bei genauerer Prüfung des Hrn. Göppert in 
Breslau und des Hrn. Link in Berlin als der Saame von Veronica 
hederaefolia.] 


Stokes Ueber das Manna des glücklichen Australiens. 
(Discoveries in Australia, London 1846. Vol.1. p. 285. L. Fr. 
v. Froriep und R. Froriep Neue Notizen aus d. Gebiete 
der Natur- und Heilkunde Bd. 39. p. 97). 

Die Eucalypten von Australia felix schwitzen aus ihren Zweigen 
eine von den Colonisten Manna genannte Substanz in Form kleiner 
Schneeflocken aus, welche irrthümlich (sic!) ‘von denselben den in 

* grosser Menge die Bäume umschwärmenden Cicaden zugeschrieben 
wird. Stokes fand aber auch auf einer 'andern kleinern Eucalyptus- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 249 


Species eine blassgelbere Mannasorte, die in solcher Menge ausge- 
sondert wird, dass die Eingebornen in % Stunde über ein Pfund der- 
selben sammeln können. Der Geschmack dieser Manna ist „köstlich 
mandelartig, doch so süss, dass man nicht viel davon geniessen 
kann.” Der Reisende empfiehlt diese Sorte den Conditoren. — Der 
Chirurg Bynoe widerlegt übrigens die Ansicht Stokes, indem es ihm 
nicht gelungen sei, einen Spalt zu finden, aus welchem diese Manna 
ausflösse, und auch künstliches Aufritzen der Rinde keinen Manna- 
fluss veranlasst habe; auch habe er durch directe Beobachtung er- 
mittelt, dass jene syrupartige Feuchtigkeit aus dem After der Cica- 
den ausgesondert werde, indem der untere Theil des abdomen er- 
hoben und nun 3—4 Tropfen ausgespritzt würden. Ref. kann nicht 
umhin, bei dieser Gelegenheit einer Substanz zu gedenken, die er 
in den grossen blasenförmigen Rüstergallen fand. Nach seiner und 
Dr. Trommer’s Untersuchung besteht die Flüssigkeit aus Gummi und 
entstammt nicht dem Rüsterblatte, sondern den in grosser Masse 
darin befindlichen Blattläusen. Die glänzenden Flocken auf Rüster- 
blättern sind somit auch nichts, als jene thierischen Secretionspro- 
dukte, die aber aus Gummi bestehen. 


Fette Oele. 


Mulder Ueber das Behenöl. Scheik. Onderz, 3 Deel. 
p. 545. — Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie 
Bd. 39. p. 351—359. 

Baron von Raders baute auf Curagao, Bonaire und Aruba einen 
Baum im Grossen an, um aus dessen Saamen ein nicht ranzig wer- 
dendes Oel zu erhalten. Dieses in Frankreich mit 20 Francs pro 
Kilogr. bezahlte Oel kommt nach Mulder von (der Cassiee): Moringa 
nux Behen Desfont. (wovon der Name), oder von Moringa Zeylanica 
Lam., der in Syrien, Aegypten, Ceylon, Malabar und in Amerika 
gedeiht. Das Oel, früher offieinell unter dem Namen Oleum balati- 
num oder Ol. balaninum auch balzaninum, wirkt nicht wie der Saame 
drastisch, hat ein spec. Gew. von 0,912, hat einen süssen Geschmack, 
ist farblos, geruchlos und flüssig, im Winter jedoch fest, reagirt 
neutral und braucht lange Zeit um ranzig zu werden. Seine Anwen- 
dung ist ganz gleich der vom Olivenöl, auch ist es mit Kali vollständig 
verseifbar. Mulder fand im Oele: Elain, Margarin und ein Fett, das 
bei der Verseifung eine der Stearinsäure sehr nahe stehende Säure: 
Behensäure, liefert, 


Aetherische Oele, 


Arppe ÜDeber das Monardaöl. Erdmann und Marchand 
Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 243. 
Monarda punctata, eine nordamerikanische Pflanze, liefert ein 


250 Münter: Bericht über die Leistungen im 'Gebiete-der 


gelbrothes, dem Thymian an Geruch ähnliches äther. Oel, welches 
eine grosse Menge krystallisirten Stearoptens in Form rhombischer 
Tafeln absetzt, die stark riechen und von brennend scharfem Ge- 
schmack sind, bei 48° schmelzen und leicht destillirbar sind. Der 
Siedepunkt liegt bei 220°, während der Siedepunkt des davon ge- 
trennten Elaeoptens bei 224° lag. Letzteres bestand aus C 86,41 
H 9,85 und 0 3,74. Das Stearopten gab dagegen die Formel C,, 
H,0 


Wachs. 


Lewy Zusammenselzung verschiedener Wachsarten. - Fro- 
riep’s N. Notiz. Bd. 33. p. 56. — Flora 1845. p. 246. — Ar- 
chiv d. Pharmacie Bd. 46. p. 67. 

Im Bienenwachse fand der Verf. neben Cerin und Myriein, Ce- 
rolein, welches bei 28° schmilzt, in Alkohol und Aether löslich und 
sauer reagirt; es besteht aus C 78,47 H 12,51 O 8,75, ausserdem ent- 
hält das Bienenwachs noch Cerin- und Myricinsäure. 

Rhus succedaneum aus Japan liefert ein Wachs, in welchem 
Lewy eine Säure fand, die er Acide sinesique nannte. 

Das von Corypha cerifera stammende Carnuba-Wachs besteht 
aus C 80,36 H 13,67 O 6,57. 

Das nach Brongniart wahrscheinlich von Myristica Ocoba, M. 
officinalis und sebifera stammende Acuba-Wachs bestand aus C 73,90 
H 11,40 O 14,70. 

Das nach Brongniart von M. Bicuiba stammende gelblichweisse 
Bicuiba-Wachs, welches in kochendem Alkohol löslich und bei 35° 
C. schmilzt, bestand aus C 74,37; H 11,10; O 14,53. ‘ 

Im gelblich-weissen Andaquier-Wachs, welches von kleinen Bie- 
nen am Rio-Coqueta gewonnen wird, fand Lewy 45 Cerosin, 50 Pal- 
menwachs und 5} einer öligen Substanz, 


J. E. Teschemacher On thewax of Chamaerops. In: 
Brewster’s Philos. Mag. and Journ. of Science Vol. 28, p. 350. 
— Erdmann und Marchand Journ. f. prakt., Chemie Bd. 39. 
pag. 220. 

Ein Blatt von Chamaerops humilis, [dergleichen in grossen Ballen 
nach Nordamerika versandt und dort zu Hüten verarbeitet werden], 
gaben dem Verf. 390 Gran eines Wachses, welches aus Cerin und 
Myriein bestand. Dies Wachs sitzt in den Falten der Blätter in 
Form eines weissen flockigen Pulvers, unter welchem ausserdem 
noch eine firnissglänzende Wachsschicht liegt. Wohl an 100,000 Pfd. 
dieses Wachses gehen bei der Bearbeitung der Blätter unbenutzt 
verloren, 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846, 251 


H: urızne: 


J. Stenhouse Observations on the resin of Nanthorhoea 
hastilis (Yellow Gum-resin). In: Brewster’s Philos. Mag. and 
Journ. of Sc. Vol.28. p. 440. — Erdmann u. Marchand Journ. 
f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 221. — Journ. de Pharm. et de 
Chim. 1846. p. 369. 


Xanthorrhoea hastilis, ein in Neuholland weit verbreiteter Baum, 
liefert ein schon 1788 durch Philipps bekannt gewordenes Harz, das 
in grossen dunkelgelben Massen oder gröblich pulverisirt in den Han- 
del gebracht wird. Es hat einen angenehmen gewürzhaften Geruch, 
schmilzt beim Erhitzen und verbrennt mit dem Geruch des Tolu- 
balsams. In Alkohol und Aether ist es löslich, nicht in Wasser. 
Die Lösungen trocknen zu einem Firniss ein und aus ihnen lässt sich 
durch Wasser das Harz in Form dunkelgelber Flocken abscheiden. 
Stenhouse stellte aus dem Harze eine Säure dar, die der Zimmt- 
säure nahe steht, aber als aus Zimmt- und Benzoesäure zusammen- 
gesetzt anzusehen ist. Mit Salpetersäure gekocht verwandelt sich 
das Harz in Pikrinsalpetersäure und Benzoesalpetersäure., 

Ueber Abstammung des afrikanischen Olibanum. Im Phar- 
mac. Journ. Tom. V. p, 541. — Pharmac. Centralblatt 1846. 
p. 29. — Archiv d. Pharmacie des Apothekervereins in Nord- 


deutschland Bd. 48, p. 65. 

Die schon den Alten bekannten Olibanumsorten, das indische 
und das afrikanische, sind auch noch heute die gebräuchlichen. — 
Nach Turnbull und Colebrooke stammt das ostindische von Calcutta 
und Bombay importirte vom Salaibaume, d. i. von Boswellia thuri- 
fera od. B. serrata, während das von J. F. Royle nach England zu- 
rückgebrachte Harz von dem Salehbaume, d. i. Boswellia glabra 
Roxb. gewonnen wurde. Die Heimath der Boswellia thurifera sind 
die Hügel von Coromandel. Das Harz selbst besteht nach O’Shaugh- 
nessy aus 375 Harz, 28% Oel, 4% Gummi, 119 Gluten; kommt in 
rundlichen oder Jängliehen lichtgelben durchscheinenden Thränen in 
den Handel, hat einen brennenden bittern Geschmack und balsami- 
schen Geruch. — Das afrikanische Olibanum über Suez nach Vene- 
dig und Marseille in den Handel gebracht, stammt von Plösslea flo- 
ribunda Endl., welche auf den Kalkhügeln an der Küste Somanli in 
der Nähe vom Cap Gardafui gedeiht. Die Harzkörner sind kleiner 
als die des indischen, gelb oder röthlich und führen kohlens. Kalk. 
Man gewinnt es durch Einschneiden in die Rinde, aus der es, in 
Farbe und Consistenz der Milch ähnlich, herausfliesst und bald er- 
härtet. 

Rob. Thomson Analysis of Ceradia furcata_ Resin. 
In Brewster Philos. Magazine Vol. 28. p. 422. 

Die Pflanze, welche das Harz liefert, wächst auf der Küste von 


252 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Afrika gegenüber der Insel Ichaboe; dem Geruche nach gleicht es 
dem Olibanum, hat ein spec. Gew. von 1,197, ist in Alkohol löslich 
und durch Wasser aus der alkoholischen Lösung fällbar und besteht 
aus C,. H;, O,, oder 67,03 C., 8,37 H., 24,60 O. 


Berthemot Deber den weissen Ueberzug mancher Früchte. 
Im: Journ. de Pharm. et de Chim. 1846. p. 177. — Archiv 
der Pharmacie vom Apotheker-Verein in Norddeutschland 
Bd. 47. p. 327. 

Die sogenannte fleur des fruits ist nicht, wie man bisher annahm, 
Pflanzenwachs oder eine fettartige Materie, sondern ein Harz, wel- 
ches die Früchte zur Beförderung des Reifens schützt. Schwefel- 
säure färbt das Harz dunkelroth und löst es, ebenso wie Aether, 
Alkohole und Oele. 

Bei Gelegenheit der Mittheilung der Berthemot’schen Beobach- 
tung macht Witting die „Bemerkung”, dass, wenn nicht bei den 
Früchten, so doch z. B. bei den Myriceen Pflanzenwachs vorhanden 
sei; ja bei Cactus, Mesembryanthemum, Glaux prävalirten Chlor- 
und phosphorsaure Verbindungen. Hr. Witting hätte mit demselben 
Rechte Berthemot entgegnen können, dass doch bei trocknen 
Früchten der weisse Ueberzug nicht Wachs, sondern Stärkezucker 
sei. Wozu so unnöthige Zusätze, die so gar nicht zur Sache ge- 
hören? 


Gutta Percha. 


M. Osswald Ueber Gutta Percha,. In: Archiv der Phar- 


macie Bd. 48. p. 314. 

Der Verf. macht dem Dr. Bley die Mittheilung, dass Gutta percha 
eine Art Gummi elasticum ist, das in fleischfarbenen Stücken von 20 
bis 30 Pfd. Schwere in den Handel kommt, durch kochendes Wasser 
weich wird, sich in Terpenthinöl und Petroleum löst, im erweichten 
Zustande in jede Form zu bringen ist, und erkaltet in der gegebenen 
Form verharrt. Ausführlicher jedoch berichtet 


E. Soubeiran Ueber Gutta Percha. Im Journ. de Pharm. 
et de Chim. 1847. Tom. XI. p. 17. Erdmann und Marchand 
Journ. f. prakt. Chem. Bd. 39. p. 373. 


Die erste Nachricht über diese Substanz verdankt man dem Dr. 
Montgomery, welcher sie im Jahre 1843 der London society ein- 
sandte und dafür die goldene Medaille erhielt. — Die Substanz kommt 
von einem Baume, der auf Singapore wächst und wahrscheinlich zur 
Familie der Sapotaceen oder Ebenaceen gehört; jedoch war Mont- 
gomery nicht im Stande über die Gewinnung sich Aufklärung verschaffen 
zu können. Die erste chemische Untersuchung unternahm Dr. Monat 
(s. Journ. de l’agricult. de la societe de l’Inde); die von ihm gefun- 
denen Resultate bestätigt und erweitert indess Soubeiran selbst, wel- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 253 
cher nicht nur von London aus durch Calvert, sondern auch von .der 
franz.-chinesischen Mission, unter dem Namen Gomme gettania, das 
Material zu seinen Untersuchungen erhielt. — Gutta percha ist ela- 
stisch, in kaltem Wasser unlöslich, geschmacklos, schmutzig weiss 
von Farbe und besitzt einen schwachen Geruch. Bei gewöhnlicher 
Temperatur ist es bart und lederartig, über 50° erhitzt, wird es 
biegsam und verliert etwas an Dehnbarkeit, bei 65—70° wird es weich 
und plastisch, knetbar und verharrt beim Erkalten in der gegebenen 
Form, aber auch in der Beschaffenheit, die es vor dem Erwärmen 
besass. In den übrigen Eigenschaften gleicht es ganz dem Kaut- 
schuck; es enthält kaum Spuren von Asche und besteht aus 87,8 Koh- 
lenstoff und 12,2 Wasserstoff. 


L.aricein 


Martius Ueber Laricin. In: Flora 1846. p. 92. 

Die bisherige Annahme, dass Boletus larieis an Larix europoea 
wachse, kann Martius nicht bestätigen; er ist vielmehr der Meinung, 
dass Larix sibirica die Stammpflanze sei, indem aller Lerchen- 
schwamm aus Archangel bezogen wird und dort nur diese Species 
vorkommt. Nach der von Will vorgenommenen Untersuchung ist 
nicht ein Harz der wirksame Bestandtheil, sondern ein eigenthüm- 
licher Körper Laricin, der in Form eines weissen in Alkohol und 
Terpentinöl löslichen, bitter schmeckenden Pulvers erhalten werden 
kann und aus C!* H?* O% besteht. 


Emulsin. 


Friedrich Ortloff Ueber die Natur und chemische Con- 
stilution des in den Mandeln enthaltenen Emulsins. In: Ar- 
chiv der Pharmacie Bd. 48. p. 12 fl, 

Diese von stud. pharm. F. Ortloff gelieferte Arbeit bildet einen 
Theil einer von der Jenaer Universität gekrönten Preisschrift. Der 
Verf. stellt zunächst die analytischen Untersuchungen zusammen, die 
seit Sachs 1816 bis Bizio über die Zusammensetzung der bittern und 
süssen Mandeln bekannt geworden sind und schliesst diese histori- 
sche Einleitung mit dem Wunsche, dass eine neue Untersuchung der- 
selben unternommen werden möchte. (Ref, schliesst sich diesem 
Wunsche ebenfalls an und macht nur noch darauf aufmerksam, auch 
das in den oberflächlich gelegenen konischen Zellen der testa ent- 
haltene ätherische (?) Oel sorgfältig zu berücksichtigen). Das von 
Ortloff auf einem neuen von ihm angegebenen Wege dargestellte 
Emulsin unterscheidet sich sehr bestimmt von Albumin und ist reiner, 
als das von Liebig und Wöhler dargestellte; es besteht nach der 
Elementaranalyse aus © 27,873: H 5,480. N 9,273 O 57,424 und ist nicht 
als eine Proteinverbindung anzuschen. Mit Amygdalin im gelösten 


254 Münter; Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Zustande zusammengebracht, zersetzt sich das Amygdalin im Bitter- 
mandelöl und Blausäure und ist daher als eine Contactsubstanz An- 
zusehen. 


Kleber. 


Gluten granule. Im: Bull. de‘l’acad. roy. de Med. 1845. 
p- 508. — Bull. de la soc. d’Encouragement 1845. — Poly- 
technisches Oentralblatt 1845. Heft 24. — Archiv der Phar- 
macie Bd, 46. p. 62. 

Der bei der Stärkefabrication aus Getreidearten bisher fast un- 
benutzt gebliebene Kleber wird gegenwärtig fabrikmässig zu Liguge 
bei Poitiers von den Hrn. Veron freres in ausserordentlicher Quan- 
tität gewonnen und mit dem doppelten Gewichte Weizenmehl gemengt, 
in Form eines trocknen Pulvers in den Handel gebracht. Diese Sub- 
stanz übertrifft wegen ihres reichen Stickstoffgehalts den stickstoff- 
freien Sago an Nährkraft und lässt sich ausserdem in dieser Form 
zum Verbacken mit Kartoffelmehl höchst zweckmässig verbrauchen. 


Achillein. 


Zanon Ueber Achillein und Achillaeasäure. In: Liebig 
und Wöhler Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 58. p. 21 
und Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie Bd. 39. 
p- 125. 

Der durch Auskochen der Pflanze mit Kalk neutralisirte Saft 
wird mit Thierkohle behandelt und zur Trockne abgedampft. Das 
Extract, durch absoluten Alkohol und dann, nachdem dieser abge- 
destillirt, der Rückstand mit Wasser ausgezogen und zur Trockne 
abgedampft, stellt das Achillein dar, welches gelbbraun, bitter, hy- 
groscopisch, neutral reagirend, in kochendem Alkohol löslich, in 
kaltem Alkohol und in Aether unlöslich ist. — Das Achillein ist von 
einer Säure begleitet, die man an Blei binden und aus der Verbin- 
dung krystallisirt erhalten kann. Sie schmeckt sehr sauer, ist bei 
10° R. in 2 Th. kaltem Wasser löslieh und giebt mit Basen krystal- 
lisirbare Salze, 


Nieotin. 


Schloesing Mem. sur la nicotine et sur son dosage dans 
les tabacs en feuilles ou manufactures. Comptes rendus hebd. 
de l’acad. d. se. Tom. XXI. p. 1142. 

Vermittelst einer eigenen Darstellungsmethode erhielt der Verf. 
aus guten Tabacken z. B. tabac du Lot 5—6° Nicotin, aus einem 
Kilogr. nämlich 50—60 Grammes, Die Formel, welche Melsens für 
Nieotin gab, bestätigt er, doch glaubt er, müsse das Aequivalent 
verdoppelt werden. Verf. untersuchte nun nach seiner Methode ver- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 55 


schiedene Tabacke auf ihren Nicotingehalt und fand denselben in 
100 Th., wie folgt: 


Lot... ..796 Jlle et Vilaine 6,29 Virginie 6,87 
Lot et Garonne 7,34 Pas-de-Calais 4,94 Kentucky 6,09 
Nord 2 22.658 + - Elsass .. = . 3,24 Maryland 2,29 


Havanna 2,0 u. weniger. 
Digitalin. 

C. Ph. Kosmann Presence de lu Digitaline dans le Di- 
güalis parviflora Lam. D, lutea Linn. In: Journ. de chimie 
medicale T. 11. 1846. p. 382. 

Digitalis parviflora enthält nach den Untersuchungen des Verf, 
in seinen Blättern, sowohl während der Blüthezeit, als zur Zeit der 
Saamenreife Digitalin; doch ist der Gehalt derselben während der 
Blüthezeit am grössten, indem das zur Saamenreife gewonnene Di- 


gitalin zum Theil eine grössere Löslichkeit besitzt und daher nur 
wenig unverändertes Digitalin erhalten werden kann. 


Opium. 


H. Aubergier Faits pour lhistoire de Fopium. In: Com- 
ptes rendus de Y’acad. des sciences. Tom. 22, p. 838—842. 

Der Verf. baute 1844 und 1845 in der Auvergne, verschiedene 
Varietäten Mohn, um aus denselben Opium durch Einschneiden zu 
gewinnen. Hierbei machte er 1845 die Beobachtung, dass die runden 
Saamenkapseln der weissen Sorte vor ihrer vollständigen Entwicklung 
6,635, zur Zeit ihrer vollständigen Ausbildung, aber demungeachtet 
noch grün, 5,53% und endlich zur Zeit des Farbenwechsels aus Grün 
in Gelb, 3,273 Morphine geben. Der Verf. glaubt übrigens an die 
Möglichkeit eines lohnenden Anbaues der Mohnpflanze behufs der 
Opiumgewinnung sowohl in Frankreich als in Algier, 


Aloe 


Robiquet Ueber die Aloe. In: Journ. de Pharın. Sptbr. 
u. Octobr. 1846. — Liebig und Wöhler Annalen d. Chem, et 
Pharm. Bd. 60. p. 295—308. 

Der so häufigen Verfälschungen willen, welchen die Aloe von 
Soceotora, namentlich mit Kapischer Aloe, ausgesetzt ist, unternahm 
Verf. eine sorgfältige Untersuchung der erstern, Die sehr ausführ- 
iche Arbeit greift mehr in das Gebiet der Chemie, als in das der 
Nanzenphysiologie ein, daher wir hier derselben nur vorübergehend 
gedenken. 

Rinden. 


Duval Analyse der Cascarillarinde, Im: Journ. de Pharm, 
et Chim. 94, Flora 1846. p.91. 


256 Münter: Bericht über. die Leistungen im Gebiete der 


In der von Croton Cascarilla stammenden Cascarillarinde fand 
Duval im Eiweiss, Gerbstoff, Cascarillin (Bitterstoff); rothen 'Farb- 
stoff, fettes Oel von widrigem Geruch, flüchtiges Oel von angeneh- 
mem Geruch, Harz, Stärkmehl, Wachs, Pectinsäure,  Chlorkalium, 
ein Kalksalz und Holzfaser. 

A. Buchner Chinarinde. In: Buchn. Repert. f, d. Pharm. 
Bd. 39. — Flora 1846. p. 191. 

Die von Buena hexandra nach Pohl stammende China nova bra- 
siliensis enthält nach A. Buchner mehr China-Gerbsäure, als jede 
ächte Chinarinde, aber kein Alkaloid,' dagegen 2% Chinovabitter, viel 
Chinaroth und eine harzig-fettige, olivengrüne, in Alkohol unlösliche 
Substanz. 


Stengel. 


Reinsch Chemische Bestandtheile von Spartium scoparium. 
In: Jahrbuch f. prakt. Pharmacie 12. 3. p. 150. — Archiv der 
Pharm. Bd. 47. p. 327. 

Reinsch fand in den krautartigen Stengeln: Spuren von äther. 
Oel, talgartiges Oel mit Wachs, Chlorophyll, Pflanzenleim, Gummi, 
Schleim und nebst Salzen einen vielleicht krystallisirt zu erhaltenden, 
dem Quassin ähnlichen Bitterstoff. 


Blätter und Stengel (Kraut). 


Maurach Untersuchung des Krauts von Thlaspi Bursa 
pastoris. Gauger’s Repert. 1845. — Archiv der Pharmaeie 
Bd. 48. p. 63. 

Nach der von Maurach in Witebsk unternommenen Analyse des 
in der Gegend von Moskau vom Landvolke gegen Wechselfieber mit 
Erfolg angewandten Krauts der bekannten Hirtentasche, besteht das- 
selbe in 300 Theilen aus 2,0 flüchtigem Oel, 76,6 Gummi, 47,5 Ex- 
tractivstoff, 29,5 scharfem Harze, 26,0 Eiweiss, 20,0 Stärkemehl, 
81,0 Holzfaser (18 Th. Verlust). 


Blüthen. 


L. F. Bley Einige Versuche über die Bestaniitheile der 
Blüthen des Wegerichs ( Plantago media). Archiv der Hier 


macie Bd. 46. p. 169. 

Die durch lieblichen Geruch sich auszeichnenden Blüthen des 
Wegerichs‘ unterwarf der Verf. der chemischen Untersuchung und 
fand darin ein ätherisches, leicht sich veränderndes Oel, rothen Farb- 
stoff (in den Antheren), Chlorophyll, Wachs, braunes Harz, Schleim- 
zucker, Gerbstoff, Gummi, Faserstoff, Wasser, und eingeäschert: 
schwefels,-salzsaures Kali, mit Spuren von kohlensaurem und phos- 
phorsaurem Kali, kohlens. Kalk und Talkerde, ‚eine Spur Thonerde 


physiologischen Botanik während des Jahres: 1846. 257 


und Eisenoxyd, viel Kieselerde. —-Der Gehält an Asche in 500 Th. 
frischer Blumen betrug 15,0 Th. 

L. Meier Chemische Untersuchung der Klatschrosen. 
Buchn. Repert. f. d. Pharm. Bd. 41. Heft 3. — Archiv d. Phar-' 
macie ‚Bd. 46. p. 317. N 

Nach der durch L. Meier in Creuzburg ausgeführten Analyse der 
Blüthen von Papaver Rhoeas enthalten dieselben: Vegetab. Eiweiss, 
Gummi, Stärke, Cerin, Weichharz, fettes Oel, Wachs, Holzfaser 
und 2 Säuren, welche die Farbe der Blumenblätter hervorbringen, 
nämlich Rhöadinsäure von dunkelrother Farbe und Klatschrosensäure 
von schön rother Farbe, Chlorcaleium, Chlornatrium, schwefel- und 
kohlens. Kali, phosphors. Magnesia und Kalk, Kieselerde und schwe- 
fel- und kohlens. Kalk. — Die beiden gefärbten. Säuren ‚sind nicht 
krystallisirbar, bilden aber glänzend amorphe Massen und verbinden 
sich leicht mit Basen. 


Früchte und Saamen. 


Redtenbacher Ueber die Säure des Johannisbrodes. Lie- 
big und Wöhler Annalen d. Chem. et Pharın. Bd. 57. p. 177. 

Ausser Zucker, dem die Fruchtschaale des Johannisbrodes ihren 
süssen Geschmack verdankt, fand der Analytiker Buttersäure und 
zwar in solcher Quantität, dass 5 Pfd. Schoten 1 Loth reines Butter- 
säurehydrat geben. Er empfiehlt daher das Johannisbrod zur Dar- 
stellung dieser Säure und den italienischen Chemikern die weitere 
Untersuchung der Frucht. 

Fr. Döbereiner Untersuchung des grünen Kaffees. 
Archiv d. Pharm. 1845. Juli. — Flora 1846, p. 191. 

Payen Mem. sur le cafe. Comptes rendus hebd. des 
seances de l'acad. des seiences Tom. 22. p. 724.. Tom. 23..p.8 
und 244. 

Rochleder Ueber den Kaffee. In: Liebig und Wöhler 
Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 59. p. 300. — Erdmann u. Mar- 
chand Journ. Bd. 38. p. 367. \ 

W.R. Weitenweber Therapeut. Abhandlung über den 
Kaffee. In: Med. Jahrbücher des k. k. österr, Staates von 
Raimann und Rosas Bd. 58. p. 1 u. 139. 

Nach Döberreiner enthält 1 Pfd. grünen Kaffees 98-100 Gr. Cat- 
fein, nebenbei Mannit und Zucker. 

Nach Payen, dessen gründliche ausführliche Arbeit hier nur im 
Kurzen erwähnt werden kann, besteht Kaffee in 100 Theilen aus 
34,0 Cellulose, 12,0 hygroskopischem Wasser, 10,0— 13,0 fettiger 
Substanz, 15,5 Glycose, Dextrin und einer unbestimmten Pflanzen- 
säure, 10,0 Legumin, Casein (Glutin?), 3,5—5,0 ehlorogensaurem'Kali- 

Archiv f, Naturgesch, XIII, Jahrg, 2. Bd, R 


258 _ Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Caffein, 3,0 stickstoffhaltiger Substanz, 0,8 freiem Caffein, 0,001 un- 
löslichem diekem flüchtigem Oel, 0,002 aromatischem flüssigem liebli- 
chem Oel und aromatischem, weniger löslichem scharfem Oel, 6,697 
mineralischen Bestandtheilen, Kali, Kalk, Magnesia, Phosphor-, Schwefel- 
und Kieselsäure und Spuren von Chlor. — Neu ist die Auffindung der 
Chlorogensäure, des farblosen Prineips der tiefgrün gefärbten Substanz; 
sie besteht aus 56,0 €. 5,6 H. 38,4 O und kommt mit Kali und dem 
Caffein zu einem Doppelsalze verbunden vor. Die Säure ist farblos, 
löslich in absolutem Alkohol, sehr leicht löslich in Wasser; doch 
aus diesem schwierig krystallisirbar; reagirt aber alsdann sehr sauer 
und röthet Lackmus sehr lebhaft. — Die Auffindung dieser Säure 
dürfte jedoch dem Hrn. Payen nicht allein beizumessen sein, indem 
Rochleder (l.c.) dieselbe ebenfalls und zwar gleichzeitig auffand. 
Bekanntlich erwarb sich derselbe bereits durch eine frühere Arbeit 
(ibid. Bd. 50. p. 224) um die Kenntniss des Kaffees wesentliche Ver- 
dienste, indem er aus den fetten Säuren desselben durch Verseifung 
Palmitin- und Oleinsäure zog, das Legumin nachwies und die bisher 
angenommene Anwesenheit eines Harzes aus guten Gründen leugnete. 

Die Arbeit von Weitenweber ist nur deshalb hier angeführt, weil 
dieselbe eine ausserordentlich fleissig gesammelte Literatur (1. ce. 
p- 147—156) über den Kaffee und dessen medicinische Anwendung 
enthält. 


Percy Zusammensetzung, :der Saamen von Phytelephas 
macrocarpa. Flora. 1846. p. 44. 

Auf Lankaster’s' Veranlassung untersuchte Perey von Neuem die 
bereits von Payen, Connell und Baumhauer 'analysirten Saamen von 
Phytelephas macrocarpa und fand dieselbe in 100 Th. zusammenge- 
setzt aus 44,39 Kohlenstoff, 6,63 Wasserstoff, ‘47,61 Sauerstoff und 
1,37 Stickstoff; durch das Trocknen gingen 12,64% Wasser verloren. 
— In der Asche wurden Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsäure 
und Kohlensäure in Verbindung mit Kali, Kalk, Eisenoxyd (?) erkannt. 


Ganze Pflanzen. 


Lüdersdorf Bemerkungen über die Natur der Hefe. 
In: Berlin. Nachrichten für Staais- und gelehrten. Sachen 1845. 
No. 286. — Flora 1846. p. 128, 

Zum Beweise, dass die Hefe in der That aus organisirten Kör- 
perchen besteht, die vermöge ihres Vegetationsprocesses die Gäh- 
rung bewirken, theilte Lüdersdorf in der Sitzung der Gesellschaft 
naturforschender Freunde am 18. Nov. 1845 die Beobachtung mit, 
dass sorefältig zerriebene Hefekügelchen ihre Wirkungsfähigkeit gänz- 
lich einbüssen. 


E. Schunck. Leber die in der Roccella tinctoria enthal. 
tenen Substanzen. In: Memoirs and proceedings of the Chem, 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 259 


Soc. — Marchand und Erdmann Journal f. prakt. Chemie 
Bd. 38. p. 449. 


Roccella tinctoria, bekanntlich die beste Sorte Orseille lie- 
fernd, wurde zuerst von Heeren untersücht; dieser entdeckte das Ery- 
thrin und die Roccellsäure. Kane fand darauf später das Erythrilin 
und einen von ihm Erythrin genannten Körper, der jedoch dem Hee- 
ren’schen Pseuderythrin glich. E. Schunck benutzt zu seiner Analyse 
Roccella tinctoria var. fuciformis aus Angola und Madagascar. Die 
zuerst krystallinisch gewonnene Masse glich Heeren’s Erythrin und 
Kane’s Erythrilin; der Verf, nennt sie Erythrinsäure; sie ist es, 
welche die Farben erzeugt und um deretwillen die Pflanze technisch 
angewandt wird; 1 Pfd. Roccella gab 60 Gran derselben; sie ist, rein 
dargestellt, ganz weiss, geschmacklos, Jöslich in: kaustischen und 
kohlens. Alkalien, Kalk- und Barytwasser, Wasser, Alkohol und 
Aether; röthet Lackmus, und verwandelt sich durch Alkalien in Or- 
cin und Kohlensäure, so wie das Lecanorin. Mit Kupferoxyd analy- 
sirt besteht sie aus 34C 19H 15 0. — Kocht man die Erythrinsäure 
mit Alkohol, so erhält man Erythrinäther, welcher dem Heeren’schen 
Pseudoerythrin und Kane’s Erythrin gleicht. — Der bittere Geschmack 
der Roccella, rührt von dem Erythrinbitter oder Pikroerythrin her, 
welches erhalten wird, indem kochendes Wasser auf Erythrinsäure 
einwirkt. — Zieht man die Flechte mit Ammoniak in der Kälte aus, 
so löst sich sowohl Erythrinsäure als Heeren’s Roccellsäure, die 
als eine fette Säure anzusehen ist und sich in Alkohol und Aether, nicht 
aber in Wasser, löst. Aus der alkoholischen Lösung herauskrystal- 
lisivt, besteht sie, mit Kupferoxyd analysirt, aus 24C 23H 6 ©. 

Knop und Schnedermann Chemisch-physiolog. Unter- 
suchung der Cetraria islandica. In: Nachr. v. d. G. A. Uni- 
vers. und der kgl. Ges. d, Wiss. zu Göttingen p. 97. — Flora 
1846. p. 239. 

In der äussersten Rindenschicht fanden die Heiren Knop und 
Schnedermann in der Stärke-führenden Intercellularsubstanz Cetrar- 
säure, die mit Alkalien, Salze, von citronengelber Farbe und un- 
erträglich bitterm Geschmack bildet; ferner Lichesterinsäure mit 
Alkalien seifenähnliche Salze bildend; endlich Thallochlor ‚eine 
vom Chlorophyll verschiedene Substanz.. Die durch Jod sich bläuende 
Flechtenstärke, durch Auflösen in Salzsäure, Verdüpnen durch Was- 
ser und Fällen mit Weingeist erhalten, trennt sich, von der auf dem 
Filtrum zurückbleibenden ‚Gallerte (der Mulder’schen Flechtenstärke), 
welche sich durch Jod nicht bläuet, Die Stärke nebst der Gallerte 
bilden die Intercellularsubstanz, 

John Thomson Analysis of two .,.. Epiphytes.. In: 
Brewster’s Phil, Mag. and Journal of Se.\ Vol. 28. p. 420. 

Der Verf. untersuchte Vanilla planifolia und Commelina Skinneri, 
In der erstern fand er 89,06 Wasser und 9,848 organische Substanzen, 

R*# 


260 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


In 1,102 Asche erkannte er Phosphorsäure, aber keine Thonerde 
(alumina). In der Commelina fand er in 300 Th. 281,14 Wasser, 
64,77 organ. Materie und 7,14 Asche. 100 Th. der letztern enthielten 
an löslichen Salzen 42,72, an unlöslichen 59,10. 

Nesbit Ueber die Bestandtheile des Hopfens und die zu 
seinem Anbau geeignetsten Düngerarten. In: Echo du monde 
savant 1846. No. 29 u. 30. — Dingler’s :polyt. Journ. Bd. 101. 
p- 310. 

Der Verf. verwandte zu seiner Untersuchung 4 verschiedene 
Hopfenmuster, die er von Paine zu Farnham erhielt. 2 Pfd, Hopfen- 
blüthen (einer goldgelben Sorte) verloren im Dampfbade 3 Unzen 
Wasser; eingeäschert geben sie 95) Asche. — 9 Unzen Blätter der- 
selben Sorte verloren im Dampfbade 1% Unzen Wasser und gaben 
16,5% Asche; 1 Pfd. 2; Unze Stengel verloren beim Austrocknen 13 
Unzen Wasser und lieferten 5° Asche. Zieht man die an Kalk ge- 
bundene Kohlensäure der Asche ab, so enthalten die Blüthen 9,87; die 
Blätter 13,6, die Stengel 3,74 Asche. Die procentische Zusammen- 
setzung der Aschenbestandtheile ist folgende: 

Blüthen Blätter Stengel 


Kieselerde ...... 21,50 12,14 6,07 
Chlornatrium .... 7,24 9,49 6,47 
Chlorkalium . . . .. 1,67 _ 9,04 
NABKOM nm 2% _ -0,39 _- 
SE 25,18 14,95 25,85 
Ra AAO FAN 15,98 49,67 38,73 
Magnesia . .. ... 9,77 2,39 4,10 
Schwefelsäure . ... . 5,41 5,04 3,44 
Phosphorsäure . . ... 9,80 2,42 6,80 
Phosphorsaures Eisen 7,45 3,51 0,40. 


Aus dieser Analyse ermittelt nun der Verf. den Bedarf an Salzen für 
1000 auf einem Morgen Landes befindliche Pflanzen. Um die 17 Pid. 
Kali zu ersetzen, die durch 1000 Pflanzen dem Boden entzogen wer- 
den, bedarf es 7 Ctr. Guano, oder 2 Ctr. Guano und statt der übri- 
gen 5 Ctr. eines Düngers, der zwar kein phosphorsaures Salz, aber 
doch 12% Pfd. Kali enthält. — Die Production von einer “Tonne 
Hopfen erfordert 64 Pfd. Ersatz an Kali, den man durch 136 Pfund 
Salpeter oder 94 Pfd. Potasche gewähren könnte. Zum vollständigen 
Ersatz für einen Morgen empfiehlt der Verf. folgendes Gemenge: 
3 Ctr. Guano, 1 Ctr. Seesalz, 1% Ctr. Salpeter oder % Ctr. kiesels, 
Kali und + Ctr. Gyps. — Das Gemenge kann auch folgender Art zu- 
sammengesetzt sein: 1 Ctr. Guano, 1! doppelt phosphorsauren Kalk, 
1 Ctr. Seesalz, 1 Ctr. Potasche oder das Aequivalent kieselsauren 
Kali’s, 1% Ctr.Gyps. 

J. Ud. Lerch Untersuchung der Chelidonsäure. In: Lie- 
big und Wöhler Annalen der Chemie u. Pharmacie Bd. 57. 
p. 273. 


‘physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 261 


Da der Verf. keinen bestimmten Pflanzentheil nennt, von welchem 
er die sehr genau studirte Säure gewonnen hatte, so blieb nichts 
übrig, als seine lesenswerthe Arbeit an diesem Orte einzuschalten. — 
Im jungen Kraut fand er fast nur Aepfelsäure,-doch in solcher Menge, 
dass dieses zur Darstellung derselben von ihm empfohlen wird. In 
der Blütheperiode enthält die Pflanze dagegen ausser Aepfelsäure 
noch eine andere, bereits von Probst entdeckte, aber weniger ge- 
kannte Säure, die Chelidonsäure, die der Gallus-, China- und 
Meconsäure sehr nahe steht. Nach dem Verf. ist die Chelidonsäure‘ 
in der Pflanze theils an die organischen Basen, theils an Kalk ge- 
bunden. Sie krystallisirt bei langsamem Abdampfen in langen, seiden- 
glänzenden Nadeln, und enthält alsdann 2 At. Krystallwasser. Beim 
raschen Abkühlen aus heissen Lösungen, krystallisirt sie in kleinen 
feinen Nadeln und enthält dann 1 At. Krystallwasser, löst sich im 
kalten und heissen Wasser. Mit Schwefelsäure gekocht, wird sie pur- 
purroth. Bei 100° verwittert sie, ebenso bei gewöhnlicher Tempera- 
tur. — Sie gehört zu den starken Säuren, löst Eisen und Zink unter 
Wasserstofigasentwicklung und verbindet sich mit allen Basen zu ein- 
zwei- und drei-basischen Salzen. Wasserfrei besteht sie aus C,, 
H,.0:.: 


. Pflanzensäfte. 


Andr. Buchner Chemische Untersuchung des Bingelkrauts 
(Mercurialis annua). Münchener gelehrte Anzeigen 1846. 
Bd. I. p.308. — Flora 1846. p. 285. 


Im frisch gepressten Safte findet man ausser Gummi, Bitterstoff, 
einigen Salzen, viel Chlorophyll und Eiweiss, nebst 83—849 Wasser 
und vielleicht wie bei Merc. perennis: Indigo. Die Salze erhält man 
krystallisirt, indem man die trockne Pflanze mit lauwarmem Wasser 
behandelt und den durch Kohle entfärbten Aufguss langsam verdun- 
sten lässt. "Die so gewonnenen Salze bestehen aus 'salpetersaurem 
Kali, schwefelsaurem Kali, Salmiak und einer schmierigen Masse, in 
welcher ein pflanzensaures Kalk- und Magnesiasalz. vorhanden ‚war. 
Ausserdem ist ein in Wasser unlösliches pflanzensaures Kalk- und 
Magnesiasalz vorhanden. 


Langlois Examen chimique de la seve de quelques vege- 


taux, In: Mem. de la societe de Strasbourg. Tom. Ill. p. 1. 
Die Säfte des Weinstocks, des Nussbaums und der Linde unter- 
warf der Verf. seiner Untersuchung. Er erkannte im Rebensaft, den 
er am 30. März gewann, freie Kohlensäure, weinsteinsauren Kalk, 
Salpeter, milchsaure Alkalien, Salmiak, schwefels. Kali, "phosphors. 


Kalk. — In einem Kilogr. Saft waren 10 cubische Centimetre Kohlen- 
säure, 1,25 Gr. weinsteins. Kalk, 0,20 Gr. Salpeter und eine geringe 
Quantität anderer Salze. — Der Nussbaumsaft, Ende April unter- 


sucht, liess andere Substanzen erkennen, als Biot in einer früheren 


262 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Jahreszeit fand. Auch dieser Saft enthält freie Kohlensäure, Eiweiss, 
Gummi, Fett, milchsaure Kali-, Kalk- und Ammoniaksalze, äpfels. 
Kalk, Salmiak, Salpeter, schwefel- und phosphors. Kalk. — Statt 
des Lindensafts, der im Juni nicht mehr zu erhalten war, analysirte 
der Ve,f. das Cambium junger Zweige. Das Cambium, enthält nicht, 
wie die Dlätter Stärkezucker und Mamvit, sondern gährungsfähigen 
Rohrzucker (kann wohl nur Fruchtzucker gemeint sein Ref.) Eiweiss, 
Gummi, Salmiak, essigsaures Kali und zweifelsohne freie Kohlen- 
säure, _ Aus dem gegobrenen Safte konnte der Verf. Alkohol dar- 
stellen. 


Boussingault Developpement successif de la matiere 
vegetale. Ju: Arrago et Gay-Lussac Annales de Chim. et de 
Pbvs. Tom. XVll. p. 162—171. — Comptes rendus hebd, des 
seances de l’acad. d. se. Tom. 22. p. 617. — Oesterr. Medie. 
Wochenschrift 1846, p. 1477. —. Froriep’s Neue Notiz Bd. 39. 
p- 326. — Erdmann und Marchand Bd. 38. p. 233. 

Boussingault, der stets mit glücklichem Erfolge die wissenschaft- 
Jiche Landwirthschaft auf ihrem eigentlich heimathlichen Boden, der 
Pflanzenphysiologie, anbaute, liefest in der vorgedachten kurzen Ab- 
handlung abermals einen Beitrag, der in den wenigen Zeilen und 
Zahlen mebr Nützliches enthält, a!s oft in den weitläuftigsten, zahl- 
reiche Bogen fullenden Abhandlungen vieler anderer Schriftsteller 
zu finden sein dürfte. Boussingault stellte sich die Frage, ob die 
Pflanzen auch nach der Blütheperiode fortfahren, Elemente des Bo- 
dens und der Atmosphäre in sich aufzunehmen, was bekanntlich 
Mathieu de Dombasle Jäugnete, während es Biot (wie er dies in seinen 
Bemerkungen zu Boussingault’s Mittheilung sagt), schon vor 13 Jah- 
ren vermöge, seines Cireularpolarisation- AEnaeee, in anderer Rück- 
sieht freilich, erwiesen hatte. 

Boussingault untersuchte Weizen und Bohnen; die Analyse der 
Bolmen theilt er indess nicht mit, weil sie die Resultate, welche der 
Weizen gab, nur in verstärktem Maasse bestätigt baben würde. Die 
Untersuchung der Weizenpflanzen geschah in 3 verschiedenen Lebens- 
altern derselben, sowohl auf den Gehalt an sogenannten organischen 
Bestandtheilen, als auf den Gehalt an mineralischen. Die nachste- 
hende Tabelle enthält das Näbere: 


Gewicht der 
trocknen Pflanzen Mineral. 
auf der Hectare Kohlenst. Wasserst. Sauerst. Stickst, Bestandth. 


Am 19. Mai 1844 689 Kil. 257,0 40,0 354,1 12,4 25,5 Kil. 
Arad, JUL, „ 2631 „ 1007,0 163,1 1370,7 23,7 558 n 


a Te 4666 „ 1735,8 317,3 2324,3 42,0 186,6 „ 
Zuwachs vom 19. Mai 

bis 9. Juni .. .1942 „ 750,7 .123,1 1016,6 11,3 403 „ 
Zuwachs vom 9. Juni 

bis 15. Aug. PRESS 728.1 154.27..953,6 . 18,3...120,87, 


BE 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 263 


De Mirbel et Payen Zrtrait d’un premier Memoire 
sur la composition et la structure de plusieurs organismes des 
plantes. In: Comptes rendus hebdonı, des seances de lY’acad, 
d. sc. Tom. 22. p. 559. 

In der Sitzung der Academie der Wissenschaften am 30. März 
legten die Herren v. Mirbel und Payen ein Memoire vor, welches 
seit 3 Jahren bereits bearbeitet, aber ‚wegen der nöthigen Tafeln bis- 
her nicht publieirt werden konnte. Behufs der Ermittelung der Ele- 
mentarzusammensetzuug wurden in verschiedenen Lebensaltern viele 
Pflanzen analysirt. Als Resultat ergab sich, dass die stickstoffhalti- 
gen Substanzen mit dem Aelterwerden der Gewächse verschwinden 
und an deren Stelle reine Cellulose oder stickstofffreie Holzsubstan- 
zen treten. Die zur Analyse verwandten Organe waren: junge Wur- 
zeln, junge Eichenstämme, Zweige in verschiedenen Alterszuständen. 
Epidermis und Cutieula, ganze Blätter und Theilstücke derselben, 
Fructificationsorgane, Bruchstücke von Cryptogam. Pflanzen. 


2. Zur Lehre von der Einwirkung chemischer 
Agentien auf den Pflanzenorganismus. (Pflanzen- 
toxicolozie und Pflanzenbromatologie.) 


Die Erscheinungen, welche in Folge der chemischen Verwandt- 
schaftskraft zwischen den Bestandtheilen der vegetabilischen Organis- 
men einerseits, und den an die letztern von aussen herangebrachten 
chemischen Agentien andererseits eintreten, können wir füglicherweise 
eintheilen in solche, die dem Pflanzenorganismus zum Nachtheil und 
in solche, die demselben zum Vortheile gereichen. — War die Wir- 
kung des von aussen kommenden Agens eine nachtheilige, so nen- 
nen wir den wirkenden Körper im Allgemeinen eine Schädlichkeit, 
oder aber ein Gift; gereicht dagegen das wirkende Agens dem Orga- 
nismus zum Vortheil, oder ist es ihm sogar nothwendig, d.h. gehört 
es zu seinen integrirenden Lebensreizen, so nennen wir dasselbe ein 
Nahrungsmittel. Die Disciplin, welche sich mit der ersten Gruppe 
der Wirkungserfolge befasst , nennen wir Pflanzentoxico] ogie und 
die Disciplin, welche sich mit den integrirenden Lebensreizen be- 
schäftigt, Pflanzenbromatologie. 


A. Zur Pflanzentoxicologie. 


Robin-Masse Zimwirkung des Jods auf lebende Pflan- 
zen. Comptes rendus hebdomad. 1845. T. XX. — Archiv der 
Pharmacie 1845. Juni. p. 329. 

Wurden mit einer wässrigen Jodlösung Saamen oder. triebfähige 
Zweige längere Zeit direct behandelt, so erlosch deren Keim- und 
Triebkraft gänzlich, d. h. sie starben. — Begoss der Verf. in Erde 
befindliche Saamen mit einer wässrigen Jodlösung, so keimten die 


264 Münter:'Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


selben zwar, aber. die Pflanzen‘ blieben in der Entwickelung zurück, 
— Wurden Lemna minor und L. gibba in dieselbe Jodlösung gebracht, 
so verloren sie ihre grüne Farbe und das Chlorophyll färbte sich 
blau; L. polyrrhiza und trisulca dagegen wurden auf der violetten 
Unterfläche braun und auf der grünen Oberseite röthlich gelb. Viele 
grüne Conferven wurden blau; Zygnema elongatum braun. Bei Z.'pe- 
etinatum ward nur der sternförmige Kern blau. — [Doch wohl offen- 
bar wegen der Anwesenheit des in den Zellen abgelagerten Stärke- 
mehls. Ref.] Re 

M. H..Braconnot De laction deletere produite sur la 
vegetation par les acides tres-etendus, et Turine etendue de 
beaucoup d’eau.. In: Annales de Chimie ‚et de Physique 3me 
Serie. Tom. XVIll. p.157— 168. 

Leider hatte Ref. diese wichtige Arbeit zur geeigneten Zeit über- 
sehen, indem ihm das Citat abhänden gekommen war. Da ihm aber 
zufällig während des Drucks dieselbe wieder zu Gesicht kommt, so 
glaubte er es wenigstens nicht unterlassen zu dürfen, sie zu erwäh- 
nen und behält sich ein ausführlicheres Referat für den nächsten Jah- 
resbericht vor. j 

Chatin Ueber die Wirkung der arsenigen Säure auf die 
Pflanzen. In: Froriep’s N. Notizen Tom. XXXIl. p. 185. — 
Flora 1845. p. 214. — Archiv der Pharmacie Bd. 46. p..65. 

Targioni Tozzetti. Ueber die. dbsorption der arsenigen 
Süure Seitens der Pflanze. In: Gazzetta Toscana delle Scienze 
med. fisiche 1845. No. 13. ; 

Die Arbeit von Targioni-Tozzetti war dem Ref. nicht zugänglich, 
daher er sich nur auf die Arbeit Chatin’s beschränkt. 

Lässt man arsenige Säure auf Pflanzen einwirken, so sterben 
dieselben, obschon die Blätter gelb sein können, doch nicht, sofern 
man die Pflanze am ?ten oder 3ten Tage in ändere Erde bringt. Un- 
terlässt man diesen Ortswechsel, so werden die Gewebe gelb oder 
schwarz, besonders die Gefässbündel, ferner die Basis der Blattstiele 
und die Spitze der Blumentheile; es stellt sich also wahre Gangrän 
ein: Das Alter und das Geschlecht der Pflanzen modificiren die Wir- 
kung wenig, doch sterben Dicotylen schneller, besonders Lestimino- 
sen, als Monocotylen und diese schneller als Cryptogamen, von 
denen einige sogar auf und in Lösungen arseniger Säure vegetiren. — 
Die Wirkung erfolgt rascher bei trockner bewegter Luft, trocknem 
Boden, lebhaftem Lichte, erhöhter Temperatur, (offenbar in Folge 
der dann stärkern Resorption! Ref.) Nicht in allen Organen ver- 
breitet sich das Gift in gleicher Menge. In Früchten, Saamen, Sten- 
geln, Blüthen wird es in geringerer Menge, als in der Blattstielbasis, 
im Blüthenboden deponirt. Der Verf. glaubt eine Ausscheidung des 
Giftes Seitens der Wurzeln beobachtet zu haben, sofern nämlich 
die Pflanze der tödtlichen Einwirkung widerstanden hat. — Die ar- 


physiologischen Botanik während’ des Jahres 1846. 265 


senige Säure verbindet sich mit den in der Pflanze befindlichen Basen 
zu leicht löslichen Salzen., Als Gegengift fand er Chlorcaleium; 
wurde mit einer Lösung desseiben eine vergiftete Pflanze begossen, 
so ging sie nicht zu Grunde und die Untersuchung ergab die Abwe- 
senheit der arsenigen Säure. Saamen mit einer verdünnten arsenigen 
Säurelösung getränkt, keimten; in den geernteten 'Saamen fand sich 
jedoch kein Arsen. — ‚Da ferner die Cryptogamen, namentlich Carbo 
Uredo (Weizenbrand) von arsenigen Säuren nicht angegriffen werden, 
so kann dieselbe folglich auch nicht den Brand hintertreiben. 


Vogel Verhalten des Stickoxyduls zur Vegetation. Flora 
1846. p. 92. 

Während der Naturforscher- Versammlung zu Nürnberg machte 
Dr. Vogel jun. die Mittheilung, dass Kressensaamen auf feuchten 
Badeschwamm gesäet und einer Atmosphäre von Stickoxydulgas aus- 
gesetzt, nicht keimten, der Luft ausgesetzt, sich jedoch späterhin 
entwickelten. — Auf ausgebildete einer solchen Atmosphäre ausge- 
setzte Pflanzen wirkte es langsam nachtheilig; war das Gas dagegen 
mit atmosphärischer Luft gemengt, so wirkte es nicht schädlich ein. 


Bouchardat De linfluence dw sol relativement ü l’action 
des poisons sur les plantes. Comptes rendus hebd. des seances 
de Pacad. d. sc. Tom. 22. p. 674. 

Je besser der Boden, desto mehr leistet derselbe schädlich (giftig) 
einwirkenden Agentien Widerstand. Sensitiven, Mentha, Mais, Wei- 
zen, Bohnen sterben nach wenigen Tagen, wenn sie in Lösungen von 
53, koblensaures, salpetersaures, chlorwasserstoffsaures Ammoniak, 
-chlorwasserstoffsaures Morphin oder Chinin, Salpeter u. s. w. getaucht 
werden. In Sand wachsend und den .genannten Substanzen ausgesetzt, 
widerstehen sie länger. In guten Erdarten aber, mit Lösungen eben 
derselben Agentien begossen, leiden sie wenig oder gar nicht. 


B. Zur Pflanzenbromatologie. 


"Das Studium der Erscheinungen, welche integrirende Lebensreize 


am und im Pflanzenorganismus hervorrufen, setzt vornehmlich auch 
eine genaue Kenntniss der Reize selbst, voraus; diese dürfen daher, 
da sie noch weniger gekannt sind, bier also auch nicht übergangen 
werden. ! 
Ein Theil der Pflanzen wächst, untergetaucht im Meerwasser 
oder auf der Oberfläche desselben; ein anderer Theil, untergetaucht 
oder halb untergetaucht, oder auf der Oberfläche des Flusswassers, 
wieder andere mit den Wurzeln eingesenkt in den Boden und mit der 
Krone in der Luft; ein vierter Theil endlich vielleicht suspendirt (?) 
in der Luft, oder doch wenigstens nicht in den Boden eingesenkt. — 
Neuere Untersuchungen über die genannten Medien werden demnach 
im Jahresberichte Platz finden müssen. 


266 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Einfluss flüssiger und gasförmiger Medien auf die 
Vegetation. 


Du M&nil Das Nordseewasser um Föhr im. Herzogthum 
Schleswig. Im: Archiv f. Pharmacie Bd. 47. p. 152. 

Das Wasser der Nordsee um Föhr ist vollkommen klar und farb- 
los, hat bei 14° R. ein spec. Gew. von 1,0221, und giebt beim Ver- 
dampfen eine Salzmasse, in der sich Crystalle von Natriumchlorid 


und schwefelsaurer Talkerde unterscheiden lassen. — In 16 Unzen 
Nordseewasser fand der Analytiker 

Kaliumchlorid .. 3,136 Gran Magniumsulfat . . 22,380 Gran 
Calciumchlorid . 3926 m Kieselsäure. . .. 0880 „ 
Magniumchlorid . 15,992 „ Harz u. Extractivstoff 0,500 „ 
Natriumchlorid . 193,000 „ “ Spuren von Brom. 


B. Lewy Untersuchung über die Zusammenselzung des 
Gases, welches das Meerwasser in verschiedenen Tageszeiten 
enthält. In: Annales de Chimie et de Pbysique Tom. XVI. 
p- 41. — Liebig und Wöhler Annal. der Chemie und Phar- 
macie Tom. 58. p. 326. — Erdmann und Marchand Journ. f. 
prakt. Chem. Bd, 38. p: 358. 

Morren fand bereits in den Monaten März— Mai in 4,5 Liter 
Meerwasser den Sauerstoffgehalt zu verschiedenen Tageszeiten schwan- 
kend zwischen 29,7 und 53,6 Cubikcentimeter, ja in Lachen: Diffe- 
renzen von 20,78 bis 76,04 Cubikcent. Lewy stellte dagegen seine 
Versuche im August und September an und zwar zu Langrune im 
Depart. du Calvados; er sammelte das Wasser zur Fluthzeit Morgens 
und Abends und zwar in einem Gefäss, das 4,5 Liter fasste. Das in 
dem Gefäss enthaltene Wasser wurde gekocht, die sich entwickeln- 
den Gasarten aufgefangen und genau bestimmt. Die Ergebnisse be- 
stätigten Morren’s Angaben. Bei Tage ist der Sauerstoffgehalt grös- 
ser, als bei Nacht, während der Kohlensäuregehalt sich umgekehrt 
verhält. Die gefundenen Differenzen für Sauerstoff lagen zwischen 
32,6 und 34,53 oder 23,5 cc. bis 29,1 cc. _Der Kohlensäuregehalt 
schwankte zwischen 10,cc6 und 17,ccd, d. i. 12,0 bis 19,49. — Der 
Stickstoffgehalt schwankte zwischen 48,cc9 und 55,cc2 oder 48,1 bis 
53,70, — An Schwefelwasserstoff wurde pro Liter gefunden 0,cc25 
und 0,cc75. — In den Lachen der Felsenhöhlen, welche sich zur 
Fluthzeit mit frischem Seewasser füllen, ist die Zusammensetzung 
der Luft dagegen sehr schwankend und abhängig 1. von der Einwir- 
kung der Sonne auf die darin vegetirenden Pflanzen, besonders die 
grünen; so wie 2. von der Einwirkung thierischer Materien auf die 
im. Meerwasser enthaltenen schwefelsauren Salze. Im erstern Fall 
wird der Gehalt an Sauerstoff vermehrt, je nach der längern Ein- 
wirkung des Lichts, im 2ten dagegen bildet sich Schwefelammonium 
und der Gehalt an Sauerstoff vermindert sich. In dem, grüne Algen 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 267 


(Ulva linza, U. lactuca) enthaltenden, Wasser einer im Kalkfelsen 
befindlichen Lache wechselte der Sauerstoffgehalt von 31,3—38,0 p.'C.; 
während, wenn sie braune Algen enthält, (Fucus vesicvlosus L., ser- 
ratus L., Halidrys siliquosa Lyngb., Zonaria dichotoma Agdhı., Chon- 
drus polymorphus Lamour, Ceramium rubrum Ag., Hutschinsia ni- 
grescens Agdh.) Schwankungen von 35,1 und 37,2 p. C. Statt finden. 
Der Kohlensäuregehalt der, grüne Algen führenden, Lache betrug 
9,6—18,23, in der, braune Algen führenden, Lache 15,1—17,9. 


Goldmann Ueber die Pflanzenernährung. In: Poggen- 
dorf’s Annalen der Physik und Chemie Bd. 67. p. 125. 


Verf. stellte eine Reihe von Versuchen an, um die Sauerstoff- 
und Kohlensäuremengen zu bestimmen, welche sich entwickeln, wenn 
man Pflanzenblätter unter Brunnenwasser, oder kohlensaurem Brun- 
nenwasser oder in abgekochtem Regenwasser gelösten Säuren oder 
Salzen dem Sonnenlichte aussetzt. Er zieht aus seinen Versuchen 
(11 an der Zahl) folgende Schlüsse: 

1. Grüne Pflanzenblätter entwickeln in kohlensäurehaltigem Brun- 
nenwasser mehr Sauerstoff, als in Auflösungen von sauren Sal- 
zen, Säuren u. s. f. 

2. Die Sauerstoffmenge ist um so grösser, je mehr Kohlensäure 
das Wasser enthält. 

3. Grüne Pflanzenblätter sind fähig, mit Hülfe des Lichts organi- 
sche Säuren, Zucker u.s. w. zu zersetzen und dadurch Sauer- 
stoff zu entwickeln. 


P. F. H. Fromberg Ueber die Quelle des Kohlenstoffs 
und Stickstoffs in den Pflanzen, als aus dem Boden entlehnt. 
In: €. Sprengel Allgem. Jandwirthschaftl. Monatsschrift Bd. 
XVIl. p. 265— 286. 

Ohne sich gerade auf neue Thatsachen zu stützen, vertheidigt 
in diesem Journalartikel der Uebersetzer von Mulder’s Pflanzen- und 
Thierchemie, die bestrittenen beiden Ansichten seines ehemaligen 
Lehrers. Mulder stellte bekanntlich den Satz auf: 

1. Dass die verschiedenen organischen Bestandtheile des Bodens, 
Humussäure, Ulminsäure, Geinsäure, Quellsäure und Quellsatzsäure 
mit Ammoniak zu leicht in Wasser löslichen Säuren verbunden, als 
Nahrungsmittel in die Zusammensetzung der Pflanze übergehen und 
in derselben, wegen ihrer polybasischen Eigenschaften Verbindungen 
mit Kali, Natron, Ammoniak, Kalk, Talkerde und Eisenoxyd eingehen. 

2. Dass im Boden durch die Verbindung des atmosphärischen 
Stickstoffs mit dem Wasserstoff, welcher wäbrend der Zersetzung 
der vegetabilischen und animalischen Reste im Boden entbunden wird, 
Ammoniak entsteht. 

Diese beiden Lehrsätze bespricht der Verf. im Mulder’schen 
Sinne, indem er aus dessen Pflanzenchemie die betreffenden Beweise 
beibringt und diese durch Johnston’s Bemerkungen unterstützt. Die 


268 _ Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


beiden Beweisquellen 'sind freilich nicht geeignet, ER Ansichten 
das Wort zu reden. 


E. Mitscherlich Deber die Vegetation der Billbergia 
zebrina ‚in einem verschlossenen Glasgefäss. . Berichte der zur 
Bekanntmachung geeigneten Abhandl. . der  königl. Akad. .der 


Wiss. zu Berlin 1845. — Flora 1846. p. 90. 

In einem luftdicht geschlossenen grossen Glasgefässe wurden 
seit 1841 zwei Exemplare der Billbergia zebrina cultivirt; die Pflan- 
zen trieben Knospen, das eine Exemplar blühte 1842 und die jungen 
Triebe wurden zu neuen Pflanzen. Mit den Wurzeln berührten sie 
das wenige am Boden befindliche Wasser, das verdampft und an den 
Glaswänden concentrirt, von Neuem den Pflanzen zugeführt ward. 
Die jungen Pflanzen entwickelten sich 4 Jahre lang nur auf Kosten 
der Mutterpflanze, ohne dass ihnen frische atmosphärische Luft oder 
Kohlensäure, oder neue Salze zugeführt worden wären, — Die Ward- 
schen Kästen erfüllen die angegebenen Bedingungen nicht in so exac- 
ter Weise, sondern lassen Kohlensäure und atmosphärische Luft zu, 
wodurch aber den meisten zu transportirenden Pflanzen sehr genützt 
werden dürfte. — [Seit dem Vortrage des Hrn. Verf. sind wiederum 
3 Jahre vergangen, während welcher, wie früher, Ref. oft genug 
Gelegenheit gehabt hat, sich von dem fortdauernden Wohlbefinden 
der Billbergia zu überzeugen. Im Sommer 1848 ist sie jedoch in 
Folge zu starker Einwirkung directen Sonnenlichts gestorben. ] 


Einfluss fester Medien auf wilde Vegetation. 


Fr. Hruschauer Beiträge zur Kenntniss des Einflusses 
des chemischen Momentes im Boden auf die Vertheilung der 
Pflanzen. Liebig und Wöhler Annalen der Chemie und: Phar- 


mäcie Bd. 59. p. 198 — 208. 

Das gesetzmässige Vorkommen bestimmter Pflanzenformen auf 
bestimmten Gebirgsarten, bereits von Unger in seiner Allgemeinheit 
nachgewiesen, erleidet hier und da scheinbare Ausnahmen. Der Verf. 
unternahm daher eine Reihe von Untersuchungen, um das allgemeine 
Gesetz genauer zu bestimmen und dann die anscheinenden Anoma- 
lien unter das Gesetz unterzuordnen. Unter den Gräsern, die sich 
durch grossen Kieselerdegehalt auszeichnen, kommen einige vor, die 
ausschliesslich auf Kalkboden wachsen, so z. B. Festuca glauca 
Schrad. und Sesleria coerulea. Die angestellte Untersuchung der 
Pflanzen mit Ausschluss der Früchte ergab, dass die erstere gegen 
20,18 p.C., die Sesleria 13,04 p.C. Kalk enthielt, während der Ge- 
halt an Kieselerde für Festuca zu 21,17 und für Sesleria zu 27,30 
p-C. gefunden wurde. — Bei Sorbus Aria Crantz und Pyrus Ame- 
lanchier, die bekanntlich nur auf Kalkboden vorkommen, betrug der 
Gehalt an Kalk in der Holzasche für Sorbus 53,90 und für Pyrus 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846, 269 - 


Amelanchier sogar 76,64 p. C:, d.h. die Asche. enthielt beinahe zu 
3 Kalk. Unter den Kalkholden Pflanzen ist/ferner: Erieaherbacea L- 
bekannt; 'allein man findet dieselbe doch nieht blos auf dem thon- 
haltigen Uebergangskalke, sondern auch und so namentlich im Raab- 
thale bei Guttenberg (in der Nähe von Gratz) auf glimmerschiefrigem 
Gneis; der-nach Hruschauer’s Analyse freilich. ebenfalls Kalk- und 
Magnesiahaltig ist. Die von dem Gneis entnommene Erica enthielt 
nun zwar weniger Kalk (19,50), dafür aber mehr Magnesia (13,25), 
während die vom Uebergangskalk entnommene Erica: mehr: Kalk 
(26,65) und weniger Bittererde (11,41) enthielt. Ausder Untersuchung 
geht also hervor, dass Erica, die als kalkstet bekannt, doch nur 
dann auf anderen verwitterten Gesteinsarten vorkommt, wenn ibr die 
zu ihrer Constitution unbedingt nöthigen Kalksalze dargeboten werden. 


Einfluss fester Medien auf cultivirte Pflanzen. 


Joh. Müller PAysikalisch- chemische Untersuchung ver- 
schiedener Bodenarten aus den Niederungen der nordöstlichen 
Nordseeküste... Im: Archiv f. Pharmacie Bd. 47. p. 1— 22. 

Der dunkelschwarzgraue Boden, der reich an Muschelfragmenten, 
arm dagegen an Pflanzenüberresten ist, wurde einer genauern phy- 
sik.-chem. Untersuchung unterworfen. — Das spec. Gewicht von drei 
Bodensorten betrug, wenn Wasser zu 15" C.—1 angenommen wird: 
a. 2,333; b. 2,281; c. 2,180. — 100 Theile von a hielten an Wasser 
zurück: 59,82, von b: 75,82 und von c: 65,33. 100 Theile dieser ge- 
tränkten Bodenarten geben in 24 Stunden an Wasser ab: a. 1,07 
b. 1,18. c. 1,33. Das Capillarvermögen derselben, wenn das des San-. 
des als Einheit und das der Ackererde zu 0,428 angenommen wird, 
war gleichzustellen von a. 0,109; von b. 0,067; das von c. 0,077. — 
Aus der Atmosphäre nehmen 100 Th. der getrockneten Bodenarten 
Wasser auf und zwar a. 10,62; b. 8,18 und c. 8,79. — Dieselben Bo- 
denarten bis 100° C. im Oelbade erhitzt, erkalteten bis auf 20° C 
folgender Art: a. in 37 Min. b. in 38 Min. c. in 37 Min. — Acker- 
erde in 34 Min. — Haidesand in 42 Minuten. 

Durch Wasser abschlämmbare Theile enthielten a. 72,62; b. 51,84; 
ec. 74,6. Die chemische Analyse ergab unauflösliche Silicate, auflös- 
liche Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxyd, Eisenoxydul, Manganoxy- 
dul, Kalk, Magnesia, Kali, Natron, Ammoniak, Phosphorsäure, 
Sellvelälikute" Kohlensäure, Chlor, Humussäure, Quellsäure, Quell- 
satzsäure, Humuskohle, Pälahzanteste. chemisch gebundenes Wasser 
und Harz. Die proportionalen Verhältnisse hier zu verzeichnen, 
würde zu weit führen; zudem sind dieselben leicht nachzusehen. 

Sauvanan Zecherches analytiques sur la composition des 
terres wegetales des departements, dw Rhone et de U. din. In: 
Supplement a la Bibliotheque universelle de Geneve;ou: Ar- 


chives des sc, phys. et nat. 1846. "Tom. 1. p.'277. 


270 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Es ist nicht das Original, welches Ref. einzusehen Gelegenheit 
hatte, sondern nur der Auszug des Hrn. J. Macaire. Dieser erkennt 
wohl den Fleiss des Verf. dieser von der Lyoner Ackerbaugesell- 
schaft gekrönten Preisschrift, an, allein er kann es sich nicht ver- 
hehlen, dass der Schrift dann ein ungleich höherer Werth beizulegen 
sein würde, wenn deren Verf. auch die übrigen anorganischen Bo- 
denbestandtheile, die nicht Kalk, Thonerde, Kieselerde und Eisen- 
oxyd sind, berücksichtigt hätte. Durch diese ganz unbegreifliche 
Vernachlässigung sind daber alle jene 130 Bodenanalysen nur sehr 
bedingt brauchbar. 


E. Marchand Ueber das Mergeln. Im: Archiv f. Phar- 
macie Bd. 48. p.55—59. 


E. O. F. Krocker Untersuchung einiger Mergelarten. 
Liebig und Wöhler Annalen der Chemie u. Pharmacie Bd. 57. 
p-373— 381. 

E. Marchand hielt in der Societät der prakt. Landwirtbschaft 
Valmont’s einen Vortrag über die Nützlichkeit und Schädlichkeit des 
Mergelns, indem nach seiner Meinung unter 5 Landwirthen kaum 4 
die Bedingungen zu dieser Jandwirthschaftlichen Operation kennen. 
Schweres Land wird durch Thonmergel schlechter, oder doch nicht 
besser, während Kalkmergel dasselbe zu verbessern im Stande ist. 
Ein vorzügliches Gemenge für Getreide besteht aws 33 Th. Thon, 
45. Saud- und 20 Kalkerde. Uebersteigt der Thon 60 p.C. oder ist 
er unter 30 p. C. vorhanden, der Kalk unter 3 p.C. und über 40 p.C., 
so eignet sich der Boden nicht mehr vortheilhaft für Getreidebau. 
Das Mergeln bezweckt den Ersatz, wo die gedachten Substanzen 
fehlen, andererseits soll der Mergel vermöge seines kohlensauren 
Kalkgehalts die organischen Stoffe des Düngers löslicher machen 
und das Regenwasser länger binden; daher passt Kalkmergel mit 60 
bis 80 p.C. Kalk für thonigen Boden, weil er diesen lockerer macht, 
so dass er den jungen Wurzeln nicht zu viel Widerstand - bietet, 
Sandboden bedaif nur wenig Kalkmergel; dagegen viel Thonmergel 
(d. h. einen Mergel, welcher mehr als % seines Gewichts an Thon 
enthält). Mergel im Ueberschuss macht den Boden heiss und dieser 
Fehler lässt sich nur durch reichliche Düngung verbessern. — Ab- 
hängige Aecker müssen alle 4—5 Jahre gemergelt werden, andere 
Aecker vertragen alle 10-12 Jahr das Mergeln, doch darf man nicht 
ausser Acht lassen, dass die Ackererde nie über 9 p. C. kohlensauren 
Kalk führt, auch ist es gut, den Mergel erst einen Winter hindurch 
der Wirkung der Atmosphäre auszusetzen. — Schliesslich giebt der 
Verf. eine einfache Methode an, um den Gehalt an Kalk im Mergel 
durch Chlorwasserstoffsäure annähernd zu bestimmen. 

Genauer als es diese Methode vermag, den Werth des Mergels 
zu bestimmen, ist die von Krocker angegebene und ausgeführte. — 
Auch Krocker spricht sich für die Nützlichkeit der Anwendung des 


physiologischen Botanik während des Jahres 1816 271 


Thonmergels für Sandboden, und des Kalkmergels für Thonboden 
aus, Mit Recht geht Krocker noch weiter, indem er in dem Kalk 
ein Mittel sieht zur Aufschliessung des Thonerdesilicats, wodurch 
die Alkalien desselben in löslichen Zustand kommen und somit den 
Pflanzen zugetübrt werden können; indem er nämlich die Beobach- 
tung machte, dass je kalkreicher der Mergel war, desto mehr Alkali 
im aufgeschlossenen löslichen Zustande sich vorfand. In allen Mer- 
gelarten, deren er 7 untersuchte, fand er stets Ammoniak, dessen Ge- 
halt variirte zwischen 0,004—0,098 p.C. Die Analyse der Mergel- 
arten ergab für 100 Th.: 
1. 2. 3. 4. 6. 6. 7: 

Kohlens. Kalk 12,275 14,111 18,808 20,246 25,176 32,143 36,066 

„ Bittererde 0,975 Spuren 1,223 3211 2,223 1,544 1,106 
Kali .... 0,087: 0,082 0,092 0,091 0,105 0,101 0,163 
Wasser . . : 2,036 2,146 2,111 1,311 1,934 1,520 , 1,555 
Thon, Sand u. 

Eisenoxyd 84,525 82,830 76,827 74,325 69,570 64,214 60,065 
Ammoniak . 0,0047 0,0077 0,0988 0,0768 0,0736 0,0955 0,0579 


Daubeny Ueber die Anwendung des spanischen Phos- 
phorits. In: Sprengel’s Allgem. landwirthschaftl. Monatsschrift 
Bd. 19. p. 304—308. 

Phosphorit, welcher sich in Estremadura nach Capt. Widdring- 
ton in grosser Quantität findet, wurde von Daubeny als Düngungs- 
material an Stelle der Knochen verwandt. Der Phosphorit zeigte 
sich von entschieden günstiger Wirkung, besonders wenn seine Auf- 
lösung zuvor durch Schwefelsäure bewerkstelligt war. Sprengel, 
welcher diese Beobachtung einem nicht genannten englischen Jour- 
nal entlehnt, fügt hinzu, dass er bei Göttingen bereits im Jahre 1827 
Düngungsversuche mit Apatit angestellt und eine höchst günstige 
Wirkung desselben, namentlich auf Bohnen beobachtet habe. Auch 
er habe schon damals lange vor Liebig die Wirkung der Knochen 
in nichts Anderem gesucht, als in der Anwesenheit der phosphor- 
sauren Kalkerde, man habe aber seine Lehren nicht beachtet! 


Zur Zuckerschaumerde- Düngungsfrage.. Sprengel’s All- 
gemeine Jandwirthschaftliche Monatsschrift Bd. 19. p. 159. 

Im 17ten Bande desselben Journals p. 108 hatte F. Greese zu 
Neuendorff seine Versuche über die Düngungsfähigkeit der Abgänge 
aus den Zuckerfabriken mitgetheilt, die der Einführung in dieLandwirth- 
schaft keineswegs das Wort redeten. Das Versuchsfeld wurde mit Prob- 
steier Roggen besäet, allein ein comparativer Versuch sprach viel- 
mehr zu Gunsten des Taubenmistes, als der Zuckerabgänge. Der 
nicht genannte Verf: der oben angeführten Mittheilung versichert 
dagegen, dass er schon vor langer Zeit (20 Jahren) mit eignen Augen 
die vorzüglichen Produkte des Garten- und Feldbaues gesehen, welche 
mittelst der Düngung mit jenen Abgängen in der Gegend von Berlin 


272 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


gewonnen wurden. Spargel, Wein, Bohnen, ‚Mohrrüben, ‘Zucker- 
wurzeln und Zuckerkartofleln, namentlich aber auch Roggen gedie- 
hen vortrefflich. _Verf. wundert sich daher nicht, ‚dass die französi- 
schen Weinbauer das Dungmaterial selbst aus Tilsit (pro Ctr. mit 
1 Rthlr. 20 Sgr.) herbeischaffen. 

Indem Ref. ‘auf dieses neu empfohlene Pflanzennahrungsmittel 
aufmerksam macht, empfiehlt er die chemische Untersuchung .dessel- 
ben und neue entscheidende Versuchsanstellungen. 


Fred. Kuhlmann Experiences concernant la theorie des 
engrais. In: Comptes rendus hebd. des seances de l’Acad. d. 
sc. Tom. XXIII. p. 365— 369 und: p. 1033. Auch in: Annales 
de Chim. et de Phys. Tom. XVII. p. 138. Ferner: Erdmann 
und Marchand Journ. f. prakt. Chem. Bd. 39. p. 155 und Flora 
1846. p. 713. 

In den Comptes rendus 1. c. referirt die Commission (Boussin- 
gault, Payen und de Gasparin) über Kuhlmann’s zweites und drittes 
Memoire über den Dünger, In Annales de Chim. veröffentlicht da- 
gegen der Verf. selbst seine Versuche, die sich den bereits im Jahre 
1843 der Academie übergebenen direet ‘anschliessen. Während. die 
erste Versuchsreihe den Nutzen der Anwendung stickstoffhaltiger 
Säuren oder Basen als Dungmittel nachzuweisen bezweckt, und in 
der That zu dem Resultat führte, dass die stickstoffhaltigen Salze 
ihrem Stickstoffgehalte proportional, die Vegetation fördern, so wie 
es organische stickstoffhaltige Materien vermögen, wurde diese zweite 
Versuchsreihe vom Verf. unternommen, die früher gefundenen Resul- 
tate zu bestätigen, die praktische Ausführbarkeit jener neuen Dung- 
mittel zu zeigen, und verschiedene Fragen zu beantworten, die sich 
auf die Theorie des Düngers beziehen. . Diese Fragen lauteten: 

1. Entscheidet die Quantität Stickstoff eines Düngers über den 
Grad der Activität, den dieser Dünger hervorbringen soll und 
unter welchen Bedingungen gilt diese Proportionalität nicht mehr? 

2. Wirkt der Stickstoffgehalt der Salpetersäure oder die mit der- 
selben verbundene Basis? 

3. Ueberwiegen die Phosphate, welche 'stets' in’ den Pflanzenaschen 
auftreten, die stickstoffhaltigen Substanzen in ihrer Wirkung auf 
die, Vegetation, oder sind ‚sie den letztern untergeordnet? 

4... Vermehren stickstofffreie Düngungsmittel wesentlich die Erträge? 

5.: Wirken ammoniak= und ‚salpetersaure Salze über die erste Ernte 
hinaus und wie lange? 

Die Versuche wurden; in den Jahren 1844 und 1845 auf den um 
die Wohnung des Verf. belegenen: Wiesen: zu Loos angestellt. Die 
Dungmaterien wurden amı 20. April. gleichmässig über “den. Boden 
ausgebreitet und zwar in 1000 Litren Wasser ‚aufgelöst, die unlös- 
lichen ‚ausgesäet und: das Oel,; an, erwärmtem Sande haftend, überge- 
streut: Die Ende Juni und dann am 20. Sept. gewonnenen Heuerträge 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 273 


wurden an der Luft und der Sonne getrocknet und gewogen. [Die 
tabellarisch zusammengestellten Befunde hier abzudrucken, würde 
zu viel Raum wegnehmen, weshalb Ref. auf die obigen Citate ver- 
weist; wohl aber glaubt derselbe die Antworten auf obige 5 Fragen 
dem Leser nicht vorenthalten zu dürfen.] 

Ad. 1. Die Activität der stickstoffhaltigen Substanzen auf die 
Vegetation ist ihrem Stickstoffgehalte proportional, sobald im Boden_ 
selbst mineralische Substanzen genug vorhanden sind; Feuchtigkeit 
und Wärme machen die Resultate der Wirkung stickstoffhaltiger Sub- 
stanzen sehr variirend. Langsam sich zersetzende organische Mate- 
rien wirken begreiflich nur sehr unmerkbar z. B. Leder. Auch darf 
die Vegetation nicht durch Missbrauch allzu vielen Düngers überreizt 
werden. 

. Ad. 2, Das salpetersaure Natron scheint vorzugsweise 
durch den-Stickstoflgehalt seiner Säure als Dünger zu wirken; denn 
auch an Kalk gebunden, wirkt diese noch energisch, wenn auch 
schwächer. Die-Basen in den salpetersauren Salzen tragen weniger 
zum Fruchtbarwerden des Bodens bei, als die Säure. 

Ad. 3. Phosphorsaure Salze im Boden sind zur Existenz der 
Culturgewächse erforderlich; aber die stickstoffhaltigen Materien wir- 
ken als kräftigstes Reizmittel und sind daher ebenso unentbehrlich. 
Ohne Anwendung stickstoffhaltiger Materien wird man durch phos- 
phorsaure Salze vergebens höhere Erträge anstreben; letztere wirken 
nachhaltig auf die Nachernten, erstere auf die gegenwärtig Beab- 
sichtigte. 

Ad. 4. Stickstofffreie Düngermittel geben keine höheren Ernte- 
Erträge; mögen sie es nun überhaupt nicht thun, oder erst allmäh- 
lig, indem sie sich in Humus und Kohlensäure umändern. Fehlt das 
Ammoniak und sind diese stickstofffreien Körper in zu grosser Masse 
vorhanden, so bilden sie nachtheilig einwirkende Säuren. — Zucker 
fördert die Vegetation nicht, eben so wenig Oel; Oelkuchen scheinen 
nur nach vorgängiger Gährung vermöge ihrer stickstoffhaltigen Be- 
standtheile günstig zu wirken. 

Ad. 5. Ammoniaksalze, im ersten Jahre sehr wirksam, zeigten 
im zweiten Jahre minder merkliche Erhöhung des Ertrags. Dagegen 
waren salpetersaure Salze im 2ten Jahre völlig wirkungslos. 

Das 3te oben eitirte Memoire desselben Verf, sucht vornehmlich 
zu erweisen, dass Seesalz keinen günstigern Einfluss auf die Erträge 
äussert, als feuchtes Terrain überhaupt, so dass dessen Anwendung 
nur von Nebenumständen abhängig gemacht werden kann, 


W. A. Kreyssig Neuere Ans’chten, Mittheilungen und 
Erfahrungen über künstliche Düngungsmittel, In; Kreyssig’s 
Oentral-Archiv der fortschreitenden landwirthschaftl, Erfahrung 
Jahrg. I. Heft 2. Königsberg 1846. p. 1 —121. 

Diese schr ausführliche Abhandlung eines in der landwirthschaft- 

Archiv f, Naturgesch. XI, Jahrg. 2. Bd, 2) 


274 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


lichen Literatur geachteten Schriftstellers ist zwar vorzugsweise für 
den praktischen Landwirth bestimmt; bietet aber auch dem Pflan- 
zenphysiologen so manche vortreffliche Winke dar, dass wir nicht 
umhin konnten, derselben hier zu gedenken. Es ist dem Verf. darum 
zu thun, nachzuweisen, dass wenn auch mineralische Düngungsmittel 
in vielen und namentlich den von ihm genau specificirten Fällen von 
grosser Bedeutung für die Mehrproduction dieses oder jenes be- 
zweckten Pflanzenorgans sind, diese Düngerarten doch niemals den 
Viehmist in der Landwirthschaft entbehrlich machen, oder auch nur 
dessen Wichtigkeit und Unentbehrlichkeit zu einem nachhaltig loh- 
nenden Feldbau vermindern können. Gestützt auf zahlreiche in der 
neuesten Zeit gewonnene Erfahrungen, bekämpft der Verf. die Liebig- 
schen Patentdünger, indem dieselben weder Kohlensäure noch Am- 
moniak liefern, wie es der Viehmist unzweifelhaft vermag, und die 
Consumtions- Verhältnisse für unsere Culturpflanzen (Mastpflanzen) 
ganz andere sind, als für die natürliche Vegetation. Während die 
wildwachsenden Pflanzen immerhin in der Atmosphäre so viel von 
den genannten Gasarten vorfinden mögen, als sie zu ihrem Aufbau 
bedürfen, sind die gemästeten Pflanzen, d.h. die Culturpflanzen 
nur dann fähig auf dem ihnen angewiesenen Boden einen lohnenden 
d.h. höchsten Ertrag zu geben, wenn ihnen mehr zugeführt wird, 
als sie aus der Luft entnehmen können. Dieses Mehr erhalten sie 
aber gerade durch den Viehmist, dessen endliehe Zersetzungspro- 
dukte: Kohlensäure und Ammoniak im atmosphärischen Wasser ge- 
löst, den angebauten Pflanzen durch deren Wurzeln zugeführt werden. 
Der Verf. findet diese seine Anschauungsweise dadurch bestätigt, dass 
die Asche des Viehdüngers, aufs Feld gebracht, keineswegs die Er- 
träge liefert, als wenn der Mist direct aufgebracht wird; eine That- 
sache, die in der wasseranziehenden Kraft der in Zersetzung über- 
gehenden organischen Substanzen, in der Lockerung zähen Bodens, 
in der Wärmeentbindung und in der Entwickelung von Kohlensäure 
und Ammoniak ihre genügende Erklärung findet. 

Indem der Verf. somit die fernere Beibehaltung des Viehdüngers 
auf das Nachdrücklichste empfiehlt, erläutert er im 2ten Abschnitt 
die bisherigen Erfahrungen über die Wirkungen mineralischer Dün- 
gerarten, als da sind Mergel, Knochenmehl und Knochenasche, phos- 
phorsaure Alkalien, Pottasche, Kochsalz, Salmiak, Salpeter, Kohle, 
Ofenruss, Schwefel- und Salzsäure, Guano und lässt sich dann im 
3ten’ Abschnitte noch besonders ausführlich über die Saamendüngun- 
gen historisch und kritisch aus. 

Bezüglich der letztern, die für die Pflanzenphysiologie nicht ganz 
ohne Interesse sind, äussert der Verf. sich folgendermassen: 

„Aus den bisherigen Mittheilungen ergiebt sich zunächst, dass 
die unmittelbare Wirkung der Saamendüngungen sich nur in der 
ersten Entwickelung der Pflanzen thätig zeigen können und dass eine 
spätere fortgesetzt gute Wirkung nur dadurch entstehen kann, dass 


. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 275 


die durch unmittelbare Einwirkung der Saamendüngung entstandene 
kräftigere Entwickelung der Pflanze so gekräftigte Organe schafft, 
die mit grösserer Energie Alles das, was der Boden und die Atmo- 
sphäre ihnen an Nahrung bieten, benutzen und hierdurch fortwährend 
stärker wachsen, als nicht gedüngte Saamen. Denn unmöglich kör- 
nen so geringe Quantitäten von Stoffen, die bei dieser Düngungsart 
theils in den Saamen eindringen, theils von aussen an denselben 
hängen bleiben, mehr thun, als dass sie die erste Lebensentwicklung 
der Pflanzen beschleunigen und ihre erste Nahrung ihnen dazu gleich 
unmittelbar an ihre Wurzeln liefern, indem so geringe Massen hier- 
durch gleich in den ersten wenigen Tagen verzehrt werden müssen. 
Zu einer guten Wirkung einer anzuwendenden Saamendüngung bedarf 
es aber nicht blos einer zweckmässig erprobten Art und Zusammen- 
setzung derselben, sondern auch nachheriger günstiger Witterung 
‚und Bodenbeschaffenheit.” Ein anderweiter Nutzen der Saamendün- 
gung (z B. mit Salzsäure, Chlorwasser u. s. w. Ref.) besteht darin, 
dass die so behandelten Pflanzensaamen vor nachtheiliger Zerstö- 
rung seitens der Insecten geschont und von bestimmten Pflanzen- 
krankheiten verschont bleiben. 


F. X. Hlubek Die Landwirthschaftslehre in ihrem gan- 
zen Umfunge nach den Erfahrungen und Erkenntnissen der 
letztverflossenen 100 Jahre. Bd.1. Wien. 1846. 

Der dritte und vierte Abschnitt p. 100— 300 dieses in vieler Be- 
ziehung höchst empfehlungswerthen Lehrbuchs_der Landwirthschaft 
handeln von der Bodenkunde und der Bodenverbesserung namentlich 
durch die Düngung. Wir durften es nicht unterlassen, an diesem 
Orte auf die betreffenden Abschnitte wenigstens aufmerksam zu 
“nachen, da selbst nur eine übersichtliche Zusammenstellung des 
Thatsächlichen hier nicht wohl thunlich war. 

Teschemacher Guano vicinity. In: Brewster Philos. 
Magaz. and Journ. of Science Vol. 28. p. 546. — Erdınann 
u, Marchand Journal f. prakt. Chemie Bd. 39. p. 209. 

J. Davy Büdung des Guano. Kdinb. new philos. Mag. 
1845. No. 76. — Pharmae. Centralblatt 1845. No. 39. — Ar- 
chiv der Pharın. Bd. 45. p. 69. 1846. 

Marchand Bestandtheile des Guano. In: Journ. de 
Pharın, et de Chimie 1845, p. 134 u. 135. — Archiv der Phar- 
macie Bd. 45. p. 69. 

Teschemacher berichtet, dass er mehrere eigenthümliche Salze 
aus den in der Nachbarschaft der Guanolager an den afrikanischen 
Küsten gesammelten Substanzen gefunden, die zwar keineswegs, wie 
geglaubt wurde, aus Salpeter, sondern aus phosphorsaurem Ammo- 
niak und aus kohlensaurem Ammoniak bestanden.. Ein in der Sal- 
danha Bay in Guanomassen eingeschlossenes Salz bestand aus phos- 

S# 


276 _Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


phorsaurer Ammoniak-Talkerde, vom Verf. Guanit genannt. Ein an- 
deres ebendaher stammendes fertig gebildetes Salz bestand aus 37,50 
kohlens. Kalk, 32,50 kohlens. Talkerde, 12,00 phosphors. Kalk. 12,00 
Wasser mit Ammoniak, 3,00 Sand und 2,50 schwefels. Alkalien. 

Zur Erklärung der im Guano- vorkommenden Oxalsäure setzte 
J. Davy den mit Wasser befeuchteten Harn des Seeadlers 70 Tage 
lang der direeten Wirkung der Sonnenstrahlen und der atmosphäri- 
schen Luft aus. Bei der alsdann vorgenommenen Analyse fand er 
wenig Harnsäure, dagegen viel: Oxalsäure. Aus andern Versuchen 
ermittelte er jedoch, dass das Lieht nicht unbedingt nöthig sei, son- 
dern nur die atmosphärische Luft, um den überschüssigen Kohlen- 
stoff der Harnsäure in Kohlensäure zu verwandeln. 

Als wesentliche Bestandtheile des Guano fand Marchand: Am- 
moniakverbindungen mit Hippur-, Harn-, Phosphor-, Klee- und 
Chlorwasserstoffsäure, Natriumchlorür, Klee- phosphorsauren Kalk, 
ferner phosphorsaure Ammoniak- Talkerde nebst Thon, Kieselerde, 
Eisenoxyd und eine organische Materie. 

Fürst zu Salm-Horstmar Fersuch über die Nahrung 
der Pflanzen. Erdmann u. Marchand Journ. f. prakt. Chemie 


Bd. 38. p. 431 und Bd. 39. p. 270. 

Zur Beantwortung der Frage, ob Getreidearten ohne Humus, 
ohne Ulminsäure und ohne faulende organische Reste zu üppiger 
Vegetation, reichlichem Fruchtansatz und zur völligen Reife gebracht 
werden können, so wie es eine gehörige landwirthschaftliche Dün- 
gung vermag, zur Beantwortung dieser Frage zog. der Verf. eine 
Haferpflanze, eine Pflanze vom Sommerraps und vom Buchweizen 
in einem Gemenge von 208 Grammen geglühten Sand, 208 Gr. Kalk- 
mergel (mit Talkerde gemengt) 3 Gr. ausgelaugter und geglühter 
Buchenasche, 0,5 Gr. Gips, 1 Gr. pulver. weissgebrannter Knochen, 
0,156 Gr. salpeters. Ammoniak und geglühte Ziegelsteinstückchen. 
Die Pflanzen wurden in einem Glasgefässe erzogen, mit destillirtem 
Wasser begossen und dann, nachdem sie vom 27. März bis zur Zeit 
der Saamenreife 30. Juli vegetirt hatten, der Analyse unterworfen. 
Der Hafer war sehr üppig gewachsen und trug auf 3 Halmen 153 
Körner. Der Sommerraps war weniger üppig gewachsen und trug 
auf seinen 22’ hohen Stengel 18 Schoten mit 240 vollständigen Saa- 
men. Der Buchweizen, 22" hoch, arm an Blättern und Blüthen trug 
nur 5 vollständige Körner. 

Die Haferkörner bei 85° getrocknet, wogen 3 Grammen; das 
Stroh bei 78° getrocknet 2,95 Gr. Die enthülseten Körner gaben 
35% Kohle, welche beim Verbrennen in einem Strome Sauerstoffgas 
2,3% Asche lieferten, welche aus 20,40 Kali, 14,30 Talkerde, 3,50 
Kalkerde, 1,90 Natron, 12,54 Kieselsäure, 42,54 Phosphorsäure, 1,70 
Schwefelsäure, 0,00 Chlor, 3,12 Manganoxydul, Eisenoxydul und 
Verlust bestanden. — Das Stroh gab 232 Kohle und diese 6,88 Asche, 
welehe aus 43,90 Kali 4,00 Natron, 484 Kalkerde, 3,44 Talkerde, 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. UT 


1,47 Manganoxydul und etwas Eisenoxyd, 22,14 Kieselsäure, 4,50 
- Schwefelsäure, 6,80 Chlor, 0,51 Phosphorsäure, 8,40 Kohlensäure 
und Verlust bestand. 

Die dem Hafer nöthigen anorganischen Bestandtheile waren ihm 
also durch die künstlich zusammengesetzte Erdart zugeführt worden, 
ohne dass Humus, Humussäure oder organische Ueberreste eine thä- 
tige Rolle gespielt hätten. — Verf. glaubt auch aus der Untersuchung 
den Schluss ziehen zu müssen, dass der Wasserstoff, den man auf 
63 anschlagen ‘dürfte, vom zugeführten Wasser selbst abzuleiten sei. 

In der zweiten oben genannten Schrift desselben Hrn. Verfassers 
findet sich noch eine Beobachtung niedergelegt, die derselbe an einer 
in einem Glaskasten befindlichen Roggenpflanze anstellte, die er in 
Wasser ceultivirte, welchem die Aschenbestandtheile in gelöstem Zu- 
stande beigemischt waren. Kohlensäure wurde gasförmig vom 25. 
Februar bis 16. April dem flüssigen Boden der Pflanze zugeführt. 
Obwohl die Pflanze üppig vegetirte, auch nach Zusatz schwelelsaurer 
Kalkerde, 7 Halme und blühende Aehren machte, so bildete sie doch 
keine Früchte. Die im Juni herausgenommene bei 100° getrocknete 
Pflanze wog 4,65 Grammen; ein Halm gab 30% Kohle und diese 5,28 
Asche. — Der Hr. Verf. sieht die unterbliebene Fruchtbildung als 
die Folge der allzu spärlich zugeführten phosphorsauren Salze an. 
— Im wobllverstandenen Interesse der Pflanzenbromatologie kann 
man die Fortsetzung derartiger exacter Forschungen nur wünschen. 


Charles Daubeny Ueber den Fruchtwechsel und die Quan- 
titüt unorganischer Substanzen, welche durch verschiedene 
Pflanzen unter verschiedenen Umstünden dem Boden entzogen 
wird. In: Philos. Transaetions P. Il. 1845. p. 179—252. Im 
Auszuge in Erdmann und Marchand Journ. f. prakt. Chemie 
Bd. 39. p. 65. 


Diese fleissige, an Details überaus reiche Abhandlung in ge- 
wünschter Weise auch nur im Auszuge mitzutheilen, geht über die 
Grenzen dieses Jahresberichts so sehr hinaus, dass wir die geehrten 
Leser bitten müssen, mindestens den, wenn schon sehr gedrängten, 
dennoch 23 Seiten umfassenden Auszug in Erdmann und Marchand’s 
Journal zu lesen, wofern dieselben es nicht lieber vorziehen sollten, 
das freilich kostbare Original selbst zur Hand zu nehmen. 

Die Arbeit selbst zerfällt in 3 Abschnitte. In dem ersten theilt 
der Verf, die Ernte-Resultate mit, welche er erzielte, indem er meh- 
rere Culturpflanzen entweder auf demselben 100 Quadratfuss 
grossen Versuchsfelde eine Reihe von Jahren hindurch anbaute (per- 
manente Ernte), oder indem er die Culturpflanzen wechseln liess 
(wechselnde Ernte). — Kartoffeln z. B. enthielten in wechselnder 
Cultur mehr Stärke und Holzfaser als in permanenter Oultur nach 
5 Jahren und diese wiederum mehr als in permanenter Cultur nach 
10 Jahren. Dagegen enthielten die Kartoffeln aus wechselnder Cultur 


278 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


weniger anorganische Substanzen, als die aus permanenter. Die 


Quantität der geernteten Kartoffeln aus permanenter Cultur betrug\ ° 


im 9-jährigen Mittel 68,9; das mittlere Durchschnittsgewicht der 
ersten 5 Jahre betrug aber 72,9. — Bei wechselndem Anbau betrug 
das Mittel aus 9: Jahren 86,1; das Mittel der ersten 5 Jahre 92,8. 
Es liegt also ‚auf Seite der wechselnden Cultur offenbar das Ueber- 
gewicht. 

Im 2ten Abschnitte untersucht der Verf. die chemische Zusam- 
mensetzung gewisser Ernten und die Quantität unorganischer Sub- 
stanzen, welche durch dieselben während der Dauer der Versuche 
dem ‚Boden entzogen werden. — Die grosse Anzahl comparativer 
Analysen von Gerste, Kartoffeln, Turnips, Hanf, Flachs, Bohnen, 
welche in permanenter, wechselnder und gewöhnlicher Cultur, von 
Binnen- und Seestrandländereien gewonnen wurden, sind eines Aus- 
zugs nicht fähig. 

Im 3ten Abschnitte giebt der Verf. eine Reihe von Analysen der 
Bodenarten, von welchen die untersuchten Producte gewonnen waren 
und erläutert alsdann das Verhältniss der Bestandtheile, die der Ve- 
getation günstig zu sein scheinen. 

Von den Schlussfolgerungen aus der gesammten Arbeit nügen 
einige der hauptsächlichern hier schliesslich Platz finden. 

1. Der Verf. billigt im Allgemeinen Boussingault’s Ansicht, ge- 
mäss welcher die Ernteverminderung ihren Grund hat in dem Mangel 
an organischer Nahrung und anorganischen Bestandtheilen der Ge- 
wächse. Dabei hegt er nicht die Meinung, dass die organische Sub- 
stanz direct in die Pflanze übergeht; sondern, dass sie vermöge ihrer 
Zersetzung Kohlensäure und Ammoniak liefert, wodurch .die Pflanzen 
befähigt werden, mehr unorganische Bestandtheile aufzunehmen, wäh- 
rend. andererseits der Boden durch dieselben befähigt wird, mehr 
Bestandtheile zu liefern. 

2. Ein Boden kann an Phosphaten reich sein und doch arm an 
Erträgen, so dass es der Knochen oder des Guano bedarf; indem 
nämlich jene Salze noch nicht direct assimilirbar geworden sind. 
Dies aber erreicht man allmählig: durch die Brache, durch tüchtiges 
Durcharbeiten, so dass die Verwitterung erleichtert wird, oder man 
umgeht dies Verfahren und führt statt der noch unerschlossenen Salze 
analoge Substanzen in absorptionsfähigem Zustande zum Boden. 

3. Thierische und vegetabilische Düngermaterialien sind nun eben 
solche, welche die Nährstoffe im löslichsten und assimilationsfähig- 
sten Zustande enthalten. 

4. Die Lehre von der Substitution der Alkalien und Erden, wenn- 
gleich sie in Saussure und Liebig ihre gewichtigen Stützen findet und 
auch durch des Verf. Versuche theilweise bestätigt wird, hielt der- 
selbe doch noch keineswegs für sicher ausgemacht, indem er z. B. 
fand, dass ein Boden, in welchem der Natrongehalt das Kali über- 
wog, doch keineswegs Pflanzen erzeugte, in denen das Natron an 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 279 


Stelle des Kali’s in gleichen oder ähnlichen Verhältnissen getreten 
war. Desgleichen giebt der Verf. noch nicht zu, dass die Pflanzen 
die Fähigkeit haben das Kochsalz zu zersetzen, auch neigt er sich 
nicht zu der Ansicht, dass die günstige Wirkung desselben auf den 
Boden, in der Abgabe des Alkali’s beruhe, sondern ist der Ansicht, 
dass der Nutzen des Kochsalzes in irgend etwas Anderm noch Uner- 
kannten zu finden sein dürfte. 

Schliesslich empfiehlt der Verf. die Fortsetzung der Studien über 
die normale Constitution der Pflanzen und über die Veränderungen, 
welche die Constitution unter natürlichen Umständen erleidet. 


v. Möllendorff Ueber die Ernährung der Pflanzen. In: 
Sprengel’s Allgem. landwirthschaftlichen Monatsschrift Bd. 20. 
p- 271— 306. 


Der Verf., welcher seine Arbeit selbst einen Versuch nennt, will 
in derselben die Frage von der Pflanzenernährung nicht mehr, wie 
es bisher in den Lehrbüchern des Landbaues der Fall war, an und 
für sich beantworten, sondern diese Frage mit andern, von den bo- 
tanischen Handbüchern freilich auch unvollständig abgehandelten Fra- 
gen von der Structur der Gewächse und der Circulation der Säfte in 
Relation bringen. Dieses an sich löbliche Vorhaben führt er nun 
dadurch aus, dass er aus den üblichsten Lehrbüchern der Pflanzen- 
physiologie (leider aber nicht einmal aus den neuesten! Ref.) und 
dann aus den Lehrbüchern der Chemie, ferner aus Wiegmann und 
Polsdorf’s Arbeit und endlich aus Bertel’s Untersuchungen des Schnee- 
und Regenwassers, das ihm am Interessantesten scheinende sum- 
marisch zusammenstellt. — Die Pflanzenphysiologie hat wohl keine 
besondere Veranlassung auf die Arbeit des Verf. zurückzugehen. 


Ueber die chemische Einwirkung der Pflanzen auf 
den Boden. 


Abich Ueber Natronseen auf der Arazxes- Ebene, nebst 
einem Anhange über dortigen Sodapflanzen. Aus dem Bullet. 
de St. Petersbourg in Marchand u. Erdmann. Journ. f. prakt. 
Chemie Bd. 38. p. 4—14. 

In der Araxes-Ebene, die von beiden Seiten durch muldenförmig 
abgelagerte Steinsalzmassen begrenzt wird, wittern auf der Thal- 
oberfläche grosse Massen von Natronsalzen aus, die nach der Ansicht 
des Verf. durch die fortdauernde Zerlegung des Chlornatriums durch 
die vorzugsweise Alcalien-führende Vegetation entstehen. Vor Allem 
wächst hier Salsola Soda, deren Asche grösstentheils aus kohlen- 
saurem Natron besteht und deshalb gesammelt wird; bei der Verwe- 
sung kehrt dies Salz zum Boden zurück, die folgende Vegetation 
lebt wiederum auf Kosten des Chlornatriums, giebt dann ebenfalls 
kohlensaures Natron dem Boden zurück und so entsteht nach des 


280 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Verf. Ansicht die überaus grosse Masse dieses Salzes auf der Boden- 
oberfläche der Araxes-Ebene. 

[Ref. kann bei Mittheilung dieser Beobachtung und der An- 
schauungsweise des Verf. nicht umhin, hieran eine Bemerkung zu 
knüpfen. Bekanntlich ist die Wirkung des Kochsalzes als Dünger 
noch keineswegs genügend erklärt; vielmehr ist man zu der Ansicht 
gekommen, dasselbe für ein Reizmittel zu halten. Es wäre aber 
wohl möglich, dass das als Dung verwandte Kochsalz sich in ähn- 
licher Weise zerlegte, wie es in der Araxes-Ebene der Fall zu sein 
scheint, d. h. dass es zu kohlensaurem Natron umgewandelt und so 
denjenigen Pflanzen zugeführt würde, die desselben zu ihrem Aufbau 
bedürfen. ] 

Schlossberger Ueber die düngende Kraft der Schwämme, 
nach einem von der Natur gelieferten Experimente. In: Lie- 
big und Wöhler Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 58. 
pag. 90. 

Bereits in einer frühern Arbeit (ibid. Bd. 52. p.107) hatte der 
Verf. wegen des Gehalts an phosphorsauren Salzen und aus dem 
Stickstoffgehalte der Schwämme: auf die düngende Kraft derselben 
aufmerksam gemacht. Bei der Lectüre einer Schrift von. Wollaston 
aus dem Jahre 1807 (philos. Transactions) fand der Verf. eine Be- 
schreibung der sogenannten Hexenringe, d. h. grösserer oder-kleine- 
rer, fast von aller Vegetation entblösster kreisförmiger Stellen, wäh- 
rend an deren äusserem Rande die benachbarten Pflanzen üppig ge- 
diehen. In diesem Kreise fand Wollaston Pilze in grosser Zahl, die 
von einem Centrum aus radial sich verbreitend, den Boden in hohem 
Grade erschöpfen und daher den Wuchs anderer Pflanzen im Innern 
des sich bildenden Kreises unmöglich machen, während an der kreis- 
förmigen Grenzlinie der Pilzmasse der noch nicht erschöpfte Boden 
nicht blos eine üppigere Vegetation zulässt, sondern eine solche, 
nach der Meinung des Verf., deshalb geradezu hervorruft, weil hier 
. die verwesten Pilze der letzten Pilzvegetationsperiode den Boden 
düngen. Als Hexenringe-bildende Pilze sind bis jetzt bekannt gewor- 
den: Agaricus campestris, procerus, terreus, orcades und Lyco- 
perdon bovista. F 


Kreyssig Neuere Versuche, Mittheilungen und Erfah- 
rungen über die Gründüngung. In: Kreyssig’s Gentral-Archiv. 
Jahrg. I, Heft 2. p. 122—131. 

In dieser Arbeit referirt der Verf. über die günstigen Erfolge, 
die man neuerdings durch Anwendung grüner Düngung, d. h. der 
Düngung mit untergebrachten ‘frischen Pflanzentheilen erzielt hat. 
Zur Gründüngung empfehlen sich hiernach Spörgel, Lupinen, Rübsen, 
Madia sativa, auch Winterroggen auf Sandboden zur Düngung von 
Kartoffeln. Im Allgemeinen eignet sich Gründüngung nur für Sand- 
boden, indem dieser stets leichte Düngungen (und eine solche ist die 


0 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 281 


Gründüngung) an die erste Ernte abgiebt, während gebundener tho- 
niger Boden den grünen Dünger so umhüllt und zurückhält, dass die 
günstige Wirkung nur sehr allmählig und in so geringem Grade er- 
folgt, dass sie geradezu als unmerklich zu betrachten ist. 


Il. ZUR HISTOLOGIE. 


©. Nägeli Zellenkerne, Zellenbildung und Zellenwachs- 
thum bei den Pflanzen. In: Zeitschrift f. wissenschaft. Bota- 
nik von M. J. Schleiden und ©. Nägeli Heft 3 und 4. Zürich 
1846, p. 22—93. c. II. tab. lith. 

Diese ebenfalls ausführliche Arbeit enthält die Fortsetzung und 
den Schluss des im 1. Hefte (1844) derselben Zeitschrift p. 34 begon- 
nenen Aufsatzes, in "welchem der Verf. nach einem historischen Ueber- 
blicke über unsere heutigen Kenntnisse der Zellenbildung, die Zellen- 
kerne, als in allen Pflanzenzellen vorhanden, nachzuweisen und so- 
dann seine Anschauungsweise von der Bildung der Zellen zu begrün- 
den sich bemühte. 2 

Der nunmehr erschienene zweite Theil der Arbeit handelt vor- 
nehmlich von der freien Zellenbildung, woran sich Discussionen 
über Zellenbildung überhaupt anknüpfen und dann von dem Zellen- 
wachsthum. — Während bei der wandständigen Zellenbildung 
der Inhalt der Mutterzelle sich in 2 oder mehrere Partieen theilt, 
und um jede Inhaltsportion durch Ausscheidung von Gallerte eine 

vollständige Membran sich bildet, welche sich theils an die Schwe- 
_ sterzelle, theils an die Mutterzelle anlehnt, entstehen nach der Mei- 
nung des Verf. die freien Zellen ohne und mit sichtbarem Kerne in 
dem Inhalte. der Mutterzellen als kleine kugelige Körper, die genug- 
sam vergrössert, eine umschliessende Membran und einen umschlos- 
senen Inhalt erkennen lassen. [Diese Art der Zellenbildung würde 
demnach mit der von Karsten bereits früher vorgetragenen An- 
schauungsweise übereinstimmen, aber nur theilweise, indem Karsten 
seine Theorie als allgemeines Gesetz hinstellte, während Nägeli, frei- 
lich ohne Karsten’s Arbeit zu erwähnen, dieselbe nur für 
eine specifisch verschiedene Bildungsart ansieht. Ref.] Nägeli sta- 
tuirt aber auch drittens (1. c. p.26) die Zellenbildung durch Resorp- 
tion der Scheidewände, z. B. bei der Copulation verschiedener Algen, 
ohne jedoch hierauf besonderes Gewicht zu legen und nimmt somit 
eigentlich drei Bildungsweisen an, worin ihm Ref. wenigstens nicht 
widerspricht. Allein, dass jenseits dieser drei Möglichkeiten nicht 
auch noch andere denkbar sind und in der That existiren, so z. B. 
die von v. Mohl erkannte und von Mitscherlich neuerdings unleugbar 
nachgewiesene Scheidewandbildung, mag Ref, ebenso wenig leugnen. 

Die freie Zellenbildung glaubt der Verf. am sichersten bei der 
Entstehung der Keimzellen von Zygnema, den Sporangienzellen von 
Achlya und den grösseren durch abnormale (sic!) Bildung entstande- 


382 <Münter: Bericht über. die Leistungen im Gebiete der 


nen Zellen von Bryopsis, Conferven u. s. w. erkannt zu haben. „Hier 
isolirt sich ein Theil des Inhaltes, gestaltet sich kugelförmig oder 
ellipsoidisch und erzeugt an seiner ganzen Oberfläche eine geschlos- 
sene Membran”, so dass der Inhalt‘ das primäre und die Membran 
das secundäre Gebilde ist. Die freien Zellen mit einem Kerne im 
Embryosack entstehen. ähnlich, nur ist der Kern zuerst vorhanden, 
dieser bedeckt sich mit einer Schleimschicht und um diese und den 
Kern bildet sich die Zellenmembran. „Während die wandständige 
Zellenbildung vorzugsweise die vegetative Zellenbildung aller 
Pflanzen ist und nur bei Algen und Pilzen bei der reproductiven Zel- 
lenbildung vorkommt, ist die freie Zellenbildung vorherrschend 
in der reproductiven Zellenbildune, so bei der Keimzellenbildung 
vieler Pilze, Algen und Flechten, bei der Sporenbildung innerhalb 
der Specialmutterzellen bei den viersporigen Cryptogamen?, bei der 
Pollenbildung innerhalb der Specialmutterzelle bei den Phanerogamen? 
und Endospermzellenbildung bei den Phanerogamen.” 

Der Anschauungsweise über die Zellenbildung gemäss, definirt 
der Verf. den Begriff Zellmembran folgendermassen: Sie ist ein an 
der Oberfläche des Inhaltes liegender, von dem Inhalte selbst ausge- 
schiedener Ueberzug. — Die Zellenbildung ist ihm aber die Indivi- 
dualisirung einer Inhaltsportion, auf welche unmittelbar die Mem- 
branbildung folgt. Die neun Categorieen, welche der Verf. in Bezug 
auf das Verhältniss von Mutter- und Tochterzellen aufstellt (p. 68-72), 
so wie das ganze kaum in der Kürze darstellbare Raisonnement müs- 
sen wir hier füglich übergehen, da es dem Zwecke des Jahresberichts 
nicht entspricht, Theorieen zu reproduciren, wo ohnehin die Fülle 
der Thatsachen zur möglichsten Kürze mahnt. ? 

In dem letzten, 6ten Abschnitte dieser, unseres Erachtens allzu 
gedehnten Arbeit, theilt der Verf. seine Ansichten über das Zellen- 
wachsthum mit, woraus wir folgende Sätze anzuführen uns erlauben. 

Freie Zellen sind stets kugelförmig oder ellipsoidisch; wandstän- 
dig erzeugte Zellen besitzen dagegen die Gestalt, welche aus der 
Theilung der Mutterzelle durch gerade oder gebogene Flächen her- 
vorgeht. Das Wachsthum der Zelle ist nun doppelter Art: Entweder 
bildet sich der Inhalt in der ganzen Zelle gleichzeitig um und die 
Membran dehnt sich au der ganzen Zelle gleichzeitig aus (allseitiges 
Wächsthum); oder es bildet sich an einem Punkte der Zellenober- 
fläche fortwährend neuer Inhalt und ebendäselbst fortwährend neue 
Membran (Spitzenwachsthum). Gegen Schleiden, welcher die par- 
tialen Verdickungen der Zellwände von dem stärkern Stoffwechsel 
ableitet, findet der Verf. den Satz, dass gerade da, wo dieser Stofl- 
wechsel am grössten ist, die Zellmembran am wenigsten wächst. 

Das Spitzenwachsthum, vermöge dessen die Zellen in die Länge 
wachsen und sich verästeln, ist mit einer Neubildung von Inhalt ver- 
bunden, die an der Spitze des Zellastes von Statten geht, und gleich- 
zeitig von fortwährender Neubildung von Membran an der Spitze der 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 283 


Achsen. [Dies Spitzenwachsthum der Zellen ist im Kleinen offenbar 
die Wiederholung der Wachsthumserscheinungen an den Internodien 
und Blattstielen, worüber Ref. ausführlicher vor mehreren Jahren in 
der Botan. Zeitung sprach. Nägeli’s Ansichten, wie sie auch in den 
genannten Organcomplexen sich widerholen mögen, von Neuem der 
Untersuchung unterworfen zu sehen, wäre einer der hauptsächlichsten 
Wünsche, mit welchem wir das Referat über diese Arbeit schliessen.] 


Nägeli Bläschenförmige Gebilde im Inhalte der Pflanzen- 
zelle. In: Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift für wissensch. 
Bot. 1846. Bud. I. Heft 3. p. 94—125. 

(p- 94.) „Frühere und spätere Theorieen, welche Zellen aus 
Stärkekörnern oder Chlorophylikörnern entstehen lassen, und aus 
- denen man auf eine zellenartige Structur dieser Körner schliessen 
könnte, können füglich als unbegründet übergangen werden. 
Ebenso verdienen frühere Autoren, welche Körner und Bläschen sy- 
nonym brauchen und dabei an keinem Unterschied zwischen den bei- 
den Ausdrücken denken, keine specielle Erwähnung” u.s.w. Auf solche 
Weise leitet der selbstgefällige Autor eine zwar nicht ganz verdienst- 
lose, aber doch keineswegs erschöpfende Arbeit ein, befangen in der 
Voraussetzung, dass, wenn er sich solcher Art der Mühe historischer 
Studien überhoben hat, er denn auch um so ungescheuter dem weni- 
ger eingeweihten Leser seine novae et inauditae res vortragen könne. 
An uns ist es daher, unser hier nur allzu begründetes Veto einzu- 
legen. — Der Naturforscher, dessen Wissen und Wirken so ganz und 
gar auf den Schultern der Vergangenheit ruht und der demungeachtet 
die Ahnen seiner Gedanken, Forschungen und Entdeckungen zu ver- 
leugnen sich ermisst, verdient es von den kommenden Forschern 
demselben Geschicke überantwortet zu werden. Damit aber der 
Leser dieses Berichts, welchem das Original nicht zugänglich sein 
sollte, erfahre, wessen er sich von dieser Arbeit zu gewärtigen hat, 
und Ref. den nicht genug zu rügenden Missgriff des Verf. selbst zu 
begehen Gefahr laufen sollte, gestattet sich folgenden kurzen Ueber- 
blick: „Das Bläschen ist eine von einer homogenen Membran um- 
schlossene Inhaltsmenge, welche ohne den Einfluss eines Kernbläs- 
chens sich individualisirte,; es ist blos mittelbar Elementarorgan des 
Pflanzenorganismus.” Solcher Bläschen unterscheidet nun der Verf. 
nicht mehr und nicht weniger als 9 Arten, nämlich Kernbläschen, 
Samenbläschen, Kernchen, Schleimbläschen, Brutbläschen, Farbbläs- 
chen, Stärkebläschen (Stärkekorn), die er je nach ihrem Vorkommen, 
ibrer Gestalt u. s.’w. beschreibt und schliesslich (p. 124 u. 125) definirt ! 

S. Reissek DVeber die Analogieen, Verwandtschaften und 
Vebergünge zwischen Zell- und Krystallbildung. In: Haidin- 
ger's Berichten u. s. w. p. 147—151. 

Wenngleich Harting's Versuch, die Zellbildung auf die, für anor- 
ganische Bildungen gültigen Gesetze zurückzuführen, als zu gewagt 


D 


284 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


erscheinen muss, so ist der Verf, doch der Meinung, dass die Lösung 
dieses Problems angebahnt sei durch die Entdeckung fester 'organi- 
scher Gebilde, welche sich nach ihrer Bildung, Entwicklung und Me- 
tamorphose in der Art aneinanderreihen lassen, dass das Endelied 
einerseits der Krystall, andererseits die Zelle sei. Diese Elementar- 
theile sind aber: 1. Krystalle, 2. Elementarkörner (Fettkörher,, Pig- 
mentkörner, Amylum), ‚3. Bläschen ohne Entwicklung und Wachs- 
thum (z. B. Milchkügelchen), 4. Zellen mit Wachsthum und Vermeh- 
rung. Er empfiehlt daher die Elementarkörner zur Untersuchung, 
weil diese die Verwandtschaft und den Uebergang von Zelle zum Kry- 
stall vornehmlich vermitteln. Einer ausführlichen Arbeit über der- 
artige Uebergänge verspricht der Verf. in Haidinger’s Naturwissen- 
schaftlichen Abhandlungen. 


P. Harting. Mikrochem. Onderzoek..ete. s. 0. p.26 (234). 

"Der Untersuchungen des Verf. über die chemische Zusammen- 
setzung der Pflanzenmembran wurde bereits oben gedacht; hier haben 
wir aber des Verfassers Beobachtungen über die Zellbildung und 
Structur der Zellmembran anzuführen., 

Die Zellmembran besitzt Löcher, die schon vor der Ablagerung 
secundärer Schichten in jugendlichen Zellen zu finden sind, ob diese 
Löcher aber gleich von Anfäng an in der Zellmembran vorhanden, 
oder erst in Folge der Ausdehnung. derselben entstehen, lässt der 
Verf. unentschieden. Mohl’s Primordialschlauch wird bestätigt, aber 
mit dem Namen Utriculus internus belegt. Die Verdickungsschichten 
entstehen nach Harting auf dreierlei Weise. Die äusserste Schicht, 
nach allen bisherigen Annahmen die älteste, kann es nach des Verf. 
Meinung nicht in allen Fällen sein, denn die Tüpfelkanäle der be- 
nachbarten Zellen entsprechen einander und, alsdann wird die Zell- 
höhle der Holz- und Bastzellen, die sich vorzugsweise verdicken, 
nicht kleiner, sondern grösser. Es können also die Verdickungs- 
schichten sich nicht innen ablagern, sondern aussen und folglich 
ist dann die äusserste Schicht die jüngste. Eine Verkleinerung der 
Zellhöhle durch Verdickung der Zellwand giebt der Verf. nur für 
spätere Stadien des Zellenlebens zu, nachdem nämlich die Vergrös- 
sernng der Zellhöhle aufhört und neuer Stoff in die Zellwandung ein- 
tritt. Ausserdem aber findet auch eine Verdiekung der Zellwände 
ohne erkennbare Verdickungsschichten statt. 

Die Grundansicht des Verf. ist aber die, dass die aus reiner Cel- 
lulose bestehende jugendliche Zellwand vielfach durchbohrt ist. Um 
diese poröse Membran legen sich neue aus Pectose und Cellulose 
bestehende Schichten und schliessen so die Poren der primären Zell- 
haut. Auf der Oberfläche vieler solcher Zellen scheidet sich nun 
noch eine dritte, nicht Cellulose haltige, Membran aus, die mit der 
Cuticula der Epidermis chemisch und anatomisch identisch ist und 
daher den Namen cuticula der Holzzellen erhält. In ausgebildeten 
Zellen ist die innerste Schicht (die primäre Haut) als besondere 


u ee 


physiologischen Botanik während des; Jahres 1846. 285 


"Sehieht nieht mehr unterscheidbar, weil sich ihre Moleceüle mit denen 
der inerustirenden Schichten gemengt habe. 

Dass diese eigenthümlichen Lehren, der Theorie v. Mohl’s dia- 
metral zuwider laufen, bedarf wohl hiernach keines besondern Be- 
weises, dass sich aber v. Mohl gegen einen solchen Angriff verthei- 
digen und voraussichtlich mit Glück vertheidigen würde, durfte wohl 
kaum anders erwartet werden. Die Vertheidigungsschrift erschien 
unter folgendem Titel: 

H. v. Mohl Deber das Wachsthum der Zellmembran. In: 
v. Mohl und v. Schlechtendal’s Botanischer Zeitung Jahrg. IV. 
p- 337—343. p. 353—359. p. 369—376 und p. 335— 391. 

Nach v. Mohl’s Beobachtungen ist die jugendliche Zellmembran 
überhaupt ohne Structur und keineswegs von Oeffnungen durchbohrt, 
sondern stets geschlossen. — Jod und Schwefelsäure, wodurch Har- 
ting diese Poren erkannt haben wollte, sind nicht die geeigneten 
Mittel die Ab- oder Anwesenheit der Oeffnungen in der jungen Zell- 
haut zu ermitteln. Concentrirte Jodlösung und dann einfaches Was- 
ser leisten viel bessern Dienst, zumal unter Beihülfe eines vorzüg- 
lichen Amici’schen Mikroskopes. Die Frage, welche Haut die älteste 
ist, ob, wie Harting die innerste, oder wie es v. Mohl u. A. bisher 
wollten, die äusserste, entscheidet v. Mohl von Neuem dahin, dass, 
da stets die innerste, nie die äusserste Schicht durch- 
bohrt ist, und wie so eben gesagt die jüngste oder erste Membran 
undurchbohrt ist, so folgt, dass die äusserste Schicht die älteste, 
die innerste Schicht aber die jüngste ist. Der Harting’sche Beweis- 
grund von der Stellung der Tüpfel je zweier benachbarter Zellen 
kann weder für Harting’s noch für des Verf. Ansicht gelten, indem 
wir die Erscheinung wohl sehen, nicht aber begreifen. — Die Re- 
sultate der chemischen Untersuchung der Zellhäute bestätigt v. Mohl, 
zieht jedoch nicht die Schlüsse daraus, wie Harting; bei den jugend- 
lichen Zellen von Pinus silvestris färbt sich zu der Zeit, „wo die 
Höfe der Tüpfel bereits vollkommen ausgebildet sind, die Tüpfel 
selbst aber, also auch die innersten Schichten, in denen sie liegen, 
noch nicht existiren”, die Membran dieser Zellen mit Jod und Schwe- 
felsäure nicht gelb, sondern blau. Das Verhältniss der Membran zu 
den Höfen der Tüpfel lässt keinen Zweifel darüber, dass man es hier 
mit derselben Membran zu thun hat, welche später mit gänzlich ver- 
änderten chemischen Eigenschaften als äussere Holzhaut erscheint. 
Wir müssen daher annehmen, dass die Cellulose, aus welcher die 
Membran ursprünglich besteht, entweder resorbirt und von der Sub- 
stanz der äussern Holzhaut ersetzt wird, oder dass die letztere in 
die Cellulose eindringt und ihre Reaction "aa Jod und Schwefelsäure 
hindert.” 

Den andern Beweisgrund, welchen Harting aus dem Wachsthum 
einjähriger Internodien in die Dicke entlehnt, und den v. Mohl eben- 
falls widerlegt, unterlassen wir bier ausführlicher zu erläutern, indem 


286 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


sich weiter unten Gelegenheit darbieten wird auf diesen Gegenstand 
zurückzukommen. 


Arthur Henfrey On the developement of vegetable Cells. 
With.a plate. In: Jardine et Selby’s Annals of natural history 
Vol. XVII. p. 364 und Report of british association at Sout- 
hampton 1847. p. 90. 


Bereits während der Versammlung der britischen Naturforscher 
zu Cambridge hatte sich A. Henfrey, gestützt auf seine Untersuchun- 
gen der Staubfädenhaare der Tradescantia virginica, dahin ausge- 
sprochen, dass der Primordialschlauch eine wirkliche Membran sei, 
die sich, als transitorische Zelle, aus dem sogenannten Cytoblasten 
entwickeln. An der Wand des Primordialschlauchs liege der Nucleo- 
lus,. die Centralmasse des Schleiden’schen Cytoblasten, dieser theile 
sich beim Entstehen neuer Zellen, der Primordialschlauch schnüre 
sich an der betreffenden Stelle ein und nach geschehener Theilung 
entstehe eine (centripetal wachsende) Scheidewand vom innern Um- 
fange der Zellwandung durch Ablagerung von bleibender Zellsubstanz, 
nach der Mitte zu. Von Dr. Lankaster, welcher Schleiden’s Theorie 
vielmehr das Wort redete, im Laufe der Sitzung interpellirt, unter- 
nahm der Verf. die Prüfung seiner Anschauungsweise von Neuem an 
den Haaren der Schuppen der winkelständigen Knospen von Achime- 
nes grandiflora. Die Zellenkerne waren im ersten Stadium zwar 
schon ausgebildet, aber von einander getrennt; in dem nächstfolgen- 
den zeigen Querstreifen den Anfang der Faltung des Primordial_ 
schlauchs an, doch sind sie noch keine Scheidewände, wie sich aus 
den mehrere Tage in Spiritus gelegenen Präparaten ergab; der Pri- 
mordialschlauch, in welchem. sie eingebettet waren, ging nämlich 
ungeachtet der Querstreifen durch die ganze Länge des Haars. Die 
Zusammenziehungen des schleimigen Inhalts deuten alsdann die ver- 
schiedenen Stadien der Faltung, d. h, des Fortschreitens der Falte 
nach dem Mittelpunkt an. Im obern Theil des Haars waren nach 
der Behandlung mit Jod die Scheidewände unvollkommen, in dem 
untersten Theile dagegen ‚schon ausgebildet. In der Scheidewand 
mögen die beiden neuen Schichten von den Seitenwänden ausgegangen 
und nach dem Mittelpunkte zu so innig mit einander verbunden sein, 
um sich nicht als einzige Schicht zu zeigen. — Die Schichten, welche 
die Scheidewand bilden, hängen demnach mit einer neuen Schicht 
zusammen, die sich auf der Seitenwand auf der Innenseite abgesetzt 
hat. Die Auflösung des Primordialschlauchs nebst dem Kern nach 
Mohl’s Beobachtung wird schliesslich bestätigt. Obwohl der Verf. 
diesen Vorgang beobachtet zu haben versichert und derselbe durch 
v. Mohl’s Forschungen unterstützt wird, so ist er doch nicht (und wohl 
mit Recht! Ref.) der Meinung, dass diese Zellenbildungsweise für 
alle Zellen Gültigkeit habe, namentlich nicht für die Pollenkörner 
und die Sporen. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 287 


G. H. K. Thwaites Observations an the Cell-Membrane 
of Plants. In: Jardine et Selby’s Annals of natural history. 


Tom. XVIll. p. 15— 23. 

Dieser in der Bristol. Microscopical Society am 8. April 1846 
gehaltene Vortrag dreht sich um die Zellmembran der Süsswasser- 
Algen und Diatomeen, ohne etwas anderes Neues zu bringen, als 
neue Namer. So nennt der Verf. die Zellmembran auch cellwall und 
den Zellinhalt Endochrom. 


S. Reissek Entwickelungsgeschichte der Flachsfaser und 
ihre Verwandtschaft zu andern Fasergeweben, deren man sich 
zur Bereitung verschiedener Zeuge bedient, insbesondere der 
Hanf- und Baumwollenfaser. In: Haidinger’s Berichten über 
d. Mittheil. von Freunden der Naturw. in Wien, Wien 1847. 
pag. 189. 


„In sehr jungem Zustande des Stengels (sagt der Verf. in seinem 
am 29. Octbr. 1846 gehaltenen Vortrage), wo sich die Zwischenkno- 
ten erst zu bilden beginnen, und die Blätter eben in der Entfaltung 
begriffen sind, besteht der ganze Stengel aus ziemlich gleichförmigen, 
mit Chlorophyll angefüllten Zellen und die 4 charakteristischen und 
abweichend gebauten Schichten des ausgebildeten Stengels sind hier 
noch nicht von einander geschieden. Nach und nach tritt diese Schei- 
dung und Ausprägung der Schichten ein, es bildet sich Rinde, Bast, 
Holz und Mark. Der Bast bestcht aus einer bis 3 Lagern sehr lang 
gestreckter röhrenförmiger, der Stammrichtung parallel im Gewebe 
verlaufender Zellen. Diese sind anfangs dünnwandig und chlorophyli- 
haltig, nach 'und nach löst sich das Chlorophyll auf, aus dem flüssi- 
gen Inhalte schlägt sich eine feste secundäre Ablagerung an die In= 
nenwand der Zelle nieder, sofort eine zweite, dritte und vierte, so 
dass dadurch die Höhlung der Zelle fortwährend verkleinert wird 
und zuletzt nur mehr ein geringer, zur ursprünglichen Höhlung im 
Verhältnisse wie 1: 10 stehender Raum zurückbleibt.” — Ebenso bil- 
det sich auch die Hanffaser. Das Baumwollenhaar hat nur eine ein- 
fache Ablagerung an der Iunenwand der Zelle und ein weiteres Lumen, 
wodurch es sich von der Flachs- und Hanffaser leicht mikroskopisch 
unterscheidet. — [ ef. kann diese Beobachtungsreihe aus eigenen 
vielfältigen Untersuchungen bestätigen, bemerkt aber, dass die Bast- 
schichten und Bastzellen des Flachses, Hanfs und von Corchorus cap- 
sularis, namentlich in der Wurzelgegend, wesentlich von einander 
verschieden sind; die Auseinandersetzung des Wie? behält sich der- 
selbe jedoch für eine längere Arbeit vor.] 

Die Milchsaftgefässe, ihr Ursprung und. ihre, Ent- 
wickelung. Von einem Ungenannten. In: v. Mohl’s und 
v. Schlechtendal’s Botan. Zeit. Jahrg. IV. p. 833 — 843. p. 849 


bis 859 und p. 865— 872. 


288 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


„Unter allen Elementarorganen der Pflanzen möchten es wohl 
die Milchsaftgefässe sein, welche in Folge einander widersprechender 
Beobachtungen über ihren Bau und ihre physiologische Bedeutung, 
am häufigsten zu Meinungsverschiedenheiten und Missverständnissen 
unter den Phytotomen Anlass gegeben haben.” Indem Ref. die ein- 
leitenden Worte dieser vortrefflichen Arbeit als nur allzuwahr zu den 
seinigen macht und sie deshalb hier verbotenus wieder giebt, kann 
er es nicht unterlassen, diese Abhandlung seiner vollsten Anerken- 
nung würdig zu erachten und sie der Aufmerksamkeit der Pflanzen- 
physiologen dringend zu empfehlen, indem- sie des Neuen und den- 
noch Gediegenen so viel bringt, dass der ungenannte Verf. nach un- 
serm Dafürhalten ohne Scheu das Visir der Anonymität zurückschla- 
gen konnte, da er bei seinem bescheidenen Auftreten und der Tüch- 
tigkeit seiner Leistungen schwerlich einen Feind finden möchte, der 
sein Schwert nach dem ungedeckten Gesicht schwingen würde. 

Nachdem sich der Verf. über die Arbeiten seiner Vorgänger historisch 
und kritisch geäussert hat, beginnt er mit der Beschreibung der La- 
gerstätten ausgebildeter Milchsaftgefässe in den Organen verschiedener 
Pflanzenfamilien, um gleich von vorn herein möglichen Missverständ- 
nissen über das bisher so unbestimmt gebliebene Elementarorgan 
„Milchsaftgefäss” vorzubeugen. Ist auf diese Weise nun kein Zwei- 
fel mehr über das, was Verf. unter Milchsaftgefäss in einem gewissen 
Pflanzenorgan verstanden hat, so geht er zur Darstellung der Ent- 
wiekelungsgeschichte dieser seiner Milchsaftgefässe über, die er 
durch zahlreiche und vortreffliche Abbildungen erläutert und stellt 
am Schlusse des Ganzen die von ihm gefundenen Thatsachen über- 
sichtlich zusammen. Aus dieser Zusammenstellung des Thatsächlichen 
entnehmen wir die Hauptsätze nur deshalb, weil wir sonst genöthigt 
sein würden, die ganze Arbeit abzudrucken, wozu uns einerseits der 
Rechtsboden abgeht, und wodurch andererseits auch der Zweck des 
Jahresberichts verfehlt sein dürfte. > 

Das Milchsaftgefäss, sagt der Verf. p. 868 u. ff., ist in seinem Ur- 
sprunge ein Gang im Zellgewebe, dessen Wandungen’nicht von einer 
eignen Haut, sondern blos von den umgebenden Zellen gebildet wer- 
den. ‘Dieser Gang, anfänglich enge, erweitert sich und seine Wan- 
dungen erlangen eine ihn auskleidende Verdickung, die zunächst an 
den Fugen der umgebenden Zellen bemerklich wird. Diese Verdik- 
kung der Wandungen ist nicht bei allen Pflanzen gleich stark. Die 
ursprünglichen Gänge und jüngsten Gefässe liegen bezüglich der übri- 
gen Elementarorgane der Pflanzen an der entsprechenden Stelle der 
ausgebildeten Gefässe. Das Milchsaftgefäss ist eines der allerfrühe- 
sten Elementarorgane der Pflanze. Der Inhalt der Gänge ist änfangs - 
ein farbloser‘ wasserheller Saft; späterhin trübt sich derselbe, färbt 
sich und erhält die den Milchgefässen eigene Beschaffenheit... Die 
Aussonderung geschieht in einigen Pflanzen schon vor, in anderen 
erst nach Entstehung der Gefässhaut, welche allen wahren Milch- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 289 


gefässen zukommt, während deren benachbarte Zellen sich in nichts 
von dem übrigen Zellgewebe ihrer Umgebung unterscheiden. Deshalb 
sind die milchführenden Gänge im eigentlichen Sinne des Worts keine 
Milchgefässe, weil die Gänge keine eigene Haut haben und ihre Wan- 
dungen von Zellen gebildet werden, die in ihren Eigenschaften von 
den umgebenden Zellen abweichen. Nebeneinander verlaufende Milch- 
gefässe, deren Wandungen sich berühren, sind von ungleichzeitiger 
Entstehung. - j 

Edwin J. Quekett, On the: regular arrangement of 
Orystals in certain Organs of Plants. In: Jardine et Selby’s 
Annals of nat. hist. Tom. XVII. p. 82. 

Die Saamenschale des Ulmus campestris sowohl , als die Kelch- 
blätter mehrerer Pflanzen, z. B. das gewöhnlich cultivirte Pelargonium, 
ferner Geranium Robertianum und lucidum enthalten in allen ihren 
Zellen (die Randzellen ausgenommen) regelmässig angeordnete Kry- 
stalle; bei den genannten Geraniaceen liegen die Krystalle strahlen- 
förmig um ein gemeinschaftliches Centrum gruppirt. Die Zahl und 
Regelmässigkeit dieser Krystalle ist ausserordentlich; ihre Länge va- 
rürt zwischen „7';, und ;;, Zoll, sie bestehen aus oxalsaurem Kalk, 
sind in heissem Wasser unlöslich, aber ohne Aufbrausen löslich in 
Salpetersäure. Der Verf. vermuthet, dass, da er sie in allen von 
ihm untersuchten britischen Species von Geranium und Erodium, 
Pelargonium und Monsonia fand, dass sie auch wohl in allen Species 
vorkommen möchten und als ein allgemeiner Charakter dieser Familie 
angesehen werden müssen, zumal er einen krystallinischen Zellinhalt 
vergebens bei den Balsamineen, Tropaeolaeen, Oxalideen und Lineen 
suchte. In den Kelchblättern von Prunella vulgaris und Dianthus 
caryophyllus fand er unter den Cuticula-Zellen kubische Krystalle 
und bei den Fuchsien eine grosse Menge nadelförmiger Krystalle. 
Der Verf. glaubt die Anwesenheit derartiger Krystalle in gewissen 
Organen demnach für ein gutes Merkmal zur Bestimmung zweifel- 
hafter Verwandtschaften ausgeben zu dürfen. 

Hammerschmidt, Andeutungen über das Pflanzen-Zel- 
Zenleben. In: Haidinger's Berichten über die Mittheilungen 
von Freunden der Naturwissensch. in Wien. Wien 1847. p. 67. 

Als einen unumstösslichen Beweis für das selbstständigeLe- 
ben einzelner Organe, ja sogar einzelner Zellen sieht Verf. die 
Resultate folgenden Versuchs an; Blumenblätter der Magnolia anno- 
naefolia, die an der unversehrten lebenden Pflanze von des Morgens 
zwischen 10 und 11 Uhr bis Abends 8 Uhr ‚einen angenehmen apfel- 
artigen Geruch aushauchen, wurden „Abends, nachdem sich aller 
Geruch verloren hatte, in kleine Theilchen zerschnitten und in reines 
Papier verwahrt.” Am andern Morgen um 11 Uhr „entwickelte sich 
plötzlich der eigenthümliche Geruch der Blüthe” und bielt bis Abends 
8 Uhr an: Selbst am 2ten Tage soll sich der Geruch an den schon 

Archiv f. Naturgesch. XIII, Jahrg. 2. Bd, T 


x “ 


290 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


ganz ausgetrockneten zerrissenen Blatttheilchen, wenngleich schwä- 
cher gegen halb 11 Uhr eingestellt haben. [Die Thatsache ist aller- 
dings merkwürdig und verdient geprüft zu werden, namentlich aber 
dürfte mittelst eines comparativen Versuchs zu ermitteln sein, wie 
sich eine mehrere Tage dem Lichteinflusse entzogene und dadurch 
geruchlos gewordene Blume, in Stücke zerschnitten dem Lichte aus- 
gesetzt, verhielte. Ref.] 

H. v. Mohl Ueber die Saftbewegung im Innern der Zel- 
Zen. In: v. Mohl und v. Schlechtendal’s Botan. Zeit. 1846. 


p. 73—78 und p. 89—91. 

Während der gekörnte zähflüssige Zellinhalt in der Umgebung 
der Zellkerne aus stickstoffhaltigen Substanzen besteht und das Ma- 
terial zur Bildung der Kerne zu liefern scheint, gehören nach Mulder 
und Harting’s Untersuchungen weder die Kerne, noch der Primordial- 
schlauch zu den Proteingebilden, obwohl sie von Protein durchdrun- 
gen sind. Jenen stickstoffhaltigen zähflüssigen Zellinhalt nannte 
Schleiden schlechthin „Schleim”; Mohl schlägt dafür den Ausdruck 
„Protoplasma” vor, Das Protoplasma um giebt stets in der Ju- 
gend den Kern, welcher sich später an den Primordialschlauch 
anlagert, oder aber häufig an Fäden aufgehängt bleibt, — Behandelt 
man das Protoplasma mit Jod, so zieht es sich zusammen, im Innern 
kleinere und grössere rundliche Höhlungen bildend, die hie und da 
wieder zusammenfliessen. Dieselbe Erscheinung zeigt sich bei der 
fortschreitenden Entwicklung der Zelle, Die entstehenden Höhlungen, 
anfangs klein, dann sich vergrössernd und häufig unter einander ver- 
schmelzend, sind mit wässrigem Saft erfüllt, während das anfangs 
Scheidewände-bildende Protoplasma nunmehr in Form von Fäden 
zwischen den dünnflüssigen Räumen sich hindurchzieht. In diesen 
Protoplasmafäden beginnt alsdann die Saftströmung, die. bei Anwe- 
senheit deutlich sichtbarer Kügelchen sich bestimmter markirt, wäh- 
rend Lage und Anzahl der Strömchen: sich häufig ändern, Mit ‚der 
Veränderung der Strömungen wechselt auch die Lage des Nucleus, 
wenngleich die Bewegung des letztern ziemlich langsam ist, so z.B. 
brauchte der Nucleus in den Filamenthaarenzellen von Tradescantia 
Sellowii — Stunde, um % oder % der Längsaxe der Zelle zu durch- 
laufen, wobei er in 1 Secunde einen Weg von ;;';, p-Z. zurücklegte. 
— Bezüglich der Schnelligkeit der Saftströmung beobachtete der 
Verf. Folgendes: bei + 15° bis 16° R. variirte die Schnelligkeit der 
Strömung in den Filamentenhaaren von Tradescantia virginica von 
345 bis 345 p- L. in 1 Secunde, im Mittel „5”'. — In den Blättern 
von Vallisneria spiralis war die schnellste Bewegung 733”, die lang- 
samste +4,””, im Mittel „43””. — In den Brennhaaren von Urtica bae- 
eifera schnellste Bewegung ;#;”, langsamste „417”’, Mittel 4," — 
Im Zellgewebe eines Stolo von Sagittaria sagittaefolia 744" u. 7,53”, 
im Mittel „#;"'; im Blatte derselben Pflanze schwankte sie zwischen 


0” und 4345”, im Mittel 43%;3'”. — In den Haaren von Cueurbita 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 291 


Pepo „45'”, 475,5; im Mittel „5. — Ueber die Ursache der Zellsaft- 
bewegung wagt der Verf. „auch nicht die leiseste Vermuthung zu 
äussern.” Die Fäden des Protoplasma aber, in denen die Bewegung 
vor sich geht, scheinen später zu verhärten, so dass beim Quer- 
schnitt der Zelle die Fäden mit durchschnitten werden und sich doch 
in ihrer Lage erhalten; so bei Rhamnus Frangula und Ribes nigrum. 


IV. ZUR MORPHOLOGIE UND BIOLOGIE, 


Die Erforschung und Darstellung der Bildungsgeschichte der 
äussern und innern Formen, und der Structur der Organe macht nach 
unserer Ueberzeugung den Inhalt der Morphologie aus.; Diejenigen 
Lebensvorgänge dagegen, welche für-jetzt weder der organischen 
Physik, noch der organischen Chemie untergestellt werden können, 
müssen in der Biologie (Physiologie im engern Sinne, Organologie 
Schleiden) ihre vorläufige bleibende Stätte finden. 

Die uns vorliegenden Materialien aus dem Jahre 1846 lassen sich 
den genannten Diseiplinen (in der angegebenen Begrenzung) jedoch 
nieht so ohne Weiteres unterordnen und streng von einander sondern, 
es sei denn, dass wir uns mehrfache Wiederholungen und Zerreis- 
sungen einzelner Abhandlungen gestatten wollten. Dieser Unbequem- 
lichkeit für den Leser zu entgehen, zog es Ref. vor die vorliegenden 
Arbeiten folgender Art anzuordnen: 

} 1. Morphologie und Biologie der Angiosporen, 

2. Morphologie und Biologie der Gymnosporen 
a. Geschlechtslose 
b. Geschlechtspflanzen. 

Den Arbeiten allgemeinern Inhalts folgen diejenigen, welche sich 
die Erforschung eines bestimmten Organes, in Bezug auf Bildungs- 
"geschichte, Structurverhältnisse oder Lebensäusserungen. zur Aufgabe 
gemacht haben, und zwar so, dass alle diese drei Beziehungen in 
der angegebenen Reihenfolge bei dem jedesmaligen Pflanzenorgan 
beisammen zu finden sind. 

Unter den umfassendern hier einschlagenden Arbeiten ist vor 
Allem zu nennen: 

J. M. Schleiden Grundzüge der wissenschaftlichen ‚Bo- 
tanik nebst einer methodologischen Einleitung als Anleitung; 
zum Studium der Pflanze. Wh. 11. 2..Aufl. Mit 4 Kupfert. und 
153 eingedruckten Holzschnitten, Leipzig 1846. (S.xvru. 614). 

Ueber den 2ten Band dieses klassischen Werkes, welcher aus- 
schliesslich die Morphologie (3. B.) und Organologie (4. B.) behandelt 
und also recht eigentlich hierher gehört, in so ausführlicher Weise 
zu berichten, wie wir es bisher über schwerer zugängliche Schriften 
hie und da es uns gestatteten, dürfte um deswillen wohl überflüssig 
sein, weil bereits anderweitig die Kritik über diese Zierde unserer 
physiologischen Literatur sich ein feststehendes Urtheil gebildet hat 

T# 


292 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


und andererseits wohl nicht leicht ein Botaniker vom Fach existiren 
möchte, in dessen Händen sich. dasselbe nicht befände. Wenn es 
demnach vollkommen überflüssig ist über dieses durch und durch 
originale Werk auch nur ein Wort zu sagen, so scheint es dem Ref: 
zu seiner eigenen Rechtfertigung doch. nothwendig über. den vom 
Verf. gebrauchten Ausdruck Organologie Einiges hinzuzufügen. „Die 
Organologie umfasst (nach dem Verf. p. 421) .die Lehre von dem Le- 
ben der ganzen. Pflanze als solcher und ihrer einzelnen Organe.” 
Diese Disciplin wurde bisher Physiologie oder auch Biologie genannt 
und unter Organologie die Lehre von den äussern Formen der Pflan- 
zen verstanden. Wir sind der Meinung, dass der Verf. mit Unrecht 
den Namen Organologie der Lehre vom Leben der Pflanze u. s. w. 
beigelegt hat, einmal, weil Organologie schon dem Wortlaute nach 
die Lehre von den Organen bedeutet und zweitens, weil der mit der 
Wissenschaft minder Vertraute sich das Verhältniss der früher so 
benannten Diseiplin zu der vom Verf. begrenzten Orsanologie wohl 
kaum so leicht klar machen kann. Der Ausdruck Biologie empfiehlt 
sich für diesen Abschnitt bei Weitem mehr und wir können es nicht 
unterlassen*den Wunsch auszusprechen, dass der Verf. diesen Namen 
adoptiren möchte. 

Dass der Verf. die Lehren von den Bildungeshemmungen (Pflan- 
zen-Teratologie) und von den Lebensvorgängen im kranken Organis- 
mus (Pflanzenpathologie) gänzlich ausgeschlossen hat, beklagen wir 
deshalb, weil diesen Disciplinen der Geist eines philosophischen 
Forschers am meisten Noth thut, um sie den verschwisterten Wis- 
senschaften auch nur annähernd ebenbürtig zu machen. Möge die 
3te Auflage unseren desfalsigen Wunsch realisiren;, Materialien feh- 
len nicht. 

Fr. Unger Grundzüge der Anatomie und Pla ee der 


Pflanzen. Wien 1846. 8to. c. tabb. 

Auch über diese, die Anatomie und Physiologie der Pflanzen er- 
läuternde Schrift können wir uns einer ausführlichern Mittheilung 
enthalten, indem sich, seit deren Erscheinen, die Kritik bereits mehr- 
fach über dieselbe ausgesprochen hat. Cf. Flora 1847. p. 36—47. — 
Botanische Zeitung 1847. p. 889—893. 

Nur im Allgemeinen bemerken wir, dass dies neuere Werk Un- 
ger’s eine Umarbeitung der beiden Abschnitte Histologie und Physio- 
logie der mit Endlicher herausgegebenen Grundzüge der Botanik sind, 
nur verbessert in den bildlichen Darstellungen und vermehrt durch 
neue Beispiele, Hinweisungen auf die Originalquellen und Begründung 
seiner Ansichten. 


Zur Morphologie und Biologie der Angiosporen. 

€. H. Schultz-Schultzenstein, Zur Anaphytose der 
homorganischen Pflanzen. In: Flora 1846. p. 401—412 und 
p- 418—425. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846., 295 


Die bisher ziemlich verwahrloste Morphologie der homorgani- 
sehen Pflanzen (Cryptogamen) fordert eine wissenschaftliche Begrün- 
dung der morphologischen Entwicklungsgesetze derselben. Dieses 
Postulat erfüllt indess die Metamorphosenlehre der Heterorgane (Pha- 
nerogamen) in ihrer heutigen Gestalt nicht, wohl aber die Anaphy- 
tosis. Demgemäss unterbreitet der Verf. sämmtliche Organisationen 
seiner, ihm eigenthümlichen Lehre, die jedoch wegen der fast zahl- 
losen neuen Namen und Begrifisbestimmungen hier nicht einmal im 
Ueberblicke dargestellt werden kann. Wir*verweisen daher den 
Leser auf das Studium der oben genau citirten Abhandlung selbst. 


Westendorp Olassification des cryptogames. In: Bull. 
de Y’Acad. de Bruxelles. Tom. XIII. Vol. I. p. 513. 

Das Bulletin giebt nichts als den Titel und so missen wir uns 
sehon gedulden, bis des Verf. neue Classificationsgrundsätze erschei- 
nen werden. 


Algen. 


Reissek Ueber Algensporen. In: Haidinger’s Berichten 
über d. Mitth. v. Freunden der Naturwissensch. ete. p. 35. 

In der Sitzung der gedachten Gesellschaft am 2. Juni 1816 gab 
Dr. Reissek eine Uebersicht der Anatomie, Physiologie und Syste- 
matik der Algen. Das kurze Referat enthält keine neuen Thatsachen 
und wir heben nur die Bemerkung des Verf. heraus, nach welcher 
sich „eine Gränze zwischen Thier nnd Pflanze, aus*dem Complex 
der bisher beobachteten Erscheinungen auch bei jeder Zurückweisung 
einer primitiven Entstehung beider in den niedrigsten Klassen kaum 
herausstellt.” 


H. K. Thwaites Mode of the Formation of the spore in 
species of Vesiculifera. In: Jardine et Selby’s Annals of nat, 
hist. T. XV. p. 333. 

An Vesiculifera concatenata Hassall hatte der Verf. Gelegenheit 
die Bildung der Sporen genauer zu verfolgen. Die Zellen dieser Alge“ 
sind 5—7 mal: so lang als breit, mit Endochrom ausgekleidet und 
hie und da blasig erweitert. Sobald das Endochrom eine gewisse 
Dichtigkeit durch Vermehrung seiner selbst erlangt hat, bewegt es sich 
in das eine Zellende und theilt sich in 2 ungleiche Portionen; aus 
der grössern Inhaltsportion wird die Spore, die kleinere dagegen von 
der grössern durch eine entstehende einfache Scheidewand getrennt. 
Bei V. aequalis bildet sich die erste Spore in der angegebenen Weise, 
allein wird früher reif, ehe ınan von der daneben entstehenden Spore 
etwas sieht. — Der übrigbleibende Rest des Endochroms, nach ge- 
schehener Trennung der ersten Spore, vergrössert sich darauf, und 
theilt sich abermals in der Weise, wie sich die erste Spore bildete 
In ähnlicher Weise bildet sich dann die 3te und Ate Spore. 


294  Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


G. Nägeli, Zolysiphonia. In: Schleiden und Nägeli’s 
Zeitschrift f. wisserischaftl. Botanik. Heft 3 u. 4. Zürich 1846. 
p- 207— 237. 

Die Arbeit enthält die Bildunes- und Wachsthumsgeschichte der 
Organe verschiedener Arten der Algengattung Polysiphonia. Der 
Verf. unterscheidet 3 Organe, nämlich Stamm, Blatt und Wurzelhaare. 

„Der Stamm wächst unbegrenzt in die Länge.” „Das Blatt be- 
sitzt begrenztes Wachsthum in die Länge und begrenzte Wiederholung 
seiner Achsen”; „das Wurzelhaar wächst durch die Formel In — In+1 
+ n!I in die Länge.” — Das Blatt entsteht an der-ungetheilten Glie- 
derzelle des Stammes, ehe die Gewebezellbildung in die Dicke be- 
gonnen hat. Der Stamm entsteht, insofern er nicht aus einer Spo- 
ren- oder Keimzelle hervorgeht, an der Achsenzelle, also nachdem 
die Gewebezellbildung in die Dicke vollendet ist. — Das Wurzelhaar 
(appendiculäres Organ) entsteht an der Aussenfläche einer tertiären 
Stammzelle, also nachdem die Gewebezellbildung in die Dicke voll- 
endet ist. — Sonach findet der Verf. den Gattungsbegriff in folgenden 
Merkmalen: „Unbegrenzte gegliederte Stämme hin und wieder ver- 
ästelt; Glieder aus einer Achsenzelle und einer concentrischen Reihe 
von gleichlangen Zellen bestehend. Blätter pseudo-dichotomische 
Zellenreihen. Sporenmutterzellen innerhalb der Stammglieder; Spo- 
ren tetra@drisch.  Antheridien an den Blättern.” 2 Tafeln erläutern 
die, wegen der vom. Verf. angenommenen Bezeichnungsweisen, For- 
meln und .neuen Namen, sehr schwierig lesbare Abhandlung. Das- 
selbe gilt von einer 2ten ebendaselbst niedergelegten Arbeit desselben 
Verfassers: u 

Herposiphonia (l. c. p.238— 256) betitelt. Diese Gattung 
-zweigt er von der vorgenannten Algengattung ab und charakterisivt 
sie zufolge seiner genetischen Studien durch folgende Merkmale: 
„Unbegrenzte gegliederte kriechende Stämme, hin und wieder ver- 
ästelt; Glieder aus einer Achsenzelle und einer concentrischen Reihe 
von gleichlangen Zellen bestehend. Blätter unverästelt, gegliedert, 
von gleichem Bau wie die Stämme, Blättchen an der Spitze der 
Blätter, pseudodichotomische Zellenreihen. Sporenmutterzellen in- 
nerhalb der Blattglieder; Sporen (tetraedrisch?) Antheridien (an den 
Blättchen?).” — Das Streben des Verf. die Bildungs- und Wachs- 
thumsgeschichte in’ der systematischen Botanik zur Geltung zu brin- 
gen, können, wir nur freudig anerkennen, ob aber der vom Verf. ein- 
geschlagene Weg dazu führen wird, müssen wir kommenden Zeiten 
und künftigen Forschern überlassen, welchen. letztern es hoffentlich 
auch, gelingen wird, die, ‚anscheinend nicht allzu; selten aprio- 
ristisch gefundenen, thatsächlichen, (?) Angaben des Verf. zu be- 
stätigen. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 295 


Pilze 

Lüdersdorf Ueber Hefe. In: Poggendorfi’s Annalen 
Bd. 67. p. 408 und N. Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 22. 

Wiewohl der Verf. den thatsächlichsten Beweis von der Wir- 
kungslosigkeit zertrümmerter „Hefekügelchen” liefert, und aus diesem 
Beweise den Schluss zieht, dass die Hefekügelchen organisirte Kör- 
per sein müssen, so läugnet der Verf. doch das Wachsen derselben 
und sieht vielmehr jedes Kügelchen als ein für sich abgeschlossenes 
Individuum an, das sich andern Kügelchen anlegt und schnurförmige 
Aneinanderreihungen bildet. 

Schubart Ueber Hefe. In: Poggendorfl’s Annal. Bd. 69. 
p- 157 und p. 542. 

Der Verf. läugnet zwar nicht das von Lüdersdorf aufgefundene 
Faktum, deutet es aber anders, indem er die Wirkung der Hefe- 
kügelchen für eine rein mechanische hält und sie aus der Porosität 
der zusammengelagerten Körnchen erklärt. 

J. Schmitz, Vorläufige Bemerkungen über den Kei- 
mungs- und Fruclifications-Process der Schwämme. In: Ver- 
handl. des naturhistor. Vereins d. preuss. Rheinlande. Jahrg. 
11. 1845. 

Da die Publication dieser Arbeit eigentlich in das Jahr 1845 
fällt, das Referat darüber sich jedoch im Jahrgange 1846 der Flora 
(p- 437) findet, während Ref. das Original selbst einzusehen bisher 
keine Gelegenheit hatte, so macht er auf diese Arbeit gelegentlich 
und besonders deshalb aufmerksam, weil sie die letzten und zwar 
vortrefflichen Beiträge zur physiologischen Kenntniss der Pilze dieses 
der Wissenschaft zu früh entrissenen Naturforschers (+ 14. Aug. 1846) 
liefert. 

Goldmann Pau und Keimen von Peziza inguinans. In: 
Poggendorfi's Annalen der Chemie und Physik. Bd. 67, p. 129. 

Warum Botaniker ihre ausschliesslich botanischen - Arbeiten in 
ungewöhnlichen und nicht Jedermann zugänglichen Journalen nieder- 
legen, ist gar nicht einzusehen, es sei denn, dass man den mit der 
pfanzenphysiologischen Literatur minder betrauten Lesern imponiren 
wolle; jedenfalls können wir nicht glauben, dass die Redactionen 
der Botanischen Zeitung und der Flora die Aufnahme dieses Auf- 
satzes verweigert haben würden. Den gedachten Redactionen bleibt 
natürlich nichts übrig, um die Arbeit nicht ganz. untergehen zu lassen, 
dieselbe zu excerpiren; dies ist denn auch in der Flora 1846. p. 394 
bis 396 und in der Botanischen Zeitung 1846. p. 673 geschehen, wes- 
halb wir ein abermaliges Excerpiren für überflüssig erachten. 


Flechten. 


Knop und Schnedermann Chemisch-physiol, Unter- 
suchung der Flechten und zwar der Cetraria islandica. In: 


296 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Nachrichten v. d. G. A. Universität u. d. königl. Ges. d. Wiss. 
zu Göttingen p.97. Auch Flora p. 238. 

Bereits oben p. 259 gedachten wir dieser Arbeit und haben hier 
nur die anatomischen ‚Studien der Verf. anzuführen. Das Innere des 
Thallus bildet eine Schicht kugliger Zellen mit doppelter Zellenmem- 
bran, von welchen die innere einen lebhaft schön grün gefärbten In- 
halt hat; hierauf folgt auf beiden Seiten eine Schicht ästiger, in ein- - 
ander verschlungener Zellen, welche farblos sind und an seitlichen 
Erhabenheiten die vorigen kugeligen Zellen tragen, welche später 
abfallen und frei in den Winkeln ihrer Verzweigung und im Innern 
‘der Flechte liegen. Da sie Träger und Ernährer der kugeligen Zel- 
len sind, so ragen sie im ältern Zustand der Flechte, wo die kuge- 
ligen Zellen fehlen, frei und nackt in die dadurch entstehende Spalte 
hinein. Die äussere Rindenschicht, welche dann nach aussen folgt, 
besteht aus äusserst feinen fadenförmigen in einander verworrenen 
Zellen, die durch dazwischen liegende Flechtenstärke zusammen ge- 
halten, undeutlich auf den Schnitten erscheinen und erst deutlicher 
werden, wenn man durch concentr. Salzsäure die Stärke zu einer 
glashellen Gallerte aufquellen macht 


Charen. 


Varley Ueber die Structur der Chara vulgaris. Mierose. 
Society 9. Dec. 1845 und Thüring. Gartenzeit. 1846, No. 18. 
p. 72. — Flora 1846. p. 543. 

Die 9 (nach Dr. Lankaster 5) zusammengedrehten röhrenför- 
migen Zellen der Kapsel von Chara vulgaris sind aussen mit einer 
kohlens. Kalkschicht bedeckt, und lassen nach Hinwegnahme dersel- 
ben, Circulationserscheinungen erkennen. — Die Rindenschicht des 
Stengels besteht aus 2 Reihen von Röhren, wovon die eine von der 
gelenkartigen Verbindung des Stengels nach oben, die andere nach 
unten läuft, so dass sie auf halbem Wege in Zwischenknoten zusam- 
mentreffen, wo sie sich mit einander in Form einer Naht verbinden. 
Eine Unterbindung der Charenzellen oben und unten, redueirte die 
Circulation auf die Hälfte. — Die Arbeit enthält eigentlich für deutsche 
Physiologen Nichts Neues, nachdem K. Müller (Botan. Zeit. 1845. 
p: 393) in so ausführlicher und gründlicher Weise die Structur und 
Entwieklungsgeschichte der Charen beleuchtet hat. 


Zur Morphologie und Physiologie der Gymno- 
sporen. 


A. Geschlechtslose Pflanzen. 
Golding Bird’s Abhandlung über den Bau der kieselschaligen 
Mündungen des Equisetum hyemale ist bereits oben (p. 233) ausführ- 
lich erläutert. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 297 


Andere Abhandlungen über hier einschlägige Pflanzen sind uns 
nicht bekannt geworden. 


B. Geschlechtspflanzen. 
Rhizocarpeen. 


G. Mettenius Zur Kenntniss der Rhizocarpeen. ce. 3 
tabb. lith. Frankfurt a. M. 1846. 4to. 

Ueber diese, unsererseits der Empfehlung nicht mehr bedür- 
fende, Arbeit hier ausführlich zu sprechen, dürfte kaum am rechten 
Orte sein, indem die grosse Fülle wohlgeprüfter Thatsachen 
eines Auszugs nicht fähig ist und ein fragmentarisches Excerpiren 
dem Leser dieses Berichts in keiner Weise nützen kann. Umfasst 
doch das Referat über diese Schrift in der Flora p. 601 — 608 schon 
S Octavseiten und dennoch sah sich jener Referent S. genöthigt „auf 
die Schrift selbst zu verweisen ” — Die im Aten Hefte der Schleiden 
und Nägeli’schen Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik nieder- 
gelegte Recension umfasst sogar 17 Seiten, p. 293—309, indem sich 
der Recensent C. Nägeli auf Berichtigungen (!) und eine Kritik ein- 
zelner Thatsachen einlässt, obschon, nach seiner eignen Aussage, 
ausser Pilularia bisher noch keine der übrigen Gattungen der Rhi- 
zocarpeen seiner eignen Untersuchung zugänglich war! (cf. Zeitschr. 
f. wiss, Bot. 1846. Heft 3. 4. p. 189). 

Diese Arbeit über Pilularia erschien in dem gedachten Journale 
unter dem Titel: 

Ueber die Fortpflanzung der Rhizocarpeen. ce. tab. (tab. IV. 
fig. 15—26) p. 188— 206. 

Die Rhizocarpeen an der Grenze zwischen Phanerogamen und 
Cryptogamen, können, nach des Verf. Ansicht „als der Schicksals- 
knoten für die geschlechtliche Fortpflanzung der Pflanzen betrachtet 
werden.” Wir würden nicht anstehen, diese Behauptung zu unter- 
schreiben, wenn nicht neuerdings bei den Farrn analoge Generations- 
erscheinungen entdeckt worden wären, immerhin aber unterstützen 
wir den Wunsch des Verf., dass diejenigen Physiologen, welchen 
Rhizocarpeen zugänglich sind, ihr Augenmerk auf die Befruchtung 
dieser Gewächse richten möchten, „sei es, um die Theorie Schleiden’s 
oder die vom Verf. gestellte Möglichkeit über fernern Zweifel zu 
erheben und das Irrthümliche der einen oder andern Beobachtung 
aufzuklären.” — Während nach Schleiden Pollenkörner an der Keimwarze 
festsitzen, die ihre Schläuche in dieselbe hineintreiben und deren 
unteres Ende sich zum Embryo gestalten soll, ist vielmehr Nägeli, 
nach einer anerkennenswerth fleissigen und sorgsamen Untersuchung 
der Meinung, dass die sehr kurzen Pollenschläuche frei neben den 
Embryosäcken liegen und sich ihres Inhalts auf eine ihm nicht zu- 
gänglich’ gewesene Weise entleeren (platzen?). Der Inhalt besteht 
nämlich aus Amylumkörnern und kleinen, Spiralfäden-führenden Zell- 


298 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


chen, deren Spiralfäden frei werden. — In welcher Weise nun die- 
ser Pollenschlauchinhalt befruchtend auf die Embryosäcke wirkt, 
bleibt freilich unentschieden. — (Ref kann sich der Ansicht nicht 
erwehren, dass die auf dem Vorkeim der Farrn stattfindenden Gene- 
rationsvorgänge, wie sie Graf Suminski neuerdings beschrieb, we- 
sentliche Aufschlüsse über dieselben Vorgänge bei den Rhizocarpeen 
zu geben im Stande sein dürften und glaubt deshalb, dass ein noch- 
maliges genaues Studium der genannten Vorgänge in beiden Abthei- 
lungen des Pflanzenreichs zu den unabweisbaren Requisiten der näch- 
sten Zeit gehört. ] 

W. Griffith Ueber Azolla und Salvinia. In: Flora 1846, 
p- 481 —494; 497 — 508 und 513 — 526. Aus dem QCaleutta 
Journal of natural history 1844. (Juli) übersetzt und mit Be- 


merkungen begleitet von Dr. Schenk. 

Diese Arbeit des vortrefflichen, leider zu früh verstorbenen, 
W. Griffith gehört, wenn wir die Zeit der Publication als entschei- 
dendes Moment für unsern Jahresbericht betrachten, nicht mehr hie- 
her. Allein da das Original doch nur wenigen Physiologen zugäng- 
lich sein möchte und der Hr, Uebersetzer auf p. 518 u. ff. dankens- 
werthe Anmerkungen zu dieser wichtigen Arbeit giebt, so konnten 
wir nicht umhin zur Vervollständigung der neuesten Literatur über 
die Rhizocarpeen auch dieser Arbeit hier zu gedenken, zumal sie 
im Jahrgange 1846 der Flora mit neuen Zusätzen vermehrt 
erschien. 


Monocotyledonen und Dikotyledonen. 


v. Martius Morphologie der Palmen, In: Münchener 


Gelehrten Anzeigen 1846, Vol. Il. p. 379. 

In der Sitzung der mathem.-physik. Klasse ‚der Königl. Akad, d. 
Wissenschaften zu München am 13. Juni gab Hr. v. Martins einen 
Auszug aus dem 3. Kap. seiner Historia Palmarum, Die Pfahlwurzel 
der Palmen stirbt zuerst, so dass alle folgenden Wurzeln, Adventiv- 
wurzeln sind, selbst unmittelbar unter der Krone können sich Luft- 
wurzeln entwickeln. Der Stamm bildet anfangs kurze, dann längere 
Internodien ; nicht immer ist die Achse einfach, einige Palmen z. B. 
Hyphaene verzweigen sich dichotom, andere z. B. Metroxylon bilden 
hypogäische Stolonen. Verf. giebt hierauf ausführlichere Untersu- 
chungen über die Oberfläche, das Holz, den Zellinhalt der Stämme 
(Amylum, Zucker) über die Secretion des Tabaschir’s. — An den 
Blättern ‚unterscheidet er den Vaginaltheil, den Blattstiel und die La- 
mina, deren Genesis er an den Blättern von Chamaerops humilis und 
Chamaedorea elatior studirte., (cf, le. 397-392). Stipularbildung als 
seitliche Entwicklung. des ‚Vaginaltheils beobachtete der Verf. bei 
Caryota und Harina; desgl. die Ochrea bei Tesmoncus und Körthalsia, 
Ligula fand sich nur. bei den Palmen mit, frondibus flabelliformibus: 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 299 


Rankenbildung ist in der Gruppe der Lepidocaryinen, besonders Ca- 
lamus und Daemonorops eigen, in der Gruppe der Coccinen der 
Gattung Desmoncus, wo die Ranken mit Stacheln besetzt sind. Aus 
den mannigfach interessanten Mittheilungen des grossen Palmerken- 
ners heben wir schliesslich noch als besonders bemerkenswerth her- 
vor, die an eine früher (s. 0. p. 250) angeführte Arbeit anknüpfende 
Beobachtung über Ausscheidung von Wachs aus drüsigen Gebilden 
der Blätter von Copernieia cerifera, Ceroxylon Andicola Humb., Co- 
cos pityrophylla, Mauritia armata und aculeata, Ceratolobus glau- 
cescens etc, etc. Eine Arbeit, die sich so sehr durch ihren Inhalt 
empfiehlt, bedarf wohl unsererseits keiner ausdrücklichen Aner- 
kepnung. 

Link. Zweite Abhandlung: Ueber die Stellung der Cyca- 
„deen im natürlichen Systeme. In: Berichten der zur Bekannt- 
machung geeigneten Abhandlungen der Königl. Akad. der Wiss. 
zu Berlin 1846. p. 368. 

Dass der sogenannte Stamm der Cycadeen nichts ist, als ein 
verlängerter Zwiebelstock (cormus), durchzogen von mannigfach ge- 
wundenen Gefässbündeln bewies der Hr. Verf. bereits in seiner ersten 
"Abhandlung. Die gegenwärtig vorliegende zweite Abhandlung auf 
die anatomische Untersuchung einer Dattelpalme und mehrerer Keim- 
linge von Zamia muricata basirt, unterstützt die Beweisführung, dass 
die Cycadeen zu den Monocotylen gehören und den Palmen nahe 
stehen, obwohl 'sie einige Verwandtschaft mit den Coniferen haben. 
— Der ausführlichern Arbeit in den Schriften der Königl. Akademie 
dürften wir wohl baldigst entgegensehen. 

W. Griffith On the Anatomy of Eriocauleae. In: Jar- 
dine et Selby Annals of nat. history Vol. XVIl. p. 353. — 
Flora 1846. p. 391. 

Die Achse dieser meist untergetaucht wachsenden Pflanzen bildet 
ein Rhizom, welches Blätter und Blüthen treibt. Die aus dem Was- 
ser hervorragenden Blätter von Eriocaulon setaceum sind innen hohl, 
aber die Höhiung ist durch senkrechte Scheidewände getheilt. Die 
untere Seite der Blätter führt Stomata, was der Verf. als eine Aus- 
nahme von der Regel anzusehen scheint. 

Von demselben Verf. kam in der Linne’schen Sitzung am 4. Nov. 
1845 auch noch eine andere Arbeit über den Bau der Ambrosinia 
ciliata Roxb. zum Vortrage, die in demselben Bande des vorgenann- 
ten Journals p. 273 im Auszuge mitgetheilt ist. Die erläuterten Ge- 
genstände betrafen die starke Entwicklung der Saamenhaut, die Rich- 
tung der radicula und die bedeutende Entwicklung der plumula, so 
wie das Vorhandensein der stomata auf derselben. 

J. Dalton-Hooker, Memoire sur Üorganisation des 
Myzodendron. Annales des sciences naturelles. 3”® serie. T. V. 
p- 493. c. V tabb. 


300 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Dies Memoire erschien’ ursprünglich nicht als Journalartikel, 
sondern bildet einen "Theil der Botany of the antarctic voyage of 
discovery ships Erebus and Terror; wurde indess unter Hooker's 
Augen von Planchon ins französische übersetzt und bei der Publica- 
tion derselben nur insofern vom Original abgewichen, als die syste- 
matische Beschreibung der Familie und Gattung nicht an den Anfang, 
wie es dort der Fall, sondern schliesslich angehängt ward. 

Der Verf. giebt die Untersuchung zweier Species der Gatt. My- 
zodendron und zwar die des M. punctulatum Bks. et Sol. und bra- 
ehystachyum DC. Die Insertion des Parasiten auf die Mutterpflanze 
(beiläufig gesagt ganz analog der von Viscum Ref.), die anatomische 
Structur des Stämmchens und der Zweige, der Austritt der Blüthen- 
zweige aus den Blattwinkeln vorjähriger Bracteen, alsdann die männ- 
lichen und weiblichen Blüthentheile bilden das Substrat dieser aus- 
führlicben Arbeit, deren leichtere Zugänglichkeit an dem erwähnten 
Orte wir mit diesen wenigen Worten nur anzeigen wollten, indem 
das Original eigentlich nicht dem Jahresberichte von 1846 angehört 
und überhaupt auch wohl nur den wenigsten Botanikern zugänglich 
sein dürfte. 

F. M. Barneoud Memoire sur lorganisation et l’anato- 
mie du Trapa natans. In: Compt. rendus Tom. XXIl. p. 818. 


Auch Flora 1846. p. 534. 

Die bereits von Tittmann und noch vortrefflichere Untersuchung 
von Mirbel in den Annales du Mus. der Keimlinge von Trapa natans 
gänzlich unberücksichtigt lassend, beschreibt der Verf. den Keimungs- 
akt von Neuem, ohne jedoch wesentlich Neues zu liefern; ein Glei- 
ches gilt von der ungenauen sogar unrichtigen anatomischen Charak- 
teristik der Stengel, Blätter und der Reproductionsorgane, Vielleicht 
finden wir in einem spätern Jahresberichte Gelegenheit die Arbeit 
selbst zu besprechen; doch wünschten wir wohl, dass der Verf. mit 
etwas mehr Rücksicht gegen seine Vorgänger und mit grösserer 
Sorgfalt bei seinen Untersuchungen verführe, 

J. E. Stocks Stemarks on some Points in the structure 
of Cucurbitaceae. In: Annals and Mag. of natural history 
T. XVII. p. 110—113. 

Die Abhandlung dreht sich um die Stellungsverhältnisse der 
Blätter zum Stamm, und der Staubfäden zu den Ovarial- und Pe- 
rianthiumblättern, ferner um die Zahl der Fruchtblätter, ‚und die 
Ab- und ‚Anwesenheit des Arillus, ohne jedoch auf eine anatomische 
Charakteristik der-angeführten Organe einzugehen. 

M. J. Decaisne Sur la structure anatomique de la Cu- 
seute et dw Cassytha. ‘In: Amnales des sciences naturelles. 
3me serie. Tom. V. p. 247--249. 

Das Interesse, welches die Parasiten neuerdings rege gemacht 
haben, veranlasst den Verf, zu einigen Bemerkungen über das An- 


physiologischen Botanik: während des Jahres 1846. 301 


haften der Cuscuta an andern Gewächsen, namentlich über den ana- 
tomischen Bau des Stengels, den er aus Zellgewebe, einigen central- 
stehenden punktirt-netzförmigen und einem Milchsaftgefässe zusam- 
mengesetzt fand. Das Vorhandensein einer eigentlichen Epidermis 
an den Stengeln von Cuscuta minor läugnet der Verf.; bei Cassytha 
fand er’jedoch eine solche und zwar mit Spaltöffnungen versehen, 
Die Blätter von Cuscuta minor, haben keine stomata und Gefässe, 
sondern bestehen nur aus Zellen, so dass sie an die Structur des 
Moosblattes erinnern. — Ein Querschnitt des Stengels von Cassytha 
gleicht ganz der jungen Wurzel einer monocotylen Pflanze, während 
der Stengel von Cuscuta noch einfacher gebaut ist und den Gefäss- 
cryptogamen nahe steht. 


Payen Memoire sur les developpements des vegetaux. In: 
Memoires presentees par divers savants & l’Academie royale 
des sciences de l’Institut de France. Paris 1846. (4to) T. IX. 
p-: 1—148. c. tabb. aen. cor. 

Bereits im 8ten Bande derselben Memoires presentees etc. Paris 
1843 theilte der Verf. in 2 Abtheilungen eine Reihe chemisch-physio- 
logischer Untersuchungen mit, wovon die erste (p. 163— 208) den 
Titel führt „Memoire sur Ja composition chimique des vegetaux” 
und in 2 Abtheilungen zerfällt, deren erste „Composition des radi- 
celles et action du tannin, de la soude” etc. uud deren 2te: Röle 
des substances organiques azotees, composition des jeunes organes 
des vegetaux etc. betitelt ist. — Das 2te Memoire der Gesammtreihe 
erschien ebendaselbst p. 209—373 unter dem Titel: „Memoire sur I’A- 
midon, la dextrine et la diastase considerees sous les points de vue 
anatomique, chimique et physiologique.” Hierzu gehören 8 in Kupfer 
gestochene Tafeln. — Im 9ten Bande derselben Memoires presentees 
1846 gab der Verf. die Fortsetzung jener oben genannten Abhandlun- 
gen, die wir hier ebenfalls nur dem Titel nach anführen können, 
weil es vermöge des ausserordentlichen Reichthums an faktischem 
Material über die Grenzen des Jahresberichts hinausgehen würde, 
auf den Inhalt der Abhandlungen selbst ausführlicher einzugehen. — 
Das dritte Memoire erläutert die Cellulose. — Das A4te „tissus 
ligneux.” — Das äte bespricht: „‚Concretions et incrustations mine- 
rales. — Etat de la silice dans les plantes. — Tableau des matieres 
minerales puisees dans les eaux, le sol, les engrais, les amendements 
par differents vegetaux. — Composition de l’epiderme et de la cuti- 
cle epidermique. — Das 6te: „Feuilles decrepitantes (d. h.. die Er- 
scheinungen, welche ins Feuer geworfene Blätter verschiedener Pflan- 
zen z. B. Aucuba japonica darbieten). — Panachures des feuilles. — 
Feuilles automnales. — Formation et developpement des stomates. 
— Das te Memoire erläutert sodann folgende Gegenstände: Compo- 
ses a bases minerales dans les parois des cellules et les meats inter- 
cellulaires. — Nature vegetale des Corallinees; concretions minerales 


302 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


et secretion amylacee dans leur organisme. — Hieran schliessen sich 
Applicatious des principaux faits contenus dans les memoires prece- 
dentes, & l’organographie, a la physiologie et aux arts agricoles et 
industrielles. Sodann p. 223—231: Lois generales observee dans Por- 
ganographie, la composition chimique et les developpements des 
vegetaux; und endlich das „R&pertoire des principaux sujets des 
sept Memoires sur les developpements des vegetaux et de deux series 


de planches. — Die hier nur flüchtig ihrem Inhalt nach angezeigten 
Memoires sind später zusammen als besonderes Werk im Buchhandel ‘ 
erschienen. — Während die vorgedachten Abhandlungen Payen’s 


eigentlich einer frühern Zeit angehören und nur im Jahre 1846 pu- 
blieirt wurden, legte derselbe Verfasser zwei neue in Gemeinschaft 
mit Hrn. de Mirbel bearbeitete: Memoires sur la composition et la 
structure de plusieurs organismes des plantes am 30. März 1846 der 
Academie der Wissenschaften vor, wovon ein Auszug im 22sten Bande 
der Comptes rendus hebd. des seances de l’Academie des sciences 
p: 559—567 und im öten Bande der 3ten Reihe der Annales des scien. 
ces naturelles. Paris 1846. p. 167—176 erschien. Einen Auszug aus 
dem „Extrait” der Comptes rendus gab alsdann die Zeitschrift Flora 
1846. p.413—416; während sich in Froriep’s Neuen Notizen Bd. 37. 
p.340—342 und Bd. 39. p. 3211—326, ein anderer kürzerer Auszug aus 
dem Institut‘ No. 639. 1. Avril 1846 und den Comptes rendus 1. c. ent- 
lehnt, findet. Bereits oben p. 239 gedachten wir dieser Abhandlung 
und wir haben daher hier nur nachzutragen, dass die von den Verf. 
noch nicht vollständig veröffentlichte Arbeit eigentlich in zwei Me- 
moires zerfällt, die sich beide die chemische Zusammensetzung und 
Structur einiger Pflanzenorgane (besonders der Blätter und jungen 
Zweige) in verschiedenen Entwicklungsperioden zur Aufgabe gemacht 
haben und speciell darthun, dass die chemische Analyse überall mit 
der Anatomie der untersuchten Organe übereinstimmt. 

In derselben Sitzung ersuchte Gaudichaud die Academie sofort, 
ihm zu gestatten, die von Mirbel und Payen ausgesprochenen An- 
sichten zu beleuchten. Schon am 20. April hielt er Wort, indem er 
folgende Abhandlung vortrug: „Premiers remarques sur les deux 
Mem. de MM. Payer et de Mirbel relatifs & l’organographie et la 
physiologie des vegetaux” in Comptes rendus Tom. 22 p.649— 661. 
Am Schlusse der Sitzung entgegnete Payen, dass er alle jene seit 
3 Jahren'gemachten Beobachtungen und Untersuchungen dem Secre- 
tariat eingereicht habe und das tableau synoptique sowohl dem Hm. 
Gaudichaud als der gesammten Academie zur Einsicht 'stände. — 
Gaudichaud verlangte darauf die Veröffentlichung der chemischen 
Analysen. — In der Sitzung am 27. April (ibid. p. 687) erklärte Payen 
noch einmal, dass die synoptischen Tabellen zu Gaudichaud’s Ein- 
sicht im Secretariat niedergelegt seien, Gaudichaud aber keine Notiz 
davon genommen habe. In der Sitzung vom 4. Mai trat darauf Gau- 
dichaud wiederum, aber in sehr exaltirter Weise gegen Payen auf 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 303 


in einer „R&eponse aux observations de Mr. Payen faites dans la 
seance du 27. Avril 1846” Comptes rendus p. 717 — 724 — und dann 
in den „Secondes remarques sur les deux Memoires de MM. Payen 
et de Mirbel relatifs ä l’organographie et a la physiologie des vege- 
taux. Comptes rendus Vol. XXI. p. 169—179 und p. 235—244. Sui- 
tes des secondes remarques u.5.w. 

Auf diese durch Gaudichaud’s ungezügelte Leidenschaftlichkeit 
widerlich gewordene Controverse ausführlicher einzugehen, halten 
wir hier nicht für gerechtfertig. Wer an leidenschaftlicher Polemik 
mehr Freude findet als wir, mag am angezeigten Orte das Weitere 
nachlesen. 


Zur Morphologie und Biologie der Wurzeln. 


Trecul Recherches sur Torigine des racines adventives. 
In: Comptes rendus hebdomad. etc. Tom. XXIl. p. 986. — 
Flora 1846. p. 719— 720. — Froriep’s N. Notiz. Bd. 39. 


p. 225— 228, 

Unter diesem Titel wurde des Verf. Arbeit am 15. Juni 1846 der 
Pariser Academie vorgelegt, worüber die Commissare de Jussieu, 
Brongniart et Richard Folgendes berichteten: 1. Die Adventivwurzeln 
entspringen stets aus einer Zellgewebsmasse des innern Theils der 
Rinde, oder am Ende eines oder mehrerer gegen denselben Punkt 
convergirender Gefässbündel, oder seitlich von einem Gefässbündel, 
oder an der Berührungsstelle zweier Gefässbündel oder endlich ge- 
genüber von einem oder mehreren Markstrahlen. 2. Wo ein Mark- 
strahl in die Rinde eintritt, entwickeln sich also keineswegs vorzugs- 
weise Adventivwurzeln. 3. Die primitive Zellgewebsmasse besteht 
aus 3 wesentlichen Parthieen: einer centralen, von verschiedener Be- 
schaffenheit je nach der Pflanze; einer corticalen und endlich einer 
apieulairen, dem Wurzelhütchen, pileorhize vom Verf. genannt. 4. 
Die Gefässe entstehen stets dieht am Gefässsystem des Stengels 
(tige). 5. Der Centraltheil der Nebenwurzel ist anatomisch eben so 
zusammengesetzt, als der Theil, aus welchem sie entspringt; gefäss- 
haltig bei Aspidium Filix mas; markig bei Valeriana Phu, holzig bei 
Pothos violacea, beim Roggen, Hafer; den Markstralilen ähnlich 
beim Geisblatte, 6. Bei verschiedenen Pflanzen z. B. Nuphar lutea, 
Aspidium Filix mas, Salix viminalis, rubra, helix, Lambertii etc, 
giebt es ganz bestimmte Stellen, an denen sich Wurzelknospen oder 
latente rudimentaire Wurzeln entwickeln. 

Der Verf. publieirte darauf selbst unter dem Titel „Extrait d’un 
Memoire intitule: „Recherches sur ’origine des racines” eine etwas 
ausführlichere Arbeit im Öten Bande (3te Serie) der Annales des 
sciences naturelles p. 340— 350, die jedoch im Ganzen dasselbe ent- 
hält, was die Commission in den Comptes rendus veröffentlichte, 
daher wir nicht noch einmal darauf eingehen. 


304 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Link Untersuchungen über den Bau der Rhabarberwur- 
zeln. Neue Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 226. — Flora 
1846. p. 303. 

In der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde am 20. 
Januar 1846 sprach sich Hr. Link über die ächte Rhabarberwurzel 
dahin aus, dass diese sich nicht durch den anatomischen Bau von 
dem unwirksamern von Wallich aber für ächt ängesehenen Rheum 
Emodi unterscheide, sondern durch die Menge derjenigen Zellen, 
welche den gelben medicinisch-wirksamen Stoff führen; letztere sind 
nämlich bei der in den Gärten cultivirten Rhabarberpflanze in viel 
geringerer Anzahl vorhanden. Der Vortragende schliesst seine inter- 
essante Mittheilung mit der sehr beachtenswerthen Bemerkung „viel- 
leicht könnte die Cultur dieser Pflanzen an sonnigen Orten die Menge 
dieser Zellen vermehren und die Wurzel wirksamer machen.” 


Link Ueber die Einimpfungen der Wurzeln in einander. 


Flora 1847. p. 131. 

In der Sitzung am 15. December der vorhin gedachten Gesell- 
schaft führte Hr. Link ein überzeugendes Beispiel von Einimpfung 
einer Wurzel in die andere an. „Zwei Mohrrüben (Daucus carota) 
waren so in einander gewachsen, dass der Zweig der einen Wurzel 
an der andern aufsass, innerlich aber die Gefässe des Holzes, das 
Zellgewebe der Rinde und des Markes ohne alle Unterbrechung und 
Verschiedenheit in einander übergingen.” Göppert’s Erklärung von 
der Ueberwallung abgehauener Tannenstöcke findet in dieser Beob- 
achtung eine neue Unterstützung. 


Bouchardat Z#echerches sur les fonctions des racines. 
Les plantes placees dans une dissolution contenant plusieurs 
substances absorbent-elles preferablement certaines substances & 
dautres? Experiences sur cette question. In: Comptes rendus 
hebdom. Tom. XX1l. p. 940—942. — Flora 1846. p.538—539., 

Nach Th. de Saussure’s Versuchen an Polygonum Persicaria und 
Bidens cannabina, wonach die erstere Pflanze aus einer gemischte 
Lösung 2 Theile salpetersauren Kalk und 15 Th. salzsaures Ammo- 
niak aufnahm, musste man annehmen, dass die Pflanzen diese oder 
jene Substanz vorwiegend aufzunehmen im Stande seien, während 
sie andere weniger leicht absorbirten. — Bouchardat, welcher Saus- 
sure’s Versuch wiederholte, kam jedoch zu einem andern ‚Resultate: 
1 Gramme schwefelsaures: Natron, 1 Gramme Chlornatrium; wurden 
in.1,Litre Wasser gelöst und in die Lösung eine Pflanze von Poly- 
gonum Persicaria so lange gesetzt, \bis die Hälfte absorbirt war. Bei 
der Untersuchung der rückständigen Flüssigkeit fand der Verf. merk- 
liche Quantitäten von Kalksalzen, die in der Lösung 'zuvor nicht 
enthalten waren und daher nur von der Pflanze ‚ausgeschieden sein 
konnten. Um nun die Quelle dieser hinzugebrachten Körper zu ‚ent- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 305 


decken, brachte Bouchardat eine Mentha aquatica in ein Gefäss mit 
destillirtem Wasser, erneuerte dies so oft und so lange, bis eine 
Reaction auf irgend ein Salz nicht mehr erfolgte, und gab damn erst 
die von Saussure angewandten Verbindungen in das Wasser, wor- 
auf die Wurzeln alle Salze in gleichen Verhältnissen 
aufnahmen. Im Wasser schwimmende Wurzeln absorbiren eben- 
falls alle gelösten Substanzen, aber die Exeretionen derselben können 
wesentliche Differenzen erzeugen. Bouchardat sucht demnach durch 
Excretion (Exosmose) das zu erklären, was Th. de Saussure durch 
die Endosmose erklären zu müssen glaubte. 


Zur Morphologie und Biologie der Stengel. 


Wahlberg En rotknöls ütveckling utan jord, fuktighet 
och ljus. In: Öfversigt af Kongl. Vetenskaps - Akademiens 


Förhandlingar. Stockholm, 1846. p. 237. 

Dr. Jegerstedt sandte eine Kartoffelstaude an die Königl. Akade- 
mie der Wissensch. zu Stockholm, welche ohne Licht, Feuchtigkeit 
und ohne Erde auf einer Ziegel in einem Gebäude sich entwickelt 
hatte. Der Stengel war nach Wahlberg’s Mittheilung kaum 2” lang 
mit schuppenartigen Blättern und trug an Stolonen eine grosse Anzahl 
erbsengrosser Knöllchen. Die Pflanze war begreiflicher Weise ganz 
farblos. (Ref. und Prof. €. H. Schultz haben diese Beobachtung viel- 
fach selbst zu machen Gelegenheit gehabt und können das Faktum 
vollkommen bestätigen. Der ganze oberirdische Stock war mit Knöll- 
chen dicht besetzt, die, wenn sie aus blauen Mutterknollen entstan- 
den waren, so auch viele pigmentirte Zellen von- schön rother bis 
violetter Farbe führten. j 


Dassen Untersuchungen über die verschiedenen Theile, 
welche den Stengel bilden. In: Tijdschrift voor natuurlijke 
geschiedenis en physiologie, twaalfde deel 1. Stuck 1845. 
p-. 51 —76. WUebersetzt in Froriep’s Neuen Notizen Bd. 39, 
1846. p. 49—55 und p. 65 — 71. 


Ein junger Hollunderzweig, wie er zu Anfang Juni organisirt ist, 
dient dem Verf. als Paradigma. Er erkennt in diesem einjährigen 
Triebe 5 verschiedene Theile, von denen primäre Holzbündel, pri- 
märes Mark und ursprünglicher (primärer) Bast überall, dagegen 
Holzscheide (secundaires Holz) und secundairer Bast mit Bündeln, nur 
in dem ältesten Theile des Zweigs angetroffen werden. Die strenge 

_ Unterscheidung dieser primairen und secundairen Gebilde ist selbst 
„dem scharfsichtigen Auge eines Mohl und Schleiden entgangen, wes- 
halb es denn auch diesen beiden Gelehrten ebenso wenig, als ihren 
Vorgängern gelungen ist, den Bau und die Wachsthumsweise des 
Stengels kennen zu lehren.” Hören wir demnach wie unser Verf, 
die „Verwirrung” der Stengelapparate entwirrt. Mark ist ihm alles 

Archiv f. Naturgesch, XI11, Jahrg. 2. Bd. U 


306 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Zellgewebe, welches im Innern. der Stengel »sich' befindet, ohne Rück- 
sicht ob es im Palmbaum oder der Fichte vorkommt Jede andere 
Bestimmung des Begriffs: Mark, gehört in das ‚Chaos von nutzlosen 
und kindischen Lehren, aus denen das Gute herauszusuchen eine un- 
dankbare Arbeit ist.” 

Das: primaixre Holz ist im Blattstiele, dem Stengel und: dem Wür- 
zelchen immer schon vor dem Zellgewebe vorhanden. Das Holz- 
bündel, welches nach einer entstehenden Knospe hingeht, enthält an- 
fänglich durchaus kein Mark, „sehr bald jedoch entwickelt sich dieses 
im Innersten des Bündels, wodurch es, zu einer gewissen Entwick- 
lung vorgeschritten, einen Cylinder bildet. Nun entwickelt sich zwi- 
schen der Wand des Cylinders an 5 Stellen ein ähnliches Zellgewebe 
(d.h. bei der Knospe der Eiche), wodurch das ursprüngliche Bündel 
in 5 Bündel getrennt wird. Kommt nun die Knospe zur Entwicklung, 
so verlängern sich die Bündel, während ihre Bestandtheile an Zahl 
zunehmen. Die Markzelle vergrössert sich ebenfalls, während zur 
selben Zeit neue Zellen entstehen. Dieses Wachsthum. findet Statt 
von innen nach aussen, so dass erst die inwendigen Zellen vollkom- 
men auswachsen und später die äussersten, die öfters sogar viel 
kleiner bleiben.” Deshalb werden auch manche Pflanzen hohl. Bil- 
det sich kein secundaires Holz, so nehmen die äussersten Zellen, 
nachdem die innersten vollendet sind, im Wachsthum zu, wodurch 
der Umfang des Markes zunimmt. ‚Durch diese Art des Wachsthums 
der Markzellen wächst der Stengel vorzugsweise in die Dicke, „Mark 
ist deshalb ursprünglich eine Vegetation von parenchymatosem Zell- 
gewebe in der Mitte von primairem Holze, wodurch dieses 
in Bündel, getrennt, wird.” Zur Prüfung. dieser Thatsache empfiehlt 
der Verf. die rothe Rübe. Auch ist Verf, nicht der Meinung, dass 
das Mark immer absterbe, vielmehr enthalte es bei verschiedenen 
Gewächsen sehr verschiedene Substanzen in seinen Zellen. 

Das primaire Holz besteht (z. B. bei der keimenden Eiche) ur- 
sprünglich, aus einem Bündel, welches durch die Vegetation des Mar. 
kes sich in 5 Bündel spaltet, die nach oben theilweise in Blätter 
auslaufen und theilweise in die winkelständigen Knospen eindringen, 
wo sie denselben Entwicklungsprocess durchmachen, wie das ur- 
sprüngliche Bündel; dies geht ins Unendliche fort, d. h. es ist das 
Holz nach oben einer endlosen Entwicklung fähig. — Ein ähnlicher 
Vorgang findet in Würzelchen statt. Aber nicht alle Pflanzen haben 
wie die Eiche eine so „unbestimmte Entwicklung.” — Eine 
andere Reihe von Gewächsen hat eine „bestimmte Entwick- 
lung”; d. h. das Stengelbündel giebt in der Regel einer bestimmten 
Zahl von Blättern und Würzelchen, Bündel ab; so z. B. Plantago 
major, wo jede der Hauptadern des Blattes ein Stengelbündel ist, 
das in ein Würzelchen endigt. Das primaire Holz wächst vorzugs- 
weise in die Länge und „scheint das Wachsthum in dieser Rich- 
tung zu verursachen”, so wie das Wachsthum des Markes, das Wachs 


 y 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 307 


thum in die Breite bedingt. Auf der vor sich gehenden oder unter- 
bleibenden Spaltung des primairen Holzes (Holzbündels) durch das 
Mark beruhen die einfachen Blätter der Coniferen, so wie so viele 
eigenthümliche Cacteenformen. 

Die Construction des primairen Holzes (Holzbündels) anlangend, 
so besteht dasselbe theils aus verlängerten, an den Enden zugespitz- 
ten oder abgestutzten (Coniferae, Cycadeae) Zellen, oder es finden 
sich mit diesen Zellformen: Spiral- und Ringgefässe. In den Mono- 
cotylen erlangt das primaire Holz seine grösste Entwicklung. Bei 
den Dicotylen vertheilt es sich dagegen leichter und vielfältiger an 
den Enden in verschiedene Theile, Blätter und Zweige, Dornen etc. 

Der primaire Bast „ist blos eine Lage Zellgewebe, die anfänglich 
die einzige Hülle des Stengels ausmacht und dieses auch bei einigen 
krautartigen Dicotylen und vielen Monocotylen stets bleibt, aber bei 
unsern gewöhnlichen Baum- und Straucharten später ganz von se- 
cundairem Baste umgeben wird. 

Das secundaire Holz und der secundaire Bast entstehen zwischen 
dem primairen Bast und primairen Holz und Mark. Während das 
primaire Holz einer jeden Gefässpflanze zukommt, fehlt zuweilen das 
secundaire Holz in einzelnen Pflanzen und erscheint überhaupt nur 
in Stengeltheilen, deren primaire Organe vollendet sind. Entkleidet 
man einen Zweig von seinem Baste im Juni, so findet man das weiss- 
gelbe secundaire Holz auf den grünen primairen Bündeln. Der Saft 
dieser secundairen Holzzellen enthält Gummi, Harz und Zucker. — 
Die Form dieser Zellen ist anfangs blasenförmig, später verlängern 
sie sich, spitzen sich zu und platten sich später ab, während im In- 
nern der Zelle eine Verdickungshaut oder eine aus ihr entstandene 
Faser sich abgelagert zeigt. Diese sogenannten verholzten Zellen 
geben nun kein Gummi und Zucker mehr, sondern diese Substanzen 
sind in Lignin umgewandelt. Das secundaire Holz ist somit der un- 
beschränkten Vermehrung fähig, während das primaire Holz sich nie 
vermehrt. Im secundairen Holze, welches sich zwischen Bast und 
Markscheide legt, finden sich weder Spiralgefässe, noch ringförmige 
Gefässe, sondern die andern Gefässarten! Ferner führt nur das se- 
eundaire Holz Markstrahlen: das secundaire Holz ist es endlich, 
welches bei der Fortführung, der von den Wurzeln aufgenommenen 
Flüssigkeiten im erwachsenen Pflanzenindividuum die primairen Holz- 
bündel des jungen Individuum vollständig ersetzt. 

Soweit die vorliegende Abhandlung, die wie es scheint, nur ein 
prodromus einer grössern sein soll. Die mannigfachen neuen An- 
schauungen des Verf., denen wir unsere beifällige Zustimmung, nicht 
versagen, werden zweifelsohne der ferneren Prüfung nicht entgehen, 
wenigstens verdienen sie es, geprüft zu werden. 


Dutrochet Note sur les tiges, qui descendent vers la 
terre comme des racines, Annales des sciences naturelles 
U* 


308 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Tom. V. p. 24. Auch Froriep’s N. Notiz. Bd. 38. p. 211 und 
Comptes rendus hebdomad. Tom. XXI. 1. Dechr. 

Dass winkelständige Zweige einiger monocotylen Wasserpflanzen 
gleich Wurzeln in den Boden treiben, ist bereits hinreichend be- 
sprochen. Bei Dicotylen war ein solches Verhalten noch nicht hin- 
reichend bekannt, es sei denn, dass man die Stolonen der Kartoffel 
dahin rechnen wollte, während die Stämme von Gloriosa superba 
horizontal und zwar unter der Bodenoberfläche sich entwickeln, so 
wie es die Stolonen der Erdbeere auf der Bodenoberfläche oder die 
Rhizome der Nymphaeen unter Wasser aber auf der Bodenoberfläche 
thun. Ein Beispiel von abwärts treibenden Stengeln aus der Reihe 
der Dicotylen gewährt nach Dutrochet: Epilobium molle Lam., wenn 
es feucht und beschattet wächst. ‚Der abwärts treibende Zweig hatte 
eine Länge von 3 Zoll und war sehr dick, nämlich A—5mal so dick, 
als die übrigen Zweige. Diese Zunahme in die Dicke rührte von 
der Rinde her. Dutrochet knüpft hieran noch die Bemerkung, dass 
das Vorherrschen des Rindensystems die allgemeine Vorbedingung 
des Herabsteigens der Wurzeln und Stengel sei und erörtert diese 
Ansicht in einer Weise, der wir unsere Zustimmung nicht geben 
mögen, indem die Voraussetzung schon an sich, auf einem Einzigen, 
durch besondere Umstände herbeigeführten, Vorkommniss beruht und 
andere Beispiele noch fast gänzlich fehlen. 

Durand Sur organisation en diametre des vegdtaux par 
descension. Comptes rendus hebdomad. Vol. XXI. p. 965. 

Zur Unterstützung der vielbesprochenen Gaudichaud’schen An- 
sichten über das Wachsthum der Pflanzen, namentlich seiner Theo- 
rie der „merithalles” theilt Durand' Hr. Gaudichaud 3 Beobachtungen 
mit, die er machte, als er mit Manoury die Bildung der Holzringe 
dicotyler Pflanzen zu erforschen bemüht war. Die erste Beobach- 
tung dreht sich um eine Linde, auf welcher eine Silberlinde aufge- 
pfropft war, die zweite um einen Cercus peruyianus var. monstrosus 
DC., auf welcher Echinocactus Eyriesii Turp. gepfropft war; ‚die 
dritte um den Ringelschnitt einer Pereskia bleo H. B. et Kth., wo 
Wurzelfasern aus dem obern Schnittrande und zwar aus der Cam- 
bialschicht des Holzes hervortrieben. Die Thatsachen sind weder 
neu, noch beweisend. - 

Carl Nägeli Ueber das Wachsthum des Gefässstammes, 
In: €. Nägeli’s und M. J. Schleiden’s Zeitschrift für wissen- 
schaftl. Botanik. Zürich 1846. Heft 3. 4. p. 129—152. 

Ausgehend von Unger’s Ansichten über das Wachsthum der Ge- 
fässpflanzen sucht der Verf. Eingangs zu erweisen, dass, wenn jene 
Ansichten richtig wären, das Blatt der Monocotylen die obern Theile 
der Gefässbündel des Stammes enthalten müsste, während es bei 
den Gefässeryptogamen und Dicotylen eigene und vollständige Ge- 
fässbündel besitze, somit folglich das Blatt und dann auch der Stamm 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 309 


der Monocotylen einerseits, bei Dicotylen und Gefässeryptogamen 
andererseits wesentlich verschieden sein müssten, was aber nicht 
eben wahrscheinlich sei. Zur Ermittelung des wahren Sachverhält- 
nisses legt sich der Verf. 2 Fragen vor, nämlich 1. woher kommen 
die zu den Blättern gehenden Gefässbündel und 2. wie verhalten sie 
sich zu den Gefässbündeln des Stammes. Zur Beantwortung dieser 

Fragen unterwarf er die Gefässpflanzen mit wahren Blättern (Lyco- 

podien, Equiseten, Mono- und Dicotylen) einer ausführlichen Unter- 

suchung, die zu folgenden Resultaten führte: 

1. Es entstehen keine neuen parallelen Gefässbündel nach aussen 
von den schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in 
die Dicke schliesst sich sogleich ab (Equisetum, Lycopodium). 

2. Es entstehen keine neuen parallelen Gefässbündel nach aussen 
von den schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in 
die Dicke dauert an ihrer äussern Fläche fort (die meisten Di- 
cotylen). 

3. Es entstehen neue parallele Gefässbündel nach aussen von den 
schon gebildeten; das Wachsthum der Gefässbündel in die Dicke 
schliesst sich sogleich ab (die meisten Monocotylen). 

4. Es entstehen neue parallele Gefässbündel nach aussen von den 
schon gebildeten; das Wachsthum in die Dicke dauert an ihrer 
äussern Fläche fort (Pisonia). 

Es giebt sonach 4 verschiedene Wachsthumsarten des mit 
Laubblättern besetzten Stammes, die sich jedoch nicht durch das 
terminale Wachsthum der Gefässbündel, sondern durch das Wachs- 
thum der Gefässbündel in die Dicke unterscheiden. Eine Vegetatio 
terminalis ist im eigentlichen Sinne des Worts nur denkbar für das 
Wachsthum der Zellenäste oder der Zellenreihen. Bei allen Organen 
findet sich aber das peripherische Wachsthum mit dem terminalen 
vereint. Zur Erläuterung der Details ist der Abhandlung eine Tafel 
(Taf. V.) beigegeben. 


Göppert Ueber das Ueberwachsen der Baumstumpfe ab- 
gehauener Tannen mit neuen Holz- und Rindelagen. Im: Be- 
richt über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen 
der Königl. Preuss. Akad, der Wiss. zu Berlin. A, d. Jahre 
1846. p. 312—314. ce. tab. 

Im Mai 1843 wurde am Zobtenberge eine 60—80’ hohe Weiss- 
tanne gefällt, die mit 3 grösstentheils schon überwallten Weisstan- 
nenstümpfen durch ihre Wurzeln in innigster Verbindung stand 
oder schon vollständig verwachsen war. Am 19. April 1846 also 
nach 3 Jahren ergab sich bei der angestellten Untersuchung, dass 
die überwallt gewesenen Stümpfe abgestorben waren und sich, nur 
noch in einigen Hauptwurzeln des im Jahre 1843 gefällten Stammes 
einiges Leben zeigte. Mit Recht führt der Verf. diesen Versuch als 
einen schlagenden Beweis seiner früher aufgestellten, von H. Hartig 


310  Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


bekämpften Theorie an, dass nämlich die Nahrungsquelle für die 
Ueberwallungen nicht in der Reservenahrung der abgehauenen Stöcke 
liege, sondern in frisch vegetirenden, mit den Wurzeln der gekapp- 
ten Stöcke verwachsenen Stämmen. Als besonders erwähnenswerth 
führen wir einen andern Versuch desselben Verf. an, aus welchem 
sich ergiebt, dass die Ueberwallungsschichten den Jahresringen con- 
gruent sind, indem ein der Ueberwallung willen abgehauener Stamm 
nach 3 Jahren genau 3 Ueberwallungsschichten unterscheiden liess. 

Warum das Ueberwallungsvermögen bei Weiss- und Rothtannen 
in so.besonderem Grade ausgebildet sein mag, ist freilich schwer zu 
erklären; Erlen z. B., deren Wurzeln man so häufig aufs Innigste 
verschmolzen findet, zeigen nämlich keine Ueberwallung der abge- 
hauenen Stümpfe; dagegen ‘glaubt sich Ref. zu der Ansicht berech- 
tigt, die Anfänge der Ueberwallung bei abgehauenen italienischen 
Pappeln, Rüstern und Rosskastanien annehmen zu können. Die 
Ueberwallungsmassen bilden nur gar zu rasch Knospen und hindern, 
wie es scheint, dadurch die vollständige Ueberwallung des abge- 
hauenen Holzkörpers. 

H. R. Göppert Ueber die Ueberwallung der Tannen- 
stöcke. In: v. Mohl und v. Schlechtendal’s botan. Zeitung 
1846. p. 505— 514. 

Diese umfangreichere Arbeit bildet gleichsam ein Resume der 
vom Verf, bis dahin gemachten Gesammt-Erfahrungen über die Ueber- 
wallungserscheinungen. Mit dem Namen Ueberwallen bezeichnet der 
Verf. die Bestrebung der Natur, Verwundungen und Verletzungen 
baum- oder strauchartiger Gewächse, deren Holzsubstanz von der 
Rinde entblösst oder selbst ein Theil derselben entfernt ward, durch 
Ergänzug neuer Substanz zu heilen oder die dadurch entstandenen 
Lücken auszufüllen. Dieser Begriffsbestimmung reihen sich die Ueber- 
wallungserscheinungen an, die der Verf. an baumartigen, mit beblät- 
terten Zweigen versehenen, Gewächsen zu beobachten Gelegenheit 
fand und endlich folgt eine Erläuterung der an Pinus Picea L. und 
Pinus Abies L. statthabenden Ueberwallung blatt- und zweigloser 
Stümpfe, bei welcher Gelegenheit der Verf. seine eigenen und die 
Beobachtungen anderer Forscher umständlicher historisch und na- 
mentlich in Rücksicht auf das Prioritätsrecht erläutert, schliesslich 
aber auch der von Hrn. Hartig vorgetragenen Theorie mit den schon 
oben p. 309) angeführten durchaus schlagenden Beweisgründen ent 
gegentritt. } 

Während die angeführten Fälle zu den seltenen auftretenden 
Phänomenen gehören, zeigte Ref. den in Kiel versammelten deut- 
schen Naturforschern und Aerzten im September 1846 normale Ueber- 
wallungserscheinungen an den im Querschnitt freiwillig sich ablösen- 
den Fruchtstielen der Rosskastanien. Dieser Vorgang unterscheidet 
sich von der vorhin angeführten von Hrn. Göppert zuerst wissen- 
schaftlich erläuterten Ueberwallungserscheinung dadurch," dass wäh- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 311 


rend im. letzten Falle der Stammquerschnitt von ringsum hervorquel- 
lenden Schichten überdeckt: wird, ‚der sua sponte erfolgte ‚Stamm- 
querschnitt der Rosskastanie in ‚seinen obersten Zellschichten erstirbt 
und unter dieser erstorbenen trocken gewordenen Decke ein neuer 
Zellbildungsprocess der Art stattfindet, dass; sieh unterm Schutz, der 
abgestorbenen aus verschiedenen Elementen bestehenden Decke: Holz, 
Bast und.Rinde vollständig neu erzeugen, doch so, dass die: Längs- 
axen der Zellen der horizontalen 'Schnittfläche parallel sind. 

Im Anschluss ‚an diese. Mittheilung Seitens des Ref, legte Herr 
Nolte einen Buchenstamm vor, welcher im Jahre 1837 zu Düstern- 
brook gefällt und 200 Jahr alt, 5—6” tief im.Holze, einen Namen 
mit der Jahreszahl 1726 deutlich erkennen liess. Dieses Schild war 
überwallt und in der Ueberwallungsschicht liessen sich 110 Holzringe 
zählen, was für die Identität der Holz- und Jahresringe: allerdings 
einen definitiven Beweis‘ lieferte, S. Amtlicher Bericht über 
die 24. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte 
in Kielim Septbr. 1846. Herausgegeben von G A. Michälis 
und H. F. Scherk. Kiel 1847. 4. p. 201 —203. — Auch 'Jenaische 
Literaturzeitung 1846. 4. p. 1037. 


Dassen Untersuchung über die Saftbewegung in den 
Pflanzen. Im: Nieuw Archief voor binnen- en buitenlandsche 
geneeskunde in haren, geheelen omvang. 1. Jaargang. 2. Stuk. 
1845. _Uebers. in Froriep’s N. Notiz. Bd. 39. p. 129 und 145. 

Ohne sich auf theoretische Betrachtungen über die ursächlichen 
Momente der Saftbewegung einzulassen, zieht es der Verf. vor, das 
Phänomen selbst noch genauern Studien zu unterwerfen und zwar 
sowohl in Rücksicht auf die Bodentemperatur, der besonders trei- 
benden Kraft, als auch in Rücksicht auf die Organe, welche er bei 
dem Saftsteigen als vorzüglich betheiligt erachtet. — Nachdem der 
Verf. Eingangs die Pflanzen, von denen ein Ausfliessen der rohen 
Säfte bekannt ist, angeführt hat, geht er ausführlicher zu dem von 
Hales, Duhamel, Mirbel, Chevreuil u. A. studirten Saftausfluss des 
Rebstocks über, wo eine, stärker als der Luftdruck wirkende vis a 
tergo in bekannter Weise messbar wird. Während der Saft ‚des 
Weinstocks mit einer Kraft emporsteigt, die den Druck einer 14 Ellen 
hohen und der Dicke des blutenden Zweiges adäquaten Wassersäule 
oder einer Quecksilbersäule von 1 niederl. Elle Länge übertrifft, ist 
diese Kraft bei der Birke noch nicht so gross, dass sie einer Queck- 
silbersäule von 0,5 niederl, Elle das Gleichgewicht hielt. Ja bei der 
Hagebuche ist sie noch geringer und in allen 3 Fällen überhaupt nur 
eine auf den Frühlingsanfang fallende Erscheinung, die jedoch auf 
das Ausbrechen der Knospen keinen Einfluss hat, indem Saftentzie- 
hung eine ungleiche Entwicklung der Knospen nicht zur Folge hat. 
Verf. zieht hieraus den Schluss, dass „das Ausfliessen der Säfte im 
Frühlinge aus einer überflüssigen Masse derselben hervorgehe” und 


312 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


„diese Kraft mehr Feuchtigkeit liefern kann, ais die Knospen ver- 
brauchen.” “Mithin ist „das Bluten der Bäume keine für sich be- 
stehende Erscheinung, sondern nur ein gewöhnliches, aber vermehr- 
tes Aufsteigen der Säfte, das keinen Zweck erfüllt, aber die Folge 
einer 'besondern Entwicklung ist.” — Sodann zur experimentellen 
Lösung der Frage übergehend, „wo ist die Kraft zugegen?” findet 
sie der Verf. im Stengel, der Wurzel und den Blättern. — Der 
Stengel befördert das Eindringen der Säfte in die Blätter nicht, son- 
dern verhindert vielmehr dasselbe. Aus Versuchen an Nymphaeen 
ermittelt der Verf. sodann, dass in den Wurzeln allein die auftrei- 
bende Kraft enthalten sei. Zum Beweise dessen stellte Verf. sodann 
Versuche an, um den Einfluss festzustellen, welchen die Euft- und 
Bodenwärme auf die Saftbewegung ausübt. Aus seinen 16tägigen 
(3mal täglich angestellten) Beobachtungen zieht Verf. den Schluss, 
dass die Bodentemperatur von überwiegend grösserer Bedeutung ist, 
als die Lufttemperatur. Die Höhen der Quecksilbersäule der gleich 
temperirten Tage durch die Anzahl der Tage getheilt, ergeben, dass 
die Quecksilbersäule über pari stand bei einer Temp. von 


ANNO Eee: 0,070 
Br a Ak ee 0,053 
AAO SET DEN En 0,065 
Anl: ds au 0,146 
A I ss 0,153 
IE 0,213 
IS 0,240. 


Es nahm also die auftreibende Kraft in dem Maasse zu, in wel- 
chem die Bodentemperatur stieg, und es erweist sich hieraus aber- 
mals, dass die Wurzeln dem Stengel nicht nur Säfte mittheilen, son- 
dern dieselben auch in vielen Fällen noch in die Höhe treiben. Nach 
Erledigung dieser Zwischenfrage geht der Verf. endlich auf die Blät- 
ter über. Die Blätter üben eine anziehende Kraft,. entleeren die 
Stengel und verursachen eine erneuerte Anfüllung dieses Theils. Diese 
Kraft prüfte der Verf. im Anfange des Monats Juni, indem er 2jäh- 
rige Zweige mit allen ihren Blättern in eine mit Wasser gefüllte 
Röhre stellte, die in eine, auf dem Boden mit Quecksilber bedeckte 
Flasche gesetzt war. Sowohl Rohr als Flasche, als auch Rohr und 
Zweig wurden luftdicht geschlossen, und der Apparat in einem der 
Sonne nicht zugänglichen Raume aufgestellt. — Das Quecksilber stieg 
in der Röhre bei Anwesenheit eines Zweigs von 


Betula nana...... 0,240 Ellen (niederl. M.) 
Crataegus oxyacantha 0,210 „ 

Prunus domestica . . 0,125 „ 

Fagus silyatica . . . 0,115 „ 

Corylus avellana . .0,060 „ 


Salix amygdalina . . 0,030 „ : 
Pirus communis . . . 0,025 „ - 


physiologischen Botanık während des Jahres 1846. 313 


Ribes rubrum.. .'... 0,025 Ellen 
Sambucus nigra . - .0,010 „ 
Vitis vinifera . . . .0,000 „ 


Verf. schliesst hieraus, dass die Blätter nicht nur einen wesent- 
lichen, sondern in vielen Fällen einen Einfluss auf die Saftbewegung 
üben, der zu der Ansicht berechtige, dass die Blätter mit derselben 
Kraft Feuchtigkeiten an sich ziehen, mit der die Wurzeln sie in die 
Höhe treiben. Vermittelst welcher Kraft diese Organe die Säfte 
ziehen und treiben, ist schwer anzugeben. Es steht nur so viel fest, 
dass im Frühling die Kraft am stärksten ist, dass aber in dieser Zeit 
das Wachsthum der Wurzeln am stärksten ist, und während im 
Spätsommer, wo das Wurzelwachsthum nachlässt, das Aufsteigen 
der Säfte sich mindert. Dasselbe trifft bei den Blättern zu und so 
glaubt der Verf., „dass die Saftbewegung mit dem Wachsen der Wur- 
zeln und Blätter in Verbindung stehe.” 

Die zweite Abtheilung der oben angeführten Dassen’schen 
Abhandlung ebenfalls in Froriep’s N. Notizen Bd. XXXIX. 
p.145 von Dr. van Nes mitgetheilt, betrifft den Einfluss des 
secundairen Holzes auf die Saftbewegung, 

Ein ins Wasser gestellter mehrjähriger beblätterter Zweig ver- 
dorrt sofort, während jüngere beblätterte Triebe mehrere Tage 
leben. Verf. zieht aus dieser Thatsache den Schluss, dass das se- 
eundaire Holz an und für sich nicht die Eigenschaften besitzt, Säfte 
den Blättern zuzuführen, sondern dass die treibende Kraft in andern 
Theilen liegt, wie im vorigen Artikel angegeben wurde, Zur Be- 
stimmung der Kräfte, die das Saftsteigen im secundairen Holze be- 
wirkt, untersuchte Verf. nahe an 100 verschiedene Pflanzen, indem 
er Wasser vermittelst einer Quecksilbersäule in dieselben hineinzu- 
pressen versuchte. Es ergab sich, dass die Saft treibende Kraft ver- 
schiedener Baumsorten in sehr verschiedener Weise dem von der 
Quecksilbersäule ausgeübten Drucke Widerstand leistet. Während 
das Quecksilber um 0,01 Elle in 4 Minute beim Weinstocke sank, 
fand dasselbe bei Pinus balsamea erst nach 400 Minuten statt; bei 
Pinus silvestris dagegen schon nach 15 Minuten; bei Juniperus com- 
munis in 35; bei Juniperus Sabina erst nach 90 Minuten. — Verf. 
suchte sich danach die Fragen zu beantworten: Vermehrt sich die 
Schnelligkeit des Saftsteigens in gleichem Verhältnisse zur Wurzel- 
kraft? Welcher Unterschied besteht bei dem Aufsteigen der Säfte 
zwischen jungem und altem Holze? Wie verhält sich bei der Be- 
wegung der Säfte das lebendige secundaire Holz im Vergleich mit 
todtem? Endlich wie verhalten sich beim Steigen des Saftes im 
Hauptstamme die Seitenzweige? — Die Angabe der Fragen möge für 
unsern Zweck genügen, indem die Mittheilung der auf vielfache Zah- 
lenangaben begründeten Antworten fast unabweislich zu einem voll- 
ständigen Abdruck der fleissigen und interessanten Abhandlung führen 
würde, 


314 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


G. Mettenius Zinige Beobachtungen über den Bau der 
Bignonien. In: Linnaea 1846. Bd. XIX. Heft V. p. 567—582. 
Taf. VII. 

Die eigenthümlichen Abweichnngen in der Bildung des Holzkör- 
pers bei einigen tropischen baumartigen Gewächsen gaben dem Verf. 
Veranlassung, die in dieser Rücksicht mehrfaches Interesse darbie- 
tende Organisation und Wachsthumsweise der Bignonien an einem 
frischen Exemplare von Bignonia Lindleyana Kl. zu studiren. Der 
Holzkörper entwickelt sich bei dieser Pflanze an 4 bestimmten Stel- 
len in geringerem Grade, als an den übrigen, demungeachtet bleibt 
der Stamm rund, indem nämlich statt der Holzbildung eine überwie- 
gende Rindenbildung eintritt, die an Stelle des fehlenden Holzkörpers 
die Klüfte ausfüll. An diese durch eine höchst saubere Abbildung 
erläuterte Abhandlung reiht der Verf. die von Jussieu an Bignonia 
capreolata angestellte und in den Ann. d. sc. T.XV. p. 234 niederge- 
legte Beobachtung an und schliesst mit der von Mirbel zuerst bekannt 
gemachten Untersuchung peripherischer Holzkörper bei den Calycan- 
theae und Sapindaceae. z 


Zur Morphologie und Biologie der Blätter. 


€. E.v. Mercklin Zur Entwicklungsgeschichte der Blatt- 
gestalten. Mit 2 lith, Taf. Jena 1846. 8vo. S. 92. 

Darlegung, der Entwicklungsvorgänge des ‚eigentlichen, Blattes, 
d.h, Darlegung des äussern. morphologischen Processes einfacher 
und zusammengesetzter Blattgestalten dicotyler Pflanzen ist der Zweck, 
welchen der Verf. in dieser seiner Erstlingsarbeit zu erstreben suchte. 
— Zur Realisirung seines’ Vorhabens beginnt der Verf. p. 5 unter der 
Rubrik „Geschichtliches” mit einer Zusammenstellung der von ihm 
vorgefundenen Vorarbeiten, wobei wir unter manchen andern, na- 
mentlich die von Caspar Friedrich Wolff im vorigen Jahrhundert pu- 
blieirten, nur ungern vermissen, indem: dieser geniale Forscher, doch 
wohl zuerst eine wissenschaftliche Methode für das Studium der Ent- 
wicklungsvorgänge überhaupt und für das der Blätter insbesondere 
lehrte. In die Darstellung der Blattgenesis selbst eingehend, theilt 
der Verf. die von ihm erkannten Vorgänge in 2 Perioden, von denen 
die erste: die Entstehung des Blattes; die 2te die Entwieklung 
des Blattes umfasst. Nach einem Excurse über die Entstehung des 
Blattes im Allgemeinen, geht der Verf. zur Erläuterung, der Entste- 
hung des einfachen ganzrandigen Blattes (p. 25); dann zur Entstehung 
des gelappten und getheilten Blattes (p. 27); zur Entstehung des ein- 
fachen Blattstiels (p. 30); zur Entstehung, der, Nebenblätter (p. 32); 
zur Entstehung des zusammengesetzten Blattes (p. 41); zur Entstehung 
des gemeinschaftlichen Blattstiels und des Blattstielchen (p. 46); end- 
lich zur Entstehung der Nebenblättchen (p. 47). — Diesen Abschnitten 
entsprechend behandelt der Verf. in dem „zweite Periode” überschrie- 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 315 


benen Capitel, die Entwicklung des Blattes im Allgemeinen (p. 49), 
die Entwicklung des einfachen Blattes (p. 54), die Entwicklung des 
zusammengesetzten Blattes (p. 66) und zum Schluss: die Entwick- 
lungsgeschichte der Blattgestalten von Ceratophyllum demersum und 
Amicia Zygomeris (p. 72—84). — Zu den im „Schluss” zusammen- 
gestellten Resultaten erlauben wir uns einige Mittheilungen und kri- 
tische Zusätze: „Alle Blätter entstehen an einer Axe und ihre erste 
Gestalt ist die einer Warze oder eines Höckers. ‘Die am vollkommen 
entwickelten Blatte an der untern Hälfte entstehenden Lappen, Ab- 
schnitte und Blättchen ‚sind später aus der Axe entstanden, als. die 
ihnen entsprechenden, an.der obern.” 

Die zuerst erscheinende Warze entspricht der Spitze des Blattes 
oder der des gemeinschaftlichen Blattstiels. [Die erst erscheinende 
Warze ist keineswegs die Blattspitze, sondern das gesammte Blatt- 
gebilde, aus welchem actu die einzelnen Theile sich differenziren, 
Ref.]. — Alle Blätter gleichen zu einer bestimmten Zeit einfachen 
Blättern. — An allen Blättern entstehen die einzelnen Theile in der- 
selben Reihenfolge, d. h. zuerst die Blattfläche mit dem obern Theile, 
dann die Nebenblätter mit dem untern Theile des Blattstiels. [Die 
Rolle, welche die Blattaxe (später die Mittelrippe) bei der Bildung 
der Blattfläche spielt, scheint von dem Verf. nicht scharf genug auf- 
gefasst worden zu sein. Ref.]. — Die zusammengesetzten Blätter 
haben zwei Gestalten in ihrer Entwieklungsgeschichte aufzuweisen; 
die eines einfachen, dann die eines gefiederten Blattes; dass die zweite 
auch von der Knospenaxe auf gleiche Weise wie die erste erzeugt 
wird, ist sehr unwahrscheinlich. [Obwohl Ref. diesen letztern Zwei- 
fel mit dem Verf. theilt, so ist er doch nıcht der Ansicht, dass die 
Genesis eines zusammengesetzten Blattes in der angegebenen Weise 
aufzufassen sei. Schon die Beobachtung der entwickelten Blätter der 
Gleditschia triacanthos hätte die Anschauungsweise des Verf. ändern 
müssen! Ref.]. — Alle Theile des Blattes werden symmetrisch ange- 
legt und jedes angelegte Blatt ist in Bezug auf die Axe ein symme- 
trischer Körper. — Die Blättchen zusammengesetzter Blätter stehen 
sich daher auch in der Anlage gegenüber. [Desgleichen die Seiten- 
rippen einfacher Blätter! Ref.]. — Die Blattfläche‘ entwickelt sich 
zuerst. Die Blattlamellen sind gleichseitige oder ungleichseitige Aus- 
breitungen derselben |.dieser Satz ist durchaus unklar, Ref.]. — Die 
Zähne und Kerben scheinen die Folge der Entwicklung von bestimm- 
ten Zellenreihen des Blattrandes zu sein; an ganz jungen Blättern, 
bei denen die Blatthälften eben sich zu entwickeln anfangen, kann 
man keine sichere Spur nachweisen. — Die Nebenblätter der Dico- 
tyledonen erscheinen, durch die sehr bedeutende Längenentwicklung 
des Blattstiels, als von der Blattfläche getrennte besondere Organe. 
[Besondere Organe werden sie doch wohl nur erst durch den, zwi- 
schen ihnen und dem später sich ausbreitenden Blätte entwickelten 
Stiel. Stipulae sind ursprünglich: Gebilde derselben Bedeutung wie 


316 ._Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


die Blattlamellen, sie entstehen mit den Lamellen auf gleicher Basis, 
trennen sich aber von den Lamellen durch den inzwischen nachwach- 
senden Blattstiel und stellen dann erst besondere Organe dar. Ref.]. 

Wie immer auch wir diesen ersten literarischen Versuch des 
Verfassers als ein rühmliches Zeugniss seines Fleisses und seines 
Scharfsinns ansehen, so können wir doch nicht den Wunsch unter- 
drücken, dass derselbe bei einer etwaigen zweiten Bearbeitung dieser 
Schrift seine Forschungen auf einer breiteren Grundlage beginne und 
namentlich auf die Grundtypen Rücksicht nehme, die sich im schwert- 
förmigen, im acostalen und costalen Blatte aussprechen, sodann aber 
auch die Aufmerksamkeit der von ihm sehr stiefmütterlich behandel- 
ten Blattkeimwulst, d.h. der Anheftungsstelle des Blattes an die Axe 
zuwende! 

A. Grisebach Beodachtungen über das Wachsthum der 
Vegetationsorgane in Bezug auf Systematik. Dritter Abschnitt. 
Archiv für Naturgeschichte herausgegeben von W.F. Erichson. 


Jahrg. XII. Heft 1. p. 1—33. 

Für diejenigen Leser, welche im Besitz dieses Archivs sind, be- 
darf es wohl keiner Bemerkung über die angeführte Arbeit unseres 
verehrten Collegen; den Lesern aber, die sich nur im Besitz dieses 
unsers Jahresberichts befinden, müssen wir nothgedrungen einige all- 
gemeine Notizen zukommen lassen, damit sie vermöge dieses Berichts 
im Stande sind zu beurtheilen, inwiefern die angeführte Arbeit ihr 
Interesse berührt oder nicht. Der Hr. Verf. giebt hier den dritten 
Abschnitt einer Reihe überaus mühevoller Untersuchungen über das 
Wachsthum der Blattorgane, um für Systematik neue physiologi- 
sche Grundlagen zu gewinnen. Die frühern eben dahin zielenden Ab- 
handlungen befinden sich im 9. Jahrgange p.267 und 10. Jahrgange 
p. 134. Die vorliegende 3te Abhandlung handelt vom Phyllostrom, 
der Primordial-Lamina des Vegetationspunktes, von welchem. das 
fernere Wachsthum vermittelst eines neuen Systems von Mutterzellen, 
des secundairen Vegetationspunktes, ausgeht. — Dieses Phyllostrom 
bildet den Ausgangspunkt der Untersuchungen und wird in den vom 
Verf. also genannten Klassen der Protophyllarier und Deuterophylla- 
rier, in Summa an 70 Pflanzen, nachgewiesen. 

Carl Nägeli Deber das Wachsthum und den Begriff 
des Blattes. In: C. Nägeli’s und M. J. Schleiden’s Zeitschrift 
f. wiss. Bot. Heft 3 u. 4. Zürich 1846. p. 153—187. c. tab. 

Analog mehreren andern Arbeiten desselben Verf., deren wir in 
diesem Jahresberichte gedachten, ist auch die vorliegende dem An- 
scheine nach, nicht dazu bestimmt, das wissenschaftliche Material 
zu bereichern, sondern vermöge exacterer Definitionen, geist- 
reicher Deductionen und logischer Schlussfolgerungen, 
die aus den Schachten der Natur mühevoll zu Tage geförderten Ma- 
terien zum Aufbau einer streng philosophischen Wissenschaft geschickt 


physiologischen Botanik während des, Jahres. 1846. 317 


zu machen. — Sollten die in der Paulskirche gehaltenen Ciceronia- 
nischen Reden in der That die ersehnte deutsche Einheit bewerk- 
stelligen? Ref. 

E. Frignet d’Autry, Essai sur Thistoire de la Blasto- 
genie foliaire, ou de la production des bourgeons par les feuil- 
les. These de botanique pres. ä la Faculte des sciences de 


Strasbourg. Strasbourg 1846. 8vo. 415. 

Die Abhandlung selbst ist dem Ref, nicht zu Gesicht gekommen, 
sondern nur das im Jahrgange 1846 der v. Mohl und v. Schlechten- 
dal’schen Botanischen Zeitung p. 667—669 gegebene Referat, aus 
welchem ersichtlich, dass der Hr. Doctorandus eine Reihe von Knos- 
penbildungen auf Blättern bespricht, von denen Referent ein Jahr 
zuvor in der Botanischen Zeitung ebenfalls und ziemlich ausführlich 
gesprochen hat, ohne für den französischen Autor geschrieben zu 
haben. Dasselbe gilt von dem wahrscheinlichen Lehrer des H. Verf., 
nämlich dem Hrn. Prof. Kirschleger, welcher in den: - 


Notices botaniques par Fred. Kirschleger (Memoires 
de la societe du Museum d’histoire naturelle de Strasbourg. 
Tom. Ill. 1840—1846, Heft Ill. 4to. p: 3). 


unter vielen andern Artikeln auch die Knospenbildung auf den 
Blättern von Cardamine pratensis abhandelt, und obschon er nach 
seiner eigenen Angabe im Jahre 1845 seine Untersuchungen an- 
stellte und erst 1846 niederschrieb und publieirte (!), dennoch der 
Bekanntschaft mit des Ref. Arbeit (l.c.) nirgends Erwähnung. thut. 
Entweder kennen die Herren Franzosen in der That deutsche Arbei- 
ten nicht, — dann wäre es wenigstens ihre Schuldigkeit, sich darum 
zu bekümmern, — oder sie wollen sie nicht kennen — dann sollten 
wir Deutschen füglich Gleiches mit Gleichem vergelten, 

Link Deber die Structur der Anectochilus- Blätter, In: 
Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. 
Jahrgang 1846. No. 98. — Neue Jenaische Literaturzeitung 
1846. p. 514. — Flora 1846. No. 26. p. 416. 

In der am 26. April stattgefundenen Sitzung der Gesellschaft na- 
turforschender Freunde zu Berlin wies Hr. Link durch eine vorge- 
legte Zeichnung nach, dass die weissen Adern auf den Blättern von 

„ Anectochilus aus warzenartigen, mit einer ungefärbten Flüssigkeit 
gefüllten Zellen, die gelben dagegen aus flachen hellgelb gefärbten 
Zellen bestehen. 

Griffith Deber den Bau der Schläuche und Stomaten der 
Dischidia Rafflesiana. Neue Jenaische Literaturzeitung 1846. 
p- 1086. — Flora 1846. p. 392. 

Aus den von Griffith hinterlassenen Manuscripten kam am. 20. 

‘ Jan. 1846 in der Sitzung der Linne’schen Gesellschaft zu London eine 


318 Münter: Bericht über die Leisfungen im Gebiete der 


unter vorhergenanntem Titel sich vorfindende Abhandlung ‘zum Vor- 
trage, ‘in weleher der Verf. nachzuweisen sucht, dass der Deckel 
nicht, wie man gewöhnlich meine, das Blatt, und der Schlauch ein 
modifieirter Blattstiel sei, sondern dass die Schläuche als Blätter 
zu betrachten seien, die durch Vereinigung der Ränder der Blatt- 
fläche entständen. Zum Beweise dessen führt der Verf. an, dass die 
Spaltöffnungen auf der innern Schlauchoberfläche zahlreicher als auf 
der äussern entwickelt seien. 

Robiquet Ueber die Structur der Aloeblätler. Journ. de 
Pharm. et de Chimie 3” Ser. Tom. X. p. 167—180. — Erd- 
mann und. Marchand ‚Journal f. prakt. Chemie Bd. 39. 1846, 
p. 169. — Flora 1847. p. 279— 280. 

In einer grössern chemischen Abhandlung lässt sich der Verf. 
auch auf einige anatomische Details über die Organisation der Aloe- 
blätter ein, die wir jedoch nicht zu reproduciren gedenken. In der 
Epidermis vermisst der Verf. z. B. die Spaltöffnungen und in den 
aus weiten, mit einem schleimigen sauren Safte erfüllten Zellen [einer 
fast breiartigen Masse sic!] unterscheidet derselbe „zahlreiche sym- 
metrisch vertheilte Luftblasen (!)”. 


Leopold Fuckel Ueber die Honigabsonderung der Ne- 
benblüttchen (Stipulae) bei Vicia sativa. Flora 1846, No. 27. 


p- 417. 

Durch die Bienen geleitet fand der Verf., dass der auf der Rück- 
seite der Stipulae von Vicia sativa befindliche dunkelrothbraune Fleck 
(aus Drüsenhaaren ‘mit rothen Zellsäften bestehend) eine Flüssigkeit 
von'süssem Geschmack absonderte; und ist hiernach geneigt, dieses 
Gebilde für ein normales auf den Blättern vorkommendes Nectarium 
zu halten. — Bei Vieia Faba fand sich die gefärbte Drüse zwar wie- 
der, doch nicht die Honigabsonderung. — Vielleicht gelingt es fleis- 
sigen Beobachtern eine derartige Secretion an diesen und andern 
Leguminosenstipeln aufzufinden. 

William E. C. Nourse Ueber die Farbe der Blätter und 
Blumenblütter. Gardner’s Chronicle No. 43. p. 723. 1845 (?). 
— Otto und Dietrich, Allgemeine Gartenzeitung, 1846, Jahrg. 
XIV.p. 3. 

Während das Colorit der Blätter und Blumenblätter bisher fast 
nur vom chemischen Gesichtspunkte aus untersucht wurde, vernach- 
lässigte man, nach des Verf. Meinung, das Studium, der von den Or- 
ganisationsverhältnissen abhängigen oder durch dieselben modifieirten 
Farbenerscheinungen. 

Die Färbungen der Blätter und Blumenblätter sind abhängig 
1. von der Lage der gefärbten Zellen, ‘2. von deren Grösse, Form 

und Zahl, 3. von der Vermischung derselben unter einander und 

4,'von dem Grade der Sichtbarkeit. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846: 319 


Ad 1. Bei den Blättern ist die innere 'Zellmasse gefärbt, bei 
den, Blumenblättern dagegen ungefärbt. ‘ Die stärkste Pigmentirung 
zeigt sich bei. Blumenblättern längs der Gefässbündel; bei den Laub- 
blättern dagegen nur in wenigen Fällen, so beim rothen Kohl. 

Ad 2. Sind Blätter oder Blumenblätter irgendwo dunkler gefärbt, 
so findet man an den betreffenden Stellen kleine, rundliche, dicht 
zusammengedrängte Zellen. — Helle Farben rühren von den Zellsäf- 
ten grosser, länglicher, minder dicht zusammengedrängter Zellen her. 
Farblose Zellen sind gewöhnlich schr gross, länglich, zuweilen mauer- 
förmig angeordnet und mit Intercellulargängen versehen. 

Ad 3. Durch Vermengung verschiedenartig gefärbter Zellen wer- 
den neue Färbungen hervorgerufen, Liegen z. B. rothe und grüne 
Zellen dicht beisammen und unter einander, wie es stellenweise auf 
den Blättern von Pelargonium zonale der Fall ist, so erscheint eine 
solche Partie sehr dunkel, 

Ad 4. Deckt eine starke Schicht farbloser Zellen darunter lie- 
gende gefärbte Zellen, so modifieirt diese Deckschicht die ursprüng- 
liche Farbe, besonders wenn die Deckschicht nur einzelnen Stellen 
aufgelagert ist, wie z. B. beim buntscheckigen Hollunder. 


De Martius Sur la disposition geometrique des parties 
‚Folincdes des palmiers. Lettre ü Mr. @uetelet. Bulletin de 
l’academie de- Bruxelles. Tom. XII. Vol. Il. p. 351—356,. 

Die blattartigen Gebilde der Palmen (Stammblätter, Blätter und 
Kolbenschuppen der secundairen Axen, und Blumenblätter wie z, B. 
bei den Lepidocaryinae), werden im angeführten Sendschreiben im 
Sinne der Schimper und Braun’schen Methode zum erstenmale, wie 
es scheint, ausführlicher der Phyllotaxis unterworfen. Der vollstän- 
digeren Arbeit dürften wir indess wohl im nächsten Hefte der Histo- 
ria Palmarum entgegen zu sehen haben. 


M. Wichura Beiträge zur Lehre von der Blatt-. und 
Knospenstellung. Flora 1846. p. 225—238 u. p. 241-249. 

Diese Beiträge zerfallen in 4 Abtheilungen, wovon die beiden 
ersten eigentlich nur hierher gehören, während die beiden letzten- 
(p- 241 — 249). „Ueber den Blüthenbau der Valerianeen” und ‚„Ver- 
mischte Bemerkungen” einer der folgenden Rubriken unterzuordnen 
sind, Die erste hierher gehörige Abtheilung ist betitelt: ‚Die Um- 
kehrung der Blatt- und Knospenstellung bei den Gattungen Cuphea, 
Euphorbia Abth. Anisophyllum Roeper und Zygophyllum, ‚so wie in 
den natürlichen Familien der Nyctagineen und Caryophylleen.” Die 
zweite Abth. führt den Titel: „Ueber die Stellung und, Entwicklung 
der Knospen in der natürlichen Familie der Acanthaceen.” — Bei 
der Bearbeitung der letztgenannten Abtheilung benutzte der Verf. 


das an Acanthaceen so reiche Herbarium des Präsidenten Nees von 
Esenbeck. > 


320 Münterı Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Fee Memoire physiologique et organographique sur la 
sensitive et les plantes dites sommeillantes. Tom. XXIMl. p. 602 
(21. Septbr. 46). — Auch Froriep’s N. Notiz. Bd. XL. p. 199. 
— Flora 1846. p. 715. 


Bereits oben p. 216 führten wir die an der entsprechenden Stelle 
untergebrachten Beobachtungen des Verf. über die Wirkung des Lichts 
auf die schlafenden Pflanzen an; hier ist es dagegen der Ort der all- 
gemeinen Resultate zu gedenken, die der Verf. aus seinen Studien 
an Mimosa pudica eruirt zu haben glaubt. 

Der Mimosa vindicirt der Verf. keinen besondern Bewegungs- 
apparat; er fand, dass die Pflanze in allen ihren Theilen reizbar 
war, jedoch vorzugsweise das Blättehenpolster. Der Wechsel in den 
atmosphärischen Einflüssen alterirt nur im geringen Grade die Reiz- 
barkeit. Abgeschnittene Blätter oder Blättchen auf Wasser gelegt, 
behalten ihre Lebens- und Bewegungskraft Tage lang; mithin schadet 
das Abschneiden des Blattstiels nicht. Die vegetabilische Zelle ist 
contractil, deshalb bedarf es keiner reizyermittelnden Potenz. Verf. 
sieht das Zellgewebe der Mimose für erectil an. Im Zustande thäti- 
ger Ausbreitung werden die Zellen der untern Schichten von Flüs- 
sigkeit strotzend erfüllt. Im Zustande der Zusammenziehung lassen 
die weniger reichlich zuströmenden Flüssigkeiten die Zellen der obern 
Schichten zusammenfallen und werden nach den untern Schichten 
zurückgedrängt. Bei Tage und im Lichte halten sich nach der ‚Epi- 
dermis zu angezogene Säfte durch eine harmonische Verdunstung im 
Gleichgewicht und die neu hinzuströmenden treten an die Stelle der 
verdunsteten. Wird dies Gleichgewicht durch Erschütterung etc. auf- 
gehoben, so entsteht eine Störung in. der Circulation; die Flüssig- 
keiten verlassen plötzlich die Zellen der obern Schichten, werden in 
die Gefässe zurückgetrieben, so dass sie diese ausdehnen und ver- 
anlassen auf diese Weise die Zusammenziehung. Das am Abend be- 
ginnende Einschrumpfen der Gewebe erreicht Nachts seinen. Culmi- 
nationspunkt, indem dann die Säfte nur noch schwach nach den 
obern Schichten zu angezogen werden. — In wie weit dieser Erklä- 
xungsversuch der Bewegungserscheinungen der Mimosen Beifall ver- 
dienen mag, ist wohl nur dann erst zu ermessen, wenn auch von 
anderer Seite die Studien wieder aufgenommen und umsichtig geprüft 
sein werden. 

T. Bell Salter Observations on the true nature of the 
tendril in the Cucumber. Report of british association. Lon- 
den 1847. p. 88. — Allg. Thüring. Gartenzeitung 1847. No: 


3—9. — Flora 1847. p. 272. 

Während der 16. Versammlung der British association zu Sout- 
hampton 1846 trug am 16. Septbr. Hr. Bell Salter seine Ansichten 
über die Natur der Kürbisranken vor, aus ‚denen erhellt, dass die 
Ranken der Cucurbitaceen weder modificirte Zweige, noch ein Theil 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 331 


des Blüthenstandes, sondern dass sie aus einem Blatte gebildet sind, 
so zwar, dass das der Ranke zunächst stehende Blatt das erste 
Blatt eines achselständigen sitzenden Zweigs darstellt. — Ref. glaubte 
durch Hinweisung auf diese Mittheilung die Stelle rechtfertigen zu 
müssen, die er derselben hier am Schluss der Morphologie der Blät- 
ter einräumte. 


Zur Morphologie und Biologie der Blüthentheile, 


Kunth /nflorescenzen und Fruchtknoten von Loranthus. 
In: Bericht der zur Bekanntmachung geeigneten Abhandlungen 
der Königl. Akad. der Wiss. zu Berlin 1846. p. 53. 

Die Details dieser Abhandlung scheinen einer grössern Arbeit in 
den Abhandl. d. Akad. selbst vorbehalten zu sein, denn ausser der 
Titelanzeige ist bis zur Bearbeitung dieses Jahresberichts nichts er- 
schienen, auch nicht in obgedachten Monatsberichten. 


M. Wichura Beiträge zur Lehre von der Blatt- und 
Knospenstellung. In: Flora 1846. p. 241. 


Von dieser Arbeit wurden die ersten beiden Abtheilungen bereits 
oben (p. 319) erwähnt. Der dritte Theil: „Ueber den Blüthenbau 
der Valerianeen” betitelt, gehört dagegen zu dieser Serie von Ab- 
handlungen. Der Verf. erläutert die Stellung des unpaaren Kelch- 
und Fruchtblattes im Vergleich mit der Stellung des unpaaren Kron- 
blattes; die Stellung der unpaaren Blüthen-Elemente im Verhältnisse 
zum Mutterblatte und den beiden ungleich starken subfioralen Knos- 
pen; die ungleichmässige Ausbildung der gepaarten Elemente des 
Kronsaums; die Beziehung der gepaarten ungleichen Kronabschnitte 
zu den ungleich starken subfloralen Knospen; die Zahl und das Fehl- 
schlagen der Staubblätter; die seitliche Verschiebung derselben und 
endlich die Symmetrie der Blüthen. Auf eine in der äten Abtheilung 
„Vermischte Bemerkungen” enthaltene Anfrage des Verf. bezüglich 
der von Wydler (Flora 1845. Bd. II. No. 43 u. 44. tab. VI. fig. 2) ge- 
gebenen Abbildung der Kelchknospenlage einer Caryophylleenblüthe 
antwortet: 


H. Wydler in seinen „Morphologischen Bemerkungen” Flora 
1816. p.577 und fügt dieser Antwort eine Correctur der Buchstaben 
und Zahlen jener Zeichnung (].c.) bei. — Eine zweite Berichtigung 
betrifft die Abhandlung desselben Verf, „Ueber die Stellung des Blü- 
thenzweiges bei den Linden, nebst einigen Bemerkungen über die 
Knospenbildung dieser Bäume (Flora 1846. p. 369. tab. V). Da diese 
Arbeit von späterem Datum ist, als die von C. Brunner, so muss 
die Nachweisung der letztern wohl zuvor noch stattfinden. 


C. Brunner Observations sur linflorescence du tilleul. 
In: Bibliotheque universelle de Geneve. Tom. I. (Febr.) 1846. 
Archiv f, Naturgesch, XI, Jahrg. 2. Bd, x 


3292. Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


p. 181. Ebenfalls abgedruckt in Annales des sciences natu- 
relles., Paris 1846. Tom. V. p. 319—326. 

Zu dieser von Alph. de Candolle angeregten Arbeit Brunner’s 
gab Alph. de Candolle einige „Observations”, zur Inflorescenz der 
Linde in theils directem, theils indireetem Bezuge. 

Die Brunner’sche Arbeit entstand im Jahre 1843 und erläutert die 
sehr frühzeitige schon im August erkennbare Entwicklung des Blü- 
thenstandes der Linde und dann das Vorkommen zweier Knospen in 
einem Blattwinkel, wovon die Eine sich zur heurigen Blüthe, die 
andere im kommenden Jahre zum Zweige sich entwickelt; so dass 
neben der Knospe die Narbe des abgefallenen Blüthenstiels erkenn- 
bar bleibt. 

Weder C. Brunner, noch Alph. de Candolle scheinen indess die 
deutschen Arbeiten von Schleiden (Grundzüge der Botanik Th. 1. 
1843. p- 228), Wydler (Linnaea XV. p. 181 und 409) und Döll 
(Rhein. Flora p. 670) gekannt zu haben, was daraus hervorgeht, 
dass Decandolle angiebt, dass alle desfalsigen Nachforschungen in 
seiner ganzen Bibliothek erfolglos gewesen seien. — Während die 
Brunner’sche Arbeit weniger auf die Stellungsverhältnisse der Inflo- 
rescenz selbst eingeht, fasst Wydler diese Frage um so bestimmter 
und ermittelt durch ein genaues Studium der Blattstellung, dass die 
sogenannte Bractee der Linden-Inflorescenz einem Vorblatte ent- 
spricht, in deren Achsel der mit dem Vorblatte früh verschmelzende 
Blüthenzweig sitzt. Vorblatt und Blüthenzweig aber sind anticipirt, 
mithin ein anticipirter Seitenzweig der Knospe, welcher nicht vom 
vorjährigen Zweige abstammt, sondern der Axe der Knospe selbst 
zugehört. Der nochmalige Abdruck der in 18 Nummern einzeln auf- 
gezählten sonstigen Resultate aus den phyllotaxischen Studien des 
Verf. dürfte wohl kaum zu rechtfertigen sein. 

Benj. Clarke On the foliage and inflorescence of the 
genera Phyllanthus and Xylophylla. Report of british asso- 
ciation at Southampton 1847. p. 90. — Flora 1847. p. 268. 

In der Freitagssitzung (11. Septbr.) der zu Southampton versam- 
melten englischen Naturforscher kam unter obigem Titel, eine Ab- 
handlung des Hrn. Benj. Clarke zum Vortrage, in welcher Verf. die 
bisher von Decandolle, Jussieu u. A. für Zweige gehaltenen -blüthen- 
tragenden Blattanhänge, wahre Blätter seien; indem sie sich freiwil- 
lig von den Axen ablösten, Blattstructur erkennen liessen und Knos- 
pen trügen, in der Weise, wie die Schuppen der Equiseten - Seiten- 
zweige. 

Heinrich Wydler Ein Beitrag zur Kenntniss der Gras- 
Inflorescenz. In: Nägeli’s und Schleiden’s Zeitschrift f. wiss. 
Botanik. Heft 3. 1846. p. 1—21. tab. ı. ın. 

Umgekehrt wie bei der Bearbeitung der Lindeninflorescenz be- 
ginnt der Verf. diese Abhandlung mit den Resultaten seiner Stu- 


kann 


physiologischen Botanik während des Jahres 1946. 395 


dien, so dass der Leser auf den ersten Blick durch die anscheinen- 

den Dogmen sich ineommodirt fühlt. Die Beweise zu den 22 Lehr- 

sätzen folgen indess schon auf der 4ten Seite unter der‘Ueberschrift 

„Erläuterungen”; beginnen aber erst vom 4ten Lehrsatze an und 

fehlen für 10 Lehrsätze. überhanpt, so dass‘ man in diesen ‘mithin 

Axiomata vermuthen muss. Zu diesen Axiomen gehören z. B. fol- 

gende: 

1. Die Inflorescenz ‘der Gräser ist in allen ihren Verzweigungen 
symmetrisch. 

2.-Die symmetrische Anordnung der Inflorescenz-Zweige steht zu 
der symmetrischen Bildungs - und Stellungsweise der Blätter in 
genauester Beziehung. 

3. Die Blätter der Gräser stehen valternirend in zwei gleichweit 
von einander entfernten Reihen oder Zeilen. 

18. Die Gras-Inflorescenz erscheint unter drei Hauptformen: «. 
Spica simpiex, 2. Spiea composita. ‘z. Panicula. 

Merkwürdig, dass während der Verf. mit Roeper völlig ein- 
verstanden, die palea superior für ein einfaches Blatt ansieht, das 
weder dem Perianthium angehört, noch aus zwei verwachsenen Blät- 
tern gebildet sei und in dieser Beziebung auf Röper’s „gründliche 
und umsichtige Auseinandersetzung dieses Gegenstandes” (p.9) ver- 
weist, der Redacteur der Zeitschrift, in welcher Wydler’s Arbeit 
erschien, Hr, Nägeli, p. 281 desselben Heftes in einer 36 Seiten lan- 
gen tadelnden Recension des Röper’schen Werkes „Zur Flora Meck- 
lenburgs” aus seinen genetischen (?) Studien alle von Röper ange- 
führten Gründe (beiläufig gesagt: fünf!) für lange noch nicht so ent- 
scheidend hält, als seine beiden; indem er nämlich nicht 2 Blätter, 
sondern Eins und an den Paleae superiores mit einfacher Mittelrippe 
selbst bei 100—300maliger Vergrösserung auch nur eine unge- 
theilte Spitze gesehen haben will. — Hrn. Röper's Gründe basiren 
aber gleichfalls auf sehr gründlichen Beobachtungen und den neuen 
Mitarbeiter an der Nägeli’schen Zeitschrift kann man bis dahin doch 
auch wohl noch nicht zu den Philosophanten rechnen! 


Marius Barneoud Memaire sur le developpement de Vo- 
vule, de lembryon.et des corolles anomales dans. les Ranoneu- 
lacdes et les Violariees. Annales d. science. naturelles Tom. V, 
p- 268 nebst: Note additionelle sur Vorganogenie des corolles 
irregulieres ibid. p. 284. Planches 11—14. 

Der erste Theil dieser Arbeit,, dem Jahre 1845 angehörig, kann 
bier füglich. übergangen werden, allein ‚er. befindet sich in den, An- 
nales des sciences |. c. vollständig abgedruckt, während der Commis- 
sionsbericht der Akademie im 21. Bande der Comptes rendus heb- 
domadaires etc. p.352 nur einen Auszug gab, — Die Note additio- 
nelle (s. o.) dagegen kam erst am 8. Juni 1846 in der Akademie zur 
Sprache, und zwar vermittelst der Commissare Boussingault, de 

X* 


324 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Gasparin und Payen, In dieser zweiten Arbeit dreht es sich nun 
keineswegs mehr um Ranunculaceen oder Violarieen, sondern um 
die Entwickelungsgeschichte der unregelmässigen Blumenkronen der 
Orchideen, Labiaten, Scrophularineen, Aristolochieen, Dipsaceen, 
Verbenaceen, Leguminosen, Polygaleen und Fumariaceen. — Das 
Resultat dieser Untersuchungen ist, dass sowohl die monopetalen 
als auch die polypetalen Corollen bei ihrem ersten Erscheinen re- 
gelmässig sind, dann aber, lediglich in Folge der ungleichen Ent- 
wicklung ihrer einzelnen Theile unregelmässig werden. Der Be- 
richterstatter der Flora über die Sitzungen der Pariser Akademie 
(Flora 1846. p.538) stimmt dieser Behauptung zwar bei, will aber 
doch für die Entstehung der gamopetalen Corollen die Schleiden’sche 
Ansicht aufrecht erhalten wissen. 

Dieselben Thatsachen, jedoch mit einer lobenden Anerkennung 
Seitens der franz. Akademie versehen, finden sich noch einmal in 
dem Commissionsberichte der Herren de Mirbel, de Jussieu und Ad. 
Brongniart unter folgendem Titel: 

Rapport sur un Memoire de M. Barneoud, ayant pour 
objet le developpement de lowule et de Vembryon dans les Ra- 
nonculacees et les Violariees, et celui dw calice, et de la co- 
rolle dans ces familles et dans plusieurs autres & corolle irre- 
guliere. In: Comptes rendus hebdomadaires ete. Tom. XXI. 
pag. 1062. 

Während in diesem Berichte besonderes Gewicht auf die Dar- 
legung der Entwicklungsgeschichte der irregulairen Blüthen gelegt 
wird, gedenken die Berichterstatter der Beobachtungen über die Bil- _ 
dung des Eichens und des Saamens der genannten Familien am 
Schlusse fast nur nebenbei. 

Link Ueber die männliche Blüthe von Zamia muricata. 
In: Flora 1846. p. 704. — Neue Jenaische’ Literaturzeitung 
1846. p. 877. 

Die in der Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde 
am 21. Juli 1846 vorgezeigte Abbildung einer im K. bot. Garten zu 
Schöneberg zum Blühen gelangten Blüthe ergab, dass die zerstreut 
stehenden Antheren zu beiden Seiten der Schuppen des Biüthenstan- 
des auf einem fleischigen unregelmässigen gelben Auswuchse sitzen. 


Zur Morphologie und Biologie der Früchte. 


G. Krause ‚Die Stellung der Frucht ist von der Stellung 
des vorhergehenden Blattkreises der Blume unabhängig. — 
v. Mohl und v. Schlechtendal Botanische Zeitung Jahrg. IV 
p. 1. 1846, 

Die ansführlichere Erörterung des in der Ueberschrift gedachten 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 325 


Themas sich vorbehaltend, giebt der Verf. hier das Resultat seiner 
1:jährigen Studien. Blumenblatt nennt er alle zur Blume gehöri- 
gen blattartigen Gebilde. Aus der Unwandelbarkeit des Verhältnisses 
der Bractee (eigentlich zur Hauptaxe) axillarer Blumen zur Stellung. 
des Blumenblattkreises, ist ein Schluss auch für die terminalen Blü- 
then zulässige. — Die Theile der Frucht wechseln mit den Kelchthei- 
len und behalten dieselbe Lage zur allgemeinen Achse, stehen mithin 
unmittelbar vor den Gliedern des innersten Staubfadenkreises. Es 
ergiebt sich hieraus, dass wenn eine Verminderung der‘ Fruchttheile, 
im Verhältnisse zu den, häufig sehr bestimmtgliedrigen vorhergehen- 
den Kreisen eintritt, so ist daraus allein noch nicht auf ein Fehl- 
schlagen einzelner Fruchttheile zu schliessen. Andererseits aber, 
wenn bei durchgehends gleichgliedrigen Kreisen die Fruchtglieder 
keine Alternation mit dem vorhergehenden Kreise eingehen, folgt 
nicht, dass vorhergehende Blattkreise notlıwendig fehlgeschlagen oder 
ganze Cyclen von Fruchttheilen zu Grunde gegangen sein müssen. 
Da nun die Fruchtanlage von dem Gesetze der Alternation der blatt- 
artigen Organe abweicht, so folgt, dass die Frucht einen von jenen 
Blattorganen verschiedenen Ursprung habe. 

Einer ceritischen Beleuchtung dieser Arbeit können wir uns um 
so mehr enthalten, als dieselbe in der „Antithesis” des H. J. Röper 
eine Erwiderung erfahren hat, die den Gegenstand so vollständig 
erschöpft, dass wir uns geradezu genöthigt sehen, uns aller eigenen 
Bemerkungen zu enthalten. — Diese, mit seltener Sachkenntniss be- 
arbeitete und in der That eines andern Gegners wohl würdige Arbeit 
ist betitelt: 


J. Röper Die Stellung der Frucht ist von der Stellung 
des vorhergehenden Organenkreises der Blume abhängig. — 
v. Mohl und v. Schlechtendal’s Botanische Zeitung. Jahrg. IV. 
1846. p.209—221. p.233—247. p. 257—265. 

Der grossen, durch 22jähriges Forschen, stetig bereicherten 
Sachkenntniss des Hrn. Verf. konnte es natürlich nicht schwer wer- 
den, über die Interpellation des jungen Königsberger Gesetzgebers, 
G. Krause, vermöge einer vorgängigen Motion (auf 9 Seiten) zur Ta- 
gesordnung überzugehen, die uns deinceps eine Reihe von Studien 
entrollt, für deren endliche Publication wir denn doch nun dem mit 
Recht getadelten Hrn. Krause, unsern wärmsten Dank nicht vorent- 
halten können, 


T. S. Ralph On the axial and ab-axial arrangement of 
Carpels. In: The annals and magazine of natural history by 
Jardine, Selby ete. Tom, XVII. London 1846. p. 186. — Flora 
1846, p. 393. — Botan. Zeit. v. Mohl und v. Schlechtendal 
1546. p. 703. 

In der am 17. Febr. 1846 stattgehabten Sitzung der Linne’schen 


326‘ Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete (der 


Gesellschaft sprach der’ Verf. über das in der Pflanzenwelt viel’ all: 
“ gemeiner statthabende. Verhältniss’ der Carpelle zur Achse, welches 
bisher nur bei der Unterscheidung der Leguminosen, Rosaceen, Scro- 
phularineen und Gentianeen in Anwendung gekommen sei.’ Mit Hin- 
weglassung der einzelnen und endständigen Früchte theilt er dieselben 
ein in 4 Gruppen, zwei begrenzte und zwei unbegrenzte. Zur\ersten 
gehören die Scrophularineae (Früchte centripetal und centrifugal, 
axial und abaxial), zur zweiten die Gentianeen (Früchte rechts und 
links zur Seite der Axe), zur dritten die Rosaceen (das einzelne 
Carpell axial), zur vierten die Leguminosen (das einzelne Carpell 
abaxial). — Axenständige Carpelle finden sich sodann bei den Um- 
belliferen, vielen Ranunculaceen, einigen Malvaceen etc. — Abaxiale 
Carpelle bei Oenothera, Borragineen, Ericeen und Labiaten (?). 


Zuccarini Die Entwicklung des Fruchtfleisches von Ci- 
Zrus. In: Abhandlungen der math.-phys. Klasse der k. Akad, 
der Wiss. zu München. Bd. XIX. oder Bd. IV. Abth. I. Mün- 
chen 1845.'4. — Flora 1846. p. 431. 

Während bei den Beeren das saftige Fleisch aus der Substanz 
des Fruchtknotens gebildet wird, entsteht das Fleisch bei Citrus auf 
der innern Fläche des Fruchtknotens aus dicht aneinander gedränsten 
Zellen, die zur Zeit der Befruchtung, walzenförmig sich ausdehnen 
und zuerst den Scheitel der Eier berühren, gegen den Mittelwinkel 
des Fachs vorrücken, die Saamen umschliessen und das ganze Fach 
ausfüllen. — Die Zellen bleiben unter sich frei, sind mit ungleich 
langen Stielen angeheftet und von den bekannten Säften erfüllt. 


v. Martius Ueber die gepanzerten Früchte der Palmen. 
In: Münchener 'gelehrte Anzeigen Vol.Il. 1846. p. 979— 983 
und 985—991 und 993—997. 

Die bei der Gatt. Raphia (guineische Weinpalme) zuerst beob- 
achteten fructus loricati, durch welche eine ganze Palmen-Abthei- 
lung, die der Lepidocaryinae ‚charakterisirt ist, besitzen einen von 
hornartig harten glänzenden ‘oft schön gefärbten regelmässig 'geord- 
neten Schuppen bedeckten Ueberzug (lorica Panzerhemd), deren 
Entwicklungsgeschichte, Besonderheiten und Stellungsverhältnisse nach 
der Alex. Braun’schen Methode zu erläutern der Verf. sich angelegen 
sein lässt. « 


Zur Lehre von der Befruchtung. 


S.Reissek' Deber den Bau und die Bedeutung der Su= 
menthierchen: bei -Pflinzen. In: Haidinger’s Berichten über die 
Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. 
Wien 1847. p. 70. 

In der am 22. Juni stattgehabten Sitzung der naturforschenden 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 327 


Freunde zu Wien sprach sich Dr. Reissek über die Samenthierchen 
im Allgemeinen und die der Pflanzen insbesondere aus. Er hält sie 
für Thierchen, die sich „normal- und gesetzmässig in bestimmten 
Organen der Pflanze entwickeln und leben”. Analog dieser Erschei- 
nung sei das Vorkommen von Fadenpilzen in den Wurzelzellen ge- 
wisser Mono- und Dicotylen, die ebenfalls zur Lebenseigenthümlich- 
keit der betreffenden Pflanzen gehörten. — Da die Details dieser 
Augabe In einer eigenen Schrift niedergelegt sind, von der unten die 
Rede-sein wird, sc können wir uns hier des Urtheils enthalten. 

Marius Barneoud Mem. sun le developpement de Vovule 
et de lembryon dans le Schizopetalon Walkeri. In: Annales 
des. sciences naturelles Tom. V. p. 77. c. tab. 

Diese Species der Gatt. Schizopetalon sollte nach Rob. Brown 
4 gleich lange und getrennte Cotyledonen besitzen, während ihr 
Hooker nur 2 beilegte, die schr tief getheilt wären. ‘Der Verf., mit 
der Untersuchung der von Claude Gay gesammelten Chilenischen 
Crueiferen beschäftigt, unterwarf zur Lösung der Streitfrage die aus 
Saamen erzogenen und zur Blüthe gelangten Pflanzen einer genauern 
Untersuchung und fand, dass dieser unzweifelhaften Crucifere in der 
That 4 deutlich getrennte, gleich bei der ursprünglichen Anlage er- 
kennbare Cotyledonen zukommen. 

Reissek Ueber die Befruchtung des Pflanzenkeims. In: 
Haidinger’s Berichten über die Mittheil. von Freunden d. Na- 
turwiss. in Wien 1847. p. 2. 

In der 1sten Sitzung der gedachten Gesellschaft am 27. April 
1816 erläuterte Hr. Reissek seine in den Abhandlungen der Leop.- 
Carol. Akad. Bd. XXI. I. p. 468 niedergelegten Beobachtungen über 
den physiologischen Vorgang bei der Befruchtung des Pflanzenkeims. 
Nach einer historischen Uebersicht der bisherigen Leistungen auf ge- 
nanntem Gebiete, berichtet der Verf. über seine gelungenen Versuche, 
Pollenschläuche sowohl in der Blattsubstanz, als in entzweige- 
schnittenen Knollen, künstlich zur Entwicklung, selbst sogar zur 
Zellbildung an ihrem äussersten Ende zu bringen. 

Heuri Lecocq De la Secondation naturelle et artificielle 
des vegelaux el. de Uhybridation, Varis 4845. 8vo. 

Ueber diese bereits im Jahre 1545 erschienene Schrift geben die 
Bibl. univ. de Geneve 1946.45. Septbr. und. Froriep's Neue Notizen 
Bd. 40. 1546. p.248 einige Mittheilungen, aus denen hervorgeht, dass 
es Jem Verl. vorzugsweise um die Uebertragung des Pollen zur Er- 
zeugung von Bastäarden zu thun war, — Das erst im Jahre ‚1846 in 
Deutschland bekannt gewordene Schriftchen konnte hier nicht füglich 
ungenannt bleiben, obschon Ref, dasselbe nicht zu Gesicht bekam! 

Tb, 5. Ralf, Deber die Befruchtung der britischen Veil- 
chen, WVlora 1946. p. 590. 


£ 


In der am 5. Mai stattgehabten Sitzung der Linne’schen Gesell- 


328 - Münter:; Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


schaft zu London theilte Ralf seine Beobachtungen über die Function 

der auf den gespornten Blumenblättern befindlichen Haare bei der 

Befruchtung der eigenthümlich geformten Narben in den Veilchen- 

blüthen mit. Ist die Narbe rund und der Griffel gebogen, so sind 

halsbandförmige Haare zur Ueberführung des Pollens auf die Narbe 
zugegen. 
G. Dickie Hecondation in Plants. In: The Annals of 

nat. history by Jardine, Selby etc. Tom. XVII. p. 5. No. 109. 
Nach dem Erscheinen der Amici’schen Arbeit in der Botan. Zeit. 

1847. p. 364 und der des Hrn. v. Mohl ibid. p.465 über die Befruch- 

tungsvorgänge bei den Orchideen dürfte es genügen, auf die Arbeit 

Dickie’s nur aufmerksam zu machen, indem die von demselben in 

der gedachten Abhandlung ungelösten Zweifel in den Amici- v. Mohl- 

schen Untersuchungen ihre vollständigste Lösung finden möchten. 

Guglielmo Gasparrini Zücerche sulla origine dell’ em- 
brione seminale in alcune piante fanerogame. c.1ll.tav. — 
In: Atti della 7we adunanze degli Scienziati Italiani. Tom. 1. 
p- 957. Napoli 1846. 4to. und im Giornale botanico italiano 
compilato per cura della sezione botanica dei congressi scien- 
tifiei italiani da Filippo Parlatore. Anno II. Parte I. Tom. 1. 
p- 251—298. ce. II. tabb. 

Ueber diese längere Arbeit dürfte die Mittheilung des Commis- 
sionsberichts genügen, welchen im Auftrage der H.H. Rob. Brown, 
Link, Viliani und Tornabene, der Prof. Meneshini in der am 30, 
Septbr. stattgehabten Sitzung der Botanischen Section bei der 7ten 
Versammlung der italienischen Naturforscher und Aerzte zu Neapel 
im Jahre 1845 vortrug, und in Folge dessen die mit grossem Beifall 
aufgenommene Arbeit selbst in den oben citirten Acten des Congres- 
ses abgedruckt wurde: 

1. Der eiweisshaltige Samen von Cytinus besitzt einen apicilaren 
(spitzenständigen) Embryo, weshalb diese Gattung zur Familie 
der Rafflesiaceen zu bringen ist. 

2. Es dringen eigenthümliche Schläuche von Cytinus durch die Mi- 
cropyle zum Eichen und hängen dem Embryo ‘an, ohne dass 
jedoch über deren Ursprung etwas zu ermitteln gewesen wäre. 

3. Die Apfelsinensamen (?) (arancio) sind polyembryonale. 

4. In den Feigen fehlen sehr häufig die männlichen Blüthen gänz- 
lich und, wenn gleich die zu den Blüthen führende Oeffnung 
längere Zeit verstopft wird, finden sich demungeachtet befruch- 
tete und unbefruchtete Saamen. 

Bestimmter als es die Commission auszusprechen wagt, äussert 

sich Gasparrini in einer im 

Giornale botanico italiano Anno Il. Pars I. tom. I. Firenze 1846. 

p. 1 unter dem Titel: „Cenzo sulla origine dell’ embrione se- 

minale nelle piante fünerogame” 


physiologischen Botanik während des Jahres 1816. 329 


erschienenen Arbeit, die sich übersetzt findet in den Annales des 

seiences Tom. V. p. 305. 1846. Der Verf. selbst ermittelt aus seinen 

Untersuchungen nämlich, dass: 

1. der Embryo ohne Befruchtung entstehen kann; 

2. dass der Embryo nach stattgehabter Befruchtung aus einer 
Zelle des Embryosacks (vessichetta embrionale) sich erzeugt, zu 
welcher der Pollenschlauch niemals hingedrungen ist (also gegen 
Schleiden’s Theorie!); 

3. dass der Embryo, bald nach Ankunft des Pollenschlauchs in der 
Micropyle, im Embryosacke entsteht. — Diese auch im Mu- 
saeo Vol. VII. p.46—52 unter demselben Titel abgedruckte Ar- 
beit findet sich übersetzt in Froriep’s N. Notiz. Bd. 40. p. 321. 

Giambattista Amici Sulla fecondazione delle Orchidee, 
Im: Giornale botanico italiano compilato ... da Filippo Par- 
latore Anno Il. P. I. T.1I. Firenze 1846. p. 237 — 248 con ta- 
‚vole. Nebst Estratto del processo verbale della seduta del 
16. Settembre 1846 della sezione botanica dell’ ottavo con- 
gresso scientifico italiano riguardante Ja memoria del Cav. 
Amici sulla fecondazione delle Orchidee. Ibid. p. 249— 251. — 
Uebersetzt von H. v. Mohl in dessen: Botanischer Zeitung 
1847. p. 364—370 und 381—386. 

Diese von der Commission (de Notaris, Moretti, Moris, Parla- 
tore, Meneghini) überaus günstig beurtheilte Arbeit Amici’s, welche 
derselbe am 16. Septbr. 1846 auf dem Congresse der italienischen 
Naturforscher zu Genua zum Vortrag brachte, tritt bestimmt gegen 
die Schleiden’sche Theorie der Befruchtung auf, indem deren Ver- 
fasser positiy ermittelt zu haben versichert, dass das Pollenschlauch- 
ende das schon vorhandene Embryobläschen keineswegs umstülpe, 
um in dessen Höhle zu gelangen; der Pollenschlauch lege sich 
vielmehr nur an den obern Theil des Bläschens an, bis 
er sich auflöst und verschwindet. — Der Verf. empfiehlt zur Prüfung 
dieser Thatsache Orchis Morio aber besonders auch Orchis pyrami- 
dalis. — Auf die bestätigende Arbeit v. Mohl kommen wir im näch- 
sten Jahresberichte! Hier sei nur noch der Ort für eine Mittheilung 
des Hrn. Klotzsch (Flora 1846. p.128 und Neue Jenaische Litera- 
turzeitung 1846. p. 22), welcher in der am 18. Nov. 1845 stattgehab- 
ten Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde über den 
Embryo der Orchideen sich dahin äusserte, dass dieser sich auf 
einer sehr niedern Stufe der Entwicklung zeige, indem er nur von 
einem Embryosacke und einer einfachen Saamenhaut, wie der Em- 
bryo von Pyrola und Ledum von lockern Eiweisszellen, eingeschlos- 
sen sei, 

M. Tenore Nota sulla generazione della pianta. Gior- 

nale botanico italiano, Anno Il. Parte I. Tom. I. Firenze 1846. 

p. 233— 236. 


330 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Mit Gasparrini und. Treeul, welcher Letztere die Befruchtung 
bei Nymphaea lutea ohne Pollenschlauch und nur durch Einwirkung 
der fovilla und der mueilaginösen Substanz vor sich gehen lässt, 
erklärt sich Tenore dahin, dass die stigmatisehe Feuchtigkeit und 
die fovilla zur Embryobildung für sich schon hinreichend seien, und 
es eines Pollenschlauchs dazu nicht bedürfe. 


Zur Lehre vom Saamen und Keimen, 


Münter Deber den Embryo in ‚den Samen von Nymphaea, 
Nuphar und Jambosa. Im: Amtlichen Bericht über die 24. Ver- 
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Kiel im Sep- 
tember 1846. Kiel 1847. 4to. p. 199. 

In der Aten Sitzung der Botan. Section während der Versamm- 
lung der Naturforscher zu Kiel erläuterte Ref. den Bau der Gattung 
Nymphaea und Nuphar im Allgemeinen, ‚durch Nachweisung der dif- 
ferenzirenden Momente in den Structurverhältnissen der einzelnen 
Organe und die Morphologie der Embryonen in den reifen Saamen 
insbesondere, indem er den bestandenen Zweifel über die Zahl der 
Cotyledonen dahin erledigte, dass die genannten beiden Gattungen 
durchweg 2 Cotyledonen besässen, In Betreff der Gattung Jambosa 
(Eugenia Jambos L.) berichtete Ref,, dass (die scheinbaren Saamen, 
Conglomerate von Embryonen seien, deren ein Jeder mit 2 Cotyle- 
donen, freilich der verschiedensten Form, keime. 


Griffith‘ Ueber den Bau und das Keimen der Samen 
von Careya, namentlich der C. herbacea. ‘Flora 1846. p. 392. 

Das Referat in. der Flora (l. c.) giebt ausser dem Titel nur noch 
die Notiz, dass sich ein ähnlicher Bau bei Barringtonia befände und 
die Abhandlung des Verstorbenen, durch Zeichnungen erläutert, in der 
am 20. Jan. 1846 zu Bondon stättgehabten Sitzung der Linne’schen 
Gesellschaft zum Vortrage gekommen sei. 

Edwin Lankaster Vom Keimen der Pflanzen. _Thürin- 
ger Gartenzeitung, 1845. No. 38—42. Flora 1846..p. 76. 

Diese aus den Report of the.15. meeting of british association 
at Cambridge entlehnte, am 24. Juni zum Vortrage gekommene Ar- 
beit Lankaster’s greift die bisherige Theorie des Keimens an. Der 
Verf. leitet die Absorption des Sauerstoffs der Atmosphäre, die Ent- 
wicklung der Kohlensäure und des Ammoniaks lediglich ab von. der 
Zersetzung der Stärke und des Proteins, welche sich im Eiweiss der 
Saamen finden. Zur, Unterstützung dieser Behauptung, führt er unter 
andern Gründen ‚auch. den an, dass viele Pflanzen mit hartem Eiweiss, 
wie Phytelephas macrocarpa, Phoenix dactylifera etc. keimten, ohne 
merkliche Mengen Eiweiss zu verzehren. Diesem Beweisgrunde wi- 
dersprechen indess die Hrn. Henslow und Josua Clarke, indem hier- 
über noch fernere Untersuchungen anzustellen wären. 


physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 331 


Link Ueber das Keimen von Zamia müricata. Flora 
1846. p. 432. — Neue Jenaische Literaturzeitung 1846. p. 617. 


— ‚Botan. Zeitung 1846. p. 472. 

In der am 19. Mai 1846 stattgehabten Sitzung der Gesellschaft 
naturforschender Freunde zu Berlin legte Hr. Link keimende Exem- 
plare von Zamia muricata vor, aus denen sich ergab, dass dieselben 
mit einem Blatte, statt des Stammes, aus den Cotyledonen 
keimen und dieses Verhalten einen neuen Beweis für die Zweignatur 
der vermeintlichen Cycadeenblätter liefert, In derselben Sitzung 
zeigte der Vortragende auch einen Keimling von Ribes rubrum mit 3 
Cotyledonen. 

Striekland, Daubeny, Henslow, Lindley sSirtk 
report of a committee appointed to continue their Experiments 
on the vitality of seeds. Im: Report of the sixteenth meeting 
of the british association for the advancement of science at 
Southampton 1846. London 1847. p. 20. 

Die bereits 1843 begonnenen Keimversuche wurden mit Saamen 
aus sehr verschiedenen Jahrgängen (1812—1845) zu Oxford, Hitcham 
und Chiswick fortgesetzt.. Die Resultate finden sich in den p. 21—24 


l.e. angeführten Tabellen, die eines Auszugs nicht fähig, für den 
practischen Gärtner und Oekonomen jedoch nicht ohne Interesse sind. 


Decandolle Alph. Sur la durde relative de germer dans 
les graines appartenant & diverses famille. In: Annales des 
sciences natur. Tom. VI. p. 373. 1846. - 

Der bisherige Zustand unsers Wissens über die Dauer der Keim- 
fähigkeit veranlasste den Verf. schon im Jahre 1832 jene Versuche 
anzustellen, wovon in der Physiologie botanique p.639 von Pyramus 
Decandolle die Rede ist. Im Jahre 1846 nahm der Verf. die damals 
übrig gebliebene Portion verschiedener Sämereien, um deren Keim- 
fähigkeit nach dem Verlaufe von nunmehr 15 Jahren zu prüfen. — 
Die an einem dunkeln, trocknen, dem Temperaturwechsel nicht aus- 
gesetzten Orte aufbewahrten Saamen, welche 368 Species der ver- 
schiedensten Species und Gattungen angehörten, wurden zu 20 Stück 
für jede Species ausgesäet, von Zeit zu Zeit gegossen, während sie 
im Juni einer mittlern Temperatur von 19° C., in Juli einer mittlern 
Temperatur von 18,5 C. ausgesetzt waren. — Von den 368 Saamen 
keimten nur 17 und unter diesen entwickelten sich nur 15 Pflanzen 
von 20 Dolichos unguiculatus-Saamen. Die Mehrzahl gab nur 1, 2 
oder 3 Pflanzen auf 20 Körner. Lavatera cretica jedoch 6. 


Von 10 Spec. aus der-Fam,. der Malvaceen ge 5 also 0,50 
U. "arg J +»  Leguminosen 5 "IIPON U] 
Yyıaaooıı z ja u 57) 7° „» ‚Labiaten M IdnaN 0,03 
4 10 4 yrailg® my) „» Serophulariaceen 5 0. 0,00 
„10 „ za Y »  Umbelliferen 4 040. dor 


332 Münter: Bericht über die Leistungen im Gebiete der 


Von 16 Spec. aus der Fam. der Caryophylleen keimten 0 also 0,00 
a en „»  Gramineen n 0 „do. 
SA a nk „» Cruciferen u a a 1033 

rn » Compositen = OR 5-00: 

Von 357 Saamen, von denen man die Lebensdauer der Pflanzen 
kennt, gehörten 


180 zu den, Einjährigen, von denen 9 keimten, also 5,0 p. €. 


‚28 n» » Zweijährigen, „ a’ n- » 0,0 p.C€. 
105 „ „ Ausdauernden, » ai: m 38.9.0: 
44 „ „ Holzgewächsen, 3 Aa! “ „ 6,7p.C. 
Zweijährige Gewächse conservirten ihre Keimfähigkeit demnach nicht, 
Holzgewächse dagegen im überwiegenden Grade. — Ob die Grösse 


der Saamen von Einfluss auf die Erhaltung der Keimfähigkeit war, 
liess sich nicht vollständig ermitteln, ganz kleine Saamen keimten 
indess nicht. — Verf. ermittelte schliesslich auch, dass die Eigen- 
schaft, die Keimfähigkeit längere Zeit zu bewahren, vorzugsweise 
den langsam keimenden Pflanzen eigentbümlich sei, obschon freilich 
auch die rasch keimende Balsamine zu den Pflanzen gehört, die 
nach 15 Jahren noch keimfähig sind. 


Zur Lehre vom Parasitismus und den Bastard- 
bildungen. 


Ueber den Parasitismus der Pyrolaceen, deren Embryo 
mit dem Embryo der Monoiropeen gleiche Lage besitzt, 
sprach Hr. Dr. Klotzsch in der am 18. August 1846 statt- 
gefundenen Sitzung der Gesellschaft naturforschender Freunde 
zu Berlin. Flora 1846. p. 12, — Neue Jenaische Literatur- 
zeitung 1846. p. 1037. 

Duchartre Note sur U’ Hypopitys multiflora Scop. In: 
Annales des sciences naturelles, Tom. VI. p. 29—42. 

In dieser Abhandlung, denn eine solche ist sie vielmehr als eine 
Note, sucht der Verf. den Beweis zu führen, dass die unter dem 
Namen Monotropa Hypopitys früher bekannte, jetzt Hypopitys mul- 
tiflora Scop. genannte Pflanze keineswegs zu den wahren Parasiten 
gehöre und er sich der in der Flora londinensis ausgesprochenen 
Ansicht des Hrn. Graves durchaus anschliessen müsse, indem weder 
die directe Untersuchung der Wurzeln, noch die Organisation der 
Pflanze sie zur Aufnahme in die Abtheilung der parasitischen Ge- 
wächse qualificirt mache. 

Wimmer, Zur Flora von Schlesien. Nachträge und Be- 
richtigungen. 1. Bastardbildungen. Flora 1846. p. 145. 

Nachdem der Verf. bereits im Jahrgange 1845. No.28 der Flora 
von den in Schlesien beobachteten hybriden Salices eine Notiz nie- 
dergelegt hatte, sieht sich derselbe nunmehr veranlasst, seine An- 


_ physiologischen Botanik während des Jahres 1846. 333 


sichten über den Begriff der Hybridität und die Existenz der hybri- 
den Pflanzenform im Allgemeinen vorzutragen. Die Vereinigung der 
Generationszellen zweier verschiedener Arten hält der Verf. für mög- 
lich, doch bedürfte es zur vollständigen Entscheidung der Frage noch 
des Experiments. Dem in Folge einer solchen Vereinigung entstan- 
denen Bastarde fehlt indess die Bildungsfähigkeit eines ihn selbst 
fortpflanzenden Embryos, wodurch er zur Species werden würde. 
Der Bastard bleibt daher nur Individuum. Wären Bastarde zur Em- 
bryobildung fähig, so wäre es um die Art (species) geschehen, die 
Folge würde 'ein endliches Verschwinden der Art, d. h. chaotisches 
Ineinanderfliessen der Formen sein. — Verf. vermuthet, dass die Bie- 
nen vorzugsweise die Bastardzeugungen durch Ueberträgen des Pol- 
lens herbeiführen; die Bastardzeugung selbst scheint nach dem Verf. 
indess nur wenigen Sippen eigen zu sein. z.B. Salix, Cirsium, Ver- 
bascum, Hieracium. Die Bezeichnung der Bastardformen wünscht 
der Verf. nach Schiede, welcher die Namen der Stammarten zu ver- 
binden pflegt. 

Siegfried Reissek Ueber Endophyten der Pflanzenzelle, 
eine geselzmüssige den Sumenfüden oder beweglichen Spiral- 
fasern analoge Erscheinung. Aus den Naturwissenschaftlichen 
Abhandlungen gesammelt und herausgegeben von W. Haidin- 
ger. Wien 1846. 4to. S.1—16. c. tab. 

$.1—9 dieser fleissig bearbeiteten Schrift enthalten die Beobach- 
tungen. $.10 die Resultate. $. 11—13 Reflexionen. — Wir entneh- 
men dem $. 10 Folgendes: 

In den Rindenzellen der Wurzel verschiedener Mono- und Dico- 
tylen tritt eine normale Bildung von Fadenpilzen in verschiedenen 
Entwicklungsgraden auf. Am höchsten entwickelt sind die Pilze in 
den unterirdischen Wurzeln der Orchideen, am niedrigsten in den 
Wurzeln der meisten andern Mono- und Dicotylen. — Die Pilze ent- 
stehen aus den zartesten Körnchen, welche den Cytoblasten zusam- 
mensetzen, oder Ueberreste der Cytoblastenbildung oder Anfänge 
einer solchen sind. Die Körnchen sind die Sporen des Pilzes. In- 
nerhalb der Mutterzelle erzeugt der Pilz keine Sporen. Die Pilze 
entstehen durch Urzeugung aus dem normalen Zellinhalte ete. 

Da es sich hier um die überaus wichtige Frage der Urzeugung 
handelt, für welche neue Thatsachen vorgebracht worden sind, so 
können wir nicht umhin, die Acten, als noch immer nicht spruch- 
reif, an den für die angeregte Frage sich interessirenden Ausschuss 
unter den Pflanzenphysiologen Europa’s zur nochmaligen Prüfung zu- 
rückgehen zu lassen. 


334  Münter: Bericht über (die Leistungen im Gebiete der 


Nachtrag. 


Link Zeber das Anwachsen der Theile in den Pflanzen. 
2te Abhandl. In. den: Abhandlungen der Königl. Akademie 
der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1845. Berlin 
1847. p. 393. 

Diese am 24. Juli 1845 in der Königl. Akademie der Wissenschaf- 
ten gelesene Abhandlung knüpft an 'die im Jahre 1836 vorgetragene 
erste Abhandlung an, die es sich nämlich zur Aufgabe gestellt hatte, 
das,den organischen Körpern eigenthümliche Vermögen der Trennung " 
schon gebildeter Theile durch Einschaltung neuer auch in den Pflan- 
zen nachzuweisen. Die vorliegende Abhandlung an dieser Thatsache 
festhaltend, erläutert das Anwachsen der Stämme und Aeste dicotyler 
Pflanzen in die Dicke vermittelst des Zwischenwachsens. 

Gustave Thuret Note sur les Zoospores des algues. In: 
Bulletins de l’academie royale des sciences des lettres et des 
beaux-arts de Belgique. Tom. XIll. Part, II. Bruxelles 1846. 
p: 356— 360. 

> Gustaf Silfversträhle Bestimmung der Divergenz von 
Blättern und Knospen. A. d. Schwed. v. C, F. Beilschmied, 
im: Archiv scandinavischer Beiträge zur Naturgeschichte von 
Chr. Fr. Hornschuch. Th, I. Greifswald 1845. p. 382. 

Elias Fries Das Vaterland der Gewächse. A. d. Schwed. 
von Hornschuch. Ibid. p. 319—343. 

E. Fries Deber den Einfluss der Witterung auf die Ve- 
gelation im Jahre 14844. A. d. Schwed. von Hornschuch. Ibid, 
p. 454—461. 

de Tristan Ztudes phytologiques sur la nature ‚et la .di- 
rection des puissances actives. dans la vegetation. (Cinquieme 
M&m.) Comptes rendus hebdomad. des scances de Y’academie 
des sciences. Tom. XXI. Paris 1846 p. 1109. 

Aus dem sehr kurzen Commissionsberichte der franz. Akademiker 
ersieht man nichts weiter, als dass sich der Verf. in seinem 22 Sätze 
umfassenden Memoire über die bei der Zellbildung auftretenden che- 
mischen Phänomene und deren Modificationen durch die herbeige- 
führte Lebenskraft (action vitale) geäussert zu haben scheint. 

Gasparrini Nota, sulla ‚morfologia degli Aseidü. Im: 
Giornale botanico italiano da Filippo Parlatore., Anno Il. Parte I. 
Tome. Firenze 1846. p. 320— 324. 

Giuseppe Clementi Memoria sul!’ anatomia della vani- 
zlia a foglie piane (Vanilla planifolia Andr.) Venezia 1846, 


‘physiologischen Botanik während des Jahres 1816. 335 


Namens- Verzeichniss der Schriftsteller. 


Abich 279. Göppert 309. 310. 
Amici 329. Golding Bird 233. 296. 
Arppe 249. Goldmann, J. 221. 267. 295. 
Aubergier, H. 255. Goupil 234. 
Barneoud, M. 300.323. 324..327. Griffith, W. 298, 299. 317. 330. 
Bartels, C. G. 219. Grisebach 316. 
Bell-Salter, T. 320. » Guibourt 240. 
Berthemot 252. Haidinger 211. 
Bley, L. F. 256. Hammerschmidt 213. 259. 
Bouchardat 265. 304. Harrison 230. 
Boussingault 262. Harting, P. 234. 284, 
Böttger 234. Hendess, H. 239. 
"Braconnot, M. H. 264. Henfrey, Arth. 256. 
Brunner, C. 321. = Heaslow 331. 
Buchner , A. 256. 261. Hlubek, F. X, 275. 
Bynoe 249. Bruschauer, Fr. 268. 
Chatin 264. Hunt, R. 229. 
Chevandier, E. 213. Jahn, Fr. 245. 
Clarke, B. 322. Kirschleger, Fred. 317. 
Cotterau fils 244. Klotzsch 329. 332. 
Dalton-Hooker, J. 299. +» Knop, W. 230.:232. 259.295. 
Dassen 305. 311. 313. Kosmann, C. Ph. 255. 

+ Daubeny 271. 277. 331. Krause, G. 324. 
Davy, J. 275. Kreyssig, W. A. 273. 280. 
Decandolle 331. Krocker, E. ©. F. 270. 
Decaisne, M. J. 300. Kuhlmann, Fr. 272. 
Dickie, G. 328. Kunth 321. 
Döbereiner, Fr. 257, Langlois 261. 
Doppler, Chr, 212. Lankaster 215. 330. 
Dove, H. W. 224.228. Lassaigne 239. 
Duchartre 332. Lecocq 327. 
Du M£nil 266. Lerch, J. Ud. 260. 
Durand 217. 218. 308, Lewy, B. 250. 266. 
Dutrochet 218. 307. Lindley 331. 
Duval 255. ‘Link 233. 242.299. 304.17. 24. 31.34, 
Erdmann, O. L. 232. Lucas 233. 
Fee 216. 320. Lüdersdorf 258. 295. 
Frignet d’Autry 317. Maclagan, Dougl. 244. 
Fritsch 229, Malaguti, F. 237. 
Fromberg, P. FE. 1. 267. Mansfield 230. 
Fuckel, L. 318. Marchand 270, 275. 
Fyfe 230. “ Martius 253. 
Gardner, P. 220, \ Martius v. 295. 319. 326. 
Gasparrini, Guil. 338. 334 Matteucei, Ch. 221. 


Gaudichaud 302 Maurach 256. 


36 Münter: Ber. ü. d. Leist. im Gebiete d. physiol, Botanik ete. 


Mechi, J. 230. 

Meier, L. 257. 

Mercklin, €. E. v. 314, 

Mettenius, G. 297. 314. 

Miquel 248. 

Mirbel 239. 263. 302. 

Mitscherlich, E. 268. 

Möllendorff, v. 279, 

Mohl, H. v. 211. 285. 290. 

Mulder, G. J. 235. 247. 249. 

Müller, Joh. 269. 

Münter 310. 330. 

Nägeli, C. 281. 283. 294. 308. 316. 

Nesbit 260. 

Nobert 211. 

Nolte 311. 

Nourse, Will. E. €. 318. 

Osswald, M. 252. 

Ortloff, Fr. 253. 

Payen 257. 263. 301. 302. 

Pearsell 230. 

Pelletier fils 229. 

Percy 258. 

Pereira 243. 

Petzholdt 231. 

Pleischl 223. 

Quekett, E. J. 240. 289. 

Ralf, Th. S. 327. 

Ralph, F. S. 325. 

Redtenbacher 257. 

Reinsch 256. 

Reissek, $. 215. 240. 248. 283. 
287. 293. 326. 327. 333. 

Riess, P. 215. 

Robin-Masse 263. 

Robiquet 255. 318. 

Rochleder 257. 

Röper 323. 325. 

Salm-Horstmar (Fürst zu) 276. 

Sauvanan 269. 

Schacht, H. 236. 

Schleiden, J. M. 291. 

Schlösing 254. 

Schlossberger 280. 

Schmitz, J. 295, 


Schnedermann 259. 295. 
Schomburek, Rob. 243. 
Schubart 29. 
Schultz-Schutzenstein, C, H. 292. 
Schunck, E. 258. 

Solly, Ed. 219. 
Sommerville, Mad. 218. 
Soubeiran, E. 252, 
Stenhouse, J. 251. 
Stocks, J. E. 300. 
Stevens, James 243. 
Stokes 248. 

Strickland 331. 

Sturgeon 230. 

Targioni Tozzetti, A. 264. 
Tenore 329. 
Teschemacher, J. E. 250. 275. 
Thomson, John 259. 
Thomson, Rob. 251. 
Thuret, G. 334. 
Thwaites, G. H. K. 287. 293. 
Tilley, Th. 244. 

Torr, W. 230. 

Treeul 303. 

Tristan 334. 

Unger, Fr. 292. » 
Varley 296. 

Vogel 269. 

Wackenroder, H. 238. 
Wahlberg 305. 
Weitenweber, W. R. 257. 
Wertheim, G. 213. 


‚ Westendorp 293. 


Wichura, M. 319. 321. 
Wimmer 332. L 
Woskressensky, A. 242. 
Wrightson 231, 
Wydler, H. 321. 322, 
Zanon 254. 
Zuccarini 326. 
Anonyma: 
Gluten 254. 
Milchsaftgefässe 287. 
Olibanum 251. 
Zuckerschaumerde 271. 


337 


Bericht über die Leistungen in der Herpetologie 
während des Jahres 1846. 


Von 
Dr. FE. H. Troschel. 


Bereits im Jahre 1845 erschien von v. Tschudi’s Fauna 
peruana die Herpetologie. Diese enthält zuerst eine systema- 
tische Zusammenstellung der aus Peru bekannten Reptilien, 
wie dieselbe in diesem Archiv 1845. p. 150 zuerst abgedruckt 
ist, mit Hinzufügung von 3 Arten: Hoplopodium peruvianum 
Fitz. (Hemidaetylus peruvianus Wiegm.), Lachesis rhombeata 
Pr. Max. und ÖOoeeilia albiventris Daud., wodurch die Zahl 
der sämmtlichen Arten auf 79 erhöht wird. Darauf folgt eine 
Beschreibung der neuen Arten, von denen die meisten auf 
12 colorirten Steindrucktafeln abgebildet sind. Auch über 
manche andere Arten finden sich sowohl kritische Bemerkun- 
gen als auch Angaben über den nähern Fundort und das Vor- 
kommen überhaupt. Da bereits in dem oben erwähnten Con- 
spectus in diesem Archiv Diagnosen abgedruckt sind, so sehe 
ich mich emes näheren Eingehens auf die neuen Arten über- 
loben. 

Bertholu lieferte einen Beitrag zur Herpetologie (Ueber 
verschiedene neue oder seltene Reptilien aus Neu - Granada, 
Göttingen, 1846. 4.), indem 'er eine kleine Sammlung von 
19 Gattungen mit 24 Arten, von denen 7 bisher noch unbe- 
kannt waren, beschrieb. Dieselbe stammt aus der Provinz 
Popayan in Neu-Granada, etwa 2° N. B. und 301° L. Es sind 
7 Eidechsen, von denen vier eine weitere Verbreitung haben, 
Zneu sind; 14 Schlangen, unter denen 2 neu; endlich 3 Frösche, 
unter denen 2 neu. Eine Tafel mit Abbildungen erläutert die 
neuen Arten. Dieselben sind unten näher bezeichnet. 

S5. Müller’s Betrachtungen über den Charakter der Thier- 
welt auf den Inseln des indischen Archipels beziehen sich 

Archiv f, Naturgesch, XII, Jahrg. 2. Bd, 24 


338 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


auch auf die Klasse der Reptilien. Es sind aus jenem Insel- 
reich nahe an 160 Arten bekannt, fast der sechste Theil aller 
bis jetzt bekannten Arten; die Schlangen betragen etwa die 
Hälfte. (Dies Archiv 1846. 1. p. 120). 

Sitnieklan d-thieilte'Beobachtungen des Capitains Begbie 
über die Naturgeschichte, ‚der‘ Malayischen, Halbinsel mit. Er 
fand daselbst drei Schildkröten: Cistudo amboinensis, Chelo- 
nia mydas und Ch. imbrieata; 8 Echsen und 13 Schlangen. 
(Annals of nat. hist. XVII. p. 408). 

In einem Verzeichnisse der innerhalb des Preussischen 
Regierungsbezirks Arnsberg bis jetzt beobachteten wild leben- 
den. Wirbelthiere von Suffrian (Verhandlungen des natur- 
wiss. Vereins für das Herzogthum Nassau zu Wiesbaden 1846. 
p. 126) werden, 16 Amphibien angegeben. Schildkröten kom- 
men daselbst nicht vor, auch ist Vipera berus bisher noch 
nicht aufgefunden. 

In einem Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vor- 
kommenden Wirbelthiere von Heinrich Rathke werden von 
Amphibien 1 Schildkröte, 4 Echsen, 4 Schlangen und 12 Ba- 
trachier aufgezählt, also im Ganzen 21 Amphibien. Ausserdem 
soll Salamandra maculata in der Nähe von Königsberg vor- 
kommen, jedoch hat das dortige Museum noch kein Exemplar 
davon aus jener Gegend erhalten können. (Neue Preuss. Pro- 
vinzial-Blätter Band II. Heft 1). 

Wells, fand, in der Nähe von: Liverpool folgende Am- 
phibien: Zootoca vivipara, Lacerta agilis, Natrix torquata, 
Vipera communis, Triton palustris, aquaticus, vulgaris, Rana 
temporaria, Bufo vulgaris. Ausserdem fand er eine schwarze 
Eidechse, die er für neu zu halten scheint. (Annals XVII. 
p. 449). 


Chelonii. 


Vorläufige Bemerkungen betreffend die Entwickelung der 
Schildkröten: von Heinrich Rathke, _(Müller’s Archiv 
1846. p. 333). Notice preliminaire sur le developpement: des 
cheloniens. (Annales des sciences naturelles, 3. serie. Vol. V. 
p- 161). 

Rathke beobachtete einige Eigenthümlichkeiten an Sphar- 
gis coriacea (Müller’s; Archiv 1846. p. 292). Die Luftröhre ist 


Herpetologie während des Jalıres 1846. 339 


durch eine senkrechte Scheidewand in zwei Seitenhälften ge- 
theilt. Die Speiseröhre ist sehr lang, macht zwei Krümmun- 
gen und ist innen mit Zapfen besetzt. Der Magen ist ein 
Sack, der von der hintern Krümmung der Speiseröhre um- 
fasst wird. 


Sauri. 


Gray beschrieb einige neue Arten Indischer Eidechsen, 
die er von Madras erhielt (Annals XVII. p. 429), die im Fol- 


genden angegeben sind. 

Goniodactylus indicus Gray Annals XVlll. p. 429, braun, mit 
dunkleren Flecken, Schuppen sechsseitig. 

Polychrus gutturosus Berthold ]. c. paleari laevi, non dentato, 
squamis omnibus carinatis, plurimis multicarinatis, subcollaribus 
caeteris duplo majoribus. Oben rostbraun, unten olivengrün. 2%”. 

Anolis latifrons Berthold]. c. articulo digitorum antepenultimo 
valde dilatato; squamis laevibus, imbricatis, aequalibus; plica nu- 
chali cutanea, parva, — dorsali caudalique nulla; maxillae apice 
rotundato, non prominente; scutellorum frontalium seriebus longitu- 
dinalibus A—6. Olivengrün mit schwarzen Flecken, vor der Schulter 
ein grosser schwarzer Fleck mit mehreren weissen Schüppchen, über 
der Stirn eine weissgelbe Binde. 15”. 

Neill beobachtete ein lebendes Exemplar von Phryno- 
soma Harlanii. Es frass Fliegen, doch nur lebendige, und 
nicht in Gegenwart Anderer, und springt in kleinen Sätzen, 
die seine doppelte Länge nicht erreichen (Annals of nat. hist. 
“XVII. p.99). 

Calotes viridis Gray (Annals XVII. p. 429). Nacken mit zwei 
einzelnen Stacheln über den Ohren; Hals ohne Grube vor der Schul- 
ter, aber mit dunklen Flecken hinten am Unterkiefer, Augenbrauen 
nicht gehörnt; grün. Verwandt mit C. versicolor, aber einfarbig. 

Salea Jerdonii Gray ib. Nacken- und Rückenkamm aus Jänglichen 
zusammengedrückten Schuppen gebildet, Schwanz mit einem gekiel- 
ten Kamm, Schwärzlich mit weissen Flecken, die Querbinden bil- 
den, unten weiss, 

W. M. Carpenter beschrieb in Silliman American Jour- 
nal 1846. Juli. p.89 die eigenthümlichen Schwanzmuskeln der 
Gattung Ophiosaurus, bei der der Schwanz wie bei manchen 
anderen Echsen, wie bei unserer Blindschleiche, so leicht 


zerbricht. 

Aus der Familie der Scincoiden werden von Gray (Annals 
XVII. p.430) als neu aufgestellt: Mocoa bilineata olivenfarbig mit 
zwei schwarzen Streifen. 


yY* 


340 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Riopa albopunctata hell olivenbraun, Seiten des Kopfes und der 
vordern Hälfte des Körpers schwärzlich, fein weiss gesprenkelt. 

Euprepis trilineata Schuppen mit 5 Kielen, hell olivenfarbig mit 
braunen weissgerandeten Flecken, Kopf und vordere Hälfte des Kör- 
pers mit drei hellen dunkel gerandeten Streifen. 


Serpenites. 


Calamaria Degenhardtü Berthold ].c. terrea, micans, infra 
variegata; scuto loreo nullo, praeoculari parvo; squamarum laevium 
seriebus 17; scutis abdominalibus 156, subcaudalibus 33; cauda 4. 

P. Schmidt beschreibt in den Abhandlungen des Hamburger na- 
turw. Vereins Band I. 1846. p. 166 eine neue Wasserschlange Hydro- 
phis schizopholis. Breit lanzettförmige, sich ziegelartig deckende, in 
der Mitte mit zwei in die Länge gezogenen Tuberkeln versehene 
Rückenschuppen. Zwei Längsreihen glatter Bauchschuppen, die zu 
einer Sutur zusammentreten, und an der Spitze mit einer Einkerbung 
versehen sind. Am Halse treten diese neben einander liegenden 
Schuppen auf die Länge von 4 Centim. zu einer einzigen Kerbschuppe 
zusammen. Kaästanienbraune Grundfärbung, über welche schwarz- 
braune Halbbinden von oben nach unten und alternirend von unten 
nach oben laufen; ringförmige, den Schwanz umgebende Binden. 
Chinesisches Meer. 

Eine neue Gattung von Schlangen aus der Hydrenfamilie 
stellte Gray Annals XVIll. p. 284 auf und bildet Kopf und 
Schwanz in J. Beete Jukes Narrative of the surveying voyage 
of H. M. S. Fly commanded by Capt. Blackwood p. 332 ab. 

Diese Gattung Hypothrophis bildet den Uebergang von Aipy- 
surus zu Hydrus. Der Kopf ist niedrig, breit, vorn abgerundet. 
Kopfschilder zahlreich, ungleich, glatt, Perietalschild gross, 3 obere 
Augenschilder, Nasenschilder oberhalb, gross; ein vorderes und drei 
hintere Augenschilder; die Nasenlöcher halbmondförmig, in der Mitte 
der Nasenplatten. Bauch zusammengedrückt, scharf gekielt, Schwanz 
auch oben gekielt. Die einzige Art H. Jukesil ist von Darnley Island. 

Trigonocephalus Schlegelii Berthold]. c. alliaceus, supra brun- 
neo-maculatus, infra flavo-virens, in utroque latere serie macularum 
argillacearum; capite supra squamoso; superciliis granuloso - aculea- 
tis; squamarum ‚carinatarum seriebus 21, scutis 150, scutellis 50, 


cauda 4. 
” 


Batrachii. 


In den Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissen- 
schaften, herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Ver- 
ein in Hamburg. Band 1. 1846, findet sich ein längerer Auf- 
satz: Die Entwickelung des Froschembryo’s; insbesondere des 


x 


Herpetologie während des Jahres 1846. 341 


Muskel- und Genitalsystems. Ein neuer Beitrag zur Lehre 
der Epigenese von Dr. Steinheim. Dazu gehören zwei 
Steindruck-Tafeln. 


F. H. Bidder Vergleichend-anatomische und histiologi- 
sche Untersuchungen über die männlichen Geschlechts- und 
Harnwerkzeuge der nackten Amphibien. ‘Mit drei lithogra- 
phirten Tafeln. Dorpat 1846, 4. Nach einer geschichtlichen 
Uebersicht der bisherigen Untersuchungen, sind die neuen Be- 
obachtungen über die Harn- und Samenausführungsgänge an 
Rana, Bufo, Triton, Salamandra, Menopoma, Siredon und 
Proteus mitgetheilt, und durch Abbildungen erläutert. Die 
dritte Abtheilung beschäftigt sich mit den Untersuchungen über 
die Textur der Niere überhaupt und der Triton- Niere insbe- 
sondere. Die vierte Abtheilung enthält Bemerkungen zur Ge- 
nesis der männlichen Geschlechts- und Harnwerkzeuge. 


‚“*" Steenstrup behauptet, es seien unter Rana temporaria L. zwei 
Arten verwechselt. (Amtlicher Bericht über die 24 Vers. der Naturf. 
in Kiel 1846. p. 131). Rana oxyrhinus hat einen kegelförmig zuge- 
spitzten Kopf mit spitziger über den Unterkiefer hervorragender 
Schnauze, Der Höcker an der Wurzel der äussersten Zehe von einem 
bedeutenden Knochen unterstützt, sehr zusammengedrückt, gross, 
knorpelhart, % dieser äussersten Zehe ausmachend. Die Schwimm- 
haut reicht beim Männchen bis an das zweite äusserste Glied der 
längsten Zehe; beim Weibchen dagegen stehen die drei äussersten 
Glieder aus der Schwimmhaut frei hervor. Die Stirnbeire sind ge- 
wölbt, sehr schmal. — R. platyrhinus hat den Kopf breit, gerundet, 
oben sehr flach, mit stumpfer, sehr wenig vorragender Schnauze. 
Der Höcker an der Wurzel der kleinsten Zehe länglich rund, von 
einem sehr unbedeutenden Knochen unterstützt, weich, % der äus- 
sersten Zehe ausmachend. Die Schwimmhaut bei beiden Geschlech- 
tern bis an das zweite äusserste Glied der längsten Zehe reichend. 
Stirnbeine flach, bisweilen ausgehöhlt, sehr breit. — Verf. fügt die 
Bemerkung hinzu, die Männchen mehrerer Amphibienarten, nament- 
lich Rana oxyrhinus, Triton eristatus und punctatus, überwintern 
nur im Wasser, und seien überhaupt mehr Wasserthiere, als die 
Weibchen, die sich auf der Erde verkriechen, so dass also die letz- 
teren eine vom Larvenzustande weit mehr entfernte Stufe erreichten. 

Phyllobates melanorrhinus Berthold ].c. pollice digitis lon- 
giore; linguae margine posteriore libero integro; verruca subtarsali 
nulla; supra luridus, infra nigricans, naso atro. 18 Linien ohne die 
Beine. 

Dendrobates histrionicus Berthold ]. c. digito primo secundo 
paulo breviore; lenticulis digitorum tympano multo minoribus; dorso 


34% Troschel: Bericht über die Leist. in der Herpetologie etc. 


glaberrimo, utrinque plica longitudinali parva. Oberhalb schwarz, 
mit einem oder zwei rothen ovalen Flecken, unterhalb roth. 

Steenstrup unterscheidet von Bufo vulgaris eine neue Art B. 
commutatus wegen der gewölbten Stirn, die Stirnbeine dreimal so 
lang wie breit; wogegen bei B. vulgaris die Stirnbeine kaum doppelt 
so lang wie breit sind. (Amtlicher Bericht über die 24 Vers. d. Na- 
turforscher in Kiel. 1846. p. 134. 

Bufo eruciger P. Schmidt Abhandl. des Hamburger naturwiss. 
Vereins. Band ]. p. 169. Die Gestalt ist schlanker als bei den mei- 
sten Kröten. Der erste und dritte Finger ist grösser als der zweite 
und vierte; an den Zehen befindet sich eine Andeutung von Schwimm- 
häuten, unter ihnen ist die vierte Zehe bedeutend hervortretend, 
Das Tympanum gross und deutlich. Ovale in die Länge gezogene 
Parotiden, welche oberhalb das Tympanum beginnend bis zur Schul- 
ter herabsteigen. Glatter Rücken, einzelne grössere Tuberkel an den 
Weichen und Extremitäten. Die untere Seite des Körpers mit gleich- 
mässig kleinen Tuberkeln besäet. Prächtig carminrothe Färbung mit 
einem gelben Rückenstreifen, der in der Mitte ein Kreuz darstellt; 
gelbe Bänder an den Extremitäten. Cap. ” 

Heinrich Freyer giebt in diesem Archiv 1846. I. p. 289. Taf. l*. 
Fig. A. eine Abbildung einer neuen Art von Hypochthon (Proteus), 
der jedoch noch kein Name beigelegt ist. Er fügt die Bemerkung 
hinzu, dass die ausgewachsenen Thiere dieser Gattung noch nicht 
bekannt sein möchten, weshalb man die Fortpflanzungsweise noch 
nicht kenne. Möchte es ihm gelingen, sie aufzuklären, 


343 


Bericht über die Leistungen in der Ichihyologie 
während des Jahres 1846. 


Von 
Dr. F. H. Troschel. 


Das Jahr 1846 brachte uns von Cuvier und Valen- 
ciennes Histoire naturelle des poissons zwei Bände. Der 
48te Band enthält den Schluss der Karpfenfamilie mit Ein- 
schluss der Cyprinodonten und den Anfang der Hechte; den 
Beschluss macht ein Supplement, in welchem die Gattungen 
Trichomycteres Val. und Eremophilus Humb., die zu den 
Welsen gehören, abgehandelt werden. Im 19ten Bande findet 
sich dann die Fortsetzung der Hechtfamilie und einige Fami- 
lien der Weichflosser, die zwischen den Hechten und Härin- 
gen stehen. Einige nähere Angaben sollen unten am entspre- 
chenden Orte folgen. Dem baldigen Erscheinen der folgenden 
Bände sieht gewiss jeder Ichthyologe mit Sehnsucht entgegen; 
besonders der, welcher vielfach in den Fall kommt Fische zu 
bestimmen, muss ein Buch, in welchem die bekannten Arten 
vollständig zusammengestellt sind, wie in dem vorliegenden, 
freudig begrüssen. 


J. Müller machte in diesem Archiv 1846. I. p. 190 fer- 
nere Bemerkungen über den Bau der Ganoiden bekannt. Der 
ausführlichen Abhandlung desselben Verf. über die Gänoiden 
in den Schriften der Academie der Wissenschaften zu Berlin 
vom Jahre 1846, in der alle die in einzelnen Abhandlungen 
publieirten Thatsachen zusammengestellt sind, ist schon im 
vorjährigen Bericht Erwähnung gethan. Die daselbst nieder- 
gelegten Beobachtungen sind so reichhaltig, dass sie einen 
Auszug nicht zulassen, und muss daher auf dieses für die 
Ichthyologie so äusserst wichtige Werk selbst verwiesen 
werden, 


341 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


In einer kleinen Schrift: Bemerkungen über das Verhält- 
niss der Ganoiden zu den Olupeiden, insbesondere zu Buti- 
rinus von Stannius,' Rostock 1846, macht der Verf. Einwen- 
dungen dagegen, dass die Ganoiden durch eine sichere'Grenze 
von den Knochenfischen getrennt seien, und er findet nament- 
lich in der Gattung Butirinus, über die manche anatomische 
Notizen beigebracht sind, eine Uebergangsform zwischen den 
Clupeiden und Ganoiden. Dieser Uebergang zeigt sich be- 
sonders in dem Vorhandensein von 4 Klappen in zwei Reihen, 
welche in einer kurzen muskulösen Verlängerung des Ventri- 
kels, die in die Höhle des Bulbus wenig aber frei hinein- 
ragt, befestigt sind, und ferner in dem Rudiment einer Spi- 
ralklappe. Verf. sieht jedoch selbst die in Rede stehende Gat- 
tung nicht als einen wirklichen Ganoiden an; er will nur an- 
deuten, dass die Grenzen zwischen den Ordnungen nicht allzu 
schroff seien. 


Catalogo metodico dei pesci europei di Carlo L. prin- 
eipe Bonaparte, (Atti della settima adunanza degli scien- 
ziati italiani tenuta in Napoli dal 20 di settembre a 5 di otto- 
bre del 1845. Parte secunda Napoli 1846. 4.). Es werden 
hier 848 Fische in 275 Gattungen aufgezählt, mit Angabe, der 
Synonyme. 

Suffrian machte ‚in. den Verh. des naturw. Vereins für 
das Herzogthum 'Nassau zu Wiesbaden 1846. p. 126 ein Ver- 
zeichniss der innerhalb des Preussischen. Regierungsbezirks 
Arnsberg bis jetzt ‚beobachteten Wirbelthiere bekannt. Der 
Verf. sagt am Schluss, dass von den 18 Arten Fischen nur 
16 als eigentliche Bewohner des Regierungsbezirks angesehen 
werden können, indem Salmo trutta nur zur Laichzeit in 
Ruhr und Sieg tritt, und Acerina cernua nur selten in den- 
selben Flüssen gefunden wird, wohin dieser Fisch aus dem 
Rheine, kommt. Die Armuth der Fischfauna erklärt sich durch 
den Mangel grösserer Flüsse und Seen. Salmo salar -ist als 
verloren zu betrachten, früher ging er öfters in die Sieg hin- 
ein, wovon er jetzt durch die in der untern Sieg angelegten 
Lachsfänge abgehalten wird. C.,carpio, brama und auratus 
werden nur künstlich erzogen und gehegt, und sind daher 
nicht mit aufgezählt, 


Ichthyologie während des Jalıres 1846. 345 


Nach Rathke’s -Verzeichniss der in Ost- und West- 
preussen vorkommenden Wirbelthiere (Neue Preussische Pro- 
vinzial-Blätter Band 11. Heft 4) sind aus der Klasse der Fische 
76 Arten angegeben. Ob ausserdem Cyprinus Aphya, Gadus 
minutus, Gadus Pollachius, Cottus quadrieornis,  Acerina 
Sehraitzer, Acipenser Ruthenus, Squalus pristis in diesen 
Provinzen vorkommen, wie es von verschiedenen Schriftstel- 
lern angegeben worden ist, hat der Verf, nicht mit Sicherheit 
entscheiden können, weil von ihnen dem Museum zu Königs- 
berg keine Exemplare zugegangen sind. 


Von Thompson werden folgende Fische als neu für die 
Fauna von Irland angegeben: Cantharus lineatus Mont. (griseus 
Cuv. Val.), Xiphias gladius, Echeneis remora, Amphioxus lan- 
ceolatus, Motella glauca (Annals XVII. p. 313). 


Sassi gab eine Aufzählung der Fische, welche in dem 
Meere von Genua vorkommen (De’ pesci del mare di Genova, 
estratto dalla Descrizione di Genova e del Genovesato. 1846, 
T. I. p. 111. Nuovi annali delle scienze naturali. Serie II. 
Tomo VI. Bologna 1846. p. 386). Das Verzeichniss enthält 
212 Arten, unter denen zwei als neu beschrieben werden. 
S. unten. 


Von der „Zoology of the Voyage of H.M.S. Erebus and 
Terror, under the Command of Captain Sir James Clark Ross 
during the Years 1839 to 1843 edited by John Richardson 
and John Edward Gray erschienen bereits 4 Liefer,, welche 
Fische, von Richardson bearbeitet, enthalten: die 2. Lief. 
von 1844, die 5. und 7. Lief. von 1845 und die 12. Lief, 
von 1846. In ihnen sind einige neue Gattungen und eine 
ziemliche Anzahl neuer Arten enthalten, welche unten ange- 
geben sind. 


Die Ichthyologie in v. Tschudi’s Fauna peruana, welche 
schon im Jahre 1845 erschienen, im vorigen Bericht aber 
noch nicht benutzt worden ist, enthält die Beschreibungen 
von 48 neuen Arten, von denen sechs auf ebenso vielen Stein- 
drucktafeln abgebildet sind. Wir müssen es mit dem Verf, 
bedauern, dass seine reiche Fischsammlung grösstentheils zu 
Grunde gegangen ist, bevor sie in Europa angekommen. Darin 
liegt der Grund, weshalb sich, der. Verf. auf die Aufstelluug 


346 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 
der neuen Arten, die zum Theil durch einen andern Reisen- 
den in Peru gesammelt wurden, beschränkt hat. 

Von v. Siebold’s Fauna japonica sind die Lief. 10—14, 
bearbeitet von Temminck und Schlegel, während des Jah- 
res 1846 erschienen. Sie enthalten im Text die Gattungen 
Scarus und Calliodon als den’ Schluss der Labroiden und die 
Familien der Pleuronecten, Cyprinoiden vereinigt mit den C'y- 
prinodonten, Siluroiden, Salmonoiden (Saurus und Aulopus, 
die in J. Müller’s Familie Scopelini gehören, so dass in dor- 
tigen Gewässern keine echten Salmonoiden vorkommen), Clu- 
peoiden, Belone, Hemiramphus und Exocoetus, die noch die 
Familie Esoces bilden, und den Anfang der Gadoiden. Somit 
ist denn wohl eine baldige Vollendung des Werkes zu hoffen. 

Von Fischen fand Begbie an der Malayischen Halbinsel: 
Pristis eirratus, einige Sclerodermen, die von den Eingebor- 
nen gegessen werden, Clupea chinensis, Pleuronectes bilinea- 
tus, Polynemus paradiseus und andere. (Annals of nat. hist. 
XVII. p. 409). - 

Agassiz zeigte der Gesellschaft (Bulletin de la soc. des 
sc. nat. de Neufchatel. Tome I, p. 147) an, dass er gefunden 
habe, das Gehirn habe constante Charaktere in allen Familien, 
und es werde sich vielleicht als die Basis der Classification 
benutzen lassen. Weitere Untersuchungen beabsichtigte der- 
selbe, vielleicht sind sie durch seinen Aufenthalt in Amerika 
nicht ganz aufgegeben. 

Davy theilte der Londoner zoologischen Gesellschaft die 
Maasse der Blutkügelchen einiger Fische mit (Proc. zool. soc. 
März 1846). 

Brockmann schrieb unter Stannius’ Leitung eine Inau- 
guraldissertation de pancrate piscium. Rostock 1846. 4, Nach 
einer ausführlichen historischen Einleitung wird als Resultat 
seiner Untersuchungen angegeben, dass bei vielen Fischen 
neben den Appendices pyloricae ein Pancreas vorhanden sei, 
was man bisher nur von wenigen wusste. Von Fischen, 
welche neben vielen oder doch stark entwickelten Appendices 
pyloricae ein Pancreas besitzen, sind Salmo salar, Clupea 
harengus, Gadus callarias, Cottus scorpius und Perca fluvia- 
tilis angegeben; als solche, die ein Pancreas bei rudimentären 
Appendices pyloricae haben, werden Pleuronectes platessa und 


x 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 3A7 


maximus genannt; Belone longirostris und Cyprinus brama 
entbehren der Appendices pyloricae,, sind aber mit einem Pan- 
creas versehen. Es wird die Vermuthung ausgesprochen, dass 
allen Fischen ein Pancreas zukomme. Auf einer Tafel sind 
diese Organe von Salmo salar und Pleuronectes platessa ab- 
gebildet. 

Zwei Beobachtungen von Martins zeigen, dass die Fische 
des Nordens eine wenig von der des umgebenden Wassers 
abweichende Temperatur haben. Eine Trigla hirundo, welche 
auf 53° 48’ nördl. Breite und 1° 2’ östlicher Länge gefangen 
war, zeigte 12,75° Wärme, während das Wasser eine Tem- 
peratur von 12,1° besass. Ein Gadus aeglefinus, gefangen auf 
77° 21’ nördl. Breite und 9° 15’ westl, Länge, hatte eine Tem- 
peratur von 3,15° in der Bauchhöhle, während das Wasser 
in der Tiefe seines Aufenthaltes 3,5° warm war. Diese Beob- 
achtung zeigt zugleich, dass die Fische bei einer so niedrigen 
Temperatur doch eine grosse Lebendigkeit haben können. In 
den Kiemen schwankte das Thermometer von 3,39° bis 4,48°, 
(Annales des sc. nat. 3e serie. Vol. V. p. 190). 


Dipnoi. 


Lepidosiren paradoxa. Monographie von J.Hyrtl, welche 
im vorigen Bericht zwar angezeigt, mir jedoch noch nicht aus 
eigener Ansicht bekannt war, befindet sich in den Abhandlun- 
gen der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, 
Fünfte Folge. Band 3, Prag 1845. 4, p. 605. Diese Abhand- 
Jung behandelt die Anatomie dieses interessanten Thiers, und 
ist nach einem vollständigen Exemplare gearbeitet, so dass sie 
manche Vervollständigung und Ergänzung der bekannten Ar- 
beit von Bischoff giebt. In Beziehung auf die systematische 
Stellung kommt Verf. zu dem jetzt fast allgemein angenom- 
menen Resultat, dass das Thier zu den Fischen gehöre, und 
er stimmt J. Müller’s damaliger Ansicht bei, dass es eine 
eigene Familie der Weichflosser bilden müsse. Der Aufsatz 
ist von 5 Tafeln begleitet, 

Auguste de Saint-Hilaire glaubt, dass der Minhocao, 
von dem die Bewohner der Brasilianischen Provinz Goyaz 
erzählen, dass er im See Padre Aranda Pferde und Hornthiere 
in den Grund zöge, eine grosse Art von Lepidosiren sei. 


348 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Dass es kein eleetrischer Aal sei, geht ihm daraus hervor, 
dass diese Thiere «den Bewohnern unter anderem Namen be- 
kannt sind. Er fordert Reisende auf, dem Thiere weiter nach- 
zuforschen. (Comptes rendus 1846. II. p. 1145). 


Teleostei. 
Acanthopteri. 


Percoidei. Cerna (Serranus) macrogenis Sassil.c. D, 11. 16; 
A. 3. 11. Operculum trieuspidatum. Longitudo 7 vices crassitiem, 
et quatuor vices altitudinem evincens. Caput anterius fere per recti- 
lineam attenuatum. Maxilla inferior superiorem excedens dimidia 
parte longitudinis propriae. 

Uranoscopus macropygus Richardson Erebus et Terror 7. 
D. 30; A.37 von Port Jackson. 

Bovichthys variegatus ib. D. S—18; A. 13. 

Datnia caudavittata ib. 5. D. 13. 9; A. 3.8 Harvey River. — 
D. ambigua D. 10.11; A. 3.9. Australien. — D. porosa Australien. 

Plectropoma pietum Tschudi l.c. silberweiss mit unregelmäs- 
sigen rosenrothen Zeichnungen D. 11.17; A.3.9. — P. macrophthal- 
mos ib. blaugrau, Kopf dunkler. D.10. 10; A.3.9. Beide in Peru, 


Gataphracti. Richardson stellte im Erebus und Terror als 
neue Arten dieser Familie auf: 

Trigla pleuracanthica. 

Scorpaena bynoensis. 

Agriopus leucopoecilus D. 17.13, A. 9. 

Coste schildert (Comptes rendus 1846. 1. p. 814) die 
Art, wie die Stichlinge (Gasterosteus) ihr Nest bauen, und 
für ihre Eier sorgen. Er beobachtete diese Vorgänge in run- 
den Becken von 2 Metres Durchmesser und etwa 33 Centi- 
metres Tiefe. Ein Männchen baut ein Nest aus Grashalmen 
und andern Körpern, die er mit seinem Schleim, während er 
mit seinem Bauch darauf kriecht, zusammenleimt. Zuerst wird 
der Grund, dann die Seiten, zuletzt die Deck& angefertigt. 
Ein Loch bleibt als Eingang. Nach Vollendung desselben lockt 
er ein Weibchen an, welches mit ihm liebkost, und zeigt ihm 
den Weg ins Nest. Wenn das Weibchen innerhalb während 
2 bis 3 Minuten die Eier gelegt hat, bohrt es sich an der 
andern Seite durch das Nest hindurch, so dass nun 2 Oefl- 
nungen vorhanden sind. Hierauf bewegt das Männchen auch 
andere 'Weibehen, und auch dieselben zu wiederholten Malen, 
während einiger Tage, ihre Eier in dasselbe Nest zu legen, 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 349 


und jedesmal geht er nach dem Weibchen ins Ne, um den 
Laich zu befruchten. So wird eine grosse Menge von Eiern 
in einem Nest angehäuft, deren Bewachung und Vertheidigung 
das Männchen allein während eines ganzen Monats übernimmt, 
wobei es besonders gegen die Weibehen zu kämpfen hat, die 
ein Gelüste haben, die Eier zu verzehren. Zugleich sorgt 
das Männchen dafür, dass stets frisches Wasser zu dem Laich 
ströme. Wenn die Jungen ausgeschlüpft sind, beschützt es 
sie noch so lange, bis sie sich selbstständig erhalten können, 
— Die Commission der Academie bestätigt ib. II. p.333 diese 
Beobachtungen. — Lecog macht (ib. p. 1084) Prioritätsan- 
sprüche, indem er diese Beobachtung am 2. August 1844 
veröffentlicht habe (wo, ist nicht angegeben). — Dagegen’ er- 
klärt Coste (ib. p. 1116) er glaube dem Verf, gerecht gewor- 
den zu sein, indem er seine ganze Notiz in seinen Aufsatz 
aufgenommen habe. 


Sciaenoidei. Corvina deliciosa Tschudil.c. oben dunkel blau- 
grau, unten weiss. D. 10—1.20; A.2.10. Sehr wohlschmeckend. — 
C. minor ib. Silberweiss, oben dunkler. D.13. 20; A. 2.11. Peru. 

Otolithus peruanus Tsch. l.c. D.8.22; A.15. Peru. 

Eleginus Talklandicus Richardson Erebus von den Falkland- 
Inseln. 

Haemulon modestum Tsch. ]. c. D. 13.16; A. 3.13. Peru, 

Pristipoma scapulare Tsch. ]. c. unter der Brustflosse ein 
schwarzer Fleck. D 12-1. 17; A. 3.13. Huacho. 

Cheilotrema Tschudi nov. gen. ].c. Labium superius por- 
reetile, 8 poris in seriebus duabus (5.3). Maxilla inferior poris 5. 
Opereulum dentatum. Praeoperculum spinis duabus. Nur eine Art 
Ch. fasciatum Tsch. D. 10—1. 22; A. 2.9. Grau mit undeutlichen Quer- 
binden. Peru. Der Fisch ist abgebildet. 

Cheilodactylus einctus T sch. 1. ec. D.16—1.29; A.3. 11. 'Blau- 
grau mit sieben dunkelbraunen Längsbinden. 4’ 9". Peru. 


Sparoidei- Crenidens trigliphus Richardson Erebus mit drei- 
spitzigen Zähnen von Port Jackson. 


- Maenidei. Richardson stellte im Erebus ct. eine neue Gattung 
Emmelichthys mit folgenden Charakteren auf: Os terminale, recte 
antrorsum protractile omnino edentatum. Dentes pharyngei setaceı. 
Maxillae dense squamosae, intermaxillaria labiaque nuda. Praeor- 
bitale disco nudo inaequali, semiovali, margine inferiori concavo 
vix erenulato. Praeopereulum parabolicum margine gracillimo- te- 
nuiter sulcato vix crenulato, Suboperculum margine arcto, submem- 
branaceo tenuissime costato, hine eiliato-dentato. Operculum emar- 


350 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


ginatum, angulis planis acutis. Scapula squamiformis eroso-dentata, 
squamis parvis tecta. Apertura branchialis ampla infra ante medios 
oculos fissa. Radii branchiostegi septem. Pinnae ventrales sub an- 
tica parte pinnae pectoris affıxae. Pinna dorsi longa aeque ac pinna 
ani in sulco squamoso movens; pars ejus spinosa esquamosa; in 
parte. altera et in pinna anitheca squamosa fere ad apices posterio- 
res attenuatos excurrit. Pinnae omnes aliae usque ad medias squa- 
mosae. Anus pone medium piscem,. Squamae ctenoideae, mediocres, 
caput undique praeter discum praeorbitalis, labia, partes membra- 
naceas oris et membranam branchiostegam tegentes. Squamae genae 
temporum operceulorumgue ordine quodam peculiari, circulari con- 
cinniter instructae. 

Squamipennes. Scatophagus multifasciatus Richards. Erebus. 
12. Lief. D. 11—1. 16; A. 4. 16. 

Pimelepterus laevifrons Tsch. l.c. D. 13,18; A. 3. 12 mit unbe- 
schuppter Stirn. Braungrau. 9”. Huacho. 


Labyrinthici. Die bereits in den Berichten der Academie 
zu Berlin 1844 aufgestellte neue Gattung von Quellimane Ote- 
nopoma multispinis Peters (vergl. dies Archiv 1845. II. p. 195) 
ist in Müller’s Archiv 1846. p. 480 abgebildet und ausführ- 
licher beschrieben. 


Mugiloidei. Mugil! Rammelsbergii Tsch. ].c. oben BFUNnURKEND, 
unten silberweiss. 12”. Insel San Lorenzo. 

Scomberoidei. Caranx peruanus Tsch. ]. c. D. 9—1.28; A.2. 28 
oben und unten mit einer falschen Flosse. 

Zeus australis Richardson Erebus 7. von Vandiemensland, ist 
sehr nahe verwandt mit Z. faber. 

Notacanthini. Notacanthus sexspinis Richards. ib. 12. D.6.1; 
A, 14. 

Gobioidei. Drei neue Gobius beschreibt Richardson im Ere- 
bus 2. Lief. @. bynoensis von Westaustralien, @. lentiginosus von 
Neuseeland, @. interstinctus von der Nordwestküste Australiens. 

Eleotris mogurnda Richards. ib. D. 8—1. 14; A.1. 4. 

Eine neue Gattung Notothenia wird von Richardson ebenda 
aufgestellt: Forma Eleotridibus nec non Trachinis vel Pereibus quo- 
dammodo similis. Corpus e capite tumido ventreque prominulo in 
caudam compressam sensim macrescens. Os modicum terminale. 
Labia tumida, reflexa. Intermaxillaria ossa parum protractilia. Ma- 
xilla sub os praeorbitale recedens, apice tamen latiori ultro extenso 
hine ad angulum oris patefacto. Squamae satis magnae. Linea late- 
ralis ante finem pinnae dorsi secundae diffracta, infra resumta deni- 
que ad basin pinnae caudae desinens, Praeoperculum porosum, in- 
erme, acie semicirculari libera. Os operculare prope angulum ejus 
superum emarginatum, nee tamen in pisce recenti angulos acutos 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 351 


ostendens. Membrana branchiostega radiis sex sustentata, aperturam 
satis magnam operiens. Dentes mandibularum breyes, acerosi, in- 
aequales, stipati. Palatum linguaque laeves. Pinnae ventrales jugu- 
lares, pectorales magnae rotundatae, pinna dorsi prior radiis paucis 
flexilibus sustentata, dorsi secunda priori approximata, pinnaque ani 
longae aequales. Coeca pylorica eireiter 5. Vesica pneumatica 
nulla. Cranium convexum Jaeve. Dahin folgende Arten: N. corü- 
ceps D.5— 34; A. 27, cyanobrancha D. A—36; A. 32, purpuriceps 
D.4—-35; A.31 von Kerguelensland; N. cornucola D.5—32; A.27 von 
Cap Horn; N. phocae D. 4—25; A. 30 vom südlichen Eismeer; N. 
magellanica (Gadus magellanieus Forster); N. Rossü; N. virgata 
D.5—32; A. 29; marginata D. 6—33; A. 32; sima D.6—28; A.28 
von den Falklands-Inseln. 

Callionymus calauropomus Richards. Erebus. D.4-8; A.7. 

Eine neue Gattung Harpagifer stellte ferner Richardson 
Erebus Lief. 2. zwischen Callionymus und Platypterus auf. Caput 
horizontale, supra planum, triangulare. Corpus in caudam maxime 
compressam sensim e humero attenuatum. Squamae nullae. Linea 
lateralis antice trans nucham cum pari suo conjugata ramulumque 
ad orbitam utramque emittens in summo dorso cursum tenens et ad 
medium basis pinnae dorsi secundae desinens. Os parvum terminale. 
Dentes mandibularum minuti, subulati, subincurvi, stipati. Palatum 
et lingua laeves. Oculi modici, laterales. Ossa suborbitalia. Praeo- 
perculum inerme, ellipticum. Interoperculum gracile, spatulaeforme, 
praeoperculo occultum. Operculum spinam hamiferum sursum ex- 
trudens. Subopereulum spinam rectam aeque insignem emittens. 
Apertura branchiarum satis magna nec tamen sub gula extensa. Mem- 
brana. branchiostega radiis sex sustentata. Pinnae dorsales duae, 
quarum prior radiis paucis flexibilibus sustentata.‘ Pinnae ventrales 
Eleotridum, Vesica pneumatica nulla. Coeca pylorica tria. Dahin 
H. bispinis (Batrachus bispinis Bl. S. Callionymus bispinis Forster) 
und eine neue Art /. palliolatus von den Falklands-Inseln. 

Unter dem Namen Pagetodes giebt Richardson ib. die Zeich- 
nung eines Fisches, der merkwürdig. genug aussieht. Er war 77° 
südlicher Breite, und 178;° Länge gefangen, aber während des Zeich- 
nens von einer Katze aufgefressen, 

Brisout de Barneville theilt (Rev. zoo]. 1846. p. 143) die 
Gattung Gobiesox Lacep. in drei Gattungen. Die erste Tomicodon 
ist identisch mit Sicyases Müll. Trosch. dies Archiv. 1843. 1. p.298 
und die Art T. chilensis ist offenbar unser Sicyases sanguineus, Go- 
biesox poecilophthalmus Jenyns wird als zweite Art hierher gezogen. 
— Die zweite Gattung Sicyogaster unterscheidet sich dadurch 
von der vorigen, dass nur im Unterkiefer schneidende Zähne vor- 
handen sind, die übrigen Zähne sind kegelförmig. DahinGobiesox 
marmoratus Jenyns. — Die dritte Gattung ist Gobiesox, in der Cy- 
elopterus nudus Linn., mit Oyel. dentex Pallas für identisch gehalten, 


352 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


belassen und neben Gobiesox cephalus Lac. (Lepadogaster testar Bl.; 
Gobiesox tudes Richards.) gestellt ist. Die verschiedene Zahl der 
Kiemen, wonach wir a. a. O. aus Cycl. nudus die Gattung Cotylis 
gebildet haben, ist nicht beachtet worden. 

In derselben Zeitschrift p.209 trennt derselbe Verf. auch G, 
nudus als besondere Gattung ab, die er Chorisochismus nennt, 
weil sie zwei grosse getrennte Kiemenspalten hat, während bei Go- 
biesox die beiden Kiemenspalten in eine vereinigt sind. Der Name 
muss natürlich dem älteren Cotylis weichen. 

Ebenda p.214 wird vom Verf. noch eine Gattung derselben Fa- 
milie unterschieden, die er Trachelochismus nennt, und wohin 
Cyel. pinnulatus Forster gehört. Bei dieser Gattung und bei Lepa- 
dogaster finden sich zwei Bauchscheiben, wodurch sie sich von allen 
vorhergehenden Gattungen unterscheiden, bei denen nur eine seitlich 
eingeschnittene Bauchscheibe vorhanden ist. Bei Trachelochismus 
sind wieder die Kiemenspalten beider Seiten vereinigt, während sie 
bei Lepadogaster, deren Arten mit ihrer Synonymie ib. p. 278 gege- 
ben sind, getrennt sind. Die vielen Arten der verschiedenen Schrift- 
steller von Lepadogaster werden auf vier zurückgeführt: L. Gouani 
Lae., Candollii Risso‘, bimaculatus Flem. und piger Nardo. 

Lepadoguster puniceus Richards. Erebus D.10; A,4 von Neu- 
seeland, 


Pediculati. Eine neue Gattung von Armflossern stellte Lowe 
auf (Annals XVIN. p.416): Chaunax. Corpus subeubico-oblongum, 
sufflatabile, nudum, cute praesertim ad ilia ventremque flaccidissima 
laxa; antice obesum, postice abrupte attenuatum subcompressum. 
Caput osseum magnum subtetraedrum, sSuperne nuchaque latum pla- 
natum, utrinque s. ad genas declive; oculis lateralibus spatio inter- 
oculari convexo; ore rietuque amplissimis transversis plagio-plateis 
s. depressis. Dentes intermaxillares vomerinique palatinique parvi 
seobinati. Nares simplices (nec pedicellatae nec tubulosae). Spira- 
cula (foramina branchialia) postica s. ad ilia pone pinnarum pectora- 
lium axillas. 'Pinna dorsalis unica; pectoralibus (pedicellatis) car- 
nosis ventralibus jugglaribus ' spathulatis carnosis; analis postica; 
caudalis simplex truncata. Cirri, praeter unicum in fossula interna- 
sali, nulli. Nur eine Art Ch. pietus D. 11; A.5. P. 11. V. A. 

Chironeetes trisignatus Richardson Erebus Lief. 2. D.3—13; 
Asıızı ’ j 
Aulostomi. Centriscus humerosus Richards. Erebus und Terror 
Lief. 12. D. 6—17; A. 18. 


Anacanthinti. 


Gadoidei. Lota phycis Temm. Schl. Die beiden ersten Strahlen 
der Bauchflossen sind fadenartig verlängert. B.6; D.5—59; A. 51. V.9: 
— L. dreviuscula Richards. Erebus D. 8-48; A. 50. 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 353 


Motella pacifica Temm. Schl. unterscheidet sich von den be- 
kannten Arten durch .langstreckigere Gestalt, durch grössere Annä- 
herung der Rückenflosse und des Afters an den Kopf, durch längere 
Bartfäden des Oberkiefers, und durch weniger verlängerte Fäden an 
den Bauchflossen. B. 6. D.50?— 45; A. 38. 

In die Gattung Brotula Cuv., deren bisher bekannte Art B. bar- 
bata oben 4, unten 6 Bartfäden besitzt, sind Temm. und Schl. 
geneigt, auch Ophidium blacodes Forster zu setzen. Ausserdem be- 
schreiben sie drei neue Arten, die sich durch die Zahl der Bartfäden 
unterscheiden: B. multibarbata mit oben 6 und unten 6 Bartfäden; 
— B. imberbis ganz ohne Bartfäden; — B. armata ebenfalls ohne 
Bartfäden, hat ausser dem Dorn am Deckel, den auch die vorige 
Art besitzt, drei ziemlich starke Dornen am Vordeckel. 

Ateleopus Temm. Schl. nov. gen. Der Kopf endigt in eine 
sehr dicke Schnauze, die über den Mund vorspringt; Mund vor- 
streckbar, unterhalb; oben und unten eine Binde hechelförmiger 
Zähne; Vomer und Gaumen zahnlos; Bauchflossen an der Kehle be- 
stehen aus einem Strahl; die kleine Rückenflosse über den Brust- 
flossen; Kopf von Länge des Rumpfes; der Schwanz doppelt so lang 
wie der übrige Körper, nach hinten stark verschmälert; Schwanz- 
flosse klein, schief abgestutzt; Afterflosse sehr lang. Die Art, welche 
die Japaner Sjatsfuri nennen, hat D.8; A.108 und ist braun mit 
bläulichen Stellen. 

Ophidini. v. Tschudi bildete in seiner Fauna peruana eine Art 
der Gattung Ophidium als O. maculatum ab, zieht sie aber nach 
einer brieflichen Mittheilung von J. Müller zu blacodes Forster. 
Dass sich ein Exemplar von Forster im zoologischen Museum zu 
Berlin befinden soll, beruht auf einem Irrthum, dasselbe besitzt keine 
. von Forster gesammelte Fische. Die Angabe, dass die Blinddärme 
an dem Fisch des Berliner Museums nicht zu erkennen .wären, be- 
ruht ebenfalls auf einem Irrthum. 


Pleuronectae. Platessa variegata Temm. Schl. hat stark ge- 
wimperte Schuppen, zwei Reihen conischer Zähne, stark gebogene 
Seitenlinie und schwarze Flecke auf den grossen Flossen, D. 79 (81); 
A. 58 (60). 18”. — P/. asperrima ib. ist oben mit Rauhigkeiten be- 
waffnet, und hat die Augen rechts, D.75; A. 61. — Pl. cornuta mit 
kleinem Kopf und Mund mit schwachen Zähnen, die schneidende In- 
terorbitalleiste ist nach hinten in eine Spitze verlängert. D. 80. A. 56. 

Rhombus cinnamomeus Temm. Schl. Augen sehr genähert, 
D. 81; A. 65. 12". — R. myriaster ib. Augen entfernt, Profil vorn 
sehr steil. D. 95; A. 67, — R. grandisquamis ib. Augen genähert, 
mit grossen Schuppen. D. 76; A. 58. 

Hippoglossus olivaceus Temm. Schl. Augen links; grau mit 
schwarzen Flecken. D.83; A. 63. 

Solea cebrina Temm, Schl. ist vielleicht $, zebra Bl., doch 
reicht die Rückenflosse weniger weit nach vorn. 

Archiv f. Naturgesch, XII, Jahrg. 2. Bd, 7. 


354 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Achirus japonicus Temm. Schl. dreimal so lang wie hoch, 
braun mit gelben Flossen. 

Plagusia japonica Temm. Schl. olivenfarbige. D. C. A. 210 
No 


Pharyngognathi. 


Labroidei cycloidei. Labrus botryocosmus Richardson Erebus 
Lief. 12 von Vandiemensland. ; 

Scarus ovifrons Temm. Schl. l.c. hat wie coeruleus eine an- 
geschwollene Stirn, ist aber dunkler gefärbt, und die Schwanzflosse 
ist abgestutzt. — $. acroptilus Richards. Erebus Lief, 12. D. 24. 
A. 13. Südsee, 


Labroidei ctenoidei. Labroideoruin ctenoideorum batavien- 
sium diagnoses et adumbrationes auet. Bleeker. Batavia 1846. 
Verf. giebt in dieser Abhandlung eine Uebersicht der im In- 
dischen Archipelagus überhaupt vorkommenden Arten dieser 
Familie, deren Zahl auf 48 angegeben wird. Von ihnen finden 
sich an den Küsten von Java 28 Arten, unter denen 5 neue. 
Diese sämmtlichen Fische sind durch eine lateinische Diagnose 
charakterisirt und in holländischer Sprache ausführlicher be- 
schrieben. Die neuen Arten gehören der Gattung Glyphiso- 
don an: 

GI. quadrifasciatus corpore triplo longiore quam alto, flavo- 
viridescente, fasciis 4 verticalibus nigrescentibus notato, capite aeque 
alto ac longo, 4% in longitudine corporis, praeoperculo obtusangulo; 
pinnis dorsali analique rotundatis; pinna caudali profunde incisa, 
lobis acutiusculis. D. 13. 14; A. 2. 13. — @. trifasciatus corpore 
suborbiculari 2! longiore quam alto, dorso olivaceo ventre flavo, 
fasciis 3verticalibus nigris notato, capite altiore quam longo; 4% ad 
4% in longitudine totius corporis; praeopereulo obtuse angulato parum 
rotundato;, pinnis dorsali analique rotundatis, caudali semilunariter 
ineisa, lobo superiore acuto, inferiore acutiusculo. D. 13. 13; A. 2. 14. 
Verwandt mit G. margaritaceus ©. V. — 6@. Behnii corpore oblongo, 
chrysophridioideo, altitudine ter fere in longitudine, toto fusceo, vitta 
nigra in operculi margine praeoperculari, macula nigra supra ad 
basin pinnae pectoralis; capite altiore quam longo 42% in longitudine 
totius corporis; praeoperculo fere rectangulo angulo rotundato; dorso 
elevato; ventre rectiuseulo; pinnis dorsali analique rotundatis, pinna 
caudali semilunariter excisa, lobo superiore acuto, inferiore acu- 
tiusculo. D. 13. 14; A.2. 14. Verwandt mit G. glaueus €. V. — @. 
leucogaster corpore suborbieulari, 24 longiore quam alto, dorso et 
lateribus olivaceo-fuscis, maculis pluribus coeruleis, ventre et pinna 
ventrali pulchre flavis, capite circiter aeque longo ac alto, 4% in 


2 
longitudine corporis, praeoperculo reetangulato rotundato, pinnis - 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 355 


dorsali subacuta, anali rotundata, caudali semilunariter exeisa lobis 
acutis. D.12.13; A.2.14. Verwandt mit G. lacrymatus C, V. — @. 
anabatoides corpore plus triplo longiore quam alto, supra violaceo 
infra viridi-flavescente, squamis dorsi laterum operculorumque sin- 
gulis medio macula coerulea rotunda notatis; capite aeque longo ac 
alto plus quam quinquies in longitudine corporis; praeoperculo 
rectangulo leviter tantum rotundato; pinnis dorsali analique acutis, 
caudali profunde divisa lobis acutis. D.13. 11; A. 2, 11. 

Von Dascyllus trimaculatus C. V. fand Bleeker ib. auch eine 
Varietät mit nur 2 Flecken, er taufte daher die Art in D. niger um, 
wozu wohl kein hinreichender Grund vorliegt. 

Pomacentrus latifrons Tschudi ]. c. D. 13.20; A. 2.14. Hell- 
grau, ungefleckt. Huacho. 

Scomberesoces. Aus der Gattung Belone finden sich in der 
Fauna japonica zwei neue Arten, von denen die eine B. gigantea 
Temm. Sch]. wegen des Kiels am Schwanze zur Gattung Tylosurus 
gehört und 12 Fuss lang werden soll. D. 2. 20; A. 2. 20; — die an- 
dere B. gracilis keinen Kiel besitzt. D. 275 A.27. Sie ist 2% F. lang. 

Hemiramphus Sajori Temm. Schl. D. 16; A. 17. 10 Zoll. 

Exocoetus Ago0 Temm. Schl. D. 12; A. 9. Silberfarbig, Schwanz: 
flosse schwärzlich, die übrigen Flossen grau. 


Physostomi, 


Siluroidei. Bleeker lieferte eine Uebersicht der Welse 
von Batavia (Siluroideorum bataviensium. conspectus diagno- 
stieus auct. P. Bleeker Batavia 1846 aus den Act, Soc, Ba- 
tav.. Vol. XXI.), in welcher 66 dort vorkommende Arten be- 
schrieben werden, Nur 10 von diesen Arten hat Valenciennes 
in der Hist. nat, des poissons, eine Art Plotosus murginatus 
Raffles ist von demselben übergangen, also sind 55 Arten 
neu. Verf. vermuthet, dass die übrigen Inseln des Indischen 
Archipelagus einen ähnlichen Reichthum an Welsen haben 
mögen. Von den 66 Arten leben 19 im süssen Wasser (Si- 
lurus, Bagrus, Pangasius, Pimelodus, Olarias; 4 sowohl im 
sirssen als im Salzwasser (Bagrus); 43 im Salzwasser (Bagrtıs, 
Arius, Osteogeneiosus, Batrachocephalus, Plotosus). Die neuen 
Arten sind mit ausführlichen Diagnosen versehen, die jedoch 
oft so wenig unterschieden sind, dass wohl manche zusam- 
menzuziehen sein werden. Es sind folgende: 

Silurus Mülleri mit 20 Strahlen in der Kiemenhaut, Augen ober- 
halb, 4 Bartfäden, ungefleckt. D. 5; A. 1. 88: — $. mioronemus 14 
Kiemenhautstrahlen, 4 Bartfäden, ungefleckt. A. 3. 9%. — S. Aypo- 

7* 


356 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


phthalmus 11 Kiemenhautstrahlen, Augen unterhalb, 4 Bartfäden, un- 
gefleckt. D. 4; A. 77. 

Pangasius djambal Kopfpanzer runzlig, Oberkiefer länger. B. 9; 
D. 1.7; A. 4. 27. 


Bagrus. 1. Mit 8 Bartfäden. a. Fettflosse länger als 
die Afterflosse: B. macronemus Maxillarbartfäden reichen bis zur 
Schwanzflosse, oberer Lappen der Schwanzflosse länger, in einen 
Faden endend. B: 9; D. 1.7; A.3.8. — B. singaringan B.9; D.1.7; 
A.3.8 wohl kaum vom Vorhergehenden unterschieden. — B. hete- 
rurus oberer Lappen der Schwanzflosse viel kürzer, am Grunde der 
Afterflosse ein rother Fleck. B.9; D.1.7; A. 3. 9. — B. micracan- 
thus Brustflossenstachel länger als der der Rückenflosse, Fettflosse 
nur doppelt so lang als die Afterflosse. B. 9; D. 1.75; A. 3.9, — b. 
Fettflosse kürzer als die Afterflosse: B. guäoides die vorn 
granulirte Interparietalleiste erreicht die Platte des ersten Interspi- 
nalknochens. B. 10; D. 1.7; A. 5. 10. — 2. melas die Interparietal- 
leiste sehr kurz. Sonst dem vorigen ähnlich. — B. Schlegelü, die 
ganze Interparietalleiste ist granulirt. B.9; D. 1.7; A. 4. 10, — B. 
rhodopterygius, ähnlich dem vorigen, die unteren Flossen sind am 
Grunde roth. B.9; D. 1.7; A. 5. 11. — e. Fettflosse und After- 
flosse gleich lang: 3. Hoeveni' Interparietalleiste schmal und 
lang, am Grunde runzelig. B. 12; D.1.7; A.3.8 oder 3.9. — B. ‚Sie- 
boldii Interparietalleiste lang, schmal, grossentheils unter der Haut 
verborgen. B. 12; D.1.7; A.4.10. — B. favus. B.11; D.1.7; A.5.10. 
— 2. Mit 6 Bartfäden. 2. rhodonotus beide Kiefer gleich lang. 
B.5; D.1.7; A.4.15. — B. carchariorhynchos Oberkiefer viel länger 
als der Unterkiefer. B.5; D. 1.7; A. 6. 11. Beide Arten leben im 
Meere. 


Arius. 1, Gaumenzähne in 2 Haufen, 6 Bartfäden. a. 
Gaumenzähne vorn, hechelförmig, 6 Strahlen der Kie- 
menhaut. A. macronotacanthus, Dorn der Rückenflosse und Brust- 
flosse stark, Maxillarbartfäden reichen bis zur Schulter, der untere 
Lappen der Schwanzflosse länger. D. 1.7; A. 8.11. — A. caelatoides 
der obere Lappen der Schwanzflosse länger. A. 8.13. — A. miero- 
gastropterygius, oberer Lappen der Schwanzflosse länger. A. 7. 15. — 
A. clypeaster, oberer Lappen der Schwanzflosse wenig länger. A. 7. 15. 
— 4. clypeastroides, unterer Lappen der Schwanzflosse länger. A. 
7.15. — 4. chondropterygius, die stumpfen Lappen der’ Schwanz- 
flosse gleich. A. 7.14. — 4. micronotacanthus, Dorn der Rücken- 
und Brustflosse schwach, ersterer kürzer. A. 7.12. — A. manjong, 
beide Dornen gleich. A. 7.11. — A. macruropterygius, Rückenflos- 
sendorn länger, oberer Lappen der Schwanzflosse länger. A. 7. 13. — 
A. micruropterygius, beide Lappen der Schwanzflosse gleich. A, 7.12. 
— 4. laeviceps, Kopf glatt, oberer Schwanzflossenlappen wenig län- 
ger. A. 7.11. — A. utik, Kopfpanzer am Rande- granulirt, oberer 
Lappen der Schwanzflosse länger, A. 7.13. — 6. Gaumenzähne in 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 357 


der Mitte oder hinten, körnig, stumpf. A, macrocephalus, 
Born der Rückenflosse ohne Fadenanhang. B.6; A. 6.14. — A. acu- 
tus, dem vorigen sehr ähnlich. B. 6; A. 6.13. — A. gagoroides, hat 
wie die folgenden einen Faden am Dorn der Rückenflosse und nur 5 
Strahlen der Kiemenbaut. A.7.15. — A. Heckelü. A.7.16. — A. pi- 
dada A. 6. 15. — A. angulatus A, 6. 17. — A. chondropterygoides 
A.7.16. — 4A. viviparus A.7.16. — — 2. Gaumenzähne in 4Hau- 
fen, die vorderen kleiner, Zähne körnig, 6 Bartfäden. A. 
polystaphylodon B. 5; A. 4. 12. — A. crossocheilos B. 5; A. 4.14. — 
4. Hamiltonis, Interparietalleiste körnig. D. 6; A. 5.14. — 4. tong- 
gol, Interparietalleiste körnig. D. 6; A. 4.15. — A. leiotetocephalus, 
Interparietälleiste glatt. B. 6; A. 4.13. 


Osteogeneiosus nov. gen. Pinnae dorsales 2, anterior radiosa, 
posterior adiposa. Dentes intermaxillares et inframaxillares conici, 
acuti, curvati, conferti, pluribus seriebus dispositi. Dentes palatini 
in thurmas 2 oblongo-arcuatas in anteriore palati parte dispositi, 
linea palati media glabra. Oculi posteri. Cirri 2 supramaxillares 
ossei, rigidi. Membrana branchiostega radiis 5. Caput scutatum. 
Apertura pharyngea angustissima. Dahin wird A. militaris gezogen 
und 6 neue Arten: a. Kopf länger als der vierte Theil des 
Körpers: O. macrocephalus, longiceps nach den Diagnosen kaum 
zu unterscheiden. — O. ingluvies mit weiter kropfartiger Kinnhaut. 
A.5.16. — db. Kopf kürzer als der vierte Theil des Kör- 
pers: O. gracilis A.4. 16. — O. Blochii A.5.15. Die Maxillarbart- 
fäden überragen die Schulter. — O. Valenciennesi A.5.15. Die Ma- 
xillarbartfäden erreichen die Schulter. 


Batrachocephalus nov. gen. Pinnae dorsales 2, anterior ra- 
diosa, posterior adiposa. Dentes intermaxillares et inframaxillares 
eylindriei, crassi, seriebus pluribus disposit. Vomer et palatum 
medio glabra. In angulis palati anticis tantum dentes aliquot eylin- 
driei, conferti. Oculi superi. Caput scutatum. Cirri null. Mem- 
brana branchiostega radiis 5. Maxilla inferior superiore paulo lon- 
gior. B. ageneiosus. A.T. 14. 


Pimelodus variegatus mit 8 Bartfäden und 8 Strahlen der Kie- 
menhaut, sehr kleinen Augen, die Dornen der Rücken- und Brust- 
flosse mit fleischiger Haut bedeckt; braun und gelb variixt. D. 1. 6; 
A. 2. 6. 


Clarias meladerma Dorn der Brustflosse vorn stark gezähnt, 
Rücken- und Afterflosse von der Schwanzflosse getrennt. D. 68 bis 72; 
A. 57 bis 61. 

Plotosus macrophthalmus. Die Nasalfäden erreichen die Spitze 
des Deckels, Augen gross, fünfmal in der Länge des Kopfes enthal- 
ten. B. 10; D. 1.5—108; A. 90. — P. viviparus braun, B.12; D.1.4— 
120; A. 106. — P. horridus braunschwarz. B. 12; D.1.4—130; A. 110. 
— P. multiradiatus. B. 12; D.1.4—142; A, 117. 


358 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


1 


In einer anderen kleinen Schrift (Nieuwe Bijdrage tot de 
Kehnis der Siluroieden van Java door Bleeker. Batavia 
1846. 8.) beschreibt. derselbe Verf. noch einige Welse, von 
denen fast alle neu: } 

Silurus mononema mit 4 Bartfäden, ungefleckt. B. 11; D. 1; 
A„1.79. Y 

Pangasius smicronemus Kopfpanzer glatt, Kiefer gleich lang, 
B.9;;D.1.7;.A. 4. 26. 

Ketengus noyv, gen. Pinnae dorsales 2, anterior radiosa, poste- 
rior adiposa, Dentes intermaxillares et inframaxillares serie unica 
dispositi, cuneiformes. Vomer et palatum glabra. Caput scutatum. 
Oculi superi. Membrana branchiostega radiis 5. Cirri carnosi 4. 
K. typus oberhalb bleigrau, unterhalb silberfarbig. D. 1.7; A. 8.13. 
Fretum Madurae. 

Pimelodus cyanochloros acht Bartfäden, blaugrün, Rückenflossen 
und die Basis der After- und Schwanzflosse schwarz. B. 12; D. 1.6; 
A. 3. 10. — P. rugosus braun und schwarz varlirt mit zahlreichen 
blaugrauen Tropfenflecken; Rücken- und Brustflossen schwarz; Bauch- 
und Afterflosse schwarz gebändert. B.6; D.1.5; A.2.8. Von diesen 
Arten, so wie von P. bagarius Buch. und P. variegatus Blkr. wird 
angegeben, dass sie keine Schwimmblase besitzen. 


Ausserdem sind noch folgende neue Fische dieser Fami- 
lie aufgestellt: 

Silurus japonicus Temm. Schl. mit 4 Bartfäden,; B.14; D.5; 
A. 82. 

Bagrus aurantiacus ib. mit 8 Bartfäden, langer Fettflosse, Kopf 
mit Haut bekleidet. B.8; D. 1.6; A,20. — 2. venaticus Richards. 
Erebus, D. 1. 9; A. 30 und 2. vertagus ib. D. 1. 6; A. 28 von 
Australien. 

Plotosus microceps und megastomus Richardson Erebus von 
Australien. 

Pygidium dispar Tschudi l.c. B.6; D.2.6; A.2.4 capite ob- 
tusiusculo, triangulari, aequilaterali, aculeis operculorum arcuatis, 
12 cireiter ad operculi angulum et 25 in interoperculo; pinnae pe- 
ctoralis radio primo exserto. Mas concolor, femina nigro maculata, 
Lebt in den Flüssen der Cordillera in Peru, bis 14000 Fuss über 
dem Meere. Ist abgebildet. ; 


Ueber das electrische Organ des Zitterwelses las Pacini 
eine Abhandlung in der Bologneser Academie. Dieselbe er- 
schien in Nuovi annali delle scienze naturali. Serie II. Tomo V. 
Bologna 1846. p. 41, begleitet von einer Tafel mit Abbil- 
dungen. 


Unter dem Namen Chaetostoma unterscheidet Tschudi Il. ce, 
eine neue Gattung, die von Hypostoma Cuv. Val. vorzüglich durch 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 359 


die einspitzigen Zähne abweicht. Ch. lodorhynchus vostro lato, de- 
presso, emarginato, supra margine lato, nudo; infra velo transverso, 
magno, triangulari, os tegente. Squamis scabris, seriebus 5, agonis. 
3%". Rio Tullumayo am Ostabhang der Anden, Ist abgebildet. 


Cyprinoidei. Cyprinus haematopterus Temm. Schl. länger als 
der Karpfen Europa’s, die Flossen blutroth. D. 4.21; A.3.6. — © 
melanotus ib. Brustflossen erreichen die Bauchflossen, Rücken 
schwarz. D. 4. 18 oder 20; A. 3.5. — (©. conirostris ib. mit konischer 
Schnauze. D..4. 16 bis 19; A, 3.5. 

Carassius Bürgerö Temm. Schl. nahe verwandt mit Cypr. 
Langsdorffii Val., aber die Rückenflosse beginnt über den Bauchflos- 
sen. — C. Cuvieri ib. ähnlich dem vorigen, doch ist der Kopf grös- 
ser, und der Unterkiefer vorspringend, die Bauchflossen reichen bis 
zum After, — C. grandoculis ib. mit grossen Augen und noch mehr 
vorspringendem Unterkiefer. 

Gobio esocinus Temm. Sch]. After nahe der Basis der Bauch- 
flossen, fleischige Lippen, Sclmauze vorgestreckt. D. 3.7; A. 3.6. — 
@. barbus ib. After dicht vor der Afterflosse, der dritte Strahl der 
Rückenflosse stark, die Suborbitalknochen mit Fett belegt. D. 3.7; 
A. 3.6. 

Sechs kleine Cyprinoiden stellen Temm. und Schl. l.c. in die 
Gattung Capoeta Val., obgleich sie nicht den grossen .gezähnelten 
Stachel dieser Gattung besitzen, €, elongata, gracilis, lanceolata, 
intermedia „ limbata, rhombea. 

Von den 9 neuen Arten der Gattung Leuciscus, welche Tem- 
minck und Schlegel in der Fauna japonica beschreiben, haben 
L. platypus, macropus, minor, Temmincki und Sieboldii eine län- 
gere Afterflosse, deren Strahlen eng an einander stehen und einen 
bis unter das Auge gespaltenen Mund; — L. uncirostris hat eine 
kürzere Afterflosse, noch mehr gespaltenen Mund, und eine herab- 
gebogene Oberkieferspitze, die in einen Ausschnitt des Unterkiefers 
eingreift; — L. variegatus entspricht dem europäischen Phoxinus, 
hat aber grössere Schuppen; — L. parvus und pusillus haben einen 
kleinen fast senkrechten Mund. 

Gonorhynchus abbreviatus Temm. Schl, ist kürzer als G. Gro- 
novii, die Augen etwas grösser, Brustflossen etwas länger. D. 3. 8; 
A. 3.6. 

Eine neue Gattung von Cyprinoiden stellte Richardson Erebus 
und Terror Lief. 7 auf: Rynchana. Forma elongata, inter Cypri- 
nidas longissima. Caput conicum ubique praeter labia squamosum; 
rostrum ultra osculum productum conicum, acutum, infra circho 
parvulo, mediano solitario suppeditatum,. Osculum inferum ad su- 
gendum aptum, rietu patulo semirotundo, Labia transversim sulcata 
"papillosa, ciliata. Labium superum ad angulum oris lobulatum, La- 
bium; inferum trilobatum. Dentes pharyngei breves, gracilenti, cy- 
lindriei, truneati, subpayimentati, Rad. br. 3, Membr. branch. cum 


360 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


gula coalescens et aperturam solummodo verticalem limitans. Pinna 
dorsi brevis, ventrales valde retropositas opponens; spinis validis 
nullis; pinna ani in medio inter pinnas dorsi caudaeque posita. Pin- 
nae omnes inter radios squamosae. Appendices lonzae acuminatae 
squamosae supra pinnas pectorales et ventrales protensae, Squamae 
parvae valide ciliatae. Linea lateralis recta, dorso parallela. Coeca 
pylorica circeiter quinque. Vesica pneumatica nulla®? Eine neue Art 
R. Greyi aus der Südsee. 

Von der Gatt. Cobitis beschreiben Temminck und Schlegel 
vier neue Arten: ©. rubripinnis, der C. fossilis entspricht; C, macu- 
Zata ähnlich der C. barbatula, C. taenia japonica und C. curta, die 
eine gabelförmige Schwanzflosse hat. 


Valenciennes erkennt a. a. ©, die Trennung von Gat- 
tungen auf Kosten von Cobitis nicht an, weder der Stachel 
der Acanthopsis am vorderen Augenrandknochen, noch die 
gablige Schwanzflosse der Schistura scheint ihm für generische 
Trennung wichtig genug. Die Gattung Balitora Gray (Platy- 
cara Mc’ Clelland) wird dagegen selbstständig und mit 7 Arten 
abgehandelt. — Alle Verschiedenheiten, welche zwischen den 
zahnlosen Cyprinoiden und den zahntragenden Cyprinodonten 
angegeben sind, erklärt derselbe Verf.. für nicht hinlänglich, 
um die letzteren als besondere Familie zu trennen. 


Cyprinodontes. Poecilia latipes Temm. Schl. Afterflosse sehr 
lang, Rückenflosse weit hinten, drei Strahlen der Kiemenhaut. D. 6; 
A.20. Möchte wohl eine eigene Gattung bilden. 

Hier mag die Bemerkung Platz finden, dass P. Schneideri, nach 
der schlechten Abbildung von Schneider in Bloch’s Systema von 
Valenciennes Hist. nat. d. poissons aufgestellt, einzuziehen ist. 
Das Bloch’sche Originalexemplar beweist, dass die Abbildung nach 
einem Exemplar von P. surinamensis Val. gemacht ist. Der Name 
vivipara muss jedoch hergestellt werden. 

Fundulus virescens Temm. Schlegel. B.4; D.9. 

Die interessante Gattung Orestias, welche Valenciennes zuerst 
im Institut 1839. p. 118 aufstellte, und die in dem damaligen Jahres- 
berichte leider übersehen war, ist nun in ausführlicher Bearbeitung 
in der grossen Hist. nat. des poissons XVII. p. 221 enthalten. Sie 
unterscheidet sich von allen Cyprinodonten durch das Fehlen der 
Bauchflossen. Die 9 Arten (Cunieri, Pentlandii, Humboldti, Jus- 
sieui, Agassü, Mülleri, Oweni, albus und Zuteus), leben sämmtlich 
im See Titicaca und in anderen Seen der Cordilleren Peru’s und 
Bolivia’s, in einer Höhe von 13000 Fuss über der Meeresfläche. j 

Die Gattung Anableps enthält bei Valenciennes a.a. O. drei 
Arten, deren erste A. tetrophthalmus unnöthig in A. G@ronovii umge- 
tauft ist, weil der Name tetrophthalmus allen Arten zukomme; die 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 361 


zweite A. coarctatus scheint mit der von J. Müller und dem Re- 
ferenten bereits früher als 4. microlepis aufgestellten übereinzu- 
stimmen (Monatsberichte der Academie 1844. p.36); die dritte 4. 
elongatus ist neu. 


Scopelini. Von der Gattung Myetophum Cocco beschreibt Ri- 
chardson Erebus Lief. 7 einige neue Arten der Südsee: M. boops 
D.14; A. 20. — M. coruscans D. 12; A. 20. — M. asperum D.14; A. 18. 
— M. hians D. 14; A. 22, 

Von der verwandten Gattung Lampanyctus Bonap. stellt derselbe 
ebenda eine neue Art auf L. resplendens D. 23; A. 18. 

Saurus trachinus Temm. Sch]. Schnauze sehr kurz, Zähne der 
Kiefer in zwei Reihen. B. 12; D. 13; A. 15. — $. /ucius ib. Schnauze 
ziemlich lang, konisch, eine Reihe ‚Zähne. B. 12; D. 13; A. 8. 

Aulopus elongatus Temm. Schl. durch kleinere Augen, mehr 
gespaltenes Maul, durch die nicht fadenförmig verlängerte Rücken- 
flosse von der Art des Mittelmeers verschieden. B. 14; D. 11; A. 10. 


Salmones. Agassiz und Vogt gaben eine sehr ausführ- 
liche Anatomie der Salmonen heraus (Memoires de la societe 
des sciences naturelles de Neufchatel Tome III. 1845), welche 
eigentlich für die Histoire naturelle des poissons d’eau douce 
de l’Europe centrale bestimmt war. Agassiz hat die Osteo- 
logie und Neurologie, Vogt die Myologie, Splanchnologie, 
Sinnesorgane, und die Angiologie bearbeitet. 14 Tafeln zie- 
ren. die Arbeit. 

In der Familie der Salmonoiden stellen Temminck und Schle- 
gell.c. eine neue Gattung Plecoglossus auf, deren Art sie P/. 
altivelis nennen. Im Zwischenkiefer stehen 6 Zähne, in jedem Kiefer 
14 bewegliche Zähne zwischen dem Kiefer und den Lippen, eine 
Reihe bildend; sie sind etwas zusammengedrückt, zugeschärft, aus 
etwa 20 Lamellen zusammengesetzt. Eine Binde hechelförmiger Zähne 
an jeder Seite der Gaumenbeine, das Zungenbein ist bedeckt mit 
Zähnen. Vor der Zunge liegt ein häutiges, leistenförmiges Organ, 
dessen Wände sich hinten trennen, um sich wieder nach vorn zu 
krümmen, wo sie an ihrem Grunde mit dem Musculus genio-hyoideus 
vereinigt sind; so entstehen drei Taschen, von denen sich die beiden 
seitlichen vorn öffnen, während die hintere sich dem Zungenbein 
gegenüber öffnet. B. 4; D. 10; A. 15. 

Esoces. Die Famile der Hechte, welche J. Müller durch 
Ausscheidung abweichender Formen auf die Gattungen Esox 
und Umbra beschränkt hat, wird von Valenciennesa.a. O. 
in weiterem Sinne gefasst, indem derselbe auch die Gattungen 
Galaxias, Microstoma, Stomias, Belone, Scomberesox, Hemi- 
ramphus und Exocoetus in der Hechtfamilie lässt. Es ist kaum 


362 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


zu begreifen, warum Verf. den von J. Müller angegebenen 
Charakteren keine grössere Wichtigkeit zugestehen will. 

Eine neue Gattung Panchax wird vom Verf. in dieser Familie 
aufgestellt, für welche Esox panchax Buchan. den Typus hildet. Die 
hierher gehörigen Arten haben ein breites niedriges Maul, weite 
Kiemenspalten, kleine nach hinten gerückte Rückenflosse wie die 
Hechte, aber der Zwischenkiefer bildet den ganzen oberen Mund- 
rand. Valenciennes erkennt selbst die Aehnlichkeit mit den Cy- 
prinodonten an, wohin die Gattung vielleicht zu stellen ist, aber er 
glaubt Zähne am Gaumen gefunden zu haben, weshalb er sie bei 
den Hechten lässt. 

Im 19ten Bande der grossen Hist. nat. des poissons be- 
handelt Valenciennes eine Reihe von. Gattungen als fast 
eben so viele kleine Familien, die er als Uebergänge von den 
Hechten zu den Heringen betrachtet, und die Jı Müller in 
sicher begränzte Familien untergebracht hat. So wird die 
Gattung Chirocentrus mit einer Art (Ch. dorab) als besondere 
Familie hingestellt; ebenso Alepocephalus (A. rostratus); Cha- 
nos (Lutodeira) mit 8 Arten und Gonorhynchus mit 2 Arten 
sind in eine Familie Lutodeirae vereinigt. Die Mormyri bilden 
hier wie bei Müller eine besondere Familie, ‘jedoch verwirft 
Verf. die Unterscheidung der Müller’schen Gattungen Mormy- 
rus und Mormyrops, weil die eingeschnittenen Zähne der_er- 
steren mit den kegelförmigen der letzteren an einem Indivi- 
duum vorkommen, namentlich wird behauptet, dass bei Mor- 
‚myrops anguilloides eingeschnittene Zähne vorkämen, wenn- 
gleich dies schwer zu beobachten sei. Die Gattungen Osteo- 
glossum, Ischnosoma und Hyodon stellt Verf. zu einer kleinen 
Familie unter dem Namen Hyodontes zusammen. Die Butiri- 
nus mit 9 Arten bilden eine besondere Familie, als Gattungs- 
name wird der Gronov’sche Name Albula erhalten. Die Elops, 
2 Arten, und die Megalops, ebenfalls 2 Arten, setzen die Fa- 
wilie Elopini zusammen. Die Gattung Amia, in. welcher 10 
Arten unterschieden werden, und die als Ganoidengattung 
nachgewiesen ist, steht ganz allein für sich. Ebenso ist Sudis 
gigas Cuv., woraus Müller die Gattung, Arapaima bildete, un- 
ter dem Namen Vastres, wie Cuvier in seinem Regne ani- 
mal die Gattung französisch oder vielmehr in der Sprache der 
Neger am Senegal nannte, eine eigene Familie. Verf. scheint 
durch dieses Verfahren anzudeuten, dass man gezwungen sel, 


nn 


Ichthyologie während des Jahres 1846. 363 


für den Fall, dass der lateinische Name eines Schriftstellers, 
aus was für Gründen es sei, abgeändert werden muss, den 
Namen seiner Sprache dafür anzunehmen, dann würden auch 
deutsche, englische, ja vielleicht russische Benennungen in 
die Nomenclatur eintreten müssen. Dass man solche Namen 
bilden könne, unterliegt keinem Zweifel, wie selbst der Name 
Arapaima es zeigt, aber dass man es müsse, davon kann ich 
keinen Grund’einsehen. Ausserdem würde der Name Vastres 
besser für Heterotis passen. Zwei neue Arten sind dieser 
Gattung hinzugefügt V. Mapae und Agassizü,. Die Gattung 
Heterotis steht ebenfalls als besondere Familie da; auch hier 
ist eine Namenverwandlung vorgegangen, indem H. nilotieus 
vom Verf. 4. Ehrenbergü genannt wird; eine zweite Art 4. 
Adansoni ist beschrieben, sie lebt im Senegal und wird von 
den Eingebornen Vastres genannt, Ferner sind die Gattungen 
Erythrinus und Maerodon als besondere Familie behandelt; 
ihnen werden jedoch noch zwei kleine Gattungen Lebiasina 
Val. und Pyrrhulina Val. zugezählt, die gewiss in die Fa- 
milie der Cyprinodonten gehören. Endlich wird die Gattung 
Umbra (U. Krameri) wieder als eigene Familie betrachtet. 

Valenciennes theilte auch der Academie zu Paris neue 
Beobachtungen über die Fische der Familie der Häringe mit 
(Comptes rendus Vol: XXIII. p. 265). Nach Abtrennung vie- 
ler Gattungen in andere Familien und besondere kleine Fa- 
milien, die schon im 19ten Bande der Hist. d, poissons gege- 
ben sind, bemerkt der Verf., dass nach den Zähnen sich sie- 
ben Gruppen von eigentlichen Clupeoiden leicht unterscheiden 
lassen, je nachdem dieselben die Zunge, den Vomer, die 
Gaumenbeine, die Pterygoidbeine bekleiden, oder bald auf 
dem einen, bald auf dem anderen dieser Knochen oder auch 
ganz fehlen. 

Clupea micropus Temm. Schl. mit sehr kleiner Afterflosse, 
vorn hoher, hinten niedriger Rückenflosse; ohne Zähnelung des 
Bauchs. B. 14; D. 3.17; A.8, — CI. melanosticta ib. Bauch schnei- 
dend und gezähnelt. B,7; D. 17; A. 17. — C1. gracilis ib. B.6; D. 11; 


A. 14. — Ausserdem ist €. Kowal Russel beschrieben und abge- 
bildet. 


Engraulis japonicus ib. B. 12; D. 14; A. 18. 

Chatoessus punctatus ib. B. 17; D. 3.14.15 A. 1.20. 

Zu der Gattung Collia Gray stellten Temminck und Schlegel 
in der Fauna japonica eine neue Art ©, nasus auf, die sich von C. 


364 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Hamiltonii durch eine vorspringende Schnauze und die um das Dop- 
pelte verlängerten sechs ersten Strahlen der Brustflossen unter- 
scheidet. B. 10; D. 13; A. 85. 


Muraenoidei. Prevost beschrieb das Nervensystem von 
Muraena conger, und erläuterte die Abhandlung durch eine 
Tafel. Recherches sur le systeme nerveux de la tete du 
Congre. Memöires de la societe de physique et d’histoire na- 
turelle de Geneve. Tome XI. premiere partie p. 191. Verf. 
beobachtete, dass beim Aal die Pupille sich verengte, wenn 
das Thier aus der Dunkelheit plötzlich dem hellen Licht aus- 
gesetzt wurde, jedoch sehr langsam. Auch kann das Thier 
den Augapfel hinter der überziehenden Haut bewegen, um 


sich dem Eindruck des Lichtes zu entziehen. \ 

Aus der Familie der Aale beschreiben Temminck und Schle- 
gel ebenfalls einige neue Arten: Anguilla japonica, Conger anago 
B. 9; P.14, Conger urolophus mit vorstehendem flossenlosem Schwanz- 
ende, Conger uropterus, Conger hame. Ferner Ophisurus porphy- 
reus, der Zähne in den Kiefern am Vomer und am Gaumen hat, und 
die Augen nach oben richtet, die Rückenflosse beginnt ziemlich weit 
hinter den Brustflossen. Endlich drei Arten Muraena Thunb. (Gym- 
nothorax Bl.), nämlich M. Kidako, ulbimarginata und pardalıs. 

Eine neue Art der Gattung Leptocephalus beschreibt Richard- 
son Erebus Lief. 7 unter dem Namen Leptocephalus altus. 


Symbranchii. Symbranchus gutturalis Richards. Erebus von 
der Dampiers-Strasse. 

Derselbe stellt ebenda eine neue Gattung dieser Familie auf: 
Cheilobranchus. Forma compressa postice lineari-lanceolata. Ca- 
put minimum rostro obtusiuseulo, maxillis aequalibus. Radii bran- 
chiostegi tres. Apertura branchiarum unica mediana sub gutture, 
Osculum terminale, rietu ante oculos desinente. Dentes subulati 
acuti vel obtusi, una serie dispositi. Pinnae dorsi et ani humiles, 
membranaceae, non radiis sustentatae, cum pinna caudae radiata 
coalescentes. Pinnae pectoris nullae. Linea lateralis porosa. Pa- 
pilla genitalis minuta. Squamae minimae vix oculo armato digno- 
scendae. Intestina coeco parvulo minuta. Dahin zwei neue Arten 
der Südsee: Ch. dorsalis schwarzbraun mit heller Rückenlinie. CA. 
aptenodytum einfarbig. 

Gymnotini. Eine neue Art von Richardson Erebus Lief. 12 
gehört hierher: Macrourus denticulatus. 


Plectognathi. 


Brisout de Barneville macht eine von Bibron im 
Manuseript aufgestellte Eintheilung der Gattung Diodon in 


Ichthyologie während des Jahres 1846. -.365 


zwei Gattungen bekannt (Rev. zool. 1846. p.136). Bei Dio- 
don s. str. bilden die Nasenlöcher eine Röhre mit zwei Nasen- 
öffnungen am Ende. Dahin gehören die meisten bekannten Ar- 
ten, die in drei Gruppen gebracht werden, a. solche, bei denen 
die Stacheln der Körperhaut drei Wurzeln haben und sich 
nicht niederlegen können: D. atinga L., orbicularis Bl. 5. Ar- 
ten, deren Stacheln auf zwei Wurzeln stehen, und sich nie- 
derlegen können: D. hystrix L. und D. Eydouxii Souleyet 
mit sichelförmiger Rücken- und Afterflosse. c. Arten, bei 
denen die Stacheln 2 Wurzeln haben, sich niederlegen kön- 
nen, aber sehr klein und zahlreich sind: D. asper Cuv. — 
Bei der zweiten Gattung Chilomyceterus Bibr. erhebt sich 
jedes Nasloch in zwei Tentakeln, dahin D. retieulatus Linn. 
Schliesslich wird auf ein ähnliches Verhalten der Nasen bei 
Tetrodon hingewiesen, jedoch so, dass sich noch zwei andere 
Combinationen hinzugesellen. Offenbar hat Verf. von Neuem 
die Gattungen erkannt, welche Joh. Müller bereits 1841 in 
seiner vergleichenden Anatomie der Myxinoiden auf Kosten 
der Gattung Tetrodon aufgestellt hat. Vergl. dies Archiv 1842, 
1. p. 184. 


Tetrodon wirgatus Richards. Erebus von Port Jackson. 

Ostracion boops Richards. ib. A. 14. Die Art ist nach einer 
Zeichnung aufgestellt. — O. Fornasini Bianconi (Nuovi Annali 
delle seienze naturali Serie I. Tomo V. p. 113. Bologna 1846) tetra- 
gonus spinis quatuor horizontalibus, duabus in fronte, duabus ad 
anum; aculeo verticali retroverso in dorso. Mozambique. Ist abge- 
bildet. 

Balistes adspersus Tschudi ]l.c. D, 3—24; A. 1.20. Schwarzblau 
mit weisslich blauen runden Fleckchen, die an Menge nach dem 
Bauche hin zunehmen. 10”. Huacho. 

Aluteres Browni, trossulus, Baueri Richards. Erebus Lief. 12 
Alle drei aus der Südsee. 

Lophobranchii. 

Eine neue Art Syngnathus hymenolomus beschreibt Richard- 

son Erebus und Terror. Lief. 7. D. 21. Falklandinseln. 


Selachii, 


Vogt zeigte in der naturforschenden Gesellschaft zu Neuf- 
chatel das electrische Organ eines nicht electrischen Rochen 
(Raja Rubus) vor. Es ist rudimentär, wie bei allen nichtelec- 


366 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


trischen Rochen, liegt zwischen dem Brust- und Kopfknorpel 
und besteht aus hohlen Oylindern, zu welchen sich zahlreiche 
Nervenfäden begeben. Es unterscheidet sich von dem elec- 
trischen Organ des Zitterrochen dadurch, dass die Cylinder 
nicht in Zellen getheilt sind. (Bulletin de‘la soc. des sc. nat. 
de Neufchatel. Tome I]. p. 54). ? 

Robin hat an den Seiten des Schwanzes der Rochen 
ein Organ gefunden, welches er als ganz ähnlich dem eleectri- 
schen Organ gebildet beschreibt. (Comptes rendus 1846. 1. 
p. 821). Es ist wohl ohne Zweifel dieselbe Beobachtung, die 
schon ein Jahr früher von Stark gemacht ist. Vergl. den vo- 
rigen Bericht p. 410. Die Nerven sollen nieht am Ende Schlin- 
gen bilden, sondern sich mehrmals verästeln, und so ein Netz 
bilden. 

"In Beziehung auf die Beobachtung, Guillot’s, dass sich 
bei den Rochen eine grosse Höhle im Zusammenhange mit 
den Venen fände (vergl. den vorigen Bericht p. 410), macht 
Duvernoy Prioritätsansprüche, indem er etwas Aehnliches bei 
Petromyzon beobachtet und im 6ten Theil der Legons d’ana- 
tomie comparee, 2e edit. veröffentlicht habe. Er glaubt, dass 
Jiese Höhle dazu bestimmt sei, das Venenblut aufzunehmen, 
während eine Verzögerung im Athmungsprocess eintrete. 
(Comptes rendus 1846, I.'p. 662). 

Eine. Notiz über einen Theil des Venensystems bei den 
Rochen (Raja batis L. und R. clavata L.) von Robin findet 
sich Rev. zool. 1846. p. 5. - 

De Martino theilte seine Beobachtungen über die Ent- 
wickelung der Spermatozoen der Rochen und Zitterrochen 
mit (Annales des sciences naturelles, 3e serie, tome V. p. 171). 

Raja Lemprieri Richards. Erebus, verwandt mit Raja nasuta 
Park. von Vandiemensland. 

Urolophus ephippiatus von Demselben ebendaher. 

Laeviraja bramante Sassi ].c. latitudo disei longitudinem et 
sextam partem superans; Jatera anteriora rhombi profunde excayata, 
sed a basi rostri fere usque ad apicem pinnarum pectoralium nota- 
biliter convexa. Rostrum acutum spatio interoculari triplo cum 
quadrante longius, utringue scabrum orbitis supra aculeatis; super- 
ficies laeyis, demptis marginibus valde asperis. Cauda longitudine 
corporis minor, aculeis serie 1—3 retroflexis; dentes valde acuminati. 
Color superius plumbeus, maculis rotundis raris nieris aut albis, 
inferius pallescens 


. 


Ichthyologie während des Jahres 1846. :,; 


Eine neue Gattung Discopyge Heckel Mss. stellt Tschudi 
l. e. aus der Familie der Torpedines auf: Discus orbicularis. Os 
transversum ad angulos labiis incrassatis instructum; maxilla medio 
lamina dentali extrorsum inflexa, denticulis minimis in quincuncem 
dispositis. Dentes plani, rhomboidales, angulo postico acuto. Velum 
pone maxillam superiorem et inferiorem. Valvula nasalis truncata, 
in medio processu sinuato instructa, subtus frenulo cum plica circu- 
lari oris juncta. Spiracula oculis adjacentia, margine nudo. Pinnae 
ventrales sub cauda in unam junctae. Pinnae dorsales duae aequales. 
Pinnae caudales oblique ovatae. Die Art D. Tschudi Heck. ist 5%" 
lang. 

Couch fand einige Meilen südlich von Fowey in Corn- 
wall eine Eihülse, in der ein lebender junger Fisch aus der 
Gattung Myliobatus steckte. Die Oberfläche der Eihülse war 
reticulirt, wodurch sie sich von denen anderer Rochengattun- 
gen unterscheidet (Report of the 16 Meeting of the British 
-association for the advancement of science 1846. p. S0). 


368 Bericht über. die Leistungen in der 


Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte 
der Mollusken während des Jahres 1846. 


Von 


Dr. F. H. Troschel. 


Beim diesmaligen Jahresberichte kann ich es nicht unter- 
lassen, auf einen Missbrauch hinzuweisen, der immer mehr 
Eingang zu finden scheint, und dem ich mich mit aller Ent- 
schiedenheit widersetzen muss. Es ist in Beziehung auf die 
Nomenclatur in neueren Zeiten beliebt worden, dass neben 
den Gattungs- und Speciesnamen der Name desjenigen Autors 
gesetzt wird, der die Species zuerst aufgestellt hat. Dies Ver- 
fahren ist erstens durchaus ungerecht und zweitens völlig un- 
praktisch, daher unstatthaft. Gern gebe ich zu, dass es aus 
dem Streben nach strenger Gerechtigkeit hervorgegangen ist, 
aber an einem Beispiele werde ich erweisen, dass darin eine 
doppelte Ungerechtigkeit liegt. Linne nannte eine Schnecke 
Helix stagnalis, dieselbe wurde später von Draparnaud und 
seitdem bis auf den heutigen Tag Limnaeus stagnalis genannt, 
nach der oben getadelten Methode würde es heissen müssen 
Limnaeus stagnalis Linn. Offenbar will man Linne die Ehre 
der ersten Beschreibung retten. Ich sehe darin aber eine Un- 
gerechtigkeit gegen Linne, denn der Name des Autors soll 
nicht hinzugefügt werden, um denselben zu ehren, sondern 
um ihn dafür verantwortlich zu machen. Ich zweifle sehr, 
dass Linne zu allen Veränderungen, welche neuere Schrift- 
steller mit seinen Namen vorgenommen haben, seine Zustim- 
mung geben würde, und ich würde es mir ‘sehr verbitten, 
wenn Jemand, der aus einer von mir beschriebenen Art eine 
schlechte neue Gattung bilden wollte, meinen Namen für die- 
selbe missbrauchte. Möge jeder seine Erfindungen auch durch 
Hinzufügung seines Namens auf seine Verantwortung nehmen. 
Ferner aber bin ich der Meinung, dass es ein viel grösseres 


nn 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 369 


Verdienst ist eine Gattung richtig zu erkennen, als eine. neue 
Art zu beschreiben. Um den Limnaeus stagnalis ‘schreibe: ich 
Draparnaud ein grösseres Verdienst zu als Linne, und: halte 
es also auch für ein Unrecht gegen Draparnaud, wenn man 
seinen Namen hier entfernen will. Für den Fall, dass seine 
Gattung ‘Anerkennung : findet, verdient ein Autor die Ehre, 
seinen Namen neben ‚der Art zu sehen, für den Fall, dass 
sie verworfen: wird, verschwindet. der Name 'von selbst. — 
Endlich ist aber auch die‘ in Rede stehende Methode ‚unprak- 
tisch. Um bei dem. Limnaeus stagnalis zu ‚bleiben, so würde 
Jemand, der sich über den Limnaeus stagnalis Linn. belehren 
will, Linne’s Werke vergebens ‚durchsuchen , und! er. wird 
rathlos bleiben; den Limnaeus stagnalis Drap. jedoch wird er 
in‘ Draparnaud’s Schriften ‚auffinden, ‚und er wird ‚auch. da- 
selbst den vollständigen Nachweis ‚über den Antheil Linne’s 
und anderer Schriftsteller an ‚der Kenntniss dieser Schnecke 
erhalten. Selbst wenn man, wie dies auch häufig geschieht, 
den  Gattungsnamen des ersten: ‚Beschreibers binzufügt, also 
Limnaeus (Helix) stagnalis Linn., so ist damit wenig gewon- 
nen, denn in Linne’s Werken findet sich ‘kein Nachweis (über 
die Gattung. Limnaeus. Bleibe man also \doch..bei der guten 
bisher üblichen Weise, und wer den älteren Autoren die Ehre 
ängstlich ‚erhalten zu müssen glaubt, der, füge jedesmal als 
Synonym den,alten Namen hinzu, diese. kleine Mühe, ‚wird 
dem Leser oft grosse Mühe ersparen. 

Den Beginn eines Werkes habe ich, wie wohl Jeder, der 
sich mit der Naturgeschichte der Mollusken. beschäftigt, als 
einem walhrhaften Bedürfniss abhelfend, freudig begrüsst:, A. 
N. Herrmannsen Indieis Generum Malacozoorum primordia, 
Nomina subgenerum, generum, familiarum, tribuum, ordinum, 
eJassium; adjeetis auctoribus, ‘temporibus, locis systematieis 
atque Jiterariis, etymis, synonymis. ' Praetermittuntur . Cirri- 
pedia, Tunicata et Rlıiizopoda. Dieser Titel giebt. schon voll- 
ständig den Pläin des Buches, »von dem im Jahr. 1846 zwei 
Lieferungen erschienen, ‘an. Verf. giebt in der. Ankündigung 
selbst zu, dass er von. der Vollständigkeit dieses, Wörter- 
buches noch weit entfernt sei , indessen ist derselbe bei diesem 
Aussprüche wohl zu bescheiden gewesen, Ich babe'das Buch 
schon viel gebraucht, und habe nur selten‘ vergebens nachge- 

Archiv 1, Naturgesch, XII, Jahrg, 2. Bd, Aa 


370 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


schlagen. Den Petrefaeten ist gleiche Aufmerksamkeit wie den 
Mollusken der Jetztwelt gewidmet. 

Die Zeitschrift für Malacozoologie, deren‘ erste "beiden 
Jahrgänge unter der Herausgabe Menke’s erschien, hat auch 
ferneren Fortgang gehabt; es ist jedoch seit dem 1. Januar 
4846 L. Pfeiffer als Mitredacteur hinzugetreten und sie er- 
scheint seitdem in Kassel bei Fischer. Der Kürze wegen 
werde ich sie jedoch unten nur Menke Zeitschr. ecitiren. 

Bereits im Jahre 1845 ist mit dem 11ten Bande die zweite 
Ausgabe der Histoire naturelle ‘des animaux sans vertebres 
von Lamarek beendigt.' Dieser Band enthält zugleich‘ den 
Schluss der’ Mollusken, von Deshayes bearbeitet, ‚mit 'der 
Gattung Conus, 'von der 219 lebende Arten und 23 fossile 
angegeben sind, mit den Cephalopoden und mit den Hetero- 
poden. Den Schluss macht ein vollständiges alphabetisches 
Verzeichniss zu allen 11 Bänden, welches sich sogar bis auf 
die Arten erstreckt. 

Von Philippi’s Abbildungen und Beschreibungen neuer 
oder weniger gekannter Conchylien erschienen als Fortsetzung 
im Jahre 1846 drei Dieferungen, die 3te, 4te und öte des 
zweiten Bandes. In ihnen sind den Gattungen Fissurella, 
Haliotis, Maetra, Cyrene, Ostrea, Helix; — Tellina, Cythe- 
rea, Litorina, Venus, Bulimus, Fusus; — Bulimus, Helix 
(Streptaxis und Tomogeres), Paludina, Litorina, Modiola, 
Venus Tafeln gewidmet. Ueber die einzelnen unten am ent- 
sprechenden Orte das Nähere. 

Von der durch Küster besorgten neuen Ausgabe von 
Martini und Chemnitz Systematischen Conchylien-Kabinet 'sind 
im Jahre 1846 als Fortsetzung '6 Lieferungen erschienen, und 
zwar die 9te und 10te"des dritten Bandes, die 41te und 12te 
des ersten, die 3te des sechsten und die 2te des zweiten 
Bandes. In ihnen ist der Text für die Gattungen Strombus 
mit 56 Arten‘ und Pterocera mit 40 Arten, unter denen keine 
neue, enthalten. Die Gattung Helix war früher von Küster 
begonnen, und ist nun in die Hände Pfeiffer’s übergegan- 
gen. Dieser Verf. liefert zuerst nachträglich die Diagnosen 
der bereits früher gegebenen 21 Arten, und beschreibt dann 
andere zehn Arten, unter denen keine neue. Ferner beginnt 
Pfeiffer die Familie der Cyclostomaceen, von’denen 16 Ar- 


Naturgeschichte‘der Mollusken während des Jahres 11846. 371 


ten beschrieben sind. Endlich. beginnt in der, 62. Lieferung 
eine Monographie der Gättung Trochus im: weiteren Sinne mit 
7 Arten, beärbeitet von Philippi. Die in diesen’ Lieferun- 
gen gegebenen Abbildungen entsprechen zum Theil nicht'dem 
Texte derselben Lieferung. Die Ausführung, namentlich der 
nenen Tafeln, ist von der Art in Stich und Colorit, ‚dass das 
Werk seinen guten Fortgang zu haben verspricht. 

Von Chenu Illustrations eonchyliologiques ou description 
et figures de toutes les coquilles connues vivantes eb fossiles 
elassees suivant le systeme de Lamarck erschienen im, Jahre 
1846 die Lieferungen 55 bis 66, die den Text zur Gattung 
Narica enthalten und für die Gattingin Unio 41 Tafeln ,' Fi- 
eus 2, Chama 5, Trigonia 1, Cleidothaerus 1, Columbella 17 
nebst einer mit fossilen Artebs Malleus 2, Oytherea. 2 und 
Paludina 4 Tafel. Dazu kommen 'noch Tafeln‘ mit fossilen 
Arten, und zwar 1 für Pholadomya, 1 für Hippurites, 1 für 
Lima, 4 für Venericardia und 4 für Nautilus. 

Von Kiener: Species general et lconographie ‚des (Co- 
quilles vivantes publiees par monographies erschienen 1846 
nur vier Lieferungen, 113 bis 116. Dieselben enthielten den 
Anfang des Textes zur Gattung Conus. 

Das Jahr 4846 brachte von Sowerby’s Thesaurus Con- 
chyliorum or figures and descriptions of recent shells; PartVI 
und VII. Das 6te Heft enthält die Gattung Tellina mit 207 
Arten auf 11 Tafeln abgebildet, bearbeitet von Sylvanus 
Hanley, und die Gattung: Lingula von @. B. Sowerby mit 
7 Arten, die auf einer Tafel dargestellt sind, ‚Im 7ten: Heft 
finden sich Monographieen der Gattungen Terebratula von 
G. B. Sowerby mit 40 Arten auf 5 Tafeln, Orbieula. mit 
6 Arten, Orania mit 4 Arten, Hipponyx mit 4 Arten und The- 
eidium mit 4 Art, die alle auf einer Tafel. dargestellt'sind; 
ferner Marginella mit 108 Arten auf 5 Tafeln. 

Von Schriften, die sieh auf Faunen beziehen, und die 
also in Beziehung zur: geographischen Verbreitung stehen, 
lieferte das Jahr 1846 eine ganze Zahl. | 

Index Molluscorum Jlitora Scandinaviae ‚occidentalia ‚habi- 
tantium. Faunae prodromum oflert S. Loven. Holmiae 1846, 
In diesem Abdruck aus Öfversigt af k. vet. Akad. Förh. 1846 
zählt der Verf. 345 Arten von Scandinavischen Mollusken auf, 

Aa* 


372 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


unter denen mehrere als neu näher beschrieben sind; auch 
einige neue Gattungen sind aufgestellt. Bei vielen Gattungen 
finden 'sich Notizen über das Thier, welche sehr | schätzens- 
werth sind; sie beziehen sich aber meist nur auf äussere Oha- 
raktere. 

Als eine Erweiterung der Fauna von Irland giebt Thompson 
in den Annals ct. XVIll: p. 383 folgende Mollusken an: Nassa 
varicosa, Pleurotoma teres, striolatum, brachystomum;, laevi- 
gatum, Ovula patula, Natica Montagui, Emarginula erassa, — 
Pecten fuci, similis, Arca raridentata, Neaera euspidata, Lu- 
cina Jactea, Tellina balaustina,  Montacuta oblonga,' —' Bo- 
trylloides albicans, rotifera. E; 

William King veröffentlichte Bemerkungen über‘ eine 
Reihe von Mollusken und anderen Thieren, die‘er an der 
Küste von Northumberland und Durham fischte. Annals XVII, 
p- 233. \ 
Folgende drei Schriften, französische Lokalfaunen betref- 
fend, kenne ich nur aus dem Bericht in Menke’s Zeitschr, - 
p- 154: 

Catalogue des Mollusques terrestres et fluviatiles observes 
dans le Departement de la Moselle par M. Aug. Joba. Metz 
1844. 8. 16 Seiten und eine Tafel Abbildungen, auf der'Ano- 
donta minima Millet abgebildet ist. 

Histoire des Mollusques terrestres et fluviatiles vivant dans 
les Pyrenees occidentales par ©. Mermet. Pau (ohne Jahres- 
zahl) Extrait du Bulletin de la societe des sciences, Lettres 
et Arts de Pau. 8. 96 Seiten. 

Albin Gras. Description des Bee fluviatiles' et 
terrestres de la France, et plus partieulierement du, departe- 
ment de l’Isere. ‘Grenoble 1846. 8. avec 6 planches, 

Bereits im Jahre 1845 begann ein grossartiges Werk, 
welches in der Malacozoologie eine hohe Stellung einzuneh- 
men verspricht. Deshayes hat seine Zeit auf seiner Reise 
nach Afrika vortrefflich benutzt, um mit Sorgfalt die’ ihm dort 
zu Gebote stehenden Mollusken anatomisch zu untersuchen, 
und in einem reich ausgestatteten Werk ‘unter dem Titel Ex- 
ploration seientifique de l’Algerie pendant les ‚annees 1840, 
1841, 1842 legte er seine ausgedehnten Untersuchungen nie- 
der, ‘Es besteht ans einer Reihe von Monographieen ‚die sehr 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 373 


ausführlich und: weitläuftig im Text durch zahlreiche Abbil- 
dungen erläutert werden. Die ersten drei Lieferungen von 
4845, und die nächsten sechs von 1846 entlialten folgende 
Familien: 41. Tubicoles.mit den Gattungen Clavagella und Ga- 
strochaena, 2. Teridinites (Gattung Teredo), 3. Pholadariae 
(Gattung Pholas), 4. Solemyaires (Gattung Solemya), 5. So- 
lenacees (Gattung Solen). Jede Lieferung enthält 6 colorirte 
Kupfertafeln. Das Ganze ist auf‘ 20 Lieferungen und 120 Ta- 
feln berechnet. Im Allgemeinen scheint es, als ob ein fast 
zu grosser Aufwand in Ausführung der Tafeln und des Textes 
verwendet wäre, indem es dem Leser schwer wird, das Wich- 
tige von dem minder Wichtigen, das der Gattung Eigenthüm- 
liche und Wesentliche von dem Allen zukommenden, das Neue 
von dem bereits Bekannten zu unterscheiden. 

Jonas hat es in Menke’s Zeitschr. p. 59 und 120 unter- 
nommen, einen Beitrag zur Erklärung der in der Description 
de l’Egypte abgebildeten Mollusken zu Jiefern, ‘indem er 
manche der abgebildeten Arten in seinen Exemplaren aus dem 
Rothen Meere wiedererkannt hat. Beschreibungen neuer Ar- 
ten werden hinzugefügt. — Bei dieser Gelegenheit spricht 
Pfeiffer ib. p. 67 seine Zweifel aus, ob in solchen Fällen, 
wo einer unklaren Abbildung kurz ein Name gegeben worden, 
diesem die Priorität gebühre,. Ich meine, unbedenklich, wenn 
später die Identität entschieden nachgewiesen werden‘ kann. 
Ist die Identität zweifelhaft, (dann kann "höchstens die Abbil- 
dung als fragliches Synonym eitirt werden. Die Wissenschaft 
wird auch nichts verlieren, wenn man unter solchen Umstän- 
den die schlechte Abbildung ganz vergisst. 

Nach langer Unterbrechung erschien im Jahre 1846 die 
Fortsetzung und der Beschluss des Abschnitts über Mollusken 
von d’Orbigny’s Voyage dans l’Amerique meridionale. Als 
Einleitung zum ganzen Abschnitt ist in ausführlicher Darstel- 
lung die Abhandlung: Recherches sur les lois qui president 
a Ja distribution geographique des mollusques marins cötiers 
basces sur letude des especes de l’Amerique meridionale ge- 
geben, wovon schon in den früheren Berichten 1845. 11. p. 301 
und 1846. 11. p. 416 Nachricht gegeben ist. Dann enthält der 
Text 'den vollständigen Abschnitt über die Lamellibranchien 
und die Palliobrauchien, von denen unten am entsprechenden 


374 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Ort das ‚Nähere  angegeben«ist... In einem: Anhange sind die 
. Namen: und das! Vaterland der bestimmbaren Arten Südameri- 
ka’s angegeben , als eine Vervollständigung des Verzeichnisses 
für) die. geographische Verbreitung. Dadurch wird die Zahl 
der: Südamerikanischen Arten auf: 9314. gebracht. Dem folgt 
die Erklärung der auf 85 Tafeln gegebenen Abbildungen. Den 
Beschluss macht ein alphabetisches Verzeichniss mit Einschluss 
der Synonyme. So. ist denn der fünfte Band’ des so werth- 
vollen Werkes vollendet, und wir.haben dadurch eine’ sehr 
wesentliche Erweiterung der Kenntnisse über‘ die Mollusken- 
fauna’ eines so grossen und interessanten Theiles unserer Erde 
erhalten. Der Name‘des so rühmlichst bekannten Verfassers 
wird namentlich durch diese Arbeit sich eine bleibende Aner- 
kennung erworben 'haben. ‘Müssen wir auch zugeben, dass 
die ‚Aufzählung keineswegs eine vollständige ist, und dass 
manche Irrthümer sich eingeschlichen haben, so lässt sich doch 
nicht leugnen, dass diese Reise eine der folgereichsten der 
neueren Zeit gewesen ist. 

Moricand beschreibt einige neue Land- und Süsswas- 
serschnecken ‚von Bahia, die auf einer Tafel abgebildet‘ sind 
(Troisieme supplement au Memoire sur- les coquilles terrestres 
et fluviatiles de Ja province de Bahia envoyees par 'M. Blanchet. 
Memoires ‘de la societ@e de physique et d’histoire naturelle de 
Geneve. Tome XI. premiere partie p. 147). 

Von der Natural History of New York ist der öte Band 
der‘ Zoologie von de Kay, welcher die Mollusken enthält, 
bereits im Jahre 1843 erschienen, jedoch erst später nach 
Berlin gekommen, Dieses wichtige Werk enthält die-Beschrei- 
bungen zahlreicher Arten, von denen die meisten (etwa 350) 
auf 40 Tafeln sauber abgebildet sind. Bei jeder Gattung sind 
immer. in ‘der Kürze diejenigen Arten genannt und beschrieben, 
welche ausser den Grenzen des Staats New-York vorkommen. 
Das Werk enthält auch eine gute Anzalıl neuer Arten aus den 
verschiedensten Gattungen, die ich jedoch unten nicht auf- 
zähle, weil sie nicht mehr in diesen Bericht gehören, 

Ausser einer Reihe von fossilen Conchylien beschreibt 
T.A. Conrad in den Proceedings of tlıe Academy of natural 
seiences of Philadelphia Vol. Il. p.19 auch eine Anzahl von 
Mollusken der Jetztwelt, die meist in der Tampa Bay an der 


\ 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 375 


Küste. von Florida gesammelt wurden; mehrere von.ihnen sind 
im Umriss auf einer Steindrucktafel abgebildet. Die Arten 
sind unten genannt. Die Beschreibungen sind kurz, und in 
Form von Diagnosen gehalten. 

T. A. Conrad lieferte einen, Catalogue ‚of Shells inha- 
biting Tampa Bay and ‚other parts; of the Florida coast.' (Sil- 
liman ‚american Journal Nov. 1846. p. 393). 

Conrad fand. in Rockbridge County, Virginia, indem 
Eluss Calf Pasture folgende Mollusken; Unio collinus, purpu- 
reus, constrietus, subplanus, lanceolatus; Alasmodonta undu- 
lata, marginata; Anodonta cataracta, marginata; Planorbis 
parvus; Ancylus rivularis, Paludina decisa, Anculosa dilatata, 
Melania: virginica. (Silliman American Journal 1846. p: 405). 

Hancock machte ein. Verzeichniss von 34 Arten von 
Mollusken bekannt (Annals XVII. p. 323), welche im Jahre 
4841 durch seine Freunde Warham und Harrison in einer 
kleinen Bucht an der Westküste der Davis-Strasse gefischt 
wurden. Das Verzeichniss enthält 19 Gasteropoden, unter denen 
3 Margarita, 6 Buceinum, 4 Fusus, und 49 Muscheln. Im 
Ganzen sind 8 Arten als neu betrachtet und auf einer Tafel 
abgebildet. 

Expedition shells, described for the Work of the United 
states exploring expedition, commanded by Charles Wilkes 
during the Years 1838—1842 by Augustus Gould. Unter 
diesem Titel ist ein Abdruck aus den Proceedings of the Boston 
society of natural history Boston 1846 erschienen. Es werden 
darin viele Arten von Conchylien als neu beschrieben, und 
zwar aus den Gattungen Chiton, Patella, Lottia, Siphonaria, 
Emarginula, Fissurella, Rimula, Crepidula, Calyptraea, Hip- 
ponyx, Pileopsis, Helix, Vitrina, Suceinea, Bulimus. Die 
Namen der neuen‘ Arten sind unten angeführt. 

John H. Redfield beschreibt in den Annals of the Ly- 
eemm of natural history of New York IV. p. 163 einige neue 
Conchylien, die in Steindruck abgebildet sind. 

Ebenda stellt John ©. Jay zwei neue Arten auf und 
bildet sie ab. Verf. giebt daselbst einige Berichtigungen in 
Betreff der letzten Ausgabe des Catalogs seiner Sammlung. 

Danaclı ist sein Bulimus einctus = Bul. Favannii Lam.; sein Turbo 
rotelliformis ist Trachiseus Norrisii Sow.; seine Ampullaria Brownii 


376 Troschel: Bericht über die Leistungen in der” 


='A. erassa Swains.; Ampullaria Storeria ist = A. naticoides d’Orb.; 
Helix planorbis = H. monilis Brod.;. Bulimus ‚ustulatus ist eine Va- 
rietät von B. chrysalidiformis Sow.;; Paludina tristis = P. olivacea 
Sow. Ferner ist der, dort abgebildete Conus rhododendron Couth. = 
C. Adamsonii Gray; Cyclostoma Cumingii Sow. = C. gigantea Sow. 
und Voluta armata Lam.? = V. Miltoni Gray. 


An der Malayischen Küste wurden von Begbie nur we- 
nige Conchylien gefunden: 'Solen truncatus, Mya nicobariea, 
Venus decussata, Murex tribulus, Murex rana, Mytilus plica- 
tus, Trochus indieus und Voluta auris midae. (Annals of nat. 
hist. XVII. p. 410). 

Jonas lieferte in den Abhandl. des naturw. Vereins’ zu 
Hamburg Band I. p. 99 Molluskologische Beiträge. Von den 
hier als'neu beschriebenen oder abgebildeten Conchylien soll 
unten die Rede sein. Hier sei’ nur noch bemerkt, dass als 
ein kleiner Beitrag zur Molluskenfauna Neuhollands 44 Arten 
angegeben sind, die aus der Sammlung des Hrn. Preiss stam- 
mend von Menke in seinem Molluscorum Novae Hollandiae 
specimen nicht aufgenommen waren. Der Aufsatz ist von fünf 
Steindrucktafeln, Conchylien darstellend, begleitet. 

Schmarda sagt (Andeutungen aus dem Seelenleben der 
Thiere. Wien 1846. p. 17): „lch stellte Beobachtungen an den 
Weinbergschnecken hierüber (Geruchssinn) an und fand, dass 
die Fühlhörner, ‘besonders die unter den Augen führenden, 
äusserst empfindlich gegen Riechstoffe sind. Brachte ich solche 
Stoffe (Campher, Wachholderbeeröl, Terpentinöl, Hydrothion- 
säure, Steinöl, Weingeist) in die Nähe, so zogen sie diesel- 
ben‘ schnell zurück und zwar um so schneller, je stärker der 
Riechstoff war. Auf verdünnten Weingeist z. B. reagirten sie 
viel langsamer als auf rectificirten.” Demnach würden die 
Fühler der Schnecken Riechorgane sein, was mir um so wahr- 
scheinlicher ist, da man auch durch die, Analogie darauf ge= 
leitet wird. ‘Bei den Fischen ist eine entschiedene Neigung 
vorhanden, die Naslöcher in Fäden zu verlängern; auch, von 
den Insecten hat es Erichson sehr wahrscheinlich gemacht, 
dass die Fühlhörner dem Geruchssinn dienen. Da die Fühler 
der Schnecken auch von, den Hauptganglien des Schlundringes 
eigene Nerven empfangen, und da ihre schleimige Oberfläche 
für (die Functionen des Riechens sich. wohl eignet, so wird 
die Ansicht auch anatomisch unterstützt. Das zweite Paar 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 377 


Fühler, wo deren 4 vorhanden sind, ist dann nur’ als Augen- 
stiel zu deuten.‘ Uebrigens ‘hindert nichts, die Fühler zugleich 
für Tastorgane zu nehmen. 

Leidy glaubt ebenfalls (Proc. of Philadelphia II. p.136) 
das Geruchsorgan der Landschnecken gefunden zu haben. Er 
sagt: ich entdeckte ein Organ, welches ganz vernachlässigt zu 
sein schien. Es. ist ein Eindruck oder Blindsack mit einer 
Oefinung hinter dem Munde zwischen der Unterlippe und dem 
vordern Ende der Fussscheibe, und der in mehreren: Arten 
von verschiedenen Gattungen sich nach hinten in einen blinden 
Gang verlängert, der über der Fussscheibe innerhalb der Lei- 
beshöhle liegt. Bei Bulimus fasciatus reicht er nach hinten 
bis zum Ende des Schwanzes und ist einigemale um sich 
selbst gewunden; bei Glandina‘truncata hat er die Länge der 
Fussscheibe; bei verschiedenen Arten der Gattung Helix findet 
sich dies Organ von einem oberflächlichen Eindruck bis zu 
einem Blindsack von Länge der Fussscheibe; bei H. pomatia 
ist es $ Zoll lang; bei Succinea obliqua ist es von beträcht- 
licher Länge; bei Limax und ‚Arion ist es ein oberflächlicher 
Eindruck, und bei einer unbeschriebenen Art von Vaginulus 
ist es einen halben Zoll lang. : Es besteht aus zwei: Häuten, 
aus einer zarten innern Schleimhaut und einer äussern Schicht, 
von weisslichem oder röthlichem drüsigen Anschen. Es em- 
pfängt Nerven von den unteren Schlundganglien und Gefässe 
von dem Kopfzweige der Aorta, 

Gascard machte. darauf aufmerksam, dass er bereits 
1822 im Journal de Physiologie de Magendie angegeben, dass 
das Blut der Schnecken die Eingeweide umspüle. (Comptes 
rendus 1846. 1. p. 45). 

Milne Edwards beobachtete eine Eigenthümlichkeit in 
der Ausbildung der Circulationsorgane bei; den Mollusken, 
(Nouvelles observations sur Ja degradation des organes de la 
eireulation elhez les Mollusques. Comptes rendus XXI1l. p.373). 
Bei Haliotis öffnet sich die Arterie, welche, sich dem Kopfe 
zuwendet, in die Höhlung des Kopfes, so dass das Blut den 
Schlundring, die Mundmasse und deren Muskeln umspült, ohne 
von besonderen Häuten eingeschlossen zu sein;' dies entspricht 
den bekannten, von demselben Forscher allgemeiner nachge- 
wiesenen Lücken des Venensystems. Verf. konnte sowohl 


378 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


vom Herzen 'aus diese Kopfhöhle injieiren,; als auch umgekehrt 
von der Kopfhöhle ans das ‘Herz und die’ nach hinten sich 
wendenden Arterien. Der hintere Fortsatz der Zungenscheide 
dringt sogar in die weite Oefinung der Arterie ein, so dass 
also ein Theil der Verdauungsorgane: in: das innere des Arte- 
riensysteims‘ eindringt. Indem. Rande des Mantels scheinen 
die Arterien gänzlich zu fehlen, und‘ Venen, welche.'das ve- 
nöse Blut aus der Bauchhöhle aufsaugen, führen dasselbe zum 
Herzen, so: dass das Letztere sowohl arterielles wie venöses 
Blut empfängt, um es vermischt an die Organe des Körpers 
zu vertheilen. ‘In der Kopfgegend‘ konnte Verf. keine Spur 
von Venen erkennen, während in den übrigen Theilen ‘des 
Körpers zahlreiche Venen vorhanden sind, die mit der Bauch- 
höhle eommuniciren. — Bei Patella beobachtete Verf. etwas 
Aehnliches. Hier führt die Kopfarterie das Blut in eine grosse 
Tasche, welche in sich den langen aufgerollten Theil der Zunge 
enthält, und durch ihre Vermittelung werden fast alle Theile 
des Körpers mit arteriellem Blut gespeist; von ihr aus können 
auch die Gefässe injieirt werden. Diese Beobachtungen schlies- 
sen sich an eine frühere von Quatrefages, der bei einigen 
Eolidiern das Blut aus der Kopfarterie in einen weiten’ Raum 
ausströmen sah. 

In einem Aufsatze von H. Meekel: Micrographie einiger 
Drüsenapparate der niedern Thiere (Müller’s Archiv 1846) wird 
p- 9 von der Leber der Mollusken, p. 13 von der Niere der 
Gasteropoden und dem Rojanus’schen Organ der Bivalven und 
p- 17 von den Kalkdrüsen der Gartenschnecke gehandelt. 

In Bemerkungen über Beschädigungen an Gehäusen leben- 
der Land- und Süsswasserschnecken, und die Wiederherstel- 
lung derselben dureh ihre Bewohner macht von Voith 
(Menke's Zeitschr. p. 70) ‘auf die Verschiedenheit bei Ver- 
letzung der ersten (Primordial-) Windungen und der letzten 
Windung aufmerksam. Bemerkungen zu diesem Aufsatze macht 
Pfeiffer ib. p. 73. 


Cephalopoda. 
Im vorigen Jahresbericht p. 414 ist das erste Heft eines 
Werkes von d’Orbigny erwähnt worden : Mollusques vivants 
et fossiles et. Im Jahre 1845 sind auch bereits die folgenden 


Naturgeschichte der Mollusken während (des Jahres 1846. 379 


6 Hefte, mit denen .der'erste Band geschlossen ist, 'erschienen. 
Derselbe enthält ausser der allgemeinen Einleitung zu den Mol- 
lusken, die Abtheilung der Gephalopoden, in welcher die Gat- 
tungen, und wie es scheint auch die Arten vollständig aufge- 
zählt und beschrieben sind. Wenn, wie es‘ scheint, hiermit 
das Werk ins Stocken gerathen ist, so wird doch immer dieser 
erste Band ein abgeschlossenes Ganzes bilden, und zum Be- 
stimmen ‘der Cephalopoden behülflich sein. ' Von allen Gattun- 
gen sind Typen abgebildet. 


Om Seiadephorus Mülleri en Undersögelse af J. T. Rein- 
hardt og V. Prosch. Kjöbenhavn. 1846. 4. mit 5 Tafeln. 

In dieser Schrift geben die Verfasser eine genauere Beschreibung 
und Anatomie eines Cephalopoden, welchen Eschricht zuerst unter 
dem Namen Cirroteuthis beschrieben. Der Name ward geändert, 
weil der von Eschricht gegebene eine vox hybrida sei, weil die En- 
dung Teuthis nur den Decapoden zukomme, weil Plinius unter cirri 
die Arme der Cephalopoden verstanden habe, und wegen der Aehn- 
lichkeit mit dem von D’Orbigny später einer andern Cephalopoden- 
Gattung beigelegten Namen Chiroteuthis. Nach meiner Ansicht sind 
alle diese Gründe nicht ausreichend, um eine Namenänderung noth- 
wendig zu machen; jedenfalls ist es Unrecht, den Namen Sciadepho- 
rus unter Eschricht’s Autorität zu geben, in Folge der Bemerkung, 
mit der ich diesen Bericht eingeleitet habe. — Es findet sich ein 
ziemlich entwickelter Riemenherz- Anhang, der ganz muskulös und 
"innen hohl ist; derselbe steht mit der Herzkammer in Verbindung 
und kann von dieser so wie von den Gefässen aus aufgeblasen wer- 
den. Er kann am ersten, wie es schon Mayer that, einem Herzohre 
verglichen werden, aber auf keine Weise als ein rudimentäres Paar 
von Kiemen (das zweite Paar des Nautilus), wie Owen es will, be- 
trachtet werden. Dieser Anhang fehlt bei den Octopoden, doch hat 
Octopus arcticus Prosch (Oct. granulatus Möller) einen ziemlich 
grossen. Die Zunge ist nach dem gewöhnlichen Typus gebildet, aber 
sehr weich; der vordere abgeschnürte Theil (vordere Lappen) ziem- 
lich gross, fast papillös; die Seitenlappen lang und sehr niedrig, und 
in der Rinne zwischen denselben findet sich nur ein kleiner runder 
weicher Knopf als die einzige Spur des bei den übrigen Cephalo- 
poden sich vorfindenden mit Hornzähnen besetzten hervorspringenden 
Theiles. Nur das obere Paar der Speicheldrüsen ist gefunden wor- 
den. Magen und Leber sind im Allgemeinen denen von Octopus 
ähnlich, auf den Lebergängen ist keine pancreatische Drüsenmasse 
wie bei den Decapoden, Der Dintensack fehlt ganz. Die Geschlechts- 
organe schliessen sich am nächsten denen von Octopus und Eledone 
an, weichen jedoch in manchen Stücken ab. — Was die systemati- 
sche Stellung betrifft, so muss die Gattung zu den Octopoden gezählt 


380 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


werden, mit denen sie die nicht gestielten Saugnäpfe, den Mangel 
der beiden, längeren Arme, die Hautverbindung der: 8 Arme, die Ver- 
bindung des Kopfes mit dem Körper und den Typus der Verdauungs-, 
Circulations- und Geschlechtsorgane gemein hat. Unter ihnen bildet 
sie jedoch eine besondere Familie Pteroti, indem sie durch die 
Flossen und die innere eigenthümliche Schale von den Octopoden 
abweicht und sich dadurch den Decapoden annähert. 

Harless stellte Untersuchungen über die Chromatophoren 
bei Loligo an, und theilte ‘dieselben in diesem Archiv 1846. 


I. p. 34 mit, und erläuterte sie durch’ Abbildungen. 


Heteropoda. . 


Als Inaugural- Dissertation schrieb 'W ilm ‚Observatiönes 
de Sagitta mare germanicum eirca insulam Helgoland incolente. 
Berolini 1846. Besonders habeu die Geschlechtsorgane und 
das Nervensystem die Aufmerksamkeit des Verfassers auf sich 
gezogen. Die Frage über die systematische Stellung lässt der- 
selbe offen. ° Eine Tafel ist beigegeben. 


Gasteropoda. 


Einen schätzenswerthen Beitrag zur Kenntniss der Mund- 
theile der Schnecken gab Lebert in Müller’s Archiv 1846, 
p- 435. Beobachtungen über die Mundorgane einiger Gaste- 
ropoden, mit drei Tafeln. Die Mundorgane von Patella, Buc- 
cinum undatum, einer Doris verwandten nicht bestimmten 
Gattung, Doris tuberculata, Haliotis, Paludina vivipara, Limax 
sind beschrieben und abgebildet. Den Schluss machen histo- 
rische Bemerkungen über diesen Gegenstand, die bis auf Ari- 
stoteles zurückgehen. 


Pulmonata, operculata. 


Von Pfeiffer erhielten wir in Menke Zeitschr. p. 29 eine 
kritische Revision der in Sowerby’s Thesaurus beschriebenen 
Arten von Oyclostoma. Verf. giebt vielfache Berichtigungen 
von Namen, und fügt die Synonyme hinzu, ,so dass dies Ver- 
zeichniss bei der Benutzung des oben genannten Werkes un- 
entbehrlich wird. Das Einzelne über die 175 Arten hier an- 


-zuführen, gestattet der Raum nicht. 
Als Anhang werden dann noch folgende neue Arten beschrieben: 
©. stenomphalum Pfr. woher?, Otionis Pfr. von Cuba, ämbiferum 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 381 


Menke von Cuba, Largillierti Pfr. von Yukatan,  Zma, Bronni 
und Binneyanum Adams von Jamaica, costatum Menke woher?; 
Gruneri Pfr. von Honduras, plicatulum Pfr. woher? 


In derselben Zeitschrift p. 81 lieferte Pfeiffer einen 
Nachtrag zu der eben erwähnten Revision der Gattung Oy- 
clostoma. Hier berücksichtigt Verf. solche Arten, die in an- 
deren Werken sich finden, und die im Thesaurus unerwähnt 
geblieben sind. 

Als neue Arten werden hier hinzugefügt: C. alutaceum Menke 
von Cuba, strangulatum Hutton von Bengalen, dubium Pfr. von der 
Insel Opara und Aieroglyphicum Fer. aus dessen Sammlung (Helix 
hieroglyphica Fer., Bulimus hieroglyphicus Potiez et Michaud gal. 
L p. 144. t. 44. — Eine neue Art dieser Gattung beschreibt ferner Mo- 
ricand 1. c. f. 26—29. €. disjunctum testa orbiculato-depressa, cras- 
siuscula, sordide alba; anfractibus 4 rotundatis, costis eleyatis, re- 
gularibus, numerosis transversim einetis, ultimus a praecedente dis- 
junetus; sutura profunda, apertura circularis labro tenui. Die Rip- 
pen und die abgelöste Windung zeichnen die Art sehr aus; Letzteres 
giebt ihr Aehnlichkeit mit Aulopoma, doch ist der Deckel ganz an- 
ders, er ist ein wenig concay mit concentrischen Streifen. Ich sehe 
diese Art als den Typus für eine neue Gattung an, der ich den Na- 
men Cyclopoma geben möchte. 

In einen monographischen Versuch über die Gattung 
Truncatella Risso (Menke Zeitschr. p. 177) spricht Pfeiffer 
zunächst seine Zweifel über die Stellung im System aus. Er 
geht auf die Gestalt des Thieres, die verschiedenen Angaben 
über die Lage der Augen und auf den Ort, wo die Thiere 
gefunden sind, ein, (Nach meiner Meinung sind diese Punkte 
nicht entscheidend. Ein Zweifel kann nur sein, ob das Thier 
in die Nähe von Cyclostoma oder Rissoa gehört, und darüber 
wird nur entscheiden, ob es wirklich Luft athmet oder eine 
Kieme besitzt. Das lässt sich ja wohl beobachten. Die Le- 
bensweise macht es wahrscheinlich, dass sie lungenathimend 
ist, aber entscheidet nicht darüber). Demnächst werden 15 
Arten aufgezählt, von denen Verf. aber nur 8 besitzt. 

Diese sind: Tr. valida Pfr. von den Philippinen, Tr. caribaeen- 
sis Sow., Tr. Guerini Villa, Tr. truncatula Desh. (Cyel. truncatu- 
. Jum Drap.), Tr. Montagui Lowe, Tr. pulchella Pfr., Tr. scalari- 
formis Reeve, Tr. bilabiata Pfr., Tr. striatula Menke, Tr. Quoyi 
Pfr. (Cyel. striatum Quoy et Gaimard), Tr. scalaris Pfr. (Rissoa 
scalaris Michaud), Tr. clathrus Lowe, Tr. Adamsi Pfr. (Trunca- 
tella scalariformis Adams), Tr. ventricosa Sow,, Tr. striata So w. 


382 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Ampullaria malleata Jonas zuerst in Menke’s Zeitschrift 1844 
aufgestellt, ist in den Abhandl. des Hamburger Vereins Band l. ab- 
gebildet. 


Ctenobranchia. 


Taenioglossa*), 


Die Gattung Paludina, welcher in Philippi’s Abbild. Band 2. 
Heft 5 eine Tafel gewidmet ist, wird ausser der Darstellung von P. 
lecythoides Benson, bengalensis Lam., Remossii Benson, inter- 
texta Say, quadrata Bens, subcarinata Say, patula Brumati, 
fontinalis Phil. (Melania integra Say), porata Say, Salinesii Phil., 
bulimoides Oliv., auch durch zwei neue Arten bereichert, P. alo- 
maria v. Mühlf. gelbbraun mit weissen Pünktchen von Brasilien; 
P. Preissit! Phil. undurchbohrt, glashell mit flachen Windungen, 
klein. Neuholland. 

48 neue Arten der Gattung Littorina stellte Philippi auf. Proc. 
zool. soc. December 1845. — Von dieser Gattung wurden: 10 glatte 
Arten auf einer Tafel abgebildet Philippi Abbild. — Eine andere 
Tafel desselben Werkes enthält 12 mit Höckern besetzte Arten, unter 
deriren eine L. vilis Menke neu. Sie zeichnet sich durch ihre 
schlanke, spitze Gestalt und zwei Reihen Höcker auf der letzten 
Windung aus. — L. limata Loven.c. . 

In der Nähe von Littorina gründet Philippi Menke Zeitschrift 
p-129 eine neue Gattung Bembiciwm: Testa univalvis, spiralis, co- 
nica, imperforata, haud margaritacea, anfractibus 6—7, planis, ul- 
timo angulato, saepe acute carinato. Apertura depressa, obliqua, 
rhombea; columella simplex obliqua, scindens. Operculum corneum, 
paueispiratum. ‘Animal pede oblongo, filamentis destituto, capite in 
proboscidem inter tentacula producto, lobisque frontalibus carente, 
tentaculis elongatis, oculis extus ad basin incrassatam eorum.sitis. 
Dahio gehören Trochus melanostomus Gmel., Trochus planus Quoy, 
Trochus nanus Lam., Trochus nanus Quoy (verschieden vom vori- 
gen und daher B. pietum Phil. genannt), Trochus Juteus Quoy, 
Littorina imbrieata Gray, und zwei neue Arten B. Zividum und B. 
vittatum Phil. Alle diese Arten leben in Neuholland. 

Loven beschreibt l.c. als neu 4 Arten der Gattung Laeupal 
nämlich L. albella, labiosa, solidula und Frigida. 

Desgleichen von der Gattung Rissoa 5 Arten: R. aretica, ‚pori- 
fera, cornea, albella und Sarsü. — R. decorata und ornata Phi- 
lippi Menke Zeitschr. p. 97 von der Insel Lesina in Dalmatien. 

Lamellaria prodita Loven l.c. (Coriocella). 

Natica aperta ib. Die Schale fast wie Sigaretus. 


*) Ich folge hier der von mir in Wiegmann’s Handbuch der Zoo- 
logie 3. Auflage 1848 gegebenen Classification, 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1816. 385 


Crepidula maculosa Conrad Proc. Philad. eiförmig, weiss mit 
unregelmässigen in Reihen gestellten Flecken. — Gould beschreibt 
l.e. drei neue Arten: C. rostriformis von de Fuca, lingulata von 
Puget Sound und nummaria von Classet. — C. adspersa Dunker 
Menke Zeitschr. p. 25 von Benguela. — C. rugulosa Dunker ih. 
p- 108 vom Cap. 

Calyptraea fastigiata Gould ].c. von Puget Sound, ©. radiosa 
von Mangsi und chlorina von den Cap Verdischen Inseln. 

Hipponyz imbricata Gould ].c. von den Sandwich-Inseln. 

Pileopsis erystallina Gould]. e. von den Feejee-Inseln. 

Gray bemerkt Annals XVII. p. 428, ‘dass Thyreus paradoxus 
Phil., identisch mit Swainson’s Pedicularia sicula, nach einem von 
ihm untersuchten Exemplar in der Nähe von Concholepas stehen 
müsse. Die Untersuchung hat jedoch nur an einem eingetrockneten 
und aufgeweichten Exemplar statt gefunden, und es ist weder über 
die Lage der Kiemen, noch sonst über irgend ein Organ ausser der 
Schale Nachricht gegeben. > 

Cerithium protextum Conrad Proc. Philad. 15, Windungen. 
% Zoll lang. — C. metula Loven ].e. 

Cypraea Gaskoinii und pulicaria sind in den‘Proc. zool. soc. 
März 1846 von Lovell Reeve aufgestellt. — Ebenda von Gaskoin 
€. pellueida aus der Südsee, Ü. pisum von Westindien, C, pulla ohne 
Angabe des Vaterlandes. 


Toxoglossa. 


Conus Cailliaudii Jay Annals New York: spindelförmig mit thurm- 
förmiger Spira, Labrum an. der Nath ausgerandet, braun. Macht 
einen Uebergang zu Pleurotoma. Ohne Angabe des Vaterlandes. 

In den Proc. zool. soc. vom October 1845 und Januar 1846 wur- 
den von Lovell Reeve 110 neue Arten der Gattung Pleurotoma, 
meist ohne Angabe des Vaterlandes aufgestellt.‘ — Pl. borealis Phil. 
und nivalis sind zwei neue Arten bei Lovenl.c. 

Lovell Reeve bezeichnete 54 Arten der Gattung Mangelia aus 
Cuming’s Sammlung als neu. Proc. zool. soc. July 1846. — M. tia- 
rula Loven l.c. 


Proboseidea, 


Marginella succinea und albilabris Conrad Proc. Philad. — 
M. flavida Redfield ].c. klein, gelb, verwandt mit conoidalis Kie- 
ner. Cuba. — M. obesa ib. sehr verwandt mit interrupta Lam. Car- 
thagena im Caraiben-Meer. — 10 Arten Marginella von G. B. So- 
werby. Annals XVII. p. 466. 

Voluta sophia Gray Annals XVlll. p. 431. Eiförmig, bauchig, 
weiss mit kleinen rothen Sprenkeln und einigen Reihen unregelmäs- 
siger rother Flecke; letzte Windung bauchig mit einer Reihe grosser 


384 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


kegelförmiger Höcker; Spira sehr kurz, die Spitze etwas vorgezogen, 
rundlich, erenulirt. Nord-Australien, Endeavour Sound. 
Mitra simplex Dunker Menke Zeitschr. p.111 vom Cap. 


Columbella pallida, le und taeniata Philippi Menke 
Zeitschr. von Mazatlan. 


Fasciolaria clava Jonas Proc. zool, soc. März 1846 aus dem 
indischen Ocean. — F. Audouinil Jonas (Description de l’Egypte, 
Cogq. pl.4. £.17). Menke Zeitschr. p. 63. — F. inermis Jonas ib.p.63. 


Von. der Gattung Fusus sind bei Philippi Abbild. 9 Arten ab- 
gebildet, von denen die meisten neu: F. Pfeifferi Phil. mit langem 
geraden Sipho und 24 Querleisten auf diesem und ‚der letzten Win- 
dung; F. cancellinus und decolor Phil. in diesem Archiv 1845 auf 
gestellt; F. scrobiculatus Dunker als Murex purpuroides bei Reeve 
lcon. abgebildet; F. albidus Phil. mit welligen Längsrippen und 
Querfurchen, kurzem Sipho; F. recurvus Koch mit Längsrippen und 
Querlinien, kurzem gekrümmten, genabelten Sipho; F. marmoratus 
Phil. lang spindelförmig, mit 14 Längsrippen, gedrängten ungleichen 
Querlinien; F. lZatericius Möller (Index 'Groenlandiae); F. /anceo- 
Zatus Koch: thurmförmig, gelb mit weissen Binden, gegittert. — 
Jonas setzt (Abhandl. des Vereins zu Hamburg I. p. 103), die Ver- 
schiedenheit des: bei Lister t.3. f.4 abgebildeten Fusus von F. islan- 
dieus auseinander. Er nennt die Art F. Listeri und charakterisirt 
sie so: testa fusiformi-turrita, transversim striata, striisque incre- 
menti tenuissimis decussata, alba aut violacea, epidermide atro-livida; 
anfr. 8 convexis, ultimo subventricoso, sutura profunda, cauda bre- 
viuscula, subrecurva; apertura ovata, intus lactea, laevigata, labro 
tenui, labio columellari parum distineto. 'Dahin als Synonym; Murex 
corneus Penn., F.islandieus Lam. Kiener pl.7. £.2.. Der echte F. 
islandieus: ist bei Chemn. t. 141. £.1312. 13. abgebildet; er ist grösser, 
die Windungen oben verflacht, der Sipho ist ‚gerade. ‚Beide Arten 
sind abgebildet. — Ebenda sind von demselben Verf. zwei neue Ar- 
ten F. Philippi und Dunkeri, jedoch ohne Abbildungen, äufgestellt; 
beide von der Westküste Neuhollands. — F. pellucidus Hancock 
Annals XVII. p. 330 pl. V. f. 3 gelblich hornfarbig, durchsichtig mit 
Längsfalten, Sipho kurz. 3 Zoll. Davis-Strasse. 


Agassiz ist geneigt die Untergattungen von Pyrula, wie sie 
Swainson aufgestellt hat, anzunehmen, und er charakterisirt sie: 
Ficula, Rapella, Myristica, (Melongena Pusch, Schum.), Pyrula, Py- 
rella, Leiostoma, Strepsidura. Einige dieser Namen müssen jedoch 
älteren weichen, was in Herrmansen’s Indicis generum malaco- 
zo0ruUm, primordia nachzusehen ist. (Bulletin de la societe des scien- 
ces naturelles de Neufchatel Tom. I. p. 69). 

Murex cellulosa, tampaensis und ostrearum. Conrad Proc. Phi- 
lad. — Lovell Roöbne beschreibt 16. Arten: Murex Proc. zoo]. soe. 
August 1845. Desgl: 8 Arten ib. October 1845. ) 


Naturgeschichte der 'Mollusken während des Jahres 1816. 385 


‚Triton lineolatum‘Conrad: Proc. Philad. 3 Zoll lang. — T, ore- 
geonense Redfield l.c. spindelförmig, längsgefaltet und quergerippt 
mit niedrigen Wülsten. Oregon. — Bei Loven l.'c: finden sich einige 
neue Arten: T. zanum Loven fraglich zu Tritonium gestellt, T. 7o- 
seum Sars, T. mitrula Loven und T. declive Loven. Murex cla- 
thratus Gunn. wird ebenda Tr. Gunneri genannt. 

Ranella Thersites Redfield 1. ce. eiförmig, höckerig, querge- 
furcht, Wülste querrunzlig. Fundort unbekannt. 

Terebra fulgurata Philippi Menke Zeitschr. p. 53. 

Buccinum kydrophanum Hancock Annals XV. p. 327. pl. V. 
f.7 länglich, dünn, glatt, die letzte Windung halb'so lang wie die 
Schale, Mündung innen chocoladenbraun, ‘welche Farbe sich weit 
über die Spindel ausdehnt. 2% Zoll. Verwandt mit B. undatum. — 
B. tenebrosum ib. f.1.2. Dunkel violett, zerbrechlich, eiförmig'bau- 
chig mit 8 oder 9 spiralen Rippen auf der letzten Windung. 13 Zoll. 
— B. sericatum ib. fig. 6 eiförmig bauchig,‘ sehr dünn, ‘kastanien- 
braun mit unregelmässigen' helleren Längsgürteln, fein spiral gestreift 
mit einigen stärkeren Streifen, innerhalb rehfarbig. ‘Die Epidermis 
ist seidenglänzend durch'feine Cilien. 1 Zoll. — B. groenlandicum 
ib, £.8.9 eiförmig, röthlich rehfarbig, auf den 7 Windungen 'undeut- 
liehe Längsfalten und zwei knotige 'Kiele. 43 Zoll! Alle vier von der 
Davis-Strasse. — Philippi stellte in Menke’s Zeitschr. p. 52 «drei 
Arten auf: B. nucleolus von Mazatlan, B. avena und secalinum. von 
Chili. — B, capense, plicosum, Kochianum und KraussianumD un- 
ker Menke Zeitschr. p.110 vom Cap und ebenda 3. Cumingianum 
Dunker von Javaund Amboina. — 3. albescens, splendidulum ,; se- 
migranosum), «Jonasii, scabrum, Gruneri und: pictum Dunker‘üb. 
p- 170 'meist-ohne Angabe des Vaterlandes. 

Pallia tineta.und cancellaria Conrad Proc. Philad: 

Purpura gradata Jonas Menke Zeitschr. von Singapore! 


Rhipidoglossa. 


Recluz stellte in Proc. zool. soc. October 1845 neue Neriten 
auf I, subhemisphaerieae:, N, Rossmaessleriana; N, violacea 
Gmel. Var,., ist ohne Zweifel Ner. melanostoma des Referenten. 11, 
serratac: N. sobrina von Cayenne, N. selundica von Neuseeland. 
III. spinosae: N, solium von Sumatra, N, celata, N. Doingüi Ha- 
nover Bay, Nord-Australien, N, columbaria von Ceylon. ]1V. sub- 
auriculatae: 4 Varietäten von N. Jordant, 

Trochus tampaensis Conrad Proc. Philad. — T. Cumingii Phi- 
lippi Annals zool, soc. December 1845 von den Philippinen, —T. 
disculus Philippi Menke Zeitschr. von Mazatlan, — T, ochraceus, 
pulchellus, Turris, decoratus, ignobilis, incarnatus, Suga, aspersus 
Koch, guttatus Koch, pietus, Pfeifferi, indecorus, zebrinus, deli- 

+ eatulus ( Cliemn. V. 1,1660? aus dem stillen Ocean), concinnus be- 
sehreibt sämmtlich Philippi ib: p. 101. — DT. erythraens Brocehi 
Archiv 1, Naturgesch, XI, Jahrg. 2, Bd, Bb 


386 Troschel: Bericht über die Leistungen in der) 


(Descr. de l!’Egypte Cogq. pl. 5.%.38) wird von Jonas ib..p. 421 mit 
4: Varietäten beschrieben, — T. costifer,, fietilis, erebriliratus Jonas 
ib. p. 123 aus dem rothen Meere, 

Monodonta ringens, Kraussi,: puniceu, margaritaria , villana 
(Chemn. V. t.171.5.1678), Philippi: Menke Zeitschr. p. 100. 

Margarita Harrisonö Hancock Annals XVII. p/325. pl: V.f4.5 
eh: glatt, weiss, 6 stark gewölbte Windungen, Nabel' nicht, a 
weit, 2 Zoll. Davis-Strasse. 

Turbo Zamellosus Philippi und intercostalis Menke von Neu- 
holland. Menke Zeitschr. p. 98. — T.. moluecensis Phil. von Amboina 
und T. concinnus Phil. ohne Angabe des, Vaterlandes ib. — Phi- 
lippi trennt ib. p. 133 den dornichten Silbermund des Chemnitz V. 
fig. 1758.59 von dem echten T. argyrostomus Linn. und nennt ihn 7. 
princeps. 

Phasianella capensis, bicarinata und Neritina Dunker Menke 
Zeitschr. p. 110 vom Cap. 

Lovell Reeve stellte 40 neue Arten der Gattung Haliotis aus 
der Cuming’schen Sammlung auf, die aus verschiedenen Meeren stam- 
men. Proc. zool. soc. July 1846. — Bei Philippi Abbild. ist 4. al- 
bicans Q. et G. und fieiformis Mke. sowie eine neue Art H. gibba 
Phil. von Neuholland abgebildet. Letztere ist stark gewölbt mit 
kleiner seitlicher Spira, dunkelbraun. — 4. dentata Jonas (Menke 
Zeitschr. 1844) ist in den Abh. des Hamburger -Vereins abgebildet. 

Auf der Fissurellen- Tafel in Philippi’s Abbild, finden sich A 
"grandis Sow., nigra Phil., wolacea Esch. und zwei neue Arten 
E. concinna Phil. von Chili und F. elevata Duncker vom Cap. — 
Gould stellt lc. drei neue Arten auf: F\ cratitia von Puget Sound, 
verna von den Cap Verdischen Inseln, und occidens von Callao. — 
F. Philippiana von Loanda, Menkeana und benguelensis von Ben- 
guela beschreibt Dunker in Menke Zeitschr. p. 26. 

Seissurella angulata Loven].c. 

Emarginula aspera Gould]. c. von Neu Südwales, E. fungina 
von Upolu, osse« von den Feejee Inseln und cinerea ohne Angabe 
des Vaterlandes. 

Rimula cucullata und galeata Gould ].c. von Puget Sound. 


Cyelodbranchia. 


Lebert und Robin beschreiben den Hoden und. den 
Eierstock bei der Gattung Patella und bestätigen dadurch, 
dass diese Thiere getrennten Geschlechts sind. Der Hode liegt 
an der linken Seite und hat eine seitlich abgeplattete Gestalt. 
Er hat eine hellgelbe Farbe und ist aus Röhrchen zusammen- 
gesetzt. Die Bewegungen der Samenthierchen sind sehr .le- 
bendig. Der Eierstock liegt ebenfalls links. Ein Ausführungs- 


Naturgeschiehte der Mollusken während des’ Jahres 1846. 387 


gang.konnte bei keinem von beiden aufgefunden werden. Zur 
Zeit der Beobachtung (Ende, Aprils) entbehrte fast die Hälfte 
der untersuchten Exemplare des Geschlechtsorgans, und von 
den übrigen kamen 3 Männchen auf 8S—10 Weibchen, so dass 
also die ersteren viel: seltner, zu sein scheinen (Ansales des 
se. nat. 3 serie, Vol. V.p. 191). 


Gould beschreibt ].c. 11 neue Arten dieser Gattung:  Patella 
talcosa von den Sandwich-Inseln, sagittata von den Feejee-Inseln, 
illuminata von den Auckland-Inseln, fimöriata von der Strasse de 
Fuca, citrullus von Madeira, Paumotensis von den Feedjee-Inseln, 
Zuetuosa von Neu-Seeland, piperata von den Cap Verdischen Inseln 
und Madeira, instabilis und conica von Puget Sound, cinnamomea 
von Neu-Südwales. — P. pediculus Philippi Menke Zeitschr. p. 1 
von Mazatlan. — P. nigrosquamosa Dunker ib, p. 25 von der Insel 
Fayal (Azoren). 

Gould hat ].c. 5 Arten der Gattung Lottia; L. pintadina und 
teztilis Strasse de Fuca, cymbiola von Valparaiso, scabra von S. 
Francisco, araneosa von den Sulu-Inseln. — Von derselben Gattung 
aber unter dem beizubehaltenden Namen Acmaea giebt Philippi in 
Menke Zeitschr. p. 22 fünf neue Arten: 4. plana, leucophaea, pun- 
ctatissima, lineata von Chili uud elegans von Laguayra. — Ferner 
ebenda p.49 drei neue Arten 4. nisoria, exilis und albescens von 
Chili. — Ueber die von Eschschoitz. aufgestellten Arten von Acmaea 
machte Philippi ib. p-106 kritische Bemerkungen, indem er Gele- 
genheit hatte, die Original-Exemplare aus dem Dorpater Museum zu 
vergleichen. Demnach ist A. mitra E. = Lottia pallida Sow. und 
Lottia scurra d’Orb., auch ist A. mamillata E. ein incrustirtes Exem- 
plar derselben Art. — A. Ancylus E. ist = Lottia punctata d’Orb,, 
auch ist A. radiata dieselbe Art. Diese beiden Arten stammen nicht 
von Siteha, sondern von Chili. — 4. seutum und patinw Esch. ge- 
hören zusammen. Die übrigen A. persona, digitalis, cossis, pella 
und marmorea sind gute Arten, 


Gould beschreibt l..c. 14 Arten Chiton: Ch. lignosus, dentiens 
und muscosus von Puget Sound; Ch. guercinus, jugosus, fruticosus, 
Platessa und incanus von Neu-Südwales; Ch. jaspideus von Callao, 
Oh. pruinosus von Rio Janeiro; Ch. viridulus und puniceus Orange 
harbor; Ch. confossus Feejee-Inseln; Ch. petaloides Sandwich-Inseln, 
— Bei Lovenl.c, finden sich als neu Ch. Nagelfar, der Rand 
mit kurzen Borsten dicht besetzt; alveolus Sars, der Rand ist mit 
Schuppen bedeckt. 

Dentalium eboreum Conrad Proc. Philad, gebogen, durchschei- 
nend, glatt. 2 Zoll. Südküste von Florida. — D. hyalinum Philippi 
Menke Zeitschr. p. 55, schwach gebogen, glashell, am Grunde glatt, 
an der Spitze fein gestreift: Mazatlan, 

Bhb* 


388 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Pulmonata 


In Menke’s Zeitschrift p. 113 macht Pfeiffer kritische 
Bemerkungen über 78 Arten von Landschnecken, welche in 
der Januar-Lieferung der Proceedings of the Boston Society 
of natural history für 1845 von Adams, Mighels und 
Gould beschrieben sind, (und im vorigen Berichte nicht be- 
rücksichtigt werden konnten, da mir obige Proceedings nicht 
zugänglich geworden sind). Ausserdem sollen daselbst auch 
viele neue Seeconchylien beschrieben sein. 

Geomalacus Allman nov. gen. Corpus productum, lanceolatum, 
carinae expers; pallium scutiforme, ovatum; spiraculum in margine 
anteriore pallii; foramen genitale pone radicem tentaculi minoris 
dextri; testa solida, plana, subovata. Nur eine Art G. maculosus 
in der Grafschaft Kerry in Irland. Die Gattung unterscheidet sich 
von Arion durch die Lage der Geschlechtsöffnung, von Limax durch 
die Schwanzdrüse und die vordere Lage des Luftlochs. Ist abgebildet. 
(Annals of nat. hist. XVII. p. 297). 

In einem Aufsatze über die geographische Verbreitung 
der Heliceen in Menke Zeitschr. p.2 giebt Pfeiffer an, dass 
diese aus etwa 2200 bekannten Arten bestehende Familie über 
die ganze Erde verbreitet sei, und dass wohl keine Quadrat- 
meile, wo Pflanzen leben, zu finden sei, die nicht eine oder 
mehrere Arten besässe. Manche Gattungen, wie Achatinella, 
die den Sandwich-Inselu angehört, Clausilia, die nur wenige 
anssereuropäische Arten enthält, Cylindrella, die in Westindien 
und Mexico lebt, Tomogeres, Megaspira und Macrodontes, 
die auf Brasilien beschränkt sind, Azeca und Helicophanta, die 
nur in Europa vorkommen, Geomelania, die Jamaica eigen- 
thümlich ist, haben eine beschränktere Verbreitung, wogegen 
andere wie Succinea, Vitrina, Helix, Bulimus aus allen Welt- 
gegenden uns zugekommen sind. (Die beiden letzteren enthal- 
ten jedoch noch so viele völlig verschiedene Elemente, dass 
von ihnen in eben besprochener Beziehung, noch. gar keine 
Rede sein kann. Die Gruppen verwandter Arten sind auch 
meist auf bestimmte Erdtheile beschränkt). Die in Europa 
lebenden Arten haben die weitesten Verbreitungsbezirke, Nur 
wenige Arten, Helix similaris und Helix vitrinoides haben eine 
sehr weite Verbreitung über mehrere Welttheile. Unter den 
europäischen Ländern hat fast jedes, selbst jede grössere Insel 
ihre eigenthümlichen Arten der Gattung Helix, wogegen viele 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 389 


über ganz Europa verbreitet sind. Von den übrigen Ländern 
der Erde sind die vorkommenden Arten der Gattung Helix 
aufgezählt. Eine äbnliche Aufzählung für die übrigen Gattun- 
gen wird versprochen. 

Pfeiffer gab ein drittes Heft seiner Symbolae ad histo- 
riam Heliceorum Kassel 1846 heraus. Es enthält 6 Abschnitte: 
1. eine systematische Uebersicht der Heliceen nach der Schale. 
Verf. versucht eine sogenannte mechanische Methode einzu- 
führen, um das Bestimmen der Arten zu erleichtern; dies 
giebt natürlich ein künstliches System, was wissenschaftlichen 
Anforderungen nicht genügen kann. Es wäre jedoch schon 
viel damit gewonnen, wenn der beabsichtigte Zweck damit 
erreicht würde. 2. Eine Aufzählung der lebenden Arten nach 
dem Schema des vorigen Abschnitts; hier werden 1095 Arten 
aufgezählt. 3. Eine Aufzählung der fossilen Heliceen. 4. Eine 
Synonymie der Gattungen der Heliceen als Ergänzung und 
Berichtigung des entsprechenden Abschnitts im zweiten Hefte 
der Symbolae. 5. Diagnosen neuer oder wenig bekannter 
Arten von No.281—425. 6. Die Titel der erwähnten Werke. 
Die Zalıl der neuen Arten im 5ten Abschnitt ist so gross 
dass eine Angabe auch nur der Namen hier unthunlich . ist, 
und muss ich daher auf das Werkchen selbst verweisen. 

Gould stellte 1. ce. 6 neue Arten Vitrina auf: V. ruwivensis, nitida 
und marcida von Madeira, caperata und tenella von den Sandwich- 
Inseln und ro&usta von Neu-Südwales. 

Desgleichen 16 Arten Succinea: $. rotundata von Oahu, cepulla 
von Hawaii, yutamen von Upolu, vesicalis von Hawaii, Zumbalis von 
Kauai, Aumerosa von Taheiti, crocata von Upolu, canella von Maui, 
magellanica von Terra del Fuego, manuana von Manua, zmodesta 
von Upolu, venusta von Hawaii, pudorina von Taheiti und Eimeo, 
infundibuliformis ebendaher, procera von Eimeo, rusticana von 
"Oregon. — S. rufovirens Moricand] c. mit 4 Windungen, gefurcht; 
sie ist abgebildet, ebenso $. brasiliensis Mor. 

In den Proe. zool. soc. November 1845 finden sich die Beschrei- 
bungen von 50 neuen Arten der Gattung Helix aus der Cuming’schen 
Sammlung von Pfeiffer. — H. ptychodes Pfr. ib. Decbr. 1845: — 
H. Swainsoni und stenostoma Pfr. ib. März 1816. — HH, suturalis, 
candaharica, aulacospira, Gossei, Montfortiana, lucidella, arecti- 
spira, cyathellus, doliolum, Reeveana Pfeiffer ib. April 1846. — 
‚Die der Gattung Helix bei Philippi Abbild. gewidmete Tafel ent- 
hält 11 Arten, welche meist von Pfeiffer in den Proc. zool. soc. 
aufgestellt, alle in seine Symbolae aufgenommen sind. — In den 


390- Troschel: Bericht’über die Leistungen in der 


Abhand}.! des Hamburger Vereins ist AH. dimera Jonas (Proc. 1843) 
abgebildet, und ausführlich‘ beschrieben. —-,35. Arten, Helix, unter 
denen 4 der Gattung Nanina angehören, sind von Gould 1. c. aufge- 
stellt. — H. pallidula und pentodon Pfeiffer Menke Zeitschr. p. 128 
ohne Angabe des Vaterlandes. — H. caduca Pfr. ib. p.158 aus Me- 
xico. — H.'arietina Rossmässler ib. p.172 von der Sierra de S- 
Cristoval in ‘Andalusien. — A. Dehnei Rossmässler ib. p. 173 
aus Africa (war unter Gummi arabicum gefunden). — H. Theodori, 
resplendens und Merguiensis Philippi Menke Zeitschr. p.191. Alle 
von Mergui in Hinterindien. — H. semen lin Moricand l. c. £.17. 
— H. pleurophora Morie. ib. ££.6—9. — Derselbe beobachtete 
(ib. p. 151) bei A. polygyrata im Innern der Schale in zwei bis drei 
Absätzen eigenthümliche Falten, die die Schale verengen. 


Auf einer Tafel in. Bänd ll. Heft 5 der Abbild. von Philippi 


sind zwölf Arten der Gattung Streptaxis abgebildet; von mehreren 


derselben sind die Diagnosen schon früher im ersten Heft des zwei- 
ten Bandes gegeben, nur eine Art $. subregularis Pfr. ist neu, ihr 
Fundort ist unbekannt. Moricand beschreibt 1. ce. 5 Varietäten von 
St! comboides d’Orb. 

Auf derselben Tafel bei Philippi ist Tomogeres turbinatus 
Pfr. abgebildet, der zur Vergleichung T. e/ausus Spix hinzugefügt 
ist. — Moricand bildet 1. c. £. 10—12 und fig. 13—16 dieselben bei- 
den Arten ab, erstere, die er Helix tomogeroides nennt, ist T. tur- 
binatus Pfr. 

‘Jonas bildet aus Proserpina nitida Guilding (Helix proserpina 
Pfr.) und seiner Helicina linguifera eine neue Gattung, der er den 
Namen Proserpina erhält. Die Gattung zeichnet sich. vor Helix 
durch 'die linsenförmige Gestalt, . die Lamellen in der Mündung und 
die schwielige Basis aus. Die H.linguifera erhält nunmehr ‚den Na- 
men Proserpina  allognota (Menke Zeitschr. p. 10). 

Pupa pacifica Pfr. Proc. zool. soc. März, 1846. 


Pfeiffer giebt in Menke’s Zeitschr. p. 135 eine metho- 
Jdische Anordnung der bekannten Bulimus-Arten, nebst Hin- 


zufügung eines Verzeichnisses sämmtlicher Arten. Desgleichen _ 


p. 149 von der Gattung Achatina nebst Glandina. 


Bulimus infundibuliformis Jay Annals New-York t. conica, 
tenui, grisea, longitudinaliter striata, umbilico magno, infundibuli- 
formi; spira conica, elongata; apice acuto; anfr. 7 subplanis; sutura 
profunda; apertura ovali, albida, Jabro acuto. Bolivia. — Bul. Gossei 
Pfeiffer Proc. zool. soe. Dechbr. 1845. — 21 Arten dieser Gattung 
stellte Pfeiffer ebenda März 1846 auf. — Desgleichen 12 Arten 
ebenda April 1846. — Bei Philippi Abbild. sind folgende Arten 
dieser Gattung abgebildet: 3. Hartwegi Pfr. bei Loxa in Columbien, 
Hanlei Pfr. aus Brasilien; Lattrei Pfr. von Veracruz; Dunkeri Pfr. 
aus Mexico; bicolor Sow.; guamensis Pfr, von der Insel Guam; 


ee 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 391 


Iyeieus Pfr: aus Lycien; ‚carneus Pfr. und Spratti Pfr. ebendaherz 
leucodon Pfr. von Trapezunt; ‚Änorri Pfr. (Knorr Vergn. VI. p. 58. 
tab. 29. fir. 3) von Laguayra. — Desgleichen auf einer weiteren Tafel 
folgende: 3. Valenciennesi Pfr., spadiceus Mke., Parreyssi Pfr., 
olivaceus Pfr. von Candia; cretensis Pfr. ebendaher; Jonasi Pfr. 
von; Veracruz; nigrofasciatus Pfr. von Neu-Granada; membranaceus 
Phil und Botterianus Phil. von der Dalmatischen Insel Lesina. — 
Von Jonas sind 3. astrapoides, superbus, bellulus, euryomphalus, 
trigonostomus, die sämmtlich im Thal Caripe (Venezuela), in der 
Nähe der Höhle Guacharo leben, und in Menke’s Zeitschr. 1844 auf- 
gestellt sind, abgebildet. — Gould beschreibt 1. c. 7 Arten Bulimus 
als neu: elobatus und morosus“ von den Feejee-Inseln, prolatus von 
Chili, eiliatus vom Organgebirge in Brasilien, pruninus woher?, hy- 
bridus von. Rio Janeiro und juzceus von den Gesellschafts- und Sand- 
wich-Inseln, — B. pemphigodes und leptocochlias Jonas, beide von 
Guinea sind in Menke Zeitschr. p. 12 aufgestellt. — B. callosus 
Pfeiffer ib. p. 128 ohne Fundort. — B. Koch? Pfeiffer ib. p. 144 
von Chile? — B. omphalodes Menke ib. p. 144. — B. Liebmanni 
Pfeiffer ib. p. 158 aus Mexico. — B. longiseta, Boissieri und pu- 
bescens Moricand ].c. 

Cylindrella Gossei Pfeiffer Proc. zool. soc. Decbr. 1845. — 
Derselbe hat nunmehr die echte C. perplicata Fer. erhalten, so 
dass seine früher für C. perplicata gehaltene Art den d’Orbigny’schen 
Namen (€. Sagraiana erhalten muss (Menke Zeitschr. p. 119). — C. 
Liebmanni Pfeiffer ib. p. 159 aus Mexico. — Ueber (. Pilocerei 
Pfr. findet sich ib. die Bemerkung, dass sie sehr: variabel ist, dass 
sie aber nie die Spitze abstösst, und dass der letzte Umgang stets 
gekielt ist und in wagerechter Richtung vortritt. 

Achatina cylindracea von Tortilla, Centralamerica, Dysoni von 
Honduras, sandwicensis von den Sandwich -Inseln stellte Pfeiffer 
Proc. zool. soc. Mai 1846 auf. — A. bacilliformis Jonas in Menke 
Zeitschr. p.13 von Guinea. — 4A. coronata, Liebmanni und strepto- 
chila Pfeiffer ib. p.158 aus Mexico. 

Glandina cylindrica Phillips Proc. of Philadelphia 11. p. 67 
von Yucatan. Verf. ist zweifelhaft, ob sie zu Gl. obtusa Pfr. zu 
stellen sei. — G. jamuicensis, curvilabris und arcuata Pfeiffer 
Proc. 2001. soe. Decbr. 1845. — @. Sowerbyana und isabellina von 
Mexico und @. tortillana von Tortilla, Centralamerica. Pfeiffer 
ebenda März 1846. 

Pfeiffer giebt in Annals XVII. p. 133 eine Uebersicht von 13 
Arten der Gattung Achatinella, unter denen 6 neue: A. radiata, picta, 
brevis, pyramis, clara und carneola, sämmtlich von den Sandwich- 
Inseln. — 4. Rohri und taeniolata Pfeiffer Proc. zool. soc. April 
1846. 

Von Voith lieferte einen Beitrag zur Naturgeschichte 
der Gattung Clausilia, Er beobachtete, wie dies bereits Held 


392 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


nachgewiesen hat, dass Cl. similis lebendig gebärend 'sei; das- 
selbe wird auch von Cl. bidens behauptet, wogegen Held diese 
Art als eierlegend ‚angiebt. Ferner hat Verf. beobachtet,. dass 
nur.die schlankeren Formen. als Männchen ‚und nur die bau- 
chigeren.als.Weibehen fungiren , auch‘ fand er nur in’letzteren 
Junge.» Daraus’ will ‘denn ‘Verf.’ auf getrenntes Geschlecht 
schliessen. In einer Anmerkung spricht sich Menke dahin 
aus, dass diese Beobachtungen keinesweges zu der Annahme 
berechtigen, dass ‚bei, den ‚genannten Schnecken getrenntes 
Geschlecht statthabe, wenngleich ein gewisses Verhältniss zwi- 
schen ‘der Form und der Trächtigkeit der verschiedenen Indi- 
viduen stattfinden möchte. Die Anatomie möge ermitteln, ob 
wirklich auch ein verschiedenartiges organisches Verhältniss 
der Geschlechtstheile an der Verschiedenartigkeit des Gehäuses 
Theil. habe? ob die schlankere Form etwa sterilen, abortiven 
Individuen, die nur männlich fungiren, aber nicht empfangen, 
‘oder nur nicht austragen können, angehöre? (Menke Zeit- 
schrift p. 55). 

Versuch einer kritischen, Revision der europäischen Clau- 
silien von Rossmässler (Menke Zeitschr. p. 161). Hier ist 
nur die Einleitung gegeben, in der Verf. auch über die Ein- 
richtung seiner Sammlung spricht. 

Auricula Botteri Philippi Menke Zeitschr, p. 97 von der Insel 
Lesina (Dalmatien). — 4. striata Phil. ib. p.98, durch Bronn unter 
dem Namen Luaemodonta striata Adams versandt, und A. Bronnü 
Phil., beide von. den Sandwich-Inseln. h 

Conovulus Cumingianus Recluz glänzend, kastanienbraun, 10 
bis 12 Windungen, die letzte gekielt, der Kiel mit einer ;gelblichen 
Binde umgeben, 3 Falten auf der Spindel, In einem. Bach.der Insel 
Negros. (Annals XVII. p. 295)- 

Die Entwickelungsgeschichte des Limnaeus stagnalis, ova- 
tus und palustris nach eigenen Beobachtungen dargestellt von 
Karsch. S. dies Archiv 1846. I. p. 236. 

Physa princeps Phillips Proc. of Philadelphia II. p. 66 testa 
elongato-conica, luteo vel griseo carnea, nitida, lineis albis inter- 
ruptis longitudinalibus pieta; anfractibus 5—6 subeonvexis; suturis 


appressis distinctis; apice acuto; apertura elongata; plica columellari 
obsoleta. Yucatan. 1,4”. Ist abgebildet. 

Planorbis legatorum Kossmässler Menke Zeitschr. p. 173, 
auf der Alhambra bei Granada in Spanien, im Bassin des Saales der 
\mbassadeurs gesammelt, verwandt mit Pl. corneus. 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 393 


'Amphibula ( Ampullacera) obvoluta wird von Jonas als neue 
Art’ Proc. zool. soc. März 1846 aufgestellt, die sich von avellana 
durch die nicht vorgezogene Spira unterscheidet. Südaustralien. 


Notobranchia. 


Einen Beitrag zur' Entwickelungsgeschichte der Nacktkie- 
mer gab John Reid (Annals XVII. p:377), indem’ er seine 
Beobachtungen über . die  Entwickelung der ‘Eier von Doris 
bilamellata, Doris tuberculata, Goniodoris Barvicensis, Poly- 
cera quadrilineata, Dendronotus arborescens und Doto coro- 
nata, so wie von einer nicht näher bezeichneten Art der Gat- 
tung Eolis ittheilte. Eine Tafel mit Abbildungen begleitet 
den Aufsatz, 

Doris planata Alder und Hancock (Annals XVII. p. 292) mit 
Warzen verschiedener Grösse bedeckt, röthlich braun mit gelben 
und braunen Flecken; die sieben kleinen Kiemen können in einer 
Höhle verborgen werden. 1 Zoll lang. Lamlash-Bai. — D. sparsa 
ib. gelb mit rothbraunen Flecken und spitzen Höckern; neun sehr 
kleine hufeisenförmig geordnete farblose Kiemen. % Zoll. 

Ancula noy. gen. Loven ].c. Corpus elongatum, gracile; pal- 
lium omnino adnatum, cirris dorsalibus styliformibus ornatum; velum 
labiale utrinque in papillam brevem productum; vibracula perfoliata, 
basi stylis armata. Dahin Polycera cristata Alder. 

Polycera modesta, plebeja und pudica Loven ebenda. 

Eumenis flavida Alder und Hancock Amnals XVII. p.293 Kie- 
men in einer welligen Linie jederseits, von denen drei grösser als 
die übrigen. 2 Zoll. Lamlash-Bai. 

Eolis Glotensis Alder und Hancock Annals XVII]. p. 293 grün- 
lich gelb; Kiemen kurz und dick, schwarz mit orangefarbigen Spitzen, 
3-5 in jeder der 8 bis 9 Querreihen. 0,4 Zoll. Lamlash-Bai. — E, 
lineata ib. durchsichtig weiss, mit drei undurchsichtigen weissen 
Längslinien; Kiemen rosenroth, vorn mit emer weissen Linie, stehen 
in vier Haufen jederseits, deren erste 12—14 Kiemenpapillen enthal- 
ten, die andern weniger. % Zoll. Saltcoats, Ayrshire. — E. Land. 
bergti ib. violett. Kiemen orangefarbig in 5 bis 6 Haufen, deren 
vorderer 8— 12 Papillen enthält, der zweite 6—9, die andern we- 
niger. % Zoll. Saltcoats. — E. lineata und bellula Loven].c. 

Tergipes fustifer und bulbifer Loven ].c. 

Allman hatte in der Versammlung zu York 1844 eine neue Gät- 
fung Alderia (A. amphibia) aufgestellt; dieselbe Art ist von Loven 
als zur Ehrenberg’schen Gattung Stiliger (St. modestus) beschrieben 
worden. Allman hält die Gattung für verschieden von Stiliger, 
nennt aber die Art nun Alderia modesta. Die Charaktere der Gat- 
tung Alderia sind: Corpus oblongum. Capitis Jatera utringue in Jobum 


394 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


producta; ore maxillarum experti linguam armatam ineludente.\ Ten- 
tacula nulla. Branchiae styliformes dorsi lateribus. utrinque. affixae. 
Anus subposticus in medio dorso. Apertura sexualis pone.caput,in 
latere dextro. (Annals of nat. hist. XVII, p. 1). 

Souleyet ist geneigt, die Gattung Phylliroe, deren sy- 
stematische Stellung noch so zweifelhaft ist, zu den Phleben- 
teraten zu ‘ziehen, indem 'er das Fehlen des Fusses für un- 
wesentlich hält, während das Nervensystem, der Geschlechts- 
apparat, ‘die Verdauungsorgane eine grosse Verwandtschaft 
zeigen.. Specielle Angaben sind nicht gemacht, aus denen die 
Nähe: der’ Verwandtschaft beurtheilt werden könnte, (Comptes 


rendus 1846. I. p. 474). 

Bulla succinea Conrad Proc, Philad. bernsteinfarbig, durch- 
sichtig, mit engen runzligen Linien. 

Philine scutulum Loven.], c. 

Scaphander librarius Loven].c. 

Cylichna noy. gen. Loven l.c. Animal breve, latum; , caput 
depressum, subquadratum, antice truncatum; vibracula lata, depla- 
nata, libera, recumbentia, transversa; oculi sub eorum basi immersi; 
solea brevissima, .ovato-quadrata; pallium limbo incrassato aperturam 
postice, claudens. Testa cylindrica s. fusiformis, columella callosa 
s. plicata. Dahin Bulla cylindracea Penn., Bulla alba Brown, Bulla 
truncata Ad., Bulla umbilicata Mont., Bulla acuminata Brug, und 
zwei neue Arten C. strögella und nitidula Loven. 

Amphisphyra nov. gen. Loven l.c. Animal testa reconden- 
dum, ‚erassum, latum; caput latum,. breve, transyersum; vibracula 
brevia, conica, remota, lateralia; oculi postiei, minuti, immersi, 
remoti; labia tumida buccam formant inflatam, verticalem, antice 
impressam, medio os praebentem minutam; solea testa brevior, sub- 
quadrata, antice dilatata, truncata, postice fissura media in lobos 
‘duos divisa; margo pallii. leviter incrassatus, 'aperturam lambens. 
Testa bullacea, tenuis, ovata; apex truncatus; spira depressa medio 
anfractum primum juvenilem praebens mammillarem, inflatum, hya- 
linum,. Dahin ausser Utrieulus pellucidus Brown eine neue Art 4. 
globosa Loven. 

Ausser Acteon tornatilis Linn. (Tornatella fasciata Lam.) hat 
Loven von der scandinavischen Küste bei Kullen eine neue ‚Art 4, 
tenellus grünlich mit braunen Querlinien. 

Alder und Hancock haben ein kleines Mollusk aus der Ord- 
nung der Inferobranchiaten beschrieben und abgebildet (Annals ct. 
XVII. p. 289), welches etwa zwei Linien lang ist. Es hat zwei 
Augen, keine Fühler, der After liegt unter dem hinteren Rande des 
Mantels und rechts neben ihm finden sich drei kleine gefiederte Kie- 
men. Es ist schwarz mit kleinen braunen Flecken mit weisser Quer- 
binde hinter den Augen, Ein neuer Gattungsname ist nicht gegeben, 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 395 


weil Verf. vermuthet, das Thier stimme mit Pelta Quatrefages über- 
ein, und derselbe habe nur die Kiemen übersehen, die auch er an 
den kleineren Exemplaren nicht entdecken konnte, so dass vielleicht 
diese sich erst später entwickeln möchten. Die eigenthümliche Be- 
waffnung des Magens besteht aus vier Stücken, deren jedes sechs 
gezähnelte Zähne trägt. Ferner stimmt das Thier auch im Allgemei- 
nen, selbst in der Färbung mit Limapontia nigra Johnston. überein, 
nur dass hier ebenfalls die Kiemen fehlen, und der hintere Rand des 
Mantels nicht angegeben ist. Wenn fernere Untersuchungen die Iden- 
tität der genannten Gattungen bestätigen sollten, würde‘ der Name 
Limapontia die Priorität haben. Die Stellung im System muss dann 
diese Gattung in der Familie Acera finden, wofür die ‚Bewaffnung 
des Magens, das Fehlen der Fühler und die Lage der Kiemen spricht. 
Dass die Verfasser dieselbe in die Ordnung der Inferobranchiaten 
stellen wollen, entbehrt jedes Grundes. — Die Vermuthung liegt sehr 
nahe, dass dann wohl auch Chalidis hierher gehören wird, wodurch 
die sogenannten Phlebenteraten sehr gereinigt werden, indem nur 
Gattungen mit verästelter Leber übrig bleiben. 


In die Nähe von Eulima, von der angegeben wird, ‚dass sie mit 
einem langen Rüssel versehen ist, und dass ihr die Bewaffnung der 
Zunge zu fehlen scheine (lingua inermis?) setztLoven|],c. eine neue 
Gattung Aclis: Animal gracile; caput non rostratum; vibracula gra- - 
cilia, eylindrica, apice subinflata, basi approximata; oculi eorum 
basi immersi, sublaterales; proboscis longa, valida, recondenda; 
(lingua inermis?); mentum subliberum, solea angustius, productum; 
lobus operculigerus amplus utrinque forma diversus, dextro largior, 
tri vel quadriplicatus, sinistro in lobum unicum rotundatum postice 
plicatum producetus, solea linguiformis, antice truncata; operculum. 
Testa turrita, rimata; anfractus numerosi, cingulis elevatis acutis 
‘obdueti, apertura ovalis. Dahin gehört Alvania supranitida W 00d, 
die bisher nur fossil bekannt war. 


Loven nimmt lc. die Gattung Turbonilla Leach an, und be- 
schreibt das Thier. Es hat obrförmige Fühler, zwischen denen siz- 
zende Augen, einen zurückziehbaren (zahnlosen?) Rüssel. Dahin ge- 
hören 11 Arten Scandinaviens, unter denen drei neue: T. c/avula 
pfriemförmig, weisslich, Spindel zahnlos, gehört zu Chemnitzia 
WOrb.; T. albella und oscitans haben einen Zahn an der Spindel, 
sind glatt. 2 

Aus der Gättung Tylodina wird eine neue Art T. Duebeniti auf- 
gestellt, aus deren Thier Verf. die Verwandtschaft mit der, vorigen 
Gattung nachweist. Er sagt, die Gattungen verhalten sich zu einan- 
der wie Emarginula zu Trochus. 


©, Ueber die Stellung der Gattungen Eulima, Aclis, Turbo- 
nilla und Tylodina, die wohl jedenfalls in eine Gruppe gehö- 
ren, bin ich sehr zweifelhaft. Es fragt sich, ob sie zwitterig 


396 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


sind, und wie die Kiemen beschaffen sind. Ich vermuthe, sie 
werden eine Familie in der Nähe der Acera bilden müssen. 


Monopleurobranchia. 


Eine neue Art der Gattung ‚Pleurobranchus beschreibt Loven 
love. Pl. sideralis verwandt mit; Pl. stellatus Risso. 

Ancylus barilensis Moricand l.c. testa ovata, depressa, tenui, 
striis radiantibus antice magis apparentibus, apice sublaterali dextro 
acuto; apertura lata, ovata, albida. Aus dem See Baril bei Bahia, 

Gould beschreibt 1. c. 5 neue Arten Siphonaria: S. cornuta von 
Mangsi; znculta von Neu-Seeland; Zateralis Burnt Island, Orange 
Härbor; Zepida von Rio Janeiro; normalis von den Sandwich-Inseln. 
—1S. striato-costata von Benguela und Jonasii von Loanda stellte 
Dunker in Menke Zeitschr. p.24 auf. — SS: Zaevis Phil. von Chili 
und S. Lecanium Phil. von Mazatlan ib. p. 51. 


Hypobranchia. 


J. E. Gray bemerkt Annals of nat. hist. XVII. p. 70, 
dass bei Phyllidia am Rande im Fleisch Stachelchen (spieula) 
lägen, die ein regelmässiges Netz bilden, dessen Maschen 
nach dem Rande zu kleiner werden. Die einzelnen Stachel- 
chen sind spindelförmig und durchsichtig, 1—14 Linien lang; 
sie liegen strahlenförmig am Rande, und werden durch an- 
dere, welche parallel dem Rande liegen, rechtwinklig gekreuzt. 


Brachiopoda. 


Ein Aufsatz von William King Remarks ‚on certain 
genera belonging to the class Palliobranchiata (Annals XVII. 
pP. 26 und 83) ist fast ausschliesslich paläontologisch. 

G. B. Sowerby beschreibt 13 neue Arten der Gattung Tere- 
bratula. Annals XVI1. p. 461. — T. septigera Lovenl.c. 


Conchifera. 


D’Orbigny bringt die Muscheln in seiner bereits oben 
erwähnten Voy. dans l’Amer. merid. in ‚ein neues System, in 
welchem die bisher allgemein gebräuchliche Eintheilung in 
Monomyaria und Dimyaria aufgegeben ist, wogegen sich nichts 
einwenden lässt, da sich Uebergänge finden. Dagegen stützt 
sich das neue System vorzüglich auf der Symmetrie oder 
Nichtsygmmetrie der Schale und auf dem Vorhandensein oder 
Fehlen von zurückziehbaren Röhren und damit zusammenhän- 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 397 


gender Mantelbucht.. So fügen sich Ordnungen: in folgendes 
Schema: 

I. Ordnung. Orthoconchae. Thier und Schale symme- 
trisch, gleichschalig, immer mit mindestens zwei Muskelein- 
drücken, Normalstellung senkrecht. 

4. Unterordnung. Sinupalleales. Das Thier ist mit einem 
zum Theil geschlossenen Mantel und mit langen, ausdehnbaren 
Röhren versehen. Schale hinten mit Mantelbucht. 

2. Unterordnung. /ategropalleales. Mantel offen mit 
kurzen nicht zurückziehbaren Röhren; keine Mantelbucht an 
der Schale. 

II. Ordnung. Pleuroconchae. Thier und Schale unsym- 
metrisch, Normalstellung seitlich, auf der Seite liegend. Es 
ist daher eine obere und eine untere Schale vorhanden. Die 
Mantellappen sind getrennt, und bilden niemals hinten Röhren, 

Die Unterordnung der Sinupalleales ist nur scheinbar, 
eine natürliche; die hierher gehörigen Muscheln sind‘ zwar 
durch einen vortrefllichen Charakter die Mantelbucht vereinigt, 
aber mänche ‚Muscheln "besitzen doch rückziehbare Röhren, 
ohne dass an der Schale eine Mantelbucht bemerkbar ‚wäre 
(Cyelasidae d’Orb.), an der nach d’Orbigny die Mantelbucht 
sehr klein sein soll. Jedenfalls bildet diese Familie einen 
Uebergang. Mit der Eintheilung in symmetrische und unsym- 
metrische Thiere kann ich mich nicht einverstanden erklären, 
da alle übrigen angegebenen Charaktere, ausser der Unregel- 
mässigkeit in die Ordnung Integropalleales übergreifen. Frei- 
lich lässt sich nicht lJäugnen, dass die hierher gehörigen Fa- 
milien, welche so ziemlich den Monomyarien entsprechen, sich 
recht gut aneinander schliessen. Ausser den wirklich Einmus- 
keligen kommen die auf dem Uebergange zu den Zweimuskli- 
gen stehenden Gattungen Aricula und Meleagrina wieder in 
diese Abtheilung, was gut ist, die Gattung Pinna' dagegen 
muss als regelmässig ausgeschlossen werden. Diese Trennung 
von Meleagrina und Pinna ist nicht natürlich (d’Orbigny setzt 
Pinna zu den Mytilaceen, was ich, für einen Missgrifl halte. 
Die zweimusklige Gattung Chama kommt auf. diese, Weise zu 


den Einmuskligen, 
Zu seinen Sinupalleales zählt Verf. die Familien Pholadidae 
— Myacidae (Solen, Panopaca, Pholadomya, Glycymeris, Mya und 


398 ° "Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Lutraria, letztere mit Ausschluss’ der Arten, welche getrennte‘ Si- 
phonen haben, und zur Gattung Lavignon Cuvy. (Scrobicularia Schum.) 
gehören; die. Familie charakterisirt Verf. durch die in eine fleischige 
sehr ausdehnbare Röhre verwachsenen Siphonen); auch Mactra wird 
dahin gestellt; — Anatinidae d’Orb. (Anatina, Periploma, Lyonsia, 
Thracia); — Saxicavidae (Gastrochaena, Saxicava, Galeomma); — 
Solecurtidae d’Orb. (unterscheidet sich von den Myacideae durch die 
getrennten Röhren und den grossen Fuss, durch die mit dem Man- 
teleindruck vereinigte Mantelbucht nähert sie sich an die Telliniden; 
Solecurtus, Solemya und Leguminaria); — Tellinidae (das Innere 
des Mantels ist durch ein Diaphragma in zwei Höhlungen getheilt, 
lange Röhren; Lavignon, Donacilla, Amphidesma, Arcopagia Brown, 
Tellina, Capsa, Donax); — Solenellidae (enthält solche Nuculiden, 
welche eine Mantelbucht und lange Röhren haben; Solenella So w., 
Leda Schum.); — Venusidae (Petricola, Venus mit Einschluss von 
Cytherea, Pullastra, Arthemis et., unter denen jedoch unzweifelhaft 
mehrere Genera stecken, Thetis); — Cyelasidae (mit deutlichen Sei- 
tenzähnen und sehr kleiner Mantelbucht; Cyelas mit Einschluss von 
Pisidium, Galathea); — Corbulidae (Corbula, Sphena Turton, Azara 
d’Orb., Pandora, Ervilia), 

In die Ordnung Integropalleales gehören folgende Familien: 
Astartidae (Opis, Astarte, Crassatella, Megalodon?); — Carditidae 
(Cardita, Cyprina, Hippopodium); — Lucinidae (Lucina, Corbis, 
Eryeina); — Cardidae (Cardium, Cardilia, Isocardia); — Unionidae 
(Iridina, Castalia, Mycetopus, Unio, Monocondylea, Anodonta); — 
Nuculidae (von den, Arcaceen durch den Mangel der Ligamentalfläche 
zwischen. den Wirbeln verschieden, Nucula, Nuculina d’Orb., die 
nach einer Art Nucula miliaris Desh. aufgestellt ist, weil sie die 
Zähne in einer Reihe, und hinten einen Seitenzahn hat, Trigonocoe- 
lius); — Arcacidae (Pectunculus, Arca); — Mytilidae (Pinna, Dreis- 
sena, Myoconcha, Mytilus einschliesslich Modiola, Lithodomus); — 
Limidae d’Orb. (enthält nur die Gattung Lima), ihre Trennung von 
den Pectiniden ist unnatürlich. | 

Die Ordnung Pleureconchae endlich umfasst die Familien: Avi- 
culidae (Avicula mit Einschluss der Gattungen Meleagrina, Malleus 
Vulsella, von denen die letzten beiden unzweifelhaft generisch zu 


trennen sind, Gervillia, Perna, Inoceramus, Pulvmites); — Pectini- 
dae (Pecten, wozu: Verf. auch; Pedum. und Hinnites zieht, Janira, 
Spondylus, Plicatula); — Chamacidae (Chama); — Osiracidae 


(Ostrea mit Einschluss von Gryphaea, Placuna, Anomia, Placunomia). 

Anormia peruviana d’Orb. Voy. rund, durchscheinend, strahlig 
gerippt, Ligament grünlich. Payta. 

Sylvanus Hanley beschreibt 8 neue Austern aus:der Cuming- 
schen Sammlung Proc. zoo]. soc, 1845. Octbr. Ostrea Chemmitzii von 
China;  O:; Zacerata Senegal, O. multistriata,. Q.. Megodon Peru, O. 
pestigris Lugon, O. bicolor Senegal, O. columbiensis West-Columbien, 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 399 


O. callichroa Chiloe. — O. Cumingiana Dunker in Menke’s Zeit- 
schr. 1846. p. 48 ‚aufgestellt, ist bei Philippi Abbild. auf einer 
besonderen Tafel in vier Ansichten dargestellt. ; Sie hat 15, dicke 
strahlige Falten. — 0. aequatorialis d’Orb. Voy. länglich, glatt 
innen weiss, aussen braun, am Rande lamellös. 

Pecten furtivus Loven l.c.=0. laevis Mont.? — P. imbrifer ib, 

Eine lebende Art der Gattung Limea Brown beschreibt Loven 
l. c. L. Sarsii der Schlossrand gerade, jederseits mit etwa 15 Zähn- 
chen, die Grube des Ligaments dreieckig; der Mantel hat keine 
Cirren. 

Die Gattungen Cucullaea und Byssoarca verwirft d’Or- 
bigny in der Voy. ct., indem er sie mit Arca vereinigt; der- 
selbe theilt jedoch die Gattung Arca, um die Bestimmung der 
Arten zu erleichtern, ein: 4. Archen mit Byssus und klaffen- 
den Schalen; 2. Archen ohne Byssus, mit schliessenden Scha- 
len, und mit einem inneren Blatt neben dem hinteren Muskel, 
3. Archen ohne Byssus mit schliessenden Schalen und ohne 
Blatt im Innern. Jede dieser Abtheilungen zerfällt dann wie- 
der in drei Gruppen, je nachdem die Schlosszähne am Ende 
quer, längs oder schief sind. 

Pectuneulus hirtus Philippi Menke Zeitschr. p. 191 von, der 
Provinz Cumana (Columbien). 

Cucullaea granulosa Jonas Proc. zool. soc. März 1846 aus dem 
Chinesischen Meere. 

Nucula semiornata d’Orb. Voy. concentrisch gerippt, mit Quer- 
rippen an den Enden. 7 Mill. Patagonien. — N, eborea Conrad 
Proc. Philad. Ill. p.24 mit concentrischen Linien, vorn etwas länger 
als hinten. Tampa Bay. — N. inflata Hancock Annals XVIU.p. 333. 
pl. V.f.13.14 fast dreieckig, etwas schief, bauchig, dünn, glatt, mit 
grünlich gelber concentrisch gerunzelter Epidermis. 5 Zoll. Davis- 
Strasse. z 
Leda ornata d’Orb. Voy. concentrisch gerippt; vorn eine strah- 
lige Rippe. Payta. 

- _ Yoldia lucida Loven ].c, 

Van Beneden erwähnt in seinen Recherches sur l’Em- 
bryologie ct. des Aseidies simples (s. unten) p.56 beiläufig, 
Ehrenberg’s Leucophrys Anodontae sei nichts anderes als ein 
eben aus dem Ei geschlüpftes Junge der Anodonta. Diese Em- 
bryonen finden sich zu Tausenden am Grunde der inneren 
Kiemen, sie haben eine eiförmige Gestalt und sind an einer 
Seite gegen die Mitte leicht ausgeschweift, Später faltet' sich 
der Embryo zusammen, die Enden nähern 'sich, eine Schale 
bildet sich am Rücken anfangs aus einem Stück wie eine 


400 Troschel: Bericht über die Leistungen in der 


Kappe; diese Kappe faltet ‚sich. in: der Mitte, 'es entstehen - 
zwei Schalen und 'so gehören wenige Veränderungen dazu, 
um eine vollständige Anodonta zu werden. 


Unio abacoides Haldeman ist in Proc. of Philadelphia (auch 
Annals XVII. p. 430) beschrieben, und verwandt mit U. dromas Lea 
und intermedius Conrad, in seiner Gestalt hat er Aehnlichkeit mit 
U. abacus. Tennessee. — U. mucropterus Dunker aus Brasilien 
und D. ezilis Dunker von Java Menke Zeitschr. p.109. 

D’Orbigny giebt in der Voy. seine Castalia inflata als Art 
auf, indem er sie mit C. ambigua vereinigt. 


Steenstrup machte darauf aufmerksam, dass. Mytilus 
discors die innere Mantelfalte aus der Schale eben so weit 
wie die Analröhre hervorstrecken könne, auch dass der Fuss 
sehr lang sei, und die Muschel sich mit einem Byssusgespinnst 
umhüllen könne, an das dann. Steinchen angeklebt ‚würden, 
so dass das Ganze einem Steinhaufen gliche. (Bericht über 
die 24. Vers. deutscher Naturforscher in Kiel 1846. p. 222), 


Mytilus Darwinianus d’Orb. Voy. strahlig gestreift, hinten am 
Ligament starke Zähne am Rande der Schalen. — M. falcatus ib. 
länglich, sichelartig gebogen, glatt. — M. (Modiola) Rodriguexii ib. 
zur Hälfte glatt, zur Hälfte gestreift. — M. americanus ib. roth, wird 
im Alter glatt. — M. capensis Dunker Menke Zeitschrift p- 108 
vom Cap. 

Modiola papyria Conrad Proc. Philad. sehr dünn und durch- 
sichtig, grünlich mtt braunen Winkelflecken. — Bei Philippi Ab_ 
bild. enthält eine Tafel der 5ten Lief. des zweiten Bandes 8 Arten 
Modiola (sämmtlich Lithodomus): M. corrugata Phil. gelblich, 
überall durch Streifen runzlig; M. lithophaga auf der hintern Hälfte 
ohne Runzeln, kastanienbraun; M. teres Phil. dunkelbraun, nur vorn 
mit senkrechten Streifen (Chemn. VIM. f. 729). Stille Ocean; M. atte- 
nuata Desh. hinten mit spitzem Kalkschnabel, Peru; M. nasuta 
Phil. gelbbraun, glatt, hinten kalkig, ohne Schnabel. Stille Ocean; 
M. caudigera Lam.; M. appendiculata Phil. glatt, gelbbraun, hinten 
mit stumpfen divergirenden Kalkschnäbeln. Cuba; M. muceronata 
Phil. kurz, gelbbraun, hinten zugespitzt, mit einer kleinen ae 
endigend. Java. 

Lithodomus peruvianus d’Orxrb, Voy. braun, vorn rund, hingen 
mit abgestutzter Kalkspitze. — L. inca ib. hinten länger ausgezogen, 
zugespitzt, sonst ähnlich der vorigen. 

Byssanodonta d’Orb. Voy. noy. gen. Mantel offen, Fuss rudi- 
mentär mit einem Byssus; Schale rundlich oval, dünn, gleichschalig, 
geschlossen, 'Manteleindruck 'ganz, 'zwei Muskeleindrücke in jeder 
Schale, ein yorderer ‚kleiner, ‚querer nicht lappiger und ein ‘grosser 
querer hinterer, ein linienförmiges äusseres, Ligament; Schloss zahn- 

i 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 401 


los. Diese Gattung ist unzweifelhaft fälschlich in die Unionenfamilie 
- gestellt und wird wohl zu den Mytilaceen gehören. Eine Art B. pa- 
ranensis 10 Mill. im Paranafluss. 

Chama Corbierei Jonas Menke Zeitschr. p.126 (Descr. de V’E- 
eypte, Cogq. pl. 14.5.8). — Ch. Meyeri und Cluassenü Jonas ib. aus 
dem Rothen Meere. 

Cardita Thouarsü d’Orb. Voy. mit 17 erhabenen Rippen, vorn 
kurz, hinten lang, abgestutzt. 4 Mill. — €. Malvinae ib. mit 12 ab- 
gerundeten Rippen, vorn und hinten fast gleich lang. 3 Mill. Beide 
von den Malwinen. 

Cardium setosum Redfieldl.c. rundlich eiförmig, mit 40 flachen 
borstentragenden Rippen. China. — (, vertebratum Jonas, bereits 
früher in Menke’s Zeitschr. aufgestellt, ist in Abh. Hamb. abgebildet. 

Cyclas chilensis d’Orb. Voy. concentrisch gestreift, vorn ver- 
längert, hinten kurz. Chili. 

Cyrena floridana Conrad Proc. of Philadelphia UI. p.23. Tampa 
Bay, Florida. — In Philippi’s Abbild. enthält eine Tafel C. orien- 
talis Lam., C. fluminea Lam., C. fluviatilis Müll. (C. fuscata Lam.), 
fermerjeinige Arten, die schon in Menke’s Zeitschr. früher aufgestellt 
sind: ©. Largillierti Phil., ©. nitens Phil., cuneata Jonas (auch 
in den Abhandl. Naturw. Hamburg. I. abgebildet); endlich drei neue 
Arten €. pusilla und radiata Parreiss aus dem oberen Nil und €. 
solida Phil. von Nicaragua und Californien. — C\ cuneata Jonas 
Hamb. I. p. 113 herzförmig dreiseitig, sehr aufgetrieben, vorn kurz, 
hinten zugespitzt. Orinoco. 

Astarte longirostra d’Orb, Voy. mit vorgezogenen fast Biken: 
förmigen Wirbeln, 6 Mill. Malwinen. — A. flabella Conrad Proc. 
Philad. mit zehn flachen strahligen Rippen. — 4. triquetra ib. glatt, 
weiss. — A. Warhami Hancock Annals XVII. p. 336. pl. V. f.15.16 
elliptisch, mit regelmässigen concentrischen Rippen, grünlich gelb, 
innen bläulich weiss. 1 Zoll. Davis-Strasse. 

Venus portesiana d’Orb. Voy. oval dreieckig, dick, concentrisch 


gefaltet, strahlig gefurcht. Rio de Janeiro. — V. Isabelleana ib. 
dreieckig, mit fast gleichen Seiten. Uruguay. — V. Alvarezü' ib. 
rund, concentrisch gefaltet, strahlig gestreift. Patagonien. — V. ceu- 


neimeris Conrad Proc. Philad. 111. p. 24. Tampa Bay. — Eine Tafel 
bei Philippi Abbild, stellt dar V. gravescens Menke, coelata Menke, 
turgida Lam., intuspunctata Anton und ausserdem drei neue: V. fo- 
liacea Phil. herzförmig mit 15 Querlamellen. Rothes Meer, Mada- 
gascar; — V. puella Pfeiffer länglich, mit 13 schwachen Lamellen. 
Cuba; — V. ezarata Phil. eiförmig, braun durch rothe Linien ge- 
netzt mit dunkleren Strahlen. KRothes Meer? — Eine zweite Tafel 
desselben Werks enthält zwei Arten dieser Gattung als neu: V. ma- 
zima Anton jede Schale mit A Schlosszähnen; — V. ignobilis An- 
ton quergefurcht, weisslich, vorn sehr kurz. — Von Jonas sind]. c, 
Hamb. drei Arten V. lithoida, exalbida Chemn., und della abge- 
Archiv 1, Naturgesch, XIII, Jahrg. 2, Bd, Öc 


40% Troschel; Bericht über die Leistungen in der 


bildet, die bereits früher in Menke’s Zeitschr. aufgestellt waren. — 
Unter. dem Namen P. virago beschreibt Loven eine Art, für die e 
als’Synonyme V. virginea Angl. non Linn, und V. florida Lam.? angiebt, 

Eine Tafel mit Cytherea bei Philippi Abbild. enthält: C. hie- 
roglyphica Conrad, argentina Sow., menstrualis Menke, vaginalis 
Menke und (Donax) seminuda Anton. Keine neue Art. — C. sugillata 
Jonas (Deser. de !’Egypte, Coq. pl.9. f.3) Menke Zeitschr. p. 64. — 
C. Savignyi Jonas ib. p.65. (Deser. de l’Egypte, Cog. pl. 8. f. 17). — 
€. Menkei‘ Jonas ib. p.66 aus dem Rothen Meere. 

Artemis comta Loven.c. 

Venerupis tenuistriata Jonas Proc. zool. soc, März 1846 von 
Singapore. \ 

Diplodonta obliqua Philippi Menke Zeitschr. p.20 von Mazat- 
lan. — D. cireularis Dunker ib. p.28 von Benguela und Gruneri 
von der Westküste Africa’s. 

Eine Tafel mit Tellina bei Philippi Abbild. enthält: 7. Meyeri 
Dunker weiss, concentrisch gestreift, rundlich. Ostindien (zuerst 
in Menke Zeitschr. p. 48 aufgestellt); T. seeta Conrad; T. timorensis 
Lam., T. natalensis Krauss länglich, roth; T. (Sanguinolaria) iri- 
descens Bens.; T. lineata Turt.; T. pisiformis L.,; T. flexuosa Say. — 
T. pygmaea Phil. findet sich bei Loven 1. c: als neu beschrieben. 
— T. eicercula, lenticula, dichotoma und ervilia Philippi Menke 
Zeitschr. p. 19; alle von Mazatlan. — Ebenda bemerkt Derselbe, 
dass seine 7. mirabilis identisch mit T. flexuosa Say sei. 


Recluz beschreibt Rev. zool. 1846. p. 9 das Thier von 
Donax variegata (Tellina variegata ‘et vinacea Gmel.). Der 
Mantel ist. auf & der Länge oflen, die Siphonen sind kurz, 
der untere mit 8, der obere mit 6 Crenulirungen; 4 dreieckige 
verlängerte Mundlappen; die Riemen hinten vereinigt, die in- 
nere grösser als die äussere; Fuss sehr gross, am vordern 
Rande mit einer Furche, 

' Donax obesa d’Orb. Voy. sehr dick, vorn mit schiefen Run- 
zeln gegittert, hinten strahlig gestreift. — D. paytensis ib. platt, hin- 
ten fast doppelt gekielt. Beide von Payta. 

Receluz beschreibt das Thier von Tellinides timoriensis 
Lam. (Rev. zool. 1846. p. 146). Der Mantel ist hinten ge- 
schlossen und hat 2 lange Siphonen. Der Mund ist klein und 
hat 4 Mundlappen, die vorderen sind dreieckig, längsgestreift, 
die hinteren pfeilförmig und ihr hinterer Lappen ist an die 
Kieme angewachsen. Nur eine Kieme jederseits, mit der Basis 
ihres innern Lappen an den Körper angewachsen, die Kiemen 
beider Seiten hinten vereinigt. Diese Abweichungen der Mund- 
lappen und der Kiemen hält jedoch Verf. nicht hinreichend, 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 403 


um die Art generisch von Tellina zu trennen, welcher Ansicht 


ich nicht beitreten kann. 

Lucina semireticulata d’Orb. Voy. concentrisch gestreift, an 
den Seiten mit netzartigen Höckern. 18 Mill. — L. costata ib. mit 
strahligen gestreiften Rippen. 7 Mill. — L. guaraniana ib. concen- 
trisch runzlig gestreift, rundlich. — L. Portesiana ib. hinten ver- 
schmälert und mit vorpringenden Schlosszähnen. — L. cryptella ib. 
mit innerem Ligament, und daher vielleicht als Gattung zu trennen, 
für die event. Verf. den Namen Lucinida vorschlägt. Alle genannten 
Arten von der Ostküstg Südamerika’s. — L. nassula Conrad Proc. 
Philad. gleichsftig, mit concentrischen lamellenartigen Streifen, un- 
ten mehr genähert als oben. — L. dentifera Jonas Menke Zeitschr. 
aus dem Rothen Meere. — L. cancellaris Philippi ib. p.21 von 
Mazatlan. — L. contraria Dunker ib. p.27 von Benguela. 

Psammobia nasuta Jonas Menke Zeitschr. von Singapore. 

Mactra Petitii d’Orb. Voy. glatt, nur an den Seiten der Enden 


mit Falten. Rio Janeiro. — M. patagonica ih. weiss, mit concen- 
trischen Runzeln. Patagonien. — M. Cleryana ib. dreieckig, weiss 
mit bräunlicher Epidermis. Rio Janeiro. — Philippi giebt in sei- 


nen Abbild. auf einer Tafel die Abbildungen von M. hians, pulchella 
und olarina (letztere in Menke Zeitschr. 1844 M. cygnea genannt) 
und ausserdem die unterscheidenden Diagnosen von M. grandis Chemn, 
und M. grandis Lam. Letztere wird von Philippi M. Lamarcki 
genannt. Erstere ist länglich oval, innen weiss, letztere dreieckig, 
innen bläulich, Ferner wird M. chinensis Phil. als neu charakteri- 
sirt, sie wird nur 20 Linien lang, und unterscheidet sich von M. La- 
marckii durch die gekielte Area. Endlich wird noch die M. achatina 
Chemn. charakterisirt, um sie der Vergessenheit zu entreissen. 

Lutraria rhynchaena und mazima Jonas Hamb. sind abgebil- 
det, sie waren bereits in Menke’s Zeitschr. 1844 aufgestellt. 

Eine neue Gattung Emb/a stellte Loven ].c. auf, ohne sich 
über ihre Stellung im System auszusprechen. Testa aequivalvis, 
postice hians, truncata, ligamentum internum foveae utriusque val- 
vae insertum, ante quam in valva dextra dens cardinalis, in valva 
sinistra fossa cardinalis; in valva sinistra dens lateralis anticus et 
posticus, in valva dextra fossa lateralis, dentes laterales nulli. Im- 
pressio palliaris lata, duplicata, postice leviter sinuosa. Animal 
pallio ventre aperto, postice longe cirrigero, siphonibus instructum. 
Nur eine Art E. Korenitl von Bergen. Eine Holzschnittabbildung ver- 
deutlicht die Bildung des Schlosses. 

Mesodesma exiguum Loven |]. c. 

- Corbula limatula Conrad Proc. Philad. Golf von Mexico an 
der Küste von Florida. — C. thecoida Jonas Hamburger Abh. 1. 
p- 112 dick, weiss, quergerippt. Neuholland. — €. alba Phil. Menke 
Zeitschr. p.19 von Mazatlan. 

Cc* 


A404 Troschel: Bericht über die Leistungen in ‚der 


In Betrefi des Thiers von Pandora rostrata Lam. giebt 
Recluz Rev. zool. 1846. p. 10 an, dass die Siphonen sehr 


kurz und fast ganz verwachsen sind, dass sich jederseits nur 


eine Kieme findet, die Kiemen hinten vereinigt, und dass die 
vier Mundlappen sehr spitz und schwach gestreift seien. 

Montacuta tenella Loven |. c. 

Syndosmya radiata Loven ].c. weiss, hinten mit zwei durch- 
sichtigen Strahlen. 

Neaera sulcata und vitrea Lovenl.c. 

Recluz stellte (Rev. zool. 1846. p.168) eine neue Gattung auf, 
indem er den Tugon Adanson’s von Mya, wohin ihn die meisten 
Autoren gesetzt hatten, abtrennt. Tugonia: Animal fere ignotum, 
pallio antice parum aperto pro pede minimo; siphonibus duobus in 
tubo conico. Testa libera, bivalvis, aequivalvis, valde inaequilate- 
ralis, globosa seu subovata, postice valde aperta cum marginibus 
reflexiusculis. Apices parvi, postice reflexi. Cardo in utraque val- 
vula dente cochleariformi parvo, rotundato, concavo, oblique ac 
diversimode antice producto juxta valvulam, cum denticulo postico 
approximato. Ligamentum duplicatum: externum elongatum, cor- 
neum, marginale, apieibus transversum; internum cochlearibus affı- 
xum. Impressiones musculares inaequales: antica sub margine car- 
dinali ovato-transversa, postica minori orbiculari, sub denticulo; ex- 
cavatio pallii abbreviata, arcuata. Dahin T. Tugon (Mya anatina 
Chemn., Anatina globulosa Lam.) und zwei fossile Arten: Mya ornata 
Basterot, und T. incrassata (Mya Tugon Desh. Moree). 


Recluz gab in einem Aufsatze über die Familie der Li- 
thophagen Lamarck’s und über die Gattungen, welche sie zu- 
sammensetzen (Rev. zool. 1846. p. 408) nur den historischen 
Theil. Aus den einleitenden Worten geht hervor, dass noch 
die Frage über das Mittel, dessen sich diese Thiere bedienen, 
um den Stein zu durchbohren, erörtert werden soll, so wie 
noch eine Aufzählung der bekannten Arten der hierher gehö- 
rigen Gattungen zu erwarten steht. 

Choristodon nov, gen. aus der Fam. der Lithophagen, Jonas 
Hamb. I. p.101. Testa cardine valvulae dextrae dentibus tribus ap- 
proximatis, sinistrae vero duobus et uno intermedio separabile; la- 
teralibus nullis. Ligamentum externum. Die einzige Art dieser Gat- 
tung Ch. typicum ist weiss, vorn sehr kurz, abgerundet, hinten län- 
ger, schmaler, klaffend; längs gefurcht. 5”. St. Thomas, in den 
Felsen bohrend. 

Deshayes hat das Thier von Gastrochaena dubia unter- 
sucht (Comptes rendus 1846. I. p. 37). Es hat einen kleinen 
an der Basis gespaltenen Fuss mit Byssus. Die Rückzieh- 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 405 


muskeln des Fusses umhüllen nicht die Eingeweidemasse, son- 
dern gehen mitten hindurch, und lassen den Eierstock fast 
ganz ausserhalb wie einen Bruch. Auf der innern Wand des 
Mantels liegen zwei Organe, von denen das eine gelb ist, an 
dem Grunde der äussern Mundlappen beginnt und etwa ein 
Drittel der Länge des Mantels einnimmt; das andere erscheint 
als eine Fortsetzung des ersten, ist jedoch durch eine Linie 
von ihm getrennt und endet an der Afterröhre. Verf. ver- 
muthet, dass dieses zweite Organ den Schleim absondere, mit 
dem die Eier umhüllt werden. Von dem ersten glaubt er, 
dass es eine Flüssigkeit absondere, mittelst deren Hülfe das 
Thier die Höhlung des Steins, in welchem es lebt, erweitere, 


Tunicata. 


De la composition et de Ja structure des enveloppes des 
tuniciers par Löwig et Kölliker (Annales de sciences nat. 
1846. V. p. 193), dazu drei Tafeln mit Abbildungen. 

Sars beschreibt zwei Salpen in der Fauna Jitoralis Nor- 
vegiae. Heft 1. Christiania 1846. fol. p. 63 sehr ausführlich, 
Salpa runcinata und spinosa, und lehrt uns sowohl die ein- 
zelne als die zusammengesetzte Form. genau kennen. Er 
kommt zu dem Resultat, dass die Chamisso’sche Ansicht die 
richtige sei, dass nämlich in abwechselnden Generationen un- 
ähnliche Thiere erzeugt werden. Diese Thatsache wird in 
Uebereinstimmung mit dem Steenstrup’schen Generationswech- 
sel gebracht, indem die einfachen Salpen für die Ammen, die 
zusammengesetzten für das vollständige Thier angesehen wer- 
den. Als Grund dafür wird die Analogie mit der sich ketten- 
weise theilenden Polypenform von Medusa aurita angegeben, 
und namentlich ist dafür die Beobachtung Krohn’s (Froriep’s 
Notizen XVII. 4) entscheidend, der in der zusammengekette- 
ten Salpenform von Salpa maxima Forsk. männliche Geschlechts- 
organe mit deutlichen Spermatozoen gefunden hat. Gute Ab- 
bildungen erläutern den Text. Schliesslich werden die beiden 
Arten folgendermassen charakterisirt: 

"Salpa runcinata Cham. Proles solitaria: corpore oblongo, ex- 
tremitate anteriori rotundata, posteriori truncata, subtus gelatinoso 
plano, supra antice depresso seu parum convexo, postice valde emi- 
nenti cartilagineo septemcarinato, carinis antice evanescentibus po- 
stice in spinas breves desinentibus, media eminentiore ante nucleum 


A06, Troschel: Bericht über die Leistungen in der: 


bifarcata; apertura  utraque 'sacci: branchialis terminali. _ Musculis 
respirationis (praeter musculos aperturarum sacci branchialis) novem 
in ventre sitis, tribus anticis et duobus postieis in medio ventre ap- 
proximatis, — Proles gregaria (Salpa fusiformis Cuv.): corpore ge- 
latinoso, ovato, depressiusculo, subtus plano, supra convexo, utra- 
que extremitate in appendicem conico-acuminatum exeunte; aperturis 
sacci branchialis subtus ad basin appendicum, Musculis respirationis 
(praeter musculos aperturarum) sex in ventre sitis, quatuor anticis 
et duobus postieis in medio ventre approximatis. 

Salpa spinosa Otto. Proles solitaria: corpore ovato, tereti, 
cartilagineo, extremitate anteriore truncata, posteriore spinis-duabus 
longioribus rectis ornata, praetereaque spinis sex minoribus in po- 
steriore parte corporis; apertura anteriore sacci branchialis termi- 
nali, posteriori subtus ad basin spinarum longiorum. Musculis re- 
spirationis (praeter musculos aperturarum) sex, saccum branchialem 
eingentibus (antico et postico exceptis), secundo tertio et quarto, 
aeque ac quinto et sexto in medio ventre, quarto in quinto in medio 
dorso, approximatis. — Proles gregata (Salpa mucronata Forsk.): 
corpore breviter ovato, tereti, gelatinoso, subtus planiusculo, ex- 
tremitate anteriori rotundata, posteriori in spinam brevem pyrami- 
dalem cartilagineam desinente; aperturis sacci branchialis subtus. 
Mugeulis respirationis (praeter musculos aperturarum ) 'quatuor in 
ventre sitis, tribus anticis in medio ventre approximatis. 

Krohn giebt kurz die Resultate seiner Untersuchungen 
über die Zeugung und Entwickelung der Salpen an, von denen 
er sieben Arten an der Küste Siciliens beobachtet hat (Obser- 
vations sur la generation et le de@veloppement des Biphores. 
Comptes rendus ct. XXIII. p. 449). Er bestätigt die Beob- 
achtung Chamisso’s, dass die Generationen abwechselnd ein- 
fach und zusammengesetzt sind. Die einfachen Salpen pflan- 
zen sich durch Sprossen fort, die zusammengesetzten durch 
Eier. Jede der letzteren besitzt auch einen Hoden. Eine 
Gruppe kann sich nicht selbst befruchten, sondern bedarf des 
Samens einer viel vorgerückteren Gruppe derselben Art. Alle 
Salpen durchlaufen ihre Entwickelung im Körper der Mutter; 
die zusammengesetzten hängen mittelst des Keimstocks mit dem 
Mutterkörper zusammen, die einfachen mittelst einer weiss- 
lichen, runden, gefässreichen Masse, die Placenta. An den 
Keimstöcken der zusammengesetzten Salpen bilden sich nicht 
alle Individuen zugleich aus, sondern sie wachsen gruppen- 
weise, und diese Gruppen reissen sich allmählig los. Die An- 
gaben stimmen recht gut mit den eben erwähnten von Sars 
überein. 


Naturgeschichte der Mollusken während des Jahres 1846. 407 


Von Van Beneden erschien ein Aufsatz über die ein- 
fachen Aseidien im 20. Bande der Schriften Brüsseler Akade- 
mie: Recherches sur l’embryogenie, Y’anatomie et la physio- 
logie. des Ascidies simples. Die Untersuchungen sind beson- 
ders an Ascidia ampulloides,, einer, neuen ‚Art ‚der, Nordsee, 
so wie an 4. rustica und zwei andern neuen Arten 4. vilrea 
und grossularia angestellt. Vier Steindrucktafeln erläutern 


den Text. 

Der erste Abschnitt enthält eine historische Einleitung. Der 
zweite behandelt die Anatomie und Physiologie. So. lange die Thiere 
sich im freien Larvenzustande befinden, tragen sie Augen an der 
‚Seite, die nachher, wenn das Thier sich festsetzt, verschwinden. 
Im entwickelten Zustande hat Verf. an A, ampulloides keine Augen 
wahrgenommen, bei A. vitrea jedoch rothe Punkte um Athemöffnung 
und ‚Afteröffnaung im Kreise gefunden, die er für Augen erklärt. Die 
Zahl derselben ist nicht angegeben. (Vergl.. die Beobachtung solcher 
Augen vo Will bei den Gattungen Cynthia, Phallusia und Clavellina 
dies Archiv 1845. IJ, p. 322). Interessant ist es, dass diese Thiere 
ganz verschiedene Gesichtsorgane in den verschiedenen Lebensperio- 
den haben. — Der Darmkanal bildet bei A. ampulloides eine Röhre, 
die sich so umwendet, dass der letzte Theil an der concaven Seite 
des ersten, und der After in der Nähe des Mundes liegt. Innerhalb 
des ersten Theils ist noch eine zweite Röhre enthalten, so dass der 
Darminhalt zwischen beiden nur einen engen Raum hat. Auf der 
innern Fläche des Darmkanals sind viele Falten und Furchen von 
gelblicher Farbe sichtbar, die wohl als Leber zu deuten sein möch- 
ten, ihr Inhalt schmeckt bitter. Das Herz liegt in der Darmschlinge. 
In ihm wallt das Blut hin und her, an einer Seite öffnet es sich in 
einer, an der anderen in drei Oefinungen. Am Herzen liegt eine 
gelbliche Blase, die kalkige Theile enthält, und deren Bedeutung 
dem Verf. unbekannt ist. Sollte sie nicht als Niere zu deuten sein? 
— Am Eingange der Athemröhre in die Athemhöhle finden sich 
baumförmige Organe, die am Grunde mit einander communiciren, 
und in denen sich eine Flüssigkeit bewegt. Verf. erklärt sie für sup- 
plementäre Athemorgane. Die Wände der Kiemenhöhle sind mit netz- 
artigen Gefässen, die äusserlich mit Wimpern besetzt sind, reichlich 
versehen. Die einfachen Ascidien sind Zwitter. Sie besitzen zwei 
Eierstöcke und zwei Hoden, einen jederseits in der Schlinge des 
Darms, nahe dem Herzen. Bei Ascidia ampulloides ist der schwarze 
Eierstock von dem milchweissen Hoden umhüllt, ersterer öffnet sich 
neben dem After in die Kloake, letzterer öffnet sich in vier vor- 
springenden Oeffnungen. Die Samenthierchen sind rund und haben 
einen fadenförmigen Anhang. Bei Ascidia grossularia liegen die Ho- 
den als besondere Säcke neben den Eierstöcken. — Im dritten Ab- 
schnitt wird die Entwickelungsgeschichte gegeben. Aus dem Ei bildet 


408 Troschel: Ber. ü. d. Leist. i. d. Naturg. (d. Mollusken etc. 


sich ein Wesen, das frei herumschwimmt und aus einem rundlichen 
Körper und einem Schwanz besteht. An der Seite des Körpers bildet 
sich eine mit Pigment erfüllte Zelle, die Verf. für Gesichtsorgan an- 
sieht. Innerhalb der den Körper umgebenden Haut bilden sich meh- 
rere Fortsätze, von denen ein vorderer constant, die übrigen in ver- 
schiedenen Individuen verschieden sind. Allmählig verschwindet ‘der 
Schwanz, das Thier setzt sich fest, das Auge verschwindet, die in- 
neren Organe bilden sich aus, und so entsteht die Asäidie. — Im 
vierten Abschnitt folgen Bemerkungen über die Classification. Verf. 
lässt die Tunicaten als unterste Klasse bei den Mollusken. — Der 
fünfte Abschnitt endlich enthält die Beschreibungen von drei neuen 
Arten: A. ampulloides, Körper kuglig; Röhren im Innern mit vier 
bis acht Spitzen; Schale knorplig, durchscheinend. Man sieht von 
aussen den ganzen Darmkanal und den Geschlechtsapparat. Die 
Kiemenhöhle ist längsgefaltet, die Mundöffnung im Grunde der Kie- 
menhöhle. 2—3 Centim. — A. vitrea, Körper kuglig, Schale dünn, 
häutig, glashell, Anheftungsfläche sehr klein; Augenpunkte um beide 
Röhren. 2 Centim. — 4. grossularia, Körper eiförmig, niedrig, mit 
breiter Fläche angewachsen. Kiemenhöhle faltenlos, die Gefässe 
kreuzen sich senkrecht. Schale hornig, fast glatt, rot. 1 Centim. 


409 


Bericht über die Leistungen in der Pflanzengeo- 
graphie *) während des Jahres 1846. 
Von 


Dr. A. Grisebach, 


ordentlichem Professor der Medicin zu Göttingen. 


In dem Pariser naturgeschichtlichen Lexicon hat Adr, v' 
Jussieu den Artikel über geographische Botanik bearbeitet 
(Dictionnaire universel. d’histoire naturelle: Geographie bota- 
nique. 32 pag. 8.). 

Einen Vortrag über die Vertheilung der Nahrungspflanzen 
hat E. Meyer gehalten (Königsberger naturwissenschaftliche 
Unterhaltungen. Bd. 1. S. 185— 211). 

Hruschauer bestätigt durch chemische Analysen den von 
mir früher ausgesprochenen und auf das Vorkommen der Ge- 
wächse begründeten Satz, dass nicht die geognostische For- 
mation, sondern die chemische Zusammensetzung des Substrats 
ihre Bodenstetigkeit erkläre (Liebig’s Annalen Bd. 59. S. 198 
bis 208. Vergl. meine Reise durch Rumelien Bd. 1. S.163 und 
Jahresb. f. 1841. S. 412). 

Hr. weist nach, dass die Verbreitung gewisser bodensteter Pflan- 
zen über mehrere Gebirgsformationen nur eine scheinbare Anomalie 
ist, sofern die erforderlichen Aschenbestandtheile, z. B. Kalk im Ba- 
salt, welcher eine sonst kalkstete Pflanze ernährt, an allen Stand- 
orten vorhanden sind. Die kalkstete Erica herbacea kommt bei 
Grätz auf glimmerschieferartigem Gneis vor, der nach Hr.’s Analyse 
sich kalkhaltig auswies. Ebenso bestätigt sich der Begriff kalksteter 
d.h. solcher Pflanzen, welche in ihrer Asche eine Menge Kalk be- 
sitzen, in den Analysen von Festuca glauca, Sesleria coerulea, Sor- 
bus Arix, Amelanchier vulgaris. Zum Beispiel diene die Aschenana- 
Iyse der Erica herbacea von beiden Standorten. 


%) Der Bericht über die Leistungen in der systematischen Bota- 
nik wird im folgenden Jahrgange nachgeliefert werden. 


410 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Gneis. Kalkgebirg. 


Erica herbacea L. (Kali... .1413 34,04 
(Nach Abzug der Koh- {Natron .. 9,48 0,49 
lensäure). Kalk . . . 21,06 25,65 

Talkerde . 15,54 11,41 
Eisenoxyd . 1,91 4,21 
Gyps .....440 3,62 
hosphors, 21,44 11,52 
Kiesels. . . 8,04 6,99 
Chlornatr. . 4,00 2,07 
Sauerstoffgehalt der Basen: 16,68 17,45. 


Dove hat vom physikalischen Standpunkte die im vor, 
Jahresberichte (S.322) berührte Frage über die Abhängigkeit 
der Vegetationsphasen von der Temperatur untersucht (Ber- 
liner Monatsberichte f. 1846. S.16—27 und bes. Abdruck aus 
den Abhandlungen der Akademie. Berlin, 1846). Auf diese 
wichtigen Arbeiten ist bereits im diesjährigen pflanzenphysio- 
logischen Berichte (S. 224—29) von Münter der gebührende 
Nachdruck gelegt worden. 


I. Europa. 


Gan.d hat, eine Darstellung der europäischen Wälder nach 
den: geographischen Arealen: der einzelnen Baumarten heraus- 
gegeben (Distribution, geographique des arbres,en Europe avec 
une carte forestiere ‚de .cette partie du monde, par.G. 'Gand. 
Paris s. a.).' Ich kenne diese bemerkenswerthe; jedoch'nicht 
in den Buchhandel gekommene Schrift mur aus der Anzeige 
von Kirschleger :(Regensb. ‚Flora: 1846. $. 732-736). ."Schon 
früher hatte Gand die Verbreitung der europäischen Coniferen 
bearbeitet (Essai sur les stations et habitations des Coniferes 
en Europe in: Memoires de la societe d’histoire naturelle de 
Strasbourg. Vol. Ill, Liyr. 2, Strasb. 1842. 33 S. in 4to,). 


Von Trautvetter’s Kupferwerk über russische Pflanzen 
(Plantarum imagines Floram rossicam illustrantes, Monachii, 
4846, ‚4. s. vor. Jahresb.) erschien das 7te Heft mit Tafs31— 
35. — Weinmann: lieferte einen Nachtrag zu seiner Bear- 
beitung der russischen Laubmoose (Bullet. Moscou T.19.P.1. 
p- 517—538): unbeschrieben war unter diesen nur Bacelypta 
caucasica Rupr. von der Schneelinie des Kasbeck. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 411 


Ein Verzeichniss der bei Archangel wachsenden Pflanzen 
von Boguslaw (Ljesnoi Journal 1846: übersetzt in Erman’s 
Archiv ‘Bd. 6. S.49—70) ist nach Standorten geordnet und 
enthält einige Notizen zur Systematik der Arten: als neu sind 
aufgestellt Ranunculus Baerianus, Seseli aspergillifolium, Atri- 
plex nudicaulis, Sedum maritimum. — Tengström’s Schrift 
über die finnische Flora ist mir nicht zu Gesicht gekommen 
(In distributionem vegetationis per Ostrobothniam collectanea 
Helsingforsiae, 1846. 8. 24 pag.). 


Teetzmann stellte zehnjährige Beobachtungen über Klima, 
Vegetation und Culturfähigkeit der Nogaischen Steppe im Gou- 
vernement Taurien an, welche, in Verbindung mit einer Ab- 
handlung von v. Koeppen und den derselben beigegebenen 
Zeichnungen von Corniess, neben ihrer praktischen Rich- 
tung auch auf die allgemeine Pflanzengeographie der südrus- 
sischen Steppen ein helles Licht werfen. (Ueber die südrussi- 
schen Steppen und über die darin im taurischen Gouvernement 
belegenen Besitzungen des Herzogs von Anhalt-Köthen von 
F. Teetzmann: in v. Baer und G. v. Helmersen Beiträgen zur 
Kenntniss des russischen Reichs. Bd. 11. S.87—136; und über 
einige Landesverhältnisse der Gegend zwischen dem unteren 
Dnjepr und dem Asowschen Meere von P. v. Koeppen: das. 
S.3— 86). 

Die meteorologischen Beobachtungen von T. umfassen 4 Jahre 
(1838—41) und sind in Askania nova angestellt. Leider müssen jedoch 
die Temperaturbeobachtungen als unbrauchbar bezeichnet werden, 
weil für gehörige Beschattung der Thermometer keine Sorge getra- 
gen zu sein scheint. Nur für die Dauer der Vegetationszeit, soweit 
dieselbe von der Wärme abhängt, erhalten wir den Anhaltspunkt, 
dass im Zeitraum von 40 Jahren die letzten Nachtfröste zwischen 
dem 20. März und 11. Mai, so wie die ersten des Herbstes zwischen 
dem 20. August und 19. September stattfanden. Das continentale 
Klima ist ungeachtet der Nähe des Pontus im entschiedensten Maasse 
ausgebildet, aber nicht bloss die Gegensätze der Sommer- und Win- 
ter-Extreme sind ungemein gross, sondern auch in jeder einzelnen 
Jahreszeit zeigen sich sehr bedeutende und plötzliche Schwankungen 
der Temperatur. Allein weit nachtheiliger, als die ungünstigen Tem- 
peraturverhältnisse, wirken auf die Vegetation die Dürre des Klima’s 
und die Unregelmässigkeit der atmosphärischen Niederschläge ein. 
Der mittlere Werth der letztern beträgt nur 6 Zoll und dieselben 
vertheilen sich durchschnittlich auf nur 47 Tage des Jahres. So 


412 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


\ 
fanden 1833 an 59, 1839 an 35, 1840 an 39 und 1841 an 53 Tagen 
athmosphärische Niederschläge statt. In den Sommermonaten fehlt 
auch der Thau in der Regel ganz, die Erde trocknet vollständig aus, 
der Boden birstet auseinander und alle Gewächse sterben ab. Der 
Gegensatz verschiedener Jahrgänge ist so gross, dass zuweilen im 
ganzen Jahre überhaupt weder Regen noch Schnee fällt. In den J. 
1832 und 1833 erlebte T. eine Dürre von 20 Monaten, in denen kein 
Tropfen, keine Flocke zu Boden fiel. In andern Jahren verminderte 
sich die Menge der durch Niederschläge gebildeten Feuchtigkeit auf 
weniger als ein Zehntel dessen, was in nassen Zeiten fiel; doch gab 
auch das J. 1841, welches durchaus nicht zu den dürren Jahren ge- 
hörte, im Ganzen nicht mehr als 8% Zoll Wasser. In den nassen 
Jahren, unter denen, das J. 1838 in erster Linie stand, leidet die 
Landwirthschaft noch mehr durch den Regen, der den Boden zu sehr 
aufweicht, als sonst durch die Dürre: ‚aber alsdann wachsen alle 
Steppengewächse in ausserordentlicher Ueppigkeit und reifen, was 
übrigens nicht gewöhnlich, ihre Samen. 


Der Boden der Steppe ruht allgemein auf einem tiefen Thonlager, 
welches die Feuchtigkeit nicht durchlässt und eine grosse Schwierig- 
keit herbeiführt, trinkbares Wasser zu bekommen und die Heerden 
zu tränken. Bei jeder neuen Ansiedelung ist die Anlage von Brun- 
nen nothwendig, die oft eine Tiefe von mehr als 100’ haben und da- 
her schwierig zu benutzen sind. Ueber jenem Thonlager befindet 
sich nur eine schwache und gleichfalls übermässig thonreiche Humus- 
decke, die höchstens 16 Zoll stark ist. Sie enthält etwa 80—90 Pro- 
cent Thon, 3—9 Proc. kohlens. Kalk und nur bis zu 10 Proc. Sand. 
Von dem Thonboden leitet T. die Baumlosigkeit der Steppe ab, von 
dieser die Dürre des Klima’s. Seine Steppentheorie stimmt daher 
mit der des Gr. Cancrin (Jahresb. 1841 S.419) überein, aber, dass 
sie irrig sei, geht aus T.’s Beobachtungen über die Richtung der 
herrschenden Luftströmungen hervor. Denn lässt sich nachweisen, 
dass der Gegensatz trockener und nasser Perioden von dem Charak- 
ter allgemeiner Luftströmungen abhänge und dass die Trockenheit 
der letztern nicht durch die Natur des Landes, sondern durch die 
geographische Lage desselben bedingt sei: so ist die Dürre des Klima’s 
nicht eine Wirkung, sondern sie ist die Ursache der Waldlosickeit. 


Beobachtungen über die herrschenden Winde in Askania nova. 
(8. 103 — 107.) 


4. Polarströmungen (P.) an 


1838 = % Tagen NO. + 49T. N. + 134 T. O. = 209 P, 
1839, =-41251 55 ».-NO. + 34, N..4.82, O.=.U3P, 
1840 =,174& 21, N0.+.48, N. + 101 „- O.= 223P. 
1841 = 60.0, .NO.+ 37, N. + 166, ‚O0. = 263.P. 

Mittlere Anzahl der Polarstr. = 234 P, 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 43 


B. Aequatorialströmungen (Ae.) an _ 


1838 = 30 Tagen SW. + 49T. S. + 44T. W. = 123 Ae. 
139 =24 „ SW.+25, S!: +36, W.= 85Ae. 
13410 =26 „ SW.+50, S.+52, W.= 128 Ae. 
1841 =15 „ .SW.+3 ,„ S.+37, W.= 85 Ae. 
Mitt]. Anz. 4 „ SW.+39, 5. +22, W.=105Ae 


€. Strömungen aus andern Richtungen (L.) an 
1833 = Tagen SO. + 23T. NW. = 43L. i 
1839 = 22 °„ SO. +17, NW. = 39T. - 
150 = 5 „ SO. 2195 °NW. = 24L. 
ie 

"Mittl. Anz. 12° „ SO.+18,„, NW. = 31L. 


Wir entnehmen hieraus einmal, dass bei dem Kampf der beiden 
allgemeinen Luftströmungen der gemässigten Zone in der Nogaischen 
Steppe die von heiterm Himmel begleiteten Polarströmungen sehr 
beträchtlich überwiegen: eine Erscheinung, die nicht von örtlichen 
Einflüssen abhängt, sondern durch die geographische Lage der Sahara 
zu erklären ist, welche dem ganzen europäischen Süden einen regen- 
losen Sommer verschaflt. Ferner ergiebt sich aus jenen Beobach- 
tungen, dass im nassen Jahre 1838 neben einer beträchtlichen Ver- 
minderung der Polarströmungen von den entgegengesetzten Winden 
der Südwest sich stärker, als in andern Jahren entwickelte und ausser- 
dem eine Zunahme der abnormen Strömungen aus Südost und Nord- 
west stattfand. Nun müssen von allen Luftströmungen in der Nogai- 
schen Steppe nach der geographischen Lage derselben die Südwest- 
und Südost-Winde die feuchtesten sein, weil sie als Seewinde vom 
schwarzen und Asowschen Meere herüberwehen: während der Süd- 
wind auf den taurischen Gebirgen an Feuchtigkeit verliert und in den 
übrigen Richtungen die Steppe sich weithin ausbreitet. Folglich 
hängt die Dürre des Klima’s von den Luftströmungen ab, und, da 
deren Charakter eine Folge der geographischen Lage Südrusslands 
ist, so kann die Meinung, es wären die Steppen ehemals bewaldet 
gewesen, nicht begründet sein und ebenso wird die Hoffnung, ihr 
Klima durch Baumpflanzungen zu verbessern, niemals in Erfüllung 
gehen. Diese chimärischen Hoffnungen, die v. Brinken in seinen An- 
sichten über die Bewaldung der Steppen des europäischen Russlands 
(Braunschweig 1833) anregte und die dort allgemeinen Eingang ge- 
funden zu haben scheinen, theilt nun auch Teetzmann nicht: vielmehr 
nennt er das Land eine ewige Steppe, weil es gänzlich unmöglich 
sei, in diesem Thonboden Baumpflanzungen zu erziehen, dadurch die 
Feuchtigkeit zu vermehren, eine höhere Fruchtbarkeit zu entwickeln 
und den Ackerbau auszubreiten. Aber er unterscheidet hievon als 
zufällige Steppen solche Gegenden, wo der Boden die Feuchtigkeit 
durchlässt, wo T. aus diesem Grunde Waldanlagen für zulässig er- 
klärt und hiedurch jene Wirkungen wenigstens strichweise hervor- 
zubringen hofft, Die Täuschung würde auch hier nicht ausbleiben, 


44 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


der Charakter der Luftströmungen sich nicht ändern: denn Bäume 
können nur an den Flusslinien gedeihen, wohin das Wasser von aus- 
wärts, aus den Wäldern des Nordens herbeigeführt wird. Und selbst 
hier bedarf es des örtlichen Schutzes gegen die Wuth der Polar- 
winde, die von Sibirien und Hochasien herüberwehen und von denen 
der Verf. sagt: oft wird der Ost und Nordost zum Sturm, der unge- 
heure Staubwolken auftreibt, Staubsäulen, die aufrecht gleich Mast- 
bäumen eine Viertelstunde lang unbeweglich stehen, oder der im 
Winter zuweilen Wochenlang den Schnee wagerecht über die Steppe 
treibt. Diese Winde, die ziemlich die Hälfte aller Zeit über die 
Ebenen brausen, vermehren im Winter die schneidende Kälte, im 
Sommer durch ihre austrocknende Wirkung die Dürre der Pflanzen- 
welt (S. 96). 

T.’s Vegetationsschilderung bezieht sich nur auf die südrussische 
Grassteppe, nicht auf die Salzsteppe. Die Grassteppen besitzen nir- 
gends eine zusammenhängende Rasendecke. Die beigegebenen Pläne 
von Corniess, auf denen das geometrische Verhältniss des bekleide- 
ten und nackten Erdreichs nach der Natur eingetragen ist, so wie 
die verschiedenen Pflanzenarten, woraus die einzelnen Rasen bestehen, 
durch das Colorit bezeichnet sind, geben das deutlichste Bild von 
dem Vegetationscharakter der Steppe.. Auf dem nackten Terrain 
sprossen nur im ersten Frühjahr einige Gewächse, die bald wieder 
in Staub zerfallen und neun Monate lang den Boden völlig kahl zu- 
rücklassen. Auch bei den übrigen, den Rasen bildenden Steppen- 
pflanzen dauert die Vegetationszeit nur drei Frühlingsmonate, etwa 
von Mitte April bis Mitte Julius, aber die trocknen Rasen können 
doch auch in den übrigen Jahreszeiten, so lange sie nicht mit Schnee 
bedeckt sind, zur Weide dienen, Aber die Zwischenräume sind so 
gross, die Gräser so gering im Ertrage, dass auch die besten Haupt- 
schläge in den fruchtbarsten Jahren auf die Desjätine nur etwa 60 Pud 
Heu geben, d. h.nach dem deutschen Bonitirungssystem der untersten 
Klasse der einschürigen Wiesen entsprechen, welche Thaer mit dem 
Prädicat „ganz schlecht“ belegt. Eine so ungünstige Beschaffenheit 
der Pflanzenvertheilung kann auch durch Bearbeitung des Bodens 
nicht geändert werden: vielmehr ist die Ursteppe besser im Preise, 
als gepflügt gewesenes Land, weil die Wiederberasung sehr langsam 
von Statten geht. — Der Unterschied’ des Graswuchses in verschiede- 
nen Jahren steht freilich in Verhältniss zu der enormen Unregel- 
mässigkeit des Klima’s; während in den J. 1832 —34 kein Grashalm 
höher als bis zum Fussknöchel gewachsen war, reichte 1837—39 un- 
- gefähr die Hälfte alles gewachsenen Grases bis an die Wade, die 
andere Hälfte bis an den Leib; der Unterschied im Ertrage mochte 
sich, nach dem Augenmaass geschätzt, wie 1:6 verhalten. Allein die 
Vortheile nasser Jahrgänge sind nur scheinbare, nicht wirkliche: 
denn die ‚häufigsten Gräser, die weder durch Dürre noch Frost ganz 
absterben, Stipa pennata und capillata (Thyrsa im Klein-Russischen), 


ä 


w 


d) 


Pflanzengeographie während des Jalıres 1848. 415 


können, gerade wenn sie hoch aufschiessen, als Weide nicht benutzt 
werden, weil ihre stechenden Grannen das Vieh beschädigen, und 
sind auch nicht mit Nutzen zu mähen, weil sie, in Aehren geschossen, 
da dann die nahrhaften Stoffe sich in den Früchten ansammeln, nicht 
mehr Heu, sondern Stroh liefern: daher man die hohen Thyrsa-Ra- 
sen am liebsten wegbrennt, wodurch jedoch die gute Erdkrume auf 
längere Zeit vollends zerstört wird. 

Die auf den Steppenbildern von Corniess bezeichneten Gewächse 
sind von ©. A. Meyer bestimmt worden, wodurch wir über die Ver- 
theilung der vorherrschenden Vegetationsbestandtheile im Melitopol’- 
schen Kreise, wenigstens über die Grassteppe den genauesten Auf- 
schluss erhalten. Es ergiebt sich aus dieser Darstellung, dass die 
Güte der Steppenweide von den Grasarten abhängt, welche vorkom- 
men, und es lässt sich aus ihrer, so wie aus der Stauden ungleich- 
mässiger Vertheilung auf feine Unterschiede in der Bodenmischung 
schliessen. Ferner kommt in Betracht, dass auf dem schlechtesten 
Steppenlande die Stauden sich verlieren und der Thyrsa Platz machen: 
dagegen scheint das Raumverhältniss der Rasen zu ihren nackten 
Zwischenräumen überall ziemlich dasselbe zu sein. L. unterscheidet 
drei Grade des Bodenwerthes, die sich nach dem Gewicht des ge- 
wonnenen Heues ungefähr wie 100:33:17 verhalten und die als er- 
giebigstes, mittleres und schlechtestes Steppenland bezeichnet werden, 
Auf dem ersteren herrscht Festuca ovina vor, auch finden sich Rasen 
von Triticum cristatum und repens, Stauden, wie Medicago falcata, 
Thymus Marschallianus u. a. sind häufig. Auf dem Boden mittlerer 
Güte werden die Stipa-Rasen, die dort selten waren, zahlreicher und 
drängen Festuca ovina zurück, die Stauden verschwinden, aber es 
wächst noch ziemlich viel Triticum cristatum und Medicago falcata 
ist stellenweise vorhanden. Der Boden dritter Klasse erzeugt fast 
"nur Stipa und die wenigen Stauden, welche übrig sind, werden als 
Futterkräuter wenig Werth haben. 

Uebersicht der vorherrschenden Steppengewächse, welche auf 
C.'s Plänen besonders bezeichnet sind: 

Festuca ovina. Stipa pennata, capillata. Triticum cristatum, 
repens, imbricatum. Koeleria cristata. — Carex stenophylla (?). 

Statice tatarica, latifolia. — Thymus Marschallianus. Salvia syl- 
vestris, nutans. — Linosyris villosa. Artemisia austriaca. Pyrethrum 
millefoliatum. Centaurea Scabiosa (?). Sonchus asper. — Medicago 
falcata. — Euphorbia Gerardiana, tenuifolia. — Dianthus guttatus, 
atrorubens. — Adonis vernalis. 

Auch Teetzmann hat seiner Abhandlung ein Verzeichniss sämmt- 
licher von ihm auf den zu Askania nova gehörigen Steppenländereien 
beobachteten Pflanzen seiner Abhandlung beigefügt und das Verhält- 
niss der Individuenzahl jeder Art durch Ziffern ausgedrückt. Das 
Verzeichniss, dessen Bestimmungen einer strengern Revision bedür- 
fen, enthält 250 Arten, aber unter diesen sind die meisten so selten, 


416 Grisebach: Bericht über die keistungen in der 


dass die Individuenzahl, wenn sie bei Stipa capillata 5 Millionen be- 
trüge, nur bei 33 Arten über 100 und bei 18 über 10,000 ‚steigen 
würde. Von diesen 18 vorherrschenden Gewächsen sind die Ver- 
hältnissziffern, durch Tausend getheilt, folgende: 

Stipa capillata 5000. — St. pennata 1500. — Tritieum repens 700. 
— Medicago falcata 700. — Artemisia austriaca 600. — Pyrethrum 
millefoliatum 100. — Linosyris villosa 50. — 


Achillea Millefolium und Gerberi 600. — Vieia Cracca 400. — 
Inula germanica 50. — Salvia pratensis 50. —- Salsola Kali’ 50. — 
Euphorbia Esula 25. — Malva rotundifolia 25. — Metilotus offieina- 
lis 14. — Pulticaria dysenterica 10. — 

Ein allgemeines Werk über die skandinavische Flora ist 
von Fries herausgegeben (E. Fries Summa Vegetabilium 
Scandinaviae, seu enumeratio systematica et eritica plantarum 
quum eotyledonearum, tum nemearum inter mare occidentale 
et album, inter Eidoram et Nordkap, hactenus lectarum. Sectio 
prior. Holmiae, 1846. 8. 258 pag.) Diese classische Schrift 
beginnt mit einer kritischen, nach dem natürlichen System ge- 
ordneten Aufzählung der skandinavischen Gefässpflanzen, wo- 
bei die geographische Verbreitung jeder Art von Süden nach 
Norden im Allgemeinen ausgedrückt ist. Hierauf folgt das 
Verzeichniss der Moose, von Angström bearbeitet, sodann 
die Uebersicht der Lichenen und Algen, mit eingestreuten 
systematischen Bemerkungen. Den Beschluss macht die syste- 
matische Bearbeitung der dem europäischen Norden eigen- 
thiimlichen und verschiedener kritischer Gefässpflanzen. — Von 
C. J. Hartmann’s skandinayischer Flora erschien ein Aus- 
zug, dem die seit der vierten Auflage (Jahresb. f. 1843) be- 
kannt gewordenen Nachträge und des Verf. veränderte An- 
sichten über die Begrenzung der Arten einverleibt wurden 
(Svensk och Norsk Excursions - Flora. Phanerogamer och 
Ormbunkar. Stockholm, 1846. 12, 191 pag.) 

Sehr ergiebig war das verflossene Jahr an Beobachtun- 
gen über die lappländische Flora. Martins beschrieb seine 
Reise längs der Westküste Norwegens bis zum Nordcap vom 
J. 1836 (Voyage botanique lelong des cötes septentrionales 
de la Norvege depuis Drontheim jusqu’au Cap Nord. Paris, 
1846. 8. 138 pag.; ein besonderer Abdruck der wichtigsten 
Beobachtungen bei Alten findet sich in Ann. sc. nat. Ser. 3. 
T.5. p. 331); Lund berichtete über seine zweite Reise in 


Pflanzengeographie während des Jahres 1816. 417 


Finmarken (vergl. Jahresb. f. 1843. S. 380), welche er: im 
Sommer 1842 unternommen und auf der er besonders die 
Gegenden um Tana und am Varangerfjord südöstlich vom 
Nordcap untersuchte (Botaniska Notiser, 1846. No. 3 u. f.); 
Anderson gab Standörterverzeichnisse von seiner im J. 1845 
wiederholten Reise nach den südlichen Waldgebieten des schwe- 
dischen Lapplands, die er in der Richtung von Umeä bis zum 
Sulitelma durehschnitten hat (Botan. Notis. a. a. ©. No. 1), 
und derselbe bearbeitete eine Zusammenstellung der lapplän- 
dischen Flora nach ihrer geographischen Gliederung (Conspec- 
tus vegetationis Japponicae, Upsal., 1846. 8. 39 pag.) 

Unter diesen Schriften zeichnet sich die erstgenannte durch die 
Untersuchung des klimatischen Einflusses auf die Vegetation und die 
zweite durch einige neue pflanzengeographische Thätsachen aus. Die 
Erfahrung, dass die Culturgewächse an der norwegischen Küste so 
viel weiter nordwärts fortkommen, als in Schweden, führt Martins 
auf die Frage von den hohen Isothermen, die mit dem Gegensatze 
des Küsten- und Continental-Klima’s auf beiden Seiten des Landes 
nicht unmittelbar zusammenhängt. Von jenem Problem nun, welches 
man durch den Golfstrom zu erledigen so geneigt ist, versucht er 
eine Lösung, die auch der, dem sie hypothetisch erscheint, doch als 
geistreich anerkennen muss. An der skandinavischen Westküste herr- 
schen nach dem Verf. im Allgemeinen südwestliche Winde vor: unter 
diesem Einflusse wirken Athmosphäre, Land und Meer zusammen, 
um den Winter zu erwärmen. Durch die Richtung des Windes wird 
die Luft an sich warm, noch mehr, weil er über den Golfstrom her- 
überweht, dann trifft er die Gebirgskette der Fjelde, schlägt seinen 
Wasserdampf nieder und die umwölkte Küste kann in den langen 
Nächten die empfangene Wärme nicht durch Strahlung verlieren: 
dazu schützt noch die Fjeldlinie das Vorland gegen die Polarwinde. 
Im Sommer hingegen löst die Sonne häufiger den gebildeten Nebel 
auf und dringt mit ihren Strahlen zum Boden.. Wogegen sich ein- 
wenden lässt, dass es in Norwegen nicht an Küstenlandschaften fehlt, 
wo der Winter heiterer als der Sommer ist: ja die eigenen Beobach- 
tungen des Verf, zeigen es am Fjord von Alten (p. 77). In Nord- 
schweden kommen die äquatorialen Luftströmungen über die Fjelde 
und bringen daher heiteren Himmel und damit die höhere Kälte des 
Winters. Alles dies und Aehnliches scheint geeigneter, die höhere 
Gleichmässigkeit, als die höhere Wärme des norwegischen Klima’s 
zu erklären, 

Der wichtigste Beitrag zur lappländischen Pflanzengeographie ist 
M.s Untersuchung über das Klima von Alten, welche auf mehrjähri- 
gen Beobachtungen beruht. Diese Station, unter 70° 0' N. Br. ge- 

Archiv f, Naturgesch, XIII, Jahrg, 2. Bd, Dd 


418 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


legen, ist um so bemerkenswerther, als sie die Polargrenze des 
Ackerbaus in Europa bildet. 


Alten. 

Beob. an i 

1837-Se Mitt. Temperatur | Heitere 
1841 ser Mitt]. Wärme. — Maxima u. | Tage = | hläge — 
-0ct.1842- Minima. 124. |519Millim 
Febr1843. 

Januar |- 9°,05C.) _ 7u.33|+ 20,320.—22°,45C.| 13,5 22,5 mm. 
Februar |—- 7,59 „ i' 7 |+ 30,35 „—21°,30,| 13,5 Br 
März — 6%,43 , + 49,65 „—20°,45, | 14,5 19,5 1% 
April — 0°,35 }- 0°,66/+11°,32 „—14°,20,| 10,5 |406 „ 
Mai + 4° 81, +17°,12,— 5°,45 , 9,0. 1250 „ 
Juni + 8°,14, +20°,98 „+ 1°,22 , 7,0 592 m 
Juli +11°,71 4 +10°,13)+24°,25 „+ 2°,47,| 11,0 70,0» 


August 1+10°,55 „ +21°,35 „+ 1°,07 „ 6,0 948 „ 
Septbr. |+ 5°,66 „y" +17° 38, — 3°,72,|: 10,5 48,0 .„ 
October |— 0°,28, 1 0°,33)+411°,23 , — 9°,95 „ 95.178336 
Novembr.|— 5°,94 „ + 5°,20, —16°,03 „| 12,0 55,0 „ 
Decembr. — 5°,34 , + 6°,55 „—20°,10 , 709 A Aue 


Jahresm. + 0°,49 „ 

Die Vegetationszeit, sofern dieser Begriff an den Saftumtrieb der 
Holzgewächse geknüpft wird, scheint in Alten ungefähr 4 Monate von 
Mitte Mai bis Mitte September zu dauern und würde hiernach eine 
mittlere Wärme von kaum 10° C. besitzen. M. nimmt als physiolo- 
gische Jahreszeiten nicht blos die Zeit der Vegetation und des Win- 
terschlafs an, sondern scheidet ausserdem Frühling und Herbst als 
die Zeiten des Erwachens und des allmäligen Abschlusses des Pflan- 
zenlebens aus. Hiernach bestimmt er die Vegetationsphasen in Alten 
auf folgende Weise 

Martins’ physiologische Jahreszeiten in Alten. 

1) Winter = 7 Monate vom October bis zum April. Mitt). Wärme — 
— 5°, Winterschlaf. 

2) Frühling = Monat Mai. Mitt. Wärme = + 4,81. Die Vege- 
tation erwacht, aber wird häufig zum neuen Stillstand genöthigt. 

3) Sommer = 3 Monate vom Juni bis zum August. Mittl. Wärme 
— 10°,13. Erst im Juni wachsen die Pflanzen ununterbrochen 
(d’une maniere continue), weil nun das Thermometer nicht mehr 
unter den Gefrierpunkt sinkt. 

4) Herbst = Monat September. Mitt. Wärme = 5°,66. Zeit der 
Samenreife mancher Gewächse und verspätete Entwickelung 
vieler Blüthen. 

Die Messungen der im Innern des Holzkörpers von Kiefern statt- 
findenden Temperatur zeigten, dass der Organismus dieser Bäume 
sich nieht durch irgend eine Einrichtung gegen die Winterkälte des 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 419 


arktischen Klima’s sehützt, sondern dieselbe annimmt ‚und ohne Scha- 
den erträgt. Das Thermometer, welches in den Mittelpunkt des 
Stamms reichte und hermetisch gegen die Einwirkung der Atmo- 
sphäre abgeschlossen war, sank bei diesen Versuchen einmal auf 
— 22°,7 während die Luft zu derselben Zeit eine Temperatur’ von 
— 23° ,5 besass (p.77). Bei der durch die Heiterkeit des dortigen Win- 
ters verstärkten Bodenstrahlung würde der Schutz, den in andern 
Klimaten die Wärmeleitung von den Wurzeln durch den Stamm ge- 
währt, in der langen arktischen Nacht wenig austragen. Ebenso un- 
günstig ist in der guten Jahreszeit der trübe Himmel, der in solchem 
Grade vorwaltet, dass vom Mai bis September nur 43 Tage durch- 
schnittlich heiter sind, also noch nicht ein Drittel dieser 5 Monate. 
Mit Recht vergleicht M. solche klimatische Einflüsse mit denen der 
Wolkenregion in den Alpen, welche dem Typus der alpinen Flora 
angemessen ist. Es erklärt sich daraus hinlänglich die Erscheinung, 
dass manche Pflanzen aus der obern Region Lapplands in die untere 
hinabsteigen. Aber deshalb ist noch nicht jener Verallgemeinerung 
beizustimmen, der wir wieder bei Lund und Andern begegnen, als 
ob die alpine Flora selbst mit ihren so eigenthümlichen Formationen 
im arktischen Skandinavien stellenweise bis zum Niveau der Küste 
herabreiche: die grössere Zahl der alpinen Gewächse hält sich über 
der Baumgrenze, die Verbreitung anderer in ein tieferes Niveau ist 
kein Beweis für die Uebereinstimmung des Klima’s an ihren verschie- 
denen Standorten und die Baumgrenze selbst weiset deutlich genug 
darauf hin, dass die Vegetationsbedingungen in beiden Regionen nicht 
dieselben sind. 

Für eine Anzahl der bei Alten vorkommenden Gewächse wurden 
die Tage aufgezeichnet, an denen sie die ersten Blüthen entfalteten. 
M. hat für dieselben nach der von Quetelet aufgestellten, jedoch be- 
reits widerlegten Hypothese die Summe der Quadrate der Tempera- 
tur berechnet, welche sie bis zur Blüthezeit empfangen haben. Ich 
bemerke, dass der schon vor längerer Zeit aus physiologischen Grün- 
den von mir behauptete Satz, dass die Vegetationsphasen nicht von 
der Summe der stattgefundenen Temperaturen, sondern von dem Ein- 
tritt eines bestimmten Wärmegrades abhängen, gegenwärtig durch 
Doyve’s Untersuchungen auch von. physikalischer Seite begründet 
worden ist. 

Bei der Uebersicht der Culturgewächse, welche bei Alten noch 
fortkommen, hebt M. die grössern Dimensionen der blattartigen 
Organe hervor, welche die durch verschiedene Klimate verbreiteten 
Pflanzen im Norden annehmen. Ich möchte diese Erscheinung, die 
mir schon im südlichen Norwegen auffiel (d. Archiv 10. S.24), mit 
der Tageslänge in Beziehung denken, weil sie sich im Gebirge süd- 
licherer Breiten nicht wiederholt. Pisum sativum, dessen Samen 
übrigens nicht reif werden, hatte zu Alten Blätter von 0,3%, Länge, 
die Nebenblätter massen 0,06 — 0,08u, 

. D4* 


420 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Einjährige, ‚meteorologische Beobachtungen auf der Insel Havöe 
(71°.0"N. Br.) geben, in Verbindung mit den Wahlenberg’schen von 
Kielvig auf Mageröe (71°1’) den Umgebungen des Nordcaps eine 
mittlere Temperatur von —0°,76 und weichen unter einander mehr, 
als von Alten’s Mittelwärme ab. Dagegen unterscheiden sie sich von 
der zu Alten erhaltenen; Jahrescurve durch eine weit geringere Som- 
merwärme und zeigen die höchste Entwickelung des. Insularklima’s 
in Skandinavien. 


Mitt. Temp. der Jahreszeiten. Havöe. Kielvig. 
Winter (Dec. — Febr.) — 8°,21 —4°,6 
Frühling . ..... — 4,71 —1°,3 
Sommer . .... . + 49,54 +6°,4 
Herbst", nal! +1°,93 — 0°%1 
Jahresmittel . . .. —1°,93 +0r,1 


In Folge der verminderten Wärme der Vegetationszeit findet eine be- 
trächtliche Anzahl von Pflanzen in der Breite von Alten’s Fjord und 
im Grunde von Parsanger-Fjord, zwischen 70° und 70° 30’ ihre Po- 
largrenze, wie schon Lund gezeigt hat. Die Flora von Alten enthält 
noch 384 Arten, aber von diesen reichen 99 nicht bis Hammerfest 
(70° 40') und Mageröe. Viele derselben sind Gewächse, die der Nor- 
den mit Mitteleuropa gemein hat, die arktischen Gewächse ertragen 
auch die geringe Sommerwärme, Mageröe hat unter 194 phanerog. 
Gewächsen nur 30 Arten, welche zugleich bei Paris vorkommen. 
Diese Verschiedenheit der Vegetation von Alten und von den freier 
dem Meere gegenüberliegenden Inseln ist ein ausgezeichnetes Bei- 
spiel, wie die Temperaturcurve auf die Verbreitung der Gewächse 
entschiedener einwirken kann, als die mittlere Wärme. 

Verzeichnisse der gesammelten Pflanzen, so wie vollständige Ca- 
taloge der Lokalfloren von Alten, Hammerfest und Mägeröe sind der 
Schrift von Martins eingeschaltet. 

Lund’s Darstellung des Vegetationscharakters von Ostfinmarken 
zeigt, dass die Pflanzenformationen der südlichen Fjelde und ihrer 
Abhänge sich gleichmässig bis zum höchsten Norden der skandina- 
vischen Halbinsel ausbreiten: über den Halophyten des Gestades Bir- 
kenwaldungen an den dem Meere oder den Fjorden zugewendeten 
Bergseiten, darüber die alpine, baumlose Ebene mit sparsamer Erd- 
krume und dürftiger Vegetation von Stauden ohne Grasrasen und von 
Zwergsträuchern, jenseits über das Binnenland ausgedehnter Nadel- 
wald, der im südlichen Finmarken aus Tannen (P. Abies) besteht. 
Nur der Graswuchs scheint in der lappländischen Birkenregion weit 
üppiger, als im Süden zu sein: so wird erzählt, dass das Thal der 
Tana-Elv, die bei Tana in den Fjord mündet, von waldigen Gebirgs- 
abhängen eingeschlossen, im Strome Inseln besitzt, wo unter dichten 
Birkenhainen sich fruchtbare Wiesen aussondern, deren Gräser, be- 
sonders die arktischen Arten von Calamagrostis, zuweilen beinahe 
Mannshöhe erreichen. Der Erdboden ist auch im geschlossenen Bir- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 421 


kenwalde in Finmarken allgemein mit zusammenhängendem Grasrasen 
bekleidet und erst im obern Theile der Region, wo die Stämme sel- 
tener werden und allmälig zu Krummholz zusammenschrumpfen, be- 
mächtigen sich Vaceinien (V. Vitis idaea und Myrtillus) nebst Em- 
petrum und Cornus suecica des Erdreichs. Am obern Saume der 
Birkenregion trifft man häufig höhere Weidengesträuche von Salix 
lanata, glauca und pyrenaica Fr., die bis zu der Grenze des alpinen 
Gebiets hinaufreichen. Für alle diese Formationen giebt L. genaue 
Verzeichnisse aller Pflanzenarten, die darin vorkommen, und damit 
ein vollständiges Bild dieser arktischen Gebirgsflora. Auch auf der 
Gebirgsebene schliessen die Formationen der Alpenkräuter, der Zwerg- 
birke, der Salix herbacea sich an den Typus der südlichen Fjelde: 
doch scheinen mit Sphagnum und Eriophorum bewachsene Sümpfe 
allgemeiner, auch Cyperaceen und Junceen häufiger zu sein, in dem- 
selben Grade als das Niveau der Ebene niedriger geworden ist und 
die schroffen Gehänge sich verlieren. In Skandinavien sind gleiche 
Gewächse auf weiten Räumen gleichmässig verbreitet und die Arten, 
für welche dieser Satz nicht gültig ist, sind grösstentheils Seltenhei- 
ten, die, an enge Lebensbedingungen geknüpft, auch in ihrem eigen- 
sten Areal nur vereinzelt auftreten: so in Ostfinmarken Colpodium 
latifolium, in Südlappland Calypso borealis u. a. 


Die Niveaugrenzen der lappländischen Pflanzenregionen sind nach 
der Lage der Thäler und andern örtlichen Einflüssen so grossen 
Schwankungen unterworfen, dass die einzelnen Messungen zu sehr 
von einander abweichen, um ein allgemeines Bild zu gewähren. In- 
dessen stellt sich ihre Depression an den dem offenen Meere ausge- 
setzten Abhängen allgemein heraus. Folgende barometrische Mes- 
sungen der Birkengrenze verdanken wir den Reisenden Lund und 
Martins: 

Tromsöe (69° A0') = 365m. (M.) Betula nana wuchs daselbst "bis 
Biom. 

Fjord von Tana (704°) = 1011’ norw. (L.). 

Qualöe mit Hammerfest (70° 40') = 725’ (L.) daselbst fand M. am 
Tyvefjeld jedoch die Grenze des geschlossenen Waldes schon 
bei 140m, des Birkenkrummholzes bei 170m, 

Umgebungen von Mageröe (71°). 

Fjord W. von Hopseidet = 569' (L.) 


Ewerhjord. ı..... = 406 „ 
Südseite von Mageröe . = 40% „ 
Havöo sumparieädkmn, = 368’ „ 


Auch Anderson bemüht sich vergebens, in seiner nach den 
Quellen bearbeiteten Uebersicht der lappländischen Flora die Höhen- 
grenzen der von Wahlenberg aufgestellten Pflanzenregionen schärfer 
zu bestimmen. So viel ist jedoch klar, dass die drei untern Nadel- 
wald-Regionen, welche Wählenberg nach dem Baumschlage unter- 
chied, nicht sowohl vertikal, als nach horizontalen Arealen sich 


422 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


absondern und ‚an. die Süd- und Ostabhänge der Fjelde ungefähr bis 
zu dem Niveau, das W. denselben vindicirte (1200'),. hinaufreichen, 
Die Birkenregion erstreckt sich nach A. an diesen Abhängen bis 
2100’, bei Quickjock ‚bis 2200’, also um einige hundert Fuss höher, 
als, W. annahm. 

Aus den statistischen Uebersichten bei A. ergeben sich folgende 
Daten über. die Bestandtheile der lappländischen Flora, deren erhöh- 
ter Reichthum seit Wahlenberg’s Forschungen indessen nicht allein 
auf, neuen Entdeckungen, sondern grossentheils auf dem enger ge- 
wordenen Speciesbegriff beruhen, In ganz Lappland sind bis jetzt. 
685 Phanerogamen aufgefunden: von diesen wachsen 453 Arten zu- 
gleich in-Centraleuropa, 108 Alpenpflanzen zugleich auf den Alpen, 
so ‚dass nur 124 arktische Gewächse übrig bleiben, von denen eine 
beträchtliche Anzahl sich auch auf den Fjelden des südlichen Nor- 
wegens findet. Die artenreichsten Familien der lappländischen Flor 
bilden folgende Reihe, die mit der von Lund für Finmarken zusam- 
mengestellten fast vollkommen übereinstimmt (Jahresh. f. 1843. S.380). 
Cyperaceen 87; Synanthereen 68; Gramineen 61; Caryophylleen 37; 
Cruciferen 32; Saliceen 29; Rosaceen 27; Ranunculaceen 26; Junceen 
25; Scrophularineen 21; Ericeen, Leguminosen und Orchideen 19. 

Die im vorigen Berichte gewürdigten Versuche von 
E. Forbes, die Eigenthümlichkeiten der britischen Flora geo- 
logisch zu erklären, sind in grösserer Ausführung bearbeitet 
worden (On the connexion between the distribution of the 
existing Fauna and Flora of the British Isles and the geolo- 
gical changes which have affected their area, especially during 
the epoch of the northern drift: in geological Survey of Great 
Britain Vol. 1. p. 336—432). 

Watson hat den ersten Band seines angekündigten pflan- 
zengeographischen Werks über Grossbritannien herausgegeben 
(Cybele britannica; or British plants and their: geographical 
relations. Part 1.' London, 1847. 8. 476 pag.). Dasselbe ent- 
hält Untersuchungen über das geographische Areal, welches 
die britischen Pflanzenarten bewohnen, und umfasst bis jetzt 
in De Candolle’scher Reihenfolge die Familien von den Ranun- 
eulaceen bis zu den Umbelliferen. 

Von britischen Lokalfloren ist nachzutragen: Bellamy 
über Devonshire (Natural History of South Devon. London, 
1840. 8.). 

Systematische Arbeiten über britische Pflanzen: Babing- 
ton’s Synopsis of the British Rubi (in Ann. nat. hist. 17. 

165 — 175, 235 — 247 u. 314— 322): es werden vom Verf. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 423 


33 zum Theil Weihe’sche Arten anerkannt; W.H. Harvey’s 
Phyeologia britannica: or a History of British Sea-weeds, con! 
taining coloured figures, generic and specific characters, 'sy- 
nonymes, and descriptions of all the species of Algae inhabi- 
ting the shores of the British islands (London, 1846. Part 
1—3. 8., das Heft mit 6 Tafeln): ein klassisches Kupferwerk, 
mit getreuem Ausdruck des Habitus der Arten und mikrosko- 
pischen Analysen, in monatlichen Heften regelmässig erschei- 
nend, so dass seitdem uns bereits P.4—33 bis zu Taf. 198 
zukamen; J. Ralfs the British Desmidieae, with coloured 
figures of the species (angekündigt in Ann. nat, hist. 17..p:49); 
Berkeley Notizen über die unterirdischen Pilze Grossbri- 
tanniens (Ann. nat. hist. 18. p. 73—82). 

Dickie lieferte einen Nachtrag zu seinen Niveaumessun- 
gen der Gewächse von Aberdeenshire (verg). Jahresb. f. 1843, 
S.383), der vorläufige Anhaltspunkte. für die verticale Ver- 
breitung der Moose enthält (Ann. nat. hist. 17. p. 299—314). 
Einige der sichereren Angaben sind folgende: ı 


Untere Obere Untere Obere 
Grenze. Gr. Gr. Gr. 
Andreaea Rothii . . 80’ 3400’ Catharinea hereynica 50’ 3000’ 
’ rupestris . 80’ 3800 Polytrichum alpinum 900’ 
n alpina . .1200' 3800’ „ septentrio- 
Splachnum ampulla- nale ,. . 3800’ 
" ceum . . .. 100° 900° Bryum julaceum . . 100’ 
: mnioides 450’ 3800’ » Ludwigi. . .2400' 
5 sphaericum 1000’ 3000’ » turbinatum. . 0’ 2400" 
Conostomum boreale 2000' 3800' » alpinum . . . 280. 


» » aufd, Shetlands 0’ 

Die Flora batava (s. Jahresb. f. 1841. u. 1843) rückte 
fort bis zur 153. Aflevering. — Die Beiträge zur  kryptoga- 
mischen Flora der Niederlande von Dozy und Molkenboer 
sind fortgesetzt (Nederlandsch kruidkundig Archief. D. 1. p. 46 
bis 57): neu 4 Sphaeronema, 3 Caeoma; auch haben dieselben 
ihre neuen Pilze abgesondert herausgegeben (Novae fungorum 
species in Belgio septentrionali nuper detectae. Lugdun. Ba- 
tav, 1846. 8, 18 pag. mit 2 Tafeln). — Niederländische Lokal- 
Nfloren: Nachtrag zu der im J. 1845 erschienenen Flora cam- 
pensis von Bondaın (Nederl. kruidk. Archief. 1. p. 159—161); 
GeversDeynoot Flora rheno-trajeetina (Utrecht, 1843. 8.); 
v.d, Bosch Enumeratio plantarum Zeelandiae belgicae quarta 


424 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


(Nederl. kr. Arch. 1. p. 8$—115): die Algen mit Einschluss 
der Diatomeen und Nachträge zu den früheren Publieationen 
(s. Jahresb, f. 1842 u. 1845) enthaltend; unter den erstern wer- 
den einige neue Formen aufgestellt, unter den letztern wieder 
einige geographisch interessante Phanerogamen erwähnt z. B. 
Ranuneulus tripartitus DC., Lepidium latifolium, Bromus hor- 
deaceus Fr. auf feuchten Dünen, 

Quetelet’s Werk über das Klima von Belgien verdient 
eine Erwähnung (Sur le climat de la Belgique. Bruxelles, 
1846. 4.). — Die kryptogamische Flora von Flandern bear- 
beiteten: ‚Westendorp (Deseription de quelques Cryptogames 
inedites ou nouvelles pour la flore des deux Flandres in Bul- 
let. de l’acad. de Bruxelles T. 12. P. 2. p. 239—256): 53 Arten, 
besonders Pilze enthaltend; und Kickx setzte seine im Jah- 
resb. f. 1843 erwähnten Forschungen fort (Recherches pour 
servir a la flore eryptogamique des Flandres. 46 pag. in Nouv. 
Memoires de l’acad. de Bruxelles. T.17. 1844): eine zweite 
Centurie umfassend. . 

Allgemeine Werke über die deutsche Flora: Reichen- 
bach’s Icones Vol.8 mit den Cyperaceen und die entspre- 
chenden Lieferungen der wohlfeileren, aber mit beschreiben- 
dem, kritischen Text ausgestatteten Ausgabe, welche unter dem 
Titel „Deutschlands Flora” erscheint; Sturm’s Flora Abth. 1, 
Hft. 91. 92 mit Potentilla, von Koch bearbeitet; v. Schlech- 
tendal’s und Schenk’s Kupferwerk Bd. 7, jetzt in Verbin- 
dung mit Langethal herausgegeben; Lincke’s Publication 
Hft. 60—67; Koch’s Synopsis ed. II., deutsche Ausgabe: der 
im vor. Bericht erwähnte Nachdruck ist noch einmal unter 
dem Pseudonym Brandes auf den Markt gebracht; Peter- 
mann’s Deutschlands Flora, mit Abbildungen der Gattungen 
Lief. 1 (Leipzig, 1848. 8.); Maly’s Anleitung zur Bestimmung 
der Gattungen, nach analytischer Methode (Wien, 1846. 8.); 
H. Hoffmann’s Schilderung der deutschen Pflanzenfamilien 
(Giessen, 1846. 8.). — Von Reichenbach’s Flora germanica 
exsiccata erschien die 26ste, von Rabenhorst’s Sammlung 
getrockneter deutscher Pilze (Jahresb. f. 1844) die 9te und 
410te Genturie (Dresden, 1846. 4.). — Von ’D. Dietrich 
wurde ein Kupferwerk über die deutschen Kryptogamen be- 
gonnen (Deutschlands kryptogamische Gewächse oder Deutsch- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 425 


lands Flora. Bd. 7 Kryptogamie. Flechten, Algen und Schwämme, 
Hft.1 Lichenen. Mit 25 color. Tafeln. Jena, 1846. 8.); von 
Weber sind Bilder von Alpenpflanzen herausgegeben (Mün- 
chen 1845. 16. mit 96 Taf.). — Beiträge zur Systematik deut- 
scher Gewächse finden sich in Rabenhorst’s botanischem 
Centralblatt (Leipzig, 1846. 8.): namentlich von Lasch über 
Equisetum, von Petermann, von Klinggräffu. A., Knaf 
beschrieb einige abweichende Pflanzenformen, die er in Böh- 
men beobachtete (Regensb. Flora 1846. S. 239—300 u. 305— 
309): hiermit sind Untersuchungen über kritische Gewächse, 
so wie einige Beiträge zur böhmischen Flora verbunden. 
Deutsche Lokalfloren und Beiträge zur deutschen Pflan- 
zen-Topographie: Hess Pflanzenkunde, mit einer vollständigen 
Flora des germanischen Tieflandes (Berlin, 1846. 8.) und 
Piper Taschenbuch der norddeutschen Flora (Malchin, 1846. 
8.): beide ohne selbständige Bedeutung; Lorek Flora prus- 
siea s. Abbildungen der Pflanzen Preussens, 3te Ausgabe, 
(Königsberg, 1846. 8. Hft. 1. 2): Miniaturfiguren; Saage Ca- 
talogus plantarum phanerogamarum circa Brunsbergam sponte 
erescentium (Brunsbergae, 1846. 8. 88 pag.): Pflanzenverzeich- 
niss von Braunsberg in Ostpreussen; Wimmer Nachträge und 
Berichtigungen zur Flora von Schlesien (in Regensb. Flora 
4846. S. 145—149): über hybride Formen; Kabath Flora der 
Umgegend von Gleiwitz in Oberschlesien (Gleiwitz, 1846. 8. 
210 pag.); Preuss Verzeichniss der Kryptogamen bei Hoyers- 
werda in Niederschlesien (im Bot, Centralblatt s. o.): mit eini- 
gen neu unterschiedenen Diatomeen; Rabenhorst Nachträge 
zur Flora der Lausitz (ebenda); Roeper Nachträge und Be- 
richtigungen zur Flora Mecklenburgs (in Botan. Zeit. 1846. 
S. 161—168): morphologischen Inhalts; Hübener Flora der 
Umgegend von Hamburg (Hamburg, 1846. 8.): auf früheren 
Excursionen beruhend und nicht mehr zeitgemäss; Lang Frag- 
mente über die Flora des Herzogthums Verden (in Regensb, 
Flora 1846. 5. 450— 460 u. 466 — 477): nach genauer For- 
schung nur 651 Gefässpflanzen aufzählend, wichtig für die 
Pflanzengeographie des nordwestlichen Haiderückens; Echter- 
ling Verzeichniss der im Fürstenthum Lippe wildwachsenden 
phanerogamischen Pflanzen (Detmold, 1846, 8. 60 pag.): mit 
Nachträgen bereicherter Abdruck des in der Meinberger Bade- 


426 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


schrift von R. Brandes enthaltenen Verzeichnisses; Robolsky 
Flora. der Umgegend von Neuhaldensleben (das. 1843.)8.): 
genauerer Kritik bedürftig; Hampe neue Fundorte am Harz 
(Bericht des naturwiss. Vereins des Harzes für 1846—47. 
S.11 u. 12): namentlich von Timmia austriaca im ..Bodethal; 
Brederlow der Harz (Braunschweig, 1845. 8.): darin Klima, 
Vegetation und Flora des Harzes, nach Mittheilungen von 
Hampe S.86—111; Petermann analytischer Pflanzenschlüs- 
sel für botan. 'Excursionen in der Umgegend von Leipzig 
(Leipzig, 1846. 12. 592 u. 166 pag.); Irmisch systematisches 
Verzeichniss der in dem unterherrschaftlichen Theile der 
Schwarzburgischen Fürstenthümer wildwachsenden phaneroga- 
mischen Pflanzen (Sondershausen, 1846. 16. 76 pag.): auf ge- 
nauer und umfassender Forschung beruhend; Osswald kurze 
Uebersicht der seltneren bei Eisenach vorkommenden Pflanzen 
(im Bot. Centralblatt); Richter die Flora von Saalfeld (Saal- 
feld, 1846. 16 pag.): Schulprogramm; Wenderoth Flora 
hassiaca, oder systematisches Verzeichniss aller bis jetzt in 
Kurhessen beobachteten Pflanzen (Kassel, 1846. 8. 402 pag.): 
die Ergebnisse der vieljährigen Forschungen des Verf. zusam- 
menfassend und mit Beurtheilungen kritischer Formen ausge- 
stattet; Antz Flora. von Düsseldorf (Düsseldorf, 1846. 8. 
224 pag.): als werthlos bezeichnet; Wirtgen zweiter-Nachtrag 
zur. Flora der preussischen Rheinlande (in Verhandlungen des 
naturhistorischen Vereins der preuss. Rheinlande. 11. Jahrgang. 
Bonn, 1845): darunter Ranunculus Bachii von R. fluitans ge- 
trennt, ferner ‚Ophrys 'aquisgranensis. Kaltenb.; Sehlmeyer 
Verzeichniss‘ der Kryptogamen um Köln‘ (in derselben Zeit- 
schrift); Schenk Anleitung zur. Bestimmung nassauischer 
Pflanzengattungen (Wiesbaden, 1846): Schulprogramm; S chnitt- 
spahm Flora des Grossherzogthums Hessen, 2te Aufl. (Darm- 
stadt, 1846. 8.); F. Schultz Nachtrag zur Flora der Pfalz 
(Speier, 1846, 35 pag.): die deutschen Namen und einzelne 
Nachträge enthaltend; Wirtgen Bemerkungen über: Schultz’s 
Flora der Pfalz (in: Regensb. Flora 1846. S. 433 — 436) und 
G. F. Koch Zusätze zu derselben: Flora (Vierter ‚Jahresber. 
der Pollichia. Neustadt, 1846. S.11— 20): Aufzählung von 
Fundorten, die der Verf, übergangen; Sendtner über die 
Laubmoosflora von Oberbayern (München. gel. Anzeigen 1846, 


- Pflanzengeographie während des Jahres 1846. AT 


"$.547 u. f.): mit 279 sp.; Machaska Conspectus geognostico- 
botanieus eireuli Boleslaviensis in Bohemia (Vindob. 1843. 8. 
43 pag.); Neilreich Flora von Wien (Wien, 1846. 8.706 p.): 
nach selbständigen Forschungen, jedoch mit der Tendenz zur 
Zusammenziehung verwandter Arten bearbeitet; Sauter Auf- 
zählung von Flechten und Lebermoosen aus den österreichi- 
schen Alpen (im Botan. Oentralblatt): mit 2 neuen Flechten; 
Alexander botanischer Ausflug in Unter-Steiermark (Ann. 
nat. hist. 17. p. 457 — 466 u. 18. p. 94— 102): Verzeichnisse 
der gesamnmelten Pflanzen; Fleischmann Uebersicht der Flora 
Krains (Laibach, 1844. 8.): dazu einige spätere Nachträge 
(Regensb. Flora 1846. S. 239 u. 240); Biasoletto excursioni 
botaniche sullo Schneeberg nella Carniola (Triest., 1846. 8. 
96 pag.): Fundortsverzeichnisse, auch von den Moosen und 
Lichenen. 

Ueber den Vegetationscharakter der schleswigschen Insel 
Amrum hat Mettenheimer in der Berliner Gesellschaft für 
Erdkunde einen Vortrag gehalten (Monatsberichte derselben 
f. 1846). 

Hohe Sanddünen haben sich an der Westseite von Amrum gegen 
das offene Meer aufgerichtet, die beiden dem Festlande zugekehrten 
Hörner des sichelförmigen Eilands laufen in fruchtbaren Marschboden 
aus, den übrigen Raum nimmt ein baumloser Haidrücken (die Geest) 
ein. Die Dünen werden durch eine künstlich gepflegte ‘Vegetation 
zusammengehalten, - deren Wurzelstöcke den Boden durchflechten 
(Calamagrostis arenaria nebst Elymus arenarius, Carex arenaria und 
Nandus stricta); die vor dem Seewind geschützteren Thalgründe sind 
von Empetrum nigrum bedeckt; unter dem Gesträuch vegetiren spär- 
lich noch einzelne Sandpflanzen, namentlich auch Dianthus Carthu- 
sianorum, der auf diesem Meridian südwärts erst wieder am Rheine 
vorkommt. Jenseits der letzten Dünen fällt der Meeresgrund 10—20' 
tief lothrecht ab und den äussersten, der Fluth hingegebenen Land- 
strich umgürtet ein Wall von Zostera, Fucus und einigen Florideen, 
— Die Marsch hat dichten Graswuchs und wird von einer üppigen 
Halophyten-Formation umsäumt (Salsola Kali, Salicornia, Schoberia 
maritima, Cakile, Statice Limonium, Aster Tripolium u. a.). . Hier 
bildet Salicornia herbacea die äussersten Vorposten, worauf die for- 
menreiche Algendecke des thonigen Meeresbodens folgt, die bis da- 
hin reicht, wo der Sand unter dem Schlick hervortritt: eine zarte, 
grüne Confervenvegetation nebst Fucus vesiculosus und loreus, meh- 
reren Florideen und Ulven. — Die Geest war ursprünglich durchaus 
von Calluna und Erica Tetralix bewachsen, dem einzigen Brennma- 
terial für die Bewohner, ist aber nun zum Theil in eine sandige 


428 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Kulturfläche verwandelt: in den feuchteren Gründen finden sich von 
jenen Halophyten auch bier Aster Tripolium und Statice Limonium, 
welche letztere zur Blüthezeit die benachbarten Hallige vollends 
blau färbt, 


In meiner Schrift über die Bildung des Torfs in den 
Emsmooren (Göttingen, 1846. 8. 118 S.: besonderer Abdruck 
aus den Göttinger Studien Bd. 1) habe ich auch die Pflanzen- 
formationen dieser über 50—60 g. Quadratmeilen ausgedehnten 
und durch die Kultur nur wenig umgestalteten Moorfläche ge- 
schildert (S. 21—32). 

Die Hochmoore des Emsgebiets werden ungeachtet ihres nassen 
Torfbodens, wie die trocknen, quellenlosen Hügelflächen der Lüne- 
burger Haide, durchaus von Erica Tetralix und Calluna bekleidet. 
Zwar ist hier die erstgenannte Ericee häufiger, aber dies ist nicht 
eine Wirkung des feuchten Substrats, sondern des Küstenklima’s. 
Die Erica-Rasen des Moors wachsen auf kleinen, mehrere Zoll hohen 
Hügelchen (Bulten) und sondern sich bestimmter von den Zwischen- 
räumen ab, als auf der trockenen Geest, wo die Haide gedrängter 
zusammensteht. Die schwarze Schlammfläche jener Zwischenräume 
ist mit Eriophorum vaginatum und Scirpus caespitosus bewachsen, 
so dass diese Cyperaceen-Rasen auf dem Hochmoore überall hin mit 
den Erika-Inselchen wechseln: wird der Boden feuchter, so erscheint 
zugleich Sphagnum acutifolium. Neben diesen Hauptformen, die den 
Vegetationscharakter bestimmen, besteht die ganze Flora des Hoch- 
moors, so lange es im ursprünglichen Zustande verharrt, nur aus 
etwa 20 Pflanzenformen, z. B. Empetrum, Myrica, Nauthecium, Or- 
chis elodes m. (©. maculata var. Auct.), Andromeda, Drosera, Ga- 
lium hereynicum, Juncus conglomeratus, Carex panicea u. a., sodann 
aus einigen Sumpfmoosen und Cladonien. Durch die Buchweizen- 
kultur, welche auf den Hochmooren betrieben wird, bereichert sich 
die Vegetation nur um wenige Arten, aber nachdem die Kultur den 
Boden wieder verlassen, stellt sich erst sehr allmälig und nie ganz 
vollständig die ursprüngliche Anordnung der Formationen her. Die 
natürlichen Wasserbehälter des Hochmoors, die sogenannten Meere, 
sind ohne Wasserpflanzen, aber diese siedeln sich in den Torfgruben 
an, wenn nach Entfernung des Torfs das Wasser sich darin sammelt, 
2. B. Potamogeton oblongus (P. rufescens p.28), vor Allem aber 
eine zusammenhängende Sphagnum-Decke, die däher statt des fort- 
geschafften, treffllichen Erikentorfs einen unbrauchbaren Moostorf 
wiedererzeugt und damit die Gruben allmälig ausfüllt. — Weit grös- 
ser sind die Veränderungen, welche in der Vegetation der Hochmoore 
durch einen höher entwickelten, mit Viehzucht verbundenen land- 
wirthschaftlichen Betrieb herbeigeführt werden: dann entstehen auf 
dem trockner gehaltenen Torfboden Gramineen mit Wiesenkräutern 
und es bildet sich eine zusammenhängende Grasnarbe von Anthoxan- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 429 


thum odoratum. Nun bietet auch der Ackerbau schöne Erfolge, es 
breiten Gemüse- und Obstgärten sich aus und selbst den Baumwuchs 
beschränkt der schwankende Huminboden bis zu beträchtlichem Alter 
der Stämme nicht. Den angepflanzten Bäumen folgen zugleich auch 
die Holzgewächse uud Schattenpflanzen der umliegenden Landschaften 
und über die öde Fläche winken Gehölze aus weiter Ferne, ohne 
das Ende des grossen Moors zu bezeichnen. 

Ueber die klimatischen Verhältnisse des Brockens am 
Harz theilte W. Lachmann das Ergebniss vieljähriger For- 
schungen mit (Bericht des naturwiss. Vereins des Harzes f. 
1846—47. S. 21—33): auch berichtigte er die in seiner Flora 
von Braunschweig enthaltenen Angaben über das Klima von 


Braunschweig. 


Brocken. Braunschweig. 

(6jähr. Beob.) (20jähr, Beob.) 

(Niveau 3500’). (Niveau 192'). 

Mittl. Temp. 

Winter —5°,7 C. — 1°2C. 
Frühling +0°,18 „ + 90,0, 
Sommer +8°4 „ +17%1 „ 
Herbst +2°,45 „ +98, 
Jahr +41 3G; + 89,9:C. 


Es ergiebt sich aus L.’s Untersuchungen, dass auf dem Harz, wie im 
Küstenklima von Lappland, die Temperatur des Sommers mit der 
Höhe weit rascher sinkt, als die Winterkälte zunimmt. 

Irmisch wiederholte und erweiterte die mehrfach ge- 
machte Beobachtung, dass während der letzten Jahre eine Reihe 
von südlichen Pflanzenformen mit fremdem Futterkräutersamen 
in das mittlere und südliche Deutschland eingeschleppt worden 
sind und sich bisher zu erhalten scheinen (Bot. Zeit. 4, S. 772 
bis 775). 

Zuerst fand Pfeifer seine Cuscuta hassiaca bei Kassel; diese 
Pflanze salıen wir später auf Luzerne-Aeckern bei Göttingen erschei- 
nen und gleichzeitig wurde sie auch am Rhein beobachtet. In ihrer 
Gesellschaft beobachtete Pf. ferner: Melilotus parviflora, Medicago 
denticeulata, Torilis nodosa, Centaurea melitensis. Unter gleichen 
Verhältnissen haben sich nun mit Melilotus parviflora unter der Lu- 
zerne Thüringens noch folgende Arten angesiedelt: Rapistrum rugo- 
sum, Sinapis incana, Ammi majus und Plantago Lagopus. Da diese 
Gewächse sämmtlich erst im Herbst zur Blüthe gelangen und in der 
Regel keine Samen reifen und dasselbe bei einigen anderen für ein- 
heimisch gehaltenen der Fall ist, welche gleichfalls in Thüringen 
nur auf Luzerne-Aeckern periodisch vorkommen: so schliesst J. mit 
Recht für diese auf gleichen Ursprung. Hiernach müssen aus der 
thüringischen Flora gestrichen werden; Centaurea solstitialis, Hel- 


430 °  Grisebachs Bericht über die Leistungen in der 


minthia echioides (wiewohl dieselbe allgemeiner verbreitet ist) und 
Salvia verticillata. Woher der Luzerne-Samen stamme, mit welchem 
alle diese Gewächse eingeführt worden sind, scheint nicht bekannt 
zu sem. 

Fallou untersuchte den Einfluss der Gebirgsformationen 
auf die Vegetation im Erzgebirge (Acta der Jablonowskischen 
Gesellschaft. Bd. 9. Leipzig, 1845). 

In den oben erwähnten Schriften von Sendtner über 
bairische Moose und von Neilreich über die Flora von Wien 
finden sich pflanzengeographische Einleitungen. 


Lesquereux publicirte einen Catalog der in der Schweiz 
einheimischen Moose, 430 sp. enthaltend (Memoires de la so- 
ciete de Neuchatel Vol. 3. 1846); Trog lieferte einen Nach- 
trag zu seinem Verzeichniss von Schweizer Pilzen (Mitthei- 
Jungen der naturforsch. Gesellschaft in Bern f. 1846. S. 73-81): 
darunter neu Marasmius subannulatus und Panus chrysophyl- 
lus. — v. Fischer theilte in der nämlichen Gesellschafts- 
schrift (1845. S.1— 48) Nachträge zu Brown’s Flora vom 
Berner Oberlande mit: darin wird ein hybrides Erzeugniss 
von Stachys sylvatica und alpina (St. viridiflora Fisch.) be- 
schrieben. — Heer bearbeitete in seiner Statistik des Kantons 
Glarus auch die pflanzengeographischen Verhältnisse, worüber 
in seinen älteren Schriften so viel wichtige Thatsachen nieder- 
gelegt sind (der Kanton Glarus. St. Gallen, 1846. 8. 665 S.). 


Jordan gab seine umfassenden Untersuchungen über Ge- 
wächse der französischen Flora heraus (Annales de la societe 
Linneenne de Lyon 1846; besonderer Abdruck: Observations 
sur, plusieurs plantes nouvelles rares ou critiques de la France. 
Fragment 1—4. Mit 21 Tafeln. Lyon u. Leipzig, 1846. &.). 

Der Verf. bietet ein reiches Material von neuen Beobachtungen 
solcher Strukturverhältnisse, welche zur Unterscheidung verwandter 
Arten in schwierigen Gattungen dienen können: allein er ist zu ge- 
neigt, neue Arten aufzustellen, von denen daher mehrere bereits in 
der neuen französischen Flora von Godron und Grenier wieder ein- 
gezogen sind, während 'andere constante Merkmale besitzen. Ueber- 
sicht der von Jordan behandelten Gruppen: Alyseum montanum und 
verwandte Arten, Koniga halimifolia und verw., Thlaspi alpestre und 
verw. neue Formen; Helianthemum apenninum und verw.; Viola tri- 
color und verw.; Sagina; Euphorbia duleis und verw.,;, Dorycnium; 
Ammannia Boraei Guep. u. verw.; Galium: monographisch; Calamin- 
tha; Orobanche: einzelne Arten; Filago, Carduus; Plantago Victo- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 431 


rialis u. verw.; Orchis variegata u. verw.; Tulipa; Carex: 2 neue 
Formen von Hyeres, F 

Desmagieres lieferte den 12ten und 13ten seiner Bei- 
träge zur französischen Kryptogamenkunde, besonders Pyre- 
nomyceten enthaltend (Ann. sc. nat. 1846. 5. p. 44—49 u. 6. 
p- 62—84). 

Französische Lokalfloren: Merat ‚Appendix zu seiner 
Revue de la Flore parisienne. (Paris, 1846. 8. 4 pag.); Üte. 
de Lambertye catalogne des plantes vaseulaires qui crois- 
sent spontanement dans le departement de la Marne (Paris, 
1846. 8. 207 pag.); Godron catalogue des plantes cellulaires 
du departement de la Meurthe (Nancy, 1843. 8. 40 pag.): be- 
sonderer Abdruck aus Lepage statistique du dep. de Ja Meurthe); 
Mougeot considerations ‚sur la vegetation spontanee du de- 
partement des Vosges (Epinal, 1845. 8.:: besonderer Abdruck 
aus Lepage statistique du dep. des Vosges): enthält einen Ka- 
talog der Vogesen-Flora, mit Einschluss der Kryptogamen 
und mit Angabe der Gebirgsarten, auf denen die Pflanzen 
vorkommen; Grenier catalogue des plantes phanerogames du 
departement du Doubs (Besangon, 1843. 8. 72 pag.); Babey 
Flore Jurassienne ou description des plantes vasculaires crois- 
sant naturellement dans les montagnes du Jura et les plaines, 
qui sont au pied (Paris, 1845. 4 Vol. 8.); Gras Statistique 
botanique du departement de l’Isere ou guide du botaniste 
dans ce dep. (Grenoble, 1844. 8. 192pag.); Desmoulins 
catalogue des plantes qui eroissent spontanement dans le de- 
partement de Ja Dordogne. Part.1. Phanerogames. (Bordeaux, 
1840. 8. 165 pag.) und Supplement. Fasc. 1 (ib. 1846. 8. 69 p.) 
das letztere nur von den Ranunculaceen bis zu den Caryo- 
phylleen reichend; Laterrade Flore bordelaise et de la Gi- 
ronde. IV. Edition. (Bordeaux, 1846. 12.); Noulet Nachträge 
zu seiner im J. 1837 erschienenen Flora von Toulouse (Ad- 
ditions et corrections a la Flore du bassin sous-pyreneen, 
Toulouse, 1846. 8. 44 pag.); Castagne catalogue des plantes 
qui croissent naturellement aux environs de Marseille (Aix, 
41845. 8. 263 pag. u. 7 tab.). 

Spruce beschrieb in Briefen an Sir W. Hooker seine 
botanischen Wanderungen auf den Pyrenäen (London Journ, 
of Botany 1846. p. 134— 142, 345 — 350, 417—429, 535 — 


s 


432 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


548): er berücksichtigte besonders die Laub- und Lebermoose, 
von denen er eine sehr reiche Ausbeute gewonnen hat. 

Auf der Hinreise lernte S. die bewaldete Gegend des Landes 
unweit St. Sever kennen, wohin ihn Dufour im Monat Juni beglei- 
tete. Wiewohl der Boden durchaus nur aus losem Sand besteht, ist 
er doch, so weit das Auge reicht, mit Wäldern von Pinus maritima 
bedeckt. Hier wachsen die seltenen Gräser Avena Thorei, Agrostis 
setacea DC., Festuca uniglumis, Airopsis globosa und Agrostis ele- 
gans Th. Unter ihnen finden sich einzeln Adenocarpus parvifolius, 
so wie Astrocarpus sesamoides, Silene bicolor und lusitanica, Are- 
naria montana nebst einigen gemeinen Sandpflanzen: auch die feuch- 
teren Standorte besitzen neben Rhynchospora fusca, Illecebrum und 
Corrigiola auch Pinguicula lusitanica und Trixago viscosa. 

Kunze bearbeitete die von Willkomm 1844 im südlichen 
Spanien gesammelten Pflanzen (Chloris austro-hispanica in Re- 
gensb. Flora, 1846. S. 625— 656; 673—704; 737—772). 

W.’s Ausbeute während des ersten Jahres seiner Reise beträgt 
1036 sp., darunter 921 Phanerogamen. Die Arten sind sämmtlich mit 
Angabe des Fundorts aufgezählt, die neuen beschrieben, so wie kri- 
tische Bemerkungen eingeschaltet. Ein Beweis, wie umfassend Bois- 
sier’s Kenntniss der südspanischen Flora war, ist der Umstand, dass 
in seinem Werke sich mindestens „%, der W.’schen Pflanzen verzeich- 
net finden. Folgende Arten sind bei Kunze neu: Ulex scaber, Ge 
nista eriocarpa, Ononis rigida und virgata, Lotus canescens; Cra- 
taegus brevispina; Geranium stipulare, Erodium involucratum; Silene 
vilipensa, Arenaria obtusiflora; Helianthemum dichroum; Erysimum 
incanum, Diplotaxis siifolia, Ptilotrichum strigulosum, Lepidium 
calycotrichum (L. heterophyllum Boiss. nec Benth.); Delphinium ne- 
vadense; Celsia Cavanillesii (C. sinuata Cav. nec Ten.), Digitalis 
nevadensis (D. purpurea Boiss.), Linaria crassifolia, spicata und 
ignescens; Cuscuta urceolata; Nonea multicoior; Prolongoa pseudan- 
themis, Glossopappus chrysanthemoides, Bellium .cordifolium, Thli- 
psocarpus baeticus; Juniperus oophora von Sevilla: wahrscheinlich 
J. thurifera Ass.; Romulea uliginosa; Colchicum triphyllum; Holcus 
muticus, Melica arrecta; Coseinocladium occidentale (s. u.). 

Die Flora des Felsens von Gibraltar von Dr. Kelaart 
ist mir noch nicht zugekommen, sie wird in einer englischen 
Kritik als’ ‚a work of very high character” bezeichnet (Flora 
calpensis: Contributions to the Botany and Topography of 
Gibraltar and its neighbourhood. London, 1846. 8.). 

Allgemeine Schriften über die italienische Flor.. Von 
Bartoloni’s Flora italica wurde im J. 1846. der sechste 
Band vollendet, welcher bis zum Schluss der 1öten Klasse 
reicht und ausserdem einige Nachträge enthält (Bologna, 8.): 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 433 


— Von dem luxuriösen Kupferwerk, welches Cesati über 
ausgewählte italienische Pflanzen herausgiebt, sind von 1840 
bis 1846 drei Hefte, jedes zu 8 Steintafeln, erschienen (Stir- 
pes italicae rariores v. novae iconibus illustratae. Mediolan., 
fol. maxim.): über den Inhalt vergl. Bot. Zeit. 4. S.872. — 
Meneghini publieirte das fünfte Heft seiner Alghe italiane e 
dalmatiche (Padova, 1846. 8.). 


Italienische Lokalfloren: Passerini Flora Italiae superio- 
ris methodo analytica. Thalamiflorae.  (Mediolani, 1844. 8. 
134 pag.); Venturi i miceti dell’ agro Bresciano (Fase. 4. 
Brescia, 1845. fol. 32 pag.); Notaris Prospetto della Flora 
ligustica e dei zoofiti del mare ligustico (Genova, 1846. 8. 
80 pag.):; enthält die statistischen Verhältnisse der Flora von 
Ligurien (2231 sp.), ferner Untersuehungen über 20 neue und 
kritische Phanerogamen, so wie Diagnosen von Algen; To- 
daro rariorum plantarum in Sicilia sponte provenientium de- 
cas I (in Atti dell’ accademia di Palermo. Nuov. Ser. Vol. 1. 
Palermo, 1845): neu sind Gagea nebrodensis (Ornithogalum 
Tod.), Orchis Gussonii (©. conica Guss.), Seirpus Minaae, 
Ranuneulus panormitanus (R. pratensis Guss. nec Prl.). 


Eine Vegetationsskizze vom Monte Pastello bei Verona 
schrieb Manganotti (Regensb. Flora 1846. S. 545 —548 ), 
worin jedoch nur die selteneren Gewächse dieser pflanzenrei- 
chen, von Eichenwäldern bekleideten und dem Baldo gegen- 
überliegenden Alpe aufgezählt werden; von Pollini’schen Arten 
wachsen daselbst Malva Morenii und Astragalus pastellianus, 
der von A. vesicarius specifisch verschieden sein soll. 


Alexander theilte der Edinburgher botanischen Gesell- 
schaft seine Ansichten über den Ursprung der italienischen 


Vegetation mit (Ann. nat. hist. 17. p. 124). 

Es fiel dem Reisenden auf, dass Dalmatien so viel pflanzenrei- 
cher sei, als Sieilien, und dass diese Insel verhältnissmässig wenig 
endemische Arten besitze. Er schliesst daraus; dass die sicilische 
Flora eine eingewanderte sei. Aber, es ist wohl ein allgemeines Ge: 
setz, dass bei gleich günstigem Klima und Boden die absolute Arten- 
zahl auf entlegenen Inseln kleiner ist, als auf ‚Continenten. Dies 
kann allerdings als eine Wirkung der Pflanzenwanderungen betrachtet 
werden: denn da die Flora jedes einzelnen, eng begrenzten Bezirks 
nur zum kleinsten Theil aus endemischen Formen besteht und wenn 
die Gegenwart der übrigen auf dem wechselseitigen 'Austausch ver- 

Archiv 1, Naturgesch, XJIL, Jahrg, 2. Bd, Le 


434 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


schiedener Schöpfungscentren beruht, so kann ein Punkt des Conti- 
nents sich von allen Seiten her bereichert haben, während eine Insel 
ihre angesiedelten Gewächse vielleicht nur von einer einzigen Küste 
empfing. Sieilien ist nun zwar keine entlegene Insel, aber sie lag 
doch für Einwanderungen weit ungünstiger, als Dalmatien. Alexander 
geht indessen viel zu weit, wenn er alle sicilischen Pflanzen als ein- 
gewandert ansieht: ihre endemischen Gewächse, auch wenn sie nicht 
eben zahlreich sein mögen, beweisen, dass auch hier ein Vegeta- 
tionscentrum lag. Dasselbe gilt vom Apennin, dessen Flora A. gleich- 
falls wegen ihrer Armseligkeit als secundär betrachtet und von Pie- 
mont herleitet. Es bleibt jedoch eine interessante Thatsache, welche 
A. mit Recht hervorhebt, dass der Apennin so wenig Alpenpflanzen 
und Pflanzen überhaupt in der baumlosen Region besitzt, wie es 
vom Aetna längst bekannt war. Der Reisende hatte Gelegenheit, 
binnen kurzer Zeit den Matese nördlich von Neapel mit dem Biokovo 
in Dalmatien vergleichen zu können und erstaunte über den Gegen- 
satz in der Entwickelung des Formenreichthums, während Gebirgs- 
art, Bergform und Klima allerdings eine entschiedene Uebereinstim- 
mung sollten erwarten lassen. 


Von Botteri’s Sammlungen auf Lesina in Dalmatien hat 
Römer einen Katalog bekannt gemacht (Botan. Zeit, 1846; 
S. 292—300). 

Daubeny in Oxford hat sich das grosse Verdienst er- 
worben, einen neuen, zwar wohlfeileren, aber unveränderten 
Abdruck der Flora graeca Sibthorpiana zu veranstalten, der 
bereits vollendet ist und zum Preise von 63 L. bezogen wer- 
den kann. 


MIRA,SImMerm. 


Von Gr. Jaubert's und Spach’s Illustrationes planta- 
rum orientalium (s. vor. Bericht) sind Lief. 19 u. 20 erschie- 
nen (Paris, 1846). Ausführlicher bearbeitete Gattungen: Juri- 
nella, Frankenia, Biebersteinia; sodann einige Rubiaceen und 
Gramineen. 

Boissier hat noch zwei Hefte, seiner Diagnoses planta- 
rum orientalium (s. Jahresb. f. 1843) folgen lassen (Fasec. 6. 7): 
da mir dieselben jedoch noch nicht zugekommen sind, muss 
ich den Bericht darüber verschieben. 

C. Koch schrieb systematische Beiträge zur Flora des 
nördlichen Küstenlandes von Kleinasien, nach den von Tirke 
bei. Trapezunt, Samsun 'und bei Brussa gesammelten Pflanzen 
(Linnaea Bd. 19 S. 1-67 u. 313—320.) 


Pflanzengeographie während: des Jalıres 1816. 435 


Diese bedeutende Arbeit umfasst gegen 800 Arten, deren Katalog 
mit kritischen Bemerkungen und den Beschreibungen der neuen For- 
men ausgestattet ist. Die neu aufgestellten, jedoch der Vergleichung 
mit Boissier’s Entdeckungen sehr bedürftigen und oft unvollkommen 
charakterisirten Arten gehören zu folgenden Familien und Gattungen: 
3 Gramineen (Erianthus orientalis = Andropogon- strictus Host, 
muss der Priorität meines Spieil. rum. 2. p. 548 nachstehen, wo die 
Art zu Erianthus gezogen und E. Hostii genannt wurde); 1 Crocus; 
4Liliaceen (doch gehören die beiden ‚Scillae ohne Zweifel zu Sc. 
bifolia und Myogalum Tirkeanum scheint mein Ornithogalum prasan- 
drum: indessen kann ich über die Synonyme nicht sicher entschei- 
den, da die Nummern der von mir: verglichenen Tirke’schen Samm- 
lung nicht, mit den hier gegebenen übereinstimmen); 5 Orchis (?); 
1 Quereus (nur nach dem männlichen Kätzchen beschrieben und ohne 
erhebliche Charakteristik in den Blättern); 1 Euphorbia; 1 Convolvu- 
lus; 2 Boragineen; 1 Scrophularia; 2 Labiaten; 1 Erythraea; 1 Cynan- 
chum; 3 Campanula; 3Rubiaceen; 1 Valeriana; 2 Syuantbereen, von 
©. H. Schultz beschrieben (S.313 u. £.); 3 Umbelliferen; 3 Saxifraga; 
4 Crassulaceen; 3 Dryadeen; 6 Ranunculaceen; 1 Glaucium; 6 Cruci- 
feren; 2 Silene; 2Malvaceen; 1 Polygala; 10 Leguminosen. 

©. Koch’s botanische Reise nach Armenien und Trans- 
kaukasien (Wanderungen im Oriente. Weimar, 1845 — 47. 
3 Bde. in 8.) wird, da sie durch die gewählte Bezeichnung 
der Pflanzen mit deutschen Trivialnamen an Verständlichkeit 
und wissenschaftlichem Interesse einbüsst, erst später be- 
urtheilt werden, wenn, wie zu hoffen, der Verf. seine Aus- 
beute genauer charakterisirt haben wird, 

Hohenacker hat, indem er den Verkauf der Kotschy’- 
schen Pflanzensammlungen aus Persien besorgte, nach dessen 
Angabe eine Uebersicht der Pflanzenregionen in den Rand- 
gebirgen längs des persischen Golfs entworfen (Höhenprofil 
und Kärtchen des südwestlichen Theils von Persien mit Rück- 
sicht auf die dortigen Vegetationsverhältnisse. Esslingen, 1846, 
1 Blatt.) 

Einige Höhenangaben, wie. die von Schiras (4284'), Persepolis 
(4800') , vom Berge Pirasan (7200') beruhen zwar auf den thermome- 
trischen Messungen Fraser’s: allein die übrigen, namentlich alle 
Werthe über dem genannten Niveau, ‚sind nur Schätzungen des rei- 
senden Sammlers. - Auch entbehrt man ungern jede Erläuterung über 
den Charakter der Vegetation, indem für jedes Niveau zwar eine’ An- 
zahl von Pflanzen genannt werden, jedoch ohne dass auf deren Häu- 
figkeit und auf den Einfluss, den sie auf die Gesammtbekleidung des 
Bodens ausüben, Rücksicht genommen wäre. 

Von der Vegetation des Kuh-Daöna, der höchsten Gebirgsspitze, 

Ee# 


436 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


welche K. erstiegen, die nordwestlich von Schiras unter 30% 40" liegt 
und deren Höhe er auf 11000’ schätzt, kann man sieh nach seinen 
Angaben folgende allgemeine Vorstellung entwerfen. Wird die süd- 
persische Hochebene oder die Basis des Berges zu 4000’ gerechnet, 
so würde Quercus persica J. Sp. die unterste Region (4— 6000’) bil- 
den. Hierauf folgen Gesträuche von Lonicera persiea Boiss. (6 —7000'). 
Die höhern Abhänge besitzen nur niedrige Holzgewächse, besonders 
Tragacanthen-Gestrüpp, nebst’ Stauden und Gräsern (7000'— 9300): 
im untern Theile dieser Region (7—8000') sind Umbelliferen (Dorema 
und Ferula) charakteristisch. ‘Allmälig werden die Tragacanthen 
niedriger und verschwinden da, wo die Schneefelder beginnen. Die 
Linie des ewigen Schnees aber erreicht der Daena nicht und trägt 
noch auf seinem Gipfel 2 Cruciferen (Didymophysa und Moriera) und 
Polygonum radicosum. — Die übrigen, von K. bestiegenen Berge, 
deren ausgezeichnetere Pflanzenformen aufgezählt werden, liegen rmgs 
um Schiras: der Kuh-Delu (8400') südöstlich und der Kuh-Sabst-Bu- 
schom (7700') südlich (etwa 29° 20’), der Kuh-Barfi (7100') unmittel- 
bar bei der Stadt nordwestlich, endlich der Kuh-Ajub (6000') nord- 
wärts unter 30° N. Br. 

Ueber die Abhänge des Gebirges nach der Küste von Abuschir 
findet sich die Angabe, dass die Dattelpalme bis zur Höhe von 1600’ 
gedeiht. Agrumenpflanzungen (Citrus medica) reichen hier über ‚das 
Niveau von 3000’ hinaus. 

Abich’s geologische Skizzen aus Transkaukasien enthal- 
ten wichtige Thatsachen über die Vegetationsbedingungen des 
nordöstlichen Theils von Armenien (Bullet. de l’Acad. de 
Petersb. 5. p. 321—343). 

Es handelt sich hier zunächst um das georgisch-armenische Grenz- 
gebirge, welches Koch später bereiste (s. Jahresb. f. 1844. S. 361) und 
dem Abich, wie dieser Letztere, den Namen des unteren Kaukasus 
beilegt. Während der eigentliche Kaukasus als eine hohe Gebirgs- 
mauer zu betrachten ist, die nur an wenigen Orten zu übersteigen, 
zwei Erdtheile von einander absondert, besteht jenes gleichfalls alpine 
Gebirge, welches demselben parallel durch den Einschnitt des Kur 
getrennt wird, in seinem Hauptzuge aus zusammenhängenden Plateau- 
höhen vulkanischen Gesteins, aus denen die Gipfelkegel einzeln 'her- 
vortreten, ähnlich wie im übrigen Armenien‘und‘in Kleinasien. ‘Die 
mittlere Höhe des Plateau’s beträgt 9970’, der Gipfel‘ Alagez misst 
nach Fedorow 12886’. Die Baumgrenze schwankt zwischen 7000’ und 
7800’. Die sicherste Messung derselben wurde oberhalb des»reich 
bewaldeten Thals von Daratschikschak angestellt, wo an einemsüd- 
lichen Gehänge ‘die letzten, verkümmerten Eichen im Niveau von 
7126’ par. standen. Am Südwestabhange des Alagez reichten dichte 
Eichengebüsche mit knorrigen, verkrüppelten Stämmen bis zu der- 
selben Höhe, wie am Ararat, darüber folgte Krummholz von Juni- 
perus, das dann wieder von einer Astragalus-Decke verdrängt wurde. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1546. 437 


A.'s Bestimmung der Baumgrenze am Ararat stimmt ‚befriedigend mit 
der von. M. Wagner (Jahresb. f. 1843. 8.405) überein: an der Nord- 
westseite 7708, am südwestlichen Abhange reichten starke Gebüsche 
von Juniperus und Cotoneaster noch etwas über die gemessene Höhe 
von 8018. 

Die Hochebenen des untern Kaukasus liegen demnach durchaus 
oberhalb der Baumgrenze und so haben sie „jene unermesslichen 
Alpenwiesen” hervorgerufen, wo im Sommer ‚‚die üppige Grasflur 
sich mit zahllosen Schwärmen 'von Tartaren und Kurden aus Karabagh 
belebt”. Hierin liegt der Hauptvorzug dieses Gebirgs vor andern 
Gegenden Armeniens und Anatoliens, wo das dürre Plateau-Klima 
oar Hochsteppen erzeugt. Die Ursachen dieses Gegensätzes hat A. 
treffend nachgewiesen. Sie beruht auf der freiern Lage des Gebirgs 
zwischen den Thälern des Kur und Araxes, auf der Nähe des kaspi- 
schen Meers, so wie zum Theil auf der Natur des Gesteins. Am 
Rande des Plateau’s und in den waldigen Thälern von Karabaglı 
schlägt sich die Feuchtigkeit der vom kaspischen Meere herüber- 
wehenden Luftströmungen nieder und hüllt das Gebirge häufig in Nebel 
und Regenwolken: hiedurch wird der allzurasche Gang in der Ent- 
wickelung der Vegetation, wie man ihn sonst in Armenien beobach- 
tet, gemässigt und die‘Wiesen im Sommer frisch erhalten. Im Win- 
ter bildet sich aus gleichem Grunde eine starke Schneedecke: durch 
den porösen Lavaboden wird bei ihrem Schmelzen eine grosse Reihe 
wasserreicher Quellen gespeist, die sogenannten Karasu - Gewässer, 
die tbeils dem Araxes zuströmen, theils im Niveau von 5500’ sich zu 
dem grossen Goktschaisee vereinigen, der in der trocknen Jahreszeit 
wiederum auf das Klima seiner Umgebungen und besonders der 
Araxes-Ebene sehr günstig einwirkt. Was diese letztere ohne jene 
vulkanischen Hochflächen im Innern des Gebirgs, ohne jenen Wasser- 
reichthum sein würde, lässt sich aus dem wüsten Steppencharakter 
derjenigen Strecken entnehmen, die von ihrem Einfluss ausgeschlos- 
sen sind. 

Die Linie des ewigen Schnees erreicht der untere Kaukasus kaum: 
demnach würde hier die Schneegrenze gegen 2000’ höher liegen, als 
am obern Kaukasus. Der Getraidebau ist vom Plateau ausgeschlos- 
sen: am Nordabhang des Alagez fand A. die obersten Aecker im Ni- 
veau von 6340’; an der Südseite bestand der Weinbau ehemals bis 
4250', jetzt nur noch bis 2460’. 


Zu den wichtigsten Erscheinungen gehört der treflliche 
Bericht von Sehrenk über seine im Jahre 1840 unternom- 
mene, früher (Jahresb. J. 1841 S. 422) erwähnte Reise zum 
Alatau in der Soongarei (y. Baer und Gr, Helmersen Beiträge 
zur Kenntniss des russischen Reichs. Bd. 7. 8.273— 311: 
Petersburg, 1845). 


438 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Die von Schrenk untersuchte Gegend gehört nicht, wie nach un- 
richtigen Kartenangaben gesagt wurde, zur chinesischen Provinz Jli, 
sondern begreift den südlichsten Theil der russischen Soongarei mit 
den Strom gebieten dergrossen Landseeen Balchasch und Alakul, wel- 
eher durch die Kette des Alatau von Jli getrennt wird (44% — 46° N. 
Br.) Nach von Humboldt's Karte von Centralasien ist der Alatau ein 
grosses, jedoch isolirtes Gebirge des Steppenlandes, vom benachbar- 
ten System des Thian-Schan durch den. Fluss «Jli abgesondert und 
rings von Flachland umschlossen, worinnördlich zunächst der Alakul 
und westlich der Balchasch sich ausbreiten. Dies stimmt mit S.’s 
Angaben überein, nach denen die Hauptkette von WSW, nach ONO. 
verläuft, ähnlich wie die Systeme des Altai, Tabargatai (W — O.) 
und Thian-Schan, 

Der Alatau, ‚auch Kukatau genannt, erreicht ein Niveau von 
12000 bis 13000 Fuss und trägt ‚auf-seinen Kuppen grosse Massen 
ewigen Schnees; : Einzelne Schneefelder finden sich schon bei 9550', 
aber die eigentliche Schneelinie wurde erst im Niveau von 10700’ er- 
reicht: sie liegt demnach 500’ höher, als am Kaukasus (43° N. Br.), 
was aus der höhern Sommerwärme, der: höhern : Entwiekelung des 
Continentalklima’s zu erklären ist. An’ warmen Sommertagen, be- 
merkt. der Reisende, wird ıder Sand’ am Ufer des Balchasch so heiss, 
dass man nicht mit entblössten Füssen darauf gehen und kein Stück 
Metall, das hier gelegen, in der Hand 'halten kann (S. 283). 

Die obere Grenze des hochstämmigen Nadelwalds liegt nach dem 
mittlern Ergelniss von zwei Messungen in der Höhe von 7550), also 
2000’ höher, 'als in den Alpen und am Kaukasus. Auch hierin er. 
blicke ich zum Theil eine Wirkung der hoch gesteigerten Sommer- 
wärme: andererseits wird aber auch die Feuchtigkeit des Gebirgs, 
wie auf den Rocky Mountains, in Anschlag zu bringen sein. 

Der Charakter der Steppen, welche den Alatau umgeben, stimmt 
mit denen des Aral-Sees überein: ihr Niveau beträgt da, wo die 
ersten Vorberge sich erheben, 1620. Der See Balchasch ist von 
unfruchtbaren Sandflächen umgeben, auf denen nur spärlich die Step- 
perpflanzen grünen: einst fand sich als grosse Merkwürdigkeit ein 
einzelnes Saxaul-Bäumchen (Anabasis Ammadendron ‚vergl. Jahresb. 
f. 1843. S.408) von 12° Höhe und 7” Durchmesser, auf dessen Gipfel 
ein Adler horstete. Unmittelbar am See, dessen Wasser zwar bitter, 
aber trinkbar ist, findet sich ein hoher Schilfgürtel, worin: wilde 
Eber und unzählige Wasservögel hausen. Ostwärts setzt sich die 
ebene Steppe zwischen dem Tabargatai und Alatau am Alakul vor- 
über ohne ‚Unterbrechung nach China zu unbekannten Fernen fort: 
jenseits der chinesischen Grenzstadt Tugutschak, die der Reisende 
fast erreichte, sah er die Ebene in dieser Richtung weithin sich aus- 
dehnen, wodurch v. Humboldt’s Meinung bestätigt wird, dass die 
Provinz Thian-Schan-Petu tief gelegen sei und nicht zum System der 
Hochebenen Centralasiens gehöre. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 439 


Die Alatau-Kette ist eine ungeheure, von Granit gehobene Thon- 
sehiefermasse,, aus mehrern parallelen Bergzügen und eingeschalteten 
Thalweitungen zusammengesetzt. Die. höchste oder. südliche- Kette 
wird 'nord- und west-wärts vorzüglich durch zwei Reihen von Vor- 
bergen, den Karatau und Dschill-Karagai, von. der Steppe abgeson- 
dert. Zuerst überstieg S. den Karatau auf einem Passe von 31%": 
dieser, Höhenzug steht noch unter dem Einflusse ‚der Steppe und ist 
nackt und ‚pflanuzenarm, doch wächst in seinen Schluchten der, „wun- 
derbare” Astragalus Sieversianus Pall.,, zur Gruppe des A: christianus 
gehörig und hier eine Höhe von viertehalb Fuss erreichend. Die 
jenseitigen. Thäler,:2000' hoch gelegen, werden schon wasserreicher 
und erzeugen grüne, blumenreiche Wiesen, zum Theil mit hochwüch- 
sigen Kräutern und verschiedenen Sträuchern. Die. folgenden Berg- 
reihen erheben sich allmälig höher, die nächste zu 7000', und sie 
umschliessen mehrere, gegen die Winterstürme geschützte Thalebenen, 
die bereits um das Doppelte höher liegen, als die Steppe. In dieser 
Gegend beginnen die Tannenwälder, welche das.höhere Gebirge be- 
kleiden, gebildet aus einer Tanne mit hängenden Zapfen, wahrschein- 
lich Pinus oboyata Led.*) Ostwärts erreichte der Reisende eine hoch 
gelegene Ebene (5500'), zu welcher das vor der Hauptkette einge- 
sehnittene Längsthal sich. erweiterte: hier wechselten freundliche 
Hügel mit lieblichen Gründen, Wiesen mit klaren Bächen breiteten 
sich nach allen Seiten aus, „überall grünender Rasen, wohlriechende 
Blumen und dichtbelaubtes Gebüsch” von Loniceren, Rosen, Berbe- 
ritzen und Weissdorn, umrankt von Atragenen (Lonicera tatarica, 
hispida und Xylosteum, Berberis heteropoda, Crataegus sanguinea, 
Cotoneaster, Atragene alpina). 

Die beiden höchsten, im Gebirge erstiegenen Höhenpunkte sind 
der 8920’ hohe Dschill-Karagay und einer der Gipfel des Alatau selbst, 
der zu 12200’ geschätzt und an welchem das barometrisch gemessene 
Niveau. von 11735’ erreicht wurde. Am Dschill-Karagay, der von der 
Hauptkette nur durch ein tiefes Gebirgsthal getrennt ist, wächst die 
Tanne allgemein auf den Abhängen bis zu 7400’ so schön, dass sie 
als Bauholz gebraucht werden könnte: höher hinauf ist sie zu 
Krummholz verkrüppelt und hört bei 7820’ völlig auf. Von sonstigen 
Holzgewächsen scheinen nur wenige Arten einzeln vorzukommen: als 
Unterholz Sorbus aucuparia und Lonicera hispida bis 7500'; Juniperus 
nana bis zum Krummholz ansteigend, während J. Sabina unter den 
Schneekuppen zuletzt bei 5050’ angetroffen ward. Die unbewaldeten 
Abhänge ‘waren innerhalb der Waldregion mit dichtem Grün und sub- 
alpinen Stauden reich geschmückt, so wie jenseits der Baumgrenze 
ein zusammenhängender, alpiner Rasen auf den flach gewölbten Kup- 


%) Bei Pinus Schrenkiana (Jahresb, f. 1842. S. 399), die der Rei- 
sende im folgenden Jahre entdeckte, werden die Zapfen als aufrecht 
beschrieben. 


A440 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


pen sich ausbreitet. Die mitgetheilten Verzeichnisse thun die Analogie 
mit der Flora der westlichen Altai dar. — Der Alatau wurde gegen 
Ende Junius bestiegen. Dessen Abhänge bedeckt ein dichtverzweigter, 
dunkler Tannenwald überall, wo der Baum nur Wurzel fassen kann. 
Die Nähe der Steppe kann auf diesem frei in die Schneeregion ragen- 
den, isolirten Gebirgszuge die Baumvegetation so wenig beschränken, 
wie an den Rocky Mountains. Hin und wieder erscheint Laubholz 
im Nadelwalde: Birken, Populus laurifolia, Salices, Sorbus, Prunus 
Padus und Lonicera; am Boden Rubus idaeus und Juniperus Sabina. 
Hier wurde die Baumgrenze im Niveau von 7700’ gemessen; Sorbus 
reichte bis 7500’, Juniperus nana bis 8000’, der letzte Strauch von 
J. Sabina fand sich bei 8600’. In der Nähe des ewigen Schnees tra- 
ten die Alpenpflanzen zurück und es blieben fast nur Lichenen und 
Moose übrig: indessen besassen doch die entblössten Felsen‘ der 
Schneeregion selbst noch Primula nivalis, Rhodiola gelida und die 
„sonderbare Bryomorpha rupifraga Karel.” (eine Alsinee, die von 
Fenzl (Ledeb. ross. 1. p.780) zu Arenaria gezogen wird). 

Ganz abweichend erscheint der Vegetationscharakter des grössten- 
theils aus Porphyr gebildeten Tarbagatai, da wo sich dieses Gebirge, 
durch Vorberge unbeschützt, nordöstlich vom Alakul, plötzlich aus 
der Steppe bei der Stadt Tugutshak erhebt. Der Tasstau, der 
höchste, 9700’ hohe Gipfel wurde bestiegen. Hier herrschen allge- 
mein steile, grüne Abhänge mit nackten Felsgruppen: ein Waldgürtet 
scheint sich nirgends ausgebildet zu haben. ‘Aber in den Umgebun- 
gen wird Ackerbau betrieben, Weizen und Hirse kommen fort. Und 
wie hier hart an der chinesischen Westgrenze der Anbau der Cerea- 
lien am weitesten nach Westen in die Kirgisensteppe vorgedrungen 
ist, so verdanken wir v. Baer die Nachricht, dass auch im Nord- 
osten des asiatischen Russlands der Ackerbau mit zunehmender Ver- 
scheuchung der Pelzthiere weitere Fortschritte macht und bereits in 
dem rauhesten Klima bei Jakutsk und in dem ganzen dieser Stadt 
zugetheilten Kreise Wurzel geschlagen hat (Beiträge zur Kenntniss 
des russ. Reichs. Bd. 7. S.41 u. f.). 


Turczaninow hat seine Flora, der Baikalgegenden (s. 
Jahresb. f. 1842 u. f.) fortgesetzt (Bullet. Moscou 1846. 2, 
p-135— 210): diese Arbeit begreift ‘den ersten Theil ‘der 
Synanthereen (65 sp.). 

Von Zuecarinis Uebersicht der japanischen Flora, welche 
im Jahresb, f. 1841 (S.368) erwähnt worden ist, erschien 
später. ‚eine. ausgeführtere Bearbeitung, worin zugleich eine 
Anzahl neuer Arten und Gattungen beschrieben wird (Florae 
japonicae familiae naturales, adjectis generum et specierum 
exemplis selectis.. Sectio I. Dicotyledoneae in: Abhandlungen 
der bairischen Akademie. Math.-phys. Kl. Bd. 4. Fase, 2. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 44 


p. 109 —204 mit 2 tab. Fasc. 3. p. 123 — 240 mit 3-tab. 
1845 —46). Die neuen Gattungen werden im systematischen 
Bericht aufgeführt werden. i 

Steudel hat einige Glumaceen aus Japan nach der 
Göring’schen Sammlung beschrieben (Regensb. Flora 1846. 
S. 17—23). 

Hoffmeister, der im Kriege gegen die Sikhs gebliebene 
Arzt des Pr. Waldemar von Preussen, berichtete an A. v. 
Humboldt über die geographische. Verbreitung der Ooniferen 
am Himalayah (Bot. Zeit. 1846. S.177—185 und H.'s Briefe 
aus Indien, Braunschweig, 1847. 8.). 

Die Untersuchungen des Reisenden beziehen sich auf die Ge- 
biete der obern Ganges-Zuflüsse und des Sutledsch. Uebersicht der 
Ergebnisse: 

\ 1... Pinus Pindron RI. (Sect. Abies). Kulu-Silbertanne: beson- 
ders in. der Weinregion des Sutledsch. Wuchs pyramidal mit kurzen 
Aesten, bis 200’ hoch. , Region 8000-9500’. 

2. P. Webbiana Wall. (Sect. Abies). Kuruz-Silbertanne. Sel- 
tener vorkommend. Wuchs bis 80'. Region 6500'-10000'. 

3. P. Khutrow RI. «Sect. Abies). Roi-Tanne. Im Innern Hima- 
layah. Wuchs der Roth-Tanne ähnlich, bis 150’ hoch. Region 
6500'-10000. 

4. P. Deodara Roxb. (Sect. Cedrus). Deodar-Ceder. Im obern 
Gebiet des Sutledsch zwischen 31° 3° und 31° 50’ N: Br. Wuchs bis 
150' bei 36’ Stammperipherie. Region 8000'-11000. 

5. P. excelsa Wall. (Sect. Strobus).. Kuel-Fichte. Weniger 
allgemein verbreitet. Wuchs kaum 40—50', mit hängenden, dünnen 
Zweigen, daher Weeping-fir genannt. Region 7000-10600'. 

6. P. longifolia Roxb. (Sect. Taeda). Tschil-Kiefer. Am weite- 
sten im ganzen Himalayah verbreitet. Wuchs 50-80’ hoch: (die 
Nadeln sind über einen Fuss lang und grasgrün). Region 5000'- 
8000. 
7. P. Gerardiana Wall. (Sect. Taeda). Neoza-Kiefer. Auf das 
Sutledsch-Thal zwischen 31° 15’ und 31° 45’ N. Br, beschränkt. Wuchs 
nie ganz gerade, bis zu 50' hoch. Region 5800'-9400'. 

8. Juniperus squamata Don. (Sect. Sabina). Im obern Theil 
des Sutledsch-Gebiets. Niederliegender Strauch (wohl Krummholz). 
Region 900011500. 

9. J. excelsa MB. (Sect. Sabina). Am tübetanischen Sutledsch 
(31° 30'- 32°), in dessen Thal diese Art weiter hinaufgeht, als irgend 
ein anderer Baum. Wuchs bis 40’ hoch. Region 8000'-12000'. 

10. Cupressus torulosa Don. Durch die ganze Breite des Hima- 
layah zerstreut. Wuchs bis AD’ hoch. Region 5500-8500", 


A442 Grisebach: Bericht’ über die Leistungen in der 


11. Taxus baccata L.?. Hin und wieder vorkommend. Region 
5000’-8000', 

Royle schilderte die Formation der Wasserpflanzen in 
den Seen der nordischen Ebene (General Obseryations on the 
Geographical Distribution ‚of the Flora of, India, with remarks 
on the vegetation of its lakes in: Report of the 16%. meeting 
of. the British association held at Southampton in 1846. No- 
tices/ p. 74—76). Die, deutsche Uebersetzung dieser Mitthei- 
lung) (Regensb. Flora 1846. S.73 u. f.) enthält einige wesent- 
liche Fehler: 

Nach einigen allgemeinen Betrachtungen über die indische Flora, 
welche nur Bekanntes enthalten, geht R. zu dem besondern Gegen- 
stande seines Vortrags über. Die Wasserpflanzen bilden in den Seen 
Indiens eine so dicke und feste Lage, dass sie Schaaren von kleinern 
Sumpfvögeln tragen können. In anderen Gegenden, welche R. nicht 
besucht hat, sah Hamilton sogar auf diese Weise schwimmende In- 
seln sich bilden, worauf Vieh weiden konnte und Bäume gewachsen 
waren: Alles nur aus phanerogamischen Wasserpflanzen hervorgegan- 
gen. Zahllose Stengel, Blätter und Blüthenstiele der verschiedensten 
Gewächse sind unter einander dicht verwoben, die jüngeren Organe 
drängen sich zur Luft und zum Lichte empor, die älteren werden 
abwärts getaucht, wo ihr Parenchym verwest. Neben europäischen 
Formen finden sich hier namentlich: Aeschinomene aspera, Trapa 
bispinosa und bicornis, Utricularia stellaris, Herpestes Monniera, 
Convolvulus 'edulis, die sonderbare Labiate Dysophylla verticillata 
Benth., mehrere Polygona und Marsilea quadrifolia. ‘Die meisten der- 
selben haben wenig oder gar keine Wurzeln, aber lange, dünne, sehr 
cellulöse Stengel mit schwacher Rindenentwickelung. — R. vergleicht 
diese Formätion mit denen, die einst der indischen Kohlenbildung 
gedient haben: aber Kohle ist ‚doch wohl wesentlich aus Holzgewäch- 
sen entstanden. So fand er selbst auch in der indischen Steinkohle 


vorzüglich Ueberreste von Farnen, die jetzt in dem trockenen Klima - 


Indiens selten vorkommen. Hieran schliessen sich Speculationen, ‚ob 
nicht in früheren geologischen Epochen bei höherer und über alle 
Breiten gleichmässig verbreiteter, innerer Erdwärme die heisse,Zone 
noch ohne Passatwinde und daher die Familie der Farne allgemeiner 


verbreitet gewesen sein möge. 


Einen bedeutenden Beitrag zur Systematik der indischen 
Flora publieirte Edgeworth, indem er die neuen Arten 
(145 sp.) seines etwa 2000 sp. enthaltenden, von ihm selbst 
gesammelten Herbariums beschrieb (Transactions of Linnean 
Society. Vol. 20. p. 23—91. mit 1 tab.). Die neuen Formen 
wurden grösstentheils am Himalayah entdeckt. 


Pflanzengeographie während des Jalıres 1846. 443 


Ein Theil der Sammlung wurde noch nicht bearbeitet, sondern 
den Monographen der. betreffenden Familien übergeben: dieselben 
kommen entweder in den letzten Theilen von de Candolle’s Prodro- 
mus vor:oder werden anderweitig beschrieben, namentlich. die Legu- 
minosen von Bentham, die Gramineen von Ruprecht und C. A. Meyer. 
Zu den ausgezeichneteren Entdeckungen gehören: Clematis barbel- 
lata mit nach Imen aufspringenden, behaarten Antheren; Inula nitida 
mit weissem Strahl; eine Commelynee mit schlingendem Stengel; 
ferner Arten der bisher amerikanischen Gattungen Adenocaulon und 
Oxybaphus. — Uebersicht der Familien, zn welchen Es neue For- 
men gehören: Ranunculaceen (13), Berberis (1), Nymphaeaceen (2), 
Corydalis (3), Cruciferen (6), Polygala (1), Caryophylleen (4), Mal- 
vaceen (2), Ampelideen (2), Balsamineen (11), Geranium:(1), Xantho- 
xylon (1), Ochna (1), Rhamneen (3), Rosaceen (5), Combretaceen (1), 
Crassulaceen (10), Saxifraga (1), Umbelliferen (13), Loranthus (3), 
Lonicera (2), Rubiaceen (3), Morina (1), Synanthereen (33),; Campa- 
nulaceen (3), Jasminum (1), Lysimachia (2), Gentianeen (7), Cus- 
euteen (2), Oxybaphus (1) vom Himalayah, Stellera (1), Thesium (1), 
Uropetalum (1), Commelyneen (3). 

Stocks übersandte einige’ Notizen über den botanischen 
Charakter von Seinde im Delta des Indus (Ann. nat. hist, 17. 
p. 419—420) 

An der Küste bei Kuradschi ist das Mangrove-Gebüsch nur 2 Fuss 
(!), hoch und doch haben die Rhizophoren den Wuchs eines Baumes 
in verjüngtem Maassstabe (Rhizoph. candelaria). Das Ufer ist nie- 
drig und wüst, den. Sand hält Jpomoea pes caprae zusammen. Die 
Wüste umher besitzt eine sueculente Vegetation von,Euphorbia nerei- 
folia. Am Indus erstrecken sich Jungles von Tamarix (T. dioeca u. 
gallica) und Salvadora persica, nebst niedrigon Gebüschen von Mimo- 
sen und Acacien, so wie Flächen mit Alhagi maurorum. 

Von Dozy’s und Molkenboer's Kupferwerk über die 
Laubmoose des indischen Archipels ‚(Jahresb, f. 1844) erschien 
das zweite Heft (Lugd. Batav. 1846). 

Wichtige Schriften über den Vegetationscharakter von’ 
Sumatra verdanken wir Korthals und Junghuhn (Blik op 
de natuurlijke Gesteldheid en Vegetatie van een Gedeelte van 
Sumatra door Korthals in: Nederlandsch Kruidkundig. Archief 
D.1. p.58— 83, franz. Uebersetzung im Moniteur des Indes. 
Vol.4. p. 205 —212. — Die Battaländer auf Sumatra. Von 
Junghulin. Bd. 4. Chorographie. (Berlin, 1845. 300. 8.) 


Korthals giebt eine treffliche Darstellung der Pflanzenformationen 
von der Westküste Sumatra’s und ihren Gebirgsregionen, die sich 
durch Anschaulichkeit und genaue Naturbeobachtung auszeichnet. 
Junghulin hat zwar eine ausgedehntere Kenntniss des Landes und 


A4A Gribebach: Bericht über die Leistungen in der 


namentlich des gebirgigen Gebiets der Batta’s voraus, 'aber es fehlt 
ihm, wie schon in seiner Schilderung von Java hervortrat, an über- 
sichtlicher Auffassung, an dem Talent, das allgemein Charakteristische 
von topographischen Einzelnheiten abzuschneiden. : Es wird daher 
passend sein, in dem folgenden Ueberblick Korthals’ Darstellung zu 
Grunde zu legen und derselben die Ergänzungen, welche sich aus 
Junghuhn’s Bericht ergeben, unter jedesmaliger Hinweisung auf sein 
Buch einzuschalten. 

Sumatra gehört mit Java zu dem äussern vulkanischen Ringe des 
indischen Archipels, der sich über die kleinen Sunda-Inseln, ‘die 
Molukken und Philippinen fortsetzt und die Granitformationen von 
Malakka, Borneo und Celebes umschliesst (Jukes Voyage of Sh. Fly. 
2. p. 224). Sumatra’s Gebirgskette, aus welcher die Vulkankegel sich 
zu dreifacher Höhe oder bis über 12000' erheben, erstrekt' sich in 
der ganzen Länge der Insel hart der’ Südwestküste entlang und dacht 
sich durch Seitenketten und Hochlande ungefähr bis zur Mitte ihres 
Querdurchmessers ab, Die nordöstlich von den .Gebirgen gelegene 
Hälfte ‚bildet eine wenig aus dem Meere hervorragende, sumpfreiche 
Alluvial-Ebene, die besonders im Süden unabsehbar sich. ausbreitet, 
Zahlreiche Flüsse, welche an der Nordostküste münden, sind die 
einzigen Verbindungsadern in diesen unwegsamen Niederungen bis zu 
den inneren Berglandschaften. Die östliche Hälfte der Insel ist daher 
einförmig, die Westküste, die nur wilde Gebirgsgewässer besitzt, 
wechselt mit steilen Felsabhängen, morastigen Vorlandsbildungen und 
Korallenbänken. Unter ihr beginnen jene dichten, unermesslichen Ur- 
wälder, von denen überall der westliche, wie der innere, gebirgige 
Theil Sumatra’s bedeckt ist, ausser wo die Cultur sie stellenweise 
gelichtet oder in Folge früherer Cultur Alang-Gräser oder Gesträuche 
sich, wie nackter Inseln im Meer der Bäume, des Bodens bemäch- 
tigt haben. 

In ihrem allgemeinen Typus stimmen Sumatra’s Wälder mit denen 
von Java überein. Diese Aehnlichkeit finde ich besonders darin be- 
gründet, dass die weit verbreiteten Eichenwälder mit einer Fülle 
tropischen Pflanzenlebens ausgestattet sind, dass über der Eichen- 
region Podecarpus-Arten folgen, die in Gesellschaft von charakteri- 
stischen Ternstroemiaceenbäumen den obern Waldgürtel bilden, und 
dass im Verhältniss zum indischen Continent in niedrigem Niveau die 
Bäume den subalpinen Gesträuchen von Ericeen (Thibaudia) und hol- 
zigen Gnaphalien Platz machen, von welchen letztern K. schon ‘bei 
9000' den Lavadoden fast ausschliesslich bedeckt sah. Aber je natür- 
licher solche Analogieen erscheinen, die der geographischen, Lage 
Sumatra’s gemäss sind, um so auffallender ist ein Gegensatz beider 
Inseln in anderen Verhältnissen, den ich zunächst hervorhebe und zu 
erklären versuchen will. Wenn Sumatra viele endemische Pflanzen- 
formen vor Java voraus hat, wenn die Gruppirung der Waldbäume 
abweicht, wenn hier die Rosamala-Wälder Westjava’s fehlen, dagegen 


Pflanzengeographie während. des Jahres 18146. 445 


die Eichen eine stetige Verbindung mit riesigen Kampherbäumen ein- 
gehen: so sind dies Erscheinungen, wie sie der schöpferische Reich- 
thum der tropischen Natur nicht anders erwarten liess, wenn auch 
ihre Ursache verborgen bleibt. Allein anders verhält. es. sich mit 
einer allgemeineren Thatsache, in welcher Junghuhn mit Recht die 
wichtigste Eigenthümlichkeit Sumatra’s erkennt: dies ist die gegen 
Java veränderte Lage der Waldregionen und der Höhengren- 
zen ihrer typischen Bestandtheile. Dafür muss es ohne Zweifel eine 
klimatische Bedingung geben. Die Eichen, welche in, Java haupt- 
sächlich zwischen 3000’ und 5000' auftreten, hilden nach Korthals 
in den Wäldern von Sumatra einen Gürtel, der sich von 500’ bis zu 
6000' erstreckt. Junghuhn fand sogar in der Gegend der Tappanuli- 
Bai (2° N. Br.) zwischen Lumut. und. Tapollong Quercus pruinosa 
Bl., dieselbe*) Art, die in Java nie unter 3000’ ‚vorkommt, in einem 
Niveau von kaum 100’ über dem Meere, vermischt mit, Campher- 
bäumen, Carssien und Acacien in demselben Walde, durch welchen 
die Taue der Palmlianen hinziehen und wo Rubus zwischen Scita- 
mineen das Unterholz bildet, Ebenso bedeckten ‚anderwärts ‚die 
Eichenwälder mit Castanien und. Dipterocarpeen einen 450’ hohen 
Bergrücken (1.8.99).. — ‚Die Casuarinen, die im westlichen Java 
fehlen, bilden ausgedehnte Strandwaldungen an der , Westküste von 
Sumatra und diese Küsten-Casuarine soll nach ‚de Vriese dieselbe. C. 
equisetifolia Forst. sein, welche die Gebirge Ostjaya’s erst über dem 
Niveau von 4000’ bedeckt; die Gebirge der Battaländer haben eine zweite 
Art, C. sumatrana, zwischen 2700' und 4000' (J.1. S.229). — Die 
Coniferen (Podocarpus) beginnen in Java bei 5000’: von den so ab- 
weichend gebildeten Nadelhölzern, welche J. in den Battaländern be- 
obachtete, wuchs Dacrydium elatum bei 3000',, Pinus Merkusii im 
Niveau von 3000' bis 4500’. — Endlich wachsen auf dem Gipfel des 
höchsten Berges der Battaländer, der nur 5800 misst, bereits, Thi- 
baudien (Th. vulgaris J.) nebst einem Ranunculus und auf von Moos- 
polstern subalpin bekleidetem Boden (1. S. 112): ja später sah J. diese 
Ericeen-Gesträuche bei 'Saligundi local, schon im Niveau von 3340’ 
(5:151). Solche ‚Formen steigen in Java nur in, Folge der durch 
den Lavaboden bedingten Depression der Baumgrenze bis 7000’ herab 
(Jahresh. J. 1844. 5.382) und so hoch sind hier, nicht einmal die 
Berge selbst. 

Es ist demnach eine allgemeine Thatsache, dass gleiche Pflanzen- 
formen und wahrscheinlich zum Theil auch ‚dieselben Arten auf Su- 
matra in ungleich tieferem Niveau vorkommen, als in Java, und dass 
dies gerade diejenigen Gewächse sind, auf denen der Typus der Re- 


%) Doch ist zu bemerken, dass J. nicht selten in systematischen 
Einzelnheiten irrt. So glaubte er auch in Sumatra Quercus turbinata 
Bl. wiederzufinden, allein seine Eiche wurde von Hasskarl als neu 
erkannt und Q. Junghulinii genannt, 


A446 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


gionen beruht. J. meint, es liege die Wolkenregion auf Sumatra 
tiefer, als auf Java: allein hiebei wäre zu erklären, weshalb dies 
der Fall sei und wie die Feuchtigkeit auf die Verschiebung der Re- 
gionen einwirken könne. Die'in vertikaler Richtung stufenweise ein- 
tretende Veränderung der Pflanzenformen kann nur als eine Wirkung 
der in demselben Sinne allmälig verminderten Wärme betrachtet wer- 
den, aber indirect kann eine Wolken- und Nebel-Hülle dadurch auf 
die Vertheilung der Pflanzen im Gebirge einwirken, dass sie ihre 
Erwärmung durch die Sonnenstrahlen schwächt und verhindert. In 
Beziehung auf Wolkenbildung unterscheidet sich der nördlich vom 
Aequator gelegene Theil Sumatra’s nun in der That von Java schr 
wesentlich. Derselbe liegt im Bereich der regelmässigen Nordost- 
und Südwest-Monsune, und da die Gebirgsaxe der Insel, wie wir oben 
sahen, mit diesen entweder vom’ chinesischen oder vom indischen 
Meere herwehenden dampfreichen 'Luftströmungen ' einen rechten 
Winkel bildet und sie daher mit ihren breiten Flanken vollständig 
aufhängt, so müssen sich hier unaufhörliche Nebel und Niederschläge 
bilden, welche die Temperatur des Bodens hinabdrücken. Java hin- 
gegen nebst der Südhälfte von Sumatra ‘stehen unter dem Einfluss 
der minder regelmässigen Südost- und Nordwest-Monsune, die sich 
nicht an ihren Gebirgen brechen, sondern ihrer Axe entlang wehen. 
Die Wolkenhülle wird daher an den javanischen Gebirgen minder 
dicht sein, als im nördlichen Sumatra, weil sie den Seewinden min- 
der ausgesetzt sind und nicht so viel Wasserdampf aus ihnen nieder- 
schlagen können. Die Beobachtungen von Junghuhn bezogen sich 
aber eben auf den nördlichen Theil Sumatra’s, und es wäre daher 
zu wünschen, auch über die Pflanzengrenzen im Süden der Insel 
Kunde zu erhalten, wo sie wahrscheinlich mit den javanischen mehr 
übereinkommen werden. Hierbei ist auch in Erwägung zu ziehen, 
dass die durch die stärkere Wolkenbildung bedingte Depression der 
Wärme in Sumatra nur relativ beträchtlich sein kann, keineswegs 
aber unter das Mass eines heissen Aequatorialklima’s' herabsinkt: 
denn auch in Java können wir in der Eichenregion noch Mittelwärme 
von 20° C. annehmen, so wie auch das isohyphile Vorkommen des 
Pisangs, der Farnbäume und so vieler andrer Tropenformen beweisst, 
dass die Temperatursphäre der Amentaceen und Coniferen der Sumda- 
Inseln eine ungleich höhere ist, als bei denjenigen Arten dieser Fa- 
milien, welche die gemässigte Zone bewohnen. So giebt J. für die 
Region von Pinus Merkusii (3000’—4500’) Mittelwärmen’ von’ 19% bis 
21°, 5 C. an: aber es bleibt zweifelhaft, wie diese Werthe gefunden 
wurden und ob es nicht vielmehr’ vereinzelte Thermometer - Messun- 
gen sind. 

Mit den bis jetzt erörterten Erscheinungen darf eine andere 
Thatsache nicht in gleiche Kategorie gestellt werden, die ihnen sehr 
ähnlich ist, aber doch von ganz verschiedenen Ursachen abhängen 
kann: die Ausbreitung der Baumvegetation im Gehirge überhaupt. 


Pflanzengeographie während des Jahres 1816. 447 


Die Baumgrenze nämlich scheint im nördlichen Sumatra nicht 
jene Depression zu erleiden, welche bei einzelnen Arten von Bäu- 
men stattfindet. Die schon oben erwähnte Beobachtung von Korthals, 
der erst in der Höhe von 9000’ die Formation der Thibaudien ver- 
schwinden sah, deutet an, dass die obere Baumgrenze in ähnliche 
Niveaugrenzen eingeschlossen ist, wie in Java. Dort findet sie sich 
regelmässig bei 7000’ und steigt local am Pang-Gerango nach J. bis 
9200’. Ich habe früher (Jahresb. f. 1844 S. 383) als auf eine schwierig 
zu erklärende Thatsache darauf hingewiesen, dass am Himalayah in 
einer Höhe von mehr als 10000' noch Hochwälder vorkommen und 
dass sie in Java in einem tieferen Niveau verschwinden. Seitdem 
sind mehrere analoge Erscheinungen bekannt geworden, aus denen 
ich geschlossen habe, dass die Baumgrenze nicht ‘minder durch 
Trockenheit des Bodens als durch verminderte Wärme herabgedrückt 
werden kann. Wo ein Baum nicht die Menge von Feuchtigkeit aus 
dem Boden aufsaugen kann, die erforderlich ist, den enormen Ver- 
dunstungsprocess seiner Laubmasse zu unterhalten, da muss der 
Wald aufhören. Ueber dem Niveau von 5000’ nimmt in allen Breiten 
der Dampfgehalt der Athmosphäre rasch ab. Daher sind Schnee- 
felder erforderlich, um einen Wald in Höhen von mehr als 6-7000' 
zu speisen. Der Himalayah hat den Vorzug, dass in der trockenen 
Jahreszeit, wo die Vegetation der Ebenen ruht, die oberen Baum- 
regionen um so reichlicher vom schmelzenden Schnee. bewässert 
werden. Daher steigt hier der Wald so hoch empor.,, Sumatra hat 
dieselbe Gebirgsbildung, wie Java: auf beiden Inseln wird die Baum- 
grenze durch die Trockenheit schneeloser Bergkegel herabgedrückt. 
Die Configuration und absolute Höhe der. Gebirge erklärt die anschei- 
nend so regellose Vertheilung der Baumgrenzen in den verschiedenen 
Breiten des wärmeren Erdgürtels. 
I. Formationen an der Westküste. 

1. Mangrovewälder, Eine seichte Abdachung der Küste 
erzeugt sie. Den Schlammboden bis zur Fluthlinie bedeckend, tragen 
dieselben wesentlich zu der an diesen Küsten stetig fortschreitenden 
Landbildung bei, indem die angespülten Sandtheile während der Ebbe 
von dem freistehenden Wurzelsytem der Rhizophoren zurückgehalten 
werden. Dass die Keimung auf dem mütterlichen Stamm allen Man- 
grovebäumen gemeinsam sei, erklärt K. teleologisch daraus, dass die 
Samen auf dem weichen Schlamm sich nicht entwickeln und vom 
Wasser fortgespült werden würden. Später nachdem sich die gitter- 
ähnlichen Wurzelstützen gebildet, lösen sich die neuen Stämme von 
den alten ab. So sehr auch die grossen, pyramidalen Kronen der 
Bruguiera von den mit weissen Blumen überladenen Aegiceren ab- 
weichen, so bilden doch die Stämme des Mangrovewalds ein ge- 
schlossenes Laubdach, worin alle Bäume dieselbe Höhe erreichen. 
(Diese beträgt nach J. 40-45; die Stämme stehen dicht; der sumpfige 
Boden ist für den Menschen unzugänglich: ‘ein ewiger Schatten ruht 


448 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


auf dem bräunlichen Wasserspiegel, der unter den Bäumen sich oft 
meilenweit ausdehnt. J. 1. S. 92.) 

2. Dünenvegetation. Innerhalb des Mangrove-Waldes kom- 
men häufig sandige Uferstrecken vor, deren feiner Sand durch krie- 
chende Rhizome mit laubreichen Stengeln zusammengehalten wird: 
besonders durch Elymus, ferner durch eine sehr verbreitete, nie- 
drige. Polygonee (Chamissoa), durch Crotalarien und verschiedene 
Lianen. 

3. Casuarinenwald. Derselbe bedeckt den Küstensaum da, 
wo mit dem Schlamm auch die Rhizophoren fehlen: ebenso gesellig, 
wie diese, lassen die Casuarinen-Bäume ihre pyramidalen Kronen von 
blattlosen Ruthen beweglich im Winde schweben. (Ihre luftig und 
schlank emporstrebenden Wipfel sind mit dem Lärchenbaum' ver- 
gleichbar und sie ragen hoch über das gelblich grüne Laubdach des 
nahen Mangrovewalds hervor. J.1. S.94:) Wenig Nahrungsstoff be- 
dürfend, lassen die Casuarinen mehreren andern Bäumen Raum zur 
Entwickelung, namentlich einer schönblätterigen Guttifere (Calophyl- 
lum) und dem grossblumigen Hibiscus tiliaceus. 

4. Guttiferenwald. An anderen Orten werden diese Gutti- 
feren häufiger, verdrängen die Casuarinen, gesellen sich mit anderen 
Baumformen und gewähren nun am Strande das Bild des üppigen 
Tropen-Mischwaldes, der aus der Verbindung mannigfaltiger Arten 
seinen Charakter herleitet. Die secundären Baumformen des Gutti- 
ferenwaldes, in der Lorbeer-Gestalt des Laubes übereinstimmend, ge- 
hören besonders zu den Familien der Combretaceen (Terminalia), 
Apocyneen (Cerbera) und Myrsineen (Ardisia). Uebrige Bestand- 
theile: Unterholz aus Leguminosen (Guilandina), Sapindaceen (Schmi- 
delia), Euphorbiaceen (Glochidion), Acanthaceen (Barleria prioni- 
tis); Lianen z. B. Leguminosen (Abrus), Dilleniaceen (Tetracera); 
Kräuter z. B. Desmodium und, Cassia herpetica, Spermacoce und 
Hedyotis. 

5. Vegetation der Sümpfe. Die morastigen Alluvialbildun- 
gen, welche nur bei hoher Fluth durch ‚austretende Seearme unter 
Wasser gesetzt werden, sind mit einem Humin erzeugenden Rohr 
(Arundo) und steifem Farnkraut (Acrostichum diversifolium J._S. 21) 
bedeckt; dazwischen entwickeln sich hier und da grosse, weissblu- 
mige Zwiebelgewächse (Crinum, ‚ Pancratium). (An anderen Orten 
ist die Sumpfbekleidung ‚vorzüglich von Cyperaceen nebst Restiaceen 
gebildet). — Werden die Sümpfe nicht vom Meere aus, sondern.durch 
Bäche mit süssem Wasser gespeist,. so entsteht ein Uferwald von 
einer schönblumigen Myrtacee (Barringtonia), in deren Schatten viele 
krautartige Gewächse, erscheinen, namentlich: Onagrarien (Jussieua), 
Scrophularineen (Herpestes, Limnophila), Acanthaceen (Hygrophila),, 
Aroideen; ferner verschiedene Wasserpflanzen (Sagittaria, Utricularia, 
Chara). — Wird der Boden längs des Ufers trockener, so.erschei- 
nen Palmengehölze (Caryota, Areca renda, Nipa). ‚Hier entwickeln 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. A49 


sich auch häufig einzelne Bäume der Gebirgsregionen aus herabge- 
schwemmten Samen ebenso freudie, wie an ihrem natürlichen Stand- 
ort, und dasselbe gilt von anderen Gebirgspflanzen, z. B. von einer 
bis in die höchsten Bäume kletternden Nepenthes-Art. In solchem 
Ufer-Walddickichte is es schwer wegen der dornigen Palmlianen ein- 
zudringen, die sich überall ausbreiten (Pleetocomia und Daemonorops). 


1. Gebirgsregionen der Westküste. 


4. 0—500, Region von Myrtus und Ficus. Dies sind 
nach K. die Hauptbestandtheile des unteren Waldgürtels. Die übri- 
gen Bäume gehören besonders zu den Terebinthaceen, Sapindaceen, 
Guttiferen, Hyperieineen, Dilleniaceen, Araliaceen, Artocarpeen: zu- 
weilen finden sich einzelne Eichen.. Palmlianen sind allgemein (Ca- 
lamus, Gomutus). 

B. 500'-6000”. Eichenregion. Eichen mit ungetheilten Blät- 
tern herrschen durch Menge der Arten und Individuen. Ihre charak- 
teristischen Begleiter sind die Dipterocarpeenbäume, die gleich- 
falls Lorbeer-ähnliche Blätter besitzen, nördlich vom Aequator durch 
den Campherbaum (Dryobalanops), südwärts durch Dipterocarpus 
vertreten. Sie gehören zu den grössten und schönsten Baumgestalten 
des indischen Archipels: „auf gigantischem, weissberindetem Stamm 
tragen sie ihre weit ausgebreitete Krone mit zierlichem, aber brei- 
tem, geripptem Laub”; die abgefallenen, Vanille duftenden Blüthen 
bedecken den Boden des Waldes umher. (Der Campherbaum er- 
reicht die seltene Höhe von 200 Fuss und übertrifft hierin den Liqui- 
dambar der Rosamala-Wälder Java’s: ein gefällter Stamm von drei 
Viertel jener Höhe mass an seinem Grunde 7% Fuss im Durchmesser. 
Der feste, reine Campher wird in kleinen Massen im Innern der 
Stämme gefunden, „in spaltenähnlichen Höhlungen”: ein Stamm kann 
davon % bis 1 Pfund enthalten, aber oft findet man auch gar keinen, 
indem die regelmässige Secretion in unreiner, halbflüssiger Form zu 
erfolgen scheint. J. 1. S. 108.) 

Vebrige Bestandtheile des Eichenwalds nach K.: Bäume aus den 
Familien der Leguminosen, Sapindaceen, Meliaceen, Bombaceen, 
Guttiferen, Magnoliaceen, Rubiaceen (Nauclea); Unterholz von höch- 
ster Mannigfaltiekeit, namentlich Melastomaceen, Euphorbiaceen, 
Anonaceen, Rubiaceen, Myrsineen, Urticeen; Lianen in ihren ver- 
schiedenen Wachsthumsformen, z. B. Leguminosen (Bauhinia), Me- 
lastomaceen, Ampelideen, Anonaceen (Uvaria), Apoeyneen; Epiphy- 
ten z. B. Loranthaceen, Asclepiadeen (Hoya), Piperaceen, Orchideen, 
Aroideen (Pothos), Farnkräuter, Hymenophyllen, Jungermannien. 

Die feuchten Thalschluchten des Gebirgs sind der vorzüglichste 
Wohnort der Farne: hier bilden nicht selten die Farnbäume Gehölze 
auf den Flussinseln. Aufwärts folgen sich der Reihe nach: Gymno- 
sphaera, Chnoophora, Cyathea, Cibotium (6000'). 

An den Felsen des Gebirgs bedeckt sich das verwitternde Ge- 
stein zuerst mit Marchantien; ihnen folgen später kleine Farne (Hy- 

Archiv 1, Naturgesch. XII, Jahrg, 2. Bd, Ff 


A450 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


menophyllum und Trichomanes), zuletzt Kräuter und niedriges Ge- 
sträuch, namentlich Melastomaceen (Phyllagathis, Sonnerila), Cyrtan- 
draceen, Piperaceen (Peperomia) und Aroideen (Aglaomena). 

€. 6000’—9000”. Region von Podocarpusund Thibaudia. 
Den obersten Waldgürtel bildet ein Mischwald ohne herrschende 
Baumformen: K. möchte ihn durch die Ternstroemiaceen charakterisi- 
ren, weil mehrere Gattungen dieser Familie sehr verbreitet sind. 
Allein da die Region auch Podocarpen erzeugt, wiewohl in geringerer 
Häufigkeit, so wird es zur Vergleichung mit Java und anderen Floren 
zweckmässiger sein, sie hiernach zu bezeichnen, 


Der Wald besteht überhaupt aus Ternstroemiaceen (Cleyera, Gor- 
donia, Schima, Eurya), Meliaceen, baumartigen Eupatorien, Lau- 
rineen, Feigen, Eichen und Podocarpen. 

Dann folgen, wie in Java, hohe Gebüsche von Ericeen (Thi- 
baudia, Bongsoa) und von Myrica. — Endlich bewohnen die trocke- 
nen Lavafelder gesellige, baumartige Gnaphalien nebst fragilen Glei- 
chenien (9000’), auch einzelne alpine Formen von Ranunculus und 
Viola auf Rasen von Poa. 


UI. Die Savane im Innern des nördlichen Sumatra (nach J.). 
Es ist schon bemerkt, dass die Gebirgslandschaften der Batta’s 
(3000’— 5800’) und ihre gegen 4000' hohen Hochflächen von ähnlichen 
Urwäldern bedeckt sind, wie-die Westküste. Nur die durch Cultur 
einst gelichteten Blössen stellen mitten im Walde seharf umschlossene 
Grasmatten dar, die sogenannten Alang-Felder, die wie in Java die 
gesellige, gewöhnlich 3’ hohe Imperata Koenigii, untermischt mit 
einigen Verbenaceen und Melastomen, bekleidet (S. 107) und wo erst 
spät der Wald sich zu verjüngen pflegt. Aber auf der anderen Seite 
grenzt an das Hochland eine verschiedene, ‚für den indischen Archipel 
fremdartige Naturform. Am Ostgehänge der Bergketten und über- 
haupt im höher gelegenen Theil des östlichen Flachlandes dehnt eine 
weite Savane sich aus, wo nur selten ein Psidium-Strauch oder eine 
Baumgruppe sichtbar ist, ein grosses Alang-Feld, eine nur durch die 
Uferwaldungen der Flüsse unterbrochene Grasebene. Hier ist das 
Alanggras (Imperata Koenigii) eine ursprüngliche Bildung, nicht wie 
in den Waldregionen eine Folge der Cultur. Dasselbe bildet eine 
3 bis 3% Fuss hohe, zusammenhängende, fast undurchdringliche Gra- 
mineendecke, stellenweise mit dem höheren, 7 bis 10 Fuss hoch 
emporschiessenden Glagagrase (Saecharum spontaneum L. nach Hass- 
karl) wechselnd oder mit einigen anderen Gräsern und einer kleinen 
Pteris gemischt. 

Junghuhn findet die Ursache dieser Savanenbildung in der Mi- 
schung des Bodens, der aus weisslichem, harten Thon oder unfrucht- 
barem Mergel bestehe. Diesen geringeren Humusgehalt, diese ver- 
minderte Feuchtigkeit der Erdkrume halte ich vielmehr für Wirkung 
als Ursache der Waldlosigkeit und möchte sie aus allgemeinen Be- 
dingungen erklären. Ueberall finden wir unter den Tropen, in Süd- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 451 


amerika, in Indien, in Afrika Savanen da, wo eine trockene Jahres- 
zeit den Boden lange Zeit austrocknet, Urwälder dort, wo derselbe 
die Feuchtigkeit bewahrt, ‚sei es in Folge von Niederschlägen oder 
durch. die Einwirkung der Flüsse und. des Meers. Java hat mit.der 
Westküste und den Gebirgen Sumatra’s gemein eine Vertheilung der 
atmosphärischen Niederschläge über das ganze Jahr, indem beiderlei 
Monsune den Wasserdampf vom Meere 'herheiführen. Daher be- 
sitzen diese Gegenden keine Savanen, „unghuhn bemerkt selbst, dass 
es hier, wie auf den meisten übrigen Inseln’ des indischen Archipels, 
das ganze Jahr hindurch ‚häufig regnet, ohne jene Extreme von Hitze 
und Trockenheit, welche das Clima auf dem indischen. Festlande 
mehrere Monate lang unerträglich machen (Bd. 2. S.187): in den Ge- 
birgen von Batta seien alle Jahreszeiten gleich feucht, man nehme 
keinen Einfluss der Moussons walır, das Clima, unbeständiger, als 
an der Nordseite von Java, hindere das Gedeihen der Fruchtbäume. 
Nun ist aber die Lage der Savane von Sumatra eine völlig ver- 
schiedene: dem nordöstlichen Fusse des Hochlandes muss der Mon- 
sun, derin den Waldregionen des Gebirgs seine Feuchtigkeit entladet, 
eine trockene Jahreszeit bringen. In der Ebene wiederholen sich 
auch hier die klimatischen Erscheinungen des nördlichen Indiens: ein 
halbjähriger Wechsel heiteren Himmels und atmosphärischer Nieder- 
schläge, welche die Vegetation der Savane zur Entwickelung treiben. 

Erst auf halbem Wege von dem Gebirge zur Küste der Strasse 
von Malakka wird die östliche Tiefebene Sumatra’s wieder waldig, 
weil hier der Boden wegen niedriger Lage Sümpfe zu erzeugen be- 
einnt, die bis an das Meer reichen: daher von hier aus schon die 
Wälder von Rhizophoren und Nipa beginnen, die wegen ihres Was- 
sers ebenso unbewohnbar sind, wie die Savane „wegen ihrer Dürre 
und Trockenheit” (Bd, 1. S.155). — Am entgegengesetzten Rande der 
Savane, wo sie an die Gebirgswälder grenzt, sah J, eine 15 bis 
20 Fuss hohe Gesträuchformation, von einer haideähnlichen Baeckea 
(B. erieoides Schlechtd.) gebildet, deren Endzweige herabhängend 
im Winde schäukeln nnd die der Reisende irrig für eine Erica hielt» 
wobei er bemerkt, die Gegend habe einen fast südafrikanischen Charak- 
ter (1. S.157). Ebenso ‚hielt er eine auf dem nördlichen Sandstein- 
gebirge der Batta-Hochlande gefundene Conifere (Daerydium elatum) 
für ein baumartiges Lycopodium. (v. Schlechtendal in Bot. Zeit. f. 
1846. S.721 u. 753.) 

Uebersicht der hauptsächlichsten Culturgewächse und vegetabili- 
schen Producte Sumatra’s. Die wichtigsten Cerealien sind Reis und 
Mais, die bedeutendsten Ausfuhrproducte Pfeffer und Kaffee (K.), 
Der Reis wird in sehr verschiedenen Spielarten sowohl auf bewäs- 
sertem, als trockenem Boden gebaut. Die Vegetationszeit beträgt 
54—6 Monate, in ungünstigem Clima 7 Monate, bei einzelnen Spiel- 
arten sogar nur A Monate. Auf den meisten Feldern wird mit Reis 
und Mais gewechselt und häufig in demselben Jahr einmal die eine 

u Ga 


452 Grisebach: Berichtrüber die Leistungen in der 


und einmal die andere Frucht geerndtet. Der Ertrag des Reis ist 
30-50fältie, zuweilen 70--80fältig. Beim Mais, der ‚besonders im 
Gebirge gebaut wird, dauert die Vegetationszeit 5-6 Monate: der 
Ertrag ist 300fältig, zuweilen noch grösser (J.). — Andere Nahrungs- 
pflanzen: Bataten auf sandigem Boden, Dioscorea alata und triphylla, 
Caladium esculentum, Kartoffeln erst seit einiger Zeit, Cucumis, 
Cucurbita Citrullus, Dolichos. Gewürz- und Handels-Pflanzen: Piper 
nigrum, P. Betel, Capsicum, Kaffee, Tabak, Campherbäume, Laurus 
Cassia; Gossypium und Indigofera. Fruchtbäume: Musa und Carica 
Papaya allgemein; seltener Cocos, Arenga saccharifera, Areca Ca- 
techu, Citrus medica; im wilden Zustande Duris zibethinus, Psidium 
pyriferum, Mangifera indica, Fieus. (J.) 

De Vriese’hat wiederum einige der von Junghuhn auf 
Sumatra entdeckten Pflanzen bekannt gemacht (Bijdragen tot 
de Kenniss der Flora van Sumatra in: Nederlandsch Kruid- 
kundig Archief 4. p.1—19). 

Die neuen Arten gehören zu den Gruppen der Farne (1), Lyco- 
podiaceen (1), Araliaceen (3). Die übrigen hier aufgeführten: Pflan- 
zen (20) waren schon bekannt. 

Moritzi hat ein systematisches Verzeichniss der von 
Zollinger in den J. 1842—44 auf Java gesammelten Pflan- 
zen herausgegeben (Solothurn, 1845—46). Neue Arten waren 
von Zollinger schon während seiner Reise in Batavia pu- 
blieirt (Natuur-et Geneeskundig Archief voor Neerlands Indie, 
Jahrg. 1—3). Eine umfassende Darstellung dieser Forschun- 
gen gab Hasskarl (Regensb. Flora 1847. S.298 u. f.) 

Uebersicht der neu aufgestellten Arten mit Ausschluss der als 
zweifelhaft bezeichneten: etwa 20 Pilze, 1 Flechte, 11 Farne, 1 Lyco- 
podium, 1 Artocarpus, 1 Polygonum, 1 Thymelee, 14 Synanthereen, 
2 Rubiaceen, 1 Oleinee, 2 Gentianeen, 2 Labiaten, 1 Convolvulacee, 
2Solaneen, 4 Acanthaceen, 2 Gesneriaceen, 1 Primulacee, 1 Myrsinee, 
1 Ericee, 1 Umbellifere, 2Ampelideen, 3Loranthaceen, 1 Dilleniacee, 
1 Crucifere, 1 Caryophyllee, 1 Guttifere, 1 Meliacee, 5 Euphorbia- 
ceen, 1 Xanthoxylee, 1 Geranium, A Melastomaceen, 1 Rosacee, 18 Le- 
guminosen. 

Bemerkungen über javanische Farne, besonders nach 
Zollinger's Sammlungen, sind von Kunze publicirt worden 
(Bot. Zeit. 1846. S. 417—426. 441—447. 457—463., 473— 
478): 22 neue Arten werden beschrieben. 

Beiträge zur botanischen Topographie von Java: Bleeker 
zur Topographie Batavia’s (Natuurk. Archief voor Neerlands 
Indie 1844 und 1845: übersetzt im Moniteur des Indes 
1847—48, extrahirt in Regensb. Flora 1847. S. 8$7—91): mit 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 453 


Angaben über die Flora und Fauna von Batavia; Zollinger 
Exeursion mach dem Berge Salak (das. 1844); Korthals 
botanische Bemerkungen über den mit dem Pang-Gerango ver- 
bundenen Berg Gede (Nederl. Kruidkundig Archief 1. p. 117— 
133): hier folgen die Eichen dem Rosamala-Walde erst bei 
5000; derselbe über den Fundort des Dipterocarpus Baudii 
(das. p 134—139). 

Die Bemerkungen von Korthals über das Delta von 
Banjermassing auf Borneo sind grösstentheils geographischen 
Inhalts (das. p. 20—45): die Wälder aus gemischten Baum- 
formen mit Rotang-Lianen sind denen von Java und Sumatra 
ähnlich, 

Von Blanco’s Flora der Philippinen (Manila, 1845) er- 
schien nach dem Tode des Verfassers eine zweite, verbesserte 
und vermehrte, jedoch ziemlich unbrauchbare Ausgabe (verz]. 
Recens. in Bot. Zeit. 1847. S. 554). 


IL. Afrika. 


Von der botanischen Abtheilung des von der Expedition 
französischer Gelehrten nach Algerien herausgegebenen Kupfer- 
werks sind uns die sechs ersten Lieferungen zugekommen 
(Exploration scientifique de ’Algerie pendant les annees 1840, 
41, 42. Botanique par Bory de St. Vincent et Durieu 
le Maisonneuve. Paris, 1846. Livr. 1—6. 240 pag. in gr. 
4, u. 36 tab.), 

Diese Lieferungen enthalten nur Zellenpflanzen. Die Algen, gegen 
220 Arten, sind von Montagne vortrefflich bearbeitet; den übrigen 
Inhalt bilden 32 Diatomeen, 21 Collemaceen und der Anfang der Li- 
chenen (37). Die Kupfer, von Vaillant gezeichnet, sind ausgezeichnet 
und stets von mikroskopischen Analysen des Fruchtbaues begleitet. 
— Die merkwürdigste Entdeckung ist auf Taf. 34 dargestellt, jedoch 
im Texte noch nicht erläutert: Duriaea helicophylla Bor. und Mont. 
Dieses Gewächs ist vom Anselien eines Muium, aber die Blätter sind 
zu einer einzigen, breiten, schraubenförmig am Stengel in. dessen 
ganzer Länge mit etwa sechsmaliger Windung herablaufenden Mem- 
bran zusammengeflossen; die Früchte scheinen Algenfrüchte zu sein 
und treten in 2 Formen, ähnlich wie bei Chara, auf, die eine am 
Stengel, die andere am obern Theil des Laubrandes, in gelbrotler 
Farbe. ’ 

v.Martius hat seine Ansichten über die pflanzengeogra- 
phische, Eintheilung des tropischen Afrika’s dargestellt und 


454 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


zunächst die Flora von Guinea nach den Quellenschriften aus- 
führlich charakterisirt (besonderer Abdruck aus den Münchener 


gelehrten Anzeigen. 36 S.). 

Dies ist eine Fortsetzung seiner im J. 1839 begonnenen Unter- 
suchungen über die Verbreitung der Palmen in der alten Welt und 
die Ergebnisse gelehrter Forschung über das Areal von 7 in Guinea 
vorkommenden Palmen bilden einen beträchtlichen Theil der Abhand- 
lung. Elaeis guineensis findet sich von 15° N, Br. bis 15° S. Br., nicht 
selten in zusammenhängenden Wäldern, namentlich im Delta des Ni- 
ger; Phoenix spinosa Tonn. wächst besonders nördlich vom Aequator 
und verbreitet sich bis Scnegambien; Borassus aethiopum, welche 
der Verf. von B. flabelliformis unterschieden hat, scheint weniger 
allgemein vorzukommen: sie wächst in Senegambien, an der Gold- 
und Sclavenküste und wahrscheinlich auch in Congo; Raphia vini- 
fera ist nur stellenweise häufig, besonders in Congo, doch auch in 
Niederguinea angetroffen; die nubische Hyphaene thebaica ist ohne 
Zweifel identisch mit einer Palme, welche Thonning. bei Aguapim 
an der Goldküste sah; die Cocospalme scheint erst spät angesiedelt 
zu sein; die Form der Palmlianen repräsentirt in Westafrika Cala- 
mus secundiflorus, — R. Brown’s Untersuchungen über das ursprüng- 
liche Vaterland der tropischen Kulturgewächse werden vom Verf. 
wiederaufgenommen. Als afrikanisch betrachtet er folgende: Sorghum 
vulgare und mehrere andere Arten dieser Gattung, Pennisetum ty- 
phoideum DC., Colocasia antiquorum, Gossypium herbaceum, Voand- 
zeia subterranea. Asiatischen Ursprungs scheinen: der Pisang, Dio- 
scorea satiya, Reis, Zuckerrohr, Tamarindus indiea, Citrus, die 
Wassermelone und andere Cucurbitaceen, Cajanus edulis. Aus: Ame- 
rika stammen: Mais, Psidium pyriferum und pomiferum (Guajaven), 
Capsicum, Tabak, Caladium esculentum und andere Aroideen, Anona 
squamosa und reticulata, Carica Papaya, Manihot, utilissima und 
Aypi, die Bataten und wahrscheinlich auch Arachis hypogaea. 

Das auf der unglücklichen Niger-Expedition von Th, 
Vogel geführte Tagebuch ist in einer englischen Uebersetzung 
publieirt worden (Lond. Journ. ‚of Bot. 1846. p. 621—644. — 
1847. p. 79— 106). Seine Sammlungen wurden‘ erst später 
bearbeitet. 

Die Beobachtungen an der afrikanischen Westküste wurden in 
den Monaten Juli bis September gemacht und beziehen sich auf 
einige Punkte an der Pfeffer- und Goldküste, so wie auf das Niger- 
delta. Bei Grand-Bassa an der Pfefferküste gab die Oelpalme der 
Gegend den Charakter. Sie bildet mit verschiedenen Ficus-Arten die 
Hauptmasse des Waldes, dessen Unterholz aus dicht verwachsenen 
Rubiaceen besteht, mit Lianen von Leguminosen, Cissus, Banisteria 
und Gloriosa superba. Auf den oben am Stamm der Oelpalme stehen 
bleibenden Ueberresten des Blattstiels siedeln mannigfaltige Epiphyten 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 455 


sielı an, die hier im Schatten des Laubdachs freudig vegetiren, 2. B. 
Farne, Pothos, Commelyna, kleine Rubiaceen und Leguminosen. 
Die Flussufer bewohnen Mangrovewälder von Rhizophora und Avi- 
cennia, nebst Unterholz von Conocarpus und einer Leguminose (Dre- 
panocarpus hamatus); in anderen Sümpfen herrscht Pandanus Cande- 
labrum mit einer Anona. Das sandige Ufer des Meers bedeckt ein 
niedriges, anderthall Fuss hohes Leguminosengestrüpp (Stylosanthes)- 

In den Hügelgegenden an der Goldküste traf der Reisende Ge- 
sträuch-Formationen und ‘Savanen. Die Gesträuche waren manns- 
hoch und bestanden bald aus Mimosen und anderen Leguminosen, 
bald vorzüglich aus Rubiaceen, mit Convolvulaceen und andern Lia- 
nen durchwoben. — Bei Accra liegt eine Savane von Gräsern und 
Cyperaceen, worin mannigfaltige Leguminosen-Sträucher, so wie ein- 
zelne Bäume nicht fehlen: unter .den letzteren Bombax, Borassus 
und Euphorbia drupifera, die auf dem Gipfel der nackten Zweige 
ein Paar steife, spatelförmige Blätter trägt. 

Auch das Nigerdelta hat einen ähnlichen Charakter, nur dass die 
Ufer aus Mangrovewald bestehen. Mit den Rhizophoren sind auch 
andere Bäume, wie Bombax und Elaeis, gemischt und diese alle ge- 
wöhnlich bis zur Spitze mit Epiphyten behangen. Die Gesträuch- 
Formation bestand hier aus Chrysobalanus Icaco und Ecastophyllum 
Brownii, gemischt mit Melastomen, Rubiaceen und Scoparia. Selbst 
hier gab es stellenweise Savanenbildungen, jedoch aus mannshohen 
Glumaceen gebildet und von Lianen (z. B. Convolvulus, Cassytha) 
dicht durchwoben. — Wo mit der Fluth die Mangrovewälder aufhören, 
und dies ist schon wenige Meilen von der See der Fall, da ist der 
Fluss mit Gehölzen der Oelpalme eingefasst. Es ist ein niedriger 
Wald, aus welchem diese 60’ bis 80’ hohen Palmen hoch emporragen: 
die übrigen Bäume sind höchst mannigfaltig. Oft wird die Waldlinie 
durch Rohrdickichte (Sorghum) vom Flusse abgesondert. Weiter 
aufwärts folgen 1000'— 2000’ hohe Bergketten dem flachen Delta. 
Einer dieser Berge, der Patteh, nach dessen Besteigung der Reisende 
zuerst ernstlich erkrankte, war mit Gesträuch bewachsen, woraus 
wiederum einzelne Bäume hervorragten: hier namentlich Adansonia, 
Spondias, eine Mimosee (Parkia) nebst der Rubiacee Sarcocephalus. 

Zeyher hat über seine letzte Reise ins Kaffernland einen 
Bericht gegeben, der, zwar noch unvollendet, uns von Uiten- 
hage doch schon tief ins Innere bis 25° S.Br. führt und aus 
dem von Drege dem Catalog der Z.’schen Sammlung beige- 
fügten Standörterverzeichniss weiter vervollständigt werden 
kann (Lond. Journ. of Bot. 1846. p. 109—134 und 313— 344 
und Drege in der Linnaea Bd, 19. 5. 553 — 680). 

Die Darstellungen von Bunburg und Krauss über den eigenthüm- 
lichen Vegetationscharakter des östlichen Theils der Capkolonie fin. 
den bier ihre allgemeine Bestätigung. Die Umgebungen von Uiten- 


456 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


hage sind waldig, aber die Bäume, die zu zehn verschiedenen Fami- 
lien gehören, werden selten höher als 20 Fuss. Die höchsten Bäume 
sind Schotia speciosa, Crocoxylon excelsum Eckl. (Celastrinee), 
Ptaeroxylon utile Eckl. (Sapindacee), Pappea capensis Eckl. (Ery- 
throxylee). Dornige Lianen machen diese Walddickichte fast unzu- 
gänglich, in denen der afrikanische Büffel mit verschiedenen Anti- 
lopen wohnt. Gut bewaldet ist namentlich der Ado, ein Höhenzug 
unweit der Algoa-Bai, wo auch Podocarpus Thunbereii und Fagara 
armata (Xanthoxylee) auftreten. Hier folgen über dem Walde Ge- 
sträuchformationen und dies ist überhaupt an den Gehängen der Fall, 
wo der feuchte Seewind nicht mehr einwirkt, der die Waldungen an 
der Südküste des Caplandes erzeugt. So ist schon das nahe Rand- 
gebirge der unteren Karro-Terrasse, wo der Fluss von Uitenhage, 
der Zwartkops-Rivier, entspringt, grösstentheils mit Gesträuchdik- 
kichten bedeckt und nur in den feuchteren Schluchten bewaldet. Jen- 
seits dieser Bergkette beginnt sogleich der Steppencharakter, durch 
fleischige Euphorbien, Mesembrianthemum , Stapelia, Aloe und Cras- 
sulaceen ausgedrückt, mit denen zahlreiche Synanthereen, Herman- 
nien und Pelargonien in Gemeinschaft wachsen. 

Der Reisende zog von Grahamstown am grossen Fisch-Flusse 
stromaufwärts nach Norden und gelangte auf diesem Wege auf die 
obere Karro-Terrasse, auf die Hochebenen am oberen Gariep (d— 
6000’). Noch ehe das Quellengebiet des Fischflusses erreicht wurde, 
begannen die unermesslichen Gras-Savanen, die sich in diesem Theile 
Afrika’s bis zum Wendekreise, d. h. so weit man überhaupt vorge- 
drungen ist, in einförmigem Charakter ausdehnen (32° — 24° S. Br.). 
Nur die Acacia capensis bildet hier und da Baumgruppen, die das 
offene Weideland beschatten, so wie auch die Stromufer von Wei- 
dengehölzen eingefasst werden. Diese Savanen sind eine Wirkung 
des herrschenden Passatwindes, dessen Feuchtigkeit die vorliegenden 
Randgebirge auffangen; hier wechselt regelmässiger als in der Cap- 
kolonie eine trockene Jahreszeit mit Sommerregen und somit reichen 
die Verhältnisse eines tropischen Klima’s im Innern des Continents 
noch weiter nach Süden, als an der Küste von Natal. 

In diesen Savanen bilden die Gramineen meistentheils den Haupt- 
bestandtheil der Flora. Am Caledon, einem Zuflusse des Gariep, 
standen (30° S. Br.) die Gräser während der Regenzeit 3 bis 4 Fuss 
hoch (Andropogon und Anthistiria); die häufigsten Kräuter waren 
Hibiscus, Hermannia; Phaseolus, Delichos. In der trockenen Jah- 
reszeit ist die Vegetation der Savane vollständig unterbrochen. Das 
Niveau scheint auf den Vegetationscharakter dieser ebenen und von 
Bergketten geschützten Hochebenen nicht bedeutend einzuwirken, 
Am höchsten, ungefähr 7000’ hoch, liegen die Ebenen an der nord- 
östlichen Wasserscheide des Gariep-Gebiets und hier (26° S. Br.?) 
kamen noch einige Proteaceen vor. — Der nördlichste Standort, 
welcher in dem Verzeichnisse erwähnt wird, dessen Lage mir indes- 


Ex} 


Pilanzengeographie während des Jahres 1846. Ad 


sen nieht näher bekannt ist, heisst Machalisberg. Dort scheint der 
Charakter des Landes zum ersten Male zu wechseln: denn es wird 
angeführt, dass daselbst, im Niveau von 6— 7000', tropische Wälder 
von Leguminosen und Combretaceen mit der offenen Gras-Savane 
wechseln. Es wird von hohem Interesse sein, hierüber nähere Nach- 
weisungen von dem Reisenden zu erhalten. 

Die Orchideen der Capflora hat Sonder nach den Sanım- 
lungen von Ecklon und Zeyher bearbeitet (Linnaea 19. S. 71 
bis 112). Dies sind 163 Arten, von denen ungefähr der vierte 
Theil neu. ist. 


IV. Inseln des atlantischen Meers. 


Da Jie Systematik der canarischen Flora in dem Werke 
von Webb und Berthelot nunmehr, mit Ausnahme der Oi- 
ehoraceen und Gräser, vollendet ist, so wird es zeitgemäss 
sein, einen Ueberblick über den Reichthum der einzelnen Fa- 
milien, so wie über das Verhältniss der endemischen Formen 
dieses Archipels zu geben. (Vergl. Bericht f. 1840). 

Die Gesammtzahl der Phanerogamen wird sich nicht weit über 
900 Arten belaufen und von diesen ist ungefähr ein Drittel endemisch, 
von diesem Drittel wiederum ein Zehntel nach Madera verbreitet. 
Berücksichtigen wir hierbei, wie sehr unter den endemischen Arten 
die Holzgewächse überwiegen, also gerade diejenigen Formen, die 
durch Wanderungen sich auszubreiten am wenigsten geschickt sind, 
so wird hierdurch die häufig ausgesprochene Erwartung einer künftig 
nachzuweisenden Verwandtschaft der canarischen Flora mit der des 
südlichen Atlas am entschiedensten beseitigt. Während die europäi- 
schen Bäume, abgesehen von der nur durch Kultur in Portugal ein- 
geführten Persea indica, durchaus fehlen und von nordafrikanischen 
Baumformen nur die Dattelpalme sich angesiedelt hat, zählen wir 
folgende 17 endemische, zum Theil hochstämmige Arten: llex platy- 
phylla W. B. und canariensis Poir. (beide 20’ hoch), Pittosporum 
coriaceum Ait. (12—20’), Visnea Mocanera L., Arbutus canariensis 
Duh. (20'), Notelaea excelsa W. B. (20—40'), Pleiomeris canariensis 
W.B. (niedriger Banm), Heberdenia excelsa Bks. (30—40'), Phoebe 
Barbusana W. B. (60'), Persea indica Spr. (60), Oreodaplıne foetens 
Ns. (70’—100'), Laurus canariensis W. B. (60'), Salix canariensis Sm, 
(20), Faya fragifera W. B. (20’— 25’), Juniperus Cedrus W. B, (hoher 
Baum), Pinus canariensis DC. (hoher Baum), Dracaena Draco L. — 
Zu den höhern Sträuchern können gegen 80, zu den Halbsträuchern 
oder suffruteseirenden Pflanzen etwa 120 endemische Arten gezählt 
werden, Rechnen wir dazu noch die holzigen Lianen (12) und die 
suceulenten Sträucher, welche zwar theilweise auch in Afrika vor- 
kommen, aber von denen doch 4 Arten endemisch sind, so wird ein 


458 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Verhältniss der Holzgewächse zu den endemischen Kräutern wie 
2% :1 angenommen werden dürfen. — In Bezug auf die endemischen 
Holzgewächse sind ferner folgende Verhältnisse ‘charakteristisch: ‘ 
1. Sträucher aus Gruppen, die in Europa grösstentheils krautartig 
bleiben: 2 Malvaceen, 5 Hyperieineen, 4 Cruciferen (Dichroanthus 
und Descurainia), 1 Rutacee, 3 Trifolieen (Lotus spartioides: 10' 
hoch), 3 Rubiaceen, 1 Centaurea (C. arborea, 12’ hoch, auf Palma), 
7 Convolvulaceen (darunter 4 holzige Lianen, 3 aufrechte Rhodor_ 
rhiza-Sträucher), 9 Boragineen, 1 Globularia (6—10’ hoch), 2 Sola- 
num-Arten, 2 Plantago-Arten, 2 Chenopodeen (Atriplex und Bosea), 
Euphorbia mellifera (zuweilen bis 30’ hoch), 2 Urticeen, 7 Smila- 
ceen (holzige Lianen und Asparagus-Sträucher, A. umbellatus auch 
zu den Lianen gehörend),. 2% Endemische Sträucher vom Typus 
europäischer Holzgewächse: 1 Cistus, 2 Poterieen (Bencomia), 12 
Genisteen, 1 Cneorum, 3 Rhamneen, 1 Celastrinee (Catha), 1 Bu- 
pleurum, 2 Caprifoliaceen, 1 Ericee (Clethra), 9 Labiaten (Lavan- 
dula, Bystropogon, Poliodendron), 2 Ephedra-Arten. 3. Andeutungen 
tropischer Bildung in Gendarussa hyssopifolia und in den succulenten 
Sträuchern: Kleinia neriifolia, Euphorbia canariensis, balsamifera 
und apbylla. 4. Unter den endemischen Halbsträuchern ist besonders 
die grosse Zahl holziger Synanthereen (bis jetzt schon 34 Arten) 
bemerkenswerth und erinnert an die Bäume aus dieser Familie, 
welche auf anderen oceanischen Inseln auftreten. Unter den canari- 
schen Formen sind besonders die Chrysanthemeen zahlreich, Auf 
die Synanthereen folgen in der Reihe der Halbsträucher die Labia- 
ten (26, darunter 17 Arten von Micromeria) und die Crassulaceen (16). 


Uebersicht der canarischen Flora: 12 Ranunculaceen (1 sp. ende- 
misch); 9 Papaveraceen; 4 Fumariaceen; 30 Cruciferen (7 sp. endem,); 
4 Resedaceen (2sp. end.); 8 Cistineen (4 end.); 5 Violaceen (2 end.); 
3 Frankeniaceen (1 end.); 1 end. Pittosporee; 29 Caryophylleen (2 e.); 
16 Paronychieen (7 end.); 1 Portulacee; 3 Lineen; 8 Malvaceen (3 e.); 
1 Byttneriacee (Waltheria); 1 end. Ternstroemiacee), 8 Hypericineen 
(7 end.); 10 Geraniaceen (1 e.); 1 Oxalidee; 2 Zygophylleen; 2 Ru- 
taceen (1 e.); 1 end. Celastrinee; 2 end. Ilicineen; 3 end, Rhamneen; 
3 Terebinthaceen;. 1 end. Cneorum; 104 Leguminosen (26 end.); 10 
Rosaceen (2 end.); 2 Onagrarien; 2 Halorageen; 2 Lythrarieen; 1 Ta- 
mariseinee; 3 Cucurbitaceen (2 end.); 29 Crassulaceen (24 end.); 
2 Cacteen; 3 Ficoideen; 28 Umbelliferen (bearbeitet von Parlatore, 
9 end.); 1 Hedera; 2 end. Caprifoliaceen; 13 (3 end.) Rubiaceen; 
5 Valerianeen; 5 (3 end) Dipsaceen; 95 Corymbiferen und Cynaro- 
cephalen (47 end.); 6 (1 end.) Campanulaceen; 4 (2 end.) Ericeen; 
2 (1 end.) Oleineen; 1 Jasminum; 3 (1. end.) Asclepiadeen (bearbeitet 
von Decaisne); 5 (1 end.) Gentianeen (Ixanthus ist vergessen); 17 
Convolvulaceen (10 .end.); 22 (13 end.) Boragineen (bearb. von De- 
caisne); 58 Labiaten (37 end.); 3 Verbenaceen; 17 (4 end.) Solaneen 
(bearb. vom jüng. Reichenbach); 24 (3 end.) Scrophularineen; 5 (2 e.) 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 459 


Orobancheen; 2 (1 end.) Acanthaceen; 2 end. Myrsineen; A Primula- 
ceen; 1 end. Globulariee; 9 end. Staticen; 10 (4 end.) Plantagineen 
(bearb. von Barneoud); 6 Amarantaceen; 22 (5 end.) Chenopodeen 
(bearb. von Moquin-Tandon); 1 Phytolaccee; 1 end. Bosea; 14 (2? e.) 
Polygoneen; 4 end. Laurineen; 1 Daphne; 1 Thesium; 1 Aristolochiee; 
25 Euphorbiaceen (9, end.); 11 (7 end.) Urticeen; 1 end. Salicee; 
1 end. Myricee; 6 Coniferen (4 end.); 1 Palme; 1 end. Typha; 5 
(2 end.) Aroideen; 6 (2 end.) Najadeen; 5 (2 end.) Orchideen; 3 (1 e.) 
Amaryllideen; 6 (1 end.) Irideen; 1 end. Dioscoree; 4 (3 end.) Smi- 
laceen und 6 (3 end.) Asparageen; 23 (8 end,) Liliaceen; 8 (3 end.) 
Junceen; 2 Commelyneen; 18 Cyperaceen (1 end.). 


V. Amerika. 


Systematische Beiträge zur Flora der vereinigten Staaten: 
Asa Gray Chloris boreali-americana, Illustrations of new, 
rare or otherwise interesting North American plants Dee. 1. 
(in Memoirs of the American Academy. Vol. 3..1846): Abbil- 
Jungen und Analysen von 8 interessanten Gattungen enthal- 
tend; Sullivant Musei Alleghanienses (Columb. Ohio, 1846. 
8. 87 pag.): Aufzählung von gegen 300 Laub- und Lebermoo- 
sen aus den Alleghani’s, darunter 20 neue Arten, die be- 
schrieben werden; Tuekermann an enumeration of North 
American Lichenes (Cambridge, 1845. 8.59 pag.). — Beiträge 
zur Flora einzelner Staaten: Torrey’s Flora des Staats 
New-York (2 Vol. in 4.: Abtheilung der grossen, auf Staats- 
kosten erschienenen Natural History of New York); Emerson 
a Report on trees and shrubs growing naturally in the forests 
of Massachusetts (Boston, 1846. 1 Vol. 8. 547 pag. u. 17 tab.): 
ausführliche Beschreibung der Holzgewächse, ‘mit technischen 
Anweisungen zum Forstbetrieb und zur Benutzung der Höl- 
zer; Bertoloni Beschreibung einiger neuen Synanthereen 
aus Alabama (ej. Miscellanea botanica,. P. 5. 1846.). 


Geyer hat seine botanische Charakteristik der Prairieen 
und des Oregon-Gebiets fortgesetzt (Lond. Journ. of Bot. 1845. 
p. 22—41. 198— 208. 285— 310). 

Dieser Bericht enthält weitere Ausführungen über die Vegetation 
der im vorigen Jalıresbericht charakterisirten Gegenden, liefert aber 
zugleich einen neuen Beitrag, indem er das waldige Gebiet des 
oberen Oregon-Stroms, den Schauplatz von Douglas’ so ergie- 
biger Tliätigkeit, mit der nackten Prairieen-Steppe verknüpft. Die 
Gebirgszüge und Flüsse erzeugen auch hier den Wald, der den Hoch- 


460 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


ebenen fehlt, aber da die Berge häufig und der Wasserreichthum 
gross sind, so wird das ganze Land bei Weitem waldreicher ‚ frucht- 
barer und mannigfaltiger in seinen vegetabilischen Erzeugnissen, als 
die Prairie. Das Klima ist zwar nicht minder continental, als öst- 
Jich‘von den Rocky Mountains, aber die grössere, atmosphärische 
leuchtigkeit, namentlich im Herbste, gleicht diesen Nachtheil aus 
und giebt den Pflanzen, abgesehen vom Winter, doch eine weit län- 
gere, nur durch einige dürre Sommermonate unterbrochene Ent- 
wickelungszeit. — Die Hauptmasse der Wälder am oberen Oregon 
‚besteht aus Pinus ponderosa Dougl., deren mittlere Höhe 150 Fuss, 
deren Stammdurchmesser 4 bis 8 Fuss beträgt. Dieser Baum wird 
wegen seines Harzreichthums von den canadischen Voyageurs Arbre 
de gomme genannt: das Harz soll in solcher Menge abgesondert 
werden, dass der lebende Stamm, an einem trockenen Tage ange- 
zündet, sogleich in seiner ganzen Grösse in Flammen stehe (p. 286). 
Die Wälder wechseln häufig mit Wiesen, auf denen die nahrhaftesten 
Gräser wachsen. Besonders zeichnet sich ein Triticum und eine 
Festuca in dieser Rücksicht aus: G. vergleicht dieselben mit dem 
Triticum missuricum (T. caninum T, Gr.), von dem er behauptet, 
dass ein mageres Pferd, wenn es dessen junge Triebe abweide, in, 
zwei Wochen fett werde. — Die tiefen Thalschluchten der Green 
Mountains, im Quellengebiet des Spokan, haben einen noch gross- 
artigeren, dichten und finstern Wald. Hier herrscht Thuja gigantea 
Nutt., deren pfeilgerader Stamm mit einer schön pyramidalen Krone 
endet und die in der Regel bei einem Durchmesser von 10 bis 12 
Fuss die Höhe von 200 Fuss erreicht. Ausserdem kommen’ in dieser 
Gegend noch viele andere Nadelhölzer, besonders Tannen vor, und 
mit ihnen zwei Arten von Pappeln (Pinus rubra häufig, ferner P, 
balsamea, alba, nigra, canadensis und Douglasii, eine Lärche, so- 
dann Populus candicans und betulifolia), Unter dem Gesträuch des 
Waldes sind Mahonia aquifolia und Arctostaphylos uva ursi am häu- 
figsten: die letztere bedeckt den dritten Theil des Waldbodens am 
Oregon, die Mahonia kommt zuweilen auch auf ofienem Grunde in 
zusammenhängenden Gesträuchformationen vor. 

Nachträglich zum vorigjährigen Berichte ist über die Nahrunge- 
pflanzen der Prairieen jenseits der Rocky Mountains zu erwähnen, 
dass Fremont’s Kamas-Zwiebel (Gamas bei G.) in der That mit der 
längst bekannten Asphodelee Camassia esculenta Lindl. (Phalangium 
Quamaslı Pursh.) identisch ist: von dem Einsammeln derselben giebt 
G. eine lebhafte Schilderung. Eine andere Nahrungspflanze dieser 
Gegenden ist die Racine amare der Voyageurs, Spatlum der Indianer 
oder Lewisia rediviva von Pursh. 

Die im vorigen Bericht erwähnten Plantae Lindheimerianae 
von-Engelmann und Asa Gray sind ein besonderer Ab- 
druck aus dem Boston Journal of Natural History (Vol. 5. 


1845): die Ausbeute L.’s in Texas enthaltend. — Auf Lind- 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. A461 


heimer’s in das Archiv aufgenommene pflanzengeographische 
Uebersicht von Texas ist hier zu verweisen (dies Arch. 1846, 
S. 277— 287). 

Eichenwälder, mit Prairieen wechselnd, bilden den Charakter 
des Landes zwischen dem Rio Brazos und Rio grande unter dem 
30° N.Br. Die Wälder werden Postoak-Land genannt (Quercus ob- 
tusiloba, virens a. a.). 

Beiträge zur mexicanischen Flora: Fortsetzung der Arbeit 
von Martens und Galeotti (Bullet. de l’acad. de Bruxelles 
1845. Vol. 12. P.2. p. 15—36. p. 257—278): darin 80 Scro- 
phularineen, 3 Pedalineen, 50 Convolvulaceen, 11 Polemo- 
niaceen, 3 Hydrophylleen, 4 Hydroleaceen); v. Schlechtendal 
Plantae Leiboldianae (Linnaea 19. p. 234—312 u. p. 734— 750): 
mit Beschreibungen neuer Euphorbiaceen, Solaneen, Convol- 
vulaceen, Asclepiadeen, Synanthereen und Rubiaceen. — Die 
im J. 1846 erschienene zweite Abtheilung von Bentham’s 
Plantae Hartwegianae ist mir noch nicht zugekommen. 

Die Fundorte der mexicanischen Cacteen sind von C. A. 
Ehrenberg dargestellt (Linnaea 19. p. 337—368). 

Die Cacteen finden sich fast in allen Regionen Mexiko’s: einige 
Mamillarien steigen bis zum Niveau von 11000’. Nur die Phyllocac- 
ten sind auf die schattigen Wälder der heissen Region beschränkt. 

Einige Bemerkungen über die Vegetation der Mosquito- 
Küste (Berliner Gartenz. 1845) beziehen sich auf die Coloni- 
sationsfrage. 

Bentham’s Bearbeitung der Sammlungen von Hinds 
(Jahresb. f. 1842 u. 1844) ist vollendet worden (The Botany 
of the Voyage of Sh. Sulphur. 195 pag. in 4. u. 60 tab.). 

Die Anzahl der hier erwähnten Pflanzen von der Westküste des 
tropischen Amerika’s (21° N. Br.—2° S.Br.) beträgt 855 Phaneroga- 
men. Zu den früher bezeichneten artenreicheren Familien kommen 
jetzt noch folgende: Serophularineen (20), Acanthaceen von Nees 
bearbeitet (25), Labiaten (20), Verbenaceen (24), Amaranthaceen 
(18), Euphorbiaceen (30), Urticeen (13), Orchideen (13), Bromelia- 
ceen (10), Gramineen (11). 

„R. de la Sagra’s Werk über Cuba ist nur sehr lang- 
sam bis zur 54sten Lieferung fortgeschritten (vergl. Jahresb. 
f. 1841). 

Uebersicht der seitdem in der botanischen Abtheilung von Ri- 
chard bearbeiteten Familien: 4 Ochnaceen, 6 Celastrineen mit llex, 
6 Rhamneen, 6 Samydeen, 11 Terebinthaceen, 110 Leguminosen 
(mit Ausschluss der kultivirten Arten), 2 Chrysobalaneen, 1 Amygda- 


462 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


lee, 9 Combretaceen, 8 Onagrarien, -1 Rhizophora, 5 Lythrarieen, 
17 Melastomaceen, 19 Myrtaceen, 10 Passifloren, 2 Turneraceen, 
4 Cucurbitaceen, 7 Portulaceen (p. 624). 

Miers giebt ein Kupferwerk über ausgewählte südameri- 
kanische Pflanzen heraus, (lllustrations of South Amer.can 
Plants. Part 1. 2. London, 1846. u. f. 4.): das erste Heft (zu 
8 Tafeln) enthält Solaneen. — Das Kupferwerk von Mori- 
cand (Jahresb. f. 1844. S. 410) ist mit Taf. 100 geschlossen 
(Genf, 1846. 4.). 

K. Müller bearbeitete die Laubmoose der Sammlung 
von Moritz aus Venezuela (Linnaea 19. S. 193— 220). — 
Von Bentham’s Bearbeitung der Schomburgk’schen Pflan- 
zen aus Guiana sind die Convolvulaceen (24sp.) und die 
Gesneriaceen (8 sp.) erschienen (Lond. Journ. of Bot. 1846. 
p- 351— 365). — Miquel setzte seine Beiträge zur Flora von 
Surinam fort (Linnaea 19. p. 125—145 u. 221—233): mit etwa 
25 neuen Arten aus 16 verschiedenen Familien; ausführlicher 
bearbeitet sind die Gentianeen und Cyperaceen. — Einige 
surinamische Pflanzen aus Splitgerber’s Nachlass publicirte 
de Vriese (Nederlandsch kruidk. Arch. 1. p. 144—155): zu- 
nächst CGonvolvulaceen. 

Das sechste Heft der Flora brasiliensis (Jahresb. fi 1842) 
enthält die Solaneen ‚ bearbeitet von Sendtner (1846. 227 p. 
in fol. u. 19 Taf.): 268 Arten von ächten Solaneen (darunter 
21 eultivirte) und 36 Oestrineen; Solanum zählt allein 166 sp. 
Die beigefügten Landschaftszeichnungen (Taf. 20 —24) sind 
grösstentheils noch. nicht erläutert. — Gardner hat seine 
Beiträge zur brasilianischen Flora fortgesetzt (London Journ. 
of Bot. 1846. p. 209—242 u. 455—491): 60 neue Vernonia- 
ceen und 71 neue Eupatoriaceen enthaltend. — Einige neue 
brasilianische Pflanzen aus Claussen’s Sammlung beschrieb 
Miquel (Linnaea 49. S.431—446): 18 Arten aus 11 ver- 
schiedenen Familien. 

Tulasne hat angefangen, nach den Pariser Sammlungen 
systematische Beiträge zur Flora von Neu-Granada zu liefern 
(Ann. sc. nat. 1846. T.6. p. 360— 373): 7 neue Terebintha- 
ceen und 1 Staphylacee mit sehr ausführlichen Beschreibungen. 
— Taylor beschreibt neue Laubmoose aus Quito nach Ja- 
meson’s Sammlung (Lond. Journ. of Bot. 1846, p. 41—67) 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 463 


und Wilson fügt kritische Bemerkungen über diese Arbeit 
bei (das. p. 447—455): 35 Arten. 

Moritz schilderte brieflich den Charakter des Urwalds 
auf den Gebirgen von Caracas, jedoch ohne hinlängliche sy- 
stematische Kenntniss der Arten (Bot. Zeit. 1846. S.5—8 u. 
24—27). 

Gardner hat eine Beschreibung seiner botanischen Reise 
in Brasilien herausgegeben, die mir noch nicht zugekommen 
ist (Travels in the Interior of Brazil. 1 Vol. 8. 1846). 


v. Martius hat Untersuchungen über das Vorkommen 
und die geographische Verbreitung der Cinchonen nach einer 
Handschrift von de Caldas mitgetheilt (Münch. gel. Anzeigen, 
1846. Nr. 171—176). 

Nur €. condaminea war in dem Manuscripte systematisch fest- 
gestellt. Diese wichtigste Art hat in der That einen sehr engen Ver- 
breitungsbezirk. Sie ist beschränkt auf die Anden von 3° 4% bis 4° 
40' S. Br. in der Region von 4880’ bis 8280: auch die Breite ihres 
Areals beträgt kaum 18 g. Meilen. Um Loxa (4° S.Br.) wächst sie 
häufig und gesellig. 

Von der botanischen Abtheilung von Cl. Gay’s Historia 
fisiea de Chile (s. vor. Jahresb.) wurde 1846 schon der zweite 
Band vollendet. 

In den beiden ersten Bänden dieses wichtigen Werks werden be- 
reits 879 Arten beschrieben, obgleich dieselben nur die Familien von 
den Ranuneulaceen bis zu den Crassulaceen enthalten. — Fortge- 
setzte Uebersicht der chilenischen Flora, mit Angabe der charakte- 
ristischen Gattungen: 72 Cruciferen, bearbeitet von Barn&oud (Schi- 
zopetalon, Perreymondia, Cremolobus, Hexaptera, Menonvillea — 
14 Cardamine, 13 Sisymbrium); 1 Capparidee; 8 Bixaceen (Azara); 
2 Cistineen; 22 Violaceen (20 Viola); 1 Droseracee; 10 Polygaleen 
(4 Monnina); 5 Frankeniaceen; 42 Caryophylleen (11 Arenaria); 2 
Elatineen, bearb. von Naudin; 44 Malvaceen (19 Cristaria, 14 Malva); 
3 Tiliaceen; 2 Eueryphiaceen (Syn. Fagus glutinosa Poepp. ie. t.194); 
1 Hypericinee; 3 Malpighiaceen (Dinemandra, Dinemagonium); 3 Sa- 
pindaceen; 2 Ampelideen; 13 Geraniaceen; 13 Vivianiaceen, bearb. 
von Barneoud (3 Ledocarpon, 8 Viviania, 1 Cissarobryon, 1 Wend- 
tia); 15 Tropaeoleen, bearb. v. Barn. (Tropaeolum); 41 Oxalideen, 
bearb. v. Barn. (Oxalis); 4 Lineen; 7 Zygophylleen (Bulnesia, Pin- 
toa); 3 Xanthoxyleen; 1 Coriariee; 4 Celastrineen; 1 llicinee, 21 
Rhamneen (4 Retanilla, 11 Colletia); 3 Anacardiaceen; 214 Legumi- 
nosen (65 Adesmia, 1 Balsamocarpon — 38 Astragaleen, 31 Vicieen, 
14 Trifolien, 15 Cassia, 11 Mimoseen); 34 Rosaceen (21 Acacna); 
28 Onagrarien (Oenothera); 11 Halorageen (3 Gunnera); 7 Lythra- 


AbA Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


rieen; ‘32 Myrtaceen (22 Eugenia); 1 Cucurbitacee; 1 Papayacce; 
1 Passifloree; 8 Malesherbiaceen (Malesherbia); 43 Loaseen (Blu- 
„menbachia, Cajophora, Huidobria — 31 Loasa); 66 Portulaceen 
(51 Calandrinia); 11 Paronychieen; 7 Crassulaceen. 

Mehrere patagonische Pflanzen sind in Hooker’s ant- 
arktischer Flora beschrieben. 


VI. Australien und oceanische Inseln. 


J. D. Hooker bearbeitete die Pflanzen des Gallopagos- 
Archipels, vorzüglich nach Darwin’s Sammlungen, ‚und beglei- 
tete diese Arbeit mit, einer pflanzengeographischen Darstellung 
(Transactions of the Linnean Soc. 20, p. 163—262). 

Der Gallopagos-Archipel ist für die allgemeinen Fragen der 
Pflanzengeographie, für die ursprüngliche Schöpfung der Organismen 
und die Gesetze ihrer Wanderung, vielleicht der wichtigste Punkt 
auf der ganzen Erde. Unter dem Aequator gelegen, ‚120 g. Meilen 
von der amerikanischen Westküste und über 600 g. Meilen von dem 
nächsten Archipel der Südsee entfernt, bis auf die neuesten Zeiten 
völlig und auch jetzt noch grösstentheils unbewohnt, zeigt derselbe 
in reichlicher Entwickelung ursprüngliche, durch den Menschen un- 
gestörte Naturverhältnisse, unter denen die charakteristische, auf 
ihre Quellen zurückführbare Vermischung endemischer mit einge- 
wanderten Pflanzen das höchste Interesse erregt. Dieses Interesse 
hat Hooker aus den ihm zugeflossenen Materialien scharfsinnig aus- 
zubeuten verstanden. x 

Der Archipel besteht aus zehn Iuseln, von denen vier bis jetzt 
botanisch untersucht eine Ausbeute von 265 Pflanzen, darunter 121 
endemische Arten geliefert haben. Im Mittelpunkt liegt James-Island, 
4700’ hoch und nebst dem kleinen, gegenwärtig allein colonisirten 
Charles-Island verhältnissmässig fruchtbar; am dürrsten sind die öst- 
liche Insel Chatam und die westliche Albemarle, deren Boden daher 
die Einwanderung sowohl der amerikanischen als der Südsee-Pflan- 
zen beschränkt. Das Klima hat Darwin bereits früher. treffend be- 
zeichnet (s. Jahresb. f. 1844. S.438). — Fitzroy beobachtete im'Sep- 
tember und Oktober das Thermometer an der Küste und fand Werthe 
zwischen 18° und 23° C.: indessen kommen am Lande zuweilen. sehr 
hohe Temperaturen vor, einmal 34° C. nach Darwin. Der Südost- 
passat herrscht beständig und, wiewohl häufig und besonders: des 
‚Nachts in Nebel gehüllt, theilen die Inseln doch aus diesem Grunde 
das regenlose Klima der peruanischen Küste. 

Darwin’s wüste, untere Region (0'—1000') ‚charakterisiren die 
Gattungen Euphorbia und Borreria, jene durch 6, diese dureh 8 Ar- 
ten vertreten. Der von D. erwähnte, für die Physiognomie der Insel 
Albemarle. bedeutsame „Buphorbiaceenstrauch” scheint Euphorbia 


Pflanzengeogräpbie während des Jahres 1846. 465 


viminea Hook., deren bräunliche Blätter nur 3 bis 6” messen. Zu 
den übrigen Holzgewächsen dieser Region gehören ausser der Öpun- 
tia galapagea namentlich die Rhamnee Discaria pauciflora, die Si-* 
marubee Castela galapageia und einige von Westindien eingewanderte 
Acacien, 


In der oberen, nebelreicheren Region wächst die Zahl der en- 
demischen Formen: unter ihnen sind charakteristische Gattungen 
Scalesia mit 6, Cordia mit 4, Croton mit 2, sämmtlich Holz bilden- 
den Arten. Den grössten Theil des Waldes bilden 8 nahe unter ein- 
ander verwandte, baumartige Synanthereen, die nicht sowohl in ge- 
selliger Gemeinschaft wachsen, als sie Inselweise vertheilt sind 
(Sealesia, Lecocarpus und Macraea, nur provisorisch zu den Helio- 
psideen gebracht und sich zugleich an die Melampodineen anschlies- 
send). Andere Bäume haben einen mehr tropischen Typus, wie die 
Rubiaceen und Mimoseen. Der Wald hat auch seine tropischen 
Lianen (z. B. Passiflora, Ipomoea) und Epiphyten (Viscum, Epiden- 
drum) und in ihm wächst die grössere Zahl der Farne. j 

Die Eigenthümlichkeit der Gallopagos-Flora liegt mehr in den 
Arten und einigen Gattungstypen begründet, als in dem Verhältniss 
der Familien, Die Familien, von denen in der Sammlung 48 phane- 
rogamische und 5 kryptogamische vertreten sind, bilden folgende 
Reihe: 28 Synanthereen, 27 Farne, 24 Leguminosen, 18 Euphorbia- 
ceen, 16 Rubiaceen, 14 Boragineen, 13 Solaneen, 12 Gramineen, 
11 Amarantaceen, 9 Verbenaceen, 7 Cyperaceen u. s. w. Es sind 
demnach grösstentheils die gewöhnlichen tropischen Familien und 
die Amarantaceen erreichen eben an der Westküste Amerika’s ihr 
Maximum, Die Rubiaceen bieten einen Vergleichungspunkt mit dem 
Sandwich-Archipel, der 18 endemische Arten dieser Familie geliefert 
hat. An andere oceanische Inseln mit endemischer Vegetation erin- 
nern vor Allem die Synanthereen, an Ascension namentlich auch die 
Euphorbiaceen und Rubiaceen, so wie unter den Gräsern Aristida. 
Die Anzahl der Farne ist weit geringer, als auf Juan Fernandez und 
anderen Inseln der Südsee, und die nicht endemischen Arten gehören 
grösstentheils den trockeneren Tropenklimaten an. — Die grösste 
Eigenthümlichkeit des Archipels in der Vertheilung der Familien be- 
steht in der geringen Zahl der Monokotyledonen, die sich zu den 
Dikotyledonen wie 1:9 verhalten, während dieses Verhältniss auf 
den Sandwich-Inseln 1:4 ist, auf St. Helena und den Cap-Verd-Inseln 
1:5. Diese Abweichung ist nicht erklärlich: denn sie darf nicht, 
wie die Abnahme der Farne, als eine Wirkung des dürren Vulkan- 
bodens betrachtet werden, den die Cap-Verd-Inseln in ähnlicher 
Weise besitzen. 

Die endemischen Arten sind durchaus nicht gleichmässig über 
die vorherrschenden Familien vertheilt. Die Synanthereen der nicht 
bewohnten Inseln sind sämmtlich endemisch und die nicht endemi- 
schen von Charles-Island erst durch die Colonisation eingeführt. Von 

Archiv f, Naturgesch, XIII, Jahrg, 2. Bd, G ß 


A466 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


den Leguminosen hingegen ist nicht einmal % endemisch:' aber die 
Wanderungen dieser Familie werden auch durch die Keimkraft ihrer 
»Samen befördert. Die endemischen Gallopagos-Pflanzen gehören zu 
31 verschiedenen Familien und diese bilden, nach der Artenmenge 
geordnet, folgende Reihe: 22 Synanthereen, 14 Eupborbiaceen, 13 
Rubiaceen, 8 Amarantaceen, 8 Boragineen, 7 Leguminosen, 6 Gra- 
mineen, 6 Farne, 3 Piperaceen, 3 Passifloreen: hierauf folgen 9 Fa- 
milien, die durch zwei, und 12 Familien, die durch eine Art vertreten 
sind. — Während .die nicht endemischen Arten. Gewächse des west- 
amerikanischen und westindischen Tropen-Tieflandes sind und gröss- 
tentheils in weiter Verbreitung an den Küsten des gegenüberliegenden 
Continents auftreten, so gehören die endemischen Arten zum grossen 
Theil zu Verwandtschaftskreisen kälterer Klimate und finden die sy- 
stematisch nächststehenden Formen auf den Gebirgen des tropischen 
und in den Ebenen des extratropischen Amerika’s. , Dieses Gesetz 
gilt jedoch nicht allgemein, und vielleicht am wenigsten von dem 
eigenthümlichsten Formenkreise des Archipels, den Synanthereen. 
Ebenso wenig stimmt der Typus der Holz bildenden Arten dieser 
Familie mit dem anderer, gleichfalls durch Synanthereen-Bäume cha- 
rakterisirter, oceanischer Inseln überein: denn statt der so eigen- 
thümlichen Scalesien sind die Holzgewächse dieser Familie auf Juan 
Fernandez Cichoraceen und Senecioneen, auf dem Sandwich-Archipel 
Verbesinen und Bidentineen, auf Neu-Seeland Helichryseen und Aste- 
reen. Nur St. Helena zeigt eine entfernte Analogie: neben den Aste- 
roideen und einer Cichoracee auch eine Melampodinee; ausserdem 
Gummi-Secretion aus der Rinde, wodurch sich auch die Scalesien 
auszeichnen, 

Höchst wichtig sind Hooker’s allgemeinere, aus der Verbreitung 
der Gallopagos- Pflanzen abgeleiteten Gesetze der Migration und des 
Endemismus. Von allen nicht endemischen Arten ist nachzuweisen, 
dass sie durch Einwanderung sich secundär angesiedelt haben. Als 
Mittel der Bewegung betrachtet H. Strömungen des Meers und der 
Atmosphäre, Vögel, welche den Samen theils im Gefieder, theils 
durch den Darmkanal herbeiführen, endlich den Menschen. Die Vö- 
gel kommen hier nicht in Betracht, weil kein Körner fressender Vo- 
gel und überhaupt kein Landvogel dem Festlande und den Gallopagos 
gemeinsam ist. Auch der herrschende Südost-Passat ist bei der Un- 
tersuchung über den Ursprung der Flora zu vernachlässigen, weil 
nur wenige Arten zugleich peruanisch sind und diese auch an solchen 
Punkten der amerikanischen Westküste wachsen, von denen die übri- 
gen herstammen. Die Colonisation hat bis jetzt nur auf die Flora 
von Charles-Island eingewirkt und in der That eine beträchtliche 
Anzahl von verwilderten Pflanzen eingeführt, die auf den übrigen 
Inseln fehlen: dabei fällt es auf, dass die endemischen Arten daselbst 
weniger zahlreich sind, als hätte, wie in St. Helena, diese so neue 
Ansiedelung bereits einige ursprüngliche Bewohner verdrängt und 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 467 


vernichtet. Für die natürliche Einwanderung fremder Gewächse sind 
hiernach (die Meeresströmungen die einzige Quelle der Verbreitung 
gewesen, und zwar nicht die allgemeine, in den dortigen Meeren 
herrschende Südpolarströmung, welche von Peru herüberkommt und 
von der daher dasselbe gilt, wie vom Südost-Passat, sondern eine 
früher »unbeachtet‘ gebliebene Lokalströmung, welche von der Pa- 
nama-Bay nach der Nordostseite des Archipels fliesst und hier das 
Meerwasser oft um mehrere Grade wärmer macht, alsıes an der 
dem Südstrom ausgesetzten Südküste zu sein pflegt. Denn auf dem 
Isthmus von Panama wachsen die nicht endemischen Arten der Gal- 
lopagos allgemein, und da durch die Richtung jener Strömung und 
durch den völligen Mangel der charakteristischen Typen des Archi- 
pels auf dem Festlande bewiesen ist, dass die ersteren nicht vom 
Archipel zum Festlande, sondern in umgekehrter Richtung gewandert 
sind, so frägt sich nun, ob Panama schon ihre wahre Heimath ist 
oder ob ihre Wanderung noch weiter verfolgt werden kann. Hier 
sind von der Untersuchung eine Reihe von Litoralpflanzen auszu- 
sehliessen, die in den meisten Tropenländern vorkommen und deren 
Heimath daher nicht mehr ausgemittelt werden kann. Dahin’gehören 
namentlich die Bestandtheile des Mangrovewalds, der sich an den 
weniger steilen Küsten zweier Inseln gebildet hat. Die übrigen nicht 
endemischen Arten sind grossentheils auch in Westindien einheimisch, 
indem die Depression der Anden auf dem Isthmus von Panama be- 
wirkt, dass sich hier westindische Typen (z. B. nach Hinds der Ma- 
hagonibaum) zur amerikanischen Westküste: verbreiten. Mag es nun 
auch ungewiss bleiben, ob die westindischen Inseln nicht vielmehr 
umgekehrt manche dieser Arten vom Festlande erhalten haben, so 
ist jedenfalls durch jenes Verhältniss der westindische Charakter der 
Gallopagos-Flora erklärt. Man kann endlich auch noch anführen, 
dass deren eingewänderte Pflanzen schon deshalb von der nächsten 
Küste auf den Archipel verpflanzt sein mussten, weil keine Trans- 
portmittel von den Südseeinseln, keine Strömungen von Westen her 
vorhanden sind: in der That haben auch die übrigen tropischen In- 
seln des stillen Meers nur 16 Arten mit den Gallopagos gemein und 
diese Formen sind daher den erstern nicht, wie so viele andere, von 
Westen, sondern von Amerika aus zugeführt worden, wo sie gleich- 
falls vorkommen. — Dass die nicht endemischen Arten der Gallopa- 
gos wirklich von auswärts kamen und nicht an ‘Ort und Stelle ent- 
standen sind, dafür spricht auch die Beschaffenheit ihrer Samen, die 
H. zu diesem Zwecke speciell untersucht hat. Namentlich sind solche 
Familien unter ihnen vertreten, die, wie die Leguminosen und So- 
laneen, unter tropischen Sämereien auch in europäischen Gewächs- 
häusern am leichtesten keimen: ‚manche haben feste Schalen, geeig- 
net der Einwirkung des Seewassers längere Zeit zu widerstehen, fast 
die Hälfte ist ohne Perisperm, die übrigen besitzen ein dichtes und 
festes Perisperm, nur zwei oder drei enthalten Oel: 
Ge* 


A68 Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Die Untersuchung über den Endemismus führt gleichfalls zu all- 
gemeinen Ergebnissen. Auch ohne geographische Vergleichung kann 
man endemische Pflanzen an ihrem Standorte dadurch als solche er- 
kennen, dass das Verhältniss der Arten zu den Gattungen 
ein höheres ist, als dort, wohin sie durch Wanderung gelangen. 
Dieses Gesetz wird eine allgemeine Anwendung auf alle Untersuchun- 
gen über die ursprüngliche Heimath der Gewächse zulassen. Dazu 
kommt ferner, dass solche Reihen endemischer Arten in der Regel 
sehr nahe unter einander verwandt, jedoch durch scharfe Charaktere 
gesondert sind. — So haben die Gallopagos 8 Arten von Borreria, 
6 von Euphorbia, 6 von Acalypha, 6 von Scalesia: dagegen besteht 
auf den Societätsinseln, deren Flora eine eingewanderte ist, unter 
“ 00 Gattungen nur eine einzige aus 3 Arten (Piper), alle übrigen 
haben nur 1’ oder 2. So finden 'sich auf Juan Fernandez und St. 
Helena artenreiche Gattungen von Synanthereen und Campanula- 
ceen, auf dem Sandwich-Archipel von Goodeniaceen und Lobelia- 
ceen. Allgemein ist das Verhältniss der Arten zu den Gattungen in 
den eingewanderten Floren von Keeling-Island im westlichen und von 
Malden-Island im östlichen Theile des Oceans, wie 1:1; auf den So. 
eietäts-Inseln, wie 1:1,3: dagegen auf St. Helena 1: 1,7, auf dem 
Sandwich-Archipel 1:2 und ebenso unter den endemischen Pflanzen 
der Gallopagos, so weit sie bis jetzt bekannt sind. — Wenn irgend 
etwas uns einen fernen Blick in das Geheimniss des Schöpfungsactes 
eröffnet, so ist es die durchgreifende Verschiedenheit unter 
den Pflanzen der vier bis jetzt untersuchten Gallopagos- 
Inseln, und zwar nicht blos in den eingewanderten Arten, was, wo 
es nicht erklärt ist, zufälligen Umständen beigemessen werden könnte, 
sondern in der endemischen Vegetation selbst, wobei diese Gegen- 
sätze als gesetzliche Wirkungen einer ursprünglichen Ursache auf- 
treten. Nicht die ungleiche Fruchtbarkeit des Bodens hat sie her- 
vorgerufen, wiewohl deren Einfluss auf die Zahl der endemischen 
Arten sich klar herausstellt: denn das übereinstimmende Clima hat 
überall dieselben Pflanzenformationen gebildet und die Unterschiede 
der beiden fruchtbareren Inseln unter einander sind nicht minder auf- 
fallend, als ihr‘ Verhältniss zu den übrigen. Das Wesentliche der 
Erscheinung ist dies, dass die gleichen Pflanzenformationen auf jeder 
der vier Inseln aus verschiedenen, jedoch ähnlichen, sich gegenseitig 
vertretenden Arten zusammengesetzt sind. Von der Gesammtzahl der 
121 endemischen Formen sind 105 Arten nur auf einer einzigen Insel 
gefunden worden und also noch nicht'+ zwei oder mehreren Inseln 
gemeinsam. Um nur ein Beispiel aus der hervorstechendsten Gattung 
des Archipels anzuführen, so wird der Scalesien-Wald auf Chatham 
durch Sc. incisa vertreten, auf Charles von Se. affınis, auf James, 
wo die Bäume gross sind, von C. Darwinii nebst der strauchartigen 
Se. pedunculata, und endlich auf Albemarle von Sc. gummifera. Wir 
entnehmen hieraus, dass die Natur ursprünglich sehr enge Areale 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 469 


für die Organismen bereitet hat und dass sie um so reichlicher die 
Arten gründete, als sie spärlich die Individuen schuf, und wir finden 
uns dadurch der Ansicht des Systematikers, der die Individuen  glei- 
cher Art von’ einem einzigen Individuum abstammend sich vorstellt, 
entschieden genähert. Die Frage entsteht nun, weshalb sich auf.den 
Gallopagos ursprüngliche Verhältnisse erhalten konnten, die sich 
übrigens auf dem Erdboden so sehr vermischt haben, dass wir sie 
nur in einzelnen Andeutungen wiedererkennen möchten. Hier ist die 
Antwort dadurch gegeben, dass der Austausch unter den einzelnen 
Inseln durch die Lage derselben und durch den Mangel verbindender 
Strömungen mehr als anderswo erschwert war. Dass aber die weni- 
gen, mehreren Inseln gemeinsamen, endemischen Arten wirklich erst 
secundär und zwar wiederum von Ost nach West sich übergesiedelt 
haben, wird von H. klar nachgewiesen. Denn die östliche Insel Cha- 
tham, welche ihrer Lage zufolge zwar von ihren endemischen Arten 
den übrigen mittheilen, nicht aber wegen der Meeresströmung von 
ihnen empfangen konnte, hat nur 4 Arten mit den übrigen gemein, 
James hingegen 10 und Charles 13: Albemarle, die westliche Insel, 
hat freilich nur 7, war aber wegen ihres unfruchtbaren Bodens zur 
Ansiedelung am wenigsten geeignet und besitzt auch nur 27 endemi- 
sche Arten überhaupt. Denkt man sich die Mittel der Uebersiedelung 
erleichtert oder alle endemische Arten auf einer Insel vereinigt, so 
würde mit der Zeitihre Anzahl ohne Zweifel sich vermindern, indem 
sie sich wechselweise den Raum streitig machen und von den nalıe 
verwandten Arten die stärkeren, rascher wachsenden und wuchern- 
den die zarteren verdrängen würden und so wird, wo jetzt noch die 
ursprünglichsten Zustände sich erhalten haben, mit der Zeit auch 
durch die Colonisation ein grosser Theil dieser endemischen Vege- 
tation untergehen. Hiedurch wird es erklärlich, dass in anderen Ge- 
genden der Erde, wie in Europa, wo die Transportmittel reichlich 
gegeben waren, die Areale gross geworden sind und die Artenzahl 
sich hat verringern müssen. Die Flora des Caplandes ist ein Mittel- 
glied zwischen diesen Extremen, zwischen den Verbreitungsgesetzen 
alter Culturländer und der Gallopagos, wo die Pflanzen noch jetzt, wie 
in einem Garten gesondert, nur in wenigen Individuen vorhanden sind. 

Uebersicht der Gallopagos-Flora und Angabe der Gattungen mit 
endemischen Arten. Diese letzteren waren sämmtlich, bis auf 3, 
noch unbeschrieben. 

1 Menispermee; 1 Crucifere; 2 Polygaleen (2 Polygala, verwandt 
mit P, paniculata); 2 Caryophylleen; 1 'Turneracee; 6 Malvaceen 
(2 Sida); 1 Byttneriacee (Waltheria); 1 Sapindacee, 1 Zygophyllee; 
1 Xanthoxylee; 1 Spondiacee (Spondias); 1 Celastrinee, (Maytenus, 
verwandt mit M. uliginosus Kth.); 1 Simarubee (Castela); 1 Rhamnee 
(Discaria); 24 Leguminosen (1 Crotalaria, 2 Dalea, niedrige Sträu 
cher, 1 Phaca, verw. mit der ealifornischen Ph. densifolia, 1 Desmo- 
dium, 1 Pliaseolus, 1 Galactia); 1 Rhizophoree; 1 Myrtacee (Psi 
dium); 2 Cueurbitaceen (Sieyos, EBlaterium);. 2 Caoteen (Opuntia, 


Ari) Grisebach: Bericht über die Leistungen in der 


Cereus); 3 Passilloreen (3 Passiflora); 1 Loasee (Acrolasia); 2 Por- 
tulaceen (Sesuvium u. Pleuropetalum n. gen.); 2 Umbelliferen; 2 Lo- 
ranthaceen (2 Viscum)); 16 Rubiaceen. (8 Borreria, 2 Chiococca, 
2 Psychotria, 1 Tetramerium); 28 Synanthereen (3 Lorentea, 2 Eri- 
geron, strauchartig, 1 Hemizonia, 1 Desmocephalum n. gen., 1 Miero- 
coecia n. gen,, die beiden letzteren mit Elvira verwandt, 1 Macraea 
n. gen., 1 Ledocarpus, 6 Scalesia, 1 Wedelia, 2'Jaegeria, 1 Spilanthes, 
1Chrysanthellum, 1Aplopappus); 1 Lobeliacee; 1 Goodenoviacee; 1Apo- 
cynee; 6Convolvulaceen (2lpomoea); 13 Solaneen (1 Solanum, verw. mit 
dem nordamerik.S. triflorum, 1 Acnistus); 5Labiaten (1Salvia); 2Sero- 
phularineen; 14 Boragineen (2Galapagoa n. gen., verw. mit der peruani- 
schen Coldenia, 2Tournefortia, ACordia, die letztern 6 strauchartig); 
1 Acanthacee; 9 Verbenaceen; 2Plumbagineen; 5Nyctagineen (Pisonia 
floribunda, ein hoher, fast blattloser Baum); 2Phytolaeceen; 11Ama- 
rantaceen (1 Brandesia, '2 Alternanthera, 1 Iresine, 3 Bucholtzia, 
1 Froelichia); 18 Euphorbiaceen:(6 Euphorbia, ausser E. viminea 
krautartig, 6 Acalypha, eine besondere Abtheilung der Gattung bil- 
dend, 2'Croton, Sträucher); 5 Urticeen; 3 Piperaceen (3 Peperomia); 
1 Orchidee (Epidendrum); 1 Hypoxidee; 1 Commelynee; 7 Cyperaceen 
(1Cyperus, ‘14 Mariscus); 12 Gramineen (1 Paspalum, 1 Setaria, 
1 Eutriana, 2 Aristida, 1 Calamagrostis); 27 Farne (2 Polypodium, 
1 Hemionitis, 2 Adiantum, 1 Asplenium).: ‘Von Zellenpflanzen sind 
nur 2 Laubmoose, 6 Lebermoose, 3 Lichenen und 1 Pilz bekannt: 
darunter endemisch ein Macromitrium und eine Jungermannia, 


Von den Plantis Preissianis (Jahresb. f. 1844. S.412) 


erschien der zweite Band (Hamburg, 1846—47). 

Die darin abgehandelten monokotyledonischen und kryptogami- 
schen Familien sind folgende: 1 Typhacee (Lehm.); 1 Najadee (Lehm.); 
50 Orchideen (Endl.): 14 Caladenia, 6 Prasophyllum; 1 Hypoxis (L.), 
46 Haemodoraceen (Endl.): 28 Conostylis, 7 Anigosanthus; 18 Irideen 
(E.): 15 Patersonia; 1 Dioscoree (Nees); 30 Liliaceen (E.): 14 Thysa- 
notus; 3 Xanthorrhoea (E.); 20 Aphyllantheen (E.): 5 Johnsonia, 
8 Laxmannia, 5 Borya; 7 Melanthaceen (E.); 1 Philydree (E.), 5 Jun- 
ceen (E. Mey.); 17 Xerotideen (E.): 16 Xerotes, 1 Baxteria; 4 Kin- 
giaceen (L. u. N.), 2 Calectasia (L.); 8 Juncagineen (E.); 1 Comme- 
lynee (L.); 2Xyrideen (E.); 34 Restiaceen (N.),; 7 Centrolepideen 
(N.); 59 Cyperaceen (N.): 14 Lepidosperma; 40 Gramineen (N.); 2Ly- 
kopodiaceen (Kz.); 9 Farne (Kz.); 21 Laubmoose (Hamp.); 19 Leber- 
moose (L.); 41 Pilze (Fr.),; 23 Lichenen (Fr.); 4 Charen (A. Br.); 
143 Algen (Sond.) -- Hierauf folgen sehr zahlreiche Nachträge (p. 199 — 
370), besonders zu den Leguminosen, Rhamneen, Polygaleen, Bytt- 
neriaceen, Proteaceen u. a. 

Taylor beschrieb 23 neue Laubmoose aus Drummond's 
Sammlungen von Swan River, (Lond. Journ. of Bot. 1845, 
p- 41 u.f.): 

Ein Kupferwerk über die Flora von Neu-Seeland ist von 


Pflanzengeographie während des Jahres 1846. 4a 


Raoul herausgegeben worden (Choix de plantes ‘de la Nou 
velle-Zelande. Paris, 1846. 53 pag. in gr. 4. u. 30 Tafeln). 

Dieses Werk enthält ausgeführte Beschreibungen von ungefähr 
60 Arten, die grösstentheils schon früher (Jahresb. f. 1844) vom 
Verf. publieirt waren. Ausserdem ist ein Katalog sämmtlicher, bis- 
her in Neu-Seeland beobachteter Pflanzen beigefügt, dem ich zur 
Vergleichung mit Dieffenbach’s Angaben (Jahresb. f. 1843) die fol- 
gende Uebersicht entnehme. Die Gesammtzahl umfasst 512 Phane- 
rogamen, 113 Gefässkryptogamen und 372 Zellenpflanzen. Familien: 
7 Leguminosen, 5Rosaceen (3 Rubus), 2 Terebinthaceen (Pennantia), 
15 Myrtaceen, 7 Halorageen (3 Cercodia, 3Goniocarpus), 20 Ona- 
grarien (18 Epilobium, 2 Fuchsia), 1 Linee, 9 Oxalideen, 4 Ge- 
raniaceen (1 Pelargonium), 3 Rutaceen, 1 Euphorbia, 3 Rhamneen, 
11 Pittosporeen (Pittosporum), 2 Sapindaceen (Alectryon, Do- 
donaea), 1 Coriaria, 1 Meliacee (Hartighsea), 1 Elatine, 1 Hyperi- 
cinee, 6 Tiliaceen (3 Elaeocarpus), 3 Stereuliaceen (Plagianthus), 
2 Bombaceen (Hoheria), 1 Malvacee, 5 Caryophylleen, 2 Portula- 
ceen, 2 Ficoideen, 1 Cucurbitacee, 1 Passiflora, 2 Bixineen (Meli- 
eytus), 1 Violacee, 3 Droseraceen, 6 Cruciferen, 11 Ranuncu- 
laceen (7 Ranunculus, 4 Clematis), 2 Magnoliaceen (Drimys), 
7 Saxifrageen (3 Weinmannia, 1 Carpodetus), 1 Ixerbia, 1 Crassu- 
lacee, 5 Loranthaceen, 10 Corneen (8 Alseuosmia, 2 Corokia), 
9 Araliaceen (3 Panax), 16 Umbelliferen (8 Hydrocotyle); — 
3 Ericeen (Gaultheria), 17 Epacrideen (11 Dracophyllum), 1 Sa- 
potee, 4 Myrsineen (3 Myrsine, 1 Corynocarpus), 2 Primulaceen, 
1 Cyrtandree, 19 Scrophularineen (14 Veronica), 3 Solaneen, 
4 Convolvulaceen, 3 Borayineen, 3 Myoporineen, 1 Verbenacee, 
3 Labiaten, 3 Gentianeen, 3 Apocyneen (Parsonsia), 2 Loganiaceen 
(Geniostoma), 1 Oleinee (Olea), 19 Rubiaceen (11 Coprosma, 
3 Galium), 2 Stylideen, 1 Campanulacee, 5 Lobeliaceen, 2 Goode- 
niaceen, 49 Synanthereen (9 Senecio, 6 Gnaphalium, 6 Celmisia, 
4 Shawia, 5 Cichoraceen); 2 Plantägineen, 2 Proteaceen, 7 Thyme- 
leen, { Santalum, 4 Laurineen, 3 Monimieen (2 Hedycaria), 6 Poly- 
goneen, 1 Amarantacee, 6 Chenopodeen, 1 Gunneracee, 6 Urticeen, 
4 Amentaceen (Fagus), 2Piperaceen, 13 Coniferen (s. Dieffenb.) ; — 
1 Palme, 1 Pandanee (Freycinetia), 2 Typhaceen, 1 Aroidee, 4 Na- 
jaden, 10 Orchideen, 3 Irideen (Libertia), 2 Smilaceen, 8 Li- 
liaceen (2 Artlıropodium, 2 Cordyline, 1 Dracaena, 2 Phormium, 
Dianella), 9 Junceen (2 Astelia), 1 Restiacee (Leptocarpus), 33 C y- 
peraceen (10 Carex), 32Gramineen (IÜ Agrostis, 3Poa, 3 Triti- 
cum, 6 Avenaceen, 3 Paniceen); — 104 Farne (16 Hymenophyl- 
lum, 9 Lomaria, 10 Asplenium, 10 Pteris, 8 Aspidium, 7 Polypo- 
dium), 9 Lykopodiaceen. — Von Zellenpflanzen sind bekannt: 79 Laub- 
moose, 84 Lebermoose, 78 Lichenen, 120 Algen, 11 Pilze. 

J. D. Hooker’s Flora antaretica (s. vor, Jahresb. $. 371) 
ist vollendet worden (The Botany of the Antarctic Voyage. 
Vol, 4. 2, 574 pag. u. 198 Taf. in 4. London, 1845—47). 


472 Grisebach: Bericht über die Leist. in der Pflanzengeographie. 


Fortsetzung der im vorigen Bericht abgebrochenen Uebersicht der 
antarktischen Flora: 12 Umbelliferen (6 Azorella, Bolax, Huanaca, Apium 
Crantzia, Oreomyrrhis, Osmorrhiza), 4Loranthaceen (Myzodendron), 
7Rubiaceen(6Galium, Nertera),4Valerianeen(Valeriana), 60Synanthereen 
(2 Chiliotrichum, Aster, 3Erigeron, Lagenophora, 2Baccharis, Madia, 
Abrotanella, 2Leptinella, 5Gnaphalium, Melalema, Culeitium, 21.Se- 
necio, zum Theil Holz bildend, Chevreulia, 4 Nassauvia, 2 Panar- 
gyrum, 2 Chabraea, Macrachaenium, Clarionea, 2 Homoianthus, 
2 Achyrophorus, Taraxacum, Macrorrhynchus, Sonchus, Hieracium), 
1 Stylidiee (Forstera), 2 Lobeliaceen (Pratia), 1 Gesneriacee (Mitra- 
ria), 3 Erieeen (2 Pernettya, Gaultheria), 1 Epacridee (Lebetanthus), 
3 Gentianeen (Gentiana), 1 Convolvulacee (Calystegia), 1. Boraginee 
(Myosotis), 1 Solanee (Solanum tuberosum, bis zum Chonos-Archi- 
pel, so wie auch mit verschiedenen Spielarten von Peru und, Chile 
nach Buenos Ayres im wilden Zustande verbreitet), 1 Desfontainee 
(Desfontainea auf Staten-Land), 11 Scrophularineen (5 Calceolaria, 
Limosella, 2 Veronica, 2. Ourisia, Euphrasia), 2 Labiaten (Scutel- 
laria, Stachys), 4 Primulaceen (Primula, Anagallis, 2 Samolus), 
1 Lentibularie (Pinguicula), 1 Plumbaginee (Armeria), 4 Plantagineen 
(Plantago), 4 Polygoneen (Polygonum, 3 Rumex), 2 Chenopodeen 
(Chenopodium), 2 Proteaceen (Embothrium, Lomatia), 3 Santaleen 
(Nanodea, 2 Arjoona), 1 Thymelee (Drapetes), 3 Urticeen (2 Urtica, 
Pilea), 1 Empetree (Empetrum), 4 Cupuliferen (Fagus), 1 Conifere 
(Thuja); — 6 Orchideen (2 Chloraea, 3 Asarca, Codonorchis), 5 Iri- 
deen (3 Sisyrinchium, Symphyostemon, Tapeinia), 3 Smilaceen 
(2 Callixene, Philesia), 1 Asteliee (Astelia), 7 Junceen (2Rostkovia, 
3 Juncus, 2 Luzula), 2 Juncagineen (Tetroncium, Triglochin), 1 Re- 
stiacee (Gaimardia), 22 Cyperaceen (Oreobolus, Eleocharis, I1so- 
lepis, 2 Chaetospora, Carpha, 12 Carex, 4 Uncinia), 44 Gramineen 
(Alopecurus, Phleum, Mühlenbergia, 6 Agrostis, Polypogen, Arundo, 
Hierochloa, 6 Aira, Trisetum, Avena, 3 Poa, 2 Triodia, 11 Festuca, 
Dactylis, Catabrosa, Bromus, Elymus, 2 Hordeum, Triticum, Lo- 
lium); — 22 Farne (8 Hymenophyllum, 2 Trichomanes, Cystopteris, 
3 Aspidium, Asplenium, 2 Lomaria, Grammitis, 2 Gleichenia, Schi- - 
zaea, Botrychium), 2 Lykopodiaceen (Lycopodium), 1 Marsileacee 
(Azolla). In den Nachträgen: 1 Ranunculacee (Hamadryas), 1 Caryo- 
phyllee (Lyallia, eine holzige; dichte mit winzigen imbrieirten ‚Blät- 
tern bedeckte, Rasen bildende Pflanze von Kerguelens-Land), 1 Cheno- 
podee (Blitum). — Die Gesammtzahl der zwischen 45° und 64° S. 
Br. gefundenen Gefässpflanzen beträgt 366 Arten (nämlich 250 Diko- 
tyledonen, 91 Monokotyledonen und 25 Kryptogamen. Den Beschluss 
machen die sorgfältig berücksichtigten Zellenpflanzen: 122 Laubmoose, 
bearb. von Wilson und H., 94 Lebermoose, von Taylor und H., 113 Li- 
chenen, 146Algen, 122 von Ehrenberg bestimmte Diatomeen, 27 Pilze, 
bearb. von Berkeley (vergl. Jahresb. f. 1844). 


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Gedruckt bei den Gebr. Unger in Berlin. 


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