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Full text of "Archiv für österreichische geschichte"

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Archiv 

"'   ^  ^ ""  (11. 

österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

▼OB  d«r 

znr  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

d«r 

kaiserlichen  Aliadeniie  der  WisRenschaften. 


Neunondfönfzigster  Band. 

(Mit  einer  Abbildang.) 


Wien,  1880. 


In  Gommispion  bei  Carl  Gerold's  Sohn 

Rnehhlndlar  d«r  k.  Aka4«ni«  dar  WtwenMhftft«n> 


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Drnck  von  Adolf  Holzhausen  in  Wi«n 
k.  k.  UniTcnitJtto-Baohdruekerei. 


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Inhalt  des  nennnndffinfiEigsteii  Bandes. 


Seite 
^       Ana  der  Kanzlei  Kaiser  Sig^smunds.  Urkundliche  Beiträge  zur  Geschichte 

des  Constanser  Concils.     Herausgegeben  von  J.  _Caro  ....         1 

Das    Ministerialengeschlecht  von  Wildonie.     Von    Dr.    Karl   Ferdinand 

Kummer.     (Mit  einer  Stammtafel.) 177 

lieber  den  Ausstellungsort  einer  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  IV.  dd.  Nuzdorf, 

Id.  (Idibus)  Mai  (15.  Mai)  1097.  Von  Albert  Jaeger  ....  323 
Pftter  Freiherr  von  Parchevich,  Erzbischof  von  Martianopel.  (1612  —  1674.) 

Nach     archivalischen    Quellen     geschildert    von    Julian    Grafen 

Pejacsevich.  (Mit  einer  Abbildung) 337 

\ecrologinm    Olomucense.    Handschrift   der    königlichen   Bibliothek    in 

Stockholm.   Von  Dr.  B.  Dudik  O.  S.  B 639 


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0 


AUS  DER 


KANZLEI  KAISER  SIGISMÜNDS. 


URKUNDLICHE  BEITRAGE 

ZUR 

GESCHICHTE  DES  CONSTANZEK  CONCILS. 

HEBAUSGEOEBBN 


W.   CARO. 


ArehiT.  Bd.  LIX.  1.  Hälfte. 


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Der  im  kais.  und  könig.  Haus-^  Hof-  und  Staatsarchiv 
zu  Wien  unter  Nr.  22  sich  findende  Codex  wird  von  Constantin 
y.  Böhm  in  dem  Verzeichniss  der  Handschriften  dieses  Instituts 
als  ,CopiaI-  und  Formelbuch  Kaiser  Sigismunds'  bezeichnet. 
Die  Handschrift  gehörte  ehedem  der  kaiserlichen  Hof  bibliothek 
ui,  wo  sie  anf^glich  unter  den  historischen  Manuscripten 
(Nr.  72),  dann  aber  als  Codex  juris  civilis  (Nr.  199)  bewahrt 
wurde.  Nach  einer  mir  durch  den  Herrn  Director  der  kaiser- 
lichen Archive  gütigst  übermittelten  Notiz  musste  im  December 
1749  dieses  Manuscript  mit  vielen  andern  an  die  kaiserliche 
Schatzkammer  abgegeben  werden,  aus  welcher  es  zuletzt  im 
Jahre  1754  in  das  geheime  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  ge- 
langte. Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  geschah  es  in  dieser 
Zwischenzeit,  dass  auf  hohe  Veranlassung  hin  eine  Abschrift 
angefertigt  wurde  (in  dem  Verzeichniss.  von  Böhm  sub  Nr.  21 
aufgeführt),  der  ich  doch  nicht  in  allen  Stücken  mit  Herrn 
V.  Böhm  das  Prädicat  ,genau'  beilegen  möchte.  Am  häufigsten 
sind  die  Eigennamen  missverstanden  worden,  und  die  Datirungen 
der  Briefe  öfters  ganz  willkürlich  verändert. 

Das  Original  ist  ein  in  Pergament  gebundener  kleiner 
Foliant  von  102  Blättern,  von  denen  die  drei  ersten,  das  fünf- 
undachtzigste und  sechsundachtzigste,  sowie  die  zwei  letzten 
vöUig  unbeschrieben  sind,  so  dass  die  Schrift  selbst  nur 
95  Blätter  einnimmt.  Ursprünglich  hatte  der  Codex  keine 
Paginirnng.  Die  Folionummern,  die  sich  jetzt  vorfinden,  sind 
sichtlich  von  demjenigen  geschrieben,  der  das  alte  Signum  der 
Hofbibliothek  ,Nr.  72'  auf  die  Pergamentschale  und  einige 
Inhaltsstichworte  an  vier  oder  fünf  Stellen  der  beschriebenen 
Blätter  gesetzt  hat.     Sie  sind   aber   insofern   nicht  richtig,   als 

1» 


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Fol.  93  zweimal  vorkommt.  Die  vorn  und  hinten  leer  ge- 
lassenen Blätter  sind  nicht  in  die  Paginirung  mit  einbezogen, 
wohl  aber  die  in  der  Mitte  der  Schrift  leer  gebliebenen.  Die 
auf  aufgeklebten  Vorsteckblättern  in  neuerer  Zeit  aufgezeich- 
neten kurzen  Nachweisungen  von  dem  Inhalte  des  Buches  er- 
schöpfen denselben  nicht. 

Die  ersten  61  Blätter  der  Handschrift  sind  von  einer 
gleichmässigen,  säubern,  wenn  auch  flüchtigen  Hand  aus  der 
ersten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  beschrieben.  Mit 
Fol.  62  tritt  mitten  in  der  Urkunde  (Nr.  XCVI)  eine  andere 
Hand  ein,  die  bis  Fol.  75  fortgeht.  Hier  scheint  die  Hand- 
schrift ursprünglich  abgeschlossen  gewesen  zu  sein.  Denn  was 
nunmehr  folgt,  ist  von  sehr  verschiedenen  Händen  und  offenbar 
zu  ganz  verschiedenen  Zeiten  —  aber  immer  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts  —  geschrieben.  Ab  und  zu  sind  innerhalb  dieses 
Theils  halbe  Seiten,  und  einmal  sogar,  wie  schon  oben  bemerkt, 
zwei  ganze  Seiten  leer  gelassen.  Nur  von  Fol.  87  an  bis  zum 
Schluss  tritt  wieder  mit  Gleichmässigkeit  diejenige  Hand  ein, 
welche  die  Blätter  62  bis  75  beschrieben  hat,  und  welche 
sicherlich  ebenso  wie  die  erste  Hand  der  ersten  Hälfte  des 
fünfzehnten  Jahrhunderts  angehört.  Da  dieser  letzte  Theil 
(Fol.  87  bis  96,  eigentlich  97,)  auch  inhaltlich  wieder  in  den 
Rahmen  eines  Kanzlei buchs  König  Sigismunds  fällt,  so  waren 
offenbar  ursprünglich  die  Blätter  75  bis  87  unbeschrieben  ge- 
blieben und  sind  von  sehr  verschiedenen  8chreibern  zur  Auf- 
zeichnung sehr  verschiedener  Gegenstände  benützt  worden. 

Klarer  wird  sich  das  noch  durch  eine  Registrirung  des 
ganzen  Inhalts  der  Handschrift  ergeben.  Da  wir  aus  demselben 
nur  diejenigen  Stücke  mittheilen  werden,  welche  einen  beson- 
deren charakteristischen  Werth  haben,  und  diejenigen  aus- 
scheiden, welche '  entweder  ganz  formelhaft  sind,  so  dass  nicht 
einmal  die  Namen  der  vorkommenden  Personen  und  Oertlich- 
keiten  ausgeschrieben  sind,  oder  welche  nur  der  gewöhnlichen 
Geschäftspraxis  angehören  und  somit  nur  in  den  üblichen, 
meist  weitschweifigen  und  nichtssagenden  Redewendungen  ab- 
gefasst  sind,  ferner  diejenigen,  welche  nur  als  Stilübungen 
und  Ergüsse  der  Kanzleibeamten  sich  darstellen,  sowie  einen 
grossen  Theil  der  von  verschiedenen  Händen  auf  die  leer  ge- 
lassenen Blätter  geschriebenen  Urkunden,  insbesondere  aber 
die  bereits  gedruckten  und  somit  schon  bekannten  Actenstücke, 


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—  80  musB  dieses  hier  folgende  Verzeichniss  zugleich  als 
Register  der  fortgelassenen  Actenstücke  angesehen  werden. 
Wir  geben  aber  den  Inhalt  auch  der  ausgeschiedenen  Stücke, 
die  einen  urkundlichen  Werth  haben  könnten,  so  ausführlich, 
dass  sie  einem  zukünftigen  Regestenwerk  über  die  Epoche 
Sigismunds  hinreichende  Dienste  zur  Vervollständigung  leisten 
können. 

Fol.  1»,  Stück  I,  1417,  8.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  bestätigt  der  Stadt  Osnabrück  die  von  den  Kaisern 
Friedrich  II.  und  Rudolf  ertbeilten  Privilegien,  insbesondere 
das  de  non  evocando. 

Fol.  l^  Stück  II,  1417,  10.  Mai,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  spricht  den  Bürger  von  London  Johannes  Lavenni,  welcher 
gegen  ^Mathias  Lemel,  *  den  Schatzmeister  des  Königs,  einen 
Prozess  wegen  41  Pfund  Sterling  verloren  hatte,  nach  Zahlung 
dieser  Summe  von  allen  weiteren  Pflichten  los.    Weggelassen. 

Fol.  1^,  Stück  ni,  1417,  18.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  verleiht  dem  Bischof  Gerhard  (v.  Goch)  von  Naumburg 
die  Regalien.    Weggelassen. 

Fol.  2»,  Stück  IV,  1417,  29.  Juni,  Constanz.  König  Sigis- 
mond  l^itimirt  einen  illegitimen  Sohn  des  Herzogs  Ziemowit 
von  Masowien,  Namens  Miklusz. 

Fol.  2^,  Stück  V,  ohne  Ort  und  Datum.  (König  Sigis- 
mund)  ertheilt  einem  Nicht-Ritterbürtigen  das  Ritterrecht.  Ganz 
formelhaft.  Weggelassen. 

Fol.  2^,  Stück  VI,  ohne  Ort  und  Datum.  Prooemium 
zu  einer  Urkunde,  in  welcher  ein  Gefangener  aus  Piacenza, 
der  wegen  eines  unvorsätzlichen  Mordes  verurtheilt  worden 
war,  begnadigt  wurde.  Nach  dem  Prooemium  heisst  es :  Sermo 
hie  est  graciae  de  Placentino  captivo,  quem  propter  homicidium 
non  ex  proposito  sed  rixa  interveniente  commissum,  nostra 
sententia  ultimo  supplicio  condempnarat,  qui  licet  ante  judicem, 
examinatorem  justiciae  stricto  jure  inexcusabilis  sit  expertus 
tarnen  coram  summi  clemencia  principis  factus  est  redivivus, 
sicut  in  antedicti  scripti  nostri  serie  videretur  contineri,  quod 
latus  praesentibus  oppositum  monstrabit.  (Hinweisung  auf 
Nr.  VIII?).    Weggelassen. 

*  In  den  Acten  des  Brcslauer  Stadtarchivs  wird  derselbe  wiederholt  als 
Beschützer  und  Fürsprecher  der  wider  den  Rath  von  Breslau  bei  Sigis- 
mand  klageführeuden  Opposition  genannt. 


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Fol.  3%  Stück  VII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigiß- 
mund  beschränkt  die  von  der  Communität  von  Friaul  an  den 
Podesta  zu  zahlende  Steuer  auf  70  Livres. 

Fol.  3»,  Stück  Vm,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  nimmt  Jemand  (N.  de  N.),  der  in  Rebellion  gewesen 
ist,  zu  Gnaden  wieder  auf.  Qanz  formelhaft.  Vgl.  Nr.  VT. 
Weggelassen. 

Fol.  3%  Stück  IX,  ohne  Ort  und  Datum.  Einem  Un- 
genannten wird,  nachdem  er  den  schuldigen  Eid  geleistet,  das 
Amt  eines  Vogts  verliehen.    Ganz  formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  3^  Stück  X,  ohne  Ort  und  Datum  (1413).  Ein 
Ungenannter  (N.  de  N.)  wird,  ,nachdem  der  Krieg  beendigt  ist^, 
zum  Capitaneus  und  Justiziarius  des  Landes  ernannt.  Formelhaft 
und  gekürzt.  Doch  vermuthe  ich,  dass  die  Urkunde  sich  auf 
den  Grafen  Heinrich  v.  Görz,  den  Capitaneus  v.  Belluno,  Feltri 
u.  s.  w.  bezieht.  Vgl.  Verci,  Storia  della  Marca  Trivigiana  e 
Veronese  XIX,  Docum.  pag.  67  u.  £F.  Weggelassen. 

Fol.  3^  Stück  XI,  1417,  1.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  macht  als  ungarischer  König  von  seinem  Rechte, 
fiir  eine  Capelle  am  Münster  zu  Aachen  einen  Ungarn  präsen- 
tiren  zu  dürfen,  zu  Gunsten  eines  Clerikers  aus  Agram,  des 
Gallus  vormals  Emerich  von  Baslawitz,  Gebrauch,  nachdem 
der  bisherige  Inhaber  der  Stelle,  Paulus  Stalitzer  wegen  Mangels 
constatirter  ungarischer  Nationalität  resignirt  hat. 

Fol.  4%  Stück  XII,  1415,  13.  Februar,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Erzbischof  Theobald  (de  Rubeomonte) 
von  Besan9on  die  Regalien.    Weggelassen. 

FoL  5%  Stück  XIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund nimmt  Jemanden,  der  in  der  Versammlung  der  Palatine 
sich  die  Strafe  der  Proscription  zugezogen  hat,  in  Gnaden 
wieder  auf,  und  zeigt  das  dem  Palatin  und  Hofrichter  an. 
Formelhaft.  (P.  filium  N.  de  tali,  in  civitate  tali  cebrata  con- 
gregatio).    Weggelassen. 

Fol.  5%  Stück  XIV,  1417,  1.  September,  Constanz.  König 
Sigismunds  Absagebrief  an  den  Grafen  Bernhard  d'Armagnac, 
den  Connetable  von  Frankreich,  wegen  seiner  Feindseligkeiten 
gegen  den  Herzog  Johann  von  Burgund  (Jean  sans  peur). 

Fol.  5^,  Stück  XV,  ohne  Ort  und  Datum.  Geleitsbrief 
für  den  in  Geschäften  des  römischen  Königs  nach  der  Provence 
reisenden  Juden  Mose.    Weggelassen. 


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Fol.  5*^,  Stück  XVI,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  beauftragt  den  Kurfürsten,  Erzkämmerer  und  Neffen 
(T.  de  T.)  die  bereits  vom  Pfalzgrafen,  Herzoge,  Kurfürsten 
and  Erzkämmerer  des  römischen  Reiches  abgeurtheilte  (T.  de  T.) 
Prozesssache  des  Gottfried  und  Matthias  (T.  de  T.)  wider  die 
Stadt  (T.),  welche  ihnen  die  gebührenden  Einkünfte  vorenthält, 
einer  nochmaligen  Untersuchung  zu  unterziehen.  Formelhaft. 
Weggelassen. 

Fol.  6%  Stück  XVII,  1417,  14.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Patriarchen  Johann  von  Antiochien  die 
Vollmacht,  an  seiner  Stelle  in  den  Congregationen  der  Gallischen 
Nation  zu  fungiren. 

Fol.  6»,  Stück  XVIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  ertheilt  dem  Bischof  Johann  (de  Gavre)  von  Cambray 
die  Regalien.    VSTeggelassen. 

Fol.  6^  Stück  XIX,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  bestätigt  die  Privilegien  der  Benedictiner-Abtei  zu 
St.  Jacob  in  Pegau,  in  der  Merseburger  Diöcese.    Weggelassen. 

Fol.  7%  Stück  XX,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund befreit  einen  Ungenannten  (Talis  de  tali  familia)  von 
der  Nota  condictionalis,  in  die  er  durch  seine  Zugehörigkeit 
zu  einem  damit  belegten  Adelsbund  gerathen  ist.  Formelhaft. 
Weggelassen. 

Fol.  7^,  Stück  XXI,  ohne  Datum,  Constanz.  König  Sigis- 
mimd  ertheilt  der  Aebtissin  Margaretha  für  die  Kirche  zu 
Essen  in  der  Kölner  Diöcese  eine  Bestätigung  aller  Privilegien, 
insbesondere  aber  eines  von  Karl  IV.  zu  Utrecht  am  3.  Fe- 
bruar 1357  (übrigens  nicht  inserirten;  vgl.  Lünigs  R.  A.  18^, 
335)  ertheilten.    Weggelassen. 

Fol.  8%  Stück  XXn,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
12.  September,  Constanz).  König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt 
Halle  ein  Privilegium  de  non  evocando.  Ludewig  Reliq. 
mscrpt  XII,  218,  in  einer  Confirmation  von  1454.  v.  Drey- 
haupt  II,  290.    Weggelassen. 

Fol.  8^  Stück  XXm,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
12.  September,  Constanz).  König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt 
Halle  eine  Bestätigung  ihrer  Privilegien.  Lünig  P.  Sp.  C.  IV, 
Thl.  n,  Forts.  S.  495.  Ludewig  Rel.  M.  XII,  238.  Dreyhaupt 
II,  291.    Weggelassen. 


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8 

Fol.  9%  Stück  XXIV,  ohne  Datum,  (1417),  Constanz. 
König  Sigismund  ertheilt  dem  erwählten  Patriarchen  Ludwig 
(von  Teck),  als  Patriarchen  von  Aquileja  den  Befehl,  die  Aus- 
fuhr der  Lebensmittel  aus  Friaul  zu  hindern,  das  , Parlament^ 
einzuberufen  und  die  Stärke  des  Truppencontingents  festzu- 
stellen. 

Fol.  9^  Stück  XXV,  1417,  8.  Januar,  in  der  Vorstadt 
Arrayoli,  Diöc.  Evora.  Notariats  -  Instrument  über  eine  vom 
Infanten  Petrus,  Herzog  von  Coimbria,  dem  Sohne  König 
Johanns  von  Portugal,  an  Alvarez  Consalvi,  den  Gouverneur 
seines  Hauses,  ertheilte  Vollmacht,  für  ihn  mit .  der  Tochter 
irgend  eines  Fürsten  in  Ehe  Verhandlungen  zu  treten. 

Fol.  10»,  Stück  XXVI,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  hat  in  seiner  Eigenschaft  als  römischer  König  an 
dem  St.  Gertrudsstift  zu  Nivella,  Lütticher  Diöcese,  eine  Prä- 
bende  zu  verleihen,  die  er  dem  doctor  decr.  Johannes  de  Noet 
gibt.    Weggelassen. 

Fol.  10^  Stück  XXVn,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  bestätigt  alle  Privilegien  des  Augustinerordens  der 
Brüder  des  heiligen  Paulus  des  Eremiten  für  ganz  Deutschland. 
Weggelassen. 

Fol.  11»,  Stück  XXVm,  1417,  29.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  den  Unterthanen  und  Diöcesanen  des  Erz- 
bischofs Michael  v.  Embrun  (Ebredunensis)  an,  dass  sie  dem- 
selben wegen  seiner  ruchlosen  Schandthaten  und  wegen  seines 
Ungehorsams  in  keiner  weltlichen  Angelegenheit  Gehorsam 
leisten  diirfen,  bei  Strafe  der  Keichsacht. 

Fol.  12^  Stück  XXIX,  ,ut  supra^  (1417,  29.  Juni),  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  Fürsten  (Amedeo  von  Savoyen) 
über  die  Ursachen,  weshalb  dem  Erzbischof  Michael  v.  Embrun 
der  Prozess  gemacht  wurde,  und  bittet  ihn  um  die  Execution. 

Fol.  13*,  Stück  XXX,  ohne  Ort  und  Datum.  Einleitung 
einer  Urkunde  Karls  IV.  für  die  drei  Brüder  Turbert,  Johann 
und  Heinrich  de  Tortis,  Söhne  des  Pfalzgrafen  Tetius  von 
Pavia.    Weggelassen. 

Fol.  13%  Stück  XXXI,  1417,  12.  Juli,  Constanz.  Com- 
promiss  zwischen  dem  römischen  Könige  Sigismund  einerseits 
und  den  beim  Concil  anwesenden  Cardinälen  andererseits  — 
sammt  dem  hierauf  bezüglichen  Certificat  der  Zeugen.  Das 
Reversale  bei  Martine  et  Durand,  Thesaurus  II,  1678. 


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9 

Fol.  14^  Stück  XXXII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismond  nimmt  Jemand  (talis)  auf  Bitten  des  Temeser  Grafen 
Pipo  von   Ozora   wieder    in    Gnaden    auf.     Formelhaft.    Weg- 


Fol.  14^  Stück  XXXIII,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
Anfangs  Juli,  Constanz).  Entwurf  eines  Qeleitsbriefes  König 
Sigismunds  für  die  Theilnehmer  des  Concil8,*der  aber  nicht 
acceptirt  wurde  (,in  pleniori  forma  sed  nondum  transivit'). 

Fol.  15^  Stück  XXXIV,  1417,  12.  Juni,  Constanz.  Ent- 
warf eines  Geleitsbriefes  König  Sigismunds  für  die  Theilnehmer 
des  Concils,  der  aber  nicht  acceptirt  wurde  (,alia  forma  sed 
Dondum  transivit'). 

Fol.  16^  Stück  XXXV,  ohne  Datum,  Constanz.  Geleits- 
brief König  Sigismunds  für  den  Bischof  Heinrich  v.  Wyton 
(Winchester)  bei  dessen  Reise  nach  dem  heiligen  Grabe. 

Fol.  17»,  Stück  XXXVI,  1417,  20.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  beauftragt  seinen  Hofrichter,  den  Grafen 
Ganther  v.  Schwarzburg,  der  Gräfin  Helipdis  de  Baucio  (sie!) 
in  der  inserirten  (fehlt  leider)  Klagesache  den  verlangten  Rechts- 
gang einzuleiten,  und  gibt  ihm  das  Recht  dazu,  den  Herzog 
Amedeo  von  Savoyen  und  dessen  Anhänger  vorzuladen.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  17^  Stück  XXXVn,  1415,  26.  Mai,  Cella  (Radolfs- 
zell).  Papst  Johann  XXIII.  erinnert  den  König  Sigismund  an 
die  ihm  früher  erwiesenen  Gefälligkeiten  und  ersucht  ihn,  jetzt 
für  ihn  bei  dem  Concil  einzutreten.  Mansi,  Conc.  XXVII, 
p.  699.  Hardu^,  VIII,  p.  361.  v.  d.  Hardt,  A.  c.  C.  IV,  259. 
Weggelassen. 

Fol.  18^  Stück  XXXVIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Wenzel  von  Böhmen  gibt  dem  römischen  Könige  Sigismund 
jegliche  Vollmacht,  im  Constanzer  Concil  für  die  Union  der 
Kirche  zu  wirken. 

Fol.  19%  Stück  XXXIX,  1417,  9.  Juli,  Constanz.  König 
Sigismund  ertheilt  allen  Theilnehmern  des  Concils  einen 
Sicherheitsbrief  —  bestätigt  von  den  Kurfürsten  und  obersten 
Beamten.    Vgl.  Martine,  Thesaurus  11,  1678. 

Fol.  20»,  Stück  XL,  ohne  Ort  und  Datum.  Joachims 
Prophezeihung  von  den  Königen  Böhmens.    Weggelassen. 

Fol.  20^  Stück  XLI,  (1417),  4.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  König  Alfonso  von  Aragonien  über 


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die  ihm  durch  den  Gesandten  desselben,  Raymund  Xeemar 
(Xatmar),  mitgetheilten  Angelegenheiten. 

Fol.  21»,  Stück  XLU,  (1417),  4.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  über  dieselben  Angelegenheiten  in  gleich- 
lautendem Tenor  erstens  an  Berengar  de  Baydaxmio  (Bradaxino), 
den  Rath  des  Königs  Alfonso  v.  Aragonien,  und  zweitens  an 
Dydacus  Ferdinandi  de  Quenonis,  den  Rath  des  Königs  von 
Castilien,  über  deren  Förderung  der  Interessen  des  Concils. 

Fol.  2P,  Stück  XLIII,  1417,  5.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  König  Wladyslaw  von  Polen  und 
bittet  ihn,  im  Interesse  ihrer  geschlossenen  Freundschaft  dem 
Gerede  von  Verleumdern  kein  Gehör  zu  geben. 

Fol.  2P,  Stück  XLIV,  (1417),  12.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  dem  Bischof  Heinrich  v.  Winchester  den 
der  Essener  Diöcese  (?)  angehörigen  Presbyter  Johann  Femiant 
zur  Anstellung,  wegen  seiner  Verdienste  um  den  König  selbst, 
wie  um  seinen  Vicekanzler.    Weggelassen. 

Fol.  22»,  Stück  XLV,  (1417),  12.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  einen  Fürsten  (Joh.  v.  Burgund?),  er 
solle  verhindern,  dass  der  zu  Leyden  zum  Doctor  promovirte 
Petrus  Maillieti  von  Cambray  die  Rechte  seines  Grades  geltend 
mache,  da  derselbe  seine  Papiere  nicht  ordnungsmässig  aus  der 
Kanzlei  bezogen  hat. 

Fol.  22^  Stück  XLVI,  (1417),  27.  Mai,  ConstÄnz.  König 
Sigismund  schreibt  an  die  Herzogin  Margaretha  von  Burgund, 
dass  sie  einen  bei  ihr  zur  Zeit  aus  dem  Geföngniss  gelösten 
Münzmeister  Bernet  de  Macreros  zur  Zahlung  seiner  Schuld  an 
Johann  Offenburg  von  Basel  anhaften  möchte. 

Fol.  23»,  Stück  XLVII,  (1417),  28.  Mai,  Constanz.  König 
Sigismund  beglückwünscht  den  König  Wladyslaw  von  Polen 
wegen  der  zahlreichen  durch  ihn  im  Samogitischen  Volke  be- 
wirkten Bekehrungen  vom  Heiden thum  zum  Christenthum. 

Fol.  23^  Stück  XLVIII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  einem  Vasallen  den  Pfalzgrafen  des  Lateran, 
Georg  Anton  de  Britanibus  de  Valen,  und  dessen  Bruder  Bartho- 
lomaeus  aus  der  Diöcese  Pavia.    We^^lassen. 

Fol.  24%  Stück  XLIX,  (1417),  8.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  Ritter  Vincenz  de 
Somotow  (Szamot61),  welcher  Studien  in  Kriegsübungen  machen 
will,  zu  freundlicher  Aufnahme. 


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Fol.  24%  Stück  L,  ohne  Ort  und  Datum.  Ein  Unge- 
nannter (ein  Eanzlist  wohl)  bittet  seinen  geistlichen  CoUegen, 
ihm  doch  einige  Bücher  zum  Studium  der  Rhetorik  zukommen 
zu  lassen.    Weggelassen. 

Fol.  24^,  Stück  LI,  ohne  Datum,  Constanz.  Ein  Unge- 
nannter bittet  seinen  geistlichen  Collegen,  ihm  doch  das  von 
den  Rednern  so  sehr  gerühmte  Buch  Petrarca's  unter  dem 
Titel  ,De  sine  nomine'  zur  Förderung  seiner  Bildung  zukommen 
zu  lassen.    Weggelassen. 

Fol.  24^,  Stück  LII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  aus  Breslau  verdrängten 
Nicolaus  Bortowitz  behufs  Wiedererlangung  seiner  dortigen 
Anrechte.    Weggelassen. 

Fol.  25»,  Stück  LIII,  1417,  8.  Juni,  Constanz.  König 
Sigismund  ersucht  einen  Ungenannten,  seinen  Vorschlag  für 
die  Capelle  in  Aachen,  deren  Besetzungsrecht  er  in  seiner 
Eigenschaft  als  ungarischer  König  hat,  zu  Gunsten  des  Gallus, 
vordem  Emrich  de  Raslawits,  seines  Notars,  unterstützen  zu 
wollen,  da  derselbe  ein  ,purus  Hungarus'  sei.  Vgl,  Nr.  XL 
Weggelassen. 

Fol.  25»»,  Stück  LIV,  ohne  Ort  und  Datum.  (König 
Sigismund)  verwendet  sich  für  einen  Cleriker  Johannes  Beck 
von  London  wegen  der  Parrochie  in  Chesley  (England),  die 
durch  den  Tod  des  Johannes  Weleflf  erledigt  ist.  Weggelassen. 

Fol.  25^  Stück  LV,  (1417),  13.  April,  Cella.  Ein  unge- 
nannter  König  (jedenfalls  König  Sigismund)  dankt  seinem 
,Sohne^  (d.  i.  Jemandem,  dem  er  diesen  Zärtlichkeitsausdruck 
beilegt)  für  die  Zusendung  von  Schiffsbauhandwerkern,  von 
denen  jeder  zehn  Ducaton  den  Monat  erhält. 

Fol.  26%  Stück  LVI,  ohne  Ort  und  Datum  [(1417?)  im 
März  (Constanz)].  (König  Sigismund)  dankt  einem  Ungenannten 
für  seinen  ,in  valle  Oleti'  (Valladolid)  vom  20.  Februar  datirten 
Brief  und  für  seine  Förderung  der  Angelegenheiten  des  Concils. 
Weggelassen. 

Fol.    26*,    Stück    LVII,    ohne    Ort    und    Datum.      Ein 
humanistischer    Brief   unter    der    Ueberschrift    ,Epi8tola    flori-- 
data',   enthaltend  Weltschmerz   und  Förderungsbettelei.    Weg- 
gelassen. 

Fol.  28%  Stück  LVIII,  ohne  Ort  und  Datum.  Herolds- 
ernennung.   Formelhaft.    Weggelassen. 


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Fol.  28^  Stück  LIX,  1417,  3.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  empfiehlt  dem  König  Heinrich  V.  von  Eng- 
land den  Baptista  de  Montaldo  von  Genua,  der  mit  zwei 
Schiffen  in  den  Dienst  des  Königs  treten  will  und  das  ent- 
sprechende Geleit  fordert. 

Fol.  28^,  Stück  LX,  ohne  Datum,  Constanz.  König  Sigis- 
mund  beglückwünscht  den  König  Wladyslaw  von  Polen  wegen 
seiner  Vermählung  mit  Elisabeth,  der  Tochter  eines  Magnaten, 
und  gibt  ihm  gleichzeitig  Bericht  über  die  "Thätigkeit  des 
Concils. 

Fol.  29^,  Stück  LXI,  ohne  Datum,  Constanz.  (König 
Sigismund)  empfiehlt  einem  Fürsten  einen  gewissen  Szassini 
für  die  Propstei  von  Piacenza.    Weggelassen. 

Fol.  29*»,  Stück  LXII,  ohne  Ort  und  Datum  (Constanz). 
König  Sigismund  empfiehlt  einem  Fürsten  den  in  Perugia 
studirenden  Matthaeus,  den  Sohn  des  in  Constanz  verstorbenen 
Dr.  decr.  Antonius  de  Gualdo.    Weggelassen. 

Fol.  30»,  Stück  LXIII,  1417,  4.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  Heinrich  V.  von  England,  dass  er  den 
Gesandten  Typtot  (Typtoft)  empfangen  habe,  und  gern  der 
Verabredung  zufolge  sich  zu  einer  Campagne  eingefunden 
hätte.  Inzwischen  habe  er  aber  die  Angelegenheit  des  Concils 
gefördert  und  namentlich  die  Absetzung  des  Peter  de  Luna; 
jetzt  läge  die  Reformfrage  vor,  und  er  verspräche  mit  seinem 
königlichen  Wort,  zum  nächsten  1.  Mai  behufs  Wiedererlangung 
der  beiderseitigen  Rechte  mit  seinen  Truppen  an  den  Grenzen 
Frankreichs  zu  stehen. 

Fol.  31*,  Stück  LXIV,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  empfiehlt  dem  Könige  Heinrich  V.  von  England  für 
die  Präceptur  von  Compeltombe  den  Bruder  Thomas  Skypnil. 
Weggelassen. 

Fol.  31%  Stück  LXV,  (1417),  30.  Juli,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  den  Herzog  Philipp  Maria  Angelo 
Visconti  von  Mailand,  dass  er  seine  Gesandtschaft  empfangen 
habe,  und  ermahnt  ihn  in  der  Treue  zu  verharren. 

Fol.  3P,  Stück  LXVI,  (1417),  30.  Juli,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  einen  Rath  des  Herzogs  Philipp  Maria 
Angelo  von  Mailand  mit  der  Bitte,  seinen  Herrn  zur  Treue 
gegen  den  römischen  König  anzuhalten.    Weggelassen. 


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Fol.  31^  Stück  LXVII,  1417,  10.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  fordert  Jemand  auf,  den  Aldegretto  von 
Castrobarcho  mit  seinen  Truppen  zu  schützen  und  gegen  die 
Venetianer  zn  vertheidigen. 

Fol.  32%  Stück  LXVIII,  1417,  10.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  die  Mitglieder  eines  Comitats 
(in  Ungarn)  und  fordert  sie  auf,  die  NeflFen  und  Nichten  des 
Erzbischofs  von  Calocza  in  ihren  Schutz  zu  nehmen. 

Fol.  32%  Stück  LXIX,  1417,  13.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  fordert  den  Herzog  (Amedeo)  von  Savoyen 
auf,  geg^en  den  Erzbischof  Michael  v.  Embrun  nach  Prozess 
und  Urtheil  zu  verfahren. 

Fol.  33%  Stück  LXX,  1417,  13.  August,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Herzog  Amedeo  von  Savoyen  sein  Wohl- 
ergehen an  und  verweist  ihn  in  Bezug  auf  das  Concil  auf  die 
Nachrichten  seiner  Gesandten,  des  Gaspar  de  Monte-Maggiore 
und  Amedeo  de  Chalant 

Fol.  33%  Stück  LXXI,  1417,  16.  August,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Heinrich  V.  von  Eng- 
land unter  Bezugnahme  auf  seinen  Brief  vom  4.  August,  dass 
er  es  bedauere,  den  versprochenen  Feldzug  in  diesem  Jahre 
nicht  unternehmen  zu  können,  dass  er  aber  zu  dem  bestimmten 
Zeitpunkt  sich  einfinden  werde  —  und  sollte  er  darüber  das 
Reich  und  alle  seine  Kronen  verlieren. 

Fol.  34%  Stück  LXXII,  ohne  Dafom,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  einem  italischen  Herrn  (Giovanni  da  Vico), 
dass  dem  Vernehmen  nach  der  abgesetzte  Peter  de  Luna  die 
Absicht  habe,  sich  in  seine  Stadt  (Vetula  urbs)  einzudrängen ; 
wenn  das  geschähe,  solle  er  Acht  darauf  haben,  ihn  zu  ver- 
haften ;  überhaupt  aber  möchte  er  über  alle  Vorgänge  in  Italien 
berichten. 

Fol.  34%  Stück  LXXin,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  ersucht  Jemand,  den  vorstehenden  Brief  (Nr.  LXXH) 
dem  Johannes  de  Vico  zu  übergeben,  und  seine,  die  ganze 
Christenheit  interessirenden  Nachrichten  fortzusetzen. 

Fol.  35%  Stück  LXXIV,  1417,  30.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  urkundet  über  die  Wiedereinverleibung  Ost- 
uud  Westfriesla^ds,  der  sogenannten  ,freien  Friesen',  in  das 
deutsche  Reich.  In  lateinischer  Sprache  bei  Beninga  I,  58  und 
an    mehreren   anderen  Orten,    die  bei  Mieris  zusammengestellt 


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sind.  Vgl.  Schotanus  Chronyk  van  Vriesland,  in  de  bewyzen 
24  ff.  Winsemiuß  Chron.  v.  Vriesland,  238  ff.  In  nieder- 
deutscher Uebersetzung  bei  Mieris,  Groot  Charterboek  der 
graven  van  Holland  van  Zeeland  IV,  425.    Weggelassen. 

Fol.  36»,  Stück  LXXV,  ohne  Ort  und  Datum,  (1417, 
30.  September,  Constanz).  König  Sigismund  bestätigt  alle  Privi- 
legien der  Ost-  und  Westfriesen,  der  sogenannten  freien  Friesen. 
Friedländer,  Ostfriesisches  Urkundenbuch  II,  24,  woselbst  auch 
die  zahlreichen  vorhandenen  Abdrücke  aufgeföhrt  sind.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  38^  Stück  LXXVI,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
30.  September,  Constanz).  König  Sigismund  gestattet  den  Ost- 
und  Westfriesen  zu  ihren  alten  Privilegien  noch  das  Recht, 
Münze  zu  schlagen,  unter  Beschreibung  der  Münzen. 

Fol.  40»,  Stück  LXXVII,  1412,  5.  Mai,  Dixsgur  (Diös- 
Györ).  König  Sigismund  hebt  alle  von  vormaligen  Kaisern 
und  Königen  verliehenen  Reichs vicariate  und  Reichsvicai'iats- 
rechte  auf,  vermöge  welcher  die  Vicarien  Appellationen  von 
Clerikern  und  überhaupt  Kirchensachen  vor  ihren  Stuhl  ziehen 
können,  wie  dergleichen  z.  B.  Karl  IV.  dem  Herzog  von 
Savoyen  verliehen  hat. 

'  Fol.  42%  Stück  LXXVin,  1413,  25.  Januar,  in  terra 
Istriae  in  campis  ante  civitatem  Copuscistriae  (Capo  dlstria). 
König  Sigismund  verleiht  den  Brüdern  Andreas  und  J(ohannes?) 
de  Lancellino  das  Röcht,  die  kaiserliche  Flagge  im  Kriege 
wider  die  Reichsfeinde,  insbesondere  gegen  die  Venetianer  zu 
führen,  und  räumt  ihnen  volle  kaiserliche  Gewalt  ein. 

Fol.  43%  Stück  LXXIX,  (1413),  ohne  Datum,  ütini  (Udine). 
König  Sigismund  ertheilt  seinem  ,Vicar^  Giovanni  Francesco 
Gonzaga  von  Mantua  die  Hauptmannschaft  über  Montechiaro 
und  andere  (nicht  genannte)  Länder  und  Schlösser. 

Fol.43S  Stück  LXXX,  (1413),  ohne  Datum,  Udine.  König 
Sigismund  zeigt  den  Bewohnern  von  Montechiaro  an,  dass  er 
Giovanni  Francesco  Gonzaga  von  Mantua  zu  ihren  Hauptmann 
ernannt  habe. 

Fol.  44^  Stück  LXXXI,  ohne  Datum,  (1412,  16.  Sep- 
tember), Buda.  König  Sigismund  compromittirt  mit  seinem 
Bruder  Wenzel  auf  die  Entscheidung  des  Königs  Wladyslaw 
von  Polen  wegen  aller  ihrer  Streitigkeiten.  Gedruckt  bei 
Pelzel,  Wenzeslaus,  II,  Urkundenbuch  Nr.  236,  p.  153. 


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Fol.  45»,  Stück  LXXXII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  nimmt  den  Pfalzgrafen  Berthold  y.  Orsini  Grafen 
V.  Sovana  in  den  Drachenorden  auf.    Weggelassen. 

Fol.  46%  Stück  LXXXIII,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  hat  mittels  primariae  preces  einem  Capitel  einen 
Ungenannten  (S.)  für  ein  Canonicat  vorgeschlagen,  da  sich 
aber  herausstellt,  dass  derselbe  noch  ein  Kind  und  zur  Ueber- 
nahme  eines  geistlichen  Amtes  noch  ungeeignet  ist,  so  macht 
er  seine  primariae  preces  zu  Gunsten  eines  Andern  geltend. 
Weggelassen. 

Fol.  47%  Stück  LXXXIV,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  bestätigt  die  Gerichtsbarkeit  des  Graner  Capitels 
auch  über  die  Laien  der  Stadt  Gran. 

Fol.  48%  Stück  LXXXV,  1417,  7.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  gewährt  der  Stadt  Löwen  ein  Moratorium  von 
iunfzehn  Jahren  in  Betreff  aller  Renten  und  Leibrenten,  zu 
denen  die  Stadt  während  der  usurpatorischen  Herrschaft  des 
Peter  Couterel  durch  missbräuchliche  Verschreibungen  ver- 
pflichtet worden  ist. 

Fol.  50%  Stück  LXXXVI,  ,ut  supra'  (also  entweder 
7.  October  1417  oder  allenfalls  30.  September  1417,  vgl. 
Nr.  LXXIV),  Constanz.  König  Sigismund  erklärt  die  Friesen 
ihr  reichsunmittelbar  und  entbindet  sie  von  dem  Gehorsam 
gegen  den  Häuptling  Okko,  den  Sohn  des  Keno. 

Fol.  50%  Stück  LXXXVII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  fordert  die  friesischen  Gemeinden  von  Ostergo, 
Westergo,  Smeylburgerland,  Schotterwerf,  Upsterland  und  die 
anderen  acht  PaiTochien  Frieslands  auf,  ihm  ein  subsidium 
charitativum  zu  den  Concilskosten  zu  bewilligen  und  seinen 
Einnehmern  einzuhändigen. 

Fol.  51^  Stück  LXXXVni,  ohne  Datum,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  den  Magistrat  (von  Stavorn?)  in 
Friesland,  dass,  nachdem  er  den  Friesen  die  Einrichtung  eines 
Zolles  gewährt  hat,  sofort  Zöllner  eingesetzt  und  die  Erträge 
an  ihn  abgeführt  werden  möchten.    Weggelassen. 

Fol.  51*»,  Stück  LXXXIX,  ohne  Ort  und  Datum. 
König  Sigismund  fordert  die  Obrigkeiten  in  Sachsen,  West- 
falen, Thüringen  und  Hessen  auf,  eine  dem  Bischof  von 
Werden  entrissene  Burg  (Rodenberg?)  demselben  wieder  zurück- 
zugeben.   Weggelassen. 


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Fol.  52%  Stück  XC,  1408  (pridie  Idus  Deceaibris), 
12.  December,  ohne  Ort.  König  Sigismund  und  seine  Gemahlin 
Barbara  stiften  den  Drachenorden.  ^Initium  societatis  regalis 
a  rege  et  regina  simul.'  Acta  musei  nat.  Hang.  I,  167 — 181, 
bei  FejÄr  Cod.  dipl.  Hung.  X,  IV,  p.  682,  Nr.  317,  vgl.  Pray, 
Annales  Hung.  II,  198.    Weggelassen. 

Fol.  55%  Stück  XCI,  1413,  27.  Mai,  Feltri.  König  Sigis- 
mund belehnt  die  Brüder  Francesco,  Bartolomeo  und  Antonio 
von  Savorgnano  in  Friaul  mit  den  von  ihren  Oheimen  wegen 
Rebellion  heimgefallenen  Gütern. 

Fol.  56»,  Stück  XCII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund  belehnt  die  Grafen  ügolino  und  Roberto  von  Planani 
mit  Planani  und  den  andern  dazu  gehörenden  Gütern. 

Fol.  56^  Stück  XCIII,  ohne  Ort  uud  Datum.  König 
Sigismund  bestätigt  dem  Abt  des  San  Giovanni  -  Klosters  in 
Parma,  dem  Galeazzo  dei  Crivelli,  alle  Privilegien  seines 
Klosters.    Weggelassen. 

Fol.  57^  Stück  XCIV,  1369,  17.  Juni,  Lucca.  Kaiser 
Karl  IV.  ertheilt  dem  Ketzerinquisitor  Walther  Krelinger  wider 
die  Begharden  und  Beghinen,  welche  die  Besitzlosigkeit  als 
den  vollkommensten  Zustand  der  Welt  ansehen,  ausgedehnte 
Privilegien. 

Fol.  59^  Stück  XCV,  ohne  Datum  (1417,  4.  September), 
Constanz.  König  Sigismund  schreibt  an  die  Herren  von  Böhmen 
über  die  schweren  Kirchenverletzungen,  die  vorgekommen  sind, 
wie  er  nur  mit  Mühe  verhindert  habe,  dass  König  Wenzel  der 
Prozess  gemacht  würde  etc.  v.  d.  Hardt,  Acta  con.  Const.  IV, 
1408.  Fej^r,  Cod.  dipl.  Hung.  X,  V,  p.  759,  Nr.  347.  Weg- 
gelassen. 

Fol.  61%  62»,*  Stück  XCVI,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  schreibt  an  die  Friesen  höchst  eindrücklich,  wie  es 
ihn  fast  zu  Thräuen  gebracht,  dass  in  Groningen  und  ander- 
wärts eine  reichsfeindliche  Partei  mit  Hinrichtungen  und  Kerker- 
haft gegen  reichstreue  Leute  sich  vergreife;  sie  sollten  doch 
der  grossen  Macht  des  Reiches,  das  mit  England  und  Däne- 
mark aufs  engste  verbunden  wäre,  eingedenk  sein,  und  sofort 
wieder  zum  Gehorsam  gegen  dasselbe  zurückkehren. 


»  Mitten  in  diesem  Schreiben,  Anfang  des  Fol.  62  *  wechselt  die  Hand.  S. 
oben  S.  4. 


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Fol.  62^,  63%  Stück  XCVII,  ohne  Datum,  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  an  eine  Fürstin  (Königin  Sophia 
von  Böhmen  ?),  sie  solle  doch  den  in  Böhmen  vorgekommenen 
Vergewaltungen  gegen  Religion  und  Kirche  Einhalt  thun. 

Fol.  63%  Stück  XCVni,  1417,  23.  September  (jedoch 
mit  dem  unrichtigen  Zusatz:  Romanorum  octavo),  Constanz. 
König  Sigismund  schreibt  dem  Capitel  und  Clerus  des  Bis- 
thums  Werden,  um  das  sich  Heinrich  v.  Hoya  und  Ulrich  Otto 
gestritten  haben,  dass  nunmehr,  da  letzterer  unter  Mitwirkung 
des  Concils  das  Bisthum  Seckau  erhalten  habe,  Heinrich  allein 
als  Bischof  anzuerkennen  sei.  Gedruckt  bei  Hartzheim,  Conc. 
Germ.  V,  732,  mit  demselben  Fehler  ,Romanorum  octavo*. 
Weggelassen. 

Fol.  63%  Stück  XCIX,  ohne  Ort  und  Datum  (1417, 
23.  September,  Constanz).  König  Sigismund  schreibt  in  der- 
selben Angelegenheit  an  Vasallen  mit  dem  Zusatz,  dass  Schloss 
Rothenburg  durch  den  Herzog  Ulrich  von  Lüneburg  geraubt 
und  von  dessen  Erben  noch  nicht  zurückgegeben  sei.  Hartzheim, 
Conc.  Germ.  V,  p.  734.  Scheidt,  Anra.  zu  Moser  in  der  Biblio- 
theca  Goetting.  IH.    Weggelassen. 

Fol.  64%  Stück  C,  ,ut  supra'  (1417,  23.  September, 
Constanz).  König  Sigismund  fordert  den  Herzog  von  Lüne- 
burg auf,  Schloss  Rodenburg  an  den  Bischof  Heinrich  v.  Werden 
zurückzugeben.  Hartzheim,  Conc.  Germ.  V,  p.  733.  Scheidt, 
Bibl.  Goett.    Weggelassen. 

Fol.  64%  Stück  CI,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund fordert  einen  Ungenannten  auf,  die  dem  Bischof  Thomas 
V.  Lecce  unrechtmässig  entzogenen  Güter  wieder  zurückzu- 
stellen.   We^elassen. 

Fol.  65%  Stück  CII,  ohne  Ort  und  Datum.  König  Sigis- 
mund fordert  die  Lübecker  auf,  die  dem  Dr.  decr.  Hermann 
Albers  entzogene  Scholastrie,  auf  welche  er  ein  Anrecht  hat, 
wieder  zurückzugeben.    We^elassen. 

Fol.  65%  Stück  CHI,  (1417),  28.  September,  Constanz. 
König  Sigismund  zeigt  der  Königin  Maria  von  Jerusalem,  der 
Gouverneurin  von  Tarent  und  Lecce  an,  dass  ein  neapoli- 
tanischer Edelmann  den  von  Gregor  XIL  eingesetzten  Bischof 
Thomas  von  Lecce  seines  Bisthums  beraubt  hat,  und  bittet 
ihn  wieder  in  dasselbe  einzusetzen. 

▲rclüT.  Bd.  LIX.    I.  H&lfta.  2 


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18 

Fol.  65^  Stück  CIV,  (1417),  6.  October,  Constanz. 
König  Sigismund  dankt  den  Florentinern  für  den  durch  zwei 
Gesandte  ausgesprochenen  Ausdruck  von  Anhänglichkeit  und 
ertheilt  dem  Abte  von  Santa  Maria  zu  Florenz^  Nicolaus  de 
Gasconibus,  einen  Credenzbrief.    Weggelassen. 

Fol.  66%  Stück  CV,  (1417),  14.  October,  Constanz.  König 
Sigismund  ersucht  den  Herzog  (Amedeo)  von  Savoyen,  die 
gegen  Michael,  den  angeblichen  Erzbischof  von  Embrun,  er- 
lassenen Mandate  auszuführen. 

Fol.  66%  Stück  CVI,  ohne  Ort  und  Datum.  Credenzbrief 
an  einen  ungenannten  Fürsten  für  ungenannte  Gesandte.  Ganz 
formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  66%  Stück  CVII,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  fordert  einen  (italienischen)  Fürsten  auf,  wenn 
Philipp  Maria  Angelo  von  Mailand  ein  Heer  wider  die  Reichs- 
feinde aufstellen  würde,  mit  2000  Reitern  und  2000  Mann  zu 
Fuss  zu  ihm  zu  stossen;  wenn  jener  aber  wider  die  Venetianer 
zu  'Felde  ziehen  sollte,  mit  denen  Sigismund  einen  zeitweiligen 
Frieden  hat,  solle  diese  Aufforderung  die  Entschlüsse  des 
Adressaten  nicht  beeinflussen.    Weggelassen. 

Fol.  67»,  Stück  CVni,  ohne  Ort  und  Datum,  Stossseufzer 
eines  Canzlisten  über  seine  Lage  an  einen  Erzbischof  von 
Ungarn.    Weggelassen. 

Fol.  67^  Stück  CIX,  (1417),  13.  November,  ohne  Ort. 
Anzeige  an  die  Prälaten  und  an  einzelne  Personen  von  der 
erfolgten  Wahl  Otto's  von  Colonna  zum  Papst.    Weggelassen. 

Fol.  68»,  Stück  CX,  (1417),  11.  November,  Constanz. 
König  Sigismund  zeigt  dem  Könige  von  Polen  die  Wahl  Otto's 
von  Colonna  zum  Papste  an,  unter  Mittheilung  von  Einzel- 
heiten beim  Hergang  derselben,  und  dankt  ihm  zugleich  für 
die  beim  Beginn  des  Winters  sehr  zu  Statten  kommenden 
Geschenke. 

Fol.  68^,  Stück  CXI,  ohne  Datum,  Constanz.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Könige  Heinrich  V.  von  England  die 
Wahl  Otto's  von  Colonna  zum  Papste  an. 

Fol.  70»,  Stück  CXII,  ohne  Datum,  Constanz.  Der  Caplan 
des  Königs  von  Polen  dankt  diesem  für  den  ihm  zum  Geschenk 
gemachten  Pelz. 


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19 

Fol.  70*»,  Stück  CXin,  ohne  Datum,  Constanz.  Ein  Unge- 
nannter dankt  dem  Kanzler  des  Königs  Wladyslaw  von  Polen 
(Albert  Jastrz^biec)  für  seine  Verwendung  bei  der  Königin 
Elisabeth  von  Polen. 

Fol.  70^  Stück  CXIV,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigiamund  empfiehlt  dem  Grossfürsten  Witold  von  Litthauen 
den  Karl  von  Hesburg,  den  derselbe  schon  einmal  freundlich 
aufgenommen  hat    Weggelassen. 

Fol.  71%  Stück  CXV,  ohne  Ort  und  Datum.  König 
Sigismund  zeigt  dem  Kaiser  Palaeologos  die  Wahl  Otto's  von 
Colonna  zum  Papste  an.  Nur  das  Prooemium,  dann  wird  mit 
den  Worten  abgebrochen:  ,ut  superius  ad  regem  Anglich 
(Nr.  CXI.)    Weggelassen. 

Fol.  71%  Stück  CXVI,  1417,  11.  November,  Constanz. 
Papst  Martin  V.  zeigt  dem  Herzog  Ludwig  von  Achaja  seine 
Wahl  an  unter  Mittheilung  von  Einzelheiten  beim  Hergang 
derselben.  Bis  auf  den  Schlusssatz  und  das  Datum  überein- 
stimmend mit  der  für  die  Kölner  Universität  erlassenen  bei 
Martine,  Thesaurus  II,  1688  gedruckten  Bulle.  Mit  Ausschluss 
des  Eigenthümlichen  weggelassen. 

Fol.  72%  Stück  CXVn,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  Papst  Martin  V.  beglückwünscht  den  König  Wladyslaw 
von  Polen  wegen  der  Bekehrung  Samogitiens. 

Fol.  72^  Stück  CXVin,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Wladyslaw 
von  Polen  über  denselben  Gegenstand  in  emphatischen  Worten. 
Verschieden  jedoch  von  Nr.  XL VII. 

Fol.  73^  Stück  CXIX,  (1417),  18.  December,  Constanz. 
König  Sigismund  gibt  seine  Einwilligung  zur  Verheirathung  des 
Sohnes  des  Grafen  Nikolaus  von  Segnia  mit  der  Tochter  eines 
Ungenannten,  an  den  der  Brief  gerichtet  ist.    Weggelassen. 

Fol.  74»,  Stück  CXX,ohne  Datum  (1417,Decemb.),  Constanz. 
König  Sigismund  versichert  dem  Herzog  v.  Bedford,  dem  Bruder 
des  Königs  von  England,  dass  er  gern  das  versprochene  Unter- 
nehmen fortsetzen  werde  und  spricht  ihm  seine  Zuneigung  aus. 

Fol.  74%  Stück  CXXI,  ohne  Datum  (1417,  December), 
Constanz.  König  Sigismund  versichert  dem  Könige  Heinrich  V. 
von  England  in  Erwiderung  seines  Briefes  vom  30.  September, 
den  er  am  30.  November  erhalten  hätte,  dass  er  gern  in  Person 
zu  dem  verabredeten  Unternehmen  erschienen  wäre,  wenn  ihn 

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20 

nicht  die  ÄDgelegenheiten  des  Concils  abgehalten  hätten;  er 
werde  aber,  wenn  diese  erledigt  sind,  nicht  fehlen. 

Fol.  75%'  Stück  CXXII,  1440,  2.  Januar,  Tonon.  Papst 
Felix  V.  schreibt  dem  Baseler  Concil,  dass  er  die  auf  ihn  ge- 
fallene Wahl  annehme.    Weggelassen. 

Fol.  75%  Stück  CXXIII,  ohne  Ort  und  Datum.  Jemand 
appellirt  an  das  Baseler  Concil,  dessen  Deputationen  für  die 
Parrochialkirche  von  Neumagen  einen  Johann  de  Rewe  vor- 
geschlagen haben,  darüber,  dass  die  Collatoren  an  Stelle  des- 
selben Johann  Slitzenrod  in  die  Parrochie  eingesetzt  haben; 
er  bäte  für  Johann  de  Rewe,    Weggelassen. 

Fol.  76%  77%  Stück  CXXIV,  ohne  Ort  (Strassbui^?)  und 
Datum.  Der  Dechant  Heinrich  de  Hevey,  der  Scholasticus 
Friedrich  von  Leiningen,  der  Schatzmeister  Ludwig  de  Bitis, 
Archidiacone  von  Strassburg,  setzen  den  Vogt  der  Strassburger 
Kirchen  Hermann  Ritter  aus  Urendorf  wegen  seiner  vielen 
Vergehen  vom  Amte  ab.    Weggelassen. 

Fol.  77%  2  Stück  CXXV,  ohne  Ort  und  Datum.  Appellation 
des  Priesters  Johannes  von  der  Gerechtigkeit  Gottes  zu  dessen 
Erbarmen.    Kanzlistenspielerei.    Weggelassen. 

Fol.  78%  Stück  CXXVI,  ohne  Ort  und  Datum.  Christi 
Erbarmen  wird  dem  Bittsteller  gewährt.    Weggelassen. 

Fol.  79%  3  Stück  CXXVII,  1455,  IL  Mai,  Strassburg. 
Ritter  Theobald  von  Mülnheim,  Bürgermeister,  und  die  Raths- 
herren  von  Strassburg  ertheilen  dem  Caplan  und  Orgelbauer 
Peter  Gener,  der  nach  England  und  in  andere  Länder  behufs 
Ausübung  seiner  Kunst  reisen  will,  einen  empfehlenden  Geleits- 
brief.   Weggelassen. 

Fol.  80%  4  Stück  CXXVin.  Begrüssungsformel  für  einen 
geistlichen  Gesandten  des  Papstes.    Formelhaft.    Weggelassen. 

Fol.  80%  5  81%  6  Stück  CXXIX,  1460,  27.  April,  Siena. 
Papst  Pius  n.  verleiht  der  Kathedrale  von  Basel  einen  Ablass, 
dessen  Erträge  zum  Ausbau  und  Schmuck  derselben  verwendet 
werden  sollen.    Weggelassen. 


1  Eine  ganz  andere  Hand. 

^  Eine  andere  Hand,  es  scheint  die  von  62  an. 

3  Wieder  eine  andere  Hand. 

*  Einige  Zeilen,  der  Rest  der  Seite  leer.  * 

*  Andere  Hand,  mit  gemalter  Initiale. 
G  81%  Ö2»»>  und  83»  leer  gelassen. 


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21 

Fol.  83^  «  Stück  CXXX,  1454,  9.  November,  in  castro 
Nandoralbensi  (Belgrad).  Johann  Hunyady,  Generalcapitän  von 
DDgam,  berichtet  dem  Kaiser  Friedrich  III.  über  einen  er- 
rungenen Sieg.  Gedruckt  bei  Pray,  Ann.  Hang.  III,  145. 
Katona  Hist.  crit.  XIII,  963.  Weggelassen.  Nur  die  Notiz  der 
üeberschrift  findet  sich  in  den  Drucken  nicht.  ,Copia  literae 
missae  ad  imperatoriam  majestatem  per  gubernatorem  Hungariae 
de  Novis,  recepta  in  Nova  civitate  penultima  Novembris.' 

Fol.  84^  Stück  CXXXI,  (1454,  October,  Frankfurt). 
'Beschlüsse  des  Frankfurter  Reichstags  (vom  29.  September  1454). 
In  deutscher  Sprache  bei:  Koenig  v.  Koenigsthal,  Nachlese  in 
den  Reichsgeschichten  unter  Kaiser  Friedrich  III.  p.  48—51. 
Hof  1er,  Das  kaiserliche  Buch,  p.  35,  von  dem  Passus:  ,von 
Schickung  des  allmechtigen^  an.  Vgl.  auch  daselbst  die  Anm. 
Lateinisch  auszüglich  bei:  Pray,  Ann.  Hung.  III,  150.  Katona, 
Hist.  crit.  XIII,  969. 

Fol,  8b\  Stück  CXXXII,  1454,  14.  April,  in  civ.  Rostil- 
densi.  Erwiderung  König  Christians  von  Dänemark  auf  das 
Ausschreiben  Kaiser  Friedrichs  zur  Theilnahme  an  einem 
Kreuzzuge  wider  die  Türken  und  zur  Hilfe  für  den  deutschen 
Orden.  Gedruckt  in:  Aeneae  Sylvii  Opera,  Basel  1571,  Fol.  658. 
Müller^  Reichstags-Theatr.  I,  485.    Weggelassen. 

Fol.  86\2  Stück  CXXXIII,  (1432?),  4.  Mai,  Vienne. 
König  Karl  VI.  von  Frankreich  schreibt  dem  Könige  Sigis- 
mundy  dass  die  Beschwerden  einiger  Strassburger  über  Ver- 
gewaltigung durch  seinen  Unterthan  Mattheus  Heron  unbe- 
gründet seien,  und  erzählt  den  Hergang  der  Sache.  Weggelassen. 

Fol.  87%  Stück  CXXXIV,  ohne  Ort  und  Datum  (1416, 
Juni,  London).  Entwurf  von  Friedenspräliminarien  zwischen 
Frankreich  und  England,  vermittelt  durch  den  römischen  König 
Sigismund.  Vgl.  Le  religieux  de  St.-Denis  ed.  Bellaguet  VI,  18  flF. 

Fol.  87%  Stück  CXXXV,  (1416),  7.  Juli,  Paris.  König 
Karl  VI.  von  Frankreich  stimmt  dem  ihm  überreichten  Prä- 
liminar-Entwurf  zu,  und  ermächtigt  den  Kammerherrn  v.  Qaucourt 
zu  weiteren  Erläuterungen. 

Fol.  88»%  Stück  CXXXVI,  (1416),  13.  August,  Paris. 
König  Karl  VI.   von  Frankreich   gibt   dem   Könige  Sigismund 


'  Eine  andere  Hand. 

*  Hahdwechsel,  und  zwar  die  Hand  von  62  If. 


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einen   genauen  Bericht  über  die  Verhandlungen  von  Beauvais 
und  über  die  Gründe  seiner  Sinnesänderung. 

•  Fol.  88*»  bis  93%  Stück  CXXXVII,  1416,  6.  September, 
Calais.  König  Sigismunds  Denkschrift  an  König  Karl  VI.  von 
Frankreich  über  alle  Verhandlungen  in  Sachen  seiner  Ver- 
mittelung  zwischen  Frankreich  und  England. 

Fol.  93^  Stück  CXXXVIII,  ohne  Datum,  Calais.  König 
Sigismund  schreibt  an  die  Königin  Elisabeth  (sie !)  von  Frank- 
reich im  Sinne  der  obigen  Denkschrift. 

Fol.  94»^  Stück  CXXXIX,  ohne  Ort  und  Datum,  ,dat/ 
ut  supra'.  König  Sigismund  schreibt  an  den  König  Ludwig 
von  Sicilien  und  Jerusalem  im  Sinne  der   obigen  Denkschrift. 

Fol.  94^  bis  96%  Stück  CXL,  ohne  Datum,  Canterbury. 
König  Sigismunds  Bericht  an  den  Herzog  Wilhelm  von  Holland, 
den  Grafen  von  Hennegau  über  den  Abbruch  der  Verhand- 
lungen zwischen  Frankreich  und  England. 

Diese  Uebersicht  zeigt  aufs  deutlichste,  dass  das  eigent- 
liche Kanzleibuch  Sigismunds  nur  die  Nummern  I  bis  CXXI 
umfasst,  denn  obwohl  die  letzten  Nummern  CXXXIH  bis 
CXL  gleichfalls  entweder  Briefe  von  Sigismund  oder  solche 
an  ihn  enthalten,  so  fallen  sie  doch  alle  in  das  Jahr  1416, 
von  welchem  in  dem  Haupttheil  sich  nicht  einer  findet,  und 
sind  offenbar  unter  dem  Gesichtspunkt  einer  einzelnen  poli- 
tischen Frage  —  der  Vermittelung  zwischen  England  und 
Frankreich  —  zusammengefasst  und  der  ursprünglichen  Samm- 
lung nur  hinzugefügt  worden.  Die  Nummern  CXXH  aber  bis 
CXXXni  haben  sichtlich  gar  keine  Beziehung  mehr  zu  Sigis- 
mund und  sind  in  der  zweiten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts von  verschiedenen  Leuten  auf  die  leergebliebenen 
Blätter  geschrieben  worden,  was  aber  gar  nicht  hindert,  dass 
sich  darunter  manches  wichtige  Stück  befindet. 

In  dem  Haupttheil  aber  nehmen  von  den  datirten  Briefen 
den  weitaus  überwiegendsten  Raum  die  Stücke  aus  dem  Jahre 
1417  ein.  Die  Ausnahmen  sind  sehr  gering  an  Zahl  und 
scheinen,  wofern  sie  nicht  auf  Friaul  bezüglich  sind  und  aus 
dem  Jahre  1413  stammen,  mit  Actenstücken  aus  dem  Jahre  1417 
in  einem  Zusammenhang  zu  stehen.  Die  eine  Urkunde  von 
1369  von  Karl  IV.  (Nr.  XCIV),  welche,  beiläufig  bemerkt, 
einen  interessanten  Aufschluss  über  die  Lehre  der  Begharden 
liefert,  steht  ganz  isolirt  da,   und   dürfte  einen  Zusammenhang 


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23 

nur  mit  den  beim  Concil  gepflogenen  Verhandlungen  über  Aus- 
rottung der  Ketzerei  haben^  Die  Urkunde  über  die  Stiftung 
des  Draehenordens  (Nr.  XC)  von  1408  scheint  mit  der  Er- 
theilung  dieses  Ordens  an  Bertoldo  Orsini,  den  Grafen  von 
Sovana  (Nr.  LXXXII)  in  Verbindung  zu  stehen.  Zwei  Ur- 
kunden stammen  aus  dem  Jahre  1412,  von  denen  die  eine,  die 
Abschaffung  der  Reichsvicariatsrechte  namentlich  in  Savoyen 
betreffend  (Nr.  LXXVII),  mit  der  Erhebung  Amedeos  von 
Savoyen  zum  Herzog,  an  welche  sich  1417  eine  vielfaltige 
Correspondenz  knüpfte,  und  die  andere,  die  Aussöhnung  mit 
König  Wenzel  betreffend  (Nr.  LXXXI),  mit  den  im  Concil 
hervorgetretenen  Tendenzen,  dem  böhmischen  König  den  Pro- 
zess  zu  machen,  Connex  haben  dürfte.  Aus  dem  Jahre  1413 
hegen  vier  Urkunden  vor  (Nr.  LXXVIII,  LXXIX,  LXXX, 
XCI),  zwei  datirt,  zwei  zwar  undatirt,  aber  in  Udine  aus- 
gestellt, wo  Sigismund  nur  1413  sich  aufhielt.  Sie  stehen  mit 
den  andern  auf  Friaul  bezüglichen  aus  dem  Jahre  1417 
(Nr.  XXIV,  LXVII),  respective  mit  der  Wahl  liudwigs  von 
Teck  zum  Patriarchen  von  Aquileja  in  Berührung.    Dem  Jahre 

1415  gehören  drei  Briefe  an,  die  Regalienertheilung  an  Bischof 
Theobald  von  Be8an9on  (Nr.  XII),  der  bekannte  Unterwerfungs- 
brief des  Papstes  Johann  XXIII.  an  Sigismund  aus  Kadolfszell 
(Nr.  XXXVII)  und  die  zwar  undatirte,  aber  sicher  nur  in 
diesem  Jahre  ertheilte  Vollmacht  König  Wenzels  an  Sigismund, 
beim  Concil  für  die  Union  in  seinem  Namen  zu  wirken 
(Nr.  XXXVIII),  durch  welche  die  Angaben  Palacky's,  Gesch. 
Böhmens  III,  1,  p.  358  über  das  Verhältniss  der  beiden  Brüder 
beim  Beginn  des  Concils  richtig  gestellt  werden.  Es  ist  nicht 
schwer,  in  den  Vorgängen  des  Jahres  1417  auch  für  diese 
Actenstücke  die  Berührungspunkte  zu  finden.    Aus  dem  Jahre 

1416  enthält  der  Haupttheil  nicht  eine  einzige  Urkunde,  wohl 
aber  sind  alle  Stücke  aus  dem  letzten  Appendix  ausschliesslich 
aus  diesem  Jahre.  —  So  viel  von  den  datirten  Urkunden.  Bei 
den  undatirten  Urkunden  lässt  sich  nur  bei  einer  verhältniss- 
mässig  geringen  Anzahl  mit  einiger  Sicherheit  das  Jahr  der 
Ausstellung  combiniren,  aber  sowohl  in  diesen  wie  in  den  rück- 
sichtlich  der  Zeit  gar  keinen  festen  Anhaltspunkt  bietenden 
Stücken  findet  sich  wenigstens  kein  Umstand,  der  darauf  hin- 
deutete, dass  irgend  eine  Urkunde  in  eine  andere  Zeit  als  in 
das  Jahr  1417  zu  setzen  wäre.  —  Daraus  ergibt  sich  nun  klar. 


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24 

dass  unsere  Handschrift  aus  drei  Theilen  besteht,  aus  einem 
Eanzleibuch  König  ^gismunds  aus.  dem  Jahre  1417,  aus  einem 
Appendix  vom  Jahre  1416,  zwischen  welchen  sich  einige  Ur- 
kunden aus  späteren  Jahren  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  finden. 

Bei  dieser  Concentration  der  Sammlung  im  Wesentlichen 
auf  ein  Jahr,  und  überdies  auf  ein  so  wichtiges  Jahr  in  der 
Regierungsepoche  Sigismunds  würde  ihr  Werth  sehr  beträcht- 
lich sein,  wenn  sie  ein  vollständiges  Abbild  der  Geschäfts- 
thätigkeit  der  kaiserlichen  Kanzlei  in  diesem  Zeitraum  dar- 
böte. Aber  einmal  ist  das,  was  vorliegt,  nur  ein  zu  formalen 
Zwecken  gemachter  Auszug  aus  den  eigentlichen  und  amtlichen 
Kanzleibüchern,  und  zweitens  ist,  abgesehen  von  diesem  Zweck, 
weder  ein  systematischer,  von  den  Gegenständen  oder  Em- 
pfangern hergeleiteter  Gesichtspunkt,  noch  ein  chronologischer 
Faden  in  der  Anordnung  der  Schriftstücke  zu  erkennen.  Auf 
der  anderen  Seite  aber  birgt  die  Sammlung  doch  trotz  der 
durch  ihren  Charakter  als  Abschrift  bedingten  Einschränkungen 
einen  nicht  gar  zu  gering  anzuschlagenden  Gewinn.  So  reich- 
lich auch  die  Quellen  für  diesen  Zeitabschnitt  fiiessen,  insofern 
zu  der  erregteren  spontanen  Schriftstellerei  noch  die  Concil- 
relationen  treten,  so  sehr  wird  dennoch  immer  noch  ein  Mangel 
an  den  urkundlichen  Beweisstücken  empfunden.  Es  macht 
doch  einen  wesentlichen  Unterschied,  ob  wir  von  den  Ver- 
handlungen zwischen  dem  römischen  Könige  und  den  Cardi- 
nal en  über  die  Assecuration  des  Concils  vor  der  Papstwahl 
nur  durch  Pulka*s  Referat  an  die  Wiener  Universität  Kenntniss 
erhalten,  oder  ob  uns  die  Entwürfe  selbst  vorliegen,  um  die 
man  discutirte  und  feilschte.  Und  so  in  vielen  anderen  Be- 
ziehungen. Dann  aber  liegt  es  in  der  Natur  des  Concils,  als 
Forum  der  grossen  kirchenpolitischen  Interessen,  dass  dadurch 
geringere  und  rein  politische  Angelegenheiten,  von  denen 
manche  die  kaum  beachteten  Anfilnge  erheblicher  Erscheinungen 
der  folgenden  Zeit  sind,  in  den  Hintergrund  gedrängt  und  von 
dem  Antheil  der  Berichterstatter  ausgeschlossen  werden.  Gerade 
in  dieser  Richtung  wird  die  vorliegende  Sammlung  Ergänzungen 
und  Erläuterungen  des  bereits  bekannten  Materials  bieten,  und 
unter  diesen  Gesichtspunkten  ist  die  VeröflFentlichung  unter- 
nommen worden. 

Gegenüber  der  ganz  unsystematischen  Reihenfolge  der 
Briefschaften    schien    ein    blosser    Abdruck,    wenn    auch    mit 


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erläuternden  Bemerkungen,  sich  nicht  zu  empfehlen.  Einen 
Ueberblick  über  die  Reihenfolge  der  Stücke  in  der  Handschrift 
gibt  ja  das  vorangestellte  Verzeichniss.  Eine  chronologische 
Anordnung  Hess  sich,  da  nur  71  Nummern  datirt  und  69  der 
bestimmten  Datumsangabe  entbehren,  nicht  wählen,  zumal  über- 
dies noch  ein  Theil  der  datirten  Urkunden  auszuschliessen 
war.  Von  den  140  Schreiben,  welche  die  Handschrift  enthält, 
haben  wir  im  Ganzen  73  Stücke  ausgeschieden,  und  zwar  als 
schon  gedruckt  14  Stück,  die  Nummern  XXII,  XXIII,  XXXVH, 
LXXIV,  LXXV,  LXXXI,  XC,  XCV,  XCIX,  C,  CVI,  CXXX, 
CXXXI,  CXXXII;  ferner  als  formelhaft  13  Stück,  die  Nummern 
V,  VI,  VIII,  IX,  X,  XIII,  XVI,  XX,  XXX,  XXXII,  LVI, 
LVIII,  CXXVIH;  dann  inhaltsleere  Stilübungen  der  Kanzlei- 
beamten 7  Stück,  die  Nummern  XL,  L,  LI,  LVII,  CVIII, 
CXXV,  CXXVI,  und  endlich  solche  Urkunden,  die  nicht 
wichtig  genug  erschienen,  um  ihrem  ganzen  Wortlaute  nach 
mitgetheilt  zu  werden,  und  deren  Inhalt  bereits  durch  die 
Regesten  hinreichend  gekennzeichnet  ist,  39  Stück,  die  Nummern 
II,  III,  XII,  XV,  XVUI,  XIX,  XXI,  XXVI,  XXVII,  XXXVI, 
XLIV,  XLVIII,  LH,  LIII,  LIV,  LXI,  LXII,  LXIV,  LXVI, 
LXXXII,  LXXXIII,  LXXXIX,  XCIII,  XCVIII,  CI,  CII,  CIV, 
CVII,   CIX,   CXIV,   CXV,   CXVI,   CXIX,  CXXII,  CXXIII, 

cxxiv,  cxxvii,  cxxix,  cxxxni. 

Den  Rest  von  67  Urkunden  zerlegte  ich  in  Gruppen  nach 
Massgabe  der  Gegenstände,  auf  welche  sie  sich  beziehen,  und 
stellte 

in  die  Gruppe  A:  die  direct  das  Concil  betreffenden  Schreiben, 
„     „  „        B:  die  das  Reich  angehenden  Stücke,  . 

„     „  „        C:  die  nach  Savoyen  gerichteten, 

„  .  ^  „       D:  die  Friaul  und  Italien  betreffenden, 

„     „  „        E:  die  auf  die  Vermittelung  zwischen  England 

und  Frankreich  bezüglichen, 
„     „  „        F:  die  Ungarn, 

„     „  „        G:  die  Polen  betreffenden  Stücke, 

„     „  „        H:  als  Anhang   die   nicht   von  Sigismund    aus- 

gehenden oder  an  ihn  gerichteten  Schreiben. 

Innerhalb  der  einzelnen  Gruppen,  denen  auf  das  Noth- 
wendigste  beschränkte  Erläuterungen  vorangestellt  sind,  ist,  wo 
irgend   möglich,    die   chronologische  Reihenfolge  durchgeführt. 


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26 

Behufs    Erleichterung    des    Citirens    ist    den    Urkunden    eine 
durchlaufende  Nummerirung  gegeben. 

A.  Das  Concil. 

Schon  wegen  ihrer  unmittelbaren  Beziehung  auf  das  Concil 
selbst  dürften  die  unter  dieser  Rubrik  vereinigten  Stücke  neben 
den  englisch-französischen  als  die  bedeutendsten  der  Sammlung 
angesehen  werden.  Namentlich  wird  gerade  diejenige  Phase 
durch  sie  einigermassen  aufgehellt,  die  einen  der  wichtigsten 
Wendepunkte  im  Verlauf  der  Versammlung  einschloss.  Der 
ganze  Ausgang  des  Concils  und  namentlich  die  glückliche 
Lösung  der  Papstwahlfrage  beruht  auf  dem  am  12.  Juli  1417 
zwischen  dem  römischen  Könige  und  dem  CardinalcoUegium 
geschlossenen  Compromiss.  Allerdings  war  der  Wortlaut  des- 
selben schon  durch  den  Bericht  an  die  Kölner  Universität  be- 
kannt; '  aber  einmal  nur  in  der  Reversalform  der  Cardinäle, 
dann  ohne  Datum,  und  wie  die  Ueberschrift  an  dem  citirten 
Orte  lautet,  ,sine  titulo'.  Hier  haben  wir  (Nr.  XXXI  [7])  die 
Urkunde  des  Königs  mit  den  Namen  der  paciscirenden  Car- 
dinäle  und  der  Bürgschaft  leistenden  Würdenträger.  Die  kleinen 
Abweichungen  im  eigentlichen  Text  haben  keine  sachliche  Be- 
deutung. Aber  bekanntlich  erzählt  Peter  de  Pulka  in  seinem 
Schreiben  an  die  Wiener  Universität  vom  20.  Juli  1417,  ^  was 
für  ein  Schmerzenskind  und  was  für  eine  Schwergeburt  dieser 
Compromiss  war.  Die  Bedingung  zu  seinem  Abschluss  war 
der  am  11.  Juli  1417  an  den  Kirchen thüren  und  Strassenecken 
von  Constanz  angeheftete  Securitätsbrief,  dessen  Wortlaut,  so 
viel  ich  weiss,  durch  unsere  Handschrift  bisher  allein  uns 
übermittelt  wird  (Nr.  XXXIX  [6]),  und  zwar  mit  dem  Datum 
(9.  Juli)  und  den  verbürgenden  Persönlichkeiten.  Auffällig 'ist 
nur,  dass  Pulka  angibt,  die  Discussion  über  den  Securitätsbrief 
habe  sich  vorwiegend  um  die  Worte  ,salvis  decretis  concilii^ 
gedreht,  und  diese  seien  dann  in  dem  endgiltigen  Text  weg- 
gelassen worden,  während  doch  unsere  Urkunde,  wenn  schon 
nicht    eben    diese    Worte    —    diese    waren    in    dem    früheren 


^  Bei  Martene  Thesaurus  U,  1678. 

2  Ed.  Firnhaber  im   Archiv   für  Kunde   österreichischer  Geschichtequellen 
Bd,  XV,  p.  54  f, 


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27 

Entwürfe  auch  nicht  gebraucht  —  doch  eine  den  Sinn  analog 
wiedei^bende  Phrase  hat :  ,per  preznissa  .  .  .  non  intendimus 
sicut  nee  debemus  decretis  statutis  seu  ordinacionibus  hujus 
sacri  concilii  factis  vel  fi^ndis  in  aliquo  derogare,  sed  ea 
omnia  .  .  .  pro  viribus  defensare^  Man  würde  dadurch  zu  dem 
Schluss  gefuhrt  werden,  dass  auch  die  Urkunde  vom  9.  Juli 
noch  nicht  die  zwei  Tage  darauf  angeheftete  sei,  obgleich  die 
Wahrscheinlichkeit  wenig  für  diese  Vermuthung  spricht  Nament* 
lieh,  meine  ich,  würde  der  Verfertiger  oder  Abschreiber  unsemr 
Handschrift,  der  über  die  beiden  ersten  Entwürfe  (Nr.  XXXIII 
[4]  und  XXXIV  [5])  das  charakteristische  ,8ed  nondum  transivit' 
gesetzt  hat,  sicherlich  nicht  verfehlt  haben,  zu  der  Ueber- 
schrift  ,A8securacio  data'  etc.  den  Beisatz  zu  machen,  wenn 
auch  diese  nur  ein  Entwurf  geblieben  wäre.  Ist  Pulka  gut 
unterrichtet,  und  hat  man  in  der  That  nur  um  das  ,Balvis  de- 
cretis concilii'  gestritten,  dann  würde  gegen  den  zweiten  Ent- 
wurf (Nr.  XXXIV  [5])  diese  Einwondung  nicht  gemacht  worden 
sein,  denn  dieser  hat  in  der  That  weder  die  beanständeten 
Worte  noch  eine  sinngemässe  Wendung.  Und  dennoch  steht 
über  demselben  ,sed  nondum  transivit'.  Aber  dieser  Entwurf 
hat  überhaupt  einen  von  den  beiden  anderen  Urkunden  wesent- 
lich abweichenden  Charakter,  insofern  er  nicht  insgemein  den 
Theilnehmern  des  Concils  ein  freies  Geleit  ertheilt,  sondern 
sich  nur  auf  die  Gesandtschaft  der  Königin  Johanna  von  Neapel 
bezieht,  und  ausdrücklich  die  Bemerkung  an  der  Spitze  trägt, 
dass  er  eigentlich  überflüssig  wäre,  denn  allen  das  Concil  Be- 
suchenden oder  an  den  König  Werbenden  sei  ein  für  alle  Mal, 
so  lange  die  Versammlung  andauert,  freies  Geleit  und  Sicher- 
heit verbürgt.  Dies  war  in  der  That  nach  Pulka  die  Argu- 
mentation des  Königs,  die  er  der  Zumuthung  einer  erneuten 
Securitätsertheilung  entgegenhielt.  Nach  diesem  Gewährsmann 
war  der  ganze  Zwist  von  den  Franzosen  und  Italienern  zu 
Gunsten  der  neu  eintretenden  Spanier,  besonders  der  Castilier, 
angeregt  worden.  Um  aber  den  oppositionellen  Nationen  die 
Vorwände  zu  nehmen,  reichte  Sigismund  den  Cardinälen  einen 
Securitätsbrief  ,in  plenissima  forma'  ein.  Wir  dürfen  wohl  an- 
nehmen, dass  das,  was  unsere  Handschrift  (Nr.  XXXIII  [4]) 
bietet  und  mit  ,litera  salviconductus  in  pleniori  forma'  bezeichnet 
—  in  der  That  ausfuhrlicher  als  die  Urkunde  vom  9.  Juli  — 
eben  dieses  weitgehende  Angebot  des  Königs  enthält.    Dagegen 


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28 

sollen  nun  nach  Pulka  die  Cardinäle  den  Einwand  erhoben 
haben  wegen  des  jSalvis  decretis  concilii'.  Man  versteht  nun 
aber  nicht;  was  die  Cardinäle,  vorausgesetzt  sie  wären  so  eines 
Sinnes  gewesen,  wie  es  dort  dargestellt  ist,  veranlasst  haben 
mochte,  an  einer  Clause!  Anstoss  zu  nehmen,  die  eigentlich 
gar  nicht  zu  umgehen  war.  Auch  die  Annahme  eines  tief- 
gehenden Bewusstseins,  dass  sie  mit  dem  Concil  in  unlösliche 
und  daher  für  ihre  Sicherheit  bedrohliche  Widersprüche  ge- 
langen könnten,  dass  somit  der  König  in  die  Lage  gebracht 
werden  könnte,  das  Collegium  wider  das  Concil  selbst  in  Schutz 
nehmen  zu  müssen,  erscheint  doch  nicht  als  ausreichend,  denn 
da  der  Securitätsbrief  doch  in  erster  Reihe  dem  Concil  selbst 
galt,  wäre  die  Verschweigung  seiner  natürlichen  Prärogative 
denn  doch  mehr  als  sonderbar.  Aber  wenn  man  erwägt,  wie 
summarisch  Pulka*s  Bericht  ist,  und  wie  es  ihm  gerade  in 
diesem  Falle  mehr  darauf  ankommt,  die  Thatsache  des  Streits 
als  dessen  Gründe  zu  constatiren,  so  darf  man  wohl  folgern, 
dass  der  von  ihm  mitgetheilte  Einwand  nicht  der  einzige,  nicht 
von  Allen  erhobene  und  vielleicht  auch  nicht  einmal  der 
wichtigste  gewesen  ist.  Es  liegt  nahe  zu  glauben,  dass  einzelne 
Stimmen  sich  dafür  erhoben  haben  werden,  nur  dem  eigent- 
lichen Bedürfniss,  das  ist  für  die  neu  hinzukommenden  Gesandt- 
schaften, der  Castilier,  Arragonier  und  Neapolitaner,  entgegen- 
zukommen, dagegen  die  allgemeine  Unterlage,  auf  welcher  der 
bisherige  Sicherheitsstand  des  Concils  beruhte,  nicht  durch 
eine  Erneuerung  zu  erschüttern.  Es  mag  die  Besorgniss  wach 
geworden  sein,  dass  eine  derartige  neue  Verleihung  in  Ver- 
bindung mit  dem  Eintritt  so  vieler  neuer  Elemente,  ja  einer 
ganzen  neuen  Nation  dem  Wesen  der  Continuität  Eintrag  thun 
und  die  bisherige  Thätigkeit  des  Concils  in  eine  Sphäre 
geringerer  Geltung  herabziehen  könnte.  Solchen  Erwägungen, 
die  jedenfalls  ebenso  wenig  allgemein  getheilt  wurden,  kam 
nun,  wie  ich  glaube,  die  uns  in  Nr.  XXXIV  [5]  vorliegende 
Form  entgegen,  die,  wie  schon  die  Ueberschrift  erweist,  nur 
als  ein  Typus  der  Briefe,  die  für  die  übrigen  neuen  Ankömm- 
linge ertheilt  wurden,  anzusehen  ist.  Sie  genügte  nicht,  und 
es  wäre  nicht  schwer,  die  Ablehnungsgründe  der  Opposition 
ebensowohl  als  der  neuen  Gesandtschaften  aufzuzählen,  und  so 
griff  man  wieder  zu  der  ursprünglichen,  von  Sigismund  unter- 
breiteten Form  zurück,  die  nur  knapper  und  concreter  gefasst, 


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29 

and  in  welcher  der  Prärogative  des  Concils  nur  in  einer  blassen 
Formel  gedacht  wurde. 

Ausser  dieser  um  den  Compromiss  und  den  bedingenden 
Geleitsbrief  sich  drehenden  .Gruppe  von  Urkunden  gibt  unsere 
Handschrift  aus  den  Frühlingsmonaten  des  Jahres  1417  einige 
Gorrespondenzen  mit  den  spanischen  HöfeU;  deren  Stimmung 
eben  damals  besonders  gepflegt  werden  musste  (Nr.  XLI  [2], 
XLU  [3]);  sowie  aus  dem  Sommer  einen  sehr  merkwürdigen 
Brief  an  Giovanni  da  Vico  (Nr.  LXXII  [8]),  welcher  zeigt, 
welche  Besorgnisse  mitten  in  die  Kämpfe  über  die  sogenannte 
Prioritätsfrage  hineinspielten,  und  dass  diejenigen,  welche  vor 
Allem  auf  die  Papstwahl  drangen,  ein  Mass  von  Recht  aus 
der  Haltung  Benedicts  XIII.  ableiten  konnten.  An  die  Spitze 
der  Gruppe  setzen  wir  eine  jedenfalls  in  den  ersten  Anfängen 
des  Concils  von  König  Wenzel  von  Böhmen  an  seinen  Bruder 
ertheilte  Vollmacht,  deren  Sprache  angesichts  der  wirklichen 
Lage  eine  eigenthümliche  Ironie  an  sich  trägt. 


1.  (XXX Vm.)  (1415?) 

Rex  Bohemie  dedit  omnimodam  potestatem  tractandi  in  concilio 

Constanciensi  pro  unione  fienda  regi  Romanorum  cum  quibus- 

cumque  personis  cujuscunque  Status  existant. 

Serenissime  princeps,  frater  charissime!  Ab  eo  tempore 
quo  nos  licet  immeritos  omnipotens  Deus  orbis  voluit  preesse 
regimini,  ad  hoc  frequenter  nostra  suspiravit  intencio  et  inerat 
nobis  cura  potissima,  ut  ad  tollendas  in  ecclesia  Dei  dampnosas 
divisionum  scissuras  et  reprimendos  atque  confutandos  schisma- 
ticorum  errores  totis  insistere  conatibus  debeamus,  sed  ecce 
agendorum  pregrandium  improvisa  varietas  guerrarum  et  sedi- 
cionum  continuata  disturbia  que  de  innata  nobis  mansuetudine 
semper  odivimus,  dummodo  pacifice  regnare  possemus,  non 
solum  nostro  aditum  precluserunt  itineri  verum  eciam  vim 
facere  compulerunt  nostre  proprio  voluntati.  Itaque  serenissime 
princeps,  precharissime  frater,  ad  hoc  ut  schismaticorum  hujus- 
modi  et  hostium  ecclesie  deprimatur  improbitas  confundatur 
rebellis  infamia  et  ad  laudem  omnipotentis  Dei  ecclesia  ipsa 
multis,  ut  premittitur,  injuriis  et  opprobriis  lacessita  ad  pristinam 
redeat    unitatem    ob    frateme    dileccionis    zelum    ex    fervore 


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charitatis  intrinsece  procedentem,  cumque  nos  ad  invicem  alti 
sanguinis  junxerit  idemptitas^  cum  eciam  pro  eo^  quod  orthodoxe 
fidei  cultum  ecciesie  Romane  sancte  honorem  imperii  sacri 
profectum  et  pacem  simul  ac  tranquillitatem  una  nobiscum 
parili  et  concordi  voto  vos  zelare  conspicimus,  animo  deliberato 
sano  principum  ecclesiasticorum  secularium  comitum  baronum 
procerum  nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium  prooedente  con- 
silio  de  plenitudine  Romanorum  et  Bohemie  regio  potestatis 
et  de  certa  nostra  sciencia  vobis  dedimus  concessimns  et  dona- 
vimus  damus  concedimus  et  donamus  virtute  presencium  in  vos 
transferimus  pienam  expressam  et  omnimodam  auctoritatem  et 
potestatem  de  et  super  unione  sacro-sancte  Romane  ecciesie 
cum  quibuscunque  personis  cujuscunque  eciam  dignitatis 
preheminencie  Status  et  honoris  existant  tractandi  agendi  con- 
cludendi  disponendi  et  finiendi^  prout  opus  fuerit  et  vobis  vide- 
tur  expedire,  nee  non  omnia  alia  et  singula  agendi  disponendi 
tractandi  concludendi  et  finiendi  que  in  premissis  fiierint 
necessaria  seu  quomodolibet  opportuna,  eciamsi  mandatum 
exigant  speciale,  ratum  gratum  atque  firmum  habentes  et  habere 
volentes  quicquid  per  vos  fratrem  nostrum  charissimum  in 
premissis  actum  factum  gestum  fuerit  et  conclusum,  supplentes 
nihilominus  omnem  defectum,  si  quis  in  presenti  nostro  pro- 
curatorio  seu  mandato  compertus  fuerit,  de  plenitudine  ejusdem 
nostre  regio  majestatis,  presencium  etc.  cum  majestate  etc. 


2.  (XLI.)  Constanz,  4.  Mai  (1417). 

Sigismund    dankt    dem    Könige    Alfons    von    Arragonien    und 
Sicilien  für  seinen  Eifer  für  das  Concil. 

Serenissimo  principi  Alfonso  dei  gracia  Arragonie  et 
Sicilie  regi  etc.  fratri  nostro  charissimo  Sigismundus  eadem 
gracia  etc.  salutem  et  boni  operis  ac  vitefere  diligencie  et 
sollicitudinis  cum  Corona  et  fructu  perseverancie  assecucionem. 
Serenissime  princeps  ac  frater  noster  charissime !  Fraternitatis 
vestre  vota  preclara  sie  claris  evidencium  operum  clarent. 
effectibus  quibus  sub  regio  titulo  regi  regum  et  sponse  sue 
sancte  militanti  ecciesie  tamquam  fidelis  et  prudens  duliam 
exhibetisplacituram  sicque  defulgenti  fame  vestre  fulgore  in  domo 
domini  Sabaoth  tanquam  lucerna   claritatis  lumine  corruscans 


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31 

prefulgetis;  quod  ad  decantandum  novam  alÜBsimo  canticum 
qui  ad  sue  exaltacionem  et  ereccionem  sancte  matris  et  uni- 
versalis ecclesie  in  nobis  magnifica  Operator;  gloriosa  enim  de 
Yobis  dicta  sunt;  vos  siquidem  quem  dominaneium  dominus 
multis  decoravit  titulis  inter  ceteros  regio  dignitatis  participes 
singularem  non  indigne  preconiis  humanis  extollens  non  solum 
paterne  hereditatis  sed  et  laudabilis  propositi  et  execueionis 
negociorum  unionis  ecclesie  sancte  Dei  successorem  et  secta- 
torem  a  cunctis  audientibus  predicari  singulariter  promeruistis 
et  juvari  devotis  et  piis  christicolarum  intercessionibus  apud 
bonorum  omnium  largitorem,  ut  ipse  qui  hujusmodi  vota  sua 
benignius  vobis  inspiravit,  pius  et  misericors  prosequatur  eciam 
adjnvando,  quatenus  sie  bene  ceptis  inhereatis  sie  insistatis, 
quod  idem  vos  post  decursa  feliciter  presentis  vite  curricula 
mnltiplicatis  intercessoribus  in  dilecta  sua  tabemacula  intro- 
dncat.  Cesserunt  nobis  profecto  ad  gaudii  et  exaltacionis 
mnlte  materiam  ea  quo  nobilis  et  spectabilis  Reymundus 
Xeemar  (sie !)  *  miles  ambasciator  et  orator  vester  ad  saorum 
Constanciense  concilium  destinatus  vestri  zelator  honoris  ad 
yestri  exaltacionem  nominis  et  magnitudinis  vestre  laudem  nobis 
ad  partem  reservavit  illaque  facunde  recensuit  et  fecunde  ac 
prudenter  recitavit  celsitudinem  vestram  regiam  ad  instar  vestri 
progenitoris  beate  remiuiscencie  devocionem  sinceram  et  in- 
tencionem  puram  et  inalterabilem  erga  Deum  et  unionem  sancte 
matris  et  universalis  ecclesie  incessanter  habuisse  hactenus  et 
constanter  habere  volle  indefesso  proposito  in  futurum  quodque 
intentis  studiis  ecclesie  sancte  matris  nostre  et  totius  christiani- 
tatis  conunoda  et  prosperitatem  nee  non  exterminium  et  impugna- 
cionem  infidelium  crucis  vivifice  et  nominis  Christiani  emulorum 
prosequi  votive  desideratis.  Oblacionem  itaque  circa  premissa 
exhibitam  eo  chariori  suscepimus  affectu,  quo  offerentis  libe- 
ralitatem  uberiorem  experimur,  circa  quidem  vestrum  laudabile 
propositum  vestram  regiam  prudenciam  dignis  in  domino  lau- 
dibus  extoUentes  dignetur  idem  ipse,  in  cujus  manu  regum 
corda  consistunt  et  ubi  voluerit  ea  pro  beneplacito  sue  volun- 
tatis  inclinat,  serenitatem  vestram  regiam  in  hoc  ardore  fidei 
in    hac    devocione    mentis    in    hoc    integre    sinceritatis    studio 


1  Für  Xatmar.  VgL  Harduin  Act.  con.  Vill,  621,  auch  Xantinar  oder  Zatmar 
das.  626  oder  Ajimar  867. 


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32 

perseveranter  conservans  virtutibus  vestris  semper  adjiciet  et 
successivis  adaugebit  incrementis,  ut  optamus  etc.  Datum  Con- 
stancie  quarto  die  Maji  etc.  etc. 


3.  (XLII.)  Constanz,  4.  Mai,  (1417). 

Sigismund  dankt  den  Käthen  der  Könige  von  Arragonien  und 
Castilien  für  ihren  Eifer  für  das  Concil. 

Sigismundus  etc.  Magnifice  ^  nobilis  sincere  dilecte ! 
Nnper  allatas  nobis  tue  sinceritatis  literas  solita  recepimus 
benignitate  et  tenore  ipsarum  inspecto  hilariter  intelleximus 
continencias  earundem,  considerantes  profecto  ab  olim  virtutum 
eminenciam  quibus  per^onam  tuam  pre  tuis  participibus  largitor 
bonorum  omnium  affluenter  insignivit  et  fructus  laudabiles  quos 
in  prosecucione  et  direccione  negociorum  unionis  sancte  matris 
et  universalis  ecclesie  utique  cunctis  qui  Christiano  censentur 
nomine  necessarie  produxere  tui  labores  et  studia  frequenti 
meditacione  pensantes  sie  illa  precordiis  nostris  impressimus  sie 
ea  consignata  semper  habuimus  in  memorie  archivo,  quod  conti- 
nuatis  ad  te  imo  auctis  continue  charitatis  affectibus  firmiter  tenui- 
mus  et  tenemuB,  ut  qui  te  ab  exordio  negociorum  unionis  eccle-  ^ 
siastice  reddidisti  multipliciter  approbatum,  sie  ipsa  salutifere 
dirigendo  quod  eidem  ecclesie  sancte  Dei  ac  toti  christianitati 
per  utilia  opera  et  laudabilia  exempla  proficeres  et  prodesses 
et  quo  magis  peculiarem  ipsius  agrum  excoleres,  eo  graciores 
sibi  manipulos  fructuose  messis  afferres,  apud  Deum  futurus 
exinde  gracior  majora  tibi  premia  comparares  et  apud  homines 
majores  laudis  titulos   habiturus    eoque   pateret   lacius   tuorum 


1  Die  Adressen,  an  welche  dieses  Schreiben  augenscheinlich  in  doppelter 
Ausfertigung  erging,  sind  unten  angegeben.  Der  Rath  des  Königs  von 
Arragonien,  der  Berengarius  de  Baydaxinio  ist  Ber.  de  Bradoxino,  vgl. 
Harduin,  Act.  Con.  VIII,  603,  wo  auch  die  Lesarten  Bardoxino  und  gar 
Prexda  aus  den  Handschriften  angeführt  werden.  —  Was  den  Rath  des 
Königa  von  Castilien  betrifft,  so  findet  man  in  der  castilischen  Gesandt- 
schaft zwei  des  Namens  Didacus;  der  eine  war  episcopus  Conchensis 
und  war  zwar  consiliarius,  aber  ist  hier  offenbar  nicht  gemeint;  der 
andere  ist  Didacus  Fernandi  de  Valle  Oleti  decretorum  doctor  ecclesie 
Palentine  decanus.  Was  soll  aber  der  hier  vorkommende  Zusatz  de 
Quenonis  bedeuten?  Auch  ist  hier  keine  Andeutung,  dass  der  Adressat 
ein  Geistlicher  sei.    Vgl.  Harduin,  A.  c.  VIU,  828. 


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33 

claritas  meritorum.  Licet  autem  nos  ad  hujusmodi  instigacionem 
induxerit  Bingularis  dileccionis  quam  ad  te  gerimus  prerogativa^ 
licet  ad  id  ecclesiastice  unionis  et  felicis  consumacionis  pleni- 
tudo  ac  christianitatis  commoda  invitaverint,  supervacuumque 
videatur  te  exhortationibus  instigari,  cum  ex  innata  tibi  clari- 
tate  virtutum  nullis  eciam  incitamentis  exterioribus  pulsatus 
ad  ea  que  hujusmodi  negociorum  altissimo  largiente  jam  ad 
finem  prosperum  vergencium  apta  sunt,  sectando  et  que  inimica 
respuendo  tua  probata  prudencia  perturbare  tam  salutaria  ne- 
gocia  molientibus  ex  adverso  ostendens  opponeres  te  murum 
firmum  et  taudabile  principium  laudabiliori  continuacione  et 
boni  operis  per^everancia,  felicissimum  producis  et  promoves 
coDsumacionis  desiderate  et  integritatis  ad  effectum.  Ceterum 
ad  tue  sinceritatis  personam  concepte  dileccionis  constanciam 
continuantes  volumus,  ut  in  tuis  et  tuorum  negociis  nos  jugiter 
prompta  securitaite  requiras  promptitudinem  liberalitatis  nostre 
et  favoris  revera  percepturus.  Datum  Constancie  quarto  die  Maji. 

Magnifico  et  nobili  Berengario  de  Baydaxinio  (sie!) 
juris  utriusque  doctori  Serenissimi  principis  regis  Arra- 
gonum  etc.  fratis  nostri  charissimi  consiliario  nobis  sin- 
cere  dilecto. 

Magnifico  et  nobili  Dydaco  Ferdinandi  de  Quenonis 
(sie!)  Serenissimi  principis  regis  Castelle  etc:  fratris  nostri 
charissimi  consiliario  nobis  sincere  dilecto. 


4.  (XXXni.)  (Constanz,  Juni  1417.) 

Litera  salviconductus  in  pleniori  forma,  sed  nondum  transivit. 

Sigismundus  etc.  universis  et  singulis  presentes  inspecturis 
graciam  regiam  et  omne  bonum!  Altissimo  debitum  reddere 
ac  ipsius  placacionem  invenire  posse  compertum  habemus,  si 
ea  que  sponse  sue  sacrosancte  preciosissimi  sanguinis  agni  im- 
maculati  effusione  sibi  consecrate  ecclesie  videlicet  matris  nostre 
congruis  prosequamur  favoribus  ac  studiis  veneremur  graciosis. 
Medltacione  itaque  sedula  pensantes,  quam  sincere  quam  vera- 
citer,  quamque    libere    ecclesie    predicte    negocia    potissime: 

ArebiT.  Bd.  LIX.    I.  Hüfte.  3 


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34 

Bchismatis  inveterati  eandem  pluribus  jam  lustris  satore  zizanie 
procurante  latescentis  sedacio;  unio  desideratbsima  ejusdem, 
reformacioque  ipsius  ecclesie  in  capite  ao  membriS;  et  heresum 
ac  errorum  extirpacio  procorari  traotari  fieri  et  expediri  debeant, 
quantisqae  favoribus  sunt  prosequendi  reverendiBsimi  et  vene- 
rabiles  patres  prelati  nobiles  doctores  et  alii  egregü  viri;  qui  de 
Omnibus  ferme  christianitatis  partibus  predictorum  expedien- 
dorum  causa  ad  nostram  Constanciensem  civitatem  provincie 
Moguntinensis  concilii  generalis  celebrandi  vel  Romanam  curiam 
sequendi  gracia  convenerunt  et  eciam  convenient,  quantaque 
securitate  gaudere  et  quam  plenaria  libertate  frui  d^eant; 
idcirco  ob  altissimi  honorem  fidei  orthodoxe  exaltacionem  et 
ecclesie  reformacionem  ac  augmentum  et  in  favorem  desidera- 
tissime  unionis  predicte  omnes  et  singulos  de  quibuscunque 
regnis  terris  provinciis  et  dominus  existant  et  cujusvis  Status 
condicionis  aut  preheminencie  fuerint  sive  sint,  summus  pontf- 
fax  cardinales  patriarche  archiepiscopi  episcopi  abbates  decani 
prepositi  archidiaconi  aut  dignitates  aliquas  seu  beneiicia  eccle- 
siastica  regalia  aut  secularia  obtinentes  aut  eciam  magistri  vel 
doctores  seculares  queque,  sive  sint  principes  reges  duces 
marchiones  comites  aut  eorundem  legati  seu  ambasciatores  aut 
procuratores  seu  nuncii  milites  nobiles  aut  alii  cujuscunque 
Status  homines  una  cum  familia  rebus  et  bonis  ac  generali ter 
omnes  et  singulos  qui  ad  dictum  sacrum  generale  concilium 
vel  Romanam  curiam  venerunt  et  venient,  alias  securitates  per 
nos  super  hec  datas  renovantes  approbantes  et  ampliantes  per 
presentes  in  nostris  suscepimus  et  esse  voluimus  et  de  gracia 
speciali  suscipimus  et  esse  volumus  sälvaguardia  et  proteccione 
specialis  eisdem  et  eorum  singulis  liberam  deliberandi  ac  ut 
voluerint  exponendi  et  peragendi  circa  predicta  et  ea  quomodo 
libet  tangenoia^  presertim  circa  eleccionem  futuri  summi  ponti- 
ficis  facultatem  ipsisque  et  eorum  cuilibet  generaliter  et  in- 
distincte  veram  sinceram  eis  ac  plenariam  concedentes  ex  nunc 
tenore  presencium  securitatem  tam  stände  quam  morando  eundo 
de  die  ac  nocte  per  terram  et  aquam  recedendo  et  revertendo 
a  die  dati  presentium  usque  ad  complementum  sex  mensium 
prefati  aacri  concilii  sive  finem  immediate  sequencium^  non 
obstantibus  quibuscunque  confederacionibus  pactis  conven- 
cionibus  aut  ligis  cum  quibuscunque  personis  cujusvis  prehe- 
minencie Status  aut  gradus  eciamsi  regali   prefulgeut  dignitate 


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36 

per  no6  initie  aut  factis^  eciamsi  juramento  aut  alia  quavis 
promissione  vallate  extitissent;  non  obstantibas  eciam  quibus- 
cunque  debitia  preterquam  per  predictos  aut  eorum  quemlibet 
a  tempore  congregacionis  dicti  sacri  concilii  personaliter  aut 
procoratorio  nomine  eorundem  legitime  in  Alamania  contractis 
aut  eciam  contrahendis  seu  guerria  repressaliis  inimiciciis  vel 
controversüs  inter  quecunque  regna  communitatos  terras  dominia- 
que  aut  dominos  illorum  sive  dominum^  illi  sint  communitates 
aut  alii^  per  nos  aut  contra  ortis  vel  in  futurum  orituris  motis 
vel  movendis  quas  quidem  plenariam  libertatem  et  securitatem 
iodubitatam  in  verbo  regio  firmiter  et  inviolabiliter  teuere  ac 
juramento  a  nobis  prestito  tenore  presencium  promisimua  et 
promittimus  Observare.  Universia  et  singulia  principibua  eccle- 
aiaaticis  et  aecularibus  ducibua  marchionibus  comitibua  bui^ra- 
vÜB  vice-comitibus  vicarüa  generalibus  baronibus  nobilibua 
proceribus  comitatibus  miniaterialibus  militibus  clientibua  capi- 
taneis  antiania  potestatibus  magistris  civium  advocatia  guberna- 
toribua  preaidibuB  caatellania  officialibus  judicibua  theloneariia 
boletariia  paaauum  custodibua  rectoribua  eorundem  ceterisque 
Doatria  et  aacri  imperii  subditia  et  fidelibua  dilectia  mandantea 
et  diatricte  vobis  et  veatrum  aingulia  injungendo  precipientes, 
quatenua  omnea  et  ainguloa  supradictos,  dum  et  quociena  ad 
Yoa  et  veatrum  aliquoa  pervenerint^  ob  Dei  omnipotentia  reve- 
renciam  eccleaie  honorem  ac  nostre  contomplacionia  intuitum 
recommiaaos  auacipere  favorabiliter  tractare  et  in  hiis  que 
securitatem  persone  aut  personarum  et  bonorum  ac  itinerum 
suorum  concernunt,  promotivam  et  gratuitam  ostendere  velitis 
voluntatem^  nee  non  ipaos  et  eorum  quemlibet  cum  familia 
equia  valiaüa  mulia  armis  ameaiia  jocalibus  libria  sarcinia  auro 
argento  et  rebua  suis  univeraia  per  quoacunque  pasaua  portus 
pontea  terrae  dominia  diatrictua  juriadiccionea  tenutaa  civitatea 
caatra  caatella  oppida  villaa  et  quelibet  alia  loca  vestra  tarn 
per  aquaa  quam  per  terram  omni  impedimento  remoto  in  eundo 
moram  trahendo  et  redeundo  die  ac  nocte  transire  stare  morari 
et  redire  libere  permittatia  eiaque  et  eorum  cuilibet,  dum  fueritis 
requisiti;  de  aecuro  et  aalvo  velitis  et  debeatis  providere  con- 
ductu;  confederatoa  eciam  amicoa  et  benevoloa  noatre  maje- 
statia  et  generaliter  omnea  totiua  chriatianitatis  reges  de  pre- 
dictorum  et  eorum  singulorum  adimplecione  affectuoae  rogantea, 
sicut  summo  omnium   creatori   et  matri   nostre   ecclesie   cujus 

3* 


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36 

integracionem  et  unionem  prosequi  et  appetere  una  nobiscum 
tenentur  ac  nostre  celsitudini  singulariter  volueriiit  complacere. 
Quicunqae  autem  subditus  nostram  presentem  salvamguardiam 
et  proteccionem  specialem  libertatem  tutelam  securitatem  aut 
salvum  conductum  aliquatenus  impediverit  violaverit  aut  quan- 
tum  in  eo  fiiit;  non  observaverit;  cujuscunque  dignitatis  Status 
preheminencie  aut  condicionis  existat  omni  cessante  privilegio 
eo  ipso  penam  crimen  lese  majestatis  in  nostram  personam 
committencium  ac  sententiam  imperialis  banni  incurrat,  pet^ 
petuo  sit  infamis  nee  ei  unquam  porte  pateant  dignitatis  nee 
ad  aliquod  officium  publicum  admittatur,  quinimo  omnibus 
feodis  et  aliis  bonis  que  a  Romano  tenet  imperio  sit  ipso  jure 
privatus;  civitas  aut  universitas  quelibet;  nisi  consules  et 
rectores  predicta  observaverint  aut  si  contravenerint^  eo  ipso 
banno  imperiali  subjaceat  et  omnibus  privilegiis  graciis  et 
libertatibus  imperialibus  sive  regalibus  sit  penitus  destituta 
penis  gravioribus  quantum  facti  poposcit  qualitas  nihilominus 
subjacendo ;  insuper  volumus '  ordinamus  et  mandamus  pro 
exemplari  presencium  sub  signeto  alterius  notariorum  nacionis 
illius  qui  dictimi  salvum  conductum  petet,  tanta  fides  adhibeatur 
sicut  originali.  Per  presentem  tamen  securitatem  proteccionem 
sive  salvum  conductum  non  intendimus  sicut  nee  vellemus  aut 
debemus  constitucioni  sacri  concilii  de  licencia  recedencium 
loquenti  aliquatenus  derogare.  Presencium  sub  nostre  majestatis 
sigilli  etc.  etc. 


5.  (XXXIV.)  Constanz,  12.  Juni  1417. 

Alia  forma  salviconductus  in  alia  forma,  sed  nondum  transivit. 

Sigismundus  etc.  venerabili  Francisco  Carosio  episcopo 
Melsiensi  et  egregiis  nobilibusque  Urbano  Aurelie  militi  et 
Johanni  Crispano  de  Neapoli  ac  Francisco  de  Salunbenis  de 
Senis  legum  doctoribus  serenissime  principis  Joanne  secunde 
Hierosolymorum  et  Sicilie  regine  ambasciatoribus  et  oratoribus 
devotis  nostris  dilectis  graciam  regiam  et  omne  bonum !  Etsi 
minime  expediat  per  vos  a  nobis  salvosconductus  expeti  vel 
haberi,  cum  tarn  vos  quam  ceteri  undecunque  ad  hanc  sacram 
Constanciensem  synodum  et  ad  majestatem  nostram  venientes 
salvi  sint  ac  esse  debeant  et  securi  omni  suspicione   cessante^ 


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liberumqae  et  plenum  ac  impune  sit  Ulis  arbitrium  omnia  ibi 
et  coram  omnibus  dicere  proponere  exponere  agere  et  exequi 
qaecimque  eis  videantur  et  placent,  nihilominus  ad  vestre 
peticionis  instanciam  et  habundancioiis  vestre  cautele  suffiragium 
ad  contentacionemque  vestre  mentis  recipientes  et  habentes 
vos  et  uncunquemque  vestrum  cum  sociis  familiaribus  ac  rebus 
et  bonis  omnibus  vestris  sub  nostra  regali  proteccione  et 
dileccione  securos  de  certa  nostra  sciencia  animo  deliberato  et 
accedente  consilio  principum  comitum  procei*um  et  baronum 
oostroram  vobis  et  cuilibet  vestrum  simul  et  separatim  de 
quocnnque  loco  veniendi  ad  hanc  civitatem  Constanciensem 
synodum  prelibatam  ad  majestatem  nostram  inibi  morandi  et 
residendi  et  tarn  coram  et  in  dicta  synodo  quam  coram  nobis 
et  aliis  quibuscunque  dicendi  proponendi  exponendi  petendi 
agendi  et  plenarie  exequendi  et  peragendi  omnia  quecunque 
per  reginam  predictam  vobis  in  genere  vel  alicui  vestrum  in 
specie  quecunque  et  qualiacunque  sub  quibusvis  tenoribus  sive 
formis  commissa  sunt  jam  vel  deinceps  fuerint  et  mandata, 
deindeque  a  dicta  synodo  et  a  majestate  nostra  ac  a  dicta 
civitate  Constanciensi  et  a  ceteris  terris  et  locis  ubi  vos  vel 
vestrum  aliquem  vel  aliquos  simul  vel  separatim  fore  contigerit; 
recedendi  et  abeundi  pro  vestri  et  cujuslibet  vestrum  libero 
beneplacito  et  arbitrio  voluntatis  absque  aliqua  a  nobis  vel  ab 
alio  quocunque  licencia  impetranda  vel  querenda  quam  ex  nunc 
prout  extunc  pro  concessa  et  data  libere  vobis  declaramus  et 
volumuB,  nee  non  transeundi  et  accedendi  per  quoscunque  passus 
terrae  et  loca  nostri  dominii  jurisdiccionis  et  sacri  imperii  ac 
amicomm  subditorum  et  adherencium  sequaciumque  nostrorum 
ad  prefatam  reginam  ad  civitatem  Neapolis  et  ad  alias  partes 
quascnnque  cimi  vestris  et  cujuslibet  vestrum  simul  et  divisim 
sociis  et  familiaribus  cujusctmque  nimeri  infra  centum  et 
cujuscunque  nominis  cognominis  et  condicionis  existant,  nee 
oon  cum  equis  armis  pannis  valisiis  pecuniis  vasis  auro  argento 
salmis  bestiis  rebus  et  bonis  aliis  quibuscunque  per  aquas  vel 
per  terrae  de  die  vel  de  nocte  cum  armis  et  sine  libere  impune 
et  secure  absque  aliqua  noxia  novitate  cavillacione  contra- 
diccione  molestia  et  impedimento  quocumque  reali  et  personali 
liberam  et  plenam  potestatem  et  licenciam  securitatem  et  salvum 
conductum  damus  et  concedimus  per  presentes;  ita  quod  re- 
motb  pcnitus  quibuslibet  objeccionibus  et  repugnanciis  ac  non 


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obstantibus  quibuscunque  ordinacioDibus  et  factis  vel  (per)  quem- 
libet  faciendis  in  contrarium  tarn  ante  creacionem  faturi  summi 
pontificis  quam  in  creacione  et  post  creacionem  omni  tempore 
et  quacunque  hora  ad  beneplacitum  vestrum  vos  et  vestrum 
quilibet  salvis  et  liberis  vestris  personis  sociis  familiaribus 
rebus  et  bonis  omnibus  supradictis  in  veniendo  staüdo  morando 
residendo  dicendo  proponendo  exponendo  agendo  et  plenarie 
exequendo  commissa  et  mandata  predicta  nee  non  recedendo 
et  abeundO;  prout  sepius  est  expressum,  libero  et  pleno  arbitrio 
ac  beneplacito  et  seouritate  vestra  frui  et  uti  vigore  presencium 
libere  valeatis;  supplentes  in  presenti  salvo  conductu  omnes  et 
quoscunqne  defectus  et  solempnitates,  si  que  in  ipso  essent  tacite 
vel  omisse  que  in  plenis  salvis  conductibus  et  securitatibus 
regum  et  principum  ac  nostris  consueverunt  exprimi  et  apponi, 
volentesque  quod  omnia  et  quecunque  in  presenti  salvoconductu 
posita  et  contenta  recto  sensu  et  intellectu  ac  pura  simplicitate 
et  bona  fide  intelligantur  et  habeantur  omni  cavillacione  ex- 
cepcione  pretextu  et  contradiccione  remotis.  Mandamus  propterea 
per  presentes  universis  et  singulis  principibus  ecclesiasticis  et 
secularibus  comitibus  baronibus  nobilibus  militibus  clientibus 
ofücialibus  communitatibus  et  rectoribus  earundem  ac  ceteris 
nostris  et  imperii  s^ri  subditis  et  fidelibuS;  quatenus  per  eos 
forma  presencium  diligenter  attenta  et  plenarie  observata  nihil 
contra  vos  aut  vestrum  aliquem  simul  vel  separatim  socios  vel 
familiäres  equos  res  et  bona  aliaque  supradicta  presumere  vel 
attemptare  audeant  quovis  modo,  quinimo  vos  et  vestrum  quem- 
libet  socios  et  familiäres  vestros  predictos  in  dicto  adventu 
mora  transitu  et  recessu  succipiant  et  habeant  favorabiliter  et 
amicabiliter  et  honorabiliter  realiter  et  personaliter  recommissos. 
Hamm  sub  nostri  regalis  sigilli  testimonio  Hterarum,  Datum 
Constancie  anno  domini  etc.  decimo  septimo,  decima  secundi^ 
die  Junii  etc. 


6-  (XXXIX.)  Constanz,  9.  Juli  1417. 

Assecuracio  data  per  regem  Romanorum  et  alios  barones  omnibus 
et  singulis  in  concilio  existentibus. 

Sigismundus  etc.   Ad  futuram  rei  memoriam  notum  faci- 
mus  per  presentes   quibus   expedit  universis,   sane  cum   fiicta 


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haie  «acro  concilio  spiritus  sancti  f^raoia  cooperante  unione  et 
incorporacione  obediencie  Petri  de  Luna,  Benedict!  XIII^^  a 
Donullis  nominati  pro  felici  consumacione  anio'nis  eecleBie  sacro- 
3ancte  et  presentis  8chi»matis  extirpacione  totali  in  nostra 
Constanciencd  oivitate  in  qua  presens  generale  eoncilium  cele- 
bratur  suo  tempore  juxta  ejusdem  decreta  eoncilii  restent  aliqua 
peragenda  videlioet:  dicti  Petri  ejeecio  ecciesie  reformacio 
Romani  pontificis  futuri  elecoio  errornm  atque  heresiam  extir- 
pacio,  nos  tanquam  Romane  ecciesie  advocatus  et  dicti  eoncilii 
defensor  prefateqae  civitatis  Constanciensis  dominus  naturalis 
desiderantes  premissa  et  aHa  per  ipsum  eoncilium  in  ea  pera- 
genda  in  plena  libertate  plenaque  securitate  auctore  Christo 
dici  fieri  et  impleri  ac  omnes  qui  racione  eoncilii  predicti  ad 
dictam  civitatem  nostram  convenerunt  et  convenieni  in  ple- 
nissima  libertate  ac  securitate  existere  et  permanere,  securi- 
tatem  alias  super  hoc  per  nos  datam  continuantes  ac  in  quan- 
tum  opus  est,  ex  superhabundanti  renovantes  prefato  sacro 
concilio  et  suppositis  ejusdem  ac  personis  pr^dictis  cujuscunque 
Status  aut  condicionis  existant  ecclesiastici  aut  seculares^  plenam 
securitatem  ac  indubitatam  libertatem  predicta  omnia  et  singula 
peragendi  concedimus  guerris  diffidanciis  confederacionibus 
repressaliis  ac  ligis  cum  quibuscunque  factis  aut  fiendis  non 
obstantibuS;  nee  non  veniendi  standi  et  recedendi  cum  bonis 
ac  rebus  plenam  libertatem  plenamque  securitatem  et  facul- 
tatena  damus  et  concedimus  per  presentes  et  omnes  illas  in- 
yiolabiliter  observare  fide  regia  promittimus.  Ac  nihilominus 
pro  premissorum  efficacia  omnibus  et  singulis  principibus 
vasallis  et  subditis  sacri  imperii  et  presertim  civibus  et  incolis 
dicte  Aostre  civitatis  Constanciensis  :fidelibus  nostris  dilectis 
distiiete  preeipimus  et  mandamus^  quatenus  dictum  ac  omnia 
et' singula  supposita  ejusdem  in  pura  sincera  pacificaque  libera- 
litate  manuteneant  et  defendant  non  solum  usque  ad  eleccionem 
et  prefeccionem  futuri  Romani  pontificis  inclusive,  sed  eciam 
postea  per  totum  tempus  quo  dictum  sacrum  eoncilium  dura- 
verit  et  circa  premissa  perficienda  vel  aliquod  premissorum  aut 
alia  queounque  ad  dictum  generale  eoncilium  pertinencia  in- 
tenderit  ac  eciam  ipso  concilio  finito  per  sex  menses  immediate 
lequentes  infra  quos  quilibet  predictorum  poterit  libere  et 
secure  cum  personis  et  rebus  suis  omnibus^  quo  voluerit,  remeare; 
et  olterius  quando  sacrum  eoncilium  deliberaverit  ad  eleccionem 


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Romani  pontificis  fore  procedendum,  omnem  curam  diligenciam 
sollicitudinem  et  operam  efficaciter  impendant,  quas  et  omnia 
predicta  nos  similiter  impendere  eadem  fide  regia  promittimus, 
quod  eleccio  hujusmodi  et  alia  premissa  in  dicto  concilio,  ut 
premittitur,  peragenda  in  plena  libertate  et  securitate  defen- 
dantur  fiant  et  compleantnr.  Per  premissa  tarnen  et  eorum 
aliquod  non  intendimus;  sicut  nee  debemus,  decretis  statutis  seu 
ordinacionibus  hujus  sacri  concilii  factis  vel  fiendis  in  aliquo 
derogare,  sed  ea  omnia  et  singula,  quantum  ad  nos  spectant, 
pro  viribus  defensare.  '  Quiounque  ergo  subditorum  nostrorum 
istam  libertatem  tutelam  aut  securitatem  aliquatenus  impediverit 
violaverit  fraudem  contra  eam  fecerit  aut  quantum  in  eo  fuerit 
non  observaverit  cujuscumque  dignitatis  Status  preheminencie 
aut  condicionis  existat;  omni  eessante  privilegio  eo  ipso  sen- 
tentiam  imperialis  banni  incurrat  perpetuo  sit  infamis  nee 
ei  unquam  pateant  porte  dignitatum  nee  ad  aliquod  officium 
publicum  admittatur,  quinimo  Omnibus  feodis  et  aliis  bonis  que 
a  Romano  tenet  imperio  sit  ipso  jure  privatus;  civitas  autem 
seu  universitas  Constanciensis  nisi  consules  et  rectores  ejusdem 
predicta  observaverint  aut  si  contra  ea  vel  aliquod  eorum  vene- 
rint,  eo  ipso  banno  imperial!  subjaceat  et  omnibus  privilogiis 
et  libertatibus  imperialibus  sive  regalibus  sit  penitus  destituta. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testimonio 
literarum.  Datum  Constancie  anno  domini  millesimo  qua- 
dringentesimo  decimo  septimo,  decima  indiccione,  die  vero  nona 
mensis  Julii,  regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXI^ 
Romanorum  autem  eleccionis  VIP  coronacionis  vero  IIP. 

Et  ad  majorem  premissorum  firmitatem  nos  Fridericus 
marchio  Brandenburgeüsis  sacri  Romani  imperii  archi- 
camerarius  et  elector,  Ludovicus  Ernestus,  Wilhelmus 
Heinricus  et  Johannes  comites  palatini  Rheni  ac  duces 
Bavarie  et  Johannes  comes  de  Qoricia  sacri  Romani  im- 
perii principes,  nee  non  Ludovicus  comes  de  Ottingen 
imperialis  curie  magister^  Quntherus  comes  de  Swartzen- 
burg  predicte  curie  imperialis  judex,  magisterque  civium 
et  consules  prefate  civitatis  Constanciensis  —  pro  omnibus 
et  singulis  premissis  per  supra  scriptum  serenissimum  et 
invictissimum  principem  et  dominum  dominum  Sigis- 
mundum  Dei  gracia  Romanorum  regem  semper  augustum 


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ac  Hangarie  etc.  regem  dominuin  nostrum  metuendissimum 
in  fide  regia  prefato  sacro  coneilio  mera  sua  liberalitate 
promissis  inconcusse  obBervandis  de  speciali  ipsius  domini 
nostri  regia  beneplacito  et  consensu  fidejussoriam  prestamus 
caationem,  in  cujus  rei  testimonium  fidem  et  robur  sigilla 
nostra  presentibus  literis  sunt  appensa.  Datum  loco  anno 
indiccione  mense  die  regnis  quibus  ut  supra. 


7.  (XXXI.)  Constanz,  12.  Juli  1417. 

Fromißsio  cum  juramento  facta  inter  dominum  imperatorem  ab 
una  et  dominos  cardinales  ex  altera  partibus. 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  tenore  presencium  quibus 
expedit  universis  ad  futuram  rei  memoriam.  Sane  quod  reve- 
rendissimi  in  Christo  patres  et  domini  sancte  Eomane  ecclesie 
cardinales  nominatim  inferius  descripti  in  hac  sacra  Constan- 
ciensi  synodo  generali  congregati  et  existentes  sacrumque 
dominorum  cardinalium  collegium  representantes  amici  nostri 
charissimi  perspicaciter  considerantes,  quod  bonorum  laborum 
juxta  sentenciam  sapientis  gloriosus  sit  fructus,  recensentes 
denique  quanto  religionis  zelo  fideique  fervore  nos  ad  pro- 
curandam  pacem  et  unionem  sacro  sancte  ecclesie  matris  nostre 
studia  et  labores  nuUis  parcentes  periculis  vel  expensis  im- 
penderimusy  volueruntque,  ut  eciam  ex  debito  tenentur,  de 
mera  pnra  spontanea  christiana  et  bona  eorum  voluntate^ 
quantum  in  eis  fuit  perpetuam  tantis  nostris  laboribus  et 
meritis  gratitudinem  exhibere,  et  ut  inter  Romanam  ecclesiam 
et  Imperium  ac  eis  presidentes  atque  predictum  sacrum  colle- 
g;ium  pax  amicicia  atque  concordia  perseverent^  nobis  sponte 
et  libera  voluntate  promittunt  et  jurant  et  singulariter  singuli, 
qnod  ipsi  statum  gloriam  honorem  bonaque  et  jura  persone 
Dostre  imperii  et  regnorum  nostrorum  secundum  posse  conser- 
vabunt  et  in  illorum  conservacione  nobis  assistent  favoribus  et 
consiliis  opportunis,  nee  non  unquam  procurabunt  aliquid  neque 
procurantibus  auxilium  consilium  vel  favorem  aut  consensum 
prestabunt^  quod  sit  in  diminucionem  seu  lesionem  Status  glorie 
honoris  bonorum  et  jurium  persone  nostre  sacri  imperii  et 
regnorum    nostrorum;    et    quantum    in    eis    cardinalibus    erit, 


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iidem  procurabunt  apud  futurum  Boinmum  pt>ntificem  et  suos 
successores,  ut  et  ipsi  sommi  pontifices  statum  gloriam  honorem 
bona  et  jura  predieta  conservent  et  nos  in  filiali  ac  speciali  et 
charitativa  dileccione  habeant  et  specialibus  favoribus  prose- 
quantur.  Nos  itaque  qui  specialis  advooatus  protector  et 
defensor  ecclesie  Romane  existimus,  vice  mutua  promittimus  fide 
regia  et  juramns  Romane  ecclesie  et  eisdem  dominis  cardi- 
nalibus,  quod  statum  honorem  bona  et  jura  sancte  Romane 
ecclesie  atque  predicti  sacri  collegii  et  singularum  personarum 
ipsorum  dominorum  cardinalium  quorum  nomina  presentibus 
scripta  sunt  videlicet:  dominus  Johannes  Ostiensis,  Umariensis 
nuncupatus,  Petrus  Sabinensis,  de  Hispania  nuncupatus,  Jor- 
danus  Albanensis,  de  Ursinis  nuncupatus  eto.  Antonius  Por- 
tuensis;  Bononiensis  nuncupatus,  sancte  Romane  ecclesie  episcopi 
cardinales;  item  domini:  Franciscus  t.  t.  sancte  crucis  in  leru- 
salem,  Veneciarum  nuncupatus;  Johanaes  t.  t.  sancti  Sixti 
Ragusinus  nuncupatus;  Anthonius  t.  t.  sanote  Susanne,  Aqui- 
legiensis  nuncupatus ;  Gabriel  t.  t.  sancti  Eusebii,  Pisanus  nun- 
cupatus ;  Angelus  t.  t.  sanctorum  Petri  et  Marcellini,  Veronensis 
nuncupatus;  Petrus  t.  t.  sancti  Grisogoni,  Cameracensis  nun- 
cupatus; Thomas  t.  t.  sanctorum  Johannis  et  Pauli,  Tricari- 
censis  nuncupatus;  Branda  t.  t.  sancti  Clementis,  Placentinus 
nuncupatus  et  Petrus  de  Fusco,  de  Fuxo  vulgariter  nuncu- 
patus, sancte  Romane  ecclesie  presbjteri  cardinales;  item 
domini:  Amedeus  sancte  Marie  nove,  Saluciarus  nuncupatus; 
Raynaldus  sancti  Viti  in  Macello,  de  Brantaciis  nuncupatus; 
Hidonicus  sancti  Adriani,  de  Flisco  nuncupatus;  Oddo  sancti 
Georgii  ad  yelum  aureum,  de  Calumpna  nuncupatus;  Lu- 
cidus  sancte  Marie  in  Cosmedin,  de  Comitibus  nuncupatus, 
et  Franciscus  sanctorum  Cosme  et  Damiani,  Florentinus  nun- 
cupatus, sancte  Romane  ecclesie  diaconi  cardinales^  prout  eciam 
in  literis  reversalibus  nomina  eorundem  videntur  distinccius 
contineri,  nostro  posse  conservabimus  et  in  illorum  conserva- 
cione  ipsis  assistemus  favoribus  et  consiliis  opportunis;  neo 
unquam  procurabimus  aliquid  aut  procurantibus  consenciemus, 
neque  auxilium  consUium  vel  favorem  prestabimus,  quod  sit  in 
diminucionem  seu  lesionem  Status  honoris  bonorum  et  jurium 
ecclesie  Romane  sacri  cardinalium  collegii  vel  singularum 
personarum  predictorum,  illosque  tamquam  veros  amicos  habe-* 
bimus  fovebimus   et  honorabimus  veraciter   cum  eflfectu;   pre- 


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86Dcium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testimonio 
litteranun.  Datam  Constancie  anno  domini  millesimo  qua- 
dringentesimo  decimo  septimO;  indiccione  decima;  die  vcro  duo- 
decima  mensis  JuHi,  regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc. 
XXXI*  Romanorum  eleccionis  VIP  coronacionis  IIP. 

Et  nos  Johannes  Dei  et  apostolice  sedis  gracia  archi- 
episcopus  Strigoniensis  imperialis  aale  summus  cancellarius 
et  Oeoi^QB  eadem  gracia  episcopas  Patayiensis;  item 
Fridericus  marchio  Brandeburgensis  sacri  Bomani  imperii 
archicamerarius  et  elector  etc:  Ludovicus  comes  de  Ottingen 
imperialis  curie  magister^  Ghintherus  comes  de  Svartzen* 
btu^  dicte  imperialis  curie  judex^  neo  non  Humbertas 
Bastbardus  de  Sabaudia^  Johannes  de  Belleforti  legnm 
doctor  cancellarius  Sabaudie,  Caspar  de  Montemajori 
mareseallus  Sabaudie,  Amedeus  de  Chaland  et  Lambertus 
Odmeti  legum  doctor  et  milites  ambasciatoresque  illostris 
principis  domini  Amedei  ducis  Sabaudie  etc.  qni  in  hujus- 
modi  tractatibus  et  eorum  deduccionibus  presentes  inter- 
fuimns ;  ad  uberiorem  certitudinem  omnium  et  singulorum 
premissorum  bona  fide  et  consciencia  pura  dolo  et  fraude 
quibuslibet  cessantibus  pro  eodem  serenissimo  et  inric- 
tissimo  principe  et  domino  domino  Sigismundo  Romanorum 
rege  semper  augusto  et  Hungarie  etc.  rege  domino  nostro 
graciosissimo  promittimus  pro  premissis  inviolabiliter  atten- 
dendis  et  obserrandiS;  quantum  in  nobis  fuerit,  eundem 
dominum  nostrum  regem  consiliis  et  studiosis  persua- 
6ionibu8  efficacibusque  exhortacionibus  ad  premissa  atten- 
denda  tenebimus  et  accurata  diligenoia  operam  dando  in- 
ducemus,  in  quorum  testimonium  fidem  et  robur  valiturum 
et  inconcusse  dnraturum  presentibus  literis  sigilla  nostra 
de  beneplacito  et  consensu  ejusdem  domini  nostri  regis 
appendimus.  Datum  loco  anno  indiccione  mense  die  regnis 
quibus  ut  supra  .... 


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8.  (LXXII.)        Constanz  (Juli  — August  1417). 

Scribit  uni,  quod  percepit,  ut  quidam  P(etru8)  de  L(una)  intendit 
intrare  in  quandam  civitatem  suam  et  si  ipsum  contingerit  intrare, 
quod  sit  vigilans  ipsum  ad  detinendum,  et  quod  nova  que  ad 
noticiam  suam  pervenerint,  studeat  intimare^  prout  se  obtulit  per 
fideles  nuncioB  suos. 

Magnifice  fidelis  dilecte!  Missa  nobis  tua  nuper  epistola 
devocione  plena  verbisque  succincta  grata  nimirum  nostris 
occurrit  aspectibus,  in  expressione  oblacionis  et  promptitudinis 
tui  obsequii  affeotum  nobis  et  sacro  Romano  imperio  liberali 
oblacione  presentas^  super  quibus  sinceritati  tue  grates  non  in- 
debitas  referentes  et  oblacionem  acceptam  habemus  oblatam; 
et  quia  nunc  tempus  advenisse  probatur^  tanto  securius  illa  uti 
disponimus,  quanto  id  ex  mera  liberalitate  prompcius  con- 
sideramus  offerri.  Etsi  saltem  precurrentis  fame  proloquium  ad 
tui  noticiam  aut  alias  fide  digna  certitudine  heccine  perduxit; 
qualiter  ille  P(etrus)  de  L(una)  alias  a  nonnullis  Benedic- 
tus  XIIP'^*  nuncupatus  recusans  animo  et  corde  indurato  quan- 
tum  in  eo  fuit,  dare  pacem  ecclesie  per  sacram  Constanciensem 
synodum  generalem  servatis  servandis  fuit  ut  hereticus  et 
schismaticus  condempnatus  et  ab  omni  honore  jure  titulo  et 
dignitate  seu  auctoritate  quamcunque  et  quidem  in  papatu  seu 
aede  Romane  ecclesie  se  habere  pretendebat^  fuit  juris  ordine 
destitutus  et  ab  omni  participio  et  communione  christifidelium 
segregatuS;  ipse  vero  tamquam  desperatus  et  in  profimdum 
malorum  submersus  ut  verisimiliter  famatur  de  Castro  Panus- 
cula  ^  (sie !)  egressus  tanquam  lupus  ovem  secernere  a  grege  et 
accipiter  columbam  ab  agmine  volancium  separare  temptat  et 
roolitur  civitatem  tuam  Vetulam  urbem  vulgariter  vocatam 
subintrare ;  nam  cui  non  est  adversus  omnes  satis  virium, 
circumvenire  querit  solitudinem  singulorum;^  sed  retonsus 
adunati  exercitus  fide  pariter  et  vigore  intellexit  milites  Christi 
vigilasse  jam  sobrios  et  armatos  ad  conculcandum  errorem  sue 
obstinacionis  nee  valet  amplius  repugnare  contra  impugnantes. 

'  Peniflcola. 

2  Peter    de    Pulka    schreibt :    Dicitur    eciam    quod    aliquae    communitates 

Italiae  forte  in  odium   regis,   si  possent,  acciperent  enndem  Petrum  de 

Luna  etc.  bei  Firnhaber  p.  56. 


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0,  qaale  illud  fuit  sab  oculis  Dei  spectaculum  gloriosum! 
0,  quäle  in  conspectu  Christi  et  ecclesie  sue  gaudium !  ut 
appareat  nove  atque  inusitate  rei  pavore  ipsum  sua  perversitate 
et  pusillanimitate  pessundatum  edepol  trepidare,  sicque  per- 
versitatis  sue  recrudescit  insania  nee  vulnus  säum  miser  eurat, 
sed  adhue  gi*ayius  et  se  et  alios  perperam  satagit  vulnerare. 
Id  pernieiem  siquidem  christiani  populi  debacchatus  lingua  sua 
perstrepens  et  faeundie  venenate  jacula  retorquens  ut  magis 
dnras  et  clericus  sophistice  artis  pravitate  quam  philosophie 
divioe  lenitate  pacificus  desertor  ecclesie  misericordie  hostis 
interfector  penitencie  doctor  superbie  veritatis  corruptor  perditor 
charitatis,  agnoscit  jam^  que  sit  ecclesia  et  domus  Christi,  qui 
sont  Dei  servi;  qui  sint  christiani  quos  antichristus  ipse  im- 
pugnat,  pergit  lacessere  in  quibus  Christum  cernit  habitare^  sie 
itaque  circuit  et  querit  hostis  ecclesie  quem  poscit  devorare. 
Verum  fidelis  dilecte!  testante.  veritatis  eulogiO;  quod  fideliter 
et  bene  operantibns  Corona  reposita  per  perseveranciam  prestatur, 
et  qoia  in  sancte  matris  ecclesie  nostrisque  et  sacri  imperii 
exercitacione  serviciis  et  beneplacitis  obtemperacione  ea  inten- 
cione  te  animare  yolumus,  ut  ab  eadem  ecclesia  et  nobis  sa- 
croqae  imperio  digna  pro  meritis  premia  retribucionis  ob- 
seqdofius  expectes,  fidelitatis  tue  sinceritatem  requirimuS; 
qnatenus  si  prelibatum  Petrum  de  Luna  ad  dictam  civitatem 
toam  aut  alia  dicionis  tue  loca  declinare  contingat,  apponas 
manus  et  studia  ad  dei  et  sancte  matris  ecclesie  sacrique  con- 
cilii  generalis  Constanciensis  obsequia  et  beneplacita  ipsum 
apprehensurus  ac  sub  bona  et  tuta  custodia  constituas  et  deti- 
neas  vigilanter  custoditum  producturus  eundem  juxta  sacri  im- 
perii predicti  determinacionem ,  ne  in  scandalum  ecclesie  et 
christianitatis  virus  et  fermentum  sue  malicie  et  nequicie  possit 
in  antea  dampnatus  in  simplicibus  magnificare;  et  circa  hujus- 
modi  indaganda  diligentissime  negocia  ac  nova  singularia  que 
de  partibus  ipsis  et  de  aliis  Italic  partibus  digno  relatu  ad 
Qoticiam  tuam  potuerint  pervenire^  statim  singulariter  et  distincte, 
prout  obtulisti  laudabiliter  et  incepisti,  per  frequentes  et  fideles 
nuncios  tuos  excellencie  nostre  studeas  intimare^  ut  certificati 
per  te  superinde  sicut  honori  nostro  convenit  et  negociorum 
qualitas  exigit^  super  hiis  procedere  consulcius  valeamus,  firmiter 
enim  et  pro  constanti  teuere  te  volumus;  quod  sie  fidem  ac 
servicia   tua   digne   retribucionis   examine   nosti*a  munificencia 


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compensabit^  at  merito  nobb  adhesisse  te  gaudeas'  et  labores 
^uoB  in  nostris  servioiis  te  subire  contigerit;  reputes  ad  quietem. 
Datum  etc.  Constancie  etc. 


9.  (LXXm.)      Copstanz  (JuliT-August  1417). 

Scribit  uni^  ut  presentet  literas  ulterius  (sie!)  in  quibus  literis 

continetur,  quod  tangit  factum  totius  christianitatiS;  et  quod  de 

novitatibus  illarum  parcium  que  ad  noticiam  suam  pervenerint, 

studeat  intimare. 

Sigismundus  etc.  Nobilis  fidelis  dilecte !  Benignitate  s(^ta 
recepit  excellencia  nostra  literas  de  manu  latoris  presencium, 
quaa  misisti  et  que  continebantur  in  eis  intelleximus  diligenter. 
Super  eo  yero^  quod  te  paratum  ad  nostra  et  «Mari  imperii  ob- 
sequia  probabiliter  conjecturamus,  Industrie  tue  Studium  plurimnm 
oommendamus  nostre  tibi  proinde  plenitudinem  gracie  pro- 
roittentes;  porro  super  certis  negociis  sacrosanctam  Romanam 
ecclesiam  matrem  nostram  nee  non  nos  et  christianitatem  totam 
contingentibus  dirigimus  literas  nostras  magnifico  Jahanni  de 
Vico  alme  urbis  prefecto  tibi  per  latorem  presencium  presen* 
tandas^  quas  requirimus  ex  affectu  per  te  eidem  celeriter 
destinari ;  et  circa  indaganda  diligentissime  nova  singularia  qae 
de  partibus  ipsis  et  de  aliis  Italic  partibus  digna  relaoione  ad 
noticiam  tuam  potuerint  pervenire,  statim,  prout  incepisti,  ex- 
oellencie  nostre  crebrius  studeas  intimare,  gratam  in  eo  nobb 
duliam  exhibiturus  loco  et  tempore  opportunis  in  omni  booo 
reminiscendam  etc.  Datum  Constancie  etc. 


B.  Das  Reich. 

Hier  bätte  allerdings  in  erster  Reihe  die  Urkunde 
Nr.  LXXVII  (19)  ihren  Platz  finden  müssen,  wenigstens 
formeller  Rücksicht  nach.  Da  sie  aber  sachlich  nur  auf 
Savoyen  Bezug  hatte,  was  schon  durch  die  ausdrücklich  an- 
geführte  Exemplificirung  auf  Savoyen  deutlich  erhellt,  haben 
wir  sie  der  folgenden  Gruppe  angefügt.  Ein  chronologischer 
Faden  liess  sich  hier  um  so  weniger  durchfuhren,  als  hier  die 
meisten  undatii*ten  Stücke  vorkommen,   und  gerade   in   dieser 


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Rubrik  die  meisten  Actenstücke  nicht  ihrem  vollen  Wortlaut 
nach  gegeben;  sondern  nur  durch  die  Regesten  angedeutet 
werden  sollten.  Eine  interessante  Urkunde  Nr.  XLV  (10)  über 
eine  Ungehörigkeit  in  Sache  einer  Doctorpromotion  steht  an 
der  Spitze.  Der  Brief  Nr.  XL  VI  (11)  für  den  Baseler  Bürger 
Jobann  Offenburg  an  die  Herzogin  von  Burgund  kann  wohl 
neben  anderen  Umständen  als  Zeugniss  dienen,  dass  der 
römische  König  zu  dem  Burgunder  seit  dessen  Huldigung  in 
Calais  in  normalen  Verhältnissen  stand,  was  neuerdings  von 
Lenz,  König  Sigmund  und  Heinrich  V.  von  England,  ange- 
zweifelt wurde.  Die  Privilegienbestätigung  von  Osnabrück 
(Nr.  I  [12])  und  die  höchst  interessante  Urkunde  für  Löwen 
(Nr.  LXXXV  [13]),  welche,  auf  den  Aufstand  des  Couterel  und 
Schoonevorst  zurückgreifend,  einige  bemerkenswerthe  Einzel- 
heiten zur  Geschichte  dieser  socialen  Kämpfe  gibt  und  zugleich 
die  wirthschaftlichen  Missstände  beleuchtet,  die  sich  daraus 
ergeben  haben,  wollte  ich  nicht  weglassen,  obwohl  ich  die 
Möglichkeit  zugeben  muss,  dass  sie  schon  gedruckt  sein  könnten; 
gefanden  habe  ich  sie  nicht  Auch  das  folgende  Schreiben 
an  die  Königin  Sophia  (Nr.  XCVII  [14])  ist  mir  in  den  reich- 
haltigen Sammlungen  zur  Geschichte  der  husitischen  Stürme 
nicht  begegnet.  Es  wird  jedenfalls  in  der  Zeit  erlassen  sein, 
da  Sigismund  seinem  Bruder  Wenzel  in  derselben  Richtung 
und  zwar  mit  der  Drohung  schrieb,  dass  er  das  Concil,  ihm 
den  Prozess  zu  machen,  nicht  würde  aufhalten  können,  was 
ja  bekanntlich  nicht  ohne  Eindruck  blieb.  Bei  der  persönlichen 
Stellung  der  Königin  zu  Hus  war  ja  die  Zumuthung,  an  der  Ab- 
stellung der  kirchlichen  Missbräuche  mitzuwii^en,  besonders 
angebracht.  —  Wichtig  erscheinen  mir  die  Briefe  über  den 
Friesenaufstand.  Von  den  sieben  Actenstücken,  die  unser  Codex 
enthält,  sind  zwei  (Nr.  LXXIV  und  LXXV)  bereits  gedruckt 
Eines  haben  wir  weglassen  müssen  (Nr.  LXXXVIII,  wegen  des 
kaiserlichen  Zolls),  weil  der  Name  der  Stadt  nicht  genannt, 
sondern  nur  mit  ,N.'  bezeichnet  ist.  Die  vier  mitgetheilten 
werden  eine  willkommene  Ergänzung  des  jüngst  erst  er- 
schienenen Ostfriesischen  Urkundenbuchs  liefern.  Obwohl  alle 
vier  nndatirt  sind  und  nur  den  Ausstellungsort  ,Constanz'  sat- 
geben,  so  kann  doch  kein  Zweifel  darüber  obwalten,  dass 
sie  alle  in  den  Herbst  1417  zu  setzen  sind,  und  zwar,  da  die 
grosse  Bewidmung  am  30.  September  stattgefunden  hat,  wohl 


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nach  diesem  Zeitpunkt.  Da  aber  die  Papstwahl  darin  noch 
als  bevorstehend  erwähnt  wird,  so  kann  man  sie  auch  nicht 
nach  dem  11.  November  erlassen  denken.  Es  bleibt  also  nur 
der  October  1417. 


10.  (XLV.)  Constanz,  12.  Mai  (1417). 

Ut  inhibeat  auctoritate  regia  et  compescat,  ne  amplius  honore 
doctoratus  fungatur  vel  aliquatenus  se  doctorem  nominare 
presumat,  qui  renuit  privilegia  sua  super  doctoratu  de  cancellis 

extrahere. 

Illustris  princeps;  consanguinee  noster  charissime !  Quidam 
Petrus  Maillieti  de  Chambriaco  dudum  in  Lugduno  multiplicatis 
eciam  intercessoribus  grandi  precum  instancia  nostre  majestati 
supplicavit;  ut  ipsum  licenciatum  in  jure  civili  ad  doctoratus 
honorem  legalis  sciencie  provehere  et  insignire  dignaremur, 
noB  vero  plurimorum  pro  eodem  intercedencium  precibus  in- 
clinati  graciose  ipsum  promovimus  certis  tarnen  appunctuamentis 
et  articulis  formaque  juramenti  in  talibus,  ut  moris  est,  per 
ipsum  districte  observandis  adjectis ;  ipse  vero  hujusmodi  bene- 
ficii  accepti  proprieque  fame  prodigus  querens  fortassis  figmentis 
excogitatis  falsaque  doctrina  deludere  simpliciores  non  erubuit 
se  ingratum  reddere;  omnia  quippe  sue  nature  debita  solvunt 
preter  eum  qui  plus  racionis  in  mente  habet,  literas  seu  privi- 
legia, sicut  tenebatur  et  opportuit,  in  quantum  desideravit  hujus- 
modi potiri  honoris  et  dignitatis  de  nostra  cancellaria  temere 
neglexit  extrahere  sicque  nee  immerito  indignum  se  reddidit 
tali  honorari  et  fungi  dignitate  liniamque  talia  abusia  (sie!) 
debite  correccionis  exposcit,  nee  volumus  aliquatenus  illam  sub 
dissimulacione  amplius  transire,  eapropter  tue  sinceritatis  fideli- 
tatem  requirimus  et  hortamur  attente  mandantes,  quatenus  pro- 
tinus  receptis  presentibus  eidem  Petro  Maillieti  de  cesarea 
aucteritate  nostra  in  hac  parte  districcius  inhibere  ipsumque 
per  remedia  opportuna  arccius  compescere  studeas,  ne  amplius 
honore  doctoratus  fungatur  vel  aliquatenus  se  doctorem  nominare 
vel  pretendere  presumat  culpa  nimirum  sua  et  vicio  ingratitu- 
dinis  exposcente.  Datum  Constancie  decima  secunda  die  Maji. 


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11.  (XLVL)  Constanz,  27.  Mai  (1417). 

Hortatur  quaDdam  ducissam  Burgundie,    ut  velit  justiciam  ad- 
ministrare    ex    parte    cujusdam    debitoris    super    certa    summa 

pecuniaria. 

Sigismundus  etc.  illustri  principi  Margarethe  ducisse  Bur- 
gundie  etc.  fiorori  Bostre  charissime  salutem  et  continue  chari- 
tatifi  incrementa!  Ulastris  princeps  soror  nostra  cbarissima! 
Cum  pro  parte  honorabilis  Johannis  Offenburg  civis  Basiliensis 
familiaris  et  fidelis  nostri  dUecti  nostre  majestatis  culmini 
queruloBe  expositum  existat;  quod  dudum  ipse  Johannes  de 
l^^itate  et  fidelitate  cujusdam  Bemeti  de  Macreros  nuper  in 
TÜla  vestra  Tyczine  appellata  monetarii  confisus^  qui  nunc^  ut 
asseritur  vestris  carceribus  ex  certis  causis  mancipatus  extitit 
certas  res  et  bona  sibi  vendendo;  ita  quod  dictus  Bernetus  pre- 
fato  Johanni  in  certa  pecuniaria  summa  debitor  obligatus 
remansisset,  prout  lator  presencium  vos  de  hujusmodi  causa 
laciuB  informabit;  nobisque  pro  ipso  humiliter  supplicatum  fuerit; 
ut  in  favorem  ipsius  Joannis,  quod  sibi  de  hujusmodi  pecuniaria 
summa  satisfierit,  sinceritati  vestre  scripta  nostra  dirigere  digna^ 
remur/  nos  itaque  coDsiderantes,  quod  in  humanis  actibus  summum 
bonum  est  colere  justiciam  que  unicuique  tribuit  id,  quod  suum 
est,  idcirco  sinceritatem  vestram  requirimus  et  hortamur  attente, 
quatenus  justicie  et  nostre  contemplacionis  intuitu  ad  hoc 
operam  dare  velitis;  ut  ipse  B(ernetus)  supradicta  Jo(hanni)  vel 
latori  presencium  suo  nomine  de  hujusmodi  pecuniaria  summa 
de  qua  constiterit  satisfaciat  indilate,  ne  contingat  ipsum 
Jo(hannem)  super  premissis  amplius  nostre  conqueri  majestati, 
io  eo  nobis  gratam  complacenciam  exhibitura.  Datum  Constancie 
yigesima  septima  die  Maji. 


12.  (I.)  Constanz,  8.  Juni  1417. 

Confirmacio  omnium  privilegiorum  (sc.  civitatis  Osnaburgensis) 
cum  declaracione  cujusdam  articuli  in  se  continens.  - 

Sigismundus  etc.  Notificamus  tenore  presencium  uni- 
versis  etc.  Regalis .  decoris  generosa  sublimitas  quamquam  pro 
sacri  Romani  imperii  iidelium   et  subditorum    salute   cottidiana 

ArckiT.  Bd.  LiX.    I.  H&lfte.  4 


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sollicitudine  affectus  diffundere  consuevit  operosos  pro  illorum 
tarnen    quiete,   quos   vetuste   fidel  itatie   exornavit   integritas   et 
diutine    constaneie    plenitudo    solidavit,    nostre    mansuetudinis 
opert^m    per    regii    muniminis    indulta   liberaiiter    interponimus 
eopiosam,  Sane  pro  parte  honorabiliuin  proconsulum  et  consulum 
civium  civitatis  Osnabui^ensis  nostrorum  et  imperii  sacri  fide- 
iium  diiectorum  nobis  obla;ta  supplex   peticio   continebat;    qua- 
tenus    ipsis   et   ipsorum    successoribus    omnia    et    siogula   jara 
privilegia  indulta  literas  et  libertates,    que  et   quas    eorandem 
civium  predecessores  et  ipsi  cives  a  Romanorum  imperatoribus 
et  regibus  nostris  in  imperio  predecessoribus  obtinuerunt,  ratifi- 
care    approbare    innovare    de    novo    concedere    et    confirmare 
dignaremur,  nos  itaque  considerantes  hujusmodi  peticionis  seriem 
minime  exorbitare  attendeütes  eciam  quod,  nisi  civitas  prefata 
municionum  indulto  conservaretür  specifili,  posset  artibus  per- 
versorum  gravi  dispendio  anxiari^  idcirco  animo  deliberato  non 
per  errorem  aut  improvide,  sed  sano  principum  comitum  baronum 
ac  nobilium  et  aliorum  habito  consilio    omnia   et   singula  jura 
et  privilegia  indulta  literas  .et  liberalitates  que    et   quas   supra 
dictorum  proconsulum  et  consulum  et  civium  predecessores  ac 
ipsi   a  divis  Romanorum    imperatoribus   et    regibus    nostris    in 
imperio  predecessoribus  obtinuerunt  et  signanter  duo  privilegia 
unum  videlicet  Friderici  imperatoris  et  aliud  quondam  Rudolffi 
regis  Romanorum^  duo  hec   indulta,  ut  asseritur,  distinctim    in 
efTectu  continencia  videlicet:   ne  aliquis  judex  extrinsecus  ali: 
quem  civium  predictorum  extra  civitatem  Osnaburgensem  super 
occasione  quacunque  ad  alienum  possit  judicem    evocare,    sed 
pocius  coram  rectoribus  dicte  civitatis  secundum  jus  consuetu- 
dinarium    ejusdem    civitatis    recipere    debeat   justicie    comple- 
mentum ,    rursum :    quod    civitatem    Osnaburgensem    prefatam 
cives  ejusdem  civitatis  contra  tela  ignea  quibus  prefata  civitas 
non  parum  lesa  memoratur  extitisse,  sine  contradiccione  quorum- 
cunque   fossatis    optimis  latis    et   amplis,    quod  et   nos   racioni 
consouum  dijudicamus,  munire  yaleant,  ex  certa  sciencia  ratifi- 
camus  approbamus  innovamus  de  novo  concedimus    et   confir- 
mamus   graciose,    volentes    et  decernentes  expresse,   ut  prefati 
proconsules  et  consules  ac  cives,  si  et  in  quantum  premissa  ita 
ut    prefertur    obtenta    sint    ac    rite    et    legitime    processerunt, 
supranarratis    indultis    perpetuis.  temporibus    contradiccionibus 
eciam    cessantibus    quorumcunque    uti    frui    potiri    debeant   et 


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51 

gattdere;  nolli  ergo  omnino  hominum  liceat  hanc  nostre  ratifi- 
cacionis  approbacionis  de  novo  concessionis  indulti  confirma- 
cioois  voluntatis  et  decreti  paginam  infringere  vel  ei  ausu 
temerario  contraire ;  si  quis  autem  hoc  attemptare  presumpserit; 
indignacionem  nostram  gravi SBimam  et  quadraginta  marcharum 
auri  purissimi  penam  medietate  imperiali  fisco  reliqua  vero 
medietate  supradictis  proconsulibus  et  consulibus  ac  civibus 
pro  tempore  existentibus  irremissibiliter  applieaDdis  ipso  facto 
86  noverit  incurBurum.  Presencium  sub  nostre  majestatis  sigillo 
testimonio  literarum,  datum  Constancie  anno  domini  millesimo 
quadringentesimo  decimo  septimO;  octava  die  mensis  Junii, 
regnorum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  tricesimo  primb,  Ro- 
manoram vero  septimo. 


13.  (LXXXV.)     Constanz,  7.  October  1417. 

König  Sigismund  ertheilt  der  Stadt  Löwen  und  ihren  Bürgern 
ein  Moratorium  von  fünfzehn  Jahren  für  die  Zahlung  der 
während  des  Couterierschen  Aufstandes  contrahirten  Leibrenten. 

Sigismundus  etc.  ad  futuram  rei  memoriam.  Noverint 
nniversi  presentes  literas  nostras  inspecturi  et  audituri,  quod 
pro  parte  fidelium  nostrorum  burgimagistrorum  consulum  pro- 
consnlum  scabinorum  et  juratorum  egregii  oppidi  nostri  Lova- 
niensis  comitatusque  ejusdem  querulose  expositum  fuit  nostre 
majestati^  quod  dudum  videlicet '  in  anno  domini  MCCCLVIII 
vel  citra  quidein  Petrus  dictus  Couteriel  diabolo  instigante  cum 
nonnullis  textoribus  fullonibus  et  carnificibus  suis  complicibus 
et  satellitibuB  omnes  et  singulos  nobiliores  et  majores  dicti 
oppidi  nostri  Lovaniensis  ipsum  tunc  pacifice  et  quiete  ac  lauda- 
biliter  r^^ntes  ab  eodem  suis  insidiis  et  tractatibus  tyrannicis 
expuliaset  et  fugasset  cives  quamplures  captivasset  incarcerasset 
et  exaecionasset  pro  sue  voluntatis  libito  bonumque  regimen 
pacificum  quietum  et  honorabile  ejusdem  oppidi'  nostri  Lova- 
niensis tjrannice  proh  dolor;  pervertisset,  et  premissis  non  con- 
tentnSy  sed  mala  malis  accumulando  idem  Petrus  in  dicta  sua 
tjrannide  et  perversa  voluntate  cum  suis  complicibus  perse- 
verando  multas  enormes  et  dicto  oppido  intolerabiles  super 
ipsum  pensiones  annuas  vitales  quaioijdurimis  utriusque  sexus 
hominibus    de    multis    et    diversis    dominus,    ut    pretenditur, 

4* 


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vendidisset  ac  sigillo  dicti  oppidi,  quo  ipsum  oppidum  in  ven- 
dendis  hujusmodi  annuis  pensionibus  vitalibus  utitur^  sigilasset 
ac  pecunias  pro  hujusmodi  pensionibus  receptas  sibi  damnanter 
imbursasset  dictum  .oppidum  irrecuperabiliter  pregravando ; 
tandem  dicti  nobiliores  et  majores  videntes  prefatum  Petrum 
ad  devastacionem  dicti  oppidi  tendentem  totalem  ad  concul- 
candas  prefati  tyranni  insolencias  superbiamque  ejusdenl  effre- 
natam  edomandam  pro  dicti  oppidi  ^tatu  quieto  et  felici  ac 
relevamine  ejusdem  remedia  salubria  concipientes  et  presidia 
ac  una  cum  adjutorio  auxilio  consilio  et  favore  illustris  prin- 
cipis  Wenceslai  ducis  Brabancie  tunc  temporis  existentis  patrui 
nostri  charissimi  prefatum  tyrannum  cum  suis  complicibus  a 
dicto  oppido  sicut  divine  placuit  voluntati  fugantes  expulissent 
et  perpetue  bannivissent,  et  subsequenter,  quia  circa  expulsionem 
hujusmodi  expensas  quamplurimas  fecissent;  cives  predicti  novis 
pensionibus  et  debitis  ipsum  oppidum  gravare  oportuisset;  pre- 
fatus  eciam  Petrus  tot  et  tantas  hujusmodi  ut  pretenditur  vendi- 
disset pensiones  et  dictum  oppidum  nostrum  in  tantum  gra- 
vasset,  quod  de  hujusmodi  pensionibus  ipsorum  singulis  quibus 
ut  pretenditur  vendite  fuissent,  satisfacere  non  potuisset  quo- 
quomodo;  sed  solvere  quibusdam  qui  jam  viam  universe  carnis 
ingressi  fuissent,  aliquibus  annis  de  predictis  pensionibus  vita- 
iibus  propter  ipsius  nimiam  inopiam  et  gravamen  per  dictum 
tyrannum  eidem  iilatas  licet  invitum  destitisset  et  cessasset; 
•  quorum  jam  heredes  et  dictarum  literarum  pensionalium  deten- 
tores  in  diversis  mundi  partibus  incolas  cives  et  oppidanoe 
prefati  oppidi  nostri  Lovaniensis;  quas  ipsi  cives  et  eciam  mer- 
catores  propter  eorum  mercancias  diversas  exercendas  visitare 
necessario  haberent,  propter  hujusmodi  pensiones  solvi  negiectas 
arrestarent  et  arrestare  facerent  ac  impedirent,  quominus  snas. 
mercancias  ubi  ipsis  necesse  esset  proficuum  et  opportunum, 
exercere  auderent  atque  possent^  dictosque  cives  et  oppidanos 
ac  eciam  ipsum  oppidum  nostmm  occasione  premissorum  multi- 
pHciter  molestarent  et  vexarent  ac  coram  nostra  majestate  et 
ad  Judicium  curie  nostre  et  alibi  in  causas  vocarent  atque 
traherent  in  grave  prejudicium  gravamen  et  damnum  dicti 
nostri  oppidi  civium  et  oppidanorum  ejusdem.  Cumque  dictum 
oppidum  quibuscunque  hujusmodi  heredibus  et  literarum  pen- 
sionalium hujusmodi  detentoribus  lete  et  gratanter  solvere 
deberet  et  satisfacere  vellet  de  hujusmodi  pensionibus  vitalibus 


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soM  neglectis  et  tempore  pretensi  regiminis  dicti  tyranni  ut 
pretenditur  et  pogt  venditis  et  sigillatis;  si  ipsius  suppeterent 
facaltateS;  que  revera  eciam  reditus  proventus  et  emolumenta 
eJQsdem  oppidi  pro  presenti  non  sufficerent  quoquomodo  — 
sapplicans  igitur  humillime  dictum  oppidum  nostre  majestati 
que  quorumlibet  juste  petencium  vota  complectitur  graciose,  et 
cum  justa  petentibus  non  sit  denegandus  assensus,  quatenus 
spacium  veniam  et  votivam  dilacionem  quindeeim  annorom  ad 
solvendum  hujusmodi  pensiones  solvi  restantes  et  neglectas 
animo  deliberato  et  ex  certa  sciencia  ac  de  Romane  regio 
potestatis  plenitudine  et  auetoritate^  et  quod  ulterius  et  deineeps 
iiifra  dictos  quindeeim  annos  dictum  oppidum  cives  et  incole 
ejusdem  ac  privilegiis  et  imtnunitatibus  oppidi  civibus  concessis 
gaudentes  eorumque  res  bone  et  bona  pretextu  et  occasione  dicti 
contractus  pretensi  de  et  super  hujusmodi  pensionibus  vitalibus 
et  earum  occasione  conjunctim  vel  divisim  coram  nostra 
majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  alteriusque  seu  aiiorum 
quommennque  judicum  arrestari  in  jadiciumque  coram  predictis 
trahi  vocari  et  conveniri  ac  sentencie  eciam  quecunque  seu 
qtialescnBque  occasione  premissorum  in  et  contra  ipsos  6orum- 
qae  robas  res  et  bona  ferri  vel  promulgari  occasione  vel  pre- 
textu predictorum  per  quemcunque  seu  quoscunque  quo  vis 
qaesito  colore  nullatenus  valeant,  nostra  majestas  ex  eisdem 
aoimo  sciencia  plenitudine  et  auctoritate  graciose  et  benignius 
indulgeret  tribueret  et  concederet,  et  quod  infra  dictos  quin- 
deeim annos  omnes  arrestas  repressalias  insidias  coram  nostra 
majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  ac  aiiorum  quorumcunque 
in  causam  vocaciones  et  tradicciones  ac  sentencias  quascunque 
et  qualescunque  earumque  execuciones  obstacuja  et  impedi- 
menta  in  personas  robas  res  et  bona  dictorum  civium  et  oppi- 
danorum  ac  oppidi  ejusdem  pretextu  et  occasione  dictorum 
pretensonun  tractatuum  de  et  super  hujusmodi  pensionibus 
vitalibus  et  occasione  eorundum  latas  et  factas  sublevaret  et 
suspenderet^  dietumque  oppidum  cives  et  oppidanos  ejusdem 
et  alios  predic^tos  in  et  circa  premissa  de  solita  benignitatis 
demencia  uberius  privilegiando.  Quibus  omnibus  et  singulis 
solita  benignitate  regia  auditis  auscultatis  intellectis  et  diligenter 
pensatis  attendentes  profecto,  quod  multum  in  subditis  humani- 
tatis  opus  exequimur,  si  oppressis  et  gravatis  interdum  per 
aliene  culpe  convicium  misericordie  et  relevaminis  celeri  remedio 


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subvenimus,  ut  nacionura  pluralitas  que  sub  dorainii  nostri  feli- 
citate  respiraat  in*  statu  veniendo  pacifico  sie  tranquillitatis  de- 
core  sub  augustalis  regie  Romane  (sie!)  temporibus  augeatur; 
videntes  autem  hoc  fieri  non  posse  commodius,  nisi  dum  ipsos 
eorum  indempnitati  ab  oppressionibus  et  angariis  providenter 
copiosius  sublevamus,  potissimum  autem  ad  dictum  oppidum 
nostrum  Lovaniense  fideliumque  nostrorum  et  saeri  imperii  burgi- 
magistrorum  consulum  proconsulum  scabinorum  et  juratorum 
communitatisque  ejusdem  oppidi,  qui  omni  semper  studio  totaque 
fidelitatiö  constancia  nostris  predecessoribus  et  patruis  seu  in- 
clyte  domui  nostre  serviverunt  et  tanto  fidelius  nobis  et  sacrd 
Romano  imperio  servire  futuris  temporibus  conabuntur,  quanto 
graciosius  iidem  de  uberiori  nostre  potestatis  participio  secun- 
dantuF;  Mtendentes  nihilominus  quod  venia  et  allevacione  digni 
sunt  qui  alieno  presertim  tyrannico  laborant  morbo,  ac  eciam 
attento  quod  a  pluribus  quibus  dictum  oppidum  ut  pretenditar 
debet  seu  tenetur  vel  saltim  heredibus  eorundem  seu  deten- 
toribuB  literarum  pensionalium  dilaciones  graciosas  et  compe- 
tentes  super  solvendis  pensionibus  vitalibus  et  eciam  tempore 
dicti  pretensi  regiminis  seu  ejus  occasione  prefati  Petri  tyranni 
sie  nominati  venditis  et  sigillatis  et  soivi  neglectis  in  antea 
impetrarunt,  volentes  profecto  eisdem  facere  graciam  specialem 
ad  hoc  precipuc;  ut  ipsum  oppidum  nostrum  tarn  in  multitu- 
dine  populi  quam  rerum  ubertate  antique  felicitatis  grata, 
resumat  et  suscipiat  incrementa;  jpsis  burgimagistris  consulibus 
proconsulibus  scabinis  et  juratis  totique  communitati  oppidi 
Lovaniensis  predicti  incolisque  hominibus  et  habitatoribus  ejus- 
dem qui  nunc  sunt  et  qui  pro  tempore  fuerint,  cujuscunque 
Status  operis  officii  negociacionis  vel  condicionis  existant^ 
spacium  veniam  et  dilacionem  quindecim  annorum  ad  solven- 
dum  hujusmodi  pensiones  solvi  restantes  et  neglectas  animo 
deliberato  et  ex  eerta  sciencia  ac  de  Romane  regie  potestatis 
plenitudine  et  auctoritate,  et  quod  ulterius  et  deinceps  infra 
quindecim  annos  dictum  oppidum  cives  et  incole  ejusdem  ac 
privilegiis  et  immunitatibus  oppidi  civibus  concessis  gaudentes 
eorumque  res  robe  et  bona  pretextu  et  occasione  dictorum 
contractuum  pretensorum  de  et  super  hujusmodi  pensionibus ' 
vitalibus  et  earum  occasione  conjunctim  vel  divisim  coram 
nostra  majestate  et  ad  Judicium  curie  nostre  alteriusque  seu 
aliorum  quorumcunque  judicum  arrestari  in  judiciumque  coram 


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predictis  trahi  vocari  et  conveniri  ac  sententie  eciam  quecunque 
sea  qualescunque  occasione  premissorum  in  et  contra  ipsos 
eonunque  robas  res  et  bona  late  vel  promulgate  occasione  et 
pretextu  predictorum  per  quemcunque  seu  quoscunque  quovis 
quesito  colore  nullatenus  valeant^  ex  eisdem  animo  sciencia 
plenitudine  et  auctoritate  predictis  graciose  et  benignius  indul- 
gemus,  prout  digne  possumus,  tribuimus  et  concediraus  absol- 
vimus  et  tenore  presencium  usque  ad  prefinitum  tempus  quin- 
deeim  annorum  libertamus  ac  liberas  esse  debere  statuinnis, 
decernentes  quod  exempeio  solucio  et  libertacio  nostra  hujus- 
jnodi  in  Ulis  solucionibus  non  debeant  infringi  a  quecunque 
vel  quibuscunque  dolis  et  machinacionibus  aboleri  seu  in 
dabium  revocari,  sed  plenam  ac  irrefragabilem  illas  obtinere 
firmitatem  sive  cujuscunque  caucionis  seu  fidejussionis  presta- 
cionem,  ac  quod  infra  dictos  quindecim  annos  omnes  arfestas 
repressalias  insidias  coram  nostra  majestate  et  ad  Judicium 
corie  nostre  ac  aliorum  quorumcunque  (judicum)  in  causam 
vocaciones  et  tracciones  ac  sentencias  quascunque  et  quales- 
cunque earumque  execuciones  obstacula  et  impedimenta  in  per- 
sonas  robas  res  et  bona  dictorum  civium  et  oppidanorum  ac 
oppidi  ejusdem  pretextu  et  occasione  dictorum  pretensorum 
contractuum  de  et  super  hujusmodi  pensionibus  vitalibus  et 
occasione  earundem  latas  et  factas  subJevamus  toUimus  et 
suspendimus  dictumque  oppidum  cives  et  oppidanos  ejusdem 
ac  alioB  predictos  in  et  circa  premissa  de  solite  benignitatis 
clemencia  spßcialiter  privilegiamus,  sentenciis  et  processibus 
latis  et  fortassis  eoiam  promulgatis  in  contrarium  facientibus 
non  obfitantibus  quibuscunque,  presencium  etc.  datum  Constancie 
anno  domini  MCCCCXVII^  septima  die  Octobris. 


14.  (XCVII.)  Constanz,  (1417?). 

König    Sigismund   fordert   die   Königin   von  Böhmen   auf,    die 

kirchlichen  Missstände   abzustellen  und  droht  im  andern  Falle 

mit  einem  Process  des  Concils. 

Serenifisima  princeps  soror  nostra  charissima!  Mirabilis 
architectus  Christus  Dei  virtus  et  sapieneia  domum  sibi  excissis 
colnnmis  septem  et  in  fundamento  de  lapide  primario  coUocato 
construxit .  et   in   quattuor   angulis   virtutes   quattuor  cardinales 


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constituens   eam   nihilominus    vario  virtutum    ornatu    depinxit, 
interius   ut  ab   intus   omnis  gloria   filie   regia  esset   in   fimbriis 
aureis.    Verum  ille  qui  a  principio  in  veritate  non   stetit  hujus- 
modi    edificii    structuram    mirabilem   non    sustinens    pacienter, 
validum  ventum   misit  a  regione   deserti,   ut  concussis   quatuor 
angulis  domus  si  posset,  everteret  fundamentum,  sed  licet  domus 
multipliciter   quatiatur,   pati  tarnen  non  potest  omnem  ruinam, 
cum  sit  supra   firmam    petram  mirabiliter   constituta,   arietibus 
tamen  aliquando  datis  in  agro  aliquos  lapides  excutit  a  structura^ 
dum   pugnant    filii    contra    matrem    plus    quam    civile   bellum 
nequiter  exercentes  et  Christi  tunicam  inconsutilem  laniant  que 
forte  pocius  uni  fuerat  concedenda.  Inter  alias  namque  personas 
quibus  dilectissima  soror  nexu  affinitatis  sincere   adstringimur, 
vos  specialiter  in   sede   nostri   pectoris   prerogativa   dileccionis 
singularis  portamus  cupientes  eo  pocius  vestram  terreque  vestre 
salutem  gloriam  et  honorem,    quo  predicte  fidei  catholice  pal- 
mites    oiim   progenitores   nostri   christianissimi  reges  in   natali 
solo  dilatasse  devocius  et  fervencius  semper  pro  ipsius  ampli- 
ficacione  stetisse  revera  dinoscuntur.     Verum  de  quo  dolemus 
ad  nostrum  pervenit  auditum,    quod   multos   in    terra  Bohemie 
.  eciam    dicioni   vestre   subjectos    execrabile    facinus   et   erroris 
perversitas  rnfecit,    plerique   per   apostasie  vicium  illam  incon- 
sutilem Christi  tunicam  quam  sacri  baptismatis  regeneracio  con- 
tulit,    damnabiliter   exuentes   induunt   tanquam   in   tenebris    et 
umbra  mortis   positi   cecitatis  fermento  ac  nequicie  et  malicie 
veteri  corruptela;    sicque  ille    mille   modorum   npcendi    artifex 
per  ministros  suos  pravftatis  et  spurciciarum  alumnos  et  iniqui- 
tatis  operarios  in  illis  partibus  venena  sparsit  moi*tifera  sediciose, 
considerans  quod  familiaris  hostis  sit  efficax  ad  nocendum  qui 
quasi  dulcia  premittentes   cauda  pungunt   ut  scorpio    in  aureo 
tandem  calice  Babilonis   virus   pestilencie  infusuri,   licet  enim 
hactenus  diucius  latitantes  et  velut  vulpes  clandestine  niterentur 
vineam   domini  Sabaoth   demoliri,  jam  tamen   peccatis    exsur- 
gentibus  in  aperto,  qui  tanquam    equi    parati  ad    prelium    pre- 
sumuntur  manifeste   insurgere  contra  eam,  in   quibusdam  locis 
publice  predicando  querentes  in  cibum  simplices  et  in  predam 
edoctos   et   illaqueare  fideles   quoslibet   suis  circumvencionibus 
cupientes  facti  magistri  erroris,  qui  nunquam  fuerunt  discipuli 
veritatis.     Quare  vaJidus    clamor   dolore   non  vacuus  in  sacro- 
sancta  Constanciensi  synodo  generali  horrendis  continue  adauctis 


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ramoribus  vicibus  frequentatis  impretermisse  ascendit  et  iüsinuat 
crebrius  et  invalescit  semper,  quod  in  illis  partibus  devocionis 
obnubilata  sit  claritas  et  divini  nominis  cultui  inimisericorditer 
illndatur;  cum  etenim  dudum  resplenduerit  in  Bohemia  et 
Moravia  fida  fides  nunc  autem  simplices  predictorum  callidis 
sednccionibus  circumventi  et  periculose  decepti  in  profundum 
devenerint  peccatorum,  et  heccine  violatur  ibidem  fidei  fun- 
damentum,  de  quo  tacti  dolore  cordis  intrinsecus  non  valentes 
equanimiter  sustinere  tantum  opprobrium  regni  tam  gloriosi 
Dobisque  peculiaris.  Exsurgat  igitur  quesumus  vestra  devota 
sinceritas  et  ad  evellendam  de  vestris  agris  illam  herbam 
mortiferam^  que  messem  benediccionis  extenuat  opportuna  studia 
et  operas  ef^caces  impendat^  ttt  seges  fructifera  depressa  con- 
surgat  talibus  spinis  et  tribulis  radicitus  exstirpatis  vestro 
patrocinio  et  proyisione  salutari  Christi  operarii  prelati  et 
ecciesiastici  catholici  utilius  proficere  valeant  et  commissum 
sibi  officium  ad  laudem  divini  nominis  -melius  et  efficacius 
exequantur  et  de  vobis  predicetur  et  in  toto  mundo-  dicatur: 
adstitit  regina  a  dextris  ecclesie  militantis  in  vestitu  deaurato 
fidei  catholice  circumdata  varietate  virtutum .  donisque  charis- 
matum  redimita.  Sicut  de  vobis  specialem  fiduciam  obtinemus 
opem  et  auxilium  efficaciter  largiendo,  ut  illopum  malediccionis 
alumnorum  sit  publicata  nequicia  per  vestrum  ministerium 
salutare  in  exterminium  dedueatur;  ut  eadem  terra  coinquina- 
tomm  labe  purgata  reddatur  Deo  placabilis  et  accepta  antique 
felicitatis  resumpta  benediccione  ^  vosque  per  hec  divine  retri- 
bncionis  premium  digne  valeatis  promereri.  Scitote^  quod  si 
secQs,  quod  non  credimus,  actum  fuerit,  animadversionem  sacri 
concilii  apud  quod  pro  suspensione  processuum  muitiplicatis 
intercessionibus  studiose  instetimus  usquequaque  ulterius  pro- 
ficere non  valentes  tandem  apostolice  sedis  timemus  presto 
ibidem  inminere.     Datum  Constancie  etc. 

Ita*  quod   spurcicia  pestilencie   prorsus   eliminata  vestro 
ministerio  prelati  et  ceteri  in  dicta  terra  Bohemie  ad  Dei  mini- 


*  Dieser  unter  dem  Briefe  stehende  Absatz  ist  offenbar  eine  von  dem 
Copisten  im  Text  übersehene  und  später  nachgeholte  Stelle.  Ein  Zeichen 
aber,  wohin  der  Passns  gehört,  wie  dergleichen  in  den  Handschriften 
äblich  ist,  war  nicht  zn  finden.  Ich  vermuthe,  der  Passns  ist  zwischen 
Ttleatis  promereri  und  scitote,  quod  etc.  zu  setzen. 


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steria  laudabiliter  peragfenda  securi  reddantur  et  exinde  vobis 
apud  Deum  meritum  et  laudes  apud  homines  comparetis;  noB 
autem  teneamur  prompeius  ad  ea  que  processu  temporis  domoi 
vestre  fuerint  profutura. 


15.  (LXXVI). 

(Constanz,  30.  September?  1417). 

lüdultum   ad   cudendum   monetam  (sc.   Frisonibus  concessum). 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  principibus  ecde- 
siasticis  et  secularibas  prelatis  ducibus  marchionibus  banderen- 
sibus  bailinis  comitibus  vicecomitibus  vicariis,  generalibos 
baronibus  nobilibus  miDisterialibus  militibus  clientibus  capita- 
neis  gubernatoribus  presidibus  burggraviis  castellanis  ofScialibus 
judicibus  theloneariis  *  districtuum  locorum  civitatum  oppidoram 
et  villarum  commuDitatibus  et  rectoribus  eorundem  et  presertim 
Omnibus  et  singulis  inhabitatoribus  et  incolis  terrarum  tarn 
orientalis  quam  occidentalis  Frisie  ceterisque  nostris  et  imperii 
sacri  subditis  et  fidelibus  dilectis  ad  quos  presentes  pervenerint 
graciam  etc.  Veuerabiles  illustres  nobiles  et  fideles  dilecti! 
Etsi  cunctos  reges  decet  et  principes  circa  bonum  commune 
utilitatemque  publicam  ferventi  studio  vigilare  cum  jure  divino 
et  humane  dictante  et  naturali  eciam  racione  publica  utilitas 
prefeiri  semper  debeat  private,  nos  utique  qui  divina  favente 
clemencia  sumus  ad  apicem  Romane  regio  celsitudinis  vocati; 
tenemur  et  debemus  studiosius  inniti  que  nostrojrum  et  imperii 
sacri  subditorum  et  fidelium  commodum  respiciunt  pariter  et 
profectum.  Sane  cum  nuper  in  inferioribus  Alamanie  partibus 
imperialibus  pro  reformacione  sacrosancte  Romane  ecclesie  ac 
largiente  domino  uniti  futuri  summi  pontificis  eleccionem  nee 
non  quorundam  nostrorum  et  imperii  negociorum  expedicionem 
presencialiter  agebamus^  auribus  nostris  frequenter  insonuit, 
quod  in  omnibus  Frisonum  nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium 
terris  et  districtibus  que  ad  nos  et  prefatum  Imperium  absque 
medio  pertinere  noscuntur,  nuUa  penitus  moneta  generalis 
cuderetur,  quodqiie  propterea  cuncti  inhabitatores  et  incole 
terrarum  et   districtuum   eorundem   in    non   modicum   ipsorum 


'  Cod.  theolonariis. 


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59 

detriineDtum    dampnum    et   incommodum   exterorum   regum    et 
principum   monetis    que   forsitaa    aliquantum   deteriores    mino- 
risque  lige    et '  valoris   existereat  quam   antiquitus   fuissent  ac 
esse  merito  deberent,  uti  cogerentur;  pro  quo  nihilominus  nostra 
et  imperii  sacri  vilipenditur  auctoritas,  auferuntur  jura  utilitasque 
pablica  roaxime  couturbari  censetur,   ac  prefati   nostri  et  im- 
perii sacri  subditi  et  fideles   variis   concussionibus  et  bonorum 
abstraccionibus  dampna  irrecuperabilia,  utpote  verisimiliter  pre- 
somimas,  sustinuissent  hucusque  et  in   futurum  nisi  super  hoc 
per  nostre  majestatis   celsitudinem   de   opportuno  provideretur, 
remedio  sustinerent;  volentes  igitur  circa  premissa  prout  nobis 
et  imperio  predicto  congruit,   sed  presertim   ob   nostrorum    et 
ejusdem  imperii  subditorum  et  fidelium  utiiitatem  profectumque 
s&lubrius  providere    habita  deliberacione  super    predictis    cum 
noDDullis  nostris  et  imperii   principibus  et  electoribus  nee  non 
ÄÜorum  principum  comitum  nobiiium  atque   procerum  commu- 
nicato  consilio    ordinavimus    statuimus    disposuimus   ac    tenore 
presencinm  ordinaraus  volumus  et  disponimus  de  cetero  nostras 
et  imperii  sacri  monetas  in  prefatis  Frisonum  terris  seu  modis 
lepbuß  formis  remediis   et  condicionibus   infrascriptis*  cudi  et 
fieri,  prout  sequitur,  in  hunc  modum:  imprim  isvidelicet^  quod  fiat 
lua  moneta  aurea  que  appelletur  moneta  imperialis,  que  cudetur 
(in)  Leovardia  et  sit  tanti  ponderis  et  valoris  sicut  sunt  dimidii 
Dobiliones  Anglioani  et  formam  et  figuram  habeat  infrascriptas: 
videlicet  quod  ab  una  parte  aquilam  extensis  alis  habeat  et  in 
eadem    parte    scriptum    sit    in    circumferenciis :    ^Sigismundus 
divioa  favente   clemencia^;   in  alia  vero   parte  crucem   habeat 
duplicatam  et  in  circumferenciis    ejusdem   partis   scriptum  sit: 
^Romanorum    et   Hungarie    etc.   rex^     Itemque    simili  modo  et 
8ub  eadem  forma  fiat  moneta  argen  tea  que  simili ter  imperialis 
moneta  vocetur.    Sic  videlicet  quoque  cudentur  grossi  argentei 
qui  in  una  parte  aquilam  habeant,  et  in  eadem  parte  scriptum 
sit  in  circumferenciis   ^Sigismundus   divina  favente  clemencia*, 
in  alia   vero    parte   duplicatam    crucem    et   in   circumferenciis 
ejusdem   partis   scriptum  sit:   ^Romanorum  Hungarie   etc.  rex^ 
Quorum  grossorum  sedecim  unum  florenum  Rhenensem  et  viginti 
grossi  unum  de  predictis  florenis  per  nos,  ut  premittitur,  cudendis 
valebunt,  et  iidem  floreni  pro  totidem  expendentur,  et  predicta 
onmia  per   nostre   majestatis   celsitudinem   ut   tangitur  statuta 
ordinata  et  disposita  in  statu  debito  permaneant;  fiant  et  utilius 


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exequantur,  statuimus  et  vigore  presencium  auctoritateque  Ro- 
mana' regia  et  ex  certa  nostra  sciencia  pro  nobis  et  successoribus 
nostris  Romanorum  imperatoribus  et  regibus  ordinamus,  qnod 
nulli  homini  cujuscunque  status  gradns  seu  condicionis  existat, 
prefatas  monetas  tarn  aureas  quam  argenteas  cudere  liceat 
preterquam  imperial!  vel  regali  magistro  monete  cui  nos  vel 
prefati  successores  nostri  ad  cudendum  easdem  monetas  per 
patentes  regie  majestatis  iiteras  duxerimus  committendum;  nisi 
alicui  communitati  vel  alterius  persone  in  prefatis  terris,  quod 
monetas  cudere  possit^  per  jam  dictos  predecessores  nostros 
Romanorum  imperatores  vel  reges  indultum  existat  et  hujus- 
modi  communitates  personeve  desuper  habeant  hujusmodi  pre- 
decessorum  nostrorum  Iiteras  evidentes ;  et  quod  eedem  monete 
non  nisi  in  Leovardia  predicta  et  non  alibi  deinceps  cudi 
debeant  atque  possint,  quodque  nuUa  alia  moneta  aurea  vel 
'  argentea  aut  cujuscunque  alterius  metalli  vel  eris  in  sepe  dictis 
terris  tam  Orientalis  quam  occidentalis  Frisie  per  quempiam 
alium  fieri  debeat  sive  scindi  nisi  dumtaxat  per  imperialem 
magistrum  monete  antedictum^  cui  eciam  damus  largimur  et 
concedimus  auctoritatem  facultatem  et  potestatem  plenissimam 
monetas  alias  minutas  pro  honore  imperii  ac  utilitate  et  bono 
statu  predictarum  terrarum  cudendi  fabricandi  faciendi  mone-' 
tandi  et  juxta  beneplacitum  deliberacionemque  suam  et  secundum 
magistri  civium  in  Leovardia  ac  Gretmannorum  in  predictis 
terris  Frisie  pro  tempore  constitutorum  signo  signandi  cum 
Omnibus  juribus  libertatibus  honoribus  et  graciis  quibus  alii 
sacri  Romani  imperii  consimiles  auctoritatem  facultatem  sive 
potestatem  habende  usi  sunt  hactenus  seu  quomodolibet  po- 
ciuntur;  decernentes  et  hoc  regali  perpetuo  valituro  statuentes 
edicto,  quod  eedem  ac  prenominate  auri  et  argenti  monete  ab 
Omnibus  universaliter  et  ubique  locorum  in  imperio  recipi  et 
acceptari  debeant  difficultate  impedimento  ac  contradiccione 
quibuslibet  procul  motis ;  quodque  nullis  unquam  in  antea  tem- 
poribus  per  nos  vel  «uccessores  nostros  Romanorum  imperatores 
et  reges  alicui  dari  vendi  concedi  impignorari  aut  aliquatenus 
ab  imperio  alienari  debeant  quovismodo.  Inhibemus  eciam 
auctoritate  regali  predicta^  ne  quis  principum  comitum  baronum 
procerum  seu  quevis  universitas  aut  communitas  cujuscunque 
preheminencie  dignitatis  status  vel  gradus  existant,  in  fabricandis 
disponendis    et    cudendis     monetis    Ulis     signis    que    prefatus 


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imperialis  magister  monete  imprimenda  duxerit,  ati  presumat^ 
nam  in  eum  casum  ubi  aliquis  hoc  facere  presumpserit,  extunc 
monetas  ejusmodi  adulterinas  falaas  iUegales  et  injustas  fore 
decernimus  de  plenitudine  Romane  regie  potestatis.  Denique 
ut  predicta  ordinacio  disposicioque  nostra  firma  et  illesa  per- 
maneant  ac  arccius  et  striccius  serventur  ob  omnibus,  universas 
atqae  singolas  monetas  in  prefatis  Frisonum  terris  per  oppidanos 
in  Bromengen  sive  per  Olronem  (Okonem?)  et  Bruch  ejus 
patrem  sive  alium  quemcunque  incolam  vel  habitatorem  ter- 
ranmi  hujosmodi  absque  prefatorum  predecessorum  nostrorum 
indolto  concessu  sive  consensu  sive  licencia  donec  ad  presens 
&cta8  fabricatas  et  monetatas  revocamus  cassamus  et  vigore 
presencium  auctoritate  predicta  ex  certaque  sciencia  nostris 
penitus  annullamus^  non  obstantibus  quibuscunque  legibus  pri- 
yilegiis  literis  graciis  et  indultis  edictis  et  factis  in  contrarium 
per  qnemcunque ;  quibus  omnibus,  si  et  in  quantum  presentibus 
m  toto  vel  in  aliqua  sui  parte  adversari  censentur,  auctoritate 
Dostra  predicta  ac  de  certa  nostra  sciencia  derogamuS;  sup- 
plentes  nihilominus  omnem  defectum^  si  quis  compertus  fuerit 
in  premissis;  nulli  ergo  omnino  hominum  liceat  hanc  nostre 
ordinacionis  disposicionis  statuti  voluntatis  et  decreti  paginam 
infringere  aut  ei  ausu  quovis  temerario  contraire^  si  quis 
aulem  etc.  etc. 


16.  (LXXXVl.) 

Constanz  (7.  October?  1417), 

König  Sigismund  erklärt  die  Friesen  für  reichsunmittelbar  und 
entbindet   sie   von   dem  Gehorsam   gegen   Okko  den  Sohn  des 

Keno. 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  prelatis  presbyteris 
jadicibils  totique  communitati  districtus  in  etc.  nostris  et  imperii 
sacri  fidelibus  dilectis  graciam  etc.  Fideles  dilecti!  Relatum 
est  auribus  nostre  regie  majestatis^  quod  magistri  civium  consules 
Bcabini  et  capitanei  totaque  communitas  oppidi  N.  ausu  temerario 
millo  a  nobis  aut  predecessoribus  nostris  Romanorum  impera- 
toribns  aut  regibus  mandato  habito  aut  indulto  auctoritate 
propria  se  de  regimine  vestro  et  districtus  vestri  ingerentes 
V08  dominio  suo  subjugare  et  tributa  ac  exacciones.  quocies  eis 


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placuit;  a  vobis  veluti  suis  subditis  exigere  et  recipere  non 
erubuerunt,  nee  eo  contenti  vos  tandem  et  districtum  vestrum 
tanquam  hereditaria  bona  et  dominia  sua  potestati  et  regimini 
olim  Kenonis  de  N.  (sie!)  tradiderunt  et  sie  demum  quasi  ex 
sucpessione  paterna  seu  hereditaria  ad  Okkonem  filium  ejusdem 
Kenonis  devoluti  sub  dominio  ipsius  tanquam  servi  et  tributarii 
ignominiose  et  miserabiliter  gravati  residetis  in  nostram  et 
imperii  saeri  injuriam  non  modicam  atque  damnum;  et  cum  ex 
debito  officii  Romane  regio  dignitatis  ad  hoc  teneamur  precipue 
sollicita  cura  intendere,  ut  universa  dominia  et  jura  sacro  im- 
perio  hactenus  quocunque  modo  subtracta  temporibus  nostris 
magnifice  recuperare  et  ad  imperii  obedienciam  et  subjeccionem 
reducere  studeamus,  idcirco  universitatem  vestram  sub  debito 
fidei  seriöse  requirimus  imo  vobis  auctoritate  Romana  regia 
districte  precipiendo  mandamus^  quatenus  ad  hec  ut  sub  pro- 
teccione  sacri  imperii  cui  eciam  immediate  subjecti  estis^  ad 
instar  aliorum  Frisonum  ,dy  Fryftiesen'  vulgariter  nuncupatorum 
libere  respirare  et  a  jugo  gravissime  servitutis  eximi  possitis 
ac  prefato  Okkoni  aut  alicui  alteri  hominum  in  antea  nullatenus 
obedire  aut  tributa  et  exacciones  quascunque  solvere  nullatenus 
presumatis;  quin  pocius  ad  obedienciam  et  subjeccionem  sacri 
imperii  prout  tenemini  redeuntes^  nobis  et  imperio  sacro  in 
manibus  strenui  Syfridi  et  Nicolai  etc.  quibus  ad  hec  vices 
nostras  commisimus  fidelitatis  et  bomagii  prestare  debeatis 
juramenta,  prout  in  juribus  et  libertatibus  vestris  conservari 
ac  nostram  et  imperii  sacri  indignacionem  gravissimam  nee  non 
penam  ducentorum  scutorum  antiquorum  a  vobis  et  quolibet 
vestrum  qui  contrafecerit,  irremissibiliter  exigendam  cupitis 
arccius  evitare.     Datum  Constancie  etc.  ut  supra  (sie!)  etc. 


17.  (LXXXVII.) 

Constanz  (October  1417). 

König  Sigismund    bittet   die  Friesen    um  ein    subsidium  chari- 
tativum  zu  den  Concilskosten. 

Sigismundus  etc.  Honorabilibus  prepositis  decanis  gret- 
mannis  coadjudicibus  (siel)  et  capitaneis  totique  communitati 
et  incolis  in  Ostergo  in  Westergo  Smeylburgerlant  Schotter- 
werff  Vpsterlant   et   octo    parrochialium   principalium   parcium 


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Frisie  nee  non  ceteroram  districtuum  et  insularam  ipsis  et 
patrie  Frisie  adherencium  nostris  et  imperii  sacri  fidelibus 
dilectis  g^aciam  etc.  Honorabil^  devoti  et  fidelee  dilecti !  Non 
credimus  vobis  incognitum  aut  a  vestra  noticia  fore  peregrinum^ 
qnaliter  ex  assumptis  Romane  regle  dignitatis  gubernaculis  circa 
ea  que  commodum  et  utilitatem  populi  christiani  respiciunt, 
prent  tenemur^  soUicita  mente  intuenti  pro  sacrosancta  universali 
ecclesia  a  multis  jam  retroactis  temporibns  dispendiose  scissa 
cam  Dei  adjutorio  feliciter  unienda,  nee  non  nostris  et  imperii 
sacri  dominus  et  terris  in  statu  quieto  et  pacifico  reponendis 
diversas  mundi  partes  ent  remota  regna  sub  magno  nostro  et 
Dostrorum  discrimine  et  expensis  innumerabilibus  peragravimus^ 
potissimum  nos  arbitrantes  salvatori  nostro  prestari  obsequium, 
si  pro  dilecte  sponse  sue  sancte  videlicet  ecciesie  hactenns  tarn 
in  Spiritual ibus  quam  eciam  temporalibus  multipliciter  afflicte 
ipsius  cujus  in  hoc  rem  agimus  nobis  assistente  auxilio  subvenire 
valeamas,  cujus  rei  desiderio  succensi  tot  viarum  et  laborum 
dispendia  cum  extenuacione  eciam  naturalium  dominiorum  nostro- 
nim  non  pigrabamur  subire,  et  nunc  largiente  domino  una  cum 
re^erendissimis  in  Christo  patribus  dominis  cardinalibus  archi- 
episcopis  episcopis  ceterisque  prelatis  doctoribus  et  magistris 
in  Constanciensi  civitate  ad  hoc  nobiscum  congregatis  unione 
eeclesie  sancte  jam  confirmata  brevi  temporis  spacio  eleccionem 
nnici  veri  et  indubitati  summi  pontificis  indubie  secuturam 
speramaS;  quo  terminato  feliciter  demum  ad  prosequenda  imperii 
sacri  negocia  sine  interpolacione  aliqua  liberius  procederaus 
nee  a  cepto  desistemus  propositO;  donec  hec  omnia  vita  nobis 
comite  fine  debito  eoncludantur.  Et  quia  ad  tarn  ardua  tamque 
salubria  negocia  toti  itaque  christianitati  summe  necessaria 
feliciter  prosequenda  vestrum  et  aliorum  nostrorum  et  imperii 
fidelium.  subsidia  nobis  extant  plurimum  opportuna,  idcirco 
fidelitatem  vestram  de  qua  plurimum  presumimus  quamque  in 
hac  re  votis  nostris  credimus  prompte  occurrere,  tenore  presen- 
cinm  seriöse  requirimus  et  hoitamur  desiderantes  ex  animo, 
qaatenos  predictis  laboribus  nostris  et  sumptibus  quos  pro  vestro 
ac  totius  christiani  populi  utilitate  et  commodo  ultronee  sustu- 
limus  et  usque  modo  indefesse  sufferimus^  provida  mente  pen- 
santes  ad  succurrendum  nunc  majestati  nostre  regio  imo  pocius 
retpublice  benivole  annuentes  de  danda  nobis  una  precaria  seu 
charitativa  ^subvencione    unanimiter    concordetis   ac   ipsam    ad 


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locum  competentem  comportantes  et  universos  et  singtilos  com- 
portare  facientes,  taliter  comportata  atque  co]lecta  in  manus 
Syfridi  et  Nicolai  presentare  velitis  per  eos  ad  cameram  nostram 
regiam  deportanda.  Commisimus  namque  dictis  consiliariis 
nostris  hec  et  alia  nostre  intencionis  ad  vos  perferre  negocia, 
quibus  in  omnibus  que  vobis  hac  dumta^at  vice  ex  parte 
nostra  retulerint  ac  vobiscum  tractaverint.  et  concluserint,  fidem 
credulam  et  indubiam  per  vos  adhibendam  cupimus  per  omnia 
tanquam  vobis  propria  loqueremur  in  persona.  Agite  igitur  in 
premissis,  prout  de  constanti  fidelitate  in  obediencia  vestra  con- 
fidimus,  ut  exinde  in  conspectu  majestatis  nostre  commendari 
ac  proinde  nostre  munificencie  beneficia  non  immerito  presto- 
lari  possitis^  que  vobis  si  votis  nostris  parueritis  presentibus 
clemencius  pollicemur.     Datum  Constancie  etc.  etc. 


18.  (XCVI.)  Constanz  (October,  1417). 

Exhortatur  quosdam  imperio  rebelles,  ud  adhuc  convertant  se. 

Sigismundus  etc.  fideles  dilecti !  Audito  nuper  quod  insti- 
gante  siquidem  diabolo  nedum  in  sacri  Romani  imperii  dispen- 
dium,  sed  eciam  adversus  imperialis  culminis  honorem,  imo 
denique  in  lese  majestatis  crimen  fideles  nostros  homines  de 
B  .  .  .  n  (sie !)  et  nonnullos  alios  de  occidentalis  Frisie  partibus 
pro  «0,  quod  ad  eorum  verum  naturalem  et  ordinarium  dominum 
tanquam  veri  zelatores  ipsius  humiliter  et  sicut  tenebantux 
reddentes  nobis  et  eidem  imperio  cui  favente  domino  feliciter 
presidemus,  ad  manus  honorabilis  N.  consiliarii  ambasciatoris 
et  fidelis  nostri  dilecti  fidelitatis  et  obediencie  juramenta  pre- 
starunt  tam  in  civitate  Groninghensi  que  Frisie  caput  esse 
dicitur  et  que  priscis  temporibus  fideles  lactabat  filios  nutriebat 
providos  receptabat  honestos  ejiciebat  improbos  et  infideles  et 
rebelles  imperii  penitus  exulabat,  quam  extra  sie  hostiliter, 
fraudulenter  vero  dicimus,  invadere  et  ex  eis  quosdam  crudeliter 
occidere  quosdam  diris  tradere  carceribus  non  estis  veriti, 
nempe  regium  animum  nostrum  ac  lachrymarum  erumpencium 
guttas  vix  potuimus  continere,  et  profecto, .  dum  sie  per  vos 
gesta  perpetfataque  in  nostre  lance  consideracionis  appendimus 
,  equidem  non  mediocriter  admiramur ,  unde  potuit  vos  tanta 
animare  temeritas,  quod  sub  tam  mali  fomite   propositi  regiam 


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majestatem  offendere  et  prefato  ambasciatore  nostro  apud  vos 
adhuc  existente  ac  regle  persone  nostre  effigiem  representante 
furiisque  yestris  predicta  facere  prohibente  quietem  nostre 
mentis  sie  irreverenter  et  infrunito  (!)  animo  turbare  non  pavistis; 
et  revera,  si  qua  virtus  donnivisset  in  nobis,  ocio  debebatis 
merito  considerasse ,  qaod  licet  nobis  et  imperio  fidelitatis  et 
obediencie  debita  juramenta  prestare  vestra  presumpcio  distulerit 
hacusque,  nihilominus  tarnen  vos  ad  imperium  pertinere  ac  sim- 
pliciter  imperiales  esse  contradicere  non  potestis  nee  negare 
possunt  vestre  mentes,  quoniam  parentes  vestrum  omnium  eorum 
fide  constancia  magnanimitate  indefessoque  labore  poscentibus 
cunctas  atque  singulas  libertates  francbesias  privilegia  cetera- 
que  multimoda  bona  quibus  heu !  nunc  abutimini  a  nostris  pre- 
decessoribus  Romanis  imperatoribus  et  regibus  obtinuerint; 
Yosque  illorum^  et  non  vestris  meritis  appellemini  vulgariter: 
,die  Fryen  Friesen^,  pro  quo  nimirum  dolens  major  causa  nos 
afficit  et  presertim  quod  ibi  magis  et  amarius  inquietamur^  ubi 
clemencia  nostra  quietis  dulcedinem  libencius  procuraret^  et  inde 
ledimur  immanius,  unde  nobis  et  imperio  deberet  hodie  charitativa 
fidelitatis  obviam  prodire  undeque  gratitudinem  zelus  culminis 
Dostri  avidius  expectavit.  O  inexcusabilis  culpa !  Surgere  tarnen 
mihi  inter  tot  armosos  vires  non  potuit  unicus  qui  contra  tam 
enormes  inauditasque  fracciönes  verbum  unicum  loqueretur 
quique  pro  sedandis  faccionibus  hujus  defensionis  se  murum 
opposuisset.  O  si  possetis  alternatim  libros  consciencie  per- 
legere^  quot  et  quantas  in  eis  accusatorias  lecciones  predictis 
faccionibus  vestris  omnino  contrarias  inveniretis,  quod  adversus 
nostros  et  in^perii  juratos  et  fideles  ausi  fuistis  in  arma  con- 
surgere  quimet  deberetis  eorum  imo  nostras  injurias  totis  viribus 
propulsare.  Mirabilis  imo  non  satis;  imo  ultra  quam  dici  possit, 
miranda  tanti  loci  cecitas  ac  tantorum  civium  obscuritas  ocu- 
lorum^  ut  qui  tam  felicium  deberetis  antecessorum  vestrorum 
antiquitatis  dignissime  vite  morumque  sequi  vestigia  a  semitis 
vestrorum  laudabilium  patrum  qui  olim  ab  Augusto  non  vocati 
cum  Romanis  ea  tempestate  potentissimis  et  rebellibus  pro 
imperii  juribus  recuperandis  pugnam  ineuntes  gloriosum  quippe 
triujnphum  obtinuerunt,  improvide  deviantes  non  minus  in 
nostrum  quam  culminis  nostri  prejudicium  supradictos  jam 
juratos  subditos  et  fideles  nostros  tam  crudeliter  peremistis 
tamque  immaniter  in  vestris  vinculis  detinetis.    Animadvertite, 

Archiv.  Bd.  UX.  I.  UÄlfte.  6 


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animadvertite  Romani  imperii  subditi^  utrum   ex  coUatis  bene- 
ficiis  vobis  quorum  parentes    imperii  munifieencia  tarn  copiose 
dotavit  ac  pre  ceteris  in  imperio  constitutis  tam  largiflue  Hber- 
tavit  contra  nostros  imo  nos  ipsos  velut  imperii  caput  exasperare 
sie  licuit  mentes  vestras?    Non  equidem.  Levate  itaque  oculos 
vestros  in  circuitu,    levate,   aperite   aures   vestras   et  de   tanta 
nobis  et  imperio  iliata  injuria  doleatis  ac  ad  se  ipsum  quilibet 
vestrum  revertatur  ad  resumendumque  caput  sensusque  racionis 
induat  et  dijudicet^  quam  pregrandi  macula  ex  premissa  faccione 
coinquinatum  jam  fuerit  nomen  suum ;  ac  non  minus  provide  ac 
diligenter    attendat,   quod   imperii   fortitudo  quam  vis  modernis 
temporibus  passa  videatur  aliquas  tempestates,  digno  tarnen  Dei 
judicio  multos  qui   sibi  rebelies   esse   presumpserant,   hactenus 
ad  penam  mediante  justicia  conduxit  exemplum  cunctis  homi- 
nibus  seculi  monstratura.    Non  enim  sicut  putatis  Romani  im- 
perii vires  sopite  sunt,  nam  semper  vigilans  et  attenta  potencia 
non  dormitat.     Interrogate  patres  vestros  qui  olim    ob   imperii 
Romani  amorem    rebelles   conterrere  viribus   et  rebus  minime 
veriti   sunt,    et    dicent    vobis,    quomodo    predecessores    nostri 
victoriosissimi  multos  rebelles  a  propriis  laribus  expulerunt  et 
ejecerunt,  quoniam    et  ipsi   patres   vestri   semper  fuere  ipsius 
imperii  fidelissimi  zelatores.  Interrogate  modernes  et  narrabunt 
vobis,  quomodo  rex  Anglie  etc.  hobis  et  imperio   indissolubili 
vinculo  colligatus  et  rex  Danie  etc.  propinquissima  consanguini- 
tatis  linea  conjunctus  innumerabilem  fere  multitudinem  imperii 
principum  et   fidelium  qui  se  Student  assidue   non   minus  obe- 
dienter  quam  fideliter  nostris  beneplacitis  conformare;  penitus 
obmittendum  vellemus,  equidem  vellemus  tam  propter  imperium 
quam  famam  vestram,  ut  cetera  sinamus,  quod  sanius  egissetis, 
quoniam  autem,  viri  fortes,  nemo  quod  factum  est,  non  factum 
fuisse  possit  reducere,  cumque  tempus  nunc  advenerit  in  quo  nobis 
et  imperio  graciores  fieri  poteritis,  vos  hortamur  et  auctoritate 
regia  Romana  requirimus:  exsurgite  et  ad  contemplandam  im- 
perii speciem  et  virtutem  vestros  animos  erigite  vosque  posses- 
sione   graciosa   vestrum   cognoscite   possessorem;    parate    viam 
domini,  rectas  facite  semitas    ejus;    tollite  carcerum  vestrorum 
seras  et  supradictos  fideles  nostros  quos  recepistis  de  carceribus 
hujusmodi  mox  visis  presentibus  integre   relaxetis,    et  si   que 
ipsis  bona  recepta  sunt,  restituatis  ad   honorem    sacri  Romani 
imperii   et   nostre    majestatis   reverenciam   specialem,    quod   si 


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feceritis,  nos  inter  alios  imperii  subditos  vos  recommendatos 
habere  studebimus  sine  fallo;  sed  revera  si  potencie  nostre 
mandatis  obedire  neglexeritis^  quod  utique  nostra  serenitas  adhuc 
credere  non  potest,  penis  et  mulctis  imperialis  bauni,  forbannique 
et  aliis  viis  et  modis  quibus  poterit  regia  potestas  nostra  pro- 
cedere  curabit^  utpote  sibi  ac  ceteris  imperii  prineipibus  visum 
fuerit  expedire;  nee  vos  tunc  liberare  poterunt  predictarum 
faccionum  atque  scelerum  persuasores,  sed  eritis  cunctorum 
opprobrium  et  fabula  nacionum,  presertim  autem  vicinorum  qui 
contra  vos  derisorie  sua  movebunt  capita  in  eternum.  Datum 
Constancie  anno  etc. 


C.  Saroyen. 

Wie  für  die  Hohenzollern,  so  knüpft  sich  für  das  Haus 
der  Grafen  von  Savoyen  an  die  Epoche  des  Constanzer  Concils 
eine  der  wichtigsten  Erinnerungen  rücksichtlich  der  Entwicke- 
lung  ihrer  Macht-  und  Rangstellung.  Der  bedeutendste  Ge- 
schichtschreiber Savoyens,  Guichenon  und  nach  ihm  viele 
Andere,  erzählen  aber  die  Erhebung  des  Grafen  Amedeo  von 
Savoyen  in  den  Herzogsstand  in  solcher  Weise,  dass  sie  sich 
wie  eine  improvisirte  Episode  der  Reise  des  römischen  Königs 
nach  Perpignan  ausnimmt.  Unzweifelhaft  aber  haben  schon 
längere  Zeit  vorher  Verhandlungen  darüber  stattgefunden,  und 
da  savoyische  Gesandte  im  Jahre  1412  den  römischen  König 
in  Ungarn  schon  begrüssten,  so  dürfte  die  Grundlage  zu  dem 
Act  von  Chambery  wohl  damals  schon  gelegt  worden  sein. 
Man  weiss,  wie  viel  dem  römischen  König  im  Jahre  1414  das 
freundliche  Verhältniss  der  Grafen  von  Savoyen  und  Monferrat, 
welche  das  natürliche  Gegengewicht  gegen  die  Macht  Mailands 
bildeten,  genützt  hat,  und  abgesehen  von  den  Geldmitteln,  mit 
welchen  Herzog  Amedeo  seinen  Lehnsherrn  auf  der  Reise  nach 
Narbonne  und  Perpignan  förderte  —  bekanntlich  verliess 
Eberhard  Windecke  seinen  Herrn  auf  der  Fahrt,  um  ,Geld  aus 
Savoyen  zu  holen^  —  scheint  Sigismund  einen  werthvoUen  Ge- 
winn in  der  Unterstützung  der  savoyischen  Gesandten  auf  dem 
Concil  selbst  gefunden  zu  haben,  die  ihm  in  der  Epoche,  da 
er  durch  den  Zerfall  mit  Frankreich  in  eine  unsichere  Lage 
gerathen   war,    von  ersichtlichem  Nutzen  sein  musste.    In  den 

6* 


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Rahmen  der  ersten  Verhandlungen,  die  das  Verhältniss  des 
römischen  Königs  zu  Savoyen  begründeten,  scheint  nun  die 
erste  der  hier  mitgetheilten  Urkunden  (Nr.  LXXVn[19])  zu 
fallen,  die,  so  allgemein  gehalten  sie  auch  ist,  schon  durch  die 
paradigmatische  Anführung  der  den  Grafen  von  Savoyen  als 
Reichsvicaren  verliehenen  Suprematsrechte  über  die  Kirchen 
und  Diöcesen  ihres  Gebiets  sich  als  eine  auf  Savoyen  in 
Sonderheit  bezügliche  kundgibt.  Dazu  kommt,  dass  wir  nir- 
gends so  deutlich  als  eben  in  Savoyen,  den  durch  Karl  IV.  mit 
dem  Vicariat  verbundenen  Supremat  und  die  darüber  vom 
Clerus  erhobenen  Beschwerden  und  Auflehnungen  verfolgen 
können.  Sichtlich  enthält  die  Aufhebung  dieser  Verleihungen 
seines  Vaters  durch  Sigismund  eine  captatio  benevolenciae  für 
den  savoyischen  Clerus,  die  dem  römischen  Könige  ebenso  wie 
vielleicht  Amedeo  selbst  für  die  weitere  Entwickelung  des  auf 
die  Erhebung  zum  Herzogthum  gerichteten  Planes  nothwendig  er- 
scheinen mochte.  Andererseits  versetzt  uns  die  unter  (Nr.  LXX 
[23])  mitgetheilte  Urkunde  in  die  Epoche,  in  welcher  die 
savoyischen  Gesandten  auf  dem  Concil  selbst  dem  römischen 
Könige  förderlich  gewesen  sind  —  ist  doch  durch  ihre  Ver- 
mittelung  vornehmlich  der  Compromiss  zwischen  dem  Könige 
und  den  Cardinälen  zu  Stande  gekommen  und  die  Spannung 
wegen  des  Securitätsbriefes  beigelegt  worden.  ^  Aber  auch 
weiterhin  scheint  noch  namentlich  im  Hinblick  auf  die  Sicherung 
des  Rückzuges  der  römischen  Curie  nach  Italien  auf  die 
savoyische  Hilfe  gerechnet  worden  zu  sein,  und  die  unmittelbar 
am  11.  November,  also  am  Wahltage  von  Martin  V.  an  Ludwig 
von  Achaja  erfolgte  Notification  der  Wahl  unter  den  ganz  be- 
sonders auszeichnenden  Schlussworten  (Nr.  CXVI  [25])  mag  wohl 
eben  darin  ihren  Grund  haben.  Dazwischen  bietet  uns  unsere 
Handschrift  eine  ganze  Gruppe  von  Schreiben  (Nr.  XXVIII  [20], 
XXIX  [21],  LXIX  [22],  CV  [24])  über  ein  von  dem  Erzbischof 
Michael  von  Embrun  begangenes  Verbrechen  und  ein  darüber 
eingeleitetes  Processverfahren  ,  die  leider  trotz  ihrer  Redselig- 
keit das  eigentliche  Vergehen  des  Prälaten  im  Unklaren  lassen. 
Nehmen  wir  an,  dass  die  Klage  über  Vergewaltigung  der 
Diözesanen  durch  den  Erzbischof  nur   zu    den  Häufungen  der 


^  Vgl.  Peter  de  Palka  ed.  Firnhaber  im  Archiv  f.  Kunde   österreichischer 
Geschichtsquellen,  Bd.  XV.  pp    36.  5ö. 


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BeschuldigUDgen  gehört,  die  in  jenen  Tagen  bei  Erhebung  einer 
Klage  üblich  waren,  so  bleibt  als  materieller  Grund  für  den 
Zorn  Sigismunds  ein  gegen  ihn  verübter  Eidbruch  des  Kirchen- 
fürsten.  Was  derselbe  ihm  aber  zugeschworen  und  worin  er 
dann  weiterhin  seine  Meinung  derart  geändert,  dass  der  römische 
König  eine  so  ungemeine  Heftigkeit  gegen  ihn  an  den  Tag 
l^e,  bin  ich  nachzuweisen  nicht  im  Stande. 


19.  (LXXVn.)         Diös-Györ,  5.  Mai  1412. 

König  Sigismund  hebt  alle  den  Reichsvicaren  über  die  Kirche 
ertheilten  Suprematsrechte  auf. 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  principibus  eccle- 
aiasticis  et  secularibus  comitibus  vicecomitibus  baronibus  nobi- 
libus  militibus  clientibus  officialibus  judicibus  magistris  civium 
consulibus  juratis  et  communitatibus  civitatum  oppidorum 
yillarum  locorum  et  districtuum  ac  rectoribus  eorundem  coeteris- 
que  nostris  et  imperii  sacri  subditis  et  fidelibus  dilectis  ad  quos 
presentes  pervenerint,  g^aciam  etc.  Venerabiles  illustres  nobiles 
et  fideles  dilecti!  Ad  hoc  summi  dispensacionem  presidii  prin- 
cipalis  monarchie  obtinuimus  principatum,  ad  hoc  sacri  Ro- 
mani  regni  non  leve  pondus  in  nos  suscepimus,  ut  si  ad 
alia  extrinseca  sollicitudo  nos  provocet  ad  ea  tamen,  que  recu- 
peracionem  nostromm  et  imperii  sacri  jurium  felicem  quoque 
statum  et  quietum  ac  incrementum  graciarum  libertatum 
immunitatumque  personarum  ecclesiasticarum  in  toto  sacri - 
Romani  imperii  ambitu  constitutarum  respiciunt,  tanto  inten- 
damus  uberius,  quanto  nostrum  pre  ceteris  mundi  principibus 
soliam  magnificencius  erexit  celestis  providencia  creatoris. 
Assampti  itaque  dudum  supema  disponente  clemencia,  sicut 
pie  tenemus,  quamquam  insufficientibus  meritis  ad  culmen  Ro- 
mane regle  dignitatis  multorum  principum  procerum  äc  subdi- 
tomm  nostromm  qt  imperii  sacri  fidelium  exposicione  certa 
percepit  nostra  majestas,  quod  pridem  nonnulli  dive  recorda- 
cionis  Romanorum  imperatores  et  reges  nostri  predecessores 
quibusdam  regibus  principibus  ducibus  marchionibus  comitibus 
magnatibus   baronibus   aut    nobilibus    vicariatus    generalis   vel 


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specialis  sacri  Romani  imperii  nee  non  superioritatum  fideli- 
tatum  homagiorum  feodorum  jurisdiccionum  seu  quorumcunque 
aliorum  jurium  regalium  ad  nos  et  Romanam  imperium  ac 
regnum  quomodolibet  pertinencium  infeodaciones  seu  largi- 
ciones  ac  concessiones  imperiales  fecerunt  et  indulserunt,  arbi- 
trantes  ipsi  concessores  predecessores  nostri  per  hec  rempublicum 
adaugeri,  que  quidem  infeodaciones  largiciones  et  concessiones 
imperiales  fecerunt  et  indulserunt,  prout  eadem  fidelis  exposicio 
subjungebat,  sacro  Romano  imperio  ac  reipublice  propter  ho- 
minum  cupiditates  jam  diu  incommoda  multifaria  intulerunt  et 
copiosius  inferunt  de  presenti,  prout  eciam  rerum  magistra 
experiencia  de  eisdem  incommodis  postmodum  certissimis  in- 
diciis  mentem  nostram  regiam  informavit.  Nos  igitur  sie  terreno 
principatui  presidere  volentes,  ut  ab  eterno  non  mereamur 
excludi,  et  preterea  pretermissis  humanis  favoribus  soli  utilitati 
et  honori  Romani  imperii  reique  publice  indulgere  et  vigilanter 
intendere  totis  desideriis  exigente  magnifica  predicti  Romani 
imperii  et  regni  nobis  commissa  sollicitudine  cupientes  —  et  ne 
deinceps  concessiones  seu  largiciones  supradicte  vel  similes 
nobis  et  sacro  Romano  imperio  ac  reipublice  et  presertim 
sacrosanctis  ecclesiasticis  seu  ecclesiis  et  earum  ministris  et 
prelatis  qui  temporibus  hodlernis  prob  dolor,  infinitis  calami- 
tatibus  devexantur,  quorumque  presidium  ac  proteccionem  ad 
nos  et  sacrum  Romanum  imperium  recognoscimus  pertinere, 
prejudiciales  existant  vel  dampnose,  nostra  ejusdem  imperii 
sacrosanctarum  ecclesiarum  ac  reipublice  evidenti  utilitate  pen- 
sata  specialiter  et  attento,  quod  Serenissimus  et  illustrissimus 
princeps  dominus  Carolus  quartus  dive  memorie  Romanorum 
imperatur  semper  augustus  et  Bohemie  rex  genitor  noster  cha- 
rissimus,  dum  adhuc  ageret  in  humanis,  motus  ex  certis  ac 
racionabilibus  causis  poscente  eciam  utilitate  publica  sano 
nichilominus  principum  comitum  baronum  et  procerum  sacri 
Romani  imperii  accedente  consilio  ex  certa  sciencia  sua  ac  de 
cesarea  potestatis  plenitudine  vicariatus  officium  ad  quod  non- 
nullos  sacri  imperii  principes  in  quibusdam  civitatibus  locis 
atque  terris  et  presertim  comitatus  Sabaudie  et  aliis  locis  vicinis 
adjacentibus  ad  predictum  imperium  pertinentibus  constituerat 
revocavit  ac  ad  se  et  imperium  ab  eisdem  resumpsit,  nee  non 
literas  suas  desuper  datas  cujuscunque  tenoris  existebant  in 
Omnibus   suis   sentenciis   punctis   et  clausulis   annullavit,  anni- 


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chilavit  penitus  et  destruxit/  sicut  de  hiis  tarn  per  plurima 
fide  digna  et  evidencia  testimonia  quam  per  prefati  genitoris 
Dostri  cesaree  cancellarie  registra  clare  ac  sufficienter  sumus 
edocti  —  moti  quoque  premissis  ac  certis  aliis  justis  et  bene 
consideratis  racionibus  ex  certa  nostra  sciencia  et  motu  proprio 
sano  eciam  principum  prelatorum  comitum  baronum  procerum 
ac  aliorum  nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium  accedente  con- 
silio  ac  de  nostre  regle  plenitudine  potestatis  omnes  et  sin- 
gulas  supenus  declaratas  vel  similes  ac  quascumque  alias  vica- 
riatus  generalis  vel  specialis  Romani  imperii  superioritatumque 
fidelitatum  homagiorum  feudorum  aut  aliorum  quorumcumque 
juriom  regalium  ad  nos  et  Romanum  imperium  sive  regnum 
quomodocumque  pertinencium  concessiones,  infeudaciones  seu 
largiciones  quascumque  per  predecessores  nostros  Romanorum 
imperatores  et  reges  aut  eorum  alterum  quibuscumque  regibus 
principibus  ducibus  marchionibus  comitibus  baronibus  et  magna- 
tibus  aat  eorum  alteri  factas  et  indultas,  quantum  concessiones 
infeodaciones  vel  largiciones  hujusmodi  contingere  possunt  aut 
poterunt,  sacrosanctas  ecclesias  ac  earum  ministros  et  prelatos 
ipsorumque  civitates  suburbia  villas  castra  mandamenta  juris- 
dicciones  dominia  territoria  homines  feuda  possessiones  et  que- 
eunque  jura  nobis  et  predicto  Romano  imperio  immediate  sub- 
sistentes  et  subsistencia  ab  eisdem  regibus  principibus  ducibus 
marchionibus  comitibus  baronibus  ac  magnatibus  et  eorum  sin- 
gulis  quibus  ipse  concessiones  infeudaciones  aut  largiciones 
imperiales  vel  earum  altera  ut  prefertur  hactenus  sunt  indulte, 
ad  nos  et  Romanum  imperium  atque  regnum  penitus  resumimus 
substrahimus  et  revocamus  per  presentes  omnes  et  singulas 
literas  predecessorum  nostrorum  Romanorum  imperatorum  ac 
regum  predictis  regibus  principibus  ducibus  marchionibus 
comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum  alteri  super  pre- 
missis concessionibus  infeudacionibus  et  largicionibus  cesareis 
aut  earum  altera  concessas  et  confectas^  cujuscumque  formule 
seu  tenoris  existant^  eciamsi  in  eis  caveatui*,  quod  non  possint 
revocari,  quo  ad  partem  ecclesiarum  et  ministrorum  seu  pre- 
latorum predictorum  aut  suorum  et  cujuslibet  eonmi  civitatum 
suburbiorum  villarum  castrorum  mandamentorum  jurisdiccionum 


*  Vgl.  Huber-Boehmer  Regesta  Caroli  FV.  die  dort  aasgezogenen  Urkunden 
Nr.  4170,  6155,  6156,  6244. 


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dominiornm  territoriorum  hominum  feudorum,  possessionum  et 
quorumcumque  aliorum  jurium  nobis  et  dicto  Romano  imperio 
subsistencium  tenore  presencium  cassamus  destruimus  annulamus 
et  penitus  irritamus  in  omnibus  suis  sentenciis  capitulis  et 
clausulis  de  excellenti  plenitudine  supradicta  Romane  regie 
potestatis.  Et  nichilominus  auctoritate  et  potestate  jam  dictis 
statuimu£(  et  declaramus  et  edicto  perpetuo  ac  irrefragabili  de- 
cernimus  in  bis  scriptis,  ut  ecclesiarum  et  ministrorum  earundem 
in  futurum  status  perseveret  inconcussus,  volentes  expresse 
quod  vigore  alicujus  concessionum  infeudacionum  vel  largi- 
cionum  imperialium  superius  expressarum  vel  similium  aut 
quarumlibet  aliarum  quantaeunque  et  qualicunque  verborum 
expressione  firmatarum  predictis  regibus  principibus  ducibus 
marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum 
alteri  vel  alterius  ipsorum  heredibus  successoribus  et  causam 
habituris^  si  super  ecelesiis  predictis  earum  ministris  et  prelatis 
ac  ipsorum  civitatibus  suburbiis  villis  castris  mandamentis 
jurisdiccionibus  dominus  territoriis  hominibus  feudis  possessioni- 
bus  et  juribus  aliis  quibuscunque  nobis  et  sacro  imperio  sub- 
jectis  jus  superioritatis  dominii  jurisdiccionis  reforti  vel  alterius 
cujuscunque  potestatis  acquiri,  eciamsi  per  predecessores  nostros 
supradictos  premisse  vel  similes  aut  quecunque  alie  concessiones 
infeudaciones  et  largiciones  predictis  regibus  principibus  duci- 
bus marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut  eorum 
alteri  vel  heredibus  successoribus  aut  causam  habituris  eorun- 
dem  facte  fuerint^  de  dictorum  prelatorum  aut  alterius  eorundem 
consensu  et  expressa  voluntate,  et  tenor  literarum  predecessorum 
nostrorum  in  literis  concessionum  infeudacionum  vel  largicionum 
hujusmodi  de  verbo  ad  verbum  clauderetur  seu  alias  ibidem 
haberetur  de  eisdem  literis  mencio  specialis.  Quocirca  uni- 
versis  et  singulis  ecclesiarum  prelatis  et  ministris  nostre  im- 
periali  potestati  ac  dominio  quoad  temporalia  predicta  immediate 
subjectis  et  constitutis  sub  obtentu  gracie  nostre  ac  ex  debito 
fidelitatis  auctoritate  nostra  Romana  regia  precipimus  et  man- 
damuS;  quatenus  vigore  aut  pretextu  alicujus  concessionis  in- . 
feudacionis  seu  largicionis  imperialis,  prefatis  regibus  principibus 
ducibus  marchionibus  comitibus  baronibus  et  magnatibus  aut 
eorum  alteri  vel  suis  heredibus  successoribus  et  causam  habi- 
turis per  predecessores  nostros  de  vicariatu  imperiali  speciali 
vel  generali  seu  superioritatum  fidelitatum  homagiorum  feudorum 


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73 

aat  aliorum  quorumcumque  jiirium  ad  nos  et  ad  Roraanum  ira- 
perium  seu  regnam  pertinencium  quovismodo  facte,  ad  eosdem 
r^es  principes  duces  marchiones  comites  barones  et  magnates 
eoramque  heredes  succesBores  et  causam  habituros  seu  eorum 
alterum  aut  eorum  officiales  etc.  quoscumque  deputatos  vel 
deputandos  nullum  respectum  seu  regressum  deinceps  habeant 
nee  sibi  in  aliquo  obediant  vel  intendant.  Nos  enim  de  pre- 
missa  Romane  regio  plenitudine  potestatis  motuque  sciencia  et 
coDsilio  supradictis  omnes  et  singulas  ecclesias  ac  supradictos 
prelatos  et  ministros  ac  eorum  et  cujuslibet  eorum  civitates 
suburbia  villas  castra  mandamenta  dominia  homines  feuda 
jarisdicciones  possessiones  et  jura  quecunque  alia  nobis  et 
Romano  imperio  temporaliter  subjectos  subjectas  et  subjecta 
a  predictorum  regum  principum  ducum  marchionum  comitum 
baronum  et  magnatum  potestate  ebediencia  et  fidelitate  eximi- 
mos  libertamus  et  penitus  absolvimus  ac  in  statum  pristinum 
et  immediatam  subjeccionem  et  superioritatem  nostram  ac  suc- 
cessorum  nostrorum  Romanorum  imperatorum  et  regum  ac 
ipsius  imperii  restituimus  et  reducimus  per  presentes.  Et  si  forte 
retroactis  temporibus  quicquam  ad  versus  statutum  declara- 
cionem  revocacionem  libertatem  absolucionem  graciam  et  inten- 
cionem  nostras  regias  hujusmodi  nee  non  jura  privilegia  iiber- 
tates  et  immunitates  ecclesiarum  et  prelatorum  predictorum  a 
prefatis  regibus  principibus  ducibus  marchionibus  comitibus 
baronibus  et  magnatibus  vel  eorum  altero  seu  officialibus  aut 
deputatis  vel  deputandis  eorundem  occasione  et  pretextu  ali- 
cujuB  concessionis  infeudacionis  vel  largicionis  imperialium 
predictarum  vicariatus  imperialis  generalis  vel  specialis  aut 
superioritatum  fidelitatum  (lominiorum  homagiorum  feudorum 
et  aliorum  jurium  imperialium,  ut  profertur,  sibi  facte  attempta- 
tarn  vel  factum  foret  vel  fuerit  aut  contigerit  in  posterum  per 
quemcunque  quavis  auctoritate  scienter  vel  ignoranter  attemptari 
vel  fieriy  de  supjadicta  plenitudine  Romane  regio  potestatis  hoc 
ipsum,  qualicunque  modo  gestum  fuit,  cassamus  irritamus  vacua- 
mus  casBumque  irritum  et  inane  perpetuo  esse  decernimus  et 
DUDciamus  in  bis  scriptis,  ut  nullis  temporibus  debeat  viribus 
aliqualibus  subsisterO;  non  obstantibus  literis  nostrorum  prede- 
cessorum  Romanorum  imperatorum  et  regum  in  contrarium 
concessis  sub  quacunque  verborum  expressione  formula  con- 
fectis  et  roboratis,   quibus    p^rinde    ac    si    literarum    ipsarum 


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74 

tenores  in  nostris  literis  presentibus  de  verbo  ad  verbum  in- 
sererentur^  de  jam  dicta  plenitudine  Romane  regie  potestatis  ex 
nostra  sciencia  certa  et  motu  proprio  ac  consilio  supradicto^ 
quoad  ecclesias  et  prelatos  civitates  suburbia  vilias  castra  man- 
damenta  territoria  dominia  homines  feuda  jurisdicciones  liber- 
tates  et  jura  quecunque  superius  expressa,  penitus  derogamus, 
supplentes  nichilominus  omnem  defectum,  si  quis  in  premissis 
racione  solemnitatis  omisse  dubia  vel  obscura  interpretacione 
verborum  seu  quovis  alio  modo  compertua  fuerit,  de  prefata 
plenitudine  Romane  regie  majestatis.  Nulli  ergo  omnino  ho- 
minum  etc.  sub  pena  L  marcarum  auri  puri  etc.  Datum  Dixsguri 
anno  domini  millesimo  quadringentesimo  XIP  quinta  die  Maji 
Sub  majestati  regali  regnorum  ut  supra.  Ad  mandatum  domini 
regis  —  Johannes  Kircheim. 


20.  (XXVIII.)         Constanz,  29.  Juni  1417. 

Mandat  omnibus  et  singulis  subditis   archiepiscopatus  Ebredu- 

nensis,  ut  in  nulla  temporalitate   archiepiscopo  se  obtemperent 

sub  pena  banni  imperialis. 

Sigismundus  etc.  Venerabilibus  ecclesiasticis  spectabilibus- 
que  secularibus  proceribus  nobilibus  honorabilibus  et  egregiis 
yasallis  et  subditis  quibuscunque  eciam  nominibus  et  honoribus 
censeantur  et  signanter  bannillis  castellanis  capitaneis  ac  recto- 
ribus  judicibus  gubernatoribus  ofßcialibus  civitatis  Ebredunensis 
nee  non  castrorum  villarum  et  terrarum  utpote  castri  Rudolphi, 
castri  sancti  Clementis,  castri  de  Risotis,  castri  sancti  Crispini, 
castri  de  Varcio,  castri  de  Selhaco  castri  de  Crinolis  castri  de 
Salite  et  castri  de  Briseriis  nee  non  ville  de  Cathuritis  et  civi- 
tatis Ebredunensis  ac  ceteris  et  singulis  ad  archiepiscopatum 
et  ecclesiam  Ebredunensem  quoquomodo  pertinentibus  cujus- 
cunque  Status  gradus  ordinis  tituli  dignitatis  et  preheminencie 
existant,  nostris  et  sacri  Romani  imperii  fidelibus  devotis  dilectis, 
ad  quorum  noticiam  presentes  pervenerint^  graciam  regiam  et 
omne  bonum!  Venerabiles  spectabiles  nobiles  honorabiles  et 
egregii  fideles  dilecti!  Sperabamus  hactenus,  ut  ille  homo 
dierum  suorum  inveteratus  Michael  videlicet,  qui  se  archi- 
episcopum  Ebredunensem  ac  sacri  imperii  triscamerarium  pre- 
tendit,  paciencie  nostre  graciam  qua  ipsum  et  dictam  ecclesiam 


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75 

ejusqne  subditos  clerum  et  populum  utinam  melioribus  auspiciis 
et  non  plus  debito  prevenimus,  sicut  vir  providus  agnosceret, 
agnitam  sectaretur  et  converteretur  a  pessimis  viis  suis^  in 
quibus  a  sua  excecatus  malicia  desipienter  err^t  et  gloriatur 
insipiencias  in  errore,  in  quo  perdicionem  perpetuam  quasi 
desiderabiliter  videtur  manibus  et  pedibus  provocare  contra 
Deam,  imo  ac  si  non  sit  Dens  judicans  et  vindicans  iniqui- 
tatem  in  terra,  se  in  superbiam  contumaciter  erigens  immemor 
beneficii  accepti  quasi  sui  noticiam  non  habens  non  est  veritus 
horrendum  scelus  perjurii  nostre  majestati  prestitum  dampna- 
biliter  incurrere  benediccionemque  et  clemenciam  elongans  a 
se  induit  malediccionem,  clerum  et  populum  sub  jurisdiccione 
ejosdem  Ebredunensis  ecclesie  constitutum  crudeliter  et  enor- 
miter  offendit  vexat  angustiis  et  variis  tribulacionibus  multi- 
pliciter  et  enormiter  persequitur  et  sub  pretextu  quarundam 
literamm  eciam  nostrarum,  alios  pretextu  turpis  lucri  et  in 
saciabilis  voraginis  avaricie  questu  exaccionavit  et  continuo 
exaccionat,  alios  vero  incarceravit  et  vinctos  tenet  in  carcere, 
alii  vero  a  facie  persecutoris  fugientes  de  patria  et  de  laribus 
propriis  coacti  sunt  miserrime  exulare  sine  culpa  non  tamen 
sine  malicia  multa  ipsius  persecutoris;  sed  quia  credebatur 
prouti  credi  debuerat  incunctanter,  quod  hujusmodi  perjurii 
iuperbie  sevicie  et  avaricie  sue  plaga  circumligata  correccionum 
medicamine  vel  foto  oleo  lenitatis  etsi  non  cicius,  paciencius 
tamen  et  solidius  sanari  sine  cicatrice  deberet,  quam  si  appone- 
retur  ferrum  rigide  ulcionis,  distulimus  hactenus  vel  leviter 
applicare  morticina,  ut  ad  cor  rediens  racionis  lumine  illustra- 
retur  agnosceretque  monentem  affectum  prout  teneretur^  homagium 
prestitum  observaret  et  literas  de  cancellaria  nostra  cedarea 
sibi  et  dicte  ecclesie  Ebredunensi  clero  quoque  et  populo 
afflaenter  concessas  exsolveret  et  extraheret ;  ipse  vero  in  repro- 
bam  sensum  datus  tamquam  in  profundum  submersus  pecca- 
torum  erransque  in  invio  et  non  in  via,  salutisque  sue  vias  et 
jannas  sibi  apertas  pertinaciter  vilipendens  cor  suum,  ne  timeat 
dominum  et  debitum  morum  predecessorum  suorum  reverencie 
subjeccionis  et  obediencie  exhibeat,  videtur  dampnabiliter  in- 
durasse  neque  recogitans,  quod  divi  predecessores  et  progeni- 
tores  nostri  inclyti  Romanorum  imperatores  atque  reges  quante 
charitatis  affectu  velut  preheminentibus  titulis,  ut  antiquitas 
fidelis  insinuat,  specialiter  eandem    ecclesiam   ecclesiasticasque 


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76 

personas  et  ministros  ac  subditos  ejusdem  bona  et  libertatcs 
eorum  sue  potencie  clypeo  munientes  protexerunt  in  suis  muni- 
ficenciis  et  dotibus  erga  illos  immensitatem  solam  pro  mensura 
ponentes  eas  multis  libertatibus  et  immensis  liberalitatibus 
ampliarunt;  —  ipse  vero  ingratitudinis  vicio  fontem  pietatis 
exsiccante  miserrime  laborans  non  advertit^  quanta  ipsi  ecclesie 
Ebredunensi  membrisque  ministris  vasallis  et  subditis  ejusdem 
exinde  vel  temporaliter  eciam  immineant  pericula  et  detrimenta, 
que  longum  esset  et  prolixum  valde  hic  per  singula  explicare, 
sed  reete  considerantibus  patet  evidenter,  cum  offensas  per  ex- 
crescentem  maliciam  offensis  accumulat;  et  ne  videamur  amplius 
quasi  earnem  superfluam  confovisse  que,  si  neglecta  fuerit, 
penitus  obdurescat  et  eo  insanabile,  quo  insensibile  vulnus  fiat, 
ecce  cogimur  vel  abscissionis  ferrum  vel  ignem  apponere 
ulcionis,  utinam  non  ad  interitum,  sed  pocius  ad  salutem;  nam 
ecce  ipse  in  arcum  pravum  perversus  maliciam  suam  per 
paciencie  holocaustum  vincere  credentes  insolencior  effectus  pre- 
textu  quarundam  literarum  nostrarum  occasione  calva  assumpta, 
quod  nostrum  stupescit  auditum  timore  Dei  postposito  et 
humano  pudore  abjecto  clericos  et  laicos  ausu  sacrilego  per- 
sequens  capiens  detinet  arte  custodie  mancipatos,  an  forte 
credidit  et  credit,  quod  super  hoc  zelus  noster  minime  accen- 
datur,  ut  ipso  reprobus  impune  nosque  sub  silencio  talia 
transeamus?  Nimis  revera  nos  acriter  pupugit,  nee  hujusmodi 
possumus  sustinere  punccionem,  nisi  eam  sufficiens  compunccio 
et  decens  satisfaccio  deliniret.  Sed  ne  nimis  tonare  nimiis 
videamur,  ecce  verbum  abbreviatum  duximus  proponendum, 
quod  nuUatenus  eum  in  sua  pertinacia  saltem  in  temporalibus 
ulterius  toleramus,  ne  aliis  eciam  impunitatem  pertinacibus 
permittere  videamur,  nee  volumus,  ut  per  hoc  delictum  ipsius 
in  damnum  ecclesie  possit  aliquatenus  redundare,  quocirca 
vobis  Omnibus  et  singulis  suprascriptis  et  cuilibet  vestrum  in 
solidum  ac  ceteris  fidelibus  nostris  circumposite  regionis  distric- 
tissime  et  sub  pena  banni  imperialis  quam  in  contrarium  facientes 
incurrere  declaramus  ipso  facto,  non  quidem  per  errofem  aut 
improvide,  sed  ex  certa  nostra  sciencia  maturaque  deliberacione 
superinde  prehabita  principumque  comitum  baronum  procerum 
nobilium  nostrorum  et  sacri  imperii  fidelium  dilectorum  ad  hoc 
accedente  consilio  firmiter  injungendo  et  precipiendo  attente 
mandamus,  quatenus  non  obstantibus  quibuscunque  literis  eciam 


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Dostris  8ub  quacanque  verborum  forma  sibi  datis^  quibus  quavis 
auctoritate  moliretur  contra  presentes  literas  se  juvare  aliqua- 
teDQS  vel  relevare,  quorum  tenores,  ac  si  de  verbo  ad  verbaiu 
presentibus  inserti  forent^  ex  certa  nostra  sciencia  *  motuque 
proprio  presentibus  haberi  volumus  pro  insertis  et  sufficienter 
expressis,  quibusque  ingratitudine  perjurio  contumacia  avaricia 
malicia  et  sevicia  ejusdem  archiepiscopi  sie  nominati  exigen- 
tibus  pene  penitus  censemus  derogari  et  manifeste  derogamus 
per  presentes  nullius  roboris  nulliusque  efficacie  vel  momenti 
easdem  de  Romane  regle  potestatis  plenitudine  expresse  pro- 
nonciavirnus,  in  iis  scriptis  tantum  detestandi  perjurii  crimen 
et  contumaciam  manifestam  tantamque  nostre  cancellarie  immo 
Terius  nostre  majestatis  injuriam  et  delusionem  ac  fidelium 
nostrorum  offensam^  cum  uni  quod  ex  minimis  nostris  fit  in- 
juriose,  nobis  fieri  reputamus;  quibus  predictus  nominatus 
archiepiscopus  detestabiliter  fuit  et  est  perperam  irretitus^  ex 
animo  prosequentes  contra  ipsum  archiepiscopum  sie  nominatum 
prompta  benevolencia  et  benevola  promptitudine  ad  convin- 
cendam  ipsius  maliciam  insurgentes  Tiriliter  confortati  ad  in- 
vicem  vos  teneatis  sibique  a  modo  in  antea  in  nullo  temporaliter 
pareatis  aut  aliquatenus  intendatis;  sed  omnem  obedienciam  et 
subjeccionem  arrestacionemque  proventum  talliarum  dacionum 
Bolucionum  et  serviciorum  quocunque  nomine  censeantur,  quos 
et  que  eidem  Michaeli  asserto  archiepiscopo  in  temporalibus 
que  ut  nostis  a  nobis  et  sacro  Romano  imperio  dependent, 
prorsus  subtrahentes  denegetis  in  antea  exhibere  vel  cuicunque 
8U0  nomine  administrare  apud  vos  per  nostram  majestatem 
notoriis  culpis  memorati  pretensi  archiepiscopi  facientibus, 
arrestata  per  omnia  castra  villas  terras  et  civitates  jurisdic- 
cionis  et  diocesis  ecclesie  et  civitatis  Ebredunensis  ^  integre 
conservetis  tamdiu^  donec  a  nobis  aliud  superinde  habueritis  in 
mandatis;  dignum  quippe  est;  ut  quos  timor  Dei  a  malo  non 
revocat  temporalis  saltem  pene  animadversio  coherceat.  Et  si 
forte  nonnulli;  quod  non  credimus,  mandatis  hujusmodi  parere 
contempserint^  non  immerito  sentient,  quid  dextera  possit  im- 
perialis  majestatis,  que  novit  humiliare  superbos  et  humiles 
exaltare,  atque  talibus  rebellibus  sera  et  inutilis  poenitencia 
post  ruinam.  Obedientes  autem  et  mandatis  nostris   hujusmodi 


^  Cod.  Ebradimensis. 


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parentes  et  se  illis  conformantes  eaque  cum  debita  execacione 
observantes  sub  umbra  alarum  nostrarum  et  sacri  imperii 
assumentes  ab  omni  metu  persecueioQe  et  invasione  reali  et 
personal!  undecunque  imminenti  seu  supervenienti  salvare  ad- 
juvare  protegere  tuen  et  manutenere  providimus  et  conservare 
pene;  penitus  indempnes  pariter  et  immuneS;  ut  per  hec  et 
alia  oportuna  remedia  idem  pretensus  archiepiscopus  in  poena 
cognoscat;  que  in  culpa  dampnabiliter  commisit,  et  ut  hujus- 
modi  nostri  edicti  execucio  suum  debitum  sorciatur  efPectum, 
quemadmodum  illustri  principi  Ämadeo  duci  Sabaudie  con- 
sanguineo  nostro  charissimo  et  fideli  diiecto  per  alia  scripta  ^ 
nostra  clare  recolimus  nuper  dedisse  in  mandatis,  sie  et  rursum 
eidem  nee  non  gubematori  Nicie  et  capitaneo  Barcevylonie  seu 
Vallismoncium  Ebredunensis  diocesis  et  ceteris  qui  presentibus 
fuerint  requisiti,  ut  ipsi  per  se  vel  alium  seu  alios  per  que- 
cunque  remedia  opportuna,  prout  eis  vel  alteri  eorum  melius 
videbitur,  rebelies,  si  qui  sint,  et  contumaces  cum  extorsione 
eciam  poenarum  et  mulctarum  compescant  arcius  et  ad  obser- 
vacionem  mandati  nostri  hujusmodi  ipsis  directi  executive  ad- 
stringant  firmiter  et  compellant  nostre  majestatis  et  sacri  im- 
perii ob  reverenciam  pariter  et  honorem.  Nulli  ergo  omnino 
hominum  liceat  hanc  nostri  edicti  mandati  decreti  et  voluntatis 
paginam  infringere  aut  ei  quovis  ausu  temerario  contraire.  Si 
quis  autem  hoc  attemptare  presumpserit  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  poenam  banni  imperialis  insuper  et  mulctam  L 
marcharum  auri  puri  fisco  nostre  majestatis  applicandarum, 
quociens  contrarium  fecerit;  noverit  irremissibiliter  se  incui- 
surum.  Et  ut  premissorum  ignoranciam  nemo  pretendere  valeat, 
hujusmodi  processus  nostros  per  quoslibet  nostros  et  sacri  im- 
perii fideles,  qui  superinde  requisiti  fuerint,  in  locis  opportunis 
mandamus  et  volumus  solempniter  publicari  nobisque  rescribi 
et  significari  indilate  per  literas  vel  publica  instrumenta  exe- 
cucionem  earundem;  prout  vitare  cupiunt  nostram  et  sacri 
imperii  gravissimam  indignacionem.  Presencium  sub  nostre 
majestatis  sigilli  appendentis  testimonio  literarum.  Datum 
Constancie  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  decimo 
septimo,  penultimo  die  Junii,  regnorum  nostrorum  anno  Hun- 
gariae  XXXI*  Romanorum  vero  VIP. 


»  Vgl.  die  folgende  Nr.  21. 


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21.  (XXIX.)  Constanz,  29.  Juni  1417. 

üt  Processus  contra  archiepiscopum  Ebredunensem  factos  exequi 
faciat  et  procuret   et  quod   rescribat   seriera  et  formam  totius 
gerenrde  execucionis. 

Illustris  princeps,  consanguinee  noster  charissime  et  fidelis 
dilecte!  Cum  omnia  mandata  nostra  inniti  justicie  cupiamus^ 
Dolamos  execucionem  eorum  sub  pretextu  justicie  per  calump- 
niam  retardari,  quia  vix  unquam  turpius  intencio  mandantis 
eluditur  quam  cum  ex  iniqua  interpretacione  mandati,  quominus 
execucioni  mandetur,  occasio  frivola  mendicatur.  Sane  vehe- 
menter optavimus  et  adhuc  optaremus,  quod  ille  homo,  qui 
nsqae  in  senectam  et  Senium  diebus  suis  processit  Michael 
videlicet  nominatus  archiepiscopus  Ebredunensis  sacrique  Ro- 
mani  imperii  assertus  triscamerarius  velut  ovis  devians  igno- 
rancie  tenebris  obscuratus  et  in  precipicium  lapsus  ad  aliorum 
fideliam  nostrorum  consorcium  vere  lucis  consciencie  illustratus 
radio  remearet  et  ut  alma  ecciesia  Ebredunensis,  que  culpa 
ipsius  tamquam  mercenarii  et  negligencia  assiduis  doloribus  in 
spiritnalibus  et  temporalibus  premitur  affligitur  angustiis  gra- 
vatur  dispendiis  et  jugi  discrimine  ruit  et  vastatur  in  suis,  tot 
idem  assertus  archiepiscopus  instancia  sibi  pericula  cogitaret 
et  infra  se  suum  miserabiliter  lapsum  et  casum  attendens  de 
saa  foret  salute  sollicitus  et  studeret  a  tot  flagellis  eripi  totque 
oppressionibus  liberari,  sed  ipse  tamquam  miser  statuens  oculos 
saos  declinare  in  terram  et  quasi  sua  mala  et  suorum  dispendia 
non  cernat  ad  ferendum  cujuslibet  gravaminis  sarcinam  de  sua 
dissipacione  suoque  carere(sic!)  opprobrio  tamquam  ebes  languens 
et  torpidua  non  videt,  quinimo  ex  assueta  imposicione  pon- 
derom  ac  extorsione  rerum  penarumque  realium  et  personalium 
imposicione  ac  si  callosam  in  humeris  jam  contraxisset  duriciam 
sine  intermissione  inculcat;  unde  nos  illis  miserabilibus  sub* 
ditis  et  vasallis  qui  prostrato  animo  et  inflexa  cervice  ad 
irreparabilem  ruinam  per  eundem  pretensum  archiepiscopum 
absque  clamore  libere  trahuntur,  pio  compacientes  affectu  sin- 
ceritati  tue  ac  ceteris  presertim  subditis  tuis  sub  nostre 
majestatis  sigillis  certos  processus  contra  eundem  archiepi- 
scopum sie  dictum  fulminando  dirigimus,  volentes  prout  de  tua 
legalitate  confidimus,  ut  eosdem  realiter  exequendo  per  aliosque 


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exequi  facias  et  procures,  favore  et  gracia  humana  dissimula- 
cioneque  et  dilacione  quibuslibet  procul  motis,  rescripturus  nobis 
quantocius  seriem  et  formam  tolius  gerende  execucionis; 
gratam  eciam  in  eo  consanguinee  charissime  complacenciam 
utique  nobis  ostensur.us.    Datum  ut  supra. 


22.  (LXIX.)         Constanz,  13.  August  (UU). 

Requirit  et  hortatur  ducem  Sabaudie,  ut  juxta  formam  et  seriem 
processuum  et  literarum   faciat   et   procuret  execucioni    debite 

demandare. 

Illustris  princeps,  consanguinee  noster  charissime!  Cum 
omnia  mandata  nostra  inniti  justicie  cupiamus,  noiumus  exe- 
cucionem  eorum  per  occasionem  aliquam  retardari,  quia  vix 
unquam  turpius  intencio  mandantis  eluditur,  quam  cum  ex  iniqua 
interpretacione  mandati,  quominus  execucioni  mandetur,  occasio 
frivola  mendicatur.  Sane  non  sine  causa  mirati  pariter  et  moti, 
quod  ille  dierum  inveteratus  Michael  nominatus  archiepiscopus 
Ebredunensis  non  solum  mandatum  nostrum  adimplere  neglexit, 
sed  tamquam  contemptor  fideique  sue  et  fame  prodigus  crudelis 
et  fidefragus  elusorque  juramenti  prestiti  ac  temerarius  pre- 
varicator  erga  nostram  majestatem  debitum  suum  facere  neglexit 
non  attendenS;  quod  ab  omni  administracione  et  execucione 
jurisdiccionis  et  emolumentorum  temporalium  juxta  legitimas 
sancciones  sit  omnino  suspensus;  nos  igitur  nolentes  sicut  nee 
debemus  ipsum  exinde  impune  pertransire,  procassus  fecimus 
contra  ipsum  concipi  et  formari  quos  sub  sigillo  nostre  majestatis 
per  nobiles  .  .  tales  ....  tue  siuceritati  providimus  destinandos. 
Qua  de  re  fidelitatem  tuam  requirimus  et  hortamur  attente 
mandanteS;  quatenus  juxta  formam  et  seriem  hujusmodi  pro- 
cessuum nostrorum  et  literarum  tibi  cum  presentibus  assignan- 
darum  et  tradendarum,  prout  in  hiis  nostri  et  sacri  imperii 
honorem  commodum  et  intoresse  diligere  teneris  et  de  tua 
sinceritate  plene  confidimus,  contra  eundem  assertum  archi- 
episcopum  favore  dissimulacione  excusacione  et  dilacione  quibus- 
libet cessantibus  viriliter  et  potenter  animadvertas,  eosdemque 
Processus  per  te  et  alios  facias  et  procures  execucioni  debite 
demandari,  gratam  nobis  et  acceptam  duliam  in  eo,  con- 
sanguinee  charissime    ostensurus,    ut  et  ipsius   pretensi   archi- 


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81 

episcopi   disciplina   ceteris   rebellibus    transeat    in    exemplum. 
Datum  Constancie  decimo  tercio  die  Augusti  etc. 


23.  (LXX.)         Constanz,  13.  August  (1417). 

Notificat  duci  Sabaudie  de  prosperis  suis  successibus. 

Sigismundus  etc.  lilustris  princeps  consanguinee  noster 
charissime!  Deposita  qualibet  hesitacione  tenemus  pro  irre- 
fragabili  argumento,  quod  devoto  corde  tua  siuceritas  suscipit 
animoque  letabundo  jugiter  audit,  quociens  prospera  persone 
nostre  et  successuum  tibi  denotantur;  sciat  igitur  tua  sinceritas^ 
quod  divina  largiente  clemencia  plena  persone  nostre  sospitate 
corporea  et  incolumitate  vigemus  et  vice  reciproca  consanguinee 
charissime  hilari  quidem  et  cum  jocunditate  grandi,  dum  de 
sanitate  tua  et  prospero  statu  auribus  nostris  nova  prospera 
mcumbunt,  percipimus,  de  quibus  velis  nos  crebrius  reddere 
cerciores;  rumores  vero  sacri  concilii  et  rerum  gestarum  seriem 
nobiles  Caspai'dus  de  Monte  majori  marescallus  Sabaudie  et 
Amedeus  de  Chalant  miiiteS;  tue  sinceritatis  consiliarii  et  ora- 
tores;  bajuli  videlicet  presencium^  nostri  et  sacri  imperii  fideles 
dilecti,  prout  palpata  eos  evidencia  de  singulis  instruxit,  non 
expedit  styli  officio  hac  vice  reserare,  quia  longum  foret 
epistolari  sermone  illa  depromere,  vivis  relatibus  tue  sinceritati 
seriosius  explicabunt.    Datum  ut  supra. 

Illustri  Amedeo  duci  Sabaudie  principi  consanguinee 
nostro  charissime  et  sacri  imperii  fideli  dilecto. 


24.  (CV.)  Constanz,  14.  October  (1417). 

'         Duci  Sabaudie,  ut  mandata  exequatur. 

niustris  princeps  consanguinee  noster  charissime!  Infra 
nostri  claustra  pectoris  stabili  tenore  inheret  execucio  coher- 
cionis  mandatorum  nostrorum  contra  et  adversus  illum  Michaelem 
pretensum  archiepiscopum  Ebredunensem  qui  mala  fide  elusit 
promissa  et  debitum  suum  erga  nostram  majestatem  adimplere 
aore  surda  contumeliose  subaudiens  monita  sepius  sibi  prelibata, 
et  licet  monicionibus  recencioribus  tua  sinceritas  non  egeat,  que 

ArckiT.  Bd.  LIX.  I.  fl&lfte.  6 


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consuevit  eciam  irrequisita  votis  nostris  se  conformare.  Ut 
autem  de  intencione  nostra  clariorem  scriptis  multiplicatis 
noticiam  habeas,  presentibus  eandem  duximus  requirendam 
pariter  et  hortandam,  quatenus  dissimulacione  et  dilacione  qua- 
übet  in  premissis  semotis  mandata  nostra  hujusmodi  taliter 
exequi  debeas  et  procureS;  ut  suum  debitum  et  votivum  sor- 
ciantur  effectuni;  gratam  nobis  in  eo  complacenciam  utique 
ostensunis.   Datum  Constancie  decima  quarta  die  Octobris  etc. 


25.  (CXVI.)        Constanz,  11.  November  1417. 
Annunciacio  ex  parte  Pape. 

Martinus  episcopus  servus  servorum  Dei  dilecto  filio  nobili 
viro  Ludovico  prineipi  Achyae  salutem  et  apostolicam  bene- 
diccionem!     Misericors  et  miserator  dominus  etc.  etc.  ^ 

De  hoc  autem,  quod  bulla  sine  impressione  nostri  nominis 
est  appensa  presentibus,  eadem  tua  nobilitas  non  miretur,  sed 
pocius  gratuletur  maxime,  cum  ejusdem  tue  nobilitatis  desideriis 
occurrentes  easdem  litteras  ante  nostre  coronacionis  insignia 
providerimus  dirigendas,  infra  que  usus  perfecte  bulle  cum 
nostri  impressione  nominis  non  habetur.  Datum  Constancie 
provincie  Moguntine  IIP  idus  Novembris  suscepti  a  nobis 
apostolatus  officii  anno  primo. 

D.  Frianl  nnd  Italien. 

Am  meisten  bruchstückartig  und  zusammengewürfelt  muss 
nach  Massgabe  der  hier  mitgetheilten  Urkunden  diese  Rubrik 
ausfallen,  und  dennoch  geht  durch  die  meisten  als  einiger- 
massen  verbindender  Faden  der  Antagonismus  zwischen  Sigis- 
mund  und  Venedig  hindurch.  Der  venetianische  Krieg,  welcher 
lediglich  aus  den  Beziehungen  des  ungarischen  Reiches  er- 
wachsen war  und  das  Reich  eigentlich  in  keiner  Weise  etwas 
anging,  obgleich  Sigismund  von  dem  Augenblick  seiner  Wahl 
zum  römischen  Könige  an  sich  den  Anschein  gab,  als  kämpfe 
er    hier    vornehmlich    in    deutschem    Interesse,    war    eine   der 

1  cf.  Martine  et  Durand,   Thesaurus  II,   1688.    Nur  der  Schlusssatz  und 
das  Datum  sind  verschieden,  und  ich  setze  diese  daher  hierher. 


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politischen  Actionen,  welche  Sigismund  vor  seiner  Ankunft  in 
Deutschland  erledigen  zu  müssen  glaubte,  und  wodurch  diese 
sich  um  ein  Jahr  verzögerte.  Auch  die  hier  vorliegenden 
Urkunden  zeigen,  wie  der  König  darauf  hielt,  dass  diese  An- 
gelegenheiten als  Reichssachen  behandelt  werden.  Nur  noth- 
dürftig  konnte  der  Krieg  beigelegt  werden,  und  Sigismund  liess 
hier  ebenso  wie  in  dem  polnisch- preussischen  Streit  eine  so 
gespannte  Lage  zurück,  dass  es  grosser  Behutsamkeit  bedurfte, 
wenn  nicht  höchst  ungelegen  mitten  in  die  Aufregungen  des 
Concils  hinein  die  Kunde  von  einem  neuen  Ausbruch  platzen 
sollte.  Sehr  viel  kam  hierbei  auf  die  Haltung  des  Herzogs 
Philipp  Maria  Angelo  Visconti  von  Mailand  an,  dessen  Feind- 
seligkeit sich  zwar  in  den  ersten  zwei  Jahren  des  Concils 
gemildert  hatte,  aber  der  oben  registrirte  Brief  (Nr.  CVII, 
weggelassen,  weil  der  Name  des  Adressaten  nicht  genannt)  an 
einen  ungenannten  italischen  Fürsten  zeigt,  dass  Sigismund 
selbst  an  dem  Tage,  an  welchem  er  an  den  Mailänder  Herzog 
die  üblichen  Höflichkeiten  richtete,  über  die  eigentlichen  Ab- 
sichten desselben  sich  nicht  in  voller  Klarheit  befand.  In 
diese  Beziehungen  versetzen  uns  die  folgenden  Urkunden, 
welche  zwar  nur  sehr  vereinzelte  Lichter  hier  und  da  den 
Ereignissen  aufsetzen,  dennoch  aber  bei  einer  Darstellung  der 
Verhältnisse  Sigismunds  zu  den  italienischen  Staaten  in  der 
ersten  Periode  seiner  Regierung  nicht  werden  unberücksichtigt 
bleiben  können.  Die  ersten  hier  mitgetheilten  Urkunden 
Nr.  LXXVm  [26],  XCI  [27],  XCH  [28],  LXXIX  [29], 
LXXX  [30]  betreflFen  alle  den  Krieg  in  Friaul  im  Jahre  1413, 
der  durch  den  Aufstand  des  Grafen  Tristan  von  Savorgnano 
zu  Gunsten  Venedigs  angezettelt  worden  war.  Wie  bedrohlich 
aber  die  Lage  in  Istrien  gerade  im  Jahre  1417  während  der 
peinlichsten  Soi^e  um  das  Concil  geworden  war,  zeigen  (vgl. 
auch  Nr.  LXVII  [34])  die  scharf  eingreifenden  Massregeln, 
die  der  König  durch  den  eben  erst  erwählten  Patriarchen  von 
Aquileja,  den  Grafen  Ludwig  v.  Teck,  seinen  Verwandten, 
durchführen  lässt  (Nr.  XXIV  [32]),  und  im  Zusammenhang 
damit  steht  die  bereits  angedeutete  vorsichtige  Pflege  der 
empfindlichen  Beziehungen  zu  dem  Mailänder  (Nr.  LXV  [33], 
LXVI  [weggelassen],  CVII  [ebenso]).  Von  den  beiden  den 
Fall  mit  dem  Bischof  Thomas  von  Lecce  enthaltenden  Urkunden 
(Nr.  cm  und  CI)  theile  ich  nur  die  hauptsächliche  (35)  mit. 

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26.  (LXXVin.) 

Bei  Capodistria^  25.  Januar  1413. 

Kaperbrief  für   die  Brüder  Andrea  und  Giovanni  Lancellino. 

Nos  Sigismundus  etc.  notum  facimus  etc.  quod  dum  ad 
ea,  que  tarn  antiquarum  oppressionum  et  violentarum  occupa- 
cionum  jurium  nostrorum  in  sacro  imperio  in  Corona  nostra 
regni  Hungarie  mentis  nostre  aciem  convertimus  quam  illatarum 
noviter  recensemus  argumenta  —  in  se  ipsam  mens  nostra  reflec- 
titur;  cujus  enim  animus  omnis  compassionis  apers  (!)  sive  suspi- 
riorum  succedencium  sibi  frequencia  aut  antiquas  ipsius  cala- 
mitosi  Status  imperii  commemorabit  angustias  aut  considerabit 
instantes  —  cum  in  antiquis^  unde  graviter  dolore  possit,  inveniat 
et  instantibus  materia  multi  moeroris  occurat^  nam  si  antiquas 
et  antiquatas  iam  illius  Status  pressuras  et  in  diversa  membra 
ipsius  dilacerata  recti  judicii  censura  discuciat:  o  quanta  chri- 
sticolis  causa  dolens  et  horroris  ingeritur,  si  debita  attencione 
advertant.  Si  autem  ad  eam  que  nunc  imminet  et  dissimulari  non 
potest;  ejusdem  status  imperii  sacri  scissuram  dirigimus  nostre 
consideracionis  intuitum,  absit  ut  negocium  ipsius  quod  progeni- 
tores  nostri  inclyti  tot  sunt  hucusque  prosecuti  laboribus  tamque 
immensis  promoverunt  sumptibus  et  expensis,  nostro  sit  desti- 
tutum  auxilio  et  precipitabili  laborinto  (sie!)  derelictum.  Sentit 
utique  sentit  respublica  et  Christianitas  tota  suam  gravem  de 
hujusmodi  miserabili  statu  imperii  et  perversorum  pressuris 
jacturam,  sentit  namque  malevolorum  audaciam  crevisse  et 
ipsorum  habundante  malicia^  dum  sacrosancte  ecclesie  defen- 
sionis  debite  suffragia  subtrahuntur^  liberius  peccatis  insistitur^ 
hereses  pullulant,  scandala  suscitantur,  multiplicantur  cedes  et 
strages  innumere  invalescunt,  in  persecucionum  turbinibus  Petri 
navicula  fluctuat  —  et  interdum  qui  fidelium  ipsius  sacri  imperii 
censeri  nomine  gloriantur,  in  arcum  perversum  fidei  debitum 
non  servando  conversi,  illud  in  suis  juribus  injuriose  impetunt 
et  molestant,  illa  nunc  denegando  pro  libito  nunc  illicite  occu- 
pando;  sicque  tyrannice  servitutis  jugum  imperiale  invaluit,  ut 
potencia  et  vires  katholicorum  que  in  Christi  blasphemos  et 
inimicos  nominis  christiani  potenter  et  magnifice  more  solito 
foret  exercenda,  est  penitus  diminuta  in  opprobrium  et  grande 
domesticorum  fidei  detrimeutum.    Hec  igitur  et  alia  non  facile 


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ünmerenda  dispendia  pio  pensantes  affectu  pro  recuperacione 
et  reformacione  jurium  sacri  imperii  et  corone  regni  nostri 
Hungarie  brachii  nostri  dexteram  extendimus  et  vigilamus 
attencius^  attencione  soUicita  vigilanter  intendimus  multaque 
sollicitudine  pervigiles  laboramus;  ut  discriminibus  tantis  occur- 
ramuB  et  deperdita  dilacerataque  in  integrum  altissimo  conce- 
dente  recuperemus  et  reformemus.  Sane  de  fidei  constancia 
nobilium  Andree  etc.  imperialis  (sie !)  fratrum  de  Loncellino 
familiarium  nostrorum  et  sacri  Romani  imperii  fidelium  dilecto- 
Tum,  quos  ad  nostra  et  sacri  Romani  imperii  servicia  explenda 
totaliter  expertos  fideles  promptes  sollicitos  et  constantes  scimus 
existerC;  plenissime  confidentes  ipsis  et  eorum  cuilibet  animo  deli- 
berato  et  ex  certa  sciencia  damus,  concedimus  et  attribuimns 
plenam  liberam  et  omnimodam  facultatem;  ut  ipsi  et  eorum 
qoilibet  banderium  seu  vexillum  nostrum  imperiale  utpote 
victricia  aquilarum  signa  engere  et  sub  eodem  ad  honorem 
commodnm  et  profectum  nostrum  et  sacri  imperii  nee  non 
corone  nostre  Hungarie  etc.  militare  omnesque  et  singulos 
nostros  et  sacri  Romani  imperii  eciam  regni  nostri  et  corone 
Hungarie  emulos  bestes  et  rebelles;  et  presertim  Venetos  nostros 
et  sacri  imperii  ac  corone  regni  nostri  Hungarie  publicos 
rebellesque  hostes,  ipsorum  quoque  ac  omnium  et  singulorum 
aliorum  emulorum  et  hostium  nostrorum  et  imperii  ac  corone 
Hungarie  etc.  terras  dominia  civitates  castra  fortalicia  tenutas 
homines  coadjutores  servitores  subditos  res  pariter  et  bona 
queque  mobilia  et  immobilia  hostiliter  invadere  capere  dampni- 
ficare  recipere  captivare  et  detinere,  illaque  omnia  que  sie  per 
ipsos  aut  eorum  alterum  capta  acquisita  et  obtenta  fuerint;  in 
usus  SUDS  proprios  juxta  beneplacitum  sue  voluntatis  convertere 
et  er(^re  valeant  atque  possint,  decernentes  et  auctoritate 
nostra  regia  Romana  statuentes^  quod  de  omnibus  et  singulis 
que  prefati  A(ndreas)  et  J(ohannes?)  ac  eorum  quilibet  cum 
eorum  aut  ipsins  navigiis  societatibus  et  gentibus,  sicut  pre- 
mittitur,  capiunt  et  recipiunt  seu  capit  aut  recipit  sive  lucrantur 
vel  lucratur^  nujlam  tricesimam  nullaque  dacia  solvere  seu 
pagare  teneantur  seu  teneatur,  et  quod  ullo  unquam  tempore 
pro  hujusmodi  rebus  ab  emulis  et  hostibus  seu  rebellibus  coad- 
jutoribus  et  eorum  subditis  modo  premisso  receptis  ablatis 
captis  et  acquisitis  et  earum  occasione  nequaquam  possint  aut 
possit  in  judicio   aut  extra  Judicium   conveniri^   sed   ab   omni 


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accione  reali  et  personali  in  hac  parte  et  exempti  sint  et  sit 
ac  habeantur  et  habeatur  pariter  et  absoluti;  quodque  in  toto 
regno  Dalmacie  et  eciam  in  omnibus  aliis  civitatibus  castris 
oppidis  portubus  et  locis  nobis  imperio  et  corone  regni  Hun- 
garie  etc.  subjectis  liberum  accessum  et  portum  habeant  et 
habeat,  ac  in  kockiis,  galeis,  barcis  et  aliis  navigii  generiboB 
vexillum  imperiale  ut  prefertnr  erigere  valeant  et  valeat,  pariter 
et  deferre.  Mandamus  igitur  universis  et  singulis  nostris  et 
imperii  sacri  ac  regnorum  nostroram  Hungarie  Dalmacie  Croa- 
cie  etc.  subditis  et  fidelibus  cujuscunque  prebeminencie  Status 
gradus  seu  condicionis  existant,  ad  quos  presentes  pervenerint, 
firmiter  et  districte,  ne  prefatos  A(ndream)  et  J(ohannem?) 
ipsorumque  gentes  famulos  et  adjutores  in  premissis  aut  aliquo 
premissorum  impediant  seu  aliquatenus  impediri  permittant^ 
quin  pocius  ipsos  et  eorum  quemlibet  ob  reverenciam  et  hono- 
rem nostre  regie  majestatis  et  ipsius  sacri  Romani  imperii 
honorifice  receptent  et  manuteneant  protegant  et  defendant  ac 
benignius  undique  favoribus  auxiliis  et  consiliis  prosequantur. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione  testimonio 
literarum.  Datum  in  terra  Hjstrie  in  campis  ante  civitatem 
Copuscistrie  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  decimo 
tercio,  vigesima  quinta  die  Januarii^  regnorum  nostrorum  anno 
Hungarie  etc.  XXV%  Romanorum  vero  secundo. 


27.  (XCI.)  Feltri,  27.  Mai  1413. 

Belehnung  der  jüngeren  Grafen  von  Savorgnano  mit  den  Gütern 
ihrer  rebellischen  Oheime. 

Donacio  feodi. 

Sigismundus  etc.  Äd  perpetuam  rei  memoriam.  Beneficia 
principum  largis  amplianda  sunt  favoribus  et  ex  recte  consi- 
deracionis  intuitu  per  ipsos  in  alios  extendantur  et  favorabiles 
gracias  aliis  complacende  largicionis  exhibicione  effundant 
Sane  attendentes  sinceram  et  puram  devocionem  et  grata  ser- 
vicia  que  fideles  nostri  et  sacri  imperii  devotique  sancte  Aqui- 
leiensis  ecclesie,  quam  in  defensionem  et  proteccionem  susce- 
pimus,  ut  hactenus  et  nostri  predecessores  assumpserunt,  dilecti 
nobiles  Franciscus^  Bartholomeus  et  Anthonius  firatres,  filii  quon- 


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dam  Nassinge  (sie!)  de  Sauorgaano  cubuiiii  nostro  et  »acro 
imperio  sancteqae  Aquileiensi  ecclesie  fideliter  et  devote  ex- 
hibuerunt  hactenus  et  incessanter  ad  presens  exhibent  et  ex- 
hibere  poterünt  et  debebunt^  sicut  nostra  regalis  majestas  tarn 
fide  dignoruin  veris  testimoniis  quam  argumentis  probabilibus 
est  superinde  edocta  et  veraciter  informata,  ut  fervencius  in 
faturum  animentur,  omnia  et  singula  bona  jura  reditus  et  pro- 
yentus  que  seu  quos  Nicolaus  quondam  Tristandi  Culantus^ 
frater  alterius  Tristandi '  quondam  Friderici  nuncupati  y  qui 
Sanorgnano  nostre  majestatis  ac  sacri  imperii  sancte  Aquile- 
iensiB  ecclesie  infideles  et  notorii  rebelies  ante  et  post  ad- 
ventum  nostre  regie  majestatis  ad  patriam  Forijulii  usque  ad 
concessionem  et  donacionem  nostram  infrascriptas  habuerunt 
tenuerunt  et  possederunt  ac  eciam  omnia  et  singula  bona 
mobilia  et  immobilia  uxorum  eorundem  rebellium  nostrorum 
dotalia  videlicet  et  hereditaria  seu  alia  quoque  bona  que  ipsi 
rebelies  vel  ipse  quovis  modo  habuerint  tenuerint  et  posse- 
derint  aut  ad  eos  quoque  modo  et  quacunque  causa  spectare 
et  pertinere  videntur,  insuper  quandam  domum  in  oppido  Utini 
fiitoatam  in  qua  morabatur  et  habitabat  Franciscus  (?)  frater 
predicti  Tristandi  quondam  Friderici  —  que  omnia  et  singula 
bona  predictorum  Nicolai  Culanti  et  Francisci  (?)  ac  eorundem 
uxorum  ut  supra,  occasione  eorundem  notorie  rebellionis  in  nos 
et  sacrum  Imperium  ac  sanctam  Aquileiensem  ecclesiam  ad 
nostri  regiminis  fiscum  pleno  jure  devoluta  et  applicata  ad 
nostre  majestatis  collacionem  et  disposicionem  pertinere  et 
spectare  dinoscuntur^  prout  tunc  per  assensum  et  auctoritatem 
totius  patrie  Forijulii  in  nostre  majestatis  presencia  tunc  tem- 
poria  constituti  de  predictis  bonis  ac  generaliter  bonis  et  rebus 
singulis  quorumcunque  nostre  majestatis  et  sancte  Aquileiensis 
ecclesie  rebellium  pleno  jure  pertinere  debere^  fuit  expresse 
declaratum  —  memoratis  Francisco,  Bartholomeo  et  Anthonio 
fratribus  de  Sauorgnano  et  heredibus  ipsorum  legitimis  ex  certa 
nostra  sciencia  et  Romane  regie  potestatis  plenitudine  ac  omni 
60  jure  et  titulo  quo  digne  melius  possumus,  dedimus  dona- 
vimus  et  contulimus .  immo  damus  donamus  et  conferimus  ac  in 
feudum  nobile  committimus  per  ipsos  et  ipsorum  heredes  in  per- 
petaum  et  irrevocabiliter  possidendam,  tenenda  danda,  donanda 


Vgl  Asciibach,  König  Sigmund  I,  337,  Kote  11. 


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et  alienanda;  et  quicquid  eisdem  seu  ipsorum  heredibus  aut  cui 
jus  suum  dederint,  prout  placuerit  perpetuo  facienda  ponendo 
predictos  Franciscum  Bartholomeum  et  Anthonium  et  quemlibet 
eorum,  quoad  dominium  proprietatem  possesionem  detencionem 
et  ad  omnia  bona  que  predicti  rebelies  nostri  et  eorum  uxores 
quoquomodo  et  quacunque  causa  ut  supra  habuenmt  tenuerunt 
et  possederunt;  loco  ipsorum  rebellium  et  eos  fratres  universales 
successores  in  predictis  et  circa  predicta  esse  volumus  et  inten> 
dimus.  A  qua  quidem  concessione  donacione  et  coUacione  in- 
tegra  excludimus  tantum  domum  unam  in  qua  habitabat  preno- 
minatus  Nicolaus  Tristandi  situatam  in  suprascripto  oppido  Utini; 
inhibentes  universis  et  singulis  principibus  ecclesiasticis  et  secu- 
laribus  nostris  et  sacri  imperii  devotis  et  fidelibus  et  presertim 
sancte  Aquileiensis  ecclesie  patriarchis  moderne  et  futuris 
eorumque  officialibus  tarn  ecclesiasticis  quam  secularibus  pre- 
sidibus  magistratibus  ac  ordinariis  judicibus  universis  ipsos  et 
eorum  quemlibet  seriöse  adhortantes  et  districte  requirentes, 
quatenus  de  predictis  bonis  et  rebus  jurisdiccionibus  fructibus 
et  redditibus  ut  supra,  motu  proprio  aut  ad  cujusvis  instanciam 
contra  presentis  nostre  donacionis  concessionis  infeudacionis 
et  largicionis  indultum  sine  nostre  majestatis  expressa  et  spe- 
ciali  licencia  quomodolibet  se  ingerere  presumant  nee  debeant 
in  judicio  aut  extra,  sed  tantummodo  imperiali  consistorio  de 
ipsis  quando  opus  fuerit,  in  judicio  aut  extra  Judicium  valeat 
experiri,  cum  speciale  ad  sacrum  nostrum  consistorium  recogni- 
ciones  decisiones  predictorum  circa  predicta  reservamus,  quod 
si  quis  contrarium  attentare  presumpserit  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  sacri  imperii  se  noverit  incursurum.  Presencium 
sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione  testimonio  literarum, 
datum  Feltri  anno  domini  millesimo  quadringentesimo  decimo 
tercio,  die  vigesima  septima  mensis  Maii,  regnorum  nostrorum 
anno  Hungarie  etc.  XXVIP  Romanorum  vero  tercio. 


28.  (XCII.)  (1413.) 

Belehnung  der  Grafen  ügolino  und  Roberto  Planani. 

In  nomine  sancte  et  individue  trinitatis  feliciter  Amen. 
Sigismundus  etc.  notum  facimus  etc.  Ad  perpetuam  rei  memoriam. 
Inter    varias   reipublice    curas    quibus    cor   nostrum   cottidiana 


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BoUicitudine  pro  subditorum  salute  distrahitur,  ad  illud  precipue 
aciein  Bostre  mentis  convertimus  et  sedulum  destinamus  affec* 
tum,  qualiter  fideles  nostros  subditos  piis  protegamus  desideriis 
ac  libertates  eorum  *  continuis  benignitatis  favoribus  protegamus 
Donc  novas  libertates  et  gracias  largiendo;  nunc  pro  qualitate 
temporum  veteres  renovando.  Sane  pro  parte  nobilium  et  magni- 
ficoriun  Ugolini  et  Roberti  comitum  fratrum  natorum  Bexa- 
cioni  comitum  Planani  et  Antiqui  provinciarum  Massetrabarie 
et  Montisfereti^  Feretranensis  djocesis  nostrorum  et  sacri  im- 
perii  fidelium  dilectorum  nobis  nuper  supplex  oblata  peticio 
continebat,  quatenus  eisdem  V(golino)  et  R(oberto)  comitibus 
eorumque  et  cujuslibet  ipsorum  filiis  heredibus  et  successoribus 
legitimis  et  naturalibus  ex  eisdem  de  stipite  comitum  predic- 
torum  descendentibus  in  perpetuum  dictum  comitatum  Planani 
et  Antiqui  aliorumque  castrorum  castellorum  et  villarum  omnia- 
qae  et  singula  jura  libertates  gracias  exempciones  concessiones 
devociones  largiciones  literas  et  privilegia  ejusdem  comitatus 
<mm  potestate  creandi  notarios  judices  ordinarios  atque  legiti- 
rnandi  illegitime  natoS;  quem  que  et  quas  ipsi  V(golinus)  et 
R(obertus)  comites  et  sui  predecessores  a  recolende  memorie 
divis  Romanorum  imperatoribus  et  regibus  nostris  in  imperio 
predecessoribus  ab  antiquo  obtinuerunt  et  obtinent  de  presenti 
auctoritate  Romana  regia  approbare  ratificare  confirmare  in- 
novare  et  de  novo  concedere  ac  eximere  et  libertäre  graciosius 
dignaremur,  nos  itaque  considerantes  benigne  prefatorum  comi- 
tum V(golini)  et  R(oberti)  antecessorumque  suorum  virtuosa 
fidei  judicia  quibus  ipsi  nostram  celsitudinem  et  sacrum  Roma- 
num  Imperium  hactenus  suis  participibus  attente  diligenter  stu- 
duerant  honorare  ipsorumque  comitum  V(golini)  et  R(oberti)  etc. 


29.  (LXXIX.)  Udine,  1413. 

Ernennung  des  Giovanni  Francesco  Gonzaga  zum  Capitaneus 
von  Montisclari. 

Receptio  alicujus  in  capitaneum. 

Sigismundus  etc.  Magnifico  Johanni  Francisco  de  Gonzaga 
Dostro  et  imperii  sacri  Mantue  etc.  vicario  generali  et  fideli 
dilecto  graciam!     Magnifice   fidelis   dilecte!     Illos  ad  honores 


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nostrorum  et  imperii  sacri  fidelium  subditorumque  regimina 
libenter  asBumimuS;  per  quorum  potenciam  prudenciam  simul 
et  merita  sacri  Romani  imperii  fideles  et  subditi  eure  nostre 
commissi  in  quietis  et  pacis  tranquillitate  justiciaque  possunt 
salubriter  gubernari.  De  tuis  itaque  justicia  potencia  prudencia 
strenuitate  et  industna  ac  aliarum  probitatum  et  virtutum 
meritis  super  quibus  nedum  fide  digna  assercio;  verum  etiam 
experientia  omnium  rerum  magistra  in  nostris  et  imperii  sacri 
obsequiis  comprobata  nobis  te  reddunt  multipliciter  commenda- 
tum;  racionabiliter  confidentes  te  animo  liberato  non  per  errorem 
aut  improvide,  sed  sano  principum  comitum  baronum  procerum 
nobilium  et  fidelium  nostrorum  accedente  consilio  de  certa  nostra 
sciencia  ac  de  Romane  regie  potestatis  plenitudine  in  nostrum 
et  imperii  sacri  capitaneum  in  et  super  castris,  rockis,  fortaliciis 
atque  terris  Montisclari  etc.  —  tales  etc.  —  ac  universis  et 
singulis  ipsorum  jurisdiccionibus  villis  et  pertinenciis  ac  juribus 
quousque  nostre  voluntati  placuerit^  duximus  statuendum^  dantes 
tibi  auctoritate  Romana  regia  plenam  liberam  et  omnimodam 
tenore  presencium.  potestatem  eadem  castra  fortalicia  rockas  et 
terras  ac  eorum  et  earum  quodlibet  nostro  et  imperii  sacri 
nomine  regendi  gubernandi  ac  defendendi  burggravios  capitaneos 
massarios  castellanos  judices  et  officiales  quoscunque  predicto- 
rum  castrorum  fortaliciorum  rockarum  et  terrarum  tociens 
quociens  übet  seu  opportunum  fuerit,  instituendi  ac  destitu- 
endui;  illos  quoque  ac  universos  et  singulos  hujusmodi  castro- 
rum inhabitatores  et  incolas  ad  tuam  presenciam  evocandi  et 
mediante  justicia  judicandi  mulctandi  et  puniendi,  census  reditus 
fructus  et  proventus  ceteraque  singula  jura  nostra  regalia  ab 
eisdem  petendi  exigendi  levandi  et  percipiendi  ac  tuis  usibus 
applicandi  nee  non  omnia  et  singula  faciendi  et  exercendi,  que 
verus  et  legitimus  noster  et  imperii  sacri  capitaneus  in  prefatis 
castris  fortaliciis  rockis  et  terris  ac  eorum  et  earum  jurisdiccio- 
nibus pertinenciis  necessaria  fuerint;  seu  quomodolibet  opportuna 
et  que  nos  ipsimet  facere  possemus,  si  personaliter  adessemus, 
ratum  gratum  atque  firmum  servaturi  perpetuo,  quicquid  per  te 
capitaneum  nostrum  actum  factum  seu  dispositum  fuerit  in  pre- 
missis;  presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione 
testimonio  litterarum;  datum  Utini  etc.  (1413). 


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30.  (LXXX.)  Udine  (1413). 

Promolgirung  der  Ernennung  des  Giovanni  Francesco  Gonzaga. 

Recepcio  capitanei. 

Sigismundus  etc.  universis  et  singulis  hominibus  de  Castro 
Montisclari  nostris  et  imperii  sacri  subditis  et  fidelibus  dilectis 
graciam  etc.  Fideles  dilecti!  Tot  sunt  fidelissimorum  exhibi- 
ciones  operum,  tot  sunt  fidei  ac  verissime  devocionis  indicia 
que  Duper  pro  nobis  et  sacro  Romano  imperio  firma  plurimum- 
qae  laudanda  constancia  continuatis  successibus  ostendistis  et 
asaidue  ostenditis,  tot  sunt  eciam  magnanimitatum  vestrarum 
gratitudines  qnas  in  vobis  actualiter  invenimuS;  quod  universitatis 
vestre  gravamina,  que  pro  nobis  dictoque  imperio  tanta  fidei 
puritate  suscipitis  ac  tanta  devocionis  integritate  portatis,  ad 
compassionis  nostre  precordia  velut  quedam  acuta  turbacio  du- 
dorn  transiverunt  ac  teste  Deo  transeunt  incessanter,  speciali 
igitur  quadam  inter  tot  et  tanta  negociorum  genera,  quibus 
pectori  nostro  materia  cogitacionis  infunditur,  continuo  sollicita 
meditacione  pensamus,  qualiter  vobis  tuicionem  defensionemque 
Bollicitam  pacem  et  quietem  procuremus  salubrem  ac  circa  vos 
ipsa  sancta  justicia  nova  quodam  modo  plantacione  succrescat 
siogularisque  gracie  et  favoris  nostri  regii  patula  vestris  fide- 
libus ministrentur;  ecce  itaque  considerantes  benigne  justiciam 
potenciam  vicinitatem  prudenciam  strenuitatem  constanciam  et 
industriam  ac  aliarum  probitatum  et  virtutum  merita  magnifici 
Johannis  Francisci  de  Gonzaga^  nostri  et  imperii  sacri,  Man- 
tue  etc.  generalis  vicarii  et  fidelis  dilecti  ipsum  animo  deliberato 
noD  per  errorem  aut  improvidc;  sed  sano  principum  comitum 
baronum  procerum  nobilium  et  fidelium  nostrorum  accedente 
consilio  de  certa  nostra  sciencia  ac  de  Romane  regio  potestatis 
plenitudine  vestrum  ac  dicti  castri  una  cum  quibusdam  aliis 
nostris  et  imperii  sacri  fidelibus  subditis  et  castris,  qui  se 
omnes  nostris  et  ejusdem  imperii  tuicionibus  submiserunt,  et 
eoram  jurisdiccionum  pertinenciarumque  capitaneum  ad  presens, 
qnousque  nostre  voluntati  placuerit;  duximus  statuendum^ 
sperantes  in  domino  firmiter  tenendo^  quod  officium  capita- 
neatus  hujusmodi  bene  prüden ter  et  legaliter  exercebit.  Qua- 
propter  vestras  fidelitates   requirimus   et  hortamur  ac   eisdem 


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seriöse  preeipiendo  mandamus;  quatenus  prefato  Johanni  Fran- 
cisco ac  per  eum  deputato  seu  deputando  supradictum  castrum 
una  cum  portis  turribus  et  pertinenciis  suis  singulis  mox  visis 
presentibus  libere  et  absque  omni  impedimento  dare  et  assignare 
nee  non  in  omnibus  et  singulis^  que  ad  ipsius  Johannis  capi- 
taneatus  spectant  officium  ac  nostrum  et  imperii  sacri  honorem 
incrementum  respiciunt,  tanquam  nostre  persone  fideliter  inten- 
dere  et  parere  modis  omnibus  debeatis  contradiccione  seu 
renitencia  qualibet  procul  mota,  taliter  in  premissis  facientes^ 
ut  exinde  vestra  sincera  devocio  per  operum  efficaciam  nostre 
celsitudini  merito  pateat  commendanda;  et  ecce  quod  eidem 
Johanni  Francisco  dedimus  firmiter  in  mandatis,  quod  vos 
omnes  et  singulos  in  bono  et  pacifico  statu  justicia  approbatis- 
que  consuetudinibus  manutenere  debeat  et  fideliter  conservare. 
Datum  Utini  etc.  (1413). 


31.  (Vn.)  (1413?) 

Steuerermässigung  für  Friaul. 

Decus  est  principum  fidelium  votis  clementer  annuere  ac 
supplicancium  preces  misericorditer  exaudire,  ut  sie  per  graciam 
diligantur  in  populis  et  per  divinum  tueantur  auxilium  in  terris : 
Porro  per  presens  rescriptum  notum  facimus  universis  imperii 
fidelibus  tam  presentibus  quam  futuris,  quod  cum  communitatis 
Forojulii;  fideles  nostri  misericordie  nostre  januam  humili  peti- 
cione  pulsassent,  ut  cum  in  salario  suo  de  cetero  potestatibus 
exsolvendo,  cujus  solucionem  preteritam  suis  onerosam  facul- 
tatibus  reputabant,  providere  misericorditer  dignaremur,  eorum 
supplicacionibus  humilius  inclinati  salarium  ipsorum  annuum 
ad  septuaginta  librarum  summam  providimus  a  modo  reducen- 
dum,  quo  potestates  eorum  qui  pro  tempore  fuerint,  volumus 
fore  contentos,  scripti  presentis  auctoritate  mandantes,  quatenus 
nullus  sit  qui  eos  predictos  fideles  nostros  ad  majorem  exac- 
cionem  salarii  temeraria  de  coetero  coaccione  compellat;  quod 
qui  presumpserit  etc.  etc. 


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32.  (XXIV.)  Constanz  (1417). 

Verbot  der  Ausfuhr  von   Lebensmitteln   aus  Friaul,   Berufung 
des  Parlaments^  Contingentirung  seiner  Truppen. 

Sigismundus    etc.    Venerabili    Ludovico    in    patriarcham 
Aqoileiensem  electo  nostro  et  sacri  imperii  devoto  fideli  dilecto 
graciam  regiam   et  omne  bonum!     Non   solum   frequentis   sed 
assidue    sollicitudinis    excitamur   instancia^    ut   terre   Forijulii 
prosperitati    quam    mente    conspicimuS;    presidium    quod    illius 
terre  populus  et  condicio  patrie  postulat,  imperiali  studio  pro- 
careiDus.    In  hoc  autem,  sicut  novimuS;  nee  immerito  tua  simi- 
liter  sollicitudo  versatur  et  ductus  spiritu  consilii  ad  relevandum 
et  defendendum    statum    illesum    ejusdem    patrie    vehementer 
aspiras.     Ut  igitur  desideranti  patrie  ad  prosperitatis  sue  pre- 
servaeionem,    quod  desideriis  avidis  affectant,   8uccui*atur,   sin- 
ceritatem    tuam    requirimus    et    hortamur   attente    mandantes; 
qoatenas   prudenter  attendens,   quod   tempora    cum    causis    ita 
sapiens  commetitur;   ut  nequaquam  invicem  sibi  derogent^   sed 
pocius  mutuo  suffi^agentur^  cum  alias  a  discrimine  non  vacaret, 
dum  res  exponeretur  non  tarn  prudencie  quam  fortune,  universis 
et  singulis   prelatis   comitibus  baronibus   proceribus   nobilibus 
communitatibus  oppidis  et  villis  et  ceteris   cujuscunque   Status 
gradus  et  condicionis   existant,   in   et  sub   dicione   et   dominio 
alme  ecclesie   Aquileiensis   existentibus  sub   pena   nostre  gra- 
vissime  indignacionis  imo  verius  sub  banno  imperiali  et  patriar- 
chali  eciam  auctoritate  nostra  in  hac  parte  tibi  attributa  com- 
mittere  debes  et  mandare,   quibus   et  nos  harum  serie  firmiter 
committimus  et  mandamus;  ut  nuUus   ex  ipsis  victualia  cujus- 
cunque maneriei  seu  mateiiei  fuerit,  extra  patriam  Forijulii  et 
ultra  loca,   que  respiciunt  statum   nostre   majestatis   et  dicioni 
nostre  subjacent  ac  obediunt;  educere  vendere  vel  vendi  facere 
permittere    vel    favorisare    aliquatenus    presumat    directe    vel 
indirecte  palam  vel  occulte,   et   specialiter   inhibeas,   quibus  et 
nos  per  hec  scripta  inhibemus,  ut  nihil  vendatur  vel  conducatur 
aut  vendi  et  conduci  sub  dicta  pena  permittatur  de  victualibus 
&d  portum  Latissanum,  ad  castra  Arietis  et  Pinczani  omnisque 
commercio  adversariis  et  malevolis  et  eorum  subditis  per  omnia 
intelligatur   (!)   —   Ceterum   volumus   et   fideli tati   tue   distric- 
^U8  committendo   mandamus,    quatenus   ad   certum   terminum 


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competentem  convocato  prout  moris  est  illius  patrie  parlamento 
cum  eisdem  diligenter  pertractes  inquiras  et  studiose  scruteris, 
cum  quot  et  quantis  gentibus  armatis  balistariis  equestribus  et 
pedestribuS;  dum  in  proximo  opus  fuerit;  pro  defensione  patrie 
possint  esse  parati^  et  tandem  numerum  et  quantitatem  gencium 
hujusmodi  in  tuis  et  ejusdem  parlamenti  literis  quantocius  nobis 
rescribere  et  seriöse  debeas  et  procures  insinuare^  nullam  in  eo 
negligenciam  commissurus,  presencium  sub  nostri  r^alis  sigilli 
appendentis  testimonio  literarum.   Datum  Constancie  (1417). 


33.  (LXV.)  Constanz,  30.  Juli  (1417). 

Hortatur  ducem  Mediolanensem,  ut  velit  persistere  in  proposito 
sicut  se  obtulit  perseverare. 

lUustris  princeps  fili  sincere  dilecte  et  fidelis!  Laude  et 
prerogativa  gracie  bene  dignos  dilectos  fideles  nostros  venera- 
bilem  Andream  de  Vicecomitibus  ordinis  humiliatorum  gene- 
ralem  magistrum^  egregium  Tadiolum  de  Vicomercato  legum 
doctorem  et  Jacobum  de  Ysco  marchionem  Ysci  ambasciatores 
tuos,  vires  utique  discretos  providos  et  legales  ac  in  tuis  negociis 
omni  sollicitudine  studiosos  tam  contemplacione  mittentis  quam 
eciam  ipsorum  sinceritatis  et  probitatis  obtentu  benigne  quidem 
recepimus  et  ea  que  tui  parte  revera  prudenter  exposuerunt, 
audivimus  diligenter.  Sane  sinceram  fidelitatem  quam  jugiter 
erga  nostre  majestatis  cultum  sacrumque  Romanum  Imperium 
inconcusse  constancie  virtute  geris;  habentes  in  armario  nostri 
pectoris  conscriptam  id  firmo  intendentes  proposito  et  inten - 
cione  stabili  proponentes,  ut  circa  tui  commodi  et  honoris 
augmentum  soUiciti  et  vigiles  existamus  et  studeamus  tibi  pro 
meritis  loco  et  tempore,  prout  decet,  honorifice  respondere; 
verum  quia  prudentum  est,  de  virtute  crescere  in  virtutem,  fide- 
litatem itaque  tuam  requirimus  monemus  et  hortamur  attente 
mandantes,  quatenus  in  hujusmodi  fidei  rectitudine  in  hujus 
zelo  devocionis  firmiter  perseverans  nostris  et  sacri  imperii 
obsequiis,  ut  teneris  et  eciam  ultra  obtulisti,  assidue  prompcius 
et  efficacius  insistas,  ut  heccine  uberius  nostram  graciam,  licet 
adjeccione  plenitudo  non  egeat,  merearis  et  favorem.  Causam 
vero  reditus  a  nostra  majestate  obtenti  prefati  Jacobi  de  Ysco 
nostri  familiaris  et  sacri  imperii    fidelis   dilecti    tuique   honoris 


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Bominis  et  fame  utique  glorificatoris  et  zelatoris  eximii  et 
elegantis  idem  ipse  aperiet  tue  sinceritati  viva  voce.  Datum 
CoDBtancie  penultima  die  Julii  etc.  (1417). 

34.  (LXVn.)         Constanz,  10.  August  1417. 

üt  resistat   cum   gentibus   suis   contra  gentes  Venetorum   que 
obsederunt  castra  et  bona  cujusdam  nobilis. 

Sigismundus  etc.  Nobilis  fidelis  dilecte!  Sincere  dilec- 
cionis  affectu  quem  ad  nobilem  Aldegrettum  de  Castrobarcho 
noBtrum  et  sacri  imperii  fidelem  dilectom  obtentu  devote  sin- 
ceritatis  ipsius  habemuS;  inducimur,  ut  ipsum  suosque  subditos 
proteccionis  nostre  brachiis  amplexantes  te  et  alios  nostros  et 
sacri  imperii  fideles  ad  subvencionem  ipsorum  promtis  quidem 
affectibus  inducamus.  Sane  quia  ipse  contra  bestes  suos  pro 
Boa  libertate  et  pacifico  statu  regionis  illius  justam  causam 
resistendi  habet  viribusque  exinanitus  non  sufficit  castra  villas 
et  territoria  ac  bona  sua;  ut  accepimuS;  per  gentes  Venetorum 
nuper  obsessa  et  hostiliter  invasa  propria  facultate  contra  im- 
petus  hostium  suorum  defensare,  fidelitatem  tuam  rogamus  et 
hortamur  attente  mandantes,  quatenus  attento  prudenter,  quod 
decus  est  pro  patria  pugnare,  eidem  Aldegretto  et  suis  defen- 
sioBis  presidio  assistendo  eisdem  cum  gentibus  necessariis,  dum 
faeris  requisitus  et  opus  fuerit,  succurras  ita^  quod  tuo  adjuti 
«axilio  possint  resistere  hostibus  memoratis,  gratum  nobis  in 
eo  revera  et  attemptum  obsequium  prestiturus,  ipsumque 
Aldegrettum  et  suos  proinde  ad  tua  beneplacita  solidius  obli- 
ganSy  nihilominus  ut  apud  nostram  majestatem  et  sacrum  im- 
perium  per  hec  et  alia  fidelitatis  tue  opera  merearis  lauda- 
biliter  nee  indigne  commendari.  Datum  Constancie  decimo  die 
Augusti,  regnorum  nostrorum  etc.  XXXP  Romanorum  vero 
septimo. 

35.  (Cm.)         Constanz,  28.  September  (1417). 

An  die  Königin  Maria  von  Sicilien  zu  Gunsten  des  seines  Bis- 
thums  beraubten  Bischofs  Thomas  von  Lecce. 

Sigismundus  etc.  illustrissime  principi  Marie  Hierosolj- 
moioun    et   Sicilie   regine   nee  non   Tarentinensis    et   Liciensis 


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urbium  gubernatrici  et  comitisse  sorori  nostre  charissime  8alu- 
tem  et  operibus  charitatis  abundare!  lUustrissima  princeps, 
soror  nostra  charissima !  Ad  camulum  vestre  cedit  salutis 
et  fame,  si  personas  ecclesiasticas  presertim  pontificali  dignitate 
preditas  divine  propinacionis  intuita  opportunis  subsidiis  ac 
gracia  prosequamini  favoris  specialis.  Est  itaque  in  hoc  sacro 
concilio  et  diucius  moram  traxit  pro  pace  et  unitate  generali 
ecclesie  erogandis  non  sine  propriis  laboribus  et  expensis 
reverendus  in  Christo  pater  dominus  Thomas  episcopus 
Liciensis,  cujus  sinceritate  rectitudine  et  probitatibus  aliis 
recensitis  ipsum  affeccione  sincera  prosequitur  nostrum  cesa- 
reum  diadema,  et  fuit,  alias  ipse  ut  liquidum  fore  asserit,  per 
olim  dominum  Gregorium  papam  XII™""  rite  et  canonice  pro- 
motus  ad  ecclesiam  Liciensem  provincie  Tarentinorum  tunc 
vestro  inclyto  regno  et  ipsa  provincia  in  plena  et  reali  obe- 
diencia  dicti  olim  domini  Gregorii  existentibus ,  cujus  provi- 
sionis  vigore  idem  episcopus  possessionem  dicte  Liciensis 
ecclesie  extitit  plenarie  assecutus  eamque  per  annos  plures 
tenuit  pacifice  et  quiete,  nuUoque  eo  tempore  cum  dicto  olim 
Gregorio  nisi  Petro  de  Luna  contendente  de  papatu;  demam 
vero  sie  operante  iuimico  hominum  altera  fuit  novitas  in 
ecclesia  suscitata^  per  quam  idem  episcopus  eo,  quod  ipsi  tunc 
Gregorio  adherebat,  per  quendam  nobilem  de  civitate  Nea- 
politana  indirecte  ac  indebite,  et  sicut  asserit,  symoniace  dicta 
sua  ecclesia  exstitit  spoliatus,  prout  eciam  extitit  in  presenti. 
Quare  charitatis  et  juris  dictante  eidogio  eidem  episcopo  pie 
compacientes  attento,  presertim  quod  hujus  sancte  synodi  de- 
cretum  gesta  per  dictum  olim  Gregorium  in  sua  reali  obedien- 
cia  canonizat  approbat  et  confirmat,  benivolenciam  vestre  celsi- 
tudinis  deprecamur,  quatenus  obtentu  justicie  et  charitatis 
suscipiatis  ipsum  episcopum  reginalibus  favoribus  recommissum 
taliter  cum  effectu,  quod  ipse  vestre  benignitatis  presidio 
facientC;  possessionem  recuperet  ecclesie  supradicte,  offerentes 
majestatem  nostram  paratam  ad  similia  et  majora  votis  vestris 
consona.  Datum  Constancie  vigesima  octava  die  Septembris 
(1417). 


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£•  England  und  Frankreich. 

Obwohl  die  Gruppe  von  Urkunden,  die  wir  unter  dieser 
Rubrik  zusammenfassen,  nur  einen  Appendix  zu  der  Hand- 
schrift bildet,  so  muss  sie  doch  ohne  Widerrede  als  die  inhalts- 
Toilste  and  bedeutendste  der  ganzen  Sammlung  angesehen  werden. 
Die  Intervention  Sigismunds  in  den  westmächtlichen  Streit  war 
för  die  innere  und  äussere  Entwickelung  des  Concils  von  so 
weitreichender  Bedeutung  und  wurde  schon  in  jenen  Tagen  so 
widersprechend  beurtheilt,  dass  nur  mit  allen  in  dieser  Be- 
ziehung gewechselten  Papieren  in  der  Hand  ein  objectives 
Urtheil  gewonnen  werden  kann.  Nach  der  zuerst  bei  Jean  de 
Hontreuil  ausgesprochenen  und  von  allen  französischen  Schrift- 
stellern wiederholten  Meinung,  die  neuerdings  auch  von  Max 
Lenz  durchgef^Lhrt  worden  ist,  wäre  die  Einmischung  Sigis- 
mands  ein  zwischen  ihm  und  dem  König  Heinrich  V.  seit  mehr 
als  zwei  Jahren  abgekartetes  Spiel  gewesen,  um  Frankreich  zu 
hintergehen  und  für  das  später  1416  abgeschlossene  Bündniss 
von  Canterbury  einen  plausiblen  Vorwand  zu  finden.  Diese 
entschieden  unbegründete  Annahme  des  Zusammenhangs  der 
Ereignisse  beruht  ganz  vornehmlich  auf  einem  ungenauen  Be- 
richt der  Gesta  Henrici  V.  von  Elmham,  welcher  den  von  uns 
hier  mitgetheilten  Brief  (Nr.  CXXXV  [37])  auszieht,  aber  ihm 
einen  Inhalt  gibt,  den  er  nicht  hat  und  nicht  haben  konnte.  Wenn 
Ehnham  als  den  eigentlichen  Orund  des  Bruches  zwischen 
Sigismund  und  Karl  VII.  von  Frankreich  die  militärische 
Action  vom  Juli  1415,  den  AngriflF  auf  Southampton  bezeichnet, 
80  steht  dem  einfach  die  Thatsache  gegenüber,  dass  in  dem 
ganzen  Schriftwechsel  bis  zum  Frieden  von  Troyes  nicht  ein 
einziges  Mal  diese  causa  belli  in  einem  officiellen  Actenstücke 
erwähnt  wird.  Und  dieses  Missverständniss  zog  eine  ganze 
Kette  anderer  nach  sich,  und  ich  behalte  mir  vor,  in  nächster 
Zeit  eine  ausfuhrliche  Darlegung  auf  Qrimd  der  hier  vor- 
liegenden Actenstücke  zu  veröffentlichen,  in  welcher  ich  zeige, 
dass  Sigismund  ehrlich  das  Interesse  Frankreichs  im  Herzen 
trag,  und  dass  die  Londoner  Präliminarien  (Nr.  CXXXIV  [36]), 
die  der  Religieux  de  St.  Denis  schon  mittheilt,  von  Frank- 
reich nur  in  der  Absicht  acceptirt  wurden  (Nr.  CXXXV  [37]), 
nm  Zeit  zu  gewinnen,  dass  vielmehr  der  Rücktritt  Karls  VII. 

AreUT.  Bd.  LH.    1.  Hftift«.  7 


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von  den  Präliminarien  (Nr.  CXXXVI  [38])  den  gerechten  Zorn 
Sigismunds  veranlasst  hat,  der  dann  das  Bündniss  von  Canter- 
bury  herbeiführte;  dass  ferner  in  Calais  dann  kein  Friedens- 
congress  unter  der  Leitung  des  römischen  Königs  stattfand, 
und  dass  die  Denkschriften  Sigismunds  von  Calais  aus  an 
Wilhelm  von  Holland  (Nr.  CXL  [39]),  an  den  König  Karl 
von  Frankreich  selbst  (Nr.  CXXXVII  [40]),  an  die  Königin 
(Nr.  CXXXVIII  [41]),  sowie  an  Ludwig  von  Bourbon  (Nr. 
CXXXIX  [42]),  in  keinem  Zusammenhang  stehen  mit  den 
Waffenstillstandsverhandlungen  welche  in  Calais  berathen  und 
zum  Abschluss  gebracht  wurden,  zumal  Sigismund  an  denselben 
sich  gar  nicht  betheiligte.  —  Nach  der  in  den  deutschen 
Reichstagsacten  VII,  227  mitgetheilten  Kriegserklärung  gegen 
Frankreich,  begannen  die  Rüstungen,  namentlich  die  wunder- 
lichen Schiffsbauten  auf  dem  Bodensee,  zu  denen  Nr.  LV  [43] 
einen  Beitrag  liefert.  Ausser  der  allgemeinen  Kriegserklärung 
weist  unsere  Sammlung  noch  eine  später  erfolgte  Absage  an 
den  Grafen  d'Armagnac  auf  (Nr.  XIV  [47]),  die  bisher  nicht 
bekannt  war.  Dass  Sigismund  die  gallicanische  Nation  im 
Concil  seit  dem  Bruche  mit  Frankreich  nicht  mehr  besuchte, 
war  schon  bekannt,  nicht  aber,  dass  er  sich  daselbst  durch 
den  Patriarchen  von  Antiochia  vertreten  Hess  (Nr.  XVII  [45]). 
Mit  welchen  Mitteln  sich  aber  Sigismund  den  in  Canterbury 
eingegangenen  Verpflichtungen  zu  entziehen  wusste,  zeigen  die 
Briefe  Nr.  LXIII  [44],  LXXI  [46],  CXXI  [61],  CXX  [52], 
zwischen  welche  die  ungemein  schwülstige  Anzeige  von  der 
erfolgten  Papstwahl  fällt  (Nr.  CXI  [50]).  Der  für  die  Beur- 
theilung  der  so  ungemein  wichtigen  Rolle  des  Bischöfe  von 
Winchester  besonders  bedeutsame  Geleitsbrief  des  römischen 
Königs  ist  leider  durch  den  Mangel  des  Datums  sehr  ent- 
werthet.  Was  unsere  Sammlung  auf  diese  Verhältnisse  Bezüg- 
liches enthielt,  ist  mitgetheilt,  dagegen  sind  die  Correspondenzen 
mit  £ngland,  welche  nur  die  Empfehlung  einzelner  Personen 
zum  Inhalt  hatten,  als  durch  die  Regesten  erledigt  angesehen 
worden. 


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36.  (CXXXIV.)  London,  Juni  1416. 

Seqniintur  communicata  prelocuta  et  conclusa  pro  bono  pacis 
mter  duo  regna  Anglie  et  Prancie  felicius  consequende  per 
innstrissimum  et  christianissimum  principem  dominum  Sigis- 
masdum  dei  gracia  Romanorum  etc.  regem  ac  magnificum 
principem  dominum  ducem  HoUandie  *  tanquam  tanti  boni  me- 
diatores^  et  serenissimum  dominum  principem  Henricum  eadem 
gracia  regem  Anglie  etc.  etc. 

Imprimis :  Quod  fiat  una  mutua  convencio  inter  ipsum 
dominum  regem  Anglie  et  dominum  regem  Francie  in  marchiis 
Picardie  de  die  et  loco  inter  commissarios  utriusque  partis 
coDCordandiSy  in  quibus  ipse  dominus  rex  Anglie  cum  suis  de 
regno  Anglie  magnatibus  qui  ad  hoc  expediri  videbuntur^  ac 
dictus  dominus  rex  Francorum  cum  hiis  qui  de  sanguine  suo 
existant,  cum  quibus  ei  videbitur  expedire,  qui  ad  tantum 
boDum  proficere  et  finaliter  concludere  possint,  personaliter 
interesse  debent;  nisi  forte  aliquis  dictorum  dominorum  vide- 
licet  regis  Anglie  et  regis  Francorum  notabili  infirmitate, 
propter  quam  addictum  diem  et  locum  personaliter  convenire 
Don  possit,  impeditus  fuerit,  quo  casu  commissarios  de  san- 
guine suo,  quos  voluerint,  mittere  debeant,  qui  ad  concluden- 
dum   in   dicto    pacis  negocio  sufficientem   habeant  potestatem. 

Item:  Quod  dicta  convencione  conclusa  et  finaliter  ter- 
minata  inter  commissarios  utriusque  partis  predicte  capiantur 
certe  treuge  generales  tarn  per  terram  et  aquas  quam  per  mare 
sub  modo  forma  et  effectu,  quibus  inter  dictos  dominos  media- 
tores  et  dominum  regem  Anglie  predictum  communicatum  et 
conclusum  existit,  que  in  cedula  sigillo  dominorum  mediatorum 
sigillata  expressius  continentur. 

Item:  Quod  dicta  convencio  modo  quo  premittitur  fieri 
debeat  a  die  quo  predicte  treuge  concluse  fuerint  et  firmate, 
ad  quinque  septimanas,  qui  dies  inter  commissarios  utriusque 
partis  eciam  locus  convencionis  ante  capcionem  treugarum 
antedictarum  limitari  et  concludi  debeat. 

Item :  Quod  quam  cicius  dicte  treuge  capte  determinate 
et  concluse  fuerint,  dictus  dominus  rex  Francorum  obsidionem 


Wilhelm  von  Holland,  Graf  von  HeDiiegau. 


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quamcumque  circa  viUam  de  Herflu  positam  vel  ponendam 
levari  et  removeri  faciet  fraude,  dolo  et  mala  machinacione 
cessantibus  quibuscunque. 

Item:  Quod  conclusis  treugis  predictis  providebunt  ipsi 
commissarii,  quod  ipse  treuge  in  partibus  Picardie  et  Normannie 
infra  octo  dies  a  tempore  conclusionis  earundem  et  in  partibus 
Aquitanie  et  in  mari  et  in  Anglia  infra  quindecim  dies  a  tem- 
pore conclusionis  hujusmodi  proclamentur  et  effectualiter  ob- 
serventur. 

Item:  Quod  reverendissmus  pater  Reinaldus  archiepisco- 
pus  Remensis  vel  dominus  de  Gaucourt  ^  infra  viginti  dies 
a  tempore  recessus  eorum  de  London  (sie!)  certificabit  excel- 
lentissimum  principem  dominum  Sigismundum  regem  Roma- 
norum in  Anglia  vel  in  Calesio^  si  in  Francia  concordata  fuerit 
convencio  supradicta  vel  non. 

Item:  Quod  infra  decem  dies  immediate  sequentes  a^ 
lapsu  dictorum  viginti^  dierum,  infra  quos  certificare  debeat 
dominus  archiepiscopus  antedictus,  ut  premittitur^  concordabitur 
inter  commissarios  utriusque  partis  locus  convencionis  infra 
marchias  predictas  et  eciam  capientur  et  firmabuntur  treuge 
supradicte. 

Item:  Promiserunt  prefati  illustrissimus  princeps  rex  Ro- 
manorum et  dux  HoUandie  mediatores  predicti;  quod  ipsi  in 
convencione  predicta,  si  ipsam  fieri  contingat^  personaliter  de- 
beant  interesse  et  addictum  pacis  bonum  intendere  cum  effectu. 

Item:  Promisit  rex  Anglie,  quod  si  ipsa  convencio  inter 
dominos  principales  teneri  debeat,  quod  ipse  dominos  Aurelia- 
nensem  et  Borbonii  duces,  Arthurum  de  Britannia,^  de  Ango  ^ 
et  de  Vendom  ^  comites,  dominum  marescallum^  et  dominos 
de  Tuteville  ^  et  de  öaucourt  usque  et  in  Calesium  secum  ducet. 


^  Raoiü  de  Qauconrt,    Gefangener  in   der  Schlacht  bei   Azincourt,  Cham- 
bellan  des  Königs  von  Frankreich. 

2  Cod.  et 

3  Cod.  XV. 

*  Graf  Arthur  de  Bretagne. 

*  Graf  d*Eu. 

'  Graf  von  Vendöme. 
"^  Marschall  Boucicault. 
^  d'Estoateville. 


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37.  (CXXXV.)  Paris,  7.  Juli  1416. 

König  Karl   von  Frankreich   acceptirt   die   Londoner  Prälimi- 
narien. 

Serenissimo  atque  excellentissimo  principi  Sigismundo  dei 
gracia  Romanorum  regi  semper  Augusto  ac  Hung^rie  Dalmacie 
Croacie  etc.  regi  fratri  nostro  charissimo  Karolus  eadem  gracia 
Francomm  rex  salutem  et  ad  Prancie  et  Anglie  veram  pacem 
feliciter  laborare  cum  effectu!  Serenissime  princeps  et  frater 
amantissime!  Vestre  serenitatis  literas  credencie  nobis  per 
illustrem  principem  Nicolaum  de  Gara^  regni  Hungarie  magnum 
comitem  palatinum  affinem  vestrum  predilectum,  nee  non 
Bertholdum  de  Ursinis,  comitem  Suane,  Johannem  Earolum 
de  Vicecomitibus  de  Mediolano,  Brunorum  de  la  Scala  et  alios 
magnificos  et  egregios  vires  in  dictis  vestris  literis  singillatim 
nominatos  vestros  fideles  milites  et  consiliarios  exhibitas  gra- 
tanter  recepimus;  dictamque  credenciam  nobis  cum  ingenti 
verborum  gravitate  per  ipsius  Bertholdi  vive  vocis  oraculum 
relatam  intentis  affectibus  audivimus:  Articulos  eciam  in  qua- 
dam  cedula  signetis  vestre  celsitudinis  ac  charissimi  consan- 
goinei  nostri  Guillelmi  ducis  Bavarie  comitis  Hannovie  sigillata 
contentos  accurate  perlegi  fecimus.  Super  quibus  omnibus  et 
singolis  tam  verbo  quam  literis  insinuatis  matura  consilii  tarn 
nostre  regalis  prosapie  quam  aliorum  de  nostro  magno  consilio 
deliberacione  prehabita  et  maxime  vestre  regio  majestatis  et 
ipsius  Guillelmi  consanguinei  nostri  charissimi,  consiliis  sanis  ut 
firmiter  credimuS;  in  quibus  fiduciam  immensam  gerimus^  ac- 
quiescentes  omnia  quae  in  dicta  cedula  continentur,  adimplere 
parte  nostra  decrevimus.  Et  ob  id  salvum  conductum  pro 
commissariis  vel  ambasciatoribus  adversarii  nostri  in  forma 
per  dilectum  et  fidelem  consiliarium  nostrum  archiepiscopum 
Remensen  tradita  fieri  et  transmitti  precipiemus ,  nostrosque 
ambasciatores  solennes  videlicet  in  civitate  Beluacensi  pro 
loco  convencionis  infra  marchias  Picardie  concordando  et  treugis 
ibidem  cum  dictis  adversarii  commissariis  capiendis  et  fir- 
mandis  juxta  ipsius  cedule  seriem  et  teuerem  infra  tempus  in 
ea  limitatum  sufficienti  potestate  fulcitos  transmittemus.  Prout 
hec  omnia  per  dilectum  et  fidelem  militem  et  cambellanum 
nostrum  dominum  de  Gaucourt  presencium  exhibitorem  de  nostra 


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confidencia  et  intencione  quam  in  charitate  sincera  vestre  fra^ 
ternitatis  et  vere  amicicie  stabilitate  gerimus,  plenarie  infor- 
matum  vestra  regia  majestas  potent  lacius  informari,  cui  in 
Omnibus  materiam  hanc  tangentibus,  sicut  persone  nostre, 
placeat  vestre  celsitudini  hac  vice  credeneie  fidem  plenariam 
adhibere.  Datum  Parisius  septima  die  mensis  Julii  (1416)  Sic 
signatis  Gautier  etc.* 


38.  (CXXXVI.)      Paris,  13.  August  (1416). 

König  Karl  von   Frankreich   tritt   von   den   Londoner  Prälimi- 
narien zurück  und  berichtet  über  die  Conferenz  von  Beauvais. 

Serenissimo  principi  Sigismundo  dei  gracia  Romanorum 
regi  semper  Augusto  ac  Hungarie,  Dalmacie,  Croacie  etc.  regi, 
fratri  nostro  precharissimo  Karolus  eadem  gracia  Francorum 
rex  salutem  ac  mutue  dileccionis  et  honorificencie  continua  in- 
crementa !  Serenissime  princeps ,  frater  noster  precharissime ! 
Quia  nonnunquam  veritas  ex  referencium  diversitate  modisque 
variis  referendi  solet  faciliter  immutari,  ut  tota  series  habiti 
Processus  inter  nonnullos  ex  consiliariis  nostris  ad  hoc  per  nos 
deputatos  una  cum  quibusdam  nunciis  regis  Anglie  nuper 
existentibus  in  civitate  Beluacensi  super  materiis,  pro  quibus 
ad  presenciam  nostram  vestra  sublimitas,  consanguineus  quoque 
noster  predilectus  dux  Hollandie  tam  literas  quam  nuncios 
novissime  duxeratis  destinare,  vestram  non  lateat  excellenciam. 
Sed  ut  clare,  prout  res  se  habuit,  pateiiat,  vestre  serenitati 
decrevimus  presencialiter  intimare :  Quod  visis  literis  et  auditis 
vestris  nunciis  et  memorati  consanguinei  nostri  ducis  Hollandie, 
qui  de  nostra  dictique  regis  Anglie  mutua  convencione  datis 
prius  hinc  inde  certis  securitatibus  treugis  vel  abstinenciis 
guerre  aliisque  modificacionibus  et  condicionibus  tractatis  vel 
tractandis  inter  partes,  nos  ob  dei  reverenciam  et  pro  bono 
pacis,  quam  summopere  semper  gessimus  in  votis,  et  ut  clare 
cognosceretis  imo  cognosceret  totus  mundus,  nullatenus  rema- 
nere  per  nos  nee  de  parte  nostra,  quin  continuaretur  via  pacis 
et  vitaretur  effusio  sanguinis   humani,   coeteraque    scandala   et 


1  Gautier  Col,  Secretair  des  Königs  und  mehrfach  BevoUmfichtigter  in  den 
Mediationsverhandlongen. 


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lODumerabilia  faorrenda  nee  satis  unquam  detestanda  mala  et 
inconyeniencia^  que  solent  ex  guerris  pro  venire,  benigna  con- 
desccDsione  statim  ad  hujusmodi  convencionem  mutuam  extiti- 
mu8  inclinati,  sicut  heo  alias  vobis  significasse  recolimus.  Sane 
dum  ad  hec  ulterius  complenda  diligenter  procedere  parati 
forent  nostri;  ecce  quod  a  vestris  nunciis  memoratis  exhibite 
faerunt  liiere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  nos  et 
predictum  regem  Anglie  ad  tres  annos  futuros,  de  quibus  nullam 
priuB  nobis  nee  aliquibus  de  nostro  consilio;  quam  vis  super 
hoc  diligenter  fuissent  requisiti,  qualemcunque  fecerant  osten- 
donem.  Quibus  perspectis  per  nostros  in  non  parvam  propter 
hoc  admiracionem  inductos  illico  responderunt :  absque  nostri 
priori  visione  dictarum  literarum  se  aperire  non  audere;  sed 
per  alterum  eorum  nobis  Parisius  transmiserunt.  Quibus  intro- 
spectis  dictis  Anglie  ambasciatoribus  signiticari  fecimus:  nuUo 
nos  pacto  salvis  consciencia  et  honore  nostris  et  sub  poena 
emendarum  et  perjurii,  quam  rex  in  talibus  incurrere  potest, 
nisi  consulto  et  requisito  prius  precharissimo  fratre  nostro  rege 
Castelle  et  Legionis  et  absque  ejus  expresso  consensu  posse 
predictis  treugis  triennalibus  generalibus  intenderO;  et  hoc  per 
ostensionem  literarum  patencium  super  alliganciis  et  confoede- 
racionibus  inter  prefatum  fratrem  nostrum  regem  Castelle  et  nos 
dadum  initis  et  evidenter  ita  fore  monstravimus,  et  hac  de 
causa  dictas  alliganciarum  literas  per  alterum  presidencium  in 
nostra  parlamenti  curia  in  dictam  Beluacensem  villam  eisdem 
doximus  ostendere ;  paratos  tamen  treugas  particulares  ad  unum 
annum  cum  dictis  Anglicis  initiare  et  ciciori  convencioni  quam 
alia  cum  treugis  aut  sine  treugis  nos  sive  nostros  exhibere, 
quo  pendente  possemus  erga  sepedictum  fratrem  nostrum  regem 
Castelle,  ne  materiam  conquerendi  de  nobis  haberet,  literas  vel 
Duncios  super  hocce  destinare.  Ad  quod  nuncii  dicti  regis 
Anglie  votare  noluerunt'dicentes,  se  volle  prius  ad  eorum  do- 
minum regredi  et  suam  scire  super  hac  re  voluntatem  quam 
nostris  in  villa  Bolonie  significaturos  se  dixerunt  infra  decimam 
sextam  hujus  mensis,  ad  quem  locum  hac  de  causa  nostros 
speciales  et  solennes  nuncios,  ut  omnimode,  quod  in  nobis  est, 
in  re  tarn  ardua  faceremus,  curavimus  cum  potestate  sufficienti 
destinare,  quibus  propter  tam  maris  quam  terre  itinerum  peri- 
cala  assidue  superveniencia  expectando  salvum  conductum  pre- 
fati   Anglorum    regis    prope    mare    applicando    Boloniam    non 


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audeutibus  ulti*a  ire^  dictum  salvum  couductum  in  tali  loco  in 
Diepa  expectant.  Ex  quibus  presentibus  meram  rerum  conti- 
nentibus  veritatem  vestre  majestati  luculenter  patere  potest^ 
non  stetisse  neque  stare  per  nos  sive  nostroS;  quominus  pro- 
cessum  extiterit  ad  viam  amicabilem  tractatus  atque  pacis. 
Insuper,  serenissime  princeps  et  frater  amantissime,  vestre 
regie  semper  auguste  majestati,  que  nobis  rescribat  fiducialiter, 
queque  fuerint  ei  grata  negocia  nostra  atque  regni  nostri;  eidem 
commendata  semper  habemus,  et  potissime  et  in  speciali  statum 
ac  expedicionem  consanguineorum  vestrorum  e  prosapia  stirpeque 
nostra  in  Anglia  captivorum  in  vestra  clementissima  recom- 
mendacione  habere  velitis,  cum  ipsi  non  modicum  vestris  egent 
auxiliis,  sed  domino  concedente  et  vestra  precelsa  clemencia 
laborante  eisdem  bene  succedere  speramus.  Datum  Parisius  die 
decima  tercia  Augusti  (1416). 


39.  (CXL.)  Canterbury  (August  1416). 

König  Sigismund  berichtet  dem  Herzog  Wilhelm  von  Holland 
das  Scheitern  seiner  Mediation. 

Sigismundus  etc.  lUustri  principi  Wilhelme  duci  Bavarie 
et  comiti  Hannovie  etc.  consanguineo  etc.  et  sacri  imperii 
fideli  dilecto  salutem  et  pacem  hominibus  bone  voluntatis! 
Illustris  princeps  consanguinee  noster  charissime !  Pater  luminum 
quem  nuUum  latet  secretum  novit,  quanta  fidei  puritate  quan- 
tisque  sudorosis  laboribus  quantis  eciam  gravibus  impensis 
serenissima  conthorali  regina  ac  inclyta  tilia  nostris  nee  non 
peculiari  regno  nostro  Hungarie  quasi  in  deserto  relictis  per- 
sonam  nostram  diversis  discriminum  et  periculorum  generibus 
fere  quinque  annorum  jam  decursorum  temporibus  exponendo 
ad  pacem  et  unionem  ecclesie  Dei  per  schismatum  in  eadem 
pestifere  inveteratorum  submocionem  et  unici  veri  et  indubitati 
(uturi  summi  pontificis  creacionem,  evulsis  eciam  et  extirpatis 
per  concordiam  et  pacificacionem  principum  catholicorum  inter 
se  descordancium  et  presertim  serenissimorum  principum  Henrici 
Anglie  et  Karoli  Francie  regum  fratrum  nostrorum  charissi- 
morum  cunctis  futurorum  schismatum  in  ipsa  ecclesia  Dei  for- 
midandorum  radicibus  et  viis  quibuslibet  preclusis,  procurandam 


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diebus  ac  noctibus  jugiter  et  sine  aliquorum  laborum  inter- 
cepcione  intenderimus ,  quod  prout  antea  usque  ad  felicem 
premisBorum  negocioram  ecclesie  Dei  consumacionem  facere 
non  cessamus  nee  ambigimuS;  cunetis  totius  mundi  catholieis 
principibus  et  preeipue  vestre  sineeritati  aliis  quoque  quibusvis 
orthodoxe  fidei  hominibus  seeandom  sui  proeessus  seriem  itidem 
coDstare  in  premissis.  Itaque  eonsanguinee  precharissime;  ad- 
huc  in  dicto  regno  nostro  Hungarie  exortis  et  principiatis  .  .  .  .  ae 
post  in  Italie  et  Lombardie  partibus  nee  non  Alamanie  in  saero 
generali  concilio  Constanciensi  nobis  procurantibuS;  per  quot 
et  qnantas  literas  atque  notabiles  nuncios  suos  pretaetas  Sere- 
nissimus frater  noster  Franeorum  rex  ex  cordis  desiderio  non 
dne  principum  prosapie  sue  regalis  ac  totius  magni  consilii 
regni  sui  Franeie  matura  deliberacione  super  eo  nos  hortatus 
fuerit,  pro  pace  perpetua  ac  longis  treugis  cum  tractatu  matri- 
monii  vobis  noto  inter  ipsum  ejusque  regnum  Franeie  ab  una^ 
ac  memoratum  Heinricum  serenissimum  regem  Anglie  similiter 
fratrem  nostrum  ejusdemque  regnum  partibus  ex  altera^  trac- 
tandum  stabiliendum  et  firmandum  nos  interponere  dignaremnr^ 
revera  calamo  describi  nequit.  Imo  nobis  nuper  apud  sere- 
Dissimum  Fefdinandum  regem  Arragonie  felicis  memorie  ^  ac 
Petrum  de  Luna  alias  in  sua  obediencia  Benedictum  XIII. 
Duncupatum  in  procuracionem  unionis  ecclesie  Dei  laborantibus 
idem  Serenissimus  Franeorum  rex  semper  et  indefesse  eciam 
ante  et  post  conflictum  ^  in  estate  proxime  preterita  inter  ipsos 
Anglie  et  Franeie  reges  pretactos  commissum  per  reverendis- 
simum  reverendumque  in  Christo  patres  dominos,  Remensem 
archiepiscopum  et  Carcassionensem  episcopum;  quamplures  eciam 
alioB  suos  oratores  nostro  autem  lateri  jugiter  adstantes  nos 
cum  omni  instancia^  ne  tantus  sanguis  humanus  ex  utriusque 
partibus  ensibus  effunderetur  et  ne  amplior  sibi  et  regno  suo 
Franeie  turbacio  immineret,  requisivit  et  rogavit,  ut  pro  Deo 
Jesu  Christo,  consideratis  attente  utilitate  commodo  et  fructu, 
qui  ex  premissis  pace  aut  longis  treugis  cum  tractatu  matri- 
monii  ecclesie  Dei,  regnis  pretactis  et  toti  christianitati  offerri 
possent,  pro  hujusmodi  pace  vel  longis  treugis  ac  contractu 
matrimonii  inter  ipsos  scilicet  Anglie  et  Franeie  reges  et  regna 


1  Geetorben  2.  April  1416. 
^  Die  Schlacht  bei  Azincoiurt 


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pretacta  ad  tractandum  et  firmandum  cum  omni  acceleracione 
possibili,  ex  quo  majora  prioribus  pericula  possent  venire  ex 
mora^  ad  Franciam  gressus  nostros  maturare  et  pro  pace  refor- 
manda  interponeremus  partes  nostras.  Et  postquam  negociis 
ecclesie  dei  in  dicto  regno  Arragonum,  ut  credimus  vos  non 
ignorare,  feliciter  expeditis  ad  sacratos  generalis  Constanciensis 
concilii  patres  pro  votiva  negociorum  incoeptorum  et  jam  cum 
gracia  Dei  ad  bonum  statum  perductorum  consumacionem  recto 
tramite  reverteremur;  instanciis  ad  nos  opportune  et  importune 
parte  ejusdem  fratris  nostri  regis  Francorum  per  jam  fatum 
archiepiscopum  Remensem  et  alios  suos  nuncios  multiplicatis 
et  a  continuacione  nostri  gressus,  quem  versus  Constanciensem 
civitatem  faciebamus^  nos  retrahentes  in  civitatem  Parisiensem, 
ubi  memoratus  Serenissimus  Francorum  rex  frater  noster  cum 
ejus  serenissima  conthorali  regina  nee  non  illustribus  principibus 
rege  Ludovico  Bituriensi  laudande  memorie  et  Baren,  ducibus 
personaliter  affuit,  nos  venire  petierunt,  quod  et  fecimus  pre- 
cibus  pretactis  inclinati.  Nos  igitur^  consanguinee  precharissime 
ParisiuB  accedentibus  memorato  quoque  serenissimo  Francorum 
rege  fratre  nostro  charissimo  ac  pretactis  sue  prosapie  r^alis 
principibus  nee  non  toto  magno  regni  sui  consilio  in  jam  fata 
materia  pacis,  longarum  treugarum  cum  contractu  matrimonii 
inter  ipsum  et  regem  Änglie  eoruudemque  regna  tractandarum 
et  firmandarum  partes  nostras  interponere  et  efficaciter  laborare^ 
ac  ob  id  ad  memoratum  serenissimum  regem  Änglie  eorun- 
demque  regna  nos  personaliter  accedere  postulantibus,  allegan- 
tibus  nihilominus;  quod  ex  hujusmodi  pace  aut  longis  treugis 
de  contractu  parentele  pretactis  utique  salubrior  et  firmier  unio 
in  Dei  ecclesia  sequetur  et  fiet,  volentes  personam  vestram 
magnitudinis  vestre  nobis  semper  precharam  honorare,  roga- 
vimus  ipsum  dominum  regem  Francorum;  imo  quantum  valuimus 
instetimus  apud  eundem,  ut  et  vos  una  nobiscum  in  dictum 
regnum  Änglie  et  ad  prefatum  serenissimum  regem  Änglie 
accedere  pateretur;  hoc  idem  eciam  apud  prelibatum  serenis- 
simum fratrem  nostrum  Änglie  regem  cum  debita  diligencia 
procurantes,  quod  et  fecerunt  nostris  peticionibus  acquiescentes. 
Jam  jamque  consanguinee  charissime,  ut  de  gestorum  hie  nego- 
ciorum Serie  loquamur,  ad  quas  conclusiones  in  materia  pretacte 
pacis  vel  longarum  treugarum  cum  contractu  matrimonii  deve- 
nimus;  non  credimus  a  memoria  vestra  exivisse^  cum  omnia  in 


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107 

ipsa  materia  per  nos  et  vos  fuisse  capitulata  et  appunctuata 
ac  signetis  nostrum  utriusque  consignata;  nee  ideo  judicamus 
necesBe  fore,  copias  bujusmodi  capitulatorum  et  appunctuatoram 
vobis  destinare,  cum  illa  per  nos  practicata  et  palpata  sciatis 
et  in  speeie  eciam  apud  vos  habeatis.  Hisque  consanguinee 
charissime,  sie  factis  capitulatis  et  appunctuatis  hujusmodi  per 
magniiieos  viros  Nicolaum  de  Qara,  regni  nostri  Hungarie 
eomitem  palatinum  ac  Bertholdum  de  Ursinis,  comitem  Suane^ 
Jobannem  Karoli  Vicecomitem  Mediolanensem^  Brunorum  de 
la  Scala  Veronensem  et  Vincenciae  vicarium  imperialem,  Bene- 
dictum  de  Macra  militem  utriusque  juris  doctorem  et  dominum 
Nicolaum  de  Hatvan  militem,  nostros  fideles  consiliarios  et 
dilectos  precedentes  tamen  eos  prefato  reverendissimo  patri 
archiepiscopo  Remensi  ac  R(adulpbo)  domino  de  Gauoourt 
memorato  serenissimo  principi  regi  FraDcie  duximus  desti- 
Dandos.  Qui  auditis  nostris  oratoribus  pretaotis  capitulatis  quo- 
que  et  appunctuatis  hujusmodi  receptis  et  una  cum  jam  fatis 
regalis  sue  prosapie  principibus  ac  aliis  de  suo  magno  consilio 
perlectis  auscultatis  et  perspicaciter  ruminatis  de  eorundem 
maturo  consilio  deliberacione  prebabita  omnia  capitulata  et 
appunctuata,  que  in  cedula  sub  signetis  nostrum  uti*iusque  con- 
tioentur,  decrevit  parte  sua  adimpleri,  et  superinde  juxta  con- 
tenta  unius  eorundem  articulorum  idem  Serenissimus  rex  Fran- 
corum  frater  noster  cfaarissimus  per  suas  literas  sigillo  suo 
proprio  sigillatas,  quarum  copias  in  presentibus  vobis  dirigimus, 
nos  infra  viginti  dies  post  nostrorum  et  suorum  ambasciatorum 
de  Lundonis  (recessu)  curavit  certificare.  Tandem  autem  pre- 
fatorum  serenissimorum  regum  Anglie  et  Francie  commissariis 
ad  concordandum  de  loco  convencionis  ad  confirmandum  treugas 
predictas  cum  contractu  matrimonii  in  civitate  Beluacensi  con- 
venientibus  et  diucius  in  ipsa  materia  conferentibus  mutuo, 
commissarii  antedicti  Serenissimi  regis  Francorum  dictam  con- 
vencionem  cum  treugis  noluerunt  concordare,  sed  ex  post  (!)  ali- 
quos  post  dies  predicti  commissarii  utriusque  partis,  ne  ab  invicem 
vacui  recessisse  viderentur,  fecerunt  fieri  inter  eos  unam  cedulam 
super  certis  appunctuamentis ,  de  quibus  ex  copia  hujusmodi 
cedule,  quam  presentibus  interclusam  vobis  dirigimus,  poteritis 
vos  clarius  informare.  Et  nichilominus  ecce  supradictus  rex 
Anghe  frater  noster  decrevit  mittere  suos  ambasciatores  ad 
villam  Callesii  quarto  die  Septembris  proxime  futuri  ad  audien- 


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108 

dum,  quicquid  commissarii  regia  Francie  pretacti  aperire  velint 
in  materia  pacis  vel  treogamm  predictamin.  Et  mandavit  idem 
rex  Anglie  suis  ambasciatoribus,  qui  fnerunt  in  civitate  Bdiui- 
censi,  ut  iidem  significarent  commissariis  regis  Francie  suam 
intencionem,  ita  tarnen ,  quod  et  rex  Francie  sit  intencioniB 
mittendi  suos  ambasciatores  ad  Bononiam  super  mare,  et  quod 
per  commissarios  regis  Francie,  qui  fuerunt  in  Belvaco  snper- 
inde  certificetur  capitaneus  Calesii  vel  ejus  locum  tenens 
citra  viginti  octo  dies  presentis  mensis  Augusti.  Que  onmia 
non  dubitamus,  serenissimum  r^^em  Anglie  fratrem  nostnim 
vobis  singillatim  et  seriöse  per  suas  literas  rescripsisse.  ünde 
dilecte  consanguinee  noster,  ingentis  materia  admiracionis  in- 
tima  cordis  nostri  penetravit  admodum  et  auxit,  que  impedi- 
menta,  queve  consilia  mentem  prefati  Serenissimi  regis  Fran- 
corum  in  contrariiun  sui  propositi  de  maturo  consilio  principum 
sue  r^alis  prosapie  ac  sui  magni'  consilii  habita  deliberacione, 
literis  suis  nobis  directis  firmata  fuerunt,  et  in  admirabilem 
negociorum  pretactorum  variacionem  ducere  potuit.  Sed  prob 
dolor,  jam  videmus  esse  in  foribus,  quod  ante  latuit;  non  enim 
fuit  optatum  suum  atque  desiderium  ad  pacem  ac  treogas 
supradictas,  sed  ut  sub  hujus  colore  nos  pura  fide  laborare 
anhelantes  seducere  posset  et  nee  alia  verisimilis  conjecturacio 
in  nostrum  cor  ascendere  potest,  quam  quod  traxerit  nos  sie 
in  longum  solum  in  finem  turbacionis  negociorum  ecclesie  sancte 
Dei  ac  sacri  Romani  imperii  ac  regni  Hungarie  pretacti  imo 
totius  Status  nostri  destruccionem.  Credebamus  etenim  non 
hoc  fore  premia  laborum  nostrorum,  sed  speramus,  quod  Deus, 
cujus  res  agitur,  hominibus  perverse  voluntatis  resistet,  bene 
autem  agentibus  dabit  graciam  et  auxiliabitur  ad  consuma- 
cionem  negociorum  unionis  ecclesie  sue  sancte,  quam  nostris 
temporibus  dignetur  concedere  sua  solita  pietate.  Ut  hec  dilecte 
consanguinee  non  aliter  quam  modo  gravis  improperii  et  querele 
vobis  scribere  putare  (!),  de  premissis  tractatibus  materie  pacis 
vel  longarum  treugar  um  nos  amodo  eximere  et  prorsus  cessare 
tenere  (!),  sicut  et  per  nostros  ambasciatores  pretactos  de  hoc 
fuit  Parisius  solenniter  protestatum;  nee  credatis  amplius  no6 
inter  eosdem  in  premissis  volle  laborare  nee  eciam  amplioribus 
tenemur  verbis.  Credimus  nempe  et  vobis  tamquam  principi 
catholico  tantam  ecclesie  sancte  injariam  utique  in  jactnram 
sacri  Romani  imperii  nostrumque  discrimen  et  totius  Christiani- 


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tätig  scandalum  vergentem  aeque  sicut  et  nobis  non  mediocriter 
displicere.    Datum  Cantuarie. 


40.  (CXXXVII.) 

Calais^  6.  September  1416. 

Denkschrift   König   Sigismunds   über   die   Mediation    an    den 
König  von  Frankreich. 

Serenissimo  principi  Karolo  dei  gracia  regi  Francorum 
fratri  nostro  precharissimo  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  sa- 
lutem  in  auctore  salutiB  et  pacis  amatore.  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  precharissime!  Serenitatis  vestre  literas  sub 
dato  Parisius  decima  tertia  die  preteriti  mensis  Angusti  con- 
fectas  de  manu  cujusdam  trumpetarii  vigesima  septima  die 
ejuBdem  mensis  de  sero  Calesii  gratanter  recepimus.  Et  ut 
easdem  summarie  epilogando  perstringamus  inter  coetera  in 
sabstancia  exprimebant:  ^Ut  via  pacis  continuaretur  ad  con- 
vencionem  mutoam  per  vos  et  Anglie  regem  celebrandam, 
benigna  condescensione  extitistis  inclinati.  Sane  dum  ad  hec 
ulteriuB  complenda  diligenter  procedere  parati  fuissent  vestri; 
ecce  quod  a  nostris  nunciis,  quos  per  nos  super  materiis  pro 
quiboB  ad  presenciam  vestram  nos  et  illustris  dux  HoIIandie 
tarn  literas  quam  nuncios  novissime  ad  vos  destinaramus,  exhi- 
bite  fuemnt  litere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  vos 
et  predictum  regem  Anglie  ad  tres  annos  futuros^  de  quibus 
nollam  prius  iidem  nuncii  nostri  vobis  nee  aliquibus  de  vestro 
consilio  diligenter  requisiti  fecerunt  ostensionem.  Quibus  in- 
spectis  vobisque  relatis  ambasciatoribus  regis  Anglie  significari 
fecistis;  quod  absque  expresso  consensu  fratris  vestri  Castelle 
et  Legionis  regis  treugis  generalibus  triennalibus  consciencia 
et  honore  vestris  salvis  intendere  nequivissetis  et  ita  fore  evi- 
denter per  literas  monstravissetis ;  pai*atos  tamen  vos  exhibetis 
treugas  particulares  ad  unum  annum  cum  Anglicis  iniciare  et 
ciciori  convencioni  cum  treugis  aut  sine  treugis  vos  sive  vestros 
exhibere^  Et  concludendo  finaliter  series  earundam  vestrarum 
astroit  literarum:  ,quod  luculenter  patere  potest,  non  stetisse 
neque  stare  per  vos,  quominus  processum  extiterit  ad  viam 
amicabilem  tractatus  atque  pacis^     Hec  de  eontinencia  litera- 


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110 

rum  vestrarum  brevi  quidem  compendio  recensendo  collegimuB; 
ad  que  vestre  regie  fraternitati  cum  omni  equanimitate  duxi- 
mus  respondendum :  Quod  cum  predecessores  nostri  et  proge- 
nitores  felicis  recordacionis  cum  vestris  predecessoribus  et 
progenitoribus  mutua  dileccione  longo  temporis  tractu  ultra 
identitatem  et  connexionem  sanguinis  continuo  sese  preveniendo 
zelaverint,  prout  clare  memorie  charissimus  avus  noster  Jo- 
hannes rex  Bohemie  sinceritatis  sue  affectum  opportunis  tem- 
poribus  evidencium  operum  exhibicione  probavit,  eundemque 
precharissimus  genitor  noster  felicis  reminiscencie  Earolus 
quartus  Romanorum  imperator  continuando  successivis  augmentis 
muliiplicavit^  et  nos  cum  omni  cordis  et  animi  puritate  in  eodem 
proposito  tenebainur,  fixa  nempe  ab  infancia  nostro  jugiter  in- 
sidebat  animo  illius  affeccionis  integritas  et  in  mente  tenaci 
memori  memoria  semper  revolvimuS;  qualiter  a  multis  retro 
temporibus  de  tanta  loeorum  distancia  ipsa  vestra  fratei*nitas 
suavibus  frequenter  nos  visitabat  literarum  eloquiis;  recordamur 
profecto  et  de  vestra  regia  memoria  excidisse  non  putamus^ 
qualiter  fremitum  dissensionis  intestine  in  domo  familia  et 
regno  vestris  periculose  suscitate  nobis  in  regnum  nostrum 
Hungarie  tam  vestra  fraternitas  quam  eciam  alii  principes 
vestre  prosapie  eciam  ex  adverso  dudum  intimaverunt,  de  quo 
eo  graviori  molestia  lacessiti^  quo  bella  plus  quam  civilia  inter 
conjunctos  in  prosapia  principancium  gerere  crudelius  credimus 
et  nefandius  arbitramur  ex  intimo  mentis  afFectu  compacientes. 
Hanc  quidem  in  nobis  grata  placidaque  relatio  procreavit  affec- 
cionem  quam  diuturna  connexio  multipliciter  ampliavit,  dum 
illam  sensibus  nostris  preteritorum  memoria  et  sequencium  ex- 
periencia  rcpresentabant.  Sicque  in  nostre  mentis  oculis  pro 
recenti  desiderio  semper  in  votis  gessimus  votiveque  desidera- 
vimus  vestre  fraternitati  domuique  et  regno  vestris  überali 
benivolencia  complacere  posse  nostro;  idem  itaque  posse  totum 
et  literis  et  nunciis  ad  honoris  et  commodi  vestri  prosperitatem 
cum  sincera  promptitudine  crebrius  obtulimus  exponendum. 
Sed  quid?  ut  de  transactis  jam  descendamus  ad  recencia. 
Postquam  enim  ad  instantem  requisicionem  sacrosancte  generalis 
synodi  Constanciensis  nostra  se  inclinavit  humilitas,  ut  ad  regem 
Arragonum  in  negocio  unionis  ecclesiastice  mediis  ejusdem 
conciiii  ambasciatoribus  et  instruccionibus  pro  meliori  consu- 
macione  accederemuS;   et  ima  pariter  cum  eodem  ea  de  causa 


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111 

conveniremus  primum  adhuc  ibidem  in  Constancia  ^  deinde  in 
progressione  nostri  itineris  versus  Arragoniam  vicibus  repetitis 
reqaisiti,  ut  Parisius  deelinando  fraternitatem  vestram  visita- 
remus;  et  revera  si  temporis  qualitas  et  maxime  termini  cum 
bone  memorie  charissimo  fratre  nostro  Ferdinando  rege  Arra- 
gonam  prefixi  pro  mutua  convencione  in  negocio  hujusmodi 
deputati  indulsisset,  eo  tunc  eciam  propter  bonum  pacis  Parisius 
gratanter  divertissemus  gressus  vestram  fraternitatem  leta  beni- 
Yoiencia  visitaturi.  Et  quia  propria  in  persona  eo  tunc  adim- 
plere  nequivimuS;  per  literas  et  nuncios  ^  eciam  ante  campestre 
proelium  ^  cum  prefato  rege  Anglie  commissum  et  eciam  postea 
vicibus  sepius  iteratis  apud  vos  et  memoratum  Anglie  regem 
fratemis  precibus  et  exhortacionibus  studiosis,  ut  a'coUisiva 
aggressione  ob  Dei  et  sancte  matris  ecclesie  reverenciam  ac 
popoli  Christiani  quietem  nostrarumque  precum  obtentu  absti- 
neret^  hinc  inde  institimus.  Quoniam  pro  pace  inter  Francie  et 
Anglie  regna  salubriter  reformanda  sepe  duximus  noctes  in- 
Bonmes  et  prandium  in  coenam  convertimus,  ut  vel  cogitando 
soli  vel  cum  aliis  conferendo  pacificandi  vos  cum  eodem  modos 
atiles  invenire  possemus.  O  quoties  epistole  pro  vestra  vestrique 
r^i  tranqnillitate  misse  notariorum  fatigavere  calamos  et 
Bcribarum  atramenta  necarunt,  persuadendo  vobis  et  illi  ex 
adyerso  ac  coeteriS;  quibus  decuit;  ut  animos  vestros  ad  pacem 
flecteretisy  qnum  per  honesta  racionabilia  et  licita  media  vobis 
utrimque  per  nos  apta  faciliter  deveniri  potuisset  ad  pacem  vel 
saltem  ad  treugas  congruentes.  Postea  vero  dirigente  altissimo 
Vota  nostra  de  regno  Arragonie  nobis  regredientibus  et  per 
directum  versus  Constanciam  procedentibus  per  reverendum  in 
Christo  patrem  Reginaldum  archiepiscopum  Remensem  ubilibet 
in  hac  via  nostre  reversionis  nos  comitantem^  opportune  et 
importune  requisiti^  et  insuper  nunciorum  et  literarnm  fre- 
quencia  pro  parte  vestra  excitati  et  invitati,  ut  imminentibus 
fluctuacionibus  et  periculis  regni  vestri  per  nostram  interposi- 
eionem  ad  pacem  occurrendo  personaliter  Parisius  veniremus^^ 

^  VgL  Janssen,  Reichscorrespondenz  I,  294. 

'  Vgl.  Eberhard  Windecke  1099.  Härtung  Clax  nnd  Nicolans  v.  Reibnitz. 

Cf.  Cerretanus  bei  Hardt  IV,  393. 
'  Bei  Azinconrt. 

*  Cf.  BeKgienx  de  St.  Denis  V,  722. 
^  Janssen,  Reichscorr.  I,  296. 


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DOS  vero  arbitrantes^  quod  amanti  sufficit  nunciare;  sufficit  ut 
noveritis  et  vos^  qui  quos  debetis  amare^  non  deseritis  in  tem- 
pore opportune  (!) ;  sufficit  ut  firmiter  credimus^  imo  pro  certo 
supponimus  alterum  alterius  casus  contingentes  exponere;  suf- 
ficit fratri  apud  fratrem  gerentem  nihilominus  erga  se  fratris 
affectum  talibus  interpellare  preambulis  et  ipsum  ad  suceursus 
accelerandi  remedium  taliter  provocare,  et  ne  affeccio  sie  accu- 
mulata  in  nobis  deficere  videretur,  volentes  votis  vestris  in  his 
et  in  Omnibus  possibilibus  nos  reddere  compotes  et  ex  corde 
conformes  ad  hec  deliberacione  prehabita  direximus  aeiem 
mentis  nostre,  ut  pacis  consilia  cogitantes  et  a  directa  via  pro- 
gressionis  nostre  in  Constanciam  ex  privilegio  amoris,  quem 
erga  vos  domum  et  regnum  vestrum  indesinenter  gessimus, 
disgrediendO;  credebamus  profecto^  quemadmodum  eciam  et  lite- 
rarum  et  nunciorum  hincinde  ad  nos  missorum  blanda  eloquia 
et  accersio  placida  verisimiliter  promittebant,  quod  Francie  et 
Anglie  regna  predicta  ad  pacis  et  quietis  capacitatem,  dum 
veniremus,  bene  predisposita  inveniremus,  nosque  prefatum 
Anglie  etc.  regem  faciliter  et  cito  pacificare  possemus ;  negocia 
sacri  consilii  quamvis  cum  magna  perplexitate  suspendendo 
Parisius  declinavimus  illos  sacratos  patres  in  sacro  consilio 
degentes  negociaque  sacri  imperii^  imo  et  proprium  regnum 
nostrum  Hungarie  cum  coeteris  regnis  eidem  annexis  ob  vestri 
complacenciam  pene  post  tergum  reliquimus  quasi  in  deserto^ 
licet  potissimum  inter  omnia  desiderabilia  mundi  votiva  prose- 
cutio  et  perfecta  conservacio  unionis  ecclesiastice  soUicitudini 
nostre  manebat.  Tenebamus  denique  a  certo,  quod  brevi  tem- 
poris  intervallo  pax  inter  predicta  regna  diu  desiderata  per 
nostre  (interposicionis)  medium  facilius  et  cito  fieri  potuisse  et 
reformari.  Que  propter  paucos  pacis  zelatores  ob  defectum 
mediatorum,  prout  communis  precipue  assercio  fatebatur  necmi- 
nus  literarum  adjeccio  crebrius  affirmabat,  fuerat  usquequaque 
dilata,  quodque  per  hujusmodi  digressionem  et  brevem  ac  mo- 
dicam  moram  quam  impetravimus,  ut  circa  reformacionem  pacis 
hujusmodi  liberius  vacare  possemus,  digtum  sacrum  concilium 
ad  tempus  nobis  concessit;^  credimus  firmiter  sacrum  concilium 
breviori  negociorum  quam  experiencia  docuit  expedicione  pocius 

1  Von  einer    solchen    ausdrücklichen    concessio    ist   ans    anderen    Quellen 
nichts  bekannt. 


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113 

consolari  quam  aliquatenus  attaediari  vel  turbari  debere.  Quantis 
autem  nunc  oblocucionibus  et  interpretacionibus  calumniaDcium 
ut  assolet,   presertim  cum   spe   simul   et  fructu  tantorum  labo- 
mm   apud    vos    frustrati    simus,    exposuerimus    nosmet  ipsos 
lingne  in  sugillacionem  nostram  laxate  longe  lateque  divulgant 
detractoreSy  et  non  solum  ad  pacificandum  vos  cum  rege  Anglie, 
sed  et  ad  suffocandum  intrinsece  sedicionis  incentivum  pariter 
et  fermentum  pestiferum  pene  penitus  enervandum  ac  odiorum 
fomites  in  domo  et  regno  vestris  omnino  extinguendum  totalis 
DOBter  versabatur   conatus   et    studia   intendebant,    illud  evan- 
gelißte    eulogium    pre    oculis    formidabiliter    babentes^     quod 
)Omne  regnum  in  se  divisum  desolabitur  et  domus  supra  domum 
cadet^     Satagentes    itaque,    ut   semotis    obstaculis    quibuslibet 
habundancia  pacis  fieret  utrobique,  ad  quam  sectandam  prefatus 
Anglie  etc.  rex  nostrisque   instanciis   obsecracionibus   et  inter- 
dam  exhortacionibus   fraternis   in    omni   quidem    paciencia   et 
doctrina  inductus  presto  reddebatur,  prout  de  hiis  sibi  dignum 
ab    experto     sufficienter    cerciorati    testimonium    perhibemus; 
cnpientes  ne  per  dissensionem  inter  vos  et   ipsum  pullulantem 
iD  parte   scissa  minuatur   potencia   miiicie   Christiane,   sed  per 
pacem  utrobique  stabilitam  unio    ecclesiastica  et  Cbristianitatis 
geoeraliter  singulos  Christicolas  et  precipue  reges   et  principes 
catholicos  contingens  commnni   auxilio   relevata  commodiusque 
incrementa    suscipiens    felicius    consumaretur^    et    difficultates 
occurrentes   interdum    concordi   voto   divine   clemencie   virtute 
evitarentur  et  prosecucione   negocii  prospera  regnum   vestrum 
de  acerbis  molestiis   tam    longo   decursu   temporis   auctis   con- 
tinue  respiraret  ad  quietem  vesterque  Status  in  amoenitate  trän- 
quillitatis    firmaretur.      Occurrit    eciam    consideracioni    nostre 
paulominus  pensandum,  ut  dum  de  spontanea  vei^tra  voluntate 
precise    hujus   rei   gracia  in  Angliam    proficisceremur^   constat, 
qnaliter   apud    vos    charipensa    studia   et   labores   nostri    fuere 
qaalemque  ad  tractatum  pacis   dedistis  nobis  facultatem;   cre- 
didissemuB  utique,  quod  si  quispiam  eciam  alienus  quantumlibet 
minoris  Status   pro   pace   reformanda   tam   fideliter  et  solerter 
»icat  et   DOS   se    interposuisset,   debuerat   procul    dubio   majori 
fuleiri    instruccione    et    autoritate.     Nee    eciam    vestrum    latet 
ingenium ,    qualiter   nos   et  gentes   nostre  in  progressione  pro- 
carande  pacis  versus  Angliam  in  regno  vestro  cum  literis  vestri 
salviconductus  et  scorta  vestri   parte  nobis   et  gentibus  nostris 

ArchiT.  Bd.  UX.  1.  U&lfte.  8 


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114 

deputata  aseociati  pacifice  procedentes  per  vestre  dicionis  8ul> 
ditos  fuimus  pertractati;  ne  dicamus  ignominiose  inhonorati; 
nam  in  terra  BuUonie  ^  dum  refeccionem  et  prandium  habere 
voluiösemus,  introitus  fuit  prorsus  nobis  denegatus^  perinde  ae 
si  suspecti  de  insidiis  aut  prodicionibus  fuissemus,  cum  tarnen 
altißsimi  gracia  contra  progenitores  nostros  et  eciam  adveraus 
nos  nullo  unquam  tempore  talis  fama  laboraverit,  nunquam 
enim  venimus  lucrari  tarn  pusillem  terram  Ballonie  aut  aliquid 
sinistrum  attentare :  et  gentes  nostre  eciam  de  pocioribus  nostris 
ante  faciem  nostram  procedentes  simili  literarum  vestrarum  et 
scorte  confidentes,  sed  per  vestros  minime  reputatarum  auffalte 
imo  inßidiose  in  villa  vestra  Albavilla  vocata,^  quasi  neci  tra- 
dite,  retrocedere  coacte  vix  pericula  eciam  personarum  vita- 
runt.  Hec  facta  sunt  contumelioseque  illata,  et  tacuimus^  quia 
charitas  vera  eciam  lesa  a  charis  non  recedit.  Ad  querendam 
pacem  per  paciencie  holocaustum  recte  captandam  in  Angliam 
descendimus,  et  ut  sinceritatis  nostre  affeccio  et  operacionis 
puritas  suspicione  qualibet  remota  luce  clarius  in  tractatibus 
pacis  hujusmodi  appareret^  affectavimus  diligenter  illustrem 
Wilhelmum  ducem  Hollandie  principem  et  avunculum  nostrum 
fidelem  dilectum  vestrumque  consanguineum  et  affinem  in 
societateque  prefati  regis  Anglie  existentem  et  utrique  parti 
merito  credulum  et  communem  amicum  hujusmodi  tractatibus 
principaliter  interesse.  Qui  quidem  dux  Hollandie  adveniens 
et  tan  quam  principalis  mediator  et  in  hoc  negocio  cooperator 
noster  in  omnibus  coUoquiis  et  tractatibus  pacem  et  concordiam 
productivis  presens  affuit  ipsumque  de  singulis  per  Dei  graciam 
gestis  facti  experiencia  docuit  et  palpate  veritatis  evidencia 
instruxit.  Novit  denique  ille,  qui  nil  ignorat,  qui  scrutator 
est  cordium  ac  conscius  secretorum,  quod  de  puro  corde,  con- 
sciencia  bona  et  fide  non  ficta  ad  honorem,  profectum  et  in- 
crementum  felicis  status  vestre  exaltacionis  et  quietis  inclyte 
doraus  et  regni  vestrorum  Francie  efficaciter  aspiravimus,  pro 
viribus  procuravimus  studiose,  que  vobis  domui  et  regno  novi- 
mus  profutura.  Et  post  multa  et  multa  preambula  coUoquia 
et  tractatus,    in  quibus    et    principes    et  magnates  de  Francia, 

^  Hierdurch  bestätigen  sich  die  Nachrichten  bei  Windecke  (Menken  1101), 

die  sonst  keine  Qnelle  hat. 
2  Vergl.  Eberhard  Windecke  (Meuken  1102;. 


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115 

qoi  Bub  custodia  in  Änglia  detinentnr  ei  prefatus  archiepiscopus 
RemenBis  semper  interfuere,  deliberacione  prehabita  concepti 
prelocnti  et  appunctuati  nonnali  articoli  per  nosque  et  prefatum 
dncem  HoUandie  sub  signetis  sigiUati  vobis  in  quadam  cedula 
deatinati,  per  quos  non  nisi  disposieione  divina,  cujus  sunt 
occuha  judicia  tantorum  bonorum,  confirmata  sit  series,  pacem 
stabilem  indubitatam  credebamus  proventuram.  Verum  cogimur 
▼ehementer  et  non  sine  racione  stupere,  quod  post  articulos 
per  nos  et  prefatum  ducem  HoUandie  in  interessencia  eciam 
piineipum  de  vestra  prosapia  magnatnmque  miiitarium  et  nobi- 
liHm  de  Francia  ipsisque  auscnltantibus  et  approbantibus  bona 
fide  honestisqne  respectibus^  prout  utriusque  partis  honori  et 
eoiDmodo  congruere  putavimus,  concorditer  conceptos  et  pre- 
locntos  vobisque  transmissos  pacem  probabilher  productivos 
penitusque  ad  nil  vestrum  liberum  arbitrium  obligantes,  nisi 
in  quantum  vobis  placuit  et  videbatur  expedire,  imo  detibera- 
eione  previa  per  vos  admissos  et  acceptaios  immutasse  de- 
Hberatum  propositum  et  decretum  vestrum  prius  firmatnm,  ut 
edocet  series  vestrarum  literarum^  tarn  subito  detrectasse.  Tanta 
fiimiram  replevit  amaritudine  mentem  nostram  rei  hujusmodi 
repentina  mutaeio,  ut  diu  quasi  stupore  quodam  oppressi  nee 
potuerimQs  a  tanta  meditacione  doloris  cogitatum  avertere  nee 
eirca  id  ipsum  aliquid  utiliter  cogitare.  Quesivimus  enim  pacem 
et  ecee  turbacio !  Quot  enim  strages  bonorum  et  humani  ac 
ehristiani  sanguinis  effusio  et  pericula  animarum  nuper  in  navali 
bello  prope  Herflu  ^  in  man  commisso  porniciose  subeecuta 
faere  et  deteriora  in  posterum  timentur  in  foribus.  Numquid 
aat  non  meritorum  est  damnacionis  perpetue  aut  demeritorum 
sidat»  eterne  fovere  diBcordiam,  fidei  domesticos  impugnare, 
afÜgere  psuperes,  depauperare  potentes^  sanguinem  humanum 
effimdere  ac  ecelesias  profanare?  Hi  enim  sunt  fruetns  guer- 
rarum.  Ecce,  firater  charissime  ad  vos  satis  clamat  facti  hujus 
qnalitas,  satis  eciam  fratris  oharitas  pulsavit  ad  hostium  cordis 
▼cstri.  Et  ut  pro  rei  evidencia  uberiori  verbis  literarum 
Testraram  t3rpario  parte  vestre  serenitatis  impressarum  super 
acceptacione  dictorum  articulorum  in  hujusmodi  literis  vestris 
insertis   precise    utamnr,    ut   sequitnr:*^    ^Articulos    eciam    in 


*  Am  15.  Aagnst  1416^  wo  Bedford  die  französisch-genaesische  Flotte  schlng. 
'  S.  oben  Nr.  CXXXV  (2). 

8* 


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116 

quadam  cedula  signetis  vestre  celsitadinis  ac  chariBsimi 
consanguinei  nostri  Wilhelmi  ducis  Bavarie  comitisque  Han- 
no vie  sigillata  contentos  accurate  perlegi  fecimus,  snper 
quibus  omnibuB  et  singulis  tarn  verbis  quam  literis  insinuatis 
matura  consilii  tarn  nostre  regalis  prosapie  quam  aUorum 
de  Dostro  magno  consilio  deliberacione  prehabita  et  maxime 
vestre  regle  majestatis  et  ipsius  Wilhelmi  consanguinei  nostri 
charissimi  consiliis  sanis^  ut  firmiter  credimus,  in  quibus  fiduciam 
immensam  gerimus  acquiescentes  omnia,  que  in  predicta  cedula 
continentur,  adimpleri  parte  nostra  decrevimus/  Hec  sunt  verba 
in  literis  vestris  nobis  directis  formaliter  posita,  que  nos  ad 
publice  noticie  formam  utinam  melioribus  auspiciis!  calami 
nostri  officio  vere  per  Universum  sub  hilaritatis  specie  de  pace 
leticiam  concipientes  pre  nimio  gaudio  perduximus,  credentes 
firmiter,  ut  quod  scripturis  promittebatis;  curareiis  opere  adimp- 
lere.  Quid  autem  dicta  cedula  contineat,  audiamus!  Secundus 
nempe  articulus  continet  hec  verba :  *  Jtem :  quod  dicta  con- 
vencione  conclusa  et  finaliter  terminata  inter  commissarios 
utriusque  partis  predicte  capiantur  certe  ti*euge  generales  tarn 
per  terram  et  aquas  quam  per  mare  sub  modo  forma  et  effectu, 
quibus  inter  dictos  dominos  mediatores  et  dominum  regem 
Anglie  predictum  communicatum  et  conclusum  existit,  que  in 
cedula  sigillo  dictorum  mediatorum  sigillata  expressius  conti- 
nentur/  —  Teste  igitur  teste  omnium,  quod  si  tempus  et  causa 
permitterent;  libencius  taceremus,  quam  veritatis  stylo  descri- 
beremus  id  quod  tacentibus  nobis  ipsarum  rerum  evidencia 
loquitur  et  dissimulari  diucius  fama  preambula  et  notoria  non 
perraittit,  sed  et  vestra  charitas  nos  excitat  et  cogit  ad  respon- 
dendum  de  veritate.  Parcat  igitur  nobis  vester  et  communis 
audituS;  si  cause  hujusmodi  instanciam  prescribi  spacio  temporis 
non  sinamus,  presertim  cum  eo  se  non  porrigat  nostre  volun- 
tatis  vel  scripture  intencio,  quod  derogare  cujusquam  fame  vel 
honori  intendamus,  sed  in  hoc  negocio  purum  processum  et 
veritatem  dicere  sufficiat,  ut  in  nuUo  prorsus  inficiant  famam 
alienam.  Consideret,  queso,  vestra  regia  perspicacitas  et  in 
statera  recti  consilii  attente  discuciat  scripta  sua,  si  correspon- 
dent  ultima  primis.  Prima  namque  asserunt,  quod  omnia  in  dicta 
cedula  contenta  vestra  deliberacio  maturissima,  ut  prefertur,  sui 


S.  oben  Nr.  CXXXIV  (1). 


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117 

parte  adimpleri  decrevit,  cedula  vero  articulorum  ostendit;  quod 
capiantur  certe  treuge  generrales  tarn  per  terram  et  aquas  quam 
per  mare;  Dovissima  vero  vestra  scripta  inquiunt^  ^quod  con- 
Bciencia  et  honore  salvis  ad  triennales  treugas  generales  rege 
CasteUe  inconsulto  consentire  non  possetis/  ^  ad  quas  tarnen 
prius  sine  omni  excepcione  videmini  testimonio  literarum 
yestraram  predictarum  consensisse.  Porro  non  negamus  in 
colloqaio  dedaccionis  et  confeccionis  cedule  treugarum  motum 
foisse,  quod  fortassis  treuge  hujusmodi  generales  colligatis 
yestris  inconsultis  honeste  et  digne  fieri  non  poterant^  verun- 
tamen  eciam  per  vestros  in  hujusmodi  tractatibus  presencialiter 
assistentes  fuit  adinventa  et  in  medium  introdueta  cautela  que- 
dam  et  remedium,  ut  asserebatur  eciam  alias  practicatum,  quod 
pro  parte  vestra  in  regno  Francie  una  terra  et  viceversa  pro 
parte  regis  Anglie  in  regno  Anglie  similiter  una  terra;  que 
remm  gerendarum  expedicioni  impedimentum  non  pararent;  ex- 
ciperentUT;  et  sie  salvaretur  bonor  vester  vestrorumque  colli- 
gatorum  amicicia  et  vinculum  treuge  quoque  taliter  cum  rege 
ADglie  in  presenciarum  ineunde  confoederacionibus  minime  pre- 
judicantes  in  suo  robore  permanerent.  Sed  ^  et  in  materia  pre- 
senti  nulla  nobis  videtur  racio  efficacior  ad  convincendum,  quare 
nunc  eque  bene  sicut  prius  per  medium  reverendi  patris 
Guilhelmi  archiepiscopi  Bituricensis;  Earoli  domini  de  la  Bret 
eonsanguinei  et  conestabularii  et  Goutheri  Col  consiliariorum  et 
Becretarii  vestrorum  ac  ambasciatorum  sufficienti  potestate  ad 
hoc  8u£fultorum  pro  parte  vestra  cum  certis  commissariis  Anglie 
et  regis  per  ipsum  ad  hoc  depntatis  vigesima  quarta  die  Ja- 
nuarii  de  anno  domini  MCCCCXIV^  promiserunt  et  concor- 
darunt  pro  vobis  vestrisque  terris  et  dominus  nee  non  subditis 
etc.  alligatis  citra  et  ultra  mare  bonas  firmas  ac  stabiles  treugas 
generales  tarn  per  terram  quam  per  mare  per  unum  annum 
doraturaS;  prout  series  literarum  vestrarum  specietenus  nostro 
in  conspectn  productamm   desuper  confectarum   edocet   lucu- 


'  8.  Nr.  CXXXVI  (3). 

'  Diese  ganze  Stelle  bis  ^hic  et  ibi'  ist  in  der  Handschrift  an  einen 
nnrecbten  Ort  gekommen,  nftmlich  hinter  die  weiter  unten  folgenden 
Worte:  ,nec  vestros  commissarios  avisasset/  wo  sie  lediglich  den  Zu- 
sammenhang unterbricht.  Der  ganze  Inhalt  zeigt,  dass  sie  an  diesen 
Platz  hingehört. 

3  S^mer  IX,  105  ff. 


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118 

lenter;  in  presenciarum  capi  et  fieri  non  potuiflBent,  cum  et 
priores  treugas  paulo  ante  ut  prefertur,  cum  moderne  rege  Anglie 
initas  confoederacio  cum  rege  Castelle  facta  precessisae  per- 
faibeatur;  et  non  yideatur  major  racio  occasione  cessante  hie  et 
ibi,  —  Ad  illam  vero  clausulam  literarum  vestrarum  pre- 
dictarum;  novissime  allatarum  in  qua  subjungitur : '  ^Sane  cum 
ad  hec  ulterius  complenda  diligenter  prooedere  parati  forent 
nostri,  ecce  quod  a  vestris  nunciis  memoratis  exhibite  fuerunt 
litere  confecte  super  treugis  generalibus  inter  nos  et  i^em 
Anglie  predictum  ad  tres  annos  futuros,  de  quibus  nuUam  prius 
nobis  nee  aliquibus  de  nostro  consilio,  quamvis  super  hec  dili- 
genter fuissent  requisiti,  qualemcunque  fecerunt  ostensionem^  — 
notorium  quippe  est,  frater  charissime,  et  nulla  potest  tergi- 
versacione  celari,  quod  memoratus  archiepiscopus  Remensis 
formam  treugarum  generalium  triennalium  de  prioribus  formis 
generalium  treugarum  inter  vos  ab  una  et  dive  memorie  Richar- 
dum  regem  Anglie  parte  ab  altera  dudum  initarum^  extraxit 
appunotuavit  compilavit  et  formavit  coUacioneque  et  ruminacione 
digesta  superinde  prehabita  et  concordata  ad  scitum  et  in  ejus 
presencia  nostro  et  prefati  ducis  Hollandie  signetis  cedulam 
superinde  confectam  sigillatam  et  sine  aliqua  alteracione  pre- 
dicti  nuncii  nostri  sie  sigillatam  et  clausam  habuerunt,  et  nil 
penitus  innovando  ostenderunt.  Nihilominus  idem  ipse  archi- 
episcopus Remensis  ricibus  repetitis  requisitus,  ut  copiam  cedule 
formam  generalium  triennalium  treugarum  in  se  continentem 
reciperet,  qui  tamen  habere  non  curavit  asserens,  quod  rever- 
salis  hujusmodi  priorum  treugarum  generalium  cum  modis  et 
formis  et  appunctuamentis,  quibus  hujusmodi  treuge  generale« 
concepte  fuere  formate  et  moderate  in  Francia  haberetur,  et 
ob  hoc  dicebat,  non  indigere  copiam  hujusmodi  se  habere, 
quia  recursus  pro  informacione  in  quantum  opus  esset,  Pari- 
sius  semper  haberi  posset  ad  reversalem.  Et  revera  foret  miran* 
dum,  quod  tantus  prelatus,  qui  et  primas  in  regno  vestro  existit, 
qui  semper  in  confectione  et  fomacione  cedule  hujusmodi  treu- 
garum generalium  triennalium  presencialiter  interfuit  et  fideliter 
practicavit,    imo   et  de   vulgari  Gallico   interpretatus   est   ipse 


*  8.  Nr.  136. 

3  Jedenfalls   ist   nur   gemeint   der   Waffenstillstand    zu   Leulinghem    vom 
18.  Juni  1389.  Bymer,  VII,  622  ff. 


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119 

Bolus  et  transtulit  in  Latinum;  quod  ad  vestri  noticiam  contenta 
dicte  eedole  formam  treugarum  generalium  hujasmodi  expri- 
mencia  protinus  po8t  siiam  reversionem  non  deduxisset  nee 
vestroB  commissarios  avisasset.  ^  Oratores  vero  nostri  referunt 
constanter;  ut  postquam  predieti  articuli  appunctuati  per  vos 
perlecti  deliberati  admissi  et  acceptati  et  per  vestras  literas 
adimpleri  decreti  fuerunt,  et  conseqaenter  postea  sexto  vel 
Beptimo  die  nulla  prias  facta  mencione  desuper  prefatus  archi- 
episcopns  Remensis  ipsis  persuadebat  per  modum  consilii;  ut 
dictam  cedolam  formam  treugarum  generalium  triennalium  in 
se  continentem  aperirent  et  sibi  traderent ;  ipse  interrogatus : 
yUtrum  cedulam  ipsam  de  mandato  et  voluntate  vestre  sereni- 
tatis  aut  vestri  consilii  requireret  et  habere  vellet'  —  respon- 
disset:  ^quod  nee  de  vestro  mandato  neque  vestri  consilii  volun- 
tate peteret;  sed  ut  prefertur  per  modum  consilii  persuaderet 
dictam  cedulam  fore  sibi  tradendam.^  Addentesque  predieti 
nostri  oratores  et  amplius  dicentes:  ,quod  licet  in  absencia 
partis  propter  evitare  aliquam  suspicionem  dictam  cedulam 
aperire  et  tradere  non  debuissent,  nihilominus  tarnen  obtulerunt 
se  illam  aperire  et  tradere,  dummodo  una  parva  litera  vestra 
in  testimonium  pro  ipsorum  excusacione  superinde  per  ipsos 
instanter  petita  ipsis  data  fuisset/  que  omnino  fuit  eis  denegata. 
Quid  autem  in  hoc  contradiccionis  articulo  ad  hoc  dicemus; 
recogitet  igitur  vestra  regia  providencia^  ut  ponat  in  stateram 
recti  judicii  ea  que  dicimus,  quoniam  ne  scripta  hujusmodi 
regia  ex  taciturnitate  citra  debitum  veritatis  sortiantur  valorem 
etbreviter  innuat  et  oportuit  respondere,  nihil  contra  tanquam 
proprium  confingentes ,  sed  inducentes  pocius  admonicionem 
sancti  Spiritus  qui  omnem  edocet  veritatem,  validas  raciones  ex 
divina  siquidem  leccione  tenentes  quod:  ^pulchri  sunt  pedes 
evangelizancium  pacem^  evangelizancium  bona/  psalmista  eciam 
nos  docente :  ,inquire,  ait,  pacem  et  sequere  eam;'  et  angeli  domini- 
cae  nativitatis  primicias  pastoribus  intimarunt  et  nove  laudis  can- 
ticum  expresserunt;  pacem  bone  voluntatis  hominibus  nunciantes. 
Ipse  quoque  dominus  noster  Jesus  Christus  quod  nascens  per 
mysterium  fecerat  angelorum  (?)  gustaturus  calicem  passionis, 
executus  est  expressius  per  se  ipsum  discipulis  inquiens :  ,Pacem 
meam  do  vobis,   pacem  meam   relinquo   vobis.^     Et  resurgens 


J  8.  peg.  117,  Note  2. 


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120 

hac  voce  primum  ad  discipulos  usus  fuit :  ,Pax  vobis,  et  iterum 
dico,  pax  vobis.'  Idemque  cum  discipulos  de  forma  predica- 
cioDis  instrueret,  pacem  eos  evangelizare  premonuit,  dicens  eis : 
,in  quamcuDque  domum  ingressi  fueritis  dicite  primum:  pax 
huic  domui !'  et  si  fuerit  filius  pacis;  requiescet  super  eum  pax 
vestra-,  quicunque  autem  non  receperit  vos  nee  audiverit  ser- 
mones  vestros,  exeuntes  foras  excutite  pulverem  de  pedibus 
vestris  in  testimonium  Ulis.  —  Quid  enim  apud  vos  frater 
charissime  quesivimus  quidve  suggessimus  unquam  inhonestum? 
Numquid  injustum?  Gerte  si  bene  recolimus,  ut  faceretis  pacem 
vel  treugas  congruentes  salva  justicia  utriusque;  licet  autem 
causam  vobiscum  intrare  nolimus  et  realiter  litigare,  veruntamen 
ut  loquamur  ad  literam:  Postquam  per  regnum  vestrum  trän- 
situm  fecimus  et  maxime  dum  Parisius  applicuimus,  con- 
sideravimus  regnum  vestrum  ex  guerrarum  discriminibus  po- 
situm  in  labyrinthum  et  formidabilis  ruine  vicium;  pia  itaque 
compassione  moti  nedum  ad  interponendum  nos  pro  pace  inter 
Francie  et  Anglie  regna  reformanda,  -sed  et  regna  nostra  pecu- 
liaria;  ut  si  divino  nutu  in  quo  vivimus  movemur  et  sumus^ 
heredum  solacio  nos  destitui  contigisset,  unum  de  liberis  vestris 
in  regno  nostro  Hungarie  heredem  et  successorem  instituere, 
de  bonis  seu  terris  sacri  imperii;  quantum  nobis  consciencia 
et  honore  salvis  fuisset  possibile  et  nobis  principibus  de  vestra 
prosapia  amore  tam  desiderate  pacis  accensi  impertiri,  hilariter 
et  liberaliter  obtulimus,  prout  darum  credimus  vos  et  prin- 
cipes  ipsoB  saltem  superstiles  desuper  habere  recordium.  Desi- 
derio  desiderantes  ad  finem,  ut  dum  certum  statum  videlicet 
ecclesie,  imperii  insimul  Francie  et  Anglie  regnorum  stabili 
pacificoque  fore  nexu  conjunccionis  intextum  constitisset,  sicut 
prudencia  circumspecte  consideracionis  insinuat,  totus  orbis  in 
tranquillitate  positus  et  in  pulchritudine  pacis  sederet  populus 
christianus.  Negocium  quoque  unionis  ecclesiastice  adeo  pre- 
sertim  divina  favente  clemencia  sortiretur  efltectum,  in  quo 
tanto  fuerat  tempore  sudatum,  ut  ipsius  sacrosancte  matris  et 
universalis  ecclesie  indivisa  unitate  reformata  votorum  con- 
formitate  provideretur,  ut  nuUo  unquam  tempore  de  cetero 
eadem  mater  alicujus  recidive  scissure  naufragia  pati  vel  in- 
currere  posset.  Ecce  quam  bonum  et  quam  jocundum  fuisset 
habitare  fratres  in  unum,  nosque  suum  coelitus  nobis  domino 
reservante  consilium  et  in  plana  tota  aspera  convertente,  contra 


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121 

barbaricas  naciones  et  blasphemos  nominis  Christi  et  inicnicos 
passagiom  generale  faceremas  conatusqne  nostros  in  nomine 
domini  exercitium  brachiaque  dirigeremas,  vobisque  et  prefato 
regi  Anglie  pacificatis  et  imperium  et  regna  nostra  fiducialiter 
comroitteremus  gubemanda,  ut  sicut  predictorum  bonorum 
nostrornm  participes  vos  fieri  gauderemus^  ita  in  omni  suc- 
cessione  felicitatis  pace  data  cupiebamus  habere  consortes.  Ex 
qua  quidera  pace  in  dictis  Franeie  et  Anglie  regnis  ut  Bpera- 
batur  subsecuta  multa  consequenter  bona  resultabant:  libera- 
bantur  principes  et  alii  captivi,  villa  Herflu  restituebatur^ 
Franeie  et  Anglie  regna  in  habundancia  pacis  conquieBcebant, 
nee  quaterentur  materna  sacrosanete  eeclesie  viscera,  que  in 
suo  venire  tarn  charos  filios  tarn  inclytos  principes  dolorose 
sentit  collidere,  fortiter  et  luctari  et  plurima  alia  inestimabilia 
bona  in  tota  christianitate  feliciter  per  consequens  resurgebant. 
Qais  enim  non  stupeat  ad  immutacionem  et  detraccionem  tarn 
inopinatam  tarn  acerbam?  Quis  non  stupeat  id  quod  tantis 
laboribus  et  expensis  a  tarn  longo  temporis  spacio  partum  erat 
salutifere,  unius  diei  imo  unius  bore  articulo  sie  penitus  esse 
lapsum  pestifere?  Quis  denique  non  stupeat  simul  et  defleat 
deum  sie  nostris  iniquitatibus  provocatum;  ut  quasi  oblitus 
misericordie  sue  non  respiciat  in  faciem  testati  populi  sui 
Tidelicet  christiani?  Molesta  quippe  nimis  et  dispendiosa 
dissensio  hujusmodi  eoque  forcius  intima  cordis  nostri  amaritat, 
quo  sevas  et  crudeles  circumstancias  nobis  ipsius  intensior  con- 
sideracio  representat.  Attendimus  enim  proinde  sollicitudinis 
studio  incommoda  immensa,  que  pariter  inter  omnes  reges  et 
principes  catholicos  ex  multitudine  colligatorum  hinc  inde  vobis 
et  regi  Anglie  parcialiter  adherencium  in  tota  christianitate 
suscitari  periculosissime  evenire  et  commoda  plaque  dei  negocia 
impedire.  Attendimus  eciam^  quod  regnis  predictis  dissidentibus 
plurimum  impeditur  votiva  consumacio  unionis  ecclesiastice 
sancte  dei,  pro  qua  procuranda  nos  et  vos  ac  ceteri  mundi 
principes  et  ecclesiarum  prelati  multipliciter  laboravimus  et 
adhuc  continue  laboramus.  Attendimus  quoque  animarum 
pericula  strages  corporum  et  damna  rerum,  que  inter  vos  et 
eundem  Anglie  regem  vobisque  et  sibi  adherentes  dissensio 
coDtinuanda  producet;  utinam  hucusque  non  produxit  f  £t  inter 
bec  eciam  attendentibus  occurrit,  quam  periculose  christiani- 
tatis  potencia   per   guerras   hujusmodi  scissa   in   se  ipsa  divi- 


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182 

ditur  et  divisa  imminuitur^  et  qai  deberent  suos  conatuB  in 
Christi  blasphemos  extendere,  non  verentur  se  in  perniciem 
cultorum  orthodoxe  fidei  occupare.  Hec  igitur  et  alia  non  facile 
numeranda  discriminaque  guerrarum  dissidia  spiritaaliter  et 
temporaliter  ingerunt  referentes  ad  consideracionis  vestre  Judi- 
cium, in  quibuB  sie  usquequaque  vestri  parte  incassum  labo- 
rantes  nihil  profecimus,  sed  magis  deficimus  post  tot  et  tantos 
labores,  delubria  pocius  et  verecundiam  contumeliose  experti 
sunt;  ne  ista  consolacionis  nostre  pro  tot  laboribus  fideliter  ad 
vestri  honorificenciam  expositis  antidota.  Suntne  ista  vestre 
promissionis  et  induccionis  ad  pacem  per  nos  procurandam 
maturacio?  Aliud  certe  Status  sanete  raatris  et  universalis 
ecclesie  Christianitatis  ac  temporis  regnique  vestri  presertim 
in  hoc  articulo  condicio  necessario  exigebat  et  aliud  poUiceri 
debebat  sinceritatis  nostre  longanimitas  et  preteritorum  con- 
jectura.  Jure  enim  speravimus  qui  speciali  et  efficaci  ad  vestri 
domusque  et  regni  vestrorum  prosperitati  intendebamus,  jure- 
que  potuit  credere  totus  mundus,  quod  pro  tot  et  tantis  laboribus 
apud  vos  honoris  et  amicicie  incrementa  reportaremus ;  sed 
facti  experiencia  nobis  respondet,  quod  spes  ista  quantumlibet 
justa  nos  fefellit;  et  longanimitas  nostra  populique  christiani 
fiducia  in  hac  parte  fuit  prorsus  elusa.  Que  f rater  charissime 
de  vestra  gratitudine  nobis  spei  et  fiducie  relinquentur  im- 
posterum  reliquie,  dum  vos  in  ipsa  quas  tot  laborum  et  com- 
placenciarum  exhibicione  fideli  tarn  patenter  experimur  in- 
gratum?  Utinam  frater  charissime  ad  plenam  vobis  pateret 
nostre  ad  vestram  magnificenciam  sinceritatis  affectus!  Utinam 
pleno  intelligeretis  erga  vos  animi  nostri  puritatem,  etenim 
aperte  cognosceretis  nos  tamquam  fratrem  benivolum  more 
fraterno  de  tarn  chari  fratris  exultasse  profectibus  et  processus 
habiti  interpreti  calumniosi  non  admisso  susurrio  fraternali 
benevolencia  acceptassetis  (!).  Sed  princeps  inclite  non  desunt, 
que  ut  audivimus  apud  vestram  excellenciam  processus  hujus- 
modi  calumnientur  injuste  illud,  ad  quod  facti  qualitas  imo  ne- 
cessitas  racionis  debito  nostro  presidente  proposito  coegit  mali- 
ciose  calumniari  (!).  TimemuS;  ne  illorum;  qui  Optant  unitatem 
ecclesie  ac  imperii  prosperitatem  et  dictorum  regnorum  con- 
cordiam  '  toti  populo  Christiane  necessariam ,  quia  desideria 
pereant  et  impie  machinaciones  compleantur  illorum,  qui  desi- 
derant;  ut  veniant  scandala^  qui  bona  pacis  oderunt  et  in  maiis 


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123 

diftcordiarum  exultaot  ac  in  alienis  disp^idiis  propria  lucra 
yenantor.  Et  utinam  disperderet  dominus  uni versa  labia  dolosa 
et  iingoam  magniloquam,  que  vesiri  regalis  animi  puritatem 
sasurracionibuB  venenosis  inficiunt  et  famam  non  tarn  regis 
quam  regni  Francoram  suis  perversitatibus  obfuscant!  Utinam 
ei^O;  si  quid  oporteat  mutari,  dextera  fiat  excelsi  mutaciO;  ne 
aururo  vertatur  in  scoriam  et  eolor  optimus  immutetur!  Nee 
enim  tales  vestram  eostodiunt  honorificenciam  regnique  vestri 
diligunt  quietem,  qui  propriis  questibus  hiantes  excogitatis  ad- 
invencionibus  apud  serenitatem  vestram  prevalentes  dicunt 
malam  bonam  et  bonum  malum,  lacem  tenebras  et  tenebras 
lueem,  sicque  animi  vestri  lucem  obtenebrare  moliuntur.  Utinam 
vestra  regia  providencia  nostrorum  processuum  causas  et  ordinem 
ac  rectam  et  poram  procedentis  intencionem  digestiori  consilio 
et  spiritu  quieto  discussisset ,  procul  dubio  animos  inquietis 
serenitate  dijudicans  in  illis  invenisset  unum  rectum  sequendo 
Judicium  omni  super  premissis  turbacionis  reraota  materia 
nostri  et  prefati  ducis  Hollandie  fidis  consiliis  acquievisset,  imo 
manifeste  potuisset  cognoscere,  quantum  vestre  complacere 
Bublimitati  satagimus  quantumque  vitare  scandala  studebamus. 
Parcat  igitur  illis  deus,  si  vult,  qui  tantorum  bonorum  calura- 
niosa  interpretacione  occasionem  prestiterunt  pariter  et  im- 
pedimentum  felicis  consumacionis,  quorum  apud  vos  neminem 
infamamus  auctorem.  Et  jam  patet  manifeste,  quod  minima  in 
talibus  neglecta  principia  in  maxima  vergunt  et  pemiciose 
crescunt  scandala  et  per  mala,  que  preveniunt,  indicantur  mala 
deteriora,  que  subsequuntur.  Pai'vus  enim  error  in  principio 
maximus  erit  in  fine.  Datum  Galesii  in  portu  maris.  Anno 
domini  millesimo  quadringentesimo  decimo  sexto,  die  sexta 
mensis  Septembris.     Regnorum  etc.  etc. 


;      41.  (CXXXVm.) 

I  Calais  (6.  September  1416). 


König  Sigismund   über   das   Scheitern    der    Mediation    an   die 
Königin  von  Frankreich. 

Serenissime  prinoipi  domine  Elizabeth  dei  gracia  regine 
Frsncorum  sorori  nostre  precharissime  Sigismundus  eadem 
gracia    etc.    salutem    in    salutis    auctore    et    pacis    amatore! 


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SereDissima  princeps,  soror  nostra  precharissima !  Novit  ilie, 
qui  nil  ignorat,  quod  ex  fervore  intrinsece  charitatis  quam  ad 
serenissimum  principem  Earolum  regem  Francorum  vestramqae 
celsitudinem  nee  non  proles  vestras  inclytas  et  regnum  Fran- 
corum jugiter  gessimus,  ad  instar  progenitorum  nosirorum  fidei 
puritate  sicut  ex  gestorum  magnificorum  memoria  certitudinem 
obtinentes  fratemis  desideriis  semper  optavimus,  ut  regie  et 
regpnalis  magnitudinis  Status  inciytarumque  prolium  et  domus 
predicte  prosperitas  felicius  exaltetur  et  regnum  Francie  maneat 
semper  optata  felieitate  tranquillum.  Et  ideo  sie  efficere 
ministerio  sollicitudinis  fraterne,  que  sibi  vestreque  celsitudini 
prolibus  domui  et  regno  predictis  grata  et  utilia  cognovimuSy 
non  minus  quam  propria  negocia  fuimus  diligenter  prosecuti; 
aviditate  quidem  componende  pacis  nee  voto  perieulosi  dissidii 
extrinseci  pariter  et  intrinseci  prorsus  removendi  specialiter 
nostra  dirigebatur  intencio  et  diligencia  aecurata.  Verumtamen 
in  negocio  ad  pacem  preparato  aliter  et  propensiori  consilio 
putaveramus  providendum,  quam  rei  experiencia  docuit;  didi- 
cimus  enim  fide  dignorum  assereione  vestram  serenitatem  et 
illustnssimum  principem  Ludovicum  regem  fratrem  nostrum 
dilectissimum  reverendissimumque  dominum  cardinalem  Baren, 
et  ceteros  de  prosapia  regia  nostris  affectibus  divine  provi- 
sionis  clemencia,  ut  firmiter  credimus,  preparatis  ad  pacera  con- 
corditer  concurrisse,  nimirum  quia  negocii  qualitas  ex  diotamine 
recte  racionis  id  ipsum  expetebat  et  rei  succedentis  eventus 
majora  felicitatis  auspicia  suadebat.  Sed  aliorum,  qui  pacem 
detractanty  ut  pullulet  dissidium  et  ortum  scandalum,  quod 
valde  fuit  modemis  temporibus  nedum  regno  ipsi  Francorum 
benedicto,  sed  et  toti  christianitati  perniciosum,  perversis 
machinacionibus  malignancium  prevalentibus  negociura  ipsum, 
in  quo  non  sine  laborum  assiduis  studiis  fuerat  tanto  tempore 
per  dei  graciam  fructuose  sudatum,  extitit  pene  penitus  immu- 
tatum  et  subito  lapsum  perniciose.  Et  ecce  malignantes  ipsi 
jam  a  fructibus  suis  cogniti  cedes  christianorum  et  sanguinis 
humani  copiosa  effusio  occulto  Dei  judicio,  qui  novit  in  ab- 
scondito  consilia  malignancium  quique  superbis  resistit,  manifeste 
ostendunt,  quid  proderit  alteracio  bonorum  pacis  tanto  labore 
partorum,  de  quo  nimirum  multa  ducimur  compassione.  Ciarum 
potest  excellencia  vestra,  soror  precharissima,  habere  recor- 
dium,  quanta  benivolencia  vobis  apta  alterum  filium  vestrum 


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in  regno  Hungarie^  si  diTino  nutu  heredum  soiacio  nos  orbari 
cofitigisBety  disponebamuB  instituere  heredem  et  successorein^ 
quADta  profecto  honorificencia  quam  late  quamque  habunde 
prosperitati  et  firmamento  domus  et  regni  Francie  angmenta 
exbde  succrevissent.  Scimns  etenim  et  ab  experto  cerciorati 
in  rei  veritate  asserimus,  quod  charissimus  frater  noster  Henricus 
Änglie  etc.  rex  fuerat  omnino  dispositus  ad  pacem  cum  equa- 
nimitate  sectandam  illamque  per  conveniencia  licita  et  honesta 
media  precipue  per  parentelam  acceptabat,  qua  consecuta  fortem 
se  reddebat  contra  onmes  incursiones  et  insultus  regio  raajeatati 
Francorum  vobis  prolibusque  et  domui  ac  regno  vestris  Francie 
unicoique  adversancium  se  opponendo  et  cum  omni  sinceritate 
perinde,  ac  si  de  lumbis  regis  Francorum  et  utero  vestro  fuisset 
legitime  procreatus,  eratque  una  nobiscum  cum  omni  prompti- 
tadine  fraterna  ad  hoc  aspirantibus  paratus  statum  et  honorem 
regalis  ac  vestre  reginalis  majestatum  ac  predictarum  prolium 
totius  domus  et  regni  vestrorum  Francie  nostreque  fraterne  et 
sne  filialis  potencie  clypeo  nos  tamquam  frater  et  ipse  tamquam 
proprius  fiiius  vester  virtute  unita  assistere  et  ab  omnibus  im- 
pugnacionibus  tam  intrinsecis  quam  extrinsecis  viriliter  relevare 
protegere  et  in  omni  felicitate  regnum  ipsum  juxta  beneplacita 
regie  majestatis  Francorum  dirigendo  fideliter  et  firmiter 
manntenere.  Parcat  igitur  deus  illis,  si  vult,  qui  tantorum  bonorum 
calamniosa  interpretacione  occasionem  prestiterunt  pariter  et 
impedimentum  felicis  consumacionis,  quorum  apud  nos  neminain 
infamamus  auctorem.  Ecce  jam  patet  manifeste^  quod  minima 
in  talibus  neglecta  principia  in  maxima  vergunt  et  dispendiose 
i^escunt  scandala.  Et  per  mala  que  preveniunt,  indicantur 
mala  deteriora  que  subsequuntur ;  parvus  enim  en*or  in  prin* 
cipio  maximus  erit  in  fine.     Datum  Calesii  etc. 


42.  (CXXXIX.) 

(Calais,  6.  September  1416.) 

König  Sigismund  über  das  Scheitern  der  Mediation  an  Ludwig 
von  Sicilien  (Bourbon). 

Sigismundus  etc.  serenissimo  principi  Ludovico  eadem 
gracia  Hierosolymarum  et  Sicilie  regi  etc.  fratri  nostro  cha- 
rissimo  aalutem  in  salutis  auctore  et  pacis  amatore !  Serenissime 


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princeps  frater  noster  charissime !  Satia  nofi  pungit  interins  res 
Dova  quam  Bcribimtis^  imo  nostra  meduUitus  interiora  perturbat, 
dum  ibi  inquietudinis  asperitatem  experimur,  ubi  quietis  dulce- 
dinem  studiosius  procuravimus ;  lade  crudeliter  iedimur  et  non 
mediocriter  impetimur,  unde  pacis  deberet  habondaneia  prodire 
charitatiS;  religio  et  beatitudinis  zelus  a  catholice  fidei  cultoribuB 
ex  preasBumptis  fiducie  augmentis  indubie  expectabatur.  Nuper 
equidem  per  quendam  trumpetarium  aliate  fuerunt  simul  et 
presentate  nobis  litere  serenissimi  principis  Karoli  regia  Fran- 
corum  fratris  nostri  precharissimi  talis  contineneie;  prout  ex- 
primit  eedula  presentibus  inclusa.  Ad  qnarnm  contenta  digesta 
deliberacione  per  scripta  nostra  equanimiter  respondemus,  que 
ad  noticiam  vestram  presertim,  cum  in  Francorum  regio  magno 
consilio  precipuum  locum  obtineatis,  pervenire  haud  ambigimus. 
Novit  ille,  qui  nil  ignorat;  quod  ex  fervore  intrinsece  charitatis 
quam  ad  pre£atum  regem  Francorum  domumque  et  regiiam 
ipsins  jugiter  gessimus,  more  progenitorum  nostrorum  fidei 
puritate  sincera,  sicut  ex  gestorum  subiimium  memoria  certitn- 
dinem  obtinentes  fraternis  desideriis  semper  optavimus,  ut  regie 
magnitudinis  Status  inciyteque  domus  predicte  proeperitas  felicius 
exaltetur  et  regnum  Francie  maneat  semper  optata  felicitate 
tranquillum.  Et  ideo  sie  efficere  ministerio  sollicitudinis  in- 
defesse,  que  sibi  grata  et  utilia  cognovimuS;  non  minus  quam^ 
propria  negocia  fuimus  prosecuti;  aviditate  componende  pacis 
et  voto  periculosi  dissidii  eciam  intrinseci  removendi  specialiter 
nostra  dirigebatur  diligencia  accurata.  Verum  tamen  in  negocio 
ad  pacem  preparato  aliter  et  propensiori  judicio  putaveramus 
provid^idum  quam  rei  experiencia  docuit;  didicimus  enim  Hde 
dignorum  assercione,  serenissimam  principem  dominam  reginam 
Francorum,  sororem  nostram  precharissimam  vosque  et  reveren- 
dissimum  cardinalem  Baren,  et  ceteros  de  prosapia  regia  nostris 
affectibus  divine  provisionis  clemencia,  ut  firmiter  credimus, 
preparatis  ad  pacem  concorditer  concurrisse,  nimirum  quia 
negocii  qualitas  id  ipsum  expetebat  et  rei  succedentis  eventus 
majora  nobis  felicitatis  auspicia  suadebat.  Sed  aliorum  qui 
pacem  detractant,  ut  pullutet  dissidium  et  ortum  scandalura, 
quod  valde  fuit  modernis  temporibus,  nedum  regno  ipsi  Fran- 
corum, sed  et  toti  christianitati  onerosum,  perversis  machina- 
cionibuB  malignancium  prevalentibus  negocium  ipsum,  in  quo 
non  sine  laborum  assiduis  studiis  fuerat  tanto  tempore  sudatum^ 


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extitit  totaliter  immutatum.  Et  ecce  maÜgnanteB  ipsi  jam  a 
fructibus  suis  cogniti  cedes  christianoram  et  sanguinis  humani 
copiosa  effusio  Dei  occulto  judicio,  qui  novit  in  abscondito 
consilium  malignancium  quique  superbis  resistit,  patenter  osten- 
dunt;  quid  proderit  alteracio  bonorum  tanto  labore  partorum, 
de  quo  nimirum  multa  ducimur  compassione.  Seimus  enim  nos 
vobis  contra  quendam  Ladislaum  de  Duraco,  dum  vivebat, 
assertum  regem  et  ejus  heredes  ad  recuperandum  regnum 
vestrum  Sicilie  fore  alligatos,  prout  in  literis  desuper  confectis 
plenius  eontinetur.  Parcat  igitur  illis^  si  vult  etc.  Datam  ut 
sapra.  Idem  notarius  etc. 


43.  (LV.)  Radolfszell,  13.  April  1417. 

König  Sigismund    dankt    einem    Fürsten    für   Zusendung    von 
Schiffsbauhandwerkem. 

niustris  princeps,  fili  fidelis  dilecte!  Solide  fidei  tue, 
sinceritatis  et  prudencie  fidelis  industria  de  laudabili  tui 
genitoris  instinctu  ad  te  radieata  bonitate  derivata  operis 
exercitacione  clarescunt  nuncque  cerciori  patent  judicio,  dum 
nobis  magistros  et  opifices  galliatarum  mittere  studuisti,  ut 
eiinde  tue  sinceritatis  clareret  titulus  liberalitatis  innate, 
ipsosqae  eo  graciori  vidimus  animo,  quo  mittentis  benevola 
oblacio  ampliuB  exigebat.  Quare  sinceritati  tue  de  premissis 
exsolventes  graeiarum  acciones  scire  volumus,  quod  sicut  erga 
majestatem  nostram  tuua  affectus  exuberat  et  snccessive  suscipit 
ex  tuis  laudabilibuB  meritis  incrementa,  sie  in  posterum  ad 
commoda  tua  procuranda  juxta  posse,  quod  nobis  eoncedat 
altissimas,  libenter  dabimus  opem  et  operam  efficacem,  ut 
yidssitudine  mutua  gratoe  percipias  de  benevolencia  nostra 
fnictus  et  eo  nos  favorabiles  in  tuis  reperies  agendie ,  quo 
Dostris  te  novixous  beneplacitis  inherere.  Ceterum  te  scire 
volomus,  quod  cum  eisdem  opificibus  pro  singulis  eorum  per 
mensem  singulos  decem  ducatos  ex  pacto  ministrari  debere 
oonvenimus  et  ad  dimidium  annum  de  hujusmodi  salario  de 
facto  ipsos  fedmus  expediri.  Affectamus  itaque,  ut  tua  sin- 
ceritas  eisdem  scribat,  ut  si  opportunum  fuerit,  ultima  annum 
pro  consumacione  destinati  operis  ad  vota  nostra  sie  salariatim 


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remaneant;  in  hoc  nobis  gratam  duliam  prestiturus.    Datum  in 
Cella  decima  tertia  Aprilis. 


44.  (LXIIL)  Constanz,  4.  August  1417. 

König  Sigisraund  setzt  dem  König  Heinrich   die  Gründe   aus- 
einander, weshalb  er  an  dem  Feldzuge  nach  Frankreich  nicht 
Theil  nehmen  könne. 

Serenissimo  principi  Henrico  dei  gracia  Anglie  Francieque 
regi  ac  domino  Hybernie  fratri  nostro  prechai*issimo  Sigis- 
munduB  eadem  gracia  etc.  salutem  inconcusseque  perseverancie 
firmamentum  et  plenitudinem  omnis  boni!  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  precharissime !  InefFabilis  veritatis  testem 
consciencieque  judicem  cui  omne  cor  patet,  obtestamur,  quod 
secundum  formam  appunctuamentorum  promissionumque  mutuo 
et  concordatorum  et  rursum  per  nobilem  J(ohannem)  Typcot 
(Tiptoft)  militem  vestrum  nuncium  in  scriptis  redactorum  ad 
diem  et  locum  predefinitos  et  ordinatos  omissis  quibuslibet 
eciam  propriis  nostris  negociis  ad  agendum  revera  personaliter 
processissemus,  prout  tenebamur  et  tenemur,  sperantes  interim 
negocia  ecciesiastica  suscipere  posse  omnimodam  consumacio- 
neni,  quemadmodum  eciam  sacrum  reverendorum  dominorum 
Cardinalium  collegium  nacionesque  singula  et  cuncta  simul  sacri 
concilii  supposita  usque  ad  festum  proxime  preteritum  nativi- 
tatis  sancti  Johannis  Baptiste  de  perfecta  consumacione  unionis 
ecclesiastice,  ejeccione  Petri  de  Luna  reformacioneque  et  elec- 
cione  futuri  summi  pontificis  salutari  quidem  confortacione  nos 
fortes  faciebant  et  assecurabant ;  considerantes  eo  tunc,  quod 
disposicio  et  promptitudo  nostra  tanto  cunctis  et  maxime  vestre 
regio  fraternitati  foret  gracior,  quanto  pluriorum  fuerit  provida 
et  salubri  deliberacione  concepta  pariter  et  formata,*  acquies- 
centes  in  hiis  sub  ea  providencia  procedere,  qua  et  ipsa  eccie- 
siastica negocia  optatum  auctore  Deo  finem  celeriter  susciperent 
et  consequenter  temporalia  disposicione  successiva  salubrius 
succrescerent  et  regularius  dirigerentur.  Verum  inopinata  tem- 
poris  condicio  et  rerum  emergencium  jactura  in  hac  sacra 
Constanciensi  synodo  generali  se  prebuerunt  multipliciter  incita- 
mento  vexacionis  infestam  (!);  adeo  quod  ejeccione  predicti  Petri 
de   Luna   cum   difficultate   peracta   usquequaque   ad   articulum 


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reformacionis  dumtaxat  est  processnm^  sed  nondum  statim  finis; 
et  licet  quo  plus  illius  referimus  memoriam,  eo  ipsam  senciamus 
iDtrinsecus  acriorem,  quia  crebra  dampni  et  presertim  neglecti 
temporis  recogitacio  mentis  äuget  angustias  et  tanto  vehemen- 
cius  urit  intrinsecus,  quo  sepius  animo  recensentur.  Providentes 
denique  ut  divine  gracie  assumptum  negocium  piique  desiderii 
propositum  humanis  non  valeat  versuciis  retractari,  quibus  per- 
fosa  sancta  synodus  sub  tot  expeetacionum  tedio  constanter 
decertavit,  ne  pareret  abortum;  propter  quod  talium  qui  calcaneo 
ecclesie  insidiari  non  desinunt  non  inexperti  astucias  (!),  et  ne 
tanta  ecclesie  generalis  et  christianitatis  reipublice  utilitas 
privaüs  forme  preferenda  commodis  malevolorum  dolo  impedita 
depereat;  eonfidentes  nihilominus  de  singularis  amoris  affectu, 
quem  mutuo  gerimus  illesum  firmiterque  tenentes,  ut  sicut  nos 
utilitatem  et  reformacionem  sacrosancte  matris  ecclesie  nostre 
libenter  amplectimur,  sie  et  vos  diligatis  et  ipsius  in  hiis  pre- 
cipue,  que  causam  vestram  et  nostram  immediate  et  equaliter 
contingunt^  et  in  quibus  vestrum  non  minus  quam  nostrum  ver- 
titur  Interesse.  Oportuit  itaque  frater  amantissime  pro  felici 
consumacione  negociorum  ecclesiasticorum  nullius  suggestionis 
impulsu  nulliusque  labe  corrupcionis  circumventi  (!)  in  hoc  sacro 
concilio  diucius  quam  putavimus  demorari,  intendere  et  vacare, 
qaod  utique  vestre  regio  fratemitati  minime  credimus  displicere. 
Sperantes  in  eo  qui  est  assencialiter  pastor  bonus  et  sue  gigas 
ecclesie ;  quod  gregem  suum  jam  ad  unum  ovile  dextera  sue 
virtutis  reductum  in  reformacione  et  eleccione  instantibus  eciam 
adjuvando  et  desiderabiliter  consolando  prosequetur  et  fine 
bono,  quod  est  super  omne  mundiale  bonum^  terminabit.  Et 
quamquam  hincinde  promptitudo  et  voluntas  nostra  vim  pa- 
ciatur^  beccine  quominus,  prout  optabamus,  vobiscum  convenire 
tantorum  negociorum  ordinacione  impellente  possimus,  de  quo 
graviter  cor  nostrum  percutit  dolor  dirus.  Id  tamen  firmo  et 
inalterabili  intendimus  proposito  et  intencione  stabili  firma- 
▼imoB  et  verbo  regio  promittimus  et  pollicemur  expresse,  quod 
primo  die  seu  Ealendas  proxime  affuturi  mensis  Maji  pro  recu- 
peracione  jurium  alterutriusque  nostrum  cessantibus  excusacioni- 
bos  allegacionibus  et  subterfugiis  doloque  et  fraude  quibusvis,  nisi 
legitime  impedimento  utpote  gravi  mole  infirmitatis  et  indisposi- 
cionis  corporee,  quod  divina  clemencia  avertat,  tunc  detenti  fue- 
rimuB  et  prepediti,  in  nomine  domini  exercituum  in  fronteriis  seu 

▲rckir.  Bd.  LIX.  I.  Hilfte.  9 


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130 

iinibus  regni  Francie  et  subsequenier  de  eisdem  fronteriis  in 
vestre  regle  fraternitatis  sticcursum  et  presenciam  in  FranCiam 
cum  copiosa  gencium  armatarum  multitüdine  personaliter  eon- 
stituemus^  et  secundnm  conformitatem  votoram  ntrinque  per 
literas  nostras  patentes '  in  oppido  nostro  Lucembnrgensi  ex- 
pressius  emissornm  ad  recuperandam  jura  predicta  virtute  tittita 
procedemus  ad  commodi  et  honoris  utrobiqne  procuranda  in- 
crementa.  Preterea  nobilium  et  strenuorum  Jobannis  Typcot  (!), 
Hartungi  Clui  militum  nee  non  egregii  Philippi  Mai^on  (sie!) 
juris  utriusque  professoris,  fidelium  oratorum  vestrorum,  presen- 
ciam in  instanti  dingende  negocio  utilem  et  opportnnam  arbi- 
tramur,  ipsos  nobiscnm  retinaimus  ad  tempus,  ut  ea  que  medio 
tempore  hie  agerentur,  fierent  vel  qaoqnomodo  contingerent,  fide 
oculata  prospicerent  et  experti  superinde  vos  possent  seriosius 
de  singulis  cerciorare.  Super  quibus  omnibus  et  singulis  hie 
actis,  actitatis  et  rebus  gerendis  eorundem  oratorum  vestrorum 
eciam  per  nos  uberius  instructorum  vivis  recitacionibus  vestra 
regia  fraternitas  dignetur  adhibere  fidem  credulitatis.  Serenis- 
sime  princeps,  frat^  noster  precharissime ,  pater  luminum 
altissimus;  a  quo  omne  datura  optimdm  et  donum  perfectum, 
personam  vestram  sanam  et  incolumem  cum  felici  successuum 
continuacione  conservet  et  custodiat  votive  in  longitudine  dierum. 
Datum  Constancie  quarta  die  Augnsti  regnorum  nostrorum 
Hungarie  XXXP.  Romanorum  vero  VIP. 


45.  (XVII.)  Constanz,  14.  August  1417. 

Mandatum  tractandi  de  omnibus  negociis  in  nacione  Gallicana. 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  tenore  presencium  quibus 
expedit  universis,  quod  cum  multa  negocia  plerumque  in  na- 
cionibus  hujus  sancrosancti  generalis  Constanciensis  consilii 
tractari  et  agitari  contingat  nos  et  sacrum  Romanum  Imperium 
tangencia,  in  quibus  diversimode  aliis  occupati  nequimus  pre- 
sencialiter  interesse,  nos  aciem  nostre   consideracionis  conver- 


*  Dieser  Vertrag  felilt   und  ist  bis  auf  die  ErwähnODg  in  diesem  Briefe 
ganz  unbekannt. 


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131 

tentes  ac  de  fide  circumspeccione  provida  et  providencia  cir- 
cumspecta  industria  legalitate  diligencia  et  pericia  reverendi 
patris  domini  Johannis  patriarche  Anthiocensis  etc.  consiliarii 
nostri  devoti  dilecti  plenissimam  habentes  confidenciam  ipsum 
animo  deliberato  et  ex  certa  nostra  sciencia  ad  dirigendum 
promovendum  prosequendum  et  exeqaendum  negocia  quecunque 
in  nacione  Gallicana  hujus  .prefati  generalis  consilii  tractata 
▼d  «gitata  seu  traetanda  vel  agitanda  qnomodoounque  nos  et 
sacrom  imperium  tangencia  vel  conoemencia  fecimus  ordina- 
yimus  et  constitaimus  ao  facimas  constitaimus  et  ordinamas 
Dostrum  verum  legitimom  et  indubitatum  procuratorem  actorem 
et  nunoium  specialem;  Yolentes  atque  ipsum  partriarcham  ex- 
bortantes,  ut  vice  nostra  durante  hoc  sacro  concilio  in  prefata 
nacione  Gallicana  et  omnibus  in  ea  gerendis  tractandis  aut 
concladendis  nostro  nomine  debeat  interesse,  dantesqne  et  con- 
cedentes  eidem  patriarcl^e  consiliario  et  procuratori  nostro 
tenore  presenciam  et  ex  certa  sciencia  predicta  negocia  que- 
cunque nos  et  sacrum  imperium  quomodolibet  concernencia  in 
predicta  Gallicana  nacione  tractari  vel  agitari  contingencia  cum 
eornm  circHmstanciis  dependentibus  emergentibus  adjacentibus 
et  connexis  plenam  liberam  faoultatem  bayliam  et  omnimodam 
potestatem  eidemque  vices  nostras  et  sacri  imperii  specialiter 
et  generaliter  committentes,  quemadmodum  sibi  expedire  vide- 
bitur  aut  fuerit  quomodolibet  opportunum,  exponendi  tractandi 
promovendi  declarandi  dirigendi  exequendi  inhibendi,  repli- 
c&ndi,  objeccionibus  opponendi  et  contradicendi  et  generaliter 
omnia  et  singula  alia  faciendi  gerendi  et  exercendi  in  premissis 
et  quolibet  premissorum,  que  nosmet  ipsi  facere  possemus,  si 
presencialiter  interessemus;  eciam  si  talia  forent,  que  mandatum 
exigerent  speciale^  ratum  et  gratum  habituri^  quicquid  per  ipsum 
actum  gestum  procuratum  et  ordinatum  fuerit  in  premissis. 
Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appensione  testimonio 
litterarum.  Datum  Constancie  anno  domini  millesimo  quadrin- 
gentesimo  decimo  septimo,  decima  quarta  die  mensis  Augusti, 
r^^orum  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXI^.  Romanorum 
rero  septimo. 


9» 


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46.  (LXXL)  Constanz,  16.  August  1417. 

Secundum  quod  promisit  fide  regia  intendit  adimplere,  eciamsi 

ipsum  Imperium  et  omnia  regna  sua  oporteret  omnino  perdere, 

vult  esse  cum  omni  sua  potencia  in  loco  deputato. 

Serenissime  princeps  frater  noster  preoharisBime !  Litera- 
rum  et  styli  officio  vestre  fraternitati  revera  depromere  et 
anDOtare  sufficienter  non  valemus,  quanto  cordis  dolore  intrin- 
secus  tacti  super  eo  simus^  quod  ad  vestram  fratemitatem  in 
estate  presenti,  sicut  desideravimus;  advenire  nequivimus;  tot 
enim  et  tante  difBcultates  in  rebus  sacri  generalis  concilii  Con- 
stanciensis  gerendis  impremeditate  nobis  emerserunt,  ut  nequa- 
quam  aliter  fieri  posse  cognovimus,  nisi  necessario  nos  remanere 
oporteret  in  eodem  pro  salubriori  expedicione  agendorum^  quem- 
admodum  et  prelati  et  ambasciatores  vestri  oculata  desuper 
evidencia  instructi  haeccine  singula  palparunt.  Verum  prout 
per  vestros  ambasciatores  videlicet  nobiles  Johannem  Tjpcot 
et  Hartungum  Clux  milites  nee  non  egregium  Philippum  Margan 
juris  utriusque  professorem  vestre  regio  fraternitati  tenore 
priorum  literarum  sub  data  Constanciensi  quarta  die  instantia 
mensis  Augusti  emanatarum  lacius  rescripsimus ,  votis  vestris 
nos  volle  prorsus  conformare.  Libeat  itaque  vestre  regio  frater- 
nitati de  vestra  firmata  disposicione,  in  quibus  termino  et  loco 
utpote,  an  in  termino  in  dictis  prioribus  literis  nostris  expresso 
aut  certo  alio  consequenti  termino  et  in  quo  loco  vobis  placitis, 
nos  una  vobiscum  volueritis  in  futuro  termino  personaliter  con- 
venire.  Et  si  eciam  imperium  omniaque  regna  nostra  perdere 
nos  omnino  oporteret,  minime  aliud,  nisi  morte  preventi,  facie- 
mus,  dummodo  per  vestram  fratemitatem  fuerimus  havizati, 
superinde  cerciorare,  prenominatique  vestri  oratores  ad  vestrum 
regium  conspectum  nunc  redeuntes  de  actis  actitatis  gestis  et 
exercitatis  et  in  quibus  punctis  negocia  sacri  pendent  concilii^ 
ad  plenum  experti  et  docimientum  rei  tam  recentis  habentes 
vestram  fratemitatem  vivis  relatibus  havizabunt,  quos  de  mora 
ex  certis  presagiis  apud  nos  retinentes  fraternitas  vestra  velit 
habere  per  no's  excusatos.  Datum  Constancie  decima  sexta 
die  predicti  mensis  Augusti  (MCCCCXVII)  regnorum  nostrorum 
Hungarie  XXXP.  Romanorum  vero  VII®. 


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47.  (XIV.)  Conatanz,  1.  September  1417. 

Dif&dancia  (gegen  den  Grafen  d'Armagnac). 

Sigißmnndas  etc.  magnifico  Bernardo  comiti  Armeniaei 
oec  non  regni  Francie  constabulario  spiritum  consilii  sanioris  et 
in  melius  expergisci!  NoveriS;  quod  nos  perspicaciter  atten- 
dentes  sincere  fidei  promptitndinem  et  fervide  affeccionis  zelum, 
quem  erga  nostram  personam  et  sacri  imperii  honorificenciam 
et  prosperitatem  illustris  princeps  Joannes  dux  Burgundie 
comes  Flandrie  etc.  consangnineus  noster  charissimus  et  va- 
sallus  fidelis,  dilectus  nobisque  confoederatus  felicibus  semper 
incrementis  exaltari  desiderat^  ac  ad  nostra  ac  sacri  imperii 
beneplacita  et  mandata  in  omnibus  et  per  omnia  totis  viribus 
obsequiose  se  conformat  et  obtemperat,  jugiter  habuit  et  habet; 
et  ut  eo  ardenciori  corde  actu  et  exercicio  ad  premissa  per 
Bos  confortatus  reddatur  habilior,  cum  ipsum  ultra  nature  et 
coDsanguinitatis  vincuium,  quo  sibi  communicamus ,  velnti 
verum  nostrum  et  sacri  Romani  imperii  vasallum  fidelem  di- 
lectum  de  jure  teneamur  ab  injuriosis  impugnacionibus  seu 
infestacionibus  per  vim  eciam  modum  et  formam  inite  confede- 
racionis  adjuvare  sibique  assistere  et  subvenire ;  et  quia,  ut  ex 
insinuacione  ipsius  ad  noticiam  nostram  pervenit;  quod  tu  sibi 
multipliciter  infestus  existens  ac  injuriis  multifarie  eciam  in- 
jnriosus  veluti  inimicus  manifestus  et  adversarius  ex  adverso 
m  ipsum  hostiliter  insurgis  ad  ipsius  quoque  pemiciem  totis 
conatibus  violenter  moliris  —  te  igitur  prefatum  Bemardum 
comitem  Armeniaei  tuosque  in  hac  parte  complices  coadjutores 
fantores  adherentes  et  sequaces  veluti  emulum  et  adversarium 
predicti  ducis  Burgundie  consanguinei  charissimi  confoederati 
et  yasalli  nostri  fidelis  dilecti,  ut  in  talibus  moris  est  princi- 
piun,  per  hec  scripta  publice  dif&damus  et  presentes  literas  in 
certitudinem  et  testimonium-diffidacionis  hujusmodi  tibi  desti- 
namos.  Presencium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis 
testimonio  litterarum.  Datum  Constancie  anno  domini  mille- 
nmo  quadringentesimo  decimo  septimo,  prima  die  Septembris, 
regDorum  nostrorum  anno  Hungarie  XXXI^.  Romanorum  vero 
Beptimo. 


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48.  (LIX.)  Constanz,  3.  September  (1417). 

Recommendatoria  pro  uno  cive  Januen^;  qui  intendit  ire  cum 

duabus   navibus   in  servitia  domini   regis   et  quod  det  salvum 

conductum  eidem  aut  suis  hominibus. 

Serenissimo  principi  Heinrico,  Dei  graeia  Anglie  Francie- 
que  regi  ac  domino  Hybernie  fratri  nostro  precharissimo  Sigis- 
mundus  eadem  gracia  Bomanoram  etc.  rex  semp^r  augustus  ac 
HuDgarie  Dalmacie  Croacie  etc.  rex,  aalutem  et  indissolubilis 
amoris  felicia  semper  augmenta!  Serenissime  princeps  frater 
noster  precharifisime !  Saper  promovendis  apud  vos  nostrorum 
et  sacri  imperii  fidelium  subditorum  et  maxime  famiiiarium 
domesticorum  negociis  eo  fiducialius  intercedimus ,  quo  ad  id 
DOS  nimirum  inducit  debitum  honestatis.  Sane  pro  nobili 
Baptista  de  Montaldo  de  Jauua  familiari  nostro  domestico  et 
sacri  imperii  fideli  dilecto  et  Buis  coUegis  factoribus  et  familia- 
ribuB  eo  specialiuB  vobis  scribimus,  quo  ipBum  nimirum  buib 
exigentibus  obsequiorum  meritiB  majori  noatre  beneyolencic 
affeccione  prosequimur,  ipseque  per  irrefragabilia  argumenta  ad 
nofitra  et  sacri  imperii  beneplacita  et  mandata  non  solum  pre- 
stitis^  sed  ubique  in  futurum  speratur  et  cupit  placere  prestan- 
dis ;  ob  hocque  honoris  sui  et  commodi  desideramus  incrementa 
continuo  adaugerc;  prout  sue  fidelitatis  obsequia  prestancius 
meruerunt  Quare  vestram  fratemitatem  affectuose  rogamuBt, 
quatenus  eidem  Baptiste  aut  suis  bominibus,  qui  ex  Timpho 
cum  duabus  navibus  ad  partes  Italicas  in  nostris  et  eciam 
aacri  imperii  negociis  et  serviciis  accedere  proponunt  et  ad 
noB  rursus  redire,  vesti'um  salvum  conductum  in  terra  mari  et 
aquis  et  generaliter  per  omnia  jurisdiccionis  vestre  loca  in 
eundo  stände  morando  et  redeundo  cum  omnibus  bonis  et  rebus 
in  eisdem  navibus  existentibus  amore  noBtri  precumque  noatrar 
rum  obtentu  dare  et  concedere  velitis,  gratam  in  eo  nobis, 
frater  (pre)charissime;  complacenciam  per  koc  ostensurus.  Da- 
tum Constancie  tercio  die  Septembris  etc. 

49.  (XXXV.).  Constanz  (Herbst  1417). 

Geleitsbrief  fUr  den  Bischof  von  Winchester. 

Sigismundus  etc.  Universis  et  singulis  fratribus  amioiB 
confoederatis  coadjutoribus  et  benevolis  nostris  precharissimis 


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serenissimis  et  illustrissimis  inclitisque  regibus  ducibus  mar- 
chionibus  comitibus  I^aropibus  coi;inegtebuli0  marescallis  admi- 
raldis  vicariis  generalibus  nobilibus  proceribus  ministerialibus 
militibus  cUentibus  capitaneis  ancianis  potestatibus  gubema- 
toribus  presidibus  burggravüs  castellanis  officialibus  scabinis 
coDBulibus  civitatam  castrorum  oppidoruni;  villarum  et  locorum 
communitatibuB  coeterisque  nostris  et  impejfii  sacri  ac  regno- 
rum  noBtrorum  Hangarie  etc.  subditis  et  fidelibus  dilectis  qui- 
bus  presentes  ostenduntuF;  graciam  regiam  et  omne  bonum! 
Reyerendum  in  Chiisto  patrem  dominum  Heinricum,  Wytonien- 
sem  episcopam,  amicum  nostrum  charissimum,  sacrosanctum 
domini  nostri  sepulchrum  et  terram  sanctam  civitatem  Hiero- 
solymam  aliaque  limina  sanctorum  devocionis  causa  visitare 
volentem  vobis  omnibus  et  vestrum  cuilibet  pleno  recommen- 
damus  affectu.  Quocirca  vos  et  vestrum  singulos  affectuosissime 
rogamoB,  nostris  vero  subditis  precipiendo  mandamus;  quatenus 
dum  ad  vos  pervenent;  nostre  contemplacionis  intuitu  recom- 
misBum  suseipere^  favorabiliter  tractare  et  in  hiis  que  securi- 
tatem  et  celeritatem  sui  concernunt  itineriS;  promotivam  et  gra- 
tuitam  sibi  velitis  ostendere  voluntatem,  nee  non  ipsum  una 
com  comitiva  familia  equis  valisiis  armis  arnesiis  auro  argento 
jocalibuB  et  alüs  bonis  et  rebus  suis  universis  per  quoscumque 
passus  portus  pontes  terras  dominia  districtus  jurisdicciones 
civitates  castra  castella  oppida  villas  et  quelibet  alia  loca  vestra 
tarn  per  aquas  maria  quam  per  terram  absque  aliquali  solu- 
cione  dacii  pedagii  thelonei  tributi  costume  gabelle  vel  alterius 
CQJuscunque  solucionis  genere^  quoquo  nomine  appellentur,  in 
eundo  et  redeundo  transire  stare  morari  et  recedere  libere  et 
absque  impedimento  quocumque  permittatis  sibique^  dum  opus 
foerit  et  per  ipsum  aut  ejus  nomine  desuper  requisiti  fueritis^ 
de  scorta  ac  securo  et  salvo  velitis  providere  conductu,  adeo 
quod  ejus  jam  dicta  intencio  ef£caciam  sortiri  valeat  exopta- 
tam,  gratam  nobis  in  eo  complacenciam  vicissitudine  recom- 
pensandam  ostensuri,  subditi  vero  nostri  premissa  firmiter  et 
iDconcusse  attendendam  demandamus.  Presencium  sub  nostri 
regalis  sigilli  appendentis  testimonio  litterarum.  Datum  Cou- 
Btancie  etc. 


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50.  (CXI.)  Constanz  (November  1417). 

Annunciacio  eleccionis  summi  pontificis  ad  regem  Anglie. 

Salutem  et  spiritualium  cei*tissimorum  plenitudinem  gau- 
diorum!  SereDissime  princeps  frater  noster  charissime  (sie). 
Epistolas  vestre  fraternitatis  novissime  allatas  ^  hilari  quidem 
vultu  recepimus  ipsarumque  tenore  perlecto  vestrorum  felicium 
persone  Status  et  successuum  incolumitatem  continenciam  voti- 
vam  et  incrementa  annunciantem  exultantibus  quidem  animis 
leti  suseepimus.  Quid  enim  vel  majus  votis  nostris  esse  potest 
vel  melius  arridere  quam  creberrime  audire  et  sentire  honorem 
famam  et  prosperitatem  vestre  fraternitatis  continuis  et  adauctis 
incrementis  exaltari  ac  noxiis  et  nocituris  machinacionibus  illicitis- 
que  parentele  seu  matrimonialis  copule  contractibus  et  maxime  in 
dispendium  alter  alterius  vergentibus  studiose  obviare  et  viam 
precludere  malignandi.^  Gloria  enim  vestra  et  nostra  gloria  est,  ut 
participes  bonorum  omnium  utrobique  reciproca  quadam  vicissitu- 
dine  pariter  computemur.  Cupientes  namque  fraternitatem  vestram 
precharissimam  desiderabilibus  sacri  Constanciensis  generalis  con- 
eilii  nostreque  majestatis  recreare  presagiis  et  successibus  gloriosis 
fraternitati  vestre  ad  gaudium  duximus  intimandum,  quod  divini- 
tate  propicia  cuncta  nobis  ad  vota  succedentibus  perfecta  corporis 
incolumitate  vigemus.  Porro  secundum  ejusdem  sacri  concilii 
determinacionem  die  lune  octava  instantis  mensis  Novembris 
reverendissimi  in  Christo  patres  et  domini  sacrosancte  Romane 
ecclesie  cardinales  hie  presentes  numero  viginti  tres  sacrum 
collegium  facientes;  nee  non  de  singulis  quinque  nacionibus 
singuli  sex  electi  concorditer  et  deputati  ante  solis  occasum  in 
conclavim  intravere,  prout  moris  fuit,  tractaturi  super  eleccione 
et  assnmpcione  tunc  futuri  summi  pontificis,  prout  ille  magi- 
strorum  optimus  graciam  desuper  eis  inspiraret.  Sicque  in  con- 
clavi  congregati  et  in  oracione  perseverantes  unanimes  XP  die 
mensis  ejusdem  loco  Petri  principis  apostolorum;  cui  a  domino 
collata  est  potestas  ligandi  et  solvendi^  sanctissimum  in  Christo 
patrem   dominum  Oddonem   sancti   Oeorgii   ad   velum  aureum 


1  Diese  Briefe  sind  nicht  bekannt;   sie  scheinen  durch  Heinrich  v.  Win- 
chester gebracht  zu  sein. 
3  VgL  oben  die  Einleitung. 


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sacrosancte  Romane  ecclesie  tunc  cardinalem  de  Colamna  nun- 
capatum  in  sommam  pontificem  et  generalem  patrem  cbristia- 
norum  ac  pastorem  nostrarum  animarum  unanimi  voto  nemine 
discrepante  spiritus  almi  paracliti  chrismate  et  gracia  libros 
consciencie  ipsorum  aperiente  et  Incis  sue  radium  in  corda 
eligencium  mirabili  quadam  illnstracione  emittente  concorditer 
elegerant,  et  Martinas  quintus  in  festo  sancti  Martini  electus 
merito  Petri  in  Christo  vicarius  dici  polest  et  pastor  bonns; 
cujus  supereminens  bonitas  claritas  sapiencia  et  doctrina  sole 
lacidior  quasi  supra  tecta  a  cunctis  predicatur ;  potens  opere  et 
ftermone,  quia  lex  clemencie  sub  lingua  ejus  et  ob  ejus  loquitur 
sapienciam  et  lex  Dei  in  corde  ipsius;  sperantes '  per  suam 
providenciam  circumspectam  et  circumspeccionem  providam 
pocias  ecclesie  ad  decorem  fructuosum  pro  sue  antique  felici- 
tatis  restauracione  provisum  fuisse  quam  persone  eamque  multis 
modis  spiritualiter  et  temporaliter  effere  possit  incrementis;  nee 
noD  gregem  dominicum  dirigere  in  viam  pacis  et  salutis.  Hec 
enim  omnia  cum  ea  maturitate  et  tranquillitate  gesta  fuere^  ut 
ipsnm  divinitus  predestinatum  et  nostris  temporibus  graciose 
et  miraculose  elai^tum  et  ad  summi  presulatus  gradum  pro- 
vectum  una  voce  acclamando  demonstrarent  et  annunciarent. 
Sicqoe  tota  Constanciensis  generalis  sjnodus  et  sancta  mater 
ecdesia  in  laudis  jubilum  exultans  leta  consurgit  ad  domi- 
num et  ad  plenitudinem  sibi  graciarnm  de  novo  paranympho 
nostris  temporibus  reservato  et  viso  salutari  Dei  nostri,  quod 
paravit  ante  faciem  omnium  populorum,  supplex  assuigit;  dum 
talem  ut  decebat  pontificem  ad  sustentacionem  orthodoxe  fidei 
velut  basin  firmam  universalis  ecclesie  et  columnam  immobilem 
sie  a  preclara  domo  hereditaria  Romana  de  Columpna  a  diebus 
antiquis  originaliter  appellatum,  et  turrim  fortitudinis^  brachium 
roboris  et  defensionis  propugnaculum  oculis  alacribus  intuetur. 
Letamur,  inquam^  et  noS;  dum  mente  revolvimus  opera  tam 
miranda  et  tam  laudabilia.  Hec  est  profecto  pie  consideracionis 
umnensa  bonitas  et  felix  consideracio  pietatis^  ex  qua  verissime 
dei  negotium  geritur  et  causa  ipsius  specialiter  exercetur.  Fax 
ecce  jam  dilectissime  irater,  ecclesie  reddita  est;  dies  sancti- 
ficacionis  illuxit^  et  quod  difficile  nuper  incredulis  ac  perfidis 
impossibile  videbatur,  ope  ac  ulcione  divina  securitas  reparata 
est)  in  leticiam  spiritualem  mentes  redemit,  ecclesia  sancta  do- 
lomm   preteritorum    oblita    amplius   non  meminit  pressure  et 


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nequicia  coosumata  perversoruiU;  serenitas  refulsit;  exorium  est 
in  tenebrU  lumen  rectis  corde;  miserator  et  misericors  dominus 
misit  redemptorem  plebis  siie.  O  dies  omni  sole  lucidior!  O 
tempus  cunctis  secolis  prestancius!  Quod  prestolabantur  angeli, 
quod  beati  Seraphim  et  Cherubim  et  coelorum  ministeria  nescie- 
bant,  hoc  in  nostro  tempore  revelatnm  est.  O  admirandum 
divine  virtutis  auxilium,  quo  vetufitissimum  et  letiferum  schisma 
per  octo  lustra  citra  et  paulo  plus  detestabiliter  pullulaiuxn  a 
finibus  credencium  profugatur.  Videtur  nempe  nobis  hec  dies 
coeteris  diebus  esse  lucidioT;  sol  mundo  clarior  illuxisse,  astra 
quoque  omnia  exinde  et  elementa  letari.  Credit  celum^  credit 
terra  et  süo,  si  dici  potest  fuigore,  hunc  diem  officio  prose- 
quuntur.  Memoriam  enim  fecit  in  seculum  testamenti  sui^  virtu- 
tem  operum  suorum  annunciabit  populo  suo.  Hec  dies,  quam 
fecit  dominus;  exultemus  et  letemur  in  ea,  rem  novam  dicimus; 
que  scripturarum  vocibus  comprobatur;  hec  est  dies  salutis^ 
in  qua  anime  salvate  sunt  in  arca  Noe ;  hec  est  dies  desidera- 
bilis  de  cujus  sacramento  omnium  nacionum  in  Christo  sab 
diversitate  linguarum  genera  congregantur,  ut  pax  Christi  exultet 
in  cordibus  nostris,  in  quo  vocati  sumus  in  uno  corpore;  nam 
cum  ecclesia  una  sit  et  mens  unica  et  individua  coacordia,  in 
qua  invicem  coheremus^  exprimi  satis  non  potest,  quanta  ista 
exultacioy  quanta  leticia,  nam  de  spiritualibus  negocüs  prospera 
et  forcia  comperimus  evidenter  christianitati  arridere  et  vir- 
ginem  puerperam  ecclesiam  militantem  enixam  fuisse  novum 
paranymphum ;  sperantes  de  misericordia  domini  ejusmodi  quam 
plurima  ut  jam  teintegrato  per  ediccionei](i  unici  indubitati 
summi  antistitis  sponse  sue  immaculate  robore  tarn  mites  et 
jocundos  faciat  redintegracionis  et  consumaoionis  fructus  salu- 
briter  germinare.  Nemo  hanc  gloriam  mutilet,  nemo  hoc  ineffa- 
bile  munus  in  vacuum  recipiat,  nemo  incorruptam  firmitatem 
maligna  obtrectacione  debilitet,  nemo  se  christianum  esse  glo- 
rietur,  qui  hujus  victorie  titulum  divinitus  apprehensum  diffi- 
teatur.  Nos  igitur  ei,  a  quo  est  onme  datum  optimum  et  omne 
donum  perfectum,  et  si  non  quantas  debemus,  quantas  tamen 
valemus  grates  devotas  reddentes  labiorum  nostrorum  vitulos 
immolamus,  qui  temporibus  nostris  dedit  hanc  gloriam  nomisd 
suo  sancto  et  gloriose,  quod  invocatum  est  super  nos,  cui  eat 
gloria  et  honor  in  secula  seculorum  Amen  I  Ceterum  band  dubi- 
tamus,  quod  domini  prelati  et  ambasciatores  exoellencie  vestre 


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cBAOta  hie  actiUta  ei  que  gesU  fuere,    lacius   rescribeat  et 
seriouoB  intimikbuiil;.    Datum  Constancie  etc. 


51.  (CXXL)  Constans  (December  1417). 

König  Sigismund  entschuldigt  sein  Fernbleiben  von  dem 
Feldzuge. 

Regi  Anglie. 

Serenissime  prineeps  frater  noster  prec^rissime !  Inter 
gmtitudüieg  alias  quibus  delectamur,  illam  satis  habuimus  pre^ 
cipoam  de  vestra  regia  fratemitate  felicia  nova  presentire. 
£cce  nunc  biiie  epistole  vestre  aub  datis  e  Cadomo  *  mensis 
Septembris  die  ultimo  per  validum  Diprauum  Schirmur  oratorem 
vestrum^  Constancie  penultimo  die  mensis  Novembris  nobis 
presentate  incolumitatem  votivam  persone  et  Status  vestri  goü- 
dnenciam  prosperorumque  successuum  incrementa  annuncia- 
¥ere  recreabiliter  satisfacientes  desideriis  nostris.  Et  non  solum 
ex  hujusmodi  epistolarum  pagina  et  adjecta  relacione  memorati 
vestri  oratoris  propter  itineris  gyrum  moram  trahentis  verum 
ecian  rumor  et  fama  publica  nuncios  et  Ikeras  edepol  preve- 
niens  majora  hüs  quam  literarum  series  denotabaA,  presagia 
votiva  de  successibus  vestris  fide  digna  nos  instruxit,  de  quo 
fervor  mutue  dileccionis  nos  congratulari  eo  prestancius  vestre 
fratemitati  compeüil;  quaiüto  felicitatem  glorie  et  honoris 
vestri  incljtaque  gesta  non  minus  quam  propria  conspicimus 
in  utraque  perseveranter  propagari;  quod  enim  uni  cedit  ad 
gloriam  revera  alteri  accrescit  in  exaltaciouem.  Desideramus 
eqoidem,  frater  precharissime^  teste  deo  ad  prosecucionem  salu- 
bris  propositi  utriusque  nostrum  juxta  coodictum  personaliter 
jnoemet  ipsos  adducere^  ut  qualiter  et  quantum  nos  hujusmodi 
negocii  cura  pungat,  presencialiter  monstrare  potuissemus;  sed 
coDcepta  de  breviori  saori  conoilü  expedicione  spes  incerta  nos 
frfellity  proat  hoc  universalis  uocio  publicat  et  vestre  serenitatis 
industria;  siout  pro  firmo  credimus,  non  ^orat^  impedimenta 
contiaqa  aoatris  processibus  objecit  et  explere  nostra  desideria 
non  permisit.    JamqiAe  exultemus  ha  dooiino  Deo  nostro,  frater 


*  Cod.  Etadonio,  Ca4omo  xa  iemn  bc.  Caen  in  der  Normandie. 


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precharissime;  qui  sua  omnipotenti  clemencia  diebus  nostris 
prestitit  de  tenebris  diutarni  et  pestiferi  schismatis  ecdesie  lu- 
cem  anitatis  per  assumpcionem  uniei  et  indubitati  pastoris 
clavigeri  celi,  vicarii  Petri,  sicut  ad  vestre  fraternitatis  DOticiam 
utique  eciam  per  scripta  Dostra  pervenisse  haud  hesitamuS;  in 
uno  corpore  diversitate  nacionum  et  linguarum  uDanimiter  coo- 
gregari  et  individua  unitate  reintegrari.  Expedit  igitur,  ut  con- 
solemur  invicem  verbis  in  istis^  et  licet  multa  et  multa  sint, 
que  nostris  agendis  occurrunt  eciam  post  ecciesiasticam  restau- 
racionem,  circa  que  smnmo  opere  expediret  nobis  invigilare 
attendere  et  vacare,  nihilominns  tarnen  negocia  condicta  uni- 
versis  aliis  preponentes,  quemadmodum  tenemur  et  eciam  vestra 
fraternitas  nos  scriptotenus  admonet^  postpositis  omnibus  aliis 
cogitacionibus  nostris  et  agendis  ad  prosecucionem  premissorom 
juxta  vestre  fraternitatis  deliberacionem  pariter  et  direccionem, 
in  termino  prefinito  utique  insistemus  cum  vestra  fratemitate 
presencialiter  conveniendo.  Libeat  itaque  vestre  regie  frater- 
nitati  de  continuis  vestris  successibus^  utinam  semper  ad  vota 
prosperis  et  eciam  quicquid  ad  vestrum  beneplacitum  nos 
volueritis  facturos,  crebris  insinuacionibus  nos  avizando  cer- 
ciorare.  Serenissime  princeps  frater  noster  amantissime,  altis- 
simus  dominus  exercituum  vos  custodiat  et  muniat  semper  ad 
vota  felicem.     Datum  Constancie  etc.  (December.) 


52.  (CXX.)  Constanz  (December  1417). 

lieber  denselben  Gegenstand, 
Duci  Be(d)fordie  fratri  regis  Anglie. 

lUustris  princeps ;  consanguinee  charissime!  Immensa 
exultacionis  materia  replevit  mentem  nostram  audita  Serenis- 
simi fratris  nostri  Anglie  et  Francie  regis  nee  non  vestre  sin- 
ceritatis  incolumitate  votivaque  successuum  felicitatC;  nee  mirum, 
quum  quod  uni  ex  nobis  in  laudem  gloriam  et  honorem  ac- 
crescit  et  alten  revera  corollarie  accedit  ad  exaltacionem. 
Desideramus  equidem  consanguinee  charissime  teste  Deo  ad 
prosecucionem  etc.  etc.  rogantes  vestram  sinceritatem  sincero 
ex  affectU;  quatenus  de  prosperis  prefati  fratris  nostri  atque 
universis  successibus  pro  gaudio  singulari  placeat  nos  crebrius 


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recreare,  parati  prout  tenemur  tenaci  firmitate  attendere  dili- 
genter  et  observare  jugiter  et  realiter  ad  ea,  que  hujusmodi 
respiciunt  augmeDtum  successuum  et  stabilimentum  ac  robur 
gerendorum.  Illustris  princepS;  consanguinee  cbarissiine,  altis- 
simuB  dominus  exercituum  vos  eustodiat  et  muniat  ad  vota 
felicem.    Datum  CoDstancie  etc. 


F.  Cngam. 

Oft  genug  kebrt  in  den  hier  vorliegenden  und  sonstigen 
Briefen  Sigismunds  aus  dieser  Epoche  die  Klage  wieder,  dass 
er  über  der  Besorgung  und  Förderung  der  allgemeinen  Ange- 
legenheiten die  Interessen  Ungarns  in  den  Hintergrund  stellen 
müsse.  Im  Lande  daheim  führte  bekanntlich  nach  ihrer  Rück- 
kehr von  der  Aachener  Krönung  die  Königin  Barbara  ein 
nicht  sonderlich  beleumdetes  Regiment.  Nur  wenige  Urkunden 
von  Sigismund  selbst,  ungarische  Angelegenheiten  betreflfend, 
sind  aus  der  Concilszeit  vorhanden.  Mit  Ausnahme  der  hier 
mitgetheilten  Nr.  LXXXIV  (55),  des  sogenannten  ,Indults  für 
das  Graner  CapiteP,  die  mit  den  in  Ungarn  wie  in  Polen  über 
die  Competenz  der  geistlichen  Gerichte  ausgebrochenen,  und 
dem  in  beiden  Staaten  von  den  weltlichen  Körperschaften  mit 
dem  Clerus  geführten  Kriege  in  Zusammenhang  steht,  betreffen 
die  andern  beiden  Urkunden  nur  in  Vermittelung  Ungarn,  denn 
die  eine  Nr.  LXVIII  (54)  enthält  nur  die  eigenthüm liehe  Be- 
lohnung des  Erzbischofs  Andreas  von  Calocza  für  seine  in 
der  Diplomatie  des  Concils  erworbenen  Verdienste,  und  die 
andere  Nr.  XI  (53)  *  behandelt  einen  Nationalitätsanspruch  im 
Aachener  Münster,  der  ein  eigenes  Beispiel  für  das  Aufkommen 
der  nationalen  Rivalitäten  innerhalb  der  Kirche,  die  so  viel  zu 
ihrer  Zersetzung  beitrug,  bietet. 


53.  (XL)  Constanz,  1.  August  1417. 

Provisio  et  presentacio  simul  ad  capellam  Aquiegrani. 

Sigismundus  dei  gracia  etc.  venerabili  preposito  ac  hono- 
rabilibus  N.    decano  et  capitulo   ecclesie   beate  Marie  virginis 

1  Vgl.  Begesten  Nr.  LTII. 


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AtfuisgraDensiSy  Leodlensis  dioceseos^  nostris  devotls  dilectis 
salutem  et  graciam !  Exposcit  alti  ofHcii  regalis  gloria  variafum 
meditacionum  respectus,  ut  unde  recepimus  oleum  benediccionis 
et  diversa  munera  graeiarum,  inde  eciam  inestimabilis  animad- 
yersioDis  molem  sponte  capiamus,  fructuosa  enim  laboris  hujus 
commessacio;  dum  de  ecclesiarum  ordine  patrocinii  cura  resultat; 
glorioaum  etenim  studii  illius  exercicium^  dum  beneficiorum 
disposicio  solerter  continuatur ;  operosum  enim  vero  exitus 
istius  commercium,  dum  ecclesiasticis  et  sanctorum  holocaustis 
ii  ministri  preficiuntur,  ex  quorum  devota  constancia  affabili 
conversacionC;  sincera  affeccione,  placida  exhibicione;  morum 
venustate  et  vite  elegancia  exempla  capiant  ceteri  curiosa; 
quamquam  vero  affeccio  nos  ammoneat  singularis,  ut  ipsorum 
beneficioinim  disposicionem  in  sinu  generaliter  dirigamus  regie 
claritatisi  pro  illorum  tamen  suffragio  forciori,  que  nostri  pre- 
decessores  pia  affeccione  beneficia  instituisse  videntur,  conatus 
adhibere  censuevimus  speciales.  Memoramur  itaque  de  anno 
MCCCCX  honorabili  Paulo  Stalitzer  plebano  in  Cassendorf 
Bambergensis  diocesis  nostro  devoto  dilecto  de  capella  annexa 
seu  altari  in  ecclesia  beate  Marie  virginis  Aquisgranensis,  Leo- 
diensis  diocesis,  ad  honorem  omnipotentis  Dei  et  ipsius  beate 
virginis  gloriose  ac  sanctorum  Stephani  et  Ladislai  regum  Hun- 
garie  fundata  et  dotata  tunc  certo  modo  vacante  providisse 
ipsumque  Paulum  ad  capellam  sive  altare  predictum  bis  quorum 
intererat  presontasse,  prout  hec  et  alia  in  nostris  literis  rega- 
libus  desuper  confectis  lacius  continentur;  nos  enim  post  hec 
sencientes  prefatum  Paulum  quem  gubemacio  dicti  requirit 
altaris,  nacione  Hungarum  non  extitisse,  quam  ob  rem  discre- 
pacio  lingue  hunc. Paulum  ad  prefati  altaris  regimen  inhabilom 
reddidisse  videtur,  ne  igitur  prefata  capella  sive  altare  pre- 
dictum gubernatoris  destitucione  detrittientum  paciatur  nee  ex 
ipsius  capelle  sive  altaris  diutuiiia  vacacione  cura  negligatur 
animarum,  idcirco  habito  respectu  et  consideracione  reali  ad 
honorabilis  Galli  quondam  Emerici  de  Baslawitz  clerici  Agriensis 
diocesis,  Hungari,  notarii  et  familiaris  devoti  nostri  dilecti 
diligenciam  operosam,  quem  morum  modestia,  virtutum  examen, 
constancie  plenitudo,  diuturni  servicii  prestancia,  perseverancie 
dona  et  meritorum  elegancia  vera  exornat,  eidem  Gallo  änimo 
deliberato  et  ex  certa  sciencia  de  predictis  capella  sive  altari 
per  liberam  eciam  resignacionem  prefati  Pauli  vel  aliaa  quovis- 


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modo  vacante;  cujus  capelle  sive  altaris  jus  provlsionatus  sive 
auctoritas  provisioDis  et  presentandi  ad  nos  velut  regem 
Hungarie  spectare  dignoscitur,  providimus  et  presenti  patro- 
cinio  providemus  graciose.  Quapropter  ut  hujusmodi  nostra 
provisio  eo  venu«  sorciatur  effectum,  vobis  preposito  decano 
et  caphulo  supra  nominatis  et  vestrum  cuilibet  conjunetiiB  et 
diTisun  prefatum  Gallum  in  rectorem  prefate  capelle  sire  altaris 
doxiraus  presentandam  et  tenore  preaencium  presentamus 
studiose;  mandantes  vobis  seriosius,  quatenus  eundem  Qallum 
vel  procuratorem  suum  legitimum  ejus  nomine  ad  prefatam 
capellam  seu  altare  more  solito  admittere  ipsumque  de  ipso 
ahari  investire  ac  eundem  Gallum  vel  dictum  ejus  procuratorem 
ad  possessionem  ejusdem  capelle  sive  altaris  introducere,  sibi 
denno  de  fructibus  redditibus  proventibus  juribus  emolumentis 
et  obvencionibus  ac  domibus  et  pertinenciis  prefate  capelle  ac 
altaris  responderi  ac  omnia  alia  que  ad  introduccionem  prefati 
Galli  spectare  videntur,  juxta  morem  ecciesie  supradicte  sine 
dilacione  moit  visis  presentibus  facere  debeatis  cum  effectU; 
Don  obstantibus,  si  disposicio  aut  provisio  qualiscunque  per 
qaempiam  aut  quosvis  de  capella  sive  altari  prefato  fortasse 
eciam  preterquam  auctoritate  nostra  euicunque  faete  fuerint, 
aut  si  quis  gubemacionem  ipsius  capelle  seu  altaris  habere 
videatur.  Quas  quidem  disposicionem  seu  provisionem  ex  certa 
Bciencia  cassamus  et  tenore  presencium  annuUamus  ae  deten- 
torem  quemcunque,  si  quis  est,  a  gubernacione  ejusdem  capelle 
sive  altaris  amovemus  studiose.  Presencium  nostrarum  literarum 
pendenti  secreto  nostro  regio  sigillo  quo  ut  rex  Hungarie 
utimur,  consignatarum  testimonio.  Datum  Oonstancie  prima  die 
mensis  Augusti  anno  domini  MCCCCXVII  regnorum  nostrorum 
anno  Hungarie  etc.  XXXP  Romanorum  vero  septimo. 


64.  (LXVllI.)      Constanz,  10.  August  1417. 

Scribit  cuidam  comitatui  et  hortatur  eosdem,  ut  ob  reverenciam 

sae   majestatia    velint    habere   recommissos    nepotes   et   neptes 

cujusdam  Andree  ai'chiepiscopi  Colocensis. 

Magnifici  et  spectabiles  fideles  devoti  nostri  dilecti !  Con- 
siderantes  multimoda  fidelium  serviciorum  merita  et  gratuita 
complacenciarum    obsequia    venerabilis    Andree    archiepiscopi 


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Colocensis  principis  et  consiliarii  nostri  devoti  fidelis  dilecti^ 
quibus  nobis  et  nostro  sacro  diademati  semper  in  cunctis  nostris 
expedicionibuB  prosperis  scilicet  et  adversis  cum  omni  sin- 
ceritatis  zelo  et  sollicitudine  indefessa,  persone  sue  proprie  non 
inspectis  incommodis  dampnis  et  periculis  quibuBCunque,  imo 
cum  gravissimis  corporis  ejus  pro  nobis  et  in  nostris  fidelibus 
legacionibus  et  n^ociis  susceptis  vulneribus  cum  perpetuis 
cicatricibus  ac  cum  multorum  membrorum  ipsius  debilitacione 
sub  diversis  locis  et  temporibus  opportunis  complacuit  et  adhuc 
complacere  non  desinit  maxime  in  nostris  regnis  Hungarie 
Dahnacie  Croacie,  nee  ipse  perfidorun\  emulorum  nostrorum 
ullo  tempore  potuit  versuciis  concuti  et  ipsorum  iniquis  et 
falsis  persuasionibus  modo  aliquo  inclinari  —  quid  plura? 
Inter  ceteras  virtutes  de  quibus  a  nobis  extollitur,  et  sibi 
nostra, specialis  assercio  et  devocio  adscribit  et  testatur,  quod 
a  sui  fidelis  obsequii  exordio  in  continuata  fidelitatC;  imo  aueta 
continue  nobis  et  regnis  nostris  semper  adstitit  fideliter  nostris- 
que  et  regnorum  nostrorum  commodis  studiosius  intendit,  nulla 
unquam  eorundem  regnorum  nostrorum  turbacio  in  assumpte 
fidelitatis  proposito  ipsum  turbavit^  nulla  temporum  adversitas 
eum  pervertit;  nulla  tempestatis  clades  ipsum  in  duas  partes 
claudicare  coegit.  Ipse  enim  regnorum  eorundem  fluctuantibus 
rebus  interdum^  dum  aliorum  corda  per  devia  vagarentur^  nee 
in  congruentibus  cedens  fluctibus  nee  a  nostra  fidelitate  im- 
minente  quavis  persecucione  recedens  ullo  unquam  tempore 
deviavit;  sed  in  semitis  solidis  plena  soliditate  inviolabiliter 
perseverans  non  est  passus  sua  tam  laudabilia  vestigia  commo- 
veri;  ipse  eciam  ad  extirpacionem  finalem  triplicis  schismatis 
quo  christiana  religio  tam  diuturnis  temporibus  fuit^  ut  ex- 
periencia  docuit^  crudeliter  lacessita  nobiscum^  qui  ad  unionem 
sancte  matris  ecclesie  a  cunctis  fidelibus  amplectendam  nostris 
regnis  derelictis  cum  gravissimis  laboribus  et  expensis  patrias 
alienas  visitando  mariaque  sulcando  non  sine  maximis  nostre 
et  aliorum  ducum  principum  comitum  et  nobilium  majestatem 
nostram  sequencium  personarum  periculis  et  anxietatibus  de 
Dei  omnipotencia  confisi  et  a  premissis  noxiis  liberati  utiliter 
insudavimus;  nostras  legaciones  sibi  commissas  ad  Grego- 
rium  XIP^  quam  ad  Johannem  XXIII"™  olim  papas  in  eorum 
obedienciis  nominales;  quam  ad  alia  diversa  loca,  et  eciam  in 
sacro  Constanciensi  concilio  nostro  nomine  residendo  assumens 


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laborum  nostrorum  predictorum  cum  ntilibus  operibus  nobisque 
et  toti  sacro  coDcilio  gratis  et  acceptis  de  nostro  mandato  fuit 
particeps;  ex  qoibus  amplectimur  prefatum  Andream  archi- 
episcopum  suosque  fratres  consanguineos  et  affines  celsitu- 
dinis  nostre  prosequi  favoribus  opportunis.  Crun  itaque  ipse 
Andreas  archiepiscopus  in  civitate  Anthonicana  tres  ex  suo 
qnondam  germano  vestros  concives  habeat  nepotes^  nostros  et 
sacri  imperii  Romani  palatini  comites  familiäres^  nostros  fideles 
dcTotos  sincere  dilectos  et  duas  neptes,  vos  requirimus  et 
bortamor,  ut  ob  reverenciam  nostre  regie  majestatis  et  sacri 
Romani  imperii  velitis  prefatos  suos  nepotes  et  universa  ipsorum 
bona  quibuscunque  vobis  possibilibus  suscipere  recommissos 
favoribus  graciosis,  prout  in  hiis  et  in  majoribus  in  vobis  nostra 
regia  majestas  habet  et  obtinet  plenam  fidem;  pro  quibus  nostram 
regiam  celsitudinem  ad  graciarum  impendia  vobis  accepta  in- 
venietis  jugi  animo  liberalem ;  non  enim  minus  grata  et  accepta 
recipimus  subsidia  et  favores  atque  gracias  et  beneficia  nostris 
fidelibus  et  devotis  impensa,  quam  si  majestati  nostre  actualiter 
preberentur.  Datum  Constancie  decima  die  Augusti  regnorum 
nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXI^  Romanorum  vero  septimo. 


56.  (LXXXIV.)  Constanz  (1417). 

Confirmacio  indulti  pro  capitulo  Strigoniensi. 

Sigismundus  etc.  Notum  facimus  etc.  Ad  perpetuam  rei 
memoriam.  Catholicorum  clemencia  principum  divini  nominis 
virtate  r^nancium  sacrosanctam  matrem  ecclesiam  supra 
rammam  petram  fundatam^  que  Christus  est,  reverenter  agno- 
scens  immunitates  confovere  tenetur  ecclesiastice  libertatis^ 
qoibus  ecclesiasticas  personas  sanctorum  patrum  decreta 
sanxemnt  Sane  venerabilis  capituli  alme  ecclesie  Strigoniensis 
que  mater  est  omnium  et  magistra  aliarum  ecclesiarum  pecu- 
liaris  regni  nostri  Hungarie  insinuacione  accepimus,  quod 
pleramque  nonnulli  magnates  nobiles  et  layci  ac  ceteri  hujusce- 
modi  homines  et  regnicole  ipsis  oppido  (!)  infesti  singulares  per- 
sonas ejusdem  ecclesie  Strigoniensis  procurarent  et  facerent  ad 
Judicium  vetitum  utpote  seculare  eciam  curie  nostre  examen 
citari  et  evocari,  coram  quibus  ipse  singulares  persone  de  jure 
coiquam  respondere  minime  teneantur^  cum  nee  ipsi  judices  de 

Archiv   Bd.  LIX.    I.  Hüfte.  10 


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talibus  causis  se  intromittere  de  jure  potera&t,  sicut  nee  debe- 
baut, nihilominus  tarnen  mulctas  birsagia  seu  judiciorum  grava- 
mina  exinde  sepius  de  facto  in  ipsas  promulgant  et  alias  im- 
pediunt  easdem  condemnant  et  perturbant  et  damnificant  multis 
modis.  Supplicatum  extitit  nostre  majestati,  ut  de  remedio  ipsis 
opportune  providere  dignaremur.  Nos  itaque  pie  attendentes 
divinam  auctoritatem  clamantem,  quod  honor  regia  Judicium 
diligit  laudabilibusque  divorum  progenitorum  nostrorum  in- 
herentes  vestigiis,  qui  ecciesias  ecdesiasticasque  personas  sae 
potencie  clypeo  muniendo  protexerunt;  sacrorumque  decrevit 
canonum  institucio,  ut  nuUus  milicie  clericali  adscriptus  ad 
seculare  Judicium  citetur  seu  evocetur^  cum  de  personis  et  rebus 
ecclesiasticis  nulla  sit  laicis  attributa  potestas^  quod  enim  semel 
Deo  dicatum  est;  amplius  profanari  non  debet;  volentes  itaque 
canonicos  et  singulares  personas  ecciesiasticas  capituli  et  ecclesie 
Strigoniensis  de  membro  et  ministerio  ejusdem  existentes  et 
deditos  cujuscunque  Status  gradus  condicionis  officii  ordinis  et 
dignitatis  existant,  ex  certa  nostra  sciencia  in  hujusmodi  liber- 
tatibus  et  immunitatibus  illesos  conservare  et  speciali  gaudere 
prerogativa  juxta  canonicas  sancciones,  prout  eciam  in  examine 
et  decisione  causarum  hujuscemodi  interdum  in  nostri  presencia 
ventilancium  per  barones  judices  et  justiciarios  predicti  regni 
nostri  Hungarie  heccine  observatum  fuisse  et  esse  declaratum 
meminimuS;  causas  singularium  personarum  cum  suis  emergen- 
ciis  dependenciis  et  connexis  ad  competentem  judicem  spiri- 
tualis  seu  ecclesiastici  judicis  cognicionem  fore  et  debere 
remittendas  ibique  cognoscendas  decidendas  et  fine  debito 
terminandas ;  qua  de  re  vobis  universis  et  singulis  judicibus  et 
justiciariis  secularibus  predicti  regni  nostri  Hungarie  et  signanter 
regni  nostri  Hungarie  palatino  judici  curie  nostre  regie  comi- 
tibusque  parrochialibus  ac  judicibus  nobilium  cujuscunque 
comitatus  et  aliis  quibuslibet  judicibus  ordinariis  delegatis  vel 
subdelegatis  et  generaliter  omnibus  et  singulis  commissariis  seu 
jus  in  dicto  regno  nostro  Hungarie  reddentibus  aut  vices  et 
loca  eorum  et  cujuslibet  ipsorum  tenentibus  presentibus  et 
futuris  presencimn  noticiam  habituris  et  cuilibet  vestrum  in 
solidum  firmiter  precipiendo  mandamus,  quatenus  a  modo  in 
antea  et  nullius  querelantis  seu  causantis  instanciam  vel  alias 
quovisroodo  in  quibuscunque  causis  seu  questionibus  criminalibus 
eciamsi    in    Ulis    personaliter    comprehendi    aliquam    ex    ipsis 


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147 

contingat,  et  civilibus  peraonalibusque  aut  realibus  sive  mixtis 
et  nuUibi,  utpote  nee  intra  curiam  nostram  regiam  nee  extra 
eandem  eeiam  in  congregaeione  palatini  per  quemcunque  cele- 
branda;  in  qua  omnino  volumus,  quod  idem  capitulum  singu- 
laresque  pereone  ipsius  in  suis  antiquis  libertatibus  conserventur 
simol  cum  eomm  jobaggionibus  possessionibus  villis  et  bonis 
ac  joribos  universis;  prout  fuit  bactenus  laudabUiter  longeve 
in  talibus  observatum,  predictas  singulare»  personas  eapituli  et 
ecclesie  Strigoniensis  aut  aliquam  earum  ad  Judicium  curie 
nostre  yel  yestrum  per  citaoiones  vel  evocaciones  seu  alias 
qaovis  modo  ad  respondendum  cuipiam  de  jure  coram  vobis, 
prout  eeiam  minime  tenentur^  directe  vel  indirecte  palam  vel 
acculte  presentes  vel  absentes  judieare  aut  vestro  adstare  judi- 
cio  compellere  seu  quovis  quesito  colore  aggravare  condemnare 
lentenciare  et  perturbare  in  rebus  aut  personis  nullatenus  pre- 
sumatia  vel  presumat  quisquam  ex  vobis,  decementes  irritum 
et  inane  quicquid  in  contrarium  a  quoquam  scienter  vel  igno- 
ranter  fuerit  actum  vel  quoquomodo  attentatum;  sed  si  quis- 
piam  de  justicia  contra  ipsas  singulares  personas  vel  aliquam 
ex  ipsis  experiri  voluerit  vel  quicquam  questionis  seu  accionis 
habuerit;  eandem  trahat  in  causam  coram  suo  judice  eccle- 
siastico  competenti,  ubi  debet  cuilibet  querelanti  seu  causanti 
meri  juris  et  justicie  ac  satisfaccionis  favore  quolibet  recusa 
et  disaimulacione  cessantibus  equitatis  ordine  dictante  jugiter 
complementum  exhiberi.  Censetur  enim  prorsus  indignum,  ut 
ecclesiastice  persone  a  secularibus  negociis  segregate  ac  minis- 
teriis  divini  cultus  mancipate  in  secularibus  judiciis  per  quem- 
piam  conveniantur.  Nulli  ergo  liceat  banc  nostre  disposicionis 
declaracionis  exempcionis  et  voluntatis  paginam  infringere  aut 
ansu  temerario  ei  contraire;  si  quis  contrarium  presumpserit, 
ultra  indignacionem  nostre  regio  majestatis,  quam  revera  in- 
currere  potuerunt  nee  immerito  severitatem  ecclesiastice  cen- 
8ore  quam  in  contrarium  facientes  juxta  canonicas  sancciones 
b  ipsos  nedum  permittimus,  sed  omnino  volumus  districte  pro- 
mulgari;  presentes  autem  dum  nobis  representate  fuerint,  in 
formam  nostri  privilegii  redigi  faciemus,  Datum  Constancie  etc. 


io* 


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148 


G.  Polen. 


Die  auf  Polen  bezüglichen  Actenstücke  lassen  sich  in 
zusammenhängender  Weise  nicht  betrachten ,  da  sie  verschie- 
dene Gegenstände  behandeln.  Die  dem  Datum  nach  erste 
Urkunde  (Nr.  XLIII.  [56]),  in  welcher  der  römische  König 
den  von  Polen,  Wiadyslaw  Jagiello,  ersucht,  den  Verleumdungen 
kein  Gehör  zu  schenken,  scheint  mit  dem  hoch  aufgeregten 
Klatsch  in  Verbindung  zu  stehen,  der  gelegentlich  der  dritten 
Vermählung  des  Polenkönigs  auch  bis  nach  Constanz  gedrungen 
war.i  Dass  es  Sippenkämpfe  waren,  unter  denen  die  Königin 
Elisabeth  zu  leiden  hatte,  sagt  Johann  von  Posilge^  mit 
trockenen  Worten:  ,Und  dorch  deser  nuwin  geschieht  wille, 
wordin  dy  gesiechte  der  Polen  vaste  czweytrechtig  under 
enander;  den  eynen  behagite  is  und  den  anderen  nichts  Und 
dass  namentlich  auch  Männer  wie  Zbygniew  Oleänicki  und 
Stanislaw  Ciolek  neben  den  grosspolnischen  Magnaten  sie 
hassten,  zeigt  Dlugosz.  Derselbe  gibt  allerdings  auch  an,  dass 
der  König  Wiadyslaw  den  Andreas  von  Kokorzyn  nach  Con- 
stanz behufs  Erlangung  eines  Dispenses  gesandt  habe^  der  erst 
mit  vieler  Mühe  und  unter  der  Einschränkung,  dass  nach  dem 
Tode  der  Elisabeth  der  König  nicht  wieder  heirathen .  dürfe, 
erlangt  worden  ist.  '  Davon  ist  nun  aber  eine  urkundliche 
Spur  durchaus  nicht  vorhanden,  und  das  hier  (Nr.  LX  [59]) 
mitgetheilte  Actenstück  würde  wohl  Bezug  darauf  genommen 
haben,  wenn  beim  Concil  eine  Verhandlung  darüber  stattge- 
funden hätte.  Gegenüber  der  Personalschilderung  der  Elisabeth 
durch  Dlugosz  als  einer  ,femina  assidua  phtisicae  infirmitatis 
vexatione  languida,  trium  virorum  matrimonia  jam  experta 
multiplicitate  quoque  prolis  susceptae  exhausta^  ist  es  interessant 
einen  im  Bereich  der  Damen  Schönheit  so  classischen  Zeugen, 
wie  den  König  Sigismund  zu  hören,  der  eben  dieselbe  Frau 
preist  als  ,laudabilibus  morum  venustatibus  generöse  pi*o- 
pagacionis  stemmatibus  et  ornatibus  virtutum  mirifice  circum- 
data  specieque  et  pulchritudine  decorata^  Jedenfalls  ein 
beträchtlicher  Gegensatz   auch  zu   der  Darstellung   des  daraa- 


>  Meine  Gesch.  Polens  III,  477  ff. 
2  Script,  rer.  Pruss.  III. 


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149 

li^D  Kanzlisien  Stanislaw  Ciolek,  der  sie  in  seinem  Pasquill 
als  ,Schwein'  darstellt.  Dass  übrigens  Elisabeth,  nachdem  sie 
trotz  Allem  gekrönte  Königin  von  Polen  geworden  "war,  um 
ihr  Wohlwollen  umworben  wurde  (Vgl.  Nr,  CXIII  [63J),  kann 
als  Gegenbeweis  gegen  den  von  mir  behaupteten  Antagonismus 
zwischen  der  Königin  und  der  Kanzlei  nicht  angesehen  werden, 
sondern  entspricht  der  Natur  von  Höflingen  aller  Orten.  Aller- 
dings hat  eine  subtile  Kritik  herausgefunden,  dass  die  Kanzlei 
in  der  Zeit  des  Wladyslaw  Jagiello  überhaupt  keinen  Einfluss 
hatte.  Man  müsste  darnach  annehmen,  dass  das,  was  überall 
anderwärts  stattfand  und  stattfindet,  bei  dem  beschränkten  und 
indolenten  Könige  Wladyslaw  nicht  der  Fall  war.  Ein  Mann 
wie  Zbygniew  Oleänicki,  der  doch  wohl  einige  Erfahrung  in 
diesen  Dingen  hatte,  ist  darüber  anderer  Ansicht.  Er  schreibt 
kurz  vor  seinem  Tode  gelegentlich  an  den  König  Kasimir  von 
Polen:  Saepenumero  vobis  consulebam,  ut  in  officia  curiae 
soae  et  praesertim  in  cancellariam  vires  prudentes  maturos  et 
factivos  surrogarety  quoniam  illi  tanquam  quadam  biga  omnia 
negotia  Serenitatis  vestre  et  reipublicae  diriguntur  et 
illorum  Providentia  aut  negligentia  stant  aut  cadunt.  Ex  quo 
ig:itur  permissione  divina  miles  ille  insignis  (Petrus  Woda) 
morte  absumptus  est,  dignetur  S.  V.  in  eligendo  viro  ad  offi- 
cium hujusmodi  substituendo  bonam  habere  deliberationem  et 
quaerere  virum  doctum  maturum  et  prudentem  et  praesertim 
spiritualem,  cui  officium  hujusmodi  committat,  quoniam,  si  veri- 
tatem  fateri  volumus,  officium  praedictum  nullatenus  poterit 
per  saecnlares  regi  cum  vestra  et  regni  vestri  bona  commo- 
ditate,  qui  suis  negotiis  privatis  intenti  minus  possunt  publicis 
Tacare.  Sed  et  genitor  vester  non  consueverat  officium 
haJQsmodi  nisi  personis  ecclesiasticis  committere,  quarum  pru- 
dentia  et  directione  res  suae  et  publicae  in  optimo  pone- 
bantur  ordine  et  stabilimento.  Cujus  exemplum  si  vestra 
Serenitas  secuta  fuerit,  multis  curis  se  et  multis  deformitatibus 
et  negligentiis  regnum  et  rempublicam  absolvet.  Nee  haec 
idcirco  scribo,  ut  velim  aliquos  meos  ad  hujusmodi  officium 
apud  y.  S.  promovere,  sed  ut  ad  officium  praedictum  talis 
eligatur  persona,  quae  onera  reipublicae  possit  in  se  assu- 
mere  et  digne  gubernare  et  V.  S.  quod  rectum  est,  con- 
Biliariis  absentibus  persuadere,  nam  neque  V.  S.  neque  mea, 
neqae    vestrorum    consiliariorum    consilia    et    ingenia    aliquid 


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150 

proderunt,  si  per  vicecancellarii  soUicitudinem  non  fderint  suis 
locis  coaptata  et  distributa  et  debito  effectai  mancipataJ 

Zbygniew  Oleänicki  legt  also  der  Kanzlei  überhaupt  und 
namentlich  auch  der  unter  Wladyslaw  Jagiello  offenbar  einen 
grösseren  Einfluss  bei;  als  ich  gethan  habe.  Derselben  Meinung 
muss  auch  König  Sigismund  gewesen  sein,  als  er  sich  in  der 
Epoche,  auf  welche  unsere  Äctenstücke  hier  hinweisen  (1417) 
um  die  Gewogenheit  des  polnischen  Vicekanzlers  Dunin  be- 
mühte.^ Dass  andererseits  wiederum  der  Polenkönig  die  Leute 
,in  ministerio  r^is  Romanorum^  durch  Geschenke  zu  gewinnen 
suchte,  zeigt  die  unten  mitgetheilte  Nr.  CXII  [62]. 

Der  Legitimationsbrief  für  Miklusz  von  Mazowien  (Nr.  IV 
[60])  erweist  eine  bisher  unbekannt  gewesene  Thatsache  und 
Persönlichkeit 

Sehen  wir  von  den  beiden  Empfehlungsbriefen  flir  Vincenz 
von  Szamotöl  und  Carl  von  Hessburg  ab,^  so  bleiben  uns  noch 
die  bereits  oben  erwähnte  Anzeige  von  der  Wahl  des  neuen 
Papstes,  welche  das  Datum  des  11.  November  trägt,  also  un- 
mittelbar nach  der  Wiedereröffnung  des  Conclave  geschrieben 
sein  müsste  (?),  und  drei  Briefe  (Nr.  XLVII  [57],  Nr.  CXVII 
[64]  und  Nr.  CXVIII  [65])  die  Bekehrung  Samogitiens  be- 
treffend. —  Bemerkenswerth  erscheint  es,  dass  der  König 
Sigismund  von  dieser  der  Kirche  so  erwünschten  Begebenheit 
imgleich  bombastischer  und  geräuschvoller  spricht  als  der 
Papst  Martin.  Für  Sigismund  war  das  eine  treffliche  Gelegen- 
heit den  Polenkönig  mit  den  ausgesuchtesten  Schmeicheleien 
zu  überschütten,  ihn  einen  zweiten  Constantin  u.  dgl.  mehr  zu 
nennen,  während  er  doch  einige  Jahre  zuvor  die  Zurück- 
erwerbung Samogitiens  durch  die  polnische  Krone  —  das  war 
der  Preis  der  Schlacht  bei  Tannenberg  und  der  Hauptgegen- 
stand des  ersten  Thorner  Friedens  —  mit  den  Waffen  in  der 
Hand  bekämpft  hatte,  und  etwa  zwei  Jahre  später  sowohl  die 


*  Cod.  epistolaris  saec.  XV,  II.  p.  157.  Szujski  bemerkt  dazu:  , Diese 
Fragmente  von  Briefen,  von  einer  Hand  geschrieben,  die  an  Dlugosz's 
Autograph  lebhaft  erinnert,  zeigen,  dass  wir  in  dem  Cod.  48  der  Uni- 
versitätsbibliothek (zu  Erakau)  eine  Sammlung  von  Concepten  und 
Abschriften  solcher  Stücke  besitzen,  die  aus  der  Kanzlei  Zbygniew 
Ole^nicki^s  hervorgegangen  sind. 

2  Liber  canc.  Stau.  Ciolek  II,  217. 

3  Regesten  Nr.  CXIV. 


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151 

Thorheit  als  auch  die  Ungerechtigkeit  beging,  das  Anrecht  auf 
dieses  Land  dem  deutschen  Orden  zuzusprechen.  Während  des 
Concils  aber  war  ihm  Alles  daran  gelegen  den  Polenkönig,  der 
seiner  Hausmacht  in  Ungarn  wie  dem  allgemeinen  Weltfrieden 
durch  eine  Erneuerung  des  Krieges  mit  dem  Orden  so  ge- 
fthrlich  hätte  werden  können ,  bei  guter  Laune  zu  erhalten, 
und  er  pries  mit  dem  Eifer  eines  Kanzelpredigers  eine  That- 
sache,  die  ihm  allerdings  als  dem  frommen  und  eifervollen 
Christen,  der  er  war,  nur  erwünscht  sein  konnte,  dem  Politiker 
aber,  dessen  Sjmpathieen  stets  auf  der  Seite  des  Ordens 
standen,  insofern  bedenklich  erscheinen  musste,  als  die  Be- 
kehrung Samogitiens,  des  letzten  Heidenlandes  in  Europa,  dem- 
selben den  stärksten  Qrund  seines  Daseins  auflöste.  Beim 
Concil  hatte  diese  Bekehrung,  als  ein  handgreifliches  Beispiel 
ftr  die  Argumentation  der  Polen  wider  den  Orden,  dass  nur 
durch  Predigt  und  Milde  nicht  durch  das  Schwert  der  Glaube 
Christi  zu  verbreiten  sei,  den  stärksten  Eindruck  gemacht. 
Der  Cardinal  Johann  Domenici  von  Ragusa  war  auf  Verlangen 
des  Polenkönigs  ^  nach  Litthauen  gegangen,  um  mit  dem  sich 
ihm  dort  anschliessenden  Erzbischof  von  Lemberg  und  dem 
Bischof  von  Wilna  das  Bekehrungswerk  zu  leiten.  Sowohl  aus 
aofrichtig^er  Zuneigung  zum  Christenthum  als  auch  insbesondere 
aas  handgreiflichen  politischen  Rücksichten,  bemühten  sich 
Jagiello  und  Witold,  dieses  fromme  Werk  nach  Möglichkeit 
tu  fördern.  Angesichts  der  Thatsache,  dass  die  Ordenskanzlei 
bestrebt  war,  in  Europa  überhaupt  und  namentlich  auch  auf 
dem  Concil  dem  Misstrauen  gegen  die  Echtheit  der  christ- 
lichen Gesinnung  des  Königs  und  des  Grossfürsten  Eingang 
zu  verscbaffen,  musste  es  diesen  höchlichst  erwünscht  sein, 
einen  unbefangenen  und  gewichtvollen  Zeugen  in  ihr  Land  zu 
bekommen,  der  später  dem  Concil  die  Versicherung  ertheilen 
konnte,  dass  die  Glaubenstreue  der  beiden  Fürsten  ausser  allem 
Zweifel  stehe.  Und  der  gesandte  Cardinal  vertrat  auch  in  der 
That  später  so  lebhaft  den  König  und  den  Grossfürsten,  dass 
der  Orden  von  dem  Argument  des  falschen  Christenthums  seit 
dieser  Zeit  Gebrauch  zu  machen  aufhörte.  Der  Bericht  des 
Cardinais  an  das  Concil  über  das  im  Winter  1416  bis  1417 
vollzogene  Bekehrungswerk  aus  Troki  in  Litthauen  abgesandt. 


1  Mansi,  A.  c.  XXVII,  931,  Harduin  VIR,  606,  v.  d.  Hardt,  IV,  867. 


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152 

ist  UDS  noch  erhalteD,'  und  ein  Vergleich  desselben  mit  dem 
hier  unten  folgenden  (Nr.  XLVII  [57])  zeigt  klar^  dass  es 
durch  den  Bericht  des  Cardinals,  den  wohl  auch  ein  Schreiben 
des  Poleokönigs  begleitet  haben  wird,  hervorgerufen  ist.  Die 
andern  beiden  Briefe  in  derselben  Sache  von  Martin  V.  und 
Sigismund  müssen  noch  vor  dem  Eintreffen  der  russischen 
Bischöfe  in  Constanz  (Februar  1418)  abgefertigt  worden  sein, 
und  da  der  Papst  auf  seine  eben  erst  erfolgte  Inthronisation 
hinweist,  so  darf  man  dieselben  wohl  unbedenklich  in  den 
December  1417  setzen.  Die  wiederholte  Versicherung  Sigis- 
munds,  dass  die  Nachrichten  aus  Samogitien  eine  ganz  ausser- 
ordentliche Freude  im  Concil  erregt  haben,  wird  auch  gewiss 
der  Wahrheit  entsprochen  haben.  Denn  dass  sich  der  Ring 
der  christlichen  Völker  Europa's  gerade  in  dem  Augenblick 
durch  die  Einfügung  seines  letzten  Gliedes  schloss,  als  die  seit 
acht  Lustren  gestörte  Einheit  der  Kirche  wieder  hergestellt 
worden  war,  musste  als  ein  besonders  glückliches,  das  Gefühl 
der  Zeitgenossen  anregendes  Zusammentreffen  betrachtet  werden. 
Und  welche  Perspectiven  knüpften  sich  nicht  überdies  noch  an 
dieses  Ereigniss !  Welcher  grosse  Dienst  für  die  Weltherrschaft 
des  Papstthums  war  nicht  noch  von  diesen  slavischen  Fürsten 
zu  erwarten!  Beide  Schreiben  weisen  bereits  auf  die  einge- 
leiteten Verhandlungen  mit  der  russischen  Kirche  über  eine 
Union  hin.  Wie  die  Dinge  lagen,  konnten  diese  Verhand- 
lungen nur  durch  jene  Fürsten  geführt  und  gefördert  werden. 
Man  ist  beinahe  erstaunt,  gegenüber  diesen  Aussichten  und 
Vortheilen  den  Papst  so  kurz  und  reservirt  schreiben  zu  sehen, 
aber  der  römische  König  gibt  der  allgemeinen  Stimmung  einen 
lebhafteren  Ausdruck,  der  sich  in  dem  Vergleich  Jagiello's  mit 
Constantin  dem  Grossen  bis  zu  seiner  höchsten  Höhe  auf- 
schwingt. Allein  Papst  Martin  war,  wie  der  Bericht  eines 
Ordensprocurators  (Peter  Wormditt)  ^  aus  eben  diesen  Tagen 
hervorhebt,  weder  vor  seiner  Wahl  noch  nach  derselben  ein 
Freund  der  Polen,  und  gewissenhafter  als  Sigismund  wird  er 
über  der  Freude  an  der  Bekehrung  Samogitiens  nicht  ver- 
gessen haben,  dass  dem  Orden,  den  er  erhalten  wissen  wollte, 
dadurch  der  Boden  seines  Bestandes  entzogen  wird. 


1  Lites  et  res  g^estae  III. 

3  Ungedracktes  Schreiben  im  Eönigsberger  Archiv. 


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153 

In  der  Anzeige  von  der  erfolgten  Papstwahl  (Nr.  CX  [61]) 
duikt  der  König  Sigismund  dem  Polenköuige  für  Geschenke, 
die  nach  der  angefügten  Bemerkung  desselben  in  Pelzwerk 
bestanden  haben  werden.  Aber  er  erwähnt,  dass  dieses  Ge- 
schenk nur  eine  Wiederholung  schon  früher  erwiesener  Auf- 
merksamkeit wäre.  Wir  sind  in  der  I^age  eine  dieser  Auf- 
merksamkeiten, die  schon  wegen  ihrer  Originalität  Beachtung 
verdienen,  näher  bezeichnen  zu  können.  In  einer  im  Besitz 
der  kaiserl.  Kunstakademie  zu  Petersburg  befindlichen  Bilder- 
handschrift, die  zwar  schon  auf  Veranlassung  des  Fürsten 
F.  Gagarin  abgedruckt  aber,  so  viel  ich  weiss,  nicht  veröflFent- 
licht  worden  ist,  und  deren  Verhältniss  zu  der  Bilderhandschrift 
des  Richenthal  noch  zu  constatiren  ist,  findet  sich  auf  p.  28 
ein  Bild  mit  der  Ueberschrift:  ,Hic  rex  Polonie  Romanorum 
regem  munere  insolito  veneratur.  Quippe  taurum  silvestrem 
vivum  in  curru  ligatum  e  regia  (regione?)  sua  misit.  Is  inter 
vias,  priusquam  Constanciam  adveheretur,  mortuus  est,  et  ejus- 
dem  generis  salsamenta  in  uno  vase  adjunxit.  Capto  erant 
bestie  in  Livonia  (sie!).  Image  bestie  similis  erat  magno  bovi 
nigro  copiosiore  in  capite,  spissiore  coUe,  ampliore  pectore,  par- 
vis  acutisque  comibus,  fronte  laciore,  cauda  breviore,  ex  multa 
parte  bubalo  comparabilis.'  Man  sieht  auch  auf  dem  Bilde 
den  von  einem  Pferde  gezogenen  Wagen,  auf  dem  der  todte 
BüfFel  mit  hinten  herabhängendem  Kopfe  li^.  Daneben  eine 
Tonne  mit  dem  Salzfleisch,  und  zwei  Männer,  einer  barhäuptig, 
ein  zweiter  bedeckt,  sind  beschäftigt,  eine  zweite  Tonne  auf 
den  Wagen  zu  laden.  Ein  dritter  Mann  mit  der  Leine  in  der 
einen  Hand  und  mit  der  Peitsche  in  der  andern  leitet  stehend 
das  Fuhrwerk.  —  Dasselbe  Bild  findet  sich  auch  bei  Richen- 
thal, welcher  in  der  hinzugesetzten  Erzählung  noch  bemerkt, 
dass  Sigismund  das  Salzfleisch  dem  Könige  Heinrich  V.  von 
England  zum  Geschenk  gemacht  habe. 


56.  (XLin.)  Constanz,  5.  Mai  1417. 

Ut    nolit   (sc.   rex    Polonie)    attendere    verbis    quorumcumque 
iniqua  loquencium. 

Serenissime  princeps,  frater  noster  charissime !  Pre  affec- 
eione   nimia   quam   ad   vestram    indesinenter   gerimus    regiam 


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154 

fraternitatem,  cum  desiderio  magnO;  valde  nimirum  assidue  ex- 
pectamus  felices  nobis  referri  et  annunciari  de  vestra  Bospitate 
et  Yotivis  successibus  rumoreS;  quare  venerunt  gratissime  yestre^ 
tamquam  mutue  immutabilisque  sincere  dileccionis  et  frater- 
nitatis  incrementa;  b'tere  nobis  nuper  presentate  facientes  recre- 
abiliter  votis  nostris,  quia  per  eas  ad  nos  de  sospitate  vestra 
felicique  statu  expectata  certitudo  pervenit  Verum  etsi  de 
nobis  audire  delectat,  noverit  itaque  vestra  precara  firatemitas 
nos  plena  dono  divine  gracie  incolumitate  vigere  et  successi- 
bus prosperis  ad  vota  gratulari.  Ceterum  intelleximus,  quod 
nonnulli  maliloqui  processibas  nostris  interpretes  calumpniosi 
susurrio  detrahunt  et  apud  V.  F.  contra  nos  sine  causa,  non 
tarnen  sine  malicia  multa  submurmurant.  Non  desinunt  pro- 
fectO;  sicut  audivimuS;  qui  nostram  et  vestram  sinceritatem 
turbare  student,  actus  utrobique  calumpnientur  injuste,  multa 
fingentes  maliciose.  Summam  denique  frater  charissime  constat 
esse  prudenciam,  utrum  sit  fides  danda  relatibus  et  intente 
consideracionis  examine  qualitates  inspicere  relatorum.  Tunc 
enim  accipitur  in  veritatis  claritate  relacio;  cum  a  fide  dignis 
omnique  excepcione  majoribus  refertur,  cum  soleat  hesitacionem 
inducere,  dum  a  verborum  prodigo  aut  zizaniarum  seminatore 
vel  odium  nutrire  moliente  perperam  immittitur.  Fraternitatem 
quidem  et  confederacionem  inter  nos  ab  una  nee  non  inter  vos 
et  illustrissimum  principem  Älexandrum  alias  Wytaudum  mag- 
num  ducem  Lituanie  fratrem  alterutrum  communem  parte  ex 
altera  contractam  sie  precordiis  nostris  impressimus,  sie  eas 
consignatas  semper  retinuimus  et  retinemus  in  memorie  archivo, 
quod  continuatis  ad  vos  et  ducem  memoratum  imo  auctis  con- 
tinue  charitatis  et  fraternitatis  affectibus  nullo  unquam  tempore 
in  rerum  gerendarum  veluti  in  propriis  fraterne  soUicitudinis 
instancia  tepuit  nee  promptitudo  accurate  diligencie  tepescet 
in  futurum.  Potissimum  attento,  quod  justicia  et  charitas  in 
hujusmodi  fraterna  consideracione  tam  firmiter  complexe  sunt 
societate  indissolubili  quasi  in  uno  eodemque  individuo  com- 
municanteS;  quod  una  sine  altera  plene  non  possit  haberi,  et 
qui  ledit  alterutrum,  pariter  oflFendit  utrumque.  Obstruantur 
igitur,  frater  charissime  utrobique  ora  loquencium  iniqua,  locus 
detraccioni  non  detur,  nee  pandatur  detractori  auditus,  sie  enim 
iniquitas  confusa  succumbet  et  equitas  gloriosa  triumphabit 
fraternitatisque  mutue  soliditas  inviolata  manet  attingens  a  fine 


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usqae  ad  finem  fortiter  et  cuncta  utrimque  gerenda  negocia 
integritate  incorrupta  disponit  suaviter.  Datum  Constancie 
qainto  die  Maji,  regnorom  nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XXXP 
Romanoram  vero  VII*. 


57.  (XLVn.)  Constanz,  28.  Mai  1417. 

Recommendative   scribit   cuidam    (sc.    regi   Felonie)    qui   con- 

yertit    quam     plurimos     infideles    ad    fidem    christianam    per 

baptismi  sacramentum. 

Serenissimo  et  illustri  priDcipibus  Wladislao  dei  gracia 
regi  Polenie  etc.  fratri  et  Alexandre  alias  Witaudo  magno  duci 
Litaanie  consanguineO;  nostris  charissimis  Sigismundus  eadem 
gracia  etc.  salutem  et  spiritum  sapiencie  attingentem  a  fine 
usque  ad  finem  fortiter  et  disponentem  omnia  suaviter!  Sere- 
nissimi et  illustres  principeS;  frater  et  consanguinee  charissimi ! 
Dum  intra  mentis  nostra  arcana  sedula  meditacione  revolyimus 
damque  ad  fidei  vestre  fragranciam,  pro  qua  tamquam  pro 
bravio  in  campo  virtutum  currentes  intrepide  militatiS;  interiores 
ocolos  extendimus;  quid  nempe  aliud  nisi  deum  qui  glorificatur 
in  consilio  sanctorum^  laudare  ac  in  suis  prodigiis^  quem  nostris 
secolis  occulta  fide  contigimus,  convenit  gloriari;  hinc  etenim 
non  parvam  revera  frater  ac  consanguinee  nobis  charissimi 
nedum  nos  quinimo  universalis  nostra  mater  in  spiritu  sancto 
hie  collecta  ecclesia  spiritualium  gaudimoniorum  nuper  suscepi- 
mos  leticiam,  dum  literis  vestris  tam  sacro  concilio  quam  nobis 
dnlcissime  intonantibus  tot  catervas  gentis  Samc^tice  et  signanter 
duo  millia  procerum  seu  nobilium  gurgite  sacri  baptismatis  a 
coecitate  cordium  errorumque  labe  illustratas  lotasque  cogno- 
vimns.  Quodque  ad  consumacionem  sanctorum  in  opus  tanti 
misterii  et  in  edificacionem  corporis  Christi  certos  pastores 
aHosque  doctores  tamquam  operarios  in  messem  multam  mittere 
conducereque  curavistis,  hoc  nobis  qui  circa  preardua  unionis 
Christi  fidelium  non  mediocriter  de  presenti  fatigamur  negocia; 
ampliorem  precordiorum  ingerit  leticiam  laboremque,  quo  qno- 
tidiana  sollicitudine  deprimimur^  allevians  nos  multifarie  recreat 
et  confortat.  Hec  est  quippe  vere  fraternitatis  societas,  que 
nos  alterutrum  quamquam  presencia  corporali  procul  motos  in 
unitate  spiritus  adeo  conglomerat  sicque  concurrentes  in  stadio 


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ad  vite  eterne,  ut  optamus;  bravium  parificat^  ut  nos  circa 
restaurandam  pacem  ecclesie  ipsiusque  reformacionem  herese- 
orumque  exterminium  alia  eciam  quam  plurima  negocia,  quan- 
tum  nobis  convenit,  quantumque  e  coelo  infunditur;  indesinen- 
tibus  studiis  operas  impendimus.  Vos  non  minus  divinitus 
inflammati  ad  pacem  nusquam  cum  deo  suisque  fidelibus  prius 
habitam  filios  ire  longeque  a  salute  positos  dulciter  invitatis. 
Nos  preterea  circa  fermenti  veteris  malicie  et  nequicie  expur- 
gacionem  non  segniter,  ut  credimus  insistimus,  vos  procul  dubio 
in  azimis  sinceritatis  et  veritatis  fidei  videlicet  orthodoxe  pro- 
paginibus  nihilo  segnius  desudatis.  Nos  denique  occidens  perdiu 
prob  dolor  a  solis  veritate  profugus  ut  reducatur,  soUicitat,  per 
vos  nempe  oriens  novo  lucis  radios  tamquam  sidus  producit 
feliciter  matutinum.  Qua  de  re  a  solis  ortu  et  ocoasu  nomen 
domini  nobis  utrirnque,  qui  sub  potencia  virtutis  ejus  terrena 
sceptra  gubemamus^  laudare  convenit  et  ipsum  in  cordis  puri- 
tate  deprecari  non  dedecet,  quatenus  sub  potenti  manu  sua 
bestes  fidei  pacisque  emulos  misericorditer  in  diebus  nostris 
humiliet  yelitque  nos  in  die  visitacionis  pro  sui  nominis  gloria 
militantes  exaltare,  et  licet  ad  tanti  tamque  salutiferi  operis 
scilicet  fidei  catholice  prosecucionem  in  dicta  gente  Samogitica 
vos  Stimulare  amplius  minus  expediat;  verumtamen  nos,  qui 
vobis  et  fraterne  charitatis  insolubili  glutinio  aliisque  justis 
federibus  quoad^  vixerimus,  alligamur^  vestras  nibilominus  pro 
augmento  fidei  decoreque,  quam  diligitis,  sancte  matris  ecclesie 
fraternitatem  amiciciamque  obnixius  obsecramus,  ut  in  eadem 
vinea  domini  quam  feliciter  plantare  incepistis,  magis  ac  magis 
habundando  ipsam  doctrinarum  imbribus  roreque  fidei  irrigare 
salubriter  disponatis,  quodque  illa  apud  Grecos  heccine  obum- 
brata  et  obfirmata  sedis  apostolice  rebellis  vestris  opimis 
hortatibus  ac  aliis  oportunis  mediis,  que  auctore  deo  scitis 
facere  et  potestis,  ad  gremium  sancte  matris  ecclesie  et  ad  ovile 
unicum,  a  quo  sie  dampnabiliter  aberravit  salubrius  reducatur; 
ad  quod  flammato  desiderio  vobiscum  in  eo  qui  ecclesiam  suam 
novo  semper  foetu  multiplicat^  reddimur  plena  promptitudine 
compotes  et  toto  corde  conformes.  Datum  Constancie  vigesima 
octava  die  Maji. 


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58.  (IL.)  Constanz,  8.  Juni  1417. 

Commendat  quendam,  qui  yult  exercere  actus  militares  et  quod 
velit  favorabiliter  suscipere  et  tractare. 

niustris  princeps,  consanguinee  charissime !  Quia  strenuus 
Vincencius  de  Somotow  '  (sie !)  miles  illustrissimi  principis 
Wladislai  regis  Polonie  etc.  fratris  nostri  cbarissimi  familiaris, 
fidelis  noster  dilectus  pro  actuum  militarium  exercicio  nonnullas 
mundi  partes  et  non  minus  dominia  et  territoria  vestra  vestram- 
que  dileccionem  visitare  proponit;  ideo  dileccioni  vestre  eundem 
Vincencium  magno  recommendamus  affectu  desiderantes  vosque 
affectuose  rogantes;  quatenus  ipsum,  dum  ad  vos  pervenerit, 
nostre  consideracionis  intuitu  benigne  suscipere  favorabiliter 
tractare  et  in  omnibus  suis  agendis  et  promocionibus  habere 
yeUtis  propensius  recommissum ;  in  eo  nobis  consanguinee  cha- 
rissime gratam  plurimum  complacenciam  ostensurus.  Datum 
Constancie  octava  die  Junii  etc.  etc. 


59.  (LX.)  Constanz  (Juni  1417). 

Super  desponsacione  cujusdam  magnatis  filie  in  reginam  regni 

Polonie. 

Serenissimo  principi  Wladislao  dei  gracia  regi  Polonie 
fratri  nostro  charissimo  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  salutem 
et  utriusque  hominis  longevam  sospitatem!  Serenissime  prin- 
ceps  frater  noster  charissime!  Pleno  scimus  nee  extraneas  testium 
asserciones  exquirimus,  quanta  sit  erga  nostri  nominis  augmenta 
vestre  affeccionis  inten cio  quantusque  refloreat  erga  Status 
nostri  fastigia  vestre  ardor  fraternitatis,  dum  ipsa  rerum  ex- 
periencia  docente  jugiter  experimur,  ob  hocque  libenter  et  spe 
successiva  nostrorum  successuum  atque  Status  qui  per  dei  gra- 
ciam  prospere  et  ad  vota  auctis  feliciter  incrementis  prospe- 
rantur,  insinuacione  veridica  concurrimus^  nee  indignum  esti- 
mantes,  si  nos  qui  inter  hujus  vie  et  vite  varietates  prosperitatis 
.  gustu  reficimur,  de  vestre  felicitatis  statu  et  successibus  magni- 


^  Soll  heissen  Szamotöl  ans  dem  Wappen  Nal^cz;  er  war  später  Castellan 
Yon  Meseritz  and  einige  Zeit  Statthalter  in  Rothrussland. 


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fice  ubilibet  placida  cordis  et  fructuosa  operis  attencione  con- 
gratulamur.  Accessit  enim  in  odorem  magne  leticie  et  in  grande 
participium  nostrorum  gaudiorum;  dum  inclytam  Elizabeth 
natam  quondam  magnifici  et  potentis  Ottonis  de  Pyliz  palatini 
Sandomiriensis,  quam  sincere  dileccionis  frequencia  ipsius  lau- 
dabilibus  morum  venustati  generöse  propagacionis  stemma- 
tibus  et  omatibus  virtutum  mirifiee  circumdatam  specieque  et 
pulchritudine  decoratam,  meritis  exigentibus  preelegistis  in 
reginam  legitime  matrimonio  ^  lateri  vestro  associatam;  ad  nos 
gratissima  relacione  pervebit,  que  nos  in  consolacionum  vestra- 
rum  exultantibus  animis  consorcium  nimirum  evocavit  et  vestrum 
regnique  vestri  commodum  exinde  resultare  nobis  in  solidum 
representavit.  Sic  est  viri  et  uxoris  divinitus  commixta  con- 
dicio;  quod  una  caro  de  duabus  efficitur  per  sacramentum 
matrimonii  virtute  verborum  Dei,  humane  quippe  leges  ab 
externe  sapiencie  fontibus  derivate  ipsos  conjuges  individoam 
vite  consuetudinem  obtinere  representant ;  qua  de  re  una  domus 
commixta  familia  alterutrius  reputatur,  et  idem  Privilegium 
auctoritasque  unica  designatur.  Inter  caetera  namque  de  quibus 
divina  potencia  vobis  gratificari  conmercio  in  eodem  posset, 
nullum  vobis  et  regno  vestro  munus  communi  voto  melius 
nullumque  vestris  profectibus  efficacius  arbitramur^  quam  do- 
mino  largiente  ipsius  conjugis  vestre  mutua  fecunditate  gre- 
mium  nove  prolis  fetu  multiplicari  spe  future  prosperitatis  et 
regni  vestri  Status  et  tranquillitas  secundiori  robore  confirmari 
dinoscitur,  et  exinde  vestri  dominii  salus,  hinc  vita  pacifica 
crescat  populorum.  Hec  profecto  sunt  afFeccionis  certissima 
pignora  principis  ad  subjectos,  que  fidem  et  graciam  preparavit 
subditorum^  et  quamquam  interdum  in  foeminea  preheminencia 
regnorum  jura  regnanciumque  solia  non  quiescant^  grata  tamen 
hec  vestra  consors  debet  esse  in  fecunditate  futura  cum  mas- 
culis,  que  velut  tempestiua  paranympha  sequencium  et  archa 
certissima  masculorum  et  reginalis  nova  consorcio  indubitatam 
vobis  domino  faciente  de  futuris  regibus  copiam  probabiliter 
repromittit.  Negocia  vero  sacri  Constanciensis  concilii  coope- 
rante  spiritu  sancto  paracllto^  qui  illa  aspirando  prevenit  eciam 
adjuvando    prosequetur,    ad    consolacionem    populi    Christiani 

<  Die  Hochzeit  fand  am   1.  Mai   1417  statt;    der  Brief  SigiBmunda  dürfte 
also  etwa  im  Anfang  des  Juni  geschrieben  sein. 


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anhnaramqne  salutem  cottidie  in  melius  reformata  dispoiiutitür^ 
sperantes  in  futora  proxima  eleocione  summi  pontificis  totum 
^regem  dominicum  in  unam  fidei  graciam  revocatum  ad  salu- 
bria  dirigendum  et  expurgato  veteris  soissure  fermento  nove 
reparacionis  et  antique  felicitatis  antidota  resumpturum  etc.  etc. 


60.  (IV.)  Constanz,  29.  Juni  1417. 

Legitimacio  (sc.  filii  ducis  Mazovie). 

Sigismundus  etc.  notificamus^  notuin  facimus   tenore   pre- 

sencium  quibus  expedit  universis  ad  perpetuam  rei  memoriam. 

Dignum  esse  decrevimus  et  consentaneum  racioni,  ut  hi,  quos 

interdum  in  I^timis  actibus  defectus   natalium    impedit,   legi- 

timacionis  honore  per  principem  reparentur  et,  si  quando  super 

bis  imperialis  favor  fidelium    suorum   supplicacione  requiritur, 

liberaliter  largiatur.    Hinc  est,  quod  cum  illustris  princeps  Se- 

mouitus  dux  Mazovie  avunculus  noster  et  sacri    imperii   fidelis 

dilectus   pro   legitimacione  Miklus   filii  sui,    quem  ipse  dudum 

solutus  ex  muliere  soluta  nobili  se   asserit  genuisse,   majestati 

Dostre  humiliter  et  cum  instancia  debita  fecerit   supplicari,   ut 

ipsi  Miklus   super  hujusmodi   defectu   natalium  dispensacionis 

et  legitimacionis  nostre  graciam  ex  innata  nobis  clemencia  dig- 

D&remur   impendere   et   regio   favore   nostro    ipsumque   Miklus 

legitimare   et  ad   legitima  jura   reducere   graoiose,    nos  igitur 

sapplicacionibus  hujusmodi  pro  parte  memorati  ducis  Semouiti 

benignius  inclinati  de  Romanorum  regio   plenitudine   potestatis 

nostre  ac  ex  certa  nostra  sciencia  ipsum  Miklus,  spurium  esse 

scientes  l^itimamus  giaciose  et  ad  omnia  jura  legitima  resti- 

tuimus,   ut  tanquam   legitimus  et   de   legitime   tfaoro   natus  in 

bonis  patemis  et  maternis,  que  feodalia  non  existunt,  succedat 

absque    tarnen    legitimorum   heredum   prejudicio,    quantum    ad 

soccessionem  bonorum  hujusmodi;    dantes  nihilominus  et  con- 

cedentes  eidem  Miklus  Indulte  Romano  regio  auctoritatem  licen- 

ciam  habilitatem  et  potestatem,  quod  omnibus  actibus  publicis 

et  privatis  oflficiis   juribus   honoribus    et   dignitatibus    quibus- 

eonqoe  ex  nunc  in  antea  uti  preesse  et  potiri  valeat  absque  omni 

bnpedimento  nee  non  ad  quoslibet  honores^  dignitates  et  officia 

admitti  ac  omni  statu  et  condicione   gaudere   debeat  et  possit, 

qnibus  legitimi    et  de  legitime  thoro   nati   in  judicio  vel  extra 


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utuntur  et  potiuntar  et  ad  quos  quas  seu  que  de  jure  vel 
coDSuetadine  admittuntur;  eciamsi  talia  forent^  de  quibus  in 
presentibus  expressam  oporteret  fieri  mencionem  aliqua  lege 
generali  vel  speciali  in  contrarium  edita  non  obstante.  Nulli 
ergo  hominum  liceat^  hanc  nostre  legitimacionis  habilitacionis 
dispensacionis  ac  gracie  paginam  infringere  aut  ei  quovis  ausu 
temerario  contraire.  Si  quis  autem  hoc  attemptare  presump- 
Berit  nostram  et  imperii  sacri  indignacionem  gravissimam  tociens 
quociens  contrafecerit,  eo  facta  se  noverit  incursurum.  Presen- 
cium  sub  nostre  majestatis  sigilli  appendentis  testimonio 
litterarum.  Datum  Constancie  anno  domini  milleBimo  quadrin- 
gentesimo  decimo  et  septimo^  penultimo  die  Junii  regnorum 
nostrorum  anno  Hungarie  etc.  XX  XP.  Romanorum  vero  VII™*. 


61.  (CX.)  Constanz,  11.  November  1417. 

Annunciacio  eleccionis  summi  pontificis  regi  Felonie. 

Salutem  et  perfecte  felicitatis  ecclesiastice  integritatem ! 
Serenissime  princeps  frater  noster  charissime !  Cognovimus  fidei 
et  virtutis  vestre  testimonia  gloriosa  et  religionis  catholice 
honorem  sie  exultanter  adaugere,  ut  in  yestris  meritis  ac  lau- 
dibuB  in  propagacione  fidei  orthodoxe  unioneque  sacrosancte 
matris  nostre  Romane  et  universalis  ecclesie  grata  contem- 
placione  veluti  presentes  participes  utrobique  et  cooperatores 
ministeriorum  dei  pariter  computemur.  Cupientes  namque 
fraternitatem  vestram  felicibus  sacri  Constanciensis  generalis 
concilii  nostreque  majestatis  recreare  presagiis  et  successibus, 
fraternitati  vestre  ad  gaudium  duximus  intimandum^  quod  ne- 
gociis  Omnibus  hie  pro  voto  dispositis  et  ad  honorem  ex- 
ultacionemque  ejusdem  matris  nostre  sacrosancte  ecclesie  ac 
totius  christianitatis  salubriter  ordinatis  die  lune  octavo  in- 
stantis  mensis  Novembris  reverendissimi  in  Christo  patres  et 
domini  domini  sacrosancte  Romane  ecclesie  cardinales  sacrum 
coUegium  facientes  numero  XXIII  nee  non  de  quinque  nacioni- 
bus  singulis  singuli  sex  electi  concorditer  et  deputati  ante  solis 
occasum  in  conclavim  intravere  juxta  sacri  concilii  determina- 
cionem  pro  eleccione  supremi  fiituri  pontificis  in  spiritu  sancto 


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congregati  deliberati  editurique  juxta  traditam  et  impositam  a 
dicto  sacro  concilio   eis   formam   a   sanctis   patribus  institatam 
lalubriter  opus   tarn    sanctum   et  divinum  tractaturi   et   deter- 
miuaturi,  nobis  quippe  presentibus  ad  beneplacitum  sacri   con- 
cilii  porte  palacii  conclavis    eadem   die   de   sero  a  foris  clause 
foerunt,   ut  moris    est,   et   serate.     Exultemus    profecto    frater 
charissime  in  dextera  propiciacionis  divine,    que   sua   omnipo- 
tenti  gracia  prestitit,  ut  hac  ipsa  die  nobis  via  panderetur,  per 
quam  ipso  largiente  populus   christianus    de   tenebris   pestiferi 
schismatis  lustris  octo  fere  jam  peractis  perniciose  tractatus  et 
lacessitus  respiraret  ad  radium  lucis  et  unitatis  ecclesie  sancte 
dei,  et  pro   graciarum    accione   non  prout  et  quam  debemus, 
quia  non  sufficiunt  ad  hec  humana  ingenia,  sed  quam  humana 
finit  fragilitaSy  possetenus  offerentes,   ut  pax  Christi  exultet  in 
cordibus  nostris  in  quo  vocati  sumus  in  uno  corporO;  nam  cum 
ecclesia  ona   sit  et  mens   unica   et    individua    concordia,    quis 
domesticus  fidei  in  populi  christiani  laudibus  tamquam  in  suis 
propriis  non  gratuletur,   aut  que  fraternitas   non   in    communi 
christicolarum  gaudio  ubique  letetur?  Exprimi  satis  non  potest, 
quanta  ista  exultatio   fuerit   et   quanta  leticia,   cum   de   tantis 
negociis  prospera  et  forcia  comperimus  evidenter  christianitati 
arridere  et  novo  prolis  fecunditate  ecclesiam  militantem  uberrime 
germinare.    Hortamur  plane,  quantum  possumus,  frater  charis- 
sime pro  charitate  mutua  qua  invicem  coheremus,  ut  quia  provi- 
dencia  divina  instruimur  et  ejus  misericordie  consiliis  salubriter 
admonemur  adventasse  jam   boni   certaminis   cursum  et  finem 
agonie  nostre,  jejuniis  vigiliis  oracionibus  et  charitatis  operibus 
insistere  cum  omni  plebe  subjecta  non  desinamus,   sed  incum- 
bamuB  crebris  et  assiduis  deprecacionibus ;  hec  sunt  enim  nobis 
moenia    celestia  que   stare   et   perseverare   in    bonis    operibus 
fortiter  faciunt ;  hec  sunt  munimenta  spiritualia  et  tela  celestia, 
que  protegunt ;  memores  nostri  invicem  simus,  concordes  atque 
unanimes,  vigilemus  ergo,  ut  fructus  utrobique  domino  largiente 
Yos  ibi  et   nos   hie   multiplicati   et   coadunati  virtuteque   unita 
concreti   gregis   dominici   incrementa  fructuosa  operum   proba- 
cione  indesinenter  ostendamus,  ne  quid  pereat,  etsi  captum  forte 
quid  fuerit  vocibus  divinorum  eloquiorum,    ad  gregem  domini- 
cum  reducamus,  ut  ille  qui  pastor  pastorum  est,  vigillasse  nos 
circa  ovile  suum  suo  dignetur  miseracionis  iudicio  comprobare 
et  in  propagacione   sui    nominis   ejusmodi  laborum  mercedem 

▲rcUr.  Bd.  LIX.    I.  H&Ifte.  11 


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et  fidei  intemerate  coronam  immarceBoibilem  in  patria  et  in 
dilecta  tabernacula  sua  virtutum  ecciesie  triamphantis  post 
hujus  vie  et  vite  decursum  propicius  introducat  feliciter  cum 
ipso  regnaturos  sine  fine,  Amen!  Multiplicata  vero  et  fraterne 
nunc  renovata  exenia  more  solito  pro  parte  vestre  fraternitatis 
eo  placibiliora  nobis  provenere,  quo  temporis  asperitatem 
imminentis  hyemalis  naturali  virtute  calefactiva  procul  repellunt, 
graciarum  proinde  vestre  fraternitati  exsolventes  uberes  acciones. 
De  aliis  autem  incumbentibus  ambasciatores  vestri  vestram 
fraternitatem  lacius  cerciorabunt.  Datum  Constancie  unde- 
cimo  (?)  die  Novembris,  regnorum  nostrorum  etc.  etc. 


62.  (CXn.)  Constanz  (Spätherbst  1417). 

Scribit  regraciando  regi  Polonie  de  exenio  misso.^ 

Serenissime  princeps  et  domine  domine  mi  graciosissime! 
Missam  subam  de  immensa  liberalitate  vestra  mihi  capellano 
vestro  humili  in  tempore  oportuno,  ut  me  prot^at  in  regione 
ista  humida  et  frigida  a  frigoris  asperitate,  quid  retribuam  porro 
in  bonis  non  habeo^  et  graciarum  accio  non  sufficit,  dum  vicis- 
situdinem  mee  devocionis  excedat^  ipsam  denique  amictus  et 
indutus  procul  absunt  a  me  gelide  minantis  et  invadentis  sevicie 
hyemalis  temporis  tempestates,  et  dum  legende  tocies  leccio 
gloriosa  mihi  occurrit,  qualiter  vestra  serenitas  dona  in  me 
continuat,  meam  äuget  devocionem,  ad  queque  serenitatis  vestre 
beneplacita  et  mandata  talique  augmento  obligacionis  habun- 
dancius  me  licet  insufficientem  efficit  debitorem.  Sed  quid 
retribuam?  Ecce  in  supplementum  exiguum  possibilitatis  mee 
obligacionem  cum  serviciorum  et  oracionum  veniunt  et  concumint, 
sed  obligacionem  talis  facultas  non  extinguit  (!),  et  quicquid  potero 
semper  ad  mandata  vestra  faciam  equali  sorte  in  ministerio 
Serenissimi  domini  mei  regis  Romanorum  et  vestri  individua 
fratemitate  vestre  regio  majestatis  associati  jugiter  potiturus. 
Datum  Constancie  etc. 


Da  auch  in  diesem  Brief,  wie  am  Schluss  des  vorhergehenden!  von  der 
nahe  bevorstehenden  Winterkttlte  die  Rede  ist,  so  ist  er  wohl  jedenfalls 
in  den  Spätherbst  1417  zu  setzen. 


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163 


63.  (CXm.)  Constanz   (1417). 

Begraciatur  de  promocione  sua  cancellario  ^  regiB  Polonie. 

Reverende  pater  domine  et  amice  precolende!  Quantis 
possum  prosequor  accionibus  graciarum  sinceros  et  utiles  beni- 
volencie  et  charitatis  affectus  quos  vestra  bonitate  liberalitatis 
extendistis  et  nunc  licet  immerito  apud  serenissimam  regiam 
majestatem  Polonie  dominum  utrobique  potentem  et  gloriosum 
realiter  ostendistis;  sane  quantum  ex  bis  vobis  et  vestris  debi- 
torum  obligacionibus  adstringar^  non  ignoro  et  satis  probat 
beneficiorum  et  donativorum  missorum  liberalitas  et  evidencia 
perceptorum.  Fiducialiter  igitur  a  me  tali  vestro  debitore  po- 
testis  exigere,  quicquid  potest^  cum  eciam  ultra  possibilitatis 
affectus  obsequiose  ultroneus  exhibeat  terminus  voluntatis. 
Scripta  Constancie  etc. 


64.  (CXVn.)         Constanz  (December  1417). 

Regi  Polonie  a  papa  Martine  V***.^ 

MartinuB  etc.  carissimo  in  Christo  filio  Wladislao  regi 
Polonie  illustri  salutem  etc.  Magnam  cordi  nostro  charissime 
fili  tuomm  qui  nobiscum  degunt  oratorum  novitates  gratissime 
naper  accumularunt  in  domino  leticiam,  dum  sponsa  Christi 
sancta  mater  ecclesia  nobis  licet  immeritis  divino  pridie  copu- 
lata  presidio,  scbismatis  horridi  sepulsa  caligine,  extinctoque 
sterilitatis  inveterato  opprobrio,  admirabili  novoque  quodam 
filiorum  adopcionis  germine  ad  instar  vitis  fructifere  fecundare 
non  desinity  dum  Samogiticus  scilicet  populus  qui  ambulabat  in 
tenebris  tuis  accuratis  vigiliis  in  viam  pacis  et  fidei  dirigitur 
et  lumen  conspicit  infallibilis  veritatis.  Audito  itaque  venera- 
bilium  fratrum  nostrorum  Jo(hanni8)  archiepiscopi  Leopoliensis 
et  Petri  Wilnensis  episcopi  circa  conversionem   babtismataque 


^  Albert  Jastrz^biec,  Bischof  von  Krakau. 

2  Mehrere  Wendtmgen  zeigen,  dass  dieser  Brief  ganz  kurz  nach  der  Wahl 
Martins  —  also  etwa  im  December  1417  erlassen  worden  ist.  Später 
war  die  Stimmung  Martins  den  Polen  nicht  mehr  so  günstig. 

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164 

populi  tarn  insigniB  fideli  sollicitudine  qua  tamquam  utiles 
operarii  in  messem  multam  pridem  a  sacrosancta  generali  Con- 
stanciensi  synodo  jaxta  tui  postulacionem  destinati  manipulos 
uberes  fidei  orthodoxe  viminibus  colligentes  in  horreum  patris 
familias  nostri  videlicet  redemptoris  copiose  conduxerunt  con- 
ducereque  reliquias  ipsius  gentis  indefesse  satagunt  et  laborant, 
ad  grates  non  quas  debuimus,  sed  quas  potuimus  omnipotencie 
salvatoris  pro  tantis  miseracionibus  ex  intimis  cordis  nostri 
consurreximus  non  cessantes  orare  suam  ineffabilem  clemen- 
ciam;  quatenus  qui  bonum  opus  per  te  feliciter  coepit,  ipse 
pei^ficiat  teque,  qui  sub  potenti  manu  sua  armis  indutus  justicie 
scutoque  veritatis  ac  fidei  circumdatus  non  segniter  militas, 
exaltet  in  ecclesia  beatorum.  Nosque  preterea  se  tuis  saluta- 
ribus  votis  in  domino  conformantes  ecclesiis  ac  locis  piis;  que 
jam,  ut  credimus,  pro  cuitu  divino  erigi  ac  plantari  in  medio 
neophytorum  hujusmodi  procurasti,  de  incorruptibili  thesauro 
ecciesie  dona  spiritualia  prestante  altissimo  largiter  efifundimus; 
devocionem  tuam  in  domino  nihilominus  obsecrantes,  quatenus 
juxta  tuarum  literarum  continenciam^  que  paulo  ante  nostram 
ad  apicem  apostolatus  assumpcionem  super  reducendis  schis- 
maticis  tue  potestati  subjectis  predicto  sacro  concilio  fuerunt 
exbibite,  magis  ac  magis  et  quantum  tibi  a  patre  luminum 
prestabitur,  prefatos  schismaticos  et  alios  infideles  ad  sinum 
sancte  matris  ecclesic;  a  quo  tantis  aberrarunt  temporibus^  modis 
debitis  reducere  ac  benigniter  inducere  ac  reduci  committas^ 
quos  contemplacione  fidei  confovebimus  in  visceribus  cbaritatis; 
et  si  quid  circa  ipsorum  reduccionem  difficultatis  quoquomodo 
emergeret,  de  plenitudine  potestatis  apostoiice  prava  indirecta 
et  aspera  in  vias  planas  divina  nobis  suffragante  clemencia 
faciemus.     Datum  Constancie  etc. 


66.  (CXVm.)       Constanz  (December  1417). 
Ad  regem  Polonie  in  forma  consimili  a  rege  Romanorum. 

Serenissimo  principi  Wladislao  dei  gracia  regi  Polonie  etc. 
fratri  nostro  charissimo  Sigismundus  eadem  gracia  etc.  salu- 
tem  etc.  Qui  post  terrenam  potestatem  serenissime  princeps 
frater  noster  charissime  coelestis  regni  gloriam  cupit  acquirere 


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165 

ad  faciendnm  lucrum  suo  creatori  debet  enixius  laborare,  ut 
adeaque  desiderat,  operacionis  sae  gradibus  possit  ascendere; 
ßicut  V08  in  gloria  conversionis  gentis  Samogitice  per  reveren- 
dorum  in  Christo  patrum  Jofaannis  archiepiscopi  Leopoliensis 
et  Petri  Wilnensis  episcopi  mediantibus  salutaribus  induccioni- 
bu8  et  exhortacionibus  fecisse  gaudemus.  Festive  siquidem 
jucunditatis  gaadia  cum  coelestibus  civibus  super  peccatoris 
conversione  letantibus  celebrare  debent  summo  opere  omnes 
Christi  charactere  insigniti,  cum  vident  operante  gracia  salva- 
toris  vestraque  gloriosa  cooperacione  nostris  temporibus  gen- 
tilitatis  reliquias  ad  fidem  Christi  converti,  oleastri  ramos  inseri 
olive  fecunde,  vasa  terre  vasa  fieri  gracie  ac  habitaculum  spiri- 
tanm  immuudorum  fieri  spiritus  sancti  templum.  Nam  ecce 
miserator  et  misericors  dominus  qui  vocat  ea  que  non  sunt, 
tanquam  ea  que  sunt,  gentem  ipsam  Samogiticam  vocando  ad 
graciam  charismatum  donorum,  que  diu  sub  ignorancie  tenebris 
ambulando  Dei  omnipotentis  noticiam  non  habebant,  nuper  sue 
gracie  lumine  illustrativ  ut  suo  deinceps  creatori  reverenciam 
exUbeant  et  honorem  salubriter  et  devote,  sicut  damnose  pre- 
ßtabant  usquequaque  creature,  et  redemptorem  nostrum  Jesum 
Christum  cultu  diligant  precipuo  et  venerentur.  Ipse  namque 
qui  est  sapiencia  Dei  patris  per  quedam  sui  magisterii  occulta 
argumenta  illas  gentes  Samogiticas  pene  omnes  ad  fidem  ka- 
tholicam  traxit  et  corda  eorum  postmodum  eterna  visitacione 
iUnminans  unda  sacri  babtismatis  regeneravit,  vosque  de  salute 
eorundum  soUiciti,  ut  in  fide  katholica  erudirentur,  cathedralem 
et  alias  ecclesias,  in  quibus  rectores  providos  ad  dandam 
scienciam  salutis  plebi,  prout  epistolarum  pagine  testabantur, 
deputastis:  unde  et  sicut  nobis  sie  et  coeteris  katholicis  potis- 
idmum  principibus  et  magnatibus  magna  leticia  facta  est,  ita 
quod  de  perfecta  operacione  vestra  eciam  angelis  fiat  gaudium 
in  coelis,  ut  et  hie  feliciter  regnetis  et  vivatis  et  post  longa 
annorum  tempora  future  quoque  gaudia  vite,  que  finem  habere 
nesciunt,  capiatis  et  glorie  vestrum  cor  ad  operanda  que  dixi- 
mus,  gracie  sue  flagrancius  igne  succendat  et  eterne  mercedis 
fructum  de  placita  sibi  operacione  concedat.  Qualis  frater 
charissime  erga  cunctos  orthodoxe  fidei  cultores  gloria  vestra 
excitat,  quantaque  illis  solacia  vel  qualem  charitatem  de  vestris 
studiis  cordibus  credencium  nata  leticia  prestiterit,  et  omni- 
potentem deum  benediximus,  qui  conversionem  gentis  predicte 


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166 

mercedi  vestre  dignatus  est  propicius  reservare,  et  quoniam 
Deo  volente  aptum  nunc  tempus  est,  agite,  ut  divina  gracia 
cooperante  cum  augmento  possitis,  quod  restat,  in  eadem  et 
qualibet  gente  alia  a  via  recta  catholica  devianti  et  infidelitatis 
errore  laboranti  reducere,  ut  et  magnum  omnipotenti  Deo  devo- 
cionis  vestre  studio  sacrificium  afferatis  et  ea  que  de  vobis 
narrata  sunt,  et  crescant  et  vera  esse  modis  omnibus  conspi- 
ciantur.  Servata  quippe  veritate  historie  quid  est  aliud,  quod 
diluvii  tempore  humanum  geuus  extra  archam  moritur  ad  vitam 
vero  in  archa  servatur;  nisi  hoc  quod  aperte  cernimus,  quia 
infideles  quosque  extra  ecclesiam  peccati  sui  unda  perimit  et 
fideles  suos  in  iide  atque  charitate  sancte  ecclesie  unitos  quasi 
archicompago  custodit.  Propter  hoc  edepoi  frater  charissime 
oranipotens  Dens  bonos  quosque  ad  populorum  regimina  per- 
ducit,  ut  per  eos  omnibus,  quibus  relata  fuerint  dona  sue  pietatis, 
impendat,  quod  vestro  ministerio  in  Samogitica  gente  factum 
cognouimus,  cui  vestra  gloria  idcirco  est  preposita,  ut  per  bona 
que  vobis  concessa  sunt,  eciam  subjecte  vobis  gentis  superna 
beneficia  preparentur.  Et  ideo  gloriose  frater  eam  quam  acce- 
pistis  divinitus  graciam,  soUicita  mente  custodite,  christianam 
fidem  in  populis  vobis  subditis  extendere  festinate,  zelum 
rectitudinis  vestre  in  eorum  conversione  multiplicate,  idolorum 
cultus  avertite,  fanorum  edificia  evertite,  subditorum  mores  in 
magna  vite  mundicia  per  bonos  predicatores  evangelizantes 
bona  exhortando  arguendo,  corrigendo  et  boni  operis  exempla 
ministrando  edificate,  ut  illum  retributorem  inveniatis  in  coelo 
cujus  nomen  atque  cognicionem  dilataveritis  in  terra.  Ipse 
enim  vestre  glorie  nomen  eciam  posteris  gloriosius  reddit, 
cujus  vos  honorem  queritis  et  reservatis  in  gentibus ;  sie  enim 
Constantinus  quondam  piissimus  imperator  Romanorum  rem- 
publicam  a  perversis  idolorum  cultoribus  revocans  omnipotenti 
Deo  domino  nostro  Jesu  Christo  secum  subdidit  seque  cum 
subjectis  populis  tota  ad  eum  mente  convertit  in  ecclesiarum- 
que  fundacionibus  et  dotacionibus  solam  liberalitatis  et  muni- 
ficencie  sue  iramensitatem  posuit,  unde  factum  est,  ut  anti- 
quorum  principum  nomen  suis  ille  vir  laudibus  vinceret,  et 
tanto  in  opinione  predecessores  suos  transcenderet  quanto  et  in 
bono  opere  superaret.  Et  nunc  itaque  gloria  vestra  cognicionem 
unius  Dei  patris  et  filii  et  spiritus  sancti  regibus  ac  populis 
annunciat,  ut  et  antiquos  regni  vestri  reges  laudibus  ac  meritis 


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167 

transeaüs,  et  quanto  in  ßubjectis  vestris  eciam  aliena  peccata 
deterseritisy  tanto  eciam  ante  omnipotentis  Dei  terribile  examen 
securiuB  de  talentis  vobis  traditis  valeatis  bonam  reddere 
racionem.  Datum  Constancie  etc. 


H.  Anhang. 

Aus  dem  Haupttfaeil  der  Handschrift  fügen  wir  noch  zwei 
Urkunden  bei,  die  eine  von  Karl  IV.  (Nr.  XCIV  [66])  und  die 
andere  von  dem  Infanten  Peter  von  Portugal  (Nr.  XXV  [67]).  — 
Der  Werth  des  von  Karl  IV.  dem  Ketzerinquisitor  Walther 
Erelinger  ertheilten  Privilegs  liegt  besonders  in  der  bestimmten 
Skizzirung  der  wirthschaftlichen  Irrlehren  der  Begharden, 
welche  den  Hass  wider  sie  jedenfalls  besser  begründen,  als 
ihre  rituellen  und  dogmatischen  Abweichungen.  Gedruckt  ist 
diese  Urkunde  wohl  noch  nicht,  auch  wenn  sie  mit  der  von 
Schum  im  Stadtarchiv  zu  Erfurt  gefundenen  Abschrift  (Boehmer- 
Huber  Regesta  Nr.  4761)  identisch  sein  sollte,  was  nach  dem 
a.  a.  O.  mitgetheilten  Auszuge  gar  nicht  zu  vermuthen  ist, 
obwohl  sie  von  demselben  Tage  datirt.  Dort  heisst  es:  Kai'l 
ernennt  den  Walter  Krelinger  zum  Inquisitionsrichter  gegen 
die  Begharden  und  ertheilt  ihm  beim  Mangel  geeigneter  Notare 
und  ProtocoUfuhrer  Vollmacht,  solche  im  Namen  des  Kaisers 
zu  ernennen  und  zu  beeidigen.  Davon  ist  in  unserer  Urkunde 
keine  Rede.  Wohl  aber  kann  diese  letztere,  die  augenscheinlich 
and  natürlicher  Weise  dieselben  Zeugen  hat,  einen  schon  von 
Huber  angemerkten  Irrthum  der  Erfurter  Urkunde  (Abschr.)  er- 
läutern, insofern  dort  Boczko  v.  Wilharticz  als  Hofmeister  aufge- 
fährt  wird,  obwohl  er  Hofmarschall  war.  Unsere  Urkunde  zeigt, 
dasB  in  der  Erfurter  Abschrift  eine  Zeile  ausgefallen  ist;  es 
muss  heissen:  Bohuslaus  de  Wilharticz  imperialis  curie  nostre 
mareschallus,  Andreas  de  Duba  imperialis  camere  nostre  ma- 
xister. —  Eben  so  wenig  aber  kann  unsere  Urkunde  hier  mit 
der  von  Herquet  im  Stadtarchiv  zu  Mühlhausen  gefundenen 
Originalurkunde  übereinstimmen  (Boehmer-Huber  Nr.  4756), 
da  neben  dem  Inhalt  das  Datum  abweichend  ist.  Auf  die 
HQhlhausener  Urkunde  aber  vom  9.  Juni  1369  scheint  unsere 
mit  den  Worten:  quocirca  dudum  literas  Cesaree  majestatis 
hinzudeuten.  —  In  das  Jahr  1417   aber  versetzt  uns    wieder 


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168 

das  zweite  dem  Haupttheil  der  Handschrift  entoommene 
Notariatsinstrument  (Nr.  XXV  [67]),  das  den  Hausgouverneur 
des  Infanten  Peter  von  Portugal,  Don  Alvarez  Consalvi,  be- 
vollmächtigt, für  den  Prinzen  eine  Braut  zu  suchen  und  ein 
Verlöbniss  mit  ihr  abzuschliessen.  Don  Alvarez  Consalvi 
gehörte  zu  der  nach  Constanz  abgeschickten  Gesandtschaft, 
und  der  »ihm  in  dem  Notariatsinstrument  ertheilte  Auftrag 
scheint  eine  Nebenaufgabe  gewesen  zu  sein,  die  der  König 
Johann  von  Portugal  ihm  gestellt  hatte.  Vermuthlich  hatte 
Consalvi  Veranlassung  dieses  Instrument  in  der  Kanzlei  Sigis- 
munds  vorzulegen,  und  so  mag  es  in  das  Copialbuch  ge- 
kommen sein. 


66.  (XCIV.)  Luca,  17.  Juni  1369. 

Kaiser  Karl  IV.  gestattet  dem  Ketzerrichter  Walther  Krelinger 

die   Häuser   der   Begharden    und  Beginen   zu   confisciren  und 

bestimmten  Zwecken  zu  widmen. 

In  nomine  sancte  et  individue  trinitatis  feliciter  Amen. 
Karolus  quartus  divina  favente  clemencia  Romanorum  imperator 
semper  augustus  et  Bohemie  rex,  ad  perpetuam  rei  memoriam. 
Pre  cunctis  mentis  nostre  desiderabilibus  tota  mente  optantes 
fidei  incrementa  ad  eam  a  malignorum  et  perversorum  hereti- 
corum  nee  non  fautorum  defensatorum  et  receptatorum  ipsorum 
dolosis  insidiis  et  fraudulentis  fallaciis  quibus  vineam  domini 
Sabbaoth  nequiter  satagunt  demoliri,  eo  animosius  aspiramus, 
quo  in  animarum  stragem  hujusmodi  pestilentes  perniciosius 
agere  dinoscuntur.  Quocirca  dominus  noster  summus  pontifex 
dominus  Urbanus  papa  quintus  honorabilibus  et  religiosis  fra- 
tribus  Walthero  Kerlingen  (sie!)  ordinis  predicatorum  magistro 
in  theologia  capellano  nostro  commensali  familiari  devoto  dilecto 
neC  non  Ludovico  de  Caligia  et  aliis  duobus  fratribus  per 
dictum  Waltherum  nominandis  ejusdem  ordinis  officium  inqui- 
sicionis  heretice  pravitatis  in  partibus  Alamanie  auctoritate 
sedis  apostolice  ad  destinanda  quorumlibet  hereticorum  iniqua 
molimina  dudum  recommisit  et  specialiter  ad  destruendas  et 
eliminandas  sectas  illorum  hereticorum,  qui  Begardi  et  Begine 
vocantur,   que   secte  nimis   dispendiose  et  periculose  in  caulis 


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fidelium  dinoscuntur  eo,  quod  <  majorem  paupertatem  simul  votis 
vovent  sea  profitentur,  quod  nihil  halbere  velint  nee  debeant 
in  proprio  nee  eommuni  quam  eeiam  vestibus  vilibus  mentita 
sibi  iniquitate  exterius  pretendunt;  interius  autem  ut  vulpeeule 
yineam  domini  Sabbaotk  satagunt  demoliri.  Cum  tarnen  eedem 
secte  dudum  per  ecclesiam  damnate  dinoseantur  et  talis  pau- 
pertas  hereticalis  sit  judicata,  quocirca  dudum  literas  cesaree 
majestatis  predictis  magistris  Walthero  et  Ludovico  ac  aliis 
inquisitoribus  cum  certis  penis  super  extirpacione  earundem 
sectarum  ad  universos  nobis  et  sacro  Romano  imperio  subditos 
directas  majestatem  cesaream  dedisse  recolimus  et  efficaciua 
emisisse;  sie  quod  opitulante  domino  Dep  ac  domino  nostro 
summo  pontifice  mandante  et  seriosius  precipiente  dictorumque 
inquisitorum  magistri  Waltheri  et  Ludovici  ministerio  mediante 
de  certis  partibus  ut  lete  audivimus  videlicet  de  provinciis  Magde- 
borgensi  et  Bremens!  terris  Turingie  Saxonie  et  Hassie  et  aliis 
certis  partibus  Alamanie  predicte  secte  maledicte  Begardorum 
et  Beningarum  (sie !)  penitus  sunt  destructe,  quod  ubique  terra- 
rnm  fieri  affectamus,  super  quo  mandata  nostra  imperialis 
majestatis  dirigimus  penis  plena,  et  ne  domus  conventicula; 
qoas  et  que  dicti  B^;ardi  et  Begine  que  tam  sacrilegam  pau- 
pertatem videlicet:  nihil  habere  in  proprio  vel  eommuni  et 
hone  esse  statum  in  mundo  perfectissimum  asserentes  credentes 
at  per  plures  annos  et  tempora  tenentes  vovere  dinoscuntur  et 
Tovent  conti nue,  prout  ad  nostre  serenitatis  noticiam  veridice 
est  deductum,  inhabitaverunt  simul  diucius  in  periculum  ani- 
maram  suarum  commorantes,  et  ne  in  futurum  per  quemlibet  vel 
qnoslibet;  qui  vel  que  Begardi  vel  Begine  hujusmodi  fuerunt  — 
in  processu  temporis  minimis  neglectis  probabantur  in  majora,  ut 
81  duabus  personis  vel  tribus  hujusmodi  simul  commorantibus 
conventicula  redirent  et  fieret  error  posterior  pejor  priore,  hoc 
presenti  Statute  et  edicto  ex  nostra  certa  sciencia  non  ex  errore, 
sed  de  principum  nostrorum  consilio  deliberato  statuimus  ordi- 
namus  et  sancimus,  cum  officium  inquisicionis  in  partibus  Ala- 
manie nullam  domum  domicilium  turrim  forciam  pro  custodia 


'  Im  Cod.  folgt  hier  exterius  pretendunt  interius  autem  ut  vulpeeule 
vineam  domini  Sabbaoth  satagunt  demoliri,  also  der  am  Schlnss  des 
Satzes  noch  einmal  Torkommende  Passus.  Offenbar  ein  Versehen  des 
Abschreibers. 


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et  captivitate  suspectorum  de  heresi  examinandorum  in  fide 
nee  non  pro  inmurandis  j)erpetui8  temporibus  vel  ad  tempus, 
ut  juris  est,  quibusdam  hereticis  qui  ad  gremium  ecclesie  abju- 
rata  heresi  redierint  vel  redierunt,  propter  quod  multi  heretici 
in  animarum  suarum  et  aliorum  fidelium  grave  perictdum  per- 
manent impuniti  et  semen  in  alios  emittent  venenosum,  qoare 
omnes  domos  et  conventicula  in  quibus  hujusmodi  Begardi 
habitaverunt  seu  adhuc  inhabitare  dinoscuntur  in  aliquibos  locis 
officio  inquisicionis  pro  usu  predicto  ibidem  carceribus  firmis 
faciendis  imperiali  majestate  damus  applicamns  libere  et  assigna- 
mus ;  domos  autem  seu  conventicula  Beginarum  in  quibus  pro- 
hibile  commorabantur  vel  adhuc  commorantur,  vendi  precipimus 
et  precium  taliter  decernimus  instar  Romanorum  pontificum  et 
di verum  imperatorum  predecessorum  nostrorum  dividendum, 
quod  una  tercia  pars  hujusmodi  precii,  cum  in  pluribus  tales 
domus  et  bona  per  quosdam  bonos  homines  simplices  pia  inten- 
cione  comparata  sint,  per  modum  elemosinarum,  volumuS;  ut 
hujusmodi  tercia  pars  precii  per  inquisicionem  adjonctis  sibi 
duobus  discretis  viris  clare  fame  zelatoribus  fidei,  uno  clerico 
et  alio  laico,  qui  Deum  habentes  pre  oculis,  in  pios  usus  vide- 
licet  elemosinas  pauperum;  reformaciones  xenodochiorum,  seu  ad 
cultum  divinum  vel  eisdem  personis,  si  que  sint  miserabiles  et 
ab  errore  suo  sunt  converse,  aut  sustentacionem  aliorum  qui 
heresim  abjurando  et  immuratorum  si  aliunde  non  habent,  unde 
sustententur,  convertatur;  super  quo  inquisitorum  et  aliorum 
consciencias  oneramus.  Altera  vero  tercia  pars  inquisitori  illius 
loci  auctoritate  apostolica  instituto  seu  suo  vicario  vel  insti- 
tuendo  auctoritate  predicta  aut  certo  nuncio  debet  integraliter 
sine  omni  excusacione  vel  contradiccione  presentari  in  usus 
utilitates  et  necessitates  ejus  pro  suo  libito  convertenda,  atten- 
dentes  quod  sanctum  officium  inquisicionis  absque  laboribus  et 
expensis  ac  sumptibus  nequit  exerceri  et  ob  hoc  ipsis  inquisi- 
toribus  in  premissis  volentes  temporal!  subsidio  subvenire,  ne 
tam  pium  laborem  propter  necessariorum  defectum  oporteat 
intermitti.  Residuam  vero  terciam  partem  predicti  precii  et 
valoris  profeccionibus  murorum  civitatis  vel  oppidi,  castri  vel 
ville  ac  reparacionibus  viarum  publicarum  ubi  predicte  domus 
existunt;  applicamus,  utpote  qui  reipublice  occulte  et  fraudu- 
lenter  nocebant  per  terciam  partem  precii  domorum  et  rerum 
quas  suis  usibus  applicabant  imo  mendaciter  sibi  vendicabant. 


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nunc  procedentibus  temporibus  deinde  respublica  augeatur.  Ne 
aatem  circa  bona  possessiones  domos  seu  conventicula  et  res 
quas  in  usa  habebant  vel  habent  hujusmodi  Begardi  et  Begine^ 
fraas  fieri  possit  talis  provisionis^  in  hoc  duximus  remedium 
ordinandum,  quod  duo  antiquiores  magistri  consulum  qui  actu 
sunt  vel  erunt  pro  tempore  una  cum  sculteto  vel  judice  civi- 
tatis oppidi  castri  seu  ville,  si  sint,  vel  duo  alii  viri  approbati 
clare  fame  habentes  Deum  pre  oculis  in  locis^  ubi  magistri 
consulum  non  sunt,  vel  alter  eorum  quos  inquisitor  de  consilio 
discretorum  et  fidei  zelatorum  nominabit  illius  loci  in  quo  hujus- 
modi domus  conventicula  vel  res  existunt^  una  cum  certo  nuncio 
inqnisitoris  sub  testimonio  trium  aliorum  virorum  fide  dignorum 
de  premissis  domibus  se  intromittant,  auctoritate  nostra  imperiali 
hoc  ipsis  imponimus  et  mandamus  gracie  nostre  et  Romani 
imperii  sub  obtentu;  et  quantocius  commode  poterunt,  vendant 
hujusmodi  bona  et  tradant  distribuant  assignent  modo  quo 
superius  per  nos  est  ordinatum;  et  hoc  continue  infra  unum 
mensem  postquam  nostri  edicti  et  statu ti  presentis  tenor  ibidem 
fuerit  intimatus.  De  domibus  autem  seu  conventiculis  locorum 
in  quibus  adhuc  Begardi  seu  Begine  hujusmodi  commorantur 
post  expulsionem  seu  amocionem  ipsorum  ac  ipsarum  infra 
tres  dies  immediate  sequentes  eodem  modo  decernimus  agen- 
dum  et  procedendum;  prout  superius  de  aliis  domibus  conven- 
ticulis et  rebus  Begardorum  et  Beginarum  per  nostram  cesa- 
ream  majestatem  est  sancitum  definitum  et  preordinatum.  Nulli 
ergo  omnino  hominum  liceat  hanc  nostre  constitucionis  edicti 
definicionis  et  applicacionis  paginam  infringere  seu  ei  quovis 
ausu  temerario  quomodolibet  contraire;  si  quis  autem  harura 
constitucionum  et  edicti  definicionibus  et  applicacionibus  quovis 
modo  contrarium  attentare  presumpserit^  indignacionem  nostram 
gravissimam  et  penam  C  marcarum  auri  purissimi  tocies  quo- 
cies  contra  factum  fuerit,  se  noverit  irremissibiliter  incursurum, 
quarum  medietatem  imperiali  nostro  fisco  seu  erario,  reliquam 
vero  partem  ipsi  inquisitori  pro  loco  usibus  decernimus  appli- 
cari.  Si  vero,  quod  absit,  aliquis  vel  aliqui  conjunctim  vel 
divisim  cujuscunque  condicionis  Status  vel  preheminencie  ex- 
titerint,  ausu  temerario  predictis  nostris  statutis  definicionibus 
et  applicacionibus  ac  edicto  contravenirent  seu  quovis  modo 
ipsos  inquisitores  vel  inquisitorem  molestarent  impedirent  seu 
turbarent  seu  eorum   officiales   aut  dicte   constitucionis   nostre 


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172 

execucionem  directe  vel  indirecte  occulte  vel  manifeste  per  se 
vel  per  alium  seu  alios  impedirent  quovis  modo,  talem  seu 
tales  elapso  trium  mensium  termino  exnunc  prout  extunc  et 
extune  prout  exnunc  preter  penam  predietam  omnia  bona  ipsius 
vel  ipsorum  imperiali  fisco  applicamus  ac  ipsum  et  ipsos  Omni- 
bus graciis  privilegiis  libertaübus  immunitatibus  dignitatibus 
bonoribus  cesarea  majestate  privamus  et  spoliamus  ac  privates 
denunciamus  ipso  facto.  Signum  ^  Serenissimi  principis  et  do- 
mini  domini  Earoli  quarti  Romanorum  imperatoris  et  invictis- 
simi  et  gloriosissimi  Bohemie  regis.  Testes  hujus  rei  sunt, 
reverendissimus  in  Christo  pater  dominus  Guido  Portuensis 
episcopus  sancte  Romane  ecclesie  cardinalis  pro  majestate 
nostra  cesarea  in  partibus  Italic  locumtenens  et  generalis  vica- 
rius;  venerabiles  Johannes  Olomucensis  imperialis  aule  nostre 
cancellarius,  Wilhelmus  Lucanensis  et  Johannes  Spoletane  eccle- 
siarum  episcopi;  illustres  Rupertus  Lignicensis  et  Henricos 
Lituanie  duces;  Johannes  dictus  Sobeslaus  Moravie  marchio, 
Mattheus  de  Briberro  comes,  nobiles  Petrus  de  Wartemberg 
imperialis  curie  nostre  magister,  Bohuslaus  de  Wilharticz  impe- 
rialis curie  nostre  mareschallus,  Andreas  de  Duba  imperialis 
camere  nostre  magister,  Bemhardus  et  Jaroslaus  fratres  bur- 
gravii  de  Donin,  ^  nee  non  alii  quamplures  nostri  et  sacri 
imperii  nobiles  et  fideles.  Presencium  sub  imperialis  nostre 
majestatis  sigilli  testimonio  literarum.  Datum  in  civitate  nostra 
Lucana  anno  domini  millesimo  trecentesimo  sexagesimo  nono, 
indiccione  septima,  XV  Ealendas  Julii,  regnorum  nosti'orum 
anno  XXIIP  imperii  vero  XV°. 

Per  dominum  imperatorem 

Hermannus  thesaurarius. 


1  Die  Signatursiglen  sind  in  der  Handschrift  am  Rande  sorg-sam  nachge- 
zeichnet. Ich  lasse  sie  weg,  weil  nicht  alle  in  den  üblichen  Drucktypen 
zn  haben  wären. 

2  Dorim?  im  Cod. 


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67.  (XXV).      •       Arrayoli,  8.  Januar  1417. 

Der  Infant  von  Portugal,  Herzog  Peter  von  Coimbria,  gibt  dem 

Don  Alvarez  Consalvi  Vollmadit  für  ihn  ein  Ehebündniss  mit 

der  Tochter  irgend  eines  Fürsten  abzuschliessen. 

In  nomine  domini  Amen.  Anno  Cesaris  seeundum  regno- 
rum  Portugallie  et  Algarbii  cursum  MCCCCLIV**  videlicet  a 
nativitate  domini  MCCCCXVIP  die  vero  octava  mensis  Januarii 
in  mei  notarii  publici  et  testium  infra  scriptorum  ad  hoc  voca- 
toram  specialiter  et  rogatorum  presencia  personaliter  constitutus 
ilhstris  et  excellens  dominus  dominus  infans  Petrus  Conimbrie 
dux  Serenissimi  et  incliti  principis  et  domini  domini  Johannis 
dei  gracia  predictorum  regnorum  Portugallie  et  Algarbii  regis 
filius  confisus  de  legalitate  et  prudeUcia  magnifici  militis  domini 
Alvari  Consalvi  de  Atayde  domus  sue  gubernatoris  omnibus 
melioribus  modo  via  forma  et  jure^  quibus  melius  validius  et 
efficacius  potuit  et  debuit,  fecit  constituit  creavit  et  solempniter 
ordinavit  eundem  dominum  Alvarum  suum  verum  certum  legiti- 
mum  sufficientem  et  indubitatum  procuratorem  actorem  factorem 
et  negociorum  suorum  gestorem  et  nuncium  specialem  absentem 
tanquam  presentem  dans  et  concedens  sibi  plenam  et  liberam 
potestatem  et  mandatum  speciale,  quod  pro  ipso  et  nomine 
SUD  contrahat  et  contrahere  possit  et  debeat  sponsalia  per 
verba  de  fiituro  et  matrimonium  per  verba  legitime  de  pre- 
senti  cum  quacunque  illustri  et  inclyta  muliere  filia  cujus- 
cunque  serenissimi  regis  principis  aut  ducis,  quam  eligere 
poBsit  juxta  ipsiuB  domini  infantis  Status  condecenciam ,  nee 
noD  cum  eadem  muliere,  cum  qua  sie  suo  nomine  contraxerit, 
seu  cum  quacunque  persona  ab  ea  deputata  seu  deputanda 
pretextu  sponsalium  et  matrimonii  predictorum  seu  alterius  eorum 
inire  tractare  firmare  disponere  ordinäre  quascunque  condiciones 
pacciones  juramenta  stipulaciones  fidejussiones  novaciones  dele- 
gaciones  obligaciones  firmitates  promissiones  permutaciones 
cambia  transacciones  compromissiones  soluciones  donaciones 
quittaciones  et  quecunque  alia  contractuum  genera  seu  que 
quocunque  seu  quibuscunque  nomine  seu  nominibus  nuncu- 
pentur,  ac  in  premissis  et  premissorum  quolibet  quecunque 
pacta  et  condiciones  ponere  tam  respectu  dotis  constituende 
quam  restituende  quam  donacionis   propter   nupcias  seu  eciam 


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arrarum  penarum  bonorum  parafernalium  quam  eciam  aliorum 
quorumcunquC;  et  ad  petendum  et  conficiendum  quaseunque 
Bcripturas  tam  publicas  quam  privatas  in  premissis  et  premis- 
sorum  quolibet  necessarias  et  opportunas  ad  robur  et  certitu- 
dinem  premissorum,  et  generaliter  ad  omnia  alia  et  singula 
faciendum  dicendum  procurandum  ineundum  tractandum  fir- 
mandum  disponendum  ordinandum  promovendum  concordandum 
obligandum  et  ypothecandum  circa  sponsalia  et  matrimonium 
ac  omnia  alia  et  singula  suprascripta  et  ab  eis  et  eorum  aliquo 
deseendencia  et  dependencia,  que  bonus  verus  legitimusque  et 
Bufficiens  procurator  et  nuncius  specialis  ad  similia  constitutus 
faceret  diceret  procuraret  iniret  tractaret  concordaret  iirmaret 
disponeret  ordinaret  obligaret  et  ypothecaret,  et  que  ipse  do- 
minus infans  constituens  facere  dicere  procurare  inire  tractare 
concordare  firmare  disponere  ordinäre  obligare  et  ypothecare 
posset;  si  in  premissis  et  premissorum  quolibet  presens  per- 
sonaliter interfuisset;  eciamsi  mandatum  magis  exigant  speciale 
quam  hie  est  expressum,  et  ad  jurandum  in  animam  predicti 
domini  constituentis  quodcunque  licitum  juramentum  ad  pre- 
missa  necessarium  et  opportunum,  promittens  mihi  infrascripto 
notario  stipulanti  vice  et  nomine  omnium  et  singulorum  quorum 
interest  aut  interesse  poterit  quomodolibet  in  futurum,  se  ratum 
gratum  firmum  et  stabile  perpetuo  habiturum,  quicquid  per 
eundem  dominum  Alvarum  procuratorem  suum  in  premissis  et 
premissorum  quolibet  actum  gestum  dictum  tractatum  procu- 
ratum  ordinatum  obligatum  concordatum  et  firmatum  fuerit,  et 
non  contravenire  de  facto  vel  de  jure  sub  ypotheca  et  obliga- 
cione  omnium  bonorum  suorum  presencium  et  futurorum,  que 
ad  observacionem  premissorum  expresse  et  specialiter  obligavit 
et  ypothecavit,  renunciando  omnibus  excepcionibus  tam  juris 
quam  facti  doli  mali  et  aliis  quibuscunque,  eciamsi  de  eis  aut 
earum  aliqua  requiratur  mencio  specialis  seu  revocacio  singu- 
laris  et  expressa,  quam  et  quas  in  enervacionem  presentis  man- 
dati  noluit  habere  locum.  Acta  fuerunt  hec  in  suburbio  de 
Arrayollis  oppidi  Elborensis  diocesis  in  camera  pallatii  in  quo 
memoratus  dominus  rex  ad  presens  moram  trahit,  die  mense 
et  anno  quibus  supra,  presentibus  ibidem  illustribus  et  excel- 
lentibus  dominis  dominis  Eduarde  primogenito  et  Heinrico  duce 
de  Visco  et  domino  de  Comliana  ac  Johanne  infantibus  ejus- 
dem    domini    regis  Portugalie   filiis,    ac   honorabili    et   egregio 


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viro  domino  Martino  de  Sensu   legum   doctore   consiliario    suo 
testibus  ad  premissa  vocatis  speeialiter  et  rogatis. 

Et  ego  Antbonius  Martini  canonicus  Ulixbonensis 
prefati  domini  regis  Portugalie  et  Algarbie  secretarius 
ipsiusque  regia  auctoritate  publicus  notariuS;  quia  pre- 
missis  Omnibus  et  singulis  una  cum  prenominatis  testibus 
presens  interfui  eaque  per  memoratum  dominum  Petrum 
infantem  sie  fieri  vidi  et  audivi,  ideoque  hoc  presens 
publicum  instrumentum  manu  propria  scriptum  signoque 
et  nomine  meis  solitis  et  consuetis  signatum  confeci  publi- 
cavi  et  in  hanc  publicam  formam  redegi  rogatus  et  re- 
quisitus  in  fidem  et  testimonium  omnium  singulorumque 
premissorum. 


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DAS 


MINISTERIALENGESCHLECHT 


VON 


WILDONIE. 


VON 


D«  KARL  FERDINAND  KUMMER, 

PROFBS80R   AM  K.   IL   STA ATSOTMNABnJM  IM   IX.  BEZIRK   IN  WIBM. 


ArelÜT.  Bd.  UX.  L  Hilft«.  12 


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VORWORT. 


Die  Ministerialen  von  Wildonie  beanspruchen  ein 
doppeltes  Interesse:  ein  literarhistorisches,  denn  einer  ihrer 
Angehörigen,  Herrand  II.  von  Wildonie,  war  ein  deutscher 
Dichter,  von  dem  sich  vier  mittelhochdeutsche  Erzählungen  und 
einige  Liederstrophen  erhalten  haben;  dann  aber  auch  ein 
historisches,  denn  die  Wildonier  spielen  in  der  Geschichte 
der  Steiermark  eine  wichtige  Rolle,  namentlich  zur  Zeit  des 
Interregnums  und  der  Begründung  der  habsburgischen  Herr- 
schaft, deren  Förderer  und  zeitweilige  Gegner  sie  gewesen. 

Um  des  erwähnten  Dichters  willen  haben  F.  H.  von  der 
Hagen,  J.  Bergmann  und  K.  Weinhold  die  Genealogie  dieses 
Geschlechtes  theilweise  festzustellen  gesucht.  Auch  die  vor- 
liegende Arbeit  hat  ihren  Ausgangspunkt  von  dem  steierischen 
Poeten  des  dreizehnten  Jahrhunderts  genommen.  Für  die  dem- 
nächst erscheinende  neue  Ausgabe  der  poetischen  Erzäh- 
lungen des  Herrand  von  Wildonie,  welche  an  die  Stelle 
der  ziemlich  selten  gewordenen  J.  Bergmanns  treten  soll,  schien 
es  mir  nothwendig,  die  Geschichte  des  Geschlechtes  mit  Zuhilfe- 
nahme aller  zugänglichen  Quellen  zu  erforschen.  Dank  dem 
reichlichen  Zuflüsse  derselben  erweiterte  sich  die  Vorarbeit  zu 
einer  selbständigen  Darstellung  ähnlicher  Art  wie  Weinholds 
^Minnesinger  von  Stadeck  und  sein  Geschlecht'  in  den  Sitzungs- 
berichten der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften,  phil.- 
hist.  Classe,  Bd.  XXXV,  S.  152—186. 

Dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats-Archive  zu  Wien, 
sowie  dem  Landes-Archive  zu  Graz  verdanke  ich  zahlreiche 
wichtige  Urkunden.    Ausserdem  haben  mich  der  Vorstand  des 

12* 


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letzteren,  Herr  Professor  J.  von  Zahn,  darch  freundliche 
Ueberlassung  der  Aushängebogen  des  zweiten  Bandes  des  steier- 
märkischen  Urkundenbuches,  Herr  M.  Felicetti  Edler  von 
Liebenfels,  k.  k.  Hauptmann  i.  R.  in  Graz,  durch  einen 
stattlichen  Fascikel  Regesten  und  zahlreiche  Urkundencopien, 
sowie  mein  verehrter  Freund,  Herr  Professor  Dr.  A.  Luschin 
Ritter  von  Ebengreuth  in  Graz,  durch  Rath  und  That 
wirksam  unterstützt.  Ihnen  allen  sowie  den  genannten  Ai*chiven 
spreche  ich  hiemit  meinen  aufrichtigsten  Dank  aus. 

Wien,  am  5.  März  1879. 

K,  F.  Kummer. 


Auaser  den  in  den  Anmerkungen  mit  dem  vollen  Titel  citirten  Büchern 
wurden  folgende  Abkürsungen  für  benützte  Hilfsmittel  gebraucht: 

A.  f.  d.  A Anzeiger  für  deutsches  Alterthnm  etc.,  Beilage  der  Zeitschr. 

f.  deutsches  Alterthum. 

Ank.,  Reg y.  Ankershofe n's  Regesten  zur  Geschichte  Kämthens  im 

Archiv  f.  Kunde  österr.  Qeschichtsquellen,  Bd.  1  u.  ff. 

Beck-W.,C.-Comm.  Beck-Widmanstetter,  die  Siegel  der  Wildonier,  in  Mit- 
theilungen der  Central-Commission  zur  Erforschung  und 
Erhaltung  der  Baudenkmale,  1872,  S.  CCXI— CGXVI. 

Beck- W.,  Mitth .  .Beck-Widmanstetter,  Ulrich*s  v.  Liechtenstein  Grab  auf 
der  Frauenburg,  in  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steiermark, 
Bd.  19  (1871),  S.  199—226. 

Bergm.,  Anz.-Bl.  .  J.  Bergmann,  des  steiermärkiflchen  Herrn  und  Sängers 
Herant  Ton  Wildon  vier  poetische  Erzählungen  aus  der 
Mitte  des  drejzehnten  Jahrhunderts,  im  Anzeigeblatt  für 
Wissenschaft  und  Kunst,  Beilage  der  Wiener  Jahrbücher 
der  Literatur,  Bd.  95  u.  96  (1841),  S.  1—32  u.  33—61. 

Boehm«,  Reg.  .  .  .  J.  F.  Boehmer,  Regesta  imperii  inde  ab  anno  1246  usque 
ad  annum  1313.  Stuttg.,  1844,  mit  den  beiden  Addidamentis 
V.  1849  u.  1867. 

Caes.  Ann.  Stir.  .  Julius  Aquilinus  Caesar,  Annales  sacri  duoatus  Stiriae, 
3  Bde,  Graez  u.  Wien,  1768—1777. 

Ctufr Zahn,   Codex  Austriaco-Frisingensis  in  Fontes  rer.  austr. 

n.  Abth.,  Bd.  31,  36,  36. 

!>•  8t. (Pusch  u.  Froehlich)  Diplomataria  sacra  ducatus  Stiriae, 

2  Bde,  Viennae  1756—1757. 


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181 

FeL,  Beitr Felicetti  v.  Liebenfels,    Steiermark  vom   achten  bis 

zwölften  Jahrhundert,  in  Beitrüge  z.  Kunde  Steiermark. 
Geschichtsquellen,  9.  Hft.,  S.  3—60;  10.  Hft.,  8.  24—129. 

F.  R.  A.  n.  .  .  .  .  Fontes  rerum  austriacamm,  II.  Abth.,  Diplomata  et  Acta. 
Wien,  18ÖÖ,  flf. 

Friess,  Euenr.    .  .  E.  Friess,  die  Herren  Ton  Euenring.  Wien,  1874. 

Goeth,  Bfitth.  .  .  .  Goeth,  Urkunden -Regesten  z.  Gesch.  d.  Steiermark  von 
1262—1580,  in  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steiermark, 
H.  5  u.  ff. 

HMS F.  H.  V.  d.  Hagen,  Minnesinger,  4  Bde.   Leipzig,  1838. 

H.-H.-St.-A Urkunden  des  k.  k.  geheimen  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
Archivs  zu  Wien. 

Je.  Arch Ungedruckte  Urkunden  des  steiermirkischen  Landesarchiys 

(früher  ,Joanneums-Archiy*)  zu  Graz. 

Krön.,  Mitth.  .  .  .  Erones,  die  Herrschaft  E.  Otakars  U.  t.  Böhmen  in  Steier- 
mark etc.,  in  Mitth.  d.  histor.  Vereines  f.  Steiermark,  22.  Hft. 
(1874). 

Krön.,  Oe.  G.  .  .  .  Erones,  Handbuch  der  Geschichte  Oesterreichs,  Berlin, 
1876  iL  Bd.  1  u.  2. 

Liehn.,  Habsb.  .  .  Fürst  v.  Lichnowsky,  Geschichte  des  Hauses  Habs- 
burg, Wien,  1836.  Bd.  1  u.  2. 

Lor.,  D.  G O.  Lorenz,  Deutsche  Geschichte  im  dreizehnten  und  vier- 
zehnten Jahrhundert.  Wien,  1863—1867,  2  Bde. 

Lor.,  G.-Q.  I.  .  .  .  O.  Lorenz,  Deutschlands  Geschichtsquellen  im  Mittelalter, 
von  der  Mitte  des  dreizehnten  bis  Ende  des  vierzehnten 
Jahrhtmderts.    I.  Auflage.  Berlin,  1870. 

Losch.,  Beitr.  .  .  A.  v.  Luschin-Ebengreuth,  die  steirischen  Landhand- 
festen, in  Beiträge  z.  Eunde  Steiermark.  Geschichtsquellen, 
Hft.  9  (1872). 

Mayer Geschichte  Oesterreichs  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Cul- 

turgeschichte,  2  Bde.  Wien,  1874. 

M.,  Bab A.  V.  Meiller,  Regesten  z.  Geschichte  d.  Markgr.   a.  d. 

Hause  Babenberg.   Wien,  1850. 

M.  G.  Scr. Monumenta  Germaniae,  I.  Abth.  Scriptores. 

Mitth Mittheilungen  des   historischen  Vereines   für    Steiermark. 

Graz,  1851  ff.  25  Hefte. 

M.,  Salzb A.  V.  Meiller,  Regesta  archiepiscoporum  Salisburgensinm, 

i.  a.  a.  1106  u.  a.  a.  1246.   Wien,  1866. 

Much A.  V.  Muchar,  Geschichte  des  Herzogthumes  Steiermark, 

9  Theile;  der  9.  Theil  Registerband  von  Goeth.  Graez, 
1844—1874. 

N.-Bl Notizenblatt,  Beilage  z.  Archiv  f.  Eunde  österr.  Geschichts- 
quellen. Wien,  1851  ff. 

Pez,  Scr H.  Pez,  scriptores  rerum  austriacarum  veteres  ac  genuini 

3Bde,  Lipsiae,  1721—1725;  Ratisbonae,  1745. 

Potth.,  Suppl.  .  .  .  A.  Potthast,  Bibliotheca  historica  medii  aevi,  Supplement. 
Berlin,  1868. 


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182 

Rauch,  Scr A.  Rauch,  Rerum  austriac.  scriptores,  3  Bde,  Vindobonae,     j 

1793—1794.  j 

R.-Chr Otackers  steierische  Reimchronik,  abg^r.  in  Pez,  scriptores     " 

rer.  austriac.  T.  III.  ! 

Röhr.,  Zs.  f.  d.  Ph. .  Röhricht,  die  Deutschen  auf  den  Kreuzzügen  in  Zeitschr. 

f.  deutsche  Philologie,  herausg.  von  Zacher  und  H  ö  p  f  n  e  r,     ' 
Bd.  7. 

S.-B Sitzungsberichte  der  kais.  Akademie   der  Wissenschaften     i 

in  Wien,  philosophisch-historische  Clasae.  J 

U.-B Zahn,  SteiermSrkisches  Urkundenbuch,    1.  Bd.   bis  1192,     I 

Graz,  1876;  2.  Bd.  bis  1246  in  Aushängebogen  (Citate  nach     ' 
Band  und  Nummer  der  Urktmde). 

U.-B.  O.-Oest  .  .  Urkundenbuch  des  Landes  ob  der  £ns,  herausg.  Tom  Mus. 
franc  CaroL  6  Bde.  Wien,  1852—1872  (Citate  nach  Band 
und  Nummer  der  Urkunde).  ' 

U.-B.  S.  Paul. .  .  .  Sehr  oll,  Urkundenbuch  von  St.  Paul,  in  Fontes  rer.  austr.      ' 
U.  Abth.,  Bd.  39.  ?^^ 

W.,  Adm Wichner,  Geschichte  von  Admont,  Graz,  1874,  £f.  3  Bde.      lOold« 

Weinh.,  Anth.    .  .  K.  Weinhold,   Antheil  der  Steiermark  an  der  deutschen      )| 
Dichtung  des   dreizehnten  Jahrhunderts,  im  Almanach  der 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,  1860.  ■ 

Weinh.,  S.-B.  .  .  .  K.  Weinhold,    der  Minnesinger  von   Stadeck  und  sein      i... 
Geschlecht,  in  Sitznngsber.  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften, phiL-hist.  Cl.,  Bd.  3ö,  S.  152—186.  ^' 

m 


n. 


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Ler  Stammtafel  der  steierischen  Liechtensteine. 

vgl.  Mitth.   19,  199—226. 


Dietmar  III.  bis  1220 
G.  Gertrud 


ülrieh  I.  Hartoid  Dietmar  IT.  t.  Offenbnrgr 

c.  1200—1275  1271—1298  1224—1265 

jr.  Berhta  v.  Weizzenstein    Pfarrer  in  Pols,  B.  v.  Gurk 


III.     Otto  IT.     Knnigrunde    Allieid  Margaretha 

t,  1294,  1311  veriA.  1280,  1301—1828 

309       t  V.  1309  G.  Ulrich  IL  v.  Wildon-Eppenstein 

G.  Hartnid  v.  Pettau  1279—1286 


II.  Otto  II. 

185  gest.  1311,  24.  Nov. 

Goldeck     G.  I.  Agnes  v.  Wildon 

II.  Alheid  v.  Potteudorf 
III.  Diemnod 


Diemaod 

G.  Wulfing 
V.  Trewenstein 
gest  vor  1284 


Perohta 

G.  Herrand  II. 

V.  Wildon 


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Das  Minlsterialengesehlecht  der  Herren  ron  Wildonie. 

Südlich  von  Graz,  am  rechten  Murufer,  erhebt  sich  der 
Wildonerberg,  an  dessen  Fasse  die  geschlossene  Niederlassung 
Wildon  liegt;  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  ein  Markt.  ^ 
Wildon  besass  im  Mittelalter  zwei  Schlösser,  das  alte  Wildon 
nnd  die  herzogliche  Kammerveste  Ober -Wildon  oder  das  Neu - 


^  Wildon  als  Ortsname,  nicht  als  Beiname  eines  Angehörigen  des  Ge- 
schlechtes ,yon  WildonS  also  wohl  die  Niederlassung  bezeichnend  und  nicht 
dasSchloss,  erscheint  zuerst  1219,  17.  II.  Salzburg:  Erzbischof  Eberhard II. 
dotirt  das  von  ihm  gegründete  Bisthnm  Seckau  mit  Pfarren  und  Kirchen 
und  führt  zuletzt  an :  et  item  ecclesia  sancte  Margarete  iuxta  Wildoniam. 
U.-B,  2,  163,  8.  24Ö.  Ferner  erwühnt  1262  Ulrich  L  von  Wildon  einen 
civis  noster  de  Wildonia^S.  234,  A.  1).  DesMarktgericbtes  in  Wildon  ,iudicium 
fori'  erwähnt  das  Rationarium  Stiriae  von  1262  (s.  u.  S.  184,  A.  2),  femer  eine 
Urkunde  K.  Albrechts  von  1295,  5.  U.  Wien  (Anhang  10).  Die  lateinische 
Form  Wildonia  entspricht  der  am  häufigsten  vorkommenden  deutschen 
Form  fWildonie*;  daneben  erscheinen  noch  manche  andere  Formen: 
WUdonigen  1178/89,  W.  Adm.  2,  28  u.  236.  Uidonia  1195,  U.-B.  2,  11,  33. 
Wüdone  1196,  8.  IIL  Graz,  U.-B.  2,  16,  39.  Vvildonie  1201,  28.  VIII.  Ad- 
mont,  U.-B.  2,  43.  73.  Wildonien  1202,  4.  VI.  Admont,  U.-B.  2,  60,  88.  Wil- 
doni  1203,  29.  XL  Friesach,  U.-B.  2,  64,  106.  Wildonin  1207  (aus  1180/92), 
U.-B,  2,  87,  136.  WiUdon  1212,  12.  V.  Nürnberg,  M.  Bab.  109,  100.  Wildan 
1212,  7.  XI.  Neuberg,  Jo.  Arch.  C.  372.  de  Wüdonii  1217,  .  .  Juni,  U.-B. 
2,  147,  219.  Wüdonigin  1219/22  (fälschlich  1200),  U.-B.  O.-Oest.  2,  329. 
Wildonig  1220,  U.-B.  2,  184,  266.  de  WUdoni  1220,  21.  XU.  U.-B.  2,  173, 
257.  Wildoning  c.  1296,  F.R.A.  II,  3,  240.  —  Die  dem  Herrand  II.  von 
Wildonie  gehörigen  Strophen  der  Pariser  Liederhandschrift  (Hagen  MS  I, 
347,  n.  66)  sind  überschrieben  mit  ,Der  von  Wildonie' ;  Otackers  Reim- 
chronik hat  die  Form  Wildoni  oder  Wildony;  die  Ambraser  Hs.,  welche 
die  poetischen  Erzählungen  des  erwähnten  Herrand  II.  von  Wildonie 
enthält,  hat  am  Schlüsse  der  1.,  2.  und  4.  Erzählung  ,Wildonie*,  am 
Schlüsse  der  3.  ,Wildenow*. 


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184 

haus ;  ^  dieses  dürfte  mit  dem  neuen  Schlosse  am  oberen  Ende 
des  Marktes  oder  dem  sogenannten  Freihause  identisch  sein. 
Auf  der  letzteren  Burg  sass,  wenigstens  zu  König  Ottokars 
Zeiten,  ein  Burggraf,  der  fünfzig  Mark  Jahresgehalt  bezog ;  ^ 
das  erstere  ist  die  Stammburg  des  steierischen  Ministerialen- 
geschlechtes der  Edelherren  von  Wildonie.  Die  Ruinen  des 
Schlosses  stehen  noch  heute  und  geben  einen  Begriflf  von  der 
ehemaligen  Ausdehnung  des  verschiedenen  Zeiten  angehörigen 
Baues.  ^ 


1  Nach  Mach.  2,  129  Ifisst  sich  über  die  Zeit  der  Gründang  der  ersteren 
Burg  nichts  bestimmen.  Das  zweite  Schloss  dürfte  um  die  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  erbaut  sein;  die  B.-Chr.  nennt  es  c.  131  e.  J.  1276  daz 
neu  Wüdon  oder  c.  497  z.  J.  1291  daz  new  hau9  ze  Wildon, 

^  Much.  3,  21  nach  dem  Rationarium  Styriae  des  Bischofs  Bruno  v.  Olmütz 
V.  J.  1262  bei  Bauch,  Scr.  II,  114—208  vgl.  Lor.,  D.  G.  1,  377.  Die  auf 
die  Wildoner  und  ihre  Besitzungen  bezüglichen  Stellen  lauten:  8.  114: 
ego  Helwicus  notarius  .  . .  examinatis  omnibus  . .  .  Styriae  ofiGcüs  prin- 
cipatui  attinentibus  omnes  proventns  eorum  studui  compilare  .  .  .  ao  dorn 
mcclxii  mense  januario  .  .  .  locata  sunt  officia  Styriae  per  .  .  .  Br&nonem 
Olomucensem  episcopum  ...  (115)  officium  et  iudicium  provinciale  circa 
Ybannoalde  deputata  sunt  dapifero  de  Fulmensteine  .  .  .  item  iudicium 
provineiale  in  Wildonia  et  iudicium  fori  cum  ceteris  prouentibus,  deputata 
sunt  pro  custodia  maioria  cctstri  Wüdon  ad  estimationem  1  maroarum  .  .  . 
(116)  insuper  hec  cedunt  pro  custodia  castrorum  videlicet  (Pettau  und 
Tüffer  200  Mk.,  Mautenberg  150  Mk.)  ...  in  WUdonia  marce  (dann 
folgen  noch  zwei  mit  50  und  mehrere  mit  8—20  Mk,  darunter  S.  117): 
.  .  .  item  ad  castrum  in  Primarapurch  zv  marcas  ...  ad  Walisiain  vj  mar- 
cas,  ...  ad  Rvtgerspwck  vj  marcas  et  tres  medios  frumenti  ...  (In  dem 
Verzeichnisse  der  prouentus  prediorum  in  Marchpureh  S.  136  ff.  er- 
scheinen S.  144  porci  qui  dicuntur  techswein  —  vgL  Lexer,  Mhd.  Wb.  1, 
415  u.  d.  W.  deheni)  —  (8.  145)  porci  de  vrbor  .  .  .  summa  porcorum 
zjjj.  de  hiis  autem  porcis  tue  de  Wildonia  tollit  officii  sui  dapiferatum 
infeodatum  ut  dicit  xl  de  levioribus  (folgen  andere,  welche  eben  solche 
Schweine  beziehen).  S.  152  f.  werden  die  Einkünfte  von  Wildon 
einzeln  angeführt;  S.  183:  denotantur  autem  que  dantur  annuatim  de 
officio  marschalcatus  in  Graetz.  in  granarium  dom.  nostri  regis  de  xjjjj 
barrochüs  circumiacentibus,  que  taliter  nuncupantur  videlicet .  .  .  Steuntz 
.  .  .  (189)  item  denotatur  Barrochia  in  Steuntz,  vel  ad  Sanctum  Stepha- 
num  (folgen  die  einzelnen  Scafßa).  S.  196  bei  der  Pfarre  Styven 
heisst  es :  ...  item  de  Egneynstorf  v  scaffia.  et  aliud  totum  ibidem  re- 
cipit  dominus  H,  de  Wildonia  et  dom.  Mynhardus  de  Zyntzleystorf. 

3  Die    älteste    mir    erreichbare  Abbildung   des  Schlosses    befindet   sich   in  - 
M.  y ischers    berühmter   Topographia    ducatus    Styriae    1681    und    zeigt 
einen  mit  Vorwerken  und  Verbindungsmauern  sich  fast  über  den  ganzen 
Schlosflberg  ausdehnenden,    ziemlich  wohl   erhaltenen  Bau.     Die  nächste 


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185 

Schlosß  und  Ort  Wildon  liegen  in  der  im  11.  Jahrhun- 
dert nachweisbaren  Grafschaft  Hengist^  *  ein  Name,  der,  ur- 
sprünglich einer  ganzen  Grafschaft  zukommend,  seinen  Umfang 
idlmälig  verengerte  und  sich  auf  einen  kleinen  Ort  in  der 
Nähe  von  Wildon,  Hengstberg,  zurückzog.  ^ 

Von  diesem  letzteren  Orte  fähren  die  im  12.  Jahrhundert 
erscheinenden  Herren  von  Hengest  den  Namen.  Diese  dürfen 
nicht  mit  den  Wildonem  identificirt  werden.  Allerdings  ver- 
schwinden die  Hengest  seit  1164  aus  den  Urkunden  und  seit 
1173  erst  sind  die  Wildoner  zweifellos  zu  belegen,  aber,  ab- 
gesehen von  dem  nahen  Wohnorte,  ist  gar  kein  Berührungs- 
punkt oder  Verwandtschaftsverhältniss  nachzuweisen;    der  bei 


Abbildung  liefern  die  , Ansiebten  der  Steiermark'  als  Beilagen  der  Qrazer 
Tagespost  in  Heften  mit  erlfinterndem  Texte  (von  Ilwof?)  c.  1860  er- 
schienen. Der  kundige  Verfasser  dieser  Skizze  muss  noch  viel  mehr 
gesehen  haben,  als  heutzutage  möglieh  ist  Gegenwärtig  ist  dnrcb  üppig 
wucherndes  Gestrüpp  das  Mauerwerk  fast  unzugfinglich  und  nur  die 
solid  gemauerten  Theile  des  alten  umfänglicheren  Baues,  so  namentlich 
der  imposante  Bergfried  (Heidenthurm)  und  die  Umfassungsmauer 
trotzen  der  Zeit  und  den  Werkzeugen  der  Anwohner,  welche  das  Schloss 
als  Steinbruch  benutzen,  während  der  innere,  theilweise  aus  Ziegeln  ge- 
baute Theil,  der  späteren  Jahrhunderten,  dem  16.  und  folgenden  (vgl. 
Ansichten  p.  6),  angehört,  einem  raschen  Verfi&lle  entgegengeht  Die 
hier  niedergelegten  Beobachtungen  sind  die  einzige  Frucht  eines  Be- 
suches, welchen  ich  im  August  1877  yon  Graz  aus  an  der  Seite  eines 
SachTerständlg^ii  den  Ruinen  von  Wildon  abstattete. 

'  1042,  8.  XI.  Neuenbürg  a.  Rhein,  schenkt  K.  Heinrich  III.  dem  Mark- 
grafen Gotfrid  zu  Grestnic  (Gösting)  duos  regales  mansos  in  loeo  gestnic 
et  in  eomitatu  Hengest  predicti  marchionis  sitos,  U.-B.  1,  52;  c.  1066 
haben  Markwart,  Sohn  des  Herzogs  Adalbero  von  Kämthen,  und  seine 
Gemahlin  Ldutpirg  Antheil  an  der  Schlosskirche  in  Castro  Heingist  und 
vertauschen  diesen  Antheil  mit  dem  Erzbischof  Gebhard  von  Salzburg 
gegen  andere  Rechte,  U.-B.  1,  68;  vgl.  auch  das  Register  u.  d.  W.  Hengest. 
Das  letzterwähnte  Heingist  (c.  1066)  oder  urbs  Heingistiburc  (1053)  er- 
klärt Fei,  Beitr.  10,  76  ff.  für  identisch  mit  Graz.  Mnch.  2,  46  u.  192 
hält  Hengist  für  Wildon. 

*  Von  1126—1163  wird  die  dem  Bischöfe  von  Trient  gehörige,  seit  1136 
au  das  oberösterreichische  Kloster  Suben  geschenkte  Kirche  St.  Marga- 
rethen  bei  Wildon  einfach  als  ecclesia  Hengiste  oder  ad  Heingest  oder 
als  ecclesia  8.  Marg.  virg.  ad  Henngst  (vgl.  das  Reg.  des  U.-B.  u.  d.  W. 
Hengstberg  und  Margarethen  bei  Wildon)  bezeichnet.  Dasselbe  ist  aus- 
führlich nachgewiesen  bei  Fei.  Beitr.  10,  75.  Ein  daselbst  ansässiges 
Ministerialengeschlecht  nannte  sich  de  S.  Margaretha,  später  de  March- 
pnrc,  U,-B.  1,  627. 


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186 

den  Hengest  beliebte  Name  Poppo  kommt  bei  den  Wildonem 
gar  nicht  vor,  während  die  Lieblingsnamen  der  Wildoner, 
Herrand,  Hartnid,  Rieh  er,  Leutold,  jenen  fehlen.  Freilich 
bietet  für  die  Zeit,  in  der  die  Zunamen  sich  erst  bilden,  eine 
Genealogie  grosse  Schwierigkeit:  Angehörige  eines  Geschlechtes 
nennen  sich  bald  nur  mit  Taufnamen,  ^  bald  nach  ihrem 
Stammsitze,  Söhne  desselben  Vaters  bedienen  sich  selten  des- 
selben Geschlechtsnamens,  sondern  führen  oft  verschiedene 
Prädicate  nach  der  Burg,  die  sie  eben  besitzen.^ 

Ebenso  wenig  lässt  sich  ganz  sicher  erweisen,  in  welchem 
verwandtschaftlichen  Verhältnisse  die  Herren  von  Ruckersburg,  ^ 


^  V.  Zahn  in  der  Einleitaug  zum  U.-B.  1,  LH. 

2  Tangl  in  Mitth.  6,  85. 

3  FeL,  Beitr.  10,  77  stellt  die  Behauptung  auf,  dass  Hertnid  von  Ruckers- 
burg, der  Sohn  Richers,  im  Jahre  1173  zum  ersten  Male  mit  dem  Bei- 
namen de  Wildonia  erscheine;  er  beruft  sich  auf  U.-B.  1,  228.  Öö2.  664. 
568.  581.  Die  gleiche  Ansicht  sprach  v.  Zahn  in  Mitth.  20,  94  (Anzeige 
von  Beichrs  Marburger  Programm  vom  Jahre  1867)  aus:  ,um  1180  lebte 
ein  Herrand  von  Wildon,  der  sich  von  Rieg^rsburg  schriebt  Allerdings 
kann  nicht  in  Abrede  gestellt  werden,  Vieles  spricht  für  Identität  der 
Riegersburger  und  Wildoner  oder  vielmehr  für  ein  Aufgeben  des  ersteren 
Namens  zu  Gunsten  des  zweiten:  a)  Schloss  Riegersburg  (richtiger 
Rütkerspurc)  befindet  sich  seit  Leutold  I.  von  Wildon  (1222)  erweislich  in 
Händen  der  Wildoner.  b)  Das  Geschlecht  der  Riegersburger  weist  gleich- 
zeitig drei  Brüder,  Hartnid,  Herrand,  Richer,  auf^  denen  drei  gleiche 
Namen  im  Geschlechte  der  Wildoner  gleichzeitig  entsprechen;  die  Be- 
lege bietet  das  Regster  des  Ü.-B.  1.  Von  den  Wildonern  sind  Herrand 
und  Richer  als  Brüder  bestimmt  bezeugt;  nimmt  man  Identität  der  Ge- 
schlechter an,  so  tritt  Hartnid  von  Wildon  vom  Jahre  1173  und  c.  1190 
(U.-B.  1,  552  u.  708)  in  bestimmte  Beziehung  zu  den  beiden  anderen 
Trägem  des  Namens  Wildon,  denn  die  drei  gleichnamigen  Riegersburger 
sind  als  Brüder  bestimmt  bezeugt,  c)  Sowohl  von  den  Riegersburgem 
als  von  den  Wildonern  werden  Schenkungen  an  Admont  berichtet,  und 
zwar  an  gleichen  Orten:  Hartnid  von  Riegersburg  schenkt  zu  Siginsdorf 
im  Paltenthale  c.  1145  und  (1147),  U.-B.  1,  228  u.  267,  ebenso  Richer 
von  Wildon  (1147),  U.-B.  1,  269;  Hartnid  von  Riegersburg  verzichtet  auf 
Güter  in  der  Ramsau  im  Ensthale  c.  1160  (U.-B.  1,  433),  Herrand  von 
Wildon  in  der  Ramsau  bei  Schladming  c.  1185,  U.-B.  1,  662,  beide  nach 
vorhergegangenem  Streite,  d)  Auf  Urkunden  des  Hartnid  von  Riegers- 
burg begegnet  zweimal  ein  Dietmar  de  Pergfam  als  Zeuge  (1147)  u.  c.  1160, 
U.-B.  1,  267  u.  433,  und  ein  Ortolf  de  Pergam  kehrt  als  Miles  wieder  auf 
Stainzer  Urkunden  Leutolds  I.  von  Wildon,  des  Sohnes  von  Herrand  I. 
von  Wildon.  e)  Beide  Geschlechter  stehen  in  nahen  Beziehungen  zu 
Admont:     Hartnid  von  Riegersburg  vrird  Laienbruder,    seiner  Schwester 


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187 

Eppenstein  und  Diernstein  mit  den  Wildoniern  gestanden  haben ; 
in  späterer  Zeit  finden  wir  die  Burgen  der  ersteren  in  den 
Händen  der  letzteren. 


Kind  tritt  ins  Frauenkloster  ein,  und  die  Wildoner  begegnen  auf  einer 
nnglanblich  grossen  Zahl  von  Admonter  Urkunden,  wie  ein  Blick  in  das 
Register  des  II.  Bandes  von  Wicbners  Gescbichte  von  Admont,  Graz  1876, 
überzeugt.  —  Qegen  diese  Wahrscheinlichkeitsgründe  kann  geltend  ge- 
macht werden:  ad  b)  Die  bei  den  Riegersburgem  und  Wildonem  vor- 
kommenden Namen  finden  sich  sehr  häufig  und  auch  gleichzeitig  in 
gleichen  oder  ähnlichen  Verbindungen:  so  weist  z.  B.  das  Greschlecht 
der  Herren  von  Marhburc  Herrand  und  Bicher  und  des  letzteren  Sohn 
Richer  auf.  Hartnid  führt  zwar,  wenn  er  mit  den  Brüdern  erscheint, 
gewöhnlich  ausschliesslich  das  Prädicat  von  Riegersburg,  während  die 
Brüder  lediglich  als  Fratres  Hartnidi  (1147)  Ü.-B.  1,  267,  Frater  eins 
Herrandus  et  Richerus,  c.  1175,  U.-B.  1,  581,  erscheinen;  aber  das 
geschieht  nur,  weil  das  Prädicat  unmittelbar  vorher  genannt  war;  wenn 
einer  allein  steht,  so  führt  er  sein  Prädicat,  das  zeigt  U.-B.  1,  642  :  1185, 
24.  VU.  Graz,  Richer  de  Rfttkerspurc.  Gerade  diese  letztere  Urkunde 
—  die  erste  bestimmt  datirte  eines  Riegersburgers  —  macht  die  Iden- 
tität zweifelhaft;  denn  vier  Tage  hernach,  am  29.  VII.  unterschrieben 
Herrandus  de  Wildonia  et  frater  «ins  Richerus  eine  Urkunde  Herzog 
Ottackers  (U.-B.  1,  639);  hätte  Richer,  Herrands  von  Wildon  Brüden 
damals  das  Prädicat  von  Riegerburg  geführt,  so  wäre  das  beim  zweiten 
Namen  angeführt  worden,  der  Sitte  gemäss;  man  vergleiche  Heinricus 
de  S.  Margaretha  et  filius  eins  puer  de  Marhpurc  U.-B.  1,  649,  S.  627. 
Hartnidus  de  Ouuenstein  frater  Hartnidi  de  Ort  1185,  U.-B.  1,  649, 
8.  628.  ErchingerUs  de  Landisere  et  frater  eins  Rudolfus  de  Stadekke 
1200,  D.  St.  1,  33.  Ulricus  de  Liehtenstein  et  Dietmarus  de  Offenberg 
fratres  1243,  M.,  Bab.  176,  124.  Richer,  des  Herrand  von  Wildon  Bruder, 
schreibt  sich,  wenn  er  allein  erscheint,  von  Wildon  vgl.  U.-B.  1,  693 
vom  Jahre  1188,  1,  269  vom  Jahre  1188/9  nach  meiner  S.  189, 
Anm.  1  gegebenen  Datiruug.  Eine  weitere  Schwierigkeit  bietet  Hartnid 
von  Riegersburg:  wenn  er  1173  (U.-B.  552)  das  Prädicat  von  Wildon 
annimmt,  dann  c.  1175  (U.-B.  581)  als  Laienbruder  in  das  Kloster 
Admont  eintritt  —  da  heisst  er  wieder  de  Rütkerspurc  —  so  ist  nicht 
recht  begreiflich,  wie  er  fast  zwanzig  Jahre  später,  1190  (U.-B.  1,  708) 
wieder  als  Hertnid  von  Wildon  eine  Urkunde  fertigt.  Hält  man  Hartnid 
V.  R.  und  Hartnid  v.  W.  auseinander,  so  hindert  nicht,  die  beiden  Ur- 
kunden von  1173  und  1190  demselben  Hartnid  (von  Wildon)  beizu- 
legen. Ein  ferneres  Bedenken  entspringt  aus  den  Urkunden  1,  267 
und  269.  Ich  hoffe  S.  189,  Anm.  1  erwiesen  zu  haben,  dass  Nr.  269 
sowie  mehrere  in  der  Nähe  stehende  Urkunden  nicht  nach  1147, 
sondern  nach  1188/9  gehören.  Nimmt  man  nun  Identität  der  beiden 
Geschlechter  an,  so  kommt  man  ins  Gedränge,  denn  mit  Nr.  269  (Cod. 
trad.  ly.)  wird  auch  Nr.  267,  wenn  auch  aus  anderer  Quelle  stammend 
(Adm.    Codex    tradit.    11),     nach    1188/9    gerückt;    da   hätte   man   nun 


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188 

Sicherheit  beginnt  erst  mit  dem  Jahre  117«3,  in  welchem 
ein  Hertnidus  de  Wildonia  als  Zeuge  einer  Urkunde  des 
Markgrafen  Ottacker  VIII.  für  Stift  Renn  erscheint.  Demselben 
Namen  begegnen  wir  dann  noch  1190  auf  einer  Schenkung 
für  Admont  und  1180 — 1192  auf  einer  Urkunde  desselben 
Herzogs  fiir  die  Earthause  Seitz.  ^    Schon  viel  früher  und  dann 


folgenden  seltsamen  Fall:  Hartnid  von  Biegersborg  tritt  1176  ins  Kloster 
(Ü.-B.  1,  581),  macht  dann  1189  den  Kreuzzng  mit  und  schenkt  an 
Admont  (U.-B.  1,  267),  bezeugt  1190  als  Hartnid  von  Wildon  eine  Adm. 
Urkunde  (U.-B.  1,  708).  Das  missliche  Verh&ltniss  zwischen  U.-B.  1, 
561  und  267  bleibt  übrigens  anch,  wenn  die  Riegersburger  gesondert 
betrachtet  werden.  Lässt  man  aber  U.-B.  1,  267  und  269  beim  Jahre 
1147  stehen  und  nimmt  man  Identität  der  Geschlechter  an,  so  kommt 
man  auf  folgenden  Fall:  von  1145,  vielleicht  von  1142  an,  bis  1175,  wohl 
nicht  bis  1190,  reicht  Hartnid  von  Riegersburg- Wildon,  dieser  hätte  zwei 
Brflder,  Herrand  und  Richer,  beide  von  1147  an;  Rieh  er  von  Riegers- 
burg erscheint  bis  1185,  Richer  von  Wildon  bis  1188,  Richer  von  Riegers- 
burg-Wildon,  der  bestimmt  1147  als  Bruder  Hartnids  und  Herrands,  1185 
als  Bruder  Herrands  bezeichnet  ist,  könnte  also  zur  Noth  derselbe  sein. 
Aber  Herrand!  Herrand  von  Wildon,  der,  abgesehen  von  den  zweifel- 
haften Urkunden  1,  269  (S.  189,  Anm.  1),  559  (8.  191,  Anm.  1),  592 
(Fälschung),  von  1181  an  sicher  und  fortwährend  bezeugt  ist,  1182  und 
1185  einen  sicher  bezeugten  Bruder  Richer  hat,  ist  im  Texte  bis  1220 
(1222)  nachgewiesen  —  wenn  M.,  Bab.  Regster  und  das  U.-B.  O.-Oest. 
im  Register  Herrand  I.  und  U.  unterscheiden,  so  entbehrt  das  jeder 
Begründung  — ;  unter  obigen  beiden  Annahmen  nun  würde  er  bis  1147 
hinaufgerückt;  da  er  mit  Bruder  Richer  bereits  als  Zeuge  unterschreibt 
(U.-B.  1,  267),  müsste  er  1147  doch  mindestens  zwanzig  Jahre  alt  sein,  wir 
würden  also  für  den  1222  in  Wels  bei  Herzog  Leopold  VI.  anwesenden 
Herrand  ein  Alter  von  nahezu  hundert  Jahren  annehmen  müssen.  Wir 
dürfen  aber,  immer  beide  obige  Annahmen  vorausgesetzt,  auch  nicht  zwei 
Herrande  annehmen,  denn  1147  und  1175  erscheinen  Hartnid  und  Richer 
als  Brüder  Herrands  von  Riegersburg,  1182  und  1185  hat  Herrand  von 
Wildon  einen  Bruder  Richer,  Hartnid  von  Wildon  kommt  1190  noch 
hiezu:  das  wäre  doch  höchst  seltsam:  in  den  Yierzig^er  Jahren  drei 
Brüder  Hartnid,  Herrand,  Richer,  von  denen  wieder  einer  drei  Söhne 
gleichen  Namens  haben  müsste,  die  dann  in  den  Achtziger  Jahren  und 
weiter  erschienen!  (Aehnliches  konmit  allerdings,  gat  bezeuget,  bei  den 
Eppensteinem  vor.)  Aus  den  vorangefuhrten  Erwägungen  habe  ich  mich 
nicht  entschliessen  können,  Identität  der  beiden  Geschlechter  anzunehmen, 
wenngleich  Vieles  auf  nahe  Verwandtschaft  hindeutet. 
U.-B.  1,  502,  523;  U.-B.  1,  708,  700;  U.-B.  2,  87,  135:  1207  .  .  .  Herzog 
Leopold  VI.  erwähnt  in  einer  Bestätigung  der  Besitzungen  der  Earthause 
Seitz  der  Grenzbestimmungen  seiner  Vorfahren,  namentlich  des  Herzogs 
Otacfaer   und   fährt   fort:    quia   hi    sunt   termini   per  antecessores  meos 


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189 

gleichzeitig   erscheint  der  Name  Herrandus  de  Wildonia,  ' 
aber  sicher  ist  er  erst  für  1180/1  bezeugt;    für  1174  kann  er 


antiqaitas  constitnti,  oportnnnm  duximus  eiosdem  constitutionis  etiam 
antiqnos  testes  subscribi  .  .  .  Hertnidus  de  Wildonin  ...  et  alii  quam 
plnres  ministeriales  Otacheri  nepotis  meL  ,Nepos^  bezeichnet  hier  den 
sehr  entfernten  Verwandtschaftgrad,  vgl,  Ducange  I,  620  ,monet  Eckartus 
nepotis  vocem  medio  aevo  non  solnm  de  nato  ex  fratre  sed  etiam  de  nato 
ex  patris  avi  et  proavi  fratre  osorpatam  esse* ;  Elisabeth ,  Schwester 
des  Markgrafen  Leopold  III.  d.  H.  war  mit  Otakar  VI.  von  Steiermark 
vermShlt,  Otakar  VIII.  und  Leopold  VI.  waren  aber  Urenkel  Leo- 
polds III.  und  Otakars  VI.  Da  Otakar  VIII.  genannt  wird,  jducis  Otacheri 
predecessoris  mei^  so  müssen  wir  die  erwähnte  ältere  Urkunde  zwischen 
1180—1192,  8.  V.  setzen. 
^  Zwar  berichtet  F.  X.  Richter:  Die  Fürsten  und  Grafen  yon  Auersperg, 
in  Hormajrs  Neuem  Archiv  für  Qeschichte,  Staatenkunde,  Literatur 
und  Kunst.  2.  Jahrg.  (21.  als  Fortsetzung)  Wien  1880,  S.  618*:  ,Pere- 
grin  oder  Pelegrin  II. ,  geboren  1086 ,  ein  Enkel  Konrads  I.  von 
Auersperg,  vermählte  sich  1119  mit  einem  Fräulein  von  Wildon,  Tochter 
Harands  des  Marschalls  von  Wildon,  und  zeugte  mit  ihr  vier  Kinder, 
davon  Pelegrin  III.  das  Geschlecht  fortführte*.  Allein  diese  Nachricht 
entbehrt,  da  die  Bescha£fenheit  der  ,Familienurkunden  der  Stammburg 
Auersperg  in  Krain*,  auf  welche  der  Verfasser  S.  597  sich]  beruft,  aus 
den  Gitaten  nicht  erschlossen  werden  kann,  einer  urkundlichen  Stütze. 
—  Das  Ü.-B.  1,  269  bietet  eine  Adm.  Urkunde,  nach  welcher  Herrand 
von  Wildon  durch  Händen  Lantfrieds  von  Eppenstein  zwei  Mausen  zu 
Siegersdorf  im  Palteuthale,  welche  sein  Bruder  Bicher  vor  seinem  Kreuz- 
zuge jenem  zur  Uebergabe  an  Admont  übertrug,  dem  Kloster  ein- 
antwortet Für  diese  undatirte  Urkunde  setzt  Much.  3,  347  und  4,  640 
das  Jahr  1187/8  (Friedrichs  I.  Kreuzzug  1189),  v.  Zahn  dagegen  1147 
(Konrads  IIL  Kreuzzug  1147)  an.  Auch  Reichel  in  Mittheilungen  24 
(1876),  141—143  sucht  Hertnid  von  Riegersburg  und  Richer  von  Wildon 
aus  Zeugen  des  U.-B.  1,  als  Theilnehmer  des  zweiten  Kreuzzuges  von 
1147,  an  dem  Markgraf  Ottacker  VII.  (V.)  zwar  theilnahm,  von  dem 
er  aber  schon  1148  zurückkehrte  (Krön.,  Oe.  G.  1,  609),  zu  erweisen. 
Ihnen  stimmt  Wichner,  Gesch.  v.  Adm.  1,  144  bei,  und  nach  [letzterem 
Röhricht:  Die  Deutschen  auf  den  Kreuzzügen  in  Zs.  f.  deutsche 
Philologie  7,  143.  Ich  möchte  dagegen  Muchars  Datirung  aufrecht 
halten:  Zunächst  weil  Herrand  und  Richer  zwar  von  1180  an  wieder- 
holt und  bis  tief  in  die  Neunziger  Jahre  erscheinen,  nicht  aber  vor- 
her^ dann  weil  an  dem  Kreuzzuge  von  1189,  der  durch  Gestenreich  ging, 
viele  Steirer  auf  Drängen  ihres  kranken  Herzoges  und  aufgemuntert  durch 
Abt  Isenriks  von  Admont  Beispiel  theilnahmen,  namentlich  aus  den 
Kreisen  der  admontischen  Vasallen  (W.,  Adm.  2,  19  S,) ;  und  hauptsächlich, 
weil  triftige  Gründe  für  die  Rückdatirung  sprechen.  Die  NN.  266—269 
(auch  270—276  entspringen  dem  gleichen  Anlasse)  des  U.-B.  1,  enthalten 


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190 

wenigstens  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  erschlossen  werden.  * 
Er  erscheint  dann  fast  ununterbrochen  bis  1220  (1222)  als  Zeuge 

Schenkungen  für  Admont  aus  Anlass  eines  Ej'enzzuges,  sie  stammen  mit 
Ausnahme  von  N.  267  (Hartnids  von  Riegersburg  Schenkung),  welche 
dem  Cod.  trad.  II.  250  angehört,  aus  dem  Cod.  trad.  IV.  und  sind  un- 
datirt;  die  Zeugennamen  kehren  zum  Theile  in  allen  oder  doch  in  einigen 
wieder,  so  Heinrich  Mutil  (266,  269),  Durinch  de  Halle  (267?  269), 
Suitger  de  Dorf  (267,  269);  eben  dieselben  aber  und  einige  andere  sind 
theils  vereinigt,  theils  einzeln,  für  die  Vierziger  und  Achtziger  Jahre 
aus  Adm.  Urkunden  gleichmfissig  bezeugt,  einige  nur  für  spätere  und 
für  die  Achtziger  Jahre.  Von  den  Zeugen  der  fraglichen  Urkunden  er* 
scheinen  vereinigt  in  späteren  Jahren:  Durinch  de  Halle,  Heinrich 
Mutil  N.  681,  J.  1186.  Ludwig  de  Slierbach,  Swiker  de  Dorf  N.  647, 
J.  1185.  N.  695,  J.  1188.  Karolus  de  Haginperge,  Durinch  de  Halle 
N.  649,  J.  1185.  Heinrich  de  Niwendorf,  Hermann  Faber  N.  648,  J.  1185. 
—  Sieht  man  von  ursprünglich  undatirten  und  dann  von  dem  Herrn 
Herausgeber  bestimmten  Urkunden  ab,  so  kommen  von  den  ferneren 
Zeugen  der  in  Rede  stehenden  Urkunden  später  vor:  Otto  de 
Chulm  1168.  1172.  1175.  1180.  Eicher  de  Rötkerspurch  1185.  Wemhart 
oder  Wernher  de  Wizinpach  1185.  Suitger  de  Dorf  von  1171—1190.  — 
Von  den  Zeugen  unserer  Urkunden  (N.  269)  erscheinen  bestimmt  be- 
zeug^: Ludwicus  de  Slierbach  1168.  1182.  1185.  Heinrich  de  Niwendorf 
1172.  1175.  1185.  Duringus  de  HaUe  1184.  1185.  1186.  1188.  Heinricus 
Mutil  1186.  1188.  Hermannus  Faber  1184.  1185.  1186.  Ein  scheinbares 
Hindemiss  der  Vordatirung  bietet  Dietricus,  ministerialis  marchionis  de 
Styra  in  N.  266,  da  Ottecker  VIH.  (VI.),  seit  30.  V.  1180  Herzog,  von 
Ende  1181  an  als  Herzog  in  den  Urkunden  erscheint,  vgl.  U.-B.  1,  615, 
616,  617  u.  s.  w.  (über  die  Erhebung  vgl.  Luschin,  Beitr.  9,  124);  aber 
das  geschieht  nicht  immer :  so  nennt  er  sich  selbst  noch  in  einer  echten 
Urkunde  von  1183,  U.-B.  1,  622  marchio;  da  kann  wohl  auch  1188  noch 
jener  Dietricus  als  ministerialis  marchionis  bezeichnet  werden.  Lantfried 
von  Eppenstein  (U.-B.  1,  269)  steht  der  Datinmg  auf  1288  nicht  im 
Wege,  weil  man  die  Wahl  hat  zwischen  Lantfried  dem  Vater  und  Lant- 
fried dem  Sohne:  1151,  19.  III.  S.  Lambrecht,  erscheinen  Lantfridus  et 
filius  eins  Lantfridus  de  Eppenstein;  1142  und  1182  erscheint  in  Seckauer 
Urkunden  je  ein  Lantfried  von  Eppenstein  (D.  St.  1,  143  und  168,  Seco. 
3  und  22).  Die  sonstigen  Urkunden  aus  den  Vierziger  und  Achtziger 
Jahren,  welche  denselben  Namen  bieten,  bringen  keine  Entscheidung. 
Hält  man  an  v.  Zahns  Datirung  fest,  so  muss  für  die  zahlreichen  Ur- 
kunden der  Jahre  1181—1222  ein  zweiter  Herrand  von  Wildon  aufgestellt 
werden,  und  da  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  sämmtliche  letztgenannte 
den  gleichen  Träger  des  Namens  betreffen,  auch  ein  zweiter  Richer,  der 
ja  als  Herrands  Bruder  auch  für  1185  (U.-B.  1,  639)  bezeugt  ist.  Am 
besten  setzt  man  U.-B.  1,  269  nach  N.  693,  1188,  2.  VIIL,  Krungelsee 
(Richer  Zeuge  des  Herzogs). 
'  U.-B.  1569,  S.  532  bietet  einen  Brief  des  Abtes  Otto  von  Reitenpuech 
an  den  Abt  Rupert  von  Tegemsee,   1174  c.  Juli  .  .  .  quod  Liutoldus  de 


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191 

der  Landesfursten,  also  zunächst  des  Herzoges  Ottacker  VIII. 
Er  war  ein  einflussreicher  Mann ;  ^  auf  des  Herzogs  Urkunden 
steht  er  oft  als  erster  Zeuge  oder  doch  unter  den  ersten, 
gleich  nach  den  Geistlichen,  wiederholt  weit  vor  de»  Herzogs 
Bruder.  2   Er  bekleidete  das  Amt  des  herzoglichen  Truchsessen  ^ 


Walstein,  cnins  filiau  duo  maiores  de  Stirensibos  rapnerant  cum  eisdem 
congregatis  copiifl  commisit  et  victas  ab  iis  vix  faga  elapsos  est  .  .  . 
Arcbiepiscopas  [Adalbert]  supervenit,  litem  et  inimicitias  hoc  modo  de- 
cidit  qnod  pater  ipsas  filias  raptoribas  sponte  copalavit  et  nanc  ille  qui 
neptem  nostram  rapnit,  cnm  omni  indemnitate  reddere  decrevit,  nee  ipse 
omni  tempore,  qno  rapta  tenebatur,  nnquam  ipsam  vidit  vel  allocutas  est, 
sed  eadem  die  qua  rapta  est,  supervenit  quaedam  nobilis  femina  cognata 
eiosdem  H.,  nxor  quondam  F.  de  Bettove  et  eam  in  soa  recepit  et  usque 
ad  baec  tempora  cum  omni  honestate  integerrime  conservavit  ...  Da 
nun  Leutold  von  Gutenberg  nach  seiner  Burg  Waltstein  sich  zuweilen 
nannte,  und  des  Leutold  von  Gutenberg  beide  Töchter  als  Gattinnen  des 
Grafen  Wilhelm  von  Heunburg  und  Herrands  von  Wildon  bezeugt  sind, 
so  hat  V.  Zahn  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  in  jenem  ,idem  H.^  unseren 
Herrand  vermuthet. 

>  Einen  Beweis  von  Herrands  Ansehen  gibt  der  Titel  domnus,  welchen 
ihm  Abt  Rudolf  von  Admont  c.  1190  (U.-B.  1706)  ertheilt,  so  wie  dass 
ein  angesehener  Freier  Liutold  von  Waltstein  oder  Gutenberg  ihn  zu 
seinem  Eidam  machte,  vgl.  Lusch.,  Beitr.  9,  133;  nobilis  ac  strenuus 
miles  de  Wildonia  heisst  er  auf  einer  Urkunde  Reinberts  von  Mureck 
für  Renn,  und  steht  als  Zeuge  gleich  hinter  dem  Herzog  U.-B.  2,  122,  185. 

'  Für  die  Regierungszeit  Herzog  Ottackers  VUI.  (VI),  verweise  ich  auf 
die  zahlreichen  Belege  des  U.-B.  Bd.  1. 

'  Häufig  wird  er  ausdrücklich  ministerialis  genannt,  so  1188,  2.  VIII 
Krungelsee.  Herzog  Ottacker  VlII.  (VI.)  für  Admont,  Zeugen:  de  mini- 
sterialibus  meis  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia  U.-B.  1,  691.  692.  Manch- 
mal trägt  er  den  Titel  Truchsess,  so  1191  nach  dem  16.  IV.  Ens,  Herzog 
Ottacker  VIII.  (VI.)  erneuert  die  Marktprivileg^en  censilio  meorum  mini- 
sterialium  Herrandi  dapiferi  mei  de  Wildonia  U.-B.  O.-Oest.  2,  296. 
Dass  Herrand  noch  ein  anderes  Amt  bekleidet,  lässt  sich  nicht  erweisen ; 
Zwar  berichtet  Caes.  Ann.  Stir.  1,  730  und  982  aus  einem  handschrift- 
Chronicon  Styriae  z.  J.  1188,  dass  dem  verstorbenen  Wolfrad,  Grafen 
von  Thann,  capitaneo  seu  praetori  Styriae  nachgefolgt  sei  in  der 
gleichen  Würde  Hemudus  de  Wildonia,  dominus  de  Rackerspurg,  Gleichen- 
perg,  et  Stejeregg,  simul  haereditarius  mareschallus  Styriae,  qui  dein 
ao  1202  obiisse  fertur.  Caesar.  Aquilinus  weist  dann  nach,  dass  statt 
Hemudus,  Herrandus  zu  lesen  sei  und  bezieht  die  Notiz  auf  unseren 
Herrand,  welchen  er  tercium  capitaneum  seu  praetorem  Styriae  nennt; 
auch  in  einem  Briefe  Herzog  Leopolds  V.  von  Oesterreich  von  1180  soll 
nach  W.  Lazius'    Zeugnisse   dieser  Hemudus   vorkommen.     Da  die  uns 


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192 

und  war  als  solcher  viel  in  des  Herzogs  Gesellschaft  auf  dessen 
Fahrten  durch  sein  Land  und  ausserhalb  desselben.  ^  Wahr- 
scheinlich sollte  er  seinen  Qebieter  auch  auf  der  beabsichtigten 
Fahrt  nach  Jerusalem  begleiten ;  Herzog  Ottacker  unterliess  sie 
wohl  wegen  seiner  stets  zunehmenden  Krankheit.^  Als  in 
Folge  des  Erbvertrages  von  Georgenberg  (17.  VTII.  1186)  nach 
Ottackers  Tode  (8.  oder  9.  V.  1192),  Kaiser  Heinrich  VI.  zu 
Worms  (24.  V.  1192),  den  Herzog  von  Oesterreich,  Leopold  V., 
mit  dem  Erbe  der  Traungauer  Markgrafen  belehnte,  gab  Herrand 
die  Berührung  mit  dem  Hofe  nicht  auf:  schon  1192,  10.  I. 
finden  wir  ihn  mit  Herzog  Leopold  an  Kaiser  Heinrichs  VI. 
Hoflager  in  Regensburg.  Bei  dem  Huldigungshoftage  zu  Graz 
(nach  dem  24.  V.  1192)  spielt  er  bereits  eine  wichtige  Rolle, 
so  dass  der  Abt  von  St.  Paul,  um  ihn  und  durch  ihn  den 
Herzog  sich  günstig  zu  stimmen,  ihm  ein  Geschenk  von  4  Mark 
macht.  ^  1193,  28.  HI.  unterzeichnet  er  in  Speier  mit  seinem 
Herzoge  eine  Urkunde  des  Kaisers  für  Passau.* 


zugänglichen  Urkunden  weder  vom   Marschall   noch   vom   Hauptmanne 
etwas  wissen,  so  begnüge  ich  mich  jene  Notiz  einfiach  anzuführen. 

1  Das  U.-B.  1,  619.  639.  647.  653.  691.  692.  702.  707.  720  der  Cod.  austr.- 
frising.  I,  117.  118,  das  U.-B.  f.  O.-Oest.  1,  217.  2,  257.  294.  296.  296, 
M.,  Bah.  67,  47.  68,  48,  Caes.  Ann.  1,  Dipl.  76  weisen  Herrand  als 
Zeugen  des  Herzogs  Ottacker  in  fast  ununterbrochener  Jahresfolge  Yon 
1180—1191  auf;  die  meisten  Urkunden  sind  in  und  um  Admont  ausge- 
stellt, U.-B.  1,  720  (J.  1190)  in  Salzburg,  U.-B.  f.  O.-Oest.  2,  295.  296 
(J.  1191  nach  dem  15.  IV.)  in  Eus.  So  bekannt  war  Herrand  von 
Wildon  als  Zeuge  vieler  Urkunden  seines  Herzogs,  dass  man  ihn  auch 
auf  Fälschungen  des  13.  und  14.  Jahrhunderts  setzen  zu  müssen  glaubte , 
vgl.  U.-B.  1,  592  (J.  1177).  632  (J.  1184). 

2  c.  1190  .  .  .  Herzog  Ottacker  VIH.  (VI.)  stiftet,  im  Begriffe  nach  Je- 
rusalem zu  ziehen,  eine  tägliche  Messe  zu  Qarsten.  U.  d.  Z.  Herrandus 
de  Wildonia.    U.-B.  O.-Oest  2,  294. 

5  U.-B.  8.  Paul  8.  60,  c.  LXXXI.  des  Cod.  tradit  des  Abtes  Ulrich:  .  .  . 
postea  vero  cum  dux  Styrie  Liupoldus  senior,  curiam  aput  Grez  cele- 
brasset.  palefridnm  VIH.  marcis  comparatum  illi  presentauimus.  Her- 
rando  ut  parti  nostre  faueret  HIV*'  marcas  non  immerito  dare  censuimus  .  . 
Schon  Ank.  Reg.  12,  571  vermuthet,  dass  Herrand  von  Wildon  hier  an- 
zunehmen seL  Die  obige  Zeitbestimmung  i.  Texte  ist  von  SchroU  in 
der  Anm.  z.  St.  nach  Mnchar;  vgL  auch  U.-B.  2,  8. 

*  M.,  Bab.  68,  50.  74,  65;  Ausserdem  kommen  in  Betracht  U.-B.  O.-Oest 
2.  300.  M.,  Bab.  70,  54.  55.  71,  58  (1192,  Linz,  Graz,  Steier,  Ardagger), 
Urkunden  Herzog  Leopolds  V.  mit  Herrand  als  Zeugen. 


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193 

Nach  Leopolds  V.  Tode  (1194,  31.  XII.)  übernahm  sein 
jüngerer  Sohn,  der  nachmalige  Leopold  VI.,  die  Regierung  der 
Steiermark  und  vereinigte  nach  dem  Tode  seines  älteren  Bruders, 
des  Herzogs  Friedrich  I.  von  Oesterreich  (f  1198, 16.  IV.),  die 
babenbergische  Macht  in  seinen  Händen. 

Herrand  von  Wildon  spielte  an  dem  Hofe  dieses  glänzen- 
den Fürsten  eine  nicht  unwichtige  Rolle :  mehr  als  30  Urkunden 
des  Herzogs  aus  den  Jahren  1195—1222  liegen  vor,  die  Herrand 
unterschrieben  hat.  ^     An  welchem  der  zahlreichen  Kriegszüge 


*  Ich  verzichte  daraaf,  alle  hier  in  Betracht  kommenden  Urkunden  aus 
M.,  Bab.,  U.-B.  O.-Oest.,  F.  B.  A.  II,  11,  34  auszuziehen;  sie  weisen  theils 
steierische,  theils  österreichische  Ausstellungsorte  (Wien,  Linz,  Wels, 
Nenburg,  Stadelau)  auf.  Nachstehende  Belege  für  seine  Stellung  an 
Herzog  Leopolds  VL  Hofe  und  sonst  bietet  das  U.-B.,  Bd.  2:  Herrand 
Ton  Wildon  Zeuge  Herzog  Leopolds  VI.  für  Seitz,  1196  .  .  .  Mar- 
burg, U.-B.  2,  n.  11,  8.  33;  für  Admont,  1196.  8.  IIL  Graz,  16,  39;  für 
Admont  1201,  28.  VIU.  Admont,  43,  73;  für  Seckau,  1202,  4.  VI. 
60.  88;  für  Victring,  1202  .  .  .,  60,  101;  für  Gurk  Domstift,  1203, 
29.  XL  Friesach,  63,  105;  für  Victring,  1203,  29.  XL  Friesach,  64,  106; 
für  Göss,  1203  (XL/XU.)  Friesach,  65,  108;  für  Renn,  1206  .  .,  78,  121; 
für  Gleunk,  1207  (nach  Juli)  Linz,  81,  126;  für  Renn,  1210,  24.  X. 
Stallhof  bei  Gradwein  (?),  108,  166;  für  Spital  am  Semmering,  1211,  18. 
VIL  Graz,  113,  170;  für  Renn,  1211  .  .  .,  116,  175;  für  S.  Lambrecht, 
1214,  16.  VIL  Graz,  130,  201;  für  Reun,  1217  Juni  .  .,  147,  219;  für 
Domstift  Seckau,  1220  (c.  16.  X.  Neunkirchen),  176,  261.  —  Herrand 
Yon  Wildon  in  Urkunden  Herzog  Leopolds  VI.  besonders  aus- 
gezeichnet: für  Seitz  1195  .  .  .  Marburg,  erster  Zeuge,  U.-B.  2,  n.  11, 
S.  33;  für  Admont,  1196,  8.  III.  Graz,  erster  Zeuge  nach  den  Geist- 
lichen, U.-B.  2,  16,  39;  (für  Seckau,  1202,  2.  VL  Admont,  zweiter 
Zeuge,  U.-B.  2,  49,  86  F&lschung);  für  Reun,  1210,  24.  X.  Stallhof  bei 
Gradwein  (?),  erster  Zeuge,  U.-B.  2,  108,  166;  für  Reun,  1211  .  .  ., 
Hec  .  .  institntio  .  .  coram  ministerialibns  nostris  recitata  et  testium 
subscriptorum  roborata  astipulatione.  qui  dum  plurimi  adessent,  eorum 
tantum  nomina  hie  intitulata  sunt  qui  inter  ceteros  digniores  fuerunt, 
capellani  ducis  .  .  .  .,  roinisteriales  Herrandus  de  Wildonia  etc.  U.-B. 
2,  116,  175;  für  8.  Lambrecht,  1214,  16.  VII.  Graz,  erster  Zeuge  nach 
den  Geistlichen,  U.-B.  2,  130,  201;  für  Reun,  1217,  Juni  .  .  .,  erster 
Zeuge,  U.-B.  2,  147,  219;  für  Domstift  Seckau,  1220  (c  16.  X.  Neun- 
kirchen) erster  Zeuge,  U.-B.  2, 176,  261.  —  In  anderen  Urkunden:  Erz- 
bischof Ädalbert  yon  Salzburg  für  Admont,  1197,  28.  U.  Leibniz,  zweiter 
Zeuge  nach  den  Geistlichen,  U.-B.  2,20,  43;  Erzbischof  Eberhard  II.  für 
Göss,  1203  (XI./XU.)  Friesach,  erster  Zeuge  nach  den  Geistlichen, 
U.-B.  2,  65,  108;  Erzbischof  Eberhard  IL  für  Herzog  Leopold  VI.,  1208, 
31.  IIL  Kloster  Neuburg,  erster  steierischer  Ministeriale  nach  den  Grafen, 
▲ichiT.  Bd.  LIX.  I.  fl&lfte.  13 


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194 

seines  Herrn  er  theilgenommen  hat,  lässt  sich  schwer  fest- 
stellen: den  spanischen  Ereuzzng  desselben  (1212)  könnte  er 
mitgemacht  haben,  denn  er  befand  sich  am  8.  VIII.  1212  mit 
dem  Herzoge  in  Ens,  von  wo  derselbe  nach  dem  Westen 
zog ;  ^  wahrscheinlicher  dünkt  mich  dies  von  Herrands  ältestem 
Sohne  Hartnid.  Dass  Herrand  des  Herzogs  Zug  nach  Aegypten 
(1217 — 1219,  1.  Mai)^  nicht  mitgemacht  habe,  beweisen  zwei 
Urkunden  vom  9.  I.  1219  und  vom  21.  XII.  1220  ;3  wahr- 
scheinlich hat  ihn  sein  hohes  Alter  daran  gehindert.  Der 
Herzog  war  dem  alten  Wildonier  auch  persönlich  gewogen  und 
hat  manchen  Streit   desselben   mit  Klöstern   und  Stiftern  nach 


U.-B.  2,  88,  137;  Erzbigehof  Eberhard  ü.  für  Reun,  1219,  9.  I.  Leibniz, 
erster  Zeuge  nach  den  Geistlichen,  U.-B.  2,  162,  245. 

1  Ich  weiss  nicht,  woher  Mnch.  5,  63  die  Nachricht  hat,  dass  Leopold  VI. 
im  April  1212  (Enser  Stadtrecht  von  22.  IV.,  1212  Ens,  Herrand  von 
Wildon  Zeuge,  M.,  Bab.  109,  99)  nach  Spanien  gezogen.  Nach  der  chro- 
nologischen Uebersicht  bei  M.,  Bab.  276  ist  Leopold  VI.  am  21.  V.  in 
Nürnberg,  am  10.  VII.  1212  in  Passau  und  am  8.  VIII.  schon  wieder  in 
Ens.  Die  Schlacht  von  Tolosa,  zu  der  Leopold  VI.  zu  spät  kam,  fällt 
nach  Much.  5,  64  auf  den  19.  VIL  1212.  Die  Zeit  vom  10.  VIL  (Passau) 
bis  8.  VIII.  (Ens)  reichte  nicht  hin  zu  einem  Zuge  nach  Spanien  und 
zu  ,einigem  Aufenthalte  bei  Peter  von  Arragon*;  eher  die  vom  8.  VIII. 
1212  (Ens)  bis  14.  II.  1213  (Regensburg).  Leopolds  Zug  muss  wohl  in 
den  Herbst  fallen;  dasselbe  scheint  auch  Mayer  anzunehmen,  indem  er 
1,  51  sagt:  ,Leopold,  aus  Spanien  zurückgekehrt,  schloss  sich  ihm  an 
(1213)*,  er  spricht  von  K.  Friedrich  II.  Für  die  im  Texte  aufgestellte 
Vermuthung  ist  diese  Frage  unerheblich,  indem  Herrand  von  Wildon 
beide  Enser  Urkunden  des  Herzogs  unterschrieben  hat  (M.,  Bab.  109,  99 
und  110,  103). 

3  Sieht  man  von  der  streitigen  Urkunde  M.,  Bab.  122,  151  ab,  so  fertigt 
Herzog  Leopold  VI.  am  24.  VI.  1217  noch  in  Klosterneuburg  eine  Ur- 
kunde aus,  am  9.  VII.  oder  doch  Mitte  dieses  Jahres  (M.,  Bab.  Anm. 
385)  steht  er  schon  zu  Glemona  in  Friaul;  die  erste  Urkunde  nach 
•seiner  Rückkehr  ist  datirt:  Wien  7.  X.  1219;  M.,  Bab.  122,  150.  152. 
123,  155.  Die  Rückkehr  von  der  Kreuzfahrt  verlegt  Much.  5,  88  nach 
quellenmässigen  Belegen  auf  das  Ende  1219,  die  Abfahrt  von  Damiata 
Mayer  (1,  51)  auf  den  1.  V.  1219. 

3  U.-B.  2,  162,  245:  1219,  9.  L  Leibniz.  Erzbischof  Eberhard  IL  von  Salz- 
burg schlichtet  auf  dem  Capitel  in  Leibniz  einen  Zwist  zwischen  Reun 
und  dem  Pfarrer  von  S.  Lorenzen.  Zeugen  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia, 
Hertnidus  et  Vlricus  filii  ipsius;  U.-B.  2,  173:  1220,  21.  XIL  .  .  . 
Herrandus  de  Wildoni  leistet  dem  Hospital  Cerewald  Qenngtbnung  pro 
damno,  quod  .  .  fererat  duce  Linpoldo  in  partibus  ultramarinis  in  dei 
Servitute  manente. 


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195 

Kräften  geschlichtet,  auch  Familienurkunden  desselben  wieder- 
holt bestätigt.  Zum  letztenmale  erscheint  Herrand  im  Gefolge 
seines  Herrn  in  Wels  im  Jahre  1222.  *  Bald  darauf  ist  er 
gestorben.  In  welchen  Beziehungen  Herrand  zu  dem  oben 
erwähnten  Hartnid  gestanden,  lässt  sich  nicht  erweisen. 

Herrand  hatte  einen  Bruder  Namens  R icher,  der  von 
1182 — 1188  urkundlich  bezeugt  ist.  ^  Dieser  hat,  wie  ich 
S.  189,  Anm.  1  wahrscheinlich  zu  machen  gesucht,  den  Kreuz- 
zag Kaiser  Friedrichs  I.  von  1189  mitgemacht;  auf  diesem  ist 
er  wahrscheinlich  geblieben.  Nach  seiner  Stellung  in  den  Ur- 
kunden war  Richer  der  jüngere  Bruder. 

Vermählt  war  Herrand  mit  Gertrud,  der  jüngeren  Tochter 
des  Vollfreien  Leutold  von  Gutenberg  oder  Waltstein.  Ist  v. 
Zahns  Vermuthung  z.  U.-B.  1,  559  richtig  —  die  in  der  An- 
merkung zusammengestellten  Urkunden  lassen  wohl  nicht  zwei- 
feln — ,  so  hat  Herrand  um  seine  Gertrud  stürmisch,  aber  doch 
echt  ritterlich  geworben:  er  und  Wilhelm  von  Heunburg  ent- 
führten gewaltsam  Leutolds  Töchter  Gertrud  und  Kunigunde 
and  behaupteten  ihren  Raub  in  ritterlicher  Fehde  gegen  den 
Alten,  den  sie  schlugen  und  mit  seinen  Verbündeten  in  die 
Flacht  jagten ,    wobei    sie    fünfzig  Edle    fingen.  ^     Erzbischof 


»  M.,  Bab.  131,  180. 

2  U.-B.  1,  619:  1182,  29.  XL  Graz.  Herzog  Ottacker  VIII.  bestätigt 
Seckaner  Privilegien.  Zengen  ....  Herrant,  Richer  de  Wildonia.  U.-B. 
1,  639:  1185,  29.  IV.  Fiflchau.  Admont.  Urk.  Z.  Oteker,  dux  StyrensiB  .  .  . 
Herrandns  de  Wildonia  et  frater  eins  Richems.  U.-B.  1,  662:  c.  1185  .  .  . 
Herrandns  de  Wildonia  litem  quam  habuit  cnm  firatribus  Admontensibus 
pro  Bamisowi  .  .  .  abdicanit  .  .  .  tarn  pro  se  qnam  nice  fratris  sui 
Richeri  .  .  .  praedictis  germanis  Herrando  et  Richero.  U.-B.  1,  693 
1188,  2.  VIII.  am  Kruogelsee.  Herzog  Ottaoker  für  Admont.  Zengen  . .  . 
Richems  de  Wildonie.  Anf  dieses  Diplom  folgt  dann  noch  die  S.  189, 
A.  1  erw.  Urk.  des  U.-B.  2,  169  (1188  .  .  .  .)  duos  mansus  apnd  Siginsdorf, 
qnos  Richems  de  Wildonia  iens  Jerosolimam  cenobio  tradendos  in  mannm 
Lantfridi  de  Eppenstein  deleganerat,  idem  Lantfridus  per  manum  Her- 
randi,  fratris  Richeri,  snper  altare  S.  Blasii  tradidit 

•  U.-B.  1,  669:  c.  1174  Liutoldns  de  Walstain,  cuius  filias  duo  raaiores 
de  Stirensibns  rapnerant . .  vgl.  den  Wortlaut  des  Briefes  8.  191,  Anm.  1.  — 
U.-B.  1,  681:  c.  1186  eröffinen  die  Reihe  der  Zengen  hinter  einander 
Liotoldus  de  Gutenperch,  Herrandus  de  Wildon.  —  U.-B.  1,  685:  1187, 
1.  X.  Outenberg.  Herzog  Ottocker  bestätigt,  dass  quid  am  uobilis  Liu- 
toldns fidelis  noster  de  G&tenberch  partem  predii  sui  filiabus  snis  Chnni- 
gondi  et  Gertradi  potestotina  manu  tradens  praesentibus  earum   maritis 

13» 


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196 

Adalbert   von  Salzbarg   schlichtete   den  Streit,   indem  er   den 
Alten    bewog,     den     Räubern    seine     Töchter    zu    verloben. 

Willehelmo    et    Herrando  .   .    .  istam    fecit   exceptionem    etc.    —   U.-B. 

I,  686:  1187.  1,  X.  Gutenberg.  Herzog  Ottacker  bestätigt  quod  quedam 
nobilis  matrona  Elisabeth  de  Qutenberch  presenti  marito  suo  domino 
Liutoldo,  presentibns  etiam  filiabus  suis  Chunigunde  et  Gertrude,  assi- 
dentibus  quoque  duobus  generis  suis  Willehelmo  et  Herrando  fecit 
exceptionem  de  omnibus  prediis  suis  .  .  .  ut  istam  specialiter  tradendi 
pro   remedio    anime  sue   facultatem   haberet   etc.   —   Mit   Urkunde   vom 

II.  V.  1188  Weiz,  U.-B.  1,  688,  überträgt  dann  Liutold  von  Gutenberg 
Jherosolimam  in  armis  contra  inimicos  crncis  Christi  proficiscens  das  in 
N.  685  eximirte  Patronat  von  S.  Dionysen  ob  Brack  a«  d.  Mur  seiner 
dritten  Tochter  Ottilie,  der  Aebtissin  von  Göss.  Die  Reihe  der  Zeugen 
eröffnet  comes  Vlricus  de  Hunenburch  et  filius  eius  comes  Willehelmos, 
der  erste  Schwiegersohn  Liutolds.  Nachdem  Liutold  und  seine  fromme 
Gattin  durch  Schenkungen  für  ihr  Seelenheil  reichlich  gesorgt  (vgl.  anch 
U.-B.  1.  689  ff.),  zog  Liutold  in  das  heilige  Land;  erscheint  nicht  mehr 
zurückgekehrt  zu  sein.  —  U.-B.  2,  78,  120:  1206  .  .  .  Herzog  Leopold  VI. 
bezeugt,  dass  Elisabeth  von  Gutenberg  pium  votum  viri  sui  Leutoldi 
secuta  dem  Kloster  Reun  die  Alpe  Necistal  geschenkt  habe.  U.  d.  Z. 
Herra(n)dus  de  Wildonia.  Diese  Schenkung  hat  1260,  22.  L  Graz,  Ulrich 
von  Wildon,  Herrands  Sohn,  bestätigt  und  1260,  25.  XII.  Graz,  erneuert, 
D.  St.  2,  18,  Run.  U;  2,  25,  Run.  23;  besser  Jo.  Ärch.  C.  778*  und  784*; 
s.  S.  235,  Anm.  3  u.  4.  —U.-B.  2,  129,  197—200:  1214,  27.  VI.  Steier. 
Herzog  Leopold  VI.  bestätigt,  dass  Elisabeth,  Gemahlin  Leutolds  von 
Gutenberg,  genannte  Güter  durch  die  Hand  Virichs  von  Pekah  dem 
Kloster  Göss  mit  Zustimmung  ihrer  Töchter  Knnignnde  und  Gertraud 
und  ihrer  Schwiegersöhne  Grafen  Wilhelm  von  Hunenburg  und  Herrands 
von  Wildon  vermacht  hat  Diese  nach  dem  Tode  der  Frau  Elisabeth 
ausgestellte  Urkunde  enthält  die  Bestätigung  und  Znsammenfassung  einer 
Reihe  vorausgegangener  Acte  und  zwar:  a)  der  Exception  des  Leutold 
und  der  Elisabeth  von  Gutenberg,  vom  Jahre  1187,  1.  X.  U.-B.  1,  685 
und  686;  b)  der  Bestätigung  derselben  durch  Herzog  Ottacker  in  Gras^ 
(1187 — 1192);  c)  der  wiederholten  Uebergabe  der  für  Göss  bestimmten 
Güter  an  Herrn  Ulrich  von  Pekah  vor  Herzog  Leopold  VI.  (1195  — 
1206);  d)  dassOttilie  Aebtissin  von  Göss,  Tochter  Leutolds  und  der  Elisabeth 
von  Gutenberg,  den  Herzog  von  Oesterreich  und  Steier  in  der  Vogtei 
der  übertragenen  Güter  zu  Veitkirchen  und  zu  Graz  post  mortem  matris 
bestätigt  habe  (c.  1210);  e)  dass  die  delegatio  der  Güter  für  Göss  und 
zwar :  Patronat  von  S.  Veit  in  Prilep  samt  dem  ganzen  Besitz  in  Prilep, 
ein  Gut  ein  Chotich,  ein  Hof  in  Meel,  4  Mansus  eines  Guts  in  Hettins- 
dorf  in  Oesterr.  samt  perchreeht,  vor  Herzog  Leopold  VI.  und  zahlreichen 
benannten  Zeugen  in  Weiz  stattgefiinden  habe  (1195 — 1210);  f)  dass 
ferner,  dum  post  annos  aliquot  praedicta  matrona  viam  nniversae  camis 
ingressa  esset  et  in  ecclesia  Gossensi  .  .  .  tumulata  fuisset  (c.  1210),  die 
Delegation    der  Güter    an    Göss    durch   Ulrich   von    Pekah   vor   Zeugen 


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Herrand  übergab  seine  Braut^  die  er  während  der  ganzen  Zeit 
ihrer  Gefangenschaft  weder  gesehen  noch  gesprochen,   sondern 


erfolgte.  Die  den  einzelnen  Acten  beigesetzten  Jahreszahlen  sind  dem  im 
k.  k.  H.-H.-St-A.  befindlichen  Exemplare  der  D.  St.  1,  80—34,  Goss.  17, 
wo  sie  mit  Blei  am  Rande  des  Abdruckes  beigesetzt  sind,  entnommen. 
—  Dass  Liutold  von  Waltstein  der  Urkunde  von  1174  (Ü.-B.  1,  559)  in 
der  That  der  so  oft  genannte  Leutold  von  Gutenberg  ist,  lässt  sich  be- 
weisen; die  Familie  hat  ihren  Namen  g^ewechselt:  Leutolds  Urgrossvater 
Maganas,  sein  Vater  Leutold  und  er  selbst  nannten  sich  bis  1165  de 
Sancto  Dionysio  nach  dem  Orte  und  der  Kirche  S.  Dionjs  bei  Brück 
(U.-B.  1,  323.  344.  492);  unser  Leutold  (II.),  der  vor  1152  schon  er- 
scheint (Ü.-B.  1,  323:  c.  1150  wird  am  Schlüsse  ein  Liutoldus  senior 
genannt),  nennt  sich  bis  1185,  29.  IV.  (U.-B.  1,  639)  de  Waltstein,  vom 
24.  VII.  dieses  Jahres  an  (U.-B.  1,  642)  aber  de  Götenberch.  Die  Iden- 
titlit  aber  ergibt  sich  aus  dem  Inhalte  der  Urkunden:  N.  344:  1152, 
29.  L  Leibniz.  luta,  Witwe  Leutolds  von  S.  Dionys,  und  ihr  Sohn  Leutold 
schenken  dem  Erzbisthume  Salzburg  duo  castra  Wides  et  Waltsteine  .  .  . 
ecclesiam  quoque  S.  Dionjsii  .  .  .  hoc  tenore,  ut  si  predictus  Liutoldus 
de  leg^tima  ingenuos  filios  susceperit,  ad  ipsos  pertineat  hereditas.  Diese 
Schenkung  kam  nicht  zu  Stande.  N.  492  (c.  1165)  heisst  in  einer 
Admonter  Urkunde  derselbe  Liutoldus  de  S.  Dionjsio  liber  homo  et  ad- 
vocatus  ipsius  ecclesiae  (seil.  S.  Dionjsii).  Die  schon  angeführten  NN. 
685  und  688  aber  zeigen,  wie  1187/8  Leutold  das  Patronat  von  S.  Dionys 
vom  Erbe  seiner  verheiratheten  Töchter  ausnimmt  und  dann  dem  Kloster 
Goss  schenkt  Gutenberg,  Waldstein  und  Weiz  finden  wir  später  im 
Besitze  von  Herrands  von  Wildon  Sohne,  Leutold  I.,  und  sie  gehen,  mit 
Ausnahme  von  Waldstein,  durch  die  Verheirathung  der  Tochter  des 
Letzteren,  Gertrud,  mit  Albero  von  Kuenring'an  das  Geschlecht  Kuenring- 
Dürnstein  über.  —  Dass  Leutold  und  Elisabeth  von  Gutenberg  Söhne 
gehabt  haben,  möchte  ich  bezweifeln.  In  welchem  Verhältnisse  Wichard 
von  Waldstein  (U.-B.  1,  685,  668  und  686,  670:  1187,  1.  X.  Guten- 
berg. U.  d.  Z.  .  .  .  Wichart  de  Waltstein  et  Walther  frater  eins,  un- 
mittelbar vor  den  milites  propra  domini  Liutoldi;  U.-B.  2,  76,  119: 
1206,  14.  VIII.  Admont.  Herzog  Leopold  bestätigt  Kloster  Admont  im 
Besitze  eines  von  Elisabeth  von  Gutenberg  durch  Ulrichs  von  Pekkah 
Hand  geschenkten  Gutes  in  Feustritz  und  fügt  bei,  quod  idem  predium 
a  domino  Wichardo  de  Walstein,  qui  hoc  in  vadimonio  sibi  depositum 
afferebat,  amicabiliter  .  .  .  fratres  Admuntenses  absoluerunt;  U.-B.  2,  129, 
200:  1214,  27.  VI.  Steier.  U.  d.  Z.  .  .  .  Vvichardus  et  frater  eins  Liu- 
toldus de  Uvaltetein  .  .  .;  U.-B.  2,  219,  312:  1224,  1.  VIII.  Reun  Z 

Wichardus  et  filius  eins  Dietmarus  de  Waltesteine)  zur  Familie  von 
Gutenberg  gestanden,  lässt  sich  nicht  erweisen ;  dass  die  Verwandtschaft, 
falls  überhaupt  eine  solche  existirte,  nur  eine  sehr  entfernte  gewesen, 
scheint  aus  den  angeführten  Urkunden  hervorzugehen.  —  Auch  Träger 
des  Namens  Gntenberg  erscheinen  wiederholt;  so:  Rudegerus  et  Otto  de 
Gfltenberc  1223,  vgl.  S.  215,  Anm.  3 ;  Wichard  von  Gutenberg  mit  einem 


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einer  vornehmen  Verwandten,  der  einstigen  Gemahlin  Friedrichs 
von  Pettau,  *  anvertraut  hatte,  wieder  ihren  Eltern.  Das  war 
im  Juni  1174,  bald  darauf  wird  die  Vermählung  stattgefunden 
haben,  2  denn  schon  circa  1190  heisst  es  in  einer  Admonter  Ur- 
kunde (U.-B.  1,  706):  Herranduscum  filiis  suis  ad  versus  monaste- 
rium  babit§  liti  penitus  renunciavit.  Das  klingt  so,  als  ob  Her- 
rands Söhne,  deren  ältester,  wofern  er  nicht  vor  seiner  Ehe  mit 
Gertrud  schon  einmal  verheiratet  war,  höchstens  fünfzehn  Jahre 
alt  war,  schon  in  so  zartem  Alter  an  des  Vaters  Fehden  theilge- 
nommen  hätten.  Gertrud  brachte  ihrem  Gatten  schöne  Güter, 
Gutenberg,  Waldstein,  Weiz.  Sie  dürfte  vor  1189  gestorben 
sein;  denn  in  den  Aufzeichnungen  des  Abtes  Isenrik  von 
Admont  (1178—1189)  ist  ein  Jahrtag  der  Gertrud  von  Wildon 
erwähnt,  an  welchem  die  Conventualen  Fische  erhielten,  das 
war  der  6.  December.  ^ 

Wir   kennen    vier    Söhne    Herrands:    Hartnid,    Leutold, 
Ulrich,   Richer;    Hartnid,   der   Aelteste   (seit  1208),   starb   vor 


Sohne  Walther  bei  Much.  5,  99  z.  J.  1224;  ö,  345  z.  J.  1271.  —  Liebold 
und  UlricB  von  Gutenberg  bei  Much.  5,  107  z.  J.  1227  sind  wegen  Gleich- 
heit der  Sache  und  der  Zeit  (Govemiz)  für  die  Wildoner  Leutold  und 
Ulrich  zu  halten;  vgl.  LT.-B.  2,  236.  Muchar  ist  übrigens,  sobald  die 
Belege  fehlen,  bei  der  ungeheuren  Zahl  von  Urkunden,  die  er  für  sein 
Werk  excerpirte,  und  bei  der  Leichtigkeit,  sich  öfter  zu  irren,  nur  mit 
Vorsicht  zu  benützen;  er  wird  oft  recht  verworren,  z.  B.  ö,  105  bei  der 
Darstellung  der  Governizer  Affaire  mit  dem  Leopold  von  Gutenberg  in 
Anm.  1.  —  Indess  treten,  wie  das  Reg.  von  Goeth  zeigt,  noch  bis  ins 
14.  Jahrhundert  Edle  von  Gutenberg  und  Waldstein  auf,  z.  B.  1254  eine 
Edle,  Gertrude  von  Waldstein,  bei  Much.  3,  198. 
^  Ich  vermuthe  unter  der  ,nobilis  femina  cognata  eiusdem  H.,  uxor  quon- 
dam  F.  de  Bettowe*  Benedicta,  Friedrichs  von  Pettau  Gemahlin,  die  um 
1145  schon  Witwe  war  und  deren  Tochter  mit  einem  Lantfried  von 
Eppenstein  vermählt  war  U.-B.  1,  244.  Diese  Benedicta,  eine  nahe  Ver- 
wandte Herrands,  würde  am  natürlichsten  die  Verbindung  zwischen  den 
Wildonern  und  Pettauern,  so  wie  Eppensteinern  herstellen,  kann  aber 
freilich  die  Thatsache,  dass  Schloss  Eppenstein  1263  in  den  Händen  der 
Wildoner  ist,  nicht  erklären. 

2  Lusch.,  Beitr.  9,  133  nimmt  das  Jahr  1187  an,  mit  Berufung  auf  D.  St. 
1,  28  und  30  gleich  U.-B.  1,  685  und  686;  mit  Rücksicht  auf  die  Er- 
wägungen im  Texte  möchte  ich  meine  Anschauung  aufrecht  erhalten. 

3  W.,  Adm.  2,  28  und  235  ,de  anniversario  Gertrudis  uxoris  domni  Herrandi 
de  Wildonigen  Nicholai  episcopi*. 


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199 

dem  Vater  (um  1220),  ebenso  Richer ;  ^  Leutold  und  Ulrich 
überlebten  denselben. 

Dass  er  auch  Töchter  gehabt,  geht  hervor  aus  einer  noch 
anzuiiihrenden  Urkunde  von  1215,  21.  IIL  Wien:  ,adhibito 
Hertnidi  et  aliorum  puerorum  meorum  utriusque  sexus  consilio 
et  consensu.^ 

Von  dem  Leben  Herrands  wissen  wir,  abgesehen  von 
seinen  Beziehungen  zu  den  Landesfiirsten,  wenig.  Gleich  den 
meisten  seiner  Standesgenossen  erlaubte  er  sich  manche  üeber- 
griffe  gegen  Klöster  und  Kirchengut  und  suchte  in  alten 
Tagen  derlei  Gewaltthätigkeiten  durch  fromme  Schenkungen 
wieder  zu  sühnen. 

Gegen  Admont  bewies  er  sich  wiederholt  sehr  nachgebig 
and  freigebig,  ganz  entsprechend  den  Gesinnungen  seines 
Gebieters  Ottacker.  ^  So  hatte  er  gemeinsam  mit  seinem  Bruder 
Richer  ein  Admonter  Gut  in  der  Ramsau  bei  Schladming  in 
Anspruch  genommen,  später  aber  tum  iustiti^  intuitu,  tum  pro 
bonis  nostris  (seil,  fratrum  Admuntensium)  darauf  verzichtet 
und  einen  Theil  seines  eigenen  Besitzes,  der  an  den  admon- 
tischen  grenzte,  dem  Kloster  geschenkt,  im  eigenen  und  des 
Bruders  Namen.  Als  dann  der  Herzog  Ottacker  eben  jenes 
Gut  —  wohl  das  von  Herrand  geschenkte,  der  ja  sein  Ministeriale 
war,  —  als  sein  Eigenthum  beanspruchte,  vermochten  ihn 
Herrand  und  Richer,  demselben  zu  entsagen,  und  wiederholten 
ihre  Abdication  (c.  1185).^  In  der  langen  Reihe  der  Schenkun- 
gen, welche  eine  Admonter  Tradition  von  1185,  25. — 27.  XU. 
aufweist,  finden  wir  unseren  Herrand  zweimal:  einmal  über- 
gibt er  20  Mansus  im  Auftrage  des  Ortolf  von  Graeze,  dann 
heisst  es  weiter,   tercio   post   h§c   die  Herrandus   de  Wildonia 

*  U.-B.  2,  234 :  ego  Livtoldus  et  Vlricus  de  Wildonia  .  .  .  qnandara  dona- 
tionem  quam  pater  noster  beate  memorie  dominus  Herrandus  de  Wil- 
donia pro  remedio  anime  fratris  nostri  Richeri  manu  potestatiua  choro 
Salzbnrgensi  donauit  .  .  .  confirmauimus  rat(i)habitione.  Das  Originale 
des  k.  k.  H.-H.-8t.-A.  ist  undatirt,  v.  Zahn  datirt  c.  1226;  da  nur  Herrands 
Tod  erwfihnt  wird,  so  kann  die  Urkunde  lediglich  nach  1222  gesetzt 
werden. 

2  U.-B.  2,  133,  205;  s.  S.  203,  Anm.  4. 

3  Auf  Admonter  Urkunden  finden  wir  ihn  auch  ohne  seinen  Gebieter  öfter 
als  Zeugen:  c.  1185  Schenkung  Starchants  von  Getzendorf  U.-B.  1,  667; 
c.  1186  Schenkung  Ortliebs  von  Fischau  U.-B.  1,  681. 

*  U.-B.  1,  662,  c.  1186  .  .  . 


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200 

predium  Meinhardi  proprii  militis  sui  seil,  sex  mansus  in 
Oisnitz  und  einen  Weinberg  bei  Aframberg,  beides  in  der 
Nähe  von  Wildon,  pro  duabus  filiabus  ipsius  Meinhardi  apud 
nos  susceptis  super  altare  St.  Blasii  delegauit  potenti  manu.  * 
Ein  andermal  hatte  er  ein  Waldstück  in  Gamner  im  Lavant- 
thal  bei  Obdach  unrechtmässig  in  Besitz  genommen  und  erst 
auf  wiederholte  Klagen  der  Brüder  von  Admont  sich  zu  einem 
Schiedsgerichte  in  Weissenkirchen  cum  amicis  et  fidelibus  suis 
eingefunden.  Das  Schiedsgericht  war  zusammengesetzt  aus  Welt- 
lichen und  Geistlichen  admontischer  Wahl,  die  sich  durch 
provectiores  ac  meliores  de  Herrandi  familia,  also  aus  seinem 
Gesinde,  Richker,  Gundaker  und  Dietmar  den  Schaffner,  er- 
gänzten und  dann,  nach  commissioneller  Begehung  des  strittigen 
Berghanges,  das  Recht  sprachen.  Nach  geschehener  Grenz- 
theilung,  fährt  die  interessante  Urkunde  fort,  Herrandus  termi- 
norum  suorum  designationem  de  manu  nostra  suscipere  postu- 
lauit,  ea  utique  intentione,  ut  prius  violenter  possessa  securiore 
deinceps  conscientia  possideret  Dann  leistete  er  mit  seinen 
Söhnen  Verzicht  (c.  1190).  2 

Als  Herrand  mit  dem  Kloster  St.  Lambrecht  Ende  1202 
wegen  eines  Waldes  zwischen  den  Bächen  Teigitsch  und  Graden 
im  Kainachthal  bei  Fiber,  quod  uiolenter  usurpasset  sibi  siluam, 
im  Streite  lag,  legte  sich  Herzog  Leopold  ins  Mittel,  sprach  dem 
Kloster  den  Wald  zu  und  bewog  dann  den  Abt  consilio  et 
petitione,  seinen  Ministerialen  mit  einem  Gute  am  Graden- 
bache zu  belehnen  und  stellte  eine  Urkunde  aus,  kraft  welcher 
er  in  pr^dio  a  ministeriali  nostro  de  Wildonia  coram  nobis 
obtento  auf  seine  landesherrlichen  Rechte  lantgerith,  march- 
dinest,  foytreth  verzichtete.  Letztere  Urkunde  hat  dann  Herrand 
von  Wildon  als  erster  Zeuge  gefertigt.' 


»  U.-B.  1,  649,  627.  628:  1185.  25—27.  XII.  Admont 

2  U.-B.  1,  706:  c.  1190  .  .  .  Weizzenkirchen.  LuscL,  Beitr.  8,  121—124 
hat  die  Ausdehnung  des  Namens  Gamarana  oder  Gamner  genau  bestimmt 
und  datirt  die  vorliegende  Urkunde  auf  c.  1195,  was  mit  Rücksicht  auf 
die  Theilnahme  von  Herrands  Söhnen  an  der  Versöhnung  eher  statt- 
haben dürfte. 

»  U.-B.  2,  56:  1202.  13.  XII.  Wien  und  57:  1202,  13.  XII.  Graz  (!).  — 
Diesen  Besitz  liess  sich  der  Abt  von  S.  Lambrecht  im  Jahre  1255  von 
dem  damaligen  ungarischen  Landeshauptmanne  Stephan,  Banus  von  Sla- 
vonien,  neuerdings  bestlitigen.  Jo.  Arch.  C.  732\ 


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201 

Als  Spender  für  Stift  Seckau  lernen  wir  Herrand  kennen 
in  einer  Bestätigungsurkunde  Erzbischof  Eberhards  II.  von  Salz- 
bui^  vom  11.  XII.  1208  Salzburg:  ex  dono  domini  Alberti  de 
Epenstein  Liupoltsdorf,  Chappel,  Chrawat^  ex  dono  Lantfridi  filii 
eins  Goberniz  cum  omnibus  attinenciis  suis,  ex  dono  domini 
Herrandi  de  Wildonia  Siginsdorf  etc.  ^  Zu  den  eben  erwähnten 
Schenkungen  der  Eppensteiner  an  Stift  Seckau  gehörte  auch  ein 
Gut  Landschach  (Lontscacherbach),  über  welches  die  Wildoner, 
als  sie  das  Erbe  der  Eppensteiner  antraten,  —  der  Rechtstitel  ist 
nicht  bekannt;  aber  Landfried  von  Eppenstein  heisst  1242  in 
einer  Urkunde  Ulrichs  I.  von  Wildon  ,parens  noster^  und 
yEppenstaein  castrum  nostrum'  —  die  Vogtei  in  Anspruch 
nahmen,  welche  dann  das  Stift  von  Herrand  und  dessen 
Nachkommen  wiederholt  ablöste.  Auch  die  zuerst  genannten 
Schenkungen  der  Eppensteiner  wurden  von  Herrand  und  seinen 
Söhnen  beansprucht  und  gewaltsam  weggenommen;  in  dem 
Streite,  der  darüber  ausbrach,  fUgten  Herrand  und  Hartnid, 
sein  ältester  Sohn,  den  Besitzungen  des  Stiftes  zu  Kumberg 
am  Schöckel  grossen  Schaden  zu,  wofür  sie  dann  aber  durch 
eine  Schenkung  in  Prenning  bei  Deutsch-Feistritz  Ersatz  zu 
leisten  suchten ;  Governiz  jedoch,  bei  Enittelfeld,  behielten  sie 
bis  zu  ihrem  Tode;  und  ihre  Erben,  Leutold  und  Ulrich  von 
Wildon,  stellten  es  erst  auf  Intervention  Herzog  Leopolds  VI. 
1227  gegen  Entschädigung  von  50  Mark  zurück,  behielten 
jedoch  die  Vogtei  darüber.  ^ 

Belehrend  über  das  Gebahren  der  Ministerialen  in  des 
Herzogs  Abwesenheit  auf  dem  Kreuzzuge  (1217  bis  Mitte  1219) 
iBt  eine  das  Spital  am  Semmering  betrefifende  Urkunde  vom 
21.  XII.  1220.  Herrand  lag  damals  in  Fehde  mit  Hartnid  von' 
Ort  und  schädigte  das  genannte  Hospital  in  seinem  Besitze; 
die  Fehde  kostete  Geld,  und  Herrand  musste  Güter  verpfänden. 


«  U.-B.  2,  91,  148:  1208,  11.  XII.  Salzburg.  Dieselbe  Schenkung  der 
Eppensteiner  bewahrt  auch  das  Necrol.  Seccov.  (D.  St.  2,  355):  VIII. 
Kai.  Mart.  (22.  Febr.)  Lantfridns  in  Eppenstein,  qui  dedit  nobis  cnriam 
in  Chrawat.  (D.  St.  2,  359):  IX.  Kai.  Inl.  (24.  Juni)  Laentfridus  de 
Eppenstein  in  expeditione.  Hie  ultimus  filiorum  illorum  pergens  Jero- 
solymam  tradidit  nobis  praedium  omne  Goberritz,  quidquid  ibidem  habere 
poterat.  lY.  Kai.  lul.  (17.  Juni)  Albertus  de  Eppenstein.  Hie  dedit  nobis 
omne  praedium  suum  Capellen  in  Muertztal  et  alia.  Das  Necrolog.  ge- 
hört dem  14.  Jahrb.,  Mitte  (D.  St.  2,  364). 

2  Vgl.  überdasganzeVerhftltniss  zu  Stift  Seckau  S.215,  Anm.3bisS.216  Anm.  3. 


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202 

BO  vier  Hüben  zu  Reibersdorf  bei  Hartberg  (Reiweinsdorf )  an 
den  Richter  von  Hartberg,  Peregrin.  Aber  das  genügte  nicht. 
Und  als  die  Hospitaliter  den  jungen  Ritter  Heinrich,  den  Neffen 
des  Hospitaliters  Tokelarius,  mit  zehn  Mark  Silbers  aus  dem 
heiligen  Lande  an  ihr  Hospital  schickten,  nahm  Herrand  ihm 
dies  weg.  Nach  des  Herzogs  Rückkehr  führte  nun  der 
Hospitaliter  Siegfried  Klage,  und  Herrand  wurde  verhalten, 
das  geraubte  Geld  zurückzugeben;  da  er  es  nicht  konnte, 
schenkte  er  jene  vier  Hüben,  die  an  Peregrin  von  Hartberg 
verpfändet  waren,  Siegfried  aber  verglich  sich  mit  diesem  in 
der  Weise,  dass  er  zwei  Hüben  gleich  aus  der  Pfandschaft 
löste  um  fünf  Mark,  während  die  andern  zwei  nach  Peregrin's 
Tode  dem  Spitale  am  Semmering  zufallen  sollten.* 

Die  Verluste  in  seiner  Familie  veranlassten  den  alten 
Wildonier  zu  verschiedenen  Schenkungen :  so  bei  Richers  Tode 
an  das  Salzburger  Capitel  (S.  199,  Anm.  1)  und  dann,  als 
Hartnid  starb,  —  Ende  1220  oder  1221,  denn  in  einer  Schen- 
kungsurkunde der  Grafen  von  Pleien  1220  lebt  er  noch,  1222 
dürfen  wir  aber  nach  Herrands  Verschwinden  aus  den  her- 
zoglichen Urkunden  als  des  letzteren  Todesjahr  ansetzen; 
eine  Seckauer  Urkunde  seiner  Söhne  von  1223  bestätigt  diese 
Annahme  —  zu  einer  Schenkung  von  Gütern  in  Ranach  und 
von  ,perchreht'  bei  Gloggnitz,  und  von  drei  Hüben  zu  Eich 
im  Ensthale  an  das  Spital  am  Pym  1220.  ^ 

Erwägt  man,  wie  Vater  und  Sohn  für  ihre  Gewaltthätig- 
keiten  dem  Kloster  Seckau  genugzuthun  sich  bemühten  und 
dann  Herrand  nach  des  ältesten  Sohnes  Tode  in  einer  Reihe 
von  Schenkungen  zugefügtes  Unrecht  gut  zu  machen,  für  sein 
'  und  des  Sohnes  Seelenheil  zu  sorgen  sich  beeilte,  so  möchte 
man    fast   vermuthen,    dass    der    Vater    in    einer   plötzlichen 


»  U.-B.  2,  173:  1220,  21.  XU.  .  .  . 

2  U.-B.  2,  184,  c.  1220  .  .  Lietzen.  Herrandus  de  Wildonig  trado  et  delego 
S.  Marie  ecclesieqae  eius  snpra  Pierin  b^bam  unam  aput  Bavnach  in 
septenario  filü  mei  Hartnidi  pro  remedio  anime  eius  ...  et  aput  Glokiniz 
iu8  nostrum  quod  dicitur  perchrehte  .  .  .  aput  Obirneiche  in  Enstal  tres 
h^bas  cum  manu  domini  nostri  ducis  Austrie  et  Styrie  et  hoc  aput 
i^zin.  Septenarium  steht  hier  in  seiner  ersten  Bedeutung  «officium  pro 
mortuis  per  Septem  dies  continuos^  Ducange.  Die  Datirung  im  U.-B. 
O.-Oest.  2,  184  (c.  1200)  ist  fiilsch.  Hartnids  Tod  kann  nicht  vor  1220 
(S.  204,  Anm.  2),  nicht  nach  1222  (S.  195,  Anm.  1)  fallen.  Das  ange- 
hängte Siegel  gleich  Beck-W.  F.  2. 


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203 

Erkrankung  des  Sohnes  und  in  dessen  Tode  einen  Fingerzeig 
des  Himmels  zu  erkennen  glaubte  und  so  zu  jenen  zahlreichen 
Spenden  veranlasst  wurde.  Diese  Anschauung  ist  der  Zeit  nicht 
fremd:  ich  erinnere  nur  an  die  Geschichte  jenes  Grafen  von 
Pleien,  <  in  dessen  Tode  die  Zeitgenossen  die  verdiente  Strafe 
fär  seinen  Angriff  auf  Stift  Reichersperg  erblickten,  oder  an 
die  Geschichte  von  Günther  von  Soune.^ 

Herrand  von  Wildon  hat  auch  das  Verdienst,  den 
Johanniterorden  in  Steiermark  eingeführt  zu  haben;  haben 
sich  die  frommen  Brüder  etwa  um  seinen  Bruder  im  Kreuz- 
zuge 1189  Verdienste  erworben?  Als  Erzbischof  Adalbert  von 
Salzburg  dem  Orden  die  Kirche  zu  Uebersbach  bei  Fürsten- 
feld übertrug,  trat  Herrand  das  Patronat  an  derselben  ab 
(1197)  ;3  1215  schenkte  er  demselben  Orden  einen  Hof  ,Haslowe' 
bei  Fürstenfeld  ^  der  ihm  von  seinem  Lehensmanne  Konrad 
von  Lembuch  (Lewenboch)  ledig  geworden  war.^ 


*  Albain  der  Neffe  des  Stifters  von  Reichersperg,  Werners  von  Pleien, 
hatte  1090  oder  1091  eine  Schenknng  des  Letzteren  an  das  Süft  und 
den  Grand  des  Stiftes  selbst  an  sich  zu  reissen  gesucht,  ja  die  Cleriker 
trotz  der  Warnung  des  in  Reichersperg  als  Mönch  lebenden  Oheims  ver- 
trieben. Die  Gründungsgeschichte  von  Reichersperg  (Mon.  Boic.  8,  393  ff.) 
bezeichnet  seinen  und  seines  Helfershelfers  plötzlichen  Tod  eilf  Tage 
nach  dem  Ueberfalle  des  Klosters  als  göttliches  Strafgericht.  Tanglin 
Mitth.  des  bist  Vereins  für  Steiermark  IV.  133  f. 

>  Günther  aus  dem  Hause  Puzol  oder  Hohenwart  hatte  den  Abt  Wolwold 
von  Admont  im  Jahre  1137  zu  Tode  misshandelt  (M.  G.  9,  578,  Admont. 
Chron.)  und  war  dem  Kirohenbanne  verfallen.  Als  er  im  Jahre  1140  im 
Kampfe  König  Eonrads  III.  gegen  Heinrich  den  Stolzen  von  Baiem- 
Sachsen  vor  Regensburg  verwundet  wurde,  erblickte  er  hierin  Gottes 
Fingerzeig  und  suchte  sich  durch  reiche  Schenkungen  an  Salzburg,  Gurk, 
Admont  und  mehrere  andere  Klöster  Lossprechung  vom  Banne  und  eine 
Grabstätte  in  Admont  zu  sichern.  Tangl,  Günther,  der  letzte  Markgraf 
von  Soune,  in  Mitth.  VI.  94—97. 

'  U.-B.  2,  27:  1197.  Nur  den  ersten  Act  des  Regestes  (Patronat  von 
Uebersbach)  kann  ich  in  der  Urkunde  finden,  nicht  aber  den  zweiten 
(Dotation  der  genannten  Kirche  durch  Tausch  mit  Zehenten  an  ge- 
nannten Orten):  .  .  Herrandus  vero  de  Wildonie  ins  patronatus,  quod  in 
predicta  ecclesia  habebat,  ospitali  S.  Johannis  ea  condicione  donavit,  vt 
de  ospitali  presbiter  in  prenominata  ecclesia  instituatur  singulis  diebus 
ad  divina  celebranda.  (v.  Zahn  setzt  Komma.)  Dedmas  istarum  vülarum, 
videllcet  Ubilspach  .  .  .  que  ad  plebanum  pertinent,  pro  allodio  in  chro 
huuat  cum  plebano  .  .  permutaverunt. 

«  U.-B.  2,  133:  1215,  21.  III.  Wien.  Die  im  Texte  gegebene  Erklftrung 
scheint  dem  Wortlaute  näher  zu  entsprechen,  als  das  Regest:  .  .  eadem 


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204 

Die  bei  Gelegenheit  der  Streitigkeiten  und  Schenkungen 
angeführten  Orte  —  Ansprüche  der  adeligen  Herren  ergaben 
sich  bei  der  Unbestimmtheit  der  Grenzen^  wenn  ihre  und  der 
Klöster  Besitzungen  einander  berührten  oder  einschlössen  — 
geben  uns  die  Punkte  an,  auf  denen  wir  einen  Theil  des 
Wil deutschen  Besitzes  zu  suchen  haben;  —  einen  Theil,  denn 
nicht  alles  ist  in  Streit  gekommen,  nicht  von  allen  Gütern 
wurden  Theile  geschenkt,  gewiss  nicht  über  alle  von  Vater 
auf  Sohn  übertragene  Lehen  sind  Urkunden  ausgestellt  worden, 
und  nicht  alle  haben  sich  erhalten. 

Ausser  von  den  Landesfürsten  und  von  den  Klöstern 
Ädmont  und  S.  Lambrecht,  trug  Herrand  c.  1190 — 1200  auch 
von  S.  Paul  zwei  Höfe  zu  Lehen  ^,  und  1220  lernen  wir  ihn 
und  seine  Söhne  Hartnid  und  Ulrich  als  Lehensträger  der 
Grafen  von  Pleien  kennen:  sie  haben  fünf  Hansen  in  der 
Nähe  von  S.  Georgen  an   der  Stiefing.^    Umgekehrt  gab  auch 


bona  Chonrades  de  Lewenbocb  a  me  in  beneficio  habnit  ipseque  qnen- 
dam  militem  .  .  Walthemm  per  eadem  bona  beneficiaverat,  quo  mortuo 
eiusdem  filii  et  tntores  .  .  .  eadem  bona  reddidenint  et  ipse  susceptiB  a 
fratribns  Ix  marcis  Fresacensium  eadem  bona  michi  libere  resignavit. 
Vgl.  M.,  Bab.  149,  4:  1231,  3.  UI.  Wien,  Herzog  Fnedrich  II.  bestätigt 
Herrands  Schenkung  von  1215;  über  Herrands  Verdienste  vgl.  v.  Zahn, 
Beitr.  6,  18. 

^  U.-B.  von  S.  Paul  S.  72  C.  Copie  des  um  1220  vollendeten  Codex  traditionum 
des  Abtes  Ulrich:  ista  sunt  beneficia  qnibus  inbeneficiati  sunt  subscripti: 
.  .  .  idem  dominus  F(ridericu8  de  petÖ)  causa  domini  Herrandi  de  Wil- 
donia  resignavit  nobis  duas  villas  beneficii  sui,  quas  predicto  domino 
H.  iure  feudali  concessimus. 

2  U.-B.  2,  174:  1220  .  .  Saefelt.  C.  dei  gratia  Comes  de  Bleigen  (Chun- 
radus)  dilectis  fideUbus  suis  H.  de  Wildouia  et  H.  et  U.  filiis  suis  (Her- 
rando  de  Wildonia  et  Hertnido  et  Ulrico)  salntem.  Quoniam  parentes 
nostri  .  .  .  Marie  .  .  nee  non  .  .  Georio  .  .  .  aput  Styuen .  .  .  ecclesiam 
fundare  et  suo  dotare  praediolo  curaverunt  .  .  .  nos  concedimus  .  .  .  ut 
V  mansos  de  praedio  nostro  quod  in  feudo  tenetis,  ecclesiae  praedictae 
in  proprietatem  et  dotem  altaris  superioris  cappellae  delegare  habeatis 
potestatem.  Diese  Urkunde  steht  vollständig  im  Seokauer  Copialbnch 
(Pg.  Codex  des  14.  Jahrhunderts  des  Jo.  Arch.  in  Graz  N.  333,  p.  72, 
Urk.  N.  125)  und  unmittelbar  vorher  (Urk.  N.  124)  eine  andere,  durch 
welche  Graf  Liutold  von  Pleigen  seinen  Vasallen  die  Schenkung  von  Plei- 
genschen  Lehensgütern  an  die  Kirche  zu  S.  Georgen  an  der  Stiefing 
gestattet;  sie  ist  undatirt.  Ueber  diese  Schenkung  hat  dann  Graf  Konrad 
von  Pleien  eine  zweite  Urkunde  ausgestellt,  welche  ebenfalls  von  1220  . .  . 
Berchtesgaden  datlrt  ist  (abgedruckt  bei  Koch-Sternfeld,   Salzburg  und 


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205 

Herrand    von   Wildon    einen    Hof   und   Güter    in   Haslau    bei 
Fürstenfeld   dem    oben    erwähnten    Konrad    von   Lembuch   zu 


Berchtesgaden  in  bist,  stat  geogr.  und  staatsökon.   Beiträgen ,   Salzburg 
1810,    zwei  Tbeile;    2.   Theil,    1.   Abtheilung    ^Urkunden    von  Berchtes- 
gaden* S.  42,  N.  XXII.,  jetzt  auch  berichtigt  U.-B.  2,  175):  Graf  Konrad 
von  Piain  gibt  auf  Bitte  des   seligen   Herrand   von   Wildon  und  auf  Er- 
mahnen des  Pfarrers  von  Styven  [S.  Georgen  an  der  Stieiing]  ein  Prfidium 
von  fünf  Mausen  für  eine  tägliche  Messe    auf  den  Katharinen  Altar  der 
Kirche  S.  Georgen  an  der  Stiefing.  .  .  .  Chunradus  .  .  comes  de  Piain  .  . 
memorandum  relinquimus  quod  ad  peticionem   pi^  memoria  Herrandi  de 
Wildonia  (fuimns)  inducti  et  a  Chvnrado  plebano  de  Styven  .  .  moniti 
iam  nominat^  ecclesi^  predium  nostrum  apnd   8.  Georium  V  mansos  .  .  . 
per  manualem  consensum  consanguinei  nostri  L.   sub  uostra  tutela  con- 
stituti  .  .  .  super  altare  beat^   Katharinc   in   memorata  ecclesia   .  .   pro 
dote    tradidimus  .  .  .    hac    tarn    condicione    interposita,    quod    in    eodem 
altari    cottidie   missa  pro   defunctis,    pro  remedio    et    salute  tarn   nostra 
quam  predicti   Herrandi  et  heredum  eiusdem  .  .  debeant  celebrari  .  .  . 
testes  .  .  .  data  apud  perthersgadem  ao  incarn.  dorn,  mcczx.    Wenn  man 
wie  Koch-Stemfeld  (Gesch.  des  Fürstenthums   Berchtesgaden,    Salzburg 
1815,  1,  99)    aus  der    Berchtesgadner   Urkunde    des    Grafen    von    Piain 
schliesst,    dass   Herrand  von  Wildon    1220  todt  war    (pie  memorie  Her- 
randi!), so  verwickelt  man   sich   in  Widersprüche  mit  anderen   urkund- 
lichen Zeugnissen:  die  Seefelder  Urkunde   des   Grafen   von   Pleien  kann 
allenfalls  der  ersten  Hälfte  des  Jahres  zugeschoben  werden,  auch  die  bei 
M.,  Bab.  126,  164  vorfindliche  Zeugenschaft  Herrands  von  1220,  12.  VII. 
Steier,  lässt  fUr  den  Todestag  fast  sechs  Monate  Raum ;  Herrands  Schen- 
kung an  Spital  am  Semmering  die  vom  Thomastage  (12.  Dec.)  datirt  ist, 
könnte    allenfalls    nach   dem  Tage  der  translatio  Thomae  apostoli,    dem 
3.  Juli  (vgl.  Weidenbäch  Oalend.  christ.  p.  161)  zurückgeschoben  werden; 
Doch  weniger  Schwierigkeit  bereiten  zwei  andere  dem  Jahre  1220  (ohne 
näheres  Datum)  gehörige  Urkunden  Herzog  Leopolds  (M.,  Bab.  125,  162 
und  127,  165).     Allein  unlösbar  wird  der  Widerspruch   durch  eine  Ur- 
kunde Herzog  Leopolds   von   1222  .  .  Wels,    für  Lambach,    in  welcher 
Herrand  als  Zeuge  erscheint  (M.,  Bab.  131,  180,   U.-B.  O.-Oest.  1,  639, 
n.  341).     Die    Echtheit  dieser  letzteren   Urkunde    anzuzweifeln    ist  um 
80  weniger  erlaubt,    als   es  sich  um   Marktrechte  in  Wels  handelt,    die 
Stift  Lambach  von    seiner   Gründung  her  besass   (pro   totis  iuribus  que 
ecclesia  Lamb.   de  fundacione  sua  in  civitate  Welsa  libere  possidebat),  die 
bezügliche  Urkunde    König  Heinrichs  IV.   aber,   die  ihm  diese  Rechte 
▼erlieh,  1061,  18,  II.  Regensburg,  (U.-B.   O.-Oest.   1,  90  n.   71,   Stumpf, 
Reichskanzler  2.   Bd.,   Chron.   Verz.   der  Kais.-Urk.    215   Reg.   n.  2502) 
niemals  angestritten   worden   ist.     Diesen  Widerspruch    zu   lösen    bleibt 
nichts  übrig,  als  Herrands  Tod  nach  1222  oder  in  diesem  Jahre  festzu- 
setzen und  die  Berchtesgadner  Urkunde  von  1220  für  eine   spStere,  der 
Kirche  8.  Georgen  an  der  Stiefing  ausgestellte  Bestätigung    der  früheren 
Schenkung,  mit    dera  Datum   des  Schenkungsactes   (1220)   und  mit  Be- 


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206 

Lehen,  der  sie  wieder  an  den  Miles  Walther  hindanlieh,  nach 
dessen  Tode  die  Söhne  gegen  andere  Güter  in  ,RedeginBdorf' 
dem  Konrad  von  Lembuch  das  Lehen  zurückerstatteten,  worauf 
dann  dieser  es  dem  Herrand  zurückgab  gegen  60  Mark 
Friesacher,  die  die  Johanniter  zahlten  (S.  203,  Anm.  4). 

Neben  Herrand,  seinem  Bruder  und  seinen  Söhnen  er- 
scheinen in  dieser  Zeit  noch  einige  andere  Träger  des  Namens 
von  Wildon:  Albert  von  Wildon,  1185,  1190  als  Zeuge  ;^  nach 
der  Stellung  in  der  Zeugenreihe  scheint  er  nicht  dem  Diener- 
stande angehört  zu  haben.  Konrad  von  Wildon  1207 — 1245 
(vgl.  über  denselben  S.  224,  Anm.  1).  Erphe  von  Wildon 
1219—1223.2  Hezil  von  Wildon  c.  1185  und  1227.3  Leo  von 
Wildon  1212.  1214.^  Konrad,  Erphe,  Leo  und  einige  andere 
werden    1219^  9.   I.   ausdrücklich   als    Burggrafen    bezeichnet. 

ziehling  auf  die  Zeit  der  Aasstellong  (,Herranda8  pie  memorie^)  anzu- 
sehen. Vgl.  eine  ähnliche  Vermengung  von  Actum  und  Datum  in  der 
Urkunde  n.  172  des  steierm.  U.-B.  1,  p.  172  (1136  .  .  .  Lieibniz  anno 
dorn,  incarn.  mcxxxri,  regnante  Chunrado  rege  secundo  [!])  und  im 
Allg.  Ficker  Urk.  Wesen  1,  n.  157  und  168. 

>  U.-B.  1,  649  S.  629^  als  Zeuge  der  S.  199  f.  besprochenen  Tradition, 
noch  hinter  Meinhard  dem  miles  proprius  —  U.-B.  1,  701:  c.  1190. 
Erzbischof  Albert  von  Salzburg  beurkundet  die  Delegation  Ulrichs  dea 
Sohnes  Otakars  des  Burggrafen  von  Graz  an  seine  Kirche  .  .  .  cuius 
delegacionis  testes  sunt  .  .  .  Herrandus  de  Wildonie,  Hertnidus  de  Orte, 
Albertus  de  Wildonie  .  .  .  Facta  est  autem  hec  delegacio  in  Castro 
Trnwinstein  sub  his  testibus  .  .  .  Alberto  de  Wildonie  .  .  .  testes  autem 
hnius  delegacionis  sunt  hü  .  .  .  Albertus  de  Wildonie  .  .  . 

'  U.-B.  2,  162,  245:  1219,  9.  I.  Leibniz,  erscheinen  nebst  Herrandus  de 
Wildonia,  Hertnidus  et  Uiricus  filii  ipsius  ausserdem  Leo,  Engelscalcus, 
Marchwardus,  Conradus,  £rpo,  Wichardus,  Grifo  castellani  de  Wildonia; 
Erphe  war  demnach  Burggraf.  —  Aebtissin  Ottilie  von  Göss  erklärt, 
dass  Engeiin  seine  Besitzungen  seinen  Erben  Otto  und  Bertha  abgetreten 
habe.  U.  d.  Z  .  .  .  dominus  Erphe  de  Wildonia.  c.  1220,  U.-B.  2,  179, 
264.  —  Konrad,  Engelschalk  und  Erpho  als  Zeugen  auch  in  der  S.  215, 
Anm.  3  angeführten  Urkunde  Liutolds  und  Ulrichs  von  Wildon  vom 
Jahre  1223  . .  .Weiz,  U.-B.  2,  209,  299. 

^  Zeuge  der  Verzichturkunde  Herrands  und  Richers  von  c.  1185  U.-B.  1, 
662.  Hezil  ist  gleich  Hermann,  M.  G.  8,  670.  10,  370  Herimannus  qui 
etHezilo,  Förstemann,  Namenbuch  1,  651.  Und  ein  Hermann  von  Wildon 
ist  c.  1225  Zeuge  in  einer  Urkunde  Leutolds  I.;  S.  224,  Anm.  2. 

*  U.-B.  2,  122,  185:  1212  .  .  .  Reinbert  von  Mureck  urkundet  für  Renn, 
und  U.-B.  2,  130,  201:  1214,  16.  H.  Graz,  Herzog  Leopold  VL  für 
S.  Lambrecht;  Zeuge  ist  jedesmal  Herrand  von  Wildon,  weit  hinter  ihm 
folgt  Leo  von  Wildon;  er  war  Burggraf.  Siehe  oben  Anm.  2. 


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207 

Von  den  1190  ohne  Namen  erwähnten^  1215  mit  Aus- 
Dahme  Hartnids  als  pueri  bezeichneten  Söhnen  Herrands  ist 
Hartnid  der  älteste^  denn  er  erscheint  in  den  Urkunden  zuerst, 
seit  1208,«  Ulrich  seit  1219,2  Leutold  erst  von  1222  an,  also 
Yon  demselben  Jahre,  über  welches  herab  unsere  Kenntniss 
7on  Herrand  nicht  reicht. 

Am  30.  V.  1208  bestätigt  Hartnid  H.  in  Friesach  mit 
dem  Vater  eine  Urkunde  des  Bischofs  Walther  von  Gurk;^ 
1211  unterschreiben  sie  gemeinsam  einen  Vertrag  Herzog 
Leopolds  VI.  mit  EIrzbischof  Eberhard  H.  über  Burgen  und 
Patronate ;  *  als  Herzog  Leopold  VI.  mit  zahlreichen  steierischen 
Herren  im  Mai  1212  den  Nürnberger  Reichstag  des  aus  Italien 
zurückgekehrten  Kaisers  Otto  IV.  besuchte,  befand  sich  Hartnid 
in  seinem  Gefolge  und  unterzeichnete  mit  ihm  den  kaiserlichen 
Privilegienbrief  für  S.  Florian ;  "^  und  als  neun  Monate  später 
dasselbe  Kloster  von  dem  inzwischen  aufgegangenen  neuen 
Sterne,  König  Friedrich  II.,  in  Regensburg  sich  die  gleichen 
Freiheiten    wie   vom    Kaiser   Otto    und   Herzog    Leopold    ver- 

'  Schon  1207  soll  er  in  Herzog  Leopolds  VI.  Gefolge  in  Linz  g^ewesen 
sein,  nach  Moch.  5,  48,  der  sich  auf  Kurz,  Beiträge  zur  Geschichte  des 
Landes  ob  der  Ens,  Linz  (1806)  3,  324  bezieht;  aber  die  entsprechende 
Gleinker  Urkunde  des  U.-B.  f.  O.-Oest.  2,  254  hat  Herrandus  de  .Wil- 
donia  als  Zeugen.  —  D.  St.  2,  77  Seiz.  13  führen  ihn  als  Zeugen  einer 
Urkunde  Herzog  Leopolds  VI.  von  1207  an;  der  Irrthum  ist  S.  188, 
Anm.  1  aufgeklfirt. 

2  Ein  Zeugniss  für  1203  wiU  Meiller  ßab.  91,  46  in  der  Urkunde  von 
1203,  29.  XI.  Friesach,  erblicken:  Herzog  Leopold  VI.  bezeugt,  dass  sein 
Ministeriale  Leopold  von  Leonstein  dem  Kloster  Victring  16  Hüben  ge- 
schenkt habe.  U.  d.  Z.  Wichardus  de  Karlsperch  et  filii  eins  Wichmrdus 
et  Heinricus,  de  Marhpurch  Ulricus  et  Gotfridus,  Herrandus  de  Wildoni, 
Frideiicus  de  Pethowe  .  .  .  Meiller  bezieht  ,de  Wildoni^  mit  Unrecht  auf 
die  vor  ,Herrandus*  stehenden  Namen;  interpungirt  man  wie  v.  Zahn  im 
U.-B.  2,  64,  8.  106,  so  fSUt  jeder  Grund  für  jene  Annahme  weg.  Die 
Urkunde  ist  S.  198,  Anm.  1  summarisch  mit  angeführt. 

»  U.-B.  2,  89,  138:  1208,  30.  V.  Friesach.  B.  Walther  von  Gurk  bestätigt 
dem  Ortolf  von  Muntpareis  seine  Lebengüter.  U.  d.  Z.  Herrandus  de 
Wildonia  et  filius  eins  Hartinidus  .  .  .  Cünradus  de  Wildonia. 

*  U.-B.  2,  118,  179:  1211  ...  U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia  et  filius 
suns  Haertnidus.  Unter  den  Kirchen,  deren  Patronate  geregelt  werden, 
befinden  sich  auch  Riegersburg  (Buckerspurch)  und  Radkersburg  (Rate- 
goyspurch);  ersteres  bekommt  der  Herzog,  letzteres  der  Erzbischof. 

^  M.,  Bab.  109,  100:  1212,  12.  V.  Nürnberg.  U.  d.  Z.  Hartnidus  filius 
Herrandi  de  Wilidon. 


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208 

briefen  liess,  fand  sich  Hartnid  wieder  unter  den  Sieglern.* 
Da  Leopold  eben  aus  Spanien  heimkehrte,  so  hatte  ihn  wohl 
Hartnid  dahin  begleitet.  2  1217,  4.  VI.  siegelte  derselbe  in 
Friesach  eine  Urkunde  Erzbischof  Eberhards  II.  für  Reun;^ 
1219,  9.  I.  findet  er  sich  mit  dem  Vater  und  seinem  jüngeren 
Bruder  Ulrich  auf  einem  Capitel  desselben  Erzbischofs  in  Leibniz 
ein.  ^  Das  letzte  Mal  geschieht  seiner  Erwähnung  in  der  Urkunde 
des  Grafen  Eonrad  von  Pleien  vom  Jahre  1220.  Erwähnt  sind 
bereits  die  Vexationen  des  Klosters  Seckau,  deren  er  sich  im 
Vereine  mit  seinem  Vater  in  Kumberg  und  Governiz  schuldig 
machte.  Dass  Hartnid  vor  dem  Vater  starb,  ist  durch  die 
Schenkung  an  Pyrn  unumstösslich  erwiesen,  und  dass  beide, 
Herrand  der  Vater,  sowie  Hartnid  der  Sohn,  1223  todt  waren, 
beweist  die  Weizer  Urkunde  der  Söhne  Leutold  und  Ulrich 
von  1223  (S.  215,  Anm.  3),  sowie  Herrands  Verschwinden  aus 
den  Urkunden  des  Landesfiirsten  seit  1222.^  Hartnid  starb 
somit  zwischen  1220—1222.6 


1  U.-B.  O.-Oest.  2,  383:   1213,   14.   II.  Begensborg:  Hartnidus  filluR  Her- 

randi  de  Wildonia. 
^  Wenn  man  die  S.  194,  Anm.  1.  zusammengestellten  Urkunden  hieherziehtf 

gewinnt  die  Vermuthnng,     Hartnid    sei    mit    dem  Herzoge  in   Spanien 

gewesen,  an  Wahrscheinlichkeit: 

1212,  24.  IV.  Herzog  Leopold  VI.  in  Ena,  Herrand  Zeuge  — 
21.  V.  Herzog  Leopold  VI.  in  Nürnberg,  Hartnid  Zeuge  — 
10.  Vn.  Herzog  Leopold  VI.  in  Passau  — 

8.  Vni.  Herzog  Leopold  VI.  in  Ens,  Herrand  Zeuge  — 

1213,  14.  II.  Herzog  Leopold  VI.  in  Begensburg,  Hartnid  Zeuge ;  Herrand 
begleitet  seinen  Herrn  bis  an  die  Landesgrenze  und  empffingt  ihn  dort 
wieder,  seinen  Sohn  aber  gibt  er  ihm  in  die  Fremde  mit.  VgL  M.,  Bab. 
109,  99.  100.  101.  103.  106. 

3  1217  nach  dem  15.  Mai  yerzichtet  Herzog  Leopold  VI.  auf  Salzburgische 
Weinzehenten ;  u.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia  (M.,  Bab.  120,  144); 
1217,  4.  VI.  Friesach:  Erzbischof  Eberhard  II.  überlässt  eben  diese 
Weinzehenten  an  Stift  Renn.  U.  d.  Z.  Hartnidus  de  Wildonia  et  multi 
alii  (M.,  Salzb.  214,  192)  IJ.-B.  2,  146,  218.  Ausführlich  und  richtig 
dargestellt  bei  Much.  5,  77. 

*  U.-B.  2,  162,  246:  1219,  9.  I.  Leibniz.  Erzbischof  Eberhard  von  Salz- 
burg schlichtet  einen  Streit  zwischen  Reun  und  dem  Pfarrer  von  S.  Lorenzen. 
U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia,  Hertnidus  et  Vlricus  filii  ipsius. 

5  Vgl.  für  alles  dieses  S.  204,  Anm.  2,  8.  215,  Anm.  3,  S.  216,  Anm.  1, 
S.  202,  Anm.  2  und  S.  195,  Anm.  1. 

8  Es  wäre  alles  in  bester  Ordnung,  wenn  nicht  Ulrich  von  Liechtenstein 
im  Frauendienat,    Ausgabe  von  Lachmann,   Berlin   1843    (Fr.  D.)  66,  15 


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209 

Von   den  beiden   überlebenden   Söhnen   folgt   dem  Alter 
Bach  zunächst  Leutold  —  er  steht,  wenn  er  mit  dem  Bruder 


einen  Hertnid  von  Wildon  anf  dem  Turnier  zu  Friesach  auftreten  Uesse. 
Das  Datum  desselben  su  verschieben  geht  nach  der  glänzenden  Be- 
stätigung, die  Lachmanns  scharfsinnige  Berechnung  (1224,  1  —  15.  V.) 
durch  Knorr,  Ulrich  von  Liechtenstein,  Quellen  und  Forschungen,  Strass- 
burg  1875,  IX.  6.  gefunden  hat,  nicht  an.  Unsere  Berechnung,  die  sich 
auf  die  echte  Weizer  Urkunde  von  1223  (S.  215,  Anm  3)  stützt,  kann  auch 
nicht  umgestürzt  werden;  denn  föchte  man  auch  die  Datirung  dieser 
Urkunde  an,  so  wäre  immer  noch  Herrands  Tod,  der  ja  später  fällt,  zu 
yerschiebeii.  Zur  Auflösung  dieses  Widerspruches  bieten  sich  zwei  Wege : 
entweder  hat  Lichtenstein  einen  anderen  Hertnid  von  Wildon  gekannt,  oder 
sein  Bericht  vom  Turniere  zu  Friesach  kann  nicht  Anspruch  erheben  als 
historische  Quelle  zu  gelten.  Ich  möchte  die  letztere  Ansicht  verfechten. 
In  demselben  Masse  als  unsere  Kenntniss  des  Mittelalters  und  seiner 
Oesehichtsquellen  zunimmt,  mehren  sich  die  Verdachtgründe  geg^n  die 
äussere  Wahrheit  Ulrichs  von  Liechtenstein.  Ich  übergehe  andere  pro- 
blematische Punkte,  wie  die  Pagenzeit  bei  Heinrich  von  Oesterreich 
(Mödling)  oder  Heinrich  von  Istrien  (Fr.  D.  8,  19;  Earajan  z.  St; 
Seherer  im  Anzeiger  für  deutsches  Alterthum,  Berlin  1876,  I,  248);  oder 
die  Frage  nach  Name,  Stand  und  Heimath  seiner  ersten  Geliebten,  die 
er  so  durchsichtig  andeutet  als  wollte  er  verstanden  sein,  und  beschränke 
mich  hier  auf  das  Turnier  zu  Friesach.  Schon  Hagen,  Minnesinger  IV. 
327,  Anm.  4  merkt  an,  dass  die  urkundliche  Geschichte  von  Friesach 
von  jenem  Fürstencongresse  nichts  berichte.  Und  in  der  That!  es  ist 
anfallend;  von  einer  Zusammenkunft  so  vieler  weltlicher  (aufgezählt 
Fr.  D.  65,  5-67,  32)  und  geistUcher  (aufgezählt  Fr.  D.  77,  25—78,  4) 
Fürsten  und  Herren  soll  sich  nicht  eine  Nachricht,  auch  nicht  eine  Spur 
der  Urkunde,  die  das  Resultat  derselben  wohl  fixirte,  erhalten  haben? 
Vgl.  Fr.  D.  96,  9—14.  Die  Geschichte  des  Markgrafen  Heinrich  von 
Istrien  liegt  uns  jetzt  in  dem  trefflichen  Buche  «Geschichte  der  Grafen 
von  Andechs  von  Freiherm  von  Oefele,  Innsbruck  1877*  vor.  Aber  weder 
die  Geschichte  der  Familie  (S.  96 — 99)  noch  die  Regesten  des  Mark- 
grafen Heinrich  (S.  198—206)  wissen  etwas  von  einem  Zwiste  zwischen 
Heinrich  von  Istrien  und  Bernhard  von  Kämthen  oder  von  einer  ähn- 
lichen Friesacher  Abmachung  des  Markgrafen.  Einen  kaum  nennens- 
werthen  Anhaltspunkt  für  den  Liechtensteinischen  Bericht  bietet  eine  Ur- 
kunde vom  19.  XI.  1227  Graz,  durch  welche  Herzog  Leopold  VI.  und 
Bisehof  Ekbert  von  Bamberg  einen  Streit  zwischen  Bernhard  von  Kärnthen 
und  Bischof  Ekbert  ausgleichen,  mit  Heinrich  von  Istrien  als  Zeugen; 
aber  es  war  bei  dem  Mangel  jedes  geschichtlichen  Anknüpfungspunktes 
doch  kein  nnmethodischer  Schritt  von  der  Hagens  (MS.  IV,  327,  A.  5), 
einen  Zusammenbang  zwischen  der  Zusammenkunft  von  Friesach  und 
dem  Instrumente  des  Friedens  von  1227,  das  zahlreiche  steierische 
Adelige,  darunter  auch  die  Brüder  von  Liechtenstein,  die  Anstifter  der 
Friesacher  Spiele,  unterschrieben,  zu  suchen.  Gegenüber  dem  Schweigen 
liekiT.  Bd.  LIX.  I.  Hilfte.  14 


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210 

zusammen   in   Urkunden   erscheint,    voran,    —   dann   Ulrich. 
Seit  Anfang  1222  bis  zum  Jahre  1243   erscheinen   die  Brüder 


der  Chroniken  und  Urkunden  will  es  wenig  beweisen,  dass  wir  ftlr  die 
erste  Hiilfte  des  Mai  1224,  auf  den  uns  Ulrichs  Text  führt,  die  Anwesen- 
heit eines  oder  des  anderen  weltlichen  oder  geistlichen  Fürsten  in  und 
um  Friesach  urkundlich  nachweisen  können;  z.  B.  Herzog  Leopold  VI. 
am  24.  IV.  in  Judenburg,  M.,  Bab.  133,  189.  U.-B.  2,  216;  Erzbischof 
Eberhard  IL  von  Salzburg  am  2.  V.  in  Friesach,  M.,  Salzb.  233,  277. 
Ü.-B.  2,  216;  Bischof  Ekbert  von  Bamberg  vom  22.  IV.  bis  14.  VI.  in 
Oesterreich  (Scherer  im  A.  f.  d.  k.  I,  250).  Dürfte  man  an  1223  denken, 
so  lassen  uns  zwar  die  Bab.  Beg.  in  Stich,  aber  das  U«-B.  O.-Oest.  2, 
344  bringt  den  Bischof  Ekbert  am  24.  IV.  in  Gleink,  M.,  Salzb.  232, 
271  bestätigen  die  Anwesenheit  des  Erzbischofs  Eberhard  II.  in  Friesach 
am  25.  Mai.  —  Man  darf  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass  Liechtenstein 
sich  in  Widersprüche  mit  geschichtlich  feststehenden  Thatsachen  ver- 
wickelt; schon  das  Register  zu  Lachmanns  Ausgabe  bemerkt,  dass  Fr.  D. 
78,  3  statt  ,Rüedeger  von  Passau',  ,Gebhart*  zu  lesen  sei,  vgl.  HMS. 
IV.  332,  A3;  denn  von  1222—1231  regierte  Gebhart,  resignirte  dann 
und  starb  10.  X.  1232;  ihm  folgte  Büedeger,  der  bisherige  Bischof  von 
Chiemsee  (1216—1282)  erst  vom  August  1233—1250  (Potth.  SuppL  381). 
Ein  zweiter  Widerspruch  liegt  vor  in  einer  Urkunde  Herzog  Leopolds  VL 
vom  10.  V.  1224  Gleink  (U.-B.  O.-Oest.  2,  447,  U.-B.  2,  217),  während 
nach  Liechtenstein  Leopold  die  ganzen  fünfzehn  Tag^  der  ersten  Hälfte 
des  Mai  in  Friesach  gewesen  und  gerade  am  10.  V.  ein  Turnier  ange- 
ordnet haben  soll  (Fr.  D.  77,  17,  vgl.  79,  8).  Freilich  wird  man  diesen 
Widerspruch  nicht  sehr  urgiren  dürfen,  denn  die  betreffende  Urkunde 
ist  einem  Copialbuche  des  siebzehnten  Jahrhunderts  entnommen  und 
trägt  die  Jahreszahl  1274  ausgestrichen,  darüber  1244  (U.-B.  O.-Oest  2, 
347  Anm.);  die  Datirung  auf  1224  hat  Prifjs,  Geschichte  von  Gleink 
S.  169  nach  der  Indiction  innerhalb  der  Jahre  Herzog  Leopolds  VI.  vor- 
genommen. V.  Zahn  im  U.-B.  2,  S.  310,  A  2  möchte  sie  früher  datiren. 
Vgl.  auch  noch  Scherer  im  A.  f.  d.  A.  I,  250.  —  Den  dritten  Widerspruch 
mit  urkundlich  beglaubigten  Thatsachen  böte  dann  unser  Hartnid  von 
Wildon,  Fr.  D.  66,  15.  Doch  ich  zweifle  nicht,  dass  eine  eingehende 
Untersuchung  der  steierischen  und  innerösterreiohischen  Adelsgeschichte 
noch  manchen  Widerspruch  aufdecken  würde.  Ein  solcher  scheint  z.  B. 
auch  vorzuliegen  zwischen  den  Erwähnungen  eines  Leutfned  von  Eppeu- 
stein,  Fr.  D.  170,  174  (J.  1227)  und  454,  455  (J.  1240)  gegenüber  dem 
durch  U.-B.  2,  238  (S.  216,  Anm.  1)  vor  1227,  17.  II.  fixirten  Tode  des 
Lantfried  von  Eppenstein,  des  letzten  männlichen  Nachkommen  der 
Familie;  Necrol.  Seccov.  in  D.  St.  2,  359  (8.  201,  Anm.  1).  —  Erwägt  man 
die  voranstehende  Erörterung,  so  möchte  man  dem  Freiherm  von  Oefele 
zustimmen,  wenn  er  in  der  Vorrede  von  der  poetischen  Verherrlichung 
der  Andecbser  in  der  Heldensage  und  bei  Ulrich  von  Liechtenstein 
sagt:  »Keinerlei  Kunde  von  Thatsachen  habe  ich  jenen  Schriftwerken  zu 
verdanken    (auch  nicht  was  Ulrich  von  Liechtenstein  über  Heinrich  IV. 


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211 

meist  yereinigt  in  den  Urkunden  der  Landesfürsten  und  Privat- 
personen. 

Noch  bei  des  Vaters  Lebzeiten  (Jänner  1222)  und  dann 
noch  1224  und  1227  sehen  wir  die  beiden  jungen  Wildoner  — 
pueri  heissen  sie  noch  1225  (S.  217,  Anm.  2)  —  an  Herzog 
Leopolds  VI.  Hofe:»  und  kaum  hat  Friedrich  II.  nach  dem 
plötzlichen  Tode  seines  Vaters  in  San  Germano  (28.  VII.  1230) 
den  herzoglichen  Thron  bestiegen,  eilt  Leutold  zu  seinem  jungen 
Fürsten  nach  Lilienfeld.  ^  Vielleicht  hat  er  ihm  in  dem  bald 
darauf  ausbrechenden  Kriege  gegen  Heinrich  und  Hademar  von 
Kaenring  beigestanden  (Mitte  December  1230  —  April  1231);^ 
vielleicht  hat  er  dort  schon  jenen  Albero  (V.)  von  Kuenring- 
Dürnstein,  seinen  künftigen  Eidam,  kennen  gelernt,  der  an 
Herzog  Friedrichs  Hofe  mit  seinen  Vettern  eine  Zeitlang  als 
Geisel  für  die  Treue  der  Euenringer  bleiben  musste.  1232, 
4.  IX.  urkundet  die  Herzogin  Witwe  Theodora  in  S.  Lambrecht, 
und  Ulrich  von  Wildon  ist  unter  den  Zeugen  der  Urkunde, 
mit  welcher  sie  einen  Streit  zwischen  dem  Stifte  und  den 
Brüdern  Ulrich  und  Dietmar  von  Liechtenstein  beilegt.*  Als 
der  langgehegte  Groll  zwischen  den  beiden  Friedrichen  zum 
Ausbruche  kam,  und  der  Kaiser  im  December  1236  in  Graz 
erschien,  um  der  Reichsacht  Nachdruck  zu  verleihen,  da  er- 
schienen auch  die  Brüder  vor  dem  Kaiser  und  geleiteten  ihn 
auf  seinem   Zuge   nach   Wien,   wo  Friedrich   vom  Jänner  bis 

bringt,  lässt  sich  vei-werthen),  alles  erweist  sich  als  Invention  oder  leere 
Phrase'. 
»  Ü.-B.  2,  193,  280:  1221,  9.  I.  Graz,  Herzog  Leopold  VI.  für  S.  Lam- 
brecht nnd  Renn.  U.  d.  Z.  .  .  .  Leutoldos  et  frater  eius  Ulricus  de 
Wildonia,  und  U.-B.  2,  194,  285  von  demselben  Datum.  —  In  Herzog 
Leopolds  VI.  Zeit  gehören  femer:  U.-B.  2,  214,  306:  1224,  24.  IV. 
Graz,  Herzog  Leopold  VI.  für  Spital  am  Semmerlng  und  Wulfing  von 
Stubenberg.  U.  d.  Z  .  .  .  Liutoldus  et  Ulricus  de  Wildonia.  —  U.-B.  2, 
245,  337:  1227,  7.  XI.  Marburg,  Herzog  Leopold  VI.  für  Geirach.  U.  d. 
Z.  .  .  .  Liutoldus  de  Wildonia;  eine  Urkunde  gleichen  Datums  und  In- 
haltes (M.,  Bab.  141,  221)  hat  u.  d.  Z  ...  Liupoldus  de  Wildonia  et 
frater  eius  Ulricus  (gleich  D.  St.  2,  140,  Gyr  5).  ,Liutold'  und  ,Liupold' 
werden  allenthalben  verwechselt 

2  M.,   Bab.   148,   2:   1230,   30.   XI.    Lilienfeld,    Herzog    Friedrich    II.   für 
Lilienfeld.  U.  d.  Z  .  .  .  Leutoldus  de  Wildonia. 

3  Vgl.  Friess  Kuenr.  69,  Anm.  1  und  75. 
*  Ü.-B.  2,  296,  398. 

14* 


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212 

April  1237  blieb. '  Aber  vor  der  endgiltigen  Versöhnung  des 
Herzogs  mit  dem  Kaiser  scheinen  so  wie  die  übrigen  steieri- 
schen Ministerialen  y  so  auch  die  Herren  von  Wildon  ihren 
Frieden  mit  dem  Landesherzoge  gemacht  zu  haben:  Weih- 
nachten 1239,  also  bei  der  feierlichen  Wiedereinsetzung  des 
Herzoges  in  sein  Erbe,  linden  wir  die  Brüder  in  seinem  Ge- 
folge in  Wien; 2  das  Jahr  darauf  in  Marburg  bei  einer  Ver- 
sammlung von  geistlichen  und  weltlichen  Herren;^  dann  in 
Judenburg ;"*  1241  in  Wels^  und  Neustadt;^  1243  in  Friesach.^ 
In  den  drei  letzten  Jahren  Friedrichs  IL,   so   reich  an  Ereig- 


«  U.-B.  O.-Oest  3,  47:  1237  .  .  Febr.  Wien.  Kaiser  Friedrich  IL  bestätigt 
Freiheiten  des  Klosters  Wilhering;  zahlreiche  Zeugen,  Bischöfe,  Beichs- 
fürsten,  unter  den  Letzten  die  steierischen  Herren  .  .  .  Ulricus  et  Leu- 
toldus  fratres  de  Wildonia.  —  U.-B.  2,  349,  456:  1237  ..  .  Febr.  Wien: 
Kaiser  Friedrich  II.  nimmt  Besitzungen  des  deutschen  Ordens  in  Oester- 
reich,  Steiermark  und  Krain  in  Schutz.  Unter  sieben  steierischen  Herren 
gleich  nach  den  Grafen  von  Pfannberg,  Heunburg  und  Ortenburg  als 
Zeugen  Liutholdus  et  Ulricus  de  Wildonia. 

2  U.-B.  2,  376,  489:  1239,  25.  XII.  Wien.  Herzog  Friedrich  II.  für  den 
deutschen  Orden.  U.  d.  Z  .  .  .  Leutoldo  et  Ulrico  fratribus  de  Wildonia. 
In  Betreff  des  Zeitpunktes  der  Versöhnung  mit  dem  Kaiser  schliesse  ich 
mich  Meiller  (Bab.  Reg.  Anm.  451,  S.  266)  gegen  Muchar  5,  162  und 
Mayer  1,  55  an;  auch  Luschin  Beitr.  9,  137  setzt  1239  an.  Hirn,  krit 
Gesch.  Herzog  Friedrichs  II.  des  Streitbaren  (Salzburger  B.  Seh.  Progr. 
1871)  S.  69  setzt  die  Versöhnung  des  Herzoge  mit  den  österreichischen 
Ministerialen  vor  Wiens  Fall  (Dec.  1239),  die  mit  den  steierischen  aber 
unmittelbar  darauf.  Krön.,  Oe.  G.  1,  627  lässt  den  Zeitpunkt  der  Aus- 
söhnung mit  dem  Kaiser  zwischen  1239  und  1240  fallen. 

3  M.,  Bab.  162,  61 :  1240,  9.  VIII.  Marburg.  Herzog  Friedrich  II.  schützt 
Garsten  gegen  Vögte.  U.  d.  Z  .  .  .  Liutoldus  de  Wildonia. 

*  M.,  Bab.  162,  62:  1240,  25.  VIII.  Judenburg.  Herzog  Friedrich  U.  ftür 
das  Domcapitel  in  Salzburg.  U.  d.  Z  .  .  .  Liutoldus  et  Ulricus  fratres 
de  Wildonia. 

5  M.,  Bab.  165,  74:  1241,  18.  II.  Wels.  Herzog  Friedrich  bestätigt  einen 
Vertrag  zwischen  Kremsmünster  und  Hertnid  von  Ort.  U.  d.  Z  .  .  . 
Liutoldns  et  Ulricus  de  Wildonia.  Den  Originalvertrag,  der  unter  dem 
gleichen  Datum  geschlossen  wurde,  haben  gleichfalls  beide  Brüder  unter- 
zeichnet. U.-B.  O.-Oest.  3,  93. 

6  M.,  Bab.  168,  88:  1241,  31.  VII.  Neustadt.  Herzog  Friedrich  II.  schenkt 
dem  deutschen  Orden  das  Patronat  von  Gumpoldskirchen.  U.  d.  Z  .  .  . 
Leutoldus  et  Ulricus  fratres  de  Wildonia. 

7  U.-B.  2,  423,  537:  1243  (Ende  Juni)  Friesach.  Herzog  Friedrich  IL  er- 
theilt  dem  Abte  Perman  ,von  S.  Lambrecht  ein  Privileg.  Z.  .  .  . 
drei  Bischöfe,  dann  Ulricus  et  Liutoldus  fratres  de  Wildonia  .  .  .  mini- 
steriales  Styrie  et  alii  quam   plures  nobiles  fide  digni.     Dieses  Privileg 


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213 

nisseo;   so  voll  von  stolzen   Hoffnungen^   kühnen  Plänen   und 
jähen  Wendungen  des  Schicksals,   finden   wir  die  Herren  von 


legte  Abt  Perman  im  Jahre  1250,  20.  I.  dem  Grafen  Meinhard  von  Görz, 
Hauptmann  von  Oesterreich  nnd  Steier,  vor  und  erhielt  eine  BestKtigungs- 
nrknnde,  in  die  die  ganze  Urkunde  Herzog  Friedrichs  II.  .aufgenommen 
wurde.  VgL  den  Abdruck  bei  Adr.  Rauch,  österr.  Gesch.  3.  Bd.  (Wien, 
1781),  Anhang  N.  VIII.  p.  13—16:  .  .  .  noe  Meinhardus  .  .  .  notum 
facimus  .  .  .  quod  veniens  ad  nos  in  Graetz  .  .  abbas  .  .  .  Permannus 
de  Karinthia  querulose  insinuavit  etc.  .  .  ostendens  nobis  Privilegium 
bonae  memoriae  Ducis  .  .  .  Friderici  petiit  iura  sui  monasterii  recog- 
DOBci,  cuius  privileg^i  tenor  extitit  in  hec  verba:  C.  In  nomine  patris  etc.  . . 
vem'ens  ad  presenciam  nostram  .  .  .  abbas  .  .  .  Permannus  de  Karinthia 
presente  .  .  .  patre  nostro  Eberhardo  venerabili  Archiepiscopo  Salz- 
burgensi  et  venerabilibus  viris  dominis  Uirico  et  Ulrico  Lavendin.  et 
Sekoviensi  episcopo  et  .  .  .  duce  Karinthie  Bernhardo  querulose  insi- 
nuayit  ete.  .  .  .  presentem  paginam  nostrorum  sigillorum  munimine  hoc 
est  Anstrie  et  Styrie,  venerabilis  domini  Archiepiscopi  Salzburgensis  et 
nobilis  ducis  Karinthie  duximus  roborandam  testibus  qui  presentes  aderant 
subnotatis  Ulricus  Gurcensis,  Ulricus  Lauentinus,  Ulricus  Secoviensis 
episcopi,  Ulricus  et  Liutoldus  fratres  de  Wildonia,  Erchengerus  de  Lan- 
desere,  Wlfingus  de  Stubenberch,  Ulricus  de  Lichtenstain,  Dietmarus  de 
Offenberch  fratres  ministeriales  Styrie  et  alii  qu.  pl.  datum  Frisaci  ao 
dom.  mill«  ccxxxxjjj  Nos  vero  [hier  führt  Meinhard  fort]  ipsum  Privi- 
legium intuentes  .  .  .  defensioni  subponlmus  .  .  .  presentes  litteras  con- 
scribi  et  sigillo  .  .  .  fecimus  communiri  testibus  presentibus  Ulricus 
Secoviensis  episoopus,  dominus  Witigo  Scriba  Styrie  Wildoniensis.  do- 
minus Ulricus  et  Liutoldus  fratres.  dominus  Rudolfus  et  Liutoldus  de 
Stadek  fratres.  dominus  Erchengerus  de  Landesere.  Dominus  Wlfingus 
de  Stubenberch.  dorn.  Ulricus  de  lichtenstain  et  alii  qu.  pl.  fide  dignis- 
simi  datum  in  Graetz  ao  dom.  mocl,  xjjj  kal  Febr.  Hier  ist  zunächst  zu 
lesen:  Witigfo  Scriba  Styrie.  Wildonienses  domini  Ulricus  et  Liutoldus 
fratres;  vgl.  die  Copie  des  Jo.  Arch.  643*.  Nach  diesem  Zeugnisse 
müsste  Leutold  von  Wildon  1260  noch  gelebt  haben  —  so  nimmt  in 
der  That  z.  B.  Krones,  Mitth.  22,  60  (vgl.  8.  228,  Anm.  3)  an  — ,  und  die 
Angabe  des  Salbuches  von  Stainz  (Much.  3,  338)  und  des  daraus  ab- 
geleiteten Grabsteines  (S.  228,  Anm.  2),  dass  er  1249,  13.  IV.  zu  Wien  ge- 
storben, wäre  als  irrig  zu  betrachten.  Ich  betrachte  zwar  die  Stainzer 
Aufzeichnungen  mit  einigem  Misstrauen,  aber  aus  der  obigen  Urkunde 
machte  ich  kein  Argument  gegen  dieselben  ziehen.  Ich  bin  nftmlich 
überzeugt  dass  eine  Anzahl  Zeugen  aus  dem  Privileg  von  1243  in  das 
von  1260  einfach  herübergenommen  wurde  und  somit  aus  der  Erwfihnung 
in  dem  letzteren,  namentlich  bei  einem  Ministerialen  noch  nicht  auf  seine 
Anwesenheit  und  sein  Leben  zur  Zeit  der  Urkundenausstellnng  ge- 
schlossen zu  werden  braucht.  Zur  Begründung  dieser  Ansicht  verweise 
ich  auf  Ficker,  BeitriCge  zur  Urkundenlehre  I.  Bd.  Innsbruck  1877.  Ob- 
wohl Ficker  zunKchst  die  Kaiserurkunden  im  Auge  hat,  so  ertheilt  er  doch 


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214 

Wildon  nicht  mehr  in  seiner  Nähe.  Leutold  überlebte  aeinen 
Gebieter  nur  um  drei  Jahre ;  seinen  Bruder  Ulrich  werden  wir 
in  die  Ereignisse  des  Interregnums  thätig  eingreifen  sehen. 


auch  fiir  die  Datirang  von    Privaturkauden   höchst  schtttzbare    Winke: 
§.  69:  «dass  zu  anscheinenden  Widersprüchen  zwischen  Zeugenaofftihning 
and  Datüning^  auch    in  echten  Privatnrknnden  die  mannigfachsten  Ver- 
anlassungen geboten  waren,   wird  .  .  .   nicht  zweifelhaft  sein   könnend 
§.  176,  wo  Ton  Transsompten  gehandelt  wird,  heisst  es:   ,es  finden  sich 
anch  Beispiele,  dass  die  Zeugen  mit  dem  übrigen  Texte  einfach  aus  der 
vorliegenden  Urkunde  wiederholt  wurden  ....  es  trifft  auch   in  Ffillen 
zu.  wo  .  .  .  man  bei  Neuausfertigung  oder  Bestätigung  Zeugen  der  Vor- 
lage  wiederholte,    welche  in  dieser    Beurkundungszeugen  waren.     Und 
dabei    begegnen  wir  nicht    selten   einem  willkürlichen  Vorgehen  .... 
dass  man   nfimlich   nun  doch  der  Vorlage  nicht  g^nau   folgte,    sondern 
Zeugen  dieser  und  der  neuen  Beurkundung  willkürlich  zusammen  warf*. 
Qleich  das  erste  Beispiel  Fickers ,    eine   Urkunde  Kaiser  Heinrichs  IV. 
1105,  3.  XII.  Köln,  ausgestellt,   1107,   2.  XI.  Köln,   wiederholt,  ist   sehr 
lehrreich,  sie  zeigt,  dass  man  sich  mit  einer  der  Beurkundung  entspre- 
chenden Aenderung  der  angesehensten  Zeugen  begnügte,  dann  aber  ein- 
fach die  früheren  wiederholte.    Im  Folgenden  bringt  Ficker  dann  ganz 
unanfechtbare  Belege  für  Wiederholung  von  Zeugenreihen  aus  dem  drei- 
zehnten Jahrhundert,  besonders  aus  Urkunden  Kaiser  Friedrichs  II.  bei; 
man  vgl.  bes.  die  zwei  Urkunden  von  1218,  3.  I.  Wimpfen,  weiche  Pri- 
vilegien des  Kaisers  von  1216  .  .  .  XII.  Nürnberg,  und  1217,  25.  V.  Augs- 
burg, wiederholen  mit  Wiederholung  der  Zeugen  der  Vorlage  und  Weg- 
lassung derjenigen,    an   deren    Abwesenheit  im   heiligen    Lande  oder  in 
Italien  zur  Zeit  der  Beurkundung  man  sich   erinnerte,    während   andere 
gleichfalls   am    Ausstellungsorte    der    Transsumpte   von   1218  nicht  an- 
wesende oder  solche,  deren  gleichzeitige  Anwesenheit  in  Italien  man  über- 
sah, als  Beurkundungszeugfen  fungiren.      Berücksichtigt  man   nun,    dass 
Leutolds  Tod  für  1249  bezeugt  ist,   so   darf  man   sich   wohl  die  Frage 
erlauben,  ob  nicht  ein  ähnlicher  Fall  wie  die   vorhin   erwähnten  in  un- 
serer   Urkunde   von   1250   vorliege;    die  Reihe   der  Zeugen  —   es  sind 
beidemale  Beurkundungszeugen,  Ficker  §.  66  —  ist  in  beiden  Urkunden 
eine  auffallend  ähnliche;  die  Fürbitter  des  Diploms  von  1243,  Erzbischof 
Eberhard    (gest.   1246,    1.  XII.;    Garns    series    episc.   cathol.    Ratisbonae 
1873),  Herzog  Bernhard,  Bischof  Ulrich  von  Lavant  und  Bischof  Ulrich 
von  Seckau,  die  beiden   ersten  auch   Mitsiegler   des   Herzog^,    fehlen  in 
der  Bestätigung  von  1250;  die  Reihenfolge   der  eigentlichen  Zeugen  ist 
aber  dann  genau  gewahrt,  nur  dass  Ulricus  Gurcensis,   Ulricus   Laven- 
tinus,   Dietmarus  de  Offenberch   fehlen,    dagegen  Witigo   scriba   Styrie» 
Rudolfas  et  Liutoldus  de  Stadeke  hinzukommen.     Vielleicht    darf  man 
auch  das  berücksichtigen,  dass  die  abnorme  Anfuhrung  der  zwei  Brüder 
von  Wildon,  Ulricus   et  Leutoldus    (sonst   meist  umgekehrt)    von    1243 
auch  1250  wiederkehrt.     Meinhards   Urkunde  entlehnt  auch   sonst   gern 
der  Vorlage  Ausdrücke  für  Veranlassung  und  Erkenntniss. 


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215 

In  Privaturkanden  begegnet  Leutold  mit  seinem  Bruder 
ausserdem  c.  1240  in  Reun  ^  und  allein  1248;  20.  IX.  Pettau 
bei  Erzbischof  Philipp  von  Salzburg.^ 

Wie  im  öffentlichen  ^  so  finden  wir  auch  im  Privatleben 
die  Brüder  meist  gemeinsam  handelnd,  namentlich  anfangs,  als 
sie  das  Erbe  des  Vaters  übernahmen  und,  wie  es  scheint,  un- 
getheilt  besassen.  Gleich  nach  dem  Tode  ihres  Vaters  be- 
stätigten sie  dessen  Schenkung  an  Salzburg  (S.  199,  Anm.  1).  Es 
ist  schon  oben  erwähnt  worden,  dass  die  Brüder  gleich  nach 
des  Vaters  Tode  die  von  demselben  und  ihrem  verstorbenen 
Bruder  Hartnid  gemachte  Schenkung  in  Prenning  an  Stift 
Seckau  durch  Urkunde  von  1223  .  .  .  Weiz  bestätigten.  ^  Bald 
darauf,  c.  1225,  fällt  eine  andere  Urkunde  der  Brüder  für 
Stift  Seckau,  durch  welche  sie  die  von  ihrem  Verwandten  — 
es  ist  der  hier  nicht  genannte  Landfried  von  Eppenstein  ge- 
meint —  geschenkten  Güter  in  Governitz  bei  Knittelfeld  ab- 
treten, unter  der  Bedinguiig,  dass  ihr  Lehensmann  Gundacker 
von  Landschach  vier  Hüben  daselbst  lebenslänglich  besitze; 
nach  dessen  Tode  sollen  auch  diese  an  das  Stift  fallen.^  Der 
Zeit  nach  folgt  dann  der  bereits  erwähnte  Verzicht  der  Brüder 


I  TT.-B.  2,  391,  604,  c.  1240  .  .  .  Ortolf  von  Trennstein  (Trewenstein) 
schenkt  dem  Kloster  Renn  vier  Haben  in  Hitsendorf  (Hneendorf).  Zeugen  : 
Vlricos  de  Wildonia,  Lintoldus  frater  snns  .  .  .  ministeriales  .  .  . 

)  Jo.  Areh.  C.  627.  1248,  20.  IX.  Pettau.  Erzbisohof  Philipp  von  Salzburg 
schenkt  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  die  Kirche  in  Styven.  U.  d.  Z. 
Lintoldus  de  Wildonia. 

s  U.-B.  2,  209:  1223  .  .  .  Weiz.  Lintoldus  et  frater  mens  Ydalricus  de 
Wildonia  commendamus  qualiter  pater  noster  Herrandus  et  frater  noster 
Hertnidus  pro  gravi  damno  Seccoviensis  ecclesiae  fratribus  ab  ipsis  in 
Ch^nenberg  per  incendium  et  rapinas  illato  predium  nostrum  et  hominum 
Bostrorum,  Heinrici  videlicet,  Wendelburge  et  Bichharde  filie  eiusdem  W. 
in  Prenning  situm  .  .  cum  ipso  .  .  Heinrico  et  Richkarda  .  .  tradiderunt; 
cuius  traditionis  confirmationem  nondum  plenarie  faotam  nos  post  mortem 
patris  et  fratvis  nostri  monente  saepius  et  rogante  praeposito  Hezemanno 
(reg,  von  1220—1230,  16.  XII)  per  manuum  traditionem  confirmavimus. 
U.  d.  Z.  .  .  .  Rudegems  et  Otto  de  Gdtenberc  (viel  später :)  Chunradus 
de  WUdonia,  Engelschalcus  et  Erpho  de  eodem. 

*  U.-B.  2,  236:  c.  1226  .  .  .  .  ego  Leutoldus  de  Gvtenberch  ...  nos  et 
frater  noster  Vlricus  querimonie  contra  fratres  Secowenses  supra  pre- 
düs  in  Gobemiz  que  a  parentibus  nostris  pro  remedio  animarum  snarum  . . . 
delegata  fuerunt,  .  .  .  cessimus,  taH  forma,  ut  fidelis  noster  Gvndacharus 
de  Londscbach  iure  precario  quattuor  mansus  detineat  etc. 


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216 

auf  Governitz,  ,die  Schenkung  ihres  Blutsverwandten  Land- 
fried von  Eppenstein^,  von  1227  und  die  Bestätigung  dieses 
Verzichtes  durch  Herzog  Leopold  VI.  von  1227,  IL  Graz.  * 
In  demselben  Jahre  1227,  nach  dem  Februar,  Seckau,  be- 
stätigt dann  Ulrich  wohl  auch  im  Namen  seines  Bruders  dem 
Stifte  Seckau,  dass  der  bereits  erwähnte  Gundacker  von  Land- 
schach als  Ablösung  für  die  nach  seinem  Tode  dem  Stifte 
abzutretenden  Wildon'schen  Lehen  am  Landschacherbache  vom 
Stifte  30  Mark  erhalten  habe.^  Endlich  1242  ..  .  erklärt 
Ulrich  neuerdings,  dass  auf  der  Schenkung  Landfrieds  von 
Eppenstein,  Landschacherbach,  ihm  und  seinen  Nachkommen 
keinerlei  Vogtei  gebühre,  und  beschränkt  seine  Forderung  auf 
ein  bestimmtes  Mass  Hafer  ,sex  marchgrez  (?)  auen§ ,  und  ein 
Huhn  von  jeder  Hube,  jährlich  auf  sein  Schloss  Eppenstein 
vom  Klosterverwalter   zu  liefern.^ 


IJ.-B.  2,  238  (vor  1227,  17.  11.  Graz).  •  Leutoldus  nee  non  frater  meas 
Vlricns  de  Wildonia  .  .  .  Seccowensi  capitalo  praedinm  in  Oobemiz  .  .  ., 
quod  etiam  consangoineus  noster  dorn.  Lentfridns  bon.  memor.  .  .  .  con- 
tnlerat  et  pater  noster  ac  frater  noster  Hertnidus  usqne  ad  mortem  deti- 
nuerant  .  .  .  delegavimus.  U.  d.  Z.  .  .  .  Gandakaros  de  Boumkircheni 
frater  eins  Marchwardus,  Amestus  de  Eppenstein,  Chnnradas  de  Wil- 
donia. Die  Cession  und  den  Vertrag  best&tigte  dann  Herzog  Leopold  VI. 
1227,  17.  n.  Graz.  U.-B.  2,  239  und  M.,  Bab.  137,  208.  Vgl.  über  den 
ganzen  Streit  noch  Much.  4,  17.  6,  106. 

U.-B.  2,  241:  (1227  nach  Februar)  Seckau:  ego  VTricus  de  Wildonia . . . 
uolumus  certificari,  quod  dom.  prepositus  et  capitulum  Sekowense  Gun- 
dacharo  de  Londschach  .  .  .  eo  uiuente  xzx  marcas  pro  abdicatione 
predictorum  bonorum  .  .  .  persoluerunt  etc.  Aus  dem  Pluralis  hinter 
,Vlricu0*  ohne  ,nos*  und  aus  der  Erwähnung  der  beiden  Siegel  ,BigilIi 
nostri  et  fratris  nostri  impressione*  darf  geschlossen  werden,  dass  Leu- 
tolds  Name  lediglich  aus  Versehen  vom  Eingang  der  Urkunde  wegge- 
blieben ist. 

U.-B.  2,  412:  1242  .  .  .  Ubich  von  Wildon  anerkennt  die  Vogteifreiheit 
der  Güter  des  Stiftes  Seckau  bei  Landschach.  Auf  denselben  Streit  be- 
zieht sich  eine  Urkunde  Herrands  II.,  des  Enkels  von  Herrand  I.  in 
D.  St.  1,  228,  Seccov.  86,  1265,  8.  IX.  Weissenkirohen :  Herrandus  de 
Wildonia  a  venerabili  Ortolfo  praeposito  .  .  .  Seccowensis  ecclesie  sum 
saepius  expetitus,  quod  nuUus  officialium  meorum  vel  haeredum  meorum 
in  praediis  quae  Lontschacherpach  nuncupantur,  aliquod  ins   advocatiae 

vei  exactiones  seu  pernoctationes  exigere   debeat, praesertim 

cum  praedium  memoratum  dom.  Lantfridus  p.  m.  de  Eppenstein  ob  sa* 
lutem  animae  tradiderit  .  .  .  postea  a  piae  mem.  avo  meo  dom.  Herrando 
et  patre  meo  dom.  Ulrico  et  fratre  suo  Leutoldo  dictum  praedium  a  do- 
minis  saepe  dicti  monasterii  saepius  sit  redemptum.    Und  nun  folgt  die 


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217 

Schon  1225  zeigt  Leutold  seinen  später  so  glänzend  be- 
währten Sinn  für  Wohlthätigkeit,  indem  er  einem  Dienstmanne 
eine  Schenkung  an  Kloster  Wilhering  in  Ober-Oesterreich  ge- 
stattet. *  1225,  19.  I.  Hartberg,  vergleichen  sich  die  Brüder  auf 
Vermittlung  des  Erzbischofs  Eberhard  II.  mit  dem  Bischof  von 
Seckau,  dessen  Angehörige  sie  in  Weiz  durch  Ausübung  des 
Vogtrechtes  der  Nachtlager  (sie  waren  Besitzer  von  Weiz  aus 
der  Gutenberg'schen  Erbschaft)  mannigfach  bedrückt  hatten, 
und  versprachen   sich  ähnlicher  Anforderungen  zu  enthalten.^ 

Von  c.  1230  angefangen  sehen  wir  Leutold  mit  einem 
Werke  beschäftigt,  das  seinen  Namen  in  der  Ueberlieferung 
des  Landes  noch  heute  lebendig  erhält,  nämlich  mit  der  Grün- 
dang und  Ausstattung  des  Chorherrenstiftes  Steunz  oder  Stainz. 
lieber  den  Zeitpunkt  dieser  Stiftung  gibt  es  zwei  Ansichten, 
die  eine,  ältere,  vertreten  durch  Muchar,  die  andere  von 
Meiller.  3  Beide  stützen  sich  auf  die  Abschriften  eines  nun- 
mehr verlorenen  Stainzer  Sal-  oder  Copialbuches  im  Archiv 
des  landschaftlichen  Joanneums  zu  Graz.  Eine  von  diesen  Ab- 
schriften aber  berichtet  unter  dem  7.  IV.  der  zweiten  Indiction 
ohne  Jahr :  Erzbischof  Eberhard  IL  von  Salzburg  überlässt  dem 
Leutold  von  Wildon  allen  Grund  um  die  Kirche  S.  Katharina 
zu  Stainz,  welche  zur  Pfarre  S.  Stephan  in  Lemschitz  gehört, 
nachdem  derselbe  die  Pfarre  Lemschitz  mit  einem  Hofe  in 
Gschwend   entschädigt   hat.^     Obwohl   in   dieser  Urkunde   nur 


neuerliche  Verzichtleistung  and  jene  Vorbehalte ,  die  schon  Ulrich  von 
Wildon  in  der  oben  8.  216  angeführten  Urkunde  gemacht  hatte:  sex 
marehcorcios  (!)  avene  et  de  singolis  eubis  ynnm  pnllum. 

>  U.-B.  O.-Oest  2,  332:  c.  1226.  Aufschreibnng  über  die  Gründung  des 
Klosters  Wilhering:  .  .  .  porro  curtile  quoddam  in  Raffoltinge  quod  solyit 
XXX  denarios  quidam  de  familia  Leutoldi  de  Wildonia  dedit  domino  suo 
consentiente  et  propria  manu  largiente. 

»  Ü.-B.  2,  226.  1226,  19.  L  Hartberg.  Lyvtoldus  et  Vlricus  pueri  de  Wil- 
donia qui  procurationes  quandoque  contra  volnntatem  .  .  .  Secoviensis 
episcopi  apud  Weides  receperant  .  .  .  spoponderunt  quod  ex  nunc  in 
antea  nuUam  ibidem  procurationem  ab  eo  vel  a  suis  hominibns  .  .  . 
recipiant. 

*  Mach.  5,  114  und  138;  Meiller,  Salsb.  Reg.  8.  662,  Anm.  203. 

*  U.-B.  2,  290:  (1282),  7.  IV.  Leibnis.  Mit  Rücksicht  auf  die  Zeugen 
(Heinrico  v.  Seccowensi  electo,  Hartnido  de  Betove,  Vlrico  de  Wildonia, 
Chunrado  de  Homekke,  Hartengo  Chelsone,  Friderico  castellano  de 
Libens)  und  die  II.  Indiction  hat  Muchar  die  Urkunde  nach  1229  ver- 
legt, and  dasselbe  Jahr  trägt  die  Copie  des  Jo.  Arch.  463.  Dagegen  bietet 


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218 

der  ecclesia  sancfe  CathaHne  apud  Stanz  erwähnt  wird,  so 
Eeigen  doch  die  folgenden  Urkunden,  dass  hiemit  das  von 
Leutold  von  Wildon  gegründete  Chorherrenstift  Stainz  gemeint 
sei;  und  zwar  wird  man  diese  Gründung  als  kurz  vorher 
geschehen  annehmen  müssen.  Da  nun  Muchar  die  oben  er- 
wähnte Urkunde  nach  1229,  Meiller  aber  nach  1244  setzt,  so 
hält  Ersterer  1229,  Letzterer  1243  für  das  Jahr  der  Gründung 
von  Stainz.  * 

An  diese  erste  Nachricht  schliesst  sich  eine  Urkunde 
gleicher  Herkunft,  die  c.  1230  angesetzt  wird,  an:  .  .  .  quod 
ego  Leutoldus  de  Wildooia,  quamuis  ecclesiae  sancte  Katharine 
in  Stanz  fundationi  mee  .  .  .  per  priuilegia  et  instrumenta 
idonea  prouiderim,  habito  tamen  consensu  et  consilio  fratris 
mei  Vlrici,  presentibus  .  .  .  probis  uiris  et  honestis,  quedam 
special! ter  exprimere  volui.  Aus  der  nun  folgenden,  etwas 
confusen  Fassung  der  Rechte  scheint  hervorzugehen,  dass  er 
den  Probst  (,dicto  preposito',  obwohl  er  vorher  noch  nicht 
erwähnt  worden)  mit  Gerichtsbarkeit  über  seine  und  seines 
Bruders  Ulrich  ,fideles  uel  milites  uel  clientes^  ausstattet  und 
ihm  ,vuruanch^,  Maut  und  ,Kirchgang^  in  S.  Stephan  in  Lemschitz 


Meiller,  Salzb.  Reg.  289,  555  ausser  kleinen  Abweichungen  im  lateinischen 
Texte  und  in  den  Ortsnamen  statt  des  Bischofs  Heinrich  von  Seckaa : 
Vlrico  Y.  Seocowensi  eleoto  und  setzt  demgemXss,  da  Ulrich  erst  von 
JSnner  1244  regierte  und  die  II.  Indiction  anf  dieses  Jahr  passt,  die 
Urkonde  nach  1244;  vgl.  Potthast,  Suppl.  405  and  Garns  unter  Seckaa. 
Gegen  Machars  Datirung  macht  nunmehr  y.  Zahn,  U.-6.  2,  389,  A 1  geltend, 
dass  Heinrich  Yon  Maria  Saal  im  Jahre  1239  noch  nicht  Bischof  Yon 
Seckaa  war,  und  setzt,  da  dessen  Wahl  nach  dem  3.  VIII.  1231,  die 
Bestfitigung  aber  erst  am  30.  VI.  1232  erfolgte,  die  Urkunde  in  das 
Jahr  1232.  Mit  dieser  Bestimmung  kann  die  Anwesenheit  des  Erz- 
bischofs Yon  Salzburg  und  des  Bischofs  Heinrich  in  Leibniz  in  Ein- 
klang gebracht  werden.  Die  Indiction  II  statt  der  gebührenden  V  wird 
aus  der  häufigen  Verwechselung  Yon  II  und  V  erklärt. 
*  Auf  1243  muss  Meiller  zurückgehen  mit  der  Gründung,  denn  in  F.  R. 
A.  II.  3,  117  erscheint  unter  dem  23.  X.  1243  in  einer  Urkunde  Erc- 
bischof  Eberhards  zu  S.  Andrae  im  Lavantthale  ,magister  Berhtoldus  pre- 
positus  8.  Catharine  i^ut  Steunze*  (M.,  Salzb.  287,  542  bringt  dieselbe 
Urkunde,  vermuthet  aber  S.  562,  Anm.  200  den  22.  XI.  als  Datum, 
während  er  in  die  chronologische  Uebersicht  S.  318  dieselbe  Urkunde 
nach  dem  16.  X.  einträgt).  Aber  schon  am  6.  IV.  1242  begegnet  der 
Probst  Berthold  you  Stainz  in  einer  Urkunde  Herzog  Friedrichs  II.  bei 
M.,  Bab.  170,  98. 


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219 

nnd  S.  Georgen  in  £ppendorf  anweist.  >  Erst  die  dritte  Stainzer 
Urkunde  trägt  ein  bestimmtes  Datum,  nämlich  1233,  23.  X. 
. .  .  Geroldus  .  .  prepositus  ecciesie  sancte  Eatharine  in  Steuns 
erklärt,  de  communi  consensu  confratrum  nostrorum  omnium 
...  et  eanonicorum  auf  Bitten  des  domini  Vitmari  de  Hopf- 
garten dapiferi  et  dispensatoris  domini  Liutoldi  de  Wildonia, 
nosire  ecdesie  fundataris,  mit  Witmar  und  seiner  Gkttin  Gerbirg 
vier  ein  halb  Hüben  in  Rutzendorf  bei  Deutsch-Landsberg 
gegen  vier  Hüben  in  Schwarzenschachen  bei  Stainz,  die  Witmar 
von  Leutold  und  Ulrich  von  Wildon  zu  Lehen  hatte,  ver- 
tauscht zu  haben.  Im  Verlaufe  der  weiteren  Auseinander- 
setzung wird  dem  Witmar  von  Hopfgarten  nachgerühmt,  quia 
ecclesie  a  prindpio  fundatioms  fidelis  semper  extitit  et  deuotus 
et  omnes  in  ea  deo  famulantes  totis  viribus  dilexit,  extulit  et 
promouit ;  die  Zuweisung  der  vier  Hüben  in  Schwarzenschachen, 
welche  fauorabili  utriusque  fratris,  uidelicet  domini  Liutoldi 
et  domini  Vlrici  de  Wildonia  geschah,  bezeugen  dann  nebst 
dem  Decan  und  Kellermeister  mehrere  Kanoniker,  sowie  die 
milites  Ortolf  von  Pergam,  Dietmar  von  Hopfgarten,  Ulrich 
Bawarus  u.  a.  ^  Hierauf  folgt  eine  Urkunde  Herzog  Friedrichs  II. 
von  1233  .  .  .,  womit  er  gestattet,  cuna  Leutoldus  de  Wildonia 
ministerialis  noster  in  honorem  sancte  Catharine  uirginis  pre- 
fonturam  de  novo  erexerit  apud  flu  vi  um  Stanz  in  diocesi  Salis- 
burgensis  archiepiscopatus,  dass  jeder  seiner  Ministerialen  bis 
zu  zehn  Mark  Jahreseinkünfte  diesem  Kloster  zuwenden  dürfe. 
Unter  den  Zeugen  steht  Ulrich  von   Wildon.  ^ 

Diese  Berichte  schliessen  sich  der  Gründungsurkunde 
vom  7.  IV.  1229 — 1244  eng  an ;  sind  sie  glaubwürdig,  so  muss 
Meillers  Datirung  der  Leibnitzer  Urkunde  vom   7.  IV.   fallen; 

1  U.-B.  2,  S80.  c.  1230  ....  Leadoldua  de  V^ildonU  ....  habito  .  . 
consilio  fratris  mei  Vliici,  praesentibuB  et  consulentibas  dorn.  Rndolpbo 
de  Labgaat,  et  domino  Conrado  de  Homeke,  et  domino  Ortolfo  de 
Pergarn  et  domino  Witmaro  de  Hopfgarten,  probis  viris  et  bonestia  .... 
nnlli  fidelioro  meomm  uel  Vlrici  fratris  mei  militom  vel  clientum  con- 
eeditor,  quin  bomines  eomm  pareant  iadicio  ooram  iudioe  fori  in  Stanz 
et  de  qnaerimoniis  respondeant  et  solaant  iustitiam  institntam  .  .  .  Vgl. 
die  Urkunde  vom  23.  III.  1249  Stainz,  welche  der  Urkunde  des  an- 
gebliehen Copialbuches  zu  Grunde  zu  liegen  scheint.  S.  222,  Anm.  1. 

3  U.-B.  2,  302 ;  wegen  des  Probtes  Gerold  Tgl.  v.  Zahn,  U.-B.  2,  389,  A  1. 

'  U.-B.  2,  307.  Da  diese  Urkunde  in  den  Bab.  Beg.  fehlt,  scheint  sie 
MeUler  nicht  gekannt  zu  haben. 


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220 

denn  wenn  auch  Gründungsurkunden  von  Klöstern  oft  später 
ausgestellt  worden^^  ein  Kaufvertrag  über  den  Boden  eines 
im  Jahre  1233  Urkunden  ausstellenden  Klosters  erst  1244,  also 
vierzehn  Jahre  später  abgeschlossen,   ist   doch  nicht  glaublich. 

So  lange  sich  also  die  völlige  oder  theilweise  Unecht- 
heit  der  Stainzer  Urkunden  nicht  erweisen  lässt,  wird  man 
dabei  stehen  bleiben  müssen,  dass  Stainz  um  1230  gegründet 
worden  sei.^ 

So  viel  steht  fest,  dass  Leutold  und  sein  Bruder  Ulrich 
das  neu  gestiftete  Kloster  wiederholt  reich  beschenkt  und  aus- 
gestattet haben :  am  18.  IL  1245,  Stainz  gestattet  Leutold,  dass 
Rudiin  von  Wefsenstein  für  das  Seelenheil  seines  Bruders 
Wulfing,  dem  Kloster  eine  ihm  lehnbare  Wiese  am  Lemschitz- 
bache  (pratum  situm  inter  cenobium  ecclesie  sancte  Katharine 
fundationeni  meam  et  fluuium  Lemsenz)  schenke.  Ihre  Zu- 
stimmung erklären  vxor  mea  Agnes  et  filie  mee  Gertrudis  et 
Agnes.  Unter  den  Zeugen  sind  mehrere  milites  et  clientes.* 
Erzbischof  Eberhard  II.  überliess  1245,  18.  V.  Priesach,  auf 
Leutolds,  fidelis  ecclesie  Salisburgensis,  Bitten,  dem  Kloster 
Stainz,  novellae  plantaciom  Leopoldi  de  Wildon,  das  Patronat 
von  S.  Stephan  in  Lemschitz  gegen  die  Kirche  S.  Johann  bei 
Herberstein  am  Feistrizbache.  ^  Am  17.  IV.  1247,  schenkte 
Leutold    mit  Zustimmung  seines   Bruders   eine  villa,    die   ein 


1  So  macht  Friess  Eaenr.  137,  1  darauf  aofmerksam ,  dass  der  Bau  des 
Glarissinenklosters  in  DÜmstein  durch  Leutold  von  Enenring  1287  be- 
gannen habe,  die  Stiftung^urkunde  aber,  wie  es  bei  Klosterstiftnngei^ 
nicht  selten  der  Fall  war^  erst  um  zwei  Jahre  spKter  ausgestellt 
worden  sei. 

3  Viel  kommt  für  die  richtige  Darstellung  darauf  an,  wie  in  der  Urkunde 
von  1233  (U.-B.  2,  307)  der  Ausdruck  ,de  novo  engere'  zu  fassen  sei: 
.  .  .  cum  Leupoldus  de  Wildonia  ministerialis  noster  in  honorem  S.  Ka- 
tharinae  praepostturam  de  now>  erexerit  apud  fluvium  Stanz  .  .  . 

s  U.-B.  2,  448:  1245,  18,  II.  Stainz.  Liutoldus  de  Wildonia  .  .  cum  miles 
mens  Wulfingus  de  Wefsenstein  .  .  .  decesseret  intestatus  Rudlinus  frater 
suus  et  alia  parentela  sua  .  .  .  supplicaverunt  mihi,  vt  pratum  .... 
quod  idem  Wulfingus  a  me  in  feodo  tenuit,  de  meo  consensu  .  .  . 
ecclesiae  s.  Katharinae  .  .  condonarent  filiabus  suis  Mechthildi  et  Vimudi 
consentientibus.  Egfo  .  .  et  vxor  mea  Agnes  et  filiae  meae  Gkrtrudis  et 
Agnes  .  .  .  consensimns  .  .  .  testes  sunt:  Waltherus  Schrat,  Ortolfus  de 
Pemgam,  Vlricus  bawarus,  milites;  Rudlinus  de  Nivrivt,  Rudlinvs  de 
Gvtenberch,  Perhtoldus  de  Panholz,  Otto  de  Lemsenz,  cUentes  etc. 

<  U.-B.  2,  462. 


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221 

Lehensmami  inne  hatte^  dem  Kloster  S.  Katharina  zu  Stainz 
nach  dem  Ableben  seiner  Gattin  Agnes  und  dieses  Lehens- 
mannes  Otto;*  und  am  25.  X.  1247,  Piber  bestätigte  Bischof 
Ulrich  von  Seckau  die  Stiftung  sammt  allen  Rechten,  ^  worauf 
dann  noch  am  21.  IL  1248,  Lyon  die  Bestätigung  derselben 
durch  Papst  Innocenz  IV.  erfolgte.  ^  Die  grösste  Schenkung 
aber  machte  Leutold  am  23.  III.  1249,  Stainz:  Zwei  Dörfer, 
Grafenkom  und  Grakom,  erhält  das  Stift  mit  der  einzigen 
Clausel,  dass  seine  Gemalin  Agnes  zeitlebens  den  Frucht- 
genuss  haben  sollte;  aber  auch  während  dieser  Zeit  schon  und 
dann  für  immer  unterstehen  die  Bewohner  dieser  Güter  der 
Gerichtsbarkeit  des  Frohstes  in  Stainz.  Zu  diesen  Verfügungen 
hat  Ulrich  von  Wildon  durch  Anhängung  seines  Siegels  seine 
Zustimmung  gegeben.  Wenn  den  Stainzer  Aufzeichnungen  zu 
trauen  ist,  so  hat  Leutold  an  demselben  Tage  dem  Stifte  noch 
eine  zweite  Urkunde,  eine  Art  Testament,  ausgestellt,  in  welcher 
er  alle  seine  bisherigen  Schenkungen  aufzählt  und  durch  die 
Siegel  des  Bischofs  von  Seckau,  seines  Bruders,  seiner  Ver- 
wandten   Hertnid    von    Pettau    und   Wulfing    von    Stubenberg, 


»  Jo.  Arch.  C.  616:  1247,  17.  IV.  .  .  .  Liutoldus  de  Wildonia  de  boiio 
consensa  et  favorabiU  volnntate  fratris  mei  Vlrici  ob  .  .  .  remedium  ani- 
mae  meae  et  meonim  prsedecessorom  omniam  et  successorum  tradidi 
ecdesise  sanctas  Katharinae  in  Steanz  fundationi  mese  villam  in  Walde 
sitam  iuxta  fluniom  Steynz  ....  post  obitum  domini  Ottonis  miUtifl 
mei ,  qni  ipea  villa  a  me  et  a  fratre  meo  Vlrico  infeodatus ,  iam  sine 
beredibns  inneteranit  et  post  mortem  uzoris  meae  Agnetis  libere  et  paci- 
fice  possidenda  ....  testibos  domino  Ortolfo  de  Pergarn,  domino  Vit- 
maro  de  Hopfgarten,  domino  Vlrico  Bawaro  militibus,  Perhtoldo  de 
Panholz,  .  .  . 

^  Jo.  Areh.  C.  617:  1247,  25.  X.  Piber.  cum  nobilis  vir  dominus  Leudoldus 
de  Wildonia  .  .  .  iuxta  fluuium  quod  Stanz  dicitur,  ecclesiam  S.  Catha- 
rinae  fdndauit,  regularibus  ibidem  canonici»  institutis  etc. 

'  Jo.  Arch.  C.  623:  1248,  21.  II.  Lyon.  Innocentius  IV.  episcopus  servns 
dei  TenerabiU  fratri  Vlrico  episcopo  Seccouensi  salutem  .  .  .  Cum  .... 
Leudoldus  de  Wildonia,  miles  commiuisterialis  ducatus  Styrise,  ecclesl» 
de  Stanz,  ordinis  S.  Augustini  tuae  diocoesis,  quae  parochialis  erat  et 
etiam  tunc  yacabat,  in  qua  idem  ministerialis  ius  obtinet  patronatus  in 
tantum  de  possessionibus  propriis  pia  liberalita  [Lücke]  quod  personis 
inibi  £amulantibus  possunt  necessaria  [Lücke]  ius  ministeriaUs  instant 
[Lücke]  de  consensu  capituU  tui  eodem  canonicos  institueris  .  .  .  con- 
firmamus  .  .  . 


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222 


sowie    seines    Schwiegersohnes    Otto    von    Liechtenstein     be- 
stätigen lässt.  < 


1  1249,  23.  ni.  Stainz.  In  nomine  sancte  et  indioidue  trinitatis  .  .  .  re- 
spondeat  actionem.  Hinc  est  quod  eg^  Leutoldin  de  Wildonia  divinae 
bonitatis  ....  parentum  meomm 


A. 

de  pleno  consensu  et  bona  uolun- 
tate  fratris  mei  Vlrici  de  Wildonia 
et  omnium  coheredum  meorum  le- 
gaoi  donani  et  dedi  Ecclesie  sancte 
Katharine  in  Steunz  Novelle  plan- 
tacioni  mee  et  fratribns  seu  Cano- 
nicis  ibidem  deo  famolantibns  villas 
Gravendorf  et  Gracorn  cum  .  .  .  omni 
Jure  proprio  seu  hereditario  quod 
ego  et  predictus  frater  mens  siye 
coheredes  mei  in  eisdem  vlllis  sev 
bonifl  huc  usqne  libere  possedimns 
et  tranquille.  Ita  tarnen  ut  yxor  mea 
Agnes  de  percipiendis  .  .  bonorum 
gaudeat  ad  dies  uite  sue  .  .  Post 
obitum  autem  eins  prenominate  ville 
seu  bona  .  .  .  ad  .  .  Ecclesiam  iure 
hereditario  pro  largiore  snstentatione 
fratrum  sive  canonicorum  inibi  do- 
rn ino  militantium  .  .  .  deuoluautnr. 
Protestans  specialiter  vna  cum  fratre 
meo  supradicto  quod  per  hanc  gra- 
tiam  predicte  vxori  mee  ad  dies  uite 
sue  factam  in  prelibatis  bonis  non 
absoluimus  homines  .  .  seu  .  .  mi- 
litum  vel  clientum  nostrorum  a  The- 
loneo  aut  a  solutione  que  Vurvanch 
dicitur  quin  preposito  .  .  .  predicte 
Ecclesiae  yel  suo  ludici  in  foro 
Steunz  et  in  dedicationibus  Eccle- 
siarum  sancti  Stephan!  et  sancti 
Georii  soluere  teueantur.  Similiter 
et  Juri  coram  Judice  fori  in  Steunz 
Stare  de  querimoniis  tenebuntur.  Vt 
autem  hec  legatio  ....  permaneat, 
.  .  .  sigillo  meo  et  fratris  mei  Vl- 
rici .  .  duxi  .  .  roborandam.  Testes 
autem  huius  donationis 


B. 

fundaui  ecclesiam  conuentualem 
sub  regula  B.  Augustini  in  honorem 
dei  et  gloriosae  matris  eins  Virginis 
Mariae  et  sanctae  Catharinae  vir- 
ginis et  martyris  in  loco  qui  dicitur 
Steinz  et  sitns  est  in  terminis  paro- 
chiae  sancti  Stephani  in  Lemsenz 
quam  parochiam  v.  archiepiscopus 
Salzburgensis  Eberhardus  praedictae 
novellae  contulit  plantationi  et  in 
recompensationem  .  .  contuli  .  .  ins 
patronatus  .  .  in  ecclesia  s.  Joannis 
iuxta  fluuium  .  .  Viustriz.  Igitur  in 
subsidium  canonicorum  .  .  .  contuli 
de  bono  consensu  fratris  mei  Vlrici 
de  Wildonia  et  aliorum  haeredum 
meorum  haec  praedia  subscripta: 
in  primis  ipsum  fundum  ecclesiae  .  . 
quam  quia  .  .  .  possederamus  iure 
feodali  ab  ecclesia  Salzbnrgensi .  . . 
ipsum  fundum  cum  bonis  meis  hae- 
reditariis  in  villa  .  .  .  Geswende  re- 
compensatione  debita  commutavi ; 
item  contuli  .  .  .  forum  in  Steinz 
.  .  .  .;  sub  eodem  iure  contuli  .  .  . 
villam  in  Stallhouen;  insuper  ins 
piscationis  in  aqua  Steinz,  a  villa  .  . 
Walde  nsque  quo  infinit  fluuium  .  . 
Lonsenz  .  .;  duos  mansos  et  dimi- 
dium  in  Schwarzen schachen  et  .  .  . 
quatuor  mansos  in  Herwig^torff. 
Verum  .  .  .  per  totam  comitiae  meae 
adnocatiam  .  .  .  omne  ins  adnocati 
et  iudicii  et  praeconum  .  .  .  penitus 
amputaui  excepto  quod  .  .  für  vel 
latro  .  .  .  praesentabitur  meo  judici 
provinciali.  Vt  autem  haec  donatio 
rata  maneat,  .  .  .  sigillis  v.  d.  Vl- 
rici Seccovieusis  episcopi  et  Vlrici 
de  Wildonia  fratris  mei  et  consan- 


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223 

Von  Ulrichs  Schenkungen  an  Stainz  wird  noch  die  Rede 
aein.  Wir  kehren  zu  Leutolds  Beziehungen  zu  Kirchen  und 
Klöstern  zurück.  1237,  .  .  Mai,  vertauschen  die  Brüder  mit 
Stift  Renn  Güter  zu  Hezelsdorf  gegen  das  Dorf  Qribinge.  ^ 
1245  anerkennt  Leutold,  als  Vogt  admontischer  Güter  in  der 
unteren  Mark  (Garns  bei  Stainz  und  Frieland)  persönlich  oder 


guineorum  meorum  Hemidi  de  Bet- 

tovia,   WulffiDgi    de   Stubenberg  et 

generi  mei  Ottonis  de  Lieetenstein, 

qtii    omnes   .   .   .    consenBoni    prae* 

baemnt,  feci  .  .  roborari  Testes  . . . 

sunt  canonici  eiusdem  loci:  Chvnradus,   Wernherus,  Weigandos,    milites 

Meinhardus  de  Cemzleinsdorf,  Otto  de  Walde.  Ortolfus  de  Pergern.  Dit- 

marns   de  Hopfgarten.    Vlricus  Wawarus   de   Griwingen    .   et  alii    quam 

plure«.  Actum  .  .  .  indicione  VII. 

Or.    Pg.    im    k.    k.    H.-H.-St.-A.;     Jo.  Arch.  G.  634  aus  der  Bestätigung 
Fontes  rer.  austr.  II.  1,  13.  Kaiser  Friedrichs  von  1319,  17.  IV. 

Graz,  im  verlorenen  Stainzer  Codex. 
Die  Erwähnung  einer  Grafschaft  in  der  Urkunde  B  ,comitie  mee* 
macht  deren  Unechtheit  wahrscheinlich;  erwägt  man,  dass  die  Regelung 
der  Rechtsverhältnisse  auf  den  geschenkten  Dörfern  der  Urkunde  A  fast 
wörtlich  wiederkehrt  in  der  S.  219,  Amn.  1  besprochenen  Stainzer  Urkunde 
von  c  1230  .  .  .,  so  geräth  man  auf  die  Vermuthung,  dass  das  vorliegende 
Stainzer  Original  A  mit  anderen  wohl  verlorenen  Originalen  den  Stoff 
abgegeben  habe  zur  Verfertigung  jenes  Stainzer  Traditions-Codex,  dessen 
Copien  das  Grazer  Joanneum-Arcbiv  bewahrt.  Die  immer  nachdrücklichere 
Betonung  der  Rechte  und  Freiheiten  der  Stiftung,  die  umständliche 
Sicherung  gegen  spätere  Ansprüche,  die  Wiederkehr  fast  der  nämlichen 
Zeugen  in  allen  Stainzer  Urkunden,  bestärken  mich  in  der  eben  ausge- 
sprochenen Vermuthung.  Unter  solchen  Umständen  haben  genealogische 
Beziehungen,  die  sich  auf  jene  Stainzer  Urkunden  stützen,  nur  geringe 
Beglaubigung.  Man  würde  aber  zu  weit  gehen,  sie  gänzlich  zu  ver- 
werfen, da  erstens  nicht  bekannt  ist,  ob  nicht  die  zu  Grunde  gelegten 
Originale  schon  jene  Beziehungen  aufweisen,  und  zweitens,  selbst  den 
Fall  der  Fälschung  als  erwiesen  angenommen,  die  Fälscher  solche  Be- 
ziehungen nicht  völlig  aus  der  Luft  griffen,  sondern  wohl  an  Ueber- 
Ueferungen  anknüpften.  Ueber  das  Verhältniss  der  Wildonier  zu  den 
Liechtensteinern  und  dessen  irrthümliche  Auffassung  in  Stainz  siehe 
S.  226,  Anm.  2. 
»  U.-B.  2,  368 :  1237,  .  .  Mai  .  .  Liutoldus  de  Wildonia  et  Wlricus  frater 
mens.  Zeugten  nach  dem  Bischöfe  von  Seckau:  CSnradus  de  Planken- 
wart,  Pillungus  et  Pabo  fratres  de  Liboch,  Dietmarus  de  Vanstorf,  Or- 
tolfus de  Lemsiniz,  Fridericus  de  Chouchlach,  Walchunus  de  Ratens- 
dorf,  Hermannus  de  GStenberch  militesy  Heinricus  de  Lemsniz,  Herbordus 
judex,  Rieherus  de  Lemsniz  et  alii.  Mindestens  die  nach  Gutenberg  and 
Lemschitz  Benannten  dürften  Unterthanen  der  Wildonier  sein. 


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224 

durch  seine  Richter^  mannigfache  Bedrückungen  der  stiftischen 
Unterthanen  sich  erlaubt  zu  haben.  Da  die  Klöster  von  den 
Untervögten  der  Landesherren  vielerlei  zu  leiden  hatten,  so 
suchten  sie  so  viel  als  möglich,  diese  lästigen  Bürden  ganz  abzu- 
schütteln oder  doch  zu  beschränken.  Oft  ging  es  freilich  nicht 
ohne  Intervention  des  Landesherzogs:  schon  c.  1225  appellirte 
Admont  an  den  Herzog  Leopold  VL,  weil  es  sich  durch  Herrn 
Konrad  von  Wildon,  wohl  keinen  Angehörigen  des  Ministerialen- 
geschlechtes/ in  seinen  Besitzungen  gefährdet  sah,  und  auf 
Herzog  Leopolds  VI.  Vermittlung  gab  Konrad  das  unrecht- 
mässig occupirte  Gut  heraus,  das  auf  admontischem  Grunde 
erbaute  Haus  wurde  auf  Befehl  des  Herzogs  niedei^erissen,  und 
Leutold,  der  Vogt  und  Hofrichter,  stellte  den  stiftischen  Besitz 
urkundlich  vor  Zeugen  fest.^  Die  neuerlichen  Bedrückungen 
aber  nahm  das  Kloster  zum  Anlasse,  1245  die  richterlichen 
Befugnisse  Leutolds  zu  umgrenzen.^ 


^  Konrad  von  Wildon  scheint  zn  den  milites,  die  in  Leutolds  Zeit  be- 
sonders zahlreich  bezeagt  sind,  gehört  zu  haben.  Er  tritt  nur  c.  1225 
thfitlich  auf  und  steht  unter  Leutolds  Jurisdiction.  Wenn  er  mit  den 
Ministerialen  zugleich  als  Zeuge  erscheint,  so  wird  nie  einer  Verwandt- 
schaft erwähnt,  und  in  der  Zeugenreihe  steht  er  meist  weit  hinter  ihnen. 
Als  Zeuge  erscheint  er  in  folgenden  Urkunden:  U.-B.  2,  86,  134:  1207. 
Erzbischof  Eberhard  II.  von  Salzburg  schenkt  dem  Kloster  Renn  alle 
Zehente  yon  Neureuten.  U.  d.  Z.  .  .  .  Cunradus  de  Wildonia  .  .  .  (fehlt 
in  M.,  Salzb.  Reg.;  191,  101  hat  anderen  Inhalt  und  andere  Zeugen).  — 
U.-B.  2,  89,  188:  1208,  30.  V.  Friesach,  (S.  207,  Anm.  3).  U.-B.  2,  162, 
245:  1219,  9.  I,  Leibnitz  (8.  206,  Anm.  2).  —  U.-B.  2,  209,  299:  1223  .  . 
Weiz  (8.  215,  Anm.  3).  -  U.-B.  2,  238,  329 :  vor  1227  17.  II.  (S.  216,  Anm.  1). 
—  U.-B.  2,  287,  385:  1231  .  .  .  Nov.  Friesach;  Reinbert  von  Mureck 
und  sein  Sohn  stellen  Zehente  in  Gamnar  und  Obdach,  die  sie  Admont 
entzogen,  wieder  zurüc^k.  U.  d.  zahlreichen  Z.  .  .  .  Chunradi  de  Wil- 
donia .  .  .  U.-B.  2,  288,  387:  1231,  3.  XII.  Altenhofen.  Erzbischof 
Eberhard  II.  bestätigt  den  vorhergehenden  Verzicht.  U.  d.  Z  .  .  .  Chun- 
radus  de  Wildonie  ...  In  einem  Zusätze  dann:  Ulricus  de  Wildonia, 
Ulricus  de  Liehtenstein  .  .  .  Vgl.  auch  Wichn.  Adm.  2,  295,  N.  134. 
U.-B.  2,  447,  560:  1245  (vor  18.  IL)  Stainz,  zweiter  Zeuge  Cvnradus  de 
Wildon  (s.  u.,  Anm.  3).  U.-B.  2,  452,  565:  1245,  18.  V.  Friesach  (8.220, 
Anm.  4).  U.  d.  Z. :  Conradus  de  Wildonia. 

3  W.,  Adm.  2,  289,  N.  126;  auch  U.-B.  2,  232:  c.  1225.  dominus  Chunradus 
coram  iudice  domino  Liutoldo  de  Wildon.  Wichner  p.  65  hält  Konrad 
wegen  des  Ausdruckes  dominus  für  ein  Familienglied. 

»  W.,  Adm.  2,  325,  N.  168  auch  U.-B.  2,  447 :  1245  (vor  18.  U.)  Stainz  .  .  . 
pater  mens  pie  memorie  Herrandus  in  advocacia  quam  habuit  in  bonis 


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225 

Leutold  war  vermählt  mit  Agnes,  der  vierten  Tochter 
Otto's  von  Unter-Drauburg  (Traberg).  Das  geht  hervor  aus 
einer  Urkunde  Herzog  Leopolds  VI.  für  Heiligen  Kreuz :  > 
Otto  von  Traberg  hatte  1222,  11.  XH.  Wien,  ein  Gut  in 
Waezelinsdorf  an  Stift  Heiligen  Kreuz  in  Gegenwart  seines 
Sohnes  vor  Zeugen  verkauft.  In  demselben  Jahre  leisteten 
dann  in  Traberg  Ottos  drei  Söhne  und  drei  Töchter,  Mathilde 
mit  ihrem  Gatten  Cholo  (von  Rasen)  sammt  ihren  Söhnen 
Cholo  und  (Heinrich),  Aleidis  mit  ihrem  Gatten  Oflfo  von 
Patten  und  die  damals  noch  unverheirathete  Elizabeth,  in  die 
Hände  des  Subpriors  Egilolf  Verzicht.  1227,  21.  VII.  Wildon, 
sicut  et  ceteri  fratres  scilicet  et  sorores  sue  eidem  iuri  abre- 
nunciavit  et  quarta  filia  sua  Angnes  quam  habuit  Liutoldus  de 
Wildonia.  Diesen  ganzen  Act  hat  Herzog  Leopold  VI.  später 
—  das  Datum  ist  unbestimmt  —  bestätigt.  Der  auffallende 
Ausdruck  ,habuit^  kann,  da  Agnes  zur  Zeit  der  Bestätigung 
durch  Herzog  Leopold  VI.  sicher  am  Leben  war,  nur  gedeutet 
werden  ,welche  damals  bereits  zur  Frau  hattet  Die  Bestätigung 
Leopolds  VI.  fällt  zwischen  die  Verzichtleistung  der  Agnes, 
21.  VII.  1227,  und  seine  letzte  österreichische  Urkunde,  19.  XII. 
1229;  2  die  Verheirathung  mit  Leutold  von  Wildon  fällt  aber 
vor  den  ersten  Kaufvertrag  vom  11.  XII.  1222  und  die  Ver- 
zichtleistung der  übrigen  Kinder  in  Traberg,  und  dürfte  der 
Grund,  dass  Agnes  bei  diesem  Vertrage  fehlt,  eben  ihre  bereits 
vollzogene  Heirath  mit  Leutold  gewesen  sein ;  auch  ist  Leutolds 
und  der  Agnes  erste  Tochter  Gertrud  am  10.  II.  1241  bereits 
vermählt,  was  auf  die  gleiche  Zeit  der  Vermählung  vor  dem 
11.  XII.  1222  fuhrt. 

Leutold  und  Agnes  hatten  zwei  Töchter,  Gertrud  und 
Agnes.  Diese  erscheinen  zusammen  mit  ihrer  Mutter  auf  der 
Stainzer  Urkunde  vonl  18.  IL  1245  (S,  220,  Anm.  3)  und  ertheilen 
gleichmässig  mit  ihrem  Vater  die  Erlaubniss  zum  Vollzuge  der 
Schenkung  Rudlins  von  Wefsenstein  an  Stainz.   Auffallend  ist, 

Agmuntensinm  .  .  .  Z.  Radolfus  de  Liubegast,  Cunradua  de  Wildon, 
Wulfingujj  de  Wefssensteine ,  Dietmarus  de  Hopfgarten,  Ortolfus  de 
Pergarn,  Vlricus  Bawarus,  Dietwinus  sacerdos,  Herbordus  judex  de  fa- 
milia  ecciesie  .... 

»  U.-B.  von  H.  Kreuz,  herausg.  von  Weis,  I.  Bd.  F.  R.  A.  II.  11,  66, 
N.  55:  1227,  nach  dem  21.  VII. 

2  M.,  Bab.  chronolog.  Uebersicht  S.  277. 

ArchiT.  Bd.  UX.  I.  fi41fto.  15 


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22« 

dass  des  Gatten  der  älteren  Tochter  Gertrud,  Alberos  V.  von 
Kuenring  -  Dürnstein,  in  dieser  Stainzer  Urkunde  keine  Er- 
wähnung geschieht;  und  Gertrud  war  doch  1245  schon  im 
fünften  Jahre  vermählt;  denn  als  im  Jahre  1241  im  Februar 
die  Brüder  Leutold  und  Ulrich  mit  ihrem  Gebieter  Herzog 
Friedrich  IL  in  Wels  waren  und  dort  auch  Bischof  Rüdeger 
von  Passau  sich  einfand,  bat  Leutold  den  Letzteren,  seinen 
Schwiegersohn  Albero  von  Kuenring  mit  dem  bisher  von 
Leutold  innegehabten  Schlosse  Steier^g  an  der  Donau  und 
anderen  passauischen  Lehen  zu  belehnen,  was  denn  auch  unter 
gewissen  Vorbehalten  am  10.  IL  1241  urkundlich  geschah.  * 
Weniger  sicher  sind  die  Nachrichten  in  Betreff  der  jüngeren 
Tochter  Agnes:  nach  der  zweiten  Stainzer  Urkimde  vom  23.  III. 
1249  und  einer  Urkunde  gleicher  Herkunft  vom  25.  IV.  1309, 
Murau  (Anhang  24),  war  sie  an  Otto  II.  von  Liechtenstein,  Sohn 
Ulrichs  IL  des  Dichters,  vermählt;  da  nun  Ottos  erste  Gemahlin 
in  der  That  Agnes  hiess  und  sich  in  Stainzer  Aufschreibungen 
eine  dunkle  Kunde  von  einer  Verschwägerung  der  Liechten- 
steine  mit  den  Wildonern  erhalten  hat,  so  mag  man  immerhin 
diese  Verbindung  als  thatsächlich  bezeichnen.^ 

•  Ü.-B.  O.-Oest.  3,  92:  1241,  10.  II.  Wels:  .  .  .  nos  ad  peticionem  dilecti 
nobis  dorn.  Liutoldi  de  Wildonia  castrum  Steyrekke  et  alia  quae  in 
feodum  a  nobis  et  eeclesia  nostra  recepta  inre  possedit  hactenus  feodali, 
generi  suo  Alberoni  de  ChÜDringe  ac  filie  sue  Gertrudj  Alberoni  iam 
diclo  in  coniugium  copulate  dignum  duximus  in  feodmn  conferenda,  ita 
tarnen,  quod  si  prefatam  filiam  domini  Leutoldj  de  Wildonia  sine  here- 
dibus  decedere  contingat,  nienioratum  castrum  Steierekke  cum  aliis 
feodis  ...  ad  dorn.  Liutoldum  de  Wildonia  revertatur.  Ueber  die  weiteren 
Schicksale  dieses  Schlosses,  »welches  Herr  Albero  nebst  andern  mit  ge- 
dachter seiner  Oeraahel  in  Oesterroich,  Hungarn  und  Steiermark  über- 
kommenen vornehmen  Herrschaften  ....  wegen  Krieges*  um  1280 
verkaufen  musste ,  vgl.  Hoheneck,  Stände  von  Oberösterreich ,  Passau 
1732,  2,  782.  —  Am  18.  II.  1241  noch  zwei  andere  Urkunden  mit  Leu- 
tolds  und  Ulrichs  Unterschrift  im  U.-B.  O.-Oest.  3.  93  und  94;  s.  S.  212, 
Anm.  5. 

2  In  der  Stiftskirche  des  178ö  aufgehobenen  Klosters  Stainz  befindet  sich 
an  der  Epistelseite  in  einer  Kapelle  ein  Grabmal  Leutolds,  das  aus  dem 
15.  Jahrhundert  stammt,  mit  der  Umschrift:  Anno.  dnL  m.  cc.  xlvjjjj. 
ydus.  Aprilis.  ist.  gestorben,  der  edel.  herr.  her.  lewtoM.  von.  wildon. 
Stiffter.  des  gotshans.  sand.  Kathrein.  cze.  Stencz.  hie.  begrab\  Und 
über  dem  Chore  der  Kirche  befinden  sich  links  und  rechts  zwei  dem 
17.  Jahrhundert  entstammende  Porträts  mit  den  Unterschriften:  ,Levtoldu8 
comes  de  Wildonia  fundavit  ecclesiam  Stainzensem  1228  obiit  13  Aprilis 


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227 

Gertruds  Vermählung  dürfte  noch  1240  fallen,  denn  in 
der  Passauer  Urkunde  von  1241,  10.  II.  hat  sie  noch  keine 
Hoflhung  auf  Leibeserben ;  ^  sie  hat  ihrem  Gatten  drei  Söhne 
geschenkt,  Leutold  I.,  Albero  VI.  und  Heinrich  IV.,  die  alle  in 
der  Geschichte  ihres  Vaterlandes  eine  bedeutende  Rolle  spielen. 

Agnes,  Ottos  von  Liechtenstein  Gemahlin,  war,  wenn  die 
Quelle  lauter  ist,  1249  schon  vermählt;  sie  scheint  nicht  lange 
gelebt  zu  haben,  denn  Otto  von  Liechtenstein  war  noch  zweimal 
verheirathet.  2  Wenn  in  der  Murauer  Urkunde  vom  25.  IV. 
1309,  Otto  den  Leutold  von  Wildon  seinen  ^sweher'  nennt,  so. 
wird  man  daraus  gewiss  nicht  folgern,  dass  Agnes  zur  Zeit 
dieser  Urkunde  noch  gelebt  habe.  Welche  von  Ottos  fünf 
Kindern  Agnes  geboren,  ist  nicht  bekannt.  ^ 


ao  1249'  and  ,Ag^es  uxor  Leutoldi  comitis  de  Wildonia  nata  de  Liechten- 
stein obiit  29  JnUi  ao  1272*;  vgl.  die  Abbildungen  in  den  Mitth.  der  C- 
Comm.  zur  Erforsch,  und  Erh.  der  Baudenkm.  17.  (1872)  p.  CCXII''  und 
CCXIII^  Man  kann  deutUch  wahrnehmen ,  dass  der  Verfasser  der 
letzten  Unterschrift  das  alte  ,8weher'  (1309,  25.  IV.)  missverstanden  hat; 
statt  der  regelmässigen  Bedeutung  ,Schwiegervater'  nahm  er  die  spätere 
Bedeutung  ^Schwager'  au;  durch  die  sonst  im  Mittelalter  häufig  begeg- 
nende Bedeutung  von  ,gener*  (1249,  23.  III.)  gleich  , Schwager',  ist  er 
in  seinem  Irrthnme  bestärkt  wordön.  (Vgl.  Ducange  u.  d.  W.  gener  und 
dazu  Dieffenbachs  Supplement;  an  letzterer  Stelle  wird  die  von  uns  oben 
festgehaltene  Bedeutung  ,Tochtermann'  als  die  regelmässige  hingestellt). 
Beck-W.,  in  Mitth.  19,  207,  Anm.  8  hat  diesen  Irrthum  getheilt,  ihn 
aber  in  den  Mitth.  der  C.-Comm.  17,  CCXI,  Anm.  1  wieder  zurückge- 
nommen. Sein  Zweifel,  dass  Leutolds  Gemahlin  eine  Liechtenstein  ge- 
wesen, wird  durch  den  oben  geführten  Nachweis,  dass  sie  eine  Traberg 
gewesen,  bestätigt. 

*  Ffiess,  Kuenr.  98.  —  Leutold  der  Stifter  der  Linie  Kuenring-Dürnstein 
wird  1243  geboren;  Friess,  a.  a.  O.  S.  100  hat  wahrscheinlich  gemacht, 
dass  er  der  älteste  Sohn  Alberos  und  Qertruds  war. 

2  Die  Todesjahre  der  Frauen  Ottos  von  Liechtenstein,  Agfnes,  Alheidis, 
Diemüdis,  sind  nicht  bekannt;  wir  wissen  nur,  dass  sie  am  24.  XI.  des 
Jahres,  als  ,Otto  senior  laicus  de  Liechtenstain'  mit  Eltern,  Grosseltern, 
Frauen  und  bis  zu  dem  Tage  schon  verstorbenen  Kindern  in  das  Seckauer 
Todtenbuch  eingetragen  wurde,  alle  drei  schon  todt  waren.  Ottos  von 
Liechtenstein  Todesjahr  ist  aber  1311.  Vgl.  D.  St  2,  363,  Auszug  aus 
dem  Seckauer  Todtenbuche  und  dazu  Beck-W.  in  Mitth.  19,  207  Anm.  10 
und  212. 

'  Vgl  die  Stammtafel.  Dieselbe  weicht  von  J.  Falke's  (Geschichte  des 
fürstl.  Hauses  Lichtenstein  L,  Wien  1868)  Stammtafel  mannigfach 
ab;   ich    folge   Beck -Widmanstetters   auf  das  reiche  Urkunden-Materiale 

lö* 


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228 

Die  Verschwägerung  mit  denEuenringern  und  den  Liechten- 
steinern hat  gewiss  nicht  wenig  zu  dem  Ansehen  und  der  Macht, 
welche  die  Wildoner  in  der  Folgezeit  besitzen,  beigetragen. 

Söhne  haben  Leutold  und  Agnes  nicht  gehabt ;  die  reichen 
Schenkungen  Leutolds  an  Stainz,  die  glänzende  Ausstattung 
seiner  Tochter  Gertrud  und  der  Umstand,  dass  in  der  Stainzer 
Urkunde  vom  23.  III.  1249  —  man  könnte  sie  ein  Testament 
nennen  —  keiner  Söhne  Erwähnung  geschieht,  machen  das 
zur  Gewissheit.  Agnes,  Leutolds  Gemahlin,  kommt  in  der 
.Stainzer  Urkunde  vom  23.  III.  1249  zum  letzten  Male  vor. 

Für  Leutold  sowohl  als  für  Agnes  ist  uns  der  Todestag 
durch  die  Todtenbücher  von  S.  Lambrecht  und  Renn  fast  über- 
einstimmend überliefert  und  zwar  für  Leutold  der  13./14.  April, 
für  Agnes  der  18./19.  Juli ;  ^  und  damit  stimmen  die  Stainzer 
Aufzeichnungen,  die  Grabsteine  und  die  Gemälde,  von  denen 
wir  auch  die  Jahre  entnehmen:  Leutold  soll  1249,  13.  IV.  zu 
Wien  gestorben  sein,  Agnes  1272,  19.  VII.^  Und  dabei  wird 
man  sich  auch  beruhigen  müssen;  zwar  scheint,  was  Leutold 
betrifft,  eine  Urkunde  zu  widersprechen,  nach  welcher  er  am 
20.  I.  1250  in  Graz  einem  Gerichte  des  Grafen  Meinhard  von 
Görz,  den  Kaiser  Friedrich  IL  Ende  1248  zum  Reichsver- 
weser in  Steiermark  eingesetzt  hatte,  zugleich  mit  seinem  Bruder 
Ulrich  beigewohnt  hätte;  allein  die  Grazer  Urkunde  von  1250, 
20.  I.  ist  die  Bestätigung  eines  früheren  Privilegs  Herzog 
Friedrichs  IL  für  S.  Lambrecht  und  dass  man  in  derselben 
Wiederholung  früherer  Zeugen  annehmen  düife,  ja  dass  die- 
selbe höchst  wahrscheinlich  ist,  habe  ich  S.  212,  Anm.  7  zu 
zeigen  gesucht.  ^    Aber  abgesehen  von  diesem  Diplome,    1251, 

des  landsch.  Joann.  in  Graz   sich  stützenden  Ausführungen  in  den  Mitth. 

des  bist.  Ver.  für  Steierm.  19,  199—225. 
*  Todtenbücher  von  S.   Lambrecht   herausg.   von  Pangerl  in   F.  R.  A.  II. 

29,  91:  [13J  E.    Idus   Aprilis,   saec.  XIII.  Liutoldus   de   Wild(onia)   fan- 

dator  Steunze  —  160:  [19.]  XIIII.  Kai.  Augusti  (Juli)  saec.  XIII.  Agnes 

de  Wildonia.   —   Necrol.    Banense  im   Auszuge  in   D.   St.  2,   333 — 352: 

[14.]  XVIII.  Kai.  Maias  Leutoldus  de  Wildonia  —  [18.]    XV.   Kai.  Aug. 

Agnes  de  Wildonia. 
3  Much.  3,  338  bietet  dasselbe  Datum  aus  dem  Salbuche  von  Stainz;  wenn 

bei  Agnes  das  Gemälde  den   29.  Juli  statt  des    19.  angibt,    so  ist  dies 

ein  harmloser  Fehler  des  Malers. 
^  Noch  eine  zweite  Nachricht  scheint  zu  widersprechen.  Much.  5,  235  führt 

zum  Jahre  1251,  wo  er  von  den  Umtrieben  des  Weisseneckers  zu  Gunsten 


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229 

6.  ni.  ist  Leutold  sicher  todt,  denn  an  diesem  Tage  gestattet 
Ulrich  allen  seinen  Unterthanen  der  Kirche  S.  Katharina  zu 
Stainz^  ixindacioni  Liutoldi  bonae  memoriae  fratris  mei  atque 
meae  Schenkungen  zu  machen ;  *  diese  Bewilligung  hat  Ulrich 
dann  1254,  6.  VI.  Stainz,  wiederholt  mit  dem  Zusätze,  in  Stainz 
begraben  werden  zu  wollen.  ^ 

Unter  den  Brüdern  Leutold  und  Ulrich  hat  das  Geschlecht 
der  Wildoner  seine  höchste  Blüthe  und  seinen  grössten  Glanz 
erreicht;  unter  diesen  Brüdern  hatte  es  auch  den  grössten 
Besitz.  Es  dürfte  hier  an  der  Zeit  sein,  denselben  zu  über- 
blicken. 


König  Belas  von  Ungarn  erzählt,  unter  den  Bestochenen  auch  die  Bruder 
Ulrich  und  Leutold  von  Wildon  an.  Seine  Quelle  ist,  abgesehen  von 
dem  Pseudo-Pemoldus,  einem  Machwerke  Hanthalers,  Otackers  Beim- 
chronik;  aber  daselbst,  c  21  (S.  32''  ZeUe  34)  heisst  es  nur  ,dd  liez  er 
euch  nicht  von  die  herren  von  Wildon^  Dieses  Zeugniss  entföUt  somit 
für  Leutold;  unter  den  Herren  von  Wildon  haben  wir  gewiss  Ulrich  und 
seine  Söhne  zu  verstehen.  Lor.  1,  110  nennt  einfach  ,die  Herren  von 
Wildon*,  Krön.,  Mitth.  22,  60  führt  ,UIrich  und  Leutold,  die  Wildoner*, 
als  Gesinnungsgenossen  Dietmars  von  Weisseneck  an,  wohl  verleitet 
durch  die  oben  S.  212,  Anm.  7  behandelte  Urkunde  von  1250,  20.  L 
Graz,  die  er  als  Regest.  10  anführt. 

1  Jo.  Arch.  C.  659:  1251,  6.  IH.  Stainz.  Vlricus  de  Wildonia  .  .  .  con- 
cedo  vt  quicunque  hominum  meorum,  meorum  militum  vel  clientum,  de 
suo  patrimonio  ecclesiae  S.  K.  in  Steunz,  fundationi  Liutoldi  bonae  me- 
moriae fratris  mei  atque  meae  .  .  .  donare  liberam  habeant  voluntatem 
et  ego  easdem  donationes  habebo  ratas  .  .  .,  quatenus  orationum  .  .  . 
fratmm  ego  et  vxor  mea  et  parvi  mei  nostrique  progenitores  esse  par- 
ticipes  debeamus  ....  testes  dorn.  Meinhardns  de  Zeinzlisdorf,  dom. 
Ortholfus  de  Pergam,  dom.  Vitmarus  de  Hopfgarten,  milites,  Ortolv  de 
Wildonia,  Otto  de  Gensveite,  Heinricus  de  Winberch,  Wulfingus  celle- 
rarius,  Vlricus  de  Marien  et  alii  q.  p.  Auch  diese  Urkunde  erscheint 
mir  verdKchtig  we^^en  der  ,parvi  mei*,  da  doch  Herrand  II.,  Ulrichs  Sohn, 
schon  1248  urkundet  und  die  Stainzer  Urkunden  sonst  nicht  versäumen 
alle  nur  aufzutreibenden  Familienglieder  namhaft  zu  machen.  Vgl.  8.  222, 
Anm.  L 

*  Jo.  Arch.  C.  699:  1264,  6.  VI.  Stainz:  .  .  nos  .  .  Vlricus  de  WUdonia 
notum  facimus  .  .  .  ut  omnes  qui  possessiones  aliquas,  quae  ant  iure 
feodali  aut  hereditario  .  .  nos  respiciunt,  per  nos  tenent,  .  .  .  libere  pro 
remedio  animarum  suarum  dandi  .  .  .  habeant  potestatem  .  .  .  Eligimus 
insuper  nobis  .  .  .  vt  .  .  .  nulla  .  .  ecclesia  nostram  vendicet  sepulturam 
nisi  eadem  quae  et  sepulturam  praestiterit  nostro  fratri  et  in  qua  nostri 
pariter  et  ipsius  ratione  fnndationis  debet  memoria  .  .  .  exerceri  .  .  . 
praesentibus  dom.  Ortolfo,  dom.  Vitmaro,  militibus,  Sighardo  de  Lemsiz, 
Gerhardo  de  Paoholz,  Bernharde  et  alüs  plurimis. 


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230 

Ihr  Vater  Herrand  hatte  als  landesfiirstliches  Lehen  Wildon 
besessen^  salzburgische  Lehen  bei  Stainz,  ferner  einen  Theil 
der  Ramsau  bei  Schladming  (1185),  Waldstücke  im  Lavant- 
thale  nächst  Obdach  (1190),  Gründe  bei  Siginsdorf  im  Palten- 
thale  (1188  und  1208),  einen  Wald  bei  Stift  Seckau  als  Lehen 
von  S.  Lambrecht  (1202),  ausserdem  S.  Paursche  Lehen,  sowie 
die  Vogtei  der  admontischen  Güter  bei  Stainz  (1245,  S.  224, 
Anm.  3)  und  Pleien'sche  Lehen  bei  Wildon.  Ansehnlich  hatte 
er  seinen  Besitz  durch  die  Heirath  mit  einer  der  Erbtöchter 
Leutold's  von  Gutenberg  vermehrt:  Gutenberg,  Waldstein  und 
Weiz  kamen  so  in  seinen  Besitz.  Aus  den  Streitigkeiten 
Herrands  mit  Stift  Seckau  über  das  Eppenstein'sche  Erbe 
darf  man  wohl  auch  auf  Besitzungen  der  Wildoner  bei  Enittel- 
feld  und  am  Schöckl  schliessen;  endlich  weisen  uns  dessen 
Schenkungen  an  Spital  am  Semmering,  sowie  am  Pyrn  (1220/1) 
in  die  Gegenden  des  Semmering  (Gloggnitz),  von  Hartberg 
(Reibersdorf)  und  Liezen  am  Pyrn,  die  Schenkungen  an  die 
Johanniter  aber  bei  Fürstenfeld  (1197,  1215)  führen  uns  in  die 
Gegend  der  Riegersburg,  die  wir  erweislich  bald  in  Händen 
der  Wildoner  finden. 

Leutold  und  Ulrich  sind  Besitzer  der  Märkte  Wildon  und 
Stainz;^  über  den  ausgedehnten  Besitz  Leutolds  in  und  um 
Stainz,  theils  in  eigener  Verwaltung,  theils  an  Dienstmannen 
vergeben,  gibt  die  Geschichte  der  Gründung  von  Stainz  Nachricht; 
besondere  Erwähnung  verdienen  die  Dörfer  Grafendorf  und 
Grakorn,  die  1249  an  Stift  Stainz  übergingen.  Urkunden  von 
1225  und  1245  zeigen  uns  Leutold  im  Besitze  der  vom  Vater 
ererbten  Vogtei  der  admontischen  Güter  in  der  Gams  bei 
Stainz.  Das  Pleien'sche  Lehen  von  S.  Georgen  an  der  Stiefing 
war  auf  Leutold  übergegangen  und  wurde  von  ihm  auf  seine 
Tochter    Gertrud    und    seinen    Bruder    Ulrich    vererbt.  ^     Die 


*  Der  Besitz  des  Marktes  Wildon  lässt  sich  streng  genommen  nur  für 
Ulrich  behaupten  (,ciyis  noster  deWildonia*  1252,  S.  234,  Anm.  1) ;  doch  hat 
Leutold  jedenfalls  in  der  Herrschaft  Wildon  Unterthanen  gehabt ,  denn 
mit  Urkunde  von  1287,  23.  V.  Wien,  übergibt  Leutold  von  Kuenring- 
Dümstein,  der  Enkel  Leutolds  von  Wildon,  letztere  Unterthanen  der 
Kirche  von  Seckau.  Friess,  Kuenr.  98,  Reg.  395.  —  In  den  Urkunden  von 
1230  ...  und  1249,  23.  HI.  Stainz  (S.  219,  Anm.  1  und  S.  222,  Anm.  1) 
wird  ein  Richter  in  Stainz  erwähnt. 

2  D.  St.  1,  342,  Episc.  58:  1287,  23.  V.  Wien,  und  D.  St.  i.  343  Episc. 
60:  1290,  28.  IV.  S.  Georgen  an  der  Stiefing  (S.  259,  Anm.  3). 


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231 

Ausstattung  seiner  Tochter  Gertrud,  ^  Gemahlin  Alberos  von 
Euenring;  liefert  den  Beweis ;  dass  schon  sein  Vater  Herrand 
den  Freien  von  Gutenberg  im  Besitze  von  Gutenberg  und 
Weiz  gefolgt  war;^  er  selbst  hat  sich  auch  von  Gutenberg  ge- 
nannt Eben  so  ausdrücklich  bezeugt  Leutolds  von  Kuenring 
Geschichte,  dass  Riegersburg,  vielleicht  auch  Radkersburg  in 
Leutolds  Besitz  war.  ^  Auch  in  Oberösterreich  war  er  begütert, 
er  besasB   Schloss    Steieregg,    das   Gertrud   1241    erbte,   und 


^  Friess,  Kuenring  98  ,dnrch  seine  Heirath  mit  Gertrud  von  Wildon  erhält 
er  (Albert  von  Kuenring)  das  Passauer  Lehen  Steiereck,  Gülten  zu  Wels 
und  in  der  Riedmark,  Besitzungen  in  Steiermark,  Unterthanen  und  Gälten 
KU  Wildon,  den  Markt  Weiz,  die  Veste  Gutenberg,  Radkersburg,  Riegers- 
burg  u.  m.  a/.  Vgl.  auoh  die  urkundl.  Belege  a.  a.  O. 

3  1288,  10.  I.  verkauft  Leutold  von  Kuenring  den  Brüdern  von  Stuben- 
berg die  Teste  Gutenberg  und  den  Markt  Weiz,  sowie  alle  seine  Vogtei- 
rechte  in  Steiermark.  N.-Bl.  6,  343,  nr.  27. 

3  Die  Stiftungsgeschichte  von  Zwetl  F.  R.  A.  II.  3,  240  berichtet  von 
Verkäufen,  die  Leutold  von  Kuenring  in  Folge  seines  Aufstandes  gegen 
Herzog  Albrecht  I.  1295  zu  machen  sich  gezwungen  sah:  .  .  .  vendidit 
enim  in  Styria  Patrimonium  suum,  quod  a  matre  piissima  Gertrude  de 
Wildoning  habuit,  videlicet  castrum  optimum  in  Rakkerspurch  et  quid- 
quid  ad  id  castrum  pertinuit  (am  Rande  ,Kirchschlag  in  metis  Hnngarie*), 
castrum  etiam  optimum  in  Austria  quod  Steireck  dicitur ;  vgl.  auch  Friess 
Kueur.  132  und  die  dort  cit.  Regesten.  In  derselben  Stiftungsgeschichte 
p.  612  sagt  Leutold  zu  seiner  Gattin:  deus  nobis  res  et  diuicias  per 
Styriam  et  Austriam  misericorditer  est  largitus.  mihi  enim  et  tibi  latum 
Patrimonium  videlicet  Ruckerspurch  cum  suis  pertinenciis  antecessores  mei 
parentes  utique  de  Wildonia,  mnltaque  Chuuringarii  reliquerunt,  tibi 
rimiliter  in  Austria  Velsperch  a  tuis  antecessoribus  est  relictum.  — 
Seines  purgraven  ze  Ruckerspurch  erwähnt  Leutold  noch  in  seiner 
Unterwerfungsurkunde  für  Herzog  Albrecht  von  1296,  25.  VI.  bei  Lichn., 
Habsb.  II.  Anhang  N.  VIII.  —  1299,  27.  XI.  Wien.  Leutold  von  Kuen- 
ring verkauft  dem  Ulrich  von  Wallsee  das  Haus  zu  Rugersburg.  Friess, 
Kuenr.  Reg.  508  (Riedler,  Arch.  für  Gesch.  2,  Urk.-Bl.  p.  13,  N.  3;; 
vgl.  auch  Reg.  509.  —  1368,  3.  VII.  Graz:  Stephan  von  Helfenberg 
nimmt  die  zwei  Dörfer  Dyeting  und  Tueber  bei  Radkersburg,  die  von 
den  Wildonern  herrühren  und  er  vormals  von  den  Wildhausern  zu  Lehen 
hatte,  von  Herzog  Rudolf  zu  Lehn.  Goeth,  Mitth.  6,  250.  —  Da  die 
letzterwähnte  Urkunde  für  den  Besitz  von  Radkersburg  selbst  nichts 
beweist  und  sonst  oft  Riegersburg  und  Radkersburg  in  der  alten  Schrei- 
bung, (RAtgerespurch  :  Rodgerspurch)  verwechselt  werden  (vielleicht  auch 
F.  R.  A.  II.  3,  240),  so  habe  ich  im  Texte  den  Besitz  von  Radkersburg 
nur  vermuthet. 


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232 

Gülten  zu  Wels,  *  sowie  einzelne  Höfe ,  deren  einer  1225  mit 
seiner  Einwilligung  an  Wilhering  überging. 

Nach  Abtrennung  der  reichen  Schenkungen  an  Stainz  und 
der  Ausstattung  Gertruds  —  was  Agnes  erhielt,  ist  nicht  über- 
liefert — '  hinterliess  Leutold  seinen  Besitz  seinem  Bruder 
Ulrich,  dessen  Söhne  ihn  anfangs  gemeinsam  besassen,  dann 
1278  theilten. 

Ich  sehe  von  kleineren  Besitzungen,  die  wir  durch  Ab- 
tretungen, Entschädigungen  an  Klöster,  Bisthümer,  Verkäufe, 
Tausche  u.  dgl.  kennen  lernen,  ab,  und  verfolge  den  Wildon- 
schen  Besitzstand  bis  zum  Aussterben  des  Geschlechtes :  Ulrich  I. 
nennt  1242  Eppenstein  sein  Eigen,  Herrand  II.  ist  1260  auf 
Eppenstein  angesessen  und  besitzt  1268  nach  der  ausdrücklichen 
Behauptung  der  R.-Chr.  c.  85  nur  drei  Schlösser,  Eppenstein, 
Premarsburg,  Gleichenberg;  1278  bei  der  Gütertheilung  zwi- 
schen Herrand  II.  und  Hertnid  IIL  behielt  ersterer  Premars- 
burg und  Huntzdorf,  Hertnid  erhielt  Waldstein  und  Uebelbach. 
Vorübergehend  gelangen  die  Wildoner  auch  in  den  Besitz  der 
herzoglichen  Kammerveste  Neuwildon  1276  und  1292;  1293/4 
geht  Wildon  ganz,  Waldstein  auf  drei  Jahre  verloren,  Hertnid 
erhielt  dafür  Eibiswald.  1287  und  1294  verliert  derselbe  die 
admontische  Vogtei  und  den  Hof  Magstain;  1305  geht  die 
letzte  grössere  Besitzung  Waldstein  an  die  Wallsee  käuflich 
über  und  1351  sehen  wir  dieses  neu  aufstrebende  Geschlecht 
im  Besitze  fast  des  ganzen  ehemaligen  Wildon'schen  Eigen- 
und  Lehengutes :  Gleichenberg,  Stainz,  Riegersburg,  Uebelbach, 
Waldstein,  Wildon. 

Wir  kehren  nunmehr  zu  dem  überlebenden,  jüngeren 
Bruder  Ulrich  zurück  und  sprechen  zunächst  von  seinen 
privaten  Beziehungen  zu  Stiftern,  Adligen  u.  dgl. 

1231  3.  XII.  Altenhofen,  unterschreibt  er  eine  Urkunde 
in  Sachen  Reinberts  von  Mureck  für  Admont,  ^  1232,  9. 
VI.  S.   Lambrecht,   eine   Admonter    Urkunde;^    1242   erneuert 

'  1294  .  .  .  Leatold  von  Kuenring  nnd  Hertnid  von  Wildon  verkaufen 
dem  Ulrich  von  Kapellen  22  Pfund  Gülten  um  Wels.  Friess,  Reg.  461 
aus  Hoheneck,  Stände  von  O.-Oest.  3,  67.  —  Derselbe  Ulrich  von  Ka- 
pellen hat  auch  Steiereok  gekauft,  das  sich  1319  noch  in  Händen  seiner 
Witwe  befand.  F.  R.  A.  II.  3,  636. 

2  U.-B.  2,  288,  387;  s.  S.  224,  Anm.  1. 

3  Gedr.  bei  W.,  Adm.  2,  298,  N.  136  und  U.-B.  2,  291,  390. 


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233 

er  dem  Stifte  Seckau  das  Versprechen,  auf  dessen  Gütern 
am  Lantschacherbache  weder  selbst  noch  durch  Dienstleute 
Vogteirechte  ausüben  zu  wollen  (S.  216,  Anm.  3).  1243,  7.  II. 
Judenbiirg,  erklärt  er  dem  Bischof  Heinrich  von  Seckau,  auf 
dessen  Besitzungen  in  Nassau  (Nassowe)  bei  Deutschlandsberg 
die  Vogtei  nur  in  der  Weise  wie  sein  Vater  ,Herrandus  pie 
memorie^  zu  üben   und   stellt   als  Bürgen  Heinrich  von  Pettau 

I  und  Eonrad  von  Horneck,  die  im  Falle  einer  Verletzung  dieses 

Versprechens  dem  Bischof  an  Ulrichs  Gütern  innerhalb  vier- 
zehn Tagen  Ersatz  schaffen  dürfen.  ^  1248  .  .  .  Krems  bei 
Voitsberg,  vermittelt  Ulrich  einen  Vergleich  zwischen  Hertnid 

1  dem   Schenken   von   Ramstein,    dem  Vater   seiner  Schwieger- 

I  tochter  (?  vgl.  S.  270,  Anm.  4),  und  dem  Kloster  Admont :  Hertnid 

hatte  200  Mark  Silber  angesprochen  und,  als  man  sie  ihm 
nicht  ausbezahlte ,  Fehde  erhoben ;  in  dem  Kremser  Vertrage 
verzichtete  jener  auf  seine  Anspräche,  der  Abt  aber  verzieh 
alle  Beschädigung  des  Klostergutes.  Die  Urkunde  ist  unter- 
schrieben nebst  anderen  von  .  .  .  domnus  Ulricus  de  Wildonia 
et  filius  suus  Herrandus  ....  domnus  Liutoldus  miles  de 
Wildonia.  ^ 

Hier  erscheint  zum  ersten  Male  Herrand  II.,  der  unter 
Ottokars  Regierung  so  vielgenannte;  in  dem  miles  Liutoldus 
vermuthe  ich  Ulrichs  jüngeren  Sohn  Leutold,  der  von  1254 
bis  1261  sicher  bezeugt  ist  und  sich  später  von  Diernstein 
nannte. 

1252  beurkundet  Ulrich,  dass  einer  seiner  Bürger,  Wecelo, 
civis  noster  de  Wildonia  accedente  consensu  et  voluntate  mea, 

I  domum  suam   in  Wildonia   sitam   dem   Stifte   Reun   geschenkt 


»  ü.-B.  2,  415:  1243,  7.  II.  Judenburg.  Ego  Vlricus  de  Wildonia  ...  ad 
consilium  amicorura  meorum,  videlicet  Heinrici  Scribe  Styrie,  Uertnidi 
de  Betto^  et  VIrici  de  Liebtenstajn  .  .  .  dictus  Heinricus  de  Betto^  et 
Chunradus  de  Homecke  .  .  .  testes  .  .  .  Chunradus  de  Homecke  et 
Albertus  filius  eius  .  .  .  meo,  Hertuidi  de  Betto^  et  Chnnradi  de  Horneck 
sigillls.  Da  wohl  zweimal  Hertnid  von  Pettau,  nie  aber  Heinrich  er- 
wfihnt  wird  und  ,dictus*  auf  den  bereits  erwähnten  zurückweist,  so  ist 
als  Bürge  wohl  ,Hertnidns'  statt  , Heinricus*  zu  lesen;  die  Urkunde  ist 
Cop.  d.  19.  Jahrhunderts.  —  Ueber  eine  frühere  Streitigkeit  in  Vogtei- 
angelegenheiten  mit  Bisthnm  Seckau  vgl.  S.  217,  Anm.  2. 

^W.,  Adm.  2,  329,  N.  175:  1248  .  .  Wichner  2,  102  macht  auf  die 
Schirmvogtei  aufmerksam  und  verweist  wegen  der  Verwandtschaft  mit 
den  Ramsteinern  auf  Caes.  Ann.  St.  2,  858, 


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234 

habe.  *  Ulrich  besass  also  1252  Markt  und  Schloss  Wildon. 
1254,  12.  X.  .  .  .  bezeugt  er  eine  Urkunde  Wulfings  von 
Stubenberg  für  Göss :  wenn  Wulfing  sich  fernerer  Ungerechtig- 
keiten gegen  das  Frauenstift  enthält,  —  widerrechtliche  Steuern 
waren  gefordert  worden  —  darf  er  eine  Schuld  von  700  Pfen- 
nigen nicht  zahlen  und  braucht  zugefügten  Schaden  nicht  zu 
ersetzen.'^  1254  vollzog  Ulrich  eine  Schenkung  des  Gottschalk 
von  Vokenberg  an  S.  Lambrecht,  Herrand  und  Leutold  unter- 
zeichnen die  Urkunde.  3  1255,  12.  I.  nimmt  Ulrich  an  einem 
Gerichte  theil,  welches  der  königliche  Statthalter  Gottfried  von 
Marburg  abhielt,  und  musste  gleich  Rudolf  von  Stadeck,  mit 
dem  er  gemeinsame  Sache  gemacht  zu  haben  scheint,  dem 
Stifte  Kenn  urkundlich  bestätigen,  dass  kein  Geistlicher  oder 
Laie  Vogteirechte  über  das  Stift  oder  Bezüge  fUr  die  Vogtei 
beanspruchen  dürfe;  offenbar  hatte  Ulrich  derlei  Ansprüche 
erhoben.  Sein  Sohn  Herrand  fertigte  die  Urkunde  mit.  ^  Tags 
darauf,  13.  I.,  1255  Graz,  verglich  sich  Herrand  der  Sohn  mit 
Seckau  wegen  600  Mark  Schaden,  den  er  dem  Stifte  angethan 
und  trat  Renten  in  Auerspach  ab;  dass  Herrand  noch  unter 
seines  Vaters  Botmässigkeit  stand,  bezeugt  der  Zusatz:  talem 
vero  traditionem  fecit  praesente  patre  suo  dom.  Ulrico  de  Wil- 
donia  et  de  ipsius  bona  voluntate.  ^  In  demselben  Jahre  fungirte 

>  Jo.  Arch.  C.  681»:  1252  .  .  .  .  .  Ego  Vlricua  dictus  de  Wildonia  notum 
esse  cnpio  .  .  .  qnod  pie  recordationis  Wecelo  civis  noster  in  Wildonia 
.  .  .  accedente  consensn  et  voluntate  mea  contnlit  in  elemosimam  pro 
remedio  anime  sue  domnm  soam  in  Wildonia  sitam  domlno  abbati  et 
conventui  Runensi,   cum  iam   esset  de  hac   vita  migratums   fideli  testa- 

mento  sibi  providens  in  futurum ne  super  hac  donatione  dictis 

fratribus  vel  de  meis  heredibus  vel  de  aliis  aliquod  dispendium  valeat 
suboriri ,  presentem  paginam  .  .  .  siglUo  meo  statui  roborari  .... 
Testes  .  .  . 

2  Jo.  Arch.  C.  7081» :  1254,  12.  X.  .  .  .  Die  Aebtissin  von  Göss  für  Wulfing 
von  Stubenberch. 

3  Jo.  Arch.  C.  710»,  auch  Much.  ö,  256:  1254  .  .  .  S.  LAmbrecht.  Gode- 
scalcus  de  Vokenberg  schenkt  per  manus  domini  mei  (!)  dilecti  Ulrici 
nobilis  de  Wildonia  der  Kirche  zu  Hofe  einen  Mansus  zu  Fürte.  U.  d.  Z. 
Herrandus  Liutoldus  fratres  de  Wildonia  und  mehrere  milites. 

*  Jo.  Arch.  C.  711»»,  auch  Much.  3,  290:  1255,  12.  I.  (Graz.)  U.  d.  Z. 
Ulricus  de  Wildonia  ....  Herrandus  Ulrici  filius  de  Wildonia. 

*  D.  St.  1,  215,  Secc.  66:  1255,  13.  I.Graz:  Herrandus  de  Wildonia  super 
damnis  DC  marcarum  quae  eidem  praeposito  .  .  .  violenter  intulerat,  com- 
ponit  hoc  modo,  ut  duas  marcas  in  reditibus  in  villa  inferiore  Awrspach 
traderet. 


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235 

Ulrich  zugleich  mit  anderen  steierischen  Herren  als  Schieds- 
richter eines  Streites  zwischen  dem  Frauenstifte  Göss  und 
Konrad  Mätze;  der  Streit  wurde  zu  Gunsten  von  Göss  ent- 
Bchieden,  Herrand  unterzeichnete  die  Urkunde.  Aus  dem  Um- 
stände,  dass  Ulrichs  Tante  mütterlicherseits  Aebtissin  von 
Göss  gewesen,  scheint  für  die  Wildonier  eine  Art  Schützerrolle 
für  Göss  geschlossen  werden  zu  dürfen.  ^  1256  finden  wir 
Ulrich  wieder  als  Zeugen  eines  Vergleiches  zwischen  der 
Aebtissin  Kunigunde  von  Göss  und  einem  dominus  Erchen- 
geru8.2  1260,  22.  I.  bestätigt  er  dem  Stifte  Reun  den  Besitz 
der  von  seiner  Grossmutter  Elisabeth  von  Gutenberg  ge- 
schenkten Alpe  Necistal ;  ^  als  dann  zu  Weihnachten  desselben 
Jahres  König  Ottokar  die  gleiche  Urkunde  bestätigte,  unter- 
fertigte sie  Herrand  ^.  Das  letzte  Mal  finden  wir  Ulrich  mit 
seinen  Söhnen  Herrand  und  Hertnid  in  König  Ottokars  Ge- 
folge in  Wien,  1.  Mai  1262,  als  derselbe  dem  Heinrich  von 
Liechtenstein  die  demselben  von  seinem  Vater  gemachte  Schen- 
kung Kikolsburg  bestätigte.^ 

Die  im  Vorausgehenden  zusammengestellten  urkundlichen 
Nachweise  haben  uns  mitten  in  die  Zeit  des  Interregnums  gefUhrt ; 

>  D.  St.  1,  67,  GoBS.  37.  1255  ....  wegen  Ottilie  vgl.  D.  St  1,  32, 
Goss.  17:  filia  prenominate  matrone  (seil.  EHsabethae  de  Gutenberch) 
Otilia  Gössensis  ecciesiae  venerabilis  abbatissa;  die  Stelle  ist  aus  der 
S.  195,  Anm.  3  angeführten  Urkunde  vom  27.  Vf.  1214  Steier  (U.-B.  2, 
129)  entnommen. 

2  D.  St.  1,  70,  Goss.  39:  1256  .  .  .  auch  in  F.  R.  A.  IL  1,  44  N.  40. 

3  Jo.  Arch.  C.  778*:  1260,  22.  I.,  Graz.  Vlricus  dictus  de  Wildonia(!) 
notifico,  quod  avia(!)  mea  quondam  filysabeth  dicta  de  Gutenberc  pium 
uotum  uiri  sui  quondam  aui  mei  Leutoldi  secuta  alpes  .  .  .  Necistal  .... 
Runensi  cenobio  delegauit,  quam  eciam  delegacionem  inclitus  quondam 
Leupoldos  dnx  Austrie  et  Stirie  .  .  .  roborauit  ....  cum  per  diuersos 
dictum  contra  iusticiam  predium  occuparetur  nunc  per  officiales  domini 
ducis,  nunc  per  alios,  aliquociens  quoque  id  ipsum  usurpauL  Sed  .  .  . 
renunciaui  omni  iure.  Testes.  Ungenauer  Abdruck  in  D.  St.  2,  18, 
Run.  14. 

»  Jo.  Arch.  C.  784»:  1260,  25.  XII.  Graz.  König  Ottokar  von  Böhmen  er- 
neuert die  Bestätigung  des  Besitzes  des  Gutes  Sedingen  und  der  Alpe 
Necistal  für  Reun,  welche  schon  früher  Herzog  Leopold  auf  Bitten  der 
Spenderin  Elisabeth  von  Guteuberg  bestätigt  hat  U.  d.  Z  .  .  Herrandus 
de  Wildonia.  Der  Abdruck  in  D.  St  2,  25,  Run.  23  hat  dafür  irrthümlich 
Hertnidns  de  Wildonia.  Vgl.  über  die  ganse  Schenkung  S.  195,  Anm.  3. 

^  Jo.  Arch.  C.  798:  1262,  1.  V.  Wien.  U.  d.  Z.  Ulricus  de  Wildouia  et 
filii  sui;  auch  bei  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  41. 


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236 

die  Ereigoisse  tragen  deutlich  den  Stempel  der  Zeit:  von  Seite  der 
Adeligen  ein  fast  unausgesetztes  Streben  gegenüber  den  reichen 
und  beim  Mangel  eines  mächtigen  Landesherrn  schutzlosen  Stif- 
tern Vortheile  zu  erringen,  häufig  zu  erpressen;  von  Seite  der 
Stifter  ein  ängstliches  Bemühen  längst  verbriefte  Rechte  neuer- 
dings bestätigen  zu  lassen,  im  Falle  eines  Zusammenstosses  durch 
möglichst  grosse  Nachgiebigkeit  ärgeren  Schaden  zu  verhüten. 
Graf  Otto  von  Eberstein ,  den  Kaiser  Friedrich  II.  sofort  nach 
Herzog  Friedrichs  II.  kinderlosem  Tode  (16.  VL,  1246  an  der 
Leitha)  als  Reichsverweser  nach  Oesterreich  und  Steiermark  ge- 
schickt hatte,  konnte  gegen  die  mächtige  Partei  des  Pabstes  und 
seiner  Schützlinge,  Gertrude  von  Oesterreich  und  Hermann  von 
Baden,  wenig  ausrichten  und  begab  sich  deshalb  im  Sommer 
1248  auf  die  Aufforderung  des  Kaisers  mit  den  vornehmsten 
Ministerialen  von  Oesterreich  und  Steier  zu  Kaiser  Friedrich  II. 
nach  Verona;  auf  dem  Wege  wurde  ein  Theil  von  ihnen  von 
dem  erwählten  Erzbischofe  Philipp  von  Salzburg  festgenommen, 
die  anderen  trafen  den  Kaiser  nicht  mehr  in  Verona.  In  ihrer 
Hoffnung,  einen  neuen  Herzog  zu  erhalten,  sahen  sich  die 
Landherren  getäuscht:  '  Friedrich  schickte  ihnen  wieder  einen 
Statthalter,  den  Grafen  Meinhard  von  Görz.  Diesem  scheinen 
sich  so  wie  die  meisten  Ministerialen,  so  auch  die  Herren  von 
Wildon  angeschlossen  zu  haben.  Als  dann  der  Kaiser  1250, 
13.  XII.  zu  Firenzola  in  Apulien  starb  und  bald  darauf  Graf 
Meinhart  sich  von  der  Statthalterschaft  zurückzog,  da  brach 
unter  den  steierischen  Herren  Uneinigkeit  aus;  die  einen 
wollten  gleich  den  Oesterreichem  den  Markgrafen  von  Mähren 
Ottokar  zu  ihrem  Herzoge  wählen,  andere,  und  zu  diesen  ge- 
hörten auch  die  Wildoner  Ulrich  und  seine  Söhne,  unterhan- 
delten mit  Pfalzgraf  Heinrich,  dem  Sohne  Ottos  von  Baiern 
und  Schwiegersohn  König  Belas  von  Ungarn  (S.  228,  Anm.  3). 
Damals  soll  Dietmar  von  Weisseneck  (1251),  von  König  Bela 
bestochen,  eine  Anzahl  steierischer  Herren  für  eine  ungarische 


*  Lor.  1,  69.  Die  Continuatio  Garstensis  (M.  G.  8cr.  9,  598)  berichtet 
z.  J.  1248:  omnes  maiores  Anstriae  et  Styriae  ab  inperatore  usqae 
Veronam  invitantur,  sed  qaidam  a  Phylippo  Salzpurg.  archielecto  spo- 
liantur,  captivantur  in  itinere  constituti.  quidam  autem  procedentes  nee 
imperatoris  faciem  peryidemnt,  nee  aliquero  dominum  receperunt  Zu 
dieser  und  der  Nachricht  der  Ann.  S.  Rudperti  (M.  G.  Scr.  9,  790)  ist 
zu  vgl.  Lor.  1,  69,  Anm.  1. 


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237 

Occupation  gewonnen  haben  und  um  f&r  diese  einen  Rechts- 
titel zu  gewinnen,  d.  h.  zu  beweisen,  dass  sie  nach  dem  kinder- 
losen Tode  des  Herzogs  frei  ihren  Herrn  wählen  könnten,  fügten 
die  Führer  der  Partei  der  Handfeste  Herzog  Ottackers  VIH. 
von  1186,  17.  Vni.  Georgenberg  bei  Ens,  einen  Zusatz  bei: 
si  dnx  idem  sine  filio  decesserit,  ministeriales  nostri  ad  quem- 
cunque  velint  divertant,  *  und  liessen  ein  Diplom  fertigen, 
mittelst  dessen  Kaiser  Friedrich  II.  am  20.  IV.,  1249  Cre- 
mona,  jene  alte  Landhandfeste  Herzog  Ottackers  von  1186 
sammt  allen  Zusätzen  vollinhaltlich  bestätigt  habe.  ^ 

Diese  Urkunde  hatte,  wie  sich  bald  verbreitete  und  später 
auch  in  die  geschichtlichen  Darstellungen  überging,^  Ulrich 
von  Wildon,  als  er  im  Auftrage  der  steierischen  Herren  1249 
mit  Graf  Meinhard  nach  Italien  zu  Kaiser  Friedrich  II.  sich 
begab;  mitgebracht,  und  in  der  That  geschieht  in  dem  Falsi- 
ficate  Ulrichs  ausdrücklich  Erwähnung:  .  .  .  verum  eciam 
dilecti  et  fidelis  nostri  Vlrici  de  Wildonia  iidem  et  prouiden- 
ciam  esse  cognovimus,  ob  hoc  ipsi  hanc  litteram  dedimus  pre 
ceteris  conseruandam  fretus  nostra  familiaritate  pariter  et  amore, 
ut  singulis  firmitates  et  libertates  iuris  secundiun  firmatos  ar- 
ticuloB  cum  nostri  sigilli  munimine  lucide  valeat  demonstrare. 
De  aliqua  ignorancia  vel  caligo  sepefatis  iuribus  presentibus  et 
faturis  temporibus  involvatur.  Dass  Ulrich  an  dieser  Fäl- 
schung, deren  Zeitpunkt  zwischen  den  Tod  des  Kaisers  und 
die  Absendung  des  Weisseneckers  an  König  Bela  gesetzt  wird, 
einen  hervorragenden  Antheil  hatte ,  darf  man  schliessen ;  * 
ebenso  erlaubt  der  Umstand,  dass  er  sich  die  Verwahrung  und 
die  Erläuterung  des  Diploms  vindiciren  Hess,  einen  Schluss 
auf  sein  Ansehen ,  seine  Dreistigkeit  und  Klugheit.  So  half 
Ulrich  die  Herrschaft   der  Ungarn   in  Steiermark   begründen; 


«  U.-B.  1,  677,  6Ö3. 

5  HuUlard-Br^holles,  Hisfc.  dipL  Friderici  II.,  T.  VI.  p.  945:  1249,  20.  IV. 
Cremona.  Der  Heraas^eber  nimmt  auf  Machars  Darstellung  5,  129  Bezug 
und  wirft  ihm  vor,  dass  er  die  Urkunde  für  echt  halte  ,fraadem  non 
sospicatus,  quae  facile  et  quasi  uno  ictu  oculorum  deprehenditur'. 

3  Much.  3,  35  und  5,  219  erzählt  nach  seinen  Quellen  die  Reise  Ulrichs 
an  den  Hof  des  Kaisers  1249  als  Thatsache.  Vgl  die  daselbst  angef. 
chronical.  Belege. 

*  Ich  folge  in  der  ganzen  Darstellung  Luschins  Abhandlung  über  die 
steier.  Landhandfesten  in  Beitr.  9,  139—142,  179. 


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238 

sie  dauerte  von  1254  (Ofner  Friede)  bis  1260.  »  Noch  1258 
dürfen  wir  ihn  auf  Seite  der  Ungarn  und  ihrer  Partei  ver- 
muthen.  Denn  wahrscheinlich  mit  des  Vaters  EinwilligxiDg 
führte  in  diesem  Jahre  Herrand  II.,  sein  Sohn,  dem  erwählten 
Erzbischof  von  Salzburg,  Ulrich  von  Seckau,  gegen  Philipp 
von  Kämthen,  den  bisherigen  Besitzer  des  erzbischöflichen 
Stuhles  in  Salzburg,  Hilfstruppen  zu ;  ^  Ulrich  von  Seckan  war 
aber  König  Belas  Verbündeter,  während  Philipp  von  Kärnthen 
König  Ottokars  Vetter  und  Schützling  war.  ^  Herrand  ver- 
dankte es  nur  seiner  Erkrankung,  dass  er  von  der  Schlappe 
bei  Radstadt  verschont  blieb. 

Was  Herrn  Ulrich  von  Belas  Partei  zu  König  Ottokar 
trieb,  der  nur  auf  Gelegenheit  wartete,  Steiermark  zu  insur- 
giren,  entzieht  sich  der  Beobachtung.  War  der  ,siechtuomb^, 
der  Herrn  Herrand  auf  der  Fahrt  gegen  Radstadt  befiel,  nur 
eine  Erfindung,  um  sich  der  persönlichen  Theilnahme  am  Feld- 
zuge zu  entziehen,  da  in  Herzog  Ulrichs  von  Kärnthen  Heere 
höchst  wahrscheinlich  sein  eigener  Bruder  Leutold  diente? 
War  der  Zwist  zwischen  den  Herren  von  Pettau  und  den 
Ungarn  4  die  erste  Ursache  der  Verstimmung?  Liess  sich  Her- 
rand nur  aus  persönlicher  Hochachtung  für  Ulrich  von  Liechten- 
stein, dessen  Schwiegersohn  er  war,  mit  dem  wir  ihn  damals 
und  später  wiederholt  gemeinsame  Sache  machen  sehen  und 
der  ein  eifriger  Parteigänger  Bischof  Ulrichs  war,  ^  zur  Theil- 
nahme bestimmen  und  hat  er  seine  Krankheit  als  willkom- 
menen Anlass  benutzt,  um  wenigstens  persönlich  von  der  be- 
reits aufgegebenen  Sache  wegzubleiben?  Hat  der  kluge  und 
gewandte  alte  Ulrich,  beleidigt  durch  die  Hindernisse,  welche 
seinen  Gelüsten  auf  Kiostergut  von  der  kirchenfreundlichen 
Herrschaft^  Belas  in  den   Weg  gelegt   wurden,    schon   früher 


1  Lot.   1,  llö  und  190. 

2  R.-Chr.  c.  öO:  von  Wildan  her  Herraut  sach  man  ouch  der  verte 
pflegen:  doch  wart  er  nnderwegen  ain  tail  von  siechtuomb  so 
krank,  daz  er  under  seinen  dank  mnoste  wider  keren;  weisen 
unde  leren  hiez  er  die  leute  sein  einen  ritter  fein,  der  im  ze 
dienste  was  gerecht,  von  Harneck  her  Albrecht  vnor  mit  den  leuten 
dan.     Abgedruckt  bei  Hagen  M8.  IV.  296,  4. 

3  Lor.  1,  177—180. 

*  Lor.  1,  190.  Krön.  1,  642. 
6  HM8.  4,  303  und  389. 
6  Lor.  1,  184  f. 


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239 

mit  der  Partei  des  Böhmenkönigs  angeknüpft?  Solche  und 
ähnliche  Fragen  und  Vermuthungen  drängen  sich  vor.  That- 
sache  aber  ist,  dass  in  dem  Kampfe  Ottokars  mit  Bela  vom 
Jahre  1260  die  Wildoner  eine  hervorragende  Rolle  spielen. 
Wahrscheinlich  haben  sie  an  dem  vorhergehenden  Befreiungs- 
kampfe, der  durch  die  Austreibung  der  Ungarn  ein  so  rasches 
Ende  nahm,  ^  sich  eben  so  rege  betheiligt.  Schon  am  10.  UI. 
1260  ist  Herrand  mit  anderen  steierischen  Herren  bei  König 
Ottokar  in  Wien,  und  der  alte  Wildoner  Ulrich  hat  nach  dem 
Berichte  der  Reimchronik  in  der  Schlacht  bei  Kroissenbrunn 
am  Marchfelde  das  Banner  der  Steirer  geführt.^ 

Die  Schlacht  bei  Kroissenbrunn  und  die  oben  erwähnte 
Urkunde  König  Ottokars  vom  1.  V.  1262  Wien,  sind  die 
letzten  sicheren  Lebenszeichen  Ulrichs  von  Wildon.  Das  Jahr 
seines  Todes  lässt  sich  nicht  annähernd  bestimmen.-^  Er 
hinterliess  drei  Söhne:  Herrand,  Leutold,  Hertnid. 

1  R.-Cfar.  c  53       in  aindlef  tagen  man  vertraib 

al  die  Unger  die  man  vant 

überal  in  Steyrlant.  Vgl.  Lor.  1,  192. 

>  B.-Chr.  c.  62       ain  panier  grüen  als  ain  gras 

darinne  ein  pardel  swebte 

plank  als  ob  er  lebte 

den  vuort  der  degen  maer 

der  alte  Wildonaer; 
Lor.  1,  200.  Hagen,  MS.  4,  295,  5  und  Weinh.,  Antb.  230  und 
Anm.  17  sehen  Herrand  IL  als  den  alten  Wildoner  an;  gegen  den  ersteren 
wandte  sich  Bergmann,  Anz.-Bl.  95,  3  und  mit  Recht;  denn  Herrand  kann 
nach  den  urkundlichen  Nachweisen  von  1248  und  1255  (o.  8.  233,  Anm.  2 
und  S.  234,  Anm.  4  f.)  im  Jahre  1260  nicht  viel  über  dreissig  Jahre  alt 
gewesen  sein.  Auch  Krön.  Mitth.  22,  66  bezieht  die  Notiz  auf  Ulrich. 
'  Kann  Ulrich  I.  von  Wildon  auch  nur  bis  1262  als  Aussteller  und  Zeuge 
von  Urkunden  nachgewiesen  werden,  so  scheint  seine  Lebensdauer  doch 
bis  zum  Jahre  1275  mindestens  angenommen  werden  zu  müssen.  In 
einer  noch  zu  besprechenden  Urkunde  vom  11.  II.  1284  Brück  an  der 
Mur  (8.  276,  Anm.  3)  wird  ein  Hof  erwähnt,  welchen  Abt  Heinrich  von 
Admont  (1275—1292,  Wichner,  Adm.  2,  124)  a  viris  nobilibus  videlicet 
Vinco  seniore,  Herrando  et  Ulrico  iuniore  fratribus  de  Wildonia  gekauft 
habe.  Der  hier  erwähnte  Verkauf  geschah  also,  wofern  die  Urkunde 
genau  ist  und  nicht  zwei  zu  verschiedenen  Zeiten  geschehene  Acte  in 
eins  gefasst  sind,  nicht  vor  1275  und  zur  Zeit  als  Ulrich  I.  noch  lebte, 
und  es  haben,  worauf  die  Beisätze  ,8enior'  und  Junior*  deuten,  Gross- 
vater und  Enkel  gleichzeitig  die  dem  Herzog  Albrecht  1284  vorgelegte 
Urkunde  unterschrieben.  Zwei  andere  Auffassungen  dieser  mit  der  auf- 
gestellten Genealogie  in  Widerspruch  stehenden  Urkunde  S.  276,  Anm.  3. 


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240 

Herrand  II.  ist  bei  seinem  Vater  schon  1248,  1254, 
1255  nachgewiesen  worden ; »  dazu  kommt  noch  seine  Bethei- 
ligung an  der  Salzburger  Fehde  von  1258.  Schon  bei  Leb- 
zeiten seines  Vaters  hatte  er  Burg  Eppenstein  und  Grundbesitz 
bei  derselben  erhalten  und  sich  mit  Perchta,  einer  Tochter 
Ulrichs  von  Liechtenstein  vermählt,  von  welcher  er  1260  be- 
reits Kinder  hatte;  dies  geht  hervor  aus  einer  Urkunde  von 
1260,  29.  XI.  Frauenburg,  mit  welcher  er  dem  Konrad  Legel- 
vlies, Bürger  zu  Juden  bürg,  seinen  Freihof  nebst  Zubehör 
in  Götschach  und  demselben  Sicherheit  auf  seinem  eigenen 
Besitze  bei  Eppenstein  und  auf  dem  der  Liechtensteiner  im 
Dorfe  Muer  unter  Liechtenstein  gibt.  ^ 

Von  Beziehungen  zu  den  Landesherrschern  ist  Folgendes 
überliefert:  In  König  Ottokars  (regierte  in  Steiermark  1260— 
1276)3    Gefolge    finden    wir     Herrand    1260,     10.    III.     in 

*  Ueber  1248  dürfen  wir  mit  Zurechnung  von  Urkunden  für  Herrand  11. 
nicht  wohl  hinaufgehen,  denn  Ulrich  I.,  der  1225  noch  puer  heisst  (S.  217, 
Anm.  2)  kann  nicht  wohl  früher  als  um  1248  einen  für  Beurkundungen 
befähigten  Sohn  haben.  Hiedurch  erledigt  sich  eine  Notiz  des  W.  Lazius 
bei  Caes.  Ann.  Stir.  1,  983,  Herrand  II.  von  Wildon  habe  1225  (!)  mit 
Chaloch  von  Himberg  den  erblichen  Besitz  von  Schloss  Woissenstein  bei 
Cilli  angetreten.  Noch  verdächtiger  wird  die  Notiz  dadurch,  dass  in  den 
zahlreichen  Urkunden  der  Wildoner  Weissenstein  nie  in  ihrem  Besitze 
erscheint,  und  dass  auch  von  irgend  einer  verwandtschaftlichen  Verbin- 
dung mit  den  Himbergern  nichts  bekannt  ist.  Falke,  Liechtenstein  1,  123 
hat  diese  Notiz  aus  HMS.  4,  347,  10  entlehnt  und  weitere  Combinationen 
darauf  gebaut;  vgl.  Beck-W.  in  Mitth.  19,  208  A. 

2  1260,  29.  XI.  Frauenburg.  Herrand  von  Wildon  verkauft  Kouraden  Legel- 
vlies, Bürger  von  Judenburg,  einen  Freihof,  Haus  und  Gült  zu  Göt- 
schach. .  .  .  daz  ich  Herrand  von  Wildon  geben  hab  mein  freyhoff  vnd 
haws  oder  güldt  zw  Götschach  ....  durch  verhengnus  vnd  zvegeben 
meiner  hawffrawen  Perchta  vnd  meiner  khinder  vnd  mit  gwaldt  herren 
Vlreichs  von  Liechtenstein  auch  seiner  liawsfrawn  vnd  nämlich  mit 
wissen  seines  sun  Ott  Khuenraden  Legelvlies  ....  ob  aber  hinach  .  .  . 
ainerlay  irrung  .  .  .  ime  bescb&h  .  .  .,  so  schol  ...  er  des  bekamen 
von  meinem  v&terlichen  erbtail  pey  Eppenstain  vnd  von  dem  ligundeu 
guet  meines  aweher  herren  Vlreichs  vnd  seines  sun  herren  Otten  ,  .  . 
gelegen  im  dorff  vnter  Liechtenstain  genand  zw  Muer  .  .  .  mit  meinen 
aegen  sigill  vnd  mit  den  sigillen  herren  Vlreichs  von  Liechtenstain  vnd 
seines  gemächl  vnd  Otten  seines  sun  ....  Aus  dem  Codex  des  Klosters 
Paradeis  in  Judenburg,  Papier  Fol.  15. — 16.  Jahrhundert  in  Abschrift 
im  Jo.  Arch. 

5  Ich  sehe  von  dem  ersten  Versuche  Ottolsars,  nach  der  Erwerbung  Oester- 
reichs  (Huldigung  1251,  21.  XI.)  auch  Steiermark  zu  gewinnen,    der  in 


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241 

Wien;'  ferner  am  21.  XII.  desselben  Jahres  in  Graz  mit  seinem 
Bruder  Leutold^  und  am  25.  XII.  in  Graz  allein.  ^  1261,  16.  und 
17.  VII.  unterschreibt  er  Urkunden  des  königlichen  Statthalters 
Wok  von  Rosenberg  und  wird  von  ihm  zum  Schiedsrichter 
aufgestellt  zwischen  den  Grafen  von  Pfannberg  und  dem  Stifte 
Reun. ^  Am  22.  VIII.  desselben  Jahres,  Eainach,  bezeugt  er 
eine  Schenkung  in  Grafendorf  Herzog  Ulrichs  von  Eärnthen 
an  Spital  am  Semmering.  ^  1262,  am  1.  V.  haben  wir  ihn  schon 
mit  dem  Vater  in  Wien  an  König  Ottokars  Hofe  getroflfen. 
1263,  2.  n.  (?)  Graz,  urkundet  er  für  Admont  in  einem  Streite 
Wulfings  von  Stubenberg  ;^  am  17.  VHI.  desselben  Jahres 
unterschreibt  er  Bischof  Brimos  von  Olmütz  .Urkunde  für  Ad- 
mont, durch  welche  König  Ottokar  dem  Kloster  fiir  den  zur 
Gründung  von  Brück  entnommenen  Grund  Ersatz  leistet,  con- 
silio  nobilium   et   maiorum   Stirie.  '^     1265,   21.   IV.   ist  er  bei 

die  Jahre  1252  und  1253  fällt  and  mit  dem  Ofner  Frieden  von  1264, 
3.  IV.  ein  Ende  hat,  ab.    Krön.,  Mitth.  22,  49—54. 

»  Jo.  Arch.  C.  779^:  König  Ottokar  für  Renn  1260,  10.  III.  Wien.  Diese 
und  die  folgenden  Urkunden  sind  zum  grossen  Theile  anch  von  Krön., 
Mitth.  22,  Beg.  27  u.  ff.  aufgenommen. 

^  Jo.  Arch.  C.  782»>.  1260,  21.  XII.  Graz.  König  Ottokar  bestätigt  ein 
Privileg  Herzog  Friedrichs  II.  vom  26.  VIII.  1240.  Leoben.  U.  d.  Z  ... 
Ulricns  de  Liehtenstein ,  Herrandus  et  Leutoldus  fratres  de  Wildonla-, 
diese  Urkunde  ist  1272,  1.  I.  Graz,  erneuert,  die  Zeugen  fehlerhaft  copirt 
worden,  Jo.  Arch.  C.  975.  U.  d.  Z  .  .  .  patres  de  Stodekke,  et  Lew- 
thodus  fratres  de  Wildovia  ...  Zu  lesen  ist:  fratres  de  Stadekke,  Her- 
randus et  Leutoldus  fratres  de  Wildonia. 

3  Jo.  Arch.  C.  784».  1260,  25.  XII.  Graz.  König  Ottokar  sichert  die  Alpe 
Necistal  für  Renn.  U.  d.  Z. :  Herrandus  de  Wildonia.  s.  S.  235,  Anm.  4. 

*  Jo.  Arch.  C.  793»><^  1261  (15.  VII.)  18.  VU.  .  .  .  Wocho  von  Rosenberg 
beurkundet  die  in  allgemeiner  Gerichtssitzung  in  Marchpurch  testibus 
ydoneis  ac  viris  nobilibus  videlicet  Gotfrido  de  Marchpurch  et  Herrando 
de  Wildonia  für  Renn  getroffene  Entscheidung  im  Streite  um  Burg 
Helfeustein  mit  den  Grafen  Bernhard  und  Heinrich  von  Pfannberg.  Jo. 
Arch.  C.  793*>  nennt  als  ersten  Schiedsrichter  Ulrich   von  Liechtenstein. 

5  Jo.  Arch.  C.  794^  1261,  22.  VIU.  Kynach.  Herzog  Ulrich  von  Kämthen 
schenkt  vier  Mausen  in  Grauendorf  an  Cerewald.  U.  d.  Z  .  .  .  ds  Ulricus 
de  Liechtenstein  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia. 

*  W.,  Adm.  2,  341,  N.  193.  Die  Urkunde  ist  ausgestellt  in  domo  Ulrici  de 
Liechtenstein;  dieser  ist  auch  erster  Zeuge,  dann  Otto  filius  ipsius, 
Herrandus  de  Wildonia  .  .  . 

'  W.,  Adm.  2,  343.  N.   197. 
Archiv.  Bd.  LIX.  I.  H&Ift«.  16 


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242 

König  Ottokar  in  Graz,  *  am  1.  V.  mit  Bischof  Bruno  in  Juden- 
burg, -  am  8.  IX.  bestätigt  er  Seckau  im  Besitze  von  Lant- 
schacherbach  (S.  216,  Anm.  3). 

In  das  Jahr  1268  fällt  der  erste  Conflict  mit  König  Otto- 
kar und  Herrands  Gefangennahme;  s.  u.  Nach  der  Entlassung 
aus  der  Haft  bezeugt  Herrand  am  20.  VIH.  1269,  Graz,  eine 
Urkunde  des  Bischofs  Bruno  für  S.  Paul.  3  1270,.  30.  I.  Wien, 
unterschreibt  er  einen  Ausgleich  zwischen  S.  Lambrecht  und 
Wichard  von  Ramstein ;  ^  am  27.  VI.  desselben  Jahres  Leibniz, 
treten  er  und  sein  Bruder  Hertnid  jegliches  Recht  auf  den 
Hof  Reusenz,  das  sie  zu  haben  vermeinten,  dem  Bischof  Bern- 
hard von  Seckau.  ab.  ^  1271,  20.  VHI.  .  .  .  unterschreibt  er 
mit  Leutold  von  Kuenring  eine  geistliche  Stiftung  für  Stainz.  ® 
1272,  7.  IX.  Wien,  bezeugt  er  eine  Schenkung  König  Otto- 
kars für  Studeniz.  "^  In  demselben  Jahre  o.  D.  fungirt  er  mit 
Ulrich  von  Liechtenstein  unter  Anderen  zugleich  als  Schieds- 
richter in  einem  Streite  zwischen   S.  Lambrecht   und  Wulfing 


»  N.-BL  6,  303:  126ö,  21.  IV.  Graz.  König  Ottokar  bestätigt  ein  Privi- 
legium Herzog  Ottackers  VIIL  für  Seckau  vom  29.  XI.  1182.  Graz.  U. 
d.  Z.  .  .  .  Herrando  de  Wildonia,  Vinco  de  Liechtenstain  ...  —  U.-B. 
O.-Oest  3,  358:  1266,  21.  IV.  Graz.  König  Ottokar  bestätigt  die  Privi- 
legien von  Garsten.  U.  d.  Z.  .  .  .  Herrandns  de  Wildonia  .  .  . 

2  W.,  Adm.  2,  347  N.  201:  1265,  1.  V.  Judenburg.  B.  Bruno  für  Admont. 
U.  d.  Z.  .  .  .  Ulrico  de  Leichtensteyn  .  .  .   Herrando  de  Wildonia  .  .  . 

3  U.-B.  S.  Paul  118:  1269,  20.  VIIL  Graz.  B.  Bruno  von  Obnüz  capi- 
taneus  seu  rector  Styrie  schützt  S.  Paul  gegen  Heinrich  von  Rohatsch. 
U.  d.  Z Ulricus  de  Lichtenstein  ....  Herrandus  de  Wildonia  .... 

*  Lor.,  D.  G.  1,  464,  Urk.  N.  XIII.:  1270,  30.  I.  Wien.  Otto  von  Haslau 
stiftet  den  Ausgleich.  U.  d.  Sieglem  Wicliardi  prefati  (de  Ramenstein)  .  .  . 
Ulrici  de  Liehtenstein  .  .  .  Herrandi  de  Wildonia.  Diese  Urkunde  ist 
in  die  Bestätigung  König  Ottokars  vom  folgenden  Tage  31.  I.  Wien, 
aufgenommen. 

^  D.  St.  1,  133.  Ep.  49:  Herrandus  et  Hertnidus  fratres  de  Wildonija  .  . 
confitemur  ...  quod  ...  respectu  meritorum  .  .  .  quibus  .  .  .  dom. 
Wernhardus  .  .  episc.  Seccouiensis  .  .  .  nititur  .  .,  renunciamus  et  ce- 
dimus  omni  juri  et  actioni  quod  vel  que  nobis  in  villa  Reusents  cum 
Omnibus  suis  attinenciis  competebant  et  competere  videbantur  .  .  . 

6  Jo.  Arch.  964:  1271,  20.  VIII.  .  .  .  Hermann  Vicedom  von  Salzburg 
stiftet  einen  Jahrtag  in  Stainz.  U.  d.  Sieglem  Leutold  von  Chuenringe, 
Herrand  von  Wildonia  .  .  . 

7  Lor.,  D.  G.,  1,  475.  Urk.  N.  XVIII:  1272,  7.  IX.  Wien.  U.  d.  Z.  .  .  . 
Ulricus  de  Lichtenstein  .  .  .  Herrandus  de  WiHonia  .  .  . 


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243 

von  Stubenberg  und  ist  auch  Zeuge  der  betreffenden  Urkunde.  * 

1273,  30.  X.  Friedlach,  ist  er  Zeuge  für  Kloster  Märenberg.  2 

1274,  27.  Vn.  Göss,  unterschreibt  er  mit  seinem  Bruder 
Hertnid  eine  Gösser  Urkunde  als  erster  Zeuge.  ^  In  diese  Zeit 
fallt  der  grosse  Kampf  zwischen  Ottokar  und  Rudolf.  Während 
Hertnid  bei  König  Rudolf  weilt  und  diesen  zur  Eile  treibt, 
der  babenbei^ischen  Erblande  sich  zu  bemächtigen,  unter- 
zeichnet Herrand  die  denkwürdige  Urkunde  der  steierischen 
Herren  zu  Reun  1276,  19.  IX.  ^  Nach  der  Beendigung  des 
Kampfes  (1276,  Nov.)  erscheinen  beide  Brüder  Herrand  und 
Hertnid  am  Hofe  König  Rudolfs  in  Wien,  1277,  9.  II.  und 
bestätigen  ein  Privileg  für  S.  Lambrecht ;  ^  dann  am  18.  II. 
einen  Pfandbrief  König  Rudolfs  für  zwei  Marburger  Bürger.^ 
Am  19.  IV.  desselben  Jahres  Wien,  bestätigte  König  Rudolf 
Leutolds  von  Wildon  Schenkung  an  Stainz  vom  23.  HI.  1249 
und  beide  Brüder  bezeugen  die  Urkunde.'  Am  10.  V.  des- 
selben Jahres  Wien,  unterschreiben  beide  Brüder  einen  Schieds- 
spruch des  Königs  zwischen  Admont  und  dem  Schenken  von 


»  Jo.  Arch.  C.  987*:  1272  ....  Kapfeuberg.  Wulfing  Ton  Stubenberg  tritt 
dem  Kloster  S.  Lambrecht  für  zugefügte  Schäden  in  presencia  hone- 
stomm  virorum,  hoc  est  domini  Ulrici  de  Lihtenstein  tunc  marscalco  et 
indice  Styrie,  domini  Herrandi  de  Wildonia,  domini  Ottonis  iunioris  de 
Lihtenstein  .  .  .  benannte  Güter  ab. 

2  Jo.  Arch.  C.  1000»» :  1273,  30.  X.  Fridlosayche.  Meinhard  von  Hören- 
berch  schenkt  acht  Mansen  an  Merenberch.  U.  d.  Z.  .  .  d.  Herrandus 
de  Wildonia,  d.  Otto  de  Liehtenstain. 

'  D.  St.  1,  90.  Goss.  ö6:  1274,  27.  VII.  GÖss.  Chunradus  scriba  Styrie  ver- 
taascht  Güter  mit  GÖss  testibus  qui  sunt  tales  ministeriales  tredecim 
rideiieet:  Herrandus  et  Hertnidus  fratres  de  Wildonia,  Otto  iunior  de 
Liehtenstein  ....  Ueber  die  Bedeutung  der  Gösser  Stände  Versammlung 
vgl.  Krön.,  Mitth.  22^  104. 

*  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  137:  1276,  19.  IX.  Benannte  steierische  und 
kSmthnerische  Herren  und  Ministerialen,  darunter  Herrandus  de  Wil- 
donia .  .  verbinden  sich  zu  Gunsten  des  Königs  Rudolf,  (abgedr.  bei 
Gerbert  Codex  epist.  Rudolfi  Dipl.  199.)  s.  Böhm,  Reg.  360. 

^  Jo.  Arch.  C.  1064:  1277,  9.  11.  Wien,  König  Rudolf  bestätigt  zwei  frü- 
here Kaiserprivilegien  für  S.  Lambrecht.  U.  d.  Z.flerrandus  et  Hertnidus 
de  Wildonia  fratres  .... 

»  Goeth,  Urkunden-Reg.  4,  1277,  18.  II.  Wien.  U.  d.  Z  .  .  .  Hertnidus  de 
Wildonia  niarschalcus  Stirie,  Herrandus  de  Wildonia  ... 

'  Jo.  Arch.  C.  1079:  1277.  19.  IV.  Wien.  U.  d.  Z.  Herrandus  de  Wildonia, 
Hertnidus  de  WÜdonia. 

16* 


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244 

DobrachJ     Am  25.    VIII.    unterzeiclmet  Herrand  eine  Privi- 
legienurkunde des  Königs  für  Brück  an  der  Mur.  2 

Im  folgenden  Jahre  hatten  die  Brüder  Herrand  und 
Hertnid  einen  Streit  um  Waldstein  und  Preimarsburg  und  an- 
dere Güter,  der  durch  Schiedsleute  unter  Vorsitz  des  Seifried 
von  Kranichberg  geschlichtet  wurde:  die  Entscheidung  wurde 
nach  der  von  Hertnid  am  12.  II.  1278  Wildon,  ausgestellten 
Urkunde  folgendermassen  getroffen:  dem  , Herrand  von  Wil- 
donien  truhsaetz  von  Steier'  ist  gefallen  Preymarspurch  mit 
allem  Gute,  ihre  beiderseitigen  Leute  im  Piberthal,  die  un- 
getheilt  waren,  mit  allem  Gute ;  ,die  Taven',  die  Herr  Friedrich 
von  Liessnich  von  Hertnid  in  Hvntztorf  zu  Lehen  hatte,  soll 
er  von  Herrand  zu  Lehen  haben.  Hertnid  erhält  Waltstein 
mit  allem  Gute,  die  ungetheilten  Leute  in  der  Gegend  zu 
Ubelpach  mit  allem  Gute;  auf  welcher  Seite  die  Leute  edler 
und  reicher  sind,  soll  durch  vier  gewählte  Leute  ausgeglichen 
werden,  das  Gleiche  wird  in  Betreff  des  ungetheilten  Gutes 
bestimmt,  ,8 wer  des  m^  verchvmbert  hkV,  Die  Bestimmungen 
über  Ersatz  voo  Schaden  lehren  uns,  dass  es  zwischen  den 
Leuten  beider  Brüder  selbst  zu  Thätlichkeiten  gekommen.  Der 

>  W.,  Admont  2,  375  N.  237.  1277,  10.  V.  Wien.  U.  d.  Z.  Herrandus  de 
Wildonia,  Hartnidus  frater  sunt. 

2  Boehm,  Reg.  88 :  1277,  25.  VIII.  Wien.  Wartinger,  Privilegien  der  Kreis- 
stadt Brück,  Graz  1837,  drackt  p.  3— 17  die  Originalurkunde  König  Ru- 
dolfs und  sfimmtliche  Bestätigungen  derselben  im  Ganzen  sechs  Mal,  ab. 
In  allen  diesen  erscheint  aber  nirgends  Herrand  von  Wildon,  sondern 
entweder  ,Hector*  oder  ,H.*  oder  »Herman*.  Im  Originale  stand:  testes  .  .  . 
viri  nobiles  h  comes  de  Pfannberg,  Herrand  de  Wildonia  G  de  Werd  .  .  . 
S.  3.  Als  Herzog  Albrecht  1293,  21.  IV.  seines  Vaters  Urkunde  be- 
stätigte, schrieb  man  ins  Transsumpt  nur  ,H.  de  Wildonia*.  S.  5.  Herzog 
Rudolf  1299,  18.  VII.  Grez,  hat  Albrechts  (S.  7),  Herzog  Friedrich  1308, 
23.  XII.,  Grez,  aber  König  Rudolfs  Urkunde  zu  Grunde  gelegt  (S.  10). 
Als  1358  am  S.  Gertraudentage,  Wien,  Herzog  Albrecht  König  Rudolfs 
Privileg  ins  Deutsche  übersetzen  liess  (S.  14),  las  man  das  ursprüngliche 
,Herrand'  schon  falsch  und  schrieb :  .  .  ,vnd  die  edlen  man  H  graf  vonn 
Pfannberg.  Hermann  von  Wildan.  G.  von  Werde  .  .  .*  Der  Uebersetzung 
Herzog  Rudolfs  von  1360  .  .  .  Grez,  liegt  dann  wieder  Herzog  Albrechts  I. 
Bestätigung  mit  der  Abkürzung  ,H  de  Wildania*  zu  Grunde,  daher  hier 
(8.  17)  ,H  von  Wildan*.  Der  Verfertiger  des  Vidums  Ei*zherzog  Karls 
aber,  dem  Wartingers  Abdruck  der  Or.- Urkunde  König  Rudolfs  (S.  3) 
entnommen  ist,  las  ,Hector*  fOr  ,Herrand*.  Aus  paläog^aphischen  Gründen 
vermuthe  ich  ,Herrand'  nicht  , Hertnid*  als  ursprünglich,  aus  Letzterem 
liesse  sich  nie  die  Lesung  ,Herman*  erklären. 


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245 

letzte  Theil  der  Urkunde  beschäftigt  sich  mit  dem  Ausgleiche 
zwischen  Hertnid  und  Herrn  Ulrich  von  Neuhaus  (Neuschloss 
bei  Wildon  ?),  einem  Lehensmanne  der  Wildoner.  Falls  Hertnid 
Satz  und  Ebnung  nicht  hält,  so  verpflichtet  er  sich  zu  200  Mark 
Silber  an  Herrand,  zu  50  Mark  an  Seifried  von  Kranichberg 
und  zu  50  an  ihre  Schildleute.  ^  In  demselben  Jahre  unter- 
schreiben die  Brüder  Hertnid  und  Herrand  ein  Privileg  König 
Rudolfs  für  Wien  1278,  24.  VI.2  Ueber  dieses  Jahr  1278  reichen 
keine  Nachrichten   von  Herrand  II.    hinaus;  ^   im   Jahre    1282 

»  F.  R.  A.  U.  1,  192,  N.  21:  1278,  12.  U.  Wildon.  Abdruck  daselbst 
Siegler:  Seifried  von  Kranichberg  und  Hertnid  von  Wildon ,  Marschall 
in  Steier.  U.  d.  Z  .  .  .  .  her  Virich  von  dem  niven  haus  .  .  .  Jacob 
von  Dimstain.  Wegen  des  Siegels  vgl.  Beck-W.  in  Mitth.  C.-Comm. 
1872,  p.  CCXV,  Fig.  8. 

»  1278,  24.  VI.,  Wien.  König  Rudolf  bestätigt  der  Stadt  Wien  das  der- 
selben von  Kaiser  Friedrich  II.  1237  gegebene,  1247  erneuerte  Privile- 
gium und  gewährt  derselben  mehrere  Freiheiten.  U.  d.  Z  .  .  .  .  ministe- 
riales  nostri  Fridericus  de  Pethow,  Wilßngus  de  Stubenberg,  Herinidus 
de  Wildonia.  Otto  de  Haselowe  iudex  Austrie  generalis  .  .  .  Vor- 
stehende Zeugen  bietet  der  auf  einem  Wiener-NeustSdter  Codex  beruhende 
Text  in  Lambacher,  Interregnum,  Wien  1773,  U.-B.  n.  XCI.,  S.  167  und 
die  anderen  bei  Tomaschek,  6esch.-Qn.  der  Stadt  Wien  (Wien  1877)  I. 
51 — 57  benützten  Copien.  Eine  Lübecker  Papierhandschrift  des  15.  Jahr- 
hunderts schiebt  aber  hinter  ^Hertnidus  de  Wildonia*^  ^marachalcua  Stirie, 
Herrandus  de  Wildonia^  ein  und  Ifisst  ,Otto  de  Haselowe  iudex  Austrie 
generalis*  weg.  Zum  Streite  über  Echtheit  oder  Unechtheit  dieser  im 
Originale  verlorenen  Urkunde  vgl.  O.  Lorenz  in  SB.  46  (1864)  und  lA. 
Tomaschek  in  SB.  83  (1876);  über  den  Stand  der  Ueberlieferung  O.Lo- 
renz in  SB.  89  (1878). 

3  Einige  der  für  Herrand  IIT.  beanspruchten  Urkunden  möchten  freilich 
noch  unserem  Herrand  U.  beizulegen  sein;  aber  keine  derselben  zwingt 
von  der  allgemeinen  Annahme,  dass  Herrand  das  Jahr  1278  nicht  lange 
überlebt  habe,  abzugehen.  Dass  sein  Sohn  Ulrich  1282  das  Truchsessen- 
amt  bekleidet,  das  1278,  12.  II.  noch  in  Herrands  Händen  gewesen  war, 
bestätigt  die  allgemeine  Annahme.  Ganz  gleichgiltig  für  die  Frage  ist 
es,  ob  folgende  Urkunde  auf  Herrand  II.  oder  den  HI.  bezogen  wird: 
Jo.  Arch.  Or.  1222:  1283,  3.  III.  Salzburg.  Erzbischof  Friedrich  von 
Salzburg  bezeugt,  dass  der  Bischof  Leopold  von  Seckau  von  dem  Kloster 
ßeckau  nach  dem  Schiedssprüche  der  Laien  dom.  Vlrici  de  Lihtenstain, 
dom.  Herrandi  de  Wildonia  .  .  .  gewisse  Leistungen  zugesprochen  er- 
halten habe,  nun  aber  zu  Gunsten  des  Klosters  darauf  verzichte.  Bischof 
Bernhard  von  Seckau  starb  1283,  20.  I.,  Bischof  Leopold  regierte  von 
1283,  6.  III.  bis  1291,  13.  XII.  Potth.,  Suppl.  406.  Man  kann  entweder 
mit  Mach.  6,  6,  der  den  Abdruck  der  Urkunde  in  D.  St  1,  243,  Secc. 
112  vor  sich  hatte,  annehmen,  dass  Bischof  Leopold  die  Robott,  welche 


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246 

ist  er  jedenfalls  todt,  denn  in  diesem  Jahre  bekleidet  sein  Sohn 
Ulrich  II.  das  Truchsessenamt.  Er  hinterliess  zwei  Söhne, 
Ulrich  und  Herrand,  die  nach  S.  240,  Anm.  2  vor  1260  ge- 
boren sein  dürften. 

Ehe  ich  die  beiden  anderen  Söhne  Ulrichs  I.  vorführe, 
ist  es  nothwendig,  die  weltgeschichtlichen  Ereignisse,  in  welche 
Herrands  und  seines  Bruders  Hertnid  Name  verflochten  ist,  kurz 
zu  besprechen.  Gemäss  dem  hervorragenden  Antheile,  den  die 
Wildonier  an  der  Begründung  von  Ottokars  Herrschaft  in  Steier- 
mark genommen,  erscheinen  dieselben,  wenigstens  in  den  ersten 
Jahren  seiner  Regierung,  öfter  in  seiner  und  seiner  Statthalter 
Urkunden ;  *  aber  so  wenig  wie  dem  Ungar  hielten  sie  auch  dem 
Böhmen  die  Treue:  das  Verbot  des  Burgenbaues,  das  Ottokar 
1265  so  nachdrücklich  in  Oesterreich  durchführte  (Lor.  1,  254), 
scheint  auch  in  Steiermark  böses  Blut  gemacht  zu  haben. 
Aber  zum  Ausbruche  kam  der  Conflict  erst  1268  nach  dem 
zweiten  preussischen  Feldzuge  Ottokars;  unter  den  Herren, 
welche  sich  vor  König  Ottokar  in  Breslau  auf  die  Anklage 
wegen  Landesverrath  von  Seite  des  Pettauers  zu  verantworten 
hatten,    befanden  sich  auch  die  Brüder  Herrand    und   Hertnid 


sein  Vorgänger  auf  Anrathen  Ulrichs  von  Liechtenstein  nnd  Herrands 
von  Wildon  dem  Stifte  aufgelegt  hatte,  wieder  anfhob,  in  diesem  Falle 
haben  wir  Ulrich  I.  von  Liechtenstein,  den  Dichter,  als  Schiedsrichter 
anzunehmen;  da  dieser  aber  im  Jahre  1277,  6.  1.  sicher  todt  ist,  wahr- 
scheinlich 1275,  28.  I.  gestorben  ist  (Beck-W.  in  Mitth.  19,  222),  so 
fällt  der  Schiedsspruch,  auf  den  sich  Erzbischof  Friedrich  in  seiner  Ur- 
kunde von  1283,  3.  IIL  bezieht,  vor  1275  oder  doch  1277;  dann  kann 
aber  auch  der  Wildoner  nur  Herrand  11.  sein,  der  bis  1278  urkundlich 
bezeugt  ist.  Für  diese  Annahme  spricht  auch  der  Anfang  der  I^g^erungs- 
zeit  des  Bischofs  Leopold,  vor  welchen  der  Schiedsspruch  wohl  gesetzt 
werden  mnss,  fällt  ja  doch  die  spätere  Beurkundung  drei  Tage  vor  den 
eigentlichen  Regierungsantritt.  Der  zweite  Fall  wäre :  der  Schiedsspruch 
wurde  in  den  ersten  Tagen  der  Function  Bischof  Leopolds  gefällt, 
zwischen  20.  T.  und  3.  HI.;  dann  sind  als  Schiedsrichter  anzunehmen 
Ulrich  IL  von  Liechtenstein  (von  1250,  12.  V.  an ,  gestorben  vor  1294, 
Beck-W.  in  Mitth.  19,  208.  213),  Ulrichs  I.  Sohn,  und  Herrand  IH., 
Herrands  II.  Sohn,  der  ebenfalls  für  diese  Zeit  urkundlich  bezeugt  ist 
*  Wok  von  Rosenberg,  Landeshauptmann  von  1260,  25.  XII.  bis  zu  seinem 
Tode  im  Jahre  1262,  3.  VI;  Bruno  von  Olmütz  1262  Aug.  bis  1269  Aug.; 
Otto  von  Haslau  1269/70;  Burkhard  von  Klingenberg  1270/1;  Bernhard 
Bischof  von  Seckau  mit  dem  Landschreiber  Conrad  bis  1274;  Milota  von 
Diedic,  Ende  1274 — 1276  Herbst,  aus  dem  Lande  vertrieben.  Krön., 
Mitth.  22,  67.  70.  83.  99.  103. 


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247 


von  Wildon,  und  zwar  wurde  zuerst  Hertnid  bezichtigt,  dann 
aber,  als  Herrand  sich  zum  Zweikampfe  für  die  Unschuld  seines 
Bruders  erbot,  auch  er  mit  Ulrich  von  Liechtenstein  und  den 
anderen  Herren  gefangen  gesetzt ;  nachdem  er  seine  drei  Burgen 
Eppenstein,  Preimarsburg  und  Gleichenberg  ausgeliefert  hatte, 
wurden  letztere  zwei  gebrochen,  er  selbst  nach  secbsundzwanzig- 
wöcbentlicher  Haft  entlassen.  * 


'  R.-Chr.  c.  85  und  86  in  Pez,  Scr.  III.,  96  ff.;  Jo.  Victor,  in  Boehm., 
Font  I.,  297;  Chron.  des  Greg.  Hagen  bei  Pez,  Scr.  I.,  1080;  Chron. 
aofltr.  des  Thom.  Ebendorf  er  von  Haselbach  bei  Pez,  Scr.  II.,  731.  Vgl. 
dazu  Lor.  1,  271,  Krön.,  Mitth.  22,  79—82  und  145. 

Joann.  Victor,  erzählt:  hoc  anno  (1268)  nobiliores  Stirie  Bem- 
hardnm  Hainricum  comites  de  Pfanberg,  de  Wildoniaj  Petovia,  Liechten- 
stain,  de  Stubenberg  captiyavit  et  per  castra  ab  invicem  seqnestravit, 
castris  eorum  plurimis  usque  hodie  dissipatis  ....  Ottocarus  captivos 
eximens  et  promotionis  gratiam  et  reliquum  promittens  Stephano  properat  in 
occursum  .  .  .  nobiles  Styrienses  exactis  in  captivitate  qnadraginta  sex 
hebdomadis  ad  propria  revertnntur.  Die  erweiterte  Fassung  des  Joann. 
Victor.,  wie  sie  im  Anonym.  Leob.  bei  Pez  1,  831  vorliegt,  stimmt  hier 
wörtlich.  Dieser  summarische  Bericht  weicht  von  der  B.-Chr.  in  einigen 
wesentlichen  Punkten  ab :  usque  hodie  dissipatis,  quadraginta  sex  hebdo- 
madis. Otackers  und  Gregor  Hagens  Chron.  stelle  ich  neben  einander; 
die  massgebenden  Stellen  der  R.-Ohr.  stehen  auch  in  HMS.  4,  296. 


R.-Chr.  c.  85,  96»: 

Cbunig  Otakcher  von  Pehaim 
dacz  dem  Praczla  si  vunden.  — 
dennoch  enwesten  si   nicht   dez 
schaden 
daz  si  waern  verrAten 

der  Chnnig  in  einer  chemftten 
saz,  dft  vodert  man  seu  hin  .  .  . 
er  stuond  auf  unde  sprach : 
.  .  .  ez  habent  an  mich   gesuocht 
die  herren  .  . 

96»»: 

daz  ich  in  hulf  das  lant 
von  ew  wenden  unde  ch^m 
an  ainen  nittnetoen  herm 
dez  selben  ze  rdt  ward 
von  Pfanberig  graf  Pernhart 
und  herr  Hertneid  von  Wildon 
auch  nam  sich  nicht  darvon 


Greg.  Hagen  1080  f. 

do  er  widerchert  vnd  cham 

gen  Presla  er  pflag  wol 

der  Steyr  herm:   die  westen  auch 

nicht,  daz  sy  gen  ym  wom  verraten. 

Ains   tags  hiez  sie  der  Chunig  zu 
ym  chomen  in   ain  kempnaten  und 
sprach    zu    herm   Fridreichen    von 
Petew  .  .  . 


mü  newn  herm  graf 
Bernhardt  von  Pfannberg 
sich  berietten  (!)  und 
von  Wildon  herr  Hertneyd 
und 


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248 


König  Ottokars  Strenge,  ebenso  berechtigt  in  der  Idee  als 
tadelnswerth  in  der  Wahl  der  Mittel  zur  Durchfuhrung,  rächte 


von  Stubenberig  herr  Wulfing, 

wol  gehal  an  daz  ding- 

▼on  Liechtenstain  herr  Ulreich  .  .  . 

do  sprach  g^af  Hainreich: 

herr  Pettawer,  zeicht  ir  mich  icht? 

d6  sprach    er:    ich    enczeich   Euch 

nicht 
Ew  ist  dammb  vnchvnd. 
do  sprach  für  den  mnnd 
Von   Wildonie  herr  Merrant: 
Ich  wil  mit  meiner  hant 

auf  ewm  hals  pewaern 
daz  ir  mit  Ingen  maem 
seit  ftir  meinen  herm  chomen. 


herrn  Wülfing  von  Stubenberg 

nnd 

von  Liechtenstain  herr  Ulreich. 

Graff  Hainreich  sprach !  Petawer 

zeichst  da  mich  ycht. 


Ew  ist  vnch^d.  Dammb 
do  sprach 

der  Hertneyd  (!)  von   Wüdon : 
Petawer  ich  wil  weisen  mit  meiner 
band 

daz  ir  mit  lugen 

fSr  meinen  herm  seyt  chomen. 

Schon  aus  diesen  Proben  sieht  man»  wie  Greg.  Hagen  die  R.-Chr. 
ausschreibt :  oft  wortgetreu,  häufig  mit  Missverständniss  des  Textes  (seine 
Hs.  bot  nittnewen  st.  iteniuwen  hirm,  daher  liest  er:  mit  newn  Aerm); 
zuweilen  irrt  er  gedankenlos  von  Zeile  zu  Zeile  ab  und  bringt  Unsinn 
(mit  newn  herm  etc.);  letzteres  beweist  auch  folgende  Stelle  von  der 
Gefangenschaft  der  Herren: 


R.-Chr.  96«>: 
von  Pfannberig  graf  Pernhart 
hinczem  Purglein  gesant  wart, 
da  beleip  er  trawrichleichen ; 
sein  prueder  graf  Hainreichen 
sant  man  gevangen  hincz  Fraen; 
den  von  Liechtenstain  als  ich  waen 
vnd  den  Stubenberiger 
in  den  charicher 
hincz  Kling^erkch  man  sant; 
von  Wildonie  herm  Herrant 
sant  man  hincz  dem  aichom. 


Greg.  Hag.  1081: 
graff  Pernhart  von  Pfannberg 
sant  er  gen  Burglems;  sein 

bruder  graff  Hainreich  beleih  allein 
hie  gar  trawrigleich. 
den  von  Liechtenstain  und 
den    von    Stubenberg   sant   er   ge- 
vangen gen  Fren  in  den  kercher. 
hen'en  HerlneidenflJ  von  Wildon  gen 
Clingberg. 


Dass  ein  so  gedankenloser  Abschreiber  Anstoss  genommen  habe 
an  dem  Widerspruche  des  Originales  (jH^^tneid  von  Wildon^  und  dann 
zweimal  ,Herrant  von  Wildon'),  ist  nicht  leicht  anzunehmen;  derselbe 
wird  also  wohl  ein  Exemplar  der  R.-Chr.  vor  sich  gehabt  haben,  das  ohne 
Berücksichtigung  der  Reime  (.Herrant'  ist  beide  Male  durch  den  Reim 
gesichert)  Gleichheit  des  Namens  durchgeführt  hatte;  durch  diese  Er- 
wägung wird  die  LA.  des  Druckes  von  Pez  96*  und  herr  Hertneid 
von  Wildon  gesichert.  Völlige  Uebereinstimmung  herrscht  in  beiden 
Berichten  über  die   Burgen: 


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249 

sich,  als  er  mit  dem  neuen  Reichsoberhaupte  König  Rudolf 
über  die  babenbergi sehen  Lehen  in  Streit  gerieth.  Dass  seine 
Herrschaft  in  Steiermark  ein  so  rasches  Ende  nahm,  ist  zum 
Theile  durch  die  Energie  derselben  Herren  von  Wildon  bewirkt 
worden,  die  sich  so  sehr  für  seine  Einsetzung  bemüht  hatten. 
Am  29.  IX.  1273  war  Rudolf  in  Frankfurt  zum  Könige 
gewählt  worden  (Lor.  1,  426  A.  1).  Die  ersten  Regierungsmass- 
regeln des  neugewählten  Königs  zeigten  seinen  ernsten  Willen, 
was  an  Reichsgut  in  den  letzten  Jahren  der  Staufer  und  wäh- 
rend des  Interregnums  in  unrechtmässigen  Besitz  gekommen 
war,  heimzufordem  und  erforderlichen  Falles  mit  Waffengewalt 
wieder  zu  gewinnen.  Ottokar  merkte  wohl,  dass  es  auf  ihn 
abgesehen,  sei,  als  Rudolf,  noch  ehe  ein  Reichstagsbeschluss 
gefasst  wurde,  mit  dessen  Feinden,  Friedrich  von  Walchen, 
Erzbischof  von  Salzburg,  und  mit  den  Bischöfen  von  Regens- 
burg und  Passau  Verbindungen  anknüpfte.  *  Die  Hoffnungen, 
welche  Rudolfs  Wahl  bei  den  Missvergnügten  österreichischen 
nnd  namentlich  den  steierischen  Ministerialen  und  Herren  er- 
weckte, die  Erwartungen,  welche  sich  an  die  neue  Ordnung 
der  Reichsangelegenheiten  knüpften,  mögen  sich  in  einzelnen 
Anzeichen  kund  gegeben  haben  (Lor.  2,  121)  und  veranlassten 
König  Ottokar  zu  einer  Reihe  von  Massregeln  zur  Festigung 
seiner  Herrschaft  für  den  Fall  eines  bewaffneten  Zusammen- 
Btosses  mit  dem  deutschen  Könige ;  so  reiste  er  selbst  im  April 
1274  nach  der  .Steiermark  (Krön.,  Mitth.  22,  103)  und  suchte 
darch  Rechtsentscheidungen  zu  Gunsten  der  Stifter  sich  diese 
zu  sichern;    auch   liess    er   durch    die   damaligen    Lenker   der 


E.-Chr.   97»»  ;  Greg,  Hag.  1081: 

von  Wildonie   herr  Herrant  Hertneyd  (!) 

dem  chanig  antwort  ze  hant  von  Wildon  antwurtt  dem  chnnig 

Eppenstain  Premarsparch  die  vest       Eppenstain  Premerspurg  und 
Gleichenperig  etc.  Gleichenberg  etc. 

Thom.  Ebendorfer  von  Haselbach  II,  731  fährt  nach  der  mit  der 
B.-Chr.  stimmenden  Erzählung  von  der  Gefangennahme  fort:  Nomina 
verum  eomm  captivorum  haec  sunt:  Bemhardus  comes  de  Pfannberg, 
Herdnidns  de  Wildano  (!),  Wulfingus  de  Stubenberg  et  Ulricus  de  Liechten- 
stein. Qui  pro  tuenda  vita  coacti  sunt  castra  sibi  resignare,  ex  quibus 
quaedam  diruta,  quaedam  vero  regi  sunt  confiscata,  postquam  hebdoma- 
dibus  26  carceris  sunt  squalore  macerati  et  in  eis  locis  cruciati. 
1  Lor.  2,  68.  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  111:  Rudolfs  Schutzbrief  für  Friedrich 
von  Salzburg  1274,  20.  IL  Hagenau. 


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250 

Steiermark,  Bernhard  von  Seckau  und  Landschreiber  Konrad, 
eine  Versammlung  aller  hervorragenden  Landesedeln  nach  Göss 
berufen,  27.  VH.  1274  (vgl.  S.  243,  Anm.  3),  um  über  die  all- 
gemeine  Lage  zu  berathen.  An  dieser  Versammlung  nahmen 
aber  auch  alle  jene  theil,  die  Ottokars  Strenge  im  Jahre  1268 
so  schwer  gekränkt  hatte,  so  auch  die  Brüder  Herrand  und 
Hertnid  von  Wildon.  Während  wir  von  R^ierungsmassregeln 
gar  nichts  wissen,  dürfen  wir  wenigstens  vermuthen,  dass  die 
Miss  vergnügten  jenes  Zusammensein  zum  gegenseitigen  Mei- 
nungsaustausche und  zu  Verabredungen  benutzten.  Fast  gleich- 
zeitig mit  dieser  Versammlung  in  Göss  schloss  König  Rudolf 
in  Hagenau  mit  den  oben  erwähnten  Kirchenfürsten  (am  4.  VIII. 
1274)  Verträge,  welche  die  Absicht,  dem  Könige  eine  Partei 
in  den  südöstlichen  Ländern  gegen  Ottokar  zu  schaffen,  nicht 
verkennen  Hessen.  * 

Am  11.  XL  1274  eröffnete  Rudolf  dann  seinen  ersten 
Reichstag  in  Nürnberg,  Hess  am  19.  XL  nach  altem  deutschem 
Rechte  (Krön.  1,  662)  durch  den  Richter  des  Reichs,  den  Pfalz- 
grafen, alle  seit  Kaiser  Friedrichs  II.  Excommunication  (Lyon 
17.  VII.  1245,  Lor.  1,  39)  heimgefallenen  oder  gewaltsam  occu- 
pirten  Reichsgüter  der  Krone  zusprechen,  und  lud  den  König 
von  Böhmen  für  den  28.  I.  1275  nach  Würzburg  vor  den  Stuhl 
des  Pfalzgrafen  (Lor.  2,  75). 

Während  nun  Ottokar,  der  nicht  gewillt  war,  sich  dem 
Könige  der  Deutschen  zu  stellen,  bei  der  päbstlichen  Curie 
Versuche  machte,  von  dieser  einen  günstigen  Rechtsspruch  über 
seine  Differenzen  mit  dem  Reiche  zu  erlangen  (Lor.  2,  79), 
traf  er  auch  Massregeln  in  den  occupirten  Ländern;  in  Oester- 
reich  erschien  er  Ende  1274  mit  bewaffneter  Macht,  willens 
jede  Parteinahme  für  den  deutschen  König  im  Keime  zu  unter- 
drücken (Krön.,  Mitth.  22,  106);  in  Steiermark  setzte  er  den 
Milota  von  Diedic  Anfangs  1275^  als  Hauptmann  ein,  der 
bald  alle  Schlösser  mit  fremdem  Kriegsvolke  besetzte  und  so 
Ottokars  Herrschaft  nur  noch  verhasster  machte  (Lor.  2,  122). 

Bald  nach  dem  Reichstage  von  Nürnberg  hatte  König 
Rudolf  in  einem  Briefe  vom  23.  XL  1274  (Lor.  2,  77),  seine 
Hagenauer  Verbündeten  aufgefordert,  sich  gegen  die  böhmische 


»  Lor.  2,  68.  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  139. 

2  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  119:  127Ö,  25.  I.  Wien. 


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251 

Tyrannei  zu  erheben,  also  wohl  alle  jene  Fragen  aufzuwerfen, 
10  denen  sich  diese  Fürsten  früher  von  dem  übermächtigen 
Böhmenkönige  beeinträchtigt  glaubten,  ohne  doch  den  Muth  zu 
einer  ernstlichen  Gegenvorstellung  zu  haben,  während  im  gegen- 
wäi-tigen  Augenblicke  dieselben  geeignet  schienen,  Ottokars 
Nachgiebigkeit  auf  eine  erwünschte  Probe  zu  stellen.  So  ver- 
stand wohl  auch  Friedrich  von  Walchen  die  Aufforderung:  er 
und  die  übrigen  Anhänger  Rudolfs  in  Oesterreich  und  Steier 
erwarteten  ein  rasches  Vorgehen  des  Königs  und  compromit- 
tirten  sich  soweit,  dass  sie  im  Falle  der  Zögerung  Rudolfs  in 
die  ärgste  Verlegenheit  gerathen  mussten  (Krön.,  Mitth.  22, 
106).  Und  Rudolf  zögerte  in  der  That  noch  geraume  Zeit, 
verlor  aber  seine  Zeit  nicht:  als  Ottokar  zur  Frist  am  Würz- 
burger Tage  nicht  erschien,  belehnte  Rudolf  am  27.  II.  1275 
den  Bruder  des  verstorbenen  Kärnthner  Herzogs,  Philipp,  den 
Exmetropolitan  von  Salzburg  und  Aquileia,  mit  den  erledigten 
Herzogsthümern  Kärnthen,  Krain  und  der  Mark  (Lor.  2,  78) 
und  entfremdete  so  dem  Böhmenkönige  seine  jüngste  Erwer- 
bung ;  ihn  selbst  aber  lud  er  vor  den  für  den  Mai  dieses  Jahres 
ausgeschriebenen  Reichstag  nach  Augsburg.  Ottokar  schickte 
nun  den  Bischof  Bernhard;  während  dieser  eifrige  Anhänger 
der  Böhmenherrschaft  den  Kurfürsten  die  Berechtigung  zur 
Wahl  Rudolfs  heftig  bestritt,  fiel  Ottokars  Hauptmann  Milota 
über  die  salzburgischen  Besitzungen  in  Steiermark  her  und 
verwüstete  dieselben  auf  das  Aergste.  ^  So  wie  der  Salzburger 
Erzbischof,  so  drängten  auch  die  österreichischen  und  steieri- 
schen Herren,  die  Ottokars  schwere  Hand  zu  fühlen  hatten, 
den  König  zu  schleuniger  Intervention;  auf  dem  Reichstage 
erschienen  aus  Oesterreich  der  Herr  von  Wolkersdorf,  aus 
Steiermark  Hertnid  von  Wildon  und  fanden  bei  Rudolf  freund- 
liche  Aufnahme.^      Denn   nachdem   der    Reichstag    die    öster- 

<  Lor.  2,  123.  Krön.,  Mitth.  22,  106. 

2  R.-Chr.  c.  120,  Hauptquelle  für  dieses  Ereigniss  (Lor.  2,  123,  1): 

nu  enwaiz  ich  nicht  waz  man  het  geprawen 

auf  herm  Härlneiden  von   Wildon; 

den  sach  man  vil  gedon 

daz  lant  dacz  Steir  rawben  nnd  rawmen. 

er  voricht  wolt  er  sich  sawmen, 

ez  chaem  leicht  von  im  daz  maer 

als  von  dem  Maerenberigaer. 

Daromb  er  nicht  lenger  peit, 


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252 

reichischen  Lehen  Ottokars  heimforderte  und  vorauszusehen  war, 
dass  Ottokar  sie  nicht  gutwillig  herausgeben  werde,  musste 
jede  Parteibildung  zu  Gunsten  des  Zurückfalles  an  das  Reich 


EU  chunig  Budolfen  er  rait, 

—  der  enphieng  in  halt  wol  — 

waz  ein  man  reden  sol, 

der  umb  hilf  gern  wirbt, 

ich  waen  daz  dez  icht  d&  verdirbt: 

er  riet  nnd  pat  vleizikleich) 

daz  der  chunig  solt  dem  reich 

disew  laut  in  pringen. 
Im  c.  121  berichtet  dann  Otacker:  von  Österreich  drei  herm, 
sach  man  zu  dem  chunig  ehern,  den  von  Wolfgerstorf  und  noch  zw^n.  — 
Jo.  Vict  (Boehm,  Font.  1,  307)  zum  Jahre  1275  (Boehmer  setzt  an  den 
Rand  1276):  Australes  nobilem  virum  de  Wolgersdorf  dirigunt  ad  Ru- 
dolfum,  venit  etiam  Hei-tnidun  de  Wildonia  de  partibus  Stirie  ad  eundem, 
uterque  suorum  contribnlium  et  terre  ang^rium  deplorantes,  regi  inter 
cetera  dicentes:  cur  torpeat  et  oppressis  tarn  crudeliter  per  Ottocarum 
non  succurrat  et  regni  iustitiam  non  requirat.  Rex  collecto  exercitn  cum 
omni  domo  sua  in  Austriam  parat  iter.  Mit  diesem  Berichte  gleich  lautet 
die  erweiterte  Fassung  des  Joann.  Vict.  bei  Pcz  1,  845  (Anon.  Leob.) ; 
vorher  (p.  839)  berichtet  letztere  Quelle  von  des  Prätendenten  Philipp 
Bemühungen,  Kärnthen  zu  gewinnen,  und  knüpft  an  die  Schilderung  der 
Ereignisse  des  Jahres  1273,  doch  so,  dass  auch  Späteres  gleich  angefügt 
und  folglich  das  Jahr  des  einzelnen  Ereignisses  nicht  bestimmt  werden 
kann.  Folgendes  an:  tandem  hie  Philippus  cum  baronibus  Stiriae  domino 
de  Wildonia  et  dorn,  de  Lansse  (Landesere)  et  aliis  regem  Rudolfum 
Romanorum  adierunt,  ipsum  inducentes  ad  hoc,  ut  descenderet  et  duca- 
tum  Austriae  ac  Karinthiae  de  dominio  regis  auferret  Bobemiae.  De- 
scendit  autem  hie  rex  per  Danubium  in  Austriam  et  subjugata  sibi  terra 
Philippum  praedictum  circa  Cremsam  locavit;  ubi  non  diu  vixit  et  in 
Cremsa  praedicatorum  est  sepultus.  Einen  erweiterten  und  abenteuerlich 
gefärbten  Bericht  (Krön.,  Mittb.  22,  107)  bietet  die  Continuatio  Vindo- 
bonensis  zum  Jahre  1275  (Nf.  G.  Scr.  9,  706):  idem  Herdnidut  de  Wil- 
donya  in  Stjria,  Wernhardus  de  Wolfkerstorf  et  Vihofarius  in  Austria 
receptis  occulte  Rudolfi  electi  litteris  et  vana  spe  seducti  regi  Boemie  se 
opposnerunt,  quos  idem  rex  toto  nisu  persequitur  et  obsedit.  Nam  heredes 
ipsorum,  quos  sibl  prius  obsides  dederant,  iubet  machinis  parentibus 
iacere  ante  ora,  quo  viso  parentes  misericordia  moti  sunt,  munitlones 
regi  tradiderunt.  Hertnitus  vero  Wildunier  et  Wernhardus  Wolfkerstorfer 
receptis  suis  heredibus  relictisque  hereditatibus  metas  regis  Boemie  sine 
spe  redeundi  penitus  sunt  expulsi,  alü  vero  sunt  gracie  regis  reconciliati. 
Die  meisten  Züge  sammt  der  Stellung  der  Geiseln  stimmen  zur  R.-  Chr., 
Hertnid,  dessen  Söhne  Richer  1277,  Hertnid  1285,  Ulrich  1290  erscheinen, 
kann  sich  ganz  wohl  in  der  Zahl  der  von  Geinelstellung  betroffenen 
Ministerialen  befunden  haben. 


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253 

Rudolfen  willkommen  sein.  Indessen  verging  noch  ein  Jahr 
bis  zur  Eröffnung  des  Reichskrieges,  eine  Zeit;  die  Rudolf  und 
Ottokar  verschieden  nützten ;  der  Erzbischof  von  Salzburg  sah 
sich  gezwungen,  Ausgleich  mit  Ottokar  zu  suchen,  Ende  Mai 
1275,  *  und  bemühte  sich  dem  deutschen  Könige ,  der  sich 
seinem  mächtigen  Gegner  noch  nicht  gewachsen  fühlte,  Bundes- 
genossen zu  verschaffen;  um  Heinrich  von  Baiern,  Ottokars 
Verbündeten,  auf  des  Königs  Seite  zu  ziehen,  versöhnte  er 
sich  selbst  mit  demselben,  1275,  20.  VII.  (Lor.  2,  91)  und 
dann  1276,  9.  I.  (Lor.  2,  121)  mit  dem  Grafen  Meinhard  von 
Görz;  Verträge  zwischen  den  feindlichen  Brüdern  von  Baiern, 
Ludwig  und  Heinrich,  folgten,  15.  V.  1276  (Lor.  2,  92),  und 
alle  diese  Fürsten  wurden  so  wie  der  Patriarch  von  Aquileia 
in  das  Bündniss  des  Königs  gezogen,  Heirathen  zwischen  den 
Häusern  Habsburg,  Görz  und  Witteisbach  festigten  die  Coali- 
tion  (Lor.  2,  131  ff.).  Noch  ein  Versuch  .wurde  gemacht,  den 
Conflict  zwischen  Rudolf  und  Ottokar  gütlich  beizulegen;  der 
Burggraf  von  Nürnberg  begab  sich  Ende  März  1276  in  Rudolfs 
Auftragt  zu  Ottokar,  aber  vergebens. ^  Jetzt  erst,  und  da 
Rudolf  in  Folge  des  Vertrages  vom  21.  V.  1276  des  Baiern- 
herzoges  Heinrich  sicher  war,  ^  wurde  über  den  widerspen- 
stigen Vasallen  die  Reichsacht  verhängt,  24.  VI.  1276,  und 
Rudolf  brach  mit  seinem  Heere  gegen  die  Donau  auf  (Lor. 
2,  136). 

Weniger  klug  als  Rudolf  hatte  Ottokar  gehandelt  und 
seine  Zeit  genützt:  ,vngevüegen  archwÄn  er  gßn  dem  lantvolch 
gewan  vnd  ouch  hinz  den  herren ;  er  voricht  daz  si  cheren  an 
den  von  Rome  weiten,  er  west  wol  daz  si  dolten  manger  banden 
pein  von  im  vnd  den  sein  dei  haubtleut  hie  warn',  sagt  die 
R.-Chr.  c.  120  und  berichtet  nun  von  Ottokars  verkehrten 
Massregeln,  durch  welche  er  die  Freunde  sich  entfremdete, 
die  Gegner  noch  mehr  erbitterte.  So  legte  er  Besatzungen  in 
alle  festen  Plätze,  Hess  sich  von  allen  Edlen  des  Landes 
Geiseln  stellen  und  bedrohte  jeden  Versuch  eines  Verkehres 
mit  dem  Reichsoberhaupte  mit  den  strengsten  Strafen  (Lor.  2, 
122  und  126).  Unmittelbar  nach  Rudolfs  Kriegserklärung  und 

'  Lor.  2,  124.  Krön.,  Mitth.  22,  107. 

2  Eron.,  Oe.   G.   1,  663   hält  diese   Sendung  aufrecht  gegen    Lor.,   D.  G. 
2,  88,  A.  1. 

3  Lor.  2,  95.  Krön  ,  Oe.  G.  1,  664. 


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254 

während  das  königliche  Hauptquartier  noch  über  den  Plan  des 
Feldzuges,  Einfall  in  Böhmen  durch  Egerland  oder  directen 
Angriff  der  österreichischen  Erblande,  im  Schwanken  war  — 
im  August  stand  Rudolf  noch  in  Nürnberg  (Lor.  2,  140.  142) 
—  begannen  Graf  Meinhard  von  Tirol  und  sein  Bruder  Albert 
von  Görz  den  Krieg,  indem  sie  Kärnthen  und  Erain  insur- 
girten;  die  Steiermark  folgte  nach;  am  19.  IX.  1276  versam- 
melten sich  zahlreiche  Edle  des  Landes  zu  Reun  und  ver- 
pflichteten sich  unter  strengen  Eiden  von  Ottokar  abzufallen 
und  Rudolf  den  Besitz  des  Landes  zu  verschaffen,  s.  S.  243, 
Anm.  4.  Unter  den  Sieglem  der  Urkunde  finden  wir  Herrand 
von  Wildon  aber  nicht  Hertnid,  denn  dieser  war  noch  bei 
König  Rudolf  und  trieb  ihn  zur  Eile.  *  Als  dann  Rudolf  wirk- 
lich aufbrach,  brachte  Hertnid  seinen  Landsleuten  die  tröst- 
liche Versicherung  vom  Anzüge  des  Königs  und  erhob  die 
Fahne  des  Aufruhrs..  Während  Graf  Meinhard  vor  Graz  lag, 
zog  Hertnid  dem  herankommenden  Könige  entgegen.  ^  Neu- 
wildon  fiel  in  Hertnids,  Eppenstein  in  Herrands  Hände,  der 
böhmische  Burggraf  Hermann  entkam  mit  genauer  iToth  ^  — 
und  so  wie  bei  diesen  Burgen  ging  es  auch  anderwärts  (Lor.  2, 
139) ;  während  Rudolf  vor  Wien  lag,  18.  X.  bis  21.  XL  (Lor.  2, 
145),  wurden  die  Böhmen  vollständig  aus  der  Steiermark  ver- 
trieben. Als  Ottokar  am  25.  XL  1276  (Lor.  2,  150)  von  Ru- 
dolf die  Lehen  nahm,  waren  Meinhard  und  die  Steirer  schon 
mit  Rudolf  vereinigt ;  Ottokar  bemerkte,  als  sein  treuer  Bruno 
von  Olmütz  ihm  die  steierischen  Herren  zeigte,  da  Hertnid 
von  Wildon,  den  von  Rudolf  neu  ernannten  Marschall,  zunächst 
dem  Könige  reiten  und  sagte:  ,daz  ist  von  Wildon  her  Hert- 
neid,  der  h&t  hie  mdr  denn  hvndert  man  —  ich  weiz  wol 
daz  er  nie  gewan',  sprach  der  künec  von  Pehaim,  ,d5  ich  was 


*  R.-Chr.  c.  124,  p.  131»  :  nu  was  auch  von  Wildon  cbomen  herr  Hert- 
neyd  von  dem  chanig  in  der  zeit;  der  pracht  die  gewizzen  maer  daz 
der  chvnig  hemider  waer. 

2  a.  a.  O.:  der  Wildonier  zu  dem  chunig  zogt  her  dö  der  graf  vor 
Grez  lag. 

3  a.  a.  O. 

von  Eppenstain  auch  entran  daz  new   Wildon  gewan, 

ain  Pehaim,  hiez  herr  Herman  .  .  .         damit  huob   er  daz  dinc  an. 
p.  131*»:   ftn  swert  und  An  lanzen  sein  prueder  hef-r  Herrant 

wurden  si  vertriben  seit.  chom  für  Eppenstain  gerant. 

Von   Wildon  herr  Hertneid 


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255 

im  gar  gehaim,  in  meinem  dienest  über  dreizic^  dd  was  er  sein 
nicht  vleizic^  ^  Aehnliche  Betrachtungen  konnte  Ottokar  auch 
bei  den  übrigen  steierischen  Herren  anstellen. 

Hartnids  Lohn  für  seine  vielen  Dienste  war  das  Amt  des 
Marschalls  in  Steier,  welches  er  zuerst  in  einer  Urkunde  König 
Rudolfs  von  1277,  18.  II.  bekleidet.  So  lange  Rudolf  in  Oester- 
reich  weilte,  finden  wir  ihn  und  seinen  Bruder  wiederholt  in 
des  Königs  Gefolge ;  an  dem  Kampfe  gegen  König  Ottokar  im 
Jahre  1278,  namentlich,  an  der  Schlacht  bei  Dürnkrut  auf 
dem  Marchfelde  26.  VIII.  (Lor.  2,  231)  hat  er  wahrscheinlich, 
entsprechend  der  regen  Betheiligung  aller  Steirer,  Antheil  ge- 
nommen.    Doch  ist   dies   nicht  bezeugt. 

Der  Reihenfolge  in  der  urkundlichen  Erwähnung  zufolge 
wäre  nun  Leutold  II.,  Ulrichs  I.  zweiter  Sohn,  zu  besprechen, 
aber  die  enge  Verbindung  zwischen  Herrand  und  Hertnid  und 
die  Wichtigkeit  der  Rolle,  welche  beide  Brüder  in  der  Ge- 
schichte ihres  Vaterlandes  spielen,  machen  es  räthlich,  hier 
zunächst  Hertnid  III.  zu  behandeln.  Hertnid  wird  zwar  nir- 
gend Ulrichs  I.  Sohn  genannt,  aber  als  Herrands  II.  Bruder 
ist  er  wiederholt  bezeugt  (S.  242,  Anm.  5,  S.  243,  Anm.  3, 
5,  6,  7  und  S.  244,  Anm.  1). 

Er  erscheint  zum  ersten  Male  1257,  18.  XI.  Reun  mit 
dem  für  diese  Zeit  verdächtigen  Prädicate  ,Marschall  in  Steier' 
und  indem  er  einen  Chunrat  von  Perchach  mit  einem  Hofe  in 
Obdach  belehnt.  2  1262,  1.  V.  dürfen  wir  ihn  wohl  bei  seinem 
Vater  in  Wien  vermuthen  (S.  235,  Anm.  5);  in  der  Geschichte 
der  Gefangennehmung  der  steierischen  Herren  1268  (S.  247, 
Anm.  1)  spielt  er  eine  räthselhafte  Rolle,  indem  er  angeklagt, 
Herrand  aber  festgesetzt  und  seiner  Burgen  beraubt  wird, 
Wildon  war  entweder  damals  gar  nicht  in  Händen  der  Familie, 
oder  Hertnid  wusste  den  Zorn  des  Königs  von  seiner  Person 
und  seinem  Eigen  abzulenken.  Urkundlicher  Erwähnungen  ge- 
meinsam mit  dem  Bruder  Herrand  in  den  Jahren  1270,   1274, 


>  R.-Chr.  c.  126.  Auf  dieser  Stelle  beruht  wohl  die  Notiz  bei  Greg.  Hagen 
(Pez,  Scr.  rer.  austr.  2,  736)  venit  Ottocarus  Neuburgam  ad  Utu8,  in  quo 
dum  vidisset  Stirienses  Rudolfum  tota  mente  sequentes,  regem  paenituit 
eomm,  quae  in  eos  plurimnm  perperam  gesserat. 

*  Jo.  Arch.  C.  761.  Hertnid  nennt  sich  erst  von  1277  angefangen  Marschall 
und  gebraucht  auch  das  Marschallssiegel  nur  zwischen  1278  — 1301. 
Beck-W.  in  C.-Comra.  1872,  p.  CCXV. 


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256 

1277;  1278  ist  schon  oben  gedacht  worden.  An  den  Kämpfen 
der  Jahre  1275  und  1276  nahm  er  hervorragenden  Antheil; 
sein  Lohn  war  das  Marschaliamt,  das  er  zuerst  1277,  18.  II. 
Wien,  bekleidet  (S.  243,  Anm.  6). 

Ausserdem  erscheint  er  noch  in  folgenden  Urkunden: 
1273,  3.  XII.  Graz,  unterschreibt  er  eine  Urkunde  des  Bischofs 
Bernhard  von  Seckau  und  des  Landschreibers  Konrad  für 
Hospital  Cerewald.  *  Während  seiner  Anwesenheit  an  König 
Rudolfs  Hoflager  in  Wien  1277,  welche  von  Anfang  Februar 
bis  Anfang  September  gedauert  zu  haben  scheint,  ^  hatte  er 
auch  einige  Ungerechtigkeiten,  die  er  sich  zu  schulden  kommen 
lassen  —  er  war  ein  rauher ,  streitsüchtiger  Mann ,  mit  dem 
eigenen  Bruder  mussten  ihn  Schiedsrichter  vergleichen,  1278, 
12.  IL  Wildon  (S.  245,  Anm.  1),  —  zu  sühnen;  so  hatte  er 
Seckauische  Güter  in  Eisengor  und  Ertzwald  angesprochen, 
Probst  Ortolf  aber  an  ein  Gericht  appellirt;  dieses  fand  in 
Wien  unter  Vorsitz  des  Landrichters  Otto  von  Haslau  statt, 
1277  ohne  Datum,  und  die  darüber  ausgestellte  Urkunde 
wurde  in  Gegenwart  von  König  Rudolf  bestätigt  ;3  darauf  an- 
erkannte Hertnid  in  einer  Urkunde  von  1277,  23.  VUI.  Wien, 
den  gegen  ihn   gefüllten    Rechtsspruch  ^  und  versicherte  nach 


1  Jo.  Arch.  Or.  1000*:  1273,  3.  XII.  Graz.  ü.  d.  Z.  nach  zahlreichen  Geist- 
lichen dominus  Hertnidos  de  Wildonia,  dominus  Ortolfus  de  Triwenstein 
ministeriales ,  domini  Albertus  et  Otto   de  Hornecke  fratres  milites  .  .  . 

3  Die  erste  Wiener  Urkunde  1277,  9.  II.  s.  S.  243,  Anm.  5;  die  letzte 
ist  datirt  1277,  30.  VIII.  König  Rudolf  bestätigt  die  Privilegien  von 
Kloster  Victring.  IT.  d.  Z  .  .  .  comites,  de  Wildonia  marescalcus 

Stirie,  Leutoldus  de  Cuenringen  et  alii  .  .  ,  Jo.  Arch.  C.  1096.  Die  Lücke 
ist  durch  Hertnidus  auszufüllen. 

3  Jo.  Arch.  C.  165:  1277  .  .  .  (August;  Wien.  Otto  de  Haslawe  iudex 
provincialis  Austrie  fertigt  den  Urtheilssprnch  im  Streite  zwischen  Probst 
Ortolf  von  Seckau  und  Hertnid  von  Wildon  um  ein  praedium  in  Ertz- 
wald nächst  Waldstein  de  communi  sententia  nobiliura  multorum.  Otto 
von  Haslau  sagt  freilich  in  der  Urkunde,  die  aus  dem  Seckauer  Copial- 
buch  des  14.  Jahrhunderts  (Jo.  Arch.  Cod.  334,  Fol.  105^ )  stammt,  dass 
er  vice  regis  Bohemorum  den  Vorsitz  im  placitum  generale  geführt,  aber 
das  folgende  Originale  des  H.-H.-8t.-A.  (1277,  23.  VIII.  Wien)  bezieht 
sich  ausdrücklich  auf  ein  Gericht  in  Wien  unter  Vorsitz  König  Rudolfs: 
coram  serenissimo  domino  nostro  Rege  Romanorum  Wienne  in  placito 
generali  per  sententiam  diuersorum  nobilium. 

*  1277,  23.  VIII.  Wien.  Hertnid  von  WUdon,  Marschall  in  Steyer.  U.  d. 
Z.  dominus  Albertus  et  dom.  Otto  fratres  de  horneck  .  .  H.-H.-St.-Ä. 


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257 

seiner  Rückkehr  nach  Steiermark  mittelst  Urkunde  vom  11.  XII. 
1277,  Graz,  dass  er  seine  wirklichen  oder  vermeinten  Erban* 
Sprüche  auf  die  genannten  Güter  gegen  Entschädigung  von 
fünfzig  Mark  und  mit  seines  Sohnes  Richer  Einwilligung  auf- 
gegeben habe,  sowie  das  Stift  gegen  Ansprüche  seines  Bruders 
Herrand,  der  Söhne  seines  veratorbenen  Bruders  Leutold  von 
Diemstein  und  des  Schenken  Ulrich  von  Ramstein  vertheidigen 
wolle.»  Noch  vorher,  am  1.  XII.  1277,  Graz,  hatte  er  sich 
auf  König  Rudolfs  Befehl  mit  dem  Erzbischof  Friedrich  von 
Salzburg  ausgeglichen  wegen  Schäden,  die  er  dem  Vicedom 
desselben  angethan;  dagegen  bedingt  sich  Hertnid,  dass  der 
Erzbischof  seinem  Ministerialen  Eckard  von  Tann  nicht  helfe 
in  einem  Streite  um  Güter  in  der  ,Selicli'  (Anhang  1).  1278, 
11.  IV.,  Leibniz,  tritt  er  dem  Bischöfe  Bernhard  von  Seckau 
eine  angefangene  Burg  in  ,Sebach'  und  Eigengüter  in  ,8warza^ 
und  jWeytratsvelde'  ab  und  nimmt  sie  von  ihm  zu  Lehen.* 
Das  zweite  der  von  König  Rudolf  der  Stadt  Wien  verliehenen 
vielbestrittenen  Privilegien,  die  Bestätigung  der  Freiheitsbriefe 
Kaiser  Friedrichs  II.  von  1237  und  1247,  vom  24.  VI.  1278, 
Wien,  trägt  gleichfalls  Hertnids  Unterschrift  (s.  S.  245,  Anm.  2). 
1279,  2.  X.,  Graz,  bezeugt  er  eine  Urkunde  König  Rudolfs  für 
S.  Paul  und  den  Grafen  Heinrich  von  Pfannberg.  ^  1281,  4.  I., 


»  F.  R.  A.  II.  1,  188  N.  17:  1277,  11.  XII.,  Graz.  Hertnidus  de  Wildonia, 
marescalcns  Stiriae.  Das  ,ms  hereditarium ,  quod  in  ipsis  bonis  nobis 
conpetiit  vel  competere  videbatur*,  beziebt  sich  wohl  auf  die  Eppen- 
steinische  Erbschaft.  Die  für  die  Familienbeziehnngen  wichtige  Stelle 
lantet:  ,et  si  frater  noster  Herraiidus  de  Wildonia  vel  sni  heredes,  sine 
filii  fratris  nostri  Livtoldi  de  Tjerenstain  hone  memorie  ant  Vlricus  pin- 
cerna  de  Ramenstain  vel  coheredes  nostri  alii  .  .  .  onquam  impetiuerint 
super  bonis  predictis  prepositum,  .  .  .  nos  eosdem  tenebimur  liberare  . .  . 
et  illesos  servare  penitus  et  indempnes.  Pur  die  übemomnieuen  Ver- 
pflichtungen, eventnell  6  Mausen  bei  Waldstain  oder  die  50  Mark  Silber 
zu  geben,  stellt  H.  als  Bürgen  den  Bischof  Bernhard  von  Seckau,  domi- 
nos  milites  Albertnm  et  Ottonem  fratres  de  Horneck,  Yolchmarum  ci^em 
de  Gretz,  Ylrichum  Wacherzcil. 

2  D.  St  1,  340  Eccl.  öö:  1278,  11.  IV.,  Leibniz.  Hertnidus  de  Wildonia 
marschaicus  Styriae.  Vgl.  dazu  Jo.  Arch.  C.  1291  (ohne  Quelle):  Lew- 
poldns episc.  Seccouiensis  ao  dni  mcclxxxvj  (1286)  multa  .  .  .  superad- 
iecit  ecclesie  que  sibi  concessa  sunt  per  dorn.  Hertnyduin  de  Wildonia 
marschalcum  Stirie  et  edam  data  sunt  .  .  . 

3  U.-B.  S.  Paul  169,  129:  1279,  2.  X.  Graz.  U.  d.  Z  .  .  .  Hertnidus  de 
Wildonia. 

ArchiT.  Bd.  LIX.    I.  Hälfte.  17 


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258 

Leibniz,  schliesst  er  mit  dem  Erzstifte  Salzburg  einen  Vertrag 
über  die  Theilung  der  Kinder  aus  der  Ehe  zwischen  einem 
Eigenmanne  des  Stiftes,  Ulrich  genannt  von  Raechentz,  und 
seiner  Leibeigenen  Gertrudis.  *  Am  2.  IV.,  Graz,  dess.  Jahres 
bezeugt  er  einen  Vergleich  zwischen  Hartnid  von  Leibnitz  und 
dem  Abte  Heinrich  von  Admont.2  1282,  22.  VIIL,  Wien,  be- 
zeugt er  mit  anderen  Edlen,  darunter  Ortolf  von  Trewenstein 
und  Ulrich  von  Wildon,  Truchsess  in  Steier,  eine  testamen- 
tarische Schenkung  Heinrichs  von  Erenvels  an  Spital  am 
Pyrn.  5  1284,  11.  H.,  Brück  an  der  Mur,  bezeugt  er  eine 
Urkunde  Herzog  Albrechts  I.,  wodurch  derselbe  einen  Kauf 
zwischen  Heinrich  von  Admont  und  Ulrich  I.,  sowie  dessen 
Enkeln  Ulrich  II.  und  fterrand  III,  bestätigt  (vgl.S.  239,  Anm.  3 
und  S.  276,  Anm.  3).  1285,  23.  I.,  gestattet  er  seinem  Schaffher 
Gerung  von  S.  Margarethen  einen  Hof  zu  Nivendorf  dem 
Kloster  Stainz  zu  schenken  worauf  Letzterer  ihn  vom  Stifte  zu 
liehen  nimmt.  ^  Am  5.  VII.  dess.  Jahres  schenkt  er  im  Ein- 
verständnisse mit  seinen  Söhnen  Hertnid  und  Richer  seinen 
Diener  Lupus  von  Voitsberg  an  Admont  zum  Zwecke  einer 
Heirat.^  Am  22.  XI.  dieses  Jahres  gestattet  er  die  Heirat 
eines    Seckauischen    Officialen    mit    seiner    Hörigen    Gertrud, 

»  H.-H.-St.-A.,  Or.  1281,  4,  I.  Leibniz:  ego  Hertnidus  de  Wildonia  mar- 
schalcufl  Styriae  .  .  .  promitto  vice  propria  et  heredam  meorum,  quod 
pneri  utrlusque  aexus  .  .  .  aeqnaliter  diyidantnr.  Das  Sigillfragm.  mit 
dem  Panther  stimmt  zu  Beck-W.  F.  8. 

2  W.,  Adm.  2,  393:  1281,  2.  IV.,  Graz.  Z.  dorn.  Ottone  de  Lihtenstain, 
dorn.  Hartnido  de  Wildonia  .... 

»  U.-B.  O.-Oest.  3,  560,  600:  1282,  22.  VIÜ.,  Wien.  Hertnidus  de  Wil- 
donia, marschalcus  Styrie,  .  .  .  Ortolfns  de  Trewenstaiu  et  Ulricus  de 
WUdonia  dapifer  Styrie  etc. 

*  Jo.  Arch.  C.  1263  :  1285,  23.  I.,  Stainz.  Gerungus  de  Sancta  Margareta, 
dispensator  domini  Hertnidi  de  Wildonia  .  .  tradidit  mansum  unum 
situm  in  villa  Niwendorff,  quem  a  WtSlfelino  de  Y&l  emit  et  conparavit 
praesente  annuente  et  fauente  dicto  domino  suo  Hertnido  de  Wildonia  .  .  . 
•Testes  dorn.  Hertnidus  de  Wildonia,  dorn.  Marquardus  de  Herbikesdorff, 
dom.  Otto  et  dom.  Fridericus  de  Homeke  milites,  Vlricus  de  Zeinzelius- 
dorff,  Henricus  Stens,  Waltherus  de  Pergern,  Ulricus  de  Gribingen, 
Henricus  et  Albertus  fratres  de  Rassowe  etc.  Diese  Schenkung  wurde 
1287,  3.  I.,  Graz,  von  Bischof  Leopold  von  Seckau  bestätigt  unter  Siege- 
lung von  Gerungus  de  Sancta  Margareta  und  Hertnidus  de  Wildonia. 
Jo.  Arch.  Or.  1292. 

^  W.,  Adm.  2,  416,  N.  283:  Haertneid  von  Wildonia  und  seine  Söhne 
Richer  und  Haertnid  etc. 


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259 

Tochter  des  Ernst  von  Mauterndorf  (Anhang  2),  und  trifft 
genaue  Bestimmungen  über  die  Kindertheilung.  1286^  1.  IL, 
überlädst  er  dem  Seifried  von  Kranichsberg  das  Gericht  in 
Rntzendorf  (Anhang  3).  1287,  16.  VI.,  Weng,  verzichtet  er 
auf  aogemasste  admontische  Güter  und  auf  die  Vogtei  in  den- 
selben. *  1288,  22.  IL,  Judenburg,  bezeugt  er  mit  seinem  Neffen 
Herrand  von  Wildon  eine  Urkunde  der  Brüder  von  Stuben- 
berg. 2  1290,  28.  IV.,  S.  Georgen  an  der  Stiefing,  trifft  er  mit 
Bischof  Leopold  von  Seckau  einen  Ausgleich  über  den  Besitz 
von  Eigenleuten,  welche  ,ex  donatione  patrui  mei  dom.  Leu- 
toldi  de  Chunringe'  von  Bischof  von  Seckau  in  Anspruch  ge- 
nommen wurden.  Somit  verzichtet  Hertnid  auf  Ansprüche, 
die  er  auf  Schenkungen  Leutolds  aus  seiner  mütterlichen  Erb- 
schaft in  districtu  et  dominio  Wildoniensi  vom  23.  V.  1287, 
Wien,  (S.  230,  Anm.  2),  zu  erheben  sich  berechtigt  wähnte; 
Hertnid  erhält  benannte  Eigenleute,  verzichtet  dagegen  auf 
die  gleichfalls  streitige  Vogtei  über  S.  Georgen  an  der  Stiefing 
mit  Ausnahme  der  Gerichtsbarkeit  über  Leben  und  Tod.  Die 
Cession  Hertnids  ist  bestätigt  von  seiner  Gemahlin  Agnes, 
allen  seinen  Söhnen,  Richer,  Hertnid,  Ulrich  und  seiner  Tochter 
(Elisabeth).  *  1290  unterschreibt  er  eine  Stubenbergische  Schen- 
kung an  Admont ;  *  in  demselben  Jahre  stiftet  er  sich  durch 
Schenkung    einer  tausend   Käse   liefernden  Schwaige  auf  der 


»  W.,  Adm.  2,  419,  N.  287:  1287,  16.  VI.,  Weng.  Hertnid  von  Wildonia, 
Marschall  in  Steier. 

2  Jo.  Arch.  C.  1330 :  1288,  22.  II.,  Judenburg.  Ulrich,  Friedrich,  Heinrich 
von  Stnbenberch  cum  manibus  uxorum  nostrarnm  liberorumque  mei 
Ulrid,  qni  Bolus  inter  fratres  meos  tantummodo  heredes  tnnc  temporis 
procrearam,  vericaufen.  U.  d.  Z  .  .  .  dom.  Otto  de  Liehtenstein,  dorn. 
HertniduB  et  Herrandus  de  Wildonj  .  .  .  Wenn  die  Bruder  erschienen, 
pflegte  Herrand  voranxustehen. 

3  D.  St  1,  343  Episc  60:  1290,  28.  IV.  S.  Georgen  an  der  Stiefing. 
Hertoidiis  de  Wildonia  marschalcus  Styrie  .  .  qni  (episcopns)  michi  de- 
sigoauit  et  donauit  tres  personas  de  pueris  Heinrici  de  Auraharo,  yide- 
licet  Rudolfom  seniorem  fiUum  suum  et  vxorem  Jacobi  de  Dyerenstain 
Chynigundim  nomine  cum  duobus  pueris  suis  et  sororem  [et]  Alheydim 
et  matrem  Sybotonis  de  Awe  prope  Wildoniam  Eljsabeth  nomine  et 
quatuor  filios  Hertwici  quondam  de  Marchpach  .  .  .  consensu  uxoris  meae 
Agnetis  et  omnium  pueromm  meorum  Richeri  Hertnidi  Ulrici   et  filiae* 

*  W.,  Adm.  2,  430,  N.  299.  Die  drei  Stubenbergischen  Brüder  wie  oben, 
Anm.  2.    U.  d.  Z  .  .  .  Otto  von  Liechtenstein,  Hertnid  von  Wildon  .  .  • 

17* 


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260 

Alpe  Gosarnich;  mit  Zustimmung  seiner  Söhne  Richer,  Hertnid 
und  Ulrich  eine  Grabstätte  in  Reun  (Anhang  6).  ^ 

Aber  noch  dachte  der  alte  Marschall  nicht  ernstlich  an 
das  Sterben;  vielmehr  spielt  er  in  dem  Aufstande  der  steieri- 
schen Herren  gegen  Herzog  Albrecht  I.  vom  Jahre  1292  eine 
hervorragende  Rolle. 

Durch  die  Belehnung  am  Augsburger  Reichstage  von 
1282,  27.  XII.,  war  Albrecht,  König  Rudolfs  I.  Sohn,  Herzog 
von  Oesterreich  und  Steier  geworden.  Schon  zu  Lebzeiten 
seines  Vaters  hatte  er  mit  widerspenstigen  Elementen,  so 
namentlich  mit  der  ihre  Reichsunmittelbarkeit  betonenden  Stadt 
Wien  zu  kämpfen.  Die  Schwierigkeiten  mehrten  sich,  als 
Rudolf  I.  starb,  1291,  15.  VII.,  ohne  in  Betreff  der  Nachfolge 
seines  Sohnes  im  Reiche  bindende  Zusagen  erhalten  zu  haben, 

Albrecht  besass  in  dem  energischen  Abte  Heinrich  von 
Admont,  seit  1279  Landschreiber,  seit  1284  auch  Landeshaupt- 
mann von  Steiermark  (Krön.,  Oe.  G.  2,  11),  eine  wichtige 
Stütze,  theilte  aber  nur  zu  bald  auch  den  Hass,  den  Kirchen- 
fUrsten  und  Adel  auf  den  Abt  warfen.  Dass  Albrecht  die 
Landesprivilegien  nicht  bestätigte  und  sich  viel  mit  Ausländern, 
Schwaben,  so  namentlich  mit  den  Herren  von  Wallsee  und 
Hermann  von  Landenberg  umgab,    vermehrte  die  Erbitterung. 

Anfang  1291  waren  zwar  die  Steirer  dem  Herzoge  noch 
unbedingt  ei^eben;  als  er  sich  zum  Streite  mit  Andreas  III. 
von  Ungarn  rüstete,  um  die  ihm  durch  Belehnung  König  Ru- 
dolfs zu  Erfurt  1290,  31.  VIII.,  gewordenen  Ansprüche  auf  die 
erledigte  ungarische  Krone  durchzusetzen  oder  doch  den  Be- 
sitz der  Grenzcomitate  sich  zu  erhalten,  ^  entsprach  Hertnid 
von  Wildon  an  der  Spitze  der  steierischen  Herren  dem  Auf- 
rufe des  Herzogs,  mit  einem  namhaften  Aufgebote  ^  und  auch 


*  Nach  dieser  Stiftung  nnd  nach  den  zahlreichen  Erwähnungen  von  Wil- 
donern  im  Necrol.  Rnnense  dürfen  wir  sein  Grabmal  in  Renn  suchen. 
Das  Todesjahr  wird  sich  nach  Anhang  22  und  S.  281,  Anm.  1  zwischen  1302, 
2.  XII.,  und  1305,  2.  IX.,  feststellen  lassen;  über  den  Todestag  geben 
die  dürftigen  Auszüge  aus  zwei  Renner  Necrol.  von  1390  und  1422  in 
D.  St.  2,  333 — 362,  welche  vier  Mal  den  Namen  Hertnidus  de  Wildonia 
aufweisen  (10,  L;  16.  I.;  10.  IV.;  12.  VIT.),  keine  Sicherheit. 

*  Lor.  2,  498.  Krön.  2,  8. 

3  R.-Chr.  c.  395.  Herzog  Albrecht  spricht:   ,ir  herren  von   Steir   secht 
wie  ir   mir  helfen    weit*       ,Herr  auf  mich  zeit      beraiter  lewt  sechzic 
man*       sprach  her  Haertneid  san      der  Wüdonaer. 


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261 

bei  den  Verhandlungen,  welche  dem  Frieden  von  1291,  28.  VIII. 
(Lor.  2,  500  Anm.),  vorhergingen,  diente  er  so  wie  Otto  von 
Liechtenstein  dem  Herzoge  (R.-Chr.  c.  399). » 

Erst  bei  Gelegenheit  der  Fehde  zwischen  Herzog  Albrecht 
und  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  Konrad  von  Fohnsdorf, 
kam  der  Groll  zum  Ausbruche.  Albrecht  befand  sich  im  Spät- 
herbste 1291  (6.  X.  bis  20.  XL,  Krön.  2,  13)  in  Graz;  da 
verlangten  die  steierischen  Herren,  geführt  von  Bischof  Leopold 
von  Seckau,  die  Bestätigung  ihrer  Landhandfesten.  Den  ener- 
gischen Forderungen  der  Missvergnügten  gegenüber  schlugen 
die  schwäbischen  Berather  des  Herzogs  Nachgebigkeit ,  der 
Abt  von  Admont  aber  Festigkeit  vor,  und  des  Letzteren  Rath 
drang  durch.  Hierauf  kündeten  die  Steirer  in  aller  Form  dem 
Herzoge  den  Gehorsam  und  sahen  sich  nach  Bundesgenossen 
sowie  nach  einem  neuen  Herzoge  um.  Erzbischof  Konrad,  der 
gewitzigt  durch  harte  Verluste  sich  eben  zur  Reise  nach  Wien 
rüstete,  um  sich  mit  Herzog  Albrecht  auszugleichen,^  wurde 
von  den  Abgesandten  des  Grazer  Landtages  eingeholt  und  ge- 
beten, zu  weiteren  Verhandlungen  nach  seiner  obersteierischen 
Stadt  Friesach  zu  kommen.  Bischof  Leopold  übernahm  die 
Verhandlung,  starb  aber  auf  der  Reise  in  Judenburg,  1291, 
16.  Xn.  (Krön.  2,  14).  Hierauf  reiste  Erzbischof  Konrad, 
nachdem  er  seinen  Suffragan  bestattet  hatte,  nach  Leibniz  und 
traf  dort  mit  den  Vertretern  des  aufständischen  Adels,  Friedrich 
von  Stubenberg,  Graf  Ulrich  von  Pfannbei^  und  Hertnid  von 
Wildon,  so  wie  mit  Graf  Ulrich  von  Heunburg  zusammen 
(R.-Chr.  c.  494).^  Hier  wurden  Verträge  geschlossen,  den  Erz- 

*  In  der  sechzehn  Manu  zählenden  Qesandtschaft,  welche  Herzog^  Albrecht 
an  den  König  von  Ungarn  schickte  (R.-Chr.  c.  399,  p.  SSI**),  befand  sich 
anch  »Hartnaid  der  Wildonaer^  Die  Hauptführer  der  folgenden  Bewe- 
gung, Friedrich  und  Heinrich  von  Stubenberg,  Hertnid  von  Wildon,  die 
Berather  des  Herzogs^  Heinrich  von  Admont,  Hermann  von  Landenberg, 
Eberhard  von  Wallsee  und  die  treuen  Anhänger  des  Landesfursten, 
(Otto)  der  Alte  von  Liechtenstein,  Hartneid  und  Leutold  von  Stadeck, 
finden  sich  in  dieser  Gesandtschaft  vereinigt. 

^  Lor.,  D.  G.  2,  590  A.  2  polemisirt  gegen  diese  Nachricht  des  R.-Chr., 
Krön.,  Oe.  G.  2,  14  hält  die  Behauptung,  dass  Erzbischof  Konrad  in 
Wien  seinen  Frieden  mit  dem  Herzogfe  machen  wollte,  aufrecht. 

3  R.-Chr.  c.  494: 
ez  chömen  in  kurzen  tagen  von  Pfannberig  graf  Ulreich 

mit  hochvertigen  siten  und  von  Stubenberig  her  fVidreich; 

zA  dem  pischolf  geriten  auch  kom  dar  an  der  zeit 


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262 

bischof  nicht  zu  verlassen,  bis  der  salzburgischen  Kirche  alles 
ihr  geraubte  Gut  zurückgestellt  wäre,  ferner  einen  Sohn  des 
Grafen  von  Heunburg  und  der  Agnes,  Witwe  Herzog  Ulrichs 
von  Eärnthen  und  Tochter  aus  der  Ehe  der  Babenbergerin 
Gertrud  mit  Graf  Hermann  von  Baden,  statt  Albrechts  zum 
Herzoge  in  Steiermark  zu  machen  (R.-Chr.  c.  495). 

Nach  dem  Reimchronisten  Otacker,  der  Hauptquelle  für 
diese  ganze  Geschichte,  haben  die  steierischen  Herren,  nament- 
lich bei  dem  letzteren  Schritte  nicht  lauter  reine  Motive  ge- 
leitet, sondern  manche  liessen  sich  durch  den  Hinblick  auf 
Ulrichs  von  Heunburg  Reichthum  und  seine  ,Milde'  bei  dem 
Antrage  leiten.  So  war  namentlich  Hertnid  von  Wildon  durch 
seine  sinnlose  Verschwendung  so  herunter  gekommen,  dass  er 
um  jeden  Preis  Geld  brauchte  *  und  bald  auch  Ueberschrei- 
tungen  des  Vertrages  sich  zu  Schulden  kommen  liess. 

Der  Erzbischof  gewann  dann  auch  noch  den  Herzog  Otto 
von  Baiern  für  die  Sache  der  Aufständischen.  Am  1.  I.  1292 
traten  die  missvergnügten  Steirer  mit  Erzbischof  Konrad  und 
Graf  Ulrich  zu  Landsberg  zusammen  und  verbanden  sich  zum 
Schutze  der  Handfesten  und  Freiheiten  des  Landes,  so  wie 
zum  Schirme  von  Salzburg;  diese  Urkunde  unterzeichnete 
Hertnid  für  sich  und  seinen  Vetter  Herrand.  ^ 

von   Wüdonie  her  Haertneü]  die  sich  noch  an  den  sachen 

den  drein  warn  undert4n  nicht  torsten  herviir  gemachen 

etleich  der  klain  dienstman,  noch  offenleich  enpoern. 

Greg.  Hagen  (Pez,  Scr.  I,  1118  nach  der  R.-Chr.):  gen  Leibniz 
chomen  zuo  dem  von  Salczburg  graflF  UUreich  von  Pfannberg,  herr 
Friedreich  von  Stubenberg,  herr  Hartneid  von  Wildoni;  den  auch  die 
andern  land  lewt  iren  gewalt  gaben  mit  dem  von  Salczburg  zu  taedingen  . . 
Thomas,  Ebend.  (Pez  H.  752)  .  .  ibi  per  nuntios  Styrieuses  comitem 
Uhicum  de  Pfannberg,  Friedericnm  de  Stubenberg,  Hertnidum  de  Wildon 
aliorum  suffultos  mandato  firmatis  pactis,  quod  ipsi  episcopo  non  deficerent, 
nee  aliquam  concordiam  inirent  cum  dnce  Austrie,  donec  sibi  omnes  in- 
iuriae  et  damna  resarcirentur  ab  eodem.  Das  dem  Satze  fehlende  Verb 
steckt  wohl  in  ,per*. 
J  R.-Chr.  C.  496: 

ez  het  so  tumben  muot  von  Frankreich  des  chvnigs  hört, 

von   Witdonie  her  Haertneity  er  waer  von  im  zestort 

het  er  gehabt  zu  der  zeit,  und  pald  verzert. 

2  Jo.  Arch.  C.  1394»,  1292, 1.  I.,  Landsberg.  ,Heinrich  von  Wildan  für  mich 
vnd  für  Herrand  meinen  vettern^  heisst  es  in  v.  Stadls  Abschrift,  aber 
schon  LuBch.,  Beitr.  9,  148,  Anm.  7ö  und  Beck-W.  in  C.-Comm.  1872, 
p.  CCXIV»^  schreiben  ,Hertneid*. 


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263 

Während  nun  Ei-zbischof  Konrad  und  Herzog  Otto  sich 
zum  Kampfe  rüsteten,  griff  Hertnid  von  Wildon  des  Herzogs 
Besitz  eigenmächtig  an,  zunächst  die  uns  aus  Ottokars  Zeit 
schon  bekannte  Kammerveste  Neu- Wildon;  diese  hatte  nach 
der  R.-Chr.  c.  497  Herzog  Albrecht  dem  Bischof  Leopold  von 
Seckau  verliehen  und  dieser  liess  sie  durch  einen  Burggrafen 
verwalten. «     Nach  des  Bischofs  Tode,  1291,  16.  XII.,  Juden- 


^  Die  Erzählung  der  R.-Chr.   c.  497  ist  hier  etwas   unklar:    es  wird  be- 
richtet, wie  Herzog  Otto  von  Baiem  mit  Erzbischof  Konrad  verhandelt 
und  dieser  jenem  Vertragsbriefe  der  steierischen  Herren  anträgt: 
do  wurden  poten  uÄch  gesant  zuo  etleiohen  dieastherrn; 

her  ze  Steir  in  das  lant  die  teten  ez  vil  gern. 

Die    folgenden    zwei    Erzählungen,    wie    Hertnid    Schloss   Neu- 
wildon  überfällt  und   den   herzoglichen   Burggrafen  von  Graz,    Wulfing 
von  Hannan,  bedrängt,  sollen  dann   erklären,    warum  Hertnid  so  bereit- 
willig auf  die  Forderungen  des  Baiemhersogs  eingeht: 
do  er  sich  sus  bort  paten  daz  er  wurd    erlost    (doch    wohl 

und  er  darnach  vernam  Hertnid?) 

die  potschaft,  die  im  kom  von  der  vo rieht  seiner  schulden, 

von  der  Pair  herren,  die  er  must  dulden 

do  begunde   sich   sein   vrewde  von  dem  herczog^n  von  Osterreich. 

mdren:  her  Haertneid  gewisleioh 

wez  herezog  Ott  ains  gert,  dem  von  Pairu  enp6t 

dez  ward  er  zwair  gewert  daz  er  sich  dhainer  slaht  n6t 

auf  den  geding  und  tröst,  dez  gevertes  irren  liez. 

Die  Erzählung  von  der  Einnahme  von  Neuwildon  s.  auch  bei 
HM8.  4,  298,  1.  Greg.  Hagen  (Fez,  Scr.  I.  1118)  schreibt  wieder  die 
R.-Chr.  aus:  nu  hett  der  herezog  von  Oesterreich  bischoif  Lewpolten  von 
Seckaw  gen  Wildoni  behauset  auf  daz  Newhaus.  Do  er  starb,  do  fieng 
her  Hertneid  von  Wildon  den  burggraffen  und  gewan  daz  haus  an  dem 
Herczogen  und  graif  an  der  stet  daz  land  an  mit  rawbe.  vgl.  dazu  R.-Chr. 
c.  497,  p.  484**  wann  man  noch  holden  dem  pischolf  Lewpolden  etc. 

Greg.  Hagen  a.  a.  O.  do  der  Stubenberger  saeh  daz  her  Hertneid 
von  Wildoni  den  von  Oesterreich  an  widersag  hett  angriffen;  der  strafft 
in  vast  darnmb  .  .  .  Vgl.  R.-Chr.  c.  497,  p.  485*  do  der  Stubenberiger 
ersach  daz  der  Haertneid  zeprach  etc. 

Thomas  Ebendorf  (Fez,  Scr.  II.,  753)  übersetzt  den  Greg.  Hagen 
oft  wörtlich,  nur  lässt  er  gedankenlose  Zusätze  desselben  aus.  So  z.  B, 
unterbricht  Greg.  Hagen  die  Darstellung  in  beiden  eben  angeführten 
Stellen  durch  den  Einschub:  ,auf  der  burgk  zu  Grecz  sazz  ain  ritter 
Wülfing  von  Hannaw  der  getrewleich  mainet  dem  herczogen  von  Oester- . 
rneh*,  nach  R.-Chr.  497  auf  der  purkch  ze  Graecz  saz  ein  ritter  .  .  . 
von  Hannaw  her  Wulfing  etc.  Ebendorfer,  der  mit  dem  blossen  Namen 
nichts  zu  machen  wusste,  verschweigt  einfach  den  Satz ;  nachdem  er  von 
Erzbischof  Konrads  Abreise  von  Leibniz  erzählt  hat,  föhrt  er  fort :  quibus 


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264 

bürg,  griff  nun  Hertnid  das  Keuhaus  an,  ting  den  Burggrafen 
und  zwang  ihn  zur  Uebergabe  der  Veste;  von  da  aus  brand- 
schatzte er  alle  Anhänger  des  Herzogs.  Da  aber  die  aufstän- 
dischen Herren  bei  ihrer  Absage  dem  Herzoge  Schutz  seines 
Leibes  und  Eigenthumes  zugesichert  hatten,  so  stellte  Friedrich 
von  Stubenberg,  einer  der  eifrigsten  Führer  des  Aufstandes, 
Hertniden  zur  Rede,  worauf  dieser  ihm  entgegnete:  ,Ich  bin 
nicht  so  reich  daz  ich  gegen  dem  herczogen  in  höchvart 
mag  gepägen  von  mein  selbes  guote'  (R.-Chr.  c.  497),  worauf 
auch  Stubenberg  seine  Bedenklichkeiten  aufgab. 

Inzwischen  hatte  der  formliche  Krieg  gegen  Herzog  Al- 
brecht schon  begonnen;  er  war  eröffnet  worden  durch  den 
gemeinsamen  Einfall  des  Erzbischofs  Konrad  und  des  Herzogs 
Otto  von  Baiern,  welche  vom  Ensthal  her  Admont  und  Leoben 
einnahmen,  *  sich  mit  den  Aufständischen  vereinigten  und  dann 
Brück  belagerten.  Zu  Leoben  fand  sich  Hertnid  nicht  selbst 
ein,  sondern  sandte  seinen  gleichnamigen  Sohn.^ 

Der  Verlauf  des  Aufstandes  ist  bekannt;  Hermann  von 
Landenberg  wusste  die  Belagerer   vor  Brück  hinzuhalten,    bis 


peractis  Hertnidus  de  Wüdon  castrum  novum  Wildon,  qaod  olim  Leo- 
poldus  Seccowiensis  tenuerat,  sibi  usurpat  et  terras  et  clvitates  daris 
praedis  gravat;  pro  quo  ipsum  diiris  incropatiouibus  increpat  de  Stuben- 
berg etc.  Die  besonnenere  Weise  Ebendorfers  (Lor.,  G.-Q.  '  270)  zeigt 
sich  auch  hier. 
*  Während  die  Feinde  heranzogen,  hatte  Graf  Ulrich  von  Heunburg  wie 
auch  andere  Edle  die  Burg  S.  Peter  ober  Leoben  den  Verbündeten, 
Salzburgern  und  Baiern,  übergeben  (R.-Chr.  c.  503);  die  herzoglichen 
Hauptleute  aber  in  Leoben  berannten  ihn  in  der  Festung.  Nun  fährt  die 
Chronik  fort  c.  Ö04,  p.  489'>: 

daz  muot  den  grafen  swind,  den  chlagt  er  daz  unhail, 

er  sand  zuo  dem  Stubenberiger  daz  im  was  getan. 

Und  zuo  dem   WUdonatar  Die  sanden  im  wol  hundert  man 

und  zuo  allem  dem  widertail;  werleicher  hinauf. 

Unter  dem  Vorgeben,  dem  Grafen  ,aber  zuo  gevaer*  (R.-Chr. 
c.  505)  zu  reiten,  ziehen  die  herzoglichen  Hauptleute  ab  und  die  Bürger 
übergeben  Leoben  dem  Grafen  Friedrich  von  Stubenberg.  Vgl.  die  ab- 
weichende, aber  wohl  nicht  zu  haltende  Auffassung  dieser  Erzählung  bei 
Much.  6,  82. 
2  R.-Chr.  c.  505: 

Der   Wüdonaer  daz  der  vil  eben  naeme  war 

chom  dar  selbe  nicht,  allez  dez  im  wurd  gepoten 

er  sand  aber  algeriht  von  seinen  herren  herczog  Otten 

Hertueiden  seinen  sun  dar,  und  von  dem  pischolf. 


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265 

er  sichere  Nachrichten  vom  Anmärsche  des  Herzogs  erhielt; 
Albrecht  überschritt  mitten  im  Winter  den  Semmering  und  die 
beiden  Verbündeten^  Erzbischof  Konrad  und  Herzog  Otto,  zogen 
sich  zuinlck  über  Friesach,  Prewald,  Radstadt  und  Pass  Lueg, 
indem  sie  die  Steirer  ihrem  Schicksale  überliessen.  Zwar  wagte 
Graf  Friedrich  von  Stubenberg  bei  Knittelfeld  noch  einen 
Kampf,  wurde  aber  durch  Verrath  seiner  eigenen  Leute  gefangen 
genommen  und  musste  dem  Herzoge  seine  Schlösser  ausliefern. 
Nachdem  Albrecht  zur  Züchtigung  des  Salzburgers  noch  Frie- 
sach eingeäschert  hatte,  zog  er  nach  S.  Veit  in  Kärnthen, 
wohin  er  die  Steirer  beschied  und  ihnen  nun  1292,  20.  UI., 
ihre  Privilegien  bestätigte,  so  wie  den  verhassten  Abt  Heinrich 
verabschiedete.  An  dessen  Stelle  trat  Hertnid  von  Stadeck. 

Albrecht  selbst  eilte  nach  dem  Westen  Deutschlands,  wo 
jeden  Tag  die  Wahl  eines  Königs  stattfinden  sollte;  die  Fort- 
führung des  Kampfes  übertrug  er  seinen  getreuen  Anhängern 
und  namentlich  deren  Haupte,  Herzog  Meinhard  von  Kärnthen. 
Noch  standen  in  Waffen  Erzbischof  Konrad,  Graf  Ulrich  von 
Heunbnrg  und  Hertnid  von  Wildon. 

Der  weitere  Verlauf  dieser  Fehde,  die  sich  in  eine  Reihe 
kleiner  Kämpfe  mit  gegenseitigen  Brandschatzungen,  Erstür- 
mung von  Schlössern ,  Qefangennahme  wichtiger  Führer  auf- 
löst, liegt  unseren  Zwecken  ferne;  es  genüge  auf  die  endliche 
Beilegung  derselben  durch  die  Beschlüsse  des  Linzer  Taidings, 
Pfingsten  1293,  hinzuweisen.  ^ 

Aber  erst  geraume  Zeit  nach  diesem  Vertrage  machte 
Hertnid  seinen  Frieden  mit  dem  Herzoge.  Gewiss  nicht  ohne 
Grund  deutet  der  Reimchronist  wiederholt  auf  seine  Verschwen- 
dung und  Gewinnsucht  hin ;  ^  hatte  er  um  eigennütziger  Motive 
willen  den  Krieg  begonnen,  so  mochte  er  sich  auch  nicht  zu- 
frieden geben,  als  Herzog  Albrecht  die  Handfesten  bestätigte 
und  wegen  der  Münze  bindende  Versprechungen  gab,  sowie 
eine  willkommene   Veränderung    in    der   obersten   Verwaltung 


«  Lor.  2,  694.  Krön.  2,  15. 

*  R.-Chr.  c.  496.  heter  gehabt  zuo  der  zeit  von  Frankreich  des  chvnigs 
hört,  er  waer  von  im  zestört  und  bald  verzert:  c.  497:  durch  den 
chlain  g^uiez  niemant  er  im  liez  die  tat  widerraten;  do  greif  er  an 
der  stet  mit  rowb  an  daz  lant,  wo  'er  icht  daz  vant,  daz  traip  er  hincz 
Wildon;  c.  563:  nn  vuogt  sich  daz  selten,  daz  her  Uaertneid  der  hdch- 
gemuot      dbain  varund  g^ot      pei  im  beleiben  liez      durch  dhain  geniez. 


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266 

vorDahm,  um  nur  freie  Hand  zu  bekommen  im  Westen  des 
Reiches  und  im  schwäbischen  Stammlande,  wo  seine  Anwesen- 
heit nöthiger  war  als  je  (Lor.  2,  592). 

So  setzte  also  Hertnid  den  Kampf  auf  eigene  Faust  fort, 
wurde  aber  von  des  Herzogs  Stellvertretern,  Hertnid  von  Stadeck 
und  Perchtold,  Truchsess  von  Emerberg,  wirksam  an  der  Ver- 
übung grösseren  Schadens  gehindert.  In  diese  Zeit  fällt  eine 
Urkunde  des  Erzbischofs  Konrad  von  Salzburg,  1292,  18.  IX., 
S.  Veit  in  Kärnthen  (Anhang  7),  mittelst  welcher  Hertnid  mit 
dem  Schlosse  Neu-Wildon  belehnt  wird  und  das  Versprechen 
erhält,  dass  der  Erzbischof  sich  ohne  seinen  Rath  nicht  mit 
dem  Herzog  aussöhnen  wolle J  Kocht  anschaulich  schildert  uns 
die  R.-Chr.  c.  522,  wie  des  Herzogs  Feinde,  von  Wildon  und 
der  Graf  von  Pfannberg,  voll  Furcht  warten,  ob  Albrecht  wohl 
König  werde,  sie  mussten  dann  des  Aergsten  gewärtig  sein: 
,ez  macht  an  in  diu  voricht,  daz  ir  dhainer  niht  woricht  daz 
den  lewten  waer  schad  oder  vlustpaer^  Als  dann  Adolfs 
Wahl  sie  von  der  ärgsten  Sorge  befreite,  setzten  sie  den  Kampf 
fort;    aber   den   Hertnid    schloss,    wie   unsere   Quelle  c.  553^ 


*  Ueber  dasselbe  Neuhaas  zu  Wildon  berichtet  die  R.-Chr.  c.  497: 
wann  mau  noch  holden  und  do  der  pischolf  starb, 

dem  pischolf  Lewpolden  (v.  Secknu)      mit  vleize  do  warp 
den  herczogen  spurt,  (Albrecht)  von  Wildonie  her  Haertneid 

do  het  er  im  geantwurt  an  den  der  d&  zuo  der  zeit 

daz  new  haus  ze  Wildon,  von  des  pischolfs  wegen 

daz  er  purkgraf  hiez  davon;  daz  haus  het  in  seinen  pflegen. 

Die  hier  vorliegende  Schwierigkeit  lege  ich  mir  so  zurecht:  der 
Landesfürst  von  Steiermark  und  der  Erzbischof  von  Salzburg  bean- 
spruchten in  gleicher  Weise  Neuwildon.  Nach  König  Ottokars  Falle 
mag  der  Erzbischof  von  Salzburg  den  ihm  von  dem  Habsburger  gewiss 
nicht  bestrittenen  Besitz  an  Leutold  III.  von  Wildon-Diemstein  verliehen 
haben ;  in  den  Kämpfen  zwischen  Herzog  Albrecht  und  Erzbischof  Rudolf, 
1288  und  1289  (Krön.  2,  11),  mag  der  Herzog  seine  Kammerveste  wieder 
erobert  und  dem  Bischöfe  Leopold  von  Seckau  verliehen  haben,  worauf 
dann  Hertnid  von  Wildon,  ermächtigt  durch  Erzbischof  Konrad,  sie  an- 
griß  und  eroberte  (1292);  obige  Urkunde  wäre  dann  eine  nachträgliche 
Bestätigung  der  Usurpation.  Durch  Leutolds  Tod  ist  die  Veste  nicht 
ledig  geworden,  denn  Leutold  III.  ist  bis  1301  urkundlich  bezeugt. 
2  In  c.  553  nimmt  die  R.-Chr.  die  c.  522  abgebrochene  Erzählung  wieder  auf 
dieweil  der  auzerchorn  Hertneid  der   Wildonaer 

Alprecht  der  hochgeporn  so  vil  der  dienaer 

dacz  Swftben  was  gewesen,  daz  ir  im  was  ze  vil, 

do  het  an  sich  gelesen  s6  daz  ers  zuo  dem  zil 


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267 

weiter  berichtet,  Perchtold  von  Emerberg,  müde  der  Räubereien 
der  zahlreichen  Sehaaren,  die  Hertnid  nicht  mehr  aus  Eigenem 
erhalten  konnte,  auf  Rath  des  Abtes  Heinrich  in  der  Burg 
Wildpn  mit  einer  Uolzmauer  ein,  und  zwang  ihn  den  Vergleich 
mit  dem  Herzoge  zu  suchen. 

Dieser  war  inzwischen,  nachdem  Adolf  von  Nassau  König 
geworden  (1292,  10.  V.)  in  seine  östlichen  Länder  wieder 
zurückgekehrt  und  billigte  durchaus  des  Truchsessen  Verfahren 
g^en  Hertnid;  er  befahl  allen  seinen  Anhängern  den  Trnch- 
sess  zu  unterstützen.  So  verging  der  Winter.  Als  dann  Herzog 
Albrecht  wieder  nach  Steiermark  kam  —  er  war  im  Reich 
gewesen  und  hatte  am  5.  XH.  1292  die  Lehen  von  König 
Adolf  genommen  (Krön.  2,  10)  — ,  schrieb  er  einen  Tag  nach 
Feldkirchen  aus  und  berief  nun  alle,  welche  dem  Hertnid  von 
Wilden  gedient  hatten  ohne  dessen  Eigenleute  zu  sein,  dahin 
und  isolirte  ihn  so.  Jetzt  erst  suchte  dieser  den  Frieden  und 
zwar  durch  den  Abt  von  Admont^  der  immer  noch  des  Herzogs 
Gunst  genoss.  Vermittlung  aber  und  Vergleich  kamen  ihm 
theuer  zu  stehen;  für  seine  Person  erhielt  er  zwar  dieselbe 
Freiheit  zugestanden  wie  die  übrigen  Aufständischen,  aber  der 
Herzog  hielt  sich  für  den  ihm  zugefügten  Verlust,  welchen  er 
auf  4000  Mark  schätzte,  an  Hertnids  Gute  schadlos;  ebenso 
musste  er  dem  Vermittler,  dessen  untersteierische  Besitzungen 
er  hart  mitgenommen  hatte,  durch  Abtretung  eines  landesfürst- 
liehen  Lehenhofes  Ersatz  leisten.  Das  alles  geschah  nach  der 
aasdrücklichen  Bemerkung  der  R.-Chr.  c.  553  a.  E.,  1293. 

Mit  dem  Berichte,  dass  Hertnid  ,waz  er  het  6ren  imde 
guotes  dacz  Wildon'  dem  Herzoge  abtrat  und  dagegen  Eibens- 
walde  empfing  sowie  Waldstain  auf  drei  Jahre  ausliefern 
musste,  stehen  sechs  Urkunden  in  Zusammenhang,  die  den 
AbschloBS  der  ganzen  Fehde  freilich  um  ein  volles  Jahr  herab- 
drücken. 

1294,  22.  XL,  Brück  an  der  Mur.  Herzog  Albrecht  kauft 
von  seinem  Dienstmanne  Hertnid  von  Wildon  dessen ,  Haus 
zu  Wildon  sammt  dem  landesfürstlichen  Lehen,  dem  Landge- 
richte um  500  Mark  Silber   und   das  Lehen   Ibanswalde.    Zur 


nicht  envoUen  mocht  beraten;  des  er  seit  chom  in  aribait. 

dÄvons  in  dem  binde  t&ten 

Vgl.  HM6.  4,  298,  5,  wo  die  wichtigsten  Stellen   aus  der  ganzen 
ausführlichen  Schilderung  ausgehoben  sind. 


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268 

Ausgleichung  beiderseitiger  und  fremder  Ansprüche  wird  ein 
doppeltes  Schiedsgericht  eingesetzt,  deren  eines  aus  Abt  Hein- 
rich von  Admont,  Otto  von  Liechtenstein,  Hertneid  von  Stadeck 
und  Friedrich  von  Pettau  besteht  (Anhang  8).  1294,  24.  und 
29.  XI.,  Graz,  leistet  Hertnid  dem  Stifte  Admont  vollen  Schaden- 
ersatz für  alles,  was  er  demselben  ,in  der  zit,  dö  ich  mich 
biet  gesetzt  wider  meinen  hern  den  edlen  hertzogen  von  Oester- 
reich  an  alle  schulde  von  dem  haus  zu  wildony'  geythan  hatte  ^ 
er  übergibt  den  Hof  Magstein  im  Liessingthale  sammt  Eigen- 
leuten. *  1295,  5.  IL,  Wien ,  bestätigt  Herzog  Albrecht  den 
oben  erwähnten  Tauschkauf  und  die  Entscheidung  des  ersten 
Schiedsgerichtes  (Anhang  10).  1295,  7.  IL,  Wien,  unterwirft 
sich  Hertnid  —  er  nennt  sich  Marschall  und  hängt  das  mit 
dem  steierischen  Panther  geschmückte  Marschallssigill  an  — 
seinem  Herrn  und  schwört  ihm  diensthaft  zu  sein  ,als  ein  man 
sfnem  rehten  herren';  zwölf  der  besten  seiner  Leute  schwören 
mit,  die  Bedingungen  des  Rückfalles  sind  hart  genug.  ^  1295, 
22.  IL,  Wien,  bestätigt  dann  Herzog  Albrecht  den  Ausgleich 
mit  Admont  und  die  Lehensübertragung.  ^ 

So  ist  denn  die  Stammburg  verloren;  zwar  in  Form  von 
Kauf  und  Tausch,  mit  genau  festgesetztem  Ausgleiche  nach 
Spruch  eines  Schiedsgerichtes;^  aber  die  Härte  des  Urtheils 
lag  in  der  Thatsache  des  Verlustes,  nicht  in  der  Form.^  Den 
Marschallstitel  führt  Hertnid  noch  fort.  Er  blieb  von  jetzt  an 
dem  Herzog  treu ;  die  noch  im  Jahre  seiner  Unterwerfung  aus- 
brechende Empörung  des  niederösterreichischen  Adels  1295, 
November  (Krön.  2,  16),  an  deren  Spitze  sein  Vetter  Leutold 
von  Kuenring  und  Konrad  von  Suraerau  standen,  hat,  so  viel 
wir  wissen,  ihn  nicht  berührt. 

Ich  kehre  nunmehr  zur  Darstellung  seiner  Privatbe- 
ziehungen wieder  zurück;  dieselben  wurden  bei  dem  Jahre 
1290  fallen  gelassen. 


1  W.,  Adm.  2,  455,  N.  325  und  326:  1294,  24.  und  29.  XI.,  Graz.  U.  d. 
Z:  die  Wildonschen  Schaffner  Seisman  zu  Waldstain  und  Herbord  zu 
Wildony. 

2  Lichn.,  Habab.  2,  Beil.  7:  1295,  7.  IT.,  Wien.  Hertneid  von  Wildony, 
Marschall  in  Steyer;  das  Sigill  ist  gleich  Beck-W.   in  C.-Comm.  Fig.  8. 

3  W.,  Adm.  2,  461,  N.  330:  1295,  22.  II.,  Wien. 
*  Vgl.  Weinhold  in  8.-B.  35,  167. 

^  Vgl.  die  Darstellungen  derselben  Begebenheit  bei  Falke,  Liecht.  1,  154 
und  Wichn,  Admont  2,  164. 


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269 

1294,  10.  I.,  Seckau,  vergleicht  er  seinen  NeflFen  Leu- 
told  III.  von  Diernstein  mit  dem  Probate  von  Werde  über 
seckauische  Güter  in  Leutolds  Vogtei.  i  1296,  29.  VII.,  Rad- 
stadt, ist  er  Zeuge  des  Grafen  Ulrich  von  Pfannberg  für  die 
Brüder  von  Stubenberg.  ^  1297,  16.  IV.,  Reun,  gestattet  er 
seinem  Dienstmanne  Seifried  von  Waldstain  die  Stiftung  eines 
Seelgeräthes  für  Heuglein  vom  Lueg  (Anhang  11)  und  fügt 
unter  Zeugenschaft  seines  Vetters  Leutold  III.  von  Diernstein 
und  seines  Sohnes  Hertnid  am  10.  VIII.  dess.  Jahres  zwei 
Mark  Gülten  am  Reising  hinzu  (Anhang  12).  Am  14.  IX.  dess. 
Jahres  bestätigt  er  eine  Schenkung  seines  Dieners  Ulrich 
Altenburger,  der  dem  Stifte  Reun  in  der  ,Stibnich'  Wiesen 
und  Aecker  im  Werthe  von  fünf  Mark  Pfenningen  gewidmet 
hatte  (Anhang  13);  am  10.  X.  1298  besiegelt  er  eine  Verkaufs- 
urkunde seines  Vetters  Leutold  III.  von  Diernstein  (vgl.  An- 
hang 14).  1298,  30.  IX.  .  .  .  schenkt  er  dem  Kloster  Stainz 
Hof  und  Mühle  bei  dem  Dorfe  Stallhof;  ^  und  gestattet  seinem 
Dienstmanne  Albert  von  Horneck,  der  eben  diesen  Hof  sammt 
Mühle  von  ihm  zu  Lehen  trug,  denselben  an  das  Kloster  abzu- 
treten 30.  X.  desselben  Jahres.  *  Am  21.  XI.  1298  treffen  wir 


*  H.-H.-8t.-A.  Or.  1294,  10.  I.,  Seckau.  ,Hert  ministerialis  de  Wildonia  .  .  . 
dominum  Leutoldnm  nobilem  ministerialem  de  Tiernstein  .  .  .  concor- 
davimns.  Das  Sig^U,  Beck-W.  F.  8,  weist  diese  Urkunde  bestimmt  un- 
serem Hertnid  III.  zu.  Es  ist  "wichtig,  dass  er  sich  hier,  vor  der  Aus- 
söhnung mit  dem  Herzoge,  nicht  Marschall  nennt;  er  führt  das  PrSdicat 
zuletzt  1290,  28.  IV.  (S.  259,  Anm.  3)  und  dann  erst  wieder  1296,  7.  II. 
(8.  268,  Anm.  2.) 

2  N.-Bl.  6,  346:  1296,  29.  VII.,  Radstadt.  U.  d.  Z  .  .  .  Hertneit  von 
Wüdony. 

3  Jo.  Arch.  C.  1563  :  1298,  30.  IX Hertnidus  de  Wildonia,   march- 

salcus  Stjriae  ...  ins  et  proprietatem  .  .  in  curia  sita  iuxta  rillam 
Stallhoff  .  .  .  monasterio  S.  Katherinae  in  Steunz  vna  cum  molendino 
adiacente  et  omnibus  pertinentiis  suis,  nemoribus,  pratis,  vsnagiis,  cultis 
et  incultis  ....  donavi  .  .  .  Testes  .  .  .  domini  Otto  et  Gotscalcus 
fratr^  de  Homek,  Vitmarus  de  Streweik,  Chunradus  dictus  Grawien 
milites  .... 

*  Jo.  Arch.  C.  1566:  1298,  30.  X.  .  .  .  Albert,  Sohn  Alberts  von  Horneck, 
verkauft  de  pleno  consensu  .  .  .  domini  Hertnidi  de  Wildonia  suam 
curiam  sitam  iuxta  villam  Stallhoff  una  cum  molendino  .  .  .  quam  curiam 
cum  molendino  dictus  Albertus  de  Horneck  ipso  domino  Hertnido  de 
Wildonia  concedente  et  donante  quoad  ipsum  curiae  contingebat  omne 
ius  et  proprietatem  tradidit  .  .  .  Diesen  Passus  verstehe  ich  nicht;  die 
Fassung  im  Texte  ist  ein  Versuch   den  Zusammenhang  zu  errathen.    U. 


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270 

ihn  in  voller  Würde  als  Marschall  Steiermarks  an  der  Spitze 
der  steierischen  Ministerialen  in  Ntirnbei^  bei  König  Albrecht  I. 
als  Zeugen  der  Belehnung  der  Söhne  Albrechts,  Rudolf,  Fried- 
rich und  Leopold,  mit  den  österreichischen  Erblanden J  1299, 
21.  V  .  .  .  schenkt  er  mit  Einwilligung  seiner  Gattin  Agnes 
und  aller  seiner  Kinder,  Richer,  Hertnid,  Ulrich  und  Elsbeth, 
zwei  Söhne  Jakobs  von  Diernstein  an  das  Bisthum  Seckan 
(Anhang  16).  1300,  28.  I.,  Renn,  stiftet  er  mit  Einwilligung 
derselben  mit  zwölf  Mark  eine  Kapelle  in  Reun  (Anhang  17). 
Als  Zeugen  fungiren  die  als  seine  Oheime  ausdrücklich  be- 
zeichneten Edlen  Heinrich  und  Friedrich  von  Stubenberg, ' 
Friedrich  und  Hertneid  von  Pettau,  ^  Ulrich  der  Schenk  von 
Ramstein.  ^    Am  4.  XU.  desselben  Jahres  schenkt  er  mit  Ein- 


d.  Z  .  .  .  dorn.  Otto  et  Gotscalcus  fratres  de  Hornek,  Vitmaras  de 
Strewik,  Chunradus  de  Lenbgast  milites.  Leo  et  Fridericus  Wilfin^s 
fratres  de  Lemsniz,  Waltherus  de  Pergarn,  Chnnradus  de  Horneck  .  .  . 
»  N.-Bl.  6,  107,  vollständig  U.-B.  O.-Oest.  4,  309:  1298,  21.  XI.  Nürn- 
berg, ü.  d.  Z  .  .  .  (vorangehen  die  osterr.  Minist.)  Hertnidus  de  Wil- 
donia,  marschalcus  Stjrie  .  .  . 

2  Friedrich  IV.,  Graf  von  Stubenberg,  Zeitgenosse  Herzog  Albrechts  I., 
wird  wiederholt  von  den  Wildonern  und  ihren  Verwandten  als  Oheim 
oder  Vetter  bezeichnet,  so  1299,  4.  V.,  Jndenbarg,  von  Leutold  IIL  von 
Wildon-Diernstein,  1300,  28.  L,  Reun,  von  Hertnid  IIL,  1301,  2.  VH. 
Qöss,  von  Sophie,  Herrands  III.  Tochter.  Der  Grund  war  wohl  eine 
Verschwägerong.  Unter  den  Schlössern,  mit  deren  Verluste  Friedrich 
von  Stubenberg  nach  dem  Aufstande  von  1292  bestraft  wurde,  befand 
sich  auch  Gutenberg  (Gaes.  Ann.  Stir.  1,  836) ;  vielleicht  hat  eine  Kuen- 
ringerin  dieses  von  Leutold  I.  von  Wildon  seiner  Tochter  Gertrud  in 
die  Ehe  mit  Albero  V.  von  Kuenring  mitgegebene  Schloss  in  den  Besitz 
der  Stubenbergfer  gebracht  und  ist  vielleicht  auch  die  Verwandtschaft 
auf  diesem  Weg^e  zu  suchen. 

3  Ausser  der  schon  S.  198,  Anm.  1  erwähnten  Verwandtschaft  Herrands  I. 
mit  den  Pettauern  kann  ich  weiter  nichts  anführen,  als  dass  die  Wil- 
doner  und  die  Pettauer  in  Urkunden  und  Chroniken  ausserordentlich 
häufig  gemeinsam  vorkommen,  sowie  dass  nach  dem  Aussterben  der 
Wildoner  das  Marschallamt  nach  Joann.  Victor,  zum  Jahre  1322  (Font, 
r.  G.  1,  392)  auf  Herdegen  von  Pettau  überging. 

*  Verwandtschaftliche  Verbindung  mit  den  Wildonern,  den  Besitzern  von 
Waldstain,  ist  durch  die  Lage  der  Burg  Ramstein  (Rabenstein),  zwischen 
Waldstein  und  Frohnleiten  nahe  gelegt.  Das  erste  bestimmte  Zeugniss 
einer  solchen  Verbindung  begegnet  in  Hertnids  III.  Cessionsurk.  auf 
die  seckauischen  Güter  in  Eisengor  und  Ertzwald,  1277,  11.  XII.,  Graz 
(S.  267,  Anm.  1),  durch  welche  sich  Hertnid  verpflichtet,  das  Stift  gegen 
etwaige  Ansprüche  seiner   Verwandten,    darunter    des   Schenken  Ulrich 


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271 

willigung  seiner  Söhne  Richer  und  Hertnid  dem  Ehester  Göss 
einen  Bauern  Namens  Rikurn  (Anhang  18).  1301,  7.  IV.,  Graz, 
verkauft  er  dem  Bischof  Uh'ich  von  Seckau  ein  Gericht  in 
Atzleinsdorf  um  fünf  Mark  Silber  (Anhang  19).  Am  2.  VU. 
dess.  Jahres  bestätigt  er  mit  Sophie,  Herrands  III.  Tochter, 
eine  ürkimde  ihrer  Schwägerin  Margaretha,  Ulrichs  II.  von 
Eppenstein  Witwe  (Anhang  20),  und  vergleicht  sich  mit  der- 
selben (Anhang  21).  Am  15.  VIU.,  Göss,  bezeugt  er  eine  Schen- 
kung des  Grafen  Ulrich  von  Pfannberg.  *  1302,  29.  IV.,  Eibens- 
wald,  verkauft  er  mit  Einwilligung  seiner  vier  Elinder  dem 
Bischof  Ulrich  von  Seckau  das  Dorf  Laubeck  um  zwanzig 
Mark  Silber,  nimmt  es  dann  zu  Lehen,  und  ebenso  verkauft 
er  einen  Hof  zu  Racknitz,  den  Hermann  der  Axspech  von  ihm 
zu  Lehen  trägt.  ^  Am  4.  V.  dess.  Jahres,  Leibniz,  übergibt  er 
mit  Einwilligung  derselben  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  zu 


TOD  Ramstein  zn  schützen.  Der  Streit  der  Ramsteiner  mit  Seckau  um 
diese  Güter  war  alt;  schon  Ulrichs  des  Schenken  Vater,  Hertnid,  war 
zu  Herzog  Friedrichs  II.  Zeiten,  1243,  und  dann  wiederholt  während 
des  Interregnums  durch  Richterspruch  sachfftllig  geworden,  das  leiste 
Mal  durch  Burkard  von  Klingenberg,  König  Ottokars  Hauptmann  in 
Steier,  1270,  8.  X.,  Marburg  (Caes.  Ann.  Stir.  gleich  D.  St.  1,  234,  Font, 
rer.  Austr.  H.,  1,  llö,  N.  101,  Krön.,  Mitth.  22,  Reg.  94).  Wenn  nun 
1277  Hertnid  von  Wildon  als  Vertreter  dieser  Ansprüche  erscheint,  so 
mu88  man  auf  eine  Verschwfigerung  der  Wildoner  und  Ramsteiner 
schliessen  und  zwar  dürfte,  wie  Caes.  Ann.  Sür.  2,  858  vermuthet,  an- 
genommen werden,  ein  Wildoner  habe  eine  Ramsteinerin  zur  Frau  gehabt 
Vielleicht  war  dies  Hertnid  selbst  Beziehungen  zwischen  den  beiden 
Familien  begegnen  auch  sonst:  1248  vergleicht  Ulrich  I.  von  Wildon 
den  Hartneit  von  Ramstein  mit  Admont  (S.  233,  Anm.  2),  Herrand  H. 
bezeugt  eine  Urkunde  Wichards  von  Ramstein  1270,  30.  L,  Wien' (8.  242, 
Anm.  4),  Hertnid  III.  nennt  den  Ulrich  von  Ramstein  seinen  Oheim, 
1300,  28.  I.  (Anhang  17). 

»  D.  St  1,  113,  Göss.  73:  1301,  15.  VHL,  Göss.  U.  d.  Z  .  .  .  Hartnid 
von  Wildon  .  .  . 

*  Jo.  Arch.  C.  1302,  29.  IV.,  Eibiswald.  Ich  Hertneid  vonn  Wildoni,  mar- 
schalckh  ze  Steir  vergich  .  .  .  das  ich  mit  meiner  hafisfrawen  willen 
vnd  g^nst  frawen  Agnesen,  Reich  ers,  Hsertneides,  Vileins  meiner  sun 
vnd  meiner  töchter  Elspeten  .  .  .  dem  .  .  .  bischoff  Vlrichen  von  Seckau 
.  .  .  gegebenn  hau  das  dorff  zu  Laubeckh  das  mein  recht  aigen  ge- 
wesenn  ist  .  .  .  vmb  zwaintzickh  march  Silbers  .  .  .  vnd  hat  er  mir  das 
herwider  geUhen  vnnd  mein  erben  .  .  .  vnd  han  im  auch  gegebenn  den 
hoff  in  der  Racknitz  den  Herman  der  Axspech  von  mir  zu  lehenn  hat 
gehabt  vnd  sein  prüder  zu  rechtem  aigenn,  das  er  den  f&rbas  vonn  im 
ze  lehenn  soll  habenn  ....  mit  meinem  innsigl .  .  .  gezevg  etc. 


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272 

seinem  Seelenheile  sechs  Mark  Gülten  zu  Püchel  in  der  Pfarre 
S.  Georgen  an  der  Stiefing,  wogegen  ihm  der  Zins  der  Kirche 
von  Eibenswald  erlassen  wird.  ^  Am  2.  XII.  .  .  dess.  Jahres 
bezeugt  er  die  Schenkung  eines  Ackers,  über  welchen  er 
Obereigenthumsrecht  (inwert  aigen)  besass  und  den  Frau  Ota- 
chrin  von  Mur  dem  Stifte  Seckau  geben  wollte  (Anhang  22). 
Hertnid  III.,  einer  der  unruhigsten  Köpfe  seiner  Zeit, 
ist  ein  Kind  der  Wirren  des  Interregnums;  sein  Geburtsjahr 
dürfte  mit  dem  Beginne  der  Anarchie  in  Steiermark  zusammen- 
fallen. In  den  Grossmachtsanschauungen  der  von  eifersüchtigen 
Reichsfürsten  verwöhnten  Ministerialen  wurde  seine  Kindheit 
unterwiesen;  der  Sturz  der  Ungarherrschaft  und  der  Antheil, 
den  seine  Familie  daran  hatte,  machte  auf  den  Jüngling  gewiss 
Eindruck;  gegen  die  bestehende  Macht,  wofern  sie  unbequem 
ward,  eine  nebenbuhlerische,  vielleicht  auch  das  Reich  anzu- 
rufen, war  eine  Familientradition,  die  Hertnid,  zum  Manne 
geworden,  kräftig  zum  Ausdrucke  brachte.  Solches  Benehmen, 
wofern  man  nur  rechtzeitig  und  tüchtig  zugriff,  hatte  schon 
Manchen  gross  gemacht ;  den  Freien  von  Pfannberg  hatte  ihre 
Empörung  gegen  Herzog  Friedrich  II.  die  Grafenwürde  ein- 
getragen, der  Görzer  Graf  trug  aus  den  Kämpfen  zwischen 
Ottokar  und  Rudolf  die  Pfandschaft  Kärnthens  und  das  Her- 
zogthum  davon.  Kirchen-  und  Klostergut  wurde  damals  ge- 
meiniglich als  die  begehrenswerthe  Quelle  für  Prachtliebe  und 
Habsucht  des  Adels  betrachtet  und  wohl  auch  erreicht.  In  der 
allgemeinen  Verwilderung  gilt  der  Besitz  überhaupt  nicht  mehr 
als  heilig;  in  einer  Gesellschaft,  die  bisher  die  Herrschaft  ge- 
führt, nunmehr  aber  durch  den  rasch  um  sich  greifenden  Ver- 
fall schon  stark  im  Inneren  zersetzt  ist,  greift  man  nach  allem, 
um  die  aus  Eigenem  nicht  mehr  zu  bestreitenden  Ansprüche 
des  Standes  und  der  Gewohnheit   zu   befriedigen,    auch   nach 


1  D.  St.  1,  346,  Ep.  64:  1302,  4.  V.,  Leibnitz.  Ich  Hertneid  von  Wildoni, 
marschalch  ze  Steyer  vergich  .  .  .  daz  ich  mit  meiner  hansfrawen  willen 
frowen  Agnesen,  Reichers,  Hertleins,  Vileins  meiner  s^n  vnd  Elspeten 
meiner  tachter  gegeben  han  .  .  .  dem  .  .  b^scholf  Virichen  von  Seccav 
.  .  .  datz  Pfthel  in  der  pharre  ze  sande  Georgen  pey  Stynen  sechs  march 
geltes  an  häb  g&lt  vnd  swaz  da  ab  get,  da  schol  ich  in  weysen  swa 
ichs  da  alz  nsechst  han  da  pey,  vnd  hat  er  den  eins  ze  Eywanswalde 
der  chirchen,  des  zwo  march  phenning  gewesen  ist,  da  f&r  ab  gelazen 
ewichleich  .  .  . 


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273 

dem  Gate  der  oächsten  Verwandten.  Hertnid  konnte  sich  am 
Abende  seines  Lebens  nicht  grosser  Erfolge  rühmen;  zwar  war 
er  Marschall  geworden,  und  das  Amt  sollte  in  seinem  Hause 
wohl  forterben;  aber  sein  Irrthum,  Anschauungen  und  Grund- 
sätze einer  überwundenen  Zäit  in  die  Regierung  des  strengen, 
nüchternen  Albrecht  hinüberzutragen  und  noch  einmal  den 
Herzogmacher  zu  spielen,  kostete  ihn  Ansehen,  Gut  und  Stamm- 
sitz. Den  Sohn  seiner  Zeit  werden  wir  auch  darin  nicht  ver- 
kennen, dass  er  in  seinen  letzten  Lebensjahren  die  Fürbitte 
der  Kirche  und  der  Heiligen  durch  ansehnliche  Schenkungen 
sich  zu  sichern  bemüht  ist.  Das  Jahr  1303  dürfte  Hertnid  nicht 
lange  überlebt  haben;  1305  ist  er  sicher  todt,  denn  in  diesem 
Jahre  verfugten  seine  Söhne,  Ulrich  und  Hertnid,  schon  selb- 
ständig über  den  Familienbesitz,  und  Hertnid  wird  ausdrück- 
lich als  ,Hertneid  der  jung,  marschal  in  Steyr'  bezeichnet. 

Hertneid  war  vermählt  mit  Agnes  unbekannten  Ge- 
schlechtes; dieselbe  ist  in  den  Jahren  1290,  1299,  1300,  1302 
(S.  259,  Anm.  3,  Anhang  16  und  17,  S.  271,  Anm.  2  und  S.  272, 
Anm.  1)  bereits  erwähnt  worden.  Er  hinterliess  vier  Kinder: 
Richer,  Hertnid,  Ulrich,  Elsbeth. 

Ulrichs  L  dritter  Sohn  hiess  Leutold,  der  IL  seines 
Namens.  Mit  dem  Vater  oder  Bruder  ist  er  (1248),  1254  und 
1260  schon  erwähnt  worden  (S.  233,  Anm.  2,  S.  234,  Anm.  3, 
S,  241,  Anm.  2). 

Er  ist  wohl  identisch  mit  dem  Leutold  von  Wildon,  der 
in  zwei  steierischen  Klosterurkunden  des  Herzogs  Ulrich  von 
Kämthen,  1256,  6,  IV.  ^  und  1261,  3.  IV.,2  als  Zeuge  erscheint, 
and  dürfte  somit  in  Diensten  des  Herzogs  von  Kärnthen  ge- 
standen haben.  Aus  der  Urkunde  seines  Bruders  vom  11.  XII. 
1277,  Graz  (S.  257,  Anm.  1),  entnehmen  wir,  dass  er  sich  von 
^Tyerenstain'  nannte  und  Söhne  hinterliess. 

Das  Prädicat  bezieht  sich  höchst  wahrscheinlich  auf  die 
Burg  Diernstein  bei  Friesach,  denn  alle  in  den  noch  zu  erwäh- 
nenden Urkunden  der  Wildoner  von  Diernstein  und  der  alten 
Diemsteiner  vorkommenden   Orte   können   in   der   Umgebung 


'  Jo.  Arch.  C.  735  a:  1256,  6.  IV.,  Lutigia.  Herzog  Ulrich  von  Kämthen 
schenkt  an  Renn.  U.  d.  Z  .  .  .  Lintoldns  de  Wildonia. 

2  D.  St  1,  81.  Go88.  48:  1261,  3.  IV.,  8.  Veit.  Herzog  Ulrich  von  KÄrnthen 
bestätigt  eine  Schenkung  an  Gtöss.  U.  d.  Z.  Leutoldus  de  Wildonia. 

ArduT.  Bd.  LIX.  I.  Hilfle.  18 


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274 

von  Friesach  noch  heute  nachgewiesen  werden.  Dieses  Prädicat 
hat  zu  Verwechselung  mit  Leutold  von  Kuenring-Dürnstein 
Anlass  gegeben,  da  dieser  durch  seine  Mutter  Gertruds  mit 
dem  Geschlechte  der  Wildoner  zusammenhängt  und  in  einen 
grossen  Theil  ihres  Erbes  einrückte^  ferner  sich,  namentlich  in 
jüngeren  Jahren,  häufig  vqn  Dürnstein  (Tyrnstain)  nannte.  ^ 
Ein  Ministerialengeschlecht  von  Diemstein  erscheint  mit  dem 
Beginne  des  12,  Jahrhunderts  und  zwar  können  Gottschalk, 
1128—1184,  Gottfried  1164—1230,  Reginbeit  1177  und  Land- 
fried 1189  nachgewiesen  werden.  ^  Gottschalk  und  Gottfried 
erscheinen  in  admontischen ,  S.  Lambrechter  und  Salzburger 
Urkunden ;  letztere  zwei  Gruppen  sind  besonders  wichtig  für 
die  Geschichte  des  Geschlechtes,  denn  auch  die  Wildonier  von 


^  Abgesehen  vom  Inhalte  der  Urkunden  und  den  Siegeln  stimmen  auch  die 
Jahre  niclit  zusammen,  denn  Leutold  von  Euenring- Dürnstein  ist  nach 
Friess,  Kuenr.  Stammtafel  II.,  bis  1312,  18.  VI.,  urkundlich  nachweisbar, 
Leutold  II.  von  Wildon-Diernstein,  den  man  gewöhnlich  mit  dem  Kuen- 
ringer  verwechselt,  ist  erwiesen ermassen  1277  schon  todt.  Der  angeführte 
Irrthum  findet  sich  bei  Caes.  Ann.  Stir.  1,  984  und  2,  350;  bei  Bergm., 
Anz.-BI.  95,  5;  auch  Much.  6,  31  hfilt  Caesars  Annahme  fest.  Vgl.  auch 
S.  293,  Anm.  2. 

2  Vgl.  Goeths  Register  zu  Muchars  Geschichte  der  Steiermark  und  die  u. 
d.  W.  Diernstein  gesammelten  Stellen.  Das  st.  U.-B.  I  stimmt  im  Wesent- 
lichen mit  Muchars  Angaben  überein:  Gottschalk  von  Diemstein 
c.  1128-1184,  Konrad  1162,  Gottfried  1164— 1183,  Reginbot  1175, 
Landfried  1181.  Ueber  das  gegenseitige  Verhältniss  bekommen  wir 
keinen  Aufschluss.  Gottschalk  von  D.  gehört  zu  den  landesfUrstlichen 
Ministerialen  (1154,  S.  345  de  ministerialibus ,  an  erster  Stelle),  besitzt 
die  Vogtei  über  S.  Georg  bei  Neumarkt  (1105,  S.  457,  vgl.  unten  S.  292, 
Anm.  1)  und  erscheint  in  landesfurstlichen  und  in  Urkunden  des  Erz- 
bischofs von  Salzburg,  einige  Male  (1140,  c.  1140,  1161,  S.  187,  197, 
327)  gleich  neben  den  Landfrieden  von  Eppenstein.  Gottfried,  welcher 
von  1164  an  erscheint,  ist  1183  (U.-B.  I.,  N.  623)  ein  alter  Mann,  der 
sein  Lebensende  herannahen  fühlt,  hat  also  wohl  nicht  bis  1230  geur- 
kundet.  Landfried  wird  wohl  nicht  miles  gewesen  sein,  er  erscheint 
1181  gleich  neben  Herrand  von  Wildon  als  Zeuge  (S.  581)  und  getrennt 
von  ,Arbo  de  Dirnstein  et  Walchunus*  (S.  582),  welche  letztere  dem 
hörigen  Eriegerstande  angehört  haben  dürften.  Zu  eben  diesen  rechne 
ich  auch  den  ,Richerus,  filius  Erchingeri  militis  de  TiernsteinS  der  als 
Zeuge  in  einer  Urkunde  des  Gurker  Domcapitels  von  1258  vorkommt. 
Endlich  erinnere  ich  an  jenen  E^genmann  Jakob  de  Diernstein,  der  1278 
als  Zeuge  erscheint  (S.  245,  Anm.  1)  und  dessen  Kinder  von  Hertnid  III. 
von  Wildon  im  Jahre  1299  an  Stift  Seckau  abgetreten  werden  (An- 
hang 16). 


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275 

Diernstein  haben  mit  S.  Lambrecht  viel  zu  thun;  S.  Lambrecht 
aber  ist  ebenso  wie  Friesach,  der  Hauptort  des  salzburgischen 
Besitzes  im  Grenzgebiete  der  Steiermark  und  Kärnthens,  der 
Barg  Diernstein  benachbart.  Ueber  die  angeführten  Diem- 
steiner und  ihr  verwandtschaftliches  Verhältniss  ist  nichts  Be- 
stimmtes zu  gewinnen. 

Gottfried  war  wohl  Gottschalks  Sohn  und  mit  ihm  ist 
der  Mannsstamm  der  Familie  ausgestorben.  Die  Besitzungen 
mit  dem  Stammgute  gingen  auf  eine  Erbtochter  über.  Wenn 
nun  Leutold  U.,  Ulrichs  von  Wildon  Sohn,  diese  heiratete, 
so  erklärt  sich  ganz  wohl,  dass  er  den  Namen  ihres  Stamm- 
gutes  annahm.  Er  war,  wie  erwähnt,  1277  schon  todt  und 
hinterliesB  Söhne.  Als  einer  derselben  ist  Leutold  (III.)  der 
Wildonier  von  Diemstein,  wie  er  sich  1288,  13.  VII.,  Neumarkt, 
und  1301;  28.  I.,  Wien,  selbst  nennt,  anzusehen. 

Mit  Hertnid  III.  hat  das  Geschlecht  der  Wildoner  seine 
Rolle  ausgespielt;  fortan  greift  keiner  mehr  in  die  Geschicke 
des  Steirerlandes  ein,  keine  Chronik  meldet  mehr  von  ihnen 
rühmliche  oder  tadelnswerthe  Thaten;  die  Generation  von 
Ulrichs  I.  Enkeln  bezeugt  den  Verfall  des  Geschlechtes.  Wir 
wenden  uns  zu  Herrands  II.  Söhnen. 

Ein  Herrand,  von  Hertnid  HI.  in  der  Landsberger  Ur- 
kunde von  1292,  1.  I.  (S.  262,  Anm.  2),  als  sein  Vetter  be- 
zeichnet, erscheint  1281,  22.  VII.,  1284,  11.  II.  und  9.  XL, 
mit  einem  Bruder  Ulrich;  wir  werden  diese  beiden  also  wohl 
als  Söhne  Herrands  IL  ansehen  dürfen. 

Ulrich  IL  von  Wildon-Eppenstein  ist  als  Zeuge  von 
Urkunden  nachzuweisen  für  die  Jahre:  1279,  15.  V.,  ^  1280, 
16.  I.,2  1281,   22.   Vn.,  mit  seinem   Bruder  Herrand,  3   1282, 


'  D.  St.  1,  97  Go88.  61 :  1279,  15.  V.,  S.  Veit,  Merboto  von  Malspech  für 
Göss.  U.  d.  Z.  Vlricus  de  Wildonia  .... 

2  Jo.  Arch.  C.  1158:  1280,  16.  L,  Graz.  Wulfing  von  Trewenstein  begibt 
sich  benannter  Anspräche  auf  admontische  Güter  und  Vogteirechte.  Z. 
dorn.  Otto  de  Lihtenstain,  tunc  iudex  generalis  per  Stiriam,  dorn.  Or- 
tolfus  frater  mens,  Vlricus  de  Wildonia  gener  mens  .... 

3  Koch  Stemfeld  in  Beitr.  zur  deutschen  Länder-,  Völker-  und  Sitten-Ge- 
schichte 3,  90:  1281,  22.  VII Offo  von  Saurau  übergibt  Schloss 

Mosheim  dem  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg.  U.  d.  Z Ulricus 

de  Wildonia  et  Herrandus  frater  .... 

18* 


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276 

22.  VIII.,  mit  Hertnid  III.  dem  Marschall   (S.  258,  Anm.  3), 
1282,  1.  X.,  t  und  1286.2 

1282,  22.  Vni.,  Wien,  nennt  er  sich  dapifer  Stiriae;  da 
das  Truchsessenamt  in  der  älteren  Linie  der  Wildoner  erblich 
war  —  dapiferatus  infeodatus  heisst  es  im  Ration.  Stiriae  von 
1262  (S.  184,  Anm.  2)  —  so  folgte  Ulrich  in  demselben  seinem 
Vater  Herrand,  der  1278,  12.  II.  (S.  245,  Anm.  1)  ausdrück- 
lieh  als  ytruchsaeze^  bezeichnet  wird,  nach.  1284,  11.  II.,  Brück 
an  der  Mur,  verkaufen  die  beiden  Brüder  einen  Hof  in  Einöd 
bei  Enittelfeld  und  Lobnich,  den  sie  vom  Herzoge  Albrecht 
zu  Lehen  trugen,  an  Abt  Heinrich  von  Admont,  und  der  Herzog 
bestätigt  den  Kauf.  ^  Streitigkeiten  mit  der  Pfarre  Pols  wurden 
von  deren  Verwalter  Magister  Heinrich  von  Göss  vor  den 
päbstlichen  Stuhl  gebracht  und  durch  ein  Diplom  P.  Martin  IV. 
vom  9.  XL  1284,  Perugia,  dem  Decan  von  Salzburg  zur  Schlich- 
tung übertragen.  * 


»  Jo.  Arch.  C.  1214:  1282,  1.  X.,  Göss.  Wulfing^ua  und  Ortolfo«,  Brüder 
de  Trewenstaine,  ....  und  Ulricus  de  Wildonia  beaseng^en  des  verstor- 
benen Hainricus  de  Erenvels  Schenkung  für  Göss  =  D.  St.  1,  101. 
Goss.  65. 

2  W.,  Adm.  2,  419  N.  286:  1286  .  .  .  Zeiring.  Heinrich  von  Admont  für 
Gurk  gegen  Erzbischof  Rudolf  von  Salzburg.  U.  d.  Z.  dominus  Vlricus 
de  Wildonia,  dorn.  Offo  de  Sourov  .... 

3  W.,  Adm.  2,  407  N.  271:  1284,  11.  II.,  Brück  an  der  Mur.  Albertus 
dux  ....  quod  cum  Heinricus  abbas  Adm.  .  .  a  vlris  nobilibus  videl. 
Vlrico  seniore,  Herrando  et  Vlrico  iuniore  fratribus  de  Wildonia,  curiam 
eorum  apud  Einöd  sitam  iuxta  Chautelvelde  et  Lobnich  cum  swaiga 
et  .  .  .  pertinenciis,  quam  quidem  curiam  dicti  fratres  a  nobis  tamquam 
vero  principe  terre  tenebant  in  feudum,  pro  cxx  marcis  arg.  .  .  iusto 
emptionis  titulo  comparaverit,  nos  ....  venditionis  et  emptionis  con- 
tractum  ratum  habemns  .  .  .  .  U.  d.  Z.  .  .  Hertnidus  de  Wildonia  mar- 
schalcus  Styrie  ....  Die  S.  239,  Anm.  3  ausgesprochene  Ansicht 
möchte  ich  dahin  modificiren,  dass  schon  Ulrich  I.  den  landesfürstlichen 
Lehnhof  an  Admont  verkaufte,  natürlich  an  einen  Vorgänger  Abt  Hein- 
richs, nichts  desto  weniger  aber  Herrand  III.  und  Ulrich  II.  nach  Herzog 
Albrechts  Begierungsantritte  die  Belehnung  nachsuchten  und  erst  1284 
Herzog  Albrecht  die  Bewilligung  zum  Verkaufe  gab.  Wegen  ,dicti 
fratres*  wäre  auch  denkbar,  dass  ,Ulricus  senior,  Herrandus  et  Ulricus 
iunior*  Brüder  gewesen ;  Namengleichheit  zwischen  Brüdern,  wie  sie  nach 
slavischer  Weise  z.  B.  bei  den  Lichtenstein  von  Nikolsburg  vorkommt, 
ist  mir  allerdings  in  der  Steiermark  nicht  aufgestossen. 

*  H.-H.-St.-A.  Or:  1284,  9.  XI.,  Perugia.  Martlnus  episcopus  ....  decano 
eccle.sie  Salzeburgensis  salutem  etc.  Conquestus  est  nobis  magister  Hen- 


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277 

Ulrich  war  mit  einer  Tochter  des  Wulfing  von  Trewen- 
stein  (Trennstein)  vermählt  und  zwar,  da  Wulfing  1280,  16.  I., 
den  Ulrich  seinen  Schwiegersohn  nennt,  schon  vor  diesem 
Zeitpunkte ;  daher  erscheint  er  auch  zweimal,  1282,  22.  VIIL, 
Wien,  und  1.  X.,  Göss,  neben  den  Brüdern  von  Trewenstein 
Wulfing  und  Oi*tolf  als  Zeuge.  Als  Ulrichs  Schwiegervater 
starb,  *  verlieh  ihm  Elrzbischof  Friedrich  IL  von  Salzburg  und 
nach  dessen  Tode  der  Nachfolger  desselben,  Rudolf  von 
Hoheneck,  am  14.  XII.,  1284  Graz,  seines  Schwiegervaters 
salzburgische  Lehen.  ^  Mit  dem  Jahre  1286  verschwindet 
Ulrich  aus  den  Urkunden;  er  ist  wohl  indentisch  mit  dem 
Ulrich  von  Eppenstein,  dessen  Witwe  Margaretha  von  Hertnid 
dem  Marschall  als  dessen  Schwägerin  bezeichnet  wird  1301, 
2.  VII.,  Göss  (Anhang  20  und  21).  Fast  sicher  wird  diese 
Vermuthung  dadurch,  dass  Margaretha,  Tochter  Wulfings 
und  der  Diemuod  von  Trewenstein,  sich  auch  ,von  Wildon' 
nennt  und  das  wildonsche  Wappen  im  Siegel  führt.  ^  Sie  hatte 
einen  Sohn  Wulfing,  der  wohl  nach  dem  Grossvater  so  hiess 
und  1301,  2.  VII.,  schon  todt  war  (Anhang  20).  Güter- 
streitigkeiten aus  dem  wildonschen  Erbe,    die  sie  mit  Hertnid 


ricns  de  Gosse  doctor  decretornni)  Rector  ecclesie  de  pels,  qaod  Ulricas 
et  Herrandns  de  Yildonia  fratres  laici  Secouiensis  dioceseos  ipsum  inde- 
bitis  exaccionibns  aggrauantes  snpra  terris  debitis  possessionibus  et  rebus 
aHis  ininriantar  eidem.  Ideoque  discretioni  tue  per  apostoUca  scripta 
maodamiis  qnatinas  partibns  convocatis  ....  decidas  etc.  Diese  und 
drei  andere,  dem  Dechant  von  Salzburg  fSr  Mag.  Heinrich  von  GKiss  u. 
d.  9.  XI.  1284,  Perugia,  Ton  Martin  lY.  gegebene  Urkunden,  sämmtlich 
im  \.  k.  H.-H.-St.-A.  aufbewahrt,  fehlen  bei  Potthast,  Regesta  Pontif.  II. 
(BerHn  1875)  1756—1794. 

1  In  der  Urkunde  yon  1282,  1.  X.,  ist  er  als  lebend  erwähnt;  er  muss 
aber  noch  unter  der  Regierung  des  Erzbischofs  Friedrich  II.  gestorben 
sein,  weil  dieser  nach  Urkunde  Ton  1284,  14.  XII.,  Graz,  den  Ulrich 
Ton  Wildon  mit  Wulfings  Lehen  belehnt  hat.  Da  aber  Erzbischof 
Friedrich  II.  bis  1284,  7.  IV.  (9.  V.?)  nach  Potthast  Suppl.  399  regierte, 
so  fSllt  Wulfings  von  Trewenstein  Tod  zwischen  1282,  I.  X ,  und  1284, 
7.  IV. 

2  H.-H.-8t.-A.  Or:  1284,  14.  XII.,  Graz,  ego  Ulricus  de  Wildonia  dapifer 
Sthrie  profiteor  quod  .  .  .  dorn,  mens  Rudolfus  s.  Salzburgensis  ecclesie 
eleetns  ....  omnia  et  singfula  feoda  que  bone  memorie  dom.  Wulvingus 
de  Treunstain  socer  mens  ....  ab  ecclesia  Salzburgensi  tenuerat  ab 
antiqno,  mihi  contulit  ...  ad  imitationem  dom.  Friderici  felicis  memorie 
predecesfloris  sui  qui  ea  similiter  mihi  contulerat  antea  iure  feudi. 

3  Beck-W.  in  Mitth.  der  Centr.-Comm.  v.  1872,  p.  CCXV,  Fig  13. 


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278 

dem  Marschall  und  ihrer  Nichte  Sophie,  Herrands  III.  Tochter, 
hatte,  glich  sie  1301,  2.  VIL,  (Anhang  21)  aas.  Ausserdem 
erscheint  sie  noch  urkundlich  von  1302,  1.  IX.,  Göss,  bis 
1328,  28.  n.,  Graa.  > 

Herrand  III.  ist  für  die  Jahre  1281  und  1284  schon 
bei  seinem  Bruder  nachgewiesen ;  fiir  1283  kann  man  ihn  ver- 
muthen  (S.  245,  Anm.  3);   ausserdem   erscheint   er   nur   mehr 

1  Vgl.  Beck-W.,  Centr.-Comm.  p.  CCXVI  f: 

a)  1302,  1.  IX.,  Göss.  Ich  Margaret  kern  vlreicha  witwe  von  Eppen- 
ataine  vergicb  .  . .  daz  ich  .  .  .  durch  meines  lieben  vater  hern  Wulßnges 
van  Tretoenatain  meiner  mueter  yroun  Diemüten  vnd  hern  ylreichs  meines 
Wirtes  ...  ein  swaig  im  Donrspach  f?r  zwo  march  geldes  gerait  vnd  ain 
halbez  fueder  weins  bei  der  Seast  an  perchrecht  .  .  .  auf  vnser  vrowen 
alter  ze  Gosse  han  gegeben  ....  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1643;  das  dritte 
Siegel  =  Beck-W.,  Fig.  13. 

b)  1305,  4.  lY.,  Göss.  Ortolf  von  Kranichperg  verzichtet  zu  Gunsten 
seiner  Mahme  Margarethe,  Witwe  Ulricha  von  Eppenatein,  auf  alle  seine 
Rechte  an  einer  Hube  in  der  Kateyl.  Paradeiser  Codex  fol.  28  (vgl.  S.  240 
Anm.  2). 

c)  1305,  4.  IV.,  Göss.  Ich  Margaret  heren  vlreichea  witioe  von  Eppen- 
stain  vnd  mein  Ohaim  Ortolf  von  Chranchperch  veriehen  .  . .  daz  wir  ainen 
hof  in  der  awen  bei  Grsetz  vnd  zwo  hvb  ze  Wemherspvch  .  .  .  dem 
Gotshovs  ze  Gosse  geben  haben  [vnd  hat  vrov  Herrat  dev  erbar  Abtes- 
sinn .  .  dev  vorgenante  gvt  zwain  junchvrowen  swester  Matzen  der 
Pr^sschinchinn  vnd  swester  Travten  ....  verlihen,  die  weil  si  baide 
lebent].  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1673»;  das  erste  Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 
Ueber  diese  Verleihung  und  die  Heimfallsbedingungen  hat  Aebtissin 
Herrad  u.  d.  4.  IV.,  1305,  zwei  gleichlautende  Urkunden,  Jo.  Arch.  Or. 
1673,  2  Stück,  ausgestellt. 

d)  1305,  4.  IV.,  Göss,  gleichlautend  der  vorhergehenden  Urkunde  mit 
Ausnahme  des  eingeklammerten  [  ]  Zusatzes.  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1673^ , 
das  erste  Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 

e)  1313,  21.  X.,  Graz.  Margarethe  Witwe  Ulrichs  von  Eppenstein 
widmet  die  oben  sub  b)  erwähnte  Hube  in  der  Kateyl  dem  Clarissinnen- 
kloster  in  Judenburg.  Zeugen:  her  Vireich  von  Wallsee  haubtman  in 
Stejr,  her  Hertneid  von  Wildon  marschalt  (!)  in  Steyr,  her  Ott  von 
Liechtenstain  ....  Paradeiser  Codex  fol.  27. 

f)  1318,  5.  XI ...  .  Ich  Margret  von  Epenstain  vergich  .  .  .  daz  ich 
sehz  march  geltes  . . .  gelegen  in  dem  Enstal,  daz  da  haizzet  in  dem  Doners- 
pach  .  .  «  .  gegeben  han  zv  den  drin  swestern  von  Chranchperch  vron 
Dfmuten,  vron  Elzpeten,  vron  Angnesen  auf  daz  frowen  chloster  ze  Grsetz 
daz  her  Vireich  von  Waise  gestift  hat  .  .  .  gezeug  her  vireich  von 
Waise  ...  her  Ott  von  Walstayn  .  .  .  Or.-Pg.  Jo.  Arch.  1846,  das 
Siegel  =  Beck-W.  Fig.  13. 

g)  1328,  28.  II.  (?),  Graz.  Ich  Margaret  von  Eppenstayn  vergib  .  .  . 
daz  ich  . . .  der  vrawen  Gedravten  der  priorinne  ...  zu  dem  vrawen  chloster 


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279 

1287,  12.  III.,  Judenburg,  als  Zeuge  des  Otto  von  Liechten- 
stein, *  dann  1288,  22.  II.,  Judenburg,  mit  seinem  Oheim  Hert- 
nid  III.  als  Zeuge  der  Stubenbergischen  Brüder  (S.  259, 
Anm.  2)  und  1292,  1.  L,  Landsberg,  als  stillschweigender  Theil- 
nehmer  an  der  Empörung  der  steierischen  Ministerialen  (S.  262, 
Anm.  2);  dem  doppelten  Drucke  seines  Oheims  und  der 
ihm  verwandten  Stubenberger  konnte  er  wohl  schwer  wider- 
stehen. 

Seine  Tochter  Sophie  haben  wir  1301  (Anhang  20 
und  21)  als  Bundesgenossin  Hertnids  des  Marschalls  gegen 
Margaretha  von  Wildon  -  Eppenstein  schon  kennen  gelernt. 
1312  ist  sie  bereits  todt,  denn  in  diesem  Jahre,  11.  VI.,  Juden- 
burg, schliessen  die  Brüder  Otto  und  Rudolf  von  Liechtenstein, 
Söhne  des  am  24.  XI.  1311  verstorbenen  Otto  II.  von  Liechten- 
stein, einen  Theilungs vertrag  über  ihr  Erbe;  unter  den  hier 
aufgezählten  Gütern  befindet  sich  aber  auch  das  Gut  ihrer 
verstorbenen  Muhme,  Sophie  von  Wildonie,  bei  Frauenburg.  ^ 
Bei  dieser  verwandtschaftlichen  Bezeichnung  kann  man  an 
Ottos  n.  von  Liechtenstein  erste  Ehe  mit  Agnes  von  Wildon, 
an  Herrands  II.  von  Wildon  Ehe  mit  Bertha  von  Liechten- 
stein,   dann  wohl   auch  an    Ulrichs   II.   von  Wildon   Ehe  mit 

daz  her  vlreych  von  Waltse  ze  Grsetz  gestiftet  hat,  geschaft  han  nach 
meinem  tode  zway  hundert  Chsese  gult  .  .  .  gelegen  ...  in  dem  Enstal 
in  dem  Donrspach  vnd  leit  derselben  chees  gnlt  ajn  hundert  ze  Ram- 
stayn  vnt  daz  ander  hundert  dient  der  Rosenstainer  mit  .  .  .  auz  ge- 
nomener  red,  daz  man  der  .  .  .  chses  gult  swester  matzzen  der  prueshin- 
chinne  in  dem  .  .  .  chloester  nach  meinem  tode  allev  jar  fünftzich  chses 
geben  ahoi  vntz  an  ieren  tot  ...  .  getzevg  her  vlreich  von  Walltse  .... 
her  Ott  von  Waltstayn  ....  Or.-Pg.  J.  Arch.  1968»,  das  Siegel  = 
Beck-W.  Fig.  13.  lieber  diese  Stiftung  erliegt  ein  fast  gleichlautendes 
Originale  im  Jo.  Arch.  1968»». 

»  Jo.  Arch.  Or.  1296:  1287,  12.  III.,  Judenburg.  Otto  von  Liechtenstein 
KiCmmerer  in  Steier  schenkt  an  das  Frauenkloster  in  Judenburg.  U.  d. 
Z.  .  .  .  Herrandus  de  Wildonia  .  .  . 

2  Jo.  Arch.  Or.-Pg:  1312,  11.  VI ,  Judenburg.  Otte  und  Rudolf  von  Liechten- 
stein theilen  nach  dem  Wunsche  ihres  seligen  Vaters  Otte  von  Liechten- 
stein, Kammerers  in  Steyr,  ihre  Güter  ,als  dev  hantueste  sagt  seines  ge- 
schffiftes  .  .  .  also  daz  ich  Otte  meinem  brüder  hern  Rudolf  ebentewerung 
getan  han  ouf  den  marcht  ze  Mürowe  nach  vnsers  lieben  vater  rat  mit 
dem  gftte  vnserr  m^men  vrowen  Sophein  von  Wildony,  daz  vmb  Vrowen- 
burch  gelegen  ist,  nach  ir  tode  mit  allev  dev  vnd  si  inne  gehapt  hat} 
gesfiht  vnd  vnges&ht,  also  daz  ich  noh  mein  erben  dar  nah  dehain  an- 
sprach haben  .... 


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280 

Margaretha^   der    Tochter  Wulfings   von  Trewenstein  und  der 
Diemuod  von  Liechtenstein^  denken. 

Hertnid  ÜI.  der  Marschall^  hatte  vier  Kinder,  die  sämmt- 
lich  zu  des  Vaters  Lebzeiten  wiederholt  erwähnt  werden.  Der 
Zeitfolge  der  Erwähnung  nach  war  der  älteste  Sohn  Richer  IIL, 
er  erschien  bei  seinem  Vater  als  Zeuge  von  Urkunden  in  den 
Jahren  1277,  1285,  1290,  1299,  1300  und  1302  (S.  257,  Anm.  1. 
S.  258,  Anm.  5.  S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16, 17, 18.  S.  271,  Anm.  2. 
S.  272,  Anm.  1).  Er  erscheint  in  sonst  keiner  Urkunde  mehr ;  aus 
dem  Fehlen  desselben  in  einer  Urkunde  der  übrigen  Geschwister 
von  1308^  15.  lU.,  darf  man  schliessen,  dass  er  um  diese  Zeit  schon 
todt  war.  Er  hinterliess  zwei  Töchter,  Elsbeth  und  Mar- 
gare th,  welche  als  Nonnen  in  das  Kloster  Mährenberg  ein- 
traten; für  diese  sorgte  ihr  Oheim  1314,  23.  IV.,  durch  eine 
Schenkung  an  das  Kloster  (Anhang  25),  und  1325,  19.  III., 
stiften  sie  mit  Gunst  desselben  Hertnid  IV.  von  Wildon  einige 
Jahrtage  im  Kloster  Mährenberg  (Anhang  26). 

Hertnid  IV.,  Hertnids  III.  zweiter  Sohn,  wurde  gleich- 
falls mit  dem  Vater  und  den  übrigen  Geschwistern  1285,  1290, 
1297,  1299,  1300,  1302  (S.  258,  Anm.  5.  S.  259,  Anm.  3. 
Anhang  12,  16,  17,  18.  S.  271,  Anm.  2.  S.  272,  Anm.  1) 
urkundlich  erwähnt. 

Eines  und  das  andere  Zeugniss  mit  dem  Namen  ,Hert- 
nid  von  Wildonie'  ohne  den  Beisatz  ,Mar8chall  von  Steier^, 
welches  innerhalb  der  urkundlich  festgestellten  Lebenszeit 
Hertnids  III.  dem  Letzteren  beigelegt  worden,  mag  dem  Sohne 
gehören.  Umgekehrt  könnte  ,her  Hertneid  von  Wildon',  der 
mit  den  Liechtensteinern,  dem  Pettauer  und  dem  Ramstainer 
eine  Schenkung  Graf  Ulrichs  von  Heunburg  an  Ulrich  von 
Wallsee  in  Feustritz  und  am  Schöckl  bestätigt,  1304,  3.  IL  .  .  .,i 
auch  der  Vater  sein.  Denn  des  letzteren  Tod  ist  erst  nach 
1305,  9.  III.,  als  sicher  anzunehmen;  unter  diesem  Datum 
nämlich  bestätigt  Hertnid  IV.  eine  Verschreibung  seines 
Bruders  Ulrich  IIL   von  Waldstein   an  seine  Gattin   Mathilde, 


N.-Bl.  2,  375,  Nr.  9:  1304,  3.  II Graf  Ulrich  von  Heunburg  schenkt 

dem  Ulrich  von  Wallaee.  Z.  Otto  von  Liechtenstain  und  sein  snn  Ott, 
her  Hertneid  von  Wildon,  her  Hertneyd  von  Petta^,  her  Vlreich  schench 
von  Ramstain  .... 


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281 

and  dass  hier  des  Vaters  keine  Erwähnung  geschieht;  berech- 
tigt uns  zu  dem  Schlüsse  dass  er  todt  sei  (s.  S.  285,  Anm.  2). 

Das  Prädicat  ^Marschall  von  Steier'  fuhrt  Hertnid  IV. 
zuerst  1305,  2.  IX.,  femer  1305,  13.  XH.  (S.  286,  Anm.  1), 
1313,  21.  X.  (S.  278,  Anm.  1  e),  1314,  23.  IV.  (Anhang  25), 
1319  (8.  283,  Anm.  5.  S.  284,  Anm.  1  und  2)  und  1325,  19.  III. 
(Anhang  26),  somit,  da  dieses  seine  letzte  glaubhafte  Urkunde 
ist,  bis  zu  seinem  Tode. 

Er  sass  auf  Eibenswald,  während  sein  Bruder  Ulrich  III. 
auf  Waldstein  sass. 

Als  Besitzer  von  Eibenswald  gestattet  Hertnid  1305, 
2.  IX.,  Graz,  dem  Bischof  Ulrich  von  Seckau  auf  dem  Eigen- 
grunde des  Letzteren  in  ,AetzleinsdorP,  wo  Hertnids  IV.  Vater 
das  Gericht  inne  gehabt  aber  an  den  Bischof  1301,  7.  IV., 
verkauft  hatte  (Anhang  19),  gegen  Zahlung  von  vierzig 
Mark  die  Burg  ,Bjscholfsekke',  zu  bauen  (Anhang  23);  der 
Bischof  aber  versichert  mit  Urkunde  von  demselben  Datum, 
dass  weder  Hertnid  noch  seilte  Nachkommen  von  ihm  noch 
von  seinen  Nachfolgern  irgend  welchen  Schaden  durch  diesen 
Burgbau  erleiden  sollen,  und  verpflichtet  sich,  jeden  solchen 
Schaden  innerhalb  zweier  Monate  gut  zu  machen ;  im  Verwei- 
gerungsfalle  sollen  sich  die  Wildonier  an  den  Landesfürsten 
oder  dessen  Hauptmann  in  Steier  wenden  und,  falls  sie  auch 
da  nicht  zu  ihrem  Rechte  kommen,  berechtigt  sein  ,des  schaden 
selb  zSl  ch5men  vnd  in  widertun^  ohne  Ersatzpflicht  gegenüber 
dem  Bisthum  Seckau.* 

Von  Familienbeziehungen  ist  uns  Folgendes  überliefert: 
zunächst  Verhandlungen,  welche  dem  Verkaufe  der  Güter 
seines  Bruders  Ulrich,  nämlich  Waldstein  und  Weinberg,  vor- 
ausgingen, 1305,  9.  III.  und  13.  XII.  (s.  S.  285,  2.  S.  286,  Anm.  1), 
femer  der  gemeinsame  Verkauf  von  Weinbei^   an  Ulrich  von 

»  D.  St  I,  346,  Ep.  6ö:  1805,  2.  IX.,  Graz  ...  daz  vns  her  Hertneid 
der  jung  von  Wildony,  marschalich  ze  Steyer,  erlaubt  hat  .  .  .,  daz  wir 
daz  haus  ...  in  dem  Saohental  gelegen  .  .  ze  nast  bei  Eybeawald  ynd 
daz  Bischosekk  (I)  genant  ist,  an  haben  gevangen  ze  paun,  vnd  Tolf&ren 
vnd  volpringen  sulIen  .  .  .  mit  vnserm  .  .  .  insigel  vnd  auch  mit  in- 
rigeln  des  .  .  .  hern  Vlreich  von  Waise,  hauptman  vnd  drftchsetz  in 
Stejer  vnd  mit  des  erbem  ritter  hern  Otten  des  Vngenaden,  di  diser 
sach  vnd  diser  gelnbe  verfuren  vnd  redner  sint  gewesen.  Des  sint 
getzeug  . . .  herr  Fridrich  von  Stubenberch,  her  Hainrich  sein  prüder,  her 
Hertneid  von  Petta^,  her  Vlrioh  der  Scheuch  von  Babenstain  .  .  . 


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282 

Wallsee  1308,  15.  III.  (S.  287,  Anm.  2);  dann  die  schon 
erwähnte  Stiftung  für  seine  Nichten  im  Kloster  Mährenberg 
von  1314,  23.  IV.  (Anhang  25),  endlich  die  Bestätigung 
einer  Jahrtagsstiftung  dieser  Nichten  von  1325,  19.  IIL 
Anhang  26). 

Die  Verhandlungen  mit  dem  Bischöfe  von  Seckau,  die 
Vorbehalte,  die  er  gegenüber  den  Verkäufen  seines  Bruders 
macht,  lassen  ihn  als  vorsorglichen,  auf  die  Erhaltung  des 
Familienbesitzes  bedachten  Mann  erscheinen ;  doch  den  Verfall 
des  Geschlechtes  konnte  auch  er  nicht  aufhalten,  wie  wir  noch 
näher  bei  seinem  Bruder  Ulrich  sehen  werden. 

Die  einzige  Privaturkunde,  welche  Hertnid  bezeugt, 
nämlich  ein  Verkauf  von  Gütern  des  Stiftes  Seckau  in  Eisen- 
gor und  Erzwald  inner  Waldstein  an  Ulrich  von  Wallsee  von 
1307,  26.  U.,  Seckau,  führt  uns  noch  einmal  auf  den  Boden, 
um  welchen  zwischen  den  Wildonern  und  dem  Stifte  vom 
Aufblühen  des  Geschlechtes  angefangen  gestritten  worden.  * 

Es  erübrigt  noch  von  deh  Beziehungen  Hertnids  zu  den 
Landesfürsten  zu  sprechen.  Abgesehen  von  dem  Aufstande 
gegen  Herzog  Albrecht  1292  (S.  264,  Anm.  2),  sind  dieselben 
stets  freundlich  gewesen.  Er  scheint  nur  dem  Vater  zu  Liebe 
sich  jener  Empörung  angeschlossen  zu  haben ;  bei  der  späteren 
Erhebung  des  niederösterreichischen  Adels  gegen  Herzog 
Friedrich  den  Schönen,  1309,  wird  Hertnids  Name  nicht  mehr 
genannt.^  Folgende  Urkunden  der  Landesfürsten  weisen  ihn 
als    Zeugen   auf:    1312,   9.   II.,    Graz,    erhalten    die   Herzöge 


J  D.  St.  1,  261  Secc.  139:  1307,  26.  IL  Seckau  verkauft  an  Ulrich  von 
Wallsee  Güter  in  Eisengor  und  Erzwald  inner  Waldstein  gelegen.  Z. 
Hertnid  der  jtingere  von  Wildon  etc. 

2  Kurz,  Oesterreich  unter  König  Friedrich  dem  Schönen  (Linz  1818), 
S.  27  flf.  berichtet  von  dem  Aufstande  der  Herren  von  Potendorf  und 
Zelking  in  Niederösterreich,  von  dem  Anschlage  auf  Wien,  von  Greif 
Zelms  Rettungstbat  und  Ulrichs  von  Wallsee  Entsatz.  Lichnowsky,  Habs- 
burg, in.   28 — 31  erzählt  von    der  Erhebung  des  niederösterreichischen 

.  Adels  und  zählt  (S.  30)  jene  steierischen  Herren  auf,  die  dem  Rufe 
Ulrichs  von  Wallsee  nach  Graz  Folge  leisteten ;  der  Erzbischof  von  Salz- 
burg, der  Bischof  von  Seckau,  der  Gr.  von  Hohenlohe,  Gr.  Friedrich  von 
Heunburg,  der  Fr.  von  Souneck,  die  Stubenberg,  zwei  Liechtenstein,  die 
von  Pettau.  Krön.  2,  102  hat  allein  die  Kotiz,  dass  bei  den  aufstän- 
dischen Niederösterreichern  die  Absicht  bestanden  habe,  den  Gr.  von 
Heunburg  in  die  Empörung  zu  verwickeln. 


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283 

Friedrich  und  Leopold^  Söhne  König  Albrechts  L,  von  S.  Paul 
das  Lehenrecht  über  Mährenberg;'  1313,  3.  IL,  Graz,  kauft 
Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  Güter  ;2  1318,  5.  XL,  Juden- 
burg, verpfönden  König  Friedrich  III.  und  seine  Brüder  Al- 
brecht, Heinrich  und  Otto  dem  Erzbischof  Friedrich  von  Salz- 
burg, für  Beistand  gegen  Baiern,  Friesach  und  Arnfels,  und 
stellen  Bürgen:  Graf  Hermann  von  Heunburg,  Graf  Ulrich 
von  Pfannberg,  Otto  von  Liechtenstein,  Ulrich  von  Wallsee, 
Hertnid  von  Wildon  u.  a.  ^  Der  Zeit  des  Kampfes  zwischen 
Friedrich  von  Oesterreich  und  Ludwig  von  Baiern  gehören 
auch  die  letzten  Urkunden  an,  in  denen  ein  Wildoner  als 
Trfiger  eines  landesfürstlichen  Amtes  auftritt.  Ende  1318  näm- 
lich sandte  König  Friedrich  eine  Gesandtschaft  nach  Ober- 
italien, um  die  ihm  angebotene  Unterwerfung  Trevisos  ent- 
gegenzunehmen.-^  An  der  Spitze  dieser  Gesandtschaft  stand 
der  Bischof  von  Lavant,  ihm  zur  Seite  Hertnid  von  Wildon 
und  Meister  Konrad,  Protonotarius  des  Königs.  1319,  6.  L, 
nahmen  die  Genannten  die  Ergebenheitserklärung  des  Podestk 
von  Treviso  im  Namen  ihres  Herrn  entgegen :  ^  am  26.  I.  des- 

1  Ü.-B.  8.  Paul  194;  1312,  9.  II.,  Grae.  Abt  Weriand  von  S.  Paul  hat 
den  Hersög^en  Friedrich  und  Leopold  das  Lehenrecht  über  Mährenberg 
yerliehen.  U.  d.  Z.  .  .  .  Hertnid  von  Wlldony  .  .  .  Heinrich  und  Albrecht 
von  Wilthausen. 

2  Nene  Abschrift  der  Grazer  Univers.  Bibl.:  1313,  3.  II.,  Graz.  Heinrich 
von  Hohenloch  verkauft  an  Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  Güter  in 
der  Steuntz  und  im  Mürzthal.  Z.  .  .  .  Hertneid  von  Wyldoni  .... 

3  Lichn.  Habsb.  3,  115.  Beg.  CCCLXXII :  1318,  5.  XI.,  Judenburg.  König 
Friedrich  und  seine  Brüder  verpfänden  dem  Erzbischof  Friedrich  von 
Salzburg  die  Stadt  Friesach  für  eine  Schuld  von  3000  Mar^  Unter  den 
Burgen  ....  Hartnid  von  Wildon. 

*  Lichn.  Habsb.  III.,  119:  ,Die  von  Treviso  hatten,  um  von  dem  Drucke 
des  Cane  della  Scala,  Herrn  von  Verona,  der  sie  .  .  .  belagern  Hess, 
befreit  zu  werden,  im  Jahre  1319  Gesandte  an  König  Friedrich  abgehen 
lassen  mit  der  Bitte  um  Beistand.  Er  bestellte  den  Grafen  Heinrich  von 
Görz  als  Reichsvicar  .  .  .,  welcher  mit  Herrn  Cane  einen  Vergleich 
schloss,  im  Juni  die  Stadt  von  der  Belagerung  befreite  und  in  dieselbe 
mit  einer  stattlichen  Kriegerschaar  seinen  Einzug  hielte  Die  im  Texte 
erwähnte  Gesandtschaft  und  die  Thätigkeit  derselben  liegen  vor  dem 
Eingreifen  des  Grafen  von  Görz.    Vgl.  auch  noch  Krones  2,  109. 

5  Giamb.  Verci,  Storia  della  marca  Trivigiana  VIII.  Bd.  (Venezia  1788) 
Documenti  N.  DCCCCXV  (p.  160):  1319,  6.  L  .  .  .  quod  dominus  pote- 
stas  .  .  .  inrare  debeat  ooram  dictis  ambaxatoribus  ipsius  domini  Regis 
officium  sui  Vicariatus  ...  et  quod  omnes  et  singuli  de  consilio  OCC  .  .  . 


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284 

selben  Jahres  schlössen  die  Bewohner  von  Treviso  dem  Könige 
und  seinen  Gesandten  zu  Ehren  Waffenstillstand  mit  ihren 
Mitbürgern;  welche  sich  wahrscheinlich  im  Gefolge  des  Con 
Cane  della  Scala  ausser  der  Stadt  befanden  und  erklärten,  das 
Castell  Conegliano  dem  Marschall  von  Steiermark,  Hertnid  von 
Wildon,  zur  Bewachung  zu  übergeben.  ^  Auf  Betreiben  der  Ge- 
sandten fand  am  28.  I.  desselben  Jahres  die  Uebergabe  des 
Castells  an  Hertnid  statt.  ^ 

Die  Bestätigung  der  Stiftung  seiner  beiden  Nichten  Els- 
beth  und  Margareth  von  1325,  19.  HI.  (Anhang  26)  ist 
Hertnids  IV.  letzte  urkundlich  bezeugte  Handlung.  Noch  in 
demselben  Jahre  1325  ist  er  gestorben ;  denn  am  20.  XI.  1325, 
Wien,  wird  seines  Todes  in  einer  Urkunde  Herzog  Heinrichs 
von  Oesterreich  gedacht  und  ein  Satz,  den  Hertnid  nebst 
Frau  und  Töchtern  bisher  inne  gehabt,  den  Brüdern  Albrecht 
und  Heinrich  von  Wildhausen  bestätigt.  ^     Der  Ausdruck  der 


jurare  debeant  .  .  .  fidelitatem  ipsi  domino  Regi,  sen  Venerabili  .  .  . 
Epiflcopo  Laventino  ...  et  egregio  Viro  Domino  Hertindo  de  Valdonia 
Mareacalco  in  i^tiria  et  .  .  .  Magistro  Conrado  protonotario ,  Imperialis 
Aule  Nonciis  et  legatis  eiusdem  domini  Regia  recipientibus  pro  Ipso  .  .  . 
de  observando  et  attendendo  omnia  et  singula  alias  promissa  .... 
(p.  161):  7.  I  in  conapectn  .  .  .  Episcopi  Laventini  et  .  . .  Mag^stri  Conrad! 
.  •  .  Protonotarius  (!)  ac  nobiiis  viri  Domini  Hendrici  de  Valdonia  Mare- 
acalchi  Stirie,  Secretarii  prefati  Domini  RegiB,  et  legatomm  ....  Selbst- 
verstfindlich  ist  hier  und  in  den  folgenden  Anmerkungen  anstatt  ,Hen- 
dricns'  su  lesen  ,Hertnidu8  de  Wildonia*. 

»  Verci  a.  a.  O.  Doc.  N.  DCCCCXXI  (p.  167):  1319,  26.  1. .  .  ob  reveren- 
tiam  .  .  Regis  et  legatorum  suorum  honorem  fiat  tregua  inter  extrinsecos 
et  intrinseoos  TerWsinos  modis  .  .  .  infrascriptis  .  .  .  quod  dicta  tregua 
fiat  et  duret  ...  ad  exitum  Mensis  Februarii  consignato  et  dato  prius 
Castro  cum  fortiliciis  Coneclani  in  fortia,  et  virtute  nob.  viri  dom  Hen- 
drici de  Valdonia  Marescalcbi  stirie  nomine  .  .  .  Reg^  cum  munitione 
et  expensis  necessariis  pro  conservatione  et  custodia  dicti  castri  et  for- 
tiliciarum  ipsarum,  quod  castrum  et  fortilicie  debeant  custodiri  per  dictum 
Marescalcum  et  gentes  .  .  .  Regis  .  .  .  usque  ad  .  .  .   exitus  Februarii. 

3  Verci  a.  a.  O.  (p.  169):  28.  I:  .  .  ad  requisitionem  .  .  .  legatorum  .  .  . 
Castrum  Coneclani  .  .  .  detur  et  consig^etur  domino  Hendrico  de  Val- 
donia^ Maretcaleo  Stirie  .  .  .  nomine  .  .  .   Regis  usque   ad  flnem  tregue. 

3  H.-H.-8t.-A.  Or:  1325,  20.  XI.,  Grai.  wir  heinrich  .  .  .  hercBOg  ze  Öster- 
reich und  ze  styre  veriehen  offenlich  .  .  .  daz  wir  vnsem  getrewen  lieben 
Alhrechten  und  Heinrichen  gepruodem  den  WiUhaueem  den  satz  den  wir 
und  vnser  prueder  vnserm  getrewen  lieben  Hertneyden  von  Wyldonie, 
dem  got  genad^  Elyxabeth  siner  hausvrowen  vnd  sinen  toechtem  getan 
haben  .  .  .  stet  haben  .  . 


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285 

Urkunde  ,HertiiejdeD  von  Wyldonie  dem  got  genad'  lautet  so 
bestimmt,  dass  dagegen  kein  Zweifel  aufkommen  kann,    Hert- 
nid  IV.  ist  20.  XL,   1325   schon   todt.    Wenn   er  nun   aber 
1326,  24.  II.,  Marburg,  in  einer  Urkunde  Hadmars  von  Valken- 
berg  als  Zeuge  fungirt,  ^   so  werden   wir   uns   dies   nur  so  er- 
klären können,  dass  die  in  Frage  stehende  Urkunde  bei  seinen 
Lebzeiten  aufgesetzt  wurde,   indem  man  auf  ihn  bestimmt  als 
Zeugen  rechnete,   aber  erst  beim  Vollzuge   des  Kaufvertrages 
datirt«  wurde ,   als   Hertnid  bereits  todt  war.    An  einen  gleich- 
namigen Sohn  dürfen  wir  nicht  denken,  denn  nirgends  ist  uns 
eine  Spur  von  einem  solchen  überliefert;  auch  Hertnid  so  gut 
wie  sein  Bruder  Richer  hinterliess  nur  Töchter,  1325,  20.  XL 
Vermählt   war   er   mit   einer  Elisabeth   unbekannter  Herkunft, 
die  1314  und  1325  erwähnt  wird,  ihren  Gemahl  also  überlebte. 
Ulrich  in.,  neben  dem  Vater  und  den  Geschwistern  schon 
1290, 1299,  1300,  1302  (S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16,  17.  S.  271, 
Anm.  2.  S.  272,  Anm.  1)  ist  uns  fast  nur  durch  seine  Verhand- 
lungen in  Betreff  des  Verkaufes  ererbten  Gutes  bekannt.  Zwar  ver- 
schreibt er  1305, 9.  IIL,  seiner  Gemahlin  Mechthild,  einer  Tochter 
des  Rudolf  von  Ras,  Waldstein  und  flinfzig  Mark  Einkommen  mit 
Einwilligung   seines   Bruders   Hertnid;   im  Falle    seines  Todes 
ohne  Leibeserben    soll   seine  Witwe  die   Burg  als  Pfand   be- 
halten für  dreihundert  Mark  Grazer  Währung,  wovon  hundert 
Mark    ihre   Moi^engabe   sind,    und    dazu    zwölf   rittermässige 
Leute,   bis  Hertnid   oder    die  rechtmässigen  Erben   das  Pfand 
von  ihr  um  dreihundert  Mark  lösen ;  für  den  Fall  des  Bedarfes 
kann  sie   den   Erben   das   Pfand   auf  künden   und,    falls   dann 
binnen  Jahr  und  Tag  die  Lösung  nicht  erfolgt,   es  jedem  Be- 
liebigen um  denselben  Satz  hintangeben,  worauf  die  Verpflich- 
tung,   dem    Hertnid   oder  den  Erben   das   Pfand   gegen   drei- 
hundert Mark  auszufolgen,   auf  den    neuen  Besitzer  übergeht; 
die  littermässigen  Leute  aber  sollen  in  allen  Fällen  der  Mech- 
thild dienen  bis  an  ihren  Tod  und  dann  an  die  Erben  fallen.^ 


*  Jo.  Arch.  Or.:  1326,  24.  II.,  Marbni^.  Hadmar  von  Valkenberg  yer- 
ktoft  an  Ulrich,  den  Sohn  Ulrichs  von  Wallsee,  zwei  Vesten  um  600  Mark. 
U.  d.  Z.  Hertnid  von  Wildoni  .... 

^  N.-Bl  2  (1862),  376,  n.  X:  1306,  9.  IH. .  .  .  Ich  Wftlreich  von  Wildonie 
vergihe  .  .  .  daz  ich  meiner  lieben  hausfirawen  vrawen  Mechthilten,  des 
edelen  nuumes  tochter  herren  B&dolfes  von  Bas  geben  han  und  gib 
nein  bans  .  .  .  Waltesstain  und  daczft  f&mfczech  march  geltes  mit  .  .  . 


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286 

Dieses  Versprechen  scheint  Ulrich  auch  seinem  Schwieger- 
vater^ Rudolf  von  Ras^  gemacht  zu  haben^  und  noch  vor  Ende 
des  Jahres  stellt  er  darüber  auch  seinem  Bruder  Hertnid  eine 
Urkunde  aus,  1305,  13.  XII.,  Qraz:  Hertnid  erhält  alle  jene 
Ansprüche,  die  Frau  Melchthild  auf  Waldstein  hat,  auf  dieses 
Gut  und  auch  auf  Weinberg,  ,als  ez  her  Vlreich  von  Walsse 
der  werde  hauptman  unt  truchsaetz  ze  Steir  innen  gehabt 
hat^  (?).  Zur  Verrichtung  dieses  Geschäftes  setzt  sich  Ulrich 
Ostern  des  Jahres  1306  als  Termin;  wenn  das  nicht  geschieht, 
so  soll  sich  Hertnid  an  Weinberg  halten  und  an  die  ftlnf- 
hundert  Mark,  die  Ulrich  von  Wallssee  dem  Ulrich  von  Wildon 
noch  zu  zahlen  hat;  eben  diese  fünfhundert  Mark  sollen  an 
Erbe  und  Gut  gelegt  werden  und  dürfen  an  Niemand  ver- 
pfändet werden,  wenn  sie  nicht  früher  dem  Bruder  angeboten 
werden.  *  Aus  dem  Wortlaute  der  in  der  Mitte  verstümmelten 
und  bei  dem  Mangel  anderer  Documente  etwas  dunklen  Ur- 
kunde scheint  hervorzugehen,  dass  Ulrich  von  Wildon  ohne 
Rücksicht  auf  jene  Verschreibung  an  seine  Frau  von  1305, 
9.  in.,  im  December  bereits  einen  Kaufvertrag  wegen  Wald- 
stein  mit  Ulrich  von  Wallsee  abgeschlossen   hatte,    dass   aber 


gfiten  willen  meines  prfider  Hertneides  mit  .  .  gelubden,  ...  00  ich 
nicht  erben  gewänne  .  .  .,  so  wer  das  .  .  haus  .  .  .  ir  satz  f&r  drea- 
hundert  march  silbers  Greczer  gewegens;  des  selben  Silbers  sint  ir 
morgengabe  hundert  march  silbers  und  czwelf  mensch  reitermeziger  leute 

mit  meinem   insigel  und  da  cz&  noch  mit  vier  insigelen,  der  ist 

ainez  meines  pr&der  des  ofigenanten  Hertneides,  etc. 
1  N.Bl.  2  (1852)  376,  n.  XI:  1305,  13.  XII.,  Graz.  Ich  Vlreich  von  Wil- 
dony  vergihe  .  .  .  daz  ich  meinem  lieben  prftder  Hertneiden  von  Wil- 
dony,  marschalch  in  Steir  elleu  di  gelubde  di  meiner  housvrowen  .  .  . 
Mechtilden  vnd  meinem  swaeher  .  .  .  Rftdolffen  von  Ras  geschehen  sint 
vmb  Waldstain  daz  hous  .  .  .,  daz  ich  im  di  vemeuwen  sol,  unt  sol  di 
saelben  recht  mein  prfider  auf  Weinwerch  haben  .  .  .,  als  ez  her  Vlreich 
von  Walsse  .  .  .  innen  gehabt  hat,  unt  sol  ich  daz  verrihten  zwischen 
hinnen  unt  osteren;  taet  ich  des  niht,  so  sol  ...  mein  .  .  .  prüde" 
Hertneid  auf  "Weinwerch  haben  unt  auf  den  fumf  hundert  march en  silbers, 
di  m!r  der  ^genandte  her  Vlreich  von  Walsse  noch  gaeldten  sol,  di  sol 
er  mir  nimer  geben  noch  antwurten  oder  (ich)  (Lücke)  laist  meinem 
prüder  di  vorverschriben  gelubde  .  .  .  auch  han  ich  im  ...  gelubdt, 
daz  ich  die  fumf  hundert  march  silbers  an  erb  unt  auch  an  gult  nach 
seinem  radt  legen  sol,  unt  lob  am  auch,  ob  ich  di  saelben  .  .  .  ver- 
chumbei'en  oder  an  werden  wolt,  der  sol  ich  nieman  gunnen  noch  enmag 
ze  vromder  haut  verchumberen  oder  ich  nSt  und  peuts  meinem  prüder  e 
an,  ob  er  si  werven  mit  mir  mag  oder  wil.  Siegler  und  Zeugen. 


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287 

der  Eaufschilling  noch  nicht  völlig  erlegt  war.  Diesem  Gebahren 
des  Bruders  gegenüber  scheint  Hertnid  sich  das  Vorkaufs- 
recht auf  das  zweite  grosse  Besitzthum  des  Bruders,  auf  Wein- 
berg, gesichert  zu  haben.  Und  in  der  That  bestätigt  schon 
vier  Tage  nach  der  Ausstellung  der  besprochenen  Verschrei- 
bung  Ulrich  von  Wildon  dem  Ulrich  von  Wallsee  den  En- 
pfang  von  524  Mark  Silbers  für  den  Verkauf  von  Waldstein.* 
So  ist  1305  auch  das  zweite  Familiengut  in  fremde 
Hftnde  übei^egangen.  Und  schon  1308,  15.  III.,  wandert  das 
dritte  Gut,  Weinberg,  dem  bekannten  Weg  in  die  Hände  der 
aufstrebenden  Wallsee,  welche  durch  kluge  Benützung  der 
Gunst  der  Fürsten  und  der  Bedrängniss  des  herabgekommenen 
Landadels  zu  hohem  Ansehen  und  fabelhaftem  Reichthum  sich 
erhoben.  Diessmal  handeln  beide  Brüder  im  Einverständnisse, 
indem  sie  Weinberg,  Haus,  lieute  und  Gut  mit  sammt  dem 
Gerichte  bei  Weinberg  um  dreihundert  Mark  Wiener  Gewichtes 
an  Ulrich  von  Wallsee  verkaufen.^  Ulrich  zählt  in  seiner  Ur- 
kunde alle  die  Eigenleute,  die  er  abtritt,  sammt  ihren  Abgaben 
auf,  sowie  die  Lehen  und  die  Leute,  die  Ulrich  von  Wallsee 
zurückgekauft  hat.  Aus  dem  Wortlaute  der  Urkunde  ,mit 
allem  dem  reht  vnd  ich  vnd  mine  vorderen  ez  her  haben  braht' 


'  N.-BI.  2  (1862),  256,  n.  XII:  1305,  17.  XII.,  Graz.  Ich  Vlreich  von 
Wildony  vergib  .  .  daz  miili  .  .  her  Vlreich  von  Walsee  an  dem  gute 
des  chonfles  ze  Waltstayn  mit  rechter  raytnng  verrichtet  hat  fdmf  hun- 
dert march  und  vier  und  zwaynzich  march  Silbers. 

'  U.-B.  O.-Oest  IV.,  582:  1308,  15.  III.,  Graz.  Ich  Vlreich  von  Wildonie 
vergihe  .  .  .  daz  ich  mit  roines  brftder  Htertnides  gutem  willen  vnd  nach 
sinem  rate  vnd  anch  mit  aller  vnser  beder  erben  gfntem  willen  han  ver- 
chaofet  .  .  .  minem  vrivnde  von  Waltse  herm  Vlriche  .  .  .  Winberch 
daz  hons  vnd  linte  vnd  gut  .  .  .  mit  samt  dem  gerihte  bi  Winberch, 
daz  sieh  anvaht  ze  Laubekke  vnd  wider  windet  auf  der  Gaenaeser 
prukken,  mit  aller  der  manschaft,  die  ich  vnd  mine  vordem  her  haben 
braht  in  dem  Genaesetal  vnd  auch  Hute  vnd  gut  vnd  manschaft,  als  si 
hernach  geschriben  ist  .  .  .  vm  driv  hundert  march  Silbers  Wiennisches 
gewibtes  .  .  (Folgen  26  benannte  Eigenleute  und  ihre  Sfttze)  .  .  .  Auch 
hat  der  vorgenante  her  Vlreich  von  Waltse  widerohaufet  daz  gut  vnd 
die  manschaft,  div  hemaoli  geschriben  ist  (folgen  8  benannte  Lehensleute 
und  die  Orte,  wo  die  Lehen  liegen)  ....  mit  minem  insigel  vnd  mit 
.  .  mines  bruder  insigele  Heertnides  vnd  mit  miner  swester  insigele 
Elsbeten  .  .  .  geziuge  grave  Virich  von  Phanneberch,  her  Friderich  vnd 
her  Heinrich  br^dere  von  Stubenberch,  her  Hsertnit  von  Pettowe,  her 
Otte  vnd  her  Rudolf  die  br^dere  von  Lichtensteine  etc. 


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288 

geht  hervor,  dass  Weinberg  schon  im  Besitze  der  Vorfahren 
Ulrichs  gewesen  (obwohl  dieses  bedeutenden  Besitzes  niemals 
Erwähnung  geschehen)  und  somit  die  letzte  Handhabe  zur 
Deutung  jener  räthselhaften  Stelle  in  der  Urkunde  von  1305, 
13.  XII.,  ,Weinwerch  .  .  als  ez  her  Vlreich  von  Walsse  .  .  . 
innen  gehapt  hat'^  dass  etwa  Weinberg  gegen  Waldstein  von 
den  Wallseern  an  die  Wildoner  erst  vertauscht  und  später 
zurückgekauft  worden  sei,  uns  benommen  ist.  Ulrich  lebte 
noch  1314  (Anhang  25),  seine  Gemahlin  Mechthild  (1305, 
S.  285,  Anm.  2)  wird  1341,  6.  XII.,  als  Witwe  noch  erwähnt; 
sie  verkauft  einen  landesftirstlichen  Lehenhof  zu  Wildon  an 
Heinrich  von  Wildhausen.  * 

Ulrich  scheint  kinderlos  gestorben  zu  sein;  da  auch  Hert- 
nids  III.  Tochter,  Elsbeth,  1290,  1299,  1302  bei  ihrem  Vater 
(S.  259,  Anm.  3.  Anhang  16, 17.  S.  271,  Anm.  2.  S.  272,  Anm.  1), 
1308  bei  ihrem  Bruder  Hertnid  IV.  (S.  287,  Anm.  2)  erwähnt, 
unvermählt  gestorben  zu  sein  scheint,  so  ist  wie  Herrands  II., 
so  auch  Hertnids  III.  Stamm  in  der  Oeneration  der  Enkel  aus 
Mangel  an  männlichen  Erben  erloschen. 

Die  Erbämter  der  beiden  Linien,  Truchsessen-  und 
Marschallamt,  gingen  auf  andere  Familien  über,  so  letzteres, 
nach  des  Abtes  von  Victring  Bericht,  auf  die  Herren  von 
Pettau.  Joann.  Victor,  zum  Jahre  1322  (1317,  Böhmer  I,  392 
Anm.  2):  marscalcatus  Styriae  deficientibus  nobilibus  viris  de 
Wildonia,  qui  ad  hunc  fuerant  hereditati,  ad  virum  prudentem 
strenuumque  nobilem  Herdegenum  de  Petovia  congruo  recom- 
pense  precio  et  favoris  principum  amminiculo  est  translatuB  et 
in  suos  posteros  est  transplantatus^  In  zwei  Umständen  wider- 
spricht diese  Nachricht  dem  urkundlichen  Sachverhalte,  näm- 
lich in  der  Angabe  des  Jahres,  denn  1325,  19.  III.,  urkundet 
ja  Hertnid  IV.  als  Marschall,  und  dann  kann  der  Ausdruck 
,hereditati*  nicht  als  gut  gewählt  bezeichnet  werden,  denn  vor 
dem  Jahre  1277  kennen  wir  keinen  urkundlich  beglaubigten 
Marschall  aus  dem  Hause  Wildon.  Ueberhaupt  haben  nur  zwei 


1  H.-H.-St-A.  Or:  1341,  6.  XIL,  Wien.  Wir  Albrecht  .  .  .  herteog  ze 
Osterreich  ze  Steyr  vnd  ze  Chemden  tuon  chvnt,  .  .  .  daz  vns  die  erber 
Mechtbilt  "Erichs  seli^n  wittibe  von  Wildony  aynen  hof  ze  Wildony 
gelegen,  der  von  vns  ir  leben  ist,  ....  aufgesant  hat  .  .  .  vnd  hat  vns 
gebetten  daz  wir  den  verlihen  vnserm  getrewen  Hainrich  dem  Wilthoaer 
der  in  von  ir  chonft  biet,  daz  haben  wir  getan  etc.  .  .  . 


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289 

Wildoner,  Hertnid  III.  und  der  IV.  dieses  Amt  bekleidet. 
Wohl  aber  war  das  Truchsessenamt  in  der  älteren  Linie  erb- 
lich; schon  Herrand  I.  bekleidet  es  (S.  191,  Anm.  4),  ferner 
sein  Enkel  Herrand  H.  (S.  244)  sowie  des  Letzteren  Sohn, 
Ulrich  II.  (S.  277,  Anm.  2).  Die  obige  Bemerkung  Johanns, 
von  Victring  mag  in  späteren  Darstellungen  zur  Rücküber- 
tragung des  Marschallstitels  auf  ältere  Wildoner,  nament- 
lich auf  Herrand  I.,  der  man  ab  und  zu  begegnet  (S.  189, 
Anm.  1  und  S.  191,  Anm.  4),  Anlass  gegeben  haben. 

Noch  lange  nach  dem  Aussterben  des  Geschlechtes  be- 
gegnet der  Namen  desselben  in  Urkunden,  die  auf  den  ehe- 
maligen Besitz  desselben  Bezug  nehmen.  So  verleiht  1337, 
14.  IX.,  Erzbischof  Friedrich  von  Salzburg  dem  Neustift  zu 
Friesach  einen  Weingarten  zu  Marburg,  ,der  weilen  des  Wil- 
donier  gewesen  ist^  ^  1351,  18.  I.,  Graz,  theilt  Ulrich  von 
Wallsee,  Hauptmann  in  Steier,  mit  seinem  Bruder  Vesten  und 
Güter;  da  befinden  sich  nun  im  Besitze  der  Wallseer  Ruckers - 
bürg,  Krems,  Stainz,  Wildon,  Gleichenberg,  Waldstain,  Uebel- 
bach,  lauter  ehemals  wildonsche  Besitzungen ;  aus  den  Worten 
,wir  haben  euch  getailt,  als  ez  von  alter  her  chömen  ist  und 
als  ez  mein  vater  seliger  herpracht  hat',  geht  hervor,  dass 
schon  Ulrich  der  Aeltere  in  den  Besitz  des  grössten  Theiles 
des  ehemaligen  wildonschen  Gutes  durch  Kauf  oder  Ver- 
pfändung gekommen  war.  2  Während  die  Wallseer  die  grösseren 

*  N.-Bl.  U  313:  1337,  14.  IX.  .  .  .  Friderich  erzbigcholf  ze  Salczburch 

5  N.-Bl.  II.  (1862),  316,  n.  UI:  1361,  18.  I.,  Graz,  »tlreich  von  Waise, 
theilt  mit  seinem  Bruder  ,Fridreich  dy  vier  vest  Rückersp&rch  und 
Chrem*  an  ain  tail,  dar  zu  der  satz  geuallen  ist  Staeuncz  und  auf  dem 
Gesnaitt  .  .  .  Vnd  von  Wildonj  von  dem  satz  vier  und  zwainczig  march 
drei  Schilling  f&mf  und  zwainczig  phenning  von  dem  gerioht  ....  von 

der  vogtay So  ist  an  den  andern  tail  geuallen  Oleichenperg  und 

WalUtain  vnd  Vbelpach  der  Satz  ....  Ist  maim  prfider  Fridreichen 
.  .  .  ze  tail  geuallen  Rückerspfirch  und  Chrems  mit  der  Pakk  .... 
die  d6rfer,  die  ...  zu  Rftckersp&rch  gehlirent  .  .  .,  des  ersten  Wein- 
perg,  nider  Maeusenraeut ,  Sch&tzenhof,  Pellndorf,  Altenmarcht,  Staer- 
(>zenpach,  Lempach,  Neustift,  dacz  Walkrestorf  ain  hof  Nerzelpach,  Peun- 
graben,  Onyebs,  Vresaw,  Synebelchirichen ,  Egleinstorf,  Predmanstorf, 
Scbattaw,  Rötenpach  auf  dem  perglein,  obem  Njtschaw,  nider  Njtschaw, 
nider  Grassaw,  obern  Grassaw,  Ernwisen,  mitter  Flaednitz,  obem  Flsed- 
nits,  Zwontieschen,  Pölan,  Takarn,  Engschalchstorf ,  dacz  Geczenp&chel 
tin  hof,  und  ein  mftl  dacz  Dwang  und  daz  Lantgericht  von  Weinperg, 
also  daz  daz  alles  gehört  mit  allen  nüczen  gegen  Rückerspfirch  .... 
ArchiT.  Bd.  LIX.  I.  Hilfle.  19 


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290 

Güter  an  sich  brach toD^  folgten  die  benachbarten  Wildhauser 
den  Wildonern  im  Besitze  kleinerer  Lehen  nach;  schon  1325 
und  1341  (S.  284,  Anm.  3.  S.  288,  Anm.  1)  haben  wir  die  Brüder 
Albrecht  und  Heinrich  als  Erben  Hertnids  IV.  und  der  Mech- 
thild  kennen  gelernt;  1362,  29.  IV.,  Wien,  erwähnt  Herzog 
Rudolf  in  einer  Belehnungsurkunde  der  Dörfer  Sichendorf  und 
Goriczen  sowie  vier  Hüben  in  Prybigoy,  ,deren  lehenschaft  von 
dem  Wildonier  selic  an  vns  chomen  ist  vnd  derselben  I6ben- 
Schaft  sich  Hainrich  der  Wilthouser  ze  vnreht  angenomen  hat'J 
Wie  rasch  manches  Besitzthum  den  Herrn  wechselte,  zeigt 
eine  Urkunde  des  Herzogs  Albrecht  IH.  von  1375,  11.  III., 
Wien,  über  den  Satz  der  Veste  Mährenberg,  der  ,von  weilet 
den  von  Wildoni,  den  von  Pettau,  und  den  von  Waise  von 
erbes  und  gab  wegen'  an  Graf  Yban  von  Pernstain  und  Haug 
von  Tybeyn  übergegangen  war.  ^ 

Noch  erübrigt  jene  Linie  der  Wildonier,  die  durch  Ver- 
mählung Leutolds  II.  mit  der  Erbtochter  von  Diernstein  ge- 
gründet wurde,  zu  verfolgen. 

In  den  Jahren  1292,  1294,  1297  und  1298  wird  neben 
Hertnid  IIL  ein  Leutold  von  Wildon  oder  von  Tymstein  er- 
wähnt, dreimal  ausdrücklich  als  dessen  Vetter  bezeichnet,  1292, 
1297  und  1298  (Anhang  7,  12,  14)  und  zwar  das  einemal 
als  Wildoner,  zweimal  als  Diernsteiner.    Da  nun  der  1277  als 


So  ist  mir  .  .  .  Vlreichen  .  .  .  her  wider  geaallen  Gleichenperg  und 
Waltstain  die  zwo  vest  .  .  .  sampt  dem  Satz  dacz  Vbelpach  ...  so  sint 
daz  di  dörfer  .  .  .  di  mir  z&  Gleichenperg  .  .  geuallen  siot  und  di  dar 
zft  gehörent,  des  ersten  Gleichenperg,  Wergantstorf,  Gesell,  Ludwei^- 
torf,  Mayerdorf,  Peterstorf,  Gnaest,  Perleinstorf,  Hasenpach,  Awrspach, 
Lfibichendorf,  Rizzilach,  Merchendorf,  Jaegerberch,  Haselpach  und  ain 
hueb  dacz  Tae^estorf,  Janichendorf  ain  hneb.  So  sint  di  dörfer  .  .  . 
von  Räkerspürch  von  dem  n(r)bar  genomen  nnd  sint  ze  Gleichenperg 
gegeben  .  .  .  Des  ersten  Babaw,  Chrfigstorf,  Ebergerstorf,  Leutoltstorf, 
Oberwinchel,  Gmeb,  Schirlingaw,  und  ain  mfil  dacz  Gnaest  und  zwen 
aekoher,  Schephendorf  und  das  Lantgericht  in  dem  Gnaestal  und  Gum- 
litz  mit  sampt  dem  richter  recht  dacz  Vogan  nnd  dacz  Strazz  und  hie 
disehalb  der  Tra  gehörent  ze  Gleichenperig  Welchaw,  Paschkendorf  und 
zwo  hueb  dacz  Gotschach  .  .  .  mit  alle  den  und  dar  zue  gehört  zu  den 
.  .  .  vier  vesten,  als  ez  von  alter  herchömen  ist  und  als  ez  mein  vater 
seliger  herpracht  hat  etc. 

Jo.  Arch.  Or.  Urk:  1362,  29.  IV.  Herzog  Rudolf  von  Oesterreich  .  .  . 
Melly,  Vaterland.    Urk.,   Heft  1,    8.  66,  N.  80:    1376,   11.   IIL,   Wien. 
Herzog  Albreciit  von  Oesterreich. 


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291 

todt  erwähnte  Bruder  Hertnids,  Leutold  von  Diernstein,  Söhne 
hatte  (S.  257,  Anm.  1),  so  dürfen  wir  den  Leutold  von  Wildon 
oder  von  Diernstein,  der  1287  bis  1301  urkundlich  erscheint, 
sich  1288  und  1301  beide  Namen  beilegt  und  das  wildonsche 
Wappen,  gering  raodificirt,  im  Si^el  führt,  ^  als  Sohn  Leu- 
tolds  II.  ansehen. 

Leutold  III.  ist  uns  zunächst  durch  eine  Reihe  von  Ver- 
handlungen mit  Stift  S.  Lambrecht  bekannt,  1287,  2.  VI.,  durch 
eine  Schenkung  mit  Einwilligung  seiner  Gemahlin  Elisabeth,^ 
1288,  13.  VIL,  durch  eine  Verzichtleistung  (Anhang  4),  1290, 
19.  IV.  (Anhang  5)  und  25.  XIL,»  durch  Vergleiche,  1294, 
31.  XII.,  indem  er  einem  Diener  Turolt  einen  Tausch  mit 
S.  Lambrecht  gestattet  (Anhang  9). 

Warum  er  1292  (S.  266,  Anm.  1)  das  salzburgische  Lehen 
am  Neuhaus  in  Wildon  verlor  oder  besser,  wie  er  dazu  ge- 
kommen, entzieht  sich  der  Erklärung.  Von  sonstigen  Privat- 
beziehungen wäre  noch  der  Verkauf  der  Vogtei  über  Marein 
bei   Neumarkt    an   den    Bischof   Heinrich    von    Lavant    1293, 


'  Beck-W.  in  Centr.-Comm.  1872,  CCXV*»  hat  Fig.  12,  Lentolds  Sigill  aus 
sieben  Urkunden  des  Wiener  St.-Arch.  und  des  Grazer  Jo.  Arch.  von 
1290—99  abgebildet  Dasselbe  zeigt  das  Sceblatt  der  Wildoner  im  auf- 
rechten Sphilde  mit  der  Spitze  nach  abwärts,  die  mit  dem  Schildrande 
zusammenläuft;  die  Legende  lautet:  S.  Lintoldi  .  de  .  Wildonia  .  f.  Das- 
selbe Sigill  trägt  auch  die  wegen  der  Faroiliennachrichten  so  wichtige 
Urkunde  von  1301,  28.  I.  Leutolds  Siegel  steht  am  nächsten  dem  klei- 
neren Sigill  Hertnids  III.  (F.  9  bei  Beck-W.),  Seeblatt  mit  aufrechter 
Spitze  im  dreieckigen  aufrechten  Schilde,  Legende:  S.  Hartnidi .  de  . 
Wildonia  .  f  • 

2  Jo.  Arch.  C.  1304:  1287,  2.  VI  ...  .  Leutold  von  Wildon  und  Elisabeth 
seine  Hausfrau  schenken  einen  Eigenmann  Heinrich  von  Haberschrecke 
samt  dessen  Familie  als  Zinshorige  an  die  Kirche  zu  Hove  (Mariahof 
bei  Nenmarkt)  .  .  .  nos  Leutholdus  de  Wildonia  et  wcor  nostra  Wyza- 
heth  liberique  noslri  .  .  .  nobis  proprietate  ac  hominio  obligatos,  Hainricum 
sartorem  in  Novo  foro  prope  Grazlab  uocatum  Haberschreke,  uxorem 
suam  Gertmdim  et  filios  et  filias,   si  quos  vel  si  quas   habent,    uel  sunt 

habituri  .  .  .  ecclesie  sancte  Marie   in   Houe   donanimus Testes 

.  .  .  Domestici  sancti  Lamberti  .  .  .  Acta  sunt  hec  ....  Domino  Otto 
de  Wel  professo  monasterii  sancti  Lamberti  regente  ac  providente  in 
Houe  ecclesie  nee  non  plebi.  Der  Schlusssatz  der  Urkunde  erklärt  aus- 
drücklich die  Beziehung  auf  S.  Lambrecht;  s.  Mnch.  6,   31. 

3  Beck-W.  in  Centr.-Comm.  1872,  CCXV»» :  1290,  26.  XIL,  Guideinsdorf. 
Leutold  von  Dirnstein  entsagt  Rechten  an  die  Kirche  S.  Jakob  bei 
Diemstein. 

19* 


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292 

8.  VII,  *  ein  Vergleich  in  einem  Vogteistreite  wegen  seckauischer 
Güter  mit  dem  Probste  von  Werde,  1294,  10.  I.  (S.  269, 
Anm.  1),  und  seine  Zeugenschaft  für  Hertnid  III.  von  Wildon 
1297  (Anhang  12)  zu  erwähnen. 

Leutold  III.  war  zweimal  vermählt;  zuerst  mit  Elisabeth, 
Tochter  Konrad  Eisenpeutels,  1287  (S.  291,  Anm.  2)  und  mit 
Margaretha  unbekannter  Herkunft,  1301.  Im  Jahre  1301  lebten 
als  Kinder  aus  der  ersten  Ehe:  Konrad,  Leutold,  Heinrich, 
Jute;  als  Kinder  zweiter  Ehe:  Turse  und  Hertneid. 

Von  1298  bis  1301  reichen  Verhandlungen  über  Tausch, 
Ffandschaft  und  endlichen  Verkauf  des  Diernstein'schen  Stamm- 
gutes, 1298,  10.  X.  .  .  .  schliesst  Leutold  mit  König  Albrecht 
einen  Tauschvertrag  um  Diernstein  gegen  Arnvels.  Eine  Clausel 
dieses  Vertrages  von  der  eventuellen  Aufzahlung  König  Al- 
brechts oder  von  Rechtsansprüchen,  die  etwa  Jemand  auf 
Arnvels  haben  könnte,  scheint  die  Ausführung  des  Tauschver- 
trages verzögert  oder  ganz  vereitelt  zu  haben  (Anhang  14); 
auch  ein  Verwandter  legte  sich  ins  Mittel,  denn  am  4.  V.  1299, 
Judenburg,  verpflichtet  sich  Leutold  gegen  seinen  Oheim 
Friedrich  von  Stubenberg  (S.  270,  Anm.  2)  das  Haus  zu  Diem- 
stein nicht  ohne  dessen  Einwilligung  und  jedenfalls  nur  ihm 
zu  verkaufen  (Anhang  15). 

Aber  dieses  Versprechen  nützte  dem  Stubenberger  nichts, 
denn  noch  1299,  24.  X.,  Wien,  führt  Leutold  die  Unterhand- 
lung mit  dem  Landesfürsten,  und  zwar  mit  Herzog  Rudolf  IH., 
der    seit    1299    den    habsburgischen    Lehenbesitz     verwaltete 


»  K.  Tangl,  Reihe  der  Bischöfe  von  Lavant  p.  92:  1293,  8.  VII.,  Friesach. 
Leutold  von  Dyrnstein  verkauft  dem  Bischöfe  Heinrich  die  Advocatie 
Uher  S.  Maria  in  Graslup  (S.  Marein  bei  Nenmarkt),  über  Güter  in  Widern, 
in  8.  Georgen  nnd  in  Poleins  bei  Scheufling,  wofür  er  jährlich  zwei 
Mark  Friesacher  Denare  bezog,  um  eilf  Mark  Wiener  Gewicht.  U.  d.  Z. 

Pilgrinns   de   Dymstain  ...     0.   1441   des   Jo.   Arch.    nach 

einer  Abschrift  (ex  chartnlac.  S.  Andreae)  im  Arch.  des  bist.  Vereines 
in  Kärnthen,  lautet :  ,Per/oldus  de  D&rnstein  . . .  aduocatiam  ecciesie  sanete 
Marie  vulgo  in  Marein  et  predia  eiusdem  ad  sanctum  georginm  et  Sanctum 
Leonardum  in  der  PoUa  prope  Schewfling,  de  quibus  .  .  .  michi  due 
marce  denariorum  Frisacensium  singulis  annis  solvebantur,  .  .  .  vendidi 
et  dedi  .  .  .  Heinrico  episcopo  Lavantino  pro  undecim  marcis  argenti 
Viennensis  ponderis  etc.  Tangl  hat  offenbar  richtig  gelesen,  die  Abschrift 
des  Klagenfurter  Archivs  beruht  aber  auf  einem  Lesefehler  und  die  Ur- 
kunde gehört  unserem  Leutold. 


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293 

(Krön.  2,  21),  weiter:  von  einem  Tausche  gegen  Arnvels  ist 
nicht  mehr  die  Rede,  sondern  Leutold  hat  dem  Herzog  einfach 
sein  Lehen  zum  Kaufe  angeboten,  da  er  demselben  eine  Summe 
von  vierzig  Mark  löthigen  Silbers  Wiener  Gewichts  schuldet; 
die  Modalitäten  des  Kaufes  sollen  Ulrich  von  Wallsee,  Haupt- 
mann in  8teier,  und  Alber  Stuchs  von  Trautmannsdorf,  Land- 
richter, bestimmen.  *  1301,  28.  I.,  Wien,  wird  der  Kauf  in 
aller  Form  vollzogen;  Herzog  Rudolf  gibt  vierhundert  Mark 
löthigen  Silbers  Wiener  Gewicht  und  dreiundfünfzig  Pfund 
Pfenninge  in  Urbar  (Zins  von  Grundstücken),  wofür  er  Leu- 
tolden  und  seiner  Familie  hundert  Pfund  und  achtunddreissig 
Pfund*  auf  der  Mauth  zu  Ybbs  und  in  der  Gegend  zu  Persen- 
beug  setzt.  Zweihundert  Mark  Silbers  bestimmt  Leutold  seinen 
Kindern  erster  Ehe,  die  mit  dem  Verkaufe  von  Diernstein  nicht 
einverstanden  gewesen  zu  sein  scheinen.  ^ 

*  H--H.-8t.-Ä.  Or:  1299,  24.  X.,  Wien.  Ich  Liutolt  von  van  (!)  Dyernstein 
vergib  .  .  .  daz  ich  minem  herren  dem  herczoge  Rudolf  -^on  Oesteiich 
und  von  Steierin  min  purch  Diemstain,  di  ich  von  im  zelehen  han  .... 
angeuailt  han  ze  choufifen  .  .  .  wan  ich  von  min  dürften  in  gfilti  geuallen 
bin,  80  bat  min  harre  der  herzog  sin  genad  an  mir  getan  vnd  hat  mir 
gelihen  vierczich  march  Silbers  loetiges  vnd  wienner  gewichts,  also  ist 
daz  min  herre  mit  mir  chovffit,  ...  so  sol  er  mir  daz  selbe  silber  an 
der  ersten  wernnge  ab  slahin  ....  des  snlen  mit  mir  loben  vnd  sweren 
min  pnrgraven  ze  Diemstein  .  .  .  Mit  1  Sigill. 

5  H.-H.-8t.-A.  Or:  1301,  28.  I.,  Wien.  Ich  Liutolt  der  Wildonier  von  Dirn- 
stain  vergihe  ....  daz  ich  mit  meiner  hausvrowen  vern  Margreten  vnd 
mit  meiner  chinde  Tursen  vnd  Hertneides  gvtem  willen  vnd  gunst  ver- 
chavft  han  vnserm  herren  herzogen  Rudolfen  von  Osterreich  vnsers  rehten 
Lehens  des  wir  von  im  gehapt  haben  daz  vorgenant  havs  Dimstain  .... 
vmb  vier  Hundert  march  lotiges  Silbers  wienner  gewichtes,  vnd  vmb 
Drev  vnd  fivnfzich  phvnt  wienner  phenninge  geltes  in  vrbar.  da  fvr 
vnser  herre  der  herzöge  gesatz  hat  mir  vnd  meiner  havsvrowen  .  .  . 
vnd  vnsem  chinden  ....  seiner  rehten  gulte  Hvndert  pfvnt  vnd  zwai 
min  vi  erzieh  pfvnt  wienner  phenninge  geltes,  Auf  der  mavte  ze  Ibis  vnd 
fivnfzehen  phvnt  wienner  phenninge  geltes  in  vrbar  in  der  gegende  ze 
Persenpivge  ze  rehter  satzvnge.  Des  vorgenanten  Silbers  schafich  Livtolt 
zwai  hvndert  march  lotiges  silbers  w  .  g  . .  nach  meinem  tode  ze  gebene 
meinen  chinden  Chvnraden,  Livtolden,  Hainrichen  vnd  Jevten,  die  ich 
han  bei  meiner  eren  havsvrowen  vern  Elzbeten  hern  Chvnrades  tohter 
des  Ysenpeutels,  swanne  daz  ist,  daz  sie  vnserm  herren  dem  herzogen 
bestaetigent  den  chauf  ....  vnd  ee  niht.  vnd  die  weile  sie  des  niht 
entvnt,  so  sol  vnser  herre  der  Herzoge  die  vorgenanten  zwai  hvndert 
march  silbers  inne  haben  also  lange  vntz  daz  sie  .  .  .  daz  .  .  .  gentz- 
liehen  bestaetigen.   vnd   swaz   des    übrigen  ist,  daz  sol  man  alles  geben 


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294 

Mit  diesem  Kaufvertrage  ist  auch  der  Diernsteiaische 
Zweig  der  Wildoner  losgelöst  vom  heimatlichen  Boden;  nach 
einer  Quelle  von  zweifelhaftem  Werthe  lassen  sich  die  letzten 
Ausläufer  des  Geschlechtes  in  Niederösterreich  noch  bis  gegen 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  verfolgen.  * 


meiner  hausvrowen   vern  margreten mit  hern  Livtoldes  Insigil 

von  Chvnringen  .  :  .  .  .  Mit  4  prachtvollen  Siegeln:  1.  8.  Livtoldi  .  de  . 
Wildonia  f.  2.  S.  Levtoldi  .  de  .  C  .  vnring  .  summi  .  pinceme  .  avstrie  f 
Das  Erscheinen  Leutolds  des  Kuenringers  in  einer  Wildon-Diernsteinschen 
Urkunde  als  Zeuge  ist  eines  der  besten  Argumente  gegen  die  auf  S.  274, 
Anm.  1  bekämpfte  Anschauung  von  der  Identität  der  Kuenringer  und 
Diernsteiner  Leutolde.  Etwas  abweichend  davon  heisst  es  in  der  Beilage 
des  Codex  MS.  n.  8117  (bist,  profan.  394)  der  k.  k.  Hofbibl.  zu  Wien, 
Chmel,  Handschr.  der  k.  k.  Hofbibl.  2, 145:  item  eodem  anno  (1301)  khaufft 
herczog  Rudolff  von  Leutolden  dem  Wildonier  von  Türrnstain  das  hauss  zu 
Tümstain  vmb  53  markh  (!)  Pfenning  gült  im  vrbar  vnnd  verschreybt 
ime  zue  ainem  sacz  mitterweil  auff  der  mautt  zue  Ybs  140  pfd  Wiener 
Pfenning  (!)  gelts  vnd  15  pfd  Gelts  (!)  im  vrbar  der  gegent  zue  Pesenbeug. 
*  Hanthalers  Recensus  diplom.-geneal.  archivi  Campiliiiensis  Tom.  II  (1819) 
p.  283  f.  bringt  eine  Anzahl  Urkunden,  aus  denen  hervorgeht,  dass 
Leutolds  III.  Söhne  erster  Ehe  (und  vielleicht  auch  die  zweiter  Ehe)  in 
der  Gegend  von  Kloster  Lilienfeld,  um  Wilhelmsburg  (zwischen  S.  Polten 
und  Lilienfeld)  und  Tradigist,  begütert  und  wohl  auch  angesessen  waren ; 
das  Zusammentreffen  der  Namen  macht  die  Identität  höchst  wahr- 
scheinlich: 1312  Gregorientag.  Chunrat  von  Tiernstein  suo  et  fratrum 
suorum  Leutoldi  atque  Heinrici  nomine  fatetur  damna  .  .  .  inque  com- 
pensationem  concedit  nobis  per  fundum  quendam  suum  Wilhelmspurgi 
fossam  murumque  ducendi  pro  munitione  oppidL  1315  idem  et  nxor 
Jeut,  assentientibus  filia  sua  Jeuta,  uxore  Dietrici  Ladendorfer,  item 
fratre  suo  Leutoldo  atque  cognato  suo  Chunrado  Eisenpeutel  de  Oster- 
burch  venduut  nobis  redditus  .  .  .  iu  Wilhalmspurch  ....  1330.  Chunrat 
von  T.  exequitur  Icgatum  pium  et  satisfecit  pro  expensis  funeris  uxoris 
suae  Elspet  .  .  .  quae  legavit  .  .  .  reditus  .  .  de  .  .  .  mansis  ob 
Dretigist  iuxta  Weissenburch.  1355  S.  Jakobstag.  Marquart  Türs  von 
Tiernstein  et  uxor  Agnes  vendunt  nobis  .  .  .  census  in  Wilhamspurch 
teste  Chunrado  de  Tierenstein  cognato.  Derselbe  Türs  erscheint  noch 
1376,  1377  (beidemale  als  iudex  curiae)  u.  1387;  seine  Zugehörigkeit 
zum  Geschlechte  erweist  das  Siegel  von  1387  mit  aufrechtem  See- 
blatt im  Ritterschild,  darüber  der  von  einem  Hute  bedeckte  Helm, 
S.  Marcuardi .  de  .  Tiernstain.  Noch  andere  bis  zum  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts mit  Namen  angeführte  Tiernsteiner  entziehen  sich  jeder  Ver- 
muthung  über  ihre  Stellung  in  der  Genealogie. 

Die  Frage  über  Tiernsteiner  in  Oesterreich  und  in  Steiermark 
muss  ich  überhaupt  noch  als  offen  betrachten.  Es  könnte  ja  bei  der 
Anknüpfung   der    hier    angeführten    Diernsteiner    an   die    Wildoner    und 


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295 

Nach  der  gemeinen  Anschauung^  hat  das  glänzende  Ge- 
schlecht der  Wildoner  auch  der  Kirche  einen  Fürsten  gegeben ; 
Hertnid,  Bischof  von  Gurk  von  1283  (nach  19.  VIL),  bis 
1298,  28.  XI.  (Potth.,  Suppl.  p.  326),  war  nach  den  Ann. 
S.  Rudperti  (MG.  9,  808)  ein  Wildoner:  ,1283  .  .  .  dominus 
Haertnidus  de  Wildonia  plebanus  in  pels,  ecclesiae  Gurcensi 
praeficitur'.  pro  ,de  Wildonia*  in  Cod.  1.  corr.  ,OflFenberch^ 

Derselbe  Hertnid,  aber  ohne  einen  Geschlechtsnamen,  ist 
als  Pfarrer  in  Pols  und  Archidiacon  Eärnthens^  von  1271  bis 


steierischen  Diemsteiner  ein  Zufall  spielen,  wSren  nicht  die  Wappen  da. 
Und  anderseits  erscheint  1251,  1277,  1279  in  Kuenringer  Urkunden  bei 
Fräst  F.  B.  A.  II.  3,  223  f.,  Hanthaler  recensus  II.,  283  ein  Otto  de 
Tiemstein,  das  zweite  Mal  mit  einem  Sohne  Konrad,  der  dann  für  1323 
zugleich  mit  Kuenriugern  bei  Fräst  F.  B.  A.  II.  3,  621  bezeugt  ist;  und 
die  Wappen  auf  den  Siegeln  Ottos  von  1276,  Konrads  von  1270  weisen 
wiederum  das  wildonsche  Seeblatt  auf.  Denkbar  wäre  da  folgender 
Stammbaum: 

Otto  V.  Tiemstein 

1251—1279 

(1317  und  1322,  Much.  6,  211.  225) 


Chonrad  Leutold  Heinrich 

1277—1330?  1312.  1315  1312 

G.  I.  Jeuta    n.  Elspet 
1315  t  1330 


?  Chonrad  1355. 


*  Mach.  Beg.  Bd.  u.  d.  W.  Wildon  bietet  ,Hartnid,  Pfarrer  zu  Pols,  Archi- 
diacon von  Kärnthen,  Probst  zu  S.  Virgil  zu  Friesach»  Bischof  zu  Gurk*. 
Bergm.y  Anz.-Bl.  95,  2  hielt  Hertnid  (IV.),  den  Sohn  des  Marschalls, 
für  den  Bischof  von  Gurk. 

^  Much.  3,  241  bezeichnet  Hertnid  schon  von  1269  angefangen  als  Pfarrer 
in  Pols.  Die  erste  bestimmte  Urkunde  ist  aber  erst  von  1271,  30.  XL, 
Fonsdorf,  datirt :  Ulrich  und  Otto  von  Liechtenstein  f.  Erzbischof  Friedrich 
von  Salzburg;  daselbst  erwfihnt  ,patrnus  noster,  archidiaconus  Karinthiae, 
plebanus  in  Pels'.  Beck-W.,  Mitth.  19,  210  A.  17.  Nur  diese  beiden 
Titel  führt  Hertnid  in  den  folgenden  Urkunden:  1272,  22.  I.,  S.  Lam- 
brecht  (Jo.  Arch.  C.  975),  1277,  1.  X.,  Admont  (F.  B.  A.  IL,  31,  365), 
1281,  9.  VI.,  Admont  (W.,  Adm.  2,  135).  Dass  er  noch  1283,  als  er 
Bischof  wurde,  Pfarrer  in  Pols  war,  zeigen  Ann.  S.  Budperti  in  MG. 
9,  808  zum  Jahre  1283.  Die  Würde  eines  Frohstes  zu  S.  Virgil  ob 
Friesach,  die  ihm  Muchar  beilegt,  scheint  er  nicht  bekleidet  zu  haben; 
Much.  5,  425  stützt  sich  auf  eine  Admonter  Urkunde  von  1279,  27.  III. 


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296 

1281  urkundlich  zu  belegen ,  dann  als  Bischof  von  Gurk  von 
1284  bis  1298,  21.  IIIJ 

Aus  allen  diesen  Urkunden  ergibt  sich  nichts  für  seine 
Zugehörigkeit  zum  Wildon'schen  Geschlechte  Wäre  er  aber 
sicher  ein  Wildoner,  dann  dürfte  man  seine  Ernennung  zum 
Bischöfe,  welche  nach  Muchar  Aufsehen  erregte,  im  Jahre  1283 
mit  den  Verdiensten  seines  Hauses  um  die  Gründung  der  habs- 
burgischen  Herrschaft  in  Steiermark  —  1282,  27.  XIL,  hat 
König  Rudolf  seine  Söhne  belehnt  —  in  Verbindung  setzen. 

Allein  eben  diese  Annahme  scheint  ein  Irrthum  zu  sein, 
freilich  so  alt  als  seine  Quelle,  die  beste  Handschrift  der  Ann. 
S.  Rudperti.:  Identität  zwischen  dem  Pfarrer  von  Pols  der 
Jahre  1271  bis  1281  und  dem  Bischof  von  1283  wird  sich  nicht 
läugnen  lassen ;  diesen  ersteren  aber  bezeichneu  Ulrich  IL  und 
Otto  II.  von  Liechtenstein  als  ihren  Vatersbruder  1271,  also 
als  Bruder  Ulrichs  I.  des  Sängers,  er  selbst  rechnet  sich  diesem 
Geschlechte  zu  durch  sein  Siegel.  ^  Neben  diesem  nicht  zu 
unterschätzenden  Zeugnisse  gewinnt  die  L.  A.  der  Handschrift  1 
der  Ann.  S.  Rudperti  erhöhte  Bedeutung,  denn  ,Offenberg^ 
führen  steirische  Liechtensteine  als  Prädicat,  so  gleich  Ulrichs  I. 
Bruder  Dietmar,  z.  B.  M.,  Bab.  Reg.  176,  124. 


des  Chunradus  de  Venchtwanc,  commendator  ordinis  teutonicorum,  welche 
die  Ordensbrüder  bezeugen,  und  unter  diesen  erscheint  auch  ,EUirtmd^ 
Probst  zu  Virgil  in  Friesach.  Die  Identität  der  Personen  kann  durch 
die  zufällige  Gleichheit  der  Namen  nicht  bewiesen  werden. 

»  1284.  Contin  Wichardi  de  Polheim  (MG.  9,  812)  .  .  dorn  Hertnido  .  ., 
1284,  9.  XL,  Perugia  (H.-n.-St.-A.  Or.  vgl.  S.  276,  Anm.  4)  .  .  venerabilis 
frater  noster  Hartindus  episcopus  Gurcensis  .  .,  1284,  12.  XII.,  Wien 
(F.  R.  A.  IL,  31.  422)  .  .  Haertnit  wishof  von  Gurkke  .  .,  1286,  11.  V. 
(Much.  6,  39),  1286,  1.  IX.,  S.  Egydi  (Mitth.  5,  216),  Hartnidus  epi- 
scopus Gurcensis,  1286,  21.  X.,  Judenburg  (Lichn.,  Habsb.  I.,  Anhang 
N.  XIL)  .  .  Pischolf  Hertnid  von  Gurchk  .  .,  1288,  Nov.  (Mach.  6,  44), 
die  bekannte  gegen  Heinrich  von  Admont  gerichtete  Salzbnrger  Synode, 
1292,  20.  IIL,  Friesach  (Much.  6,  87),  1295,  28.  IX.,  Völkermarkt  (Jo. 
Arch.  C.  1493»),  1298  (21.  HL),  (D.  St.  2,  90,  Seiz.  29)  .  .  Hertnidus 
episcopus  Gurcensis  .  . 

2  Beck-W.  in  Mitth.  19  ,Stammtafel  der  steierischen  Liechtensteiner  führt 
als  Ulrichs  I.  Bruder  auf:  ,Hartnid,  1271  Archid.  Karinth.  sup.  Pfarrer 
in  Pols,  später  (1279 — 1281)  Probst  am  S.  Virgilienberge  zu  Friesach*. 
Ebd.  S.  210,  A.  17  bemerkt  derselbe  zur  Urkunde  von  1271 :  ,Legende  und 
Siegel  ergeben,  dass  dieser  Oheim  Hartnid  geheissen  und  dem  Geschlechte 
Liechtenstein  angehört  habe,  ein  Bruder  des  Sängers\ 


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297 

Da  somit  Hertnidi  der  Bischof  von  Ourk,  durch  zwei 
Zeugnisse  dem  Qeschlechte  der  Liechtensteine  zugesprochen 
wird  und  in  der  Genealogie  desselben  einen  urkundlich  festge- 
stellten Platz  einnimmt;  während  er  dem  gegenüberstehenden 
Zeugnisse  zufolge  in  der  Geschlechtstafel  der  Wildoner  nirgend 
untergebracht  werden  kann,  so  möchte  ich  denselben  für  einen 
Liechtensteiner  halten.  Hiemit  ist  freilich  der  Ursprung  der 
alten  Notiz  nicht  erklärt. 


ANHANG. 

1. 

1277,  1.  Xn.,  Graz. 

Hertnid  von  Wüdonia^  Marschall  in  Steyer,  verspricht^   auf  gegebene  Be- 
dingungen hin^  sich  mit  dem  Erzhischofe  von  Salzburg  über  die  demselben 
angethanen  Schäden  zu  vergleichen, 

E^o  Hertnidus  de  Wildonia^  marschalcus  Styrie,  presen- 
tibus  meis  litteris  recognosco,  quod  ad  informacionem  Sere- 
nissimi domini  mei  Rudolfi  Romanorum  regis  semper  augusti 
promisi  fide  data^  quam  uice  prestiti  sacramenti  ad  manus 
venerabilis  patris  domini  Johannis  Chymensis  ecclesie  episcopi^ 
quod  quicquid  *  ego  et  homines  et  servitores  mei  hoc  anno 
reeepimus  vel  dampni  fecimus  in  bonis  et  prediis  reverendi 
patris  et  domini  Friderici  venerabilis  archiepiscopi  Salzburgensis 
satisfaciam  pro  posse  meo  domino  Lupoide  uicedomino  archi- 
episcopi supradicti  vel  amicabiliter  cum  ipso  componam  infra 
octauam  Epiphanie  domini  proximo  venture,  ita  tarnen  quod 
uicedominus  supradictus  me  vel  nuncium  meum,  quem  sibi  ad 
hoc  specialiter  designabo,  instruet  de  quantitate  dampnorum 
per  me  vel  meos  homines  predicto  domino  archiepiscopo  illa- 
torum,  quod  si  in  toto  non  satisfecero  infra  terminum  con- 
stitutum, de  illo  quod  supererit  ad  soluendum  sub  prestite 
superius  fidei  sponsionem  promisi  parero  et  stare  mandatis  et 
gracie  domini  archiepiscopi  supradicti,  qui  dominus  archi- 
episcopus  Echardum  de  Tanne,  ministerialem  suum  non  iuuabit 
contra  iusticiam  in  meum  preiudicium  et  grauamen  in  que- 
ßtione  bonorum  dictorum  in   der  Seiich,    sed  quicquit  domino 

*  quicqals  Hs. 


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298 

meo  regi  predicto  conueniens  et  racionabile  uisum  fuerit,  hoc 
faciet  domiDUB  archiepiscopus  in  causa  predicta.  Ego  et  bona 
dicta  domini  archiepiscopi,  de  quibus  me  intromiserain,  dimisi 
libera  et  soluta^  nee  ea  de  cetero  occupabo.  Huius  rei  testes 
sunt:  dominus  Chunradus  de  Himperch,  scriba  Styrie  canoni- 
cus  Patauiensis,  Albertus  de  Hornech,  Ch.  Grabener,  milites, 
Volchemarus  de  Grez,  Th.  dictus  Riuerer,  recipiente  predicto 
Chymensi  episcopo  de  predictis  omnibus  seruandis  fideliter 
fidem  meam  in  domo  Volcbemari  predicti.  Datum  et  actum  in 
Grez  anno  domini  M.**  C.C.®.  Ixxvij^  Kalendis  Decembris. 

Or.-Pg.  des  k.  k.  H.-H.-St-A.  mit  einem  verletzten  Siegel  (=  Beck-W. 
Fig.  7). 

2. 
1285,  22.  XI.,  Seokau. 

Hertnid  von    Wildon,  Marschall  von    Steyery  genektnigt  in   Vereinbarung 

mit  dem  Probate  Ortolf  und  dem  Convenie  von  Seckau,  dessen    Offidalen 

Wulfing  von   Prenninge,  Heirat  mit  seiner  Hörigen   Gerdrude,  des  Ernst 

von  Mautemdorf  Tochter^  unter  genannten  Bedingungen, 

Noverint  universi  presencium  inspectores,  tam  presentes, 
quam  posteri,  ad  quos  pervenerit  presens  scriptum,  quod  nos 
Hertnidus  de  Wildona,  marschaicus  Stirye  fauorem  plenum 
adhibuimus  et  consensum,  quod  Wulfingus  officialis  de  Pren- 
ninge,  iure  proprietatis  pertinens  ad  ecclesiam  Seccoviensem, 
babito  communi  consilio  inter  venerabilem  patrem  et  dominum 
Ortolfum  prepositum  prefate  ecclesie  et  suum  capitulum  ex 
parte  vna  et  nos  ex  parte  altera,  cum  domina  Gerdrudi,  filia 
Ernesti  de  Mfiterdorf  ad  nos  et  heredes  nostros  iure  proprie- 
tatis pertinente  matrimonium  consummauit,  biis  conditionibus 
interjectis,  si  predictus  Wulfingus  et  uxor  sua  domina  Ger- 
drudis heredes  procreaverint,  equaliter  inter  predictam  eccle- 
siam et  nos  vel  nostros  heredes  secundum  approbatam  terrae 
consvetudinem  dividantur,  quod  si  heredum  impar  numerus 
fuerit,  par  numerus  equaliter  dividatur,  quod  si  masculus 
superfuit,  vel  si  solus  masculus  fuerit  procreatus,  inter  ipsum 
et  aliquam  puellam  ad  nos  vel  nostros  heredes  iure  proprie- 
tatis pertinentem  matrimonium  contrahatur,  si  vero  impari 
numero  heredum  predictorum  femina  super  fuerit,  vel  ex  ipsis 
sola  femina  fuerit  procreata  cum  vno  seruorum  predicte  ecclesie 
matrimonium    contrahatur,     ita    ut    eorum     heredes    tanquam 


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299 

principalium  personaruin  communiter  dividantur,  vt  similis 
diuisio  tarn  inter  heredes  nepotum  quam  pronepotum  ac  om- 
nium  ab  ipsis  descendencium  habeatur.  Ne  autem  super  hoc 
predicte  ecclesie  aut  nobis  vel  nostris  heredibus  in  posterum 
aliquod  dubium  sev  dissensionis  materia  suscitetuf;  presens 
scriptum  duximus  nostri  sigilli  munimine  roborandum.  Sunt 
autem  huius  facti  testes :  Willehalmus  decanus,  Vlricus  Hözen- 
pfilbariuS;  Chrafto,  Chunradus,  Ekkarius,  domini  et  canonici 
ecclesie  Seccoviensis.  Dominus  Ditmarus  de  Geula,  domini 
de  Stretwich  Ditmarus  et  Hainricus^  Hainricus  PrAschinch, 
Seidmannus,  Hainricus  de  Prenning,  et  alii  quam  plures.  Acta 
sunt  hec  Seccovie  anno  domini  CIO<*  cc<*  ixxx  quinto ,  in  die 
sancte  Cecilie. 

Or.-Pg.  des  Jo.  Arch.  mit  einem  Marschallssiegel  =  Beck-W.    Fig.  8. 


3. 
1286,  1.  n 

Gahbritf  von  Hertnid    von    Wädonie    auf  Sifrid    von    Chranchperg  um 
das   Gericht  zu  Ruzzendorf. 

Ich  Hertnid  von  Wiidonie,  marschalc  von  Styre  tun  chunt 
allen  den  die  disen  brief  ansehent,  oder  horent  lesen^  daz  ich 
mit  gvetem  willen,  minem  lieben  vrevnde  herem  Sifrid  von 
Chranchperch,  durch  rehte  liebe,  vnde  durch  vreuntschaft^  ge- 
geben han  daz  gei*ihte  zv  Ruzzendorf,  mit  allem  rehte,  vnd 
ich  es  von  minem  herren  dem  herzogen  gehabet  han !  Des  sint 
gezeuge  min  herre  Bischolf,  Levpolt  von  Seccowe,  der  Herman 
von  Chranchperch,  merkel  von  Smielenburg,  Jacob  der  Schriber, 
Sifrid  der  Schriber,  vnd  ander  biderbe  levte  die  bi  diser  rede 
gewesen  sint.  Daz  aber  disev  stete  blibe,  vnd  vnvurwandelot 
80  han  ich  im  disen  brief  gegeben,  bestetiget  mit  minem  in- 
gesigel.  Diser  brief  ist  gegeben  von  Christes  geburt  Tausent 
iar,  zwai  hundert  iar,  in  dem  sehsten  iar,  vnd  ahzig  iar,  an 
unser  vrowen  abent  dev  Liechtmesse. 

Or.-Pg.  des  k.  k.  H.-H.-St.-A. ;  das  Fragment  des  Sigilles  und  die 
Legende  stimmen  genau  zu  dem  von  Beck-W.  S.  CCXV.  besprochenen  und 
Fig.  8  abgebildeten  8igill:  steier.  Panther  und  Legende:  ,S.  Uartnidi  .  de  . 
wildonia  .  marschalci  .  stirie*. 


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300 


4. 
1288,  13.  Vn.,  Neumarkt. 

Liutold  von  Diemstein  oder  Wildon  erklärt,  von  der  Vogtei  über  gewisse 

durch  das  Kloster  Sanct  Lambrecht  von  dem  Capitel  zu,   Gurk  erworbene 

Güter  abstehen  eu  wollen. 

Ego  Livtoldus  de  Dirnstein  vel  de  Wildonie  profiteor 
universiß  tenore  presencium  declarando,  quia  impetente  me  con- 
ventu  ecclesie  sancti  Lambert!  in  Karinthia  Salpurgensis  (sie) 
diocesis  pro  quadam  aduocacia,  quam  michi  vendicaveram  in 
aliquibus  bonis  ipsius  ecclesie,  per  eam  a  Gurzensi  ecclesia 
pro  aliis  commutatis,  quarum  possessionum  nominacio  tacetur 
propter  diffusum  et  varium  suum  situm.  Prehabita  igitur  accione 
coram  curiis  et  placitis  contra  me  multipliciter  agitata,  demum 
utrisque  partibus  spontaneus  et  diffinitiuus  decidende  litis 
nostre  est  terminus  constitus,  vbi  dum  conueniremus  de  am- 
barum  voluntate  parcium  in  viros  nobiles  et  discretos  tocius 
materiam  dissensionis  compromisimus ,  quos  ad  hoc  arbitros 
vnanimj  assensu  duximus  eligendos,  super  quos  virum  proba- 
tum  videlicet  dominum  Ottonem  de  Liechtenstein  camerarium 
Styrie  equali  parcium  desiderio  mediatorem  posuimus  et  arbi- 
trarium  principalem.  Igitur  iuxta  arbitratorum  consilium  et 
sentenciam  predictorum,  compunctus  etiam  conscientia  propria 
remordente,  nolens  immo  in  meos  tantum  crimen  deriuarj  filios 
ac  heredes.  Ego  prefatus  Livtoldus  in  conspectu  omnium  inibi 
existencium  pro  eo,  quod  dictus  conventus  perpetratas  mihi 
hac  parte  iniurias  indulgeret,  memoratam  advocaciam  resignaui, 
ad  manus  domini  Friderici,  venerabills  abbatis  ecclesie  supra- 
dicte  renuncians  siue  cuiuslibet  doli  et  scrupulose  inuolucro 
questionis  pro  me  cunctisque  meis  heredibus  omni  juri,  quod 
nobis  in  eadem  advocacia  aliqualiter  competere  videbatur,  jta 
videlicet  quod  decetero  per  me  vel  michi  attinentes  nunquam 
hominibus  aut  rebus  aduocacie  prelibate  molestia  aliqua  in- 
feratur,  sive  sit  in  peticionibus,  exaccionibus  pabuli,  puUorum, 
emolumentis  quibuslicet,  vecturis  et  aliis  diurnis  laboribus  vel 
nocturnis,  remotis  etiam  ut  sie  dicam  singulis  maioribus  et 
minutis,  que  ipsos  in  toto  sive  in  parte  poterunt  conturbare, 
quocunque  nomine  censeantur.  Si  vero  ego  L.  vel  aliquis  ex 
meis  hanc  ullo  casu  transgressi  fuerimus  paccionem,  tunc  de 
eisdem  grauaminibus  dicto    monasterio   teneor  satisfacere  inte- 


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301 

g^raliter  infra  proximos  dies  quatuordecim ,  quando  per  domi- 
num abbatem  ibidem  et  conuentum  fuero  requisitus^  quod  si 
per  me  non  extiterit  ad  impletum,  ex  tunc  memorate  ecclesie 
ad  Bolucionem  quinquaginta  marcarum  argenti  legalis  cognoscar 
astrictos  et  firmiter  obligatus.  Sciendam  etiam  quod  ex  parte 
sepe  diete  ecclesie  fuerunt  arbitrj  dominus  Helwicus  de  sancta 
Haria  et  dominus  Otto  Piswich,  ex  parte  autem  mea  dominus 
Heinricus  de  Silberberch  et  Chonradus  de  Chirchperch  arbi- 
trarij  extiterunt  Ut  ergo  secundum  rectitudinis  normam  hoc 
factum  ratum  et  inuiolabile  perpetuo  perseueret,  presentes 
litteras  super  eo  editas  conscribi  decreuj  et  appensione  sigil- 
lorom  ministerialium  nobilium  Styrie  et  Earinthie^  scilicet 
domini  Ottonis  de  Liechtenstein ,  camerarij  Styrie^  nee  non 
doraini  Offonis  de  Tevffenpach,  domini  Heinrici,  domini  Wi- 
chardj  fratrum  de  Silberberch,  domini  Reimberti  de  Glankke 
et  sig^li  proprij  iussi  fideliter  communirj  vt  etiam  maiorem 
per  tempora  sortiretur  vigorem  feci  testes  qui  aderant  subnotari 
qoi  sunt  hij:  dominus  Eberhardus  de  Mfitnitz,  dominus  Chon- 
radus Zober,  dominus  Reicherus  Ramlaer,  dominus  Fridericus 
de  Haslah,  Gfitfridus  de  Silberberch,  Chono  de  Teuffenbach, 
Heinricus  de  Mumparis,  Heinricus  filius  domini  Helwicj,  do- 
minus Otto  de  Schachen,  Ditmarus  Piswich,  Qötfridus  de 
Enstal,  Ulricus  Zober  et  plures  alij  fide  digni.  Actum  et  datum 
in  Nouo  foro  anno  domini  Millesimo  Ducentesimo  octagesimo 
oetavo,  tercio  idus  Julij. 

Or.-Pg.  des  Stifts- Arch.  zu  S.  Lambrecht,  mit  einem  hängenden  Siegel 
=  Beck-W.  Fig.  12.    Jo.  Arch.  C.  1342. 

5. 
1290,  19.  rv.,  Lassnits. 

Leuiolt  von  Diemstein    vergleicht   sich   mit    dem  Stifte   Sanct  Lambrecht 
um  gewisse  nicht  benannte  Zwiste, 

Ego  Leutoldus  de  Diemstein  profiteor  uniuersis  tenore 
presencium  manifestans,  quia  cum  venerabilis  in  Christo  pater 
dominus  Fridericus  abbas  raonasterii  sancti  Lamberti  in  Ka- 
rinthia  aduersiun  me  diuersas  moueret  queremonias  coram  iudi- 
cio  generali,  pro  se  et  ecclesia  sua  varia  contra  me  grauamina 
allegando,  ego  inquam  demum  sano  ductus  consilio  ex  hujus- 
modi   actionibus    grande    mihi    timens    dispendium    procrearj, 


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302 

interuentu  amicorum  meorum  hoDestorum ,  videlicet  domini 
Ottonis  de  Lichtenstein  et  domini  Chonradj  Eisenpertel  de 
Chogel  soeeri  mei  dilecti,  sopitis  querimoniis  supradictis  ipsiaa 
domini  abbatis  gratiam  impetraui  talibus  condicionibus  et  pro- 
missionibus  intervallis,  scilicet  quod  eidem  domino  abbat!  pro- 
misi  fide  data  vice  prestiti  iuramenti,  quod  ego  et  omnesmihi 
attinentes,  nos  a  suis  teneamur  lesionibus  penitus  continere 
jta  ut  ipse  et  ecclesia  sua  et  omnes  sibi  attinentes  per  me  vel 
meos  nunquam  in  rebus  siue  personis,  in  magno  seu  in  moÜico 
decetero  debeant  molestari,  si  autem  hoc  aliquo  casu  per  ne 
uel  ad  me  spectantes  fuerit  violatum,  ex  tune  idem  dampnoiD 
quodcunque  fuerit,  predicto  domino  abbati  et  sue  ecclesie  inxta 
arbritrium  domini  Ottonis  de  Lichtenstein  antedicti  et  viri 
discreti,  quem  ipse  dominus  O.  ad  hoc  duxerit  eligendum,  in- 
tegraliter  teneor  compensare  infra  dies  quatuordecim,  postqaam 
per  prefatum  dominum  abbatem  admonitus  fuero  de  eodem. 
Si  vero  memoratus  dominus  Otto  tunc  quod  absit  morte  for- 
sitan  perventus  haberi  non  posset,  filius  suus  Otto  assumpto 
sibj  viro  ydoneo  dictam  sequestracionem  loco  patris  diffinicione 
legitima  prosequatur.  Si  vero  predictis  arbitratoribus  tamqaam 
contumax  et  rebellis  in  hac  parte  recusauero  consentire  ad 
luendam  irritati  penam,  ciuitatem  Jvdenborch  statim  intrare 
sum  firmiter  obligatus,  sine  licentia  prelibati  domini  abbam 
nuUatenus  exiturus.  In  cuius  rei  testimonium  presentes  littcras 
super  hoc  confectas  scribi  decreui  et  sigillorum  videh'cet  do- 
mini Heinrici  abbatis  Ädmontensis  capitanej  et  scribe  Styrie 
et  domini  Ottonis  de  Lichtenstein  prefati,  nee  non  et  domini 
Chonradi  Eisenpevtel  predicti  et  mei  propra  dignum  du» 
munimine  roborarj.  Actum  et  datum  in  Laznicz  anno  do- 
mini Millesimo  .  ducentesimo  .  nonagesimo  .  terciodecimo  Ka- 
lend.  Maij. 

Or.-Pg.  des  Stifks-Arch.  zu  8.  Lambrecht,  Jo.  Arch.  C.  1369*. 

6. 
Ciroa  1290 


Hertnid  von  Wildonia,   Marschall  in  Steter,  gibt  gegen  Gewährung  einer 

Grabstätte  für    sich    und    unter    Vorbehalt    des    lebenslänglichen    Nutz- 

genusseSy  dem  Kloster  Reun  eine  Schwaige  auf  der  Alpe  Gosami4^, 

In  nomine  sancte  et  indiuidue  trinitatis  amen!    Quoniam 
laudabile  et  studio  religiöse  conueniens  esse  dinoscitur,  celestia 


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303 

terrenis  appetere  conpendiis  et  ex  rebus  transitoriis  mansura 
Bemper  lucra  mercari  beatitudinis  sempiteme :  expropter  noue- 
lint  voiuersi  subiectam  paginam  inspecturi,  quod  ego  Hert- 
Didas  de  Wildonia  marschalcus  Stirie  diuina  instruetus  gratia 
gpe  felieitatis  futnre  participande  monasterio  sanete  MARIE 
virginis  in  Runa  fratribus  que  ibidem  deo  famulantibus  vacca- 
riciam  in  alpibus  Gosarnich  sitam  mille  solventem  caseos  me- 
que  iure  hereditario  contingentem  tradidi  et  delegaui  de  eon- 
sensu  ac  voluntate  vnanimi  liberorum  meorum  datisque  dextris 
eorundem,  scilicet  Reichen ,  Hertnidi  et  Ulrici,  ita  dumtaxat 
ttt  memoratos  caseos  de  vaccaricia  eadem  recipere  debeam 
eisdemque  frui  tempore  vite  mee.  Sane  post  obitum  meum 
sepefata  vaccaricia  in  vsus  cedet  fratrum  Runensium  cum  om- 
Dibos  suis  vtilitatibus  iure  perpetuo  possidenda,  hoc  pacto 
Dichilominus  intercluso  ut  vbicumque  locorum  debitum  vniuerse 
camis  exsoluero,  iidem  me  fratres  recipere  debeant  propriis 
in  expensis  suoque  in  cimiterio  tradere  ecclesiastice  sepulture. 
Porro  ut  hoc  ipsum  commodius  efficere  valeant  dicti  fratres 
prelibati  filii  mei  ipsis  fratribus  in  expensis  succurrere  tene- 
buDtur.  In  huius  rei  testimonium  presentem  litteram  conscribi 
feci  meique  sigilli  munimine  communiri  vna  cum  testibus  sub- 
Dotatis  quorum  nomina  sunt  hec. 

Or.-Pg.  des  Stifta-Arch.  zu  Reun,  mit  einem  hängenden  Siegel. 

7. 
1292,  18.  IX.,  S.  Veit. 

Cbvnrat  ErzbUchof  von   Salzburgy   pabatUcher  Legat,  verleiht  dem  Hert- 

neil  von   Wildony,  Marschall  in  Steiermark,    das   Neukaus  zu   Wildony 

zu  Lehen,  auch  gelobt  er,    sich   ohne    dessen  Roth  und   Willen  mit  dem 

Herzoge  Albrecht  von   Oesterreich  nicht  ausgleichen  zu  woüen. 

Wir  Chvnrat  von  gotes  gnaden  erzbischof  ze  salzburch 
—  vnd  legat  des  stules  ze  Rome  —  veriehen  an  disem  brief 
vnd  tvn  chvnt  allen  den  di  in  sehent  oder  h5rent  lesen,  daz 
wir  dem  edeln  mann  herm  Her(t)neit  von  wildony  —  mar- 
Bchalch  des  landes  ze  steyr  —  durch  sinen  willigen  dienst  den 
er  vnserm  gotshouse  offce  getan  hat  —  vnd  noh  t&t  —  daz 
newhovs  ze  wildony  —  daz  vns  —  vnd  vnserm  gotshouse  — 
von  herm  Lieutold  von  wildony  —  sinem  vetern  —  ledich  warden 
iat  —  verüben  haben  mit  allem  dem  reht  —  vnd  wir  ez  ver- 


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304 

leihen  mochten  —  vnd  sin  oueh  derselben  lehenscbaft  —  sin 
gwern  also  —  swaz  in  von  reht  oder  von  gwalte  dar  vmb  an 
wurd  gerent  —  des  svln  wir  im  beholfen  sin  —  als  verre  wir 
mf^gen  —  waer  aber  daz  im  daz  hous  —  oder  vns  dev  Lehen- 
schaft mit  reht  —  oder  mit  gewalte  wftrd  anbehabt  —  des 
suln  wir  vnd  vnser  gotshous  —  gegen  herm  Hertneit  nicht 
engelten  —  vnd  sin  im  dar  vmb  an  nichtev  gebunden  —  vmb 
swev  er  vns  —  oder  vnser  gotshous  dar  vmb  m&cht  ange- 
sprechen  —  wir  geloben  im  ouch  —  als  wir  im  6  gelobt 
haben  —  daz  wir  vns  niht  verebenen  noch  versiechten  mit 
dem  hertzogen  Albreht  von  Osterrich  —  an  sinen  rat  —  vnd 
an  sinen  willen  —  vnd  daz  daz  also  staet  vnd  vnczebrochen 
beleihe  —  geben  wir  im  disen  brief  versigelt  —  mit  vnserm 
insigel  —  der  ist  gegeben  ze  sant  veyt  in  Chaernden  —  do 
von  christes  gebfirte  warn  tousent  —  zweihvndert  iar  in  dem 
andern  vnd  nevnczgistem  iar  —  an  dem  nächsten  pfincztag  — 
nach  sant  lamprehtes  tag. 

Or.-Pg^.  des  k  k.  H.-H.-St.-A.  mit  einem  grossen  erzbischöflichen  Sigill 


8. 
1294,  22.  XI.,  Brück. 

Herzog  Älbrecht  von  Oesterreich  beurkundet ,   dass  Vim  Hertnid  von  Wü- 

dony  das  Hatte  zu  Wtldony  um  das  Haus  zu  Ihanswald  und  500  Mark 

Silbers   verkauft  habe,    und    die    beiderseitigen    Gülten    nach    Schätzung 

beglichen  werden  sollen. 

Wir  Albrecht  von  gotes  gnaden  herczog  von  Osterich 
und  von  Steyr  herre  von  Chrayn  van  der  March  vnd  van 
Portenau  veriehen  .  .  .  daz  vnser  getriwer  der  erber  dienstman 
Hertnid  van  Wildony  vns  sein  hous  ze  Wildony,  daz  er  van 
vns  ze  lehen  het,  verkauft  .  .  .  hat  mit  dem  Lantgericht  .  .  . 
mit  seinen  gvtleichen  willen  vnd  mit  vorvardachten  mvt  vnd 
haben    wir    im    da   wider   .  .  .   gegeben   fvnf  hvndert    march 

Silbers  vnd  daz  hovs  ze  Ibanswald  ze  rehtem  lehen 

Ez  ist  ouch  gesaczt  an  Ditmaren  van  Streitwich,  an  Hain- 
richen  Cholben,  an  Chunraten  van  dem  Graben  vnd  an  March- 
harten  den  Hager,  daz  die  vier  .  .  .  baeidenthalben  di  gvlt 
.  .  .  nach  irem  triwen  ahten  ....  Ouch  svlen  wir  den  selben 
Hertniden  ze  rechtem  lehen  geben  dreizich  march   geltes  zwi- 


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305 

sehen  Voustriez  vnd  in  dem  gerieht  ze  Levben  vnd  sol  man 
im  di  an  den  fumfhundert  mareh  silbers  absiahen  naeh  rat .  .  . 
der  uorgenanten  vier  ritter.  Ez  ist  oueh  getaidingt,  wer  ez 
also,  daz  vns  daz  hovs  ze  Wildony  ...  an  behabt  wurde  mit 
dem  rechten,  daz  sol  er  vns  ebentewern  vnd  erstatten  nach  des 
abtes  rat  van  Admvnd,  Otten  van  Liehtenstein,  Hertnides  van 
Stadekke  vnd  Friderichs  van  Pettowe,  wan  euch  wir  im  ge- 
lopt  haben  ob  im  daz  hovs  zu  Ibanswald  ...  an  behabt 
wurde  .  .,  daz  wir  im  daz  ebentewern  sullen  vjid  ergeczen  mit 
anderm  gut  zwischen  Vovstricz  vnd  in  dem  gericht  ze  Levben 

gezevge :  abtt  Hainrich  van  Admvnd,  Ott  van  Liebten- 

stain,  Hertnid  von  Stadekke,  Hainrich  vnd  Friderich  bruder 
van  Stubenberch,  Virich  der  Schenke  van  Ramstain  etc. 

£.  Mellj,  Vaterllindische  Urkunden  (Anhang^  der  »Beiträge  zur  Siegel- 
konde  des  MittelaltersS  Wien  1846),  I.  Heft,  S.  27,  N.  30.  Die  geringe  Ver- 
breitung des  Druckes  möge  die  Mittheilnng  des  vorstehenden  Auszuges  der 
wichtigen  Urkunde  an  dieser  Stelle  rechtfertigen. 

9. 
1294,  81.  Xn.,  Diemstein. 

Lutold  von  Direnstein  genehmiget ,    dose    sein  Diener  Heinrich  ^    genannt 

TuroÜ,    einen    Man$en   zu    MyngoUtal    mit    einem    andern    des   Klosters 

S.  Lambrecht  an  der  Müsa  vertausche, 

f^o  Lutoldus  de  Direnstein  notum  facio  vniuersis  ad 
quos  pervenerit  presens  scriptum,  quod  ad  instanciam  famuli 
mei  Heinrici  dicti  cognomento  Turolt  idem  de  manso  in  Myn- 
golstal  sub  uillula  situato,  in  quo  quondam  Friedericus  dictus 
Wächter  resedit,  soluente  annuatim  Ix  denarios  vsualis  monete, 
quem  possedit  a  nobis  (!)  titulo  feudali,  commutacionem  cum 
domino  Friederico  venerabili  abbate  sancti  Lamperti  fecit,  pro 
manso  situato  iuxta  Milsam  monasterii  predicti;  soluente  annis 
siDgxdis  xl  denarios,  hac  interposita  condicione,  vt  proprietate 
predicti  mansi  in  Mingolstal  prefato  monasterio  libere  per  me 
tradita,  prehabitus  Heinricus  mansum  cömmutatum  sibi  a  mo- 
nasterio, a  me  possideat  tytulo  feodali,  propter  quod  etiam 
plenarium  huic  facto  assensum  meum  prebui  et  consensum.  In 
cains  rei  testimonium  presentem  cedulam  sigillo  meo  volui 
comrouniij.  Datum  in  Direnstein,  anno  domini  M.®cc.lxxxxiiij®. 
pridie  Ealend.  Januarij.  Testes  autem  sunt  hij :  Ditmarus  iudex. 

▲rekiT.  Bd.  LIX.  1.  H&lfte.  20 


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306 

Libmannus  officialis.  Otto  magister  curie.  Otto  Chumber.  Wol- 
finu8  Heunink.  Engelramus  et  alii  quam  plures  fide  digni. 

Or.-Pg.  im  Stift8-Arch.  zn  S.  Lambrecht;  Jo.  Arch.  C.  n.  1474. 

10. 
1295,  5.  IL,  Wien. 

Herzog  Albrecht  von   Oesterreich  beurkundet,  dass  er  von  Hertniden  von 
Wüdonye   das  Haus   zu   Wildony   gegen   das    Haus  von  Ibanswald  und 
500   Mark  Silbers ,    mit    angegebener    Ausgleichung   von    Gülten,    einge- 
tauscht habe. 

Wir  Albrecht  ....  veriehen  .  .  .,  daz  wir  mit  .  .  . 
Hertniden  von  Wildonye  eins  wechseis  vmb  daz  hovs  dacz 
Wildony  .  .  .  vnd  vmb  vnser  hovs  ze  Ibanswald  .  .  vberainn 
chomen  sin  vnd  saczten  es  an  vier  man  ....  Di  selben  vier 
di  habent  sich  dar  vber  ervarn  vnd  nach  irem  rat  vnd  Weisung 
hat  Hertnid  vns  beweist  vnd  ouz  beschaiden  zv  dem  hovs  ze 
Wildony  drei  vnd  fumfczich  march  phenning  geltes  vnd  zwelf 
phenning  geltes  in  dem  gut  daz  hernach  geschriben  steht 
Dez  ersten:  das  lantgericht  ze  Wildony  daz  gilt  acht  und 
zwainzig  march  phenning;  daz  gerichtt  in  dem  marchtt,  daz 
gilt  sehs  march  phenning ,  vnd  die  hofe,  di  da  ligent  vnder 
dem  hovs  fver  vier  march  geltes ;  darnach  die  hofstet,  di  her- 
nach Stent  (es  folgen  zehn  benannte  Hofstätten).  Darzu  ist  vns 
geantwurt  an  vogtrecht  zv  dem  hovs  ze  Wildony:  dez  ersten 
Nassowe  .  .,  Rassendorf  .  .,  baider  Schierkow  .  .  .,  Tachsin- 
perg  vnd  Fewngrunt  .  .  .,  ze  Jering  .  .  .,  Metzlinstorf  .  .  ., 
Guklicz  .  .  .;  Bairozing  ....  Gvlein  .  .  .;  Subnaern  .  .  ., 
Qeczaw  .  .  .,  Paldaw  .  .  .,  Dar  wider  haben  wir  im  gegeben 
.  .  .  daz  hous  ze  Ibanswald  vnd  .  .  widerlegt  .  .  an  dem  ge- 
riht  ze  Ibanswald,  an  den  hofsteten,  an  dem  lantgericht,  vnd 
mvlen,  vnd  bastvben,  newnhavs  vnd  perchrecht  dre  vnd  fvmf- 
zich  march  pheninch  geltes  .  .  .  Darnach  haben  wir  in  ouch 
verrichtet  an  den  fvmf  hvndert  march  silbers  .  .  .  ze  Ibans- 
walt  an  dem  marcht  vnd  ze  Maistain  an  phenning,  gvlten, 
chesen,  lembern,  schvltern,  aiern,  hvnern,  har,  chom,  habem 
vnd  swein  dre  vnd  fvmfcich  march  phennisg(!)  gult  vnd  ains 
min  dreizich  phenning  gult,  di  choment  fver  dre  hvndert  march 
vnd  neunczehenthalben  march  silbers.  Darnach  haben  wir  in 
verriebt  an  weingvlt  sehs  fveder  weins   vnd  zwelf  ember,   di 


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307 

geahet  sint  f^er  ains  min  zwainzich  march  phenning  gult,  di 
gevallent  fver  fvmf  vnd  newnzich  march  silbers.  Darnach  so 
sttlen  wir  ledigen  das  lantgericht  ze  Wildony,  daz  Hermid 
versaczt  het  dem  Stubenberger  fver  ain  vnd  sehzig  march  ge- 
w^ns,  die  geaht  sint  fver  dre  vnd  fvmfcich  march  vnd  sehs 
lot  lotiges  Silber.  So  haben  wir  im  ovch  in  di  hant  berait- 
schaft  gegeben  ain  vnd  dreizich  march  vnd  sehs  lot  silbers, 
damit  ist  er  der  fvmf  hvndert  march  silbers  genczleich  gewert 

gezevgen  .  .    Daz   ist  her   Hainrich    der   abt   van 

Admvnd,  Ott  van  Liehtenstain;  ....  Hertnid  van  Stadekke,  Hain- 
rich vnd  Friderich  brvder  van  Stvbenberche,  .  .  .  Berchtolt 
der  Druchsecz  van  Emberberch,  Schench  van  Ramstain  etc. 

E.  Melly,  Vaterländische  Urknnden,  I.  Heft,  S.  28,  N.  31.  Vgl.  die 
Bemerkung  za  Urkunde  Nr.  8. 

11. 
1297,  16.  rv.,  Beun. 

Seyfrid  von   Walisiein   überanttoortet    ematweÜen  für   10   Mark  Silbers 

dem  Kloster    Reun   8u   einem    Seelgeräte  für    Heuglein   vom    Lueg    eine 

Schwaige  am  Plez, 

Ich  Seyfrid  von  Waltstain  vergihe  an  disem  brief  allen 
den  di  nu  sint  vnd  noch  chunftich  werdent^  daz  ich  |  mit  guten 
willen,  hinz  Reun  dem  Goteshaus  vnd  der  Samenung  han 
geantwrttet  für  cehen  march  silbers  |  ein  swaig  dev  giltet  drev 
hundert  chsBS  am  Plez,  da  Jacob  auf  sitzet,  auzgenomenlich 
also.  Ist  daz  |  ich  dem  selben  chloster  ze  Reun  vnd  der 
Samenung,  gib  cehen  march  Silbers  in  disen  Zwain  laren  dev 
lieh  an  he-  |  bent  an  sant  Qeorij  tach  der  nu  chumt,  daz  mir 
danne,  vnd  meinen  erben  dev  selb  swaig  wider  ledich  sei 
an  I  allen  chrieg.  Ist  aber  des  niht,  so  sol  ich  dem  selben 
chloster  ze  Reun  vnd  der  Samenung  di  selben  swaig  |  stsetigen 
ebichlich  zebeleiben,  vnd  ledichlich  für  rehtez  aigen,  vnd  sol 
in  di  aigenschaft  gewinnen  ainvalti  |  chlich,  daz  da  von  Heug- 
leins  vom  Lueg  meines  gesweiu  dem  got  genad  ebichlich  ge- 
daht  werde.  Ist  aber  |  daz  ich  des  niht  tuen,  so  sol  ich  oder 
mein  svn  Ott,  datz  Oretz  in  varn  vnd  niht  auz  chomen,  vnz 
in  I  daz  selb  guet  mit  samt  der  aigenschaft  voUichlich  werde 
geststiget.  Wser  aber  daz  vnser  ainer  niht  in  |  f&re  so  sol 
Pillanch  vom  Lueg   oder   Geiselher  in   varn  in  di  selben  Stat 

20» 


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308 

vnd  niht  auz  chomen  |  iz  wurde  dem  Gotshaus  e  dev  ain(!)gen- 
schaft  an  der  selben  swaig  vollichlich  gestsetigt.  Und  ist  daz  | 
dev  swaig  pezzer  ist  danne  di  cehen  march  Silbers  daz  suln 
si  mir  her  zv  geben  nach  gemainer  piderber  leut  |  rat  vnd  ist 
daz  ich  in  der  zeit  stürbe,  so  svUen  meinev  chint  laisten  für 
mich  ainvaltichlich  allez  daz  gelubde  als  disev  hantfest  bat 
vnd  daz  disev  rede  von  mir  stet  beleih  vnd  vnverbrochen  vnd 
ich  niht  |  insigels  han ,  dar  vmb  han  ich  disen  brief  haizzen 
versigeln,  mit  des  erbern  herren  apt  Hainrichs  von  |  Renn  vnd 
mit  meines  herren  hern  Hertneides  insigeln  von  Wyldoni.  Des 
sint  gezeug  von  Renn  bruder  |  Hainrich.  der  prior  brader 
Hainrich  der  vnder  prior,  bruder  Hainrich  der  ober  chelner. 
bruder  Ott  der  Chamerer.  |  Pillunch  von  Lueg.  Qeiselher.  Ott 
vnk.  vnd  ander  Erber  leut  genuech,  diser  brief  ist  geben  datz 
Reun  I  nach  christes  gepurde  tausent  iar.  zwai  hundert  iar  in 
dem  siben  vnd  Neunzigistem  iar.  des  |  Eritages  in  den  Ostern. 

Or.-Fg.  mit  zwei  hängenden  verletzten  Siegeln  (das  erste  ist  Hertn.  von 
Wildon  Marschallssigill  mit  dem  Panther-,  Beck-W.  Fig.  8)  im  Stifts-Archiv 
zu  Reun. 

12. 

(1297),  10.  vm.  .  .  . 

Der  steieritche  LandmarschaU  Hertneid  von   Wüdonie  gibt  dem  Kloster 

Reun  zu   einem  Seelgeräte  für  seinen  Diener  Hevgelein  vom    Luge    zwei 

Mark    Gülten  am  Reisinge, 

Ich  Hertneid  von  Wildonie  marschalch  zv  Steir  tvn  chvnt 
an  disem  gegenwortigen  prife  allen  den  |  die  nv  sint  vnd  noch 
chvnftik  sint,  daz  ich  mit  wol  verdachtem  mvte  vnd  mit 
ganzer  andacht  zwo  |  marc  gelts  am  Reisinge  han  gegeben 
ledichleichen  vnd  ewichleichen  vor  rechtez  aigen  dem  erwern  | 
manne  apt  Hainreichen  vnd  al  der  samnvnge  zv  Revne  ze 
selgerete  meines  lieben  vnd  getrewen  |  dieners  Hevgeleins  vom 
Luge,  dem  got  gnade,  vnd  allen  seinen  vodern.  Die  selben 
zwo  marc  gelts  |  ligent  am  Reisinge,  als  ich  vorgesprochen 
han,  vnd  sitzet  dar  auf  Mert,  vnd  der  selbe  Mert  oder  swer  | 
nah  im  da  selben  diensthaft  wirt,  geit  alle  iar  dem  vorge- 
nantem chloster  ze  Revn  zv  sand  Egidien  |  messe  ein  marc 
phenninge  vnd  eine  ze  sande  Mortons  messe  ane  alle  wider 
rede.    Daz  diese  gäbe  vnd  |  geschieht  ganz  vnd  ewik   bleibe, 


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309 

des  han  mein  ingesigel  dar  vber  zv  vrchviide  gegeben.  Des 
sint  I  auch  gezevge  lebtinge  levte:  der  edel  man  Levtold  von 
Umstain  mein  vetter  vnd  mein  svn  Hertneid,  |  Seidmann  mein 
schaffer;  Bernhard  mein  chelner,  vnd  darzv  gaistleich  man 
Heinrich  der  prior,  Heinrich  der  |  supprior,  Heinrich  der 
chelner,  Otto  der  chamerer,  Johannes  der  chastner  priester 
vnd  prüder  da  zv  Rein.  Daz  |  ist  geschehen  vnd  gegeben 
nach  Christes  gebvrt  tavsent  iar  zwai  hvndert  iar  in  den  nevn 
vnd  svb  I  benzichstem  iar  an  sand  Laurencen  tage. 

Or.-Pg.  mit  einem  hfingenden  Siegel  (=  Beck-W.  Fig.  8)  im  Stifts-Arch. 
zQ  Reun. 

,Die  Urkunde  gehört  1297,  denn  Abt  Heinrich  reg.  1292—1303  (Schmatz 
hist.  Topogr.  3,  315  f.)  und  die  geistl.  Zeugen  erscheinen  in  lauter  neun- 
ziger Urkunden,  die  ich  abschriftlich  habe.'  Pang^rl. 


13. 
1297,  14.  IX.,  Beun. 

Der   steierische  Landmarschaü   Hertneit   von    Wyldonn    beurkundet    und 

nehert  die   Vergabung  einer  halben  Mark   Gülte    in   der  Stibnich    durch 

seinen  Diener   Ulrich  Altenburger  an  das  Kloster  Reun, 

Ich  Hertneit  von  Wyldonn  marschalich  von  Steyr,  tun 
chunt  an  disen  brief  allen  den  di  nv  |  sint  vnd  noch  chunftich 
werdent,  daz  mein  diener  vlrich  altenburger^  dem  Goteshaus  | 
hinz  Reun  mit  samt  der  Samenung  hat  gegeben,  mit  meiner 
gunst,  vnd  mit  wil  |  len  seiner  hausvrowen  vron  GedrauteU;  vnd 
seines  svns  Nyclaus  vnd  seiner  Tohter  dy  |  muten  vnd  aller 
seiner  erben,  für  fumf  march  phenning  ein  halb  march  geltes, 
an  wismad  |  vnd  an  sekcher,  in  der  Stibinich  di  Herk  inne 
hat,  ebichlich  vnd  ledichlich  für  rehtes  aigen  |  auz  genomen- 
lich  also.  Ist  daz  dev  selb  halb  march  geltes  dem  vorge- 
sprochen chloster  ze  Reun  |  vnd  der  Samenung  mit  reht  oder 
mit  gewalt  emphürt  wird,  daz  si  danne  fumf  march  |  phenning, 
oder  ein  halb  march  geltes  haben,  ruechlich  auf  der  hueb  am 
Hennperg  da  zobde  auf  |  sitzet,  mit  meinem  guten  willen,  wan 
si  der  selb  vlrich  altenburger  von  mir  hat  zelehen.  |  vnd  daz 
disev  rede  dem  selben  Goteshaus  ze  Reun  vnd  auch  der  Sa- 
menung st»t  beleih  vnd  |  vnverbrochen  dar  vbergib  ich  in 
disen  brief  ze  vrchund  versigelten   mit  meinem  insigel.   des  | 


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310 

ßint  gezeug  von  RAn  (!)  bruder  Hainrich  der  apt,  bruder 
Hainrich  .  der  prior  .  bruder  Hainrich  der  vnder  |  prior  .  bruder 
Ott  der  chamerer  .  bruder  Hainrich  der  Chelner.  her  Herbort 
pharrer  von  veu  |  striz,  Seydman  der  schaffer.  Pernhart  der 
chelner  .  weichart  .  wlfinch  von  der  Topenowe .  diser  |  brief  ist 
geben  ze  Renn,  nach  christes  geburd  .  Tausent  zwai  hundert  . 
in  dem  siben  vnd  Neun  |  zigistem  iar  (des)  an  des  hailigen 
chreutzes  tach  der  da  ist  genant  Exaltatio. 

Or.-Pg.  mit  einem  hängenden  Siegel  (Hertn.  v.  Wildon  MarscbalUsiegeL 
Beok-W.  Fig.  8)  im  8tift8-Arch.  zn  Renn. 


14. 

1298,  10.  X.,  .  .   .  . 

Tauschhrief    von    Livtolden    von    Dirnatain    auf    den    römischen    Konig 
Albrecht    um    sein  Haus   zu   Dimslain;    dafür  gibt  ihm   der  König  das 

Haus  zu  Amvels, 

Ich  Livtold  von  Dimstain  tvn  chvnt  allen  den  die  disen 
brief  sehent  oder  hörnt  lesen,  die  nu  lebent  oder  her  nach 
chvnftig  sint,  daz  ich  min  haus  ze  Dimstain  han  gegeben  minem 
herren  dem  Romischen  chvnig  Älbreht,  vmb  daz  haus  ze  Amvels, 
vnd  han  daz  getan  mit  gätlichem  willen  vnd  mit  verdahtem 
m&t  vnbetwngenlich;  mit  sogetaner  beschaidenheit ,  swez  daz 
haus  ze  Dimstain  besser  ist  danne  daz  haus  ze  Amvels  dez 
sol  min  herre  der  chvnich  zwen  man  nemen,  vnd  ich  zwen^ 
vnd  swaz  mir  die  vier  man  haissent  ze  aufschatz  geben,  daz 
sol  min  herre  der  Chunich  t^n  vnd  sol  ich  ez  auch  State  haben, 
man  sol  auch  wissen  swaz  erb  oder  aigen  ich  z^  dem 
haus  ze  Dirnstein  gib,  daz  sol  mir  min  herre  ander  erb  oder 
aigen  wider  geben  daz  als  g&t  si,  war  auch  daz  ob  ieman 
chain  Anspruch  auf  Amvels  biet  so  sol  mich  min  herre  der 
chvnich  fristen  oder  swer  an  sin  er  stat  hauptman  ist,  Daz  daz 
also  State  belibe  dez  gib  ich  minem  herren  disen  prief  mit 
minem  Insigel  vnd  mit  mines  vetern  Insigd  hern  hartnidez  von 
ivildoni  —  Dez  sint  gezf^ge  pr&der  hainrich  ze  den  ziten 
Comentvr  ze  gratz,  her  Eberhart  von  walsse,  her  hainrich  von 
walsse,  her  vlrich  von  walsse,  her  hainrich  von  lavbenberch, 
vnd  ander  piderbe  laute  gnftge,  Do  dirre  prief  geben  wart  do 
warn  von  Christez  gepurte  tavsent,  zwai  hvndert  jar^    In  dem 


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311 

ahtoden  vnd  nivnczigostem  Jar,  an  dem  nahsten  tag  nach  sant 
Dionisien  tag. 

Or.-Pg.  des  k.  k.  H.-H.-8t.-A.  mit  zwei  Sigillen,  von  Beck-W.  abgedr. 
Fig.  9:  ,S.  HÄrtnidi .  de  .  Wildonia*  und  Fig.  12:  ,8.  Livtoldi  .  de  .  Wildonia*. 


15. 
1299,  4.  V.,  Judenburg. 

LeutoÜ  von  Dierenstaine  gelobt  die  Burg  Dierenstaine  nur  seinem  Oheim 
Fridereieh  von  Stubenberch  verkaufen  zu  wollen. 

Ich  Levtolt  von  Dierenstaine  vergihe  mit  disem  offenem 
brieve  vnt  tfn  chunt  |  allen  den  .  di  in  sehent  oder  h6rent 
lesen  .  daz  ich  minem  liebem  6haime  |  dem  edelem  manne 
herm  Fridereieh  von  Stubenberch  gelobt  han  .  bi  minen  triwen  | 
vnt  bi  minem  aide  .  daz  ich  mein  hovs  ze  Dierenstaine 
niht  verchauffen  |  noch  versetzen  noch  verchumberen  sol  an 
seinen  willen,  noh  an  seinen  rat.  Wsßr  \  auer  daz  daz  ich  daz 
vor  genante  haus  verchauffen  oder  versetzen  oder  verchum- 
be  I  ren  wolde  oder  müste.  so  sol  ich  ez  nieman  anderem 
verchauffen  noh  verchvm  |  beren  danne  minem  vorgenantem 
fthaime.  vnt  swaz  zv  demselben  hause  |  gehöret.  Darüber  ha- 
bent  im  meine  purgrauen  da  selben.  Friz  von  mötniz  |  her 
Herbrandes  svn.  vnt  Chunrat  von  Chirchperch  gesworen  mit 
meinem  gftem  willen,  daz  si  meinem  vorgenantem  6haime.  mit 
dem  vor  genantem  |  hause  warten  sf len  also.  Swanner  oder 
seine  livte  des  Havses  bedürfen,  daz  |  si  im  vnt  seinen  livten 
da  mit  berait  sein  sflen  in  zelazzen.  vnt  da  mit  ze  war  |  ten 
vnt  wser  auch  daz.  daz  di  vor  genanten  purkgrawen  von  der 
warhait  |  innen  wurden,  daz  ich  daz  vor  oft  genante  haus  ver- 
chavffen  oder  verchumberen  |  wolde,  so  sflen  si  ires  gel&bdes 
kegen  mir  ledich  sein,  daz  si  mir  getan  habent  |  vnd  sflen 
minem  vorgenantem  6haime  mit  dem  vorgenantem  hause  war  { 
ten,  vnt  gebvnden  sein  zewarten,  vnt  Stürbe  der  vorgenanten 
purkgra  |  ven  .  einer  .  so  sol  der  andere  des  anderen  tail  so 
lange  inne  haben  .  vntz  ich  |  einen  andern  purchgraven  nah 
mines  vor  genanten  Ahaimes  willen  vnt  nach  sei  |  nem  rate 
dar  setze  an  des  stat  der  veruaren  ist.  Daz  daz  stsete  vnt 
vnuerbro  |  chen  beleihe  des  gib  ich  im  disen   offenen  brief  zv 


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312 

gezivge  vnt  zv  vrchfn  |  de  mit  minem  Insigel  veraigelt  Diaer 
brief  ist  geben  zv  Jvdenburch  von  Christes  geborte  nach  To?- 
sent  Jaren  .  nah  zwain  hundert  Jaren  .  vnt  |  nah  Newnzek  Jaren. 
In  dem  newnten  Jare.    An  sande  Florianes  tage. 

Jo.  Arch.  Or.-Pg.  Nr.   1582  mit  einem  hängenden  Siegel  (BedL-W. 
Fig.  12). 

16. 

1299,  21.  V.,  Gras. 

Hertneit  von  Wildoni,  Marschall  in  Steyer,  gibt  dem  Bisthum  zu  Seckau 

zwei  Kinder   Jakobs    von  Dyrenstein  für    den    Schaden ,    welcJien   dieter 

dem  bischöflichen   Unterthan    Wilhalm  von  Äuerham  gethan  hat. 

Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  ze  Steyer  tin 
chunt  allen  den,  die  disen  prief  sehent  oder  h5rent  lesen'; 
daz  ich  mit  meiner  ha(u)8frauwen  frawen  Angnesen  vnd  mit 
aller  meiner  chinde  hant,  Reichers,  Hertneides,  Vlriches,  rnd 
Elspeten  han  geben  mit  allem  dem  recht  zergetzunge  dem 
bistum  ze  Sekkau  vnd  ze  vodrist  vnser  frawen  der  ewigen 
maide  zwai  chint  Jakobes  von  Dyrettstain  auzgenomenleich 
Nyclawen  seinen  eltisten  sun  vnd  Ch&ngunten  die  tachter  sein, 
den  an  dem  alter  ist  satzehant  nach  Albers  hausfrawen  ab  dem 
Rain,  für  den  schaden,  den  der  vorgenant  Jacob  hat  getan  an 
Wilhalm  von  Auerham,  der  des  gotshauses  ist  von  Sekkau. 
Des  sint  gezeuge  her  Friderich  von  Stubenberch,  her  Otte  von 
Goldekke,  her  Hainrich  der  Rintschay,  her  W&lfel  der  Swer- 
gewel,  her  Ottakcher  von  Schaf  laz,  her  Dietmar  auz  der  Geul, 
her  Seydman  von  Waldstain,  vnd  ander  piderber  leutgenÄch, 
vnd  daz  daz  staet  vnd  vnuerbrochen  beleih,  darüber  gib  ich 
disen  prief  ze  ainem  warem  vrch&nd,  versigelt  mit  meinem 
insigel.  Daz  ist  geschehen  ze  Qretz,  du  nach  Christes  geburt 
waren  (ergangen)  tausent  iar  zwai  hundert  iar  vnd  in  dem 
newen  vnt  newenzechisten  iar,  des  achtoden  tages  vorm  Auf- 
ferttage. 

Copie  Nr.  1585  im  Jo.  Arch.  in  Graz  .  nach  einer  Handschrift  des 
14.  Jahrh.  Cod.  Nr.  333  f.  60^  und  80  daselbst. 


1  lesent  Hs. 


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313 


17. 
1300,  28.  I.,  Beun. 

Hca-tneit    von   Wüdony   gibt   dem    Kloster  Beun    zum    Zwecke   der  Er- 
bauung und  Erhaltung  einer    Kapelle    alldort    12   Mark    auf  genannten 
Gütern  gelegenen  Geldes, 

Ich  Hsertneit  von  Wildony   marschalch  in  Steyr  vergich 
an  disem  brief  vnd  tfin  chunt  den,  die  in  sehent  oder  hoerent 
lesen,   den   gegenwurtigen  vnd    den   chymftigen,   daz   ich   mit 
meiner  housvrowen  vern  Agnesen  guetem  willen  vnd  mit  aller 
meiner  chinde   gunst  vnd   gutem   willen   Reichers  Hsertneides 
vnd  Vlreichs   vnd   Elspeten   vnd   aller   meiner  erben  dem  Cr- 
eamen  manne   apt  Hainreichen    von  Revn  vnd   dem   gotsfaous 
Tod  der  sampunge  (!)  han  geben  zwelf  march  geltes,  der  ligent 
sechs  march  geltes  ouf  tausent  chsesen  bei  Waltstain  an  einem 
perge  der  haizt   der  Gozarnich,    vnd   drei   march  geltes   vnd 
sechs  vnd  zwainzch  phennige  datz  Vevstritze  bei  Gybanswalde 
an  haebe  gvlte  vnd  drei  march  geltes  vnd  sechs  vnd  zwainzch 
phennige  die  ligent  an  wein-perchreht  ouf  dem  perge  bei  dem- 
selbem  dorffe,  der  haizt  der  Vevstritzer  perch,  des  selben  perch 
rehtes  ist  immer  ein  jar  achzehen  emnier  weins,  daz  ander  jar 
sechs  vnd    dreizch    emmer  weins.     Und   daz  guet  han  ich  in 
geben  durch  meiner  sele  willen  vnd  durch  aller  meiner  voedern 
sele  willen,    also   swenne  ich  nimer  pin,   daz   iz   denne  ir  sei 
vnd  iz  haben  mit  aller  vogtay  vnd  an  alle  ansprach,   gesflcht 
Tnd  VDgesöcht  gestift  vnd  vngestift,   mit  allem  dem  reht  vnd 
ich  iz  han  bracht  vntze  an   mein    ende.     Vnd  daz   selbe  guet 
han  ich  in  geben  also,    daz   sev   mir  schein  powen  ein  8ch6n 
chapellen  datz  Revn  mit  ir  guet  aller  dinge  vnd  an  alle  meine 
mve  vnd  schvln  mir  dev  selben  chapellen  ewichleich  belavhten 
vnd  alle  tag  schol  man  ein  messe  dar  inne  singen  oder  sprechen 
von  der  sampnuge,   dar  zv   schol   man   von  dem  selbem  guet 
geben  igleichem  brfider,   der  in  dem  reuenter   izzet,   alle  mal 
drei  ayer  von  des  heiligen   chrevtzes  tag   der   in  dem  herwest 
ißt,  vntze  hintze   vaschange   alle   jar   ewichleich.     Vnd  daz  in 
die  rede   fvrbaz   also   staet    beleiwe   von   mir  vnd   von    allen 
meinen  nachchoemen,   dar  vber  gebe  ich  in  disen   brief  mit 
meinem  hangondem  insigel  versigelten  zeinem  waren  f  rchunde 
vnd  zeinem  gezevge:  vnd  die  erbern  levt,  die  hie  geschriwen 
sint,  daz  sint  mein  liebe  öchaim  her  Hainreich  vnd  her  Fridreich 


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314 

von  Stuwenberch,  vnd  mein  liebe  6chaim  her  Fridreich  vnd 
her  Hertneit  von  Pettowe,  vnd  mein  Ächaim  her  Vlreich  der 
schench  von  Ramenstain  vnd  her  Wulfinch  der  Swergewel,  her 
Seifrit  von  Waltstain,  her  Albrecht  von  Wiltpach  vnd  Vlreich 
an  dem  Lazze^  Albrecht  von  Obdach  vnd  Ruedel  der  Schreiber, 
vnd  anderre  biderwer  levt  geniich.  Der  brief  ist  geben  datz 
Revn  nach  Christa  gebflrde  tousent  jar  in  dem  drev  hvndertistem 
jar  des  phintztages  nach  sand  Pauls  becherunge. 

Or.-Pg.  im  Stifts-Arch.  zu  Reun  mit  einem  hängenden  SiegeL 

18. 

1300,  4.  Xn.,  Gtöss. 

Hertneid  von  Wildon  widmet  dem  Kloster  Göss  den  Bauern  Rikum. 

Ich  Hertneid  von  Wildon  .  Marchschalch  in  Steyer  .  ver- 
gib offenleich  an  disem  brief  vnd  tvnz  chvnt  allen  den  die 
disen  brief  ansehent  oder  h6rent  lesen  .  daz  ich  dvrch  miner 
vordem  sei  wille  .  vnd  durch  min  vnd  miner  S^ne  Richers- 
vnd  Hertneides  gvtem  willen  ze  rechter  aigenschaft  ainen  ge- 
bouren  Rikum  genant,  der  erbaeren  vrowen,  vrovn  Herraten 
der  abtessinn  ze  66sse  vnd  irem  Qotshaus  .  mit  allem  dem 
reht  vnd  wir  in  haben,  vnd  gehabt  haben  .  vnd  verzeihen  uns 
aller  der  ansprach  die  wir  gegen  den  selben  Rikurn  gehabt 
haben,  daz  er  vürbaz  des  vorgenanten  gotshaus  ze  Gdsse 
vreilich  vnd  ewichleichen  sein  sol.  Diser  gab,  vnd  diser  red 
sint  gezevg  .  her  Eyrinch  der  pharrer  ze  Perlepp  .  her  Fridereich 
von  Stadel  .  Ott  von  Vevriach  .  Ditmar  von  Weizzenchuchen  . 
Her  wart  der  Pokk  .  wergant  von  Micheldorf  .  Ditmar  von 
Levben  .  Chvnrat  von  Chvntwitz  .  Ditrich  der  Hohemoan  . 
Walchen  der  Spitaler  .  vnd  ander  biderb  levt  genvch  .  vnd  ze 
ainem  staetem  vnd  vestem  vrchvnd  gib  ich  disen  brief  mit 
meinem  Insigel  versigelt  vnd  ist  daz  geschehen,  vnd  der 
brief  geben  ze  G6sse  des  naesten  Svntages,  vor  sand  Nycläs 
tach  —  nach  cristes  gebvrt  vber  Tovsent  iar  —  im  driuhvn- 
dertigistem  iar. 

Or.-Pg.  des  Jo.  Arch.  mit  einem  Siegel.  Eine  etwas  abweichende 
Fassung  dieser  Urkunde  enthält  Froehl.  Dipl.  Styr.  1,  40  Gost.  22. 


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315 


19. 
1301,  7.  IV.,  Gras. 

Hertneit  von  Wüdonif  Marschall  in  Steyer,  verkauft  dem  Bischöfe  Vlreich 

von  Sekkau    das   Gericht    auf  dem    Gute    AtzUinsdorf    um  fünf   Mark 

Silber  mit   Vorbehalt  des   Wiederkaufrechtes, 

Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  ze  Styr,  verg^ch 
an  disem  prief  vnd  t&n  chunt  allen  di  in  sehent  oder  hArent 
lesen,  daz  ich  dem  ersamen  herren  bischolf  Vlreichen  von 
Sekkau  vnd  seinem  gotshaus  faan  verchauft  das  gericht  auf 
seinem  gfit  daz  Atzleinsdorf  mit  allem  dem  reht,  als  ichs  inne 
gehabt  han,  vm  f^^mf  march  silber  der  ich  nu  gewert  pin,  von 
sand  GArgen  takch  der  nu  shierist  chvmt  vber  ein  iar.  Swenne 
ich  in  der  trist  daz  selb  geriht  wider  chauffen  wil,  so  sol  er 
miers  her  wider  gewen  vm  daz  selbe  g&t,  wer  awer,  daz  ich 
den  selben  tach  verzieht,  so  sol  iz  sein  vnd  seines  gotshaus 
ewiehlichen  sein,  an  allen  chrieg.  Vnd  daz  daz  im  vnd  seinem 
gotshaus  Btsdt  vnd  vnuerbrochen  beleih  dar  vber  gib  ich  im 
disen  prief  ze  einem  gewissen  f rchfind  versig^elt  mit  meinem 
insigel.  Dez  sint  gezeugen  her  Wulfinch  von  Erenvels,  Acherll 
auz  der  Gewi,  Peter  von  Gleysdorf,  Hertneit  der  Rosenberger, 
Weltzel  von  Zebnig,  Chunrat  der  Windishgretzer,  Chunrat  der 
Pbaff  vnd  ander  piderb  leut.  Daz  ist  geshehen  vnd  ist  auch 
der  prief  gegeben  daz  Gretz,  do  von  Christes  geburt  waren 
lausen  iar  in  dem  ain  vnd  drevhundristem  iai*  des  freytags  in 
der  Oster  bochen. 

Ex  codice  Seccov.  (Handschrift  des  14.  Jahrh.)  fol.  61^  im  Archive 
^  Joannenms  in  Graz  Nr.  333. 

20. 
1301,  2.  Vn.,  Qdss. 

SopÄey,   Tochter  Herrants  von  WUdonin,  und  Hertneit  von  Wildonin,  Mar- 

fchaU  m  Steir,  bestätigen  die  Schenkung  »weier  Hüben  tu  Oberdorff  und 

Pfaffendorf   an    das    Kloster    in    Raitenhaslach    durch    Margaretha   von 

Eppenstein  als  Seelgeräte  für  deren  Sohn   Wulfing, 

Wir  Sophey  heren  Herrantes  tohter  von  Wildonin  dem 
got  genade  vnd  Hertneit  von  Wildonin  marschalich  in  Steir 
tan  chunt  vnd  veriehen  allen  leuten,  die  disen  brief  sehent 
oder  hftrent  lesen,    daz  wir  mit  g&tem   willen    vnd  mit  ver-» 


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316 

dahtem  mfite  willichleich  vnd  gsenzleich  stsete  haben  wellen 
vnde  haben  daz  selgerset  vnd  die  giflPt,  daz  dev  erbere  vrowe 
Margaret  vnser  libev  geswei^  Vlreichs  witbe  von  Eppenstain 
gegeben  hat  durch  Wiilfinges  ires  sunes  sele  willen  dem  gots- 
house  hintz  Raitenhaslsech ,  vnd  sint  des  selgersetes  dise  zwo 
hfibe;  einev  gelegen  ze  Oberndorff,  dev  ander  ze  Pfaffendorff 
mit  allev  dev  vnd  dar  z^  gehöret  gesächt  und  vngesficht  be- 
sitzen ewichleich  an  aigens  stat.  Die  vorgenannte  herren  von 
Raitenhaslsech  mfigen  vnd  sulen  mit  den  vorgenanten  zwain 
haben  schaffen  allen  iren  willen  vnd  frumen  mit  vercbouffen 
oder  swie  si  wellent,  wir  sulen  in  die  selbe  h&be  schermen 
vor  aller  ansprach  oder^  swem  sis  verchouffent,  sule  wir  daz 
selbe  laisten.  Wan  ich  Sophey  nicht  aigens  insigel  han,  so 
bestsetige  ich  dise  gifft  vnd  dises  selgeraet  mit  meines  veter  in- 
sigel heren  Hertneides,  der  disen  brief  geit  ffir  vns  baide  vnd 
f&r  alle  seine  erben  ze  einem  ewigem  vrchunde.  Des  sint 
gezeuge:  her  Otte  der  alte  von  Liehtenstain^  her  Fridreich 
von  Stubenberchy  her  Otto  von  Emueis,  her  Hainreich  der 
Cholbe,  her  Lewe  von  Lobnich,  her  Hertweich,  her  Dietreich 
von  Leuben,  her  Otto  vom  Schachen,  her  Otte  Spangrfil, 
Fridreich  von  Algerstorf  vnd  ander  erbere  leute.  Daz  ist  ge- 
schehen vnd  diser  brief  geben  ze  Gösse  nach  Christes  geburt 
tousent  iar  drev  hundert  iar  in  dem  erstem  iare  des  Suntages 
vor  sande  Vlreichs  tage. 

Or.-Pg.  des  Stifts-Arch.  zu  Reun  mit  einem  hängenden  Siegel. 

21. 
1801,  2.  VIL,  Gtöss. 

Sophei,  die  Tochter  Herrantea  von  Wildoniriy  und  ihr  Vetter  Hertneit  von 

Wildonin  vergleichen  »ich  mit  Margarete^  der  Witwe  Vlreichs  von  Eppen- 

»tain^  über  streitige  Leute  und   Güter  an  benannten  Orten, 

Ich  Sophei  heren  Herrantes  tohter  von  Wildonin  vnd  ich 
Hertneit  ir  vetter  von  Wildonin  vnd  alle  meine  gerben  veriehen 
vnd  t&n  chunt  allen  den,  die  disen  brief  sehent  oder  horent 
lesen,  den  gegenburtigen  vnd  den  chümftigen,  daz  wir  vns 
liepleich  vnd  gdtleich  verrihtet  haben  mit  vnserr  lieben  geswein 
vrowen  Margareten,  Vlreichs  witben  von  Eppenstain,  dem  got 
genade,  vmb  allen  den  chriech,  der  zwisschen  vns  gewesen  ist, 
vmb  leut  vnd  vmb  gftt  also,  daz  wir  gestanden  sein  von  des 


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317 

Vngeres  hof  bei  Huntstorf  auf  ein  pfihel  vnd  von  Hartmans 
hüb  in  der  Lobnich  vnd  von  der  hübe  ze  p&hlseren  bei  Frei- 
masparch,  daz  si  damit  t&n  sol,  swaz  si  wil  nah  allem  irem 
willen  vnd  frum.  als  mit  irem  rehten  aigen  vnd  sule  wir  des 
selben  g^tes  ire  gewer  sein^  wir  vnd  vnser  gerben,  fftr  alle 
ansprach  an  alle  ii*e  mf  vnd  alsam  der,  den  sis  geit,  sul  wirz 
verantworten,  daz  lobe  wir.  Dar  z^  sol  si  inne  haben  die  zwo 
Bwaig,  die  Hainz  und  Otte  der  Ressch  dienent  mit  zwelf  hun- 
dert chsesen,  mit  allem  dem  reht,  als  sis  herbraht  habent  ze 
holtz  vnd  ze  veld.  Si  sol  auch  inne  haben  vier  march  geltes, 
die  si  chou£F);  hat  von  Rügers  des  Chropfes  chinden  von  Diern- 
Btain  vnd  daz  hous  ze  Orsetz.  Dar  f  ber  hab  wir  ir  geben 
Fridreichen  von  Algerstorf  vnd  seine  tohter  Diem&ten  vnd  dar 
zf  zwai  mensch,  swelher  si  nemen  wil.  Die  vorgenante  zwo 
swaige  vnd  die  vier  march  geltes  vnd  daz  hous  ze  Orsetz  vnd 
die  lente  sulen  nach  irem  t&de  vns  vnd  vnser  gerben  her  wider 
angevallen  aigenleichen.  Wan  ich  Sophey  niht  aigens  insigels 
han,  so  bestsetige  ich  dise  sache  und  disen  brief  mit  insigelen 
meiner  lieben  fihaim  heren  Frideichs  von  Stubenberch,  heren 
Otten  des  alten  von  Liehtenstain ,  heren  Otten  von  Erenvels*, 
so  bestotige  ich  Hertneit  alsam  allez  daz,  daz  vorgeschriben 
ist,  mit  mein  selbes  insigel  für  mich  vnd  für  alle  meine 
gerben.  Des  sint  gezevge  her  Hainreich  der  Cholbe,  her  Lewe 
von  Lobnich  her  Hertweich  vnd  her  Dietreich  bruder  von 
Leuben,  her  Otto  von  dem  Schachen,  her  Otto  der  Spangrfil 
vnd  ander  erbere  leute.  Disev  ebnunge  vnd  dise  sache  sint 
geschehen  vnd  diser  brief  geben  ze  Gosse  nach  Christes  ge- 
hurt tousent  iar  drev  hundert  iar  vnd  in  dem  erstem  iare  des 
Buntages  vor  sande  VIreichs  tage. 

Or.-Pg.  des  Stifts-Arch.  zu  Reun  mit  vier  Siegeln. 


22. 
1302,  2.  xn.. 


Herineü  von  Wüdoniy  Marschall  in  Steier,  bestätiget,  dass  die   Ötachrin 

von  Mur  dem   Gotteshause  zu   Sekau   einen  Äcker    bei   Sand  Laurentzen 

in  dem  Pirichech  geschenkt  habe. 

Ich  Hertneit  von  Wildoni,  marschalch  in  Steyer  vergich 
an  disem  prief  daz  ein  vraw  de  Ötachrin  von  Mür  genant  ein 


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318 

acher  pei  sand  Laurentzen  in  dem  Pirichech,  der  inwertaigen 
von  mir  waz,  durch  Ir  sei  willen  dem  gotshaus  hintz  Seccowe 
hat  gegeben;  die  selben  gab  bestsetig  ich  dem  vorgenantem 
gotshaus  vnt  der  sammung  durch  meiner  sei  willen  vnd  meiner 
voruodem  sei,  wand  si  den  vorgenanten  acher  an  meinen  willen 
niemen  mocht  gegeben;  daz  in  daz  nv  stet  beleih;  so  gib  ich 
dem  vorgenannten  gotshaus  disen  prief ,  bestsete  mit  meinem 
insigel  vnd  ist  daz  geschechen  nach  christes  geb&rte  vber 
tausent  jar  vnd  drevhundert  an  dem  andern  jar,  vnd  ist  daz 
geschehen  datz  Seccowe  des  nohsten  svntages  nach  sand  Andres 
tag  vnd  sint  des  zevng  her  Wulfinch  Swergebel,  Albrecht  vnd 
Perchtolt  vnd  Jans  von  Obdach,  Chvnrat  von  Sunhaz,  Ortel 
von  Gozpach;  Wilhalm  von  Chvmbentz,  Ortel  von  Siiiiich. 

Ans  einem  Copialbnche  des  Stiftes  Sekan  (14.  Jahrh.)  fol.  70^  Nr.  110, 
Handschrift  Nr.  334  des  Jo.  Arch. 


23. 
1306,  2.  IX.,  Gras. 

Herineid  von  Wildony,  Marschall  in  Steyr,   erlaubt  dem  Bischöfe  Vlreich 

und    dem   Gotteshause    zu    Seccaw    den   BurgstaU    zu  Byscholfsekke    mit 

Mauern  und   Graben  zu  bauen. 

Hertneid  von  Wildony  marschalch  ze  Steyer  vergihe  an 
disem  brief  allen  den,  di  nu  sint  vnd  noch  ch&mftich  werdent, 
die  in  sehent  oder  hörent  lesen,  daz  ich  dem  ersam  herren 
bischolf  Vlrichen  von  Seccaw,  durch  die  lieb,  di  ich  han  zfi 
im  vnt  z&  seinem  gotshaus,  derlaubt  han,  willichleichen  ze 
pa^n  daz  purchstal  ze  Bischolfsekke  mit  mawer  vnt  mit  graben, 
so  er  pest  chan  vnd  mach,  alz  ez  im  vnt  seinem  gotshaus  nutz 
vnd  gi\t  ist,  an  alle  irresalungen,  daz  pei  Aetzleinstorf  auf 
seinen  aygen  leit,  da  er  daz  geriht  auf  hat,  daz  er  von  meinem 
vater  dem  got  genad  gechauft  hat,  mit  allem  dem  recht  vnt 
er  ez  inne  gehabt  hat  vnd  her  praht  hat,  als  sein  hantvest 
sait,  di  er  im  vnt  seinem  gotshaus  darüber  geben  hat,  vnt  hat 
er  mir  darumb  geben  vierzech  march  silbers  gewegens  Wien- 
nisch  gewihtes  vnt  daz  im  vnt  seinem  gotshaus  daz  st£et  vnt 
vnzebrochen  beleih  von  mir  vnt  von  meinen  erben.  Darüber 
gib  ich   disen   brief  ze   ainem   warem  vnd   sihtigem   vrch&nd, 


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319 

veraigelt  mit  meinem  vnd  hern  VIreichs  von  Walßse  haupt- 
mans  vnd  druchsaetz  in  Steyr  hanguntenn  insigeln  vnt  sint 
des  gezeuch  her  Dietreich  ertzpriester  der  obern  marhe  pfarrer 
ze  Petto^,  her  Ekpreht  der  pharrer  von  sand  Laurentzen,  her 
Fridreich  von  Stubenwerch,  vnd  her  Hainreich  sein  prfider, 
her  Hertneid  von  Pettowe,  her  Vlreich  der  Schench  von  Raben- 
stain,  her  Otte  der  Vngenad,  der  mit  sampt  hern  Vlreich  von 
Walsse  redner  vnd  geweruer  ist  gewesen  diser  sache,  des  in- 
sigel  auch  an  dem  brief  leit,  her  Otto  von  Steyr,  her  Purchart 
von  Eierbach,  her  Otte  von  Wolfsawe,  di  ritter  ^  Otte  von  Ley- 
bentz,  Alhoh  von  Halbenrain,  Vlreich  ab  dem  Laz,  Chfinrat 
der  Windischgraetzer  vnd  ander  erber  leut  genäch.  Daz  ist 
^schehen  vnt  ist  der  brief  geschriben  ze  Graetz,  nach  Christes 
gewurd,  tausent  drewhundert  jar  vnt  in  dem  ffimften  iar,  dar- 
nach des  naechsten  tages  nach  sand  Ylgentage. 

Copie  nach  N.  36,  Sekan  bei  Leibnitz  im  Jo.  Arch. 


24 

1309,  25.  IV.,  Murau. 

Otto  von  Liechlenatain^  Kämmerer  in  Steyr^   bezeugt^  dass  sein  Schwieger- 
vater Leutold  von    Wüdonin    und   dessen   Hausfrau   Agnes    dem   Kloster 
m  Steung  das  Dorf  Öraffendorff  mit  Vorbehalt  des  lebenslänglichen  Nutz- 
genusses  geschenkt  haben. 

Ich  Otto  von  Liechtenstain,  camrer  in  Steyr,  thuen  khundt 
und  vei^ich  offenleich  allen  leuten,  das  mir  fflr  war  gewissen 
vnd  khundt  ist,  das  der  edlman  mein  lieber  swecher  herr 
Leutold  von  Wildonin  vnd  sein  hausfraw  frav  Agnes  vnd  alle 
ir  erben,  die  sy  heten  zu  den  zeiten^  den  allen  got  genade  mit 
verdahtem  mute  willichleich  vnd  gern  daz  dorf,  daz  da  haisset 
Graffendorf,  gaben  aigenleichen  dem  gotshaus  zu  Steunz  vnd 
Sande  katherein,  die  wirtine  vnd  hausfrawe  da  ist,  wan  er  des- 
selben gotshaus  stififter  was,  doch  das  si  haben  solden  vntz  an 
iren  todt,  nach  iren  todt  solt  ez  ^  daz  gotshaus  augehören  gar 
vnd  aigenleichen  ewigkleichen  zu  besizen.  Daz  dem  also  sey, 
darftber  gib  ich  dem  vorgenantem  gotshaus  zu  Steunz  meinen 
brief  mit   meinem   hangendem    insigel    zu   vrckhunde   vnd    zu 

^  retter  Ha. 
^  er  Hs. 


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320 

gezeug  der  warheit.  Das  ist  geschehen  und  diser  brieflf  geben 
zu  Murawe,  nach  Christes  geburt  drevzehen  hundert  jar,  dar- 
nach in  dem  neunten  jar  den  freytage  an  sand  Marx  tage. 

Copie  im  Jo.  Arch.  ex  codice  scripto  Steunzensi. 

25. 
1314,  23.  IV.,  .... 


Hertneid  von   Wildonia  gibt  dem  Frauenkloater  zu  Merenberch  zu  seines 

Bruders  Reichhers  Töchtern,  den  Schwestern  Elspeten  und  Margreten^  das 

Bergrecht  von  vierzehn   Weingärten    an   dem   Oberdorfer  Berge  und   dem 

Äelblein  und  benannte  Hüben  gegen   Wiederkaufsrecht, 

Ich  Hertneid  von  Wildonia  marschalch  von  Steyer  ver- 
gich  an  disein  brief  vnt  tvn  chvnt  allen  den,  die  nv  sint  vnd 
hernach  chvnftich  werdent  die  disen  brief  ansehent  oder  hfirent 
lesen,  daz  ich  mit  meines  bruders  Wireichs  hant  vnd  mit 
meiner  hausfrawen  hant,  vrawen  Elspeten  vnd  mit  irem  guten 
willen  vnd  mit  aller  meiner  chinde  hant,  vnd  mit  irem  guten 
willen,  der  priorin  vnd  allen  den  swesteren,  die  in  dem  chloster 
ze  Merenberch  sint,  die  da  got  dienent  vnder  sand  Augusteins 
regel  nach  der  prediger  gewonhait,  geben  han  ze  meines  '  bru- 
ders Reichhers  töchtern  swester  Elspeten  vnd  swester  Margreten 
perchreht  von  vierzehen  wejngarten;  das  selbe  perchreht  gilt 
ain  iar  vierzehen  emper,  daz  ander  iar  zwaier  min  dreizich 
emper;  die  vorgenanten  Weingärten  sind  gelegen  achtodhalber 
an  den  Oberdorfer  perge,  sibent  halber  an  dem  Äelblein,  vnd 
drey  hvben,  der  haizt  ainiv  div  Guldeiniv  hübe  div  anderiv 
haizt  an  dem  Wanch,  div  drittiv  in  dem  Buchentz,  da  Jans 
aufgesezzen  ist  mit  wismat,  mit  waid  vnd  mit  holz,  vnd  mit 
allem  daz  dar  zv  gehört,  swie  ez  genant  ist,  gesucht  vnd  vn- 
gesucht,  fär  rehtez  aygen.  Tet  ich  des  nicht,  swelhen  schaden 
si  des  naemen,  den  sol  ich  in  ablegen  vnd  habent  mir  vnd 
mein  erben  die  vorgenant  swester  gelobt,  swan  ich  in  gib 
zwainzich  march  silbers  Grezer  gewegens,  so  schvUen  si  uns 
daz  vorgenant  gut  paidiv  perchreht  vnd  hüben,  alles  her  wider 
geben  an  alle  wider  red.  Vnd  daz  daz  also  staet  peleibe  vnd 
vnuerbrochen  vnd  daz  sein  auch  nicht  vergezzen  werde,  des  geb 


meiner  Hs. 


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321 

ich  den  vorgeuannten  swestern  an  var  vnd  an  alle  pSse  liste 
disen  offen  brief  ze  ainem  vrchunde  der  warhait,  mit  meinem 
bangenden  insigel  versigelt.  Des  sint  gezeugen:  Marchel  der 
Saechel,  schaflfer  von  Eywenswald,  Aller  vnd  Alram  von 
Eywenswald,  Chunrat  vnd  Mathey  von  Mernberch;  Hertweich 
der  Schütz  von  Mernberch,  bruder  Chunrat,  der  vorgenanten 
swestern  ehappelan,  Chunrat  der  Chaiserman,  der  vorgenanten 
swestern  sefaaffer  vnd  ander  biderb  leute.  Der  brief  ist  geben 
nach  Christes  geburt  tausent  iar,  dreihundert  iar,  vnd  in  dem 
vierzehendem  iar  an  des  guten  sand  Georien  tage. 

Ein  angehängtes   Sieg^el.     Abschrift  nach   der   Copie  des  Hauptmanns 
V.  Felicetti.    Jo.  Arch. 

26. 
1325,  19.  m.,  .... 


Die  Noimeii   Elspet  und  Margret,    TÖcIUer  ReieJiers  von   Wildony,  stiften 
zwei  Jahrestage  im   Kloster  (Marenberg), 

Ich  swester  Elspet  vnd  ich  s wester  Margret,  paid  herm 
Reichers  töchter  von  Wildony  vergehen  mit  dem  offen  brif 
vnd  tun  chunt  allen  den,  di  in  sehent,  horent  oder  lesent,  di 
nu  sint  oder  noch  chumftig  werdent,  daz  wir  mit  vrlawb  vnsers 
Ordens  vnd  mit  willen  vnd  gunst  vnsers  liben  veters  herrn 
Hertneyds  von  Wildony,  marschalchs  in  Steyer  vnd  aller  seiner 
erben  vnd  mit  rat  vnd  hilf  vnser  pesten  frewnt  vnd  als  wir 
des  von  reht  erben  sein,  gelost  haben  von  vnsern  conuent  daz 
gut,  daz  nach  vns  geben  ist  worden  paidev  hüben  vnd  perch- 
recht,  also,  daz  ez  fürpas  din  schol  zu  jarstagen  vnd  allen 
vnsern  vadern  sein  vnd  nachomen  ze  trost,  vnd  sol  man  daz 
ako  begen,  czwen  jarstag  iden  mitczwelf  pristern  vnd  di  vrawn 
mit  vigilyen  in  den  acht  tagen  nach  sand  Gorgentag,  den  an- 
dern in  den  acht  tagen  nach  sand  Bartolomeus  tag  vnd  di  vir 
tag  lobleich  begen,  ain  an  dem  heiligen  Niclastag,  den  andern 
an  gotsleichnamstag,  den  dritten  an  sand  Johannestag,  als  er 
enthawbt  wart,  Jacz  vird  an  sand  Elspetentag  vnd  di  selben 
vir  tag  als  oft,  den  vrawn  vnd  ganczen  conuent  daz  mal 
geben,  daz  sol  also  geschehen  alle  jar  jerleich,  des  sint  ge- 
czewg  vnd  da  pei  gewesen  di  edelu  herrn  herrn  Hainreich  von 
Wilthawsen,  her  Chol  von  Czeldenhofen ,  her  Hadenreich  von 
Seldenhofen,  her  Pillunch  von  Swamberch,    her  Durinch,  sein 

ArchiT.  Bd.  LIX.  J.  Uälfte.  21 


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322 

prüder,  Mathe  von  Merenberch  vnd  Chunrat  sein  prüder,  Hert- 
weig  der  Schticz,  Chunrat  der  Chayserman  vnd  ander  erber 
leut  genug.  Mit  vrchunt  diez  brifs  versigelt  mit  vnsers 
conuents  anhangunden  insigl,  den  wir  paid  vorgenant  swester 
darvm  fleizzig  gepeten  haben  mit  vnsern  pesten  frewnten,  daz 
sew  ez  an  den  brif  gehangen  habent  zu  ainer  ewigen  gedeht- 
nus  vnd  zu  ainer  vrchunt  der  warhait.  Der  brif  ist  geben 
nach  Christi  geburt  tawsent  jar,  drew  hundert  jar,  darnach  in 
dem  ffimf  vnd  czwainczchistem  jar,  des  ertags  in  der  vasten 
nach  dem  suntag,  als  man  singet  letare. 

Mit  einem  Siegel.    Abschrift  nach  der  Copie  des  Hauptmanns  v.  Feli- 
cetti.     Jo.  Ärch. 


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Archiv 


fOr 


österreichische  Oeschichte. 


Herausgegeben 

TOB  der 

znr  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserlichen  Akademie  der  Wissenscliafteu. 


NeimundfOnfiBigster  Band. 

Zweite  Hälfte. 
(Mit  einer  Abbildung.) 


Wien,  1880. 


In  Gommission  bei  Carl  Gerold's  Sohn 

BoehhJlndler  der  k.  Akademie  der  WieseDBoheftea. 


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ÜBER 


DEN  AUSSTELLUNGSORT 


EINER 


URKUNDE  KAISER  HEINRICHS  IV. 

DD.  NTJZDORF,  ID.  (IDIBUS)  MAI  (15.  MAI)  1097. 


VON 


ALBERT  JAEGER. 


AwWt.  Bd.  LIX.  II.  H&lfle.  22 


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i 


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Die  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  lY. 

Am  15.  Mai  des  Jahres  1097  stellte  Kaiser  Heinrich  IV. 
auf  seiner  letzten  Rückreise  aus  Italien  nach  Deutschland  zu 
Nussdorf  für  die  Kirche  des  heiligen  Georg  im  Innthalc  eine 
Urkunde  aus,  mit  welcher  er  der  an  der  genannten  Kirche 
lebenden  Einsiedlergenossenschaft'  sechs  Höfe  mit  allem  Zu- 
gehör  in  den  Ortschaften  des  Unterinnthaies:  Kuntel,  Luisfeld, 
Oberndorf,  Winklhaim,  Pirkenwang  und  Ebs  schenkte. 

Die  Originalurkunde  wird  im  Archive  des  Benedictiner- 
Stiftes  Fiecht  aufbewahrt.  2  Abschriften  linden  sich  in  der 
Chronik  der  genannten  Benedictiner  Abtei  St.  Georgenberg 
nun  Fiecht  in  Tirol  (Innsbruck  1874)  Ö.  228—230,»  in  Hor- 
mayrs  Beiträgen  Nr.  38,  S.  81,  aber  bis  zur  Unbrauchbar- 
keit  verstümmelt  und  mit  Fehlern  angefüllt.^    Bei  Sinnacher, 


'  Die  ursprüngliche  Eiiisiedlorgeuossensclial't  verwandelte  «ich  zwischen 
1125 — 1140  in  eine  Abtei  des  Benedictinerordens  unter  dem  Namen 
St.  Georg-enberg.  Nach  mehr  als  öOO  Jahren  wurde  die  Abtei  wegen 
wiederholter  Unglücksfälle  durch  Waldbrände  und  Blitzverhcorungen  an 
die  Stelle  verlegt,  wo  sie  heutzutage  unter  dein  Namtn  des  Henodictiner- 
atiftes  Fiecht,  Schwaz  gegenüber  besteht. 

2  Sie  erscheint  leider  an  einigen  Stellen  verletzt;  die  Chn»nik  des  Klosters 
gibt  S.  5,  Anmerkung  3  Auskunft  über  das  Missgeschick,  das  ihr 
zwischen  1604-1625  widerfuhr.  Um  die  durch  die  Verletzung  ent- 
standenen Lücken  auszufüllen,  wurden  an  der  Rückseite  kleine  Perga- 
mentatücke  angebracht,  und  an  der  Vorderseite  die  abgJingigen  Wörter 
ergänzt. 

'  Diese  Abschrift  gibt  das  Original  am  treuesten;  nur  in  der  Datierung 
zeigt  sie  einen  Lesefehler:  ,Data  Idus  Martii,  statt  Id.  Mai. 

*  Einige  Beispiele  mögen  den  Vorwurf  begründen:  Ilormayr,  ,qualiter 
nos  amoro  Christi  ejusque  genitricis  Mariae,  Ucmedio  aninuie  nostrne  etc.* 
Urkunde:  ,qualiter  nos  pro  amore  Christi  ejusque  genitricis  Mariae 
omniuinque  Sanctorum  pro  n-medio  animae  nostrae  etc.'  —  Hormayr:  et 
aliorum  nostrorum  in  nostro  servitio  veiocUiforuvi  (sie)  —  Urkunde: 
,et  aliorum  parontum  nostroruni  vol  aliorum  fidelium  nostrorum  in  nostro 

Ü2* 


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326 

Beiträge  zur  Geschichte   der  bischöflichen   Kirche  Sähen   und 
Brixen  II.  Band.  S.  649  nr.  104. 

Was  nun  den  Ausstellungsort  ,Nussdorf'  betrifft,  so 
bildet  eben  die  Frage,  wo  dieser  Ort  gesucht  werden  müsse, 
den  Gegenstand  der  folgenden  Untersuchung.  Der  Erste,  der 
den  Ausstellungsort  nach  dem  ungefiihr  eine  Meile  westlich 
von  Wien  entfernten  Nussdorf  an  der  Donau  verlegte,  war 
Harald  Stenzel.  Im  II.  Band  seiner  Geschichte  Deutschlands 
unter  den  fränkischen  Kaisern  enthält  er  S.  299  die  Angabe: 
,15.  Mai,  Nussdorf  bei  Wien  und  beruft  sich  auf  Hormayrs 
Beitrag  IL  81'.  —  Dr.  Karl  Friedrich  Stumpf  in  der  IL  Ab- 
theilung des  IL  Bandes  in  dem  Werke  ,die  Reichskanzler' 
S.  245  theilt  dieselbe  Meinung,  und  bezeichnet  ,Nussdorf  an 
der  Donau  bei  Wien'  für  den  Ausstellungsort  der  Urkunde. 
Am  entschiedensten  geht  Wilhelm  von  Giesebrecht  vor. 
Obwohl  es  ihm  nur  scheint,  dass  Kaiser  Heinrich  bei  seiner 
Rückkehr  aus  Italien  nach  Deutschland  seinen  Weg  durch 
Kärnten  und  Steiermark  genommen  habe,  weiss  er  doch  zwei 
Zeilen  später  mit  voller  Gewissheit,  dass  ,er  am  15.  Mai  zu 
Nussdorf  bei  Wien  war'.  (Gesch.  der  deutschen  Kaiserzeit 
III.  Band.  Dritte  veränderte  Auflage  Seite  673).  Der  Verfasser 
der  Chronik  der  Benedictiner-Abtei  Georgenberg-Fiecht  gieng 
Seite  6  in  der  Anmerkung  von  seiner  früheren  anderen 
Meinung  ab,  und  schloss  sich  der  des  Dr.  K.  Friedr.  Stumpf 
an.  Es  haben  sich  somit  gewichtige  Stimmen  für  Nussdorf  an 
der  Donau  bei  Wien,  als  den  Ausstellungsort  der  Urkunde 
ausgesprochen,  und  doch  stehen  dieser  Annahme  grosse  Be- 
denken im  Wege. 

Erstens  die  Urkunde  selbst  enthält  weder  einen  Zusatz 
noch  eine  Andeutung  über  die  Oertlichkeit  des  fraglichen 
Nussdorf.  Auch  bei  Hormajr  und  Sinnacher  findet  sich 
keine  Ortsbestimmung,  und  was  nicht  zu  unterschätzen  ist, 
Dr.  Friedr.  Böhmer  schweigt  ebenfalls,  und  gibt  Nussdorf 
ohne  irgend  einen  Zusatz. 

Femer  fehlt  jeder  Anhaltspunkt  für  die  Annahme  der 
Anwesenheit  des  Kaisers  Heinrich   im  Jahre  1097  in   Oester- 


servitio  occisomm  Tel  qoacnnqne  morte  praeventomm  etc.  etc.,  nnd  so  die 
ganze  Urkunde  hindurch ;  diese  zählt  den  Kaiser  überall  als  Hein- 
ricom  IIJ.  —  Hormajr:  überall  Heinricum  IV. 


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327 

reich  ob  oder  unter  der  Enns,  geschweige  zu  Nussdorf  bei 
Wien.  Keine  Urkunde,  keine  einzige  der  österreichischen 
Chroniken  weiss  etwas  von  einer  Ankunft  oder  von  einem 
Aufenthalte  Heinrichs  IV.  im  genannten  Jahre  im  erwähnten 
Lande.  Man  vergleiche  des  Andreas  von  Meiller  Regesten 
der  Babenberger  und  Dr.  Wattenbachs  Annales  Austriae  im 
XI.  Bande  der  Monumenta  Germaniae  historica  (IX.  Bande  der 
Scriptores).  Man  wird  zum  Jahre  1097  keine  Spur  von  Hein- 
rich IV.  in  Oesterreich  finden.  Eben  so  wenig  weiss  Sigmund 
Calles  in  seinen  mit  dem  grössten  Sammelfleisse  bearbeiteten 
Annales  Austriae  etwas  von  Heinrichs  Dasein  in  Oesterreich 
im  erwähnten  Jahre;  man  vergleiche  in  dessen  I.  Theile 
Seite  433  was  er  zum  Jahre  1097  mittheilt;  von  Heinrich  ist 
keine  Rede. 

Nehmen  wir  aber  für  einen  Augenblick  an,  Kaiser  Heinrich 
sei  1097  in  der  That  nach  Oesterreich  gekommen,  und  am 
15.  Mai  zu  Nussdorf  bei  Wien  gewesen,  so  müssen  wir  ver- 
nünftiger Weise  voraussetzen,  es  müsse  ihn  eine  bestimmte 
Absicht  dahin  geführt  haben,  oder  er  sei  durch  Verhältnisse 
gezwungen  worden,  auf  seiner  Rückkehr  nach  Deutschland 
diesen  weiten  Umweg  einzuschlagen.  Zu  den  Jahren  1077  und 
1093  kennen  wir  eine  solche  Nöthigung  und  eine  solche 
Absicht  Im  Jahre  1077  wählten  die  deutschen  Fürsten  unge- 
achtet der  Demüthigung,  welcher  sich  Heinrich  am  25.  Jänner 
zu  Canossa  unterzogen  hatte,  auf  dem  Tage  zu  Forchheim 
(15.  März)  den  Herzog  Rudolf  von  Schwaben  zum  Könige.  Als 
Heinrich  am  9.  April  von  Verona  aufbrach,  um  auf  dem 
kürzesten  Wege  nach  Deutschland  zu  gelangen,  fand  er  die 
Tirolischen  Alpenpässe  von  seinen  Gegnern  besetzt.  Er  war 
genöthigt  auf  weitem  Umwege  durch  Friaul  und  Kärnten  den 
üebergang  über  die  Gebirge  zu  suchen,  nachdem  er  den  Patri- 
archen Sieghard  von  Aquileja  durch  grosse  Geschenke  und 
noch  grössere  Versprechungen  und  die  in  Kärnten  mächtigen 
Eppensteiner  durch  gleiche  Begünstigungen  gewonnen  hatte.  * 
Wichtige  Dienste  muss  ihm  auf  dieser,  wie  sich  vermuthen 
lässt,  auf  sehr  abgelegenen  Wegen  vollzogenen  Wanderung, 
der  Bischof  Altwin  von  Brixen,  einer  der  treuesten  Anhänger 
Heinrichs  IV.  geleistet  haben.     Diess  bezeugen  nicht  blos  die 

1  Giesebrecht  III.  441-442. 


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;]2H 

Schenkungen,  die  er  erhielt, '  sondern  auch  die  Worte  der 
Anerkennung,  mit  denen  Heinrich  die  Gaben  begleitete.  ^ 

Zum  Jahre  1093  kennen  wir,  wie  oben  bemerkt  wurde, 
eine  bestimmte  Veranlassung,  welche  den  Kaiser  bewog,  den 
österreichischen  Ländern  sich  wenigstens  zu  nähern.  Gedrängt 
durch  die  unglückliche  Wendung,  welche  sein  Glück  in  Italien 
nahm,  und  durch  die  Nachrichten,  welche  er  aus  Deutschland 
über  die  steigende  Macht  des  Herzogs  Weif  und  dessen  Partei 
erhielt,  beschloss  er  die  Magyaren  gegen  Weif  aufzuhetzen. 
Er  verabredete  eine  Zusammenkunft  mit  dem  ungarischen 
Könige  Ladislaus,  und  machte  sich  um  Weihnachten  1092  auf, 
um  mit  ihm  wahrscheinlich  in  der  Abtei  Martinsberg  zusammen 
zu  treflFen.  Allein  der  Herzog  Weif  warf  sich  ihm  mit  be- 
waflfneter  Macht  in  den   Weg,  und  zwang  ihn  umzukehren.  ^ 

In  beiden  Fällen  kennen  wir  also  die  bestimmte  Absicht 
und  Nöthigung,  die  Heinrich  den  östlich  von  Italien  gelegenen 
liändern  näher  brachte,  was  soll  ihn  aber  genöthigt  oder  be- 
wogen haben,  im  Jahre  1097  nach  Nussdorf  bei  Wien  zu 
kommen?  Er  wollte  nach  sechsjährigem  Aufenthalte  in  Italien, 
wo  ihn  seine  schwindende  Macht  in  den  letzten  zwei  Jahren 
zu  einem  wahren  ,Stilllcbcn  in  Verona  und  Padua'  verurtheilt 
hatte,  wieder  nach  Deutschland  zurückkehren.  Ihn  hinderte 
nichts  mehr,  den  kürzesten  Weg  einzuschlagen.  Herzog  W^elf 
hatte  sich  schon  1095  mit  ihm  versöhnt,  und  arbeitete  seitdem 
die  deutschen  Fürston  für  ihn  zu  gewinnen.  •    Die  Alpenpässe 

'  Sinnachor  II.  iö3  inid  Iö6  und  die  hotreffenden  Urkunden  p.  579 
nnd  580 

'  Sie  lauton:  ,diem  Altwini  S.  ßrixin.  Eulae  Episcopi  servitium  crga  uos 
ßdehy  'nia;/num,  homnn  et  asffidmtm  rospeximus*.  Ebcnd.  p.  580.  -  Auch 
bei  Horm.  II.  p.  58  aber  wieder  mit  dem  Fehler,  dass  er  anstatt  ,dumque 
Altwini*  etc.  dinque  Altwini  etc.  bietet. 

•*  Bertold.  Constant.  ad  ann.  1092:  Welpho  dux  Bajoariae  eundem 
Heinricum  ante  proximam  nativitatom  Domiui  mirabilitor  confudit,  quem 
ad  colloquium  pervenirc  prohibuit,  quod  idem  Heinricua  et  Rex  Hungariae 
o.ondixerant,  ad  quod  etiam  pene  jnm  converant.  Pamit  zn  Tergleichen 
Szalay.  Gesch.  Ung-arns  I.  221-222. 

*  Ebend.  ad  ann.  1005.  Welpho,  Filiufl  Welphonis  Dncis  Bajoariae,  a 
conjugio  dominae  Mathildae  so  penituß  sequostravit  .  .  .  Unde  pater 
ipsius  in  Ijonpobnrdiam  nimis  irato  animo  pervenit,  et  fnistra  diu  mul- 
tumque  pro  liujus  modi  reconciliatione  laboravit.  Ipaum  eliam  IldnHcum 
(imperatorem)  sihi  in  adjutonum  ascivit  contra  dominam  MachtUdam^  ut 
ipsam  bona    sua  filio  eju»  dare  compelleret',     Seitdem  wurden  Weif  und 


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durch  Tirol  standen  jetzt  offen.  Was  soll  ihn  genöthigt  oder 
bewogen  haben,  so  weit  auszubiegen,  um  nach  Nussdorf  in  die 
Nähe  von  Wien  zu  kommen?  Man  bringe  einen  Beweis  dafür. 
Giesebrecht,  um  diesen  Autor  hervorzuheben,  gibt  keinen 
Grand  an ;  im  Gegentheil  er  schwankt  in  der  Bezeichnung  der 
Richtung,  in  welcher  Kaiser  Heinrich  um  Ostern  1097  seinen 
Rückweg  aus  Italien  nach  Deutschland  einschlug,  indem  er 
sich  des  Ausdruckes  bedient  ,er  scheint'  seinen  Weg  durch 
Kärnten  und  Steiermark  genommen  zu  haben,  lässt  ihn  aber 
mit  voller  Bestimmtheit  am  15.  Mai  zu  Nussdorf  bei  Wien 
zum  Vorschein  kommen ;  Beweis  dafür  wird,  wie  schon  bemerkt, 
ausser  der  eben  in  Frage  stehenden  Urkunde,  keiner  gebracht. 
Ueberhaupt  leidet  Giesebrechts  Darstellung  des  Verhältnisses, 
welches  sich  zwischen  dem  Herzoge  Weif  und  Kaiser  Heinrich 
von  1095  bis  1097  bildete,  an  Unklarheit. » 

Zu  allem  Ueberflusse  kann  noch  auf  die  Entfernung  von 
Wien  bis  Regensburg  und  auf  die  Zeit  hingewiesen  werden, 
welche  bei  den  damaligen  Verkehrsmitteln  zu  einer  Reise  von 
dem  erstgenannten  Orte  bis  zu  dem  zweiten  erfordert  wurde. 
Kaiser  Heinrich  feierte  Pfingsten  zu  Regensburg.  ^    Das  Pfingst- 

Heinrich  Freunde  und  jener  arbeitete  die  Fürsten  mit  dem  Kaiser  zu 
versöhnen.  Derselbe  Bertold  von  Constanz  berichtet:  Welpho  dux  Bajo- 
ariae  cum  filio  suo  Welphone  tandem  de  Longobardia  iu  Alemonnium 
rediit  mnliumque  de  restitiUione  Heinrici  in  reffnum,  quamvis  de  anathe- 
mate  non  absolutum,  cum  principihu^  regni  frunira  lahoravU,  ad  ann.  1095. 

>  Nach  seiner  Darstellung  verschmähte  es  Herzog  Weif  (1095)  sogar 
nicht  mit  dem  Kaiser  in  Verbindung  zu  treten,  um  der  grossen 
Qrä6n  durch  Furcht  abzupressen,  was  seine  Ueberredungskünste  nicht 
erreichten;  doch  vergebens.  Im  Sommer  1095  kehrten  die  Weifen,  Vater 
und  Sohn,  über  die  Alpen  zurück,  bereits  entschlossen  unter 
günstigen  Bedingungen  sich  mit  dem  Kaiser  auszusöhnen. 
Sie  verhandelten  hier  (in  Deutschland)  viel  mit  den  Fürsten 
über  eine  Aussöhnung  der  Parteien,  aber  erfolglos.  So  verging 
das  Jahr  1095;  so  auch  die  Hälfte  des  nächsten;  noch  im  Sommer 
1096  wollte  Heinrich  dem  Weif  die  Magyaren  auf  den  Hals 
hetzen,  (also  wie  es  scheint  mitten  unter  des  Letzteren  Bemühungen, 
die  Fürsten  für  den  Kaiser  zu  gewinnen),  aber  allmählich  erfolgte 
doch  eine  Annäherung  zwischen  dem  Kaiser  und  den  Weifen. 
(Giesebrecht  III.  673). 

3  Chronica  Augusten s.  bei  Freher  I.  p.  507.  ,Impcrator  de  Italia 
rediens,  Ratisponam  in  Pentecoste  ingressus.  cum  omni  cleri  populique 
snscipitur  alacritate. 


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fest  fiel  1097  auf  den  24.  Mai.  Wäre  der  Kaiser  am  15.  Mai 
zu  Nussdorf  bei  Wien  gewesen,  so  hätte  er  für  die  Reise  nach 
Regensburg  8  Tage  gehabt.  Nun  beträgt  die  Distanz  zwischen 
beiden  Orten,  nach  den  besten  Karten  gemessen;  ^  44  bis  45 
deutsche  oder  österreichische  Meilen  (zu  4000  Wiener  Klaftern) 
gleich  88  oder  90  Stunden.  Der  Kaiser  hätte  somit  täglich, 
und  zwar  ohne  Rasttag,  einen  Marsch  von  öVs  oder  5^8  Meilen 
oder  wenigstens  11  Stunden  zurücklegen  müssen.  Wir  wollen 
nicht  die  Mögiichkeit,  wohl  aber  die  Wahrscheinlichkeit  be- 
zweifeln; denn  nachdem  Heinrich  ohne  nachweisbaren  Grund 
einen  Excurs  aus  Italien  bis  in  die  Nähe  von  Wien,  wie  man 
annimmt,  zu  machen  die  Zeit  hatte,  hätte  er  jetzt  einen  wahren 
Eilmarsch  nach  Regensburg  angetreten;  ein  Eilmarsch  muss 
aber  ein  täglicher  Ritt  von  11  bis  12  Stunden  durch  8  Tage 
hindurch  genannt  werden.  Und  welcher  Grund  soll  zu  einem 
solchen  Eilmarsch  gedrängt  haben  ?  Heinnch  ward  nicht  mehr 
angefochten;  er  wurde  in  Regensbui^  von  den  Bürgern  und 
dem  Clerus  zuvorkommend  aufgenommen,  und  verweilte  bis 
tief  in  den  Sommer  daselbst.  ^ 

Da  nun  kein  einziger  urkundlicher  Beweis  für  Kaiser 
Heinrichs  Anwesenheit  in  Oesterreich  während  des  Jahres  1097 
vorliegt  und  weder  ein  Zweck  noch  eine  Nöthigung  nachge- 
wiesen werden  kann,  welche  ihn  in  die  Nähe  von  Wien  geführt 
haben  sollte,  so  wird  Nussdorf  bei  Wien  als  Ausstellungs- 
ort der  fraglichen  Urkunde  wohl  aufgegeben,  und  das  Nuss- 
dorf der  Urkunde  anderswo  gesucht  werden  müssen. 

Seitdem  die  Weifen  wegen  des  Zerwürfnisses  mit  der 
Harkgräfin  Mathilde  sich  dem  Kaiser  genähert  und  förmlich 
»einer  Partei  angeschlossen  hatten,  waren  auch  die  Tiroler- 
Alpenpässe  wieder  frei  geworden.  Kaiser  Heinrich  konnte 
unbehelligt  seine  Rückkehr  nach  Deutschland  durch  dieselben 
antreten.  Dass  er  von  Verona  oder  Padua  aus,  wo  er,  wie 
Giesebrecht  schreibt,  ^  von  jeder  Hilfe  verlassen  in  unfreiwilliger 
Müsse  stille  Tage  verlebt  hatte,  seinen  Weg  an  der  Etsch 
hinauf  über  den  Brenner  nach  Baiem  genommen  hat,  wird 
um  so  unbedenklicher  zugegeben  werden  müssen,  als  von  der 


*  Stiel  er  8  Handatlas.  Scheda*8  Generalkarte. 
2  Giesebrecht  a.  a.  O.  S.  673. 
8  Ebend.  8.  671—672. 


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Wahl  einer  andern  über  die  Alpen  fubrenden  Strasse  für  seine 
Rückkehr  nichts  bekannt  ist;  und  die  Brennerstrasse  ftir  ihn, 
wie  eine  vollkommen  sichere,  so  auch  die  kürzeste  war.  Dass 
es  Giesebrecht  schien,  er  habe  seinen  Weg  durch  Kärnten 
und  Steiermark  genommen,  dürfte  seinen  Grund  nur  in  der 
von  ihm  geglaubten  Anwesenheit  Heinrichs  in  Nussdorf  bei 
Wien  gehabt  haben. 

Allein  nicht  bloss  der  Mangel  eines  Zeugnisses  für  eine 
andere  Strasse  spricht  für  des  Kaisers  Rückkehr  durch  Tirol, 
es  lassen  sich  auch  solche  Momente  dafUr  geltend  machen,  die 
jeden  Zweifel  zu  beseitigen  geeignet  sind.  Mit  der  Rückkehr 
des  Kaisers  kehrte  auch  der  von  dem  Herzoge  Weif  im  Jahre 
1091  von  seinem  bischöflichen  Sitze  vertriebene  Bischof  Altwin 
nach  Brixen  zurück.  ^  Er  war  nach  Italien  zu  dem  Kaiser 
entflohen,  der  ihn  auch  am  2.  September  desselben  Jahres  zu 
Verona  mit  der  Schenkung  einer  Grafschaft  im  Pusterthale  in 
seinem  Missgeschick  tröstete.  ^  Altwin  war  durch  40  Jahre  ein 
dem  Kaiser  mit  unveränderter  Treue  ergebener  Anhänger,  ^  er 
verweilte  auch  die  letzten  sechs  Jahre  an  seiner  Seite  in  Italien.  ^ 
Was  entsprach  nun  dieser  ausdauernden  Treue  mehr,  als  dass 
der  Kaiser  ihn,  da  der  Friede  mit  den  Weifen  hergestellt 
war,  auf  seinen  bischöflichen  Sitz  nach  Brixen  zurückführte, 
van  so  mehr  als  dieser  vom  Alter  gebeugte  Bischof  seine  Augen 
in  Brixen  zu  schliessen  sich  sehnen  mochte;  er  starb  noch  in 
diesem  Jahre.  ^  Doch  den  stärksten  Anhaltspunkt  für  die  Be- 
hauptung, dass  der  Kaiser  durch  Tirol  nach  Deutschland  zurück- 
kehrte, bietet  die  zu  Nussdorf  ausgestellte  Urkunde  selbst. 
Im  Stifte  Georgenberg  (Fiecht)  im  Innthale  erhielt  sich  durch 
die  Jahrhunderte  herab  die  Tradition,  dass  Kaiser  Heinrich 
es  war,  der  auf  Bitten  der  Einsiedlergenossenschaft  die  aus 
einer  seitwärts  gelegenen  Felsenschlucht  zur  Kirche  des  heiligen 
Georg  führende  Wasserleitung  herstellen  liess,  ein  Werk, 
welches  nicht  blos  mit  grossen  Kosten,  sondern  auch  mit 
grossen  Gefahren  für  das  Leben  der  Arbeiter  verbunden  war; 


'  Sinnacher  IL  530-632.  —  Giesebrecht  a.  a.  O.  S.  644. 

3  Ebend.  p.  531. 

>  Ebend.  p.  464-474. 

*  Ebend.  p.  535-586. 

*  Ebend.  p.  536. 


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332 

denn  die  Leitung  konnte  nur  an  einer  senkrecht  in  schauer- 
liche Tiefe  abfallenden  Felsenwand  angebracht  werden,  wobei 
es  den  Arbeitern  nicht  anders  möglich  war,  als  an  Stricken, 
die  von  der  Höhe  der  Felsenwand  herabgelassen  waren,  in  den 
Lüften  hängend  den  Canal  aus  den  Felsen  auszumeisseln. 
Mit  Recht  bemerkt  hierzu  der  Verfasser  der  Chronik,  dass 
die  Anordnung  zur  Herstellung  einer  solchen  Wasserleitung 
,das  Ergebniss  der  eigenen  Anschauung  der  Oertlichkeit  von 
Seite  des  Kaisers  gewesen  sein  dürfte'.  ^  Die  Vermuthung,  dass 
Kaiser  Heinrich  selbst  in  Georgen berg  war,  gewinnt  durch  die 
Form  und  den  Inhalt  der  von  ihm  der  Kirche  des  heiligen 
Georg  ausgestellten  Schenkungsurkunde  an  Stärke.  Was  sollte 
den  Kaiser  bewogen  haben,  die  Einsiedlergenossenschaft  auf 
dem  abgelegenen  einsamen  Felsenkegel,  die  nicht  die  geringste 
politische,  ja  nicht  einmal  eine  kirchliche  Bedeutung  hatte,  ^ 
mit  einer  so  reichen  Schenkung  von  6  Höfen  sammt  deren 
Leibeigenen  und  allem  Zugehör  an  Gebäuden,  Waldungen, 
Acker-  und  Weideland,  Jagd  und  Fischerei  und  Mühlenrechten 
zu  bedenken?  Es  erseheint  in  der  Urkunde  kein  Fürbitter; 
Heinrich  beruft  sich  weder  auf  eine  Bitte  der  Einsiedler- 
Genossenschaft  noch  auf  irgend  eine  andere  Fürsprache,  wie 
es  sonst  in  der  Regel  der  Fall  war;-^  er  verfügt  aus  unmittelbar 
eigenem  Antriebe,  und  zwar  in  einer  tiefreligiösen,  von  schmerz- 
lichen Erinnerungen   erfüllten,   reumüthigen  Stimmung.^     Und 

*  Chronik  der  Benedict.-Abtei  Georgenberg- Fiecht  p.  7.  Änmerk.  1. 
^  Georgenberg  noch  nicht  einmal  eine  Abtei. 

3  Z.  B.  Kais.  Heinr.  IIL  sckenkt  1056  der  Kirche  von  Brixen  das  Land- 
gut Odelisnitz  ,ob  interventum  dilectissime  conjugis  nostre  ünperatricis 
Agnetis';  —  Heinr.  IV.  1063  dem  Bisch.  Altwin  zwei  Berge  ,marchione 
Udalrico  conlaudante* ;  dem  Bisch.  Altwin  das  Landgut  Schlanders  ,ob 
interventum  dilectae  conjugis  Bertae  Ebbonis  et  Bennonis  episcoponim, 
caeterorumque  fidelium  nostrorum';  eben  demselben  eine  Grafschaft  im 
Pusterthal,  ob  interventum  fidelium  RudpertiBabenberg,Joannis  Spirenisetc. 
episcoporum  etc.  —  oder:  quali  Altwinis  nosti'am  exoravit  clementiam  etc. 
—  ob  petitionem  ac  fidele  servitium  Altwinis  —  etc. 

*  Notum  sit,  so  erklärt  der  Kaiser,  qualiter  nos  pro  amore  Christi  ejusque 
Genitricis  Mariae  omniumque  sanctorum,  pro  remedio  animae  nostrae, 
et  patris  nostri  Imperatoris  Heinrici,  et  matris  nostrae  imperatricis 
Agnetis  et  Conjugis  nostrae  Bertae,  et  aliorum  parentum  nostrorum  vel 
aliorum  fidelium  nostrorum  in  nostro  servitio  occisorum  vel  qua- 
cunque  morte  proeventorum*  etc.  tradidimus  .  .  en  videlicet  ratione, 
ut  pro  animabus  supranominatorum  .  .  jugis  oratio   in  praefata   ecclesia 


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333 

welcher  Ort  war  geeigneter,  den  Kaiser  in  eine  solclie  Gemüths- 
stimmung  zu  versetzen,  als  das  der  schmerzhaften  Gottes- 
mutter geweihte  Eirchlein  auf  dem  heiligen  Georgsberg?  Aus 
dem  grossartigeu;  von  der  Hand  des  Schöpfers  und  dem  sinnigen 
Fleisse  der  Menschen  festlich  und  reizend  geschmückten  Unter- 
Innthale  führt  ein  Pfad  durch  dunkle  und  duftende  Wälder 
bergan  in  eine  ernste,  rauhe,  ja  schauderhafte  Thalschlucht. 
Zwischen  Felsenufem  braust  in  der  Tiefe  mit  lautem  Unge- 
stüm ein  schäumender  Bach.  Zwei  mächtige  Felsenwände 
thürmen  sich  neben  einander  auf.  Aus  der  westlichen  springt 
ein  schroflfer,  dreihundert  Fuss  hoher,  senkrechter  Felsenkegel 
hervor.  An  seinem  Fusse  umkreisen  ihn  zwei  wildschäumende 
Sturzbäcbe,  über  den  einen  schwebt  hoch  in  den  Lüften  eine 
kühne  Brücke,  der  einzige  Zugang  zu  dem  isolirten  Kegel, 
auf  dessen  Scheitel  die  St.  Georgskirche  thront.  Auf  wen, 
der  je  diese  einsame,  von  aller  Welt  abgeschlossene  Thal- 
schlucht betrat,  hätte  die  ernste  Natur  der  kahlen  Felsenwände, 
die  dunkeln  Waldungen,  die  stille  Abgeschiedenheit,  nicht 
tiefen  Eindruck  gemacht?  Wahrlich!  St.  Georgenberg  spricht 
ergreifend  zum  Gemüthe  des  Besuchers  und  stimmt  ihn  zu 
ernsten  Betrachtungen  und  zum  Gebete ;  und  das  mochte  Kaiser 
Heinrich  an  dieser  Stätte  an  sich  erfahren  haben,  und  wohl  nur 
daher  seine  von  Sühne-Gedanken  erfüllte  und  dictirte  Urkunde. 
Man  übersehe  auch  nicht  einen  in  der  Urkunde,  wie  im 
Vorbeig^ehen  berührten,  aber  in  einem  die  Einsiedelei  von 
St.  Georgenberg  betreffenden  Documente  nicht  unbedeutenden 
Umstand.  Kaiser  Heinrich  widmet  seine  Schenkung  der  Kirche 
des  heiligen  Georg  ,aus  Liebe  zu  Christus  und  seiner  Mutter 
Maria^  Nun  berichtet  eine  uralte  Ueberlieferung,  dass  das  in 
der  Kirche  von  Georgonberg  heute  noch  vorhandene  und  ver- 
ehrte Bild  der  schmerzhaften  Gottes-Mutter  schon  vor  dem 
Jahre  1000  von  dem  von  einer  Wallfahrt  nach  Rom  zurück- 
kehrenden Stifter  der  Einsiedler-Genossenschaft  Rathold,  einem 
Edlen  von  Aibling,  mitgebracht  und  unter  einem  Lindenbaume 
aufgestellt  worden  sei;  darum  Georgenberg  in  frühester  Zeit 
häufig   ,Unsero  liebe   Frau    unter   der  Linde'   genannt   wurde. 


8.  Georgü  perseveret  in  perpetiuim,  et  ßpecialiter  in  omni  septimana 
semper  in  tertia  feria  missa  pro  fidelibus  defanctis  et  in  sexta  feria 
missa  pro  salute  vivorum  ibi  celebretur*.  Siebt  diese  Urkunde  nicbt 
einem  bussfertigren  Testamente  gleich? 


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334 

Sollte  nicht  dieser  Umstaod  den  Kaiser  bestimmt  haben,  seine 
Schenkung  auch  ,aus  Liebe  zu  Maria  der  Mutter  Christi' 
zu  widmen?  Und  sollte  dieser  Umstand  nicht  auch  einen  Beweis, 
und  zwar  nicht  den  schwächsten,  bilden,  iiir  die  persönliche 
Anwesenheit  des  Kaisers  in  Georgenberg? 

Wir  rücken  nunmehr  unserem  Nussdorf  immer  näher. 
Kaiser  Heinrichs  Anwesenheit  in  Qeorgenberg,  und  somit  seine 
Rückkehr  nach  Deutschland  durch  Tirol  im  Jahre  1097,  die 
wir  Anfangs  als  eine  Vermuthung  und  als  wahrscheinlich  hin- 
stellten, dürfte  nach  all  dem,  was  zur  Begründung  vorgebracht 
wurde,  von  einer  erwiesenen  Thatsache  wohl  nicht  mehr  ferne 
sein.  Einen  neuen  Anhaltspunkt  zu  diesem  Schlüsse  finden 
wir  in  dem  weiteren  Inhalte  unserer  vielerwähnten  Urkunde, 
und  zwar  in  den  Gütern,  welche  Heinrich  der  Einsiedler- 
Genossenschaft  schenkte,  und  in  der  Erwähnung  des  Pfalz- 
grafen Rapoto.  Die  zum  Geschenke  gewählten  Höfe  lagen  in 
sechs  am  rechten  Innufer,  von  Rattenberg  bis  Ibs  unter  Kuf- 
stein, zerstreuten  Dörfern,  *  somit  an  der  Strasse,  welche  den 
Kaiser  auf  dem  letzten  Tagmarsche,  den  er  noch  auf  Tiroler- 
boden zurückzulegen  hatte,  nach  Baiern  führte.  Die  Urkunde 
enthält  zwar  keine  Andeutung  hierüber,  aber  es  unterliegt  kaum 
einem  Zweifel,  dass  die  sechs,  offenbar  grossen,  mit  Jagd-, 
Fischerei-  und  Mühlen-Gerechtsamen  ausgestatteten  Höfe  kaiser- 
liches Fiskalgut  waren.  Wird  es  demnach  ein  nicht  zu  recht- 
fertigendes Wagniss  sein,  wenn  wir  annehmen,  dass  der 
Pfalzgraf  Rapoto  I.  sich  im  Gefolge  des  Kaisers  befunden, 
und  irgend  einen  Antheil  an  der  Wahl  oder  Bezeichnung 
jener  Güter  gehabt  habe,  welche  der  Einsiedler-Genossenschaft 
geschenkt  werden  sollten?  Die  Annahme  hat  nichts  unwahr- 
scheinliches, wenn  wir  berücksichtigen,  was  die  Urkunde  her- 
vorhebt, dass  die  sechs  Höfe  ,in  seiner  d.  i.  in  Rapoto's 
Grafschaft'  lagen  (in  pago  Indale,  in  Comitatu  Palatini 
Comitis  Rapotonis),  und  wenn  wir  das  intime  Verhältniss  ins 
Auge   fassen,   welches   zwischen   Rapoto   und   dem  Kaiser  be- 


^  Kund]  zwei  Wegstunden  unter  Battenberg;  Luisfeld  (heute  Liesfeld) 
ein  Dorf  am  Inn  bei  Kundl;  Obern dorf  bei  Kirchbühel;  Winkel- 
heim in  dem.  grossen  Busen,  den  der  Innfluss  Kirchbühel  gegenüber 
macht;  Birkenwauck  (Bichelwaug)  in  kurzer  nördlicher  Entfernung 
von  Kirchbühel,  vielleicht  an  der  Stätte  von  Kirchbühel  selbst;  Ebese 
(Ebs)  eine  halbe  Meile  unter  Kufstein. 


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335 

stand.  Der  Pfalzgraf  war  einer  der  treuesten  Anhänger  Kaiser 
Heinrichs  IV.  Während  der  schrecklichen  Wirren,  die  nach 
der  Absetzung  des  Herzogs  Weif  1077  in  Baiern  entstanden, 
bis  zu  Welfs  Wiedereinsetzung  1096  hatte  er  sich  als  ein 
mächtiger  und  hingebungsvoller  Verfechter  der  kaiserlichen 
Sache  ausgezeichnet,  und  zur  Belohnung  dafiir  die  Pfalzgrafen- 
Würde,  und  die  in  der  Urkunde  erwähnte  Grafschaft  im  Inn- 
thale  erhalten.  Urkunden  zeigen  ihn  uns  wiederholt  an  der 
Seite  des  Kaisers  oder  mit  wichtigen  Missionen  betraut;  ^  das 
letzte  Mal  finden  wir  ihn  1096  zugleich  mit  dem  Herzoge  Weif 
bei  Heinrich  zu  Verona.  ^  Es  liegt  demnach  gar  keine  Un- 
wahrscheinlichkeit  vor,  dass  er  in  seiner  Grafschaft  dem 
Kaiser  das  Qeleite  gab.  Und  nun  stehen  wir  an  der  Schwelle 
des  gesuchten  Nussdorf. 

Am  rechten  Innufer,  eine  Stunde  von  der  heutigen  Grenze 
Tirols  entfernt,  in  der  Mitte  zwischen  dieser  und  Neu-Beuern 
liegt  Nussdorf,  welches  der  Kaiser  von  Ebs  weg,  wo  der  letzte 
zur  Widmung  für  Georgenberg  zu  wählende  Hof  bestimmt 
wurde,  in  drei  Stunden  erreichen  konnte.  Hier  fand  sich  auch 
der  Herzog  Weif  bei  dem  Kaiser  ein,  und  betheiligte  sich  an 
der  Schenkung  für  die  genannte  Kirche  des   heiligen  Georg. 

Wir  hätten  somit  einen  Ort,  Namens  Nussdorf,  gefunden, 
der  im  Gegensatze  zu  dem  Nussdorf  bei  Wien  mit  der  Rück- 
kehr Heinrichs  nach  Deutschland,  und  mit  allem,  was  sich 
für  die  von  ihm  gewählte  Brennerstrasse  an  beweisenden 
Gründen  und  Momenten  vorbringen  Hess,  im  vollsten  Einklänge 
steht,  und  somit  als  der  wahre  Ausstellungsort  der  Urkunde 
betrachtet  werden  muss. 

Zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung  über  die  zu  Nuss- 
dorf ausgestellte  Original-Urkunde.  Wem  diese  zur  Einsicht 
vorliegt,  der  wird  sich  überzeugen,  dass  dieselbe,  als  der 
Herzog  Weif  zum  Kaiser  kam,  schon  ausgefertigt  war.  Dies 
beweist  ein  Zusatz,  den  sie  offenbar  auf  Verlangen  des  Herzogs 
erhielt,  indem  dieser,  theilnehmend  an  der  Schenkung,  Eigen- 
leute, welche  der  Einsiedler- Genossenschaft  übergeben  werden 
sollten,  dem  Kaiser  zur  Verfügung  stellte.    Daraus  erklärt  sich 


1  Pins  Wittmann:  Die  Pfalzgrafen  von  Bayern   p.  28-32.  Hormayr 

8.  W.  III.  p.  43-46. 
3  Oefele:    Die   Qeschichte   der  Qrafen   von  Andechs  p.  111   nr.  26.   — 

Sinnacber  II.  p.  648—649. 


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330 

das  in  Kaiser-Urkunden  sicher  nicht  gewöhnliche  Vorkommen 
einer  Einschaltung  zwischen  dem  bereits  ausgesprochenen 
Schlüsse  der  l^rkunde :  jchai'tam  hanc  conscribi  et  manu  nostra 
corroboratam  sigilli  nostri  impressione  jussimus  insigniri^  und 
der  Recognition  des  Kanzlers:  ,Humbertus  Cancellarius  vice 
Ruodhardi  Archicancellarii  recognovi^  Allein  es  muss  bemerkt 
werden,  dass  sich  diese  ,Einschaltung'  nur  in  den  Ab- 
schriften und  deren  Abdrücken  im  fortlaufenden  Texte 
vorfindet,  nicht  aber  im  Original.  In  diesem  wurde  der  Zusatz 
in  dem  zwischen  dem  oben  citirten  Schlüsse  und  der  Recognition 
des  Kanzlers  wegen  des  aufgedrückten  Siegels  leer  gebliebenen 
Räume  links  vom  Siegel  gegen  den  Rand  des  Pergamentes 
angebracht,  und  zwar  geschrieben  mit  etwas  schwärzerer  Tinte, 
aber  von  derselben  Hand.  Der  Zusatz  lautet:  ,Et  eadem  tra- 
ditione  ad  altare  ejusdem  sancti  Georgii  martyris  propria  manu 
sua  praenominatus  Imperator  Heinricus  et  cum  manu  ducis 
Weif  delegavit:  Juditam  filios  filiasque  ejus  et  sororem  ejus 
Adalint  et  ejus  posteritatem  in  manum  advocati  ejusdem  altaris 
Gundachar'. 


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PETER  FREIHERR  VON  PARCHEVICH 


ERZBISCIIOF  VON  MARTIANOPEL 

APOSTOLISCHEB  VICAR  UND  ADMINISTRATOR  DER*  MOLDAU,  BULGARISCHER  INTER- 
NUNTIUS AM  KAISERLICHEN  HOFE  LTJD  KAISERLICHER  GESANDTER 
BEI  DEM  KOSAKEN-HETMAN  BOGDAN  CHMIELNICKI. 

(1612-1674.) 


NACH  ARCHIV ALISCHEN  QUELLEN  GESCHILDERT 


JULIAN  GRAFKN  PEJACSEVICH. 


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VORREDE. 


Jxlit  Forschungen  über  die  Geschichte  meiner  Familie 
beschäftigt,  stiess  ich  auf  Nachrichten  über  eine  bedeutende, 
unserem  Geschlechte  angehörige  Persönlichkeit,  deren  öflfent- 
liche  Thätigkeit  weit  über  die  Grenzen  des  Familienkreises 
und  ihres  engeren  Vaterlandes  hinausging.  Die  ersten  Spuren 
weiter  verfolgend,  sammelte  ich  nach  und  nach  hinreichendes 
Material,  um  das  Lebensbild  Peters  Freiherrn  von  Par- 
chevich  nach  seiner  hervorragenden,  sowohl  kirchlichen  als 
diplomatischen  Laufbahn  darstellen  zu  können.  Bei  seinem 
Eingreifen  in  die  allgemeinen  Weltereignisse  seiner  Zeit,  na- 
mentlich die  orientalischen  Angelegenheiten,  scheint  mir  diese 
Darstellung  auch  für  weitere  Kreise  nicht  ohne  Interesse  zu 
sein,  und  sogar  manche  Lücke  in  geschätzten  Geschichts- 
werken ausfüllen  zu  können.  Der  Genannte  und  die  mit  ihm 
in  Verbindung  stehenden  Vorgänge  sind  nicht  nur  Coleto  und 
Garns,  sondern  auch  Hammer-Purgstall,  Lelewel  und  Zinkeisen 
völlig  unbekannt  geblieben.  Andere  kennen  ihn  fast  nur  dem 
Namen  nach.  Und  doch  bietet  uns  die  Schilderung  seines 
Lebens  manchen  erklärenden  Einblick  in  die  politische  Ge- 
schichte, manchen  interessanten  Beitrag  zur  Culturgeschichte 
seiner  Zeit. 

Für  Kundige  bedarf  es  nicht  der  Erwähnung,  dass  die 
Sammlung  des  quellenmässigen  Materials  zu  dieser  Biographie 
einige  Mühe  verursacht  hat.  Denjenigen  aber,  welche  mich 
dabei  so  bereitwillig  unterstützten,  namentlich  den  Vorständen 
und  Arbeitern  in  den  betreffenden  Archiven  zu  Wien,  Ofen, 
Rom,  Venedig  und  Klausenburg,  und  mehreren  anderen  hervor- 
ragenden Gelehrten,  so  wie  denjenigen,  welche  mir  bei  der  Ver- 
arbeitung dieses  Stoffes  behilflich  gewesen  sind,  sage  ich  hier- 
durch öffentlich  meinen  anerkennendsten  und  ergebensten  Dank. 

AicUt.  Bd.  LIX.  11.  Hälft«.  23 


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340 

Dass  ich  zur  Entwerfung  des  politischen  Hintergrundes, 
auf  dem  das  Leben  des  Erzbischofs  Parchevich  sich  abspielt, 
mich  der  vortrefflichen  Darstellungen  anderer  Geschichts- 
schreiber, wie  ausser  den  früher  genannten  auch  Engels, 
Schimeks,  Kemeny's,  Jireöeks  u.  s.  w.  bedient  habe,  wird 
man  nicht  tadeln  können,  wenn  man  überhaupt  die  Verflechtung 
persönlicher  und  allgemeiner  Geschichte  gutheisst.  Um  die  von 
mir  angestrebte  Vollständigkeit  zu  erreichen  und  um  die  hier 
zur  Sprache  kommenden  Ereignisse  und  Persönlichkeiten  dem 
Leser  möglichst  schnell  und  genau  vorzuführen,  bin  ich  hierin 
vielleicht  etwas  weiter  gegangen,  als  es  Einigen  nöthig  er- 
scheinen mag;  Andere  aber  dürften  es  mir  Dank  wissen. 

Es  kommt  dem  Geschichtschreiber  nicht  zu,  sich  auf  Ge- 
dankenreihen einzulassen,  die  auf  Wenn  und  Aber  hinauslaufen. 
Und  dennoch  kann  ich  mich  des  Gedankens  nicht  erwehren, 
dass,  wenn  Parchevichs  Pläne  zur  Ausführung  gelangt  wären, 
uns  die  Belagerung  Wiens  im  Jahre  1683  und  der  letzte 
russisch  türkische  Krieg  erspart  worden  wären.  Dass  aber 
Parchevichs  Leben  und  Streben  im  Ganzen  so  wenig  wirkliche 
Frucht  getragen  hat,  das  ist,  wie  man  sehen  wird,  nicht  seine 
Schuld  gewesen. 

Wien,  im  Juni  1879. 


Der  Verfasser. 


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341 


Peter  ParcheTichs  Jagend  und  erste  Wirksamkeit. 

(1612—1647.) 

1. 

Abstammung.  —   Kiprovac.  —  Die   kirchliohen   Zustände   in 

Bulgarien. 

Peter  Parchevich  entstammte  der  Familie  Knezevich,  einer 
der  ältesten  bulgarisch-bosnischen  Dynastenfamilien.  Sein  Ur^ 
grossvater  Gyoni  (Johann)  Parchevich  hatte  1481  seine  Güter 
unter  seine  vier  Söhne  getheilt,  welche  nun  vier  verschiedene 
Familien  stifteten^  die  sich  nach  ihren  Schlössern  mit  be- 
sonderen Namen  benannten.  Der  älteste  derselben  war  Johann 
Parchevich  (Peters  Grossvater),  der  zweite  hiess  Demetrius 
Pejacsevich  (nach  dem  Schlosse  Pejacsevo),  der  dritte  Stefan 
Enezevich  (nach  dem  alten  Stammschlosse  Kne2e,  wodurch  er 
der  Stammvater  des  jüngeren  Zweiges  Enezevich  wurde),  der 
vierte  und  jüngste  Thomas  nannte  sich  blos  Thoma-Gyonovich 
(Sohn  des  Gyoni).  ^  Der  älteste  dieser  vier  Brüder,  Johann 
Parchevich,  hatte  ausser  Michael  Parchevich,  dem  Vater  unseres 
Peter  Parchevich  noch  einen  anderen  Sohn,  welcher  von  seinem 
Schlosse  Cserka,  den  Namen  Cserkiczy  oder  Cserkich  annahm.  ^ 

Als  Sultan  Murad  I.  1388  den  vielbesungenen  letzten 
Eönig  der  Romano-Bulgaren  Sisman  besiegte  und  1389  auf 
dem  Amselfelde  (Eossovo)  die  vereinigten  Serben,  Bosnier, 
Bulgaren,  Albanesen  und  Walachen  unter  dem  tapferen  Des- 
poten Lazar  von  Serbien  schlug  (wobei  Murad  und  Lazar  fielen), 
ward  Bulgarien  ein  türkisches  Vilajet.^ 


1  Vgl.  Anhang  n.  Beil.  I,  IL 

^  Nicol.   Schmitth:    Imperatores   Ottomanici  a  capta  Constantinopoli  cum 

epitome  principmn  Tnrcamm,  Tyrnau  1761,  II,  41.  Vgl.  Anhang  u.  Beil.  I,  II. 
^  8.  Eudoxios  Freiherr  von  Hormuzaki:    Fragmente  zur  Geschichte   der 

BomSnen,  1.  Bd.,  Bukarest  1878. 

28* 


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342 

Bei  dem  weiteren  Vordringen  der  Türken  verloren  dann 
die  früher  genannten  Familien  nach  und  nach  ihre  Stammg^ter 
und  Besitzungen  und  liessen  sich  flüchtend  im  Bergstädtchen 
Kiprovac,  der  Hauptstadt  der  gleichnamigen  bulgarischen  Pro- 
vinz, *  nieder. 

Die  Woiwodschaft  oder  Provinz  Kiprovac,  welche  in  die 
drei  Capitanate:  Kopilovac,  Zelesno  (oder  Ferrara)  und  Klisura 
zerfiel,  erstreckte  sich  vom  Nordabhange  des  Balkans  bis  hart 
an  die  serbische  Grenze  und  zum  rechten  Ufer  der  Donau. 
Als  ein  Gut  der  Sultanin-Mutter  stand  diese  Provinz  unter 
dem  besonderen  Protectorate  derselben,  und  genoss  so  aus- 
gedehnte Privilegien,  Immunitäten  und  Freiheiten,  dass  die 
Türken  sich  kaum  in  ihre  Angelegenheiten  mengten,  und  sie, 
abgesehen  von  dem  jährlichen  Tribute  in  die  Schatulle  der 
Sultanin,  fast  als  selbständig  zu  betrachten  war.^  Daher  war 
sie  auch  ein  besonderer  Zufluchtsort  der  Katholiken,  welche 
hier,  von  der  jeweiligen  Sultanin-Mutter  gegen  die  Uebergriffe 
der  Türken  geschützt,  ungestört  und  in  vollkommener  Freiheit 
ihrem  christlichen  Glauben  leben  durften.  "^ 

Die  Stadt  Kiprovac^  liegt  im  weiten  fruchtbaren  Thale 
des  Ogustflusses  zwischen  den  nördlichen  Ausläufern  desjenigen 


^  Ueber  Kiprovat-.  vg-l.  Const.  Jos.  Jirecek:  Geschichte  der  Bulgaren, 
Prag  1876,  und  F.  Kanitz:  Donaubulgarien  und  der  Balkan,  2  Bde., 
Leipzig  1875—1877,  p.  371  (L 

^  8.  Max  Schimek:  Politische  Geschichte  des  Königreiches  Bosnien  und 
Rama  von  867—1741,  Wien  1787,  S.  303  f.  —  Schmitth:  Imperatt.  Otto- 
man., II,  41  u.  280.  —  Jirecek:  Gesch.  d.  Bulg.,  400  u.  463  ff.  —  lUy- 
ricum  sacrum,  Tom.  VIII,  Venet.  1819,  p.  63—72. 

3  Die  osmanischen  Regenten  hatten  vielfach  Prinzessinnen  aus  den  byzan- 
tinischen, serbischen,  bulgarischen,  ungarischen  Fürstenhäusern  zu  Ge- 
mahlinnen genommen  (vgl.  auch  J.  Mircse:  ,Erinnerungen  aus  dem 
vorletzten  Lebensjahre  des  Ungamftönigs  Mathias  Corvinus*  in  den 
jDioskuren*,  4.  Jahrgang,  Wien  187o,  p.  444,  u.  A.);  diese  hatten  dann 
ihren  Einfluss  auf  ihre  Männer  und  Söhne  zur  Aufrechterhaltung  des 
Christen thums  und  zum  Schutz  ihrer  christlichen  Verwandten  und  der 
christlichen  Bevölkerung  geltend  gemacht.  Ueber  diesen  Einfluss  christ- 
licher Sultaninnen,  wie  über  die  Privilegien  bevorzugter  christlicher  Ge- 
meinden und  selbst  ganzer  von  Christen  bewohnten  Länderstrecken  unter 
der  türkischen  Herrschaft  vgl.  Jirecek:  Gresch.  d.  Bulg.,  452  ff. 

*  Illyric.  sacr.,  Tom.  VIII,  ed.  Jac.  Coleto,  Venet.  1819,  p.  63—72. 
Vgl.  auch  Kanitz:  Donaubulgarien,  p.  371,  der  die  frühere  Ansicht  der 
meisten  Kartographen,  dass  Kiprovac  am  Flnss  Cibrica  liege,  widerlegt. 


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343 

Theiles  des  nordwestlichen  Balkans,  welcher  Stara  Planina  ge- 
nannt wird.  Waldbedeckte  Anhöhen,  erzreiche  Berge  umgeben 
es.  Eine  fleissige  und  thätige  Bevölkerung,  verschiedenen 
Nationalitäten  und  Glaubensbekenntnissen  zugehörig,  bewohnte 
es.  Unter  derselben  befanden  sich  ebensowohl  Ragusaner  Kauf- 
leute, welche  sich  der  epirotischen  Sprache  bedienten,  wie 
Sachsen,  sämmtlich  Bergleute,  welche,  wie  man  annimmt,  zur 
Bebauung  der  Gold-  und  Silberbergwerke  aus  Siebenbürgen 
in  die  Moldau,  die  Walachei  und  bis  nach  Bulgarien  vor- 
gedrungen waren,  und  von  denen  sich  hier  ein  Rest  fand.  • 
Diese  Sachsen,  welche  sämmtlich  sich  zur  katholischen  Kirche 
bekannten,  müssen  ziemlich  zahlreich  gewesen  sein,  da  sie 
einen  eigenen  Stadttheil  bewohnten,  der  nach  ihnen  das  Sachsen- 
viertel genannt  wurde.  Der  Annahme,  dass  dieselben  auch  hier 
Bergbau  betrieben  haben,  kommt  eine  Familientradition  ent- 
gegen, nach  welcher  die  Parchevich  Bergwerke  bei  Kiprovac 
besassen.  Die  Katholiken  in  dieser  Stadt  unterschieden  sich 
von  den  übrigen  Bulgaren  wie  durch  ihre  Religion,  so  durch 
Dialekt,  Tracht  und  Sitten.  Ihre  Zahl  belief  sich  um  das 
Jahr  1600  auf  4000,  im  Jahre  1667  nur  auf  2000;  dieselben 
besassen  hier  eine  Kirche  mit  einem  hochverehrten  wunder- 
thätigen  Bilde  der  Himmelfahrt  Maria. -^  Der  gottesdienstliche 
Ritus  war  der  lateinische,  doch  wurden  Epistel  und  Evan- 
gelien in  slavischer  Sprache  gelesen.  Seit  dem  Jahre  1600 
war  diese  Kirche  die  Kathedralkirche  der  Bischöfe  und  später 
Erzbischöfe  von  Sofia,  welche  in  dem  dabei  befindlichen 
Franciskanerkloster  residirten. 

Die  Geschichte  und  die  Verhältnisse  dieses  Erzbisthums, 
mit  welchem   die    benachbarten  Erzbischöfe   von  Martianopolis 


^  Eine  Spur  einer  solchen  sächsischen  Ausiedlung  aus  dem  vierzehnten 
Jahrhundert  fand  sich  auch  zu  Kimpolung^  in  der  grossen  Walachei,  wo 
auf  einem  Grabstein  in  der  Kirche  folgende  Inschrift  zu  lesen  war:  Hie 

requiescit  in  pace  Generosus  Dominus  Johannes  P huj.  Saxoni- 

calis  Ecclesiae  Gustos,  qui  obiit  MCCCLXXIII.  (lUyric.  sacr.  1.  c). 
—  Diese  Sachsencolonien  in  Bulgarien  und  Rumänien  vervollständigen 
das  von  J.  Schröer:  Ein  Ausflug  nach  Gottschee  (Sitzber.  d.  phil.  bist. 
Gl.  d.  k.  Akad.,  October  1868,  LX.  Bd.,  1.  Heft,  p.  169  u.  171)  ge- 
gebene Bild  derselben. 

2  Vgl.  Schmitth:  Imperatt.  Ottoman.,  Tyrnau  1761,  II,  280  ff.  -  lUyric. 
sacr.  a.  a.  O. 


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344 

mancherlei  Verkehr  hatten,  sind  eben  desshalb  für  unsere  fernere 
Darstellung  von  Wichtigkeit  und  Interesse.  * 

Schon  ans  dem  vierten,  fünften  und  sechsten  Jahrhundert 
sind  Bischöfe  von  Sardica  (Sofia),  der  alten  römischen  Haupt- 
stadt von  Mitteldacien  bekannt,  eben  so  aus  dem  dreizehnten 
und  dem  Anfange  des  sechzehnten  Jahrhunderts.^ 

Seit  Papst  Gregor  IX.  (Ugolin  Graf  von  Segnia  1227  bis 
1241)  hatte  der  römische  Stuhl  sich  fortdauernd  bemüht,  die 
Bewohner  Bulgariens  und  Rumäniens,  welche  grossentheils  den 
griechischen  Glauben  angenommen  hatten,  der  katholischen 
Kirche  wieder  zu  gewinnen.  ^  Zu  diesem  Zwecke  sandte  dann 
Papst  Clemens  VIII.  (Hippolit  Aldobrandini  1592—1605)  im 
Jahre  1595  den  Bosnier  Peter  Salinates  aus  dem  Orden  des 
heiligen  Franciscus  nach  Bulgarien.  Nach  fünfjähriger  erfolg- 
reicher Thätigkeit  kehrte  derselbe  nach  Rom  zurück,  ward  aber 
hier  auf  den  Wunsch  der  katholischen  Bevölkerung  von  Sofia 
sofort  von  Clemens  VIII.  zum  Bischof  dieser  Stadt  ernannt. 
Das  alte  Sardica  hatte  nämlich  seit  der  römischen  Zeit  seinen 
Namen  nach  der  vom  Kaiser  Justinian  daselbst  zu  Ehren 
der  göttlichen  Weisheit  erbauten  Sophienkirche  in  Sofia  ver- 
ändert. ^  Vielfach  war  die  Stadt  in  den  Völkerbewegungen  des 
Mittelalters  zerstört  worden,  auch  von  den  Bulgaren,  und  zwar 
von  diesen  so  gründlich,  dass  nur  die  Sophienkirche  stehen 
geblieben  ivar.  In  der  um  dieselbe  erbauten  neuen  Stadt 
fanden  sich  noch  1663  Ueberreste  und  Ruinen  der  alten  Römer- 
stadt, Mauern,  gebrochene  Säulen,  Marmorplatten  mit  latei- 
nischen Inschriften.  Allein  die  Sophienkirche  war  schon  längst 
von  den  Türken  in  eine  Moschee  verwandelt  worden  und  die 
Katholiken,  unter  welchen  sich  namentlich  auch  Kaufleute  aus 
Ragusa  befanden,  besassen  nur  noch  eine  kleine  Capelle,  aber 
keinen  eigenen  Geistlichen,^  so  dass  sie  oft  selbst  an  den 
grössten  Festtagen  des  Gottesdienstes  entbehrten.  Daher  nahm 


^  Die  folgende  Schilderung  ist  aus  lUyric.  sacr.  a.  a.  O.  entnommen. 

3  Angustin  Theiner:    Monumenta  vetera  Poloniae  et  Lithuaniae,  IV   Tom., 

Romae  1860—1864,  II,  403. 
3  Hurmuzaki  a.  a.  O. 

*  Sofia  hatte  im  Jahre  1871  gegen  15.000  Einwohner. 
5  Im  Jahre    1663   war  hier  ein   Pfarrer,    der  aber  weder   eine  Wohnung 

noch    Einkünfte   hatte,    und    nur  selten    vom  Erzbischof  visitirt  wurde, 

(Illyric.  sacr.). 


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345 

der  neue  erste  Bischof  von  Sofia^  Peter  I.  Salinatos  (1600  bis 
1623),  seinen  Wohnsitz  in  Kiprovae,  wo  er  ,wie  ein  vom 
Himmel  herabgekommener  Engel  aufgenommen  wurde'.  Er 
richtete  sich  hier  sofort  eine  Kirche  ein  und  erbaute  ein  Kloster 
für  die  Franciskaner,  um  sich  mit  deren  Hilfe  tüchtige  Mit- 
arbeiter bei  seinem  Bekehrungswerke  heranzubilden,  wofür  er 
einige  Jünglinge  aus  Kiprovae  und  den  nächstbenachbarten 
Orten  gewann.  Mit  den  Franciskanern  lebte  er  nicht  allein  als 
ihr  Bischof,  sondern  auch  als  ihr  klösterlicher  Vorsteher,  und 
durch  das  einträchtige  Zusammenwirken  des  Bischofs  mit  den 
Patres  gelang  es  jenem  nicht  nur  in  Bulgarien,  das  er  als 
apostolischer  Vicar  verwaltete,  sondern  auch  in  Türkisch-Ungarn 
und  in  der  Diöcese  Semendria,  die  der  Papst  ihm  ebenfalls 
unterstellt  hatte,  die  katholische  Kirche  zu  befestigen  und  zu 
fordern.  Ebenso  gelang  es  ihm  viele  Paulicianer,  ^  deren  sich 
eine  grosse  Anzahl  in  Bulgarien  befand,  der  katholischen  Re- 
ligion wieder  zu  gewinnen.  Für  diese  Leistungen  erhielt  er 
1610  von  Marinus  Rizzius,  Erzbischof  von  Antivari,  welcher 
als    päpstlicher   Vicar    die   Provinz    bei*eiste,    ein    ehrenvolles 


^  Die  Paulicianer  ßind  eine  8chiAinatiBche  Secte,  deren  Ursprung  auf  den 
Armenier  Constantin  (gest.  um  684),  von  Einigen  sogar  auf  Paul  von 
Samosata  (zum  Bischof  von  Antiochien  erwfihlt  262)  zurückgeführt  wird. 
Schimpfweise  wurden  sie  auch  Manichäer  genannt,  obwohl  sie  diese  ver- 
abscheuten. Während  der  byzantinisciien  Bilderstreitigkeiten  waren  sie 
Gegner  des  Bilderdienstes  und  der  Hierarchie.  Ihren  Hauptsitz  hatten 
sie  in  Armenien,  doch  war  ein  Theil  von  ihnen  schon  im  achten  Jahr- 
hundert in  Europa  angesiedelt,  namentlich  in  Thracien  und  den  Grenz- 
ländern,  welche  den  Angriffen  der  Bulgaren  ausgesetzt  waren.  Ihr 
Hauptsitz  war  Philippopel.  Später  verfolgt,  machten  sie  gemeinsame 
Sache  mit  den  Sarazenen,  wesshalb  sie  von  den  Griechen  um  so  mehr 
verabscheut  wurden.  Der  griechische  Erzpriester  Ikonomos  berichtet  in 
seiner  Monographie  über  Philippopel  (1871  etwa  24.000  Einwohner),  dass 
um  1825  nur  wenige  Bulgaren  in  dieser  Stadt  wohnten,  welche  alle  der 
katholischen  Kirche  angehörten  und  von  der  griechischen  Bevölkerung 
Pauliciani  oder  Manichaei  genannt  wurden.  Diess  waren  wohl  Reste  jener 
im  siebenzehnten  Jahrhundert  Bekehrten.  Unter  den  im  Temeser  Banat 
in  Theresiopel  und  Umgebung  angesiedelten,  aus  der  cisalutanischen 
Walachei  dahin  ausgewanderten  Bulgaren  befanden  sich  auch  Paulicianer 
orthodoxer  Religion,  wie  aus  dem  Privilegium  der  Kaiserin  Maria  The- 
resia für  Theresiopel  ddo.  Wien,  1.  August  1744  hervorgeht.  —  Ueber 
die  filtere  Geschichte  der  Paulicianer  vgl.  auch  Alex.  Lombard:  Pauli- 
ciens,  Bulgares  et  Bons-Hommes  en  Orient  et  en  Occident,  Genfeve  et 
eaie  1879. 


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346 

Anerkennungsschreiben.  Seine  aufopfernde  Thätigkeit  erwarb 
ihm  auch  die  allgemeine  Liebe  seiner  Gläubigen  und  selbst 
eine  grosse  Achtung  von  Seiten  der  Türken,  so  dass  ihm  von 
diesen  kein  Hinderniss  in  den  Weg  gelegt  wurde.  Nach  drei- 
undzwanzigjähriger  segensreicher  Thätigkeit  starb  er,  auf  einer 
Rückreise  aus  Bosnien  nach  Kiprovac  begriffen,  1623. 

Sein  Nachfolger  war  Elias  Marini  (1623 — 1642),  aus 
adeliger  Familie  in  Kiprovac  selbst  geboren.  Im  Collegium 
Clementinum  zu  Rom  herangebildet,  trat  er  in  den  Franciskaner- 
orden,  und  ward  1623  von  Papst  Urban  VIII.  (Maffäus  Barberini, 
6.  August  1623 — 1644)  zum  Nachfolger  Peters  I.  ernannt.  Wie 
dieser  wohnte  auch  er  zu  Kiprovac,  bekehrte  Paulicianer  und 
führte  die  Oberleitung  der  dortigen  Franciskaner.  Diese  letztere 
legte  er  jedoch  nieder,  um  sich  ganz  seinem  bischöflichen  Amte 
zu  widmen,  und  veranlasste  zugleich,  da  die  Anzahl  der  Ordens- 
mitglieder sich  indessen  bedeutend  vermehrt  hatte,  im  Jahre 
1625  und  1626  die  Bildung  zweier  Franciskaner-Provinzen 
(Custodien  genannt),  der  bulgarischen  und  der  walachischen, 
unter  der  Leitung  von  Custoden  und  Officialen.  Durch  Urkunde 
vom  21.  Juli  1630  verzichtete  er  auf  alle  Parochialrechte  zu 
Gunsten  der  Franciskaner,  indem  er  sich  bloss  den  gemein- 
samen Tisch  bei  ihnen  im  Kloster  vorbehielt.  In  demselben 
Kloster  errichtete  er  1635  eine  Schule  zum  Unterrichte  der 
Jugend  in  der  Religion  und  den  weltlichen  Gegenständen, 
welche  der  Leitung  eines  Priesters  der  Kathedralkirche  unter- 
stellt ward.  Wegen  zunehmender  Altersschwäche  erbat  er  sich 
1638  von  Urban  VIII.  einen  Coadjutor,  und  erhielt  denselben 
in  der  Person  des  Frater  Peter  Deodat,  des  Vorstehers  der 
bulgarischen  Franciskaner-Provinz  und  Bischofs  von  Gallipoli, 
der  ihm  auch  nach  seinem  1642  erfolgten  Tode  auf  dem 
bischöflichen  Stuhle  von  Sofia  folgte. 

Peter  IL  Deodat  (1642 — 1674),  ^  ein  Bulgare  von  niederer 
Herkunft,  aus  dem  Geschlechte  Adeodati  oder  Deodat  zu 
Kiprovac  geboren,  übernahm  nach  Ablegung  des  Titels  eines 
Bischofs  von  Gallipoli,  die  Leitung  der  Diöcese  von  Sofia  mit 
Erlaubniss  Urbans  VIII.,  welcher  ihm  einen  Jahrgehalt  von 
zweihundert  Silberscudi  gewährte.  Zuerst  durchreiste  er  un- 
geachtet aller  Beschwerden  seinen  neuen  Kirchensprengel  und 


^  Er  mass  zwiachen  1673 — 1676  gestorben  sein.  S.  p.  350  Anm. 


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347 

hielt  dann  1643  eine  Synode  ab.  Darauf  begab  er  sich  nach 
Rom,  wo  der  Papst  auf  seine  Darlegung  hin  alle  seine  An- 
ordnungen billigte  und  auch  seinem  Wunsche^  um  Erneuerung 
und  Wiederherstellung  der  Metropolitanwürde  von  Sardica  mit 
erzbischöflicher  Amtsgewalt  und  Jurisdiction  zustimmte.  So 
ward  1643  Peter  *  zum  Erzbischofe  erhoben  und  kehrte  mit 
dem  Pallium  geschmückt  als  erster  Erzbischof  von  Sofia  nach 
Bulgarien  zurück. 

Seiner  Metropole  war  auch  die  Kirche  in  Semendria  zu- 
gewiesen, doch  die  volle  Wiederherstellung  der  alten,  nun  zu- 
meist in  partibus  infidelium  gelegenen  Kirchenprovinz  Sardica 
musste  für  günstigere  Zeiten  vorbehalten  bleiben.  Ferner  hatte 
der  Papst  dem  neuen  Erzbischof  die  Aufsicht  der  Kirchen  von 
Üfer-Dacien,  welches  Unter-Bulgarien  umfasst,  und  von  Thracien, 
welches  Romanien  genannt  wird,  übertragen.  Aus  der  un- 
genauen geographischen  Abgrenzung  der  neuen  Erzdiöcese 
Sardica  entstand  jedoch  ein  Zwiespalt  zwischen  dem  Erzbischof 
Peter  und  dem  am  16.  November  1643  ^  von  ürban  VIII.  zum 
Erzbischof  von  Martianopel  mit  dem  Sitz  zu  Bakov  in  der 
Moldau  ernannten  Markus  Bandin,  welchem  der  Papst  die  Ver- 
waltung einiger  vacanten  Metropolen  übertragen  hatte,  indem 
er  ihm  zugleich  die  Würde  eines  apostolischen  Vicars  ertheilte. 
Die  Cardinalvorsteher  der  heiligen  Congregation  der  Propa- 
ganda überliessen  die  Austragung  dieser  Sache  den  beiden  ge- 
nannten Erzbischöfen,  welche  sich  dann  zu  Kiprovac  6.  Februar 
1644  5  dahin  verglichen,  dass  der  Erzbischof  von  Sardica-Sofia 
ausser  seiner  eigenen  Diöcese  die  Administration  der  Provinzen 
Thracien  (Ost-Rumelien),  Ufer-Dacien  (Unter-Bulgarien)  und  Wa- 
lachei haben,  der  Erzbischof  von  Martianopel  aber  ausser  seiner 
Diöcese  die  daran  grenzende  von  Tomi  (Dobrudscha)  und  die 
Moldau  verwalten  solle.  Als  Grenze  der  unter  dem  Erzbischof 
Peter  Deodat  stehenden  Kirchenprovinzen  Sardica  (Sofia)  und 
Thracien  ward  das  Balkangebirge  angenommen.  Zwischen  der 
Provinz  Ufer-Dacien  und  der  bulgarischen  Provinz  Martianopel 
sollte   der   Iskerfluss,    der   sich   bei   Nikopolis   in   die   Donau 


1  Die  Angabe    1642   im  Illyric.   sacr.   und   bei   Garns   ist   hiernach   zu  be- 
richtigen. 

'  Ernennungsbulle  im  Archiv  der  PP.  Franciskaner  in  Klausenburg. 
3  Ulyric.  sacr.  VUI,  72—76. 


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348 

ergiesst,  und  zwischen  den  Provinzen  Walachei  und  Moldau  der 
bei  Galatz  in  die  Donau  mündende  Serethfluss,  die  Grenze 
bilden.  Von  da  ab  blieb  diese  Grenzregulirung  zum  Wohle 
einer  geregelten  Kirchenverwaltung  bleibend  in  Kraft.  Zwar 
versuchte  1658  der  Erzbischof  Franciscus  Svirimovich  von 
Ochrida  (1657—1662)  EingriflFe  in  die  Verwaltung  des  Erz- 
bischofes  Peter  in  Thracien,  doch  ohne  Erfolg.  Um  dem  Letz- 
teren jedoch  die  Administration  seiner  so  sehr  ausgedehnten 
Provinzen  zu  erleichtern,  ertheilte  ihm  Papst  Alexander  VII. 
(Fabius  Chigi,  1655-1667)  1660  die  Vollmacht,  sich  nach 
eigenem  Gutbefinden  aus  den  Franciskanern  Pfarrer  zu  wählen, 
welche  als  bischöfliche  Vicare  fungiren  möchten.  In  Folge 
davon  übergab  er  die  Provinz  der  südlich  des  Balkans,  nament- 
lich in  Zagorien,  lebenden  und  fortwährend  an  Zahl  zuneh- 
menden katholischen  Paulicianer  den  Franciskanern.  Auch 
erhielt  er  im  selben  Jahre  vom  Papste  den  Auftrag,  gewisse 
unter  den  Franciskanern  entstandene  Zwistigkeiten  unter  Zu- 
ziehung der  Erzbischöfe  Andreas  Bogdan  von  Scopia  in  Rume- 
lien  (Andreas  Bogdan,  1651 — 1657  Erzbischof  von  Ochrida, 
war  1657 — 1677  Erzbischof  von  Scopia)  und  des  schon  ge- 
nannten Franciscus  Svirimovich  von  Ochrida  beizulegen.  Ob- 
wohl er  auf  seinen  Reisen  unter  den  grössten  Unbilden  durch 
die  Grausamkeit  der  Türken  und  die  Treulosigkeit  der  Schis- 
matiker oft  der  Gefangenschaft  und  der  Plünderung  seines 
Gepäcks  ausgesetzt  war,  und  Freiheit  und  Habe  nur  gegen 
hohes  Lösegeld  zurück  erhielt,  unternahm  und  vollendete  er 
doch  die  apostolische  Visitation  der  Walachei  und  Thraciens, 
worüber  er  1663  und  1667  an  die  heilige  Congregation  be- 
richtete. Aus  diesen  Berichten  ist  bereits  früher  Manches  ein- 
gefügt worden,  doch  wird  es  zur  Vervollständigung  des  kirch- 
lichen Bildes  dieser  Länder  dienen,  hier  noch  Einiges  daraus, 
namentlich  aus  dem  zweiten  Briefe  vom  Jahre  1667,  mitzu- 
theilen:  Die  Kathedralkirche  in  Kiprovac  sei  die  Mutter,  die 
Angel  und  das  Haupt  aller  Kirchen  in  Bulgarien.  In  ihr  sei 
ein  wunderthätiges  (bereits  oben  erwähntes)  Marienbild,  welches 
besonders  verehrt  werde,  unter  grossem  Zusammenströmen  des 
Volkes,  das  die  Hilfe  der  heiligen  Jungfrau  in  öffentlichen 
Bittgängen  und  unter  Darbringun^  grosser  Geschenke  an 
Wachskerzen  anrufe.  Diese  Kirche  besitze  einige  liegende 
Güter,    nämlich    Mühlen,    Wiesen,   Weingärten,    einen   Garten 


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349 

und  einige  Kaufgewölbe  am  PlatZ;  welche  theils  von  Wohl- 
thätem  geschenkt^  theils  von  seinen  Mönchen  erworben  worden 
seien.  Der  Pfarrdienst  werde  von  den  Regularen  de  obser- 
vantia  versehen^  die  auch  dem  Erzbischof  bei  seinen  bischöf- 
lichen E\inctionen  assistiren^  denn  dieser  habe  keinen  Welt- 
cleruS;  sondern  bloss  die  Minoriten  de  observantia.  Wann  die 
Elirche  erbaut  worden  sei,  sei  unbekannt,  gegenwärtig  sei  sie 
eingestürzt.  In  den  türkischen  Privilegien,  namentlich  in  dem- 
jenigen, welches  die  Wiederherstellung  des  Säulenganges  (por- 
ticus)  der  Kirche  bewillige,  werde  den  Sachsen  gestattet,  den 
vom  Winde  niedergeworfenen  Theil  der  Kirche  wieder  auf- 
zubauen.  In  Kiprovac  gebe  es  eine  Pfarrkirche,  den  heiligen 
Aposteln  Petrus  imd  Paulus  geweiht,  gross,  ansehnlich,  aus 
Stein  erbaut,  getäfelt  (concamerata),  theils  nach  griechischer 
Sitte  ausgemalt,  theils  ausgeweisst.  Ausser  dem  Hauptaltar 
der  heiligen  Apostel  befinden  sich  in  derselben  noch  andere 
Altäre,  nämlich  der  des  heiligen  Michael,  des  heiligen  Stephan 
Protomartyr,  des  heiligen  Franciscus  von  Assisi  und  des  heiligen 
Antonius  von  Padua.  Hier  werden  das  Taufbecken  mit  dem 
heiligen  Wasser  und  das  allerheiligste  Sacrament  in  einem 
hübschen  Tabernakel  aufbewahrt.  Kirchengeräthe  seien  reich- 
lich vorhanden.  Die  Sacramente  werden  von  den  Minoriten 
gespendet,  welche  auch  predigen  und  den  Knaben  Elementar- 
imterricht  ertheilen.  Aus  Vermächtnissen  besitze  die  Kirche 
an  liegenden  Gütern  einige  Wiesen  und  Weingärten.  Die 
Seelenzahl  der  Katholiken  betrage  etwa  1600;  Schismatiker 
seien  nur  sehr  wenige  vorhanden  und  auch  diese  seien  bloss 
von  auswärts  zugereist  und  ohne  Seelsorge.  In  Zelesno  sei 
eine  weitere  Pfarrkirche  des  heiligen  Antonius  Abbas;  dieselbe 
sei  nicht  gerade  reichlich  mit  Kirchengeräthen  versehen;  da- 
neben befinde  sich  ein  Hospiz  der  Minoriten  von  der  Observanz. 
Die  Kirche  drohe  dem  Einsturz;  sie  besitze  aus  Vermächtnissen 
eine  Mtlhle,  einige  Wiesen  und  Weingärten  und  einen  Garten. 
Die  Zahl  der  Katholiken  betrage  über  400  und  diese  seien 
fast  alle  Jäger.  —  In  der  Ortschaft  (pagus)  Klisura  gebe  es 
eine  Pfarrkirche  des  heiligen  Michael,  bei  welcher  die  Mino- 
riten aus  milden  Gaben  ein  Hospiz  erbaut  haben;  dieses  sei 
zwar  klein,  aber  für  die  Bevölkerung  genügend;  wegen  der 
Armuth  der  Einwohner  sei  nur  massiges  und  dazu  geringes 
Kirchengeräth  vorhanden.  Die  Kirche  besitze  nur  ein  Gärtchen 


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350 

und  einen  kleinen  Weingarten.  Die  8eelenzahl  der  dortigen 
Katholiken  betrage  nicht  mehr  als  140.  —  Katholische  Mönchs- 
oder Nonnenklöster  gebe  es  in  seiner  Provinz  keine,  weil  ja 
der  Türke  keine  Clausur  dulden  würde.  —  Sonst  sei  Bulgarien 
voll  von  Schismatikern,  welche  in  grosser  Anzahl  Metropoliten, 
Bischöfe,  Archimandriten,  Mönche  und  Priester  hätten,  über 
deren  Lebenswandel  sie  jedoch  nur  das  Schlechteste  hören. 
Bei  diesen  gebe  es  wohl  hie  und  da,  doch  selten  Nonnen, 
welche  allein  oder  in  eigenen  Häusern  wohnen;  diess  seien 
Personen,  welche  erst  ihre  Jugend  der  Welt,  dann  ihr  hohes 
Alter  Gott  geweihet  haben;  keine  derselben  könne  lesen 
oder  die  stündlichen  Gebete  hersagen,  sondern  sie  verstünden 
nur  den  Rosenkranz  zu  drehen  und  Kyrie  eleison  zu  rufen. 
In  der  Walachei  hätten  die  Nonnen  an  einigen  Orten  Hospize 
und  wohnten  zu  zwei  oder  drei  beisammen,  aber  den  ganzen 
Tag  könne  man  sie  durch  die  Strassen  und  Plätze  herumlaufen 
sehen,  und  sie  schämten  sich  nicht,  mitunter  in  die  öffentlichen 
Schenken  zu  gehen  und  hier  mit  Taugenichtsen  (nebulonibus) 
zu  zechen'.  So  viel  aus  dem  Bericht  des  Erzbischofs  Petrus. 
Dieser  hatte  damals  noch  mit  einer  andern  Schwierigkeit  zu 
kämpfen.  Im  Jahre  1666  war  nämlich  ein  griechischer  Erzbischof 
von  Ochrida  vor  den  Misshandlungen  der  Türken  flüchtend  nach 
Kiprovac  gekommen,  welchen  wieder  von  da  wegzuschaffen 
Petrus  und  die  heilige  Congregation  sich  sehr  bemühten,  weil 
sie  besorgten,  dass  seine  Anwesenheit  der  katholischen  Sache 
schaden  und  dessen  Aufnahme  ihnen  eine  Gefahr  von  Seiten 
der  Türken  heraufbeschwören  könne.  Doch  waren  ihre  Be- 
mühungen vergeblich;  mit  Erlaubniss  der  Behörde  blieb  der 
Flüchtling  gegen  den  Wunsch  der  Franciskaner  in  der  Stadt. 
Nach  langer  ruhmwürdiger  Verwaltung  seines  Amtes  starb 
endlich  Erzbischof  Petrus  II.  um  das  Jahr  1674.  ^ 

1  In  Illyric.  sacr.  wird  sein  Todesjahr  unrichtig  als  1670  angegeben.  Da 
Petrus  noch  am  15.  März  1673  ein  Empfehlungsschreiben  für  Peter 
Parchevich  an  die  Republik  Venedig  schrieb  (K.  Staatsarchiv  in  Venedig, 
Esposizioni  Principi,  filza  88 ;  Beil.  LXXXIX)  und  sein  Nachfolger  Paulus 
Cojesßic  zuerst  167ö  erscheint  (Illyric.  sacr.  1.  c),  so  muss  sein  Tod 
zwischen  diese  beiden  Zeitangaben  fallen. 


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351 

2. 

Peter  Parcheviohs  Geburt  und  Bildung.  —  Farchevioh  als 
Priester  und  Missionär  in  der  Moldau  (1644 — 1647).  —  Bakov. 
—  Die  kirchlichen  und  politischen  Zustände  in  der  Moldau. 

Michael  von  Parchevich  in  Kiprovac,  ^  von  dem  früher 
die  Rede  gewesen  ist,  hatte  vier  Söhne:  Johann,  Peter,  Paul 
und  Anton,  2  von  welchen  der  zweitgebome  eben  der  Peter  Par- 
chevich ist,  dessen  Leben  den  Gegenstand  dieser  biographischen 
Darstellung  bildet.  Das  Jahr  seiner  Geburt  lässt  sich  zwar  nicht 
urkundlich  feststellen,  allein  aus  späteren  Angaben  ergibt  sich, 
dass  er  wahrscheinlich  1612  geboren  wurde.  ^  Er  erkannte  es  in 
späteren  Jahren  als  eine  besondere  Gnade  Gottes,  im  katholischen 
Glauben  geboren  und  erzogen  worden  zu  sein.  Ohne  Zweifel  hat 
die  früher  geschilderte  eifrige  Wirksamkeit  des  in  Eiprovac 
residirenden  ersten  Bischofs  von  Sofia,  Peter  I.  Salinates  (1600 
bis  1623),  auf  ihn  schon  in  seinem  frühesten  Knabenalter  einen 
mächtigen  Einfluss  ausgeübt  und  einen  unverlöschlichen  Ein- 
druck hinterlassen.  Vielleicht  mag  derselbe,  der  sich  ja  um 
Heranbildung  tüchtiger  Mitarbeiter  ganz  besonders  bemühte, 
den  Vater  des  Knaben  bestimmt  haben,  diesen  der  Kirche  zu 
widmen.  Entstammte  doch  auch  Bischof  Peters  Nachfolger,  der 
in  Rom  herangebildete  Elias  Marini  einer  Kiprovacer  Adels- 
familie. Wie  dem  aber  auch  sein  mag,  bereits  im  elften  Lebens- 
jahre (also  um  1623)  verliess  der  junge  Peter  Parchevich  seine 
Heimath  imd  seine  Eltera  und  begab  sich  nach  Italien,  um  sich 
den  Studien  zu  widmen.     Er   kam  in  das  illyrische  Collegium 


*  JireSek  a.  a.  0.  p.  465  sa^jt:  ,Peter  Parchevich  aus  Kiprovace*. 

>  Ihre  Mutter  hiess  Maria ;  auch  hatten  sie  noch  zwei  Schwestern  Katharina 
und  N.  yennählte  v.  Putin.  Vgl.  Adclshestätigung  Kaiser  Ferdinands  III. 
vom  12.  Januar  1657,  Beil.  I,  und  Freiherrenhestätigfung  Kaiser  Leopolds  I. 
vom  20.  Juli  1668,  Beil.  II. 

3  Peter  Parchevich  an  Mario  Alberici  (ddo.  Wien,  29.  September  1673,  s. 
Beil.  LXXXIV)  gibt  an,  dass  er  schon  fünfzig  Jahre  im  Dienste  der  Kirche 
sei,  was  er  nicht  auf  seine  Priesterweihe  beziehen  kann,  die  erst  1644 
statthatte,  sondern  auf  seinen  Eintritt  in  das  Lauretanischc  CoUegium 
(1623),  in  welches  er,  wie  er  ebenda  sagt,  im  elften  Jahre  eingetreten 
seL  Daraus  ergibt  sich  das  obige  Geburtsjahr.  Aus  diesem  biographisch 
wichtigen  Schreiben  sind  noch  viele  andere  der  folgenden  Mittheilnngen 
entnommen. 


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352 

zu  Loretto,  *  wo  er  sieben  Jahre  lang  (also  etwa  1623 — 1630) 
Grammatik;  Humaniora,  Gewissensfölle  und  den  philosophischen 
Curs  absolvirte.  Hier  legte  er  auch  den  Grund  zu  seiner  aus- 
gedehnten SprachenkenntnisB;  denn  er  hatte  die  griechische; 
lateinische;  italienische;  bulgarische;  walachische  und  armenische 
Sprache  vollkommen  inne.^  Als  seine  Mitschüler  und  Mit- 
zöglinge in  diesem  Institut  wegen  vorgeschrittenen  Alters  nach 
ihrer  Heimath  zurückgereist  waren;  ward  Parchevich  (um  1630) 
von  den  Oberen  nach  Rom  zu  den  hohem  Studien  berufen. 
Hier  studirte  er  unter  Pater  de  Lugo  aus  der  Gesellschaft  JesU; 
dem  späteren  Cardinal;  und  Pater  Leo  Santfi  die  übrigen 
Fächer;  und  unter  dem  Dr.  Ivani  das  canonische  Recht;  in 
welchem;  wie  in  der  Theologie,  er  sich  auch  den  Doctorhut 
erwarb.  ^  Hierauf  ward  er  von  der  Congregation  de  propaganda 
fide  nach  Bulgarien  zurückgeschickt;^  wo  er  sich  unter  dem 
Bischof  Peter  U.  Deodat  eine  kurze  Zeit  aufhielt.  Als  der 
Erzbischof  von  Martianopel;  Marcus  Bändln,  Administrator  des 
Fürsten  thums  MoldaU;  im  Anfang  des  Jahres  1644  zur  Regu- 
lirung  der  Jurisdictionsgrenzen  seines  Administrationsbezirkes 
gegenüber  demjenigen  seines  NachbarS;  des  Erzbischofs  von 
Sofia;  nach  Kiprovac,  kam,^  fand  er  an  dem  jimgen  gutgebildeten 
Cleriker  Gefallen  und  nahm  ihu;  nachdem  Erzbischof  Peter  ihm 
noch  wenige  Tage  vorher  unter  den  üblichen  Vorbehalten  die 
heiligen  Weihen  ertheilt  hatte;  mit  sich  in  die  Moldau  nach 
Bakov,  wo  er  während  der  zehn^  kräftigsten  Jahre  seines  Lebens 
als  Missionär  wirken  sollte. 


^  Das  sogenannte  Colleginm  Laoretanum,  jetzt  in  Rom. 

^  Schmitth:  Imperatt.  Ottoman.  II,  42. 

5  Schreiben  Parchevichs  an  den  Nuntius  zu  Wien,  Wien,  29.  September 
1673.  (Beil.  LXXXIV.)  In  der  Ernennungsbulle  Peter  Parchevichs  zum 
Erzbischof  von  Martianopel  vom  6.  März  1655  (Beil.  XVII)  heisst  er: 
,Doctor  beider  Rechtet 

^  Das  Jahr  seiner  Rückkehr  in  die  Heimath  Ifisst  sich  nicht  bestimmt  an- 
geben. 

^  S.  p.  347  und  myric.  sacr.  a.  a.  O. 

*  So  nach  Parchevichs  eigener  Angabe  (Beil.  LXXXIV).  Jire^ek,  a.  a.  O. 
p.  465  sagt,  dass  Parchevich  etwa  zwölf  Jahre  als  Missionär  in  der 
Moldau  gewirkt  habe.  Allerdings  dauerte  diese  Stellung  von  1644—1656, 
allein  Parchevich  hat  wohl  aus  Gewissenhaftigkeit  die  zwei  in  politischer 
Thätigkeit  verbrachten  Jahre  1647 — 1650  davon  abgerechnet 


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353 

Bakov  ist  ein  reizend  gelegener  OrtJ  Im  Osten  bespült 
es  die  von  den  siebenbürgischen  Hochgebirgen  herabströmende 
Bistrica,  deren  Thal  sich  nördlich  zu  den  G-ebirgen  hinzieht; 
gegen  Süden  dehnt  sich  eine  weite  Ebene  mit  vielen  Walachen- 
dörfem  aus;  im  Westen  erhebt  sich  das  steile  Q-ebirge,  welches, 
von  Thälem  durchschnitten,  sich  drei  Tagreisen  weit  gegen 
die  siebenbürgische  Qrenze  erstreckt.  Schöne  Eichenwälder 
und  herrliche,  zum  Theil  künstlich  gepflegte  Haine  umgeben 
die  Stadt,  eine  köstliche  erfrischende  Luft  durchweht  sie. 
Grosse  Menge  von  Wild  und  Federwild  zeichnet  die  Waldungen 
aus.  Der  Fluss  und  die  Gebirgswässer  sind  reich  an  trefflichen 
und  schmackhaften  Fischen.  Die  üppigen  Gtofilde  bringen  Ueber- 
fluBS  an  Getreide,  Vieh,  Obst,  Honig  und  Butter.  Aber  so  ent- 
zückend es  hier  sein  konnte,  Peter  Parchevich  hatte  von  all 
dieser  Herrlichkeit  nichts.  Wie  sein  Vorgesetzter  und  Gönner, 
der  Erzbischof  Marcus  Bandin,  musste  er  im  Schweisse  seines 
Angesichts  mit  seiner  Hände  Arbeit  sich  sein  tägliches  Brot  ver- 
dienen. Er  war  nicht  bloss  seines  Bischofs  Vicar,  Secretär, 
Caplan  und  Beichtvater,  sondern  auch  sein  Amtsbote  und 
Eüchengärtner. 

Um  das  zu  begreifen,  muss  man  sich  die  damalige  Stellung 
des  Erzbischofs  Marcus  Bandin  und  die  kirchlichen  Verhält- 
nisse in  der  Moldau  vergegenwärtigen.  Dazu  ist  es  nothwendig 
zwischen  dem  apostolischen  Vicariat  in  der  Moldau  und  dem 
Bisthum  Bakov  streng  zu  unterscheiden.  Marcus  Bandin  hatte 
den  Titel  eines  Erzbischofs  von  Martianopel,  ^  aber  dieses  Erz- 
bisthum  war  damals,  wenigstens  zum  grössten  Theil,  schon 
in  partibus  infidelium  gelegen.  ^  Als  Feld  seiner  Wirksamkeit 
war  ihm  das  apostolische  Vicariat  in  der  Moldau  mit  dem  Sitze 


1  Die  folgende  Schilderung  ist  einem  Berichte  Marens  Bandins  vom 
Jahre  1646  im  Archiv  der  Patres  Franciskaner  zu  Klausenburg  ent- 
nommen. —  Bakov,  damals  wie  jetzt  eine  der  grösseren  Stfidte  der 
Moldan,  ist  gegenwärtig  eine  Eisenbahnstation  an  der  Bahnlinie  Lemberg- 
Bnkarest. 

>  Martianopel  im  alten  MÖsien  hatte  seinen  Namen  von  Martia,  der 
Schwester  des  Kaisers  Trnjan.  Bulgarisch  hiess  es  später  Preslav  und 
war  einst  eine  Zeit  lang  die  Residenzstadt  der  bulgarischen  Czaren.  Die 
Türken  nennen  es  Eski-Stambul. 

'  Zwar  noch  nicht  in  der  EmennungsbuUe  des  Marcus  Bandin  vom 
16.  November  1643,  wohl  aber  in  derjenigen  des  Peter  Parchevich  vom 
6.  MXrz  1655  wird  es  ausdrücklich  als  solches  bezeichnet 


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354 

in  Bakov  zugewiesen,  welches  Vicariat  jedoch  wohl  nicht  immer 
und  bleibender  Weise  mit  jenem  Titel  verbunden  war.  In  der 
Moldau  gab  es  damals  dreiunddreissig  katholische  Pfarreien: 
Bakov,  Baja,  Barlad,  Bogdana,  Bogdanfalva,  Domafalva,  Fass, 
Forcofalva,  Qalacz,  Gerzdafalva,  Herlö,  Hidegkut,  Husz,  Kuthnar, 
Lökösfalva,  Lucdcsfalva,  Marfalva,  Nemez,  Paskin,  Roman,  Sut- 
sawa,  Szab6falva,  Saloncz,  Sztdnfalva,  Sztetzfalva,  Sztunga, 
Tamarfalva,  Tatrös,  Terebes,  Ujfalu,  Vasl6,  Völcsök,  Zsidafalva. 
Freilich  waren  diese  Pfarreien  damals  nicht  alle  mit  Seel- 
sorgern besetzt,  denn  der  Mangel  an  Geistlichen,  über  welchen 
schon  im  fünfzehnten  und  sechzehnten  Jahrhundert  Klage  ge- 
führt wurde,  war  gross.  An  manchen  Orten  versah  der 
Glöckner  oder  der  Organist  dieses  Amt.  Aber  auch  die 
wenigen  Geistlichen,  die  damals  in  der  Moldau  wirkten,  waren 
meist  so  unwissend,  dass  sie  mit  den  Gebräuchen  der  Kirche 
unbekannt  waren,  dazu  so  roh  und  von  so  schlechten  Sitten, 
dass  sie  dem  Volke  mehr  zum  Anstoss  und  Aergerniss  als  zur 
Erbauung  dienten. 

Allerdings  gab  es  in  Bakov  auch  ein  Bisthum, '  welches 
Papst  Bonifacius  IX.  (Peter  Tomacelli,  1389—1404)  schon  1392 
errichtet  hatte,  weil  das  Szerether  Bisthum  für  die  in  Folge  der 
grossen  Ausdehnung  der  Moldau  zu  sehr  zerstreut  lebenden 
Katholiken  nicht  genügte.  Allein  seitdem  die  Könige  von  Polen 
das  Recht  erlangt  hatten,  die  Bischöfe  von  Bakov  zu  ernennen, 
und  diese  meist  Polen  waren,  pflegten  dieselben  nicht  in  Bakov 
zu  residieren.  So  scheint  schon  Bischof  Johann  Baron  Zamoyski 
(1633—1649)2  wohl  eine  Visitationsreise  durch  die  Moldau  ge- 
macht, aber  nicht  dort  residiert  zu  haben,  wie  diess  von  seinen 
Nachfolgern  sicher  bekannt  ist.  Bei  diesem  Bisthum  befand 
sich  schon  1520  ein  Convent  der  mindern  Brüder  de  obser- 
vantia,  ohne  dass  diese  jedoch  ein  eigenes  Kloster  gehabt 
hätten,    welches    sie   erst   später  in  einem  einfachen  hölzernen, 


*  P.  Josef  Graf  Kemeny:  Ueber  das  Bisthum  und  das  Frauciskanerkloster 
zu  Bakov  in  der  Moldau,  im  Mag^azin  f.  Gesch.,  Literat,  und  alte 
Denk-  und  Merkwürdigkeiten  Siebenbürgens,  herausgegeben  von  Ant. 
Kurz,  Kronstadt  1846,  II,  1.  p.  1—82.  —  Ueber  die  Bakover  Bischöfe 
vgl.  auch  Gams  a.  a.  O.  p.  365. 

*  SpSter  Bischof  von  Przemisl  1649 — 1654,  von  Luck  1654,  gestorben 
den  1.  Jänner  1655.  Er  wurde  auch  ,Episcopus  utriusque  Walachiae* 
genannt. 


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355 

auf  steinerner  Unterlage  ruhenden  Gebäude  erlangten.  Im 
Jahre  1576  gab  es  hier  wohl  noch  einige  Francißkaner,  allein 
der  letzte  Guardian,  ein  Ungar  Namens  Franz,  starb  bald 
darauf  als  der  letzte  Mönch  daselbst.  Da  nahm  1580  ein  Mönch, 
Hieronymus,  vermuthlich  derselbe,  welcher  1605  nach  Bernar- 
dinus  Quirinus  (1601 — 1605)  Bischof  von  Bakov  wurde,  von 
dem  Gebäude  Besitz.  Der  ungarische  Franciskanerprovincial 
reclamirte  zwar  1594  das  Kloster,  erhielt  es  auch  1601  zurück, 
dennoch  muss  es  von  den  Ungarn  nie  benutzt  worden  sein. 
Bischof  Hieronymus  von  Bakov  (1605 — 1611)  Hess  das  Ge- 
bäude ganz  verfallen,  unter  Bischof  Valerian  Lubieniecky 
(1611 — 1618,  vorher  Gustos  der  Siebenbürger  Franciskaner- 
provinz)  wurde  es  neu  gedeckt.  Trotzdem  war  es  bis  1663 
von  den  Franciskanern  wahrscheinlich  nicht  mehr  bewohnt. 
Der  eben  genannte  Bischof  sorgte  überhaupt  für  Bakov.  Vom 
Papst  mit  Geld  unterstützt  errichtete  er  hier  eine  passende 
bischöfliche  Wohnung  mit  zwölf  Zimmern  und  schaflPte  drei 
silberne  Kelche  mit  Patenen,  zwölf  Messgewänder,  ein  silbernes 
Rauchfass,  zwei  Vespermäntel,  einen  aus  Gold  und  Silber  ge- 
triebenen Krummstab,  eine  silberne  Monstranze,  ein  Ciborium, 
eine  Infel  und  andere  kirchliche  und  bischöfliche  Paramente  an. 
Derselbe  soll  übrigens  von  den  Seinigen  vergiftet  worden  sein 
und  sterbend  alle  Kirchengeräthe  der  Obhut  des  Volkes  hinter- 
lassen haben.  Dennoch  seien  dieselben,  wie  es  heisst,  unter  seinem 
Nachfolger,  Adam  Goisky  (1618;  vorher  Franciskanerguardian 
in  Lemberg,  dann  Provincial  daselbst),  alle  wieder  abhanden 
gekommen.  Als  Marcus  Bandin  1644  nach  Bakov  kam,  nahm 
er  (wie  auch  später  Peter  Parchevich)  seine  Wohnung  in  diesem 
nun  leerstehenden  Franciskanerkloster.  Auf  seine  Fragen  nach 
den  früheren  Verhältnissen  erfuhr  er  von  alten  siebzigjährigen 
Leuten,  dass  seit  langer  Zeit  kein  Bischof  in  der  Moldau  ge- 
sehen worden  sei;  in  Bakov  habe  bloss  ein  Vicar  residiert;  wo 
der  Bischof  früher  gewohnt  habe,  wussten  sie  ihm  nicht  zu 
sagen;  sie  konnten  sich  nur  erinnern,  dass  ungarische  Mönche 
dort  gewohnt  hätten,  und  dass  nach  deren  Weggang  zwanzig 
Jahre  hindurch  überhaupt  kein  geistlicher  Oberer  in  der  Moldau 
gewesen  sei. 

Die  Unsicherheit  und  Veränderlichkeit  dieser  kirchlichen 
Zustände  deuten  schon  an  und  für  sich  auf  vielfach  gestörte, 
ungeordnete    und    schwankende    politische    Verhältnisse    hin. 

ArohiT.  Bd.  LIX.  IT.  H&lfle.  24 


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356 

Wir  müssen  aber  um  so  mehr  auch  von  diesen  einen  kurzen 
Ueberblick  entwerfen,  weil  nur  dadurch  Peter  Parchevichs 
spätere  Thätigkeit  auch  auf  politischem  Gebiete  verständ- 
lich wird.  1 

Als   dieser   mit  Marcus  Bandin   in    die  Moldau    kam,  re^ 
gierte  hier  Basilius  Lupul  (1634 — 1654),  ein  Albanese,  welcher 
sowohl    in    den    auswärtigen   Beziehungen   als   in   den    innerei 
Verhältnissen  seines  Landes  eine  nicht  gewöhnliche  Thätigkeit 
entwickelte.     Gleich    im  Anfang   seiner  Regierung   ward  er  in 
einen  Kampf  mit  dem  Woiwoden  der  Walachei,  Mathias  Be^ 
saraba  (1633 — 1654),  verwickelt,  und  in  Folge  davon  war  seine 
ganze    Regierung    ein    stetes    wechselndes    Ringen    mit   seinen 
Nachbarn    in   der  Walachei   und  in  Siebenbürgen,    welche  wie 
er  Vasallen  des  türkischen  Reiches  waren,  mit  Polen,  mit  den 
Kosaken  und  Tartaren  und  mit  dem  Sultan.  Mathias  Bessarabi 
hatte    1640    bei    dem    neuen   Sultan,    Ibrahim   I.    (Nachfolger 
seines  Bruders  Murad  IV.,    der  am  9.  Februar  gestorben  war, 
regierte  bis  1649),    versucht,    diesen    seinen  Gegner  durch  die 
Türken  zu  stürzen,  was  jedoch  misslungen  war.  Als  darauf  der 
Sultan  1641   von   den  Fürsten   der  Moldau    und  Walachei  ein 
Heer   von   zwanzigtausend  Mann   zum  Entsatz  von  Azow,  in 
von  den  Donkosaken  belagert  wurde,  beordert  hatte,   erschien 
Fürst   Mathias   Bessaraba   nicht    persönlich    und    entschuldigte 
seine  Abwesenheit  bei  dem  Sultan,  weil  er  in  Kenntniss  gesetzt 
worden   war,    dass  Fürst  Basilius  Lupul   beabsichtige,    ihn  bei 
dieser  Gelegenheit  gefangen  zu  nehmen.   Bei  einem  Aufgebot  der 
beiden  Woiwoden  gegen  Azow  im  folgenden  Jahre  (1642)  war 
es    hauptsächlich  Basilius  Lupul,    der  zum  günstigen  Ausgaog 
der  Unternehmung  beitrug. 

In  Siebenbürgen  regierte  damals  Fürst  Georg  I.  Rakoczy. 
Dieser  wurde  1644  von  der  protestantischen  Partei  in  Ungarn 
auf  einer  Versammlung  zu  Kaschau  zum  Herrscher  von  Ungarn 
ausgerufen  und  erklärte  Kaiser  Ferdinand  III.  den  Krieg.  Der 
Kaiser,  damals  durch  den  dreissigjährigen  Krieg  sehr  in  An- 
spruch genommen,  war  nicht  im  Stande  mehr  gegen  ihn  zu 
thun,  als  die  Gespan  Schäften  zur  Treue  zu  ermahnen  und  ein 
Heer  von  zwanzigtausend  Mann  unter  General  Puchheim  gegen 

1  Vgl.   Engel:    Geschichte   der  Moldau  und  Walachei,  2  Th.,  Wien  1804, 
II,  262—272,  u.  A. 


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357 

ihn  zu  schicken.  Dagegen  gelang  es  seiner  Diplomatie,  Rakoczy 
durch  den  Sultan  von  einem  Bündniss  mit  den  Schweden  ab- 
zuhalten und  zum  Abschlüsse  eines  Friedens  zu  bestimmen. 
^Schreib  Deinem  Herrn/  fuhr  Sultan  Ibrahim  den  Gesandten 
Rakoczy's  an,  ,dass  er  sich  nicht  auf  meinen  Krieg  mit  Venedig 
verlasse;  denn  ich  werde  ihm  doch  über  den  Hals  kommen 
und  einen  anderen  Fürsten  in  Siebenbürgen  einsetzen.  Er  soll 
Frieden  halten  mit  meinem  Bruder,  dem  Kaiser!  Hast  Du's 
gehört?  Hast  Du's  gehört?  Hast  Du^s  gehört?'  Dieser  türkischen 
Politik  folgend,  hatte  auch  Fürst  Basilius  Lupul  von  der  Moldau 
aus  bewirkt,  dass  Rakoczy  weder  Unterstützung  aus  der  Wa- 
lachei noch  von  den  Tartaren  erhielt.  Der  Friede  von  Linz  1645 
machte  diesem  Kriege  ein  Ende  und  sicherte  Rakoczy  ausser 
vielen  anderen  Vortheilen  den  Besitz  von  sieben  ungarischen 
Gespanschaften,  welche  schon  Fürst  Bethlen  besessen  hatte, 
von  Tokay  und  anderen  bedeutenden  Orten. 

Mit  Polen,  welches  damals  ähnlich  wie  Venedig  zugleich 
von  der  Oligarchie  des  Senates  und  der  Monarchie  eines  Königs 
beherrscht  wurde,  imd  wo  damals  Wladislav  IV.  (1633 — 1648) 
regierte,  hatte  Fürst  Lupul  durch  Vermählung  einer  seiner 
Töchter  mit  dem  Marschall  von  Lithauen,  Johann  Radzivill, 
die  engste  Verbindung  geknüpft. 

In  Folge  dieser  klugen  auswärtigen  Politik  genoss  Lupul, 
so  lange  Sultan  Ibrahim  und  Georg  I.  Rakoczy  lebten,  also 
bis  1648,  in  der  Moldau  ziemliche  Ruhe,  welche  er  auch  durch 
umsichtige  und  hochherzige  Massregeln  im  Innern  zu  befestigen 
wusste.  Er  sammelte  in  dieser  Zeit  Schätze,  theils  für  sich, 
theils  um  in  seinem  Lande  mancherlei  neue  Einrichtungen  und 
Verbesserungen  zu  treffen.  Als  er  sich  im  Jahre  1639  mit  einer 
mohamedanischen  Circassierin  vermählt  hatte,  benützten  diess 
einige  unzufriedene  Bojaren,  um  im  Volke  Zweifel  an  seiner 
griechischen  Rechtgläubigkeit  zu  erwecken.  Da  bezahlte  Lupul 
die  Schulden  der  Patriarchalkirche  in  Constantinopel  bei 
Griechen,  Türken  und  Juden  im  Betrage  von  260  Beuteln 
(130.000  Thalern).  Dafür  erhielt  er  den  wunderthätigen  Leib 
der  heiligen  Paraskeva,  so  wie  für  weitere  300  Beutel 
(150.000  Thaler)  die  Erlaubniss,  denselben  nach  Jassy  zu 
bringen,  wo  er  für  diese  Reliquie  ein  eigenes  Kloster  gründete. 
Auch  stiftete  er  eine  engere  Verbindung  zwischen  der  griechi- 
schen   Geistlichkeit    i»   der   Moldau    und    dem    Patriarchat    in 

24* 


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358 

Constantinopel;  führte  griechische  Gesangbücher  ein,  zog  grie- 
chische Mönche  in  die  Moldau  und  errichtete  mit  deren  Hilfe 
griechische  Klosterschulen.  Grossherzig;  wie  er  war,  schloss 
Lupul  seine  katholischen  Unterthanen  von  seinem  wohlthätigen 
Wirken  nicht  aus.  Er  schrieb,  vielleicht  von  Marcus  Bandin 
dazu  veranlasst,  in  dieser  Beziehung  an  Papst  Innocenz  X. 
(Joh.  Bapt.  Pamfili,  1644 — 1655),  welcher  ihm  darauf  am 
20.  Mai  1645  in  entgegenkommender  Weise  antwortete  und 
den  Erzbischof  von  Martianopel,  Marcus  Bandin,  als  aposto- 
lischen Vicar  in  jener  Provinz,  sowie  die  lateinischen  Katho- 
liken seines  Landes  überhaupt  angelegentlichst  in  seinen  Schutz 
empfahl.  ^  Lupul  berief  dann  für  diese  auch  katholische  Mönche 
aus  Polen,  gründete  eine  lateinische  Klosterschule,  gab  ihnen 
in  Jassy  eine  ihnen  entzogene  Kirche  wieder  zurück  und  er- 
laubte in  Sucsawa  und  Galacz  den  Bau  katholischer  Kirchen. 
Um  die  Bildung  und  Cultur  seines  Volkes  nach  allen  Rich- 
tungen zu  fördern,  legte  Fürst  Lupul  sogar  eine  walachische 
Bibliothek  an  und  liess  alle  geschriebenen  und  ungeschriebenen, 
positiven  und  Gewohnheitsrechte  des  Landes  sammeln  und  in 
ein  Gesetzbuch  zusammenstellen. 

Diess  waren  die  Verhältnisse  des  Landes,  in  welchem 
Peter  Parchevich  1644  an  der  Seite  Marcus  Bandins  zuerst 
seine  öffentliche,  wenn  auch  stille  und  selbstverläugnungsvoUe 
Thätigkeit  begann.  Dass  seine  Lage  in  Bakov  eine  so  arm- 
selige und  mühevolle  war,  wie  früher  gesagt  worden  ist,  kann 
unter  diesen  Umständen  grossentheils  auch  darin  seinen  Grund 
gehabt  haben,  dass  das  apostolische  Vicariat  in  der  Moldau 
ohne  alle  bestimmte  Einkünfte  war  und  von  Rom  aus  nicht 
die  so  dringend  wünschenswerthe  materielle  Unterstützung 
erhielt. 


^  Original  vom  20.  Mai  1645,  erhalten  25.  Juli  1645;  im  Archiv  der  Patres 
Franciskaner  zu  Klausenburg.  —  Die  Bemerkung  ,Riceyuta  alli  25.  di 
luglio  1645'  rührt  ofl'enbar  von  Marcus  Bandin  her. 


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359 

II. 

Peter  Parehe?ichs  erste  politische  Thätigkeit  nnd  Fort- 
setzung seines  Missionariats. 

(1647—1656.) 


In  Bulgarien  und  der  Walachei.  —  Gesandtschaft  nach  Polen 

1647,  dann  nach  Polen,  Oesterreich  und  Venedig  1640-1650, 

und  Büokkehr  über  Born  in  die  Moldau. 

Während  Peter  Parchevich  voll  Eifer  und  Aufopferung 
sieh  der  stillen  Thätigkeit  seines  unscheinbaren  Missionsberufes 
in  der  Moldau  widmete,  bereitete  sich  in  seiner  Heimath 
Bulgarien  eine  Bewegung  gegen  den  tyrannischen  Druck  der 
türkischen  Herrschaft  vor  zur  Wiedergewinnung  der  alten 
politischen  und  religiösen  Freiheit.  * 

Schon  im  Jahre  1630  hatten  die  unter  dem  türkischen 
Joche  seufzenden  osteuropäischen  Völker,  namentlich  die  Bul- 
garen, zwei  erwählte  Sendboten  an  Kaiser  Ferdinand  II.  (1619 
bis  1637)  und  an  König  Sigmund  III.  von  Polen  (1587—1632) 
abgeordnet,  um  deren  Gunst  und  Hilfe  zur  Abschüttlung  der 
türkischen  Herrschaft  zu  erbitten.  Beide  Fürsten  hatten  diese 
Abgesandten  mit  freundlicher  Theilnahme  und  tröstlichen  Zu- 
sicherungen aufgenommen.  Um  den  Muth  der  Bulgaren  zu 
stärken,  gab  Kaiser  Ferdinand  den  Boten  einstweilen  fünfzehn 
blaue  Kriegsfahnen  für  dieselben,^  allein  während  man  noch 
über  Weiteres  verhandelte,  nöthigte  die  Landung  König  Gustav 
Adolphs  von  Schweden  in  Deutschland  (1630)  den  Kaiser,  alle 
dergleichen  Pläne  aufzugeben.  So  blieb  diese  ganze  Unter- 
nehmung und  Gesandtschaft  ohne  Erfolg. 

Als  aber  hierauf  Sultan  Ibrahim  1644  unter  nichtigem 
Verwände  mit  der  Republik  Venedig  den  sogenannten  can- 
dischen   Krieg   (1644 — 1669)    begonnen    hatte    und    Heer    und 


*  Vgl.  Peter  Parchevichs  Denkschrift  vom  9.  Juli  1650  an  den  Dogen  und 
Senat  von  Venedig,  im  k.  Staatsarchiv  zu  Venedig  (CoUegio,  Esposizioni 
Principi,  filza  61).  Auf  ihr  und  den  dazu  gehörigen  ebenda  befindlichen 
Schriften  beruht  die  ganze  nachfolgende  Darstellung.  S.  Beil.  XII. 

'  Dieselben  wurden  in  Bulgarien  noch  1650  im  Geheimen  aufbewahrt. 
A.  a.  O. 


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360 

Flotte  der  Venezianer  1647  die  türkische  Macht  stark  beschäf- 
tigte und  zersplitterte,  erhob  sich  die  Bewegung  unter  den 
Bulgaren  aufs  Neue.  Sowohl  die  der  griechischen,  wie  die  der 
katholischen  Kirche  angehörenden  Häupter  des  Volkes  traten 
in  einer  gemeinsamen  Verschwörung  zusammen  und  beriethen 
über  die  Mittel  des  Gelingens.  Sie  sahen  sofort  ein,  dass  man 
den  Fürsten  der  Walachei,  Mathias  Bessaraba,  für  die  Sache 
gewinnen  müsse.  Man  trug  ihm  daher  die  Führerschaft  des 
Aufstandes  an  und  versprach  ihm,  im  Falle  des  Gelingens  der 
Unternehmung  ihn  zum  Fürsten  des  Orients  ^  zu  wählen,  unter 
der  Bedingung  jedoch,  dass  er  mit  seinem  Heere  die  Haupt- 
orte Bulgariens  nicht  zerstören  dürfe,  und  dass  er  die  Urheber 
dieses  Aufstandes  belohne.  Fürst  Mathias  war  jedenfalls  der 
geeignete  Mann  für  diese  Sache,  er  kannte  die  Verhältnisse 
und  wünschte  sich  von  dem  jährlich  an  die  Pforte  zu  zahlenden 
Tribut  bei  dieser  Gelegenheit  zu  befreien.  Nach  reiflicher 
Ueberlegung  erklärte  er  es  jedoch  schliesslich  für  das  Beste, 
das  Ganze  dem  König  Wladislav  IV.  von  Polen  mitzutheilen, 
dessen  Heldenmuth  und  Kriegsglück  den  Türken  einen  wahren 
Schrecken  eingeflösst  hatte.  Zu  diesem  Entschlüsse  ward  Mathias 
auch  noch  durch  die  kluge  Rücksicht  bewogen,  dass  er  nicht 
sein  eigenes  Land  im  Rücken  unbeschützt  seinem  Feinde,  dem 
Fürsten  Basilius  von  der  Moldau,  offen  lassen  und  so  sich  der 
Gefahr  aussetzen  wollte,  das  zu  verlieren,  was  er  besass, 
während  er  Neues  zu  erwerben  auszog.  Auch  hielt  er  es  für 
gut,  der  Republik  Venedig  von  allem  Mittheilung  zu  machen, 
und  desshalb  sowohl  an  diese  wie  an  den  König  von  Polen 
Gesandte  mit  seinen  eigenen  und  der  bulgarischen  Nation  Be- 
glaubigungsschreiben zu  schicken. 

Es  war  ganz  natürlich,  dass  man  darauf  zu  Gesandten 
an  katholische  Fürsten  katholische  Männer  wählte,  dass  man 
aber  zu  dieser  Sendung  zwei  Geistliche  bestimmte,  war  nach 
der  Sitte  und  den  Verhältnissen  in  den  Donauländern  zu  jener 
Zeit  nicht  auffallend.  Aber  dass  die  Wahl  gerade  auf  Peter 
Parchevich  fiel,  den  wir  zuletzt  als  Missionär  in  der  Moldau 
gesehen  haben,  dafür  eine  bestimmte  Erklärung  zu  geben,  ist 
unmöglich,    doch    lässt    sich    vermuthen,     dass    eine    lebhafte 


*  Das  beisst  hier   etwa  so   viel   wie:    Bulgarien  und  Rumänien,   denn  die 
Moldau  war  in  diesen  Aussichten  gewiss  mit  inbegriffen. 


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361 

patriotische  Gesinnung  für  sein  unglückliches  Vaterland,  seine 
SprachenkenntnisB,  seine  hervorragende  Bildung,  seine  edle  Ab- 
kunft und  seine  Bekanntschaft  mit  den  einflussreichsten  Adels- 
familien Bulgariens  ihn  für  diese  Aufgabe  besonders  geeignet 
erscheinen  Hessen.  Auch  dürfte  der  Erzbischof  von  Sardica  (Sofia), 
Peter  Deodat,  sein  früherer  Vorgesetzter  und  der  Gouverneur 
von  Bulgarien,  Franz  Markanich,  sein  Blutsverwandter,  *  ihn 
dafür  besonders  empfohlen  haben.  Möglichenfalls  hatte  auch 
er  schon  selbst  an  den  vorhergehenden  Verhandlungen  in  Bul- 
garien und  der  Walachei  persönlich  Theil  genommen. 

Wie  dem  nun  gewesen  sein  mag,  man  wählte  zu  der 
beschlossenen  Gesandtschaft  den  Priester  Peter  Parchevich 
und  einen  Franciskaner,  und  sandte  sie  zu  Anfang  des 
Jahres  1647  mit  Beglaubigungsschreiben  und  Instruction  ver- 
sehen zunächst  nach  Polen.  In  türkische  Tracht  verkleidet 
legten  diese  Beiden  unter  vielen  Gefahren  die  Reise  dahin 
zurück  und  langten  glücklich  am  Hofe  des  Königs  Wladislav 
an.  Hier  überreichten  sie  die  Schreiben,  und  berichteten  über 
die  Thränen  und  Klagen,  die  Wünsche  und  Bestrebungen  der 
Bulgaren,  setzten  die  Verhältnisse  klar  auseinander,  lösten  die 
aufsteigenden  Zweifel  und  wiesen  die  Streitkräfte  der  Türken 
und  deren  Befürchtungen  nach.  Hierdurch  wussten  sie  den 
edlen  Sinn  des  Königs  so  zu  bewegen,  dass  derselbe  ohne 
Verzug  auf  ihren  Plan  einging  und  ihn  mit  ganzem  Herzen 
und  allen  Kräften  erfasste.  Er  besprach  die  Sache  zunächst 
nur  mit  wenigen  seiner  Getreuesten  und  befahl  dem  Kron- 
feldherrn "des  Königreiches,  das  Heer  in  Ordnung  zu  setzen. 
Auch  schrieb  er  an  den  Fürsten  Mathias,  ernannte  ihn  zum 
Generalissimus  des  Orients  und  theilte  ihm  zugleich  mit,  dass 
er  selbst  mit  einem  Heere  zu  Hilfe  kommen  werde.  Die  Ge- 
sandten schickte  er  nach  Bulgarien  zurück,  um  ihrem  sehn- 
süchtig wartenden  Volke  Kunde  zu  bringen,  ohne  sie,  unter 
Angabe  vielfacher  Gründe,  ihre  Reise  nach  Venedig  fortsetzen 
zu  lassen.  Er  schenkte  ihnen  sein  Bild,  auf  dem  er  in  kriege- 
rischer Tracht  abgebildet  war,  mit  den  Worten:  , Habeatis  me 
fictum    et   pictum,    quoadusque   venero  vivus  et  verus';    ferner 

^  Schreiben  des  Gouverneurs  von  Bulgarien,  Franz  Markanich,  an  die 
Republik  Venedig  vom  18.  December  1649  (k.  Staatsarchiv  in  Venedig; 
Collegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61),  worin  Jener  den  Peter  Parche- 
vich seinen  ^consang^neus'  nennt.  Beil.  IV. 


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362 

eine  grosse  rothsammtene  Standarte,  welche  auf  der  einen  Seite 
das  Kreuz  zeigte,  auf  der  anderen  die  Inschrift:  ,Vindica 
gloriam  tuam';  zudem  einen  Bing,  gleichsam  um  sich  mit  dem 
Oriente  zu  verloben,  und  endlich  ein  Messgewand,  als  erstes 
Zeichen  des  Beginnes  der  christlichen  Freiheit.  Bei  der  letzten 
Audienz,  welche  die  Gesandten  hatten,  war  auch  die  Königin 
zugegen.  ^  ,Geheiligte  Majestät,'  sag^e  diese,  ,führen  Sie  nur 
das  begonnene  Werk  muthig  fort,  und  sollte  es  an  Geld 
mangeln,  so  werde  ich  selbst  von  meinen  Ohren  die  Ohrringe 
und  von  meinen  Armen  die  Armbänder  nehmen  und  opfern, 
damit  nur  diese  Sache  vorwärts  schreite.'  Nichts  entflammte 
den  Muth  des  tapfern  Königs  und  der  anwesenden  Senatoren 
mehr,  als  diese  Worte  der  grossherzigen  Königin. 

Als  die  Gesandten  mit  dem  Antwortschreiben  des  Königs 
und  den  ebengenannten  Geschenken  zum  Fürsten  Mathias 
zurückkehrten,  machte  die  Freude  den  alten  Mann  wieder  ganz 
jugendlich.  Er  schickte  sie  sofort  nach  Bulgarien,  um  dort 
allen  Häuptern  der  Verschwörung  hierüber  Bericht  zu  erstatten. 
Diese  empfingen  die  Boten  mit  Freuden,  setzten  ihnen  die 
Leichtigkeit  auseinander,  mit  welcher  man  sich  des  Orients 
bemächtigen  könne,  und  zeigten  ihnen  einige  verlassene  und 
von  den  Türken  gänzlich  ausgesogene  Orte,  wo  dieselben  sich 
früher  in  grosser  Menge  aufgehalten  hatten. 

Darauf  kehrte  Peter  Parchevich  wieder  in  die  Moldau 
zurück. 

Dieses  ganze  Unternehmen  hatte  mit  dem  Tode  des 
Königs  Wladislav  (10.  März  1648)  ein  Ende,  und  die  Ver- 
schwornen  hielten  ihren  Plan  durch  zwei  Jahre  vollkommen 
geheim.  Sie  thaten  diess  um  so  mehr,  als  nach  dem  bald  darauf 
erfolgten  Tode  des  Fürsten  Georg  I.  Rakoczy  von  Siebenbürgen 
(11.  October  1648)  dessen  Sohn  und  Nachfolger,  Georg  II. 
Rakoczy,  Absichten  auf  die  polnische  Krone  an  den  Tag  legte. 
Nur  die  Haltung  des  Fürsten  Lupul  von  der  Moldau  schützte 
damals  Polen  vor  den  Einfallen  des  jungen  Georg  Rakoczy. 
Nichts  desto  weniger  strebte  das  bulgarische  Volk,  noch  von  dem 
ersten   Anstoss    erregt    und   das   schwere   Joch   mit   Ungeduld 


König  Wladislavs  zweite  Gemahlin,  Maria  Gonzaga,  Tochter  des  Herzogs 
Carl  I.  von  Mantoa  und  Montferrat.  Vermählt  mit  Wladislav  1646,  ward 
sie  1648  Witwe  und  heirathete  dann  1649  in  zweiter  Ehe  dessen  Bruder 
und  Nachfolger,  Johann  Casimir.     Sie  starb  1667. 


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363 

tragend,  in  Ueberstürzung  nach  seiner  Freiheit  Unaufhörlich 
widersetzte  es  sich  den  in  den  festen  Plätzen  sich  haltenden 
Türken,  die  auf  die  Nachricht  vom  Tode  des  Königs  Wladislav 
wieder  übermüthiger  zu  werden  angefangen  hatten.  Der  Erz- 
bischof Peter  Deodat  that  sein  Bestes,  um  die  Aufregung  des 
Volkes  zu  stillen,  indem  er  diesem  unter  Anderem  namentlich 
den  Rath  gab  zu  warten,  bis  man  sehe,  welchen  Ausgang  die 
Sache  in  Polen  nehme,  darnach  könne  man  sich  dann  zum 
eigenen  Besten  richten.  Allein  die  einmal  erhitzte  Menge 
drängte  zum  Ausbruch  des  Aufstandes,  und  es  wäre  gewiss 
zu  diesem  gekommen,  wenn  nicht  endlich  der  genannte  Erz- 
bischof  sich  persönlich  mit  einigen  der  Häupter  zum  Fürsten 
Mathias  nach  Tergovist  begeben  hätte,  um  ihm  die  Gefahr 
des  bulgarischen  Reiches  auseinanderzusetzen  (1649). 

Fürst  Mathias  schickte  sofort  um  Peter  Parchevich  in 
die  Moldau,  wo  derselbe  sechs  Tagereisen  entfernt  wohnte.  Als 
derselbe  in  Tergovist  angekommen  war,  ward  ihm  von  dem 
Fürsten  und  den  bei  diesem  versammelten  Häuptern  der  Bul- 
garen mit  den  überzeugendsten  Gründen  zugeredet,  für  sie  eine 
neue  Gesandtschaft  zum  Könige  von  Polen,  zum  Kaiser  und 
zur  Republik  Venedig  zu  übernehmen.  Versehen  mit  Beglau- 
bigungs-  und  Empfehlungsschreiben  vom  Gouverneur  von  Bul- 
garien, Franz  Markanich,  von  den  Häuptern  des  bulgarischen 
Volkes  und  vom  Erzbischof  Peter  Deodat,*  sämmtlich  datirt 
von  Tergovist,  den  18.  December  1649,  ^  unternahm  Parchevich 
die  weite  Reise,  für  welche  ihm  die  Stellung  und  der  Titel 
eines  Secretärs  des  Erzbischofs  von  Sofia  beigelegt  wurde. 

Zunächst  wandte  er  sich  nach  Polen  und  kam  nach  vielen 
Mühseligkeiten  in  Warschau  an.  Hier  stellte  er  sich  dem  Gross- 
kanzler Ossolinski  vor,  der  sich  sofort  zu  dem  sechs  Meilen 
von  der  Stadt  auf  dem  Lande  verweilenden  Könige  Johann 
Casimir  begab,  diesen  von  der  Ankunft  des  Gesandten  in 
Kenntniss  setzte  und  von  den  früher  stattgehabten  Verhand- 
lungen unterrichtete.  Der  König  kam  in  die  Stadt,  berief  die 
ersten  Senatoren   des  Königreiches  zusammen  und  trug  ihnen 


1  Fürst  Michael   von    der  Walachei  gab    ihm    keine    solchen  Briefe    mit, 

wenigstens  nicht  nach  Venedig. 
'  Die  Schreiben  der  Genannten  an  die  Republik  Venedig  befinden  sich  im 

k.    Staatsarchiv    zn   Venedig  (Colleg^o,  Esposizioni,    filza    61),    S.    Beil. 

IV,  V,  VI. 


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364 

die  Angelegenheit  vor.  In  Anwesenheit  derselben  hatte  Par- 
chevich  Tags  darauf  eine  Audienz.  In  dieser  wurden  die  Ver- 
sammelten für  den  dargelegten  Plan  ganz  eingenommen,  er- 
klärten sich  dem  König  auch  mit  Vergiessung  ihres  Blutes  bis 
zum  Tode  treu  und  begierig  seinen  Willen  auszuführen,  denn 
es  handle  sich  darum,  dass  Seine  Majestät  bei  der  Fortfuhrung 
dieser  Angelegenheit  nicht  hinter  seinem  Bruder  und  Vor- 
gänger im  Reiche  zurückbleibe.  Vermuthlich  betrieb  die  Kö- 
nigin Maria,  die  Witwe  des  Königs  Wladislav  und  nun  mit 
dessen  Bruder  Johann  Casimir  vermählt,  auch  jetzt  diese  An- 
gelegenheit auf  das  eifrigste.  Namentlich  aber  stimmten  für 
das  Verfahren  des  Königs  gegenüber  dem  Orient  folgende  ein- 
äussreiche  Männer:  der  Bischof  von  Kulm,  Andreas  Leszynski,  ^ 
Vicekanzler  und  Senator,  sehr  angesehen  in  seiner  Partei ;  Kico- 
laus  Potocki,  erster  Senator  und  Krongeneralissimus  des  König- 
reichs, gleichsam  ein  zweiter  König;  der  Grosskanzler  des 
Reiches,  Fürst  und  Herzog  Ossolinski,  der  eigentliche  Staats- 
lenker; der  Grossschatzmeister,  Senator;  der  Grossmarschall, 
Senator;  der  Oberstmundschenk  des  Reiches;  der  Oberstvor- 
steher der  Reichskanzlei;  der  Secretär  des  Königs,  Abb^  Viezki; 
Fürst  Wiesnioviecki,  Palatin  von  Russland,  Senator;  und  der 
Geheimschreiber  des  Königs.  An  einem  sicheren  Erfolge  konnte 
es  —  wie  auch  der  polnische  Gesandte,  Giov.  Batt.  Visconti, 
in  Wien  an  den  Dogen  schrieb  —  bei  der  Bereitwilligkeit  des 
Königs  und  der  Zustimmung  dieser  Männer,  deren  Ansehen 
die  ganze  polnische  Republik  nach  sich  ziehen  musste,  nicht 
fehlen. 

Zuletzt  beschlossen  König  und  Senat  den  bulgarischen 
Abgesandten  nach  Wien  zum  Kaiser  und  zum  venezianischen 
Gesandten  zu  schicken,  damit  er  diesen  die  mitgegebenen 
Briefe  überreiche  und  ihnen  den  ganzen  Plan  der  Unter- 
nehmung mündlich  mittheile. 

So  reiste  Parchevich  (Frühjahr  1650)  von  König  Johann 
Casimir  mit  Briefen  an  den  Kaiser  und  an  den  venezianischen 
Gesandten  am  kaiserlichen  Hofe  versehen  nach  Wien  zu  Kaiser 
Ferdinand  III.  Dieser  empfing  ihn  in  einer  besonderen  Audienz 

^  Er  war  früher  Bischof  von  Kameniec  (1627 — 1646),  dann  Bischof  von 
Kulm  (1646—1652),  zuletzt  Bischof  von  Gnesen  (1652—1658)  und  starb 
als  solcher  den  6.  April  1658.  Vgl.  P.  Pius  Bonifacius  Garns:  Series 
Episcoporum  Ecciesiae  Catholicae,  Ratisbonne  1873. 


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365 

und  sagte  ihm:  Er  habe  grosses  Mitleid  mit  dem  bulgarischen 
Volke  und  wünsche,  dass  Gott  ein  Mittel  zu  dessen  Befreiung 
geben  möge;  doch  könne  er  jetzt  keinen  Krieg  mit  dem 
Türken  beginnen,  da  er  sich  mit  ihm  in  Frieden  befinde;  er 
wolle  die  Entschliessung  der  anderen  Fürsten  abwarten,  be- 
sonders diejenige  der  Republik  Venedig,  als  der  mächtigsten 
in  diesem  Bunde;  es  gelte  diesen  Kampf  nicht  bloss  anzu- 
fangen, sondern  auch  fortzusetzen,  und  nicht  bloss  fortzusetzen, 
sondern  auch  zu  einem  glorreichen  Ende  zu  führen;  er  werde 
dann  nicht  ermangeln  sich  in  dieses  Unternehmen  zur  Befreiung 
des  Orients  und  zur  Ausbreitung  der  katholischen  Religion  ein- 
zulassen. Nur  darum,  fügte  er  hinzu,  habe  er  Deutschland  den 
Schweden  zugestanden,  damit  die  Länder  sich  erholen  und 
wieder  etwas  Kraft  schöpfen  könnten ;  seit  dem  letzten  Friedens- 
schlüsse kümmere  sich  der  Grosstürke  nur  um  seine  eigenen 
Sachen.  Ausserdem  habe  er  (der  Kaiser)  zwei  Regimenter  nach 
Ungarn  geschickt,  bloss  zur  Einschüchterung  der  Türken. 

Der  spanische  Gesandte  nahm  sich  dieser  Sache  beim 
Kaiser  und  bei  seinem  Könige  Philipp  IV.  (1621 — 1665),  dem 
er  darüber  auf  das  Eingehendste  berichtete,  angelegentlich  an. 
Nach  Berathung  mit  ihm  und  dem  venezianischen  Gesandten 
ward  endlich  vom  Kaiser  beschlossen,  dass  Parchevich  nach 
Venedig  reisen,  dort  seine  Schreiben  übergeben  und  seine  Auf- 
träge an  die  Republik  Venedig  mündlich  ausrichten  solle. 

Der  venezianische  Gesandte  in  Wien,  Nicolo  Sagredo, 
hatte  seiner  Regierung  sofort  über  diese  Angelegenheit  be- 
richtet; nun  gaben  am  21.  Juni  1650  er  und  Giov.  Batt. 
Visconti  (der  polnische  Gesandte  in  Wien)  dem  abreisenden 
Secretär  des  Erzbischofs  von  Sofia  Präsentationsschreiben  an 
den  Dogen  Francesco  da  Molino  (1646 — 1655)  mit.  * 

Parchevich  reiste  nach  Venedig,  wo  er  aus  Rücksicht  auf 
seine  Mittellosigkeit  sich  in  einem  Gasthause  am  Rialto  ein 
eingeschränktes  und  unbequemes  Unterkommen  suchte.  Am 
6.  Juli  1650  begab  er  sich  in  das  hohe  Collegium  der  Republik, 
stellte  sich   hier  dem  Secretär  der  Savii  Girolamo  Bon^    vor 


^  Beide  Schreiben   im   k.    Staatsarchiv   zu  Venedig   (Collegio,    Esposizioni 

Principi,  filza  61),  Beil.  VII,  VIII. 
2  Girolamo  Bon  war  1644—1648  venezianischer  Abgesandter  in  der  Schweiz 

gewesen ;  s.  V.  C^r^sole :  La  r^publiqne  de  Venise  et  les  Snisses,  Venise 

1864,  p.  87—91. 


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366 

und  übergab  demselben  seine  Beglaubigungs-  und  Empfeh- 
lungsbriefe aus  Tergovist  und  Wien,  welche  dieser  sofort  dem 
Rathe  der  Zehn  überbrachte.  Im  Auftrage  der  Savii  von  Bon 
befragt,  ob  er  eine  Audienz  wünsche,  erwiderte  Parchevich, 
dass  er  bei  seiner  Unkenntniss  der  Stadt  und  der  bei  der 
Regierung  üblichen  Formen  sich  in  das  fiige,  was  ihm  be- 
fohlen werden  würde,  zugleich  andeutend,  dass  er  in  Anbetracht 
seiner  Lage  sich  der  Regierung  wegen  einer  anständigeren 
Unterkunft  demüthig  empfehlen  müsse.  Die  Savii  Hessen  ihm 
sagen,  dass  er  sich  am  folgenden  Morgen  vorstellen  möge,  * 
und  beschlossen  ihm  für  seinen  Aufenthalt  in  Venedig  hundert 
Ducaten  zu  bewilligen,  wovon  ihm  dreissig  Silberscudi  sofort 
ausgefolgt  wurden.  2 

Am  7.  Juli  1650  hatte  Parchevich  Audienz  im  Collegium, 
wo  er  dem  Dogen  sein  Anliegen  vorbrachte.  Von  den  Häuptern 
der  Bulgaren  und  dem  Fürsten  Mathias  der  Walachei,  sagte 
er,  sei  er  schon  vor  drei  Jahren  an  den  König  Wladislav  von 
Polen  gesendet  worden,  um  dessen  Hilfe  zur  Befreiung  der 
Bulgaren  von  der  türkischen  Tyrannei  zu  erbitten;  der  König 
habe  damals  diesen  Antrag  mit  vollem  Herzen  aufgenommen 
und  würde  den  Plan,  für  welchen  der  Zeitpunkt  eben  sehr 
günstig  gewesen,  gewiss  zur  Ausführung  gebracht  haben,  wenn 
er  nicht  gerade  damals  aus  diesem  zeitlichen  Leben  abberufen 
worden  wäre.  Gegenwärtig  erwarte  der  Orient  seine  Befreiimg 
sicher  vom  Dogen  und  dem  Senat  von  Venedig,  an  welche  der 
gegenwärtige  König  von  Polen  und  der  Kaiser  ihn  gewiesen, 
da  dieselben  sich  deren  Entschlüssen  in  dieser  frommen  Unter- 
nehmung anschliessen  würden.  Desshalb  sei  er  aus  so  fernen 
Ländern  gekommen  in  der  Hoffnung  hier  diejenige  Huld  und 
Gnade  zu  finden,  um  welche  der  Orient  inständig  bitte.  Er 
stelle  es  ganz  seiner  Durchlaucht  ai^heim,  ob  er  schriftlich 
oder  mündlich  diese  ganze  Sache  deutlicher  und  ausführlicher 
darlegen  solle. 

Auf  diese  Rede,  welche  Parchevich  auch  schriftlich  in 
den  Händen  des  Secretärs  zurückliess, ^  erwiderte  der  Doge: 
,Zufolge   dem,    was  Ihr   uns   vorgetragen   habt,   bedauern   wir 

1  Beil.  IX. 

2  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Senato,  Corti,  Deliberazioni,  filza  42,  12.  Juli 
in  Pregadi),  Beil.  XV. 

3  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (CoUegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61),  Beil.  X. 


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367 

lebhaft  die  Lage  jener  Herren ;  wir  freuen  uns  ihrer  Zuneigung, 
wir  loben  die  von  ihnen  gehegten  guten  Absichten,  und  wir 
wünschen  sie  glücklich  und  zufrieden  zu  sehen.  Was  das 
Weitere  betrifft,  so  werden  diese  Herren  das  von  Euch  Vor- 
getragene in  Erwägung  ziehen,  und  werden  Euch  dann  das 
Erforderliche  wissen  lassend  ^ 

Parchevich  verneigte  sich  und  verliess  hierauf  unter  dem 
gebräuchlichen  Ceremoniel  den  Audienzsaal. 

Zwei  Tage  darauf  (9.  Juli  1650)  überreichte  Parchevich 
dem  Collegium  eine  ausführlichere  Denkschrift  über  die  von 
den  Bulgaren  sowohl  früher,  als  in  den  gegenwärtigen  günstigen 
Zeiten  gemachten  Anstrengimgen,  ihre  Freiheit  wieder  zu  er- 
langen.^ Dieselbe  stellt  ausser  dem  bereits  Erzählten  noch 
alles  Uebrige  zusammen^  was  gerade  zu  dieser  Zeit  ein  der- 
artiges Unternehmen  derselben  zu  begünstigen  geeignet  war, 
und  Parchevich  hatte  wie  die  Häupter  seines  Vaterlandes  genug 
staatsmännischen  Blick,  um  bei  seinen  politischen  Berechnungen 
nichts  ausser  Acht  zu  lassen,  was  den  von  ihm  vertretenen 
Ideen  förderlich  sein  konnte.  Vertraut  mit  den  Zuständen  seines 
bulgarischen  Vaterlandes  wie  mit  den  politischen  Verhältnissen 
der  türkischen  Vasallenländer,  Moldau,  Walachei  und  Sieben- 
bürgen, wohlbekannt  mit  den  Charakteren  ihrer  Fürsten  und 
denen  der  Häupter  der  Bulgaren,  eingeweiht  in  die  Pläne,  Be- 
strebungen und  Wünsche  der  Verschworenen,  hatte  er  in  der 
Hoffnung  auf  eine  bessere  Zukunft  seines  Volkes  sein  Augenmerk 
zunächst  nach  der  Walachei  und  durch  dieses  nach  Polen  ge- 
richtet. Der  Edelmuth  und  die  kriegerische  Neigung  des  pol- 
nischen Nationalcharakters,  die  Tapferkeit  und  das  Kriegsglück 
des  Königs  Wladislav,  welche  selbst  den  Türken  Scheu  ein- 
geäösst  hatten,  gaben  diesen  Hoffnungen  eine  gewisse  Berech- 
tigung. Den  schweren  Schlag,  welchen  der  Tod  des  Königs 
Wladislav  diesen  versetzte,  gliech  Parchevich  so  viel  als  möglich 
dadurch  aus,  dass  er  dessen  Nachfolger  und  die  hervorragendsten 
und  einflussreichsten  Männer  der  polnischen  Republik  fär  die 
Sache  der  Bulgaren  gewann.  Da  der  dreissigjährige  Krieg  mit 
seinen  traurigen  Folgen,  namentlich  die  gänzliche  Erschöpfung 
Oesterreichs   und   der  zwischen   dem  Kaiser  und   dem  Sultan 


^  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Collegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61),  BeU.  XI. 
>  Ebenda  Beil  XU. 


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368 

bestehende  Friede  die  kaiserliche  Politik  an  einer  thätigen 
Unterstützung  der  christlichen  Interessen  im  Orient  verhinderten, 
so  benützte  Parchevich  zur  Erreichung  seines  Zieles  die  Vor- 
theile,  welche  der  von  den  Türken  gegen  Venedig  begonnene 
candische  Krieg  (der  dann  auch  fünfundzwanzig  Jahre  dauerte, 
1644 — 1669)  seinen  Bestrebungen  bot.  Die  schweren  Nachtheile, 
welche  die  Flotte  der  Venezianer  unter  Giov.  Batt.  Grimani 
den  Türken  zugefügt  hatte  (1647),  und  die  Fortschritte,  welche 
deren  Landtruppen  unter  Leonardo  Foscolo  in  Dalmatien  durch 
die  Besetzung  mehrerer  fester  Plätze  und  Städte,  namentlich 
1648  durch  die  Einnahme  von  Clissa,  einer  nicht  unbedeutenden 
Festung  in  der  Nähe  von  Spalatro,  machten,  nahmen  die  Streit- 
kräfte der  Türken  gänzlich  in  Anspruch,  so  dass  eine  Erhebung 
in  den  Nordprovinzen  ihres  Reiches  um  so  mehr  Aussicht  auf 
Erfolg  hatte.  Dazu  kam,  dass  der  Ruf  von  dem  Vordringen  der 
Venezianer  in  Dalmatien  sich  bald  durch  die  südslavischen 
Länder  imd  Bulgarien  verbreitet  hatte.  Während  diess  den 
Muth  der  christlichen  Bevölkerung  hob,  wirkte  es  um  so  nieder- 
schlagender auf  den  Geist  der  Türken  (Pomaken)  in  diesen 
Ländern,  die  sich  kaum  von  dem  Drucke  etwas  erleichtert 
fühlten,  welchen  die  Furcht  vor  Wladislav  und  den  Polen  auf 
sie  ausgeübt  hatte.  Waren  sie  vor  Wladislavs  Tod  schon  so 
entmuthigt  gewesen,  dass  sie  —  wie  Parchevich  mit  eigenem 
Ohr  gehört  hatte  —  im  Vorgefühl  der  sich  vorbereitenden 
Ereignisse  geäussert  hatten:  ,Wenn  die  Polen  kommen,  so 
werden  wir  Christen,  von  denen  ja  unsere  Vorfahren  stammen^, 
so  hatte  sich  auch  von  daher  eine  bleibende  Meinung  bei 
ihnen  festgesetzt,  die  sie  auch  öflFentlich  nicht  verhehlten,  dass 
das  Ende  ihrer  Herrschaft  herankomme.  Dagegen  waren  die 
Katholiken  und  die  Griechen  Bulgariens  in  dieser  politischen 
Unternehmung  vollkommen  einig,  ihr  Patriotismus  überwog  ihre 
kirchliche  Spaltung  und  die  Zahl  und  die  Stimmung  der  Pa- 
trioten hob  sich  von  Tag  zu  Tag.  In  Erwägung  dieser  Sach- 
lage und  mit  Rücksicht  auf  die  vorhandenen  Streitkräfte  der 
Walachei  und  die  Bereitwilligkeit  Polens,  suchte  Parchevich  die 
Republik  Venedig  zu  bestimmen,  sich  zu  Gunsten  der  Befreiung 
des  Orients  und  der  Verbreitung  des  katholischen  Glaubens  zu 
entschliessen,  sich  an  die  Spitze  des  Unternehmens  zu  stellen, 
mit  Polen  ein  diessbezügliches  Bündniss  zu  schliessen  und  zu 
dem  Ende   einen    hervorragenden  Gesandten  mit  den  nöthigen 


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369 

Vollmachten  dahin  zu  senden.  Die  Republik  möge  überzeugt 
sein,  dass  die  Kräfte  der  Türken  in  Folge  der  grossen  Auf- 
stände im  Innern  des  Reiches  und  der  Verluste  an  Truppen  zu 
Land  und  zur  See  seit  den  letzten  sechs  Jahren  durchaus  nicht 
so  bedeutend  seien,  wie  Viele  glauben;  mehr  noch  als  ein  von 
Hunden  gehetzter  Hase  wünsche  der  Sultan  Ruhe  und  Frieden. 
Natürlich  wurde  um  Geheimhaltung  der  Verhandlungen  gebeten. 

Parchevich  hatte  die  Absicht  nach  Beendigung  seiner  Ge- 
schäflie  in  Venedig  mit  der  Post  nach  Rom  zu  reisen  und  von 
da  über  Wien  und  Warschau  nach  Bulgarien  zurückzukehren. 
In  Rom  erwartete  ihn  Jemand,  der  seine  Berichte  über  den 
Erfolg  seiner  Verhandlungen  in  Empfang  nehmen  und  sofort 
über  Ragusa  nach  Bulgarien  an  die  Häupter  des  Orients  be- 
fördern sollte. 

Am  12.  Juli  1650  wurde  diese  bulgarische  Angelegenheit 
im  venezianischen  Senat  verhandelt.^  Wie  die  Bulgaren  die 
Gelegenheit  des  candischen  Krieges  zu  ihrer  Erhebung  und 
Befreiung  benützen  wollten,  so  konnte  es  den  Venezianern  nur 
willkommen  sein,  die  Streitkräfte  der  Türken  zugleich  an  deren 
Nordgrenze  beschäftigt  und  dadurch  getheilt  und  zersplittert 
zu  sehen.  Sie  beschlossen  daher  sowohl  dem  Gesandten  münd- 
lich, als  den  Bulgaren  schriftlich  zustimmende,  ermuthigende 
Antwort  zu  geben,  ohne  jedoch  irgend  eine  für  sie  bindende 
Zusicherung,  namentlich  in  Betreff  eines  Bündnisses  mit  Polen 
zu  ertheilen.  So  ward  dem  Parchevich  seine  Abschiedsaudienz 
für  den  folgenden  Tag  festgesetzt,  und  es  wiirde  beschlossen, 
sowohl  an  den  Gouverneur  von  Bulgarien,  wie  an  den  Erz- 
bischof von  Sardica  Antwortschreiben  abzusenden,  beide  des 
Inhalts :  Man  versichere  sie  der  Theilnahme  an  ihrer  Lage,  der 
Zustimmung  zu  ihren  Bestrebungen  und  der  Bereitwilligkeit, 
durch  energische  Fortsetzung  des  eigenen  Krieges  die  tür- 
kischen Streitkräfte  beschäftigt  und  getheilt  zu  erhalten;  auch 
wolle  man  die  Angelegenheit  bei  den  anderen  Fürsten  so  be- 
treiben, dass  sie  dieser  gemeinsamen  Sache  möglichst  kräftigen 
Beistand  leisten;  sie  mögen  nur  inzwischen  das  Volk  in  seinem 
Eifer  erhalten  und  stärken,  dem  ein  glücklicher  Erfolg  ge- 
wünscht werde.  '^  —  Ausserdem  beschloss  man  dem  Don  Pietro 


^  K.  Staatsarchiv  in  Venedig  (Senato,  Corti  Deliberazioni,  filza  42,  12.  Juli 

16Ö0  in  Pregadi),  BeU.  XlII— XV. 
2  Ebenda  Beil.  XDI,  XIV. 


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370 

Parchevich  ausser  den  dreissig  Silberscudi,  die  ihm  auf  Rech- 
nung der  bereits  für  seinen  Aufenthalt  in  Venedig  bewilligten 
hundert  Ducaten  schon  ausgezahlt  worden  waren,  noch  hundert 
Silberscudi  als  Zeichen  des  Wohlwollens  zu  verehren.  ^ 

Am  13.  Juli  1650  erschien  Parchevich  zur  Abschieds- 
audienz im  Collegium,2  wo  ihm  folgende  vom  Senat  am  Tage 
vorher  beschlossene  Antwort  ertheilt  wurde:  ,Durch  Eure  Dar- 
legungen sind  wir  über  die  beklagenswerthe  Lage  der  Christen 
in  Bulgarien,  welche  von  der  türkischen  Tyrannei  grausam 
unterdrückt  sind,  vollkommen  unterrichtet;  wir  billigen  die  Nach- 
richten, die  Ihr  uns  gebracht  habt,  vollkommen;  und  wie  wir  jenen 
Entschluss,  sich  von  der  so  harten  Knechtschaft  zu  befreien, 
gebilligt  haben,  so  werden  wir  zur  Erleichterung  des  Erfolges 
nicht  allein  durch  beharrliche  Fortsetzung  des  Krieges  die 
türkischen  Streitkräfte  getheilt  und  beschäftigt  erhalten,  sondern 
auch  die  anderen  Fürsten  aneifern,  diese  frommen  und  heiligen 
Beschlüsse  durch  ihre  eigenen  zu  unterstützen;  überhaupt 
wünschen  wir,  dass  nicht  weniger  jene  Völker,  als  der  Herr 
Erzbischof  und  der  Herr  Gouverneur,  welche  uns  geschrieben 
habeu;  und  fiir  welche  Ihr  unsere  Antwortschreiben  empfangen 
werdet,  fest  überzeugt  seien,  dass  wir  nichts  unterlassen  werden, 
was  der  Welt  unsere  vollkommenste  Geneigtheit  und  Bereit- 
willigkeit in  dieser  Angelegenheit  darzuthun  vermag'.  ^ 

Nachdem  ihm  diese  Antwort  vorgelesen  war,  erwiderte 
Parchevich,  dass  er  diesen  Auftrag  sowohl  dem  Könige  von 
Polen,  als  den  Senatoren  und  Völkern,  die  ihn  gesendet  haben, 
berichten  werde;  da  er  sich  jedoch  früher  nach  Rom  begeben 
müsse,  so  bitte  er  noch  um  einen  Brief  an  den  dortigen  vene- 
zianischen Gesandten,  damit  dieser  ihm  daselbst  eine  möglichst 
schleunige  Abfertigung  erwirke.  Auch  überreichte  er  noch 
eine  Denkschrift,  um  den  Pater  Bemardino  von  Zara,  vom 
Orden  der  mindern  Brüder  de  observantia,  zur  Beförderung  in 
eines  der  in  Bulgarien  erledigten  Bisthümer  zu  empfehlen.  "^ 

Nachdem  dieselbe  verlesen  worden  war,  antwortete  der 
Doge   dem  Bittsteller,   dass   er   ihm   glückliche  Reise  wünsche 


^  Beil.  XV. 

'  K.    Staatsarchiv    in   Venedig    (CoUegio,    Esposiziont    Principi,    filza    61), 

Beil.  XVI. 
»  Ebenda  (Senato,  Corti,  Deliberazioni,  filza  42)  Beil.  XV. 
*  Ebenda  (CoUegio,  Esposizioni  Principi,  filza  61)  Beil.  XVI. 


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371 

und  Sorge  tragen  werde,  sieh  ihm  geföUig  zu  erweisen,  womit 
die  Audienz  ein  Ende  hatte. 

Ob  Parchevich  mit  seiner  letzten  Bitte  aus  eigenem  An- 
triebe oder  nach  einem  Auftrage  aus  der  Heimath  gehandelt 
habe,  lässt  sich  nicht  entscheiden.  Jedenfalls  war  ihm  erst 
unterwegs  die  Nachricht  zugekommen,  dass  während  seiner  Ab- 
wesenheit, im  Monat  Februar  1650,  die  beiden  bulgarischen 
Erzbisthümer  von  Ochrida  und  von  Martianopel  in  Erledigung 
gekommen  seien.  *  Gewiss  mag  der  von  Parchevich  empfohlene 
Fra  Bemardino  von  Zara,  ein  älterer  ehrwürdiger  Mönch,  durch 
Frömmigkeit,  Gelehrsamkeit  und  Sittenreinheit  des  erzbischöf- 
lichen Amtes  sehr  würdig  und  durch  seine  Kenntniss  mehrerer, 
namentlich  der  bulgarischen  Sprache,  für  ein  bulgarisches  Erz- 
bisthum  sehr  geeignet  gewesen  sein;  allein  mehr  Gewicht  als 
diess  alles  —  und  Parchevich  sagte  es  ganz  offen  —  hatte 
für  den  bulgarischen  Abgesandten  der  Umstand,  dass  Fra  Ber- 
nardino  ein  Unterthan  der  Republik  Venedig  war  und  also  unter 
deren  Gerichtsbarkeit  stand.  Wenn  es  nun  auch  nicht  unrichtig 
ist,  was  Parchevich  erklärte,  dass  die  Ernennung  Fra  Ber- 
nardinos  zu  einem  bulgarischen  Erzbischof  diesem  Lande  zum 
Nutzen  und  der  Republik  Venedig  zur  Ehre  gereichen,  be- 
sonders auch  der  Correspondenz  zwischen  beiden  Ländern  för- 
derlich sein  werde:  so  ist  es  doch  klar,  wenn  auch  Parchevich 
es  nicht  aussprach,  dass  die  Ernennung  Fra  Bernardinos  mehr 
politischen  Zwecken  dienen  sollte,  um  dadurch  das  Interesse 
Venedigs  für  Bulgarien  zu  engagiren  und  dessen  thätiger  Theil- 


>  In  Ochrida  war  Raphael  Levakovich  bis  1650  Erzbiachof,  in  welchem 
Jahre  dieser  Sitz  in  der  That  (sei  es  durch  Versetzung,  sei  es  durch 
Tod)  erledigt  wurde.  Sein  Nachfolger  war  der  bereits  früher  genannte 
Andr.  Bogdan,  27.  Februar  1651—1657  (Garns:  Ser.  Episc).  —  Die  Vor- 
gänge bei  Erledigung  des  Erzbisthums  Martianopel  sind  nicht  klar; 
Marcus  Handin,  welcher,  wie  früher  erwähnt,  seit  16.  November  1643 
diese  Würde  bekleidete  und  zugleich  apostolischer  Vicar  und  Administrator 
de«  Fürstcnthums  Moldau  war,  scheint  mit  der  Kirche  in  Zerwttrfniss 
gerathen  und  desshalb  im  Februar  1650  vom  Amte  suspendirt  worden  zu 
sein.  Aus  der  Ernennungsbulle  seines  Nachfolgers,  Peter  Parchevich,  vom 
6.  März  1655  (Beil.  XVII)  ersehen  wir,  dass  Marcus  Bandin  nicht  lange 
vorher  ,extra  Romanam  Curiam*  gestorben  war.  Hiernach  muss  auch  Jac. 
Coleto*s  Angabe  im  Illyric.  Sacr.,  VIII,  60  ff.,  dass  Marcus  Bandin  noch 
1662  in  Deutschland  gelebt  habe,  berichtigt  werden;  vielleicht  ist  1662 
ein  Druckfehler  für  1652. 

ArchiT.  Bd.  LIX.  II.  Hälfte.  2d 


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372 

nähme  an  den  Geschicken  Bulgariens  einen  Anknüpfungspunkt 
zu  bieten.  Doch  erreichte  Parchevich  dieses  Ziel  nicht  und  Fra 
Bernardino  erhielt  keines  der  beiden  genannten  bulgarischen 
Erzbisthümer. 

Nach  beendigter  Audienz  begab  sich  Parchevich  nochmals 
in  das  Secretariat,  um  eine  Abschrift  der  ihm  ertheilten  offi- 
ciellen  Antwort  zu  erhalten.  Hier  wiederholte  er  dem  Secretär 
Bon,  während  dieser  das  Gewünschte  schrieb,  nochmals,  dass 
er  sehnlich  eine  Empfehlung  des  Dogen  an  den  venezianischen 
Gesandten  in  Rom  wünsche,  damit  er  dort,  wohin  er  sich  im 
Namen  und  Auftrage  des  Erzbischofs  von  Sardica  (Sofia)  be- 
gebe, von  der  Congregation  de  propaganda  fide  rasch  abge- 
fertigt werde.  Der  Secretär  berichtete  diess  natürlich  den 
Savii,  1  allein  es  scheint,  dass  Parchevich  auch  diesen  Wunsch 
nicht  erfüllt  gesehen  habe,  denn  die  Republik  wird  schwerlich 
geneigt  gewesen  sein,  um  eines  Fremden  willen,  sich  um  die 
inneren  Verwaltungssachen  der  Kirche  zu  bekümmern. 

Ohne  Zweifel  ist  Parchevich  damals  nach  Rom  und  von 
da  aus  nach  Bulgarien  zurückgereist.  Näheres  darüber  ist  jedoch 
nicht  bekannt.  Jedenfalls  sind  seine  Bemühungen  während 
dieser  Gesandtschaftsreise  als  gescheitert  zu  betrachten.  Der 
Kaiser  hatte  jede  Theilnahme  an  der  Befreiung  Bulgariens  von 
der  türkischen  Herrschaft  vorderhand  abgelehnt.  Venedig  hatte 
die  beabsichtigte  Erhebung  zwar  mit  freundlichen  Worten  er- 
muntert, hatte  aber  dazu  weiter  keinen  Beistand  versprochen, 
als  was  es  ohnehin  im  eigenen  Interesse  thun  musste,  eine  kräf- 
tige und  beharrliche  Fortführung  seines  candischen  Krieges. 
Unter  diesen  Umständen  dürfte  denn  auch  die  anfänglich  auf- 
richtige Neigung  Polens  sich  an  diesem  Unternehmen  zu  be- 
theiligen, bald  wieder  erkaltet  sein.  Und  so  blieb  die  ganze 
Sache  abermals  auf  sich  beruhen.  Peter  Parchevich  aber  kehrte 
wieder  als  Missionär  in  die  Moldau  zurück,  wo  er  inzwischen 
seinen  Erzbischof  Marcus  Bandin  verloren  hatte. 


^  K.    Staatsarchiv    in   Venedig    (Collegio,    Esposizioni   Principi,    filza    61), 
Beü.  XVI. 


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373 


Die    politiBOhen   Zustände    und  Verhältnisse    in   der  Moldau 
(1650 — 1666).  —  Parehevioh   in   Born;    Ernennung   zum   Erz- 
bisehof von  Martianopel  (1656). 

Trotz  der  Erfolglosigkeit  seiner  bisherigen  Sendungen 
läset  es  sich  bei  der  damaligen  Lage  der  unteren  Donauländer 
im  Vorhinein  annehmen^  dass  Parehevioh  den  politischen  An- 
gelegenheiten derselben  nicht  ganz  fern  geblieben  sein  wird. 
Ein  Mann  von  seinem  Charakter^  seiner  Lebensstellung^  seiner 
Bildung  und  erwiesenen  Befähigung,  seiner  Eenntniss  der  Per- 
sonen und  Verhältnisse  musste  früher  oder  später  wieder  zu 
erneuerter  diplomatischer  Thätigkeit  berufen  werden. 

Schon  1648  hatte  die  Moldau  nicht  bloss  unter  Elementar- 
Unfällen,  durch  schreckliche  Dürre  und  verheerende  Heu- 
schreckenzüge, sondern  zugleich  mehr  noch  durch  einen  räube- 
rischen Einfall  der  Tartaren  zu  leiden  gehabt.  ^  Bald  aber  zogen 
sich  noch  drohendere  Gefahren  über  Fürst  Basilius  Lupul  und 
sein  Land  zusammen.  In  Siebenbürgen  war  Georg  IL  Rakoczy 
seinem  Vater  am  11.  October  1648  auf  dem  Fürstensitze  ge- 
folgt. Durch  Lupuls  Verhalten  an  der  Ausführung  seiner  Ab- 
sichten auf  Polen  verhindert,  war  er  diesem  höchst  feindselig 
gesinnt  und  wusste  es  zu  erreichen,  dass  ihm  endlich  die 
Pforte  1651  sogar  den  Befehl  zur  Absetzung  Lupuls  ertheilte. 
Dieser  war  seinerseits  ohnehin  damals  durch  häusliche  Ange- 
legenheiten in  eine  sehr  unangenehme  Lage  gerathen.  Um  die 
Hand  seiner  zweiten  Tochter  Dunina  bewarb  sich  nämlich 
Demetrius  Wiesnioviecki,  ein  Vetter  des  nachmaligen  Königs 
Michael  von  Polen,  und  gleichzeitig  auch  der  Kosakenhetman 
B(^an  Chmielnicki  für  seinen  Sohn  Timotheus.  Fürst  Lupul 
gab  dem  polnischen  Bewerber  den  Vorzug  umsomehr,  da  er  die 
geringe  Bildung  des  Kosakenfürsten  hinlänglich  kannte.  Anfangs 
suchte  er  den  Bewerbungen  Chmielnicki's  durch  den  Vorwand 
auszuweichen,  dass  er  die  Erlaubniss  der  hohen  Pforte  ein- 
holen müsse.  Als  nun  diese  erfolgte,  blieb  Lupul  nichts  anderes 


i  S.  Engel  a.  a.  O. 

25» 


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374 

übrig,   als  Chmielnicki  offen,  seiner  Rohheit  wegen,  die  Hand 
seiner  Tochter  zu  verweigern.  Aus  Rache  hierüber  Hess  Chmiel- 
nicki sechzehnhundert  Kosaken  und  zwanzigtausend  Tartaren  in 
die  Moldau  einbrechen,   während  er  selbst  das  polnische  Heer 
unter   Potocki    durch    ein   aufgestelltes  Observationscorps    ver- 
hinderte,  Lupul  Hilfe  zu  leisten.     Dieser,    geschlagen,  musste 
nun  in  die  Verlobung  seiner  Tochter    mit  Timotheus   willigen, 
und  den  Tartaren,  die  Jassy  geplündert  hatten,  600.000  Thaler 
zahlen«    Trotzdem  blieb  er  in  geheimer  Verbindung  mit  Polen 
und  lieferte  sogar  Depeschen,  welche  ihm  Chmielnicki  zur  Be- 
förderung  nach   Constantinopel    anvertraut   hatte,    nach   Polen 
aus,  wofür  ihm  das  dortige  Indigenat  zum  Lohne  ward.  Chmiel- 
nicki   drohte,    mit  hundeiitausend  Mann  in   die  Moldau   einzu- 
brechen, die  Bojaren  riethen  dem  Fürsten  zur  Nachgiebigkeit, 
das    polnische    Heer    unter    Ealinovski,    auf   dessen   Beistand 
Lupul  hoffte,  ward  geschlagen,  und  so  konnte  der  unglückliche 
Vater   die   Heirath   seiner   Tochter   Dunina    nicht   länger  ver- 
zögern. Dieselbe  ist  denn  auch  wirklich  im  Juni  1652  zu  Jassy 
gefeiert  worden.  Der  Bräutigam  Timotheus  äusserte  bei  dieser 
Gelegenheit,    er  werde  darnach  trachten,    von  den  Türken  die 
R^ieining  der  Moldau  zu  erhalten.   Als  der  Fürst  der  Walachei, 
Mathias   Bessaraba,    der    alte   Gegner  Lupuls,   von    dieser  Ab- 
sicht des  jungen  Chmielnicki  Kunde    bekam    und   alsbald   be- 
fürchtete, selbst  das  Opfer  werden  zu  können,  da  dem  Lupul  zum 
Ersätze  die  Walachei  von  der  Pforte  verliehen  werden  könnte, 
schloss  er  nun  mit  dieser  und  Georg  H.  Rakoczy  ein  Bündniss 
gegen  Lupul  ab.  Selbst  den  moldauischen  Grosslogotheten  Gör- 
gicze  wusste  Mathias  zu  gewinnen,  indem  er  ihm  die  moldauische 
Woiwodenwürde   unter    türkischer  und  siebenbürgischer  Ober- 
hoheit zu  erwirken  versprach.    Georg  IL  Rakoczy  schickte  im 
Frühjahre   1653    seinen    Obergeneral   Johann   Kem6ny    in    die 
Moldau,    welcher   am   Palmsonntag   mit   siebenbürgischen    und 
walachischen  Truppen  in  Jassy  einzog  und  Georg  Stephan  als 
Woiwoden  einsetzte.     Lupul  floh  mit  seinem  ganzen  Hofstaate 
zu  seinem  Schwiegersohn  Timotheus,    kehrte  aber  bald  an  der 
Spitze    kosakischer    Hilfstruppen    zurück,    schlug   Kem^ny   bei 
Koprinkan    und  setzte  sich  wieder  in  den  Besitz  der  Woiwod- 
schaft. Als  er  aber  hierauf  in  die  Walachei  einbrach,  um  Fürst 
Mathias   zu    züchtigen,    ward    er  von  diesem  am  17.  Mai  1653 
geschlagen    und   büsste    den   Kern    seines   Heeres   ein.     Auch 


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375 

Georg  Stephan,  von  Georg  11.  Rakoczy  und  Mathias  Bess- 
araba  mit  Hilfstruppen  unterstützt,  schlug  Lupul  und  Timo- 
theus  bei  Öebia.  Jener  floh  zu  Bogdan  Chmielnicki ;  Timotheus 
warf  sich  mit  achttausend  Kosaken  und  den  Schätzen  seines 
Schwiegervaters  in  die  Stadt  Sußava.  Bogdan  konnte  seinem 
Sohne  nicht  zu  Hilfe  kommen,  da  ihm  selbst  die  polnische 
Armee  gegenüberstand  und  die  Tartaren  weder  durch  Bitten 
noch  durch  Geschenke  zu  bewegen  waren,  sich  in  diese  Sache 
einzulassen. 

Timotheus  hielt  sich  tapfer  gegen  die  Belagerer,  erlag 
aber  einer  im  Kampfe  erhaltenen  Wunde.  Nach  seinem  Tode 
übergaben  die  Kosaken  9.  October  1653  Suöava  an  Georg 
Stephan  und  zogen  ab.  Zu  spät  rückte  Lupul  mit  einem  end- 
lich durch  grosse  Geschenke  gewonnenen  Tartarenheere  zum  Ent- 
sätze Suöavas  heran.  Da  er  den  Fall  dieser  Stadt  erfuhr,  kehrte 
er  zum  Chan  zurück,  welcher  ihn  verhaften  und  in  Ketten 
nach  Constantinopel  bringen  Hess.  Nun  zog  (Georg)  Stephan 
XIU.  (genannt  Burduse,  d.  i.  der  Fette,  1654 — 1658)  in  Jassy 
ein,  und  erreichte  durch  Vermittlung  seiner  Freunde,  Georg  IL 
Rakoczy  und  Mathias  Bessaraba,  wie  durch  grosse  Geschenke 
an  die  Pforte  deren  Bestätigung  in  der  Woiwodschaft.  Es 
scheint  jedoch,  dass  er  sich  auch  zu  Tribut  und  Kriegshilfe 
an  Rakoczy  und  Bessaraba  verpflichtet  habe.  Diese  drei  Ver- 
bündeten wandten  sich  nun  gegen  die  Kosaken,  indem  sie 
den  Polen  gegen  dieselben  Hilfe  leisteten,  wofür  ihnen  am 
30.  Juni  1654  das  polnische  Indigenat  zur  Belohnung  ertheilt 
wurde. 

Wie  sehr  unter  solchen  Wechsel  vollen  und  verheerenden 
Ereignissen  die  Moldau  gelitten  haben  wird,  lässt  sich  leicht 
denken.  Vielfach  und  schwer  müssen  die  Rückwirkungen  der- 
selben namentlich  die  Lage  der  katholischen  Kirche  betrofi^en 
haben,  so  wohlwollend  auch  die  Landesfürsten,  Stephan  nicht 
minder  als  Lupul,  für  dieselbe  gesinnt  waren. 

Wir  haben  bereits  gesehen,  dass  dem  Erzbischofe  von 
Martianopel,  Marcus  Bandin,  im  Februar  1650  das  apostolische 
Vicariat  und  die  Administration  der  Moldau  abgenommen 
worden  und  diese  Stellung  also  unbesetzt  war,  als  Peter  Par- 
chevich  von  seiner  letzten  politischen  Sendung  aus  Italien  nach 
Bakov  zurückkehrte.  Wir  können  uns  leicht  vorstellen,  auch 
ohne  Documente    darüber   zu   besitzen,    wie   schwer  ihm  unter 


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376 

solchen  politischen  und  kirchlichen  Verhältnissen  die  Erfüllung 
und  Ausübung  seines  Missionäramtes  geworden  sein  mag. 

Da  kamen  im  Jahre  1654  Schreiben  des  Fürsten  Stephan 
und  der  Katholiken  in  der  Moldau  nach  Rom,  welche  den 
Peter  Parchevich  zum  apostolischen  Administrator  begehrten,  * 
weil  der  Ordinarius  dieser  Provinz,  Bischof  Kurski  von  Bakov,^ 
niemals  daselbst  residierte.  Man  suchte  zu  bewirken,  dass  dieser 
den  Peter  Parchevich  zu  seinem  General vicar  ernennen  möchte, 
allein  ohne  Erfolg.  Als  aber  noch  im  selben  Jahre  (1654) 
durch  den  Tod  Marcus  Bandins  das  apostolische  Vicariat  in 
der  Moldau  wirklich  erledigt  worden  war,  ward  Parchevich 
von  der  Congregation  de  propaganda  fide  nach  Rom  berufen, 
wo  er  von  derselben  mit  Genehmigung  des  Papstes  zum 
Stellvertreter  des  Verstorbenen  im  Vicariat  und  in  der  Ad- 
ministration der  Moldau  ernannt  wurde.  ^  Er  reiste  jedoch 
nicht  sogleich  zur  thatsächlichen  Ausübung  dieses  Amtes 
ab,  sondern  verweilte  vor  Antritt  desselben  noch  längere 
Zeit  in  Rom ,  wo  ihn  auch  die  nach  Papst .  Innocenz'  X. 
(Joh.  Bapt.  Pamfili,  15.  September  1644  bis  7.  Jänner  1655) 
Tode  eingetretene  Sedisvacanz  und  die  bei  der  Thronbestei- 
gung eines  neuen  Papstes  leicht  erklärlichen  Stockungen  der 
Regierungsgeschäfte  zurückgehalten  haben  mögen.  Der  neue 
Papst,  Alexander  VII.  (Fabius  Chigi,  7.  April  1655  bis  22.  Mai 
1667),  erwannte  unter  vierzehn  Bischöfen,  welche  er  nach  An- 
tritt seines  Pontificats  zu  dieser  Würde  beförderte,  auf  Vor- 
schlag der  Congregation  de  propaganda  fide  am  3.  Februar 
1656  ^  ,den  Peter  Parchevich,  bulgarischen  Priester,  einen  um 
die  katholische  Religion  verdienten  Mann,  ehemals  Zögling  der 
heiligen  Congregation  de  propaganda  fide,  Doctor  der  Theologie 
und  des  canonischen  Rechts,'  zum  Erzbischof  von  Martianopel 
in  partibus  infidelium.^     Die  betreflfende  Ernennungsbulle  ^  ist 


I  Mittheilong  der  Congregation  de  propaganda  fide,  Beil.  III. 

^  Marianas  Kurski,  Bischof  von  Bakov,  war  1651  —  1660  Episcopus  En- 
nensis  et  suffraganeus  Posnaniensis.  S.  Karz  a.  a.  O.  II,  f.  p.  21.  — 
Garns  a.  a.  O.  p.  365  (gibt  statt  1660  das  Datum  19.  Juni  1659). 

3  So  erzählt  Parchevich  selbst  in  seinem  oben  angeführten  Briefe  vom 
29.  September  1673  (Beil.  LXXXIV). 

*  Nach  Angabe  der  Congregation  de  propaganda  fide,  Beil.  III. 

^  So  bezeichnet  es  die  Ernennungsbnlle  selbst. 

^  Original  im  Archiv  der  Patres  Franciskaner  in  Klausenburg,  Beil.  XVII. 


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377 

am  6.  März  1655  (M.  R.  =  1656)  ausgestellt  worden  und  an  Passio 
Domini,  den  25.  März  1656  empfing  Parchevich  in  der  Kirche 
Ö.  Silvester  Monialis  zu  Rom  durch  den  Cardinal  Franceotti 
die  erzbischöflichen  Weihen.  Bald  darauf  hatte  er  Audienz  bei 
Papst  Alexander  VII.,  der  ihm  nach  dem  Fusskusse  den  Segen 
ertheilte,  nach  welchem  Ceremoniel  er  noch  zu  Ende  desselben 
Monats  oder  Anfangs  April  1656  nach  dem  Orient  aufbrach. 
Gemäss  der  ihm  von  der  Congregation  der  Propaganda  er- 
theilten  Aufgabe  begab  er  sich  in  der  Absicht  nach  dem  Oriente 
(sei  es  nach  Bulgarien  oder  in  die  Moldau),  um  die  kirchliche 
Administration  dieses  Landes  zu  leiten. 

Da  jedoch  einige  Mitglieder  der  genannten  Congregation 
das  Erzbisthum  Martianopel,  welches  laut  Parchevichs  Er- 
nennungsbulle in  partibus  infidelium  war,  und  dessen  letzter 
Titular,  Marcus  Bandin,  als  apostolischer  Vicar  bloss  in  Bakov 
residiert  hatte,  mit  dem  Bisthum  der  Moldau,  das  zwar  von 
Bakov  benannt  war,  dessen  Träger  aber  sich  in  Polen  aufhielt, 
verwechselten :  so  entstand  hieraus  eine  lange  Verzögerung,  bis 
Parchevich  nach  besserer  Information  in  Rom  zur  Ausübung 
seines  Amtes  gelangen  konnte.  *  Mittlerweile  jedoch  lagen  die 
kirchlichen  Angelegenheiten  der  Moldau  brach  und  Parchevich 
gieng  ohne  Diöcese  müssig  umher.  Allein  er  war  ein  viel  zu 
thätiger  und  für  alles  Gute  begeisterter  Charakter,  als  dass  er 
nicht  auch  diese  Müsse  zu  wohlgemeinter  Thätigkeit  in  anderer 
Richtung  hätte  benützen  sollen,  wozu  sich  eben  die  beste  Ge- 
legenheit bot 


'  Parchevich  erscheint  durch  diese  Umstände  wohl  gegen  den  Vorwurf 
gerechtfertigt,  dass  er  zum  Missfallen  der  Congregation  sich  nie  um 
Martianopel  bekümmerte  und,  wie  es  scheint,  nie  dort  residiert  habe 
(BeiL  III). 


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378 

III. 
Feter  Farcherichs  diplomatische  Thätigkeit. 

(1656—1657.) 

1. 

Gesandtschaft  an  Kaiser  Ferdinand  m.  1656.  ^ 

Als  Parchevich  etwa  im  Mai  1656  nach  zweijähriger  Ab- 
wesenheit in  die  Donauländer  zuiückkehrte,  fand  er  deren 
politische  Zustände  wesentlich  verändert. 

In  der  Walachei  war  nach  dem  Tode  des  Woiwoden 
Mathias  Bessaraba  (8.  April  1654)  Constantin  Bessaraba  zur 
Regierung  gelangt  Allein  im  folgenden  Jahre  (1655)  empörten 
sich  die  Semeuier,  eine  Art  erblicher  Miliz,  gegen  denselben. 
Seine  beiden  Nachbarn,  Georg  II.  Rakoczy  von  Siebenbürgen 
und  Stephan  Burduse  von  der  Moldau,  kamen  ihm  zu  Hilfe, 
und  es  gelang  dem  Ersteren  noch  vor  Stephans  Ankunft  die 
Aufständischen  in  einer  Schlacht  bei  Plojest  am  17.  Juni  1655  zu 
besiegeu.  In  Folge  davon  schloss  er  mit  den  beiden  Woiwoden, 
mit  denen  er  schon  seit  Stephans  Regierungsantritt  im  besten 
Einvernehmen  lebte,  noch  festere  Bündnisse. 

Inzwischen  hatten  sich  die  Gewaltthätigkeiten  der  Türken 
in  Bulgarien,  Albanien,  Serbien  und  Bosnien  von  Tag  zu  Tag 
vermehrt.  Verwüstend  und  mordend  hatten  sich  die  türkischen 
Kriegsschaaren  während  der  Minderjährigkeit  des  Sultans  Mo- 
hamed  IV.  "^  über  diese  Länder  ergossen.  Jeder  Pascha,  jeder 
bewaffnete  Muselmann  Hess  seinem  Hange  zur  Willkür  und 
Grausamkeit  freien  Lauf.  Manche  Horden  wütheten  in  Alba- 
nien, Serbien  und  Bosnien  ärger  als  Feinde,  und  die  Paschas, 
welche  die  Pflicht  und  die  Macht  gehabt  hätten  diesen  Greueln 
zu  steuern,  nahmen  daran  selbst  den  grössten  Antheil. 

^  Vgl.  Engel:  Gesch.  d.  Moldau  und  Walachei.  —  Nie.  Schmitth:  Im- 
peratt.  Ottoman.,  Tyrnau  1761.  —  Max  Schimek  a.  a.  O.  —  Jirecek: 
Gesch.  d.  Bulg.  —  Ziukeisen  und  Hammer-Purgstall  erwähnen  von  diesen 
Begebenheiten  nichts. 

2  Geboren  den  2.  Jänner  1642,  wurde  er  als  ein  Kind  nach  der  Absetzung 
seines  Vaters  von  den  Janitscharen  am  8.  August  1648  auf  den  Thron 
erhoben. 


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379 

Bei  so  schrecklichen  Leiden  der  christlichen  Bevölke- 
rung in  diesen  Ländern  nahmen  sich  endlich  die  Vornehmsten 
derselben^  wie  in  den  Jahren  1630,  1647  und  1649  aufs  Neue 
ihres  unglücklichen  Volkes  an,  um  dessen  Befreiung  von  so 
grausamer  und  fürchterlicher  Tyrannei  zu  erreichen.  Im  Jahre 
1656  <  traten  sie  zu  einer  Berathung  darüber  zusammen ;  unter 
ihnen  als  die  hervorragendsten  Mitglieder:  Peter  Parchevich, 
der  kaum  aus  Rom  zurückgekehrte  neue  Erzbischof  von  Martia- 
nopel;  CyriU,  Metropolit  von  Tirnovo;  der  £xpatriarch  von 
Constantinopel,  aus  einem  alten  spanischen  Geschlechte  stam- 
mend und  Gabriel,  Patriarch  von  Serbien.  Diesem  Bunde, 
an  dessen  Spitze  nach  der  Lage  der  Dinge  zunächst  die 
geistlichen  Würdentiäger  der  katholischen  und  griechischen 
Kirche  standen,  traten  alsbald  die  Fürsten  der  Moldau, 
Stephan  XIII.  Burduse,  und  der  Walachei,  Constantin 
Bessaraba,  bei.  Briefe  und  Boten  wurden  an  die  Bulgaren, 
Serben,  Albanesen,  Griechen,  an  einige  Orte  der  Woiwod- 
schaft Kiprovac  und  Andere  gesendet.  Alle  sollten  dem 
Bunde  gewonnen  werden,  da  nur  eine  allgemeine  Theil- 
nahme  die  Ausführung  der  Pläne  gelingen  lassen  konnte.  Da 
jedoch  selbst  die  Kräfte  einer  solchen  allgemeinen  Coalition 
der  unterdrückten  Völker  noch  nicht  genügend  erschienen, 
beschloss  man,  sich  auch  um  die  Unterstützung  auswärtiger 
mächtiger  Fürsten  zu  bewerben.  Zum  Abgesandten  (Inter- 
nuntius) an  den  römisch-deutschen  Kaiser  ward  diessfalls  von 
den  Genannten  einstimmig  Peter  Parchevich  gewählt,  der  hie- 
für nicht  bloss  durch  seine  persönlichen  Eigenschaften,  durch 
seine  Bildung  und  seine  Kenntnisse,  durch  seine  grosse  und 
würdevolle  Beredsamkeit,  sondern  auch  durch  seine  Stellung 
als  katholischer  Kirchenfürst  und  durch  seine  in  den  beiden 
früher  von  ihm  ausgeführten  Gesandtschaften  gewonnene  Er- 
fahrung allen  als  ganz  besonders  geeignet  erschien.  Er  über- 
nahm bei  seiner  unfreiwilligen  Müsse  auf  kirchlichem  Gebiet, 
jedoch  offenbar  nicht  ohne  Vorwissen  seiner  Vorgesetzten,  den 
ebenso  ehrenvollen  als  schwierigen  Auftrag  und  begab  sich  nach 
Wien,  wo  er  nach  mühevoller  Reise  (etwa)  im  August  1656  eintraf. 


Die  von  Schmitth  u.  Ä.  angegebene  Jahreszahl  165ö  bezieht  sich  offenbar 
nur   anf  den   ersten   Beginn   dieser  Verständigungfpn,    an   welchen  Peter* 
Parchevich  keinen  Antheil  hatte,  weil  er  damals  in  Rom  verweilte. 


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380 

Ferdinand  III.  nahm  Parchevich  huldvoll  auf.  in  einer 
Audienz  schilderte  dieser  dem  Kaiseu*  die  unglückliche  Lage 
der  Bulgaren,  die  schrecklichen  Bedrückungen  der  Christen  in 
jenen  Ländern  durch  die  Türken  und  die  Verhandlungen  seiner 
Genossen  zur  Wiedererlangung  der  angestammten  Freiheit. 
,Es  könnte',  sagte  er,*  ,das  türkische  Joch  vom  Nacken  Bul- 
gariens abgeschüttelt  werden,  wenn  nur  in  Ungai*n  und  Croa- 
tien  die  türkische  Besatzung  angegriffen  würde.  Die  verbün- 
deten Christen  würden  die  Waffen  gegen  ihre  Unterdrücker 
ergreifen,  wenn  der  Kaiser  das  Bündniss  verstärken  und  im 
gegebenen  Zeitpunkte  die  Kräfte  der  Feinde  von  ihrer  Seite 
ablenken  wollte.  Da  ohnehin  der  Krieg  mit  der  Republik 
Venedig  2  die  Türken  in  Asien  beschäftige,  würden  diese  ohne 
Zweifel  den  vereinten  Kräften  der  Verbündeten  nicht  ge- 
wachsen sein/ 

Der  Kaiser  lobte  den  Eifer  des  Redners,  sagte  den  Bul- 
garen seine  Theilnahme  zu  und  versprach,  dahin  zu  wirken, 
dass  der  Friede  unter  den  christlichen  Herrschern  wieder  her- 
gestellt werde,  damit  sie  dann  alle  gemeinsam  ihre  Waffen 
gegen  die  Türken  kehren  könnten.  An  einer  sofortigen  wirk- 
lichen Unterstützung  der  Coalition  der  Donauländer  wurde 
jedoch  Ferdinand  III.  hauptsächlich  durch  die  Kriege  in 
Polen,  welche  sein  eigenes  Reich  bedrohten,  gehindert. 

ParchevicA,  welcher  bereits  im  September  nach  Bulgarien 
oder  in  die  Moldau  zurückzukehren  beabsichtigte,  sah  sich  zu 
einem  längeren  Aufenthalte  in  Wien  veranlasst,  welche  Zeit 
er  nun  sogleich  für  die  kirchlichen  Zustände  und  Verhältnisse 
der  Donauländer  zu  benützen  nicht  unterliess.  In  seinem  Elifer, 
die  katholische  Religion  in  den  fernen  türkischen  Provinzen  zu 
befördern,  bemühte  er  sich  unter  Anderm  darum,  dass  es  ihm 
gelänge,  zwei  Väter  aus  der  Gesellschaft  Jesu  zur  Abhaltung  des 
Gottesdienstes  und  zur  Errichtung  von  Schulen  mit  sich  dahin 
zu  nehmen.  Da  er  aber  nicht  die  Mittel  besass,  dieselben  zu 
erhalten  und  sie  mit  Kleidern  für  die  Reise  in  die  Türkei  imd 
anderen  Bedürfnissen  auszustatten,    wandte   er  sich  mit  einem 

1  Nach  Sclimittb,  welchem  eine  schriftliche  Abfassung  dieser  Kede  vor- 
gelegen haben  dürfte,  so  wie  sich  (wie  wir  später  sehen  werden)  auch 
eine  Aufzeichnnng  von  Parchevichs  Anrede  an  den  Kosakenhetman 
Chmielnicki  im  k.  k.  Kammerarchiv  vorfindet. 

2  Eben  der  schon  früher  erwähnte  candische  Krieg  (^1644—1669). 


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381 

Gesuch  um  eine  Unterstützung  hierzu  und  zu  der  weiten  be- 
schwerlichen Reise  an  den  Kaiser.  Dieser  gewährte  die  Bitte 
durch  Anweisung  einer  Summe  von  hundert  Ducaten  in  Gold, 
auszahlbar  von  der  k.  k.  oder  von  der  k.  ungarischen  Hof- 
kammer. Die  k.  ungarische  Hofkanzlei  in  Prag  schrieb  dess- 
halb  am  23.  September  1656  an  die  k.  k.  Hofkammer  in 
Wien,  sie  möge  in  dieser  frommen  und  die  katholische  Sache 
fördernden  Angelegenheit  den  allerhöchsten  Willen  des  Kaisers 
vollziehen,  ^  imd  ertheilte  Parchevich  unter  demselben  Datum 
Empfehlungsschi'eiben  zu  freundlicher  Aufnahme  und  Unter- 
stützung bei  der  Durchreise  an  den  König  von  Polen,  an  die 
Fürsten  von  Siebenbürgen,  der  Moldau  und  der  Walachei.  2 
Auch  richtete  Parchevich  ein  Schreiben  an  den  Erzbischof 
von  Gran,  Georg  HI.  Lippay  von  Zombor,  ^  mit  der  Bitte, 
zur  Beförderung  der  katholischen  Religion  Jünglinge  aus  jenen 
Gegenden  in  den  Schulen  der  Jesuiten  erziehen  zu  lassen,  und 
deren  wenigstens  zwei  oder  drei  in  ein  CoUegium,  Alumnat 
oder  Convict  aufzunehmen.^ 

Allein  mit  der  Auszahlung  der  vom  Kaiser  gewährten 
Unterstützung  ging  es  nicht  so  schnell,  und  Ferdinand  IH. 
musste  desshalb  am  24.  October  1656  einen  wiederholten  Be- 
fehl an  die  k.  k.  Hofkammer  ergehen  lassen,  die  dem  Par- 
chevich zur  Mitnahme  der  Jesuiten  patres  bewilligten  hundert 
Ducaten  auszuzahlen.  "^  Inzwischen  hatte  dieser  jedoch  sich  das 
Herz  gefasst,  den  Kaiser  lieber  um  eine  bestimmte  jährliche 
Unterstützung  zu  bitten,  welcher  hierüber  den  Bericht  der 
ungarischen  Hofkammer  verlangte.®  Diese  erkundigte  sich 
diessfalls  am  31.  October  1656  erst  bei  der  k.  k.  Hofkammer 
um  deren  Meinung,  ^  und  erkläre  dann  am  23.  November  1656 
dem  Kaiser  und  König,  eine  solche  jährliche  Subvention  an 
Parchevich  nicht  auszahlen  zu  können,  ^  sowie  unter  demselben 

'  Beil.  XVIII,  XIX. 

2  Beü  XX. 

3  Georg  Lippay  war  vom  1.  Februar  1633—1637  Bischof  von  Veszprim, 
vom  1.  Mai  1637  bis  18.  November  1642  Bischof  von  £rlau,  und  1642 
bis  2.  Jänner  1666  Erzbischof  von  Gran. 

*  BeiL  XXI. 

*  Beil.  XXII. 
«  BeiL  XXIU. 

7  Beil.  XXIV. 

8  Beü.  XXV. 


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382 

Datum  auch^  ausser  Stande  zu  sein,  dem  Parchevich  die  ganze 
für  seine  Reise  angewiesene  Summe  von  hundert  Ducaten  aus- 
zufolgen. ^  Noch  einmal  schrieb  die  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien 
am  12.  December  1656  hierüber  an  die  k.  ungarische  Hof- 
kammer in  Pressburg,  um  dort  die  volle  Ausbezahlung  der 
ganzen  zur  Reise  benöthigten  Summe  an  Parchevich  zu  er- 
wirken. 2 

So  vergiengen  fast  drei  Monate,  ohne  dass  der  eifrige  Erz- 
bischof und  Patriot  zu  einer  wirklichen  Unterstützimg  und 
Förderung  seiner  hochsinnigen,  politischen  und  kirchlichen  Pläne 
gelangt  wäre.  Ja,  er  kam  jetzt  nicht  einmal  mehr  dazu,  seine 
beabsichtigte  Rückkehr  in  die  Heimath  auszuführen,  indem  der 
Kaiser  plötzlich  den  Entschluss  fasste,  den  bulgarischen  Inter- 
nuntius zu  einer  eigenen  Gesandtschaft  an  den  früher  erwähnten 
Hetman  der  Zaporoger  Kosaken,  Bogdan  Chmielnicki,  zu  ver- 
wenden. 3 


Kaiserliche  Gesandtschaft  an  den  Kosakenhetnian  Bogdan 
Chmielnicki  (1657). 

Das  polnische  Reich  gieng,  durch  Kämpfe  im  Innern  und 
blutige  Kriege  nach  Aussen  sehr  zerrüttet,  bereits  immer  mehr 
der  Abnahme  seiner  Macht  entgegen,  während  andererseits 
Russland  in  Folge  der  fortschreitenden  Unterwerfung  der  Tar- 
taren im  Osten,  unter  deren  Joch  es  selbst  Jahrhunderte  lang 
geschmachtet  hatte,  und  bei  der  zunehmenden  Schwäche  Polens 
im  Westen  immer  mächtiger  wurde. 

Das  aus  einer  Mischung  slavischer  und  tartarischer 
Völkerschaften    entsprungene   Volk    der    Kosaken    war    theils 

»  Sie  wollte  nur  die  Hälfte  zahlen,  Beil.  XXVI,  that  dieses  auch  und  ward 
dann  von  der  k.  k.  Hof  kammer  am  16.  Jänner  1657  wegen  Bezahlung 
auch  der  zweiten  Hälfte  gemahnt,  Beil.  XXXIII. 

2  Beil.  XXVII. 

3  Wenn  Schmitth  noch  vor  der  Abseuduug  Parchevichs  an  Chmielnicki 
eine  frühere  Gesandtschaft  desselben  an  König  Johann  II.  Casimir  von 
Polen  erwähnt,  so  scheint  diess  auf  einem  Missverständnisse  zu  beruhen, 
oder  Schmitth  sah  Parchevichs  Sendung  an  Chmielnicki  zugleich  als  eine 
solche  an  den  polnischen  König  und  das  Ganze  im  Allgemeinen  als  eine 
polnische  Angelegenheit  an. 


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383 

noch  einer  nomadisierenden  Lebensweise  zugethan,  tlieils  in 
festen  Sitzen  angesiedelt  und  bildete  gewissermassen  eine 
militärische  Vorhut  der  Slaven  gegen  die  Tartaren,  Türken, 
Nogaier  und  Blalmücken.  Dasselbe  hatte  sich  in  zwei 
Hauptzweige  getheilt:  die  Donkosaken  in  Südrussland  und 
die  Kosaken  von  Kleininissland,  welche  wiederum  in  drei 
Gruppen  zerfielen :  die  Kosaken  der  Ukraine,  auch  Dniepr- 
kosaken  genannt,  die  Tschergujef sehen  Kosaken  und  die 
Bugkosaken. 

Die  Kosaken  der  Ukraine  oder  Dnieprkosaken  bildeten 
ihrerseits  zwei  Stämme:  die  Kosaken  des  schwarzen  Meeres 
und  die  Zaporoger  Kosaken,  welche  sich  zunächst  auf  den 
Inseln  des  Dniepr  unterhalb  der  Wasserßllle  (za  porogi)  nieder- 
gelassen und  davon  ihren  Namen  erhalten  haben.  Im  Jahre 
151 6  ^  unterwarfen  sich  die  bis  dahin  wenig  an  Subordination 
gewöhnten  ukrainischen  Kosaken  dem  polnischen  Reiche,  dessen 
König  Sigismund  I.  (1506 — 1548)  sie  in  mehrere  Corps  theilte 
und  damit  die  erste  Ordnung  dieses  kleinrussischen  Krieger- 
staates begründete.  Als  später  die  polnische  Regierung  damit 
umgieng,  die  kirchlichen  Verhältnisse  der  Katholiken,  Prote- 
stanten und  nichtunirten  Griechen  in  ihren  Ländern  zum 
Vortheile  der  erstem  zu  regeln,  wurden  die  der  griechisch 
nichtunirten  Kirche  zugethanen  Ukrainekosaken  mit  der  polni- 
schen Herrschaft  unzufrieden,  beunruhigten  die  Türken  und 
knüpften  Verbindungen  mit  Oesterreich  an.  Endlich  empörten 
sie  sich  unter  ihrem  Hetman  Pavluk  gegen  die  Polen,  wurden 
aber  unter  dem  König  Wladislav  IV.  im  Jahre  1638  bei 
Kumeiki  besiegt.  Die  Sieger  beraubten  sie  des  Rechtes,  einen 
eigenen  Hetman  zu  haben,  schmälerten  alle  ihre  bisherigen 
Freiheiten ,  Hessen  überhaupt  nur  einige  tausend  zur  Ver- 
wendung im  Kriegsdienste  zu  und  machten  die  übrigen  zu 
Leibeigenen.  Daraus  entsprang  der  heftige  Hass  der  grie- 
chisch nichtunirten  Kosaken  gegen  den  katholischen  Adel  Polens. 

Bogdan  Chmielnicki,  geboren  1593  als  der  Sohn  eines 
polnischen   Edelmannes,   Michael   Chmielnicki,  ^   zeichnete   sich 


*  \gh  von  hier  ab  Lelewels  Geschichte  von  Polen,  Leipzig  1847,  und 
Hermanns  Geschichte  des  rnssischen  Staates,  Hamburg  1846,  Bd.  III. 

3  Sein  Geschlecht  soll  von  der  an  der  Grenze  Volhjniens  am  Bog  ge- 
legenen Stadt  Chmelnik  seinen  Namen  erhalten  haben. 


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384 

schon  früh  aus^  so  dass  ihn  1638  die  besiegten  Kosaken  an 
Wladislav  IV.  sandten,  um  wegen  ihrer  Untei-werfung  mit 
diesem  zu  verhandeln.  Auch  ward  er  zum  Secretär  der  Zaporoger 
Kosaken  ernannt  und  vom  Grosshetman  Stanislaus  Koniec- 
polski  mit  dem  Gute  Substov  (eine  Meile  von  Czehrin  ent- 
fernt) beschenkt.  Allein  Czaplinski,  ein  Beamter  Koniecpolski's 
und  Unterstarost  von  Czehrin,  bemächtigte  sich  mit  Gewalt 
eines  Chmielnicki  gehörigen  Dorfes  und  entführte  dessen  Frau. 
Dieser  suchte  Recht  bei  Wladislav  IV.,  bei  dem  er  sehr  beliebt 
war,  jedoch  ohne  Erfolg.  Nun  Hess  er  sich,  auf  den  Beistand 
des  polnischen  Reichskanzlers  Ossolinski  und  des  Vicekanzlers 
Radzieiovski  zählend,  aus  Rache  in  Unterhandlungen  mit  den 
Tartaren  und  Kosaken  ein,  reizte  diese  zum  Aufstände,  stellte 
sich  1648  selbst  an  die  Spitze  der  Empörung  und  sandte  an 
den  König  eine  Botschaft  mit  den  Beschwerden  der  Kosaken. 
Da  starb  Wladislav  am  10.  Mai  1648.  Während  der  Zwischen- 
regierung (bis  17.  Jänner  1649)  ward  Chmielnicki  von  Jere- 
mias  Wiesnioviecki  ^  wiederholt  geschlagen  und  Hess  nun  im 
September  1648  seine  Rache  an  dem  polnischen  Adel  bei  Pi- 
lavce  aus.  Er  nahm  den  Polenhetman  Potocki  gefangen,  ver- 
heerte sodann  Podolien,  Volhynien  und  Rothreussen  und  drang 
bis  Lemberg  und  Zamosc  vor.  Hier  wartete  er  das  Resultat 
der  bevorstehenden  Königswahl  ab.  Der  neue  König,  Johann  IL 
Casimir,^  versuchte  durch  Unterhandlungen  sich  mit  Chmiel- 
nicki zu  verständigen.  Er  Hess  ihm  (9.)  19.  Februar  1649 
durch  eine  Gesandtschaft  die  Würde  eines  Hetmans  unter 
polnischer  Oberhoheit  antragen  und  übersandte  ihm  die  Het- 
mansinsignien,  nämlich  eine  mit  Saphiren  besetzte  Hetmans- 
keule  und  eine  rothe  Fahne  mit  dem  weissen  Adler  und  dem 
Namen  des  Königs,  nebst  dem  Bestallungsdiplom.  Chmielnicki 
empfing  die  königlichen  Abgesandten:  Adam  Kisjel,  Maximilian 


1  Vater  des  nachmaligen  König-s  Michael  und  Oheim  des  jungen  Demetrius 
Wiesnioviecki,  der  sich  1651  (wie  früher  erzählt  wurde)  gleichzeitig  mit 
Bogdan  Chmielnicki's  Sohn,  Timotheus,  um  die  Hand  Duninas,  der  Tochter 
des  Woiwoden  Basilius  Lnpnl  von  der  Moldan,  bewarb.  » 

*  Bruder  Königs  Wladislav  IV.,  geboren  22.  Mai  1609,  zuerst  Krieger, 
dann  Jesuit,  endlich  Cardinal,  trat  aus  dem  Priesterstande  aus,  ward 
1648  zum  König  von  Polen  gewühlt  und  am  17.  Jänner  1649  g^ekrönt, 
heirathete  1649  seines  Bruders  und  Vorgängers  Witwe,  Maria  Gonzaga 
(t  1667),  dankte  1668  ab  und  starb  den  16.  December  1672  zu  Nevers 
in  Frankreich. 


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385 

Brsosovski,  Castellan  von  Kiew,  nebst  einigen  anderen  vornehmen 
Polen  unter  dem  Donner  der  Kanonen.  ,Der  Bpanntwein  wurde 
denselben  in  goldenen  Bechern  an  seiner  einfachen  Tafel  vorgesetzt; 
seine  mit  Edelsteinen  geschmückte  Frau  stopfte  die  Pfeifen;  öffent- 
liche Audienz  wollte  er  nur  auf  öffentlichem  Markt  ertheilen/  > 
Allein  Chmielnicki,  von  den  Anerbietungen  der  königlichen 
Gesandten  nicht  befriedigt,  stellte  so  hohe  Forderungen,  dass 
der  polnische  Adel  selbst  die  Fortsetzung  des  Krieges  begehrte. 
Nun  begann  ein  furchtbarer,  für  Polen  unheilvoller  Bürgerkrieg, 
der  von  beiden  Parteien  mit  gleicher  Erbitterung  und  Barbarei 
geführt  wurde.  Die  aus  Holz  erbauten  Städte  und  Dörfer  wurden 
eingeäschert,  tausende  von  Menschen  niedergemetzelt;  an 
manchen  Orten  die  Bevölkerung  gänzlich  ausgerottet;  Kinder 
und  Erwachsene  wurden  ertränkt,  lebendig  begraben,  erwürgt, 
gebraten  und  alle  möglichen  Greuel  verübt.  Viele  Menschen 
aus  allen  Ständen,  namentlich  aus  dem  Bauernstande,  strömten 
Chmielnicki  als  Freiwillige  zu,  so  dass  dessen  Macht  ungeachtet 
aller  Verluste  bedeutend  wuchs  und  er  sogar  den  König  Johann 
Casimir  bei  Zborov  belagern  konnte.  Nun  kam  es  am  (10.) 
20.  August  1649  zwischen  beiden  zu  einem  Vertrage  zu  Zborov, 
in  welchem  der  Fluss  Horin  als  Grenze  des  Kosakengebietes 
bestimmt  wurde.  Ausserdem  forderten  die  Kosaken  die  Ent- 
fernung der  Jesuiten  und  der  Juden  aus  ihrem  Gebiete,  und 
Zulassung  der  Griechisch-Nichtunirten  in  den  polnischen  Senat. 
Die  Zahl  der  unter  den  Waffen  bleibenden  Kosaken  sollte 
vierzigtausend  "Mann  betragen.  Da  man  aber  nicht  in  allen 
Punkten  einig  werden  konnte,  dauerte  der  Kriegszustand  fort. 
Als  jedoch  Chmielnicki  im  Jahre  1651  eine  Niederlage  er- 
litten hatte,  ward  am  28.  September  dieses  Jahres  ein  neuer 
Vergleich  abgeschlossen,  durch  welchen  zwar  den  Kosaken 
ihre  alten  Freiheiten  bestätigt,  aber  auch  die  Rückgabe  der 
Güter  des  polnischen  Adels  in  der  Ukraine  an  ihre  früheren 
Besitzer  festgesetzt  wurden.  In  Folge  der  Abneigung 
vieler  seiner  Anhänger  wieder  in  den  Dienst  ihrer  früheren 
polnischen  Gutsherren  zurückzukehren,  sah  sich  Chmiel- 
nicki jetzt  genöthigt,   diese  Gegenden   gänzlich   zu  verlassen. 

'  Man  vergleiche  den  späteren  Bericht  über  Parchevichs  Empfang  bei 
Chmielnicki.  Die  Bewirthang  vornehmer  Gfiste  mit  Branntwein  durch 
die  Hausfrau  war  damals  in  Russland  gebräuchlich;  vgl.  Ad.  Olearius: 
Newe  orientalische  Beisebeschreibung,  Schlesswig  1647,  p.  9. 


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386 

Er  zog  in  die  entlegenen  Steppen  jenseits  des  Dniepr,  wo  er 
die  Städte  Achkir,  Achtika,  Sumi,  Charkov  und  andere  Ko- 
sakenkolonien gründete.  In  diese  Zeit  fällt  die  bereits  früher 
erwähnte  Bewerbung  und  Vermählung  seines  Sohnes  Timotheus 
Chmielnicki  mit  Dunina  Lupul  zu  Jassy  im  Jahre  1652,  während 
Peter  Parchevich  als  Missionär  in  der  Moldau  lebte.  Allein 
Chmielnicki  war  mit  dem  durch  diese  Heirath  über  Polen 
errungenen  Erfolg  noch  nicht  zufrieden.  Mit  den  ihm  damals 
verbündeten  Tartaren  erneuerte  er  noch  im  selben  Jahre  1652 
den  Krieg  gegen  die  Polen,  überfiel  unvermuthet  bei  Batov 
deren  Armee,  belagerte  1653  den  König  Johann  Casimir  in 
Zvaniec  und  zwang  ihn  zur  Erneuerung  des  Vertrages  von 
Zborov.  Aber  auch  jetzt  kam  dieser  Vertrag  nicht  zur  Aus- 
führung, weil  einerseits  mehr  als  hundertzwanzigtausend  Kosaken 
die  Waffen  nicht  niederlegen  wollten,  anderseits  weil  die  pol- 
nischen Bischöfe  den  Senat  zu  verlassen  drohten,  falls  nicht- 
unirte  Griechen  in  denselben  zugelassen  würden.  Da  jedoch 
Chmielnicki's  Plan,  sich  in  der  Moldau  festzusetzen,  scheiterte 
und  er  sogar  1654  bei  Boresteczko  von  den  Polen  geschlagen 
wurde,  unterwarf  er  sich  dem  russischen  Czar  Alexei  Michai- 
lowitsch;'  in  Folge  dessen  entspann  sich  1654  ein  Krieg 
zwischen  Russen  und  Polen.  Russen  und  Kosaken  vereinigt 
drangen  in  Polen  ein,  eroberten  Smolensk  und  1655  Wilna, 
die  Hauptstadt  von  Litthauen,  nebst  anderen  Städten  und  rückten 
bis  Lemberg  vor. 

Polen,  schon  durch  diesen  Krieg  hart  bedrängt,  ward  bald 
darauf  noch  in  einen  andern  mit  Schweden  verwickelt.  Hier 
hatte  am  16.  Juni  1654  Carl  X.  Gustav,  ^  aus  dem  Hause  Pfalz- 
Zweibrücken,  ein  Schwestersohn  Gustav  Adolfs,  den  Thron 
bestiegen.  Allein  Johann  II.  Casimir  von  Polen  beanspruchte, 
als  Erbe  seines  Vaters  Sigismund  III.,  der  auch  König  von 
Schweden  gewesen  war,  die  dortige  Krone  und  weigerte  sich 
den  am  16.  September  1629  abgeschlossenen  und  am  2.  Sep- 
tember 1635    zu  Stuhmsdorf  auf  sechsundzwanzig  Jahre    ver- 


*  Sohn  und  Nachfolger  des  ersten  Czaren  aus  dem  Hause  Romanow  Mi- 
chael Feodoro witsch,  geboren  17.  März  1G30,  regierte  vom  12.  Juli  1645 
bis  zu  seinem  Tode  (29.  Jänner)  8.  Februar  1676. 

2  Carl  X.  Gustav,  geboren  den  8.  November  1622,  nach  der  Abdankung 
seiner  Cousine,  der  Königin  Christina,  am  16.  Juni  1654  König  von 
Schweden,  starb  am  23.  Februar  1660. 


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387 

längerten  Waffenstillstand  mit  Schweden  in  einen  definitiven 
Frieden  zu  verwandeln.  Das  Benehmen  des  polnischen  Ge- 
sandten Canasiles  bei  dieser  Gelegenheit,  sowie  die  Aufstache- 
langen des  früher  genannten,  nach  Schweden  entflohenen  pol- 
nischen Vicekanzlers  Radzieiovski  reizten  Carl  X.  zum  Krieg. 
Radzieiovski  war  nämlich,  wie  es  heisst,  von  König  Johann 
Casimir  in  seinen  Familienverhältnissen  gekränkt,  nach  man- 
cherlei Intriguen  und  Händeln  als  Flüchtling  nach  Schweden 
gekommen  und  hatte  hier  am  Hofe  der  Königin  Christine  eine 
hervorragende  Rolle  gespielt,  während  er  in  seinem  Vaterlande 
noch  eine  mächtige  Partei  fiir  sich  hatte.  Polens  Zerrüttung, 
König  Carls  Feldherrntalent,  seine  rücksichtslose  Energie  und 
König  Johann  Casimirs  Machtlosigkeit  brachten  Carls  kriege- 
rische Pläne  bald  zu  wirklicher  und  erfolgreicher  Ausführung.  Im 
Juli  1655  drangen  die  Schweden  durch  Brandenburg  in  Gross- 
polen ein,  nahmen  Warschau  fast  ohne  Gegenwehr,  schlugen 
am  6.  September  1655  Johann  Casimir  bei  Czernova,  besetzten 
bald  darauf  Krakau,  die  zweite  Hauptstadt  des  Reichs,  und  er- 
oberten Kleinpolen.  Der  Rest  von  Litthauen,  so  weit  diess 
nicht  schon  von  den  Russen  besetzt  war,  schloss  sich  dem 
Beispiel  des  Marschalls  von  Polen,  Janus  RadzivilH  folgend, 
freiwillig  den  Schweden  an.  Gegen  Ende  des  Jahres  1655 
eroberte  König  Carl  X.  auch  Westpreussen,  mit  Ausnahme  von 
Danzig.  Als  darauf  zuerst  die  polnischen  Soldtruppen  und  dann 
selbst  das  Reichsheer  unter  Stanislaus  Potocki  zu  den  Schweden 
übertraten,  verliess  Johann  Casimir  sein  Land,  gieng  nach  Oppeln, 
wo  sein  Verbündeter,  Kaiser  Ferdinand  HI.,  ihn  schützen 
konnte,  und  hegte  die  Absicht,  sein  Reich  einem  Sohne  des 
Kaisers  zu  überlassen,  während  die  polnischen  Grossen  von 
ihm  abfielen  und  Carl  X.  als  König  in  Aussicht  nahmen.  So 
befand  sich  jetzt  eine  Hälfte  Polens  im  Besitze  der  Russen, 
die  andere  in  dem  König  Carls  X,  von  Schweden,  der  den 
Eid  leistete,  die  Gesetze  und  die  Vorrechte  des  Adels  zu 
achten.  Da  jedoch  König  Carl  diese  Versprechungen  nicht 
hielt,  sondern  sich  Bedrückungen  und  arge  Gewaltthätigkeiten 
erlaubte,  sollte  er  bald  erfahren,  dass  er  es  nicht  bloss  mit 
dem    schwachen    König    Johann    Casimir,    sondern    mit    der 


*  Johann  Radzivill  war  der  Schwiegersohn  des  Fürsten  Wasilj  Lnpnl  Ton 
der  Moldau  (s.  oben  p.  367). 
Arehir.  Bd.  LIX.  II.  HAlfte.  26 


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388 

polnischen  Nation  zu  thun  habe.  Am  7.  Jänner  1656,  dem- 
selben Tage,  an  welchem  König  Carl  zu  Königsberg  mit  dem 
Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg,  dem  sogenannten 
^grossen  Kurfürsten',  ^  den  Vertrag  abschloss,  durch  welchen 
dieser  für  Preussen  die  Oberherrschaft  Schwedens  anerkannte, 
woraus  später  Preussens  Unabhängigkeit  hervorgieng,  an  eben 
diesem  Tage  traten  zu  Tiszovce  Stanislaus  Lanckoro^ski,  Stanis- 
laus  Potocki  und  viele  andere  polnische  Magnaten  zu  einer 
Conföderation  gegen  Carl  X.  zusammen.  Im  Vertrauen  auf  den 
eingetretenen  Umschwung  der  Stimmung  begab  sich  jetzt  Johann 
Casimir  durch  Ungarn  über  die  Karpathen  nach  Lemberg,  for- 
derte den  BurfUrsten  Friedrich  Wilhelm,  den  er  noch  immer 
als  polnischen  Vasallen  betrachtete^  zur  Hilfe  auf,  und  knüpfte 
mit  Georg  II.  Rakoczy  Verhandlungen  wegen  Hilfeleistung  an. 
Auch  Kaiser  Ferdinand  HI.  versprach  Unterstützung,  obschon  er 
diess  Versprechen  vorerst  nicht  erfüllte.  Von  allen  Seiten  eilte 
das  polnische  Volk  unter  seine  Fahnen,  und  unter  der  Führung 
des  Kronfeldherrn  Georg  Lubomirski  und  des  Stephan  Czar- 
niecki  begann  der  Aufstand  gegen  König  Carl.  Dieser  vergalt 
den  Abfall  des  Adels  mit  Verheerung  der  Güter  desselben  und 
erbitterter  Strenge.  Im  Februar  1656  zerstreute  er  ein  polnisches 
Heer  unter  Czarniecki  bei  Warschau  und  wollte  gegen  Jaroslav 
vordringen,  sah  sich  aber  gonöthigt,  am  12.  März  1656  einen 
schwierigen  Rückzug  nach  Warschau  anzutreten,  welches,  nach- 
dem König  Carl  nach  Preussen  abgereist  war,  am  21.  Juni 
capitulieren  musste.  Zwar  war  Carl  X.  schon  am  27.  Mai 
von  der  Belagerung  Danzigs  wieder  nach  Polen  aufgebrochen 
und  hatte  auch  das  polnische  Heer  imter  Czarniecki  bei  Brom- 
berg überfallen  und  zerstreut;  allein  er  fühlte  doch  um  so 
mehr,  da  der  Kaiser  und  Holland  sich  für  Polen  erklärt  hatten, 
das  Bedürfniss  nach  Bundesgenossen.  Ueber  eine  systematische 
Theilung  Polens  brütend,  2  schloss  er  endlich  am  25.  Juni  1656 
zu  Marienburg  einen  Vertrag  mit  dem  Kurfürsten  Friedrich 
Wilhelm,  in  welchejm  er  diesem  einen  Theil  der  Eroberungen 
in  Polen  versprach.  Beide  zogen  darauf  vereint  gegen  Warschau, 
das  sie  jedoch  erst  nach  einem  ernsten,  dreitägigen  Kampfe  (27. 

1  Friedrich  Wilhelm,  geboren  den  6.  Februar  1620,  Kurfürst  den  21.  Novem- 
ber 1640,  erster  souveräner  Herzog  von  Preussen  den  19.  April  1667, 
starb  den  29.  April  1688. 

2  Vgl.  Beil.  XXXI,  XLin. 


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389 

bis  30.  Juli)  gegen  Johann  Casimir  in  ihre  Gewalt  bekamen, 
der  die  Stadt  der  Plünderung  überlassen  und  sich  nach  Lubiin 
zurückziehen  musste.  Carl  X.  liess  zwar  Warschau  und  Krakau 
besetzt^  richtete  aber  sein  Hauptaugenmerk  auf  Preussen.  Allein 
seine  Generale  erlitten  in  verschiedenen  Gegenden  Polens  mehr- 
fache Niederlagen^  der  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  war  in  Ver- 
kehr mit  Dänemark  und  dem  Kaiser  getreten,  Ferdinand  III. 
selbst  machte  Miene  ihm  den  Krieg  zu  erklären  und  der  Czar 
Alexei  Michailowitsch  fiel  wirklich  mit  einem  Heere  in  sein 
Reich  ein  und  verheerte  Livland.  Vergebens  suchte  Carl  sich 
mit  dem  Czaren  zu  verständigen,  dieser  schloss  vielmehr  am 
(24.  October)  3.  November  1656  unter  Vermittlung  der  kaiser- 
lichen Gesandten  Alegretti  und  Lorbach  zu  Wilna  einen  Ver- 
trag mit  den  Polen  ab,  nach  welchem  den  Russen  alle  Erobe- 
rungen in  Livland  verblieben,  eine  gemeinsame  Bekämpfung 
der  Schweden  vereinbart  wurde  und  über  die  Wahl  des  Czaren 
zum  Nachfolger  Johann  Casimirs  auf  dem  polnischen  Königs- 
throne beim  nächsten  Reichstage  mit  russischen  Bevollmächtigten 
verhandelt  werden  sollte.  Am  1.  December  1656  schloss  auch 
Ferdinand  IH.  selbst  ein  Bündniss  mit  Johann  Casimir  zu 
dessen  Hilfe  und  Unterstützung. 

Um  nun  wenigstens  den  Kurfürsten  von  Brandenburg 
sich  möglichst  zu  verbinden,  schloss  Carl  X.  mit  diesem  am 
30.  November  1656  zu  Labiau  einen  neuen  Vertrag,  in  welchem 
er  ihn  als  souveränen  Herzog  von  Preussen  und  Ermeland  an- 
erkannte, was  dann  im  folgenden  Jahre,  am  19.  April  1657,  durch 
die  Zustimmung  Polens  zu  diesem  Vertrage  endgiltig  festgesetzt 
wurde.  Auch  den  Fürsten  Georg  II.  Rakoczy  von  Siebenbürgen 
wusste  Carl  X.  noch  zu  gewinnen,  indem  er  ihm  den  Titel 
eines  Königs  von  Polen  und  einen  Theil  des  Landes  versprach. 
Rakoczy,  welcher  mittlerweile  die  Oberhoheit  der  Moldau  und 
Walachei  erlangt  hatte,  lüstern  nach  der  polnischen  Königs- 
krone, nach  der  er  schon  früher  gestrebt,  *  rüstete  ein  Heer 
von  sechzigtausend  Mann,  zu  dem  auch  Stephan  XIII.  Burduse, 
Woiwode  der  Moldau,  und  Constantin  Bessaraba,  der  Woiwode 
der  Walachei,  je  zweitausend  Mann  stellen  mussten.  Gegen 
den  Willen  der  oberherrlichen  Regierung,  der  Pforte,  welche 
selbst   den   Tartarenchan   zur   Unterstützung  Johann    Casimirs 


1  Vgl.  oben  p.  387. 

26* 


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390 

abgesandt  hatte,  und  gegen  den  Willen  der  siebenbürgiBchen 
Stände  brach  er  am  1.  Jänner  1657  über  die  Earpathen  nach 
Polen  auf.  Allein  dieser  Kriegszug  nahm  trotz  mancher  an- 
fänglicher Erfolge  ein  schlimmes  Ende  fUr  Rakoczy.  Nach 
mehreren  Niederlagen  in  schimpflichem  Rückzuge  nach  Sieben- 
bürgen zurückgekehrt;  ward  er  vom  Sultan  mit  Krieg  über- 
zogen, in  welchem  er  sein  Leben  verlor.^ 

Aus  diesem  Ueberblick  über  die  Entwicklung  der  poli- 
tischen Verhältnisse  in  den  letzten  Jahren  wird  es  ganz  klar, 
dass  Kaiser  Ferdinand  m.  es  sich  angelegen  sein  Hess,  im 
Nachbarreiche  Polen  Ruhe  und  Frieden  wieder  herzustellen  — 
wie  er  es  dem  bulgarischen  Internuntius  Peter  Parchevich 
selbst  gesagt  hatte  ^  —  und  dass  er  zu  besserem  Widerstände 
gegen  die  seit  dem  dreissigjährigen  Kriege  immer  weiter  in 
Mitteleuropa  vordringende  schwedische  Macht  die  geeigneten 
Mittel  ergreifen  wollte.  Dazu  gehörte  die  Aussöhnung  der  Polen 
mit  den  Russen  und  Kosaken.  Die  erstere  war,  wie  gesagt,  der 
kaiserlichen  Diplomatie  am  3.  November  1656  zu  Wilna  ge- 
lungen. Am  1.  December  1656  hatte  Ferdinand  III.  selbst  sich 
mit  dem  polnischen  König  verbündet.  Es  blieb  also  nur  noch 
übrig,  den  Frieden  zwischen  den  Kosaken  und  Polen  wieder  her- 
zustellen. ^  Dazu  erschien  nun  der  eben  anwesende  bulgarische 
Erzbischof  als  ein  in  jeder  Hinsicht  tauglicher  Unterhändler. 
Mochte  ihn  einerseits  seine  Abkunft,  seine  Bildung  und  seine 
hohe  kirchliche  Würde  als  für  die  Stellung  eines  kaiserlichen 
Qesandten  geeignet  erscheinen  lassen,  so  waren  doch  auch 
anderseits  seine  Kenntniss  der  Süddonauvölker,  ihrer  Sprachen 
und  Sitten,  möglichenfalls  seine  persönliche  Bekanntschaft  mit 
den  Kosaken  von  der  Zeit  seiner  Thätigkeit  als  Missionär  in  der 
Moldau  her,  persönliche  Eigenschaften,  die  nicht  leicht  wieder 
zu  finden  waren. 

So  ernannte  denn  Kaiser  Ferdinand  III.  den  bisherigen 
bulgarischen  Internuntius,  Erzbischof  Peter  Parchevich,  zum 
kaiserlichen  Gesandten  an  den  Kosakenhetman,  Bogdan  Chmiel- 
nicki,  und  beauftragte  ihn  zugleich,  einen  Voranschlag  der 
Reisekosten  vorzulegen. 


1  Vgl.  später  p    426. 

2  Vgl.  oben  p.  394. 

»  Beü.  XXVIII,  XXXI,  XLIII. 


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391 

Parohevich  nahm  diese  Mission  im  Interesse  der  gesammten 
Christenheit  an  und  überliess  dem  Präsidenten  der  k.  k.  Hof- 
kammer die  Bestimmung  der  fUr  die  Gesandtschaft  nöthigen 
Summe^  *  wobei  er  diesem  nur  zu  erwägen  gab,  dass  dieselbe  der 
weiten  Entfernung,  der  gefahrvollen  Reise  und  der  hohen  Stellung 
des  Kaisers  angemessen  sein  müsse,  damit  ein  würdiges  Auftreten 
des  ersten  kaiserlichen  Gesandten  an  Chmielnicki  möglich  sei. 

Am  10.  Jänner  1657  erhielt  Parchevich  von  der  Hof- 
kammer tausend  Thal  er  und  aus  der  kaiserlichen  Kanzlei  die 
nöthigen  Creditive  und  Vollmachten  zur  Verhandlung  mit  Chmiel- 
nicki und  seinen  Unterfeldherren, ^  sowie  eine  Instruction,^ 
nach  welcher  die  Aufgabe  seiner  Mission  darin  bestand,  die 
schon  vor  längerer  Zeit  ausgebrochenen  und  zum  Theil  noch 
bestehenden  Zwistigkeiten  zwischen  dem  Könige  Johann  Ca- 
simir von  Polen  und  dem  Kosakenhetman  auszugleichen.  Zu 
diesem  Ende  ward  Parchevich  ermächtigt,  einerseits  diesem 
gewisse  Gewährleistungen,  die  er  als  Bedingung  für  die  Er- 
flillung  der  an  ihn  gemachten  Anforderungen  stellte,  zuzusagen, 
und  anderseits  in  dieser  Angelegenheit  auch  mit  den  Königen 
von  Polen  und  Schweden  zu  unterhandeln.  Für  den  letzteren 
Fall,  sowie  für  seinen  Verkehr  mit  den  kaiserlichen  Gesandten 
an  diesen  beiden  Höfen  ward  ihm  eine  Chiffreschrift  zugestellt. 
In  derselben  Instruction  bemerkt  Kaiser  Ferdinand  III.,  dass 
die  benachbarten  Mächte  sogar  zu  einer  Theilung  Polens  schreiten 
könnten,  falls  die  Kosaken  sich  nicht  zu  einem  Ausgleiche  mit 
diesem  Reiche  herbeilassen  würden.  *  Da  der  Kaiser  wieder- 
holt sein  Vertrauen  auf  Parchevichs  Ergebenheit,  Treue  und 
Umsicht  ausspricht,  ist  die  Annahme  gerechtfertigt,  dass  diesem 
auch  noch  mündliche  Aufträge  und  Instructionen  ertheilt  worden 
seien,  um  so  mehr,  als  aus  den  schriftlichen  Urkunden  der 
ganze  Umfang  seiner  Aufgabe  nicht  klar  zu  erkennen  ist. 

Noch  vor  seiner  Abreise  erhielt  Peter  Parchevich  den 
Titel  eines  kaiserlichen  Rathes  und  unter  dem  12.  Jänner  1657 
eine  Adelsbestätigung  ^  über  den  alten  Adel  seiner  Familie 
und     seiner     Stammverwandten,     der    Parchevich,     Cserkich, 

1  BeU.  XXVm. 

2  Beil.   XXIX,  XXX. 

3  Beü.  XXXI,  XXXU. 
*  Vgl.  p.  402. 

»  Beil.  I. 


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392 

(oder  Cserkiczy,  Enezevich  und  Thomagionovich),  sowie  seines 
Schwagers  Putin.  Er  selbst  wird  in  dieser  Urkunde  Erzbischof 
von  Martianopel,  kaiserlicher  Rath,  Internuntius  von  Bulgarien 
und  den  übrigen  christlichen  Fürsten  zur  Vollendung  und  be- 
fürwortung  von  Geschäften,  welche  den  katholischen  Glauben 
betreffen,  genannt,  und  die  von  seinen  Brüdern  und  Bruder- 
söhnen gegen  die  Türken  unter  grossem  Aufwände  von  Lebens- 
gefahr, von  Geld  und  Gut  erworbenen  Verdienste  werden  be- 
sonders hervorgehoben. 

Die  Abreise  Parchevichs  verzögerte  sich  noch  um  einige 
Tage,  weil  ihm  die  nöthigen  Gelder  und  die  zu  Geschenken 
für  Chmielnicki  bestimmten  Kostbarkeiten  nicht  rechtzeitig  aus- 
gefolgt wurden, '  deren  Empfang  er  erst  am  16.  Jänner  1657 
bestätigte.  Am  folgenden  Tage  (17.  Jänner  1657)  in  der  Frühe 
hatte  Parchevich  noch  eine  Audienz  beim  Kaiser^  und  un- 
mittelbar darauf  erfolgte  seine  Abreise  von  Wien. 

Mit  einem  Gefolge  von  fünfzehn  Personen  trat  Parchevich 
seine  Reise  an;  als  Gesandtschaftssecretär  fungierte  bei  ihm  der 
türkische  Dolmetsch  und  Procurator  von  Bosnien,  Christoph 
Marianovich.  Bei  ausserordentlich  strenger  Kälte  nahmen  sie 
den  Weg  über  Pressburg,  Tirnau  und  die  Zipser  Städte  nach 
Lubna  (Lublau).  Hier  fanden  sie  einige  Herren  der  polnischen 
Reichsstände,  bei  welchen  Parchevich  sich  nach  Chmielnicki 
erkundigte.  Auch  erbat  er  sich  von  ihnen  einen  Führer  auf 
einige  Meilen,  den  ihm  jedoch  diese  ,Ungetreuen  und  Treu- 
losen, als  ob  sie  gegen  ihren  Herrn  empört  wären',  nicht  ge- 
währten. Parchevich,  der  schon  hier,  wohl  in  Folge  einer 
Erkältung,  am  Fieber  leidend  war,  sah  sich  unter  den  ob- 
waltenden Verhältnissen  genöthigt,  zwanzig  Haiduken  als  Be- 
deckung zu  nehmen. 

Nicht  viel  besser  als  in  Lublau  ergieng  es  den  Reisenden 
in  Buz  (Biez)  mit  dem  Capitän  und  Castellan  Woinicki.  Ob- 
schon  dieser  früher  mit  noch  einem  anderen  Herrn  selbst  Ge- 
sandter von  Polen  bei  Kaiser  Ferdinand  IH.  gewesen  war, 
verweigerte  er  doch  Parchevich  jede  Hilfe. 

Als  die  Gesandtschaft  am  vierten  Tage  sehr  spät  bei 
dichtestem  Schneefall  nach  Lakutuenta  (Lancut)  kam,  welches 

»  Beil.   XXXIV,  XXXV,  XXXVI.    —   Die  Geschenke  bestanden  in  einem 

hohen  vergoldeten  Silberbecher  und  drei  kleinen  Uhren. 
2  Beil.  XXXV. 


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393 

dem  Reichsmarschall  von  Polen,  Georg  Lubomirski,  gehörte, 
war  sie  genöthigt,  nachdem  man  sie  endlich  um  11  Uhr  Nachts 
eingelassen  hatte,  in  einem  Stalle  zu  übernachten. 

Am  nächsten  Tage,  den  6.  Februar,  Abends,  gelangten  die 
Reisenden  nach  Jaroslav,  bis  wohin  sie  wiederholt  hatten  Be- 
deckung nehmen  müssen.  Parchevich  hatte  die  Absicht  gehabt, 
von  hier  aus  nach  Lemberg  zu  fahren.  Allein  schon  bei  seiner 
Ankunft  in  Jaroslav,  hatte  er  auf  der  Strasse  einen  grossen  Zu- 
sammenlauf von  Menschen  bemerkt,  die  sich  vor  einem  drohenden 
Einfall  Rakoczy's  zur  Flucht  bereiteten.  Da  kam  Graf  Lubomirski 
selbst  mit  einigen  Jesuitenpatres,  ihn  in  seiner  Herberge  zu  be- 
suchen. Einer  der  letzteren  war  am  5.  Februar  auf  der  Reise  von 
Lemberg  nach  Jaroslav  durch  die  Rakoczy'schen  Soldaten  seines 
Pferdes  und  der  Kirchengeräthe,  die  er  mit  sich  führte,  beraubt 
worden.  Diese  versicherten  ihm,  dass  es  ohne  Lebensgefahr 
unmöglich  sei,  nach  Lemberg  zu  kommen,  da  diese  Stadt  von 
tausend  Reitern  und  dreitausend  Fusssoldaten  unter  dem  Ra- 
koczy'schen  General  Johann  Kem^ny  umzingelt  und  bereits  zur 
Uebergabe  aufgefordert  sei.  *  Ausser  dieser  Schreckensbotschaft 
erfuhr  Parchevich  von  Graf  Lubomirski  weiter,  dass  die  Reise 
auch  wegen  der  Plünderungen  durch  die  herumstreifenden  Ko- 
saken, Schweden,  Russen,  Walachen,  Moldauer,  Tartaren  und 
selbst  durch  die  polnischen  Truppen  höchst  gefährlich  und  die 
ganze  Gegend  nach  allen  Richtungen  hin  verwüstet  sei,  und  dass 
er  mit  den  geheimen  kaiserlichen  Beglaubigungsschreiben  den 
Feinden  sicherlich  nicht  entrinnen  könne.  Während  des  Früh- 
stücks, zu  welchem  Lubomirski  den  kaiserlichen  Gesandten 
eingeladen  hatte,  kehrten  ausgesandte  Kundschafter  zurück, 
welche  die  Richtigkeit  der  mitgetheilten  Nachrichten  bestätigten 
und  noch  hinzufügten,  dass  Rakoczy  die  Absicht  habe,  noch 
diese  Nacht  Jaroslav  anzugreifen.  ^  Lubomirski,  durch  diese 
Nachricht  erschreckt,  traf  mit  seiner  Familie  Anstalten  zur 
Flucht  imd  rieth  Parchevich,  der  ihn  um  Beistand  bat,  unter 
dem  Schutze  seiner  Soldaten  zurückzukehren. 

Noch  vor  Eintreffen  jener  Kundschafter  hatte  Parchevich 
an  Kaiser  Ferdinand  das  eben  Erzählte  berichtet,  sowie,    dass 


>  Lemberg  lehnte  damals  die  Uebergabe  mit  Berufung  auf  Krakau  und 
den  König  ab.  Vgl.  Fesszier:  Geschichte  von  Ungarn,  IX,  ö6. 

2  Rakoczy  erschien  jedoch  erst  am  letzten  Febri^ar  1667  mit  seinem  Heere 
vor  Jaroslav. 


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394 

er  eine  Nachricht  vom  Tode  Chmielnicki's  erhalten  habe,  und 
dass  sich  in  Jaroslav  auch  die  Nachricht  vom  Tode  des  Königs 
von  Spanien  verbreite. '  Er  selbst  wolle  noch  einige  Zeit  hier 
verbleiben  und  sich  über  Rakoczy's  Absichten  zu  unterrichten 
suchen;  ob  derselbe  Moldauer,  Walachen  und  Kosaken  in 
seinem  Heere  habe,  wisse  er  nicht;  Lubomirski  unterlasse  es, 
mit  seinen  Truppen  ihm  entgegen  zu  gehen;  die  Polen  seien 
durch  die  vielen  feindlichen  EinföUe  so  abgestumpft  und  gleich- 
giltig  geworden,  dass  sie  vor  jedem  heranziehenden  Feinde 
stets  gleich  zur  Flucht  bereit  seien.  Wäre  Rakoczy  gesonnen, 
noch  länger  in  dieser  Gegend  zu  bleiben,  so  müsse  die  Ge- 
sandtschaft entweder  sich  zurückziehen  oder  ihre  Reise  auf 
einem  grossen  Umwege  fortsetzen;  er  selbst  habe  einen  Jesuiten- 
pater, der  am  Dniepr  und  in  der  Ukraine  gut  Bescheid  wisse, 
als  Weltpriester  verkleidet,  mit  sich  genommen,  unter  dem  Ver- 
wände, ihn  in  seine  Residenz  mitzunehmen.^ 

Die  Nachricht  vom  Anrücken  Rakoczy's  gegen  Jaroslav 
änderte  nun  zwar  den  Entschluss  Parchevichs,  hier  noch  länger 
zu  bleiben,  doch  lehnte  er  Lubomirski's  Vorschlag  zurückzu- 
kehren ab.  Vielmehr  bat  er  diesen,  ihm  Pferde  und  einen 
Führer  zu  verschaffen,  der  den  Weg  nach  dem  sechzig  Meilen 
entfernten  Skala  kenne,  damit  sie,  die  feindlichen  Truppen  um- 
gehend, ihre  Reise  in  einer  anderen  Richtung  fortsetzen  könnten. 
Lubomirski  gewährte  dem  Gesandten  das  Gewünschte  und  beide 
verliessen  Jaroslav,  dieser  in  der  Richtung  nach  Skala. 

Ueberall  traf  Parchevich  armes  Volk,  welches  bei  dem 
strengen  Winter  auf  der  Flucht  zerstreut  herumirrte.  Nament- 
lich erregten  arme  Weiber  sein  Mitleid,  welche  unter  Zurück- 
lassung von  Haus  und  Habe  mit  ihren  Kindern  und  ihrem  Vieh 
die  höchsten  Berge  erklommen,  um  sich  zu  verbergen.  Noch 
hatte  er  kaum  drei  Meilen  von  Jaroslav  zurückgelegt,  so  ver- 
weigerte man  den  Reisenden  aus  Furcht  vor  den  Kosaken 
Wagen  und  Pferde.  Nun  ward  deren  Lage  äusserst  schwierig, 
fast  trostlos.  In  einem  gänzlich  verwüsteten  und  verödeten 
Dorfe  anhaltend,  irrten  sie  wie  verzweifelnd  von  Haus  zu  Haus, 
um    wenigstens    einen    Führer    zur   Weiterreise    aufzutreiben. 


^  Beide  Todesnachrichten  waren  falsch.  Bogdan  Chmielnicki  starb  am 
16.  August  1657  und  König  Philipp  IV.  von  Spanien,  Kaiser  Ferdi- 
nands III.  Schwiegersohn,  am  17.  September  1666. 

3  BeU.  XXXVII. 


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396 

Vergeblich;  sie  fanden  nirgends  eine  menschliehe  Seele.  So 
blieb  ihnen  nichts  übrige  als  ohne  Führer  oder  Begleiter  ihre 
Reise  auf  gut  Glück  weiter  fortzusetzen.  Auf  einer  Strecke 
von  mehreren  Meilen  fanden  sie  fast  nur  verlassene  Ortschaften. 
Häufig  sahen  sie  unbegraben  umherliegende  Leichname^  oder 
an  den  zu  beiden  Seiten  des  Weges  stehenden  Bäumen  auf- 
geheftete Menschenköpfe.  Nur  selten^  und  dann  nur  spärlich 
und  zu  den  theuersten  Preisen^  waren  Lebensmittel  zu  erlangen. 
In  einem  Dorfe^  wo  man  ihnen  gar  nichts  verabfolgen  woUtO; 
waren  sie  genöthigt;  Pferde  zur  Weiterfahrt  mit  Gewalt  weg- 
zunehmen,  mit  welchen  sie  dann  Tag  und  Nacht;  unter  grosser 
Lebensgefahr  wegen  der  umherstreifenden  Truppen,  bis  Subalka 
fuhren.  In  Belcz,  vier  Meilen  von  Skala,  trafen  sie  glücklicher- 
webe den  Schlossherrn,  den  sie  um  frische  Pferde  baten^  um 
die  früher  gewaltsam  requirierten  zurückzulassen.  Als  dieser 
erfuhr,  wer  die  Fremden  seien,  dass  sie  in  so  hohem  Auftrage, 
im  Interesse  des  Friedens  und  des  Königreichs  Polen  reisten, 
lud  er  sie  zum  Frühstück  ein,  und  Hess  sie  dann  mit  seinen 
eigenen  Pferden  nach  Skala  bringen. 

Als  sie  hier  um  Mitternacht  eintrafen,  ward  ihnen  der  Ein- 
lass  in  die  Stadt  verweigert,  weil  man  sie  für  Anhänger  Rakoczy's 
hielt  Endlich  kamen  zwei  aus  dem  Schlosse  geschickte  Beamte, 
vor  welchen  sie  sich  durch  Vorweisung  ihrer  Reisepässe  als 
Gesandte  Kaiser  Ferdinands  III.  an  den  Hetman  Chmielnicki 
legitimierten.  Nun  wurden  sie  in  die  Stadt  und  das  Schloss 
geftihrt,  wo  sie  von  Kälte  so  erstarrt  ankamen,  dass  sie  kaum 
mehr  sprechen  konnten.  Doch  ward  ihnen  hier  aus  Rücksicht 
auf  die  Leute  des  Schlossherrn  von  Belcz  freundliche  und  vor- 
sorgliche Aufnahme  zu  Theil.  Aber  wegen  der  drohenden  Ge- 
fahr von  Seiten  der  plündernd  und  mordend  herumstreifen- 
den Truppen  Rakoczy's,  erhielten  sie  nur  mit  grosser  Mühe 
und  für  übermässige  Preise  Wagen  und  Pferde  zur  Weiter- 
reise. Bereits  war  das  von  der  kaiserlichen  Hofkammer  er- 
haltene Reisegeld  erschöpft,  und  man  lebte  von  hundert  Du- 
caten,  welche  Marianovich  persönlich  vom  Hause  mitgenommen 
hatte.  So  gelangten  sie  von  Skala,  unter  fortwährender  starker 
Bedeckung  von  zwanzig  bis  dreihundert  Mann  und  darüber, 
nach  siebentägiger  Reise  am  (12.)  22.  Februar  nach  dem  Schlosse 
Dubna.  Hier  fanden  sie  bei  der  Witwe  eines  Fürsten  Domi- 
nicus   freundlichere   Aufnahme    als    sonst   irgendwo   in  Polen. 


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396 

Dieselbe  stellte  ihnen  auch  Pferde  und  Wagen  bis  Enin, 
Teipkur,  Rakusna  und  Eusczia  zur  Verfugung.  Da  sie  sich 
hier  mit  Proviant  für  mehrere  Tage  versehen  mussten,  sahen 
sie  sich  genöthigt,  von  den  Armeniern  dieses  Ortes  tausend 
Gulden  zu  entlehnen. 

Auf  der  Weiterreise  durch  diese  verlassenen  G^enden, 
wo  weit  und  breit  nichts  als  menschliche  Leichname  und  Ge- 
beine zu  erblicken,  und  die  Reisenden  den  grössten  Entbeh- 
rungen ausgesetzt  waren^  mussten  sie  einmal,  zusammen  zwei- 
hundertundfiinf  Personen,  zwischen  Kerstus  und  Brussilova  bei 
der  grössten  Kälte  im  Freien  unter  einem  Baume  übernachten, 
bei  einem  angezündeten  Feuer  von  der  Bedeckung  bewacht. 
In  zwei  Tagen  gelangten  sie  von  hier  nach  Bialacerkiev,  einer 
Hauptstadt  von  Russland.  Hier  mussten  sie  sich  neuerdings 
tausend  Gulden  borgen,  was  sich  auch,  nachdem  sie  am  25.  Fe- 
bruar Zenika  passirt  hatten,  in  Korsun  wiederholte.  In  Szo- 
bota,  wohin  sie  dann  nach  mehrtägiger  Reise  gelangten,  er- 
fuhren sie  zuerst)  dass  Chmielnicki  noch  lebe. 

Endlich  am  1.  März,  nach  einer  vierundvierzigtägigen  Reise 
voll  Gefahren,  Leiden  und  Strapazen,  wie  nicht  leicht  je  eine 
kaiserliche  Gesandtschaft  zu  überstehen  hatte,  erreichten  sie 
ihr  Reiseziel,  Czehrin  (Cherlin),  die  Residenz  des  Kosaken- 
hetmans  Chmielnicki,  wo  ihnen  auf  Befehl  seines  Kanzlers 
Wiovski  in  einer  kleinen  Herberge  eine  Unterkunft  angewiesen 
wurde.  Am  zweiten  Tage  darauf  kam  der  genannte  Kanzler 
selbst  mit  einigen  Räthen,  sie  hier  zu  begrüssen,  und  Erz- 
bischof Parchevich  übergab  demselben  sein  Beglaubigungs- 
schreiben als  kaiserlicher  Gesandter. 

Chmielnicki  befand  sich  eben  in  dem  eine  Meile  entfernten 
Szobota,  wohin  ihm  der  Kanzler  die  Ankunft  des  Gesandten 
meldete,  der  dann  auch  am  sechsten  Tage  dorthin  zur  Audienz 
berufen  wurde.  Als  er  mit  seinen  Begleitern  dahin  fuhr,  kam 
ihnen  ein  Häuptling,  Namens  Kapuszta  mit  dreihundert  Kosaken 
entgegen  und  geleitete  sie  zur  Burg  des  Hetmans.  Dort  führte 
man  sie  zuerst  in  das  gewärmte  Zimmer  eines  Hauses,  wo  zwei 
Räthe  im  Namen  ihres  Herrn  sie  nochmals  begrüssten.  Dann 
fuhr  Parchevich  mit  seinem  Gefolge  auf  einem  mit  persischen 
Teppichen  geschmückten  Wagen  nach  dem  Schlosse,  wo  Sklo- 
petaren  Spalier  bildeten,  und  der  Kanzler  sie  zu  Chmielnicki 
führte.  Dieser,  durch  Krankheit  ans  Bett  gefesselt,  empfing  die 


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397 

Gesandtschaft  liegend.  Parchevich,  selbst  seit  längerer  Zeit 
leidend^  begrüsste  den  kranken  Hetman  mit  einer  kurzen 
Anrede  im  Namen  seines  Herrn,  des  römischen  Kaisers  Fer- 
dinand in.,  ,deB  obersten  Fürsten  aller  Fürsten  der  ganzen 
Christenheit  vom  Aufgang  der  Sonne  bis  zum  Niedergang';  er 
hoffe,  dass  Gott,  der  die  Herzen  hervorragender  Männer,  wenn 
sie  auch  getrennt  seien,  zuletzt  doch  zur  Vermehrung  seiner 
Ehre  unlösbar  vereinige,  im  Uebermasse  seiner  Gnade  und 
Milde  bewirken  werde,  dass  der  Hetman  den  gnädigen  Gruss 
des  Kaisers  in  seinem  Herzen  festen  Grund  fassen  lassen 
werde;  so  überbringe  er  dem  Hetman  und  den  Käthen  dieses 
ruhmvollen  Kriegerstaates  den  Gruss  des  Kaisers  und  eröffne 
ihnen  dessen  Vorschlag  zu  reiflicher  Erwägung.  *  Damit  über- 
reichte er  seine  Creditive  und  weiteren  Schriften.  Chmielnicki 
küsste  die  kaiserlichen  Briefe  und  nahm  das  Schreiben  ,Seiner 
geheiligten  Majestät,  des  ersten  Herrschers  der  Erde,  dessen 
Füsse  er  (wie  er  sagte)  nicht  würdig  sei  zu  waschen,  ge- 
schweige zu  küssen',  ehrfurchtsvoll  entgegen.  Hierauf  folgte 
ein  glänzendes  Mahl,  bei  welchem  der  Hetman  mit  den  Ge- 
sandten in  freundlichem  Gespräch  zu  Tische  sass  und  das 
Wohl  des  Kaisers  und  aller  Prinzen  seines  erlauchten  Hauses 
ausbrachte,  worin  alle  Anwesenden  freudig  einstimmten. 

Nach  dem  Gastmahle  in  ihre  Herberge  s^urückgeleitet, 
trafen  sie  die  Gesandten  mehrerer  anderer  Mächte,  nämlich 
je  zwei  von  Schweden,  von  Rakoczy,  vom  Sultan  und  von  den 
Tartaren,  je  drei  von  der  Moldau  und  von  der  Walachei.  Ein 
Gesandter  der  Königin  von  Polen,  welcher  bei  Parchevichs 
Ankunft  abgereist  war,  erschien  wieder  mit  einem  Gesandten 
des  Königs  von  Polen.  Gewiss  war  unter  diesem  zahlreichen 
diplomatischen  Corps  am  Hoflager  des  Kosakenhetmans  und 
bei  den  verschiedenen  Bestrebungen,  welche  dessen  einzelne 
Mitglieder  geltend  zu  machen  suchten,  die  Aufgabe  des  kaiser- 
lichen Gesandten  keine  ganz  leichte.  Die  Erledigung  derselben 
erfuhr  daher  auch  eine  längere  Verzögerung.  Da  Parchevich 
krank  war,  verhandelte  inzwischen  Marianovich  wiederholt  mit 
dem  Kanzler  und  dem  Hetman  selbst.  Beide  erklärten,  ohne 
die  Zustimmung  der  Räthe  und  der  Befehlshaber,  keine  be- 
stimmte und  endgiltigc  Antwort  geben  zu  können.  Chmielnicki 


»  Beu.  xxxvm. 


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398 

selbst  unterhandelte  mit  den  letzteren  eine  ganze  Woche  hin- 
durch sowohl  über  diese  politische  Angel^enheit,  als  auch  zu- 
gleich über  die  Wahl  seines  sechszehnjährigen  Sohnes  Georg 
zu  seinem  Nachfolger.  Wirklich  wurde  dieser  gewählt  und  von 
allen  anerkannt,  welches  Ereigniss  durch  ein  dreitägiges  Fest 
mit  Musik  und  Kanonensalven  gefeiert  wurde. 

Als  diese  Festlichkeiten  vorüber  und  die  übrigen  Ge- 
sandten bereits  abgefertigt  waren,  bat  Marianovich  den  Kanzler, 
nun  auch  die  kaiserliche  Gesandtschaft  mit  einem  günstigen 
Beschlüsse  zu  entlassen.  Zwei  Tage  darauf  empfieng  ihn  der 
Hetman.  Derselbe  entschuldigte  sich  zunächst,  dass  er  sie  so 
lange  aufgehalten  habe  und  theilte  ihm  darauf  den  g^fassten 
Beschluss  folgenden  Inhaltes  mit:  ,Sie  hätten  Seine  Majestät 
zum  Vermittler  und  Schiedsrichter  in  den  bestehenden  Streitig- 
keiten erwählt,  die  er  durch  seinen  Schiedsspruch  beendigen 
möge,  damit  nicht  weiter  Christenblut  vergossen  werde;  sie 
wollten  sich  seinem  Spruche  fügen;  und  gegen  denjenigen  Theil, 
der  denselben  nicht  anerkennen  wolle,  möge  Seine  Majestät 
im  Vereine  mit  dem  angegriffenen  Theile  strafend  einschreiten. 
In  Zukunft  wollten  sie  Seiner  Majestät  und  dem  österreichischen 
Hause  treu  dienen,  dessen  Freunde  und  Feinde  als  die  ihrigen 
betrachten  und  nöthigenfalls  gegen  Jedermann  einen  Zuzug 
von  ein-  bis  zweihunderttausend  Mann  leisten.  Durch  einen 
besonderen  Gesandten  würden  sie  Seine  Majestät  des  Näheren 
unterrichten.  Die  vierzigtausend  Kosaken,  welche  dem  Rakoczy 
zu  Hilfe  geschickt  worden  seien,  würden  sie  sofort  brieflich 
abberufend 

Diese  kehrten  auch  in  der  That  nach  Empfang  des 
Befehls  alsbald  zurück  mit  reicher  Beute  und  grossen  Schätzen 
beladen.  ^ 

Dass  inzwischen  Kaiser  Ferdinand  am  2.  April  1657  zu 
Wien  gestorben  war,  war  in  der  Ukraine  noch  nicht  bekannt  ge- 
worden, und  so  schrieb  Chmielnicki  noch  am  18.  April  1657  von 
Czehriu  (Czyhynjn)  aus  an  denselben:  ,Mit  dem  Bestreben  Seiner 
Majestät,  den  Frieden  auf  dem  ganzen  christlichen  Erdkreis 
wieder  herzustellen,  und  dafür  alle  Kraft  und  Autorität  aufzu- 
bieten, sei  er  vollkommen  einverstanden.  Gleichzeitig  bezeuge 
er,    dass   es   der  kaiserliche  Gesandte  Peter  Parchevich  weder 


I  Beü.  XLIX. 


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399 

an  Klugheit  und  Eifer,  noch  an  Befähigung  und  Verschwiegenheit 
habe  fehlen  lassen,  so  dass  er  demselben  in  Dankbarkeit  ver- 
bunden bleibe  und  ihm  noch  jetzt  sein  ganzes  Wohlwollen  und 
Vertrauen  schenke.  Er  gelobe,  wenn  nur  sein  Haus  in  keiner 
Weise  darunter  Schaden  leide,  fortan  nur  den  Rath  des  Kaisers 
befolgen,  nur  mit  seiner  Vermittlung  zufrieden  sein  zu  wollen. 
In  der  Ueberzeugung,  dass  der  Gesandte  alles  treu  ausein- 
andersetzen und  seine  Ergebenheit  und  Treue  bezeugen  werde, 
vertraue  er  demselben  alles  Uebrige,  was  in  diesem  Schreiben 
nicht  enthalten  sei,  mündlich  an^* 

Dieses  Antwortschreiben  ward  am  28.  April  durch  den 
Kanzler  des  Hetmans  unter  artigen  Abschiedsworten  an  Par- 
chevich  in  seine  Herberge  überbracht.  ^  Da  der  Erzbischof 
durch  andauernde  Krankheit  verhindert  war,  sich  persönlich 
beim  Hetman  zu  verabschieden,  musste  Marianovich  in  dessen 
und  seinem  eigenen  Namen  es  thun.  Bevor  derselbe  von 
Chmielnicki  entlassen  wurde,  Hess  dieser  seinen  (bereits  als 
Nachfolger  proclamierten)  Sohn  Georg  zu  sich  rufen,  und  legte 
ihm  in  Marianovichs  Gegenwart  ans  Herz,  den  Kaiser  künftighin 
als  seinen  Beschützer  und  Vermittler  anzusehen  und  ihm  zu 
dienen,  da  er  ihm  in  jeder  Noth  beistehen  werde.  Vater  und 
Sohn  reichten  dem  Secretär  unter  Thränen  die  Hand  und 
wünschten  ihm  Segen  auf  die  Reise. 

Noch  am  selben  Tage  (28.  April)  um  4  Uhr  Nachmittags 
verliess  Parchevich  mit  seiner  Begleitung  nach  fast  zweimonat- 
lichem Aufenthalte  Czehrin.  Verhältnissmässig  gering  waren  die 
Auslagen  gewesen,  welche  die  Gesandtschaft  während  dieser 
Zeit  hier  zu  bestreiten  gehabt  hatte.  Die  zwölf  Käthe  des 
Hetmans  waren  von  ihr  zwanzigmal  reichlich  bewirthet  worden, 
was  jedesmal  nur  fünf  Gulden  zehn  Kreuzer  Alles  in  Allem  ge- 
kostet hatte.  Für  die  Bewirthung  der  sechsundzwanzig  Kriegs- 
hauptleute der  Kosaken,  welche  wiederholt  einzeln  bei  ihr  vor- 
sprachen, waren  hundertsechzig  Gulden  verausgabt  worden. 
Den  beiden  Ehrenwächtern,  die  ihr  während  der  ganzen  Zeit 
beigegeben  waren,  gab  man  fünfundvierzig  Gulden.  Unver- 
hältnissmässig  grosse  Kosten  hatte  hingegen  eine  eigen thüm- 
liche  Landessitte  verursacht.     Es  war  nämlich  in  der  Ukraine 


J  Beil.  XXXTX. 
«  Beil.  XLIX. 


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400 

allgemeiner  Gebrauch^  zu  Ostero  sich  gegenseitig  mit  roth- 
gefiärbten  £iern  zu  beschenken;  jedem  Besucher  musste  ein 
solches  gegeben  werden^  oder  der  Besuchte  ward,  ohne  Rück- 
sicht auf  die  Stellung  seiner  Person,  mit  Roth  beworfen.  Da 
nun  1657  das  (griechische)  Osterfest  auf  den  (26.  März)  5.  April 
fiel,  war  auch  Parchevich  genöthigt,  viele  rothe  Ostereier 
auszutheileU;  um  so  mehr,  als  sehr  Viele,  darunter  selbst  die 
Familie  Chmielnicki's,  ihn  besuchten,  um  solche  zu  erhalten. 
Diess  verursachte  ihm  eine  Ausgabe  von  hundert  Gulden. 

Mit  dem  Gefühl  eines  besseren  Erfolges,  als  irgend  eine 
seiner  früheren  Gesandtschaften  gehabt  hatte,  konnte  Parche- 
vich seine  Rückkehr  antreten,  und  noch  am  ersten  Tage  er- 
reichte er  mit  den  Gesandten  des  Königs  und  der  Königin 
von  Polen  Kapitanka.  ^  Allein  die  letzteren  eilten  aus  Furcht 
vor  den  Kosaken  Tag  und  Nacht  vorwärts,  so  dass  auf  ihrer 
so  schnellen  Fahrt  acht  Pferde  zu  Grunde  giengen,  während 
Parchevich  durch  seine  Kränklichkeit  .und  Schwäche  genöthigt 
war,  langsamer  zu  reisen.  So  konnte  man  den  weiteren  Weg 
nicht  zusammen  machen.  Am  11.  Mai  kam  Parchevich  nach 
Brussilova,^  stets  von  einer  Bedeckung  begleitet,  deren  Stärke 
von  zwanzig  bis  hundert  Mann  wechselte,  und  für  welche 
täglich  vier  bis  fünfundvierzig  Gulden  gezahlt  werden  mussten, 
eine  Bezahlung,  die  nicht  immer  in  gleichem  Verhältniss  zur 
Zahl  der  Mannschaft  stand.  Trotzdem  wären  sie  am  9.  Mai  bei 
Bialacerkiev  beinahe  von  kosakischen  Truppen  ermordet  worden; 
dieselben  drohten  mit  gezückten  Schwertern,  ihnen  die  Köpfe 
abzuschlagen,  und  diese  dem  Kaiser  von  Constantinopel,  Mo- 
hamed  IV.,  zu  senden.  ^  Es  blieb  den  Bedrohten  nichts  anderes 
übrig,  als  sich  mittelst  eines  grossen  Lösegeldes  freizukaufen, 
über  welches  jedoch  weder  Parchevich  noch  Marianovich  in 
ihren  Rechnungen  Genaueres  anführen. 


1  Für  diese  Strecke,  welche  die  Gesandtschaft  jetzt  in  einigen  Standen 
zurücklegte,  hatte  sie  auf  der  Hinreise  mehr  als  einen  Tag  gebraucht. 
Die  Verschiedenheit  der  Pferde,  der  Strassenbeschaffenheit  nnd  der 
Tageslfinge  erklären  wohl  hinlfinglich  diesen  grossen  Unterschied. 

>  Vermathlich  war  ParcheTichs  Gesundheitszustand  die  Ursache,  dass  auf 
der  Rückreise  vierzehn,  auf  der  Hinreise  nur  neun  Tage  für  den  Weg 
von  Czehrin  bis  BrussUova  gebraucht  wurden. 

>  BeiL  LH. 


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401 

In  Brussilova  wurden  die  Reisenden  von  zweihundert 
Eosakea  eingeholt;  welche  unter  Vorweisung  eines  Befehls 
ihres  Herrn,  laut  welchem  sie  auch  den  polnischen  Gesandten 
verhaften  sollten,  dieselben  gefangen  nahmen  und  nach  dem 
etwa  zwölf  Meilen  entfernten  Fastovia  zurückschleppten.  Schon 
bei  ihrer  Ankunft  daselbst  von  den  Bewohnern  schwer  miss- 
handelt, wurden  die  kaiserlichen  Abgesandten  drei  Tage  in 
einem  schmutzigen  und  kalten  Hause  in  Haft  gehalten  und 
angewiesen,  weitere  Befehle  des  Hetmans  zu  erwarten.  Nach 
der  freundlichen  Aufnahme  und  Behandlung,  die  ihnen  von 
Seite  Chmielnicki's  zu  Theil  geworden  war,  musste  sie  ein 
solches  Verfahren  um  so  mehr  überraschen.  Am  dritten  Tage 
ward  es  Marianovich,  da  der  Erzbischof  gleichsam  als  Bürge 
zurückblieb,  erlaubt,  nach  Bialacerkiev  zu  dem  Häuptling  zu 
reisen,  der  den  Befehl  zu  ihrer  Verhaftung  empfangen  hatte, 
um  von  ihm  die  Ursache  dieses  Vorgehens  zu  erfahren.^  Die 
Nachricht,  dass  Parchevichs  Krankheit  sich  bedenklich  ver- 
schlimmert habe,  und  die  Besorgniss,  dass  in  Folge  dessen 
die  Gesandtschaftsacten  in  unrechte  Hände  gelangen  könnten, 
nöthigten  Marianovich,  schleunigst  zurückzukehren.  Als  er  aber 
den  firzbischof  wohler  antraf,  begab  er  sich  nach  abermals  drei 
Tagen,  Tag  und  Nacht  reisend,  nach  Kiew  zu  des  Hetmans 
Kanzler,  Wiovski,  der  sich  ebendort  bei  einer  Hochzeit  befand. 
Von  Marianovich  um  die  Ursache  ihrer  Verhaftung  gefragt, 
war  der  Kanzler  sehr  erstaunt  und  erklärte  dieselbe  für  ein 
Missverständniss,  denn  der  Hetman  habe  die  Gesandten  des 
polnischen  Königspaares  verhaften  lassen  wollen,  weil  ihm  be- 
richtet worden  sei,  dass  in  Kiew  polnische  Soldaten  Kosaken 
ermordet  hätten,  und  dass  der  König  durch  einen  Gesandten 
die  Tartaren  gegen  die  Kosaken  habe  aufwiegeln  lassen.  Der 
Kanzler  gab  der  argwöhnisch  und  misstrauisch  gewordenen 
Gesandtschaft  sofort  die  Freiheit,  sowie  eine  Begleitung  von 
Commissären  und  Soldaten,  welche  sie  bei  der  weiteren  ge- 
fahrlichen Reise  beschützen  sollten. 

Kaiser  Ferdinand  hatte  am  10.  März  Parchevichs  Bericht 
vom  8.  Februar  erhalten,^  war  aber  wenige  Wochen  darauf 
nach   längerer   Kränklichkeit   am   2.  April  1657   plötzlich   ge- 


1  Beil.  XLIX. 

2  S.  Bescript  des  Kaisers  Leopold,  Beil.  XLII. 


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402 

storben.  Kaum  hatte  sich  die  durch  diesen  Todesfall  veranlasste 
Bestürzung  einigermassen  gelegt  so  Hess  Ferdinands  III.  jugend- 
licher Nachfolger,  ^  Kaiser  Leopold,  am  19.  Mai  ganz  im  Sinne 
seines  Vaters  dem  Parchevich  neue  Vollmachten  und  Instruc- 
tionen zur  Fortsetzung  der  Gesandtschaft  zustellen,^  mit  dem 
Wunsche,  weitere  Berichte  von  ihm  zu  erhalten.  ^  Diese  neuen 
Creditive  gelangten  in  Parchevichs  Hände,  als  derselbe  auf  der 
Rückreise  sich  bereits  in  Lemberg  befand.  Da  er  nun  bei 
seiner  Kränklichkeit  die  Reise  zu  Bogdan  Chmielnicki  nicht 
nochmals  zurücklegen  konnte,  überschickte  er  diesem  Ab- 
schriften jener  kaiserlichen  Schreiben  mit  einem  Briefe,  von 
dem  er  anderseits  am  1.  December  1657  eine  Copie  an  Kaiser 
Leopold  einsandte. 

Parchevich  und  seine  Begleitung  waren  nämlich,  nachdem 
sie  durch  den  Kanzler  Wiovski  in  Freiheit  gesetzt  worden  waren, 
von  Fastovia  nach  Brussilova  (wo  sie  früher  die  Kosaken  ver- 
haftet hatten)  zurückgekehrt.  Von  dort  aus  waren  sie  wieder 
ftinfundsechzig  Meilen  weit  durch  verödete  Gegenden  gereist, 
wo  menschliche  Leichname  und  Gebeine  die  frühere  Anwesen- 
heit der  Tartaren  kennzeichneten.  Den  Fluss  Sutla  mussten 
sie,  da  Rakoczy's  Truppen  alle  Fähren  weggenommen  und  zer- 
stört hatten,  auf  Flössen  übersetzen,  zu  deren  Anfertigung  ihnen 
die  Bewohner  der  G^end  behilflich  waren,  was  trotzdem  einen 
ganzen  Tag  Aufenthalt  verursachte.  Nach  weiteren  zwei  Tagen 
kamen  sie  glücklich  wieder  nach  Dubna,  wo  der  Erzbischof 
sich  einige  Zeit  (acht  bis  zehn  Tage)  ausruhen  musste.  Un- 
geachtet der  abermaligen  gastfreundlichen  Aufnahme  von  Seite 
der  Fürstin,^  war  Parchevich  wegen  Mangels  an  guten  Aerzten 
doch  gezwungen,  seine  Abreise  nach  Lemberg  zu  beschleunigen, 
wo  er  endlich  am  11.  Juni  schwer  krank  ankam.  Hier  begab 
er  sich  in  ein  Dominikanerkloster,  wo  ihm  ärztliche  Pflege  zu 
Theil  wurde.  Marianovich  blieb  noch  neun  Tage  bei  ihm  und 
reiste  dann,  nachdem  er  vom  polnischen  General  Potocki  einen 
Reisepass  erhalten  hatte,  anstatt  des  erkrankten  Gesandten,  am 
20.  Juni  zum  Könige  von  Polen. 


*  Leopold  war  g^eboren  9.   Juni  1640,  also   bei  seines  Vaters  Tode  noch 

nicht  ganz  siebenzehn  Jahre  alt. 
2  BeÜ.  XL,  XLI,  XLII,  XLIIL 
»  Beil.  XLII. 
«  Vgl.  oben  p.  395,  396. 


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403 

Mittlerweile  war  die  Nachricht  nach  Wien  gekomn^en, 
dass  Bogdan  Chmielnicki  gestorben  und  sein  Sohn  Georg  ihm 
als  Hetman  gefolgt  sei.  ^  In  Folge  dessen  fertigte  Kaiser  Leopold 
abermals  am  4.  Juni  1657  Creditive,  Vollmachten  und  Instruc- 
tionen für  Parchevich  als  Gesandten  beim  jungen  Chmielnicki 
aus,  2  von  denen  sich  jedoch  nicht  sagen  lässt,  ob  sie  über- 
haupt jemals  und  wann  sie  an  Parchevich  gelangt  sind.  Diess 
ist  übrigens  keinesfalls  von  Bedeutung  gewesen,  da  die  Lage 
Polens  in  Folge  der  damaligen  Entwickelung  der  politischen 
Verhältnisse  und  Ereignisse,  wie  der  Niederlagen  Rakoczy's 
und  des  Ausbruches  des  dänisch-schwedischen  Krieges  sich  be- 
deutend besser  gestaltete. 

Sobald  sein  Gesundheitszustand  es  gestattete,  schrieb 
Parchevich  an  den  Kaiser  Leopold  (30.  Juni  1657):  Ohne  seine 
Schuld  sei  er  seit  dem  8.  Februar  nicht  in  der  Lage  gewesen, 
einen  weiteren  Gesandtschaftsbericht  einzusenden;  seitdem  er 
zuerst  polnisches  Gebiet  betreten  habe,  sei  er,  durch  die  Streif- 
züge der  Ungarn,  Kosaken,  Moskowiter  und  Walachen  ge- 
fährdet und  persönlich  wiederholt  Lebensgefahren  ausgesetzt, 
ausser  Stande  gewesen,  einen  Brief  abzusenden;  nur  dem  Bei- 
stande Gottes  danke  er  es,  dass  er  glücklich  in  der  Ukraine 
angekommen;  was  er  dort  erduldet,  werde  Marianovich,  der 
Gefahrte  seiner  Leiden,  dem  Kaiser  berichten;  dort  aber,  wo  er 
gegen  seinen  Willen  durch  drei  Monate  ^  aufgehalten  worden, 
habe  es  vollends  ausser  dem  Bereiche  der  Möglichkeit  gelegen, 
einen  Bericht  abgehen  zu  lassen,  da  der  Hetman  zwar  seinen 
Worten  nach,  aber  nicht  in  Wirklichkeit  bereit  gewesen  sei, 
einen  solchen  zu  übersenden;  er  bitte  den  Kaiser,  den  Mit- 
theilungen seines  Secretärs  Marianovich  über  seine  Bemühungen 
im  Interesse  des  Kaisers  und  Polens  und  über  den  Erfolg 
seiner  Gesandtschaft  bei  jenem  wilden  und  siegesstolzen  Bären 


*  Da  Parchevich  in  seinem  Berichte  vom  8.  Februar  das  Gerücht  vom  Tode 
Bogdan  Chmielnicki's  erwähnt  hatte,  seither  aber  von  jenem  keine  weitere 
Nachricht  eingelaufen  war,  so  hatte  offenbar  die  Wahl  Georgs  zum  Nach- 
folger seines  Vaters  (s.  oben  p.  398)  Anlass  zu  diesem  neuen  Gerüchte 
gegeben,  das  jedoch  auch  diessmal  falsch  war,  denn  Bogdan  Chmielnicki 
starb  erst  am  16.  August  1657. 

2  Beil.  XLIV,  XLV,  XL  VI. 

*  Parchevich  irrt  sich,  wohl  in  Folge  seines  Leidens;  es  waren  nur  zwei 
Monate.  SchUmmer  irrt  sich  Marianovich,  p.  408,  Anm.  2. 

ArchiT.  ßd.  LH.  II.  Hilfte.  27 


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404 

vollen  Glauben  zu  schenken;  er  bedauere ,  in  Folge  seiner 
schweren  Krankheit  nicht  persönlich  dem  Kaiser  Bericht  erstatten 
zu  können  und  die  weitere  Ausführung  der  ihm  übertragenen 
Mission  bis  zur  Herstellung  seiner  Gesundheit  verschieben  zu 
müssen,  doch  zweifle  er  nicht,  dass  der  Kosakenhetman  nach 
Empfang  der  ihm  zugeschickten  Creditive  des  Kaisers,  seinem 
früheren  Versprechen  gemäss,  ein  Schreiben  mit  der  Zu- 
sicherung seiner  Anhänglichkeit  an  das  erlauchte  Haus  Oester- 
reich  einsenden  werde,  wozu  er  dem  Kaiser  alles  Glück 
wünsche.  ^ 

Marianovich  befand  sich  unterdessen  auf  der  Reise  zum 
König  Johann  Casimir  von  Polen.  Gleich  am  Tage  seiner  Ab- 
reise von  Lemberg  war  er  auf  ein  starkes  Heer  von  Tartaren 
gestossen,  welche  den  Polen  gegen  Rakoczj  zu  Hilfe  kamen.  ^ 
Nachdem  er  drei  Tage  und  zwei  Nächte  mit  diesem  gezogen 
war,  kam  er  unter  grossen  Mühsalen  nach  weiteren  zwölf 
Tagen  zum  Könige,  der  mit  seinem  deutschen  Heere  nicht 
weit  von  Krakau  stand.  Hierbei  hatte  er  für  die  nöthige  Be- 
deckung eine  Auslage  von  dreihundert  Gulden.  Vier  Tage 
verweilte  er  im  Lager  des  Königs,  bis  er  von  diesem  die  Ant- 
wort an  Kaiser  Leopold  erhielt.  Bei  dieser  Gelegenheit  scheint 
er  dem  Könige  ein  Gesuch  überreicht  zu  haben,  worin  er  den- 
selben bittet,  in  Berücksichtigung  seiner  auch  der  Krone  von 
Polen  geleisteten  nützlichen  Dienste  ihn  gnädig  zu  bedenken, 
da  auch  die  verstorbene  kaiserliche  Majestät  ihm  mündlich  ver- 
sprochen habe,  ihm  seinen  Gehalt  von  monatlich  fünfzig  Gulden 
vom  Tage  seiner  Abreise  (10.  Jänner)  an  um  weitere  fünfzig 
ungarische  Gulden,  auszahlbar  bei  der  ungarischen  Hof  kammer, 
zu  erhöhen  und  ihm  nach  Beendigung  seines  Gesandtschafts- 
dienstes einige  Güter  aus  dem  Fiscalvermögen  oder  aus  den 
Besitzungen  ausgestorbener  Geschlechter  anzuweisen.  ^  Von 
Krakau  aus  begab  sich  Marianovich,  um  der  Gefahr  eines  lieber- 
falls  durch  die  umherstreifenden  Truppen  zu  entgehen,  auf 
beträchtlichen  Umwegen  nach  Wien,  wo  er  den  Kaiser  zu  treffen 


»  Beil.  XLVn. 

2  Doch  war  diess  nnr  ein  Separatcorps  von  12.800  Mann,    hinter   welchem 
der  Tartarenchan  abgesondert  mit  150.000  Mann  zog,  Beil.  LI. 

3  8.  das  Schreiben  ohne  Ort  und  Datum,  Beil.  XLVIII. 


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405 

hoffte.^  Da  diese  Hoffnung  sich  jedoch  nicht  erfüllte,^  blieb 
er  (mit  sechs  Pferden  und  ebensoviel  Dienern)  nur  wenige  Tage 
in  Wien  in  einer  Herbei^e  und  reiste  alsbald  zum  Kaiser  nach 
Prag,  wo  er  am  5.  August  1657  mit  zwei  Dienern  eintraf.  In 
Prag  blieb  er  volle  drei  Monate  und  fasste,  vermuthlich  auf 
Grund  seiner  auf  der  Reise  geschriebenen  Notizen,  unter  den 
Augen  des  Kaisers  und  des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm 
seine  Relation  ab.  Er  erhielt  vom  Kaiser  den  Befehl,  seine 
Diener  und  Pferde  nicht  zu  entlassen,  weil  er  noch  einmal 
nach  Lemberg  zurückkehren  müsse,  um  den  Erzbischof  Par- 
chevich  abzuholen.  Im  November  unternahm  Marianovich  noch 
eine  Reise  nach  Wien  und  zurück,  zu  der  er  dreizehn  Tage 
brauchte,  und  blieb  dann  noch  sechs  Wochen,  also  etwa  bis 
gegen  Ende  December,  in  Prag. 

Nachdem  Parchevich  sich  einigermassen  erholt  hatte, 
sorgte  er  in  Lemberg  für  die  Regelung  seiner  Geldangelegen- 
heiten. Durch  Marianovich,  der  einige  Lemberger  Armenier  von 
Constantinopel  her  persönlich  kannte,  gelang  es  ihm,  die  früher 
an  verschiedenen  Orten  bei  andern  Armeniern  gemachten  An- 
lehen  in  eine  einzige  Schuldsumme  von  sechstausend  Gulden  zu 
vereinigen  und  am  3.  October  1657  nahm  er  von  den  ersteren 
noch  1536  Gulden  zur  Deckung  der  Ausgaben,  welche  ihm 
sein  Aufenthalt  in  Lemberg  und  seine  bevorstehende  Reise 
verursachten,  zu  leihen.  Parchevich  versprach  den  armenischen 
Kaufleuten,  das  Darlehen  möglichst  bald  zurückzuzahlen  und 
ihnen  bei  seinem  König  und  Herrn  ein  Privilegium  oder  sonst 
eine  Gnade  in  Handelsangelegenheiten  zu  erwirken.  Bürgschaft 
leisteten  der  Prior  des  Dominikanerklosters,  Felician  Fossa,  der 
apostolische  Provinzial  von  Russland,  Pater  Anton  Hara,  und  der 
Secretär  und  Arzt  des  Königs  von  Polen,  Martin  Ancheusky.^ 
Im   November    reiste    der    Erzbischof  endlich    nach  Prag    ab. 


1  Als  den  Tag  seiner  Ankunft  in  Wien  gibt  ein  Bericht  den  16.  Juli,  ein 
anderer  den  23.  Jnli  an.  Ueberhanpt  weichen  Marianovichs  Angaben  über 
die  Tage  und  über  die  Ortßentfernnngen  öfter  von  einander  ab,  wahr- 
scheinlich, weil  sie  nicht  sofort,  sondern  erst  nachträglich  ans  der  Er- 
innerung aufgezeichnet  wurden.  Auch  mag  die  Verschiedenheit  des  Ka- 
lenders und  der  üblichen  Wegmasse  ihn  bisweilen  verwirrt  haben. 

^  Leopold  war  am  16.  Juli  nach  Prag  abgereist  und  am  27.  Juli  dort  ein- 
getroffen.. 

9  Beü.  LVin. 

27* 


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406 

wohin  ihm  ein  Dominikaner  und  ein  Armenier  zur  Begleitung 
mitgegeben  wurden,  die  er  auf  der  ganzen  Reise  und  während 
seines  Aufenthaltes  in  Prag  und  Wien  verköstigen  musste. 

Am  25.  December  1657  befand  sich  Parchevich  bereits  in 
Wien,^  wo  er  sich  anfangs  in  einer  Herberge,  dann  in  einem 
ihm  vom  Hofinarschallamte  angewiesenen  Quartier  bis  auf 
Weiteres  aufhielt.^ 

Am  Ende  des  Jahres  1657  oder  im  Anfang  des  Jahres 
1658  reichte  Marianovich  zwei  Rechnungen  mit  detaillirter  An- 
gabe der  Reisekosten  bei  der  Hofkammer  ein,"*  welche  der 
genaueren  Untersuchung  allerdings  manche  schwache  Seite 
bieten,  und  deren  Begleichung  dem  Erzbischof  noch  Jahre  lang 
unangenehme  Schwierigkeiten  bereitete,  als  hässliches  Nachspiel 
zu  dieser  seiner  ehrenvollen  diplomatischen  Thätigkeit  mit  allen 
ihren  Aufopferungen,  Mühen,  Leiden  und  Gefahren. 


IV. 
Peter  Parcheyichs  Aufenthalt  in  Oesterreich. 

(1658—1668.) 


Verhandlungen  wegen  der  Kosten  der  G^sandtschaftBreise  su 

Chmielnioki. 

Es  ist  schwer  begreiflich,  wie  Erzbischof  Parchevich  es 
wagen  konnte,  mit  so  geringen  finanziellen  Mitteln  eine  so  weite 
und  beschwerliche  Reise  anzutreten.  Hatte  er  doch  von  den 
von  der  Hof  kammer  empfangenen  1500  Gulden  noch  in  Wien 
für  besondere  Einkäufe  von  Reiseausstattung,  Kleidung  und  Ge- 
schenken 1266  Gulden  ausgeben  müssen,  so  dass  ihm  kaum 
240  Gulden  als  Reisfeld  baar  übrig  blieben.  Einen  Charakter 
wie  Parchevich  konnte  diess  allerdings  nicht  abschrecken, 
aber    der  Erzbischof  war   auf  dem   finanziellen   Gebiete  doch 


^  Beil.  LIL 

2  Beil.  LIII,  LIV. 

«  Beil.  L,  LI. 


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407 

wohl  etwas  zu  unerfahren  und  arglos.  Bisher  hatte  er  seine 
grossen  Gesandtschaftsreisen  als  einfacher  Priester  gemacht^ 
während  er  diessmal  als  kaiserlicher  Gesandter  mit  einer 
grösseren  Begleitung  zu  reisen  hatte^  noch  dazu  durch  weite^ 
von  feindlichen  Heeren  verwüstete^  von  halbbarbarischen  Streif- 
corps ge&hrdete  Gegenden.  Bei  seiner  völligen  Selbstlosigkeit 
und  Uneigennützigkeit  hatte  er  wohl  kaum  eine  rechte  Vor- 
stellung von  der  nothwendigen  Controle  und  dem  nur  zu 
leicht  entstehenden  Misstrauen  Anderer  in  Bezug  auf  Geld- 
angelegenheiten. Jedenfalls  hatte  er  keine  Ahnung  von  den 
Unannehmlichkeiten^  welche  ihm  aus  seinem  Diensteifer  und 
seinem  kühnen  Entschlüsse  in  dieser  Hinsicht  erwachsen 
würden. 

Parchevich  selbst  hatte  kein  Vermögen.  Die  Besitzungen 
seiner  Familie  waren  in  den  Händen  der  Türken  und  sein 
Erzbisthum  Martianopolis  in  partibus  infidelium  brachte  keine 
Einkünfte.  Anders  stand  es  mit  seinem  Secretär  Marianovich; 
dieser  besass  ein  Haus  in  Wien  und  hatte  von  der  kaiser- 
lichen Regierung  für  seine  Stellung  als  Procurator  von  Bosnien 
und  türkischer  Dolmetsch  einen  festen  Gehalt  von  sechshundert 
Gulden  jährlich;  überhaupt  muss  er  wohlhabend  gewesen  sein, 
da  er  aus  seinem  eigenen  Vermögen  der  Gesandtschaft  einmal 
mit  hundert  Ducaten  *  und  ein  ander  Mal  mit  2800  Gulden 
aushelfen  konnte.  So  imeigennützig  wie  Parchevich  war  er 
freilich  nicht^  denn  die  Gelegenheit  seiner  Sendung  zum  König 
von  Polen,  bei  welcher  er  unabhängig  von  dem  in  Lemberg 
krank  zurückgebliebenen  Erzbischof  auftreten  konnte,  suchte 
er  sofort,  wie  oben  erzählt  wurde,  auch  in  seinem  eigenen  In- 
teresse auszubeuten.  Und  Parchevich  mag  bei  seiner  vielfachen 
Kränklichkeit  auf  der  Reise  oft  nicht  im  Stande  gewesen  sein, 
die  Rechnungsführung  seines  Secretärs  zu  überwachen.  So  wird 
es  erklärlich,  dass  in  den  Berechnungen  der  Reisekosten  sich 
Differenzen  fanden,  welche,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  höchst 
unangenehme  Erörterungen  veranlassten. 

Sämmtliche  Mittel,  mit  welchen  Parchevich  die  Kosten 
der  Gesandtschaft  decken  musste,  bestanden  in  Folgendem: 


1  Dass  der  Ausdruck  ,aureu8*  in  Beil.  XLIX  den  Ducaten  zu  3  fl.  be- 
deutet, ergibt  sich  aus  der  Specialrechnung,  Beil.  LI.  Vgl.  aucli  L.  Ernst: 
Florenus  monetae  Alemanae,  Wien  1874. 


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408 

von  der  Hof  kammer  erhalten  1000  Thaler  ....     1500  fl. 

von  den  Armeniern  unterwegs  entlehnt 7536  „ 

von  Marianovich  vorgestreckt  100  Ducaten  ....       300  „ 

desBgleichen 2800  „ 

Zusammen  .  12136  fl. 

Die  Gesammtkosten  der  Reise  betrugen: 
für  Reiseeinkäufe  in  Wien : 
Kleidung  und  Ausstattung     .       609  fl.  17  gr. 

Geschenke 420  „      5    „ 

Waflfen 100   „    14    „ 

in  Ungarn: 
drei  Wagen  und  Geschirr     .       135  „      5    „ 


1266  fl.     1  gr.     1266  fl.     1  gr. 

für  die  Hinreise  bis  Czehrin: 
Zehrung  (15  Personen  in  43 

Tagen)! 325  fl.     9  gr. 

Pferde  und  Kutscher    ...       774   „      7  „ 

Bedeckung  und  Pferde      .     .       786   „    10  „ 

Bedeckung  ohne  Pferde    .     .     1078   „   —  „ 

2964  fl.     6  gr.     2964  „     6    ^ 

für  den  Aufenthalt  in  Czehrin: 
in  59  Tagend 1021  fl.  19  gr.     1021   „    19    „ 

für  die  Rückreise  bis  Lemberg: 
Zehrung  3 562  fl.  18  gr. 


*  Die  Tageskosten  der  Zehrung-  wechselten  von  2  fl.  10  gr.  bis  11  fl.  4  gr., 
diejenigen  für  Wagen  und  Pferde  von  3  fl.  bis  100  fl.,  diejenigen  der 
militärischen  Bedeckung  von  7  fl.  bis  305  fl. ;  die  Stärke  der  Bedeckung 
(durch  etwa  25  Tage)  wechselte  von  20—300  Mann. 

2  Hierbei  ist  eingeschlossen  die  Summe  von  93  fl.  für  Aerzte  und  von 
450  fl.  als  Ankaufspreis  von  6  Pferden  zur  Rückreise.  —  Auffallender 
Weise  wird  in  der  grossen  Reiserechnung  (Beil.  LI.)  die  Dauer  des  Auf- 
enthaltes in  Czehrin  mit  drei  Monaten  und  fünf  Tagen  angegeben,  während 
derselbe  sich  doch  nur  vom  1.  März  bis  28.  April  erstreckte. 

3  Die  täglichen  Kosten,  einschliesslich  der  Erhaltung  der  für  die  Reise 
angekauften  Pferde,  wechseln  von  3  fl.  10  gr.  bis  14  fl.  10  gr.;  die- 
jenigen für  Bedeckung  von  5  fl.  bis  350  fl.;  die  Zahl  der  Bedeckung 
wechselte  von  20 — 250  Mann.  Während  ihres  fünfundvierzigtägigen 
Arrestes  in  Fastovia  betrugen  die  Zehrnngskosten  260  fl.  Der  durch 
Parchevichs  Krankheit  veranlasste  zehntägige  Aufenthalt  in  Duhna  ko- 
stete (einschliesslich  der  Aerzte)  120  fl. 


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409 

Bedeckung  « 1383  fl.  14  gr. 

Verschiedenes  (Arznei  für  Par- 

chevich  28  fl.,  an  die  sie  ar- 
retierenden Kosaken  333  fl., 

Uebei^ang  über  die  Sutla 

30  fl.) 391   ,   -    , 

2337  fl.  12  gr.    2337  fl.  12  gr. 
für  Marianovichs  Reise  nach 

Krakau 636  „   —    „         636  ^   —    ^ 

für  Parchevichs  Aufenthalt  in 

Lemberg     und     Rückkehr 

nach  Wien 1536  „   —    „      1536  „   —    „ 

für  Marianovichs  und  seiner 

Pferde  und  Diener  Kosten 

in  Wien  und  Prag  2  .     .     .     2800  „   —    ^      2800  ^   —    „ 

Zusammen  12561  fl.  18  gr. 

Im  Allgemeinen  wird  wohl  Niemand  die  hier  angegebenen 
Kosten  einer  so  weiten  und  beschwerlichen,  fast  fünf  Monate 
dauernden  Reise  eines  kaiserlichen  Gesandten  mit  seiner  Be- 
gleitung übertrieben  finden.  Die  Zehrungskosten  erscheinen 
wirklich  gering,  die  Transportkosten  massig  und  nur  die  Aus- 
lagen fUr  die  militärische  Bedeckung  sind  bedeutend.  Diese 
übersteigen  die  Summe  von  dreitausend  Gulden  und  betragen 
nach  Parchevichs  eigener  Berechnung  etwa  ein  Dritttheil  der 
Gesammtkosten.  Allein  die  Kriegslage  der  zu  durchreisenden 
Länder  machte  diese  Ausgabe  unumgänglich  nöthig  und  da 
ein  solches  Geleite  nicht  nach  einem  bestimmten  Tanf  zu 
haben  war,  so  musste  man  es  eben  dingen,  so  gut  man  konnte, 
wenn  man  überhaupt  das  beabsichtigte  Ziel  erreichen  wollte. 
Dagegen  erscheinen  andere  Angaben  und  Stellen  dieser 
Hauptrechnung  allerdings  befremdend.  So  zum  Beispiel  die 
darin  gelegentlich  vorkommende  Erwähnung,  dass  die  an  Chmiel- 
nicki  und  an  dessen  Familie  gemachten  Geschenke  einen  Werth 


1  Hier  sind  die  Kosten  der  von  Marianovich  behufs  Befreiung  der  arretierten 
Gesandtschaft  unternommenen  Reise  im  Betrage  von  660  fl.  mit  eingerechnet 

3  Diess  umfasst  einen  Zeitraum  von  fast  fünf  Monaten  (genau  vom  23.  Juli 
bis  25.  December),  sowie  die  Kosten  einer  Zwischenreise  Marianovichs 
von  Prag  nach  Wien  und  zurück  (vgl.  nachher).  Marianovich  gibt  zu- 
gleich an,  die  ganze  Summe  von  2800  fl.  aus  seinem  eigenen  Vermögen 
bestritten  zu  haben. 


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410 

von  gegen  dreitausend  Gulden  gehabt  hätten^  während  dieser 
der  Gesandtschaft  bei  ihrer  Abreise  ein  Reisegeschenk  von  nur 
siebenundzwanzig  Gulden  gemacht  habe.  Die  unrichtige  Zeit- 
angabe über  die  Dauer  des  Aufenthaltes  in  Czehrin  ist  schon 
bemerkt  worden.  Die  letzte  Ausgabenpost  von  2800  fl.  lässt 
sich  aber  mit  der  darüber  vorhandenen  Specialrechnung,  von 
welcher  gleich  weiter  die  Rede  sein  wird,  durchaus  nicht  in 
Einklang  bringen  und  ebensowenig  die  von  Marianovich  ge- 
zogene Hauptsumme  der  Ausgaben  von  12.640  fl.  10  gr.  mit 
der  Angabe  Parchevichs,  der  dieselbe  mit  10.334  fl.  beziffert.  ^ 
Dass  ausserdem  zwischen  Marianovichs  und  der  von  uns  oben 
berechneten  Summe  sich  eine  Differenz  von  78  fl.  12  gr.  ergibt, 
mag  auf  Rechnungsfehlern  beruhen,  die  aber  bei  einer  solchen 
Gelegenheit  nicht  vorkommen  sollten. 

Ausser   dieser  Hauptrechnung  hatte,    wie   oben    erwähnt, 
Marianovich    schon    vorher    eine    zweite    specielle    Rechnung 
über  die  Kosten  seiner  Reise  von  Wien  nach  Prag  im  Betrage 
von  1397  fl.  2  gr.2  eingereicht,  nämlich: 
für  seine  inzwischen  in  Wien  zurückbleibenden 

6  Pferde  (während  fast  6  Monaten)    .     .     .       468  fl.     2  gr. 
für  seine  daselbst  zurückbleibenden  6  Diener 

(während  der  gleichen  Zeit) 468  „    —    „ 

für  seine  Reise  nach  Prag  mit  2  Dienern .  .  58  „  —  „ 
filr  seinen  dreimonatlichen  Aufenthalt  in  Prag  234  „  —  „ 
für  seine  kurze  Reise  von  Prag  nach  Wien  und 

zurück,  und  für  den  darauffolgenden  weiteren 

sechswöchentlichen  Aufenthalt  in  Prag    .     .       147   „    —    „ 

Zusammen     .     1375  fl.     2  gr. 
Da  Marianovich  die  Kosten  mit  1397  fl.  2  gr.  angibt,  so 
stellt    sich   auch    hier   ein    Additionsfehler   von   22   fl.    heraus, 
üeberdiess  hatte  Marianovich  in  Prag,  noch  vor  Ankunft  Par- 
chevichs daselbst  bereits  150  fl.  erhalten.  ^ 

Nach  Vorlegung  dieser  beiden  Rechnungen  begannen  die 
Verhandlungen  wegen  der  Bezahlung  derselben,  die  schon  in 
Prag  vergeblich  gepflogen  worden  waren,  von  Neuem  in  Frank- 
furt am   Main,    wohin   Kaiser   Leopold    zu    seiner    Wahl    und 


»  Beil. 

LH. 

2  Beil. 

L. 

3  BeU. 

LIV. 

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411 

Krönung  als  Kaiser  sich  am  1.  Februar  1658  von  Prag  aus 
begeben  hatte. 

Zunächst  wandte  sich  Parchevich  mit  der  Bitte  an  den 
Kaiser,*  die  Bezahlung  seiner  bei  den  Armeniern  gemachten 
Anleihe  von  7536  Gulden  zu  veranlassen,  damit  die  Zinsen  nicht 
immer  mehr  anwüchsen  und  die  Dominikaner,  die  für  ihn  gut- 
gestanden, sich  nicht  länger  ängstigen  mögen.  Ausserdem  müsse 
er  den  Dominikanerpater  und  den  Armenier,  welche  ihn  be- 
gleiteten, fort  und  fort  verköstigen.  So  bitte  er  den  Kaiser, 
die  Ehre  seines  Gesandten  zu  retten,  damit  nicht  einem  solchen 
in  Zukunft  alle  Hilfe  vorenthalten  werde.  Sie  hätten  sich  von 
den  Kosaken  durch  Lösegeld  freikaufen  müssen.  Er  habe  dem 
Hetman  Chmielnicki  den  Kaiser  als  den  obersten  Herrscher 
aller  Herrscher  dargestellt  und  hoflfe,  dass  man  ihm  Verlegen- 
heiten ersparen  werde.  Nach  Bogdan  Chmielnicki's  Tode  ^  seien 
die  neuen  Schreiben  des  Kaisers  nach  der  Meldung  des  von 
Czehrin  zurückgekehrten  Couriers,  durch  den  er  Kaiser  Leopolds 
neue  Creditive  von  Lemberg  an  Bogdan  Chmielnicki  gesendet 
habe,  von  dem  Kanzler  und  Vormund  des  gegenwärtigen  Het- 
mans,  Georg  Chmielnicki,  empfangen  worden  und  würden  sorg- 
faltig aufbewahrt.  Schliesslich  bitte  er  Gott  um  Leopolds  baldige 
Kaiserkrönung. 

Der  Kaiser  ertheilte  wiederholt  den  Befehl,  des  Erzbischofs 
Schulden  bei  den  Armeniern  zu  bezahlen,  allein  die  Hof  kammer 
kam  dieser  Ordre  nicht  nach,  sondern  suchte  mit  Parchevich 
ein  Abkommen  zu  treffen.  Hierüber  beklagte  sich  dieser  beim 
Kaiser  in  einem  Briefe  vom  9.  März  1658.  ^  Er  wisse  nicht 
mehr,  wen  er  als  seinen  Herrn  ansehen  solle,  da  er  so  Viele 
regieren  sehe.  Die  Gesandtschaft  sei  ihm  vom  Kaiser,  nicht 
von  der  Kammer  aufgetragen  worden.  Er  erkenne  als  Gebieter 
nach  dem  Papste  nur  den  Kaiser  an,  nicht  den  Herrn  Putz, 
welcher  mit  ihm  wie  mit  einem  Krämer  feilsche.  Fortwährend 
werde  er  von  seinen  Gläubigern  bestürmt,  die  er  seit  so  vielen 
Monaten  mit  so  grossen  Kosten  erhalten  müsse,  so  dass  er  in 
der  Herberge  täglich  zwei  Ducaten  (=  6  Gulden)  zu  zahlen 
habe.     Er   selbst  besitze   keine  Mittel   und    keine  einträgliche 


»  BeU.  LH. 

2  Bogdan  Chmelnicki  war  am  (16.)  26.  August  1657  gestorben. 

3  Beil.  LIII. 


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412 

Pfründe,  wovon  er  diess  bestreiten  könne.  Für  seine  Person 
beanspruche  er  ja  ohnehin  nichts.  Nach  dem  Wunsche  des 
Kaisers  habe  er  sich  in  Wien  durch  einen  Courier  ein  Quartier 
bestellen  lassen  wollen,  allein  man  begegne  ihm  und  den  kaiser- 
lichen Befehlen  mit  Missachtung  und  Spott. 

Dagegen  reichte  die  Hofkammer  einen  eingehenden  Be- 
richt an  den  Kaiser  ein,  ^  welcher  die  Sache  so  darstellt,  als 
habe  Parchevich  sich  selbst  sehr  dringend  für  diese  Sendung 
angeboten  und  als  wäre  ihm  diese  nur  desshalb  übertragen 
worden,  weil  er  die  Sprache  der  Kosaken  gekannt,  ^  und 
weil  ihn  diese  Reise  ohnehin  nicht  weit  von  seinem  Wege 
nach  Bulgarien  abgezogen  habe.  ^  Die  Forderung  des  Par- 
chevich belaufe  sich  auf  10.334  Gulden,  wovon  die  ihm 
vorher  in  Wien  gegebene  Summe  von  1500  Gulden  abzu- 
rechnen sei.  Von  den  verbleibenden  8834  Gulden  seien  noch 
150  Gulden  in  Abrechnung  zu  bringen,  welche  Marianovich 
zu  Prag  noch  vor  Parchevichs  Ankunft  erhalten  habe;  somit 
betrage  der  Rest  8684  Gulden.  Auf  den  Wunsch  Seiner  Ma- 
jestät, dass  ein  Uebereinkommen  getroflfen  werde,  habe  man  mit 
Marianovich  verhandelt,  und  zwar  unter  Zuziehung  des  unga- 
rischen Kanzlers.^  Dieser  habe,  wie  Seiner  Majestät  bekannt 
sei,  die  Schuld  von  6000  Gulden  an  die  Armenier  als  nicht  ge- 
nügend ,liquidu't^  beanstandet  und  beantragt,  bloss  500  Ducaten 
(=  1500  Gulden)  und  auch  diese  nur  für  den*  Fall  auszuzahlen, 
dass  Seine  Majestät  den  Erzbischof  Parchevich  nicht  weiter  zu 
einer  Mission  zu  verwenden  gedenke.  In  Prag  sei  vor  der  Ab- 
reise Seiner  Majestät  ein  endgiltiger  Beschluss  hierüber  nicht 
gefasst  worden.  Einstweilen  habe  man  dem  Parchevich  zur  Rück- 
reise nach  Wien  200  Gulden  gegeben  und  auf  Befehl  des  Kaisers 
einen  Ausgleich  mit  ihm  zu  erzielen  versucht.  Die  Anweisung 
eines  Quartiers  für  denselben  sei  seither  bereits  erfolgt.  Ueber 
die  Bezahlung   der  Gläubiger   habe   man   neuerdings    mit  dem 

»  Beil.  LIV. 

2  Man  sollte  glaubeu,  dass  die  damals  gewiss  nicht  häufige  Kenntniss  der 
kosakischen  Sprache  den  Werth  und  die  Belohnung  Parchevichs  nur  habe 
erhöhen  können. 

3  Der  Bericht  nennt  am  Schlüsse  die  Gesandtschaftsreise  des  Parchevich 
nach  Polen  und  in  die  Ukraine  —  sei  es  aus  Mangel  an  geographischen 
Kenntnissen,  sei  es  zur  Rechtfertigung  der  beabsichtigten  Zahlungsabzüge 
—  ,des  Erczbischoff  Martianopolianischer  Raisz  in  die  Wallachey*  (!). 

*  Georg  II.  Szelepcs^nyi  damals  Erzbischof  von  Kalocsa. 


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413 

ungarischen  Kanzler  verhandelt  und  von  diesem  die  Antwort 
erhalten:  er  habe  schon  in  Prag  gerathen^  sich  mit  einem  billigen 
Ausgleich  zufrieden  zu  geben,  womit  auch  Parchevich,  nicht  aber 
Marianovich  einverstanden  gewesen;  sein  Gutachten  gehe  von 
Neuem  dahin,  dass  man  Parchevich  und  Marianovich  zusammen 
mit  1000  Ducaten  (=  3000  Gulden)  abfertige,  ausser  es  wäre  der 
Fall,  dass  der  Kaiser  den  Ersteren  noch  weiter  verwenden  wolle. 
Dieser  Ansicht  schliesse  sich  die  Kammer  an  und  bitte  um 
Erlaubniss,  mit  Parchevich  desshalb  in  Verhandlung  zu  treten. 
Die  Zahlungsanweisung  wäre  an  die  ungarische  Kammer  zu 
richten,  und  wenn  diese  die  Zahlung  zu  leisten  nicht  im 
Stande  sei,  würden  sie  das  Geld  anderweitig  aufzubringen 
suchen. 

Dieser  Bericht  ging  nach  Frankfurt  an  den  Kaiser, 
welcher  dem  Beschlüsse  seiner  Räthe  (vom  10.  April  1658) 
gemäss  verfügte,  die  demselben  entsprechenden  Aufträge  unter 
Beischluss  aller  dazu  gehörigen  Acten  an  die  in  Wien  zurück- 
gelassenen Herren  der  Kammer  gelangen  zu  lassen. 

Der  betreffende,  am  28.  April  1658  ausgefertigte  Befehl,^ 
dem  zugleich  die  etwa  nöthige  Zahlungsanweisung  an  die  unga- 
rische Hofkammer  vom  3.  Mai  1658  ^  beigelegt  war,  ward  am 
selben  3.  Mai  nach  Wien  expediert.  In  einem  Begleitschreiben 
vom  28.  April  ^  werden  die  Herren  der  Kammer  angewiesen, 
sie  mögen  durch  Herrn  Director  Rodöldt  mit  dem  Erzbischofe 
höflich  verhandeln,  doch  ohne  zu  sagen,  dass  dieser  Vorschlag 
vom  ungarischen  Kanzler  ausgehe;  über  das  Resultat  sollten 
sie  Bericht  erstatten. 

Der  weitere  Gang  dieser  Verhandlungen  ist  nicht  ganz 
klar,  da  die  betreffenden  Urkunden  *  bisher  nicht  aufgefunden 
wurden,  doch  scheint  es,  dass  weder  der  Erzbischof  Parchevich, 
noch  sein  Secretär  Marianovich  die  Vorschläge  der  Hofkammer 
angenommen  haben.  Jedenfalls  Hess  sich  die  von  Parchevich  bei 
den  Lemberger  Armeniern  gemachte  Schuld  von  7536  Gulden 
nicht  kurzweg  streichen,  wie  die  Kammer  zu  beabsichtigen  schien. 
Jene   richteten   am   20.   Juli    1659   zwei    Schreiben   an  Kaiser 


«  Vgl.  Beil.  LV. 

2  Beil.  LVI. 

3  BeÜ.  LV. 

*  Aus  der  Zeit  vom  3.  Mai  1668  bis  20.  Juli  1659. 


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414 

Leopold,^  worin  sie  Parchevichs  Berichte  vollinhaltlich  be- 
stätigen,  über  dessen  damaliges  Verhalten  sich  sehr  lobend 
aussprechen  und  den  Kaiser  bitten,  die  Rückzahlung  der  Schuld 
von  7536  Gulden  anzuordnen.  Da  sie  jedoch  nicht  denken 
konnten,  dass  die  Hof  kammer  an  der  Verzögerung  der  Zahlung 
Schuld  trage,  massen  sie  diese  dem  Erzbischofe  bei,  welcher 
wahrscheinlich,  wie  sie  vermuthen,  die  Summe  längst  erhalten, 
aber  vielleicht  für  andere,  persönliche  Zwecke  verbraucht  habe, 
was  weder  Tartaren  noch  Barbaren  gethan  haben  würden. 
Sie  bitten  daher  den  Kaiser  unter  Beilage  einer  Copie  des 
Parchevich'schen  Schuldscheines  vom  3.  October  1657,  ^  ihnen 
zu  ihrem  Gelde  zu  verhelfen. 

Im  folgenden  Jahre  (1660)  schrieben  Parchevich,  Maria- 
novich und  die  Armenier  an  des  Kaisers  Oheim,  Erzherzog 
Leopold  Wilhelm,  ^  und  baten  ihn  um  seine  Vermittlung,  damit 
den  Kammersecretären  aufgetragen  werde,  die  seit  drei  Jahren  ^ 
zum  Schaden  des  Kaisers  (wegen  der  immer  anwachsenden 
Zinsen),  zu  ihrer  eigenen  Schande  und  zur  Verzweiflung  der 
Armenier  bei  ihnen  verstaubenden  Schriften  über  die  von  den 
Gesandten  in  Lemberg  aufgenommene  Anleihe  dem  Erzherzoge 
und  dem  Kaiser  vorzulegen. 

Wiederholt  bat  Parchevich  1661  ^  den  Kaiser,  dem  Herrn 
Walderode,  erstem  Secretär  und  Rath  der  kaiserlichen  Kanzlei,« 
zu  befehlen,  dass  er  die  an  ihn  gelangten  Schreiben  des  Bitt- 
stellers an  den  Kaiser,  sowie  die  Gesandtschafts-  und  Reise- 
acten  nach  fünf  Jahren  endlich  im  Rathe  vorweisen  möge,  damit 
ihm  nicht  noch  weitere  Belästigungen  und  Nachtheile  erwüchsen. 
Seine   Excellenz   Herr  Graf  Kurz,'   welcher  nach  Beendigung 


1  Beü.  LVn,  LIX. 

'  Beil.  LVIII. 

3  Beil.  LX. 

*  Hieraus   ergfibt  sich,   dass   dieses  nndatirte  Schreiben   in  das  Jahr  1660 

gehört. 
^  Praesentat:  18.  August  1661.  Beil.  LXI. 

6  Johann  Paul  Leopold  Walderode  Graf  von  Eckhusen,  Rzepin  und  Bistry, 
Vicepräsident  der  k.  böhmischen  Kammer,  Landhofmeister  beim  Kammer- 
recht, 1656  Reichshofrath. 

7  Ferdinand  Sigmund  Graf  Kurz  Freiherr  von  Senftenau,  geboren  zu 
München  1592,  war  Kaiser  Leopolds  wirklicher  geheimer  Rath  und 
Reichsvicekanzler  und  starb  in  Wien,  den  24.  März  1659.  —  Wisgrill: 
Schauplatz    des    landsässigen    niederösterreichischen  Adels  vom  Herren- 


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415 

der  Gesandtschaft  diese  Angelegenheit  weiter  zu  führen  unter- 
nommen habe;  würde  diess,  wenn  er  nicht  inzwischen  gestorben 
wäre,  gewiss  mit  allem  Eifer  gethan  haben.  Uebrigens  erklärt 
sich  Parchevich  bereit,  des  Kaisers  Befehlen  zu  gehorchen, 
auch  wenn  derselbe,  ihn  nach  Indien  senden  wolle. 

Ausser  den  Armeniern  fand  sich  jetzt  noch  ein  bisher 
nicht  erwähnter  Bürger  von  Pressburg,  Namens  Thomas  Tadics, 
welcher  Ersatzansprüche  in  unbekannter  Höhe  für  seine  dem 
Erzbischof  Parchevich  und  dem  Herrn  Marianovich  bei  deren 
G^sandtschaftsreise  geleisteten  Dienste  bei  der  Hofkammer 
erhob.  Diese  wandte  sich  desshalb  am  13.  December  1662  ^ 
an  die  ungarische  Kammer  um  deren  Gutachten. 

Auch  am  15.  Jänner  16632  war  die  Schuld  bei  den 
Lemberger  Armeniern  noch  nicht  berichtigt.  Femer  findet 
sich  noch  ein  Schreiben  Parchevichs  an  die  Hofkammer  aus 
diesem  (oder  dem  folgenden)  Jahre,  ^  in  welchem  derselbe 
bittet,  dass  dem  Herrn  Secretär  Gattermayr^  aufgetragen 
werde,  die  von  ihm  nach  Regensburg  (zum  Reichstag)  mitge- 
nommenen Acten  über  Parchevichs  Angelegenheiten  und  For- 
derungen    von     seiner    Gesandtschaftsreise    her    schnellstens 


und  Ritterstand,  Bd.  V,  Wien  1804,  S.  344,  gibt  irrthümlich  1650  als 
Todesjahr  an.  Das  im  k.  k.  Landgericbtsarchiy  za  Wien  vorhandene 
Testament  des  Verstorbenen  ist  vom  19.  März  1659  datirt;  am  16.  April 
1669  baten  »eine  Witwe  nnd  Töchter  um  die  Pnblication  dieses  Testa- 
mentes. 

1  BeU.  LXn. 

^  Diess  geht  aus  einem  im  Hofkammerarchiv  erhaltenen  Rubmm  hervor. 
Beil.  LXIIT. 

3  Jedenfalls  gehört  diess  nndatirte  Schreiben  in  eines  der  beiden  Jahre 
1663  oder  1664.  Der  Reichstag  zn  Regensbnrg  begann  am  20.  Jänner  1663, 
aber  Kaiser  Leopold  erschien  erst  am  23.  December  1663  imd  blieb  bis 
8.  Mai  1664  daselbst.  Je  nachdem  der  Hofkammersecretär  Gattermayr 
mit  dem  Kaiser  oder  früher  nach  Regensburg  abreiste,  ist  Parchevichs 
Schreiben  früher  oder  später  zu  datiren.  Beil.  LXIV. 

*  Carl  Ludwig  Gattermayr  von  Gatterburg  zumGersthof,  geboren  16.  Jänner 
1613,  Hofsecretär,  später  wirklicher  Hofkammerrath,  ward  in  verschie- 
denen Commissionen  an  dem  kurbaierischen  und  dem  kurpfölzischen, 
wie  an  anderen  reichsfürstlichen  Höfen  rühmlich  verwendet  und  am 
14.  Juni  1675  mit  seinem  Bruder  Maximilian  Ernst  als  I/andmann  in 
Niederösterreich  unter  die  neuen  Ritterstandsgeschlechter  aufgenommen. 
Er  starb  am  20.  December  1678  und  wurde  in  Wien  bei  St.  Stephan  bei- 
gesetzt, wo  sich  noch  jetzt  sein  Grabdenkmal  befindet. 


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416 

zurückzusenden,  und  dass  dieselben  in  einer  Sitzung  der  Hof- 
kammer vorgelegt  würden,  damit  er  die  Ausgleichung  der- 
selben betreiben  könne.  Wegen  Mangels  an  Mitteln  sei  es  ihm 
unmöglich,  selbst  nach  Regensburg  zu  reisen,  um  diese  Sache 
dort  zu  überwachen. 

Hier  bricht  in  Ermangelung  weiterer  Documente  unsere 
Kenntniss  über  den  Fortgang  und  das  Ende  dieser  nun  schon 
durch  sechs  Jahre  sich  hinschleppenden  Verhandlung  ab. 

Aber  trostlos  genug  ist  der  Einblick,  den  uns  diese  ver- 
hältnissmässig  unbedeutenden  Schriften  und  Documente  in  die 
Zustände  der  damaligen  Verwaltung  in  Wien  eröffnen.  Wie 
zu  den  Zeiten  Kaiser  Maximilians  I.,  waren  die  Gassen  zur  Zeit 
Kaiser  Leopolds  L  in  Folge  des  dreissigjährigen  und  anderer 
Kriege  ziemlich  erschöpft  Selbst  zur  Auszahlung  kleiner,  vom 
Kaiser  angewiesener  Summen  bedurfte  es  oft  mehrfach  wieder- 
holter kaiserlicher  Befehle.  Dann  schoben  die  kaiserl.  Hof- 
kammer und  die  königl.  ungarische  Kammer  sich  die  Sache  eine 
der  andern  zu,  keine  wollte  zu  zahlen  im  Stande  sein,  end- 
lich wollte  man  Geld  aufzutreiben  suchen.  Inzwischen  kamen 
wenigstens  manche  Beamte  der  Kammer  zu  Vermögen  und  Grund- 
besitz. Lag  es  schon  an  und  für  sich  in  der  Einrichtung  der 
Hof  kammer,  dass  der  ganze  Gang  der  Verwaltung  ein  äusserst 
langsamer  war,  so  wurde  dieser  doch  noch  ausserdem  so  unge- 
bührlich verzögert,  dass  darüber  selbst  in  den  ungarischen 
Landtagen  häufig  die  grössten  Beschwerden  vorkamen.  Es 
mag  sein,  dass  Marianovichs  Buchführung  unpünktlich  war, 
und  dass  manche  Posten  seiner  Rechnungen  nicht  hinreichend 
begründet  erscheinen,  doch  bleibt  das  Vorgehen  der  Hof- 
kammer gegen  den  Erzbischof  ein  solches,  welches  auf  die 
damalige  Finanzverwaltung  einen  trüben  Schatten  zu  werfen 
geeignet  ist.  Hatte  doch  Parchevich  ohne  jeden  persönlichen 
Vortheil  oder  Hintergedanken,  ohne  Gehalt  oder  nachträg- 
liche Belohnung,  bloss  um  der  guten  Sache  zu  dienen,  die 
gefahrvolle  Gesandtschaft  im  Namen  und  Auftrage  des  Kaisers 
übernommen.  Er  hatte  bei  deren  Ausführung  Mühen,  Ent- 
behrungen und  Misshandlungen  erduldet,  seine  Gesundheit 
geopfert  und  selbst  sein  Leben  aufs  Spiel  gesetzt.  Nicht 
so  sehr  dem  Erzbischofe,  als  vielmehr  dem  kaiserlichen  Ge- 
sandten waren  von  armenischen  Geldraäcklem  die  unumgänglich 
nothwendigen  Geldmittel  zur  Reise  vorgestreckt   worden.     Die 


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417 

kaiserliche  Hofkammer  sucht  diess  alles  dem  Kaiser  so  dar- 
zustellen^ als  ob  Parchevich  diese  Reise  mehr  aus  eigenem 
Interesse  angestrebt  imd  unternommen  habe.  Der  ungarische 
Kanzler  wagt  eS;  für  eine  Summe  von  beiläufig  9000  Gulden 
eine  Abfindung  des  kaiserlichen  Gesandten  zuerst  mit  1500^ 
dann  mit  3000  Gulden  vorzuschlagen^  freilich  vorausgesetzt, 
dass  der  Kaiser  denselben  fernerhin  nicht  mehr  zu  verwenden 
gedenke.  Als  ob  die  Gerechtigkeit  von  einer  solchen  Bedingung 
abhängen  könne.  Bei  allen  schon  gebrachten  Opfern  sollte  Par- 
chevich nicht  nur  keine  Belohnung,  die  er  nicht  begehrte,  zu 
Theil  werden,  sondern  man  wollte  ihm  auch  noch  eine  für 
den  kaiserlichen  Dienst  gemachte  grosse  Geldschuld  zur  Zahlung 
aufbürden,  die  er  bei  seiner  gänzlichen  Mittellosigkeit  niemals 
zu  begleichen  im  Stande  gewesen  wäre.  Er  muss  selbst  seine 
Ehrenhaftigkeit  dem  hässlichsten  Verdachte  bei  den  Lembeiger 
Armeniern  ausgesetzt  sehen,  und  nach  sechs  Jahren  sind  deren 
berechtigte  Forderungen  noch  nicht  befriedigt,  so  dass  die 
Würde  des  Kaisers,  der  kaiserlichen  Gesandten  und  der  kaiser- 
lichen Regierung  im  Auslande  biossgestellt  wird.  Von  seinen 
Beamten  beeinflusst  und  auf  ihren  Rath  sich  verlassend,  ge- 
nehmigte zwar  der  jugendliche  Kaiser  deren  Vorgehen,  das  er 
schwerlich  in  allen  Einzelheiten  durchblicken  konnte,  doch  gab 
er  anderseits  fortdauernd  und  wiederholt  Beweise  seines  Ver- 
trauens und  seiner  Huld  gegenüber  Parchevich,  dessen  lauterer 
und  biederer  Charakter  in  der  eben  so  offenen  als  würdevollen 
Ausdrucksweise  seiner  Briefe  sich  offenbart. 


2. 

Parohevichs  Leben  in  Wien  und  Mähren. 

Während  all  dieser  unangenehmen  Verhandlungen  ver- 
säumte trotzdem  Parchevich  keine  Gelegenheit,  um  für  die  Besse- 
ruDg  der  Lage  seiner  bulgarischen  Glaubensgenossen  zu  wirken  * 
und  ein  Feld  für  seine  eigene  geistliche  Thätigkeit  sich  zu 
eröffnen. 


^  Nie  Schmitth,    welcher  übrigens  irrthümlich  Parchevichs   ganzen   Auf- 
enthalt in  Wien,  ja  selbst  seine  Reise  zu  Chmielnicki,  mit  seiner  ersten 


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418 

So  nahm  er  sich  schriftlich  *  bei  der  Hofkammer  der  Be- 
freiung von  vierundzwanzig  in  langer,  harter,  türkischer  Haft 
gehaltenen  Gefangenen  an.  Er  erinnerte  daran,  dass  Kaiser 
Ferdinand  III.  (wie  aus  Documenten  hervorgehe)  dieselbe  be- 
sonders gewünscht  habe;  damals  habe  man  ihm  schon  das  zur 
Loskaufung  bestimmte  Kleid  im  Werthe  von  12.000  Gulden  ge- 
zeigt, und  nur  der  dann  an  ihn  ergangene  dringende  Befehl 
des  Kaisers,  die  Gesandtschaftsreise  zu  den  Kosaken  zu  unter- 
nehmen, habe  damals  die  Ausführung  jener  Absicht  verhindert. 
Da  man  voraussetzen  dürfe,  dass  Kaiser  Leopold  alle  Decrete 
seines  Vorgängers  als  rechtskräftig  ansehen  werde,  so  wende  er 
sich,  um  nicht  den  Kaiser  selbst  unnöthig  zu  belästigen,  direct 
an  die  Kammer  mit  der  Bitte,  diese  Sache  jetzt  auszuführen, 
damit  nicht  die  Schuld  der  Marter  und  des  Todes  so  vieler 
Gefangener  auf  sie  falle.  Der  Fortgang  und  das  Ende  dieser 
Angelegenheit  sind  leider  nicht  bekannt. 

Wie  Parchevich  nach  seiner  Rückkehr  aus  der  Ukraine 
diese  Angelegenheit  wieder  aufnahm,  so  erneuerte  er  auch 
sofort  seine  Ansprüche  auf  die  Ausübung  der  ihm  bereits  zu- 
getheilten  Administration  der  Moldau.  Er  schrieb  desshalb 
wiederholt  an  die  Congregation  de  propaganda  fide,  ^  erhielt 
jedoch  von  derselben  keine  Antwort.  Um  diese  Zeit  reiste 
ein  Geistlicher,  Namens  Bernardinus,  aus  Polen  nach  Rom, 
wo  er  nach  zwei  Jahren  zum  Bischof  von  Bakov  ernannt 
wurde.  ^  Als  Parchevich  hiervon  Kenntniss  erhielt,  schrieb 
er  nach  Rom:  auf  seine  Erfahrungen  über  die  polnischen 
Bischöfe  gestützt,  könne  er  mit  voller  Sicherheit  annehmen, 
dass  jener  niemals  in  Bakov  residieren  werde,  und  er  bitte 
desshalb,  die  Propaganda  möge  veranlassen,  dass  Bernardinus 
ihn    zu    seinem    Vicar    mit    der     Residenz    in     der    Moldau 


Internuntiator  bei  Kaiser  Ferdinand  III.  im  Jahre  1649  in  Verbindimg 
bringt,  erklärt  für  den  hervorragendsten  Zug  in  Parchevichs  Charakter 
seinen  glühenden  Eifer,  Bulgarien  zu  befreien  und  daselbst  das  Panier 
des  Christenthums  zu  entfalten. 

1  Das  Schreiben  ist  undatirt,  dürfte  aber  wohl  nicht  gar  zu  lange  nach 
Parchevichs  Rückkehr  nach  Wien  abgefasst  sein.  Beil.  LXV. 

3  Diese  Briefe  sind  uns  nicht  erhalten. 

3  £s  gibt  um  diese  Zeit  keinen  Bischof  von  Bakov  des  Namens  Bernar- 
dinus. Diess  dürfte  daher  nur  der  Ordensname  des  Franciskaners  Atha- 
nasius  Rndzienski  gewesen  sein,  welcher  nach  der  Resignation  des  Bischofs 
Marianus  Kurski  (ebenfalls  eines  Franciskaners)  am  19.  Juni  1659   zum 


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419 

ernenne.  *  Allein  er  konnte  diess  auch  jetzt  eben  so  wenig 
erreichen,  als  es  früher  (1654)  die  Moldauer  vermochten.  ^ 

Um  nicht  ganz  zur  Unthätigkeit  verurtheilt  zu  sein,  und 
um  sich  wenigstens  eine  Existenz  zu  schaffen,  suchte  Erz- 
bischof Parchevich,  der,  wie  bereits  erwähnt,  ohne  eigenes  Ver- 
mögen oder  sonstige  Einkünfte  war,  irgendwo  in  Oesterreich 
Verwendung  zu  finden  und  erhielt  endlich  (nach  dem  12,  März 
1664)  vom  Bischöfe  von  Olmütz  ein  Decanat  in  Mähren.^  In 
der  Ausübung  dieses  Amtes  entwickelte  er  nun  eine  eben  so 
eifrige  Thätigkeit  für  die  inneren  Angelegenheiten  der  Kirchen- 
verwaltung, wie  nach  aussen  gegenüber  den  zahlreichen  Anders- 
gläubigen dieser  Gegend,  so  dass  er  sich  für  die  Erspriess- 
lichkeit  seines  Wirkens  auf  das  Zeugniss  des  Domcapitels,  der 
Pfarrer  und  des  ganzen  Districts  berufen  konnte,  eben  so  wie 
fiir  sein  strenges  und  sittenreines  Leben  in  Wien  auf  das 
Zeugniss  des  damaligen  päpstlichen  Nuntius  Caraffa  in  Wien 
und  dessen  Nachfolgers  Spinola,^  der  ihn  oft  zu  sich  geladen 
und  daher  habe  gründlich  kennen  lernen  können. 

Die  Verwaltung  dieses  mährischen  Decanates  scheint 
übrigens  Parchevich  nicht  gehindert  zu  haben,  sich  vielfach  in 
Wien  aufzuhalten  und  auch  hier  eine  eifrige  geistliche  Thätig- 
keit zu  entfalten,  wofür  folgender  Vorfall  den  Beweis   liefert. 

Nachdem  Graf  Montecuculi  mit  den  unter  seinem  Ober- 
befehle vereinigten  deutschen,  französischen,  italienischen  und 
spanischen    Truppen    die    Türken    am    1.    August    1664    bei 


Bischof  von  Bakov  ernannt  wurde.    S.    Garns:   Series   episcopornm  nnd 
Rnrz  a.  a.  O. 

*  Die  betreffende  Correspondenz  ist  uns  nicht  zugänglich  geworden.  Vgl. 
Beü.  LXXXIV. 

2  S.  oben  p.  362  ff. 

3  Alle  freundlichen  Bemühungen  von  Seite  des  erzbischöflichen  Consisto- 
riums  in  Olmütz,  das  genaue  Datum  dieser  Verleihung  und  den  Ort,  wo 
sich  das  Decanat  befand,  zu  ermitteln,  blieben  erfolglos:  Parchevich 
erwähnt  aber  in  seinem  Schreiben  vom  Jahre  1673  (Beil.  LXXXIV),  er 
habe  es  vom  Jetzigen*  Bischöfe  erhalten,  und  dieser  war  Carl  II.  Graf 
von  Lichtenstein-Castelkom,  welcher  (nach  Gams)  vom  12.  März  1664 
bis  23.  September  1695  regierte. 

*  Spinola  kam  1665  nach  Wien  (von  wo  Carlo  Caraffa  im  Jänner  d.  J. 
abberufen  worden  war)  und  ward  im  Mai  1667  wieder  nach  Rom  zurück- 
berufen. Hieraus  ergibt  sich,  dass  Parchevich  zur  Zeit  der  folgenden 
Erzählung,  also  1665  entweder  das  Decanat  in  Mähren  noch  nicht  er- 
halten hatte  oder  sich  doch  auch  nachher  vielfach  in  Wien  aufhielt. 

Archiv.  Bd.  LIX.  II.  Hälfte.  28 


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420 

St  Gotthard  an  der  Raab  aufs  Haupt  geschlagen  und  diese  am 
10.  August  1664  zu  VasvAr  (Eisenburg)  einen  zwanzigjährigen 
WaflFenstillstand  mit  dem  Kaiser  geschlossen  hatten^  beschied 
der  türkische  Grossvezier  Achmed  Köprili  die  Woiwoden  der 
Moldau  und  der  Walachei  zu  sich  nach  Gran,  um  sie  wegen 
ihrer  im  letzten  Kri^e  an  den  Tag  gelegten  Zaghaftigkeit  zur 
Rechenschaft  zu  ziehen.  Gregor  Ghika,  ^  der  Fürst  der  Wa- 
lachei, wohl  nicht  ohne  Grund  Schlimmes  befürchtend,  sandte 
den  Grossvestiar  und  Schatzmeister  Demeter  Cantacuzen  mit 
40.000  Ducaten  an  den  Grossvezier  voraus;  allein  Cantacuzen, 
trotz  seines  eidlichen  Versprechens,  den  Auftrag  auszurichten, 
begab  sich  statt  nach  Gran  direct  nach  Constantinopel,  be- 
schuldigte hier  Ghika  der  Treulosigkeit  und  suchte  den  Thron 
der  Walachei  für  sich  selbst  zu  gewinnen.  Als  Ghika  diess 
erfuhr,  verliess  er  am  20.  November  1664  die  Walachei  und 
flüchtete  durch  Siebenbürgen  nach  Oesterreich.  In  Wien  fand 
er  Aufnahme  bei  Parchevich,  welcher  zuerst  durch  fortgesetzte 
Gespräche  und  dann  unter  Mitwirkung  des  Nuntius  Spinola; 
mit  welchem  er  jenen  bekannt  gemacht  hatte,  denselben  zum 
katholischen  Glauben  bekehrte.  In  Spinola*s  Hände  legte  Fürst 
Ghika  zur  Befriedigung  des  kaiserlichen  Hofes  sein  Glaubens- 
bekenntniss  ab.  Der  Kaiser  verlieh  ihm  den  Fürstenstand  des 
heiligen  römischen  Reiches  und  setzte  ihm  einen  Jahresgehalt 
aus.  Unter  dem  Verwände  sich  durch  den  Papst  von  seiner 
Gemahlin  scheiden  zu  lassen  und  eine  Katholikin  (aus  der 
venezianischen  Familie  Giustiniani)  heirathen  zu  wollen,  gieng 
Fürst  Ghika  nach  Rom  und  von  da  mit  Empfehlungen  des 
Papstes  nach  Venedig,  von  wo  ihn  ein  europäisches  SchiflP 
nach  Constantinopel  brachte.  Hier  hielt  er  sich  so  lange  bei 
einem  befreundeten  Griechen  verborgen,  bis  er  die  Verzeihung 
des  Sultans  erlangte,  worauf  er  zum  zweiten  Male  als  Hos- 
podar  der  Walachei  (20.  März  1672  bis  October  1673)  ein- 
gesetzt wurde.  ^ 


*  Gregor  Ghika  war  der  Sohn  des  Georg  Ghika,  eines  aus  dem  Dorfe 
Kjöprülü  (aus  welchem  auch  der  berühmte  Grossvezier  Mohammed  Köprili, 
Ahmed  Köprili's  Vater  stammte)  gebürtigen  Albaneseu,  der  1058 — 1659 
Woiwode  der  Moldau  und  1659 — 1660  Woiwode  der  Walachei  war,  in 
welcher  Würde  Gregor  seinem  Vater  1660—1664  folgte. 

2  Vgl.  Engel  a.  a.  O.  317. 


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421 

Die  letastem  Umstände,  so  wie  der  Rücktritt  Ghika's  zur 
griechischen  Religion,  konnten  und  können  des  Erzbischofs 
Parchevich  Verdienste  um  dessen  Bekehrung  nicht  schmälern, 
dem  auch  in  der  That  jetzt  manche  erwünschte  und  ehrenvolle 
Anerkennung  zu  Theil  wurde.  Er  wurde  von  der  Congregation 
und  von  einzelnen  Cardinälen  brieflich  unter  grossen  Ver- 
sprechungen aufgefordert,  in  die  Moldau  zu  gehen.  *  Nament- 
lich war  es  Spinola,  welcher  ihm  zur  Erfüllung  seines  lang 
geboten  Wunsches  verhalf.  Nach  Rom  berufen  und  hier  zum 
Cardinal  ernannt, '  erstattete  Spinola  dem  Papste  Clemens  IX. 
(Julius  Rospigliosi,  20.  Juni  1667  bis  9.  December  1669)  und 
der  Congregation  der  Propaganda  Bericht  über  Parchevichs 
Charakter,  Leben  und  Wirksamkeit  und  befürwortete  dessen 
Bitte,  sich  nach  dem  Orient  (d.  i.  in  die  Donauländer)  begeben 
und  dort  mit  seinem  Blute  und  Leben  Gott  und  dem  Heile 
der  Seelen  dienen  zu  dürfen.  Demzufolge  ward  der  Erzbischof 
durch  ein  apostolisches  Breve  vom  7.  Mai  1668  definitiv  zum 
apostolischen  Vicar  und  Administrator  des  Fürstenthums  Moldau 
ernannt.^  Obschon  diese  Ernennung  demselben  bereits  im 
folgenden  Monate  Juni  zukam,  verzögerte  sich  seine  Abreise 
doch  noch  einige  Monate. 

Um  diese  Zeit  dürfte  auch  endlich  die  leidige  Geld- 
angelegenheit mit  den  Armeniern  zu  einem  für  Parchevich 
günstigen  Abschluss  gediehen  sein,  wie  sich,  obschon  alle 
weiteren  Documente  hierüber  fehlen,  aus  dem  Folgenden 
schliessen  lässt.  Es  ward  ihm  nämlich  von  Seiten  des  Kaisers 
Leopold  I.  eine  glänzende  Anerkennung  für  die  von  ihm  durch 
seine  Gesandtschaft  zu  den  Kosaken  geleisteten  Dienste  zu  Theil, 
welche  der  Kaiser  in  der  Freiherrnbestätigung  für  Parchevich 
und  seine  Verwandten  in  vollem  Masse  zu  erkennen  gibt.  Am 
20.  Juli  1668  nämlich  liess  der  Kaiser  ein  Diplom  ausfertigen,  ^ 
durch  welches  er  dem  hochwürdigsten  Vater  in  Christo,  Herrn 
Peter  Parchevich,  Erzbischof  von  Martianopel,  seinem  Rathe, 
apostolischem  Vicar  und  Administrator  des  Fürstenthums  Moldau, 
seinen  alten  bulgarischen  und  ungarischen  Freiherrnstand  be- 
stätigte, welchen  seine  Familie  schon  von  den  früheren  Königen 


1  Beil  LVIII,  LXn. 

2  BeiL  UI. 

3  BeU.  II. 

28» 


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422 

von  Ungarn  und  Bulgarien  erhalten  habe,  wie  diess  auB  alten 
ungarischen  GeBchichtswerken  zu  ersehen  sei.  Schon  seine  Vor- 
fahren hätten  sich   um  die  Könige  von  Ungarn  und  das  Haus 
OesteiTeich  grosse  Verdienste  erworben  und  durch  besonderen 
Eifer  für  die  christliche  Sache  ausgezeichnet.  Einer  derselben, 
Andreas  Parchevich^    ^tamquam    vir   magni   nominis',   sei    von 
dem  Könige  von  Bulgarien  in  einer  wichtigen  Angelegenheit  an 
den   König  von   Ungarn   gesendet   worden.  ^     Er    selbst    habe 
durch    seinen   geistlichen    und    nachahmungswürdigen   Lebens- 
wandel, durch  seine  Sittenreinheit  und  Unbescholtenheit,  durch 
seinen  erprobten  Geist  und  seine  Sprachenkenntniss,  durch  seine 
bewährte  Treue  und  Ergebenheit  gegen  das  Kaiserhaus  die  volle 
Anerkennung  des  Kaisers  erworben.     Seine  Internuntiatur  bei 
Kaiser  Ferdinand  III.  und  bei  anderen  Fürsten  und  Edeln  der 
Christenheit    zur    Beförderung    gewisser    Angelegenheiten    der 
christlichen  Religion,  sowie  seine  Sendung  zu  Chmielnicki,  die 
er  trotz  der  stets  drohenden  AngriflFe  wilder  Völker,  der  Amuler, 
Schweden,  Moldauer  und  Tartaren,  trotz  der  heftigsten  Kälte, 
trotz  Hunger   und  Pest   und   häufiger  Fieberanfalle  unter  fort- 
währender   Lebensgefahr    zur    grössten    Ehre    seines    Namens 
durchgeführt   habe,    werden    mit   besonderem   Lobe   hervorge- 
hoben. Die  Freiherrnbestätigung  wird  zugleich  auf  Peter  Par- 
chevichs   drei  Geschwister   und   deren  Kinder,    sowie   auf  die 
Familien    Cserkiczy,    Knezevich    und   Thomagionovich    ausge- 
dehnt,   welche    alle   im   zweiten   oder  dritten  Grade  durch  ge- 
meinsame Abstammung  mit  ihm  verwandt,  alle  von  den  früheren 
Königen  von  Ungarn  und  Bulgarien  in  den  Freiherrnstand  auf- 
genommen worden,  und  deren  altes  Baronat,   obschon  sie  ihre 
Diplome  durch  die  Verheerungen  der  Türken  verloren  hätten, 
aus  alten  ungarischen  Geschichtswerken  genau  ersichtlich   sei. 
Es    folgten    noch  weitere  Beweise  der  kaiserlichen  Huld. 
Nachdem  Erzbischof  Parchevich  seine  Ernennung  zum  Admini- 
strator  der  Moldau    empfangen   hatte,    erhielt   er   in  Wien  am 


*  Vgl.  über  Andreas  Parchevich  den  Anhang  nnd  die  FreiherrnbestKtigung 
ddo.  20.  Jnli  1668.  Beil  II. 

'  Nach  der  handschriftlichen  im  Nasaiczer  Archiv  befindlichen  Familien- 
chronik (beendet  im  achtzehnten  Jahrhundert)  geschah  diess  durch  die 
bulgarischen  Czare  Sisman  II.  und  StraSimir  an  Ludwig  I.  (von  Anjou), 
König  von  Ungarn,  in  der  zweiten  Hfilfte  des  vierzehnten  Jahrhundert« 
(vermuthlich  zwischen  1369  und  1382). 


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423 

20.  October  1668  ausser  einem  Passbriefe  für  sich  und  zwölf 
Personen  Begleitung  auch  ^unterschiedliche  Armatur  und  zwan- 
zig stückh  Schepptuech';*  überdiess  wurden  ihm  vom  Kaiser 
1000  Gulden  für  seine  Reise  angewiesen.  Am  24.  October  bat 
Parchevich  den  Kammerpräsidenten  Grafen  Sinzendorf,^  die 
Auszahlung  dieser  Summe  durch  den  Secretär  Veringe  zu  ver- 
anlassen,  da  er  in  der  nächsten  Woche  (also  wohl  im  Beginn 
des  November)  in  jene  halbbarbarischen  Gegenden  abzureisen 
gedenke,  wie  es  ihm  von  Gott  zur  Vermehrung  seines  Ruhmes 
bestimmt  sei  und  wozu  er  die  nöthigen  Papiere  vom  Kriegs- 
rathe  bereits  in  Händen  habe;  zugleich  bitte  er  um  schleunige 
Abfertigung,  damit  seine  Abreise  nicht  verzögert  werde.  Noch 
am  nämlichen  Ti^e  (24.  October)  erfolgte  von  der  Hofkammer 
die  Anweisung  an  den  Hofzahlmeister  ^  zur  Auszahlung  dieser 
Summe  von  1000  Gulden,  mit  welcher  Parchevich  seine  Reise 
in  die  Moldau  auf  der  Donau  antrat,^ 


V. 

Peter  Pareheriehs  letzte  Thfttigkeit  im  geistliehen  Amte 
and  in  der  Diplomatie. 

(1668—1674.) 


Parchevich    als    apostolischer  Vioar    und   Administrator    der 
Moldau  (1668—1673). 

Eine  Donaufahrt  vor  zweihundert  Jahren  war  keine  Lust- 
reise wie  in  unseren  Tagen  und  die  Verhältnisse,  welchen  Par- 
chevich entgegengieng,    waren  derart,    dass  ein   Wirkungskreis 


1  Beil.  LXVI.  ,Schepptuech'  ist  Stoff  zum  laugen  bischöflichen  Gewand. 
Mhd.  ,schappe^  (schapmn)  ist  das  französische  ,chape*  (chaperon,  chape- 
rone),  vom  lateinischen  cappa,  d.  i.  sorte  de  manteau  ecclesi&stiqne  qui 
va  jusqu'aux  talons;  habit  de  c^r^monie  des  cardinaux;  habit  de  chceur 
des  chanoines  en  hiver.  Vgl.  Müller  nnd  Zamcke:  Mittelhochdeutsches 
Wörterbuch,  Bd.  IT,  Abth.  11,  Leipzig  1866,  p.  87. 

»  Beil.  LXVII. 

3  Beil.  LXVIII. 

*  Beil.  LXXXIV. 


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424 

in  den  Donauländern  nur  für  einen  so  begeisterten  und  eifrigen 
Diener  der  Kirche,  wie  er  es  war,  Gegenstand  des  Wünschens 
und  Strebens  sein  konnte. 

Als  Parehevich  vierzehn  Jahre  früher  (1654)  die  Moldau 
verliess,  war  eben  Fürst  Basilius  Lupul  durch  Georg  II.  Ra- 
köczy  und  dessen  Verbündeten  Mathias  Bessaraba  aus  dem 
Lande  vertrieben  und  an  seiner  Statt  (Georg)  Stephan  XIII. 
in  die  Herrschaft  eingesetzt  worden.  Seitdem  war  dieses  Land 
unter  verschiedenen  Herrschern  *  in  alle  politischen  Verwicke- 
lungen, Unruhen  und  Kriege  seiner  Nachbarn,  namentlich  Polens, 
Ungarns  und  der  Türkei  hineingezogen  worden,  und  es  bedarf 
hier  nach  den  bereits  früher  gegebenen  Andeutungen  keiner 
ausführlichen  Schilderung  dieser  Ereignisse,  um  zu  zeigen,  wie 
viel  die  Donauländer  dadurch  zu  leiden  hatten.  Diese  traurige 
Lage  wurde  jedoch  durch  innere  Unruhen,  Verschwörungen  der 
Bojaren  und  häufigen  Fürstenwechsel  noch  verschlimmert. 
Herrschte  doch  in  der  Moldau  seit  Basilius  Lupuls  Vertreibung 
durch  auswärtige  Feinde  jetzt  schon  der  siebente  Woiwode. 
Allein  wir  müssen  den  Faden  der  politischen  Entwickelung  in 
den  betreffenden  Ländern  noch  einmal  kurz  aufnehmen,  nicht 
bloss,  um  Parchevichs  kirchliche  Stellung  und  Wirksamkeit 
richtig  zu  würdigen,  sondern  auch  darum,  weil  dessen  diplo- 
matische Thätigkeit,  wie  wir  später  sehen  werden,  mit  seiner 
kaiserlichen  Gesandtschaft  an  den  Kosaken hetman  Bogdan 
Chmielnicki  noch  nicht  für  immer  abgeschlossen  war. 

Wie  befriedigend  auch  die  Ergebnisse  der  Gesandtschaft 
Parchevichs  zu  den  Kosaken  für  den  Augenblick  gewesen 
waren,  so  nutzlos  erwiesen  sich  doch  dessen  Bemühungen, 
ein  friedliches  Verhältniss  zwischen  den  Kosaken  und  Polen 
herzustellen  und  dauernd  zu  befestigen,  in  der  Folge,  sobald 
er  denselben  nicht  mehr  durch  seine  persönliche  Anwesenheit 
Nachdruck  verleihen  konnte.  Die  Ursache  davon  lag  aber 
hauptsächlich  in  den  Kosaken  und  ihrer  Verfassung.  So  wenig 
der  Krieg  an  und  für  sich  Zweck  sein  kann,  so  wenig  vermag 
ein  bloss  als  Kriegerstaat  organisirtes  Volk  inmitten  anderer 
Staatengebilde    längere    Zeit    hindurch    ein    unabhängiges    und 


1  Georg  Stephan  1653-1668,  Georg  Ghika  1658—1659,  Stephan  XIV.  (Sohn 
des  Basilius)  Lupul  1659—1662,  Eustachius  Dabisia  1662  —  1666,  Elias 
(Sohn  des  früheren  Fürsten  Alexander  Elias)  1666—1667,  Duka  (bloss 
sechs  Monate)   1667,  Elias  (zum  zweiten  Male)  1667—1669. 


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425 

selbständiges  Dasein  zu  fuhren.  So  konnte  auch  der  Kosaken- 
Staat  nur  im  Anschlüsse  an  ein  anderes  Gemeinwesen  als 
ergänzendes  und  dienendes  Element  zur  Erfüllung  seiner  Be- 
stimmung gelangen.  Die  eifersüchtigen  Bestrebungen  und  In- 
triguen  der  Nachbarstaaten  um  die  Oberhoheit  über  die  Ko- 
saken^ die  ihnen  von  grossem  Nutzen  oder  Schaden  sein  konnten, 
bewirkten,  dass  diese  in  fortwährendem  Schwanken  sich  ganz 
oder  theilweise  bald  an  Polen,  bald  an  Russland,  bald  an  die 
Türkei  anschlössen,  womit  natürlicherweise  ein  häufiger  Wechsel 
in  der  Hetmanswürde  verbunden  war.  ^  Diese  Wirren  aber  gaben 
immer  aufs  Neue  Anlass  oder  Vorwand  zu  politischen  Ver- 
wickelungen und  blutigen  Kriegen. 

Unter  mancherlei  Wendungen  und  Unterbrechungen  hatten 
Polens  Kriege  mit  den  Schweden  und  den  Russen  längere  Zeit 
fortgedauert.  Innere  Unruhen,  namentlich  der  Kampf  des  Königs 
Johann  Casimir  gegen  Lubomirski  (1664 — 1666),  hinderten  dann 
die  Thätigkeit  des  polnischen  Reiches  nach  Aussen.  Diese  Lage 
der  politischen  Verhältnisse  gab  die  erste  Veranlassung^  dass 
Peter  Doroszenko,  der  Hetman  der  Kosaken  am  rechten  Ufer 
des  Dniepr,  sich  mit  den  Tartaren  und  den  Türken  verbündete, 
um  die  polnische  Herrschaft  abzuschütteln  und  um  die  mit  dem 
harten  Drucke  der  russischen  Oberherrschaft  unzufriedenen  Ko- 
saken am  jenseitigen  (linken)  Ufer  des  Dniepr  mit  seinem  Ge- 
biete zu  vereinigen.  Anfangs  des  Jahres  1667  erschien  ein  tür- 
kischer Gesandter  in  Polen  und  begehrte  die  Abtretung  der 
Ukraine.  Der  polnische  Kronfeldherr  Johann  Sobieski  zog  gegen 
Doroszenko,  der  von  den  Tartaren  unterstützt  wurde.  Da  jedoch 
Szerko,  der  Hetman  der  Zaporoger  Kosaken,  aus  unversöhn- 
lichem Hasse  gegen  die  Tartaren  inzwischen  deren  eigenes 
Gebiet  in  der  Krim  verheerte,  wurden  diese  auch  gegen  Doros- 
zenko   misstrauisch.     Daher   kam   es  am  16.  October  1667  zu 


^  Bogdan  Chmielnicki's  sechzehnjähriger  Sohn  Georg  verlor  diese  Würde 
schon  1658,  wurde  1659  wiedergewählt,  legte  dieselbe  1662  nieder,  wollte 
in  ein  griechisches  Kloster  gehen,  ward  unterwegs  von  den  Polen,  dann  von 
den  Tartaren  gefangen,  von  diesen  in  die  Krim  geführt  und  hier  erkannt, 
nach  Constantinopel  gebracht,  dort  im  Schlosse  der  sieben  Thürme  und 
nach  einem  vergeblichen  Fluchtversuche  1676  nur  noch  strenger  gefangen 
gehalten,  1677  zum  Feldherrn  der  türkischen  Kosaken  ernannt  und  1678 
in  einem  TreflFen  an  der  Mündung  des  Dniepr  gegen  die  Zaporoger 
Kosaken  unter  Szerko  mit  vielen  der  Seinigen  getödtet. 


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426 

einem  Friedensschlüsse,  durch  welchen  die  Tartaren  wieder  auf 
die  Seite  der  Polen  traten  und  den  unter  die  polnische  Ober- 
herrschaft zurückkehrenden  Kosaken  Amnestie,  Bestätigung  ihrer 
Freiheiten  und  Abhilfe  ihrer  Beschwerden  zugesichert  wurde. 
Im  Vereine  mit  Szerko  aber  gelang  es  Doroszenko,  im  folgen- 
den Jahre  (1668)  zu  bewirken,  dass  die  jenseitigen  Kosaken  das 
russische  Joch  abschüttelten  und  er  selbst  zum  Hetman  beider 
Ukrainen,  diesseits  und  jenseits  des  Dniepr  ausgerufen  wurde. 
In  dem  hieraus  entstandenen  Kriege  gegen  Russland  ward  jedoch 
Doroszenko  am  6.  März  1669  von  dem  mit  den  Russen  be- 
freundeten Kosakenobersten  Mnogogreeschnoi  aus  der  Ober- 
hetmanswürde  verdrängt.  Aber  das  Schlimmste  für  die  Nachbar- 
länder der  Urkraine  war  die  Einmischung  der  Türken  in  diese 
Angelegenheiten. 

Anderseits  hatten  auch  die  Verhältnisse  von  Siebenbüi^en 
in  den  letzten  Jahren  Anlass  zu  vielerlei  Verwickelungen  und 
zur  directen  Einmischung  der  Pforte  geboten.  Die  Absetzung 
RÄköczy's  und  der  Woiwoden  der  Walachei  und  der  Moldau, 
die  daraus  entspringenden  Kämpfe  derselben  mit  den  neuer- 
nannten Fürsten  und  die  wiederholten  Versuche  der  Letztern, 
sich  der  türkischen  Oberherrschaft  zu  entziehen,  hatten  ver- 
wüstende Züge  türkischer  und  tartarischer  Heere  nach  diesen 
Ländern  zur  Folge  gehabt.  Georg  Ghika,  der  Fürst  der  Moldau 
(von  1658  bis  20.  November  1659),  war  den  Türken  treu  ge- 
blieben und  von  ihnen  zum  Woiwoden  der  Walachei  ernannt 
worden,  wo  er  vom  20.  November  1659  bis  1.  September  1660 
regierte,  zugleich  aber  genöthigt  wurde,  die  alte  Fürstenresidenz 
Tergoviät  zu  zerstören  und  seinen  Sitz  nach  Bukarest,  näher  an 
die  Donau  und  entfernter  von  Siebenbürgen,  zu  verlegen.  Er 
war  bemüht,  Ordnung  und  Gerechtigkeit  im  Lande  wieder 
herzustellen,  ward  jedoch  von  der  Pforte,  weil  er  den  Tribut 
an  dieselbe  nicht  aufbringen  konnte,  bald  wieder  abgesetzt. 
Ihm  folgte  sein  Sohn  Gliguraskul  (Gregor,  vom  6.  December 
1660  bis  24.  November  1664),  *  unter  dessen  Regierung  das  Land^ 
sich   zusehends    erholte  und  bis  zum  Jahre  1662  Ruhe  genoss. 

Nachdem    Georg   II.    Räköczy    von    einer    türkisch-tarta- 
rischen   Armee   am   22,  Mai  1660   an   der  Szamos   geschlagen 


*  Damals  flüchtete  er  nach  Oesterreich  and  suchte  Parchevich  in  Wien  anf. 
3.  oben  p.  420. 


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427 

und  am  8.  Juni  1660  zu  Gross  wardein  an  den  in  dieser  Schlacht 
empfangenen  Wunden  gestorben  war^  gelangte  auch  in  der 
Moldau  die  Herrschaft  des  Fürsten  Stephan  XIV.,  eines  Sohnes 
des  Basilius  Lupul,  zu  einiger  Sicherheit  und  Ruhe  (er  regierte 
von  1659 — 1662),  wenn  auch  Tartarenheere  durch  das  Land  nach 
Ungarn  zogen.  Die  siebenbürgischen  Wirren  hatten  nämlich 
auch  nach  Ungarn  hinübergespielt  und  endlich  selbst  den  Kaiser 
Leopold  in  einen  Krieg  mit  der  Türkei  verwickelt,  zu  welchem 
ihm  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  1663  ^  die  deutschen 
Fürsten  Hilfe  gewährten.  Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  dass 
Kaiser  Leopold  diesen  Krieg  trotz  des  glänzenden  und  ruhm- 
vollen Sieges  über  die  Türken  bei  St.  Gotthard  an  der  Raab 
am  1.  August  1664,  durch  die  in  Ungarn  herrschende  Unzu- 
friedenheit und  die  ganze  politische  Lage  Europas  bewogen, 
bereits  am  10.  August  1664  zu  VasvAr  (Eisenburg)  durch  den 
Abschluss  eines  wenig  rühmlichen  zwanzigjährigen  Waffen- 
stillstandes mit  den  Türken  beendete.  Die  Ereignisse  dieses 
kurzen  Krieges  hatten  neue  Verwirrungen  und  Thronwechsel  in 
der  Walachei  und  in  der  Moldau  zur  Folge.  Dort  flüchtete 
Fürst  Gregor  Ghika  nach  Oesterreich  und  sein  Nachfolger  in 
der  Woiwodschaft  war  Radul  (12.  Februar  1665—1669),  welcher 
das  Land  durch  schwere  Auflagen  bedrückte  und  sich  der  dar- 
über unzufriedenen  Bojaren  mit  Hilfe  der  mitgebrachten  Griechen 
zu  entledigen  gedachte  (1668),  worüber  er  im  Anfange  des  Jahres 
1669  selbst  den  Thron  verlor.  In  der  Moldau  war  der  Fürst 
Dabisia,  seit  1662  Nachfolger  des  vorhergenannten  Fürsten 
Stephan  XIV.,  im  Jahre  1666  durch  den  Fürsten  Elias,  einen  Sohn 
des  früheren  Woiwoden  Alexander  Elias,  ersetzt  worden,  der 
aber  seinerseits  1667  dem  grausamen  und  habsüchtigen  Fürsten 
Duka  weichen  musste.  Zwar  gelang  es  dem  Elias,  durch  allerlei 
Intriguen  und  Umtriebe  nach  sechs  Monaten  den  Fürsten  Duka 
wieder  zu  stürzen  und  selbst  aufs  Neue  zur  Regierung  zu  ge- 
langen, allein  1669  wusste  dieser  ihm  dasselbe  Spiel  zu  spielen 
und  sich  wieder  auf  den  Thron  zu  schwingen. 

Während   dieser   Zeit  hatten    sich    die   Zustände  Polens 
wesentlich  verschlimmert.     Seitdem  dieses  Reich  sich   auf  die 


1  Zu  eben  diesem  Reichstage  hatte  der  Secretär  Gattermayr,  wie  oben 
erwähnt  wurde,  die  Acten  über  Parchevichs  Reiserechnung  von  Wien 
nach  Regensburg  mitgenommen.  S.  oben  p.  415  nnd  Beil.  LXIV, 


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428 

Seite  Oesterreichs  und  Spaniens  gegen  die  ungarischen  Dissi- 
denten gestellt  hatte,  erlitt  es  zahh'eiche  Niederlagen,  verlor 
weite  Provinzen  und  sah  sich  gedemüthigt,  geschwächt  und 
erschöpft.  Schlimmer  noch  als  der  Verlust  an  Ländereien  war 
jedoch  der  Zustand  geistiger  und  moralischer  Versunkenheit, 
in  welchen  die  Bevölkerung  dieses  Landes  gerathen  war.  So 
kam  Johann  Casimir,  der  letzte  polnische  König  aus  dem 
Hause  Wasa,  auf  den  Gedanken,  die  Krone  niederzulegen. 
Am  16.  September  1668  dankte  er  wirklich  ab  und  begab  sich 
sodann  1669,  nachdem  er  vom  Reichstage  rührenden  Abschied 
genommen  hatte,  nach  Frankreich.  ^  An  seiner  Statt  ward 
Michael  Wiesnioviecki,  der  Sohn  des  früher  erwähnten  Feld- 
herrn Jeremias  Wiesnioviecki,  des  tapferen  Kämpfers  gegen  die 
Kosaken,  am  19.  Juni  1669  zum  König  erwählt,  obschon  die 
französisch  gesinnte  Partei  unter  Nicolaus  Prazmovski  und 
Johann  Sobieski  den  Herzog  d*Enghien  (Cond^)  in  Vorschlag 
gebracht  hatte. 

Als  Parchevich  zu  Ende  des  Jahres  1668  wieder  in  die 
unteren  Donauländer  kam,  regierte  in  der  Walachei  Radul 
(1665 — 1669)  und  in  der  Moldau  Elias  (zum  zweiten  Male, 
1667 — 1669).  Zur  bessern  Vergegenwärtigung  der  politischen 
Verhältnisse  des  letzteren  Landes  während  des  Aufenthaltes 
und  der  oberhirtlichen  Wirksamkeit  Parchevichs  daselbst  mag 
hier  noch  erwähnt  werden,  dass  in  diesem  kurzen  Zeiträume 
von  nur  fünf  Jahren  nicht  weniger  als  vier  Woiwoden  in  der 
Regierung  der  Moldau  wechselten.  Zunächst  verdrängte  Duka 
1669  abermals  den  Fürsten  Elias  und  regierte  zum  zweiten 
Male  bis  1672.  Duka  war  ein  grausamer  Tyrann,  ^  gegen  welchen 
sich  am  29.  October  1671  eine  Verschwörung  bildete,  die  ihn 
zwang,  das  Land  zu  verlassen.  Er  flüchtete  zu  den  Türken, 
kehrte  aber  1672  mit  einer  von  Kaptan  Pascha  von  Aleppo 
befehligten  türkischen  Armee  zurück,  schlug  die  Aufständischen 
bei  Kischnion  (sie!),  zog  in  Jassy  ein  und  bestrafte  die  Em- 
pörer mit  dem  Tode.  Die  Armenier,  welche  unter  Anführung 
Gurkuls  an  der  Verschwörung  Theil  genommen  hatten,  flüchteten 


*  König  Ludwig  XIV.  schenkte  ihm  hier  einige  Abteien,  doch  genoss  er 
die  Einkünfte  derselben  nur  kurze  Zeit  und  starb  schon  am  16.  December 
1672  zu  Nevers. 

2  Beil.  LXXIV,  LXXIX,  LXXXII,  LXXXIV. 


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429 

ans  Furcht  vor  dem  Sieger  in  das  raoIdauisch-siebeDbürgische 
Grensgebirge  und  hielten  sich  anfänglich  im  Szeklerlande  und 
zu  Bistritz  auf,  in  der  Hoffnung,  bei  günstigeren  Zeiten  in  die 
Moldau  zurückkehren  zu  können.  Da  diese  jedoch  sich  nicht 
erfüllte,  Hessen  sie  sich  schliesslich  mit  Bewilligung  des  Fürsten 
Apafiy  bleibend  in  Siebenbürgen  nieder.  Trotz  seines  Sieges 
blieb  Duka  nicht  Woiwode  der  Moldau J  Ihm  folgte  in  dieser 
Würde  Stephan  XV.,  genannt  Petraitschik,  1672 — 1673,  unter 
dessen  Regierung  die  Moldau  durch  die  Durchzüge  der  Türken 
und  Tartaren  furchtbar  zu  leiden  hatte.  ^  Im  Jahre  1673  gelang 
es  Demeter  Cantacuzen^  einem  Fanarioten,  der  den  Fürsten 
Gregor  Ghika  (Gliguraskul)  in  der  Walachei  verrathen  und 
dann  in  Constantinopel  Juwelenhandel  getrieben  hatte,  sich  auf 
den  Thron  der  Moldau  zu  schwingen,  den  er  bis  1676  be- 
hauptete. 

Solche  Ereignisse  und  Zustände  waren  gewiss  einer  ruhi- 
gen und  erspriesslichen  Wirksamkeit  Parchevichs  als  aposto- 
lischien  Vicars  und  Administrators  der  Moldau  nichts  weniger 
als  günstig.  Dazu  kam  aber  noch,  dass  seine  finanziellen  Ver- 
hältnisse sich  in  keiner  Weise  gebessert  hatten.  Ersparungen 
zu  machen,  war  ihm  nicht  möglich  gewesen.  Denn  für  seine 
kaiserliche  Gesandtschaft  hatte  er  weder  einen  Gehalt,  noch  eine 
Pension  oder  Donation  erhalten,  wie  das  Letztere  zu  dieser 
Zeit  üblich  war  und  wohl  hätte  erwartet  werden  können.  So 
hatte  ihm  während  seines  Aufenthaltes  in  Oesterreich  das  ihm 
zugewiesene  Decanat  in  Mähren  seine  einzigen  Subsistenzmittel 
geliefert,  die  er  aber  mit  seiner  Abreise  in  die  Moldau  offenbar 
wieder  verlor.  Seine  Familie  war,  wie  bereits  früher  erzählt, 
ihrer  Besitzungen  in  Bulgarien  durch  die  Türken  beraubt 
worden  und  auf  seinen  Antheil  an  dem  etwa  noch  geretteten 
Vermögen  seines  Vaters,  hatte  er,  wie  sich  mit  Sicherheit 
annehmen  lässt,  bei  seinem  Eintritte  in  den  geistlichen  Stand 
verzichtet.  So  kam  es,  dass  Parchevichs  materielle  Existenz 
in  der  Moldau  seiner  hohen  kirchlichen  Stellung  durchaus  nicht 
entsprach,  vielmehr  geradezu  armselig  war  und  seinem  An- 
sehen und  seiner  Thätigkeit  Abbruch  thun  musste. 


*  Er  ward  1674  Fürst  der  Walachei,  wo  jedoch  seine  Regierung  auch  nur 

bis  1675  dauerte. 
'  Beil.  LXXIX,  LXXXIV. 


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430 

In  der  Moldau  angelangt,  nahm  Parchevich  seinen  Sitz 
in  Bakov,  wo  er  seine  Residenz  in  dem  ehemaligen  Francis- 
kanerkloster  aufschlug,  in  welchem  er  schon  früher  mit  seinem 
Vorgänger  Marcus  Bandin  gewohnt  hatte J  Leider  war  auch 
jetzt  seine  Lage  nicht  besser  als  damals.  Seine  Wohnung,  das 
ehemalige  Kloster,  war  bloss  mit  Stroh  gedeckt,  sein  ganzes 
Einkommen  bestand  (abgesehen  von  seinem  aus  Italien  zu 
erwartenden  Gehalte  und  sonstigen  Unterstützungen  der  Propa- 
ganda) in  den  Gaben  der  Laien,  die  selbst  arm  waren,  und 
auch  von  diesen  geringen  Einkünften  musste  er  bei  dem  schwer 
lastenden  Joche  der  Türken,  ungeachtet  seiner  Armuth  und 
Immunität,  Steuer  entrichten.  Wie  früher  nahm  er  auch  jetzt 
wieder  den  Spaten  zur  Hand,  pflanzte  und  baute  selbst  in 
seinem  Garten  das  Gemüse  zu  seiner  Nahrung  und  konnte 
sich  dennoch  oft  nicht  einmal  an  Hirsebrot  satt  essen.  Bei 
den  häufigen  Einfällen  der  Tartaren  waren  wiederholt  Furcht, 
persönliche  Beleidigungen,  Flucht  mitten  im  Winter,  Hunger 
und  Durst,  Blosse  und  Frost  sein  Loos.  Eben  so  wenig  gab  es 
Geräthe  für  das  kirchliche  Amt,  denn  der  polnische  Bischof 
von  Bakov,  Athanasius  Rudzienski,  ^  der  nie  in  seiner  Diöcese 
residierte,  war  mit  dreissig  Dienern  und  Pferden  dahin  ge- 
kommen und  hatte  alle  vorhandenen  Kelche,  Patenen,  silbernen 
Kreuze  und  Paramente  mit  sich  hin  weggenommen.  Ja,  nicht 
einmal  die  Abhaltung  des  Gottesdienstes  war  anfanglich  von 
dem  tyrannischen  Landesfursten  gestattet  worden.  In  dieser 
fast  verzweifelten  Situation  wirkte  Parchevich  vor  Allem  auf 
die  Besserung  der  sittlichen  Verhältnisse  in  seiner  Provinz, 
auf  Beseitigung  und  Verminderung  der  vorhandenen  Bigamien, 
Polygamien,  wilden  Ehen  und  Concubinate  hin.^ 

Unter  diesen  Umständen  wandte  sich  Parchevich  mehr- 
mals brieflich  an  den  Erzbischof  von  Korinth,  welcher  als 
päpstlicher  Nuntius  am  polnischen  Hofe  zu  Warschau  sich  auf- 
hielt, und  bat  diesen,  die  Rücksendung  der  vom  Bischöfe  von 
Bakov  weggeführten  Kirchengeräthe   und    die   Fürsprache   des 


»  Vgl.  oben  p.  341. 

^  Athanasius  Rudzienski,  aus  dem  Franciskanerorden,  war  Bischof  von 
Bakov  vom  19.  Juni  1Ö59  bis  zum  Februar  1678,  um  welche  Zeit  sein 
Nachfolger  ernannt  wurde.  Vgl.  Garns  a.  a.  O.  365.  Kurz,  im  Msgazin 
für  die  Geschichte  Siebenbürgens,  II.  Bd.,  I,  21,  kennt  ihn  nicht. 

3  Beil.  LXXXIV. 


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431 

Königs  von  Polen  bei  dem  Fürsten  der  Moldau  zu  erwirken. 
Da  er  jedoch  hierauf  keine  Antwort  erhielt^  begab  er  sich  persön- 
lich nach  Warschau,  wo  er  im  Anfang  des  Jahres  1670  verweilte, 
zugleich  in  der  Absicht,  zur  Herstellung  der  dem  Einstürze 
nahen  Kirche  von  Bakov  bei  den  dortigen  hohen  Persönlichkeiten 
einige  milde  Beiträge  zu  sammeln.  Der  Nuntius,  welchem  Par- 
chevichs  frühere  Briefe  nicht  zugekommen  waren,  war  von 
dessen  Erscheinen  betroffen  und  bemerkte  ihm,  dass  er  seine 
Angelegenheiten  brieflich  durch  einen  Boten  hätte  besorgen 
lassen  können,  ohne  sich  persönlich  zu  bemühen.  Konnte  er 
aber  hoffen,  durch  Boten  und  Briefe  dasselbe  auszurichten,  wie 
durch  seine  eigene  Thätigkeit?  Was  er  übrigens  in  Warschau 
wirklich  erreichte,  ist  nicht  bekannt.  Parchevich,  der  diese  Reise 
ohne  Vorwissen  der  Propaganda  unternommen,  hatte  den  Nuntius 
gebeten,  dieser  nichts  davon  zu  melden.  Allein  nach  seiner 
Abreise  berichtete  derselbe  (schon  am  29.  Jänner  1670)  über 
des  Erzbischofs  Aufenthalt  in  Warschau  an  Monsignor  Baldeschi, 
Secretär  der  Congregation  de  propaganda  fide,  *  und  bemerkte 
zugleich:  Er  glaube,  was  man  ihm  sage,  dass  Parchevich  vom 
Fürsten  der  Moldau  in  Staatsangelegenheiten  an  den  König 
von  Polen  geschickt  worden  sei;  auch  übertreibe  derselbe  stark 
bei  Schilderung  seines  traurigen  Daseins,  indem  er  sage,  dass 
er  sich  nicht  einmal  mit  Hirsebrot  sättigen  könne  und  über- 
haupt ein  höchst  kümmerliches  Leben  führen  müsse.  Der  Nun- 
tius begründet  seine  Behauptungen  nicht  weiter;  allein  die 
Annahme,  dass  Parchevich  von  einem  tyrannischen  Fürsten, 
der  ihm  zuerst  nicht  einmal  die  Ausübung  des  Gottesdienstes 
gestatten  wollte  und  gegen  den  er  gerade  Hilfe  suchte,  eine 
politische  Mission  angenommen  hätte,  hat  in  der  That  sehr 
wenig  Wahrscheinlichkeit.  Sollte  vielleicht  gar  der  Bischof 
von  Bakov,  Athanasius  Rudzienski,  gegen  dessen  Handlungs- 
weise Parchevichs  Schritte  zum  Theile  gerichtet  waren,  dem 
Nuntius  diess  gesagt  und  glaubwürdig  dai*zustellen  gesucht 
haben?  Keinesfalls  lässt  sich  ein  stichhältiger  Grund  für  die 
Vermuthung  eines  politischen  Zweckes  dieser  Reise  Parche- 
vichs anführen.     Wie   dem  aber   auch   sei,   so   viel  ist  sicher. 


^  Beil.  LXIX.  Dass  dieses  Schreiben,  sowie  ein  bald  weiter  zn  erwähnendes 
des  Nuntios,  obschon  sie  keine  Adresse  tragen,  an  Monsignor  Baldeschi 
gerichtet  sind,  geht  ans  den  Beilagen  LXXIX  und  LXXX  deutlich  herror. 


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432 

dasB  ein  solcher  Bericht  des  Nuntius  in  Polen  nicht  ohne 
nachtheilige  Folgen  für  den  apostolischen  Vicar  in  der  Moldau 
bleiben  konnte. 

Diese  gestalteten  sich  um  so  schlimmer,  als  Parche- 
vich  bald  darauf  (26.  Februar  1670)  an  die  heilige  Congre- 
gation  und  deren  Secretär  Monsignor  Baldeschi  von  Bakov  aus 
zwei  Schreiben  richtete,  ^  in  welchen  er  nicht  nur  nichts  von 
seiner  Reise  nach  Warschau  erwähnte,  sondern  nach  mehreren 
vorangegangenen,  unbeantwortet  gebliebenen  Bittschreiben  drin- 
gender um  Erfüllung  der  ihm  gemachten  Versprechungen  und 
Uebersendung  der  den  Bischöfen  in  partibus  angewiesenen 
Unterstützung  anhielt.  Es  fehle  ihm  an  den  nöthigen  Kirchen- 
geräthen,  bischöflichen  Kleidern,  Büchern  und  Lebensmitteln, 
oft  selbst  an  genügendem  Hirsebrot  zur  Sättigung.  Seit  seiner 
Ankunft  in  Bakov  habe  er  nicht  die  geringsten  Gebühren  oder 
Einkünfte  erhalten,  so  weit  sei  das  Fürstenthum  Moldau  finan- 
ciell  herabgekommen.  Die  heilige  Congregation  möge  ihm  als 
eine  barmherzige  Mutter  doch  die  versprochene  Beihilfe  für 
sein  Haus  und  seinen  Tisch  (raensa)  durch  den  Nuntius  in 
Polen  und  den  Pater  Aloysius  Maria  Pidon,  Regularcleriker, 
Missionär  und  Präfecten  des  päpstlichen  Collegiums  der  Ar- 
menier in  Lemberg,  zukommen  lassen,  welche  beide  ihm  gewiss 
alles  nach  Jassy  schicken  würden. 

Auf  diese  Schreiben  hin  frug  der  misstrauisch  gewordene 
Secretär  der  Congregation,  welcher  wohl  von  der  Abwesenheit 
des  apostolischen  Vicars  von  Bakov,  nicht  aber  von  seiner 
Rückkehr  dahin  unterrichtet  war,  erst  nochmals  bei  dem  Erz- 
bischofe  von  Korinth  an,  welcher  in  einem  Briefe  von  Warschau 
17.  Mai  16702  bestimmt  erklärte,  dass  Parchevich  am  26.  Fe- 
bruar dieses  Jahres  nicht  in  Bakov,  wahrscheinlich  aber  in 
Lemberg  gewesen  sei  und  nur  seinen  Brief  von  Bakov  datirt 
habe^  in  der  Annahme,  dass  man  in  Rom  von  seiner  Abwesen- 
heit nichts  wisse. 

Dass  Parchevich  sich  in  Lemberg  au%ehalten,  wo  er  ja 
bei  seiner  Rückkehr  von  der  Gesandtschaft  an  Chmielnicki 
im  Jahre  1657  so  enge  Beziehungen  mit  den  Armeniern  ange- 
knüpft  hatte,    wäre  wohl  möglich.     Vielleicht  traf  er  dort  die 


1  Beil.  LXX,  LXXI. 
J  Beil.  LXXII. 


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433 

nöthigen  Anstalten,  damit  ihm  die  aus  Rom  erwarteten  Gelder 
schneller  zugeschickt  würden.  Aus  seinem  Aufenthalte  in  Lem- 
herg  lässt  sich  wohl  vermuthen,  dass  die  Armenier  zu  dieser 
Zeit  von  der  kaiserlichen  Regierung  entweder  bereits  befriedigt 
waren,  oder  dass  Parchevich  am  Ende  gar  die  erhoffte  Summe, 
wenn  auch  vielleicht  nur  theilweise  zur  Begleichung  seiner 
noch  unerfüllten  Verbindlichkeiten  bestimmt  habe,  üebrigens 
bedurfte  es  für  derartige  Verhandlungen  kaum  eines  langen 
Aufenthaltes  in  Lemberg  und  Parchevich  konnte  am  26.  Fe- 
bruar ganz  gut  wieder  in  Bakov  sein.  Wenn  der  Nuntius  in 
Polen  diess  ganz  bestimmt  in  Abrede  stellt,  Parchevichs  Auf- 
enthalt in  Lemberg  an  diesem  Tage  aber  nur  vermuthet,  so 
kann  nicht  daran  gezweifelt  werden,  dass  er  wenigstens  von 
der  Richtigkeit  seiner  ersteren  Angabe  überzeugt  war.  Fraglich 
bleibt  es  aber  immerhin,  ob  die  Quelle,  aus  welcher  er  seine 
Informationen  schöpfte,  eine  ganz  lautere  und  glaubwürdige 
gewesen  sei.  Parchevichs  loyaler  und  wahrhafter  Charakter, 
soweit  wir  ihn  kennen,  lässt  sich  mit  einer  Handlungsweise, 
wie  sie  der  Erzbischof  von  Korinth  berichtet,  kaum  in  Ein- 
klang bringen.  Ist  aber  des  Letzteren  Angabe  wirklich  be- 
gründet, so  hat  Parchevich  hierin  eben  so  unrichtig,  wie  bei 
der  Verschweigung  seiner  Reise  nach  Warschau  unklug  ge- 
handelt imd  hat  später  desshalb  genug  zu  leiden  gehabt. 

Vor  der  Hand  waren  es  freilich  ganz  andere  Sorgen, 
welche  das  Herz  des  eifrigen  Oberhirten  der  moldauischen 
Kirchenprovinz  erfüllten.  Zunächst  galt  es,  sich  mit  dem  tyran- 
nischen Fürsten  des  Landes  persönlich  auf  einen  besseren  Fuss 
zu  stellen,  was  ihm  auch  bald  einigermassen  gelang,  so  dass  er 
wenigstens  Gottesdienst  halten  und  sein  Amt  ausüben  konnte.  > 
Aber  der  Zustand,  in  welchem  er  die  katholische  Kirche  der 
Moldau  fand,  war  höchst  traurig.  In  der  ganzen  Provinz  gab 
es  nur  acht  Pfarrer,  drei  Weltpriester,  zwei  Missionärconvente 
und  einen  einzigen  Franciskanerpater,  die  übrigen  Geistlichen 
waren  Jesuiten.  Diese  bildeten  miteinander  das  Domcapitel 
und  den  Clerus  des  Bischofs  von  Bakov,  lebten  aber  eine, 
zwei,  drei,  ja  vier  Tagereisen  weit  von  einander  entfernt. 
Parchevich  als  Erzbischof  und  apostolischer  Vicar  konnte,  da 
er   oft   der   einzige  Geistliche   in   Bakov   war,   weil   der  Orts- 


«  Beil.  LXXIV, 


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434 

pfarrer  an  Festtagen  in  die  umliegenden  Dörfer  auf  eine  bis 
zwei  Tagereisen  weit  versendet  werden  musste,  kaum  je  mit 
der  Infel  unter  Assistenz  die  Messe  feiern.  Er  musste  viel- 
mehr wie  ein  einfacher  Dorfpfarrer  oft  allein  die  Messe  lesen^ 
taufen,  begraben,  Wöchnerinnen  einsegnen,  Kranke  besuchen, 
Sterbenden  die  letzte  Oelung  ertheilen,  predigen  und  die  Christen- 
lehre halten.  Wenn  er  zur  Weihe  des  heiligen  Oeles  am  Grün- 
donnerstage die  Pfarrer  hätte  zusammenberufen  wollen,  so  hätten 
diese  die  ganze  Charwoche  vom  Hause  abwesend  sein  müssen 
und  zu  Ostern  hätte  keiner  in  seiner  Pfarrei  sein  können.^ 
Die  Schulen  wurden  nicht  besucht,  ein  tauglicher  Nachwuchs 
für  den  Clerus  aus  dem  Lande  selbst  war  so  gut  wie  nicht 
vorhanden.  Die  Jesuitenpatres  hatten  seit  zwanzig  Jahren  keine 
Schule  gehalten,  ausser  für  drei  bis  vier  Knaben,  welche  in 
eben  so  vielen  Jahren  kaum  ordentlich  lesen  lernten.  Zur 
Unterhaltung  von  Lehrern  fehlte  es  an  Mitteln.  Die  bisherigen 
Missionäre  waren  für  das  Land  ungeeignet,  da  sie  weder  dessen 
Sprache  ordentlich  verstanden,  noch  daselbst  festen  Aufenthalt 
nahmen.  Die  katholische  Bevölkerung,  fast  durchaus  der  ungar 
rischen  Nationalität  angehörig,  wollte  von  den  polnischen  Geist- 
lichen nichts  wissen.  In  Folge  des  fortdauernden  Mangels  an 
ordentlicher  Seelsorge,  des  harten  Druckes  von  Seite  des  Landes- 
fürsten und  anderer  Versuchungen  waren  viele  Katholiken  von 
ihrem  Glauben  abgefallen. ^  Diese  Uebelstände  im  Vereine  mit 
dem  baufälligen  Zustande  der  Kirche  in  Bakov,  der  Mutter- 
kirche der  ganzen  Provinz,  und  deren  Mangel  an  den  noth- 
wendigsten  Kirchengeräthen  hätten  bei  dem  Ausbleiben  der 
zugesagten  Unterstützungen  von  Aussen  wohl  Manchen  muthlos 
machen  können.  Parchevich,  welcher  seit  seiner  letzten  Ge- 
sandtschaftsreise vielfach  kränkelte  und  an  der  Gicht  litt,  aber 
seinen  klaren  und  umsichtigen  Blick  über  jene  Verhältnisse 
noch  im  geschärften  Grade  behielt,  übersah  bald  mit  ruhiger 
Ueberlegung  die  üble  kirchliche  Lage  seiner  Provinz  und  fasste 
daher  den  ernsten  Entschluss,  diesen  Uebelständen  abzuhelfen. 
Zunächst  wandte  er  sich  an  den  Fürsten,  an  den  Metro- 
politen und  die  griechischen  Diöcesanbischöfe  der  Moldau  und 
erlangte   deren   Zustimmung    zur   Rückkehr    der    abgefallenen 


1  Beil.  LXXIV,  LXXIX. 

2  Beil.  LXXIX. 


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435 

Katboliken  in  den  Schooss  der  Kirche^  von  welcher  Erlaubniss 
auch  Mehrere  Gebrauch  machten.^  Dann  aber  erkannte  es 
iParchevich  als  seine  dringendste  und  wichtigste  Aufgabe,  den 
Clerus  zu  reformieren  und  auf  die  Vermehrung  der  Seelsorge- 
geistlichkeit hinzuarbeiten.  Die  beständige  Anwesenheit  eines 
Bischofs  oder  vielmehr  eines  apostolischen  Vicars  und  Admini- 
strators im  Lande  erschien  ihm  unerlässlich,  nicht  minder  zur 
Unterstützung  desselben  die  Heranziehung  tüchtiger,  besonders 
der  ungarischen  Nationalität  angehöriger  Mitarbeiter.  Ueberhaupt 
war  des  Erzbischofs  ganzes  Sinnen  und  Trachten  darauf  ge- 
richtet, eine  gute,  einheitliche  hierarchische  Ordnung  und  Dis- 
ciplin  einzufiihren,  was  er  zum  Heile  und  Segen  seiner  Provinz 
am  besten  dadurch  erreichen  zu  können  glaubte,  wenn  er  den 
Franciskanerorden  für  seine  Pläne  interessierte  und  ins  Land 
zöge.  Bei  Berücksichtigung  aller  hierbei  in  Frage  kommenden 
Verhältnisse  und  Bedürfnisse  musste  es  in  der  That  als  das 
Geeignetste  erscheinen,  die  alte  Verbindung  des  früheren  Ba- 
kover  Franciskanerklosters,  das  er  selbst  bewohnte,  mit  dessen 
ungarischem  Mutterhause  zu  Csik-Somiyö  in  Siebenbürgen  wieder 
herzustellen,  jedoch  unter  festen,  sich  für  beide  Theile  gleich 
erspriesslich  darstellenden  Bedingungen. 

Schon  am  2.  Juli  1670  befand  sich  Parchevich,  begleitet 
von  seinem  Neffen  Marcus,  dem  Sohne  seines  jüngeren  Bruders 
Paul,  2  in  Csik-Somlyö  und  schloss  hier  einen  Vertrag  mit 
den  Franciskanem,  welchen  auch  der  apostolische  General- 
vicar  von  Siebenbürgen,  Fr.  Casimir  Damokos,  und  mehrere 
Franciskanerpatres  im  Namen  des  Csiker  Conventes  unter- 
zeichneten.^ Laut  dieses  Conti*actes  übergibt  Erzbischof  Par- 
chevich unter  Vorbehalt  der  Genehmigung  von  Seite  des  apo- 
stolischen Stuhles  und  der  betreffenden  Ordens  vorsteh  er  das 
Bakover  Kloster  den  Franciskanem  und  verpflichtet  sich,  die 
Genehmigung  der  Rückgabe  des  genannten  Klosters  an  die 
Fratres  minores  de  observantia  zu  erwirken.  Diese  hingegen 
bewilligen,  dass  der  Guardian  von  Csik-Somly6,  so  oft  der 
E^bischof  es   begehre,   nach  Bakov   kommen   solle   und   ver- 


J  Beü.  LXXV. 
'  Vgl.  Anhang. 

»  Kurz:    Magazin    fär   Geschichte,    Literatur   und    alle   Denk-  und   Merk- 
würdigkeiten Siebenbürgens,  II,  1,  Kronstadt  1846,  8.  66  ff.  Beil.  LXXIV. 
ArchiT.  Bd.  LU.  U.  H&lft«.  29 


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436 

pflichten  sich,  sobald  die  Genehmigung  von  Rom  eingetroffen 
wäre,  ihren  Guardian  Stephan  Taploczay  oder  einen  anderen 
erfahrenen  Pater  mit  so  vielen  Genossen  nach  Bakov  zu  sendeq, 


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437 

Bechsten    aber   suchte   er   alsbald   dadurch   zur  Ausführung  zu 
bringen,  dass  er  zu  Bakov  am  12.  Juli  1670  den  Pater  Stephan 
Taploczay  zu  seinem  Coadjutor  ernannte.  ^  Am  nämlichen  Tage 
berichtete  Parchevich  über  den  Inhalt  dieses  Vertrages  an  die 
Propaganda  ^  und  empfahl  denselben  dringend  zur  Genehmigung, 
als    den    einzigen   Weg    zur   Erhaltung    und  Beförderung    der 
katholischen    Religion    in    der   Moldau.     Die    Abneigung    der 
grösstentheils    aus   Ungarn    eingewanderten   Katholiken   dieses 
Landes  gegen  die  polnischen  Priester,  welche  sie  durch  unga- 
rische ersetzt  wissen   wollten,   die  Leichtigkeit   und  Sicherheit 
des  Verkehres   zwischen  Csik  und  Bakov,    wo   das  jetzt    von 
ihm   bewohnte   Kloster    nach  Angabe    des    Cardinals    PAzm&n 
ursprünglich  von  einer  siebenbürgischen  Prinzessin,  Margaretha, 
begründet  worden  sei;  ^  die  leichtere  und  wirksamere  Seelsorge 
durch    die  unter  der  Leitung  eines  einzigen  Custos  stehenden 
Patres,  die  Möglichkeit  eines  fortdauernden  innigen  Verkehres 
derselben  mit  dem  apostolischen  Vicare,  der  durch  connationale 
Patres    zu    erhoffende    Einfluss    auch    auf   die    Armenier    und 
Walachen:  diess  seien  die  Beweggründe,  auf  welche  er  seinen 
Vorschlag  stütze.  Ausserdem  sei,  wie  die  heilige  Congregation 
seit  siebenzig  Jahren  habe  erproben  können,  von  den  polnischen 
Bischöfen   kein  Heil   zu   erwarten;    und    wenn   diese  auch  mit 
hundert  Eiden  versicherten,  in  Bakov  residieren  zu  wollen,  so 
würden  sie  doch  nie  dieses  Versprechen  gewissenhaft  erfüllen; 
sie  würden  wohl  auf  etwa  drei  oder  vier  Monate  kommen  und 
das,   was  Andere   mit    saurem  Schweisse  erarbeitet,  aufzehren, 
dann  aber  wieder  von  dannen  gehen;    es  sei  das  Beste,   wenn 
der    heilige    Stuhl    die   Ernennung    der    Bischöfe    von    Bakov 
wieder  an  sich  nehme.  ^     Diess  Alles   unterbreitet  er  zur  Ent- 


wohl  aoch   zeigen,   wie   das  ganze  Vermögen  Parchevichs  in  einem  ge- 
ringen Haasrath  and  fundas  instractas  bestand. 

1  Beil.  LXXV. 

»  Beü.  LXXIV. 

'  P&zm4n:  Acta  et  decreta  Synodi  dioecesanae  Strigoniensis,  Posonii  1629; 
Append.  II,  p.  116:  ,Bako  in  Moldavia  (Monasteriom  PP.  Franciscanorum) 
fandatnm  ab  nxore  Vaivodae  Moldavi,  filia  Vaivodae  Transflilvani*.  Nach 
Kurz  war  diese  Mi^rgaretha  wahrscheinUch  die  Gemahlin  des  Woiwoden 
Alexander  von  der  Moldau.  Vgl.  Kurz:  Magazin  a.  a.  O.  p.  8—18,  58,  59. 

*  Da  Bakov  zu  jener  Zeit  ein  polnisches  Bisthum  war,  wurden  seine  Bi- 
schöfe von  dem  Könige  von  Polen  ernannt. 

29* 


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438 

Scheidung  der  Congregation  und  dem  heiligen  Stuhle  und  bittet 
zugleich;  indem  er  an  die  ihm  noch  während  seines  Aufent- 
haltes in  Wien  brieflich  gemachten  Versprechungen  erinnert, 
dringend  um  Hilfe  und  Beistand;  es  gehe  nun  schon  ins  dritte 
Jahr,  dass  er  weder  Briefe  noch  Unterstützungen,  noch  das 
ihm  für  seinen  Ijobensunterhalt  angewiesene  Geld  erhalten  hätte ; 
vom  Papste  und  seinen  Indulgenzen  sei  dort  zu  Lande  nichts 
bekannt  geworden,  und  man  möge  ihm  doch  wissen  lassen,  ob 
die  Kirche  wieder  ein  Oberhaupt  habeJ 

Gewiss  waren  Parchevichs  Absichten  die  edelsten,  seine 
Pläne  zweifelsohne  die  besten.  Ihm  kam  es  nicht  auf  die  Personen 
an,  sondern  nur  auf  die  Sache,  auf  die  Förderung  der  Religion 
und  der  Kirche.  Allein  durch  seine  Absicht,  ungarische  Francis- 
kaner  herbeizurufen  und  diesen  die  Seelsorge  der  Moldau  zu 
übergeben,  und  durch  seinen  Rath,  das  Ernennungsrecht  der 
Bakover  Bischöfe  von  der  polnischen  Krone  wieder  an  den 
päpstlichen  Stuhl  zu  bringen,  musste  er  sich  die  Gegnerschaft 
der  Polen  und  der  Jesuiten  zuziehen  oder  die  schon  vorhandene 
noch  vermehren.  Ohne  zu  wissen,  auf  welche  Seite  der  Nuntius 
in  Polen  sich  neige,  und  ohne  zu  ahnen,  in  wie  ungünstiger 
Weise  dieser  über  ihn  nach  Rom  berichtete,  schrieb  Parchevich 
am  16.  Juli  1670  arglos  an  den  Erzbischof  von  Korinth  nach 
Warschau  2  und  bat  denselben,  ohne  seinen  Unmuth  über  die 
lange  Verzögerung  der  ihm  von  Rom  aus  versprochenen  Unter- 
stützungen zu  verhehlen,  um  seine  Fürsprache  bei  der  heiligen 
Congregation;  zugleich  empfahl  er  demselben  die  Angelegen- 
heit des  Pater  Stephan  Taploczay  (wovon  bald  eingehender 
die  Rede  sein  wird) ,  damit  dieser  über  sein  früher  im 
Laienstande  besessenes  Vermögen  frei  verfügen  könne,  und 
ersuchte  unii  öftere  briefliche  Mittheilungen,  fügte  aber  merk- 
würdiger Weise  kein  Wort  über  seinen  Vertrag  mit  den 
Csiker  Franciskanem  bei.  Sollte  er  selbst  vielleicht  in  dem 
Nuntius  einen  Gegner  seines  diessbezüglichen  Planes  ver- 
muthet  haben? 


*  Papst  Clemens  IX.  (Emilio  Altieri)  war  am  9.  December  1669  gfestorben 
und  sein  Nachfolger,  Papst  Clemens  X.,  am  29.  April  1670  gewählt 
worden.  Diese  Neuwahl  war  also  bis  zum  12.  Juli  1670  in  der  Moldau 
noch  nicht  bekannt 

2  Beil.  LXXVI. 


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439 

Inzwischen  schrieben  die  Csiker  Franciskaner  ihrerseits 
sowohl  an  ihren  Ordensgeneral  Franz  Rini  in  Rom,*  damit 
dieser  die  Genehmigung  des  mit  Parchevich  geschlossenen  Ver- 
trages unterstütze,  als  auch  an  das  CardinalscoUegium,^  welchem 
sie  erklärten,  auf  Parchevichs  Vorschlag  eingehen  zu  wollen, 
unter  der  Bedingung  jedoch,  dass  sie  in  Zukimft  von  keinem 
Bischöfe  oder  Vicar  wieder  aus  Bakov  vertrieben  werden 
dürften,  und  dass  der  päpstliche  Stuhl  ihnen  für  die  erste  Zeit 
ihrer  Ansiedlung  in  einem  Lande,  wo  das  ganze  Volk  bloss  von 
Hirsebrot  lebe,  auch  gegen  ihre  Ordensregel  gestatte,  zu  pflügen, 
zu  säen  und  dergleichen  nothwendige  Arbeiten  vorzunehmen, 
auch  die  Leibeigenen  des  Bakover  Klosters  behalten  zu  dürfen, 
wie  Aehnliches  auch  in  andern  den  Türken  unterworfenen 
Provinzen,  in  Bosnien,  Bulgarien  und  Siebenbürgen  geschehen 
sei.  Die  von  ihnen  hiebei  gegebene  Schilderung  der  allgemeinen 
Verhältnisse  der  Moldau  bestätigt  übrigens  vollkommen  Par- 
chevichs Darstellung  derselben,  die  der  Erzbischof  von  Kerinth 
für  übertrieben  erklärt  hatte.  ^ 

Erzbischof  Parchevich  sowohl,  als  der  apostolische  Vicar 
von  Siebenbürgen,  Pater  Casimir  Damokos,  und  die  Csiker 
Franciskaner  erkannten  sehr  richtig,  es  sei  zu  ihrer  Sicher- 
stellung in  der  Zukunft  höchst  wünschenswerth,  dass  Pater 
Stephan  Taploczay  nicht  bloss  von  dem  Erzbischofe  ernannt, 
sondern  auch  durch  ein  Breve  oder  Decret  der  Propaganda  selbst 
als  dessen  Coadjutor  bestätigt  werde,  damit  er  nicht  etwa  von 
nachfolgenden  Ordensvorstehern  in  seine  Provinz  zurückberufen 
werden  könne.  Parchevich  schrieb  desshalb  am  20.  Juli  1670  ^ 
an  die  heilige  Congregation  und  übersandte  dieses  Schreiben 
durch  Pater  Antonius  Angelinus,  Conventual  und  apostolischen 
Missionär  in  der  Moldau,  der  gerade  in  Missionsangelegenheiten 
nach  Warschau  reiste,  an  den  dortigen  Nuntius  zur  Weiter- 
beförderung nach  Rom.  In  diesem  Briefe  bat  er  die  Congre- 
gation, dem  von  ihm  empfohlenen  Stephan  Taploczay  durch 
ein  Breve  die  Erlaubniss  zu  ertheilen,  über  die  von  seinen 
Eltern    ererbten  Güter   frei   verfügen  zu  dürfen.     Derselbe  sei 


^  Schreiben  vom  14.  Juli  1670.     Kurz:    Magazin  für  Geschichte,  Literatur 

u.  s.  w.  Siebenbürgens,  II,  1,  p.  74 — 75. 
.2  Schreiben  vom  18.  Juli  1670.  Kurz  ebenda  p.  76—77. 
3  Vgl.  oben  p.  431  und  Beil.  LXIX. 
*  Beil.  LXXVII. 


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440 

der  einzige  Sohn  wohlhabender  Eltern,  eines  armenischen  Vaters 
und  einer  ungarischen  Mutter,  gegen  deren  Willen  er  das 
Ordenskleid  genommen  hätte.  Seine  Mutter  sei  seither  ge- 
storben, sein  greiser  Vater  könne  ihr  jeden  Tag  nachfolgen. 
Um   für   diesen    Fall   die   ihm   zufallenden    Güter   der   Eltern: 


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441 

Offenbar  aus  dem  Anfange  des  folgenden  Jahres  (1671) 
stammt  ein  undatierter  Brief  des  Erzbischofs  von  Martiauopel 
an  die  heilige  Congregation,  *  in  welchem  die  alten  Klagen 
wiederholt  werden.  Er  erinnert  an  die  ihm  am  7.  März  1656  ge- 
machten Versprechungen  ^  und  hebt  den  fortwährenden  Mangel 
an  Kirchengeräthen 3  und  an  geistlichen  Gehilfen  hervor.^  Er 
schildert  die  Baufalligkeit  der  Bakover  Kirche,  ^  welche  wegen 
ihres  Alters  und  in  Folge  fortwährender  Regengüsse  nächstens 
einzustürzen  drohe;  mit  2000 — 3000  Scudi  Hesse  sie  sich  zwar 
für  Jahrhunderte  wieder  herstellen^  allein  es  finde  sich  kein 
Wohlthäter,  der  diese  Reliquie  der  Katholiken  und  ehrwürdige 
Erinnerung  der  Vorfahren  wieder  herstellen  lasse,  während  man 
anderswo  für  Prachtbauten  ungeheure  Summen  verwende.  Der 
baufällige  Zustand  dieses  Gotteshauses  diene  der  Lauheit  des 
Kirchenbesuches  zum  Vorwand  und  mit  der  Kirche  würden 
auch  die  Bischöfe,  die  Priester  und  die  Gemeinde,  zu  Grunde 
gehen.  ^  Die  Könige  von  Polen  behaupteten  zwar  ihr  Recht, 
die  Bakover  Bischöfe  zu  ernennen,  wollten  aber  die  Rechte 
und  Freiheiten  der  Kirche  nicht  vertheidigen.  So  entstünden 
tausend  Unordnungen  und  Jeder  verliere  den  Muth  und  die 
Lust  zum  Dienste. 

Da  die  Congregation  der  Propaganda  die  Bischöfe  dieser 
Länder  ausdrücklich  angewiesen  hatte,  sich  mit  ihren  Anli^en 
an  die  betreffenden  apostolischen  Nuntien  zu  wenden,  so  richtete 
Parchevich  am  7.  März  1671  ein  ausführliches  Schreiben  an 
den  Nuntius  in  Polen,'  in  welchem  er  diesen  ersuchte,  seine 
Bitten  und  Vorschläge  zur  Verbesserung  der  kirchlichen  Zu- 
stände in  der  Moldau  bei  der  heiligen  Congregation  zu  em- 
pfehlen und  gütigst  zu  befürworten.  Dieselbe  möge  zur  ange- 
messenen Vermehrung  der  Seelsorgekräfte  in  der  Moldau  ihm 
die  Heranziehung  einiger  siebenbürgisch-ungarischen  Francis- 
kanerpatres  von  der  strengen  Observanz  bewilligen,  und  zwar 


«  Beil.  LXXVIII. 

2  Vgl  Beil.  LXXI,  LXXIV,  LXXVI. 

3  VgL  Beil.  LXXII. 

*  Vgl.  Beil.  LXXIV,  LXXVII. 
5  Vgl.  Beil.  LXX. 

^  In    gleicher    Weise    äussert    sich    Parchevich    anch    im    nächstfolgenden 
Briefe  an  den  Nuntius  in  Polen  ddo.  7.  März  1671.     Vgl.  Beil.  LXXIX. 
-*  Beil.  LXXIX. 


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443 

dass  dem  Erzbischofe  wenigstens  in  der  Fastenzeit  und  während 
des  auf  den  23.  April  a.  St.  fallenden  Osterfestes  mittels  be- 
sonderen Decretes  zwei  Patres  minores  de  observantia  der 
siebenbürgischen  Custodie  zur  Assistenz  zugetheilt  würden. 
Namentlich  bitte  er  um  Pater  Stephan  Taploczay;  dessen  Eltern 
aus  der  Moldau  stammten,  der  ungarisch,  walachisch  und 
lateinisch  spreche,  zudem  ein  guter  Prediger  und  erfahrener 
Oekonom  sei,  und  um  Pater  Franz  Derventa,  einen  Bosnier, 
der  schon  vor  Jahren  in  dieser  Provinz  gedient  habe,  von 
reinem  Lebenswandel  und  guten  Sitten,  gehorsam  und  ergeben 
sei  und  ausser  den  obgenannten  drei  Sprachen  auch  noch 
slavisch  als  seine  Muttersprache  spreche.  Die  Custodie  sei 
damit  einverstanden,  wage  aber  ohne  ausdrückliche  schriftliche 
Erlanbniss  der  genannten  Vorgesetzten  nicht,  ihm  jene  Patres 
zu  senden.  Damit  nun  diese  dringende  Angelegenheit  uro  so 
schneller  erledigt  werde  und  da  eine  Entscheidung  von  Rom 
einzuholen  zu  langwierig  sein  würde,  so  möge  der  Nuntius,  an 
welchen  sich  die  heilige  Congregation  ohnehin  in  allen  ähn- 
lichen Fällen  wende,  aus  eigener  Machtvollkommenheit  die 
siebenbürgische  Custodie  schriftlich  beauftragen,  dass  sie  ihm 
sofort  die  beiden  Patres  zur  Verfügung  stelle;  hiedurch  würde 
der  Nuntius  gewiss  ein  sehr  nützliches  und  Gott  gefälliges 
Werk  thun.  Ferner  bitte  er  ihn,  bei  dem  Könige  von  Polen  * 
sein  Ansehen  dafür  geltend  zu  machen,  dass  dieser  zur  Wahrung 
und  Vertheidigung  des  ihm  vertragsmässig  zustehenden  Jus 
spirituale  über  die  katholische  Kirche  der  Moldau  ein  Mahn- 
schreiben an  den  Fürsten  dieses  Landes  richten  möge.  Denn 
<lie  Katholiken  würden  gänzlich  unterdrückt  und  von  den 
Schismatikern  des  Landes  misshandelt.  Die  Könige  von  Polen 
möchten  wohl  das  Recht  haben,  die  Bischöfe  zu  ernennen, 
wollten  aber  nicht  deren  und  der  Kirche  Rechte  vertheidigen, 
daher  die  Kirchen  verfielen  und  Volk  und  Priester  nicht  be- 
stehen könnten.  In  Ausdrücken  tiefen  Unmuthes  ersucht  er 
den  Nuntius  aufs  Neue,  an  die  heilige  Congregation  zu  schreiben, 
dass  sie  ihm  seinen  Gehalt  und  sauer  verdienten  Lohn  sende; 
er  sei  voll  Schulden  und  esse  mit  Thränen  sein  Brot  und  dieses 


welche  Würde    damals    der   schon    früher    genannte    Frans    Maria   Rini 
(1670—1674)  bekleidete. 
*  Michael  Wiesnioviecki  regierte  1669—1673.  Vgl.  oben  p.  42Ö. 


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von  Hirse.  Die  Kirche  von  Bakov  gehe  ihrem  Einstürze  ent- 
gegen, weil  Niemand  für  ihre  Herstellung  etwas  thun  wolle. 
So  wenig  bekümmere  man  sich  um  die  Kirchen  im  Oriente, 
dass  er  nicht  einmal  wisse,  ob  ein  neuer  Papst  und  wer  ge- 
wählt worden  sei;  über  das  Jubiläum  habe  man  ihm  keine 
Mittheilung  gemacht;  er  wisse  nicht,  ob  der  Monsignor  Nuntius 
in  Polen  noch  derselbe  sei,  wie  im  vorigen  Jahre;  derselbe 
scheine  nicht  den  Titel  eines  Erzbischofs  von  Adrianopel  zu 
führen.  Auch  sonst  wisse  er  nicht,  was  in  der  Welt  vorgehe. 
Er  bitte  daher  um  Mittheilungen,  namentlich  auch  über  den 
Kaiser  *  und  den  König  von  Polen,  ob  sie  für  das  öffentliche 
Wohl  besorgt  seien.  Die  ,Barone'  der  Moldau,  begierig  etwas 
von  der  allgemeinen  politischen  Lage  zu  vernehmen,  wendeten 
sich  oft  mit  Fragen  an  ihn,  in  der  Meinung,  dass  er  von  Wien 
oder  anderswoher  Nachricht  erhalte.  Der  Nuntius  möge  ihn 
doch  öfter  mit  Briefen  erfreuen;  von  Warschau  nach  Lemberg 
gehe  die  Post  und  in  Lemberg  sei  ein  Superior  und  Präfect 
im  armenischen  Collegium,  welcher  die  Briefe  mit  aller  Leich- 
tigkeit über  Kamieniec  und  Jassy  an  ihn  gelangen  lassen 
könne.  ^ 

Parchevichs  Lage  war  also  am  7.  März  1671  noch  genau 
dieselbe,  wie  am  12.  Juli  1670.  Alle  Briefe  und  Bitten  des- 
selben waren  ohne  Erfolg,  ja  ohne  Antwort  geblieben.  Weder 
sein  Gehalt,  noch  andere  ihm  versprochene  Unterstützungen 
waren  ihm  zugekommen.  Ob  ein  neuer  Papst  gewählt  worden 
war,  er  wusste  es  nicht.  Ein  Jubiläum  war  abgehalten  worden, 
aber  er  hatte  keine  Mittheilung  darüber  erhalten.  Seine  prak- 
tischen Vorschläge  zur  Hebung  des  kirchlichen  Zustandes  seiner 
Provinz  waren  unberücksichtigt,  seine  diessbezüglichen  An- 
strengungen fruchtlos  geblieben.  Zuletzt,  da  auch  der  Nuntius 
in  Warschau  seine  Briefe  nicht  beantwortete,  wusste  er  nicht 
einmal  mehr  den  Namen  desselben,  während  er  doch  durch 
die  ausdrücklichen  Befehle  der  Propaganda  an  diesen  gewiesen 
war.  Eine  geheime  Gegnerschaft  wirkte  offenbar  ihm  und  seinem 
Streben  entgegen,  welche,  wie  schon  früher  angedeutet,  sich 
wohl  nur  aus  dem  Widerstreite  zweier  Orden,    sowie  aus  dem 


'  ,No8tro  Imperatoren 

2  Vgl.    Parchevichs    Schreiben    an    die    Propaganda    vom    12.    Juli    1670. 
Beü.  LXXIV. 


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445 

Standpunkte  erklären  lässt,  den  der  apostolische  Nuntius  in 
Polen  in  demselben  eingenommen  hatte.  Allein  die  Lage  Par- 
chevichs  hatte  sich  seither  noch  verschlimmert;  wie  sie  denn^ 
je  länger  sie  dauerte^  desto  übler  sich  gestalten  musste.  Und 
nicht  nur  seine  eigene  materielle  Existenz,  auch  die  kirchlichen 
Zustände  seiner  Provinz  und  seine  oberhirtliohe  Autorität  waren 
unter  solchen  Verhältnissen  schwer  gefährdet. 

Als  Erzbischof  Parchevich  im  Jahre  1669  in  Kutnar 
(Kotnar)  einen  Altar  weihte,  stellte  sich  ihm  ein  junger,  aus 
diesem  Orte  gebürtiger  Mann  Namens  Peter  Wolf  vor  mit  der 
Bitte,  ihm  durch  Empfehlungen  die  theologischen  Studien  in 
Polen  zu  ermöglichen.  Obwohl  derselbe  noch  sehr  jung  war 
und  kaum  die  Anfangsgründe  der  Grammatik  inne  hatte,  will- 
fahrte Parchevich  doch  dessen  Bitte  und  auf  des  Erzbischofs 
Empfehlung  an  den  Präfecten  des  armenischen  Collegiums  in 
Lemberg,  Aloisius  Maria  Pidor,  wurde  Peter  Wolf  wirklich  in 
diese  Lehranstalt  aufgenommen.  Der  Bischof  von  Lemberg,* 
welchen  Parchevich  ebenfalls  brieflich  gebeten  hatte,  den  jungen 
Mann,  wenn  er  sich  die  nothwendigsten  Kenntnisse  erworben 
haben  würde,  zum  Priester  zu  weihen,  hatte  diess  in  seinem 
Antwortschreiben  freundlichst  zugesagt.  Peter  Wolf  war  nach 
Lemberg  gegangen.  Als  Erzbischof  Parchevich  am  Tage  Mariae 
VerküncUgung  (4.  April  1671)  von  der  Messe  nach  Hause  kam, 
überreichte  ihm  ein  Armenier  einen  Brief  des  Cardinais  Bar- 
berini,  Präfecten  der  heiligen  Congregation  der  Propaganda, 
worin  ihn  dieser  aufforderte,  die  Gründe  anzugeben,  wesshalb 
er  sich  geweigert  habe,  dem  Peter  Wolf,  einem  früheren  Zögling 
des  Priesterseminars  in  Fermo,^  die  Weihen  zu  ertheilen  und 
das  Demissorium  zu  geben.  ^  Parchevich  antwortete  hierauf  am 
26.  April  1671,^  dass  er  den  genannten  jungen  Mann  seit  dem 
Antritte  seines  apostolischen  Vicariates  in  der  Moldau  nur  ein 
einziges  Mal  gesehen  habe  und  demselben  auf  seine  Bitte  dazu 
behilflich  gewesen  sei,  seine  theologischen  Studien  in  Polen 
fortsetzen  zu  können.  Wolf  hätte  dort  auch  wirklich  zwei  Jahre 
lang  studiert,  sei  aber  nachher  niemals  zu  ihm  gekommen,  um 

*  Adalbert  Korycinski,    Bischof  von   Kamieniec   1664 — 1669,    Bischof  von 
Lemberg  1669-1677. 

2  Stadt  im  ehemaligen  Kirchenstaate, 
s  Vgl.  Beil.  LXXX. 

*  Ibidem. 


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446 

die  Weihen  zu  einpfaDg^D,  wozu  doch  die  Anwesenheit  des 
Bittstellers  unbedingt  nöthig  sei-,  doch  hätte  er  auch  in  diesem 
Punkte  keine  Schwierigkeiten  gemacht,  wenn  Wolf  ihn  nur  über- 
haupt darum  ersucht  haben  würde;  nun  aber  belästige  jener  hinter- 
listig die  heilige  Congregation.  Hierbei  macht  Parchevich  auf 
den  in  Ländern  wie  die  Moldau  sehr  unangenehm  fühlbaren 
Uobelstand  aufmerksam,  dass  Leute  wie  jener  junge  Mann  be- 
haupteten, sie  unterstünden  zufolge  eines  Decretes,  über  welches 
er  selbst  in  den  letzten  Wochen  der  heiligen  Congregation 
Vorstellungen  gemacht  habe,  als  Alumnen  der  Propaganda 
weder  dem  Ordinarius  loci,  noch  irgend  einer  anderen  geist- 
lichen Autorität,  aiisser  dieser  heiligen  Congregation  selbst; 
um  daher  die  geistlichen  Behörden  ihrer  Provinz  nicht  aner- 
kennen und  ihnen  bei  Empfang  der  Weihen  nicht  den  Obe- 
dienzeid  leisten  zu  müssen,  wendeten  sie  sich  mit  trügerischer 
Absicht  und  Rede  an  die  Congregation  in  der  Voraussetzung, 
diese  werde  ihnen  gleich  motu  proprio  schriftlich  die  Erlaubniss 
ertheilen,  sich  nach  eigener  Wahl  von  dem  Bischöfe  jeder  be- 
liebigen Provinz  weihen  lassen  zu  dürfen;  kehrten  sie  dann 
geweiht  in  ihre  Provinz  zurück,  so  erklärten  sie  offen,  sie  seien 
Alumnen  der  Propaganda  und  Niemand  ausser  dieser  habe  ihnen 
zu  gebieten.  Daraus  entstünden  dann  Unoi*dnungen  und  Scan- 
dale,  wie  die  kürzlich  von  Pater  Vitus  hervorgerufenen,  der 
vom  Landesfürsten  und  den  Baronen  befragt,  warum  er  einen 
Mönch  seines  Gleichen  öffentlich  geschlagen,  gebunden  und  in 
Ketten  gelegt  habe,  anstatt  diese  Sache  dem  Bischöfe  zu  über- 
lassen, jenen  die  thörichte  Antwort  gegeben:  ,Der  Bischof  hat 
mit  uns  nichts  zu  schaffend  Diess  habe  schon  bei  den  Baronen 
des  Landes,  welche  ihre  Studien  meist  in  Polen,  Venedig  und 
Rom  gemacht  hätten,  grosses  Aergerniss  verui*sacht,  noch  mehr 
jedoch  bei  dem  Volke,  welches  einen  Bischof  und  namentlich 
einen  apostolischen  Vicar  für  das  Oberhaupt  Aller  halte.  Einige 
Bürger  von  Baja  hätten  sich  bei  ihm  in  der  vergangenen 
Woche  beschwert,  dass  derselbe  Pater  Vitus  silberne  Kirchen- 
geräthe  weggenommen,  wie  er  behaupte,  als  Entschädigung  für 
seinen  seit  einigen  Jahren  rückständigen  Gehalt;  würde  nun 
er  (Parchevich)  jenen  desshalb  vorladen,  so  würde  derselbe 
nicht  erscheinen,  lade  er  ihn  aber  nicht  vor,  so  gebe  diess 
Aergerniss  und  das  Volk  verliere  die  Achtung  für  seine  geist- 
lichen Vorgesetzten ;  daher  stelle  er  die  Entscheidung  in  dieser 


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447 

Angelegenheit  und  Anklage  der  heiligen  Congregation  anheim 
und  werde  deren  Befehle  pünktlich  ausführen.  Parchevich  be- 
nützte auch  diese  Gelegenheit,  um  seine  Bitte  bezüglich  des 
Pater  Stephan  Taploczay  zu  wiederholen,  um  Unterstützung  in 
seiner  Nothlage  zu  bitten  und  um  die  Dispens  wegen  des 
Palliums  anzusuchen,  ^  das  er  nicht  um  eitlen  Ruhmes  willen  zu 
besitzen  bestrebt  sei,  sondern  um  in^thümlichen  Auffassungen 
zu  begegnen  und  die  Würde  seines  Amtes  zu  wahren.  Denn 
nicht  nur  Mönche  des  griechischen  Ritus,  sondern  auch  katho- 
lische Geisth'che  und  Laien  zweifelten  daran,  dass  er  wirklich 
Erzbischof  sei,  weil  sie  ihn  ohne  Pallium  Functionen  vollziehen 
sehen,  bei  welchen  sein  Vorgänger  Marcus  Bandin  dasselbe  zu 
tragen  pflegte.  Schliesslich  tadelt  der  Erzbischof  noch  die  An- 
roassung  jener  Geistlichen,  welche  es  durch  die  Güte  der  hei- 
ligen Congregation  mit  schwerer  Mühe  von  Küchenlaikern  zu 
Priestern  gebracht  hätten,  das  active  und  passive  Wahlrecht 
bei  Bischofswahlen  ausübten  und  endlich  selbst  zur  erzbi- 
schöflichen Würde  erhoben  zu  werden  beanspruchten  und  zwar 
dort,  wohin  sie  ihrer  Nationalität  nach  nicht  gehörten.  Auch 
diess  rufe  Verwirrungen  im  Clerus,  in  den  Klöstern  und  bei 
dem  Volke  hervor,  wie  ihm  denn  Aehnliches  aus  dem  Csiker 
Kloster  berichtet  worden  sei. 

An  demselben  Tage  (26.  April  1671)  schrieb  Parchevich 
auch  an  den  Nuntius  in  W^arschau,^  durch  welchen  vermuthlich 
sein  Schreiben  nach  Rom  befördert  wurde.  Er  berichtet  ihm 
des  Landes  und  seine  eigene  traurige  Lage,  die  Tyrannei  des 
Fürsten,  die  Bedrückung  der  Unterthanen,  die  Armuth  des 
Volkes,  die  Schrecken  des  bevorstehenden  Krieges  und  des 
Einfalls  barbarischer  Völker.  Viele  seien  geflüchtet.  Andere 
hätten  sich  in  den  Höhlen  und  Schlupfwinkeln  des  hohen  Ge- 
birges verborgen ;  er  selbst  bedürfe  dringend  ungarischer  Priester 
und  empfehle  aufs  Neue  die  Erledigung  der  Angelegenheit  des 
Pater  Stephan  Taploczay.  Zugleich  bittet  er  den  Nuntius,  ihn 
öfter  durch  Briefe  zu  trösten  und  ihm  aus  Barmherzigkeit  (per 
caritk)  eine  kleine  Summe  zukommen  zu  lassen,  bis  die  Con- 
gregation die  ihm  gebührenden  Geldmittel  sende,  von  welchen 

^  Die  Erzbischöfe  in  partibus  infidelinm  können  in  der  Regel  daa  Pallium 
nicht  erhalten.  Daher  hStte  Parchevich  hieza  einer  Dispens  bedurft.  Vgl. 
Moroni,  Dizionario  storico-ecclesiastico,  ßd.  51 — 52  sub  voce:  Pallium. 

J  Beil.  LXXXI. 


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449 

er  bitte  den  Nuntius,  dafür  zu  sorgen,  dass  so  vielen  Irrthümern 
abgeholfen  und  Jedem  sein  Recht  werde.  ^ 


2. 

Paroheviohs  letzte  diplomatische  Thätigkeit,  seine  Beise  über 

Warschau,  Wien  und  Venedig  nach  Born,  sein  Tod. 

(1678—1674.) 

Der  Krieg  zwischen  Türken  und  Polen  kam  im  Jahre 
1672  zum  Ausbruch.  Sowohl  Duka,  der  Woiwode  der  Moldau, 
als  Gregor  Ghika,  der  Fürst  der  Walachei,  waren  vom  Sultan 
zur  Hilfeleistung  und  zum  Zuzüge  aufgefordert  worden.  Duka 
bemühte  sich,  allen  Anforderungen  der  hohen  Pforte  zu  ent- 
sprechen, und  Hess  Strassen  herstellen  und  Brücken  über  die 
Donau  und  den  Dniestr  bauen.  Sultan  Mohamed  IV.  brach  am 
25.  Mai  selbst  in  der  Richtung  gegen  die  Donau  auf,  über- 
schritt diese  am  25.  Juli  und  den  Dniestr  am  4.  August.  Zwei 
Tage  darauf  schlössen  sich  ihm  der  Tartarenchan  und  der 
Hetman  Doroszenko  mit  seinen  Kosaken  an.  Kamieniec  ergab 
sich  am  27.  August  nach  zehntägiger  Belagerung,  Lemberg 
erkaufte  den  Abzug  der  Türken  mit  einer  Brandschatzung  von 
80.000  Thalern.  Am  18.  September  1672  schloss  Polen  unter 
Vermittlung  des  Tartarenchans  von  der  Krim  den  schimpf- 
lichen Frieden  zu  Buczacz,  kraft  dessen  den  Türken  Podolien, 
den  Kosaken  die  in  der  Ukraine  von  den  Polen  besetzten 
Festungen  überlassen  wurden.  ^ 

Die  Moldauer  und  Walachen  hatten  wohl  erkannt,  wie 
nachtheilig  es  für  sie  sein  musste,  wenn  die  Türken  sich  in 
Podolien  hinter  ihrem  Rücken  festsetzten  und  hatten  desshalb 
schon  während  der  Belagerung  von  Lemberg  geheime  Unter- 
handlungen mit  Polen  angeknüpft,  von  denen  die  Pforte  zu- 
nächst nichts  entdeckte.  Als  nun  nach  Abschluss  des  Friedens 


^  Mö^licherweiae  war  die  heilige  Congfregation,  sei  es  wegen  der  grossen 
Entfernung,  sei  es  aus  anderen  Parchevieh  nicht  bekannten  Gründen, 
augenblicklich  selbst  nicht  in  der  Lage  gewesen,  dem  Erzbischofe  die 
erbetene  Unterstützung  zu  gewähren. 

^  VgL  Herrmann:  Geschichte  des  russischen  Staates,  3.  Bd.,  Hamburg  1846, 
p.  694.  —  Nie.  Schmitth  a   a.  O.  II,  88  ff.  Beil.  LXXXIV. 


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450 

Fürst  Gregor  Ghika  durch  die  Moldau  nach  Bukarest  zurück- 
kehrte, suchte  er  sich  beim  Durchzuge  durch  dieses  Land 
seines  hier  verborgenen  Todfeindes,  des  Gross-Spatar  Scherban 
Kantakuzen,  zu  bemächtigen.  Da  er  aber  desselben  nicht  hab- 
haft werden  konnte  und  Fürst  Duka  dessen  Auslieferung  ver- 
weigerte, so  verschwärzte  er  den  Hospodar  der  Moldau  wegen 
seiner  Verhandlungen  mit  den  Polen  bei  Mohamed  IV.  und 
hetzte  die  Bojaren  dieses  Landes  auf,  ihren  Fürsten  wegen  Er- 
pressungen beim  Sultan  zu  verklagen,  was  diese  auch  wirklich 
thaten.  In  Folge  dessen  ward  Duka  abgesetzt  und  ins  Ge- 
föngniss  geworfen.  Sein  Nachfolger  war  Stephan  XV.  Petrait- 
schik  (1672 — 1673),  ein  moldauischer  Bojar,  der  erst  unter 
Fürst  Eustach  Dabisia  zu  Ansehen  und  Ehren  gelangt  war 
und  der  Einnahme  von  Kamieniec  durch  die  Türken  beige- 
wohnt hatte. 

Stephans  Regierung  fiel  in  eine  schwere  und  unruhige 
Zeit.  Mit  hunderttausenden  von  Menschen,  mit  unzähligen  Ka- 
meelen, Pferden,  Maulthieren,  Ochsen  und  Büffeln  hatten  sich 
unter  seinem  Vorgänger  Duka  die  Türken  den  Weg  durch  die 
Walachei  und  Moldau  zum  unsäglichen  Schaden  dieser  Länder 
nach  Polen  gebahnt.  ^  Kamieniec,  der  Schlüssel  dieses  König- 
reichs, das  Bollwerk  Europas,  war  in  ihre  Hände  gefallen,  Po- 
(k)lien  der  Pforte,  die  Ukraine  den  von  ihr  geleiteten  Kosaken 
abgetreten  worden.  Schwer  gefährdet  waren  die  Moldau  und 
die  Walachei,  falls  die  Türken  diese  neuen  Eroberungen  zu 
behaupten  im  Stande  waren.  Als  nun  im  Jahre  1673  abermals 
ein  grosses  türkisches  Heer  durch  die  Moldau  gegen  die  Polen 
zog,  setzte  sich  Fürst  Stephan  mit  diesen  in  geheime  aber 
aufrichtige  Verbindung  und  gab  ihnen  von  allen  Bewegungen 
der  Türken  Nachricht.  Doch  hatte  schon  vorher  weder  Petrait- 
schik,  noch  Fürst  Gregor  Ghika  die  gefahrvolle  Situation  und 
die  schreckliche  Verwüstung  länger  ruhig  mit  ansehen  können. 
Beide  Hospodare  hatten  von  Neuem  den  Entschluss  gefasst, 
sich  von  dem  schweren  Drucke  des  türkischen  Joches  zu  be- 
freien ^  und  hiezu  nochmals  die  Hilfe  der  nächstinteressierten 
christlichen  Mächte  anzunifen.  Um  diese  zu  erlangen,  hatten 
sie  beschlossen,  wiederum  einen  bevolboaächtigten  Unterhändler 


»  Beil.  LXXXTV. 

2  Beil.  LXXXIV.  Vgl.  auch  Engel  a.  a.  O. 


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451 

nach  Warschau,  Wien  und  Venedig  zu  senden  und  ihre  Wahl 
war  abermals  auf  Parchevich  gefallen.^ 

Ob  die  ebenso  traurige  als  schwierige  Lage,  in  welcher 
sich  Erzbischof  Parchevich  im  Jahre  1671  befand;  sich  seither 
gebessert  hatte,  ist  aus  Mangel  an  Dociunenten  nicht  bestimmt 
zu  ermitteln,  kann  aber  bei  den  eben  geschilderten  Verhält- 
nissen kaum  vorausgesetzt  werden.  Sein  ernstes,  wenn  auch 
erfolgloses  Streben  auf  kirchlichem  Gebiete,  sein  reines  und 
musterhaftes  Leben  in  wahrhaft  evangelischer  Armuth  hatten 
ihm  die  allgemeine  Achtung  verschafft  und  die  Aufmerksamkeit 
selbst  der  andersgläubigen  hervorragendsten  Personen  des  Landes 
auf  ihn  gelenkt.  Namentlich  hatte  er  sich  die  Wohlgewogenheit 
des  Fürsten  Stephan  dadurch  erworben,  dass  er  bei  dem  Durch- 
zuge der  Türkenschaaren  durch  die  Moldau  im  Jahre  1672  in 
seinem  armseligen  strohgedeckten  Hause  zu  Bakov  viele  Türken 
sechs  Monate  lang  beherbergt  und  verköstigt  hatte.  Ein  Augen- 
zeuge der  Verheerungen  und  des  Elendes  des  Landes  in  Folge 
dieser  Durchmärsche,  hatte  er  selbst  harte  Worte  hören  und 
schlimme  Behandlung  von  Seite  der  Moslim  erdulden  müssen 
und  schien  daher  doppelt  geeignet  zu  einem  getreuen  Bericht- 
erstatter über  die  Noth  jener  Länder  und  zum  Ueberbringer 
der  Bitten  und  Wünsche  der  Fürsten.  Seit  der  Rückkehr  von 
seiner  kaiserlichen  Gesandtschaftsreise  zu  Chmielnicki  hatte 
Parchevich  wohl  nicht  daran  gedacht,  dass  er  je  noch  einmal 
eine  derartige  diplomatische  Aufgabe  zu  lösen  haben  würde. 
Jetzt  aber,  entblösst  von  allen  materiellen  Mitteln  und  gehemmt 
in  seiner  kirchlichen  Wirksamkeit,  die  durch  die  kriegerischen 
Zeitläufte  fast  völlig  lahm  gelegt  war,  mochte  er  wohl  glauben, 
flir  das  Gedeihen  der  katholischen  Kirche  und  die  Befreiung 
seines  eigenen  Vaterlandes  von  der  türkischen  Knechtschaft 
augenblicklich  besser  in  der  Ferne,  als  in  seinem  eigenen 
Kirchensprengel  wirken  zu  können.  Als  er  daher  ersucht 
wurde,  für  Gott,  fUr  die  Religion  und  seine  Landsleute  die 
Reise  zu  den  genannten  Mächten  und  zu  dem  Papste  zu  unter- 
nehmen, entzog  er  sich  diesem  Rufe  nicht,  sondern  erklärte 
sich  trotz  seiner  Kränklichkeit  zu  der  weiten  und  mühevollen 
Reise  und  zur  nochmaligen  Uebernahme  einer  so  ernsten  und 
wichtigen  Mission  bereit.  Nachdem  er  als  treuer  Verwalter  des 


»  Beü.  LXXXIV. 
ArchiT.  Bd.  LH.  U.  Hälfte.  30 


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452 

ihm  anvertrauten  Vicariates  für  dieses  durch  die  Ernennung 
des  Pater  Stephan  Taploczay  zu  seinem  Generalvicar  am 
10.  März  1673  *  gewissenhaft  Sorge  getragen  und  denselben 
dem  Wohlwollen  des  Fürsten  und  der  Bojaren  der  Moldau 
empfohlen  hatte,  machte  er  die  nothwendigen  Vorbereitungen 
zur  Reise,  von  welcher  er  sich  für  die  Donauländer,  für  seine 
Heimath  und  für  seine  eigene  Person  den  besten  Erfolg 
versprach. 

Versehen  mit  Beglaubigungs-  und  Empfehlungsschreiben 
von  den  Fürsten  der  Moldau  ^  und  Walachei,  von  dem  wala- 
chischen  General  Gregor  Habbasiesko  "^  und  dem  Erzbischofe 
von  Sophia,  Peter  II.  Deodat,  *  trat  Peter  Parchevich  anfangs 
April  1673  seine  Reise  an  und  begab  sich  zunächst  nach 
Warschau.  Hier  hatte  der  polnische  Reichstag  wenige  Wochen 
vorher  (im  März  1673)  auf  Betreiben  Johann  Sobieski's  und 
seiner  Anhänger  den  Beschluss  gefasst,  den  von  König  Michael 
Koiybut  Wiesnioviecki  am  18.  September  1672  geschlossenen 
Frieden  von  Buczacz  nicht  anzuerkennen  und  den  Kampf  mit 
den  Türken  von  Neuem  aufzunehmen.  Jedenfalls  standen  also 
die  Dinge  in  Polen  für  Parchevichs  Eröffnungen  und  Unter- 
handlungen höchst  günstig.  Allerdings  erhielten  die  Fürsten 
der  Moldau  und  Waladhei  am  16.  Mai  1673  von  der  Pforte 
den  Befehl,  ihre  Truppen  gegen  Polen  ins  Feld  zu  stellen. 
Diesem  Auftrage  konnten  sie  sich  auch  anfangs  nicht  völlig 
entziehen,  aber  sie  brachten  nur  7000 — 8000  Mann  auf,  was 
die  Unzufriedenheit  des  im  Juli  persönlich  beim  Heere  ein- 
treffenden Sultans  und  seiner  Unterbefehlshaber  erregte.  Nament- 
lich Hussein  Pascha  machte  den  beiden  Woiwoden  Vorwürfe 
und  behandelte  sie  in  schimpflicher  Weise,  ja  er  hieb  sogar, 
als  Fürst  Stephan  eine  ihm  nicht  behagende  Antwort  gegeben 
hatte,  mit  der  Streitaxt  nach  dessen  Kopfe.  Hierüber  er- 
grimmten beide  Fürsten  und  ihre  Truppen  aufs  Höchste.  Gregor 
Ghika  war  freilich  in  seinem  Innern  ein  Anhänger  der  Türken, 
aber  wegen  seiner  Tyrannei  beim  Sultan  verklagt,  fürchtete  er 
für  sein  Leben.    Er  sandte  daher  einen  Boten  an  Sobieski  und 


»  Beil.  LXXXIII.  Kurz:  Magazin  a.  a.  O. 

2  Datiert:  Jassy,  29.  März  1673.  Beil.  LXXXVIl. 

3  Datiert:  Jassy,  28.  März  1673.  Beil,  LXXXVIIl. 

*  Datiert:  Kiprovac,  15.  März  1673.  Beil.  LXXXIX. 


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453 

versprach  diesem,  bei  dem  ersten  Treffen  zu  den  Polen  über- 
zugehen. Stephan  Petraitschik  hingegen  bewahrte  scheinbar 
die  Treue  gegen  die  Türken,  blieb  aber  beständig  im  geheimen 
Einvernehmen  mit  Sobieski,  mit  dem  er  schon  seit  dem  Ueber- 
^nge  über  den  Dniestr  durch  seinen  Geheimsecretär  Andreas 
Wolf*  in  Unterhandlung  stand. 

Inzwischen  war  Erzbischof  Parchevich  von  Warschau  nach 
Wien  gereist.  Hier  hatte  ihn  Kaiser  Leopold  in  einer  Audienz 
zwar  wohlwollend  empfangen  und  liess  ihm  sogar  freie  Wohnung 
und  freien  Unterhalt  anweisen,  allein  mächtige  Gegner  scheinen 
ihm  und  seinen  Plänen  entgegen  gearbeitet  zu  haben.  Selbst 
der  päpstliche  Nuntius  am  kaiserlichen  Hofe,  Monsignor 
Mario  Alberici,  Erzbischof  von  Neo-Caesarea,  trat  seinem  Vor- 
haben entgegen,  stellte  ihm  offen  die  Schwierigkeiten  seiner 
kirchlichen  Stellung  vor,  suchte  namentlich  seine  Reise  nach 
Rom  zu  verhindern  und  ihn  vielmehr  zur  Rückkehr  in  die 
Moldau  zu  bewegen.  Dieser  veranlasste  ihn  zu  einer  ausführ- 
lichen schriftlichen  Schilderung  seines  Lebenslaufes  und  seines 
jetzigen  Unternehmens  ^  und  bedeutete  ihm,  ohne  vorher  ein- 
geholte Erlaubniss  der  heiligen  Congregation  keinesfalls  nach 
Rom  zu  reisen.  ^  Dem  bei  dieser  Gelegenheit  verfassten  längeren 
Berichte  Parchevichs  an  den  Nuntius  dd.  Wien,  29.  September 
1673  verdanken  wir  einen  grossen  Theil  der  hier  gegebenen 
Mittheilungen  über  sein  Leben  und  Wirken.  Am  Schlüsse  dieses 
Briefes  bricht  der  gealterte,  kränkelnde,  von  vielen  ausge- 
standenen Mühseligkeiten  erschöpfte  und  nun  noch  durch  die 
gegen  seine  edelsten  Absichten  sich  aufthürmenden  Hindernisse 
tief  erregte  Mann  in  schmerzliche  Klagen  aus,  die  seine  Lage 
zu  bessern,  gewiss  nicht  geeignet  sein  konnten.  ,Durch  Gottes 
Erbarmung'  —  schreibt  er  an  Monsignor  Alberici  —  ,bin  ich 
im  katholischen  ^Glauben  geboren  und  erzogen,  nicht  leicht 
gebe  ich  dem  Bösen  in  meinem  Herzen  Raum,  obgleich  Grund 
und  Anlass  genug  geboten  wird,  von  dem  rechten  Wege  ab- 
zuweichen und  sich  der  Verzweiflung  hinzugeben:  noch  im 
Hafen    leide    ich    Schiffbruch,    und    dort,    wo   ich    in    meinem 


»  Vielleicht  ein  Verwandter  des  früher  erwähnten  Peter  Wolf,  der  dem  Ere- 
bischofe  Parchevich  auch  so  manche  Unannehmlichkeiten  vemrsachte. 
Vgl  p.  445  ff. 

J  Beil.  LXXXIV. 

'  Vgl.  Beü.  XCir. 

80* 


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454 

Greisenalter  Air  meine  seit  fünfzig  Jahren  geleisteten  Dienste, 
für  die  ausgestandenen  Anstrengungen  und  Mühen  Lohn,  Lob, 
liebevolle  Anerkennung,  Trost  und  Labung  erwarten  zu  können 
meinte,  dort  harren  meiner,  wie  ich  mit  Entsetzen  erfahre, 
Kreuz,  Beil,  Kerker,  Hass,  Missgunst  und  Verbannung.  Ich 
werfe  mich  der  römischen  Kirche  zu  Füssen,  sie  thue  mit  dem 
Unschuldigen,  was  ihr  gefällt,  und  unterdrücke  das  Alter  zu- 
gleich mit  der  Wahrheit.  Ich  hingegen  werde  indessen  nicht 
aufhören,  mich  mit  dem  Heile  der  Seelen  zu  beschäftigen  und 
das  mir  von  Gott  und  von  der  Kirche  übertragene  Amt  bis 
an  das  Ende  meiner  Tage  zu  verwalten,  soweit  es  meine  ge- 
ringen Kräfte  erlauben.  Wie  soll  ich  den  Fürsten  Antwort 
geben,  was  der  Papst,  das  gemeinsame  Oberhaupt  Aller,  auf 
die  an  ihn  gerichteten  Bitten  geantwortet  und  beschlossen  habe, 
wenn  mir  der  Weg  zu  ihm  versperrt,  sein  Herz  mir  verschlossen 
bleibt.  Ich  selbst  weiss  es  nicht,  aber  ich  werde  nicht  mit 
Schimpf  und  Schande  heimkehren,  da  ich  übei*zeugt  bin,  dass 
schliesslich  daraus  Aergerniss  und  Schaden  entstehen  würde; 
denn  jene  Provinzen  sind  durch  Sitten,  Gewohnheiten,  Ver- 
hältnisse, Ansehen  und  Macht  der  Fürsten  vei*schieden  von 
allen  andern.  Dem  Weisen  aber  geziemt  es,  nicht  bloss  die 
Vergangenheit  und  Gegenwart,  sondern  auch  die  Zukimft  mit 
Klugheit  zu  erwägen.^  ^ 

Als  Parchevich  diese  Zeilen  schrieb,  hatte  er  wohl  nicht 
vorausgesetzt,  dass  der  Nuntius  seinen  Brief  an  die  Congre- 
gation  de  Propaganda  fide  einsenden  und  ausserdem  noch  in 
einem  Briefe  vom  26.  November  1673  an  dieselbe  berichten 
werde,  Parchevich  habe  einige  wenig  ehrfurchtsvolle  Aeusse- 
rungen  gegen  den  heiligen  Stuhl  gemacht,  namentlich  einem 
Monsignor  Ranucci  gegenüber.^ 

Trotz  der  Einwendungen  und  Bemerkungen  des  Wiener 
Nuntius  setzte  Peter  Parchevich  seine  Reise  nach  Venedig  fort, 
wo  er  etwa  am  9.  November  1673  eintraf.  Hier  liess  er  am 
10.  November  durch  einen  Priester  beim  Collegio  anfragen, 
ob  man  wie  in  Wien  für  seine  Wohnung  und  seinen  Unterhalt 
Sorge  tragen  und  ihn  in  seiner  Eigenschaft  als  Abgesandten 
der  Fürsten  der  Moldau  und  Walachei  empfangen  würde.    Er 


1  BeU.  LXXXIV. 

>  Laut  MittheUang  aus  dem  Archive  der  Congregatio  de  Propaganda  fide. 


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456 

erhielt  zur  Antwort,  dass  das  Erstere  nicht  üblich,  auch  vom 
Wiener  GesandteD,  Morosini,  über  ihn  keine  Mittheilung  an- 
gelangt sei,  dass  man  ihn  aber  als  Erzbischof  höflich  empfangen 
werde.  * 

Am  5.  December  hatte  Parchevich  Audienz  im  CoUegio, 
wo  man  ihm  den  gebräuchlichen  Ehrensitz  angewiesen  hatte. 
In  seiner  Rede  äusserte  er  sich  übereinstimmend  mit  einer 
überreichten  Denkschrift ^  in  folgender  Weise:  Die  gegen- 
wärtigen Fürsten  der  Moldau  und  Walachei  und  ihre  Völker, 
entschlossen  Leib  und  Leben  daran  zu  setzen,  um  sich  endlich 
von  der  harten  Tyrannei  der  türkischen  Herrschaft  zu  befreien, 
hätten  ihn  in  seinem  Greisenalter  nochmals  abgesendet,  um 
die  christlichen  Fürsten  und  die  erlauchte  Republik  um  Hilfe 
anzuflehen.  Man  bitte  diessmal,  dass  die  Republik  sich  ver- 
pflichten möge,  die  Verbündeten  dadurch  zu  unterstützen,  dass 
sie,  sobald  jene  ins  Feld  gerückt  sein  würden,  auch  ihre 
Truppen  zu  Land  und  zur  See  in  Bewegung  setze,  um  die 
früher  zu  ihrem  Territorium  gehörigen  Gebiete  zurück  zu  er- 
obern und  so  die  ottomanischen  Streitkräfte  zu  theilen.  Die 
genannten  orientalischen  Völker,  welche  jederzeit  die  grösste 
Anhänglichkeit  ftir  die  durchlauchtigste  Republik  gehabt  hätten, 
wünschten  je  länger,  je  lebhafter,  sich  unter  den  Schutz  ihrer 
gerechten  Regierung,  dieses  Musters  der  verehrungswürdigsten 
Freiheit,  zu  begeben.  Die  Venetianer  möchten  ihre  Heere  mit 
dem  jener  Völker  vereinigen,  wenn  schon  nicht  ziun  Zwecke 
der  Wiedereroberung  aller  ihrer  verlorenen  Provinzen,  so  doch 
zum  Schutze  ihrer  gegenwäi^tigen  Besitzungen  und  zur  Wieder- 
eröffnung des  Handelsverkehres  im  weissen  und  schwarzen 
Meere  und  auf  der  Donau.  Ausserdem  erbitten  sich  die  ge- 
nannten Völker  als  feste  Bürgschaft  und  sichtbares  Unterpfand 
der  ihnen  gemachten  Versprechungen,  eine  Standarte  der  durch- 
lauchtigsten adriatischen  Majestät,  damit  sie  deren  glorreiches 
Banner  entfalten  könnten,  welchem  alle  jene  Völker  in  frei- 
willigem Gehorsam  imd  als  treue  Vasallen  sich  anzuschliessen 
begehrten.  3    Schliesslich   bitte    er,   nach  üeberreichung  seiner 


J  Beil.  LXXXV. 

2  Beil.  LXXXVI,  —  Vgl.  die  Mittheil ung  des  Professor  Makusew  in  einem 
Anfsatx  über  die  orientalische  Frage  im  sechzehnten  und  siebzehnten 
Jahrhundert  in  ,Slavian8ki  Sbornik',  III,  St  Petersburg  1877. 

3  Beü.  LXXXVI. 


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456 

Creditive '  ihm  zur  weitern  Verhandlung  Jemanden  aus  ihrer 
Mitte  zuzutheilen. 

In  Abwesenheit  des  Dogen  ^  erwiderte  ihm  der  älteste 
Rath,  Stephan  Sagredo:  dass  man  seine  geschätzte  Person  hier 
mit  Vergnügen  wiedersehe,  das  von  ihm  Voi^etragene  reiflich 
überlegen  und  ihm  die  Resultate  der  Berathung  mittheilen 
werde.  Bis  dahin  gebe  er  ihm  die  Versicherung,  dass  die 
Republik  mit  Befriedigung  und  steter  Theilnahme  den  Fort- 
schritt der  christlichen  Waffen  begleite.-^ 

Als  Parchevich  nach  dem  üblichen  Ceremoniel  hierauf 
den  Saal  verliess,  übergab  er  an  der  Thür  dem  Secretär  noch 
ein  Schreiben  in  Privatangelegenheiten,^  welches  die  Bitte  ent- 
hielt, der  Doge  möge  mit  Rücksicht  auf  all*  die  Beschwerden, 
Unbequemlichkeiten  und  Auslagen  so  langer  und  schwieriger 
Wanderungen,  zur  Wiederbelebung  seines  dahinsinkenden  Lebens 
und  zum  Lohne  eines  so  mühevollen  Waltens,  aus  dem  reichen 
Schatze  seiner  Gnaden,  welcher  selbst  von  den  entferntesten 
Nationen  als  unerschöpflich  gepriesen  werde,  auch  ihm  und 
seinen  Stammesverwandten  ein  Zeichen  der  öffentlichen  An- 
erkennung gnädigst  verleihen,  wodurch  es  ihnen  möglich  ge- 
macht würde,  unter  dem  heitern  Himmel  dieses  Landes  leben 
zu  können.  Die  glorreich  regierende  römisch-kaiserliche  Ma- 
jestät habe  ihn  mit  reichlichen  Beweisen  ihrer  Zufriedenheit 
ausgezeichnet.  So  hoffe  er  auch  von  der  hochgepriesenen 
Grossmuth  der  Republik,  ein  Zeichen  des  Wohlwollens  zu  er- 
halten, ^  gleichwie  er  sehnlichst  wünsche,  den  gesammten  Orient 
zur  Befestigung  des  Thrones  seiner  Herrlichkeit  im  Kampfe 
vereinigt  zu  sehen. 

In  der  Senatssitzung  des  7.  December  1673  ward  eine 
Antwort  auf  Parchevichs  Memorandum  beschlossen,  ^  in  welcher. 


1  Beil.  LXXXVII,  LXXXVm,  LXXXIX. 

2  Domenico  Contarini,  regierte  1659 — 1675. 

3  Beil.  LXXXVI. 
*  BeU.  XC. 

^  Es  scheint  demnach,  dass  Parchevich  die  Aufnahme  in  das  venezianische 
Patriciat  für  sich  and  seine  Verwandten  angestrebt  habe,  wohl  um  den 
letzteren  die  Möglichkeit  zu  geben,  sich  auch  eventuell  in  Venedig  nieder- 
zulassen, sowie  ihnen  durch  das  Freiherrnbestätigungsdiplom  Kaiser 
Leopolds  die  Rechte  ungarischer  Magnaten  zugesichert  worden  waren. 

«  Beil.  XCI. 


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457 

ohne  auf  dasselbe  näher  einzugehen,  den  Fürsten  der  Moldau 
und  der  Walachei,  wie  auch  dem  General  ihres  Heeres  und 
dem  Erzbischofe  von  Sophia  die  Versicherung  der  vollsten 
Anerkennung  und  der  besten  Wünsche  für  das  dem  allgemeinen 
Wohle  so  nützliche  Unternehmen  und  dem  Erzbischofe  von 
Martianopel  die  grösste  Hochachtung  und  Theilnahme  ausge- 
sprochen und  zugleich  dem  Letzteren  glückliche  Reise  ge- 
wünscht wird.  Ferner  beschloss  der  Senat,  dem  Monsignor 
Parchevich  zur  Bestreitung  seiner  Reisekosten  die  Summe  von 
zweihundert  vollwichtigen  Ducaten  überreichen  zu  lassen. 

Trotzdem  dürften  die  Resultate  von  Parchevichs  Anwesen- 
heit in  Venedig,  wo  er  nun  schon  zum  dritten  Male  erschien, 
diessmal  seinen  Erwartungen  nicht  völlig  entsprochen  haben. 
Zwai'  war  er  von  der  Signoria  jetzt  mit  aller  dem  fremden 
Erzbischofe  und  apostolischen  Vicar  gebührenden  Höflichkeit 
empfangen  worden,  allein  die  Antwort,  die  ihm  zu  Theil  wurde, 
war  ziemlich  nichtssagend  und  seine  Privatbitte  fand  keine 
weitere  Beachtung.  Wahrscheinlich  war  er  nach  der  Meinung 
der  Venezianer  in  seinen  Anforderungen  zu  weit  gegangen, 
und  die  von  ihm  gegebene  Andeutung,  der  Möglichkeit  einer 
Ausdehnung  der  venezianischen  Oberherrschaft  über  den  Orient, 
konnte  wohl  eine  so  vorsichtige  und  staatskluge  Regierung,  wie 
die  der  Republik  von  San  Marco,  nicht  verlocken.  So  blieb 
ihm  nur  noch  der  letzte  und  schwerste  Theil  seiner  Aufgabe 
übrig,  die  Reise  nach  Rom. 

Inzwischen  hatten  sich  die  Angelegenheiten  der  Donau- 
fürstenthümer  und  ihrer  Regenten  schnell  und  entscheidend 
entwickelt,  so  dass  sie  Parchevichs  Unterhandlungen  überholt 
hatten.  Schon  vier  Wochen  vorher,  am  11.  November,  war  es 
zwischen  den  Türken  und  Polen  zu  der  wichtigen  und  für  die 
christliche  Sache  erfolgreichen  Schlacht  bei  Chocim  gekommen. 
Am  Tage  vorher  (10.  November)  waren  die  moldauischen  und 
walachischen  Truppen  zu  den  Polen  übergegangen  und  die 
letzteren  hatten  ihren  Fürsten,  Gregor  Ghika,  trotz  seiner 
türkischen  Gesinnung  gezwungen,  ihnen  zu  folgen.  Am  Tage 
der  Schlacht  stellte  Sobieski  das  moldauische  Fussvolk  in  die 
ersten  Reihen,  den  walachischen  Fürsten  hingegen,  dem  er 
nicht  ganz  traute,  Hess  er  mit  seinen  Reitern  bei  den  zur 
Rückendeckung  verwendeten  Truppen  zurück.  Der  moldauische 
Fürst,  Stephan  Petraitschik,    welcher  im  türkischen  Lager  ge- 


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458 

blieben  war,  bezeichnete  von  dort  aus  den  Polen  den  scbwächsten 
and  am  leichtesten  anzugreifenden  Theil  desselben.  Als  diese 
an  jenem  Punkte  eindrangen,  warf  er  die  Maske  ab  und  kehrte 
seine  Waffen  gegen  die  Türken.  Mit  eigener  Hand  verwundete 
er  Hussein  Pascha,  der  ihn  einst  mit  der  Streitaxt  bedroht 
hatte.  Als  Gregor  Ghika  sah,  dass  die  Türken,  besiegt,  den 
Platz  räumten,  entwich  er  mit  40  Reitern  und  sprengte  den 
Türken  nach.  Mit  Verlust  von  35  Begleitern  und  selbst  ver- 
wundet, entkam  er  zu  diesen  und  wurde  anfanglich  freundlich 
aufgenommen.  Da  man  jedoch  trotz  seinen  Betheuerungen 
seine  Treue  nicht  für  zuverlässig  hielt,  wurde  er  bald  darauf 
seines  Fürstenthums  entsetzt,  nach  Constantinopel  geschickt 
und  dort  angeblich  vergiftet.  So  war  denn  die  Festung 
Chocim  den  Polen  wieder  in  die  Hände  gefallen  und  die  tür- 
kische Armee  musste  sich  durch  die  Moldau  zurückziehen,  die 
sie  aus  Rache  gegen  Fürst  Stephan  Petraitschik  in  unmensch- 
licher Weise  plünderte  und  verwüstete.  Aber  Sobieski  rückte 
gegen  Jassy  vor  und  gestützt  auf  ihn,  hoffte  Petraitschik  sich 
in  der  Moldau  behaupten  zu  können.  Beide  luden  den  Fürsten 
von  Siebenbürgen,  Michael  Apafify,^  ein,  ihrem  Bunde  gegen  die 
Türken  beizutreten.  Aber  am  Tage  vor  der  Schlacht*  bei 
Chocim  war  König  Michael  Wiesnioviecki  von  Polen  gestorben 
und  jetzt  beriefen  der  Primas  und  der  Senat  Sobieski  mit 
seiner  Armee  nach  Polen  zurück.  Damit  schwand  für  den 
Fürsten  Stephan  jede  Hoffnung  und  da  an  einen  weiteren  Auf- 
enthalt in  der  Moldau  nicht  mehr  zu  denken  war,  bat  er  die 
Polen,  ihm  in  ihrem  Lande  einen  Wohnsitz  anzuweisen.  So- 
bieski gab  ihm  das  Dorf  Kupnowicz  bei  Sambor  in  Rothreussen, 
wo  Stephan  auch  bis  an  sein  Lebensende  blieb,  obschon  es 
ihm  dort  wenig  gefiel,  ,oü  le  moindre  Starost  se  mettoit  au- 
desBus  d'un  prince  d^pouill^^^ 

Von  allen  diesen  Ereignissen  war  dem  Erzbischof  Par- 
chevich  noch  keine  Kunde  zugekommen,  als  ihm  die  aus- 
weichende Antwort  der  venezianischen  Regierung  zu  Theil 
wurde.  Nun  richtete  er,  wie  ihm  der  päpstliche  Nuntius  in 
Wien  und  der  in  Venedig  gerathen  hatten,  an  die  heilige  Con- 
gregation   die  Bitte,   ihm   die  Erlaubniss  zur  Reise  nach  Rom 


»  Geb.  1632,  Fürgt  von  Siebenbürgen  1661,  f  1690. 

?  Seipe  Witwe  vermalte  »ich  «pfiter  wieder  mit  einem  polnischen  Edelmanne. 


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459 

zu  ertheilen.  Er  that  diese  durch  ein  Schreiben  vom  9.  De- 
cember  1673/  mit  Hinweis  auf  die  Wichtigkeit  seiner  Reise 
für  das  Wohl  der  Donauprovinzen,  deren  Angelegenheiten  er 
in  Rom  schriftlich  und  mündlich  auseinandersetzen  werde,  um 
dann  mit  tröstlicher  Antwort  zu  den  Fürsten  imd  Völkern 
jener  Länder  zurückzukehren.  Auch  schrieb  Parchevich  noch 
an  demselben  Tage  einen  zweiten  Brief  an  den  Cardinal  Bar- 
berini,  den  Präfecten  der  Propaganda,^  welchen  er  auf  das  drin- 
gendste bat,  ihm  den  Weg  nach  Rom  nicht  zu  verschliessen, 
und  zwar  weniger  aus  dem  Grunde,  weil  er  seit  achtzehn 
Jahren  nicht  dort  gewesen,  als  vielmehr  desshalb,  weil  er  der 
Ueberbringer  so  wichtiger  Aufträge  sei,  die  für  die  Freiheit 
und  Ausbreitung  der  katholischen  Kirche  von  hohem  Vortheile 
wären.  Empörung,  Hass  und  Zwiespalt  würden  gewiss  im 
Orient  entstehen,  wenn  man  hörte,  dass  Rom  den  Erzbischöfen, 
die  des  Tages  Last  und  Hitze  tragen  und  Tag  und  Nacht  im 
Weinberge  des  Herrn  arbeiten,  den  Zutritt  verweigere.  Er 
hoffe,  von  der  heiligen  Congregation  aufgenommen  und  nicht 
zumckgestossen,  belohnt  und  nicht  misshandelt,  erbittert  und 
in  Verzweiflung  gestürzt  zu  werden;  auch  sei  er  ja  ein  Frei- 
geborener und  nicht  der  Sohn  einer  Magd.  Um  den  Tumulten 
vorzubeugen,  die  entstehen  würden,  wenn  er  schimpflich,  zurück- 
kehrte, ohne  die  Briefe  überreichen  zu  können  und  Seiner 
Heiligkeit  die  Füsse  geküsst  zu  haben,  werde  er  lieber  auf 
die  erzbischöfliche  Würde  und  auf  alle  seine  chimärenhaften 
Titel  verzichten,  um  so  mehr,  als  er  voll  Schulden  sei,  und 
sich  in  eine  Einsamkeit  zurückziehen,  um  dort  in  Frieden  den 
kurzen  ihm  noch  übrigen  Rest  seines  Lebens  zu  beschliessen  ^ 
falls  Se.  Eminenz  nicht  geruhe,  dem  Nuntius  in  Venedig  kund 
zu  geben,  dass  Peter  Parchevich  aus  den  angeführten  Ursachen 
auf  einige  Tage  nach  Rom  kommen  dürfe. 

Als  Parchevich  hierauf  um  die  Mitte  des  Monats  Jänner 
1674  in  Venedig  wirklich  die  Erlaubniss  nach  Rom  zu  kommen 
erhielt,  war  er  durch  Krankheit  an  das  Bett  gefesselt.'  Aber 
hoch  erfreut  über  die  Erfüllung  seiner  Bitte  und  noch  mehr 
über  die  seither  erhaltene  Nachricht  vom  Siege  der  Polen  bei 


^  BdL  xcn. 

2  BeiL  XCni. 
*  BeiL  XCIV. 


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460 

Chocim,  schrieb  er  noch  am  19.  Jänner  1674  an  den  Cardinal- 
präfecten  einen  Brief  voll  von  Begeisterung  und  Dankbarkeit* 
Ihm  erschien  dieser  Sieg  wie  ein  Gericht  Gottes  über  die 
Türken  und  sein  Herz  hoffte,  dass  die  Fahnen  der  Christenheit 
auch  auf  dem  rechten  Ufer  der  Donau  in  Bulgarien  und  am 
schwarzen  Meere  wieder  siegreich  wehen  würden.  Jetzt  sah 
er  den  günstigen  Zeitpunkt  gekommen,  um  den  Hochmuth  der 
Feinde  zu  demüthigen,  das  vergossene  Blut  so  vieler  Christen 
und  die  Beschimpfungen  der  Altäre  Jesu  Christi  zu  rächen, 
wenn  nur  die  Tapferkeit  der  Polen  und  Walachen,  die  Gut 
und  Blut  dafiir  zu  opfern  bereit  seien,  von  den  christlichen 
Fürsten  mit  Geld  unterstützt  würde.  Dazu  möge  der  Cardinal 
auch  Seine  Heiligkeit  bewegen  und  sonstige  Mittel  und  Wege 
zur  Förderung  dieser  heiligen  Sache  aufzufinden  suchen.  Seinem 
mitleidvollen  Herzen  empfehle  er  die  letzten  Thränen  und 
Wünsche  seines  dahinsinkenden  Lebens  für  das  Wohl  der 
Christenheit.  Schliesslich  bitte  er  ihn,  die  heilige  Congregation 
zu  veranlassen,  dass  ihm  ein  Theil  der  Summe,  welche  ihm 
dieselbe  bereits  angewiesen  habe,  gesendet  werde,  damit  er 
seine  Reise  nach  Rom  fortsetzen  könne,  sobald  er  sich  von 
seiner  langwierigen  und  kostspieligen  Krankheit  nur  einiger- 
massen  erholt  haben  würde. 

Endlich,  im  Mai,  kam  Parchevich  nach  Rom.^  Ohne  Rück- 
sicht auf  sein  körperliches  Leiden  und  seine  Jahre  betrieb  er 
hier  alsbald  die  ihm  übertragene  und  seine  Seele  ganz  er> 
füllende  Aufgabe  mit  jugendlichem  Eifer.  Gleich  nach  seiner 
Ankunft  suchte  und  erhielt  er  eine  Audienz  bei  dem  Papste  Cle- 
mens X.  und  bei  dem  Cardinalstaatssecretär  Altieri  und  machte 
überhaupt  zahlreiche  Besuche  bei  den  übrigen  Cardinälen  imd 
den  Gesandten.  ^  Mehr  oder  weniger  ausführlich  setzte  er  diesen 
Allen  auseinander,  dass  das  türkische  Reich  von  seiner  früher 
so  bedeutenden  Macht  Vieles  eingebüsst  habe;  aus  christlichen 
Europäern  und  unkri^eri  sehen  Asiaten  zusammengesetzt,  sei 
es  durch  unglückliche  Kämpfe  seiner  alten  kriegsgewohnten 
Truppen  beraubt  und  nur  schwer  im  Stande,  neue  heranzu- 
bilden, theils  weil  seine  Völker  des  Krieges  überdrüssig,  theils 

»  Beil.  XCrV. 

2  Nach  Mittheilung  aus  dem  Archiv  der  Propaganda.  Heil.  III. 
2  Diess   und   das  Folgende  nach    einer  Depesche  des  venezianischen   Ge- 
sandten in  Rom,  Pietro  Mocenigo,  ddo.  Rom,  30.  Juni  1674.  Beil,  XCV. 


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461 

weil  seine  Provinzen  verödet  seien;  dass  man  die  Polen  an- 
eifern  müsse^  zum  Angriffskriege  zu  schreiten^  über  die  Donau 
zu  gehen  und  in  Bulgarien  einzufallen:  dass,  wenn  dieser  Be- 
schluss  nicht  gefasst  würde,  die  Fürstenthümer  der  Walachei 
und  Moldau  unbedingt  zu  Grunde  gehen  müssten,  da  die 
Türken  jetzt  hinreichenden  Grund  hätten,  sie  in  türkische 
Provinzen  zu  verwandeln  und  von  Paschas  verwalten  zu  lassen; 
dASS  die  Macht  Polens,  vereinigt  mit  jener  der  Moldau  und 
Walachei  eine  sehr  bedeutende  wäre,  und  dass  mit  wenig  Geld 
Grosses  geschaffen  werden  könnte,  so  dass  man  bald  nach  den 
ersten  Schritten  an  die  Eroberung  feindlicher  Provinzen  und 
die  Befreiung  der  armen  Christen  von  dem  türkischen  Joche 
werde  denken  können.  Er  empfahl  die  Person  des  neuen 
Königs  von  Polen,  ^  dessen  Wahl  eine  besonders  glückliche 
sei,  auf  das  wärmste  und  schilderte  den  Zeitpunkt  als  für  die 
Ausführung  eines  solchen  Unternehmens  höchst  günstig.  Auch 
den  Moskowiter  —  so  meinte  er  —  solle  man  für  eine  so 
glorreiche  Unternehmung  zu  begeistern  trachten,  ohne  sich  an 
dem  eitlen  Czarentitel  zu  stossen,  indem  er  zugleich  versicherte, 
dass  Czar  in  der  slavischen  Sprache  ,König^  und  nicht  ,KaiBer^ 
bedeute.  Man  solle  daher  eine  Gesandtschaft  an  den  gegen- 
wärtigen Grossfürsten  von  Moskau  ^  senden,  um  das  allgemeine 
Interesse  und  die  Vortheile  der  katholischen  Kirche  zu  fordern. 
Er  schildert  denselben  als  einen  sehr  humanen,  fremden  Na- 
tionen freundlich  gesinnten  Fürsten  und  als  zu  den  grössten 
Unternehmungen  fähig.  Namentlich  bat  er  auch  den  venezia- 
nischen Gesandten,  sein  Unternehmen  zu  begünstigen,  seinen 
Äeusserungen  Nachdruck  zu  geben  und  seinen  Vorstellungen 
warme  Äu&ahme  zu  verschaffen. 

Parchevich  selbst  wünschte  möglichst  bald  abgefertigt  zu 
werden,  da  er  sich  wegen  seines  Leidens  und  seines  vorge- 
rückten Alters  ausser  Stande  fühlte,  seine  Rückreise  lange  zu 
verschieben.  Freilich,  das  musste  er  sich  wohl  selbst  sagen, 
dass  zur  Ausfuhrung  eines  so  grossen,  für  die  ganze  Christen- 
heit so  wichtigen  Werkes  zunächst  die  Herstellung  des  Friedens 
tmd  der  Eintracht  unter  den  christlichen  Fürsten  höchst 
wünschenswerth  und  nothwendig  sei,  damit  alle  zur  Erreichung 

»  Johann  m.  Sobieski,  ^h.  1624,  König  am  19.  Mai  1674,  gest.  l7.Jnnil696. 
-  Alexei  Michailowitsch,  geb.  am  17.  Mfirz  1630,   Czar  1645,   gest.  8.  Fe- 
bruar 1676. 


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462 

dieses  hohen  Zieles  zusammen  wirken  mögen,  und  so  konnte 
er  wohl  zunächst  nichts  weiter  hoffen  und  anstreben;  als  den 
heiligen  Stuhl  dafür  zu  gewinnen,  in  diesem  Sinne  bei  den 
katholischen  Mächten  zu  wirken  und  eine  Coalition  zu  ver- 
mitteln. Allein  Parchevich,  der  den  allgemeinen  politischen  Vor- 
gängen und  Verhältnissen  während  seines  Aufenthaltes  in  der 
Moldau  so  lange  fern  geblieben  wai*  und  vielleicht  auch  niemals 
einen  tieferen  Einblick  in  die  diplomatischen  Intriguen  seiner 
Zeit  gewonnen  hatte,  musste  doch  endlich  zu  der  Erkenntniss 
gelangen,  dass  edles  Streben,  warmes  Gefühl  und  unermüdeter 
Eifer  auf  diesem  Gebiete   nicht   allein    den   Ausschlag  geben. 

Natürlich  hatte  sich  Parchevich  ganz  besonders  mit  dem 
polnischen  Gesandten  in  Rom  ins  Einvernehmen  gesetzt,  der 
auch  seinerseits,  da  des  Erzbischofs  Abreise  nahe  bevorstand,  die 
grössten  Anstrengungen  machte,  um  vom  heiligen  Vater  für  Polen 
Hilfe  und  Unterstützung  gegen  die  Türken  zu  erlangen. '  Allein 
der  römische  Hof  zeigte  für  diesen  Krieg  keine  rechte  Geneigt- 
heit, geschweige  denn  den  ganzen  nothwendigen  Eifer,  mit 
welchem  allein  etwas  hätte  ausgerichtet  werden  können.  Dazu 
kam  aber  noch,  dass  der  Nuntius  Bonvisi  in  Warschau,  ärgerlich 
über  den  König,  der  seine  Ernennung  zum  Cardinal  verhindert 
hatte,  berichtete,  König  Johann  HI.  Sobieski  sei  mehr  zum 
Frieden  als  zum  Kriege  geneigt.  Da  man  in  Rom  den  Worten 
des  Nuntius  mehr  Glauben  schenkte,  als  denen  des  polnischen 
Gesandten  und  des  Erzbischofs  Parchevich,  so  erkaltete  der 
vorhandene  geringe  Eif&r  für  diese  Sache  gänzlich  und  Car- 
dinal Altieri  sagte  dem  polnischen  Gesandten  ganz  offen,  die 
Nachrichten,  die  er  aus  Polen  erhalte,  lauteten  dahin,  dass  man 
dort  Verhandlungen  mit  der  Pforte  angeknüpft  habe  und  Frieden 
schliessen  wolle. 

Und  doch  wäre  vielleicht  eben  damals  der  richtige  Moment 
zur  Befreiung  der  Christen  von  der  türkischen  Herrschaft  ge- 
wesen. Aber  Polen  allein  war  dazu  zii  schwach,  Kaiser  Leopold 
war  durch  die  Wirren  in  Ungarn  und  die  Verwicklungen  mit 
Frankreich  völlig  in  Anspruch  genommen,  die  Republik  Ve- 
nedig war   durch   den   candischen   Krieg   erschöpft  ^    und   der 

^  Diess  und  das  Folgende  aus  einer  Depesclie  Peter  Mocenigo's,  ddo.  Rom, 

7.  JuU  1676.  Beü.  XCVI. 
2  Die  Vertheidigung  Candias  hatte  Venedig  im  Jahre  1668  allein  4,392.000 

Dncaten,  586  Officiere  und  7740  Soldaten  gekostet. 


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463 

heilige  Stuhl  war  unter  allen  diesen  Umständen  einer  so  grossen 
neuen  Unternehmung  nicht  geneigt  So  kam  es,  dass  die  Moldau, 
deren  Thron  mit  Demeter  Cantaeuzen  (1673 — 1676)  besetzt 
wurde,  den  ärgsten  Verwüstungen  von  Seite  der  Türken  preis- 
gaben war,  dass  in  der  Walachei  der  grausame  Duka,  der 
frühere  Woiwode  der  Moldau^  zur  Regierung  gelangte  (1673 
bis  1678),  imd  dass  es  den  Türken  schon  1674  gelang,  Chocim 
zurück  zu  erobern  und  Kamieniec  zu  entsetzen.  Inzwischen 
hatte  sich  Parchevich  in  Rom  vergeblich  bemüht,  sein  Ziel  zu 
erreichen,  und  Anstrengungen  gemacht,  denen  seine  so  sehr 
geschwächten  Eörperkräfte  nicht  mehr  gewachsen  waren.  Er 
sank  abermals  aufs  Krankenlager,  enttäuscht  in  seinen  edelsten 
kirchlichen  Bestrebungen,  bei  denen  er  kaum  dem  Schicksale 
Beines  Vorgängers  Marcus  Bandin  entgangen  wäre,  wie  in  seinem 
hochherzigen  politischen  Wirken  für  die  DonaufUrstenthümer 
and  seine  Heimat,  welches  an  den  damaligen  allgemeinen  poli- 
tischen Verhältnissen  Europas  scheitern  musste.  Da  er  sein  Ende 
herannahen  fühlte,  übergab  er  die  ihm  gegebenen  Aufträge  und 
Papiere  einem  Herrn  Musini  ^  und  starb  am  23.  Juli  1674.  ^ 
»Dem  Bischöfe  von  Martianopel'  —  so  berichtete  Peter  Moce- 
nigo  nach  Venedig^  —  ,Gesandten  der  Fürsten  der  Walachei 
und  der  Moldau,  ist  es  leichter  geworden,  in  Rom  sein  Dasein 
als  seine  Geschäfte  zu  beschliessen,  indem  er  nach  mehrtägiger 
Krankheit  in  ein  besseres  Leben  hinübergegangen  ist.' 

Ueber  Parchevichs  Grabstätte  findet  sich  keine  Auf- 
zeichnung.^ Auf  die  Anfrage  des  Superiors  und  Pfarrers  von 
S.  Andrea  delle  Fratte,*^  wegen  des  Begräbnisses  und  der 
Kosten  des  Leichenbegängnisses,  schrieb  die  heilige  Congre- 
gation  an  ihren  Secretär:  Er  möge  nach  seinem  Gutdünken 
die  nöthigen  Anordnungen  treffen  und  die  Leichenfeierlichkeiten 
io  der  Kirche  des  CoUegium  urbanum  ^  abhalten  lassen  in  An- 


^  BeiL  XCVIL  Vermathlich  ist  Christoph  Masini  gemeint,  der  als  polnischer 

Gesandter  sich  im  Mai  1674  auf  der  Durchreise  in  Veuedif^  aufhielt. 
^  Laut  Mittheilung  der  Propaganda.  Beil.  III. 
'  Beil  XCVn. 

*  Mittheilung  der  Propaganda. 

^  S.  Andrea  delle  Fratte  in  der  Via  di  Capa,  nahe  der  Piazza  di  Spagna 
in  Born. 

*  Eine  Äbtheilung  des  Collegiums  der  Propaganda  fide  zur  Heranbildung 
▼on  Klerikern. 


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465 


ANHANG. 


Siegel  des  Peter  Freiherrn  von  Parcheyich,  Erzbisehofs 
TOn  Martianopel. 

Vorstehende  Abbildung  zeigt  das  Siegel  des  Peter  Frei- 
herrn von  Parchevich,  Erzbischofs  von  Martianopel,  nach 
seinem  eigenen  Originalsiegelabdruck  in  den  Actenstücken  des 
k.  k.  Hofkammerarchivs  zu  Wien  (Beil.  XXVIII,  XXXIV, 
XXXV,  XXXVI).  Dieses  beweist,  dass  Parchevich,  das  dort 
beschriebene  Wappen  führte,  noch  ehe  er  das  Adelsbestätigungs- 
diplom Kaiser  Ferdinands  III.,  ddo.  12.  Jänner  1657,  erhielt, 
und  zwar  schon  mit  dem  erst  in  der  Freiherrnbestätigung  Kaiser 
Leopolds  I.,  ddo.  20.  Juli  1668,  vorkommenden  Bande  mit  den 
drei  Sternen,  welches  man  sonst  fllr  eine  Wappenvermehrung 
hätte  halten  können.  Vgl.  die  Wappenbeschreibungen  Beil.  I 
and  II. 


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468 


Bemerkungen  zur  yorstekenden  Stammtafel. 

Die  vorstehende  Stammtafel  zeigt  die  Abstammung  des 
Erzbischofes  Peter  Freiherrn  von  Parchevich  und  den  Zu- 
sammenhang seiner  Familie  mit  der  noch  lebenden  gräf- 
lichen Linie  Pejacsevich.  Sie  beruht  in  ihrem  ersten  Theile, 
bis  zum  Ende  des  vierzehnten  Jahrhunderts^  auf  den  Angaben 
der  bereits  gedruckten  Werke: 
Max  Schimek;  Politische  Oeschichte  des  Königreiches  Bosnien 

und  Rama.  Wien  1787. 
Franz  Xaver  Freiherr  v.  Pejacsevich,  Historia  Serviae.  Kalöcsa 

1799. 
Aschbach;  Geschichte  Kaiser  Sigismunds.  Hamburg  1838  bis 

1845,  4  Bde. 
Du  Nord,   Abriss  der  Geschichte  Bosniens  und  der  Herzoge- 

vina.  Wien  1876. 

Für  die  Fortsetzung  derselben  bis  zur  Mitte  des  sieben- 
zehnten Jahrhunderts  diente  eine  im  vorigen  Jahrhundert  ab- 
gefasste,  im  Nassiczer  Familienarchiv  befindliche,  Familien- 
chronik. Von  da  an  ist  die  Genealogie  theils  den  hier  folgenden 
Beilagen,  theils  anderen  authentischen  Urkunden  entnommen, 
welche  auch  vielfach  die  Angaben  der  Familienchronik  be- 
stätigen. 

Zur  näheren  Erläuterung  der  Stammtafel  werden  hier 
noch  folgende  Bemerkungen  hinzugeftigt: 

I.  Stephan  Kotromanus,  ein  deutscher  Feldherr,  wurde 
von  dem  Könige  Bela  IV.  von  Ungarn  (1235 — 1270)  um  das 
Jahr  1245  nach  Bosnien  gesendet,  um  den  daselbst  ausgebroche- 
nen Aufstand  zu  bekämpfen.  Er  setzte  den  dortigen  Ban  ab, 
wurde  unter  ungarischer  Oberhoheit  selbst  Ban,  erbaute  das 
Schloss  Varch-Bosna  an  der  Miliacka  und  legte  dadurch  den 
Grundstein  zu  der  heutigen  Hauptstadt  Serajevo  (Bosna  Serai). 
Vgl.  Schimek  p.  59 ;  Pejacsevich  p.  375, 387,  395 ;  Du  Nord  p.  30. 

n.  Stephan  Kotromanovich  war  Ban  von  Bosnien  um 
1273,  starb  um  1310.  Vgl.  Schimek  p.  62—64;  Pejacsevich 
p.  375. 


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469 

ni.  Stephan  Linus,  Ban  1317,  Fürst  und  Herr  von  Bos- 
nien, zu  Sala,  Ussora  etc.,  Oraf  von  Chelmien  1326,  starb  1357. 
Seine  Gemahlin  war  Elisabeth,  Tochter  des  Prinzen  Casimir 
TOD  Polen  aus  piastischem  Stamme,  Enkelin  Lechs  VI.  Herzogs 
in  Polen  (1279—1289).  Vgl.  Schimek  p.  73—81;  Hübner, 
Genealog.  Tab.;  Pejacsevich  p.  376,  389,  390,  391;  Du 
Nord  p.  31. 

IV.  Ninoslav  (Friedrich),  auch  Miroslav  oder  Constantin 
Miroslav,  Dynast  an  der  Ussora,  Sala,  Herr  von  Narona.  Vgl. 
Schimek  p.  64;  Pejacsevich  p.  389;  Du  Nord  p.  32. 

V.  Vladislav;  dessen  Gemahlin:  Helene  aus  dem  Ge- 
schlechte der  Grafen  von  Berbir  (Schimek  p.  69).  Vgl.  Schimek 
p.  64;  Pejacsevich  p.  389;  Du  Nord  p.  31. 

VI.  Daniza  starb  in  Rom  und  ist  begraben  in  der  Kirche 
S.  Maria  sopra  Minerva.  Dort  befindet  sich  auch  ein  Monument 
mit  der  Inschrift:  Hie  jacet  Diana  Illyrica.  Vgl.  Schimek 
p.  64,  74;  Pejacsevich  p.  389. 

VII.  Katharina,  Gemahlin  des  Grafen  Nicolaus  von 
Chelm  (später  Herzogthum  Saba,  jetzt  Herzogovina).  Vgl. 
Schimek  p.  64;  Pejacsevich  p.  389. 

Vni.  Elisabeth,  Regentin  von  Ungarn  1382—1386, 
starb  1386,  vermählt  1363  mit  Ludwig  I.  d.  Gr.,  König  von 
Ungarn  (geb.  5.  März  1326,  König  von  Ungarn  1342,  König 
von  Polen  1370,  starb  2.  September  1382).  Er  war  in  erster 
Ehe  Vermählt  mit  Margaretha,  Tochter  Kaiser  Karls  IV.  (geb. 
1335,  starb  1353  kinderlos).  Die  Nachkommen  König  Ludwigs 
sind  aus  seiner  zweiten  Ehe. 

IX.  Draga,  starb  unvermählt  im  Kloster.  Vgl.  Pejacse- 
vich p.  391. 

X.  Stephan  Dabisa  (Dabisia),  Herr  von  Narona,  nannte 
sich  als  natürlicher  Sohn  des  Fürsten  (slav.  Knez)  Ninoslav, 
Knezevich  =  Fürstensohn,  empörte  sich  mit  seinen  drei  Söhnen 
1357  gegen  Ban  Tvartko  I.  und  musste  nach  Ragusa  flüchten. 
Nach  Tvartko's  Tode  wurde  er  selbst  König  von  Bosnien  (1392), 
überliess  durch  einen  Vertrag  (Pray,  Ann.  Hung.,  II,  p.  189) 
den  bosnischen  Thron  an  König  Sigismund  von  Ungarn,  und  starb 
1396.  Seine  Gemahlin  Helena,  Tochter  des  croatischen  Grafen 
von  Nelipa,  Regentin  von  Bosnien  1396 — 1398  (Ljubica,  Opis 
jogoslovenskich  novaca,  u  Zagrebu  1875,  p.  212,  213),  starb 
im  Kloster.  Vgl.  Schimek  p.  64,  81,  90—94;  Pejacsevich  p.  375, 

31» 


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470 

392,   394,  395,    396;   Aschbacli  Geschichte  König  Sigismunds, 
Hamburg  1838,  I.  Bd.,  p.  81  ff,;  Du  Nord  p.  32,  33,  34. 

XI.  Stephan  Tvartko  I.,  geb.  1326,  Ban  von  Bosnien 
1357,  erster  König  von  Bosnien,  gekrönt  im  Kloster  Miloäevo 
1376,  starb  16.  Februar  1392.  Erste  Gemahlin:  Dorothea, 
Tochter  des  Czar  Straäimir  von  Bulgarien;  zweite  Gemahlin: 
Jeliza,  eine  vornehme  Bosnierin;  Concubine:  Vojsava. 

XII.  Vuk  (Wolfgang)  oder  Vucikus  wird  1375  von  dem 
aufständischen  Adel  zum  Ban  ausgerufen.  Vgl.  Schimek  p.  82; 
Pejacsevich  p.  391,  395;  Du  Nord  p.  32. 

XIII.,  XIV.,  XV.  Vladislav,  Parchia  und  Vuk,  die 
Söhne  des  Stephan  Dabiäa,  betheiligten  sich  mit  ihrem  Vater 
1357  an  dem  Aufstande  gegen  Tvartko  I.  Mit  diesen  drei 
Brüdern  beginnt  die  erwähnte  Familienchronik.  Vladislav,  der 
geblendet  wurde,  wird  nebst  seinem  Bruder  Vuk,  den  Ban 
Tvartko  wegen  seiner  Theilnahme  an  der  Rebellion  mit  schwerer 
Haft  bestrafte,  als  der  Stammvater  der  bosnischen  Knezevich 
bezeichnet;  Parchia  aber,  der  nach  Bulgarien  floh,  dort  das 
Schloss  Kne^e  am  Flusse  Skit,  einem  Nebenflusse  der  Donau, 
erbaute,  als  Stammvater  der  Parchevich  aus  dem  Hause  Kneze- 
vich in  Bulgarien.  Vgl.  auch  Schimek  p.  83  ff.;  Pejacsevich 
p.  392;  Du  Nord  p.  32. 

XVI.  Katharina,  seit  1362  Gemahlin  Hermanns  I.  Grafen 
von  Cilly  (starb  21.  März  1385  zu  Wien).  Vgl.  Schimek  p.  82; 
Pejacsevich  p.  344,  369,  399;  Wisgrill,  Schauplatz  des  land- 
sässigen  niederösterreichischen  Adels,  Wien  1795,  II,  p.  85; 
Du  Nord  p.  32. 

XVII.  Stephan  Tvartko  IL  Scurus  (Sura),  ein  natür- 
licher Sohn  Tvartko's  I.,  König  von  Bosnien  1396—1443.  Vgl. 
Schimek  p.  94—114;  Pejacsevich  p.  375,  393—403,  418; 
Aschbach  a.  a.  O.  I.  Bd.,  p.  231  ff.;  Du  Nord  p.  33  ff. 

XVni.,  XIX.  Andreas  und  Nicolaus  I.  Parchevich 
nannten  sich  laut  Familienchronik  als  Söhne  des  Parchia:  Par- 
chevich aus  dem  Hause  Knezevich.  Nach  derselben  Chronik  war 
Andreas  Gesandter  Czar  Strasimirs  und  Siömans  von  Bulgarien 
bei  König  Ludwig  I.  von  Ungarn  (vgl.  Beil.  Nr.  II);  Nico- 
laus I.  aber  nahm  Theil  an  der  Schlacht  am  Flusse  Marica 
(26.  September  1371). 

XX.  Peter  I.  Parchevich  flüchtete  bei  dem  Bürger- 
kriege zwischen  den  Söhnen  Sultan  Bajazets  (1409—1413)  mit 


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471 

dem  bulgarischen  Prinzen  Constantin^  dem  Sohne  Czar  SiSmanS; 
zu  dem  Despoten  Stephan  Lazarevich  nach  Serbien,  starb  bald 
nach  dem  Prinzen  Constantin  um  1423  zu  Prizren  in  Bulgaro- 
Macedonien. 

XXI.  Nicolaus  II.  Parchevich  flüchtet  nach  Ungarn, 
kämpft  unter  König  Sigismund  (1382—1437)  oft  und  glücklich 
gegen  die  Türken. 

XXII.  Gyoni  (Johann)  Parchevich  nimmt  laut  Familien- 
chronik mit  Hilfe  des  Johann  Maramonte  (Giovanni,  Ivo  de 
Uernagora  [Montenegro]  ex  genere  Maramontensi  1465 — 1490 
Hopf,  Chroniques  Greco-Romanes,  Berlin  1873,  p.  534)  die 
Güter  seiner  Ahnen  um  1481  wieder  in  Besitz,  theilt  dieselben 
im  sechzehnten  Jahrhundert  unter  seine  Söhne,  welche  hierauf 
verschiedene  Namen  annehmen. 

XXin.  Johann  Parchevich  kämpfte  1563  mit  seinem 
Bruder  Demetrius  Pejacsevich  gegen  Johann  Jacob  Basilius 
Heraclides,  Woiwoden  der  Moldau  (1561 — 1563). 

XXIV.  Demetrius  Pejacsevich  nennt  sich  so  nach 
dem  Schlosse  Pejacsevo. 

XXV.  Stephan  Knezevich,  so  genannt  nach  dem 
Schlosse  Ene^e  am  Flusse  Skit  in  Bulgarien. 

XXVI.  Thomas,  als  Sohn  des  Gyoni  (Johann) :  Thoma- 
gyonovich  genannt  (vich  =  Sohn). 

XXVIL  Michael  Parchevich  laut  Familienchronik. 

XXVni.  N.  Parchevich,  alias  Cserkich  oder  Cser- 
kiczy,  führt  diesen  Namen  vom  Schlosse  Cserka  in  Bulgarien. 
Die  vorstehenden  Angaben  der  Familienchronik  über  die  Güter- 
theilung  zwischen  den  Söhnen  Gyonis  und  die  Annahme  von 
fünf  verschiedenen  Namen,  welche  besonders  bei  Erwägung  der 
etymologischen  Entstehung  des  Namens  Thomagyonovich  wahr- 
scheinlich werden,  finden  auch  in  den  Beilagen  I  und  II  ihre 
urkundliche  Bestätigung. 

XXXIL,XXXm.  Georg  und  Stephan  Thomagyono^ 
vich  laut  Familienchronik. 

XXXIV.  Michael  Freiherr  von  Parchevich  17.  Jänner 
1657    und   20.  Juli  1668.     Gemahlin  Maria.  S.  Beil.  I  und  II. 

XXXV.  Peter  Freiherr  von  Parchevich,  Erzbischof 
von  Martianopel,  lebte  1612 — 1674. 

XXXVI.  Paul  Freiherr  von  Parchevich,  s.  Beil.  I  u,  II. 
XXXVIII.  N.,  8.  Beil.  I. 


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472 

XXXIX,  XL.  Nicolaus  und  Peter  Freiherren  von  Cser- 
kiczy  laut  Beil.  I  und  IL 

XLIL  Georg  I.  Freiherr  von  Pe jacsevich  laut  Familien- 
chronik. 

XLin,  XLIV,  XLV,  XLVL  Stephan,  Marcus,  Mi- 
chael und  Anton  Freiherren  von  Knezevich,  s.  Beil.  I 
und  IL  Ueber  die  Familie  Dukagyn  vgl.  Hopf,  Chron.  grec- 
rom.,  p.  292  ff.  und  p.  533;  Hahn,  Reise  durch  die  Gebiete 
des  Drin  und  Vardar,  in  den  Denkschriften  der  k.  Akad. 
d.  Wiss.  in  Wien  1869,  Bd.  XVI,  2.  Abth.,  p.  69  ff. 

XLVII,  XLVIII,  XLIX,  L,  LI,  LH,  LIH,  s.  Beil.  I  und  IL 

LIV.  Deodat  (Bogdan),  vgl.  Nicolaus  Schmitt,  Imperatores 
Ottomanici,  Tymau  1761,  II,  279  und  Beil.  I  und  IL 

LV.  Marcus  Freiherr  von  Parchevich,  s.  Beil.  I,  II 
und  LXXin. 

LVI,  LVII.  Margaretha  und  Lucia  Freiinnen  von  Par- 
chevich, s.  Beil.  n. 

LVni,  LIX,  LX.  Elias,  Joseph,  Marianus  Freiherren 
von  Parchevich,  s.  Beil.  I  und  IL 

LXn.  Marcus  L  Freiherr  von  Pejacsevich  laut  Fa- 
milienchronik, Guardian  des  Franciskanerklosters  zu  TergoviSt 
in  der  Walachei,  s.  Hasdeu,  Archiva  istorica  k  Romaniei,  Bu- 
karest 1865,  I2,  p.  46. 

LXni,  LXIV.  Marcus  und  Johann  Freiherren  von 
Knezevich  laut  Familienchronik. 

LXV.  Johann  Stephan  Freiherr  von  Knezevich,  ur- 
kundlich: ,e  Comitibus'  genannt,  Ordinis  St.  Francisci,  Erz- 
bischof von  Sophia  (Sardica)  13.  April  1677,  starb  1699,  Admini- 
strator von  Uferdacien  und  Thracien,  apostolischer  General vicar 
der  transalpinischen  Walachei.  *  Vgl.  Jacobe  Coleto,  Illyricum 
Sacrum,  Venetiis  1819,  Bd.  VIII,  p.  72  ff.;  Schmitt,  Imp.  Ottom., 
II,  p.  279;  Gams,  Series  episcoporum,  p.  416  und  ein  Ms. 
von  P.  Rudolphus  Bzenszki  S.  J.  1699  in  der  durch  den 
siebenbürgischen  Bischof  Ignaz  Grafen  Batthydny  gegründeten, 
sogenannten    Batthyäny*schen    Bibliothek    zu    Karlsburg    nach 


*  Residierte  zu  Kiprovac  in  Balgarien,  stand  dort  an  der  Spitze  der  katho- 
lischen, österreichisch  gesinnten  Partei,  floh  um  1690  nach  Siebenbürgen, 
lebte  in  Herrmannstadt  unter  dem  Schutze  der  k.  k.  Generale,  starb  um 
1699  und  wurde  zu  Karlsburg  begraben. 


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473 

einer  gütigen  Mittheilung  des  hochw.  Herrn  Franz  Lönhard^ 
Domprobst  zu  Karlsburg. 

LXIX.  Nicolaus  n.  war  der  Vater  des  P.  Jacobus  Peja- 
csevich  S.  J.  (starb  als  Rector  des  Fünfkirchner  JesuitencoUe- 
giums  14.  Juli  1738),  des  Verfassers  der:  Veteris  et  novae 
geographiae  compendiosa  congeries  seu  expositio  geographica 
Europae,  Asiae,  Afric«  et  Americae,  Agram  1714,  8^.  Ein  Theil 
dieses  Werkes  ist  seither  aufgenommen  in  Johann  Georg 
Schwandtner,  Scriptores  rerum  Hungaricarum,  1758,  unter 
,Illyricum^  Vgl.  über  P.  Jacobus:  F6jer  (Georgius),  Hist.  Acad. 
scient.  Pazmaniae  Archiep.  ac  Mariae  Theresiae  reginae  literaria^ 
Budae  1835,  p.  61. 

LXX.  Georg  11.  Freiherr  von  Pejacsevich,  geb.  1655, 
war  Anführer  von  bulgarischen  Freischaaren  in  den  österrei- 
chischen Feldzügen  gegen  die  Türken  in  Bulgarien  (1688  bis 
1691).  Vgl.  Nie.  Schmitt,  Imp.  Ottom,,  II,  p.  279,  280.  Nach- 
dem die  österreichischen  Truppen  gezwungen  waren,  Bulgarien 
zu  räumen  und  Kiprovac  durch  den  mit  den  Türken  verbün- 
deten Rebellen  Emmerich  Tököly  gänzlich  zerstört  worden 
war,  floh  er  um  das  Jahr  1690  mit  seinen  drei  Brüdern  nach 
Ungarn  und  erwarb  die  Güter  Roglaticza  und  Csatalia  im 
Bäcser  Comitate,  starb  am  18.  März  1725  imd  wurde  zu  Bics 
in  der  Franciskanerkirche,  wo  sich  jetzt  noch  sein  Grab- 
denkmal befindet,  beigesetzt.  Auf  Grund  vorgelegter  glaub- 
würdiger Zeugnisse  und  authentischer  Documente,  wie  es  im 
Diplom  Kaiser  Carls  VI.  heisst,  erhielt  er  mit  seinen  jüngeren 
Brüdern,  Johann  und  Marcus  11.,  und  dem  Sohne  seines  älteren 
damals  schon  verstorbenen  Bruders,  Nicolaus'  II.  Jacob,  am 
10.  Juli  1712  von  Kaiser  Carl  VI.  die  Bestätigung  des  alten 
bulgarischen  und  ungarischen  Freiherrnstandes  und  des  gleichen 
Ursprungs  mit  der  Familie  Parchevich.  Original  im  R^tfaluer 
Familienarchiv.  Vorher  schon  nannten  sich  die  vier  Brüder 
urkundlich:  Freiherren  Knezevich  de  Pejacsevich. 

Die  zweite  freiherrliche  Geoi^sche  Linie  erlosch  mit  dem 
Urenkel  Georgs  IL,  Joseph  jun.  Freiherrn  von  Pejacsevich, 
Erbherrn  zu  Veröcze,  Roglaticza  und  Csatalia,  der  zu  Laibach 
am  24.  October  1769  starb. 

P.  Franz  Xaver  Freiherr  von  Pejacsevich  S.  J., 
nach  Aufhebung  des  Jesuitenordens  Abt  der  heiligen  Drei- 
faltigkeit zu  Peterwardein,  Doctor  der  Theologie  und  Philosophie, 


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474 

Rector  doB  JesuitencoUegiums  und  Kanzler  der  Universität  in 
Graz,  Procurator  der  ungarischen  Nation  und  Professor  in  mora- 
libus  an  der  Universität  zu  Wien,  geb.  in  Essegg  am  15.  Juli  1707, 
gest.  zu  Poiega,  am  7.  October  1781,  war  ein  Sohn  des  Johann 
Freiherrn  von  Pejacsevich  und  der  Verfasser  der  hier  wieder- 
holt citirten  Historia  Serviae  Ealocsa  1799  (opus  posthumum), 
sowie  vieler  theologischer  Schriften,  die  in  den  Jahren  1752 
bis  1756  in  Graz  erschienen  sind.  Vgl.  Joh.  Nep.  Stöger, 
Scriptores  Provinciae  Austriacae  Societatis  Jesu,  Viennae  1855, 
p.  259;  Horänyi  (Alexius),  Memoria  Hungarorum  et  Provinciar 
lium  scriptis  editis  notorum,  Viennae  1776;  Tom.  III,  p.  60; 
Locher,  Speculum  Universitatis,  Viennae  1773,  p.  272;  R.  Pein- 
lich, Geschichte  des  Gymnasiums  zu  Graz,  Graz  1869,  p.  79; 
Wurzbach,  Biogr.  Lexikon,  Wien  1870,  21  Th.,  p.  436. 

Marcus  III.  Alexander  Freiherr  von  Pejacsevich,  nach 
der  Vereinigung  Slavoniens  und  Syrmiens  mit  Ungarn  und  nach 
der  Eintheilung  Slavoniens  in  drei  Comitate,  1745  erster  Ad- 
ministrator und  1751  erster  Obergespan  des  Syrmier  Comitates, 
starb  unvermählt  in  Veröcze  am  16.  Jänner  1762.  Er  war  der 
Sohn  des  Freiherrn  Johann  von  Pejacsevich  und  älterer  Bruder 
des  vorigen,  Erwerber  der  Herrschaften  Veröcze,  Ruma  und 
R^tfalu. 

Joseph  Graf  Pejacsevich,  Sohn  des  jüngsten  der  vier 
Brüder,  des  Marcus  II.  Freiherrn  von  Pejacsevich,  Stifter  der 
gräflichen  Linie  Pejacsevich,  Erwerber  der  Herrschaften 
Nassicz,  Podgoracs  in  Slavonien  1734,  Kerestinez  in  Croatien, 
Erbherr  zu  Ruma,  Veröcze  und  R^tfalu,  ist  geboren  am  7.  Sep- 
tember 1710  zu  Esseg  und  starb  am  30.  April  1787  zu  Oeden- 
burg,  Graf  seit  22.  Juli  1772.  Er  zeichnete  sich  1742  bis  1748 
in  dem  österreichischen  Erbfolgekriege  in  Italien  als  Haupt- 
mann im  Leopold  PalflFy 'sehen  Inf.-Reg.  Nr.  19  mehrfach   aus. 

Aus  der  älteren  Linie  der  Freiherren  Parchevich  finden 
sich  im  achtzehnten  Jahrhunderte  urkundlich  noch  mehrere 
Glieder  vor,  besonders  zahlreich  waren  in  Slavonien  die  Frei- 
herren Cserkich  oder  Cserkiczy  vertreten.  Der  letztbekannte 
dieses  Namens  war  Wilhelm  Johann  Bapt.  Freiherr  von 
Cserkiczy,  alias  Parchevich,  Oberstlieutenant  und  Regi- 
mentscommandant des  Joh.  Leop.  PalflFy'schen  Inf.-Reg.  Nr.  53, 
gest.  als  Oberst  ad  honores  in  Essegg  am  4.  Februar  1795. 


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475 


BEILAGEN. 


I. 

Adelsbest&tigung  für  Feter  Farohevioh,  Wien,  12.  Jftnner  1667. 

Aus  dem  k.  unji^r.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Nos  Ferdinandus  tertius  divina  favente  dementia  electus 
Romanorum  imperator  semper  angustus  ac  GermaniaO;  Hunga- 
riae,  Bohemiae,  Dalmatiae  et  Croatiae^  Slavoniae^  Ramae^  Ser- 
biae^  Galitiae,  Lodomeriae;  Cumaniae  Bulgariaeque  rex;  archi- 
dux  Austriae,  dux  Burgundiae,  Brabantiae^  Styriae,  Carinthiae, 
Camioliae;  marchio  Moraviae^  dux  Lucemburgae  ac  superioris 
et  inferioris  Silesiae;  Virthembergae  et  Thekae^  princeps  Sve- 
viae,  comes  Habspurgi^  Tyrolis,  Ferreti,  Kyburgi  et  Goritiae, 
landgraviuB  Alsatiae,  marchio  sacri  Romani  imperii  supra  Ana- 
8um;  Burgoviae  ac  superioris  et  inferioris  Lusatiae^  dominus 
Marchiae  Sclavonicae^  Portus  Naonis  et  Salinarum  etc.  me* 
moriae  commendamus  tenore  praesentium  significantes  quibus 
expedit  universis;  quod  cum  inter  alia  praecipua  officii  nostri 
imperialis  munera  illud  a  nobis  potissimum  observetur^  ut 
fideles  subditos  nostros^  qui  sese  nobis  in  nostri  et  patriae 
gratiam  variis  virtutum  ornamentis  commendatos  praestare 
Student^  caesarea  ac  regia  munificentia  nostra  prosequamur 
eorumque  nomina  ac  praeclara  facta  ab  humana  oblivione  vin- 
dicantes  adeoque  immortalitati  consecrantes  eo  Ulis  vel  ad 
majora  etiam  ineunda  animum  accendamus,  libenter  effusaque 
voluntate  laudabili  huic  majorum  nostronun  consuetudini  sive 
quia  nobis  ita  divinitus  attributum  est;  sive  quia  longo  usu  com- 
pertum  habemus^  illa  demum  regnorum  esse  praesidia,  quae 
in  animis  subditorum  larga  iiberalitate  principum  coUocantur^ 
insistimus.  Cum  igitur  ad  nonnullorum  fidelium  nostrorum  hu- 
millimam    supplicationem^    signanter  vero   fidelis  nostri   nobis 


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476 

dilecti  reverendissimi  in  Christo  Patris  domini  Petri  Parche- 
vich,  natione  Bulgari,  archiepiscopi  Martianopolitani  in  prae- 
fato  regno  nostro  Bulgariae  existentis  et  residentiam  habentis, 
nee  non  illinc  ad  aulam  nostram  caesaream  et  regiam  ceteros- 
que  principes  christianos  certorum  peragendorum  promovendo- 
rumque  religionis  catholicae  negotiorum  gratia  ablegati  inter- 
nuncii;  tum  ad  eertorum  praecipuorum  consiliariorum  nostrorum 
diligentem  et  sedulam  recommendationem  nostrae  propterea  fac- 
tarn  majestati,  tum  vero  attentis  et  eonsideratis  fidelitate  et  fide- 
libus  servitiis  fidelium  quoque  nostrorum,  utpote:  Michaelis  Par- 
chevich  filiorumque  suorum  Joannis  et  Petri,  item  haeredum 
quondam  Pauli  fratris  praenominati  Petri  Parchevich,  archiepi- 
scopi germani,  filiorum  nimirum  Deodati  seu  Bogdani  ae  Marci, 
praeterea  tertii  quoque  quondam  fratris  Antonii  itidem  germani 
filiorum  videlicet:  Eliae,  Josephi  et  Mariani  omnino  cognomine 
Parchevich,  item  Nicolai  et  Petri  Parchevich  aliter  Cserkics, 
praeterea  Michaelis  Putin,  nepotis  ex  sorore  germana,  fratrum 
quoque  consobrinorum  Stephani,  Marci,  Michaelis  et  Antonii, 
deinde  Demetrii  ac  alterius  Antonii  cognomine  Eneczovics  voca- 
torum,  denique  Georgii,  Gregorii  et  Stephani  Thomaeque  Gyo- 
novics  fratrum  consanguineorum  supranominati  Petri  Parche- 
vich archiepiscopi,  ut  praemissum  est,  Martianopolitani,  alias 
eidem  in  secundo  et  tertio  gradu  vinctorum,  quae  ipsi  sacrae 
imprimis  praedicti  regni  nostri  Hungariae  coronae  et  deinde 
majestati  quoque  nostrae  adeoque  augustae  domui  nostrae 
Austriacae  ac  ipsi  regno  nostro  Bulgariae  partiiunque  eidem 
circumvicinarum  provinciis  pro  locorum  et  temporum  varie- 
tate  atque  occasionum  exigentia  cum  alias  semper,  tum  vel 
maxime  contra  infensissimum  christiani  nominis  hostem  Turcam, 
illibata  semper  fide  et  fidelitatis  constantia  non  sine  magno 
rerum  fortunarumque  suarum  dispendio  vitarumque  propriarum 
periculo  evidenti  exhibuerunt  et  impenderunt  ac  in  posterum 
quoque  ferventiori  constantiae  zelo  sese  exhibitui*OB  et  impen- 
suros  poUicentur:  cum  igitur  ob  id,  tum  vero  ex  gratia  et 
munificentia  nostra  regia,  qua  quosque  de  nobis  et  republica  chri- 
stiana  bene  meritos  ac  virtutis  colendae  studiosos  antecesso- 
rum  nostrorum,  divorum  quondam  Hungariae  regum,  exemplo 
prosequi  eisque  certa  virtutum  suarum  monumenta,  quae  ad 
majora  quaeque  praestanda  eos  incitare  possent,  decernere  con- 
Buevimus;   eundem   itaque   Petrum  Parchevich   archiepiscopum 


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477 

Martianopolitanum  ac  ipsius  gratia  suprascriptos  Michaelem 
similiter  Parchevich  cum  sua  uxore  Maria  et  filiis  Joanne  et 
Petro  filiaque  Catharina^  item  haeredes  quondam  Pauli  fratris 
eiusdem  germani  pariter  cum  uxore  Maria  et  filiis  Deodato 
seu  Bogdano  ac  Marco  nee  non  Margaretha  et  Lucia  filiabus, 
praeterea  itidcm  quondam  fratris  germani  Antonii  filios  Eliam^ 
Josephum  et  Marianum  matremque  ipsorum  Annam  omnes  cogno- 
mine  Parchevich,  item  Nicolaum  et  Petrum  Parchevich  aliter 
Cherkichi  cum  uxoribus  suis,  filiis,  filiabus,  nepotibus  et  neptis 
superstitibus,  pariter  Michaelem  Putin  nepotem  ex  sorore  ger- 
mana  cum  filiis  et  filiabus,  fratres  item  consobrinos  Stephanum, 
Marcum,  Michaelem  et  Antonium  ac  germanas  cum  sororibus 
et  filiis  ac  uxoribus,  deinde  Demetrium  cmn  filiis  et  filiabus 
sororibusque  superstitibus  omnibus  cognomine  Knezovics  gau- 
dentibus,  demum  Georgium,  Gregorium  et  Stephanum  Thomae- 
Gyonovics  cum  uxoribus,  filiis  et  filiabus  superviventibus,  omnes 
denique  arctissimo  consanquinitatis  gradu  secundo  et  tertio  sibi 
conjunctos,  uti  bene  meritas  personas  ac  alias  etiam  nobili 
prosapia  ortos,  armis  quoque  et  insigniis  antiquis  nobilitaribus 
donatos,  verum  literis  privilegialibus  superinde  habitis  facta 
jamdudum  retroactis  temporibus  in  istud  regnum  nostrum  Bul- 
gariae  dicti  infensissimi  christiani  sanguinis  hostis  Turcae  ir- 
ruptione  ac  exinde  supersecuta  rerum  calamitate  incendio  ab- 
sumptis  privates  defacto  et  destitutos,  rursus  ac  denuo  in  coetum 
et  numerum  verorum,  antiquorum  et  indubitatorum  tum  prae- 
fati  regni  nostri  Hungariae,  quam  Bulgariae  caeterarumque 
partium  eisdem  annexarum  nobilium  de  regiae  nostrae  pote- 
statis  plenitudine  et  gratia  speciali  duximus  annumerandos, 
agregandos  et  adscribendos.  Annuentes  ex  certa  nostra  scientia 
animoque  deliberato  concedentes,  ut  ipsi,  sicuti  antea,  ita  im- 
posterum  futuris  et  perpetuis  semper  temporibus  omnibus  illis 
gratiis,  honoribus,  indultis,  privilegüs,  libertatibus,  iuribus,  prae- 
rogativis  et  immunitatibus,  quibus  caeteri  veri,  antiqui  et  in- 
dubitati  memorati  regni  nostri  Hungariae  et  Bulgariae  partium- 
que  eisdem  annexarum  nobiles  hactenus  quomodolibet  de  iure 
et  consuetudine  usi  sunt  et  gavisi  utunturque  et  gaudent,  uti 
frui  et  gaudere  possint  ac  valeant,  haeredesque  et  posteritates 
ipsorum  utriusque  sexus  universi  valeant  atque  possint.  In  cujus 
quidem  nostrae  erga  ipsos  exhibitae  gratiae  et  clementiae  ac  Übe- 
ralitatis  testimonium  veraeque  et  indubitatae  nobilitatis  signum 


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478 

haec  antiqua  ipgorum  gentilitia  arma  seu  nobilitatis  insignia: 
Scutum  videlicet  railitare  erectum  coele&tini  coloris^  fundam 
illius  trijugi  monticulo  interoccupante,  ex  cujus  cacumine  pro- 
cera  arbor  per  medium  scuti  in  altum  direete  excrevisse,  eique 
ex  depressioribus  monticuli  extremitatibus  ab  utraque  parte 
bini  hirci  naturaliter  effigiati,  sursum  erecti  comibus  ae  deor- 
8um  decliveS;  aequaliter  ad  invieem  anterioribus  pedibus  sa- 
lientes  arboremque  attingendo  amplexantes  cernere  visuntur; 
scuto  ineumbeii4em  galeam  militarem,  craticulatam  sive  apertam 
regio  diademate,  ex  eoque  fulvum  leonem  ore  patulo  et  lingua 
rubieunda  exerta,  pedibus  anterioribus  ad  rapiendum  dispositis 
inguinetenus  eminentem  proferente  omatam;  a  summitate  vero 
sive  cono  galeae  laciniis  seu  lemniscis,  hinc  flavis  et  ceruleis, 
illinc  autem  candidis  et  rubris  in  scuti  extremitates  sese  dif- 
fundentibus  scutumque  ipsum  decenter  exomantibus^  quemad- 
modum  haec  omnia  in  principio  seu  capite  praesentium  litera- 
rum  nostrarum  pictoris  manu  et  artificio  propriis  ac  genuinis 
suis  coloribus  clarius  depicta  et  ob  oculos  intuentium  posita 
esse  conspiciuntur ;  eidem  Petro  Parchevich  ac  ipsius  gratia 
supra  nominatim  specificatis  personis  ipsarumque  haeredibus 
et  posteritatibus  utriusque  sexus  universis  gratiose  danda  duxi- 
mus  et  conferenda.  Decernentes  et  ex  certa  nostra  scientia 
animoque  deliberato  concedentes,  ut  ipsi  sicut  pridem^  ita  im- 
posterum  futuris  et  perpetuis  temporibus  eadem  arma  antiqua 
seu  nobilitatis  insignia  more  aliorum  verorum^  antiquorum  et 
indubitatorum  tam  saepefati  regni  nostri  Hungariae  quam 
Bulgariae  caeterarumque  partium  eisdem  annexarum  nobilium 
sub  iisdem  iuribus^  praerogativis,  indultis^  libertatibus  et  im- 
munitatibuS;  quibus  iidem  vel  natura  vel  antiqua  consuetudine 
usi  sunt  et  gavisi  utunturque  et  gaudent,  ubique  in  proeliis, 
certaminibus,  pugnis,  hastiludiis^  torneamentis^  duellis^  mono- 
machiis  ac  aliis  omnibus  et  singulis  de  quibusvis  exercitiis 
militaribus  et  nobilitaribus  uec  non  sigillis^  velis,  cortinis,  aulaeis, 
annuliS;  vexillis,  clypeis,  tentoriis,  domibus  et  sepulchris,  gene- 
raliter  vero  in  quarumlibet  rerum  et  expeditionum  generibus 
sub  verae,  vetustae  ac  sincerae  nobilitatis  titulo,  quo  eos  ab 
omnibus  cujuscunque  status,  dignitatis,  conditionis  et  praeemi- 
nentiae  homines  existant,  insignitos  et  ornatos  dici,  nominari, 
haberive  et  reputari  volumus  et  mandamus  ferre^  gestare  illis- 
que  in  aevum  uti,  frui  et  gaudere  possint  ac  valeant^  haeredesque 


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et  posteritates  ipsorum  utriusque  sexus  universi  valeant  atque 
possint.  Imo  denuo  damus^  nobilitamus^  concedimus  et  aggre- 
gamus  praesentium  per  vigorem.  In  cujus  rei  memoriam  firmi- 
tatemque  perpetuam  praesentes  litteras  nostras  secreto  sigillo 
nostro,  quo  ut  rex  Hungariae  utimur,  impendenti  communitas 
eidem  Petro  Parchevich  ac  per  ipsum  superius  specificatis  per- 
sonis  ipsarumque  haeredibus  et  posteritatibus  utriusque  sexus 
uoiversis  valeant  atque  possint.  Datum  per  manus  fidelis  nostri 
nobis  dilecti  reverendi  Georgii  Szelepcs^nyi  episcopi  Nitriensis 
locique  ac  comitatus  ejusdem  supremi  ac  perpetui  comitis;  con- 
siliarii  nostri  et  per  dictum  regnum  nostrum  Hungariae  aulae 
nostrae  cancellarii  in  civitate  nostra  Vienna  Austriae  die  mensis 
Januarii  duodecima^  anno  domini  millesimo  sexcentesimo  quin- 
quagesimo  septimo,  regnorum  nostrorum  Romani  vigesimo  priraO; 
Hungariae  et  reliquorum  trigesimo  secundo^  Bohemiae  vero 
anno  trigesimo:  reverendissimis  ac  venerabilibus  in  Christo 
Patribus  dominis  Georgio  Lippay  de  Sombor  metropolitanae 
Strigoniensis  et  Joanne  Pysky  Colocensis  et  Bacsiensis  eccle- 
siarum  canonice  unitarum  archiepiscopis,  praefato  Georgio 
Szelepcs^nyi  Nitriensis,  Benedicto  Kisdy  Agriensis,  Petro  Petre- 
chicb  Zagrabiensis,  Joa^ne  Pdllfalvay  Vdradiensis,  Francisco 
Szentgyörgyi  Transylvaniensis,  Georgio  Sz^s^nyiVeszprimiensis, 
Paulo  Hoffmann  Quinque-Ecclesiensis,  dicto  Joanne  Pysky  ad- 
ministratore  Jaurinensis,  Sigismundo  Zongor  Vacziensis,  fratre 
Petro  Jurjevich  electo  Syrmiensis,  altero  fratre  Mariano  Mora- 
vich  electo  Bosniensis,  tertio  fratre  Georgio  Biellavich  electo 
Tininiensis,  Thoma  Pällffy  Csanidiensis,  fratre  Joanne  Cara- 
muel  Rosoniensis  et  Petro  Mariani  Segniensis  et  Modrusensis 
ecclesianim  episcopis,  ecclesias  dei  feliciter  gubernantibus;  item 
spectabilibus  ac  magnificis  comite  Francisco  Veselinyi  de 
Hadad,  dicti  regni  nostri  Hungariae  palatino;  comite  Francisco 
de  Nidasd,  judice  curiae  nostrae  regiae;  contite  Nicoiao  a 
Zrinio,  praefatorum  regnorum  nostronun  Dalmatiae,  Croatiae 
et  Sclavoniae  bano;  comite  Stephane  de  Csik  tavernicorum ; 
jam  fato  comite  Nicoiao  a  Zrinio  agazonum;  comite  Georgio 
Erdödy  de  Monyoroker6k  cubiculariomm;  comite  Nicoiao  Pdllffy 
ab  Erdöd  janitorum;  comite  Adamo  de  Battyhän  dapiferorum; 
comite  altero  Adamo  Forgach  de  Gymes  pincernarum,  comite 
Georgio  de  Frangepanibus  a  Tersath  curiae  nostrorum  regalium 
in  Hungaria  magistris,  ac  memorato  comite  Nicoiao  Pällffy  de 


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praelibata  Erdöd  comite  Posoniense,  caeterisque  quam  plurimis 
regni  nostri  comitatus  tenentibus  et  honores.  *  Geoi^us  Sze- 
lepcsinyi  episcopus  Nitriensis 


n. 

Freiherrnbestätigung  Kaiser  Iieopolds  I.,  Wien,  20.  Juli  1668. 

Aus  dem  k.  ongar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Leopoldus  divina  favente  dementia  electus  Romanorum 
Imperator  semper  augustus  ac  Germaniae,  Hungariae,  Bohemiae, 
Dalmatiae,  Croatiae,  Sclavoniae,  Ramae,  Serviae,  Galitiae,  Lo- 
domeriae^  Cumaniae  Bulgariaeque  rex,  archidux  Austriae^  dos: 
Burgundiae,  Brabantiae,  Styriae,  Carinthiae,  Carnioliae,  mar- 
chio  Moraviae,  dux  Lucemburgae  ac  superioris  et  inferioris 
Silesiae^  Virttembergae  et  Thekae,  princeps  Sveviae,  comes 
Habsburgi,  Tyrolis,  Fereti,  Kyburgi  et  Goritiae,  landgravius 
Alsatiae,  marchio  sacri  Romani  imperii  supra  Anasum,  Bur- 
goviae  ac  superioris  et  inferioris  Lusatiae,  dominus  Marcbiae 
Sclavonicae,  Portus  Naonis  et  Salinarum  etc.  Tibi  Meli  nostro 
nobis  dilecto  reverendissimo  in  Christo  Patri  domino  Petro  Par- 
chevich  archiepiscopo  Martianopolitano,  natione  Buigaro,  con- 
siliario  nostro  nee  non  vicario  apostolico  et  administratori  prin- 
cipatus  Moldaviae  salutem  et  gratiae  clementiaeque  nostrae 
cesareae  et  regiae  continuum  erga  te  incrementum.  Pervetusta 
eaque  laudatissima  divis  praedecessoribus  nostris  Romanorum 
imperatoribus  et  regibus  fuit  consuetudo,  ut  cum  bonorum  et 
dignitatum  incrementa  ab  imperatoriae  majestatis  splendore 
tanquam  lumen  a  sole  dimanent,  singularem  adhiberent  curam^ 
quo  liberaliores  se  in  iis  decernendis  erga  eos  praeberent,  qui 
non  tantum  ab  honesta  gentis  origine  vel  etiam  a  praeclaro 
vitae  instituto  et  virtutum  studiis  sibi  commendarentur,  idque 
non  solum  eo  fine,  ut  dignum  illi  se  praemium  consecutos  sibi 
gratulari  possent,  sed  et  ut  alii  quoque  ipsorum  exemplo  ac- 
censi  atque  inflammati  ad  laudabilia  quaeque  virtutum  certamina 
ferventi  studio  concitarentur;  quam  consuetudinem  laudatissimam 


1  Die  Unterschrift  des  Kaisers  scheint  durch  das  Versehen  des  Abschreibers 
ausgelassen  zu  sein,  auch  deuten  die  in  der  beglaubigten  Copie  des 
Landesarchives  vorkommenden  Striche  an,  dass  das  Ende  des  Diplomes  fehlt 


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et  noSy  postquam  ad  excelsum  hoc  imperatoriae  subliinitatis 
fastigium  evecti  sumus,  servare  cupientes,  nihil  sane  libentius 
facimuSy  quam  ut  omamenta  praestantium  virorum^  quorom 
virtus  clara  habeatur  et  merita  in  rempublicam  christianam 
singolaria  exstent^  quantum  occasio  et  rerum  ipsarum  statuB 
fert^  augeamus.  Cum  itaque,  Petre  Parchevich,  familiam  tuam 
a  longa  temponun  serie,  uti  baronatus  titulo  per  divos  olim 
Hungariae  et  Bulgariae  reges  decoratam  (uti  hoc  ipsum  ex 
antiquis  historiis  Ungaricis  non  obscure  apparet)  ita  et  virtu- 
tibus  heroicis  nee  non  eximiis  in  eosdem  divos  quondam 
Hungariae  reges  praedecessores  nostros  atque  adeo  universam 
augustam  domum  nostram  Austriacam  meritis  semper  conspi- 
cuam  fuisse^  animadvertamus,  eorundemque  majorum  tuorum 
praeclara  de  republica  christiana  bene  merendi  nobisque  ob- 
sequendi  studia  cum  totam  familiam  prosapiamque  tuam  jam 
olim  etiam  ac  te  pariter  ferventer  et  invariabili  conatu  am- 
plecti  intelligamus:  quippe  quod  tu  Petre  Parchevich  tum  ob 
spiritualem  ac  exemplarem  vitae  conversationem  morumque 
honestatem  et  integi*itatem^  singularem  quoque  ingenii  expe- 
rientiam  ac  in  rebus  agendis  peritiam  et  dexteritatem,  variarum 
item  linguarum  cognitionem  ac  alias  imperspectas  eximias  animi 
dotes;  tum  quoque  ob  probatam  nobis  fidem  et  devotionem 
tuam^  quam  non  solum  ad  augustissimam  aulam  sacrae  quon- 
dam caesareae  et  regiae  Majestatis  Ferdinandi  III.  Roma- 
norum imperatoris  et  regis  gloriosissimae  reminiscentiae;  domini 
et  genitoris  nostri  desideratissimi^  caeterosque  principes  ac 
primores  christianos  certorum  peragendorum  promovendorum- 
que  religionis  catholicae  negotiorum  gratia;  (quemadmodum  et 
memorabilis  quoque  olim  Andreas  Parchevich  tanquam  vir 
magni  nominis  ad  divum  Hungariae  regem  a  serenissimo  itidem 
Bulgariae  rege  in  magnis;  arduis  et  gravissimis  regni  negotiis 
peculiaris  legationis  munere  functus  fuit,  prout  hoc  ipsum  pari- 
formiter  historiae  antiquae  Hungariae  clare  testantur  atque 
confirmant)  non  absimili  modo  tu  pari  passu  ablegatum  inter- 
nuncium  agens^  sed  etiam  postmodum  et  quidem  anno  domini 
millesimo  sexcentesimo  quinquagesimo  septimo  jam  praeterito^ 
die  decima  mensis  Januarii  ex  benigna  jam  fatae  praedefunctae 
sacrae  quondam  caesareae  et  regiae  Majestatis  tibi  delegata 
commissione  in  secundaria  eaque  magni  momenti  legatione  illa, 
quam     occasione     intestinorum    pernitiosorumque    motuum    et 


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diBBidiorum  seditionumque  inter  serenissimum  regem  regnumque 
Poloniae  ac  intempestos  et  rebelles  Cosacos  valide  fuaesteque 
exortorum  et  eoncitatorum  sopiendorum,  ac  ad  eorundem  Co- 
sacorum  Zaporaviensium  ducem  Chmelniczkium  ejusque  asseclas 
memorata  pie  defuncta  sacra  caesarea  Majestas  mediante  te 
consulto  et  maturato  instituerat;  —  (quam  quidem  legationem 
tuam  te  jam  prosequente  et  in  itinere  existente  nos  quoque 
ad  mentem  praedictae  quondam  caesareae  Majestatis  post  obi- 
tum  videlicet  ejusdem  ratificantes^  necessaria  pro  continuanda 
eadem  requisita  literalia  instrumenta  de  novo  renovantes  tibi 
jam  medio  in  itinere  anxie  soliciteque  haesitanti  et  constituto 
subministrantes  te  Petrum  Parchevich  veluti  nominatum  per 
nos  quoque  legatum  nostrum  in  eadem  legatione  clementer 
confirmavimus);  —  recte  tunc  sub  pemicioso  iüo  tumultu  Ra- 
kocziano;  quo  partes  illae  et  praesertim  regnum  et  respublica 
Polona  inexplicabili  et  intolerabili  furore  et  rabie  diversae  et 
ferae  gentis  Amulorum,  Svevorum,  utpote  Moldavorum,  Cosa- 
corum,  Tartarorum  ac  aliorum  quaquaversum  depraedantium 
militum  recrudescebant :  omnia  undiquaque  igne  ferroque  ar- 
debant,  imo  fame  et  peste  totum  illud  tempus  adeo  saeviebat, 
ut  difficillimis  etiam  (accedente  insuper  rigidissima  frigoris 
eotum  austeritate)  periculosissimisque  circumactis  itineribus  et 
dandestinis  diverticulis  non  sine  incessabili  formidoloso  motu 
ac  terrore  sanitatisque  tuae  evidentissimo  incommodo  ac  vitae 
praesentissimo  discrimine,  nee  non  ardentis  febris  assidua  et 
irremissibili  pressura  ac  divexatione  deo  tibi  bene  propitio 
feliciter  superatis,  admodum  te  nobis  probasti  et  demonstrasti, 
quin  imo  provinciam  hanc  sive  legationem  tuam  fidei^  indu- 
striae  ac  dexteritati  tuae  delegatam  et  concreditam^  hac  etiam 
crudeli  ineffabilique  inter  ferrum  et  flammam  vicissitudine  vigenter 
non  solum  cum  nominis  tui  laude  constanter  peragere  et  exequi 
adnixus  fuisti,  verum  etiam  ea  omnia^  sicuti  vera  ex  fidedigna 
relatione  tua  fuere^  abunde  et  clementer  intelleximus,  ita  quoque 
nostra  propria  experientia  sufficienter  ac  benigna  cum  satisfac- 
tione  cognovimus,  approbavimus  et  acceptavimus,  neque  con- 
cepta  hac  etiamnunc  de  te  spe  nostra  unquam  posthac  frustrari 
nobis  patiemur.  Quorum  omnium  praemissorum  per  te  laudabiliter 
et  utiliter  praestitorum  praeclareque  factorum  tuorum  gratia, 
cum  nostram  erga  te  singularem  propensionem  et  clementiam 
praestitaeque   fidei  et  fidelitatis  tuae  constantiaeque  memoriam 


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nunquam  intermorituro  testimonio  et  monumento  cohonestemus 
et  condecoremus,  quo  tuo  exemplo  etiam  reliquis  fratribus, 
cognatis  et  nepotibus  tuis  ac  etiam  regnicolig  et  subditis  nostris 
in  praefato  regno  noBtro  Bulgariae  existentibus  et  degentibus 
yirtutes  tuas  et  similia  bene  merendi  studia  amplectendi  et 
imitandi  majus  ineitamentum  et  calcar  a  nobis  addatur;  motu 
igitur  proprio^  animo  deliberato  ac  de  caesareae  regiaeque 
majestatis  nostrae  plenitudine  et  gratia  special]  te  Petrum  Par- 
chevich  ac  tui  gratia  Michaelem  similiter  Parchevich  fratrem 
ejusque  consortem  Mariam^  filios  Joamiem  et  Petrum  filiamque 
Catharinam;  item  haeredes  quondam  Pauli  fratris  ejusdem  ger- 
mani  pariter  cum  uxore  Maria  et  filiis  Deodato  seu  Bogdano 
ac  Marco  nee  non  Margaretha  et  Lucia  filiabus,  praeterea  tertii 
itidem  quondam  fratris  germani  Antonii  filios  Eliam,  Joseplium 
et  Marianum  matremque  ipsorum  Annam  omnes  cognomine 
Parcbevicb,  item  Nicolaum  et  Petrum  Parchevich,  aliter  Cser- 
kiczi,  cum  uxoribus  suis^  filiis  et  filiabus,  nepotibus  et  nep- 
tibus  Supers titibus;  fratres  item  consobrinos  Stephanum,  Marcum, 
Michaelem  et  Antonium  germanos  cum  sororibus  et  filiis  ac 
uxoribus;  deinde  Demetrium  cum  filiis  et  filiabus  sororibusque 
Buperstitibus,  omnibus  cognomine  Knezovics  gaudentibus  ]  demum 
Georgium,  Gregorium  et  Stephanum  Thomae  Gyonovics  cum 
uxoribus  et  filiis  filiabusque  superviventibus;  omnes  denique 
arctissimo  consangvinitatis  nexu,  vinculo  seu  gradu  videlicet 
secundo  et  tertio  tibi  conjunctos^  uti  bene  meritas  personas  et 
alias  etiam,  (uti  praemissum  est);  per  condescensionem  antiquae 
praenotatae  familiae  tuae  ex  aequo  titulo  baronatus  gaudentes 
ac  armis  quoque  antiquis  baronatus  per  divos  quondam  Hun- 
gariae  et  Bulgariae  reges  beatae  memoriae  dotatos;  verum 
literis  superinde  privilegialibus  habitis  facta  jam  dudum  olim 
retroactis  annis  et  temporibus  in  istud  regnum  nostrum  Bul- 
gariae infensissimi  Christiani  nominis  sanguisugae  hostis  Turcae 
immani  plane  irruptione  et  exinde  subsecuta  rerum  calamitate 
et  clade  in  cineres  redactis  privates  et  destitutos:  denuo  in 
coetum  et  numerum  verorum,  antiquorum  atque  indubitatorum 
tam  praefati  regni  nostri  Hungariae  quam  Bulgariae  caetera- 
rumque  partium  eidem  annexarum  baronum  assumimus,  ad- 
BcribimuS;  evehimus  et  aggregamus.  Quo  vero  perpetuum  an- 
tiqui  hujus  baronatus  vestri  extet  documentum  idemque  in 
oculos  clarins  incurrat  hominum,  praescripta  caesarea  ac  regia 

ArcluT.  Bd.  LH.  II.  Hilfte.  32 


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484 

nostra  autoritate  tibi  Petro  Parchevich   ac  tui   causa  superius 
nominatim   specificatis  fratribus  cognatis  et  nepotibus  ipsorum- 
que  haeredibus  et  posteritatibus  utriugque  sexus  universis  aeterna 
Serie  tarn  masculis  quam  faeminis  ex  legitime  thoro  descenden- 
tibus  haec  antiqua  vestra  arma  seu  iusignia  imposterum  quoque 
habenda  et  ferenda  denuo  gratiose  damus  et  confirmamuB:  Scutum 
yidelicet  militare  erectum  coelestini  coloris,  fundum  illius  trijugi 
viridi  coUe  interoccupante,  cujus  ex.eminentiori  cacumine   seu 
vertice  alta  praeceps  viridis  cupressus  per  medium  longi  scuti 
excrevisse   eique    ab   utroque   latere   singulus   argentei    coloris 
hircus   seu   caper   coronatus,    ambo    sursum    aequaliter    erecti, 
comibus    retropenduiis,    oribus    patulis    ac    lingvis    rubicundis 
erectis;    posterioribus    pedibus    distinctim    partibus    coUis  insi- 
stenteS;    anterioribus    vero    itidem    dictam    cupressum    sursum 
attingentes  ad  invicem  sibi  oppositi  cernere  visuntur^   medium 
vero  Ipsius  scuti  transversum  rubra  lamina  seu  via  tribus  nitidis 
stellis    condecorante   mediumque   ipsorum   hircorum    dividente; 
scuto    incumbentem    galeam    militarem    craticulatam    sive    da- 
tratam   regio   diademate,    ex   eoque  fulvum   leonem   raptui  in- 
hiantem  bifurcata  cauda  conspicuum  et  inguinetenus  eminentem 
proferente  ornatam.  A  summitate  vero  sive  cono  galeae  laciniis 
seu   lemnicis,    hinc   flavis   et  ceruleis,    illinc  autem  candidis  et 
rubris  in  scuti  extremitates  sese  molliter  demittentibus  scutumve 
ipsum    decenter   exomantibus:    quemadmodum   haec    omnia  in 
principio   seu   capite   praesentium    literarum  nostrarum  pictoris 
edocta  manu  et  artificio  propriis  et  genuinis  suis  coloribus  depicta 
et  ob  oculos  intuentium  posita  esse  conspiciuntur.  Decementes  et 
ex  certa  nostra  scientia  animoque  deliberato  concedentes  et  sta- 
tuenteS;  ut  tuPetre  Parchevich  ac  per  te  tui  jam  superius  nominati 
utriusque  sexus  cognati  et  nepotes  eadem  antiqua  vestra  arma 
seu  insignia,  ubique  in  proeliis  seriis  et  ludicris,  pugnis^  certa- 
minibus,    hastiludiis,   tomeamentis;   duellis,  monomachiis    aliis- 
que   Omnibus   et   singulis   ac  quibusvis  actionibus  et  exercitiis 
militaribus    et    nobilitaribus    nee    non    sigillis,    velis,    cortinis, 
aulaeis;    annulis,    vexillis,    clypeis^    tentoriis^    domibus    ac  ^e- 
pulchris,  generaliter  vero  in  quarumlibet  rerum  et  expeditionum 
generibus  sub  veri^    vetusti   ac  sinceri  baronatus  titulo,  quo  te 
praescriptosque   tuos   cognatos   et  nepotes  ipsorumque  posteros 
et   haeredes   utriusque   sexus   universos  jam  natos  et  deinceps 
dei  beneficio  nascituros  ab  omnibus^  cuiuscunque  nationis^  Status^ 


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485 

dignitatis;  conditionis  et  praeeminentiae  homines  existant,  de 
novo  insignitoB  et  omatos  dici,  nominari  haberive  et  reputari 
volumus  et  mandamus,  ferre  et  gestare  illisque  in  aevum  uti, 
frui  et  gaudere  ac  insuper  omnibus  et  singulis  honoribus  et 
gratiiB;  priyilegiis,  indultis,  libertatibus^  juribus,  praerogativis 
et  immunitatibus,  quibus  caeteri  ex  quatuor  avis  paternis  et 
maternis  nati  veri;  antiqui  et  indubitati  praememorati  regni 
nostri  Hungariae  et  Bulgariae  partinmque  eidem  subjectarum 
barones  armis  et  insigniis  utentes  et  gaudentes  vel  de  jure  vel 
antiqua  consuetudine  usi  sunt  et  gavisi  utunturque  et  gaudent, 
ubique  locorum  et  terrarum  tarn  intra  quam  extra  judicia  et 
comitia  perpetuis  semper  temporibus  frui  et  gaudere  possitis 
ac  valeatis  haeredesque  et  posteritates  vestrae  utriusque  sexus 
universae  jam  nati  et  nascituri  valeant  atque  possint;  imo  assumi- 
mus,  evehimus  denuoque  coneedimus  et  confirmamus  praesentium 
per  vigorem.  In  cujus  rei  memoriam  firmitatemque  perpetuam 
praesentes  literas  nostras  privilegiales  duplicis  et  authentici  sigilli 
nostri  munimine  roboratas  tibi  Petro  Parchevich  ac  per  te  fratri- 
bus,  cognatis  et  nepotibus  tuis  ipsorumque  haeredibus  et  posteri- 
tatibus  utriusque  sexus  universis  denuo  clementer  dandas  duximus 
et  concedendas.  Datum  per  manus  fidelis  nostri  nobis  sincere  di- 
lecti  reverendissimi  in  Christo  patris  domini  Georgii  Szelepcs^nyi 
archiepiscopi  ecclesiae  metropolitanae  Strigoniensis  locique  et 
comitatus  ejusdem  supremi  et  perpetui  comitis,  primatis  Hunga- 
riaC;  legati  nati,  summi  et  secretarii,  cancellarii  ac  consiliarii  nostri 
intimi;  in  civitate  nostra  Vienna  Austriae  die  vigesima  mensis 
Juiii  anno  domini  millesimo  sexcentesimo  sexagesimo  octavo, 
regnorum  nostrorum  Romani  undecimo,  Hungariae  et  reliquo- 
rum  decimo  tertio,  Bohemiae  vero  anno  duodecimo;  reveren- 
dissimis  ac  venerabilibus  in  Christo  patribus  dominis  praefato 
Qeorgio  Szelepcsenyi  metropolitanae  Strigoniensis  et  altero 
Georgio  Szecs^nyi  Colocensis  et  Bachiensis,  ecclesiarum  ca- 
nonice  unitarum,  archiepiscopis ;  Thoma  Pillffj  ab  Erdöd 
Agriensis,  fratre  Martine  Borkovics  electo  Zagrabiensis,  Georgio 
Barsonyi  electo  Varadiensis,  Matheo  Szenttam&si  electo  Tran- 
sylvaniensis,  I^eopoldo  a  Collonich  electo  Nitriensis,  antelato 
Georgio  Szecsenyi  administratore  Jaurinensis,  Stephane  Szen- 
nyey  de  Kissenye  Veszprimiensis,  Francisco  Szegedi  electo 
Vaciensis,  Hyacintho  Macripodari  electo  Csanadiensis;  episcopatu 
Qoinqueecclesiensi    vacante,   Joanne  Szaszy   electo  Syrmiensis, 

32* 


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486 

Francisco  Gorup  electo  Novensis,  fratre  Christophoro  Roxas 
electo  Tininiensis,  Joanne  Szmolianovich  electo  Segniensis  et 
Modrusiensis,  fratre  Matheo  Benlich  electo  Bosniensis  et  Georgio 
Berdoczy  electo  Bosoniensis:  ecclesiarum  episcopis  ecclesias 
dei  feliciter  gubemantibus ;  item  spectabilibus  ac  magnificis, 
officio  palatinali  dicti  regni  nostri  Hungariae  vacante,  comite 
Francisco  de  Nädasd  judice  curiae  nostrae  regiae;  comite  Petro 
perpetuo  a  Zrinyo  attactorum  regnorum  nostrorum  Dalmatiae, 
CroatiaC;  Sclavoniae  bano^  comite  Adamo  Forgach  de  Gymes  ta- 
vemicorum,  comite  aeque  Adamo  de  praenominata  Zrin  agazo- 
num,  comite  Nicoiao  F&lSj  de  praenominata  Erdöd  cubiculario- 
rum,  comite  itidem  Nicoiao  Draskovich  de  Trakostan  ianitorum, 
comite  Georgio  lUesh&zy  de  eadem  dapiferorum,  comite  Chri- 
stophoro de  Batthy&n  pincernarum,  comite  Paulo  Eszterh^zy  de 
Galantha  perpetuo  in  Frakno  curiae^  nostrorum  regalium  in  Hun- 
garia  magistris  ac  memorato  comite  Nicoiao  PalfFy  de  praerepetita 
Erdöd  comite  Posoniense  caeterisque  quam  plurimis  praemen- 
tionati  regni  nostri  Hungariae  comitatus  tenentibus  et  honores.  — 
Leopoldus.  —  Georgius  Szelepcsinyi  archiepiscopus  Strigo- 
niensis.  Stephanus  Orban. 

Quod  praesens  par  ex  certa  iam  perprius  de  anno  vide- 
licet  millesimo  sexcentesimo  nonagesimo  sexto,  die  vero 
11.  Februarii  proxime  transacto  praeterito  per  me  cum  suo 
vero  ac  genuine  originali  diligenter  collata;  comportata  et 
vidimata  copia  descriptum  cum  eodem  pari  cum  diligentia  iden- 
tidem  collatum  et  comportatum  eidem,  adeoque  etiam  praefato 
originali  suo  per  omnia  conforme  sit^  praesentibus  fidem  facio 
sigilloque  et  syngrapha  meis  propriis  testor  infrascriptus.  Viennae 
die  23.  mensis  Maii  1697.  Joannes  Tamoczy  sac.  caes.  regiae- 
que    Majestatis   Cancellariae   Aulico-Hungaricae  jur.    notarius. 

Anno  1699  die  11.  mensis  Maji  sub  generali  congrega- 
tione  simul  et  sedria  incl.  comitatuum  Pest,  Pilis  et  Sold  uni- 
torum  in  libera  ac  regia  civitate  Pestiensi  celebrata  praesen- 
tium  transumptorum  suae  Majestatis  sacratissimae  privilegiorum 
originalia  cum  decreto  renovatorio  sunt  per  infrascriptum 
suprafatorum  comitatuum  juratum  notarium  solenniter  nomine 
contradicente  pubb'cata.  Stephanus  Sultan. 

Anno  1699  die  16.  mensis  Octobris  sub  generali  congre- 
gatione  incl.  comitatus  Bacsiensis  in  oppido  archiepiscopali 
Baja   celebrata   praesentium    transsumptorum    suae    Majestatis 


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487 

sacratissimae  privilegiorum  originalia  una  cum  renovatorio  ac 
restauratorio  ejusdem  altefatae  suae  Majestatis  sacratissimae 
mandato  sunt  per  infrascriptum  suprafati  comitatus  Bacsiensis 
jur.  notarium  (salro  tarnen  jure  domini  terrestris  et  proprie- 
tarii  eatenus  permanente)  solenniter  nemine  contradicente  publi- 
cata  et  divulgata.  Emericus  Osztrozachkj^. 

Juxta  praesentes  binas  benignas  super  nobilitate  et  baro- 
natu  privilegiales  Leopoldinas  resoluta  est  per  modernam  sacr. 
caesaream  regiamque  Majestatem  Carolum  VI  Romanorum  im- 
peratorem  ac  Germaniae,  Hispaniarum,  Hungariae  Bohemiae-* 
que  regem,  dominum,  dominum  clementissimum,  confirmatio  et 
extensio  baronatus  pro  spectabili  ac  magnifico  domino  Georgio 
Peacsevics  caeterisque  lineae  ejusdem  et  Knezovichianae  con- 
descendentibus,  benignumque  eatenus  diploma  per  manus  meas 
expeditum,  quod  testatur  praesens  sjngrapha  et  sigillum  mea. 
Posonii  die  30.  Septembris  1712.  Joannes  Timon  a  Schmerhoff 
regiae  camerae  Hungaricae  registrator,  venerabilis  capituli  Po- 
soniensis   notarius   et   archiepiscopatus  Strigoniensis  expeditor. 

Rubrum.  Diplomatum  super  nobilitate  et  respective  baro- 
natu  familiarum  Parcsevics,  Cserkiczy,  Putin,  Knezevics,  Thomae- 
Gyonovics  ac  Pejacsevics  *  Annis  1657,  1668,  1712  expeditorum 
paria. 


Das  mit  den  beiden  vorstehenden  Diplomen  unter  demselben  Rubrum  im 
k.  Ungar.  Landesarcbiv  zu  Ofen  ad  ann.  1777,  Nr.  6676,  aufbewahrte  Frei- 
hermbestfttigungsdiplom  für  Georg  Freiherm  von  Pejacsevich,  seine  Ge- 
schwister und  deren  Nachkommen,  ddo.  10.  Juli  1712,  wurde  hier  nicht 
aufgenommen,  da  es  für  die  Schilderung  des  Lebensganges  des  Erzbischofs 
Parchevich  nicht  weiter  in  Betracht  kommt.  Beglaubigte  Abschriften 
dieser  drei  Diplome  befinden  sich  auch  im  Archiv  des  k.  ungar.  Ministe- 
riums am  a.  h.  Hof  lager  zu  Wien  unter  den  zu  den  k.  Büchern  ge- 
hörigen Acten. 


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488 


ni. 

Mittheilung   des  Seoretariates   der   heiligen  Congregation   de 

Propaganda  flde  in  Born  an  die  hohe  Nuntiatur  in  Wien,  als 

Erwiderung  auf  ein  1876  gestelltes  Ansuchen  um  Auskunft 

über  den  Erzbisohof  Peter  Parohevioh. 

SuU'  arcivescovo  di  Martianopoli  monsignor  Pietro  Parchevich, 
vicario  apostolico  della  Moldavia. 
Sulla  vita  del   detto  prelato  prima  che  divenisse  arcive- 
scovo di  Martianopoli  si  hanno  le  seguenti  notizie  da  una  sua 
lettera  del  9  genaio  1674  diretta  alla  S.  C.  di  Progaganda. 

(Hier  folgt  ein  Theil  des  Briefes  des  Peter  Parchevich  an  den  apo- 
stolischen Nuntius  in  Wien,  Monsignor  Alberici,  Erzbischof  von  Neo-Caesarea 
vom  29.  September  1673  —  vermuthlich  durch  diesen  später  der  heiligen 
Congregation  eingesendet  —  s.  unten  Beil.  LXXXIV.) 

Nel  1654  si  ricevettero  in  Roma  lottere  del  principe  e 
de'  fedeli  della  Moldavia^  che  domandavano  per  amministratore 
apostolico  il  Parcevich,  poich^  monsignor  Kurchi,  vescovo  di 
Bakovia  ed  ordinario  di  quel  principato  non  vi  risiedeva  mai. 
Si  cercö  che  monsignor  Kurchi  nominasse  suo  vicario  generale 
il  Parchevich  ma  non  vi  si  riesci.  Invece  nella  congregatione 
generale  di  Propaganda  tenuta  il  3  febraio  1656  innanzi  al 
S.  Padre  questo  jdesignavit  Petrum  Parchevich  sacerdotem  Bul- 
garum,  virum  de  religione  catholica  bene  meritum,  jam  S.  Con- 
gregationis  alumnum,  s.  theologie  et  sac.  canon.  doctorem  ad 
ecclesiam  metropolitanam  Marcianopolitanam^ 

Non  era  perö  quelle  che  piü  di  tutto  desiderava  il  Par- 
chevich; egli  voleva  essere  vicario  apostolico  o  almeno  ammini- 
stratore della  Moldavia;  quindi  non  si  curö  di  Marcianopoli 
e  pare  non  vi  risiedesse  mai  o  quasi  mai  con  dispiacere  della 
s.  Congregazione.  Questa  finalmente  secondando  le  molte  di  lui 
premure  lo  deputö  il  7  maggio  1668  vicario  apostolico  di 
Moldavia.  Circa  6  anni  amministrö  egli  quel  vicariato.  Nel 
maggio  1674  venne  in  Roma  ed  ivi  mori  il  23  luglio  dello 
stesso  anno  in  gran  povertk  essendosi  dovuto  supplire  alle  spese 
pe'  funerali. 


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489 


IV. 


Schreiben  des  Gouverneurs  von  Bulgarien,  Frans  Markanicli, 
an  die  Bepublik  Venedig,  Tergovist,  18.  December  1649. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

A. 

Serenissima  ac  gloriosissima  orbis  regina! 
Debai  egomet  cum  reverendo  Petro  Parcevich,  Bulgaro, 
nostro  consanguineo  ad  clementissimoB  Serenissimi  senatus  pedes 
celeri  passu  advolare,  rem  nostram  propopere  et  statum  horum 
regnorum  clare  declarare^  cum  bene  loca  et  tempora^  vires  et 
Turcicum  animum  vel  potius  confusionem  optime  noverim.  Quia 
vero  tum  in  bis  terris  officialis^  qui  debet  semper  praesens  esse 
et  causas  solvere,  Turcas  quoque  recipere,  neve  suspicio  aliqua 
per  meam  absentiam  in  populo  oriretur,  discedere  minime 
possam;  tarnen  loco  mei  praefatum  reverendum  Petrum  in  ne- 
gotio  expertam^  quod  alias  promoverat,  ad  serenissimam  rem- 
publicam  et  alios  catholicos  principes  communi  sensu  una  etiam 
cum  quodam  Valachiae  principe  expedimus;  ut  sciat  poten- 
tissima  respublica  nostros  animos  esse  paratos,  Turcicas  vires 
dissolatas;  dictum  principem  semper  cum  selecto  exercitu  ad- 
Stare;  tantum  vestra  optatur  subsidii  gratia^  quibus  deus  tantam 
contra  tirannum  dedit  potentiam;  vestrum  imploratur  auxilium, 
quibus  deus  concessit  tam  altam  deprimere  lunam;  vestra  tandem 
exspectatur  fortuna,  quibus  deus  permisit  tot  annoriHn  inimicam 
religioni  fortunam  tandem  superare.  Supplices  ergo  ac  demissi 
rogamns,  ne  orientem  deserat  senatus  potentissimuS;  qui  quasi 
in  manibus  vestris  existit,  sed  solita  pietate  ac  religionis  zelo 
et  reipublicae  tantae  immortali  Corona  eum  sublevet  et  populum 
a  servitutis  iago  liberet.  His  omnia  fausta  serenissimo  senatui 
ac  gloriosissimo  a  supremo  numine  supplex  rogo.  Datis  Tergo- 
yistü  in  Moldavia  18.  Decembris  1649. 

Serenitatum  vestrarum 

obsequentissimus  et  humillimus  servus 

Franciscus  Markanych  gubernator. 


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Sollreiben  des  Erzbischofs  von  Sardioa,  Petet  Deodat«  an  die 
Bepublik  Venedig,  Tergoyist,  18.  Deoember  1649. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiy  in  Venedig. 

B. 

Excellentissimi  senatores,  tantae  reipablicae  purpurati  patres! 
Orientis  regna,  ut  antiquam  avitae  libertatis  suae  possent 
lucentem  mirari  lucem,  post  divinam  defluentibug  lacrimis^ 
pronis  capitibus^  humili  subjectione  et  assidua  oratione  petitam 
comiserationis  super  populum  suum  pietatem^  ad  reges  catho- 
licos  et  mundi  huius  potentes  aliquoties  se  prostrarunt  subjee- 
tionem  promittendo,  dummodo  moverentur  a  tanta  tirannide 
eas  liberare  et  antiquae  vindicare  ditioni;  grave  illis  temporibus 
fuit  negotium  et  gravier  assumptuS;  tarnen  complacita  benignitate 
et  iuxta  petentium  desideria  congruo  favore  fuerunt  proseeuta^ 
et  finem  piae  petitiones  illae  non  sunt  consecutae  sunm^  tum 
ob  domesticas  augustissimi  imperatoris  seditiones  cum  Suevis 
ceterisque  .ecclesiae  dei  infestissimis  hostibus,  tum  etiam  propter 
Turcicam  potentiam  tunc  temporis  regnis  minitantem.  Ante 
duos  vero  annos  invictissimo  existente  in  regne  Wladislao  IV 
Polonorum,  gloriosissimo  rege  iterum  a  nostris  una  cum  magno 
Mathia  Valachiae  principe  res  supplicibus  postulationibus  fuit 
apud  eundem  renovata  et  efficacissimis  rationibus  intentata,  cum 
et  ille  invictus  rex  magni  timoris  Maumethanis  fuisset  et  ipsemet 
Turca  in  bis  regnis  propter  bella  et  victorias  contra  eum  a  serenis- 
sima  et  gloriosissima  republica  Veneta  obtentas  penitus  defuisset; 
quibus  habitis  rationibus  exultavit  gigas  ille  et  tamquam  leo  prosi- 
liit  e  sede  sua  ad  praedam  apprehendendam,  quae  sibi  tam  fauste 
objiciebatur  et  superanda  exponebatur.  Apprehendit  itaque  ille 
rem  promovendam  ac  prosequendam,  omnia  disposuerat,  omnia 
paraverat,  omnia  ad  actum  redegerat,  tantum  deerat,  ut  cum 
hoste  in  bestem  irrueret,  orientem  occuparet  et  immortalem  sui 
capitis  coronam  dupplicaret:  fuit  tamen  ille  rex  fortissimus  ad 
Buperna  regna  a  potenti  manu  revocatus,  nos  vero  in  eodem 
statu  remansimus.  Elapsis  tandem  duobus  annis  populus  illo 
priori  actu  excitatus  tentat  a  sevi  Turca  se  liberare,  conside- 
rando  illorum  animum  devictum,  Christianorum  vero  ardentem 


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et  hilarem  spiritnm.  Ob  quam  eausam  iterum  unanimi  densu 
ad  sereDiBsimum  saccessorem  suum  Casimirum  IV  eundem  re- 
verendum  Petnim  Parcevich,  sacerdotem  Bulgarum,  qui  cum 
potentissimo  Wladislao  rem  optime  tractaverat,  cum  litteris  ex- 
pedimuS;  ut  si  voluerit  aliquid  attentare,  nunc  est  tempuS;  nunc 
dies  redemptionis.  Ad  augustissimum  etiam  imperatorem  Ferdi- 
nandum  m,  ut  saltem  Budensem  vesirium  reprimat  et  coereeat; 
et  ad  serenissimam  et  potentissimam  rempublicam  Venetam 
eundem  direximus,  ut  saltem  bellum  prosequatur.  Vires  enim 
Turcicae  sunt  in  bis  partibus  exhaustaC;  ipsi  sunt  inter  se  con- 
fusi;  nullus  ordo  et  magnus  timor.  Credimus  tamen  et  certo 
tenemus,  quod  haec  gloria  orientem  recuperandi  gloriosissimae 
reipublicae  Venetae  a  supremo  rerum  ordinumque  dispositore 
sit  reservata.  Supplices  ergo  supplicamus,  velit  senatus  poten- 
tissimus  pia  exaudire  nostra  vota  ac  preces  et  nos  aliquando 
liberos  a  tanto  iugo  ecclesiae  dei  reddere  ac  mundo.  Quibus 
felicissimum  successum  ac  contra  magnum  hostem  gloriosissi- 
mum  triumphum  serenissimo  senatui  cordicitus  e  superis  appre- 
camur.  Vale. 

Data  Tergovistii  18.  Decembris  anno  domini  1649. 

Serenissimae  et  potentissimae  reipublicae  Venetae  studio- 
sissimus  et  addictissimus  servus  Fr.  Petrus  Deodatus  archiepi- 
scopus  Sardicensis  in  Bulgaria.  ^ 


VI. 

Schreiben  der  bulgarischen  Notabein  an  die  Republik 
Venedig,  Tergovist,  18.  December  1649, 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

D. 

Serenissima  e  gloriosissima  republica! 
Noi  popoli  deir  Oriente  e  maxime  del  giä  fecondo    regno 
di  Bulgaria  con  le  barbe  bianche,   con  il  capo    canuto^  con   i\ 
dorso    dalla   tirannia   incurvato,   con   H   occhi  incavati,   con  le 

^  Von  diesem  und  dem  vorhergehenden  Schreiben  sind  im  k.  Staatsarchiv  in 
Venedig  (Collegio,  Esposizioni  Principi,  filaa  61)  auch  italienische  Ueber- 
setzungen  vorhanden. 


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492 

forze  debili,  dopo  di  haver  amorosa  quadam  ac  dolenti  snspi- 
rionim  ac  vocum  emissione  il  divino  richiesto  aiuto,  suppliche- 
voli  anche  siamo  ricorsi  alli  potentati  del  mondo,  volessero 
compassiva  eorum  ei^a  nos  moversi  temeritudiae  et  tantam 
ex  Oriente  propulsare  tirannidem;  si  moverano  quelli  boni 
preneipi  alle  preghiere  profonde  et  eseguito  haverebbono  ogni 
volta  che  il  nemico  vicino  non  havesse  impedito  V  intento.  Ma 
doi  anni  sono  o  pocho  piü^  sentendo  le  ragioni  efficacissime 
Wladislao  immortal  di  memoria  rfe  di  Pollonia,  vedendo  la 
Turchia  senza  hominis  considerando  il  desiderio  delli  Christiani 
et  TunioDe  del  prencipe  di  Vallachia  Matthia,  clie  al  servitio 
suo  ne  teniva  un  compito  esercito,  e  dalP  altra  parte  ricevendo 
certissimi  avvisi,  come  la  gloriosissima  republica  di  Venetia 
tanto  per  mare  quanto  per  terra  distruggeva  e  le  navi  e  Y  eser- 
cito  de'  Turchi  e  metteva  terrore  alla  casa  Otthomana  et  ani- 
chilava  la  stirpe  et  il  dominio  Maumethano;  con  tutto  il  petto 
et  affetto  apprese  sopra  di  s^  il  negotio  di  voler  assalir  per 
il  Danubio  il  Turco  e  totalmente  scacciarlo  dalV  Oriente ;  e  V  ha- 
verebbe  fatto  a  sfe,  se  Iddio  benedetto  non  Thavesse  richia- 
mato  ad  altri  regni.  Di  nuovo  il  popolo  soUecito  a  liberarsi 
manda  Tistesso  internuntio  Don  Pietro  Parcevich  Bulgaro  al 
successore  serenissimo  re  CasimirO;  all  augustissimo  imperatore 
et  alla  serenissima  e  gloriosissima  republica  di  Venetia,  vogli  il 
felicissimo  suo  successo  proseguire  et  il  leone  di  Bulgaria 
adormito  eccitare,  respirat  enim  adhuc  quamvis  totaliter  non 
spiret.  Preghiamo  clementissima  republica  muovasi  a  compas- 
sione  del  nostro  regno  facile  a  liberarlo  e  restituirlo  alla  pri- 
stina  libertk. 

Con  che  preghiamo  Iddio  benedetto,  conceda  alla  poten- 
tissima  republica  potentia  desiderata  contra  il  potente  tiranno 
Turco. 

Di  Borgoviste  *  in  Moldavia  li  1 8  decembre  1649. 

Alla  serenissima  e  gloriosissima  republica  humilissimi 
e  devotissimi  signori  populi  di  Bolgaria. 

*    *  sie!  vielleicht  Tergoviste. 


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493 

vn. 

Schreiben   des  polnischen   Gesandten    in   Wien,    Gioy.   Batt. 
Visconti,  an  den  Dogen  yon  Venedig,   Wien,   21.  Juni  1660. 

Aas  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

c. 

Serenissimo  signore^  signor  clementisBimo ! 

Desiderando  in  estremo  di  dimostrar  con  vivi  effetti  gli 
hamilissiini  ossequii,  che  professo  alla  Serenitä  vostra  et  k  co- 
testa  serenissima  republica;  molto  volontieri  abbraccio  ogni 
occasione,  che  mi  si  presenta;  essendo  perö  la  materia  ch'hora 
si  tratta  una  delle  maggiori^  quindi  ^  che  con  ogni  pienezza 
di  riverentissimo  e  constantissimo  affetto  procuro  di  far  palese 
questa  mia  continuata  dispositione. 

L'  essibitione  di  questa  mia  humilissima  ne  renderk  testi- 
monianza  alla  Serenitk  vostra  e  perö  con  ogni  maggior  instanza 
la  supplico  restar  servita  honorarmi  de  suoi  continui  e  clemen- 
tissiroi  commandi  rendendola  certa,  che  secondo  la  tenuitk  delle 
mie  deboli  forze  e  come  ho  fatto  sino  al  presente,  doq  trala- 
Bciarö  diligenza  imaginabile  appresso  la  Maestk  del  r^  di  Po- 
lonia  mio  signore  et  appresso  gli  altri  senatori  e  primati,  con 
li  quali  tengo  alcun  merito  di  servitü  per  avanzare  e  promuo- 
vere  questa  santissima  impresa;  dispiacendomi  in  estremo,  che 
le  mie  operationi  siauo  di  poca  vaglia  e  minor  frutto,  con  tutto 
ciö  voglio  sperare  che  dalla  Serenitk  vostra  e  da  cotesta  sere- 
nissima republica  sark  clementissimamente  aggradita  questa 
mia  riverentissima  e  pronta  dispositione. 

Prego  fra  tanto  Dio  nostro  signore,  che  per  sua  divina 
misericordia  concedi  a  cotesta  serenissima  republica  il  dovuto 
trionfo  d'  una  giustissima  causa;  e  senza  piü  alla  Serenitk 
vostra  profondissimamente  m*  inchino. 

Vienna,  li  21  giugno  1650. 

Di  vostra  Serenitk 

Alla  quäle  con  ogni  riverenza  soggiongo,  che  stante  la 
prontissima  dispositione  del  serenissimo  rh  mio  signore  acca- 
lorata  dal  consenso  delli  sei,  che  dalF  esibitore  di  questa  mia 
humilissima  saranno  nominati,  si  puö  sperare  al  sicuro  feli- 
cissimo  successO;  essendo  che  li  sudetti  tiraranno  seco  il  resto 


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della   republica  in   virtü  della  grande  auttoritk  e  credito,   che 
tengono  in  essa. 

Humilissimo  et  ossequentissimo  servitore 

Giovanni  Battista  Visconte. 


vm. 

Schreiben    des    venesianisohen    Gesandten    in    Wien,    Nicolö 
Sagredo,  an  den  Dogen,  Wien,  21.  Juni  1660. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

E. 

Serenissimo  prencipe! 
Accompagno  ä  vostra  Serenitk  con  le  presenti  Don  Pietro 
Parceviz  sacerdote  Bulgare  segretario  deirarcivescovo  di  Sophia, 
che   se   ne   viene   ai  piedi  della  Serenitä  vostra  in  conformitk 
di  quelle  ho  gik  in  altre  rappresentato.  Gratie. 

Vienna  21  giugno  1650. 

Nicolö  Sagredo  cavaliere  ambasciatore. 


IX. 

Aofiseiohnung  des  Secretftrs  des  Collegio  in  Venedig,  G.  Bon. 

Au«  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650  a  6  luglio.  Venuto  alle  porte  dell'  eccelentissimo 
Collegio  Don  Pietro  Parcevieh  sacerdote  Bulgare  diede  alcune 
lettere  ricevute  da  me  segretario  d'  ordine  delli  .eccellentissimi 
signori  Savii  e  furono  portate  subito  all'  eccellentissimo  con- 
siglio  di  Dieci  per  esser  aperte,  come  successe,  e  son  le  se- 
guenti  (vedi  lettere  A.  B.  C.  D.  E).  Dimandatogli  poi  da  me 
pur  d'  ordine  degP  eccellentissimi  signori  Savii,  se  desiderava 
udienza,  disse  che  non  havendo  alcuna  pratica  n^  della  cittk 
nfe  de  gV  usi  del  govemo  si  rimetteva  a  ciö,  che  gli  fosse  com- 
mandato.  Soggionse  poi  che  si  trovava  sopra  un'  hosteria  k 
Rialto,  dove  si  tratteneva  con  qualche  osservatione  et  incom- 
modo,    che   lo   necessitava   k   raccommandarsi   humilmente  alla 


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495 

caritä  publica  per  qualche  piü  proprio  ricovero,  accennando 
trovarsi  in  qualche  bisogno;  il  che  rifferito  da  me  agP  eccel- 
lentissimi  signori  Savii  mi  fu  commesso  dirgli,  che  si  lasciasse 
vedere  la  mattina  seguente. 

X. 

Bede  Peter  Farchevichs  im  venesianiBchen  Collegio. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

A  di  7  detto.  (7.  Juli  1650.) 

Venuto  neir  eccellentissimo  CoU^o  il  medesimo  Don 
Pietro  Parcevich  parlö  in  conformitä  della  scrittura  che  lasciö; 
fu  letta  et  ^  la  seguente. 

Serenissimo  principe! 

Tre  anni  sono  come  fui  spedito  dalli  primi  capi  dell' Oriente 
assieme  dal  prencipe  di  Valacchia  Mattia  alla  sacra  Maestä  di 
Polonia  Vladislao  quarto,  volesse  sua  Serenitä  moversi  alla 
pietk  verso  V  Oriente  porgendo  V  aiuto  suo  per  liberario  dalla 
tirannia  del  Gran  Ottomano^  essendo  tempo  habilissimo  e  tempi 
propitii.  Apprese  il  negozio  quella  Maestk  con  tutto  il  petto 
e  r  averebbe  messo  in  effetto  ogni  volta  che  non  fosse  ricchia- 
mato  air  eterno  regno;  passati  doi  anni. 

n  popolo  eccitato  et  animato  per  liberarsi  di  nuovO;  mi 
spedimo  con  il  consenso  del  sopradetto  principe  a  vedere,  se 
il  successore  di  Polonia  volesse  abbracciar  lo  stesso  negozio. 
Onde  arrivato  io  da  lui  hebbe  sua  Maestä  piacere  grande,  ma 
acci6  potesse  con  il  fondamento  proseguire  Tintento,  mi  spedi 
con  le  lottere  sue  alla  sacra  Maestk  imperatore  de*  Romani  et 
all'  eccelentissimo  ambasciatore  della  serenissima  republica  di 
Venezia;  quali  udendo  le  ragioni  giudicarono,  che  dovessi  ve- 
nire dalla  vostra  Serenitk  e  presentarle  le  lettere  di  quei  po- 
poli  d' Oriente;  perch^  vedendo  li  sudetti  principi  la  pia  inten- 
tione  della  vostra  Serenitk  si  reggeranno  con  essa  come  capo 
di  nn  tal  negozio.  Adesso  serenissimo  principe  V  universo 
Oriente  la  liberatione  sua  certissima  V  aspetta  dalla  sua  Sere- 
nitk e  dal  serenissimo  suo  senato  per  mezzo  delli  altri  pren- 
cipi;  onde  essendo  io  arrivato  da  tanto  lontani  paesi  alli 
pietosissimi  piedi  di  vostra  Serenitk  spero  di  ottenere  quella 
desiderata  gratia,  quäle  si  ricchiede  dalF  Oriente  e  mi  sommetto 


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4de 

in  tutto  e  per  tutto  alli  grati  commandi  di  vostra  Serenitk; 
altre  cose  con  commoditk  le  potrö  stendere  con  maggior  chia- 
rezza  pii  fusamente  ovvero  abocca  esplicarle,  mentre  mi  sarä 
commandato. 


XI. 

Antwort  des  Dogen  an  Feter  Parchevich,  Venedig,  7.  Juli  1660. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

Rispose  il  serenissimo  principe: 

Conpatimo  vivamente  lo  stato  di  quei  signori  per  quelle 
che  eine  havete  rappresentato;  gradimo  T  affetto  loro,  lodiamo 
i  buoni  pensieri^  che  tengono,  e  bramiamo  di  vederli  prospe- 
rati  e  contenti.  Per  il  di  piü  questi  signori  haveranno  conside- 
razione  alF  esposto  da  voi  e  vi  faranno  poi  intendere  quelle 
che  occorrerä.  A  che  s*  inchinö  egli  e  con  le  solite  rive- 
renze  parti. 

Bon  segretario. 

XII. 

Denksehrift  des  Peter  Parchevich  an  das  hohe  Collegium  in 

Venedig. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

MDCL.  a  IX  luglio. 

Portata  alle  porte  dell*  eccelentissimo  Collegio  da  Don 
Pietro  Parcevich  e  ricevuta  d'  ordine  degF  eccelentissimi  signori 
Savii  breve  informatione  da  rappresentarsi  al  serenissimo  pren- 
cipe  di  Venetia  et  al  celsissimo  e  gloriosissimo  senato  di  quella 
delli  movimenti  e  torbolenze  fatte  nelP  Oriente  per  acquistar 
la  libertk  anticha  non  solo  li  anni  passati,  ma  anche  in  questi 
propitii  e  favorevoli  tempi: 

Venti  anni  sono,  regnando  Y  augustissimo  Ferdinando  II 
imperatore  de'  Romani  et  invittissimo  Sigismondo  III  r^  di 
Polonia,  Y  universo  Oriente  e  massime  il  gran  regne  di  Bal- 
garia,  vedendosi  gravemente  aggravato  dal  insoportabile  giogo 
del  Turco,  si  risolse  di  spedire  doi  personi  eletti  a  quelle  sacre 


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497 

Maestk  per  chieder  supplichevoli  il  favore  e  Taiuto,  volessero 
le  compassionevoli  lacrime  e  pianti  loro  pietosi  esaudire  et 
benigiio  favore  iustis  desideriis  succurrere.  Mosserosi  quelle 
Bacre  Maesta  a  tanta  compassione  di  quei  catholici  e  promisero 
la  lor  gratia  alle  pietose  richieste;  e  per  maggiormente  con- 
fermare  il  popolo,  acci6  non  desperasse,  ma  certamente  sperasse^ 
Timperatore  de'  Romani  tra  Taltre  cose  ne  mandö  quindici 
bellicose  insegne  di  color  celestinO;  quali  al  giorno  d'hoggi 
secretamente  si  conservano  nella  nostra  patria.  Mentre  ci6  si 
trattava  per  liberar  T  Oriente  dal  paganesimo,  inimicus  homo 
malum  semen  semiDavit  per  mezzo  del  vh  di  Suetia,  che  si 
messe  contro  sacra  Maestk  imperiale,  quäle  per  conservar  il 
proprio  di  Qermania  fu  necessitato  a  tralasciare  quello  d'  Oriente 
e  cosi  il  trattato  non  sorti  fine  veruno  et  il  popolo  restö  sotto 
Tistessa  tirannide  del  Qran-Turco  per  aliquanti  anni. 

Nei  tempi  poi  d'  adesso,  serenissimo  principe  e  poi  eccelen- 
tissimi  e  gloriosissimi  senatori,  hebbe  principio  il  movimento 
nel  Oriente  non  per  altro  motivo  et  efficace  ragione,  se  non 
da  questa,  che  vedendo  il  popolo  mancare  il  potere  del  Gran 
Turco  e  distraersi  le  forze  sue  estenuate  dalla  serenissima  re- 
publica  di  Venetia  per  la  incominciata  guerra^  prese  V  ardire 
di  farsi  innanzi  e  di  ribellarsi  da  quella  gran  bestia;  ma  per 
poter  ciö  piü  sicuramente  effettuare  volle  prima  prudentemente 
avisame  il  gran  satrapa  Matthia  Prencipe  di  Vallachia  con 
la  Bulgaria  confinante  separando  li  termini  il  gran  DanubiO; 
fiume  nominatissimo  del  mondo,  chiamandolo  in  aiuto,  come 
primo  capo,  con  animo  di  volerlo  eleggere  per  il  prencipe 
der  Oriente,  se  V  intentione  loro  sortito  havesse  Y  effetto  bra- 
mato;  mettendoli  dinanzi  molte  conditioni  e  massime  quella^ 
che  venendo  con  Y  esercito  non  havesse  a  distruggere  i  lochi 
principali  di  Bulgaria,  e  Taltra  che  dovesse  honorare  quelli 
che  erano  causa  di  questo  motivo.  Considerati  li  punti  dal  buon 
prencipe,  quäle  bench^  si  trovasse  habile  a  sodisfare  e  cor- 
rispondere  alle  richieste  del  popolo,  sapendo  anche  lui  il  man- 
camento  del  Turco  e  desideroso  di  liberarsi  con  questa  occa- 
sione  dal  tributo  grave  che  suol  dare  a  lui  ogni  anno;  risolse 
finalmente  esser  meglio  darne  parte  del  tutto  al  serenissimo 
colende  memorie  Wladislao  IV,  rh  di  Polonia,  quäle  verftmente 
atterrito  havea  il  Gran-Turco  con  la  sua  fortuna  et  animo  belli- 
cose.    Altra   raggione  allegava  il  gran  Matthia  assai  lodevolc; 


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che  uBcendo  lai  con  V  esercito  dal  suo  stato  per  impadronirsi 
di  quello  del  Turco,  andarebbe  a  risico  di  perder  il  8uo  e  non 
acquistar  altro^  havendo  un  gran  nemico  dietro  le  spalle:  Ba- 
silio  prencipe  di  Moldavia;  giudicö  anche  bene  dame  parte  con 
le  lettere  credentiali  tanto  del  popolo  quanto  con  le  sue  alla 
serenissima  republica  di  Venetia,  di  quanto  ne  passasse  in  quelle 
bände,  con  mandame  anche  li  internuntii  a  quelli  prencipi  per 
poter  meglio  esprimer  le  volontä  efficaci  di  quella  gente. 

Elessero  dunque  me  indegno  sacerdote  con  un  altro  Padre 
Francescano  alla  Turchesca  amendoi  vestiti  e  con  le  lettere  e 
con  le  informationi  a  quella  volta  ci  spedirono:  post  multa  in 
itinere  pericula  arrivati  in  Polonia  da  quel  invittissimo  r^ 
presentate  le  lettere,  esposte  le  raggioni,  sciolti  li  dubii;  lacrime, 
pianti,  volontk  e  desiderio  delli  popoli  dichiarato;  il  stato,  le 
forze,  il  timore  del  Turco  chiaramente  dimostrato,  s*  animö 
queir  animoso  petto  et  sine  ulla  mora  apprese  il  negotio  per 
prosequirlo  con  tutte  le  forze  et  animo,  comunicando  prima  il 
secreto  ad  alcuni  pochi  et  principali  suoi  adherenti.  Scrisse  al 
generalissimo  del  regno,  che  mettesse  in  ordine  V  esercito; 
scrisse  al  gran  Matthia  facendolo  generalissimo  di  tutto  T  Oriente 
con  dire,  che  lui  con  un  altro  esercito  haverebbe  sequitato 
per  dar  il  soccorso;  e  rimandö  noi  indietro  a  dar  nuova  alFaspet- 
tativa  del  popolo  senza  lasciarci  proseguire  il  viaggio  di  Venetia 
dalla  serenissima  republica,  allegando  molte  raggioni.  Ci  diede 
il  suo  ritratto  a  guisa  di  un  soldato  dicendo:  ^habeatis  me 
fictum  et  pictum  quoadusque  venero  vivus  et  verus^j  ci  diede 
un  stendardo  rosso  grande  di  velluto  con  la  croce  dall'  una 
e  dair  altra  parte  con  V  inscrittione :  ,vindica  gloriam  tuam^; 
ci  diede  un  anello  come  sposo  per  sposar  Y  Oriente,  ci  diede 
una  pianetta  per  dar  principio  alla  Christiana  liberta.  NelF  ul- 
tima udienza,  dove  era  la  serenissima  regina  sposa  sua,  sentimo 
dire  dalla  medesima  a  quel  rh  in  questa  forma :  ,Sacra  Maesta, 
animoso  prosequite  pure  V  incominciate  imprese;  che  quando 
mancark  il  danaro,  io  mi  levarö  dalli  orecchi  questi  orecchini 
e  dalle  mani  queste  maniglie  pure  che  il  negotio  vadi  in- 
nanzi^;  il  che  ma^iormente  infiamö  il  r^  magnanimo  et  altri 
astanti  senatori,  e  credo  che  hoggidi  lei  maggiormente  pro- 
mova  delli  altri. 

Venuti  noi  dal  gran  Matthia  con  le  lettere  di  sua  Maestä 
e  sopradette  cose,    ringioveni  quel  venerabil  vecchio  di  grand' 


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allegrezza;  ci  spedl  subito  in  Bulgaria  per  darne  parte  del 
tutto  alli  capi  della  fatione;  quali  ricevendoci  allegri,  ci  dimo- 
strorno  la  facilitä  per  ottenere  Y  Oriente  e  ci  fecero  vedere 
alcuni  lochi  deserti  et  esausti  del  Turco,  dove  prima  vi  era 
copia  grande  di  essi. 

Oltre  questo  li  catholici  e  li  scismatici  nel  predetto  trat- 
tato  sono  unitissimi;  li  nostri  tutti  sono  assai  animati  depo- 
DCDdo  antico  timore^  li  Turchi  disanimati  deponendo  Tanticha 
audacia  et  aroganza.  Parimente  non  sono  in  quella  copia  di 
prima;  li  nostri  sempre  si  multiplicano;  V  istessi  Turchi,  cosa 
difficile  a  credere,  presentendo  la  venuta  del  serenissimo  rh  di 
Polonia  sbigottiti  dicevano  me  presente:  ,Se  veniranno  li  Po- 
lacchi,  noi  ci  faremo  catholici,  essende  che  li  nostri  antenati 
sono  usciti  da  quelli^;  e  di  vero  euere  impauriti  T  istessi  pu- 
blice affermavano,  che  il  fine  del  loro  imperio  giä  terminava; 
il  che  faceva  tanto  piü  inanimare  il  volgo.  Tutte  queste  cose 
hebbero  fine  con  la  morte  del  gloriosissimo  Wladislao  rh  di 
Polonia. 

Doi  anni  depo  la  sua  morte  in  un  gran  silentio  il  disegno 
fa  ritenuto:  nuUadimeno  il  popolo  dal  primo  motivo  eccitato, 
impatiente  del  grave  giogo  Y  attentata  intentione  della  propria 
libertk  precipitoso  attentava  e  senza  pausa  alcuna  alli  Turchi 
oelle  piazze  rispondeva,  quali  aliquante  d'  ardire  ripreso  have- 
Tano  sentendo  la  morte  di  sopranominato  r^.  II  monsignor 
arcivescovo  Fra  Pietro  Deodato,  Corona  di  quelle  patrie,  prüden- 
tissimo  pastore,  andava  al  meglio  che  potesse  sedando  il  tu- 
inulto  della  plcbe,  allegando  molte  ragioni  e  particolarmente 
diceva:  ^Lasciate  che  vediamo  Y  esito  in  Polonia  e  da  quelle 
ci  reggeremmo  al  meglio  che  sark  per  noi^;  ma  quei  tutta  via 
ardenti  spingevano,  che  si  facesse  la  ribellione;  e  si  haverebbe 
fatta  ogni  volta,  se  il  predetto  arcivescovo  non  fosse  venuto 
in  persona  con  alcuni  principali  in  Targoviäte  dal  gran  Matthia 
nairandoli  il  pericolo  di  quel  regno.  Subito  quel  buon  principe 
Bpedi  per  me  indegno  sacerdote  in  Moldavia,  dove  io  dimorava 
sei  giomate  lontano,  et  al  mio  arrivo  dissemi  compassionevoli 
parole  della  tirannia  del  Turco,  con  la  quäle  opprimeva  li  ca- 
tholici, e  con  pietosi  ragioni  persuasemi,  che  dovessi  andare 
dal  successore  nel  regno,  Casimire  fratello  del  r^  giä  memorato, 
dalla  Sacra  Maestk  cesarea  e  daUa  serenissima  republica  di 
Venetia,  accompagnandomi  con  le  lottere.  Presi  il  longo  viaggio 

ArelüT.  Bd.  LTX.  D.  H&lfl«.  33 


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500 

et  arriTato  poet  multas  tribnlationes  a  Varsavia,  mi  presentai 
al  gran-cancelliere  Ossolinski;  quäle  vedendomi  andö  imme- 
diäte  a  dame  parte  alla  Bua  Maestä,  che  si  trovava  sei  leghe 
fdori  di  Varsavia  et  informarlo  de'  passati  trattamenti.  Venne 
alla  cittk  sua  Maestä  e  raccolse  li  primi  senatori  del  regno, 
all!  quali  comanicö  il  negotio;  et  il  giomo  seguente  hebbi 
udienza  in  presenza  di  quelli^  li  quali  si  esibirno  d'  esser  fedeli 
alla  sua  Maest^  usque  ad  mortem  etiam  cum  sanguinis  effusione, 
essende  che  suä  Maestä  apprese  il  negotio  per  proseguirlo 
e  non  esser  inferiore  alla  pia  intentione  del  suo  fratello,  pre- 
decessore  nel  regno. 

Li  adherenti  alla  sacra  Maestä  di  Polonia  nel  trattamento 
deir  Oriente  sono  questi :  Primo  il  vescovo  Culmense  vicecan- 
celliere  e  senatore  assai  potente  nella  fattione.  II  secondo  6 
primo  senatore  a  man  manca  il  generalissimo  della  Corona  del 
regno  Nicolö  Potozki  ^quasi  alter  rex*;  il  terzo  k  il  gran-can- 
celliere  del  regno  Ossolinski  prencipe  e  duca  —  e  lui  regge 
il  regno  — ;  il  quarto  k  il  gran-tesoriere  e  senatore;  il  quinto 
^  il  gran-maresciallo  e  senatore;  il  sesto  i  il  gran-copiere  del 
regno;  il  settimo  h  il  gran-reggente  della  cancellaria;  V  ottavo 
h  il  secretario  del  ri,  abbate  Viezki;  il  nono  h  il  prencipe 
Visgnevezki,  palatino  di  Russia,  senatore;  et  il  decimo  il  se- 
creto  secretario  di  sua  Maestä.  Questi  tutti  furono,  mentre 
hebbi  V  audienza  nel  senato^  assai  affettionati  e  desiderosi  di 
prosequire  la  volontä  regia.  Sua  sacra  Maestä  con  detti  eccel- 
lentissimi  senatori  giudicamo  di  mandarmi  a  Vienna  dair  au- 
gustissimo  imperatore  et  eccelentissimo  ambasciatore  di  Venetia 
a  presentarli  le  lottere  e  raccontarli  a  bocca  il  negotio  e  tratta- 
mento; dove  havuta  Y  udienza  mi  rispose  sua  cesarea  Maestä 
haver  compassione  grande  a  quel  popolo;  e  che  Iddio  bene- 
detto  darebbe  qualche  modo  per  liberarlo,  ma  che  non  era 
dovere,  lui  incominciasse  la  guerra  con  il  Turco  havendo  la 
pace  con  lui,  ma  che  starebbe  aspettando  a  vedere  la  volontä 
delli  altri  prencipi  e  massime  della  serenissima  republica  di 
Venetia,  come  piü  potente  in  questa  fatione;  e  che  non  solo 
incominciasse,  ma  che  proseguisse  e  non  solo  proseguisse,  ma 
insino  al  gloriose  fino  durasse;  et  allora  sua  Maestä  cesarea 
non  haverebbe  mancato  d'impiegarsi  in  tal  negotio  per  libe- 
ratione  d*  Oriente  e  propagatione  della  fede  catholica.  Anzi 
soggionse:     ,Non    per   altro    habbiamo    concesso    alli    Svezesi 


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501 

V  Alemagna^  se  non  che  riposassero  li  regni  e  ripigliassero 
alquanto  di  forze  e  che  il  Gran-Turco  da  questa  pace  fatta 
considerarebbe  alli  suoi  casi;  in  oltre  doi  reggimenti  ne  man- 
dava  verso  Hungaria.  II  che  tutto  era  ,ad  terrorem  Turcicum'; 
coDcluse  finalmente  sua  Maestä  cesarea  con  Y  eccelentissimo 
ambasciatore  di  Venetia  e  quello  di  Spagna^  il  quäle  grande- 
mente  attende  alla  promotione  della  cosa  appresso  V  imperatore 
et  il  suo  serenissimo  r^^  al  quäle  ne  ha  data  parte  minutissima 
alla  Corona  della  serenissima  republica  di  Venetia,  che  io  do- 
vessi  venire  a  Venetia,  presentar  le  lettere  dei  popoli  et  esprimer 
a  voce,  quanto  mi  sarebbe  commandato  dalla  serenissima  re- 
publica. II  che  per  gratia  della  vostra  Serenitk  et  eccelentis- 
simi  senatori  ne  ho  fatto,  benchä  brevemente;  nientedimeno 
dalla  brevitä  ne  haverä  raccolta  sua  Serenitä  con  il  suo  dotis- 
simo  Senate  la  sostanza  del  trattamento. 

Onde  io  indegno  sacerdote  non  solo  dalli  capi  orientali, 
ma  da  molti  altri  prencipi  e  monarche  del  mondo,  come  chia- 
ramente  si  manifesta  per  le  lettere  credentionali,  mandato  alli 
clementissimi  piedi  di  vostra  Serenitä,  e  di  questo  nobilissimo 
senato,  humile  supplico,  vogli  vostra  Serenitk  con  li  suoi  ad- 
herenti  senatori  rauoversi  in  questi  propitii  e  favorevoli  tempi 
alla  pietä  per  la  liberatione  delF  Oriente  e  propagatione  della 
fede  catholica,  la  quäle  di  certo  nelle  mani  vostre  consiste; 
e  questo  degno  trionfo  e  gloriosa  vittoria  di  abbassare  la  su- 
blime luna  non  h  concesso  ad  altro  preocipe  del  mondo  se  non  a 
vostra  Serenitä  et  a  vostro  gloriosissimo  senato  della  serenissima 
republica  di  Venetia,  compendio,  vergine  e  miracolo  del  mondo. 

Ho  havuto  un  ordine  non  solo  dalli  senatori  di  Polonia, 
ma  anche  da  quelli  di  Vienna  a  dirne  alla  serenissima  repu- 
blica, che  se  haveva  intentione  di  spedire  un  ambasciatore  alla 
Sacra  Maestä  di  Polonia,  fosse  tal  ambasciatore  persona  d' auto- 
ritär cio^  con  tutte  le  conditioni  e  requisiti  per  potere  con- 
chiudere  il  trattamento  e  non  slongarlo  piü. 

E  non  creda  la  serenissima  republica,  che  il  Gran-Turco 
fosse  in  quel  potere,  che  da  molti  si  crede;  lui  desidera  piü 
la  pace,  che  un  lepre  perseguitato  dalli  levrieri,  vedendo  li 
gran  motivi  nel  proprio  iraperio  e  perdita  delle  genti  tanto 
per  terra  quanto  per  il  mare  da  sei  anni  in  qua. 

Creda  vostra  Serenitä  che  doppo  che  ha  oecupato  il  Gran- 
Turco  r  Oriente,  mai  fe  stato  il  tempo  cosl  habile  per  liberarlo, 

33* 


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502 

quanto  adessO;  e  li  catholici  mai  hanno  havuto  un  certo  ardire 
per  istinto  naturale^  come  adesso. 

Restarö  con  questo  supplicando  la  vostra  Serenitk  e  questi 
eccelentiBsimi  senatori^  che  ogni  volta  si  muovessero  alla  pietä 
verso  quelli  paesi  et  acconsentissero  alle  buone  intentioni  delli 
altri  prencipi,  concedermi  licentia  di  arrivare  ancorchi  con  le 
poste  a  Roma  per  darne  buona  parte  ad  uno,  che  mi  aspetta 
a  questo  effetto,  e  spedirlo  subito  per  via  di  Ragusa  alla  volta 
di  Bulgaria,  a  quei  signori  e  capi  d*  Oriente,  et  io  ritornarmene 
di  quk  e  passar  per  la  Germania  dair  imperatore  e  poi  tirar 
verso  il  serenissimo  rh  di  Polonia,  quäle  ansioso  mi  stark  aspet- 
tando. 

Prego  per  1'  ultimo  vostra  Serenitk  e  questi  nobilissimi 
padroni  per  la  secretezza  del  negotio ;  perchfe  presentendo  qualche 
cosa  la  gran  bestia  de*  Turchi  non  solo  il  mio  vil  capo  si  per- 
derebbe,  ma  quelle  piü  importa,  molte  teste  de'  prencipi  e  pre- 
lati  deir  Oriente;  e  qui  humilissimo  et  obbedientissimo  mi  sotto- 
metto  alli  cenni  gratissimi  di  vostra  Serenitk  e  d' altri  porporati 
senatori,  alli  quali  gloriosa  felicitk  et  immortal  gloria  suppli- 
chevole  dal  cielo  ne  dimando. 


xm. 

Antwortaohreiben  der  Bepublik  an  den  Gouverneur 
Markanioh. 

Aus  dem  k.  Staatsarchir  in  Venedig. 

1650  a  12  luglio  in  pregadi. 
AI  govematore  di  Bulgaria. 
H  reverendo  Don  Pietro  Parcevich  nel  renderci  le  lottere 
di  vostra  Signoria  ci  ha  pienamente  esposto  lo  stato  miserabile 
di  cotesti  popoli  Christiani.  H  nostro  compatimento  non  ^  punto 
inferiore  al  desiderio;  che  havemo  di  vederli  rimessi  neUa 
pristina  libertk,  e  come  sopra  ciö  applaudimo  ai  loro  generosi 
pensieri.  Cosi  per  facilitame  Y  adempimento  saremo  pronti 
a  tener  le  armi  Turchesche  occupate  e  divertite  nella  guerra, 
che  ingiustissima  ci  han  promossa;  e  di  piü  passerem o  gli 
ufficii  propri  con  gli  altri  prencipi  ancora  perchfe  a  pro  della 
causa   commune   assistano  con  vigore  a  cosi  degna  intrapresa; 


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603 

a  coi  pure  ci  assicuriamo,  che  V.  S.  con  la  sua  virtü  e  col 
suo  zelo  conserverä  ben  disposti  e  animati  quei  popoli,  mentre 
noi  aaguriamo  loro  i  piü  felici  successi  e  a  lei  le  piü  vere 
prosperitk. 

—  121  Bon  segretario. 

—  0 

—  7 

(Senato  Corti,  Delib.  filza  42.) 


XIV. 

Antwortschreiben  der  Bepublik  an  den  Erzbischof  yon  Sophia. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiy  in  Venedig. 

1650  a  12  luglio  in  pregadi. 
Air  areivescovo  Sardicense  in  Bulgaria. 
Dal  reverendo  Don  Pietro  Parcevich  ci  sono  State  rese 
le  lottere  di  vostra  Signoria  reverendissima  accompagnate  da- 
gli  uffioii,  che  teneva  egli  in  commissione  di  aggiungerci  nel 
particolare  delle  oppressioni  di  cotesti  popoli  Christiani.  Hab- 
biamo  col  piü  vivo  affetto  compatito  lo  stato  loro  con  desiderio 
uguale  di  vederli  liberi  e  consolati;  al  quäl  fine  pure  sono 
applauditi  da  noi  pienamente  i  loro  altrettanto  giusti  che  gene- 
rosi  pensieri,  che  resteranno  appoggiati  e  secondati  da  noi  non 
solo  con  la  piü  costante  perseveranza  nel  proseguir  la  guerra 
contro  gli  Ottomani  per  tenerli  occupati  e  divertiti,  ma  cogli 
ufficii  piü  validi  et  efficaci  presse  i  prencipi  Christiani;  perchfe 
favoriscano  cosi  pia  e  gloriosa  intrapresa,  alla  quäle  sarä 
proprio  della  bontk  et  zelo  di  sua  Signoria  reverendissima  il 
teuer  disposti  e  animati  quei  popoli,  somministrando  loro  quei 
prudenti  e  salutari  consigli  che  devono  attendersi  dalla  sua 
grande  virtü,  e  preghiamo  Dio,  che  V  assista  e  le  conceda  le 
piü  vere  prosperitä. 

—  121  Bon  segretario. 

—  0 

—  7 

(Senato  Corti,  Delib.,  filza  42.) 


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504 


XV. 

Beachluss  des  venezianischen  Senats  über   die  Antwort  und 
den  Bescheid  für  Feter  Parchevich. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650;  12  luglio  in  pregadi. 

Che  fatto  venire  nel  Collegio  Don  Pietro  Parcevich  sacer- 
dote  Bulgare  gli  sia  letto  quanto  segue. 

Dalle  vostre  espositioni  restiamo  a  piano  informati  dello 
State  deplorabile  de'  Christiani  di  Bulgaria  crudelmente  oppressi 
dalla  tirannide  Ottomana;  gradimo  la  notitia,  che  ce  ne  havete 
portata;  e  come  applaudimo  alle  generöse  risolutioni  loro  di 
liberarsi  da  quella  durissima  servitu;  cosi  per  agevolarne  il 
successo  non  solo  tenemo  con  la  perseverante  continuatione 
della  guerra  divertite  et  impegnate  le  forze  Turchesche,  ma 
ecciteremo  gli  altri  prencipi  ancora  a  secondar  con  le  proprio 
cosi  pie  e  sante  deliberationi;  in  somma  desideriamo,  che  non 
meno  quei  popoli  che  monsignor  arcivescovo  et  il  signor  go- 
vernatore,  che  ce  ne  hanno  scritto  e  per  i  quali  haverete  le 
nostre  lettere  di  risposta,  restino  certi;  che  non  tralascieremo 
cosa  che  vaglia  a  fare  in  questa  materia  palese  al  mondo  la 
nostra  perfettissima  dispositione  e  volenti. 

E  da  mö  sia  preso,  che  partendo  Don  Pietro  Parcevich 
et  essendogli  statt  esborsati  scudi  trenta  d'  argento  a  conto 
dei  ducati  cento  buona  Valuta  deliberati  per  il  suo  slar  qui^ 
gli  sian  dati  in  dono  altri  cento  scudi  simili  effettivi  in  testi- 
raonio  del  publice  affetto,  onde  se  ne  vada  consolato  e  con- 
tento.  Dato  in  Collegio:  Bon  segretario. 

—  121  Per  il  capitolo  —     20 

—  0  —      0 

—  7  -       1 

Detto  in  pregadi  —  114 

—  0 

—  0. 
(Senato  Corti,  Delib.  filza  42.) 


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605 


XVI. 

Frotoooll  der  Absohiedsaudienz  Peter  Farchevichs  im 
venezianischen  Ck>llegio. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig. 

1650,  13  luglio. 

Letta  al  sacerdote  Bulgaro  la  deliberatione  di  questo  ec- 
cellentissimo  Consiglio  dei  12  del  corrente,  disse  ch'  bave- 
rebbe  riferito  quanto  gl*  era  commesso  cosi  al  rh  di  Polonia, 
come  a  quei  senatori  e  popoli  che  V  havevano  inviato,  ma  che 
prima  doveva  con  buona  gratia  di  sua  Serenitk  portarsi  a 
Roma,  dove  sapplicava  d*  essere  accompagnato  con  lettere  all*  ec- 
cellentissimo  signor  ambasciatore,  perch^  procarasse  la  sua 
pronta  espeditione. 

Diede  poi  memoriale  in  raccomandatione  del  Padre  Ber- 
nardino  da  Zara  dell'  ordine  de'  Minori  Osservanti  per  una  delle 
chiese  vacanti  in  Bulgaria,  il  quäle  memoriale  fu  letto  et  h  il 
sequente : 

,8ereni8simo  principe! 

Essende  vacati  nel  regne  di  Bulgaria  questo  febraro  pros- 
simo  passato  nell'anno  1650  doi  arcivescovati,  uno  della  cittä 
di  Ochrida  residentia  anticamente  delli  imperatori  e  Taltro 
della  cittä  di  Martianopoli,  e  per  non  esservi  per  adesso  in  detto 
regne  soggetto  per  tal  dignitä  babile  ad  esser  promosso,  si 
supplica  Yostra  Serenitä  e  questo  nobilissimo  Senate  voglino 
degnarsi  di  promovere  e  portar  innanzi  un  tal  Padre  Frk  Ber- 
nardino  di  Zara  di  Ordine  de'  Minori  Osservanti  di  S.  Fran- 
cesco della  cittä  di  Zara,  suddito  della  serenissima  republica  di 
Venetia,  non  solo  Padre  meritevole  nella  religione  ma  anche 
di  etä,  di  vita,  di  pietä,  di  dottrina  e  di  lodevoli  costumi,  assai 
degno  per  ogni  grado  et  officio;  inoltre  ^  Padre  molto  pratico 
di  quelli  paesi  per  essere  stato  adoperato  dalla  sua  religione 
Tanni  passati  per  visitatore  di  quelle;  oltre  che  sa  molti  lin- 
guaggi  et  in  particolare  quelle  del  regne,  ch'  importa  non 
poco;  ma  sopra  tutto  per  esser  sotto  la  giurisditione  e  potere 
della  serenissima  republica,  si  che  non  solo  sarä  utile  a  quelli 
paesi,  ma  di  honore,  di  reputatione  e  con  il  tempo  delFjus 
di  questa  serenissima  republica  et  anche  di  corrispondenza  nelle 


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606 

particolaritk;  havendo  un  simil  huomo  nel  regno  di  quelFim- 
peratore,  che  sark  tutto  a  gloria  di  Dio  benedetto  et  exaltatione 
di  vostra  Serenitk  alla  quäle  etc/ 

Rispose  sua  Serenitk,  che  se  gY  augurava  buon  viaggio 
e  che  si  sarebbe  procurato  di  compiacerlo,  a  che  egli  inchi- 
natosi  con  le  solite  riverenze  parti. 

Portatosi  poi  a  prender  copia  del  uffitio  lettogii  negl'  atto 
delio  scrivere  disse  a  me  segretario,  che  bramava  grandeinente 
la  raccomandatione  di  sua  Serenitk  presse  Y  eccellentissimo 
signor  ambaseiatore  per  essere  presto  espedito  dalla  Congre- 
gatione  de  propaganda  fide,  andando  egli  a  visitare  i  sacri 
limini  a  nome  delY  arcivescovo  Sardicense,  che  si  dice  volgar- 
mente  di  Sophia;  il  che  fu  rifferito  da  me  segretario  a  gli 
eccellentissimi  signori  Savii.  Bon  segretario. 

(Coliegio,  Espoa.  Principi,  filza  61.) 


XVII. 

Ernennungsbulle  Papst  Alexanders  Vn.  für  Feter  Farohevieh 
zum   Erzbischof  von   IKartianopel,  Born,   6.  März  1655   (Mos 

Born.  =  1656). 

Aus  dem  Archiv  der  PP.  Franciskaner  in  Klausenburg. 

Alexander  episcopus  servus  servorum  dei  dilecto  filio  Petro 
Parcevich  electo  Marcianopolitano  salutem  et  apostolicam  bene- 
dictionem.  Divina  disponente  dementia^  cujus  inscrutabili  Pro- 
videntia Ordinationen!  suscipiunt  universi  in  apostolice  digni- 
tatis  culmine  meritis  licet  imparibus  constituti^  ad  universas 
orbis  ecclesias  aciem  nostrae  considerationis  attendimus  et  pro 
earum  statu  salubriter  dirigendo  apostolici  favoris  auxilium  ad- 
hibemus;  sed  de  illis  propensius  cogitare  nos  convenit  quas 
propriis  carere  pastoribus  intuemur^  ut  eis  iuxta  cor  nostrum 
pastores  preficiantur  idonei;  qui  commissos  sibi  populos  per 
suam  circumspectionem  providam  et  providentiam  circumspec- 
tam  salubriter  dirigant  et  informent  ac  bona  ecclesiarum  ipsa- 
rum  non  solum  gubernent  utiliter  sed  etiam  multimodis  effe- 
rant  incrementis.  Dudum  siquidem  provisiones  ecclesiarum 
omnium  tunc  vacantium  et  in  posterum  vacaturarum  Ordina- 
tion!   et    dispositioni    nostre    reservavimus    decernentes    actum 


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507 

irritum  et  inane,  si  secus  super  his  per  quoscunque  quavis 
aactoritate  scienter  vel  ignoranter  contingeret  attentari;  poBt- 
modum  vero  eeclesia  Marcianopolitana  in  partibus  infideiium 
consistente^  cui  bone  memorie  Marcus  Bandinus  archiepiscopus 
Marcianopolitanus  dum  viveret  praesidebat^  per  obitum  dicti' 
Marci  archiepiscopi,  qui  extra  Romanam  Curiam  debitum  nature 
persolvit,  pastoris  solatio  destituta^  nos  ad  provisionem  eiusdem 
ecclesie  celerem  et  felicem^  de  qua  nulius  preter  nos  hac  vice 
se  intromittere  potuit  sive  potest  reservatione  et  decreto  ob- 
sistentibus  supremis^  ne  illa  longe  vaoationis  exponatur  in- 
commodis^  paternis  et  soUicitis  studijs  intendentes  post  de- 
liberationem^  quam  de  preficiendo  eidem  ecclesie  personam 
utilem  ac  etiam  fructuosam  cum  fratribus  nostris  habuimus 
diligentem^  demum  ad  Te  utriusque  juris  doctorem  de  legiümo 
matrimonio  ex  honestis  et  catholicis  parentibus  in  dioecesi 
Sardicensi  procreatum,  plus  quam  quadrigenarium,  a  duodecim 
annis  in  presbiteriatus  ordine  constitutum  fidemque  catholicam 
iuxta  articulos  pridem  a  Sede  Apostolica  propositos  expresse 
professum  aliaque  omnia  requisita  habentem^  direximus  oculos 
nostre  mentis.  Quibus  omnibus  debita  meditatione  pensatis  te 
a  quibusvis  excommimicationis,  suspensionis  et  interdicti  alijs- 
que  ecclesiasticis  sententijs  censuris  et  penis  a  jure  vel  ab 
homine  quavis  occasione  vel  causa  latis^  si  quibus  quommodo 
innodatus  existis,  ad  effectum  presentium  dumtaxat  consequen- 
dum  harum  serie  absolventes  et  absolutum  fore  censentes  iuxta 
decretum  nostrum  in  Congregacione  de  propaganda  fide  nuper 
factum  de  persona  tua  nobis  et  eisdem  fratribus  ob  tuorum 
exigentiam  meritorum  accepta  de  fratrum  eorundem  consilio 
Apostolica  auctoritate  providemus  teque  illi  in  archiepiscopum 
preficimus  et  pastorem,  curam  et  administrationem  ipsius  ec- 
clesie tibi  in  spiritualibus  et  teraporalibus  plenarie  committendo 
in  illo,  qui  dat  gratias  et  largitur  premia,  confidentes,  quod 
dirigente  domino  actus  tuos  predicta  eeclesia  per  tuae  circum- 
spectionis  industriam  et  Studium  fructuosum  regetur  utiliter  et 
prospere  dirigetur  ac  grata  in  eisdem  spiritualibus  et  tempora- 
libus  suscipiet  incrementa. 

Jugum  igitur  domini  tuis  impositum  humeris  prompta  de- 
votione  suscipiens  curam  et  administrationem  pretactas  sie 
exercere  studeas  sollicite,  fideliter  et  prudenter,  quod  eeclesia 
ipsa  gubernatori   provido    et   fructuoso   administratori  gaudeat 


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508 

86  commisBam  tuque  preter  eteme  retributionis  premium  noetram 
et  dicte  sedis  benedictionem  et  gratiam  exinde  uberius  consequi 
merearis. 

Quocira  veaerabilibus  fratribus  nostris  universis,  suffira- 
ganeis  ac  dilectis  filiis^  capitulo  et  vassallis  dicte  ecclesie  Mar- 
cianopolitane  nee  non  clero  et  populo  civitatis  et  dioeceseos 
Marcianopolitane  per  apostolica  scripta  mandamus,  quatenus  suf- 
fraganei  tibi  tamquam  membra  capiti  obsequentes  ac  capitulum 
tibi  tamquam  patri  et  pastori  animarum  suarum  humiliter  in- 
tendentes  exhibeant  tibi  obedientiam  et  reverentiam  congruentes 
ac  cleruB  ecclesie  pro  nostra  et  dicte  sedis  reverentia  benigne 
recipientes  et  honorifice  pertractantes  tua  salubria  monita  et 
mandata  suscipiant  humiliter  et  efficaciter  adimpiere  procurent; 
populus  vero  te  tamquam  patrem  et  pastorem  animarum  suarum 
devote  suscipientes  et  debita  honorificentia  prosequentes  tuis 
monitis  et  mandatis  salubribus  humiliter  intendant;  ita  quod 
tu  in  eis  devotionis  filios  et  ipsi  in  te  per  co[nsequens]  *  patrem 
benevolum  tnvenisse  gaudeatis;  vassalli  [autem]  predicti  te  de- 
bito  honore  prosequentes  tibi  fidelitatem  solitam  ac  consueta 
servitia  et  iura  tibi  ab  eis  debita  integre  exhibere  studeant; 
alioquin  sententiam  sive  penam,  q[uam  rit]e  tuleris  seu  statueris 
in  rebelles,  ratam  habebimus  et  faciemus  auctore  domino  usque 
ad  satisfactionem  condignam  inviolabiliter  observari.  Datum 
Rome  apud  sanctum  Petrum  anno  incamationis  dominice  mille- 
simo  sexcentesimo  quinquagesimo  quinto,  pridie  Nonas  Martij, 
pontificatus  nostri  anno  primo.  F.  Gualterius. 

J.  Cardinalis  prodatarius. 

Visa  de  Curia  P.  Ciampinus. 

Or.  auf  Pergament.  Bleibulle. 

XVIII. 

Sohreiben  der  k.  ungar.  Hof  kanzlei  an  die  k.  k.  Hofkammer» 
Prag,  23.  September  1656. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Sacratissimae  caesareae  regiaeque  Majestatis  inclytae  Ca- 
merae  Aulicae  officiose  significandum.  Praelibatae  suae  Majestati 

^  Diese   nnd    die   fol^nden   Lücken    sind  im   Original   durch  MSusefrass 
entstanden. 


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509 

repraesentatum  esse  demissum  memoriale  reverendissimi  Petri 
Parcevich,  archiepiscopi  Martianopolitani  in  regno  Bulgariae, 
alias  ad  sacram  regni  Hungariae  coronam  spectantis;  in  eo 
apud  suam  Maiestatem  instantis,  ut  cum  ipse  zelo  catholicae 
religionis  in  illis  quoque  remotis  partibus  prOmovendae  induetus, 
inter  veliquos  duos  etiam  Societatis  Jesu  Patres  in  ministerium 
dei  et  scolarum  errectionem  secum  abducere,  eosdem  in  via 
alere  et  vestes  pro  Turcia  conficere  aliasque  praebere  com- 
moditates  intendat  ad  idque  esset  minus  sufficiens;  dignaretur 
sua  Majestas  aliquo  viatico  ad  tarn  longum  et  incommodum 
iter  peragendum  eidem  benigne  suceurrere.  Cujus  quidem  de- 
missam  instantiam  ordinatis  ipsi  nomine  praenominati  viatici 
centum  aureis  ducatis  ex  eadem  inclyta  Aulica  vel  vero  Camera 
Hungarica  depromendis  dirigendam  esse  benigne  demandavit; 
quapropter  toties  fata  Camera  Aulica  benignam  hanc  suae 
Majestatis  voluntatem  in  tam  pia  et  favorabili  causa  effectui 
mandare  noverit.  Cui  in  reliquo  haec  Cancellaria  Hungarica- 
Aulica  omni  officiorum  genere  semper  addicta  manet. 

£x  Cancellaria  Hungarica  Aulica. 
Pragae  die  23.  Septembris  1656. 
And.  Ruthkaj. 
Sacratissimae  caesarae  regiaeque 
Majestatis  inclytae  Camerae  Auli- 
cae  officiose  assignandum. 

Aussen:  ^Hungrisches  Hofkanzleidekret,  wasgestalt  dem 
Petro  Parcevich,  Erzbischofen  in  königl.  Bulgarien  zu  Abfüh- 
rung dahin  zween  Priester  von  der  Soc.  Jesu  100  Duggaten 
verwilligt  werden,  betreflFend.  24  P,  H.  Qctober  1657.  Expe- 
diert ad  Cameram  Hungaricam  am  24.  October  1656/ 

Siegel  des  Ruthkaj. 

XIX. 

Bubrum  eines  Solireibens  an  die  k.  k.  Hof  kanuner,  Prag, 
23.  September  1656. 

Ans  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkanxleiarchiv. 

Nr.  301  a.  1656.  Decretum  ad  Cameram  Aulicam  circa  ordi- 
nandam  100  aureorum  ducatorum  Petro  Parcevich,  archiepiscopo 


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510 

Martianopolitano  in  regno  Bulgariae  duos  e  Societate  Jesu 
Patres  in  ministerium  dei  et  scholarum  erectionem  secum  ab- 
hinc  abducere  intendenti^  titulo  viatici  resolutorum  ex  Camera 
kac  vel  vero  Camera  Hungarica  exsolutionem,  expeditum  Pragae 
23.  Septembris  1666. 

XX. 

Bubrum  der  Empfehlungsschreiben  für  Feter  Farehevieh  an 
den  König  von  Polen,  den  Fürsten  von  Siebenbürgen  und  die 
Woiwoden  der  Moldau  und  der  Walachei,  Prag,  23.  Septem- 
ber 1666. 

Aus  dem  k.  nng^r.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkanzleiarchiv. 

Nr.  302  a.  1656.  Commendatoriae  pro  parte  Petri  Parce- 
vich  archiepiscopi  Martianopolitani  in  Bulgaria  ratione  bonae 
yoluntatis  subsidiique  eidem  in  patriam  suam  confectis  hie  in 
aula  certis  suis  negotiis  regredienti  adhibendi  ad  regem  Polo- 
niae,  principem  Transylvaniae  et  voivodas  Moldaviae  et  Va- 
lachiae  expeditae,  Pragae  23.  Septembris  1656. 


XXI. 

Bubrum  über  die  Zusendung  eines  Bittsohreibens  des  Feter 
Farehevieh  an   den  Ensbisehof  von  Gran,   Frag,  23.  Septem- 
ber 1656. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hofkanzleiarchiv. 

Nr.  307  a.  1656.  Archiepiscopo  Strigoniensi  demissa  Petri 
Parcevich  archiepiscopi  Martianopolitani  in  Bulgaria  in  eo,  ut 
pro  augmento  religionis  catholicae  aliqui  ex  partibus  illis  ju- 
venes  in  scholis  Patrum  Societatis  Jesu  educentur,  supplicantis 
instantia  ea  requisitione  transmittitur^  velit  ad  minimum  duos 
vel  tres  partium  illarum  juvenes  in  coUegium  aliquod  vel  alum- 
norum  vel  convictus  recipere  eosdemque  in  aedificatione  populi 
illius  catholici  educari  facere.  Pragae  23.  Septembris  1656. 


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511 


XXII. 

Petro  Faroevioh   arohiepisoopo  Martiauopolitano  in  Bulgaria 

aurei  oentum  pro  viatioo  ex  paratls  mediis  huins  Camerae 

deputantiir.  Viennae  24.  Octobris  1666. 

Ans  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  k.  ungar.  Kammerarchir. 

Ferdinandus  tertius  etc.  Magnifici  ac  egregii  fideles  nobis 
dilecti.  Benigne  vobis  significamus^  qualiter  repraesentatum 
nobis  nuper  hie  fuit  demissum  memoriale  reverendi  in  Christo 
patris  Petri  Parcevich^  archiepiscopi  Martianopolitani  in  regno 
Bulgariae^  alias  ad  sacram  regni  istius  nostri  Hungariae  coro- 
Dam  spectante,  in  hoc  instantis^  ut  ciim  ipse  zelo  catholicae 
religionis  in  Ulis  quoque  remotis  partibus  promovendae  inductus 
inter  reliquos  duos  etiam  Societatis  Jesu  Patres  in  ministerium 
dei  et  scholarum  erectionem  secum  abducero;  eosdem  in  via 
alere  et  vestes  pro  Turcia  conficere  aliasque  praebere  commo- 
ditates  intendat  ad  idque  esset  minus  idoneus,  proinde  digna- 
remur  aliquo  viatico  ad  tarn  longum  et  incommodum  iter  per- 
agendum  eidem  dementer  succurrere. 

Siquidem  porro  ipsi  in  praefatum  finem  nomine  praeattacti 
viatici  centum  aureos  ducatos  ex  paratis  mediis  Camerae  istius 
nostrae  Hungaricae  in  praesenti  transitu  suo  istic  Posonii 
statim  realiter  depromendos  benigne  decrevimus  et  ordinavi- 
mus,  idcirco  vobis  superinde  praesentibus  clementer  ac  serio 
demandamus^  quatenus  in  hoc  ulteriorem  necessariam  ordina- 
tionem  nomine  nostro  convenienter  facere  et  praefato  archi- 
episcopo  in  tam  pia  et  favorabili  causa  dictum  subsidium  pe- 
cuniarium  quantocius  effective  ibidem  consignari  curare  velitis 
ac  debeatis.  Executori  eatenus  benignam  ac  omnimodam  volun- 
tatem  nostram.  Dabantur  in  civitate  nostra  Vienna  vigesima 
quarta  Octobris  anno  millesimo  sexcentesimo  quinquagesimo 
sexto  etc.  Ferdinandus.  Gt.  Ludovicus  comes  a  Sinzendorf. 
Ad  mandatum  electi  domini  imperatoris  proprium  J.  Quintinus 
Jörger  Lib.  Baro.  Marcus  Putz. 


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512 


xxm. 

Schreiben  Kaiser  Ferdinands  IIL  an  die  k.  ungar.  Hofkammer 

wegen  einer  jährlichen  Subvention  für  Feter  FarchcTich,  Wien, 

31.  October  1666. 

Ans  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,   Abthlg.   k.   ungar.  Kammerarchiv. 

Ferdinandus  tertius  dei  gratia  electus  Romanorum  Impe- 
rator semper  augustus  ac  Germaniae^  Hungariae;  Bohemiae  etc. 
rex.  Magnifici  ac  egregii  fideles  nobis  dilecti.  Ex  hisce  annexo 
fidelis  nostri  reverendissimi  Petri  Parcevich,  archiepiscopi  Mar- 
tianopolitani  supplici  libello  intellecturi  estis  uberius,  quibus- 
nam  ex  rationibus  et  motivis  annuale  aliqaod  subsidium  sibi 
a  Maiestate  nostra  decemendnm  perhumillime  suppiicet.  Ante- 
quam  igitur  super  hac  demissa  ipsius  instantia  dementer  nos 
resolvamuSy  opinionem  et  informationem  vestram  praehabendam 
esse  duximus;  an  nimirum  ac  quantum  quibusve  ex  mediis  id 
fieri  possit;  volentes^  quatenus  eam  nobis  maturato  suppeditare 
velitis  et  debeatis.  De  caetero  gratia  nostra  fideiitati  vestrae 
benigne  propensi  manemus.  Datum  in  civitate  nostra  Vienna 
Austriae  die  ultima  mensis  Octobris  anno  domini  millesimo 
sexcentesimo  quinquagesimo  sexto.  Ferdinandus  m.  p.  Georgius 
Saelepcs^nyi   m.   p.    episcopua  Nitriensis.   Rud.  Ruthkaj  m.  p. 

(In  tergo:)  31.  October  1666. 


XXIV. 

Bubrum  über  die  Zusendung  des  Bittsohreibens  Feter  Farche- 
viohs  um  eine  jährliche  Unterstützung,  Wien,  31.  October  1666. 

Ans  dem  k.  ongar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg^.  Hofkanzleiarchiv. 

Nr.  355  a.  1656.  Camerae  Hungaricae  demissa  Petri  Par- 
cevich archiepiscopi  Martianopolitani  in  Bulgaria  pro  annuali 
aliquo  subsidio  sibi  decernendo  supplicantis  instantia  fine  opi- 
nionis  suae  superinde  hoc  suppeditandae  transmittitur,  Viennae 
31.  October  1656. 


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513 

XXV. 

Schreiben  der  k.  ungar.  Hof  kammer  an  Kaiser  Ferdinand  m., 
Fressburg,  23.  November  1666. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

A.  Sacratissima  caesarea  etc.  fidelitatis  etc.  Debito  vene- 
rationis  ciiltu  benignissimas  vestrae  Majestatis  litteras  ultima 
praeterlapsi  mensis  Octobris  emanatas,  quibus  supplicem  li- 
bellum  reverendissimi  domini  Petri  Parcevich  archiepiscopi 
Martianopolitani  pro  annuali  subsidio  ecclesiae  suae  a  vestra 
Maiestate  clementer  ordinando  instantis^  ad  nos  opinionis  et 
informationis  causa,  an  nimirum  ac  quantum  quibusve  ex  mediis 
id  fieri  possit,  dirigere  dignata  est,  recte  die  hestema  acce- 
pimus  et  humillime  intelleximus. 

Quantum  itaque  ad  instantiam  dicti  domini  archiepiscopi 
attinet  respectu  eo,  quod  ipse  in  illis  quoque  partibus  ecclesiae 
catholicae  et  animarum  Christi  fidelium  salutem  promovere  in- 
tendat,  merito  adjuvanda  videretur;  verum  —  clementissime 
imperator  —  nos  nulla  plane  media  scimus,  ex  quibus  ipsi 
petita  illa  annua  provisio  per  vestram  Maiestatem  sacratissimam 
in  hoc  regno  commode  ordinär!  queat;  siquidem  nee  sunt  ulla 
praeter  nudos  proventus  trieesimales  vestrae  Maiestatis,  qui 
etiam  in  quantum  attenuati  sunt,  hoc  rerum  statu  vel  ex  ex- 
tractibus  nostris  angaricalibus  proxime  vestrae  Majestati  sacra- 
tissimae  per  nos  humillime  transmissis,  clementer  percipere 
dignabitur  vestra  Maiestas;  praeterquam,  quod  ad  eosdem  iam 
ab  oiim  plurime  piarum  quoque  causarum  reiectiones  et  depu- 
tationes  factae  habeantur  penes  hanc  Cameram,  ad  quarum  or- 
dinariam  exsolutionem  etiam  respectu  aliarum  occurrentium  ne- 
cessitatum  vix  aliqua  in  parte  sufficimus.  Ac  proinde  supra- 
fatum  dominum  archiepiscopum  ab  huiusmodi  sua  instantia, 
salva  authoritate  vestrae  Majestatis  permanente,  pro  hac  vice 
dehortandum  humillime  ac  obsequentissime  censeremus,  prae- 
sertim  cum  et  centum  aureos  ducatos  per  vestram  Maiestatem 
ipsi  deputatos  sane  aegre  vel  in  media  parte  exsolvere  po- 
tuerimus.  Cuius  supplicem  libellum  hisce  remittentes  Maiestatem 
vestram  sacratissimam  ad  annos  longaevos  gloriose  imperantem 
vivere  plenis  votis  exoptamus.  Posonii,  die  23.  Novembris 
anno  1656. 


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514 


XXVI. 

Schreiben  der  k.  ungar.  Hofkammer  an  die  k.  k.  Hofkammer, 
Fressburg,  23.  November  1656. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Illustrissimi;  magnifici  ac  generosi  domini  patroni  et  araici  nobis 
observandissimi. 

Servitiorum  nostrorum  paratissimam  commendationem. 
Binas  suae  Maiestatis  sacratissimae  domini  nostri  clementissimi 
per  expeditionem  excelsae  Camerae  istius  Aulieae,  sub  vige- 
sima  quarta  praeterlapsi  mensis  Oetobris  et  undeeima  praesentis 
Novembris  emanatas  et  ad  hanc  Cameram  sonantes  benignissi- 
mas  commissiones;  quarum  prima  nobis  clementer  mandare  dig- 
natur,  ut  revereodissimo  domino  Petro  Parceuich  archiepiscopo 
Martianopolitano  pro  viatico  de  paratis  medijs  huius  Camerae 
centum  aureos  ducatos  numerari  curemus;  altera,  ut  penes 
Tricesimam  Jauriensem  ordinationem  faciamus,  quatenus  a  de- 
ciiua  quarta  proxime  praeteriti  mensis  Oetobris  computando 
menstruum  illud  quinquaginta  tallerorum  imperialium,  quo 
antehac  magister  equitum  Unger  fungebatur,  deinceps  statis 
temporibus  pro  aedificio  praesidij  Jauriensis  ad  manus  illustris- 
simi  domini  comitis  Philippi  a  Mansfeldt,  suae  Maiestatis  intimi 
ac  bellici  consiliarij  ejusdemque  praesidij  supremi  colonellj  vel 
ejus  qui  curam  illius  aedificij  gerit,  erga  sufficientem  quietan- 
tiam  effective  et  realiter  enumerentur,  hisce  proximis  diebus 
consequenter  debito  humilitatis  et  obsequentiae  cultu  accepimus 
et  intelleximus.  Nobis  quidem  nihil  magis  in  votis  esset,  quam 
ut  benignissimis  suae  Maiestatis  mandatis  omni  ex  parte  eo, 
quo  par  est,  obsequendi  studio  satisfacere  possemus;  verum 
quam  sit  tenuis  Status  mediorum  et  proventuum  in  praesentia 
hujus  Camerae,  ex  ipsis  genuinis  extractibus  angaricalibus, 
proxime  ad  benignas  manus  suae  Maiestatis  per  nos  obsequenter 
ac  humillime  transmissis  et  cum  ijsdem  Dominationibus  vestris 
illustrissimis,  magnificis  et  generosis  omni  dubio  procul  hac- 
tenus  communicatis  luculenter  appareret.  Qui  nisi  imposterum 
divina  benedictione    uberiores   affulserint,    sane   ad    ordinarias 


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graviores  necessitates,  ut  taceamus  de  quotta  confiniaria,  debitis  ad- 
huc  a  proxima  diaeta  resultantibus  alijsque  qvam  plnrimis  depu- 
tationibus^  alias  Dominationibus  vestris  illustrissimis,  magnificis  ac 
generosis  ex  freqventiori  syncera  repraesentatione  nostra  satis  ab- 
unde  notis,  uix  sufficiunt.  Et  defacto  etiam  nequidem  illi  centam 
aurei  ducati  praefato  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  tarn  se- 
riam  suae  Majestatis  commissionem  ex  integro  dari  potuerint,  sed 
centum  et  quinqvaginta  florenis,  etiam  alinnde  difficulter  anti- 
cipato  conqvisitis,  pro  hac  vice  noUe  uelle  contentus  esse  de- 
buerit.  Illud  etiam  proventibus  hujus  Camerae  non  parum 
onerosum  esse  uidetur,  quod  menstruum  illud  quinqvaginta 
tallerorum  imperialium  sine  ullo  termino  et  propterea  perpetui- 
tate  involutum  pro  aedificio  praesidij  Jauriensis  ad  officium 
Tricesimae  loci  rejectum  sit;  et  ipsis  officialibus  difficile,  qui, 
qvandoque  casu  non  existerent  in  cassa  proventus^  ab  ipso 
domino  comite  Generali  uel  suis  pro  aedificio  illo  subordinatis 
ministris  sine  omni  respectu  durius  tractari  et  per  consequens 
a  seruitio  suae  Maiestatis  alieni  reddi  possent. 

Qvapropter  Dominationes  vestras  illustrissimas,  magnificas 
ac  generosas  praesentibus  quam  officiosissime  requirendas  esse 
duximus,  uelint  haud  grauatim  pro  omni  sua  possibilitate  a 
perpetua  huiusmodi  deputationum  involutione  proventus  hujus 
Camerae  praeseruare  dictumque  menstruum^  si  aliter  fieri  non 
potest^  per  benignissimam  suae  Majestatis  resolutionem  novam 
cum  designatione  certi  termini  ad  perceptoratimi  hujus  Camerae 
potius  qvam  ad  ipsum  officium  tricesimale  reducere.  Demum 
et  id  celare  noiumus  Dominationes  vestras  illustrissimas,  magni- 
ficas ac  generosas,  quod  suprafatus  dominus  archiepiscopus 
Martianopolitanus  apud  suam  Majestatem  sacratissimam  etiam 
pro  certa  annua  pensione  seu  subsidio  ecclesiae  suae  ordinando 
suppliciter  institerit;  ad  cujus  hanc  supplicem  instantiam^  nobis- 
cum  per  inclytam  Cancellariam  Hungaricam  Aulicam  pro  opi- 
nione  et  informatione  nomine  ejusdem  suae  Majestatis  communi- 
catam,  quidnam  nos  suae  Maiestati  sacratissimae  humillime 
rescripserimus,  ex  copia  expeditionis  nostrae  hisce  sub  A  in- 
clusa  Dominationes  vestrae  illustrissimae,  magnificae  ac  gene* 
rosae  uberius  intelligere  atque,  si  ulterius  quoque  hanc  suam 
instantiam  apud  suam  Majestatem  adurgeret,  pro  sapienti  suo 
judicio  hanc  Cameram  ab  ea  praeservatam  reddere  haud  grava* 
buntur.     De    coetero    illustrissimas,    magnificas    ac    generoBas 

ArcluT.  Bd.  LH.  II.  H&lfte.  34 


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516 

Dominationes  vestras  diutissime  ad  vota  valere  animitus  desi- 
deramus.  PoBonij  23.  Novembris  1656. 

N.  sacrae  caesareae  regiaeque  Maiestatis 
Camerae  Himgaricae  praefectus^ 
director  et  consiliarij. 

Rubrum:  Hungr.  Kammer  Andtwordt  wegen  der  dem 
Archiepiscopo  Martianopolitano  darunter  assignierten  300  fl.  be- 
treffend. 23.  November  1656. 

Adresse:  IllustrissimiSy  magnificis  ac  generosis  dominis 
N.  N.  sacrae  caesareae  regiaeque  Maiestatis  excelsae  Camerae 
Aulicae  praesidi,  directori  ac  caeteris  consiliarijs  etc.  dominis 
patronis  et  amicis  nobis  observandissimis.  Viennae. 

Aussen:  Vier  Siegel. 

xxvn. 

Schreiben  der  k.  k.  Hofkammer  an  die  k.  ungar.  Hof  kammer, 
Wien,  12.  Deeember  1656. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Magnifici  et  generosi  domini  etc. 

Percepimus  ex  literis  responsorijs  magnificarum  et  gene- 
rosarum  Dominationum  vestrarum  sub  die  23.  mensis  Nouembris 
nuper  ad  nos  emanatis  in  negotio  centum  aureorum  ducatorum 
reuerendissimo  domino  Petro  Parceuich  archiepiscopo  Martia- 
nopolitano pro  sumptibus  itineris  suj  certis  de  causis  a  sacra 
Maiestate  sua  concessorum  et  assignatorum^  qualiter  eaedem 
Dominationes  vestrae  futura  solutione  vnius  medietatis  illiusdem 
assignationis  (quod  quidem  nobis  pergratum  accidit)  respectu 
alterius  reliquae  medietatis  propter  defectum  mediorum  sese 
excusare  videntur. 

Cum  vero  idem  dominus  archiepiscopus  redeundo  nuper 
hoc  ulterius  apud  Maiestatem  suam  pro  integrali  persolutione 
dictae  residuae  summae  (respectu  instantis  discessus  suj)  de- 
misse supplicauit;  cui  porro  ipsa  Maiestas  sua  propter  rationes 
praeinsinuatas  in  hac  parte  omnino  satisfactum  benigne  cupit 
et  nos  id  ipsum  [siquidem  in  modico  tantum  adhuc  consistit] 
pro   totalj   eiusdem  domini  supplicantis  expeditione  pariter  ita 


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Kammopere  desideramus:  idcirco  magnificas  et  generosas  Domi- 
nationes  vestras  superinde  praesentibus  peramice  requirendas 
haboimus,  quatenus  praeattactum  modicum  residuum  dicto  do- 
mino  archiepiscopo  Martianopolitano  aut  eius  mandatario  ex 
praeinsinuatis  causis  Dunc  totaliter  haud  grauatim  persoluj  fa- 
cere  velint,  ne  propter  id  amplius  hie  commorari  et  Maiestatem 
suam  eatenus  molestare  cogatur.  Prouti  optime  agere  noueriDt. 
Qaas  in  reliquo  valere  desideramus. 

Datum  Viennae  12.  Decembris  1656. 

Camerae  Hungaricae.^ 

xxvm. 

Schreiben  Peter  Farohevichs  an  den  Präsidenten  der  k.  k. 
Hofkanxmer,  Wien,  Anfang  1667. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

lUustrissime  domine! 

Quandoquidem  ex  honorabilibus  sac.  caes.  regieque  Maie- 
statis domini  clementissimi  mandatis  mihi  humili  cappelano  im- 
positum  sit,  ut  pientissimum  ac  toti  Christianitati  utillimum  opus 
cum  Kosazis  quasi  barbaris  religioni  catholicae  aduersantibus 
et  sua  rebbellione  integra  regna  deuastantibus  ad  peroptatum 
perfectionis  finem,  prout  speramus^  deducam;  ego  coUum  iugo 
et  obedientiae  praebens  libenter  hoc  iter  suscipio  eo  precipue, 
quod  cum  maximo  silentio,  secreto  et  fidelitate  sit  eundum  et 
negotium  pertractandum.  Requiritur  itaque  ad  hec  subeunda 
subsidium  tale^  quo  possit  ablegatus  cum  honore  ac  decore  sac. 
ces.  regieque  Maiestatis  se^  ad  quos  mittitur,  presentare^  maxime 
quia  modo  primo  sua  sac.  ces.  regiaque  Maiestas  ablegatum 
ad  illas  partes  et  gentes  destinauit.  Itaque  est  considerandum : 

Primo,  quia  via  est  satis  longa,  periculosa  et  difficilis  et 
multoties  est  deuiandum  ab  itinere  et  loogius  eundum,  ut  se- 
curius  iitterae  imperiales  conserventur  et  defferantur,  ne  in 
manus  hostiles  Rakoczianos  uel  Kosakorum  aut  aliorum  simi- 
lium  incidatur,  quia  totum  secretum  panderetur. 


*  Im  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien  befindet  sich  das  Concept, 
im  k.  nngar.  Landesarchiv  in  Ofen  die  ausgefertigte  Reinschrift  dieses 
Schreibens. 

34* 


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primum  intentio  et  mandatum  clementiBsimi  imperatoris  nostri 
exequatur. 

Similiter  cum  in  illis  partibus  apud  omnes  iste  mos  ui- 
geat  et  precipue  apud  principes  et  magnos  viros^  ut  quando 
aliquis  suum  ablegatum  ad  alterum  mittit^  nunquam  illum  ua- 
cuis  manibus  ad  principem  expedit,  sed  aliquod  donarium,  ad 
quem  mittit,  transmittit:  iudicatur^  ut  cum  modo  primo  ad 
talem  virum  sac.  ces.  regiaque  Maiestas  ablegatum  mittit^  ali- 
quod Signum  suae  clementiae,  ut  eo  magis  paternum  affectum 
declaret  et  illum  ad  se  alliciat,  esset  transmittendum ;  hoc  etiam 
prudentiae  et  judicio  meliori  remittitur. 

Expectabo  gratum  responsum^  ut  possim  me  preparare  deo 
et  itineri  committerC;  prout  habeo  in  commissis. 

Vestre  illustrissime  Dominationis  addictus  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Maiidanopolitanus. 

Bnbnim:  Ad  illustrissimum  dominum  inclytae  Camerae 
Aulicae  praesidentem  informatio  introscripti  Petri  Parceuich. 

Original  mit  Peter  Parchevichs  SiegeL 


XXIX. 

Plenipotentia    Caesarea    pro    Fetro    Parceuich    archiepisoopo 

Martianopolitano  ad  traotandum  cum  Chmelniskio.  Viennae 

10.  Januarii  1667. 

Ans  dem  k.  k.  geh.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Nos  Ferdinandus  IQ.  (tit.)  agnoscimus  et  notum  facimus 
tenore  praesentium  universis^  quod  nos  pro  singulari  nostro  in 
pacem  quaquaversus  restaurandam  et  stabiliendam  studio  reve- 
rendo  devoto  syncere  nobis  dilecto  Petro  Parcevich,  consiliario 
nostro  et  archiepisoopo  Martianopolitano  in  mandatis  et  pleni- 
potentiam  dederimus,  ut  pro  componendis  et  radicitus  tollendis 
differentiis  inter  serenissimum  principem  dominum  Joannem 
Casimirum^  regem  Poloniae,  Sueciae,  magnum  ducem  Lithua- 
niae  et  Russiae^  Prussiae,  Massoviae^  Samogitiaeque^  consobri- 
num  et  fratrem  nostrum  carissimum  et  regnum  Poloniae  ex  una 


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atque  illustrem  syncere  nobis  dilecttun  Boguslaum  Chmelnis- 
kioiDy  Cosaccorum  Zaporavianorum  generalem  militiae  ducem 
ex  altera  parte  jam  pridem  exortis  et  partim  adhuc  vigentibus 
mm  solmn  nostro  nomine  operam  et  ofificia  sua  interponere  sed 
etiam  fidejubere  possit  ac  valeat^  quicquid  ex  parte  dicti  Sere- 
nissimi regis  et  regni  Poloniae  hac  super  re  traetatum,  con- 
elusum  et  promissum  fuerit,  id  totum  firmum  et  constans  fore 
atque  debitae  executioni  demandatum  iri. 

Hamm  testimonio  litterarum  manu  nostra  subscriptarum 
et  sigilli  nostri  caesarei  impressione  munitarum.  Quae  dabantur 
in  civitate  nostra  Vienna  die  decima  Januarii  1657. 


XXX. 

Item   alia  (plenipotentia  caesarea)   in   simili   ad  traetandom 
cum  Chmelniskio  Oosaccorum  Zaporavianorum  generali  mili- 
tiae  duoi   ejusdemque   assistentibus   Ck>n8iliariiB  et    ordinum 
ductoribus.  Viennae  10.  Januarii  1657. 

AuB  dem  k.  k.  geh.  Haus-,  Hof-  and  Staatsarchiv  in  Wien. 

Ferdinandus  tertius. 

Cum  reverendum  devotum  syncere  nobis  dilectum  Petrum 
Parcevich,  nostrum  consiliarium  et  archiepiscopum  Martiano* 
politanum  illuc  ablegandum  duxerimus,  ut  vos  de  gratiae  et 
benevolentiae  nostrae  caesareae  affectu  cumprimis  certiores 
reddat  et  alia  quaedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spec- 
tantia  proponat^  prout  ex  vivo  ejusdem  sermone  pluribus  pote- 
ritis  pereipere:  clementer  a  vobis  postulamus^  quatenus  praefato 
ablegato  nostro  in  iis,  quae  nomine  nostro  vobis  propositurus 
est^  plenam  fidem  adhibere  atque  vos  ita  declarare  velitis^ 
quemadmodum  benigne  confidimus  atque  publica  quies  et  ipsius 
patriae  tranquillitas  id  postulat. 

Qui  vobis  de  caetero  gratiam  et  benevolentiam  nostram 
caesaream  offerimus.  Viennae  10.  Januarii  1657. 


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521 


XXXI. 

Item  alia  ad  tractandum  pro  eodem  archiepisoopo  oum  N.  N. 
Ck>8acooni2ii  Zaporavianomm  deleotis  oonsiliariis  et   ordinum 

duotoribus. 

Aus  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

FerdinanduB  IIL 

Instructio  pro  reverendo  devoto  syncere  nobis  dilecto 
Petro  Parcevich;  nostro  consiliariO;  archiepisoopo  Martiano* 
politano  [et  ad  illustrem  syncere  nobis  dilectum  Boguslaum 
Chmelniskium,  Cosaccorum  Zaporaviensium  generalem  militiae 
ducem]  ablegato,   quid  ibidem  nomine  nostro  negotiari  debeat. 

Dictus  ablegatus  noster  accepta  hae  instructione  et  litteris 
fiduciariis  huc  spectantibus  omni  qua  poterit  breviori  et  secu- 
riori  via  ad  praefatnm  Chmielniskium  incognitus  pervenire  con- 
tendet  et  ubi  appulerit^  post  expleta  curialia^  praemissa  scilicet 
salutatione  nostra  nee  non  gratiae  caesareae  oblatione,  [quod 
cognitae  ablegati  prudentiae  relictum  volumus]  breviter  exponet : 
Postquam  non  ignoremuS;  in  quas  discordias  et  dissidia  ipse 
Chmielniskius  ac  Cosacci  cum  serenissimo  rege  et  regno  Po- 
loniae  devenerint^  nobis  etiam  ex  fide  dignis  relationibus  in- 
notuerit;  pro  toUendis  huiusmodi  differentiis  varios  hactenus 
tractatus  institutos  fuisse  et  adhuc  prae  manibus  esse^  in  quibus 
pauca  componenda  supersint  et  in  eo  potissimum  haereatur,  ut 
Chmielniskio  ejusque  asseclis  securitas  praestetur,  de  quibus 
jam  conventum  sit  vel  etiamnum  conveniendum  restet;  cumque 
patemae  sollicitudini  nostrae  nihil  magis  incumbat;  quam  pacem 
et  concordiam  Christianitatis  ubique  locorum  stabilire  ac  pro- 
movere  et  quae  huic  scopo  adversantur  obstacula  removere^ 
prout  nos  imperatorii  nostri  muneris  ratione  ad  hoc  inducimur 
atque  ultro  etiam  in  id  propendemus  et  quandoquidem  invigi- 
lare  cumprimis  et  cooperari  studeamus,  ut  intestina  dissidia 
inter  serenissimum  regem  regnumque  Poloniae  ac  ipsos  Co- 
saccos  exorta  sopiantur,  quippe  quae  exteris  principibus  et 
maxime  vicinis  etiam  populis  ausum  praebeant  inclytum  Po- 
loniae regnum  infestandi  et  in  partes  scindendi;  quod  ti*istis 
experientia  doceat  et  uberius  manifestatura  sit,  nisi  tollendis 
differentiis  radicitus  succurratur  ac  firmum  adhibeatur  remedium : 


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KOO 


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523 

benignam    voluDtatem    nostram    exBequetur,    qui   ipsum   gratia 
nostra  caesarea  complectimur.  Viennae  10.  Januarii  1657. 


xxxn. 

Bubrom  einer  Instruction  für  Feter  Farchevich  als  (Gesandten 
an  Chmielnioki,  Wien,  10.  Jänner  1657. 

Aus  dem  k.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen,  Abthlg.  Hof  kammerarchiv. 

Nr.  5  a.  1657.  Instractio  pro  Petro  Parcevich  arohiepi- 
scopo  Martianopolitano  ad  Boguslaum  Chmelnickiam;  Cosac- 
corum  Zaporaviensium  generalem  militiae  ducem,  pro  excipienda 
ejusdem  declaratione,  in  quibusnam  terminis  versetur  et  sub- 
sistat  tractatus  ratione  certarum  controversiarum  inter  ipsos 
CosaccoB  et  regem  Poloniae  vigentiuni;  sopiendainim  institutuS; 
ubive  adhaereaty  expedito  ablegato  concinnata.  Viennae  10.  Ja- 
nuarii 1657. 

xxxm. 

Mahnaohreiben   der  k.   k.  Hofkammer  an  die  k.  ungar.  Hof- 
kammer, Wien,  16.  Jänner  1667. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Magnifici  et  generosj  dominj. 
Bene  meminerint  generosae  et  magnificae  Dominationes 
vestrae,  qualiter  sua  caesarea  regiaque  Maiestas,  dominus  noster 
clementissimus,  iam  antehac  reuerendissimo  domino  archiepi- 
scopo  Martianopolitano  in  certum  finem  pro  itinere  suo  centum 
aureos  isthic  ex  prouentibus  cammerae  statim  depromendas 
clementer  assignauerat.  Cuius  quidem  summae  mediam  partem 
ipse  nuper  ibidem  obtinuerat^  reliquum  autem  ej  adhuc  per- 
soluendom  remanserat.  Circa  quod  insuper  nos  magnificas  et 
generosas  Dominationes  vestras  ante  paucos  dies  collegialiter 
peramice  requisiueramus^  quatenus  eidem  in  hac  parte  de  totalj 
solutione  sua  haud  grauatim  prouidere  uellent.  Cum  itaque 
idem  dominus  archiepiscopus  ad  certum  iter  in  seruitio  suae 
Maiestatis  destinatus  iam  hinc  discedit  et  praenotato  residuo 
suo    summe   indiget    atque    eatenus    hie    conqueritur;    idcirco 


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524 

easdem  magnificas  et  generosas  Dominationes  uestras  ex  reite- 
rato  suae  Maiestatis  benigno  jassu  denuo  sommopere  requi- 
rimusi  ut  dictam  restantiam  eidem  domino  archiepiscopo, 
quantum  illa  defacto  adhuc  constituet;  integraliter  et  indilate 
ex  praemissis  causis  haud  grauatim  persoluj  curare  uelint;  ne 
ipse  eatenus  in  prosecutione  itineris  suj  isthic  detineatur.  Proatj 
eaedem  Dominationes  vestrae  in  hac  parte  optime  agere  noue- 
rint;  quas  in  reliquo  diuinae  tutelae  semper  bene  recommen- 
datas  cupimus. 

Viennae  16.  Januarij  1657. 

Camerae  Hungaricae  dominus  Putz 

Rubrum:  Wiederhohlte  Anmahnung  an  die  hungar.  Kammer 
wegen  befriedigung  den  H.  Erzbischow  zue  Martianopel  des  an 
denen  jüngsthin  demselben  pro  viatico  dorthin  angewiesenen 
100  dugg.  noch  hinderbleibenden  ausstandt. 


XXXIV. 

Feter  Farohevichs  Empfangsbestätigung. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Die  16.  Januarij  anno  domini  1657. 
Ego  infrascriptus  fateor  hac  praesenti  scriptura^  ex  ordine 
sacrae  cesareae  regieque  Maiestatis  me  recepisse  per  manus 
illustrissimi  domini  inclytae  Camerae  Aulicae  praesidentis  vnum 
poculum  altum  argenteum  deauratum  et  tria  parua  horologia. 
Item  in  moneta  parata  sexcentos  ducatos  in  auro:  omnia  haec 
inseruient  ad  exequendam  benignam  voluntatem  dictae  sacrae 
ces.  regieque  Maiestatis  pro  gloria  dei  et  principum  Christia- 
norum  optata  tranquillitate.  Quod  ut  certius  pateat^  prefatam 
scripturam  mea  propria  manu  scripsi  et  subscripsi  et  sigillo 
communiui. 

Datum  Viennae  die  et  anno  supradicto. 

Ego  Petrus  Parceuich  archiepiscopus 
Martianopolitanus  affirmo  manu  propria. 

L.  S. 
Original  mit  Peter  Parohevichs  Siegel. 


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XXXV. 

Schreiben  Feter  Parcheviehs   an    den   Präsidenten   der   k.   k. 
Hofkammer,  Wien,  16.  Jänner  1657. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Hlustrissime  domine^  patrone  obseruandissime. 

Ego  feci  quietantiaiD;  prout  vestra  illustrissima  Dominatio 
nidebit.  Sed  vestra  illustrissima  Dominatio  mihi  nihil  dedit  pro 
Yxore  domini  Ckmelnitij,  nee  pro  eins  filio.  Cum  sit  talis  mos 
et  domino  presentare  et  domine  et  filijs  simul;  rogo  illustris- 
simam  soam  Dominationem,  si  pro  Ulis  habet  aliquid^  trans- 
mittere  dignetur  per  predictum  meum  famulum  cum  illis  centum 
aureis  sed  obsigillatis;  et  si  non  habet  talem  ordinem,  saltem 
dignetur  mihi  significare,  quia  cras  summo  mane  insinuare 
curabo  sacrae  ces.  regieque  Maiestati.  His  omnia  fausta  vestre 
illustrissime  Dominationi  ex  animo  precor. 

Datum  ex  domo  die  16.  Januarij  1657. 

Vestre  illustrissime  Dominationi  addictus  semper  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Bnbrom:  Illustrissimo  dömino  inclytae  Camerae  Aulicae 
presidenti. 

Original  mit  Peter  Parcheviehs  Siegel. 

XXXVI. 

Weiteres  Schreiben  Peter  Paroheviohs  an  den  Präsidenten  der 
k.  k.  Hofkammer,  Wien,  17.  Jänner  1657. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Illustrissime  signore  mio  osservandissimo ! 
Si  cpmpiacerä  V.  S.  illustrissima  dare  in  mano  di  questo 
mio  giovanne  quelli  cento  Ongari  in  oro;  perch^  mandando  per 
il  suo  servitore  potrebbe  accorgersi  qualche  d*  uno  in  questa 
casa,  perch^  non  vorria  che  sapesse  nissuno.  Similmente  come 
le  scrissi  hiersera^  se  fosse  ordine  da  sua  Maestä  cesarea  per 
portare   alla  moglie  del  Ebelnitio   et   al   suo   figliolo  qualche 


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presente;  potrk  darlo  al  medesimo  giovanne:  o  veramente  in- 
ginuare  alla  sacra  cesarea  Maestä^  si  compiaccia  ordinäre;  e  qui 
le  auguro  ogni  felicitk. 

Di  casa  li  17  gennaro  1657. 
Di  VoBsignoria  illustrissima  addettissimo  servitore 

Pietro  Parceuich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

Rubmm:    Illustrissimo    domino    observandissimO;     domino 
N.  N.   inclytae  Camerae-Aulicae   presidenti   dentur  ad  manus. 
Original  mit  Peter  Parchevichs  Siegel. 


XXXVII. 

Bericht  Peter  Parcheviehs  an  Kaiser  Ferdinand  HL, 
Jaroalav,  8.  Februar  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Doppo  tanti  stenti  e  freddi  con  il  divino  aiuto  venni  nella 
cittä  di  Jeroslavia  in  Polonia^  distante  da  Leopoli  miglia  14 
del  paese;  commodamente  si  possono  fare  in  doi  giorni;  e  do- 
vendo  partire  il  giorno  seguente  verso  detto  Leopoli  et  ultra 
li  sette  febraro  essendo  gionto  in  Jeroslavia  li  sei  detto  sentij 
per  la  citta  un  tumultuare  di  molte  persone  preparandosi  alla 
fugga;  et  interrogando  diligentementC;  che  rumori  fossero,  ris- 
posero  esser  venuto  Y  essercito  Rakoziano  sotto  Leopoli  pre- 
dando  e  saccbeggiando  dovunque  passassero:  finalmente  per 
maggiormente  certificarmi  chiamai  un  Padre  Jesuita  quella  sera 
venuto  da  Leopoli,  il  quäle  oretenus  mi  disse  inter  alios,  che 
lui  era  stato  spogliato  lunedi  sera  li  5  februaro  di  doi  cavalli 
e  di  tutte  le  robbe,  che  per  la  chiesa  e  beata  vergine  Maria 
miracolosa  di  Jeroslavia  e  per  il  coUegio  delli  Padri  Gesuiti 
haveva  conprato,  dalli  soldati  Rakoziani.  Disse  inoltre,  haver 
mandato  Kernen  Janose  il  suo  trombetta  nella  citta  con  avisare 
alli  cittadini,  che  si  dovessero  rändere  quanto  prima,  se  have- 
vano  k  caro  la  vita:  mk  che  H  buoni  cittadini  doppo  il  spare 
di  tre  canoni  havessero  risposto,  se  si  renderebbe  Crakovia 
e  se  il  loro  rfe  commandarebbe,  forsi  forsi  anche  essi  si  ren- 
derebbero:   mk   altrimenti   durante   una  .anima   mai    erano  per 


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commettere  simil  infamia  et  infedeltk  al  serenissimo  r^  loro 
signore.  Dicono  esser  per  adesso  sotto  detta  cittk  mille  cavalli 
e  doi  milla  fanti,  una  parte  anehe  essere  nella  villa  delli  Padri 
Jesuiti  chiamata  Simnovoda,  id  est  ^aqua  frigida',  lontana  un 
miglio  da  Leopoli;  T  armata  poi' esser  distante  cinque  miglia: 
intesi  anche  dk  alcuni  esser  morto  Kmelnicki.  Onde  stante 
queste  novitk  mi  tratterö  in  questa  cittk  per  alquanto  di  tempo 
per  sentire  Y  intento  di  Bikozi  h  se  manerk  Y  esercito  in  quk^ 
come  tutti  dicono^  io  mi  ritirarö  indietro  per  non  pericolare, 
h  ver6  se  si  potrk  pigliarö  altra  strada^  per  difficile  h  longa 
che  sia  per  effetuare  la  benigna  volontk  di  vostra  ces.  reg. 
Maestk  Se  fossi  piü  vicino  a  Vienna^  aspettaria  qualche  nuovo 
ordine,  mk  per  essermi  gik  internato  in  questo  regno  mi  con- 
verrk  pigliar  qualche  altro  impiego  e  risolutione:  io  quanto 
posso  avertire  vedo  che  li  Polachi  poco  curano,  venghi  uno 
6  venghi  Y  altro;  anzi  nelli  primi  anni  intimoriti  sempre  stano 
pronti  alla  (ngga,,  sed  fuga  in  byeme  difficilis  est.  Inoltre 
qui  si  dice  esser  morto  il  serenissimo  r^  di  Spagna;  questo 
perö  meglio  si  saprk  in  Vienna,  che  qui.  H  signore  mariscialko 
Gliubomirski  non  si  muove  con  il  suo  essercito  nee  unquem 
ille  viderit  Non  posso  penetrare,  se  il  Rakozio  habbi  alcuni 
delli  Kosazzi  in  sua  parte^  come  anche  Moldavos  et  Vallakos; 
tutto  questo  con  il  proseguire  piacendo  a  dio  il  viaggio  come 
spero  verso  Russia  procurar5  di  essatamente  intendere  e  fedel- 
mente  alla  vostra  sacratissima  ces.  reg.  Maestk  per  securam 
viam  significare:  per  maggior  sicurezza  e  guida  ho  preso  meco 
un  Padre  Gesuita  vestendolo  da  prete,  pratichissimo  verso  le 
parti  di  Boristene  et  Ukraina,  sed  eo  animo  quasi  illum  ad 
meam  residentiam  ducerem;  vellem  esset  modo  aliquis  mecum 
ex  dominis  cameraticis;  viderent  per  experientiam^  quales  mi- 
seriae  bis  temporibus  patiuntur  et  expensae  requiruntur. 

Besto  supplicando  per  fine  alla  vostra  sacratissima  ces. 
reg.  Maestk  con  ogni  humiltk  da  dio  benedetto  la  longa  vita, 
prosperitk  nelle  ationi  e  perpetuitk  nelFimpero. 

Di  Jeroslavia  li  8  febraro  anno  virginei  partus  1657. 

Di  vostra  sacratissima  cesarea  regia  Maestk  humillimo 
capellano  Pietro  Parcevich 

arcivescovo  di  Martianopoli. 

In  tergo:  Sacratissimae  caesareae  regiaeque  Maiestati  domino 
clementissimo. 


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xxxvm. 

Feter  FarcheviohB  Bede  an  Bogdan  Chmielnioki,  ohne  Datum 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Breuis  salutaüo  habita  ad  Boguslauum  ^  Kmelnizium  ab  archiepi- 
scopo  Martianopolitano  ablegato. 

Illustris  ac  magnifice  domine;  gloriose  ac  bellicosae  gentis 
Cosacorum  Saporouiensiom  dux  et  patrone  gratiosae.  ^  Ferdi- 
nandns  III.  Romanorum  dei  gratia  imperator  omniumque  prin- 
cipum  in  tota  Christianitate  imo  a  solis  ortu  usque  ad  occasum 
legitimus,  supremus  ac  semper  augustus  princeps,  a  longo  cog- 
nitis  Illustritatis  tuae  rebus  preclare  gestis  pro  eo  quo  semper 
in  bene  meritos  debito  fertur  amore  etiam  Illustritatem  tuam 
paterno  salutationis  suae  affectu  prosequens  suae  sac.  caesaree 
Maiestatis  in  omnibus  per  me  ablegatum  suum  Illustritati  tuae 
beneuolentiam  et  gratiam  testatur  patemam. 

Quae  omnia  ut  in  animo  Illustritatis  tuae  libere,  solide 
et  sincere  aquiescant,  iiie  qui  illustrium  virorum  animos  licet 
ante  disiunctos  post  tarnen  ad  omne  et  utile  augendum  sui 
diuini  honoris  bonum  in  rebus  bene  ordinatis  publicis  indisso- 
lubiliter  coniunctos  plerunque  facit,  in  illustri  quoque  animo 
tuo  cum  omni  diuinorum  suorum  operum  fauore  et  dementia 
ut  efficere  uelit,  intimis  votis  meis  testor.  Atque  hisce  dictum 
sac.  cesaree  Maiestatis  domini  mei  clementissimi  patemi  amoris 
affectum  coram  illustri  ac  magnifica  Dominatione  tua  nee  non 
magnificis  et  illustribus  consiliarijs  hanc  gloriosam  et  belli- 
cosam  rempublicam  constituentibus  aperio  et  demonstro;  vnice 
omnes  et  singulos  fraterno  amoris  mei  vinculo  complectens 
siugulis  singularem  quoque  intentum  sacrae  cesaree  Maiestatis, 
domini  inquam  mei  clementissimi,  alto  illustrium  virorum  con- 
silio  mature  perficiendum  trade  ac  intime  communico. 


^  recte:  Bogdanum. 
>  siel 


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XXXIX. 

Brief  Chmielnioki's  an  Kaiser  Ferdinand  HE.,  Caehrin, 
18.  Aprü  1667. 

Ans  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  nnd  Staatsarchiv  in  Wien. 

Augustissime  potentissimeque  caesar,  domine  domine  nobis 
clementissime. 
Solemni  ritu  rem  celebrandam  imoque  in  stupore  digno 
Iiabendam  literae  suae  caesaröae  Maiestatis  manibus  illostris- 
simi  Petri  Parcevich  archiepiscopi  Martianopolitani  nobis  de- 
latae  prae  se  tulenint;  quibus  emicuit,  non  aliud  magis  suam 
appetere  Maiestatem,  quam  ut  Christianus  orbis  ab  inveterata 
iniustaque  tot  dissensionibus  desistat  insania  quotidianoque 
diseidio  et  in  conciliandos  uniendosque  vinculo  pristino  se  con- 
ferat  animos;  ultroque  se  non  defhturum  tanto  negotio  sua 
caesarea  Maiestas  mediatorem,  nuUo  suae  authoritatis  discri- 
mine  supposito  pollicetur.  Equidem  non  abs  re  suae  caesareae 
Maiestatis  praedicanda  dementia;  cum  nullius  commodi  pelli- 
cita  ratione  spontaneum  nee  non  difficilem  in  se  summat  la- 
borem,  hoc  solum  adducto  condimento^  ne  ulterioribus  Christiana 
respublica  involvatur  erroribuS;  imo  compositis  inter  se  inimi- 
citiis  quisque  pacis  fruatur  dulcedine.  Tum  sedula  illustrissimi 
suae  caesareae  Maiestatis  commendanda  in  exequendis  promo- 
vendisque  comissis  vigilantia  legati,  cui  tarn  de  conatibus  quam 
de  industria  aptitudineque  tantis  rebus  necessaria  nihil  defuisse 
testamur  fideliter:  quoniam  et  iusta  serie  legationis  suae  per- 
tractarit  arcana,  nee  minus  patenter  de  sincero  in  nos  suae 
caesareae  Majestatis  praedixerit  animo.  Cui  nos  cum  de  grati- 
tudine  manemus  solliciti,  hactenus  tamen  in  locum  iusto  pen- 
sandi  praestiti  beneficii  nostram  elocamus  propensionem :  spon- 
dentes  non  alio  nos  contentos  fore  intermediante,  nee  alterius 
alicuius  quam  suae  caesareae  Maiestatis  innixuros  consilio,  si 
tamen  securitati  integritatique  Status  nostri  nulla  inferatur  in- 
iuria.  Caetera  cum  magis  fundantur  praesenti  relatione,  coram 
eidem  illustrissimo  concredidimus  legato  infirmae  non  commit- 
tentes  papyrO;  rati  sufficienter  absoluteque  et  sibi  enucleaturum 
commissa  et  de  nostra  haud  segnius  testificaturum  humilitate 
et  obsequentia.    Deum   interim  de  prosperrimo  suae  caesareae 


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Maiestatis  successu  valetudinisque  quotidiano  augmento  in  dies 
meliori    precantes   indebilitandae   nos   commendamus   cum   ob- 
sequiis  gratiae.  Dabantur  Czyhynjni  die  18.  Aprilis  anno  1657. 
Augustissimae  vestrae  caesareae  Maiestatis 
optatissimi  humillimique  servi 

Bohdan  Chmielnicki 
dux  cum  universa  cohorte  Zaporoviana. 

In  tergo:  Serenissimo  et  potentissimo  principi  Ferdinande 
tertioy  divina  favente  dementia  Bomanorum  imperatori  semper 
augusto  ac  Germaniae,  Hungarlae,  Bohemiae,  Dalmaciae,  Croa- 
eiae^  Sclavoniae  Bulgariaeque  regi,  archiduci  Austriae,  duci 
Burgundiae,  Styriae,  Carinthiae,  Carniolae  et  Virttembergae; 
comiti  TyroliS;  domino  domino  nobis  clementissimo. 

Original  mit  zerstörtem  Siegel. 


XL. 

Vollmaeht  Kaiser  Leopolds  I.  für  Feter  Farchevioh  zur 
Verhandlung  mit  Chmielnicki,  Wien,  19.  Mai  1667. 

Ans  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  nnd  Staatsarchiv  in  Wien. 

Plenipotentia  pro  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  trac- 
t^ndum  cum  Chmelniskio. 

In  simili  alia  ad  tractandum  cum  eodem  Chmelniskio 
ejusque  assistentibus  consiliarijs  et  ordinum  ductoribus. 

Item  alia  ad  tractandum  cum  N.  N.  Cosaccorum  Zapora- 
viensium  delectis  consiliarijs  et  ordinum  ductoribus. 

Nos  Leopoldus  etc.  Agnoscimus  et  notum  facimus  tenore 
praesentium  universis,  quod  nos  pro  singulari  nostro  in  pacem 
quaquaversus  restaurandam  et  stabiliendam  studio  reverendo, 
devoto,  sincere  nobis  dilecto  Petro  Parcevich,  nostro  consiliario 
et  archiepiscopo  Martianopolitano  in  mandatis  et  plenipotentiam 
dederimuSy  ut  pro  componendis  et  radicitus  tollendis  differentijs 
inter  serenissimum  principem  dominum  Joannem  Casimirum 
regem  Poloniae  et  Sueciae^  magnum  ducem  Lithuaniae  etc.  et 
regnum  Poloniae  ex  una:  atque  illustrem  sincere  nobis  dilectum 
Boguslaum  Chmelniskium  Cosacorum  Zaporaviensium  generali 
militiae   ducem    ex   altera   parte  iam  pridem  exortis  et  partim 


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adhuc  vigentibuB  non  solum  nostro  nomine  operam  et  officia 
sua  interponere  sed  etiam  fideiubere  possit  ac  valeat,  quicquid 
ex  parte  dicti  Serenissimi  regis  et  regni  Poloniae  hac  super  re 
tractatum,  conclusiun  et  promissum  fuerit,  id  totum  firmtun  et 
constans  fore  atque  debitae  execntioni  demandatum  iri.  Hamm 
testimonio  literarum  manu  nostra  subscriptarum  et  sigilli  nostri 
r^^  impressione  munitarum.  Quae  dabantur  in  civitate  nostra 
Viennae  die  19.  Maij  1657. 
Concept. 

XLI. 

Kaiser  Leoi>old8  I.  Creditive  für  Peter  Farohevioh  an 
Ohmielnieki  und  dessen  Räthe,  Wien,  19.  Mai  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Hans-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

1.  Chmielnickio  credentiales  in  Petrum  Parcevich. 

2.  In  simili  aliae  ad  Chmielnickium  et  consilium  simul  et 
coniunctim. 

3.  Item  aliae  ad  consilium  seorsim. 

Leopoldus  dei  gratia  Hungariae  et  Bohemiae  rex,  archidux 
Austriae  etc. 

Illustris  syncere  nobis  dilecte.  [Dlustris,  magnifici  et  strenui 
syncere  nobis  dilecti.  Magnifici  et  strenui  syncere  nobis  dilecti.] 
Cum  reverendum  devotum  syncere  nobis  dilectum  Petrum  Par- 
cevich^ nostrum  consiliarium  et  archiepiscopum  Martianopoli- 
tanum  illnc  ablegandum  duxerimus,  ut  vos  de  gratiae  et  bene- 
Tolentiae  nostrae  regiae  affectu  cumprimis  certiores  reddat  et 
alia  quaedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spectantia 
proponat,  prout  ex  vivo  eiusdem  sermone  pluribus  poteritis 
percipere:  clementer  a  vobis  postulamuS;  quatenus  prefato 
ablegato  nostro  in  ijs^  quae  nostro  nomine  vobis  propositurus 
est,  plenam  fidem  adhibere  atque  vos  ita  declarare  velitis, 
quemadmodum  benigne  confidimus  atque  publica  quies  et  ipsius 
patriae  tranquillitas  id  postulat.  Qui  vobis  de  caetero  gratiam 
et  benevolentiam  nostram  regiam  offerimus.  Datum  in  civitate 
nostra  Viennae  die  decima  nona  Maij;  anno  domini  millesimo 
sexcentesimo  quinquagesimo  septimo^  regnorum  nostrorum  Hun- 
garici  altero,  Bohemici  vero  primo.  Viennae  19.  Maij  1657. 
Ad  mandatum  sacrae  regiae  Maiestatis 

Concept.  proprium. 

Archir.  Bd.  LH.  IL  Hilfte.  35 


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XLn. 

Kaiser  Leopolds  L  Auftrag  an  Peter  Farehevioh,  die  Verhand- 
lungen mit  Chmielnioki  weiterzuführen,   Wien,  19.  Mai  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Arcluepiscopo  Martianopolitano  transmittitur  instructio  ad 
Chmelnickium. 

Leopoldus.  Beverende,  devote,  syncere  nobis  dilecte. 
Litterae  Devotionis  tuae  8.  Februarii  Jaroslavia  ad  divum  Ro- 
manorum imperatorem  Ferdinandum  tertium,  dominum  patrem 
noBtrum  colendissimum  gloriosae  memoriae,  perscriptae  Maie- 
stati  suae  adhuc  10.  Martij  redditae  fuere.  Sed  cum  eandem 
nuper  2.  Aprilis  divina  bonitas  ex  hac  mortalitate  ad  aetema 
gaudia  evocare  voluerit  nosque,  qui  in  paterna  regna  et  pro- 
vincias  haereditarias  successimus,  non  minus  etiam  omnia  exe- 
cutioni  mandari  et  ad  finem  intentum  deduci  velimus,  quae 
sua  Maiestas  et  Dilectio  in  vivis  peragenda  statuit,  inter  quae 
etiam  commissum  negotium  illud  Devotioni  tuae  apud  Chmelnis- 
kium  et  Cosaccos  tractandum  superesse  reperimus:  Line  reso- 
lutioni  defunctae  suae  Maiestatis  et  Dilectionis  inhaerentes 
priorem  instructionem  et  mandata  nostro  nomine  renovari  ius- 
simus,  quemadmodum  hisce  includuntur,  Devotionem  tuam  cle- 
menter requirentes,  ut  ex  prescripto  singula  soUerter  et  sine 
mora  exequi  nosque  de  successu  negotij  quam  primum  infor- 
mare  velit,  factura  benignam  voluntatem  nostram.  Qui  Devotioni 
tuae  gratiam  nostram  regiam  offerimus.  Viennae  19.  Maij  1657. 

Concept. 

XLUI. 

Kaiser  Leopolds  L  Instruction  für  Peter  Parchevich  Bur  Fort- 
führung seiner  Gesandtschaft,  Wien,  19.  Mai  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Instructio  pro  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  Chmel- 
niskium  ablegato. 

Leopoldus  etc.  Be verende,  devote,  syncere  nobis  dilecte. 
Meminerit  Devotio  tua,  cum  qua  instructione  et  mandatis  sub 
decimo  Januarij  huius  anni  ipsa  a  divo  Romanorum  imperatore 


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633 

Ferdinando  tertio,  domino  patre  nostro  colendissimo  gloriosae 
memoriae;  ad  Cosaccorum  Zaporaviensium  ducem  ChmelDiskium 
eiusque  asseclas  ablegata  fuerit.  Etsi  vero  a  toto  eo  tempore 
8ui  hinc  discessus  nil  literarum;  [nisi  quas  Devotio  tua  Jeros- 
lavia  de  8.  Februarij  scripserat]  huc  pervenerit  adeoque  nobis 
haud  constet,  num  Devotio  tua  ulterius  progressa  et  quid  hac- 
tenuB  in  negotijs  sibi  commissis  actum  sit^  nos  autem^  quem- 
admodum  in  paterna  regna  et  ditiones  haereditarias  defunctae 
caesareae  Maiestatis  et  Dilectionis  suae  successimuS;  ita  etiam 
resolutionibuB  per  eandem  caeptis  firmiter  inhaerere  cupiamus : 
hinc  Devotioni  tuae  adiunctas  fiduciarias  et  plenipotentiam 
nostro  nomine  expeditas  includimus  et  casu;  quo  praeter  spem 
hactenus  ad  Chmelniskium  nondum  pervenisset  rebusque  trac- 
tandis  initium  non  fecisset;  eandem  quantocyus  illuc  incognitam 
contendere  velimus^  ubi  post  expleta  curialia^  praemissa  scilicet 
salutacione  nostra  nee  non  graciae  regiae  oblatione  [quod  cog- 
nitae  Devotionis  tuae  prudenciae  reiinquimus]  ex  tenore  con- 
creditae  sibi  antehac  instructionis  caesareae  breviter  exponet: 
Posteaquam  scilicet  non  ignoremus,  in  quas  di^cordias  et  dis- 
sidia  ipse  Chmelniskius  ac  Cosacci  cum  serenissimo  rege  et 
regno  Poloniae  devenerint^  nobis  etiam  ex  fidedignis  relacionibus 
innotuerit;  pro  toUendis  buiusmodi  differentijs  varios  hactenus 
tractatus  institutos  fuisse  et  adhuc  prae  manibus  esse^  in 
quibus  pauca  componenda  supersint  et  in  eo  potissimum 
haereatur,  ut  Chmelniskio  eiusque  asseclis  securitas  prae- 
stetur  eorum,  de  quibus  iam  conventum  sit  vel  etiamnum 
conveniendum  rostet^  cumque  soUicitudini  nostrae  exemplo 
divi  quondam  domini  patris  nostri  nihil  magis  incumbat, 
quam  pacem  et  concordiam  Christianitatis  ubique  locorum 
Stabilire  ac  promovere  et,  quae  huic  scopo  adversantuUi 
removere  obstacula ;  prout  nos  nitro  in  id  propendeamus  .  et 
cumprimis  invigilare  et  cooperari  studeamus,  ut  intestina  dis' 
sidia  inter  serenissimum  regem  regnumque  Poloniae  ac  ipsos 
Cosaccos  exorta  sopiantur,  quippe  quae  exteris  principibus  et 
maxime  vicinis  etiam  populis  ausum  praebeant,  inclytum  Po- 
loniae regnum  infestandi  et  in  partes  scindendi,  quod  tristis 
experientia  doceat  et  uberius  manifestatura  sit,  nisi  ijs  tollendis 
radicitus  differentijs  firmum  et  durabile  adhibeatur  remedium  : 
proinde  nos  pro  syncero  amicitiae  et  bono  vicinitati«  studio  et 
affectu,    quo   non   minus   ac   gloriosi    quondam    praedecessores 

36* 


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nostri  (vlgore  pactorum  inter  augustam  domum  nostram  et  in- 
clytos  reges  et  regnum  Poloniae  nee  non  magnum  ducatum 
Lithuaniae  antiquitus  initorum)  in  amplissimum  illud  regnum 
ferimur,  dissimulare  diutius  vel  intermittere  noluisse,  quin  etiam 
hoc  loci  regiae  interpositionis  nostrae  partes  impenderemus 
adeoque  Devotionem  tuam  velut  ablegatum  nostrum  ad  ipsos 
destinaremus  clementer  postulantes,  quatenus  ipse  Chmelniskius 
eiusque  adhaerentes  Devotioni  tuae  confidenter  et  secreto  ape- 
rire  velint,  in  quonam  res  haereat  et  quomodo  ipsi  hoc  negotium 
feliciter  conficiendum  censeant;  quodsi  forsan  hoc  difHcultatis 
obstaret,  ut  Cosaccis  super  preterito  aut  futuro  tractatu  suf- 
ficiens  prestetur  securitas,  Devotionem  tuam  in  mandatis  ha- 
bere, nomine  nostro  ijsdem  omnimodam  eamque  polliceri  securi- 
tatem,  quod  quicquid  ex  parte  regis  et  regni  promissum  fuerit, 
id  totum  fid  eliter  et  sincere  et  firmiter  executioni  demandari 
et  realiter  adimpleri  debeat;  de  quo  nos  cavere  et  in  casum 
non  speratae  alicuius  contraventionis  protectionem  quoque 
nostram  oblatam  velimus.  ünde  ipsi,  Chmelniskius  et  Cosacci, 
confidenter  et  aperte  erga  Devotionem  tuam  se  declarare  possint, 
quae  quidem  omnia  sub  fidissimo  silentio  tum  apud  Devotionem 
tuam  tum  nosmet  ipsos  permansura  sint. 

Neque  nos  alium  finem  spectare  quam  utriusque  partis 
salutem  et  commodum,  firmam  scilicet  utriusque  unionem  ac 
tranquillitatem  in  tam  vicino  regno  maiori  etiam  cum  nostra 
quiete  stabiliendam;  qui  ex  parte  regis  et  regni  seriam  quoque 
et  sinceram  hac  super  re  tractandi  intentionem  esse  pro  certo 
sciamus.  Atque  haec  sunt,  quae  Devotio  tua  Chmelniskio  et 
Cosaccis  nostro  nomine  dextre  proponenda  noverit 

Quae  vero  Devotioni  tuae  a  serenissimo  rege  et  regno, 
Poloniae  circa  ipsas  conditiones  vel  circa  modum  agendi  et 
tractandi  ad  promovendum  hocce  negotium  suggesta  vel  pro- 
posita  fuerint,  ijs  in  quantum  commode  et  oportune  fieri  poterit, 
assentietur  et  condescendet. 

Praeterea  si  quae  occurrerint  ad  ipsum  Poloniae  regem 
vel  nostrum  in  eadem  aula  residentem  scribenda,  Devotio 
tua  secretis  notis  sive  zifris  sibi  antehaec  consignatis  uti 
poterit. 

Atque  hisce  omnibus  dextre  perficiendis  Devotio  tua 
(cuius    fidei    et   tacitumitati    plurimum    confidimus)    benignam 


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voluntatem  nostram   exequetiir^   qui  ipsam   gratia  nostra  regia 
complectimur. 

Viennae,  19.  Maij  1657. 

Concept 

XLIV. 

Kaiser  Leopolds  I.  Creditive  für  Feter  Farcheyloh  an  den 
jungen  Chmielnioki,  Wien,  4.  Juni  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Credentiales  ad  iuvenem  Chmelnicium  in  archiepiscopum 
Martianopolitanum. 

Leopoldus.  lUustris,  syncere  nobis  dilecte  (IllustriS;  magni- 
fici  et  strenui,  syncere  nobis  dilecti).  Ablegavimus  non  ita  pridem 
reverendum,  devotum,  sincere  nobis  dilectum  Petrum  Parcevich, 
nostnim  consiliarium  et  archiepiscopum  Martianopolitanum,  ut 
patri  vestro  illustri  sincere  nobis  dilecto  Boguslao  Chmelniskio 
certa  quedam  ad  restaurandam  quietem  publicam  spectantia 
proponeret.  Cum  autem  interea  temporis  fama  ad  nos  perlata 
sit,  patrem  vestrum  re  bene  coepta  sed  nondum  finita,  id  quod 
dolemus,  vi  vis  erreptum  esse;  nos  vero  pro  singulari  nostro  in 
pacem  inclytae  regno  Poloniae  et  patriae  reducendam  studio  in 
id  maxime  propendeamus,  ut  coepti  tractatus  optatum  sortiantur 
effectum:  clementer  a  vobis  postulamus,  quatenus  prefato  ab- 
legato  nostro  in  ijs,  quae  nostro  nomine  ulterius  propositurus 
est,  plenam  fidem  adhibere  atque  totum  tractationis  negotium 
ita  finire  velitis,  quemadmodum  benigne  confidimus  atque  pu- 
blica quies  et  ipsius  patriae  tranquill  itas  id  postulat.  Qui  vobis 
vicissim  gratiam  et  benevolentiam  nostram  regiam  offerimus. 
Datum  in  civitate  nostra  Viennae  anno  1657  die  4.  mensis  Junij. 

Concept. 

XLV. 

Kaiser  Iieopolds  L  Auftrag  an  Feter  Farchevioh,  seine  ICission 
beim  jungen  Chmielnieki  fortzufahren,  Wien,  4.  Juni  1657. 

Ans  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Archiepiscopo  Martianopolitano. 
Leopoldus.     Reverende,    devote,    syncere    nobis    dilecte. 
Omnino  confidimus  litteras  nostras  17.  (recte  19.)  Maij  proxime 


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preteriti  ad  Devotionem  tuam  datas^  quibus  eandem  de  ex- 
cessu  ex  hac  vita  colendissimi  domini  patris  nostri  gloriosae 
memoriae  certiorem  faciebamus  simulque  novam  ad  iDterpo- 
nenda  inter  serenissimum  regem  et  regnum  Poloniae  et  gene- 
ralem  Cosaccorum  ducera  et  exercitum  illi  adhaerentem  pro 
reconciliatione  officia  mediationis  nostrae  plenipotentiam  trans- 
mittebamus,  reete  pervenisse.  Relatum  nobis  fuit  interim,  Devo- 
tionem tuam  non  solum  ad  generalem  Cosaccorum  ducem  Chmel- 
niskium  pervenisse,  sed  mediante  quoque  opera  et  officiorum 
suorum  interpositione  tractatus  reconciliacionis  cum  domino  se- 
renissimo  Rege  et  regno  Poloniae  institutos  eo  fiiisse  perductos, 
ut  speratus  eorundem  finis  potuisset  expectari,  nisi  morte  ipsa 
vel  periculoso  saltem  morbo  correptus  fuisset  Chmelniskius,  qui 
tamen  rem  eo  disposuerit,  ut  totum  armorum  imperiura  filio 
suo,  ut  aiunt^  impuberi  fuerit  delatum. 

Cum  igitur  nos  non  modo  diligentiam  et  syncere  devo- 
tionis  Studium,  quod  Devotio  tua  huic  negotio  impendisse  per- 
hibetur,  benigne  approbemus,  verum  etiam  tractatus  ipsos  ad 
optatum  eflfectum  perduci  admodum  cnpiamus,  idcirco,  tametsi 
de  statu  domini  Chmielniczkij,  vivusne  an  mortuus  lUe  sit, 
etiamnum  simus  dubij,  faciendum  tamen  nobis  putaremus,  ut 
Devotioni  tuae  in  eum  insperatum  eventum,  quo  dominus 
Chmielnitzkius  fatis  iam  concessisset  ac  eidem  filius  substitutus 
esset,  plenipotentiam  et  fiduciarias  bis  appositas  [quibus  titulum 
inscribere  nostro  nomine  noverit]  ad  filium  defuncti  Cbmelniskij 
transmitteremus  eamque  hisce  clementer,  ut  facirnus,  require- 
remus,  si  quidem  casus  iam  dictus  evenerit,  premissis  pro 
ratione  ipsiusmet  casus  convenientibus  curialibus  eidem  Chmiel- 
nitzkio  iuniori,  tum  et  subordinatis  ductoribus  militiae  de  nostra 
in  pacem  et  quietem  dicti  regni  cura,  tum  studio  quoque  erga 
ipsos  contestato  in  id  porro,  nisi  res  iam  quod  speramus,  con- 
fecta  sit,  iuxta  prescriptum  instructionis  iam  ante  sibi  datae 
omni  contentione  incumbere  pergat,  quo  negocio  illi  optatus 
quam  primum  finis  imponatur  eiusque  rei  mox  ad  nos  nuntius 
perferatur.  Expletura  est  in  hoc  Devotio  tua  benignam  volun- 
tatem  nostram,  qui  ipsam  de  caetero  gratia  nostra  regia  cle- 
menter complectimur.     Viennae  4.  Junij  1657. 

Concept. 


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537 

XLVL 

Kaiser  Leopolds  L  Vollmacht   für  Peter  Farohevich    als   G^ 
sandten  beim  jungen  Chmielnioki,  Wien,  4.  Juni  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Plenipotentia  pro  archiepiscopo  Martianopolitano  ad  trac- 
tandum  cum  Chmelnickio. 

NoB  Leopoldus  etc.  Agnoscimus  et  notum  facimus  tenore 
presentium  universis,  quod  nos  pro  singulari  nostro  in  pacem 
quaquaversus  restaurandam  et  stabiliendam  studio  reverendo^ 
devoto,  sincere  nobis  dilecto  Petro  Parcevich,  nostro  consi- 
liario  et  archiepiscopo  MartianopoIitanO;  in  mandatis  et  pleni- 
potentiam  dederimuS;  prout  hisce  animo  deliberato  damus,  ut 
is  pro  componendis  et  radicitus  toUendis  differentijs  inter  sere- 
nissimum  principem  dominum  Joannem  Casimirum  regem  Po- 
loniae  et  Sueciae,  magnum  ducem  Lithuaniae  etc.  et  regnum 
Poloniae  ex  una;  atque  illustrem  quondam  sincere  nobis  di- 
lectum  Boguslaum  Chmelniskium,  Cosaccorum  Zaporaviensium 
generalem  militiae  ducem  eiusque  assistentes  consiliarios  et 
ordinum  ductores  ex  altera  parte  iam  pridem  exortis  et  post 
fata  domini  Chmielnickij  inter  eiusdem  substitutum  et  consiliarios 
et  ordinum  ductores  et  copias  partim  adhuc  vigentibus^  non 
solum  nostro  nomine  operam  et  officia  interponere  sed  etiam 
fideiubere  possit  ac  valeat,  quicquid  ex  parte  dicti  serenissimi 
regia  et  regni  Poloniae  Lac  super  re  deinceps  tractatum,  con- 
clusum  et  promissum  fuerit,  id  totum  firmum  et  constans  fore 
atque  debitae  executioni  demandatum  iri.  Harum  testimonio 
literarum  manu  nostra  subscriptarum  et  sigilli  nostri  regij  im- 
pressione  mimitarum.  Quae  dabantur  in  civitate  nostra  Viennae 
die  4.  Junij  1657. 

Concept 

XLvn. 

Feter  Faroheviohs  Bericht  an  Kaiser  Leopold  I., 
Lemberg,  80.  Juni  1667. 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Serenissime  rex,  domine  clementissime. 
Quod   a  toto  tempore  mei  Vienna  discessus  nil  literarum 
(nisi  quas  Jaroslavia  de  octava  Februarij  ad  divum  imperatorem 


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Ferdinandum  tertium  gloriosissimae  memoriae  scripseram)  de- 
derim  adeoque  ulterior  progressus  legationis  meae  alto  invol- 
veretur  silentiO;  non  mea  stetit  culpa;  qui  in  singulas  occasiones 
transmittendi  litteras  attendebam^  si  facultas  non  praecluderetur. 
A  primo  enim  ingressu  in  Poloniam,  quo  ablegatus  a  sacra- 
tissima  caesarea  Maiestate  commisso  mihi  accingebam  me  itineri, 
in  tantas  redactus  fui  angustias  propter  assiduas  excursiones 
Ungaroruni;  Cosacorum,  Moschorum  atque  Valachorum,  ut  non 
modo  quidpiam  litterarum  transmittere  potui,  sed  vix  capiti 
meo  metuens  illius  periculum  evasi;  fecit  tamen  omnipotens 
divinae  providentiae  dextra,  ut  superatis  tot  viarum  difficul- 
tatibus  non  parvo  salutis  meae  dispendio  ad  illam  re  et  nomine 
barbaram  Cosacorum  pervenerim  Ukrainam;  ubi  quae  et  qualia 
passus  sum,  lator  praesentium  secretarius  legationis  meae  do- 
minus Christophorus  Marianowic;  tot  malorum  comes  et  testis, 
sacratissimae  suae  regiae  Maiestati  luculentius  edisseret,  dum 
non  modo  expeditionem  legationis  meae  ab  illo  efferato  leone 
assequi  poteram,  sed  ultra  spem  meam  per  tres  menses  in  illo 
Ovidiano  detentus  exilio  facultate  priuabar  scribendi  litteras, 
licet  toties  non  re  sed  verbis  promptiorem  se  declararet  in 
transmittendis  dux  ipse  Chmielnicius.  Quem  tandem  exitum 
sortita  sit  legatio  et  quomodo  indomitam  hanc  ursam  tot  vic- 
toriis  insolescentem  benigna  sacratissimae  caesareae  Maiestatis 
protectio  domuerit,  tum  et  quomodo  in  perficiendo  commisso 
mihi  negotio  ex  sententia  eiusdem  sacratissimae  caesareae  Maie- 
statis et  ex  re  serenissimi  regis  regnique  Poloniae  adlabora- 
verim,  idem  secretarius  legationis  huius  fidelissimam  dabit  sacra- 
tissimae suae  regiae  Maiestati  relationem,  in  quibus  ut  ipsi 
fides  adhibeatur  humiliter  sacratissimae  suae  Maiestati  supplico. 
Libentius  ipse  hoc  muneris  sustinuissem,  ni  me  gravis 
impediret  morbus,  ob  cuius  vehementiam  defixus  lecto  ex  con- 
silio  doctorum  et  medicorum  subsistere  tantisper  Leopoli  debeo, 
quoad  recuperatis  viribus  mandatum  suae  Maiestatis  commo- 
dius  exequar.  Litteras  fiduciarias  una  cum  instructione  sacra- 
tissimae suae  regiae  Maiestatis  his  fere  diebus  in  reditu  meo 
ea  qua  decuit  recepi  subiectione;  quia  vero  propter  in  dies 
accrescentem  morbum  cum  illis  ad  Chmielnicium  et  Cosacos 
redire  non  potui,  earundem  copias  cum  meis  [quarum  itidem 
exemplar  suae  Maiestati  transmitto]  ad  illos  ablegavi.  Non 
difBdO;  quin  dati  verbi  sui  memores  quidquam  de  propensione 


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8ua  in  sereniBsimam  domum  Austriacam  remittant,   cuius  sere- 
nissimae  Maiestati  omnem  ex  animo  apprecor  felicitatein. 

Datum  Leopoli  die  30.  Jimij  anno  domini  1657. 

Serenissimae  Maiestatis  vestrae  bumillimus  capellanus 

Petrus  Parcevich 

archiepiscopus  Martianopolitanus. 
Original. 


XLvm. 

Bittgesuch  Christophor  Marianovichs,  G^esandtsohaftsseoretftrs 

Peter  Paroheviohs  und  Froourators   von   Bosnien,   an   König 

Johann  Casimir  von  Polen,  ohne  Datum  (Juli  1667). 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof«  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Serenissime  rex,  domine  clementissime. 

Is  est  semper  magnorum  principum  animus,  ut  neminem 
a  Buo  vultu  tristem  abire  patiatur.  £um  esse  et  suae  Maiestatis 
genium  nemo  dubitavit,  nisi  qui  ipsius  etiam  solis  beneficium 
expertus  est.  Dabit  credo  veniam  serenissima  Maiestas  sua 
audaciae  meae^  qui,  cum  alieniena  sim,  radios  serenitatis  vestrae 
in  me  derivari  pro  magna  parte  felicitatis  meae  mihi  quoque 
reputem.  Nam  cum  itineris  comes  et  secretarius  legationis  ad 
Chmelnicium  cum  reverendissimo  archiepiscopo  Marcianopoli- 
tano  a  sacra  caesarea  Maiestate  gloriosissimae  memoriae  de- 
signatus  fuerim,  spem  magnam  concepi,  non  penes  ingratos 
operam  meam  collocatum  iri,  quam  prompte  etiam  cum  dis- 
pendio  salutis  exequens  illius  optato  superis  faventibus  inclytum 
hoc  regnum  potietur  fructu.  Itaque  clementissimam  Maiestatem 
humillime  exoro  et  supplico,  quatenus  serenissima  Maiestas 
püssimae  et  gloriosissimae  memoriae  ore  caesareo  ac  regio 
spontanea  sua  dementia  antea  ad  mei  instantiam  super  quin- 
quaginta  florenos  mei  salarij  alios  quoque  quinquaginta  addendo 
florenos  Hungaricales,  ut  in  posterum  semper  ex  Camera  Hun- 
garica  menstruatim  percipere  valeam;  insuper  vero  in  reditu 
ex  hac  legatione  peracta  prima  occasione  data  per  fiscum  aut 
per  defectum  seminis  aliqua  bona  pro  fidelibus  servitijs  mihi 
conferenda  prae  alijs  clementissime  se  optabit,  id  est  a  decima 


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Januarij  nostri  discessus  Vienna  ad  ducem  Chmielnicium  vel 
Cosacorum.  Pro  quibus  ego  beneficijs  Maiestati  clementisBimae 
in  Omnibus  fideliter  inservire  non  desinam  et  pro  tanta  gratia 
humillimuni  me  servnm  et  suae  Maiestatis  regiae  indignum 
habebit  exoratorem.  Serenissimae  Maiestatis  vestrae  humilli- 
mus  servTis  Christophorus  Marianovich  m.  p. 

In  tergo:  Ad  serenissimam  regiam  Maiestatem  regni  Po- 
loniae  ac  Suaeciae  regem,  dominum,  dominum  meum  clemen- 
tissimum  supplex  libellus  Christophori  Marianovich. 

Original. 

XLIX. 

G^Bandtsohaftsberioht  Christophor  Marianoviohs  an  Kaiser 
Leopold  I.,  ohne  Datum  (Prag,  7.  August  1667). 

Aus  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  in  Wien. 

Relatio  legationis  apud  ducem  Cosacorum  Cbmelniczky 
institutae  et  peractae. 

Anno  domini  1657  die  10.  mensis  Januarij  iam  preteriti, 
cum  ex  benigna  sacratissimae  quondam  caesareae  et  regiae 
Maiestatis,  olim  Ferdinandj  tertij  etc.  beatissimae  memoriae 
conmiissione  et  mandato  in  legatione  ad  praefatum  ducem 
Ehmelniczkium  peragenda  exmissi  fuissemus  ac  Vienna  per 
partes  regni  Ungariae  versus  tredecim  oppida  Scepusiensia  per- 
rexissemus;  quo  die  noctuque  pergendo  ob  ingentes  nives  fri- 
gusque  intensissimum  maxima  cum  difficultate  montes  altissi- 
mos  scandendo  pervenimus  ibique  repertis  nonnullis  ex  statibus 
dominorum  Polonorum,  a  quibus  iter  ad  antelatum  ducem  Co- 
sacorum perquirendo  simul  etiam  unum  ductorem  pro  demon- 
strande  itjnere  ad  aliquot  dumtaxat  milliaria  expetientes,  nihil 
penitus  tanquam  a  perfidis  et  infidelibus  obtinere  potuimus, 
currum  vero  et  equos  pro  pecunia  nostra  vix  etiam  nobis  con- 
cesserant.  Unde  cum  reverendissimo  domino  archiepiscopo 
Marcianopolitano,  alias  calida  febre  per  totum  iter  laborante, 
divinae  maiestati  nos  recommendantes  versus  civitatem  Bicz 
nuncupatam  die  noctuque  in  summo  frigore  pergentes,  in  qua 
capitaneum  dominum  Voiniczky  reperimus,  qui  etiam  antea  a 
serenissimo  rege  Poloniae   in  legatione  ad  predefunctam  suam 


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Maiestatem  caesaream  et  regiam  exmissus  erat^  quem  nobis 
anxilio  et  consilio  fore  ad  futurum  vel  maxime  pollieebamur; 
sed  spe  frustrati  vix  et  summa  cum  difficultate  vecturam 
nostram  ad  duo  dumtaxat  milliaria  pro  peeunia  nostra  obtj- 
nueramus.  Inde  itaque  proficiscendo  in  summo  tremore  et 
timore  tertja  post  die  circa  mediam  noctis  ad  civitatem  Lanczut^ 
quae  ad  dominum  Marsalchum  pertinet,  ubi  sat  difficulter 
intromissi  in  uno  sordido  et  frigide  stabulo  cum  bobus  et 
vaccis  pernoctare  debuimuS;  summo  mane  surreximus  et;  quam 
primum  porta  civitatis  erat  aperta;  versus  Jeroszlaviam  perve- 
nimus,  ubi  in  suburbio  eiusdem  in  unum  diversorium  parum 
divertissemus  ibidemque  per  exiguum  tempus  quievissemus, 
extunc  quidam  duo  Patres  Jesuitarum  nos  adeuntes  exquirentes 
a  nobis  quonam  locorum  pergamus.  Quibus  reverendissimus 
dominus  respondit^  nos  Leopolim  versus  tendere;  cui  antedicti 
Patres  cum  admiratione  et  certo  respondissent:  ^Vestras  Demi- 
nationes  sine  evidentj  vestro  periculo  illuc  impossibile  est  per- 
venire,  quia  miles  Rakoczianus  ibi  circumquaque  iacere  di- 
citur^.  Et  plane  Leopoli  paulo  post  tertius  Jesuitarum  super- 
venit  premissa  omnia  affirmando,  a  generalissimo  principis 
Transylvaniae  Joanne  Kemeny  dictam  civitatem  circumquaque 
cinctam  esse;  prout  etjam  comes  Liubomirszki  ad  nos  similiter 
veniens  et  a  nobis  perquirendo,  quonam  proficiscamur  in  tam 
pemicioso  itinere,  inquiendo:  ,En  undique  Cosaci,  Sueci,  Mol- 
davi,  Tartari  et  nostri  milites  praedam  querentes  grassantur^ 
qui  ubicumque  vos  deprehenderint,  spoliabunt;  et  sie  vestrum 
iter  frustraneum  erit*.  Khmelniczkium  autem  pro  certo  iam 
pridem  mortuum  esse  profitentur.  Quo  cum  ulterius  collocuti 
fuissemus  rogando  eum^  quatenus  aliquem  exploratum  ad  supra- 
fatam  civitatem  exmitteret,  an  haec  sint  vera,  quae  sparguntur, 
misit  unum  illuc  exploratum;  qui  cum  redijsset,  sane  ita  esse 
omnia  retulit.  Quo  audito  nos  territi  rogavimus  eundem,  qua- 
tenus nobis  auxilio  in  tali  casu  constjtutis  adesset,  ne  nos  ad 
manus  inimicorum  cum  secretis  suae  Maiestatis  devenire  con- 
tingat.  Dicens  itaque  is  ad  nos:  ,Si  vultis  redire,  venite  mecum; 
ego  vos  remittam  cum  meis  militibus,  quocumque  vultis,  quia 
ego  ipsemet  video  modum  non  esse,  ut  ulterius  hac  pei^ere 
poBsetis^  Cui  ego  dixi  rogando:  ,Illustrissime  domine  solum 
dignetur  nobis  equos  et  currum  cum  uno  ductore  subministrare, 
ut   hos   milites   circumire   et  ipsos  evitare  possimus'.     Is  sicut 


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bonus  dominus  Btatim  eius  locj  iudici  significavit^  ut  de  equis 
et  curru  nobis  provideret,  prout  etiam  aliquem  ductorem  ordi- 
naret;  qui  viam  sciret  versus  Sacalium^  quae  civitas  sexaginta 
plane  milliaribus  distabat.  Perreximus  circumeundo^  ubi  qua- 
quaversum  miseram  plebem  in  tarn  duro  hyemali  tempore  dis- 
persam  et  fugam  capientem;  miseras  feminas  derelictis  aedibus 
cum  prolibus  et  pecoribus  altissimos  montes  scandentes,  ubi  se 
abscondere  possent,  circumspeximus;  et  vix  tribus  milliaribus 
pervenimus^  iam  ulterius  equos  et  currum  nobis  denegaverant 
timentes  sibi  a  militibus  Cosacis.  Ubi  in  uno  miserabilj  et  tota- 
liter  devastato  et  desolato  pago  constituti  oberrantes  et  tan- 
quam  desperatj  hinc  inde  per  pagum  de  domo  in  domum  cur- 
sitando  et  querendo,  ut  iter  nostrum  alterius  prosequeremur^ 
ductorem  aliquem;  ubi  penitus  nullum  mortalium  reperimus; 
sed  sie  in  nomine  dominj  ulterius  perreximus  sine  ullo  ductore 
aut  comissario.  In  acquirendis  vero  equis  et  currubus  summa 
difficultas;  et  qui  inveniebantur,  triplo  illos  solvere  debuimus; 
panis  vero  et  carnium  summa  Caritas  et  etjam  raritas  et  per 
quadraginta  milliaria  nihil  aliud  quam  loca  deserta  et  solo  ad- 
equata,  cadavera  hominum  humi  prostrata  et  capita  appensa 
penes  viam  undique  et  ex  utraque  parte  cernebantur.  Tandem 
cum  non  superesset  aliud  medium^  coactj  fuimus  equos  vi  ac- 
cipere^  quibus  ulterius  perreximus;  pervenimus  ad  quendam 
palatinum  non  procul  a  praesidio  Sacaliense  distantem,  apud 
quem  equos  vi  acceptos  relinqueramus  rogando  cum,  quatenus 
is  alios  nobis  equos  suppeditaret,  siquidem  in  talj  negotio 
bonum  videlicet  pacis  et  regnum  Poloniae  concernens,  perge- 
remus.  Fecit  bonus  dominus  et  usque  ad  dictum  praesidium 
Sacaliense  equos  et  currus  subministravit;  quibus  cum  ad  idem 
praesidium  pervenissemus  circa  mediam  noctis^  quo  nullo  modo 
intrare  permissi  fuimus  ex  eO;  quod  nos  Rakoczianos  putabant 
esse.  Miserunt  nihilominus  ad  nos  duos  officiales,  quibus  salvum 
passum  nostrum  demonstravjmus  referendo  et  dicendo  eisdem, 
nos  non  esse  Rakoczianos,  verum  sacratissimae,  caesareae  re- 
giae  Maiestatis  Romanorum  imperatoris  Ferdinandj  tertij  in 
ablegatione  ad  ducem  Cosacorum  missos.  Qui  postquam  salvum 
passum  vidissenty  tandem  intromiserant  nos^  ubi  omnes  ingenti 
frigore  correpti  vix  loqui  valentes;  qui  tamen  ob  respectum 
palatini  illius;  cuius  homines  nobiscum  habujmus,  omnem  hu- 
manitatem  nobis  exhibuerunt.  Ubi  similiter  pro  pecunia  nostra 


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et  quidem  pro  gravi  taxa  equos  et  currum  acquisiveramuB,  et 
quo  ulterius  eo  deterius  ubique  a  Rakoczianis  militibus  timentes, 
qui  tot  homicidia  et  predas  exercebant  undique.  Sumptus  vero 
nobis  per  suam  Maiestatem  ordinatus  et  subministratuS;  ex  quo 
ubique   multum   exponere  coacti  fuimus  tarn  pro  equis  et  cur- 
rubus    conducendis   quam  vero   pro   quartirijs   et  eibo  et  potu 
solvendis^    defecerat   in   praemisso   loco  Sacaliensi,    ubj   primo 
medium   iter  nos   continuasse   homines   eiusdem   loci  dicebant. 
Inde  itaque  perreximus  ulterius  et  per  varia  divertjcula  et  circum- 
jtiones  pergendo^   postquam   meos  etjam  centum   aureos,   quos 
mecum  e  domo  mea  attuleram,  consumpsimus,  diversa  debita  hinc 
iude  ab  Armenis  eontrahere  necessitati  fuimus^  ita  ut  ad  sex  mil- 
lia  florenorum  se  extendant,  prout  id  ex  literis  domini  reveren- 
dissimi  archiepiscopi  ad  suam  Maiestatem  datis  uberius  pateret. 
Ulterius   itaque  per  integerimos  Septem   dies  eundo,  quousque 
videlicet  ad  praesidium  Dubna  die  prima  sacrae  quadragesimae 
appulimus.  Ubi  eius  praesidij  principissa,  relicta  culusdam  Domi- 
uicj,  plus  humanitatis  quam   ullus  Polonorum   exhibuit;   equos 
suos  et  currus  et  reliqua  necessaria  subministrasset  usque  Taipkur 
et  Rakusnam.  Rakusnae  vero  conductis  pro  peeunia  equis  et  curru ; 
unde  similiter  magna  cireuitjone  timentes  a  militibus  Museovianis 
et  Cosacis,  [utj  debujmus,]  qui  per  illas  partes  tanquam  lupj  ra- 
paces  praedam  querentes  grassabantur,  ad  quadraginta  milliaria 
tandem  pervenimus  ad  civitatem  Kurcz  dictam^  ubi  prout  etiam 
in  alijs  locis  currus  et  equos  pro  peeunia  nostra  vix  acquisivera- 
mus  ob  metum  grassantium  latronum.   Hinc  iterum  per  integra 
quinquaginta  milliaria  loca  videlicet  a  Tartaris  deserta  triginta 
milliaribuB  cireuitjone,   uti   debujmus,    sitim,   famem    et  frigus 
ingens  perferendo  pervenimus  ad  quoddam  oppidum  desolatum 
Eerstus  dictum,  ubi  nullum  mortalium  invenimus;  ulterius  per- 
reximus  et   sub   quadam   arbore   in   campo  unam  noctem  per- 
agere  coactj  fuimus;  summo  itaque  mane  surgendo  perreximus 
versus  civitatem  Cosacorum  Brusilova  denominatam,  ubj  nobis 
pro  ulteriorj  itinere  panem  emeramus  et  Pastoviam  pervenimus. 
Fastovia  vero  per  civitates  Bielam-Czirkvam,   quae  metropolis 
Russiae  nominatur;  item  Raktuam,  Buoslaviam,  Vilszkam,  Lon- 
gumpontem,  Macharszkam,  Capitancam,  Medvedcam^  Szobotam, 
ubi   omnia  caro  pretio  habebantur.     Ibi  itaque  primo  rescive- 
ramuB  Khmelniczkium  adhuc  supervivere,  progredientes  versus 
Cherliu;  residentiam  solitam  dicti  ducis,   ubi  ex  iussu  eiusdem 


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cancelarij  hospitium  in  uno  stricto  diverso'rio  ordinatum  et  re- 
liqua  etjam  subministrata  utcumque  erant;  idem  cancellarius 
secunda  vero  die  mane  una  cum  aliquot  consiliarijs  ad  hospi- 
tium  nostrum  veniens  et  nos  bonorifice  salutando  et  aggratu- 
lando  excepit;  cui  reverendissimus  dominus  literas  suae  Maie- 
statis Salute  premissa  tradidit.  Quibus  perlectis  se  bene 
intellexisse  (dixit)  et  statim  profectus  est  ad  ducem  Kmelnicz- 
kium,  imo  milliarj  eotum  distantem  in  Sobota  adventum  nostrum 
eidem  significaturus;  finitis  vero  sex  diebus  vocatj  ad  audien- 
tjam  in  Sobotovam  (sie!).  Quo  pergendo  obviam  venit  nobis 
dux  Capuszta  denominatus  cum  ducentis  equitibus  Cosacis 
nos  bonorifice  salutando  et  ad  palatium  usque  ducis  nos  com- 
mittantes;  inde  vero  postquam  in  imam  domum  calidam  intro- 
ducti  et  paulisper  quievissemus,  venerant  ad  nos  duo  consiliarij 
duciS;  salutando  nos  denuo  bonorifice  nomine  ducis  suj.  Interim 
tamen  rbedae  tapetibus  Persicianis  exornatae  adoptantur,  quibus 
ad  palatium  ducis  vectj^  adstantibus  circumquaque  quam  plu- 
rimis  sclopetarijs^  per  dictum  cancellarium  ad  ducem  alias 
lecto  affixum  introducti.  Quem  reverendissimus  dominus  licet 
sat  fessus  et  morbo  vexatus  nihilominus  tamen  laudabiliter  et 
docenter  perorando  nomineque  suac  Maiestatis  sacratissimae, 
uti  decebat,  salutando,  eidem  literas  suae  Maiestatis  praesen- 
tavit;  quas  dictus  dux  elevans  se  e  lecto  ad  se  recepisset  eas- 
que  deosculando  fronti  admovisset  inquiens:  ^Ego  indignus  servus 
(literas)  suae  sacratissimae  cesareae  et  regiae  Maiestatis,  summi 
monarchae  orbis,  cuius  sacros  pedes  non  sum  dignus  lavare, 
multo  minus  deosculari  demisse  accepto';  his  dictis  iussit  domi- 
num reverendissimum  sedere  et,  ex  quo  tempus  prandij  aderat, 
cibos  Interim  adferri.  Quo  cum  una  mensae  eins  assidentes 
pransissemus,  curavit  unum  scyphum  plenum  mulso  adimplerj, 
propinando  consiliarijs  suis  in  sanitatem  suae  Maiestatis  cae- 
sareae  et  regiae  ac  totius  domus  Austriacae,  serenissimorum 
principum;  qui  omnes  benevole  acceptando  in  finem  ipsis  ob- 
latum  consequenter  omnes  ebiberunt,  sub  idque  totum  tempus 
prandij  nobiscum  pulchre  conversando  et  finito  prandio  sat 
lauti,  comitjvam  usque  ad  bospitium  nostrum  nobis  dederunt. 
Apud  quem  tanta  confluentia  legatorum  adfuit:  signanter  vero 
Suecicus  et  Rakoczij  bis,  Turcicus  bis,  Tartaricus  bis,  Molda- 
vicus  ter,  Valachius  etjam  ter,  reginae  Poloniae  semel,  qui 
prius  ad  nostrum  illuc  adventum  iam  discesserat  et  iterum  post 


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nos  onacom  regia  Poloniae  adfuit;  ob  quorum  confluentiam  nos 
tardiuS;  quam  intendebat;  expedivit.  Subinde  tarnen  ogo^  ex 
quo  reyerendissimus  dominus  morbo  praepeditus  erat,  cum 
campi  duce  aliquoties  de  negotio  nostro  ti*actavj  in  private^  uti 
etjam  cum  ipso  duce  Cosacorum;  is  tamen  me  semper  ad  can- 
ceUarium  suum  remittebat,  an  ipsi  placeant^  quae  inter  nos  trac- 
tata  erant;  cui  omnia  singulariter  placebant.  Nihilominus  tamen 
utj  et  ipse  dux  sie  et  ipse  cancellarius  ducem  praenominatum 
absque  aliorum  quoque  tribimorum^  consiliariorum  et  centurjo- 
num  suae  miljtiae  ad  literas  suae  Maiestatis  respondere  et  re- 
solvere  minime  posse^  dicebat,  nisi  prius  omnes  convocatos 
habeat  et  supranominatos  ablegatos  expediat.  Ulis  itaque  ex- 
peditis  et  supratactis  tribimis  et  consiliarijs  suis  ad  se  convo- 
catisy  cum  quibus  per  unam  integram  septimanam  quovis  die 
consilium  habende  tam  de  negotio  suae  Maiestatis,  quam  filij 
sui  electione;  qui  postquam  electus  et  publicatus  fuisset,  ha- 
bnit  convivia  per  triduum  sane  lautissima  ac  tam  variae  mu- 
sicae,  quam  explosiones  tormentorum  et  bombardarum  ad  stu- 
porem  fiebant;  finitis  itaque  ijsdem  epulis  lautissimis  accessi 
suprafatum  ducis  cancellariimi  rogando  eundem,  ut  siquidem 
alij  ablegati  expediti  essent;  nos  quoque  cum  optata  resolutjone 
ad  nostrum  clementissimum  imperatorem  et  regem  expeditos 
remittet.  Qui  statim  ducj  instantjam  nostram  declaravit;  quive 
seeunda  die  post  summo  mane  me  vocatum  habuit  se  pulchre 
excusandO;  quod  tam  diu  nos  detinuerit,  verum  nos  etjam  se 
quam  primum  expediturum  obtulit,  quod  iam  pridem  fecisset, 
nisi  premissa  impedimenta,  quae  nos  bene  nosse  et  vidisse 
dicebat;  prepedivissent;  vos  enim  tanquam  tanti  monarchae 
ablegatos;  utj  decet,  ex  omnibus  meis  viribus  adnitor,  ut  ad 
dominum  nostrum  patronum  et  mediatorem  cum  plena  resolu- 
tione  hac,  quae  sequitur,  remittam:  ,Nos  itaque  suam  Maie- 
statem sacratissimam  et  nullum  alium  pro  patrono  et  mediatore 
nostro  elegimus  cupientes,  ut  sua  Maiestas  sacratissima  hanc 
diutumam  controversiam  inter  nos  vigentem  componere  et 
absque  gravi  tamen  et  evidentj  nostro  aliquo  damno  et  iniurja 
determinarC;  finire  et  sopire  gra^ose  dignabjtur,  ne  ulterius 
sanguis  Christjanus  inter  nos  diffundatur,  et  quicquid  eadem 
sua  Maiestas  hoc  in  negotio  inter  nos  concluserit  et  adinve- 
nerit;  nos  pro  rato  et  firmo  habituros  promittimus  id  per  ex- 
pressum  declarando;  ut  si  quae  partium  benignam  «uae  Maiestatis 


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determinationem  et  conclusionem  violare  praesumpserit,  extunc 
ut  siui  Maiestas  caesarea  regiaque  una  cum  injuriata  parte 
contra  partem  puncta  conclusionis  non  observantem  insorgere 
et  punire  possit.  Insuper  spondemus  ex  toto  affectu  cordis 
nostrj;  nos  suae  Maiestatj  augustissimae  eiusdemque  domui 
Austriacae  in  posterum  fidelissime  in  omnibus  inservire  et 
amicos  suae  Maiestatis  pro  amicis,  inimicos  vero  pro  inimicis 
habere  et  contra  quemcunque  eadem  sua  Maiestas  volaerit, 
penes  eandem  contra  hostem  non  tantum  centum  verum  etiam 
ducentis  millibus,  si  opus  fuerit^  insurgere  et  pugnam  instjtuere 
paratos  semper  fore.  De  quibus  premissis  omnibus  eandem 
suam  Maiestatem  per  specialem  nostrum  ablegatum  uberius 
informaturi  sumus.  Milites  vero  nostros  Cosacos;  id  est  quadra- 
ginta  millia^  quos  Rakoczio  in  auxilium  transmiseramus,  eos 
ad  interpositionem  et  benignam  suae  Maiestatis  dehortatjonem 
statim  per  literas  nostras  sumus  revocaturj^  Qui  etiam  acceptis 
literis  eiusdem  cum  magna  preda  et  rapinis  redierunt.  Idem 
dux  vigesima  itaque  octava  Aprilis  literas  responsorias  per 
cancellarium  suum  reverendissimo  domino  praesentandas  ad 
hospitium  nostrum  transmisit  pulchre  valedicendo.  Cui  reveren- 
dissimus  dominus  archiepiscopus  ob  adversam  suam  valetudinem 
propria  in  persona  valedicere  non  potuit;  verum  ego  tam  no- 
mine ejusdem  quam  meo  honore  et  reverentia  premissis  vale- 
dixi.  Finita  hac  valedictjone  eadem  die  idem  dux  me  eotum 
ibidem  praesente  curavit  filium  suum  advocarj  dicendo  ej:  ,Fili 
mi  Qeorgj,  scias  te  in  posterum  bene  gerere;  habes  Romano- 
rum imperatorem  clementissimum  dominum;  quem  pro  nostro 
mediatore  et  patrono  singulari  elegimus,  discas  ut  ei  inservire 
scias;  is  tanquam  clementissimus  dominus  in  omni  necessitate 
tua  tibi  aderit^  —  Hoc  dicendo  lachrimis  effusis  porrexit  mihi 
manum  una  cum  £Qio  suo  et  benedixit  iter  nostrum.  Habitis 
dictis  literis  antelatj  ducis  responsorijs  eadem  die  hora  quarta 
pomeridiana  niovimus  et  pervenimus  ad  oppidum  Capitankam 
una  cum  serenissimi  regis  et  reginae  Poloniae  ablegatis>  cum 
quibus  uno  tantum  die  perreximus^  ex  quo  ipsi  metuentes  sibj 
a  Cosacis  die  noctuque  properarunt^  ita  ut  octo  equj  in  itinere 
tam  celeriter  pergendo  deperierunt.  Ego  vero  cum  reveren- 
dissimo domino  ob  debilitatem  et  infirmitatem  eiusdem  lentjus 
pergendo  et  cum  iam  sexaginta  milliaria  perfecissemus,  asse- 
cutj   sunt  no»  Cosacj   in  civitate  Brussilova^    ostendendo  nobis 


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647 

literas  ducis  Buj  revocatorias;  quibus  ipsis  demandatur  ut  statjm 
una  cum  legato  regia  Poloniae  dos  reducant:  coacti  itaque  re- 
dijmus  ad  civitatem  Fastovia^  ubi  mirabilja  tormentorum  genera, 
quibus  afficiemur,  nobis  referebant  eius  locj  homjnes.  Nos  ita- 
que timore  perculsi,  cogitantes  nobiscum  quidnam  novj  debeat 
esse^  cum  alias  annotatus  dux  cum  bona  resolutjone  nos  re- 
miserat; cuius  locj  index  ad  me  veniens  dixit,  me  ibi  per- 
manere  debere,  quousque  a  duce  non  venerit  aliqua  resolutjo, 
monstrando  mihi  unam  foetidam  et  frigidam  domum  pro  ho- 
spitjo,  ubj  per  triduum  sat  miserabiliter  constjtutus  permanere 
debuj.  Tertio  autem  die  perrexi  in  Bielam-Czirkvam  ad  quen- 
dam  tribunum  ducis  arrestationis  nostrae  perquirendo  causam^ 
cui  alias  reductio  et  arrestatio  nostri  demandata  erat,  uti  ipse 
coram  nobis  se  in  commissis  habere  respondisset,  ut  nos  ad 
ulteriorem  dicti  ducis  suj  resolutjonem  arrestare  debeat;  tandem 
cum  iam  de  his  a  dicto  tribuno  exquisivissem,  venit  post  me 
quidam  homo  Fastovia,  ubi  reverendissimus  ob  adversam  vale- 
tudinem  remanserat,  dicendo:  ^domine  venias  cito,  socius  tuus 
in  extremis  est';  quo  iterum  conducto  mihi  equo,  ne  litterae  et 
secreta  aliquomodo  depereant,  festinavi  die  noctuque,  quem 
divina  ita  disponente  gratia  melius  se  habentem  reperi.  Refe- 
rendo  eidem  miseriam  nostram  iterum  post  triduum  ad  viginti 
octo  milljaria  post  cancellarium  ducis  die  noctuque  eundo  pro- 
peravj,  quem  in  civitate  Chioviensi  nuptias  celebrantem  re- 
pertum  adivi,  narrando  ipsi  casum  arrestatjonis  nostrae  et  per- 
quirendo causam,  magna  cum  admiratjone  iuravit  dicendo,  quod 
Buprafatus  suus  dux  non  post  nos  sed  legatum  Polonicum  mi- 
serit  ,ex  eo,  quia  unus  homo  male  informavit  ducem  nostrum 
post  discessum  vestrum,  quod  Cosaci  milites  postquam  in  civi- 
tatem  Chioviensem  libere  et  pacifice  intromissi  fuissent,  post- 
modum  autem  per  milites  suae  Maiestatis  caesj  et  quod  dicta 
sua  Maiestas  legatum  suum  ad  Tartaros  eo  fine  exmisisset,  ut 
contra  Cosacos  insurgerent.  Sed  cum  nihil  herum  certj  fuisse- 
mus  expertj,  prout  nee  credidimus,  vos  itaque  potestis  ire  quo- 
cunque  et  quandocunque^  Dando  nobis  dictus  cancellarius 
commissarios  et  milites  pro  custodia  nostrum,  quos  nisi  ad  latus 
habuissemus,  nunquam  mortem,  etjamsi  centum  animarum 
fuissemus,  evadere  potuissemus;  et  haec  praemissa  remora 
causavit  nobis  unum  integrum  mensem.  Sed  deo  sint  laudes 
habitjs  suprafatis   militjbus   perreximus   per  mera  loca  deserta 

ArehiT.  Bd.  LIX.  H.  H&lfto.  36 


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548 

et  latrocinijs  obnoxia,  taDdem  pervenimus  ad  supronominatam 
principissam  eiusdem  Dominicj  viduam,  Dubnam;  ubj  reveren- 
dissimus  dominus,  cum  per  unam  septimauam  quievisset,  ob 
defectum  tamen  doetorura  Leopolim  versus  sat  difficulter  ob 
divexationeni  morbj  pei^ere  eoactus  fuisset  Quo  perveniens 
in  quoddam  monasterium  Dominicanorum  devehi  se  curavit, 
ubi  ad  praesens  usque  sub  cura  doctorum  existeret.  Unde  ego 
vigesima  mensis  Junij  movj  et  ad  generalem  Serenissimi  regia 
Polo  niae  Potoezky  dictum  pro  salvo  passu  misi,  quo  obtento 
perrexi  ad  raemoratum  regem  Poloniae  per  tot  exercitus,  tot 
latroneS;  tamen  laudetur  divina  maiestas  sanus  perveni;  jnde 
itaque  undecima  mensis  Julij  versus  Viennam  movj,  qua  de- 
cima  sexta  preteritj  mensis  Julij  perveni,  ubi  suam  Maiestatem 
me  putabam  inventurum;  jnde  itaque  iterum  movens  appuli 
huc  Pragam  quinta  Augustj,  ubi  relationem  verbotenus  coram 
sua    Maiestate   sacratissima   quam    serenissimo   arcbiduce   feci. 

In  tergo :  Relatio  legationis  apud  ducem  Chmielniczky 
institutae  et  per  reverendissimum  dominum  Petrum  Parchevich, 
archiepiscopum  Martianopolitanum  et  Christophorum  Mariano- 
vich, procuratorem  Bosnensem  peractae. 


L. 

Feter  Parcheviohs   und   Christophor  Marianovichs   Rechnung 
über  des  Letzteren  Heisespesen,  ohne  Datum  (Ende  1667  oder 

▲nfangr  1668). 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Sacratissime  ac  potentissime  Hungariae,  Bobemiae  regiae 
!,  Maiestati;  domino  domino  nostro  clementissimo. 

Optime  meminerit  Maiestas  vestra  sacratissima^  qualiter 
gloriosae  memoriae  imperator  Romanorum  Ferdinandus  tertius, 
me  cum  Petro  Parceuich  archiepiscopo  Marcianopolitano  ad 
Cosacos  in  urgenti  legatione  pro  publica  Cbristianitatis  cum 
illis  barbaris  pace  componenda  dignatus  fuerit  anno  1657,  die 
10.  Januarij  expedire  et  asociare,  vnde  eiusdem  anni  mense 
uero  Julij  meus  reditus  fuit  Viennam  cum  sex  equis  totidem- 
que   famuliS;    quos  Viennae   in    diuersorio   collocaui;   ego  uero 


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549 

post  sacram  Maiestatem  vestram  cum  relatione  legationis  Pragam 
cucuri  et  ab  illo  tempore  ueuBque  pro  quolibet  equo  per  septi- 
manam  in  dicto  diuersorio  exposui flo.         3(10 

Seilicet  pro  feno,  auena,  scissO;  Stramine 
stabuloque;  itaque  pro  dictis  sex  equis  intra  spa- 
tium  sex  mensium  exp „      468(  2 

Item  pro  uictu,  potu,  hospitio,  indusiorum 
lotione  et  similium  pro  sex  famulis  similiter  per 
sex  menses  exposui „      468 

Item  pro  me  et  alijs  duobus  famulis  Vienna 
Pragam  ueniendo  post  serenissimum  regem  cum 
relatione  legationis  soluendo  aurige  et  pro  uictu 
nostro  exposui „        58 

Item  hie  Pragae  expectando  resolutionem 
sacrae  regiae  Maiestatis  pef  tres  et  ultra  menseS; 
pro  uictu^  hospitio  et  similibus  tanto  expectando 
exposui „      234 

Item  Viennam  eundo  et  Pragam  redeundo 
cum  ijsdem  sex  equis  et  sex  famulis  per  dies  13 
incomodissimo  tempore  et  via  lutosissima  et  iam 
hie   manendo  a  sex  septimanis  in  diuersorio,  pro 

Omnibus  supradictis  exposui „      147 

Summa  facit     .     flo.  1397(  2 

Qua  de  causa  sacratissimam  Majestatem  vestram  oro  be- 
nigne demandare  inclithae  Aulicae  Camerae,  ut  proponat  dictum 
memoriale  apud  sacram  regiam  Maiestatem  vestram  et  nobis 
in  Omnibus  satisfaciat,  vt  possimus  nostris  creditoribus  a  tanto 
tempore  debita  contracta  persoluere.  Pro  quibus  gratijs  regijs 
manemus  obligatissimi  in  omnibus  fidelissime  in  posterum  seruire. 

Vestrae  sacratissime  Maiestatis  subditi 

Petrus  Parceuich 

archiepiscopus  Mariianopolitanus 

et  Christophorus  Marianouich. 

Rubrum:  Ad  inuictissimum  ac  potentissimum  Hungariae 
et  Bohemiae  regem,  dominum  dominum  nostrum  clementissimum 
humillimus  supplex  libellus  vt  intus. 


36* 


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550 


LI. 

Peter  Parohevichs  und  Christophor  Mariano  viohs  Reehniing  über 

die  Kosten  der  Gesandtschaftsreise  zu  Chmielnieki,  ohne  Datum 

(Ende  1657  oder  Anfang  1658). 

Alis  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Anno  domini  1657  Januarij  die  10.  iam  praeteriti,  cum  ex 
benigna  sacrae  caesareae  Maiestatis  commissione  et  mandato  in 
legatione  ad  Cosacos  destinatj  (essemus),  eatunc  ex  inölyta 
Camera  Aulica  viaticum  nobis  mille  tallerorum  dari  demandauit. 

Ex  hac  pecunia  Viennae  pro  illustrissimo  et  reuerendis- 
simo  domino  domino  archiepiscopo  Marcianopolitano  emere 
materiam  pro  yestibus  subducturis^  nodis;  ranis^  serico^  gallerO; 
croco,  manica,  chyrotaechis,  tibialijs,  candelis,  pipere,  tella, 
pulvinaribus,  cistis,  calceis;  omnia  ista  constiterunt  fl.  129  g.  15. 

Vestiendo  famulos,  personas  15,  pro  panno;  subdueturis, 
nodis,  ranis,  serieeis,  filis,  duplices  uestes  parando  pro  audien- 
tia  honestiores  et  itinere  in  tanto  frigore,  sartori  etiam  soluere : 
constiterunt  omnia  computando  simul    .     .     .     .     fl.  480  g.  2. 

Pro  donatorijs  rebus,  nouaculis,  cultris,  speculis  phorfi- 
cibus,  rosarijs,  metalis,  chyrotecis,  pro  omnibus.     fl.  420  g.  5. 

Pro  carabinis  unicuique  famulo  unum  carabin  et  puluere 
alijsque  rebus  omnia  simul fl.  100  g.  14. 

Aurigis  pro  quauis  persona  usque  Posonium    fl.     16. 

In  Lensprun  denoctauimus  prima  nocte  in  diuersorio;  pro 
coena  ^xposui 

In  transitu  aquae  Posonij  nautis  dedi  .     . 

Posonij  in  diuersorio  pro  prandio  et  coena 

Aurigis  usque  Tyrnauiam  pro  personis 

Tyrnauiae  in  diuersorio  pro  coena  .     .     . 

Galgotium  pro  aurigis 

Galgotij  pro  coena  in  diuersorio .... 

Mouendo  mane  in  via  in  quodam  pago  comedimus  in  via 
media  eundo  Tapolczam  pro  equis  equitantibus      .   fl.     3  g.  5. 

Aurigis  pro  equis  usque  ad  noctem;  peruenimus  Tapolczam; 
dedi  Ulis fl.  10  g.  3. 

Pro  coena  et  equis,  foeno  et  pabulo     .     .     .    fl.     6  g.  2. 

Inde  mouendo  in  media  via  comedimus,  dedj  fl.     4. 


a. 

6  g.  5. 

. 

.    g.  8. 

fl. 

8  g.  6. 

fl. 

16  g.  6. 

fl. 

5  g.  3. 

fl. 

9  g.  4. 

fl. 

5  g.  2. 

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551 

Aurigis  usque  ad  oppidum  Lipicam      .     .     .   fl.  9  g.     3.. 

Pro  ccena  et  equis  dedi fl.  4  g.  10. 

lüde  mouimus  ad  aliud  oppidum fl.  3  g.  10. 

In  hoc  oppido  inuenimus  currus  3  cum  ornuibus  appara- 
mentis  equorum^  quos  emimus  pro  itinere,  quia  amplius  inter 
montes  non  inueniebantur,  nisi  boarij  currus,  ideoque  neces- 
Bario  emere  debuimus fl.  135  g.  5. 

Aurigis  ista  die  usque  ad  noctem  eundo  .     .     fl.  8  g.  3. 

Pro  coena  in  hospitio fl.  4  g.  3. 

Alia  die  tota  pergendo  ad  oppidum  Driuerna  aurigis  fl.  7. 

Pro  coena  in  hospitio  et  prandio      .     .     .     .     fl.  3  g.  6. 

Alia  die  tot^  pergendo  ad  oppidum  Oserue  aurigis  fl.  5  g.  2. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.  1. 

Altera  die  inde  peruenimus  ad  oppidum  sub  monte;  hucus- 
que  dedimus  aurigis fl.  6  g.  5. 

In  hoc  oppido  accepimus  equos  recentes;  per  mirabiles 
montes  pergendo  vix  de  nocte  attigimus  ad  S.  Martinum; 
aurigis  dedi fl.  9  g.  5. 

Pro  coena  hospiti fl.  3  g.  4. 

Vlterius  per  montes  unius  diei  aurigis  .     .     .     fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.  6. 

Vlterius  prosequendo  tota  die  vix  peruenimus  ad  S.  Nico- 
laum;  aurigis fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.  3. 

Vlterius  in  tanto  frigore  tota  die  usque  ad  oppidum  Sieltas 

fl.  8  g.  7. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.  2. 

Vlterius  per  montes  iterum  usque  ad  oppidum  Lecciunam 

fl.  7  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.     2. 

Vlterius  per  montes  tota  die  in  frigore  peruenimus  ad  13 
oppida;  exposui fl.  9. 

Pro  prandio  et  coena fl.  3  g.     5. 

Vlterius  ad  oppidum  Podaboge fl.  5  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.  4. 

Vlterius  usque  ad  capituUum  Sepusiense  .     .   fl.  6  g.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.  5  g.     2. 

Vlterius  per  montes  et  ualles,  niues  aliasque  miserias  fl.  9. 

Pro  prandio  et  coena fl.     5  g.  2. 

Vlterius  usque  ad  civitatem  Lubnam  per  montes  fl.  10. 


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552 

Pro  prandio  et  coena fl.  4  g.  10. 

In  qua  civitate  maxime  sperabamus  commessarium  habere, 
nihil  horum  tanquam  a  rebellibus  nequam  suo  domino  (sc:  per- 
petravimus).  Inde  mane  conductis  equis  et  contoy  *  haiduk  per- 
Bonis  20,  quibus  dedimus  pro  equis  et  illis  .     .     .   fl.  20. 

Pro  prandio  et  coena  (in)  oppido  Muszinac  .   fl.     5. 

Inde  summo  mane  tota  die  vix  transivimus  milliaria  4 
propter  tantas  niues  et  frigus;  confoy  personis  30  et  equis 
conductis fl.  9  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena  (in)  oppido  Strienae    .   fl.  3  g.  10. 

Vlterius  per  totam  diem  peruenimus  ad  oppidum  Comilchae; 
pro  equis  conductis  et  confoy  personis  15    .     .     .   fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.     4. 

Summo  mane  surgendo  uix  per  montes  admirabiles,  niues, 
frigus  ingens  die  illa  peruenimus  ad  civitatem  Bicz  dictam, 
in  qua  castalaenus  fuit  Joannes  Vainichij,  qui  a  serenissimo  rege 
Poloniae  in  legatione  fuit  missus  cum  altero  ad  suam  caes. 
Maiestatem  Viennam,  qui  neque  uoluit  nos  accedere,  multo 
minus  aliquem  honorem  exhibere  uel  comessarium  nobis  dare, 
tanquam  rebellis  suo  domino.  Inde  discedendo  aurigis  conductis 
et  confoy  dedj fl.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.     3. 

Kihil  dedimus;  inde  discessimus  per  ualles  et  montes  ad- 
mirabiles  tota  die  vix  peruenimus  Tristoch;  pro  equis    fl.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.     3. 

Hinc  (propter)  periculum  a  militibus  Poloniae  habuimus 
confoy  equites  20,  quibus  dedimus  tota  die  commitandis  nos 
usque  ad  oppidum  Kesuouam fl.  7. 

Pro  equis  tota  die fl.  6. 

Pro  prandio  et  coena fl.  2  g.  10. 

Altera  die  perreximus  recentibus  equis  et  confoy;  vix 
peruenimus  de  nocte  hora  11.  ad  civitatem  Lacutuenta  a  niuibus 
vix  non  sepultj;  tandem  hora  1.  noctu  intromissi  ad  stabulum 
unum  cum  tanta  difficultate,  ubi  boues  et  oues  socios  habuimus; 
pro  equis  et  confoy  exposui fl.  20. 

Inde  mane  discessimus  iterum  cum  confoy.  Equitibus  25 
peruenimus   ad  oppidum  Preuorcham,    in  quo  prandium  sump- 


Convoy, 


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553 

simus  et  inde  vix  peruenimus  noctu  Jeroslauiam;  pro  equis  et 
aurigis  dedimus fl.  10. 

Confoy  autem fl.  12. 

Extra  civitatem  in  diversorio  suburbio  fuimus^  ubi  nos 
dominus  comes  Lubomirsky  et  Patres  Societatis  visitai'unt^  qui 
noua  infausta  detestatj,  nempe  Leopolim  a  milite  Rakocziano 
cinetam;  per  quam  nostrum  iter  acceptum  prosequi  debuimus^ 
qui  comes  nos  ad  prandium  accepit.  Et  cum  medio  in  prandio 
fuissemus^  explorator  rediens  dixit  cum  aliquot  civibus  cuncta 
omnino  uera  esse  ;imo  timendum  est,  ne  hac  nocte  in  nos  irruant 
Rakocziani^  His  auditis  comes  terrefactus  prospicit  fugae  cum 
familia  tota  sua  admonens  nos  de  redditu,  cum  medium  nullum 
sit  manus  inimicorum  militum  euadendj ;  ^nisi  si  uultis  una  cum 
secretis  suae  caes.  Maiestatis  facile  interire^  nam  omnia  loca  et 
partes  abundant  militibus  et  Kakoczianis  et  Cozacis  et  Suecis  et 
Moskouitis  et  Valachis  et  alijs;  omnes  partes  obrutae  sunt^  Et  qui 
ostendit  certas  literas  scriptas;  ego  humillime  rogans  ipsam  ob- 
tinui  (maxime  timens  propter  secreta  sac.  caes.  Maiestatis,  ne 
illa  una  nobiscum  ad  manus  inimicorum  incidant),  utj  dominus 
comes  prociu'auit  de  civitate  equos  et  duos  ductores,  qui  nobis 
viam  monstrarent;  quousque  equi  peruenerunt  ad  nos  ex  civi- 
tate, scripsimus  sacrae  caes.  Maiestatj  die  8.  Februarij  Viennam, 
ut  sciret  sua  Maicstas,  nos  esse  in  summo  periculo  ob  causam 
ubique  inimicorum  grassantium.  Interim  peruenerunt  equi  et 
ductores;  comes  fugiens  ad  unam  partem,  nos  autem  ad  alteram 
uersus  Sakalium  a  recta  via  60  milliaribus  circumire.  Vndequa- 
que  miseram  plebem  tam  duro  hyemali  tempore  fugientes,  pro- 
sequentes  et  dispersam,  miseras  foeminas  una  cum  prolibus  et  peco- 
ribus  ad  montes  et  syluas,  ubi  se  abscondere  possent  ab  inimicis, 
conspeximus  et  vix  3  miliaribus  perreximus;  tunc  iam  nobis  equos 
denegarunt,  timentes  milites  Vngaros  et  Cozacos.  Ubi  in  uno  mise- 
rabili  pago  totaliter  deuastato  et  deserto  nihil  inuenire  potuimus, 
vi  equos  ulterius  retinuimus  et  ultra  perreximus  per  loca  deserta, 
ubi  nihil  aliud  videbatur  et  erat  preter  cadauera  mortua  et  capita 
arboribus  affixa  hominum  ex  utraque  parte  viae  duorum  millia- 
rium;  peruenimus  tandem  hora  7.  noctu  Olniczam;  pro  equis 
recentibus  et  duobus  ductoribus  dedimus      .     .     .   fl.  20. 

Inde  perreximus  die  noctuque;  vix  peruenimus  Subalkam, 
ubi  erant  multi  milites  Polonici;  denoctauimus  apud  unum 
Judaeum;  pro  equis  dedimus fl.  7.  g.  10. 


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654 

Pro  prandio  sine  coena fl.       3. 

Ex  illo  loco  perreximus  summo  cum  periculo  insolentibus 
militibuSy  qui  nos  uix  de  nocte  omnes  non  interfecerunt;  sumo 
mane  iterum  perreximus  alijs  equis  conductis  ad  6  milliaria 
bona;  vix  peruenimus  ad  Belcz,  ubi  inuenimus  dominum  pala- 
tinum  distantem  4  milliaribus  a  Sakalio^  qui  nos  retinens  in 
prandio  proprios  equos  administravit  usque  Sakalium.  Quo  per- 
uenimus nocte,  ubi  intrare  non  permiserunt  nos,  suspicientes 
esse  nos  Rakoczianos ;  tandem  miserunt  duos  officiales  ex  prae- 
sidio  ad  nos,  quibus  saluum  passum  caes.  Maiestatis  demon- 
strauimus  nos  pergentes  ad  ducem  Cozacorum.  Hoc  uiso  tandem 
intromissi  fuimus  ad  predictum  praesidium,  ubi  uix  loqui  prae 
nimio  frigore  ualebamus  amplius;  uti  etiam  similiter  pro  pe- 
cunia  nostra  et  quidem  magna  taxa  equos  ab  illis  acquirere 
potuimus  propter  pericula  iminentia  militum  undequaque  gras- 
santium.  In  hoc  praesidio  defuit  nobis  totaliter  sumptus  itineris, 
ego  ex  meo  proprio  incepi  inde  exponere  pro  equis  et   confoy 

fl.     300. 

lila  die  pro  solis  equis  ex  praesidio  12  ,     fl.       24. 

Pro  confoy  usque  ad  noctem  personis  40  vnicuique  tal- 
lerum fl.     60. 

Pro  prandio  et  coena  in  Bresteccko     .     .     fl.       9. 

Inde  pergendo  ea  die  ac  nocte  8  milliaribus  pro  quouis 
equo  tallerum,  pro  equis fl.     18. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Ex  hoc  deserto  oppido  iterum  mouimus  cum  eisdem  equis 
et  confoy,  iterum  illis  conductis  usque  ad  praesidium  Dubnam 
per  tantum  periculum  unicuique  personae  tallerum  unum,  per- 
sonis 50 fl.     75. 

Pro  equis  12  conductis fl.     21  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Dubnae  manentes  sub  praesidio  in  ciuitate  in  diuersorio 
Judaico  per  dies  5  exposuimus fl.     56. 

Ubi  non  inueniebatur  uix  panis  et  de  carne  nihil;  ob 
tantam  caritatem  exponere  debuimus: 

Pro  itinere  ulterius  ponendo  profiont:  panis  et  siccis  pisci- 
bus  exposui  ibidem fl.     20. 

Ibidem  in  Dubna  ante  discessum  nostrum  inde  dominus 
archiepiscopus  ab  uno  Armeno  accepit    .     .     .    fl.  1000. 


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556 

Inde  discedendo  uenimus  ad  aliquem  pagum  Enin  dictum. 
Illustrissima  domina  principissa  concesserat  ex  Dubna  nobis  6 
milliaribus  proprios  equos.  Sequentj  die  peruenimus  ad  quoddam 
castellum  Taybkur  ibiquc  noctem  egimus  summo  cum  periculo 
Cozacorum;  inde  discedendo  cum  confoy  20  equitibus,  quibus 
dedimus fl.       10. 

usque  ad  oppidum  Kuscziam.  Inde  equi  reuersi  illustris- 
simae  principissae ;  ex  quo  discessimus  octo  bonis  milliaribus 
usque  in  Curzouam;  pro  equis  hucusque  dedimus      .   fl.       14. 

Pro  prandio,  coena  et  confoy  tot  equitum     .     .   fl.     308. 

Ex  Curcz  confoy  205  personae,  acceptis  equis  per  deserta 
loca  milliaribus  continuis  desertis  75  a  Tartaris  et  Cozacis; 
ubi  nvdlus  homo  neque  canis  uideri  poterat,  nisi  cadauera  et 
ossa  hominum,  pergendo  in  tali  frigore  et  in  desertis  locis 
atque  longis  partibus  sclopetum  ignem  excitari  debuimus;  ta- 
liter  denoctabamus.  Pro  equis  conductis  tot  milliarium  dare 
debuimus fl.     300. 

Comitatores  equites  fuerunt  nobiscum,  donec  transiuimus 
loca  deserta,  70  equitibus,  quibus  soluere  debuimus  cum  tanta 
difficultate  nollentes  a  nobis  accipere  in  oppido  Eerstuth 
deserto fl.     208. 

Pro  equis  conductis fl.     100. 

Inde  summo  mane  discessimus  ad  aliud  oppidum  nomine 
Brussiloua,  ubi  parum  de  pane  vix  inuenire  potuimus;  ex  quo 
recesserunt  equi  et  comitatores.  Ex  Brussiloua  perreximus 
usque  ad  oppidum  Diedinam;  pro  equis  et  comitatoribus  no- 
uiter  conductis fl.       10. 

Pro  prandio  et  caena  in  tanta  caritate      .     .     .   fl.       10. 

Ex  Diedina  summo  mane  discessimus  usque  ad  ciuitatem 
Fastouiam;  pro  equis  conductis  et  confoy  exposuimus   fl.       18. 

Pro  prandio  et  coena fl.        6. 

Inde  discessimus  tota  die  hyemali;  vix  noctu  peruenimus 
ad   Albam-Ecclesiam ;    hucusque  pro  equis   et  confoy  dedimus 

fl.      50. 

Pro  victu  personai'um fl.        6. 

Haec  civitas  est  in  Russia  metropolis  dicta;  in  hac  civitate 
mutuo  ab  uno  Armeno  accepimus fl.  1000. 

Ab  Alba-Ecclesia,  ex  qua  perreximuß  cum  alijs  equis  et 
confoy,  usque  ad  noctem  oppidum  Sinaua  attigimus;  pro  con- 
foy equitibus  30 fl.       34, 


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556 

Inde  diBcessimtis  ijsdem  equis^  quia  alios  habere  non  po- 
tuimus;  debuimus  Ulis  dare fl.     13. 

Confoy  iterum  usque  ad  noctem  .     .     .     .   fl.     30. 

Pro  prandio  et  coena fl.       8. 

Inde  discessimus  per  6  milliaria  alijs  equis  et  confoy 
uBque  ad  oppidum  Euchichnam ;  pro  equis  et  confoy  exposuimus 

fl.     20. 

Pro  prandio  et  coena fl.       6  g.  10. 

Inde  25.  Febroarij  uenimus  ad  oppidum  Zenika;  hucusque 
dedimus fl.     15. 

Inde  mouimus  et  uenimus  ad  unum  pagum  ad  prandium, 
quia  equi  vlterius  non  poterant  pergere;    pro   illis   exposuimus 

fl.       5  g.  10. 

Pro  prandio  et  coena fl.       4  g.  10. 

Inde  sumptis  alijs  equis  usque  ad  noctem  in  Behoslauiam 
pro  equis  et  confoy  exposui fl.     49. 

Pro  prandio  et  coena fl.       6  g.  10. 

Inde  mane  mouimus  usque  ad  Gradicham  civitatem,  ubi 
prandium  sumpsimus fl.       5  g.  10. 

Ex  Gradicha  usque  ad  Earshon  noctu  tarde  uenimus; 
pro  equis fl.     10. 

Pro  confoy fl.     17. 

In  hac  civitate  ab  uno  mercatore  Armeno  mutuo  accepimus 

fl.  1000. 

Ab  hac  civitate  cum  suis  Cozacis  300  confoy  comitantes 
nos  ob  magnum  periculum;  quibus  dedimus,  ut  nos  ad  tutiorem 
locum  comitarentur fl.  305. 

Pro  equis  recentibus  conductis      ....   fl.     30. 

Pro  prandio  et  coena fl.       9. 

Inde  summo  mane  discessimus  alijs  conductis  equis  et 
uno  centurione  cum  suis  Cozacis  250  per  totam  diem  nihil 
comedentes  usque  ad  noctem  ad  oppidum  Mioiuilam  peruenimus*, 
quibus  soluere  debuimus  una  cum  conductis  equis   fl.  200. 

Pro  coena fl.       5. 

Inde  mouimus  ulterius  7  milliaribus  conductis  equis  et 
confoy  usque  ad  noctem;  pro  equis  dare  debuimus   fl.       9. 

Cozacis  confoy  30  equitibus  dedimus     .     .   fl.     20. 

Pro  victu fl.       7  g.  10. 

Inde  discedendo  ad  noctem  peruenimus  ad  oppidum  Ea- 
pitankam ;  hucusque  pro  equis  et  Cosacis  confoy   fl.     50. 


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557 

Inde  discedendo  peruenimns  ad  noctem  usque  Mednetkam; 
pro  equis .   fl.       8. 

Pro  victu fl.       7. 

Inde  peruenimus  Sobotouam  oppiduro;  pro  equis  et  confoy 

fl.     30. 

Pro  victu fl.       4. 

Inde  peruenimus  ad  Cherlin  ad  residentiam  propriam  Co- 
zaeorum  Chmielniczij  ducem  die  1.  Martij  anno  1657.  Elapsis 
diebus  sex  habuimus  audientiam  apud  ducem  Cozacorum.  In 
hospitio  nobis  assignato  quotidie  pro  personis  17  cum  duobus 
custodibus  nobis  assignatis:  pro  tot  personis,  equis  singulis  diebus 

fl.     15. 

Quo  in  loco  mansimus  per  tres  menses  et  dies  5  ibidem- 
que  sex  equos  coemimus fl.  450. 

In  Pascha  Qraecorum  u^iiiebat  tota  familia  ducis  Chmiel- 
nicij  pro  rubre  ouo,  utj  illorum  est  consuetudo:  quod  si  illis 
non  daretur,  trahunt  hominem  ui  ad  aquam  et  lutum  proijciunt 
sine  ullo  respectu  cuiuscunque  personae;  dedimus  pro  rubre 
ouo  id  est  omnibus fl.  100. 

Consiliarij  ducis  qui  nos  uisitarunt  quorum  sunt  12;  ex 
quibus  quotiescunque  nos  visitare  uenerunt,  unum  quemque 
tractare  quo  melius  et  honorem  exhibere  fecimus;  quauis  vice 
exposuimus fl.       5  g.  10. 

Fuerunt  autem  isti  apud  nos  uigesies;  pro  quibus  expo- 
suimus   fl.  110. 

Tribuni  militiae  ducis  26  quiuis  nos  separatim  visitare 
fecerunt;  pro  quauis  vice  visitationis  exposuimus  fl.       6  g.  10. 

In  uniuersum  exposuimus  pro  tractatione  illorum  visita- 
tionis cum  honore  debito fl.  160  g.  10. 

Pro  illustrissimi  domini  archiepiscopi  morbo  graui  chyrur- 
gis  et  medicis  exposuimus  in  loco  ibidem      .     .   fl,     93. 

In  cancellaria  illorum  pro  expeditione  nostra  exposuimus 

fl.     36  g.     3. 

Hospiti  et  hospitae  in  discessu      .     .     .     .   fl.       5  g.     4. 

Pro  stabulo  ibidem  exposui fl.       7  g.     2. 

Duobus  custodibus,  qui  penes  nos  erant  continuo  usque 
ad  finem,  exposuimus  illis fl.     45. 

Pro  securitate  confoy  Cozacis  inde  discedendo,  in  red- 
ditu  nostro  100  personis  confoy  usque  ad  noctem  illis  expo- 
suimus   fl.     45. 


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Ö68 

Pro  quibus  etiam  noUentes  debuimus  pro  equis  et  coena 
illorum fl.     7  g.  10. 

Altera  die  accepimus  confoy  ex  Eapitanka;  usque  >d 
noctem  exposui fl.  45. 

Ea  die  pro  prandio  et  coena  exposui      .     .   fl.     7  g.  10. 

Tertia  die  Cozacis  pro  confoy  personis  30  .  fl.     8  g.     1. 

Pro  prandio,  coena,  equis  exposui       .     .     .   fl.     6  g.  10. 

Quarta  die  perreximus  milliaria  6  usque  ad  Curcz  civi- 
tatem  confoy  personis  20 fl.  34. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.  10. 

Quinta  die  per  milliaria  8  confoy  personis  82   fl.  10  g.     3. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.  10. 

Die  6.  milliaria  7^2  confoy  pers.  50.     .     .   fl.  18  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  equis  .     .     .     .     .     .   fl.     8  g.     6. 

Die  7.  milliaria  7  confoy  pers.  20      .     .     .   fl.     8  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  equis  • fl.     6  g.     7. 

Die  8.  milliaria  8  Bihoslauiam  civitatem  appelimus  pers. 
confoy  60 fl.     7. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     8  g.     1. 

Die  9.  milliaria  6  pers.  confoy  40      .     .     .   fl.     5. 

Pro  prandio  et  coena fl.     4  g.     8. 

Die  10.  mill.  8  confoy  pers.  25     .     .     .     .   fl.     4  g.  10. 

Pro  prandio,  coena,  equis fl.     5  g.     6. 

Die  11.  mill.  8  confoy  pers.  70     .     .     .     .   fl.     9  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     8  g.     2. 

Die  12.  peruenimus  ad  Albam-Ecclesiam  ciuitatem  inBussia, 
in  qua  uix  non  omnes  mactatj  sunius  a  militibus  Cozacorum; 
hie   cfayrurgo   pro  medicina  illustrissimi  archiepiscopi  dedimus 

fl.  28. 

Pro  coena  et  equis fl.     9  g.     7. 

Die  13.  mill.  8  confoy  pers.  100    .     .     .     .  fl.  13. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     6  g.     3. 

Die  14.  mill,  8V2  ad  civitatem  Brusilouam  confoy  pers.  56 

fl.     7  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     9  g.     7. 

In  hac  civitate  assecutj  sunt  nos  Cozaci  cum  literis  Chmiel- 
nicij  personae  Cozacorum  206,  qui  nos  invaserunt  tanquam  la- 
trones,  omnes  armatis  manibus  nos  apprehenderunt  et  nos  re* 
duxerunt  ad  oppidum  hinc  distans  nomine  Fastouiam  12  mil- 
liaria,   ubi  nos  in  arest  posuerunt  per  dies  45;   quibus  debui- 


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569 

mus  dare  cogentes  cuilibet  tallemm  et  non  erant  contentj; 
dedimus fl.  333. 

Propter  tantum  incommodum  et  despeetum  redire  debui, 
cur  nos  curauit  arestari,  iterum  ad  Chmielnicium  ducem  cum 
Cozacis.  Fuit  autem  scriba  siue  cancellarius  Chyoviae  80  mil- 
liaria  distans  in  nuptijs;  itaque  eundo  et  redeundo  pro  illu- 
strissimi  famulis  et  confoy  exposuimus      .     .     .   fl.  300. 

Post  3  dies  debui  Ire  Chyouiam  ad  praedictum  cancella- 
rium  Viouskium  interrogans  causam  aresti  et  simul  rogans,  ut 
nos  dimitteret;  tandem  cum  summa  difBcultate  obtinui  nos  ex 
aresto  dimitendos.  Consumpsi  itaque  eundo  et  redeundo  confoy 
et  alijs fl.  330. 

Quousque  in  aresto  mansimus,  ubi  uix  aliquid  de  victua- 
libus  acquirere  potuimus,  nempe  pro  pane  et  carne  exposuimus 

fl.  260. 

Inde  ex  aresto  dimissi  per  tantum  periculum  peruenimus 
ad  oppidum  Brusilouam,  unde  reductj  fuimus;  exposui  pers. 
confoy  120 fl.     39. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       4  g.     3. 

Die  2.  per  mill.  8  ad  oppidum  Kherstus  confoy  pers.  80 
exposui fl.     25. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       5  g.  10. 

Hinc  per  deserta  loca  et  diuastata  milliaribus  65,  ubi 
nullus  mortalium  apparuit,  nisi  cadauera  et  ossa  hominum  inter- 
fecta  a  Tartaris  et  Cozacis,  itaque  famem,  sitim  aliasque  mise- 
rias  et  pericula  passi  sumus  usque  ad  oppidum  Curcz;  pro 
confoy  pers.  250  exposui fl.  350. 

Pro  coena  et  equis fl.       9  g.  10. 

Hinc  die  1.  mouendo  per  mill.  12  pro  confoy  pers.  68 
exposui fl.     12. 

Pro  prandio,  coena  et  equis     .....   fl.      9  g.     6. 

Hie  Sudam  aquam  transeundo,  ubi  nulla  nauis  reperie- 
batur,  quia  omnes  a  Rakoczianis  deuastatae  erant,  succurrerunt 
autem  nobis  rustici,  qui  asseres  et  trabes  ligabant  et  currus 
omnes  dissolutos  transportabant;  tota  die  sumus  moratj  in 
eadem  aqua  transeundo  exposui fl.     30. 

Die  2.  per  mill.  8  usque  ad  oppidum  Taibkur,  ad  quod 
noctu  peruenimus,  exposui fl.     20  g.  10. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.      8  g.    6. 


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560 

Die  3.  peruenimus  ad  praesidium  Dubnam  per  milliaria 
18;  pro  confoy  pers.  64  exposui fl.     22. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       7  g.  10. 

Hie  quieuit  iliustrissimus  dominus  archiepiscopus  infirmus 
diebuB  10,  quibus  diebus  chyrurgis  et  medicis,  pro  nobis  et 
equis  exposui fl.  120. 

Hinc  mouimus  per  mill.  8  confoy  pers.  37   fl.     19. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.     14  g.  10. 

Die  4.  per  mill.  7  ^j^  pro  pers.  confoy  57  exposuimus  fl.  6. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       6  g.     3. 

Die  5.  per  mill.  8  confoy  pers  36    .     •     .   fl.       8  g.  10. 

Pro  prandio;  coena  et  equis fl.       5  g.  10. 

Die  6.  per  mill.  8  confoj  pers.  60    .     .     .   fl.       8  g.  10. 

Die  7.  mill.  perfecimus  7  V2  confoy  pers.  37   fl.       5. 

Pro  prandio,  coena  et  equis fl.       3  g.  10. 

Die  8.  per  mill.  6  confoy  pers.  54    .     .     .   fl.     16  g.  10. 

Ysqiue  Leopolim  peruenimus.  Pro  prandio,  coena  et  equis 
exposuimus fl.       9  g.     3. 

In  hac  ciiiitate  mansimus  diebus  20.  Quo  peruenimus 
11.  Junij,  ill.  dominus  archiepiscopus  ob  tantam  infirmitatem 
ulteriuB  pergere  non  potuit;  positus  est  ad  monasterium  Domi- 
nicanorum,  in  quo  mansit  sub  cura  medicorum  et  chyrurgorum. 
Hinc  ego  discedens  cum  secretis  ad  regem  serenissimum  Po- 
loniae  20.  Junij. 

Vbi  ea  die  incidi  ad  Tartaros,  quorum  erant  12800,  qui 
succurrebant  Polonis  contra  Rakoczium,  post  illos  solus  Chan 
Tartarorum  cum  150  railHbus;  diebus  tribus  et  noctibus  cum 
illis  perrexj.  Vix  assecutus  sum  serenissimum  regem  Poloniae 
pergendo  12  diebus  non  procul  Cracouia  cum  exercitu  germa- 
nico.  Die  11.  Julij  cinxit  Cracouiam  cum  suo  exercitu;  his 
diebus  pergendo  pro  confoy,  equis  et  victnalibus  tot  persona- 
rum  exposui fl.  300. 

In  castris  Cracouiae  mansi  apud  serenissimum  regem  Po- 
loniae diebus  4,  quousque  expeditionem  ad  sacr.  caes.  Maie- 
statem mihi  traddidit;  ibidem  in  castris  exposui   fl.     36. 

Hinc  mouimus  nos  Viennam;  perfeci  autem  circumeundo 
milliaria  60  ob  pericula  summa  militum ;  exposui  pro  equis  nobis 
ubique  accipiendo fl.  300. 

Viennam  ueni  23.  Julij,  ubi  exposui  in  diuersorio  pro  sex 
equis  pro  quouis  per  septimanam fl.       3. 


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561 

Pro  Btabulo  pro  quouis  equo  die  et  nocte  unum  grosBuni; 
per  septimanam  computans ä.     18. 

Pro  stabulo fl.       2  g.     2. 

Item  pro  sex  personis  a  die  23.  JuHj  in  hospitio,  pro  quauis 
persona  et  lotione  per  septimanam  exposuimus.   fl.       3. 

Ego  cum  duobus  famulis  ViennaPragam  pergendo  post  suam 
caes.  Maiestatem  aurigae  dedi  pro  qualibet  persona  fl.       7  g.  10. 

In  itinere  Vienna  pergendo  Pragam  pro  victu  personarum 
exposui fl.      7  g.    4. 

Pragam  uenimus  5.  Augustj;  Pragae  manendo  pro  quauis 
persona  in  diuersorio  exposui  per  septimanam  .   fl.       3. 

Per  integros  3  menses  ibidem  manendo  Pragae^  ubi  prae- 
sentaui  caes.  Maiestatj  relationem  legationis  nostrae  ad  Cozacos. 

Eundo  antea  ad  Cozacos  in  itinere  ex  meis  proprijs  ex- 
posui in  summa  necessitate fl.  300. 

Pragae  caesarea  Maiestas  demandauerat^  ut  non  dimittam 
famulos  neque  equos  diuendam^  quia  necessario  iterum  est  mihi 
redeundum  ad  Cozacos,  etiam  inde  archiepiscopum  ex  Russia 
reducere.  A  die  23.  Julij  usque  ad  annum  1658  exposui  tarn 
Pragae  quam  Viennae  pro  6  equis  et  famulis  6  in  diuersorijs 
usque  ad  15.  Decembris  eiusdem  anni;  hie  dimisi  famulos  6  uni- 
cuique  soluendj  31  talleri;  pro  famulis  et  equis  in  vniuersum 
exposui  de  proprijs  meis fl.  2800. 

Item  praefatus  dominus  archiepiscopus  Martianopolitanus, 
qui  grauissimo  uulneratus  morbo  iam  fere  a  medicis  desperatus 
Leopoli  pro  curatione  remansit,  ubi  diuina  assistente  gratia  et 
medicorum  ac  chyrurgorum  indefessa  cura  receptis  post  5  menses 
tantisper  uiribus,  ut  posset  ad  suam  Maiestatem  huc  redire^ 
accepit  ab  eisdem  mercatoribus  Leopoliensibus  Armenis  mutuos 

fl.  1500  et  36.. 

Quos  partim  medicis,  chyrurgis  et  apotecarijs  persoluit, 
partim  uero  in  itinere  consumpsit. 

Plurima  nobis  infausta,  aduersantia,  difficillima  et  incom- 
moda  pro  toto  hoc  miserabili  conficiendo  itinere  acciderunt. 
Immo  in  summo  temporis  frigore  10.  nempe  die  Januarij  anni 
1657  Vienna  discessimus.  Secundo  in  maxima  belli  turbatione, 
cum  et  Rakoczius  cum  toto  exercitu  Poloniam  superbus  esset 
aggressus  et  ingressus;  Moscus,  Suecus,  Cosaci,  Tartari,  Mol- 
daui,  Vallachi  et  similes  cum  hostilitate  bestes  dictum  regnum 
impeterent.  Tertio  tenuissimum  uiaticum  fuit  ab  inclyta  Camera 


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562 

datum,  nempe  1000  et  500  floreni.  Quarto  tarn  longum  con- 
ficere  iter  nempe  eundo  et  redenndo  ad  500  et  ultra  miliaria 
Omnibus  incomodis,  difficultatibus  et  afflictionibus  plenum. 
Quinto  ad  tarn  barbaram,  inhumanam  et  perduelem  gentem. 
Sexto  tarn  diu  et  longum  in  illis  partibus  consumere  cum  quin- 
decim  personis  tempus^  nempe  a  10.  Januarij  1657  usque  ad 
15.  Februarij  1658,  cum  nuUus  mortalium  nobis  quidquam  supe- 
ditauerit.  Kmelnicius,  qui  a  nobis  ad  3  muneris  millia  flore- 
norum  in  uarijs  rebus  habuit:  computando  eins  filium,  vxorem 
et  coloneilos,  consiliarios,  reddidit  pro  uiatico  in  discessu  nostro 
(rebus  cum  eodem  optime  compositis)  18  imperiales,  id  est 
27  florenos  in  tot  potorachis  (sie!).  ^  Potest  hoc  inter  plurimos 
sincere  attestari  dominus  Bineuuski  legatus  illo  tempore  Sere- 
nissimi regis  Poloniae,  qui  etiam  a  dicto  Kmelnicio  recepit  pro 
suo  itinere  imperiales  15  itidem  in  tot  potorachis.  Itaque  nee 
ante  100  annos  nee  post  alios  200  succedet  similis  legatio  cum 
supradictis  punctis;  et  tamen  nulla  nostrum  ratio  habetur  nee 
debita  in  tali  commissione  ex  maxima  necessitate  contracta  credi- 
toribus  hie  Viennae  existentibus  soluuntur.  Summa  expensarum 
a  principio  usque  ad  finem  facit  florenos  duodecim  millia,  sex- 

centos  quadraginta  et  medium  dico 12640V2 

Ego    Petrus  Parceuich    archiepiscopus   Martianopolitanns 
affirmo  supradicta  manu  propria. 

Christophorus  Marianouich. 


LH. 

Peter  Parchevichs  Gesuch  an  Kaiser  Leopold  I.,  die  Zahlung 
der  Gesandtschaftskosten   zu   verfügen,   ohne  Datum   (Wien, 

Anfang  1658). 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Serenissime  et  potentissime  rex,  domine  clementissime. 
Seruitia  mea  facta  et  imposterum  iideliter  facienda^  quia 
sunt  tenuissima  et  insufficientia^  sunt  potius  despicienda  quam 
respicienda:  veruntamen  mera  benignaque  dementia  vestrae 
sacr.  reg.  Maiestatis  est  cum  certa  spe  attendenda;  nee  ego 
quidquam  promereor  pro  meo  labore,   cum   nihil  boni  fecerim, 

1  Poltnra  =  Va  Groschen,   eine  in  Ungarn   noch  im  vorigen  Jahrhunderte 
gangbare  Münze. 


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563 

prout  alij  multo  me  aptiores  fecerunt,  pericula  et  incommodi- 
tates  Bubienmt  et  impositum  negotium  ad  laudabilem  finem 
deduxerunt.  Ex  hoc  tarnen  spero,  quod  gratia  v.  s.  r.  Maje- 
statis  meum  deffectum  cooperiet  et  supplebit  indefficientiae; 
fidelitatem  uero  semper  tenui  et  diligentiam  adhibui.  Unde 
dementia  regia  audacior  factus  audeo  supplex  v.  s.  r.  Maje- 
Btatem  dominum  meum  clementissimum  deprecari,  dignaretur 
V.  B.  r.  Majestaa  inclyt^  Camer^  clementer  demandare,  ut 
omnino  nobis  debitum  cum  Armenis  in  ista  peregrinatione  ad 
Kosacos  facta  contractum  persoluat,  nempe  mense  Februarij  1657 
sex  millium  florenorum;  postea  recepta  ex  graui  infirmitate 
Salute  cum  ijsdem  contraxi  debitum  mense  Septembri  eiusdem 
anni  1657  nempe  mille  quingentorum  et  triginta  florenorum 
pro  medicis;  chirurgis,  apothecarijs,  patribus  Dominicanis^  apud 
quos  per  quinque  menses  infirmus  iacui  et  postea  pro  itinere 
Leopoli  Pragam  usque  conficiendo  per  incommodissima  tempora^ 
ut  possim  dictis  Armenis  creditoribus  cum  gratiarum  actione 
soluere  et  satisfacere,  ne  ultra  vsura  crescat,  nempe  sex  per 
centum,  et  dicti  patres  Dominicani,  qui  facti  sunt  sponsores  in 
tanta  necessitate  et  fideiussores  pro  me,  ne  suspicentur  aliquid, 
quod  a  tanto  tempore  dicta  pecunia  contracti  debiti  non  trans- 
mittatur.  Et  ad  hunc  finem  miserunt  unum  ex  patribus  Domi- 
nicanis  mecum  huc  usque  cum  altero  Armeno,  quos  debeo 
alere  et  teuere;  alias  non  fuissem  ullo  modo  a  dominis  Ar- 
menis e  ciuitate  Leopoliensi  dimmissus.  Rogo  humiliter  v.  s.  r. 
Majestatem,  uelit  suum  et  suorum  legatorum  honorem  tueri, 
quia  legati  v.  s.  r.  Majestatis  in  alia  occasione  et  necessitate 
non  poterunt  quidquam  a  quoquam  obtinere.  Et  bene  perpenso 
fundamento  non  tantum  hoc  debitum  sed  adhuc  in  decuplo 
contraxissemus  pr^ter  alias  expensas  illo  pr^cipue  tempore, 
quando  fuimus  a  trecentis  et  ultra  post  duodecim  dierum  iter 
iam  cum  omni  felici  resolutione  a  domino  Boguslauo  Emel- 
nitio  redeuntes  Eosazis  militibus  equitibus  euaginatis  gladijs 
insecuti,  assecuti  et  arrestati,  qui  iamiam  capita  nostra  e  busto 
crudeli  ac  iniusto  ictu  sine  uUa  causa  aufferre  minabantur  et 
Constantinopolim  magno  Turcarum  imperatori  pro  munere  def- 
ferre  gratulabantur,  prout  optime  seit  et  vestr^  s.  r.  Majestati 
per  literas  significauit  dominus  residens  Constantinopoli  existens. 
Ne  ergo  haec  committeretur  iniuria  contra  augustissimum  glo- 
rios^  memoria  imperatorem  Romanorum  et  v.  s.  r.  Majestatem, 

ArcUr.  Bd.  LIX.  II.  H&lfte.  37 


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564 

Don  octo  millium  tan  tum  florenorum,  sed  in  tali  casa  centum 
millium  talerorum  debitom  contraxissemus  et  illis  barbaris  sol- 
uissemuB.  H^c  omnia  luce  clariora  sunt.  Deinde  legati,  cle- 
mentissime  rex,  bonam  famam,  gloriam,  magnificentiam,  poten- 
tiam,  majestatem  et  supremum  principatum  ac  dignitatem  inter 
omnes  principes  vestr^  s.  r.  Majestatia  et  augustissim^  domus 
per  uniuersum  mundum  portant  et  proclamant;  uti  nos  apud 
Kosacos,  qui  pro  supremo  imperatore  magnum  Moscouitarum 
ducem  agnoscebant,  fecimus  et  informauimus,  quod  Roma^ 
norum  imperator  sit  omnium  principum  primus  princeps  et 
monarca,  uti  patet  ex  mea  salutatione  ad  Boguslaum  ducem 
habita. 

Ad  quem^  clementisBime  mi  rex,  intenta  sollicitudine  ac 
diligenti  vigilantiae  cura  nouas  literas  fiduciarias  cum  pleni- 
potentiaria  auctoritate  post  fata  augustissimi  imperatoris  ad  me 
directas  et  inclusas^  qu^  nobis  peracta  cum  Kosazis  tractatione 
Leopolim  uenientibus  obuiam  uenerunt^  per  quendam  fidelem 
virum  nobilem  cum  meis  adiunctis,  quarum  copiam  v.  s.  r. 
Majestas  iam  diu  a  Christophoro  Marianouich  habuit,  transmisi, 
in  quibus  v.  s.  r.  MajestaS;  quemadmodum  in  paterna  regna 
et  ditiones  h^reditarias  dict^  cesare^  Majestatis  Buccessit,  ita 
etiam  resolutionibus  per  eandem  captis  firmiter  inherere  cupit, 
serio  mihi  demandat,  ut  casu  quo  nondum  ad  dictum  ducem 
KoBacorum  peruenerim  rebuBque  tractandis  initium  non  fecerim, 
me  illuc  quantociuB  contendere  et  ex  pr^cedenti  pr^Bcripto 
nomine  vestr^  s.  r.  MajestatiB  omnia  solerter  et  singula  sine 
mora  executioni  mandare  et  ad  intentum  deducere  finem.  Omnes 
predict^  liter^.  v.  s.  r.  Majestatis  fuenmt  a  duce  Chmelnitio 
gratanter  cum  deosculatione  et  capiti  impositione  recepte.  Modo 
uero  post  mortem  eiusdem  apud  dominum  Vihouskium,  supre- 
mum  Eosacorum  canceliarium  et  modemi  ducis  Georgij  filij 
et  succesBoris  Bui  parentis  tutorem,  honorifice  ac  secrete  asser- 
uantur,  uti  mihi  per  eundem  tabellarium  ex  Vcrayna  reducem 
relatum  fuit.  Omnia  supradicta  sincere  et  fideliter  humilis 
V.  s.  r.  Majestatis  capellanus  exponit,  a  qua  dementem  gratiam 
et  faustum  ad  suam  iustam  petitionem  responsum  expectabit 
et  deum  omnipotentem  pro  citissima  suprema  imperiali  pro- 
motione  in  suis  quotidianis  officijs  et  sacrificijs  exorabit  et 
apprecabitur. 


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565 

[Summa  in  vniuersum  Vienna  ad  Kosacos  eundo,  ibi 
commorando,  redeundo,  hie  Pragae  et  Vienn^  cum  famulis  et 
equis  manendo  facit  cum  omnibus 

florenos  numero  10334 
usque  ad  25.  Decembris  anni  1657.] 
Vestr^  sacrae  regi^que  Maestatis 

humillimus  cappellanus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rnbmm:  Ad  sacram  regiam  Majestatem,  Hungariae^  Bo- 
hemi^  Bulgari^que  regem,  dominum  noBtrum  clementisBimum 
humillima  supplicatio  introscripti. 


Lin. 

Peter  Parchevichs   wiederholtes  Gesuch   und  Beschwerde  bei 
Kaiser  I*eopold  I.  in  derselben  Angelegenheit.  Wien,  9.  März 

1658. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Serenissime  et  potentissime  rex,  domine  clementissime ! 

Dens  benedictus  hoc  modo  onerosum  iter  vestrae  sac. 
reg.  Majestatis  in  gloriosum  posthac  triumphum  sublato  diffi- 
cnltatis  et  sententiarum  diversitatis  frigore^  adveniente  vero 
inflammato  amoris  ac  gratiarum  omniumque  consensus  calore 
commutet  et  transferat.  Idem  deus,  qui  Abraham  ex  inimicis 
eduxit  et  illaesum  ubique  custodivit^  qui  filios  Israel  per  maris 
medium  ire  fecit  et  tribus  Magis  Stella  duce  iter  pandidit,  ille 
vestrae  sac.  regiaeque  Majestati  tribuat  tempus  tranquillum  et 
iter  prosperum,  ut  illo  duce  quo  tendunt  Becm*e  perveniant  et 
in  salutis  prosperitate  pro  communi  universae  Christianitatis 
solatio  expansis  bicipitis  aquilae  alis  et  justitiam  et  potestatem 
gestantis  pro  timore  inimicorum  nostrorum  et  misericordia  cum 
patribus  nostris  ad  propria  revertantur.  Hoc  unicum,  clemen- 
tissime rex  mi  doleo,  quod  quo  me  vertam  nescio  et  quem 
pro  vero  ac  legitime  rege  agnoscere,  venerari  et  tenere  deberem 
^oro,  cum  multos  regnare  videam  et  potentes  imperare.  Vestra 
8.   r.  Majestas   dicit   hoc   esse   album,   alii  vero  affirmant  illud 

87* 


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566 

esse  nigrum  et  sie  album  in  nigrum  commutatur.  Vestra  s.  r. 
Majestas  aliquoties  dignata  est  cum  effectu  demandare  inclytae 
Aulicae  Camerae,  ut  nobis  pro  tarn  diutuma;  longa  et  incom- 
moda  legatione  et  ad  Eosakos  peregrinatione  debita  cum  Ar- 
menis  contracta  persolvat,  ne  diffametur  gloria  nominis  augustis- 
simae  domus  Austriae,  et  illa  nihil  curando  contrarium  facit. 
Me  inclyta  Camera  non  misit  in  legationem  sed  augustissimus 
gloriosae  memoriae  imperator  et  vestra  s.  r.  Majestas  confir- 
mavit.  Ego  vestram  s.  r.  Majestatem  post  summum  pontificem 
agnosco  pro  meo  superiore  et  non  dominum  Puz,  qui  pro  con- 
tractis  debitis  cum  Armenis  vellet  mecum  con venire,  quasi  ^o 
essem  mercator  aliquis.  Solvat  ille^  quandoquidem  zelum  de- 
monstrat;  creditoribus  meis,  qui  assidue  me  affligunt  et  a  tot 
mensibus  quotidianis  meis  expensis  et  Pragae  et  hie  Viennae 
tam  pro  victu  quam  pro  hospitio  mecum  manent,  et  mihi  nee 
obulum  det.  Dens,  qui  me  creavit  et  errexit,  ille  mihi  pro- 
videbit  et  vestra  s.  r.  Majestas  ex  benigna  dementia  sua.  Si 
ego  haberem  aliquem  proventum  vel  episcopatum  cum  redditu, 
praeposituram  aut  abbatiam  aliquam,  libenter  solverem,  sed 
nemo  dat,  quod  non  habet.  Sine  mora  me  et  cruci  et  morti  et 
sudoribus  ac  laboribus  exposui,  ut  inservirem  vestris  Maiesta- 
tibus;  et  in  posterum  libens  exponam^  sed  solvere  debita  pro 
fideli  servitio  contracta  nuUo  modo  possum  et  modo  nee  obulum 
habeo,  quo  me  sustentem;  sed  regiam  clementiam  vestrae  s. 
Majestatis  expecto,  ut  verba  regia  ac  mandatum  ad  suos  o£fi- 
ciales  regium  eflfectum  regiimi  consequantur  cum  efficatia.  Ecce, 
clementissime  mi  rex,  quomodo  laedunt  et  exulcerant  fideles  servos 
et  a  servitiis  totaliter  avertun t  quidam  nullius  momenti  officiales: 
ego  portavi  Praga  Viennam  ex  mandato  vestrae  s.  r.  Majestatis 
decretum  cuidam  furiero,  ut  mihi  quartirum  assignaret,  in  quo 
possem  cum  familia  et  equis  me  recipere;  ille  vero  arroganter  et 
sine  uUo  respectu  irrisit  et  illusit  et  decretum  et  me  et  etiam  suum 
regem;  debeo  singulis  diebus  pro  familia,  pro  Armenis  credi- 
toribus et  equis  duos  aureos  in  diversorio  solvere;  quis  re- 
sistere  posset  tantis  expensis?  et  si  quartirium  haberem,  cum 
sim  cum  tota  mea  familia  ad  servitia  vestrae  s.  r.  Majestatis, 
nee  tertiam  partem  expenderem.  Rogo  humiliter  vestram  s.  r. 
Majestatem,  velit  me  suo  calore  calefacere  et  demandare,  ut 
necessitati  tantae  meae  inclyta  Camera  praevideat  et  ut  quarti- 
rium  assignetur.     Receptura   vestra   s.    r.   Majestas   a   summo 


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567 

rerum  datoro  onmia  felicissima  et  long^va^  quandoquidem  hu- 
milem  Christum  domini  benigno  fauore  respexerit  et  suae  ne- 
ceesitati  providerit.  Datum  Vienn^  die  9.  Martij  anno  domini  1658. 
Vestr^  sacrae  regi^que  Majestatis  humillimus  capellanus 

Petrus  Parcevich, 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Rubrum:  Serenissimo  et  potentissimo  Hungariae  et  Bohe- 
miae  regi. 

AuBsen:  Dess  Herrn  Archi-Episcopi  Martianopolitani 
lezteres  Schreiben  an  Ihre  königl.  Majestät,  so  datiert  den 
9.  Martii  1658. 


UV. 

Schreiben  der  k.  k.  Hof  kammer  an  Kaiser  Leopold  L  wegen 

der  Gesandtschaftsausgaben  des  Feter  Farchevlch,  Frankfürt» 

10.  AprU  1668,  expediert  3.  Mai  1668. 

Ans  dem  Arcbiy  der  k.   k.  Hof  kammer  in  Wien. 

önedigster  Khönig  vndt  Herr! 

Euer  khönigliche  Majestät  werden  sich  auss  denjenigen, 
wass  bey  Deroselben  noch  zu  Praag  wegen  des  Marcianopoli- 
tanishen  Erzbishoffn  Petrj  Parceuich  etlich  vntershietliche 
mahlen  vorkhomben,  gnädigst  erindem:  wie  daz  nemblich  der- 
selbe noch  von  der  in  Gott  ruehendten  kayserlichen  Majestät 
hochseeligsten  Gedechtnus  in  Monath  Januario  des  verwichenen 
57.  Johrs  in  gewisser  Commission  zu  denen  Kosackhen  vnd 
dem  Fürsten  Chimilinskj  vershickht;  zwor  mit  der  Occasion, 
daz  er  damahls  von  Rom  nacher  Wienn  in  aignen  Geshefften 
seiner  vnterhobendten  Kirchen  halber  in  Bulgaria  ankhomben 
vnd  von  daselbst  aus  nach  erlangter  gewissen  kajserlichen 
Bejstewr  darzue  ohnedaz  wider  hinunder  in  sein  Vatterlandt 
zu  raissen  gemaindt  gewest;  dero wegen  auch  diesse  Neben- 
commission,  weiln  er  der  cossäckhishen  Sprach  khündtig  vndt 
solches  ihme  sonsten  etwa  nit  gor  zu  weith  aussn  Weeg  gewest, 
vor  sich  selbsten  gar  gern  angenomben,  dohero  auch  ihme  da- 
zomahl  zu  dem  Endt  intuitu  der  vorberührten  Vmbstend  von 
Ihrer  kayserlichen  Majjestät   seeligen   nur   1000  Reichsthaler 


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568 

ausBgesezt;   darauf  mit   ihme  durch  den  hungariscben  Canzler 
tractirt  vnd  er  darmit  daselbst  also  abgeferttigt  worden. 

Nachdem  nun  er  in  Widerherausraisen  von  besagten  Cos- 
säckchen  zu  Reishish-Lemburg  in  Pohlen  kranckh  worden  vndt 
hindter  gebliben,  darauf  den  Marianouiz^  so  ihme  zuegegeben 
gewest  vnd  demselben  darzue  absonderlich  100  Duggaten  zu 
Wien  geraicht  worden,  vorhero  an  Ew.  khönigl.  Majestät  zu 
Ablegung  seiner  shrifftlichen  Relation  nacher  Praag  abge- 
shikht,  der  dan  alsobalt  anstatt  sein  des  Erzbishoffen  die 
"übrige  Spesen  vor  sie  baide  starckh  sollicitirt  vnd  selbige  shon 
domohls  l^ber  10000  fl.  gesezt  mit  Vermelten,  daz  ihme  darzue 
allein  die  Armenianer  Vber  5000  Reichs-Thaler  gelihen  betten, 
darauf  aber  damahls  geshlossen  worden,  sein  des  Erzbishoffen 
Widerankhunfft  selbst  zu  erwarthen  vnd  alssdann  mit  ihme 
hierüber  ordentlich  zu  tractieren.  Indeme  man  angestandten, 
ob  derselbe  abermahls  wider  zuruckh  zu  schickhen  oder  nit, 
so  ist  besagter  Marianopolitanus  Archiepiscopus  baldt  nacher 
gegen  Endt  des  Monaths  Octobris  zu  Praag  angelangt  vnd  hat 
darauf  bey  Ew.  k.  Mayestät  vmb  seine  Widerzuruckhsendtung 
sambt  denen  darzue  gehörigen  weiteren  Spesen  oder  aber  in 
Mangel  dessen  vmb  Bezahlung  seiner  aussgelegten  ferneren 
Vncosten  sambt  denjenigen,  wass  zu  seiner  Zuruckhrais  nacher 
Hauss  von  nethen  sein  wird,  offt  instendtig  angehalten;  vnd 
alss  man  von  ihme  a  parte  Camerae  die  Specification  der 
aussgelegten  Spesen  begert,  so  hat  er  es  durch  ain  schrifft- 
liebes  Memorial  bey  Ew.  k.  Mayestät  dergestolt  eingeben, 
nemblich  von  den  Armenianem  habe  er  anticipirn  müessn 
6000  fl.  baar;  item  zu  Reishish-Lemburg,  wo  er  ein  Monath 
tottkranckh  verbliben  in  den  Dominicaner-Kloster  daselbst,  seye 
er  vor  die  Ehest,  Medicin  vnd  andere  sonsten  in  dergleichen 
Fehllen  erforderte  Spesen  shuldtig  verbliben  1530  fl.;  item  thue 
sich  nit  weniger  auch  der  von  besagten  Reishish-Lemburg  bis 
nacher  Praag  vnd  sonsten  hin  vnd  wider  zu  Raison  noth- 
wendtigen  Vncosten  nit  auf  ein  geringes  belauffen,  vnd  hat 
also  damahls  die  ganze  Summa  in  allem  auf  10334  fl.  gesezt, 
waruon  er  aber  Folgents  nach  boshehenen  weittern  Zureden 
vermeldt  gehabt,  das  die  ihme  anfangs  mitgegebene  1500  fl. 
abzuziehen  weren  vnd.  dass  alsso  sein  Rest  dergestalt  komen 
wurde  noch  auf  8834,  mit  angeheffter  weitern  beweglichen  Bitt, 
weil   wegen   der   anticipirten   6000  fl.   vnd  nit  weniger  wegen 


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569 

der  denen  PP.  Dominicanis  schuldtigen  1530  fl.  ein  Armenier 
sambt  ainen  der  Dominicaner  mit  ihme  heraus  khamben,  weiche 
er  contentirn  sollen,  interim  aber  i^uf  shwerer  Zehrung  auf- 
holten müesste,  das  derwegen  vnd  in  Ansehung  dessen  Ew. 
Majestät  geruehen  wolten,  zu  Erhaltung  seines  dissfohls  noth- 
wendtig  gemachten  Credits  vndt  forderist  deroselben  dai'bey 
versierendten  khöniglichen  Authoritet  angeregte  thails  shuldtige 
thails  also  aussgelegte  Summam  der  10334  fl.  paar  erstatten 
za  lassen,  damit  er  besagte  PP.  Dominicaner  sambt  den 
Armenier  contentiren  vnd  also  die  auflauffende  fernere  Spesa, 
dan  nicht  weniger  auch  daz  Interesse  ersparet  werden  möge. 
Nebenddem  ist  damahls  absonderlich  auch  einkhomben  der 
Christopborus  Marianouiz,  so  obbesagten  Martianopolitanum  in 
derselben  Rais  auf  sein  aigenes  Begern  zuegegeben  gewest, 
bey  Ew.  k.  Mayestät  durch  shrifftliches  Memorial  einkhomben 
vndt  hat  seine  aussgelegte  Vncosten  oder  Spesen  besonders 
von  dem  Tag  seiner  Widerankhunfft  zu  Wien  im  verwichenen 
Monath  Julio  auf  Vnterhaltung  der  sechs  Ross  vnd  Diener,  so 
er  daselbst  bis  auf  deren  weitere  Abferttigung  hinterlassen 
hette;  item  auf  seine  Rais  nacher  Praag  vnd  die  ganze  Zehrung 
daselbst  eingeben  het  1397  fl.,  deren  Erstattung  auch  absonder- 
lich instendtig  begert  hat;  darüber  aber  von  ihnen  baiden 
vber  villfelttiges  Begern  kheine  anderwerttige  Beweissung  oder 
Zeügnus  zu  bekhomben  gewest,  welches  sonst  vnter  des  Mar- 
tianopolitani  summarishen  eingegebenen  Raittung,  wie  der  Ma- 
rianouiz  gesagt,  verstanden,  so  zusamb  die  10334  fl.  machet  vnd 
daruon,  nebent  den  anfangs  mitgegebenen  1500  fl.  noch  weitters 
die  150  fl.  abzuraitten,  so  dem  Marianouiz  zu  Prag  in  Abshlag 
seiner  Spesa  geraichtt  worden  vnd  käme  darnach  ihre  An- 
forderung vor  beede  zusamb  summariter  noch  auf  8684  fl. 

Nachdem  nun  damahls  zu  Prag  Ew.  khönigl.  Mayestät 
w^en  sein  des  Martianopolitanishen  Erzbishoffen  volligen  Wider- 
abferttigung  nacher  Haus  aus  gewissen  anderen  Motiuen  noch 
in  etwas  angestondten,  inmittels  ober  mit  ihnen  baiden  vber 
diese  starckhe  praetendierdte  Vncosten  auf  ein  gewisses  Laidendt- 
liches  per  Paush  durch  jemandt  a  parte  Cammerae  ti*actiern  zu 
lassen  den  Praesidenten  gnädigst  anbefohlen  gehabt,  so  ist  man 
zwar  deme  alsogleich  vor  Ew.  Mayestät  Abraiss  doselbst  zu 
Praag  nach  Conferierung  der  Sachen  mit  dem  hungarischen 
Canzler  vnd   in  sein  Beysein   nachkomen   vnd  die  Tractation 


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570 

also  mit  dem  Marianouiz  anstatt  des  Martianopolitani  versuecht 
worden,  indeme  der  hungarische  Cantzler  selbst  alzeit  der 
Mainung  gewest  vnd  es  auch  Ew.  k.  Mayestät  gehorsambst 
vermeltet  zu  haben  gesagt,  daz  diese  Ausslag  der  6000  fl.  von 
den  Armenier  ihme  etwas  bedenckhlich  vnd  gor  nit  vor  genueg- 
samb  liquidirt  vorkhomben  vndt  daz  sonsten  zu  ihrer  Abfert- 
tigung  ihnen  etwa  noch  per  Paush  wie  von  anfangs  beshehen 
wider  bis  in  500  Duggaten  gegeben  werden  möchte,  wann 
änderst  Ew.  Mayestät  ihne  den  Martianopolitanum  nit  weiters 
zu  ainiger  khünfftigen  anderwerttigen  Abshikhung  derorthen 
hinein  aufzuhalten  gnädigst  gemaindt  wehren,  worauf  zwar 
damahls  khein  endtlicher  Shlus  vor  Ew.  k.  Mayestät  Abrais  zu 
Praag  erfolgt,  alss  allein  daz  ihme  200  fl.  vor  seine  Interims- 
hinunderrais  nacher  Wienn  gegeben  worden,  vndt  daz  im 
Vbrigen  die  Sach  vnterweegs  weiters  mit  dem  hungarischen 
Canzler  -überlegt  vndt  beratshlaget  werden  solle;  so  auch  also 
beshehen,  der  dan  jedesmahl  bey  seiner  vorigen  Mainung  ver- 
bliben.  Inmittels  da  man  dieses  also  gehorsambist  vorzutragen 
shon  gefast  gewest,  so  ist  newlich  van  ihme  Martianopolitano 
ain  gar  bewegliches  Shreiben  an  Ew.  k.  Mayestät  von  Wienn 
aus  vnterm  9.  dis  Monoths  Martio  einkhomben,  warin  er  sich 
erstlich  hart  wider  die  Hof-Camer  wegen  der  ihme  zu  Praag 
durch  jemandt  ihresmittels  zuegemuetheten  Paushhandtlung  be- 
shwören  thuett,  welches  sonst  damohls  änderst  nit  alss  allein  aus 
Ew.  k.  Mayestät  gnädigsten  Befelch  beshehen  vndt  versuecht 
worden,  vermelt  benebens,  sye  Hof-Camer  hette  ihne  van  anfangs 
nit  in  derselben  Comission  sondern  die  in  Gott  ruehendte  kayserl. 
Mayestät  vershikht;  verhoffe  also  die  Bezohlung  seiner  auss- 
gelegten  Vncosten  von  Ew.  k.  Mayestät,  alss  welche  er  post 
summum  pontificem  allein  vndt  nicht  jemandt  von  der  Cammer 
pro  suo  superiorj  erkhennen  thue,  ziehet  benebens  hoch  an  die 
in  der  Hais  aussgestandtene  vberaus  grosse  Vngelegenheiten 
sambt  Leib-  vndt  Lebensgefohr  vnd  wie  daz  die  Creditores 
wegen  der  mehrbesogter  Armenianer  vnd  Dominicaner  ihne 
der  Bezohlung  halber  immerforth  hart  klagen  vnd  daz  er 
sonsten  auch  ausserdessen  iezt  zu  Wienn  khaum  zu  leben  habe. 
Bittet  derowegen  vmb  unuerlengte  würckhliche  Anshaffung 
solcher  seiner  Aussstendt  nebend  dem  nothwendtigen  weiteren 
Vnterhalt  zu  seiner  jezigen  Subsistenz  zu  Wienn  oder  aber  zu 
seiner   völligen  Widerabrais.     Im   andern  Punct    beshwerth  er 


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571 

sich  wider  den  dorandtigen  Hofforier^  indeme  daz  derselbige 
vngeachtet  Ew.  k.  Majestät  noch  zu  Praag  durch  dero  Obersten- 
Hofmarshalln  ergangenen  Verordnung  ihme  Martianopolitano 
ainiges  Quardier  daselbst  pro  Interim  anzuweisen  gnädigst  re- 
Boloirt  vndt  geshafft  hetten,  dennoch  ihne  darmit  bishero,  damit 
er  sich  mit  seinen  Leuthen  vndt  Rossen  vnterbringen  khönne, 
in  kainerley  Weis  accomodirt  sondern  nur  mit  sharphen  Worten 
abgewiesen  hette.  Welchen  leztem  Punct  beraiths  absonderlich 
mit  Ew.  k.  Majestät  Obersten-Hofmorsholl  conferirt  vndt  von 
ihme  hierüber  souil  verstondten  worden,  wie  daz  diesse  Klog 
des  Quartiers  halber  shon  zu  Wienn  remedirt  vnd  er  Martia- 
nopolitanus  dormit  vnterdessen  shon  accomodirt  worden  seye. 
Die  Hof-Cammer  hat  dieses  nochmohls,  souil  den  ersten  Punct 
betrifiFt,  mit  den  hungarischen  Canzler  conferim  lassen,  der 
dann  dorauf  souil  geandtworth,  daz  er  ainmoll  diesse  des  Martia- 
nopolitanj  so  hoch  gesezte  Rais-Vncosten  vnd  die  dorzue  von 
den  Armenianem  ausgeborgte  6000  fl.  schwerlich  glauben  khönne, 
er  hette  sausten  ihnen  baiden  noch  zu  Praag  selbst  gerathen 
gehabt,  dergleichen  vngeraihmbte  Sachen  nit  zu  suechen,  sondern 
sich  villmehr  mit  ainen  billichen  Laidentlichen  zu  contentim, 
worzue  dan  auch  derselbe  £rzbisho£f  zwor  seinerseiths  wohl 
zu  bringen  gewest  wehre.  Es  hette  aber  der  andere  Christoph 
Marianouiz  wegen  seines  Interesse  auf  ain  anderen  Weeg  vndt 
diessen  Shlag  geworffen,  alss  welcher  sich  sanst  a  principio  zu 
dieser  Raiss  nur  gleichsamb  intrudirt.  Derowegen  hat  er  noh- 
mals  vermaindt  wie  vorhin,  daz  zwor  iezt  genueg  wehre  dem 
Martianopolitano,  weil  er  nichts  rechts  zu  specificirn  noch  zu 
liquidim  vber  daz  vorige  von  5  bis  in  600  Reichsthaler;  vor 
seine  ausstendtige  Rais-Vncosten,  dem  Marianouiz  aber  noch 
100  Reichsthaler  oder  endtlich  per  Paush  gor  die  500  Duggotn 
zu  den  ersten  500  zu  geben,  vndt  er  Martianopolitanus  dormit 
genzlich  abzuferttigen  sein  möchte;  es  wehre  dan  Sach,  daz 
Ew.  k.  Majestät  noch  ein  anderes  wegen  seiner  Persohn 
khünfftig  vorzuhaben  gnädigst  im  Sinn  hetten. 

Die  Hof-Cammer  erindert  sich  disfohls  allein  soweith 
gehorsambist,  wie  daz  diese  Sachen  alle  änderst  nit  alss  also 
wie  oben  vermelt  bishero  vorgangen,  vnd  vermaindte  iezt  daz 
negste  zu  sein,  weil  er  Martianopolitanus  sich  derzeit  zu 
Wienn  aufholtet,  daz  derowegen  hierüber  der  hinterlassenen 
Hof-Camer  mit  Vbershickhung   der  Acten   zuezushreiben   vnd 


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572 

ihr  die  Commission  aufzutragen,  damit  sy  mit  ihme  die  Sach 
auf  ein  £nd  tractieren  vnd  auf  ein  gewisses  Laidentiiches 
bringen  soll.  Er  ober  wehre  nunmehr  abzuferttigen,  wofern 
Bonsten  Ew.  k.  Mayestät  khain  anderes  in  dero  weiteren  Diensten 
mit  ihme  vorzuhoben  gnädigst  gesinnet  seindt,  vndt  zu  dem 
End  möchten  ihme  dorundten  endtweder  die  1500  fl.  nach  des 
hungarischen  Canzlers  Mainung  nochmohls  angebotten  oder  aber 
der  hinterlassenen  Cammer  die  Handt  bis  auf  2000  fi.  für  alles 
zu  tractim  eröffnet  werden.  Welches  man  zwar  ihme  bey  der 
hungarischen  Cammer  anzuweissen  gedacht  vnd  daz  darüber 
auch  zugleich  in  euentum  ein  königl.  Befelch-Shreiben  ihnen 
hinunder  zu  shickhen;  wo  aber  solches  etwa  dasselbst  nit  zu  er- 
halteU;  so  müesste  sy  hinterlassene  Cammer  in  all  Weeg  selbst 
shawen  diesse  2000  fl.  anderwerths  zu  bestreitten;  Jedoch  etc. 

Erczbischoff  Martianopolianischer  Raiss  in  die  Wallachey  vnd 
derselben  Vnkosten  betreffend. 

Placet  wie  gerathen  vnd  man  solle  shauen  diessen  Sup- 
plicanten  darmit  alsso  gar  abzuferttigen. 

In  audientia  zu  Franckfurt  den  10.  Aprilis  1658. 

Praesentibus:  Serenissimo  archiduce  Leopolde. 

Domino  principe  a  Lobkouiz. 

Domino  principe  ab  Auersberg. 

Domino  comite  Kurz.  —  P.  comite  a  Schwartzemberg. 

Domino  comite  ab  Otting.  —  P.  comite  a  Nostiz. 

Domino  comite  a  Staremberg. 

Domino  comite  a  Purstemberg. 

Domino  Volmar. 

Domino  comite  a  Sintzendorff,  Camerae  praesidente. 

Domino  Barone  ab  Hochenfeldt,  Camerae  consiliario.  —  M.  Putz. 

Rubrum:  Expedirt  ad  Cameram  Hungaricam  per  rescriptum 
3.  May  1658. 

Item  expedirt  an  die  zu  Wienn  hinterlassene  Hof-Cammer 
wegen  Vbernembung  der  resoluirten  Tractation. 

Hoff-Camer-Referat  vnd  öuettachten  wegen  des  Archiepi- 
scopi  Martianopolitani  Raissvnkosten  zum  Chimilinski.  Expedirt 
am  3.  May  1658. 


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573 


LV. 

Schreiben   des  Herrn   M.   Putz   an   die  k.   k.  Hofkammer  in 

Wien,   wegen  Auszahlung   von   2000    Oulden   an   Feter   Far- 

ohevieh,  Frankfurt,  28.  April  1658. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Wohlgeborne  etc. 
Wür  thuen  denen  Herrn  hiemit  durch  Communicierung  des 
beygefügten  Referats  in  FreundshaflFt  nit  verhalten,  was  bey 
Ihrer  königl.  Majestät  vnsseren  gnädigsten  Herrn  zwor  noch 
vor  dero  Abrais  zu  Praag  vnd  seithero  wider  alhier  der  Herr 
Petrus  Parceuich  Archiepiscopus  Martianopolitanus  sambt  dem 
Christophoro  Marianouiz  wegen  ihrer  aussgelegten  vndt  zimblich 
hochgestölten  änderst  nit  zu  Gnuge  liquidirten  Spesen  vndt 
Ausslagen  in  der  ihme  noch  hiebeuorn  von  Ihrer  kayserl.  Maye- 
stät  hochseliger  Gedechtnus  aufgetragenen  Rais  vndt  Commission 
zu  den  Cosaken  vndt  deren  gebettenen  Erstottung  holber  durch 
vntershidtliche  shorpfe  Memorialien  beweg^lich  supplicando  an- 
gebracht; wos  darüber  vnterdessen  vorgangen  vndt  gehondtlet 
vndt  wie  daz  Ihre  königl.  Mayestät  newlich  auf  der  Sachen 
beshehenen  ganz  aussfUhrlichen  Vortrag  (aus  den  darbey  er- 
inderten  Vmbstendtn  vndt  Vrsochen)  endtlichen  gnedigst  ge- 
shlossen  haben,  daz  gonze  Werkh  mit  diessen  dorzue  gehörigen 
Acten,  (weil  wohlbemelter  Herr  Erzbishoff  sich  derzeit  do- 
rundten  zu  Wien  aufholtet)  nur  geroth  an  die  Herrn  zu  l^ber- 
shikhen  vndt  ihnen  dabey  die  Comission  aufzutragn,  damit  sy 
mit  ihme  die  Sach  auf  ein  Endt  tractirn  vndt  auf  ein  gewisses 
Laidentliches  [alss  nemblich  endtweder  die  eingerathene  1500  fl. 
vber  die  ihme  von  Anfang  mitgegebene  1500  vndt  nacher  wider 
zu  Praag  geraichte  200  fl.,  oder  aber  in  Endtstehung  dessen 
gor  bis  auf  2000  fl.]  zu  bringen  versuechen  vndt  ihme  solches 
vor  Alles  anbietten,  ihne  auch  darmit  nunmehr  völlig  dorundten 
abferttigen  weiten,  weiln  Ihre  königl.  Mayestät  derzeit  kheine 
Occasion  haben  noch  findten,  sich  dessen  Persohn  in  ainiger 
weiteren  Abshikhung  zu  bedienen;  welche  2000  fl.  nun  zwor 
ihme  bey  der  löbl.  hungarischen  Cammer  (wegen  seiner  etwa 
derorthen  wider  nehmbendtn  Durchrais)  anzuweissen  gemaindt 
vnd  dorauf  auch  daz  gehörige  königl.  Befelchshreiben  in  euentum 


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574 

alhier  aufgesezt,  (so  zugleich  denen  Herrn  hiebey  mit  zue- 
khombt);  jedoch  mit  dem  Verstandt,  wofern  es  etwa  doselbst 
nit  zu  erhalten  wehre,  daz  auf  solchn  Fohl  die  Herrn  in  alle- 
weg  selbst  dorundten  vnbeshwerth  shauen  wollen,  wie  diese 
2000  fl.  anderwerths  vnverlengt  gewis  vndt  würkhlich  aufzu- 
bringen vndt  dormit  sodann  mehrbemelter  Herr  Erzbishoff 
nunmehr  fürderlich  aldoselbst  abzuferttigen  sein  möge.  Welchem- 
noch  wir  die  Herrn  hiemit  dienstfreundlichst  ersuechen,  sie 
wollen  diesse  Commission  also  vnbeshwerth  vber  sich  nehmben, 
dornach  die  Handtlung  mit  ihme  Herrn  Martianopolitano  Archiepi- 
scopo  vnmossgebig,  etwa  durch  vnsers  mittels  Directorn  den 
Herrn  von  Rodöldt  (titl.)  auf  solche  Weis  mit  gueter  Manier 
doch  vnbenendt  ex  certo  respectu  des  Herrn  hungarischen 
Canzlers,  wos  er  disorths  an  die  Handt  geben  vndt  eingerothen, 
sondern  allein  in  terminis  generalibus,  daz  man  ob  dieser  seiner 
so  hoch  gestölten  Forderung  sonderlich  der  Armenianerantici- 
pation  halber  aus  Mangel  genuegsambn  Documents  oder  Li- 
quidation ganz  billich  bis  anhero  angestondtn  vndt  noch  an- 
stehen thuett,  dergestolt  versuchen  vnd  es  mit  ihme  auf  ein 
Endt  vergleichen,  ihme  aber  der  Mitteln  halber  wegen  dieser 
2000  fl.  in  alleweg  auf  ain  oder  andere  Weis  vnshwer  von 
dortn  baldt  abferttigen  lossn.  Worüber  wir  dann  der  Herrn 
vnmossgebigen  widerantwortlichen  Berichts  weiteren  Erfolgs 
vndt  endtlichen  Shlusses  halber  hernegst  wider  alhier  gewerttig 
sein  wollen.  Dobenebens  vns  im  Vbrigen  etc. 
Gebn  in  Frankhforth  den  28.  April  1658. 

NB.:  An  die  hinterlassene  HoflF-Cammer  per  Tractierung 

mit   dem   Archiepiscopo   Martianopolitano    wegn    seines   Raiss- 

vnkhostens,  noch  von  der  Gesandtshaffl;  zue  denen  Cosackhen 

herruehrendt. 

M.  Putz. 

Concept  und  Ausfertigung  mit  vier  Siegeln. 


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575 


LVI. 

Kaiser  Leopolds  I.  Zahlungsanweisung  an  die  k.  ungar.  Hof- 
kammer   von   2000  Gulden   für  Peter  Parchevieh,   Frankfurt, 

3.  Mai  1658. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Leopoldus. 

Benigne  vobis  significamus,  qualiter  (titl.)  Petro  Parceuich 
archiepiscopo  Martianopolitano  (pro  praetensis  restantijs  suis) 
ratione  expensamm  et  sumptuum  antehac  peracti  itineris  et 
certae  commissionis  adhuc  in  mense  Januario  proxime  elapsi 
anni  sexcentesimi  quinquagesimi  septimj  ad  Cosacos  et  eorun- 
dem  ducem  Chimilinsky  a  praedefuncto  glorioso  patre  nostro 
imperatore  Ferdinande  tertio  pientissimae  recordatiouis  eidem 
concreditae  (ultra  priores  mille  quingentos  fiorenos  ipsi  quidem 
a  principio  Viennae  in  enra  finem  enumeratos)  praevia  tracta- 
tione  superinde  per  Cameram  nostram  Äulicam  ibidem  secum 
habita,  modo  in  totum  alios  bis  mille  florenos  pro  discessu  et 
reditu  suo  ad  patriam  et  residentiam  metropolitanam  suam  in 
Bnigaria,  ex  proventibus  ordinarijs  Camerae  istius  nostrae  Hun- 
garicae  istic  persolvendos  clementer  concessimus  et  decreuimus. 

Idcirco  vobis  presentium  vigore  benigne  ac  firmiter  de- 
mandamus,  quatenus  desuper  vlteriorem  necessariam  ordina- 
tionem  nomine  nostro  debitis  in  locis  statim  conuenienter  facere 
ac  in  eo  esse  et  coUaborare  velitis,  vt  prefato  archiepiscopo 
Martianopolitano  in  transitu  suo  istic  vel  aliorsum  quocunque 
modo  ad  insinuationem  suam  dicta  summa  bis  mille  florenorum 
indilate  et  infallibiliter  ex  quibuscunque  medijs  fidei  ac  curae 
vestrae  concreditis  absque  omni  mora  aut  exceptione  persoluatur, 
satisfactari  eatenus  benignam  et  omnimodam  voluntatem  nostram. 
Datum  Francofurti  ad  Moenium  die  3.  May  1658.  Camerae 
Hungaricae. 

Bubrum:  Hungarishe  Camer  wegn  Bezahlung  dem  Mar- 
tianopolitanishen  Erzbishoffen  an  seinem  Ausstandt  2000  fl. 


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576 


Lvn. 

Der  Lemberger  Armenier  Beschwerde   an  Kaiser  Leopold  L, 
wegen    Nichtbesahlung    der    dem    Feter    Farchevioh    vorge- 
streckten Summe,  Lemberg,  20.  Juli  1659. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

AugustissimC;    potentissime   et  omnium   gentium    ac    nationum 
domine  domine  imperator  clementissime. 

Dum  in  illa  maxima  temporum  angustia  non  solum  hye- 
mali  acerba  injuria  anni  uidelicet  1657  mense  Januario  et  se- 
quentibus,  uerum  [quod  per  centenarios  ac  centenos  uix  noua- 
iiter  poterit  euenire  annos]  quando  afflictum  hoc  a  diuersis 
hostibus  iniuste  populis  et  gentibus  opprimebatur,  af&ictibus 
praetendebatur,  dividebatur  et  inuadebatur  Poloniae  regnum, 
nempe  a  Rakocziano  in  Podolia  et  ultra  superbo  milite,  a  Ko- 
sacis  rebellibus  in  Russia  et  Ucrayna,  a  Moscouitis  in  Lituania, 
a  Suecico  exercitu  in  uisceribus  in  ipsis  regni,  a  Tartaris, 
Vallachis,  Moldauis  et  quam  plurimis  alijs  in  toto  et  in  qualibet 
parte  regni  excursitantibus;  reuerendissimus  dominus  Petrus 
Parceuich  archiepiscopus  Marcianopolitanus  ad  dominum  Bo- 
goslauum  Emelnitium,  supremum  Kosacorum  Saporocientium 
ducem  ex  mandato  et  directione  expraessa  augustissimi  felicis 
memoriae  Ferdinand!  tertij^  Romanorum  imperatoris,  tanquam 
optimi  et  benignissimi  cum  miserabilis  patriae  hostibus  media- 
toris,  in  publica  pro  vniuersa  Christianitate  pace  componenda 
inquirendimi  transibat:  summa  erat  afflictione,  impedimento  et 
necessitate  afflictus  et  turbatus;  non  poterat  etenim  resoluere, 
utrum  deberet  in  tam  evidenti  undequaque  periculo  se  ulteriori 
uiae  comittere  necne,  praecipue  cum  summa  laboraret  viatici 
penuria  pecuniae  et  omnia  tum  propter  hostes  tum  propter 
temporis  hyemalis  acerbitatem  erant  in  maximo  praetio  nee 
inueniebatur.  Ne  tarnen  a  suo  suprerao  principe  pusillanimitatis, 
negligentiae,  inhabilitatis  et  similium;  uti  tunc  afflictus  asse- 
rebat,  accusaretur  et  increparetur  titulo,  uoluit  potius  se  mani- 
feste mortis  periculo  viam  impeditam  prosequendo  abijcere, 
quam  sine  ablegationis  eflfectu  turpiter  reuertj.  Cum  ergo  do- 
minus Cbristophorus  Marianouicz;   secretarius   domini  ablegati 


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577 

ante   aliquot   annos   adhuc  Constantinopolis   novisset  et  postea 
anno    1650   etiam  Viennae   in   sua  domo  recepisset,   ex    parte 
eiusdem  missi  ablegati  aliquoties  nos  suppliciter  rogavit  unum 
cum    reuerendis  Patribus  Dominicanis,   ut  in  tanta  necessitate 
pro    tarn    pio    negotio    non    omitteremus    illum^    sed    aliquam 
summam   pecuniam   mutuam   daremus,   promittentes   ambo  (uti 
ciare    in    obligatione    receptae   monetae    ab   illis  facta   patet)^ 
eandem  summam,  dum  ad  suum  principem  reuerteretur,  quam- 
primum  restituturos  cum  fructu  in  sex  per  centum,  quod  fecimus 
in   considerationem   caesaris  —  alias  est  mos  apud  nos  decem 
per  centum  — .    Insuper  promiserunt  praeter  restitutionem  ac- 
ceptae  pecuniae  cum  fructu  decurso  etiam  aliquam  gratiam  uel 
immunitatem,   dum  pro  negotijs  inissemuS;   a  caesare  impetra- 
turos.  Nos  attente  considerantes  tanti  principis  zelum,  pietatem 
et  pro  hac  patria  commiserationem,    qui   dignabatur  cum   per- 
benigna   interpositione  et  mediatione  sua  in  tam  salutifero  ne- 
gotio ad  rebelles  patriae  huius  expedire,  intercedentibus  etiam 
Patribus  Dominicanis  libenter  prima  uice,    dum  iter  proseque- 
batur  ablegatus,   sex   millia   fiorenorum   eidem    intuitu    sacrae 
caesareae  Maiestatis  in  gratiam  mutuo  in  tali  necessitate  gravi 
sex  per  centum  dedimus.  In  redditu  similiter  per  aliquot  menses 
ex  Vcrayna  fauste  persolutis  cum  duce  Boghslau  tractatis  Leo- 
polim   uenienti   et   ibi  per  sex   menses  in  tali  infirmitate  exi- 
stenti,  tandem  dei  gratia  uires  et  salutem  resumenti  ipsi  able- 
gato  praeter  priorem  summam  sex  millium  florenorum  dedimus 
insuper,  ut  posset  satisfacere  creditoribus,  apotecharijs,  chyrur- 
gis  et  aliJB  et  ut  posset  etiam  suum  iter  perficere  ad  vestram 
sacratissimam    caesaream    Maiestatem,    alios    mille    quingentos 
triginta  sex  florenos  cum  fructu  sex  per  centum.   Et  ut  prima 
aice,  clementissime  princeps,  multo  plus  dedissemus,  si  a  nobis 
petijssent  intuitu  Ferdinandi  tertij  pissimae  memoriae   impera- 
toris,   a   quo  mittebantur,   ob   eiusdem   fauorem,   quem  in  hoc 
afflicto  regno  clementer  demonstrabat,  sie  etiam  secunda  adhuc 
vice  ob  memoriam  praefati  augustissimi  imperatoris  et  vestrae 
sacrae  caesareae  Maiestatis  feliciter  in  regna  haereditaria   suc- 
cedentis   et   eodem   zelo   huius   patriae  causam  promouentis  et 
protegentis,  de  quorum  dementia,  justitia  et  uoluntate  nunquam 
dubitauimus   nee   dubitamus,    ut   demandasset  nobis  a  debitore 
ablegato,  prout  habet  in  obligatione,  persolvi  et  satisfieri,  eidem 
multo  plus  et  sine  uUa  haesitatione  concessisemus. 


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578 

Sed  contraria  nobis  nostra  gratitudo  euenit  et  tantorum 
principum  talis  spiritualis  persona  et  abl^^atus  nos  cum  summa 
nostra  confusione,  scandalo  et  damno  decipit  nee,  prout  tunc 
in  summa  lila  necessitate  verbo  et  scripto  promisit,  modo  in 
sua  feiicitate  et  loci  securitate  obseruat  et  restituit.  Tres  iam 
breui  anni  ellabentui*,  potentissime  Imperator,  ex  quo  illam 
summam  siue  sangvinem  nostrum  ob  intuitum  Maiestatum  vestra- 
rum  dicto  ablegato  dedimus  et  ille  nee  fructum  decursum  nee 
capitale  nobis  miseris  ad  hanc  horam  restituit;  praeter  alias 
expensas,  quas  pro  recuperatione  dictae  summae  datae  fecimus; 
dum  unum  Patrem  Dominicanura  cum  eodem  domino  ablegato 
Pragam  et  Viennam  misimus^  ut  secundum  eins  attestationem 
et  scripta  praefatam  pecuniam  quam  primum  restitueret;  quod 
nunquam  fecit^  imo  nee  ad  literas  aliquoties  scriptas  rescripsit. 
Nos  alijs  bona  uoluntate  sangvinem  nostrum  concedendo  in 
hac  modo  afflictione  debemus  substantiam  totam  cum  summa 
usura  opignorare  uel  levissimo  pretio  omnia  diuendere,  ut  ur- 
gentis  regis  et  reipublicae  mandato  satisfaceremus  per  contri- 
butiones  militibus  faciendas  et  patriae  necessitatibus  occurrendis. 
Vbi  est  deus,  ubi  justitia,  ubi  anima,  ubi  conscientia,  ubi  grati- 
tudo? Nee  Tartari  nee  Barbari  hoc  facerent^  qüod  ablegati 
vestrarum  Maiestatum  audent  talia  committere.  Nos  pro  certo 
credimuS;  quod  dominus  illustrissimus  ablegatus  debitor  noster 
a  vestra  sacratissima  caesarea  Maiestate  habuerit  et  receperit 
dictam  summam,  ut  nobis  satisfaciat,  sed  ille  in  proprio  fortassis 
usu  et  abusu  consumit.  Praeterea  cum  facie  ad  terram  prostrati 
suppliciter  obsecramus  vestram  sacram  caesaream  Maiestatem, 
ut  si  deum  esse  credimus,  animam  et  justitiam,  dignetur  cae- 
sarea justitia  nobis  miseris  administrare  serio  demandando 
supradicto  vestrae  sacratissimae  caesareae  Maiestatis  ablegato 
Petro  Parcevich  archiepiscopo  MarcianopolitanO;  ut  quemad- 
modum  nos  illum  in  illa  summa  necessitate  iuuimuS;  sie  ipse 
pari  gratitudine  nunc  nostrum  quod  dedimus  in  hac  afflicta 
tribulatione  patriae  ex  debito  restituat  et  satisfaciat.  Nunquam 
credidissemus,  quod  tales  viri  ad  latus  tantorum  et  tam  justo- 
rum  principum  existentes  talia  emisissent;  proprio  experimento 
edocti  sumus.  Si  liberauerit  nos  deus,  prout  credo,  speramus 
ex  benig^a  et  justa  justitia  vestrae  sacratissimae  ac  regiae 
Maiestatis,  quam  obnixe  in  uisceribus  Christi  obsecramus,  ut 
demandare  serio  sine  uUa  amplius  falsa  distractione  illis  dignetur, 


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579 

ut  satisfactionem  a  debitore  diligentins  imposterum  invigilabi- 
miis^  cuius  paria  obligationis  inclusimus  in  iitteris  sacratissimae 
caesareae  Maiestatis,  ex  quibus  luce  clarius  patebit  uidere.  In 
bis  DOS  humillime  prostrati  ad  pedee  sacratissimae  Maiestatis 
rogamus,  dignetur  Maiestas  quam  citissime  et  seuerissime  iUi 
demandare^  ne  nos  amplius  de  die  in  diera  falsis  rebus  deti- 
nerety  utj  hactenus  detinuit.  Pro  quibus  gratijs  caesareis  nos 
in  hac  afflicta  patria  deum  omnipotentem  quousque  uixerimus 
deprecabimur  nostris  sacris  precibus. 

Datum  Leopoli  die  20.  Julij  anno  1659. 

Eiusdem  Maiestatis  vestrae  sacratissimae  bumillimi  subditj: 

Michael  Armenus. 

Joannes  Armenus. 

Bartholomeus  Armenus. 

Rabram:   Literae  Leopoliensium  mercatorum  ad  caesaream 
regiamque  Maiestatem. 

Original  mit  drei  Siegeln. 


LVIII. 

Feter  Fareheviohs  Schuldschein  über  7636  Gulden,  Lemberg, 
3.  October  1657. 

Aas  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Die  3.  Octobris  anno  domini  1657  Leopoli. 

¥jgo  Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopolitanus^ 
sacrae  c^sareae  regiaeque  Maiestatis  gloriosae  memoriae  Fer- 
dinandi  tertij  Romanorum  imperatoris  eiusque  legitimi  succes- 
soris  Serenissimi  regis  Leopoldi  consiliarius^  nee  non  ad  Bo- 
gobslaum  Eimelnitium  Cosacorum  Zaporaviensium  supremum 
ducem  et  eins  asseclas  ablegatus  plenipotentiarius:  fateor  hac 
praesenti  scriptura  et  syncere  attestor,  qualiter  propter  plurimas 
easque  ui^entissimas  et  extremas  necessitates  hoc  exhaustis- 
simo  afflictoque  hyemali  ac  hostili  tempore,  ut  possem  ex  man- 
dato  clementissimi  mei  domini  imperatoris  Ferdinandi  tertii 
pro  publice  Christianitatis  bono  periculosissimum  iter  et  lon- 
gissimum  perficere,  mutuo  acceperim  vigesima  quinta  Februarii 

▲rekiT.  Bd.  LIX.  U.  H&lfte.  38 


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580 

anno  1657  a  generosis  dominis  Armenis:  domino  Michaeie  Ar- 
meno^  Joanne  Armeno  et  Bartholomeo  Armeno  sex  miliia  flo- 
renorum  cum  fractu  sex  per  centuni;  una  cum  domino  Chri- 
stophoro  Marianovich;  meo  in  legatione  dicta  secretario.  Fateor 
similiter  ab  iisdem  dominis  generosis  supradictis  3.  die  Octobris 
eiusdem  anni  me  recepisse  secunda  vice^  dum  in  gravi  infirmitate 
existebam  et  ex  illa  liberatus  deo  propitio,  ut  uarijs  et  diuersis 
creditoribus  soluerem  debita  et  regressum  Viennam  facerem^ 
mille  quingentos  triginta  sex  florenos  uero  fructu  itidem  sex 
per  centum.  Recepta  itaque  ad  me  a  dominis  Armenis  priori 
mea  obligatione  sex  millium  florenorum  hanc  totius  sommae 
acceptae,  nempe  septem  millium  quingentorum  triginta  sex 
florenorum,  dico  7536,  ultimam  scripturam  conficio  et  ipsis  traddo 
cum  obligatione  ac  tacto  ueritatis  pectore,  quamprimum  dum 
ad  meum  regem  peruenero,  totam  praefatam  summam  cum  fructu 
decurso  ijsdem  gratias  agendo  restituere.  Promitto  item,  ut 
quantum  potero,  conabor  apud  meum  regem  et  dominum  pro 
tali  in  hac  summa  necessitate  declarata  munificentia  ob  in- 
tuitum  caesaris  et  regis  serenissimi  facta  aliquam  immunitatem 
et  gratiam  praefatis  dominis  Armenis  in  materia  mercium  ob- 
tinere.  Quod  ut  certius  et  firmius  pateat  apud  omnes,  hanc 
dictam  scripturam  et  obligationem  propria  manu  subscripsi  et 
sygillo  communivi  die,  mense  et  anno  quibus  supra. 

Ego  Petrus  Parcheuich  archiepiscopus  qui  supra   affirmo 
manu  propria. 

Coram  nobis  praesentibus: 

Me  Martine  Ancheusky,  Et  coram  me  Patre 

sacrae  regiae  Maiestatis  Polo-  Antonio  Hara, 

niae  secretario  et  medico  ac  Prouinciale  apostolico  in 

consule  cluitatis  Leopoliensis.  Russia. 

Et  coram  me  Fratre 

Feliciano  Fossa, 

magistro  priore  in  monasterio 

Leopoliensi  Dominicanorum. 

Ex  orginali  transcriptum  verbum  ad  uerbum. 

Sabmm:  Copia  ex  originali  obligationis  archiepiscopi  Mar- 
cianopolitani  sacrae  caesareae  Maiestatis  ablegati. 


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581 


LIX. 

Der  Lemberger  Armenier  Bittsohreiben  an  Kaiser  Leopold  I* 

wegen  Bezahlung   der   dem  Peter  Parehevich    vorgestreckten 

Summe,  Lemberg,  20.  Juli  1659. 

Aus  dem  Archly  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

Clementissiine   ac   potentissime   Imperator;   princeps  justissime 
ac  bellicosissimel 

Jam  tertius  breui  expirabit  annus,  qualiter  ob  intuitum 
gloriosissimae  memoriae  imperatoris  Ferdinandi  tertii  et  vestrae 
sacratissimae  caesareae  Maiestatis  reuerendissimo  domino  Petro 
Parceuich,  archiepiscopo  Marcianopolitano^  una  cum  generöse 
domino  Cbristophoro  Marianovjcz,  qui  a  vestris  sacris  Maie* 
Btatibus  anno  1657  mense  Januario  fuerunt  expediti  ad  Cosacos 
Zaporouienses  ablegati,  tunc  temporis  in  summa  afflictione  exi- 
stentibus  propter  exhaustissimum,  periculosissimum  et  longissi- 
inmn  iter,  quod  illa  rigenti  hyeme  debebat  ad  Ultimos  fines 
Rnssiae  penes  nigrum  mare  ex  ordine  Maiestatum  vestrarum 
conficere^  supplicante  etiam  domino  Cbristophoro  Marianouich, 
nobis  diu  cognito  in  legationibus  Constantinopolis,  tum  etiam 
Viennae  et  quibusdam  reuerendis  Patribus  Dominicanis  Leo- 
poliensibus  astantibus  supradicto  ablegato  illuc  eunti  et  ulterius 
non  progredienti  sine  expensis  mutuo  dedimus  illis  sex  millia 
florenorum  binis  vicibus  in  gratiam  sacratissimae  caesareae 
MaiestatiSy  item  redeuntibus  ex  legatione  et  hie  pertinenti 
postea  post  aliquot  meuses  recepta  salute  ad  vestram  sacra- 
tissimam  Maiestatem  reuertenti  dedimus  alios  mille  quingentos 
triginta  sex  florenos  cum  fructu  sex  per  centum,  prout  patet 
in  ipsius.  obligatione  facta  ab  eodem^  ut  quamprimum  nobis 
restitueret.  Sed  hucusque  modo,  justissime  imperator^  nee  unum 
florenum  possumus  recuperare,  etiamsi  aliquoties  humanissime 
eidem  scripsimus;  sumus  decepti  ab  illo,  sumus  afflicti  hoc 
urgent!  tempore;  gratitudo  nostra  nos  affligit.  Hac  de  causa 
in  hac  summa  afflictione  humillime  supplices  recurrimus  ad 
pijssimam  justitiam  vestrae  sacratissimae  caesareae  Maiestatis^ 
dignetur  per  uiam  justitiae  nostram  causam  et  jus  defendere 
ordinando  praedicto  ablegato,  ut  debitum  contractum  restitnat; 
alias  in  desperationem  nos  coget;  contra  animam,  conscientiam 

S8* 


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582 

et  justitiam  rectam,   cum  bene  fecimus,  mala  recipimus.     Ideo 

justitiam  vestrae  sacratissimae  Maiestatis  supplices  attendimus, 

ob  cuius  intuitum  ablegato  suo  facultates  nostras  et  sangvinem 

concessimus,    cui  sacratissima  Maiestas  caesarea  sua   maiestate 

et  authoritate  clementer  ac  serio  demandare  dignetur^  ut  nobis 

satisfaciat^   uti    se   nobis    obligavit   in   sua   summa   necessitate. 

Datum  Leopoli  die  20.  Julij  anno  domini  1659. 

Eiusdem  Maiestatis  vestrae  sacratissimae  humillimi  clyentes 

et  subditj: 

Michael  Armenus. 

Joannes  Armenus. 
Bartholomaeus  Armenus. 

Rubmm:  Ad  sacratissimam  caesaream  regiamque  Maiestatem 
dominum  imperatorem  Romanorum  Leopoldum  dominum,  domi- 
num nostrum  clementissimum. 

Humillima  supplicatio,  quae  ad 
manus  proprias  caesarias  hu- 
millime  traddetur.  Expectantes 

benignissimam  resolutionem. 
Original  mit  SiegeL 

LX. 

Schreiben  des  Feter  Parohevioh  an  Erzherzog  Leopold  Wilhehn 

von  Oesterreioh    wegen  Befürwortung    seiner  Angelegenheit, 

ohne  Datum  (1660). 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Tota  spes  nostra  est  sita  in  dementia  vestrae  Serenitatis, 
dum  et  sacrae  et  caesareae  Maiestatis  honorem  et  proprium 
Austriacum  ubique  terrarum  et  dilatat  et  defendit;  ne  possint 
extemi  quidquam  contrarii  obloqui.  Itaque  humiliter  ad  prae- 
fatam  clementiam  vestrae  Serenitatis  confugimus,  dig^etur  a 
tanta  Armenorum  Leopoliensium  onere  nobis  assidue  in  hu- 
meris  pendenti  liberare  non  alio  modo^  nisi  vel  sacrae  caesareae 
Maiestatis  proprio  motu  vel  vestrae  Serenitatis  propria  autho- 
ritate dominis  inclytae  Camerae  secretariis  demandare  ^  ut 
nostrum  negotium  vel  contracti  debiti  cum  dictis  Armenis  pro 
legatione  facienda  et  perficienda  cum  Cosacis  rebellibus  scrip- 
turaa    in   consilio   apud  Maiestatem   augustissimam   et  vestram 


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Serenitatem  proponant.  A  tribus  enim  annis  dictas  scripturas 
jam  pulveribus  coopertas  penes  se  asservant  cum  summo  suae 
Maiestatis  damno,  quia  usura  in  dies  crescit  cum  nostro  rubere 
et  mcrtificatione  et  dictorum  Armenorum  diuturna  expectatione 
ac  desperatione.  Hoc  unice  et  instantissime  a  vestra  clemen- 
tissima  Serenitate  humillimi  supplicamus.  Det  dominus  deus 
vestrae  Serenitati  de  rore  coeli  et  pinguedine  terrae^  ut  vivat 
in  aeternum. 

Vestrae  clementissimae  Serenitatis  humillimi  exoratores 
Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopolitanus.  Christo- 
phorus  Marianovich  et  Armeni  Leopolienses. 

Rabram:  Ad  serenissimum  Leopoldum^  dominum  clemen- 
tissimum  nostrum,  archiducem  Austriae  etc.  demissa  supplicatio 
dicti  archiepiscopi  Martianopolitani  et  Arm^iorum  Leopo- 
liensium. 


LXI. 

Feter  ParchevichB   erneutes  Gesuch   an  Kaiser  Leopold  I.  in 
dieser  Angelegenheit,  ohne  Datum,  prftsentiert  18.  August  1661. 

Aas  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  ia  Wieo. 

Sacra  caesarea  Maiestas,  domine  clementissime! 

Vestrae  sacrae  caesarea  Maiestati  memorialia  a  me  humi- 
liter  porrecta  jam  devenerunt  ad  manus  domini  Walderodi^ 
imperialis  Cancellariae  primi  secretarij  et  eiusdem  consiliarij; 
acta  quoque  legationis  et  jtineria  sunt  eidem  tradita,  ut  post 
quinquenium  tandem  proponantur.  Ego  ex  ordine  augustissimi 
colend^  memoria  imperatoris  Ferdinandi  tertii  fui  per  Can- 
cellariam  imperialem  expeditus;  imo  dictus  dominus  Walderodi 
omnes  necessarias  scripturas  tam  pro  itinere^  quam  ad  ducem 
Kmelnicium  eiusque  assessores  tradidit  mihi ;  hac  de  re  excel- 
lentissimus  dominus  quondam  Curtius  negotiun)  post  legationem 
suscepit  promovendum,  et  nisi  mors  pr^veniret,  ille  ardenter 
promovisset.  Idee  iterum  demisse  vestram  sacram  c^saream 
Maiestatem  deprecor,  dignetur  perbenigne  pr^fato  domino  Wal- 
derodi imponero;  ut  quamprimum  dictas  scripturas  in  consilio 
proponat^  ne  a  tanto  tempore  sie  afflictus  ulterius  affligar.  Ego 


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584 

Interim  cum  meis  omni  die  sto  paratus  et  promptus  ad  exe- 
quendum  et  obtemperandum  in  omnibuS;  qu^  mihi  per  vestram 
sacram  caes.  regiam  Maiestatem  etiam  ad  Indes  properandum 
fuerint  ordinata  et  demandata.    Vale. 

Vestrae  sacrae  p^sareae  regi^que  Maiestatis 
humiilimus  capellanus 

Petrus  Parcevich,  archiepiscopus  Martianopoleos. 
Original. 

In  tergo:  Ueblicbe  Adresse  an  den  Kaiser  Leopold.     Ferner  Rubrum: 

Sacra  caesarea   Maiestas   clementer    et    serio    demandare 

dignetur  domino  Valle-Rode,    ut  quamprimum   proponere  faciat 

in  consilio  iam  a  tanto  tempore  negotium  retentum  dicti  archi- 

episcopi  Martianopolitani. 

LXII. 

Schreiben   der  k.   k.  Hof kammer   an   die  k.  ungar.  Kammer 

betreflEk   der  Ansprüche   des  Pressburger  Bürgers  Th.  Tadios, 

Wien,  13.  December  1662. 

Aus  dem  königl.  ungar.  Landesarchiv  in  Ofen. 

Magnifici  ac  generosi  domini,  amici  nobis  honorandi  salute 
servitiorumque  nostrorum  praemissa  promptitudine,  qualiter  apud 
sacram  caesaream  regiamque  Maiestatem  dominum  nostrum  cle- 
mentissimum  etc.  Thomas  Tadicz  civis  Posoniensis^  ut  sibi  certi 
sumptuSy  quos  anno  1657  in  servitiis  domini  Petri  Parcevich 
metropolitani  (Martianopolitani?)  archiepiscopi  et  Chris tophori 
Marianovich  Turcici  sermonis  interpretis,  tanquam  ablegatorum 
caesareorum  ad  Cosacos  impenderat^  refunderentur^  humillime 
supplicavit,  ex  adjacenti  ipsius  libello  supplici  uberius  liquet. 
Idcirco  magnificas  ac  generosas  Dominationes  vestras  hisce 
peramice  requirendas  duximus^  quatenus  desuper  votum  suum, 
an  vel  quidnam  huic  supplicanti  pro  hac  praetensione  sua  re- 
fundendum  sit,  nobis  haud  gravatim  ti*ansmittere  velint.  Easdem 
de  reliquo  divinae  tutelae  quam  fideliter  commendantes.  Da- 
bantur  Viennae  13.  Decembris  anno  1662.  Suae  sac.  caes.  regiae- 
que  Maiestatis  praefectus,  vicepraefectus  ceterique  Camerae- 
Aulicae  consiliarii. 

A  tergo:  13.  Decembris  1662, 


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585 

LXIII. 

Bubrum  eines  Bittgesuches  Peter  Parohevichs  um  €^ld  sur 
Besahlung  seiner  Qläubiger,  15.  Jänner  1668. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

15.  Jänner  1663:  Herr  Petrus  Parcevich,  Bischouen  zu 
Martionopl  bitt  umb  Baichung  ihme  ein  Geld  zu  Bezahlung 
seiner  CreditoreD;  wegen  seiner  zu  denen  Cosackhen  obge- 
habten  Legation. 

Dem  N.  O.  Buechhalter,  wie  weith  die  ingesuechte  Prae- 
tension,  sonderlich  dass  vorgeben  wirdt^  ob  bette  der  Herr 
Supplicant  eine  so  grosse  Anticipation  von  6000  oder  mehr 
Gulden  ratione  Commissionis  aufnehmen  muesseu;  richtig  oder 
dafUr  auszuwerfen  sein  möchte. 


LXIV. 

Peter  Parohevichs  Qesuch  an  die  k.  k.  Hof  kanuner,  die  Acten 
über  seine  Angelegenheit  von  Begensburg  nach  Wien  zurück- 
kommen zu  lassen,  ohne  Datum  (1668  oder  1664). 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Excelsa  caesarea  Aulica-Cameral 

Illustrissimi  domini.  Cum  certo  mihi  constet,  dominum 
secretarinm  Gattermayr  cum  alijs  etiam  scriptis  praetensionem 
meam;  quae  a  sacra  caesarea  Maiestate  ob  legationem  ad  Cos- 
sakos  a  me  peractam  mihi  soluenda  restat^  concernentia  secum 
Ratisbonam  accepisse,  illuc  autem  ego  proficisci  et  ibi  negotio 
meo  inuigilare  propter  defectum  mediorum  non  possim: 

Hinc  illustrissimas  Dominationes  vestras  humillime  rogo, 
velint  dicto  domino  secretario  iniungere^  vt  nominata  acta 
quantocius  Viennam  remittat,  illa  hie  in  consilio  Camerae- 
Aulicae  proponi  et  ego  satisfactionem  meam  sollicitare  valeam, 
favorabili  resolutioni  me  humillime  commendans. 

lUustrissimarum  Dominationum  vestrarum  humillimus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus  m.  p. 


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586 

Rubmm :  Ad  excelsam  caesaream  Aulicam-Cameram  humil- 
lima  supplicatio  Petri  Parceuich,  archiepiscopi  Martianopolitani, 
pro  remittendis  Ratisbona  Viennam  scriptis. 


LXV. 

Feter  ParoheyiohB   Geeuoh  an   die  k.   k.  Hofkammer  wegen 
Befreiung   von   24  Personen   aus  türkisoher   Qefangenschaft, 

ohne  Datum. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wien. 

ExcelleDtissime^  illustrissimi  et  magnifici  domini! 

Optime  norunt  excellentiBsimae,  illustrissimae  et  magni* 
ficae  Dominationes  vestrae  gloriosissimae  memoria  imperatoris 
Ferdiiiandi  IIL  gratiam  factam^  declaratam  et  omnino  molitam 
(prout  clare  patet  ex  scripturis)  pro  eliberatione  uiginti  qua- 
tuor  captiuorum  a  decem  annis  in  duris  carceribus  a  Turcis 
crudeliter  detentorum  et  oppressorum;  et  nisi  eiusdem  caesaris 
mandatum  ursisset,  maturare  iter  ad  Kosacos  rebelies,  tunc 
panniim  duodecim  millibus  ilorenis  praeualentem  (qui  mihi  iam 
fuit  a  ministris  demonstratum  et  consignatum)  pro  certo  illa 
die  accepissem  et  gratiam  domini  cesaris  adimplessem. 

Angustissimus  in  omnibus  successor  Leopoidus  imperator 
eadem  pietate,  dementia  et  justitia  erit  et  prosequetur  eosdem 
captiuos  —  firmissime  credimus  —  et  pientissimi  sui  parentis 
et  antecessoris  simul  piam  voluntatem  et  inuiolabile  decretmn 
nullo  modo  iterabit  imo  in  omnibus  confirmabit  nee  irritam 
faciet  promulgatam  clementiam,  qnod  deus  auertat;  aliter  multa 
decreta  sie  ruerent:  quem  clementissimum  principem,  ne  nouis 
scripturis  molestemus,  cum  sit  plurimis  arduis  negotijs  occu- 
patus,  vestras  excellentissimas,  illustrissimas  et  magnificas  Do- 
minationes^ quibus  hoc  negotium  commissum  est,  obnixe  rogo, 
uelint  finem  tam  pio  operi  dare  iam  declarato  ab  imperatore. 
Aliter  erunt  causa  euidens  mortis  et  cruciatus  tot  captiuorum, 
qui  in  dies  in  fetidis  carceribus  consumuntur  et  alij  Christiani 
in  locum  ipsorum  subrogantur  et  usura  quoque  assidue  crescit 
Accepta  oblatio  erit  apud  dominum  deum  pro  vestris  excellen- 
tissimis,  illustrissimis  et  magnificis  Dominationibus,  dum  liber- 


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587 

tati  tandem  miserrimi  illi  captiui   per  c^saream  redemptionem 
dabuntur,  quod  deus  exaudiat  et  vestras  Dominationes  f^licitet. 
Excellentissimae;  illuBtrisBimarum  et  magnificarum  Domi- 
nationum  vestrarum 

addictissimus  seruitor 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopuB  Martianopolitanus. 

Rabmm:  Ad  excellentisBimam^  illustrissimas  et  magnificas 
Dominationes  inclytae  Camerae  -  Aulicae  consiliarios  Bupplex 
libelluB  dicti  archiepiscopi  Martianopolitani. 


LXVI. 

Bubrtun  des  Passbriefes  für  Erzbisohof  Feter  Paroheyioh  zur 
Beise  in  die  Moldau. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

20.  October  1668.  Passbrief  für  den  Herrn  Erzbiachoffen 
zue  Martianopel  Peter  Parceuich  vnd  auf  12  mit  sich  nehm- 
bende  Persohnen,  dann  auff  die  mitzufuehren  ihme  erlaubte 
vnterBchidliche  Armaturen   vnd    10  Stuckh  Schepptuecb,    frey. 

NB.  Der  betreffende  Act  wurde  bei  der  Scartiemng  der  Acten  vertilgt 


LXVII. 

Feter  Farchevichs  Ersuchen  an  den  Präsidenten  der  k.  k.  Hof- 
kammer  wegen  Auszahlung  des  ihm    von  Kaiser  Leopold  I. 
angewiesenen  Beisegeldes,  ohne  Datum,  präsentiert  und  expe- 
diert 24.  October  1668. 

Ans  dem  Archiv  der  k.  k.  Hofkammer  in  Wien. 

Illustrissime  et  excellentissime  domine  colendissime ! 

Quandoquidem  sacra  caesarea  Maiestas  perbenigne  resol- 
uerit;  darentur  mihi  pro  viatico  mille  floreni  ab  inclyta  Camera- 
Aulica,  vestram  Excellentiam  reuerenter  rogo,  uelit  demandare 
domino   secretario  VeringC;    quatenus  decretum   conficeret,   ut 


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688 

prefati  mille  floreni  soluerentar.  Sum  enim  futura  septimana 
deo  duce  binc  discessurus  ad  partes  illas  semibarbaras  a  deo 
destinatus  pro  sua  gloria  promouenda  et  ad  hunc  finem  expe- 
ditiones  omnes  habui  iam  a  Consilio  Bellico^  ne  occasionem 
hanc  itinerandi  omitterem.  Ideo  vestram  Excellentiam  quoque 
rogo,  dignetur  me  expedire;  dum  ego  seruus  pauper  et  capel- 
lanuß  vestr^  Excellenti^  maneo  etc.  Quam  deus  etc. 
Excellentiae  vestrae 

addictissimus  seruus 

Petrus  Parceuich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Adresse:  lUustrissimo  et  excellentissimo  domino  Georgio 
Ludouico  comiti  a  Sinzendorf,  inclytae  Camer^-Aulic^  pr^sidi 
ec.  ec.  ec.  domino  colendissimo  supplex  libellus  dicti  archiepi- 
scopi  Martianopolitani. 

Begistraturaotiz:  Archiepiscopus  Martianopolitanus  bitt  vmb 
Erfolglassung  ihme  die  von  Ihr  Majestät  verwilligte  1000  fl. 
Raissgelder.     24.     H.  October  1668. 

Expediert  24.  Octobris  1668. 

Rubrum:  S.  Hochgeboren  und  Excellenz  dem  Herrn  Georg 
Ludwig  Grafen  von  Sinzendorf,  Präsidenten  der  hohen  Hof- 
kammer etc.  etc.  etc.  Bittgesuch  des  besagten  Erzbischof  von 
Martianopel.  24.  October  1668. 

LXVIII. 

Anweisung   auf  die   dem   Peter   Farchevich  zur  Reise   ange- 
wiesenen 1000  Qulden  an  den  Hofzahlmeister  zur  Auszahlung, 
Wien,  24.  Ootober  1668. 

Aus  dem  Archiv  der  k.  k.  Hof  kammer  in  Wieu. 

Von  der  kays.  Cammer  [tit.]  Herrn  Hoffzahlmeistern  Stadler 
hiemit  anzufüegen:  Demnach  ietz  allerhöchstgedacht  Ihre  kays. 
Majestät  gnädigst  resolvieret  und  dem  Martianopolitani  sehen 
Erzbischoffen  Herrn  Petro  Parteuich  zu  ainer  Raiss-Adiuta  für 
seine  in  die  Wallachey  vorhabende  Raiss  1000  fl.  auss  under- 
habenden  AmbtsgeföUen  bezahlen  zu  lassen  gnädigst  verwilliget 
haben:  alss  ist  in  deroselben  Nahmben  der  Hoff- Cammer  Befehl 


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hiemity  er  Hoffzahlmeister  ifame  Herrn  Erzbischoffen  solche 
1000  G.  gegen  gnuegsamer  Bescheinung,  worauf  und  gegen- 
wertige Verordnung  ihme  sodann  solche  für  gute  Aussgabe  an- 
zunehmen sein  wierdet  pahr  entrichten  und  dieselbe  hiemit 
verraiten  solle,  Wienn  den  24.  October  1668. 

Registraturnotlz  a  tergo:  Qschäfftl.  an  Hofzahlmeister^  dem 
Martianopolitanischen  Erzbischofen  Herrn  Peter  Parcevich  auf 
sein  in  die  Walachei  vorhabende  Reiss  zur  adiuta  1000  fl. 
mitzugeben. 


LXIX. 

Schreiben  des  Erzbisehofs  von  Eorinth  an  Monsignor  Baldesohi 

in  Born,  Warschau,  29.  Jänner  1670. 

AoB  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Born. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore  mio  padrone 
osservandissimo ! 

Monsignore  arcivescovo  di  Marcianopoli;  vicario  apostolico 
del  vescovato  di  Baccovia  e  comparso  qua,  dice  egli,  perchi 
non  ha  veduta  risposta  ad  alcune  lettere  scritte  a  me  (che  io 
non  ho'  havute),  nelle  quali  mi  chiedeva  V  autoritk  del'  rh 
appresso  il  prencipe  di  Moldavia  e  che  io  operassi,  che  il  ve- 
scovo  di  Baccovia  restituisse  le  supellettili  sacre  levate  dalla 
chiesa  e  che  coli'  occasione,  che  egli  h  venuto  qua,  procurark 
da  questi  personaggi  qualche  elemosina  per  risarcire  la  chiesa 
di  Baccovia,  che  minaccia  rovina.  Io  per6  depo  avergli  ris- 
posto,  che  alli  primi  due  punti,  V  avrebbe  egli  potuto  supplire 
con  un'  huomo  a  posta,  che  portasse  la  lettera  senza  incom- 
modarsi  lui,  al  che  non  ha  saputo  replicarmi,  ho  creduto  vero 
ciö,  che  mi  h  stato  detto,  che  egli  sia  stato  inviato  qua  da  quel 
prencipe  a  questo  re  per  interessi  di  stato.  Esagera  grande- 
mente  la  miseria  di  quella  chiesa,  nella  quäle  dice  non  potersi 
satollare  ne  pure  di  pane  di  miglio  e  vivere  in  somma  vita 
infelicissima.    Di  vostra  Signoria  illustrissima  e  reverendissima 

Varsavia  29  gennaro  1670. 

Divotissimo  obligatissimo  servitore 

G.  arcivescovo  di  Corinto. 


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LXX. 

Schreiben  des  Peter  Parchevieh  an  die  Propaganda,  Bakov» 
26.  Februar  1670. 

Aü8  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Bom. 

Generosissimi   et  reverendissimi   signori  padroni  colendissimi! 

E  passato  di  gik  un  anno,  che  mi  ritrovo  nella  provincia 
di  Moldavia  per  ordine  e  comando  deir  Emmenze  vostre,  nella 
quäle  procuro  con  11  duöi  tenui  talenti  acquistarne  alia  duo; 
esegaij  prontissimo  V  ordine  delP  Eminenze  vostre;  vedo  per6, 
che  a  quest'  hora  mi  si  dilatano  e  differiscono  le  promesse  fat- 
temi  et  li  ajuti  assignati  all!  vescovi  in  partibus.  Piü  volte  ho 
supplicata  la  santa  Congregazione  et  a  qaesti  punti  nh  anche 
ha  risposta.  La  s.  Congregazione  non  k  solita  di  disperare  o 
di  abbandonare  li  suoi  soggetti,  ma  gratiarli  e  consolarli.  Spero 
anche  io  essere  nel  numero  di  quelli,  essende  la  s.  Congrega- 
zione madre  benigna,  quae  nemini  claudit  greminm  sunm.  Ani- 
mato  dunque  da  tanta  clemenza  humilmente  supplichevole  ri- 
corro  alla  medesima  come  madre  pietosa,  vogli  soccorrermi 
con  quel  assignamento  fattomi  per  la  mia  povera  mensa  e  casa 
per  le  mani  di  Monsignore  nuntio  di  Polonia  e  del  Padre  Luigi 
Maria,  chierico  regolare  missionario  e  prefetto  in  Leopoli  nel 
collegio  pontificio  delli  Armem*.  Questi  mi  mandarranno  tutto 
ciö  insino  a  Jassi,  che  dalP  Eminenze  vostre  li  sark  consignato 
et  ordinato.  Item  significai  non  haver  ne  anche  un  calice  e 
pianeta  per  celebrare,  nettampoco  li  vestiti  da  vescovo  per 
comparire.  Supplicai  ancora  per  alcuni  libri  et  in  particolari 
delle  Controversie.  Di  tutto  ciö  ne  supplico,  se  le  vostre  Emi- 
nenze vogliono  con  il  suo  beoigno  favore  soccorrermi,  aiutarmi 
e  consolarmi  in  questo  semiessilio,  dove  non  habbiamo  ne  anche 
il  pane  di  miglio  per  satiarci.  La  benignitk  della  s.  Congre- 
gazione h  grande  verso  li  suoi  sudditi  e  le  mie  istanze  sono 
tenue  rispetto  alla  grandezza  di  quella,  alla  quäle  riverente- 
mente  inclinandomi  resto  obedientissimo  e  soggettissimo. 

Deir  Eminenze  vostre  reverendissime 

humilissimo  et  divotissimo  vassallo 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

Di  Baccovia  li  26  febraio  1670. 


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591 
LXXI. 

Brief  des  Feter  Parchevioh  an  den  Seoretär  der  heiligen  Ck>n- 

gregation   de  Propaganda   flde,   Monsignor  Baldesohi«  Bakov, 

26.  Februar  1670. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligten  Confifregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

niustrissimo  et  reverendissimo  signore  osservandissimo ! 
Feci  piü  volte  humilmente  Tistanza  alla  benignitk  della 
B.  Congregazione  di  propaganda  iide,  accio  compassionata  del 
mio  esilio  mi  rimettesse  quelli  ajuti  assignatimi  giä  dalla  mede- 
sima  per  il  mio  tenue  mantenimento.  Dico  a  vostra  Signoria 
illustrissima  et  reverendissima  e  tacto  pectore  confesso^  imo 
(quod  maximum  est)  deum  ipsum  contestory  come  essende  un 
anno  passato,  che  mi  ritrovo  in  questa  provincia  di  Moldavia^ 
non  ho  ricevuto  ne  anche  un  minimo  quattrino  di  provento  o 
di  ajiuto  (in  tal  termine  ^  ridotto  questo  principato),  anzi  ho 
speso  tutta  quella  V  emosina  fattami  dair  augustissimo  impe- 
ratore  dei  Romani  Leopolde  e  per  esservi  stata  per  tre  anni 
continui  una  insolita  carestia,  adesso  ne  anche  habbiamo  la 
farina  di  miglia  per  satiarci.  Vostra  Signoria  illustrissima  et 
reverendissima,  la  quäle  protege,  promove  et  abbraccia  con  il 
carissimo  affetto  quelli;  che  a  lei  di  euere  riccorrono,  si  com- 
piacerä;  supplico,  me  ancora  ricevere  sotto  la  sua  tutela  e  pro- 
tettionc;  credere  la  mia  necessitk,  la  quäle  non  essagero,  e  pro- 
movere  le  mie  pie  istanze  appresso  la  s.  CongregazionC;  vogli 
benignamente  soccorrermi  con  quel  poco  di  ajiutO;  che  mi  ö 
State  assignato  per  il  mio  mantenimento,  rimettendolo  al  Mon- 
signore  nuntio  di  Polonia  et  poi  al  Padre  Luigi  Maria,  prefetto 
in  Leopoli  del  coUegio  pontificio  delli  Armeni;  in  questa  maniera 
per  li  medesimi  e  dalli  medesimi  riceverö  con  sicurezza  quelle  mi 
sarä  mandato  dalla  s.  Congi*egazione.  II  tutto  ne  reciverö  e  rico- 
noscerö  da  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima,  la 
quäle  sa  compatire  alle  fragilitk  di  noi  altri  tra  i  barbari  educati. 
Scrissi  etiam  alla  s.  Congregazione  non  havere  nh  calice 
nh  pianeta  per  celebrare,  havendo  subissato  tutto  il  Monsignore 
Rudcienski,  n^  anco  ho  li  vestiti  da  prelato  per  comparire,  dove 
fa  bisogno  con  quel  decoro  e  notitia  di  esser  vescovo.  Scrissi 
etiam,  mi  volesse  favorire  la  s.  Congregazione  di  mandarmi 
alcuni  libri,  che  si  stampano  nel  coUegio,  e  particolarmente  delle 


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592 

Controversie,  e  quelli  in  particolare  composti  da  un  Padre  de' 
chierici  regulär!  misBionario  pure  in  Leopoli  nel  detto  coUegio 
delli  Armeni.  Supplico  di  novo  Vossignoria  illustrissima  e  rere- 
rendissiraa  gratiarmi  con  il  ßuo  favore  presso  la  s.  Congre- 
gazione  promovendo  le  mie  instanze  et  i  bisogni.  Restaro  obli- 
gatissimo  appresso  a  dio  et  appresso  li  huomini  di  racontar 
gratia  sua  et  gloriam  suam  prociamare. 

Datum  Baecovia  die  26.  Februarj  1670. 
Dl  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima 
obligatissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
arcivescjovo  di  Martianopoli. 

Adresse:   A  Monsignor  Baldeschi;    segretario  della  s.  Cod- 
gregazione  di  propaganda  fide. 


LXXII. 

Sohreiben  des  Erzbischofs  von  Korinth  an  N.  (Monsignor  Bai- 
deschi)  in  Born,  Warschau,  17.  Mai  1670. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Gong^eg^tion  de  Propaganda  fide  in  Bom. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore  mio  padrone 
colendissimo ! 

Certo  che  Monsignore  arcivescovo  di  Martianopoli  alü 
26.  di  febraro  non  si  trovava  in  Baecovia,  ma  dovea  trovarsi 
facilmente  in  Leopoli  di  ritorno  in  quelle  parti,  onde  prego 
vostra  Signoria  illustrissima  a  non  far  caso,  cb'  egli  habbia 
fatta  quella  data  nella  lettera  scrittale  da  lui,  massime  cbi 
egli  pretese  di  venir  qua  senza  che  costä  si  risapesse,  e  si  rac- 
comandö  a  me^  acciö  io  non  ne  scrivessi  cosa  alcuna  alla 
s.  Congregazione  et  a  vostra  Signoria  illustrissima  faccio  de 
nunzia. 

Varsavia  17  maggio  1670. 

Di  vostra  Signoria  illustrissima  e  reverendissima 
divotissimo,  obligatissimo  servitore 

G.  archivescovo  di  Corinto. 


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593 


LXXIII. 

Vertrag  des  Feter  Parchevioh  mit  den  Csiker  Franoiskanern, 

wodurch  er  ihnen  das  ehemalige  Franciskanerkloster  zu  Bakov 

von  Neuem  übergibt,  Csik,  2.  Juli  1670. 

Anton  Kurz:   Magazin  für  Geschichte,   Uteratar  and  alle  Denk-  and  Merk- 
würdigkeiten Siebenbürgens,  II,  1,  Kronstadt  1846,  p.  66  ff. 

In  nomine  domini  amen.  Illustrissimas  ac  reverendissimus 
dominos  Petrus  Parcevich;  archiepiscopus  MarcianopolitanuS; 
Ticarius  apostolicus  et  administrator  principatus  Moldaviae,  in- 
frascriptis  Patribus  Franciscanis  custodiae  Transylvaniae,  deo 
et  divis  inspirantibuS;  majori  perpenso  dei  servitio  et  salute 
aniroarum  libere  et  sponte  offert,  revocat  et  introducit  ad  mona* 
sterium  Bakoviense  in  dicta  Moldavia  praefatos  Patres  Francis- 
canos;  si  tarnen  Sacrae  Sedi  Apostolicae  et  aliis  superioribus 
placuerit^  cum  ad  praesens  dictum  monasterium  sit  episcopalis 
residentia^  olim  vero  conventus  Franciscanorum  provinciae 
saneti  Salvatoris  de  Observantia  et  custodiae  Transylvaniae, 
a  Margaretha  quondam  conjuge  principis  Moldaviae  catholica, 
filia  principis  Transylvaniae  funditus  erectus  et  a  praefatis 
Patribus  Franciscanis  a  fundatione  semper  possessus  et  inhabi- 
tatus,  prout  nonmodo  annalles  et  scripturae^  sed  adhuc  homines 
saperstites  Bakovienses  testantur^  se  bene  recordari,  quando 
moDasterium  illud  (hoc  enim  nomen  usque  in  hodiemum  diem 
retinet)  Fratres  ligneos  calceos  gestantes  possederunt  et  in- 
habitarunt.  Verum  ob  bellicos  tumultus  et  temporum  calamito- 
sonun  injurias  Fratribus  praefatis  ad  tempus  inde  Csikium  re- 
cedentibus  dum  desolatum  remaneret,  a  Sacra  Sede  Apostolica 
fiut  spontaneo  jure  titulus  denominationis  episcopalis  serenissi- 
mis  Poloniae  regibus  concessus.  Quid  autem  et  qualem  fructum 
episcopi  Poloni  a  70  annis  in  dicta  provincia  fecerint,  reveren- 
dissimus dominus  Petrus  Deodatus  archiepiscopus  Sophiensis 
et  reverendissimus  quondam  Marcus  Bandinus  archiepiscopus 
Haroianopolitanus  et  administrator  in  dicta  Moldavia  ac  aliae 
fide  dignae  personae  et  missionarii  plenam  ac  sinceram  tam 
voce  quam  scriptis  sacrae  Congregationi  de  fide  propaganda 
dederunt    informationem,     imo    ipsa    provincia ,     principes    et 


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594 

barones  dod  alio  dib!  lapi  Domine  diele«  Pol:*»  rodtiit  i 
qaodam  natarali  odio  proseqaimtar.  ViM^mtmü  ^Mttm  tea^ 
deo  sie  diBpoDente  et  Sacra  Sede  Romaoa  peT^ewcK 
com  reverendissimtiB  dictUB  Petras  Partrrics  arcUepiMo^ 
Marcianopolitanos  nadone  BolgaroB  ib  MoldaiicBii  dioeci 
vicaritis  apostolicus  atque  admmistrator  sit  coaüitiitiii,  sai 
antecessonun  saonun  venia,  in  pastorali  officio  foDicitior  i 
indiutrior  eaae  volens  aptos  miniatroa  atqne  operariM  müt 
tamqoani  zelosiores  pro  vinea  domini  Sabaodi  exeaksda  pq 
Tidere  cnpit  et  meditatur,  opportnnina  remedinB  w» 
quam  monasteriiun  Bakovienae  Fratribot  Fraaciscaua,  ai  qi 
de  jure  olim  pertinebat,  conaignaret  redderetqne.  Qaae 
conaignatio  ac  restitutio  sequentibua  pactis  ac  eooditi 
(acta  eat 

Primo.  Si  Sedi  Apostolicae  et  saperioribsB  Ordim 
qnos  jam  scriptum  est,  consensus  et  fimdaaieBtalia 
accesserit  ordinatio  et  dispositio,  remoToido  oaiae  irnftit 
mentam,  quod  ex  parte  Polonomm  evenire  poaaitf  pro  qü« 
consensu  habendo  fandamentoqne  ponendo  etiam  plnribni  i 
hac  vice  non  snccederety  vicibus  totis  viribus  et  plenis  arg» 
tisque  calamii  praefatos  reverendisaimos  dominoa  aUabofibrt{ 
dictam  Sacram  Sedem  Apostolicam  et  snperiorea  per  Etmi 
inforroare;  interea  tarnen  Fratres  Franciseani  Csikiemes  rev» 
rendum  Patrem  Stephanum  Taploczai,  nunc  Onardianum  ca^ 
ventns  CsikiensiB,  duabas  Tel  pluribas  vicibtts  pro  aUqiio  te» 
pore  ad  votam  et  necessitatem  dicti  reverendiasimi  BakoTitf 
accedere  ibique  res  disponere  permittent 

Secando.  Ubi  a  Sacra  Sede  Apostolica  et  saperioribi 
solida  ordinatio  et  consensus  postulatos  advenerit,  tenea&ti 
Patres  Franciseani  Csikienses  juxta  placitam  revereDdiaBiii 
sive  dictum  Patrem  Stephanum  Taploczai  sive  aUum  ei 
pertum  patrem-familias  cum  tot  sociis  Bakoviam  traosiDil 
tere,  quot  ipse  postulaverit  et  custodia  nnanimi  coosens 
dare  poterit. 

Tertio.  Occupato  monasterio  a  Patribus  Franciscanis  pn< 
nominatis  reverendissimus  dominus  vita  durante  ita  über  mi 
neat  et  absolutus  in  disponendo  ordinandoque  tarn  res  oduk 
domesticas  intrinsecas  quam  extrinsecas,  ut  Guardianus  uowA 
ea  quae  reverendissimo  domino  placuerint  probataque  fnerin 
exequatur* 


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595 

Quarto.  Quia  posset  Patribus  post  mortem  reverendissimi 
domiBi  a  ^  eonsangvineis  ac  nepotibuB  suis  suboriri  perturbatio 
aliqu&,  testamentum  reverendissimus  dominus  sanus  existens^ 
si  placuerit,  condat^  et  e  suis  propriis  et  acquisitis  bouis  per 
industriam  cuicunque  eorum  vel  alteri  et  quantumcunque  etiam 
si  omnia  relinquere  voluerit,  ipsius  beneplacito  stabit  tamquam 
domini  absolutio  cum  nihil  horum  ad  Fratres  pertineat;  bona 
tarnen  ecclesiae  et  residentiae  manebunt  Fratribus  Franciscanis 
cum  vicario  apostolico^  si  ex  ordine  eorum  fuerit  assumptus; 
videlicet:  domus,  fundus;  vinea,  horti,  decimae^  molendina  et 
similia. 

Quinto.  (Quod  deus  avertat),  si  praefatus  reverendissimus 
dominus  absque  testamento  et  ultima  dispositione  ex  hac  vita 
decederet,  liberum  sit  vel  nunc  vel  quando  placuerit  in  prae- 
sentia  dicti  reverendi  Patris  Stephan!  Taploczai  et  aliorum  fide- 
dignorum  virorum  res  suas  proprias  ostendere  et  suam  volun- 
tatem  declarare,  omnia  illa  velle  et  ordinäre:  dari  post  suam 
mortem  suis  nepotibus,  praecipue  Marco,  qui  ad  praesens  in- 
servit,  uti  supellectilia,  quae  secum  portavit,  cistas^  scrinia, 
stannum,  vestes,  equos  et  alia  animalia  sibi  donata  ac  hujus- 
modi  res,  ad  quas  habet  absolutum  jus  et  dominium,  et  hoc 
sub  onere  conscientiae  illius,  qui  post  mortem  remanserit,  ut 
hoc  modo  tota  lis  auferatur  et  pax  et  tranquilitas  stabiliatur 
absque  ullo  recursu  sive  ad  principem  sive  ad  alios  provinciae 
ministros  et  officiales. 

Sexto.  Quandocunque  reverendissimus  dominus  creaverit 
pro  meliori  bono  aut  reverendum  Patrem  Stephanum  Taploczai 
aut  alterum  ex  Patribus  in  vicariimi  suum  generalem  (hoc 
autem  nonnisi  suo  tempore  fiet),  non  possunt  Patres  Csikienses 
ad  omne  beneplacitum  ipsum  revocare;  esset  enim  et  inter 
clerum  confusio  et  per  totam  provinciam  discrepantia  quaedam 
propter  crebram  vicariorum  creationem.  Quod  ut  magis  apud 
omnes  eluceat,  haec  praefata  puncta  sunt  ex  ambabus  partibus 
subscripta  et  sigillis  communita.  Datum  in  Csik  in  conventu 
Fratrum  Minorum  Reformatorum.  2.  Julii  1670. 

Nos  Petrus  Parcevich  archiepiscopus  Marcianopolitanus^ 
vicariusa  postolicus  et  administrator  principatus  Moldaviae  affir- 


^  Bei  Kurz  a.  a.  O. :  ac,  allein  dieses  dem  Sinne  nach  nnmöglich. 
▲rckiT.  Bd.  LH.  H.  HUfte.  39 


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596 

mamos   suprascripta   paBCta  propria  manu  et  sigillo  communi- 
yimus.  (L.  S.) 

Nos  infrascripti  Patres  in  praemissa   puncia  consentimoB 
et  sigillo  Custodiae  firmamus.  (L.  S.) 

Ita  est.    Fr.  Bonaventura  Karczfalvi  diff. 
act.  m.  p. 
Fr.  Didacus  Coniganus  sanctae 
theol.  lector  et  diff.  act.  m.  p. 
Fr.  Franciscus  Jegenyei  custos 
provincialis  m.  p. 
Ita  est.    Fr.  Casimirus  Damokos  per 
regnum  Transsilvaniae  vicarius 
generalis  apostolicus  m.  p. 
(L.  S.) 

LXXIV. 

Bericht  des  Peter  Parchevich  an  die  Propaganda  in  Born, 
Bakov,  12.  Juli  1670. 

Kurz:  Magazin  a.  a.  O.  p.  69  u.  ff. 

Eniinentissimi  ac  reverendissinii  domini  domini  patroni 
colendissimi!  Requiritur  profecto,  o  purpurati  Patres!  quasi 
continua  residentia  episcopi  seu  melius  vicarii  apostolici  et  ad- 
ministratoris  in  provincia  seu  principatu  Moldaviae;  nam  per 
suam  praesentiam  facile  trahit  populum  in  suam  sententiam, 
id  est  ad  veram  fidem  et  cultum  dei  viventis;  item  verbo  et 
exemplo,  sibilo  et  patema  cohortatione  concreditas  sibi  oviculas 
et  post  se  balantes  ad  Christi  caulam  laetus  laetas  adducit, 
imo  quod  perditum  est,  adinvenit,  quod  fractum  ligat,  quod 
devium  ad  viam  rectam  dirigit  et  quod  debile  ac  infirmum, 
confirmat  consolidatque.  Hoc  nos  licet  impares  viribus  ad  hanc 
residentiam  a  summo  deo  destinati  et  a  sacra  Sede  Romana 
expresso  ordine  missi  et  ordinati,  quantum  potuimus,  in  ipso 
ingressu  snmus  operati;  multae  enim  catholicorum  animae 
tum  propter  pastoralem  absentiam,  tum  gravamina  principum, 
tum  lascivas  mulierculas  a  fide  defecere  et  apostavere; 
accessimus  in  hoc  negotio  principem,  accessimus  metropoU- 
tanum  provinciae  et  dioecesanos  episcopos  schismaticos 
Valachicos    rem    serio    proponendo,    obtinuimus    ab    omnibus 


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597 

avorabiles  literas,  ut  si  qui  ex  nostris  velint  ad  pristinum 
*^thoIicorum  statum  redire,  possint  et  valeant.  NodduIÜ  lacri- 
nis  et  contritione;  ita  ut  caeteros  ad  exemplnm  traherent,  annt 
'eversi;  attamen  hanc  proficuam  fanctionem  solas  episcopuB 
)er  totam  provinciam  exequi  non  sufficit;  requirit  adaequatos, 
tptos  et  dignos  operarios,  cum  quibus  et  per  quos  possit  dignoB 
hictuB  poenitentiae  animiB  ChriBtianorum  instillare;  hoc  ecqui- 
lern  et  summus  Romanus  pontifex  per  eminentissimos  Patres, 
)er  episcopos  et  vicarios  in  toto  orbe  terrarum  exequitur.  Ex 
proyincia  nuUa  fere  subjecta  exurgunt  nee  scholae  frequentantur. 

Insinuavi  aliquoties,  Patres  Societatis  a  viginti  annis  nullas 
irexisse  scholas  nisi  trium  vel  quatuor  puerorum  tottidem  pa- 
-iter  annorum  syllabisantium.  Magistri  possunt  teneri,  sed  modus 
leest  illos  nutriendi. 

De  missionariis  quoque  sincere  insinuavi^  non  esse  ad- 
leqnatos  et  aptos  pro  hac  provincia,  cum  nee  lingvam  calleant 
nee  firmam  stationem  habeant  Adverto,  quod  s.  Congregatio 
Bive  Sedes  apostolica  conniveat  sive  respectum  habeat  corri- 
gendi  sive  reformandi,  tunc  ego  non  tantum  ordinariam  facul- 
tatem  episcopalem  sed  et  pontificam  et  apostolicam  plene  concedo. 

Populus  clamat  contra  Polonos,   non   creditur   mihi,   petit 

continuo  nationales  sacerdotes,  non  dantur.  Nee  ego  sum  Moyses 

aut  Elias,    ut  prodigia  facerem,   ut  petram  percutiam  et  fluant 

aquae.  Mercenarius  relinquit  oves  et  fugit,  pastor  autem  verus 

ponit  animam  suam  pro  ovibus  suis.  Secundum  tenuitatem  ergo 

jodicii  mei,  intellectus  et  maturae  considerationis  non  adinveuio 

meliorem,  tutiorem  et  salubriorem  modum  fidem  catholicam  in  hac 

provincia  dilatandi   seu  dilatatam   conservandi,    quam    ut  sacra 

Sedes  Romana   introduceret   seu   restitueret  Patribus   Francis- 

canis   de   Observantia,    nunc   Reformatis    nuncupatis,    in   sede 

Sicolicali  Csik  Custodiae  Transylvaniae  existentibus  conventum 

Bakoviensem,   sub   qua  Custodia   erat   dictus  conventus  Bako- 

nensis  a  Margaretha   quondam  Transylvaniae   principissa   pro 

dictis  Fratribus  fiinditus  exstructus  (in  quo  pro   praesenti   nos 

residemus),  et  eidem  consignatus,  de  quo  tractat  eminentissimus 

Cardinalis  Pazmanus   in   descriptione   conventuum   Franciscani 

Ordinis  sub   Corona  Hungariae   (die   hier  angedeuteten  Worte 

des  Pater  Päzman  sind  zu  finden  in  ,Acta  et  Decreta  Sinodus 

Dioecesanae  Strigoniensis,  Posonii  1629'  Append.  II.  Seite  116 

^  lauten:   ,Bako,   in  Moldavia,   fundatum  [Monasterium  PP. 

39* 


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598 

Franciscanorum]  ab  uxore  Vaivodae  Moldavi,  filia  Vaivodae 
Transsilvani)^  et  si  informatio  ab  ordine  petatur  Seraphico,  in 
cathologo  antiquae  provinciae  sancti  Salvatoris  Hungariae  dictus 
conventus  Bakoviensis  clare  reperitur.  Ratio  autem  ipsa  dictat, 
dictos  Patres  esse  introducendos:  Primo  propter  Hngvam  et 
nationem;  notum  enim  est  Eminentiis  vestris,  omnes  catholicos 
per  provineiam  Moldaviae  diffuses  esse  Hungaros  petentes  sui 
idiomatis  sacerdotes.  Secundo  propter  vicinitatem  et  securi- 
tatem;  nam  Czikio  Bakoviam  secundo  die  commode  intratur, 
item  Bakovia  Czikium^  ita  quod  conventus  Czikiensis  Custodiae 
Transylvaniae  subministret  necessitates  Patribus  Bakoviae 
existentibus  et  in  qualibet  turbatione  hostili  refugium  haberent 
Bakoviam;  si  autem  orirentur  turbationes  in  Moldavia,  refugium 
haberent  Czikium.  Tertio.  Omni  tempore  dicti  Patres  Francis- 
cani  providerent  spiritualibus  functionibus  et  necessitatibus  illius 
populi  catholici  excurrendo  per  parochias  et  provineiam,  verbum 
dei  disseminando,  et  unus  custos  commode  regeret  ambas  pro- 
vincias  (er  versteht  die  Moldau  und  Siebenbürgen),  ita  tamen, 
ut  episcopus  seu  vicarius  apostolicus  cum  dictis  Patribus  et 
vivat  et  maneat  et  functiones  ad  ipsum  pertinentes  solemni 
ritu  exerceat,  prout  factum  fuit  novissime  anno  1594-0,  quo 
tempore  et  episcopus  et  patres  simul  et  manebant  et  vivebant 
et  fides  augebatur,  ut  exstat  in  annalibus  dictae  Custodiae 
Transsylvaniae:  quod  reverendissimus  dominus  Bemardinus  Qui- 
rinus  ex  Ordine  Minorum  de  Observantia,  quondam  episcopus 
Argensis,  in  Moldavia  et  Valachia  una  cum  dictis  Fratribus 
in  eodem  conventu  Bakoviensi  cohabitabat,  quorum  opera  in 
obsequium  fidelium  fruebatur.  Quarte.  Quia  in  dicto  conventu 
Csikiensi  sunt  quidam  Patres  ex  hac  provincia  (Moldaviae), 
imo  natione  Armeni  et  Valachi,  qua  occasione  possemus  Ar- 
menos,  qui  piurimi  sunt  in  provincia,  ad  unionem  attrahere; 
nam  ego  deo  duce  jam  animos  presbiterorum  Armenorum  ex 
parte  optime  disposui  et  non  video  contrarietatem  aliam,  nisi 
quod  diffugiant  (um  diese  Zeit  wanderten  die  Armenier  nach 
Siebenbürgen.  S.:  Engel,  , Gesch.  der  Moldau'  p.  275)  propter 
summas  exactiones,  quod  contigit  et  nostris  Hungaris  et  prae- 
cipue  in  pago  Forovän,  ubi  erant  60  domus  catholicorum,  nunc 
vero  una  vetula  sexagenaria  sola  remansit.  Idem  fit  in  aliis 
pagis  et  oppidis,  et  si  princeps  modernus  (im  Jahre  1670,  als 
dieses  geschrieben  wurde,   war  Duka  Woiwode   der  Moldau) 


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699 

perseverayerit  in  saa  sede^  procul  dabio  desolabitur  tota  Moldavia. 
Haec  Eminentiis  vestris  humillime,  sincere  et  teste  eonscientia 
propono  et  exhibeo:  Apud  Eminentias  vestras  est  plena  facultas 
negotium  resolvendi  ac  decernendi.  Episcopi  Poloni,  et  si  cen- 
tena  juramenta  deponerent  Bakoviae  residendi,  nunquam  tarnen 
factis  moraliter  aut  physice  demonstrabunt;  venient  quidem  per 
tres,    quatnor  menses   et   quidquid   alieno   sudore  et    industria 
comparatum  est;  comedent  et  bibent  et  inde  reeedent.  A  70  annis 
edocta  est   s.  Congregatio,   quod  nullus  fructus  sit  ibidem   per 
eos  factuS;  sie  fieret  per  700  alios  annos,  nisi  s.  Sedes  provide 
providerit  et  nominationem  Episcopi  iterum  ad  se  revocaverit. 
(Das  Bakover  Bisthum  war  nämlich  zu  jener  Zeit  ein  Bisthum 
Polens,    folglich   ernannte   der  König  von  Polen  den  Bakover 
Bischof.)  In  omnibus  subjicio  me  s.  Sedi  apostolicae  et  vestris 
Eminentiis,  quas  supplex  rogo,  velint  se  piam  matrem,  non  duram 
novercam   mihi   subjecto   declarare.     Dum   eram  Viennae,  per 
crebras  literas  Eminentiae  vestrae  perbenigne  omnem  assisten- 
tiam  subsidium,  provisionem  et  necessitatibus  communicationem 
mihi    promittebant;    dummodo    Vienna    discederem    et   ad   has 
afflictas  provinciarum  partes   advenirem,    quod  obedientissimus 
feci,  literae  omnes  extant  apud  me,   sed  jam   tertius  evolvitur 
annus,  nee  lülas  literas  ab  Eminentiis  vestris  recepi  nee  suffra^ 
gium  et  provisionem  assignatam  pro  mea  necessitate  ullam  habui. 
Si  patroni  deficiunt,  ad  quem  deberem  recurrere?  ad  quem  in 
mea  causa  appellare?  certe  et  tacta  eonscientia  dico:  diu^  noctu- 
que  laboro  ac  laboris  ingenio  invigilo,  quomodo  possim  cultum 
dei  promovere,  animarum  saluti  succuri'ere  et  relictas  Christia- 
norum  reliquias  conservare.  De  summo  Pontifice  et  indulgentiis 
editis  ad  has  partes  nondum  quidquam  innotuit;  rogo  Eminen- 
tias vestras,    ut  sciamus  caput   ecclesiae  esse  insinuare  velint. 
(Papst  Clemens  IX.  starb  1669  den  9.  December  —  sein  Nach- 
folger Clemens  X.  wurde  erwählt  den  29.  April  1670.  —  Diese 
neue  Wahl  war,  als  Peter  Parcevics  diesen  Brief  den  12.  Juli 
1670  schrieb,  demselben  noch  nicht  bekannt.)  Dum  ego  omnem 
felicitatem  Eminentiis  vestris  ab  angelorum  conditore  apprecor 
et  voveo.  Datum  Bakoviae,  12.  die  Julii  1670. 


*  Siel  soll  heissen:  die. 


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600 

LXXV. 

Feter  Parohevioh  ernennt  den  P.  Stephan  Taploczay  su  seinem 
CoacUutor  in  der  Moldau,  Bakov,  12.  Juli  1670. 

Kurz  a.  a.  O.  p.  77. 

Nos  Petrus  Parcevich  dei  et  apostolicae  Sedis  gratia 
archiepiscopus  Martianopolitanus,  vicarius  apostolicus  et  ad- 
ministrator  principatus  Moldaviae,  nee  non  sacrae  caesareo-re- 
giae  et  apostolicae  Majestatis  consiliarius,  omnibus  ac  singulis 
utriusque  sexus  Christi  fidelibus  salutem  ac  spiritum  gratiae, 
quantum  in  domino  possumus,  impertimur  et  apprecamur.  Pa- 
storalis sollicitudinis  munus  ac  indefessa  vigilantiae  cura  in- 
tentos  nos  esse  admonet  et  sollicitat,  quatenus  vocatione^  qua 
a  deo  vocati  sumus  et  a  sacra  Sede  Komana  missi  atque  in 
provinciam  Moldaviae  in  vicarium  apostolicum  et  administra- 
torem  destinati;  toto  conatu  circa  Christi  oviculas,  nempe  po- 
pulum  Christianum  nobis  commissum  invigilaremus  earumque 
saluti  sollicite  studeremus  verbo  et  exemplo^  operibus  et  co- 
hortationibus  ad  caulam  ecclesiae  eos  revocantes,  foventes  et 
retinentes^  ne  per  proprii  pastoris  absentiam  aut  incuriam  ab- 
erantes  a  lupis  tandem  dispergerentur  ac  raperentur.  Totum 
itaque  pastorem  ac  fere  omni  tempore  esse  cum  suis  ovilibus 
ratio  ipsa  requirit,  ut  spirituali  pabulo  semper  reficerentur,  quo 
nunquam  carerent.  Sed  quia  domestica  negotia  saepe  saepius 
alio  avocant  et  ad  regendam  ac  bene  disponendam  domum 
distrahunt;  advertimus  nos  non  posse  ob  multas  intrinsecas  et 
extrinsecas  occupationes,  distractiones  ac  continuas  fere  infir- 
mitates  utrique  parti  aeque  satisfacere,  deliberavimus  aliquem 
idoneum  sacerdotem  probum  et  patrem-familias  providum  nobis 
adjungere  et  reverendis  Patribus  Franciscanis  Csikiensibus  tum 
propter  vicinitatem  quam  propter  linguam  Hungaricam  aliquem 
talem  expostulare.  Quod  cum  fecerimus,  reverendum  Patrem 
Stephanum  Taploczai  actualem  Csikiensem  Guardianum  vita; 
moribuS;  exemplaritate  jam  probatum^  ingenio,  industria,  vigi- 
lantia  curam  domus  habentem,  jam  expertem  gratiose  obtinui- 
mus,  ut  ad  nos  Bakoviam  aliquando  descendere  absque  ullo  sui 
conventus  praejudicio  possit  et  quae  ad  patris-familias  tum  in 
spiritualibus  tum  in  temporalibus  attinent,  pro  modulo  temporis 
^dvigilet;  qua  de  re  eidem  reverendo  Patri  Stephano  Taploczai 


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eoi 

DOS  quoque  facultatem  liberam  concedimus,  qua  ad  noB  venire, 
morari,  discedere  ac  praefatam  domus  nostrae  Bakoviensis 
curam  seduiam  habere,  ordinäre,  disponere,  etiam  in  dicta  re- 
sidentia  quam  in  aliis  ubique  locis  apud  omnes,  prout  opus 
fuerit  et  negotia  requisiverint,  providere  possit  ac  valeat.  Qoae 
ut  magis  corroborentur,  Las  praesentes  propria  nostra  manu 
Bubscripsimus  et  sigillo  communivimus.  Datum  Bakoviae  in 
nostra  residentia,  die  12.  Julii  anno  1670. 

Nos  Petrus  Parcevich,  qui  supra,  affirmamus  nostra  manu. 

(L.  S.) 
Ita  est.    Fr.  Casimirus  Damokos,   per  regnum  Transsylvaniae 

vicarius  generalis  apostolicus  m.  p.  (L.  S.) 
Ex  communi  consensu  difHnitarii  nostri,  ut  praemittitur,  omnia 
acta  sunt.   Fr.  Franciscus  Jegenyei,   custos   provincialis   m.  p. 

(L.  S.) 


LXXVI. 

Peter  Farohevichs  Schreiben  an  den  Erzbisctaof  von  Eorinth 
um  dessen  S^rsprache  bei  der  Propaganda,  Bakov,  16.  Juli  1670. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congre^tion  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Ulustrissimo  et  reverendissimo  signore,  padrone  osservan- 
dissimo.  Ho  scritto  piü  volte  da  questa  afflitta  patria  alla 
s.  Congregazione  in  questi  due  anni,  che  qui  mi  ritrovo,  nfe 
mai  fui  degno  di  essere  in  parte  alcuna  con  una  minima  lette- 
rina  di  risposta  da  essa  consolato;  il  contrario  mi  occorre  in 
questa  provincia  di  quello  mi  hoccorreva  in  Vienna,  dove  ogni 
settimana  almeno  una  volta,  si  dalla  detta  s.  Congregazione 
come  dalli  particolari  signori  Cardinali  benigniamente  visitato 
e  con  mille  promesse  e  soccorsi  animato  di  venire  in  questa 
provincia;  il  che  io  prontamente  facendo  presi  da  quel  tempo 
e  le  promesse  fattemi  e  le  assistenze  promessemi  e  li  ajuti 
assignatimi.  Anche  con  un  paro  di  lettere  a  noi  in  egual  tempo 
dirette  affirmava  la  buona  intentione,  la  volontk  et  il  zelo  della 
s.  Congregazione,  poichfe  di  tutti  li  molti  aflfari  habbi  la  s.  Con- 
gregazione differito  il  favore  di  soccorrerci  a  la  nostra  necessitk 
e  non  di  sottrarcelo;  perchfe  sarebbe  contro  la  caritä  e  contro 
la  mercede  meritata  dagli  operarj;    per  il    che  supplioo  vostri^ 


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602 

Signoria  illustrissima  et  reyerendissima  [in  cnius  roanibuB  omnia 
sunt  et  dependunt  omnia]  si  compiaccik  di  promuovere  talvolta 
le  nostre  giuste  suppliche  et  istanze  appresso  la  detta  s.  Con- 
gregazione^  acciö  udendo  la  necessitä  mossa  a  la  pietk  ordini 
benigniamente,  ei  siano  mandati  li  soecorsi,  con  i  quali  pos- 
siamo  proseguire  il  nostro  ministero  salutifero  alla  salute  delF 
anime  fedeli  di  questa  provincia. 

La  supplico  inoltre,  vogli  con  il  suo  zelo  promuovere  il 
negotio  del  Padre  Fra  Stephane^  acci6  possa  disporre^  testare 
e  lasciare  li  suoi  beni,  che  nel  secolo  possedeva  come  suo 
legitimo  patrimonio,  o  alla  chiesa  e  persone  ecclesiastiche, 
o  alli  suoi  parenti  od  ad  altre  personO;  che  a  lui  parrä.  Prego 
parimente  Vossignoria  illustrissima  e  reverendissima  degnarsi 
di  notitiarci  talvolta  con  le  sue  gratiose  letterc;  accio  animati 
piü  volentieri  ci  occuperemo  nel  santo  servizio  del  Signore, 
levando  dalla  mente  il  pregiudizio  d'  essere  dalla  s.  Congre- 
gatione  et  altri  nostri  padroni  totalmente  abbandonnati. 

Mentre  io  auguro  a  Vossignoria  illustrissima  e  reveren- 
dissima tutti  li  contenti  delV  animo  e  resto 

Di  Bahovia  li  16  luglio  1670.  di  vostra  Signoria  illu- 
strissima e  riverendissima 

divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 

In  der  vom  Secretariate  der  Propaganda  herrührenden  ursprünglichen 
Ueberschrift  dieses  Briefes  wird  der  Erzbischof  von  Korinth  anch  als  Secretür 
der  Congfregation  der  Propaganda  fide  bezeichnet.  Vermnthlich  hat  der  ge- 
nannte Erzbischof  yor  oder  nach  seiner  Nuntiatur  in  Polen  diese  Stelle 
inne  gehabt 


Lxxvn. 

Schreiben  des  Peter  Parohevich  an  die  heilige  Congregation, 
Bakov,  20.  Juli  1670. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimi  ac  reverendissimi  domini  domini  ac  patroni 
colendissimi !  Quamquam  Eminentiis  vestris  ante  aliquot  dies 
humillime   scripserim   et   circa   hanc  residentiam  Bakoviensem 


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603 

aliqualem  dederim  informationeiHy  quomodo  et  qualiter  in  poste- 
mm  cultuB  divinus  non  tantum  conservari  sed  etiam  cum  fide- 
lium  Christianorum  salute  per  idoneos  operarios  dilatari  pro- 
poBoi:  nunc  autem  dum  reverendissimus  Pater  Antonius 
Angelinus  conventualis  et  missionarius  apostolicus  in  hac  pro- 
vincia  Moldaviae  in  negotio  missionis  ad  Nuntium  apostolicum 
Wersaviam  contendit,  ideo  tarn  affluentem  occasionem  inter- 
mittere  nolui;  quin  vestris  Eminentiis  hanc  humilem  literulam 
scriberem  sincereque  notificarem,  qualiter,  cum  sim  solus  in 
hac  residentia  neque  prae  debilitate  nimia  corporis  et  continua 
fere  valitudine  podagrae  non  possum  omnibus  negotiis  tam 
spiritualibuB  quam  temporalibus  attentam  diligentiam  invigilare^ 
acceperim  pro  socio,  coadjutore  et  cooperatore  tum  circa  animas 
catholicorum  tum  etiam  circa  occupationes  oeconomicas  domus 
et  residentiae  hujus  reverendissimum  Patrem  Stephanum  Ta- 
ploczai;  oriendum  vero  ex  parente  Armeno,  matre  autem  Hun- 
gara,  Patrem  profecto  tum  vitae  honestate  tum  morum  puritate 
tum  vigilantia  et  diligentia  praestantissimum,  concionatorem 
ardentissimum,  patrem-familias  aptissimum  et  oeconomia  dome- 
stica  probatissimum,  actualem  vero  Czikiensis  conventus  Guar- 
dianum,  strictae  Observantiae  s.  Francisci,  multarum  linguarum 
expertissimum.  Devotissime  hac  de  re  pro  incremento  spirituali 
et  temporal!  huius  provinciae  et  residentiae  vestras  Eminentias 
deprecor,  velint  eundem  Patrem  Stephanum  Taploczai  per  unum 
breve  sive  decretum  mihi  in  Christi  vinea  concedere  operarium ; 
hoc  namque  et  ipsi  Patres  Czikienses  et  praecipue  reverendis- 
simus Pater  Casimirus  Damokos,  vicarius  apostolicus  per  Tran- 
sylvaniam,  exoptant  et  insinuant,  ut  dictum  decretum  a.  s.  Con- 
gregazione  impetraretur,  ne  successores  custodes  possint  dictum 
Patrem  sub  aliquo  praetextu  interturbare  et  in  provinciam  re- 
vocare  cum  damno  harum  ecclesiarum. 

Item  praefatus  Pater  Stephanus  Taploczai,  cum  sit  unicus 
parentum  filius,  contra  quorum  voluntatem  quoque  religionem 
8.  Francisci  ingrediendo  habitum  recepit,  tum  demum  in  novi- 
ciatu  existens  voluit  ante  professionem  de  suis  bonis  haeredi- 
tariis  sedula  cura  disponere;  Pater  Guardian us  autem  tunc 
temporis  Czikiensis,  nomine  Nicolaus  Gomlai,  vir  probatae  vitae, 
dixit  Patri  Stephane,  non  esse  pro  nunc  necessaria  ista  bono- 
rum dispositio,  cum  ille  sit  absolutus  dominus  et  successor  ut 
legitimus  parentum  filius  et  qualibet  die  ac  hora  poterit  prae- 


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604 

fatam  boBorum  dispositionem  execationi  demandare;  interim 
professionem  fecit  et  mater  vitam  deo  reddidit^  remansit  parens 
totaliter  senio  confectus;  ipse  quoque  hodie  cras  moriturus, 
omnia  bona:  domns  scilicet,  fundi  quoque  in  tribus  pagis,  quos 
habet,  prata,  molendina  et  supelectilia  remanebunt.  Hac  de 
causa  humillime  supplicatur,  s.  Congregatio  velit  tempestive 
cum  uno  brevi  apostolico  occurrere  futuro  damno,  antequam 
praefata  bona  haereditaria  post  mortem  sui  parentis  dilaberentur 
et  ab  aliis  distraherentur,  et  praefato  Patri  Stephane  concedere 
facultatem,  possit  de  illis  bonis  disponere,  cum  non  ex  ipsius 
negligentia  ante  professionem  non  disposuerit  de  illis;  sed  ex 
dilatione  Quardiani  illius  temporis.  I^ex  quoque  in  Transylvania 
non  denegat  religiosis  cuiuscumque  Ordinis  posse  quocumque 
tempore  libere  possidere  possessaque  vendere,  donare,  legare 
et  totaliter  ad  libitum  disponere.  Intendit  quoque  dictus  Pater 
Stephanus  vita  durante  aliquid  boni  et  facere  huic  dirutae  et 
desolatae  Bakoviensi  ecclesiae  ex  suis  bonis  tam  in  aedifica- 
tione  quam  in  apparatu  ecclesiastico,  tum  etiam  fundum  ali- 
quem  sive  agros  pro  futuris  temporibus  ecclesiis  et  religioni 
[sicut  ante  professionem  libitum  est]  relinquere  et  legare.  Ideo 
praecipue  supplicamus  Eminentias  vestras,  velint  cum  illo  per 
unum  decretum  disponerC;  quantumvis  libere  possit  praefata 
perficerC;  ad  finem  deducere  et  de  suis  haereditariis  bonis 
ad  Votum  disponere. 

In  his  provinciis  et  praecipue  in  Moldavia  inundatio  summa 
aquarum  a  tribus  mensibus  propter  diurnos  et  nocturnos  den- 
sissimos  imbres  et  inauditas  pluvias  crescentium  omnes  segetes 
puri  tritici,  silliginis,  hordei,  avenae  et  millii  cujusmodi,  quia 
in  aquis  iacent  et  per  nimias  aquas  disjectae  maturescere  non 
possunt  nee  grana  portant,  item  herba  et  gramina  in  pratis 
vel  non  possunt  crescere  propter  frigora  et  aquas,  vel  si  cre- 
verint  falcem  non  admittunt,  quia  nunquam  sol  exsiccat  et  in- 
calescit,  vel  etiam,  quia  fluvii  ex  propriis  lectis  exeuntes  campos 
omnes  inundarunt  et  cum  terra  herbas  et  gramina  exportarunt  ac 
arenam  commiscuerunt.  Item,  quod  mirandum  est,  in  territorio  Ba- 
koviensi ad  unam  diem  itineris  fere  tanta  murum  copia  fuerit,  ut 
non  tantum  omnia  hortensia  cum  ingenti  damno  et  fructus  et  ar- 
bores  condescendendo  et  ramos  dentibus  excindendo  consumpse- 
rint  in  totum,  verum  etiam,  quod  peius,  ipsum  triticum  in  campis, 
bordeum  avenam  et  similia  devastaverint  et  devoraverint:  per- 


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605 

terrefacti  ex  hoc  casu  incolae  famem  et  pestem  ominantur:  sie 
anno  praeterito  tanta  vesparum  copia  in  bis  partibus  tum  in  Tran- 
sylvania  fuit^  ut  in  ipsismet  domibus  fenestris  inclusis  vix  Stare 
poteramus. 

Commendo  zelo,  benignitati  et  pietati  vestrarum  Eminen- 
tiarum  afflictum  statum  meum,  necessitatem  et  paupertatem; 
velint  cadenti  succurrere  cum  illis  idoneis  mediis,  cum  quibus 
possim  me  sustentare  in  bac  hocce  tempore  misera  et  exhausta 
provincia;  possent  Eminentiae^  quando  dignarentur;  transmittere 
pecuniam  ad  dominum  Nuncium  apostolicum  Warsaviensem; 
nam  ille  facili  negotio  Leopolim  ad  Patrem  Aloysium  Mariam 
Pidon  dirigeret  et  ille  facilius  transmitteret.  Supplico^  nolint 
me  oblivisci  nee  derelinquere,  cum  ego  prompte  obtempera- 
verim  benignis  mandatis  Eminentiarum  vestrarum  ^  quibus 
subsum  et  per  omnia  obtempero. 

His  humillime  me  commendo  et  vestris  Eminentiis  cuncta 
prospera  a  deo  ter  optimo  maximo  exopto. 

Datum  Bakoviae  die  20.  Julij  1670. 

Eminentiarum  vestrarum 

humillimus  et  obsequiens 

Petrus  Parcevich, 
archiepiscopus  Martianopoli. 


LXXVIIL 

Peter  Paroheviohs  Schreiben  an  die  Propaganda,  ohne  Datum 

(Anfangs  1671). 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimi  e  riverendissimi  signori  et  padroni  colendissimi! 

Priego  supplichevole  da  vostre  Eminenze  il  perdono, 
come  il  servitore  fedele  al  suo  buon  padrone,  come  il  figliolo 
alla  sua  pia  madre,  tanto  pi&;  che  di  certo  spero  essere  da 
vostre  Eminenze  abbracciato  et  nelle  mie  giuste  petitioni  con- 
solato  con  V  assegnamento  fattomi  li  7  marzo  delF  anno  1656. 
Non  abbiamo  verun  apparato^  non  il  calice,  nh  il  ferro  per  le 
hostie^  nk  un  rituale  per  battezzare  et  fare  altre  fontioni:  le  quali 
10  piü  volte  senza  assistenza  di  alcun  sacerdote  canto  le  messe^ 


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606 

battezzo  V  infanti;  introdaco  post  partum  in  templum  dei  le 
femine;  sepelisco  li  morti;  visito  et  do  Testrema  ontione  alli 
moribondi^  fo  V  esortationi^  sermoni  et  altri  simili  esercizi;  oltre 
diverse  cause;  liti^  querele  del  popolo  et  la  cura  continoa  della 
casa:  non  est  meum  loqui  de  me;  et  oltre  li  forestieri  et  li 
monaci  Qreci;  quali  in  diversi  casi  et  materie  spessimo  ven- 
gono  da  me.  La  chiesa  di  Bakovia;  eh'  k  unica  et  matrice  di 
tutte,  casca  per  V  antichitk  nh  vi  h  un  benefattore  al  mondo^ 
il  quäle  con  soll  mille  scudi  la  ristaurarebbe  et  perfettionarebbe; 
mentre  io  vi  sono,  non  perderei  il  tempo  nh  li  catholici  fuggi- 
rebbero  con  iscusarsi,  che  la  chiesa  li  casca.  Pia  volte  ho  scritto 
alla  B.  Congregazione,  come  li  reggi  di  Polonia  praetendunt 
habere  ins  nominandi  episcopos  et  nolunt  habere  ius  defen- 
dendi  ecclesias  et  immunitates  illarum:  perciö  vi  sono  mille 
disordini  et  ognimo  perde  Y  animo  di  servire.  Supplico  per 
tanto  humillime  le  vostre  Eminenze  a  perdonarmi  et  a  con- 
solarmi;  mentre  io  vivo.  Di  vostre  Eminenze 

humilissimo  et  obedientissimo  servitore 

Petro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Marcianopoli. 

LXXIX. 

Schreiben  des  Peter  Parchevich  an  den  Nuntius  in  Polen, 
Bakov,  7.  Mftrz  1671. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Cong^reg^ation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 
niustrissimo  et  reverendissimo  signore  et  padrone  colendissimo ! 

Sono  mosso  ex  officio  meo  ad  insinuare  alla  s.  CongregazionC; 
la  quäle  come  madre  zelante  et  pia  volesse  provedere  a  tante 
anime  con  li  soggetti  proportionati,  habili;  atti  et  sofficienti 
nel  coltivare  la  vigna  del  Signore ;  concedendo  H  Padri  Frances- 
cani  strictioris  Observantiae  de  la  Custodia  di  Transilungari 
per  piü  cause  et  raggioni. 

La  prima  ki,  che  tutto  quasi  il  popolo  catholicO;  che  vi 
h  in  Moldavia  anzi  nella  Tartaria,  6  di  natione  Ungaro  et  parla 
la  lingua  Ungara:  li  Padri  di  Transilvania  sono  Ungari,  par- 
lano  UngarO;  perciö  sono  dal  popolo  desiderati. 


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607 

La  seconda  h,  perch^  molti  Padri  di  quella  Custodia  sano 
etiam  la  lingua  Vallacha  per  essere  li  loro  padri  di  questi 
luoghi. 

Terzo  h  per  la  vicinanza;  perch^  da  Bakovia  mia  resi- 
denza  al  convento  di  Czik  sono  sole  doe  giomate  di  Camino; 
et  da  Sabriani;  dove  intendono  fondare  il  convento  Bono  tre 
giomate  et  a  me  una  piccola;  onde  vi  sarebbe  communicatione 
et  corrispondentia  tra  gli  uni  et  gli  altri  et  il  passo  libero. 

Quarta  h  per  la  disciplina  et  osservanza  religiosa  doven- 
dovi  essere  sempre  alli  occhi  dei  loro  superiori  con  molta  edifi- 
catione  dei  secolari. 

Quinta  h  facilmente  alFhora  per  Feducazione^  che  have- 
rebbero  li  figliuoli  delli  Padri ;  molti  si  farebbero  sacerdoti  et  in 
questa  maniera  si  moltiplicarebbero  gli  operarij  et  la  religione 
Vera  fiorirebbe  et  si  conservarebbe  senza  che  venissero  gli  altri 
muti   da  si  lontani  paesi  con  grande  dispendio  et  poco  frutto. 

Sesta  h  per  la  consolatione  dei  popolo^  il  quäle  di  gran 
lunga  abbraccia  li  sacerdoti  della  lingua  propria,  che  pere- 
grina.  Per  il  che  quando  vengono  da  me  a  chiedere  il  sacer- 
dote,  dicono  in  quelle  modo:  ^Monsignore  vi  preghiamo^  ci 
diäte  un  prete  della  nostra  fede';  quasi  non  &  catholico,  se  non 
sk  la  lingua  Hungara.  Inoltre  assai  pi&  volentieri  vengono  le 
feste  alla  messa;  sentono  le  prediche  et  si  confessano  piü  spesso, 
perchä  nel  linguaggio  Ungaro  possono  esprimere  il  sensO;  dove 
nel  Vallaco  mancano  le  parole:  adunque  in  ci6  si  deve  dare 
la  sodisfatione  al  detto  popolo;  la  quäle  conferisce  il  bene  alle 
anime.  Et  perciö  dio  et  la  s.  Chiesa  ci  manda  in  quk  per 
sodisfare  al  popolo  in  spiritualibus. 

Settima  h  perchi  spesso  passano  per  Sabejanti  gli  able- 
gati  et  ambasciatori  di  Polonia;  di  Transylvania  et  di  altre  pro- 
vincie  per  ordinario  catholici;  questi  potrebbero  raccomandare 
alli  baroni  et  alli  prencipi  dominanti  et  impetrare  da  essi  per  li 
detti  Padri  qualche  gratia.  Cosl  etiam  per  altre  molte  ragioni.  In 
tutta  la  provincia  sono  otto  parochi^  tre  preti  secolari,  doi  con- 
venti  di  missionarii,  un  Padre  Franciscano,  il  resto  li  Padri 
Gesuiti.  Questi  sono  canonici  et  il  clero  dei  vescovo  et  questi 
sono  discosti  uno  dair  altro  una,  doi,  tre  et  quattro  giomate  — . 
Va  a  consecrare  adesso  gli  oli  santi  nel  giovedi  santo,  alla 
Pasqua  non  vi  sarebbe  niuno  nella  sua  parocchia  et  tutta  la 
settimana  santa  dovrebbero  essere  assenti. 


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Inoltre  esseDdovi  detti  Padri  neUa  provincia,  potrebbe  il 
vescovo  celebrare  talvolta  con  la  mitra^  havendo  V  assistenza 
dei  sacerdoti;  dove  che  io  non  posso  fare  nissuna  fontione, 
perchfe  non  ho  nessuno.  Molte  volte  canto  la  messa  solo,  battezzo, 
sepeliscO;  introdnco  le  femine  post  partum;  visito  gli  infermi, 
fo  li  sermoni;  perchi  il  sacerdote  et  paroco  unico,  che  vi  &,  lo 
mando  le  feste  per  li  villaggi,  una  e  doe  giomate  discosti,  oltre 
la  cura  domestica  della  casa  et  di  tutto  il  popolo. 

Si  compiaccia  vostra  Signoria  illustrissima  et  reveren- 
dissima  credere,  come  in  questa  afflitta  Moldavia  non  gustiamo 
sollievo  di  sorte. 

Si  priega  pertanto  istantemente  vostra  Signoria  illustris- 
sima et  reyerendissima  da  me  et  dalli  detti  Padri  [giacchfe  la 
s.  Congregatione  per  facilitare  il  negotio  retta  dallo  spirito 
Santo  prudentemente  a  lei  il  tutto  rimette],  vogli  promuovere 
questa  opera  si  pia  et  si  utile,  la  quäle  cede  a  maggior  gloria 
di  dio  et  alla  salute  di  tante  anime. 

Tutto  il  bene,  che  provenirä,  riconoscerk  questa  provincia, 
questi  operari  et  questo  popolo  da  vostra  Signoria  illustrissima 
et  reverendissima. 

Considerandosi  perö  illustrissimo  et  reverendissimo  signore 
lo  stato  d'  oggi  [il  quäle  non  era  n^  V  anno  passato,  i^  gli  anni 
passati]  et  gli  aggravi  del  moderne  prencipe,  ^  et  quasi  la  ti- 
rannia,  che  usa  con  li  vasalli;  et  anche  considerandosi  li  appa- 
recchi  che  si  fanno  et  gli  ordini  che  si  danno  per  la  guerra 
Ventura,  non  vi  i  modo,  che  in  tali  turbolenze,  nel  dominio  di 
questo  prencipe  et  in  simil  tempo  si  habbi  a  fare  progresso 
alcuno  in  detto  negotio.  Fuggono  quasi  tutti  gli  habitatori  della 
provincia,  si  ritirano  in  Turchia,  in  Russia,  in  Transilvania, 
in  Vallachia  et  sopra  le  alte  montagne  ascendono  et  nelle  den- 
sissime  selve  a  guisa  di  animali  selvaggi  si  nascondono.  Onde 
giudichiamo  piä  a  proposito  soprasedere  alquanto  del  tempo 
et  osservare,  si  ira  regis  quiescit. 

Priego  adunque  io  servitore,  vostra  Signoria  illustrissima 
et  riverendissima  con  ogni  riverenza  et  premura,  vogli  per  il 
vivo  zelo  et  ardente  caritk,  che  ha  nella  propagatione  della  fede 
anzi  conservatione  di  quella,  ottenermi  dalla  s.  Congregatione 
de   Propaganda   fide    et   dal  reverendissimo  Padre  Generale  di 


Dnka  1667,   zuerst  sechs  Monate,   dann  zum   zweiten  Male  1669  —  1672. 


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609 

Aracoeli^  mi  dino  per  adesso  con  un  decreto  particolare  doi 
Padri  della  Custodia  di  Transilvania.  Uno  fe  11  Padre  Stephano 
Taploozai,  li  cui  progenitori  sono  di  queste  parti.  Paria  UngarO; 
Vallaco  et  Latino;  h  buon  predicatore  et  economo.  L'altro  k 
il  Padre  Fra  Francesco  a  Derventa  Bosnense,  il  quäle  gik  anni 
sono  ha  servito  a  questa  provincia;  di  buona  vita  et  costumi, 
obediente  et  osservante;  parla  li  tre  linguaggi  di  sopra  et  di 
piä  in  Slavo  lingua  nativa.  Di  questi  doi  prego  et  quanto 
prima^  se  vi  k  possibile.  La  Custodia  ^  contenta,  ma  senza 
Tespressa  in  scriptis  licenza  delli  sopradetti  superiori  non  ar- 
disce  di  darmeli.  Quando  si  compiacesse  Vossignoria  illustris- 
sima  et  riverendissima  scrivere  sua  auctoritate  (giacch^  la  s.  Con- 
gregatione  in  tutte  le  occorrenze  si  i4mette  a  Vossignoria 
illustrissima  et  riverendissima  et  questa  mia  petitione  rimetterä, 
ma  anderebbe  a  longo),  una  letterina  alla  detta  Custodia,  che 
di  subito  mi  dessero  questi  doi  Padri,  farebbe  Vossignoria 
illustrissima  cosa  a  dio  gratissima  et  alle  anime  utilissima. 
Altrimenti  nh  per  la  Quaresima  n^  per  la  Pasqva,  la  quäle 
secondo  il  vecchio  calendario  sarä  li  23  d'  aprile,  haverö  li 
sacerdoti,  acci6  sentino  le  confessioni  et  faccino  altre  fontioni 
nella  chiesa:  di  questo  priego  sommamente,  perch^  vi  h  una 
somma  necessitk. 

Prego  inoltre  Vossignoria  illustrissima  compiacersi  scri- 
vere alla  s.  Congregatione,  ci  mandi  stipendio  et  la  mercede 
con    il    proprio    sudore    acquistata.     Siamo    pieni   di   debiti   et 

mangiamo  il  pane  lacrymarum  et  questo  di  miglio Chi 

sta  bene  non  si  muove.  U  esortare  ad  andare  inter  barbaros 
et  starvi  attendere  et  operare,  sudare  et  fatigare,  tutti  sano, 
massime  li  grandi,  ma  il  fare  quello  esortano  o  rari  o  nisuno. 

Supplico  etiam  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima 
(et  e  punto  considerabile)  volersi  affatigare  et  interporre  il  suo 
zelo,  valore  et  ardore  appresso  il  presente  serenissimo  rh  di 
Polonia,  acciö  scriva  sua  Maiestk  una  lettera  di  raccomman- 
datione  a  questo  prencipe,  ma  in  buona  forma,  raccomandando 
anzi  deffendendo  il  suo  jus  spirituale,  che  ha  in  questa  pro- 
vincia secondo  li  patti  et  le  costitutioni  antiche:  perchä  si- 
amo totalmente  oppressi  et  strapazzati  dalli  scismatici.  Quelle 
Maiestati  di  Polonia  vogliono  habere  jus  nominandi,  eligendi 
et  mittendi  episcopos,  et  non  vogliono  havere  ius  deffendendi 
episcopos,  sacerdotes,  aecclesias  et  aecclesiarum  immunitates;  et 


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610 

per  questo  vanno  in  ruina  le  chiese  et  il  popolo;  et  li  sacerdoti 
noD  ponno  mantenersi  n^  sossistere. 

La  chiesa  di  Bakovia^  residenza  dei  vescovi,  la  quäle  k 
matrice  di  tutte  le  altre,  in  breve  per  Y  antichitk  e  continae 
pioggie  in  tutto  caderä  et  con  essa  il  tutto  finirk  et  li  vescovi 
li  sacerdoti  et  il  popolo  insieme;  n^  si  trova  al  mondo  un 
huomo  di  dio,  il  quäle  rinovasse  la  memoria  santa  delli  ante- 
nati  per  conservare  queste  reliquie  dei  catholici. 

Si  fondano  altrove  per  le  cittk  et  per  le  terre  senza  al- 
cuna  necessitk  con  spesa  di  centinaia,  di  migliaia  di  scudi  gli 
archi  trionfali;  li  colossi  et  le  statue.  Si  inalzano  li  palloni 
superbi  et  le  superflue  machine  —  et  qui  si  abbandonano  le 
chiese  vecchie,  la  casa  di  dio  di  soll  doi  o  tre  milla  scudi  da 
durare  per  300  altri  anni,  con  grandissimo  discapito  dei  culto 
divino  e  delF  anime  di  Christo. 

La  s.  Congregazione  (non  so  per  quäl  fine)  con  un  decreto 
et  altre  lettere  particolari  rimette  li  vescovi  di  queste  parti  in 
tutte  le  occorrenze  alli  signori  Nunzi  apostolici.  Vostra  Signoria 
illustrissima  e  riverendissima  mi  perdoni^  se  io  per  esseguire 
r  ordine  dalli  superiori  datomi  confidentemente  a  Lei  ricorro 
et  acceno  alcune  particolaritk  necessarie  et  verissime  suppli- 
cando  il  zelo  et  il  ardore  di  Vossignoria  illustrissima  come 
di  sopra  in  tutto. 

Noi  qui  non  sappiamo^  se  si  ^  fatto  il  papa  et  chi  k  fatto. 
n  giubileo  non  ci  si  manda.  Argomento  evidente,  che  li  pa- 
droni  hanno  poca  cura  degli  Orientalin  ad  aggravarli  et  a  ca- 
stigarli  vigilantissimi.  Non  sappiamo,  se  il  Monsignore  Nuntio 
di  Polonia  h  quelle  delF  anno  passato  o  Y  altro.  Pare  che  non 
havesse  il  titolo  di  Adrianopoli.  Delle  altre  cose  parimenti  non 
sappiamo,  che  si  fa  al  mondo.  Habitiamo  tra  gli  orsi  et  tra  i 
lupi  secondo  il  detto :  ,ulula  cum  lupis,  si  cupis  esse  lupus' ;  delle 
nuove  particolarmente  di  Polonia,  di  Germania,  di  Ungaria,  di 
Venetia,  d'  Italia,  di  Francia,  Spagna  et  altri  regni  appresso 
di  noi  non  vi  h  nuova  aicuna. 

Supplico  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima  darmi 
parte  massime  dei  nostro  imperatore  et  dei  serenissimo  rh  di 
Polonia,  si  intendunt  bonum  publicum.  Li  baroni  di  questa 
provincia  desiderosi  di  sentire  il  bene  commune  spesso  mi  ad- 
dimandano  credendosi,  che  io  habbi  le  relationi  da  Vienna  et 
altrove.    Prego  etiam  vostra  Signoria  illustrissima,  degnarsi  di 


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611 

consolarmi  piü  spesso  con  le  sue  graidosissime  lettere.  Da  Wer- 
savia  a  Leopoli  vi  h  la  posta^  In  Leopoli  h  im  Padre  Superiore 
et  preffetto  nel  Colleggio  degli  Armeni ;  quegli  con  ogni  facilitk 
indirizzark  le  lettere  per  Camenez  et  per  Jassis.  lo  intanto 
resto  augurando  a  Vossignoria  illustrissima  et  riverendissima 
il  festivo  alleluia  con  la  promottione  delli  suoi  raeriti  et  le  vivo 

di  vostra  Signoria  illastriBsima  et  riverendissima  obedien- 
tiBsimo  et  divotissimo  servitore  Pietro  Parcevich  arcivescovo 
di  Martianopoli. 

Di  Bakovia  li  7  marzo  1671. 


LXXX. 

Schreiben  des  Feter  Farchevioh  an  die   heilige  Congregation 
de  Propaganda  flde,  Bakov,  26.  April  1671. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Congregaiioo  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimi  et  riverendissimi  signori  et  padroni  clementissimi. 

Nel  giorno  della  santissima  Annuntiata  li  25  marzo  se- 
condo  il  vecchio  calendario  finita  che  haveva  la  messa,  nell' 
entrare  in  casa  mi  fu  da  un'  Armeno  data  una  lettera  deir 
eminentissimo  signore  Cardinale  Barberini^  prefetto  della  s.  Con- 
gregazione  de  propaganda  fide,  scritta  li  1*^  gennaro  con  la  be- 
nigna  impositiono^  detti  io  la  ragione  alla  detta  s.  Congregazione 
sopra  le  notizie  datele,  per  quäle  causa  habbi  ricusato  di  con- 
ferire  gli  ordini  e  di  dare  le  dimissorie  a  Pietro  Vuolf,  alunno 
giä  in  Fermo.  Doi  punti  mi  sovvennero  di  subito:  il  primo  h 
la  prudentissima  consideratione  della  s.  Congregatione  il  non 
havere  creduto  al  supposto ;  il  secondo  6  la  malitia  del  soggetto, 
il  quäle  io  amo  sinceramente  e  volesse  dio,  ne  havessi  una 
dozzina  tali  del  paese  e  della  lingua.  Ma  Pietro  Wolf  in  tre 
anniy  che  sono  in  provincia^  mai  h  venuto  da  me  a  dimandare 
gli  ordini,  ciö  provero  col  medesimo  soggetto  a  sua  confusione: 
Pietro  Wolf  non  V  ho  visto,  se  non  una  volta  in  Kutnar,  dove 
i  natOy  mentre  andai  a  consecrare  im'  altare.  II  Pietro  Wolf 
allora  non  aveva  gli  anni;  il  Pietro  Wolf  era  ignorante  in  quel 
tempo;  nh  haveva  etiam  li  buoni  principi  della  grammatica;  et 
il  8.  Paolo  mi  ripprende:  ^Nemini  facile  imposueris  manus/ 
perchi  dalla  gioventü  et  la  ignoranza  ne  nascono  mille  difetti. 

Archiv.  Bd.  LIX.  H.  H&lfte.  40 


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612 

H  Pietro  Wolf  sono  doi  anni,  come  si  ritrova  m  Polonia 
agli  studi^  et  il  soggetto  deve  essere  presente  per  essere  con- 
secrato. 

Haverei  tuttavia  superato  le  sopradette  militanti  diffi- 
coltk,  quando  il  detto  Pietro  m'havesse  richiesto;  mi  ha  si  ben 
pregatOy  che  lo  raccommandassi  agli  studj  in  Polonia,  come  ho 
fatto;  puote  attestare  ciö  il  reverendissimo  Padre  Luigi,  pre- 
fetto  delle  missioni  nel  Colleggio  Armeno  in  Leopoli,  il  quäle 
in  gratia  mia  T  ha  ricevuto  in  detto  Colleggio;  parimente  con 
una  efficace  lettera  Y  ho  raccomandato  al  Monsignor  suffraganeo 
di  Leopoli,  volesse  [appresi  prima  le  fondamenti  almeno  et  le 
notitie  delli  casi  di  coscienza  necessarissimi  ad  un  parroco] 
promoverlo  ad  sacerdotium;  sopra  che  ho  ricevuto  la  cortesis- 
sima  risposta  dal  medesimo  Monsignore;  che  cosa  potevo  fare 
piü  a  questa  vigna?  Perch^  dunque  molesta  dolosamente  la 
8.  Congregatione?  Ma  ecco  eminentissimi  padroni  la  malitia, 
in  qua  latet  anguis;  dicono  questi  tali,  che  per  un  decreto  [del 
quäle  ho  esposto  le  settimane  passate  air  Eminenze  vostre]  non 
subsunt  come  alunni  della  Propaganda  alF  ordinario  loci  o  ad 
altri  cuiuscumque  auctoritatis  sint:  onde  per  non  riconoscere 
quelli  n^  prestarli  cum  juramento  in  susceptione  ordinum  V  obe- 
dienza  scrivono  alla  s.  Congregatione  con  1'  intento  et  il  dis- 
corso  fallace  supponendo^  che  questa  motu  proprio  li  dark  di 
subito  la  facoltä  ampla  in  scriptis,  acciö  possint  ordinari  a 
quocumque  antistite  catholico  in  quacumque  provincia  et  loco: 
ordinati  poi  che  sono,  vengono  nella  provincia  e  dicono:  ,Noi 
siamo  alunni,  con  noi  nissuno  ha  da  fare,  solamente  la  s.  Con- 
gregatione'; e  da  qui  nascono  disordini  e  scandali,  come  sono 
nati  et  restaranno  inpressi  nella  mente  delli  savj,  commessi 
dal  Padre  Vito,  il  quäle  interrogato  dal  prencipe  e  dalli  ba- 
roni,  perch^  ha  battuto,  ligato  publicamente  e  messo  nelli  fern 
un  religiöse,  come  ^  lui,  e  non  haveva  rimmesso  questa  causa 
al  vescovo,  il  quäle  h  di  persona  in  questa  provincia,  sciocca- 
mente  ha  risposto:  ,11  vescovo  non  ha  da  fare  niente  con  essi 
noi';  che  maggior  scandalo  di  questo?  Bella  dottrina,  che  in- 
segnano :  queste  parti  sono  diverse  del  tutto  da  queste  d^  Italia, 
dove  fiorisce  il  catholicismo;  dum  fueris  Romae,  Romano  vi  vito 
more.  Qui  sono  li  baroni,  i  quali  dottamente  hanno  studiato 
in  Polonia,  in  Venetia  et  in  Roma;  questi  sono  restati  grave- 
mente    offesi   e   scandalizzati,   ma   assai   piü  gli  idioti,   i  quali 


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8ono  e  teDgono,  che  il  vescovo  h  capo  sopra  tutti,  e  particolar- 
mente  il  vicario  apostolico. 

La  settimana  passata  vennero  da  me  alcuni  cittadini  di 
Baia  querelandosi  contro  il  Padre  Vito,  il  quäle  ha  pigliato  li 
argenti  della  chiesa  per  il  salario  che  pretende  di  alcuni  anni ; 
io  8e  lo  cito,  non  comparirk,  giacch^  uon  mi  riconosce;  se  non 
lo  citO;  il  popolo  si  adombra  e  scandaliaza;  perde  il  concetto, 
il  rispetto  et  il  timore,  perchfe  come  dico,  in  queste  parti  diversa- 
mente  si  procede :  mi  rimmetto  alla  s.  Congregazione,  quelle  lei 
ordinerä,  io  debbo  fare  in  causa  tale  et  accusa. 

Supplicai  le  vostre  Eminenze,  mi  concedessero  per  un 
decreto  il  Padre  Stephane  Taploczai  assai  requisito  dal  popolo 
per  Tajuto  spirituale  loro:  non  vi  6  in  tutta  la  provincia  un 
sacerdote  Ungaro;  essende  tutti  li  catholici  Ungari,  desiderano 
aprire  le  coscienze  nella  lingua  nativa:  e  perciö  supplico  di 
nuovo  r  Eminenze  vostre  per  il  medesimo. 

Le  settimane  passate  consecrai  da  10  altari  portatili  publi- 
camente.  Vi  furono  etiam  alcuni  monaci  Greci  ritus,  li  quali 
perche  io  non  havevo  il  palliO;  dicevano  me  non  essere  arci- 
vescovo  n^  metropolitano;  anzi  anche  dei  nostri  non  solo  seco- 
lan,  ma  etiam  ecclesiastici  dubitano  per  la  medesima  ragione, 
allegando  che  il  Monsignor  quondam  Marco  Bandini  nelle  simili 
solennitk  adoperava  il  pallio:  ciö  non  si  snpplica  per  qualche 
vana  gloria,  ma  per  cohonestare  il  grado  ecclesiastico  e  togliere 
dalle  menti  humane  V  apprensione  sinistra.  II  sommo  Pontefice 
dispensa  sopra  li  Canoni  et  maggiori  cose;  questa  essendo  una 
cerimonia,  piü  facilmente  si  puote  dispensare,  piacendo  a  sua 
Santitk  et  alla  s.  Congregatione,  la  quäle  supplico  per  la  detta 
dispenza.  Attendo  la  clemenza  della  s.  Congregazione,  si  com- 
piaccia  soccorrermi  nella  presente  povertk  et  necessitk. 

Alcuni  non  contenti  d'  essere  con  grandissima  difficoltä 
ottenuti  dalla  s.  Congregatione  d^  essere  di  laici  di  cucina  fatti 
sacerdoti  e  con  nuove  difficoltä  et  istanze  impetrati  di  poter 
dare  voto  neir  elettione  et  essere  eletti  di  poi  per  la  mera  cle- 
menza di  detta  s.  Congregazione  sublimati  al  vescovato,  machi- 
nano  nuove  fantasie  e  pretenzioni  d'  ascendere  all'  arcivescovato, 
dove  non  li  tocca,  non  essendo  di  natione:  nasce  solamente 
confusione  nel  clero,  nelli  conventi  e  nel  popolo.  Cosl  mi  vien 
riferito  e  scritto  dal  convento  di  Csik,  havendo  il  Monsignore 
Casimire    di    gik    promesso    la    promotione    al    vescovato    di 

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TransilvaDia  ad  un  Padre,  il  quäle  sperava  essere  prima  dd 
detto  MoDsignore  Casimiro  promosso,  onde  li  rimprovera  tal- 
volta,  havere  promosso  se  stesso  et  non  gli  altri.  Sarebbero 
molte  cose  da  Bcrivere  nel  detto  proposito. 

Resto  humilisBimo  suddito  di  vostre  Ekninenze  et  pro- 
fondamente  m'iochino. 

Di  Bakovia  li  26  aprile  1671. 

Humilissimo  vasallo 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


LXXXI. 

Schreiben  des  Feter  ParcheTloh  an  den  NontiuB  in  Polen, 
Bakov.  26.  April  1671. 


^eif 


Aas  dem  Archiv  der  heiligeif  Congregatioo  de  Propaganda  fide  in  Bom. 

Illustrissimo  e  reverendissimo  signore;  padrone  mio 
observandissimo. 

Doi  0  tre  volte  ,bo  •  scritto  a  vostra  Signoria  illustrissima 
e  reverendissima,  dandole  qualche  notitia  delle  oppressioni, 
tirannie  et  indicibile  povertk  delli  miseri  habitatori  di  questa 
afflitta  provincia  di  Moldavia  et  anche  insinuai  la  necessitä 
delli  sacerdoti  Ungar!  di  Csik  desiderati  dal  popolo  eatholico. 

Credo  che  vostra  Signoria  illustrissima  per  le  relationi, 
che  giornalmente  da  diversi  sente,  sappi  bene  il  stato  di  queste 
parti;  et  oltre  le  continue  esationi  vi  h  adesso  il  terrore  per 
la  guerra,  che  minaccia^  onde  yi  sarä  V  incursione  delle  nationi 
e  barbari;   giä  molti   cominciano  a  fug^ire   e  molti  a  cercare 

le   tane   e   nascondigli  nell'aspre  montagne 

Prego  Vossignoria  illustrissima  e  reverendissima  devotamente, 
vogli  come  Nuntio  nostro  [al  quäle  Roma  in  tutto  ci  rimette] 
interporsi  con  la  sua  sincera  relatione  appresso  li  padroni,  che 
a  noi  non  li  crede;  e  sentendo  la  s.  Congregatione  dalla  rela- 
tione del  Nuntio  Apostolico  la  veritä^  si  muova  alla  pietk  di 
soccorrerci  in  tanti  bisogni,  e  sii  ugualmente  o  almeno  con  la 
decima  parte  universale  sopra  di  noi. 


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Vossignoria  illustrissima  non  pigli  a  male,  perchi  dcrivo  in 
mezzo  f(^lio;  nella  provincia  non  ei  fa  la  charta  et  in  Bakovia 
ne  anche  si  ritruova.  In  Jassi  tre  baiocchi  un  fc^lio. 

Prego  Vossignoria  illustrissima  e  reverendissima  conso- 
larmi  talvolta  con  le  sue  lottere  e  con  qualche  ajuto  per  caritä 
per  insino,  che  la  s.  Congregatione  mandi  la  pensione  e  Vos- 
signoria illustrissima  si  pagherä  allhora  di  tutto.  Sono  totalmente 
nella  necessiti^  un  quatrino  non  ho  di  entrata.  Con  che  humil- 
mente  la  riverisco  e  mi  raccommando. 

Supplicai  vostra  Signoria  illustrissima  per  U  Padre  Ste- 
phane Taploczai,  mi  si  desse  per  ajuto  di  queste  anime;  sup- 
plico  di  nuoYO  per  il  medesimo;  non  ho  un  sacerdote  della 
lingua  Ungara  et  il  popolo  volintierissimo  si  confessarebbe  ad 
UD  tale. 

Humilissimo  mi  inchino  a  vostra  Signoria  illustrissima  e 
reverendissima  et  auguro  di  cuore  le  pienezze  dell'animo. 

Di  Bakovia  li  26  aprile  1671. 

Di  Vossignoria 

divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


Lxxxn. 

Schreiben  des  Feter  Farchevioh  an  den  Nuntius  in  Polen, 
Jassy,  3.  Deoember  1671. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Congreg;ation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Illustrissimo  et  reverendissimo  signore,  padrone 
observandissimo. 

Son  venuto  in  Jassy  chiamato  con  grande  istanza  per 
espresse  lottere  et  un  messe  mandato  dal  popolo  di  Jassy  e 
di  Cotnari;  onde  coraposte  che  haverö  qui  la  lite  et  le  dis- 
sensioni,  andarö  a  Cotnar  per  fare  il  simile:  ma  dubitO;  che 
ni  qui  nk  colä  farö  cosa  bona,  per  alcuni  capi  molto  altieri, 
quali  nh  li  vescovi  nh  la  s.  Congregatione  riconoscere  vogliono. 

Questo  modemo  prencipe  ha  soppressa  la  libertk  et  le 
immunita  delle  chiese  et  delli  ecclesiastici,  tolti  li  beni  eredi- 
t&rj   et  dati   alli  Valachi:   ha   violato   il    ins    spirituale,    quäle 


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hanno  li  BereniBsimi  regi  di  Polonia;  in  questa  provincia  si  sono 
impoverite  le  chiese  et  li  ecclesiastici ;  ho  supplicato  di  qaesto 
anche  et  pregato/  si  proveda;   nessono  cura,  nissuno  provede. 

Ho  seritto  et  fedelmente  esposto  la  nostra  ultima  povertk, 
miseria  et  afflittione  alli  padroni  supplicandoli,  ci  ajutino,  soc- 
corrino  et  mandino  la  provisione;  ciö  non  vogliono  sentire, 
turano  le  orecchie  alla  poverta  et  godono  il  patrltnonio  delli 
poveri  et  noi  famelici  restiamo:  mostrano  il  zelo  aereo  et  in 
sostanza  fumus  et  umbra:  roandare  le  persone  vecchie  a  tante 
tribolazioni  con  mille  promesse,  e  poi  nissnna  si  osserva,  et  la 
persona  si  dispera.  Pr^o  vostra  Signoria  illustrissima  et  rive- 
rendissima,  si  proveda  a  tanti  errori  et  cuilibet  detur  jus  suum. 

M'  inchino  et  resto 

Di  vostra  Signoria  illustrissima  et  reverendissima 
divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
areivescovo  di  Martianopoli. 

Da  Jassy  li  3  dicembre  1671. 


Lxxxm. 

Feter  Farohevioh  bestellt  bei  seiner  Abreise  aus  der  Moldau 
den  P.   Stephan   Taploozai  zu  seinem  Generalvicar,   Bakov, 

10.  März  1673. 
A.  Kurz:  Magazin  etc.  a.  a.  O.  p.  79. 

Nos  Petrus  Parchevich  dei  miseratione  et  Sedis  aposto- 
licae  gratia  archiepiscopus  Martianopolitanus,  administrator  eccle- 
siae  Bakoviensis  ac  per  regnum  Moldaviae  vicarius  apostolicus 
dilecto  nobis  in  Christo  patri  Fratri  Stephane  Taploczai  Or- 
dinis  Minorum  strictioris  Observantiae^  exdiffinitori;  conciona- 
tori^  theologo  ac  monasterii  beatae  virginis  Mariae  visitatae  in 
Csik-Somlyo  Guardiano  benemerito  salutem  in  domiuo.  Quem- 
admodum  necessitate  et  urgenti  harum  partium  negotio  coactus 
ad  serenissimum  Poloniae  regem  mihi  eundum  sit  indeque  for- 
tuna  favente  ipsam  etiam  sacram  Congregationem  accedere^ 
nolui  haue  ecciesiam  desolatam  sine  pastore  et  debita  provi- 
sione orbatam  relinquere.  Cum  igitur  ipsa  experientia  proba- 
verim  suam  Paternitatem  reverendam  huic  loco  totique  regno 
profuturam  esse,  eo  quod  magno  zelo,  tum  pietate,   bona  vita, 


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exemplaritate,  tum  denique  in  rebus  agendis  dexteritate  prae- 
ditam  noverini;  ut  et  de  facto  propria  manu  et  sigillo  diffini- 
torii  Custodiae  Transsylvanicae  ac  simul  reverendissimi  vicarii 
generalis  apostolici  Patris  Casimir!  Damokos  testatum  habeo, 
ac  proinde  harum  vigore  suam  Paternitatem  reverendam  con- 
stituo  in  vicarium  generalem  per  regnum  Moldaviae  praecipiens 
Omnibus  et  singulis  ecclesiasticis  personis  ac  fidelibus  nostris 
utriusque  sexus  in  virtute  sanctae  obedientiaC;  ut  te  tamquam 
eorum  vicarium  legitimum  et  pastorem  recipiant  et  cognoscant 
debita  submissione  obsequentes.  Commendo  subinde  ipsi  cel- 
sissimo  principi  ac  magnatibus  regni  Moldaviae,  ut  manum 
auxiliatricem,  omnem  favorem  et  tutelam  vobis  impertiantur^ 
copiosam  a  deo  mercedem  recepturi.  Datum  in  residentia 
nostra  Bakoviensi  anno  domini  1673,  die  vero  10.  mensis  Martii. 
Nos  Petrus  Parchevich,  qui  supra,  confirmamus  propria 
manu  nostra.     (L.  S.) 


LXXXIV. 

Sohreiben  des  Erzbischofs  von  Martianopel,  Peter  Parohevioh, 

an  den  Enibischof  von  Neo-Caesarea,  Monsignor  Mario  Alberioi» 

apostolisohen  Nuntius  in  Wien,  Wien,  29.  September  1678. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Undecimo  aetatis  meae  anno  patriam  ac  parentes  relin- 
quens  in  Italiam  me  ad  studia  contuli  et  Laurethi  in  Collegio 
Illjrico  per  septem  annos  grammaticae  humanitatique  operam 
dedi  ibique  casus  conscientiae  ac  philosophiae  cursum  de- 
scripsi  et  audivi;  meis  autem  commilitonibus  et  condiscipulis 
propter  provectam  aetatem  in  patriam  reversis  ego  Romam  a 
superioribus  fui  avocatus  et  sub  reverendissimo  Patre  de  Lugo 
societatis  Jesu  postea  eminentissimo  Cardinali  et  sub  reveren- 
dissimo Patre  Leone  Santa  reliquas  scientias  absolvi^  tandem 
sub  domino  Joanni  excellentissimo  sapientiae  doctore  canones 
inaudivi ;  quibus  absolutis  fui  a  sacra  Congregatione  de  Propa- 
ganda fide  in  Bulgariam  remissus,  ubi  a  reverendissimo  domino 
Petro  Deodato  arcliiepiscopo  Sophiensi  servatis  servandis  ad 
sacros  ordines  inclusive  fui  promotus  et  illa  eadem  septimana 
cum    reverendissimo    quondam    Marco   Bandino    archiepiscopo 


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MartianopolitanOy  vicario  apostolico  et  principatuB  Moldaviae 
administratore  in  Moldaviam  tanquam  missionariuB  me  contoli 
ibique  per  decennium  cum  dicto  domino  archiepiscopo  in  vinea 
domini  cum  sudore  ac  manuum  nostrarum  opere,  ut  panem 
comederemus,  elaboravi;  nam  et  vicarius  fui  praefati  et  secre- 
tarius  et  capellanus  et  confessorius  et  Cursor  et  olitor,  quod 
tota  provincia  contestari  poterit. 

Defuncto  praenominato  domino  archiepiscopo  ego  a  s.  Con- 
gregatione  de  fide  propaganda  tempore  suae  Sanctitatis  papae  In- 
nocentü  X.  Romam  fui  evocatus,  quae  plurima  edidit  decreta;  me 
licet  immeritum  in  illis  et  cum  illis  in  locum  demortui  archiepi- 
scopi  cum  beneplacito  suae  Sanctitatis  perbenigne  substituit  et 
creavit  cum  vicariatu  tarnen  et  administratione  dicti  principatus 

Moldaviae Quo  [papa]  postea  mortuo  in  Sedem  aposto- 

licam  fuit  inauguratus  beatissimus  pater  Alexander  VII^  qui 
dictam  sacram  Congregatiouem  promovit  et  auxit  ac  post  duos 
sive  tres  menses  quatuordecim  episcopos  creavit,  inter  quos 
ego  fui,  quamvis  indignus,  ad  hanc  dignitatem  promotus  et 
brevi  tempore  juramentis  et  aliis  depositis  ac  consecratione 
dominica  passionis  apud  s.  Silvestrum  monialem  per  eminen- 
tissimum  dominum  Cardinalem  Franceoti  impressa  deosculatis 
pedibus  suae  Sanctitatis  ac  benedictione  recepta  ad  Orientem 
movi  et  hoc  fuit  anno  domini  1657.  Iter  ad  orientalem  plagam 
accepi  cum  illa  intentione  et  a  s.  Congregatione  facta  promo- 
tione  nempe  administrationis  Moldaviae.  Interim  quidam  de 
dicta  s.  Congregatione  confundentes  archiepiscopatum  Martia- 
nopolitanum  antiquissimum,  cum  hoc  tempore  illa  civitas  non 
detur  a  parte  rei  sed  merus  titulus,  quem  ecclesia  Romana 
conservat,  cum  episcopatu  Moldaviae,  negotium  fuit  pro  tunc 
protractum  usque  ad  meliorem  informationem;  et  hoc  maximum 
damnum  intulit  et  populis  carentibus  pastore  et  mihi  absque 
dioecesi  aberranti. 

Interim  Viennam  transeundo  ab  augusto  Ferdinande  III. 
colendae  memoriae  post  multas  datas  rationes,  ne  protervus  et 
prudentior  viderer,  fui  ad  Cosacos  Zaporovienses  missus,  qui 
rebellizantes,  multas  aerumnas  inferentes  et  sanguinem  inno- 
centium  effundentes  regem  Poloniae,  antemurale  totius  Christia- 
nitatis  totaliter  delere  conabantur.  Viennam  reversus  statim 
s.  Congregationi  de  propaganda  fide  humillime  scripsi  et  se- 
quentibus  annis  per  plurijnas  literas,  quae  possunt  clare  videri 


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8applicand.o,  ut  me  occuparet  in  servitio  animarum  et  dictam 
provinciam  Moldaviae  per  decreta  destinatam  concederet;  nun* 
quam  ad  tot  litteras  ullum  respousum  habui. 

Interea  temporis  quidam  religiosus  Bemardinus  Polonus 
Romam  ivit  et  episcopus  Bakoviae  post  biennium  creatus  fuit; 
tunc  ego  manifestius  scripsi;  quod  ille  nunquam  resideret  Ba- 
koviae. Novi  enim  multos  episcopos  Polonos  idem  fecisse^  et 
supplicavi,  ut  hac  oecasione  dictus  episcopus  me  vioarium  de- 
clararet  cum  residentia  in  Moldavia;  hoc  etiam  impetrare  non 
potui;  clare  ex  meis  literis  originalibus  patet.  j^e  otium  inuti- 
liter  tererem^  dominus  episcopus  modernus  contulit  mihi  unum 
decanatum  in  Moravia^  ubi  pliu'imi  latitabant  haeretici;  quid  ibi 
fecerim,  dicat  ipsemet  dominus  episcopus^  ipsius  capitulum, 
parochi  et  totus  districtus;  poterit  etiam  emipentissimus  do- 
minus Cardinalis  Caraffa,  si  voluerit,  dare  de  vita  et  moribus 
relationem  sinceram,  ita  ut  non  uti  monachus  aliquis,  sed  uti 
monialis  obclusa  ex  omni  parte  interim  Viennae  et  alibi  nuUam 
recreationem  habende  sed  tanquam  gemebunda  columba  socio 
amisso  meo  statui  condolendo.  Idem  poterit,  si  placuerit,  emi- 
nentissimus  dominus  Cardinalis  Spinola  secundum  conscientiam 
suam  contestari,  qui  ex  gratia  sua  saepe  me  ad  se  evocabat, 
discurrebat  et  de  multis  interrogabat;  probavit  itaque  vitam 
meam  et  habilitatem  sive  ineptias  meas:  illo  tempore  reperie- 
batur  Viennae  dominus  Gregorius  Ghyka,  princeps  Valachiae, 
quasi  exul;  quem  in  meo  tugurio  tum  receperam  et  per  con- 
tinuum  discursum  dicto  eminentissimo  de  Spinola  cooperante 
et  Christo  domino  spiritum  veritatis  concedente  ad  fidem  ca- 
tholicam  traxi  et  praefato  domino  Cardinali  praesentavi;  in 
cuius  manibus  professionem  fidei  cum  iuramento  et  satisfactione 
totius  aulae  edidit,  quam  defacto  sincerissime  in  corde  nutrit 
et  servat;  tunc  etiam  temporis  fuit  ad  Cardinalatum  illustrissi- 
mus  Nuntius  Spinola  assumptus  et  Romam  vocatus  ibique 
s.  Congregationi  de  fide  propaganda  ac  summo  Pontifici  Cle- 
menti  IX.  felicis  recordationis  sinceram  de  vita,  moribus,  doc- 
trina,  zelo  et  desiderio  me  ad  partes  orientales  conferendi  et 
deo  pro  salute  animarum  cum  vita  et  sanguine  inserviendi 
[relationem  dedit?]. 

Complacuit  suae  Sanctitati  tanquam  communi  parenti,  tali 
tanti  viri  relationi  benignas  praebere  aures,  et  illico  demandavit, 
ut  breve  apostolicmn   cum  vicariatu  et  principatus  Moldaviae 


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adminiBtratione  mitteretur.  Quo  humiliter  recepto  nuUa  inter- 
posita  mora  per  Danubium  discessi  Moldavia  usque,  ubi  per 
6  integroB  annos  continuo  mansi. 

Et  non  solam  circa  depravatos  mores,  repudia,  concubi- 
nattis^  bigamias  et  polygamias  more  schismaticorum  et  prae- 
cipue  circa  animarnin  salutem  viribus  et  conatu  toto  elaboravi 
sed  etiam  manibus  propriis  ligone  accepto  terram  fodiebam, 
ut  possem  saltem  gramina,  quibus  vescerer;  habere,  et  saepe 
saepius  pane  miliacio  non  poteramus  saturari  pro  magna  inopia; 
nam  reverendissimus  dominus  Rugniski  episcopus  Polonus  cum 
30  famulis  et  equis  Bakoviam  veniens  omnia  consumpserat  et 
calicem,  patenam,  crucula  argentea  ac  apparatus  abstulerat  et 
oppignoraverat,  quae  de  facto  consumuntur  apud  creditorem. 
Omnia  haec  tam  de  me,  quam  de  aliis  tota  provincia  et  ipsimet 
schismatici  barones  ac  principes  pleno  ore  requisiti  contesta- 
buntur,  nam  laus  propria  in  ore  vilescit. 

Ego  in  adventu  meo  tyrannum  generice  principem  inveni, 
a  quo  libertatem  officiis  meis  impetrare  non  potui;  interim 
quae  erant  facienda,  caute  faciebam.  Hoc  per  4  annos  duravit; 
interim  Tartaricae  incursiones  et  oppressiones  ^continuae,  Tur- 
carum  moles  assidua,  ita  ut  contributionem  debuissem  ex  Omni- 
bus, quae  saeculares  dant  et  pendunt,  vi  dare  et  pendere,  nuUa 
habita  immunitatis  et  paupertatis  consideratione;  contestetur 
ipse  populus  admirabundus.  De  afflictione,  timore,  fuga  in 
hyeme,  fame  et  siti,  nuditate  et  frigore  nihil  loquor,  nam  luce 
ipsa  sunt  clariora. 

Oborta  tandem  anno  praeterito  Turcarum  tempestate 
4000  millium  (sie!)  praeter  infinitos  camelos,  mulos,  boves, 
bubalos  ac  equos  et  capto  Cameneco,  totius  fere  Europae  em- 
porio  et  r^ni  Poloniae  clavi,  intumuit  Mahomethus  et  per 
Valachiam  ac  Moldaviam  sibi  cum  inenarrabili  ruina  ac  damno 
provinciarum  viam  stravit,  ita  ut  per  continuum  fluxum  et  re- 
fluxum  in  Poloniam  eundo  et  inde  redeundo  fere  desolatae 
iaceant.  Non  volentes  populi  orientales  ac  principes  Valachiae 
et  Moldaviae  amplius  tyrannicas  ruinas  prae  oculis  semper 
habendo  tantum  ac  tale  iugum  sufferre,  imanimi  sensu  atque 
consensu  animis  et  armis,  intentione  ac  resolutione  potius  vitam 
relinquere  et  sanguinem  effundere  intendunt,  quam  incessanter 
mala  pati  et  videre  ac  itaque  capta  occasione  multis  conside- 
ratis  rationibus  me  ambo  principes  supplicarunt,  quatenus  pro 


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621 

deo,  pro  religione  et  pro  patritiis  hoc  onerosxun  ac  multis  re- 
pletum  periculis  et  aerumnis  iter  ad  supremos  ChristianoB  prin- 
cipes  et  beatum  patrem  Romanum  Pontificem  et  eccleBiarum 
universanun  pastorem,  ne  et  ecclesiae  nostrae  deperirent  et 
Christianorum  animae  disperderentur  per  tantas  affliotiones^ 
assumerem. 

Quia  vero  haec  omnia  ego  et  vidi  oculis  propriis  et 
expertus  sum  verba  et  verbera  meo  corpore  et  in  tuguriolo 
parvulo  Stramine  antiquo  contecto  complures  Turcarnm  saevissi- 
morom  successione  per  sex  integros  menses  cum  admiratione 
omnium  baronum  et  modemi  principis;  qui  ideo  mihi  bene 
affectus  declaratur  et  multa  indulta  promittit,  recepi^  instantiis 
illorura  iustis  ac  Christianitati  proficuis  condescendi  et  principi- 
bus  Christianis  quantum  potui  in  Polonia  et  Germania  generosas 
resolutiones  et  animos  ac  arma  parata  Orientalium  omnium 
proposui  et  hac  divina  occasione  affluente  suppetiaS;  si  possi- 
bile  foret,  imploravi^  cum  expresso  ordine  etiam  beatissimi 
Papae  Romam  cum  literis  credentionalibus  et  informatione 
verbali  adeundi 

Sum  in  fide  catholica  per  divinam  commiserationem  et 
natns  et  educatus,  non  facile  locum  do  diabolo;  perversionis  et 
desperationis  datur  certe  maxima  causa,  ansa  et  via.  In  portu 
naufragium  patior  et  ubi  mercedem  in  mea  senectute  pro  tot 
a  50  annis  servitiis  praestitis  et  sudoribus  ac  laboribus  exant- 
latis;  praemium,  laudem,  amplexus,  consolationem  et  refiigeria 
aspirabam,  ibi  cruces,  secures,  carceres,  odia,  malevolentiam  et 
expulsionem  desperando  quasi  experiri  adverto.  Sum  subiectus 
pedibus  Romanae  ecclesiae^  faciat  cum  innocente,  quod  voluerit; 
et  senectutem  cum  veritate  opprimat.  Non  deero  interim  me 
circa  animarum  salutem  occupare  et  officio  a  deo;  ab  ecclesia 
comisso  vita  durante  secundum  tenuitatem  meam  fungi.  Quid 
debebo  respondere  principibuS;  quidnam  summus  Pontifex^  caput 
universale,  ad  instantias  factas  responderit  et  resolverit;  dum 
via  ad  ipsum  obcluditur  et  sinus  absconditur;  ego  ipse  nescio, 
nee  illuc  propter  dedecus  et  ignominiam  reverti  contendam: 
scio  tandem  scandalum  inde  eventurum  et  damna:  nam  di- 
versae  sunt  provinciae  meae  mores,  consuetudines,  conditiones, 
authoritas  et  potestas  principum  et  aliae  hujusmodi.  Sapientis 
est  non  solum  praeterita  et  praesentia  sed  etiam  futura  sa- 
pienter  considerare.    Dum  me  illustrissimae  et  reverendissimae 


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(Dominationi)   8uae  humillime  offero  et  cum  etc.  humOissimus 
servus 

Petrus  Parcevich 
archiepiscopus  Martianopolitanus. 

Viennae,  29.  Septembris  1673. 

Die  Lückeo   dieses  Schreibens  finden  sich  so  in  der  vom  Secretariat 
der  Propaganda  erhaltenen  Abschrift. 


LXXXV. 

Aufiieiohnung  des  Seoretftrs  des  Collegio  in  Venedig, 
10.  November  1673. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig.    Esposizioni  Principi  fika  28. 

Venuto  alle  porte  del  eccellentissimo  Collegio  un  prete  et 
i^acciatosi  a  me  segretario  infrascritto  mi  ricercö,  se  Y  eccel- 
lentissimo signor  ambasciator  Morosini  in  Vienna  haveva  scritto 
cos'  alcuna  in  proposito  di  Mousignor  arcivescovo  di  Marcia- 
nopoli.  lo  li  risposi;  che  non  sapevo  alcuna  particolaritä.  Sog- 
giunse^  si  ritrova  gionto  in  questa  cittk  e  desidererebbe  sapere, 
se  li  sarebbe  dato  alloggio  e  fatto  trattamento,  come  haveva 
praticato  la  Maestk  delP  imperatore  e  se  sarebbe  stato  ricevuto 
come  ablegato  tenendo  lottere  dei  principi  di  Valacchia  e  Mol- 
davia,  dicendomi  che  Monsignor  stesso  bramava^  che  il  tutto 
facessi  penetrar  al  govemo.  II  che  riferto  agli  eccellentissimi 
signori  Savii  hebbi  in  commissione  da  loro  Eccellenze  di  ri- 
sponderli:  Che  Monsignor  arcivescovo  sarebbe  stato  ricevuto 
cortesemente  et  accolto  come  arcivescovo ;  e  che  circa  V  alloggio 
e  trattamento  non  si  haveva  alquna  notitia  dall' eccelentissimo 
signor  ambasciator  Morosini^  rxh  esservi  simile  pratica.  Onde 
parti  con  dirmi,  che  haverebbe  tutto  riferto. 


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LXXXVI. 

Aiifkelohnung  des  Seoretftrs  des  CoUegio  in  Venedig»  mit  Feter 
Faroheviolis  überreichter  Denkschrift,  6.  Deoember  1678. 

Aas  dem  k.  Staatsarohiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Vennto  nelF  eccellentissiino  Collegio  rarclvesoovo  di  Mar- 
tianopoli  e  fatto  sedere  al  luogo  solito  parlö  nella  sostanea  del 
memoriale,  che  lasciö  et  ^  il  seguente:  Dicendo  di  piü  se  a 
vostra  Serenitä  paresse  di  destinarmi  qualche  suo  ministro, 
per  quelle  occorresse  trattare,  starö  attendendo  11  suoi  motivi. 
Intanto  le  oredentiali;  che  presento^  faranno  fede  di  quanto  ho 
espresso  alla  Serenitä  vostra.  Rispose  T  excellentissimo  signor 
Stephane  Sagredo,  consiglier  di  maggior  etk  in  absenza  del 
serenissimo  principe:  ;Con  piacere  havemo  veduto  la  per- 
sona Vossignoria  reverendissima  in  questo  luogo  per  le  degne 
ben  note  condizioni  della  sua  persona  da  noi  molto  stimata. 
Sopra  quelle  ha  rappresentato  haveranno  questi  signori  eccel- 
lentissimi  li  loro  maturi  riflessi  e  li  faranno  sapere  quelle 
occorrerä.  Assicurandola  intanto,  che  sark  sempre  intesi  da 
noi  con  soddisfattione  li  progressi  delP  armi  Christiane  e  che 
per  quelle  riguarda  gli  effetti  di  pietä  non  si  mancherä  delle 
proprio  risolutioni^ 

Con  che  levatosi  Monsignor  arcivescovo  suddetto  fatte  le 
sollte  riverenze  parti  et  uscito  dalla  porta  diede  a  me  secretario 
una  scrittura  dicendo,  che  non  haveva  voluto  frammischiare  il 
negotio  publice  con  F  Interesse  suo  particolare,  che  vivamente 
et  efficacemente  raccommandava  al  serenissimo  prencipe,  la 
quäle  ricevuta  da  me  h  la  seguente: 

^Serenissimo  prencipe!  Li  doi  prencipi  modemi  di  Valac- 
chiae  Moldavia  di  animo,  di  arme,  di  eti^  di  valore  e  prudenaa 
cospicui  con  i  popoli  Orientali  della  Servia  e  Bulgaria,  Tracia 
e  Macedonia  per  vendicarsi  nelF  antica  libertk  Cristiana  tanto 
a  proprio  beneficio  quanto  per  la  propria  causa  di  tutta  la 
Christianitk  si  sono  generosissimamente  risoluti  di  voler  piü 
toste  una  volta  gloriosamente  lasciar  la  vita  e  sparger  il  sangue, 
che  continuamente  viver  penando.  A  tal  fine  donque  per 
scuotere  dalle  cervici  loro  il  duro  e  tirannico  giogo  Ottomane 
a  me  con  grandissime  instanze  in  questa  etä  senile  misero  avanzo 


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di  continua  infirmitk,  infelice  bersaglio  di  viaggi  disaggiosi  e 
dispendiosi  hauno  commesso  il  ricorrere  in  loro  nome  alle  co- 
rone  e  principi  Cristiani  e  principalmente  alla  vostra  sere- 
nissima  republica  a  contestare  la  loro  gloriosa  e  generosa  ri- 
soluzione,  a  supplicare,  vogliano  li  detti  prencipi  e  corone 
Cristiane,  il  vostro  regio  e  serenissimo  leone  Veneto  concorrere 
a  queste  pie  e  sante  azioni. 

AI  tempo  perö  de  loro  preziosi  concorsi  non  dovrä  essere, 
prima  che  non  odano  havere  li  detti  prencipi  e  popoli  Orien- 
tali con  le  armi  in  mano  versato  il  sangue  nemico  o  nelle 
proprie  provincie  o  verso  le  parti  settentrionali,  ove  pretende 
annidarsi  il  tiranno.  Oggi  per  air  hora  si  implora  da  questo 
serenissimo  e  felicissimo  trono  Y  impegno  della  publica  fede, 
che  vedendo  incamminate  quelle  de  sopradetti  confederati^  mo- 
verk  ancor  essa  le  sue  armate  e  per  terra  e  per  mare,  si  alla 
recupera  de  suoi  legitimi  regni,  come  alla  diversione  delle  forze 
Ottomane. 

2.  Li  detti  popoli  Orientali  in  ogni  tempo  hanno  dimo- 
Strato  maggior  afezione  alla  serenissima  republica  di  Venezia; 
piü  che  ad  altri  prencipi  e  monarchi  e  sempre  piü  vivamente 
bramano  ricoverarsi  al  coperto  del  suo  rettissimo  dominio, 
esemplare  di  ogni  piü  venerabile  libertä;  appoggiati  ugualmente 
et  alla  sincera  oblazione  di  unire  per  la  vicinanza  le  proprie 
forze;  se  non  al  totale  risarcimento  e  ricupera  de'  vostri  stati 
marittimi,  almeno  alla  sicura  guardia  e  manutenzione  dei  pos- 
seduti  et  al  riaprire  il  commercio  si  delli  mari  Bianco  e  Nero, 
come  anche  di  tutto  il  Danubio,  che  irriga  le  soprascritte  pro- 
vincie fino  a  Vienna. 

3.  Bramano  li  detti  popoli  inoltre  dalla  Serenitk  vostra 
per  fermissimo  sugello  di  quanto  promettonO;  un  stendardo  con 
le  impressioni  della  serenissima  Adriatica  maestä,  acciö  pre- 
valendo;  come  si  credono,  in  mano  di  Iddio  tutte  le  vittorie 
contro  il  nemico  comune,  possano  gloriosamente  spiegare  le 
vostre  insegnC;  a  cui  tutte  quelle  provincie  e  nazioni  ambiscono 
piegare  con  volontaria  e  sommessa  ubidienza  Y  arbitrio  e  ac^ 
comunare  con  fedeUssimo  vassallaggio  le  loro  vicende.  Grazie. 


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Lxxxvn. 

Des  Fürsten  Peter  Stephan   von  der  Moldau  Empfehlunss- 

Bohreiben  für  Peter  Parohevioh   an  die  Bepublik  Venedig, 

Jassy,  29.  M&rz  1678. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissime  princeps,  domine  gloriosiasime! 

Justa  ardentis  desiderij  comiseratio,  quam  serenissima 
Veneta  tenet  respublica,  ut  videret  Orientales  populos  in  pri- 
stinam  et  avitam  libertatem  reintegratos  —  prout  anteactis 
temporibus  eidem  Serenitati  per  certum  ablegatum  miserabilis 
dictorum  populorum  Status  plene  expositus  fuit  —  iam  hocce 
tempore  celesti  plane,  immo  divina  fortuna  affluente,  comple- 
mentum,  ut  hostilia  arma  et  oceupata  tenerentur  et  distrahe- 
rentur  divisa,  quatenus  negotium,  quod  intenditur,  faciliaretur, 
optime  declarare  posset.  Et  prout  tune  temporis  serenissima 
respublica  generosis  illorum  applaudebat  resolutionibus,  nunc 
maxime  et  concurrere  et  applaudere  deberet.  Ratio  enim  multo 
praestantior  et  efficatior  in  favorem  militat,  nam  nos  dico  etiam 
cum  dictis  populis  et  animis  et  armis  sumus  inviolablliter  uniti. 

Summo  cum  dispendio  omnium  rerum,  erario  et  glorioso 
tante  nobilitatis  sanguine  in  proprio  sinu  per  tot  annos  experta 
est  serenissima  respublica  incomparabile  damnum.  Deinde  in 
Transjlvania,  in  Ungaria  et  novissime  cum  totius  Christiani- 
tatis  evidentissimo  periculo  tantarum  ruinarum  dolentissima 
speetatrix  fuit!  Ne  ergo  haec  tanta  ac  talis  pestifera  lues  ulte- 
rins  serperet,  unitis  votis  Serenitatem  vestram  rogamus,  velit 
et  Serenitas  vestra  concurrere  et  resoluta  avita  bona  ac  regna 
sibi  recuperare  et  officia  in  commodum  communis  Christiani- 
tatis  cause  pertransire  in  gratiam  tam  pie  tamque  sancte  tum 
Qostre  tum  populorum  resolutionis.  Nos  autem  et  contestamur 
bene  dispositos  dictos  populos  conservare  et  animatos  animare, 
dum  Serenitati  vestre  felicissimos  successus  et  veras  prosperi- 
tates  apprecamur  et  manemus 

Serenitatis  vestrae 

humillimus  servus  et  amicus 

Petrus  Stephanus, 
princeps  Moldaviae  et  alter 

Datum  Jassiis  die  29.  Martij  1673. 

Die  Unterschrift  des  Fürsten  der  Walachei  fehlt 


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626 

Lxxxvm. 

Des  moldauischen  (Generals  Habbasiesko  Empfehlimgsscbreiben 

für  Peter  Paroheylch  an  die  Bepublik  Venedig,  Jasay, 

28.  März  1678. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedifi:  a.  a.  O. 

Serenissime  princeps,  domine  colendissime! 

Saepe  saepius,  prout  occasiones  affluebant,  ab  anteces- 
soribus  provincianim  harum  principibus  ac  Orientalibus  populis 
fidei  Christiane  monarchis  necnon  serenissimae  reipublicae  Ve- 
netae  amor,  fidelitas,  generöse  resolutiones,  desideria  et  vita 
ipsa  per  certos  ablegatos  fuit  plenissime  contestata.  Resol- 
vissent  se  utrique  dicti  monarchae  et  opus  attentassent  salu- 
tare,  nisi  vel  civium  discordie  sive  vicinorum  principum  prae- 
pedisset  dominandi  libido.  Ad  bonum  fortassis  magis  utilius 
disposuit  hoc  deus,  temporum  factor  et  vicissitudinum;  nam  a 
multis  saeculis  tarn  praeclaram  et  non  praetermittendam  occa- 
sionem  ac  fortunam  non  viderunt  patres  nostri,  qualem  modo 
divinam  Hercule  unitus  Oriens  experiri  sibi  congaudet;  sunt 
et  principes  et  populi  ad  ecciesias  erigendas  paratissimi.  Spe- 
ramusy  quod  et  serenissima  respublica  concurret  ad  hunc  pium 
conatum  et  alios  excitabit,  me  humillimo  servo  validi  exercitus 
Generali  existente. 

Dum  felicitatem  omnem  apprecor  et  maneo 

Serenitatis  vestrae 

humillimuR  servus 

Gregorius  Habbasiesko, 
exercitus  nostri  Generalis. 

Datum  Jassiis  28.  Martij  anno  domini  1673. 

LXXXIX. 

Sohreiben  des  Peter  Deodat,  Ersbisohofisi  von  Sophia,   an  die 

Bepublik  Venedig,  Kiprovas,  16.  Mars  1878. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig*  a.  a.  O. 

Serenissimo  et  gloriosissimo  principe! 
Hora   pib   che   maj   per   alcuni   evidenti   segni  il   popolo 
Orientale,   fondatamente  stabilito  nelli  loro  generoai  pensieri  e 


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627 

degne  intraprese  di  liberarsi  dalla  durissima  servitü,  procnra 
toto  conata  per  aggevolarne  il  saccesso^  eccitare  le  principi 
Christiani  a  secondare  con  li  loro  aiati  e  soccorsi  cosi  pie  e 
sante  deliberationi,  tanto  piü  che  vi  sono  li  doi  satrapi  uniti 
tra  di  se  e  con  il  detto  popolo  anitnis  et  armis.  Ricorrono  per 
questa  volta  alla  serenissima  republica  supplichevoli,  vogli 
essa  per  il  proprio  interesse  delli  perduti  regni  teuere  occupate 
le  forze  del  nemico  et  etiam  eccitare  et  animare  altri  principi 
a  fare  il  simile.  Fortunatissima  occasione  si  rappresenta  e  di- 
vina  per  certo  dispositione  e  voluntä  ci  si  manifesta;  la  quäle 
se  hora  tralasciaremo^  meritamente  ci  si  dirä:  ^perditio  tua  ex 
te  Israel'.  Supplirä  il  latore  nel  resto,  mentre  io  homilis- 
simo  resto 

Alla  Serenitä  vostra 

devotissimus  servus 

Frater  Petrus  Deodatus, 
archiepiscopus  Sophiensis. 

Di  Cbiprovaz  li  16  marzo  1673. 


XC. 

Peter  Paroheviohs  Gesuch  an  den  Dogen  um  eine  öffentliche 

Anerkennung  für  sich  und  seine  Familie,  ohne  Datum,  prä- 

sentirt  Venedig,  5.  December  1673. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissimo  prencipe! 
A  piedi  di  vostra  Serenitk  per  la  terza  volta  comparso 
Pietro  Parcevich  arcivescovo  di  Marzianopoli,  vicario  aposto- 
lico  et  amministratore  oel  principato  di  Moldavia  a  pro  della 
publica  causa  della  Christianitä,  a  beneficio  di  questa  serenis- 
sima republica  per  li  og^etti  ben  mille  volte  rinomati.  In 
questo  giomo,  in  questi  miei  ultimi  anni  di  vita  comparso  a 
questa  serenissima  Maestä  depo  le  publiche  esposizioni  sog- 
giungo  r  humiliatione  delle  mie  suppliche  private,  concernenti 
a  consolare  nella  mia  famiglia  i  disaggi,  gli  incommodi,  i 
dispendi  di  si  lunghe  e  passate  peregrinazioni,  disposte  ad 
animare  il  misero  avanzo  di  mia  vita  al  complemento  di  si 
laborioso    maneggio.      L'  erario    vastissimo    delle   sue   Grazie, 

ArcblT.  Bd.  LIX.  II.  Hilfte.  41 


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628 

che  fino  dentro  le  nazioni  piü  incog:nite  si  predica  inesausto, 
solito  profondere  con  beneficante  liberalitk  a  sollievo  delli 
oppresBi  marche  di  onore,  ^  sapplicato  ben  ancora  per  trionfo 
Bpecioso  dei  publici  aggradimenti  ne  miei  nepoti  i  miei  posteri; 
acciö  possano  o  meco  insieme  o  da  me  disgionti  respirare 
questo  cielo  serenissimo,  contrasegnati  e  privilegiati  dalle  gra- 
taite  impressioni  delle  vostre  serenissime  Grandezze. 

L'  augustissima  casa  regnante  del  sacro  Romano  imperio 
decorö  con  regij  attestati  e  con  pabliche  assegnationi  i  miei 
sudori;  cosi  non  dispero  vedere  autenticato  da  questa  vostra 
invittissima  Potenza  la  viva  speranza  della  mia  inflessibile 
volontk,  che  ardentemente  bramo  stringer  V  arbitrio  di  tutto 
1'  Oriente  in  un  fascio  di  scettri  per  la  forma  tessitura  del  trono 
giustamente  dovuto  a  vostra  Serenitk  Grazie. 


XCI. 

Protoooll  der  Sitzung  des  venezianisohen  Senats  mit  Besohluss 
über  die  dem  Erzbisohof  Peter  Parohevich  zu  ertheilende  Ant- 
wort. In  Pregadi,  7.  Deoember  1673. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig.   Deliberazioni  del  Senato  filza  316. 

Che  fatto  venire  nel  Collegio  Tarcivescovo  di  Marciano- 
poli  le  sia  letto  quanto  segue  senza  dargliene  copia. 

Monsignor  reverendissimo.  Con  piacere  ha  inteso  il  senato 
il  di  Lei  arrivo  in  questa  cittä  e  quanto  ha  esposto  dei  gene- 
rosi  pensieri  de'  principi  e  loro  adherenti^  che  Y  hanno  spedita. 
Le  lettere,  che  ci  ha  rese  contenenti  li  stessi  sensi,  si  sono 
havute  nella  dovuta  stima  da  noi,  che  bramiamo  ardentemente 
secondato  il  valore  e  degne  risolutioni  de'  principi  medesimi 
da  prosperi  avvenimenti  e  progressi  in  vantaggio  del  Christia- 
nesimo,  quali  come  vengono  da  noi  di  vivo  euere  augurati, 
cosi  saranno  sempre  intesi  con  nostra  somma  soddisfazione  e 
contento  per  il  comun  bene.  Tali  sentimenti,  che  provengono 
dal  religioso  animo  del  senato^  si  compiacerä  testificare  non  meno 
a  prencipi  suddetti  che  al  Generale  delF  esercito  et  a  Monsignor 
arcivescovo  di  Sophia  con  signiiicarli^  che  si  sono  molto  gradite 
le  loro  lottere;  et  alla  persona  sua,  che  ci  h  riuscita  accetta^ 
auguriamo  prosperitk  di  viaggio  accertandola  della  nostra  piü 
particolare  propensione  verso  ciascun  suo  interesse. 


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£  da  mö  Bia  preso,  che  all'  arcivescovo  di  Marcianopoli^ 
che  ha  portato  lettere  del  principe  di  Moldavia  e'd'altri;  siano 
dati  in  dono  ducati  doicento,  buona  valuta  per  ona  voka  tantO; 
da  esserli  fatti  capitare  da  Savij  del  CoUegio;  come  meglio  loro 
parerä. 

161,  1673,  7  dicembre  in  CoUegio 

8  —  17 

4  —     1 

—     2. 
Alessandro  Bernardo  segretario. 

xcn. 

Schreiben  des  Feter  Parohevioh  an  die  heilige  Congregation 
de  Propaganda  fide,  Venedig,  9.  Deoember  1678. 

Ans  dem  Arcbir  der  heiligen  Congregation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Eminentissimi,  reverendissimi  miei  padroni  gradevolissimi. 

Sono  giunto  a  Venezia  per  il  publice  bene  della  Cristia- 
nitk,  per  la  fede  e  religione  catolica,  per  le  immunitk  della 
chiesa  e  per  la  salute  delle  anime,  ne  perirent  ma  sicure  ritor- 
nasserö  airovile  di  Cristo;  giachi  si  apre  una  fortunatissima 
e  divina  occasione  nelF  Oriente.  Con  le  lettere  ed  istruzioni 
date  dai  principi  e  popoli  Orientali  per  venire  a  Roma  e  pre- 
sentarle  per  molte  cause  al  sommo  Pontefice  ed  alla  s.  Con- 
gregazione  de  propaganda  ed  esporre  a  bocca  i  segreti,  affidare 
i  quali  nella  carta  non  si  possono.  Prima  dunque  di  eseguire 
mi  viene  insinuato  dalli  illustrissimi  Monsignori  di  Vienna  e 
Venezia,  portarne  una  previa  notizia  alle  Eminenze  vostre  e 
ritrarne  prima  il  loro  buonissimo  assenzo;  cosl  io  con  sua  be- 
nigna  permissione  possa  esporre  in  questa  sacra  Curia  tutti  i 
piü  gravi  interessi,  ripatriare  con  consolazione  dei  popoli  sud- 
detti  e  con  aggradimento  dei  principi;  si  publichino  in  quelle 
provincie  sempre  pib  le  benedizioni  a  piena  esaltazione  deW 
onor  di  dio  ed  a  perpetuo  decoro  della  regnante  pietk  di  co- 
testo  ponteiicato. 

Tanto  non  dispero  ottenere  e  mi  umilio  di  vostre  Eminenze 
umilissimo  e  divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Marzianopoli. 

Venezia  9  dicembre  1673. 

41* 


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630 


XCIII. 

Sobreiben   des  Peter  Parohevich   an   den  Präfeoten   der  Con- 
gregation,  Cardinal  Fürsten  Barberini,  Venedig,  9.  Deoember 

1673. 

Ans  dem  Archiv  der  heiligen  Cong^egation  de  Propaganda  fide  in  Rom. 

Celsissimo  e  reverendissinio  principe,  signore  padrone 
graditissimo. 

Vostra  Eminenza  nelli  presenti  malagevoli  tempi  non  solo 
ki  occupata  nei  publici  e  gravi  affari  dello  stato  temporale  e 
spirituale,  ma  come  Cardinale  e  cardine  della  s.  chiesa  Ro- 
mana  e  come  prefetto  della  s.  Congregazione  de  propaganda 
fide,  molto  piü  fe  occupata  e  gelosa  della  fede  e  religione  cat- 
tolica,  della  salate  delle  anime  e  della  gloria  di  dio  in  diverse 
parti  del  mondo.  Onde  non  tanto  io  quanto  li  principi  e  li 
popoli  Orientali  snpplichevoli  ricorriamo  a  vostra  Eminenza 
riverentemente  in  visceribus  Christi  pregandola^  non  voglia 
permettere,  che  la  chiesa  santa  in  questa  congiontura  mi 
chiudi  il  seno,  quem  nemini  claudit;  n^  mi  si  impedisca  la  via 
di  Roma;  non  tanto  per  essere  passati  giä  anni  diciotto,  che 
non  vi  sono  stato,  quanto  per  le  lettere  e  1'  istruzioüe  datami 
dalli  prencipi  da  presentare  et  esporre  a  nostro  Signore  et  alla 
detta  8.  Congregazione  de  propaganda  fide,  come  si  compiacerk 
vostra  Eminenza  di  udire  a  bocca  li  secreti  communicatimi, 
li  quali  alla  fragil  carta  commettere  non  ardisco  et  a  tal  fine 
opero  con  la  vita  e  con  il  sangue  et  mi  affatico  di  aprire  la 
libertk  delle  chiese  et  a  propagare  la  fede  in  questa  si  santa 
e  divina  occasione.  Qrandi  ammutinamenti,  odij  e  deferenze 
nascerebbero  per  certo  neir  Oriente  neir  udire,  che  Roma 
nieghi  V  addito  alli  arcivescovi,  che  portano  pondus  diei  et 
estus  et  travagliano  die  noctuque  nella  vigna  del  Signore.  Spe- 
riamo  essere  accolti  dalla  s.  CoDgregazione  e  non  ributtati, 
essere  premiati  e  uon  maltrattati,  esacerbati  e  disperati;  sumus 
quoque  filii  liberae  et  non  ancillae.  Per  oviare  alle  tumulti, 
che  nel  mio  dispettoso  ritomo  (per  non  aver  potuto  presentar 
le  lettere  e  baciar  li  sacri  piedi  a  sua  Santitk)  potrebbero 
nascere,  rinonciarö  V  arcivescovato  e  tutti  li  mei  titoli  aerei, 
tanto    piü   che   son   pleno    di   debiti,    e   mi  ritirarö  in  qualche 


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8oIitndiiie  per  finire  in  pace  il  breve  corso,  che  della  vita  mi 
resta;  ogni  quäl  volta  vostra  Eminenza^  come  prefetto  della 
Congr^azione  e  zelante  della  religione  cattolica,  non  si  com- 
piacerk  di  benignamente  insinuare  a  Monsignor  Nuncio  di  Ve- 
nezia,  che  io  per  pochi  giomi  venghi  a  Roma  per  le  Buddette 
cause;  e  qui  con  augurarle  interminabili  felicitä  a  vostra 
Eminenza,  le  bacio  il  sacro  manto,  riprotestandomi 
Di  vostra  Eminenza 

bumillimo  e  divotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich 
arcivescovo  di  Martianopoli. 
Venezia  9  dicembre  1673. 


XCIV. 

Schreiben  des  Peter  Parchevioh   an  den  Fräfeoten   der  Pro- 
paganda, Cardinal  Fürst  Barberini,  Venedig,  19.  Jänner  1674. 

Aus  dem  Archiv  der  heiligen  Coogregatioo  de  Propaganda  fide  in  Born. 

Eminentissimo  e  reverendissimo  signore  e  padrone  graditissimo. 

II  piü  sensibile  ramarico,  che  io  senta  nell*  infermitä,  che 
mi  tiene  inchiodato  a  letto,  proviene  dal  vedermi  prolungata 
la  tanta  sospirata  consolazione  di  presentarmi  ai  piedi  della 
Santitk  sua  et  avanti  air  Eminenza  vostra;  come  in  questa 
settimana  ricevo  la  benigna  sua  permissione,  la  cui  pieta  k  il 
piü  valido  sostegno  della  vera  e  cattolica  religione.  Per  tem- 
perare  dunque  gli  affanni  del  mio  cuore  risolvo  di  prevenire 
con  presenti  imiilissimi  caratteri  e  sodisfare  in  parte  alFin- 
combenza  inpostami  da  Serenissimi  prencipi  di  Valachia  e  Mol- 
davia,  col  raccomandare  al  potente  e  pietoso  patrocinio  dell' 
Eminenza  vostra  la  causa  della  religione  Christiana  col  suo 
efficace  mosso  alla  Santitk  di  nostro  Signore^  in  questa  con- 
giontura  la  piü  propezia^  che  se  gli  possa  mai  porgere  dal 
cielo.  La  vittoria  concessa  dal  dio  delli  eserciti  e  padre  delle 
misericordie  alle  armi  Polacche  coli'  ajuto  fedele  et  opportunis- 
simo  de'  suddetti  alle  rive  del  Niestr  (Dniestr)  colP  espugnazione 
di  Chozimo  h  accompagnata  da  circostanze  cosi  prodigiose^  che 
bene  apparisce   un   colpo   della  divina  destra  per  abbattere  la 


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superbia  di  colai,  che  gik  stava  ponendo  11  giogo  sul  collo  et 
il  piede  sulla  faccia  delF  unico  antemurale  della  Cristianitä, 
il  nobilissimo  regno  della  Polonia.  In  fatti  stk  in  pottere  dei 
Cristiani  il  rintuzzare  non  solo  Y  orgoglio  nemico  e  vendicare 
nelle  parti  della  Podolia,  Valachia  e  Moldavia  il  sangue  im- 
menso  di  tanti  credenti  e  gli  oltraggi  inferiti  ai  sagri  altari  di 
Qiesü  Cristo,  ma  ancora  di  ristabilire  di  \k  del  Danubio  nelle 
vaste  provineie  della  Bulgaria  e  del  Mamero  i  stendardi  del 
Redentore.  E'  perciö  il  fiore  e  nervo  della  militia  deirinimico 
sotto  il  ferro  Cristiano.  La  peste  non  reca  a  Constantinopoli 
minor  strage  e  spavento.  La  costemazione  dei  barbari  non 
puot  essere  maggiore.  I  Cristiani,  dei  qnali  sono  piene  le 
provineie  a  noi  vicine,  alzano  le  mani  al  cielo  e  porgono  voti 
continui;  acciö  non  si  trascuri  si  bella  occasione  di  liberarli 
dalla  durissima  tiranide,  e  sono  prontissimi  a  scuotere  colla 
forza  il  giogo  al  solo  comparire  delle  nostre  bandiere  ausilia- 
tricL  Basta  solo,  che  il  zelo  e  fede  de  principi  veramente 
Cristiani  non  neghi  il  soccorso  et  aiuto  del  danaro  al  valore 
Polacco  e  Valacco,  manito  di  valorose  e  risolutissime  truppe, 
che  vogliono  sagrificare  il  sangue  e  la  vita  in  si  degna  occa- 
sione. Deh!  dunqae  eminentissimo  prencipe,  coroni  la  di  Lei 
bontä  i  tanti  meriti,  che  sopra  ogni  altro  prencipe  di  s.  chiesa 
Ella  tiene  alla  Cristianitä,  intraprendendo  con  magnanimo 
fervore  d'  incalorire  con  suoi  premurosi  ufiici  V  animo  di  sua 
Santitä  a  radopiare  i  sforzi  della  paterna  sua  caritä,  la  quäle 
giä  con  si  degne  prove  si  va  segnalando  con  generöse  contri- 
buzioni.  Kon  h  abbreviata  la  mano  del  Signore,  nh  mancarono 
mezzi  all'  amore  ingegnoso  di  vostra  Eminenza,  che  ben  saprä 
Buggerirli  e  renderli  valevoli  fra  tanti  modi,  che  si  ponno  ri- 
trovare;  non  ostante  le  publiche  stretezze.  Prego  il  sommo 
datore  dei  lumi,  che  inspiri  e  infiammi  i  cuori,  acciö  non  sua* 
niscano  cosi  ben  fondate  speranze. 

E  qui  supplicando  la  di  Lei  benignitä  a  gradire  la  rive- 
renza  confidenza,  con  cui  riccorro  al  seno  della  sua  Pietk 
depositandovi  le  lacrime  et  i  casi  estremi  della  mia  languente 
vita  per  la  salute  del  Cristianesimo;  e  supplicando  ancora 
vostra  Eminenza  d'  essermi  protettore  appresso  la  Congrega- 
zione  de  propaganda  fide,  perchi  sia  dato  ordine,  che  io  sia 
soccorso  di  qualche  denaro  a  conto  degli  assegnamenti,  che 
dalla  medesima  mi  sono   stati  giä  fatti   e   per   i   quali   vado 


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creditore  per  poter  pross^uire  il  mio  Tia^o  verso  Roma,  quando 
babbia  ricuperata  iu  parte  la  salute;  e  sia  certa  V  Eminenza 
vostra;  che  se  non  fossi  astretto  dalla  necessitä  per  una  in- 
disposizione,  che  giä  molto  tempo  m'  obliga  al  letto  con  infiniti 
dispendij,  non  ardirei  di  fare  questa  mia  humile  e  riverente 
istanza;  e  le  bacio  umilisBime  la  sag^ra  porpora. 

Venezia  li  19  genaro  1674. 

Di  vostra  Eminenza  reverendissima 

humillissimo  e  devotissimo  servitore 

Pietro  Parcevich, 
arcivescovo  di  Martianopoli. 


xcv. 

Depesohe  des  venezianisohen   G^andten  Peter  Mooenigo  in 
Born  an  den  Dogen,  Born,  30.  Juni  1674. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig.  Dispacoi  Borna,  filza  181. 

Serenissimo  prencipe! 

Arrivato  in  Roma  T  arcivescovo  di  Marcianopoli  spedito 
dalli  principi  di  Valacchia  et  di  Moldavia  ha  procurato  im- 
mediate  d'  essere  a  piedi  del  Pontefice  et  di  veder  il  signor 
Cardinal  Altieri  per  esponer  li  sensi  infervorati  del  zelo  suo 
ardentiseimo,  che  Taccompagna  nel  servitio  essentiale  della 
Christianitk  Non  ostante  la  sua  grave  etk  et  gli  incommodi 
delle  sue  indispositioni  non  ommette  le  visite  molteplici  de' 
Cardinali  et  degli  ambasciatori  a  fine  di  far  palese  delli  buoni 
effetti,  che  potrebbe  partorire  il  volere  della  natione  Polacca 
in  questa  congiontura  favorabile  alla  Christianitä.  £  stato  pari- 
mente  alla  mia  visita^  dove  dandomi  parte  di  quanto  haveva 
esposto  al  Pontifice,  et  di  quelle  andava  dieendo  alli  Cardinali. 
Mi  significö  haver  rappresentato  lo  stato  delF  imperio  Otto- 
mano  in  molta  debolezza  composto  de  sudditi  Europei  Chri- 
stiani  et  de  Asiatici  imbelli.  Sostenta  essere  quella  potenza  ora 
spoghata  di  militie  veterane  et  havere  difficoltk  di  fame  di 
naove  non  meno  per  aborrimento^  che  hanno  quei  popoli  d'an- 
dare  alla  guerra^  che  per  essere  disertate  le  provincie  non  pe- 
tendo piü  tollerare  il  giogo  della  tirranide  Turchesca.  M'  informö 


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d'  haver  detto  al  Papa   et   al  Cardinal  Altieri,   qnanto  sij  ne- 
cesBario    dar   calore  ai   Polacchi   per  far   la    gnerra  offensira 
al  Turco  con  obbligarli  a  passar  il  Danabio  et  a  entrare  ndla 
Bulgaria.     Piü  ha  detto,  che  se  non  sarb  fatta  tale  risolatione, 
converanno  perdersi  assolutamente  li  principati  deila  Valacchia 
et  Moldavia,  havendo  hora  il  Turco  sufficiente  pretesto  di  cod- 
vertirli  in  provincie  et  mettere  quei  principati  sotto  il  govemi 
de  Bassä.  Magnifica  le  forze  della  Polonia,  quando  sijno  onite 
al  Moldavo   et   al  Valacco   et  che  con  poco  dinaro  si  darebbe 
la  mossa  a  cosi  gran  corpo,   mentre  fatti  li  primi  pas»  corre- 
rebbe   da   se   stesso  nel  paese  nemico  guadagnare  provincie  et 
a   sollevare    1*  oppressione    di    quei    poveri    infelici   CbristiaiiL 
Commenda  altamente  la  persona  del  nuovo  r^  di  Polonia,  con- 
sidera   havere   dio  fatta  seguire  Telettione  cosi  propitia  et  rt- 
puta  favorabile  la  congiontura  di  mettere  in  essecutione  un  tal 
disegno;   vorrebbe  pure  vedere  animato  anco  il  Moscovita  p«r 
una  cosi  gloriosa  intrapresa  sostenendo,  che  qui  non  si  dovem 
impuntarsi   sopra  la  vanitb  del  titolo  di  Czar,   affermando  Ini, 
che   in   lingua  Schiava  significa  rh  non  cesare  et  che  si  dore- 
rebbe  fare  una  speditione  in  Moscavia  a  quei  Gran-Duca,  tanto 
per   corrisponder   quanto   per   soUecitar  V  interesse  comune  et 
procurare   vantaggi    alla    chiesa    cattolica;    descrive   lo  stesso 
Gran-Duca  di  Moscovia  per  principe  humanissimo,  amico  deOe 
nationi  forestiere  et  capace  di  contrarre  negotii  della  piu  rile- 
vante  importanza.  Tutte  queste  cose  mi  ha  detto  haverle  esposte 
a  palazzo  et  significate  alli  Cardinali  pregandome  a  favorire  i 
Buoi  uffitij;  dar  fiato  alle  sue  voci  et  calore  alle  sue  considera- 
tioni.    Da  me  sono  State  aggradite  queste  notitie;  commendate 
le  sue  zelantissime  insinuationi  et  datagli  intentione  d'  eccitar« 
opportunamente  con  miei  riverenti  riflessi  la  pastoral  cura  del 
Pontefice    sopra    cosi   gloriosi   fini    d'  un   bene   tanto  esentiale 
alla  Christianitä.  Brama  d'  essere  spedito  con  soUecitadine  noo 
petendo  n^  per  le  sue  indispositioni  nh  per  la  sua  pesanteeti 
ritardar   il   ritorno   suo.     Sarebbe   desiderabile  per  cosi  pss\^ 
opera   la  pace  in  Christianitä,   acciö  *utti  li  principi  potessero 
conspirare   ad   un   bene  tanto  esentiale.     Forsi  che  tali  notitie 
stimolaranno   la   pietb    del  Papa  a  far  invigorire  grufficii  ap- 
presse  le  corone  cattoliche  per  renderle  persuase  ad  accettare  U 
mediatione  offerta.    lo  sopra  questo  rilevante  interesse  osservo 
nelle   copie   trasniessenii    quelle  scrive  T  eccelentissimo  sigfior 


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ambasciatore  Zen  da  Madrid  et  quanto  dalla  pradenza  infinita  di 
vostre  Eccellense  li  viene  ordinato,  debba  egli  con  la  deBteritk 
contenersi  nelle  risposte^  quali  servando  di  lume  et  di  docu- 
mento  a  me  in  tale  consonanza  io  pure  m'  esponerö  sempre 
nell^  occasione  con  uniformarmi  alli  sensi  della  publica  maturitä, 
come  sin  hora  ho  eseguito  con  la  benigna  approvatione  di 
vostre  Eccelenze.  Rimarcabili  non  meno  che  pericolose  sareb- 
bono  in  questa  congiontura  le  novitä  in  Italia,  se  ricevessero 
fomento  quelle  insorte  nuovamente  alli  confini  del  Piemonte 
tra  Savoiardi  e  Genovesi.  lUuminato  io  dalle  ducali  humanis- 
gime  di  questa  settimana  di  quelle  scrive  da  Genova  sopra  tale 
Interesse  il  console  Vincenti,  non  mancherö  opportunamente  et 
a  buon  taglio  di  ponderare  et  insinuar  insieme,  quanto  sij  ne- 
cessariO;  che  la  sollecitudine  patema  del  Pontefice  interponga 
la  sua  autoritä  primo  che  s'  avanzino  gV  impegni  alla  rottura. 
Considero  essere  la  materia  di  somma  importanza  per  la  con- 
seguenza  della  guerra,  che  si  dilaterebbe  oltre  quei  confini^  et 
faro  constarc;  quanto  sij  interesse  comune  suprimere  ogni  pic- 
ciola  favilla^   mentre   s'  osserva  esservi  dispositione  di  materia 

capace,  d'  accendere  un  foco  grande  et  pericolosissimo 

Roma  30  giugno  1674. 

Di  vostra  Serenitk 

Piero  Mocenigo  ambasciator. 

A  tergo:  AI  serenissimo  principe  di  Venetia  etc. 

XCVI. 

Depesche   des  venesianisohen   Gesandten  Peter  Mocenigo   in 
Rom  an  den  Dogen,  Born,  7.  Juli  1674. 

Ans  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O. 

Serenissimo  principe! 

Circa  la  guerra  di  Polonia  contro  il  Turco  questo 

inviato  Polacco,  essende  vicino  alla  partenza^  ad  oggetto  di 
fere  r  ultimo  sforzo  da  ottenero  soccorsi  si  fe  unito  con  Y  arci- 
vescovo  di  Marcianopoli  per  invigorire  gV  ufficij  et  secondare 
con  efficace  premura  Y  instanze.  Ma  come  qui  non  vi  fe  tutta 
Tapplicatione    necessaria    alP  essentialitä    di    quella   guerra    et 


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come  che  il  Nantio  Bonvisi  disgustato  del  rh  per  Inverlo 
escluso  dalla  nomina  del  Cardinalato  rappresenta  esservi  in 
lui  piü  disposizione  di  pace  che  di  guerra,  cosi  dandoa  fede 
alle  lettere  del  Nuntio  s'  intepidisce  ogni  fervore:  anzi  ha  detto 
a  me  lo  stesso  inviato  essei^li  stato  rinfacciato  dal  Cardin&le 
Altieri,   che   gli   avisi,    che   da   colä  pervengono,   sono,   che  b 

dijno  orecchie  a  trattati  e  si  voglia  fare  la  pace 

Roma  7  luglio  1674. 

Di  vostra  Serenitä 

Piero  Mocenigo  ambasciatore. 


XCVIL 

Depesche  des    venezianiflohen   Gesandten  Peter  Mocenigo  in 
Born  an  den  Dogen,  Rom,  28.  Juli  1674. 

Aus  dem  k.  Staatsarchiv  in  Venedig  a.  a.  O.,  filza  182. 

Serenissimo  prencipe! 

E  stato  piü  facile  al  vescovo  di  MarciaDopoli,  inviato  delli 
prencipi  di  Vallachia  et  di  Moldavia,  terminar  in  Roma  il  vi- 
vere,  che  li  suoi  negotij,  passato  a  miglior  vita  depo  varij  giorni 
d' indispositione.  Supplirä  a  questa  mancanza  il  Musini^  quäle 
havendo  dato  principio  alle  sue  premurosissime  istanze  e  stato 
a  presentare  le  credentiali  al  Cardinal  Altieri,  a  riverire  li 
Cardinali  et  ad  impetrar  assistenze  et  appog^i  dagli  amba- 
sciatori 

Roma  28  luglio  1674. 

Di  vostra  Serenitä 

Piero  Mocenigo  ambasciator. 


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Berichtigangen. 


Seite  341,  Zeile  3  lies:  nach  1481. 

Seite  351,  Zeile  2  lies:  Michael  IL  statt  Johann, 

Seite  351,  Anmerknng  2,  Zeile  1:  auch  hatten  sie  bis  Putin  ist  zu  streichen. 

Seite  354,  Anmerkung  1,  Zeile  2  lies:  aUe  statt  alte, 

Seite  367,  Zeile  26  lies:  diese  statt  diese». 

Seite  389,  Anmerkung,  lies :  p.  362. 

Seite  390,  Anmerkung  2  lies:  p.  380. 

Seite  391,  Anmerkung  4  lies:  p.  388. 

Seite  419,  Anmerkung  2  lies:  p.  376. 

Seite  421,  Anmerkung  1  lies:  BeiL  LXXVI. 

Seite  430,  Anmerkung  1  lies:  p.  366. 

Seite  434,  Anmerkung  2  lies:  Beil.  LXXIV ;  ebenso  Seite  435,  Anmerkung  1. 

Seite  435,  Anmerkung  3,  Zeile  2  lies:  Beil.  LXXIII. 

Seite  441,  Anmerkung  3  lies:  Beü.  LXXl  und  Anmerkung  5  lies:  Beil.  LXTX, 

Seite  442,  Anmerkung  1  lies:  p.  433  statt  434. 

Seite  445,  Zeile  16  lies:  Pidon. 

Seite  448,  Anmerkung  2  lies :  Beil.  LXXXII. 

Seite  450,  Anmerkung  2  lies:  Beil.  LXXXVIf  ebenso  Seite  451,  Anmerkung  1. 

Seite  462,  Anmerkung  1,  Zeile  2  lies:  7.  Juli  1674. 


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NECR0L06IUM  OLOMUCENSE. 

HANDSCHRIFT 

DEB 

KÖNIGLICHEN  BIBLIOTHEK  IN  STOCKHOLM. 


VON 


D^  B.  DIIDIK  0.  S.  B. 


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In  der  königlichen  Bibliothek  zu  Stockholm  liegt  unter 
den  Cimelien  ein  Pergaraentcodex  in  Kleinfolio  unter  dem 

Titel:  Collectae  seu  horae  Seculi  xij. 

Eigentlich  smd  es:  Collectae^  Capitula  et  Orationes  für 
das  Chorgebet  des  ganzen  Jahres^  durchgängig  von  Einer  festen 
Hand  und  elegant  geschrieben.  Was  jedoch  diesen  Codex  merk- 
würdig macht^  das  sind  die  Einzeichnungen  der  Bischöfe  der 
Ohnützer  Kirche,  vom  dritten  Olmützer  Bischöfe  Johann  an 
bis  zum  vierzehnten  Bavor,  und  vieler  regierenden  Pf  omysliden. 
Bebst  noch  einigen  Domherren  von  Olmütz  im  Kalendariura; 
das  von  derselben  Hand  und  mit  derselben  Buchstabenform 
wie  der  ganze  Codex  geschrieben  ist,  und  worin  nur  sieben- 
zehn  Einzeichnungen,  darunter  auch  Bavor's  Todestag  zum 
6.  October,  einer  jüngeren,  doch  gleichzeitigen  Hand  ange- 
hören, woraus  der  natürliche  Schluss  gezogen  wird,  dass  diese 
Collectae  in  irgend  einer  Beziehung  zu  der  Domkirche  in 
Olmütz  stehen  müssen,  während  ein  grosses  gleichzeitiges 
Miniaturbild  dieser  Ansicht  zu  widerstreiten  scheint. 

Das  erste  Blatt  enthält  einige  zur  Anfertigung  des  Kirchen- 
kalenders nöthige  Regeln,  darauf  kommt  das  Kalendarium  mit 
den  üblichen  Indictionen,  den  Sonntagsbuchstaben  und  dem 
römischen  Kalender.  Das  Eigenthümliche  des  Kalenders  ist, 
dass  alle  Tage,  was  sonst  in  den  Kalendern  des  XH.  Jahr- 
hunderts seltener  vorkommt,  mit  Heiligen  besetzt  sind.  Jeder 
Monat  beginnt  mit  einigen  Versen,  welche  sich  auf  die  Eigen- 
schaft des  Monats  beziehen,  und  endet  auch  damit,  z.  B. 

Januar: 

Anfang:  Jam  prima  dies  et  septima  a  fine  timetur. 

Wir  geben  die  Einzeichnungen  im  Kalendarium  und 
suchen  sie  durch  Noten  zu  beleuchten,  als: 


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642 

Zum  Vm.  Idu8  (6.  Januar).  Epiphania  Domini. 
Obiit  Baldwinus^  Olom.  Decanus. 
Balduin  erscheint  als  Olmützer  Domdechant  urkund- 
lich schon  1194  und  noch  am  23.  Juni  1202,  wo  er  den 
durch  den  Cardinallegaten  Guido  zu  Köln   am  21.  April 
1202  consecrirten  Bischof  Robert  in  der  Olmützer  Dom- 
kirche inthronisirt.  Im  Olmützer  Nekrolog  vom  Jahre  1263 
steht  sein  Name  zum  VII.  Idus  Januar. 
VI.  Idu8  Januar.  (8.  Januar). 
Clis  presb.  obiit. 
Unbekannt. 
m.  Idus  (11.  Januar).  Eductio  Christi  de  Egypto. 
X.  Kai.  Februar.  (23.  Januar).  Emerenciane  virg. 

Emerentiana   kommt  auch  im   PodlaSicer  Kalenda- 
rium  Secul.  XII.  vor. 
Bozetecha  obiit. 

Boiet^cha,    Gemalin    des    böhmischen    Chronisten 
CosmaS;  gestorben  den  23.  Januar  1117. 
Schlussvers:  ,Principium  jam   sancit  tropicus  capri  cornus'. 


Febrnar: 

Anfang:  ,A8t  Februarii  quarta  est,  precedit  tertia  finem'. 
Kai.  Febr.  (1.  Febr.).  Brigide  virg. 

Brigida  V.  patrona  Hyberniae,  kommt  seit  Beda  in 
allen  Martyrologien  vor. 

Severi  Episc.  et  Mart. 

Severus,  Episc.  Ravenaten.     Schon  bei  Usnard  und 
noch  früher. 

Boriuoy  dux  Boemie  obiit. 

BoHvoj  IL,  Sohn  Königs  Wratislav  IL,  erscheint  in 
der  Geschichte  1081,  in  Znaim  als  Fürst  1099,  als  Herzog 
in  Böhmen  den  25.  December  1100,  starb  nach  diesem 
und  dem  Podluiicer  Nekrolog  den  1.  Februar  nach 
Cosmas  III.  54,  nach  dem  böhmischen  Nekrologe  und 
dem  von  Pegau  am  2.  Februar  1124. 
Idufl  Febr.  (13.  Febr.).  Seploni  episc.  et  conf. 

Unbekannt;  kommt  nirgends  vor. 

Obiit  Pribislava  soror  nostra. 


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643 

Prebyslava    kommt    in    böhmischen    Urkunden    nur 

zum  Jahre  1226  vor  (Erben,    Regest.  I.  327),   und   zwar 

als  Gemalin  des  böhmischen  Edlen  Ootebor.    Der  Zusatz 

,soror   nostra'   scheint  auf  eine  Confraternität  zu  deuten. 

XL  Kai.  Maptü  (19.  Febr.). 

Obiit  Johannes,  VIII.  episc.  olim  regularis. 

Johann  III.,  Prämonstratenser  auf  dem  Strahof  in 
Prag,  vom  Herzoge  Wladislav  II.  1150  denominirt  und 
noch  im  Verlaufe  dieses  Jahres  vom  Metropoliten  Heinrich 
consecrirt.  Wann  und  wo  er  die  Investitur  vom  Könige 
Konrad  III.  erhielt,  ist  unbekannt.  Gestorben  19.  Februar 
1157.  Auch  im  Podluiicer  und  Olmützer  Nekrolog. 
DC.  Kai.  Martii  (21.  Febr.). 

Johannes,  VI.  episc.  Moravie  obiit  (mit  einer  andern 
Tinte  der  Zusatz:  ,ventrosus',  aber  aus  der  Zeit). 

Johann  IL,  denominirt  nach  .dem  Monate  Juli  1104 
vom  Herzoge  Borivoj  IL,  consecrirt  vom  Metropoliten 
Ruthard,  unbekannt  wann  und  wo,  gestorben  den  21.  Fe- 
bruar 1126.  Liegt  im  Kreuzgange  des  Klosters  Hradisch 
begraben.  Auch  im  Olmützer  Nekrologe^  doch  nicht  mit 
der  ursprünglichen  Hand, 
n.  KaL  Martü  (28.  Febr.).  Romani  abb. 

Auch  im  Podluiicer  Kalender,  sonst  den  älteren 
Martyrologien  und  Kaiendarien  vor  dem  XU.  Jahrhundert 
unbekannt. 

Obiit  Dragozlaua  soror  nostra. 

Dragozlava  unbekannt.  Der  Name  Dragoslav  kommt 
um  1193  vor  (Erben,  Regest.  L  187). 
Schlass:  ,Mense  nume  in  medio  soli  stat  sydus  aquarii^ 

März: 

Anfang:  ,Martii  prima  necat  cuius  sie  cuspide  quarta^ 
KaL  Martii  (1.  März).  Donati  episcopi. 

Schon  im  IX.  Jahrhundert  in  den  Kalendern.  Auch 
im  Podluiicer  Kalendarium ;  im  Olmützer  Nekrolog  steht 
Albinus  Episc. 

Obiit  Wenceslaus  dux,  fundator  Olom.  eccl. 
Fürst  Wenzel    von    Olraütz    war   ein    Sohn    des   im 
schlesischen    Lager   am   21.   September  1109    ermordeten 

AiehiT.  Bd.  LIX.  II.  Hälfte.  42 


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644 

Fürsten  Svatopluk  von  der  mährisch  Otton'schen  Linie. 
Auch  im  Olmützer  Nekrolog  heisst  es  zum  1.  März:  ,Obiit 
Wenzezlaus  dux,  fundator  huius  ecclesie^,  und  eine  Hand 
des  XV.  Jahrhunderts  setzte  hinzu:  jsepultus  in  ecclesia 
Olomucen.  in  medio  ecclesie',  wenn  gleich  nicht  er,  sondern 
Fürst  Otto  II.  von  Olmütz  um  1107  den  Grund  zu  der 
heutigen  Kathedralkirche  St.  Wenzel  in  Olmütz  legte. 
Fürst  Wenzel  war  der  grösste  Wohlthäter  derselben  und 
hat  noch  am  Sterbebette  dem  damaligen  Bischöfe  Heinrich 
zur  Vollendung  derselben  grosse  Geldsummen  angewiesen 
und  sonst  Dotationen  gemacht,  was  bei  der  späteren  Zeit 
die  Ansicht  erzeugte,  dass  er  ihr  Begründer  gewesen  sei. 
Nennt  man  als  Begründer  denjenigen,  welcher  eine,  selbst 
fremde  Stiftung  lebensfähig  macht,  dann  darf  dem  Fürsten 
Wenzel,  dessen  Sterbetag  auf  den  1.  März  neben  dem 
Olmützer  Nekrolog  auch  die  Hradischer  Annalen  (Pertz 
XVII.  649)  und  der  Mönch  von  Sazava  ansetzen,  der 
Titel  ,fundator^  nicht  abgesprochen  werden. 

VL  Nonas  Martii  (2.  März). 

Obiit  Peregrinus  episc.  Olom.  XI. 
Peregrin,  der  XI.  Olmützer  Bischof,  war  Prager 
Domherr,  wurde  denominirt  durch  Herzog  Friedrich  1182, 
consecrirt  in  Mainz,  den  23.  Mai  1182,  durch  den  Metro- 
politen Christian  von  Buche  (?),  praeconisirt  vom  Papste 
•Lucius  III.,  investirt  durch  Kaiser  Friedrich  I.  im  Mai 
1182  auf  einem  Reichstage  in  Mainz,  starb  den  2.  März 
1184.     Seine  Regierung  dauerte  21  Monate  und  9  Tage. 

rv.  Nonas  (4.  März).  Translatio  S.  Wencezlai  mart.  (roth). 

Auch  im  Podla^icer  Kalendarium  als  Fest,  daher 
roth  verzeichnet,  desgleichen  im  Olmützer.  Die  Ueber- 
tragung  von  Bunzlau,  wo  der  heilige  Wenzel  935  er- 
mordet wurde,  nach  Prag,  geschah  schon  einige  Jahre 
nach  seiner  Ermordung. 

n.  Non.  (6.  März). 

Obiit  Rodko  presbyter. 

Der  Name  Rudko  oder  Rad^k  kommt  in  böhmischen 
und  mährischen  Urkunden  noch  um  1206  vor. 

n.  Idus  (14.  März). 

Cirna  laicus  obiit. 
Unbekannt. 


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645 

XVI.  Käl.  Aprilis  (17.  März).  Primus  dies  seculi. 

Sonst  wird  der  ,Dies  primus  mundi  vel  seculi'  in 
den  meisten  alten  Kaiendarien  auf  den  18.  März  gesetzt. 

XTTT   Kai.  April.  (20.  März).  Guthberti  abbat,  et  conf. 

In  böhmischen  und  mährischen  Kaiendarien  ganz 
unbekannt. 

VL  Kai.  (27.  März).  Resurrectio  D.  N.  J.  Ch. 

Schon  Beda  schreibt  de  ratione  temporum:  ,Quod 
VIII.  Kai.  Aprilis  crucifixus,  VI.  Kai.  earundem  die  re- 
surrexit,  multorum  latinorum  Sanctorum  ecclesiastioorum 
constat  sententia  vulgatum.  Wohl  zu  unterscheiden  von 
dem  Dies  Paschalis,  welcher  stets  ein  bewegliches  Fest 
war.  Im  XV.  Jahrhundert  hört  diese  Commemoratio  in 
den  Kalendern  auf. 

Schluss:  yProcedunt  duplices  in  marcia  tempora  pisces^ 


April: 

Kai.  Aprilis  (1.  April). 

Obiit  Johannes,  IX.  episc.  Olom.  qui  cognominatur 
calvus. 

Auch  im  Olmützer  Nekrologe.  Johann  IV.  der  Kahle, 
Obiden^s  Sohn,  Prämonstra tenserabt  zu  Leitomyäl,  vom 
Fürsten  Otto  III.  als  vom  Vogte  des  Olmützer  Bisthums 
vorgeschlagen,  vom  Herzoge  Wladislav  II.  am  29.  Sep- 
tember 1157  denominirt,  vom  Kaiser  Friedrich  I.  zu 
Würzburg  in  der  ersten  Hälfte  des  Octobers  1157  in- 
vestirt  und  vom  Metropoliten  Arnold  in  Erfurt  den 
20.  October  1157  consecrirt.  Johann  IV.,  der  sich  selbst 
den  neunten  Olmützer  Bischof  nennt,  starb  den  1.  April 
1172.  Er  liegt  als  Prämonstratenser  in  der  Klosterkirche 
zu  Hradisch  bei  Ol  mutz  begraben.  In  beiden  Nekrologen 
heisst  er  ganz  richtig  der  neunte  Bischof  von  Olmütz, 
wenn  die  Heiligen  Kyrill  und  Method  mitgezählt  werden. 

vn.  Idufl  (7.  April). 

Bogdanus   subdiaconus,   Prägen,   eccl.   canon.    obiit. 
Ein    in  Böhmen    und  Mähren    nicht  ungewöhnlicher 
Name.    Der  Angeführte  erscheint  auch  im  Olmützer  Ne- 
krologe als  ,Canonicus'  zu  demselben  Tage. 

42* 


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646 

n.  Idiiß  (12.  April).  Diluvium  factum  est. 

Kommt  in  den  Kalendern  seltener  vor. 
Idus  April.  (13.  April). 

Wladislaus  dux  Boem.  obiit. 

Wladislav  I.,  Sohn  des  Königs  Wratislav  IL,  er- 
scheint 1107  in  der  Geschichte,  wird  am  2.  October  1109 
Herzog  in  Böhmen  und  starb  nach  der  allgemeinen  An- 
nahme den  12.  April  1125;  so  das  Necrologium  Olomucen., 
in  Uebereinstimmung  mit  Cosmas,  mit  dem  Necrologium 
Bohemie  und  Zwifaltense.  Das  Podlazicer  hat  den 
11.  April. 
XVn.  Kai.  Mau  (15.  April). 

Asinus  presb.  obiit. 

Die  Familie  Osel  (asinus)   nicht  unbekannt   in  den 
böhmischen  Urkunden  des  XII.  und  XIII.  Jahrhunderts. 
IX.  Kai.  Mail   (23.  April).     Adalberti    episc.   et   mart.    et   sti. 
Georgii  mart.  (roth).  Gaudentii  (schwarz). 

Gleichlautend  mit  dem  Olmützer  Kalendarium^  als 
Fest  roth  geschrieben;  im  PodlaÄicer  wird  Geoi^ii  Mar- 
tyris  den  nächsten  Tag,  während  der  hier  verzeichnete 
Gaudentius  (f  1000)  in  Böhmen  und  Mähren  den  12.  Octo- 
ber nach  dem  Podlazicer  und  böhmischen  Kalender  ge- 
feiert wurde. 
V.  Kai.  Maü  (27.  April). 

Introivit  Noe  in  arcam. 

Eine  Annahme,   die   seit   dem    IX.  Jahrhundert  in 
Kaiendarien  vorkommt. 
rv.  Kai.  Maü  (28.  April). 

Obiit  Mag.  Jacobus  Olom.  ecclesie. 

Ist  das  vielleicht  derselbe  ,Magister  Jacobus',  welcher 
als  Zeuge  auf  einer  Olmützer  Schenkimgsurkunde  von 
1201  erscheint?  (Erben,  Regest.  I.  206.) 

Mai: 

V.  Idus  (11.  Mai).  Mamerti  episc.  et  conf.  cuius  consultu  tri 
duanum  jejunium  ante  ascensionem  Domini  celebratur. 

Der  ,Institutor  Rogationum'  schon  am  Schlüsse  des 
V.  Jahrhunderts,  obwohl  mit  dem  obigen  Beisatze  in 
keinem     mir    bekannten     Kalendarium.      Im    Podlazicer 


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647 

yMamerti    episcopi   et   confessoria',   im  Olmützer  ,Mamer- 
tini  episcopi^  Hier  die  Bemerkung  aus  dem  Anfange  des 
XIV.    Jahrhunderts    ,Obiit   Rudolfus,   filius   regis   Rudolfi 
romanorum'. 
xm.  Kai.  Junü  (20.  Mai). 

Obiit  Andreas,  IV.  episc.  Olom. 
Das  Olmützer  und  das  böhmische  Nekrolog  haben 
den  22.  Mai,  XI.  Kai.  Junü.  Im  Podlai^icer  nicht  ange- 
merkt. Andreas,  der  vierte  Olmützer  Bischof,  früher 
Olmützer  oder  Prager  Domherr,  denominirt  1091  vom 
Herzoge  Wratislav  IL,  investirt  durch  Kaiser  Heinrich  IV. 
den  4.  Januar  1092  zu  Mantua,  consecrirt  in  Mainz,  den 
12.  März  1094,  vom  Metropoliten  Ruthard,  gestorben  den 
22.  Mai  1096. 

Juni: 

V.  Iduß  (9.  Juni). 

Otto  dux  Moraviae  obiit. 

Otto  I.  der  Schöne,  Sohn  Bfetislav's  I.,  um  1055 
Fürst  von  Brunn  und  Ahnherr  der  Otton'schen  Linie  in 
Mähi'en,  starb  den  9.  Juni  1087.  Stifter  von  Kl.  Hradisch. 
IX.  EaL  Julü  (23.  Juni). 

Obiit  Seliko,  VII.  episc.  Olom. 

Es  ist  dies  der  siebente  Bischof  von  Olmütz,  der 
berühmte  Heinrich  Zdik,  des  Chronisten  Cosmas  und  der 
Boietecha  Sohn,  geboren  vor  1093,  denominirt  den  22.  März 
1126  durch  Herzog  Soböslav  L,  consecrirt  in  der  Cyriacus- 
kirche  zu  Worms,  am  3.  October  1126,  vom  Metropoliten 
Adelbert,  belehnt  durch  König  Lothar  in  demselben  Jahre, 
starb  nach  dem  Necrol.  Olom.  VII.  Kai.  Julü,  also  den 
25.  Juni  1150,  nach  dem  vorliegenden  den  23.  Dass  der 
25.  Juni  der  richtige  sein  wird,  scheinen  die  in  Dudik, 
Geschichte  Mährens  III.  264  angeführten  Quellen  dar- 
zuthun.  Das  Olmützer  Nekrolog  hat  den  Zusatz:  ,fundator 
inclitus  huius  ecclesie,  qui  kathedram  episcopalem  de 
ecclesia  sti.  Petri  ad  castrum  transtulit^ 

VI.  Kai.  Julü  (26.  Juni). 

Obiit  Jurata  diaconus,  Prägen,  eccl.  canon. 
Jurata,  welcher  1143  in  einer  für  Mähren  wichtigen 
Urkunde   als  ,Praepositus  Pragensis  ecclesiae'   vorkommt 


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648 

(Cod.  Dipl.  Mor.  I.  224),  kann  es  wohl  nicht  sein,  weil 
ihn  der  päpstliche  Legat  Guido  nach  seinem  Berichte 
von  1145  seiner  Praebende  entsetzt  hatte.  Einen  so  Ge- 
straften würde  man  kaum  in  das  Nekrologium  einbezogen 
haben.  (Vgl.  Dudik,  Geschichte  Mährens  III.  160  u.  ffg.) 
n.  Kai.  Julii  (30.  Juni).  Festum  sti.  Pauli  apost.  Dedicatio 
monasterii  S.  Wencezlai  (roth). 

Im  PodlaÄicer  Kalendarium:  (roth)  ,Festivita8  sancti 
Pauli',  im  Olmützer  jedoch  schon  ,Commemoratio  sti. 
Paulis  Dieser  Ausdruck  ist  wenigstens  um  ein  ein  halb 
Jahrhunderte  jünger,  und  jenes  , Festum'  oder  ,Festivita8 
sti.  Pauli'  weist  noch  auf  das  XII.  Jahrhundert  hin. 

Die  , Dedicatio  monasterii  sti.  Wenceslai'  ist  die  ,  De- 
dicatio ecclesie  Sti.  Wencezlai',  wie  das  Olmützer  Kalen- 
darium sagt.  An  diesem  Tage  hat  Bischof  Heinrich  Zdik, 
wie  auch  die  Annalen  von  Hradisch  bemerken,  in  Gegen- 
wart des  Herzogs  Soböslav  und  seiner  Gemalin,  der  unga- 
rischen Königstochter  Adelheit,  die  Consecration  der  neuen 
Wenzelskirche  in  Olmütz  vollzogen.  Der  Ausdruck  ,mona- 
sterium'  spricht  für  das  hohe  Alter  des  Kalendariums  und 
seiner  ersten  Einzeichnungen.  Noch  zu  Bischof  Bruneis 
Zeiten,  um  1252,  war  die  Einrichtung  des  Olmützer  Ca- 
pitels  zum  grossen  Theile  die  eines  Klosters. 


Jali: 

V.  Non.  (3.  Juli). 

Obiit  Petrus,  V.  episc.  Olom. 

Auch    das    Olmützer    Todtenbuch    nennt    ihn    den 
fünften    in   der  Reihe  der  mährischen  Bischöfe  und  setzt 
seinen    Tod   auf   den  3.  Juli,    und  Cosmas    auf  das  Jahr 
1104.  Man  glaubt,  dass  er  die  Regierung  1099  antrat 
V.  IduB  (11.  Juli).  Translatio  sti.  Bened.  abb. 

Kommt  in  allen  alten  Kaiendarien  vor,  wenn  gleich 
die    Cassineser   die   üebertragung   des   heiligen    Benedict 
nach  dem  Kloster  Fleury  (S.  Benedicti  ad  Ligerim)  nicht 
zugeben  wollen. 
Idufl  (15.  Juli).  Divisio  apostolorura. 
Milcysi  obiit. 


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649 

Auch  dieses  Fest  ist  uralt,  im  Olmützer,  im  Podla- 
Äicer  etc.    Wer  der  Milcyssus  war,  ist  bis  jetzt  nicht  zu 
eruiren. 
XV.  Kai.  Aug.  (18.  Juli). 

Ab  hinc  usque  nonas  Septembr.  nullus  sanquinem 
miuuat. 

Eine  von  den  diätetischen  Regeln,  die  in  diesem 
Kalendarium  öfter  vorkommen. 

Aagust: 

Nonis  (5.  August).  Osvaldi  regis  et  mart. 

König  von  England  aus  dem  VII.  Jahrhundert. 
Ueberall  bekannt. 

Dedicatio  altaris  S.  Adalberti. 

Die  Dedicatio   altaris  S.  Adalberti    bezieht  sich  auf 
den   Altar,    welcher   in   der   Crypta   der  Olmützer  Dom- 
kirche errichtet  wurde. 
IX.  Eal.  Sept.  (24.  August).  Translatio  S.  Adalberti  mart. 

Sonst  wird  an  diesem  Tage  das  Fest  des  Apostels 
Bartholomäus  gefeieii;.  In  Prag  feierte  man  die  Translatio 
den  23.  August  (Emier,  Rukovöt,  pag.  25)  ,in  vigilia  sti. 
Bartholomaei  Apostoli^  Nach  imserem  Kalendarium  jedoch 
den  24.  Die  feierliche  Uebertragung  aus  Gnesen  nach 
Prag  geschah  durch  Herzog  Bfetislav  am  1.  September  1039. 

Septembers 

Kalendis.  (1.  September). 

Zuatava  regina  obiit. 

Svatava  von  Polen,  vermalt  1063  mit  König  Wra- 
tislav  IL,  gestorben  den  1.  September  1126.  Der  Mönch 
von  Sazava  (Pertz  IX.  157)  setzt  gleichfalls  ihren  Todes- 
ti^  auf  den  1.  September  1126.  Die  anderen  Nekrologe 
schweigen  von  ihr. 
VI.  Idu8  (8.  September).  Nativitas  S.  Mariae. 

Dieses  Fest  gehört  wahrscheinlich  unter  jene,  die  mehr 
durch  die  Stimme  des  gläubigen  Volkes,  als  durch  Vorschrift 
der  Synoden  entstanden  sind,  weswegen  es  auch  von  einer 
Kirche  früher,  von  der  anderen  später  angenommen  wurde. 


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650 

In  der  Prager  und  Olmützer  Kirche   ist   dieses  Fest,    so 
weit  die  Quellen  reichen,  aber  stets  ohne  Octav. 
XVI.  Kai.  Oetobr.  (16.  September).     S.  Ludmila   mart.  (roth, 
andere  Hand). 

Auffallend!  kommt  weder  im  Olmützer  noch  im 
Podla2icer  Ealendarium  vor.  In  Mähren  unter  den  Landes- 
patronen gefeiert.  Die  Behauptung,  dass  bis  zum  Jährt 
1245  Ludmilla  am  15.  September  und  am  16.  erst  nach 
1245  gefeiert  wurde,  ist  durch  diesen  Stockholmer  Ka- 
lender widerlegt. 
XV.  Kai.  (17.  September). 

Hermannus,  IX.  episc.  prägen,  ecclesie  obiit. 

Auch  im  Podlaiicer  Nekrologe  zu  diesem  Tage  ver- 
zeichnet, aber  nicht  im  Olmützer.  Hermann  von  Maastrich, 
früher  Probst  in  Bunzlau.  Gewählt  den  28.  Februar  1099, 
investirt  im  April,  zum  Priester  geweiht  11.  Juni  1100 
und  zum  Bischöfe  von  Prag  den  8.  April  desselben  Jahres, 
starb  den  17.  September  1122.  Warum  Hermanns  Tod 
gerade  in  dieses  Todtenbuch  gekommen,  konnten  wir 
nicht  ermitteln.  Cosnlas  gibt  ihm  ad  an.  1122  (Pertz  IX. 
125)  ein  gutes  Zeugniss,  wenn  gleich  wir  nicht  läugnen 
können,  dass  er  in  seiner  eingreifenden  Politik  nicht 
immer  an  der  Seite  des  Rechtes  stand. 
XI.  Kai.  Oetobr.  (21.  September). 

Zuatopulk,  dux  boemie,  iaculo  perforatur. 

Svatopluk  ist  Otto's  I.  des  Schönen  Sohn,  folglich 
Bruder  Ottik's  (Otto's  II.  des  Schwarzen).  Ueber  seinen 
am  21.  September  1109  erfolgten  Tod  haben  wir  zwei 
gute  Quellen:  Cosmas  III.  217,  Pertz  IX.  115  und  die 
Annal.  von  Pegau,  wenn  gleich  unrichtig  zum  Jahre  1111, 
statt  1109.  Pertz  XVI.  250  (vgl.  Dudik,  Geschichte  von 
Mähren  II.  554  u.  ffg.). 
X.  Kai.  (22.  September).  Mauritii  ducis  cum  exercitu  suo.  Hem- 
merammi  episc.  et  mart.  (roth). 

Im  Olmützer  imd  im  Podlaiicer  Kalendarium  als 
Fest  roth  angezeichnet.  In  Mähren  besonders  seit  den 
Zeiten  des  Bischofs  Bruno  verehrt;  seit  dem  VIII.  Jahr- 
hunderte aber  in  allen  Kaiendarien.  Dass  Emeramus^  Epi- 
scopus  Pjctav.,  der  Patron  der  Regensburger  Diöcese,  in 
dem  vorliegenden  Kalendarium  (wenn  gleich  schon  schwarz) 


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651 

verzeichnet  ist,  spricht  für  das  hohe  Alter  desselben.  Sein 
Fest  erinnert  an  die  ehemalige  Einverleibung  Böhmens  in 
die  Regensborger  Diöcese;  noch  993,  als  Böhmen  bereits 
seit  zwanzig  Jahren  seinen  eigenen  Bischof  hatte,  war 
dasselbe  als  Landesfest  gefeiert. 
Vn.  Kai.  Oetobr.  (25.  September). 

Indictiones  mutantur  hoc  in  loco. 

Beweis,    dass    in  Mähren   nach  kaiserlichen   Indic- 
tionen  gerechnet  wurde,   die  mit  dem  25.  September  be- 
ginnen. 
IV.  Kai.   Oetobr.   (28.   September).    Wencezlai  Mart.   Christi. 
(Hauptfest  mit  Uncialbuchstaben,  roth). 

Beweis  für  die  mährische  Abstammung  des  vor- 
liegenden Kalendariums  und  für  dessen  Bestimmung  bei 
der  Olmützer  Domkirche. 


Oetober: 

n.  Won.  (6.  Oetober). 

Obiit  Bavarus,  XIV.  episc.  Olom. 

Auch  im  Olmützer  Nekrologe  zu  diesem  Tage.  Bavor 
ist  ganz  richtig  der  vierzehnte  Bischof  von  Olmütz,  Nach- 
folger des  Bischofs  Engelbert.  Bavor  war  nach  den  ältesten 
Olmützer  Quellen  Prämonatratenser  von  Strahof.  Geschicht- 
lich erscheint  er  schon  am  20.  Oetober  1200.  Denominirt 
wurde  er  vom  Markgrafen  Wladislav  Wladislavoviö.  Wer 
ihn  und  wo?  consecrirt  hatte,  wissen  wir  nicht.  Er  starb 
am  6.  Oetober  1201. 
IV.  IduB  (12.  Oetober).  Inventio  corporis  S.  Adalberti  episc. 
et  conf. 

Im  Olmützer  Kalendarium  steht  zu  diesem  Tage: 
, Obiit  Gaudentius  Episcopus,  frater  sti.  Adalberti',  erster 
Erzbischof  von  Gnesen.  Ob  wirklicher,  oder  blos  Leidens- 
bruder? Im  Podlaiicer  steht  als  Fest:  Cipriani  et  Felicis 
martyrum,  und  unter  den  Namen,  deren  Gedächtniss  an 
diesem  Tage  begangen  wird:  ,Gaudentius  episcopus',  also 
in  beiden  Kalendern  nicht  als  Heiliger.  Die  ,Inventio' 
steht  als  Feiertag  vereinzelt  da.  Von  welcher  Inventio 
ist  aber  hier  die  Rede?  von  jener  im  Kloster  Trzemesneo 
oder  von  der  in  Gnesen? 


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662 

Xn.  Kai.  Novembr.  (21.  October). 

In  Colonia  XL  milium  virginum. 

Auch  im  Olmützer  und  Podlaiicer  Kalendarium.  Im 
Podla2icer  steht  dieses  Fest  in  Verbindung  mit  Hilarionis 
mart.,  im  Olmützer  schon  allein,  was  uns  als  Beweis  dient. 
dass  es  zur  Zeit,  als  das  Podlaiicer  Nekrolog  abgefasst 
wurde  (Anfang  des  XIII.  Jahrhunderts),  das  Fest  in 
Böhmen  noch  nicht  unter  die  feierlichen  gezählt  wurde: 
ganz  anders  jedoch  im  Olmützer  Kalendarium,  wo  es 
schon  als  grösseres  Fest  allein  verzeichnet  vorkommt, 
denn  am  22.  October  steht  schon  das  Fest  Cordulae  Virg« 
welche  zu  den  XL  m.  virginum  gehört,  mit  dem  Zusätze 
,cuius  corpus  habetur  in  ecclesia  Olomucensi^  Markg^raf 
Pfemysl  hat  die  Reliquien  der  heiligen  Cordula  nach 
Olmütz  gebracht,  was  im  Olmützer  Nekrolog  zum  3.  Sep- 
tember bemerkt  ist. 

Cosmas  pr.  decanus  präg,  ecclesie. 

Der  bekannte  Chronist  Cosmas  starb  am  21.  October 
1125.  Kommt  auch  in  böhmischen  Nekrologen  vor. 


Noyember: 

Kai,  Novembr.  (1.  November).  Festivitas  omnium  Sanctomm. 

Schon   seit   den  Karolingern    ein   allgemeines    Fest 

Im  Podla2icer  und  Olmützer  Kalendarium  roth  verzeichnet, 

wenn   gleich   an   demselben   Tage   auch  Cesarii    martyris 

gefeiert  wurde. 

rv.  Non,  (2.  November).  Commemoratio  omnium  defunctorura. 

Das    Olmützer    Kalendarium    hat:    ,Commemonaio 

omnium  fidelium  defunctorum^,  im  Podlaiicer  fehlt  dieses 

Fest   noch   gänzlich,   und    doch   ist   es  erwiesen,    dass  es 

nach   dem  Vorbilde   des  Abtes   von  Clugny,   Odilo,    bald 

von  Notker,  Bischof  von  Lüttich,  und  nach  und  nach  von 

der  gesammten  Kirche   schon    im    XII.,   in  Böhmen    und 

Mähren  erst  im  XIII.  Jahrhunderte  angenommen    wurde. 

IL  Non.  (4.  November). 

Obiit  Dethlebus,  X.  episc.  Olomucen. 
Denselben  Tag  gibt   auch    das  Olmützer  Nekrolog. 
D^tleb,   wahrscheinlich   Hauscaplan   des  Prager  Bischofs 


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653 

Daniel,    denominirt    vom    Könige   Wladislav   1172,    con- 
secrirt  von   dem  Metropoliten  Konrad  I.  1174,   gestorben 
den  4.  November  1181. 
Q.  Idus  (12.  November).   Benedict],  Johannis,   Ysaak,   Mathei 
et  Cristini  martyr.  (roth). 

Als  Hauptfest  auch  im  Podlai^icer  und  Olmützer 
Nekrologe.  Es  wurden  die  Ueberreste  dieser  Märtyrer 
aus  Polen  durch  Herzog  Bfetislav  I.  zugleich  mit  denen 
des  heiligen  Adalbert  nach  Prag  gebracht;  Olmütz  erhielt 
um  1128  oder  1136  die  Reliquien  des  heiligen  Christinus, 
dessen  Haupt  bis  jetzt  daselbst  aufbewahrt  wird.  Ihre 
Leidensgeschichte  zum  Jahre  1004  in  Dudik,  Geschichte 
Mährens  IL  142  u.  ffg. 
Vn.  Kai.  Deoembr.  (25.  November). 

Obiit  Johannes,  HL  episc.  Olom. 

Johann  L,  Benedictiner  von  Bfevnov,  denominirt 
1063  vom  Herzoge  Wratislav  H.,  eonsecrirt  im  Sommer 
von  Sifried  in  Mainz  und  belehnt  durch  Kaiser  Heinrich  IV. 
in    demselben  Jahre,   gestorben    1085  den  25.  November. 

December: 

XVL  Kai.  Januar.  (17.  December). 

Obiit  Engelbertus,  XIII.  episc.  ülom. 

Im  Olmützer  Nekrolog  ist  der  dreizehnte  Olmützer 
Bischof  Engelbert  allerdings  zu  XV.  Kai.  Januarii,  also 
zum  18.  December  verzeichnet;  aber  da  in  diesem  Mo- 
nate der  Schreiber  HL  Idus  Decembris  gänzlich  ausliess 
und  nach  IV.  Idus  gleich  IL  Idus  schrieb,  kommt  uns 
vor,  dass  die  vom  IL  Idus  an  nachfolgenden  Einzeich- 
nungen  alle  um  einen  Tag  variiren  können.  Das  vor- 
liegende Nekrolog  bestätigt  uns  in  dieser  Ansicht.  Engel- 
bert von  Brabant  war  Prämonstratenser  von  Strahof, 
denominirt  im  Januar  1194  vom  Bischof  Herzog  Heinrich. 
Die  Investitur  erhielt  er  durch  Kaiser  Heinrich  VI.  und 
die  Consecration  durch  den  Metropoliten  Konrad,  und 
dies  wahrscheinlich  in  Worms  im  December  1195.  Engel- 
bert starb  den  17,  December  1199. 
IX.  Kai.  Jan.  (24.  December).  Natalem  vigiles  Domini  pre- 
currite  cuncti. 


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654 

Die  Vigil   der  Geburt  Christi    in   einem  Hexameter 
angezeigt. 
V.  Kai.  Jan.  (28.  December).  Innocentum  martyr.  C.  XL.  IIII. 
milium. 

Eine   ganz   ungewöhnliche  Art,    die  Anzahl  der  ge- 
tödteten  Kinder  mit  144  Tausend  anzugeben. 

Nach  dem  Kalender  kommt  eine  Ostertafel,  angefangen 
mit  1137  und  endend  mit  11G9,  mit  Hinzusetzung  der  Indic- 
tionen,  Concurrentes,  Epactae  etc.  Da  man  voraussetzen  musS; 
dass  der  Schreiber  dieses  Codex  die  Ostertafel  mit  der  Ab- 
sicht angefertigt  hatte,  sie  den  Lesern  zur  Benützung  vorzu- 
legen, so  liegt  die  Vermuthung  nahe,  den  Codex  sammt  dem 
Kalendarium  in  dieses  Jahr  (1137)  zu  verlegen.  Schrift  und 
Anlage  widerspricht  dieser  Annahme  nicht,  ja  es  scheint  viel- 
mehr die  Wahrnehmung,  dass  siebenzehn  Eintragungen  einer 
jüngeren  Hand  angehören,  dieselbe  zu  bestätigen.  Personen, 
deren  Sterbejahre  zwischen  1140  und  1201  fallen,  scheinen 
von  dieser  jüngeren,  aber  gleichzeitigen  Hand  abzustammen. 
Dass  der  ursprüngliche  Verfasser  die  Ostertafel  nur  bis  1169 
fortsetzte,  scheint  darzuthun,  dass  er  eine  längere  Periode  zu 
überleben  sich  nicht  traute,  weil  er  vielleicht  im  Jahre  1137, 
als  er  die  Ostertafel  anlegte,  schon  im  Alter  vorgeschritten 
war,  und  dafür  spricht  auch  die  feste  Schrift  des  ganzen  Codex. 

An  diese  Ostertafel  schliesst  sich  an  eine  Anleitung  zur 
Anfertigung  eines  Kirchenkalenders,  der  sogenannte  ,Computus', 
und  ein  Verzeichniss  ,Argumentum  ad  discernendas  utilitates, 
sive  ad  minuendum  sanguinem',  z.  B.  Luna  I.,  Mane  bona  est, 
Luna  n.,  media  die  und  so  fort  bis  Luna  XXX.,  noli  uti. 

Der  eigentliche  Codex  beginnt  mit:  Dominicis  diebus  In- 
vitatorium  mit  Neumen,  worauf  die  Capitula,  Collectae  et  Ora- 
tioncs  eingetheilt  nach  dem  Brevier,  de  die  und  de  Sanctis 
mit  dem  Schlüsse  de  Dedicatione  unius  altaris.  Nach  der  Oratio 
in  n.  Vesper.  ,Veniat,  quesumus  Domine,  super  hanc  orationis 
domum  claritas  misericordie  tue,  ut  ab  omnibus  hie  invocan- 
tibus  nomen  tuum,  protectionis  tue  auxilium  senciatur'.  Per 
D.  etc.  folgen  zwei  leere  Seiten.  Auf  der  zweiten  verso  nimmt 
ein  Miniaturbild  die  ganze  Seite  ein.  Der  heilige  Papst  Gregor 
sitzt  auf  einem  grüngepolsterten  Stuhle  ohne  Lehne  im  Ponti- 
ficalkleide,  d.  h.  im  rothen  mit   der  Fimbria  aurea   verzierten 


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655 

Mantel,  welcher  die  goldene  lange  schmale  Stola  und  die 
Mreisse  Alba  durchscheinen  lässt;  mit  der  einfachen  kegel- 
förmigen Tiara  vom  weissen  Stoff  und  ohne  Kronen  die  ,mitra 
tarbinata';  sondern  nur  goldverbrämt,  auf  dem  Haupte  —  ein 
Beweis,  dase  dieses  Bild  vor  Bonifaz  VIII.  (1294  bis  1303), 
lem  man  die  gekrönte  Tiara  zuschreibt,  angefertigt  wurde  — 
an  seinem  rechten  Ohre  der  heih'ge  Geist  als  weisse  Taube, 
auf  den  blossen  Füssen  goldene  Pantoffel  ohne  Kreuze,  die 
dag^en  auf  den  zwei  weissen  Bändern,  die  von  der  Tiara, 
wie  gewöhnlich  von  der  Mitra  herunterhängen,  als  schwarze 
Kreuze,  wie  bei  den  Pallien,  angebracht  sind.  Beide  Hände 
sind  gehoben,  die  Rechte  hält  die  Finger  zum  lateinischen 
Segen  bereit.  Vor  ihm  steht  ein  Bischof,  gekennzeichnet  mit 
den  zwei  Buchstaben:  ^.  E.  mit  Mitra,  Casula,  dem  langen 
Manipell,  goldverbrämter  Tunieella  und  darunter  mit  weisser 
Alba  und  hält  einen  weissen  Pergamentstreifen,  woran  ge- 
schrieben steht:  ,0  Gre^ori,  dulcissimum  sancti  Spiritus  Orga- 
num; posce  nobis  suffragium,  ut  hoc  possimus  consequi^  An- 
spielung an  irgend  einen  zu  realisirenden  Wunsch.  Der  Wunsch 
iat:  eine  neue  Stiftung  zu  segnen;  denn  hinter  dem  Bischöfe 
steht  ein  Mann  im  grünen  Kleide,  angedeutet  mit  dem  Worte 
,Dux*,  eine  jugendliche  Gestalt  mit  blossem  Kopfe  und  schwarzem 
Haar;  hinter  ihm  sieht  man  zwei  Männer  seiner  Begleitung, 
von  denen  der  eine,  grauköpfig,  ein  Schwert  in  schwarzer 
Scheide  emporhebt,  während  als  Begleiter  des  Bischofs  ein 
Kleriker  erscheint,  welcher  den  einfachen  Krummstab  aus 
Elfenbein  in  der  Hand  hält. 

Hinter  dem  Rücken  des  heiligen  Gregor  sieht  man  sechs 
Kopfe  und  drei  ganze  F'iguren.  Die  eine  ganze  Figur  stellt 
einen  Bischof  dar  in  weisser  Mitra  und  goldverbrämtem  matt- 
grünera  Pluviale  und  mit  dem  elfenbeinenen  Pedum.  Ober  seinem 
Haupte  stehen  die  Buchstaben:  I.  E.  Neben  ihm  steht  in  der 
braunen  (schwarzen)  Flocke  ein  ergrauter  Mönch  mit  grosser 
Tonsur,  ein  Pedum  (schwarz)  haltend,  aber  ohne  Velum  (auch 
bei  den  Bischöfen  fehlt  dasselbe)  und  durch  die  Buchstaben: 
R.  Abbas.  bezeichnet.    Hinter  ihm  steht  ein  junger  Mönch. 

Damit  ist  jedoch  das  Bild  noch  nicht  abgeschlossen.  Zu 
den  Füssen  des  Bischofs  mit  der  Precationsrolle  sitzt  ein 
anderer  Bischof  mit  der  Bezeichnung  Petrus,  wie  er  eben  auf 
einer  Pergamentrolle  schreibt,  und  ihm  gegenüber  steht  offenbar 


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656 

ein  Laie  im  grünen,  über  den  Kopf  anzuziehenden  Rocke  mit 
goldenen  Aufschlägen,  rothen  enganliegenden  Beinkleidern  und 
stark  mit  Knöpfen  besetzten  schwarzen  Schuhen.  Auch  dieser 
hält  einen  Pergamentstreifen  in  der  linken  Hand.  Noch  sind 
zwei  kleinere  Figuren,  als  Marcus  und  Hodlata  bezeichnet, 
welche  den  heiligen  Gregor,  etwa  als  sitzende  Statue,  mit  dem 
Händen  in  die  Höhe  heben.  Das  ganze  Bild  hat  eine  eigene 
meanderartige  Einfassung,  in  welcher  mit  weissen  Uncialbacb- 
staben  geschrieben  ist:  , Pastor  ovis  predam  querit  lea  mistica 
quedam,  est  bos  pastor  ovis  et  lea  vacca  bovis'.  (Mir  der  Sias 
unklar.) 

Unter  dem  ganzen  Bilde  sind  drei  Figuren  angebracht: 
Der  Schreiber,  ein  Mönch,  auf  einem  niedrigen  Stuhle  sitzend 
mit  dem  Griffel  in  der  Hand,  und  der  im  langen,  weisaeo, 
hemdartigen  Kleide  angethane  Maler  mit  Pinsel  und  Farben- 
tiegel. Ober  seinem  Kopfe  sind  die  Buchstaben:  N.  ^.  Pictor, 
und  vor  ihm  ein  Männlein  im  grünen  Kleide,  wie  er  in  beiden 
Händen  einen  Farbentiegel  dem  Maler  präsentirt  Seinen 
Namen  ,£vervinuB'  liest  man  ober  seinem  Kopfe.  Beide,  der 
Mönch  und  der  Maler,  halten  einen  Pergamentstreifen,  worauf 
die  Worte  zu  lesen:  ,0  pastor  apostolice,  Gregori  beatissime, 
Tuo  posce  precamine  incrementum  ecclesie,  tuo  eriges  dogmate 
ac  defensare  opere^ 

Was  bedeutet  dieses  Bild?  Offenbar  zeigt  dasselbe  die 
Stiftung  irgend  einer  Kirche,  wobei  die  Handwerker  Marcus 
und  Hodlata,  und  die  Anfertiger  des  vorliegenden  Codex  sich 
verewigten.  Wer  sind  aber  die  mit  den  Anfangsbachstaben 
bezeichneten  Personen,  und  um  welche  Kirche  handelt  es  sich 
hier?  Aus  der  ganzen  Anlage  des  Codex  ersieht  man,  dass  er 
für  die  bischöfliche  Kirche  in  Olmütz  bestimmt  war,  daher 
auch  die  Einzeichnung  ihrer  Bischöfe  in  vollständiger  Reihe 
bis  inclusive  des  vierzehnten  Bischofs  Bavor,  welcher  den 
6.  October  1201  gestorben  ist.  Nur  ein  Bischof,  der  Reihe 
nach  der  zwölfte,  Cayn,  gestorben  am  13.  Januar  1194,  fehlt, 
wahrscheinlich,  weil  auf  ihm  kirchliche  Censuren  lagen,  als  er 
starb.  Von  den  mährischen  Fürsten  sind  blos  solche  einge- 
tragen, welche  Wohlthäter  der  Olmützer  Kirche  waren.  Sie 
alle  insgesammt  fallen  in  das  XH.  Jahrhundert  und  in  dieses 
Jahrhundert  fällt  unstreitig  der  Codex,  auch  die  beiden  ange- 
deuteten Bischöfe  H.  E.,  d.  i.  Heinrich  Episcopus  von  Olmütz 


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657 

(1126  bis  1155),  und  J.  E.,  Johannes  Episcopus  von  Prag 
(1134  bis  1139),  würden  in  die  Zeit  der  Anfertigung  passen; 
wohin  soll  man  aber  den  Petrus  Episcopus  einreihen?  und 
was  soll  mit  R.  Abbas  und  mit  Dux  geschehen?  Da  wir  alles 
auf  die  Olmützer  bischöfliche  St.  Wenzelskirche  beziehen,  so 
mochte  unter  Dux  der  Stifter  Soböslav  verstanden  worden  sein 
und  das  Ganze  auf  die  1131  geschehene  Uebertragung  und 
Conseerirung  der  neuen  St.  Wenzelskirche  in  Olmütz  bezogen 
werden.  An  eine  dem  helligen  Gregor  gewidmete  Kirche  zu 
denken  ist  unthunlich,  weil  in  ganz  Mähren  eine  diesem  heiligen 
Papste  geweihte  Kirche  nicht  vorkommt  —  der  Heilige  wird 
angerufen,  um  die  neue  Kirche  unter  seinen  Schutz  zu  nehmen  — 
alles  reine  Vermuthungen!  Das  Bild  bleibt,  wenigstens  mir,  bis 
zur  Stunde  ein  Räthsel. 

Nach  diesem  Bilde  gehen  die  Collecta,  Capitula  und  Ora- 
tiones  nach  Ordnung  des  Breviers  weiter  und  enden  mit  einem 
Theile  der  Orationes  pro  Defunctis.  Der  Schluss  des  Codex 
fehlt  jedoch. 

Die  Initialen  sind  gold,  blau  und  grün  im  romanischen 
Style,  doch  nur  als  Pflanzenornamentik.  Thier-  und  mensch- 
liche Figuren  erscheinen  nirgends.  Der  eine  Deckel  —  rother 
Saffian  —  ist  noch  alt,  der  andere  neu.  Als  ältere  Sign,  auf 
dem  ersten  Blatte:  215  Nor.  Numerus  solitarius.  Provenienz 
des  Codex  unbekannt. 


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Archiv 


ftJr 


österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 


zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Gommission 


kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Sechzigster  Band. 


Wien,  1880. 


In  CommiBsion  bei  Carl  Gerold'»  Sohn 

Buchbindler  der  k.  Aksdemi«  der  WtMwehaftcn. 


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Druck  von  Adolf  Holxhauspn  in  Wien. 

k.  k.  Hof-  und  UnivorsiUtU>Biiehdnickur. 


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Inhalt  des  sechzigsten  Bandes. 


Seite 
Kaiser  Karl  VI.  und  der  Frater  Benignus.  (1722—1740.)  Mitgetheilt  von 

Adam  Wolf 1 

üeber  die  Verordnungsbücher  der  Stadt  Eger.  (1352—1482.)  Von  Dr.  Franz 

Martin  Mayer 19 

Das  Wiener  -  Neustädter  Stadtrecht  des  XIII.  Jahrhunderts.  Kritik  und 

Ausgabe.    Von  Gustav  Winter 71 

Untersuchungen    über   die    österreichische   Chronik    des  Matthäus    oder 

Gregor  Hagen.     Von  Dr.  Franz  Martin  Mayer 295 

Beiträge    zur   Geschichte    der   husitischen    Bewegung.    III.    Der   Trac- 

tatus   de  longevo  schisroate   des  Abtes  Ludolf  von   Sagan.     Von 

J.  Loserth 343 

Zar  Geschichte  der  Karthause  Gaming  in  Gestenreich  U.D.E.  (V.O.W.W.). 

Mitgetheilt  von  Dr.   H.  R.  v.  Zeissberg -.     563 


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Archiv 


för 


Österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

▼OB  d«r 

zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Sechzigster  Band. 

Erste  Hälfte. 


Wien,  1880. 


In  Commission  bei  Carl  Gerold's  Sohn 

BuelibAiHllar  d«r  k.  Akudemie  der  Wiaeensehelten. 


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Druck  tod  Adolf  Holzhansen  in  Wioii. 

k.  k.  Hof-  und  Unlr«r«itKU-Bachdniek«r. 


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Inhalt  des  sechzigsten  Bandes. 

Erste  Hälfte. 


S«iU 
K&iser  Karl  YI.  nnd  der  Frater  Beni^ns.  (1722—1740.)  Mitgetheilt  von 

Adam  Wolf 1 

Ueber  dieVerordnnngsbücher  der  Stadt  Eger.  (1352—1482.)  Von  Dr.  Frans 

Martin  Mayer 19 

Das  Wiener -Neofltädter  Stadtrecht  des  XIII.  Jahrhunderts.    Kritik  nnd 

AoBgabe.     Von  Gustav  Winter 71 


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KAISER  KARL  VI. 


UND  DER 


FRATER  BENIGNUS. 

(1722-1740.) 


MITGETHEILT 

TON 

ADAM    WOLF. 


ArcliiT.  Bd.  LX.  I.  H&lft«. 


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Jvaiser  Karl  VI.  war  wie  bekannt  ein  leidenschaftlicher 
Jäger.      In   Niederösterreich   erstreckte   sich    sein   Jagdgehege 
von  Laxenburg  aus  nach   Mödling,   Baden^   Schönau  bis   Neu- 
stadt und  Putten,   von  Ebersdorf  aus  an  und  über  die  Donau 
nach  Auhof,  Wolkersdorf  und  Stammersdorf.  Im  Herbst  brachte 
er  gewöhnlich   einige  Wochen   im   Schlösschen   Halbthum   an 
der  ungarischen  Grenze  zu.    Eines  seiner   liebsten  Jagdgehoge 
war  die  Gegend  von  Mannswörth,  die  Inseln  und  Gelände  der 
Donau    bis   Hainburg.     Er  blieb   jedoch   selten   in  Ebersdorf 
über  Nacht,  sondern  kehrte  Abends  nach  Wien  zurück.  Mittags 
wurde   irgendwo   im  Freien  ein  Zelt  aufgeschlagen,   gegessen 
und  gerastet.     Auf  diesen  Fahrten   und    Ritten   begleitete  den 
Kaiser  ein  zahlreiches  Gefolge   von   Hofherren  und  die  ganze 
jJägerei^,  vom  Oberstjägermeister  bis  zum  Forst-  und  Küden- 
knecht  wurde  dazu  aufgeboten.    Jede  Jagd   war  ein  Ereigniss 
für  das  Landvolk,  aber  selten  kam  ein  Bauer  oder  Bürger  in 
die  Nähe  oder  in  ein  Gespräch  mit  dem  Kaiser.  Einem  Augu- 
stiner-Frater ,   der   die   Neumühle  bei  Mannswöiiih  verwaltete, 
ist  es  jedoch  gelungen,   die   Aufmerksamkeit   des  Kaisers  auf 
sich  zu  ziehen.    Wenn  derselbe  in  der  Nähe  mit  seinen  Cava- 
lieren  rastete,   kam   der  Frater   mit   Brot   und  Wein  und  bot 
seine  Gabe   als  Erfrischung   an.    Der  Kaiser   sprach  mit  ihm, 
er  machte  ihn  dann  zu  seinem  Forstwart,  liess  ihn  öfter  nach 
Laxenburg  oder  in  die  Wiener  Burg  kommen,  und  fand  immer 
Gefallen  an  der  frischen  derben  Redeweise  des  Klosterknechtes. 
Dieser  hiess  Martin  Hesch,  war  seines  Zeichens  ein  Bierbrauer, 
stammte  aus  Füssen   in   Schwaben   und    hatte   im   Kloster  der 
Augustiner-Eremiten   auf  der  Landstrasse   in  Wien  als  Frater 
Benignus   eine   Zuflucht  gefunden.     In  späteren  Tagen  hat  er 


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seine  BegegnungeD  mit  dem  Kaiser  aufgezeichnet  und  die 
Handschrift  hat  sich  unter  dem  Titel :  Origo  Molendini  Weiss- 
mühl  dicti  et  familiaria  colloquia  nostri  Fr.  Benigni  cum 
Carole  VI.  Imperatore  —  erhalten.  *  Da  wir  nur  wenig  vom 
Privatleben  Kaiser  Karls  VI.  und  insbesonders  von  seinem 
Verkehr  mit  dem  Volke  wissen,  so  schien  mir  die  Hand- 
schrift als  ein  Beitrag  zur  Charakteristik  des  Kaisers  der  Mit- 
theilung werth. 

Von  der  Mühle  selbst  berichtet  der  Frater  nur,  dass  die- 
selbe 1720—1723  auf  dem  Gemeindegrund  der  Mannswörther 
Bürger  neu  aufgebaut  und  dass  1723  für  die  Armen  zum  ersten 
Mal  darin  gemahlen  wurde.  Wir  können  hinzufügen,  dass  ein 
Herr  Rascher  Edler  von  Waisegg,  Oberstproviantmeister  in 
der  Armee  und  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  unter  Kaiser 
Leopold  I.,  1663  an  der  Donau  bei  Mannswörth  zuerst  die 
Neu-  oder  Weissmühle  gebaut  hat.  Er  war  zugleich  Ehren- 
ritter des  Maltheserordens  und  vermachte  in  seinem  Testamente 
Grund  und  Mühle  dem  Orden.  Dieser  überliess  sie  dem  Kloster 
der  Augustiner-Eremiten  auf  der  Landstrasse  in  Wien.  Die 
Donau  hat  jedoch  1719  einen  neuen  Arm  gebildet  und  die 
Mühle  mit  ihrem  Garten  in  den  Fluten  begraben.  Der  Augu- 
stiner-Prior P.  Georgius  Runs  kaufte  von  den  Mannswörther 
Bürgern  einen  neuen  Grund  und  Hess  von  1720 — 1723  die 
Neumühle  mit  vier  Gängen  neu  aufbauen.  Als  Werkmeister 
verwendete  er  dafür  den  Frater  Benignus,  der  sein  Geschäft 
tüchtig  verstanden  hat,  denn  die  Mühle  und  das  Wohngebäude 
waren  vortreflFlich  gebaut.  Kaiser  Joseph  H.  säcularisirte  1789 
dieses  geistliche  Gut,  ohne  den  Augustinerconvent  aufzulösen 
und  ohne  den  Einspruch  des  Staatsrathes  zu  achten.  ^  Die 
Neumühle  kam  an  die  k.  k.  Staatsgüter-Administration  und 
wurde  1818  für  16.000  Gulden  an  einen  Herrn  Hagn  verkauft, 
dessen  Sohn  sie  noch  besitzt.  ^     Die  Wohngebäude  blieben  un- 


*  In  der  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Graz,  Ms.  N.  543,  13  Blätter  in 
Folio.  Bl.  t  enthält  ein  Inhaltsverzeichniss ,  Bl.  2  die  Nachricht  vom 
Wiederaufbau  der  Mühle,  die  anderen  11  Blätter  berichten  die  ,familiaria 
colloquia*  mit  dem  Kaiser. 

2  Hock-Bidermann,  Gesch.  des  Staatsrathes  441. 

3  Franz  Hagn,  k.  k.  Rittmeister  a.  D.  Durch  Vermittlung  des  Herrn 
Pfarrers  von  Mannswörth  Jos.  Wenzl,  verdanke  ich  die  Angaben  über 
die  Neumühle  der  gefälligen  Mittlieilung  des  Herrn  Hagn. 


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verändert,  die  Kapelle  ist  das  Schlafzimmer  des  gegenwärtigen 
Eigenthümers  und  die  feinen  Stuckarbeiten  an  der  Decke 
zeugen  noch  heute  von  dem  Geschmack  der  Augustiner. 

Frater  Benignus,  der  jGebäuinspector',  wie  er  sich  nennt, 
hatte  während  des  Baues  1720 — 1723  in  einer  Bretterhütte  ge- 
wohnt und  sich  einen  Marketenderladen  mit  Lebensmitteln  für 
die  Arbeiter  eingerichtet.  Als  der  Kaiser  1722  in  der  Nähe 
der  Mühle  Mittag  hielt,  fasste  sich  der  Frater  ein  Herz  und 
bot  seine  Erfrischungen  an.  Von  nun  an  verging  kein  Jahr, 
wo  er  nicht  mit  dem  Kaiser  zusammentraf.  Der  schlaue  Frater 
stand  sich  dabei  recht  gut,  denn  er  bekam  nach  jeder  Jagd 
einen  erlegten  Hii^sch  oder  ein  Wildschwein;  auch  mancher 
Dukaten  fiel  für  ihn  ab.  Wir  geben  hier  seinen  Bericht  voll- 
ständig : 


Im  Jahr  1722   kommt  I.   kais.   Maj.    Karl    VI.    während 

der  Hirschbirsch  her    und    nimmt    sein    Mittagmal   unter   der 

Mühl.    Der  Frater  Benignus  nimmt  seine  Gedanken  zu  einem 

Rath,  was  er  thun  wolle;    er  besinnt  sich   indess  nicht   lang, 

nimmt  den  Mühljungen  mit  einem  Schaff  Wasser  nebst  einem 

Flaschl  Wein,    Bier    und   Brot   zu   sich   und   macht   sich  also 

reisefertig    den   Kaiser   zu   bedienen.    Als  er  hinkommen  und 

etwas  von  fern  stehen  blieb,    schauten   ihn  die  Herrn  Grafen 

und  Forstleut  gross  an  und  fragten,    was  er  da  machen  wolle. 

Der  Fr.  Benignus  gibt  zur   Antwort:    Ihr   meine   Herrn,    wie 

mach  ich's,    dass    ich  Ihre   Maj.  dem  Kaiser  kunnt  mit  einem 

Glas  Bier  und  mit  einem   LaibI   Brod   aufwarten.     Die  Herrn 

Grafen  sagten  ihm :  er  sollt  es  probiren  und  hin  gehen,  er  soll 

nit  erschrecken    aber    nur   die  Wahrheit   reden    und   nit   viel 

höflich,    sondern   wie  wenn   er  mit  einem  Bauern  reden  thät. 

Während  dem  nift  der  Kaiser  von  Weiten:    Was   habts   denn 

mit  einander?    Der   Forstmeister   sagt:    der  Frater   hat   einen 

Trunk  bei  sich.   Eurer  Maj.   damit   aufzuwarten,    worauf  der 

Kaiser  sagt:  er  soll  hergehen.    Er  geht  zwar  dahin  und  kniet 

dabei  bald  auf  einem  Knie  bald  auf  zweien,   weil  er  aber  der 

Rede  gedenkt,  dass  man  nit  höflich  sein  dörfe,  steht  er  wieder 

auf  und  präsentirt,  was  er  bei  sich  hatte.  ,Was  hast  denn  bei 

dir',  saget  der  Kaiser.    Ihre  Maj.  einen  Trunk  Wein  und   ein 


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Flaschl  Bier.  Der  Kaiser:  Ist  d^r  aber  zu  trauen?  Der  Forst- 
meister aber  g^bt  gleich  zur  Antwort:  Ja  Ihre  Maj.,  denn  ich 
kenn  den  Frater  schon  lang,  er  ist  heiklig  auf  den  Wein, 
säubert  und  putzt  alles  im  Keller,  versperrt  alles,  bekommt 
keiner  einen  Tropfen  von  ihm  oder  nur  mit  harter  Müh.  Der 
Kaiser  sagt  darauf:  ,Nun  so  lass  kostend  Darauf  packt  der 
Frater  seinen  Kram  aus,  auch  zwei  Trinkgläser,  damit  dem 
Kaiser  einzuschenken.  Er  .  hat  auch  eines  ausgetrunken  und 
das  andere  den  Herrn  Cavalieren  gelassen. 

Der  Kaiser  fragt  hierauf:  ,Herr  Forstmeister,  wird  die 
neu  erbaute  Mül  heunt  oder  morgen  nit  der  Wildbahn  schäd- 
lich sein^  Der  Forstmeister  sagt :  Nein  Ihre  Maj. ;  es  ist  noch 
etwas  nutzbarer,  denn  wir  können  zur  kalten  Winterszeit  die 
Hirschen  desto  besser  hüten;  ich  stehe  gut  davor  und  sie 
werden  sich  auch  nit  schrecken.  Der  Kaiser  sagt:  ,Nun  wenn 
das  ist,  so  wird  der  Frater  unser  Forstknecht  sein,  ich  mach 
ihn  selbst  dazu,  Herr  Forstmeister,  halt  er  fleissig  Aufsicht 
darüber,  denn  einen  solchen  Frater  müssen  wir  auch  habend 
Der  Kaiser  lässt  ihm  auch  die  Hand  küssen  und  schenkt  wegen 
ein  Laib  Brot  ein  Hirschen  mit  3  Cent,  und  40  ü  (macht 
22  fl.  40  kr.)  und  3  Kremnitzer  Dukaten  (20  fl.  36  kr.).  Der 
Kaiser  hat  wol  eine  gute  Viertelstund  mit  ihm  von  allerlei 
Wirtschaftssachen  geredt.  Darauf  begehrt  er  die  Köchin ,  sie 
soll  gleich  hinauskommen  zu  ihm,  die  ist  aber  so  erschrocken, 
dass  sie  nit  wusste,  was  sie  anlegen  sollt.  Sie  ist  mit  ihrer 
ordinären  Bauernjoppen  hinaus  und  fällt  dann  vor  Schrecken 
wie  von  einem  Donnerkeil  getroffen  auf  die  Erden.  Der  Kaiser 
schaut  und  sagt  zum  Frater:  ,Was  fehlt  ihr,  dass  sie  da 
niederfallt^  Ihre  Maj.  sagt  er,  sie  ist  so  erschrocken  und  ich 
möcht  den  Menschen  kennen,  der  vor  Ihre  Maj.  nit  erschrecken 
sollt  und  sie  ist  nur  ein  Weibsbild.  Der  Kaiser  sagt:  ,Geh 
hin  Frater  und  heb  sie  auf.  Der  hilft  ihr  gleich  auf  und  sagt 
dabei:  gelt,  im  Zimmer  hast  eine  gute  Goschen,  da  geht  dir 
das  Maul  wie  eine  Ratschen  am  Charfreitag.  Und  sie  bekommt 
von  dem  Kaiser  ein  Dukaten.  Nach  diesem  fragt  der  Kaiser: 
,Hast  einen  guten  Prior'?  Ja  Maj.,  wenn  ich  gut  bin,  ist  er 
auch  gut,  bin  ich  aber  nicht  gut ,  so  ist  er  recht  schlimm. 
Weiter  fragt  der  Kaiser:  ,Was  bist  du  für  ein  Landsmann?' 
Er  wollt  nit  recht  heraus,  sagt  aber  dann :  Ihro  Maj.  ich  weiss 
selbst  nit  recht,  bin  halt  ein  halbeter  Schwab  und  ein  halbeter 


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Bayer  und  ein  halbeter  Tyroler,  ja  wenn  es  dazukommt^  so 
bin  ich  halt  ein  Reichskind.  Der  Kaiser  fragt:  ,Wie  heisst 
der  Ort,  wo  du  gebürtig  bist?'  Er  sagt  darauf:  Füssen.  Der 
Kaiser:  ,das  wissen  wir  und  liegt  solches  in  Schwaben;  hast 
du  noch  Freund  oder  Brüder?  wir  werden  dir  mit  Gnaden 
gewogen  sein^  Der  Frater  sagt  darauf:  er  hätt'  niemand  mehr. 
Der  Kaiser  machte  sich  dann  zur  Reis  fertig  und  sagt  noch 
zum  Frater :  ,Nun  du  Forstknecht,  sei  fein  fleissig,  b'hüt  Gott^ 

Anno  1723  hat  er  dreimal  mit  Wein  Bier  Wasser  imd 
Brot  aufgewart  und  bekommt  ein  Hirschen  mit  3  Cent.  30  &. 
£benso  hat  er  im  Jahr  1724  viermal  aufgewart,  absonderlich 
einmal  mit  Weinbeeren.  Da  sagt  der  Kaiser:  ,das  sein  schöne 
Weinbeer,  wo  hast  du  sie  bekommen.'  Der  Frater  antwort: 
ich  häb's  heunt  in  unserm  Weingarten  ausgeschnitten.  Er  be- 
kommt wieder  ein  Hirschen  mit  3  Cent.  32  &, 

Im  Jahr  1725  hat  er  einmal  aufgewart  mit  Wein  Bier 
und  einer  Kreuzersemmel.  Da  sagt  der  Kaiser:  ,Gib  du  uns 
ein  Hausbrot^  Der  Frater  antwort:  Ihre  Maj.  das  Hausbrot 
ist  heunt  noch  zu  warm  und  gar  zu  neubacken.  Der  Kaiser 
sagt  noch  einmal:  ,gib  uns  ein  Brot  her'.  Auf  das  bringt  er 
ein  Laib  und  bittet:  Ihre  Maj.  sollten  heunt  kein  so  warmes 
Brot  essen,  denn  es  ist  gar  ungesund.  ,Ist  wahr,  wir  wollen 
dir  folgen',  sagt  der  Kaiser  und  der  Frater  musste  das  Brot 
in  den  Wagen  hineinlegen,  der  Kaiser  hat  es  nach  Haus  in 
die  Bui^  mitgenommen.  Er  sagt  noch  zu  dem  Frater:  ,Komm 
du  morgen  zu  mir,  ich  werd  dir  ein  Hirschn  geben'.  Der 
Frater  kommt  dem  Befehl  fleissig  nach  und  bekommt  ein 
Hirschen  mit  3  Cent,  und  31  &. 

Im  1726.  Jahr  wurde  vom  Papst  Benedictus  der  Gruss 
befohlen:  Gelobt  sei  Jesus  Christus  und  den  gebrauchte  der 
Frater  alle  Zeit,  wann  er  zu  dem  Kaiser  kommt.  Nun  ereignet 
es  sich  einmal,  dass  der  Kaiser  in  dieser  Gegend  auf  der  Jagd 
war.  Der  Frater  kennt  schon  von  weitem  seine  Leut,  kommt 
zu  dem  Kaiser  und  sagt:  ,Gelobt  sei  Jesus  Christus'.  Der 
Kaiser  sagt:  ,In  Ewigkeit,  nun  was  machst  du  Forstknecht? 
Er  redt  von  der  Wirtschaft,  fragt  den  Frater,  was  und  für 
wen  er  mahlen  thut.  Dieser  sagt:  für  I.  Maj.  Unterthanen,  die 
Bauern  und  wer  halt  herkommt.  Der  Kaiser:  ,Könnten  wir 
auch  allda  mahlen  lassen?'  Der  Frater:  Ja,  I.  Maj.  stünde  die 


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ganze   Mül   zu   Diensten.    Er   bekommt  wieder   ein   Hirschen 
mit  3  Cent.  31  «f,  werth  22  fl. 

1727  im  Monat  August  kommt  I.  Maj.  in  die  Hirschjagd 
her.  Der  Frater  war  auch  nit  weit  und  sagt  sein  ,gelobt  sei 
Jesus  Christus^  Der  Kaiser  ruft:  ^Dank  dir  Gott,  hast  du 
gute  Hirschen  hier  in  deinem  Forstamt ,  sonst  bekommst  du 
keinen  Hii-schen^  Der  Frater  antwortet:  I.  M.  ja,  es  seind 
gute  Hirschen  hier,  kann  ich  mit  einem  Trunk  Wein  oder 
Bier  aufwarten?  Der  Kaiser  sagt  gleich:  wer  fragt,  der  gibt 
nit  gern,  und  nimmt  den  Trunk.  Der  Frater  bekommt  einen 
guten  Hirschen  mit  3  Cent.  34  <U. 

1728  im  Monat  Juni  wusste  der  Frater  gar  wol,  dass 
der  Kaiser  über  die  Brücken  passiren  würde,  und  wartet 
schon  da  mit  Wein  und  Bier.  Wie  der  Kaiser  ihn  sieht,.  Hess 
er  still  halten  und  fragt:  ,Nu  Frater,  hast  du  was^  Der  sagt: 
Ja,  I.  Maj.,  gelobt  sei  Jesus  Christus.  Dabei  stunden  Herren 
von  Wien  wegen  einer  Commission  auf  dem  Feld  und  schauten 
herüber.  Der  Kaiser  fragt  gleich,  wer  diese  Leut  wären  und 
der  Frater  antwoii; :  I.  M.  das  seind  die  Herren  von  Wien,  sie 
lassen  das  Getreid  für  ihre  Mül  überschütten.  Der  Kaiser  gibt 
ihm  drei  Dukaten,  einen  doppelten  und  einen  einfachen,  und 
reist  ab.  Die  Herren  von  Wien  gehen  zum  Frater  und  sagen: 
das  hätten  wir  alle  Lebtag  nit  glaubt,  dass  der  Kaiser  mit 
einem  Frater  redet.  Der  sagt  gleich  darauf:  Gescheidte 
Doctoren  und  Herren  hat  er  zu  Wien  genug,  er  muss  auch 
einmal  mit  einem  einf&ltigen  Frater  reden.  Die  Herren  fragten, 
was  sie  Gutes  geredt  hätten.  Der  Frater  sagt,  wie  ihn  der 
Kaiser  gefragt,  was  es  gutes  Neues  gibt,  hat  er  geantwort: 
I.  Maj.  es  sein  halt  schlechte  Zeiten.  Warum,  fragt  der  Kaiser. 
Ja  I.  M.  die  Herren  von  Wien  bringen  gar  viel  Neues  auf, 
es  ist  lauter  Not  und  Elend  unter  den  Leuten.  Der  Kaiser 
zum  Frater:  ,Wenn's  dir  nit  geht,  wie  du  willst,  geht's  auch 
uns  nit,  wie  wir  wollten^  Der  Frater  bekommt  ein  Hirschen 
mit  3  Cent.  2  Äf  und  ein  Wildschwßin  mit  1  Cent.  22  #. 

Wie  dann  die  kaiserliche  Reis  nach  Grätz  angestellt 
wurde  und  der  Kaiser  noch  zwei  Tage  in  Laxenburg  ver- 
bleibete, fragt  er  den  Forstmeister:  ,Wo  ist  denn  der  Frater, 
dass  er  nicht  kommt  und  seine  Aufwartung  macht,  er  meint 
halt,  er  hat  seine  Sach  schon  bekommen,  er  dörft  jetzt  nit 
mehr   kommend     Der   Forstmeister    macht    sich    auf   und    ritt 


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eilfertig  zu  dem  Frater  und  meldet  was  der  Kaiser  gesagt. 
Der  Frater  beutelte  den  Kopf  und  wollt  solches  nit  glauben. 
Bald  kommt  auch  der  Jägermeister  und  meldet  dieselben  Wort. 
Der  Frater  erschrickt  über  das  und  gedacht  bei  sich  Selbsten : 
was  gibt's^  ich  werd  nit  gut  ankommen  oder  gar  aus  der 
kaiserlichen  Qnad  kommen  sein.  Er  denkt  die  ganze  Nacht, 
was  er  machen  soll.  In  aller  Früh  macht  er  sein  Packl  zu- 
sammen, das  ist  zwei  Laib  Brot,  ein  halb  Flaschl  mit  Wein 
und  seine  zwei  Gläser  und  fährt  mit  seiner  alten  Kalesch 
eilfertig  nach  Laxenburg.  Vorher  steigt  er  aber  aus  und  geht 
zu  Fuss.  Etliche  Feldweg  weit  stund  er  still  und  gedenkt,  was 
er  sagen  wolle.  Der  Kaiser  und  die  Cavaliere  sehen  ihm  schon 
längst  von  weitem  zu  und  lachten  ihn  aus.  Der  Frater  Benignus 
wusste  aber  von  dem  nichts  und  der  Kaiser  ging  von  seinem 
Fenster  weg. 

Der  Herzog  von  Lothringen  *  stund  still,  winkte  mit  einem 

weissen  Tüchel  und  rufete:    ,Frater,  geh  herauf  zu  uns^    Der 

Frater  geht  hinauf,  macht  seine  wenig  Ceremonien  und  wünschte 

dem  Kaiser  Glück  auf  die  Reis  nach  Grätz,  dass  er  sollt  ge- 

sond    bleiben    und    bald    wieder    zurück   kommen,    denn   den 

Leuten  würd's  gar  ahnd  thun,  wenn  Ihre  Maj.  lang  ausbleiben. 

Er  wünschte  das  auch  dem  Herzog  von   Lothringen   und   den 

umstehenden  Cavalieren.    Der  Kaiser  sagt  darauf:   ,Nu  Frater 

gib  Achtung,  dass  nichts  geschieht,  weil  wir  aus  sind^  Er  gibt 

dem  Kaiser   die   zwei   Laib   Brot   und   saget:    I.   Maj.   wollen 

vorlieb  nehmen,  ich  hab  sonst  nichts  anderes  als  dieses.    Der 

Kaiser  nimmt  das  Brot,   bedankt  sich  und  sagt:   ,Wart  du  2 

oder  3  Stund,   bis  wir   recht  Zeit   habend    Der  Frater  gieng 

dann  hinweg  und  wart  eine  kleine  Zeit.  Da  kommt  ein  Laufer 

und   meldet:    Der    Frater    soll    geschwind    zu    dem    Fürsten 

Schwarzenberg  kommen.    Als   er  hinkommt,    sagt   der  Fürst: 

Frater,   dem  Kaiser  hat  es   recht  wol  gefallen  und  uns  allen 

mit  einander,   du  hast  mehr  Ehr   aufgebebt,    als  wenn  deine 

Obrigkeit  war  da  gewest;    der  Kaiser   hat   zwei   Dukaten  für 

dich  angeschafft,  du  sollst  zwei  Rosenkranz  für  uns  beten,  dass 

wir  glücklich  nach  Graz  kommen  und  wieder  heraus. 

Nach  der  Kückreis  von  Fiume  und  Grätz  begab  sich  der 
Kaiser  mit  dem  TiOthringer  bald  wieder  nach  Ebersdorf.    Der 


'  Franz  Stephan  von  Lothriogeiif  später  der  Gemahl  Maria  Theresia^s. 


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Frater  passte  nicht  weit  vom  Schlosse  auf  und  wie  der  Herzog 
von  Lothringen  kommt,  sagt  er:  Ich  wünsch  eine  glückliche 
Ankunft;  es  war  schon  einmal  Zeit,  dass  Sie  wiederum  kommen, 
es  schaut  aus,  als  wenn  alles  ausgestorben  war,  ist  halt  nichts, 
wenn  der  rechte  Herr  nit  da  ist  Dem  Lothringen  gefallt 
solches  sehr  wohl  und  meint,  er  soll  es  auch  dem  Kaiser  sagen. 
Er  musst  mit  ihm  in  das  Zimmer  hinauf.  Bald  darauf  kommt 
der  Kaiser  und  alles  ging  vorbei  wie  oben.  Der  Lothringen 
sagt:  I.  Maj.  heunt  möcht  ich  gern  ein  Mittagmal,  bairische 
Nudeln  vom  Frater  haben.  Dem  Kaiser  war  solches  schon 
recht  und  als  der  Frater  fragt:  wenn  ich  nur  wüsst,  wo  ich*s 
hinbringen  muss,  sagt  er:  Wenn*s  schön  ist,  werden  wir  gar 
nit  weit  von  deiner  Mül  sein,  wirst  das  Zelt  schon  sehen; 
wenn's  aber  regnen  sollt,  brings  uns  ins  Schloss  her.  Der 
Frater  macht  sich  nach  Haus,  arbeit  mit  den  Kuchelleuten  die 
Nudeln,  wickelt  sie  in  zwei  weisse  Tischtücher  und  l^t  sie  in 
einen  Korb.  Weil  ein  Regenwetter  kommt,  geht  er  damit  ins 
Schloss  und  schnurgerad  hinauf  zu  der  Tafel ,  wo  der  Kaiser 
bei  dem  Essen  war.  Der  Lothringen  ruft :  Ihre  Maj.  der  Frater 
ist  schon  da.  Der  Frater  macht  den  Korb  und  die  Nudeln  auf. 
Der  Kaiser  nimmt  gleich  mit  der  Hand  ein  ziemlichen  Schübl 
heraus  auf  sein  Teller  und  fährt  noch  mehrmal  mit  der  Hand 
hinein  und  der  Lothringen  auch.  Der  Frater  sagt:  Ja,  Ihre 
Maj.  auf  solche  Weis  werd  ich  bald  fertig.  Da  war  ein 
grosses  Gelächter.  Wegen  dem  bekommen  ein  Wildschwein 
1  Cent.  30  ü. 

1729  hat  der  Frater  schon  vorher  gewusst,  dass  der 
Kaiser  in  dieser  Gegend  jagen  würde,  und  hat  sich  desswegen 
versehen  mit  Wein  und  bairischen  Nudeln,  womit  er  grosse 
Ehr  aufgebebt.  Der  Kaiser  schenkte  ihm  einen  Hirschen  mit 
3  Cent.  20  U. 

1730  seind  L  M.  wie  auch  die  Kaiserin,  Ihre  königl. 
Hoheit  von  Lothringen  und  die  Königin  auf  die  Hirschpürsch 
kommen,  und  just  zur  schönsten  Sommerzeit,  da  alles  wol  auf 
war.  Der  Frater  hatte  es  schon  vor  etlichen  Tagen  gewusst, 
und  dann  wie  sonsten  aufgewart  mit  Wein,  Bier  und  zwei 
Laib  Brot,  die  von  dem  schönsten  Mundmehl  gebacken  waren. 
Die  Kaiserin  sagte:  die  Jausen  hat  mir  gut  geschmeckt;  und 
zu  dem  Kaiser :  ich  bitte  den  grossen  Hirschen,  der  dort  liegt 
und   den    ich   geschossen  habe,    dem  Frater   zu  geben.     Der 


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11 

"Caiser  sagt:  der  Hirsch  ist  zu  gross  für  den  Frater.  Der 
mtwort :  ich  weiss  gar  wol,  dass  ich  den  grossen  nit  bekomm, 
ch  bitt  nur  um  ein  kleines  Hirschl.  Da  bitt  die  Kaiserin  für 
bn  und  der  Kaiser  sagt  darauf:  ,Nun  so  nimm  der  Frater 
lur  den  grösseren  fort^  Darauf  geht  der  Frater  zur  Kaiserin 
md  bedankt  sich.  Da  fangen  alle  an  zu  lachen  und  sagten: 
>elt,  zur  Kaiserin  gehst  du  zum  ersten,  weil  sie  für  dich  ge- 
beten hat.  Er  aber  lässt  sie  brav  lachen  und  schaut  um  seinen 
grossen  Hirschen.  Der  hatte  3  Cent.  55  Äf. 

Im  Jahr  1731    verreisten  I.   M.  auf  Halbturn,   allwo  er 
alle  Jahr  drei  Wochen  lang  mit  Jagen  und  Lustbarkeiten  sich 
aufhält.      Der  Frater    Benignus   wart    an    der   Donaubrucken 
neben   der  S.   Johannescapelle ,    und    als   der   Kaiser    endlich 
kommen,  wartet  er  auf  mit  zwei  Laibl  Brot  in  ein  Tischservet 
eingebunden  und  wünschet  viel  Glück  und  ein  schönes  Wetter 
auf  die  Reis.  Er  bedankt  sich,  setzt  aber  seine  Reis  alsogleich 
fort.  Wie  er  von  seinen  Verrichtungen  wieder  zurückkommen, 
stund  der  Frater  schon  an  seinem  alten  Ort.  Der  Kaiser  lasst, 
wie  er  den  Frater  sieht,  sogleich   still  halten,   rufete  auf  den 
Leiblakai    und  sagt:   ,Gebt's   dem   Frater  das  Ttichel  heraus, 
wo  das  Brot  eingebunden  gewest^    Die   Herren  Cavalier  ver- 
wunderten sich  alle  und  sagten  in  der  Stille  zu   dem  Frater: 
Schauns  mein  lieber  Frater,    was   das  für   eine  grossmächtige 
Gnad  seind,   dass  der  Kaiser  alle  Wägen   wegen   ein  kleinen 
Tüchl  lässt  still  halten.  Wie  der  Frater  sein  bäuerisches  Com- 
•plinient  hat  abgelegt,    nahm  jeder  sein  Weg  nach  Haus.    Der 
Kaiser  ruft  noch  dem  Forstmeister:  ,für  den  Frater  ein  Hirschen.' 
Er  hat  auch   den   andern  Tag  einen  bekommen  mit  3  Cent. 
und  30  «r  r=  21  fl. 

Anno  1732  kommt  I.  Maj.  abermalen  in  diese  Gegend 
jagen  und  der  Frater  bedient  ihn  wie  sonst;  bekommt  ein 
Hirschen  mit  3V2  Cent 

Anno  1733  macht  der  Frater  Benignus  abermals  seine 
Aufwartung  und  dies  geschah  nit  weit  unter  Manswert  an  der 
Seite  des  Waldes.  Bei  der  Jagd  geschah  aber  ein  Fehler,  dass 
die  Hirschen  aus  dem  Kreis  entflogen  und  durchgangen  seind. 
Die  Jäger  suchten  sie  mit  ihren  Leuten  wieder  zusamm  zu 
"ring^en,  allein  es  ging  etwas  lang  her.  Nun  sagt  der  Kaiser: 
,Wa8  thun  wir  vor  Langweil,  dass  die  Zeit  vergeht,  lassen 
^ir  uns  wägend    Der  Kaiser   setzt  sich  in  die  Wag  und  lässt 


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geschwind  abwägen.  Dann  sagt  er  zu  den  Cavalieren:  ,Qehts 
nur  her,  wir  müssen  uns  alle  wägen'.  Der  Frater  stund  nit 
weit  auf  einem  Hügel  als  wie  Gott  verlass  mich  nit  und  schaut 
also  zu.  Da  rufk  ihn  der  Kaiser :  ,Geh  du  auch  her  du  langes 
Blasrohr,  du  lange  Heugeigen,  du  wirst  viel  habn ;  schaust  aus 
wie  ein  Häiring,  hast  nichts  in  dir  als  Haut  und  Beiner'.  Dar 
bei  hält  der  Kaiser  die  Wag  allzeit  fest  in  der  Hand,  damit 
er  recht  sieht,  wer  doch  der  Schwerste  sei.  Der  Frater  musst 
sich  halt  auch  wägen  lassen.  Der  Kaiser  lacht  laut  auf  und 
sagete:  Ja  ja,  ich  hab  mirs  lassen  einfallen,  wirst  gar  nit  viel 
haben,  hat  nit  einmal  einen  Centner'.  Da  lachte  alles  Volk. 
Aus  allen  war  der  Kaiser  der  schwerste  und  der  Frater  der 
geringste.  Darauf  wurde  wieder  gejagt  und  nachher  rufet  der 
Kaiser  den  Frater :  ,Geh  her,  weil  du  so  schwer  bist,  schenke 
ich  dir  ein  Hirschen',  Hatt  3  Cent.  15  ü. 

Anno  1734  ist  der  Frater  Benignus  mit  seiner  alten 
Kalesch  auf  Laxenburg  gefahren,  um  zu  den  Klosterwiesen  zu 
schauen.  Wie  er  hinaufkommt,  sieht  er  von  weitem,  dass  der 
Kaiser  allhier  das  Jagen  hatte.  £r  wollte  seine  alte  Kalesch 
stehen  lassen  und  zu  Fuss  weiter  gehn;  aber  er  fuhr  dem 
Kaiser  und  ihrer  Excellenz  dem  Jägermeister  just  in  die  Hand 
hinein.  Der  Kaiser  ruft  gleich  heraus:  ,Was  machst  du  da 
heroben?'  Der  Frater  erschrickt  und  sagte:  ,Ihro  Maj.!  es 
seint  mir  etliche  Hirsche  bei  uns  unten  durchgangen  und 
will  schauen,  ob  sie  nicht  heroben  seint  bei  den  anderen'. 
Der  Kaiser  sagt:  ,Du  bist  ein  rarer;  wir  kennen  dich  schon, 
thu'  nur  schaun!'  Der  Frater  geht  durch  den  Wald  und  will 
sehen,  wie  glücklich  das  Jagen  vorbeiginge.  Wie  er  an  den 
Ort  kommt,  wo  die  Hirsche  abgewogen  werden,  da  stunden 
schon  etliche  Geistliche  in  der  Hoffnung,  dass  sie  auch  möchten 
etwas  bekommen,  absonderlich  die  P.  Franciskani.  Der  Frater 
stellte  sich  mitten  unter  sie.  Weilen  er  erst  vor  14  Tagen  ein 
Wildschwein  bekommen  hatte,  so  wollte  er  nur  sehen,  wer 
den  heunt  etwas  bekommen  würde.  Der  Kaiser  wägete  Alles 
und  schaute  von  weitem,  ob  der  Frater  auch  da  wäre.  Der 
Jägermeister  rufk  den  Frater:  er  soll  hinkommen.  Benignus 
schaute  hinten  und  vom  die  Geistlichen  an ;  er.  vermeinte,  es 
ginge  einen  anderen  Frater  an  und  ging  auch  nicht  hin.  Ueber 
eine  lange  Zeit  rufete  der  Jägermeister  wiederum  den  Frater: 
,Ich  meine,  du  bist  schon  verloffen'.  Er  ging  alsobald  hin  und 


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da  gibt  ihm  der  Kaiser  einen  Hirschen  und  sagt:  ,Schau,  ob 
es  nicht  etwa  einer  ist^  der  durchgangen  ist^  Er  bedankt  sich 
and  sagt:  ^Ja  es  wird  wol  schier  einer  sein'.  Der  Kaiser  ant- 
wort:  ,So  gib  ein  andermal  besser  Obacht'.  Die  andern  Geist- 
lichen aber  bekommen  fiir  dasmal  nichts  und  der  Frater  ladet 
seinen  Hirschen  auf  seine  alte  Kalesch  und  fahrete  fort.  Die 
Franziskaner  zu  Lanzendorf  ladeten  ihn  auf  Mittag  ein,  er 
aber  bedauerte  die  Geistlichen,  dass  sie  nichts  bekommen 
haben  und  fahrete  mit  seinem  Hirschen  nach  Wien  in  sein 
Aogustinerkloster. 

Anno  1735   wurde   dem  Frater  Benignus   die  Zeit  sehr 

lange.    Als  der  Kaiser   wieder   in   diese   Gegend   jagen  kam, 

machte  sich  der  Frater  eilfertig  mit  Brod  und  Wein  auf,  dem 

Kaiser  entgegen.     Der  lässt  alsobald   stille  halten   und  sagt: 

,Nu  Frater,  hast  du  was,  so  gibs  her!'  Der  bedient  den  Kaiser 

zum  Ersten  mit  dem  Laib  Brod.    Er  nimmt   das  Brod   in  die 

Hand  und  sagt:    ,Nu,    so  gib   ein   Messer  auch   dazu'.     ,Potz 

tausend !  das  Messer  hab  ich  zu  Hause  vergessen,  denn  es  war 

allezeit  ein  eigenes  Messer  gewesen'.    Der  Kaiser  sagt:   ,Hast 

du  denn  kein  Taschenmesser  nicht?'  Der  Frater  antwort:  ,Ja, 

Ihre  Majestät,  allein  ich  getraue  mir  nicht  recht  damit  heraus'. 

Der  Kaiser  sagt:   ,Gibs  nur  her!'    Zu  allem  Glück   hatte   der 

Frater  das  Taschenmesser  gut   schleifen    lassen.     Der   Kaiser 

Bchnitt  den  Laib  an  und,  wie  das  Messer  gut  schneidete,  sagt 

er:  ^das  Messer  ist  schon  einmal  geschoben  worden?'  Der  Frater 

schupfete   die   Achsel   und   saget   nichts.    Der   Kaiser   weiter: 

,Nun  wenn  das  Messer  nicht  ist  geschoben  worden,   so  schieb 

ichs  halt'  und  steckt  das  Messer  in  den  Sack  hinein.  Nach  der 

Jausen  reiseten  die  Herren  nach  Hause  und  der  Frater  bekam 

auch  keinen  Hirschen  nicht. 

Es  war  über  acht  Tage  lang  da  jaget  der  Kaiser  etwas 
in  der  Weite  herum ;  er  überschickt  dem  Frater  einen  Hirschen 
mit  3  Cent,  und  30  U  und  lässt  sagen :  ,Er  überschicke  einen 
Hirschen  für  das  Messer  und  das  Messer  behalte  er'. 

Anno  1736.  Ihre  Majestät  pflegte  auf  der  Zurückreise 
von  Halbthurn  allezeit  über  unsere  Mühlbrucken  zu  passieren 
und  der  Frater  hatte  da  gar  nicht  weit  ihn  zu  bedienen.  Der 
Frater  hoflfte  den  Kaiser  wieder  neben  dieser  Brücken  zu  er- 
warten und  stellte  deswegen  den  Wein  und  das  Bier  in  ein 
Kühlwasser.    Auch  der  Leibwagen  des  Kaisers  war  schon  da. 


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14 

weil  der  Kaiser  an  diesem  Orte  immer  in  einen  anderen  Wagen 
zu  sitzen  pflegte.  Nun  kam  der  Einspaniger  schon  voi*aus  und 
brachte  die  Post,  der  Leibwagen  sollte  weiter  hinaufrücken, 
der  Kaiser  würde  gleich  da  sein.  Der  Frater  wusste  nicht 
geschwind;  was  er  mit  seinem  Kühlschaffel  anfangen  sollte.  Er 
bittet  den  Leibkutscher,  er  sollte  ihn  mitfahren  lassen  und  weil 
ihn  der  kennt  und  ja  sagt,  setzt  er  sich  mit  seinem  Schaffei 
in  den  kaiserlichen  Leibwagen,  damit  er  ihn  besser  bedienen 
kunnte.  Aber  da  geschieht  unversehens  ein  Unglück  und  er 
schüttet  das  haibete  Schaffei  ausser  in  den  Wagen.  Sie  er- 
schreckten alle  beide  und  wussten  nicht,  was  sie  anfangen 
sollten.  Sie  wischeten  und  putzeten,  aber  es  war  alles  voll 
Wasser  und  der  Kaiser  kam  schon  in  die  Nähe  und  schaute 
ihnen  zu  wie  sie  so  arbeiten.  Der  nasse  Frater  steht  nun  mit 
seiner  verpfuschten  Bedienung  da  und  der  Kaiser  lachet  heim- 
lich sehr  und  betrachtete  stets  den  nassen  Frater.  Er  ver- 
spricht ihm  auch  einen  Hirschen,  den  er  auch  bekommen  mit 
3  Cent.  40  H  und  zugleich  ein  Wildschwein  mit  1  Cent.  35  U. 

Anno  1737  war  der  Kaiser  auf  der  Jagd  allhier  und  wie 
der  Frater  wie  sonsten  aufwartet,  sagt  ihm  der  Kaiser:  ,Lasst 
dich  denn  der  Forstmeister  brav  Hasen  schiessen  ?'  Der  Frater 
antwort:  ,Ja,  Ihre  Majestät,  das  ist  schon  der  rechte;  ich  ge- 
traute mir  nicht  einmal  einen  Spatzen  zu  schiessen,  vielweniger 
einen  Hasen  !^  Der  Forstmeister  steht  dabei  und  hört  alles  und 
die  andern  fangen  an  zu  lachen.  Der  Kaiser  wendet  sich  zur 
Reise  imd  ruft  noch  einmal  zurück:  ,Nun,  Frater,  gib  halt 
Obacht  auf  deine  Leute!'  Da  seint  die  andern  Jager  etwas 
harb  worden  über  den  Frater,  weil  er  schier  mehr  bei  dem 
Kaiser  galt  als  sie. 

Anno  1738.  Alle  Jahre  in  den  Piingstf eiertagen  kommen 
die  Herrn  Forstmeister  und  Jäger  auf  Laxenburg  den  Kaiser 
zu  bedienen  und  ihrer  Schuldigkeit  nachzukommen.  Während 
dem  schaute  der  Kaiser  alle  Forstleute  fleissig  an  und  sagt 
dabei:  ,Wo  ist  denn  der  Frater,  dass  er  nicht  auch  da  ist?< 
Die  Herren  Forstleute  sagen  kniebeugend:  ,Ihre  Majestät!  wir 
wissen  nicht,  er  wird  sich  halt  nicht  getraut  haben.'  Der 
Kaiser  sagt,  man  solls  ihm  sagen.  Zwei  von  diesen  Forst- 
beamten kommen  nun  bei  eitler  Nacht  und  sagen,  was  ihnen 
der  Kaiser  befohlen  habe,  wie  es  im  Jahre  1728  vor  der 
grazerischen    Reise    geschehen.     Der    Frater   machte  sich  den 


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anderen  Tag  auf  mit  zwei  Laib  Brod  und  setzete  sich  auf 
sein  Pferd«  Dieses  war  in  der  Grösse  gleich  einem  Palm- 
esel^  und  wenn  er  darauf  reitete,  musste  er  stets  seine  langen 
Füsse  in  die  Höhe  ziehen,  sonst  ging  das  Pferd  auf  sechs 
Füssen.  Bei  seinem  Reiten  war  mehr  zu  lachen  als  bei  einer 
Komödie.  Wie  er  mm  auf  Laxenburg  kommt,  sieht  man  ihn 
schon  von  weitem,  obschon  er  seinen  Fuchsen  verstecken 
wollte.  Er  wünscht  dem  Kaiser  gute  Maienluft,  und  präsentirte 
die  zwei  Laib  Brod  und  wünschte,  dass  er  gesund  verbleibe. 
Er  bekommt  einen  Dukaten. 

Anno    1739    war    Ihre    Majestät    neben    der    Mühl    auf 
dem  Hirschjagen ,   und  ziemlich  gegen  Mittagszeit.  Der  Frater 
wartete  wieder  auf  wie  sonsten.    Der  Kaiser  sagt  zu  den  Ca- 
valieren :  ,Ich  möchte  heunt  schier  ein  Spanferkel  essen',  und 
rufete   zugleich   dem    Frater:    ,Hast   du   kein  Spanferl?'    Der 
sagt:   ,Ihre  Majestät,   ich  habe  gute   Spanferl;    ich   will  Ihrer 
Majestät  gleich  eins  braten  lassend  Die  Cavaliere  sagen:  Es  ist 
halt  schon  gar  spät !  ,Ja  freilich,'  antwort  der  Kaiser.  Der  Frater 
sagt  aber  ganz  einfältig  und  demüthig :  ,Ihre  Majestät  sein  ein 
80  grosser  Herr  und  können   gleichwol   nicht   thuen,    was   Sie 
wollen'.    Der  Kaiser  sagt:  ,Mein  lieber  Alter,  es  ist  halt  schon 
gar  spat;   bring  du  uns  morgen   eins  nach  Hof  hinein!'    Den 
anderen  Tag  lässt  er  zwei   Spanferkel   durch   den  Hausknecht 
in  einer  Putten  nach  Hof  tragen.  Wie  er  zu  der  ersten  Schild- 
wache kommt,    wurde   er   schon   aufgehalten.    Allein   der  Ge- 
freite kommt  gleich  heraus  und  schreit,  man  kennt  den  Frater 
schon,  er  kann  passieren.  So  ging  er  durch  alle  Wachen,  über 
alle  Stiegen,    und   durch   alle    obigen  Zimmer  und  die   Span- 
ferkel  schreien   mörderisch   in  der   Putten.     Da   schauten  die 
Cavaliere  und  lachten  mehr  als  an   einem  Fasching.     Er  geht 
Dan  in  die  Kucbel   hinein    und  der  Koch    fragt:    ,Wie   geht^s, 
mein  lieber  alter  Frater?'   Denn  er  war  da  schon  so  bekannt 
wie  das  schlechte  Geld.  £r  kommt  bis  zu  dem  obersten  Kuchel- 
meister.    Der   Excellenz   Graf  sagte:    das   sein    schöne   Span- 
ferkel und  gibt  ihm  auf  Befehl  ihrer  Majestät  zwei  Dukaten. 
Anno  1740  den  5.  September   speiste   Ihre   Majestät  der 
Kaiser  allhier  zum  ersten  Male.    Der  Frater  und  sein  Gespann 
Frater  Andreas  wussten  schon  unter  der  Hand  von  dem  Forst- 
meister, dass  Ihre  Majestät  würden   hier  um   ein  Uhr  speisen. 
Zwei  Tage  vorher  wurde  Alles  gericht,   das  Holz,  die  Kohlen 


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und  Alles  dazugehörige.  Den  letzten  Tag  kommen  auch  drei 
Wägen  mit  Speisen  und  Euchelgeschirr  von  Silber  und  Gold, 
auch  mit  Zucker  und  Backwerk  und  allerhand  Wein,  för  den 
Kaiser  aber  nur  ein  halbes  Flaschel  voll  Burgunder  Wein.  Es 
wurde  Alles  mitgeföhrt,  auch  sein  eigenes  Tischel.  In  der 
Euchel  und  dem  Backofen  wurde  Feuer  gemacht,  auch  ausser 
dem  Haus  unter  freien  Himmel,  während  der  Sturmwind  schreck- 
lich ging.  Um  10  Uhr  war  schon  der  Hof  voll  mit  armen 
Leuten.  Dann  kommen  die  Hatschiere  und  raumeten  aus  und 
halten  ihre  Wacht.  Um  11  Uhr  kommt  der  Pater  Prior  Alibio 
Zschurtschenthal  und  um  2  Uhr  kommt  der  Kaiser  auf  einem 
Wurstwagen  daher  gefahren.  Wir  läuten  mit  unserer  grossen 
Glocken  und  warten  ihm  auf  bis  an  die  Stiegen  hinauf.  Vor 
dem  Essen  geht  der  Kaiser  etwas  in  dem  Saale  auf  und  ab. 
Der  Edelknab  zeigte  dem  Kaiser  sein  Cunterfait  und  sagt: 
,Sehen  Ihre  Majestät?^  Der  Kaiser  lacht  darüber  und  sagt:  Ja, 
das  ist  ein  Poet.  Er  geht  dann  hinüber  auf  die  andere  Seit, 
schaute  den  Papst  Benedikt  an  und  meinte,  das  ist  ein  braver 
Mann  gewesen.  Bei  dem  Papst  Clemens  sagte  er:  ,den  habe 
ich  selbst  gekannte  Er  ging  darauf  zu  dem  Essen.  Der  Pater 
Prior  stund  etwas  zurück,  der  Frater  Andreas  an  der  Seiten. 
Ihre  Majestät  speiste  in  dem  Saale,  die  Cavaliere  seitwärts  in 
dem  Zimmer,  die  Forstmeister  rückwärts  und  von  den  Edel- 
knaben bediente  der  eine  oder  andere  den  Kaiser.  Ihro  Majestät 
war  recht  wolauf.  Es  musste  alles  hervor,  was  in  der  Jagd 
vorgangen.  Er  rufete  zweimal:  ,Nun,  ihr  Herren,  trinkt*s  ein- 
mal meine  Gesundheit  aber  mit  einem  Tokajer!'  Das  Essen 
schmeckt  ihm  so  gut,  und  ich  hätte  nie  geglaubt,  so  viel  essen 
zu  können.  Seine  Kleidung  war  grün,  aber  ganz  schlecht. 
Die  Perücken  war  ziemlich  zerrauft  und  zottet,  seine  Kleidung 
war  so  schlecht,  dass  manches  Weltkind  damit  keine  Hoffahrt 
haben  konnte.  Der  Kaiser  isst  stattlich  fort,  getrunken  aber 
hat  er  in  Allem  nur  viermal.  Dabei  kniet  der  Edelknab  mit 
einem  Knie  nieder  und  hält  das  Glas.  Die  Speisen  wurden 
alle  zugedeckt  aufgetragen  und  kommen  allezeit  durch  drei 
Hände  und  ganz  langsam,  eine  um  die  andere,  bis  gegen 
40  Speisen.  Ganz  auf  die  Letzt  kommt  erst  ein  Spanferkel. 
Der  Kaiser  sagt:  ,da8  ist  brav',  fragt  aber  den  Doktor,  ob  er 
ein  Schwein  essen  dürft.  Der  Doktor  antwort:  ,Ihro  Majestät, 
das  ist  halt  nicht  gesund'.    Der  Kaiser  aber  sagt:  ,Du  bist  ein 


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)(sLrT,  du  weisst  nicht^  was  gut  ist',  schneidet  den  Kopf  selbst 
kb  und  isst  ihn  schier  ganz  zusammen.  Nach  diesem  ging  es 
illgemach  zu  Ende.  Wie  es  auf  der  Uhr  gleich  drei  zeiget, 
wascht  der  Kaiser  die  Hände  und  strecket  selbe  aus.  Der 
Doktor  stand  schon  hinter  ihm  und  greift  kniefallend  den  Puls. 
Der  Kaiser  aber  zieht  den  Arm  geschwind  zurück  und  sagt: 
Ist  schon  gut'.  Nach  Vollendung  dessen  wurde  der  Aufbruch 
gemacht.  Der  Frater  Benignus  stand  schon  hinter  der  Thür 
and  wie  der  Kaiser  wollt  hinunter  gehen,  kniet  er  gleich 
oeben  der  Schild  wach  nieder  und  sagt:  ,Wenn  Euer  Majestät 
beliebeten,  die  neue  Kotzenwalke  zu  sehen'.  Der  Kaiser  sagt: 
,Mein  lieber  Alter,  ein  andermal,  heunt  hab  ich  nicht  Zeit; 
gelt,  heunt  kannst  du  still  sein,  ist  dein  Prior  da'.  Nach  diesem 
geht  er  über  die  Stiegen  hinunter  und  fort.  Wir  läuten  wiederum 
mit  der  grossen  Glocken.  Nach  diesem  gehen  wir  und  die 
Mundköche  zum  Essen,  ging  Alles  glücklich  vorbei,  Gott 
sei  Dank. 

Einstmals   ging  der   Frater    Benignus    gleich    nach   dem 
neuen  Jahr  nach  Hof  mit  zwei  Laiben   Brod  und   stellte   sich 
an  einen    sicheren  Ort,    weil    der    Gottesdienst    in    der   Hof- 
kapellen aus  war,  dem  Kaiser  in  die  Augen  zu  kommen.  Wie 
der  Kaiser  kommt,   und  mit  ihm  der   päpstliche  Nuntius,    der 
Kardinal,  die  Weihbischöfe  und  Prälaten,  Fürsten  und  Grafen, 
stand  der  Kaiser  bei  dem  Frater  still  und  fragte:   ,Was  willst 
du,  Frater?'  Er  sagt:  ,Ich  wünsche  Eurer  Majestät  ein  glück- 
seliges fried-  und  freudenreiches  neues  Jahr  und  einen  Prinzen 
mit  krausem  Haar  und  da  hab  ich  zwei  Laib  Brod|;    ich  habe 
sonst  nichts   Eurer   Majestät  aufzuwartend     Der  Kaiser   sagt: 
,Ich  bedanke  mich  und  wünsche  dir  auch  ein  neues  Jahr ;  wart' 
ein  wenig^    Er  schicket  sogleich  nach  seinem  obersten  Kuchel- 
meister;    der    kommt    sogleich    mit    einer    grossen    silbernen 
Schüssel   und    holte   das   Brod   ab   und    der   Kaiser  lässt  ihm 
sagen,  er  werde  schon  mit  Nächstem  einen  Hirschen  schicken. 
Inzwischen  schaute  der  Cardinal  den  Frater  fest  an.    Er  aber 
kennt   ihn   nicht.    Zwei   Grafen   aber   wetteten   gar;    der  eine 
sagte,  der  Frater  wäre  ein  Dominikaner   und  der  andere,   der 
Frater  wäre  ein  Augustiner.    Ich  kenne  ihn,   er   kommt   öfter 
zu  dem  Kaiser.  Ja  die  zwei  Grafen  schicken  ihre  zwei  Läufer 
eilfertig   dem   Frater    nach   und    sie   Hessen    fragen,    er   solle 
sagen,  was  er  für  eines  Ordens  wäre,   denn  ihre  zwei  Grafen 

ArchiT.  Bd.  LI.  I.  Hilft«.  2 


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18 

hätten  sich  in  eine  grosse  Wette  eingelassen.  Er  sagt:  ,Ich 
bin  ein  einfältiger  Augustinerfrater  von  der  Landstrasse^  und 
einer  von  den  zwei  Läufern  schreit:  ,Vivat,  mein  Graf  hat 
gewonnen^  Der  Frater  ging  nach  Hause  und  bald  darauf  be- 
kommt er  einen  Hirschen  3  Cent.  30  &. 


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ÜBER  DIE 


VERORDNUNGSBÜCHER 


DEB 


STADT  EGEß. 

(1352  —  1482.) 


TON 

D«  FRANZ  MARTIN  MAYER 

IN  GBAZ. 


2» 


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Jbis  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass  jene  Deutschen, 
welche  sich  im  Mittelalter  in  den  slavischen  Ländern  nieder- 
liessen,  nicht  dem  vorgefundenen  slavischen  Rechte  sich  unter- 
worfen, sondern  ihr  eigenes  Recht  in  die  neue  Heimat  mit- 
brachten. Hier  fand  dieses  rasche  Verbreitung;  von  den 
Städten  aus  verbreitete  es  sich  weiter  über  das  flache  Land; 
die  von  den  Städten  gegründeten  Dörfer  wurden  nach  deutschem 
Rechte  ausgesetzt  und  selbst  auf  slavische  Dorfansiedlungen 
wurde  es  übertragen. 

Ueber  die  Städte  des  östlichen  Deutschland  und  der  an- 
grenzenden Slavenländer,  Preussen,  Polen,  Böhmen,  Mähren 
verbreitete  sich  jenes  Recht,  welches  in  Magdeburg  geltend 
war.  Als,  um  für  Böhmen  nur  Ein  Beispiel  zu  erwähnen,  die 
Stadt  Leitmeritz  gegründet  wurde,  erhielt  die  neue  Gemeinde 
die  Befugniss,  sich  in  Allem  an  die  Rechtsgebräuche  des  Magde- 
burger Stadtrechts  zu  halten  und  zugleich  wurde  bestimmt, 
dass  Leitmeritz  der  Vorort  aller  deutschen  Städte  Böhmens 
sein  sollte,  die  das  gleiche  Recht  gebrauchen  würden. 

Doch  hat  in  Böhmen  von  Westen  her  auch  fränkisches 
Recht  Eingang  gefunden  und  zwar  zunächst  von  Nürnberg  aus. 
Die  Richtung  der  Wanderung  dieses  Rechtes  gieng  über  Eger 
und  den  Fluss  dieses  Namens  entlang,  bis  es  mit  dem  Magde- 
burger Rechte  zusammentraf.  Eben  die  Stadt  Eger  ist  die 
Hauptstätte  des  fränkischen  Rechtes  in  Böhmen  geworden. 
Den  Zusammenhang  des  Stadtrechts  von  Eger  mit  dem  von 
Nürnberg  hat  zuerst  Gaupp  ^  vermuthet.  Die  Egerer,  sagt 
er,  nannten   die    Nürnberger   ihre   Altväter   und   standen   mit 

>  Gaapp,   deutsche   Stadtrechte   des   Büttelalters    I,    Einl.   p.  XXX  und 
8.  186,  188. 


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22 

ihnen  seit  alter  Zeit  in  vielfachen  Handelsverbindungen.  Für 
diese  Vermuthung  hat  dann  Franz  Kürschner  thatsächliche 
Belege  beigebracht  und  so  den  rechtlichen  Zusammenhang 
Egers  mit  Nürnberg  ausser  allen  Zweifel  gesetzt.  ^ 

Um  die  Bedeutung  Egers  für  das  nordwestliche  Böhmen 
würdigen  zu  können,  ist  ein  Blick  auf  die  rechtshistorische 
Stellung  dieser  Stadt  zu  dem  Königreiche  Böhmen  nothwendig. 

Durch  die  Heirat  des  Herzogs  Friedrich  von  Schwaben 
mit  Adelheid  von  Vohburg,  der  Erbin  von  Eger,  trat  das  Ge- 
biet dieser  Stadt  in  die  Reihe  der  staufischen  Hausgüter, 
welche  in  Franken  und  im  Nordgau  lagen.  Eger  wurde  der 
Mittelpunkt  dieser  Besitzungen  und  seitdem  ist  ein  rasches 
Wachsen  der  Stadt  bemerkbar:  die  Anfange  des  Stadtrechts 
treten  hervor  und  Eger  erscheint  in  der  Reihe  der  deutschen 
Reichsstädte.^ 

Zwar  nahm  nachher  Ottokar  von  Böhmen,  dem  König 
Richard  den  Schutz  der  Reichsgüter  auf  der  rechten  Seite  des 
Rheins  übertragen,  auch  Eger  in  Besitz,  aber  die  Stadt  wurde 
damit  keineswegs  dem  Königreiche  Böhmen  einverleibt,  son- 
dern ihre  Reichsfreiheit  wurde  anerkannt  und  bestätigt.  Im 
Frieden  vom  Jahre  1276  verzichtete  Ottokar  auch  auf  Eger 
und  1279  bestätigte  König  Rudolf  der  Stadt  alle  ihre  Frei- 
heiten ;  dieses  Privileg  ist  die  erste  Aufzeichnung  des  Egerer 
Stadtrechts.  ^ 

So  lange  König  Rudolf  lebte,  blieb  Eger  reichsfrei.  Nach 
seinem  Tode  setzte  sich  König  Wenzel  von  Böhmen  in  den 
Besitz  des  Egerlandes  und  Adolf  von  Nassau  verpfändete  ihm 
1292  u.  A.  auch  Eger,  welche  Verpfandung  jedoch  ohne  Be- 
deutung blieb.  Auch  Albrecht  I.  verpfändete  ihm  die  Stadt 
als  Preis  für  die  Unterstützung  bei  seiner  Erhebung  gegen 
den  Nassauer.  Nachher  schloss  Albrecht  mit  Wenzel  HI.  einen 
Vergleich,  nach  dem  Eger  wieder  an  das  Reich  zurückfiel. 

*  F.  Kürschner,  das  Stadtrecht  von  Luditz.  Mittheilungen  des  Vereins 
für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen,  V.  Jahrgang,  S.  26  und 
F.  Kürschner,  das  Stadtrecht  von  Eger  und  seine  Verbreitung  daselbst. 
VI.  Jahrgang,  S.  197.  Diese  Abhandlung  gibt  die  Belege  für  den  Rechts- 
verkehr zwischen  Nürnberg  und  Eger. 

'  F.  Kürschner,  Eger  und  Böhmen,  Wien  1870,  S.  9  ff. 

'  S.  Grüner,  BeitrSge  zur  Geschichte  der  k.  Stadt  Eger  und  des  Eger'schen 
Gebietes,  Prag,  1843.  80. 


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23 

Auch  unter  Heinrich  VII.  blieb  die  Stadt  im  Besitze  der 
Keichsunmittelbarkeit 

Bei  der  hernach  folgenden  Doppelwahl  zog  Ludwig  der 
Baier  den  böhmischen  König  Johann  auf  seine  Seite  ^  indem 
er  ihm  Stadt  und  Gebiet  von  Eger  verpfändete;  doch  trat 
diese  Verpfändung  erst  nach  der  Schlacht  von  Mühldorf  ins 
Leben.  Die  Bürger  der  Stadt  anerkannten  den  König  von 
Böhmen  als  ihren  Pfandherrn  ^  erlangten  aber  eine  Urkunde, 
in  welcher  das  staatsrechtliche  Verhältniss  zu  Böhmen  geregelt 
wurde.  Darin  wurden  die  alten  Reichsfreiheiten  der  Stadt 
anerkannt,  das  Gebiet  von  Eger  als  ein  geschlossenes  Terri- 
torium bezeichnet,  dieses  unmittelbar  unter  den  König  gestellt 
und  dem  Einflüsse  der  böhmischen  Stände  entzogen. 

Die  Bedeutung  Egers  war  während  dieser  Zeit  fort- 
während gestiegen  und  es  hatte  sich  zur  wichtigsten  Stadt  im 
nordwestlichen  Böhmen  herangebildet  Weithin  übte  die  Stadt 
ihren  Einfluss  aus,  am  weitesten  nach  Osten  das  Egerthal  ent- 
lang. Diese  Bedeutung  zeigt  sich  in  dreifacher  Hinsicht:  in 
der  des  Rechtes,  der  Sprache  und  der  Kunst.  Es  lässt  sich 
nämlich  nachweisen,  dass,  soweit  das  Stadtrecht  von  Eger  Gel- 
tang errang,  auch  die  sprachliche  Grenze  reicht  und  dass  in 
eben  diesem  Gebiete  auch  eine  gewisse  Uebereinstimmung  in 
dem  Character  der  Bauart  hervortritt. 

Die  westliche  Grenze  des  Egerer  Stadtrechtsgebietes  bilden 
die  oberfränkischen  Orte  Kirchenfamnitz,  Wunsiedl  und 
Redwitz ;  dann  gehören  zu  diesem  Gebiete  noch  Schönbach, 
Oraslitz,  Karlsbad,  Schlackenwerth,  Buchau,  Theu- 
fting,  Luditz,  Petschau,  Elbogen  und  Falkenau.i  Doch 
ist  dabei  zu  bemerken,  dass  Karlsbad,  Schlackenwerth  und 
Falkenau  nur  mittelbar  mit  dem  Stadtrechte  von  Eger  bewidmet 
worden  sind,  da  sie  eigentlich  das  Recht  der  Stadt  Elbogen 
erhielten;  in  dieser  Stadt  mochte  das  Egerer  Recht  nach  den 
Bedürfnissen  einer  kleineren  königlichen  Stadt  umgeändert 
worden  sein;  von  Falkenau  wieder  erhielt  Graslitz  sein  Stadt- 
recht. Jedoch  nahmen  alle  diese  Städte  ihren  Rechtszug  un- 
mittelbar nach  Eger.  Diese  Städte  grenzen  das  Gebiet  des 
Egerer   Stadtrechtes    ab    und    scheiden    es    von    dem    in    den 


I  Kürschner  in  den  Mitth.  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in 
Böhmen,  VI.  Jahrgang,  S.  202. 


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24 

übrigen  Theilen  von  Böhmen  herrschenden  Magdeburger  Stadt- 
rechte.  * 

Es  ist  nun  aber,  wie  erwähnt,  nachgewiesen  worden,  dass 
dieses  Rechtsgebiet  auch  in  sprachlicher  Beziehung  ein  abge- 
schlossenes Ganzes  bildet.  Der  ostfränkische  Dialect,  dessen 
Grundstock  an  der  Pegnitz  um  Nürnberg  zu  suchen  ist,  drang 
durch  das  Eger-Wondrebthal  nach  Böhmen  vor  und  reicht  in 
seiner  Reinheit  (Ober-Eger-Mundart)  etwa  bis  zu  der  Linie, 
welche  von  Gossengrün  über  Haberspirk  gegen  Sandau  sich 
ziehen  lässt;  von  da  an  weist  er  einige  obersächsische  Bei- 
mischungen auf,  die  sich  durch  Zuwanderung  sächsischer  Berg- 
werksleute leicht  erklären  lassen.  Die  Ostgrenze  dieser  Mittel- 
Eger-Mundart  ist  durch  eine  Linie  gegeben,  welche  von 
Klösterle  fast  in  gerader  Richtung  nach  Schöles-Rabenstein 
gezogen  wird.  Dies  ist  aber  auch  zugleich  die  Grenze  zwi- 
schen den  an  das  1655  gegründete  Leitmeritzer  Bisthum  ab- 
getretenen und  den  beim  Prager  Erzbisthum  gebliebenen  Ge- 
bieten. Das  Gebiet  des  rein  fränkischen  (Ober-Elger-)  und  des 
fränkisch-sächsischen  (Mittel-Eger-)  Dialectes  ist  nun  auch  das 
Gebiet  des  Nümberg-Elgerer  Stadtrechtes.^ 

Ausbildung  und  Verbreitung  des  Baustyles,  urtheilt 
B.  Grueber,  stehen  mit  Sprache,  Sitten  und  Gebräuchen  im 
engsten  Zusammenhange.  So  lässt  sich  im  Gebiete  des  frän- 
kischen Dialectes,  in  der  Bauart  der  Bauernhäuser  der  deutsche 
Fachwerksbau  in  sehr  beachtenswerther  Durchbildung  bemerken. 
In  der  Bauweise  monumentaler  Werke  ist  eine  Strömung  be- 
merkbar, welche  sich  die  Gelände  des  Egerflusses  abwärts  bis 
zu  seiner  Mündung  in  die  Elbe  verbreitet.  Herzog  Friedrich 
von  Schwaben,  der  spätere  Kaiser  Friedrich  L,  hatte  die 
Egerlande  erworben;  in  den  Jahren  1150 — 1180  Hess  er  zu 
Eger  einen  grossen  Palast  mit  Saal  und  Doppelkapelle  erbauen 
und    Heinrich    VI.   und    Friedrich   ü.   haben    die    Stadt   mit 


'  Schalte  (Lehrbach  der  deatschea  Reichs-  und  Rechtsgenchichte,  4.  Anfl. 
Stuttgart  1876,  S.  161)  behauptet,  dass  das  Stadtrecht  von  Eger  Eingang 
in  einzelne  Städte  des  südlichen  Böhmen  gefunden  habe,  wofür  er  den 
Beweis  schuldig  geblieben  ist. 

3  F.  Gradl,  Ein  Beitrag  zu  Grenzbestiinmungen  in  Westböhraen.  Mitth. 
des  Vereins  für  Gesch.  der  Deutschen  in  Böhmen,  IX.  Jahrg.,  S.  91. 
Gradl,  der  ostfrftnkische  Dialect  in  Böhmen,  Eger  1870.  (Separatabdruck 
aus  Kuhns  Zeitschr.  für  vergleichende  Sprachforschung,  Bd.  19.) 


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25 

anderen  Denkmalen  geschmückt.  Die  reichere  Bauweise,  die 
sich  an  diesen  hohenstaufischen  Werken  offenbart,  wirkte 
ostwärts  und  beeinflusste  die  Stiftskirchen  von  Ossegg  und 
Doxau  so  wie  die  kleineren  Kirchen  an  verschiedenen  Orten. 
Die  so  berühmte  Doppelkapelle  zu  Eger,  bekanntlich  eines  der 
grössten  Meisterwerke  mittelalterlicher  Baukunst  hat  Anlass 
gegeben,  dass  auch  die  Kirchen  zu  Potmorov  und  Podwinetz 
in  ähnlicher  Weise  eingerichtet  wurden.  ^ 

So  wird  man  also  behaupten  können,  dass  längs  der  Eger 
Sprache,  Rechtsgewohnheiten  und  Bauart  im  engsten  Zusammen- 
hange stehen. 

Die  politische  Geschichte  der  Stadt  und  des  Gebietes  von 
Eger  im  Mittelalter,  ist  heutzutage  so  ziemlich  nach  allen 
Seiten  hin  durchforscht  und  bearbeitet.  Von  den  inneren  Zu- 
standen und  Einrichtungen,  der  Verfassung  und  Verwaltung 
der  Stadt  dagegen  wie  von  denen  der  deutschen  Reichsstädte 
überhaupt,  sind  wir  weit  weniger  genau  unterrichtet.  Doch 
hat  man  bereits  angefangen,  auch  dieser  Seite  des  deutschen 
Volkslebens  Aufmerksamkeit  zu  schenken  und  durch  eine 
Reihe  von  Publicationen  dem  Freunde  deutscher  Städtege- 
schichten reiches  Materiale  geboten,  durch  das  es  uns  möglich 
wird,  dem  Fortgange  der  inneren  Entwicklung  nachzugehen.^ 
Nächst  dem  erwähnten  Stadtrechte  von  1279  sind  für  die 
Eenntniss  des  inneren  Lebens,  für  das  ,  Walten  am  häuslichen 
Herde',  vor  Allem  jene  Stadtgesetzbücher  wichtig,  welche  hand- 
schriftlich im  Archive  der  Stadt  Eger  liegen,  und  welche,  wenn 
auch  wiederholt  auf  sie  aufmerksam  gemacht  worden  ist,  noch 
niemals  Gegenstand  der  Behandlung  gewesen  sind. 

Die  Stadt  Eger  hatte  gleich  den  anderen  deutschen 
Reichsstädten,  ihre  eigenen  örtlichen  Gesetze  und  stand  nach 
dem  Stadtrechte  von  1279  unter  der  Leitung  von  Senatoren, 
welche    als    eigentliche    Stadtbehörde    anzusehen    sind.  ^     Ein 

^  B.  Grueber,  das  deutsche  und  slavische  Wohnhaus  in  Böhmen.  Mitth. 
Yin.  Jahrg.,  S.  218;  B.  Grueber,  die  Kunst  des  Mittelalters  in  Böhmen. 
(Mitth.  der  k.  k.  Central-Commission  für  Erhalt,  etc.) 

^  Von  den  neueren  Publicationen  dürften  die  ^Nürnberger  Polizeiordnungen 
ans  dem  13.  bis  15.  Jahrhunderts  herausgegeben  yon  Jos.  Baader  (der 
63.  Band  der  Bibliothek  des  literar.  Vereins  in  Stuttgart,  1861)  mit  den 
▼on  mir  zu  besprechenden  Stadtgesetzbüchern  am  meisten  Verwandtschaft 
zeigen. 

*  Qaupp  a.  a.  O.  S.  187. 


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26 

Bürgermeister  erscheint  früher  als  anderwärts  zuierst  im  Jahre 
1285.  In  den  Urkunden  der  folgenden  Jahre  erscheint  statt 
der  Senatoren  der  Ausdruck  Consules  (1306;  1330),  consiliuro 
(1342)  und  in  deutschen  Schriftstücken  die  Bezeichnung :  Rath. 
Die  Verordnungen  wurden  erlassen  vom  ;Bürgermeister;  dem 
RathC;  den  Schöffen  und  den  Sechsunddreissigem^;  oder  vom 
^Bürgermeister,  dem  Rathe,  den  Sechsunddreissigern  und  der 
Gemeinde  der  Bürger' ;  ^  sie  wurden  jedesmal  durch  Ansqhlag 
an  dem  Rathhausthore  sowie  durch  Vorlesung  auf  den  Kanzeln 
zur  öffentlichen  Eenntniss  gebracht.  Aus  denselben  hat  man 
dann  zu  verschiedenen  Zeiten  systematisch  geordnete  Stadt- 
g^setzbücher  zu  bearbeiten  gesucht.  Solcher  Versuche  sind 
drei  vorhanden,  aus  dem  14.  und  15.  Jahrhunderte.  Die  ersten 
zwei  sind  in  einem  Pergament-,  der  dritte  in  einem  Papier- 
Codex  enthalten. 

Der  genannte  Pergament-Codex^  in  kl.  Folio  ist  in 
Holadeckel  gebunden,  die  mit  rothem  Leder  überzogen  sind, 
und  je  fünf  Messingbuckel  tragen.  Ursprünglich  enthielt  er 
76  Blätter,  von  denen  jedoch  im  Laufe  der  Zeit  40  heraus- 
geschnitten wurden.  Mit  einer  einzigen  Ausnahme  (pag.  57) 
sind  alle  Seiten  in  zwei  Columnen  beschrieben,  jede  Columne 
hat  21  Zeilen. 

Der  Codex  enthält  nicht  allein  die  zwei  Bearbeitungen 
der  Stadtgesetze,  sondern  auch  verschiedene  Verordnungen  und 
Aufzeichnungen. 

Auf  der  Innenseite  des  Vorderdeckels  steht:  ,Nota  die 
Juden  sullen  ir  heuser  mit  czigel  decken  czwissen  hin  von 
pfingsten  vber  czwei  jare,  welcher  des  nicht  tut,  do  wil  der 
rate  vmb  gedencken.^ 

Auf  pag.  1  heisst  es :  ,Anno  XIII<^*  im  LH.  jar  am  montag 
nach  nativitate  Marie  (1352,  10.  Sept.)  ist  daz  puch  gemacht' 
Dann  folgen  unter  der  Ueberschrift :  ,Dicz  ist  der  stat  czol/ 
Zollbestimmungen,  ^  welches  bis  pag.  3  reichen ;  pag.  4  ist  leer 
geblieben;  pag  5  bis  inclusive  21  enthalten  die  erste  Redaction 
der  Stadtgesetze  unter  der  Ueberschrift:  ,Diz  sint  der  stat  gesecz.' 

*  Ueber  die  ySechBonddreissigerS  vgl.  Drivok,  Aeltere  Geschichte  der  deut- 
schen Reichsstadt  Eger,  Leipzig  1875,  S.  266. 

2  Der  Codex  wurde  durch  Bürgermeister  Frans  Ernst  dem  Archiv  er- 
halten und  1874  durch  Archivar  Georg  Schmid  paginiert. 

»  BeiL  I. 


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27 

Pag.  22  stehen  unter  dem  Titel:  ^der  stat  zins'  die  Ein- 
nahmen der  Stadt^i  doch  sind  diese  nicht  vollständig  ^  da 
weitere  Blätter  fehlen.  Es  folgen  dann  auf  pag.  23  und  24 
Verordnungen  über  das  Ungeld,^  gögen  cl©n  Luxus  beim  Tragen 
von  Gürteln  und  Kappen  und  über  die  Juden.  Pag.  25  trägt 
eine  Verordnung  über  die  Freiung  im  Kloster  der  Barfüsser 
zu  Eger.  ^  Nur  vierzehn  Tage  soll  diese  Freiung  dauern,  nach 
dieser  Zeit  soll  das  Gericht  das  Recht  haben^  den  Flüchtling 
einzuziehen,  es  sei  denn,  dass  er  erkrankt  wäre,  in  welchem 
Falle  er  im  Kloster  ungehindert  bleiben  darf  ,vncz  man  im  die 
freyunge  aufsagte 

Der  Vergleich  zwischen  der  Stadt  Eger  und  dem  deut- 
schen Orden,  dd.  1376,  8.  September,  bezüglich  Streitigkeiten 
wegen  der  Pfarre,  welcher  pag.  26  beginnt,  ist  nur  un- 
vollständig erhalten,  da  die  folgenden  zwei  Blätter  heraus- 
geschnitten sind. 

Pag.  27  beginnt  die  zweite  Redaction  des  Stadtgesetz- 
buches, die  jedoch  nicht  fortgesetzt  wurde,  auf  pag.  28  noch 
einmal  beginnt  und  bis  auf  pag.  40  reicht.  Daran  reiht  sich 
pag.  41  eine  Verordnung  über  das  Bürgerrecht 

Auf  pag.  43  bis  56  stehen  Leibgedinge,  welche  grössten- 
theils  nach  Nürnberg  weisen  und  einen  neuen  Beweis  für  den 
engen  Zusammenhang  zwischen  dieser  Stadt  und  Eger  abgeben.^ 
Pag.  57  enthält  eine  Urkunde  dd.  1385,  23.  Juni,  be- 
treffend die  Stiftung  einer  ewigen  Messe  in  der  Johannes- 
kapelle im  Kloster  Waldsassen,  durch  Niclas,  Pfarrer  zu 
Pistau.  5 

Auf  pag.  59  bis  62  folgen  dann  jene  Rechtsbelehrungen 
von  Nürnberg,  welche  als  Beweis  fiir  den  Zusammenhang  des 
%erer  Stadtrechts  mit  dem  Nürnberger  bereits  veröffentlicht 
worden  sind. «  Den  Schluss  der  Handschrift  (pag.  65  bis  68) 
bilden  Zollbestimmungen  unter  der  Ueberschrift :  ,Nota  daz  ist 
daz  schrotampt,^  recht,  Ion'  und  eine  Verordnung  bezüglich 
der  liehen  der  Pfarrkirche  zu  St.  Niclas  in  Eger.  ^ 


»  Beil.  II.  2  Beü.  III.  3  ßeil.  IV.  *  Beil.  V. 

i  Ein  Dorf  bei  Plan. 

•  Von  Fr.  Kürschner  in  den  Mitth.  des  Vereins  für  Gesch.  der  Deutschen 

in  Böhmen,  VI.  Jahrg.,  S.  198  ff. 
'  Beil.  VI.  8  Beü.  VH. 


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28 

Auf  der  Innenseite  des  rückwärtigen  Deckels  ist  folgende 
historische  Notiz  zu  lesen: 

,Anno  domini  M^CCCLVIIII,  Daz  sein  di  junchherren, 
di  vnfug  wider  vns  vnd  wider  daz  lant  getan  habent,  wan  vns 
von  allen  den  di  auf  dem  velde  wam^  nie  als  grozzer  schade 
geschehen  ist  als  von  in,  daz  si  haben  geraubt,  geplündert 
alles  daz  si  anchomen  vnd  waz  si  gedings  habent  gehabt  mit 
den  arm  luten,  der  habent  si  deheines  gehalden.  (Daz  ist  in 
der  zeit  geschehen,  da  man  für  Sparrenberg  zoch.  Di  vnfug 
triben  si  ganczer  aht  tag). 

Heinrich  von  Globen  vnd  sin  bruder  der  Wolfhart.  Elbel 
Plyck  und  (?)  Plyck  sin  vetter.  Virich  Dfirinch.  Frenczel 
Koyat  von  der  Qogelspurg.  Alb*  Libnawer.  Eberhart  von 
Schoben.  Frenczel  Lypnicz.  Frenczel  von  Plych  vom  Plykenstein.' 

An  diese  historische  Notiz  schliesst  sich  eine  Urkunde 
dd.  1397,  6.  April,  Nürnberg  betreffend,  und  am  untersten 
Rande  endlich  steht:  ,Ave  Maria  gracia  plena^  dominus  tecum 
benedicta  tu  .  / 

Was  nun  die  beiden  Redactionen  des  Stadtgesetzbuches, 
welche  in  dieser  Handschrift  enthalten  sind,  betrifft,  so  weist 
die  erste  vom  Jahre  1352  stammende  keine  Capitelüberschriften 
auf,  sondern  die  einzelnen  Verordnungen  folgen  sich  ohne 
Uebei^ang.  Der  Text  ist  arg  verunstaltet.  Mehrere  spätere, 
doch  noch  dem  14.  Jahrhundert  angehörige  Hände  haben  zahl- 
reiche Verbesserungen  angebracht;  an  allen  Rändern  stehen 
Worte,  Sätze  oder  ganze  Abschnitte,  welche  an  Stelle  der 
ausgestrichenen  Worte  und  Sätze  im  Texte  treten  oder  ganz 
neu  hinzu  kommen.  Wenn  im  Rathe  der  Stadt  ältere  Bestim- 
mungen abgeändert  wurden,  oder  die  fortschreitende  Entwick- 
lung neue  Verordnungen  erheischte,  so  schrieb  sie  ein  Schreiber 
entweder  in  den  Codex  ein,  wie  unsere  Inhaltsangabe  beweist 
oder  er  ändei*te  das  Gesetzbuch  darnach  um.  Dadurch  hat 
dieses  ein  sehr  buntes  Aussehen  erhalten  und  der  Gebrauch 
desselben  musste  sehr  erschwert  sein.  Dies  mag  die  Ursache 
gewesen  sein,  dass  im  Jahre  1400  eine  zweite  Zusammen- 
stellung der  städtischen  Verordnungen  gemacht  wurde. 

Diese  gibt  sich  auch  äusserlich  übersichtlicher,  insoferne 
(rothe)    Capitelüberschriften   vorhanden    sind.     Im    Ganzen   ist 


Alh  durchgestrichen. 


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29 

diese  zweite  Zusammenstellung  die  erste  mit  Einfiigung  der 
RandzuBätze  der  Letzteren  in  den  Text;  doch  ist  die  Anord- 
nung der  Capitel  nicht  ganz  dieselbe.  Randzusätze  weist  sie 
wenige  auf^  dagegen  aber  viele  radierte  Stellen. 

Zu   diesen    zwei    Redactionen    kommt    in    einer    eigenen 
Papier-Handschrift    (Ochsenkopfpapier)   aus    dem    Jahre    1460 
eine  dritte  mit  einer  ganz  anderen  Einleitung  imd  ordentlichen 
Capitelüberschriften.    Sie  ist  correct  geschrieben,  weist  jedoch 
zahlreiche,  wie  es  scheint,  von  Einer  Hand  geschriebene  Cor- 
recturen   und   Zusätze   auf.     Am    unteren   Rande   der  pag.  14 
steht  mit  derselben  Tinte,  mit  welcher  die  Zusätze  geschrieben 
sind,  die  Zahl:  A»  LXXXII.     Zuletzt  enthält  die  Handschrift 
eine  allgemeine  Versicherung  der  strengen  Durchführung  aller 
Strafandrohungen,  imd  darauf  folgenden  Schluss:  ,vnd  diegesecz 
San  auf  der  canczel   gelesen   am   suntag   nach   Lucio   anno  ut 
supra    (1460,    14.  December).'     Nach   diesem  Schlüsse   folgen 
nach  einem  leeren  Blatte  noch  vier  polizeiliche   Anordnungen. 
Diese  Handschrift  wurde  bei  der  Neuordnung  des  Archivs 
in  einzelne  Blätter  aufgelöst  gefunden  und  zusammengeheftet; 
doch  sind  einige  Blätter  verloren;    sie   besteht  jetzt  aus  acht- 
zehn Blättern. 

Auf  die  Stadtgesetzbücher  von  Eger  hat  zuerst  Kürschner 
aufmerksam  gemacht;  ^  einige  wenige  Bestimmimgen  derselben 
verwerthete  Drivok^  und  die  dritte  Fassung  endlich  hat 
V.  Pröckl  in  seinem  Werke:  Eger  und  das  Egerland  abge- 
drackt,  3  aber  ungenau  und  unvollständig,  so  dass  daraus  kein 
EinbHck  in  die  Sache  ermöglicht  war. 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  soll  nun  eine 
üebersicht  des  Inhaltes  nebst  einer  genauen  Angabe  der  Ver- 
änderungen, denen  die  Verordnungen  im  Laufe  der  Zeit  unter- 
lagen, gegeben  werden. 

Was  die  Einleitung  betrifiFt,  so  ist  sie  in  den  zwei 
ersten  Redactionen   nahezu   gleich;    sie  lautet   nach  A:^  ,Wir 


*  Das  Archiv  der  Stadt  Eger  im  Archiv  für  österr.  Geschichte,  41.  Bd. 

^  A.  &.  O.  S.  485  dmckt  er  die  Einleitung  ah;  in  welcher  Weise,  beweist 
beispielsweise  der  Satz:  .  .  .  on  alls  geverde  beiden  hiernach  geschriben 
handeln,  der  heissen  soll:  on  allez  geaerde  bei  den  hernach  geschrieben 
wandeln. 

'  I.  Band,  Falkenau,  1877  (2.  Aufl.)  S.  412  ff. 

*  A  bedeute  die  erste  (1352),  B  die  zweite  (1400),  C  die  dritte  Redaction  (1460). 


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30 

der*  purgermaister^  der  rat,  die  sechs  vnd  dreizzicfa  vnd  die 
gemain  der  purger  zu  Eger  haben  mit  gemainem  rat  vnd  mit 
ueraintem  willen  durch  gemainen  nucz  vnd  notdurft  armer  vnd 
reicher  gesaczt  vnter  vns  die  gesecze,  die  hernach  gescriben 
Stent.  Vnd^  wir  der  purgermaister  der  rat*^  vnd  die  sechs 
vnd  dreizzich  haben  darauf  gesworen  dieselben  gesecze  stet 
zu  halten  on  allez  geuerde  bei  ^  den  hernach  geschrieben  wan- 
deln. Vnd  wir  die  gemain  schullen  vnd  wellen  demselben  dem 
purgermaister,  dem  rat  vnd  den  sechs  vnd  dreizken.  darzu  ge- 
holfen vnd  geraten  sein.  Vnd  wir  haben  die  gesecze  uerscreiben 
lazen  in  daz  geinvertig  der  stat  puch  zu  einer  stetichait  vnd 
czu*  einer  gedechtnflsse  vnd  wer  si  pricht  und  ^beruert  als 
dick  er  daz  tut,  dez  man  gewar  wirt,  als  oft  schol  er  ie  daz 
wandel  geben/  daz  darauf  gesaczt  ist.  Vnd  do  schullen  weder 
bete  noch  genade  für  gehören.'  Ganz  kurz  lautet  die  Einleitung 
in  C :  ,Czu  vermercken  die  geböte  vnd  gesecze  als  der  ein  rate 
vnd  gemein  eintrechtiglich  vber  ains  vnd  zu  rate  worden  ist, 
die  auch  also  gehalten  sullen  werden  als  hernach  geschriben 
stet'  Statt  des  zweiten  Theiles  der  Einleitung  ist  in  C  am 
Schlüsse  der  Handschrift  (pag.  34)  folgende  Bestimmung  hinzu 
gekommen :  ,Vnd  yglich  vor  gemelt  geböte  vnd  gesecz,  da  nit 
sunderlich  wandel  aufgesaczt  ader  nit  auf  eins  rata  straff  ver- 
pussen  belawt  ist,  zu  halten  bei  XXV  gr.,  die  ein  yglicher, 
als  oft  er  die  vberfurt,  on  alle  gnade  vnd  abpete  geben  müsz ; 
wolt  ader  ymant  der  wandel  nit  achten  vnd  in  freuel  vnd  in 
eigen  willen  dar  vberfuren,  so  wil  der  rat  mer  vnd  verrer 
dorczu  gedenken  vnd  sulcher  wandel  sullen  einfodrer  vnd  eyn- 
maner  sein  ein  yder  burger  mitsampt  den  viren,  di  sust  der 
stat  sach  handeln  vnd  sullen  die  wandel  durch  aws  vnd  aws- 
nemen  nach  dem  die  ein  yder  verwurckt  vnd  dorynn  nymant 
vbertragen  noch  nachlassen  bei  iren  ayden,  so  sie  des  globen 
vnd  globen  müssen,  nachdem  hab  sich  ydermann  zu  richten 
vnd  ist  durch  gemein  vnd  rate  beslossen  am  dinstag  nach  con- 
cepcionis  Marie  a.  etc.  LX™<^'  (1460,  9.  December). 

*  der,  ist  von  spfiterer  Schrift. 

^  Von  Vnd  bis  gesecte  durchstrichen. 

«  der  rat^  steht  über  der  Zeile. 

^  Von  hH  bis  wandeln^  steht  mit  späterer  Tiute  am  Rande. 

"  CSU,  mit  späterer  Tinte  am  Rande. 

''  geberif  mit  späterer  Tinte  am  Rande. 


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31 


Es  ergibt  sich  aus  der  Einleitung^  dass  die  Zusammen- 
stellung der  städtischen  Verordnungen  auf  den  Befehl  des  ge- 
sammten  Stadtregimentes  erfolgte. 

Was  den  Inhalt  des  Gesetzbuches  betrifft,  so  besteht  er, 
wie  schon  angedeutet^  vorwiegend  aus  polizeilichen  Anord- 
nungen, welche  am  besten  nach  gewissen  Gesichtspunkten  be- 
trachtet werden.  Aus  der  folgenden  Nebeneinanderstellung  der 
Capitelüberschriften  ist  u.  A.  zu  ersehen,  wie  Inhalt  und  An- 
ordnung der  einzelnen  Punkte  in  den  letzten  zwei  Fassungen 
sich  verschoben  haben. 


1352. 

(Von  Hochzeiten.) 

(Von  der  Taufe.) 

(Von  den  ersten  Messen.) 
(Von  Begräbnissen.) 

(Vom  Bürgerrecht) 

(Ein  Nachtrag   zur 

Taufe.) 

(Vom  Spiel.) 

(Von  verbotener  Wehre.) 

(Von  ,aerdahtem  mut*.) 

(Von  den  Hohlmassen.) 
(Von  EÜe  und  Gewicht.) 
(Von  verbotenen 
Spielen.) 
(Vom  Handel  und  ,vn- 
terkenfel*  mit  einem 
Einschab  über  Gesetz- 
übertretongen  ,vnbesta- 

ter*  Kinder.) 
(Nachtrag  von  Hoch- 
zeiten.) 
(Von  den  Gefangenen.) 


c.  1400. 

Daz    sint   die    gesecze, 
die  czu  hochczeiten  ge- 

hSrent. 
Hie  merket  die  gesecze 
von  den  sübem  gfLrteln 

vnd  den  cappen. 
Von  kindelpetten  vnd 

von  gevaterschafft. 
Von  kinden  die  man  in 
orden   gibt   vnd   ersten 

messen. 

Von  leichen  vnd  leich- 

kerczen. 

Von   eigenrauch    vnd 

burgerreoht. 

Von  spil. 

Von  verbotener  were. 

Von  fride  gebieten. 

Vmb  bedachten  mut. 

Von  schenken. 

Von  vnrechter  eile  vnd 

vnrechtem  gewicht 

(Vom    Entweichen    ans 

der  Stadt) 


1460. 

Zum    ersten   von  hoch- 
czeiten. 

Von  ersten  messen  vnd 
einsegen  in  die  orden. 

Von  der  tauff. 

Von  begencknüsz. 


(Verschiedenartige  Vor- 
schriften.) 
Von  den  dinstboten. 

Von  gescheften. 

Burgerrecht    antreffend« 

Von  anfallen,  gleitgeben 

vnd  fried  gepiten. 

Von  den  fischem. 

Vom  spil. 

Von  den  pecken  vnd 

mülnem. 
Von  den  fnrkeufflen. 


Vom  Biere. 
Vom  nfichtlichen  Unfug. 


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32 


I.  Sittenpolizei. 

Hieher  sind  zunächst  die  Vorschriften  für  die  Hoch- 
zeiten zu  rechnen;  sie  sind  sehr  ausfuhrlich  und  bezwecken 
die  Einschränkung  des  Aufwandes.  Nach  A  darf  zur  Tafel 
ausser  Schwiegereltern  und  Schwäger,  bei  einer  Strafe  von 
fünf  Pfund  Hellern,  Niemand  geladen  werden.  Wer  andere 
Gäste  ladet  und  sich  dieser  Strafe  zu  entziehen  trachtet,  ver- 
fallt in  eine  Busse  von  zwanzig  Pfund  und  jeder  Gast  in  eine 
von  fünf  Pfunden.  Sendungen  von  Speisen  und  Getränken 
zur  Hochzeit  oder  von  derselben  werden  verboten.  Der  Zug 
zur  Kirche  muss  einfach  sein,  als  ob  keine  Hochzeit  stattfände. 
Auch  die  Zahlungen  für  die  Brautmesse  und  die  Opfergelder 
werden  beschränkt.  Diese  letzteren  Verfügungen  lauten:  ,Vnd 
scholl  nymant  breut  zu  chircheu  füren  mit  frauwen  noch  mit 
junchurowen.  So  schullen  auch  frowen  noch  junchurowen  von 
der  prautlauf  oder  hohzeit  wegen  in  chainer  samnunge  zu 
chirchen  gen,  sunder  in  slechter  weis,  als  ob  der  hohzeit  nicht 
wer.  Vnd  niman  schol  die  messe,  die  man  brautmess  heizet, 
mer  frumen  oder  erzeugen  zu  sprechen  oder  zu  singen.  Vnd 
schul  niman,  man,  frauwen  ader  junchurowen  uon  der  hohzeit 
wegen  weder  mess  frumen  noch  opffern  danne  mit  eim  guidein 
pfennig.' 

Geschenke  zu  geben  wird  verboten,  nur  die  Brautleute 
dürfen  sich  beschenken.  Weder  bei  weltlichen  noch  bei  geist- 
lichen Hochzeiten  ^  darf  mit  brennenden  Kerzen  getanzt  werden, 
ebenso  wird  das  Tanzen  auf  der  Strasse  von  Haus  zu  Haus 
untersagt. 

Sonderbar  ist  doch  wohl  jene  Verfügung,  welche  ver- 
bietet, mit  Drohungen  oder  Bitten  den  Klöstern  oder  Juden 
Geld  abzudringen :  ,Ez  schullen  auch  weder  vrouwen  noch  man 
zu  keiner  zeit  mit  golden,  ^  mit  droe  noch  mit  bete  den  clostern 
noch  den  Juden  gelt  aberdi-ingen.*  Von  den  Spielleuten  hat 
jeder  zwei  Schillinge  zu  bekommen.  Der  Strafsatz  bei  allen 
Uebertretungen  beträgt  fünf  Pfund. 

^  Die  geistlichen  Hochzeiten  werden  in  einer  Randbemerkung  erklärt,  als 

,hochziten,  als  man  kint  zu  den  erden  begibt*. 
2  Vielleicht  gleich  koldem  (wie  kollern)  zanken,  I2ünnen,  Schmeller  II,  293 ; 

Grimm  V,  1612. 


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33 

Hieher  gehört  der  Nachtrag,  welcher  gegen  Ende  der 
Handschrift  eingefügt  und  durchstrichen  ist:  ,Auch  wellen  vnd 
seczen  wir  mer^  weihe  man  oder  vrowe  seinen  sun  oder  tohter 
verlobt  oder  zu  ee  gibt  vnd  zu  hant  niht  hohzeit  haben  wil, 
der  schol  uor  noch  nach  virczehen  tag  deheinerlaie  Wirtschaft 
haben  noch  der  statleute  darzu  biten  zum  ezzen  danne  sweher 
vnd  swiger  vnd  vnbestat  bruder  vnd  swester  bey  ffinf  pfunden 
hallem/ 

Von  den  Randzusätzen  müssen  zwei  hervorgehoben  werden; 
der  eine  sagt :  , Auch  scholl  kayn  frawe  kaynen  leigchauff  geben 
von  den  hohczeiten/  Der  zweite  beschränkt  die  Zahl  der 
Spielleute  auf  sechs,  von  denen  jeder  sechs  böhmische  Groschen 
als  Lohn  zu  erhalten  hat,  nicht  aber  Kleider.  Diese  Zusätze 
sind  in  den  Text  der  zweiten  Redaction  aufgenommen,  die 
ausserdem  auf  einer  radierten  Stelle  noch  folgendes  Verbot  ent- 
hält: ,Auch  schol  kein  prewtigum  des  morgens  vor  ezsen  nicht 
mer  czum  wein  mit  sampnunge  noch  mit  spilleuten  gen 
noch  kost  darsenten,  als  man  vor  getan  hat  auch  bey  fünf 
pfunt  haller/ 

In  C  sind  viele  Verordnungen  bedeutend  abgeändert; 
ausser  den  nächsten  Verwandten  dürfen  noch  vierzig  Personen 
an  der  Hochzeitstafel  theilnehmen  und  diese  dürfen  auch  Ge- 
schenke geben.  Die  Ausstattung  der  Braut  darf  nicht  zur 
Ansicht  ausgestellt  und  muss  ohne  Aufsehen  in  das  Haus  des 
Bräutigams  gebracht  werden.  Dagegen  sind  jetzt  nur  zwei 
Spielleute  gestattet.  In  anderer  Beziehung  aber  ist  die  Ent- 
faltung grösseren  Prunkes  nicht  verwehrt.  Die  Brautleute  können 
vor  oder  nach  der  Hochzeit  mit  je  zwanzig  Personen  ins  Bad 
gehen,  ebenso  viele  können  sie  zur  Kirche  geleiten.  Die  Heim- 
fohrung  der  Braut  kann  mit  einer  beliebigen  Zahl  von  Spiel- 
leaten  und  anderen  Perso  nen  statthaben.  Doch  ist  diese  Er- 
laubniss  schon  eine  spätere  Concession;  im  Jahre  1460  war 
noch  folgende  Verordnung  in  Geltung:  ,Man  sol  auch  yglich 
prawt  slechtlich  heym  füren  vnd  on  spillewt  vnd  das  mit  ir  nicht 
mer  geen  sullen  dann  czehen  person,  frawen  vnd  junckfrawen.' 
Für  die  Taufen  enthält  A  nur  zwei  Satzungen,  B  und 
C  dagegen  mehrere.  ^     A  erlaubt ,    dass  höchstens  drei  Frauen 

*  Ganz  so  ist  es  in   den   Nürnberger   Poliüeiordnunp^en :    die  zwei    Verord- 
nungen defl  13.   und    14.    Jahrhunderts   sind   im  folgenden  auf  sechs  an- 
gewachsen. S.  69,  79. 
ArcbiT.  Bd.  LX.    I.  Hälfte.  3 


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34 

mit  den  Pathen  das  Kind  in  die  Kirche  fuhren,  während  vier 
Frauen  bei  der  Wöchnerin  bleiben  können ;  Taufschmausereien 
zu  veranstalten  wird  bei  einer  Strafe  von  fünf  Pfund  verboten. 
Dieser  letzte  Punkt  lautet:  ,Zu  den  kindelbetten  schol  man 
nicht  bringen  oder  ^  senden  noch  Wirtschaft  noch  krolais  ^  zu 
kindelbetten  haben  heimleich  noch  offenleich,  der  gesecz  iclei- 
chez  auch  zu  halden  bey  fünf  pfunden  haller.*** 

Auf  pag.  13  ist  an  unpassendem  Orte  ein  Nachtrag  be- 
züglich der  Taufen  eingeschoben,  welcher  sowohl  neue  Ver- 
folgungen enthält  als  auch  frühere  verändert.  Dort  heisst  es: 
,Ez  ist  auch  vnser  gesecz  vnd  wille,  wer  ein  kint  auz  der 
tauffe  hebt,  ez  sey  vrowe  oder  man,  purger  oder  purgerin,  daz 
der  dem  kind  nicht  mer  einlege  dan  einen  behmischen  grozzen 
pfenninch  oder  sehczehen  haller,  minner  mag  man  wol  ein* 
legen  aber  nicht  mer.  Vnd  desselben  kindes  uater  vnd  muter 
vnd  die  geuettereide  schflln  nicht  höher  di  geuaterschaft  trinken 
noch  schenken  in  dem  leit  haus  noch  uor  kindelpetten  noch 
anderswo  dann  daz  yeder  geuatter  zwai  n5zzel  veins  Elsazzers 
osterweins  oder  Franckens  schenken  mag/ 

In  B  stehen  alle  die  Taufe  betreffenden  Verfügungen 
beisammen;  statt  des  böhmischen  Groschen  kann  auch  ein 
Regensburger  (,oder  regenspurger  der  stat  werunge')  zum  Ein- 
bindgelde  gegeben  werden. 

In  C  wird  zunächst  erlaubt,  dass  sechs  und  später,  dass 
zehn  Frauen  den  Täufling  zur  Kirche  geleiten;  aber  während 
noch  1460  verboten  ist,  diese  Frauen  zu  bewirthen,  wird  1482 
gestattet,  ihnen  Wein  und  Pfefferkuchen  zu  reichen.  Selbst 
der  Besuch  der  Wöchnerin  durch  die  Frauen  wird  eingeschränkt; 
nur  zwei  Besuche  zu  machen  ist  einer  Frau  gestattet  und  jedes- 
mal darf  sie  höchstens  einen  Meissner  Groschen  zum  Geschenke 
geben.  Die  Gastereien^  im  Bade  werden  in  folgender  Weise 
geregelt:  ,Es  sol  auch  ein  yde  kindelpetterin  in  iren  kindel- 
pette  noch  nach  irem  kindelpette  vnd  zu  einen  mal  nicht  mer 
verpaden  dann  drei  ader  vir  frawen,  den  auch   keinen    tranck 


•  lieber  oder  steht  noch. 
^  haller  am  Rande. 

>  Krolais,   Festmahl   beim  Einsegnen  der  Wöchnerinnen.    Vg:l.   Kahns 
Zeitschrift  1870,  S.  66. 


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35 

noch  von  essenden  dingen  in  das  pade  nichcz  trag^en  lassen, 
sunder  nach  dem  päd  mag  sie  den  geben  ayerkuchlen  vnd  kes 
vnd  brott.' 

Auch  die  Verordnungen  betreffs  der  geistlichen  Hoch- 
zeiten sind  in  A  und  B  gleichlautend  und  gering  an  Zahl. 
Beim  Eintritt  in  einen  Orden  oder  zur  Feier  der  ersten  Messe, 
die  ein  Priester  liest,  dürfen  keine  Gastereien  veranstaltet, 
keine  Geschenke  gegeben  werden.  Wie  wenig  diese  Verbote 
beachtet  worden  sein  mögen,  ersieht  man  am  besten  aus  C, 
wo  über  diesen  Punkt  ausführlichere  Bestimmungen  enthalten 
sind  und  ausserdem  das  Verbot  des  grossen  Aufwandes  ein- 
gehend motiviert  erscheint.  Dieser  Paragraph  enthält  so  viele 
die  zweite  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  charakterisie- 
rende Einzelheiten,  dass  es  geboten  erscheint,  denselben  voll- 
ständig hieherzusetzen:  < 

,Haben  vnsere  herren  gewogen  vnd  betracht  die  grosz 
verthünüsz  vnd  aufgeen,  so  zu  ersten  messen  geschyt  vnd  ge- 
scheen  ist,  so  das  oft  mancher  mit  seinen  opffer  vnd  almüsen, 
das  im  von  einer  ganczen  gemein  zuget,  sein  Wirtschaft  nit 
gehalden  noch  ausrichten  tkan,  daz  also  vberswencklich  vnd 
zu  vil  ist  vnd  dorumb  als  ym  besten  furgenomen  vnd  seczen 
vnd  wollen,  das  furbas  ein  yder  briester,  er  sey  laybrister 
ader  geordent,  der  ir  vnd  irer  gemein  almüsen  vnd  opffers 
gebrauchen  vnd  alhie  singen  wil  sulcher  Wirtschaft  furbas  nit 
baben  sol  vnd  nemlich  am  abent,  so  er  des  morgens  singen 
wil,  mag  er  selb  vierd  ader  sunst  zum  päd  geen  vnd  also 
nach  dem  pade  ader  zu  tisch  auf  den  abend  nicht  mer  dann 
dieselben  funff  person  haben  vnd  laden  doch  die  geistlichen 
herren  dorynn  gesaczt^  vnd  am  tag  der  ersten  mesz  mag  er 
haben  des  morgens  zum  essen  XX  person  sie  sein  geistlich 
ader  wemtlich^  mit  dinern  vnd  essen  tragern  vnd  nicht  mer. 

Vnd  vnter  der  predig  sol  man  den  junckfrawen  weder 
soppen  noch  keinerlej  zu  essen  geben,  auch  susten  von  der 
ersten   mesz    von    essen   vnd   trincken  nymande    wer   der   sej 


'  Von  doch  bis  geiocxt  späterer  Zusatz,  der  jedoch  lautet:  doch  die  geist- 
lichen dorynn  herren  gesaczt. 

^  Später  geändert  in:  XX  person  vher  die  geistlich  mit  dinern  .  .  . 

*  Pröckl  hat  diesen  Paragpraphen  in   seinem  Abdruck  von  C.  ganz  wegge- 
lassen. 

8* 


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36 

geistlich    ader  wemtlich  nichts   geben   nach   senden  vil   nach 
wenig  on  geuerd. 

Man  sol  sich  auch  nit  sammen  in  zu  schencken  dann 
allein  dij,  die  da  gessen  haben^  die  mügen  schencken  auf  ein 
groschen  ader  dorunter  vnd  nicht  hinvber. 

So  sol  man  auch  zu  keiner  ersten  mesz  nicht  tanczen 
nach  tancz  haben  ader  machen  weder  in  den  orden  nach 
anderswo. 

Man  sol  auch  anderswo  nach  zu  nyemanden  von  des 
newen  priesters  wegen  kein  gastung  ader  Wirtschaft  haben 
noch  machen.^ 

So  sol  auch  in  dem  vmbgeen  des  newen  briesters  jm 
nymant  vor  ader  nach  ader  auflF  die  seitten  vmbgeen  im  zu 
biten  weder  geistlich  noch  werntlich^  sunder  wer  gnad  hat 
icht  zu  tun  vnd  zu  geben,  der  mag  yms  selbs  ader  dem  briester 
der  bej  ym  stet  in  die  haut  geben  ader  auf  den   altar  legen. 

Man  sol  auch  zu  einsogen  in  der  pfarr  predigem  par- 
fussen  vnd  spital  nicht  mer  wenn  zu  einen  tisch  geste  haben 
vnd  auch  keinen  tancz  nit  haben  nach  machen.' 

Zu  den  Anordnungen  betreffs  der  ^geistlichen  Hochzeiten 
und  ersten  Messen'  gehört  auch  jene  Bestimmung,  welche  in 
B  mit  späterer  Schrift  auf  einer  radierten  Stelle  unter  den  Vor- 
schriften für  Leichenbegängnisse  steht  und  welche  auf  die 
eigen thümliche  Sitte  hinweist,  dass  man  Kinder,  welche  fUr 
ein  Kloster  bestimmt  waren,  auf  Pferden  in  dasselbe  geführt 
hat  Dieses  Verbot  lautet:  ,Auch  seczen  vnser  herren,  das 
man  kein  kint,  das  man  in  das  kloster  tut,  nicht  mer  auf 
pferden  füren  schoL' 

Ebenso  eingehend  sind  die  Vorschriften  bei  Leichen- 
begängnissen. In  A  wird  verboten,  verstorbene  Kinder, 
welche  noch  nicht  das  siebente  Jahr  erreicht,  mit  Schülern 
und  Gesang  zur  Kirche  zu  tragen,  noch  Opferlichter  anzu- 
wenden, nur  Bahrkerzen  werden  gestattet.  Bei  keinem  Leichen- 
begängnisse dürfen  Tücher  aus  Baldachin  oder  Seide  verwendet 
und  nur  vier  Kerzen  angezündet  werden.  In  der  Kirche  darf, 
,da  dieselb  leich  oder  leichzaichen  genwertig  ste'  nur  ein 
Opferlicht  brennen,  ebenso  auch  am  siebenten  Tage  nach  dem 


•  Mit  späterer  Tinte  geschrieben,    eine   eigene  Zeile  bildend  und    durch- 
strichen folgt  hier:  ,auf  den  tag  ader  in  XIITI  tagen  Tor  ader  nach.* 


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37 

Begräbnisse,  an  welchem  Tage  der  zweite  Seelengottesdienst 
'ür  den  Verstorbenen  gehalten  wurde  und  am  dreissigsten 
Tage  darnach,  an  welchem  der  dritte  Gottesdienst  stattfand, 
)o  wie  am  Jahrestage.  An  diesen  eben  genannten  Tagen  soll 
man  für  den  Verstorbenen  nur  Eline  Messe  lesen  lassen ;  wollte 
Jemand  aber  mehr  Messen  lesen  lassen,  so  durfte  er  für  Eine 
aur  £inen  Gulden  aufwenden;  Priestern,  welche  am  Leichen- 
begängnisse Theil  nahmen,  darf  man  nur  je  zwölf  Pfenninge 
reichen.     Der  Strafsatz  beträgt  auch  hier  fünf  Pfund. 

Das  Verbot,  die  Leichenbegängnisse  durch  Verwendung 
einer  grösseren  Anzahl  von  Lichtern  prunkvoller  zu  gestalten, 
wurde  nun  dadurch  umgangen,  dass  man  Kerzen  von  grossem 
Gewichte  nahm.  Daher  verbietet  in  A  ein  Randzusatz,  zu 
den  Kerzen  und  Opferlichtern  mehr  als  sechzehn  Pfund  Wachs 
zu  nehmen  und  bedroht  den  Uebertreter  mit  der  höheren 
Strafe  von  zehn  Pfund  Hellem.  Diese  Bestimmung  ist  in  die 
anderen  Redactionen  übergegangen,  doch  hat  C  noch  eine 
Reihe  neuer  Punkte.  Wenn  ein  Kranker  das  Sacrament  der 
letzten  Oehlung  empfängt,  dürfen  nur  fünf  Priester  anwesend 
sein  und  bei  Begräbnissen  nur  zwölf  Priester  die  Leiche  be- 
gleiten. Die  grossen  Leichenmahlzeiten  werden  untersagt;  die 
Hochzeits-  oder  Leichenbitter  dürfen  nur  mit  je  drei  Groschen 
entlohnt  werden. 

Zur  Sittenpolizei  gehört  auch  das  Capitel  vom  Spiel. 
In  A  wird  den  Bürgern  und  dem  Gesinde  nur  das  Würfel- 
spiel verboten,  und  zwar  sowohl  in  der  Stadt  als  vor  der  Stadt, 
in  den  Gärten  imd  auf  dem  Lande;  doch  ein  Zusatz  erstreckt 
dieses  Verbot  auf  das  Schachspiel  und  überhaupt  auf  alle 
Spiele,  in  denen  man  Geld  verlieren  kann.  Das  Spiel  mit 
Kugeln  ist  erlaubt.  Der  ertappte  Spieler  hat  fünf  Pfund,  der 
Wirth  ein  Pfund  zu  zahlen,  wenn  er  nicht  erweisen  kann, 
dass  ohne  sein  Wissen  gespielt  wurde. 

Es  steht  nun  pag.  16  zwischen  anderen  Abschnitten  noch 
eine  Verfügung,  die  sich  auf  verbotene  Spiele  bezieht.  Sie 
lautet:  ,Auch  ist  pozzen  verboten  bey  fvnf  pfunden  als  daz 
w&rfelspiel.  Auch  verbiten  wir  allez  ander  spil,  ez  sei  genant 
hmfmanschaft,  pregeln,  koppeln,  reiten  auf  fr  eigen  marcht,^ 
graten,  orten  vnd  wie  daz  spil  genant  sey,    damit  man  gelt 


'  Ist  dies  dasselbe  wie  das  später  folgende  ,freymarken^  ? 


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38 

verspiln  oder  vertauschen  mag.  Wer  des  spilt  in  der  stat  oder 
auf  dem  lande,  purger  oder  purgerinne  vnd  alle  di  in  daz 
gerich  gehören,  frauwen  oder  man,  meyde  oder  knechte,  junge 
vnd  alte,  der  schol  ein  phunt  haller  zu  wandel  geben,  als  oft 
er  daz  gebot  vberuert,  vnd  der  wirt,  der  sulches  spils  in  seinem 
haus  gestatt,  auch  ein  pfunt,  als  oft  als  er  sein  bey  ym  verhengt^ 

In  B  werden  wohl  auch  einige  Spiele  angeftihrt,  aber  sie 
tragen  andere  Bezeichnungen:  ,Auch  seczen  vnser  herren  daz 
kein  vnser  burger  noch  burgerinne  noch  ir  gesinde  weder  in 
der  stat  noch  vor  der  stat  noch  in  gerten  noch  auf  dem  lande 
weder  mit  wurffein,  mit  hretspil,  kartenspil,  schachczahel,  kreiz- 
schiezaen,  kotenspil  noch  keinerley  spil,  damit  man  gelt  ver- 
liezsen  mAcht  auzgenumen  mit  kugeln  vmb  keinerley  gelt  nicht 
spilen  noch  tun  schuln  bei  ftmf  pfunden  haller.' 

Ganz  allgemein  verbietet  C  jedes  Spiel  um  Geld  bei  einer 
Strafe  von  25  Groschen.  Ausfuhrlicher  wird  hier  auseinander- 
gesetzt, wann  der  Wirth  strafbar  ist:  ,Vnd  kein  wirt  sol  bei 
ym  spilen  lassen  vnd  das,  ob  ymant  spilen  wolt,  weren  vnd 
ntt  gestaten;  geschee  ader  das  darvber  kiimet  dann  der  wirt 
zu  einen  burgermeister,  ee  dann  er  von  einen  burger  dorumb 
beschickt  vnd  zu  rede  gesaczt  wirt  vnd  verantwort  sich,  daz 
daz  spil  on  seinen  bewust  vnd  wider  seinen  willen  bescheen 
sei,  so  ist  sin  darob  engelt  vnd  on  geuerd;  verharret  er  ader 
das,  bis  in  ein  burger  besendt  vnd  in  dorvmb  zu  rede  seczt, 
so  musz  er  das  wandel  ein  schock  groschen  geben.'  Sonst  ist 
nur  noch  ein  Punkt  vorhanden,  welcher  lautet:  ,So  verpewt 
man  auch  freymarken  ^  aller  meniclichen  also  daz  nymant  wer 
der  sei  vnd  zu  keiner  zeit  ym  jar,  wenn  das  ist,  kein  frey- 
marcken  thun  sol  in  keiner  weis.' 

Damit  sind  die  sittenpolizeilichen  Anordnungen  in  A  er- 
schöpft; B  hat  ausserdem  die  schon  erwähnte,  erst  nach  Ab- 
fassung der  ersten  Redaction  erlassene  Verfugimg  bezüglich 
des  Tragens  von  Gürteln  und  Kappen  (pag.  24)  aufgenommen; 
doch  ist  schon  eine  Erleichterung  eingetreten.  Früher  durfte 
zum  Gürtel  nur  Eine  Mark  Silber  verwendet  werden,  jetzt  sind 
schon  zwei  gestattet.  C  endlich  weist  unmittelbar  vor  dem 
Schlüsse  noch  ein  Verbot  nächtlichen  Unfuges  auf,  das  also 
lautet:   ,Es  ist  auch  zu  wissen,    das    vnseren   herren   furkümet 


»  Stehlen!?)  Vpl.  Gradl  in  Kuhns  Zeitschr.  Bd.  19,  (1870)  8.  65. 


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39 

vil  vnd  mancherlei  vngeezogenheit  vnd  vnordenlich  wesen  vnd 
lebeD,  das  ettlich  verlewmnde  vnd  vnvergchamte  lewt  treiben, 
beide  man  vnd  frawen  vnd  ettlich  wirt,  die  hawsen  vnd  hofen 
mit  essen  vnd  trincken  vnd  gestaten  wissenlich,  das  sünd  bei 
in  geschyt,  das  ein  rat  nit  meynt  zu  leiden  vnd  ist  eins  rats 
meynung,  das  sich  ein  yglichs  daz  daz  berurt  vnd  sich  dorynn 
schuldig  weisz  dorynn  besser  vnd  douon  abczihe,  anders  ein 
rat  wil  die,  dy  elich  sind,  dorvmb  zu  rede  seczen  vnd  straffen, 
als  er  des  zu  rat  wirt  vnd  die  ledigen  in  das  gemein  frawen- 
haws  fiiren  vnd  zihen  lassen,  oder  die  mit  den  statknechten 
aws  der  stat  lassen  füren  vnd  weisen  vnd  dobei  der  wirt,  die 
sulch  lewt  hawsen  vnd  hofen,  auch  der  die  sust  zu  sulchen 
Sachen  helffen  vnd  dorunter  geen,  mit  straffauch  nit  vergessen; 
nach  dem  haben  sich  alle  dieselben  zu  halden  vnd  dauor 
zu  hüten/ 

An  anderer  Stelle  in  C  werden  die  Tänze,  welche  die 
,hantwerckknecht  vnd  ettlich  ander  ledig  gesellen^  an  Sonn- 
und  Feiertagen  zu  veranstalten  pflegten,  verboten;  nur  im 
Fasching  werden  solche  Tänze  gestattet;  wer  ausser  dieser 
Zeit  diesen  Leuten  in  seinem  Hause  Tänze  gestattet,  verföllt 
in  eine  Strafe  von  25  Groschen. 

Es  sei  hier  die  nur  in  A  enthaltene  Verfügung  betreffs 
der  Gesetzübertretungen  unaussgetatteter  Kinder  angefügt.  Sie 
lautet:  ,Vnd  welchez  vnbestatt  kint  vnfug  tut  vnd  der  stat 
wandelhaft  wirt,  als  oft  daz  geschech,  wil  sein  vater  vnd  muter 
daz  Wandel  für  ez  nicht  geben,  so  schol  vnd  muz  ez  für  iez 
pfunt  haller  ein  wochen  in  der  stat  buz  in  eim  turn  ligen,  als 
manich  pfunt  sich  für  daz  wandel  gebürt  als  manich  wochen.' 


II.  Sicherheitspolizei. 

Das  Tragen  verbotener  Waffen  wird  in  A  mit  einer 
Strafe  von  fünf  Pfunden  belegt;  doch  fehlen  alle  weiteren  Be- 
stimmungen, da  hier  ein  Blatt  herausgeschnitten  ist.  In  C  sind 
einige  diesen  Punkt  betreffende  Anordnungen  mit  einem  an- 
deren Capitel  (Von  anfallen,  gleit  geben  vnd  fried  gepieten) 
verschmolzen;  in  B  ist  dieser  Abschnitt  unverkürzt  enthalten 
und  lautet:  ,Vnd  wizset,  wer  spiez  oder  swert  oder  ander  ver- 
boten were  heimlich  treit,  der  muz  fünf  pfunt  geben  oder  man 


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40 

sieht  ym  die  were  durch  die  hant  vnd  wer  sie  offenlich  treit, 
der  geh  ein  pfunt  haller.  Vnd  wer  mit  verbotener  were  czu 
einem  crige  leuffet  on  eins  burgermeisters  oder  der  vom  rate 
geheizse,  der  muz  fünf  pfunt  haller  geben  oder  sei  ein  jar 
von  der  stat^  ob  er  der  fünf  pfunt  nicht  mag  gehaben.  Vn  ob 
ein  gast  daz  gerichte  oder  einen  burger  on  recht  vberf&re,  da 
mag  man  wol  werlichen  czulauffen  dem  gerichte  oder  dem 
burger  czu  hilflfe.' 

Wie  gewöhnlich  sind  auch  hier  die  Nürnberger  Polizei- 
ordnungen ausführlicher,  doch  ist  der  Ausnahmsfall,  in  welchem 
in  Eger  das  Tragen  der  Waflfen  gestattet  ist,  in  den  Nürn- 
berger Ordnungen  nicht  enthalten.  * 

Auf  dem  Blatte,  das  wie  oben  erwähnt,  aus  A  heraus- 
geschnitten worden,  ist  ohne  Zweifel  der  Abschnitt  gestanden, 
der  in  B  auf  das  Verbot  des  Waffentragens  folgt:  ,Von  fride 
gebieten.'  Friede  zu  gebieten  steht  einem  Büi^rmeister  oder 
einem  vom  Rathe  oder  zwei  Schöffen  oder  endlich  zweien  aus 
den  Sechsunddreissigern  zu;  wer  dem  ersten  Gebote  nicht  ge- 
horcht, verfallt  einer  Strafe  von  fünf  Pfunden,  die  sich  zu  10, 
30  oder  100  Pfund  steigert  und  selbst  in  Todesstrafe  über- 
gehen kann.  Ein  Richter  und  ein  Bürgermeister  können  zu- 
sammen Jedem  Geleit  geben  und  in  jeder  Sache  ausgenommen 
bei  Schulden  und  Acht  (vmb  alle  sache  on  vmb  gult  vnd 
vmb  die  echte);  doch  auch  wenn  es  sich  darum  handelt, 
können  sie  Geleit  geben  ,ob  ez  der  stat  vnd  des  landes 
notdürfft  ist'.  —  Sieht  ein  Gläubiger  seinen  Schuldner  abreisen^ 
so  muss  er  sich  bei  Richter  und  Bürgermeister  erkundigen,  ob 
er  das  Geleit  habe;  ist  dies  der  Fall,  so  darf  eine  Verfolgung 
nicht  stattfinden;*  auf  die  Verletzung  des  Geleites  ist  die  Todes- 
strafe gesetzt. 

Die  Verhältnisse  machten  einen  neuen  Beschluss  für  die 
Fälle  nothwendig,  dass  ein  Gläubiger  sich  an  der  Habe  eines 
Schuldners,  den  er  aus  der  Stadt  entwichen  glaubte,  schadlos 
hielte.  Er  steht  in  B  als  Schlusssatz  angefügt  und  lautet: 
,Auch  wizset,  wer  auz  der  stat  vnd  nicht  haim  ist,  den  man 
sprichet,  er  sei  entwichen  vnd  des  gut  vnd  habe  man  anuellet, 
k&met  der  her  wider  vnd  sprichet,  er  sei  nicht  entwichen, 
sunder    sei    an   seinem    gescheffte    oder   nach    seiner    narunge 


Nürnberger  PoUzeiordnungen  S.  38. 


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41 

auzzen  gewesen,  der  muz  einen  ayt  in  dem  rate  tun^  daz  er 
von  keiner  gult  noch  schult  wegen  nicht  entwichen  sei  vnd 
muz  den  er  schuldig  ist,  ir  gelt  verpfirgen,  vergewizsen  vnd 
gelten,  darnach  wer  im  danne  daz  sein  czu  vnbillicher  weise 
hat  angeuallen,  den  miigen  die  ratherren  vmb  die  vnfuge 
puzsen,  wie  sie  czu  rat  werdent/ 

Dieser  Punkt  ist  auch  in  C  aufgenommen,  und  auch  die 
anderen  Punkte  dieses  Paragraphen  erscheinen  hier,  wenn  auch 
einigermassen  verändert.  Neu  sind  zwei  hinzugekommen,  der 
eine  lautet: 

,Auch  ein  yglicher,  der  einen  mort  tut  in  stat  oder  lande, 
ob  sich  der  wol  mit  den  scholen  vnd  gericht  aynt  vnd  ver- 
tregt,  sol  er  dannoch  ewiglich  in  stat  vnd  landt  nit  komen^ 
wirt  er  ader  dorvber  dorynn  begriffen  vnd  betreten,  man  richtet 
zu  im  vnd  vber  in  als  vber  einen  morder/ 

Der  andere  Punkt  bezieht  sich  auf  den  Fall,  dass  ein 
Gast  als  Gläubiger  von  seinem  Schuldner  einen  Besitz  in  der 
Stadt  erhält  und  lautet:  ,Auch  ob  ymanden  als  awswendigen 
gesten  schult  halben  zu  erbe  vnd  gut  in  stat  oder  lande  ge- 
holffen  ward,  dieselben  sol  der  verkauffen  in  jarsfrist  ader  die 
weil  sie  der  nit  verkauffen,  furmünden  in  der  stat  dorvber 
geben  durch  die  daz  gen  der  stat  verwesen  werd  vnd  auch 
durch  die,  ob  ymant  zu  demselben  erbe  vnd  gut  zusprechen 
hett,  verantwort  werden  mügen.' 

In  diesem  Abschnitt  sei  auch  der  Paragraph  aufgenommen, 
der  in  B  die  Ueberschrift :  ,Vmb  bedachten  mut'  führt,  und  der 
in  kürzerer  Fassung  auch  in  A  vorhanden  ist,  in  C  jedoch 
fehlt  Zur  Vergleichung  mögen  diesmal  beide  Fassungen  neben- 
einander stehen: 

A  B 

,Vnd  der  den  andern  vmb  ,Vnd  wer  den  andern  vmb 
nerdahtem  mut  anspricht,  der  bedachtem  mutbeclaget  vnd  an- 
tue uor  einen  ayt,  daz  er  daran  spricht,  der  tue  vor  ein  recht, daz 
icht  mutwille.'  er  daran  nicht  mutwille  vnd  wer 

vmb  bedachten  mut  beclaget 
vnd  beredt  wirt  oder  mit  bedach- 
tem mut  ein  vnfuge  tut,  der  muz 
der  stat  fünf  pfnnt  geben,  oder 
nem  sich  vor  dem  rate  selbe 
dritte  dauon  mit  dem  rechten/ 


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42 

Der  Strafsatz  von  fänf  Pfund,  der  in  B  stand,  ist  mit 
späterer  Schrift  in  zehn  Pfund  erhöht  worden. 

Wie  wohl  nicht  eigentlich  hieher  gehörig,  sei  hier  doch 
jene  nur  in  A  befindliche  Bestimmung  angefUgt,  welche  von 
den  Verpflichtungen  der  Oefangenen  handelt:  ,Vnd  wer  vmb 
schult  von  gelts  wegen  gevangen  wirt  oder  vmb  vnfiige,  der 
gibt  den  buteln  als  lang  der  gevangen  ist,  ie  zu  tag  vnd  zu 
nacht  eyn  Schilling  haller.  Vnd  wer  auf  den  hals  gevangen 
ist,  zu  tag  vnd  zu  nacht  XVIII  haller.  Vnd  wenn  sie  eynen 
verbiten  an  der  herberge  gibt  man  U  haller  vnd  pfende  sie 
auf  dem  marchte  ode  neme  im  pferd,  so  gibt  in  zwen  haller. 
Vnd  wenn  sie  eynen  gaste  furgebiten,  daz  für  zwen  haller  vnd 
für  die  stat  zwen  haller.' 


III.  Gewerbe-  und  HarktpoUzei. 

Ungesetzliches  Mass  bei  Wirthen  wird  in  A  mit  fünf 
Pfund  oder  Entziehung  des  Gewerbes  auf  die  Zeit  eines  Jahres 
gebüsst ;  dieselbe  Strafe  bedroht  den,  welcher  aus  zwei  Fässern 
zugleich  ausschenkt.  An  anderer  Stelle  wird  jedem  Gaste, 
der  das  Wirthsgeschäft  treibt,  die  Zahlung  eines  Pfundes  von 
jedem  Fasse  vorgeschrieben.  In  B  sind  alle  diese  Bestim- 
mungen zu  einem  Ganzen  zusammengestellt.  In  C  ist  davon 
nichts  enthalten,  doch  finden  sich  dort  eine  Reihe  anderer 
Vorschriften,  welche  in  A  und  B  fehlen. 

In  die  Stadt  darf  kein  fremdes  Bier  weder  in  Fässern 
noch  in  Flaschen  eingeführt  werden.  Jeder  ,wirt  vnd  kretsch- 
mer^  soll  nur  heimisches  Bier  schenken.  Jeder  Bräuer 
kann  nach  Weihnachten  brauen  so  viel  er  will  ,ein  kandel 
vmb  ein  meisner  ader  vmb  vir  pfennyng  welichs  er  wil  vnd 
sol  gissen  zu  dem  meisner  pier  XXXIIII  czuber  vnd  zu  dem 
andern  pir  zu  vir  pfennyngen  mag  er  giessen  wie  viel  er  wil^ 
Doch  darf  ein  Bräuer  ein  Jahr  lang  nur  einerlei  Bier  brauen ; 
die  üebertretung  dieser  Verordnung  wird  mit  zwei  Schock 
Groschen  bedroht. 

Den  Schuhmachern  wird  bei  einer  Strafe  von  fünf 
Groschen  verboten,  spitzige  und  geschnäbelte  Schuhe  zu  tragen. 
,£s  verbiten  auch  vnser  herren  allen  schustern,  das  sie  fiirder 
kein  spytzig  vnd  gesnebelte  schuh  machen  süllen  auch  daz  sie 


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43 

nymant  tragen  sol  lenger  dann  eins  *  glieds  langk  ^  on  geuerd.  ^ 
Desgleichen  der  gesnebelten  langen  holczschü  sol  man  furder 
auch  keinen  machen  nach  tragen/ 

Auch  die  Fischerordnung  enthält  nur  wenige ^  unbe- 
deutende Bestimmungen: 

^Es  sullen  auch  die  statfischer^  die  mitbui'ger  sein,  mit 
iren  fischen  furbas  enhalb  der  rynnen  besunder  steen  vnd 
fayl  haben  vnd  die  vom  lande  vnd  fremden  fischer  bei  der 
rynnen  auch  besunder  als  das  vor  alter  gewesen  ist. 

Vnd  derselben  fischer  vnd  fischerin  sol  keiner  nach  keine 
ob  den  fischen  nit  siezen  sunder  darob  steen. 

£s  sol  auch  kein  fischer  in  der  freyung  fischen  weder  bei 

tag  noch  nacht  ym  zu  nücz  vnd  zu  uerkauffen  in  keiner  weis. 

Auch  sol  kein  burger  noch   burgerin   fisch  furkauffen  in 

der  stat  noch  in  dem  land  furbas   zu  uerkaufien],    dann   allein 

der  statfischer. 

So  sol  auch  kein  hyyger^  fischer  keinen  fremden  fischer 
keinen  fisch  nit  einseczen. 

So  sol  kain  fischer  ader  fischerin  kain  korp  in  dy  ror 
nit  legen  bey  eym  wandel  V  groschen.* 

Von  der  Bäcker-  und  Müllnerordnung  ist  nur  ein 
Bruchstück  vorhanden,  dessen  Bestimmungen  von  keiner  Wich- 
tigkeit sind.  Der  Rath  will  für  die  Aufstellung  von  sechs 
öffentlichen  Backöfen  sorgen  für  jene,  welche  bei  den  Bäckern 
nicht  backen  lassen  wollen.  Der  Rath  verspricht  femer,  mit 
den  Bäckern  ein  Uebereinkommen  bezüglich  der  Bezahlung 
für  das  Backen  zu  treffen.  In  welche  Einzelheiten  sich  der 
Rath  in  seiner  Vorsorglichkeit  einliess,  davon  mögen  folgende 
zwei  Vorschriften  Zeugniss  geben:  ,Auch  mag  ein  yder  peck 
des  jars  zwii  mastung  tun  vnd  auflegen,  die  ersten  XII  swein 
vnd  die  andere  X  swein  vnd  der  sol  man  auch  awsz  der  stat 
nit  hintreiben  noch  verkauffen  dann  mit  eins  rats  wissen  vnd 
geheysz.  So  sol  auch  ein  yder  mulner  nicht  mer  swein  haben 
vnd  halten  dann  auf  czwei  rad  drei  swein  vnd  hinvber  nit 
on  geuerd.' 


*  Zwischen  eins  und  glids  mit  späterer  Hand :  fodreru 
^  Nach  langk  stfeht  oberhalb :  ein«  fingers, 

'^  Darüber:  bei   V  groschen  yder  der  die  tragt  vnd  schiister, 

*  hiesiger. 


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44 

Einige  andere  Anordnungen  beziehen  sich  auf  die  Ver- 
kaufsplätze  und  die  Verkaufszeit;  da  ihrer  nur  wenige 
sind,  werden  sie  am  besten  vollinhaltlich  mitgetheilt. 

,So  sol  man  auch  an  keinen  suntag  nach  andern  pan 
feyertagen  von  des  Engelharts  haws  bis  zu  der  kirchen  vnd 
her  wider  an  diser  seytten  von  der  kirchen  bis  an  des  Thomas 
junherren  haws  keinerlei  noch  nichts  was  das  sei  zu  uerkauffen 
fayl  haben  bei  einen  wandel  V  groschen. 

Man  sol  auch  derselben  leden  bei  der  kirchen  gelegen 
nach  ander  leden,  den  suntag  noch  ander  pan  feyertag  sunder- 
lieh  vormittag  keinen  Affen  noch  aufthun  fail  habens  ader  ver- 
kauffens  willen  auch  bei  einen  wandel  V  groschen. 

So  sol  man  auch  die  swein  furbas  nicht  mer  vor  der 
kirchen  ader  auf  dem  marckt  fail  haben  sunder  vor  dem  tor 
ader  auf  dem  sewmarckt  XX  groschen  vom  ydem  tag  ausge* 
nomen  der  markt. 

Es  suUen  auch  weder  pecken^  cramer,  kuchler  nach 
schüster  ader  ander,  wer  di  sein,  irer  schregen  am  sunabend 
vber  nacht  auf  dem  markt  nit  steen  lassen  bei  einen  wandel 
V  groschen/ 

lY.  Uandelspolizei. 

Gewiss  gehören  zu  den  wichtigsten  Vorschriften  jene, 
welche  sich  auf  den  Gross-  und  Kleinhandel,  vor  allem 
auf  den  Kauf  und  Verkauf  der  täglichen  Lebensmittel  beziehen, 
Vorschriften,  welche  sich  häufig  an  die  im  vorhergehenden 
Abschnitte  besprochenen  Verordnungen  enge  anschliessen  und 
sie  ergänzen. 

Hieher  gehört  vor  allem  die  Verordnung,  dass  Jeder,  der 
eine  unrechte  Elle  oder  falsches  Gewicht  verwendet, 
mit  einer  Strafe  von  drei  Pfund  belegt  wird,  eine  Verordnung, 
welche  in  A  und  B  gleich  lautet;  doch  ist  in  B  der  Strafsatz 
später  auf  sechs  Pfund  erhöht  worden. 

Weitere  Gesetze  erscheinen  nur  in  A  und  C,  von  denen 
die  Letzteren  sich  mehr  auf  den  Victualienverkauf  beziehen,  wäh- 
rend die  in  A  enthaltenen  allgemeiner  Natur  und  von  weitaus 
grösserer  Wichtigkeit  sind,  so  dass  es  gerechtfertigt  sein  wird, 
diese  hier  vollständig  wieder  zu  geben :  ^ 

»  Nürnberger  Polizeiordnungen  S.  122  ff.,  191  ff. 


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45 

jAuch  welle  wir  seczen  vnd  gepiten  armen  vnd  reichen 
in  der  stat  vnd  uor  der  stat  vnd  auf  dem  lande,  der  wir  ge- 
waldich  sein  vmb  alle  kaufmansschaft  als  hernach  geschriben 
vnd  vnterschiden  ist. 

Zum  ersten  daz  nimant  f&rbaz  mer  ez  sei  vrowe  oder 
man  deheine  bereitschaft  guidein  grozze  pfenninge  oder  haller 
noch  deheinerlaye  m&nzze  wie  di  genannt  ist  verkaufTen  noch 
geben  schol  vmb  merunge  auf  deheinerlaye  frist  sunder  si 
schuln  vnd  mfigen  recht  kaufmansschaft  geben  vnd  uerporgen 
gewant,  kremereje,  zine  oder  pleyhe  oder  solhe  war  di  rehte 
chafinanschaft  haizzet  vnd  genant  ist. 

Damach  welle  wir,  weihe  vrowe  oder  man  ir  kaufmans- 
schaft verborgen  oder  hin  geben,  die  selben  vrowe  oder  man 
ir  erben  ir  brocezzen  noch  ir  gesellschaft  enschüllen  noch 
enmägen  derselben  egenanten  chafmanschaft  nich  mer  wider 
chaufen  noch  nemen,  sunder  der  den  kaufe  tut  oder  getan 
hat,  der  schol  vnd  mach  dazselbe  sein  gut  andern  leuten  ffir- 
baz  verkaufen  vnd  hingeben  wem  er  wil. 

Wir  wellen  auch,  daz  dehein  vnder  noch  vnder  stat  ge- 
swomer  vnterkevfel  noch  nimant  er  sei  reiche  oder  arme  dehein 
cheufe  machen  noch  tun  schol  auf  frist  vmb  den  dritten,  virden, 
fünften  oder  sehsten  pfenninch  on  geuerd  weder  hervnter  noch 
Hinfber  sunder  er  schol  ie  di  kaufmansschaft,  wie  sie  genant 
ist,  als  vor  gesprochen  ist,  vmb  genant  gelt  uerkaufen  vnd 
vmb  genant  gelt  wider  hingeben. 

Damach  ^  welle  wir,  weihe  frauwe  oder  man  einen  chaufe 
tue  wider  daz  ander,  dazselbe  daz  den  chaufe  tut  daz  schol 
di  kaufmanschaft  alzuhant  vnuerzogenleich  hin  haym  lazen 
tragen  vnd  schicken  in  sein  gewalt  vnd  schol  sie  nicht  lenger 
in  des  vorgenanten  gewalt  lazzen  ligen,  da  wider  der  kaufe 
gesehen  ist  vnd  als  manich  tag  .  vnd  nacht  di  kaufmanschaft 
sich  verligt  bei  dem  der  den  kauf  bat  hingegeben  vnd  getan 
als  oft  schol  er  ie  der  stat  fünf  pfunt  haller  geben. 

Avch  wellen  wir  mer,  weihe  frauwe  oder  man  deheiner- 
laie  aufsiege  oder  fursetz  tun  mit  im  gewern  durch  lenger 
frist  willen  vnd  des  si  mit  piderben  leuten  vberwunden  werden, 
di  Bchvln  payde    von   haupgut  vnd   von   schaden  den   dritten 


'  Dieser  folgende  Abschnitt  ist  ausgestrichen. 


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46 

pfennich  veruallen  sein  der  stat  di  zway  tail  vnd  dem  rihter 
den  dritten  tail. 

Geschehe  aber  daz  deheine  vnder  oder  vnder  stat  vnter- 
keufel  oder  deheine  man  oder  vrowe  der  obgescriben  artikeln 
vnd  gesezzt  in  deheinerlaie  weise  ^ber  f&ren  vnd  prechen  dan 
vor  vnterschiden  ist  vnd  des  si  auch  mit  piderben  leuten  vber- 
czeuget  werden.  Di  schuln  hundert  jar  einen  tack  uon  der 
stat  vnd  von  dem  lande  sein. 

Auch  wellen  wir  vnd  gebieten  welch  vnser  purger  oder 
purgerin  in  unser  stat  deheinerhande  kaufmanschaft  vmb  be- 
reitschaft  kauffet^  daz  sie  furbaz  aufe  dehein  Frist  uerborgen 
sunder  wellent  sis  hie  verkaufen,  so  schulten  sis  vmb  bereit 
gelt  wider  hin  geben;  wolden  sis  aber  auf  deheinen  tag 
verporgen^  daz  schol  niht  hie  geschehen  sunder  si  schullen 
diselben  kaufmanschaft  von  hinne  uerfuren  vnd  anderswo  ver- 
porgen.' 

Zu  diesen  Bestimmungen  kommt  ein  späterer  Zusatz  (am 
oberen  Rande  von  pag.  21) :  ,Auch  anzuheben  an  send  Egidii- 
tage  do  man  zalt  von  Christs  geburte  dreuczehenhundert  jar 
darnach  in  dem  zwey  vnd  sechczigsten  jar  (1362,  I.September) 
schuln  furbaz  vnser  mitburger  vnd  vnser  mitpurgerinne  de- 
heinen kauf  auf  leistunge  weder  hie  noch  anderstwo  vnd  schuln 
in  dehein  leistunge  lazzen  mit  brifen  noch  mit  gelübden  ver- 
sichern noch  vergewissen  weder  vmb  keuffe  noch  vmb  gelt 
noch  leistunge  darumb  nemen  vnd  welch  vnser  mitpurger  oder 
mitpurgerinne  furbaz  einen  kauf  oder  mer  keuffe  gibt  auf 
leistunge  oder  darumb  leisten  lez;  der  oder  di  ist  desselben 
gelts  darvmb  di  leistung  get  den  drittail  veruallen  dem  gericht 
dem  burgermeister  vnd  der  stat  vnd  schol  darzu  ein  jar  uon 
der  stat  sein.^  * 

Derartige  Verordnungen  sind  in  B  und  C  nicht  enthalten ; 
in  C  wird  unter  der  Ueberschrift :  ,Von  den  furkeufflen'  der 
Vorkauf  geregelt.  Nur  vier  Victualienhändler  (pfragner) ,  die 
vom  Rathe  bestellt  werden,  dürfen  auf  dem  Markte  verkaufen ; 
der  Handel  vor  und  unter  dem  Thore  oder  in  den  Gasthäusern 
wird  untersagt.  Die  erwähnten  Fragner  dürfen  aber  am  Freitag 


Ueber  das  LeistongBrecht^  vgl.  Nürnberger  Polizeiordnungen  S.  17  Anm. 


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47 

und  Sonnabend  ,alle  die  weil  vnd  der  kost^  stecket;  den  man 
die  czween  tag  aufstecken  will'  nichts  vorkaufen. 

Y.  Gesundheits-  and  Beinliehkeitspolizei. 

Nur  in  C  sind  Verordnungen  enthalten ,  welche  unter 
dieser  Bezeichnung  zusammengefasst  werden  können  und  auch 
hier  nur  in  geringer  Zahl.  Auffallend  ist^  dass  über  die  Bad- 
stuben  keine  Bestimmungen  vorliegen;  die  wenigen  Raths- 
beschlüsse  betreffen  die  Ausfuhr  des  UnratheS;  das  Niederlegen 
des  Holzes  auf  dem  Marktplatze  und  in  den  Gassen  und  die 
Reinhaltung  der  Röhrbrunnen,  bei  denen  Tuchmacher,  Tuch- 
scherer,  Sattler,  Schuster,«  Fleischer  und  Binder  ihre  Arbeiten 
nicht  verrichten  dürfen.  Diesen  Handwerkern  wird  der  Fluss 
zur  Benützung  bei  ihren  Geschäften  angewiesen. 

Tl.  Dienstbotenordnnng. 

Die  Dienstbotenordnung,  nur  in  C  enthalten,  setzt  die 
Bedingungen  fest,  unter  denen  Dienstboten  vor  der  bedun- 
genen Zeit  den  Dienst  verlassen  oder  aus  demselben  entfernt 
werden  dürfen,  und  gibt  einige  Vorschriften  betreffs  der  sitt- 
lichen AufPährung.  Sie  enthält  acht  Punkte,  von  denen  drei 
hier  einen  Platz  finden  mögen: 

,Auch  so  suUen  dieselben  dienstboten  zu  der  zeit  vmb 
lichtmesz  vnd  sie  kolbeln,^  nit  wenn  einen  tag  kolbeln  vnd 
furbas  in  iren  dinst  geen. 

Auch  so  sol  nymant  vber  die  pirglocken  ym  leythaws  nit 
siezen,  wer  darvber  siezt,  müsz  V  groschen  zu  wandel  geben 
VDd  der  wirt,  der  bei  im  siezen  lest,  auch  souil. 

So  sol  auch  mit  geschrei  vnd  vnczucht  des  nachtes  nach 
der  pirglocken  nymant  auf  dem  markt  noch  der  gassen  vmb- 
geen;  wen  man  darvber  erwischt,  der  müsz  das  wandel  mit 
V  groschen  ader  ist  er  dinstknecht  ader  hantwerckknecht.  So 
wil  man  in  in  den  keller  legen,  es  sei  danu,  das  er  vngeuer- 
lich  in  seins  herren  dienst  vnd  botschaft  gee,  so  ist  im  das 
on  entgelt. 

^  ko9t^  laubiger  Zweig,  Gradl  in  Kuhns  Zeitschrift,  1870,  S.  52.  In  den 
Salzburgischen  Marktordnungen  (Archiv  f.  K.  <5.  G.  IX,  S.  397)  heisst 
es:  ,als  Till  die  weil  der  fann  stekht.' 

^  kolbeln^  müssig  herumziehen.  VgL  Gradl  in  Kuhns  Zeitschr.  17.  Bd. 
(1868),  S.  13. 


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48 


VII.  Zur  Terfassung. 


Hieher  seien  vor  Allem  die  Verordnungen  bezüglich  der 
Erwerbung  des  Bürgerrechts  gerechnet.  Wer  dreimal  vierzehn 
und  noch  drei  Tage  hintereinander  bei  seinem  eigenen  Herde 
(^mit  aygem  rauch')  in  der  Stadt  sitzt,  ohne  sich  um  das 
Bürgerrecht  zu  bewerben^  muss  die  Stadt  verlassen,  und  darf 
sie  erst  nach  zwei  Jahren  wieder  betreten.  Will  er  nach  dieser 
Zeit  das  Bürgerrecht  gewinnen,  so  hat  er  zwanzig  Pfund  zu 
zahlen.  Wer  wegen  Schulden  oder  Vergehen  aus  der  Stadt 
flieht;  verliert  das  Bürgerrecht,  kann  es  aber  wieder  gewinnen. 
Wer  für  eine  bestimmte  Zeit  aus  der  Stadt  verbannt  worden, 
darf  vor  dieser  Zeit  nicht  zurückkehren.  Wer  eines  Mordes 
wegen  entweicht,  verliert  das  Bürgerrecht,  ausser  er  gewinne 
die  Huld  der  Kläger,  worauf  er  durch  Zahlung  von  fünf  (nach 
einem  späteren  Zusatz :  zwanzig)  Pfunden,  wieder  in  die  Reihe 
der  Bürger  aufgenommen  werden  kann. 

Dieser  letztere  Passus  ist  aber  durchstrichen  und  dm'ch 
einen  Randzusatz  ersetzt,  welcher  detailliertere  Bestimmungen 
enthält  und  folgendermassen  lautet:  ,Vnd  wer  einen  mort  tut 
in  der  losunge  als  verre  di  losunge  wentt,  er  sein  purger  oder 
auzmann,  ob  sich  der  mit  den  clagern  vnd  dem  gerichte  wol 
berichtet,  dannoch  schol  er  der  rats  hulde  nicht  haben,  er  gebe 
danne  vor  funfczig  pfunt  haller  an  di  stat,  noch  schol  in  di 
losunge  nicht  komen;  wirt  er  vber  daz  darinne  begriffen,  ez 
kost  im  den  hals.^ 

Es  ist  nicht  schwer  zu  sagen,  wie  dieser  Mord  in  der 
Losung  aufzufassen  sei.  Unter  Losung  verstand  man  in  Nürn- 
berg die  bürgerlichen  Abgaben  und  Steuern,  welche  von  den 
beiden  ersten  Rathsgliedem  verwaltet  wurden,  die  daher  die 
Losunger  hiessen.  <  Ebenso  verstand  man  in  Eger  unter  Lo- 
sung alle  Beiträge,  welche  die  Stadtbürger  zur  Bestreitung  der 
Steuern ,  der  Gehalte  und  sonstigen  städtischen  Bedürfnisse 
nach  dem  Werthe  der  Gebäude,  Einrichtungsstücke,  der  Capi- 
talien,  Leibrenten,  Preciosen  u.  dgl.  gemäss  jährlicher  Angaben 
zu  entrichten  hatten.  Die  Verwaltung  dieser  Gelder  hatten 
die  vier  Losunger,  von  denen  zwei  zugleich  auch  Rathsherren, 
die    anderen    zwei    aber    Bürgermeister    sein    mussten.      Die 

^  Nürnberger  Polizeiordnnngen  S.  13.  Chroniken  d.  d.  Städte  I,  8.  382. 


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49 

Steuern ,  welche  zu  demselben  Zwecke  von  der  Geistlichkeit, 
den  Qutsbesitzem  im  Gebiete  der  Stadt  Eger  und  den  Grund- 
holden entrichtet  werden  mussten,  führten  nicht  die  Bezeich- 
nung ^Lo8ung%  sondern  hiessen  Bern-  und  Klohsteuer  (d.  i. 
Elauensteuer,  von  der  Anzahl  der  gehaltenen  Rinder  und  Pferde) 
und  wurden  darüber  eigene,  von  den  Losungsbüchem  ver- 
schiedene Bücher  gefuhrt,  welche  sich  zum  grössten  Theile 
noch  erhalten  haben J  Es  kann  demnach  der  Ausdruck:  ,ein 
mort  in  der  losunge,  als  verre  di  losunge  wentt'^  (ein  Mord 
in  der  Losung,  soweit  die  Losung  reicht)  nur  als  ein  Mord  im 
eigentlichen  Stadtgebiete  aufgefasst  werden,  und  einem  solchen 
Mörder  ist  es  wohl  möglich,  die  Huld  des  Rathes  durch  Zah- 
lung von  fünfzig  Pfunden  zu  erwerben,  es  wird  ihm  jedoch 
der  Eintritt  in  das  eigentliche  Stadtgebiet  nicht  mehr  gestattet. 

In  B  ist  diese  letzte  Bestimmung,  welche  den  Mord  in 
der  Losung  betrifft,  mit  denselben  Worten  im  Texte  enthalten. 
Hieher  muss  aber  auch  der  Zusatz  am  unteren  Rande  gehören, 
welcher  so  lautet:  ,Vnd  wer  einer  volleist  bekennet,  ob  der 
nimmer  messer  geruckt,  dannoch  mus  er  der  stat  fimf  pfunt 
geben;  ruckt  er  messer,  so  mus  er  fünf  pfunt  geben  vor  daz 
messer  vnd  sonst  fünf  pfunt  vor  die  volleist  an  die  stat' 

Auch  im  Texte  erscheinen  neue ,  wesentliche  Bestim- 
mungen. Auch  hier  steht  der  Satz,  dass  die  aus  der  Stadt 
Verwiesenen  die  Stadt  die  volle  Zeitdauer  der  Verweisung  zu 
meiden  haben,  aber  ein  Randzusatz  sagt :  ,vnd  geben  ir  losunge 
die  weil^  Uebrigens  steht  dieser  Punkt  zwischen  zwei  Be- 
stimmungen, welche  offenbar  zusammen  gehören,  und  von  denen 
der  vordere  Theil  auch  in  A  erscheint,  der  spätere  dagegen 
nur  in  B  enthalten  ist.  Durch  die  Gegenüberstellung  dieser 
zwei  Punkte  wird  die  Sache  klarer  werden. 

A  B 

,Vnd  wer  uon  gult  oder  vn-  ,Vnd  wer  von  vnfuge   oder 

fug  wegen   uon   der   stat    ent-  von  gult   wegen   von  der  stat 

weicht,  der  schol  vnser  purger  entweichet,  der  schol  nicht  mer 

nicht  sein  furbas,  danne  er  ge-  burger   hie   sein ,    er   gewinne 

wiune  sein   purgerrecht  wider  danne   burgerrecht   wider  vnd 


»  Pröckl  I,  8.  402;  Drivok,  8.  268,  269. 

^  In  B  heiflst  es :  ^aU  verre  die  lonmge  wendet^  (sich  erstreckt).  Vgl.  Lexer 
Mhd.  Handwörterbuch  III,  760. 
irchir.  Bd.  LX.  I.  Hilfte.  4 


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50 

vnd  der  clager  hulde.  vnd  di,  der  clager  hulde.  Vnd  die, 
den  di  stat  verboten  wirt^  di  den  die  stat  verboten  wirt^ 
sein  ir  gesaczt  zeit  auzzen/  die  sein  ir  gesaczte  czeit  au- 

szen  (am  Rande:  vnd  geben  ir 
losunge  die  weil),  noch  sein 
weip  schol  nicht  mer  purgerin 
hie  sein  noch  man  schol  kein 
losunge  von  ir  nemen  vnd  sein 
weip  vnd  sein  kinder  scholn 
sich  in  virczehen  tagen  auch 
auz  der  stat  czihen  vnd  wer 
vber  daz  in  der  stat  begriffen 
wirt,  ez  sei  frowe  oder  man, 
den  wil  der  rat  an  dem  leibe 
(strafen),  daz  er  im  czu  swer 
wirt  vnd  wer  on  des  rates  vr- 
laub  vnd  wizsen  her  wider 
kumpt  vnd  hie  siezet,  wirt  er 
hie  begriffen ,  ez  kost  in  den 
leip  oder  bust  in  daz  ez  im 
czu  swer  wirt/ 

Es  scheint  mir  eines  Beweises  nicht  zu  bedürfen,  dass 
der  mit  ,noch  sein  weip  schol  .  .  .'  beginnende  Satz  nicht  zu 
dem  unmittelbar  vorhergehenden  gehört,  der  von  den  Ver- 
bannten handelt,  sondern  zu  dem  vor  diesem  stehenden :  ,Vnd 
wer  von  vnfuge  .  .  /  ^  Der  Sinn  ist  demnach  folgender :  Wer 
eines  Vergehens  oder  Schulden  wegen  die  Stadt  verlässt,  ver- 
liert das  Bürgerrecht ;  auch  sein  Weib  soll  nicht  mehr  Bürgerin 
sein  und  muss  mit  den  Kindern  innerhalb  vierzehn  Tagen 
gleichfalls  die  Stadt  verlassen. 

In  C  ist  von  allen  diesen  Verordnungen  keine  enthalten, 
dagegen  erscheinen  hier  ganz  neue,  die  wohl  am  besten  in 
ihrem  ganzen  Umfange  wiedergegeben  werden. 

,Es*  sullen  auch  alle  die,  dy  hie  siezen  ader  hanttirung 
ader  hantwerck  treiben  vnd  nit  burger  sein,  sich  jnnerhalb 
virczehen  tagen  gen  einen  rate  beweisen    vnd   sich   mit  einem 


•  Msc:  Sich. 

1  Dem   Sinne    wie   der  grammatischen   Construction  entspricht    nur   diese 
Deatnng. 


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51 

rate  vertragen  vnd  thun,  als  uil  eynen  burger  zu  tun  geburt. 
Wer  des  nit  tut  vnd  in  freuel  darvber  siezt,*  den  wil  man 
mit  weib  vnd  kindern  von  hinne  weisen  als  eynen  vnge- 
horsamen. 

Welcher  wirt  auch  einen  sulchen  wissenlich  dorvber  bei 
ym  herbergt  vnd  helt,  der  musz  ein  schok  zu  pus  geben. 

Vnd  als  ein  yder  burger  schuldig  vnd  pflichtig  ist  aids 
halben,  so  er  nymmer  burger  sein  vnd  sich  von  hynnen  zyhen 
wil,  daz  er  sich  vor  in  einen  siezenden  rate  mit  eins  rats 
wiUen  vnd  wissen  vrlauben  vnd  entbrechen  sei  vnd  ab  er  mit 
ymand  ader  ymant  mit  im  zu  tun  hat,  sich  an  recht  benugen 
lassen,  daz  lassen  vnser  herren  dobei  bleiben. 

Ab  ader  dorvber  ymant  in  seinem  aigen  willen  vnd  vn- 
bedechtlich  seins  aids  sich  anders  dorinn  halten  vnd  mutwillig- 
lich  weckzihen  vnd  seinen  aid  nit  genuk  tun  wolt  ader  in  die 
freyung  ging  ader  vmb  gleit  herben  lies  ader  entrwnne,  wie  daz 
kome,  den  wollen  vnser  herren  halden  vnd  haben  als  eynen 
mannayden  vnd  im  auch  weib  vnd  kind  von  stund  an  nach- 
jagen, dann  auszgenomen,  ab  in  nott  dorzu  drunge  zufellicher 
sach  halben,  domit  vnd  dodurch  er  sein  leib  vnd  leben  fristen 
müste,  daz  ist  vnd  sol  im  an  seinen  aid  dorumb  das  er  burger- 
recht  vor  einen  rat  nit  aufgeben  kan,  on  entgelt  sein,  doch  so 
verren  vnd  er  sust  dem  anderen  vnd  er  gesworen  hat  gnuck 
tut  vnd  nachkumet  on  geuerd. 

Man  soll  auch  alle  vnd  yglich  erbe  vnd  guter  in  der  stat 
ader  vorstat  gelegen,  wes  die  sein,  verwesen  vnd  Verlosungen. 

Es  sol  auch  nymant  der  wesenlich  hie  siezt  vnd  burger 
ader  diener  ist,  kein  ander  herschaft  vnd  versprechnusz  haben 
dann  einen  rat  vnd  dem  gehorsam  vnd  vndertenig  sein  in  masz 
des  menicklioh  gesworen  hat.' 

Erst  nach  der  Abfassung  der  zweiten  Redaction  kam  ein 
Rathsbeschluss  zu  Stande,  welcher  neue  Bestimmungen  über 
das  Bürgerrecht  feststellte  und  der  hinter  der  zweiten  Redaction 
(pag.  41)  Platz  gefunden  hat.  Jeder,  heisst  es  darin,  welcher 
das  Bürgerrecht  erlangt  hat,  soll  fünf  Jahre  nacheinander  in 
der  Stadt  seinen  festen  Sitz  haben.  ^    Will  er  innerhalb  dieser 


'  Msc. :  hesiczt. 

<  Vgl.  das  Rechtsbuch   der   Stadt    Brixen.    Im  Geschieh tsfrennd ,   Brizen 
1866,  8.  220. 

4» 


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52 

Zeit  wegziehen^  so  hat  er  eine  Summe  von  200  Pfund  Heller 
zu  entrichten :  ein  Bürger^  von  dem  der  Rath  die  Meinung  er- 
langt, dass  er  der  Stadt  zum  Schaden  gereiche,  kann  die  Er- 
laubniss  zum  Wegziehen  auch  ohne  die  Verpflichtung  zur 
Zahlung  der  genannten  Summe  erhalten,  ja  er  kann  zum  Ab- 
züge gezwungen  werden.  Innerhalb  der  ersten  fünf  Jahre  darf 
kein  Bürger  weder  in  den  Rath  noch  als  Schöffe  noch  endlich 
als  Sechsunddreissiger  gewählt  werden. 

Hier  schliesst  sich  am  besten  an,  was  an  Verordnungen 
über  die  Aufnahme  der  Juden  in  die  Judenschaft  von  Eger 
vorhanden  ist.  B  und  C  enthalten  darüber  nichts,  wiewohl 
anzunehmen  ist,  dass  es  gerade  darüber  an  Bestimmungen  nicht 
gefehlt  haben  wird.  In  A  trägt  ein  Zusatz  am  oberen  Rande 
von  pag.  16  folgende  Verordnung: 

,Ez  schol  auch  dehein  Jude  hie  zu  Eger  zu  Jude  empfangen 
werden,  ez  geschech  danne  in  offem  rat  vor  dem  burgermeister 
vnd  vor  den  vom  rat  vnd  schuln  allezit  der  burgermeister  vnd 
di  vom  rat  di  vir  maister  der  Juden  besenden  vor  e  derselbe 
jud  zu  Jude  empfangen  werde  vnd  sich  an  denselben  vir  mai- 
stern  der  Juden  ervaren,  ob  derselbe  Jude  der  stat  fugsam  sei 
oder  nicht. ^ 

Sonst  enthalten  die  systematisch  geordneten  Gesetzbücher 
keine  die  Juden  betreffende  Verordnung;  dagegen  ist  auf 
pag.  24  ein  Bruchstück  eines  Rathsbeschlusses  vorhanden,  der 
sich  auf  die  Ausdehnung  ihrer  Häuser  in  der  Stadt  bezieht, 
Näheres  aber  nicht  erkennen  lässt.  Einer  auf  der  Innenseite 
des  Vorderdeckels  stehenden  Verfügung  ist  schon  Erwähnung 
geschehen.  Der  Rest  der  in  den  Gesetzbüchern  enthaltenen 
Verordnungen  bezieht  sich  auf  die  Ehe,  und  die  Geschäfte. 

Bezüglich  der  Ehe  enthält  A  im  Texte  (pag.  13)  eine 
durch  viele  kleine  Randzusätze  und  Correcturen  sehr  veränderte 
und  schliesslich  doch  ganz  ausgestrichene  Stelle.  Ohne  auf 
kleine  Zusätze  einzugehen,  stelle  ich  die  zwei  Hauptfassungen 
dieser  Verordnung,  die  übrigens  dasselbe  sagen,  nebeneinander. 

,Vnd  welchez  daz  ander  an-  ,Vnd  welchez  daz  ander  an- 

sprichet  vmb  ein  ee,    enpricht  sprichet  vmb  ein  ee,  vnd  daz 

daz  mit  dem  rechten,    daz  an-  ander,  das  angesprochen  wirt, 

gesprochen  wirt,    so  schol  daz  laugent,  so  geb  daz,    daz  daz 

daz   daz    ander  ^  angesprochen  ander  anspricht  der  stat  cehen 


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53 

(hat,    der)    stat    cehen    pfunt  pfunt    haller,    ez    sey    vrowe, 

haller    geben ,    ez   sey    vrowe,  junchurowe  oder  man  oder  sey 

junchurowe  oder  man  oder  sey  zway  jar  uon  der  stat,  wer  dez 

zway  jar  uon  der  stat,  wer  dez  gelts  nicht  habe/ 
gelts  nicht  habe/ 

Wer  also  Jemanden  des  nicht  gehaltenen  Eheversprechens 
anklagt,  verfällt,  wenn  die  Unschuld  des  Angeklagten  erwiesen 
wird,  in  eine  Strafe  von  zehn  Pfund.  Dabei  ist  jedoch  zu  be- 
merken, dass  bei  ,daz  ander'  der  ersten  Zeile  die  Randbe- 
merkung: ,vnd  svnst  ehalben  (ehalten?)  ist'  steht. 

In  diesem  Zusammenhange  ist  die  pag.  17  stehende  Ver- 
ordnung anzuführen.  Nach  derselben  sollen  Kinder,  welche 
ohne  Einwilligung  der  Eltern  zur  Ehe  schreiten,  enterbt  (ent- 
wert vnd  enterbet)  werden  und  jene  Eltern,  welche  nachträg- 
lich einwilligen,  und  solchen  Kindern  heimlich  von  ihrem  Ver- 
mögen etwas  zukommen  lassen,  verfallen  in  eine  Strafe,  deren 
Grösse  jeweilig  vom  Rathe  bestimmt  wird. 

Diese  letzteren  Verordnungen  fehlen  in  B  und  stehen 
auch  in  A  zerstreut  und  ohne  Zusammenhang  mit  den  vorher- 
gehenden und  nachfolgenden  Punkten.  In  C  stehen  sie  wohl 
unmittelbar  nacheinander,  aber  nicht  in  dem  richtigen  Zu- 
sammenhange ;  auch  sind  jetzt  die  Strafsätze  ganz  verschiedene 
geworden.  Zur  Vergleichung  mit  den  Verordnungen  des  vier- 
zehnten Jahrhunderts  mögen  die  des  fünfzehnten  hier  vollin- 
haltlich einen  Platz  finden: 

,Auch  seczen  vnsere  herren,  das  sich  keins  bui^ers  ader 
burgerin  reicher  ader  armer  tochter,  swester  ader  freundin  on 
irer  eitern  freund  ader  furmünden  willen  vnd  wissen  zum 
sacrament  der  heiligen  ee  selbs  nit  hingeben  nach  mit  keinen 
verlüben  ader  versprechen  sol;  welche  aber  dawider  tut,  die 
soll  mit  sampt  demselben,  dem  sie  die  gelubde  getan  hat  funff 
jar  ausz  stat  vnd  land  sein. 

Wurd  auch  eins  burgers  ader  burgerin  tochter  ader 
freundin  von  ymand  angesprochen  vmb  die  ee  vnd  entpfil  ym 
mit  recht,  so  sol  derselbe,  der  sie  angesprochen  hat,  funff*  jar 
awsz  stat  vnd  land  sein. 


*  fwnff  igt  durchstrichen  und  steht  dafür  am  Rande:  drei. 


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54 

Vnd  desgleich  ab  eine  einen  umb  die  ee  ansprech  vnd 
er  ir  mit  recht  entpfiel^  sol  dieselbe  auch  funff  jar  aws  stat 
vnd  land  sein.' 

Bezüglich  des  Vorgangs  bei  Abfassung  und  Durchführung 
letztwilliger  Anordnungen  (Geschäften)  sind  nur  in  C  eine 
Reihe  von  Verfügungen  enthalten;  sie  stehen  pag  17 — 19  und 
lauten : 

,Seczen  vnd  wollen  vnsere  herren,  daz  die  alle  yglich, 
den  da  gescheft  beuolhen  werden,  für  einen  rate  zu  bringen 
vnd  zu  bestetigen  lassen,  es  sei  müntlich  ader  schriftlich,  das 
sie  bei  iren  aiden,  die  nach  des  abgangen  tode  in  vier  ader 
sechs  Wochen  furtragen  vnd  lawtmeren  sullen,  dy  wil  ein  rate, 
so  die  aufrichtig  zugeen,  bestetigen  vnd  darob  sein,  das  eins 
yglichen  leczter  wille  einen  furgank  hab,  also  was  selgerete 
sein,  daz  die  gehalten  werden  und  das  man  witben  vnd  waisen 
vor  sei,  daz  redlich  vnd  aufrichtig  ist  vnd  von  waisenhabe  alle 
jar  rechnung  thu  vor  tzweyen  des  rats,  die  ein  rat  dortzu 
geben  wil. 

Wer  auch  sulch  gescheft  lenger  dann  vorberurt  ist,  ver- 
hield  vnd  nit  furbrecht  den  wil  ein  rat  dorvmb  straffen,  als 
er  des  zu  rate  wirdet. 

Vnd  sulch  gescheft  sol  man  thun  mit  ader  vor  tzweien 
des  rats,  zweien  schopffen  ader  zweien  sechsvnddreyssigen  vnd 
sust  vor  nymand,  dieselben  sullen  auch  so  sie  dorzu  beruft 
vnd  gefedert  werden,  so  eins  in  kranckheit  ader  seuchpette 
ligt,  in  achtung  haben,  das  der  kranck  sein  Vernunft  hab  vnd 
das  sie  sulch  gescheft  von  im  selbs  hörn  vnd  aufnemen,  daz 
das  aufrichtig  vnd  vngeuerlich  zugee,  als  das  dann  einen  ydem 
seinen  aytt  kost. 

Ab  auch  einer  bei  gesunden  leib  ein  besigelt  gescheft 
tut  vnd  nymant  beuolhen  wirt  furzubringen,  so  sullen  dannoch 
die  erben  ader  furmünden  ader  wer  das  ynnhat,  das  in  obge- 
melter  zeit  furb ringen  vnd  hören  lassen,  damit  ein  rat  sich 
verrer  dorynn  vnd  domit  zu  halten  weisz  vmb  selgeret  vnd 
anders;  wer  ader  das  verhielt  vnd  nit  furbrecht,  den  wil  ein 
rate  aber  straffen,  wie  er  das  zu  rate  wirt. 

Es  seczen  vnd  wollen  auch  vnsere  herren,  daz  man  furbas 
den  geistlichen  keinen  zinsz  auf  kein  erbe  ader  gut  ver- 
schreiben nach  kein  erbe  zuaigen  sol  on  eins  rats  willen  vnd 
bewust;    geschee  es  ader  dorvber,    das   sol  kein  kraft  haben. 


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56 

Vnd  ab  auch  den  geistlichen  jrmand  icht  schiken  ader 
geben  wil^  das  sol  vnd  mag  man  tun  mit  paren  geld  vnd  nit 
an  erben  ader  erbzinsen. 

So  Bol  man  auch  nymanden  keinerlei  erbe,  guter  ader 
zinsz  aws  stat  vnd  lande  nit  verkauffen  noch  mit  nymand  ab- 
wechseln dadurch  vnd  damit  das  stat  vnd  lande  mocht  enzogen 
werden. 

Auch  alle  die  dy  pfrunde  in  die  orden  kauffen,  es  sein 
frawen  ader  man,  die  sullen  und  müssen  gleichwol  losung 
geben  vnd  mitleidung  haben  als  ander  mitburger  ader  sich  mit 
einen  rate  darvmb  vertragen,  wie  sie  des  stat  an  einen  rate 
gehaben  mügen/ 

Die  Letzteren,  die  Geistlichkeit  betreffenden  Verfügungen 
bezweckten  offenbar  dasselbe,  was  mit  der  Urkunde  König 
Karls  IV.  vom  27.  Jänner  1358,  *  nach  welcher  die  Geistlich- 
keit in  der  Losung  der  Stadt  und  des  Gerichtes  keine  Liegen- 
schaften, Leute  und  Gülten  erwerben  dürfte,  bezweckt  wurde ; 
die  Steuerfreiheit  des  Klerus  würde  durch  solche  Erwerbungen 
die  Entrichtung  der  jährlichen  Losung  zu  beschwerlich  ge- 
macht haben. 


Dies  ist  der  Inhalt  der  Verordnungs-  oder  Gesetzbücher 
der  Stadt  Eger.  Später  scheint  man  solche  systematische  Zu- 
sammenstellungen nicht  mehr  versucht  zu  haben.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  trug  man  die  Verord- 
nungen, jetzt  Proclamationen  genannt,  in  eigene  Bücher  ein, 
die  Proclamabücher  genannt  wurden.  Es  sind  iUr  die  Zeit 
von  1562  bis  1790  achtzehn  Bände  vorhanden;  eine  reiche 
Quelle  für  die  jeweiligen  Culturverhältnisse  der  Stadt. 

Aus  dem  übrigep  Inhalt  des  Pergamentcodex  vom  Jahre 
1352,  seien  als  Beilagen  zu  dieser  Abhandlung  noch  einige 
Stücke  mitgetheilt,  welche  für  die  Geschichte  der  Verwaltung 
der  Stadt  von  Bedeutung  sind  und  theilweise  jenen  Beilagen 
entsprechen,  welche  dem  ersten  Bande  der  Chroniken  der 
deutschen  8tädte  (Leipzig  1862)  beigegeben  sind.  Sie  enthalten 
die  Zollordnung   der   Stadt  E^er,    die   Einnahmen    der   Stadt, 

'  A.  Hub  er,  Regesten   des   Kaiserreichs   unter  Kaiser  Karl  IV.  Nr.  2747. 


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56 

eine  Verordnung  bezüglich  des  Ungeldes,  eine  Verordnung  die 
Freiung  bei  den  Barfössern  in  Eger  betreflfend,  Nürnberger 
und  Regensburger  Leibgedinge,  das  Schrotambt  und  eine  Ver- 
ordnung bezüglich  der  Lehen  von  St.  Niklas  in  Eger.  Alle 
diese  Beilagen  stammen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  vierzehnten 
Jahrhunderts. 


BEILAGEN. 


1.  Zollordnnng  von  Eger. 

c.  1352. 

(pag.  1-3.) 

Dicz  ist  der  stat  czol. 

Wizzet,  daz  Regenspurger  noch  N&renberger  *  chain  czol 
geben  an  allen  Sachen,  si  chaufen   oder  uerchaufen  zu  Eger. 
Welch  gast  ein  ganz  tuch  kauft,    ez  sey  grawe  oder  geuerbet, 
der  gibt  dem  richter  ein  haller  uom  tuch  zu  czol. 

Welich  gast  wein  oder  mete  hü  chaufet  vnd  den  uon 
hinnen  ffiret,  der  gibt  ye  uon  dem  podem  ain  haller.  Vnd  waz 
unter  aim  aimer  ist,  da  gibt  man  nicht  uon.  Vnd  waz  weins 
hü  durch  get  oder  welcherley  chaufmanschaft  ez  sey,  do  czollet 
man  nicht  uon.  Welch  gast  hü  wein  schenket,  der  gibt  uon 
dem  podem  ain  pfunt  haller  den  pui^ern  vnd  der  stat  ir  vn- 
gelt  als  recht  ist,*  vnd  char(?)  chain  gast  chain  aimer  weins 
uerchaufen.  Vnd  welch  purger  des  vberret  werde,  der  ain 
gast  wein  auzschenket  oder  pey  annern  hingebe,  der  müste 
der  stat  geben  ffinf  pfunt  haller  oder  nympt  er  sich  mit  seinem 
rechten  dauon,  so  darf  er  nicht  geben. 

Welch  gast  ain  pfert  chaufet  oder  uerchaufet,  der  gibt 
dem  richter  zwene  haller  zu  czol. 

•  vnd  der  stat  ir  vngelt  ah  recht  ist  —  von  späterer  Hand  am  Rande. 
^  Vgl.   die   Zollfreiheit   der   Nürnberger   von    1332,    12.   September,   in  der 
Cbron.  d.  d,  Städte  I,  8.  222. 


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57 

Welch  gast  ein  k&  chaufet  oder  uercfaaufet,  der  gibet 
dem  richter  ain  haller  zu  zol. 

Vnd  welch  gast  rindesheute  oder  pferdesheute  chaufet 
oder  uerchaufety  der  gibt  dem  richter  uon  czehen  heuten  ain 
haller  zu  czoUe. 

Welch  gast  chaufet;  der  gibt  dem  richter  uon  czehen 
schaixielen;  di  do  czeitich  sint,  ain  haller  zu  czoUe. 

Yeder  gast,  der  do  herchfimet;  der  mag  wider  ain  purger 
chaufen  palge  oder  hevte  wenig  oder  uil.  Aber  ain  gast  mag 
wider  ain  andern  gast  nicht  gechaufen  vnter  ainem  virtail. 

Welch  gast  wolle  chauffet  ader  uerchaufet;  der  gibt  dem 
richter  uon  czweien  stain  ^  ain  haller  zu  czoU. 

Welch  gast  honig  chaufet  oder  uerchaufet,  der  gibet  ye 
uon  dem  aimer  ain  haller  zu  czolle  dem  richter. 

Jeder  wagen,  der  daher  uert  auz  der  uoyte  lande  oder 
uon  Sachsen,  der  gibt  uir  haller  zu  czolle,  der  gehört  ainer  zu 
der  prucken.  Vnd  der  käme  gibt  zwene,  der  gehört  ainer  zu 
der  prucken.  Vnd  welch  gast  hü  durchuert,  ez  sey  gegen 
Peheim  oder  gegen  Payren,  der  gibt  uon  dem  wagen  zwen 
baller.    Vnd  von  dem  karren  ain  haller. 

Welch  gast  hü  körn  chaufet  vnd  daz  auzfuret  uon  hinnen, 
der  gibt  ye  uon  dem  kar  ain  haller  zu  zolle.  Vnd  uon  zweien 
Schafen  ain  haller.  Vnd  uon  zweien  Schweinen  ain  haller 
zu  czolle. 


II.  Einnahmen  der  Stadt  Eger  (Platzzinse!). 

c.  1360. 

(pag.  22.) 

Der  stat  zins. 

Daz  schrotampt L  pfunt 

Di  goltsmid* 11  pfunt 

Di  kreckm  . .  2  » U  pfunt 

Di  protpenck* V  pfunt 


*■  ausgestrichen. 

'  itain,  m.   ein   Gewicht  von  20  Pfand  (in  Nürnberg),    von   26  Pfand  (in 

Krakaa).  Vgl.  die  Chroniken  d.  d.  St.  I,  108. 
'  kreciem,  kreischen  Schenke. 


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58 

Dl  flayschtisch VI  pfant 

Auf  der  flutrinnen  zwischen    dem   ffig8pon(?) 

vnd  dem  spigelpecken I  pfont 

Auf  des  SchAnnperger  haus I  pfunt 

daz  ligt  wiist. 

Di  torwertlinne       Vi  pftu^t 

Di  zigelhÄtte LX  haller 

Zwischen  den  obem  tArn I  pfunt 

Der  Seydenswancz XXX  haller 

Des  Meinhard  Helffers  haus LX  haller 

(darf&r  sperret  er  daz  tor  bei  den  ramen) 

vnd  hinten  an  der  parfuzzen  hof  auf  der 

hofstat,  darauf  an  der  statmavr  saz  Fren- 

czel    T&ler  I   pfunt  ^    ob   diselb    hofstat 

gebawet  würde. 

Item  der  prucken  zol IV2  pfunt 

Der  smid  von  Frownr(eut) 7^  pf^*^* 

Item  auf  dem  galgenberg  des  Friczschen  Sol- 

dens  ^garten   zu   selgeret  auf  stege  vnd 

wege *   .     .     .  I  pfiint 

geltS;  di  manschaft  des  purgermeisters. 
Item  der   p&tel  haus  ist  der  stat  das  in  dem 

burgerlein  (?)  leit.* 
Item  di  neuw  czigelhuet  by  des  Hulers  hof  .       XX  groschen 
Item   auf   dem    tamme,    den   Hensel    Golner 

ynnen.  hat V2  pfunt 

Item  auf  des  Michel  Juren  haus      ....         III  pfunt 

czu  Stegen  vnd  czu  wegen. 
Item  der  anger  vom  hauslein  auf  dem  schef- 

tore Uli  pfunt 

Item  von  dem  obem  bütelhof  czwisschen  der 

mauwer  auch IUI  pfunt 

Item  auf  dem  haus  in  der  stat  Nickel  ym  hof  I  pfunt 

czum  pruckel  vorm  scheftore. 

Item  Hensel  c  .  .  .  fex  ^ I  pfunt 

Item  vnd  das  nehst  haub  dobey I  pfunt 

vnd  auf  denselben  cwayen  heuszern  hat 


*■  Dieser  ganze  Posten  ist  ausgestrichen. 
^  carnifßx? 


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59 

der  Nikel    Pinckel   vnd   sein   bruder   di 

manschafft  vnd  auf  iedem  haus  II  huener 

czyns. 
Item  von  dem  garten  czwisschen  der  mauwer 

beym  multore VIII  groschen 

Rem  die  wolwage L  pfunt 

(Weiteres  herausgeschnitten). 


IIL  Verordnung  bezäglich  des  Ungeldes. 

(Zweite  Hälfte  des  14.  Jahrh.) 

(pag.  23.) 

Wir  der  purgermaister  vnd  der  rat,  gemayn,  di  scheppfen 
vnd  die  sechsvnddreyczig  gemainichleichen  der  burger  czu 
Eger  sein  ayntrechtigcleichen  mit  verayntem  willen  durch  ge- 
maynen  nucz  vnd  notdurflFt  armer  vnd  reicher  vberayn  chomen 
vmb  das  vngelt,  ^  das  die  stat  von  alter  eingenomen  hat  von 
weyne,  von  meto  vnd  von  pire,  das  in  vnszer  stat  gemainen 
nucz  vnd  frvmen  chvmpt,  chvmen  ist  vnd  chvmen  schoL 
Czvm  ersten  von  allen  den  weyn,  den  man  hie  in  der  stat 
anczappfft  vnd  schenkt  wie  man  den  dann  verchaufft,  so  schol 
man  geben  czu  vngelt  ye  vom  aymer  weyns  vire  ndsel,  gelt 
als  vil  do  füre,  als  er  gilt. 

Auch  sein  wir  vberayn  chomen,  das  man  von  allen  meten, 
di  man  hie  sewt  vnd  breuwt,  so  schol  man  geben  czu  vngelt 
ye  vom  fuder  mets  vire  vnd  czwanczig  Schilling  haller  werung 
der  stat. 

Auch  sein  wir  vber  ayn  chvmen,  das  man  von  allem  dem 
pire,  die  man  hie  seuwt  vnd  prewt  in  gemaynen  oder  in  aygen 


Wann  das  Ungeld  in  Eger  aufgekommen  ist,  wissen  wir  nicht;  in  dieser 
Verordnunj^  wird  gesagt,  dass  die  Stadt  es  seit  alter  Zeit  einhebe.  In 
Nürnberg  kommt  es  in  den  frühesten  Rechnungsbüchern  von  1377  und 
1378  vor;  in  dieser  Stadt  wurde  1386  eine  neue  Einrichtung  bezüglich 
des  Ungeldes  getroffen  ,  das  ausschliesslich  auf  Wein,  Bier  und  Meth 
gelegt  wurde.  Auch  unsere  vorliegende  Verfügung  bezweckt  nicht  die 
erste  Eänfuhrung  dieser  Consumtionssteuer ,  sondern  eine  Reform  und 
dürfte  ungefAhr  aus  derselben  Zeit  stammen  wie  die  Nürnberger.  Vgl. 
Chroniken  d.  d.  StÄdte  I ,  S.  281. 


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60 

pronhensem  vnd  wer  di  prewt,  der  schol  geben  czti  yngelt  ye 
von  aynem  kare  malcz  czwen  Schillinge  hall  er  der  statwervnge. 
Vnd  das  vorgenante  vngelt  geben  die  schenken  nicht  von  dem 
iren,  sunder  wir  haben  das  alte  stat  nAsel  myner  lazen  machen, 
dovon  sein  si  des  vnengelt  vnd  mfizen  das  arme  vnd  reich 
geben,  di  das  tryncken. 


IT.  Die  Freiang  bei  den  Barfttsseni  in  Eger. 

c.  1360. 

(pag.  25.) 

Wir  der  burgermeister,  der  rat,  die  secfasvnd  dreyzsig 
vnd  die  gemein  der  barger  czn  Eger  haben  mit  gemeinem 
rate  vnd  veraynten  willen  durch  gemeinen  nucz  vnd  notdurfft 
armer  vnd  reicher  gesaczt,  daz  alle  die,  die  in  die  freyunge 
czu  den  barfuzzen  flihen  oder  entweichen  vmb  welche  sache 
daz  ist,  daz  ir  keyner  lenger  freyimge  darinne  haben  schol 
dann  virczehen  tage,  ligt  aber  ymand  lenger  darinne,  den  mögen 
vnd  schuln  daz  gerichte  vnd  wir  dann  herauznemen  vnd  mit 
im  tun,  daz  recht  ist,  auzgenumen  des,  ob  czwen  herren  vom 
rate  oder  czwen  scheppfen  sehen,  daz  den,  der  in  der  freyunge 
ist,  sulche  kranckheit  hindert,  daz  er  von  stat  nicht  m&ge,  so 
schol  er  aber  virczehen  tage  freyunge  haben  vnd  also  als  lange 
vncz  man  im  die  freyunge  aufsagt. 

Auch  haben  wir  gesaczt,  daz  keyn  geechter  man  oder 
dem  die  stat  verboten  ist,  keyn  freyunge  czu  den  barfuzzen 
nicht  haben  schol. 

Y.  Nflrnberger  und  Regensbnrger  Leibgedinge. 

(p.  43—56.) 
Di  leipdinch  gein  Nurmberg. 

(1352,  9.  Mai.)  Wir  der  purgermaister  die  purger  uom 
rate^  die  scheppfen,  die  sechs  vnd  dreizzig  vnd  die  gemein 
der  stat  ze  Eger  .  .  .  tun  kunt,  daz  wir  ze  kaufen  geben  dem 
ersamen  vnd  bescheiden  manne  herrn  Otten  dem  Graner  purger 
ZV  Nurenberg  hundert  pfunt  haller  vnd  zweinczig  pfunt  guter 


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61 

taller  gulte^  die  ze  Eger  geng^e  vnd  geb  sein  ze  einem  rechten 
eipgeding  auf  vnser  etat  ze  Eger  .  .  .  virczig  pfunt  haller  auf 
)tten  seine  suns  leip,  virczig  pfunt  haller  auf  Oregorien  seins 
uns  leip,  virczig  pfunt  haller  auf  Chunrads  seins  suns  leip, 
talb  auf  sand  Michelstag  vnd  halb  auf  sand  Walpurgtag  .  .  . 
k)  geben  wir  im  disen  brif  ze  vrkunde  besigelt  vnd  geuestent 
alt  vnser  stat  ze  Eger  insigel,  daz  daran  hanget  ^  der  geben 
9t  nach  gots  geburt  dreuczehenhundert  jar  vnd  in  dem  zwey 
nd  fünfzigsten  jare  an  dem  nechsten  pfincztag  nach  dez 
leiligen  creucztage  als  ez  wart  funden. 

(1352.)  Item  herrn  Chunrad  Engelmar  purger  zv  Nuren- 
>erg  einen  sc^^nen  brif  mit  solhen  punden  vnd  auf  solhe 
Vist  als  di  uorbescriben  abscrift  sagt  vmb  hundert  pfunt  haller 
eipdinch  zins  auf  seins  selbs  leibe  virczig  pfunt  ^  auf  seiner 
uiusfrawen  frawen  Eisbeten  leib  dreizzich  pfunt  vnd  auf  seiner 
lohter  Ebsteins  leib  dreizzich  pfunt 

(1352.)  Item  hern  Vlreich  Haller  *  auch  purger  zv  Nuren- 
jerg  auch  'einen  solhen  brif  vmb  hundert  pfund  vnd  dreizzig 
pfunt  haller  leipdinch  zins  .  .  •  zv  seins  suns  Ulrichs  leip 
ireizzich  pfunt  vnd  zv  seins  suns  Berchtolds  leip  dreizzich 
pfunt  vnd  zv  seins  suns  Chunrads  leip  sibenczich  pfunt. 

(1352.)  Item  swester  Ciaren  der  junchfrowen  hern  Frid- 
reichs  seligen  des  Grozzen^  tochter  in  dem  closter  zv  send 
Kathrein  zv  Nfirenberg  einen  solhen  brif  vmb  funfczich  pfunt 
iialler  auch  leipdinch  zins  der  tretent  auf  iren  leip  zwainczich 
pfunt  vnd  auf  irr  swester  junchfrawen  Eisbeten  leip  auch  in 
demselben  closter  hern  Volckolds  von  Tanne  tohter  funfczen 
pfunt  vnd  auf  swester  Annen  auch  in  dem  vorgenanten  closter 
kern  Heinreichs  Qrozzen  tohter  leip  auch  funfczen  pfunt. 

(1352,  9.  Juli)  .  .  .  dem  ersamen  vnd  wolgelerten  manne 
Meister  Meyngozz  von  ander  Wolczdorf^  ze  den  ziten  der 
stat  ze  Nurenberg  arczt  virzig  pfunt  haller  gult,  di  ze  Eger 
geng  vnd  geb  seint  zv  einen  rehten  leypgedinge  auf  vnser  stat 
ZV  Eger  .  .  .  zv  sein  eins  leib  di  weil  er  lebt  .  .  . 


^  Ein  vornehmes  Geschlecht  in  Nürnberg.  Vgl,  die  Chroniken  der  deutsch. 

Städte:  Nürnberg,  I.  Bd.  (Leipz.  1862)  S.  507. 
^  Ebeodsselbst  S.  506. 
'  Heister  Mejngos  als  Arzt  erwähnt,  ebendaselbst  S.  96. 


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62 

1352,  9.  Juli  ,  .  .  dem  ersamen  vnd  beschriden  manDe 
hem  Friczschen  dem  Beheim  *  purger  ze  Nurenberg  czweyii- 
czich  pfunt  guter  haller  gult  die  ze  Eger  geng  vnd  gebe  seil 
ZV  einem  rebten  leipgeding  auf  vnszer  stat  zv  Eger  vnd  haba 
im  <]ie  gult  geben  vmb  bereiter  gut  der  wir  mit  im  vnd  er 
mit  vns  gutleich  vber  ein  komen  sein  vnd  daz  er  vns  bcreil 
geben  vnd  vergolten  hat  vnd  wir  ez  uon  im  empfangen  tu 
genommen  haben  .  .  .  auf  seins  suns  Herdegens  leyp  diew«! 
der  lebt  .  .  .  halb  auf  send  Walpui^entag ,  halb  auf  s^ 
Michelstag. 

(1352.)  Item  dem  Fricschen  dem  jungen  Behem  hm 
Fridreichs  des  alten  Beheims  sun  purger  zv  Nurenbei^  aoA 
einen  solchen  brif  .  .  .  vmb  zway  vnd  funfczich  pfunt  haUer 
leipdinch  zins  des  gepurt  auf  seins  selbs  leibe  sechsvndzwab- 
czich  pfunt  haller  vnd  auf  seins  suns  des  Chunrads  leib  sehas 
vüd  czwainczich  pfunt. 

(1352.)  Item  in  aller  derselben  uorgescriben  weis  einen 
brif  frowen  Eisbeten  des  Peters  seligen  des  Gruntberen  ^  Wir- 
tinne  vmb  zwainczich  pfunt  haller  leipdings  auf  ir  selbes  leibe. 

(1352)  ....  Den  ersamen  manne  Seyczen  Ebner  md 
Albrechten  Ebener  seinen  bruder  des  Hermans  Ebners  seligen 
sunen  beden  purgern  zv  Nfirenberg^  sehs  vnd  funfczig  pfont 
guter  haller  gölt,  di  in  vnser  stat  zv  Eger  geng  vnd  gebe  sein 
oder  werung  darfur  als  di  stat  zv  Nurenberg  weret,  den  di 
auch  haller  leipgedinge  gult  haben  von  der  stat  zv  NÄrenber^ 
ZV  einem  rehten  leipgedinge  auf  vnser  stat  zv  Eger  geben . .  • 
aht  vnd  cwainczich  pfunt  auf  Seycz  Ebeners  leibe  vnd  aht 
vnd  zwainczich  pfunt  haller  auf  Albrecht  Ebener  leibe  halb 
auf  send  Walpurgen  tach  vnd  halb  auf  send  Michels  tach  . . . 

(Nun  ist  ein  Blatt  horansgeschnitten ;  auf  dem  nächstfolgenden  BUtw 
stehen  unter  der  Ueberschrift:  ,DaK  ist  daz  leipding  gern  Nfirenberg'  alle  bishef 
wiedergegebenen  Leibgedinge  sowie  die,  welche  auf  dem  nun  fehlendea 
Blatte  gestanden  waren  in  kürzerer  Fassung.  Bei  dem  Leibgedinge  des  Ante* 
Meingos  und  des  Albrecht  £bner,  steht  der  Randzusatz :  ,der  ist  tot*.  Uebrigen^ 
wird  in  dieser  kürzeren  Znsammenstellung  nur  Albrecht  Ebner  allein,  nicht 
mit  seinem  Bruder  Seiz  zusammen  und  also  nur  mit  der  HiÜfte  des  oben  so- 
gefnhrten  Betrages,  nümlich  mit  28  Pfund  angegeben.  Von  da  an  lautet  die» 


*  Vornehmes  Geschlecht,  ebendaselbst  S.  503. 
'  Vornehmes  Geschlecht,  ebendaselbst  S.  506. 
'  Vornehmes  Geschlecht,  ebendaselbst  S.  504. 


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63 

kürzere  Liste,  die  also  den   Inhalt  des  herans^eschnittenen   Blattes  ersetzen 
muMj  fol^endermassen:) 

Also  dem  Herman  Ebner  XVI  pfunt  vnd  seiner  wirtin 
frowen  Kuniganden  auch  XVI  pfant,  summa  XXXII  pfunt 
VI  leist. 

Also  dem  Albrecht  Kudorfer^  L  pfunt.  IX.  leist. 

Also  hern  Chunrad  seligen  Stromayrs^  sunen  an  dem 
milchmarckt  dem  Chunrad  XXX  pfunt  vnd  dem  Hansen 
XXX  pfunt  IX  leist  summa  LX  pfunt. 

Also  des  Hertwigs  des  Volckmares^  sunen  dem  Herman 
XXV  pfunt  vnd  dem  Chunrad  XXV  pfunt  vnd  seinen  töchtern 
zu  send  Kathrein  junchfrowen  Kungunden  XXV  pfunt  vnd 
junchfrowen  Kathrein  XXV  pfunt  VI  leist  s.  C  pfunt.* 

Also  des  Peters  Stromayrs  sunen  dem  Hermann  X  pfunt 
vnd  dem  Peter  X  pfunt  IX  leist  summa  XX  pfunt. 

Also  dem  Frantzen  Teufel  des  Chunrad  seligen  des 
teuflFels^  sun  XXXIIII  pfunt  IX  leist  summa  XXXIHI  pfunt. 

Also  hern  Heine  des  Kupffermanes ''  tohter  nunen  zu 
Aurach  junchfrowen  Margareten  XIH  pfunt  vnd  junchfrowen 
Annen  XIII  pfunt  vnd  junchfrowen  Ciaren  XIII  pfunt  vnd 
auch  sinen  tohtern  czu  send  Ciaren  junchfrowen  Qerhausen 
VI  pfunt  vnd  junchfrowen  Agnesen  V  pfunt  II  leist  summa 
L  pfunt.  ^ 

Summa  gein  Nurenberg  VIF  pfunt  on  XIII  pfunt.  ** 

Item  czu  Regenspurch. 

Des  Otten  seligen  des  Graners  sun  dem  XL  pfunt  haller 
lalb  auf  send  Walpurgen  tach  vnd  halb  auf  send  Michels 
tach  Vin  leist  summa  XL  pfunt. 

*  Vnd  jtmehfi'otDen  Kathrein  XXV  pfunt,  ist  ausgestrichen  und  am  Rande 
steht  die  Bemerkung:  junchfrowe  Katkrei  ut  tot  mit  XXV  pfunt.  Auch 
fi pfmü^  ist  ausgestrichen,  wofür  LXXV  pfunt  steht 

*•  Am  Bande:  jtinchfrowt  Margret  ist  tot  mit  XJII  pfunt;  die  Summe  von 
L  Pfiind  ist  daher  in  ,XXXV1I  pfunt*'  verbessert 

°  Diese  Summe  ist  ausgestrichen  und  dafür  steht  unterhalb  V^  pfunt 
CXXXVII  pfunt, 

^  Ebendaselbst  S.  609. 

^  Ebendaselbst  S.  516. 

'  Ebendaselbst  S.  618. 

^  Ebendaselbst  S.  618. 

^  Ebendaselbst  S.  510. 


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64 

Also  hern  Chunrad  Engelmar  XL  pfant  seiner  haus- 
frowen  frowen  Elzbethen  XXX  pfunt  ynd  einer  tochter  Eizlin 
XXX  summa  C  pfunt  auch  halb  Walpurgen  vnd  halb  Micheltag*. 

Item  frowen  Ejithrein  der  Mayine  vnser  mitburgerine 
XX  pfunt  auf  iren  leip  vnd  auf  irr  tochter  der  Dorotheen  leip 
X  pfunt  vnd  auf  irr  swester  tochter  der  Dorotheen  leip  auch 
X  pfunt.  summa  XL  pfunt. 

Item  irm  bruder  dem  Chunrat  Mayen  X  pfunt  vnd  auf 
seiner  tochter  der  Kathrein  leip  X  pfunt  summa  XX  pfunt. 

Item  meister  Heinrich  von  Eger  pfarrer  czu  Talkirchen 
LXVn  pfunt,  michelstag  (?)  IIII   leist   summa   LXVII  pfunt. 

Also  seinem  bruder  hern  Rudiger  auf  des  Niclas  Zosch- 
wicz  suns  des  Hensels  leip  XXV  pfunt  II  leist  summa 
XXV  pfunt. 

Item  dem  Michel  Kramer  von  Zwikowe  vnd  seiner  haus- 
frowen  XXIIII  pfunt  halb  Walpurgen-  vnd  halb  Micheltag 
summa  XXIIII  pfunt. 

Nürnberger  Leibgedinge.* 

(1364,  24.  December.)  Item  frowen  Annen  Rudolcz  -selige 
wirtine  burgerine  zu  Nürnberg  XL  pfund  haller  vnd  derselben 
virtzig  pfunt  haller  gult  hatt  si  gekaufft  zweintzig  pfunt  auf 
Reicher  Rudolt  iren  sun  auf  seinen  leip  vnd  zweintzig  pfunt 
auf  Christein  der  Stromarine  irr  tochter  leip,  diweil  si  lebent 
auf  Michael  II  leist.  Datum  anno  d.  M^CCC^LXIIU«  an  des 
heiligen  Crists  abent  summa  XL  pfunt. 

(1365,  5.  Jänner.)  Item  dem  Herman  Ebner  XX  pfunt 
haller  gult  auf  sein  selbs  leibe  auf  Michael  VI  leist.  Datum 
LXV®  an  dem  obristem  abent  summa  XX  pfunt. 

(1364,  26.  December.)  Item  den  ersamen  frowen  frowe^ 
Kungunden  der  Kulmeninne  vnd  Kathrein  der  Prebinne  irr 
tochter  vnd  Margreten  der  Sendlbeckinne  irr  tochter  XV  pfunt 
haller  gult  auf  ieder  leip  V  pfunt  haller  11  leist.  Datum 
a.  d.  M^  etc.  LXIIIP  an  send  Stepphanstage  summa  XV  pfunt. 


*  Die  Handschrift  hat  hier  keine  Ueberschrift;    doch   weisen  die  nachfol- 
genden Leibgedinge  alle  nach  Nürnberg. 
^  ersamen  frotoen  frotoe  über  der  Zeile  and  ausgestrichen. 


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65 

(1365;  5.  Jänner.)  Item  dem  ersamen  manne '^  IViczschen 
PAmer  vnd  frowen  Kathrein  seiner  elichen  wirtine  des  Stehlers 
tochter  XXV  pfunt  vnd  demselben  Friczschen  Pfimer^  vnd 
frowen  Gerhusen  der  Stromerinne  seiner  swester  aber  XXV 
pfiint  haller  der  geburt  auf  des  vorgenanten  Friczschen  Pomers 
leip  XXV  pfant  vnd  auf  seiner  wirtin  frowen  Kathrein  leip 
XIIYj  pfunt  vnd  auf  frowen  Gerhusen  seiner  swester  leip 
XII Y2  pfunt  VI  leist.  Datum  LXV«»  an  dem  obersten  abent. 
Summa  XXV  pfunt.  <^ 

(1365,  5.  Jänner.)  Item  dem  Eo-aft  Behem  XV  pfunt 
haller  gult  auf  sein  selbs  leip  UI  leist.  Datum  LXV^  an  dem 
oberstem  abent.  Summa  XV  pfunt. 

(1365,  27.  Jänner.)  Item  dem  Heinrich  Kuppfermann 
burger  zu  Nfimberg  XXXII  pfund  haller  gult,  der  gebfirt  auf 
seiner  tochter  der  Annen  leip  junchfrowen  zu  Aurach  XVI  pfunt 
vnd  XVI  pfunt  ^  auf  Ciaren  seiner  tochter  leip  junchfrowen 
zu  Aurach  II  leister.  Datum  LXV^  an  dem  nechsten  montag 
vor  vnser  frowen  tage  zu  lichtmess.  Summa  XXXII  pfunt.  • 

(1365,  27.  Jänner.)  Item  im  aber  einen  brife  XV  pfunt 
haller  gult  der  geb&rent  acht  pfunt  haller  auf  Gerhusen  seiner 
tochter  leip  vnd  VII  pfunt  auf  Agpoesen  seiner  tochter  leip 
junchfrowen  zu  send  Ciaren  zu  N^mberge  II  leister.  Datum 
LXV<^  an  dem  nechsten  montage  vor  vnserf  frowen  tage  zu 
lichtmess.     Summa  XV  pfunt  zur  XXXI  pfunt 

(1367,  20.  October.)  Item  anno  d.  M«CCC«LXVIP  an 
dem  nechsten  mitwochen  nach  send  Gallentage  dem  Wernher  (?) 
Stromair  mit  der  guidein  rosen  einen  brif  f^ber  virtzig  guidein 
leipdinch  zins  swer  gut  guidein  N&renberger  werunge  di  zu 
NÄrenberg  genge  vnd  gebe  sint  auf  seiner  tochter  leibe  junch- 
frowen Ciaren  in  dem  closter  send  Ciarenordens  zu  N&renbei^ 
IX  leist  summa  XL  guidein. 

(1367,  20.  October.)  Item  eodem  die  ac  anno  dem  Peter 
Stromair  auch  virtzig  guidein  leipdinge  vorbeschribener  werunge, 


*•  ersamen  manne  über  der  Zeile  und  ausgestrichen. 

**  Am  Rande:  er  ist  tot, 

^  Diese  Summe  ist  ausgestrichen,   ohne  dass   etwas  anderes  dabei  stünde. 

*  Von  auf  bis  XVI  pfunt  ausgestrichen  und  dafür  am  Sande:  Di  ist  toty 
Der  hrif  der  darüber  geben  was,  ist  gebrochen  vnd  vmb  di  XVI  pfunt, 
die  noch  auf  der  Ciaren  leip  stenty  ist  ein  newer  brif  geben. 

*  Diese  Summe  ist  ausgestrichen. 

ArchiT.  Bd.  LI.  I.  H&lfte.  5 


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66 

der  geb&rent  XX  guidein  auf  seins  suns  des  Peters  leip  vnd 
auf  seins  bruder  seligen  des  Chunrad  Stromairs  zwen  s&n  leibe 
Chunrad  vnd  Hansen  XX  guidein  auf  Chunrad  leip  X  guidein 
vnd  auf  Hansens  leip  X  guidein  Auch  IX  leist  summa  XL 
guidein. 

(1367,  20,  October.)  Item  eodem  anno  ac  die  dem  Wem- 
her(?)  Stromair  gesezzen  bei  vnser  frowen  zu  N&renberg  an 
dem  Zotenperge  zwainczig  guidein  vorgesprochen  werunge  der 
gehörnt  auf  seins  suns  des  Heinrichs  leip  X  guidein  vnd  auf 
seiner  tochter  junchfrowen  Margreten  klosterfrowen  zu  Sunebelt 
X  guidein.  Auch  IX  leist  summa  XX  guidein.  vnd  diselben 
drey  brif  sagent  dazselb  gelt  Heinrich  halp  zu  geben  zu  send 
Walpurgentach,  der  schirst  kumpt  vnd  halp  darnach  zu  dem 
nechsten  send  Michelstag  vnd  f&rbaz  alle  jar  zu  send  Michels- 
tag gar. 


VI.  Schrotamt  von  Eger. 

(Zweite  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts.) 
(pag.  65—68.) 

Nota  flaz  ist  daz  schrotampt,  *  recht,  Ion. 

Czum  ersten  eyn  Elssazser  vas  vom  wagen  in  den  keller 
gibt  eyn  halp  pfunt. 

Item  eyn  Francken  vas  vom  wagen  in  daz  haws  oder  in 
den  keller  VI  sol. 

Item  eyn  Elsazser  vas  auz  dem  keller  XXUH  sol. 

Item  ein  Francken  fuder  eyn  pfunt  haller  auz  dem  keller. 

Item  eyn  halp  fuder  Francken  auz  dem  keller  oder  auz 
dem  haws  auf  den  wagen  X  R.  ^ 

Item  eyn  Elsazser  vas  von  eynem  wagen  auf  den  andern 
Xn  sol. 

Item  von  weihischem  wein  von  iedem  muncher  aymer 
eyn  R. 


1  Schrotamt  das  Recht,  Bier  oder  Wein  in  ganzen  Ffissem  zu  verkaufen 
und  denen»  welche  es  einzeln  verschenkten  oder  selbst  tranken,  sozu- 
fiihren.  Lex  er  II,  804. 

^  Begensburger  Pfenninge. 


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67 

Item  von  salwein  vnd  vom  lewtmariczer  von  iedem  egrer 
aymer  abczulegen  eyn  K,  aufczucziehen  IX  R^  von  eynem 
halben  fuder  vnd  czu  allen  wein  hat  der  auf  vnd  abe  schroeter 
halbe  wacknusse. 

Item  von  ieder  tunnen  heringes  eyn  R.  vnd  eyn  bering, 
die  er  aufsiecht  vnd  welche  tunnen  er  nicht  aufslecht,  die  gibt 
nicht  heringes  vnd  den  R.  pfeninge  von  ieder  tunnen  gibt  der 
da  kauftet. 

Item  von  ieder  tunnen  vischs  eyn  R,  welcherlay  die  sei. 

Item  von  vir  tunnen  vischs  oder  heringes  eyn  R  nyder- 
czulegen  vnde  wider  aufczuheben  von  vir  tunnen  eyn  R. 

Nota  von  Iedem  stucke  czins  oder  pleies  aufczuladen 
eyn  R. 

Item  von  iedem  pallen  leders  III  R  aufczuladen. 

Item  von  eynem  grozsen  wollen  sack  aufczuladen  VI  Reg. 

Nota  daz  ieder  wagen,  der  getraid  herfurt  des  freytags 
czu  nachtz  ii  hl.  gibt  czu  hut  vnd  in  der  wochen  I  Regens- 
purger  di  nacht. 

Item  eyn  Elsazser  vas  vom  wagen  auf  den  tennen  oder 
in  eyn  kemnaten  oder  kamern  XII  sol. 

Item  vom  tenne  oder  auz  eyner  khemnaten  oder  khamern 
auf  einen  wagen  XII  sol. 

Item  ieder  salczwagen  oder  karren  gibt  an  der  freytages 
nacht  eyn  haller  czu  hut. 

Item  di  wein  wegen  ieder  wagen  die  nacht  czu  hut 
iii  Regenspurger. 

Item  von  dem  halben  fxider  pirs  aufczuladen  IX  R.  vnd 
halbe  wacknusse. 

Item  von  iedem  wagen,  der  wein  fürt  czu  nyderlage  eyn  R. 

Item  eyn  Elsazser  vas  auz  dem  kheller  czu  cziehen  vnd 
vber  dye  strazsen  von  einem  hawse  in  daz  ander  czu  füren 
verre  oder  nahent  vnd  wider  in  den  keller  czu  legen  XXXVI 
sol.  baller. 

Aber  auz  dem  keller  czu  cziehen  vnd  vber  die  strazsen 
czu  füren  aber  verre  oder  nahent  vnd  auf  den  tenne  oder  in 
einer  khemnaten  oder  khamern  czu   lazsen    XXX   sol.   haller. 

Aber  von  einem  tenne  oder  kempnaten  oder  khamern 
czu  nemen  vnd  vber  die  strazsen  czu  füren  abqr  verre  oder 
nahent  in  einen  keller  czu  lazsen  XXX  sol.  haller. 

6* 


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68 

Aber  von  eynem  tenne  auf  den  andern  oder  in  einer 
kempnaten  oder  kamer  czu  lazsen  XXV  sol.  haller. 

Item  ein  Francken  fuder  auz  dem  keller  czu  cziehen  vnd 
vber  die  strazsen  czu  füren  verre  oder  nahent  vnde  wider  in 
den  kheller  czu  legen  XXX  soL  haller. 

Auz  dem  keller  czu  cziehen  vnd  auf  den  tenne  oder  in 
eyner  kempnaten  oder  khamern  czu  lazsen  oder  auf  einem 
tenne  oder  in  einer  kempnaten  oder  kamern  czu  nemen  vnde 
vber  die  strazse  czu  füren  vnd  in  den  kheller  czu  lazsen 
XXV  sol  haller. . 

Aber  von  eynem  tenne  auf  den  andern  vber  die  strazse 
oder  in  einer  khempnaten  oder  kamern  czuMazsen  ein  pfunt 
haller. 

Vnde  alle  die  wein^  die  von  bürgern  hieher  gebracht 
werden,  dye  schol  man  nicht  vngevisirt  abelegen  vnd  wenne 
man  sie  gevisirt  vnde  auf  den  tennen  geleget,  wer  davon  eyn 
nösel  schencket,  der  sol  die  wein  alle  vervngelten  nach  der 
stat  recht  vnde  welch  wein  man  abgelegt,  fürt  man  sie  in  acht 
tagen  nicht  von  hinnen,  so  schol  man  sie  aber  der  stat  vn- 
gelter  verungelten,  als  der  stat  recht  ist,  er  sei  burger  oder  gast 

Nota,  daz  vnser  herren  in  dem  rate  gesaczt  haben,  welch 
wolle  in  die  wollewage  hie  kumet  vnd  in  daz  rathavs  vnd 
vnter  die  swibogen  als  verre  die  gen^  daz  die  nyemant  kauffen 
schol,  er  habe  danne  der  tuchmaister  hantwerck  recht  vnd 
welle  di  wolle  hie  czu  Eger  verwurken,  wer  sie  sust  darinne 
kauffet,  der  muz  fünf  pfunt  haller  an  die  stat  geben.  Doch 
mag  ieder  man  sein  wolle  wol  wider  auztragen  vnd  mag  sie 
verkauffen,  wem  er  wil. 

Auch  haben  vnszer  herren  gesaczt,  daz  man  die  tuch, 
die  man  hie  wurcket,  nicht  kurczer  wurcken  schol,  danne  nevn- 
czig  eilen  lanck.  Wer  ez  kurczer  wurckt,  der  schol  daz  wandel 
vnd  buzsen  nach  des  hantwerckes  rechten. 


YII.  Zum  Lehenreeht  von  Eger. 

c.  1390. 

(pag.  68.) 

Nota,  wir  der  burgermeister    vnd  der   rate   der   stat  c«tt 
f^er    haben    vmb    die    lehengute    die    von    sand    Niclas   der 


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69 

pfarrkirchen  haubtherre  hie  czu  Eger  czu  leben  gent^  in  vollem 
rate  funden  vnd  czu  dem  reebten  gesprocben,  daz  wer  von 
sand  Niclas  lehengute  bat  vnd  die  czu  leben  nemen  schol  oder 
wily  der  schol  ayn  Schilling  baller  bye  der  stat  werung  auf 
den  hohen  altar  legen  vnd  dabei  schol  sten  ein  kirchenvater 
vnd  daz  gelt  aufheben  czu  der  kirchen  nucze  vnd  schol  die 
leben  mit  einem  kuzse  auf  dem  altar  empfahen  vnd  dieselben 
leben  scbullen  als  weink  (?)  erbloz  werden ,  sain  des  reiches 
leben  vnd  scbullen  auch  als  gute  sein  als  des  heiligen  reiches 
leben  sint. 


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DAS 

WIENER-NEUSTÄDTER  STADTRECHT 

DES  XIII.  JAHRHUNDERTS. 


KRITIK   UND    AUSGABE. 

TON 

GUSTAV  WINTER. 


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Das  Stadtrechtsdenkmal,  dessen  kritischer  Erörterung  und 
Ausgabe  die  nachfolgenden  Blätter  gewidmet  sind,  ist  zum  ersten 
Male  im  Jahre  1846  vollständig  ans  Licht  getreten.  Josephs 
von  Würth  treflFliche  Arbeit:  ,Das  Stadtrecht  von  Wiener- 
Neustadt  aus  dem  dreizehnten  Jahrhundert.  Ein  Beitrag  zur 
österreichischen  Rechtsgeschichte*,  veröflFentlicht  in  der  ^Oester- 
reichischen  Zeitschrift  für  Rechts-  und  Staatswissenschaft*,  Jahr- 
gang 1846,  3.  bis  5.  Heft  (Sonderabdruck  Wien  1846,  112  S. 
und  2  Bl.,  8°)  bezeichnete  damals  im  Vereine  mit  Rösslers 
Publicationen  deutscher  Rechtsdenkmäler  aus  Böhmen  und 
Mähren  in  vielverheissender  Art  den  Eintritt  Oesterreichs  in 
die  Bestrebungen  Deutschlands  auf  dem  Felde  der  deutschen 
Rechtsgeschichte.  Was  auf  diesem  in  Deutschland  seit  Jahr- 
zehnten erarbeitet  worden  .war,  fand  durch  Wüi-th  für  die 
Erklärung  des  Neustädter  Stadtrechtes  Verwerthung ;  in  sorg- 
sam durchgeführter  Vergleichung  konnte  die  Gemeinsamkeit 
der  beiderseitigen  Rechtsgrundlagen  bis  ins  Einzelnste  nach- 
gewiesen werden. 

Bis  dahin  hatte  das  Neustädter  Stadtrechtsdenkmal  nur 
gelegentliche  und  höchst  oberflächliche  Beachtung  gefunden. 
Marcus  Hansitz,  dem  noch  Herzog  Leopold  VI.  (VH.)  als 
Gründer  der  Stadt  gilt,  erwähnt  es  kurz  in  steinen  handschrift- 
lichen Collectaneen  zur  Geschichte  des  Neustädter  Bisthums 
(Codd.  9309—9313  der  kaiserlichen  Hofbibliothek  zu  Wien): 
,Ipse  (Leupoldus  Gloriosus)  et  leges  primas  Neostadiensibus 
condidit,  quas  in  libro  membraneo  manu  saec.  XIV.  descriptas 
videre  est;  ....  statuta  numero  117,  quae  deinde  filius  eins 
Fridericus  Babenbergensium  postremus  multis  capitibus  auxit' 
Codex  ea  continens  in  tabulario  civitatis  longe  omnium  vetu- 
stissimus  est  ac  probae  notae'  (Cod.  9309  Bl.  8^);  der  weitern 

^  Es  sind  die  aas  der  Zeit  Herzog  Friedrichs  des  Schönen  stammenden 
Mauth Satzungen  der  Bürger  (Winter,  Urkundl.  Beitr.  z.  Rechtsgesch.  etc. 
47  ff.),   welche  Hansitz  für  eine  Satzung  Friedrichs  des  Streitbaren  hält 


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74 

Darstellung  werden  noch  einige  wenige  Capitel  des  lateinischen 
Textes  einverleibt.  Auch  Joseph  von  Heyrenbach  verwerthet 
am  Ende  des  XVUI.  Jahrhunderts  in  einer  ungedruckten 
Abhandlung  1  über  die  Gründung  von  Wiener-Neustadt  (Cod. 
101  des  k^  und  k.  Haus-^  Hof-  und  Staatsarchivs  zu  Wien) 
ein  Capitel  des  Stadtrechtes  ^Leopolds  des  Olorwürdigen', 
scheint  aber  nur  den  deutschen  Text  desselben  zu  kennen. 

Sehr  merkwürdig  ist,  was  Alois  Gleich  in  seiner  ,Ge- 
schichte  der  königlichen  Stadt  Wienerisch-Neustadt^  (Wien 
1808)  S.  4  f.,  übrigens  ohne  Quellenangabe^  vorträgt.  Herzog 
Leopolds  des  Tugendhaften  Sohn^  Leopold  der  Glorwtirdige, 
sagt  er,  habe  alle  der  Neustadt  von  seinem  Vater  ^verheissenen' 
Freiheiten  gesammelt  und  diese  mit  einer  Handfeste,  welche 
sechsundsiebzig  (so!)  Abschnitte  enthält,  im  Jahre  1198  be- 
stätigt; 1210  sei  dieser  ein  zweiter  mit  neuen  Freiheiten  ver- 
mehrter Gnadenbrief  nachgefolgt,  vermuthlich  als  Belohnung 
dafür,  dass  die  Stadt  in  den  Jahren  1198  und  1199  den  König 
Emerich  von  Ungarn  abgehalten  hatte,  seine  Verwüstungszüge 
tiefer  ins  Land  auszudehnen,  ,worauf  auch  mit  dieser  Urkunde 
gleich  im  Anfangt  hingedeutet  wird,  da  sie  (die  Stadt)  der 
Eingang  und  der  Schlüssel  (porta  et  clausura)  seiner  Lande 
genannt  und  versichert  wird,  dass  ihr  aus  dem  vorzüglichen 
Beweggrunde  alle  Freiheiten  bestätigt  werden,  um  ihren  Bürgern 
noch  mehrere  Kräfte  gegen  Anfälle  der  Feinde  zu  verschaffen. 
Der  weitere  Inhalt,^  fährt  Gleich  fort,  ,enthält  die  Erneuerung 
der  Bürgerrechte,  ihrer  Gewohnheiten  und  Herkommen,  ihren 
freien  Kauf  und  Handel  in  seinen  Landen,^  dann  die  Ausmass 
der  Burgpann  mit  Folgendem:  Wir  setzen,  dass  zwischen  der 
Gemerk '.  .  .  zu  der  Newstat  antburten^^  Diese  Aus- 
führung scheint  auch  der  Angabe  in  Ferd.  K.  Böheims  ,Chronik 
von  Wiener-Neustadt^  (1.  Ausgabe,  Wien  1830,  2  Bde.)  zu 
Grunde  zu  liegen,  dass  der  Gründer  der  Stadt,  Herzog  Leo- 
pold V.,  den  neuen  Ansiedlem  ,verschiedene  Freiheiten*  ge- 
währte, den  Burgfrieden  bestimmte  und  alles  dieses  mit  Briefen 
und  Handfesten  bekräftigte,  und  dass  später  Herzog  Leopold  VL 


^  Sie  ist  vielüich  benntzt  von  Hormayr  im  Taschenb.  1813,   167  ff. 

2  Aber  es  ist  c  86  des  jetzt  bekannten  lateinischen  Textes. 

3  Ebenfalls  in  c.  86. 

*  c.  92  des  lateinischen  Textes. 


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alle  von  seinem  Vater  der  Neustadt  zugesicherten  Freiheiten 
durch  eine  eigene  Handfeste  bestätigte  (l,  24  der  2.  Ausgabe 
vom  Jahre  1863).  Uebrigens  gibt  Böheim  auch  einen  ziemlich 
weitläufigen^  aber  mit  Missverständnissen  und  Ungenauigkeiten 
durchsetzten  Auszug  aus  dem  Stadtrechte  (1,  29—35  d.  2.  Ausg.). 

Zwei  Jahre  vor  dem  !&scheinen  von  Böheims  Chronik 
hatte  Hormayr  im  Archiv  für  Qeschichte  etc.,  Jahrgang  1828, 
S.  323  mit  der  Veröffentlichung  des  deutschen  Textes  nach 
einer  Handschrift  des  Marktarchives  zu  Aspang  in  Nieder- 
österreich begonnen,  war  aber  damit  über  c.  6  (der  lateinischen 
Fassung)  nicht  hinausgelangt. 

Bis  zum  Jahre  1853  ist  kein  Zweifel  an  der  Authenti- 
cität  der  Neustädter  Stadtrechtsurkunde  als  eines  aus  der 
landesfiirstlichen  Kanzlei  hervorgegangenen  Privilegiums  Herzog 
Leopolds  VI.  (Vn.)  erhoben  worden.  Als  solches  stellte  es 
sich  dar  nach  der  Bezeichnung  seines  Ausstellers,  nach  der 
wörtlichen  Uebereinstimmung  seines  Prooemiums  mit  den  Pro- 
oemien  der  beiden  anderen  Stadtrechte  desselben  Herzogs  (Enns 
1212,  Wien  1221),  mit  welchen  überdies  viele  seiner  Bestim- 
mungen nahe  innere  Verwandtschaft,  ja  zum  Theil  ebenfalls 
wörtliche  Uebereinstimmung  zeigten.  Sein  Original,  konnte  man 
annehmen,  sei  verloren  gegangen,  bei  der  Eintragung  in  die 
Copialbücher  sei  es  um  die  Zeugenreihe  und  das  Datum  ver- 
kürzt worden.  Selbst  der  verdienstvolle  Gblehrte,  der  zuerst 
den  Urtext  des  Denkmals  der  Forschung  zugänglich  gemacht 
hat,  der  das  Verhältniss  der  Urkunde  zu  einem  weiten  Kreise 
deutscher  Rechtsquellen  Punkt  für  Punkt  in  mühevoller  und 
gewissenhafter  Zusammenstellung  aufzeigte,  ihre  handschrift- 
liche Grundlage  prüfte  und  ihren  Inhalt  systematisch  darstellte, 
der  sich  also  auf  das  Eindringlichste  mit  dem  Meritum  der 
Sache  beschäftigt  hatte  —  selbst  Würth  bleibt  im  Banne  der 
äussern  Erscheinung  seiner  Vorlage  (S.  17  f.  d.  Sonderabdr.). 
Dass  das  Neustädter  Recht  jünger  sei,  als  das  Wiener  von 
1221,  entgeht  ihm  nicht;  aber  er  fragt  sich  keinen  Augenblick, 
ob  nicht  die  Thatsachen,  die  ihm  diese  ^Erkenntniss  gewährten, 
Kraft  genug  besässen,  das  Denkmal  auch  noch  über  den  End- 
punkt der  Regierung  Herzog  Leopolds  VI.  (VII.)  heraufisu- 
rücken. 

Gknz  und  gar  auf  dem  Standpunkte  Würths,  dessen  Aus- 
fiihrungen  fast  wörtlich   wiederholend,   stand  Meiller   noch  im 


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76 

Jahre  1860  (Babenb.  Reg.  128  nr.  170,  259  nt.  394),  standen 
Gengier  1851  (Deutsche  Stadtr.  541)  und  Gaupp  1852  (Deutsche 
Stadtr.  2,  237  f.).  Ihnen  allen  ist  die  Neustädter  Urkunde 
ein  von  Herzog  Leopold  VI.  (VII.)  in  seinen  späteren  Re- 
gierungsjahren, zwischen  1221  und  1230  ertheiltes  Privilegium. 

Aber  schon  im  Jahre  1853  war  Meiller  zu  einer  andern 
Ansicht  gelangt,  als  er  in  seinen  ,0esten*eichi8chen  Stadt- 
rechten und  Satzungen  aus  der  Zeit  der  Babenbei^er^  den 
Wttrth'schen  Text,  leider  mit  allen  Fehlern  und  ohne  die  doch 
in  der  Handschrift  vorliegende  Capitelzählung,  abdruckte  (Ar- 
chiv f.  K.  österr.  GQ.  10,  107  flF.).  Nicht  dass  er  die  Urkunde 
geradezu  fUr  unecht  erklärte.  Er  scheint  vielmehr  anzunehmen, 
sie  sei  von  einem  österreichischen  Landesfürsten  des  Namens 
Leopold  gegeben;  aber  dies  ist  ihm  nicht  der  Glorreiche 
Babenberger,  sondern  ein  viel  Späterer,  etwa  jener  habsburgische 
Leopold,  dem  in  dem  bekannten  Ländertheilungsvertrage  von 
1379  Stadt  imd  Gebiet  von  Wiener-Neustadt  waren  zuge- 
sprochen worden  und  der  bald  darnach  der  Neustadt  ihre 
Rechte  bestätigt  und  reformirt  hat,  wie  er  in  einem  General- 
mandat von  1381,  April  19  verkündet.  Die  ,Reihe  von  inneren 
und  äusseren  Gründen',  welche  ihn  zu  dieser  Vermuthung  be- 
stimmten, behielt  Meiller  späterer  ausführlicher  Entwicklung 
vor.  Sie  ist  niemals  erfolgt;  man  darf  wohl  glauben  darum, 
weil  schon  eine  erste  eingehendere  Untersuchung  den  Urheber 
jener  Hypothese  von   ihrer  Unhaltbarkeit  überzeugen  musste. 

Meillers  jüngere  Ansicht,  dass  die  uns  vorliegende  Fassung 
des  Neustädter  Rechtes  nicht  der  Zeit  Leopolds  VI.  angehören 
könne,  ist  von  BischoflF  1857  (Oesterr.  Stadtr.  u.  Privil.  205) 
acceptirt;  dass  jener  das  Jahr  1381  als  das  der  Entstehung 
annimmt,  ist  a.  a.  O.  einfach  verzeichnet,  nicht  kritisirt.  Auch 
Tomaschek  (Deutsches  Recht  in  Oesterr.  73  f.  nt.  3)  pflichtet 
1859  Meiller  darin  vollkommen  bei,  dass  das  Denkmal  in  der 
jetzt  bekannten  Form  nicht  ins  XIII.  Jahrhundert  falle,  wenn- 
gleich er  sich  nicht  dazu  verstehen  kann,  es  erst  in  das  Ende 
des  XIV.  zu  versetzen;  er  meint,  dass  hier,  wie  auch  vielfach 
anderwärts,  die  im  Laufe  der  Zeit  nach  und  nach  errungenen 
Freiheiten  und  Privilegien  später  in  ^ine  Urkunde  zusammen- 
gefasst  und  auf  den  Verleiher  des  ersten  Privilegiums  mit  ab- 
sichtlicher Verwischung  der  successiven  Entstehung  als  ihre 
einzige  Quelle  zurückgeführt  wurden  (vgl.  a.  a.  O.  38). 


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77 

Drei  Ansichten  über  Charakter  und  Entstehungszeit  des 
Neustädter  Stadtrechtes  stehen  also  bisher  in  der  Literatur 
nebeneinander:  1.  es  ist  ein  von  dem  babenbergischen  Herzog 
Leopold  VI.  (Vn.)  der  Neustadt  verliehenes  Privilegium;  — 
2.  es  ist  ein  landesfürstliches  Privilegium^  aber  nicht  des  eben 
genannten  Herzogs^  sondern  eines  spätem  gleichnamigen^  etwa 
des  Habsburgers  Leopold  HL,  von  c.  1381;  —  3.  es  ist  nie- 
mals von  einem  österreichischen  Landesherrn  in  der  uns  vor- 
liegenden Fassung  als  Privilegium  erlassen  worden  ^  sondern 
eine  Compilation  des  XIV.  Jahrhunderts.  Daneben  besteht 
dann  noch,  nicht  als  Ansicht,  sondern  als  Behauptung,  die 
ohne  allen  Nachweis  gethane  Aeusserung  Gleichs,  es  lägen 
zwei  Handfesten  Leopolds  des  Glorreichen  vor,  die  eine  von 
1198,  die  andere  von  1210. 

Es  ist  die  Aufgabe  der  vorliegenden  Abhandlung,  diesem 
Widerstreite  der  Meinungen  gegenüber  eine  feste  Ansicht  zu 
begründen.  Die  Berechtigung  solcher  Arbeit  liegt  in  ihrem 
Gegenstande  selbst.  Wir  besitzen  ein  Stadtrechtsdenkmal,  dem 
sein  bedeutender  Umfang  und  sein  reich  entwickelter  Inhalt 
das  höchste  Interesse  sichern,  umsomehr,  da  es  eben  in  diesen 
beiden  Momenten  seinen  angeblichen  Coaevalen  so  weit  voran 
ist.  Aber  die  Verwerthung  dieses  Denkmales  zu  bestimmten 
rechtsgeschichtlichen  Zwecken  ist  erschwert,  weil  seine  Auto- 
rität von  gewichtigen  Stimmen  angestritten  ist,  ohne  dass  an 
die  Stelle  des  Weggeläugneten  ein  Positives  mit  ausreichender 
Begründung  gesetzt  wäre. 

Die  Untersuchung  wird  sich  zunächst  mit  der  äussern 
Beglaubigung  der  Urkunde  in  ihren  handschriftlichen  Erschei- 
nungen beschäftigen  (§.  1);  sie  wird  sodann  den  Bestand  ihrer 
Rechtsbestimmungen  nach  Inhalt  und  Form  mit  der  echten 
Privilegirung  der  Stadt  vergleichen  (§.  2),  und  hierauf  das 
Denkmal  an  sich  nach  Inhalt  und  Form,  insbesondere  in  Bezug 
auf  das  Verhältniss  seiner  einzelnen  Theile  zu  einander,  prüfen 
(§.  3);  endlich  wird  sie  das  Quellengebiet  desselben  aufzu- 
weisen sich  bemühen  (§.  4).  Was  jeder  dieser  Abschnitte  für 
sich  an  Ergebnissen  geliefert  hat,  soll  dann  in  einem  Schluss- 
paragraph (5)  zusammengefasst,  nach  einzelnen  bestimmten 
Richtungen  hin  erweitert  und  als  Ganzes  mit  den  Thatsachen 
der  Landesgeschichte  in  möglichst  sichere  Verbindung  gebracht 
werden. 


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78 

Aber  die  Kritik  ermangelt  des  festen  Bodens,  so  lange 
der  Text,  an  dem  sie  geübt  wird,  nicht  mit  allen  erreichbaren 
Mitteln  festgestellt  ist,  das  heisst,  so  lange  seine  verschiedenen 
handschriftlichen  Erscheinungsformen  nicht  gesammelt,  geordnet 
und  vergleichend  geprüft  sind.  Dass  dies  durch  Würths  Aus- 
gabe geleistet  sei,  wird  Niemand  behaupten,  der  den  in  §.  1 
der  vorliegenden  Arbeit  behandelten  Handschriftenvorrath  mit 
dem  dürftigen  Apparate  vergleicht,  der  Würth  zu  Gebote  stand, 
und  der  die  in  meinen  Urkundl.  Beiträgen  z.  Rechtsgesch. 
ober-  u.  niederösterr,  Städte  etc.  S.  117 — 120  zu  dieser  Aus- 
gabe mitgetheilten  Berichtigungen '  würdigt.  Verdiente  das 
umfang-  imd  inhaltreiche  Stadtrechtsdenkmal  an  sich  schon 
eine  wiederholte  Ausgabe  auf  der  breitern  Grundlage  des  neu 
herbeigeschafften  handschriftlichen  Materiales,  so  ward  eine 
solche  insbesondere  dem  zur  unabweisbaren  Pflicht,  der  es 
unternahm,  eine  neue  Ansicht  über  Charakter  und  Ent- 
stehungszeit dieses  Denkmals  zu  begründen.  Dazu  kommt, 
dass  die  alte  deutsche  Uebersetzung  des  Stadtrechtstextes 
bis  heute  vollständig  noch  nicht  veröffentlicht  ist;  auch 
Würth  hat  aus  derselben  nur  einzelne  Stellen  mitgetheilt, 
die  ihm  zur  Erläuterung  des  Urtextes  dienlich  schienen.  Und 
doch  war  gerade  sie  dem  Mittelalter  praktisch  wichtiger  als 
der  Urtext  Dies  zeigt  sich  nicht  nur  in  der  weitaus  grossem 
Anzahl  der  von  ihr  erhaltenen  Handschriften:  die  Ueber- 
setzung, nicht  der  Urtext,  ward,  wie  wir  hören  werden,  von 
den  Neustädter  Bürgern  im  XV.  Jahrhundert  zur  Trans- 
sumirung  eines  ihnen,  wie  es  scheint,  besonders  wichtigen 
Artikels  vorgelegt;  sie  theilte  man  in  den  ersten  Jahren  des 
XV.  Jahrhunderts  dem  Nachbarmarkte  Aspang  mit;  sie  Hess 
im  Jahre  1423  der  Salzburger  Erzbischof,  in  dessen  Sprengel 
Neustadt  lag,  mit  besonderer  Pracht  für  seine  Büchersammlung 
abschreiben;  und  von  ihr  nahm  ein  Notar  des  entlegenen 
obersteirischen  Marktes  Rottenmann  Abschrift,  als  er  sich  in 
den  Sechziger  Jahren  des  XV.  Jahrhunderts  eine  Urkunden- 
muster- imd  Formelsammlung  anlegte. 


*  Zn  denselben  haben  sieh  mir  bei  fortgesetzter  Beschäftigung  mit  der 
Vorlage  Wtlrths  noch  einige  Nachträge  ergeben,  die  ich  jedoch  hier 
nicht  verseichne,  da  sie  unten  in  der  Ausgabe  selbst  Verwerthung  finden 
werden. 


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I.  Kritik. 

§.  1. 
Die  handschriftliche  Begiaubigung  des  Textes. 

Das  Original  des  von  Würth  herausgegebenen  Wiener- 
Neustädter.  Stadtrechtes  ist  bekanntlich  nicht  erhalten.  Nur 
Copialbücher,  deren  ältestes  dem  Ausgange  des  XIV.  Jahr- 
hunderts angehört,  bewahren  es^  und  zwar  im  lateinischen 
Urtexte  und  in  einer  deutschen  Uebersetzung;  welch  letztere 
ebenfalls  schon  im  XIV.  Jahrhundert  abgeschrieben  wurde  und 
bisher  nur  in  sehr  dürftigen  Bruchstücken  veröffentlicht  ist. 
Vom  lateinischen  Texte  kannte  Würth  eine,  vom  deutschen 
zwei  Handschriften;  ich  konnte  von  jenem  drei,  von  diesem 
sieben  feststellen  und  vergleichen.  Diese  zehn  Texte  liegen  in 
acht  Codices  aus  der  Zeit  vom  XIV. — XVI.  Jahrhunderte  vor. 
Zwei  der  letzteren  enthalten  die  lateinische  und  die  deutsche, 
fünf  nur  die  deutsche,  einer  enthält  nur  die  lateinische  Fas- 
sung des  Stadtrechtes. 

Die  hier  folgende  Beschreibung  dieser  Codices  wird  sich, 
wo  eine  solche  bereits  anderwärts  gegeben  ist,  auf  das  Kürzeste 
fassen. 

Handschriften  des  lateinischen  Textes. 

I. 

Stadtarchiv  zu  Wiener-Neustadt  ^  (Loc.  Scrin.  A  1  nr.  1), 
Perg.,  XIV.   und  XV.  Jahrb.,  158  Bl.,   4»;  Bl.  o^—U\  Die 


*  Bei  meinen  Arbeiten  in  diesem  Archive  er^nte  ich  mich  von  Seite  des 
Bürgermeisters  von  Neustadt  Herrn  J.  P5ck  und  des  Directors  des 
n.-ö.  Lehrerseminars  daselbst  Herrn  Dr.  E.  Hannak  der  Uebenswürdigsten 
Fördemng,  welcher  ich  ganz  wesentlich  das  Znstandekommen  dieser 
Arbeit  zu  danken  habe. 


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80 

Handschrift  beschreiben  Würth  18  f.  und  Meiller  im  Notizenbl. 
d.  kais.  Akad,  d.  Wiss.  1853,  177  «.,  vgl.  auch  Wiener  phil.- 
hist  Sitzungsber.  11,  189  und  Mitth.  d.  k.  k.  Centralcomm. 
z.  Erf.  u.  Erh.  d.  Kunst-  u.  histor.  Denkm.  N.  F.  4,  9.  In 
Fuhrmanns  Repertorium  des  Neustädter  Stadtarchivs  von  1755 
(Hs.  daselbst,  s.  Mitth.  d.  k.  k.  Centralcomm.  a.  a.  0.  11  f.) 
S.  572  ist  der  Codex  folgendermassen  beschrieben:  ,Uraltes 
gemeiner  Statt  Neustatt  Handtvestbuch  latini  idiomatis  in  mem- 
brana,  continens  leges  municipales  Novae  civitatis  ab  eius  con- 
ditore  Leopolde  Glorioso  datas  ac  in  107  (!)  capita  distributas, 
sed  absque  dato  et  anno,  et  nee  originale  nee  vidimus  authen- 
ticum  aliud  exstat.  Continet  praeterea  gemainer  Statt  Neustatt 
teutsches  Rechtpuch ,  so  Herzog  Fridericus  Bellicosus  (!)  in 
102  Capiteln  abgetheilt  verliehen,  sed  iterum  sine  dato  et  anno. 
In  diesem  befindet  sich  auch  dass  teutsche  Landrechtbuch  von 
389  Capiteln:  item  dass  lichenrechtbuch  von  143  Capiteln^. 
Von  Meiller  (a.  a.  O.  177)  ist  die  Zeit  von  c.  1385  bis  1400 
für  die  ursprüngliche  Anlage  des  Codex  angenommen.  Da  aber 
bei  dieser  weder  die  allgemeine  Privilegienbestätigung  Herzog 
Leopolds  III.  von  1381  noch  überhaupt  eine  spätere  Urkunde 
eingetragen  wurde,  vielmehr  die  allgemeine  Confirmation  von  1396 
(unten  §.  2  nr.  48)  sich  bereits  unter  jenen  Nachträgen  befindet, 
mit  denen  man  in  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts 
die  leergebliebenen  Blätter  des  Codex  beschrieb,  so  ergibt  sich 
ungefähr  das  Jahr  1380  als  das  der  Anlegung  des  Cartulars; 
sie  mag  mit  der  Ländertheilung  von  1379,  welche  der  Neustadt 
einen  neuen  Landesherrn  gab,  in  Zusammenhang  stehen. 

Die  älteste  Hand  von  c.  1380  hat  auch  den  lateinischen 
Text  des  Stadtrechtes  an  bemerkter  Stelle  eingetragen.  Eine 
Ueberschrift  ist  nicht  vorhanden;  voraus  gehen  die  Verzeich- 
nisse der  Capitelüberschriften  des  lateinischen  und  des  deutschen 
Stadtrechtstextes,  welch  letzterer  an  späterer  Stelle  der  Hand- 
schrift folgt  (s.  u.).  Der  lateinische  Text  ist  in  116  bezifferte 
und  mit  Ueberschriften  (in  rother  Tinte)  versehene  Capitel 
eingetheilt;  als  c.  117  ist  (Bl.  14^)  unter  dem  Rubrum:  ,Hec 
sunt  iura  scolastici  conswetudinaria  Nove  civitatis'  eine  Auf- 
zeichnung über  die  gegenseitigen  Rechte  und  Pflichten  des 
Pfarrers  und  des  Schulmeisters  angehängt,  welche  ich  in  den 
Blättern  d.  Vereins  f.  Landesk.  v.  NOe.  1876,  348  ff.  mitge- 
theilt  und  erläutert  habe. 


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81 

Diese  Handschrift,  deren  Schreiber  nicht  der  sorgfältig- 
sten einer  ist,  liegt  der  Würth'schen  Ausgabe  und  durch  deren 
Vermittlung  dem  Drucke  Meillers  im  Arch.  f.  K.  österr. 
GQ.  10,  107  S.  zu  Grunde.  An  beiden  Orten  ist  der  Text 
durch  Lesefehler  und  andere  Versehen  vielfach  entstellt. 


II  1. 

Stadtarchiv  zu  Wiener-Neustadt  (Loc.  Scrin.  A  1  nr.  3), 
Perg.  und  Pap.,  XV.  Jahrb.,  213  Bl.  (die  ersten  vierzehn  Perg., 
die  übrigen  Pap.),  4^;  Bl.  42*— 52^.  Rückdecke  aus  Holz,  mit 
braunem  Leder  überzogen,  die  Vorderdecke  fehlt.  Aul  Bl.  1* 
von  einer  Hand  des  XVI.  Jahrhunderts:  ,Handuesst.  M.  (?) 
Ainfalt  m.  ppria',  ausserdem  mehrere  jüngere  Archivsignaturen. 
Bl.  15 — 178  zwei-,  alles  Uebrige  einspaltig.  Der  grösste  Theil 
des  Codex  (Bl.  15 — 193)  von  ^iner  Hand,  die  der  ersten  Hälfte 
des  XV.  Jahrhunderts  angehört.  In  Fuhrmanns  Repertorium 
S.  572  ist   der  Codex   als   ,Drittes  Handvestbuch'  verzeichnet. 

Die  14  Pergamentblätter,  später  vorgeheftet,  enthalten 
von  jüngerer  Hand  des  XV.  Jahrhunderts  Bürger-  und  Ge- 
Dannteneide,  ein  Vidimus  von  1460  über  Kaiser  Friedrichs 
goldene  Bullen  von  1452  (Meiller  im  Notizenbl.  d.  k.  Akad. 
1853,  181  nr.  33  und  35),  zwei  Neustädter  Privilegien  des 
Königs  Mathias  von  Ungarn  von  1463,  und  von  einer  Hand 
des  XVI.  Jahrhunderts  eine  Beschreibung  der  Burgfriedens- 
grenze von  Neustadt.  —  Bl.  lö'^ — 60*^  Urkunden  aus  der  Zeit 
von  1239 — 1379,  mit  wenigen  Ausnahmen  Privilegien  der  Stadt; 
von  jenen,  welche  der  unter  /  angeführte  Pergamentcodex  ent- 
hält, erscheinen  hier,  nach  Meillers  Zählung  a.  a.  O.  178  flF., 
aufeinanderfolgend  nr.  3—12  (11  zweimal),  18,  19,  13,  27, 
20,  21,  1  (das  Leopoldinum),  2  (Schulmeister-  und  Pfarrerrechte), 
15,  17,  30,  23,  24,  ausserdem  drei  dem  Perg.-Cod.  /  fehlende 
Stücke:  Herzog  Friedrichs  Judenordnung  für  Oesterreich  von 
1244  (Arch.  f.  K.  österr.  QQ.  10,  146)  zwischen  nr.  21  und 
1,  desselben  Mauthsatzung  für  Neustadt  von  1244  (ebd.  129) 
zwischen  nr.  17  und  30,  endlich  der  Art.  6  des  falschen  Fri- 
dericianums  von  1237  betreffend  die  Schule,  zu  einer  selb- 
ständigen Urkunde  Kaiser  Friedrichs  H.  umgestaltet  (vgl.  meine 
Urkundl.  Beitr.  S.  10  nt.  5)  zwischen  nr.  2  und  15. 

ArchiT.  Bd.  LX.  I.  Halft«.  6 


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82 

Das  Leopoldinum  steht  hier,  wie  aus  Obigem  ersichtlich, 
inmitten  der  Urkundenmasse,  nicht  wie  in  /  am  Anfange.  Eine 
üeberschrift  ist  nicht  vorhanden,  der  Text,  ohne  Capitelein- 
theilung,  in  durchaus  unabgesetzten  Zeilen  geschrieben.  Auf 
das  Leopoldinum  folgt,  ebenfalls  ohne  Üeberschrift,  Bl.  52*  die 
Aufzeichnung  über  die  Pfarrer-  und  Schulmeisterrechte;  beide 
Stücke  sind  gleich  den  übrigen  sie  umgebenden  Urkunden  nur 
durch  rotbe  Initialen  von  dem  Voraufgehenden  abgehoben.  — 
Bl.  60* — 82*^  der  deutsche  Text  des  Stadtrechts  sammt  einem 
Verzeichniss  der  Capitelüberschriften  und  mit  Anhängen  (s.  unten: 
Hss.  der  deutschen  Uebersetzung,  Ab). 

Bl.  82*— 152^  das  Landrecht,  152<^— 177«  das  Lehenrecht 
des  Schwabenspiegels,  jenes  in  287,  dieses  in  156  rubricirte, 
aber  nicht  bezifferte  Capitel  getheilt. 

Bl.  179* — 193*  Aufzeichnungen  über  die  ,Brotwage^,  d.  h. 
Scalen,  wie  schwer  das  Pfenningbrot  bei  gewissen  Weizen-, 
Semmelmehl-  und  ,Oblasmehl^-Preisen  (s.  Schmeller- Fromm.  1, 
1506)  zu  sein  hat  (vgl.  d.  cit.  Notizenbl.  1853,  183  ff.  und 
Wiener  phil.-hist.  Sitzungsber.  36,  106  ff.);  eine  derselben 
(Bl.  18P)  enthält  in  der  Üeberschrift  die  Jahreszahl  1444.  — 
Bl.  194*  (von  hier  an  bis  zu  Ende  eine  jüngere  Schrift  des 
XV.  Jahrhunderts):  ,Hie  ist  vermerk  cht  die  Ordnung,  so  wir 
durch  gescheft  und  haissen  unsers  genedigen  herm  des  burger- 
maisters  und  rats  der  stat  hie  zu  Wienn  nach  unserm  vcrsteen 
betracht  habend'  marktpolizeiliche  Bestimmungen  vom  Jahre  1446, 
ine.  ,Item,  das  kain  messer  niemant  abmess  .  .  .  .^,  expl.  ,.  .  .  . 
so  sol  das  pfenwert  haben  ij  mark  v  lat  j  qnt.^  —  Bl.  196* 
Wiener  Bäckerordnung  von  1429,  Pfinztag  nach  Matthäus 
(Sept.  22).  Am  Schlüsse:  ,Also  stet  es  in  dem  statpuch  zu 
Wienn  geschriben^  —  Bl.  197-'  Ordnung  des  Fischkaufes  zu 
Neustadt  von  1460,  Eritag  vor  St.  Gallen-Tag  (Oct.  14). 

Bl.  199—213  leer. 

n  2. 

Kais.  Hofbibliothek  zu  Wien,«  Cod.  7702  (Rec.  110), 
Pap.,   XVI.  Jahrb.,   133  Bl.,   kl.   2'>;   Bl.   41*'— 5P.     Auf  der 

^  Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht,  für  die  mir  bei  Benutzung  der  Hand- 
schriften dieses  Institutes  gewährten  besonderen  Begünstigungen  dem  Vor- 
stande desselben,  Herrn  Hofrath  Dr.  E.  R.  v.  Birk,  hiemit  öffentlich  zu  danken. 


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83 

Aussenseite  der  Vorderdecke  ist  eiugepresst:  ,WOLP  ROL.  1547^ 
Titel   (Bl.  1*):   ,In   diesem   puch  ist   begriffen   die   begnadung 

und  Verleihung  der Rö:  keiser,  kunigen  und erz- 

herzogen  und  fürsten  etc.  von  Osterreich  gegebenen  freihaiten 
und  brifilegien  der  Neuenstat  sambt  dem  lehenpuch  des  löblichen 
hauss  Österreichs  [d.  i.  das  Lehenrecht  des  Schwabenspi^els] 
in  latteinisch  und  deutsch  ausgeschrieben  a*^  1547  jar.  Wolff- 
ganng  Rollen'.  In  dem  ,Aidbiechl'  des  Neustädter  Stadtarchivs 
(Papierhs.  d.  XV.  u.  XVI.  Jahrb.,  115  BL,  8»)  erscheint  Bl.  96» 
unter  den  Genannten  des  J.  1518  ein  Wolfgang  Roll,  bei 
dessen  Namen  von  späterer  Hand  bemerkt  ist:  ,Obiit  a®  31**'. 
Drei  Hände  des  XVI.  Jahrhunderts  sind  in  dem  Codex 
zu  unterscheiden: 

1.  Bl.  9* — 57*  (P — 8  leer)  ,Cessione8  ducum  Austriae  ad 
Novam  civitatem',  nämlich  sämmtliche  in  Cod.  III  Bl.  15* — 60^ 
enthaltene  Urkunden  von  1239 — 1379,  aber  in  gänzlich  ver- 
schiedener Reihenfolge.  Mitten  unter  ihnen  steht  das  Leopol- 
dinum,  der  Urkunde  Rudolfs  IV.  von  1360  (Meiller  nr.  13,  unten 
§.  2  nr.  38)  folgend,  selbst  gefolgt  von  der  Aufzeichnung  über 
die  gegenseitigen  Rechte  von  Schulmeister  und  Pfarrer;  es 
ermangelt,  wie  in  II 1,  der  Ueberschrift  und  der  Eintheilung  in 
Capitel.  —  Am  Fusse  von  Bl.  57*  steht  (roth):  ,Laus  Deo. 
H.  W.  V.^ 

2.  Bl.  59 — 112  das  Lehenrecht  des  Schwabenspiegels,  in 
168  nicht  bezifferte,  roth  überschri ebene  Capitel  getheilt. 
Bl.  63*:  ,Hie  hebt  sich  an  das  lehenrechtpuech.  1547^  Expl.: 

, und  der  heilige  geist,  amen.    Geschechen   nach  Cristi 

geburt  fierhundert  und  in  den  74**"  jar,  am  pfinstag  vor  Georgi 
[April  21].  P.  Schrauffenberger.  Deo  gracias^ 

3.  Bl.  113—131  Abschriften  von  Transsumten  v.  J.  1460 
der  Privilegien  Kaiser  Friedrichs  III.  von  1448  und  1452 
(Meiller  nr.  33 — 35);  Bürger-  und  Genannteneide. 

Die  beiden  Texte  III  und  112  stehen  schon  äusserlich 
durch  den  Mangel  einer  Gliederung  in  Capitel  von  dem  Texte  / 
ab.  Aber  noch  viel  bestimmter  schliessen  sie  sich  zu  einer 
Familie  zusammen  durch  eine  Reihe  von  nur  ihnen  eigenen 
Lesarten  und  Wortfolgen,  von  gemeinsamen  Lücken  und  Ueber- 
schüssen  gegen  /.  Der  Variantenvorrath  der  Ausgabe  wird 
hiezu    eine  Fülle   von  Belegen    bringen;    hier   sei   nur   auf  die 

6* 


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84 

grosse  Lücke  von  c.  22 — 35  und  auf  die  Ueberschüsse  am 
Ende  der  c.  94  und  111  hingewiesen.  Die  Ueberschüsse  in 
der  Familie  27  schliessen  die  Annahme  ihrer  Ableitung  aus 
dem  Texte  1  aus.  Aber  auch  von  II 1  zu  112  besteht  keine 
Filiation^  wie  die  Vergleichung  nachfolgender  Lesarten  —  aus 
vielen  nur  einige  —  ergibt:  c.  9  (I  pretencionem)  11 1  presen- 
tacionem,  2  promissionem ;  c.  42  (I  aut  se  solo  aut  pluribus) 
III  aut  pluribus,  2  sola  vel  pluribus;  c.  59  a.  £.  teneatur 
iudici  fehlt  III,  steht  (1  und)  7/2;  c.  93  uxorem  (vor  rema- 
neant)  fehlt  III,  steht  (I  und)  112;  mehrfach  hat,  wo  III 
falsch  liest,  der  durchaus  gedankenlos  copirende  Schreiber  von 
//  2  das  Richtige.  So  ist  denn  die  Annahme  einer  gemeinsamen 
Quelle  für  die  Texte  11 1  und  II 2  gefordert,  und  es  lässt  sich 
hiernach  für  die  Genealogie  der  Handschriften  der  lateinischen 
Fassung  folgendes  Schema  aufstellen: 

(^) 
I  (II) 


III  112 

Es  ist  nicht  überflüssig  zu  constatiren,  dass  auch  die 
verschollene  Urhandschrift  x  nicht  fehlerlos  war.  Allen  drei 
Texten  gemeinsam  sind  z.  B.  das  überflüssige  et  (vor  sit  liber) 
in  c.  6,  das  ebenso  entbehrliche  quod  in  c.  77  (Würth  liest  hier 
et  quidem)  und  in  c.  105^  dann  habens  statt  habeat  (redemp- 
cionem)  in  c.  19,  furtu  statt  furto  in  c.  42,  die  falschen  Gene- 
tive textorum,  calcificum  u.  s.  w.  in  c.  55.  Der  Schlusssatz  des 
c.  114  ist,  übereinstimmend  in  allen  drei  Handschriften,  ein 
völliges  Anakoluth,  das  man  durch  keine  Emendation  ohne 
Gewaltsamkeit  wird  beseitigen  können.  Noch  weit  zahlreichere 
Fehler  Hessen  sich  für  den  verschollenen  Text  //  nachweisen. 


Handschriften  der  deutschen  üebersetzung. 
Aa. 

Marktarchiv  zu  Aspangin  Niederösterreich,  Pap.,  XV.  Jahrb., 
165  BL,  4"; »   Bl.  4»— 22^    Starke,   mit  dunkelbraunem  Leder 

^  Durch  die  Güte  des  Voratandes  der  kais.  Familienfideicominiss-Bibliothek, 
des  Herrn  Hofrathes  M.  A.  R.  v.  Becker,  war  es  mir  mögUch,  diese 
Handschrift  darch  längere  Zeit  in  Wien  za  benutzen. 


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85 

überzogene  Holzdecken.  Auf  der  Aussenseite  der  Vorderdecke 
klebt  ein  Zettel,  der  in  Schrift  des  XVIII.  Jahrb.  die  Auf- 
schrift enthält:  jN**  1.  Pannbuch  des  f.  Markts  Aspang  vom 
Jahre  1318.  bis  1421.  in  welchem  lezten  Jahrgange  sich  die 
Gerechtsame  des  Markts  Aspang  anfangend 

Bl.  2*  (1  leer)  Verzeichniss  der  Capitelüberschriften  des 
deutschen  Stadtrechtstextes,  welche  aber  hier  nicht  durchwegs 
der  Ordnung  des  Textes  folgen,  ohne  Beziflferung.  Mit  Be- 
ziehung auf  die  oben  (S.  74)  angeführte  Aeusserung  Gleichs 
muss  bemerkt  werden,  dass  die  Zahl  dieser  Ueberschriften, 
einschliesslich  derjenigen  für  das  Privileg  von  1239  (,Herzog 
Fridreichs  hantvesf)  und  jener  für  das  Prooemium  des  Leo- 
poldinums  (,Herzog  Leupolts  hantvest'),  aber  ausschliesslich 
derer,  die  den  Anhängen  angehören,  76  beträgt.  —  Bl.  3^  Pri- 
vileg Herzog  Friedrichs  von  1239,  Juni  5  (ohne  Ueberschrift), 
deutsch,  mit  den  Zeugen,  za  mccxl^,  non.  iun.  —  Unmittelbar 
darauf  folgt,  ohne  Ueberschrift,  auf  Bl.  4*  die  Uebersetzung 
des  Stadtrechts.  Die  einzelnen  Capitel  haben  keine  Ueber- 
schriften, doch  ist  Raum  für  solche  offen  gelassen.  Die  Anfänge 
der  Capitel  werden  in  der  Regel  durch  rothe  Initialen  hervor- 
gehoben, die  schwarz  vorgezeichnet  sind;  bei  Wörtern,  die  mit 
W  beginnen:  wir,  wer,  welicher,  wann,  ist  W  vorgezeichnet, 
aber  der  Miniator  setzte  überall  B  (vgl.  Weinhold,  Bair.  Gramm. 
§.  1 24).  Am  Rande  läuft  eine  etwas  jüngere  Bezifferung  der  Capitel, 
die  bei  dem  Prooemium  des  Leopoldinums  mit  2  beginnt,  aber 
schon  bei  c.  76  des  lateinischen  Textes  /  (und  der  Ausgabe 
Würths)  mit  der  Zahl  61  aufhört  und  von  der  Zahl  47  an  nicht 
mehr  mit  der  Capitelreihe  des  Inhaltsverzeichnisses  übereinstimmt. 
Charakteristisch  für  ^a  sind  zwei  Textverschiebungen,  welche  sich 
aus  Verheftung  zweier  Blätter  in  der  Vorlage  des  Schreibers  er- 
klären lassen:  auf,  ....  daz  reht  daz  wir'  in  c.  77  (lat.)  folgt 

sofort  aus  c.  82  ,schaffen  haben   ^n  Urlaub 'bis   zum 

Schluss  von  c.  84,    dann  erst   das  übersprungene  Stück  ,auch 

von  den  weihen '  (c.  77)   bis   , die  sol  gewalt 

niht    ze'    (c.   82);    ferner  springt    der   Text  von   , mit 

den  andern  purgern  daselb  gelebt'  in  c.  90  auf  ,und  von  den 

richteni   ze  Newnchirchen '  in  c.   92  bis   , alz 

sein  gfit  daz  sol  beleiben'  in  c.  93,  worauf  die  dazwischen  aus- 
gelassene Stelle  ,und  gewonet  hab  alz  ein  ander  purger  .  .  •  ,  / 


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86 

(c.    90)    bis    , gericht    werde    neur    iu    dem    gericht^ 

(c.  92)  folgt. 

An  den  Text  des  Stadtrechtes  schliessen  sich,  ohne  be- 
sondere äussere  Abtrennung  von  demselben  und  ohne  Ueber- 
schriften,  folgende  Anhänge:  a)  Bl.  22^  die  Mauthsatzung  des 
XIV.  Jahrhunderts  (Urkundl.  Beitr.  47 — 69  nr.  2),  äusserlich 
gegliedert  wie  das  Stadti-echt;  im  Capitelverzeichniss  finden 
sich  für  dieses  Stück  29  Titel,  deren  erster  lautet:  ,Wir  ge- 
sworn  purger';  b)  Bl.  32^^  die  Aufzeichnung  über  des  Richters 
Bezüge  von  den  Handwerkergenossenschaften  (Urkundl.  Beitr. 
70 — 77  nr.  3j,  in  gleicher  Weise  gegliedert,  aber  schon  mit 
Art.  13  (des  citirten  Druckes)  schliessend;  im  Capitelverzeich- 
niss erscheint  dafür  nur  ein  Titel:  ,Von  des  richter  rechte 
Diese  Aufzeichnung  ist  vollständig  auch  in  lateinischer  Sprache 
vorhanden;  sie  steht  im  Neustädter  Cod.  A  1  nr.  1  (lat.  Text  1) 
Bl.  22^  im  Neustädter  Cod.  A  1  nr.  3  (lat.  Text  III)  Bl.  26* 
und  im  Wiener  Cod.  7702  (lat.  Text  II  2)  Bl.  30%  überall  ohne 
Capiteleintheilung  und  dem  Privileg  Rudolfs  I.  von  1277, 
Nov.  22  folgend.  —  Am  Schlüsse  der  Aufzeichnung  über  das 
Richterrecht  (Bl.  34*):  ,Hie  endet  sich  das  rechtpuech  |  ze 
der  Newnstatt  Et  cetera'. 

Bl.  34^—46«  Neustädter  Privilegien  von  1316—1379,  und 
zwar  Meiller  nr.  18,  19,  27,  20,  21,  30,  ausserdem  die  Ver- 
zichtsurkunde der  Herzoge  Leopold,  Ernst  und  Friedrich  von 
1404,  März  21  (Rauch  SS.  3,  429  nr.  6). 

Von  etwas  jüngerer  Schrift  folgen:  Bl.  47** — 54^  die  Brot- 
gewichtsscalen  wie  in  lat.  // 1,  deren  eine  in  der  Ueberschrift 
mit  der  Jahrzahl  1434  bezeichnet  ist;  —  Bl.  55*— 150^  das 
Landrecht  des  Schwabenspiegels  in  457  Capiteln,  deren  Zählung 
ausserordentlich  wirr  durcheinandergeht;  mit  neuer  Seite,  ohne 
Ueberschrift,  beginnt  151''  das  Capitel  von  den  Ehehindernissen 
(Lassb.  §.  377 II,  Wack.  §.  345,  vgl.  Homeyer  Rechtsb.  43 
lit.  c,  Zöpfl  RG.  [4.  Aufl.]  1,  163  nt.  41);  —  Bl.  155»^  ,Arbor 
consangwinitatis',     156^*   , Auslegung    arboris    consangwinitatis^ 

Bl.  157*'  (von  einer  Hand  des  ausgehenden  XV.  Jahr- 
hunderts) eine  Urkunde,  betreflfend  einen  Grundtausch  zwischen 
Pfarre  und  Gemeinde  Aspang,  geschehen  im  oflfenen  Taiding 
am  Eritag  vor  Gottes  Auffahrtstag  (Mai  29)   1492. 

Bl.  158»^— 165*  (Hand  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahr- 
hunderts)  Aufzeichnung    über    Wildfang    und   Fischweide    des 


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Schlosses  Aspang,  über  die  Gerechtigkeit  dieses  Schlosses  und 
des  Gerichtes  (Banntaiding),  über  den  Vogthaber  und  andere 
Dienste  und  Steuern  daselbst. 

Aus  diesem  Aspanger  ,Bannbuch'  hat  Hormayr  in  seinem 
Archiv  etc.  1828,  323  nt.  *  die  ersten  sechs  Capitel  der  Ueber- 
Setzung  des  Leopoldinums  veröfifentlicht. 


Ab. 

Der  bei  den  lateinischen  Handschriften  unter  11 1  be- 
schriebene Cod.  A  1  nr.  3  des  Wiener-Neustädter  Stadtarchivs, 
Bl.  63^— 77^  Voraus  geht  (Bl.  60)  das  Verzeichniss  der  Capitel- 
überschriften  (,Item  das  register  auf  das  hernach  geschriben 
statrechtpuch*),  sodann  das  Privileg  Herzog  Friedrichs  von  1239, 
deutsch,  mit  den  Zeugen,  zu  mccxl®,  non.  iun.  Das  Leopoldinum 
als  Ganzes  ist  ohne  Ueberschrift;  die  einzelnen  Capitel  haben 
Rubren,  sind  aber  nicht  beziflfert.  Es  fehlen  die  c.  36,  52 — 56, 
60,  68,  71—73,  94—98,  110—116  (und  der  Anhang  c.  117) 
ganz;  c.  92  ist  am  Anfange,  die  c.  93  und  109  sind  am  Schlüsse 
defect.  Die  Textverschiebungen,  hervorgerufen  durch  Verheften 
zweier  Blätter  in  der  Vorlage,  entsprechen  genau  denjenigen 
des  Textes  Aa.  —  Auf  den  Truncus  von  c.  109  folgt  (Bl.  77») 
das  Rubrum  ,Von  der  Juden  richter',  aber  darnach  nicht  der 
dazu  gehörige  Text,  sondern  sofort  der  Art.  12  der  Mauth- 
satzung  des  XIV.  Jahrhunderts  (Urkundl.  Beitr.  52),  dann  der 
Rest  dieser  Mauthsatzung,  von  der  jedoch  ausser  Art.  1 — 11 
noch  17 — 32  und  35 — 41  fehlen.  An  sie  schliesst  sich  (BL  80^) 
die  Aufzeichnung  über  die  Gaben  der  Handwerkergilden  an 
den  Stadtrichter,  überschrieben:  ,Von  der  richter  recht  und 
purger*,  in  13  rubricirte,  nicht  bezifferte  Absätze  gegliedert, 
mit  Art.  13  des  Druckes  schliessend.  Am  Schlüsse  (Bl.  82*^): 
,Hie  endet  sich  das  rechtpuch  zu  der  Newenstat'.  —  Die  Blätter, 
welche  das  Stadtrecht  sammt  den  Anhängen  enthalten  (63—82), 
habeo  eine  mit  dem  Texte  gleich  alte  Foliirung  in  Roth  (1 — 20). 

Durch  den  Text  des  Schwabenspiegels  vom  Stadtrechtc 
und  dessen  Anhängen  getrennt,  steht  Bl.  178^  unter  dem 
Rubrum:  ,Der  Gärtner  und  Teutschenstrasser  recht'  eine  Auf- 
zeichnung über  die  Rechte  der  Bewohner  der  Gartenstrasse 
und  der  Deutschherrenstrasse,  wie  sie  ,von  alter  erfunden  und 


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aufgesatzt    sind    in    der    haidenvart    ze    künig    Artaker   (d.    i. 
Ottokar)    zeit'    (gedruckt  Böheim   Chron.    2.  Ausg.    1,    70  f.). 

Durch  die  Gemeinsamkeit  zahlreicher  Besonderheiten  der 
Textgestaltung,  durch  das  Zusammenfallen  der  Capitel  von  Ab 
mit  den  Absätzen  von  Aa^  durch  das  Vorhandensein  je  der- 
selben Anhänge,  insbesondere  aber  durch  die  in  beiden  Hand- 
schriften völlig  übereinstimmenden  Textverschiebungen  ist,  da 
nach  bestimmten  Anhaltspunkten  (vgl.  die  Varianten  der  Aus- 
gabe) Ab  nicht  aus  Aa  geflossen  sein  kann,  Ableitung  beider 
Texte  aus  gemeinsamer  Vorlage  gefordert,  welche  von  Ab 
durch  Auslassung  ganzer  Capitelreihen  in  ausgiebiger  Weise 
verkürzt  wurde. 


Ba. 

Kais.    Hofbibliothek   zu  Wien,    Cod.    3083    (Rec.   405): 
,Des   edlen    alten    Hanns   Rollen    und   burger    in    der   Neustat 

raths  und  Ambtman    und    seiner   erben   puech ',    Pap., 

XV.  und  XVI.  Jahrh.,  11+313  Bl.,  4»;  Bl.  128*— 143^  Be- 
schrieben in  den  Mittheilungen  d.  Centr.-Comm.  z.  Erf.  u.  Erh. 
d.  Kunst-  u.  histor.  Denkm.  N.  F.  4,  9  ff.,  vgl.  Chmels  Ge- 
schichtsf.  1,  282  nt.  1.  Zu  dem,  was  ich  Urkundl.  Beitr.  S.  XIX 
nt.  1  über  Hans  Roll  beigebracht  habe,  ist  nachzutragen: 
nach  Böheims  Listen  (Chron.  2.  Ausg.  2,  105)  war  er 
1467 — 1471  Bürgermeister  zu  Neustadt.  Die  Bibliothek  des 
ehemaligen  Chorherrenstiftes  St.  Polten  in  Niederösterreich 
bewahrte  von  ihm  chronikalische  Notizen,  welche  Selbsterlebtes 
aus  der  Zeit  von  1433—1488  erzählen  und  von  Duellius 
Mise.  1,  247—259,  dann  von  Pez  SS.  2,  551-554  heraus- 
gegeben sind.  Aus  diesen  Aufzeichnungen  geht  hervor,  dass 
Hans  Roll  zu  dem  Prinzen  und  spätem  Könige  Maximilian, 
den  er  , meinen  jungen  herrn  Maximilianus'  nennt,  Beziehungen 
hatte  und  sich  in  dem  Gefolge  des  Königs  befand,  als  dieser 
im  Jahre  1488  von  den  Bürgern  von  Brügge  gefangen  ge- 
nommen ward;  vgl.  Duellius  1.  c.  in  der  (unpaginirten)  Ein- 
leitung unter  nr.  XVIII.  Dass  der  Hans  Roll  unseres  Stadt- 
rechtscodex mit  jenem  der  St.  Pöltner  Handschrift  identisch 
ist,  ergibt  sich  daraus,  dass  in  der  letztern  (Duell.  248)  erzählt 


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wird;  wie  Maximilian  ^an  sant  Elena  tag  in  der  neinten  stund 

a*  1477 hie  zu  der  Nustatt  ausgeritten'  sei. 

Die  Hand,  welche  das  Stadtrecht  und  seine  Anhänge 
(zweispaltig)  eintrug,  ist  die  älteste  des  Codex,  sie  gehört  dem 
Anfange  des  XV.,  wenn  nicht  noch  dem  Ausgange  des 
XIV.  Jahrhunderts  an.  Dem  Stadtrechte  gehen  voraus  das  Ver- 
zeichniss  seiner  Capitel  (,Ditz  ist  die  tavel  der  stat  rehtpÄch  in 
der  Newen  stat',  Bl.  125*)  und  das  Privileg  Herzog  Friedrichs 
von  1239,  Juni  5  in  deutscher  Sprache,  mit  dem  Datum 
m'^cc^**  non.  iun.,  unter  der  Ueberschrift:  ,Hie  hebt  sich  an 
der  stat  rehtpAch  von  der  Newen  stat.  daz  erst  capitel,  wie 
der  herzog  von  Ostereich  daz  puch  hat  gemacht  und  gegeben 
der  Newen  stat  ze  nutz  und  ze  em.  i.'  Das  Leopoldinum  hat 
keine  Ueberschrift;  das  zweite  Capitel  correspondirt  dem  ersten 
des  lateinischen  Textes  L  Der  Text  ist  in  98  beziflferte,  roth 
überschriebene  Capitel  eingetheilt.  Dem  Leopoldinum  sind  an- 
gehängt: a)  Bl.  143<^  die  Mauthsatzung  des  XTV.  Jahrb., 
c.  99 — 132,  deren  erstes  überschrieben  ist:  ,Ditz  ist  nu  von 
den  mauten  die  man  der  stat  gemacht  hat';  b)  Bl.  152*  die 
Aufzeichnung  über  die  Leistungen  der  Handwerkergenossen- 
schaften an  den  Stadtrichter,  c.  133  (nicht  weiter  gegliedert),  mit 
dem  Rubrum:  ,Von  dez  richters  reht,  waz  im  ietwederz  hantwerch 
jaerleich  geit',  mit  Art.  13  des  Druckes  abbrechend;  c)  Bl.  153<= 
die  Rechte  der  Garten-  und  Deutschenstrasser,  c.  134,  über- 
schrieben: ,Ditz  ist  von  den  rechten  [der]  Däutschen  herren'; 
d)  Bl.  154^  Grenzbeschreibung  des  Aspanger  Gerichtsbezirkes, 
c.  135,  mit  der  Ueberschrift:  ,Von  den  rechten  die  gen  Aspang 
gehörent'  (vgl.  Urkundl.  Beitr.  S.  XX  nt.  3);  e)  Bl.  154*  das 
Capitel  des  Schwsp.  über  die  Ehehindernisse,  c.  136:  ,Von 
der  e  wer  an  ein  ander  (!)  genemen  mag  oder  niht  und  waz  daran 
geschaden  mag  oder  niht',  worin  die  Berufung  auf  Schwsp. 
Landr.  §.  3  (Lassb.)  stehen  geblieben  ist  (,alz  hievor  in  dem 
pfich  wol  geschriben  stet*).  Am  Schlüsse:  ,Deo  gracias*. 


Ba\ 

Stadtarchiv  zu  Wiener-Neustadt  (Loc.  Scrin.  A  1  nr.  2), 
Pap.,  XV.  Jahrb.,  89  BL,  4»;  Bl.  3»»— 21^  Beschrieben  in  den 
cit.    Mittheilungen    d.    Centr.-Comm.    etc.    N.    F.    4,    10.     In 


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90 

Fuhrmanns  Repertorium  S.  572  ist  der  Codex  als  ^Anderes 
teutsches  gemainer  Statt  Handvestbuch'  verzeichnet. 

Der  Text  des  Leopoldinums  und  seiner  Anhänge  (zwei- 
spaltig) ist  von  etwas  jüngerer  Hand  als  jener  in  Ba;  der 
zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  gehört  der  Schreiber  an, 
welcher  Bl.  39^  flf.  34  Neustädter  Urkunden  aus  der  Zeit 
von  1239  bis  1468  (einspaltig)  eintrug  (es  sind  dieselben, 
welche  der  Codex  des  Textes  Ba  BL  91»— 117^  enthält,  vgl. 
Mitth.  d.  Centr.-Comm.  a.  a.  O.,  auch  ist  die  beiderseitige 
Reihenfolge,  wenige  Abweichungen  abgerechnet,  die  gleiche). 
Der  Stadtrechtstext  sammt  den  Einleitungsstücken  (Inhalts- 
verzeichniss  und  Friedr.  1239)  und  den  Anhängen  stimmt  in 
der  ganzen  äussern  Anlage,  in  der  Eintheilung,  Zählung  und 
Ueberschreibung  der  Capitel  auf  das  genaueste  mit  Ba  überein; 
ja  diese  Congruenz  ist  eine  so  vollkommene  auch  in  Bezug 
auf  die  Fehler  und  Lücken  von  Ba,  während  doch  Ba  keine 
einzige  der  Lücken  von  Ba  ausfüllt,  dass  nicht  gezweifelt 
werden  kann,  dieser  letztere  Text  habe  die  ziemlich  gedan- 
kenlos copirte  Vorlage  von  Ba'  gebildet. 

Bl.  69*  (von  einer  Hand  des  XVL  Jahrb.)  ,Gema(i)ner  stat 
purkfrid',  Beschreibung  der  Burgfriedensgrenzen  von  Neustadt; 
am  Schlüsse  das  Stadtsiegel  aufgedrückt. 

Bb. 

Kais.  Hofbibliothek  zu  Wien,  Cod.  2780  (Salisb.  358), 
Perg.,  XV.  Jahrh.  (1423),  105  Bl.,  2";  Bl.  80^— 93^  Homeyer 
Rechtsb.  nr.  677. 

Dieser  mit  besonderer  Pracht  ausgestattete  Codex  enthalt 
ausser  dem  Neustädter  Rechte  nur  noch  (Bl.  1 — 77)  den 
Schwabenspiegel  (Landr.  in  390,  Lehenr.  in  169  Capiteln). 
Der  Stadtrechtstext  selbst  (zweispaltig  wie  der  Schwsp.)  hat 
dieselbe  Ueberschrift,  dieselben  Einleitungsstücke  und  An- 
hänge, die  gleiche  Anordnung,  Eintheilung,  Zählung  und  Rubri- 
cirung  der  Capitel  wie  die  beiden  früheren  B-Texte,  ist  aber, 
wie  manche  Besonderheiten  desselben  bestimmt  erkennen  lassen, 
nicht  aus  einem  derselben  geflossen,  sondern  hat  mit  Ba  die 
Vorlage  gemeinsam.  Am  Ende  von  c.  136  (Bl.  104*)  steht  roth 
von  der  Hand  des  Textes:  ,Anno  domini  m<*.cccc°.xxiij^  finitur 
feria  quinta  post  Letare*  (März  18). 


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91 

In  den  Mitth.  d.  Ges.  f.  Salzburger  Landesk.  12  (1872) 
361  nr.  21  ist  unter  den  Handschriften^  welche  im  Anfang  des 
gegenwärtigen  Jahrhunderts  aus  Sakburg  nach  Wien  gebracht 
wurden,  ein  ,Oesterreichisches  Landrecht  und  Neustädtisches 
Stadtrecht^  genannt.  Unzweifelhaft  ist  dies  der  eben  bespro- 
chene Wiener  Cod.  2780,  welcher  aus  der  erzbischöflich  salz- 
burgischen Hofbibliothek  stammt  (vgl.  Foltz,  Gesch.  d.  salzb. 
Bibliotheken  110)  und  der  auf  der  Innenseite  der  Vorderdecke 
nahe  dem  untern  Rande  von  einer  Hand  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts die  Inhaltsangabe  trägt:  ,Oester.  Land-Recht-Buch. 
Neunstädt.  Stadtrechtbuch^  (Auch  im  Wiener  Cod.  7702  ist 
das  Lehenrecht  des  Schwsp.  als  ,lehenpuch  des  löbl.  hauss 
Österreichs'  bezeichnet,  s.  o.  S.  83.) 

Durch  die  Eintheilung  in  98,  beziehungsweise  136  Capitel, 
durch  die  Identität  der  mit  dem  Stadtrechte  in  feste  äussere 
Verbindung  gebrachten  Anhänge,  durch  die  wörtliche  Ueber- 
einstimmung  aller  Rubren  und  durch  sehr  nahe  Textverwandt- 
schaft vereinigen  sich  die  drei  j5-Handschriften  zu  einer  eng- 
geschlossenen Gruppe,  deren  Abstand  von  den  beiden  4-Texten 
aus  dem  oben  Mitgetheilten  deutlich  erkennbar  ist. 


Ca, 

Der  bei  den  lateinischen  Texten  unter  /  angeführte  Cod. 
AI  nr.  1  des  Wiener-Neustädter  Stadtarchivs,  Bl.  35'^--48*, 
vgl.  Würth  19  ff.  und  Meiller  a.  a.  O.  180  nr.  23—26.  Das 
Inhalts verzeichniss  steht  getrennt  von  dem  Texte,  nämlich 
Bl.  3*^  (jHie  hebt  sich  an  die  tafel  über  daz  deutsch  rechtpfich') 
nach  dem  Inhaltsverzeichniss  des  lateinischen  Textes  und  vor 
diesem  selbst.  Ueberschrift  des  deutschen  Textes  (roth,  Bl.  35'*)  : 
,Hie  hebt  sich  an  der  Newnstat  rechtpüch^  Auf  die  Ueber- 
schrift, vor  dem  Leopoldinum,  folgt  das  Privileg  Herzog  Fried- 
richs von  1239,  Juni  5,  mit  dem  Datum:  ,zwelif  hundert  jar 
darnach  in  dem  an  ains  und  virzigistem  jare';  Zeugen,  Tag 
und  Ort  fehlen.  Das  Stadtrecht  zerftlllt  in  59  gezählte,  mit 
rothen  Ueberschriften  versehene  Capitel.  Angehängt  sind: 
a)  Bl.  48»  die  Mauthsatzung  des  XIV.  Jahrb.,  c.  60—81,  deren 
erstes  überschrieben    ist:    ,Von  der  stat  maut';    h)  Bl.  53^  die 


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92 

Aufzeichnung  über  die  Leistungen  der  Gewerbe  an  den  Stadt- 
richter, c.  82 — 100,  das  erste  mit  der  Ueberschrift:  ,Von  dez 
richters  recht';  c)  Bl.  54^  die  Rechte  der  Garten-  und  Deutschen- 
strasser,  c.  101:  ,Daz  sind  Gartenstrazzer  und  Deutschen- 
strazzer  recht';  d)  Bl.  55*^  die  Grenzbeschreibung  des  Aspanger 
Gerichtsbezirkes,  c.  102:  ,Nota  die  gericht  zu  Aschpang^ 

Charakteristisch  für  den  Text  Ca  ist  das  häufig  hervor- 
tretende Bestreben,  aus  der  sehr  wortreichen,  von  Tautologien 
wimmelnden  Uebersetzung,  wie  sie  die  Texte  A  und  B  dar- 
bieten, entbehrliche  Wörter  und  Wortgruppen  auszuscheiden; 
auch  wird  hie  und  da  durch  Weglassung  von  Einführungen 
und  Begründungen  meritorisch  gekürzt,  z.  B.  Prooemium,  (lat.) 
c.  67  a.  E.,  71,  73  a.  A.,  86  a.  A.  u.  a.  E.,  109  a.  A.;  vgl. 
Urkundl.  Beitr.  S.  XXIII.  In  (lat.)  c.  109  findet  sich  eine 
Textverschiebung   gegenüber   der  lateinischen  Fassung,    indem 

in  der  Uebersetzung  die  Stelle  ,pacem  tarnen  nostram 

audeat  aggravare^  vor  die  im  lateinischen  Texte  vorhergehende: 
,iudeos  ab  officiorum perpetuam  servitutem'  gerückt  ist. 


Cb. 

Eönigl.  öffentliche  Bibliothek  zu  Dresden,  Cod.  M.  63, 
Pap.  (nur  das  erste  Bl.  Perg.),  XV.  Jahrh.  (c.  1469),  305  BL, 
40;  1  Bl.  252^— 267^  Moderner  Einband  mit  der  Rückenauf- 
schrift:  ,Formulae  Jurist  Durchaus  einspaltig.  In  der  zweiten 
Hälfte  des  Codex  sind  die  Blätter  an  den  oberen  inneren 
Ecken  durch  Nässe  angegriffen  und  theilweise  mit  bedeutendem 
Textverluste  zerstört,  wovon  besonders  jene  Blätter,  welche 
das  Neustädter  Recht  enthalten,  betroffen  sind.  Auf  dem  Perg.- 
Vorsteckblatte :  ,Das  puech  ist  des  Vlrichen  Storchen  vnd  hatt 
mitt  dem  platt  darauff  ich  da  mein  handgeschriff  (!)  geschriben 
hab,  drewhundertt  und  zway  verschribner  pletter,  alss  ichs  selbst 
gezeltt  hab  anno  domini  im  achtvndnäwnzigisten  jar  am  erittag 
vor  sandt  Jörgen  tag  [1498,  April  17]  etc.';  darunter  von  der- 
selben Hand:  ,Das  puech  hab  ich  mit  dem  Kastner  vertawscht 
vmb  ain  puech  haist  Terencius  vnd  vmb  ain  rechenpuech  vmb 


^  Dankend  muss  ich  der  Liberalität  der  königl.  Bibliotheksverwaltong 
erwähnen,  die  mich  in  den  Stand  setzte,  diese  werth volle  Handschrift 
mit  Mnsse  in  Wien  zu  benutzen. 


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93 

seiner  fleissigen  bett  willen,  auss  sundern  genaden  von  mir 
bescfcechen^  Von  anderer  Hand:  ,Da8  buech  gehört  Sebastian 
Castner.  1506'. 

Der  Codex  ist  ein  Formel  buch  für  den  Gebrauch  eines 
Notars,  das  durch  vielfache  Bewahnmg  der  in  den  Urkunden 
vorhandenen  individuellen  Betreffe  sich  dem  Charakter  eines 
Copialbuches  nähert.  Zusammengestellt  und  geschrieben  ist  eS; 
von  zwei  unbedeutenden  Einträgen  des  XVI.  und  XVII.  Jahrb. 
abgesehen,  von  Ulrich  Klenegker,  der  von  c.  1452  bis  c.  1475 
Notar  zu  Rottenmann  in  Obersteiermark  war  (über  ihn  Pangerl 
in  den  Beitr.  z.  K.  steierm.  GQ.  5,  83  ff.).  Bei  der  überaus 
grossen  Mannigfaltigkeit  des  Inhaltes  wäre  genauere  Verzeich- 
nung desselben  mit  bedeutendem  Raumverlust  verbunden;  es 
muss  genügen,  auf  Herschels  Mittheilungen  in  Naumanns  Sera- 
peum  14  (1853)  161  ff.  zu  verweisen,  welche  in  den  eben  cit. 
Beitr.  1,  10  f.  wieder  abgedruckt  sind.  Die  daselbst  erwähnte 
,Handfe8te  für  Wien'  (Bl.  12*)  ist  jene  Herzog  Albrechts  IL 
von  1340. 

Ein  Verzeichniss  der  Capitelüberschriften  ist  nicht  vor- 
handen. Vor  dem  Leopoldinum  steht,  wie  in  allen  übrigen 
Handschriften^  die  Handfeste  Herzog  Friedrichs  IL  von 
1239    in    deutscher  Sprache,    ohne   Ueberschrift  und  Zeugen, 

mit    dem     Datum:     ,zwelifh in     dem     newnvndvier- 

czigisten  .  .  .  .'  (das  Uebrige  unlesbar).  Auch  das  Leo- 
poldinum ist  ohne  Ueberschrift.  Es  ist  in  Absätze  gegliedert, 
die  theils  durch  Ueberschriften  von  der  Hand  und  Tinte  des 
Textes,  theils  durch  Zeilenabsetzung  ohne  Ueberschrift,  zumeist 
aber  nur  durch  leere  Zwischenräume  auf  fortlaufender  Zeile 
von  einander  abgehoben,  aber  nicht  gezählt  sind  und  mit 
kemem  der  früheren  Texte  sich  durchaus  decken.  Hie  und 
da  finden  sich  neben  den  Absätzen  deren  Inhalt  andeutende 
gleichzeitige  Randbemerkungen.  —  Dem  Stadtrechtstexte  folgen : 
a)  Bl.  267*  die  Mauthsatzung  des  XIV.  Jahrb.,  deren  erster 
Absatz  überschrieben  ist:  ,Von  der  maut',  gegliedert  wie  das 
Stadtrecht;  b)  Bl.  274*  die  Aufzeichnung  über  die  Zahlungen 
der  Handwerker  an  den  Stadtrichter,  welche  wie  in  Ca  in  über- 
schriebene  Absätze  eingetheilt  ist  (der  erste:  ,[Von  des  ricjhters 
rechten'),  jedoch  wie  die  Texte  A  und  B  mit  dem  Art.  13 
des  Druckes  schliesst;  statt  der  Art.  14 — 19:  ,Von  dem  zenten 
köchsilber  sechs  phenniDg.    Von   dem  tausent  pilchmeus  sechs 


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94 

phenning.  Von  einer  tünn  hering  zwen  ph.  Von  dem  zenten 
larber  vier  ph.  Von  aim  säum  raifal  *  zwelf  ph.  Von  einer 
tafnernits  (so,  lies  tafernits)  ^  vierundzwainzik  ph.  Von  einem 
zenten  federn  sechs  ph.'  Darauf  roth  (Bl.  275^):  ,Expliciunt 
iura  Novecivitatis  scripta  per  Ulricum  Klenegker  feria  4**  ante 
Martini  [Nov.  8]  anno  domini  millesimoquadringe(n)tesimo- 
8exagesimo(no)no.  1469®'. 

Uebereinstimmung  zwischen  Ca  und  Ch  in  zahlreichen, 
von  den  Texten  A  und  B  abweichenden  Lesarten  und  Wort- 
folgen, in  der  formellen  und  meritorischen  Kürzung  des  Textes, 
in  der  Verschiebung  der  Eingangssätze  des  c.  109  und  in  der 
Redaction  der  Mauthsatzung  (s.  Urkundl.  Beitr.  S.  XXIII) 
nöthigen  für  beide  eine  gemeinsame  Vorlage  vorauszusetzen, 
der  jedoch  die  Gliederung  in  Capitel,  wenigstens  deren  Ueber- 
schreibung  noch  gefehlt  hat.  Ca  kann  nicht  die  Vorlage  von 
Cb  gewesen  sein,  da  letzteres  mehrfach  Ueberschüsse  gegen 
ersteres  aufweist. 

Aus  der  hiemit  beendeten  Beschreibung  der  Handschriften 
des  deutschen  Textes  fliesst  die  Begründung  der  nachfolgend 
versuchten  genealogischen  Entwicklung  der  verschiedenen 
Textgestalten.  Die  Zeichen  der  verschollenen  Texte  stehen  in 
Klammern;  die  nicht  cursiven  Buchstaben  a — e  bedeuten  die  oben 
unter  ihnen  namhaft  gemachten  Anhänge  des  Leopoldinums. 

Herzog  Friedrich  1239  +  Stadtrecht  -|-  ab. 

(Y)  rc; 

=  X  =A', 

stellenweide  gek&nt 


(A) 

(B) 

Ca 

Cb 

=  Y, 

=  F+cde, 

=  6'+ cd 

-=c 

zwei  Bl.  verheftet 

in  98  betw.  13«  Cup. 

(b  verTollständigt) 

mit  einem  Zn^atze 

•ingotheilt 

Aa          Ab 

Ba          Bb 

=A          =A, 

=  B          =B 

sUrkgektKt 

1 
Ba' 

=5 

*  Wein  von  Rivoglio  in  Istrien.  Schmeller-Fromm.  2,  105. 
'  Schankgerechtigkeit  (tabernitium).  Ebd.  1,  588. 


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95 

Den  Schluss  dieser  Ausführungen  bilde  eine  übersichtliche 

Zusammenstellung  der  Codices  und  der  von  ihnen  überlieferten 
Texte : 

Codex  Text 

AnfbewfthrQDgsort  Signatar                   Utein.               dentscli 

Stadtarchiv  zu  Wiener-Neustadt     .  A 1  nr.  1                 /                   Ca 

Ebenda A 1  nr.  2               —                 Ba' 

Ebenda A 1  nr.  3              ///                 Ab 

Marktarchiv  zu  Aspang^     ....  (,Pannbuch*)             —                  Aa 

K.  Hof  bibliothek  zu  Wien     .     .     .  2780                    —                   Bh 

Ebenda 3083                   —                  Ba 

Ebenda 7702                  112                 — 

KgL  offen tl.  BibKotbek  zu  Dresden  M.  63                  —                   Ch 


Wer  eine  Urkunde,  die  nur  in  Abschrift  vorliegt,  auf  ihre 
Echtheit  zu  prüfen  hat,  dem  ist  der  Boden  der  Untersuchung 
bedeutend  eingeengt.  Die  zahlreichen  und  ergiebigen  kritischen 
Momente,  welche  die  paläographische  Piüfung  an  die  Hand 
gibt,  sind  ihm  unerreichbar,  er  ist  auf  die  verborgenen  inneren 
Merkmale  beschränkt,  denen  meist  nur  auf  mühsamen  und 
unsicheren  Wegen  nachzugehen  möglich  ist. 

Das  Fehlen  des  Originales  an  sich  wird  nur  in  den  aller- 
seltensten  Fällen  einen  Verdachtsgrund  abzugeben  vermögen. 
Aber  es  gewinnt  Bedeutung  und  fordert  die  Aufmerksamkeit 
des  Forschers  heraus,  wenn  aus  der  nächsten  zeitlichen  Um- 
gebung einer  nur  abschriftlich  überlieferten  Urkunde  Originale 
desselben  Adressaten  vorliegen,  insbesondere,  wenn  überdies 
der  Abgang  des  Originals  schon  für  eine  frühe  Zeit  nachge- 
wiesen werden  kann.  Und  diese  Momente  treflFen  beim  Neu- 
städter Stadtrechte  zusammen. 

Zwar  ein  Original  aus  vorleopoldinischer  Zeit  besitzt  das 
Neustädter  Archiv  nicht  mehr;  auch  kenne  ich  keine  ab- 
schriftlich erhaltene  Urkunde  aus  so  alter  Zeit.  Aber  dass  die 
Stadt  schon  von  ihrem  Gründer,  Herzog  Leopold  V.,  mit  einer 
Handfeste  begnadet  worden  ist,  wäre  kaum  zu  bezweifeln,  auch 
wenn  es  nicht  spätere  Zeugnisse  ausdrücklich  bestätigten.  Aus 
jener  Aufzeichnung  des  Formbacher  Schenkungsbuches,  welche 
die  Gründung  der  Neustadt  erwähnt  (OOe.  ÜB.  1,  692  nr.  221), 
wissen  wir,  dass  der  Herzog  das  Marktrecht  von  dem  benach- 
barten Neunkirchen  dahin  übertragen  hat  (vgl.  auch  die  pro- 
Baischen  Notizen  in  Enenkels  Fürstenbuch^  Rauch  SS.  1,  &t5. 


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96 

Mon.  Boica  29\  311  nt  u.  317);  und  eine  Weisung  König 
Friedrichs  III.  von  1327  an  die  Burggrafen  von  Starhemberg 
und  Putten  berichtet,  dass  Herzog  Leopold  ,der  Alte^  den  Kehr- 
bach, der  durch  die  Neustadt  fliesst,  gekauft  und  den  Bürgern 
daselbst  gefreit  habe  ,also,  dass  Niemand  dasselbe  Wasser 
zwischen  der  Speleche  und  der  Neustadt  abkehren  solle  auf 
keine  Wiese,  nur  auf  die  Wiese  Giesshübel,  die  dem  Spital 
im  Zerwalde  zugehört,  und  auf  andere  Wiesen,  die  von  Alter 
hergekommen  sind,  also,  dass  das  Wasser  einen  freien  Fluas 
habe  und  auch  die  Fischweide  frei  sei  bis  an  die  Speleche* 
(s.  unten  §.  2  Urk.  nr.  29).  Auch  ist  nicht  wohl  anzunehmen, 
dass  Herzog  Leopold  VI.,  von  dem  Enns  und  Wien  mit  Rechts- 
briefen reichen  Inhaltes  ausgestattet  worden  sind,  der  rasch 
erblühenden  Neustadt  gleiche  Gunst  versagt  habe.  Ist,  wie 
diese  Abhandlung  darzuthun  suchen  wird,  nicht  zu  zweifeln, 
dass  an  letzterem  Orte  Rechtsbildungen  einer  spätem  Zeit  auf 
einen  babenbergischen  Herzog  des  Namens  Leopold  als  Ver- 
leiher zurückgeführt  wurden,  so  bietet  sich  die  Vermuthung 
dar,  dass  jene  älteren  echten,  aber  an  Mass  der  Verleihung 
ärmeren  Originale  beseitigt  wurden,  als  man  das  grosse  Do- 
cument  auf  jenen  Namen  anfertigte. 

Es  kommt  hinzu,  dass  aus  nachleopoldinischer  Zeit  heute 
noch  im  Neustädter  Archiv  kaum  öin  Original  jener  Privilegien 
fehlt,  deren  Echtheit  unbezweifelbar  ist.  Aus  der  nächstfolgenden 
Zeit  liegen  daselbst  in  wohlerhaltenen  Urschriften:  das  Privileg 
Herzog  Friedrichs  IL  von  1239  über  Mauth-  und  Steuerfreiheit 
der  Bürger,  die  Ileiratsfreiheit  ihrer  Töchter  und  sonstigen 
Verwandten,  ihre  Rechte  an  Häusern  und  Gründen,  die 
Ausschliessung  der  Juden  von  den  Aemtern  u.  s.  w.;  die 
Mauthsatzung  desselben  von  1244,  die  im  Anfange  des 
XIV.  Jahrhunderts  auf  Grund  des  von  den  Gemeindeältesten 
gewiesenen  Rechtes  eine  bedeutende  Erweiterung  erfahren  hat; 
der  Freiheitsbrief  Herzog  Ottokars  von  1253;  das  hochwichtige 
Privilegium  König  Rudolfs  I.  von  1277,  und  viele  andere  (vgl. 
die  genaueren  Nachweisungen  in  §.  2).  Vermisst  werden  dagegen 
und  sind,  gleich  dem  angeblichen  Leopoldinum,  nur  in  weit 
jüngeren  Copialbüchern  überliefert  die  goldene  Bulle  Kaiser 
Friedrichs  II.  von  1237,  beziehungsweise  1247,  deren  Unechtheit 
längst  dargethan  ist  (vgl.  meine  Urkundl.  Beitr.  S.  XII), 
dann   die  Insertion    eben   dieser  Bulle   durch   Herzog   Ottokar 


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97 

von  1251  (s.  ebd.),  ^  endlich  das  Privilegium  König  Rudolfs 
von  1281  (ebd.  S.  36  nr.  14),  von  dessen  Bedenklichkeit  weiter 
unten  zu  handeln  sein  wird. 

Machen  diese  Umstände  den  Abgang  des  leopoldinischen 
Originales  —  das  Wort  im  Sinne  Fickers,  Beitr.  z.  Urkunden!. 
1,  5  f.,  gebraucht  —  zum  mindesten  auffallig,  so  kommt  hinzU; 
dass  jenes  schon  zu  einer  Zeit  gefehlt  hat,  in  der  die  älteren 
Bestände  des  Neustädter  Archives  gewiss  noch  weit  vollstän- 
diger waren,  als  sie  es  heute  sind:  dass  es  gefehlt  hat  nicht 
nur,  als  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  der  Pauliner- 
mönch Mathias  Fuhrmann  sein  Repertorium  dieses  Archives 
verfasste  (s.  o.  S.  80),  sondern  schon  drei  Jahrhunderte  früher. 
Im  Jahre  1448  Hess  sich  der  Stadtrath  von  Neustadt  durch 
den  Abt  Gottfried  des  Neuklosters  über  den  deutschen  Text 
des  c.  107  des  angeblich  leopoldinischen  Stadtrechtes  ein 
Transsumt  ausstellen,  ,damit  man  dem  an  allen  Enden  glauben 
möchte  als  dem  Stadtbuche'  (ürk.  ddo.  1448,  Aug.  12,  Neu- 
stadt, Abschrift  des  XVII.  Jahrh.  im  Wiener  Staatsarchive). 
Aber  zu  diesem  Behufe  brachte  man  nicht  etwa^  wie  doch 
sonst  regelmässig  bei  Transsumirungen,  das  Original  vor  den 
Abt,  sondern  ,ein  Buch  in  Pergamen,  mit  Text^  geschrieben, 
darin  etliche  ihrer  (der  Neustädter)  Stadt  Gnad,  Freiheit  und 
altes  gewöhnliches  Herkommen  und  mannigerlei  Rechten  und 
andere  ihre  Gnaden  und  Gerechtigkeiten  geschrieben  stehen, 
und  sonderlich  der  Anfang  desselben  ihres  Stadtbuches,  mit 
Rubriken  geschrieben,  also  anhebt:  ,Hie  hebt  sich  an  der 
Neustadt  Rechtbuch',  und  nach  derselben  Rubriken  steht  in 
demselben     Stadtbuch    der    Anfang    also    geschrieben:     ,Wir 

Fridreich   von    Gottes    Gnaden 1239«*«"    Jähret 

Also  ein  , Stadtbuch',  dem  allgemeine  Glaubwürdigkeit  beige- 
messen wird  (,damit  man  dem  an  allen  Enden  glauben  möchte 
als  dem  Stadtbuche'),  ward  producirt,  nicht  ein  Original.  Die 
in  der  eben  mitgetheilten  Stelle  des  Transsumtes  von  jenem 
,Stadtbuche'  gegebene  Beschreibung  genügt,  um  erkennen  zu 
lassen,  dass  dasselbe  identisch  ist  mit  jenem  der  zweiten  Hälfte 
des  XIV.  Jahrhunderts  angehörigen  Privilegiencodex  AI  nr.  1 

^  Neuerdings  tritt  für  die  Echtheit   der  ottokarischen  Urknnde  ein  Lorenz 

in  den  Wiener  phil.-hist.  Sitzungsberichten  89,  65  f. 
^  D.  i.  Bücherschrift,  im  Gegensatze  zur  »Notel*  (ürkundenschrift).  Watten- 

bach,  Schriftw.  166  f.,  vgL  283  f. 

AiOiT.  B4.  LX.  I.  Hilfka.  7 


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98 

des  Neustädter  Archivs,  aus  welchem  Würth  das  angebliche 
Leopoldinum  herausgegeben  hat.  Von  den  beiden  auf  uns  ge- 
kommenen Pergamenthandschriften,  welche  den  deutschen  Text 
des  Neustädter  Stadtrechtes  enthalten,  bietet  nur  der  genannte 
Neustädter  Codex  die  Ueberschrift,  wie  sie  in  dem  Vidimus 
steht,  die  andere  Pergamenthandschrift  (Wiener  Hof bibl.  nr.  2780) 
hat:  ,Hie  hebet  sich  an  das  statrechtbfich  von  der  Neunstat' 
(s.  0.  S.  89,  90  und  91);  auch  hat  die  genaue  Vergleichung 
der  Lesarten  des  dem  Transsumte  einverleibten  Capitels  mit 
den  Lesarten  der  Handschriften  des  deutschen  Textes  das  be- 
hauptete Filiationsverhältniss  völlig  sichergestellt.  Der  Neu- 
städter Privilegiencodex  aber  ist  ein  einfaches  Copialbuch,  dem 
jede  Beglaubigung  durch  die  öflFentliche  Autorität  fehlt,  wie 
sie  z.  B.  dem  Augsburger  Stadtbuche  durch  König  Rudolf  L, 
dem  Wiener  Eisenbuche  durch  König  Friedrich  HI.  zuerkannt 
ist;  er  ist  kein  ,Stadtbuch'  im  technischen  Verstände  dieses 
Wortes,  ^  sondern  ein  unbeglaubigtes  Cartular,  das  als  solches 
den  in  ihm  enthaltenen  Urkundenabschriften  keinerlei  Authen- 
ticität  jemals  verleihen  konnte.  Hätte  der  Stadtrath  im 
Jahre  1448  über  ein  Original  der  leopoldinischen  Handfeste 
verfügt,  gewiss  hätte  er  dieses  vor  den  Transsumenten  gebracht, 
und  nicht  eine  einfache  Abschriftensammlung,  deren  einzige 
Autorität  in  einem  wenig  über  anderthalbhundertjährigen  Alter 
bestand. 

Aber  auch  an  sich  ist  das  transsumirte  Capitel  im  höch- 
sten Grade  verdächtig  und  die  ganze  Urkunde  verdächtigend. 
Der  Herzog  gewährt  darin  angeblich  den  Bürgern,  ,ut  hoc 
nosfrum  Privilegium  nusquam  nisi  coram  nobis  ostendant  vel 
coram  eo,  qui  tunc  temporis  fuerit  princeps  terre,  nisi  forte 
bona  voluntate  coram  aliquibus  aliis  ostendere  velint  illud^ 
Eine  solche  Verleihung  steht  in  der  ganzen  grossen  Reihe 
österreichischer  und  deutscher  Stadtrechtsurkunden  ohne  Bei- 
spiel da.  Niemand  wird,  wie  Würth  gethan  hat  (S.  105  zu 
c.    107),    das   Privilegium    der   Frankfurter   Bürger   von    1336 


*  Ein  solches  bej^egnet  im  Nenstödter  Archiv  erst  im  XV.  Jahrhundert. 
Es  ist  der  älteste  Band  der  »Rathsprotokolle*  (4^  473  Bl.,  Pap.),  welcher 
ans  der  Zeit  von  1431  bis  1467  Testamente,  Inventare  und  Schätzungen 
von  Verlassenschaften  nud  andere  Rechtsurknnden,  dann  zahlreiche  vom 
Rathe  gesatzte  Handwerkerordnnngen,  endlich  von  Jahr  zn  Jahr  die 
Namenslisten  der  GemeindefnnctionSre  enthält. 


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99 

damit  in  eine  Parallele  stellen,  dass  sie  den  Beweis  über  die 
Gewohnheiten  und  Freiheiten  ihrer  Stadt,  wenn  man  ihrem 
geschwornen  Boten  auswärts  nicht  glauben  wollte,  'nur  in  BVank- 
furt  selbst  zu  führen  verpflichtet  seien  (Böhmer,  Cod.  dipl.  MF. 
1,  537).  Vgl.  Mitth.  d.  Centr.-Comm.  f.  Kunst-  und  bist.  Denkm. 
N.  F.  4,  9.  Deckung  gegen  unbequeme  Neugier  Unberufener, 
gewiss  aber  auch  gegen  den  berufenen  Landesfürsten,  schuf 
man  sich  in  dem  Schlusssatze  des  Capitels:  ,sed  habeant  unum 
rescriptum  vel  duo  sub  sigilli  civitatis  karactere,  cui  velut 
nostro  privilegio  fides  credula  super  omnibus  articulis  debeatur^ 
In  der  gesammten  Urkundenpraxis  des  Mittelalters  aber  ist  es 
nicht  erhört,  dass  der  Adressat  einer  Urkunde,  der  durch  sie 
Begünstigte  selbst,  eine  von  ihm  angefertigte  Abschrift  derselben 
durch  einfache  Beidrückung  seines  eigenen  Siegels  zur  Gleich- 
werthigkeit  mit  dem  Originale  zu  erheben  vermocht  hätte. 

Der  eben  angeführte  Schlusssatz  des  c.  107  gestattet 
auch  zu  vermuthen,  wie  das  ,Original'  der  leopoldinischen 
Urkunde,  die  mittelbare  oder  unmittelbare  Vorlage  der  Ein- 
tragung des  Neustädter  Cod.  AI  nr.  1,  beschaffen  gewesen 
sei:  es  war  eine  in  der  äussern  Form  einer  Urkunde  sich  dar- 
stellende, mit  dem  Stadtsiegel  versehene  Aufzeichnung.  Zählung 
und  Ueberscbriften  der  Capitel  fehlten  ihr  noch,  wie  aus  den 
unrubricirten  Texten  III  und  112  zu  schliessen  ist. 


§.  2. 

Das  Verhältniss  des  angeblichen  Leopoldinums  zu  den  echten 
Privilegien  der  Stadt. 

Das  eben  besprochene  Transsumt  vom  Jahre  1448  besitzt 
noch  aus  einem  andern  Grunde  Interesse:  es  ist  unter  den 
mir  bekannten,  Neustadt  betreffenden  Urkunden  die  einzige, 
in  welcher  des  angeblich  leopoldinischen  Stadtrechtes  Erwäh- 
nung gethan  wird.  Der  Beweis  dieser  Behauptung  könnte 
vollgültig  nur  durch  Vorlage  eines  Urkundenbuches  der  Stadt 
erbracht  werden.  Bei  der  Undurchflihrbarkeit  solchen  Unter- 
nehmens erübrigt  mir  nichts,  als  den  guten  Glauben  meiner 
Leser  für  obige  Behauptung  wenigstens  insoweit  in  Anspruch 
zu  nehmen,  als  sie  sich  auf  die  Privaturkunden  bezieht.  Hier 
dürfte  das  erbetene  Vertrauen  auch  unschwer  gewährt  werden. 

7* 


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100 

Das  Materiale  an  landesfürstlichen  Privilegien  dagegen,  leichter 
erreichbar  und  für  den  bezeichneten  Zweck  v^on  ungleich  grösse- 
rer Wichtigkeit,  soll  auf  die  oben  aufgestellte  Behauptung  hin 
eingehend  geprüft  werden. 

Den  Apparat  dieser  Untersuchung,  wenn  auch  in  knapp- 
ster Form,  hier  vorzulegen,  schien  geboten,  weil  die  Fundorte 
der  einzelnen  Privilegien  weit  zerstreut  liegen,  mehrere  der 
letzteren  bis  nun  auch  gänzlich  unbekannt  gewesen  sind.  Voll- 
ständigkeit jedoch  ward  in  der  nachfolgenden  Reihe  nur  bis 
zu  dem  Zeitpunkte  erstrebt,  in  welchem  zuerst  das  Vorhanden- 
sein des  angeblichen  Leopoldinums  feststeht,  das  ist  bis  zur 
Zeit  der  Eintragung  desselben  in  das  älteste  der  es  enthaltenden 
Copialbücher,  also  bis  unge&hr  1380.  Von  da  an  genügte  die 
Erwähnung  der  wichtigeren  Privilegien  allgemeineren  Inhalts. 
Der  Ausgang  des  Mittelalters  war  überhaupt  nicht  zu  über- 
schreiten. 

Die  Fassung  der  folgenden  Regesten  bemüht  sich,  den 
Punkt,  auf  den  es  hier  zunächst  ankommt,  ins  Licht  zu  stellen: 
wie  in  dem  betreffenden  Privilegium  die  vor  demselben  liegen- 
den Rechte  und  Freiheiten  der  Stadt  erwähnt  werden.  Das 
Fehlen  einer  dies  betreffenden  Bemerkung  im  Regest  deutet 
den  gleichen  Abgang  in  der  Urkunde  an.  Der  übrige  Inhalt 
der  Urkunden  ist,  wenigstens  bei  den  gedruckten  Stücken,  in 
äusserster  Kürze  angedeutet. 

L  1287,  .  .  April,  Wien.  Goldene  Bulle  Kaiser  Friedrichs  II. 
(gleichlautend  mit  desselben  Handfeste  für  Wien  von  gleichem 
Datum,  Tomaschek,  Wiener  Rechte  nr.  6).  —  Handschrift- 
lich nur  als  Insert  in  nr.  5.  Gedr.  in  Hormayrs  Archiv 
1828,  313.  —  Unecht  (vgl.  Böhmer,  Reg.  Frid.  IL  nr.  891, 
Huillard-Briholles  5»^  59  nt.  1). 

2.  1289,  Juni  5,  bei  Wr.-Keuatadt.  Handfeste  Herzog  Fried- 
richs^ betreffend  Mauth-,  Steuer-  und  Heiratsfreiheit,  Rechte 
an  Häusern  und  Gründen,  Ausschliessung  der  Juden  von  den 
Aemtem,  Pferdestellung,  Jahrmarkt.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  I  nr.  1).  Gedr.  Arch.  f.  K.  österr.  GQ.  10,  128. 

3,  1244,  Mai  28,  Starhemberg.  Herzog  Friedrichs  Satzungen 
über  Mauthen  und  Zölle  (mitten  unter  diesen  eine  über 
Verhaftung  der  Bürger),  Einhebung  der  , leide  wette'  (so  hat 
das  Original)^  Pferdestellung.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I 
nr.  2).  Gedr.  Arch.  f.  K.  österr.  GQ.  10,  129. 


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101 

4.  (1247,  .  .  .  April,  .  .  .)  Kaiser  Friedrich  II.  inserirt  nr.  1 
(gleichlautend  mit  desselben  Handfeste  für  Wien  von  gleichem 
Datum,  Tomaschek  W.  R.  nr.  11).  —  Handschriftlich  nur 
als  Insert  in   nr.  5.    Druck  wie  nr.  1.  —  Unecht,  s.  nr.  1. 

5.  1261,  .  .  .  .,  im  Lager  vor  Wien.  Herzog  Ottokar  inserirt 
und  bestätigt  nr.  4.  —  Neustädter  Priv.-Cod.  AI  nr.  1 
Bl.  16^.  Ueber  die  Drucke  s.  Urkundl.  Beitr.  11. 

6.  1251,  .........  König  Wenzel  von  Böhmen  nimmt  mit 

seinem  Sohne  Herzog  Ottokar  die  Ritter  und  Bürger  von 
Neustadt  in  seine  besondere  Gnade  auf,  ,ömnes  conditiones, 
iura,  libertates  et  constitutiones  iuxta  instrumentorum  quae 
super  huiusmodi  sunt  confecta,  tenore  (sie!)  praesentium 
favorabiliter  confirmantes,  quicquid  circa  hoc  factum  est 
inviolabiliter  observaturi'.  —  Neust.  Priv.-Cod.  AI  nr.  1 
Bl.  18^  Gedr.  Wiener  phil.-hist.  Sitzungsber.  11,  189  nt.  1,  a. 

7.  1261,  .  .  .  .,  Wien,  Philipp  erwählter  Erzbischof  von  Salz- 
burg, Berthold  Bischof  von  Passau  und  Konrad  Bischof 
von  Freising  beurkunden,  Herzog  Ottokar  habe  sie  gebeten, 
,ut  super  conditionibus  et  libertatibus  quibus  fideles  suos 
cives  Novae  civitatis  ....  decoravit,  in  testimonium  et 
robur  eisdem  civibus  nostras  patentes  exhibere  literas  digna- 
remur.  Cuius  precibus  ....  inclinati,  memoratis  civibus 
super  Omnibus  quae  ipsis  a  praedicto  duce  per  sua  instru- 
menta publica  sunt  indulta  seu  collata,  praesentes  nostras 
testimoniales  literas  exhibemus  sigillorum  nostrorum  robore 
communitas,  [quas]  in  munimentum  suarum  conditionum 
et  libertatum  si  expedit  valeant  allegare^  —  Neust.  Priv.- 
Cod.  A 1  nr.  1  Bl.  18^.  Gedr.  Sitzungsber.  a.  a.  O.  190  nt.  d. 

8.  1263,  April  29,  bei  Wr.-Keustadt.  Herzog  Ottokar  von  Oester- 
reich  etc.  bestätigt  den  Rittern  und  Bürgern  von  Neustadt 
alle  ihre  Privilegien  (,ea  quae  ipsis  pro  suorum  meritorum 
stipendiis  in  ius  et  libertatem  ab  imperialibus  et  suorum 
principum  privilegiis  concessa  sunt'),  unter  namentlicher 
Hervorhebung  einiger.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  3). 
Gedr.  in  Hormayrs  Archiv  1828,  321. 

9.  1270,   Febr.  7, König  Ottokar   beurkundet   ein   in 

seinem  Auftrage  von  Heinrich  von  Hawenfels,  Hauptmann 
von  Wr.-Neustadt,  eingeholtes  Weisthum  über  die  Mauth- 
gebtihren  der  mit  Waaren  über  Neustadt  fahrenden  Bürger 


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102 

von  Jadenburg.  —  Orig.  im  steierm.  Landesarch.  zu  Grätz 
(nr.  937).  Gedr.  Fontes  r.  Austr.  II.  1,  106  nr.  92. 

10.  1276,  Kai  IS,  Wien.  König  Rudolf  gestattet  den  Bärgern 
von  Wr.-Neustadt^  ^dass  sie  aus  den  Wäldern  zu  Guten- 
stein,  in  der  sogenannten  Prein  und  auch  aus  anderen  das 
nöthige  Holz  nehmen  dürfen.'  —  So  Böheim,  Chron.  v. 
WN.  2.  Ausg.  1,  57,  ohne  Quellenangabe.  Orig.  oder 
Abschr.  dieser  Urkunde  ist  mir  nicht  bekannt  geworden. 
Zum  mindesten  ist  das  Datum  falsch. 

11.  1277,  Jan.  7,  Wien.  Derselbe  befiehlt  allen  seinen  Getreuen, 
Acht  zu  haben,  dass  die  Bürger  von  Neustadt  nicht  ,in 
iuribus  et  libertatibus  suis,  rebus  etiam  seu  personis,  nec- 
non  in  iniustis  exactionibus  thelonii  sive  mutae'  bedrückt 
werden.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  XVIII  nr.  17).  Reg. 
Lichnowsky  1  nr.  372. 

12.  1277,  Febr.  10,  Wien.  Derselbe  bekennt,  den  Büi^ern  von 
Neustadt  1000  Pfd.  Wiener  Pfg.  schuldig  zu  sein,  zu 
deren  Abtragung  er  ihnen  den  Schlagschatz  der  Münz- 
stätte anweist.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  XL  nr.  2).  Reg. 
Lichnowsky  1  nr.  385;  vgl.  Luschin,  Wiener  Pfenn. 
150  u.  156  nt.  32. 

13*  1277,  Kov.  22,  bei  Wr.-Keustadt.  Grosser  Freiheitsbrief 
König  Rudolfs :  bestätigt  ,omnia  iura,  libertates  et  gratias  qui- 
bus  iidem  [cives]  benivolentia  principum  terrae  seu  concessione 
Romanorum  imperatorum  et  regum  hactenus  sunt  dotati, 
de  speciali  gratia  quaedam  iura,  libertates  et  gra- 
tias quas  praedictis  civibus  concedimus,  praesentibus  in- 
serentes^  Die  Mauth-  und  Zollsatzung  Herzog  Friedrichs  IL 
(von  1244,  oben  nr.  3)  ist  in  Art.  10  bestätigt;  in  Art.  14 
werden  den  Bürgern  die  Mauthfreiheiten  in  Oesterreich, 
Steiermark,  Kärnten,  Krain  und  der  Mark  erneuert,  ,quas 

a  terrarum   principibus   habuerunt'.   —   Orig.  zu 

Neustadt  (Scrin.  I  nr.  4).  Gedr.  Pez,  Thes.  6  ^  132  nr.  222 
(falschlich  zu  Dec.  1). 

14.  1281,  Febr.  27,  Wien.  König  Rudolf  bestätigt  den  Bürgern 
von  Neustadt  ,omnia  iura  ....  quae  ex  antiquis  domi- 
norum  Liupoldi  et  Friderici  quondam  ducum  Austriae  et 
Styriae  felicis  recordationis  temporibus  habuerunt',  insbe- 
sondere bezüglich  der  Waarenniederlage  (,iura  quibus 
civitas  ipsorum  fundata  est,   vid.  depositionem  .  .  .  .'),   der 


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103 

Gerichtsbarkeit  des  StadtrichterS;  der  Mauthfreiheit  etc. 
—  Transsumt  von  1648  im  Wiener  Staatsarchiv,  angeblich 
aus  dem  Orig.;  von  1657  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  5); 
beide  äusserst  lückenhaft.  Nach  dem  erstem  gedr.  Urkundl. 
Beitr.  S.  37  nr.  14.  —  Stimmt  wörtlich  mit  dem  Privileg 
für  Qrätz  von  demselben  Datum,  Wartinger,  Priv.  v.  Gr.  nr.  1. 

15.  1281,  März  19,  Wien.  Derselbe  verleiht  den  Bürgern  von 
Neustadt  (,plurima  servitiorum  obsequia  quae  ....  eulmini 
nostro  liberaliter  hactenus  impenderunt,  et  potissime  liberale 
praesentis  contributionis  antidotum  quod  nobis  exhibent  in 
praesenti,  benignius  intuentes,  .  .  .  .  ut  respirationis  op- 
tatae  solamen  recipiant  salutare')  von  jetzt  bis  zum 
St.  Georgstage  1285  Freiheit  von  allen  Steuern,  Precarien 
und  Contributionen,  ,eo  dumtaxat  excepto  quod,  si  tempore 
medio  nos  ad  transmarinas  partes  imperii  declinare  conti- 
gerit,  pro  huiusmodi  itinere  civium  praedictorum  subsidium 
nostrae  celsitudini  volumus  reservari^  —  Cod.  AI  nr.  2 
zu  Neustadt,  ,cap.'  18;  Cod.  3083  d.  Wiener  Hofbibl. 
Bl.  101^ 

16.  1285,  Oet.  13,  Wr.-Neustadt.  Herzog  Albrecht  bestätigt  den 
Bürgern  von  Neustadt  ,omnia  iura,  gratias  et  libertates 
sibi  per  illustrium  principum  terrae  praedecessorum  nostro- 
rum  liberalitatem  concossas  pariter  et  indultas  necnon 
approbatas  confirmatasque  a  .  .  .  .  patre  nostro  Rudolfe^, 
einige  dieser  Rechte  (Art.  6,  13,  14,  16—19,  22  aus  nr.  13) 
wörtlich  wiederholend.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  6). 
Gedr.  Pez,  Thes.  6^  197  in  nr.  279. 

17.  1289,  Nov.  7,  Wien.  Herzog  Albrecht  befreit  die  Bürger 
von  Neustadt  zur  Entschädigung  für  die  Schäden,  die  sie 
in  seinem  Kriege  mit  den  Ungarn  genommen,  dann  ,adten- 
dentes  qualiter  ipsorum  civium  universitas  super  solutione 
debitorum  in  quibus  eisdem  ....  genitor  noster  Rudolfus 
Romanorum  rex  ....  et  nos  fuimus  obligati,  nostrae 
gratiae  et  arbitrio  se  submisit,  assignatis  ad  manus  nostras 
ipsius  ....  regis  literis  et  instrumentis  patentibus  quas 
pro  eodem  debito  obtinebant,  et  renunciatis  simpliciter 
earundem  literarum  auctoritati  et  tenori',  von  allen  Steuern 
und  Abgaben  bis  Weihnacht  1292,  so  jedoch,  dass  die 
Bürger  in  dieser  Zeit  der  Freiung  1000  Pfd.  Wiener  Pfg, 
unter  sich  sammeln  und  dieses  Geld  nach  Rath  des  Herzogs 


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104 

fruchtbringend  zum  Vortheile  der  Stadt  anlegen  sollen.  — 
Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  7).  Reg.  Lichnowsky  1 
nr.  1049. 

18.  1299,  Oot,  10,  Esslingen.  König  Albrecht  I.  inserirt  und 
bestätigt  nr.  16.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  8). 
Gedr.  Pez,  Thes.  6^  197  nr.  279. 

19.  (1299),  Oct.  10,  Esslingen.  Derselbe  an  Hermann  Marschall 
von  Landenberg:  die  Neustädter  Bürger  hätten  ihm  geklagt, 
dass  sie  in  ihrem  Handel  ^contra  eorum  iura  et  antiquam 
consuetudinem  eis  usque  ad  haec  tempora  observatam^  von 
den  Wienern  grosse  Unbill  und  Gewalt  erfahren;  dies  solle 
der  Marschall  abzustellen  trachten.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  I  nr.  10). 

20.  (1299),  Oot.  11,  Esslingen.  Derselbe  an  denselben:  die 
Neustädter  Bürger  hätten  ihm  geklagt,  dass  man  von  ihnen 
Zoll  und  Mauth  in  Schottwien,  Kottingbrunn,  Erut  und 
Feldsberg  ,contra  libertates  suas  et  iura  ac  consuetudinem 
hactenus  observatam'  einhebe;  trägt  ihm  auf,  dies  zu  ver- 
hindern. —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  11).  Reg. 
Lichnowsky  2  nr.  237  (zu  Oct.  18). 

2L  (1800  P),  März  10,  Esslingen.  Die  Römische  Königin  Eli- 
sabeth ermahnt  ihren  Sohn  Herzog  Rudolf  von  Oester- 
reich  etc.,  die  Büiger  von  Neustadt  ,in  singulis  eorum 
iuribus  ac  consuetudinibus  eis  iure  plenario  approbatis^  zu 
schirmen.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  I  nr.  12).  R^. 
Lichnowsky  2  S.  cclxxv  nr.  30. 

22.  (1800),  Mai  17,  Strassburg.  König  Albrecht  an  den  Richter, 
die  Consuln  und  die  Gemeine  der  Bürger  zu  Neustadt: 
was  ihm  ihr  Diener  (famulus)  Qallus  vorgebracht,  habe  er 
dem  Marschall  Hermann  von  Landenberg  anvertraut;  er 
werde  selbst  nächstens  in  ihre  Qegend  kommen  und  sich 
ihrer  Angelegenheiten  annehmen.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  I  nr.  9).  Reg.  Lichnowsky  2  nr.  213,  zu  1299  (aber 
vgl.  nr.  19  und  20). 

23.  1800,  Aug.  8,  Köln.  König  Albrecht  gewährt  der  Neustadt 
zur  £rholung  von  Brand-  und  anderen  Schäden  fünfjährige 
Freiheit  von  Steuern  und  Abgaben.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  II  nr.  1).  Reg.  Lichnowsky  2  nr.  283. 

24.  1810,  März  18,  Wien.  Herzog  Friedrich  verleiht  der  Neu- 
stadt wegen  erlittenen  Brandschadens  sechsjährige  Steuer- 


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freiheit.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  11  nr.  2).  Reg.  Lich- 
nowsky  3  nr.  57. 

25.  1316,  März  28«  Wien.  König  Friedrich  thut  den  Bürgern 
von  Neustadt  die  Gnade :  ,quod  hospites  seu  supervenientes 
ad  ...  .  Novam  civitatem  ....  vina  resque  alias  quas- 
cumque  ducere  ac  ab  ipsa  deducere  possint  et  debeant 
sub  nostri  conductus  et  permissionis  praesidio  pro  suae 
libito  voluntatis^  —  Vidimus  von  1544  zu  Neustadt 
(Scrin.  II  nr.  3);  Neust  Priv.-Cod.  AI  nr.  1  Bl.  29^  in 
deutscher  Uebersetzung.  Reg.  Notizenbl.  d.  Wr.  Akad.  1853, 
179  nr.  19.  (Unrichtig  bei  Gleich,  Gesch.  v,  WN.  25  und 
daraus  Lichnowsky  3  nr.  377.) 

26.  1816,  AprU  23,  Wr.-Neuatadt.  Derselbe  befiehlt,  dass  künftig 
kein  Jude  zu  Neustadt,  bei  Confiscation  zu  Gunsten  der 
landesfürstlichen  Kammer,  Gewand  schneide.  —  Orig.  zu 
Neustadt  (Scrin.  XL  nr.  5).  Reg.  Lichnowsky  2  nr.  514 
(Hormayr  Arch.  1823,  415  nt.*  fälschlich  zu  1306,  April  24). 

27.  1824,  Mai  4,  Wien.  Auftrag  der  Herzoge  Heinrich  und 
Otto  von  Oesterreich  an  Niklas  von  Ternberg  und  Christian 
den  Truchsess  von  Lengbach,  die  Büi^er  von  Neustadt 
an  dem  Kehrbache,  der  der  Stadt  zu  Recht  gehört,  auf 
keinerlei  Weise  beirren  zu  lassen.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  II  nr.  4).  Reg.  Lichnowsky  3  nr.  649. 

28.  1327,  März  5,  Wr.-Neustadt.  König  Friedrich  erlaubt  den 
Bürgern  von  Neustadt,  die  Ueberzinsen  im  dortigen  Burg- 
frieden von  Pfaffen  und  Laien  an  sich  zu  lösen.  —  Orig. 
zu  Neustadt  (Scrin.  U  nr.  5).  Gedr.  Kirchl.  Topogr.  12, 
267  nr.  4. 

29.  1327,  Mai  23,  Wien.  Derselbe  befiehlt  den  Burggrafen  zu 
Starhemberg  und  Putten,  darüber  zu  wachen,  dass  die  den 
Neustädter  Bürgern  von  Herzog  Leopold  dem  Alten  in 
Bezug  auf  den  Kehrbach  verliehenen  Freiheiten  nicht  ver- 
letzt werden.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  II  nr.  6).  Reg. 
Lichnowsky  3  nr.  733.  (Vgl.  oben  S.  96.) 

30.  1331,  Oct.  16,  Wien.  Die  Herzoge  Albrecht  und  Otto  ge- 
währen den  Bürgern  von  Neustadt  wegen  der  Misshellung 
und  Kriege^  die  sie  von  der  Losung  und  Steuer  wegen 
bisher  oft  mit  einander  gehabt  haben,  dass  sie  fUrbass 
immer,  wenn  sie  den  Landesfürsten  Steuer  geben  sollen, 
ihre  Steuer  oder  Losung  geben   sollen   nach  Schatzsteuer, 


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Reiche  und  Arme,  jedermann  bei  geschwornem  Eide. 
Würde  davon  den  Herzogen  oder  der  Stadt  ein  Gebreste 
erwachsen,  so  werden  die  Herzoge  das  vorkehren  und  ab- 
nehmen ohne  alle  Widerrede.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  Oo  nr.  3). 

31.  1338,  Juli  6,  Wien.  Dieselben  inseriren  und  bestätigen 
nr.  2  und  18,  und  fugen  hinzu:  1.  Die  Neustädter  Bürger 
sollen  ,praeter  alias  quas  habent  libertates'  derselben 
Rechte  und  Freiheiten  geniessen,  wie  die  Bürger  der  an- 
deren Städte  in  Oesterreich,  Steier  und  Kärnten;  —  2.  das 
Land  Kärnten  können  sie  mauth-  und  zollfrei  mit  ihren 
Waaren  durchziehen;  —  3.  die  von  Herzog  Friedrich  (H.) 
verliehene  Mauthfreiheit  (nr.  2)  bezieht  sich  nicht  nur 
auf  die  Land-,  sondern  auch  auf  die  Wasserstrassen;  — 
4.  Befreiung  von  der  Qrundruhr  (=  Rud.  1277,  nr.  13, 
Art.  15);  —  5.  dass  die  Bürger  in  Kauf  und  Verkauf  ihrer 
Waaren  in  allen  Städten  imd  Märkten  nicht  gehindert  oder 
beirrt  werden,  wie  schon  König  Albrecht  gewährt  hatte;  — 
6.  dass  weder  ein  advena  noch  ein  terrigena  imgarischen 
Wein  nach  Oesterreich  einführe,  Bauwein  der  Oester- 
reicher  ausgenommen.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  II 
nr.  9).  Reg.  Lichnowsky  3  nr.  1154.  Vgl.  Kirchl. 
Topogr.  12,  268. 

32.  (1338),  Juli  17,  Wien.  Dieselben  an  die  Amtleute  zu 
St.  Veit  in  Kärnten,  die  Bürger  daselbst  und  alle  Anderen: 
beurkunden  zur  Darnachachtung,  dass  sie  den  Bürgern 
zu  Neustadt  alle  die  Rechte  gegeben  haben,  die  ihre  Bürger 
zu  St.  Veit  (in  Kärnten)  haben;  dass  sie  ihnen  alle  die 
Rechte  erneuert  haben,  die  sie  von  ihren  (der  Herzoge) 
Vorvordern  hergebracht;  und  dass  sie  in  Kärnten  und  in 
anderen  Ländern  der  Herzoge  ohne  Mauth  und  ohne  Zoll 
fahren  sollen.  —  Abschr.  d.  XIX.  Jahrh.  ,ex  autographo' 
im  Wiener  Staatsarch.  Reg.  Lichnowsky  3  S.  dxxvui 
nr.  20. 

33*  (1338),  Juli  17,  Wien.  Dieselben  beurkunden,  sie  hätten 
ihren  Bürgern  zu  Neustadt  die  Qnade  gethan,  ,als  sie  auch 
die  von  alter  Gewohnheit  bisher  gehabt  haben',  dass  sie 
alljährlich  an  U.  Fr.  Tag  zu  der  Schiedung  zu  Neustadt 
einen  Jahrmarkt  haben  sollen,  und  es  soll  auch  daselbst 
8  Tage  vorher  und  14  Tage  nachher  um  alle  ehrliche  That 


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107 

Freiung  sein.  —  Abschr.  wie  nr.  32.  Reg.  Lichnowsky 
a.  a.  0.  nr.  21. 

34.  1342,  Nov,  8,  Wien.  Herzog  Albrecht  an  Ulrich  von 
Walsee,  Hauptmann  in  Steier:  er  habe  den  Bürgern  von 
Neustadt,  und  nur  diesen,  erlaubt,  ihre  ungarischen  oder 
deutschen  Bauweine  über  den  Semmering  nach  Brück 
a.  d.  M.,  Judenburg,  Schladming,  Rottenmann  und  Friesach 
zu  verführen.  —  Vidimus  von  1448  zu  Neustadt  (Scrin.  IH 
nr.  1).  Reg.  Lichnowsky  3  nr.  1317. 

35.  1848,  März  25,  Wien.  Derselbe  inserirt  den  Neustädter 
Bürgern  das  Mandat  nr.  19.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  IH 
nr.  3). 

36.  1358,  Jan.  14,  Wien.  Derselbe  verlegt  den  Jahrmarkt  zu 
Neustadt  von  dem  Frauentag  der  Schiedung  auf  den  Sonn- 
tag vor  dem  Auffahrtstage.  —  Abschr.  des  XIX.  Jahrh. 
,ex  autographo'  im  Wiener  Staatsarch.  Reg.  Lichnowsky  3 
nr.  1985. 

37.  1858,  Nov.  4,  Wien.  Herzog  Rudolf  gewährt  den  Bürgern 
von  Neustadt,  dass  sie  mit  aller  ihrer  Kaufmannschaft  in 
allen  Städten  und  Märkten  mauth-  und  zollfrei  und  frei 
von  aller  Irrung  wandeln  mögen,  und  dass  sie  daselbst 
ausser  ihren  eigenen  Freiheiten  und  Rechten  auch  die- 
jenigen  der   Bürger   der   boti*efFenden    Orte    haben    sollen. 

—  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  IH  nr.  4). 

38.  1360,  Juni  2,  Wien.  Derselbe  inserirt  und  bestätigt  nr.  31, 
und  fugt  hinzu:  1.  bei  Vergrösserung  seines  Herrschafts- 
gebietes sollen  die  Neustädter  die  bestätigten  Freiheiten 
auch   in    den    neu    hinzugekommenen   Ländern    gemessen; 

—  2.  das  Recht,  je  einmal  jährlich  eine  Quantität  Salzes, 
von  der  an  herzoglicher  Mauth-  und  Zollgebühr  100  Pfd. 
Wr.  Pfg.  entfallen  würden,  mauth-  und  zollfrei  auf  der 
Donau  zu  verführen;  von  welchem  Betrage  50  Pfd.  auf 
Bau  und  Besserung  der  Stadtmauern  und  Thürme,  30  Pfd. 
für  Schutz  und  Vertheidigung  der  Stadt,  20  Pfd.  zur  Re- 
stauration der  herzoglichen  Burg  in  Neustadt  verwendet 
werden  sollen;  —  3.  der  Kehrbach  soll  vom  Thale  Spech 
durch  alle  Wiesen  und  die  Stadt  fliessen  wie  von  alters  her ; 

—  4.  die  Bürger  von  Neustadt  sollen  an  der  herzoglichen 
Münze  zu  Judenburg  dieselben  Rechte  und  Freiheiten 
haben,   wie  die  Bürger  von  Judenburg  selbst.  —  Orig.  zu 


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108 

Neustadt  (Scrin.  HI  nr.  5);  Abschr.  ohne  Datum  im  Neust. 
Priv.-Cod.  AI  nr.  1  Bl.  24».  Reg.  Notizenbl.  d.  Wr.  Akad. 
1853,  179  nr.  13. 

39.  1360,  Aug.  20,  Wien.  Herzog  Rudolfs  Verordnung  für 
Neustadt,  betreffend  die  Beurkundung  von  Rechtsgeschäften 
über  Grund  und  Boden,  und  die  Ablösung  der  Grund- 
rechte. —  Cod.  3083  d.  Wiener  Hofbibl.  Bl.  103^;  Neu- 
städter Cod.  AI  nr.  2,  ,cap.'  22. 

40.  1361,  Dee.  8,  Wien.  Herzog  Rudolf  weist  den  Neustädtern, 
welchen  er  fUr  die  Stadtbefestigungen  von  der  Mauth  zu 
Linz  jährlich  100  Pfd.  bestimmt  hatte  (vgl.  nr.  38),  diese 
Summe  für  das  laufende  Jahr  von  den  Mauthen  zu  Neu- 
dorf und  Solenau  an,  die  sie  in  Bestand  haben.  —  Ealten- 
bäcks  Oesterr.  Ztschr.  1  (1835)  69. 

41.  1861,  Dee.  9,  Wien.  Derselbe  ertheilt  der  Neustadt,  die 
durch  Pest  und  Misswachs  sehr  gelitten,  verschiedene  neue 
Freiheiten  (betreffend:  Vermächtnisse  an  geistliche  Per- 
sonen und  Anstalten ;  Aufhebung  der  Schatzsteuer-Freiheit; 
Verbot  aller  Zechen  und  Einungen;  Abschaffung  aller 
Gerichte  mit  Ausnahme  des  Stadt-,  Münz-  und  Juden- 
gerichtes; Beschränkung  des  Asylrechtes;  Bevogtung  der 
geistlichen  Personen  und  Anstalten)  und  bestätigt  alle  ihre 
Rechte.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  IH  nr.  6).  Gedr. 
Kirchl.  Topogr.  12,  271. 

42*  1862,  Juni  26,  Pressburg.  Freiheitsbrief  König  Ludwigs 
von  Ungarn  für  die  Büi^r  von  Neustadt:  ,cives  Novae 
civitatis   ad  quascumque   terras   nostri   domin  ii,   praecipue 

ad   Sopronium   venientes   assecuravimus ut  nullus 

de  nostris  quempiam  ex  eis  indebite  aut  unum  pro  debitis 
alterius  in  rebus  vel  persona  praesumat  aliquatenus  arre- 
stare,  sed  omnes  causae  eorum  in  ea  civitate  qua  tractan- 

tur    debeant    secundum    iuris    formam terminari. 

Ttaque  praedicti  cives  Novae  civitatis  in  eorum  rebus  he- 
reditariis  et  mobilibus  in  quibuscumque  locis  terrarum 
nostrarum  suis  gaudeant  libertatibus,  iuribus   et  consuetu- 

dinibus  ab  antiquo  solitis  et  consuetis, quemadmo- 

dum  ....  Rudolfus  dux  Austriae  ....  nostros  cives 
Soprouienses  assecuravit  sincerius  viceversa*.  —  Orig.  zu 
Neustadt  (Scrin.  IV  nr.  1).  Reg.  Lichnowsky  4  nr.  392. 


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43.  1364,  Wov.  7,  Wien.  Herzog  Rudolf  an  Bürgermeister, 
Richter  und  Rath  von  Neustadt:  nur  sie  hätten  die  Frei- 
heit, ihren  Bauwein  über  den  Semmering  zu  führen;  wer 
aus  anderen  Städten  dies  thue,  dem  sollen  sie  es  wehren 
und  den  Wein  ^niederschlagend  —  Vidimus  von  1448  zu 
Neustadt  (Scrin.  III  nr.  48). 

44.  1367,  Dec.  81,  Wien.  Allgemeine  Privilegienbestätigung 
der  Herzoge  Albrecht  und  Leopold  (aller  Freiheiten,  Rechte, 
Qnaden  und  guten  Qewohnheiten,  welche  den  Neustädtem 
,hievor  seliger  Gedächtniss  die  ....  Fürsten  unsere  alten 
und  neuen  Vorvordern  Herzoge  zu  Oesterreich,  denen  Gott 
gnade'  verliehen  haben  ,iD  aller  Mass,  als  die  Handfesten 
und  Briefe  lauten  und  weisen,  die  sie  von  denselben  unse- 
ren Vorvordern  darüber  haben*).  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  V  nr.  1).  Reg.  Notizenbl.  d.  Wr.  Akad.  1853, 
180  nr.  20. 

45.  1371,  Deo.  12,  Wien.  Herzog  Albrecht  befiehlt  allen  seinen 
Amtleuten  etc.,  alle  diejenigen,  welche  ausser  den  Bürgern 
von  Neustadt  Wein  über  den  Semmering  führen  ohne 
seine  oder  der  genannten  Bürger  Erlaubnissbriefe,  zu  ver- 
haften. —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  HI  nr.  8). 

46.  1377,  Mai  6,  Wien.  Die  Herzoge  Albrecht  und  Leopold 
verlegen  den  Jahrmarkt  zu  Neustadt  vom  Auffahrtstage 
auf  den  achten  Tag  vor  Mariae  Himmelfahrt.  —  Orig.  zu 
Neustadt  (Scrin.  V   nr.  2).   Reg.  Lichnowsky   4  nr.    1318. 

47.  1381,  April  19,  Grätz.  Herzog  Leopold  bestätigt  den  Bürgern 
zu  Neustadt  ,alle  ihre  Freiheiten,  Rechte  und  Gnaden,  die 
sie  bei  ....  unserem  ....  Vater  Herzog  Albrecht  sei. 
Ged.  gehabt  haben'.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  V  nr.  3). 
Reg.  Lichnowsky  4  nr.  1638. 

48.  1396,  Jan.  3,  Wien.  Die  Herzoge  Wilhelm  und  Albrecht 
erneuern  und  bestätigen  in  ihrem,  ihrer  Brüder  und  Vettern 
Namen  den  Bürgern  von  Neustadt  im  Allgemeinen  alle  ihre 
Rechte  und  Freiheiten,  wie  sie  dieselben  von  weil.  Herzog 
Friedrich,  König  Rudolf,  König  Albrecht,  dessen  Söhnen 
den  Herzogen  Albrecht  und  Otto,  von  Herzog  Rudolf  und 
Herzog  Leopold  (III.)  erlangt  haben.  —  Orig.  zu  Neustadt 
(Scrin.  V  nr.  5).  Reg.  Notizenbl.  d.  Wr.  Akad.  1853,  180 
nr.  31. 


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110 

49.  1396,  April  16,  Wien.  Herzog  Leopold  (an  den  nach  dem 
Tode  seines  ,Vetters'  Herzog  Albrecht  dessen  Lande  ge- 
kommen sind)  für  sich;  seine  Brüder  und  Vettern  erneuert 
und  bestätigt  den  Neustädter  Bürgern  alle  ihre  Rechte, 
Freiheiten,  Gnaden,  guten  Gewohnheiten,  Briefe  und  Hand- 
festen mit  allen  den  Punkten  und  Artikeln,  die  darin 
begriflfen  sind  und  die  ihnen  von  weil.  Herzog  Friedrich, 
König  Rudolf,  König  Albrecht,  Herzog  Albrecht  (H.),  Her- 
zog Otto,  Herzog  Rudolf  (IV.),  Herzog  Albrecht  (HI.) 
und  Herzog  Leopold  (HL)  oder  von  anderen  seiner  Vor- 
fahren gegeben  sind  oder  die  sie  von  Alter  hergebracht 
haben.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  V  nr.  4).  Reg.  Lich- 
nowsky  5  nr.  137  (o.  T.). 

50.  1400,  Sept.  28,  o.  O.  P  Herzog  Wilhelm  bestätigt  der  Neu- 
stadt die  Mauthfreiheit  Herzog  Friedrichs  (IL)  von  1239 
(nr.  2).  —  Reg.  Lichnowsky  5  nr.  420  (nach  Böheim). 

51.  1411,  Sept.  28,  Wr.-Neustadt.  Herzog  Ernst,  der  nach  dem 
Tode  seines  Bruders  Herzog  Leopold  die  von  diesem  be- 
sessenen Lande  und  auch  die  Neustadt  in  Besitz  genom- 
men hat,  erneuert  und  bestätigt  den  Neustädter  Bürgern 
alle  ihre  Rechte  etc.,  die  ihnen  von  weil.  Herzog  Friedrich 
(wie  in  nr.  49),  Herzog  Wilhelm,  Herzog  Leo- 
pold (IV.)  oder  von  anderen  seiner  Vorfahren  gegeben 
sind  oder  die  sie  von  Alter  hergebracht  haben.  —  Orig. 
zu  Neustadt  (Scrin.  V  nr.  6).  Reg.  Lichnowsky  5  nr.  1228. 

52.  1443,  April  7,  Wr.-Neustadt.  König  Friedlich  bestätigt  den 
Bürgern  von  Neustadt  alle  ihre  Privilegien  imd  guten 
Gewohnheiten,  ,die  sie  von  und  bei  unsern  Vordem  Römi- 
schen Königen  und  Herzogen  zu  Oesterreich  und  zu  Steier 
erworben,  behalten  und  hergebracht  haben^,  insbesondere 
eine  Anzahl  von  Artikeln,  ,die  in  ihren  Briefen  ihnen  von 
denselben  unsern  Vordem  gegeben  begriflfen  sind,  dieselben 
Briefe  wir  gesehen  und  gehört  haben*.  (Die  aufgenommenen 
Artikel  sind  aus  den  Privilegien  nr.  2,  8,  13  (16),  29,  31, 
34,  38,  41,  43,  45.)  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  VI  nr.  1). 
Gedr.  Winter,  Urkundl.  Beitr.  96  nr.  14.  (Ist  1452,  März  20, 
Rom  unter  goldener  Bulle  erneuert,  Notizenbl.  d.  Wr. 
Akad.  1853,  181  nr.  35.) 

53.  1448,  Dec.  e,  Wr.-Neustadt.  König  Friedrich  verleiht  der 
Neustadt  das  Niederlagsrecht  für  alle  aus  Italien,  Ungarn, 


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111 

Polen,   Böhmen,   Mähren   und  Deutschland  durchgeführten 
Waaren  und  bestätigt  ihr,  ,was  Gnaden,  Rechte,  Freiheiten 
und  gute  löbliche  Gewohnheit  unsere  obgenannte  Stadt  von 
uns  und  unsem  Vordem  ehmalen  erworben  und  hergebracht 
hat'.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  VI  nr.  2).  Gedr.  Chmel, 
Mat.  1^  294  nr.  133.  (Erneuert  wie  nr.  52,  cit.  Notizenbl.  nr.  33.) 
54-,  1468,  .........  Verordnung  Kaiser  Friedrichs,  dass  zu 

Neustadt  ewiglich  37  Genannte  sein  sollen,  ,und  auss  der 
benannten  zale  sollen  13  zu  burgermaister  und  rate  gesetzt 
werden,  so  beleiben  mitsampt  dem  richter  24,  die  ein  iedes 
jare  die  Genannten  heissen,  auss  den  man  allezeit  den 
newen  halben  ratte  wellen  soll,  und  als  oft  ein  Genannter 
mit  tod  abgeet,  so  sol  auss  der  gemain  ain  ander  durch 
burgermaister  und  ratt  erweit  werden  .  .  .  J.  —  Würth  27  nt, 

55.  1487,  Sept.  7,  Wr.-Neustadt.  König  Mathias  von  Ungarn  etc. 
bestätigt  den  Neustädter  Bürgern  ,et  eorum  sequacibus 
omnes  et  singulas  eorundem  gratias,  libertates,  iura,  manu- 
tentiones,  literas,  privilegia,  aureas  bullas,  longaevas  et 
bonas  consuetudines  donationesque  et  concessiones  de  et 
super  Omnibus  eorum  mercibus,  vineis,  salis  taxa  ac  aliis 
rebus  a  caesaribus  et  principibus  ut  proferunt  concessas  et 
contributas'  und  verleiht  ihnen  als  König  von  Ungarn  und 
Böhmen  in  allen  seinen  Königreichen,  Städten,  Dörfern  etc. 
dieselben  Mauth-  und  Zollfreiheiten,  die  sie  in  den  Ländern 
des  Kaisers  genossen  haben,  dann  dieselben  Freiheiten 
und  Rechte,  welche  die  übrigen  freien  Städte  seiner  Reiche 
haben.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  IV  nr.  10). 

56.  1490,  Dec.  26,  Wr. -Neustadt.  König  Maximilians  Stadtrecht 
für  Neustadt  (wiederholt  das  Priv.  nr.  53  und  aus  nr.  52 
die  Art.  1—3,  6,  8—11,  13,  17—20,  22,  24—26).  —  Orig. 
zu  Neustadt  (Scrin.  VTI  nr.  4). 

57.  1493,  Aug.  1,  Linz.  Kaiser  Friedrich  erlaubt  den  Bürgern 
zu  Neustadt,  dass  sie  einen  aus  ihnen,  der  dazu  tauglich 
ist,  zum  Richter  erwählen  mögen,  der  das  Gericht  daselbst 
,von  unsem  wegen  handeln'  soll  und  Gelübde  und  Eid  in 
des  Kaisers  Hand  zu  thun  hat;  ,doch  nur  auf  unser  verrer 
gescheft  und  befelhen'.  —  Orig.  zu  Neustadt  (Scrin.  VII  nr.  8). 


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112 

Für  unsere  Frage:  wie  in  den  zweifellos  echten  Privi- 
legien der  Neustadt  ihrer  älteren  Rechte  und  Freiheiten  gedacht, 
ob  darin  insbesondere  das  angebliche  Leopoldinum  erwähnt, 
oder  ein  babenbergischer  Herzog  Leopold  als  Verleiher  von 
Rechten  genannt  wird,  —  ergibt  sich  aus  obiger  Regestenreihe 
Folgendes : 

1.  Erwähnung  der  früheren  Verleihungen  in  ganz  allge- 
meinen Ausdrücken,  ohne  namentliche  Bezeichnung  der  Ver- 
leiher, bildet  die  Regel.  So  in  nr.  6,  8,  11,  13,  19,  20,  21,  32, 
41,  44,  52,  53,  55,  56. 

2.  Herzog  Leopolds  VL  Name  erscheint  ein  einziges  Mal, 
nr.  14,  in  einem  spätem  Privileg.  Aber  keineswegs  als  der 
eines  Verleihers  von  Rechten,  sondern  als  Bezeichnung  einer 
Epoche:  es  werden  die  Rechte  bestätigt,  welche  die  Neustadt 
seit  den  Zeiten  der  Herzoge  Leopold  (VI.)  und  Friedrich  (IL) 
besessen  hat.  Dazu  kommt,  dass  das  Privileg  nr.  14  selbst 
in  hohem  Grade  bedenklich  ist.  Das  Original  fehlt,  die  erste 
Beglaubigung  stammt  aus  sehr  später  Zeit;  es  stimmt  wörtlich 
überein  mit  König  Rudolfs  Handfeste  für  Grätz  von  demselben 
Datum;  unter  den  zahlreichen  Lücken  des  Textes,  die  es  in 
beiden  Transsumten  übereinstimmend  der  letztern  gegenüber 
aufweist  —  Lücken,  die  vielleicht  aus  Schreibernachlässigkeit 
genügend  erklärt  werden  können  —  erweckt  doch  (in  Art.  2) 
die  Auslassung  von  ,capitaneus  Styriae  nec^  nach  ,quod  nee', 
wodurch  das  zurückgebliebene  nee  seines  Haltes  verlustig  ge- 
gangen ist,  den  Verdacht  unbehilflicher  Absichtlichkeit;  endlich 
findet  das  Privilegium,  trotz  der  überaus  grossen  Wichtigkeit 
seines  Inhaltes,  später  keinerlei  Erwähnung  mehr,  auch  dann 
nicht,  als  König  Friedrich  IV.  im  Jahre  1448  der  Stadt  das 
Niederlagsrecht  (nr.  14  Art.  1),  wie  es  scheint  zum  ersten  Male, 
verlieh  (nr.  53). 

Durch  die  Urkunde  nr.  29  wird  ein  den  Kehrbach  be~ 
treflFender  Brief  Herzog  Leopolds  ,des  Alten^  sichergestellt. 
Dies  ist,  wie  das  Epitheton*  erkennen  lässt,  Leopolds  VI. 
Vater  Leopold  V.  (1177—1194),  der  Gründer  der  Stadt.  Keines 
der  116  Capitel  des  angeblich  leopoldinischen  Stadtrechtes 
enthält  eine  den  Kehrbach  betreffende  Bestimmung. 


*  Dasselbe     findet     sieb     aucb     in     den     prosaiscben     Notizen     Enenkels, 
Rancb  SS.  1,  248. 


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113 

3.  Die  Verleiher  echter  Privilegien  allgemeineren  Inhalts 
dagegen  sind  sämmtlich  in  späteren  Privilegien  genannt:  Herzog 
Friedrich  II.  in  nr.  31,  38,  48,  49,  50,  51;  König  Ottokar  in 
nr.  7;  König  Rudolf  I.  in  nr.  16,  18,  48,  49,  51,  56;  Herzog- 
König  Albrecht  I.  in  nr.  18,  38,  48,  49,  51,  56;  Herzog 
Albrecht  IL  in  nr.  38,  47,  48,  49,  51 ;  Herzog  Otto  in  nr.  38, 
48,  49,  51;  Herzog  Rudolf  IV.  und  Herzog  Leopold  HL  in 
48,  49,  51,  56;  Herzog  Albrecht  HL  in  nr.  49,  51;  Herzog 
Wilhelm  in  nr.  51;  König-Kaiser  Friedrich  IIL  in  den  bei 
nr.  52  und  53  erwähnten  goldenen  Bullen  von  1452  und  in 
nr.  56.  Dass  Herzog-König  Friedrich  der  Schöne  später  nicht 
wieder  genannt  wird,  obwohl  die  von  ihm  gegebenen  Urkunden 
(nr.  24,  25,  26,  28,  29)  nicht  den  leisesten  Zweifel  gestatten, 
darf  zu  Gunsten  des  Leopoldinums  nicht  geltend  gemacht 
werden;  denn  seine  Gnadenbriefe  gewähren  nur  je  einzelne 
bestimmte  Rechte,  und  es  bleibt  die  Thatsache  bestehen,  dass 
alle  Privilegien  mannigfaltigeren  und  umfassenderen 
Inhalts  durch  jüngere  Urkunden  beglaubigt  sind  mit 
einziger  Ausnahme  des  Leopoldinums. 


Hat  sich  ergeben,  dass  Herzog  Leopold  in  keinem  ein- 
zigen echten  Privilegium  der  Neustadt  als  Verleiher  von  Rech- 
ten und  Freiheiten  an  dieselbe  erwähnt  wird,  während  doch 
z.  B.  das  Ennser  Leopoldinum  von  1212  durch  König  Rudolf 
1276  ausdrückliche  Bestätigung  erfahrt  (Oberöst.  ÜB.  3,  444 
nr.  484,  vgl.  für  Tuln  Böhmer,  Reg.  Rud.  nr.  282,  für  Juden- 
burg nr.  305,  für  Fürstenfeld  nr.  334),  und  bin  ich  geneigt, 
jenes  als  einen  die  Echtheit  der  Neustädter  Urkunde  äusserst 
verdächtigenden  Umstand  zu  betrachten,  so  könnte  dem  durch 
den  Hinweis  auf  die  Wiener  Privilegirung  entgegengetreten 
werden,  da  auch  hier  der  Verleiher  der  grossen  Handfeste  von 
1221  später  nicht  mehr  als  solcher  genannt  wird,  ohne  dass 
die  Echtheit  derselben  irgendwie  angefochten  werden  könnte. 
Aber  wie  der  Inhalt,  ja  zum  Theil  selbst  die  Form  des  Wiener 
Leopoldinums  sich  in  den  Privilegien  von  1244,  1278  (I)  und 
noch  1340  wiederholen,  wie  jener  sich  in  Einzelheiten  ver- 
ändert,   erweitert,    entwickelt,   wie   dadurch   die  Urkunde   von 

ArchiT.  Bd.  LI.  I.  H&lfte.  8 


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114 


1221  noch  weit  sicherer  beglaubigt  ist  als  durch  spätere 
Erwähnung  ihres  Ausstellers,  bedarf  hier  um  so  weniger  der 
Ausfuhrung,  als  erst  jüngst  aus  Anlass  des  über  die  beiden 
Wiener  Rudolfina  von  1278  entbrannten  Streites  alle  bezüg- 
lichen Thatsachen  auf  das  Umständlichste  dargelegt  sind. 
Gewiss  jedoch  begründet  der  gedachte  Einwand  die  Pflicht, 
den  in  der  echten  Privilegirung  der  Neustadt  erkennbaren 
Spuren  unseres  Stadtrechtes  auch  in  der  zuletzt  angedeuteten 
Richtung  nachzugehen,  zu  untersuchen,  ob  und  wie  sein  Inhalt 
in  den  echten  Rechtsbriefen  sich  wiederfindet. 

Nur  drei  Fälle  zugleich  inhaltlicher  und  formeller  Ver- 
wandtschaft, in  denen  also  Entlehnung  der  einen  Urkunde  aus 
der  andern  oder  aber  beider  aus  einer  gemeinschaftlichen 
Quelle  anzunehmen  ist,  sind  nachweisbar: 


Leop,  c.  76, 
Stataimus  eciam  et  firmiter 
precipimns  observari  quod,  si  aliqnis 
aliqnem  civium  inpetit  vel  eciam  in- 
colam  civitatis  quod  ei  promissam  vd 
vendicioneni  fecerit  de  domo  vel  vinoa 
vel  rebus  aliis  gratis  vel  pro  modica 
peeunia,  super  eo  nullum  testimonium 
audiatur,  sed  sub  fide  impetiti  quid 
promiserü  vd  qiwmodo  vendiderit 
audiatur.  Dieimns  autora  modicam 
pecuniam,  que  secundum  conmunem 
taxacionem  medietatem  valoria  rei  de 
qua  agitur  non  excedit. 


Rud.  1277  Cohen  S.  W2nr.  13)  Art.  11. 

Item,  si  quis  aliquem  civium 
super  eo  impetierit  quod  de  domo, 
vinea  seu  rebus  aliis  vel  gratis  vel 
pro  modica  pecunia  aliquid  promi- 
serit,  super  eo  nullum  actori^  testi- 
monium audiatur,  sed  rei  ttive  im> 
petiti  sub  debito  fidei  intentio  perqni- 
ratur. 

Modicam  autera  pecuniam  intel- 
ligimus,  quecommuni  taxatione  medie- 
tatem  rei  de  qua  agitiur  non  excedit 


Die  Vergleichung  beider  Texte  scheint  zu  orgeben,  dass 
Leop.  nicht  die  Vorlage  von  Rud.  gebildet  hat;  die  erläuternden 
und  ergänzenden  Zusätze  in  Leop.  (,vel  incolam  civitatis*,  ,vel 
quomodo  vendiderit',  ,valoris*)  führen  vielmehr  zu  der  Annahme, 
dass  dieses  entweder  das  Rudolfinum  selbst  oder  dessen  Vor- 
lage vor  sich  gehabt  habe.  Welches  von  beiden,  darüber  lässt 
sich  allerdings  bei  der  Unzulänglichkeit  des  Vei^leichungs- 
materiales  eine  sichere  Meinung  dermalen  noch  nicht  begrün- 
den. Es  wird  übrigens  unten  (§.  5)  auf  diesen  Punkt  zurück- 
zukommen sein. 


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115 


Leop,  c,  103, 

Promittimns  eciam 
eisdem  militibns  et  ci- 
ribns  quod  ab  ipsis  num- 
quam  alicnius  eventus 
pretextu  obsides  expe- 
temus. 

Thtrrea  qaoque  civi- 
tatis et  porte  in  eoram 
remaneant  potestate ; 
Dallas  eciam  mnniciones 
erigemns  infra  maros 
civitatis,  ne  de  eorum 
ßdei  corutancia  habere 
dififidenciam     videamnr; 

nee  ab  aliquo  infra 
terminos  iudicii  mnni- 
cionem  aliqoam  erigi  in 
eorum  preiudicium  per- 
mittemna. 

[fehlt] 


2. 

OUok.  1253  (nr.  8)       | 
Art.    /.  u.  3. 

(1)  ....  promittimns  I 
quod  ab  eisdem  mili-  ' 
tibns  et  civibns  nullos  • 
nmquam  alicuius  even-  I 
tus  pretextu  obsides  ex-  i 
petemus.  | 

(3)  .  .  .  .  quod  nuUas  j 
nmquam  munitiones  in-  ' 
fra  muros  civitatis,  ne  ' 
videamur  in  ipsorum  fide  | 
habere  diffidentiam,  eri-  1 
gemus,  sed  et  portas  ci-  1 
vitatis  in  eorum  pote- 
state semper  consistere 
concedemus ; 

nee  ab  aliquo  infra  [fehlt] 

terminos  iudicii  civita- 
tis munitionem  aliquam 
erigfi  permittemus, 

et    que    erecta    est  [fehlt] 

infra  rastam  a  tempore   I 
vite  cl.  m.  ducis  Frid.  II. 
decessoris    nostri,    dirui 
faciemus. 


Rud,  1277  (nr.  13) 
Art.  19. 
...  de  fide  et  devo- 
tionis  constantia  qua  er- 
ga  predecessores  nostros 
predicti  cives  semper  da- 
ruerunt,  indubitatam  fi- 
duciam  obtinentes,  vo- 
lumus  ut  porte  civitatis 
et  turres  in  civium  ma- 
neant  potestate;  nee  ab 
eisdem  obsides  expe- 
temus. 


Leop.  und  Ottok.  schliessen  sich  eng  an  einander  aQ; 
Rnd.  steht  gleich  weit  von  beiden  ab.  Das  Quellenverhältniss 
ist  hier  ebenso  schwierig  festzustellen,  wie  in  dem  früheren 
Falle.  Durch  die  Erweiterungen  ,fidei  constantia'  und  ,turre8 
....  et  porte'  wird  Leop.  über  Ottok.  hinausgerückt  und 
dem  Rudolfinum  angenähert,  auch  der  Zusatz  ,in  eorum  pre- 
iudicium' in  Leop.  verhindert,  dieses  als  Vorlage  ftir  Ottok. 
anzunehmen. 

3.  Der  dritte  Fall  der  Entlehnung  ist  der  merkwürdigste 
und  lehrreichste.  Er  betrifft  das  Schlusscapitel  (116)  des  Leo- 
poldinnms:  dieses  stimmt  wörtlich  mit  dem  Schlüsse  des 
Ottokarischen  Privilegiums  von  1251  (oben  S.  101  nr.  5) 
überein,  nur  dass  in  Leop.  das  Datum  fehlt.  Diese  Schluss- 
fonnel  mit  den  Eingangsworten:  ,Ut  autem  hec  nostra  in- 
novacio  .  .  .  .'  passt   aber   nur   für  die  Ottokarische  Urkunde, 

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116 

welche  das  falsche  Fridericianum  von  1247  beziehungsweise 
1237  erneuert,  passt  durchaus  nicht  für  das  Leopoldinum,  wel- 
ches  keine  innovatio,  sondern  eine  donatio  ist,  vgl.  Prooemium: 
,perpetua  statuimus  donacione'.  Ueber  das  Quellenverhältniss 
kann  sonach  hier  kein  Zweifel  bestehen,  und  es  ist  eine  That- 
sache  gewonnen,  welche  die  Entstehung  des  Leopoldinums  als 
eines  Ganzen  über  das  Jahr  1251  heraufrückt,  welche  zugleich 
zeigt,  wie  unachtsam  der  Verfertiger  desselben  zu  Werke  ge- 
gangen ist.  Für  letzteres  werden  sich  übrigens  im  Fortgange  der 
Untersuchung  noch  zahlreiche  Beweise  ergeben. 

Auf  diese  drei  Fälle  beschränkt  sich,  wie  gesagt,  die 
zugleich  inhaltliche  und  formelle  Uebereinstimmung  des  Leo- 
poldinums mit  den  echten  Privilegien  der  Stadt.  Es  erübrigt 
die  Fälle  darzulegen,  in  denen  bei  Behandlung  desselben 
Punktes  völlige  Selbständigkeit  in  der  Fassung  der  beider- 
seitigen Normirungen  waltet. 

1.  Dem  Satze  des  Leopoldinums  c.  1,  dass  ein  des  Tod- 
schlages beschuldigter  Bürger,  der  innerhalb  der  Stadtmauern 
und  des  Grabens  liegendes  Gut  im  Werthe  von  fünfzig  Pfund 
besitzt,  von  dem  Stadtrichter  nicht  verhaftet  werden  dürfe  noch 
Bürgen  zu  stellen  brauche,  steht  die  Bestimmung  in  Friedr. 
1244  (oben  S.  100  nr.  3)  gegenüber:  , Iudex  nuUum  burgensem 
habentem  fideiussorem  aut  pignus  captivabit^  Sie  findet  sich 
gänzlich  unvermittelt  inmitten  von  Mauth-  und  Zollsätzen,  ohne 
dass  jedoch  die  Allgemeinheit  ihrer  Fassung  zuliesse,  sie  nur  auf 
die  Fälle  der  Nichtzahlung  von  Mauth-  oder  Zollgebühren  zu 
beziehen.  Dass  sie  aber  Herzog  Friedrich  in  dieser  Allgemein- 
heit und  Unbestimmtheit  seiner  Satzung  von  1244  eingeschaltet 
hätte,  wenn  bereits  das  Leopoldinum  mit  seiner,  wenn  auch 
nur  für  den  besonderen  Fall  des  Todschlages  gegebenen  Fixi- 
rung  des  ,pignu8'  vorhanden  gewesen  wäre,  kann  doch  gewiss 
nicht  angenommen  werden. 

2.  Wer  Schwert  oder  Messer  zückt,  um  Kämpfende  zu 
scheiden,  ist  nach  Leop.  c.  31  wandelfrei,  wenn  er  den  ange- 
gebenen Zweck  ,per  suam  fidem'  betheuert,  nach  Rud.  1277 
(nr.  13)  Art.  5  aber  nur  dann,  ,si  iurati  civitatis  eum  dixe- 
rint  innocentem'  (vgl.  Luschin,  Aelteres  Gerichtswesen  in  Oester- 
reich  227).  Würth  (nt.  2  zu  c.  31)  irrt  sehr,  wenn  er  in  dem 
citirten  Artikel  des  Rudolfinums  eine  Bestätigung  des  c.  31 
erblickt. 


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117 

3.  Leop.  c.  63  und  Rud.  1277  Art.  2  verfügen  überein- 
stimmend, dass,  wer  die  Stadt  betritt,  von  den  Bürgern  gegen 
seine  Angreifer  vertheidigt  werden  solle  und  dass  bei  solcher 
Gelegenheit  vorgefallene  Tödtungen  oder  Verletzungen  der  letz- 
teren straflos  sind. 

4.  Leop.  c.  80  gestattet  dem  sterbenden  Bürger  (,qui- 
cumque  civium  moriatur'),  welcher  Weib  oder  Kinder  hat,  über 
seine  Fahrhabe  zu  verfugen,  so  lange  er  bei  gesunder  Ver- 
nunft ist.  Nach  Rud.  1277  Art.  12  hat  er  (,quilibet  civium 
in  extremis  positus*)  diese  Freiheit  ohne  Beschränkung  auf 
die  Fahrhabe:  ,de  rebus  suis^,  jedoch  ,iure  domini  sui,  uxoris, 
heredum  et  nostro  (des  Landesherrn)  in  omnibus  reservato^ 
Auch  hierin  kann  man  nicht  mit  Würth  (nt.  1  zu  c.  80)  eine 
Bestätigung  des  Leopoldinums  erblicken. 

5.  Nach  Leop.  c.  85  und  Ottok.  1253  (nr.  8)  Art.  6 
dürfen  auswärtige  Kaufleute  ihre  Waaren  nur  an  Bürger 
verkaufen  und  nur  von  Bürgern  Waaren  kaufen.  Aber  nur 
das  Leopoldiniun  setzt  auf  die  Uebertretung  dieser  Vorschrift 
einen  Wandel  von  60  Pfg.  und  bestimmt,  dass  jeder  Bürger 
eine  zwischen  Fremden  gehandelte  Waare  gegen  Erlegung  des 
Kaufpreises  an  sich  ziehen  könne. 

6.  Leop.  c.  86  gewährt  den  Bürgern,  ,ut  omnia  merci- 
monia  quocumque  nomine  censeantur  in  omnibus  civitatibus 
et  singulis  foris  nostris  possint  emere  a  quolibet  et  vendere 
cui  placet^  Nun  erscheint  aber  unter  den  Freiheiten,  welche 
die  Herzoge  Albrecht  und  Otto  1338  nach  Insertion  von 
nr.  2  und  18  den  Neustädtem  verleihen  (nr.  31),  an  fünfter 
Stelle:  ,Indulgemus  eciam  ipsis,  quemadmodum  ....  pater 
noster  dns.  Albertus  Rom,  rex  eisdem  civibus  Nove  civitatis 
ex  libertate  regali  favorabiliter  tradidit  et  indulsit,  scilicet 
quod  ipsi  cives  in  rebus  suis  mercimonialibus  videlicet  magnis 
et  parvis  emendis  et  vendendis  in  omnibus  civitatibus  et  foris 
cuicumque  vel  a  quocumque  maluerint,  inantea  non  impe- 
diantur  vel  aliqualiter  molestentur^  Also  nicht  auf  Herzog 
Leopold,  sondern  auf  König  Albrecht  L*  wird  hier  dieses  Pri- 
vilegium zurückgeführt.  Als  am  Ende  des  XIH.  Jahrhunderts 
die  Neustädter  von  Seite  der  Wiener  Bürger  in  der  Ausübung 
dieses  Vorrechtes  gewaltsame  Behinderung  erfuhren,  wandten 
sie  sich  klagend  an  den  König,  solches  geschehe  ,contra 
eorum    iura    et   antiquam    consuetudinem    eis    usque    ad    hec 


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118 

tempora  observatam';  der  König  beauftragte  den  Marschall 
von  Landenberg^  bei  den  Wienern  dahin  zu  wirken,  dass  sie 
die  NeuBtädter  ,in  rebus  suis  venalibus  emendis  et  vendendis 
cuicumque  voluerint  videlicet  magnis  et  parvis'  fernerhin  nicht 
beirren  (nr.  19).  Schon  damals  also  beriefen  sich  die  Neu- 
städter nicht  auf  das  Leopoldinum,  oder  wenn  sie  es  thaten^ 
so  vermochten  sie  nicht,  es  dem  Könige  in  hinlänglich  glaub- 
würdiger Form  vor  Augen  zu  bringen,  da  dieser  sonst  in 
seinem  Rescripte  gewiss  den  Herzog  und  nicht  die  Gewohnheit 
als  Quelle  des  streitigen  Rechtes  citirt  hätte. 

Im  XIV.  Jahrhundert  wiederholte  sich  der  gleiche  Streit 
zwischen  den  Nachbarstädten.  Damals  beanspruchten  die  Neu- 
städter, auf  ihre  Handfesten  und  Briefe  sich  berufend,  das 
Recht,  ihre  Weine  jederzeit  nach  Wien  zu  führen,  daselbst 
zu  verkaufen  und  ihre  offenen  Tavernen  und  Leithäuser  zu 
haben,  wie  die  Bürger  von  Wien  selbst.  Letztere  bestritten  dies, 
und  die  Sache  kam  1358  zur  Entscheidung  vor  den  herzog- 
lichen Rath.  Hier  producirten  die  Neustädter  die  Handfesten, 
auf  die  sie  ihren  Anspruch  stützten.  ,Do  funden  wir^,  sagt 
Herzog  Rudolf  IV.,  ,under  andern  stuckhen  an  denselben  prie- 
fen  die  artikel  damit  sich  die  ....  purger  von  der  Neunstat 
behelfen  wolten  irr  ...  .  furgab;  und  dieselben  artikel  die 
in  den  vorgenanten  hantfesten  verschriben  sint,  lautent  in 
deutsch  also:  daz  unser  vordem  denselben  unsern  purgern 
von  der  Neunstat  durch  solich  besunder  treue  und  namleich 
dienst  die  sie  an  in  sunderleich  bei  alten  zelten  und  neuleich 
erfunden  haben,  solich  gnad  getan  und  die  recht  und  freihält 
geben  habent,  daz  sie  und  alle  ir  nachkomen  ewekleich  in 
allen  unsern  steten  und  auf  dem  lande  ze  Oesterreich  mit 
aller  ir  chaufmanschaft  und  chaufleichen  dingen  grozzen  und 
chlainen  und  mit  allen  irn  vailen  guetern  wandlen  sullen  und 
mugen  mit  verchaufen  und  mit  chaufen  freileich  und  ledikleich 
äne  maut,  an  zol  und  an  alle  ander  irrung,  und  daz  sie 
auch  damit  über  die  recht  und  freihält  die  sie  habent  zu  der 
Neunstat,  haben  schullen  hinzu  die  freihält,  recht  und  gnad 
die  ander  unser  stet  und  mercht  habent  dahin  sie  wandlent 
äne  alles  gevaer.'  (Tomaschek,  Wiener  Rechte  1,  138.)  Dass 
diese  Stelle  nicht  auf  Leop.  c.  86  zurückgeht,  zeigt  die  Ver- 
gleichung  beider.  So  wie  sie  in  der  Urkunde  von  1358  vor- 
liegt,   findet    sie    sich    übrigens    in    keinem    älteren    Privileg; 


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119 

vielmehr  sind  dort  die  Verleihungen  mehrerer  Privilegien  zu- 
sammengefasst:  Friedr.  1239  (nr.  2)  Ai-t.  1,  Rud.  1277  (nr.  13) 
Art.  14  =  Albr.  1285  (nr.  16)  Art.  3,  Albr.  1299  (zwei,  nr.  19 
und  20),  und  Albr.  u.  Otto  1338  (nr.  31).  In  nr.  2,  13,  16 
und  20  findet  sich  die  Mauth-  und  Zollfreiheit,  die  in  Leop. 
e.  86  vermisst  wird,  in  nr.  19  und  31  das  charakteristische 
,in  rebus  suis  venalibus  (mercimonialibus)  emendis  et  venden- 
dis  videlicet  magnis  et  parvis^ 

7.  Leop.  c.  88  gewährt  den  Witwen,  Töchtern  und  Ver- 
wandten der  Bürger  Heiratsfreiheit  mit  der  Beschränkung, 
dass  sie  einen  ausser  der  Stadt  wohnenden  Ritter  (miles)  nur 
mit  des  Herzogs  Erlaubniss  ehelichen  dürfen.  Ottok.  1253 
(nr.  8)  Art.  2,  Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  13  und  Albr.  1285 
(nr.  16)  Art.  2  erklären  nur  die  Aufhebung  des  landesherr- 
lichen Heiratszwanges,  während  Friedr.  1239  (nr.  2)  Art.  3  = 
Friedr.  1443  (nr.  52)  Art.  2  damit  die  unbeschränkte  Heirats- 
freiheit verbinden  (,pro  sue  voluntatis  arbitrio  valeant  libere 
desponsare',  ,daz  si  nach  irem  willen  die  ausgeben  mugen^, 
Leop.  c.  88  aber  den  Heiratszwang  gar  nicht  erwähnt,  sondern 
nur  eine  Beschränkung  der  bereits  selbstverständlich  gewor- 
denen Freiheit  der  Wahl  ausspricht. 

8.  Nach  Leop.  c.  90,  Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  18  und 
Albr.  1285  (nr.  16)  Art.  6  soll  der  Landesfurst  keinen  zum 
Richter  setzen,  der  nicht  mindestens  durch  ein  Jahr  Bürger- 
recht bekleidet  hätte.  Rudolf  und  Albrecht  lassen  jedoch  auch 
einen  Auswärtigen  (extraneus  et  advena)  zu,  wenn  dieser  füi*  das 
Gericht  eine  bedeutendere  Pachtsumme  bietet  als  der  Bürger 
(vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  202).  Aus  der  stilistischen  Assonanz 

lAop, 

....  nisi  sit  civis  ipsins  Nove  civi- 
tatis talifl,  qui  ad  minus  per  annom  in 
ipsa  resederit  civitate  et  cum  eis  (!) 
convertatus  fuerit  nctU  civia 

möchte  auf  eine  gemeinsame  Quelle  beider  zu  sqhliessen  sein, 
bei  deren  Bearbeitung  der  unachtsame  Verfasser  des  Leopol- 
dinums  das  beziehungslos  dastehende  ,eis'  einführte. 

9.  Ijeop.  c.  91  enthält  den  Satz,  dass  die  Neustädter 
Bürger  in  allen  Ländern  des  Herzogs  ,non  teneantur  coram 
aliquo  iudice  vel  officiali  vel  eciam  quocumque  domino  preter 
quam  coram  nobis   et  nostris   successoribus  videlicet  terrarum 


Rud, 
.  .  .  nisi  per  annum  ad  minus  cum 
ipsis    civibus     tamquam    civis    fuerit 
converaatus 


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120 

principibus  vel  coram  suo  iudice  respondere';  vgl.  c.  100. 
Es  entspricht  Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  6:  ,.  .  .  .  coram  nobis 
vel  suo  iudice  respondebunt  secundum  formam  iuris  civi- 
tatis  Wiennensis^  und  Albr.  1285  (nr.  16)  Art.  1.  In  sehr 
freier  Wiedergabe  findet  sich  dieser  Artikel  in  Maxim.  1490 
(nr.  56)  folgendermassen :  ^Item^  als  in  unser  vordem,  und 
sonder  kunig  Albrecht  herzog  zu  Osten*,  lobl.  ged.  in  seiner 
kunicl.  mai.  confirmation  under  andern  articln  dise  gnad  getan 
haben,  daz  man  kainn  bui^er  von  der  Newenstat  mit  seiner 
kaufmanschaft,  leib  und  gut  in  dhainn  steten  und  gerichten 
weder  von  geltschuld  und  anderer  sachen  wegen  nicht  auf- 
halten noch  bekumbern  sol,  sonder  wer  zu  in  zu  sprechen 
oder  zu  vordem  hat,  der  oder  die  sollen  si  von  erst  fumemen 
und  beclagen  vor  irem  geordneten  richter  zu  der  Newenstat 
oder  irem  landesfursten ;  desselben  unsers  vorfam  kunig  Al- 
brechts confirmationsbriefs  datum  lautt  zu  Esslingen  n.  Cr.  g. 
1299,  seines  reichs  im  andern  jaren^  —  Ueber  die  «forma 
iuris  civitatis  Wiennensis'  vgl.  Tomaschek  in  Wiener  phil.-hist 
Sitzungsber.  83,  361.  —  Dass  auch  Rud.  1281  (nr.  14)  Art  2 
entspricht,  soll  bei  der  Verdächtigkeit  dieser  Urkunde  nur 
kurz  erwähnt  werden. 

10.  Leop.  c.  99:  nach  Rath  der  Geschwomen  hat  ,in 
ordinando  foro  mercandorum  et  recepcione  emendamm^  der 
Richter  ,pro  qualitate  cause,  condicionis,  Status  terre,  temporis 
et  persone'  seine  Wandel  einzuheben  und  zu  erlassen.  Anders 
Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  8:  darnach  haben  die  Geschwornen 
^assumptis  dhi  aliqtdbus  probioribus  civibua^  die  Marktverhält- 
nisse nach  der  Zeitlag^  (,prout  temporis  qualitas  poposcerit*) 
zu  regeln. 

11.  Nach  Leop.  c.  102  ist  der  Herzog  zur  Einhebung 
einer  Steuer  von  den  Bürgern  nur  in  ,rechten  Dürften^  be- 
rechtigt, und  auch  dann  soll  sie  massig  sein.  Friedr.  1239 
(nr.  2)  Art.  2  gewährt  blos  zeitliche  Steuerbefreiung:  bis  zu 
dem  Zeitpunkte,  da  angenommen  werden  könne,  dass  die 
Bürger  für  die  im  Dienste  des  Herzogs  erlittenen  Schäden 
Ersatz  gefunden  haben.  Unbedingte  Steuerfreiheit  dagegen,  die 
allerdings  von  den  Habsburgern  nicht  mehr  respectirt  wurde 
(vgl.  die  Privilegien  nr.  15,  17,  23  etc.),  verlieh  Ottokar  1253 
(nr.  8  Art.  7). 


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121 

12.  Das  in  Leop.  c.  104  ausgesprochene  Verbot  der  Er- 
pressungen von  Abgaben  oder  Diensten  durch  landesfiirstliche 
Beamte  findet  sich  wieder  in  Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  17, 
aber  ohne  Erwähnung  der  Dienste. 

13.  Der  Satz  ,Luft  macht  frei^  kommt  in  Leop.  c.  105 
und  in  Rud.  1277  (nr.  13)  Art.  3  zum  Ausdruck.  Die  Klage 
des  Herrn  verjährt  nach  dem  Leopoldinum  in  Jahr  und  Tag; 
nach  dem  Rudolfinum  in  einem  Jahre,  wenn  während  desselben 
der  Herr  im  Lande  und  seinen  Anspruch  geltend  zu  machen 
in  der  Lage  war;  auch  lebt  nach  dem  Rudolfinum  die  Klage 
des  Herrn  wieder  auf,  wenn  der  Büi^er  Gewordene  die 
Stadt  wieder  verlässt. 

14.  Leop.  c.  109  schliesst  die  Juden  von  den  Stadtämtern 
aus.  Aber  der  Wortlaut  von  Friedr.  1239  (nr.  2)  Art.  5: 
,.  .  .  .  quod  iudeos  predicte  civitati  de  cetero  in  nullo  officio 
preficiemuB,  unde  cives  possint  vel  debeant  gravari',  zeigt,  dass 
vorher  eine  solche  Bestimmung  nicht  bestanden  hat. 

15.  Leop.  c.  113  erklärt  eine  Appellation  wider  ein 
Urtheil  des  Stadtgerichtes  für  imzulässig.  Rud.  1277  (nr.  13) 
Art.  7  dagegen  gestattet  den  Rechtszug  von  der  Bürgerschranne 
(,pretorio  civitatis^)  an  die  Geschwornen  und  den  Stadthaupt- 
mann oder  an  den  Landesherrn. 

Ueberschauen  wir  diese  ganze  Reihe  von  Vergleichungs- 
punkten,  so  zeigt  sich,  dass  jene  Continuität  des  Inhalts  und 
der  Form,  die  zwischen  dem  Wiener  Leopoldinum  von  1221 
einerseits  und  den  folgenden  Wiener  Privilegien  des  XHI.  und 
XIV.  Jahrhunderts  andererseits  besteht,  in  Neustadt  fast  gänz- 
lich fehlt.  Nur  zwei  Capitel  des  Neustädter  Leopoldinums,  76 
und  103,  erscheinen  auch  formell  übereinstimmend  in  echten 
Privilegien ;  aber  die  an  diesen  beiden  Stellen  im  Leopoldinum 
sich  findenden  Zusätze  gewähren  die  Wahrscheinlichkeit,  dass 
nicht  dieses  die  Quelle  der  betreffenden  echten  Urkunden 
von  1253  und  1277  gewesen  ist,  wobei  allerdings  jetzt  noch 
nicht  entschieden  werden  kann,  ob  das  umgekehrte  Verhält- 
niss  oder  Ableitung  aus  gemeinsamer  Quelle  anzunehmen 
ist.  Wiederholen  echte  Privilegien  Bestimmungen  des  Leopol- 
dinums in  selbständiger  Fassung  (oben  Punkt  1,  3,  5,  8,  9, 
12,  13),  so  geschieht  dies  stets  ohne  Berufung  auf  eine  vor- 
gängige gleiche  Verordnung;  sind  ihre  Normen  von  denen  des 


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Leopoldinuins  abweichend  (Punkt  2,  4,  7,  10,  11,  15),  so  wird 
niemals  gesagt,  dass  es  früher  anders  gewesen  sei.  Das  an- 
geblich in  Leop.  c.  86  ertheilte  Recht  (Punkt  6)  wird  im 
Jahre  1299  von  den  Neustädtern  selbst  auf  Gewohnheit  zurück- 
geführt und  demgemäss  von  König  Albrecht  I.  als  Gewohnheits- 
recht bezeichnet;  diesen,  der  es  zuerst  beurkundet  hat,  nennen 
denn  auch  1338  die  Landesfürsten  als  den  Verleiher  jenes 
Rechtes.  Will  schon  Leop.  c.  109  die  Juden  von  den  Stadt- 
ämtern ausschliessen  (Punkt  14),  so  verfügt  doch  mindestens 
neun  Jahre  später  Herzog  Friedrich  11.,  dass  erst  von  nun 
ab,  ,de  cetero^,  diese  Ausschliessung  Rechtens  sein  solle. 

Wird  bei  dem  Leopoldinum  die  Wiedererweckung  seines 
Rechtsinhaltes  in  den  echten  Privilegien  sonach  gänzlich  ver- 
misst,  so  sind  dagegen  die  echten  Handfesten  allgemeineren 
Inhalts  in  den  späteren  Urkunden  immer  wiederzufinden,  ebenso 
wie  das  Wiener  Leopoldinum  von  1221  seine  unverkennbaren 
Spuren  bis  in  das  XIV.  Jahrhundert  hineinträgt.  Friedr.  1239 
(oben  nr.  2)  wird  von  den  Landesfiirsten  inserirt  1338  (nr.  31) 
und  1360  (nr.  38);  Bestimmungen  von  Ottok.  1253  (nr.  8) 
finden  sich  wieder  im  Rudolfinum  von  1277  (nr.  13)  und  in 
dessen  Ableitungen.  Erst  der  grosse  Freiheitsbrief  KönigRudolfe  I. 
von  1277  übernimmt  in  Neustadt  die  Rolle,  welche  für  Wien 
dem  Leopoldinum  von  1221  zukommt;  er  ist  die  Grundlage  der 
ganzen  folgenden  Privilegirung:  er  wird  von  Albrecht  I.  1285 
und  1299  in  mehreren  wesentlichen  Punkten  wiederholt;  er  ist 
im  Fridericianum  von  1443  (nr.  52)  erkennbar  und  durch 
dieses  von  Einfiuss  auf  das  Stadtrecht  König  Maximilians  von 
1490  (nr.  56).  Albr.  1285  (nr.  16)  ist  von  diesem  selbst  1299 
(nr.  18)  inserirt,  letztere  Urkunde  in  nr.  31  von  1338,  nr.  31 
wieder  in  nr.  38  von  1360,  u.  s.  f.  So  bilden  die  echten  Rechts- 
briefe ein  festgefügtes  Ganze,  worin  ein  Glied  das  andere 
hält  und  trägt.  Ausserhalb  dieses  Körpers  steht  das  Leopoldinum, 
fast  ohne  jede  äussere  Verbindung  mit  ihm,  ohne  jede  Sicherung 
und  Stütze,  als  landesftirstliche  Verleihung  kaum  mehr  haltbar. 

§.  3. 
Redaotionelle  und  stilistische  Kriterien. 

Haben  wir  im  letzten  Abschnitte  unser  Denkmal  in  Bezug 
auf  seine  Stellung   in   der  äussern  Rechtsgeschichte   der  Stadt 


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untersucht,  haben  wir  feststellen  können,  dass  es  von  der 
gesammten  echten  Privilegirung  derselben  gänzlich  ignorirt  und 
dass  dadurch  seine  Autorität  als  landesfürstliche  Verleihung  auf 
das  tiefste  erschüttert  wird,  so  sollen  nunmehr  diejenigen  Halt- 
punkte aufgesucht  und  gewürdigt  werden,  die  es  an  sich,  los- 
gelöst aus  seinen  Beziehungen  zu  den  übrigen  Handfesten  des- 
selben Adressaten,  der  Kritik  darbietet. 

Da  bringt  denn  schon  die  erste  Zeile  'der  Urkunde  eine 
Schwierigkeit.  Der  Titel  des  Ausstellers  lautet  in  der  ältesten 
und  besten  Handschrift  (lat.  Text  i)  nicht  wie  Würth  setzt: 
,dei  gratia  dux  Austriae,  Styriae',  sondern  es  steht  noch  ein 
unscheinbares,  für  uns  aber  äusserst  wichtiges  ,etc.^  dabei,  das 
auch  schon  durch  Meiller  in  seine  Rechte  wieder  eingesetzt 
ist.  Es  fehlt  dieses  ,etc.^  allerdings  in  den  jüngeren  lateini- 
schen Texten  der  Gruppe  //  und  in  den  deutschen  Text- 
familien A  und  B;  aber  die  älteste  Handschrift  der  üeber- 
setzung,  Ca,  hat  ,von  gotes  genaden  herzog  ze  Osterreich,  ze 
Steyr  und  herre  ze  Ckrain^  die  mit  ihr  aus  gleicher  Quelle 
geflossene  Cb  gar  ,v.  g.  g.  h.  ze  O.,  ze  St.,  zu  Kemdteti  und 
^  (das  Uebrige  unlesbar).  Es  scheint  also  für  die  Vor- 
lage des  auf  uns  gekommenen  lateinischen  Textos  ,d.  g.  dux 
Austrie,  Styrie  et  dominus  Camiole^  vorausgesetzt  werden  zu 
müssen.  Der  nicht  übermässig  sorgsame  Schreiber  von  /  hat  eben 
ihm  entbehrlich  Scheinendes  durch  ,etc.^  ersetzt,  wie  sich  dies 
auch  noch  in  c.  32  a.  E.  findet.  Allerdings  fallen  die  ersten 
Erwerbungen  der  Babenberger  in  Krain  noch  in  die  Zeit 
Herzog  Leopolds  VI.  5  1229  erhielt  dieser  die  Besitzungen  in 
der  Mark  zu  Lehen,  welche  nach  dem  Tode  des  Markgrafen 
Heinrich  von  Istrien  dem  Bisthume  Freising  heimgefallen 
waren.  Aber  in  der  leider  einzigen  Urkunde,  welche  von  dem 
genannten  Herzog  als  Aussteller  aus  der  Zeit  nach  dieser 
Erwerbung  vorhanden  ist  (Meiller,  Bab.  R.  nr.  244),  nennt  er 
sich  nicht  anders  als  früher,  nämlich  ,dux  Austriae  et  Styriao^, 
und  mit  diesem  Titel  erscheint  er  auch  noch  in  der  Urkunde 
von  1230,  Juli  23,  in  welcher  er  im  Vereine  mit  anderen 
Fürsten  die  vorläufige  Uebereinkunft  zwischen  Kaiser  Fried- 
rich H.  und  Papst  Gregor  IX.  bezeugt  (Pertz,  SS.  4,  270), 
vgl.  Zahn,  Steierm.  ÜB.  2,  362  und  364  von  1230,  Apr.  Auch 
sein  Nachfolger  fuhrt  1230  und  1231  nur  Oesterreich  und 
Steiermark   im   Titel;    zum   ersten   Male   nennt   er   sich  1232, 


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März  3  (Meiller,  Bab.  R.  149  nr.  7)  ,d.  A.  et  St  et  dominus 
Camiolae^,  und  von  da  an  regelmässig  so,  wenn  auch  anfing- 
lieh  noch  wiederholt  der  neue  Zusatz  unterbleibt  (Meiller 
a.  a.  O.  nr.  8  und  13  von  1232,  nr.  19  von  1233,  nr.  23  von 
1234;  vgl.  263  nt.  432). 

Also  dem  Namen  Leopolds  ist  der  Titel  seines  Nach- 
folgers beigegeben.  Nicht  eines  spätem  Landesförsten ;  denn 
bei  Ottokar  treten  noch  die  Titel  von  Mähren  und  Böhmen, 
bei  den  habsburgischen  Herzogen  jene  der  Mark  und  von 
Portenau  und  andere  hinzu.  Dem  Verfertiger  des  Leopoldinums 
lag  sonach  ausser  dem  Privileg  Ottokars  von  1251,  dem  er 
sein  Schlusscapitel  entlehnte  (s.  oben  S.  115  f.),  wahrscheinlich 
auch  eine  Urkunde  Herzog  Friedrichs  H.  vor,  deren  er  sich 
zunächst  fOr  sein  Prooemium  bediente.  Von  Urkunden  dieses 
Herzogs  waren  ihm  in  Neustadt  mindestens  zwei  zur  Verfügung 
(§.  2  nr.  2  von  1239  und  nr.  3  von  1244),  deren  jede  den 
erweiterten  Titel  darbot,  und  diesen  fand  er  auch  in  dem 
Wiener  Privilegium  von  1244,  welches,  wie  später  ausgeführt 
werden  wird,  in  sehr  enger  Beziehung  zu  der  Neustädter 
Fälschung  steht. 

Der  Aufnahme  eines  zu  dem  Namen  des  Ausstellers 
nicht  passenden  Titels  konnte  sich  wohl  auch  ein  sonst  ge- 
schickter imd  bedachter  Fälscher  schuldig  machen.  Dass  der 
Verfertiger  des  Neustädter  Leopoldinums  auf  diese  Prädicate 
keinen  Anspruch  hat,  ergibt  eine  nähere  Betrachtung  seiner 
Arbeit  Sie  lässt  Wiederholungen  und  Widersprüche  so  leicht 
erkennen,  dass  es  verwunderlich  ist,  wie  solches  von  dem 
sonst  so  gründlichen  und  gewissenhaften  Herausgeber  des 
Denkmals  übersehen  werden  konnte. 

Zwei  ganz  besonders  in  die  Augen  springende  Fälle  der 
Wiederholung  sollen  an  die  Spitze  der  Nach  Weisung  gestellt 
werden. 

c.    22.    Item,    pro    quacumque  '               c.    44.    Item,    pro    quacumqae 

causa  nostra  emenda  sentenciata  fuerit  causa  nostra   emenda  iudici  per  sen- 

esse  danda,  hie  in  decem  libris  de-  tenciam   civium   fuerit  depntata,  hoc 

nariorum  iudici  teneatur.  ,   semper  significat  x  libras  denariorum. 

c.    40.    Item,    nullus    captivus  !               c.  96.    Nullns  eciam    captivus 

ultra   proximum   placitum  detineatur,  vel  intcrdictus  diucius  quam  ad  proxi- 

nisi  ex  causa  racionabili  a  iudice  ter-  mum  placitum  conservetur,   nisi  que- 

minus  prolougetur.  -  relantibus  ex  causa  speciali  indulserit 

:   illud  iudex. 


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125 


Ferner:  der  flüchtige  Todschläger 


c.  67.  trino  citacionis  edicto 
semper  per  dies  qaatnordecim  ad  iu- 
dicium  advocetor;  qni  si  non  vene- 
rit,  tone  proscriptns  dennnccietur .... 


c.  1.  tribus  edictis  videlicet 
per  ter  qnatuordecim  dies  a  indice 
et  pretorio  citetur,  et  si  tanc  non 
venerit  ad  iudiciam  non  coactns,  pro- 
scriptnm  pronunciet  eom  index. 

Todesstrafe  schliesst  Busse  und  Gewette  aus:  c.  10  ,talis 
pena  sibi  sufficiat  pro  emenda';  17  ,nichil  dabit';  68  ,in  nullo 
teneatur  iudici  vel  actori*;  93  (mit  besonderer  Beziehung  auf 
den  Extraneus)  ,in  nullo  tenebitur  domino  suo  et  iudici  et 
offensis; sibi  sua  mors  sufficiat  pro  emenda^ 

Bei  Freispruch  durch  Urtheil  der  Bürger  gilt  derselbe 
Grundsatz:   c.  11  (innerhalb   öines  Capitels!)   ,Qui   si   evaserit 

per   civium   sentencias^   nuUam  penitus   det  emendam 

Hoc  eciam  annotato,  quod  si  de  maleficio  accusatus  per  sen- 
tenciam  fuerit  liberatus^  tunc  nee  rerum  nee  honoris  dispen- 
dium  paciatur';  17  ^nichil  dabit';  68  wie  oben;  vgl.  auch  72 
,Si  autem  captivus  per  iusticiam  liberabitur,  tunc  erit  indem- 
pnis  per  omnia  dimittendus^ 

Wer  die  Todesstrafe  durch  Gut  oder  Bitte  (prece  vel 
precio)  löst,  zahlt  das  gewohnheitsmässige  Gewette:  c.  11 
^iudici  dabit  emendam  solitam  et  conswetam';  17  ,in  xxx  libris 
den.  iudici  teneatur';  68  ,iudex  suam  emendam  recipiat,  ut  est 
dictum  prius^ 

Wie  der  Richter  aus  dem  Vermögen  eines  Verfesteten 
(proscriptus)  sein  Gewette  zu  nehmen  hat: 


c.  16  (im  Anschlüsse  an  c.  15) 
....  iudex  de  residuo  rerum  mobi- 
linm  tercie  partis  et  quod  debita 
creditonim  supercrevit,  emendam  suam 
recipiat  conpetentem. 


c.  67 de  suis  rebus  rao- 

bilibus  si  ad  hoc  sufficiant  suis  cre- 
ditoribus  primo  omnia  sua  debita  per- 
solvantur,  et  de  residui  tercia  parte 
emenda  indicis  reqniratnr. 


Dass  dem  Uebelthäter  bei  der  Verhaftung  nichts  abge- 
nommen werden  darf,  als  das  Werkzeug  und  der  Gegenstand 
des  Verbrechens,  sagt  c.  39  (,arma  et  furtum  vel  falsitas^)  und 
wieder  c.  72  (,arma  et  reatus  id  est  hanthaft  per  quem  male- 
ficium  perpetravit'). 

Des  Richters  Wandel  ist  durch  die  Geschwomen  je  nach 
der  Lage  der  Dinge  zu  mindern  oder  zu  erhöhen:  c.  54  (,pro 
qualitate  Status  terre  vel  temporis'),  71  (,secundum  qualitatem 
cnlpe  vel  cause  et  habitum  persone'),  99  (,pro  qualitate  cause, 
condioionis,  Status  terre,  temporis  et  persone'). 


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126 

Bei  Einhebung  des  Wandels  hat  der  Richter  die  Lage 
des  Schuldigen  zu  berücksichtigen:  c.  70  ,a  diciore  plus  reci- 
piat,  a  paupere  vero  minus';  und  schon  im  nächsten  Capitel 
wieder  ,a  divite  plus  recipiat,  a  paupere  vero  minus'. 

Dass  Auswärtige  in  der  Stadt  nur  mit  Bürgern  Handel 
treiben  dürfen,  steht  zweimal,  c.  85  und  87,  an  letzterer  Stelle 
mit  dem  Beisatze:  ,ut  superius  est  pretactum'. 

Quelle  dieser  Wiederholungen  ist  in  allen  Fällen  Unacht- 
samkeit des  Bearbeiters,  wie  sie  so  gröblich  der  landesfurst- 
lichen  Kanzlei  nicht  zugemuthet  werden  kann;  Veranlassung 
mag  zum  Theile  die  Benutzung  verschiedener  Vorlagen  gewesen 
sein,  die  hie  und  da  das  Gleiche  darboten.  An  zwei  Stellen, 
c.  68  und  87,  ist  die  Wiederholung  eine  bewusste;  auch  hie- 
für ist  in  den  echten  österreichischen  Stadtrechten  —  so  weit 
ich  sehe,  auch  in  den  ausserösterreichischen  —  kein  Analogon. 

Noch  schwerer  als  die  Wiederholungen  fallen  die  inner- 
halb unseres  Denkmals  bestehenden  Widersprüche  ins 
Gewicht. 

Ueber  das  Vermögen  eines  zum  Tode  verurtheilten  Aus- 
wärtigen verfügt  c.  10:  ,peccunia  sua  apud  dominum  suum  per- 
maneat,  et  sicut  inventus  fuerit  suo  cingulo  circumcinctus,  una 
cum  illis  rebus  cum  quibus  hoc  maleficium  perpetravit  iudici 
presentetur';  dagegen  c.  93:  ,exceptis  ablatis  in  nullo  tenebitur 

domino  suo  et  iudici  et  oflFensis et  omnes  sue  res  apud 

8uam  uxorem  remaneant  et  heredes^. 

Auf  zufällig  oder  in  einer  Schlägerei  (,in  pugna')  erfolgte 
Blendung  eines  Auges,  auf  das  Abhauen  einer  Hand  oder 
eines  Fusses  und  auf  das  Abschneiden  eines  Theiles  der 
Zunge  oder  der  Genitalien  setzt  c.  18  zu  Busse  und  Ge wette  je 
10  Pfund,  die  Talion  wird  nicht  erwähnt.  Dagegen  verlangt 
c.  19  für  die  Nase  oder  die  ganze  Zunge,  das  Auge,  die 
Hand,  den  Fuss  ,et  omnibus  aliis  membris'  10  Pfund  zu 
Gewette  und  Abfindung  mit  dem  Verletzten  (,redimat  ab  oflfenso 
sicut  potest'),  eventuell  Talion. 

Durch  einen  MissgriflF  des  Bearbeiters  ist  femer  c.  23 
in  Conflict  mit  c.  18  (beziehungsweise  19)  gerathen.  Bestimmt 
c.  18  für  das  Abhauen  (,amputaverit')  einer  Hand  oder  eines 
Fusses  zu  Busse  und  Gewette  je  10  Pfund,  so  verlangt  c.  23 
,pro    amputacione    membri    vel    destruccione     ipsius     accionis 


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127 

scilicet  lern,  si  est  visibilis',  nur  je  fiinf  Pfund.  Den  Zwiespalt 
verursacht  die  ungehörige  Einfuhining  der  amputatio  in  das 
e.  23.  Lern  ist  eben  nicht  amputatio,  sondern  nur  destructio 
actionis  membri.  Iglauer  Stadtr.  c.  75:  ,Si  quis  alicui  membrum 
aliquod  inhabile  fecerit,  quod  dicitur  lemede%  Uebers.:  ,Wer 
imande  ein  glid  unnücze  machet,  also  das  es  lam  ist',  vgl. 
Tomaschek  D.  R.  140.  Wird  die  amputatio  aus  c.  23  eliminirt, 
dann  stehen  die  beiden  Capitel  im  Einklang  und  werden  auch 
durch  die  Vergleichung  mit  den  Rechten  von  Enns  1212  Art.  5 
und  7  (Gaupp),  Wien  1221  Art.  2,  1244  Art.  2,  1340  Art.  12  und 
13,  vgl.  1278  (I)  Art.  8  und  9,  Hainburg  1244  und  Krems  1305 
Art.  8  und  9  (Tomaschek)  gestützt.  Der  Einschub  entsprang 
dem  von  uns  bereits  bemerkten  und  noch  vielfach  zu  be- 
tonenden Bestreben  des  Bearbeiters,  seine  Vorlagen  wortreicher 
zu  gestalten,  wobei  ihm  denn  hier  seine  mangelhafte  Kennt- 
niss  der  technischen  Ausdrücke  einen  üblen  Streich  spielte. 
Kundiger  war  der  Uebersetzer  des  lateinischen  Textes;  die 
amputatio  unterdrückend,  setzt  er  richtig:  ,Ist  daz  ainer  von 
ainer  wunden  an  etzleichem  gelid  seinez  leibez  lam  wirt  •  .  .  .  ^ 
Einen  argen  Widerspruch  birgt  sodann  c.  20  in  sich. 
Dasselbe  handelt  nach  seiner  Ueberschrift  (,Iudex  pro  emenda 
nullum  ledet  in  corpore')  und  nach  seinem  ersten  Satze  (,Iudex 
pro  Omnibus  suis  emendis  ^  ....')  von  dem  richterlichen 
Wandel,  und  zwar  von  den  Mitteln  zur  Eintreibung  desselben. 
Aber  am  Schlüsse  des  Capitels  heisst  es:  wenn  die  vierzehn- 
tägige Personalhaft  des  Zahlungsunfähigen  fruchtlos  verstrichen 
ist,  hat  ihm  der  Richter  noch  eine  angemessene  Frist  zu  ge- 
währen, ,donec,  pro  quo  convenerit  (Uebers. :  darumb  er  gedinget 
hat,  vgl.  ding  für  contractus  in  c.  79),  possit  hoc  laboribus 
lucrari^  Also  plötzlich  taucht  vertragsmässig  begründete  Schuld 
auf,  nachdem  doch  vorher,  wie  erwähnt,  nur  von  des  Richters 
Gewette  die  Rede  gewesen  ist.  Ueberdies  ist  dieses  Capitel,  wie 
immer  man  durch  Interpretation  oder  Emendation  über  das 
convenerit  sich  hinweghelfen  möchte,  mit  c.  52  nicht  zu  ver- 
einbaren.  Letzteres   handelt   vom  Executionsverfahren   in  dem 


*  emenda  steht  auch  im  Sinne  von  Busse:  c.  19  ,in  emendis  apud  offen- 
sum',  24  ^vulnns  emendabit  iudici  et  offenso*,  30  ^leso  autem  emendet*, 
62  ,8i  aliquis  alteri  remanserit  in  emenda^  vgl.  8  und  23.  Die  Ueber- 
Betznng  hat  an  diesen  Stellen  bald  wandele  bald  pnezze. 


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128 

Falle;  ^si  quis  debitor  coram  iudicio  remanserit  alicuius  debiti 
(üebers.  gelt)  vel  emende'  (Uebers.  wandel),  also  jedenfalls 
von  vertragsmässig  begründeter  Schuld,  von  Gewette  und  wohl 
auch  von  Busse;  es  kennt  keine  persönliche  Haft  des  Schuld- 
ners und  statuirt  als  letztes  Executionsmittel  nicht  das  Er- 
arbeiten des  Schuldbetrages,  sondern  die  Pfändung. 

Auf  einige  weitere  minder  klar  zu  Tage  liegende  Wider- 
sprüche hinzuweisen,  wird  später  noch  Gelegenheit  sein.  Hier 
sei  zunächst  noch  ein  Beispiel  des  redactionellen  Ungeschickes 
aufgezeigt,  von  dem  die  bisherige  Erörterung  schon  so  manche 
Probe  geliefert  hat,  und  sodann  ein  prüfender  Blick  geworfen 
auf  die  innere  Structur  des  Denkmals  als  eines  Ganzen. 
Beides  wird  recht  deutlich  zeigen,  wie  weit  das  Neustädter 
Leopoldinum  von  den  durchaus  klaren,  einfachen  und  wohl- 
geordneten Handfesten  von  Enns,  Wien,  Hainburg  und  Krems 
absteht  und  wie  entschieden  die  Nöthigung  ist,  den  Ursprung 
desselben  an  ganz  anderem  Orte  zu  suchen  als  in  der  landes- 
fürstlichen Kanzlei,  aus  welcher  die  letzterwähnten  Privilegien 
hervorgegangen  sind. 

Jenes  Beispiel  gewährt  c.  93,  dessen  Unvereinbarkeit 
mit  c.  10  bereits  besprochen  worden  ist.  Von  dem  zum  Tode 
verurtheilten  Extraneus  heisst  es  in  c.  93,  dass  er  ,excepti8 
ablatis  in  nullo  tenebitur  domino  suo  et  iudici  et  offensis^ 
Dass  die  ablata  weder  dem  dominus  noch  dem  iudex  gebühren, 
sondern  den  offensis,  ist  an  sich  klar;  dennoch  heisst  es  un- 
mittelbar darauf  wieder:  ,sed  tantummodo,  si  apud  cum  in- 
veniuntur  ablata,  suis  veris  possessoribus  hec  reddantur  ....'. 
Würde  auch  diese  erläuternde  Wiederholung  noch  hingehen 
können,  so  ist  es  doch  eine  ganz  unerträgliche,  die  Stümper- 
hand eines  Ungeübten,  der  nicht  deutlich  genug  sein  zu  können 
glaubt,  verrathende  Breite,  wenn  sofort  noch  ein  drittes  Mal 
gesagt  wird:  ,iudex  vero  de  rebus  ablatis  nichil  retineat,  sed 
salvo  iure  suo  veris  heredibus  (so  der  lateinische  Text  /  und 
sämmtliche  deutschen  Texte!)  in  integrum  eas  reddat^  Die 
Worte  ,exceptis  ablatis^  und  der  Schlusssatz:  ,Iudex  vero  de 
rebus eas  reddat^  sind  höchst  wahrscheinlich  Inter- 
polationen des  Fälschers,  die  er  an  einer  conciseren  Vorlage 
angebracht  hat. 

Was  Bau  und  Zusammenfügung  des  Werkes  als  eines  Gan- 
zen betriflfi,  so  herrscht  darin  soviel  Unordnung  und  Lockerheit, 


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129 

dass  ein  Gegensatz  gegen  die  echten  österreichischen  Stadtrechte 
unverkennbar  hervortritt,  so  weit  auch  diese  letzteren  von 
strenger  Systematik  entfernt  sind.  Nur  an  einigen  besonders 
auffallenden  Thatsachen  soll  dies  dargethan  werden. 

Den  Zusammenhang  der  im  Anfange  des  Denkmales 
vorgetragenen  strafrechtlichen  und  processualischen  Lehren 
unterbrechen  zunächst  die  c.  15^  16  und  17.  Diesen  gehen 
vorher  Bestimmungen  über  schwere  Verwundungen,  deren  Aus- 
gang ungewiss  ist  (c.  13)  und  über  Hausfriedensbruch  (c.  14); 
es  folgen  ihnen  die  Sätze  über  Blendung,  Abhauen  von  Glie- 
dern, Lern  u.  s.  w.:  mitten  inne  wird  in  jenen  drei  Capiteln 
über  das  Vorzugsrecht  der  Schuldforderungen  der  Gläubiger 
vor  dem  Gewette  des  Richters  (c.  15  und  16)  und  über  die 
Höhe  des  Gewettes,  wenn  sich  der  Schuldige  von  einer  an 
Leib  oder  Ehre  gehenden  Strafe  lösen  will  (c.  17),  gehandelt. 
Auch  das  c.  14  von  der  Hausfriedensstörung  (und  zwar  von 
dem  Betreten  des  Hauses  eines  Andern  in  der  Absicht,  ihn 
an  Ehre,  Leib  oder  Gut  zu  schädigen)  ist  hier  nicht  an  seinem 
Platze;  weit  davon  getrennt,  c.  30,  steht  wieder  eine  Gruppe 
dieses  Delict  betreffender  Bestimmungen  (Eindringen  in  ein 
fremdes  Haus  unter  Verübung  von  Real-  oder  Verbalinjurien 
gegen  darin  Befindliche,  Hineinschiessen,  Einstossen  vonThüren 
oder  Fenstern,  Hineinrufen  von  Schimpf-  oder  Drohworten, 
Herausfordern  Jemandes  aus  dem  Hause). 

Ebenso  störend,  den  Zusammenhang  der  Lehre  von  den 
Verwundungen  zerreissend,  stehen  die  c.  20 — 22  da,  welche 
von  den  Mitteln  zur  Eintreibung  des  richterlichen  Wandels 
und  über  die  Höhe  der  emenda  ducis  handeln.  Vorher  ist  von 
Blendung  (c.  18)  und  Gliederabhauen  (19),  nachher  von  Lem 
(23),  Wunden  ohne  Lem  (24),  Stossen  und  Schlagen  (25  u.  ff.) 
u.  8.  w.  die  Rede.  Eine  äusserliche  Veranlassung  zu  der  Ein- 
schaltung möchte  hier  darin  zu  finden  sein,  dass  ihr  erstes 
Capitel  (20)  dem  Richter  verbietet,  um  seines  Wandels  willen 
Jemanden  zu  verstümmeln  oder  zu  tödten  und  die  vorher- 
gehenden Capitel  eben  von  Verstümmlung  handeln. 

Diese  Einzwängung  fremder  Materien  tritt  klar  vor  Augen 
in  nachfolgender  Zusammenstellung  der  eben  erwähnten  Capitel 
des  Neustädter  Leopoldinums  mit  den  entsprechenden  Artikeln 
der  Wiener  Rechte: 

ArehiT.  Bd.  LX.  I.  HUfte.  9 


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130 


Wr.-Neust.  Leop. 

1221 

W 

1244 

i     e     n 

1278  (I) 

lUQ 

c.  13 

Art.  2 

Art.  2 

Art.  7 

Art.  11 

14 
15 
16 
17 

18 

(v^l.  9) 

(vgl.  9) 

(vgl.  27—30) 

(vgl.  33-36) 

(1) 

(1) 

(3) 
1 

(7) 

2 

2 

8,    10 

12,    14 

19 
20 
21 
22 
23 

2 

2 

8,    10 

12,    14 

2 

2 

9 

13 

24 

(vgl.  2) 

(vgl.  2) 

(vgl.  11,  12) 

(vgl.  15,  16) 

26-28 

4 

4 

17—21 

22—26 

Hier  ist  endlich  auch  noch  der  Ort,  an  jene  gram- 
matischen und  stilistischen  Unmöglichkeiten  zu  erinnern, 
welche,  durch  alle  drei  Handschriften  bezeugt,  für  den  Urtext 
vorausgesetzt  werden  müssen  (s.  oben  S.  84).  Sie  sind  ein 
Beweis  mehr  dafür,  dass  sein  Ursprung  nicht  in  der  herzog- 
lichen Kanzlei  gesucht  werden  dürfe,  die  sich  niemals  so 
gröblich  gegen  die  Form  versündigt  hat. 


Im  Anhange  zu  diesen  Erörterungen  soll  das  auf  den 
ersten  Blick  nicht  ganz  klare  Verhältniss  zweier  Capitel  unse- 
rer Urkunde  besprochen  werden,  wobei  sich  zugleich  Gelegen- 
heit bietet  zu  einem  Excurse  über  die  geschichtliche  Entwicklung 
der  Landgerichtsbezirke  in  dem  südlichsten  Theile  Nieder- 
österreichs. Es  sind  die  von  der  Gerichtsbarkeit  des  Stadt- 
richters handelnden  c.  92  und  100. 

c.  92  verordnet:  ,infra  terminos  iudicii  Nove  civitatis' 
steht  die  Gerichtsbarkeit  über  ein  an  Leben  oder  Ehre  gehen- 
des Verbrechen  nur  den  Richtern  zu  Neustadt,  Neunkirchen 
oder  Aspang  zu.  Aber  die  volle  Gerichtsbarkeit:  Ueberführung, 
Todesurtheil  und  selbstverständlich  auch  dessen  Vollstreckung 
hat   nur   der   Neustädter  Richter.    Die  Competenz   der   beiden 


*  Was  Würth  nt.  1  zu  Neust,  c.  17  bemerkt,  ist  unrichtig.  Die  30  Pfand 
in  Wien  1278  (I,  Art.  3)  und  1340  (Art  7)  sind  nicht  der  richterliche 
Wandel  bei  Straflösung,  sondern  der  Betrag,  bis  zu  welchem  der  Richter 
zur  Deckung  seines  Wandels  das  bewegliche  Vermögen  eines  verfesteten 
Verbrechers  in  Anspruch  nehmen  darf. 


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131 

anderen  ist  auf  die  theilweise  Herstellung  des  Schuldbeweises 
beschränkt:  den  durch  die  Aussagen  von  Sechsen  beziehungs- 
weise Einem  (s.  c.  1  und  4)  Belasteten  müssen  sie  zur  Ab- 
hörung des  Siebenten  beziehungsweise  Zweiten  und  zur  Fällung 
(und  Vollstreckung)  des  Todesurtheils  an  den  Richter  zu  Neu- 
stadt ausliefern.  ^ 

Dagegen  nun  verfügt  c.  100  ganz  bestimmt,  ,ne  aliquis 
captus  infra  terminos  iudicii  Nove  civitatis,  sive  sit  pro  homi- 
eidio,  rapina  vel  furto,  falsitate,  incendio  aut  violencia  mu- 
lierum  vel  pro  causa  alia  qualicumque,  ad  aliud  iudicium  vel 
pretorium  assignetur,  sed  de  eo  in  pretorio  Nove  civitatis  a 
iudice  secundum  sentenciam  civium iudicetur^ 

Es  ist  unschwer  zu  erkennen,  dass  der  Ausdruck  ,iudi- 
cium  Nove  civitatis^  in  c.  92  etwas  ganz  anderes  bezeichnet 
als  der  gleiche  Ausdruck  in  c.  100;  und  damit  löst  sich  der 
scheinbare  Widerspruch,  der  zwischen  diesen  beiden  Capiteln 
besteht.  In  c.  92  ist  von  dem  Landgericht  Neustadt,  von 
dem  daselbst  sitzenden  Landrichter  die  Rede;  c.  100  meint 
das  Stadtgericht,  2  den  Stadtrichter  als  solchen.  Dass  der 
letztere  zugleich  als  Landrichter  für  den  in  c.  92  nach  seinen 
Grenzen  beschriebenen  Bezirk  fungirte,  geht  eben  daraus 
hervor,  dass  der  Redactor  für  beiderlei  Gerichte  und  Richter 
denselben  Ausdruck  zu  gebrauchen  sich  konnte  verleiten  lassen.^ 
Vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  223. 


^  Ueber  das  ZoBammenwirken  des  Orts-  (Herrschafts-)  Richters  mit  dem 
Landrichter  in  Oesterreich  und  Steiermark  handelt  zum  ersten  Male 
nnd  gründlich  Bischoff  in  den  Beitr.  z.  E.  steierm.  GQ.  5,  61  ff.  Vgl. 
Lnschin,  Qerichtsw.  109  f. 

^  Eine  Beschreibung  des  Burgfriedensnmfanges  von  Nenstadt,  innerhalb 
dessen  der  Stadtrichter  als  solcher  seines  Amtes  waltet,  ist  in  einer  mit 
dem  Stadtsiegel  versehenen  Aufzeichnung  aus  dem  Anfange  des  XVI.  Jahr- 
hunderts im  Neustädter  Cod.  AI  nr.  2,  Bl  69*,  erhalten  (s.  oben  S.  90).  Aus 
dieser  mit  Details  reichlich  ausgestatteten  Grenzangabe,  deren  vollständige 
MittheUung  zu  viel  Raum  beanspruchen  würde,  ergibt  sich,  dass  der 
Neustädter  Burgfriede  ziemlich  genau  durch  eine  Linie  umschrieben 
wird,  welche  von  Lichtenwerd  südöstlich  zur  Leitha,  dann  diese  auf- 
wärts bis  Katzelsdorf  zieht,  und  von  da  weiter  die  Ortschaften  Schwarzau, 
Breitenau,  Neusiedel,  Saubersdorf,  Weikersdorf,  Fischau,  Steinabrückel, 
Solenau,  Unter-,  Ober-Eckendorf  und  Lichtenwerd  verbindet. 

^  Dem  widersprechen  nicht  die  Pressburg-Prager  Friedensinstrument^  von 
1271:  ,In  minoribus  vero  causis  que  hinc  inde  inter  nostros  (Stephan! 
reg.    üng.)    et   ipsius    regis    (Ottocari)    homines    emerserint  ....  circa 

9* 


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132 

Ist  durch  den  Zusammenhang,  in  welchem  in  c.  92  die 
confinia  Äustriae  erwähnt  werden,  constatirt,  dass  im  Zeit- 
punkte der  Entstehung  dieses  Capitels  der  Bezirk  des  Neu- 
städter (Land-)  Gerichtes  ausserhalb  der  Grenzen  Oesterreichs 
—  in  Steiermark  —  lag,  so  ist  damit  ein  Anhaltspunkt  zur 
beiläufigen  Bestimmung  jenes  Zeitpunktes  gegeben.  Denn  nur 
bis  zum  Ofner  Frieden  von  1254  bildete  bekanntlich  die  Pie- 
sting  die  Grenze  Oesterreichs  gegen  Steiermark,  und  vor 
diesem  Jahre  muss  sonach  der  Inhalt  des  c.  92  zuerst  aufge- 
zeichnet sein,  sei  es  nun  landesfürstlichen ,  sei  es  privaten 
Neustädter  Ursprungs.  Bestand  auch,  zumal  bei  Auswärtigen, 
vor  und  nach  dem  Ofner  Frieden  ein  Schwanken  der  An- 
sichten über  die  Zugehörigkeit  Neustadts  zu  Oesterreich  oder 
Steiermark,  >  so  haben  doch  die  habsburgischen  Landesfiirsten 


confinia  Aostrie,  ex  parte  nostra  comites  Suprnniensis  et  MusoniensU,  ex 
parte  regis  Boemie  .  .  castellanas  de  Haslav  et  . .  casteilanuts  Nove  dvüati» 

iudice»  provincialss depntabuntur*  (Bo6ek,  Cod.  dipl.  Mor.  4,   71 

und  79).  Der  Neustädter  Castellan  war  gewiss  sowie  sein  College  von 
Haslau  iudex  provincialis  per  Austriam,  Oberlandrichter  (s.  Hasenöhrl, 
Gest.  LR.  176  und  Luschin,  Gerich tsw.  57),  und  nicht  Landrichter  für 
das  niedere  Neustädter  Landgericht. 
^  Ito  von  Narbonne,  1241:  ,in  quodam  oppido  Auslrie  quod  theutonice 
Neustat  dicitur*  (Mattb.  Paris.,  Hist.  Angl.,  die  Stelle  bei  Emier  und 
Erben,  Reg.  Bob.  et  Mor.  1,  500  nr.  1059).  —  1246  nennt  sich  Dom- 
dechant  Albert  (der  Böhme)  von  Passau  ,prepo8itum  Nove  civitatiü  m 
Ausiria*  (Bibl.  d.  Stuttgarter  literar.  Vereins  16,  110  nr.  28).  —  Der 
sog.  Anonymus  Leobiens.  (XIV.  Jahrb.)  z.  J.  1253  (!):  mit  dem  Ofner 
Frieden  sei  es  geworden,  ,quod  isti  in  Nova  civitate  et  circumquaque 
dicuntur  Australes,  cum  tarnen  eadem  civitas  sit  sita  in  terra  Styrie*,  — 
Besonders  merkwürdig  ist  die  Urk.  v.  1365,  März  20,  Wr.-Neuat.: 
Leutold  von  Stadeck,  Landmarschall  in  Oesterreich,  beurkundet,  dass 
Herzog  Rudolf  am  Tage,  da  die  Urkunde  gegeben  ist,  sich  niederaatzte 
zu  der  Neustadt  in  die  Schranne  mitsammt  seinen  verlehenten  Mannen 
und  bat  dieselben  zu  fragen,  ob  er  zu  der  Neustadt  um  seine  in  Steier 
gelegenen  Lehen  wohl  ,gerechtn*  (Gericht  halten,  mhd.  gerihten)  möchte, 
da  diese  Stadt  in  Steier  gelegen  und  sein  Eigen  wäre.  Da  ward 
erfunden  und  ertheilt  von  seinen  Lehensmannen,  dass  er  das  wohl  thun 
möchte,  da  die  Neustadt  in  Steier  läge  und  sein  Eigen  wäre,  un- 
beschadet der  Handfesten,  welche  die  Landherren  in  Steier  darum 
haben  ....  (Hs.  277,  XVL  Jahrb.,  Bl.  86,  des  hist.  Vereins  f.  Kärnten 
in  Klagenfurt,  moderne  Cop.  daraus  im  steierm.  Landesarch.  unter 
nr.  2933;  vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  194  f.).  —  Die  Frage  ist  jttngst 
durch  Zahn  in  der  Vorrede  zum  2.  Bande  des  Steierm.  ÜB.,  S.  XX  ff., 
von  neuen  Gesichtspunkten  aus  erörtert. 


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133 

die  Stadt  ganz  bestimmt  als  zu  Oesterreich  gehörig  betrachtet 
und  bezeichnet  (von  der  ,Nova  civitas  in  Austria'  sprechen 
König  Albrecht  I.  1299  und  1300,  die  Herzoge  Albrecht  II. 
und  Otto  1338,  dann  Rudolf  IV.  1360,  in  den  oben  §.  2 
unter  nr.  18,  23,  31  und  38  angeführten  Privilegien),  *  und 
die  Neustädter  selbst  waren  sich  schon  vor  1268  ihres  Oester- 
reicherthumes  wohl  bewusst,  wie  daraus  hervorgeht,  dass  sie 
damals  den  österreichischen  Balkenschild  in  ihr  Stadtwappen 
aufnahmen  (s.  darüber  die  Ausführungen  Luschins  in  den 
Mitth.  d.  k.  k.  Centr.-Coram.  z.  Erf.  u.  Erh.  d.  Baudenkm. 
17,  S.  cc). 

Der  Bezirk,  in  welchem  der  Aspanger  Richter  waltete  — 
ebenfalls  weit  über  den  Burgfrieden  des  Marktes  ausgedehnt 
—  ward  zur  Zeit  Herzog  Albrechts  I.  umritten  und  nach 
seinen  Grenzen  2  beschrieben  (s.  meine  Urkundl.  Beitr.  S.  XX 
nt  3).  Aber  als  Landgericht,  dessen  Verweser  den  Blutbann 
übt  gleich  dem  Richter  zu  Neustadt,  hat  sich  dieser  Bezirk 
ebenso  wie  der  von  Neunkirchen  erst  im  XV.  Jahrhundert 
aus  dem  weitgedehnten  Neustädter  Landgerichtssprengel  ge- 
löst. ^  Noch  1343,  als  Herzog  Albrecht  II.  einen  Grenzstreit 
zwischen  dem  Kloster  Neuberg  und  der  Burg  Reichenau  einer- 
seits und  den  Herrschaften  Gutenstein  und  Klamm  anderseits 
entschied  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  die  beiderseitige 
Gerichtsbarkeit  regelte,  ward  verordnet,  dass  die  in  der  Gegend 
ergriffenen  schädlichen  Leute  dem  , Gegendrichter*  zu  Reichenau 
mit  der  Handhaft   zu   überantworten   seien,    welcher   sie   dem 


^  So  erscheint  denn  Neustadt  auch  schon  im  Rudolfinischen  Rationar  für 
Oesterreich,  nicht  in  jenem  für  Steiermark,  Rauch  SS.  2,  p.  3  n.  4. 

2  Von  Scheiblingkirchen  über  Oedenkirchen  nach  Raach,  von  dort  auf 
den  Grossen  Pfaff,  über  den  Sattelberg,  den  Kamm  des  Wechsels  entlang 
bis  Mönnichkirchen,  dann  den  Tauchenbach  und  die  Pinka  abw&rts  bis 
zur  ungarischen  Grenze,  mit  derselben  in  östlicher  und  nordöstlicher 
Richtung  bis  zum  Spratzbach,  an  diesem  aufwärts  bis  Spratzeck,  von 
dort  über  HoUenthon  und  Stickelberg  an  den  Schlattenbach  und  dessen 
Laufe  entlang  bis  zur  Einmündung  in  die  Putten  bei  Scheiblingkirchen. 

3  Banntaidingsaufzeichnungen  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  lehren,  dass 
die  todes würdigen  Verbrecher  von  Wartenstetten,  Hettmannsdorf,  Enzen- 
reut,  Ramplach,  Pottschach,  Buohbach,  Molrams  und  Schottwien  an  den 
Landrichter  zu  Neunkirchen,  jene  von  Otterthal,  Kirchberg  am  Wechsel, 
Hassbach,  Eichhof  (bei  Feistritz  a.  W.)  und  Grimmenstein  an  den  Land- 
richter zu  Aspang  ausgeliefert  wurden.  Bei  Wartenstein  entscheidet 
zwischen  Aspang  und  Neunkirchen  die  Prävention. 


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134 

Landrichter  zu  Neustadt  auszuliefern  hätte  (Insert  in  Urk. 
Kaiser  Friedrichs  III.  von  1455,  März  8,  Orig.  im  steierm. 
Landesarch.  nr.  6521);  aber  etwa  zweihundert  Jahre  später 
schreibt  das  Reichenauer  Taiding  (Abschrift  im  Besitze  der 
kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien)  die  Auslieferung 
des  schädlichen  Mannes  ,mit  einem  brief  seiner  urgicht  und 
bekantnus'  an  den  Landrichter  von  Neunkirchen  vor.  Auch 
die  Haus  vertrage  der  österreichischen  Herzoge  von  1379  thun 
dar,  dass  damals  das  Neustädter  Landgericht  noch  den  in 
c.  92  des  angeblichen  Leopoldinums  beschriebenen  Umfang 
besessen  habe;  insbesondere  liegen  nach  dem  Wortlaute  des 
Vertrages  über  das  Ungeld  im  Landgerichte  Neustadt  (Kurz, 
Albrecht  III.  1,  182)  die  Märkte  Neunkirchen,  Aspang  und 
Schottwien  im  Bezirke  dieses  Landgerichtes. 

So  ist  denn  wohl  der  Inhalt  des  c.  92  gerettet,  ein  nicht 
unwichtiger  Beitrag  zur  Kenntniss  der  österreichischen  Gerichts- 
verfassung in  der  ersten  Hälfte  des  XHL  Jahrhunderts,  welcher 
zuerst  von  Seite  Bischoffs  (in  der  oben  S.  131  nt.  1  citirten 
Abhandlung,  S.  62)  die  gebührende  Beachtung  gefunden  hat, 
wenn  auch  nicht  als  Zeugniss  für  so  frühe  Zeit. 


§.4. 

Die  Quellen  des  angeblichen  Leopoldinums  und  sein  Verhältniss 
zu  den  Wiener  Rechten. 

Schon  an  diesem  Punkte  der  Untersuchung  ist,  glauben 
wir  sagen  zu  dürfen,  die  Autorität  des  Neustädter  Rechtsdenk- 
males  zerstört:  es  kann  nicht  als  Urkunde  Herzog  Leopolds  VI., 
es  kann  überhaupt  nicht  als  landesfürstliche  Verleihung  gelten, 
der  etwa,  um  den  Schein  höheren  Alters  zu  begründen,  der 
Name  jenes  Herzogs  anstatt  eines  jüngeren  wäre  vorgesetzt 
worden.  Es  ist  als  Fälschung  erkannt,  die  nicht  einmal  auf 
die  Bezeichnung  einer  geschickten  und  sorgsam  ausgeführten 
Anspruch  erheben  kann,  deren  einzige  Beziehung  zur  Kanzlei 
des  Landesherrn  vielleicht  darin  bestand,  dass  sie  ihr  irgend 
einmal  zur  Bestätigung  vorgelegt  ward,  ohne  dass  sie  sich 
jedoch  hätte  Beachtung  erringen  können. 

Dieses  Ergebniss  schliesst  eine  Reihe  von  Fragen  in 
sich,  deren  durchaus  befriedigende  Lösung  allerdings  nicht  zu 


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erwarten  ist.  Sind  Spuren  vorhanden,  die  auf  die  Person  des 
Fälschers,  wenigstens  auf  die  Kreise,  denen  er  angehörte  und 
die  ihn  etwa  beeinflussten,  hindeuten?  Um  welche  Zeit  brachte 
er  sein  Werk  zu  Stande?  Sind  die  Motive  der  Fälschung  er- 
kennbar? Legte  er  in  selbständiger  Weise ,  die  Form  eines 
landesfurstlichen  Privilegiums  nachahmend,  den  Rechtsstoff  dar, 
oder  arbeitete  er  nach  Vorlagen?  Welche  Vorlagen  benutzte 
er,  und  in  welcher  Art  benutzte  er  sie? 

Der  letzten  Gruppe  von  Fragen  soll  zuerst  nachgegangen, 
also  das  Quellengebiet  des  Neustädter  Rechtsdenkmales  zunächst 
untersucht  werden.  Denn  hier  werden  die  Ergebnisse  verhält- 
nissmässig  am  sichersten  und  vollständigsten  sein ;  der  Gewinn 
aus  der  Erörterung  dieses  Punktes  muss  der  Frage  nach  der 
Entstehungszeit  zu  Gute  kommen,  er  muss  auch  Haltpunkte 
für  die  Charakteristik  des  Werkes  und  seines  Verfassers  bieten, 
und  so  ist  dann  vielleicht  von  hier  aus  dem  Reste  jener 
Fragen  wenigstens  einigermassen  nahe  zu  kommen. 

Den  Quellen  der  Neustädter  Urkunde  nachforschend, 
werden  wir  sofort  durch  das  Prooemium  derselben  auf  eine 
besonders  umfassend  ausgebeutete  geführt.  Dieses  Prooemium 
stimmt  nämlich,  wie  auch  von  Würth  erkannt  ist,  beinahe 
wörtlich  mit  den  Prooemien  der  Wiener  Rechtsbriefe  von  1221 
und  1244  überein,  welche  Prooemien  ihrerseits  bekanntlich  jenem 
des  Ennser  Rechtes  von  1212  entlehnt  sind,  in  dem  Brünner  Rechte 
von  1243  wiederkehren  und  noch  in  der  Iglauer  Urkunde  von 
c.  1249  nachklingen.  Die  Vergleichung  stellt  heraus,  dass  das 
Prooemium  des  Neustädter  Leopoldinums  auf  das  Wiener  Fride- 
ricianum  von  1244  zurückgeht.  Die  Schlussworte:  ,per  que 
clementer  eorundem  paci  ac  tranquillitati  possit  comode  pro- 
videri*  sind  in  beiden  gleich,  während  Wien  Leop.  1221 
(=  Enns  1212)  sich  einfacher  fasst:  ,per  que  clementer 
eorundem  *  providimus  paci  ac  tranquillitati^;  und  dann  er- 
kennen wir  in  der  Erweiterung  des  ,perducunt'  von  Wien  1244 
in  jdirigunt  et  pro(!)ducunt'  die  redselige  Natur  unseres  Fäl- 
schers   wieder.     Dies    stimmt    vollkommen     zu    dem    früher 


^  Bei  Meiller  und  Tomaschek  steht  allerdings  nach  dem  Münchner  Codex 
eorum,  aber  die  besseren  Wiener  Handschriften  (nr.  362  und  2733) 
haben  eomndem. 


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136 


gewonnenen  Ei^ebniss,  dass  dem  Fälscher  flir  sein  Eingangs- 
protokoll höchst  wahrscheinlich  nicht  eine  Urkunde  Leopolds  VI., 
sondern  eine  solche  Friedrichs  11.  zur  Vorlage  gedient  hat 
(s.  oben  S.  123  f.).  Fügen  wir  gleich  hier,  der  weitem  Unter- 
suchung vorgreifend,  bei :  nicht  nur  für  dieses  und  für  das  ganze 
Prooemium,  sondern  auch  für  einen  guten  Theil  des  Restes  seiner 
Arbeit  steht  die  Benutzung  des  Wiener  Rechtes  von  1244  fest. 

Die  Fälle  der  Entlehnung  aus  den  Wiener  Rechten  sollen 
nun  im  Einzelnen  nachgewiesen  werden,  wobei  Normirung  des- 
selben Rechtsfalles  in  beiderseits  selbständiger  Fassung,  da 
hier  ein  Quellenverhältniss  zwischen  dem  Wiener  und  dem 
Neustädter  Rechte  anzunehmen  nicht  nothwendig  ist,  späterer 
Erörterung  vorbehalten  bleibt. 

1.  Während  der  Haupttheil  von  Neust,  c.  1  selbständige 
Fassung  aufweist,  beruht  der  Eingang  desselben  auf  Wien  1244: 

Neust.  Wien  12^1.  j  Wim  1244. 

.  .  .  .  si  aliquis  civium 
babens  infra  muros  ci- 
vitatis et  fossatum  ad 
valorem  1  tal.  in  here- 
ditatibus  de  homicidio 
fuerit  incusatus,  aut  vim 
vi  repelleudo  quod  vul- 
gariter  dicitur  nötwer 
ant  casualiter  in  humi- 
Um  peraonam  homici- 
dium  conmiserit ,  talis 
non  captivetur  a  iudice 
civitatis  ob  racionem 
snarom  emendanim  nee 
fideiussione  indigeat  pro 
se  Ulla  .... 

Wien  1278  (I),  in  welchem  der  Satz  von  der  Nothwehr 
fehlt,  bleibt  ausser  Betracht.  ^ 

^  Die  beiden  Wiener  Rudolfina  von  1278  für  die  nachfolgenden  Ver- 
gleichungen  und  Schlussfolgerungen  zu  verwerthen,  wÄre  ich  selbst  dann 
berechtigt  gewesen,  wenn  ich  von  ihrer  Echtheit  weit  weniger  fest  über- 
zeugt wäre,  als  ich  es  —  trotz  der  gewichtigen  Gegenstimme  —  in  der 
TJiat  bin.  (übt  ja  doch  Lorenz  selbst  zu,  dass  der  allergrösste  Theil  der 
in  jenen  Urkunden  enthaltenen  Bestimmungen  wirklich  echtes  rudol- 
finisches  Material  ist,  und  dass  die  erhaltenen  Aufzeichnungen  derselben 
sich  so  genau  wie  möglich  an  die  echten  rudolfinischen  Urkunden  an- 
lehnen.   (Wiener    phil.-hist.    Sitzungsber.   89,  80.)    Uebrigeos    ist  jüngst 


Wien  12^1. 
.  .  .  .  si  aliquis  civium 
habens  infra  murum  ci- 
vitatis et  fossatum  ad 
1  tal.  quemquam  occi- 
dat,  talis  non  indigeat 
uUa   pro   se  fideiussione 


.  .  .  .  si  aliquis  civium 
habens  infra  murum  ci- 
vitatis et  fossatum  ad 
vaiorem  1  tal.  de  homi- 
cidio fuerit  incusatus,  aut 
casualiter  in  humilem 
personam  perpetraverit 
aut  vim  vi  repellendo 
quod  vulg&riter  dicitur 
notwer  homicidium  com- 
miserit,  talis  non  indi- 
geat ulla  pro  se  fideius- 
sione   


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137 

2.  Der  erste  Satz  von  Neust,  c.  58  (Beherbergung  eines 
Verfesteten)  stammt  aus  Wien  1221  Art.  6  =  1244  Art.  6,  vgl. 
1278  (I)  Art.  23,  1340  Art.  28.  Man  bemerke  die  charakteri- 
stischen  Ueberschüsse  von  Neust.:  ,8cienter  et  latenter  in  domo', 
,de  hoc  8%  voluerit  expurget  se  sui  solius  proprio  iuramento'. 
In  seinem  selbständigen  Theile  unterscheidet  sich  das  Capitel 
von  den  Wiener  Rechten  besonders  dadurch,  dass  es  die  Reini- 
gung des  Angeklagten  erst  bei  der  zweiten  Wiederholung  des 
Delictes  ausschliesst  und  weder  den  Verlust  der  Hand  noch 
die  Vermögensconfiscation  verhängt. 

3.  Neust,  c.  61  (Verweigerung  der  Annahme  einer  für 
Verletzung  oder  Beleidigung  nach  Recht  zuerkannten  ^  Busse) 
beruht  auf  Wien  1221  Art.  7  =  1244  Art.  7,  vgl.  1278  (I)  Art.  24 
=  1340  Art.  29:  1278  (I),  welches  in  der  Form  hie  und  da 
abweicht,  kann  nicht  vorgelegen  haben.  —  Aber  die  Schluss- 
bestimmüng  der  Wiener  Rechte  von  1221  und  1244,  dass  der 
laesus  contumax,  welcher  die  dem  Herzog  zu  zahlende  Un- 
gehorsamsbusse von  30  Pfund  nicht  hat,  zu  proscribiren  sei 
und,  wenn  er  in  der  Proscription  ergriffen  wird,  die  Hand 
verliert,  fehlt  in  Neust.  Die  Rechte  von  1278  und  1340  setzen 
Proscription  und  Verstümmlung  unmittelbar  auf  die  dreimalige 
fruchtlose  Anerbietung  der  zuerkannten  Busssumme,  ohne  erst 
noch  die  30  Pfund  pro  contumacia  zu  verlangen. 

4.  Neust,  c.  63  (wer  vor  seinen  Feinden  Schutz  suchend 
in  die  Stadt  flieht,  ist  von  den  Bürgern  wider  jene  zu  ver- 
theidigen)  stimmt,  bei  ziemlicher  Selbständigkeit  der  Form, 
mit  Wien  1221  Art.  11  erster  Satz  =  1244  Art.  11  erster  Satz,  vgl. 
1278  (I)  Art.  33,  1340  Art.  40,  steht  aber  den  beiden  letzteren 
Rechten  insoferne  näher,  als  es  wie  diese  für  den  Fall,  dass 
bei  Gewährung  des  Schutzes  Jemand  von  den  Verfolgern  zu 
Schaden  kommt,  ausdrücklich  auch  die  Busse  ausschliesst,  wäh- 
rend die  beiden  ersten  nur  die  Freiheit  vom  Gewette  statuiren. 


noch  Rieger  mit  guten  Oründen  für  die  Echtheit  der  überlieferten  Form 
eingetreten  (Beiträge  z.  Kritik  d.  beiden  Wiener  Stadtrechts-Privilegien 
K.  Rudolfs  von  1278,  im  5.  Jahresbericht  über  das  k.  k.  Franz  Joseph- 
Ojmnasinm  zu  Wien,  1878/79). 
>  Neust,  und  Wien  debitam  satisfaccionem  et  statutum  pene;  Neust. 
Uebers.  die  püzz  die  im  (dem  Verletzer)  auf  wirt  gesetzet;  Wien  1340 
wil  der  schuldig  daz  pezzem  nach  gesatztem  recht  Vgl.  Maurer, 
StÄdteverf.  3,  628. 


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Dagegen  möchte  bei  Neust,  c.  64  (wer  die  Stadt  betritt,  um 
Bürger  zu  werden,  *  ist  durch  die  Bürger  vor  aller  Gewalt 
zu  schützen)  Entlehnung  aus  Wien  1221  Art.  11  Schlusssatz  = 
1244  Art.  11  Schlusssatz  anzunehmen  sein  (vgl.  1278  [I]  Art.  34 
und  1340  Art.  41): 

Wien  1221  u,  1244. 
Si  aliqois  intret  in^ 
civitatem  ut  civis  effi- 
ciatur,  bargen ses  debent 
eum  tueri  ab  omni  vio- 
lentia  osque  ad  presen- 
tiam  nofltram. 


Wim  1278  (1), 
Si  aliqois  intrat  ci- 
vitatem ut  ciyis  effi- 
ciatur,  iudex  et  borgenses 
debent  illum  defendere 
ab  omni  violentia  et 
tueri. 


Si  aliquis  intret  ci- 
vitatem et  civis  efficitur,^ 
cuixtscumque  dominorum 
ait  proprio  aut  colonttSy 
bic  a  civibusabomnivio- 
lenda  usque  ad  nostram 
presenciam  tueatnr,^  et 
ex  hoc  defenaores  in  nvüo 
tenebuntur  nee  iudici  nee 


Vgl.  Neust,  c.  105. 

5.  Neust,  c.  73  (Einsetzung  der  hundert  Genannten)  folgt 
Wien  1244  Art.  17,  vgl.  1221  Art.  17,  1278  (I)  Art.  41—44, 
1340  Art.  48—50.  1278  steht  durch  einzelne  Formen  ab 
(,centum  viros  vel  plures  si  necesse  mdehitur^,  ,vicis  et  plcUeis^, 
,coram  duob.  v.  plur.  illor.  denoviinatorum  legitime  celebretur'  etc.). 
Unverkennbar  tritt  das  Bestreben  des  Fälschers,  durch  Wort- 
überfluss  deutlicher  zu  sein  als  seine  Vorlage,  hervor:  ^forsitan 
moriatur'  (zwei  Mal),  ,dotarum  (!)  proptei'  nupcias  id  est  morgen- 
gab  vel  aliarum  quarumcumque  rerum*,  ,ex  ludis  vel  vadiacio- 
nibus  contractum  vel  alias  (!)  unumcumque\  ,celebretur  et  eciam 
p^ragatur',  ,testificari  potent  quod  intendet^  (Wien  testificetur), 
,de  re  quam  dicitur  bene  nosse*  (Wien  quam  novit).  —  Ein 
Muster  unklarer  Fassung  hat  der  Fälscher  mit  der  Interpolation 
geliefert:  ,nec  eciam  super  hiis  et  consimilibus  aliorum  testi- 
monium  acceptetur,  sed  impetitus^  sub  iuramento  super  talibus 

^  Alle  Codices  lesen  et  civis  efficitur.  Die  Vergleichung  mit  den  Wiener 
Rechten  und  wohl  auch  die  Natur  der  Sache  lehren,  dass  zu  lesen  ist 
ut  civis  efficiatur. 

2  S.  nt  1. 

3  tueri  in  passivischer  Function  findet  sich  auch  sonst  im  mittelalterlichen 
Latein,  s.  Ducange  s.  v. 

*  Fehlt  1221. 

^  Die  Lesart  unus  eorum  des  Textes  /,  welche  den  Satz  in  Widerspruch 
mit  dem  unmitteH>ar  Folgenden  bringen  würde,  ist  zu  verwerfen.  Obige 
Lesart    von    II 1   wird    auch    durch    die    Uebersetzung   gestützt,    welche 


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questionibns  audiatur^  Ich  interpretire:  ist  bei  einem  Geschäfte 
der  bezeichneten  Art  die  Beiziehung  von  Genannten  unter- 
blieben^  dann  hat  der  Beklagte  das  Recht;  durch  seinen  Eid 
das  Geschäft  oder  seine  Schuld  abzuleugnen  (vgl.  Stobbe, 
Z.  Gesch.  d.  deutschen  Vertragsrechtes  19).  —  Seltsam  nehmen 
sich  für  Neustadt  die  hundert  Genannten  aus  —  dieselbe 
Zahl  wie  in  Wien.  Hainburg,  an  Bevölkerungszahl  und  Leb- 
haftigkeit des  Handelsverkehres  der  Neustadt  damals  gewiss 
kaum  nachstehend,  musste  sich  mit  zwanzig  begnügen,  und 
nur  vierundzwanzig  sind  zweihundert  Jahre  später  ftlr  Neustadt 
beglaubigt  (oben  S.  111  nr.  54). 

In  Bezug  auf  den  Fall,  dass  ein  Genannter  sich  der  Er- 
füllung der  Zeugnisspäicht  weigert,  weicht  Neust,  von  der  Vor- 
lage ab: 

Wien  1221. 


Neust. 

....  in  quo  (testimooio 
fadendo)  si  contumax 
faerit ,  ammonitus  per 
iucUcem  tercia  vice  damp- 
num  iUius  restauret  et  te- 
neatur  iudici  iure  noatro 
videlicet  x  Üb, 


....  in  quo  si  contumax 
fuerit  et  alius  per  eum 
Sit  dampnificatus,  volu- 
mus  ut  in  penam  con- 
tumacie  illi  dampnum 
suum  emendet. 


Wien  1244  (=  1278J. 
....  in  qno  si  contu- 
max fuerit  et  alius  per 
eum  Sit  dampnificatus, 
volumus  ut  in  penam 
contuniacie  illi  dampnum 
suum  emendet)  [et  det] 
iudici  ius  consuetum. 

Das  ,ius  consuetum'  der  Vorlage  scheint  dem  Fälscher 
zu  unbestimmt  gewesen  zu  sein. 

Nicht  unbemerkt  darf  endlich  bleiben,  wie  die  Anord- 
nung der  Wiener  Rechte :  das  besondere  Blatt  (cartula  specialis), 
auf  welchem  die  Namen  der  Hundert  vei*zeichnet  sind,  sei  ,iuxta 
Privilegium  hoc*  aufzubewahren,  —  dem  Verfasser  des  Neu- 
städter Rechtes  unbequem  gewesen  ist.  Recht  gut  wusste  er, 
was  es  mit  seinem  ,privilegium  hoc*  für  eine  Bewandtniss 
habe,  und  so  setzte  er  unverfänglicher:  ,iuxta  privilegia*. 

6.  Neust,  c.  77  (Beschränkung  des  Verfügungsrechtes 
des  überlebenden  Gatten  über  das  Erbvermögen  der  Kinder) 
stimmt  fast  wörtlich  mit  Wien  1221  Art.  18  =  1244  Art.  18 
=  1278  (I)  Art  45  überein,  vgl.  Wien  1340  Art.  51,  fügt 
aber  am  Schlüsse  bei :  ,idem  vero  ius  quod  de  muliere  dicimus, 
de  viro  statuimus  econverso*.  Die  Verbreiterungen:  ,velit  vel 
possit  conferre*,    ,quem  postea   duxerit  in  maritum^    ,nondum 


jedoch  ihrerseits  wieder  mit  der  Uebertragung  des  ,super   hiis   et   con- 
simiÜbus*  durch  ,swaz  vor  den  selben  geendet  wirt*  irrt. 


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eciam  (!)  pervenerunt',  ,voluiitate,  non  coacti^  bestätigen,  was 
bisher  über  die  stilistischen  Strebungen  des  Bearbeiters  in  Er- 
fahrung  gebracht  wurde.  Die  geringfügigen  formellen  Be- 
sonderheiten von  Wien  1278  (I)  (debeat  statt  velit,  denominatis 
statt  centum)  sind  Neust,  fremd  geblieben. 

7.  Neust,  c.  80  (Testirrecht  bei  Hinterlassung  von  Weib 
und  Kindern)  beruht  auf  Wien  1221  Art.  19  erster  Satz  =  1244 
Art.  19  erster  Satz,  vgl.  1278  (I)  Art.  46  erster  Satz  und  1340 
Art.  53  erster  Satz.  Aber  durch  die  Interpolation:  ,in  volun- 
taria  ordinacione  sua  (des  mit  Hinterlassung  von  Weib  und 
Kindern  Sterbenden)  consistant  omnia  mobilia  bona  sua,  dum- 
modo  a  probis  viris  visus  fuerit  sane  mentis^  hat  sich  Neust, 
in  Gegensatz  mit  den  Wiener  Rechten  gebracht.  Denn  diese^ 
das  Testirrecht  bei  beerbter  Ehe  allerdings  nicht  ausdrücklich 
regelnd,  gestatten  doch,  au6  dem  fünften  Satze  der  citirten 
Artikel:  ,Si  autem  is  qui  moritur  non  habet  uxorem  vel 
liberos,  in  ordinatione  ipsius  consistant  bona  sua^  a  contrario 
zu  schliessen,  dass  sie  bei  beerbter  Ehe  ein  Testirrecht  nicht 
zulassen.  In  nicht  ganz  geeigneter  Weise  hat  der  Bearbeiter 
an  jene  Interpolation  die  Fortsetzung  seiner  Vorlage  unver- 
mittelt angereiht:  ,et  iudex  (dagegen  Wien  1278  [I]:  nuUus 
hominum)  de  nullis  suis  rebus  se  nee  mobilibus  nee  inmobilibus 
intromittat,  sed  in  uxoris  sue  et  puerorum  suorum  permaneant 
potestate',  was  in  den  Wiener  Rechten,  welche  den  Uebei^;ang 
des  ganzen  Nachlasses  auf  Weib  und  Kinder  voraussetzen^ 
am  Platze  ist,  bei  theilweisem  oder  vollständigem  Ueber- 
gange  des  beweglichen  Nachlasses  an  andere  Personen  aber, 
wie  er  ja  nach  Neust,  stattfinden  kann,  einen  Widerspruch  in 
das  Capitel  bringt,  welchen  der  Uebersetzer  durch  einen  Zusatz 
zu  beheben  bemüht  gewesen  ist:  ,.  .  .  .  besunderleich  sol 
daz  übrig  ub&i^  daz  geschäft  pei  seiner  hausfrawen  und  pei 
seinen  chinden  beleiben'  (vgl.  c.  81:  ,que  super  suam  fuerint 
ordinacionem'). 

8.  Neust,  c.  83  (Verfahren  mit  dem  Vermögen  eines 
in  der  Stadt  verstorbenen  Auswärtigen)  ist  aus  Wien  1221 
Art.  20  =  1244  Art.  20,  vgl.  1278  (I)  Art.  47  und  1340 
Art.  55,  geflossen.  Zur  Charakteristik  des  Bearbeiters  sei  nur 
die  Ausschmückung  des  für  der  Vorlage  zum  für  perfidus 
erwähnt.  Der  Schlusssatz  von  ,tunc  medietas  .  .  .  .'  an  ist 
selbständig  gefasst.    Er   bekundet   eine   Entwicklung,   die   den 


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Standpunkt  des  Wiener  Rechtes  von  1244  bereits  hinter  sich 
gelassen  hat  und  auf  der  Stufe  des  Rudolfinums  von  1278  steht. 
Nach  dem  Ennser  Rechte  von  1212  Art.  17  (Gaupp)  fiel  der 
ganze  erblose  Nachlass  dem  Herzoge  zu;  nach  Wien  1221  und 
noch  1244  war  er  zu  zwei  Dritttheilen  des  Herzogs,  während 
ein  Drittel  zum  Seelenheile  des  Verstorbenen  verwendet  wurde. 
Neust,  dagegen  und  Wien  1278  schliessen  den  Landesherrn  aus: 


NetuL 
Si  autem  nemo  venerit,  tunc 
medietas  illomm  (bonoram  defancti) 
pro  conmuni  utilitate  civitatis  et  alia 
medietaa  in  ipsins  anime  remedinm 
expendatnr. 


Wien  1278  (1). 
Si  autem  nemo  venerit,  medie- 
taa bononim  suoram  in  usus  civitatis 
et  alia  medietas  pro  soa  anima  im- 
pendatnr;  si  antem  defnnctns  res  mo- 
dicas  habeat,  tnnc  omnia  pro  sua 
anima  erogentur. 

Diese  Gegenüberstellung  zeigt  auch,  dass  trotz  der  nahen 
Verwandtschaft  des  Inhaltes  Rud.  nicht  als  Vorlage  voraus- 
gesetzt werden  kann,  was  auch  bei  dem  Reste  der  beiderseitigen 
Capitel  zutrifft,  vgl.  venerit  Wien  1221  =  1244  =  Neust  gegen 
sit  Wien  1278,  retinuerit  (oder  reticuerit?)  gegen  subticuerit, 
cives  gegen  consules.  In  Bezug  auf  das  Sachliche  vgl.  Tomasch ek 
D.  R.  205.  —  Die  in  den  Wiener  Rechten  noch  angeschlossene 
Bestimmung  über  die  freie  Wahl  des  Begräbnissortes  seitens 
des  advena  fehlt  in  Neust. 

9.  Neust,  c.  87  (Beschränkungen  der  Handelsfreiheit  Aus- 
wärtiger) geht  zurück  auf  Wien  1221  Art.  23  dritter  Satz 
=  1244  Art.  23  dritter  Satz,  vgl.  1278  (I)  Art.  51.  (In  Wien 
sind  diese  Beschränkungen  durch  Graf  Albrecht  1281,  Toma- 
schek,  Wiener  Rechte  nr.  19,  aufgehoben.)  Die  Wiener  Rechte 
beschränken  den  Fremden  nur  im  Verkaufe  seiner  Waaren, 
Neust,  in  dem  selbständigen  Schlusssatze  auch  im  Einkaufe; 
vgl.  c.  85  und  oben  S.  117.  Von  Wien  1278  hebt  sich  Neust, 
besonders  dadurch  ab,  dass  dort  der  Fremde  nur  dann  ge- 
bunden ist;  seine  Waaren  einem  Bürger  zu  verkaufen,  wenn 
dieser  einen  angemessenen  Preis  (forum  competens)  dafür 
bietet.  —  Das  in  den  Wiener  Rechten  (auch  1340  Art.  58) 
hier  angehängte  Verbot  des  Ankaufes  von  Gold  und  Silber 
und  die  Beschränkung  im  Verkaufe  dieser  Metalle  fehlt  Neust. 

10.  Neust,  c.  89  (Gerichtsbarkeit  über  Ehebruch)  ist 
wohl   aus  Wien  1221   nach  Art.  28    (nur  in  den  Wiener  Hss.) 


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142 

=  1244  Art.  281  gebildet,  vgl.  1278  (I)  Art.  57  und  1340 
Art.  73.  Die  Wiener  Rechte  von  1221,  1244  und  1278  unter- 
stellen aber  nur  den  Fall,  dass  ein  Mann  mit  der  Frau  eines 
Andern  im  Ehebruche  betreten  wird  (quicumque  deprehensus 
fuerit  in  adulterio  cum  uxore  alterius  viri),  der  Gerichtsbarkeit 
des  Pfarrers;  Neust,  führt  in  einer  Interpolation  (aut  cum  mu- 
liere  soluta)  auch  den  Ehebruch  eines  verheirateten  Mannes 
—  so  ist  doch  wohl  zu  interpretiren  —  mit  einer  Ledigen  ein. 
Letzterer  Fall  findet  in  Wien  erst  im  Rechte  von  1340  Er- 
wähnung, und  zwar  wird  er  da  der  Büssung  durch  den  Pfarrer 
nach  geistlichem  Rechte  überwiesen,  während  ,überhuer  mit 
aines  mannes  chonen*  durch  den  Richter  ,mit  dem  steckhen 
und  totten*  zu  bestrafen  ist.  Vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  266. 

11.   In   Neust,   c.   95    (Gebühren    des   Unterrichters   und 
Kerkermeisters)   ist  Wien   1221    Art.  27  =  1244  Art.  26   be- 
nutzt   (die  Rechte   von    1278   und   1340   enthalten   keine   ent- 
sprechende Bestimmung): 
Neust, 

Placet  eciam  nobis  ut  pro  qua- 
cumqne  causa  iudex  civitatis  recipiet 
i  ta].  iusticia  mediapte,  subiadex  ab 
eo  qui  illnd  dedeiit  xxx  den.  recipiat ; 
et  qui  dimidium  tal.  dederit  indici, 
hie  sibi  in  xv  den.  teneatur, 
et  infra  nonnisi  xii  den.  pro  censu 
recipiat  a  captivo,  et  custos  carceris 
den.  recipiat  tantnm  nnum. 

Wieder  (vgl.  Punkt  5)  hat  hier  der  Neustädter  Bearbeiter 
die  unbestimmte  Fassung  des  Schlusssatzes  seiner  Vorlage:  ,et 

sie provenire  potest*   durch   eine   bestimmter  lautende 

Norm  ersetzt.  Aber  hiebei  ist  ihm  in  gewohntem  Ungeschick 
widerfahren,  dass  er  etwas  in  das  Capitel  eingeführt  hat,  wo- 
von zu  handeln  es  gar  nicht  angelegt  war,  nämlich  den  Hof- 
zins des  ünterrichters  und  des  Kerkermeisters  (custos  carceris, 
Uebers.  st&bhüter).  Der  Hofzins  gebührt  diesen  pro  con- 
servatione  capti verum  c.  72,  a  captivo  c.  95.  Das  c.  95 
wollte  jedoch,   wie  die  Vergleichung  mit  den  Wiener  Rechten 


Wien  1221  =  1244, 
Placet  etiam  ut  pro  quacumqne 
causa  index  civitatis  lucretur  i  tal., 
subiudex  et  preco  ab  eo  qui  illad 
dederit  habeant  xxx  den.;  si  iudex 
habnerit  dimidium  tal.,  ipsi  accipiant 
ab  eo  XV  den., 

et  sie  de  magno   et  de  parvo  secun- 
dum  quod  provenire  potest 


In  beiden  Urkunden  hat  Tomaschek  die  falsche  Interpunction :  Beistrich 
nach  statt  vor  secularis,  aus  dem  Meiller'schen  Drucke  übernommen, 
vgl.  doch  D.  R.  252.  Gleiche  Unrichtigkeit  hat  übrigens  schon  dem 
Uebersetzer  des  Hainburger  Rechtes  von  1244  vorgeleg'en. 


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143 

zeigt,  diejenigen  Gebühren  des  Unterrichters  festsetzen,  welche 
ihm  von  jedem  zu  einem  Gewette  Verurtheilten  zukommen, 
ganz  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  dieser  auch  gefangen  gesetzt 
war  oder  nicht.  Die  Schlimmbesserung  in  c.  95  wiederholt 
einfach,  was  schon  c.  72  gesagt  und  da  auch  am  Platze  war: 
,Placet  nobis  quod  iudex  posterior  pro  conservacione  capti- 
vorum  pro  censu  a  quolibet  xii  den.  recipiat  et  custos  car- 
ceris  unum^  Auffallend  ist,  dass  Neust,  hier  den  praeco  seiner 
Vorlage  unterdrückt,  von  dessen  wichtigen  Amtshandlungen 
es  doch  mehrfach  zu  berichten  weiss,  c.  21,  47,  92,  98,  vgl. 
67,  75  und  Würth  S.  28.  —  Anmerken  will  ich  bei  dieser 
Gelegenheit,  dass  die  lateinische  Bezeichnung  des  Unterrichters 
in  unserm  Denkmale  wechselt:  subiudex  (so  in  den  Wiener 
Rechten,  jedoch  in  der  Marktordnung  des  XIII.  Jahrhunderts, 
Tomaschek  W.  R.  nr.  12,  auch  iudex  posterior)  c.  95,  97, 
98,  109;  iudex  posterior  c.  39,  48,  51,  72;  Uebers.  immer 
nachrichter. 

12.  Neust,  c.  109  erster  Satz  (Ausschliessung  der  Juden 
von  den  Stadtämtern)  ist  aus  dem  Wiener  Fridericianum  von 
1237  Art.  3  (oder  aus  dessen  Wiederholung  für  Neustadt  durch 
Ottokar  1251)  —  vgl.  auch  Wien  1278  (II)  Art.  3  —  herüber- 
genommen. Auch  die  Berufung  auf  die  imperialis  auctoritas 
ist  aus  der  Vorlage  beibehalten,  vgl.  dagegen  Herzog  Albrecht  I. 
für  Wien  1296  Art.  5  aus  gleicher  Quelle:  ,seit  rehtef-  gewalt 
von  alten  ziten  .  .  .  .^  —  Neust.  ,excipimu8  prefectura'  und 
,8ub  pretextu  prefecture*  gegen  Wien  1278  (II)  /tepdlimus  pr.' 
und  ,sub  pr.  pr.  vel  officii  publid^  zeigt,  dass  nicht  letzteres 
vorgelegen  hat,  sondern  Wien  1237  (bezw.  Neust.  1251). 

Die  Ergebnisse  dieser  Erörterung  gewähren  früher  Ge- 
wonnenem neue  Bekräftigung.  Der  Bearbeiter  des  Neustädter 
Stadtrechtes  kannte  und  benutzte  Herzog  Friedrichs  II.  Stadt- 
recht für  Wien  von  1244  (oben  Punkt  1,  5  [S.  139]),  während 
ihm  das  Wiener  Privil^  von  1278  (I)  fremd  ist  (Punkt  1, 
3,  5,  6,  8,  9,  vgl.  12  a.  E.);  des  letztern  Stufe  erreicht  er 
allerdings  in  einer  Abweichung  von  seiner  Vorlage  (Punkt  8, 
vgl.  4).  Die  Veränderungen,  die  er  mit  seiner  Wiener  Vor- 
lage von  1244  vornimmt,  entspringen  fast  sämmtlich  dem  Be- 
atreben, deutlicher  und  bestimmter  zu  sein  als  jene  (Punkt  5, 
11),  wobei  er  häufig  in  überflüssigen  Wortreichthum  ausgeartet 


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144 

ist  (Punkt  2,  5,  6,  8).  Konnte  früher  aus  Widersprüchen  und 
Wiederholungen y  aus  stilistischen  und  redactionellen  Fehlem 
auf  die  für  solche  Arbeit  gänzlich  ungenügende  Befähigung 
des  Fälschers  geschlossen  werden,  so  sind  auch  hiefiir  drastisdie 
Belege  erbracht  (Punkt  5,  7,  10,  11,  12). 

Es  sind  mehrere  Wege,  auf  denen  Wiener  Recht^  auf 
denen  das  Fridericianum  von  1244  in  die  südliche  Nachbar- 
stadt gelangt  sein  konnte:  £rfragung  und  Mittheilung  von 
Rath  zu  Rath;  oder  rein  private  und  zufallige  Verpflanzung, 
wozu  bei  dem  Herüber-  und  Hinüberwechseln  von  Bürger- 
geschlechtem,  wie  es  die  Urkunden  mehrfach  erkennen  lassen, 
Qelegenheit  war,  des  Handelsverkehres  zu  geschweigen, 
der  allerdings  nicht  immer  ein  friedlicher  gewesen  zu  sein 
scheint.  Oder  aber,  und  dies  bedarf  näherer  Erwägung:  viel- 
leicht hat  der  Streitbare  Herzog  selbst  der  Neustadt  eine 
Handfeste  gegeben,  welche  mit  der  Wiener  gleichlautete,  wie 
das  ja  auch  bei  Hainbui^  zutrifft.  Wie  tief  Friedrich  den 
Neustädtern  verpflichtet  war,  die  ihm  die  Treue  bewahrten, 
als  das  deutsche  Reich  und  ,fast  der  ganze  Erdkreis'  mit  ge- 
waltsamer Hand  über  ihn  herfielen,  betont  er  ja  selbst  in 
seinem  Privileg  von  1239  kräftig  genug;  und  dann  ist  gar 
nicht  zu  zweifeln,  dass  schon  unter  ihm  die  ,porta  et  clau- 
sura'  Oesterreichs  (c.  86)  nach  Blüthe  und  Bedeutung  An- 
spruch auf  ein  mit  dem  Hainburger  gleichwerthiges  Recht 
besass.  Aber  dem  gegenüber  ist  doch  zu  fragen,  ob  denn 
Veranlassung  zu  der  Fälschung  vorhanden  gewesen  wäre, 
hätte  die  Stadt  ein  echtes  Privileg  so  reichen  Inhalts  und 
so  trefflicher  Form  besessen,  wie  es  das  Wiener  oder  Hain- 
burger von  1244  ist?  In  Bezug  auf  das  Maass  und  die  Be- 
deutung der  in  der  Neustädter  Aufzeichnung  enthaltenen  Rechte 
besteht,  wie  jetzt  schon  erkennbar  ist  und  später  noch  einzeln 
begründet  werden  wird,  kein  wesentlicher  Unterschied  gegen 
das  Wiener  Recht.  Es  sind  Einzelheiten  des  letztern  breiter 
behandelt,  es  sind  einige  neue  Punkte  eingeführt,  die  das  Be- 
dürfniss  des  Verkehrs  nahe  legen  mochte,  Punkte,  die  inmitten 
des  Lebens  der  Stadt,  nicht  aber  in  der  landesfürstlichen 
Kanzlei  sich  darbieten  konnten;  kurz  an  Extensität  ist  die 
Arbeit  des  Fälschers  dem  Wiener  Fridericianum  überlegen, 
keineswegs  in  gleichem  Maasse  an  Intensität.  So  kann  denn 
wohl  behauptet  werden:  nicht  ein  dem  Wiener  analoges  Privileg 


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146 

Friednchs  IL.  sondern  ein  älteres,  im  Ausmaass  der  verliehenen 
Rechte  weitaus  dürftigeres  wurde  durch  das  angebliche  Leo- 
poldinum  verdrängt^  in  letzterem  ist  das  Wiener  und  nicht  ein 
echtes  Neustädter  Fridericianum  benutzt.  Auch  Enns  hat  von 
Friedrich  IL  nicht  eine  Erneuerung  und  Erweiterung  des 
grossen  Rechtsbriefes  von  1212  erhalten,  sondern  nur  einige 
Zusatzrechte  (OOo.  ÜB.  3,  124  nr.  122).  Und  seinem  Be- 
dürfniss,  sich  der  allzeit  getreuen  Neustadt  dankbar  zu  er- 
weisen, konnte  der  Herzog  mit  der  Urkunde  von  1239,  der 
noch  überdies  das  wichtige  Mauthprivileg  von  1244  folgte, 
Genüge  gethan  haben. 


Neben  der  hiemit  nachgewiesenen  Benutzung  des  fremden 
Wiener  Rechtes  von  1244  hat  unzweifelhaft  Benutzung  des 
einheimischen  Neustädter  Rechtes  stattgefunden.  Es  lag  in 
zweierlei  Form  vor:  als  Privilegienrecht,  und  als  gewillkürtes 
Recht  oder  Rathssatzung. 

Das  Verhältniss  unseres  Denkmals  zu  dem  erhaltenen 
Neustüdter  Privilegienrecht  ist  oben  §.  2  eingehend  erörtert. 
Konnten  dort  drei  Fälle  nahezu  wörtlicher  Ueberein Stimmung 
nachgewiesen  werden,  so  war  es  doch  nur  in  einem  derselben 
möglich,  Filiation  des  angeblichen  Leopoldinums  bestimmt  zu 
behaupten:  das  Schlusscapitel  des  letztern  setzt  die  Urkunde 
Ottokars  von  1251  voraus.  Was  sonst  älteren  Privilegien  der 
Neustadt  entlehnt  wurde,  ist,  da  diese  heute  fehlen,  nur  hie 
und  da  zu  vermuthen.  Selbstverständlich  kann  hier  Einführung 
des  Herzogs  als  verordnende  Autorität  oder  als  von  sich  selbst 
sprechende  Person  kein  Kriterium  abgeben.  Ich  will  einige 
Capitel  hervorheben,  in  welchen  mir  bestimmter  Trümmer  des 
alten  Privilegienrechtes  vorzuliegen  scheinen. 

c.  22  =  44:  das  Gewette  des  Herzogs  beträgt  10  Pfund. 
(Vgl.  c.  73  a.  E.:  ,teneatur  iudici  iure  nostro  videlicet  x  libris.') 
V^l.  österr.  Landesr.  Rechtsaufz.  IV  M.,  Art.  4  H.,  und  XLHI 
M.,  Art.  49  H.;  Entw.  IV  M.,  §.  3  H. 

c.  86:  die  Bürger  können  in  allen  Städten  des  Herzogs 
kaufen  und  verkaufen,  von  wem  und  wem  ihnen  beliebt.  Das 
Capitel  hat  eine  Art  Prooemium:  ,quia  ipsa  Nova  civitas  est 
quasi  porta  et  clausura  terrarum  nostrarum,  ut  ipsa  habun- 
dancius    civibus   repleatur,    ut   eciam    ipsi    efficacius   resistere 

AteUr.  Bd.  LI.  I.  H&lfte.  10  * 


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146 

valeant  inimicis  a  quibus  ingiter  offenduntur'.  Die  Schluss- 
formel des  Capitels  enthält,  lebhaft  an  die  entsprechenden 
Formeln  landesfiirstlicher  Privilegien  mahnend,  die  Sanction: 
,unde  qui  eos  attemptaverit  coartare  in  hac  gracia  speciali 
quam  eis  perpetuo  contulimus,  se  nostram  indignacionem  gra- 
vem  noverit  incidisse^  Es  scheint  sonach  in  diesem  Capitel 
nicht  ein  aus  einer  umfassenderen  Handfeste  ausgehobener  Ar- 
tikel, sondern  eine  Urkunde  vorzuliegen,  die  nur  des  Proto- 
koUes  entkleidet  ist.  Den  unklar  stilisirten  Satz :  ,non  obstante, 
si  forte  illud  facere  tantummodo  sit  indultum  ex  privilegüs 
aut  conswetudine  eiusdem  incolis  civitatis'  möchte  ich  für 
Interpolation  halten.  Der  Sinn  ist  wohl:  die  Handelsfreiheit 
steht  den  Neustädter  Bürgern  in  allen  herzoglichen  Städten 
zu,  nicht  nur  in  jenen,  bezüglich  deren  sie  besondere  Privi- 
legien oder  Gewohnheitsrecht  geltend  machen  können.  Ganz 
anders  freilich  hat  der  alte  Uebersetzer  sich  die  Sache  zurecht 
gelegt.  Dass  das  vermuthliche  Privilegium,  aus  welchem  dieser 
Artikel  gebildet  ist,  am  Ende  des  XIH.  Jahrhunderts  nicht 
mehr  vorhanden  war,  geht  aus  dem  oben  S.  117  f.  Gesagten 
hervor. 

Auch  c.  91  (Gerichtsstand  der  Bürger)  dürfte  dem  Pri- 
vilegienrechte zu  vindiciren  sein.  Die  unbeholfene  Hand  des 
Ueberarbeiters  ist  erkennbar  in  der  Stilisirung:  ,.  .  .  .  male- 
ficium  super  quo  inpetuntur,  ipsum  maleficium  fuerit  perpetra- 
tum'  (die  Herausgeber  haben  das  ips.  mal.  stillschweigend 
beseitigt).  Aber  auch  eine  sachliche  Interpolation  liegt  vor  in 
dem  Satze:  ,iudex  autem  coram  magistrocivium  vel  capitaneo 
respondebit*.  Durch  das  ,Et  hoc',  mit  welchem  der  Schlusssatz 
des  Capitels  anhebt,  war  derselbe  eng  an  den  mit  ,suo  iudice 
respondere'  endigenden  Satz  angeschlossen.  Diese  Verknüpfung 
ist  durch  die  Interpolation  zerrissen,  die  übrigens  dem  Bürger- 
meister eine  Competenz  zutheilt,  von  der  er  das  ganze  Mittel- 
alter hindurch  gewiss  sehr  weit  entfernt  gewesen  ist.  Vgl. 
landesf.  Freih.  v.  Neunkirchen  Art.  3  (Kaltenbäck,  Pan-  u. 
Bergt.  1,  490):  wofern  ein  Richter  in  seinem  Amte  etwas 
übertritt,  soll  derselbe  von  dem  Rathe  der  Bürger  abgesetzt 
werden.  Iglauer  Stadtr.  Art.  17:  ,Si  contingat  aliquem  hominem 
de  aliquo  iudice  querimoniam  facere,  iudex  aliquem  iuratum 
ponat  in  loco  suo  et  de  omni  querimonia  respondeat  sicut 
alter  homo;  si  autem  respondere  noluerit,  tunc  iurati  teneantur 


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147 

dicere  sibi  quod  ipsuin  super  hÜB  coram  maiori  iudicio  accu- 
sabunt  .  .  /  =  Prager  Rechtsb.  Art.  53  (Rössler  1,  115),  vgl. 
Brünner  Stadtr.  aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrb.  Art.  58 
(Rössler  2,  363)  und  die  Stelle  aus  der  Const,  lur.  metall. 
Wenceslai  II.  bei  Tomaschek  D.  R.  221.  —  Ein  Neustädter 
Bürgermeister  erscheint  urkundlich  erst  1285:  Merboto  magister 
civium,  Zeuge  einer  vom  Richter  und  der  Gemeine  der  Bürger 
ausgestellten  Urkunde  (Font.  r.  Austr.  2.  Abth.  11,  242  nr.  267); 
dann  im  XIII.  Jahrhundert  nur  noch  1287:  Lutoldus  mag.  civ., 
als  Aussteller  im  Vereine  mit  dem  Richter  und  den  Geschwor- 
nen,  aber  nach  dem  Richter  genannt  (Cod.  58  des  Wiener 
Staatsarch.  S.  232  nr.  281,  vgl.  Hanthaler  Rec.  1,  228  nr.  11), 
während  in  vier  Urkunden  aus  der  Zeit  von  1296 — 1299 
Richter  und  Geschworne,  ohne  Erwähnung  des  Bürgermeisters, 
als  Aussteller  die  Bürgergemeinde  vertreten  (1296:  Font.  cit. 
283  nr.  317;  1297:  ibid.  286  nr.  320;  1298,  Sept.  29:  un- 
gedr.,  Oiig.  im  Wiener  Staatsarch.;  1299,  April  24:  imgedr., 
Orig.  im  Wiener  Deutschordensarch.  nr.  653).  —  In  den  Wiener 
Privilegien  bis  einschliesslich  1296  ist  nirgends  des  Bürger- 
meisters Erwähnung  gethan.  Vgl.  Luschin,  Qerichtsw.  210. 

Gleicher  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  der  Entlehnung 
aus  echten  Privilegien  Hesse  sich  noch  für  eine  Reihe  von 
Capiteln  geltend  machen.  Aber  die  Anführung  obiger  wenigen 
Fälle  soll,  da  hier  doch  nur  mit  Vermuthungen  gearbeitet 
werden  kann.  Gewissheit  nur  bei  den  bereits  früher  erörterten 
c.  76  und  103  vorliegt,  genügen. 

Ebensowenig  wie  bei  der  Aufweisung  der  aus  älteren 
Privilegien  genommenen  Capitel,  kann  bei  der  Aufsuchung 
der  auf  Rathsschlüssen  beruhenden  Theile  des  Stadtrechtes 
von  Sicherheit  und  Vollständigkeit  des  Ergebnisses  die  Rede 
sein.  Es  muss  auch  hier  genügen,  auf  Einzelnes  hinzuweisen, 
wo  der  behandelte  Gegenstand  und  die  Art  der  Textirung 
einigermassen  bestimmtere  Haltpunkte  bieten. 

Auf  einer  Rathssatzung  möchten  die  c.  47 — 53  beruhen, 
welche  von  der  Art  und  Weise  der  Vorladung  eines  Büi'gers 
und  eines  Inmannes,  über  den  Wandel  für  das  Nichterscheinen 
vor  Gericht  und  über  das  Ziehen  in  die  Frohngewalt  des 
Richters  handeln.  Von  dem  Wiener  Stadtrathe  ist  ein  Beschluss 
über   die  Vorladungsweise    eines    Inmannes,    der    nicht    eigen 

10* 


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148 

HauB  hat,  erst  1375  ^  gefasst,  1417  erneuert  (Tomaschek  W.  R. 
1,  177  nr.  82,  und  2,  23  nr.  120). 

Der  Eingang  von  c.  67:  ,Scire  autem  volumus  iudicem 
et  iuratos  consilii  civitatis'  ist  eine  in  landesfürstlichen  Pri- 
vilegien ganz  ungewohnte  Formel.  So  mochten  etwa  Raths- 
oder  Bürgerälteste  sich  ausdrücken,  die  beauftragt  waren, 
das  fragliche  Recht:  ,quando  et  quomodo  et  quante  sint  reci- 
piende  emende  et  pingnora  pro  emendis'  zu  satzen,  wie  denn 
auch  im  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  drei  der  ältesten 
Bürger  über  Ersuchen  des  Rathes  das  Mauthrecht  auf  Grund- 
lage des  Privilegs  von  1244  gesatzt  haben  (Urkundl.  Beitr.  47 
nr.  2).  Das  präcisirte  Thema  ist  in  den  c.  67 — 72  behandelt. 
Man  bemerke  die  in  diesen  Capiteln  besonders  häufig  vor- 
kommenden Begründungen  des  Vorgetragenen:  67  ,quia  iura 
legalia  et  canonica  hoc  affirmant  quod  non  propter  extorsio- 
nem  pecunie  vel  avariciam,  sed  propter  pacem  et  bonum  statum 
terrarum  et  hominum  sunt  pene  sive  emende  iudiciarie  In- 
stitute', 70  ,quia  tam  pauperes  quam  divites  volumus  in  civi- 
tate  permanere',  71  ,quia  gravitas  emendarum  non  est  instituta 
a  legis  latoribus  ut  integre  requiratur,  sed  quod  studiosius 
timeatur';  man  bemerke  ferner  die  weitläufige  Exemplificirung 
in  c.  71  —  Erscheinungen,  denen  gegenüber  nicht  ins  Gewicht 
fallen  kann,  dass  an  zwei  Stellen  der  Herzog  redend  auftritt, 
an  deren  einer,  c.  70,  das  volumus  auch  von  den  Bürgern 
selbst  gebraucht  sein  konnte.  In  c.  68  hebt  sich  überdies 
diese  Gruppe  von  Bestimmungen  von  früher  (c.  10,  11,  17) 
Verfügtem  ab,  von  später  (c.  95)  Interpolirtem  in  c.  72 
(s.  oben  S.  125,  142  f.),  was  an  ersterer  Stelle  auch  dem  Be- 
arbeiter nicht  entgangen  ist  (,ut  est  dictum  prius'  c.  68  a.  E.). 
—  Vgl.  übrigens  zu  c.  67  das  Iglauer  Stadtr.  Art.  48,  zu 
c.  69  Igl.  Art.  16,  zu  c.  72  Schlusssatz  Wien  1340  Art.  39 
a.  E.:  ,Und  swer  ein  mensche  ze  vanchnusse  bringet  und  mag 
in  mit  einem  rechten  nicht  uberobern,  der  sol  den  gevangen 
von  dem  richter  und  auch  von  dem  nachrichter  umb  erlich 
Sache  gar  ledig  machend 

Mit  ziemlicher  Bestimmtheit  können  einem  Rathsbeschlusse 
die  Anordnungen   des   c.  108  (Verbot,   in  den  Stadtg^räben  zu 


'  Tomaschek   trecentes.   LXX**,    aber   die  H«.   hat  noch   ein  V«*,    Tgl.    den 
Druck  Wiener  phil.-hist  Sitzungaber.  5,  609  nr.  6. 


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149 

fischen  oder  zu  baden,  die  Stadtmauern  durch  Ausbrechen  von 
Thüren,  Fenstern  oder  Canälen  zu  schwächen)  vindicirt  werden. 
Findet    sich   das  Verbot,    die    Ringmauern   der  Stadt   zu 
durchbrechen,  auch  in  dem  Banntaiding  von  Waidhofen  an  der 
Ips    (Arch.   f.   österr.  Gesch.  25,   62  §.  55),   so  lassen   andere 
Stellen  des  Neustädter  Rechtes  noch  bestimmter  Verwandtschaft 
mit    dem    Gehalte    und    der   Weise    der    Taidingsaufzeich- 
Dungen   erkennen.    So,   wenn    in   c.   30   das   mit   Real-   oder 
Verbalinjurien  verbundene  Betreten  eines  fremden  Hauses  mit 
je  12  Schilling  für  den  Hausbesitzer  und  den  Richter  verpönt 
wird,    ,videlicet   vi    sol.  yro  ingressu   et   totidem  pro   egressu^^ 
und    wenn   das   nächstfolgende  Capitel   auf  das   Zücken    eines 
Schwertes  oder  Messers  ein  Pfund  zu  Wandel  setzt,   ,videiicet 
dimidium  talentum  extra  vaginam  et  dimidium  talentum  eciam 
in   vaginam^.   Die   übrigen   österreichischen   Stadtrechte   haben 
hier   durchaus   absolute  Bussanschläge;   z.  B.  für  jenen  Haus- 
friedensbruch Enns  1212  Art  19  (Gaupp),  Wien  1221  Art.  9, 
1244  Art.  9,   Hainburg  1244,   Wien  1278  (I)  Art.  28  und  30, 
Krems  1305  Art.  28  und  30,  Wien  1340  Art.  34  und  36,   für 
das   Zücken   des   Schwertes   Iglau   Art.  84,    vgl.   die  anderen 
bei  Tomaschek  D.  R.  289   angeführten  Stellen.   Wie   dagegen 
die  im   Neustädter  Rechte   vorliegende,   dem  Bedürfniss   nach 
sinnlicher  Veranschaulichung   entspringende   Berechnungsweise 
des  Bussbetrages   durch  Bezug   auf  die  einzelnen  Acte,   durch 
welche    das   Delict    eingeleitet    und    abgeschlossen    wird,    den 
österreichischen    Banntaidingen     durchaus     eigenthümlich    ist, 
zeigen  für  die  Hausfriedensstörung   nebst   vielen  anderen  *  die 
von  Osenbrü^en    in   den  Wiener   phil.-hist.  Sitzungsberichten 
il,  217    angeführten  Stellen,   für   das    Zücken   des  Schwertes 
oder  Messers  aber  das  Taiding  von  Heiligenkreuz  §.  25  (,von 
ainem  langen  messer   aus   der   schaid    12  pfg.,   und  widerumb 
in  die   schaid   auch  12  pfg.^    Kaltenbäck  1,    5),    Oberwalters- 
dorf §.  29    (je   60  Pfg.,    ebd.   33),    Ruckersdorf   §.   27    (je 
72  Pfg.,  ebd.  167),   Kirchberg  am  Wechsel  §.  20  (je  12  Pfg., 
ebd.  508),    Strelzhof  (bei  Wiener-Neustadt)   §.  18  (je  62  Pfg., 
ebd.  2,  207)    und   überaus   zahlreiche   andere.   Beachtenswerth 

^  Vgl.  auch  den  analogen  Fall  in  den  Taidingen  von  Klamm  und  Schott- 
wien, Blätter  f.  Landesk.  v.  NOe.  1866,  250  u.  268:  wer  im  Bannwald 
widerrechtlich  holzt,  zahlt  5  Pfund,  ,272  Pfund  in  den  Wald  und  21/2  Pfund 
au«  dem  Wald*. 


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150 

ist  hier  auch  der  Gegensatz  zwischen  dem  landesfiirstlichen 
Stadtrechtsprivilegium  fiir  Brunn  und  dem  Brünner  Schöffen- 
buche: jenes  hat  fiir  die  Heimsuchung  schon  1243  gleich  den 
niederösterreichischen  Stadtrechten  absolute  Busssätze  (Art.  3 
und  35  a.  E.,  Rössler  2,  343  und  355  f.),  während  die  Schöffen 
noch  im  XIV.  Jahrhundert  melden:  ,de  introitu  domus  x  tal. 
et  de  exitu  x  persolves  pro  emenda^  (ebd.  125). 

Auch  was  in  c,  30  verfiigt  ist:  ,Si  autem  (quis)  in  domum 
proiecerit  vel  in  domum  intruserit  vel  verba  mala  aut  con- 
minatoria  tantum  foras  existendo  protulerit  aut  aliquem  de 
domo  maliciose  proposcerit,  ex  hoc  in  vi  sol.  offenso  ac 
hospiti  et  in  totidem  iudici  teneatur'  —  findet  sich  nicht  in 
den  Stadtrechten,  aber  ungemein  häufig  in  den  Weisthtimem. 
Taiding  von  Winden  §§.  15—20  (Kaltenbäck  1,  20):  ,.  .  .  .  das 
man  niemant  nicht  seine  vensterpret,  thür,  sliem  (Fenster)  oder 

gläser   hin   instossen   oder   aufprechen  soll das  kainer 

den  andern  in  gever  aus  seinem  haus  vordem  sol man 

sol  auch  niemant  in  sein  haus  werfen  noch  schiessen  in  gever 
....';  Oberwaltersdorf  §.  22  (ebd.  33);  Gaden  §§.  17—20 
(ebd.    39);     Pfaffstetten    §§.    10,    11    (ebd.    52);     Möllersdorf 

§.   5:     ,wär    aber    das    ainer khäm    für   ains   andern 

haus mit  scheltworten   und  fordert  den  wiert  oder  die 

seinen  in  übel  heraus  .  .  .  .'  (ebd.  479);  Wilfleinsdorf 
§§.  33—38  (ebd.  544  f.)  u.  s.  w. 

Ist  von  den  Beziehungen  zwischen  dem  Neustädter  Rechts- 
denkmal und  den  österreichischen  Taidingsaufzeichnungen  die 
Rede,  so  muss  die  Aufmerksamkeit  auch  auf  die  merkwür- 
digen c.  34  und  35  gelenkt  werden.  Wenn  Einer  einen  Andern 
mit  Schimpfworten,  welche  ,de  canibus  aut  iumentis'  herge- 
nommen sind,  belegt  hat,  wettet  er  dem  Richter  5  Pfund  ,et 
offenso  pro  honore  de  sue  artis  utensili  usque  ad  metas  terre 
nostre  erecto  deportet  hrachio  aliqnod  instrumentum ;  quod  si 
facere  rennuerit  (!)  aut  per  xiv  dies  neglexerit,  ex  tunc  offenso 
in  V  tal.  den.  eciam  teneatur^  Dann:  der,  dessen  Eid  wider- 
trieben wird,  ,eandem  per  omnia  subeat  penam  et  quoad  iudi- 
cem  et  offensum.  Et  hec  pena  harmschar  diciiur  vulgariter^. 
Kein  österreichisches,  vielleicht  kein  deutsches  Stadtrecht 
kennt  sonst  die  symbolische  Procession;  um  so  breiter  ist  da- 
gegen das  Gebiet,  das  sie  in  den  durch  das  Landvolk  gewie- 
senen   Rechten    inne    hat,    wo    ihr    hauptsächlich    scheltende 


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151 

Weiber  verfallen,  s.  Osenbrüggen  a.  a.  O.  119  ff.  Das  Alter 
der  Bestimmung  der  c.  34  und  35  reicht  zweifellos  über  das 
der  Neustadt  weit  hinauf.  Uralt  ist  auch  der  deutsche  Käme 
der  Strafe,  den  ich  in  österreichischen  Taidingen  nicht  nach- 
zuweisen vermag;  ,im  12.  13.  jh.  kommt  der  ausdi'uck 
(harmschar)  zwar  noch  vor,  fängt  aber  an  selten  zu  werden^ 
Grimm  RA.  681;  er  wird  hauptsächlich  für  das  Hunde-  und 
Satteltragen,  also  für  symbolische  Procession,  gebraucht.  — 
Unsere  Stelle  bestätigt  die  Ansicht,  welche  Waitz,  Verfc-Gesch. 
6,  490  nt.  2  gegen  Grimm  ausspricht:  der  getragene  Gegen- 
stand hatte  Bezug  auf  den  Beruf  oder  das  tägliche  Leben  der 
Betheiligten.  —  Schimpfworte  von  Thieren  hergenommen  sind 
nur  noch  im  Ennser  Stadtrechte  von  1212  Art.  13  (Gaupp) 
besonders  behandelt:  ,de  filio  canicule  iii  sol.'  (für  fili  mere- 
tricis  60  Pfg.)  zu  Gewette.  Ueber  das  ,Widertreiben  vom  Eide* 
findet  sich  nichts  in  den  österreichischen  Stadtrechten. 

Noch  auf  ein  Capitel  will  ich  in  diesem  Zusammenhange 
hinweisen,  welches  das  Zeichen  seines  Ursprunges  ziemlich 
deutlich  an  der  Stirne  trägt.  Es  ist  das  über  die  Rechte  des 
Schulmeisters  handelnde  c.  115.  Der  Eingang  erinnert  an  die 
Wiener  Rechte  von  1237  Art.  6  und  1278  (II)  Art.  6: 

Neust,  I             Wien  1237  und  1278  (II), 
Postremo,  volentes  clericali  stu-  i               Volentes  ^  etiam  coDunode  stu- 
dio Provider!  per  quod  discatur  pm-      dio^    provideri    per    qnod    prudentia 
dencia  et  informetor  ruditas  pnerilis       docetur  in  populis   et  rudis   etas  in- 
!   stroitur  puerorum 

Sofort  aber  treten  höchst  wesentliche  Unterschiede  auf. 
Während  in  Wien  nach  den  beiden  citirten  Privilegien  der 
Schulmeister  vom  Landesfursten  (per  nos  vel  successores 
nostros)  bestellt  wird,  fährt  Neust,  fort:  ,volumus  ut  cives 
scolasticum  instituant  ydoneum*.  In  Wien  gibt  erst  Herzog 
Albrecht  I.  dieses  Recht  aus  der  Hand,  Priv.  v.  1296  Art.  9: 
jSeit  daz  von  alter  gewonhait  der  fursten  in  Österriche  also  her 
chomen  ist  daz  wir  die  schule  ze  Wienne  verleihen  solten,  doch 
wellen  wir  und  bestseten  daz  vestichlichen  ze  einen  sunderlichen 
genaden  den  purgern  und  dem  rat  von  der  stat  diu  schul  ze 
Wienne   v&rbaz   ewichlich   ze  verleihend   Folgen    in   Neustadt 


^  1278  (11)  Volumus  (?). 

>  1278  (II)  fügt  hinzu  studentimn. 


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152 

Anordnungen  in  Betreflf  der  Gerichtsbarkeit  des  SchulmeiBters 
über  seine  Schüler,  so  wird  in  Wien  das  diesfallige  Recht 
vom  Landesfiirsten  auch  erst  1296,  freilich  weit  eingehender, 
verbrieft.  Die  schwerstwiegenden  Bedenken  aber  erweckt  der 
Schlusssatz  des  Capitels:  ,et  huic  (scolastico)  plebanus  sua 
iura  conservet  ad  consilium  et  informacionem  civium  consilii 
iuratorum ;  quod  si  plebanus  forsan  facere  rennuerit  (!),  scolasticus 
per  subtraccionero  suorum  scolarium  et  cives  suorum  oflFeren- 
dorum  ipsum  ad  hoc  faciendum  poterunt  cohercere^  Ich  habe 
über  die  alte  Neustädter  Bürgerschule  ausführlich  in  den 
Blättern  d.  V.  f.  Landesk.  v.  NOe.  1876,  348  flF.  gehandelt. 
Dort  ist  zur  Erläuterung  des  ausgehobenen  Satzes  dargelegt 
worden,  wie  der  Schulmeister  seinen  Unterhalt  vom  Pfarrer 
erhält,  wie  dem  letztern  hiefür  eine  doppelte  Gegenleistung 
gebührt:  von  Seite  des  Schulmeisters  seine  und  seiner  Schüler 
Mitwirkung  zur  Verherrlichung  gottesdienstlicher  Handlungen, 
von  Seite  der  Bürger  gewisse  Geld-  und  Naturalgaben  (,offerenda', 
Uebers.  opfer).  Verfügt  nun  c.  115,  dass  das  Ausmaass  dessen, 
was  dem  Schulmeister  von  dem  Pfarrer  gebührt,  ,ad  consilium 
et  informacionem^  der  geschwornen  Ratlisbürger  festgesetzt 
wird,  und  dass,  falls  der  Pfarrer  seiner  Leistung  sich  weigerte, 
ihm  die  Mitwirkung  der  Schüler  beim  Gottesdienste  und  die 
Beiträge  der  Bürger  entzogen  werden,  —  so  ist  nicht  zu  ver- 
kennen, dass  diese  Anordnungen  eine  scharfe  Spitze  gegen 
den  Pfarrer  kehren.  Oft  mochte  sich  der  Geistliche  bedacht 
haben,  einen  Schulmeister  zu  dotiren,  auf  dessen  Bestellung 
ihm  keinerlei  Einfluss  zukam:  Conflicto  mit  den  Bürgern 
waren  die  Folge,  unter  denen  der  Unterricht  litt,  der  Friede 
der  Stadt  gewiss  nicht  gewann.  Das  sollte  nun  nicht  mehr 
vorkommen:  der  Stadtrath  wird  dem  Pfarrer  seine  Schuldig- 
keit einfach  dictiren,  rasche  und  starke  Zwangsmittel  sollen 
ihn,  wäre  er  säumig,  zur  Erfüllung  nüthigen.  Ich  glaube  nicht, 
dass  sich  in  einem  landesfürstlichen  Stadtrechtsprivilegium  Ver- 
fügungen gegen  die  geistliche  Behörde  der  Stadt  von  so  ent- 
schiedener Tendenz,  fast  möchte  man  sagen  von  so  gereiztem 
Ausdrucke,  werden  nachweisen  lassen.  (A.  a.  O.  351.)  So 
konnte  wohl  nur  ein  ungeduldig  gewordener  Stadtrath  ge- 
sprochen haben.  Die  Aufzeichnung  über  die  Rechte  und 
Pflichten  des  Schulmeisters  gegenüber  dem  Pfarrer,  welche 
unter  der  Uebcrsehrift:  ,Hcc  sunt  iura  scolastici  conswetudinaria 


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153 

Nove  civitatis'  als  c.  117  dem  lateinischen  Texte  des  Stadt- 
rechtes  unmittelbar  folgt  (gedruckt  ebd.  354  f.),  ist  wohl  nichts 
anderes,  als  eine  im  Sinne  des  c.  115  erfolgte  Weisung  (,con- 
silium  et  informacio')  des  Stadtrathes.  Dass  übrigens  trotz  der 
Drohung  des  c.  115  imd  trotz  der  letzterwähnten  Weisung 
die  Verhältnisse  sich  nicht  dauernd  beruhigten ,  liesse  sich 
vermuthen,  auch  wenn  nicht  urkundlich  feststünde,  dass  öfter  * 
imd  noch  am  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  der  alte  Streit 
wieder  aufflackerte  (ebd.  351). 

Hat  der  Bearbeiter  auch  aus  eigenen  geistigen  Mitteln, 
unabhängig  von  irgend  welcher  Vorlage,  das  eine  oder  andere 
Capitel  zu  seinem  Compilationswerke  beigesteuert?  —  Was 
über  seine  Fähigkeiten  im  Concept,  über  die  Gründlichkeit 
Beiner  juristischen  Kenntnisse  bisher  in  Erfahrung  gebracht 
wurde,  lässt  ebensowenig  bezweifeln  als  bedauern,  dass  seine 
selbständige  Thätigkeit  nur  eine  geringfügige  gewesen  ist.  Als 
selbsteigene  Leistung  des  Mannes  kann  bestimmter  nur  das 
schon  oben  (S.  97  flf.)  gewüidigte  c.  107  vermuthet  werden,  worin 
er  die  Gefahr  möglichst  einzuschränken  bemüht  ist,  dass  etwa 
einmal  ein  kritischer  Kopf  Einsicht  in  das  Original  des  Leo- 
poldinums  verlangte.  Will  er  hier,  dass  eine  oder  zwei  mit 
dem  Stadtsiegel  versehene  Abschriften  dem  unbequemen  Frager 
gut  genug  sein  sollen,  so  scheint  ihn  mit  diesem  Gedanken 
die  unmittelbar  voraufgehende,  vielleicht  einem  echten  Privileg 
oder  einem  Rathsschlusse  entlehnte  Anordnung,  ,ut  cives  sua 
statuta  conscribi  faciant  et  hoc  scriptum  sigillo  civitatis  faciant 
consigoari^  (c.  106),  bereichert  zu  haben. 


Das  Wiener  Recht  von  1244  ist  als  Hauptquelle  der  Neu- 
städter Fälschung  erkannt  und  es  sind  die  Fälle  einzeln  nach- 
gewiesen, in  denen  mehr  minder  wörtliche  Entlehnung  aus 
jenem  stattgefunden  hat.  Da  ergibt  sich  denn  naturgemäss  die 

'  1337,  Dec.  18,  Wien,  beurkunden  die  Herzoge  Albrecht  und  Otto  ,umb 
den  chrieg  den  unser  lieb  purger  von  der  Newnstat  mit  dem  pharrer 
von  sand  Ulrich  daselbes  von  der  schuel  wegen  unzher  gehabt  habent, 
daz  wir  den  also  zwischen  in  berichtet  haben,  also  daz  derselb  pharrer 
zu  sand  Ulrich  fUrbaz  acht  schueler  von  der  pharr  datz  s.  U.  und  vier 
arm  schuler   haben  sol   und  nicht   mer'.    Orig.  im  Staatsarch.   eu  Wien, 


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154 

Frage  nach  der  Sacblage  in  jenen  Punkten,  wo  nicht  ein 
formales,  sondern  nur  ein  sachliches  Verhältniss  zwischen  beiden 
Urkunden  besteht,  wo  also  nicht  Vorliegen  des  Wiener  Rechtes, 
sondern  nur  Parallelismus  oder  Divergenz  der  beiderseitigen 
Rechtsentwicklung  in  Frage  kommt.  Die  f&r  unsern  Gegenstand 
gewiss  hochwichtige  Untersuchung  dieser  Sachlage  soll  im  An- 
schlüsse an  die  Erörterung  der  Quellen  unseres  Denkmals 
nun  noch  durchgeführt  werden,  Gegenüberstellung  des  ge- 
sammten  Materiales  in  allen  Einzelheiten  kann  hier  nicht  die 
Aufgabe  sein;  es  kommt  nur  auf  Hervorhebung  derjenigen 
Punkte  an,  welche  für  den  Charakter  und  die  Entstehungszeit 
des  Neustädter  Rechtes  von  Belang  sind. 

1.  Im  Wiener  Rechte  von  1244  tritt  noch  ganz  in  der- 
selben Weise  wie  in  jenem  von  1221  die  Person  des  Landes- 
fürsten vielfach  in  den  Vordergrund.  Die  besondere  Gerichts- 
barkeit desselben  ist  gewahrt  in  gewissen  Fällen  schwerer 
körperlicher  Verletzung  (Abhauen  eines  membrum  nobile  und 
Lem,  Art.  2)  und  gröblicher  Real-  und  Verbalinjurien  (Schlagen 
mit  Stöcken,  Art.  4,  und  Beschimpfung,  Art.  13),  wenn  nämlich 
der  Verletzte  beziehungsweise  der  Verletzer  (s.  Gaupp,  Deutsche 
StR.  2,  227)  eine  Person  vornehmeren  Standes  gewesen  ist, 
dann  in  allen  Fällen  der  vorsätzlichen  Blendung  (Art.  2) 
und  der  vorbedachten,  mit  gesammelten  Leuten  ausgeführten 
Heimsuchung  (Art.  9).  Des  Herzogs  Gnade  muss  wieder- 
gewonnen werden  in  gewissen  leichteren  Fällen  körperlicher 
Verletzung  (lideschart,  Art.  2)  und  thätlicher  Beleidigung 
(Art.  4).  Unmittelbar  dem  Herzog  wandelt,  wer  die  zu- 
erkannte Busssumme  anzunehmen  sich  hartnäckig 
weigert  (Art.  7),  wer  bei  Vertheidigung  gegen  Heimsuchung 
Bogen  oder  Armbrust  gebraucht  (Art.  9),  wer  das  Niederlags- 
recht der  Stadt  verletzt  (Art.  23),  endlich  die  talis  persona, 
die  sich  unrichtigen  Maasses  bedient  (Art.  25).  In  des  Herzogs 
Gewalt  steht  mit  Person  und  Gut,  wer  sich  wiederholt  wissent- 
lich der  Beherbergung  desselben  Geächteten  schuldig  macht 
(Art.  6),  steht  die  Bürgerin,  die  ohne  Erlaubniss  des 
Herzogs  einen  miles  heiratet  (Art.  19).  Dem  Herzog  ist 
das  Haus  desjenigen  verfallen,  der,  mit  Bogen  oder  Armbrust 
bewaffnet,  Heimsuchung  begeht  oder  sich  an  einem  Rauf- 
handel in  der  Stadt  betheiligt  (Art.  9).  Wer  die  Stadt  mit 
der  Absicht  betritt,   daselbst  Bürger  zu  werden,   ist 


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155 

bis  zur  Anwesenheit  des  Herzogs  vor  aller  Gewalt 
zu  schützen  (Art.  11).  Erbloses  Qut  fällt  unter  gewissen 
Voraussetzungen  ganz  oder  zum  Theil  an  den  Herzog  (Art.  1, 
19,  20). 

Von  diesen  Fällen  sind  im  Neustädter  Rechte  nur  die 
durch  gesperrten  Druck  hervorgehobenen  erhalten  (c.  18,  61, 
64,  88).  Neu  hinzugekommen  ist,  dass  bei  besonders  schwerer 
Vergehung  eines  fieichen  dessen  Person  und  Qut  dem  Herzog 
zugeurtheilt  werden  kann  (c.  102),  und  dass,  wenn  es  sich 
vor  Gericht  um  ein  ,arduum  negocium^  eines  reichen  Juden 
handelt,  des  Herzogs  Rath  einzuholen  ist  (c.  109).  Von  des 
,Herzogs  Wandel'  ist  nur  der  Name  übrig  (c.  22,  44),  die 
Leistung  erfolgt  an  den  Richter.  Erbloses  Gut  fällt  theils  an 
die  Stadt,  theils  wird  es  zum  Seelenheile  des  Verstorbenen 
verwendet  (c.  81,  83). 

Aus  dem  Wiener  Rechte  von  1278  (I)  ist  jede  Spur  der 
hier  aufgezählten  Thätigkeitsäusserungen  des  Landesftirsten 
verschwunden  (vgl.  Tomaschek  in  Sitzungsber.  83,  342  f.). 
Neu  hinzugekommen  ist  nur  in  Art.  58,  ,ut  omnis  excessus 
summe '   nocivus   et   enormis   qui   nobis   in  Austria  constitutis 

in  potiores  a  potioribus  perpetratur,   correctioni   regio 

debeat  subiacere'.  Vgl.  Priv.  v.  1340  Art  77,  78. 

2.  Was  die  Stellung  des  Stadtrichters  betri£Fi,  so  lassen 
die  Wiener  Rechte  von  1221  und  1244  nur  so  viel  erkennen, 
dass  er  landesfürstlicher  Beamter  ist,  der  zweifelsohne  ganz 
ohne  Zuthun  der  Bürgerschaft  vom  Landesfürsten  ernannt 
wird.  Hat  Kaiser  Friedrich  H.  1237  und  1247  den  Bürgern 
einen  gewissen  Einfluss  auf  die  vom  Kaiser  zu  vollziehende 
Ernennung  zugestanden  und  ist  dies  vier  Jahre  später  von 
Ottokar  auch  für  Neustadt  bestätigt,  so  findet  sich  hieven  in 
dem  angeblichen  Leopoldinum  keine  Spur.  Aus  c.  90  desselben 
ergibt  sich  vielmehr,  dass  der  Herzog  beziehungsweise  sein 
Amtmann  bei  der  Bestellung  des  Stadtrichters  nur  insofern 
beschränkt  ist,  als  der  zu  Bestellende  mindestens  ein  Jahr 
lang  Bürger  der  Stadt  gewesen  sein  muss. 


1  Man  kann  doch  unmöglich  mit  Tomaschek  a.  o.  a.  O.  nt.  1  summe  als 
Genetiv  oder  Dativ  von  summa  auffassen.  Es  ist  Adverb,  und  der  Artikel 
handelt  nicht  von  ^Massenexcessen^  (a.  a.  O.  342),  ^massenhaften  Ruhe- 
störungen* (343),  sondern  von  ganz  besonders  schSdlichen  und  un- 
geheuerlichen Vergebungen  (auch  eines  Einzelnen). 


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156 

Als  weitere  Gerichtspersonen  erscheinen  der  Unterrichter^ 
der  Frohnbote  (praeco,  Scheine),  der  Henker  (suspensor)  und 
der  Kerkermeister  (custos  carceris^  stubhüter);  Würth  28, 
Luschin,  Gerichtsw.  207.  Dass  diese  Vielheit  der  Personen 
auf  eine  bereits  sehr  ausgebildete  Gerichtsverfassung  schliessen 
lässt,  ist  schon  von  Würth  a.  a.  O.  bemerkt.  Der  Henker  und 
der  Kerkermeister  sind  in  den  Wiener  Rechten  nicht  genannt. 
Dass  der  Richter  seine  Leute  nicht  zu  Zeugen  gegen  Bürger 
brauchen  solle,  Neust,  c.  74,  findet  sich  erst  Wien  1278  (I) 
Art.  59,  1340  Art.  74.  Jedoch  lässt  Neust,  diese  Zeugenschaft 
über  solche  Dinge  zu,  ,que  debent  ad  singulorum  officia  per- 
tinere'  (über  ihre  Amtsverrichtungen,  vgl.  Prager  Rechtsb. 
Art.  56  bei  Rössler  1,  116).  Nach  Wien  1221  Art.  10  und 
1244  Ali:.  10  ist  das  Zeugniss  der  Leute  oder  Untergebenen 
des  Richters  nur  dann  ausgeschlossen,  wenn  es  sich  um  den 
Beweis  der  Klaganbringung  handelt. 

Das  Privilegium  de  non  evocando,  dem  Wiener  Rechte 
von  1244  noch  fehlend,  begegnet  Neust,  c.  91,  Wien  1278  (H) 
Art  9  (=  1296  Art.  15).  Beiden  Rechten  gemeinsam  ist  hier 
der  besondere  Gerichtsstand  des  Bergmeisters  und  des  Lehens- 
herrn in  Weinbergs-  beziehungsweise  Lehenstreitigkeiten.  Da- 
gegen ist  dem  Neustädter  Rechte  der  Gerichtsstand  des 
begangenen  Verbrechens,  dem  Wiener  jener  des  Münzmeisters 
eigenthtimlich. 

Welche  unmögliche  Stellung  Neust,  c.  91  dem  Büi^r- 
meister  einräumt,  ist  oben  (S.  146  f.)  ausgeführt.  Ueber  den 
Büi'germeister  in  Wien,  wo  er  weder  in  den  Rechtsbriefen 
von  1221  und  1244,  noch  in  jenen  von  1278  und  1296  ge- 
nannt  wird,  s.  Tomaschek  in  Sitzungsber.  83,  319  und  Weiss 
in  Wiener  Gesch.-Q.  1.  Abth.  2,  241. 

3.  Vom  Stadtrat  he  ist  im  Wiener  Fridericianum,  welches 
hier  noch  ganz  auf  dem  Standpunkte  des  Leopoldinums  steht, 
an  einer  einzigen  Stelle  (Art.  27)  die  Rede.  Die  ,xxiiii  civium 
qui  prüden tiores  in  civitate  inveniri  poterunt',  werden  in 
Eid  genommen,  dass  sie  ,de  mercatu  et  de  universis  que 
ad  honorem  et  utilitatem  civitatis  pertiuent,  sicut  melius  sci- 
verint'  disponiren.  Sie  heissen  schlechtweg  ,illi  xxiiii,  hü 
xxiiii',  nicht  iurati  (nur  im  Zeugenkatalog  des  Stadtrechtes 
von  1221  erscheinen  consules  civitatis). 


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157 

Ein  klareres  Bild  tritt  aus  dem  Neustädter  Rechte  her- 
vor, und  es  lässt  sich  erkennen,  dass  darin  die  niedrige  Stufe 
des  Nachbarrechtes  von  1244  überwunden  ist.  Die  Geschwomen, 
deren  Zahl  übrigens  nicht  bestimmt  wird,  heissen  iurati  (c.  112), 
cives  iurati  (109,  113),  einmal  (abgesehen  von  der  Jüngern 
Ueberschrift  des  c.  99)  sogar  auch  consules  (55);  ihre  Körper- 
schaft heisst  consilium  civitatis  (60),  vgl.  iurati  consilii  (7,  62, 
67,  71),  cives  iurati  consilii  (54,  55,  98,  115),  cives  de  con- 
silio  (110).  Sie  haben  das  Kürrecht  in  weiterem  Umfange, 
als  es  mit  der  Ausübung  der  Marktaufsicht  und  Ortspolizei 
gegeben  ist:  ,quibus  instituendi  iura  cimtati  et  nobis  expe- 
diencia  contulimus  potestatem',  heisst  es  c.  113;  gegen  ihre 
,municipalia  instituta',  welche  unter  dem  Siegel  der  Stadt  auf- 
zuzeichnen und  jährlich  zu  publiciren  sind  (c.  106),  findet 
keine  Appellation  statt  (c.  113).  Sie  bestimmen  Wandel  und 
Busse  nicht  nur  in  Marktsachen  und  flir  Polizeiübertretungen, 
sondern  für  alle  Fälle,  welche  in  dem  geschriebenen  Rechte 
der  Stadt  nicht  vorgesehen  sind  (c.  60,  vgl.  54);  sie  erhöhen, 
mindern  oder  erlassen  die  gesetzlichen  Straf  betrage  (c.  62,  71 
,quia  coram  nobis  super  huiusmodi  specialiter  iuraverunt',  und 
99);  sie  lösen  Zechen  und  Einungen  auf,  welche  dem  Wohle 
der  Stadt  schädlich  sind  (c.  55);  sie  sind  Gerichtsbeisitzer, 
wenn  über  ein  todeswürdiges  Verbrechen  eines  Juden  zu  ur- 
theilen  ist  (c.  109,  vgl.  Hasenöhrl,  Oest.  LR.  202  nt.  3  gegen 
Wtirth  24),  und  ihren  Rath  und  Beistand  hat  der  herzogliche 
Kämmerer  zu  heischen,  wenn  er  angerufen  wird,  gegen  Wider- 
rechtlichkeiten  einzuschreiten,  die  sich  der  Stadtrichter  gegen 
Juden  erlaubt  hat  (c.  112);  sie  üben  Disciplinargewalt  über 
den  pflichtvergessenen  Unterrichter  und  Büttel  (c.  98),  etc. 
(Vgl.  Würth  25.) 

Um  wieviel  mehr  noch  die  beiden  Wiener  Urkunden  von 
1278,  zumal  die  Urkunde  II,  die  Stellung  des  Rathes  erhöhen, 
ist  bekannt,  ist  insbesondere  in  den  Streitschriften,  welche 
über  die  Echtheit  derselben  in  jüngster  Zeit  gewechselt  worden 
sind,  mehrfach  und  gründlich  dargelegt;  vgl.  besonders  Rieger, 
Beitr.  27.  Seien  diese  Urkunden,  für  was  sie  sich  ausgeben: 
königliche  Privilegien,  seien  sie  der  nichtsanctionirte  Ausdruck 
von  Wunsch  und  Anspruch  der  Rathspartei  —  genug,  dass 
der  wichtigste  Punkt,  die  Erklärung  des  Stadtrathes  zur  Appel- 
lationsinstanz   flir    die    Urtheile    des    Stadtgerichtes,    in    das 


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158 

Älbertinum  von  1296  hinübei^enommen  ist,  und  dass  zur  Zeit, 
als  die  Neustädter  Urkunde  angefertigt  wurde ,  eine  solche 
Function  des  Rathes  völlig  im  Hintergrunde  der  Bestrebungen 
gestanden  haben  muss,  da  c.  113  die  AppeUation  wider  Ur- 
theile  des  Stadtgerichtes  unbedingt  ausschliesst  Dass  das  an- 
gebliche Leopoldinum  in  diesem  Punkte  auch  hinter  dem 
Neustädter  Rudolfinum  von  1277  zurückbleibt,  ist  bereits  (S.  121) 
erwähnt. 

Anmerken  will  ich  hier,  dass  sich  aus  Urkunden  über 
die  Stellung  des  Neustädter  Rathes  im  XIII.  Jahrhundert  nur 
soviel  ergibt,  dass  er  erst  von  1287  an  im  Vereine  mit  dem 
Stadtrichter  die  Stadtgemeinde  repräsentirt.  Früher  erscheinen 
an  der  Spitze  von  Urkunden,  welche  die  Stadtgemeinde  als 
solche  ausstellt,  der  Richter  und  die  Gesammtheit  der  Bürger: 
1263  iudex  et  communitas  Nove  civitatis  (Wichner,  Admont 
2,  342  f.  nr.  194 — 196),  1266  iudex  et  universitas  civium 
in  Newenstat  (Abschr.  im  steierm.  Landesarch.  nr.  872), 
c.  1270  iudex  cum  universitate  civium  de  Nova  civitate  (Fontes 
r.  Austr.  2.  Abth.  11,  121  nr.  116  zu  c.  1250), »  und  noch 
1285  iudex  Nove  civitatis  cum  universitate  civium  ibidem 
(Fontes  cit.  242  nr.  267),  während  schon  1281  das  bekannte 
Treuegelöbniss  der  Stadt  iudex,  iurati  et  universi  cives  Nove 
civitatis  ausgestellt  hatten  (Rauch,  Oest.  Gesch.  3,  Anh.  54 
nr.  21).  Dagegen  dann  1287  iudex  de  Nova  civ.  et  magister 
civium  omnesque  iurati  eiusdem  civitatis;  1296,  1297  der  richter 
datz  (von  der)  Newenstat  und  die  gesworn  ze  (von)  dem  rate 
daselben;  1298  iudex  Nove  civitatis  et  cives  ibidem  iurati; 
1299  richter  und  der  rat  gemaine  von  der  Niwenstat  (die  Citate 
8.  oben  S.  147);  aber  noch  einmal  1301  iudex  Nove  civitatis 
cum  universitate  civium  ibidem  (Fontes  cit.  16,  6  nr.  7). 

4.  Fragt  es  sich  um  die  beiderseits  erkennbare  Gliede- 
rung der  in  der  Stadt  Verkehrenden,  so  ist  zunächst  die 
Scheidung  derselben  in  Bürger  (mit  Erb  und  Eigen  Ange- 
sessene, des  Stadtrechts  Theilhaftige),  Inleute  (bleibend  in  der 
Stadt  wohnende  Ungesessene,  denen  keine  bürgerlichen  Rechte 
zukommen)  und  Gäste  (Auswärtige,  ungesessene  Leute,  die 
sich  in  der  Stadt  nur  zeitweilig  aufhalten)  ins  Auge  zu  fassen. 


Dieses  Datum   ist  um  etwa  zwanzig  Jahre   zu  früh,   vgl.  den  Zeugen* 
katalog  der  Urkunde  von  1272  in  Font,  cit  183  nr.  199. 


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159 

Die  Unterscheidung  der  Bürger  und  Inleute,  welche  in  dem 
kaiserlichen  Privileg  für  Wien  von  1237  beziehungsweise  1247 
Art.  7  angedeutet  ist,  tritt  in  dem  Rechte  von  1244  gleichwie 
in  jenem  von  1221  nirgends  hervor.  Im  Neustädter  Rechte  ist 
sie  vorhanden,  ohne  dass  sich  jedoch  schon  bestimmte  Be- 
nennungen festgesetzt  hätten.  Incola  bezeichnet  zwar  gelegentlich 
den  Inmann  im  Gegensatze  zum  Bürger:  c.  48  (Uebers.:  ein 
inman  oder  der  niht  purkreht  hat),  76  (Uebers.:  ein  inman 
oder  ein  gast),  gewöhnlich  aber  den  Stadtbewohner  im  Gegen- 
satze zum  Auswärtigen:  c.  10  (Uebers.:  in  der  stat  gesezzen 
er  sei  ein  inman  oder  ein  purger),  20  (Uebers.  nicht  ganz 
genau:  ob  ....  in  der  stat  sein  wonung  ist  (und  [er]  darinne 
gesezzen  ist  und  ein  inman  ist  oder  ein  seidner),  ^  55  (Uebers.: 
die  in  der  stat  sind  und  darinn  wonent,  ez  sein  seidner  oder 
purger) ;  durchaus  neutral  ist  der  Ausdruck  in  c.  86  gebraucht 
(Uebers.:  den  selben  purgern  ze  der  Newenstat).  Die  zu  c.  10, 
20  und  55  mitgetheilten  Stellen  der  Uebersetzung  machen  den 
Eindruck,  als  wäre  zur  Zeit,  da  der  Uebersetzer  ai*beitete, 
eine  Differenzirung  der  Ausdrücke  eingetreten,  die  noch  un- 
geschieden beisammen  lagen,  als  die  entsprechenden  Theile 
des  lateinischen  Textes  entstanden.  Und  in  der  That  weisen 
auch  die  beiden  Stellen  des  letztern,  in  welchen  dem  Worte 
incola  zweifellos  die  technische  Bedeutung  zukommt,  auf 
spätere  Entstehung  hin :  dass  c.  48  auf  einer  jüngeren  Raths- 
Satzung  beruhe,  konnte  wahrscheinlich  gemacht  werden  (s.  oben 
S.  147  f.),  und  der  Passus  ,vel  eciam  incolam  civitatis'  in  c.  76 
hat  sich  durch  Vergleichung  mit  Rud.  1277  Art.  11  als  Inter- 
polation des  Fälschers  ergeben  (S.  114).  In  der  Mauthsatzung 
Herzog  Friedrichs  von  1244  heissen  die  Inleute  inquilini  (,qui 
dicuntur  in  vulgari  seidener'),  ebenso  auch  in  der  Aufzeichnung 
über  das  Richterrecht  zu  Neustadt  (Art.  13,  Urk.  Beitr.  76). 
In  Bezug  auf  die  SteUung  der  Auswärtigen  oder  ,Gäste' 
(extranei,  exteri,  advenae)  fällt  Neust,  c.  21  auf,  wornach  sie 
bei  Unfähigkeit,  richterlichen  Wandel  zu  bezahlen,  derselben 
entehrenden  Behandlung  unterliegen,  wie  eine  ,persona  despecta' 
und  ein  ,ignotus',  was  den  Wiener  Rechten  gänzlich  fremd  ist. 

*  Das  Wort»  häufig  söldner  geschriebeD,  hat  nichts  za  thun  mit  nhd.  Sold. 
Es  h&ngt  Eosammeii  mit  ahd.  salida,  mhd.  selde  =  Wohnung.  Bann- 
taiding  von  Aspang  a.  d.  XV.  Jahrh.:  ,ein  iegleicher  inwaner  der  zu 
seiden  ist*  (Aspanger  Bannbuch  Bl.  160»,  Tgl.  oben  S.  87). 


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160 

Scheint  hier  die  Landstadt  gegen  die  Hauptstadt  zurückgeblieben 
zu  sein,  so  zeigen  die  Anordnungen  über  die  Vertheilung  des 
erblosen  Nachlasses  eines  Fremden  einen  Fortschritt  des  Neu- 
städter Rechtes  (c.  83)  über  das  Wiener  von  1244  bis  auf 
die  Stufe  der  Urkunde  von  1278  (I),  was  nur  aus  späterer 
Bildung  des  erstgenannten  zu  erklären  ist  (s.  oben  S.  140  f.). 
Die  Verwaltung  des  Nachlasses  eines  ab  intestato  verstorbenen 
Fremden  bis  zur  Einantwortung  an  den  Erben  steht  nach 
Neust,  c.  83  wie  nach  Wien  1244  Art.  20  der  Büi^ergemeinde 
zu,  für  welche  hiebei  noch  nicht  wie  in  der  Wiener  Urkunde 
von  1278  (I)  Art.  47  der  Stadtrath  eintritt.  Die  polizeilichen 
Vorschriften  über  das  WaflFentragen  der  Fremden,  welche  aus 
Wien  1221  Art.  24  in  die  Urkunde  1278  (I)  Art.  52  über- 
gegangen sind,  werden  Wien  1244  und  Neust,  vermisst.  Die 
Verordnungen  über  das  Verfahren  mit  dem  Vermögen  eines 
zum  Tode  verurtheilten  Extraneus  (Neust,  c.  10  und  93,  vgl. 
oben  S.  126)  fehlen  in  den  Wiener  Rechten,  die  Vorschriften 
über  das  Zeugniss  eines  Bürgers  gegen  einen  Gast  oder  um- 
gekehrt (Wien  1221  Art.  21,  1244  Art.  21,  1278  [1]  Art.  48, 
1340  Art.  56)  und  jene  über  die  freie  Wahl  des  Begräbniss- 
ortes durch  einen  in  der  Stadt  sterbenden  Fremden  (Wien 
1221  Art.  20,  1244  Art.  20,  1278  [I]  Art.  47,  1340  Art.  55) 
in  der  Neustädter  Urkunde. 

Tritt  in  dieser  mehrfach  der  Gegensatz  zwischen  Armen  und 
Reichen  hervor  (c.  9,  15,  62,  70,  71,  102,  109),  wofür  in  Wien 
1244  wenigstens  die  Ausdrücke  fehlen,  so  ist  damit  in  Neu- 
stadt gewiss  ebenso  wie  anderwärts  in  Deutschland  der  Gegen- 
satz der  Erbgesessenen  gegen  die  Ungesessenen,  der  Geschlechter 
gegen  die  Handwerker  bezeichnet  (vgl.  Wilda,  Gilden wesen  178 
und  299  f.,  Zöpfl,  Bamb.  R.  64  und  68).  Dass  der  Gegensatz 
nicht  ohne  Schärfe  war,  zeigt  c.  62,  welches  den  Fall  ins 
Auge  fasst,  dass  ein  Armer  bloss  um  der  zu  erhoffenden  Busse 
willen  einen  Reichen  zu  Zornesausbrüchen  reizt;  vgl.  auch 
c.  9.  Seltsam  genug  klingt  es,  wenn  c.  15  das  Vorzugsrecht 
der  Schuldforderungen  der  Gläubiger  vor  der  Wandelfordernng 
des  Richters  damit  motivirt  wird,  ,ut  libencius  et  securius 
divites  pauperibus  laborantibus  accommodent  sua  bona';  ist 
es  wirklich  freundliche  Rücksicht  für  die  armen  Schuldner 
und  nicht  vielmehr  für  die  —  reichen  Gläubiger,  welcher  die 
Bestimmung     des     citirten    Capitels     entsprungen    ist?     Dass 


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161 

übrigens  das  Rechtsdenkmal  von  wohlwollender  Gesinnung 
für  die  ,Armen'  keineswegs  entfernt  ist,  zeigen  die  c.  70  und 
71,  welche  dem  Richter  vorschreiben,  von  dem  Armen 
geringeren  Wandel  zu  nehmen  als  von  dem  Reichen, 
mit  der  Begründung,  ,ne  (pauper)  exeat  civitatem,  et  hoc 
quia  tam  pauperes  quam  divites  volumus  in  civitate  per- 
maaere^ 

Handwerkerzünfte  sind  in  den  Wiener  Rechten  vor  1278 
nicht  erwähnt.   Der  bedingten  Gestattung   von  ,societati8  con- 
federaciones'   (das  jüngere  Rubrum  hat  ,zecha  vel  fraternitas^) 
der  ,artifices  sive  operarii  manuales',  welche  Neust,  c.  55  aus- 
spricht,   steht   das  unbedingte  Verbot  der  ,uniones'  der  Hand- 
werker in  Wien  1278   (I)   Art  56   gegenüber.  Was  aber  mit 
diesen  ,uniones',  mit  den  ,ainungen^  des  entsprechenden.  Artikels 
(64)  von  Wien  1340  gemeint   sei,    wäre  erst   noch   zu  unter- 
suchen.  Zünfte   scheinen  darunter  nicht  verstanden  werden  zu 
können  (vgl.  Wilda  a.  a.  O.  328  nt.  2),  vielleicht  Vereinigungen 
von   Handwerkern    oder  Handwerkszünften    zu  aussergewerb- 
lichen,   zu   politischen,   Staats-  oder  stadtgefährlichen  Zwecken 
(anders  Wilda  a.  a.  O.).    Vgl.   den  Schluss  der  Urkunde,   mit 
welcher  Herzog   Albrecht  II.,   kaum   vier  Wochen  nach  Er» 
lassung   seiner  grossen   Handfeste,    trotz   der   Art.  64  und  69 
derselben   eine   von   den  Wiener  Schneidern  gesatzte   Zunft- 
ordnung bestätigt  (Tomaschek,  Wiener  Rechte  1,  116  nr.  38): 
4)amber   wellen   wir   daz   die    sneider   ze    Wienn    weder    die 
maister  noch   die  chnecht  chain  ainwig  haben   die  wider  uns 
noch  wider  unser  stat  ze  Wienn  sei,  weder  mit  warten  noch 
mit    werchen^     Demnach   ist    ein   Gegensatz    zwischen    Wien 
und  Neustadt  in  Bezug   auf  die  Duldung  der  Zünfte  keines- 
wegs constatirt.  Das  c.  55,  das  sein  jüngeres  Alter  und  seinen 
Ursprung   durch  die   weitläufige  Aufzählung  der  Handwerker- 
classen  und  durch  schwerfällige  Fassung,  ersteres  insbesondere 
auch  durch   Einführung  des   Ausdruckes  consules   (vgl.   oben 
S.  157)   genügend  bezeichnet,    legt    einige    nicht   ganz   lichte 
Punkte   aus    dem    inneren   Getriebe  der   Gemeindeverwaltung 
bloss.  Wir  erfahren  da,  dass  Handwerkerinnungen,  auch  wenn 
Bie  eine  dem  Stadtwohle   abträgliche  Richtung  nahmen,  —  es 
ist  dabei  zunächst  an  das  Monopolienunwesen,    die  Folge  des 
Zunftzwanges,   zu   denken,  —  von  Richter   und  Rath  dennoch 

ArcUr.  Bd.  LI.  I    Hüfte.  11 


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162 

geduldet  wurden,  und  zwar  um  der  Geldabgaben '  willen,  die 
ihnen  von  den  Innungen  zuflössen,  Geldabgaben,  die  von 
letzteren  gerade  zu  dem  Zwecke  geleistet  wurden,  um  trotz 
der  Schädigung  des  gemeinen  Interesses  Förderung  des  eigenen, 
um  Duldung  und  Privilegirung  sich  zu  erkaufen.  Die  Abgaben 
einzelner  Gewerbe  an  den  Stadtrichter  wurden  gegen  Ende 
des  Xin.  oder  im  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  aufge- 
zeichnet unter  der  Ueberschrift:  ,Hec  sunt  iura  iudicis^  per 
potenciam  iudicum  et  dissimulacionem  civium  interducta,  sed 
universitati  incolarum  civitatis  et  provinciarum  adiacencium  sunt 
nociva^  (Urk.  Beitr.  70  ff.  nr.  3).  Vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  205  f. 
Nach  dem  Wiener  Rechte  von  1244  bestehen  unter  den 
Bürgern  Abstufungen  der  Angesehenheit  und  Vornehmheit, 
welche  ungleiche  Behandlung  vor  dem  Rechte  zur  Folge  haben. 
Von  der  grossen  Menge  der  Uebrigen  heben  sich  ab  die  per- 
sonae  tales  (Art.  2,  4,  25;  über  die  Bedeutung  dieser  Formel 
s.  Gaupp,  Deutsche  Stadtr.  2,  227),  tales  ac  tantae  (13), 
honestae  (3),  honestiores  (4),  magnae  et  honestiores  (2), 
honestiores  et  divites  (4).  Der  Gerichtsstand  und  die  Folgen 
der  üebelthat  sind  besondere,  wenn  Angehörige  dieser  höheren 
Bürgerclassen  activ  oder  passiv  an  der  Üebelthat  betheiligt 
sind  (s.  oben  S.  154  und  Tomaschek  in  Sitzungsber.  83, 
342  f.).  Da  ist  es  denn  wichtig  hervorzuheben,  dass  keiner 
dieser  Fälle  ungleicher  Behandlung  vor  dem  Rechte  sich  im 
Neustädter  Denkmal  erhalten  hat,  wie  sie  auch  sämmtlich  in 
den  Wiener  Urkunden  von  1278  bereits  fortgefallen  sind. 
Uebrig  ist  in  Neustadt  c.  1  wie  in  Wien  1278  (I)  Art.  1  und 
1340  Art.  1  nur  die  Besonderheit  des  Verfahrens  beim  Tod- 
schlag an  einer  humilis  persona  (Neust.  Uebers.  ainer  mittem 
person,  Hainbui^  1244  und  Wien  1340  an  einem  ainvaltigen 
man).  In  der  Bezeichnung  des  Gegensatzes  zu  der  humilis 
persona,  wie  sie  in  den  einzelnen  Urkunden  sich  findet,  steht 
Neust,  wieder  näher  bei  1278  als  bei  1244:  Wien  1244  Art.  1 
,aliquem  ex  nobilibus  terre  aut  aliquem  de  familia  nostra' 
(Hainburg  1244  dhainen  edeln  man  des  landes  oder  dhainn 
von  unsern  hofgesinde);  Neust,  c.  7  ,aliquem  de  nobilibus 
terre  aut  nostre  familie  aut  unum  de  mdioribus  civitatis^ 
(Uebers.  ainen  man  von  dem  land  oder  ainen  xmserz  gesindez 


1  Der  deutoche  Text  nennt  sie  losnng. 


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163 

oder  ainen  frumen  pui^er  von  der  stat);  Wien  1278  (I)  Art.  2 
,aliquem  ex  Dobilibus  terre  vel  aliquem  de  honesta  nostra  familia 
aut  aliquem  de  consulibus  et  potioHhus  civibus  civitatis^  (vgl. 
1340  Art.  77  ^ainen  unsers  rates  oder  unser  amptleut  die 
unaereu  ampt  ze  Wienn  habent').  Die  volle  Gleichheit  aller 
Bürger  vor  dem  Gesetze  ist  für  Neustadt  durch  das  Privileg 
König  Rudolfs  von  1277  Art.  20  verfiigt. 

Hier   ist  auch  der  Ort,  auf  die  in  den  c.  109 — 112  vor- 
liegenden  Satzungen   über    die    Rechtsverhältnisse    der  Juden 
hinzuweisen,   welche  Satzungen   in  Bezug  auf  Schwerfälligkeit 
und  Unklarheit  der  Fassung  —  vgl.   insbesondere   c.  111  — 
sich  dem  Schlechtesten  zugesellen,  was  der  Bearbeiter  der  Ur- 
kunde geleistet  hat.  In  den  Wiener  Rechtsbriefen  allgemeineren 
Inhaltes  (abgesehen  nämlich  von  der  kaiserlichen  Judenordnung 
von  1238)   findet  sich   nur  je  ein  die  Juden  betreflfender  Ar- 
tikel,  dessen   gedankenlose   Benutzung   durch   den   Neustädter 
Bearbeiter  bereits  besprochen  ist  (S.  143).  Von  den  für  ganz 
Oesterreich  geltenden  Judensatzungen  von  1244  und  1277  weicht 
Neust  mehrfach  ab.  Nach  den  österreichischen  Judenordnungen 
hat  der  Jude  seinen  Gerichtsstand   nur  in  der  Synagoge  oder 
vor  dem  Herzog   (,contra   iudeum   nisi   coram  suis  scolis  nus- 
qoam  in  iudicio  procedatur,  nobis  exceptis'),  nach  Neust,  c.  109 
auch  vor  dem  Stadtrichter  und  der  Bürgerschranne;  das  Zinsen- 
maximum beträgt  nach  jenen  acht,  nach  diesem  nur  vier  Pfennig 
vom  Pfund  für  die  Woche  (c.  111);  die  in  den  Landessatzungen 
vielfach  und  stark  hervortretenden  Personen  des  Landesherm  und 
seines  Kämmerers  sind  in  Neust,  auf  die  Actionen  der  c.  109 
(Rath  des  Herzogs  bei  Gericht  über  einen  reichen  Juden)  und 
112  (Schutz  der  Juden  durch  den  Kämmerer  gegen  Uebergriflfe 
des  Richters)  beschränkt.  Die  autonome  Gerichtsbarkeit  des  Vor- 
stehers der  Judengemeinde  (Luschin,  Gerichtsw.  240)  tritt  Neust, 
nicht  hervor;  dagegen  erscheint  hier  (c.  109)  ein  christlicher  Juden- 
richter, dessen  Amt  doch  vor  dem  letzten  Viertel  des  XIII.  Jahr- 
hunderts sich  nicht  entwickelt  hat  (Luschin  241  f.).  Kaum  an- 
zunehmen ist  die  Bestellung  des  Judenrichters  durch  den  Stadt- 
richter, wie  sie  c.  109  statuirt:  da  die  Juden  Kammergut  waren, 
muss  jener  herzoglicher  Beamter  gewesen  sein  (Luschin  242).* 

1  Urkundlich  ist  erst  1328  ein  Jndenrichter  in  Neustadt  (Wernhart  in 
dem  Thurm)  nachweisbar  (Urk.  von  1328,  Apr.  24,  o.  O.,  Orig.  im 
Bteierm.  Landesarch.  nr.  1970^). 

11* 


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164 

5.  Auf  dem  Gebiete  des  Strafrechtes  und  Strafver- 
fahrens ist  die  längst  bemerkte  Thatsache  von  hervorragender 
Bedeutung;  dass  die  Gottesurtheile,  die  im  Wiener  Rechte  von 
1221  noch  breiten  Raum  haben,  aus  dem  Neustädter  Rechte 
bereits  ebenso  vollständig  verschwunden  sind,  wie  aus  dem 
Wiener  Rechte  von  1244.  Vgl.  Würth  17  und  44,  der  haupt- 
sächlich darauf  seinen  Datirungsversuch  gründet. 

In  Bezug  auf  die  Strafen  ist  das  Neustädter  Recht  milder 
als  das  Wiener  von  1244,  welchem  in  diesem  Belange  die 
Urkunde  von  1278  (I)  noch  völlig  gleich  steht.  Die  Talion 
ist  in  Wien  für  Gliedabhauen,  lem  und  lideschart  angedroht 
(1244  Art.  2,  1278  [I]  Art.  8,  9,  11),  in  Neust,  nur  für  am- 
putatio  (c.  19)  und  Stoss  oder  Schlag  ohne  BlutvergiesBen 
(c.  26).  Verlust  der  Hand,  Wien  1244  Art.  6,  7,  9,  16,  1278 
(I)  Art.  23,  24,  28,  40,  kommt  Neust,  nicht  vor.  Der  Strafe 
an  Haut  und  Haar,  Wien  1244  Art.  2  (decalvatus  et  decutatuB 
verberetur),  13  (verberetur  et  decutetur),  1278  (I)  Art  12,  37, 
welcher  in  Wien  auch  Bürger  verfallen  konnten,    steht  Neust. 

c.  21  körperliche  Züchtigung  gegenüber  (a  preconibus 

debaculetur),  und  auch  diese  ist  nur  gegen  eine  ,persona  despecta, 
civitatis  exterus  ac  ignotus'  anwendbar.  Das  Verbot  der  Hehl- 
sühne, Wien  1244  Art.  10,  1278  (I)  Art.  32,  fehlt  Neust  Das 
Straf  lösungsrecht,  das  in  Wien  blos  bei  verstümmelnden  Leibes- 
strafen  ausdrücklich  anerkannt  ist  (1244  Art  9  und  14,  1278 
[I]  Art  28  und  38,  1340  Art  34  und  45),  gilt  in  Neustadt 
auch  bei  Todesstrafe  (c.  57,  68,  93).  —  Der  in  Neustadt  wieder- 
holt (c.  10,  17,  68,  93)  ausgesprochene  Grundsatz,  dass  Todes- 
strafe Busse  und  Gewette  ausschliesst,  begegnet  in  Wien  erst 
1278  (I)  Art  5,  dann  wieder  1340  Art.  9. 

Noch  sei,  bevor  an  die  Vergleichung  einzelner  De- 
licto nach  ihren  materiellen  und  processualen  Hauptmomenten 
geschritten  wird,  ein  Blick  geworfen  auf  das  beiderseitige 
Maximum  und  Minimum  von  Busse  und  Gewette.  Das  höchste 
richterliche  Gewette  beträgt  in  Wien  1221  und  1244  10  Pfund 
(Art.  2,  6,  16),  in  Neust  30  Pfund  an  Straf lösungswandel 
(c.  17,  57),  sonst  10  Pfund  (c.  18,  19,  22  u.  s.  w.),  in  Wien 
1278  (I)  20  Pfund  (Art.  10,  aber  nach  Art  3  darf  der  Richter 
das  bewegliche  Vermögen  eines  verfesteten  Verbrechers  bis  zu 
einem  Betrage  von  30  Pfund  zur  Deckung  seiner  Wandel- 
forderung in  Anspruch  nehmen);  das  niedrigste  in  Wien  1221 


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165 

und  1244  60  Pfennig  (Art.  4,  13),  in  Neust.  12  Pfg.  (c.  49), 
in  Wien  1278  (I)  60  Pfg.  (Art.  21,  37).  Das  Bussmaximum  ist 
in  Wien  1221  und  1244  10  Pfund  (Art.  2),  in  Neust,  ebenfalls 
10  Pfund  (c.  18),  in  Wien  1278  (I)  20  Pfund  (Art.  10); 
das  Bussminimum  in  Wien  1221  und  1244  60  Pfg.  (Art.  4), 
in  Neust.  60  Pfg.  (5  SchiUing,  c.  26),  in  Wien  1278  (I)  eben- 
falls  60  Pfg.  (Art.  21).  Was  das  unmittelbar  dem  Landesherrn 
und  das  der  Stadt  zu  entrichtende  Gewette  betrifft,  so  ergibt 
sich  von  Wien  1221  und  1244  durch  Neust,  bis  zu  Wien  1278 
fiir  jenes  Rückgang,  für  dieses  vorschreitende  Entwicklung: 
nach  Wien  1221  und  1244  werden  dem  Landesherrn  ge- 
wandelt 30  Pfund  (Art.  7),  10  Pfund  (Art.  9),  2  Mark  Gold 
(Art.  23),  in  einem  vierten  Falle  eine  nicht  genannte  Summe 
(Art.  26  bezw.  25);  in  Neust,  in  einem  einzigen  Falle  30  Pfund 
(c.  61);  Wien  1278  (I)  kennt  nur  noch  richterlichen  und  Stadt- 
wandel. Der  letztere  kommt  Wien  1221  und  1244  noch  nicht 
vor;  in  Neust,  wird  in  einem  Capitel  (108),  dem  höchst  wahr- 
scheinlich eine  jüngere  Rathsverordnung  zu  Grunde  liegt  (s.  oben 
S.  148  f.),  ein  neben  dem  richterlichen  Gewette  zu  leistender 
Wandel  an  die  Bürger  erwähnt,  ohne  dass  sein  Betrag  ange- 
geben wäre;  Wien  1278  (I)  kennt  Stadtwandel  von  20  (Art.  10) 
und  10  Pfund  (Art.  28,  30,  37,  40),  neben  welchem  ein  gleich 
hohes  richterliches  Gewette,  im  ersten  Falle  auch  eine  Busse 
von  20  Pfund  besteht,  endlich  einen  Stadtwandel  ohne  Ge- 
wette von  zwei  Talenten  Gold  (Art.  50). 

Beim  Verbrechen  des  Mordes  und  Todschlages  —  homi- 
cidium  —  befreit  nach  Wien  1221  Art.  1  der  Besitz  eines 
liegenden  öutes  von  50  Pfund  Werth  innerhalb  der  Stadt- 
mauer von  der  Pflicht  zur  Bürgenstellung;  aber  Wien  1244 
Art  1  und  Neust,  c.  1  ist  diese  auch  bei  culposer  Tödtung 
einer  humilis  persona  und  bei  Tödtung  aus  Nothwehr  nicht 
gefordert.  Von  der  Nothwehr  wieder  ist  auffallender  Weise  in 
Wien  1278  und  1340  keine  Rede  mehr.  Dass  an  die  Stelle 
der  dreimaligen  Ladung  eine  einmalige  treten  könne,  steht  nur 
Wien  1221  und  1244,  nicht  mehr  Neust,  und  Wien  1278,  1340; 
dagegen  ist  die  Gestattung  der  Flucht  innerhalb  bestimmter 
Frist  (Wien  1221  und  1244  Art.  1,  Neust,  c.  1)  erst  Wien 
1278  fortgefallen. 

Die  übrigen  Einzelheiten  des  Verfahrens  bei  homicidium, 
wie   es    in    den    verschiedenen    babenbergischen    Stadtrechten 


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geregelt  ist,  sind  bei  Tomaschek  D.  R.  264  und  bei  Würth 
im  den  Anmerkungen  zu  Neust,  c.  1 — 10  vergleichend  dar- 
gestellt. Hierauf  zu  verweisen,  muss  genügen,  da  sich  trotz 
vielfacher  Besonderheiten  des  Neustädter  Rechtes  hier  keine 
entscheidenden  Momente  zur  Beurtheilung  seines  Alters  ergeben, 
muss  umsomehr  genügen,  als  hier  soviel  Dunkles  aufzuhellen 
und  Verworrenes  zu  lösen  wäre,  dass  ein  ganz  ungebührlich 
grosser  Raum  dafür  in  Anspruch  genommen  werden  müsste. 
Ein  Uebriges  ist  gethan,  wenn  noch  bemerkt  worden  ist,  dass 
an  der  Stelle  unentschiedener  Ausdrücke  der  Wiener  Rechte 
in  Neustadt  präcisere  Normirung  stattfindet,  vgl.  (bei  dem  an 
einer  höheren  Person  begangenen  homicidium)  das  ,(convictuß) 
secundum  iustitiam  puniatur^  Wien  1244  Art.  1,  1278  (I)  Art  2 
(dagegen  aber  1370  Art.  77)  mit  Neust,  c.  7;  dass  in  Neustadt 
ausgebildetere  Casuistik  waltet  (c.  7,  8);  kurz,  dass  hier 
Alles  viel  mehr  ins  Bestimmte  und  Einzelne  hinein  ausge- 
arbeitet ist. 

Ueber  das  Verhältniss  zwischen  Wiener  und  Neustädter 
Recht  hinsichtlich  des  Verfahrens  mit  dem  Vermögen  eines 
verfesteten  Todschlägers  s.  Würth  nt.  2  zu  Neust,  c.  67. 
Charakteristisch  für  Neust,  sind  die  in  Wien  fehlenden  Vor- 
schriften über  VerSchliessung  und  Inventarisirung  der  Habe 
des  Verfesteten,  dann  die  Unterscheidung  zwischen  liegender 
und  fahrender  Habe,  welche  in  Wien  erst  1278  (I)  Art  3 
begegnet. 

Auch  in  der  Lehre  von  den  Verwundungen  stellt  die 
Vergleichung  einiges  Bemerkenswerthe  heraus.  In  der  Wahrung 
des  Gerichtes  des  Landesherrn  bei  vorsätzlicher  Blendung  be- 
findet sich  Neust,  (c.  18)  noch  auf  der  Stufe  von  Wien  1244 
(Art  2);  1278  (I)  Art  10  =  1340  Art.  14  büssen  den  Thäter 
mit  je  20  Pfund  für  den  Richter,  den  Geblendeten  und  die  Stadt 
und  verbannen  ihn  aus  dem  Stadtgebiete.  In  Neustadt  fehlen 
gleichwie  in  der  Wiener  Urkunde  von  1278  (1)  die  besonderen 
Bestimmungen  für  die  personae  tales  (s.  oben  S.  154,  162),  femer 
die  besonderen  Verordnungen  über  die  in  der  Dämmerung  oder 
bei  Nacht  zugefügten  Verwundungen  (Wien  1221  Art.  2,  1244 
Art.  2,  1278  [I\  Art.  13,  1340  Art  17),  fehlen  auch  die  tech- 
nischen Bezeichnungen  lideschart  (Wien  1221  Art.  2,  1244 
Art  2,  1278  [I]  Art  11,  1340  Art.  15)  und  simplex  vuhius 
(quod   vulneratus   convaleat  Wien    1221    Art.  2,    1244   Art  2, 


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1278  [I]  Art  12,  1340  Art,  16;  und  sine  lesione  membrorum 
nobilium,  nur  in  1221  und  1244).  Der  Ausdruck  siraplex  vulnus 
erscheint  zwar  Neust,  c.  28,  aber  eine  Erklärung  desselben 
wird  vermisst.  Lideschart  und  vulnus  simplex  sind  in  Neust, 
c.  24  vertreten  durch  die  eine  Kategorie  des  vulnus  sine  lern 
factum,  dessen  Busse  und  Gewette  (je  2\Li  Pfund)  die  Mitte 
halten  zwischen  jenen  der  lideschart  (3  Pfund)  und  jenen  der 
ersten  Art  des  vulnus  simplex  (2  Pfund).  In  den  Wiener 
Rechten  wird  dagegen  vermisst  die  Unterscheidung  der  lern 
visibilis  und  der  lem  invisibilis  sed  opinabilis,  Neust,  c.  23, 
dann  der  Fall,  ,si  a  pluribus  vel  ab  uno  pluribus  vicibus  vul- 
nera  fuerint  facta^,  c.  24.  Auch  dass  Verwundung  mit  einer 
Waffe,  die  im  Verborgenen  getragen  ward,  strenger  bestraft 
wird,  als  die  Verwundung  mit  einer  offen  getragenen,  c.  24, 
ist  den  Wiener  Rechten  fremd,  welche  dagegen  das  verborgene 
Tragen  sogenannter  Stechmesser  sehr  scharf  verpönen,  auch 
wenn  davon  gegen  Niemand  feindseliger  Gebrauch  gemacht  wurde 
(1221  Art.  16,  1244  Art.  16,  1278  [I]  Art.  40,  1340  Art.  47). 
Wenn  bei  Verwundungen,  die  möglicherweise  den  Tod  nach 
sich  ziehen  können,  die  Wiener  Rechte  einfach  zuwarten  lassen, 
bis  der  Ausgang  entschieden  ist  (1221  Art.  2,  1244  Art.  2, 
1278  [I]  Art.  7,  1340  Art.  11),  so  ist  hier  Neust,  (c.  13)  weiter 
vorgeschritten,  indem  es  das  Gutachten  von  Sachverständigen 
fordert  (,....  quöusque  [iudex]  per  medicos  recognoscat  de 
vulnerum  qualitate^). 

Die  Wiener  Rechte  trennen  klar  und  scharf  die  Ver- 
wundungen von  den  Realinjurien,  welche  durch  Schläge  mit 
Stöcken  (fustibus)  oder  mit  der  Hand  verübt  werden  (alapa, 
maulslag;  1221  Art  4,  1244  Art.  4,  1278  [I]  Art.  17,  18,  20, 
21,  1340  Art.  22,  23,  25,  26).  Dort  betragen  Busse  und  Ge- 
wette je  10  bis  je  2  Pfund,  hier  5  Pfund  bis  60  Pfg.;  dort 
tritt  eventuell  Talion  ein,  hier  ist  von  solcher  keine  Rede. 
Das  Neustädter  Recht,  in  der  Exemplificirung  weit  redseliger, 
lässt  deutliche  Sonderung  vermissen.  Mit  je  2%  Pfund  für 
Richter  und  Gekränkten  verpönt  es  Verletzungen  ,cum  gladio, 
lancea  vel  cuspide,  telo,  conto,  *  lapide  vel  cultello  vel  quocum- 
que  alw  instruniento^  (c.  24).  Weit  geringere  Strafe,  10  bezw. 
5  Schilling,  ist  dagegen  gesetzt  auf  ,ictus  lapidia  vel  percussio 


^  Nicht  telo  tunto,  wie  Wttrth  ganz  sinnlos  setzt  und  Meiller  nachdruckt 


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ligni  vel  alterius  insfrumenti  vel  eciam  manus'  (c.  25),  ,ictU8 
aut  percussio  manu^  pungno^  laptde,  lingno  vel  alio  instrumenU/ 
(26),  ,(pOTCU88io)  cum  manu  vel  pungno  vel  baculo  vel  gladio 
non  evaginato'  (27),  ,(percu8sio)  cum  manu  aut  virga  aut 
ligno  quod  digiti  maioris  grossitudinem  non  excedit^  (28) 
(Gegensatz  dazu  ,cum  armis^  ebd.,  vgl.  ,tantum  manu  percus- 
Serif  und  ,percus8erit  sine  armis'  der  Wiener  Rechte).  Noch 
mehr  werden  die  Grenzen  der  BegriflFe  dadurch  verwischt,  dass 
Neust,  bei  Thätlichkeiten  der  zweiten,  leichter  gebüssten  Kate- 
gorie zwischen  solchen  unterscheidet,  bei  welchen  ,sangwis 
effluxerit'  —  10  Schilling  (c.  25),  und  solchen,  welche  ,8ine 
effluxione  sangwinis  et  sine  ossium  confractura^  geschehen  — 
5  Schilling  oder  ,in  consimili  puniatur'  (c.  26),  also  Talion. 
Eine  Verletzung  durch  einen  Steinwurf  oder  durch  einen  Stock- 
schlag, welche  eine  blutende  Wunde  zur  Folge  hat,  lässt  sich  daher 
sowohl  unter  c.  24  (2V2  Pfund)  als  unter  c.  25  (10  Schilling) 
subsumiren,  wenn  man  nicht  dem  ,vulnus^  des  c.  24  eine  spe- 
cifische  Bedeutung  zuerkennen  will. 

In  Bezug  auf  die  Person  des  thätlich  Beleidigten  ent- 
wickeln die  Wiener  Rechte  eine  reiche  Casuistik.  Es  er- 
scheinen da  ,bonus  homo  qui  non  est  nobilis  homo^  1221  und 
1244  =  ,bonus  homo  qui  non  unus  de  idoneis  et  honestis^ 
1278  (I)  Art  17  =  ,einen  gueten  man  der  nicht  der  teuristen 
noch  der  erberisten  einer  ist'  1340  Art.  22  —  Busse  imd  Ge- 
wette  je  2  Pfund,  ^  im  Gegensatze  dazu,  aber  nur  1221  und 
1244,  ,honestior  persona'  (Gericht  des  Herzogs);  ,aliquis  infra 
murum  ad  xxx  tal.  habens'  und  ,domesticu8  qui  non  est  de 
honestioribus  et  divitibus  unus  (einen  wirt  der  nicht  der  teu- 
risten oder  der  reichisten  ainer  ist)'  in  allen  vier  Rechten  — 
5  Pfund;  ,inhonesta  persona  seil,  garziones  vel  leves  iocula- 
tores'  1221  und  1244  =  ,pers.  inh.  sc.  garz.  v.  alias  viles 
personas,  lenones,  ioculatores'  1278  (I)  Art.  19  =  ,einen 
leichten  man,  leicht  einen  lotter  oder  einen  posen  spilman^ 
1340  Art.  24  —  Scheinbusse;  ,serviens  vel  aliqua  levior  per- 
sona (einem  chnecht  oder  einem  andern  leichten  manne)'  in 
allen  vier  Rechten  —  60  Pfg.;  ,vir  aliquantulum  honestus', 
im  Gegensatze  zu  ,serviens  vel  aliqua  levissima  persona' 
1221,    1244  und  1278   (I)  Art.  21-1  Pfund  bezw.  60  Pfg. 

*  Auffallender  Weise  ist  1278  und  1340  nur   von  Gewette  die  Rede,   da 
doch  auch  Krems  1305  Art.  17  Busse  verlangt. 


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Neust,  dagegen  hebt  nur  hervor  ,carcioneiii  aut  personam  in- 
honestam  qui  dicuntur  portatores  vini  ^  vel  leithauser  aut  con- 
similes'  im  Gegensatze  zu  ^honesta  persona'  (c.  27)^  dann  den 
Schüler,  der  vom  Lehrer  (fehlt  in  Wien),  den  servus,  der  vom 
dominus,  und  Gesindeleute  (familia),  die  von  ihren  Dienstgebern 
(hospes^  vel  hospita)  geschlagen  werden  (c.  28).  Zu  beachten  ist 
insbesondere,  dass  die  Spottbusse  von  drei  Maulschellen,  welche 
Neust,  c.  27  der  inhonesta  persona  zuerkennt,  in  Wien  1221 
noch  fehlt  und  hier  erst  von  1244  an  vorkommt.  Eine  Beson- 
derheit des  Neustädter  Rechtes  ist  es,  dass,  wer  diese  Spott- 
busse zu  verabfolgen  unterlässt  (man  bemerke  die  Tautologie: 
,quod  si  non  fecerit  vel  facere  neglexeritM),  dem  Richter  60  Pfg. 
wettet. 

Bei  Verbalinjurien  stufen  die  Wiener  Rechte  (1221  Art.  13, 
1244  Art.  13,  1278  [I]  Art.  37,  1340  Art.  44)  die  Strafe  nach 
dem  Range  der  activ  und  passiv  betheiligten  Personen  ab. 
Neust,  kennt  auch  hier  wie  bei  den  Verwundungen  diesen 
Unterschied  nicht,  trennt  dagegen  die  verba  mala  humana 
(filius  meretricis  aut^  iniquus  aut  mendax,  c.  33)  von  den 
V.  m.  inhumana  (de  canibus  aut  iumentis,  c.  34),  hierin  dem 
Ennser  Rechte  von  1212  Art.  13  (Gbiupp)  folgend,  welches 
jedoch  für  die  letzteren  an  Stelle  der  von  Neust,  verhängten 
symbolischen  Procession  ein  Gewette  von  3  Schilling  setzt. 


1  Das  sind  Leute,  welche  mit  der  Zeche  durchbrennen.  Diese  Erklärung 
ergibt  sich  aus  zahlreichen  Stellen  der  niederösterreichischen  Taidinge, 
wo  solche  Gäste  ,Weinaustrager'  heissen.  ,Es  soll  ein  Jeder,  der  zum 
Wein  geht,  seine  Urten  (d.  i.  Zeche)  bezahlen  und  dem  Wirth  nicht  aus- 
tragen* Taiding  v.  Meidling  u.  Hietzing  §.  13,  Kaltenbäck  1,  589;  ,Wer 
in  Frevel  seinen  Wein  austrägt  und  kommt  am  andern  Tag  nicht  hinwieder 
und  dem  Wirth  den  Wein  nicht  bezahlt,  der  ist  verfallen  72  Pfg/  Taiding 
Ton  Herzogenburg  §.  21,  ebd.  2,  95;  vgl.  ebd.  2,  211  §.  34,  246  §.  36, 
282  §.  18  u.  s.  w. 

'  hospes  bedeutet  in  den  österreichischen  Stadtrechten  bald  Hauswirth: 
Wien  1221  Art.  20,  1244  Art  20,  1278  (1)  Art  47,  Neust  c.  28,  30, 
83,  —  bald  Gast  (Fremder):  Wien  1221  Art.  12,  1244  Art.  12,  1278  (I) 
Art.  36,  Neust  c  45,  46.  Vgl.  ,honesti  viri  qui  appellantur  hospites  id  est 
(nicht  idem!)  wirte'  Satzung  für  die  Regensbnrger  Kaufleute  von  1192, 
Tomaschek  W.  R.  1,  S.  2;  ,hospes  et  indigena*  Iglau  Art.  6  und  Tomaschek 
D.  E.  209. 

3  Die  Worte  meretricis  aut  fehlen  im  Codex,  sind  aber,  wie  Vergleichung 
mit  dem  Ennser  und  den  Wiener  Rechten  lehrt,  jedenfalls   zu  ergänzen. 


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170 

Die  Lästerung  des  Landesherm,  Neust  c  37,  erscheint 
in  Wien  nur  1278  (I)  Art.  39  als  Blasphemie  der  ^principes 
Komanorum',  ist  aus  1340  Art.  46  wieder  verschwunden,  des- 
gleichen aus  Krems  1305  Art.  39.  Der  darauf  gesetzte  Verlust 
der  Zunge  kann  nach  Neust,  mit  10  Pfiind,  nach  Wien  1278 
(I)  aber  gar  nicht  gelöst  werden.  In  allen  vier  Wiener  Rechten 
dagegen  (1221  Art.  15,  1244  Art.  15,  1278  [I]  Art  39,  1340 
Art.  46)  ist  Gottes-  und  Heiligenlästerung  in  gleicher  Weise 
verpönt,  wie  in  Neust,  (c.  38). 

Beim  Verbrechen  der  Nothzucht  (Wien  1221  Art.  8,  1244 
Art.  8,  1278  [l\  Art.  25,  26,  1340  Art.  30—32;  —  Neust  c.  57) 
besteht  folgendes  Verhältniss.  Die  Wiener  Rechte  behandeln 
Frauenraub  und  Nothzucht  gleich.  Neust  erwähnt  den  erstem 
nirgends.  Wien  1221  lässt  die  Klage  einer  mulier  communis 
auf  Nothzucht  nicht  zu;  nach  Wien  1244  und  Neust,  wird  ihr 
Gerechtigkeit  wie  der  Ehrbaren  (so  auch  Ssp.  und  Schwsp.); 
Wien  1278  und  1340  lehnen  es  ab,  für  jene  eine  besondere 
Bestimmung  zu  treffen,  gewähren  ihr  aber  immerhin  gegen 
Ehrenkränkungen  Büssung  des  Schuldigen  ,pro  qualitate  offense 
ad  arbitrium  consulum^  Nach  den  Wiener  Rechten  wird,  wie 
in  den  meisten  Rechtsquellen  des  XIII.  Jahrhunderts,  ^  der 
Beweis  des  erhobenen  Gerüftes  mit  zwei  glaubwürdigen  Männern, 
nach  Neust,  mit  solchen  oder  mit  einem  rechtschaffenen  Manne 
und  einer  solchen  Frau  erbracht  (das  Letztere  entspricht  dem 
österreichischen  Landesrechte,  Rechtsaufzeichnung  Art  VI,  Ent- 
wurf Art,  VI  [MeillerJ).  Nach  Wien  1221  reinigt  sich  der  Be- 
klagte mit  dem  Gottesurtheile  des  heissen  Eisens,  wenn  nicht 
Uebersiebnung  erfolgt.  Nach  Wien  1244,  1278  und  1340  jedoch 
schliesst  die  mit  Gerüfte  erhobene  Klage  die  Reinigung  aus, 
ebenso  Neust,  welches  aber  die  Ablösung  der  Todesstrafe  mit 
Bitte  oder  Gut  (prece  vel  precio)  zulässt.  Der  Begriff  des 
Gerüftes  in  Neust,  zeigt  eine  leise  Modification  gegen  Wien: 
hier  hat  die  Gekränkte  zu  beweisen  ,8e  clamasse^  (1221),  ,8e 
clamasse  cum  opprimeretur  vel  cum  raperetur'  (die  übrigen); 
dort  aber  wird  gefordert,  dass  sie  ,8tatim  dum  potuit  clamando 
vel  conquerendo  super  hoc  iudicium  invocaverit^  Ueber  den 
Fall,  dass  der  Beweis  des  erhobenen  Gerüftes  misslingt,  schweigt 

1  Vgl.  Zieglauer  in  Wiener  phil.-hist.  Sitzungsber.  21,  78.  Aber  auch  das 
dort  citirte  Altprager  Stadtrecht  vou  angeblich  1269  ist  vor  das  XIV.  Jahr- 
hundert wohl  kaum  zu  setzen. 


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171 

Wien  1221;  die  übrigen  Wiener  Rechte  und  ebenso  Neust, 
gestatten  hier  dem  Beschuldigten  die  Reinigung  mit  seinem 
Alleineide.  Nach  Verlauf  von  vierzehn  Tagen  wird  eine  Klage 
auf  Nothzucht  weder  in  Wien  noch  in  Neustadt  gehört. 

Ueber  Ehebruch  s.  oben  S.  141  f.,  über  Heimsuchung  S.  129 
und  149.  Die  Fälschung  von  Maass  und  Gewicht,  die  in  allen 
österreichischen  Stadtrechten  ihre  Stelle  findet,  ist  sehr  auf- 
fallender Weise  in  Neust,  gar  nicht  berührt.  Dagegen  findet 
sich  die  hohe  Strafsanction  auf  Bruch  des  Marktfriedens  nur 
Neust,  c.  29,  nicht  in  Wien;  vgl.  aber  die  Urkunde  von  1278 
(11)  Art.  31.  Ueber  die  Beherbergung  eines  Geächteten  vgl. 
Würth  nt.  2  zu  Neust,  c.  58  und  o.  S.  137. 

Neust  c.  65  (Straflosigkeit  der  Gewaltanwendung  wider 
denjenigen,  der  sich  der  Gefangennehmung  durch  den  Richter 
oder  dessen  Leute  widersetzt)  findet  in  Wien  eine  Parallele 
erst  1340  Art  39. 

6.  Die  privatrechtlichen  Bestimmungen  sind  beider- 
seits sehr  dürftig;  von  Belang  ist  nur  Folgendes.  Wien  1221 
Art.  19  und  1244  Art.  19  erkennen  dem  Büi^er,  der  ohne 
Hinterlassung  von  Weib  und  Kindern  stirbt,  das  Testirrecht 
zu;  Neust,  c.  80  aber  gewährt  es  für  die  Fahrhabe  auch  bei 
Hinterlassung  von  Weib  und  Kindern.  Der  erblose  Nachlaas 
des  Butlers  fällt  in  Wien  1221  und  1244  dem  Herzoge  zu, 
nach  Neust,  c.  81  aber  schon  der  Stadt  (,omnia  pro  conmuni 
utilitate  civitatis  et  ipsius  [mortui]  anima  expendantur^).  Merk- 
würdiger Weise  sprechen  sowohl  Wien  1278  (I)  als  1340  von 
erblosem  Gute  nach  einem  Bürger  gar  nicht,  sondern  nur  von 
solchem  nach  einem  Auswärtigen  (Art.  47  bezw.  55;  irrig 
Würth  nt.  3  zu  c.  81  und  Tomaschek  D.  R.  205).  In  Bezug 
auf  die  Vertheilung  des  erblosen  Nachlasses  eines  Auswärtigen 
steht  Neust,  c.  83  schon  ganz  auf  dem  Standpunkte  der  Wiener 
Urkunde  von  1278,  s.  oben  S.  140  f.  Aber  dass  die  Verwandten 
des  Erblassers,  wenn  sie  erben  wollen,  in  des  Herzogs  Ländern 
wohnen  oder  dahin  übersiedeln  müssen.  Neust,  c.  81,  gehört 
nur  dem  altern  Wiener  Rechte  bis  1244  an,  ist  1278  bereits 
überwxmden. 

Neust,  c.  88  beschränkt  die  Bürgerinnen  in  Bezug  auf 
ihre  Verehelichung  nur  insofern,  als  sie  einen  ausserhalb  der 
Stadt  wohnenden  miles  nur  mit  besonderer  £rlaubniss  des 
Herzogs    ehelichen  dürfen,    widrigenfalls   ihr  Vermögen   dem 


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172 

Ltandesherm  verfallen  ist;  gegen  die  Verbindung  mit  einem 
in  der  Stadt  angesessenen  miles  obwaltet  also  kein  Anstand 
mehr.  Dies  ist  ein  Fortschritt  gegen  Wien  1221  Art.  19  und 
1244  Art  19,  womach  Heirat  mit  einem  miles,  ohne  Unter- 
schied seines  Wohnortes,  unbedingt  (1221)  oder  ohne  Erlaub- 
niss  des  Herzogs  (1244)  verboten  ist  und  die  Zuwiderhandelnde 
nicht  nur  mit  ihrem  Vermögen,  sondern  auch  mit  ihrer  Person 
der  Gnade  und  Gewalt  des  Herzogs  verfallen  ist.  Wien  1278 
(I)  dagegen  hindert  die  Bürgerwitwe  nicht  mehr,  einen  miles 
zu  ehelichen,  es  verlangt  nur,  dass  sie  ,utiliter  civitati  et 
iuxta  suam  et  puerorum  suorum  decentiam  et  honorem^  heirate. 

An  die  Darstellung  des  gemeinsamen  Inhalts  hat  sich 
als  letzte  Aufgabe  der  vergleichenden  Charakteristik  noch  die 
Aufweisung  der  beiderseitigen  Ueberschüsse  zu  reihen. 

Das  bedeutende  Plus  des  Neustädter  Rechtes  in  allen 
Einzelheiten  hier  aufzuzählen,  ist  entbehrlich,  da  es  sich  aus 
Würths  Anmerkungen  zum  Texte  leicht  und  vollständig  heraus- 
stellt; auch  sind  die  wichtigsten  Punkte  schon  im  Gange  der 
letzten  Erörterungen  hervorgehoben.  Nur  Einiges,  was  bisher 
noch  nicht  berührt,  doch  aber  von  grösserer  Wichtigkeit  ist, 
sei  hier  zusammengestellt.  Dem  Wiener  Rechte  von  1244 
fehlen  unter  Anderem: 

1.  die  Vorschrift  über  die  Ueberführung  eines  Ver festeten. 
Neust,  c.  2; 

2.  der  Grundsatz,  dass  der  durch  Urtheil  der  Bürger 
Freigesprochene  kein  Gewette  zu  bezahlen  hat,  c.  11,  17,  68; 

3.  die  Bestimmungen  über  die  Art  und  Weise  der  Ein- 
treibung des  richterlichen  Wandels,  c.  20,  21,  vgl.  52,  69, 
70,  71; 

4.  über  die  straflose  Tödtung  des  Heimsuchers,  c.  14,  und 
desjenigen,  der  sich  der  Gefangennehmung  durch  den  Richter 
oder  dessen  Leute  widersetzt,  c.  65; 

5.  über  die  Bestrafung  desjenigen,  dessen  Eid  wider- 
trieben wurde,  c.  35; 

6.  das  Verbot  der  Belehrung  der  Zeugen  über  die  von 
ihnen  zu  machende  Aussage,  c.  36; 

7.  die  Beschränkung  der  Dauer  der  Haft,  c.  40,  96; 

8.  die  Sätze  über  den  Wandel  desjenigen,  der  einen 
Andern  ungerechter  Weise  auf  Herausgabe  eines  Thieres  klagt. 


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173 

c.  41,  dem  in  einer  von  ihm  erhobenen  Criminalklage  die 
Ueberftihrung  misslingt;  c.  42,  und  desjenigen,  der  eine  bereits 
durch  Urtheil  abgewiesene  Civilklage  nochmals  anbringt,  c.  43; 

9.  das  raschere  Verfahren  in  Streitigkeiten  zwischen 
Fremden,  c.  45,  und  rücksichtlich  der  Liedlohnforderungen, 
c.  53; 

10.  die  Bestimmungen  über  den  Gewinn  aus  unerlaubten 
Handlungen,  c.  56; 

11.  über  den  Beweis  von  Schenkungen  oder  von  Ver- 
käufen unter  dem  halben  Werth  der  Sache,  c.  76; 

12.  über  die  Ausschliessung  des  Zeugnisses  eines  nahen 
Blutsverwandten,  c.  78,  und  eines  an  einem  Vertrage  Mit- 
betheiligten,  c.  79; 

13.  die  Beschränkung  der  Ehefrau  im  Rechte  der  letzt- 
willigen Verfügung,  c.  82; 

14.  die  Handelsfreiheit  der  Bflrger,  c.  86; 

15.  das  Privilegium  de  non  evocando,  c.  91; 

16.  die  Satzung   über   den  Fürfang   des  Richters,   c.  94; 

17.  das  Verbot  von  Zwangsmitteln  zur  Erreichung  eines 
Qeständnisses,  c.  101; 

18.  die  Bestimmungen  über  die  Einhebung  von  Steuern 
und  Abgaben,  c.  102  und  104; 

19.  über  Geiselstellung  und   Befestigungswerke,    c.   103; 

20.  über  die  Aufzeichnung  und  Kundmachung  der  Bürger- 
satzungen, c.  106. 

Im  Gegensatz  zu  dieser  Reihe  ist  bei  der  nim  folgenden 
Aufzählung  der  üeberschüsse  des  Wiener  Rechtes  von  1244 
Vollständigkeit  beabsichtigt.  Dem  Neustädter  Rechte  fehlen 

1.  die  genauere  Bestimmung  betreffend  den  von  einem 
Todschläger  gestellten  Bürgen,  Wien  1244  Art.  1  (1221  Art.  1, 
1278  [I]  Art  4,  1340  Art.  8); 

2.  die  Bestimmungen  über  die  in  «crepusculo  vel  in  nocte 
geschehenen  Verwundungen,  Art.  2  (1221  Art.  2,  1278  [I] 
Art  13,  1340  Art.  17); 

3.  über  den  Voreid,  Art.  2,  3  (1221  Art.  2,  3,  1278  [I] 
Art.  13-15,  1340  Art.  17—19); 

4.  über  den  Frauenraub,  Art.  8  (1221  Art  8,  1278  [I] 
Art.  25,  1340  Art  30); 

5.  der    Grundsatz,    dass    Niemand    in    Abwesenheit    des 
ers    oder    ohne    Beweis    der    Klaganbringung    gerichtet 


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174 

werden  dürfe,   Art.  10   (1221  Art.  10,   1278  [I]  Art.  31,  1340 
Art.  37); 

6.  die  Bestimmungen  über  die  Hehlsühne,  Art.  10  (1221 
Art.  10,  1278  [I]  Art.  32,  1340  Art.  38); 

7.  über  die  Verantwortlichkeit  des  Bürgers  für  Vergehen 
seiner  Hausgenossen,  Art.  12  (1221  Art.  12,  1278  [I]  Art.  36, 
1340  Art.  43); 

8.  über  das  falsche  Zeugniss,  Art.  14  (1221  Art.  14, 
1278  [I]  Art.  38,  1340  Art.  45)  —  vgl.  aber  Neust  c.  35; 

9.  das  Verbot  des- verborgenen  Tragens  von  ,Stechme8sern*, 
Art.  16  (1221  Art.  16,  1278  [I]  Art.  40,  1340  Art.  47)  -  vgl. 
aber  oben  S.  167; 

10.  die  freie  Wahl  des  Begräbnissortes  seitens  eines  in 
der  Stadt  sterbenden  Auswärtigen,  Art.  20  (1221  Art.  20,  1278 
[I]  Art.  47,  1340  Art.  55); 

11.  die  Bestimmung  über  das  Zeugniss  der  ,Leitkfiufer', 
Art.  21  (1221  Art.  21,  1278  [I]  Art.  48,  1340  Art.  56); 

12.  das  Niederlagsrecht,  Art  23  (1221  Art.  23,  1278  [I] 
Art.  50,  1340  Art  58); 

13.  das  Verbot  des  Kaufes  und  Verkaufes  von  Gold  und 
Silber  durch  Auswärtige,  Art.  23  (1221  Art  23,  1278  [I] 
Art  51,  1340  Art  58); 

14.  die  Bestimmung  über  falsches  Maass  und  Gewicht, 
Art.  25  (1221  Art  26,  1278  [I]  Art.  55,  1340  Art  63); 

15.  das  Verbot,  ungarischen  Wein  in  den  Burgfrieden 
einzuführen,  Art.  29  (fehlt  1221;  1278  [1]  Art.  61,  1340 
Art  75); 

16.  die  Zusicherung  des  Schutzes  für  österreichische  und 
fremde  Kaufleute,  Art  30  (fehlt  1221  und  1340;  1278  [I] 
Art  62). 

(Die  Verordnung  über  das  Tragen  gespannter  Armbrüste, 
welche  das  Wiener  Recht  von  1221  Art  24  enthält,  fehlt  1244 
und  Neust.,  ist  aber  Wien  1278  [I]  Art  52  und  1340  Art  61 
wieder  vorhanden,  vgl.  oben  S.  160.) 

Wie  unrichtig  ist  demnach  Würths  Behauptung  (S.  18), 
dass  kein  im  Wiener  Recht  von  1221  —  denn  die  Urkunde 
von  1244  kannte  er  nur  als  Hainburger  Privileg  —  nor- 
mirter  Gegenstand   in   der  Neustädter  Urkunde  übersehen  ist 


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175 

Aus  der  hiemit  in  den  Hauptpunkten  durchgeführten 
Vergleichung  des  Neustädter  Denkmals  mit  den  Wiener  Rechten 
ergibt  sich  für  ersteres  ganz  bestimmt  eine  Entwicklung s- 
stufe^  die  zwischen  jener  des  Wiener  Rechtes  von 
1244  und  jener  der  Urkunden  von  1278  liegt.  Einzelne 
Momente,  z.  B.  das  Privilegium  de  non  evocando,  der  Gerichts- 
stand des  Lehensherm  und  Bergmeisters,  die  Vertheilung  erb- 
losen Gutes,  die  Bezeichnung  des  Gegensatzes  zur  humilis 
persona  u.  s.  w.,  weisen  ebenso  bestimmt  auf  grössere  Nähe 
zwischen  Neust,  und  Wien  1278,  als  zwischen  Neust. 
und  Wien  1244.  Hiebei  ist  nicht  übersehen,  dass  bei  Ver- 
gleichung eines  aus  der  landesfiirstlichen  Kanzlei  hervorgegan- 
genen  Privilegs  (Wien  1244,  wohl  auch  1278)  mit  einer  inmitten 
des  vielgestaltigen  städtischen  Lebens  selbst  angefertigten  Dar- 
stellung des  geltenden  oder  erstrebten  Rechtszustandes  (Neust.) 
die  Schlussfolgerung  sich  nicht  so  frei  und  sicher  bewegen 
darf,  wie  bei  der  Vergleichung  je  zweier  gleichartigen  Grössen, 
eines  landesheriiichen  Privilegiums  mit  einem  andern,  einer 
städtischen  Codificirung  mit  einer  zweiten.  Sonst  hätte  die 
reichere  Exemplificirung,  die  ausgebildetere  Casuistik,  die  ganze 
mehr  auf  Entwicklung  des  Einzelnen,  Praktischen  und  Kleinen 
gerichtete  Anlage  des  Neustädter  Rechtes  verleiten  können, 
es  noch  hinter  das  Wiener  Recht  von  1340  zu  setzen,  was 
allein  auf  diese  Momente  hin  doch  gewiss  nicht  statthaft  wäre. 
Die  Bestimmungen  des  Wiener  Rechtes,  die  dem  Neustädter 
fehlen,  sind  nicht  von  der  Art,  dass  aus  diesem  Abgang  auf 
zurückgebliebene  Entwicklung  und  höheres  Alter  des  letztern 
geschlossen  werden  dürfte.  Wenigstens  bei  den  Sätzen  über 
Fraüenraub,  falsches  Zeugniss  und  unrichtiges  Maass  und  Ge- 
wicht (oben  S.  173  und  174,  Punkt  4,  8  und  14),  vielleicht 
auch  bei  jenen  über  den  Bürgen  des  Todschlägers  und  gewisse 
Verwundungen  (Punkt  1  und  2)  ist  ein  Uebersehen  des  Be- 
arbeiters bei  der  genügend  nachgewiesenen  Ungründlichkeit 
seiner  Methode  der  nächstliegende  Erklärungsgrund;  andere 
Kategorien,  etwa  die  unter  10,  13,  15,  einzuführen,  war  aus 
localen  Gründen  unmöglich.  Auch  der  Rest  jener  Ueberschüsse 
ist  fQr  die  Datirung  durchaus  belanglos. 


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176 

§.5. 
Ergebnisse. 

Die  eingehende  Prüfung  zahlreicher  Einzelheiten  unseres 
Denkmals,  die  Vergleichung  desselben  mit  dem  echt  documen- 
tirten  Neustädter  Rechte  und  mit  den  Wiener  Privilegien  des 
XIII.  Jahrhunderts  hat  ergeben: 

1.  Die  mit  dem  Namen  eines  Herzogs  Leopold  —  wahr- 
scheinlich Leopolds  VI.  (VII.)  des  Babenbergers  —  als  Aus- 
stellers versehene  Wiener-Neustädter  Stadtrechtsurkunde  ist 
nicht  ein  aus  der  landesfürstlichen  Kanzlei  hervorgegangenes 
Privilegium.  Sie  ist  vielmehr  die  aus  echten  Privilegien,  Raths- 
schlüssen,  Taidingsaufzeichnungen  und  aus  bis  dahin  ungeschrie- 
benem Gewohnheitsrechte  der  Stadt,  dann  aus  dem  Stadtrechte 
Herzog  Friedrichs  H.  für  Wien  von  1244  mit  wenig  Qeschick 
zusammengestellte  Arbeit  eines  Unbekannten. 

Ist  es  gelungen,  diese  Ansicht  im  Gange  der  Untersuchung 
fest  zu  begründen,  so  ist  damit  Meillers  Hypothese,  die  Ur- 
kunde sei  von  dem  habsburgischen  Herzog  Leopold  HI.  um 
das  Jahr  1381  gegeben,  beseitigt.  Von  der  Aufstellung  dieser 
Hypothese  hätte  übrigens  schon  die  Sprache,  in  der  das  Denk- 
mal abgefasst  ist,  abhalten  können.  Seit  Rudolf  IV.  haben 
österreichische  Herzoge  Stadtrechtsprivilegien  nicht  mehr  in 
lateinischer  Sprache  erlassen.  Das  jüngste  österreichische  Pri- 
vilegium für  Neustadt  in  lateinischer  Sprache  ist  jenes  von 
Rudolf  IV.  ddo.  1360,  Juni  2  (oben  §.  2  nr.  38).  Wien  hat 
sogar  schon  1288  sein  letztes  lateinisches  Privileg  erhalten 
(Tomaschek  W.  R.  nr.  21). 

2.  In  Bezug  auf  die  Zeit,  in  welcher  das  Werk  als 
Ganzes,  wie  es  uns  vorliegt,  entstanden  ist,  ergibt  sich  als 
feste  Grenze  gegen  die  Vergangenheit  hin  das  Jahr  1251,  da 
die  Schlussformel  des  Ottokarischen  Privilegs  aus  diesem  Jahre 
wörtlich  herübergenommen  ist  (oben  S.  115  f.).  Weit  unsicherer 
ist  die  Grenze  gegen  die  Gegenwart  her.  Aus  äusserlichen 
Momenten  gewinnen  wir  da  einen  einzigen  Haltpunkt:  die  £ut- 
stehungszeit  der  ältesten  Handschrift,  c.  1380  (oben  S.  80). 
Dass  einzelne  Artikel  bestimmt  um  Vieles  älter  sind,  z.  B. 
c.  92  vor  1254  entstanden  ist  (S.  132),  kann  natürlich  für  die 
Entstehungszeit  des  Werkes  als  eines  Ganzen  nicht  mass- 
gebend sein. 


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177 

Den  weiten  Spielraum  zwischen  1251  und  1380  zu  ver- 
engem, ermöglichte  uns  die  Zusammenhaltung  unseres  Denkmals 
mit  den  Rechtsurkunden  der  benachbarten  Landeshauptstadt. 
Aus  einer  Menge  von  Vergleichungspunkten  hat  sich  ergeben, 
dass  die  Entwicklungsstufe  des  Rechtsinhaltes  unseres  Denkmals 
zwischen  jener  des  Wiener  Rechtes  von  1244  und  jener  der 
Wiener  Rudolfina  von  1278  liegt;  ferner,  dass  Neust,  näher  bei 
Wien  1278  als  bei  Wien  1244  steht  (S.  175);  dass  aber,  während 
Benutzung  des  Wiener  Fridericianums  von  1244  unzweifelhaft 
stattgefunden  hat,  Bekanntschaft  mit  den  Wiener  Urkunden 
von  1278  nirgends  nachgewiesen  werden  kann,  dass  insbeson- 
dere in  einem  Punkte,  wo  Wien  1237  von  Wien  1278  (II) 
im  Ausdrucke  abweicht,  Neust,  dem  Wortlaute  der  altem  Ur- 
kunde folgt  (S.  143).  Damit  ist  die  Entstehungszeit  der 
Neustädter  Urkunde  auf  den  Zeitraum  von  1251  bis 
1278  eingeschränkt. 

Auf  dem  Wege  nach  meinem  Ziele,  den  Zeitpunkt  der 
Anfertigung  unseres  Falsums  möglichst  genau  festzustellen, 
sehe  ich  mich  an  diesem  Punkte  von  weiteren  concludenten 
Thatsachen  verlassen.  Ist  es  mir  deshalb  gestattet,  von  hier 
ab  den  Boden  der  Vermuthung  zu  betreten,  so  möchte  ich 
eine  solche  für  den  Schluss  des  Jahres  1276  oder  die 
ersten  drei  Viertheile  des  Jahres  1277  geltend  zumachen 
versuchen. 

Wie  das  Thun  und  Lassen,  das  Wollen  und  flaben  der 
Hauptstadt  für  die  Provincialstädte  einen  Gegenstand  eifer- 
süchtiger Aufmerksamkeit  bildet,  wie  diese  bemüht  sind,  es 
jener  im  Erreichbaren,  oft  auch  im  nicht  Erreichbaren,  gleich 
zu  thun,  erfahren  wir  heute  täglich.  Es  ist  zu  den  Zeiten 
unserer  Vorväter  nicht  anders  gewesen.  War  durch  die  Gnade 
des  Landesfürsten  der  Hauptstadt  eine  Fülle  von  Rechten  und 
Freiheiten  zugewandt,  so  ergab  sich  das  Streben  der  Land- 
städte nach  gleichem  Besitze.  In  Oesterreich  ist  es  den  Städt- 
chen Hainburg  und  Eggenburg  noch  im  Laufe  des  XIII.  Jahr- 
hunderts gelungen,  die  Begabung  mit  dem  Rechte  von  Wien 
zu  erlangen;  noch  in  den  ersten  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts 
schwang  sich  Krems  auf  die  gleiche  Stufe.  Minder  begünstigt 
dagegen    fand    sich    die   Neustadt.  ^    Als   nach    dem    Ausgange 

*  Das«  in  Art  6   des  rndolfinischen   Privilegs  von  1277   eine  Bewidmung 
Neustadts  mit  Wiener  Recht  gelegen  sei,  Tomaschek  in  Wiener  phil.-hist. 
Archiv.  Bd.  LX.  1.  H&lfte.  12 


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178 

der  Babenberger,  nach  fast  funQährigen  Wirrnissen  ein  neuer 
Herzoge  das  Land  betrat,  die  Städte ,  der  wüsten  Zustände 
müde,  unter  Vortritt  Wiens  ihm  ihre  Thore  öffneten,  da  nahm 
man  in  Neustadt  zuerst  die  Gelegenheit  wahr  zu  erwerben, 
was  Wien  seit  Jahren  besass:  man  schrieb  das  Wiener  Eaiser- 
privileg  von  1237  bezw.  1247  für  Neustadt  um  und  l^e  die 
Fälschung  dem  neuen  Landesherrn  zur  Bestätigung  vor.  Unter 
allen  Städten  hatte  die  Neustadt  allein  mit  der  Anerkennung 
Ottokars  sich  einigermassen  schwierig  gezeigt;  sein  Entgegen- 
kommen in  der  Privilegienfrage  konnte  den  Widerstand  brechen. 
So  ward  denn  die  Bestätigung  ertheilt,  trotz  der  fast  augen- 
fälligen Unechtheit  der  Vorlage.  (Vgl.  Lorenz,  Deutsche  Gesch. 
1,  93.) 

Der  erste  Erfolg  munterte  bei  Wiederkehr  der  Gelegenheit 
zu  weiterer  Unternehmung  auf.  Jene  war  gekommen,  als  fünf- 
undzwanzig Jahre  später  der  römische  König,  feindselig  gegen 
Ottokar  gewandt,  die  Marken  des  Landes  überschritt,  als  nach 
der  Capitulation  der  Hauptstadt  Ottokar  Oesterreich  an  Rudolf 
hatte  abtreten  müssen,  und  für  die  geistlichen  und  weltlichen 
Körperschaften  des  Landes  Bestätigung  der  beigebrachten  Rechte 
oder  Verleihung  neuer  durch  den  König  in  Aussicht  stand. 
Da  schickte  man  sich  in  Neustadt  an  zu  wiederholen,  was 
schon  einmal  -so  gut  gelungen  war.  Nur  sollte  jetzt  die  Sache  in 
grösserem  Stile  durchgeführt,  die  Gelegenheit  ergiebiger  ausge- 
nutzt werden.  Nicht  nur  die  Hauptpunkte  des  Wiener  Rechtes 
von  1244,  das  für  das  rechtliche  Leben  der  Bürger  noch  mehr 
praktischen  Werth  besass  als  das  Kaiserdiplom  von  1237, 
sondern  auch  alles  aus  dem  heimischen  Rechte  der  Stadt  sich 
Darbietende  wurde  aufgerafft,  dabei  auch  nicht  unterlassen, 
ein  Capitel  (102)  einzuschalten,  das  die  Bürgerschaft  vor  den 
drohenden  Steuerauflagen  des  Königs  schützen  konnte  (vgl. 
Cont.  Zwetl.  HL  bei  Pertz  SS.  9,  657,  Annal.  Colmar.  bei 
Böhmer,  Fontes  2,  11).  Alles  dies  ward  in  Hast  und  Ueber- 
stürzung,  deren  Spuren  in  dem  Denkmale  allenthalben  zu  Tag^ 
treten,  zu  einem  wenig  gelungenen  Ganzen  zusammengeschweisst, 
das  man  unter  die  Aegide  Herz(^  Leopold  des  Glorreichen  —  für 
Oesterreich  damals  noch  der  Geber  alles  guten  Rechtes  ^  —  stellte. 

Sitzungsber.  83,  297,  vgl.  345,  scheint  aas  dem  Wortlaute  desselben  nicht 
gefolgert  werden  za  können. 
«  Vgl.  Siegel  in  Wiener  phil.-hist.  Sitzungsber.  36,  121. 


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179 

Das  Werk,  in  der  äussern  Form  eines  Diplomes  sich  darstellend, 
aber  nicht  mit  dem  Siegel  des  Ausstellers,  sondern  mit  jenem 
der  Stadt  versehen  (oben  S.  99),  ward  nebst  anderen,  echten, 
aber  unverfänglichen  Urkunden  und  Acten  der  königlichen 
Kanzlei  zur  Bestätigung  vorgelegt.  Aber  diesmal  blieb  der 
Erfolg  aus.  Die  zahlreichen,  mitunter  höchst  gröblichen  Miss- 
griflfe  in  dem  Fabricate,  die  stilistischen  Mängel  desselben, 
seine  ungenügende  äussere  Beglaubigung,  konnten  der  wohl- 
geordneten und  trefflich  besetzten  Kanzlei  des  Königs  nicht  ent- 
gehen. Sie  versagte  die  Bestätigung  und  gab  dafür  am  22.  No- 
vember 1277  ein  Privilegium  völlig  selbständiger  Fassung  hinaus. 

Dies  meine  Hypothese  —  und  nur  den  Werth  einer 
solchen  nehme  ich  für  die  letzten  Ausführungen  in  Anspruch. 
Ich  übersehe  nicht,  dass  ihr  das  oben  S.  114  besprochene 
Verhältniss  von  Leop.  c.  76  zu  Rud.  1277  Art  11  einige 
Schwierigkeit  bereitet;  scheint  ja  doch  hier  Rud.  von  dem 
Falsarius  benutzt  und  in  seiner  gewohnten  Weise  stilistisch 
behandelt  worden  zu  sein.  Aber  wie  schon  a.  a.  O.  angedeutet 
ist,  bietet  sich  die  Annahme  dar,  dass  beide  Stellen  auf  eine 
gemeinsame  Vorlage  zurückgehen,  die  heute  verschollen  ist. 
Aehnlich  verhält  es  sich  ja  auch  bei  Leop.  c.  103  und  Rud. 
Art.  19,  wo  die  gemeinsame  Quelle  noch  in  Ottok.  1253 
Art  1  und  3  vorliegen  dürfte,  vgl.  oben  S.  115.  Der  An- 
sicht, der  Fälscher  habe  die  rudolfinische  Handfeste  von  1277 
vor  sich  gehabt,  kann  überhaupt  mit  der  Frage  entgegen- 
getreten werden,  warum  er  denn  aus  dem  reichen  Schatze 
ihrer  Verleihungen  gerade  nur  diese  eine  sich  angeeignet, 
andere  weit  wichtigere  und  förderlichere,  z.  B.  das  Dingen 
vom  Stadtgerichte  an  den  Rath,  das  Testirrecht  über  die  ge- 
sammte  Habe,  die  Befreiung  vom  Strandrecht,  die  Lehen* 
fkhigkeit  der  Bürger,  das  Verbot  der  Einfuhr  ungarischer 
Weine,  beiseite  gelassen  habe,  für  welche  alle  der  Schein 
höhern  Alters  doch  genau  ebenso  wichtig  oder  —  gleichgültig 
sein  musste,  als  für  jene  eine? 

Eben  diese  Erwägung  ist  auch  geltend  zu  machen,  wenn 
die  Priorität  des  Rndolfinums  wegen  der  Thatsaehe  behauptet 
werden  wollte,  dass  hundertsiebzig  Jahre  lang  nach  Erlassung 
desselben  von  Seite  der  Neustädter  keine  Berufung  auf  das  Leo- 
poldinum  stattfand,  auch  damals  nicht,  als  in  jenem  Conflicte 
mit  den  Wiener  Bürgern  am  Ende  des  XHI.  Jahrhunderts  so 

12* 


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180 

starke  Versuchung  dazu  vorhanden  gewesen  wäre  (s.  oben 
S.  117  f.).  Aus  dieser  Thatsache  scheint  mir  vielmehr  eine 
Bestätigung  desjenigen  Theiles  meiner  Hypothese  zu  fliessen^ 
welcher  die  Zurückweisung  des  Falsificates  durch  die  Kanzlei 
Rudolfs  annimmt,  ein  Ereigniss,  dessen  Kunde  die  Zeitgenossen 
sicherlich  überdauert  hat.  Hieher  gehört  auch  noch  Folgendes. 
Um  das  Jahr  1280^  vielleicht  zur  Zeit  und  aus  Anlass  der 
Belehnung  Albrechts  mit  dem  babenbergischen  Erbe,  scheint 
in  Neustadt  ein  Copialbuch  der  wichtigsten  städtischen  Ur- 
kunden angefertigt  worden  zu  sein,  welchem  das  angebliche 
Leopoldinum,  dessen  wenig  Jahre  altes  Missgeschick  noch 
frisch  in  der  Erinnerung  lebte,  nicht  einverleibt  ward.  Ich 
schliesse  auf  das  Vorhandensein  jenes  Copialbuches  aus  dem 
Umstände,  dass  die  nachfolgend  verzeichneten  Urkunden  aus 
der  Zeit  von  1251  (bezw.  1237)  bis  1277: 

1.  Herzog  Ottokars  Judenordnung  von  1253, 

2.  desselben  Privileg  für  Neustadt  v©n  1253, 

3.  desselben  Revers  an  die  Neustadt  von  1251  betreffend 

das  Erbrecht  der  babenbergischen  Nachkommen, 

4.  desselben   Bestätigung   des  Fridericianums   von    1247, 

5.  die   Urkunde  König  Wenzels   von   Böhmen   für   Neu- 

stadt von  1251, 

6.  die  Urkunde  der  drei  Bischöfe  für  Neustadt  von  1251, 

7.  König  Rudolfs  Landfriede  von  1276, 

8.  das  Friedensinstrument  von  1276, 

9.  das    grosse    rudolfinische  Privileg   mit    der   ihm   ange- 

hängten Aufzeichnung  über  das  Richterrecht  *  — 
in  den  Neustädter  Handschriften  AI  nr.  1  und  nr.  3  je  in 
der  gleichen  Reihenfolge  erscheinen  (s.  oben  S.  81),  ohne 
dass,  wie  die  Vergleichung  der  beiderseitigen  Lesarten  ergeben 
hat,  3  aus  1  abgeleitet  wäre.  In  der  Hs.  1  steht  Leop.  an  der 
Spitze  der  Reihe,  in  3  nach  derselben  durch  einige  Zwischen- 
stücke von  ihr  getrennt,  kann  also  jenem  Cartular,  aus  dem 
die  Urkunden  in  die  beiden  Hss.  übernommen  wurden,  nicht 
angehört  haben.  Erst  im  XIV.  Jahrhundert  begann  man  das  Leo- 
poldinum  in  die  städtischen  Privilegienbücher  aufzunelmien,  als 
die  Thatsache  seiner  Ablehnung  durch  Rudolf  in  Vergessenheit 

>  Hier  wSre  ein  Haltpunkt  zur  Datirung  dieser  Aufzeichnung  gewonnen, 
den  ich  bei  Bearbeitung  meiner  Urkundl.  Beiträge  (S.  XXV),  da  mir 
damals  die  Hs.  3  leider  noch  unbekannt  war,    nicht  verwertfaen  konnte. 


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181 

gerathen   war  und    vielleicht  Niemand   in  der  Stadt  mehr   an 
seiner  Echtheit  zweifelte. 

3.  Wer  war  der  Fälscher?  wenigstens:  welchen  Kreisen 
gehörte  er  an?  welche  Partei  beeinflusste  ihn?  Dies  sind  Fragen, 
deren  Beantwortung  kaum  in  der  Form  der  unbestimmtesten 
Vermuthung  gewagt  werden  kann.  Aus  den  Hinweisen  auf  die 
leges  divinae  c.  12,  19,  auf  die  iura  canonica  c.  67,  auf  die 
divina  ultio  c.  56,  aus  der  wörtlichen  Anführung  einer  Bibel- 
stelle c.  53  könnte  auf  einen  Geistlichen  geschlossen  werden. 
Widerspricht  dem  das  Capitel  von  der  Schule  (115,  vgl.  oben 
S.  152  f.),  so  bietet  sich  die  Annahme  späterer  Einschaltung 
desselben  in  die  fertig  vorliegende  Arbeit  dar  —  eine  Annahme, 
nebenbei  bemerkt,  die  ich  nur  für  dieses  einzige  Capitel  be- 
gründet finden  könnte.  Starke  Parteigegensätze,  wie  sie  das 
städtische  Leben  des  XIII.  Jahrhunderts  anderwärts  an  die 
Oberfläche  bringt,  zeigen  sich  nicht;  der  ,Armen^  ist  wohl- 
wollend gedacht  (oben  S.  161);  die  Zünfte  freilich  gemessen 
nur  bedingte  Duldung  (ebd.).  Noch  ein  Punkt,  die  interpolirte 
Jurisdiction  des  Bürgermeisters  über  den  Stadtrichter,  die  ent- 
schieden nicht  Recht,  sondern  unmöglicher  Anspruch  ist  (s.  oben 
S.  146  f.),  lässt  erkennen,  dass  der  Stadtrath  dem  Werke  nicht 
durchaus  ferne  steht.  Es  mögen  unfreundliche  Begegnungen 
zwischen  dem  landesfurstlichen  Beamten  und  der  Bürger- 
behörde vorgefallen  sein,  welche  Anlass  zu  der  Interpolation 
gegeben  haben. 

Lenke  ich  die  Vermuthung  über  den  Verfasser  des  Denk- 
mals auf  den  Stadtschreiber  Neustadts,  der  ja  geistlichen 
Standes  gewesen  sein  kann,  so  bestimmt  mich  dazu  nur,  dass 
in  diesem  Manne  der  mit  dem  Schriften-  und  Urkundenwesen 
vertrauteste  Stadtbewohner  vorauszusetzen  ist,  dem  auch  ge- 
nauere Kenntniss  des  heimischen  Rechtes  nicht  gebrechen 
durfte.  Vgl.  Luschin,  Gerichtsw.  207  und  Weiss  in  Wiener 
6esch.-Q.  1.  Abth.  2,  257.  Im  XIII.  Jahrhundert  sind  folgende 
Schreiber  in  Neustadt  urkundlich  nachweisbar: 

Merboto  scriba:  Urk.  v.  1245,  Apr.  8,  o.  O.  (Orig.  im 
Deutschordens-Centralarch.  zu  Wien  nr.  161,  vgl.  Duellius, 
Hist.  ord.  equ.  Teuton.  78  nr.  1); 

ülricus  notarius:  1256,  o.  T.,  Neustadt  (Orig.  ebd.  nr.  228, 
Duellius  1.  c.  79  nr.  4),  und  1260,  Jan.  30,  Neustadt  (,in  castro 
quatuor  turrium')  (Orig.  ebd.  nr.  305,  Duell.  55  nr.  7); 


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182 

Sifndus  scriba:  1262^  Juni  4^  Neustadt  (Orig.  im  steierm. 
Landesarch.  nr.  798^); 

EberharduB  notarius:  c.  1270  <  (Fontes  rer.  Austr.  2.  Abth. 
11,  121  nr.  116);  Eberhardus  notarius  civitatis,  civis:  1287, 
Mai  29,  0.  O.  (Cod.  58  saec.  XV.  d.  Wiener  Staatsarch.  S.  232 
nr.  281,  vgl.  Hanthaler  Rec.  1,  228  nr.  11). 

Nur  der  letzte,  welcher  eben  der  kritischen  Zeit  an- 
gehört, ist  bestimmt  Stadtschreiber. 


II.  Ausgabe. 

Eine  neue  Ausgabe  des  Neustädter  Stadtrechtes  durfte  sich 
nicht  wie  die  erste  auf  die  lateinische  Originalfassung  des 
Denkmals  beschränken.  Die  deutsche  Uebersetzung,  welche 
dem  XIV.  Jahrhundert  angehört  und  im  Mittelalter  von  ungleich 
grösserer  praktischer  Bedeutung  war  als  der  Urtext  (s.  oben 
S.  78),  musste  vollständig  mitgetheilt  werden.  Im  Interesse 
der  bequemen  vergleichenden  Uebersicht  beider  Fassungen 
wurde  in  der  Ausgabe  Nebeneinanderstellung  derselben  auf 
gespaltener  Columne  durchgeführt. 

Für  die  lateinische  Fassung  ist  als  Grundtext  jener  des 
Neustädter  Codex  AI  nr.  1  —  Text  /  —  gewählt :  er  ist  nicht 
nur  der  älteste,  sondern  auch  der  vollständigste  und  correcteste. 
Nicht  so  leicht  war  die  Wahl  des  Grundtextes  fiii*  die  Ueber- 
setzung. Aus  der  Textgruppe  A  war  a  wegen  grosser  Fehler- 
haftigkeit, b  wegen  der  massenhaften  Auslassungen  nicht  ver- 
wendbar. Die  Gruppe  C  bietet  allerdings  die  älteste  Hand- 
schrift dar  (Neust.  Cod.  AI  nr.  1,  Text  Ca)]  aber  beide  Texte 
dieser  Gruppe  entfernen  sich  bekanntlich  von  der  ursprüng- 
lichen Gestalt  durch  Verkürzungen  und  Vereinfachungen  der- 
selben. So  erübrigt  die  Familie  B,  welche  in  der  That, 
wenn  auch  nicht  die  ältesten,  so  doch  die  correctesten  Hand- 
schriften der  deutschen  Fassung  enthält.  Aus  ihr  ist  die 
älteste  Handschrift,  Ba,  zur  Grundlage  des  Textes  genommen, 
welche  der  prächtigen  Jüngern,  56,   an  Correctheit  mindestens 

>  lieber  das  Datom  8.  oben  S.  158  nt  1. 


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183 

gleichsteht,   während  Ba'  als  Copie   von  Ba  keinen   selbstän- 
digen Werth  besitzt. 

Der  lateinische  Grundtext  ist,  von  einigen  sofort  anzu- 
führenden Ausnahmen  abgesehen,  buchstäblich  getreu  wieder- 
gegeben; so  sind  denn  auch  die  Inconsequenzen  in  der  Ortho- 
graphie (imp-,  comp-  und  inp-,  conp-,  pignus  und  pingnus, 
pecunia  und  peccunia  u.  s.  w.)  aus  der  Vorlage  übernommen. 
u  steht  in  der  Ausgabe  ausschliesslich  für  den  Vocal,  v  aus- 
schliesslich für  den  Consonanten,  i  für  Vocal  und  Consonant. 
Die  Interpunction  ist  im  Allgemeinen  dem  heutigen  Gebrauche 
gemäss  geändert;  jedoch  sind  entbehrliche  Zeichen,  auch  wo 
sie  dieser  gefordert  hätte,  vermieden.  Majuskel  ist  nur  im 
Satzanfange  und  bei  Eigennamen  bewahrt.  Schreibfehler  und 
andere  Versehen  der  Vorlage  sind  im  Texte  berichtigt,  unter 
den  Varianten  aber  bemerkt.  Grammatikalische  Fehler  der- 
selben wurden  —  unter  gleicher  Vorsicht  i —  nur  dann  ge- 
bessert, wenn  sie  nicht  durch  die  Seitenhandschriften  bestätigt 
sind.  Ein  durch  alle  drei  Handschriften  bezeugter  Fehler 
dieser  Art  erscheint  auch  im  Texte  der  Ausgabe;  er  gehörte 
der  Urhandschrift  an  und  ist  für  deren  Kritik  von  Wichtigkeit 
(vgl.  oben  S.  84  und  130).  Cursive  ist  angewandt,  wo  gegen 
alle  drei  Hss.  geändert  wurde;  Ergänzungen  augenscheinlicher 
Lücken  stehen  cursiv  in  eckigen  Klammern.  Petit  sind  alle 
diejenigen  Stellen  gedruckt,  welche  aus  Wiener  oder  noch  vor- 
handenen Neustädter  Privilegien  entlehnt  sind,  wobei  mittelst 
Sternchen  auf  die  unter  dem  Texte  angeführten  Ueberschüsse 
der  Quelle  verwiesen  ist. 

Der  deutsche  Text  ist  nach  den  Grundsätzen  bearbeitet, 
welche  von  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien 
für  die  Ausgabe  der  österreichischen  Weisthümer  aufgestellt 
sind.  Von  der  Anwendung  der  Majuskel  und  der  Cursive  sowie 
von  der  Interpunction  gilt  das  für  den  lateinischen  Text  Be- 
merkte. Die  Gestalt  des  Grundtextes  ist  auch  dort  bewahrt, 
wo  die  eines  Seitentextes  der  lateinischen  Fassung  näher  stand. 
Schreibfehler  und  Lücken  des  erstem  —  zu  ihrer  Erkenntniss 
und  Beurtheilung  bot  in  zweifelhaften  Fällen  der  lateinische 
Text  sichern  Anhalt  —  sind  aus  den  Seitentexten  gebessert, 
aber  in  den  kritischen  Noten  erwähnt. 

Bezüglich  der  Auswahl  der  Varianten  musste  bei  der 
deutschen  Fassung  weit  strenger  zu  Werke  gegangen  werden, 


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184 

als  bei  der  lateinischen.  Aber  auch  bei  dieser  verbot  es  sich 
ganz  von  selbst^  in  der  Anfuhrung  der  oft  ungeheuerlichen 
Verstösse  der  Seitenhandschriften  nach  Vollständigkeit  zu 
streben.  Jedoch  durften  solche  Versehen  dort  nicht  unbemerkt 
bleiben,  wo  sie  zur  Beurtheilung  des  Verhältnisses  der  Hand- 
schriften beizutragen  vermochten.  Ausserdem  sind,  nach  Ho- 
meyers  Vorgang  (Einleitung  zum  Ssp.  Ldr.  105  f.),  solche 
Abweichungen  vom  Grundtexte,  welche  einen  andern  Sinn 
geben  oder  den  gleichen  Sinn  durch  andere  Wendung  des 
Gedankens  oder  durch  andere  gleichbedeutende  Worte  aus- 
drücken, in  der  lateinischen  wie  in  der  deutschen  Fassung 
überall  angeführt;  in  letzterer  auch  solche  rein  dialektische 
Abweichungen,  welche  dem  Philologen  von  Interesse  sein 
konnten.  Die  Siglen  /.  und  fh.  bedeuten  ,fehlt'  bezw.  ,fügt 
hinzu^  War  eine  Lesart  sämmtlichen  Texten  einer  Gruppe 
gemeinsam,  so  geiügte  zu  ihrer  Einführung  die  Gruppensigle; 
also  steht  II  für  ,111  und  112",  B  für  ,Ba,  Bai  und  BV  etc. 
In  Fällen,  wo  die  Lesart  von  Cb  kennen  zu  lernen  erwünscht 
gewesen  wäre,  diese  aber  wegen  der  starken  Beschädigung 
der  Handschrift  nicht  mehr   zu   erkennen  war,   ist  dies  durch 

die  Formel  ßh '  angedeutet. 

Der  Text  musste  selbstverständlich  der  verschollenen  Ur- 
handschrift,  soweit  deren  Gestalt  noch  ei*schliessbar  ist,  mög- 
lic|;i8t  angenähert  werden.  Jedoch  war  es  unzulässig,  hierin 
so  weit  zu  gehen,  dass  auch  die  Capiteleintheilung  und  Zählung, 
welche  dem  Urtexte  gefehlt  haben,  wieder  beseitigt  worden 
wären.  Die  Ausgabe  folgt  darin  dem  lateinischen  Texte  /. 
Wäre  auch  hie  und  da  durch  Abweichung  von  demselben  eine 
befriedigendere  Gliederung  zu  erzielen  gewesen,  so  entschied 
doch  die  Rücksicht,  dass  nach  der  Zählung  des  Textes  /,  da 
sie  auch  Würth  angenommen  hat,  bereits  vielfach  citirt  ist 
Dagegen  habe  ich  die  in  den  Hss.  vorliegenden  Capitelüber- 
schriften  aus  meinem  Texte  entfernt  und  unter  die  kritischen 
Noten  gestellt.  Denn  jene  sind  sowohl  in  der  lateinischen  als 
in  der  deutschen  Fassung  jüngeres  Beiwerk,  überdies  häufig 
ungenau,  nichtssagend,  ja  geradezu  unrichtig;  vgl.  Text  /  zu 
c.  4,  5,   13,   42,  68  .  .  .  .,  alle  deutschen  Texte  zu  c.  6,  15, 

39,   61,   62,    73 ,    insbesondere    Ca  zu   c.  71,   76,   91, 

92,  93,  98,  102 Bestand  zwischen  einer  Rubrik,   wie 

sie  in  dem  Inhaltsverzeichniss  einer  Hs.  erscheint,   und  jener. 


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185 

welche  im  Texte  der  Hs.  steht,  ein  bemerkenswerther  Unter- 
schied, so  ist  auch  dieser  ersichtlich  gemacht  und  die  Lesart 
des  Registers  durch  ,Reg.*  eingeführt.  Die  zum  Texte  Aa 
angeföhrten  Ueberschriften  sind  sämmtlich  dem  Inhaltsver- 
zeichnisse desselben  entnommen  (s.  oben  S.  85).  Für  den 
Text  der  Ausgabe  habe  ich  zur  Erleichterung  der  Inhalts- 
übersicht selbst  Capitelüberschriften  angefertigt,  welche  sich 
vielfach  von  jenen  Würths  entfernen  mussten,  hie  und  da  aber 
auch  sich  diesen  anschliessen  konnten. 

Auf  die  Capitelüberschrift  folgen  in  je  besonderen  Zeilen 
zunächst  unter  ,Abh.'  Verweisungen  auf  die  Stellen  dieser  Ab- 
handlung, an  denen  von  dem  betreffenden  Capitel  die  Rede 
ist,  sodann  bei  den  nachweisbar  entlehnten  Capiteln  die 
Quellenangabe.  Für  beide  Zeilen  ward,  sowie  überhaupt  für 
Alles,   was   mein  Beiwerk  zum  Texte  ist,    Cursive  verwendet. 


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186 


(Zum  Prooemium  vgl  Ahh,  8.  123  /.  135  /,) 
Wim  1244  Prooem, 


Lenpoldos  dei  gracia  dox 
Anstrie,  Stjrie  etc.*  omnibos  pre- 
sens  scriptum  inspectoris  sa- 
Intern  in  perpetmim. 

Gloria  prineipiim  lacins  übe- 
rioBqne  per  pacem  et  quietem  subdito- 
mm  elncescit,  qüando  £una  clemende 
et  diligencia  proteccionis  eorom  exten- 
ditnr  ad  poBteros,^  salntem  qaoqaec 
merentur  a  domino,  com  eos  quibos 
presont  boni«  et  honestis  consweta- 
diniboB  et  institatifl  ab^  enormitatibas 
qnibiiB  non  solum  corpora  sed  et 
anime  perdontur,«  cohibent  et  ad 
iiuticie  tramitem  conyersacionemqne  ' 
bonam  etcnilibetg  proximo  sao  ntilem 
iuris  severitate  dirigunt  et  pro- 
dnennt.  Hinc  est  qnod  nos,  civiam 
nostromm  Nove**  civitatis  devo- 
cionem  et  peticionem  affectuosam  pia 
animadvertentes  i  consideracione)  do- 
nayimna  ipsis  ac^  posterisl  eonun 
etm  loxta  consiUnm  et  ammonicionem 
fidellum  acD  ministerialiom  nostromm 
perpetua    statoimns    donacione    iura 


•  St  etc.]  ///  Stirie,  2  et 
Stiriae.  »» i// pastores.  «/.  7/2.  V. //. 
•  112  conservantnr.  '  tr.  conv.]  // 
charitatem  conservacionemqae.  ^  IIl 
civibus,  2  civibus  et.    **  /  iure.    *  de- 

Yocionem animadv.]    /.    //. 

^lll  et.  ^  II /h.  devocionem  et  peti- 
cionem effectuosam  pia  anima  adver- 
tentis.     "»  /  ut    »  ///  hac. 


Leupolt  von  gotezgenaden 
herzog  ze  Osterreich  und  ze 
Steir*  wünschet  allen  den  die 
disen  brief  sehent  ^  dez  ewigen 
hailes.^  Die  er  der  fiirsten  er- 
scheinet weiten  und  fruchtper- 
leichen  von  dem  frid  und  von 
dem  gemach  irr  undertenigen, 
swenn  der  leunt  ir  g&t  und  die 
enzikait  irez  schermez  sich  prai- 
tet  und  gelang  ^  an  ir  chünf  tigen, 
und  verdienent  auch  daz  hail 
von  unserm  herren,  swenn  [si] 
die®  der  si  pflegent  und  under 
in  sind,  mit  g&ten  aufsätzen 
und  mit'  er  wer  gewonhait  wernt 
und  twingent  von  der  unge- 
h6rsam  da  niht  alain  der  leib 
halt  die  sei  von  werdent  ver- 
lom,  und  si  laitent  und  prin- 
gent  mit  dem  ernst  dez  rechten 
und  mit  g&ter  gewonhait  «^  an 
den  weg  der  gerechtikeit  der^ 
ainem  iegleichem  nütz  und  gut 
ist.  Darum  b  haben  wir  bedacht 


*  u.  ze  St.]  Ca  ze  Steyren  und 
herre  ze  Chrain,  b  ze  St.,  zu  Eemdten 

und ^  C  fh,  oder  hörent 

<^  der  Rest  des  Prooemium»  f,C,  ^  A 
gelanget  "  von  u.  h  .  .  .  .  die]  f.Ba\ 
^  Ä  fh.  ^eter.  «  m.  g.  g.]  ^6  ge- 
wonhait   deu    g^et    ist.     ^  Bb    den. 


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187 


per  qae»  dementer  eonmdem  päd 
ac  tranqnillitati^  possit  comode  pro- 
Tideri. 


mit  guter  betrachtung  die  an- 
dechtigen  und  die  girleichen 
pet  unser  purger  ze  der  Newen- 
stat,  daz  wir  nach  dem  rat 
und  nach  der  mainung  unserr 
getrewen  dienstherren  in*  und 
all  ir  nachchunft^  mit  ewiger 
gab  aufgesetzt  und  geben  haben 
die  reht  von  den  in  frid  und 
genad  und  gemach  besehen  und 
auch  beschermet  werden  mag. 


Cap.  1. 

Verfahren  vnder  einen  vermöglichen  Bürger,  welcher  der  Todtung 
einer  Person  von  mittlerem  Stande  beschuldigt  ist. 


(Ahh.  S,  116.  125.  136,  162.  165.) 
Wien  1244  Art.  1. 


c  Statuimas  ergo  ut,  si  aliquis 
dvium  habens  infra  muros^  dvitaÜB 
et  fossatome  ad  valorem  quinqna- 
ginta  talentoroin  in  hereditatibus  ^ 
de  bomicidio  foerit  incneatoa,  aat  yim 
vis  repellendo  quod  vulgariter  didtor 
n8twer  aut  casualiter  in  humilem 
personam  homiddium  conmiserit,  talis 
non  captivetur  a  iudice  civitatis 
ob  racionem  suarum  emen- 
darum  nee  fideiussione  indigeat 
prol^  se  olla,  sed  per  diem  illum  et 
noctem    sequentem   qaocumqae  velit 


*  1  hec.  ^  I  tranqnillitate. 
«  üeberschrifl  in  I:  Qui  hnmilem  per- 
sonam  interfidt  vel  per  nötwer  inter- 
fidt  **  //  mumm.  •  112  fossarum. 
n/h,  ei.    «/.  ///.    »»/  per. 


^Wir  setzen  daz  auf: 
swelher  purger  innerthalb  der 
statmaur  und  zwischen  der- 
selben^ maur  und®  dez  auzzern 
graben  hat  an  urbar  und  an 
erb  daz  funfzik  pfunt  pfennig' 
wert  ist,  wirt  er  gezigen  oder  ^ 
geschuldigt  einez  todslagez, 
oder  der^  sich  notwer^  seinez 
leibez  wert  ^  oder,  von  geschiht 
gevellet  in  einen  todslag  ainer 
mittern  person,  denselben  sol 
der    statrichter*     niht    durch 


•  alle  Hss.  ir.  ^  Ä  nagstkttnft. 
**  üeberichrifl  in  Aa  (Reiter):  Von 
burger  redit;  in  Ah:  Von  der  purger 
recht;  in  B:  Wer  fünfzig  pfunt  wert 
hat,  ob  der  einen  totslag  tftt,  cap.  2. 

*    C  der.    •  zwischen und] 

/.  Bb,    ff,  Bb,    tAC  und.     »»Cer. 
»  Cb  notwert.     ^  /.  C,    ^  Bb  richter. 


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188 

habeat  licenciam  fag^endL  Qui  si 
iudicium  fugerit,  tribus  edictis 
videlicet  per  ter  quatuordecim  * 
dies  a  iudice  et^  pretorio*  tunc 
citetur^  et  si  tunc  non  venerit  ad 
iudicium  non  coactus,  proscrip- 
tum  pronunciet  eum  iudex.  Et 
si  post  has  inducias  deprehen- 
sus  fuerit  vel  in  ipsis  induciis 
se  iudicio  non  presentaverit^ 
non  coactus,  iudicetur  de  eo  ut 
exigit  ordo  iuris,  id  est  quod 
duobus  testibus  ydoneis  cum 
evidenti  intersigno  quod  in  vul- 
gari  dicitur  hanthaft,®  vel 
cum  Septem  testibus  ydoneis 
preter  hanthaft^  iuramento- 
rum  deposicionibus^  devincatur 
et  pena  digna  per*»  iudicium 
puniaturJ 


•  //  xxüü.  »»  //  in.  «  90  aJle 
H99,;  Ue9  (in)  pretoriumf  ^112  ex- 
hibuerit.  •  //  handhalt.  ^  II  handhalt 
K  /disp.     ^  I  pro.     *  I  fh.  etc. 


seiner  wandel  willn  vahen  noch 
er*  endarf  chain  gewishait  für 
sich  darumb  tun/  er  sol  halt 
den  selben  tag  und  die  nacht '^ 
freien  wal  und  Urlaub  haben 
ze  gen  und  ze  fliehen  swo 
er  hin  wil  oder  mag.  Und 
fleucht  er  dann  darnach  daz 
gericht,  so  sol  er  von  dem 
rieh  ter**  geladen  und  gevodert 
werden  under  die  schrannen 
drei  vierzehen  tag.  Chumt  er 
dann  niht  in  der  zeit  unbe- 
twungenleich  in  daz  gericht, 
so  sol  ®  in  der  richter  in  die 
cht  chünden.  Und  wirt  er  nach 
der  zeit  begriffen  oder^  ge- 
vangen  oder  erpeut  er  sich 
niht  unbetwungenleich  in  daz 
gericht,  so  sol  man  hinz^  im 
richten  als  zeitleich*»  und  reht 
ist,  und  doch  also  daz  man  in 
mit  zwain  unbesprochen  *  zeu- 
gen^ und  mit  dem  sichtigen 
und  scheinigen*  zaichen  der 
hanthaft"»  oder  mit  siben  zeugen 
unbesprochen  &n  die  hanthaft 
und  mit  aufgehabten"  banden*» 
z4  den  aiden  überwinden  sol, 
und  sol  dann  gen  im  richten 


•  »tehl  nur  Baa\  »»  Cb  icht 
entftn.  ^  A  fh.  darnach.  <*  Ca  ge- 
richt.  •  Ca  fh.  man  gen  im  richten 
als  zeitleich  and  recht  ist  und  schol. 
*■  C  und.  K  Aa  zu,  C  gen.  ^  Ca  pil- 
leich.  *  Ah  Ca  ungespr.,  Ch  unverspr. 
^  Bh  mann  die  gezeugen  sein.  ^  u. 
seh.]  fC.  ^B  haubthaft.  |  C  fh.  und 
mit  anfgerakchten  banden.    »  Ca  auf- 

gerakchten.    <>  oder  mit  siben 

banden]  /.  Ch. 


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189 

and  in  pezzem  alz  er  ver- 
dienet hat  und  alz  daz  reht 
leret 


Caf.  2. 

Ueberweisung  des  Verfesteten» 

fÄbh,  S,  172,) 


*Item,  proßcriptus^  pro- 
bata  proscripcione  duobus  te- 
stibus  ydoneis  de  suo  malefieio 
superetur. 


*Swer  in  die  echt  mit 
reht  berufet^  oder  gechündet^ 
wirt  und  gen**  dem  die  echt 
beweret  wirt,  denselben  mag 
man  wol  mit  reht  mit  zwain 
unbesprochen  ®  zeugen  seiner 
Übeltat  überwinden. 


Cap.  3. 
Verfahren  beim  Ziehen  aus  der  Verfestung. 


<^Sed  si  idem  post  pro- 
scripcionem  ad  iudicium  ve- 
nerit  non  coactus  et  sine  iudi- 
eis  foro  facto,  id  est  quod  hoc 
precio*  non  conparaverit  apud 
ipsum,  et  iuret  se  vocacionem 
ad  iudicium  ignorasse  et  audita 
saa  vocacione  sive  proscrip- 
cione 88  non  coactum  iudicio 
presentasse  et  velle  assistere 
vel  astare   pro  eadem   causa* 


*  Ueberachr,    in    /;     Qaomodo 
prosoriptns  debet  devinci.    *>  II  prescr. 

*  üebertchr,  in  I:   Qui  representat  se 
indicio    non    coactns.     ^112    pacto. 

•  //  cum. 


Ist  aver  daz  der  selb  nach 
der  chundung  der  echt  zA  dem 
gericht'  chumt  unbetwungen- 
leich  und  an  geding  aller  miet 
und  unerchauft«^  aller  gab  von 
dem  richter,  und  swert  dann 
daz  er  die  ladung  und^  die 
vodrung  zfi  dem  gericht  nie* 
hab  gewest  noch  vernomen, 
und  nach*  der  vememung  der 
echt  und  der  vodrung  zu  dem 


•  U^erschr.  in  A:  Von  der 
acht;  in  B:  Ditzist  von  der  eht, 
cap.  3;  in  Ca:  Von  der  echte,  cap.  2. 
^  ACb  verruefet,  Ca  gerfift.  *^  Cb  ver- 
kündt.  ^  f.  Ab  C,  ^  A  Ca  ungespr., 
Cb  nnyerspr.     ^  Ba'  richter.    »  Ca  un- 

gechanft,  b ^  Bb  nach  (d,  i, 

noch).     *  Ca  nicht,  b ^  steht 

nur  Ca;  b 


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190 


iudicio  actoribus  respoDSums,* 
iudex  enm  a  proscripcione  ab- 
solvat;  et  tribus  placitis  con- 
pareat  coram  indice  non  co- 
actus,  et^  de  eo  sicut  de  non 
proscripto  et  non^  coacto  de 
cetero^  ludicetur. 


geriebt  sieb  unbetwuiigenleicb 
ze  rebt  und  ze  geriebt*  er- 
peutet  umb  die  selben  sach  ze 
antwurten^  und  ze  sten  den 
chlagern,  der  ricbter  sol  in  auz 
der  eebt  lazzen  und  enpinden 
und  sol  darnacb  dreu  taiding 
unbetwimgenleich  für  daz  ge- 
ricbt  gen  und  darinn  erscbeinen, 
und  sol  dann  fiirbaz  von  im 
richten  alz  von  ainem  der  in 
der  eobt  niht  enist  und  der 
unbetwungenleicb  ftir  daz  ge- 
riebt gegangen  ist.<^ 


Cap,  4* 

Reinigung  bezw.   Ueberführung  bei  Verbrechen,  welche  an  Leben 

oder  Ehre  gehen. 


*Si'  accusatus  de  bomi- 
cidio  aut  rapina  aut  furto^  aut 
alio  maleficio  quod  personam 
habet  tangere^  vel  bonorem, 
vocatusque^  ad  iudicium  vene- 
rit  non^  coactus  et  suam  in- 
nocenciam  yelit  ostendere  et 
plures  expurgatores  habere  non 
poterit,  se^  sui  solius  iura^ 
mento  expurget'  et  sit  über  a 


*  //  respoDflurifl.  ^  H  2  tone 
V-  ^^.  *  de  c]  /.  112,  •  Ueber^chr, 
in  I:  Qnomodo  civis  de  maleficio  in- 
cQsato  (so,  Ueä  incnsatnaf^  se  ex- 
pnrget.  '  //  fh.  antem.  s  //  furtn. 
^  h.  t]  II 2  tangit.  *  //  vocatus. 
kZ/2timc8e.    ^  f,  II L 


^Ist  daz  man  ainen^  man 
rüget  oder  zeichet '  einez  tot- 
slagez  oder  raubez  oder  deuf 
oder  ander  Übeltat  die  den 
leib  oder  die  er  antrifi^  oder 
anget,^  chumt  er  geladen  un- 
betwungen  fiir  daz  gericht  und 
wil  sein  Unschuld  da  erzaigen 
und  mag  niemant  mer^  ge- 
haben der  in  der  inzicht^  bered 


•  u.  ze  g.]  /.  C,    *  mnb 

antw.]  /.  Bb.    «  und  der geg. 

ist]  /.  a  *  UeberMchr.  in  Aa:  Von 
nntatt;  in  Ab:  Von  ontatt  aim  tod- 
slags;  in  B:  Von  zeichen  einez  tot- 
slagez  (Reg.  fh,  oder  von  anderr  übel 
getat),  cap.  4;  in  Oa:  Von  der  nntat, 
cap.  3.  •  m.  a.]  »o  nur  Ca  (b ,,  ,,)y 
die  übrigen  der  (!J,  '  Ca  fh,  ainer 
antat  oder,  i  Boa'  trift,  6  an  rOret. 
^  o.  a.]  /.  C.  ^  Boa'  in.   ^  C  nnzncht 


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191 


iudice  et  actore.  Si  autem  ac- 
tor  velit  accusatum  Septem 
virorum  proborum  testimonio 
superare,  aceusatus  se  expur- 
get  secundum  quod  pax^  fuerit 
instituta,  nisi  in  ipsa  accione 
maleficii  id  est  hanthaft^  fue- 
rit deprehensus;^  tunc  actoris 
testimonium  audiatur. 


und  beschön  dann  sich  alain,* 
der  sol  sich  mit  sein  selbez 
aid  bereden  und  sei  ledig  und 
frei  von  dem  richter  und^  von 
dem  chlager.  Ist  aver  daz  der 
chlager  den  schuldigen  und 
den  gerfigten  überwinden  wil 
mit  siben  frumen  mannen^  so 
sol  sich  der  antwflrter  und  der 
geriiget  bereden  nach  der  stat 
reht,  also  daz  vier  frum  man 
mit  samt  im  ir^  hend  aufreken 
sülln  und  die  stillen  in  mit 
im  aiden  bereden,  ez  sei  dann 
alz  vil  daz  man  in^  an  der 
hanthaft  begreif,  so  sol  man 
dez  chlagerz  bewarung  und  ge- 
zeugt   hfirn. 


Cap.  S. 
Reinigung  von   der  Anklage   auf   Tödtung^  wenn  Uebernebnung 

angeboten  ist. 

^Pacem    itaque    civitatis  ' 

instituimus  taliter  quod  aceu- 
satus pro  mortuo  proprio  iura- 
mento  et  aliis  quatuor  pro- 
borum virorum  manibus  secum 
elevatis  eoram  iudicio  se  ex- 
purget. 


^  II  2  fh,  iusticiae.  ^111 
hanthalt.  ||  i.  e.  h.]  /.  112.  «  112  fh, 
qnod  Yulgari  dicitnr  handthat. 
*  üehertchr.  in  1:  Quomodo  de  homi- 
cidio  civis  se  expurg^et. 


•  A  ainen.  *»  Bb  fh,  auch. 
*  Bb  die.  */.  Baa\  •  Cb  zengnuss. 
'  data  Würths  Angabe,  dieter  Ab- 
tehnift  fehle  im  deuttehen  Texte  gäwt- 
lich,  auf  einem  Irrthume  beruht^  zeigt 
die  Uebertetssung  von  c,  4  a.  E, 


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192 


Cap.  6* 
Beweis  der  Nothwehr. 


'Item,  81  aliquis  accusatus 
fuerit  pro  mortuo  vel  eciam 
Yulnerato  et  ipse  hoc  vim  vi 
repellendo  asserat  86  fecisse 
et  hoc  probet  pro  mortuo  suo 
iuramento  cum  aliis  quatuor  pro- 
borum  ^  civium  manibus  secum 
coram  iudicio  elevatis,  pro  vul- 
Derato  autem  cum  duobus,  et^ 
8it  liber  a  iudice  et  actore. 
Quod  si  vero  facere  nequiverit, 
de  eo  ut  iustum  fuerit  iudi- 
cetur. 


*  Ueberschr,  in  l:  Quomodo  de 
homicidio  civis  se  exparget  quod  di- 
citur  not  wer.  ^  II  fh.  virorum. 
«    so  alle  3  H99. 


'Ist  daz  man  ainen  zei- 
chet^ einez  totslagez®  oder 
umb  einen  wunden^  den  er 
gewundet  hat,  und  gicht  der 
antwurter  er  mfist  ez  tön 
dÄrch  notwer  seinez  leibez,  und 
beweret  daz  umb  den  toten 
mit  sein  selbez  aid  und  mit 
vier  frumen  purgern  die  mit 
samt  im  den  aid  t&nt  und  ir 
hend  aufrekent  in  ze  bereden,® 
dez  sol  er  geniezzen.  Aver  umb 
den  wunden  bedarf  er  neur^ 
zwair  zu  im  die  mit^  im  ir 
hend  aufreken  ze  beredung.  ^ 
Der  sol  dann^  ledig  sein  von 
dem  richter  und  von  dem 
chlager  paiden  umb  den  toten 
und  umb  den  wunden.  Mag 
er''  aver  der  bereder  und  *  der 


•  Ueherachr.  in  Aa:  Von  chla- 
gem;  in  Ab:  Der  ainen  m&n  bedagt 
und  zeicht;  in  B:  Von  zeichen  einez 
totslagez  oder  einer  wunden,  cap.  5; 
in  Ca:  Von  den  chlagem,  cap.  4. 
»»  AC  fh,  oder  bechlait  «  e.  t.]  il 
umb  ainen  toten,  C  umb  ainen  er- 
slagen.    ^  n.  e.  w.]  B  einer  wunden. 

*  im  den  aid bereden]  AC  in 

(f,  Aa)  ir  hend  zn  dem  aide  (A  den 
aiden)  und  in  zu  bereden  aufrekchent, 
Baa'  ir  zu  den  aiden  tftnt  u.  auf- 
rekent in  ze  bereden,  h  in  den  aid 
t  u.  aufr.  in  ze  her.  ^  AC  nur,  Ba' 
newer,  b  ntir  (u.  so  im  Folgenden 
meUtena).  «  C  fh,  sampt  ^  Eb  Ca 
bereden.    ^  f.  AC.    ^  f.  AB.    ^  f.  B. 


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193 

gezeugen  umb  den  toten  und 
umb  den  wunden  niht  gehaben^ 
so  Bol  man^  hinz  in  richten 
alz  reht  ist. 


Cap.  7. 

Verfahren  wider  einen  vermöglichen  Bürger y  welcher  der  Tödtung 
einer  Person  von  höherem  Stande  beschuldigt  ist, 

(Ahh.  8.  162.  166.) 


'Item,  si  aliquis  civis  ha- 
bens  ad  quinquaginta  lib.  den. 
in  civitate*  aliquem  de  nobi- 
libus^  terre  aut  nostre  familie 
aut  unum  de  melioribus  civi- 
tatis occiderit^  et  hoc  vim  vi 
repellendo  non  fecerit  nee  pro 
defensione  civitatis  vel  auxilio 
iadicis/  talis  a  iudice  capti- 
vetur  et  detineatur  donec  de 
sua  culpa  vel  innocencia  iudi- 
cionaliter^  cognoscatur,  et  hoc 
nisi  pro  se  in  civitate  suffi- 
cientem  fecerit  caucionem.  Suf- 
ficientem  autem  caucionem 
dicimus  que  fit  secundum  iura- 
torum  consilii  moderamen. 


•  üeberachr.  in  I:  Qui  inter- 
ficit  aliquem  nobilem  vel  de  familia 
dncifl  vel  podoribus  civitatis.  ^  I  fh. 
et  «  Hl  maioribas,  2  nominiboB.  *  // 
ceciderit  *  a.  L] // auxilii  iadicii.  '// 
iadicio. 


Arehiv.  Bd.  LX.  I.  H&lAe. 


^Ist  daz  ein  purger  auf 
fünfzig  pfund  ^  hat  in  der  stat, 
und  ist  daz  er  ainen  man  von 
dem  land  oder  ainen  unserz 
gesindez  oder  ainen  frumen 
purger  von^  der  stat  ze  tot 
siecht  und  hat®  daz  niht  getan 
durch  notwer^  seinez  leibez 
noch  durch  chain  bescher- 
mung?  der  stat  noch*^  durch 
hilf  dez  gerichteZ;  den  selben 
sol  der  richter  aufhaben  und 
vahen  unz  daz  man  sein  schuld 
oder  sein  Unschuld  >  mitgericht- 
leicher  urtail  ervar  und  ervind, 
und  sol  für  sich  darumb^  in 
der*  stat  vollen  und  g&teu  ge- 
wishait  t&n  nach  der  gesworn 

■i4  der  richteri  ßer.  ^Ueberschr. 
in  Aa:  Von  todsleg^en;  in  Ah:  Umb 
totslagen  der  purger;  in  B:  Von  der 
purgier  reht,  der  fünfzig  pfund  hat  in 
der  stat)  ob  der  ainen  ze  tod  siecht, 
cap.  6 ;  in  C:  Von  todsiegen  (a  fh. 
cap.  5);  in  Aa  am  Rande:  Von  tod- 
sclag.  ""  ACfh,  wert.  ^  Bh  aus.  «  Cfh. 
er.  ^Ba'  natur.  ^  Ca  fk.  seines  leibes 
noch.  *»  ABfh.  mit  hilf  noch.  *  o.  s.  u.] 
/.  Baa\  V.  Bh.  »  Bh  die. 
13 


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194 


purger    rat    und 
seiner  genug.* 


auch    nach 


Cap.  8. 
Wenn  zwei  sich  gegenseitig  tödten. 

(Ahh.  S,  166.) 


*Item,  ßi  duo  simuP  pung- 
naverint  et  adeo  se  invicem 
vulneraverint  quod  ambo  ex 
Yulneribus  moriuntur,  cuilibet 
eorum  sufficiat  suum  damp- 
num.  Si  autem  unus  eorum 
vivus  remanserit,  hic^  emendet 
iudici  et  amicis. 


^Ist  daz  zwen*'  mit  ein- 
ander vechtent  und  sich  ped 
mit^  einander  ze  tod  slahent, 
ietweder  mflz  seinez  schaden 
genfigen.  Ist  aver  daz  der  ain 
genist,  der  selb  sol  den  toten 


pezzern 
freunten, 


«  dem  richter  und  den 


Cap.  9. 

Reinigungsverfahren,   wenn   ein    Reicher    eines    Todschlages   etc, 

beschuldigt  wird. 

(Ahh,  S.  160,) 


*Item,  si  aliquis  civis® 
occisus  fuerit  vel  eciam*  vul- 
neratus  et  alicui  diciori  ob 
pretencionem  ^    peccunie^   hoc 


*  Ueber$ehr,  in  I:  Qa&ndo  duo 
mutao  86  interficiunt  *>  //  invicem. 
«  II  hoc.  ^  Ueherachr.  in  I:  Si  ali- 
qais  dives  ininste  fderit  accusatns  de 
homicidio  propter  suam  peccuniam. 
•  /.  //.  ^  II 1  presentacionem,  2  pro- 
missionem.     « /.  /. 


'Ist  daz  ainer  erslagen 
oder  wunt  wirt  und  wil  man 
die  selben  schuld  und  die  selb 
Übeltat»  durch  dez  gutez  willn 


*  n.  a.  n.  s.  g.]  A  tmd  aach 
nach  seiner  g^emng;  Ca  onz  daz  sen 
genage,  b  und  auch  sen  genügt 
*»  Ueberschr,  in  Aa:  Wo  «wen  rech- 
ten! (7^,  am  Rande:  Van  thatsclag; 
Ueherachr,  in  Ab:  Von  den  vechten; 
in  B:  Ob  sich  zwen  an  einander  ze 
tot  slachent,  cap.  7.  «C  fh.  man. 
**  ilC  an.  •  (7  pftzzen.  '  U^erachr, 
in  Aa:  Ob  man  ain  todschlag  ver- 
keren  wolt  anf  ain  reichem;  in  Ab: 
Von  todsiegen  auf  ain  reichen;  in 
B:  Ob  auf  einen  reichen  man  ein 
Unschuld  gelegt  ward,  cap.  8.  *  u.  d. 
s.  ü.]  /.  a 


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195 


maleficium  inpiDgatur;  qui  si 
suam  innocenciam  per  testes 
ydoneos  poterit  conprobare  vel 
quod  tunc  temporis  alias  fuerit, 
8it  absolutus  a  iudice  et  actore. 


auf  einen  reichern^  legen^  ist 
daz  er  sein  Unschuld  mit  er- 
borgen und  mit  unbesprochen^ 
leuten^  bewern  mag  oder  daz 
er  zu  der  selben  zeit  alswo^ 
und  nicht  dapei  gewesen  sei; 
der  sol  ledig  sein  von  dem 
richter  und  von  dem  chlager. 


Cap.  10. 
Verfahren  mit  dem  Vermögen  eines  zum  Tode  VerwriheiÜen, 

(Ahh.  S,  125,  126.  159.  160.) 


*Item,  si  homieida,  fal- 
sariuB,  für  vel  raptor^  pro  suo 
maleficio  pena  mortis  fuerit 
condempnatus,  talis  pena  sibi 
sufficiat  pro  emenda^  et  lesis 
restituantur  ablata;  et  sua  pec- 
cunia  si  sit  incola  civitatis  per- 
maneat  apud  suos  pueros  et 
uxorem,  si  autem  sit  exterus 
civitatis/  peccunia  sua  apud 
dominum  suum  permaneat;  et 
sicut  inventus  fuerit  suo  cin- 
gulo  circumcinctus,  una  cum 
illis  rebus  cum  quibus*^  hoc 
maleficium  perpetravit  iudici 
presentetur,  ut  de  ipso  prout® 
iustum  fuerit  iudicetur. 


•  üeberscilv.  in  I:  Qui  pro  suo 
maleficio  mortificatur.  ^  f.  v.  r.]  II 
▼el  raptor  et  für.  °  ext  c]  //  /  ex- 
terins  civitatem,  2  extra  civitatem. 
^  c.  q.]  /  in  qoibns ,  7/  2  et  qui ;  /. 
III.    «  II  ut. 


®Ist^  daz  ein  mansleg  oder 
ein  valscher  oder  ein  dieb  oder 
ein  rauber  umb  sein  Übeltat 
mit  rechter  urtail  überwunden 
wirt  und  mit  rechtem  gericht 
zu  dem  tod  verdamt  wirt,  mit 
dem  selben  tod  hat  er  die 
schuld  voUikleich  verwandelt 
und  gep&zzet.fi^  Darnach^  sol 
man  daz  gut  darumb  er  ver- 
derbet ist  dem  chlager  und 
dem  ez  genomen  ist  wider 
geben.  Aver  dez  toten  ^  gut, 
ist  daz  er  in  der  stat  gesezzen 
ist  gewesen*^  er  sei  ein  inman 
oder  ein  purger,  daz  sol  seinen 
chinden  und  seiner  hausfrawen 


■  Bb  reichen.  ^  Ba  anbespro- 
chewgen,  a'  -chewigen,  Ob  unver- 
sprochen.  ^  A  gezeugen,  C  zeugen; 
/.  Baa'.  ^  Ca  anderswo,  ®  Ueberschr. 
in  Aa  und  C:  Von  manslegen  (Ca 
fh.  cap.  6);  in  Ab:  Von  manslacht; 
in  B:  Wer  mit  dem  tod  p&zzet,  der 
ist  frei  (b  ledig)  mit  dem  g^t,  cap.  9. 
*■  Ca  Und  ist.  ^  AC  verpüsset.  ^  AC 
Und.  *  Ca  fh.  mannes.  ^f.  C. 
13* 


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196 


beleiben  und  boI  man  ^  in  auch 
daz  genzleich  lazzen.  Ist  er 
aver  ein  gast  und  auz  der  stat 
gesezzen  ist^  auf  einez  herren 
gfit,  so  sol  sein  gftt*  pei  seiner 
herschafb  beleiben.  ^  und  alz 
er  in  funden  hat  mit  der  g&rtel 
umbvangen  und  mit  dem  g&t 
und  mit  der  hanthaft  damit  er 
in  begriffen  und  gevangen  hat, 
so  schol  er®  in  dem  richter 
antwurten,  der  sol  dann  hinz 
im  richten  alz  reht  ist. 


Cap.  11. 
Vermögensfolgen  hei  Freispruch  und  hei  Straflösung. 

(Ahh.  S,  125.  172.) 


*Qui  si  evaserit  per  ci- 
vium  sentenciaS;  nullam  penitus 
det  emendam.  Si  autem  prece 
vel  -precio  hoc  obtinuerit  ab 
offensis,  iudici  dabit  emendam^ 
solitam  et  conswetam,  hoc  eciam 
annotatO;  quod  si  de  maleficio 
accusatus  per  sentenciam  fuerit 
liberatus,  tunc  nee  rerum  nee 
honoris^  dispendium   paciatur. 


•  UeberscTir,  in  I:  Qui  per  sen- 
tenciam evaserit  captns  pro  maleficio. 
^  Si  autem  .....  emendam]  /.  II. 
«  11  bonorum. 


Ist  aver  daz  er  genist 
und  enprist  mit  der  purger 
rechter  urtail,  so  ist  er  chainez 
wandelz  schuldig.  Behabt  ^  er 
aver  sein  leben  und  frizt  sich 
mit  g&t  oder  mit  pet  von  den 
chlagern,  so  ist  er  dem  richter 
schuldig  ze  geben  daz  wandel 
alz  zeitleich  und  gewondleich^ 
ist.  Und  süUen  auch  daz  merken: 
ob  der  angesprochen  und  der 
antwurter  von  der  Übeltat  mit 
rechter  urtail  enpristet  und 
von^  dem  gericht  ledig  wirt 
und  frei,  der  sol  an  seinem 
gftt  noch  an  seinen  ern  chainen 
schaden  noch  laster  enpfahen. 

•/.    B.     V-    -4 Ca.     «und  sol 

man gflit]  /.  C.    V-  0.    ^Ca 

man.  ^A  Behalt  «  Ch  wandlich.  ||  Ca 
fh.  recht.    *»  C  vor. 


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197 


Cap.  12. 
Niemand  ist  wegen  einer  Uebelthat  mehrmals  wandelfällig. 


»Si  vero  prece  vel  precio^ 
iudici  suam  ciilpam  emendave- 
vitj^  eam  in  postemm  nisi  ne- 
phas  reiteret*  nullo®  iudici 
emendabit;  et  hoc  quia^  divi- 
nis  ac  humanis  legibus  contra- 
riatur,^  cum  quis  sufficienter 
punitus  pro  aliqua  culpa  secun- 
dario  vel^   pluries   cruciatur/ 


Ist  aver  daz  er  mit  pet 
oder  mit  gAt  dem  richter  sein 
schuld  gepflzzet,*  so  ist  er  im 
noch^  chainem  richter  niht 
wandelz  schuldig  umb  die  sel- 
ben schuld,  ez  sei  dann  ob^ 
er  ez  aver  mit  der  selben 
Übeltat  oder  mit^  einer  andern 
verschulde;®  wan  ez  ist  wider 
geistleich  und  werltleich  reht, 
alz  man  ainen  umb  ein  '  schuld 
vollikleich  püzzet,  daz  man  in 
umb  die  selben?  ander  stund 
oder  öfter  ^  icht^    pfizzen  sol. 


Cap.  13. 

Verfahren,   wenn  der  Verwundete  wegen  der  Schwere  der  Fler- 
letzung  nicht  vor  Gericht  kommen  kann. 

(Äbh.  S.  167.) 


^Item,  si  vulneratus  ali- 
quifl  ^  fuerit  sie  quod  ad"iu- 
diciam     statim     non     poterit 


»  Utbertchr,  in  1:  Non  oportet 
secnndario  dare  emendam  alicui  iudici. 
^  III  fh.  et,  2  fh.  tunc  ^112  emen- 
det  nee.  *  nisi  n.  r.]  /.  //  2.  « ao 
III;  772  ullo.  '772  quod.  «77/ 
contraitur.  **  7  non.  *  77  crucietur. 
^  üeberschr.  in  I:  Qui  unum  vulne- 
rat  et  subtiliter  Tult  evadere  iudi- 
cium  et  lesnm.    ^  v.  a.]  77  a.  v.    ■/.  7. 


^  Ist  daz  ainer  wunt  wirt 
alz^  hart  daz  er  ftir  daz  ge- 
richt    oder™  für    den    richter 


•  ÄOa  verpüsset,  Cb 

^  im  n.]  A  hie  noch,  Boa'  in  noch, 
Ca  hin  noch,    b  hinach.     ^  ÄCa  daz, 

Cb d  der  8.  ti.  o.  m.]  /.  C. 

•  /.  B;  Cb  verschuldet.  ^  Bb  sein. 
K  Aa  fh,  übeltatt,  C  fh,  schuld.  »>  Cb 
aber.  */.  BbCb.  ^üeberschr,  in  Ä: 
Von  wunden;  in  B:  Von  grozzen 
wunden  daz  ainer  daran  für  reht 
niht  mag,  cap.  10;  in  Ca:  Von  den 
wunden,  cap.  7;  in  Cb:  Von  ge- 
wuntten.     ^  Cb  also.     ^ACa  und. 


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198 


pervenire  et  vulnerator  repre- 
sentet  se  iudicio  non  coactus, 
iudex  eum  nichilominus  deti- 
neat  tarn  diu*  quousque  per 
medicos^  recognoscat*^  de  vul- 
nerum  qualitate,  videlicet  utrum 
mortalia  vel  vitalia  iudicentur; 
nisi  sit  talis  persona  que  ut 
supra^  dictum  est  ad  valorem 
quinquaginta  librarum  habeat 
infra^  muros  civitatis,®  alio- 
quin  pro  se  sufficientem  fa- 
ciat'  caucionem;  et  magis 
offenso  semper  primitus^  iudi- 
cetur. 


niht  chomen  mag  an  den  wun- 
den, und  der  in  da  gewuntt 
hat  der*  erpiet^  sich  vor  dem 
gericht  und  vor  dem  richter 
ze  reht  und  ze  berednüzz  un- 
betwungenleich,  iedoch^  sol 
in  der  richter  darüber*  auf- 
haben alz  lang  unz  daz  ®  der  arzt 
besiht  und  daz  erchennet^  an 
den  wunden  ob  sich  die  zu 
dem  leben  oder  zu  dem*  tod 
richten;  ez  sei  dan  ob  ez  sei 
ein  so  getan  person  oder  ein 
so  getan  man,  alz  da  vor  ge- 
sprochen und  auzgenomen  ist, 
daz  er  zwischen  der  statmaur 
hab  an  erb  und  an  gfit  daz 
fünfzig  pfunt  pfenning  wert 
ist.  ^  Hat  er  dez  niht,  so  sol  in 
der»  richter  völlig  und  guten 
gewishait  haizzen^  tän  ze  ant- 
wurten  dem  chlager  umb  seinen 
schaden;  und  sol  auch  dem 
chlager  ze  allen  Zeiten  dez 
ersten*   richten. 


Cap.  14. 

Tödtung    oder  Verwundung   des   Hausfri edenstör e^-s   ist  straflos, 

(Ahh,  S,  129,  172.) 


**Item,  si  aliquis  domum 
alterius    intraverit    ipsum     in 

•  t.  d.]  U  tandem.  ^  11  medi- 
cum.  ^112  recognoscatur.  ^11  inter. 
«  /.  77.  V-  ^-  ^  il2  ponitus. 
*•  Ueherschr.  in  I:  De  pace  domus, 
qui  in  eo  (!)  molestatnr. 

^  rap.  ;,   7. 


"  Ist  daz  ainer  in  dez  an- 
dern haus   chumt  und  wil  im 

•  /.  C.  ^  C  enpeut  «  AaC 
doch;  /.  Ah.  ^  Bb  dariimb;  /.  C, 
«  i4C  sich.  *■  besiht  ....  erch.]  AC 
erchenne  und  ervaren  mag.     ^  leben 

dem]  /.  C,   *•  u.  an  g^t ist] 

AU  oder  seinen  wert  auf  (f.  BbJ 
fünfzig  pfunt  pfenning  (!).  *  in  d.] 
Ch  er  dem.  ^  f.  BCb.  »  d.  e.]  Ca 
ee,  /.  06.     ™  Uebernchr,  in  Aa:  Von 


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199 


honore  vel  rebus  suis  vel  per- 
sona^ volens  offendere,^  si 
eundem  in  domo  sua  occiderit 
aut  vulneraverit  sua  familia 
adiuvante  vel  eciam^  auxilio 
vicinorum,  super  eo  nee  iudici 
nee  aliquibus  aliis  respondebit. 


darinn  an  seinen  ern  oder  an 
seinem*^  gät  oder  an  seinem 
leib  schaden,^  ob  diser®  jenen  * 
in  seinem  haus  ersiecht®  oder 
wundet  mit  der  hilf  seiner 
dieuer  oder  seinez  ingesindez 
oder  seiner  nachtgepaurn,  dar- 
umb  sol  er  dem  richter  nicht 
antwurten  oder  anderz  iemant. 


Cap,  15. 
Die  Fordet'ung  des  Richters  auf  Wandel  steht  den  Schuldforde- 
rungen der  Gläubiger  nach. 

(Ahh.  S.  129,  160.) 


^Item;  ut  libencius  et 
securius  divites  *  pauperibus  la- 
borantibus  ^  accomodent  sua 
bona;  statuimus,  ut  si  forte 
pro  suis  excessibus  debitor 
nobis  vel  nostro  iudici  reman- 
serit  in  emendis,  ut  credito- 
ribus  de  suis  rebus  mobilibus^ 
primo  et  principaliter  omnia 
debita  persolvantur,  et  si 
quid  fuerit  residuum  in  rebus 


•  vel  reb pers.]    II 2  veJ 

honore  (^/;.  II  suis  v.  p.]  /.  Hl,  ^111 
fh,  vel  persona,  2  fh,  vel  privare. 
^111  in,  2  cum.  ^  Utherschr,  in  1: 
De  quibus  rebus  debet  index  reci- 
pere  emendam.  *//  diciores.  '//  ac 
laboratoribus.     »/.  //. 


'Daz  die  reichen  dester 
gerner  und  dester  sicherleicher  «f 
den  armen  ^  arbaitern  ir  giit 
leichen^  darumb  setzen  wir  daz 
auf  und  welln  daz^  auch:  ob 
villeicht  der  entlehner  ^  und 
der  gelter  von^  ettleicher  un- 
zuht  oder™  schuld  swie  die 
genant  sind"  unz  oder  imserm 
richter  wandeis  schuldig  wirt, 
so  sol  man  den  porgern^  den 


freiung;  in  Ah:  Von  der  freiung;  t« 
B:  Wer  ainem  in  sein  haus  get  durch 
tibeler  handlung  willn,  cap.  11;  in  C: 
Von  vreiunge  (a  fh.  cap.  8). 

•  seinen seinem]  /.    Ca, 

*»  A  fh.  und  ungemachen,  C  fh.  u.  un- 
gemach  enpieten  fb  erpieten).  «  C  der- 
selb  (b  der)  wirt.  *  C  ainen.  « C 
siecht.  '  Ueberachr,  in  A:  Von  aus- 
porgen;  in  B:  Von  den  reichen  wie 
die  den  armen  gelt  leihent,  cap.  12; 
in  Ca.-  Von  entlehen,  cap.  9.  ^  C 
schirer.  ^  Cb  f7i.  und  den.  '/.  Bb, 
^  AC  entnemer.  ^  A  fh.  ir.  "» ilCa 
und.    »  C  ist    *»  alle  Hss,  pürgern. 


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200 


mobilibus^  de  hoc  emende  a 
nobis  vel  nostro  iudice  requi- 
rantur  sie  quod  omnes  here- 
ditates integraliter  et  eciam 
due  partes  rerum  mobilium 
suarum  apud  suos  pueros  re- 
maneant  et  uxorem. 


er  gelten  sei  dez  ersten  and 
ze  vordrist  allen  gült  vergelten 
von  seinem  g&t.  Swaz  dann  da 
über  wirt  oder  beleibt  über  daz 
gelt  an  dem  varunden  g&t, 
von  dem  selben  sol  man  unz 
und  unserm  richter  die  wandel 
vodern  und  auch  nemen,  also 
daz  doch  daz  erb^  genzleich 
und  die  zwai  tail  dez  varunden 
gutez  pei  seinen  chinden  und 
pei  seiner  hausfraw  beleih. 


Cwp.  16» 

Fortsetzung. 

(AbK  8.  125.  129.) 


*Item,  si  quis  proscriptus 
denuncciatus  fuerit,  iudex  de 
residuo  rerum  mobilium^  ter- 
cie  partis  et  quod  debita  cre- 
ditorum  supercrevit  emendam 
suam  recipiat  eonpetentem. 


^Ist  daz  ain  übersaiter 
offenwar  in  die  echt  gechündet 
und  ger&fet  wirt,  so  sol  der 
richter  von  dem  dritten  tail 
seinez  varunden  gfitez  und 
swaz  über  daz  gelt  der  porger*^ 
beleibet,  seineu  wandel  die 
zeitleich  und  beschaiden*  sint 
nemen. « 


Cap.  17. 

Wandel  hei  Straf  losging,  keiner  bei  Freispruch  und  TodesurtheiL 

(Äbh.  S.  125.  129.  172.) 


*^Item,*  ut  autem  summe 
emendarum  de  singulis  reatibus  ^ 

*  Ueberschr.  in  I:  Qnomodo 
iudex  de  proscripto  recipiat  emen- 
dam. ^  IIl  mobile.  «  Ueberschr.  in 
I:  Quantitas  emendornm  (!).   <*/.  //. 


^Daz  auch  die  summ  und 
die   achtung   der   wandel   und 

*  Ca  fh.  gar  und.  *»  üeberackr. 
in  A:  Von  übersagten;  in  B:  Von 
den  ubersagten  die  offenwar  in  die 
echt  choment,  cap.  13;  in  Ca:  Von 
nbersagen,  cap.  10;  in  Cb:  Von 
ec[htern?].  ^  aUe  Hss.  pürger.  *  u. 
b.]  /.  C.     «/  Baa\     ^  Ueberschr.  in 


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201 


cog^Doscantur,  ipsas  statuimus 
tali  modo  ut  de  omni  culpa 
que  honorem  attingerit*  aut 
personani;  et  si  preee  vel  precio 
fuerit  liberatus,  in  xxx  lib. 
den.  iudici  teneatur.  Si  autem 
per  sentenciam  evaserit  aut 
condempnatus  fuerit ,  niehil 
dabit. 


auch  die  pAzz  umb  ein  iegleich^ 
schuld  chund  und  erchant  werd, 
so  setz  wir  si^  auf  in®  soli- 
chem^  satz^  daz  umb  all  die 
schuld  die  den  leib  oder  die 
er  anget  oder  triffet,*  wirt 
ainer  mit  pet  oder  mit  g&t 
davon  erledigt/  der  beleibt 
dem  richter  dreizzig  pfunt 
pfenning  schuldig  ze  wandel. 
Enprist  er  aver  mit  rechter 
urtail  und  mit  rechtem  gericht 
oder  daz  er  an  dem  leib  oder^ 
leben  ^  zu  dem  tod^  verdamt 
oder  übersait  wirt,  so  gibt  er 
niemant  nichtez. 


Cap.  18. 
Strafe  für  Blendung  und  Gliedabhauen. 

(Ahh.  8,  126.  166.) 


^  Item,  si  aliquis  alicui 
oculum  cecaverit  ex  proposito,*^ 
nostro  iudicio  conservetur.  Si 
autem  ex  casu  vel  in  pungna 
factum  fuerit,  vel  si  manum 
vel  pedem  amputaverit  vel  de 

^  so  alle  3  Hss.  ^  Ueberschr, 
in  I:  De  excecacione  octüomm.  «'ex 
p.]  II 1  exposito. 


^Ist  daz  ainer  ^  ainen"  an 
seinen  äugen  plendet  mit"  fur- 
satz,  denselben  sol  man  imserm 
gericht  behalten.  Ist  aver  daz 
ez  von  geschiht^geschiht  oder 
von    vechten    imd   von   streit, 

A:  Von  (h  fh,  der)  pueß;  in  B:  Von 
der  summ  und  achtnng  der  wandel, 
cap.  14. 

*  Bcm'  iegleichen.  *>  /.  Ca. 
""/.C.  ^C  solichen.  •  Bb  antriffet 
'  Bb  ledig.  »  Ca  fh.  mit  dem,  b  fh. 
an  dem.  ^C  fh.  mit  recht  *  Bb  fh. 
nicht.  ^  üeberachr,  in  Ä:  Der  ain  an 
seinen  äugen  plent;  in  B:  Der  ainen 
plendet,  cap.  15;  in  Ca:  Ob  ainer 
den  andern  laidigft,  cap.  11.  ^Cb  man. 
^  Ca  den  andern  laidiget  oder.  ^  C 
fh.  rechtem.  «  v.  g.]  /.  Bau',-  Bb  von 
ungeflchikcht. 


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202 


lingwa  pai*tem  vel  de  genita- 
libus  ut  evadat  videlicet  vul- 
neratuSy^  iudici  det  x  tal.  et 
totidem  viilnerato. 


oder  ob  er  ein  hant  oder  einen 
f&z  ainem  absiecht  oder  ein  tail 
der  Zungen  oder^  serigt  an  dem 
nidem  gescheft^  und  doch  der 
wunden  genist;  der  sol  dem 
richter  ze  wandet  geben  zehen 
pfunt  Pfenning  und  dem  wun- 
den alz  manigez.^ 


Cap.  19. 
Fortsetzung;  insbesondere  von  der  Talion. 

(Ahh,  S.  126,  164.) 


^Item,  si  nasum  vel  to- 
tam  lingwam  amputaverity  det 
X  tal.  iudici  et  suum  nasum 
vel«  lingwam  redimat  ab  of- 
fenso  sicut  potest.  Quod  si  fa« 
cere  non  potuerit/  tunc  de 
ipso  secundum  legem  institu- 
tarn  a  domino  iudicetur,  sci- 
licet®  nasum  pro  nasu,  lingwam 
pro  lingwa  iudex  ^  iubeat  am- 
putare;  sed  ex  tunc  sie  puni- 
tus  nichil?  plus  dabit  iudici 
nec^  actori.  Idem  quoque  di- 
cimus  de  oculo;  manu  ^  et  pede 
et  Omnibus  aliis  membris;  in 
quibus    si    reus    non    habens^ 

■  11  ynlnerator  (wca  den  Bei- 
strich  vor  deni  Worte  verlangt). 
*»  Uehertchr.  in  I:  De  amputacione 
membrorum.  «  11  fh.  suam.  ^  //  po- 
tent. •III  fed,  2  videlicet  (I  .f.). 
'  /.  //.  9  111  uel.  >»  //  vel.  » 11  et 
manu.     ^  so  alle  Hsn. 


^Ist*  daz  ainer  ainem' 
sein  nasen  oder  sein  zung  gar 
absneidet,  der  geb  dem  richter 
zehen  pfunt  pfenning  ze  wandel 
und  sein'  nasen  oder  sein  zung 
sol  er  lösen  von  dem  gesengten 
und  von  dem**  wunden  swie 
er  mag.  Mag  er^  dez  nicht 
get&n  noch  der  ledigung  dez 
gutez  niht  gehaben,^  so  sol 
man  nach  *  gotez  gericht "  rich- 
ten alz  er  ez  ^  auf  hat  gesatzt, 
ein  nasen  umb  ein  ander  naseD, 
ein  zung  umb^  ein  ander  zung; 
ein  glid  für  daz^  ander  glid.*» 
Und'  wirt  er«  also  gepezzert  und 


»  C  fh.  in.  »>  n.  g.]  Ah  glid 
des  mans.  ^  Ab  viL  **  Ueberschr.  in 
A:  Von  andern  gelidem;  in  B:  Wer 
ainem  sein  nasen  absneidet,  cap.  16; 
in  Ch  am  Rande:  Nasen  oder  snngen. 
«  C  Und  ist.  ^  Ca  dem  andern.  ^  Ca 
jenes.  **ges.  u.  v.  d.] /.  AbCa,  ^  Aa 
fh.  aber.  ^  Ba  behaben,  Ba'  behalten. 
^  f.  B.  ^  Cb  recht.   »/.  Cb.   «  Bb  für. 

P  Bb  ein.    *«  ein  gl glid]  AB  sol 

der  richter  absneiden.     »"/.  AC.    *A 
fh.  aber. 


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203 


redempcionem  nee  remissionis 
graciam  inveniat*  in  emendis 
apud  offensum,  tunc  secundum 
legem  divinam  puniat  cum 
iudex,^  et  tunc  nichil  dabit  de 
rebus  suis  neque®  iudici  nee 
oflTenBo.^ 


gepuzzet,*  Bo  sol  er  dem  richter 
noch  dem  chlager  niht  m  er  noch 
niht  anderz^  geben.  ^Daz  selbe 
sprechen  wir  umb  daz  aug  und 
umb  die  haut  und  umb*  den 
f&z  und  imib  all  die  gelid 
von®  den  sich  der  schuldig 
niht  hat  ze  ledigen  noch 
niht^  g&t  noch?  genade  ze 
lösen  ^  vinden  mag  an  den 
wandeln  dstz^  dem  chlager 
und  dem  geserigten;^  so  sol 
in  der  richter  pezzern^  und 
richten  nach  dem  aufgesatztem 
gotleichem  gericht,"  und  nach 
solichem  gericht"  sol  er  dem 
richter  noch  dem  chlager  seinez 
gitez^  nichtz  niht  geben. 


Cap.  20. 

Eintreibung  des  Wandels  von  Stadteinwohnern. 

(Ähh.  S.  127.  129.  159.  172.) 


®  Item,  iudex  pro  Omni- 
bus suis  emendis  nullum  mu- 
tilet  nee  oeeidat,  sed  si  eins 
proprias  res  mobiles^  invenerit,«^ 
de  tercia  parte  eas  reeipiat  ut 

•  I  reveniat.  •»  p.  e,  i.]  //  2 
paniattur  a  indice.  «  II  nee.  *  //  ac- 
iori.  •  Ueberschr.  in  1:  Iudex  pro 
emenda  nullum  ledet  in  corpore. 
'  /.  IL    ^  III  flu  eum  teneat. 


PDer  richter  umb  allen 
seineu  wandel  noch  durch 
willn  seiner  wandel  sol  er  nie- 
mant  an  seinem  leib  noch  an 
seinen  gelidern   serigen  *i  noch 

*■  ACfh.  ain  glid  für  daz  ander. 
*»  n.  n.  a.]  /.  Bh,  ||  niht  mer  n.  n.  a.] 
Ah  nichtz.  «  der  Best  des  Cap.  f.  B. 
^  die  h.  u.  u.]  f.A.    «  -4  an.    ^  Ca  mit, 

h «  Ca  fh.  mit;  b 

»'  AhCh  lazzen.     »  il  das;  Co 

^  Ab  wunden.  ||  datz geser.] 

/.  Ca.  ^  Ab  puezzen.  "  Ab  recht.  "  u. 
n.  s.  g.]  /.  C.  «  s.  g.]  /.  C.  P  Ueberschr. 
in  A:  Von  des  richter  püeß;  tu  Ca: 
Von    dez    gerichtz    wandel,    cap.  12; 

in  Cb:   Von  der der   wandel. 

*»  Ab  wunden. 


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204 


dictum  est  prius.^  <  Quas  si  non^ 
invenerit,^  eum  per  dies  qua- 
tuordecim  teneat  captivatum; 
et  si  nee  tunc  inveniat  et  sit 
incola  civitatis,  ipaum  expectet 
inducias  conpetenter,  ^  donec 
pro*  quo  convenerit®  possit 
hoc'  laboribus  lucrari. 


behameln^  noch  bestumpfen,^ 
lernen  noch  töten.  Ist  daz  er 
seinez  varunden  g&tez^  vindet, 
von  dem  drittail  dez  selben 
gAtez  alz  vor  beschaiden  ist 
sol  er  seineu  wandet  nemen. 
Ist  daz  er  dez  gAtez  niht  en- 
hat  noch  envindet,®  so  sol 
er  in  vierzehen  tag  gevangen 
haben ;  und  ob  er  sein  dannoch 
niht'  envindet  und  doch  in 
der  stat  sein  wonung  ist^  oder 
ein  seidner,  ^  so  sol  er  im 
peiten  und  zeitleich  frist  geben 
unz  daz  er  daz^  mit  arbait 
gewint  darumb  er  gedinget  hat. 


Cap,  21. 

Fremde  und  Amikhige,  welche  den  Wandel  nicht  zahlen  können^ 

werden  körperlich  gezüchtigt. 

(Ahh,  S.  129.  169.  164.  172.) 

?  Si  autem  sit  persona  de-  Ist  er  aver  ein  swacheu 

person    der   an   ern    noch   an 


specta,^  civitatis  exterus*  ac 
ignotus,  percuciatur,  et^  non 
a  suspensore  nec^  in  loco  ce- 
sionis  furum,  sed  a  preconibus 
cum  baculis  eorum  quos  portare 
tenentur  coram  pretorio  deba- 
culetur  aliis  in  exemplum,  et 
hoc    ne    facilitas    venie  viam 


»  /.  III.    ^  prius inv.] 

112  et  ^  90  I  III;  212  compe- 
tentur.  **/.  //.  •  i/i  convenietur, 
2  convenienter  con;  am  convenientnr. 
'112  hie.  K  üeberachr.  in  1:  Pe- 
nam  (!)  qni  non  habent  dare  emen- 
damiudici.  ^//suapecta.  * //exterins. 
^/.  11.     «//  ac. 

*  cap.  16. 


wird  niht  ze  achten  ist  und 
auz^  der  stat  gesezzen  ist  und 
ist  auch  unerchant,  der  sol  ge- 
slagen  werden,  niht  von  dem 
haher  noch  an  der  stat  do 
man  die  dieb  siecht,  daz  ist 
die^     schraiat,"    sunderleich» 

•  noch  b.]  /.  C.  ^  Ab  stümeln, 
Ca  bestümmeln.  ||  AC  fh.  noch.  ^  Ca 
fk.  icht    *  Ca  p£ant    •  Ca  envinden 

mag.     'envindet niht]  /.  B. 

K  Cb  hat.  II  C  fh.  und  darinne  ge- 
sessen ist  and  ain  inman  ist  ^  ABbCa 
Söldner.  ^  £6  Ca  es.  ^  Ca  ausser. 
1  Ca  an  der.  ^  AaC  schrait  ||  d.  i 
d.  seh.]  /.  Cb.     "  Ca  sunder. 


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205 


prebeat  delinquendi^  et  eciam 
verificetur*  hoc  conswetum  pro- 
verbium,  scilicet^  quod  nemo 
est  nisi  habeat  emendam  ali- 
quam.^ 


güUn  in  die  schergen  slachen 
mit  den  steben  der  si  gewont 
sint  ze  tragen  vor  der  schranne/ 
den  andern  ze  pezzerung  und  ze 
einem  pild  und  auchdarumb^ 
daz  die  ring  und  auch^  die 
leichtikait^  der  pAzz  niht  er- 
piet  noch  geb  einen  weg  der 
Übeltat  und  der  misstat,  und 
daz  auch  daz  gewondleich 
Sprichwort  war  beleih:  ez  sei 
niemant  er  hab  mit  etzweu^ 
ze  puzzen  oder  ze  wandeln, 
daz  ist  alz  vil  gesprochen  mit 
dem  leib   oder  mit  dem   gut. 


^Item,  pro  quacumque 
causa  nostra  emenda  senten- 
ciata  fuerit®  esse  danda,  hie 
in  decem  lib.  den.  iudici  te- 
neatur. 


Cap.  22. 

Betrag  des  Herzogswandels. 

(Ahh.  8.  124,  129.  146.  155,) 

*Umb '  welicheu  sach  oder 
schuld?  unser  wandel  wirt  er- 
tailet  ze  geben,  der  beleibt 
dem  richter  zehen  pfunt  wan- 
deis schuldig. 


Cap,  23. 
Lern. 


^Item,    pro    amputacione 
membri  vel  destruccione  ipsius 


(Ahh.  S.  126  f.  167.) 

^Ist  daz  ainer  von  ainer 
wunden   an   etzleichem  gelid* 


^  112  fh.  secundum.  ^  f,  112, 
<=  II  aliqnalem.  *  üeberschr.  in  I: 
QoaUs  Sit  emenda  principtim.  *  da» 
Folgende  bi»  zu  der  am  Ende  von  c  36 
angezeigten  Stelle  f.  IL  '  üeberschr, 
in  I:  Emenda  pro  lern  visibili  et  in- 
TUibili  que  sit. 

^  vgl.  Iglau  Art  16:  ,,  .  ,  .  ne 
facultas  venie  pariat  incentivom  de- 
Unquenti'  (L  -di?). 


•  V.  d.  seh.]  /.  Bb,  »»/.  Bb. 
^  Cb  leichtvertikait  ^  Ba  etzwav, 
a  etzwee,  C  etzwe.  •  üeberschr,  in  A : 
Aber  von  pness;  in  B:  Von  wandel 
dez  gerichtez,  cap.  17.  ^  Ca  Und  nmb. 
»  o.  seh.]  C  uns.  *»  üeberschr,  in  A: 
Aber  von  pness;  in  B:  Von  lern  der 
wanden,  cap.  18.  '  etzl.  g.]  Cb  etz- 
leichen  seinen  gelidem. 


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206 


accionis  scilicet  lern  si  est 
visibilis  teneatur  offensor  iudici 
quinque  tal.  et  offenso  totidem. 
Si  vero  est  invisibilis  sed  opi- 
nabilis;  tune  sicut  de  simplici 
vulnere  iudicetur,  donec  per 
anni  spacium  de  ipsa  offensa 
veritas  videatur,  et  tunc  in- 
tegra  sit  emenda. 


seinez  leibez  lam  wirt,  ist^  daz 
die  lern  sichtig  und  bewerleich 
ist,  der  in  gewundet  und  ge- 
lemet  hat  der  sol  dem  lichter 
fiinf  pfimt  phenning  ze  wandel 
geben  und  auch  dem  wunden 
alz  vil.^  Ist  aver  daz  die  wun- 
den* unsichtig  oder*  unerchen- 
nikleich^  ist  und  doch  ver- 
wandleich^  zu  der  lern,  so  sol 
man  umb  die  wunden  richten 
alz  umb  änderst  stacht^  wun- 
den/ UDZ  daz  man  inner  jarez 
frist  mit  der  warhait^  ersieht  * 
ob  sich  die  wund  zu  der  lern 
chert  oder  niht,  darnach  get 
dan  daz  ganz  wandel. 


Cap.  24. 
Körperverletzungen  ohne  Lern, 

(Ahh.  S.  167.) 


*Item,  pro  vulnere  [vel] 
pluribus  vulneribus  sine  lem 
factis  ab  uno  homine  in  una 
puDgna  iij  tal.  det  vulnerato 
et  tantundem  iudicis  sit  emenda. 
Sed  si  a  pluribus  vel  ab  uno 


•  Ueberschr.  in  I:  Emenda  vul- 
nerorum  ^.9  sine  lem  ab  uno  homine. 


"Ist  daz  ein  wund  oder 
meniger  wunden  an  lem  von 
einem  menschen  geschiht  an° 
einem  vechten/  der  sol  dem 
wunden  für  seinen  schaden 
geben  drithalb  pfunt  pfenning 


•  Ca  und  ist.  **  A  menigs.  •=  A 
fh.    oder    die    lem.     ^  bewerleich    ist 

oder]  /.  C.   •  Bh  unbewerleich, 

Ca  erchenntleich,  b  unerchennlich. 
^  C  wendleich.  »/.  C  ^  Aa  gesiecht, 
C  siecht.  *  sl.  w.]  Ab  übel.  *  m.  d. 
w.]  f,Bb.  ^  i4C  ersichert.  "•  üeberachr, 
in  AB  Ca:  Von  wunden  ftn  lem  (Bflu 
cap.  19,  Ca  fh,  cap.  13);  in  Ch 
üeberachr.  nicht  mehr  letbar.  ^AaCa 
von.  *»  AB  rechten,  Ca  gevecht, 
6 


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207 


pluribus  vicibus  vulnera  fuerint 
facta,  qmlibet^  a  se  factum  vul- 
nus  emendabit  iudici  et  offenso, 
et  hoc  Bi  vulnus  cum  gladio, 
lancea  vel  cuspide,  telo,  conto, 
lapide  vel  cultello  vel  quocum- 
que  alio  instrumento  factum 
fuerit  manifeste.  Sed  si  cul- 
tellus  in  absconso  fuerit  de- 
portatus,  tunc  ad  consilium 
civium  acrius  puniatur. 


und  auch*  alz  vil*'  dem  richter 
fär  seineu  wandel.  Ist  aver  daz 
ez  von  manigerm  menschen 
geschiht  oder  von  ainem  ze 
maniger  stund  solich«  wunden 
sint  geschehen,  so  sol  iegleicher 
die  wunden  die  von  im  ist* 
geslagen  oder®  geschehen  dem 
richter  sunderleich  verwandeln 
und  dem  wunden^  sunderleich 
pfizzen,  und  also  ob  die  wund 
mit  einem  swert  oder  mit  einem 
sper  oder  spiezz  oder  geschoz 
odercholben  oder  stain  oder  mit 
mezzern  oder  mit  ander  haut  ^ 
wer  oder  waffen  geschehen 
ist,  daz  offen  war  ^  sichtig  ge- 
wesen ist.  Ist  aver  daz  ein 
mezzer  haimleich  oder  ver- 
porgenleich  getragen  wirt,  daz 
sol  man  nach  der  purger  rat 
scherfleich  und  hertikleich  pfiz- 
zen*  und  richten. 


Cap.  25. 
Steinwurf  odei*  Schlag  mit  Blutvergiessen. 

CAbh.  S,  167  f,J 

*Item,  si  ex  ictu  lapidis  ^Ist  daz  von  ainem  wurf 

vel    percussione    ligni    vel   al-     einez  stainez   oder  von  einem 
terius    instrumenti    vel    eciam     slag    einez  ^    holzez    oder    von 


*  I  qoibas.  ^  Uebersehr,  in  I: 
De  percussione  ligni  vel  ictu  lapidis 
ad  eflFäsionem  sangwinis. 


^f.AC.  *»-4Cmaniges.  « Cdie. 
*  C  sint  •  gesL  o.]  /.  C.  ^  Ca  ge- 
sengten.    K/.    Ca,   h ^  C  fh. 

und.  '  C  pessern.  ^  üeberachr,  in  Ä: 
Von  stainwurf;  in  B:  Von  würfen 
der  stain  oder  von  sieg  einez  holzez, 
cap.  20;  in  Ca:  Von  dem  werfen, 
cap.  14;  in  Cb:  Von  würfen.  *  von 
e.  sl.  e.]  /.  Ab, 


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208 


manus  sangwis  effluxerit;  x  boI. 
det  iudici  et  offenso  in  totidem 
denariis  teneatur.  Idem  quoque 
dicimus  de  evulsione  dentis 
que  sine  effluxione  sangwinis 
non  contingit 


einem  anderm^  waffen  oder  wer 
oder  halt*  von  einem  slag^  mit*^ 
der  hant,  daz  daz  plilt  sich  ver- 
geuzzet/  der  schuldig  der  ez 
da*  tfit  der  geb  dem  richter' 
zehen  Schilling  pfenning  und 
dem  chlager  und  dem^  der  4a 
ungemachet^  ist^  alz  manigen 
Schilling.^  Daz  selb  reht^  geben 
wir  umb  daz  auzwerfen  und 
umb  daz  auzslahen  der  zend 
daz  niht  an™  vergiezzen  dez 
plfitez  geschehen  noch**  er- 
gen®    mag. 


Caf.  26. 
Wwrf  oder  Schlag  ohne  Blutvergiessen. 

(AbK  S,  148.  168,) 


*Item,  si  fuerit  ictus  aut 
percussio  manu^  pungnO;  la- 
pide,  lingnovelalio  instrumento 
sine  effluxione  sangwinis  et 
sine  ossium  confractura,  lese 
dentur  quinque  sol.  den.  et 
totidem    iudici    pro    emenda. 


*  Ueberschr.  in  I:  De  per- 
cnssione  ligni  sine  effusione  san- 
gwinis. 


»Ist  daz  ein  wurf  ge- 
schiht  oder  ein  slag  mit  der 
haut  oder  mit  der  faust  oder 
mit  einem  holz  oder  stain  oder 
mit  anderr*!  haut  wer'  an  ver- 
giezzen oder  auzfliezzen'  dez 
plfitez    oder   Hn*    painschrSf" 

•  /.  Cb,    »>  Waffen slag] 

/.  Ab,    «/.  CA.  Ileinez  holzez 

mit]  /.  Ca,  **  d.  pL  sich  v.]  Cb  er 
plutrünstig  wurt.  •/.  C.  ^  Cb  /h.  t» 
wandeL  «u.  dem]  /.  C&.||chL  u.  d.] 
/.  Ca,  ^  Ca  gelaidiget,  b  belaidigt« 
^  dem  d.  d.  u.  i.]  Cb  der  den  schaden 
emphangen  liat  ^  m.  seh.]  AbBbC 
TU.  V.  Oa.  ^ACfh,  daz.  »g.  n.] 
/.  Cb.  •  n.  e.]  /.  Ca,  p  üebertchr. 
in  A:  Von  ß  ßu  den)  maalschlegen; 
in  B:  Swer  ainen  mit  der  hant  oder 
mit  der  faust  sieht,  cap.  21.  "^  Ca 
anderlai;  hant  f,  C,  ^  Eb  gewer. 
■  o.  a.]  f,  C.  ^  B  ein.  »  Ca  -schrönten. 


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209 


Qui  81  denarioB  non  babuerit, 
in  consimili  puniatur. 


oder  an*  painprüch,*  der  schul- 
dig der  ez  da  t&t  der^  geb  dem 
gesengten  fünf  Schilling  pfen- 
ning  und  dem  richter  alz  vil^ 
für  sein  wandeL  Ist**  daz  er 
der  pfenning  niht  enhat  ze 
geben,  so  sol  man  in  mit 
einem  semieichen'  und  eben- 
geleichen  ^  pezzern  und  puzzen. 


Cap.  27. 
Verfahren,  wenn  ein  Rechtloser  geschlagen  ward. 

(Ahh.  S,  168.  169.) 


*  Item,  si  honesta  persona 
percusserit  cum  manu  vel 
pungno  vel  baculo  vel  gladio 
non  evaginato  aliquem  carcio- 
nem  aut  personam  inhonestam 
qui  dicuntur  portatores  vini  vel 
leithauser  aut  consimiles,  et 
ille  honestus  vir  se  met  altero 
in  fide  sua  dixerit  hoc  erga 
ipsum  malis  verbis  vel  ipdisci- 
plinis  aliis  meraisse,  tunc^  ex 
hoc  in  nuUo  iudici  teneatur, 
sed  percusso  tres  alapas  coram 

*  üeber$ehr.  in  I:  Emendam  (!) 
propter  percassionem  inhoneste  per- 
Bone  qne  sit    ^  1  et  tnno. 


**Ist  daz  ein  erber  oder 
ein  frumer  man  mit  der  hant 
siecht  oder  mit  der  faust  oder 
mit  einem  stab  oder  chnüteP 
oder  mit  einem  swert  mit  samt 
der  schaid  und  niht  auzge- 
zogen^  ainen  garzaun^  oder 
ainen  da  niht  er  noch  wird  an 
leit,  alz  die  da  haizzent"*  wein- 
trager  oder  leithauser  °  oder 
semleich®  die  in  .  genozzam 
sind,  und  der  frum  man  selb- 
ander     darumb^     pei     seinen 


ArcUr.  Bd.  LX.  I.  fl&lfte. 


•  Äein.  »»o.&.p.]/.  C  «d.  e. 
d.  t.  d.]  f.C.  ^Ä  menigren.  •  Bb  Und 
ist.  '  Ca  flölichen,  b  scheinlich,  k  u.  e.] 
/.  AbC.  *•  üeberachr.  in  A:  Der  ein 
leichten  (b  freihält)  schlecht;  in  B: 
Mit  wem  (I)  ein  erherg^er  man  einen 
pftben  slahen  sol,  cap.  22;  in  Ca: 
Von  slahen  der  pfiben,  cap.  15;  in 
Cb:  Von  slahen.  » o.  eh.]  /.  AbC. 
k  n.  n.  a.]  /.  C.  »  Ab  freihält,  C  ver- 
sorten  hftrensun.  *»  da  h.]  C  p8sen. 
^  C  reoner  oder  haiczer.  |j  o.  1.]  /.  Ab, 
o  Ab  fh.  leut    P/.  mC. 

U 


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210 


iudicio  hylariter  super  addat. 
Quod  si  non  fecerit  vel  facere 
neglexerity  ex  hoc  iudici  in 
Ix  den.  teneatur. 


trewen  gesagen  mag  daz  er 
ez  gen  im  mit  p6zen  werten 
und  auch*^  mit  andern  Un- 
zuchten wol  verdienet  hab^  so 
ist  er  dem  richter  nichtez 
schuldig,  und  den  er  geslagen 
hat  dem  sol  er  drei  maulsl^^ 
vor  dem  richter  und 'vor  dem® 
gericht  frfileichen^  zäslahen. 
Tat  er  dez  niht®  und  säumt 
sich  daran,  so  ist  er  dem  richter 
sechzig    pfenning   ze    wandel. 


Ca^p.  28. 
Ztichtigungsrecht  des  Leibherm,   des  Hausvaters  und  des  Schtd- 

meisters. 

(Abh,  8,  168.  169,) 


^Item,  si  magister  disci- 
pulum,  dominus  servum,  hospes 
vel  hospita  familiam  cum  manu 
percusserit  aut  virga  aut  ligno 
quod  digiti  maioris  grossitu- 
dinem  non  exc^it/  eciam  si 
sangwis  efBuxerit,  ex  hoc  non 
tenetur  in^aliquo  neque  iudici 
nee    percusso.    Si  autem  cum 


•  Ueherac.hr.  in  I:  Quomodo 
mag^ister  vel  hospes  sen  hospita  debet 
corrigere  sabditos.    ^  I  extendit. 


^  Ist  daz  der  maister  seinen 
junger«  oder  der  herr  seinen 
chnecht,  der  wirt  oder^  die 
fraw>  ir  diern  oder  ihr  diene- 
rin^  sieht  ^  mit  der  hant  oder 
mit  einer  gerten  oder  pesem" 
oder  holz  daz  pei  der  grözz 
ist  dez  maisten*^  vingers/  ob 
auch    daz   plAt^    nachfleuzzet, 

•  u.  a.]  C  oder.  **  AB  man- 
sleg.  ^  Ah  fh,  ganzen.  *  A  frön- 
leichen,  BhC  freileich.  *T.  e.  d.  n.] 
/.  Cb,  ^  Utlterachr,  in  A:  Ist  das  der 
maister  sein  Jungfern  schlecht ;  in  B: 
Mit  wem  (!)  ein  man  sein  diem  oder 
seinen  chheht  slahen  sol,  cap.  23; 
in  Ca:  Und  ob  ein  meister  seinen 
jnngen  siecht,  cap.  16.  *  ABh  jun- 
gem, »»d.  w.  o.J  /.  Ca,  ^  ACb  haus- 
fraw.  ko.  i  d.]  /.  AhC.  V-  ß 
™  o.  p.]  f.  C.  "  A  grössigisten.  •  d. 
m.  y.]  C  aines  daumen  (h  daums). 
Cfh.  dar. 


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211 


armis  percusBerit,  hoc  offenso 
et  iudici  emendabit 


darumb  ist  er  nichtez^  schuldig 
ze  geben  weder  dem  richter 
noch  dem  geslagen.^  Ist  aver 
daz  er  in  mit  einem  ^  andern 
Waffen  sieht  oder  züchtigt,  daz 
sol  er  dem  richter  und  auch^ 
dem  geslagen  pezzern  und 
puzzen. 


Cap.  29. 

Störung  des  Marktfriedens. 

(Ahh.   S.   171.) 


^Item,  si  aliquis  alium 
in  foro  offenderit  die  et  horis 
fori,  ex  hoc  iudici  quinque  tal. 
et  offenso  in  totidem  teneatur. 


''Ist  daz  ainer  einez  mark- 
tagez  oder  ze  marktzeit  iemant 
übel  handelt  mit  Worten  oder 
mit  werchen  oder  ein  unzuht 
gen  ainem  heget,  der  wirt^ 
dem  richter  schuldig  fünf  pfunt 
pfenning  und  dem  übel  gehan- 
delten alz  manigez.? 


Cap.  30. 

Störung  des  Hausfiiedens. 

(Ahh,  S,  129,  149.  160.) 

^  Item,  si  aliquis  in vito  ho-  ^Ist  daz  ainer  in*  einez 

spite  domum*^  ipsam  ingressus      wirtez  haus  über  seinen  willen 


•  Ueberschr,  in  I:  Qai  offen- 
derit aliquem  die  fori  id  est  marke  h- 
frid.  *»  üeberaehr.  in  1:  Qai  ultra 
Tolnntatem  iotrat  domam  alicuinfl 
cum  malis  verbis.    ^  1  domas. 


•<7nieraant  wandeis.  ^•ze  geben 

gesl]  /.  r.    c/.  Aa    V.  o. 

"  Ueberschr,  in  A:  Von  (b  fh,  dem) 
markchtfrid;  in  B:  Swer  dez  mark- 
tagez  icht  (f.  b)  frevelt,  cap.  24. 
*■  C  ist.  ^  ACa  vil,  D  manigen  (!), 
^  Ueher9r.hr,  in  A:  Von  (h  fh,  der) 
haas^re;  tu  B:  Swer  in  einez  wirtez 
haus  aber  seinen  willn  get,  cap.  26; 
in  Ca:  Ob  ainer  über  aines  wtrtes 
willen  in  sein  haas  get  in  unzncht, 
cap.  17.     ^  Bita'  wider. 

14* 


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212 


fuerit  et  aliqua  mala  verba 
vel  facta  in  ea  alicui  intulerit, 
ex  hoc  hospiti  in  duodecim 
8ol.  teneatur  et  tantundem 
iudiciy  videlicet  sex  sol.  pro 
ingressu  et  totidem  pro  egressu; 
leso  autem  emendet  secundum 
facinoris  qualitatem.  Si  autem 
in  domum  proiecerit  vel  in 
domum*  intruserit  vel  verba 
mala  aut  conminatoria  tantiim 
foras  existendo  protulmt^  aut 
aliquem  de  domo  maliciose 
proposcerit,  ex  hoc  in  sex  sol. 
offenso  ac  hospiti  et  in  totidem 
iudici  teneatur. 


get  und  spricht  ainem  darinn* 
tibleu^  wort  oder  beget  darinn 
ungezognen*  werch,^  der  be- 
leibt dem  wirt  dez  hausez^ 
schuldig  12  Schilling  und  dem 
richter  alz  vil/  umb  den  ein- 
gankfif  in  daz  haus**  sechs  Schil- 
ling Pfenning  und  umb  den 
auzgank  auch  sechs  Schilling, 
und  sol  jenem  ^  den  er  unge- 
machet  und^  gelaidigt*  hat, 
seinen  schaden  und  laster* 
ablegen  und  puzzen"  darnach 
und  er  im  misspoten^  hat.«*  Ist 
aver  daz  ainer  in  ein  haus 
wirfet  oder  ein  venster  auf- 
stözzet^  oder  p5seu  wort  oder 
drowort'  auzzerhalb"  hinein 
schiltet*  oder  auz  dem  haus 
übeleich  oder"  unzüchtikleich 
etzswen  hinauz  vordert,  der 
ist  dem  selben  den  er^  ge- 
vordert  oder  gedrot  hat,  sechs 
Schilling  schuldigt  ze  geben 
und  dem  richter  alz  vil  und 
auch  dem  wirt  alz  vil. 


*  in    d.]    «o    /;    /.    feneBtrani.^ 
(vgl,  die    Uehersetzung),      »»  /  protulit. 


•  Chfh.  zu.    »>  i4Cp5seu.    «  Bh 

fh,  wart  und.   ^  hegtet werch] 

C  ist  darinn  ungezogen.  *  d.  h.]  C 
darum.  ^  AaC  maniges.  ^  Bh  ßi. 
hinein.  »'  i.  d.  h.]  /.  C.  ^  C  enen. 
k  ung.  u.]  /.  Aha  J  Ch  bei.  »  u.  I.] 
/.  üb,    "  u.  p.]  /.  AhCh    o  cb  ungut- 

leich   getan,    p  seinen   schaden 

hat]  /.  Ca,  1  C  auzstozzet.  '  o.  d.] 
/.  Ab,  •  o.  d.  a.]  /.  e.  ^AC  spricht 
«  ü.  o.]  Ah  wirft;  f.  C.  ^  Bb  fh, 
hinaus.    */.  Baa\ 


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213 


Cap.  31. 

Zücken  des  Schwertes  oder  Messers, 

(Äbh,  S,  116.) 


*  Item,  si  quis  pungnandi 
causa  evaginaverit  gladium  aut 
cultellum,  ex  hoc  in  uno  tal. 
den.  iudici  teneatur,^  videlicet 
dimidium  tal.  extra  vaginam 
et  dimidium  tal.  eciam  in  va- 
ginam. Si  autem  ipsum  evagi- 
naverit intercipere  volens  pung- 
nam  et  si  hoc  per  suam  fidem 
dixerit,  tunc  nichil  ob  hoc 
iudici   cmendabit. 


"Ist  daz  ainer  durch  vech- 
tenz*  willen  sein  swert  oder 
sein  mezzer  zuchkt  auz  der 
schaid,  der  beleibt  dem  richter 
ein  pfunt  pfenning  schuldig, 
ein  halbz  pfunt  pfenning  auz 
der  schaid  und  ein  halbz  pfunt 
in  die  schaid.^  Ist  aver  daz 
er  sein  sweil;  oder  sein  mezzer 
auz  der  schaid  durch  schaidenz^ 
willn  auzzeucht®  und  sait  daz 
pei  seinen  trcwen,  der  sol  dem 
richter  nichtez  verwandeln. 


Cap.  32. 
Fortsetzung, 


^'Item,  si  aliquis  evagina- 
verit gladium  aut  [cuüellum] 
volens  aliquem  offendere,  ex 
hoc  ut  dictum  est  ^  dabit  iudici 
unam  lib.  den.,  ofFenso  vero, 
8UO  iuramonto  facto  super  sua 
quantacumquo    sibi    placuerit 

»  Ueberachr,  in  I:  Emeuda 
propter  evaginaclonem  gladii.  ^  1  te- 
natur  (!).  ^  Ueberachr,  in  I:  Volens 
offendere  aliquem  emenda  offensurif'/j 
qae  sit. 

»  c.  3t. 


^Ist  aver  daz  der^^  ein 
swert  oder  ein  mezzer  auz  der 
schaid  zeucht**  oder  wil  etzswen 
lästern  oder  laidigen,  der  selb 
alz  vor  gesprochen  ist  der  be- 
leibt dem  richter  ein  pfunt 
pfenning   schuldig;^    aver  gen 

*  Ueberitchr,  in  A :  Von  schwort 
zukchen;  in  B:  Von  swert  oder  mezzer 
zucken,  cap.  26.  ^  ACa  rechtens. 
*=  V2  pf.  pf.  a.  d.  seh.  u.  1/2  P^»  »•  d- 
seh.]  /.  (\  II  pf.  i.  d.  seh.]  Bb  wider 
darin.  j|  Ueberschr,  in  A:  Von  schwort 
und  messer.  <*  A  fh.  oder  unterstens. 
•ilC'zukcht,  Bb  auszukcht.  ^  Ueberschr, 
in  B:  Aver  von  mezzer  zucken,  cap.  SJ7. 

«f  ACa  ainer,  Ob *»  AC  zükcht. 

•  /.  ABaa\ 


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214 


pecunia,  satisfaciet  de  offensa 
iurans  eum  non  validius*  of- 
fendisse.  Sed  cum  ex  hoc  sepe 
periurium  et  anime  periculum 
intercipiat  iuramentum  etc.** 


dem  den  er  lästern  oder  lai- 
digen  wolt,  sol  er  sich  mit 
seinem  aid  bereden,  also  daz 
er  seinez  g&tez  ez  sei  pfenning* 
oder  swaz  ez  sei  alz  vil  auf- 
legt alz  im  gevellety  und  sein 
vinger  darauf  leg*^  und  swer 
daz  er  in  niht  mer  noch  hocher^ 
gelästert  noch  geungemachet  ® 
hab  dann  daz  g&t  wert  sei  da 
er  auf  geswom  hab.  ^  Seit  aver 
von^  so  getanen  swem  und 
mainaiden  dem  leib  und  auch 
der  sei  oft  manik  übel  und 
schad  entspringet,^  so  sol  sich 
der  da  swert  fleizzen*  daz  er 
nach^  frumer  laut  rat  und  auch 
mit  ir  pet  understee  so  sched- 
leichez  swern. 


Cap.  33. 
Strafe  für  Beschimpfung, 

(Ahh.   S,   i69.) 


^Itern,  si  aliquis  dixerit 
alicui  quod  sit  filius  [meretricift 
aut]  iniquus  aut  mendax  et 
hoc  probatum  fuerit,  iudici 
in    Ix    den.    teneatur    et    alii, 

•  1  validus  (!).  ^  so  L  °  üeber- 
sehr,  in  I:  De  verbis  malis  humanis. 


^Ist  daz  ainer  zA  etz- 
swem™  spricht  oder**  haist  in 
einen  hömsun  oder  einer^ 
hübscherinn  sun  oder  einen^ 
p6swicht    oder    einen    lügner, 

•  Ca  fh,  oder  ailber.  ^  AB 
auflegen.  «  B  legen.  ^  n.  h.]  /.  C, 
•  n.  g.]  /.  C.  ^der  Rest  des  Cap.  /.  Cb, 
9  f.  B,  *>  Ca  chnmpt.  *  Ca  vleisz- 
leichen.  ^  Ca  es  mit.  *  Ueberachr.  in 
ÄCa:  Von  (Ab  fh.  den)  schelten  (Ca 
fh.  cap.  18);  in  B:  Swer  ainen  schiltt 
oder  pSseu  wort  mittailt,  cap.  2S. 
"  Bb  einem.  "  zu  etzsw.  sp.  o.]  Ca 
ainen,    h  etwen.    ^  Ba  einen,    p  h.  s. 

o.  e.]  /.  a 


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215 


sua  peccunia  deposita  sub  iura- 
mento,  satisfaciat  ut  est  dic- 
tum. ^ 


und  beweret  daz  gen  dem  der 
ez^  gesprochen^  hat,  der  ist 
dem  richter  60  pfenning  schul- 
dig; aver  dem  er  ez  mit  den 
Worten  misspoten^  hat,  dem 
sol  er  ez  auf  sein  g&t^  mit 
seinem  aid  pezzern  und  puzzen  ® 
alz  da  vor  gesprochen'  ist. 


Cap.  34. 

Fortsetzung. 

(Abk.  8,  150  /.  169,) 


*Sed  si  ipsum  de  cani- 
bus  aut  iumentis  vituperaverit; 
iudici  in  quinque  tat.  teneatur 
et  offenso  pro  honore  de  sue 
artis  Utensil]  usque  ad  metas 
terre  nostre  erecto  deportet 
brachio^  aliquod  instrumentum ; 
quod  si  facere  rennuerit*'  aut 
per  quatuordecim  dies  negle- 
xerit;  ex  tunc  offenso  in  quin- 
que tat.  den.  eciam   teneatur. 


•  Ueherschr,   in  I:    De   verbis 
malis  inharaanis.  *»  /  brachium.   *  so  I, 
J  c.  32. 


Hat  er  in  aver  von  den 
hunden«^  oder  von  dem^  vich 
gescholten,  so  beleibt  er  dem 
richter^  fünf  pfunt  pfenning 
und  dem  übelhandeltem  zu 
einen  ern  sol  er  etleich  zaichen^ 
seinez  gezeugez  oder  seinez 
hantwerchez  swaz  daz  ist  mit 
aufgerakten  arm  offenwar  tra- 
gen an  daz  zil  und  an  daz  ge- 
merk  unserz  landez.  Ist  daz  er 
daz  widert  oder  ze '  vierzefaen 
tagen  *"  daz  säumt  ze  tön,  so 
ist  er  dem  misspoten  und" 
dem  widertreiber^  fünf  pfunt 
pfenning  schuldig. 

•  beweret ez]    C  wirt 

gewar  wer  ims  (h  im  das).  ^  Aa  mit 
den  Worten  mißpoten,  Cb  zugfeapr. 
«  m.  d.  w.  m.]  Abc  gesprochen.  ^  Aa 
fh,  ablegen  and.  ||  a.  s.  g.]  C  mit  gut 
ablegen  und  (b  oder),  «u.  p.]  /.  (7. 
^  ACa  geschriben.  k  d.  h.]  Eb  dem 
bunt.  *■  Bb  einem  andern.  *  Ca  fk, 
schuldig,  ^er  e.  z.]  Ab  ettwas  geben  f?;. 
*  B  fh,  verziehen.  "  B  tag.  »  d.  m. 
u.]  /.  C,  ^  Baa'  widertreiben,  b  wider- 
treibern. 


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216 


Cap.  35. 
Strafe  desjmigen,  dessen  Eid  widertriehen  wurde. 

(Abh.  S,  160  f.  172,) 


^Item^  si  aliquis  aliquem 
a  suo  ioramento  sub  pretorio 
repulerit  vel  iurato^  eandem 
per  omnia  subeat^  penam  et 
quoad  iudicem  et  offensum. 
£t  hec  pena  harmschar  di- 
citur  vulgariter.** 


*Ist  daz  ainer  ainen  von 
seinem  aid  oder  nach  dem 
gesworn  aid  widertreibet,  der 
sol  die  selben  p&zz  an  allen 
dingen  leiden  für  den  wider- 
treiber*  und  auch  gen  dem 
richten  Die  selben  p&zz  haist 
man  die  harmschar.  ^ 


Cap.  36. 
Verboty  beschwome  Zeugen  über  das  von  ihnen  Auszusagende  eu 

belehren. 

(Ahh,  S,  112.) 


^Item,  si  aliquis  testem 
alterius  post^  iuramentum  in- 
formaverit  de«  dicendo,  hie' 
iudici  in  Ix  den.  teneatur  et  ex 
hoc   offenso  refundat  plenarie 


»  üeberschr,  in  I:  Si  quis  ali- 
quem a  suo  iuramento  sub  pretorio 
repulerit.  *>  //  vulgfariter  nominatur; 
damit  hebt  der  c.  22  bei  sentcnciata 
fuerit  in  II  unterbrochene  Text  wieder 
an.  °  UeberachH/t  in  I:  Qui  ioformet 
alium  poflt  iuramentum.  <*  //  preter. 
«  /  in,   über  der  Zeile.   ^11  hoc. 

J  seil,  repulsus.  Würtha  Auf- 
faaaung  ist  falsch. 


^Ist  daz  ainer  dez  an- 
dern gezeug  nach  dem  ge- 
sworn aid  beweiset  oder  steuret 
nach*  der  sag/  der  selbig 
steurer^   beleibt    dem    richter 


•  Ueberschr.  in  A:  Der  ainem 
nach  seinem  aid  red  (b  redt  oder 
widertreibt);  in  B:  Swer  ainen  nach 
dem  gesworn  aid  widertreibt,  cap.  29; 
in  Ca:  Wer  ainen  nach  dem  ge- 
sworem  rat  oder  nach  dem  aid  wider- 
treibt, cap.  19.  ^  d.  w.]  B  daz  wider- 
treiben.   ®  die  selben harmsch.] 

/.  Ca.  ^  üeherachr.  in  B:  Ob  ainer 
den  andern  steurt  in  der  stat  (7,  L 
sag)  nach  seinem  aid,  cap.  30.  D<u 
Cap.  f.  Ab.  •Cm.  Un  Cb  stand 
sach,  dies  ward  t?.  d.  Hd,  de*  Textes 
in  schrann,  u.  dieses  von  wenig  jün- 
gerer Hd,  tjoieder  in  sach  gebesser L  \\  C 
fh.   und  er  sait     k  Boa'  stewr  der. 


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217 


dampnum  suum.  Si  autem  ille 
qoi  testem  produxit  hoc  fecerit; 
a  iure  suo  cadat  et  eciam 
iudici  in  Ix  den.  teneatur. 


60  Pfenning*  und  sol  dem^  gen 
dem  er  swert  seinen  schaden 
vollikleichen  ablegen.  Ist  aver 
[daz]  der  den  gezeugen  laitet 
daz  selb  t&t  und  seinen  gezeug 
nach  dem  aid  steuret  in  der 
sag,^  dem  sol  an  seiner  chlag 
und  an  seinem  reht^  abgen 
und  sol  von  seinem  reht  vallen 
und  beleibt  dem  richter  sechzig 
Pfenning  schuldig. 


Cap.  37. 
Läaterwng  des  Landesfürsten. 

(Ahh.  8.  170,J 


*  Item^  quicumque  nos  aut 
quemlibet  principem*»  terre  vi- 
tuperaverit,  huic  lingwa  preci- 
datur,**  nisi^  eam  redimatxlib- 
ris  den.® 


•Wir  wellen  daz:'  swer 
unz  oder  ohainen  fUrsten  dez 
landez  schiltet,  dem  sol  man 
die  zung  auzsneiden,  er  müg 
oder  wel  si  dann  mit  zehen 
pfunden  lösen.  ^ 


Cap.  38. 
Oottes"  und  Heiligenlästerung. 

(Abh,  s,  no.j 


'Si  autem  deum  vel« 
sanctos  plasphemaverit,  huic  lin- 
gwa precidatur^  et  redempcio 

»  Ueberschr.  in  1:  Qui  vitu- 
perat  principes.  ^  II  fk,  huius.  « /pre- 
scidatur,  H  procidatur.  ^  //  ut.  «  x  L 
d.]  112  det  X  libraa.  '  Ueberschr, 
in  I:  Qui  deora  vitaperat  vel  sanctos 
plasphemando.   »  //  aut.   *•  //  proc. 


Schiltt  er  aver  got  oder 
sein^  heiligen,  dem  sol  man 
auch^  die  zung  auzsneiden  und 

•  Cfh,  schuldig.  »»/.  Ä  ^Cb 
schrann.  <*  u.  a.  s.  r.]  /.  C.  *  Ueberschr, 
in  Aa:  Der  fuersten  schilt;  in  B: 
Swer  die  fürsten  oder  got  schiltet, 
cap.  31;  in  Ca:  Wer  got  oder  die 
fnrsten  schilt,  cap.  20;  in  Cb:  Wer 
den  fursten  schildet.  *■/.  A.  «  Ca  le- 
digen,   h  AC  die.     '/.  AC, 


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218 


per  nuUam  peccuniam  admit-     sol  niht  hengen*  noch  gestatten 
tatur.  daz  man  si  mit  chainer  slacht^ 

gÄt«  icht^  löz. 


Cap.  39. 
Verhaftung;    Freilassung  gegen  Caution;    Behandlung   des  Ver- 
hafteten. 

(Abh,  S,  125.) 


'^Item,  si  quis  de  aliquo 
maleficio  sit^  suspectus,  a  iu- 
dice  capiatur,  donec  pro  qua- 
litate  et  quantitate  sue  culpe 
per  pecunie  sue  ostensionem 
aut  fideiussorem  conpetentem 
faciat  caucionem.  Quam  si  ha- 
huerit  in  instantia  tunc  ob  ra- 
cionem  census  ad  posteriorem 
iudicem  non  ducatur.  Hoc  eciam 
annotato  quod  quicumque  ad 
posteriorem  iudicem  ducetur^ 
vel  a  iudice  captivatur,  ab  illo 
non  nisi  arma  et^  furtum  aut® 
falsitas  auferatur^  sed  se  cum^ 
sua  peccunia  ibi  pascat;  donec 
de  eius  culpa  aut  innocencia 
cognoscatur. 


•  Ueherschr,  in  I:  Ille  non  cap- 
tivetur  qui  habet  certitudinem  pro 
maleficio.  •>  11  fuerit.  « //  ducitur. 
^  11 1   aut.  !  nisi    a.    et]     //  2   armis. 


®Ist  daz  man  ainen  ark- 
wanet^  umb  ein  sach  etzleicher 
Übeltat^  ez  sei  umb  deuf  ^  oder 
umb  valsch^  oder  swie  ez  an- 
derz^  genant  sei,  den  sol  der 
richter  vahen  und  aufhaben 
unz  daz  er  seinez  gfitez  alz^ 
vil  zaig  oder  sölich  p&rgel- 
Schaft  oder  gewishait  tu  der 
genfig  sei  unz  man  die  sach 
seiner  schuld  ervar  und  er- 
vind."  Hat  er  die"  gewishait 
ze  t&n  auf  der  stat  mit  dem 
gfit  oder  mit  den  pfirgeln,  so 
sol  man  in  durch  dez  hofzins 
willen  niht  furn  zu<*  dem  nach- 
richter.  Und  merkt  auch  daz:^ 
swen  man  hinz  dem  nachrichter 
gevangen*!  fürt  oder  von  dem 
richter'  gevangen  wirt/  dem 
sol    man    niht    anderz    nemen 


•  5/>C  Verheugen.    *»  eh.  sL]  Bh 

chainerlai.     ^  (Ja  gäbe,  h <*y. 

BbC.  ^  Uehet^achr.  in  Aa:  Von  archk- 
wän ;  in  Ah :  Von  arkchwanigen  leuten ; 
in  B:  Swer  in  arkwan  ist,  cap.  32. 
^  AC  in  arkchwan  hat  ^  umb  e.  s. 
e.  ü.]  f.C.  ^  A  diephait  *  J  valschait. 
^ß   AhCa.      >  O  so.      "u.   e.]  /.    C. 

»  Ca  do,  6 «  ACb  hinz.  p  Cfk. 

darzu.  *»/.  Bb.  *"  Cb  nachrichter. 
•  oder  V.  d.  r.  gev.  w.J  /.  AB, 


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219 

wan  seineu  wappen*  daz  ist^ 
mezzer  und  swert  und  die 
deuf  ®  und  den  valsch,  und  von 
dem  andern  gät  daz  er  hat 
pei  im  ez  sei  pfenning  oder 
gewant,  da  sol  er  von  sein 
leibnar^  haben  und  sol  sich 
davon  in  der  vanknüzz  erneru; 
unz  daz^'  man  sein  schuld  oder 
sein  Unschuld  erchenn. 


Cap.  40. 
Dauer  der  Haft 
(Abh.  S.  124,  1720 


^  Item ,  nullus  captivus 
ultra  proximum  placitum  de- 
tineatur^  nisi  ex  causa  racio- 
nabili  a  iudice  terminus  pro- 
longetur. 


^Chainen  gevangen  sol  man 
über  daz  nächst  deiding  nach 
seiner  vanknüz  niht  lenger  auf- 
haben noch  pfrengen^K  man  sol 
in  für  gericht  fUrn,  ez  sei  dann 
ob  im  durch  nötigen  und  red- 
leich  sach  daz  zil  und  der  tag 
von  dem  richter  gelenget  ^  werd. 


Cap.  41. 
Wenn  der  um  ein  Thier  Angesprochene  heweiety  es  gezogen  zu  haben. 

(Abh,  S,  172  f,) 

^Item^sialiquis^^  aliumin-  ^Ist  daz  ainer  ainen^  an- 

petit  pro  equo   aut   bove   aut     spricht  umb  ein  ros  oder  umb 


*  Uebertchr,  in  1:  Quam  diu 
captivus  debet  pati  capÜTitatem. 
^  Ueberschr.  in  1:  Qui  alium  iniuBte 
impetit  de  animali.    ^  //  quis. 


^  BbC  Waffen.  ^  seineu  w.  d. 
ist]  Ah  sein.  ^  A  diephait.  ^  Ab  leib- 
narung.  •  u.  d.]  Cb  hinz.  '  Uefyerachr. 
inA:  Von  (bfh,  den)  gegangen;  in  B: 
Wie  hing  man  die  gevangen  haben 
sol,  cap.  33.  i  Aa  invengen,  Ca  be- 
halten. I  n.  pfr.]  /.  AbCb,  ^  AB  gelegt. 
*  Ueberachr.  in  Aa:  Von  fiiervancb; 
in  Ab:  Der  ainen  umb  ain  ross  oder 
ochsen  anspricht;  in  B:  Umb  zftsprüch 
der  ros  und  (b  fh.  auch)  der  ochsen, 
cap.  34.    ^  Ca  den  andern. 


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220 


alio  animali,  et  ille  probaverit 
hoc  se  diuciuB  habuisse  vel  a 
puledro  vel  vitulo  enutrisse, 
ille  iniquus  impetitor  in  decem 
lib.  iudici  teneatur,  et  omne 
dampnuin  quod  inde  recepit 
alii*  refundat  et  restauret.** 


einen  ochsen  oder  umb  ein 
ander  vich,  und  der  antwArter 
den  er  anspricht  beweret  daz» 
daz  er  ez  lenger  hab  gehabt 
und  hab  ez  von  ainem  voln 
oder  von  einem  chalb  erzogen, 
der  valsch  chlager  und  an- 
sprecher  beleibt  dem  richter 
zehen  pfunt^  und  sol  dem  ant- 
wfirter  allen  seinen  schaden 
ablegen  den  er  davon  enpfan- 
gen  hat.^ 


Cap.  42. 

Strafe  desjenigen,  der  mü  dem  Beweise  einer  von  ihm  erhobenen 

Criminalanklage  nicht  atkslangt, 

(Ahh,  S,  t73.) 


^  Item;  quicumque  inpetit 
alium  pro  furtu/  rapina,  falso, 
periurio,  violencia,  homicidio 
vel  alio  consimili^  et  hoc  vo- 
luerit  testibus  con probare/  et 
si  forsan  alii^  sua  expurgacio 
aut  se  solo  aut^  pluribus  ma- 
nibus  fuerit  per  sentenciam 
adinventa,  qui  si  se  expurga- 
verit,  ex  hoc  neuter  eorum^ 
tenebitur^  iudici  in  emendis 
nee'  accusator  eciam"*  accu- 
sato.    Si  autem  in  probacione 

•/.  112,  ^112  restituat 
c  Uebenchr,  in  1:  Qai  se  expurg^at 
de  maleficio,  emenda  que  sit  ^  #o 
aUt  Hsa.  ^  a.  c]  II  aliqao  similL 
V.  ^.  »/•  IJ*^'  »»  se  8.  a.]  /.  II L  1| 
aut  s.  8.  a.]  112  sola  vel.  */•  I^*^- 
^  II  tenetnr.  *  in  II 2  corr,  in  non. 
»//  mfJJ, 


^  öwer  ainen  anspricht 
umb  dcuf  ®  oder  raub  oder  umb 
unrecht  oder  valsch  aid^  oder 
umb  gewalt  oder  umb  einen 
totslag  und  wil  daz  gen  im 
pringen  und  bewern  mit  ge- 
zeugen,  und  ob  villeicht  dem 
andern  daz  ist  dem  antwurter 
sein  beredung  und  sein  be- 
schönung  aintwede^  mit  im 
selb  oder  mit  menigerr  hant 
mit  rechter  urtail  erfunden  und 
ertailet  wirt   daz   er   sich   der 

•  /.  a  ^  aOfh,  schuldig.  «  e.  h.J 
Ch  emphecht.  •*  Uehertchr,  in  Aa: 
Von  deup  und  raub;  in  Ab:  Von 
deubn  und  raubern;  in  B:  Wer  ainem 
zuspricht  umb  deub  oder  (bfh,  umb) 
raub,  cap,  35;  tu  Ca:  Von  ansprach, 
cap.  *J1;  in  Cb:  Umb  deub,  raub, 
valsch,  gewalt  und  todslag.  ^  A  diep- 
hait.   ^  V.  a.]  Ca  valschhait,  b  valschait. 


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221 


defecerit  accusator,»  idem*  in 
decem  lib.  iudici  teneatur  et 
accusato  omne  suum  dampnum 
deponat  penitus    et   restauret. 


inzieht»  bered  und  beschön,  ir 
ietweder  ist  dem  richter  nichtez 
schuldig  an  den  wandeln  noch 
der  chlager^  dem  antwfkrter  ist 
auch^  nichtez  schuldig.  Ist  aver 
daz  dem  chlager  an  der  be- 
w&rung^  abget  und  geprist,  so 
beleibt  er  dem  richter  zehen 
pfunt  schuldig;  und  den  er  an- 
gesprochen hat  dem  sol  er  alln 
seinen  schaden  und  sein  laster 
ablegen. 


Cap.  43. 
Strafe  desjenigen^  der  eine  durch  UrtJieil  abgewiesene  Klage  noch- 
mals anbringt 

(Ahh.  S.  173,) 

^Item,  si  quis  alium  pro  ®Ist  daz  ainer  ainen'  an- 

quacumque  re  inpetierit  et  in-  spncht  nmb  ein  sach  swie  die^ 
petitus  probet  quod  ab  eadem  sei,  und  den  er  anspricht  der 
inpeticione  sit  prius  ab  eoa  wil  daz  bewem**  swie  er  sol, 
iusto  iudicio  liberatus,  ex  hoc  er  sei  im  emaln  umb  die  selben 
in  decem  lib.  iudici  teneatur  et  ansprach  enprosten  mit  rech- 
alii  restauret  dampnum  suum  tem*  gericht  und  mit  rechter 
si*  quodreceperitpropteristnd.     urtail,   und  enprist  er  im,   so 

ist  der  chlager  dem  richter 
zehen  pfunt*  beliben;  er  sol 
auch'  dem  antwArter  seinen 
schaden  ablegen  ob  er  chainen 
darumb  enpfangen  hat. 

•  /.  //.   ^  II  inde.    «  Ueherschr,  •  Ca  ansacht,  b »»  dem 

in    1:     Qui    aliüm     iniuste     inpetit.       richter cblager]  /.  AB.    «=i.  a.] 

^  ab  eo]  80  alle  Hss.    «/  ^J-  f.  AB,  ^  Ca  bewaernüsse.   •Uehertchr, 

in  A:  Umb  ansprach;  in  B:  Von  zü- 
spr&ch  wegen,  cjip.  36.  *■  Ca  den  an- 
dern, h »  Boa'  der.    *•  Ca  we- 

reden,  h *  m.  r.]    C  in  dem 

(f,  h)  rechten  (h  -m).  ^  A  fh,  schul- 
dig.    *e.  s.  a.]  i4C  und  sol. 


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222 


Cap.  44. 
Befrag  des  Herzogswandeh. 

rAhh.  8.  124.  146.  166.) 


^  Item  y  pro  quacumque 
causa  nostra  einenda  iudici  per 
sentenciam  civium^  faerit  de- 
putata,  hoc  semper  significat 
X  lib.  den. 


^Umb  swaz  sach  unser 
Wandel  dem  richter  mit  der 
pui^r  urtail  ertailet  wirt,  daz 
bedeutet  und^  bezaichent  ze 
alln  Zeiten®  zehen  pfunt. 


Cap.  45. 
Zwischen  Gästen  kann  täglich  gerichtet  werden. 

(Ahh.  8.  17a,) 


^Item,  si  dno  hospites 
inter  se  invicem^  quitquam  ha- 
buerint  qnerelare,*  hoc  iudex 
assumptis  quibusdam  civibus 
omni  die  ipsis'  poterit  iudicare 
vel  eciam  conplanare,  nisi 
ambo  velint  diem  placiti  ad 
pretorium  expectare. 


*  UeberMhr.  in  I:  Emenda 
ducis.  »/.  112.  «  Uebertchr,  in  1: 
Qnando  unus  hospes  conqueritur  snper 
aliam.  <•/.  //.   *  11  quernlare.  '/.  //. 


^Ist  daz  zwen  gest  etz- 
swaz*  gen  einander  habent  ze 
chlagen,  der  richter  mag  wol 
etzleich  purger  zu  im  nemen 
und  mag  all  tag  wol  richten 
und  auch  verslichten,  si  welln 
dann  mit  gutem  willn  paident- 
halben  peiten  under  die  schran- 
nen  der  tag  und  der  zeit  irr 
taiding  ze  recht'  gericht. 


•  Ueber»ehr.  in  Aa:  Von  de« 
richter  wändel;  in  B:  Was  dei 
richterz  wandel  sei  nach  der  urtail, 
cap.  37.  "»b.  u.j  f.C.  •  ze  a.  %.] 
Bb  allzeit;  /.  C.  *  Uebertchr.  in  Aa: 
Von  geBi  kchlag;  in  B:  Von  gest 
wie  die  chlagent,  cap.  38;  in  Ca: 
Von  chlag  der  gest,  cap.  22.  «  /.  C. 
^  AC  rechtem. 


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223 


Cap.  4ß. 

Gäste   dürfen   nur   bis  zum   nächsten  Gerichtstage  in   der  Stadt 
verboten  werden. 


^Item,  nullushospesinter- 
dicatur  per  iudicem  in  civitate 
nisi  ad^  proximam  placitum 
permansorus. 


*  Chain  gast  soP  niht  ver- 
poten  werden  von  dem  richter 
in  der  stat  neur  auf  daz  nechst 
teiding  ze  beleiben  und  ze  ant- 
wurten. 


Cap.  47. 
Vorladung  eines  Bürgers. 

(Abk.  S,  147  /,) 


^  Item,  civis  debet^  tribus 
citacionibus  per  preconem®  ad 
iudicium  advocari,  et  hoc  in 
sero^  ante  pulsacionem  cervi- 
sialis  campane  et  eciam  cum 
est  domi;  videlicet  prima  vice. 


*  üehertchr.  in  I:  Quam  diu 
debet  stare  occupacio.  *»/.  /.  '^  Ueber- 
»chrifl  in  I:  Quociens  civis  debet  ci- 
tari.  •*  7  fh.  citarL  •  p.  p.]  //  pre- 
paradone.     '  in  a.]  /  inserto. 


^  Einen  purger  sol  man^ 
dreistund  mit  dem  Schergen 
fürpieten  für  daz  gericht  und 
auch  laden,  und  sol  daz  ge- 
schehen pei  tag  oder  dez  abentz 
vor  pierglokenzeit,  also  daz  er 
dahaim  oder  wo  er  in  der  stat 
in*^  mit  dem  ersten  fiirpot  be- 
greif.' 


•  UAerschr,  in  B:  Von  dem 
verpott  der  g^est,  cap.  39.  ^  C  fh. 
auch.  ^  Utheraehr.  inAa:  Von  purger 
fuerpot;  in  Ah:  Wie  oft  man  ainen 
purffer  furg^epieten  sol;  in  B:  Wie 
man  einen  purg-er  bechlagen  sol, 
cap.  40;  in  Ca:  Von  fürpieten,  cap. 
23;  in  Ob:  Von  furpot.  ^  Ca  fh.  ee. 
•  90  nur  Bby  die  übrigen  seL  '  C  be- 
griffen. 


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224 


Caf.  4S. 
Vorladung  einet  Innumnes. 

(Abk.  S,  147  f,J 


*Incola  vero  non  nisi 
semel  citari  debet,  et  hoc  sive 
in^  sero  vel  mane^  et  postea 
ut^  ad  iudicium  veniat  per 
pingnus  et  per^  posteriorem 
iudicem  debet  cogi. 


Aver  ein  inman*  oder^ 
der  niht  pnrkreht  hat^  dem 
mag  man  dez  abentz  furpieten 
oder  dez  morgenz  imd  auck 
niht  öfter  dann  ainez^  ob  man 
wil.  Ist  daz  er  dann  niht  fiir- 
chumt,  so  sol  man  in  mit  einem 
pfant  und  mit  dem  nachrichter 
furtwiagen 


Cap.  49. 
Wandel  desjenigen,  der  gerichtlicher  Ladung  nicht  Folge  leistet. 

(Ahh,  S.  147  f.) 


*Pena*  prime  citaeionis 
si'  non  conparuerit  iudicio 
cum»  est  domi  id  est  in  civi- 
tate,  sunt  xii  den.,  secunde 
vero  xxilii  den.;  sed  tercie  ci- 
taeionis pena  si  non  conparet 
sunt  Ix  den.;  et  hoc  si  pro 
debito  querimonia  fuerit  vel 
offensa. 


»  Uebertchr,  in  I:  Incola  quo- 
ciens  debet  citari.  *»  //  sit.  "  /.  IL 
^  üebenchr.  in  1:  Emenda  citacionum. 
•  II  et  pena.    '  I  .f.  (scilicet).  »  //  si. 


und  dez  ersten  furpotez  wan- 
deln/ ob  er  niht  für«  chumt 
und  doch  dahaim  gewesen  ist 
oder  in  der  stat,  12  pfenning, 
des  andern  furpotez^  24;  ob 
er  aver  dez  driten  furpotez» 
niht  iiir  gericht  chumt,  daz 
sind  60  pfenning;^  und  doch 
also  ze  merken,  ob  die  fiirpöt 
oder  die  chlag  sind  umb  gült 
oder    umb    ander   sach    damit 

•  A.  e.  i.]  C  Ob  er  ain  inn' 
man  sei.  *>  C  fh,  ainer.  «^  BhCb  ainat 
•*  Ch  verwandeln.  ||  und  d.  e.  f.  w.J 
Ca  Und  umb  das  erst  fiirgepot  mftz 
er  verwandeln.    •/.  Boa',    'd.  a.  f.] 

Ca  umb  daz  ander  fiirgepot.  ^  24 

furp.]  /.  G  ^  daz  s.  60  pf.]  Ca  muei 
er  60  pf.  geben,  h  sind  60  pf.  se 
geben. 


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285 

man  ainen   unert   oder  laidigt 
oder  übelhandelt. 


Cap.  50. 
Vorladung  in  Streitigkeifen  vm  liegendes  Gut 

(Ahh,  S,  147  f.) 


*Si  autem  pro  hereditate 
fuerit  questiOy  tunc  in  domum 
possidentis  eam^  citacio  fiat 
trina.*' 


Ist  aver  daz  die  chlag 
umb  erb  ist^  so  sol  man  in* 
daz  haus  gen^  und  der  daz 
erb  inn  hat  und  daz  erb®  be- 
sitzet;  dem  sol  man^  dreistund 
fürpieten. 


Cap.  51. 
Fortsetzung:  Verfahren,  wenn  der  Vorgeladene  ausbleibt. 

(Ahh.  S.  147  f,) 


*Quod  si  nee  tunc  posses- 
Bor  conparuerity  illa  hereditas 
potestati  iudicis  attrahatur  qui 
per  dies  quatuordecim  hanc 
conservet.*  Quod  si  nee  tunc' 
possessor  pervenerit  ad  iudi- 
cium  non  citatus,  ex  tunc  ac- 
tor  det  iudici  Ix  den.  et  xii  den.« 
posteriori  iudici  qui  sibi  posses- 
sionem  hereditatis  huiusmodi 
assignabit.  Et  tunc  primus 
possessor  eiusdem,^  scilicet  qui 
fuit  negligens  aut  temerariuS; 
si  vult  agat  eodem  ordine* 
contra  ipsum. 


•  Uehernrhr,  in  I:  Citacio  pro 
hereditatibufl.  *•  //  eadem,  «  TI  terna. 
^  Ueberachr,  in  I:  Hie  notatnr  ius 
iudicifl  quod  vr8n  dicitur.  •/  per- 
severet.  '/•  ^^-  '  e*  »"  ^.J  /•  -^• 
*•  II  eisdem.  *  /  ordinem. 
ArebiT.  Bd.  LX.  I.  H&lfke. 


Ist®  daz  er  in  den  Zeiten 
für  daz  gericht  niht  chumt  ze 
verantwArten  daz  erb^  so  sol 
der  richter  daz  selb  erb  in 
sein  ^  gewalt  ziehen  und  nemen 
und  sol  daz  inn  haben  vier- 
zehen  tag.  Ist  daz  er  in  der 
selben  zeit  der  daz  erb  inn 
hat  ungeladen  und  an  färpot 
niht  für  daz  gericht  chumt,  so 
sol  der  chlager  der  auf  daz 
erb  chlagt  dem  richter  60  pfen- 
ning  geben  und  dem  nachrichter 
zwelf,8fdaz  er  im  daz  erb  mit 
samt  der  gewer  antwfirt.  Und 


•  O  im,  der.   */.  C.    «  u.  d.  e.] 
C  oder.     ^  d.  8.  m.]  /.  0.    •  Ca  Und 

ist,  6 '/.  Baa',    »  Cfh.  und 

doch  also  »e  merkchen. 


15 


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226 


doch  der  erst  besitzer  dez 
erbez,  daz  ist  der  der  ez  vor 
inn'^  hat  gehabt,  ob  der  saumig 
darinn  gewesen  ist  oder  vil- 
leicht^  vor  frevel  lazzen  hat 
für  gericht  chomen*^  ze  ver- 
antwurten  daz  erb,  ob  er  wil 
so  mag  er  wol  gen  dem  selben 
der  an  die  gewer  gesetzet*  ist 
mit  semleicher  chlag  und  mit 
so  getanem  gericht®  wider  an- 
wegen  ^  und  auch  nachvam  gen 
dem  selben. 


Cap.  52. 
Zwangsverfahren  um  Schuld  und  Wandel. 

(Ahh.  S.  127  f.  147  f.) 


*Item,  si  quis  debitor 
coram  iudicio  remanserit  ali- 
cuius  debiti  vel  emende,  iudex 
quatuordecim  dierum^  inducias 
ei  dabit.  Quod  si  nee  tunc  per- 
solvent,  <=  dabit  ei  illum  diem 
sine  ehienda  et  Septem  dies 
alios  cum  emenda.  Quod  si  nee 
tunc   solverit,    tunc    tre»  dies 


•  Ueberschr.  in  I:  Quando 
eraende  sunt  recipiendi  (!).  **  //  dies. 
^  II  solverit. 


s  Ist  daz  ainer  vor  gericht 
iemant**  schuldig  beleibt  gelt 
oder  Wandel,  dem  selben  geit 
der  richter  wol  mit»  reht^  vier- 
zehen  tag  ze  gelten,  ob  er  so 
gewiz  ist  und  so  gesezzen' 
daz  man  im  getrauen  mag.  Ist 
daz  er  in  der  zeit  niht  engiltt, 
so  hat  er  doch  die  selben  frist 


•  BhC  im.  »>  C  leicht  «  C  ze 
chomen  und.  **  g.  g.]  Ca  red  gesalzt 
oder  an  den  gewer.  «  C  fh.  sein 
(f,  h)  recht.  ^  C  anvengen.  ^  U^er- 
9chrift  in  Aa:  Wer  vor  gericht  schul- 
dig beleibt;  in  B:  Wie  der  richter 
teg  sol  geben  umb  gelt,  cap.  41; 
in  Ca:  Von  dez  richter  wandel,  cap.  24; 
«I  Ch:  Umb  schuld  es  sei  gelt  oder 
Wandel.  In  Ah  f,  das  CapiteJ.  »•/.  C; 
Bb  fh.  beclagt  das  er  im.  *  Eb  zu. 
^  Ca  fh.  zil  auf.  ^  vierz.  t.  .  .  .  ge- 
sezzen]  /.  Äa. 


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227 


alios  ei*  dabit.  Et  quod  si  nee 
tone  solvent,  tunc  ad  solven- 
dum  pingnore  conpellatur.  Et 
cuiuslibet  termini  sive  inducie 
pena^  sunt  Ix  den. 


kn  Wandel.  Darnach  gibt  er  im 
aver  siben*  tag  auf  daz  Wan- 
del.^ Ist  daz  er  darnach*^  niht 
engiltt^  so  gibt  er  im  noch* 
drei  tag  auch  auf  daz  wandele 
Hat  er  dann  niht  gewert  oder 
vergolten,  so  sol  man  in  mit 
pfänden  ze  wem  und'  ze  gelten 
twingen  mit  dem  gericht.  Und 
dannoch^  sunderleichen  auf  ieg- 
leichen  tag  und  frist  die  man 
im**vor  gegeben  hat,  so  ist  er 
dem  richter  60  pfenning  schul- 
dig ze  Wandel. 


Cap.  liS. 

Zwangftverfahren  um  Liedlohn. 

fAhh,  S.  147  f.  173.) 

^  Et  hoc  nisi  sit  precium  ^  Aver  umb  gearntez  Ion 

promeritum,*  cui    non   dantur  sol  man  niht  lenger  frist  noch 

inducie  nisi  illius  diei  et  pro-  tag    haben*    dann    dez    selben 

xime    consequentis ,    cum    in-  tagez    und   ez   verdienet   wirt 

stitutum  sit  hoc  divinum,  sei-  oder     auf    den    nächsten    tag 

licet:    ^non    remaneat  apud  te  darnach,    wan   got   selber  daz 

opus  mercenarii  usque  mane',  *  *  aufgesetzet     und     gesprochen 

et    eciam'    idem    in     emenda  hat  also:  ,dez  mietmannez  Ion 

Ix  den.   iudici   remanebit,^  et  seiner  arbait  sol  in  deiner  ge- 

hoc^   sive    sit    per    fassionem  walt  niht  über  naht^  beleiben 

sive*  per  testimonium  conpro-  unz    an     den    morgen',^     und 

batum.    Alia   vero   debita    ca-  doch    der   loner    der    daz   Ion 

rent  emendis  et  tamen  habent  vor  hat,  swie  er  sein  vergicht 

inducias  prima  vice,  nisi  fuerint  oder  auf  in   beweret  wirt,    so 

per    testimonium    conprobata,  beleibt  er  dem  richter  sechzig 


•  //aibi.  ^112  penae.  «=  Uehn-- 
ichriß  in  I:  De  precio  promerito  id 
est   garen czlon.      **  /  peimeritam. 

*  nisi  Ullas  diei mane]  /.  //. 

'  /.  //.  f  77  2  permanebunt.  "»  77  sie. 
'  II 1  sibi. 

»  LevU.  19,  8,  vgl.  Tob.  4,  15. 


*  /.  Ch,  *»  darnach Wan- 
del] f.  Ca.  «  Ca  ez  dann,  h  das. 
*  C  aver.  •  Ist  daz  er  ...  .  wandel] 
/  Bh.  '  ze  w.  n.]  /.  C.  »  Aa  dar- 
nach, Ch  anch.  *■  dat  Capitel  /.  Ah. 
^  AaC  geben.  ^  Ca  naechtig.  *  n.  a. 
d.  m.]  f.  n. 

lö* 


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228 


quia^  tunc  tenebitur  iudici  in 
Ix  den. 


pfenning  ze  wandel  schuldig. 
Aver  ander  gult  kn  geamtez  Ion 
die  habent  niht  wandelz^  zu 
dem  ersten  furpot  alz  vor  ge- 
sprochen ist  und  habent  doch 
frist  und  tag  alz  reht  ist,^  ez 
sei  dann  ob  daz  gelt  beweret 
und  erzeuget  wirt,  von  dem 
selben  hat  der  richter  sechzig 
pfenning  ze  wandel. 


"^Cap.  54. 
Recht  der  geschtoomen  Rathsbürgerj   Wandel  zu  salzen, 

(Ahh.  S.  125.) 


^Item,  sunt  eciam  alie 
emende  ad  iudicera  pertinentes 
que  sunt  propter  bonum  sta- 
tum  civitatis  per  cives  iuratos 
consilii*'  institute,  que  et*  per 
ipsos  pro  qualitate  Status  terre 
vel  temporis  omnino  deponi 
poterunt*  vel  minui  aut'  augeri. 


'^Ez  sind  auch  etleichea 
wandel  die  den  richter  ange- 
hornt,  die  durch  frid  und  durch 
gemach  der  stat  von  den  ge- 
sworn  purgem  dez  ratez  auf- 
gesetzet  sind,  die  si  nach  dez 
landez  sit  und  auch  nach  der 
gestalt  der  zeit  wol  mügen 
gerleich  ablegen/  minnem  oder 
meren  alz  reht  ist. 


Cap.  SS. 

Dem  Stadtwohle  schädliche  Handwerkerverbände  sind  vom  Stadtr 

rathe  aufzulösen. 

(Abh.  S.  16t  /.; 


fi^Item,  placet  nobis  quod 
artifices  sive  operarii  manuales 

*  //   qui.      ''  Ueherachr,    in    I: 
Notabile     de     iudice     ia     recipiendis 

emendis.     *^  pertinentes consiliij 

/.  //.  ^  II  eciam.  •  //  potuerant. 
^11  vel.  ^  Ueherachr.  in  I:  Quod  vel 
zecha  vel  fraternitas  non  redondet 
ad  dampnnm  conmnne  civitatis. 


*Unz    gevelt    auch    daz' 
daz  die  hantwercher  und  auch 

*  C  fh.    zu    dem    ersten    mal 

oder.     ^  u.  habent  doch ist] 

/.  B.  «  da»  Cap.  /.  Ab.  *  Aa  fh.  und. 
•  Ueherachr.  inAa:  Von  hantwerchem; 
in  B:  Von  der  hantwercher  reht, 
cap.  42;  in  Ca:  Von  hantwerchem, 
cap.  25 ;  in  Cb :  Von  allerlai  hantwerch. 
Daa  Cap.  f.  Ah.     f  AaC  woL 


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229 


ut  sunt  fabri,  pistores,  carni- 
fices,  sartores  tarn  vestium 
quam  pannorum  tarn*  lanco- 
rum^  quam  lineorum,  textorum, 
calcificum,  pellificum,  pabula- 
torum,  cauponum^  ligatorum/ 
aucionatorum^  et  omnium  alio- 
rum*  qui  sunt  incole  civitatis, 
plus  iuris  habeant  quam  exten 
civitatis,  hoc  adhibito  modera- 
mine  quod  illa  societatis^  con- 
federacio  in  conmunitatis  damp- 
num  aut«  gravamen  notabile 
non  redundet.  Que  confede- 
racio  si**  conmune  ^ampnum  ^ 
intulerit  civitati,  per  cives  iura- 
tos  consilii  deponatur,  non^  ob- 
stante  si  forsitan*  propter  hoc 
aliquam  pecuniam  nominatam 
dare  annuatim  iudici  tcneantur, 
nee  eciam  si  forte  super  ta- 
libus  iniuriis  conmunibus  pri- 
vilegiati  fuerint  consulibus  ab 
antiquis  quos  forte  tunc  hoc" 
nephas  annuendum  per**  sua 
munera  placueriY^'*  et  hoc  cum 
non  habeat  imperium  par  in 
parem,  nee  eciam  volumus  con- 
munem  iniuriam  talem  perpe- 
tuariP  in  nostre  anime  peri- 
culum  et  gravamen. 


*  /.  //.     ^  I  lanorum.     <=  caup. 

h']f-J*    ^f.U2,    «textorum 

alionim]  so  alU  Hss.  '  //  societas  (!J, 
«/.  /;  III  et.  >»/./.  '  conm.  d.] 
Ol«  II;  I  in  conmunitatis,  Wurth 
emendirt  iniquitatcs,  /.  incomoditates? 
^  112  nemine.  '  //  forsan.  ™  //  forte  (!), 
"  /  pro.  o  /  placuut  (!Jy  II  placueriut. 
^  I  II2  perpetuam. 


die  arbaiter  alz  sind  smid,*^ 
pecken,  fleischhacker,  sneider 
leineins  und  wolleinz  t&chez 
und  gewandez,  hantsneider, 
watmanger/  weber,  schiister, 
chursner,  futrer,  leitgeben,  pin- 
ter,  fragner  <^  und  all  ander 
hantwercher  swie  si  genant 
sint,  die  in  der  stat  sind^  und 
darinn  wonent  ez  sein  seidner 
oder  purger,  mer  und  pezzer 
reht  haben  sullen  dann  die 
gest  und  die  frömden  die  auz* 
der  stat  gesezzen  sind,  und 
doch  mit  solicher  mazz  und 
beschaidenhait  daz  die  selb 
ainung  der  gesellschaft  und 
auch  der  pröderschaft  der  sam- 
nung  und  der  gemain  der  stat 
ze  chainen  merkleichen  oder 
Scheinleichen'  schaden  oder  un- 
gemach  oder  beswerung  icht 
gewachs  oder  gedeich.  Ist  aver 
daz  die  ainung  oder  die^  pr&der- 
schaft  gemainen  schaden  t&t 
und  pringet  der  stat  und  auch 
den  läuten^  so  sol  man  sei  fuder^ 
lazzen  gen  und  ablegen^  von 
den  gesworn  purgern  dez  ratez, 
und  sol  da  niht  wider  sein  noch 
niht  enirren,*  ob  si  villeicht 
darumb^  etleichez  benantez  gut 

*  f,  B,  **  Aa  gwantmaiiger. 
«  Ca  waguer.  **  die  i.  d.  st.  s.]  /.  C. 
^  (Jb  ausserhalb.  *"  AaCb  schüml., 
Ca  scheml.  8  AaC  solicheu.  •»  Cb  für. 
i  u.  abl.]  /.  C, 
umb;  /.  C, 


■■  n.  n.  e.]  /.  C.    ^  B 


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230 

daz  man  da  haizzet  losang  *  jar^ 
leich  dem  richter  habent  gelobt 
ze  geben  und  ob  villeicht  so 
gemainer  schad  und  geprest 
und  unrecht  verschriben^  und 
verhantvest  ist  von  den  alten 
purgern  dez  ratez^  die  di  weil^ 
und^  villeicht  ze  den  Zeiten 
durch  verhengnüzz  solicher 
schedleicher  verainung  mit  irm 
gut  und  mit  irr  gab  ®  gemietet 
und  genaiget  sind^  und  darumb 
seit  daz  reht  wil  daz  ein  ieg- 
leicher  gen  seinem  ebengeleich 
und  ebengenoz  cbainen  gewalt 
oder  ^  unrechtez  gepot  niht  en- 
haben  noch  ensuchen  sol^^  si 
sülln  halt  ebengeleich  geniezzen 
und  sich  freun^  dez  gemainen 
rechtez  der  stat,  und  enwellen 
halt  niht  so  getan^  gemainez 
unreht  und  so  schedleich  ainung 
ewigen  noch  bestetigen  wider 
unserr  seil  hail  und  schaden 
und  auch  beswärung. 

Cap.  56. 
Oewinn  aus  unerlaubten  Handlungen. 

(Ahh,  S.  173.) 

*Idem     quoque    dicimus  ''Daz  selb  reht  sprechen 

de    ludo    lutricorum^^  et^   de     wir   umb    daz    reht    und    spil 

•  Ueherschr.  in  I:  De  ludo  et  ^   ÄC  lösung.     ^  AaBaa'  ver- 

exactoribu»  (!,  L  exaccionibus)  mere-  schreiben.  *=  d.  w.]  C  da,  «*  /.  AaC. 
trieum  et  aliorum  ultra  ins.  ^  II 1  ^  Aa  habe.  ^  C  noch.  8  Bb  sullen. 
lucrorum,  2  luctorum  f!J.    ""f.  IL  ^  sich   fr.J    B  frfim  (.'J,     »  C  fh.  und 

so.    *  üeberschr,  in  Ca:  Von  spilem, 
cap.  26.  In  Ab  /.  daa  OapiteL 
>  LatiniHrung  des  deutschen  lotter.  Vgl,  lotrici  in  den  Landshuter  Statuten 
van  1256  Art,  20  (Quellen  u,  Erört,  z,  bayer,   u.  deutschen    Oetch,   5,  156), 
und  Dieffenbachy  Glos»,  lat^-germ,  557«. 


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231 


exaccionibus^  meretricum  et^ 
pulianorum^  et  de  toUeracione 
pfochsneidorum,^  inequalium 
lasorom  id  est®  virharter'  et 
aliorum  iniquorum,  quia  turpe 
lucram  semper  divina  ulcio 
comitatur.  Nee  eciam  iniuste 
ludentibus  dummodo  probatum 
fuerit  quitquam  detur,«  et  si 
quid^  receperint  hoc  restituere 
conpellantur. ' 


der  loter*  und  umb  UDgeleich 
spiler  alz  vierharter^  sind  und 
umb  unrecht  gewinnung  der 
gemainen  weib  und  umb  p4- 
lianer  und  pfossneider  und 
ander  p6z  gewinner,  wan  un- 
rechter gewinnung  volget  nach 
ze  allen  zeiten  gotez  räch  und 
gotez^  gericht.  Und  auch*  un- 
rechten spileru;  daz  man  gen 
in®  bewern  mag/  den  sol  man 
dez  gewinnez  nichtez  niht 
geben;  ob  si  damit  icht  ge- 
winnen« oder  enpfangen  ha- 
bent,  darzü  sol  man  si  twingen 
daz  si  daz  selb  wider  geben. 


Cop.  57. 
Von  der  Nothzucht, 

(Ahh,  8.  170  f,) 


^Item,  quicumque  virgi- 
nem  veP  mulierem  vel  eciam" 
meretricem  vi  oppresserit  et 
illa  statim  dum  potuit**  cla- 
mando  vel  conquerendo  super 


*  112  exercitationibus.  **/.  /. 
"^  7/ polianomm.  ^  II Ipfosu.y  ^pfossu. 
«  i.  e.J  /.  //.  UI  vierhanter.  »/.  //. 
^81  q.]  II I  sicut  *  //  teneantur. 
^  üeberschr»  in  I:  Qui  virgincm  vel 
mulierem    vi    oppresserit      ^  //   atit 


^  Swer  ein  magt  oder  ein 
weib*  oder  ein*  gemaineu  fraw 
wider  irn  willn  und  über  ir 
chraft  umb  ir  er  gewaltikleich 
notzogt^  und  die  selb  zehant™ 


•  O  pueben.  *»  Ca  vierhalter, 
b  wirharter.  ^  AaCb  götleich.  ^  un- 
recht gew.  d.  gem.  weib  ....  Und 
auch]  /.  Ca,  «  d.  m.  g.  i.]  Ca  hinz 
den  man,  h  das  man  die.  ^  Ca  fh. 
solich  untat.  «  C  gewunnen.  ^  lieber- 
schrifl  in  Äa :  Von  notturft  frawu  und 
junkchfrawn  oder  gemaine;  in  Ab: 
Wer  ain  magt  oder  frauwen  wider 
irn  willen  uottzogt;  in  B:  Swer  ein 
weib  oder  ein  magt  notzert,  cap.  43; 
in  Ca:  Von  der  notnuft,  cap.  27;  in 
Cb:  Von  notzogung.  ^  Eb  fh,  not- 
zerrt. »^^6//*.  andren.  •/.  B6.  °» B  weil. 


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232 


hoc  iudicium  invocaverit  et 
hoc  duorum  virorum  credibi- 
lium  vel  unius  viri  probi  et* 
probe^  mulieris  testimonio  pro- 
baverit/  convictus  plectatur 
sentencia  capitali,  nisi  vitam 
suam  prece  vel  precio  redimat 
apud  illaiHy  et  tunc  xxx  lib. 
tenebitur'^  iudici  pro  emenda. 
Si  autem  testes  non  habuerit 
vim  passa,  ille  sui  solius  iara- 
mento  coram  iudicio  se  ex- 
purget.  Sed  si  mulier  post  vim 
et  coaccionem  suam  ad  iudi- 
cium non  venerit  infra  dies 
quatuordecim  querelando,  tunc 
non  ulterius  audiatur. 


•  U   vel.     »»  //  /    probo. 
compr.    ^  II  tenetar. 


'// 


do  si  wol  mocht  ruffend  und 
chlagend'^  umb  solichen  gewalt 
sucht^  und  pitt  gerichtez  dar- 
umb;^  und  mag  si  den  selben 
gewalt  und  die  selben  nottdrft* 
mit  zwain  gelaubhaften  mannen 
oder  mit  einem  frumen  man 
und  mit  ainem  frumen  weib 
erzeugen  und  bewem,"  und 
wirt  der  man  damit  über- 
wunden, den  sol  man  p&zzen 
mit  der  urtail  seinez  haubtez 
also  daz  man  im  daz  absiahen 
soF  oder  ob  er  müg"^  sein  leben 
mit  pett  oder  mit  gut  von  dem 
selben  weib  erledigen  und  er- 
lösen,*» und  ob  daz  geschiht, 
so  beleibt  er  dem  richter  ze 
wandel  schuldig  dreizzig  pfunt 
Pfenning.  Ist  aver  daz  die 
fraw  die  den  gewalt  erliten 
hat  der  gezeug  niht  gehaben 
mag,  so  sol  sich  der^  man 
mit  sein  ainez  aid  vor  dem 
gericht  beschönen  und  bereden. 
Ist  aver  daz  daz  weib  nach 
dem  gewalt  und  nach  der 
twanksal  für  daz  gericht  niht 
enchumt  in  vierzehen  tagen 
mit  irr  chlag,  so  sol  man  dez 
weibez  chlag  fürbaz  umb  solich 
sach  niht  enhörn. 

•  r.  u.  chl.]  B  raffen  u.  chlagen. 
V.  Ä      «/.  ^C',     ^  ÄaBbC  notnuft. 

«  B  fh,  mag.    '  den  sol  man 

sol]  C  dem  schol  man  daz  haupt  ab- 
siahen. 8  oder  0.  e.  m.]  ÄaC  er  well 
oder    raüg    (O  fh,    dann).     ^  u.  erl.] 


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233 


Cbp.  58. 
Beherbergung  eines  Geächteten. 

(Abk.  S.  137,) 
Wien  1244  Art.  6. 


*  Item^  quicumque  civis  accu- 
Batos  fuerit  quod  proscriptum  *  scieuter 
et  latenter  in  domo  sua  tenuerit, 
de  hoc  si  voluerit  expurget  se 
8ui  8oliu8  proprio  iuramento.  Quod 
si  facere  noluerit,  in  decem 
tal.  den.^  iudici  teneatur.  Si 
autem  secundario  de  eodem 
fuerit  accusatus,  si  vult  iterum 
se  expurget.  Sed  si  tercio,  tune 
de  hoc  testimonium  audiatur, 
et  si  reus  inventus  fuerit,  tunc 
acrius*^  puniatur. 


•  Ueherachr.  in  I:  Qui  tenet 
proscriptum  latenter  in  domo  sua. 
*»  /.  //.    "  tunc  a.]  II  accusatus. 

*  aliquem. 


"^  Swelicher  p  Ärger  ge- 
r&get  und  gezigen  wirt  daz  er 
ainen  geechten  man  wizzen- 
leich  und  haimleich  in  seinem 
haus  gehabt  und^  behalten  hat, 
dez  selben  ob  er  wil  mag  er 
sich  wol  bereden  mit  sein  sel- 
berz  aid.  Wil  er^  dez  dann 
niht  entön,  so  ist  er  dem 
richter  zehen  pfunt  pfenning 
schuldig.  Ist  daz  er  z&  dem 
andern  mal  der  selben  sach 
gezigen  wirt,  so  mag  er  sich 
ob  er  wil  aver  wol  bereden 
alz  vor.  Aver  zfi  dem  dritten 
mal  so^  sol  man  urchund  und 
gezeug  gen®  im  laiten,  dez 
m&z  er  dann  gestatten.  Wirt  er 
dann  überwunden  und  schuldig 
funden,^  so  sol  man  in»  hert- 
leich  päzzen. 


•  Uebertchr.  in  Aa:  Der  ain 
ächter  behalt;  in  Ab:  Von  purger 
furpott  fljf  in  B:  Wer  einen  geechten 
man  innhat,  cap.  44;  in  Ca:  Weif 
einen  ungerechten  behauset  wissund, 
C4ip.  28;  in  Cb:  Wer  echter  behauset. 
^  g.  u.]  /.  C.  «  a/h.  aver.  «>/.  C. 
^  f.  B.  f  u.  seh.  f.]  /.  C.  »  Ca 
fh.  gar. 


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234 


Cap.  59. 

Wann  der  Besitzer  des  Hauses,  in  welchem  Feuer  ausgebrochen, 

deshalb  strafbar  ist 


*Item,  ex  cuiuscumque 
domo  ignis  proprius  per  negli- 
genciam^  sit  exortus  ita  quod 
veniat  super  tectum^  in  uno  tal. 
iudici  teneatur,  et  hoc  ut  de 
cetero^  custodiam  adhibeat  me- 
liorem.  Sed  si  asserat  se^  in- 
censum  et  hoc  probet  proprio 
iuramento  non  a  sua  familia 
sed  ab  extraneis  esse  factum, 
tunc  ob  hoc  in  nuUo  iudici 
teneatur.  •  Si  eciam  exusta  fue- 
rit  tota  domus  vel  pars  eciam 
eiuB  maior,  tunc  sibi  damp- 
num  Buum'  sufticiat  et  iudici 
nichil  dabit.  Ymmo^  si  exura- 
tur  in  parte  vel  in  toto,  et 
sive  ignis  sit  proprius  vel 
eciam  ^  alienus  aut  per  negli- 
genciam  sit  accensus  et  a^  fa- 
miliaribus  aut  a  malis  homi- 
nibus    ob   vindictam    et    inde 


•  Ueberachr,  in  I:  lu  cuius 
domo  incenditur  ignis.  ^  per  n.]  // 
negligenter.  ^  II 1  tecto.  */.  112, 
•  II  fh,  et  hoc  ut  de  cetero  (l  tecto). 
V.  ^/.    «f^^i?  Item. 


*  Aus  swelichez  haus  oder^ 
in  wez  haus^  daz  aigen  fewr 
von  saumikait  oder*  von  unbe- 
sichtikait  sich  erchüket  oder* 
enzündet  also  daz  ez^  über 
daz  dach  chumt  und  darüber 
sichtikleichen  scheinet,  der  ist 
dem  richter  schuldig  ze  Wan- 
del» ein  pfunt  pfenning,  und 
ist  daz  darumb  daz  er  fiirbaz 
daz  fewr  in**  pezzerr  hut  hab.* 
Spricht  er  aver  daz  ez^  sei 
angezündet  an  sein  schuld* 
und  beweret  daz  mit  seinem 
aid  daz  ez  niht  von  saumikait 
oder  von  unbesichtikait"*  seinez 
gesindez  sei  geschehen  sunder' 
von  frömden  läuten,^  so  ist  er 
dem  richter  nichtez  schuldig 
ze  geben.  P  Ob  halt  auch  daz 
haus  gar  verprinnet  oder  vil- 
leicht  daz  merer  tail,  mit  dem 


»  Ueberachr,  in  Äa:  Von  fewr; 
in  Ab:  In  weihen  haus  das  fewr  ober 
das  dach  sich  erscheint;  in  B:  Von 
dez  fewers  wegen,  cap.  45;  in  Ca: 
Von  dem  fewr,  cap.  29;  in  Cb:  Von 
aigem  f . . . .  ^  Ans  ....  oder]  /.  Ab. 
°  o.  i.  w.  h.]  /.  Cb,  ^  von  säum.  o.J 
/.  Ab,  «erch.  o.]  /.  C,  '/  Baa'. 
«  ze  w.j  /.  C.  **  d.  t  i.]  A  des  fewrs; 
Bb  des  feurs  dester  pas  huet  und  in. 

»  und  ist  das hab]  /.  C.    ^  AaC 

er.  '  Ä.  8.  seh.]  /.  AC,  »  BCa  un- 
beschaidenhait.  "  A  sunder  halt,  B  be- 
sunder.  «  bes.  v.  fr.  1.]  /.  C,  p  C  fh, 
darumb. 


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235 


multitudo  domorum  forsitan 
exarantur,  sibi  suum  damp- 
num  sofBciat  et  super  aliis 
dampnis  in  nullo  teneatur 
iudici*  nee  offensis. 


selben  hat  er  seinen  schaden 
wol*  verwandelt  und  gepAzzet^ 
dem  richter  und  den  läuten. 
Halt  noch  mer:  ob  ez^  ein  tail 
oder  ganzleich^  verprinnet,  ez 
sei  von  aigem  oder  von  fröm- 
dem  fewr,  oder  von  unbesich- 
tikait  oder  von  saumikait®  an- 
gezündet wirt  oder  von  seinem 
ingesind  oder  von  pösen  läuten 
durch'  rach^  und  daz  halt^ 
davon  die  menig  der  häuser 
villeicht^  verprinnet,  an  seinem 
schaden  hat  er  dann  gen&g  ze 
tragen^  aver  umb  ander  laut*» 
schaden  ist^  er  niemant  nihtez 
schuldigt  weder  dem  richter 
noch  den  die  von  im  schaden 
habent  enpfangen. 


Cap.  60. 
Recht   des  StadtraiheSy  in   neuen  Fällen  Wandel  und  Busse   zu 


satzen. 


^Item,  quia  omnia  gesta 
particularia  non  poterunt  con- 
scribi*^  nee  eciam**  per  con- 
sequens^  difHniri,  statuimus 
ut    si    forsitan    novus    casus 


•  ten.  iud.]  /.  ///.  »»  Ueberschr, 
in  I:  Si  novus  castui  oriatur,  huius 
pena  per  consilium  instituatur.  <^pot. 
oonscr.]  //  commode  couscribi  potae- 
nrnt.    *»/.  ///.    «  eciam  p.  c.J  /.  112. 


^  Wan  allen  gesunderteu  " 
und  auzgenomenleicheu^  reht 
und^  sach  niht  wol  geschriben 
mugen  werden  noch  niht  mit  ge- 
schrift  verriebt  noch  auzgelegt 

•  /.  a  ^  ÄC  verpasset.  «^  Ca 
seines  haus,  b  sein.    ^  Bb  gar.    ^^  o.  v. 

8.]  /.  -4665b.     ^seinem  inges 

durch]  /.  Ab.  s/.  C.  ^  a.  1.]  C  den 
andern.  ^  Bb  hat.  ^  Bb  zu  bezallen. 
*  Ueberschr,  in  Aa:  Von  newr  ge- 
schieht; 172  B:  Von  den  rechten  daz 
die  niht  geschriben  sind,  cap.  46. 
Das  Capüel  f.  Ab.  "  -4a  gesunder 
trew,  C  besunder.  °  Ca  ausgenomen. 
^  C  umb  igleiche. 


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236 


oriatar,  et*^  huius  pena  insti- 
tuatnr^  per  consilium  civitatis 
danda  tarn  iudici  quam  offenso.^ 


mügen  werden,»  daromb  so 
setzen  wir  auf:  ob  ein  newe**  ge- 
schiht  viUeicht  chumt^  oder  ent- 
springet^ von  sweu  daz  ist,  der 
selben  sach  oder  geschiht  puzz 
und  pezzrung  sol  aufsetzen 
der  gesworn  rat  der  stat,  waz 
dem  richter  und  auch  dem 
der  davon  gelaidigt  ist®  ze 
geben  und  ze  wandelt  sei. 


Caf.  61. 
Verfahren,  wenn  Einer  seine  rechte  Busse  anzunehmen  sich  weigert. 

(Abh.  S,  137.) 
Wien  1244  Art.  7. 


<lltem,  si  aliquis  aliquem  in« 
quacumque  causa  vel  lesione  offen- 
derit  et  ille  debitam  satisfaccionem 
et  statatum  pene  propter  hoc  coram 
iudicio  sibi'  exhibere  voluerit  et  ille 
videlicet  passus  ininriam  contumaciter 
rennuerit,?  iudex  accipiat  hoc  statutum 
et  per  quatuordecim  dies  ter  sibi  of- 
ferat^  testimonio  duamm  vel  plurium 
personarum.  Qui  si  infra  terminum 
illum  noD  receperit,  iudex  id  in  usus 
suos  redigat  et  lesns  ille  in  xxx  tal. 
nobis  pro  contnmacia  teneatur. 


•  11  quod.  •*  II  constituatur. 
«  //  ofiensis.  **  üebersckr,  in  I:  öi 
passus  iniuriam  contumaciter  renuerit 
accipere  emendam.  «  //  vi.  '/.  /. 
f^  80  I,  ^  II  afferat. 


»Ist  daz  ainer  den  andern 
mit  swaz  hant  sach  oder  serung 
laidigt  oder  ungemachet  ez  sei 
mit  Worten  oder  mit  werchen 
oder  von**  wunden  oder  mit 
andern  dingen,  und  der  selb 
erpeut  sich  darumb  vor  gericht 
ze  peßrung  und  ze  vollem  reht 
und  ze  leiden*  die  p&zz  die 
im  auf  wirt  gesetzet,  ez  sei 
von  gab  dez  gätez  oder  waz 
ez  anderz  sei  daz  leidleich 
sei,  und  ob  der  der  da  ge- 
laidigt    und     ungemachet    ist 


•  noch    niht werden]   /. 

Ba'.  **  C  fh,  sach  oder  ein  newe. 
«  C  aufchumpt.  ^  o.  e.]  /.  C  «  Aa 
fh,  und  dem  des  (!)  widervaren  ist, 
'  C  wandeln.  «  Ueher9chr.  in  Aa: 
Von  serung  des  leibs;  in  Ab:  Von 
laidigung;  in  B:  Swer  ainen  gelaidigt 
mit  Worten  oder  mit  werchen,  cap.  47; 
in  Ca:  Wer  den  andern  ungemachet, 
cap.  30.    ^  Bb  mit.     »  Ca  laisten. 


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237 

wider  daz  selb  ze  nemen,  so 
sol  der  richter  den  aufsatz 
nemen  zu  im*  und  sol  in  dem^ 
der  in  gewidert  hat  in  vier- 
zehen  tagen  dreistund  an- 
pieten*^  mit  urchund  und  mit 
zwain  gewizzen^  frumen  man- 
nen oder  mit  menigern.  Wil 
er  ez  dann  in  der  zeit  niht 
nemen  noch  enpfahen,®  so  sol 
der  richter  daz  selb  swaz  auf- 
gesetzet  ist  zu  seinem  nutz 
und'  in  sein  gewalt  ziehen, 
und  der  ez  gewidert  hat  der 
ist  unz  umb  die  frevel  dreizzig 
pfunt  pfenning  schuldig. 


Cap.  62. 
Recht  des  Stadtraihes  zur  Bnssminderung, 

(Ahh,  S.  160.) 


*Item,  si  aliquis  alteri 
remanserit  in  emenda  et  ille 
nuUam  vel  nimis  parvam  gra- 
eiam  velit  facere  offensori  et 
ille  offensus  forsan  adeo  gra- 
viter  non  sit  lesus  quin^  rige- 
rem  iusticie  aliqua  remissionis 
lenitas*^    debeat    comitari,    illa 


•  Uebersehr,  in  I:  Si  offensor  (!, 
l.  offensus)  nimis  modicara  graciam 
tqU  Cacere  in  emenda.  ^  I1 1  cam. 
^  /Zlenitas.  I  zweifelhaft;  der  deutsche 
Text  entschied  für  len. 


^Ist  daz  ainer  dem  an- 
dern Wandel  schuldig  beleibt 
und**  der  selb  wil  leicht*  jenen 
der  im  geltez  beliben  ist^  gar 
ze  chlain  oder*  chain  genad 
daran  niht  entün,  und  hat  er 
in  doch  vill eicht"  alz  hart 
oder"  swerleich   niht    geserigt 


•  Ca  sich.  ^  B  der.  «  Ah  far- 
pieten.  ^  zw.  g.]  Ca  der  gewizhait 
zwaier.  « noch  e.]  /.  C  ^  f.  C, 
8  Ueberachr,  in  Aa:  Von  wandel- 
schuld;  in  Ab:  Der  dem  andern 
schuldig  ist;  in  BCa:  Ob  aiuer  dem 
andern  wandel  schuldig  beleibt  (Bfh, 
cap.  48,    Ca  fh.  cap.  31).     ^  f.  Baa\ 

*  /.  C.     ^  b.  i.]   Bh  schuldig  weleibt. 

*  gar  ...  .  oder]  /.  C.     »  d.  v.]   C 
leicht.    ^  h.  o.]  /.  C. 


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238 


satisfaccio  per  iuratos  consilii 
moderetar^  et  hoc  ne  ob  spem 
emendarum  forte  pauperes  ad 
iram  provocent  diciores. 


noch  geungemachet^  *  oder  der 
streng  der  gerechtikait  sol 
pilleich  volgen  etzleich  senft 
und  gfit  der  genaden,  und  die 
selb  genad  und  pezzrung  sol 
beschaidenleich  gemezzigt  wer- 
den nach  der  Verrichtung  dez 
ratez  der  geswom  purger,  und 
sol  daz  darumb  sein  daz  niht 
auf  gedingen  und^  auf  den 
trost  der  wandel  villeicht  die 
arm  ^  die  reichen  niht  enraizent 
noch  enübent^  ze  dem  zom 
oder  zu  der  ungefi&g®  dez 
die  armen  villeicht^  geniezzen 
wolden. 


Cap.  63. 

Straflosigkeit  der  Tödtung  oder  Verwundung  eines  Auswärtigen, 

welche  hei  Beschüfzung  eines  in  die  Stadt  Geflohenen  vorfällt. 

CAhL  S.  117,  137,) 
Wien    1244    Art.    11. 


'^Item,  Tolamns  nt,^  ni  ali- 
qoifl  intret  civitatem  nt  ab  inimicis 
suis  per  civitatis  incolas  defen- 
datnr,  et  si  in  tali  strepitu  ac 
defensione  forsan  aliquis  de 
exteris    occiditur*^   vel    eciam* 


*  Ueher»ehr.  in  I:  Intrans  civi- 
tatem ab  incoliii  deffendatnr,  et  si 
aliquis  in  strepitu  occiditur.  ^  f,  II. 
«  II  occidatur.    ^  II  in  (,'J. 


«Wir  welln  auch:  ob  et- 
wer^  get  oder»  churat  in  die 
stat  darumb  daz  er  von  seinen 
veinten  von  den  die  in  der  stat 
sind  nnd^  wonent  beschermet 
werd,*  und   ob  villeicht  in  so 


•  gc8.  n.  g:enng.]  Ah  golaidigt 
»»  auf  g.  u.J  /.  C.  <-  Bfh.  und.  ^  n.  e.] 
f.C.  «o.  E.  d.  U.J  f.C.  'C  leicht 
8  Ueberachr.  in  Aa:  Von  geschieht; 
in  Ab:  Der  von  seinen  veinten  in 
die  stat  flucht  g^ewint;  in  B:  Daz 
iegleich  man  wol  in  die  stat  mag 
chomen  durch  beschirmungez  weg^n, 
cap.  49;  in  Ch:  Von  schirroung  wegen 
der  veint.  ^  Bb  iemant  *  g.  o.]  /.  C 
^  8.  u.]  /.  a     1  ABCa  werden. 


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239 


vulneratur,  super  hoc  non  re- 
spondebitur  nee  occisi  amieis 
nee  iudici  vel*  offensis. 


getanen  geprechen*  und  auch^ 
in  so  getanem  scherm  etzswep 
der  aüzzern  und  auch  der  veint 
erslagen  oder  wunt  werden 
darumb/  darüber  sol  man^  nie- 
mant  antwurten  weder  dez  er- 
slagen freunten  noch  dem 
richter  noch  dem  wunden. 


Cap.  64. 
Schvtz  für  Eigenleute  und  Colonen,  welche  Bürgerrecht  gewinnen. 

(Ahh.  8.  138.) 
Wien  1244  Art.  11. 


^Iteni)  81  aliquis  intret*  civi- 
tatem  et  civiß  efficitur,  cuius- 
comque    dominorum    sit   pro- 

prius  aut  ColonUS^  hicc  a  civlbus 
ab  omni  violencia  usque  ad  nostram 
presenciam  tiieatur,d  et  ex  hoc 
defensores  in  nullo  tenebuntur 
nee  iudici  nee  offensis. 


*  II  nee.  *»  Uehernchr,    in    I: 

Quando  colonuB  efficitur  civis,  debet 

defendi  ab  omni  violencia.    ^  II  hoc. 
^  II 1  teneatur. 


^Ist  daz  ainer  chumt 
oder®  vert  in  die  stat  und 
Wirt  darinn  purger,  swelichez 
herren  aigen  oder  hold  er  sei, 
der  selb  sol  von  den  purgern 
vor  allem  gewalt  unz  an  unser 
gegenwurtikait  beschirmet  wer- 
den und  darumb  sind  die  be- 
schirmer  nichtez  schuldig  ze 
geben ^  weder  dem  richter^ 
noch  dez  mannez  herschaft^ 
dez  hold  oder  aigen  man  er* 
gewesen  ist,   halt  den    die  in 


*Äa  gfichen  gesprach,  Ca  gehen 
geprecht  ^  in  so  g.  g.  n.  a.]  /.  Ab. 
""/.C.  ^  Ueberaehr.  in  Ab:  Ist  daz 
ainer  chumbt  in  die  stat;  m  B: 
Durch  ß  Von)  der  beschirmnng  wer 
in  die  stat  chamt,  cap.  50;  in  Ca: 
Wer  sich  in  die  stat  zeucht  ab  dem 
lande,  cap.  32;  in  Cb:  Wer  in  die 
stat  vert  und  burger  wirt.  •  eh.  o.] 
/.  C.  ''ze  g.]  f.C^der  Rest  det 
Cap.  u.  die  ersten  4  Worte  des  fol- 
genden f.  Ca.  ^  der  Rest  des  Cap. 
f.  Cb.     «  m.  er]  /.  Bb. 


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240 


80  getaner  frevel  geungemachet 
werden  noch  irn  freonten  ist 
man  auch  nichtez  schuldig. 


Cap.  65. 

Erlaubte  Gewaltanwendung  wider  den,  der  sich  g&richtlicker 

Gefangennehmung  widersetzt, 

(Ahh,  s.  nu) 


*Item,  si  iudex  vel  ho- 
mines  sui  voluerint^  aliquem 
captivare  pro  quacumque  causa 
sive  nocentem  vel*^  innocentem, 
qui  si  se  prohibuerit  et  eum 
iudex  vel  sui  homines  vel 
iudicii*  quilibet  adiutores  vul- 
neribus  mortalibus  superarint, 
ex  hoc  nulli  penitus  respon- 
debunt.® 


*  Ist  daz  der  richter  oder 
sein  laut  etzswen  wellnt  vachen 
umb  swaz  sach  daz  sei^  er  sei 
schuldig  oder  unschuldige  ist 
daz  sich  der  selb  wert  der 
vanknüzz,  ob  denn**  der  richter 
oder  sein  laut  oder  die  helfer 
dez  gerichtez*^  den  selben  tod- 
leichen  wundent^  oder  süst 
uberwindent/  si  sülln  darüber' 
niemant  antwurten. 


Cap.  66. 

Widersetzlichkeit  gegen  gerichtliche  Pfändung;  eigenmächtige 

Zuriicknahme  des  Pfandes, 

^Item,  quicumque  iudicio  ^Swer    dem    gericht   ein 

pignus  prohibet  vel  receptum      pfant  wert  ze  nemen  oder  swer 


•  Ueberschr,  in  I:  Si  index 
mortalibus  vulneribus  snperaverit  eap- 
tivam.  *»  7/ voluerunt.  ^^  II  fh.  eciam. 
^  II  iudicis.  «  II  respondebit.  *"  Ueber- 
tchrift  in  I:  Qoicnmqae  iudicio  pigfnns 
prohibet  vel  sine  licencia  reassnmit. 


*  Uebertchr,  in  Aa:  Der  sieb 
wider  das  Bericht  setzt,  und  venkb- 
nus  oder  phant;  in  Ab:  die  ersten 
10  Worte  des  Cap,;  in  B:  Wer  sich 
dez  gericbtez  widerbabt  (b  -halt), 
cap.  51;  in  Ob:  Von  vaben  des  ge- 
richts.  »>/.  Aa  «^  o.  d.  h.  d.  g.J 
/.  a  ^  todl.  w.]  AC  wundent  töd- 
leicher  wunden.  ^  o.  s.  iL]  /.  C. 
^  C  darumb.  k  üeberachr.  in  B:  Wer 
dem  richter  (Ba'  geriebt)  pfant  wert, 
cap.  ö2;    in   Cb:   Von  pfant 


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241 


Bine    licencia    reassumit, 
in  X  tal.  iudici  teneatur. 


ille^  daz  genomen  kn  Urlaub  dez 
gerichtez*  wider  nimt,**  der  selb 
beleibt  dem  richter  zehen  pfunt 
pfenning  schuldig. 


Cap.  67. 
Verfahren  mit  dem  Vermögen  eines  flüchtigen  Todschlägers. 

(Ahh,  S.  125,  148.  166.) 


^  Scire  autem  volumus 
iudicem  et  iuratos  consilii  ci- 
vitatis^ quando  et  quomodo  et 
quante  sint  recipiende  emende 
et  pingnora  pro  emendis,  et 
sit  hie  modus  perpetuo  con- 
servandus.^  Si  aliquis  aliquem 
occiderit^  non  vim  vi  repellendo 
et  ille  auflfugerit,®  iudex  as- 
sumptis  illius  vicinis  meliori- 
bus  res  eius  videat  et  recludat, 
sie  tarnen  ut  ex  eis  nichil  pe- 
nitus  distrahatur  nee  per  suos 
homines  nee  precones.  Uxori 
autem  et  pueris  vestes  et  vic- 
tualia  dimittantur,  cetera  inscri- 
bantur.  Quod  si  uxor  aut  pueri 
de    ipsis     restituendis     volunt 

•  //  i  hoc,  2  hie.  *»  Ueberschr. 
m  I:  Emenda  si  qnis  aliquem  occidit 
non  vim  vi  repellendo.  «  112  obser- 
vandns.     ^  II  occidit     •  II  effagerit. 


''Wir  tön  chunt  und  ze 
wizzen  dem  richter  und  den 
gesworn  purgern  dez  ratez^ 
der  stat,  wann  oder  wie  grozz 
oder  chlain  die  wandel  sein  ze 
nemen  und  die  pfant  umb  die 
wandel;  und  die  selben  mazz 
und  die  siten®  alz  hernach 
beschaiden  ist,  daz  sol  man 
ewikleich  behalten.  ^Ist  daz 
ainer  ainen  ze  tot  siecht  nicht 
dfirch  notwer?  seinez  leibez 
und  der  selb  enpfleucht  und 
entweichet**  darumb,  so  sol 
der  richter  dez  schuldigen 
mannez  nachpaurn  nemen  die 
pesten  und  die  nechsten^  und 
sol  sein  g&t  und  sein  hab  mit 


Archiv.  Bd.  LX.  I.  H&lfte. 


•  ÄBb  richter».  ^  w.  n.]  Ah 
widert.  °  Ueberschr.  in  Äa:  Von  tÄn 
kunt;  in  Ab:  Von  des  richters  wandl; 
in  B:  Wer  niht  durch  notwer  (Ba' 
natur)  seinez  leibez  ainen  ze  tot 
siecht,    cap.    53;     in    Ca:    Von    den 

wandeln,   cap.  33.    ^  den  gesw 

ratez]  Ca  dem  gesworen  rat.  *  d.  s.] 
A  denselben  sit,  C  den  sit.  ''  Ueber- 
achriß  in  Ca:  Der  ftn  notwer  ainen 
ersiecht,  cap.  34;  in  Cb:  Wandl  umb 
todslag.  »  Ba'  natur.  ^  u.  entw.] 
/.  C.  »  Ab  maiflten.  ||  u.  d.  n.)  /.  C. 
16 


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242 


vel*  poterunt  facere  sufficien- 
tem  fideiuBsoriam  caucionem, 
ipsis  annotatis  claves  omnium 
resignentur.  Et  ille  profugus 
trino^  citacionis  edicto  semper 
per  dies  quatuordecim  ad  iudi- 
cium  advocetur.  Qui  si  non 
venerit,  tunc  proscriptus  de- 
nunccietur  et*^  de  suis  rebus 
mobilibus^  si  ad  hoc  sufficiant^ 
suis  creditoribus  primo  omnia 
sua  debita  persolvantur,  et  de 
residui  tercia  parte  emenda 
iudicis  requiratur.  Due  vero 
partes  earum^  rerum  mobilium 
permaneant  apud  pueros  et 
uxorem  qui  videlicet  sunt  de 
suo  maleficio  innocentes,  quia 
iura  legalia  et  canonica^  hoc 
affirmant  quod  non  propter 
extorsionem  pecunie  vel  ava- 
riciam,  sed  propter  pacem  et 
bonum  statuni  terrarum  et  ho- 
minum  sunt  pene  sive  emende 
iudiciarie  institute. 


•  //  et.     »»  //  terne. 
«  1.  et  c]  77  c.  et  1. 


V.   II' 


den  selben  besehen  und  so! 
daz  versperren,  also  daz  dez 
selben  gutez  nichtez  niht  fuder 
genomen  noch  entragen*  werd 
weder  von  seinen  läuten  noch 
von  den  scherigen.  Aver  seiner 
hausfrawen  und  seinen^  chin- 
den  sol  man  ir  gewant  und 
auch  die^  speiz  die  da  ist  ze 
der  chost  und^  zfi  irr  leibnar,* 
lazzen.  Swaz  dez  andern  gfitez 
ist,  daz  sol  man  verschreiben. ' 
Ist  aver  daz  die  hausfraw  und 
die  chind  wellnt  oder  mügen 
gät  gewishait  tun  umb  daz 
göt^  wider  ze  antworten  daz 
in  angeschriben  ist,  so  sol 
man  in  die  slüzzel  zu  allem 
irm  ding**  wider  antwfirten. 
Und  sol  man  den  flüchtigen 
und  den  schuldigen  dreistund 
ie  über*  viei*zehen  tag  für  daz 
gericht  vodern  und  laden.  Und*^ 
chumt  er  in  der  zeit  niht  für, 
so  sol  man  in  dann^  chünden 
und  rfifen"  in  die  echt  und  sol 
von  seinem  varendem  gut,  ob 
dez  alz  vil  ist,  seinen  por- 
gern"  und  den  er  gelten  sol 
von  erst  all  ir  gült°  vergelten. p 
Und  von  dem  dritten  tail  dez 
selben  übrigen  gi^tez  sol  der 
richter   seineu  wandel   nemen. 

•  n.  entr.]  /.  C\  »»  C  iren.  ^  a. 
d.]  C  ir.  *»  die  da  ist  ...  .  u.]  /.  C. 
«  Oh  -naning".  '  C  beschr.  «  u.  d.  g.] 
/.  r,  h  Bb  gfit.  II  zu  a.  i.  d.]  /.  a 
»  alle  Has.  fh,  drei.  ^  „.  i.  u.]  /.  C 
^  f.  C.  «>-u.  r.J  /.  a  »  AhCb  por- 
ff  en.  <»  A  g^elt,  Bb  gnet  p  A  geben, 
O  gelten. 


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243 

Und  die  zwai  tail  dez  giitez 
süUn  der  haußfrawen  beleiben 
und  auch  den  chinden  wann 
si  an  dez  vater  schuld  und  an 
seiner  Übeltat*  unschuldig  sind, 
wan*»  geistleich  und  werltleich 
reht*'  bewaret  und  bestetigt 
^daz,  daz  niht  d&rch  aischung 
noch  durch  geitikait  dez  gfltez, 
sunder  durch  guten  frid  der 
land  und  auch  der  laut  sint 
die  pfiz  und  die  wandel  dem 
gericht^  aufgesetzt. 


Cajp,  68. 

Freispmch  und   Tod^surtheil  schliessen  Wandel  und  Busse  aus. 
Wandel  bei  Straf  lösung. 

(Ahh.    8,    126.    126.    148.   172.) 


*Si  autem  homicida  ad 
iudicium  vocatus  venerit*'  vel 
eciam  captivatus^  de  eo  ut 
iustum  fuerit  iudicetur.  Item/ 
si  per  sentenciam  civium  fuerit 
liberatus  vel  mortis  sentencia 
condempnatus,  res  sue  apud 
amicos  suos  vel  eum  perma- 
neant  et  in  nullo  teneatur^ 
iudici  vel*  actori.  Si  autem 
prece  vel  precio  fuerit  liberatus, 


•  üebertchr.  in  I:  Notabile  de 
homicidio.  ^  voc.  ven.]  11  proyocatns 
jFaerit.    «//Et   ^  II  fh.  nee.    •//nee. 


'Ist  daz  ein  mansleg  mit 
ladung  und  mit  vordrung  oder 
mit  vanknüzz  ftir  daz  gericht 
chumt,  gen  dem  sol  man  richten 
alz  pilleich  und?  reht  ist.  Ist 
aver  daz  er  nach  der  purger 
urtail  ledig  wirt  oder  mit  urtail 
verdamt  wirt  zu  dem  tod,  so 
sol  sein  g^t  seinen  freunten 
beleiben  oder  pei  im  selben 
ob  er  ledig  wirt  mit  reht,  und 


•  u.  a.  8.  ü.]  /.  a  ^  C  als. 
«=  Cb  fh,  das.  ^  der  Reit  des  Cap. 
/.  C.  •  d.  g.]  /.  A.  f  Ueberschr.  in  Äa: 
Von  todschlegen;  in  B:  Ob  ein  man- 
sleg mit  ladong  oder  mit  vanknnzz 
fnr  daz  gericht  cbnmt,  cap.  54;  in 
Ca:  Von  geriebt,  cap.  36;  in  Cb: 
Umb  manslecht  ze  ricbten.  Dm  Cap, 
f.  Ab.    K  p.  u.]  /.  C. 

16» 


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244 


tuDC    iudex    suam     emendam 
recipiat  ut  est  dictum  prius.** 


beleibt^  niemant  niehtez  schul- 
dig weder  dem  richter  noch 
dem  chlager.  Wirt  er  aver 
mit  pet  oder  mit  g&t  ledige 
80  nimt  der  richter  daz  wandet 
alz  vor  gesprochen^  und  auch 
beschaiden^  ist. 


Cap.  69. 
Pfändung  um  Wandel. 

(Abh,  S.  148,) 


**Item,  iudex  nulli  ping- 
nus  recipiat  pro  emendis  nisi 
post  dies  quatuordecim  post- 
quam  ipse  emende  sibi  fuerint 
sentencialiter  deputate. 


^  Der  richter  sol  niemant 
pfant  nemen  umb  sein  wandel 
dann®  über  vierzehen  tag  dar- 
nach und  im  die  wandel  mit 
urtail  ertailet  sind. 


Cap,  70. 
Rücksichten,  die  bei  Bemessung  des  Wandels  zu  beobachten  sind, 

(Ahh.  S,  126.  148.  161.) 


^'Item,  iudex  nuUum  om- 
nino  depauperet  pro  emendis, 
sed  a  diciore  plus  recipiat,  a 


^Der  richter  sol  niemant 
gerleich  ermen  an  dem  gut 
durch   seineu  wandel,»  er   sol 


paupere  vero  minus,  ne  exeat     aver^  von    dem    reichen    mer 
civitatem,     et    hoc    quia    tarn      nemen    und    von    dem    armen 


•  /.  //.  ^  Uehevschr,  in  I: 
Iudex  debet  recipere  emendam  cum 
sentencia  post  dies  quatuordecim. 
^  desgl. :  Quod  index  non  debet  ledere 
aliqnem  pro  emendis. 

^  cap.  11  und  17. 


•  Ca  fh.  darumb;  6  .  .  .  . 
^  Ca  geschrJben.  •*  u.  a.  b.]  /.  C. 
**  Ueberschr.  in  Äa:  Von  des  richter 
Wendel;  in  Ab:  Von  dem  nachrichter; 
in  B:  Wen  der  richter  pfenden  sol 
umb  seineu  ertailteu  wandel,  cap.  55. 
«CA  nur.  i|  umb  s.  w.  d.]  /.  AB. 
^  Ueberschr.  in  Ab:  Aber  von  des 
richters  wandl;  in  B:  Daz  der  richter 
niemant  arm  sol  machen  dnrch  seiner 
wandel  willn,  cap.  56.  »  s.  w.]  C  seiner 
wandel  willen.    *•  Ca  halt 


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245 


pauperes     quam     divites     vo- 
lumas  in  civitate  permanere.* 


minner,  daz  er  von  der  etat 
icht*  envar,  darumb^  wann  wir 
wellen*'  daz  arm  und  reich* 
pei  der  stat®  beleiben. 


Cap.  71, 
Fortsetzung. 

(Ahh.  8,  125,  126.  148.  161,) 


^Item,  statuimus  firmiter 
observandum  quod  iudex  in 
recipiendis  eraendis  consideret 
causam 7  condicionem  persone 
et  conswetudinem  civitatis.  Cau- 
sam: ut  si  forte  quis  pro*' 
Ix  den.  conqueritur  vel  non 
tantis  et  propter  suam  simpli- 
citatem  vel  rigoris  iuris  igno- 
ranciam  vel  eciam  negligenciam 
advocati  in  x  tal.  pro  emendis 
per  sentenciam  iudici  remane- 
bit,  tamen  nichilominus  iudex 
minus  medietate*  Ix  den.  debet 
recipere  pro  emeuda,  ne  iudi- 
cium  a®  querelantibus  horrea- 
tur,  quia  gravitas  emendarum 
Don  est  instituta  a  legis  latori- 
bus'  ut  integre  requiratur,  sed 
quod  studiosius  timeatur.  Item^ 


*■  112  manere.  *>  üeberachr, 
in  I:  Ne  panperes  aborreant  iudicinm, 
debet  cousiderare  condicionem  per- 
sone. «  II  per.  **  /  medietatera.  «/.  /. 
^  I  latronibas. 


^  Wir  setzen  auch«^  vestik- 
leich  auf  ze  behalten  daz  der 
richter  an  den  wandeln  die  er 
nimt  sol  beschaidenleich  an- 
sehen und  achten  die  sach  der 
schuld  und  die  gelegenhait  der 
person  und  die  gewonhait  der 
stat.  Die  sach  oder  schuld:*^ 
ist  daz,  ob  villeicht  etzswer 
chlait  umb  60  pfenning  oder 
villeicht  umb^  minner,  ^  und 
daz  er  durch  sein  ainvoltikait 
oder  zu  der  hertikait  dez 
rechten  niht  enwaiz  noch*  en- 
chan  oder  von  saumikait  dez 
vorsprechen  zehen  pfimt  pfen- 
ning dem  richter  ze  wandel 
mit  urtail  beleibet,  darumb 
sol  doch"  der  richter  minner 
dann  halbez  sechzig  pfenning 


•  ABbCa  nicht.  *»/.  C.  "  wann 
w.  w.]  B  well  wir  daz.  **  Bb  fh, 
paide.  •  p.  d,  st.]  /.  C,  ^  Ueberachr. 
in  B:  Wie  der  richter  an  sol  sehen 
die  schuld  und  die  gelegenhalt  der 
person,  cap.  57;  in  Ca:  Von  aufsatz, 
cap.  36.   Das  Cap,  f.  Ab,      k/.  AaC, 

^  person schuld]  Aa  stat   Dew 

sach  der  schuld;  B  stat  und  der 
sach  der  schuld.  » v.  u.]  /.  C  ^  Cfh, 
gelts.     ^  e,  n.]  /.  C,   "/.  C. 


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246 


condicionem  persone  iudex  con- 
sideret  in  emendis,  videlicet 
ut*  a  divite  plus  recipia^/  a 
paupere  vero  minus.  Item,  con- 
sideret  conswetudinem*^  iudi- 
cum  aliorum  conservatam  ad 
consilium  civium  meliorum, 
quia  propter  bonum  statum 
liominum  civitatis  penarum  gra- 
vitas  in  emendis  debet  secun- 
dom  qualitatem  culpe  vel  cause 
et  habitum  persone  per  iuratos 
consilii  moderari,  quia  coram 
nobis  super  huiusmodi^  specia- 
liter  iuraverunt. 


•  //  et.    ^  I   recipiant;  /.  II, 
«  /  coDswetndine  (/J.    ^  II  hoc. 


ze  Wandel  nemen,  daz  die 
chlager  niht  schäuhen  noch 
widersitzen  daz*  gericht,  wann 
die  swer  und  die  streng  der 
Wandel  ist  niht  aufgesetzt  von 
den  die  die  reht  und  die  Wan- 
del^ und  die  pAzz  von  erst  fim- 
den  und  aufgesetzet  habent,  daz 
man  si  icht*^  genzleichen  nemen 
sol;  halt  darumb  daz  man  si 
dester  harter  filricht  und  dester 
fleizzigleicher  hAt.^  Die  ge- 
legenhait  der  person  sol  der 
richter  achten  und  ansehen  an 
den  wandeln  also  daz  er  von 
dem  reichen  mer  nem  und*  von 
dem  armen  minner/  Er  sol 
auch  achten  und  merken  ^  die 
gewonhait  der  stat  und  auch 
der  andern  richter,  die  vor  be- 
halten sind  nach  dem  rat  der 
weisisten  und  der  teuristen 
purger,  wann  durch  g&teu  ding 
und  durch  gfiten*»  frid  paideu 
der  laut  ^  und  auch  der  stat  die 
sw&r  der  pizz  oder*^  der  wandel 
sol  nach  der^  schuld  und  der^ 
sach  und  der"  gelegenhait  der 
person  von  den  geswom  pur- 
gern  dez  ratez  gemezzigt  und 
gätleich  verrichtet  werden,  wan 
si  unz  darumb  und  swaz  der 
stat  nutz  und  g&t  ist  sunder- 
leich  gesworn  habent. 

•  Bh   dem.    ^  ist    niht   aufges. 

wandel]  f.  B.    °  /?  nicht    «*  daz 

die  cbla^r  niht  schäuhen h&t] 

/.  C.  •  (7  denn.  ' /•  O,  « u.  m.] 
/.  a  ^  d.  g,]  f,  a  «  Ch  lant.  k  C 
und.  *  n.  d.]  alle  Ht»,  die.  ™  de^L 
die.    »  sach  u.  d.]  /.  C 


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247 


Cap.  72. 

Gebühren  des  Unterrichters  und  des  K&rkerwächters. 

(Ahh,  S,  125,  142  f.  148.) 


*Item,  placet  nobis  quod 
iudex  posterior  pro  conserva- 
cione  captivorum  pro  censu  a 
quolibet  duodecim  den.  reci- 
piat  et  custos  carceris  unum, 
et  a  captivo^  nichil  reeipiat 
nisi  arma  et  reatum  id  est 
hanthaft*^  per  quem  malefi- 
ciura  perpetravit.  Si  autem 
captivus  per  iusticiam  libera- 
bitur,  tunc  crit  indempnis^  per 
omnia  dimittendus,  et  hoc"  si 
propter  aliquaui  suspicionem 
a  iudicio  est  detentus.  Si 
autem  aliquis  alter ^  eum  fo- 
cerit  detinere,»  hie  totum 
dampnum  ob  hoc  receptum 
sibi  restituat  in*  integrum  et 
det  censum  pro  eo  posteriori 
iudici*»  et  emendet  iudici  prin- 
cipali. 


»  Ueberachr.  in  1:  De  emenda 
posteriori»  iudiciK  et  stabhutter. 
**  //  captivato.  *=  7/  /  hantuest.  «*  II 
in  dampnis.  •  /.  II.  '  al.  a.]  III 
aliter  aliquia.   »  //  detineri.   ^  /.  // 1, 


*ünz  gevelt  auch  daz^ 
wol  daz  der  nachrichter  umb  die 
haltnüzz  der  gevangen  ze  hof- 
zins  von  iegleichem  nem*'  zwelf 
Pfenning  und  der^  stfibh&ter 
ainen  pfenning.®  Und^  dem 
gevangen  sol  er  nichtez  nemen, 
neur^  die  waffen  und  die  hant- 
haft**  da  er  mit  begriflfen  ist.  * 
Ist  aver  daz  der  gevangen  mit 
reht  ledig  wirt,  so  sol  man  in 
an  schaden  aller  ding  lazzen, 
und  darumb  ob  er  villeicht 
durch  etzleichen  arkwan  von 
dem  gericht  ist  aufgehabt.  Hat 
aver  in  ein  anderr  haizzen 
vachen  oder  aufhaben*^  und 
enprist  davon*  mit  reht,  der 
selb  sol  dem  gevangen  allen 
seinen  schaden  den  er™  enpfecht 
und  nimt  genzl eichen**  ablegen 
und  sol  den  hofzins  dem 
nachrichter  und  dem  stubhüter 


•  üeberachr.  in  Aa:  Von  nach- 
richters  wendel;  in  B:  Waz  der  nach- 
richter und  der  stfibhfiter  ze  hofzins 
von  den  g-evangen  nemen  sol,  cap.  58 ; 
in  Ca:  Von  der  gevangen  hofzins, 
cap.  37.  Dat  Cap,  f.  Ab,  *>/.  C 
°  B  nemen.  <*  B  dem.  •  u.  d.  st 
1  pf.]  /.  Ca.   f  AaBb  Von.  8  Cb  denn. 

»»  u.  d.  h.]  /.  AaB,     »  da  er ist] 

Bb  damit  er  in  begriffen  hat.  .  ^  o.  a.] 
/.  C.    »  Ca  im,   b  derselb.    ~  Baa  //t. 

sein.     ^  den   er  enpf. genzl.] 

/.  AaC, 


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248 


für  in  geben  und  sol  ez  dem 
obristem*  richter  wandeln. 


Cap.  73. 

Bestellung  von  hundert  Männern  als  qualißcirte  Zeugen  ßir 

wichtigere  Rechtsgeschäfte. 

(Ähh,  S,  138  f.) 
Wien  1244  Art.  17. 


*  Item^  ^  ad  evitandas  eciam 
cavillaciones  inpiorum  et^  peiiurorum 
testium  falsitatem  nee  non  et  eornm 
inprobitatem,  qni  c  iusta  et  digna  facta 
hominnm  ininste  solent  lapsu  tem- 
poris  retractare,  statnimus  in  civitate 
centum  viros  fideliores  de  singulis 
vicU  et  pmdenciores,  quorum  nomina 
notentur  in  cartula  specialis  que 
semper«  inxta  privilegia  conser- 
vetur.'  Et  si  unus  illomm  forsitan 
moriatur,  tunc  in  locnm  suum  substi- 
tuator  conmoni  consensu  alter  statim. 
Hos  ad  hoc  Institoimus  ut  omnis  emp- 
cio  yel  yendicio,  pignoracio,  donacio 
prediornm  domorom  vinearom  do- 
tarum^  propter  nupeias  id  est 
morgengab  vel  aliarum  qua- 
rumcumque  reram  qne  estimate  fae- 
rint    ultra    tria    tal.,     et     qnodlibet 


•  Ueberschr,  in  I:  Centum  viri 
debent  esse  testes  in  omnibns  accio- 
nibus  in  civitate.  *>/.  //.  «  //  quia, 
d  in  cart.  sp.]  /  specialiter.  '  /  super. 
'  I  conserventur.  «  so  /  II 2  j  II 1 
datarum. 


^  Ze  vermeiden  und  auch 
ze  beh&ten  die  affchait  und  die 
trughait  der  p6sen  und  auch 
die  valschait  der  manswärn 
gezeug  und  auch  etzleicher 
poshait  und  unfrumkait,  die  di 
rechten  sach  und  die  wirdigen 
geschäft  der  laut  sind  dez  ge- 
woh  und  sich  dez  fleizzent  daz 
si  die  durch  etzleich  zeit  der 
jar  die  darnach  ergangen  sind 
zu  dem  unreht  wider  pringent*^ 
und  wider  trachtent  und  wider 
werfent,  darumb  daz  selb  ze 
bewarn  setzen  wir^  auf  hundert 
man  in  der  stat  der  getrewesten 
und  der  weisisten  von  iegleicher 
straz,  der  nam®  man  sunder- 
leich  verschreiben^  sol  an  einen 
brief  und   den    brief  sol  man 


»/.  C.  *»  Ueberachr.  in  Äa: 
Zu  vermeiden  der  pSsen;  wi  B:  Ze 
vermeiden  und  auch  ze  behüten,  und 
waz  die  hundert  man  reht  habent  ze 
tfin,  cap.  ö9;  in  Ca:  Von  aufsatz, 
cap.  38.  Bat  Cap,  /.  Ab,  Der  Ein- 
gang de»  Cap.  bin dammb  daz 

selb  ze  bewarn  /.  C.  ^  AaB  pringt. 
*  s.  w.]  C  Wir  setzen  (damit  beginnt 
in  C  das  Cap.),  •  d.  n.]  Cb  die.  '  C 
schreiben. 


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negociom  arduafti  et  memoria  dignum 
ex  ludis  vel  vadiacionibus*  con- 
tractum  vel  alias  ünumeumque^ 
coram  daobus  vel  pluribas  illorum 
centum  virorum  celebretnr  et  eciam 
peragatnr.  Nec  eciam  super  hiis 
et  consimilibus  aliorum  testi- 
monium  acceptetur,  sed  im- 
petitus*^  sub  iuramento  super 
talibus  questionibus  audiatur. 
QmcQmqne  ergo  civium  ex  hiis  centnm 
viris  habuerit  duos^  testes  quoram 
nnos  forsitan  moriatnr,  hie  cum 
illo  solo  snperstite  et  alio  quocumqne 
viro  credibili  testificari  poterit 
quod  intendet.®  Denique,  quicum- 
que  illorum  centum  virorum  noluerit 
coram  indicio  vel  alibi  scilicet^ 
coram  ecclesia  esse  testis  *  de  re  quam 
dicitur  bene  nossc,^  iudex  eum 
conpellat  ad  testimonium  facieudum, 
in  quo  si  contumax  fuerit,  ammo- 
aitus  per  iudicem  tercia**  vice, 
dampnum  illius  restauret  et 
teneatur»  iudici  iure  nostro 
videlicet  x  lib.  * 


249 

ze  allen  zeiten  halten*  pei  der 
stat  hantvest.  Und  ob  villeicht 
der  selben  ainer  stirbet  oder 
tod  leit,^  so  sol  man  nach  dem 
gemainem  rat  ze  hant  einen 
andern  wein  und  nemen^  an 
sein  stat.  Die  selben  setzen** 
wir  auch®  darumb  und  enpfe- 
lichen  in,  daz  aller  chauf  und 
aller  verchauf  den  man  hin- 
geit  und  pfantung^  und  die 
gab  dez  urbarez  und  dez 
erbez,  ez  sein  häuser  Wein- 
garten morgengab  oder  swie 
ez  genant  ist,  daz  geachtet 
undK  geschatzet^  wirt  über 
dreu  pfunt  pfenning,  und  ein 
icgleichz  grozzerz  gescheft  dez 
man  pilleich  gedenken  und 
gchügnüzz  haben  ^  sol,  ez  ge- 
scheh  von  spil  oder  von  wetten 
oder  von  swelichen  andern 
dingen,  vor  zwain  oder  vor 
menigerm*'  der  hundert  mannen 
enden  und  verrichten  sol.  Und 
swaz  vor  den  selben  geendet 


•  Cb  behalden.  ^  o.  t.  1.]  /.  C, 
^  u.  n.]  /.  a  d/.  B.  <^  C  auf.  '  Cb 
phant  «  g.  u.]  /.  C,  ^  daz  g.  u.  g.] 
Bb  oder  wie  es  geschetzt.  *  u.  geh.  h.] 
/.  C.    k  Bb  drein. 


'  V.  vad.]  //  vel  (2  aut)  ven- 
dicionibus.  *>  II  undecunque.  ^  I  unus 
eorum,  II 1  impetiturus.  •*/./.  «  II 
intendit.  ^  //  vel.  «  b.  n.]  /  bone 
nosce  (!).    ^  II  tema.     *  /  teneat. 

*  alicuius. 

*  Für  das  XV,  Jahi'hundei't  (gewinnt  Luschirtf  Gerichtsw.  227  f,  aus 
dem  auf  uns  gekommenen  Gelöbniss  der  Genannten  zu  Wien  werthvoUen  Auf- 
»chlu99  über  ihren  Anlheil  an  der  RechUprechung  in  der  Bürgertchranne  da- 
»dbit.  Die  gleiche  Netutädtei'  Quelle  (s,  Abh.  S.  81  und  83)  ergibt  nur  in 
allgemeinem  Ausdrucke,  dass  sie  hier  verpflichtet  sind,  ^der  Schranne  zum 
Hechten  gehorsam  zu  sein  nach  Vermögen  treulich  und  ungeföhrlich*.  —  In 
Wien  waren  es  im  XV,  wnd  XVI.  Jahrhundert  die  Genannten,  weicht  den 
Bürgermeister  und  den  Stadtrath  wählten:  Zeibig^  Copey-Buch  d,  gem.  St, 
Witnn  (Font.  r.  Austr.  2,  Abth.  Bd,  7)  288  nr,  143,  und  Stadirecht  Maximilians  I, 


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250 

wirt,  darüber  ^ndarf*  man 
chain  ander  noch  anderz  nie- 
mantz  iirchund  noch  bewarung 
nemen  noch  haben,  aver  swen^ 
man  umb  der  vodem  etzleich 
sach  bechlait  oder  ansprichet/ 
dez  antw&rt  und  red  sol  man 
pei  dem  aid  darüber*  h5m  und 
sol  darnach  richten  alz  reht 
ist  Swer  aver  zwen  purger 
auz  den  hundert  mannen  ge- 
zeug  hat  seiner  sach  und  ob 
villeicht  ir  ainer  tod  leit  oder 
tod  ist,  der  mag  wol  mit  dem 
ainen*  der  da  lebt  und  mit 
einem  andern  gelaubhaftigen 
mann  swer  der  ist  erzeugen 
und  volenden^  sein  sach.  Dar- 
über, swelher  under  den  hun- 
dert mannen  niht  enwil  vor 
gericht  oder  als  wo  vor  den« 
läuten  und  vor  der  christen- 
hait  urchund  und  gezeug  sein 
der  sach  und  dez  dingez  da 
im  wol  chunt  umb  ist,  den 
selben  sol  der  richter  twingen 
zu  dem  urchimd  ze  t&n  und 
auch  ze  sagen.  Und  ob  er 
daran  dez^  wider  ist  und  sich 
sein  freveleich  widerhabt, ^  so 
sol  in  der  richter  dreistund 
manen  und  sol  jenem  dez  ding 

•  C  bedarf.  ^  Äa  war  der,  Beta' 
wer  der,  h  wirt  der.  ^  Aa  ange- 
sprochen. ^  Bb  darum b.  ^  Bb  andern. 
'  C  wol  enden.  8  Bb  fh,  andern. 
»»/.  C.    ^  Bb  -halt,  Cb  -helt 

von  1617  ArU  /,  Tomaachek  W.  R.  2,  124  (vgl.  Zeissbeig,  Der  öaterr.  Erb- 
fotgtaheü  14Ö7—68,  im  Arch,  /.  cwterr.  Oesch,  68,  70),  Für  Neuttadt  v^L 
die  kai^erlicht  Verordnung  von  1468^  oben  8,  111  nr,  64, 


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251 

und  sach  im  chunt  ist  seinen 
schaden  ablegen  und  sol  dem 
richter  nach  unserm  aufge- 
satztem  reht  zehen  pfunt  pfen- 
ning  schuldig  beleiben. 


Cap.  74. 
Zeugenschaft  der  UiUergebenen  des  Richters. 

(Abh.  S,  156.) 


*Item,  nullus  iudex  probet 
aliquid  contra  civem*'  cum  suis 
hominibus  nisi  ea  que  debent 
ad  singulorum  officia  pertinere, 
de  aliis  vero  probet  cum  civi- 
bus  contra  civem,  ^  aut  ipse  se 
expurget  proprio  iuramento. 


*  Chain  richter  sol  niht 
bew&m  gen  einem  purger  mit 
seinen  läuten^  neur  solich  sach 
die  zu  irn  ampten  sunderleich 
gehörnt;  umb  ander  sach  und 
umb  ander  dink  swaz  daz  ist 
daz^  sol  er  bewärn  mit  purgem 
gen  purg^rn/  oder  er  sol  sich 
bereden  mit  seinem  aid. 


Cap.  75. 

Fortsetzung:   Aussage  derselben  über  ein   aussergetichtliches 

Geständniss  eines  Angeklagten, 


«Item,  si  dicat  servus* 
iudicis  sive  preco  aliquem  co- 
ram  se  vel  in  captivitate  ali- 
quid  esse   fassura,    super  hoc 

•  üeberschr.  in  I:  Iudex  non 
probet  aliquid  contra  ciyem  cum  suis 
&miliaribus.  ^112  cives.  «  Üeberschr, 
m  /:  8i  quis  fatetur  in  captivitate, 
nollns  familiaris  potest  esse  testis. 
**  //  serriens. 


^  Ob  dez  richter  chneht 
oder  der  scherig  spricht  daz 
etzswer  vor  im  oder  in  der 
vanknüzz  etzwez  verjehen  hab, 

•  Üeberschr.  in  A:  Von  be- 
wRrung  des  richter;  in  B:  Mit  wem 
ein  richter  beweru  sol  g^n  einem 
purger,  cap.  60;  in  Ca:  Von  pe- 
w&rungt  cap«  39;  in  Cb:  Wie  der 
richter  sol  und  mag  weisen.  *»/.  AC, 
^  gfen  p.]  f*  AC,  ^  Üeberschr.  in  Ab: 
Von  der  verjehung  (Reg.  Von  verjehen 
in)  der  vaukhnüss;  in  B:  Was  man 
dez  richters  ebnecht  und  den  schergen 
niht  gelauben  sol,  cap.  61. 


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252 


eius  vel  eorum*  testimonium  darüber*  sol  man  sein  oder  ir 
nuUatenus  acceptetur,  nisi  idem  chainer  urchund  oder  bewarung 
coram  iudice  et  civibus  fa-  niht  h&rn  noch  nemen,  ez  sei 
teatur.  dann   alain   ob   sein    der   selb 

verjech   vor   dem  richter   und 
vor  den  pnrgem. 


'        Cap.  76. 
Beweis  von  Schenkungen  und  von  Verkäufen  jpro  modica  pecuniaf, 

(Abh.  S.  114,  173.  170.J 
Aus  der  Vorlage  von  Wr. -Neust,  1277  Art,  11, 


^  Statuimüs  eeiam  ^  et  fir- 
miter  precipimus  obser vari ,  ^ 
quod  si  aliquis  allquem  civium* 
inpetit  vel  eciam  incolam  civi- 
tatis quod  ei  proinissum  vel  Ven- 
dicionem  fecerit  de  domo  vel  vinea 
vel  rebus  aliis**  gratis  vel  pro  mo- 
dica pecunia,  «uper  eo  nuUum*** 
testimonium  audiatur,  sed  sub  fide 
impetiti  quid  promiserit®  vel 
quomodo  vendiderit  audiatur. 
Dicimus  autem  modicam  pecuniam, 
que  secundum  conmunem  taxacionem 
medietatem  valoris  rei  de  qua  agi- 
tur  non  excedit. 


^  Wir  setzen  auch  auf  und 
gepieten  daz  vestikleich  ze  be- 
halten :  ob  etzswer  einen  purger 
oder  einen  inman  oder  einen 
gast^  anspricht  er  hab  im  ein 
gel  üb  oder  einen  chauf  getan 
oder  gegeben  an  einem  haus 
oder  an  einem  Weingarten**  oder 
an  andern  dingen  umbsüst  oder 
umb  ein  chlain  gfit,  darüber 
sol  man  dez  chlagerz  urchund 
noch  chain  sein  bewerung  niht 
enhSrn,  sunder  den  man  da 
anspricht  und  bechlait,  den  sol 
man  pei  seinen  trewen  hörn 
waz  er  gelobt  hab  oder  wie 
er  verchauft®  hab.  Wan^  wir 
haizzen  daz  ein  chlain  g&t,  daz 
nach  gemainer  achtung  daz  ghi 
daz  8  ainer  chauft  und  do  man 


*  V.  eor.]  /.  //.  ^  Uebei'schr,  ■  Cb  darumb.  ^  Uebersdir,  m 
in  I:  Super  promissiones  vel  feudi-  A:  Von  (b  fh,  den)  kaufen;  in  B: 
ciones  (!)  non  audiatur  testimonium.  Von  zusprechen  umb  gelüb  oder  umb 
^  II  igitur.  ^112  observandum.  "7/  chauf,  cap.  62;  in  Ca:  Von  aufsatz, 
promisit.  cap.  40.    •=  Cfh.  chlagt  oder.    ^  oder 

*  super  eo.  **  vel.   ***  actoris.  a.  e.  w.]  /.  B,    •  C  gechauft.    V-  0. 

B  n.  gemainer daz]  /.  A. 


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253 

auf  taidingt,  halbez  alz  teur* 
oder  ganzleich  vil  teur**  wert 
ist  dann  daz  gut  ist  da  man 
ez  umb  gechauft  hat  und  dar- 
umb  gegeben  ist.  Ze  gleicher 
weiz  sol  man  daz  versten  umb 
daz  gelübd. 


Cap.  77. 

Beschränktes  Verfiigungsrecht  des  überlebenden  Ehegatten  über  das 

von  dem  verstorbenen  auf  die  Kinder  vererbte  Vermögen. 

(Abh,  S.  139.) 
Wien    1244    Art.    18. 


"•Inhibemus  eciam  ne  aliqna^ 
vidaa  bona  pueromm  suorum  que 
hereditariec  eos  atting^nt,  velit  vel 
possit  conferre  alten  viro  quem  po- 
rtea  duxerit  in  maritum,  nee  vir 
talis  possit  ferre  testimoninm  super 
bonisd  taliom  pueroram  qui  ad  dis- 
crecionis  annos  nondum  eciam  per- 
venerunt.  Si*  vero  testimonio«  duo- 
rum  vel  plorium  de  illis  centom  f 
testibus**  constitntis  probaverit  qnod 
mater  vel  amici  pueronim,  dum  iam 
ad  discrecionis  annos  ipsi  pueri  &  per- 
vcnissent,  quod^  voluntate,  non 
COacti  et  assensu  eorum  sibi  bona 
ilU  foro    vel   aliquo   pacto    congruo 


•  Uehertchr.  in  1:  Vidua  non 
habet  conferre  hereditates  puerorum 
altere  (!)  marito.  —  11  heginnen  mit 
Item.  •»///  qua.  ^11  hereditate.  ^1 
bona.  *  112  testimoniis.  '  ////*.  viris. 
«/.  //.    k*o  aüe  S  n»s. 


^  quis. 


^  per  civitatem. 


*=Wir  wern  und  gepieten 
daz  chain  witib  daz  gut  irr^ 
chind  daz  si  erbikleich®  an- 
geh6rt,  sulle  noch  enmüge^ 
morgengaben  noch  geben  ainem 
andern  irm  mann  den  si  dar- 
nach nimt  zfi  einem  chanman, 
noch  mag  auch«^  der  selb»  man 
chain  urkund  noch  stetikait 
gehaben  über  daz  selb  gut 
solicher  chind  die  niht  chomen 
sind  zu  den  jarn  der  sinn  und 
der  witz  und  der**  beschaiden- 
hait.  Ist  aver  daz  der  man 
zwen  oder  menigern  auz  den 
hundert    mannen^    die    darzfi 


•  Aa  vil  teur,  C  vil.  »>  AhC 
teurer.  *  Ueberschr.  in  A:  Von  ß  fff* 
den)  Wittiben;  in  B:  Waz  ein  witib 
irm  andern  man  ze  morgengab  mag 
gegeben,  cap.  63;  in  Ca:  Waz  man 
nicht  margen [gaben]  sol,  cap.  41; 
in  Ch:  Von  chind  er  eribguet.  '^  B  irm. 
«  A  ewikl.,  Bh  erberl.  ''s.  n.  enm.] 
B  daz  sülln  noch  enmügen.  »/.  C. 
»'  u.  d.]  /.  d  in  A  /.  und.    »/  ^. 


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254 


contulerint,  ipsnm  bona  talia  qniete 
coDcedimuB  possessurum.  Idem  vero 
iu8  quod  de  muliere  diximuS; 
de  viro  statuimus  econverso. 


und*  zÄ  dem  andern*»  geschäft 
er  weit  und  gesetzt^  sind,  ge- 
haben mag  ze  urehund  und  ze 
zeugen  und  mit  in  bewirn 
mag  daz  die  m&ter  oder  die 
freunt  der  chind  mit  verheng- 
nüzz  und  mit  gutleichem  willen 
der  chind,  ^  do  si  voUikleich  zu 
den  jarn  der  witz  und  der 
beschaidenhait®  warn  chomen, 
und  unbetwungenleich  im  daz 
gÄt  gemorgengabt  habent^  oder 
verchauft  habent  oder  gegeben 
umb^  einen  beschaiden  chauf 
seinez  giitez,  davon  welln  wir 
daz  der  man  solich  g&t  mit  reht 
ewikleich**  und  mit  r&>  haben 
und  besitzen  sol  mit  gfitem^ 
frid.*  Daz  reht  daz  wir"  auch 
von  den  weihen  und''  von  den 
frawen  gesprochen  und  gesetzt 
haben,  daz  selb  reht  setzen 
wir  hinengegen  den  mannen 
ze  behalten. 


Cap.  78. 

Zeugenschaft  eines  nahen  Blutsverwandten, 

(Ahh,  S.  173.) 


*Item,  volumus  ut^  filius 
patris*^  vel  fratris^  pro«  heredi- 

•  Uehertchr,  in  I:  Filius  patris 
vel  fratris  non  potest  esse  testes  (!J 
pro  bereditatibus.  »» vol.  ut]  /.  IL  «  // 
patrL    *  //  fratri.    •  11  super. 


^Der   sun   mag  niht  ge- 
zeug  sein   dez  vater   oder  dez 

•darzu   und]    /.    0.      »»/.    C. 

"  ^'  fS-]  /•  ^'   ^  roit  verbeug^ 

cbind]  /.  a  «  O  sinne,  ^f.  C,  «  o.  g.] 
/.  Ab,  h  Baa'  erbikl.,  b  erberl.  •  u. 
m.  r.]  f,C.  ^  Bb  fh,  recht  und.  »  m. 
g.  f.]  /.  C,  ■  über  die  hier  in  A 
einsetzende  Textverschiebung  a,  Abh. 
S,  85  u.  87.  °  AC oder.  <>  Ueberachr. 
in  Aa:  Von  gezeug;  in  Ab:  Von  ge- 
seugnuss;    in  B:  Umb   wen  der  sun 


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256 


tatibus  Don  poterit  esse  testis, 
sed  pro  debitis  et  offensa 
poterit  eis  testimonium  per- 
hibere.*  Idem  dicimus  de  patre 
econverso.  ^ 


prfider  über  daz  erbgÄt,*  aver 
umb  gult  oder  umb  serung 
dez  leibez  oder  umb  übel  band- 
lung  der  wort  oder  der  werch 
mag  er  wol  gezeug  sein.  Daz 
selb  reht^  geb  wir  hinengegen 
von  dem  vater. 


Cap.  79. 
Zeugenschaft  des  an  dem  streitigen  Rechtsgeschäfte  Mitbetheiligten. 

(Ahh,  S.  173.) 


*^Item,  socius  vel^  parti- 
ceps  alicuius  fori  aut  rei  sive 
contractus  suo  socio  non  po- 
terit esse  testis. 


^  Ein  gesell  der  mit  ainem 
andern^  gesellschaft  oder®  tail 
hat  etzleichez  chaufez  oder 
gAtez  oder  etzleichz  anderz 
dingez,  der  mag  dez  selben 
seinez  gesellen  zeug  nihtgesein. 


Cap.  80. 
Testirrecht  der  Bürger, 

(Ahh.  8.  117.  140,  171.) 
Wien  1244  Art,  19, 

«StatnimuB   eciam   quod,   qni-  ^Wir     setzen    auch    auf: 

cnmqae   ciWnm  moriatur,   si  uxorem      swelicher  purger  sterben  mfizz^ 
habeat   vel  liberos,  in  voluntaria     ob  er  ein  hausfrawen  hat  oder 


•  alle  3  HMff.  prohib.     ^  Idem 

econv.]   //   et    de    patre    idem 

dicimnfl  econverso.  ^  Uehet'schr,  in  I: 
Qnaliter  socins  potest  esse  testis. 
•*  7/  /  aut.  *  U eher  »ehr.  in  I:  Civis 
potest  ordinäre  res  mobiles  omnes. 


dez  vater  oder  dez  pmder  zeug  mag 
gesein,    cap.  64;    in   Ob:   Wer   umb 

erib 

»  C  erbe.  »»/.  C,  «  üehertchr, 
in  Ah:  Aber  von  gezeug;  in  B: 
Von  geselleicber  geselscbaft  zeugntiz, 
cap.  65.  ^  m.  a.  a.]  B  ainer.  «/.  B. 
^Ueberaehr.  in  A:  Von  purger  sterben; 
in  B:  Waz  ein  iegleich  man  ge- 
schaffen mag  der  weib  oder  cbind 
bat,  cap.  66;  in  Ca:  Von  aufsatz, 
cap.  42;  m  Cb:  Von  gescheft. 


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256 


ordinacione  sua  consistant* 
omnia  mobilia  bona  sua^  dum- 
modo  a  probis  viris  visus 
fuerit  sane  mentis;  et  iudex  de 
nallis  suig  rebus^  se  nee  mobilibas 
neo  inmobilibns  intromittat,  sed  in 
nxoris  sue  et  puerornm  snomm  per- 
maneant  potestate. 


chind,  allez  sein  vamtz  g&t 
sie  an  seinem  aigen  willen  ze 
schaffen  wem*  er  wil,  und 
doch  ist  daz  er  von  frumen 
läuten  gesehen  und  geachtet 
wirt  daz  er  mit  guten  witzen 
und  mit  gewaltigen  sinnen^ 
geschaffet  hat;  und  der  richter 
Bol  sich  chainez  seinez  g&tez 
ez  sei  vamt  oder  unvamt  niht 
underwinden^  besunderleich  sei 
daz  übrig ^  über  daz*  geschäft 
pei  seiner  hausfrawen  und  pei 
seinen  chinden  beleiben. 


Cap,  81. 
Gesetzliche  Erbfolge, 

(Abh.  S,  17L) 


^Quod  si  civis  moriens* 
non  habuerit®  pueros  veK  uxo- 
rem^  tunc  omnia  bona  sua  et 
hereditates  que  super  suam 
fuerint«^  ordinacionem,  ad  suos 
amicos  proximos  devolvantur, 
et  hoc**  si  fuerint  incole  terre 
nostre  vel  transferant  se*  ad 
ipsas.  Quod  si  facere  noluerint, 
tunc  omnia  pro  conmuni  uti- 
litate  civitatis  et  ipsius  anima 
expendantur. 


•  1    consistnnt.       *>  II    bonis. 

*  Ueberschr.  in  I:  8i  civis  moriens 
non    babens  (!)   pueros    vel    uxorem. 

*  clv.  m.]  /.  //.  «  /  babens  (!).  f  II 
nee.  »  //  fuerunt.  **/.  II,  *  vel  tr.  se] 
II 1  vel  transeat  se,  2  transeat. 


Ist  aver  daz  er  niht 
hausfrawen  noch  chind  hat, 
so  sol  allez  sein  gut  und  auch 
sein  erb  swaz  über  sein  ge- 
schäft beleibet,  sein  nächst 
freunt®  angevallen  und  ange- 
hflrn/  und  doch  also  ob  si  in 
unserm  land  gesezzen  sind  oder 
ob  si  sich  zu  dem  g&t  und  zu 
dem  erb  in  daz  laut  habent  und 
ziehent.  Wellnt  si  aver  dez  niht 
entfin,  so  sol  daz  g&t  allez  samt 
nach  gemainem  nutz  und  frum 
der  stat  imd  durch  seiner  sei 
willn  angelegt  werden. 

•  Boa'  wen.  *»  C  fh.  sein  gut. 
«  AC  fh,  gut.  ^  Bb  sein.  •  Bb  fh. 
und  erben.     '  u.  ang.]  /.  C 


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^ 


257 


Cap.  82. 

Beschränktes  Testirr  echt  der  Ehegattin. 

(Ahh.  S.  173,) 


*Uxor  vero  moriens  sine 
licencia  viri  sui  nullam  ordi- 
Dandi  habeat  potestatem^  nisi 
vestes  illas  et  clenodia  que 
attulit^  ad  maritum^  que  suis 
amicis  et  pro  sua  anima  in- 
vito    marito    poterit    ordinäre. 


Aver  ain  hausfrau  die 
sterben  wil,  die  sol*  gewalt 
niht  ze  schaffen  haben  an  Ur- 
laub irez  chonmannez,  neur 
alain  daz  gewant  und  die 
ehlainat  die  si  z&  dem  mann 
pracht  hat,  daz  mag  si  wol 
im  freunten  oder  durch  irr 
sei  willn  schaffen  an  allez  Ur- 
laub irez  wirtez.^ 


Cap,  83. 

Testirfähigkeit  der  Gäste.   Verfahren  mit  dem  Gute  eines  in  der 

Stadt  verstorbenen  Gastes. 

(Abh,  S.  140  f.  ISO.  ni.j 
Wien  1244  Art.  20, 


(^Item,  volnmnfl  ut,  nndecnm- 
qae  venerit  advena,  si  moriens  aliqnid 
de  rebus  suis  ordinaverit,  eins  ordi- 
nacio  maneat  tota  rata.  Hospes  vero 
eius  in  cains  domo  moriturf  statim 
snmmam  bonomm  snomm*  iadicio 
et  civibus  manifestet,  et  si  quid  for- 
taase retini/^^d  fraudnienter  de  bonis 
illis,  eomndem  tamqunm  fnr  perfidus 
reputetnr.  8i  vero  moriens  nicbil 
ordinaverit,  •  cives  bona  defnncti  per 
annum  et  diem  custodiant,  infra  qnod 


^'Wir  wellen  daz:^  von 
wann  ein  eilender  oder  frömder 
gast  chom  und  ob  der  tod  leit, 
swaz  er  von  seinem  göt  schafft, 
daz  selb  geschäft  sol  stät 
beleiben.  Und  der  wirt  in  dez 
haus  er  stirbt,  der  sol  die  summ 
und  die  achtung  seinez  giUez 
ze  haut  dem  richter  und  den 
purgern  sichtikleich  chunt  tun 
und  offen.  Und  ob  er  villeicht 
dez  selbez  gutez  etzswaz  behalt 


*  Uehersrhr.  in  I:    Quid    uxor                   •  AC  flu  chain.     **  daz  mag  si 
unius  habeat  ligare  {!).   •»  //  contulit wirtez]  /.  C.    ^  Ueherschr.  in 


*  Uebertchr.  in  I:  Advena  moriens  et 
faciens  ordinacionem.  ^  I  retinuerint, 
//  retinuit    *  I  ordinatur. 


Arehif.  Bd.  LI.  1.  Hälfte. 


A:  Von  frÖnden  gesten;  tw  D:  Swaz 
ein  iegleicher  man  geschaffen  mag 
an  seinem  totpet,  cap.  67;  in  Ca: 
Auch  von  gescheft,  cap.  43;    in  Cb: 

scheft   tfln    mügen.    ^/.   AC. 

17 


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258 


quidem  spacium  si  aliqais  venerit 
qni  se  heredem  vel  sociam  le^ttime 
ostenderit  vel  eciam  creditorem, 
eidem  absque  contradiccione»  bona 
defancti  qne^  8e  contingere  pro- 
baverit  asaignentnr.  Si  aatem  nemo 
venerit,  tunc  medietas*"  illorum 
pro  conmuni  utilitate  civitatis 
et  alia  medietas  in  ipsius  anime 
remedium  expendatur. 


hairaleich  und  laugenleich,  * 
den  selben  sol  man  für  einen 
ungetrewen  dieb  achten  und^ 
haben.  Ist  aver  daz  der  selb 
man  und  der  selb  gast*^  an 
seinem  tod^  niht  enschaft,  so 
sulln  die  pürger  dez  selben 
gfit  vezzen  und  behalten  jar 
und  tag.  Chumt  iemant  in  der 
zeit  der  da  erzaigt  und  be- 
wäret  daz  er  dezgfitez  rechter 
erb  sei  und  sein  rechter  gesell 
gewesen  sei*^  und  in  daz  gut' 
angehfir,  oder  ainer  dem  er 
gelten  sold;  den  selben  paiden: 
dem  gelter  daz  in  ze  reht  an- 
gehöret und  auch  dem  rechten 
erben  oderf^  dem  geselln  sol 
man  kn  all  widerred  dez  toten 
gät  antwurten.  Ist  aver  daz 
niemant  chumt  der  reht  darzu 
hab,  so  sol  man  daz  selb  ^  gut 
halbez  nach  gemainem  nutz  und 
frumen  der  stat  anlegen  und 
daz  arider  halbez^  durch  seiner 
sei   willn    anlegen   und  geben. 


Oap.  84. 
Katifgeschnfte  zwischen  Bürgern  und  Gästen, 

Wien  1244  Art  22. 

^Item,  volumns  qnod,  si  civis  ^Wir  welln  auch:*  ob  ein 

advene  vel  advena  civi  vendat  aliqnid      purger    ainem    gast    oder    der 


»  /  ///  contradiccionem  (!J, 
^IIqni(!J.  « ///ä.  bonorum.  ^  Ueber- 
Schrift  in  I:  De  quo  index  non  habet 
iudicare. 


•  n.  l.]  f.a  •»  a,  n.]  /.  C  -  n. 
d.  fl.  g.]  /.  C.  ^  Bh  todpett  •  n.  ».  r. 
g.  ff.  8.]  /.  Ä  ff.  B.  ^m  und.  »•/.  C. 
*  anlegen ....  halbez]  /.  Cb.  ^  Ueberarhr. 
in  Ä :  Von  purger  und  gest  kauf;  in  B: 
Von  chaufnchatz  der  purger  und  (h/h. 
auch)  der  gezt,  cap.  68;  in  Ca:  Von 
ohaufsohatz,  cap.  44;  in  Ob:  Von 
chaufen  und  verkaufen.     */.  AC, 


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259 


et  nie  recipiat  hoc  pro  bono,  de  hoc 
index  nichil  habeat  indicare,  nisi 
vendens  ementi  promiserit  esse 
bonum  aut  eius  maliciam  emen- 
dare. 


gSLBt^  ainem  purger  etzswaz  ze 
chaufen  geit  und  nimt  den 
chauf  für  g&t,^  darüber  hat 
der  richter  nicht  ze  richten^ 
neur  alz  vil^  ob  der  hingeber 
undderverchauferdem*^  chaufer 
gelobt  hat^  ez  sei  gut  oder  swaz 
pösez  daran  sei  ze  wandeln  und 
ze  pezzern. 


Cap.  86. 
Beschränkte  Handelsfreiheit  der  Gäste. 

(Abh.  8.  117.  126.J 
Wien    1244    Art.    23, 


*Item,  nemot  eztraneornm 
mercatomm  saas  merces  vendat  alicni 
nisi  civi  nec  emat  merces  ab 
extraneo  sed  a  cive.  Quorum*' 
si  quis  secus  fecerit,  iudici 
tum  Ix  den.  emendabit,  et 
cuicumque  civi  placuerit  hoc 
mercatum,  pro  eisdem  denariis 
sive  foro  liceat  hoc  habere. 


»  Ueherichr,  in  1:  Extranej 
mercatores  debeut  vendere  civibns  et 
emere  ab  eis.    *»/.    112,    ^11  Quod. 


•Ez  soH  chain  gast  noch 
frömder  chaufman  seinen  chauf- 
schätz  niemant  andern  geben 
noch  verchaufen^  neur  einem 
purger  in  der  stat^  noch  sol 
chainen  chaufschatz  chaufen 
von  chainem^  gast,  neur  von 
einem  purger.  Swer  dawider 
icht  wirvet  oder*  tfit,  der  ist 
dem  richter  sechzig  pfenning 
schuldig  ze  wandel,  und  sweli- 
chem  purger  der  selb  chauf- 
schatz gevellt,  der  sol  und 
mag   in    wol    umb   die   selben 


'  der  ff-]  /•  -^Ä    »»  nimt 

g&t]  Ch  mit  dem  cbanf  vergüet 
°  verch.  dem]  f,  B.  ^  Bh  haben. 
«  Uehernchr,  in  Aa:  Von  g^esten; 
in  Ah:  Von  frembden  kaaflenten; 
in  B:  Wie  der  chanfman  seinen 
chanfflchatz  neur  ainem  purgier  geben 
sol,  cap.  69.  'C/A.  auch.  »  n.  v.) 
C  ze  chaufen.  ^  C  ainem.  *  wirvet 
od.]  Aa  anders  oder,  b  berurt  oder; 
/.    C, 


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260 


pfenning  oder  chauf  mit  arlaub 
haben  und  chaufen.*^ 


Cap.  86. 

Handelsfreiheit  der  Bürger  in  des  Herzogs  Landen. 

(Ahh.  S.  117  ff.  122.  145  f.  113.) 


*Item,  quia  ipsa  Nova 
civitas  est  quasi  ^  porta  et  clau- 
sura®  terraruin  nostrarum,  ut 
ipsa  habundancius  civibus  re- 
pleatur^  ut*  eciam®  ipsi  effi- 
cacius  resistere  valeant  inimicis 
a  quibus  iugiter  offenduntur^ 
volumus  et  ipsis  ex  speciali 
gracia  indulgemus  ut  omnia 
mercimonia  quocumque  no- 
mine censeantur  in  omnibus 
civitatibus  et  singulis  foris^ 
nostris  possint^  eraere  a  quo- 
libet  et  vendere  eui  placet, 
non**  obstante  si  forte  illud* 
facere^  tantummodo  sit  in- 
dultum  ex  privilegiis  aut 
conswetudine  eiusdem  incolis 
civitatis.  Unde  qui  eos  at- 
temptaverit  eoartare  in  hac 
gracia  speciali  quam  eis  per- 
petuo*  contulimuB,  se  nostram 


•  Ufherftchr.  in  I:  Cives  in 
oinnibnB  locis  posRunt  emmere  (I)  et 
vendere  ad  placitum.  *»  /.  II 2.  *^  // 
clausula.  ^  II  et  ut.  */.  //.  <"/  ^• 
K  //  poflsent.  ^  II 2  nemine.  *  II 1  id. 
»^  8i  f.  L  f.]  /.  //  2.    '  II  perpetue. 


^Wann<=  die  selb  Newstat 
ist  alz  ein  tor  und  alz  ein  sperr 
unserr  laut,  daz  auch  si  dester 
genuchtsamer  und  dester  voll ik- 
leicher  gestiftet  und  erpawt 
und  auch  erfüllet  von  den  pur- 
gern  werd  und  daz  auch  si 
dester  paz  und  dester  vestik- 
leicher  widersetzen  und  wider- 
sten  mügen  irn  veinten  von 
den  si  ze  allen  zeiten  geun- 
gemachet  und  beswäret  an  ma- 
nigen  enden  sind,  so  wellen  wir 
in*  sunderleich  die  genad  tfin 
daz  si  allen  chaufschatz  swie 
er  genant  ist  in  allen  unsern 
steten  und  merkten  mügen  und 
sulln  chaufen  von  einem  ieg- 
leichem  und  geben  und  ver- 
chaufen  swem  si  wellnt,  und 
daz  si  daran  niemant  irr  noch 
dawider  sein®  sol,  wan  die  selb 

•  oder  chauf chaufen]  C 

chaufen  An  alles  Urlaub.  *»  Ueher»chr. 
in  Aa:  Von  purger  recht  umb  chauf- 
manschatz;  in  Ah:  Von  der  Newstat, 
ist  ain  slnzzl  zum  lant  und  ein  tor; 
in  B:  Von  der  freihält  der  maut 
(Reg.  ßi.  und  von  der  stat  reht), 
cap.  70.  Der  Eingang  de»  Cap,  U» 
sur  unten  (nt.  d)  bemerkten  Sf^le  /.  C. 
'^  f.  B,  ^  w.  w.  in]  C  Wir  wellen  in 
auch;  damit  beginnt  da*  Cap,  in  C. 
•  irr  ...  .  sein]  C  irren. 


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261 


indignacionem  gravem  noverit 
incidisse. 


Wandlung  irez  chaufez  und  ver- 
chaufez  haben  wir  den  selben 
purgern  ze  der  Newenstat  mit 
unsem  hantvesten  bestätigt^ 
und  babent  auch  die  selb  ge- 
nad  und  mer  genaden  her  mit 
alter  gewonhait  praeht  und 
verdienet  mit  irn  trewen  und 
all  irr  herschaft.  Davon;  swer 
an  disen  sundern  genaden  die 
wir  in  ewikleichen  gegeben  und 
verlihen  haben,  swer^  si  ver- 
s&cht^  ze  engen  und  ze  irren, 
der  sol  erchennen  und  wizzen 
daz  er  in  unser  ungenad  groz- 
leich*^  und  swerleich  chumt  und 
gevellt. 


6ap.  87. 
Wie  lange  auswärtige  Kauflente  in  der  Stadt  verweilen  dürfen. 

(Abk.  S.  126,  141.) 
Wim   1244    Art,    23. 


•  ^Volumus  eciam  at  nemo 
extraneorum  mercatorum  moretur  in 
civitaie*  ultra  duos  menses  nee  veudat 
merces  quas  adduxerit  extraneo  mer- 
catorum^  sed  tantummodo  civi,  et 
quidquid  voluerit  emere,^  non 
emat  ab  extraneo^  sed  a  cive, 
ut  superius^  est  pretactum. 


•  Ueberschr,  in  I:  Quamdiu 
mercatores  extranei  debent  morari  in 
civitate.  »»/.  III.  «/.  IJ 1.  <>  mer- 
catorum  sed extraneo]  /.   II 2. 

»  c.  85. 

*  cum  mercibus  suis. 


Wir  welln  daz  chain 
fremder  chaufman  niht  beleih 
noch  enwan  in  der  stat  über 
zwen  ^  moneit,  noch  sol  seinen 
chaufschatz  den  er  mit  im 
darein  pringet  chainem  fröm- 
den  gast  niht  geben  noch  ver- 
chaufen,«^  neur  allain**  ainem 
pürger.*  Und  swaz  der  selb  gast 


•  der  Rest  des  Cap.  f.  C. 
^  f,  A.  ^  si  V.]  A  sich  versuchet  seu. 
<*  Bh  fh,  sunderleich.  •  üeberachr.  in 
Ah:  Von  frömbden  kaufleuten;  in  B: 
Wie  lang  ein  chaufman  in  der  stat 
beleiben  sol,  cap.  71.  ^  AhC  zwai. 
»  n.  V.]  /.  C.    »>/.  a     »  dtr  Best  des 

Cap.  f.  a 


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262 


ohaufen  wil*  von  chaufsciuits, 
daz  8ol  er  wider  amen  andern 
gast^  niht  chaufen,  neur  wider 
einen  purger^  alz  davor  e  ge- 
sprochen ist. 


Cap.  H8. 
Heiratsfreiheit  der  Bürgerinnen. 

(Ahh.  8.  119.  171  /.) 


*Item,  eorum  civium  vi- 
due,  filie  ye\^  cognate  nubendi 
cui  voluerint  liberam  habeant 
facultatem,  dummodo  non  nu- 
bant  militi  nisi  in  civitate  re- 
sidenti  aut  de  nostra  liceneia 
speciali.  Que  si  secus  fecerit, 
eins  res  in  nostre  potestatis 
arbitrio  tune  persistaut 


''Wir  welln  und  erlauben 
daz  der  purger  witiben  und 
ir  töchter  und  ir  niftel^  freien 
wal  und  aigen  willn  haben 
suUn®  ze  chonschaft  eleich  ze 
heiraten  z&  swem  si  wellnt  an 
alain  mit  chainem  ritter/  er 
sei  dann  in  der  stat  gesezzen 
oder  si  haben  sunderleich  unser 
Urlaub  und  unsern  willn  darzA. 
Swelicheu  icht  anderz  dawider 
t&ty  der  selben  g&t  soll  allez 
in  unsern  genaden  und  in  un- 
serm  gewalt^  sten. 


Cap.  89. 
Getnchtsstand  über  Ehebruch. 

(Abk.  S.  14  t  f.) 
Wim  1244  Art.  28. 

''Item,   quicumque    in   adul-  ^Swer    an    der    uberhfir 

teriod  cum  uxore  alterius  virie   aut     mit  einez  andern  mannez  chon 


•  Ueberschr.  in  I:  Cives  nou 
debent  nnbere  cum  militibus  extraneis. 
**/.  //.  ^  Ueberschr.  in  I:  Quicumque 
cum  uxore  alterius  in  adulterio  fuerit 
deprehensus.  <*  in  a.]  /.  /.  ^  I  fh. 
fuerit  deprehensus. 


•  eh.  w.]  Bh  chauft.  ^  f.  Bb. 
^  Ueherackr.  in  A:  Von  der  stat  hei- 
rat;  in  B:  Von  der  witiben  wal, 
cap.  72.  ^\x.itn.]f.Ab.  ^  f.  C.  ^  ACb 
richter.  »  u.  in  u.  g.]  /.  C.  ^  Ueberschr. 
in  ABC:  Von  der  überbftr  (B  fh.  cap. 
73,  Ca  fh.  cap.  45). 


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263 


cum  muliere  soluta  fnerit  depre- 
bensus,  de  hoc  iudex  civitatis 
nichil  ludicet  sed  plebaous. 


oder  mit  einem  andern^  ledigen 
weib  begriflfen  wirt,  darüber 
gehört  dez  statriciiterz  gericht 
niht,  sunder  der  pfarrer  sol 
ez  richten. 


Cap.  90. 
Bestellung  des  Stadtrichters. 

(Ahh.  S.  tto,  1550 


*Item,  statuimus  ut*  de 
cetero  nee  a  nobis  nee  ali- 
quo«^  nostro  ofticiali  aliquis  iu- 
dex Nove  civitatis  instituatur, 
uisi  sit  civis  ipsius  Nove  civi- 
tatis^ talis  qui  ad  minus  per 
annum  in  ipsa  resederit  civi- 
tate  et  cum  eis  conversatus 
fuerit  sicut  civis. 


^  Wir  setzen  auch  auf  daz 
furbaz  von  unz  noch  von  un- 
sern  amtläuten  ^  chain  richter 
gesetzet  oder  gegeben*  werd 
der  Newenstat,  er  sei  dann 
purger  in  der  stat®  und  der 
doch'  ze  dem  minsten  ein  jar 
dariDD  gesezzen  und^  gewesen 
sei  und  mit  den  andern  pur- 
gern  daselb  gelebt**  und  ge- 
wonet  hab,  alz  von  reht  hab 
ein*  pürger. 


Cap.  91. 
Gerichtsstand  der  Bürger. 

(Abk.  S,  119  f.  146,  156.) 

**  Statuimus  eciam  ut  ex-  ^Wir  setzen  auf  daz  der 

teriorum  sentencia  civibus  non     auzzern  laut  urtail  die  auz  der 


•  Ueberschr,     in     I:     Qualiter  •  /.  BbC.    *»  Ueherschr,    in    B: 

iudex  debet  institui.    ^  /.  //.    ^  /.  I.      Wer  richter  mag  geseiu,  cap.  74.   «  Ca 

•*  iustituatur Nove  c]  /.  112.      lantleuten.    ^  o.   ^e^*]  f.  C,    "  er  sei 

*  Ueberschr.    in    I:    Quod  exteriorum       stat]  /.  Cb.     ''  er  sei 

sentencia  non  preiudicot  doch]    Ca  n&r  der.    ^  ges.  u.]  /.    C. 

^  über  die  in  A  hier  einnetzende  Text- 
Verschiebung  s,  Abh.  S,  85  f.  u.  87. 
*  von  r.  h.  ein]  C  ein  ander.  *  üeber- 
schrifl  in  A:  Von  außleuten;  in  AbCb: 
Von  äussern  leuten  Cin  Ab  an  un- 
richtiger SleUe  vor  c.  90J;  in  B:  Daz 


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264 


preiudicet,  quia  ipsi  Ignorant 
iura  specialia  civitatis^  sed  de 
ipsis  civibus  et  rebus  suis  se- 
cundum  nostra  statuta  et  sen- 
tenciam^  civium  iudicetur.  Ipsi 
eciam  per  omnes  terras  nostras 
non  teneantur  coram  aliquo 
iudice  vel  officiali  vel  eciam 
quocumque  domino  preter  quam 
coram  nobis  et  nostris  successo- 
ribus  videlicet  terrarum  prin- 
cipibus  vel  coram  suo  iudice 
respondere.  Iudex  autem  coram 
magistro  civium  vel  capitaneo 
respondebit.  Et  hoc  sive  quo- 
rimonia  de  eorum  rebus  fuerit 
vel  persona,  nisi  in  eodem 
loco  ubi  inpetuntur,  maleficium 
super  quo  inpetuntur,  ipsum^ 
maleficium  ^  fuerit  perpetra- 
tum;^  sed®  exceptis  vineis  et 
feodis  suis  super  quibus  coram  ^ 
magistro  montis  vel  suo  do- 
mino respondebunt.» 


»  //  licenciam.  *»/.  II 1.  «  super 

quo malef.]  /.  II 2.   ^  II  impetr. 

•  //  et.    V-  ii'    *  //  respondebit 


stat  in  den  merkten  und  in 
den  dorfern  gesezzen  sind,  den* 
purgern  in  der  stat^  an  irm 
reht  niht  enfurtätent^  noch  niht 
enschadent/  wan  in  unchund  ist 
und  auch  niht  enwizzen  sunder- 
leich*  der  stat  reht.  Doch  süUn 
die  purger  umb  ir  gfit  und 
umb  ander  ir  sach  nach  un- 
serm  aufsatz  und  nach  der 
purger  urtail  richten.  Wir 
wellen  auch  daz  die  selben 
purger  ze  der  Newnstat  in 
allen  unsern  landen  und  ge- 
piet  niht  ensulln  vor  chainem 
richter  oder  vor  chainem^  un- 
serm  amptman  noch  vor  chai- 
nem herren  icht  ze  reht  noch 
ze  gericht  sten  noch  antwurten^ 
an  alain  vor  unz  oder  vor  un- 
sern nachchomen,  daz  ist  dez 
landez  herr,  oder  vor  ir  selberz 
richter.  Aver  der  statrichter 
sol  vor  dem  purgermaister  oder 
vor  dem  hauptman  antwurten.^ 
Ist  aver  die  sach  und  die  chlag 
gen  irm  g&t  oder  gen  irm  leib, 
so  suUen  si  antwurten  an  der 
selben  stat  do  man  si  anspricht 
und  do  die  ubeltat  und^ 
die  untat  begangen  ist    Doch 


chain  auszreu  urtail  dann  in  der  stat 
icht  müg  ze  schaden  chomen,  cap.  75; 
in  Ca:  Von  auüsatz,  cap.  46. 

»  C  von  den.  *>  C  ffu  nicht 
(f,  h)  schaden  nemen.  ^  so  B;  Aa 
enfurtorten,  6  entfnerten.    ^  niht   en- 

furt ensch.]   /.    C.      •/.    C. 

^  richter  o.  v.  eh.]  /.  C.  b  ß  fh.  sülb. 
^  B  fh,  an  der  selben  stat  '  die  u. 
u.]  /.  Ah. 


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265 

nemen  wir  auz  die  Weingarten 
und  ireu  lehen^  da  sülln  si 
umb  antworten  vor  dem  perk- 
maister  und  vor  irr*  herschaft 
von  dem  si  daz  habent. 


Cap.  92. 
Landgericht  Neustadt   Geriditsbarkeit  der  Richter  zu  Neunkirchen 

und  Aspang, 

(Ahh,    8,   ISO  ff.) 


'^Statuimus  eciam  ut^  in- 
fra  terminos  iudicii  Nove  civi- 
tatis;  id  edt  citra^  montes  Hart- 
perkch^  et  Semernik^  et  aquam 
Piestnik  et  confinia  Austrie  et 
metas  Ungarie^  mortis  questio 
vel  honoris  a  nullo  officiali 
aut^  iudice  audiatur  nisi  a  ter- 
minis  et^  iudicibus  Nove^  ec- 
clesie  et  in  Aspang,  ubi  noxii 
per  testes  de  suo  maleiicio 
usque  ad  unum  testem  de  ip- 
sorum  maleiiciis  convincantur. 
Et  sie  convicti  Nove  civitatis 
iudici  presententur,  qui  eos, 
id  est*  quemlibet  herum  ^  ibi 
et^  taliter  convictorum,  et  hoc 
probato,  solo  et  ultimo  teste 
audito,    sibi   adiudicate   mortis 

•  Utberschr.  in  I:  Questio  mortis 
vel  honoris  a  nullo  officiali  extraneo 
audiatur.  In  111  am  Rande  v.  e.  H. 
d,  XVI,  Jh.  Landgericht.  ^ f.  IL 
*  /  circa.  ^111  Heyerperkg,  2  Heir- 
berg.  *  11 1  Semering,  2  Seminich. 
'  //  vel.  K  t.  et]  80  1 ;  11  civibus 
vel.  lies  in  term.  et  a  iud.?  ^  11 1 
ß.  civitatis;  /.  112.  *  i.  e.]  11 1  in, 
2  et    k/zeorum.     »/.  112. 


^  Wir  setzen  auf  daz  zwi- 
schen dem  gemerk  dez  ge- 
richtez  ze  der  Newnstat  und 
dez  Harpei^ez^  und  dez  Se- 
merings und  dez  wazzers  der 
Piestink  und  dez  Ostereichez^ 
gemerkez  und  auch  dez  un- 
grischen  totsieg  oder  tödleich 
chlag  oder  daz  gen  den  ern 
get  von  chainem  amptman 
oder  richter  icht  gehört  oder 
gericht  werden,  neur  in  dem 
gericht  ®und  von  den  richtern 
ze  Newnchirchen  und  von 
Aspang,  da  man  die  schuldigen 
und  die  ubeltatigen^  mit^  ge- 
zeugen  umb^  ir  übel  tat  unz 
au  ainen  und  auch  an  den 
lösten  gezeug  überwinden  sol. 

•  /.  Baa\  ^  Ueberschr.  in  A : 
Von  dem  gemerkch  (b  den  gemerkchen) 
des  gerichts  (in  b  an  unrichtiger  Stelle 
vor  c.  91  J;  in  B:  Von  dem  gericht, 
wie  weit  daz  geraichen  mag,  cap.  76 ; 
in  Ca:  Von  aufsatz,  cap.  47;  in  Cb: 
Wo  man  ubeltat  sol  richten.  In  Ab 
f.  der  Anfang  des  Cap.  bis  zu  der 
unten  (nt.  e)  bemerkten  StelU.  «  AaBbC 
Hartp.  ^  ÄaC  österreichischen.  «  hier 
beginnt  Ab.  f  AC  Übeltäter.  «  B  müg. 
^  Bb  über. 


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266 


sentencia  conderapnabit.^  Qui- 
cumque  igitur  aliorum  iudicum^ 
aut  officialium  se  iDtromiserit^ 
de  huiusmodi  cognoscendis  vel 
eciam  iudicandis,  hie  tamquam 
horoicida  temerarius  reputetur. 
Liceat  tarnen  cuilibet^  officiali 
vel  iudici  suspectos  capere  et 
veris  iudieibus  assignare. 


Und  swenn  si  also  überwunden 
sind,  so  sol  man  si  dem  riehter 
ze  der  Newnstat  antwurten  mit 
der  bewärung  daz  si  da*  mit 
reht  überwunden  sind,  so  sol 
er  dann  den  ainen  und  den 
lesten  zeug^  über  si  hom,  der 
si  mit  der  urtail  und  mit  dem 
aid  dez  todez^^  verdampt  und 
vertäuet.**  Swelich  ander  riehter 
oder  amptman®  der  darzfi  niht 
gehört  sieh  söliehez  gewaltez 
oder  geriehtez  underwindet^ 
den  selben  sol  man  achten 
und  haben  alz  einen  freveln 
mansleger.  Doeh  ist  daz  wol 
erlaubleieh  daz  ein  iegleich 
amptman®  und  ein  iegleich 
riehter,  daz  er  die  wol  auf- 
habt' und  vecht  die  in  ark- 
wan  sind  pAser  und  sched- 
leieher  tat?  und  si  antwiirt 
den  rechten  richtern. 


Cap.  93. 

Straf  lösungsrecht   Auswärtiger.     Verfahren    mit    der   Hohe   eines 

zum  Tode  verurthetlten  Austvärtigen. 

(Ahh,  S,  125.  126,  128.  160.) 

**Ez    sol    auch    ein    iez- 
leicher    haben  ^    der    auz    der 


^Habeat  eciam  quilibet 
exterus'  civitatis,»  cuiuscumque 

•  8.  c]  112  sentenciam  coo- 
temnayit  ^  /  iudiciam.  ^  //  intro- 
miserint.  ^  t.  c]  /  cum  civilibus. 
•  UeberscJvr.  in  I:  Extranei  coloni 
habent  potestatem  redimendi  perso- 
naiTi  propriam  a  iadice.  '111  ex- 
terius.  ^  ext.  c]  II 2  extra  civitatem. 


•  A  fh.  allso.  ^  Ca  /Ä,  daz  ist 
deu  scherigeu  oder  swen  an  seiner  etat. 
«  d.  t]/.  Bb.  ^  ^verurtailt,  Cfturtailet. 
«^  (J  hauptman.  '  Ca  -halt  »/.  Boa. 
•»  Ueberachr.  in  Ab:  Von  der  herm 
holden;  in  B:  Wie  sich  ein  iegleich 
man  mit  seiner  hab  geledig^  mag 
von  seinen  veinten  und  von  dem 
riehter,   cap.  77;    t«  Ca:  Von  vreier 

wal,  cap.  48;  in  Cb:  Von  led 

'  Eb  man. 


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domini  sit  colonus,  sect^  salvo^ 
iure  domini^  sui/  vitam  suam 
aive  personam®  per  rem'  mo- 
bilem et  inmobilem  potestatem<^ 
redimendi  et^  a  iudice  et  of- 
fensis.  Si  autem  ad  mortem 
fuerit  condempnatuB^  exceptis 
ablatis  in  nullo  tenebitur  do- 
mino  8U0  et  indici  et  offensis^ 
sed  tantummodo*  si  apud  eum 
inveniuntur  ablata^  suis  veris 
possessoribus  hec  reddantur, 
et  sibi  sua  mors  sufficiat  pro 
emenda  et  omnes  sue  res  apud 
äuam  uxorem^  remaneant  et 
heredes.  Iudex  vero  de  rebus 
ablatis  niehil  retineat,  sed  salvo 
iure  suo  veris  heredibus'  in 
integrum"  eas  reddat. 


•  /  II l  8e',/,112,  ^  //asuo. 
' //2  dominii.  ^  II  fh.  et.  «  s.  p.) 
/.  II,  ^  II  fluam  pecuDiam.  k  /  //*. 
hibeak.  *»  II  eciam.  *  112  tarnen. 
^/.  II  /.  *  //  possessoribus.  "  in  int] 
///  integram,  2  integras. 


267 

stat  gesezzen  ist,  swez  herren 
hold  er  sei  —  doch  vor  auz- 
genomen  seinez  herren  reht,  — 
daz  er  sich  und  sein  leben 
mit  seinem  gAt  ez  sei  varnt 
oder  unvamt  gewalt  und  wal 
ha&^  ze  ledigen  und  ze  lösen 
von  dem  richter  und  von  den 
die  er  gelaidigt^  und  gesweret*^ 
hat.  Ist  aver  daz  er  zu  dem 
tod  verdampt  oder*  ubersait® 
wirt,  so  sol  man  die  hanthaft' 
nemen  und  ist  weder  seinem 
herren  noch  dem  richter  noch 
den  die  ergelaidigt^  hatnichtez 
schuldig,  neur  alain  ob  man 
daz  pei  im  vindet  damit  er 
begriffen  ist,  daz  selb  sol  man 
den  wider  geben  den  ez  ge- 
nomen  ist,  und  mit  seinem  tod 
pözzt  er^  für  daz  wandel.  Und 
alz  sein  g&t  daz  sol  beleihen^ 
seinem  weib^  und  pei  seinen 
erben.  Der  richter  sol  dez  ge- 
nomen  gutez  nichtez  niht  be- 
haben  ^  sunder  auzgenomen 
sein  reht,^  er  sol  ez  den  rechten 
erben"*  ganzleich  wider  geben 
und  den  ez  genomen  ist. 


•  ABC  haben.  ^  Cb  bei.   °  ACa 

peswert;    Cb <*  v.  o.]  /.  Ab, 

"  o.  u.]  /.  Ca,  f  B  hantvest.  »  mit 
8.  t.  p.  er)  B  irn  tod  p&zzen.  *»  der 
Reat  de«  Cap,  f.  Ab.  «  s.  w.]  Bb  bei 
seiner  hausfraun.     ^  BhCa  behalten; 

Cb *  der    Rest    de»    Cap, 

f,    a     "»/.  ÄaBaa', 


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268 


•Sunt  autem^  hec  iura  iu- 
dicis  quod  dicitur  fürfankch:^ 
de  equo  veH  gabella  xl*  den., 
pro  spadone'  xxxii^  den,,  pro 
thauro  xx  den.,  pro  bove  xvi 
den.,  pro  vacca  xii  den.,**  pro 
puledro  vel  vitulo  annuali^ 
vel  ove  vel  capra  quatuor  den., 
pro  agnis  vel  hedis  singulis 
unus^  den.,  pro  vestibus  multis 
vel  paucis  unus  den.*  tantum- 
modo  tribuatur. 


Cap.  94. 

Richters  Fürfang. 

(Ähh,  S,  173.) 

*Ditz  ist**  dez  riehters 
reht  umb  den  furvank:*  von 
einem  ross  oder  von  einem 
veltpfert  vierzig  pfenning,  von 
einem  hengst  32  Pfenning,  von 
einem  stier  20  pfenning,  von 
einem  ochsen  16  pfenning,^ 
von  einer  chü  12  pfenning, 
von  einem  voln  oder  von  einem 
jarigen®  chalb  oder  von  einer 
äe^  oder«  gaizz  vier  pfenning, 
von  einem  lamp  oder  chitz 
ainn  pfenning,**  dem  scherigen* 
umb  gewant  ez  sei  vil  oder 
wenig  ainen  pfenning. 


Cap.  95. 
Gebühren  des  Unterrichters  und  Kerkerwächters, 

(Äbh.  S.  142  f.) 
Wien  1244  Art.  26. 

m  Placet  eciam  nobis  ut,  pro  k  Unz    gevelt   auch    wol : 

quacumque  causa  iudex  civitatis  re-       umb   swelich  sach  oder   schuld 
cipiet»  uDumtal.  iusticiamediante,      der  statrichter  ein  pfunt  nimt 


*  Ueberachr,  in  I:  Iura  indicis 
quod  dicitur  fürfankch  de  bestiis. 
b/.  IL  «  q.  d.  f.]  //  id  est  forfankch. 
^  II  fh.  de.  ^II2x\Y.  mi  sypo 
speradone  (!).    k  I  xxü.    ^  pro  thauro 

den.]  /.  II.     »  /  112  annali, 

// 1  animali.    ^  I  unum.     *  pro  vesti- 
bus   den.]  /.  /.     ™  Ueberachr. 

in  I:   Iura  subiudicis  et  custodesfT; 
carceris.    "  //  recipiat. 


•  Ueberachr.  in  Äa:  Aber  umb 
fürfankch;  in  B:  Von  dem  {Urvsngy 
cap.  78;  in  Ca:  Von  verfankch,  cap. 
49;  in  Cb:  Was  des  riehters  recht 
sind.  Daa  Cap.  /.  Ab.  »>  Cb  sind. 
<=  Ca  verfankch.  «*  v.  e.  o.  16  pf.] 
/.  Ca.  •BbCb  järlichen.  '  Aa  Sw, 
Ca  öe.  K  Äe  o.]  /.  BbCb.  »»  der  JSeat 
dea  Cap.  f.  C.  '  d.  seh.]  /  &>. 
^  Ueberachr.  in  Aa:  Von  des  noch- 
richter  recht  (v.  j.  H.:  und  riehters 
wendl);  in  B:  Von  dez  nachriohters 
Wandel  und  dez  richterz,  cap.  79. 
Daa  Cap.  f.  Ab. 


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269 


subindez*  ab  eo  qni  illad»  dederit 
KI  den.  recipiat,  et  qui  dimidium 
talentum  dederit  iudici,  hie 
aibi  in^  xv  den.  teneatur,  et 
infra  nonnisi  xii  den.  pro  eensu 
reeipiat  a  captivo,  et  custos 
carceris  denarium  reeipiat  tan- 
tum  nnum. 


und  doch  mit  reht,  von  dem 
selben  der  ez  geit*  so  sol  der 
nachrichter  dreizzig  pfenning 
nemen^  und  der  ein  halbez 
pfunt  geit  dem  richter,^  der 
sol  dem  nachrichter  funfzehen 
pfenning  geben;  under  einem 
halben  pfunt  sol  er  nichtez^ 
nemen  dann  12  pfenning  für 
den^  ho£fzins  von  dem  gevan- 
gen/  und  dem  stubhfiter  einen 
pfenning. 


Cap.  96. 
Dauer  der  Haft. 

(Ahh.  S.  124.  172.) 


^  NuUus  eciam  captivus 
vel  interdictus  diucius  quam 
ad  proximum  placitum  conser- 
vetur,  nisi  querelantibus  ex 
causa  speciali  indulserit  illud 
iudex. 


'Man  sol  auch  chainen 
gevangen  oder  verpoten  niht 
lenger  halten  in  der  vanknuzz 
neur^  auf  daz  nechst  teiding^ 
ez  sei  dann  ob^  sein  der  richter 
lenger  verhengen  wil  den  chla- 
gern  durch*  etzleicher  besun- 
derr  sach  willn. 


Cap.  97. 

Verhaftung  und  Entlassung  aus  der  Haft  darf  nur  mit  Willen 

des  Richters  erfolgen. 

^Item,   statuimus  ut  nee  ^Wirsetzenauf  daz  weder 

subiudex    nee    aliquis    civium      der     nachrichter    noch     chain 


•  //  Ulis.  ^B.  in]  ///  Sic, 
2  sie  indici.  ^  Ueberschr.  in  I:  Cap- 
tivus nisi  (7;  ad  proximam  placitnm 
conservetnr.  ^  üeherachr.  in  I:  NuUus 
dimittat  captivnm  sine  licencia  iudicis. 

*  et  preco. 


•  d.  ez  g.]  /.  C%.  »» d.  r.] 
f.  Ch.  ^Cb  fh.  mer.  ^  f.  d.]  B  von 
dem.  •  V.  d.  gev.]  /.  B.  ^  das  Cap. 
f.  Ab.  «  Ca  denn,  b  dann.  *»  Cb  das. 
*  Cb  von.  ^  üeberschr,  in  B:  Daz 
der    nacbiicbter    chainen    (Reg.  fh. 


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270 

aliquem  captivum  teneat  nec^  purger  chainen  gevangen  niht 

dimittat  sine^  voluntate  iudicis  enhab  noch  enlazz  kn  dez  obri- 

principalis.  sten*  richter  will. 


Cap.  OH. 
Vefi*fahren  gegen  Unternchter  oder  Schergen^  wenn  ein  Gefimgener 

entweicht. 


^Item/  si  coDtlngat  quod 
aliquis  captivus  subiudici®  ef- 
fugiat  aut  preconi^  ille^  suam 
iDnocenciam  in  hoc  probet  sui 
Bolius  ac  proprio  iuramentO; 
nisi  adeo.  notorium^  sit  hoc 
factum  quod  cives  iurati  con- 
silii  civitatis  de  coDinuni  con- 
ßilio  decreverint**  aliud  fa- 
ciendum. 


^Ob  aver  daz  geschiht 
daz  ein  gevanger  entrinnet 
dem  nachrichter  oder  dem 
scherigen, ^  der  sol  sein  Un- 
schuld daran  bewäm  mit  sein 
selbez  aid,  ez  sei  dann  ob  daz 
chunt  und  bewerleich  sei  daz 
er  in  mit  willn  lazzen  hab, 
so  sol  er  an  dez  gevangen  stat 
sten  oder  ob  die  gesworen 
purger  dez  ratez  von  der  stat* 
mit  gemainem  rat  sich  ver- 
ainent  und  betrachtent  etz- 
swez*  anderz  darüber  ze  tfin. 


Cap.  99. 

Einflus»   der  geschwomen   Rathsbürger   auf  die   Bemessung   der 

richterlichen  Gebühren  und  Wandel. 

(Ahh.  S,  120.  125.) 


'  Ad  quorum  eciam  consi- 
lium  in  ordinando  foro  mercan- 
dorum  et  recepcione  emendarum 


•//nifli.  *»//2ipRiim.  *"  Uehei-- 
schriff  in  I:  Si  captivns  subindici  vel 
preconi  effugiat.  ^  II 1  Et.  «/.  //. 
'  aut  pr. ,  ille]  //  2  tunc  praeco. 
K  die  Übersetzung  scheint  zu  ver- 
langen :   notorie  sna  volnntate 

*»  /  decreverit  *  Ueherachr,  in  I:  Con- 
sules  habent  ordinäre  fomm  sccundum 
statom  temporis  in  emmendis  (!J, 


^  Wir  welln  auch  daz  nach 
der  selben  purger  rat  an  der 
Ordnung    dez    gescheftez     dez 

gevan^n)  niht  enlazss  an  dez  richters 
urlanb,  cap.  80;  tn  Ca:  Von  aufsatz, 
cap.   50.    In   Ah  f,  das  Cap. 

*f.a      ^  doM     Cap.    /.     Ab. 

<•    Aa    Schreiber.     ^  sten  oder 

«tat]  /.  Aa,  •  AaBb  etwas.  '  UeberMchr. 
in  Aa:  Wir  wellen  nach  der  porger 
rat;  in  Ab:  Von  der  pnrger  ratt; 
tfi    B:    Daz   der   richter    nach    dem 


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271 


pro  qualitate  cause,  condicionis, 
statu  terre,  temporis  et  per- 
sone  iudex  sua  iura  recipiat 
et  dimittat;  et  hoc*  quia  lucrum 
unii^^  hominis  noluiuuB*^  pre- 
indicare  eonmuni  bono  statui 
civitatis. 


marktez  und  dez  chaufez  und 
an  dem  nemen  der^  wandel 
nach  der  gelegenhait  der** 
schuld  und  der  sach  und  nach 
der  gestalt  dez  landez  und  der 
zeit  und  der  hab  der  pei*8on/ 
ob  si  reich  oder  arm  sei,  frum 
oder  unfrum  —  davon*  sol* 
der  richter  seineu  wandel 
nemen  und  auch  hengen  und 
lazzen/  und  darumb  wann  wir 
wellen  niht  daz  man  durch 
einez  menschen  geniez  und 
gewin  deu  gemain  der  stat 
niht  enziechen  sol  noch  sein 
niht  grfizleich  engelten  sol. 


Cap.  100. 

Alle  im   Neustädter  Geinchtsbezirk   ergriffenen  Verbrecher  haben 

ihren  Gerichtsstand  vor  dem  Neustädter  Stadtgerichte, 

(Ahk.  S.  tao  ff,) 

^Statuimus  eciam  et  man-  ^  Wir    setzen    auch*^   auf 

damus    firmiter    observari    ne     und  gepieten  ez^  vestikleich  ze 


•  /.  77.  **  77  2  uniuflcninBqae. 
*  77  yolamiifl.  **  UeberMchr,  in  1:  Nollas 
extra  eivitatem  pro  qnacnmque  causa 
ad  aliad  iudiciam  assignetur. 


gesworn  rat  (Rf^,  fh,  seinen  wandel) 
nemen  sol,  cap.  81;  in  Ch:  Von 
andern  sachen  nnd  gescheften  des 
markchts,  der  känf  nnd  nemmen  der 
Wendel,  strasranb,  manslacht,  denb, 
falsch,  prant,  gewalt  der  weiber  nnd 
umb  ander  schnld. 

^Bhfh.  selben.  ^Cfh,  person 

und  der.     ^  n.  der  sach person] 

f.a    ^f.A,   •d.s.]   Cda«.    f wandel 

nemen lazzen]  C  recht  nem  n.  a. 

henge  n.  lazze.  'Ueberschr.  in  A:  Von 
gevangen  lenten;  in  B:  Daz  ein  iegleich 
versnlten  sach  daz  den  tod  rftret  niht 
anderhalb  gericht  sol  werden  dann  in 
der  Newnstat,  cap.  82;  in  Ca:  Von 
aufsatz,  cap.  61.    »»/.  C.    ^f,  Bb, 


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272 


aliquis  captus  infra  terminos 
iudicii  Nove  civitatis,  sive  sit 
pro  homicidio^  rapina^  vel 
furto/  falsitate,  incendio  aut 
violencia  mulierum  vel  pro 
causa  alia  qualicumque^  ad^ 
aliud  iudicium  vel  pretorium 
assignetur,  sed  de  eo  in  pre- 
torio  Nove  civitatis  a  iudice 
secundum  sentenciam  civium 
ut  iustum  fuerit  iudicetur. 


behalten  daz  chain  gevangen 
der  zwischen  dem  gemerk  und 
in  der  gepiet  dez  gerichtez  ze 
der  Newnstat*  gevangen  wirt, 
ez  sei  von^  manslacht,  umb 
strazzraub  oder  umb  andern 
raub,  umb  deuf,  umb  valsch, 
umb  prant  oder  umb  gewalt 
der  weib  daz  man  da  not- 
nüft  haist,®  oder  umb  ander 
schuld  oder  sach*  swie  die  ge- 
nant sind,  in  chain  ander  ge- 
richt  oder  schrannen®  geant- 
wurt  werd  neur  alain  ze  der 
Newnstat,  und  daselben  in  der 
schrannen  sol  man  gen  im 
richten  nach  der  purger  urtail 
alz  zeitleich  iind  reht  ist. 


Cap.  101. 

Verbot  dei*  Anwendung   von  Zwangsmitteln  zur  Erreichung  emes 

Oeständnisses. 


(Ahh,  S.  173.) 


®  Inhibemus  eciam  ne  ali- 
quis captivus  siti,  fame,vinculis, 
calore/  frigore  crucietur  vel 
verberibus  conpellatur  ad  ali- 
quid» profitendum,  nee  de  hu- 
iusmodi   fassione   testimonium 


•  //  rapino.  »>  //  furtu.  <^  11 1 
que-,  2  qnacanque.  ^  f.  L  *  Ueber- 
ichrifl  in  I:  CaptivoB  fame  nee  frigore 
non  cmcietar  ad  profitendom.  '*/// 
a  calore,  2  vel  calore  ant.   ^  /  aliquod. 


«Wir  wern  und  gepieten*" 
daz  chain  gevangen  mit  durst 
oder  mit^  hunger,  mit  panden, 
mit  hitz,^  mit  frost  oder  mit 
siegen  icht  werd  betwungen 
zu  chainer  sag  oder^  verjehung 


•  ze  d.  N.]  f,  C.  A  flu  gehört, 
B  /A.  wer  da.  ^  Bh  umb.  *  daz  man 
da  n.  h.]  f,C,  *»  o.  s.]  /.  C.  •  o,  sehr.] 
/.  e.  f  nach  d.  p.  u.]  /.  C.  ^  Ut^^enchr, 
in  Ah:  Aber  von  gevangen  lenten; 
in  B:  Wie  die  gevangen  genott  sfilln 
werden  zn  der  verjehung  irr  unUt, 
cap.  83.  »»  u.  g.)  /.  Bh.  *  d.  o.  m.] 
/.  AhB.  ^  m.  h.]  /.  Bh.    »  s.  o.]  /.  C. 


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273 


audiatur,  nisi  quis  fateatur  ali- 
quid sane  mentis  coram  iudice 
et  civibus  non  coactus.* 


noch  sol  man  über*  Bolich  sag 
oder  verjehuDg  chain  urchund 
oder  gezeug  icht  enhSrn/  ez 
sei  dann  ob  ainer  mit  gäten 
witzen  und^  unbetwungenleich 
vor  dem  richter  und  vor  den 
purgem  icht  verjech. 


Cap.  102. 
Steuererhebungen  und  Vermögensconfiacationen, 

CÄbK  S.  120.  156.  173.  178.) 


^Ex  habundanti  quoque 
gracia  fide  data  vice  sacra- 
menti  observandum  perhen- 
niter  exhibemus  quod  ab  eisdem 
civibus  steuram  vel  precariam 
nonnisi  necessitate^  legittima 
expetemus,  moderatam  tarnen. 
Nee  umquam  ab  aliquo  quam- 
cumque**  divite  ipsum  indebite 
capiendo  suam  pecuniam  ex- 
torquebirous,  nisi  in  tantum 
excesserit  quod  et  res  et  per- 
sona sua  per  iusticiam  adiudi- 
cata  nostre  fuerit  potestati. 


•  77/  coactis.  *»  Ueberachr.  in 
I:  Steura  fvelj  precaria  non  debent 
recipi  sine  legittima  cansa.  <^/.  7. 
^  II 1  qnandocomqne ,  2  qnantnm- 
comque. 


^Von  den  genuchtsamen 
genaden  und  von  den  trewen 
die  wir  in  alz  mit  aiden  ge- 
geben haben  und  auch  gelobt 
haben  ewikleichen  ze  behalten, 
daz  wir  von  den  selben  purgern 
chain  ste  wr  noch  unzeitleich  gab 
niht  envodern^  noch  ennemen 
neur  in  rechten  edürften'  und 
doch  mezzikleich,  noch  nimmer 
von  chainem  swie  reich  er  ist 
mit  gewaltiger  noch  unpillei- 
cher?  vanknüzz  sein  g&t  aner- 
twingen  oder  angewinnen,**  ez 
sei  dann  daz  ainer  alz  grAz- 
leich    misstü    oder    verwürch* 


ArekiT.  Bd.  LX.  1.  Hüfte. 


•  /.  Ä    *»  noch  flol  man 

enh.]  /.  (7.  *  Cafh.  sinnen.  *  U^ertchr, 
in  A:  Von  den  gennchtsamen  gena- 
den der  Newnstat  (da  in  Ab  die  e, 
102—t08fihlen,  »o  »Uht  daaeJbat  dieMt 
Ueberachr.  vor  c.  109);  *n  B:  Wie  un- 
ser herschaft  chain  nnzeitleich  stewr 
nicht  nemen  süUn,  cap.  84 ;  in  Ca :  Von 
genaden,  cap.  ö2;  in  Cb:  Von  sfteur?]. 
•  Bb  fh.  sullen.     ^  Aa   bedürfen,    Ca 

dürften.    «  Cb  uppiklich *>  o. 

ang.J  /.  C.     •  o.  v.J  /.  a 
18 


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274 


daz  sein  leib  oder  sein  g&t 
mit  reht  in  unser  gewalt  er- 
tailet  wirt. 


Cap.  103. 

Begnadung  der  Bürger  in  Bezug  auf  Geiselstellung,  auf  die  Stadt- 

thilrme  und  Thore  und  die  Anlegung  von  Befestigungen. 

(Ahh,  8.  116.  173,  179.) 
Wr.-NeuMf.   125S  Art.  f  und  .9. 


» Promittimns  eciam  eisdem  mi- 
litibns  et  civibus  qiiod  ab  ipsis  nnm- 
qnam  alicalns  eventus  pretextu  ob- 
(rides  expetemnfl.  Turres  quoque 
civitatis  et  porte  in  ipsorum 
remaneant^  potestate.  Nnllan 
eciam  c  mnniciones  erigemus  infra 
mnros  dvitatifl,  ne^  de  eornm  fidei 
COnstancia  habere  diffidenciam  yi- 
deanrar;  nee  ab^  aliqao^  infra  ter- 
minos  indicii*  mnnicionem  aliquam 
eri^  in  eorum  preiudicium  ^ 
permittemns.  ** 


•  Uehersehr,  in  I:  Obside»  non 
debent  expetere  (!)  a  civibna.  •»  // 
maneant.  *  //  in.  ^  I  nee.  *  /.  11 1, 
'  ab  al.]  112  alioqoin.  *  in  eor.  pr.] 
/.  112.  »»//  /  promitt. 

*  civitatis. 


^Wir  geloben  auch  den 
selben  rirtern**  und  pürgem 
daz  wir  von  in  durch  chainer 
slacht  sach  chainen  geisel  noch^ 
gab  vodern  noch^  nemen  welin. 
^'Die  tiirn  und  auch  die  purg- 
tor^  der  stat,  die  sülln  si  in 
irm  gewalt  haben  und  auch 
beleiben.  Chain  vest  süU  wir 
in  der  statmaur  niht  maum 
noch  pawen,  darumb  daz  wir 
niht  werden  gesehen  und  auch 
niht  werden»  geachtet'*  and 
daz  si  niht  enwenen,  daz  wir 
icht*  misstrawen  der  stätikait 
irr  trewen.^  Wir  welln  auch 
niht  Verheugen  noch  gestatten 
daz  von  iemant  chain  vezt  icht 


■  Ueherachr.  m  Aa:  Von  paw 
der  stat  und  di  tüerren  an  halten; 
in  B:  Daz  wir  die  pnrg^r  nnd  die 
t&m  innhaben  sülln,  cap.  85.  IM» 
Cap,  f.  Ab,  b  BC  richtem;  /.  Aa. 
"  chainen  g.  n.]  C  chain.  ^  v.  n.] 
/.  Bh,  •  Ueberschr.  in  Ca:  Von  der 
stat  recht,  cap.  53;  in  Cb:  Von  den 
tum  nnd  pnrgen.  ^ Baa'  pfirtor.  ^ge- 
sehen ....  werden]  /.  Bb.  ^  n.  a. 
n.  w.  g.]  /.  C.  V.  C.  ^Baa'  fh. 
Nota. 


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275 


erpawen  werd  in  dem  zil  und 
in  dem  gemerk  dez  gerichtez 
ze  der  Newnstat/  davon  si 
schaden  oder  ungeraach  ge- 
haben mügen. 


Cop.  104. 
Verbot  von  Erpressungen  durch  landesherrliche  Beamte. 

(Abh,  8.  121.  17S.) 


*Volumu8  eciam  ut  nee 
capitaneus,^  si  quem  pro  tem- 
pore instituerimus/  nee  iudex 
nee  aliquis  officialium  nostro- 
rum  ab  eis'  exigat  steuram  vel 
precariam®  nee  eos  ad  aliquod 
cogat  servicium  sive^  donum, 
nisi  quod  facere  voluerint  bona 
voluntate. 


^Wir  welln  auch  daz 
weder  der  hanbtman  den  wir 
in''  geben  auf  ettleich  zeit  noch 
der  richter  noch  chain  unser 
amptman  chain  stewr  ab  in 
icht  nem  noch  si  nicht  entwing 
auf  chainen  dienst  noch  gab, 
neur  daz  si  mit  gutem'  willn 
gern'  tfin  welint. 


Caf.  105. 
Luft  nuicht  frei, 

(Ahh,  8,  12U) 


^Statuimus  eciam  ut,  si 
quis  annum  et*^  diem  in  civi- 
tate*  civis  residens  extiterit 
sine  inpeticione  aliqua  servi- 
tutis,  quod^  ex  tunc  huiusmodi 

•  Uefjerachr,  in  I:  Capitanens 
ant  index  non  cogat  aliquem  civinm. 
*»  nee  cap]    ///  nee  captinare,    2  a 

captinatia.    ^  si  qnem instit.] 

/.  JJ  2,  d  ab  eis]  /.  112.  •  112  pecu- 
niariam.  '// 1  nee,  2  vel.  ^  Ueher»chr. 
in  I:  Qni  sine  inpeticione  civis  ex- 
titerit per  annum  et  diem  in  civitate. 
^  JI2  ant.  1  in  civ.]  /.  //.  ^  so  aUe 
3  H»9. 


«Wir  setzen  auch  auf: 
swer  ein  jar  und'  einen  tag 
in  der  stat  ein«^  gesezzener 
purgcr  ist  an  all  ansprach  der 
aigenschaft    oder    ander    sach, 


•  ze  d.  N.]  /.  C.  »»  Ueherachr. 
in  B:  Wie  der  hanbtman  noch  der 
richter  chain  stewr  ab  unz  niht  nem 
(h  nemen  sullen)  noch  unz  niht  twingen 
auf  chainen  dienst,  cap.  86.  Da»  Cap. 
f.  Ah,  «  e  fh,  setzen  und.  *>/.  C. 
•  Ueberachr,  in  B:  Waz  der  rechtez 
hab  der  jar  und  tag  in  der  stat  ge- 
sezzen  ist,  cap.  87.  Dtu  Cap.  f.  Ab, 
'  Cb  oder.    «  /.  BhC, 

18* 


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276 

inpeticio    nullatenus    audiatur^ 
sed  in  ea  liberam  ducat  vitam. 


gen  dem  selben  sol  man  furbaz 
chain  ansprach  nit  enh5rn^  er 
sol  halt  in  der  stat  freiez  und 
sichers  leben  haben  alz  ein 
ander  purger. 


Cap.  106. 

Aufzeichnung  und  KunSmachung  der  Bürgersaizungen, 

(Ahh.  8.  153,  IIB.) 


*Item,  volumus  ut  cives 
sua  statuta  conscribi  faciant  et 
hoc  scriptum  sigillo  civitatis 
faciant  consignari,  et  illa  sin- 
gulis  annis  ad  minus  semel 
legantur  in  publico,  ne  igno- 
rancia  statutorum  valeat  ali- 
quem  excusare.  Quod  si  non 
fecerint,  ignorantibus  nichil  ob- 
sit.^ 


*  Wir  welln  daz  die  purger 
ireu  reht  und  ir  sätz  haizzen 
verschreiben  und  die  selben 
geschrift^  haizzen  versigeln  mit 
der  stat  insigel,  und  daz  die 
selben  reht  und  sätz  ze  dem 
minsten  ainest  in  dem  jar 
offen) eich  werden  gelesen,  daz 
niht  die  unwizz^^  noch  die  un- 
chunde^  iemant  bereden  müg.* 
Ob  si  dez  niht  ent&nt,  so  sol 
ez  den  unwizzenden  niht  en- 
schaden. 


Ca'p.  107. 

Recht  der  Bürger ^  das  Original  dieser  Stadtrechtsurkunde  nur  vor 

dem  Landesfürsten  vorzuweisen» 

(Ahh.  8,  97  ff.  153.) 

^Indulgemus    eciam    eis-  'Wir  welln  auch  die  ge- 

dem    civibus    pro    cautela    ut     nad  den  selben  purgern  geben 


•  Ueherachr.  in  I:  Cive»  sna 
statnta  Acribant  et  sing^lifl  legant 
annis.  **  //  obsint.  '^  Ueher»chr.  in  I: 
Privilegia  civitatis  nisi  (!)  coram  prin- 
cipe ostendantnr. 


•  Ueherfchr.  in  B:  Wie  die  pür- 
ier ireu  reht  sülln  lazzen  schreiben, 
cap.  88.  Da»  Cap.  f.  Ah.  »»  BbOn 
Schrift  <^  ^o/?Qnwizzent,  Cnnwissen. 
*  AaBC  nnchunden.  «  BCa  mögen. 
^  Ueherachr.  in  B:  Von  den  hant- 
Testen,  daz  si  die  niemant  snlln  saigen 
dann  inn  rechten  herm,  cap.  89.  Da* 
Cup.  f.  Ah. 


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277 


hoc  nostrum  Privilegium  nus- 
quam  nisi  coram  nobis  osten- 
dant*  vel  coram  eo  qui  tunc 
temporis  fuerit  princeps  terre, 
nisi  forte  bona  voluntate  coram 
aliquibus  aliis  ostendere  velint 
illad,  sed  habeant  unum  re- 
scriptum  vel  duo  sub  sigilli 
civitatis  karactere,^  cui  velut*^ 
Dostro  privilegio  fides  credula 
super  Omnibus  articulis  debe- 
atur. 


daz  si  unser  hantvest  nindert 
noch  an  chainer  stat,  nur  vor 
unz  zaigen  oder  vor  dem  der 
zu  den  Zeiten^  fürst  und  herr 
dez.  landez  ist,  si  welln^  si 
dann  mit  göten  wiUn  vor  etz- 
swem  anderm  zaigen.  Si  sülln 
halt  sunderleich  ein  abgeschrift 
oder  zwo  haben  versigelt  mit 
der  stat  insigel,  den  man  vollik- 
leich  und  getrewleich  alz  unserr 
hantvest  über  all  aufsetz  wol 
gelaub.  "^ 


Cap.  108. 

Verbotf   in   den  Stadtgräben   zu  fischen   und  zu  baden   und   die 

Stadtmauern  zu  durchbrechen. 

(Ahh,  S.  148  /.  166) 


^Inhibemus  eciam  ne  ali- 
quis  sine  licencia  civiimi  pisces 
capiat  vel  eciam  balnietur^  in 
vallibus  civitatis,  ne  forsan  ^  oc- 
casione  tali  vallium  profunditas 
ab  hostibus  exploretur.  Vo- 
lumus  eciam  ne  aliquiss  per 
ianuas  nec^  fenestras  nee  cloa- 
cas  muros  perfodiat  civitatis. 
Quod  qui*  secus  fecerit,  hoc 
retractet  et  insuper  iudici  et 
civibus  hoc  emendet. 

•  //  ostendatur.  ^  II  fh.  con- 
signata.  «  ///  fh,  huic.  ^  üeberackr. 
in  I:  Nullus  perfodiat  muros  civitatis 
Qec  pisces  capietf.Vvel  baluietur  in  val- 
libus civitatis.  *  III  walneatur,  2  bal- 
neatur.  ^  //  2  forte.  »  //  fh.  nee. 
••  //  A  per.  i  Q.  q.]  II 1  Quod  si. 
^Qoi  81. 


^  Wir  verpieten  auch  daz 
niemant  in  dem  graben  vischen 
sol®  an  der  purger  urlaub  noch 
sich  dannn  icht'  päd,  darumb 
daz  der  grünt  noch  die  tief^  dez 
graben  von  den  veinten  icht 
werd  ervorschet  noch^  ver- 
speht.  Wir  welln  auch  daz 
durch  chainer  tfir  willn  noch 
chainer^  venster  noch  grub 
oder^  privat  willn  die  stat- 
maur     iemant     d&rchel     oder 

*  der  zu  d.  z.]  ^6  selben  der 
die  zeit.  *»  Baa  wel.  «  w.  g.]  C  ge- 
lauben  schol.  ^  Ueher$chr.  in  B:  Daz 
mau  in  dem  graben  (Heg.  purkgraben) 
niht  viscben  sol,  cap.  90.  Das  Cap, 
f.  Ab,  •  in  d.  g^.  v.  s]  AaC  chainen 
visch  in  dem  graben  nicht  envahe. 
'  AaC  auch  nicht  «  noch  d.  t.]  /.  C. 
**  erv.  n.]  /.  C.  *  AaBb  durch  chains. 
»  gr.  o.]  /.  C. 


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278 


durchslach.*  Swer  dawider  icht 
anderz  tfit,  der  widertu  daz 
und  pikzz  ez  darumb^  dem 
richter*^  und  den  purgern. 


Cap.  109. 

Ausschliessung  der  Juden  von  den  StadtänUem.  Judenfriede. 

Geiiehtsbarkeit  über  die  Juden, 

(Ahh.    S.    121.    122,    143.    155.   157.   163.) 
Wr.'NeutL  1261   (Wien  1237)  Art.  3. 


»Ad  hec^  katholici  principis 
officium  fideliter  exequentes,  iudeos 
ab  officiomni  excipimas  prefectura, 
ne  sab  pretextn  prefectore  oppriraanto 
christianos,  cum  imperialis  auctoritas 
a  priscis  temporibus  ad  perpetrati 
iudajci  sceleris  ulcionem  eisdem  iudeis 
edixerit  perpetuam  servitutem.  Paccni 
tarnen  nostram  eis  mandamus 
firmiter  sie  quod  nuUus  chri- 
Btianus  eos  preter  iusticiam^ 
presumat  vel  audeat  aggravare. 
Volumus  eciam  quod  iudex  sub- 
iudicem  vel  alium  viruin  dis- 
cretum  eis  pro  iudice   statuat, 

•  Ueberschr.  in  I:  Indei  non 
habeaut  officia  in  civitate.  >  II  hoc. 
«  /  opprimat    ^11  1  iudioium. 


^Zu  den  genaden  und  wir 
der  Newnstat  mit  samt  den 
purgern  daselben  gegeben  und 
verliehen  haben^  so  welln  wir 
getrewleich  volflirn  und  noch- 
folgen der  ler  und  dem  ampt 
dez  cristenleichen  Fürsten  un- 
serz  gaistleichen  vater  dez 
pabstez,  daz  wir  die  Juden 
auznemen®  von  den  wlrden 
und  von  dem  gescheft  aller 
ampt;  darumb  daz  si  niht  mit 
irem  gewalt  nidern  noch  ver- 
druken^  die  Christen, »  seit  der 
chaiserleich  und  der  furstleich 

•  o.  d.]/.  a  V.  BbC.  ^Bh 
fh.  darnach.  ^  Uel>ei*»chr,  in  Aa:  Von 
der  jaden  richter;  in  B:  Daz  chaiu 
jnd  chain  christenampt  niht  haben 
sol,  cap.  91;  in  Ca:  Von  den  jaden, 
cap.  54;  in  Cb:  Von  der  jnden  frid. 
Bezüglich  der  Uebereckr.  in  Ab  tyL 
o.  8,  273  nt.  <L  Der  Eingang  dee  Cap. 

bit  eintchUessl.  zu  den  Worten 

vater  dez  pabstes,  daz  /.  C.  *  wir  d. 
jaden  aozn.]  C  Wir  nemen  anch  den 
jaden  auz.  üeber  die  in  C  vorliegende 
Textverschiebung  s.  Abh.  S.  92  u.  94. 
'  Cb  onderdr.    »  C  christ^nhait. 


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qui  hoc  iudiciiun  ante  foras 
exerceat  Synagoge.  Si  vero  sit 
arduum  negociuni;  iudex  supe- 
rior  ibidem*  iudicet,  nisi  accio 
fiat^  mortiS;  quod  iudiciiun  so- 
lummodo  in  pretorio  a  iudice 
haben te  bannum  coram  iuratis*^ 
civibus  iudicetur.  Si  autem 
iudeus  unus^  de  dicioribus  fue- 
rit,  volumus  quod  tunc  super  eo® 
nostrum  consilium  requiratur. ' 


279 

gewalt  von   alten  dingen    den 
selben  Juden  gepoten  hat  den 
ewigen  dienst  und  aigenschaft 
zu  einer*  räch  und  ze  gericht  der 
begangen   judischen    misstat.  ^ 
Doch  so  gepiet  wir*^  in  vestik- 
leich^  unsem  frid,  also  daz  chain 
Christen  an  reht  sich  niht  für- 
nüftikleich®  annem  noch  enturr 
si  ungemachen   noch  beswärn. 
'  Wir  welki  auch  daz  der  richter 
den    nachrichter    oder    einen 
andern   frumen^  man  den  Ju- 
den geb  und  setz**   zu   einem 
richter  der  daz  gericht  hab  und 
daran  sitz  vorder  tür  der*  sch&l. 
Ist  aver  daz  ez  ein  grozz  ge- 
scheft  oder  sach  ist,  daz  sol  der 
ober^  richter  daselb  richten,  ez 
sei  dann  ob  ez  sei^  ein  t5tleich 
chlag  oder  sach,"  die  selb  sach 
sol  alain  in  der  schrannen  von 
dem  richter  der  den  pan  hat 
und  vor"  den  gesworn  purgern 
gericht  werden.    Ist  aver  daz 


•  //    ibi.   *»  U  fiet    ^  II  veri-  •  /.  Bh,    ^  seit  der  chaiserleich 

tatis  (7;.    **  iud.  un  ]  /  un.  iud    •  a.  eo]       misstat]  /.  C.     «  doch  so  g.  w.] 

/.  //.     ^I  fh.  ete.  C   Wir    gepieten    (Beginn   des    Cap. 

in  C),  V-  ^'  *  ^*  fravenleichn.  ^der 
Best  doM  Cap.  /.  Ab  (vgL  AbK  S.  87). 
Ueberschr.  in  B:  Wie  der  richter 
den  nachrichter  den  jaden  ze  einem 
richter  mag  gegeben,  cap.  92.  Oh 
die  im  Ab  Reg,  sUhetide  (feberschr.: 
Von  der  jaden  recht  hieher  oder  zu 
einem  der  folgenden  Cap.  gehöre^  lässt 
»ich  nicht  bestimmen,  k  Aa  fh.  be- 
schaiden ;  C  besohaiden.  ^  g.  u.  s.] 
B  geben  n.  setsen.  *  tür  d.]  /.  Bb. 
^  Bb    obrist.     *  ob    ez    sei]     Ca    ein 

sach   umb;   b "» o.  s.]  /.  C 

»  B  von. 


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280 


der  reichen  Juden  ainer  an 
einer  grozzen  Bach  misstfit,  so 
well  wir  daz  man  darüber  nn- 
sem  rat  hab  und  sfich.* 


Cap.  110. 
Zeugenbeweis  in  Rechtssachen  zvoischen  Christen  und  Juden, 


*Volumu8  eciam  et  insti- 
tuimus  pro  cautela  quod  nuUus 
christianus  contra  iudeum  ali- 
quid testificari  valeat  nisi  cum 
iudeo  et  eciam  Christiane;  econ- 
vcrso  eciam  volumus  contra 
christianos^  fieri  de  iudeis;  nisi 
sit  accio  i*ei  antea  iudicata^ 
cuius^  veritas  uno  christiano  et 
duobus  civibus  de  consilio  loco 
unius*  iudei  valeat  conprobari, 
et  hoc  si  forte  iudeus  pro  teste 
noluerit^  aut  non  poterit^  in- 
veniri.  Si  autem  iudeus  inpetit 
christianum  super  hereditate 
vel  alia  re  quam  possidet 
christianus^  in  hoc  casu  pro 
teste^  iudeo  non  indigeat  chri- 
stianus/ sed  per  vicinos  duos 
aut^  alios  probos  cives  huius- 
modi^  iusticia  conprobetur. 


•  Ueberachr.  in  I:  Qaaliter  chri- 
stianus   contra    indeum    testificare  (!) 


valeat  et  econverso  iudeus. 


Chr.] 


/.//.  «//iudicate.  <*///eiuH.  •/.//. 
'///  voluerit.  f(  so  alle  3  Hs9.  11  fh, 
pro  teste.  »» pro  t.]  /.  //.  »  /.  II  2. 
k  7/2  vel.     »//huius. 


*Wir  welln  und  setzen 
auf  ze  bewamung^  daz  chain 
Christen  gen  einen  ^  Juden  nicht 
bewärn  noch  erzeugen*  sol  noch 
enmüg^  neur  mit  einem  Juden 
und  mit  einem  Christen;  heren- 
gegen  auch  well  wir  daz  daz 
selb  gescheh  von  den  Juden 
gen  den  Christen;^  ez  sei  dann 
ein  sölich  sach  die  vor**  ge- 
teidingt  und  gerichtet  ist,  der 
selben  sach  warhait  mag  der 
Christen  wol  bewärn  ^  mit  einem 
Christen  und  mit  zwain  purgem 
dez  ratez  an  einez  Juden  stat, 
und  'darumb  ob  villeicht  ein 
jud  niht  sein  wil  oder  ob  man 
villeicht  chainen  Juden  gehaben 
noch  vinden*^  mag  oder  sich 
niht  lät  vinden.  Ist  aver  daz 
ein  jud  einen  Christen  anspricht 
umb  erb   oder  umb  ander  g&t 


•  u.  8.]  /.  a  »»  üeberschr,  in 
B:  Wie  ein  jud  und  ein  Christen  mit 
einander  bewärn  sttlln,  cap.  93;  in 
Ca:  Von  aufsats,  cap.  55.  Da»  Cap, 
f.  Ab,  '^  Äa  warunge,  Ca  webfirunge, 
6  Warnung.  <*  Bb  chainem.  *  n.  erz.] 
/.  C     '  n.  enm.]  /.  C.     ^  herengegen 

Christen]  /.  Ca,     *»  Aa  fh,  und 

ee,    C  fh,    oder   ee.     *  Bh   erzeugen, 
k  n.  V.]  /.  Ca. 


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281 

daz  der  Christen  in  gewer  und 
in  gewalt  hat,  an  sölicher  sacb 
und  an  sölicher*  ansprach  be- 
darf der  Christen  chainez  Juden 
nihtze  zeugen,  besunder^  ezmag 
der  Christen^  mit  zwain  seinen 
nachtpaurn  oder  mit  zwain  ^ 
andern  frumen  purgem  soli- 
cheu  reht  und  solich  sach 
wol®  bewirn. 


Cap,  111. 

Zinsenmaanmum  der  Juden. 

(Abfu   S.  163.) 

*Statuimus  eciam  ut  iudei  'Wir  setzen  auf  daz  die 

de*»  christianis  de  uno^  tal.  den.  Juden    von    den   Christen    von 

quaiuor  den.^  ad  plus  per  eb-  dem    pfunt    pfenning    ze    der 

domadam  recipiant  pro  usura.  i  wochen^  sülln  nemen  zu  dem 

Si   vero    debitum    per    annum  maisten  3^  pfenning.    Ist  aver 

steterit,    tercius    denarius    vel  daz  daz  haubtgut  ein^  jar  stet; 

ad    plus    tantumdem    ipsi    de-  so  sol  der  dritt  pfenning  oder 


bito  supercreseat;  et  a  tem- 
pore citacionis  iudei;  si  forsan 
coram  iudicio  non  conparet, 
nulla  usura  penitus  debitis^ 
supercrescat.  'Item,  usura  alte 
usure  per  spacium  unius  mensis 
niiUatenus  supercrescat. 


z&  dem  maisten  alz  vil  alz 
dez  haubtgutez  ist  darauf  ze 
gesüch^  wachsen.  Und  für  die 
zeit  so  man  ainem  Juden  für- 
gepeut  und  ob  er  für  gericht 
niht  chumt,  so  sol  furbaz  auf 
daz  erken   chain  ges&ch  niht' 


•  Utherschr,  in  I:  Quantum 
iudei  debent  recipere  usuram  de  una 
Hbra.  ^112  a.  «/.  //.  «»  q.  d.]  / 
qoatuordecim  den.,  //  iij.  ^/.  /.  ^  der 
folgende  (Schluss-)  Satz  /  /. 


■  au  8.]  /.  C.  ^  AaC  sunder. 
«  Bh  Jh.  wol.  *»/.  AaC.  •  und  s.  s. 
wol]  /.  C.  '  Uehtrachr.  in  B:  Wie  die 
Juden  gesücb  sulln  nemen,  cap.  94; 
in  Ca:  Von  aufsatz,  cap.  56.  Dat 
Cap.  f.  Ah.  9  C  ßi.  geauch.  ^  AaCb 
drei,  Baa'  iij,  Bb  siben,  Ca  vir. 
'  Bb  über.  ^  Boa'  such.  ||  ze  g.]  /.  C. 
'B6  gen  noch. 
*  Da98  in  den  H99.  II,   Aa,   Baa\   Cb  die  Höhe  des  Judenye^nchet  mit 

3  Pfennig  angegeben  ist,  möclUe  auf  Einfluss  des  jungem   Wiener  Rechtes  von 

1338  (Toniaschek  W.  R.  nr.  36)  zurückzuführen  sein. 


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282 


enwachsen.  ^Und  ain  gesAcIi 
auf  den  andern  sei  in  einem 
ganzen  moneit  oiht  enwachsen. 


Cap.  112. 
Die  Juden  gehören  zur  herzoglichen  Kammer. 

(Ahh.  8.  163.) 


*Ip808  eciam  iudeos^  spe- 
eialiter  nostre  eawere  inclu- 
dimus;  et  si  iudex  eo8^  preter 
iusticiam  presumpserit  aggra- 
vare,  hoc  noster  camerarius  de 
consilio  et  auxilio  iuratorum 
debet  ad  iusticiam  revocare,'* 


'»Die  Juden  nemen  wir 
und  enpfahen  si  sunderleich 
in  unser  chamer;  und  ob  der 
richter  si  an  reht  an  chainen 
diugen  wil  beswärn  oder  unge- 
machen, daz  sol  unser  chafnrer^ 
nach  rat  und  mit  hilf  der  ge- 
sworn  purger  ze  reht  wider 
pringen. 


Cap.  113. 

Gegen  diesee   Statut  ^    gegen   Bathswillküren    und  Stadtgerichts- 

urtheile  findet  keine  Appellation  statt* 

(Abh.  8,  12L  167,  158.) 


^Statuimus  eciam  et  fir- 
miter  mandamus  ne  contra 
huiusmodi  nostra'  privilegiata 
statuta  nee  eciam  contra^  mu- 
nicipalia  instituta^  civium  iura- 
torum  quibus  instituendi  iura 

•  Ueberachr,  in  I:  De  protec- 
cione  iudeorum  qiii  sunt  camere  ducis 
iDcluse  (^/;.  ^/.  //.  <>/./.  <>  /  revo- 
cari  etc.  •  Ueherschr.  in  I:  Nulla  ap- 
pellacio  admittatur  de  causa  iudicata. 
'  /•  ^.    *  /^  Stetuta. 


^Wir  setzen  auf  und  ge- 
pieten  vestikleich  ze  behalten 
daz  wider  so  getan  unser  haut- 
vest;  setz  und  auch  reht  noch 
wider  der  stat  reht  der  ge- 
sworn    purger,    den    wir    den 


•  der  folgende  CSchbus-)  Saiz 
/.  C,  *»  Uebertchr.  in  B:  Wie  die  Juden 
in  die  chamer  g-eh^imt,  cap.  95 ;  in  Ca: 
Von  den  Juden,  cap.  57.  Btu  Cap, 
f,Äb.  «/.iitt/ßCchainer.  ^Uebenckr, 
in  B:  Von  den  genaden  die  vor  ge- 
richt  ist  worden,  daz  von  dem  selben 
chain  ander  teiding  sol  werden,  cap. 
96;  in  Ca:  Von  aufsats,  cap^  58.  Das 
Cap.  f.  Ab. 


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283 


civitati  et  nobis  expediencia 
contulimus  potestateni;  nee 
eciam  eontra  caasam  per  iudi- 
cem  et  ipsos^  antea^  iudieatam 
aliqua  appellacio  admittatur^ 
sive  talis  iudeus  fuerit  vel 
forsitan  christianus. 


gewalt  geben  und  verliehen 
haben  aufzesetzen  die  reht 
der  stat  und  die  unz  auch 
wol  f&gent,  noch  wider  die 
sach  die  vor  dem  richter  und 
vor  den  purgern  vor  und  ee 
geteidingt  und  gerichtet  sind, 
chain  ander '^  ding  sol  niht 
geschehen  oder  verbeugt  wer- 
den weder  von  Juden  noch  von 
Christen. 


Cap.  114. 
Rechtstoirksamkeit    anderer    Urkunden    des   Herzogs   und   seiner 

Amtleute, 

(AhK  S.  84.) 


<^Et  eciam,  si  nos  vel  nostri 
provinciales  iudices^  vel  came- 
rarius  vel  alter  noster  officialis 
ipsis  dederimus  vel  dederint 
iitteras,  tamen  ille  littere  us- 
que  ad  uostram  presenciam 
non  curentur,  quia  inmemores 
nostrorum  statutorum  nobis  ta- 
men et  ipsis  nostris  statutis 
nolumus*'  umquam  cassatores^ 
aut  contrarii»  inveniri. 


•  /.  7.  ^112  ante.  «  üeberschr, 
in  I:  In  quibas  caoBis  littere  ducis 
vel  officialiom  non  curentur.  ^  f.  1. 
*  //  volumus.  ^  II 1  cessatores.  »/. 
7//.|taut  c.]/.  112. 


^Und  auch  mer:  ist  daz 
unser  lantrichter  oder  chamrer 
oder  ander  unser  amptman  den 
für  gedingten*^  über  die  vor 
veiTichten  sach  ander  brief 
gebeut,*  der  selben  brief®  sol 
man  niht  achten  unz  an  unz 
selber,  und  darumb  wann  wir 
in  gehügnüzz  und  in  gedacht- 
nuzz'  unserr  reht  und  unserr 
aufsatz  ze  allen  Zeiten  niht 
mügen  gehaben;  doch  so  well 
wir  unz  und  auch  in  unser  auf- 
gesetzte ^  reht  stät  und  ganz* 
leich^    behalten,    daz    wir    si 

•/•  ^^O.  ^dat  Cap,  /.  Ah. 
'^  so  Ca;  Aa  gedingen,  Boa'  geding, 
h  gedingt.  i|  den  f.  ged.]  Ch  der  unser 
gedingten  (!J.  <*  ander  br.  g.]  Ca  gegen- 

briefen,  h «  s.  br.]  /.  C,    *"  Aa 

bedächtnus,  C  gedenkchnuzze.  ||  in  geb. 
u.  in  ged.]  L  ungeh.  u.  ung.f  *  B 
auf  (7yl,    ^  AaC  ganz. 


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284 


nimmermer  zerbrechen  welln 
noch  an  chainen  Sachen  wider- 
wärtig BüUn  erfunden^  werden. 


Caf.  115. 

Vom  Schidmeister, 

(Abh.  S.  161  ff.  18LJ 

Wr,'Neu9L  1261  (Wien  1237)  Art.  6  Prooem. 


*Po8trenio,  volenteg  cleri- 
eali  studio  provideri  per  quod^  di- 
scator  prudeDcia  et  inforraetar  m- 
ditas  pnerilit,  volumus  ut  cives 
Bcolasticum  instituantydoneum, 
de  cuius  scolaribus  nullns  nisi 
ipse  babeat  aliquid  ^  iudicare, 
excepto  homicidio  et  oppres- 
sione  mulierum  vel  virginum 
violencia.  Et  huic  plebanus  sua 
iura  conservet  ad  consilium 
et  informacionem  civium  con- 
silii  iuratorum.  Quod**  si  ple- 
banus forsan^  facere  rennuerit,  ^ 
scolasticus  per  subtraccionem 
suorum  scolarium  et  cives  suo- 
rura  offerendorum  ipsum  ad 
hoc  facienduni  poterunt^  co- 
hercere. 


•  Ueberachr.  in  I:  In  quibus 
causis  scolasticus  non  habet  iudicare 
■colares.  ^  1  quot.  «/•  ^^'  **/•  ^^  2. 
•/.  //.     ^80  I.    f  in  potueniut. 


^Ze  jungst  und  ze  lest 
Süll  wir  n&  trachten*^  pfafleich 
chunst,  er  und  zuht  davon  ge- 
lernt^ wirt  die  götleich  weis- 
hait  und  beweiset  wirt  die 
chindleich  un verrieb tikait.^  So 
well  wir  daz  die  purger  einen 
frumen  sch&lmaister  erweln 
und  auch'  setzen  und  auch^ 
über  die  schuler'*  niemant  an- 
derz  wann  der  schulmaister 
ze  richten  hab;  iedoch  so 
nemen  wir  auz^  todsieg  und 
unpilleichen  gewalt  daz  ist^ 
notturft*  der  magt  und  der 
weib.  Dem  selben  schulmaister 
sol  der"  pfarrer  sein  reht  geben 
und  behalten  nach  rat  und  nach" 
beweisung  der  gesworn  pürger 

•  C  fanden.  *»  Ueberschr.  in  Aa: 
Von  dem  schuelmaister;  in  B:  Von 
des  schulmaisterz  wegen ,  cap.  97; 
in  C:  Von  dez  schfUmaister  recht 
fb:  rechten;  a  fh.  cap.  59).  Dm  Cap. 
/.  Ab.  «  nft  tr.]  AaC  betrachten.  **  C 
gelert.  *  Bb  unvernufUchait;  in  Cb 
über  -richti-  v.  d.  Hand  d.  Textet 
-nnfti-.  '  Äj'  auf.  »  C  daa  er.  »•  C 
fh.  und  auch.  *  Cfh.  alain.  ''/.  Baa'.  ji 
unpill.  g.  d.  i.]  /.  C.  »  AaBbC  not- 
nuft.  ™  Bb  fh.  maister  oder  der. 
"  rat  u    n.]  /.  C. 


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285 

dez  ratez.  Und  ob  villeicht 
der  pfarrer  daz  selb*  widert 
ze  tun  und  ze  behalten,  so  soL 
der  schulmaister  mit  der  en- 
ziehung  seiner  sch&Ier  und  die 
purger  mit  irm  opfer  in  darzfi 
twingen  daz  er  im  sein  reht 
geb  und  behalt. 


Cap.  116. 
8chlu88, 

CAbh.  S.  liö  f.) 
Wr,-Neu9L  1251  SMuss, 


»Ut^>  antem  hec  nostra  inno- 
vaeio  absque  omni»  calnmpnie  ob- 
stacnlo  perpetoAm  obtineat  fimiitatem, 
ips&ni  presentis  scripti  patrocinio  con- 
mniiiinafl  et  sigilli  nostri  karactere 
insi^namiu,  testibus  qni  aderant  sub- 
nota,ti8. 


•  üfiherschr.  in  I:  Vi  hec  in- 
novacio  perpetnam  obtineat  firmi- 
tatem.    »»  /  Et 


^Und  daz  auch  unser 
reht  und  aufsatz  unserr  reht^ 
beleiben  und  furbaz  behalten 
werden  für  ein  ewigen  steti- 
kait,  so  haben  wir  disen  brief 
bew&ret  und  bezaichent  ze^  ur- 
chund  mit  dem*^  anhangen  un- 
serz  insigels/  mit  den  pei- 
gewesen  <^  zeugen  die  hernach 
geschriben  Stent.  ^ 

•  d.  fl.]  /.  Bh,  b  Ueberschr. 
in  B:  Von  der  versidlnngp  der  hant- 
vest,  cap.  98.  Dait  Cap.  f.  AbCh, 
^  reht  n.  anfs.  n.  r.]  Aa  recht  n. 
newmog  oder  anfflatz  unser  recht, 
Ca  newnng^  nnser  recht  n.  nnser  aaf- 
setz.  ^  Ca  mit  dem.  •  m.  d.]  /.  Oi. 
''  anh.  n.  i.]  Bb  anhangnnden  unsern 
insigel,  Ca  nnserz  anhangenden  iu- 
sigelfl.  II  Ca  fh.  und  anch.  «  den  p.J 
Ca  erbern.    •»  die  h.  g.  »t]  /.  Cu, 


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Alphabetisches  Yerzeichniss  von  Wörtern,  Sachen  und  Samen. 

(Die  ZdUeii  sind  die  der  Capitel.    Durch  rorg^^tztes  8.  werden  sie  aof  die  Seiten  der 
Abhandlung  bezogen.) 


Abhauen  eines  Gliedes  18,  19. 
Acht,    Aechter,    s.    proscriptio»    pro- 

scriptns. 
actio,  ipsa,  maleficii  i.  e.  banthaft  4; 

a.  membri  23;    a.   mortis   (tötleich 

chlag)    109;    a.   rei  antea    iudicata 

110,  vgl.  113. 
actor  (chlager)  3,  4,  6,  9,  19,  51,  68. 
advena  (gast)  83,    84.    Vgl.   exterus, 

Gäste,  hospes. 
advoeatus  (vorsprech)  71. 
äe  (ovis)  94  (Ha.  Ba;  Aa  äw). 
alapa  (manlslag)  27. 
Alibi  9. 
amici  (Blutsverwandte)  8,  68,  77,  81; 

vgl.  78. 
ampotatio  membri  18,  19,  (23). 
Amtleute  (officiales),    herzogliche  90, 

91,  92,  104,  114. 
anni  discretionis,  s.  discretionis  anni. 
appellatio  (ding,  geding)  113. 
Arbeiter  15,  55. 
ardnnm  negotium  (grozs  gescheft)  73, 

109. 
Argwöhnige  Leute  (suspecti)  39,72,  92. 
Arme,  s.  Reiche  und  Arme. 
Arrest  auf  Fremde  46,  vgl.  96. 
artifices  (hantwercher)  55. 
Arzt  als  Sachverständiger  13. 
Aspang  92. 

aucionatores  (fragner)  55. 
Austrlae  confinia  92. 
Bäcker  55. 

baculiis  27;  b.  praeconum  21. 
Baden  im  Stadtgraben  108. 
bannns  109. 


Befestigungen  in  der  Stadt  103. 

Beherbergung  eines  Proscribirten  58. 

Bergmeister  91. 

Bierglocke  47. 

Binder  55. 

Blendung  18. 

Blutrunst  25,  28. 

Blutsverwandte,  s.  amici. 

porger,  s.  creditor. 

Brandlegung  59,  100. 

prMerscbaft  (frateroitas)  55. 

p&ben  27  (üeberschr.  in  B  u.  Cb), 
56  (Hss,  C). 

Bürger :  cives  im  Gegensatz  zu  incolae 
47,  76,  zu  advenae  und  extranei 
85,  87,  91;  oives  meliores  71;  Ge- 
richtsstand 91;  Gericht  75,  83,  100, 
101,  113,  über  Fremde  45,  vgl.  100, 
sententia  civium  11,  44,  68,  91, 100; 
consilinm  civium  24,  73;  Zeugniss 
gegen  B.  74 ;  Freiheit  von  Steuern 
und  Diensten  102,  104;  Heirata- 
freiheit  88;    Satzungen   der  B.  54, 

60,  71,  99,  106,  113;  bewahren  erb- 
loses Gut  der  Gäste  •  83 ;  sorgen  für 
die  Integrität  der  Stadtmauern  etc. 
108;  bestellen  den  Schulmeister  115. 
Vgl.  8,  158  f. 

Bürgermeister  91.  Vgl.  S.  111  nr.  54 

und  S.  146  f. 
purkreht  48. 

Bürgschaft,  s.  cautio,  fideiussio. 
Busse:   Verweigerung    der   Annahme 

61,  des  Nachlasses  vom  rigor  iusti- 
tiae  62.  Vgl.  emenda. 

camera,  eamerarius  ducis  112,  114» 


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287 


oapitaneas  (haaptman)  91,  104.    Vgl. 

S.    101  nr.  9. 
carcio   (freihait   [Hs.    Ah]^    hftrensun 

[Hs.  Ca])  27. 
caesio  fiinim  21. 

cantio  (gewishait):  bei  Verbrechen  7, 

13y  39,  vgl.  1;  der  Frau  des  flnoh- 

tigen  TodschlKgers  67;  Begriff  der 

c.  snfficiens  6. 

census  (hofzins)  des  Unterrichters  39, 

72,  96. 
cereviBialis  campana  47. 
cingfohw,  dcnt  inyentnB  fuerit  sno  c 

circumcinctns  10. 
citare,  citatio  (fürpieten,  f&rpot)  1,  47, 
48,  49,  51,  67,  111.    Vgl.  Ladung, 
cives,  8.  Bürger, 
cloaca  (privat)  108. 
colonns  (hold)  64,  93. 
Confiscation,  Vermögens-  88,  102. 
consnles  55. 
contractus  (ding)  79. 
eontamacia  61;  contnmax  73. 
contas  (cholben)  24. 
creditor  (porger)  15, 16, 67,  (gelter)  83. 
culpa  (schuld)  7,  12,  39,  71. 
eultellus  24,  31,  32;  in  absconso  de- 

portatns  24. 
cuspis  (spiezz)  24. 
custos  carcerifl  (stubliüter)  72,  95. 
debitor  52,  (gelter)  15. 
debitum    (gult)    15,   49,   53,    67,    78, 
(gelt)     16,     (haubtgfit)    111.    Vgl. 
Schuldfordemngen. 
despecta  persona  21. 
Dieb,  s.  für.  Diebstahl,  s.  furtum, 
dies  (frist)  52. 
ding  (contractus)  79;    dingen  (conve- 

nire)  20.  Vgl  auch  appellatio. 
discipulus  (junger)  28.  VgL  115. 
discretionis  anni  (jare  der  sinn,   der 

witz,  der  beschaidenhait)  77. 
dominus  servi  28;    eines   Gastes   10, 
64,  93;  Lehensherr  der  Bürger  91. 
ecclesia  (geistliches  (Bericht)  73.  Vgl. 

Geistliches  Gericht, 
edictum  cttationis  1,  67. 
effluxio  sanguinis,  s.  Blutrunst. 


Ehebruch,  Gericht  über  89. 

Ehegattin,  deren  letztwillige  Verfü- 
gungen 82. 

Ehrenstrafen  4,  11,  17,  34,  35,  92. 

Ehrlose  27. 

Eid  1,  3,  32,  33,  59;  Beinigungidd 
42,  Alleineid  4,  57,  58,  74,  96, 
Dreiereid  6,  Fünfereid  5,  6;  Wider- 
treiben vom  Eide  35;  informatio 
post  iuramentum  de  dicendo  36. 

Eideshelfer:  zwei  6,  vier  5,  6, 

Einungen  der  Handwerker  55. 

eilender  gast  (advena)  83. 

emenda:  Strafe  des  Uebelthliters  10, 
93;  Busse  des  BesehSdigten  62,  re- 
missionis  g^atia  in  emeodis  apud 
offsuBUm  19,  vgl.  8.  127  nt.  1;  des 
Richters,  Herzogs,  s.  Wandel. 

erbe,  s.  hereditas. 

Erbrechtliche  Bestimmungen  80 — 83. 

erken  (debitum)  111. 

evulsio  dentis  25. 

Execution  um  Wandel  20,  21,  52,  um 
Schuld  52,  um  Liedlohn  53. 

exterus,  extraneus  civitatis  (gast,  der 
auzzere,  frömde)  10,  21,  55,  59,  63, 
85,  87,  91,  93;  Gegensatz  zu  fa- 
milia  59;  extranei  milites  88  (Ueber- 
schr.),  e.  offioiales  92  (üeberschr.). 
Vgl.  auch  advena,  Gfiste,  hospes. 

falsarius  (valscher)  10. 

falsitas:  die  gefälschte  Sache  39; 
Fälschung  100. 

falsum  (valschait)  42. 

familia  (gesinde,  ingesinde)  14,  28, 
59;  £.  ducis  7. 

Faustschlag  26,  27. 

veltpfert  (gabella)  94. 

Feuersbrunst  59,  100. 

fideiussio  (gewishait)  1. 

fideiussor  (pürgelschaft)  39. 

fideiussoria  cautio  (gut  gewishait)  67. 

fides:  in  fide  sua,  per  fidem  suam 
dicere  (pei  seinen  trewen  sagen) 
27,  31. 

filius  meretriois  33. 

Fischfang  im  Stadtgraben  108. 

Fleischhauer  55. 


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288 


forofactnm  (^eding^  der  miet)  3. 

forum  (markt)  29,  99;  (chauO  77,79,85. 

foBsatnm  ((praben)  1.  V^l.  Stadtgraben. 

Fragner  (ancionatores)  55. 

fratemitas  55  (UeberBchr.). 

freihält  (carcio)  27  (Hs.  Ah), 

Freisprechnng  11,  17,  68,  72. 

Fremde,  s.  GSste. 

frist  (dien)  52. 

Fristen:  Tag  and  Nacht  1;  2  Tage 
53;  3  Tage  52;  7  Tage  52;  14  Tage 
1,  20,  34,  62,  67,  61,  67,  69;  ein 
Jahr  23,  90;  Jahr  und  Tag  83,  105. 

Frohnbote,  s.  Scherge. 

vrön  (ius  indicis  quod  dicitnr  v.)  51 
(Ueberschr.). 

für  10,  83;  locus  caesionis  forum  21. 

Ftirbot,  1.  Ladung. 

fSrvank  94. 

furtum:  die  gestohlene  Sache  39; 
Diebstahl   4,  42,   100. 

Ftitterer  (pabulatores)  55. 

gabella  (veltpfert)  94. 

garzio,  n.  cansio. 

Gäste:  Schutz  63,  64,  105;  Gericht 
über  45;  Arrest  46,  vgl.  96;  letzt- 
willige Verfiigungen  83 ;  Handel  mit 
Bürgern  84,  85,  87;  Straf lösuugs- 
recht  98.  Vgl.  adrena,  ezterus,  ho- 
spes;  S.  158  f. 

gearntez  Ion  53. 

geding,  s.  appellatio. 

Gefangene  68,  100;  Hofsins  39,  72, 
95;  Dauer  der  Haft  40,  96;  Ent- 
lassung 97;  Entweichung  98;  Er- 
pressung eines  Geständnisses  101. 
Vgl.  Haft 

Geiselstellung  103. 

Geistliches  Gericht  73,  89 ;  g.  Recht  67. 

gelt  (debitum)  16,  62. 

gelter  (debitor)  15,  (creditor)  83. 

Genannte  73,  77.  Vgl.  S.  111  nr.  64. 

genitalia  (niderez  gescheft)  18. 

Gericht,  s.  Geistliches  G.,  Landgericht, 
Stadtgericht. 

Gerichtsstand  der  Bürger  und  des 
Stadtrichters  91. 

Gerüfte,  Klage  mit  57. 


gescheft,  s.  ordinatio. 

Geschwome,  s.  Stadtrath. 

Gesellschafter  (socius)  79,  83. 

Gesinde,  s.  familia. 

Geständniss  53,  75 ;  erzwungenes  lOL 

gesftch  (nsura)  111. 

Gewährleistung  beim  Kauf  84. 

gewalt,  s.  violentia. 

gewer  51. 

Gewette,  s.  Wandel. 

gewishait,  s.  cautio,  fideiussio. 

Gewohnheitsrecht  der  Stadt  71,  86. 

gladium  24, 31,  32;  non  eTaginatum  27. 

Gotteslästerung  39. 

gult,  s.  debitum. 

Gürtel,  s.  cingnlus. 

Haft  1,  13,  20,  65,  102;  Dauer  40,  96. 
Vgl.  Gefangene. 

haher  (suspensor)  21. 

haiczer  27  (Hss.  C), 

Handel  der  Bürger  84—87. 

Handhaft:  ipsa  actio  maleficii  4;  eri- 
dens  intersignum  1;  res  cum  quib. 
maleficinm  perpetratum  est  10;  arma 
et  reatus  72,  vgl.  39;  ablata  93. 

hantsneider  55. 

Handwerker  55.  Vgl.  Reiche  und  Arme. 

harmschar  (34),  35.  Vgl.  S.  150  t 

Hartperkch  mons  92. 

haubtgut  (debitum)  111. 

hauptman,  s.  capitaneus. 

Hausfriede  14,  30. 

Heimsuchung  14,  30. 

Heiratsfreiheit  der  Bürger  88. 

Henker  21. 

hereditas  (erbe,  unbewegliches  Gut): 
ad  valorem  50  tal.  1,  vgl.  7,  13; 
um  Schuld  und  Wandel  nicht  exe- 
quirbar  15,  vgl.  20,  67;  Vorladung 
um  Erbe  50;  Ziehen  in  Frohnge- 
walt51;  Zeugniss  um  Erbe  78,  HO; 
letztwillige  Verfügung  81,  vgl.  80. 

Herzog:  princeps  terrae  37,  91,  107; 
familia  ducis  7;  terra  dncis  34,  81, 
86,  91;  camera,  cAmerarius  dncis 
112;  officialcs  ducis  90,  91.  92,  104, 
114;  Satzungen  des  H.  91,107,  114; 
Gericht  des  H.  18,  91,   (praesentia 


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289 


dncis)  64,  114;  Wandeides  H.  22, 
44,  61,  73;  Ueiratsbewilligung  88; 
Steuer  102;  Vennögensconfiscation 
88,  102;  Bath  109;  Geiselstellung 
dem  H.  103.     Vgl.  8.  164  f. 

Hofzins,  s.  census. 

hold,  s.  colonns. 

homicida  (mansleg,  mansleger)  10,  68, 
92. 

homicidium  (todslag)  1,  4,  42,  115, 
(manslacht)  100.  Vgl.  Todschlag. 

honesta  (erber,  frum)  persona  27. 

bospes:  Hausbesitzer  (wirt)  28,  30, 
83;  Fremder  (gast)  46,  46,  Tgl. 
GSste,  und  S.  169  nt.  2. 

bosplta  ([hausjfraw)  28. 

hübscherinn  33. 

bnmilis  (mittere)  persona  1. 

hftmsun  27  (Hss.  C),  33. 

Jahr  und  Tag  83,  lOft. 

Jahren,  zu  den,  kommen  77. 

ictus  lapidis,  s.  Steinwurf;  i.  manus 
26,  vgl.  25,  27,  28. 

ignis  proprius,  alienus  59. 

inaequales  lusores  (vier harter)  56. 

incendium,  s.  Brandlegung. 

incola  civitatis  55,  63;  (inman)  10,  20 
(Hss.  C),  48,  76;  (purger)  86.  Vgl. 
S.  159. 

indnciae  (zeit,  frist,  tag)  1,20,52,53. 

informare  testem  post  iuramentum  de 
dicendo  (steuren  in,  nach  der  sag) 
36. 

inhonesta  persona  27. 

iniquns  (pSswicht)  33,  (p5z  gewinner) 
56;  1.  impetitor  41. 

inman,  s.  incola. 

Innungen  55. 

interdicere  (verpieten)  46.  interdictus 
(der  verpoten)  96. 

Juden:  gehören  zur  herzoglichen 
Kammer  112;  von  öffentlichen  Aem- 
tern  ausgeschlossen  109;  Juden- 
friede 109;  Gerichtsbarkeit  über  die 
J.,  Judenrichter  109;  Zeugniss  der 
J*  gegen  Christen  und  umgekehrt 
110;  Zinsen  111.  Vgl.  8.  105  nr. 
26,  S.  108  nr.  41. 
▲rchiT.  Bd.  LI.  I.  H&lfte. 


iudex  (civitatis),  s.  Stadtrichter;  i. 
principalis  (im  Gegensatz  zum  Un- 
terrichter) 72,  97;  i.  superior  (desgl.) 
109. 

iudex  posterior  (nachrichter)  39,  48, 
51,  72.  Vgl.  subiudex,  Unterrichter. 

iudex  provincialis  (lantriohter)  114; 
vgl.  92. 

inramentum,  s.  Eid. 

iurati,  s.  Stadtrath. 

Kammer,  Kfimmerer  des  Herzogs  112, 
114. 

Kauf  73;  pro  modica  pecunia  76;  zwi- 
schen Bürgern  und  Gästen  84,  85. 

Kerkermeister,  s.  custos  carceris. 

cholben  (contus)  24. 

Kürrecht  113.  Vgl  Bürger  (Satzun- 
gen). 

Kürschner  55. 

Ladung,  gerichtliche,  der  Bürger  47, 
49—51;  der  Inwohner  48.  Vgl.  ci- 
tare,  citatio. 

LShmung,  s.  lem. 

lancea  (sper)  24. 

Landgericht  92. 

Landrichter  (iudex  provincialis)  114; 
vgl.  92. 

lapis,  s.  Steinwurf. 

Lästerung  33,  34;  des  Landesfürsten 
37;  Gottes  und  der  Heiligen  38. 

Lehen  der  Bürger  91. 

leitgeben  (caupones)  55. 

leithauser  (portatores  vini  vel  l.)  27. 

lem  (destrnctio  actionis  membri)  23, 
24.  lemen  20.  Vgl.  8.  127. 

Liedlohn  53. 

lignum,   percussio  cum  L   25,  26,  28. 

losung  (Abgabe  der  Handwerkerinnun- 
gen an  den  Stadtrichter)   65. 

loter  56. 

Luft  macht  frei  105. 

lutricus  56. 

magister  (scolae)  28,  vgl.  115;  m.  oi- 
vium  91;  m.  montis  91. 

manslacht  (homicidium)  100. 

Markt,  s.  forum. 

Marktfriede  29. 

Mauern,  s.  Stadtmauern. 

19 


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290 


maulslag  (alapa)  27. 

medicns  (arzt)  13. 

meliores  civitatis  7;  m.  cives  71;    m. 

vicini  67. 
mercatores  eztranei  85, 87.  Vgl.  Qäste. 
meretrix    (gemainea   weib,   gemaineu 

fraw)  56,  57;  filioa  meretricis  33. 
Messer,  a,  coltellus. 
milites  88,  103. 

mittere  person  (homilis  persona)  1. 
modica  pecunia  (chlain  g^t)  76. 
Mord,  s.  homicidium. 
Morgengabe  73;    morgengaben   (con- 

ferre  viro)  77. 
mulier  solnta  (ledigfes  weib)  89. 
municipalia  instituta  (der  stat  reht  der 

geswom  purger)  113.    Vgl.  Bürger 

(Satzungen). 
Nachbarn  (vicini)   14,  67,  110. 
Nachrichter,  s.  Unterrichter. 
Neunkirchen  92. 
niderez  gescheft  (genitalia)  18. 
niftel  (cognatae)  88. 
nobilis  terrae  (aln  man  von  dem  laud)  7. 
Nothwer  1,  6,  7,  67. 
Nothzucht  (violentia,  oppressio  virgi- 

num  vel  mulierum,  notturft,  notnuft) 

57,  100,  115. 
Nova  ecclesia  92. 
öe  (ovis)  94  (Hs.  Ca). 
officiales,  s.  Amtleute, 
operarii  manuales  (arbaiter)  55. 
oppressio  mulierum  (notturft)  115;  vi 

opprimere  57.  Vgl.  Nothzucht. 
ordinäre,  ordinatio   (letztwillige  Ver- 
fügung; schaffen,  gescheft)  80—83. 
ordo  iuris  1. 
pabulatores  (futrer)  55. 
pax  civitatis  4,  5;  p.  domus  14  (Ueber- 

schr.),  vgl.  30;  paxiudaeorum  109. 
percussio  ligni  25,  26,  28;    p.  manns 

26,  27,  28,  vgl.  24;  cum  virga  28. 
periurium  32,  42. 
Pfand:   Verweigerung,  eigenmächtige 

Zurücknahme  eines  Pf.  66;  pignora 

pro  emendis  67,  69. 
Pfändung:  bei  Ungehorsam  gegen  ge- 
richtliche  Ladung  48;   um   Schuld 


oder  Wandel  52 ;  um  Wandel  (67),  69 ; 
Zeugniss  der  Genannten  bei  Pf.  73. 

Pfarrer,  s.  plebanns. 

pfossneider  56. 

Piestnik  aqua  92. 

pignus,  pignoratio,  s.  P£and,  Pfändung. 

placitum   (taiding)  3,  40,  45,  46,  96. 

plebanus  89,  115. 

poena  1,  10,  35,  49,  52,  60,  61,  67,  71. 

porger,  s.  creditor. 

portatores  vini  (weintrager)  27. 

posterior  index,  s.  iudex  posterior. 

praeco  (scherge),  s.  Scherge. 

praetorium  (schranne)  1,   21,  35,  45, 
100,  109. 

precaria  (steur,  unzeitleich  gab)  102, 
104. 

prece  vel  pretio  (mit  pet  oder  gftt)  11, 
12,  17,  57,  68. 

pretium  (miet  und  gab)  3. 

princeps  terrae  37,  91,  107. 

privat  (cloaca)  108. 

Privilegien  der  Stadt  73,  86,  107,  113. 

Procession,  symbolische  34,  35. 

propoBcere  aliquem  de  domo  30. 

proprius  (aigen[man])  64;  ignis  pr.  59. 

proscriptio,  proscriptus  (echt,  geeehter 
man):  Kunden  in  die  Acht  1,  67; . 
UeberfOhrung  des  Aechters  2;  Zie- 
hen aus  der  Acht  3;  Wandel  des 
Aechters  16;  Beherbergxmg  eines 
Aechters  58. 

pugna  (Schlfigerei)  18,  24,  31;  vgl  8. 

pugnus  (faust)  26,  27. 

puliani  (p&lianer)  56. 

Raub  (rapina)  4,  10,  42,  100. 

reatns  (schuld)  17;  (hantbaft)  72. 

Rechtlose  27. 

redemtio,  redimere  (poenam),  s.  Straf- 
lösung. 

Reiche  und  Arme  9,   15,  62,  70,  71, 
102,  109.  Vgl.  S.  160. 

Reinigung,  s.  Eid. 

reuner  27  (Hss.  <7). 

reus  (der  schuldige)  19,  58. 

Richter,  s.  Landrichter,   Stadtrichter. 

rigor  iuris  71;  r.  iustitiae  62. 

Sachverständige  (Aerzte)  13. 


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291 


Satssangen,  8.  statuta. 

schaffen,  s.  ordinäre. 

Schenkung  73,  76. 

Scherge  (praeco)  67,  92  (Hs.  Ca),  94 
(nur  in  den  dentschen  Texten);  la- 
det Tor  Gericht  47;  nimmt  körper- 
liche Züchtigungen  vor  21;  Ge- 
ständniss  vor  dem  Seh.  75;  ihm 
entweicht  ein  Gefangener  99;  StXbe 
der  Seh.  21. 

Schlag  (peroussio  ligni,  manus)  25 — 
28. 

Schlagerei,  s.  pugna. 

Schmiede  55. 

Schneider  55. 

schraiat  21. 

schranne,  s.  praetorium. 

Bchröt,  pain-  (ossium  confractura)  26. 

Schnldforderungen:  Concurrenz  mit 
Wandel  15,  16,  67;  Fürbot  um  Seh. 
49;  Eintreibung  52,  (von  Liedlohn) 
53;  Zeugniss  Blutsverwandter  in 
Schuldsachen  78;  Judenschulden 
111. 

Schulmeister  (magister)  28,  (scolasti- 
cus)  115. 

Schuster  55. 

Schwert,  s.  gladium. 

scolastieus,  s.  Schulmeister. 

seldner  (incola)  20,  55.  Vgl.  S.  159 
nt.  1. 

Sememik  mons  92. 

servituds  impetitio  105. 

servus  28;  s.  iudicis  75. 

sigilUim  civitatis,  s.  Stadtsiegel. 

socius  (gesell)  79,  83. 

Söldner,  s.  seidner. 

sper  (lancea)  24. 

Spiel  56. 

Bpiezz  (cuspis)  24. 

Spottbusse  27. 

Sprichwort  21. 

Stäbe  (der  Schergen)  21. 

Stadt:  iura  specialia  civitatis  91;  bo- 
nus  Status  civitatis  54,  99,  vgl.  55; 
Vertheidigung  7;  Antheil  an  erb- 
losem Gut  81,  83. 

Stadtfnede  (paz  civitatis)  4,  5. 


Stadtgericht  (iudicium  civitatis):  Rei- 
nigung vor  demselben  5,  6;  drei 
Maulschellen  vor  demselben  27; 
Ladung  vor  dasselbe,  s.  Ladung; 
Anbot  der  zuerkannten  Busse  vor 
demselben  61;  empfangt  die  An- 
zeige über  die  Verlassenschaft  eines 
Gastes  83;  als  Landgericht  92;  Be- 
zirk (termini)  100,  103.  Vgl.  placi- 
tum,  praetorium. 

Stadtgraben  (fossatum)  1,  (valles)  108. 

Stadtmauer  (muri)  1,  13,  103,  108. 

Stadtrath:  iurati  112;  iurati  cives  109, 
113;  iurati  consilii  7,  62,  67,  71; 
cives  iurati  consilii  54,  55,  98,  115; 
consnles  55,  99  (Uebersohr.) ;  con- 
silium  civitatis  60,  110.  Satzung 
von  Wandel  und  Busse  54,  60,  62, 
71;  municipalia  instituta  113;  Eid 
dem  Herzog  71;  Gerichtsbeisitz  109. 
Vgl  S.  111  nr.  54  und  S.  157  f. 

Stadtrichter  (iudex  civitatis)  10,  19; 
auxilium  iudicis  7 ;  consuetudo  indi- 
cum71;  iudex  habens  bannum  109; 
Bestellung  90;  Frohngewalt  51 ;  als 
Landrichter  92;  nimmt  Verhaftun- 
gen vor  1,  7,  13,  39,  65;  verlängert 
die  Haft  40,  96;  kündet  in  die  Acht 
1,  vgl.  67,  löst  von  derselben  3; 
belegt  Gäste  mit  Arrest  46;  em- 
pfängt die  Busse,  wenn  der  Be- 
rechtigte deren  Annahme  verwei- 
gert 61;  legt  die  Sperre  an  die 
Habe  des  flüchtigen  Todschlägers 
67;  gebietet  den  Genannten  zum 
Zeugniss  73;  bestellt  den  Juden- 
richter 109;  sein  Gericht  ausge- 
schlossen 84,  89 ;  sein  Gerichtsstand 
91;  Richterrecht  55;  seine  Leute 
(hominis,  servi)  65,  67,  74,  75. 
Vgl.  Wandel;  S.  111  nr.  54  und 
57,  und  S.  155. 

Stadtsiegel  106,  107. 

Stadtthore  und  Thürme  103. 

statuta:   Bürger-  (Raths-)   Satzungen 
106,  113,  vgl.  54,  60,  7t,  99;   lan- 
desfnrstliche  Satzungen  91,  114,  vgl. 
107;  statu  tum  poenae  61. 
19* 


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292 


Steinwurf  24,  26,  26. 

Steuer  (steura)  102,  104. 

steuren  in  der  sag  (informare  testem 
de  dicendo),  stenrer  36. 

Straf lösung  11,  12,  17,  37,  57,  68; 
Auswärtiger  93;  unsul&ssig  38. 

stubhftter,  s.  cnstos  carceris. 

snbiudex  (nachrichter)  95,  97,  98,  109. 
Vgl.  iudex  posterior,   Unterrichter. 

suspecti  21  (Hss.  //),  39,  92;  vgl.  72. 

suspensor  (haher)  21. 

Synagoge  ([der  Juden]  schftl)  109. 

taiding,  s.  placitum. 

Talion  19,  26. 

taxatio  communis  (gemaine  achtung)  76. 

telum  (geschoz)  24. 

TestirfXhigkeit  der  Bürger  80—82; 
der  OSste  83. 

Theilnuhme  bei  Verwundung  24. 

Todesstrafe,  Todesurtheil  (poena,  sen- 
tentia  mortis,  sent.  capitalis)  10,  17, 
67,  68,  92,  93,  109. 

Todschlag  5—9,  67,  68;  strafloser  6, 
14, 63, 65.  Vgl.  homicida,  homicidiura. 

Treue :  bei  seinen  Treuen  sagen  27, 31. 

überhftr  (adulterium)  89. 

Uebersiebnung  4. 

Ungariae  metae  92. 

Unterriohter  (subiudex,  iudex  poste- 
rior): Hofzins  .39,  72,  96;  bringt 
Inleute  vor  Gericht  48;  weist  in 
den  Besitz  liegenden  Gutes  ein  51; 
seine  Gebühren  von  WandelßÜligen 
95;  bewahrt  die  Gefangenen  39, 
72,  (95,)  97,  98;  als  Judenrichter 
109.  Vgl.  index  posterior,  subiudex. 

urbar  und  erb  (hereditas)  1,  73. 

usura  (gesftch)  111. 

vadiatio  (wette)  73. 

valles  civitatis  (graben)  108.  Vgl 
Stadtgraben. 

Verbalinjurien  30,  33,  34. 

Verfestung,  s.  proscriptio. 

Verwundungen  8,  9,  13,  18, 19,  23,  24; 
straflose  6,  14,  63,  65. 


vicini  (nach[ge]paaren)  14,  110;  v. 
meliores  67. 

vicus  (straz)  73. 

vierharter  (inaequales  lusores)  56. 

violentia  (gewalt)  42,  64;  v.  muUerum 
vel  virginum,  s.  Nothzucht 

virga  (gerte)  28. 

Vogtbarkeit  77. 

Vorladung,  s.  Ladung. 

vorsprech  (advocatus)  71. 

vulnus  Simplex  (siecht  wanden)  23. 
Vgl.  8.  166  f. 

Wandel  (emenda,  poena)  des  Stadt- 
richters: Bemessung  70,  71;  Satzung 
durch  den  Stadtrath  54,  60, 99;  Ein- 
hebung 69;  Execution  auf  W.  20, 
21,  52;  Concurrenz  mit  Schuldforde- 
rungen 15, 16,67;  W.  bei  Straf  lösung 
17,  57,  68;  des  Herzogs  22,  44,  61, 
73.    Vgl.  emenda. 

watmanger  55. 

Weber  ^5. 

Weinbergstreitigkeiten  91. 

weintrager  (portatores  vinij  27.  Vgl. 
S.  169  nt.  1. 

Wette  (vadiatio)  73. 

Widertreiben  vom  Eide  35. 

wirt,  s.  hospes. 

Wirthe  (canpones)  55. 

Witwe:  Verfügung  über  das  Erbgut 
ihrer  Kinder  77;  Verheiratung  88. 

zecha  55  (Ueberschr.). 

Zeugen  9,42,  53,58,  61,  76,  92;  zwei 

1,  2,  57,  73,  110;  drei  110;  sieben  1, 
4;  testis  idoneus  (unbesprocheii)  1, 

2,  9;  mulier  proba  57;   testem  in- 
formare de  dicendo  36. 

Zeugniss  der  Genannten  73,  77,  der 
Leute  des  Richters  74,  75,  der  Bluts- 
verwandten 78,  des  Gesellschafters 
79,  von  Juden  gegen  Christen  und 
umgekehrt  110. 

Zinsenmaximum  der  Juden  111. 

Züchtigung,  körperliche  21^  28. 

Zungenausschneidung  38,  39. 


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Inhalt. 


Seite 

Einleitung 73 

L  Kritik. 

§.  1.  Die  handschriftliche  Beglaubigung  des  Textes 79 

§.  2.  Das   Verhfiltniss    des   angeblichen    Leopoldinums    zu    den    echten 

Privilegien  der  Stadt 99 

§.  3.  Redactionelle  und  stilistische  Kriterien 122 

§.  4.  Die  Quellen  des  angeblichen  Leopoldinums  und   sein  Verhftltniss 

zu  den  Wiener  Rechten 134 

§.  5.  Ergebnisse 176 

II.  Ausgabe. 

Plan  derselben 182 

Text 186 

Alphabetisches  Verzeichniss  von  Wörtern,  Sachen  und  Namen      .     .     .  286 


Man  lese: 
8.  85  Z.  1  y.  n.  alz  von  rtht  hob  ein  pürger.  —  115,  9  (Sp.  1)  in  »p«ornm.  —  ISO,  84  a.  185,  1 
▼.  n.  statu.  ~  185,  4  pret  Urne  ci(.;   S  y.  u.  aut  Bt  TeL  —  188,   1  ▼.  n.  112.  —  1S9,  5 
▼.  n.  dkrimuB.  —  197  nt.  e  0-)  »o  IUI. 


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Archiv 


für 


Österreichische  Geschichte. 


Herausgegeben 

von  der 

zur  Pflege  vaterländischer  Geschichte  aufgestellten  Commission 

der 

kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften. 


Sechzigster  Band. 

Zweite  Hälfte. 


Wien,  1880. 


In  Commisflion  bei   Carl  Gerold'«  Sohn 

BuehhKndler  der  k.  Akudemie  der  Wiimenaehaften. 


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UNTERSUCHUNGEN 

ÜBEB  DIE 

ÖSTERREICHISCHE  CHRONIK 


DES 


MATTHÄUS  ODER  GREGOR  HAGEN. 

VON 

D«^  FBANZ  MAETIN  MAYER 

IN  GRAZ. 


ArchiT.  Bd.  LX.  II.  H&lfte.  20 


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JCiiiie  eingehendere  Untersuchung  über  das  chronicon 
Austriae  Matthaei  cujusdam  vel  Gregorii  Hagen  ist  bis  jetzt 
noch  nicht  angestellt  worden.  Das  Ungeheuerliche  seiner  Nach- 
richten^ von  dem  man  Kenntniss  hat,  und  der  Umstand,  dass 
Hagen  selbst  für  das  vierzehnte  Jahrhundert  nur  eine  Qe- 
sohichtsquelle  minderen  Ranges  genannt  werden  darf,  mochten 
zu  einer  mühsamen  Untersuchung  wenig  anspornen,  die  als 
ein  wenig  lohnendes  Unternehmen  erscheinen  musste.  Zudem 
schien  es  gerade  bei  Hagens  Chronik  nothwendig,  eine  ganze 
Reihe  ähnlicher  Werke  heranzuziehen  und  deren  Zusammen- 
hang nachzuweisen,  eine  Arbeit,  welche  zur  Zeit  noch  einiger 
nothwendiger  Grundlagen  entbehrt  und  auch  nur  durch  eine 
bequeme  und  gleichzeitige  Benützung  mehrerer  Handschriften 
gefördert  werden  kann. 

An  eine  so  umfassende  Untersuchung,  so  wünschenswerth 
sie  sein  mag,  konnte  ich  nicht  denken:  überhaupt  bin  ich  durch 
Zufall  zu  einer  tieferen  Betrachtung  der  Hagen'schen  Chronik 
geführt  worden.  Unter  den  vielen  Handschriften,  welche  für 
Hagens  Werk  ausgegeben  werden,  glaubte  ich  den  ersten, 
bisher  unbekannt  gebliebenen  Theil  der  Unrest'schen  Chronik 
zu  finden  und  ich  beschloss,  alle  Handschriften  einzusehen. 
Ich  habe  das  Gesuchte  bis  zur  Stunde  noch  nicht  gefunden, 
aber  in  anderer  Richtung  ergaben  sich  mir  Resultate,  welche 
zu  weiterer  Forschung  anregten.  Gleich  die  erste  Hagens 
Chronik  enthaltende  Handschrift  wies  solche  Verschiedenheiten 
vom  Drucke  auf,  dass  ich  sie  ganz  copirte  und  nach  und  nach 
mit  einer  Reihe  von  Handschriften  verglich.  Mit  der  grössten 
Bereitwilligkeit  hat  mir  u.  a.  die  Leitung  der  k.  k.  Hof  biblio- 
thek in  Wien  die  gewünschten  Codices  zur  Verfügung  gestellt. 
Zwar   waren   die   weiter  gefundenen  Unterschiede   nicht  sehr 

20* 


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298 

erheblich^  aber  die  zuletzt  eingesehene  Handschrift  bot  wieder 
eine  Fülle  neuen  Materials.  Ich  glaubte  nun  meine  Arbeit^  die 
sich  schon  mehrere  Jahre  hinauszog,  abschliessen  zu  dürfen 
und  gestatte  mir,  die  Resultate  derselben  der  hohen  k.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  vorzulegen. 

Meine  Untersuchung  beschäftigt  sich  mit  der  österreichi- 
schen Chronik,  welche  man  bisher  einem  gewissen  Matthäus 
oder  zumeist  dem  Gregor  Hagen  zugeschrieben  hat,  und  mit 
dem  Verfasser  derselben.  Ich  ging  den  Quellen  nach,  aus 
welchen  die  Chronik  zusammengestellt  worden  ist,  suchte  den 
Zeitpunkt  der  Zusammenstellung  genauer  anzugeben  und  den 
wirklichen  Compilator  namhaft  zu  machen.  In  allen  diesen 
Punkten  hoffe  ich  Neues^  aber  auf  feste  und  haltbare  Gründe 
gestützt,  zu  bieten.  Auf  eine  weitergehende  Untersuchung  des 
Zusammenhanges  der  sogenannten  Hagen'schen  Chronik  mit 
anderen  Werken  ähnlicher  Art  konnte  ich,  wie  gesagt,  aus 
verschiedenen  Ursachen  nicht  eingehen  und  ich  muss  meine 
Abhandlung  als  eine  Vorarbeit  zu  einem  solchen  umfangreichen 
Unternehmen  ansehen,  von  der  ich  wünschte,  dass  sie  diesem 
einige  Dienste  zu  leisten  im  Stande  sei. 


Die  Chronik. 


Die  Chronik,  welche  man  einem  gewissen  Matthäus  oder 
auch  einem  Gregor  Hagen  zuzuschreiben  gewohnt  ist,  wurde 
als  die  erste  eigentliche  zusammenfassende  Landeschronik  von 
Oesterreich  bezeichnet  Sie  ist  zu  den  Zeiten  des  Herzogs 
Albrecht  III.  und  diesem  Fürsten  zu  Ehren  geschrieben  worden. 
Der  Verfasser  erklärt,  er  habe  ,ain  durchpruch  getan  in  den 
croniken  der  hochgeporen  fursten  meiner  gnaedigen  herren  der 
herczogen  ze  Oesterreich  vnd  ze  Steir  vnd  hab  gesniten  ab  was 
das  übrigs  ist  gewesen  vnd  allain  dew  stukch  geseczet,  dew 
da  lement  dew  guten,  straffent  dew  argen  vnd  in  vil  tugenden 
lere  pringent^  Der  Verfasser  wollte  damit  nur  sagen,  dass  er 
aus  einer  längeren  Chronik  einen  Auszug  gemacht  habe,  eine 
Bemerkung,  die  auch  später  wiederkehrt. 


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299 

Lorenz  ^  macht  die  Bemerkung,  dass  Hagens  Chronik  mit 
ihren  sonderbaren  gelehrten  Erfindungen  die  Grenzscheide  einer 
neuen  Epoche  der  Historiographie  bilde.  In  der  That:  die  ein- 
fache,  treuherzige  Wiedergabe  des  anderwärts  Qefundenen,  die 
trockene  Erzählung  des  Selbsterlebten  mangelt  der  Hagen'schen 
Chronik  vollständig.  Von  einer  genauen  Beobachtung,  einer 
verständigen  Beurtheilung  kann  man  nirgends  etwas  bemerken. 
Hagen  hat  viel  gelesen  und  wenig  mit  kritischem  Sinne  durch- 
gearbeitet: so  lagert  er  seine  Lesefrüchte  in  seiner  Chronik  ab, 
wenigstens  in  einem  Theile  seines  Werkes;  im  anderen  lehnt 
er  sich  an  ganz  bestimmte  Autoren  an. 

Er  erklärt  in  der  Einleitung  die  Eenntniss  der  Ver- 
gangenheit f&r  viel  wichtiger,  als  die  Erforschung  der  Zukunft 
aus  den  Gestirnen.  Die  Wissenschaft  ist  ihm  ein  Suchen  der 
Gottheit:  als  die  Menschen  im  Paradiese  Gott  verloren,  suchten 
ihn  die  Verständigen  in  allen  Creaturen:  der  Arithmetiker  in 
den  Zahlen,  der  Geometer  in  den  Massen,  der  Musiker  in  den 
Tönen,  der  Geschichtschreiber  endlich  in  der  Geschichte,  wie 
Varro  und  Livius.  In  der  Eintheilung  seines  Werkes  weicht 
Hagen  von  dem  Herkommen  einigermassen  ab.  Die  Geschichts- 
bücher, die  lateinischen  wie  die  deutschen,  wurden  im  Mittel- 
alter zumeist  nach  den  sechs  Altern  der  Welt  eingetheilt  und 
handelten  zugleich  von  den  vier  Monarchien;  das  sechste  Alter 
begann  mit  Christus  und  dauerte  bis  zum  jüngsten  Tage.  Doch 
kommen  auch  Eintheilungen  in  fünf  und  sieben  Welten  oder 
Zeitalter  vor.  Hagen  theilt  sein  Werk  in  fänf  Bücher,  die  er 
nach  den  fünf  Sinpen  der  Menschen  benennt:  das  erste  Buch 
gleicht  dem  Sehen,  denn  wie  das  Gesicht  von  allen  Sinnen  am 
weitesten  reicht,  so  sind  die  im  ersten  Buche  erzählten  Be- 
gebenheiten die  von  der  Gegenwart  am  entferntesten.  Dieser 
Anschauung  zufolge  muss  das  zweite  Buch  dem  Hören,  das 
dritte  dem  Riechen,  das  vierte  dem  Schmecken  und  das  fünfte 
dem  Tasten  gleichen. 

Abgesehen  von  dieser  neuartigen,  vielleicht  von  Hagen 
erfundenen   Eintheilung,^   bleibt  er   dem  Herkommen    getreu. 

*  O.  Geschichtoqaellen,  2.  A.  p.  219. 

^  Doch  könnte  man  hier  yielleicht  darauf  hinweisen,  dass  eben  auch  in  der 
Eweiten  Hfilffee  des  vierzehnten  Jahrhunderts  NicolansWnrm  in  seinem 
juristischen  Werke :  Die  Blnme  von  Magdeburg,  einen  gleich  geschmack- 
losen Vergleich  aufstellt.     Er  nennt  sein  Werk  Blume,  weil  jede  Blume 


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800 

Denn  das  erste  Buch,  welches  bis  auf  Christus  reicht,  wird  in 
fünf  Zeiträume  zerlegt  mit  Adam,  Noah,  Abraham,  David,  Ba- 
bylon und  Christus  als  Grenzscheiden  und  die  Zeit  von  Christus 
ab  wird  als  zwei  Weltalter  gerechnet,  aber  so,  dass  als  Beginn 
des  letzten  der  jüngste  Tag  bezeichnet  wird.  ^  Damach  würde 
sich  also  Hagen  eigentlich  doch  jenen  Chronisten  anreihen, 
welche  ihre  Chroniken  in  sechs  Zeiträume  abtheilen.  Aber 
ausserdem  wird  die  Zeit  von  Christus  ab  doch  wieder  in  vier 
Büchern  behandelt:  das  zweite  (das  Hören)  bespricht  die  Zeit 
bis  Rudolf  von  Habsburg,  das  dritte  (das  Riechen)  umfasst  die 
Regierung  dieses  Königs,  während  das  vierte  sich  mit  Albrecht  I. 
und  das  {ünfte  mit  den  Ereignissen  von  Albrecht  I.  bis  auf 
Albrecht  III.  beschäftigt  Zu  beachten  ist,  dass  Hagen,  wo  er 
vom  zweiten  Buche  spricht,  erwähnt,  er  habe  darin  auch  von 
allen  Päpsten  und  Kaisern  geschrieben  und  von  dem,  was  sich 
zu  ihrer  Zeit  in  der  Welt  ereignet.  Und  am  Schlüsse  der 
Eintheilung  fügt  er  hinzu,  dass  auch  in  den  drei  folgenden 
Büchern  die  Geschichte  der  Päpste  und  Kaiser  enthalten  sei. 
Diese  Ankündigungen  schon  lassen  erwarten,  dass  wir 
es  nicht  mit  einer  einfachen  Landesgeschichte,  sondern  mit 
einer  Weltchronik  zu  thun  haben,  welcher  die  Geschichte 
Oesterreichs  ein-  und  angefügt  ist.  Der  Verfasser  beginnt  mit 
der  Schöpfungsgeschichte,  erzählt  von  den  in  der  Bibel  ent- 
haltenen Nachrichten,  griechische  und  römische  Göttersagen, 
Einzelnes  aus  der  Profangeschichte,  und  fährt  die  römische 
Geschichte  bis  auf  Augustus,  unter  welchem  Claudius  und 
Drusus  alle  ,deutschen  Länder'  bezwangen.  .Dann  geht  er  auf 
Oesterreich  über,  und  zwar  mit  den  Worten:  ,Von  der  Kro- 
niken  des  edeln  landes  ze  Oesterreich  vnd  von  den  herrn, 
dew  vor  Christi  gepurd  sein  gewesen^  Er  will  angeben,  ,wie 
lang  das  sey,  das  der  erst  mensch  ist  choemen  in  das  land 
vnd  wie  die  vnd  irew   weih   vnd   chind  vncz   auf  disew  zeit 


Tier  Eigonschaften  aufweist,  die  in  dem  Inhalte  seines  Werkes  ihre  Pa- 
rallele finden:  Farbe,  Gerach,  Geschmack  nnd  Gesundheit  Vgl.  die  Aus- 
gabe der  Blume  von  Magdeburg  von  Hugo  Böhlau,  Weimar  1868,  p.  6. 
^  Die  zweite  Capitelüberschrift  lautet:  »Von  den  fOnf  seiten  vor  Christi 
gepurd  vnd  zwain  nach  Christi  gepurd^  Und  dann:  ,Dew  sibent  (zeit) 
nach  dem  jungisten  tag  wirt  mit  rue  vnd  frSwden  der  saeligen  dann 
beslozzen'.  Mit  diesem  siebenten  Zeitalter  hat  nun  freilieh  die  Geschichte 
nichts  zu  thun. 


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301 

haben  gehaissen  vnd  wie  manigen  nom  Oesterreich  gehabt  hat 
vnd  wie  offt  sich  des  landes  wappen  haben  uerchert  vnd  von 
wann  der  faersten  weib  geporen  sind  vnd  was  wappen  ir 
▼ätter  gehabt  haben  vnd  wo  dew  all  sind  begrabend  Eine 
Reihe  von  Handschriften  fügt  jetzt  neuerdings  die  Versicherung 
hinzU;  dass  die  vorliegende  Chronik  ein  sehr  kurzer  Auszug 
aus  einer  grossen  österreichischen  Chronik  sei.  ^ 

Nun  folgen  die  fünfzehn  Namen  Oesterreichs:  Judeysapta, 
Arratim,  Sauricz,  Sannas,  Pannaus  .  .  .  Corrodanda,  Avara^ 
Osterlandy  Oesterreich.  Darauf  werden  die  einzelnen  Herr- 
schaften durchgenommen:  vor  Christi  Geburt  hat  es  in  Oester- 
reich achtundfönfzig  Regenten  gegeben.  Es  scheint,  dass  der  Ver- 
fasser sagen  will,  die  ersten  Bewohner  seien  Juden  gewesen; 
klar  geht  dies  nicht  aus  seiner  Darstellung  hervor.  Der  erste 
Herrscher  hiess  Abraham,  er  war  aus  einem  Lande  ^enhalb 
mores,  das  da  haisset  terra  Amiracionis'  nach  Oesterreich  ge- 
kommen, hatte  sich  in  der  Stadt  Arratim,  die  ,yeczund  haisset 
Stocharaw'  niedergelassen  und  nannte  sich  ,ain  haiden  marg- 
graf  von  Judeisapta^  Dies  geschah  ,nach  der  sintflut  acht- 
hundert newn  vnd  ftimfczig  jare  newn  maned  an  dem  zwelfften 
tag  des  brachmanen^ 

Es  wäre  selbstverständlich  zwecklos,  auf  diese  Dinge 
näher  einzugehen;  nur  folgende  Bemerkungen  erscheinen  noch 
nothwendig.  Anfangs  war  Oesterreich  eine  Mark,  während  der 
siebenten  Herrschaft  verwandelte  es  sich  in  ein  Herzogthum, 
die  Herrscher  waren  Heiden.  Der  siebenunddreissigste  Regent 
ward  von  den  Juden  besiegt,  liess  sich  beschneiden  und  ward 
Jude.  Auch  in  Böhmen  und  Ungarn  gab  es  damals  Juden- 
herrschaften. Der  neunundfiinfzigste  Herrscher  ward  wieder 
Heide,  dann  kam  das  Christenthum  in  das  Land.  Der  sechs- 
undsechzigste Herrscher  hiess  Amman,  ein  Graf  von  Rom; 
die  Römer  setzten  ihn  zum  Herzog  von  Oesterreich  ein,  das 
damals  Corrodancia  hiess.  Er  war  ein  Freund  des  heiligen 
Alexius;  seine  Gemahlin,  Gräfin  Helena  von  Rom,  war  gleich 
ihrem  Gemahle  dem  Christenthume  bereits  gewonnen,  und  da 
sie  das  heidnische  Volk  in  Oesterreich  zu  bekehren  suchten, 
verfielen  sie  dem  Zorne  der  Römer:  beide  wurden  dann  heilig 


1  So  Nr.  12.645  der  HofbibL     ,Da8  ist  alles  auBgecsogen  aiu  der  grossen 
kroniken  ze  Oesterreich,  so  man  aller  chürcslichist  getnn  mocht/ 


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302 

gesprochen  und  aus  Oesterreich  ward  wieder  eine  Hark- 
grafschaft. 

Es  ist  erstaunlich,  welche  Menge  unsinniger  Namen  uns 
in  diesen  erfundenen  oder  doch  fälschlicher  Weise  auf  Oester- 
reich bezogenen  Geschichten  entgegentritt.  Mit  der  grössten  Ge- 
nauigkeit werden  die  Regierungszahlen  der  einzelnen  Herrscher 
bis  auf  die  Tage  angegeben.  Die  österreichischen  Herrscher 
heiraten  fast  nur  Prinzessinnen  von  Ungarn  und  Böhmen. 
Ebenso  genau  ist  die  Angabe  der  Abstammung  der  Regen- 
tinnen, die  Zahl  und  die  Namen  der  Kinder  und  der  Begräbniss- 
stätten. Selbst  zu  ,Glottaw  in  Pehaim'  sind  österreichische 
Markgrafen  begraben.  Und  welche  Genauigkeit  herrscht  nun 
gar  in  der  Beschreibung  der  Wappen!  Sowohl  die  der  öster- 
reichischen Fürsten,  wie  die  ihrer  Verwandten  werden  ein- 
gehend geschildert.  Es  gibt  Handschriften,  welche  genaue, 
farbenglänzende  Abbildungen  dieser  Wappen  bieten  und  andere 
zeigen  wenigstens  leere  Räume,  in  denen  sie  Aufnahme  finden 
sollten. 

Dieses  sorgfältige  Eingehen  auf  die  Wappen  kam  den 
Wünschen  der  Leser  entgegen  und  wird  wohl  auch  eine  der 
Ursachen  der  weiten  Verbreitung  und  der  Beliebtheit  des 
Werkes  gewesen  sein.  Die  Handschriften  sind  sehr  zahlreich 
und  allenthalben  zu  finden.  *  Die  Gothaer  Handschrift,  welche 
als  Verfasser  den  Gregor  Hagen  nennen  soll,  ist  sogar  erst 
im  siebenzehnten  Jahrhunderte  geschrieben  worden.  Andere 
haben  die  Geschichte  ganz  in  Hagens  Weise  weiter  fortgeführt. 
Abgesehen  von  diesen  Erweiterungen,  welche  durch  Fort- 
setzungen entstanden,  lassen  sich  die  Handschriften  in  zwei 
Gruppen  sondern:  die  eine  Art  weist  einen  Text  auf,  welcher 


*  Die  HofbibL  zu  Wien  hat  secbzehn  Handschriften.  Sonst  finden  sich 
solche  in  München,  Berb'n,  Innsbruck,  Gtörz,  Voran,  Renn  n.  a.  v,  O. 
In  München  liegen  zwei,  von  denen  die  eine  ehedem  einem  Bürger  von 
Steyr  gehörte.  Doch  lieget  dort  noch  ein  Auszug  der  kronigken  des 
Landes  ze  Oesterreich,  der  aber  nur  achtzehn  Blätter  umfasst,  als 
Anhang  aber  einen  Tractat  über  die  Regierungskunst  auf  fünfnnddreissig 
BlXttem  enthSlt.  M.  Koch,  der  darüber  Mittheilungen  macht  (Sehmidl*s 
Blätter  für  Literatur  und  Kunst  etc.  1845,  S.  458,  471),  meint,  die 
Schrift  sei  zum  Unterrichte  eines  Prinzen  im  Anfang  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts  gemacht  worden.  Kochs  Mittheilungen  zu  Folge  ist  dieser 
,Au8zug'  nicht  ein  Auszug  aus  Hagen,  sondern  Koch  glaubt,  dass  ihm 
und  Hagen  die  gleiche  Quelle  yorgelegen  habe. 


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303 

nebst  der  österreichischen  Geschichte  abwechselnd  aach  Ca- 
pitel  über  die  Geschichte  der  Päpste  und  Kaiser  enthält;  die 
andere  Art  zeigt  einen  kürzeren  Text:  die  Papst-  und  Kaiser- 
geschichten  fehlen  durchwegs.  Nach  einer  Handschrift  der 
kürzeren  Fassung  ist  der  zweite  Theil  von  Hagens  Chronik^ 
welcher  mehr  Vertrauen  zu  erwecken  im  Stande  ist^  gedruckt 
worden.  <  Der  ersten  Art  dagegen  gehören  zwei  Handschriften 
an,  welche  ich  als  die  ältesten  erweisen  werde  und  von  denen 
in  dieser  Untersuchung  noch  ausführlicher  gesprochen  werden 
muss:  die  eine  davon  befindet  sich  jetzt  im  Privatbesitze  zu 
Podgora  bei  Görz  (G),  die  zweite  li^t  auf  der  k.  k.  Univer- 
sitätsbibliothek in  Innsbruck  (I). 

Um  zunächst  von  dem  bisher  ungedruckten  Theile  der 
Chronik  zu  sprechen,  so  folgt  in  den  Handschriften  kürzerer 
Fassung  auf  die  vierundsechzigste  Herrschaft  gleich  die  fünf- 
undsechzigste;  in  den  anderen  dagegen  sind  zwischen  beide 
folgende  Capitel  eingeschoben: 

Von  der  tauff  vnsers  herrn. 

Von  der  marter  vnsers  herrn. 

Von  Gayo  dem  kayser. 

Von  Tiberio  Claudio. 

Von  der  tailung  der  heilig  zwelf  poten. 

Von  Claudio  dem  kayser. 

Von  Galba  dem  kayser. 

Von  den  Juden. 

Capitulum  von  päbsten. 

Capitulum  von  den  kaysern. 

Die  letzten  zwei  Capitel  wechseln  öfter  mit  einander  ab. 

Da  vom  Kaiser  Augustus  schon  früher  gesprochen  worden^ 
80  beginnt  er  jetzt  mit  Tiberius  und  die  Papstreihe  mit  Linus. 
Von  Tiberius  berichtet  er,  dass  dieser  Kaiser,  durch  Pilatus 
von  den  Wundern  Christi  in  Kenntniss  gesetzt,  im  römischen 
Senate  anordnete,  Christum  gleich  den  anderen  Göttern  an- 
zubeten. Da  die  Senatoren  sich  darauf  nicht  einliessen,  wurden 
viele  derselben  hingerichtet  Die  Eroberung  von  Jerusalem 
wird  richtig  in  die  Zeit  Vespasians  und  Titus  erzählt  im 
Gegensatze  zur  Kaiserchronik,  welche  dieses  Ereigniss  unter 
die  Regierung  des  Tiberius   versetzt.     Ueberhaupt   kann    hier 


»  Pez,  Scr.  I.  1043-1166. 


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304 


gleich  bemerkt  werden,  dass  eine  Benützung  der  Kaiserchronik, 
an  welche  man  etwa  denken  könnte,  nicht  nachgewiesen  werden 
kann.  In  Hagens  Chronik  gilt  wie  in  allen  mittelalterlichen  Chro- 
niken Philipp  als  der  erste  christliche  Kaiser.  In  seine  Re- 
gierungsgeschichte wird  die  Legende  des  heiligen  Maximilian 
eingeflochten.  Der  Verfasser  erklärt,  er  thue  dies  ,darch  be- 
sunder  chuntschafft  willen  diser  lande',  d.  h.  weil  er  die  Gegend 
(um  Cilli)  genau  kenne.  Es  ist  nothwendig,  sich  diese  B^ 
merkung  im  Gedächtnisse  zu  behalten.  Ohne  Zweifel  lag  dem 
Chronisten  die  vita  s.  Maximilian!  selbst  vor;  einige  Stellen 
sind  wörtlich  übersetzt.  Man  vergleiche  nur  diese  Punkte: 


Vita  s.  Maximiliani 
(Pez,  Scr.  I.  23). 
Ipsi  (apostoli)  .  .  .  eccle- 
sias  cathedrales  tam  episcopa- 
tuum  quam  archiepiscopatuum 
.  .  .  certis  distinxerunt  limiti- 
bus  per  Universum  orbem  et 
ipsas  propriis  sacerdotibus  com- 
miserunt  regendas.  Inter  quas 
sancta  Laureacensis  ecclesia 
nee  tempore  nee  dignitate  po- 
sterior. 

Celeja  vero  .  .  divitiis 
referta  .  .  generositate  nobi- 
lium  et  illustrium  civium  in- 
clyta,  turrium  atque  marmo- 
reorum  palatiorum  aedificiis 
insignis  atque  ita  celebris  et 
famosa  extitit,  ut  quasi  altera 
Troja  merito  dici  possit. 


Hagen. 

Die  heiligen  zwelf  poten 
machten  in  der  weit  maniges 
pistumb. 


vnder  den  das  erczbistumb,  das 
da  haisset  Laureacensis  .  .  • 
nicht  was  das  chlainist  an  der 
zeit  vnd  an  der  wird. 

Cyli  was  aine  derselben 
stet,  de  w  reichist,  da  waren  auch 
dew  edlisten  vnd  mit  märblein 
tümen  vnd  pallasten  wunder- 
leich  schon  gepawt,  das  dew- 
selbig  stat  pilleich  dew  ander 
Troja  was  gehaissen.  * 


Nach  der  Lebensbeschreibung  des  heiligen  Maximilian 
folgen  wieder  abwechselnd  Papst-  und  Eaisergeschichten  in  der 
allerkürzesten  Form;  ausführlicher  ist  Hagen  nur  bei  Con- 
stantin,  dessen  Schenkung  an  den  Papst  erwähnt  wird.    Auch 


Vgl.  Äneas  Sylvias  Europa  bei  Freher-Struve  Scr.  II,  cap.  XV:  De  Stiiia. 


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305 

die  bekannte  Sage,  nach  welcher  bei  dieser  Schenkung  eine 
Stimme  vom  Himmel. gehört  worden  sei,  die  gerufen  hätte,  es 
sei  hiemit  Gift  in  die  Welt  gegossen  worden,  findet  sich  bei 
Hagen.  Doch  kritisirt  er  scheinbar  diese  Sage,  indem  er  sagt: 
^Das  schreibt  dhain  pebärter,  wann  niemant  wais,  ob  dew 
stimme  sey  beschehen  von  ainem  guten  gaist  oder  von  ainem 
pösen^ 

Bei  Julian  dem  Abtrünnigen  erscheinen  die  Sagen,  mit 
denen  das  Mittelalter  diesen  Kaiser  umgeben  hat;  er  war 
Anfangs  Mönch  und  entsprang  dem  Kloster,  nachdem  er  eine 
Witwe  um  ihr  Geld  betrogen.  Durch  den  heiligen  Mercurius, 
den  sich  die  Sage  aus  dem  heidnischen  Gotte  herausgebildet, 
ward  er  erstochen ;  ,damach  lies  der  chünig  von  Persia  machen 
ain  lederlachen  aus  der  hawt  Juliani  des  chaiser^  Nach  weiteren 
Papst-  und  Kaisergeschichten  gelangt  Hagen  zur  flinfundsech- 
zigsten  Herrschaft  oder  Herzog  Amman,  von  dem  schon  die 
Rede  war.  Amman  erscheint  als  Freund  des  heiligen  Alexius 
und  war  anwesend,  als  man  ,sand  Alexen  vnder  der  stieg 
vand^  Ihm  folgten  seine  drei  Söhne,  Johann,  Albrecht  und 
Dietrich,  die  ihr  Land  Osterland  nannten  und  es  theilten. 
Albrecht  überlebte  die  Brüder  und  gab  dem  Lande  den  Namen 
Oesterreich.  In  dieser  Weise  wird  die  Geschichte  Oesterreichs 
bis  zur  einundachtzigsten  Herrschaft  weiter  geführt,  dann  folgen 
neuerdings  Capitel  über  die  Päpste  und  Kaiser,  dazwischen 
wird  Mohameds  Religionsgründung  vorgetragen.  Darauf  erzählt 
Hagen  den  Uebergang  des  Kaiserthums  von  den  Griechen  auf 
die  Deutschen  unter  Karl  dem  Grossen:  ,Steffanus  ward  pabst 
nach  Christi  gepurd  sibenhundert  achtvndfümfczig  jar.  Er 
vloch  vor  der  Lombarder  chünig  Haistulf  gein  Frankchreich, 
der  pabst  nam  von  den  Kriechen  das  römisch  reich  vnd  wolt 
das  es  fürbas  dew  däwtschen  solden  habend  Der  Verfasser 
macht  hier  einen  kurzen  Rückblick  auf  die  bisherigen  Kaiser- 
reihen und  einen  Vorblick  bis  auf  Otto  I.  Nun  wechseln  wieder 
Papst-  und  Kaisergeschichten  ab  bis  auf  Heinrich  H.  und 
Sylvester  lU.  Hierauf  schliesst  er  Oesterreich  an  mit  den 
Worten:  ,No  chum  ich  hin  wider  an  das  edl  lande  ze  Oester- 
reich. —  Damit  beginnt  der  Druck  bei  Pez. 

Die  wunderlichsten  Erzählungen,  Sagen  und  Märchen 
findet  man  in  dem  bisher  betrachteten  Theile  von  Hagens 
Chronik   beisanmien.     Sie   sind   theils    aus    anderen   Werken 


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306 

herübergenommen ,  theils  erfanden.  Von  den  Sagen  und 
Märchen,  welche  nicht  Oesterreich  betreflFen,  kann  erst  später 
gesprochen  werden;  dagegen  ist  mit  dem  Punkte,  bis  zu 
welchem  ich  in  der  Charakterisirung  des  Inhalts  der  Chronik 
gekommen  bin,  der  sagenhafteste  Theil  der  österreichischen 
Geschichte  abgeschlossen  und  schreitet  der  Verfasser  nunmehr 
auf  historischem  Boden  einher. 

Die  Oesterreich  betreffenden  Nachrichten  sind  erfunden, 
ob  von  dem  Verfasser  der  Chronik  selbst  oder  von  Anderen, 
wird  sich  kaum  entscheiden  lassen.  Wie  dankbar  wären  wir 
dem  Chronisten  für  die  Mittheilung  volksthümlicher  lieber- 
lieferungen,  wie  sie  etwa  in  Enenkels  Fürstenbuch  zu  finden 
sind;  aber  Hagens  Aufzeichnungen  sind  das  gerade  Gtegentheil 
davon,  geben  sich  als  Studien  eines  Gelehrten  und  sind  doch 
nur  quasigelehrte  Erfindungen  der  tollsten  Art  Schon  Aneas 
Sylvius  hat  diese  Aufzeichnungen  nach  Gebühr  gewürdigt, 
wenn  auch  zu  seiner  Zeit,  wie  es  scheint,  Thomas  Ebendorfer^ 
nachher  Veit  Arenpeck  und  Heinrich  Gundelfing  diese  Ge- 
schichten als  echt  au%enommen  haben* 

Die  Geschichte  Oesterreichs  wird  an  den  Orient  geknüpft 
und  mit  Rom  in  stetem  Zusammenhange  erhalten.  Auch  die 
vier  deutschen  Stämme  stehen  in  Verbindung  mit  dem  Oriente: 
die  Baiern  stammen  aus  Armenien,  die  Schwaben  kamen  über 
das  Meer,  die  Sachsen  werden  von  Alexanders  Heer  abgeleitet, 
die  Franken  endlich  stehen  mit  den  Trojanern  im  Zusammen- 
hange. Da  konnte  man  doch  wohl  auch,  zumal  man  die  Bibel 
zur  Führerin  in  historischen  Dingen  nahm,  und  zu  einer  Zeit, 
da  sich  Oesterreich  als  selbstständiges  Gebiet  von  Baiem  und 
von  Deutschland  überhaupt  abzuheben  begann,  die  Oester- 
reicher  in  selbstständiger  Wanderung  aus  dem  Oriente  ge- 
kommen ansehen  und  als  Juden  auffassen. 

Die  Verbindung  mit  Rom  ist  nicht  schwer  zu  erklären: 
um  Julius  Cäsar  haben  sich,  besonders  seit  mit  den  Ottonen 
das  Eaiserthum  wieder  zu  den  Deutschen  gelangt  war,  eine 
Fülle  von  Sagen  angesetzt:  er  ist  ganz  im  Gegensatz  zur  be- 
glaubigten Geschichte  der  Eroberer  Deutschlands  der  Gründer 
innerer  Einrichtungen;  von  seinen  Kriegsgefährten  haben  viele 
vornehme  Geschlechter  ihren  Ursprung  abgeleitet.  Das  ferne 
Jülich,  selbst  die  Stadt  Wolgast  in  Pommern  lässt  dieselbe 
gelehrte  Neigung  der  Zeit  von  Julius  Cäsar  gegründet  werden, 


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307 

welche  bei  uns  zu  Lande  den  Namen  Melk  (Medilech)  aus 
Mea  dilecta  entstehen  lässt  und  diese  Bezeichnung  auf  den* 
selben  Julius  Cäsar  zurückführt.  ^  Das  alte  Annolied  erzählt^ 
dass  die  Deutschen  dem  Cäsar  zu  Ehren  die  neue  Sitte  des 
^Ihrzens^  aufbrachten^  die  Kaiserchronik  erzählt  dies  mit  den- 
selben Worten  ^  und  der  sogenannte  Seifried  Helbling  brachte 
diese  sonderbare  Erfindung  nachher  auch  zur  Kenntniss  in 
Oesterreich.  ^  Solche  und  ähnliche  Anschauungen  müssen  in 
grosser  Zahl  vorhanden  gewesen  sein,  bekannte,  weit  ver- 
breitete Erzählungen,  wie  die  vom  heiligen  Alexius,  wurden 
in  Beziehungen  zu  Oesterreich  gesetzt;  jede  vorhandene  Er- 
zählung war  eine  Anregung  zu  neuer  Erfindung.  So  konnte 
man  um  die  Mitte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  daran  denken, 
Privilegien  der  Kaiser  Julius  und  Nero  für  Oesterreich  zu  er- 
finden; solche  Täuschungen  ins  Werk  zu  setzen,  war  nur 
möglich,  wenn  man  den  Boden  zu  ihrer  Aufnahme  vorbereitet 
wusste,  wenn  man  hoffen  konnte,  dass  sie  Glauben  finden 
würden.  ^ 


1  Y^l.  das  Breve  chronicon  veterum  Anstriae  marchioniim  et  ducum 
(zwölftes  Jahrhundert)  und  die  Gründnogsgeschichte  von  Melk  (vier- 
zehntes Jahrhundert).  —  Lorenz,  Oesterr.  Sagengeschichte,  in  Drei 
Bücher  Geschichte  und  Politik,  1876. 

2  Annolied  28,  Kaiserchronik  523  ff. 
«  Haupts  Zeitschrift  IV,  p.  175: 

£z  kam  hi  alten  ziten  sus 

Daz  der  keiser  Julius 

Den  Tiutschen  allen  gap  die  er, 

Daz  sie  hinfür  immer  mer 

Ir  übergenoz  hiezen  ir. 
^  Wie  festgewurzelt  solche  Ansichten  waren,  beweist  der  Umstand,  dass 
man  noch  im  sechzehnten  Jahrhundert  an  der  Echtheit  des  Neronischen 
Privilegs  festhielt.  Der  Freiherr  Reichard  Strein  schrieb  1599  eine 
Apologia  vnd  Erklerung  vber  Kajser  Neronis  Privilegium  (Cod.  7670 
der  k.  k.  Hof  bibl.  in  Wien  f.  213 — 237),  worin  er,  nebenbei  gesagt,  auch 
auf  ein  Privilegium  Alexanders  des  Grossen  für  die  Böhmen  aufmerksam 
macht,  das  mit  den  Worten  begonnen  haben  soll:  ,Nos  Alexander  Phi- 
lippi  regis  Macedonum,  Hircus  Monarchiae  figuratus,  Grecorum  imperii 
inchoator^  Obwohl  Strein  mit  den  Ansichten  Petrarcas,  Guspinians  u.  A. 
über  das  Neronische  Privileg  bekannt  ist,  sucht  er  dasselbe  doch  zu 
retten  und  stützt  sich  dabei  auf  die  Worte  des  Bestätigers  K.  Heinrich: 
,.  .  quae  in  linqua  paganorum  conscriptae  fuerant  et  quas  in  latinum 
sermonem  convertimus^  Es  muss  daher,  meint  er,  wo  nit  in  forma,  doch 
in  substantia  etwass  vnd  villeicht  diss  daran  sein,  dass  soliche  Brief  in 


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308 

Seit  den  Kreuzzügen  wendete  sich  die  Aufmerksamkeit 
mehr  dem  Oriente  zu  und  je  mehr  die  Landesgeschichten  zur 
Geltung  kamen,  desto  ausschweifender  wurde  die  Phantasie, 
wenn  es  darauf  ankam,  die  Zustände  der  Gegenwart  aus  der 
Vergangenheit  abzuleiten.  Man  wollte  Neues,  Unerhörtes  zu 
Tage  fördern.  Die  Vorliebe  für  phantastische  Erfindungen,  die 
sich  besonders  in  genealogischer  Richtung  zeigte,  ^  ward  eine 
Krankheit  der  Zeit  und  bewirkte,  dass  man  an  der  einfachen 
Wahrheit  der  wirklichen  Geschichte  keinen  Gefallen  mehr  fand. 
Gewiss  haben  Ausgrabungen,  welche  im  Mittelalter  gelegentUch 
in  Wien  und  an  anderen  Orten  gemacht  worden  sein  mögen, 
und  durch  welche  römische  Denkmäler  und  jüdische  Grabsteine 
zum  Vorschein  kamen,  auf  die  Entstehung  und  Verbreitung 
neuer,  unhistorischer  Anschauungen  Einfluss  geübt.  Am  meisten 
haben  ohne  Zweifel  solche  Denkmäler,  deren  Inschriften  man 
nicht  entziflfem  konnte,  der  Phantasie  Spielraum  gewährt.  Solche 
Funde  sind  beispielsweise  um  1300  zu  Passau  gemacht  worden.  ^ 
Münzenfunde  erwähnt  Hagen  selbst  einmal.^  Und  aus  jüdi- 
schen Grabsteinen,  die  man  bei  Wien  entdeckte  und  aus  der 
Aehnlichkeit  der  hebräischen  Sprache  mit  der  deutschen  hat 
noch  Lazius  Verschiedenes  gefolgert.  ^ 

Von  der  Stelle  an,  wo  bei  Pez  der  Druck  der  Hagen'schen 
Chronik  beginnt,  ist  unserem  Chronisten  Hans  des  Enenkels 

Hnqaa  forte  paeonica  sive  pannoniea,  welche  dan  nit  ein  tentscbe, 
sondern  absonderliche  Sprach  g^wessen,  wie  Tacitas  meldet,  vnd  da- 
mndter  das  Viertl  vndter  Wienner  waldt  damallen  gehört  hat,  mecbten 
geschriben  ynd  noch  vorhandten  gewest  auch  yilleicht  die  Bnechstaben 
derselben  Sprachen  die  sein,  so  bej  S.  Stephan  in  Wienn  auf  dem 
Freythoff  vndter  den  Kürchenthor,  alda  etb'che  haydnische  Götzen-Bild 
eingemaurt  sein,  auf  der  linkhen  Handt  am  hineingeen  gesehen  werden 
vnd  die  sich  mit  khainen  andern  Alphabet  jeglicbenS  Gemeint  ist  die 
Geheimschrift  des  H.  Rudolf  lY. 

1  Die  Weifen,  Habsburger,  Grafen  yon  Berg  u.  a.  stammen  aus  romiachem 
Blut;  auch  einige  österreichische  Adelsfamilien  leiten  ihren  Ursprung  in 
so  entlegene  Zeiten  zurück. 

^  Loserth,  G.  Q.  von  Kremsmünster,  p.  32.  33.  Vgl.  auch  den  Aufsatz 
Zapperts:  Ueber  Antiquitfttenfunde  im  Mittelalter,  in  den  Sitxungsber. 
der  Wiener  Akademie,  Y,  p.  752  ff.,  worin  man  allerdings  nicht  viel  findet. 

3  Pez  Scr.  I,  p.  1186,  welche  Stelle  aber  nur  aus  einem  anderen  Autor 
herübergenommen  ist. 

*  Lazius,  De  gentium  aliquot  migrationibus.  Francof.  1600,  1.  cap.  und 
Lazius,  Reipublicae  Romanae  in  exteris  provincüs  b.  c.  commentarii 
Francof.  1698,  p.  976. 


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309 

Fürstenbuch  von  Oesterreich  und  Steier*  als  Quelle 
vorgelegen.  Dagegen  ist  nirgends  zu  bemerken^  dass  ihm  auch 
Enenkels  grösseres  Werk,  die  Weltchronik  bekannt  gewesen 
wäre.  Die  Angaben^  dass  TuUn  die  alte  Hauptstadt  gewesen, 
dass  in  Wien  ein  Jagdhof  gestanden,  finden  sich  in  Enenkels 
Fürstenbuch  ebenso,  wie  in  Hagens  Chronik.  Da  nun  aber  bei 
Enenkel  Oesterreich  eine  Markgrafschaft  ist,  während  Hagen 
schon  die  Erhebung  Oesterreichs  zu  einem  Herzogthum  erzählt 
hat,  so  muBste  er  darauf  bedacht  sein,  vorher  noch  die  Rück- 
verwandlung in  eine  Mark  anzuführen.  So  stehen  denn  bei 
Hagen  vor  Albrecht  noch  zwei  Herzoge,  Peter  und  Hans,  nach 
deren  Ableben  ohne  weitere  Veranlassung  die  Degradirung 
erfolgt.  ,Do  Oesterreich',  heisst  es,  ,von  herczog  Peteren  vnd 
herczog  Hannsen  gebrüederen  ward  ledig,  darnach  ward  Oester- 
reich hinwider  zu  ainer  marggrafschaft  vnd  ward  Albrecht 
mar^raff  ze  Oesterreichs  Auf  diesen  Albrecht  folgt  Ernst, 
der  zwei  Söhne  hinterliess:  Albrecht  und  Leopold,  die  in  Gars 
und  Perneck  residiren.  Nun  folgt  bei  Enenkel  wie  bei  Hagen 
die  Geschichte  dieser  Brüder,  die  gegenseitig  ihre  Hausehre 
schänden:  Wahrheit  und  Dichtung  scheint  in  dieser  merk- 
würdigen Erzählung  gemischt  zu  sein. 

Die  Geschichte  erzählt,  dass  Markgraf  Ernst  einen  Sohn 
Leopold  mit  dem  Beinamen  der  Schöne  hatte;  in  der  Sage 
(bei  Enenkel  wie  bei  Hagen)  ist  er  der  Vater  zweier  Söhne, 
von  denen  der  eine,  Leopold,  gleichfalls  wegen  seiner  körper- 
lichen Schönheit  hervorgehoben  wird.  Nun  erzählen  Enenkel 
wie  Hagen  in  gleicher  Weise  und  bis  in  die  Einzelnheiten 
zusammenstimmend  die  Geschichte  von  dem  fahrenden  Sänger, 
der  am  Hofe  Leopolds  vorsprach  und  von  diesem  reichlich 
beschenkt  nach  Rom  an  den  Hof  des  Kaisers  zog,  wo  er  des 
Markgrafen  Schönheit  und  Reichthum  nicht  genug  zu  preisen 
wusste  und  zugleich  hervorhob,  dass  er  noch  ohne  Gemahlin 
sei.  Da  lud  der  Kaiser  den  Markgrafen  zu  einem  Hoftage 
nach  Rom  und  führte  ihn  dann  zu  seiner  Tochter,  der  er  nur 
einen  ihr  wohlgefälligen  Gemahl  zu  geben  versprochen  hatte. 
Die  Hochzeit  kommt  zu  Stande.  In  Wirklichkeit  kennt  man 
die  Abstammung  der  Gemahlin  Leopolds  nicht.  Leopold  der 
Schöne  ist  historisch  ein  Gegner  des  Kaisers  Heinrich  IV.,  in 


Ausgabe  Megisers,  Linz  1618.  —  Rauch  Scr.  I, 


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der  Sage  unterstützt  ihn  der  Kaiser,  sein  Schwiegervater,  in 
seinem  Kampfe  gegen  seinen  Bruder  Adalbert.  Der  Kampf 
findet  bei  Mailbei^  statt.  In  der  That  ist  unter  dem  Markgrafen 
Leopold  bei  Mailbei^  eine  Schlacht  geschlagen  worden,  aber 
mit  dem  Böhmenkönig  Wratislav.  Eben  dieser  heiratete  im 
folgenden  Jahre  eine  polnische  Prinzessin,  während  in  der  Sage 
Adalbert,  der  wie  der  böhmische  König  ein  Gegner  des  Mark- 
grafen Leopold  war,  eine  Prinzessin  aus  Polen  als  Gemahlin 
heimführt.  In  der  Sage  muss  Leopold  sein  Land  als  Lehen 
von  seinem  Bruder  nehmen;  in  der  Geschichte  überliess  der 
über  den  Abfall  Leopolds  erzürnte  Kaiser  seine  Mark  den 
Böhmen.  Leopold  des  Schönen  Sohn  und  Nachfolger  Leopold 
der  Heilige  heiratet  später  wirklich  die  Tochter  desselben 
Kaisers  Heinrich  IV.,  der  ihm  das  Land  aberkannt  hatte. 

So  ist  es  deutlich,  dass  die  Sage  Wahres  mit  Falschem 
mischt.  Hagen  hat  sie  ohne  Veränderung  aus  Enenkel  herüber- 
genommen;  nur  hat  er  die  ausführlichere  poetische  Darstellung 
in  eine  kurze  prosaische  Erzählung  aufgelöst.  Man  vergleiche: 


Enenkel: 
Derselb  marcgrave  lie  einen  sun 
Daz  wil  ich  iu  chunt  tun 
Vnd  hiez  in  nach  im  Leupolt 
Dem  wurden  vrawen  vnd  ritter 

holt 
Wan  er  der  guet  Leupolt  hiez 
Denselben  namer  er  niman  liez 
Vnd  nam  auch  zwar 
Ein  edel  vrawen  gar 
Chaiser  Hainreichz  tochter 
Dieselb  waz  aller  schänden  1er 
Vnd  waz  Agnes  genant. 


Hagen: 
Marggraff    Leupolt    lies 
ainn  sun  hies  Leupolt; 


er  ward  der  frumm  marggraff 
Leupolt  genennet.  Er  nam 
ain  saelige  gotfürchtige  Frawn, 
hies  Agnes,  chaiser  Hainreichs 
tochter. 


Die  folgenden  Klostergründungen  erzählt  Hagen  in  der- 
selben Reihenfolge  wie  Enenkel;  die  fünf  Söhne  des  Markgrafen 
führen  beide  einzeln  an  und  charakterisiren  dieselben  in  ganz 
gleicherweise.  Vom  ersten,  Albrecht,  sagt  Enenkel:  ,Der  wart 
ein  fürst  vil  gar  gerecht  vnd  phlag  der  chirchen  uberal  vil 
fleizzichlich  gar  an  allen  schal/  Bei  Hagen  heisst  es:  ,Er  was 
andaechtig  vnd  alles  geistleichs  ordens  ain  besunderr  liebhaber 


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311 


vnd   der  chirchen.'    Beim    sechsten  Sohne  zeigt  sieh  die  Be- 
nützung am  deutlichsten: 


Hagen: 
Des  sechsten  sun  nam  vnd 
leben  hab  ich  nicht  funden  ge- 
scriben. 


Enenkel: 
IDen  sechsten  sun  wil  ich  ver- 

dagen 
Von  im  chan  ich  nicht  gesagen 
Mier  ist  sein  hie  nicht  chunt 

getan 
Do  von  muez  ich  ez  varen  lan. 


Dass  Hagen  eine  klare  Vorstellung  von  der  damaligen 
Zeit  nicht  hat,  geht  auch  aus  der  verworrenen  Erzählung  der 
nun  folgenden  Begebenheiten  hervor.  Er  spricht  nun  wohl  wie 
£nenkel  von  Heinrich  Jasomii^ott,  erzählt  aber  nur  den  Bau 
des  Schottenklosters  und  dieVergrösserung  der  Mark  durch  das 
^lendl  bey  Ens  vnd  Chrems/  Sonst  nimmt  wie  bei  Enenkel  den 
gröBsten  Raum  die  Änecdote  von  den  Luchspelzen  ein.  Die 
Erhebung  zum  Herzogthume  wird  eigentlich  nicht  berichtet, 
wohl  aber  Heinrich  immer  Herzog  genannt.  Und  nun  erst  folgt 
die  Geschichte  des  Kaisers  Conrad  H.,  wobei  er  nicht  vergisst 
der  Sage  von  der  Geburt  Heinrichs  HI.  in  einer  Mühle  im 
Schwarzwalde  Erwähnung  zu  thun,  welche  zuerst  in  Gottfried 
von  Viterbos  Pantheon,  dann  aber  sehr  häufig  erzählt  ward.' 
Darauf  gehen  die  ausführlicheren  Handschriften  wieder  auf  die 
Päpste  über,  nach  denen  von  den  Kaisern  Heinrich  UI.  und  IV., 
Lothar  und  Conrad  gehandelt  wird.  Jetzt  erst  erzählt  er  die 
Verleihung  Baierns  an  den  Markgrafen  Leopold,  dann  die  Ge- 
schichte des  Kaisers  Friedrich  L  und  die  Erhebung  der  Mark 
im  Jahre  1156.  Die  Handschriften  G  und  I,  welche  ich  oben 
als  die  ältesten  bezeichnet  habe,  weisen  hier  das  richtige  Jahr 
auf,  während  andere,  darunter  die  von  Pez  benützte  das 
Jahr  1166  haben. 

Von  Herzog  Leopold  V.  erzählen  Enenkel  wie  Hagen,  dass 
er  Steiermark  gekauft  habe,  der  Preis  der  Ritter  und  Bauern 
wird  bei  beiden  angegeben.  So  hat  Enenkel  und  mit  ihm 
Hagen  die  Erinnerung  daran  festgehalten,  dass  es  sich  bei  der 


i  Vgl.  Steindorff,  Jahrbücher  des  dentscheu  Reichs  unter  Heinrich  III., 
p.  2,  Anm.  1  und  Ezcors  IV.  —  Massmann,  Kaiserchronik,  p.  1095. 


ArelüT.  Bd.  LI.  11.  HAlfto. 


21 


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312 

Erwerbung  Steiermarks  durch  die  Babenberger  zuoächst  um 
die  allodialen  Besitzungen  der  Traungauer  gehandelt  habe.^ 
Hagen  allein  bringt  die  Nachricht,  dass  Leopold  seine  Tochter 
dem  Herzog  Ottokar  zur  Gemahlin  gegeben.  Die  Geschichte 
der  Gefangennehmung  Richards  von  England,  die  Erzählung 
der  Regierung  Leopolds  VI.  stimmt  bis  in  die  Einzelheiten  bei 
beiden  überein.  Nachher  folgen  wieder  Kaiser-  und  Papste 
geschichten,  darauf  endlich  die  neunundachtzigste  Herrschaft 
in  Oesterreich,  nämlich  die  des  letzten  Babenbergers,  die  Hagen 
wieder  ganz  nach  Enenkel  bearbeitet  hat  Selbst  die  Anecdote, 
wie  der  Herzog  mit  Nüssen  ein  Feuer  unterhalten  lässt,  da  es 
ihm  an  Holz  mangelt,  hat  Hagen  aufgenommen. 

So  gross  nun  aber  die  Uebereinstimmung  ist,  so  merkt 
man  doch,  dass  Hagen  auch  noch  andere  Quellen  vorgelegen 
haben;  er  bringt  nämlich  auch  Nachrichten,  welche  bei  Enenkel 
fehlen.  So  die  Angabe,  dass  Kaiser  Friedrich  dem  Herzoge 
Friedrich  Jasomirgott  Oesterreich  genommen  und  es  dem  Grafen 
Otto  von  Scheyern  verliehen;  oder  die  Geschichte  von  der  Ent- 
stehung des  Bindenschildes,  wo  Hagen  die  Bemerkung  macht, 
dass  er  Näheres  über  die  Bedeutung  des  Wappens  im  fönf^n 
Buche  geschrieben  habe,  wo  aber  nichts  folgt  Bei  der  Erwäh- 
nung des  Kreuzzuges  Friedrichs  des  Katholischen  fuhrt  Hagen 
an,  dass  Papst  Alexander  zur  Kreuzfahrt  aufgefordert,  während 
Enenkel  keinen  Namen  nennt  Hagen  gibt  als  Grund  der 
Bannung  des  Kaisers  Friedrich  IL  dessen  ketzerische  Äusse- 
rungen an,  und  fuhrt  dies  viel  weiter  aus  als  es  bei  Enenkel 
geschieht. 

Vom  Ende  der  Babenbergerzeit  an  diente  Hagen  Ottokars 
Beimchronik  als  Quelle.  Anfangs  behält  er  ganz  die  Reihen- 
folge der  Erzählung  Ottokars  bei,  kaum  ein  Capitel  ist  da  aus- 
gelassen. Von  der  Geschichte  Neapels  geht  er  wie  Ottokar  zu 
Oesterreich  über.  Bei  der  Erzählung  von  Rudolfs  Königswahl 
bringt  er  die  Geschichte  von  dem  Priester^  dem  Rudolf  das 
Pferd  schenkt,  die  bei  Ottokar  noch  nicht  zu  finden  ist.  Die 
ganze  Geschichte  Rudolfs  ist  ein  Auszug  aus  Ottokar;  einige 
Nachrichten  sind  bei  Hagen  anders  geordnet.  Die  Geschichte 
von  den  Tataren   hat  er  aufgenommen,    dag^;en   liess  er  die 


>  Vgl.  Arnold  Lnschin,  die  steirischen  Landhandfesten  in  den  Beitrfigen 
s.  K.  St.  Gq.,  9.  Jahrg.,  p.  125. 


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313 

Capitel  194  bis  196,  die  sich  mit  oDglischer  und  französischer 
Geschichte  beschäftigen,  ganz  weg,  und  setzte  sein  Werk  mit 
dem  197.  Capitel  Ottokars  fort.  Bei  der  Erzählung  von  der 
Einsetzung  der  Herzoge  von  Kärnten  macht  er  die  Bemerkung, 
dass  einige  diese  Ceremonien  belächeln.  Die  folgenden  böhmi- 
schen, österreichischen  und  ungarischen  Geschichten,  die  Salz- 
burger und  ungarischen  Händel,  der  Krieg  Rudolfs  mit  Savoyen, 
der  Streit  zwischen  Venedig  und  dem  Patriarchen  von  Äquileja 
sind  durchwegs  aus  Ottokar  ausgezogen. 

Bei  der  nun  folgenden  Darstellung  Salzburger  Ereignisse 
gedenkt  Hagen  einer  Begebenheit,  die  sich  zu  seiner  Zeit  zuge- 
tragen. Im  485.  Capitel  erzählt  Ottokar  von  der  Rückkehr 
des  Erzbischofs  Conrad  aus  Rom  imd  der  Widerspänstigkeit 
der  Salzburger  Bürger,  die  den  Kirchenfürsten  nicht  in  ihre 
Stadt  lassen  wollten.  Hätten  der  Domprobst  und  die  Chorherren, 
erzählt  er,  nicht  für  den  Erzbischof  Partei  ergriffen,  so  hätten 
ydieselben  Narren'  die  Stadt  in  grosses  Unglück  gestürzt.  Die- 
selben Worte  gebraucht  Hagen:  Hätten  sich  die  Landherren 
und  Chorherren  nicht  der  Sache  angenommen,  so  ,hietten  dew 
närrisch  purger  das  goczhaws  vnd  dew  stat  pracht  in  uerderb- 
leich  schaden,  als  nu  zu  vnsern  zeiten  ist  beschehen  der  stat 
vnd  goczhaws  ze  Passaw.'  Das  Ereigniss,  auf  welches  er  da 
anspielt,  fallt  in  die  Jahre  1387  —  93:  der  Kampf  zweier 
Bischöfe  um  das  Bisthum  und  die  Stadt  Passau.  ^  Aber  diese 
Anspielung  ist  auch  das  Einzige,  was  wir  aus  Hagens  Chronik 
über  diese  Begebenheit,  an  der  auch  Herzog  Albrecht  IH.  so 
lebhaften  Antheil  nahm,  und  in  welche  sich  der  Papst  wie  der 
Kaiser  einmengten,  erfahren.  Offenbar  hat  er  genaue  Kunde 
über  dieses  Ereigniss  gehabt,  aber  er  fand  es  nicht  der  Mühe 
werth,  darüber  zu  berichten,  wie  er  denn  überhaupt  in  der 
Oeschichte  seiner  Zeit  kurz  und  wortkarg  wird,  so  redselig  er 
auch  da  ist,  wo  er  Ottokars  Reimchronik  vor  sich  hat. 

Die  Benützung  Ottokars  durch  Hagen  lässt  sich  nicht  im- 
mer durch  Nebeneinanderstellung  gleicher  Stellen  anschaulich 
machen,  da  Hagen  die  Verse  Ottokars  nicht  einfach  in  Prosa 
wiedergibt,  sondern  ganz  kurz  auszieht,  so  dass  oft  ganze  Ca- 
pitel nur  einige  Zeilen  geben.  Um  aber  doch  ein  deutlicheres 
Beispiel  zu   bieten,   so   wähle   ich   eine  kurze  Stelle  aus  dem 


F.  Kurz,  Oesterreich  unter  Albrecht  III.,  U.,  p.  123  fL 

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314 

Capitel  493,  wo  von  der  Bestattung  des  Bischofs  Leopold  von 
Seckau  durch  Conrad  von  Salzburg  die  Rede  ist.^ 


Ottokar: 
Daz  ambt  er  selb  pegie. 
Darnach  er  dez  nicht  lie 
Dez  toten  pischolf  leich 
Bestat  er  erleich 
Vnd  chert  darnach  ane  twal 
Gegen  Leibnicz  ze  tal 
An  seinen  gemach. 
Daz  dicz  geschach 
Daz  waz,  do  man  spurt 
Nach  Christi  gepurt 
Zwelif  hundert  jar  gar 
Vnd  in  dem  ain  vnd  newncz- 
kisten  jar. 


Hagen: 
Der  (erczbischoff  von 
Salczburg)  eilt  palt  gen  Juden- 
burg vnd  lies  bischoff  Leupol- 
ten da  bestatten.  Darnach  ze 
tall  gen  Leibnicz  er  chefte. 


Das  ist  beschehen  nach 
Christi  gepurt  zwelff  hundert 
ains  vnd  newczig  jar. 


Dabei  kann  man  auch  sehen,  wie  durch  die  Auflösung  in 
Prosa  Unrichtigkeiten  entstanden  sind.  Ottokar  sagt  ausdrück- 
lich: die  Leiche  sei  von  Judenburg  nach  Seckau  gebracht 
worden;   bei  Hagen  aber  erfolgt  die  Bestattung  in  Judenbui^.^ 

Was  Ottokar  in  den  Capiteln  586 — 611  über  Frankreich 
erzählt,  lässt  Hagen  aus,  und  knüpft  an  die  Entlassung  des  ge- 
fangenen Friedrich  von  Stubenberg  den  Aufstand  der  Wiener, 
dessen  £rzählung  von  Ottokar  im  612.  Capitel  begonnen  wird. 
Nach  der  Schilderung  der  Hochzeit  des  Markgrafen  Hermann 
von  Brandenbui^  mit  Albrechts  I.  Tochter  Anna^  folgt  bei 
Hagen  ein  Abschnitt  über  die  Söhne  Albrechts,  die  kurz  charak- 
terisirt  werden.  Dieser  Abschnitt  fehlt  in  der  ReimchroniL 
Was  Hagen  dann  von  der  am  Herzog  versuchten  Vergiftung 
erzählt,  ist  ganz  nach  Ottokar  gearbeitet. 

Von  jetzt  an  wird  Hagen  sehr  wortkarg.  Gleich  die  Er- 
mordung des  Abtes  Heinrich  von  Admont,  mit  deren  Erwähnung 


1  Man  vgl.  übrigena  gleich  die  ersten  drei  Verse  der  Reimchronik:  Dew 
recht  wurden  hayser,  do  es  so  lang  an  kayser  vnd  an  chnnig  stnend, 
die  Hagen  so  überträgt:  Nach  chaisers  Fridreichs  tod  worden  haiser  die 
rechte,  wann  es  stund  lang  an  chünig  vnd  an  chaiser. 

3  Vgl.  jetzt  auch  die  Abhandlung  Kummers  über  das  Ministerialengeschlecht 
von  Wildonie  im  Archiv  f.  ö.  G.,  59.  Bd.,  erste  Hälfte. 


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315 

der  zweite  Theil  der  ßeimchronik  beginnt ,  fehlt  bei  Hagen. 
Dies  ist  um  so  auffallender^  als  Hagen  früher  nie  unterlassen 
hat;  von  diesem  Staatsmanne  ausführlich  zu  reden,  wo  immer 
in  der  Keimchronik  von  ihm  gehandelt  wird.  Der  Kampf 
zwischen  König  Adolf  und  Herzog  Albrecht  wird  in  Kürze 
abgethaU;  worauf  er  ein  Jammergeschrei  erhebt  über  den  Schutz, 
den  der  neue  König  Albrecht  den  von  den  Christen  in  Roten- 
burg, Würzburg,  Nürnberg  und  Amberg  verfolgten  Juden  zu 
Theil  werden  liess:  Albrecht  habe  den  Anstiftern  der  Juden- 
verfolgung Leib  und  Gut  genommen.  Da  ruft  Hagen  aus:  Wer 
hat  dem  edlen  Fürsten  den  argen  Rath  ertheilt!  Ich  besorge, 
dass  desswegen  Christus,  dessen  Feinde  die  Juden  sind,  ihm 
den  bittem  Tod  verhängt  hat,  den  er  von  seinem  Blutsver- 
wandten erleiden  musste.  Die  Christen  sollen  die  Juden  als 
Knechte  und  Eigenleute  behandeln.  ^  Sie  sind  in  der  Christen- 
heit wie  eine  Maus  in  der  Tasche,  eine  Schlange  im  Schoosse, 
die  sicher  nur  Schaden  stiften.  Sie  sind  Müssiggänger  und  die 
geschriebenen  Rechte  sagen,  dass  man  aus  den  Städten  die 
Müssiggänger  vertreiben  soll.  —  Ich  denke  nicht,  dass  sich 
die  Frage  Lorenz',  ob  etwa  Hagen  ein  Jude  gewesen  sei,  ^  nach 
dem  angeführten  Jammerrufe  bejahend  beantworten  lässt.  So 
eingenommen  ist  Hagen  gegen  die  Israeliten,  dass  er  den  Schutz, 
den  ihnen  König  Albrecht  gewährte,  als  die  Ursache  seiner 
Ermordung,  durch  seinen  Neffen  bezeichnet. 

Ueber  die  folgenden  Ereignisse  geht  Hagen  ausserordent- 
lich schnell  hinweg,  obwohl  die  Reimchronik  darüber  mit  ihrer 
gewöhnlichen  Breite  berichtet.  Rasch  gelangt  er  zu  Albrechts 
Ermordung,  die  er  in  ganz  anderer  Weise  erzählt  als  Ottokar. 
Darauf  handelt  er  von  den  Stiftungen  der  Witwe  und  ihrem 
Tode,  wovon  in  der  Reimchronik  nichts  zu  finden  ist.  Endlich 
lässt  Hagen  noch  ein  eigenes  Capitel  von  den  Töchtern  Albrechts 
folgen,  ähnlich  dem  früher  stehenden,  in  welchem  er  von  dessen 
Söhnen  gehandelt.  Auch  darüber  findet  sich  bei  Ottokar  nichts. 
Hagen  ist  über  diese  Dinge  sehr  ausfuhrlich.  Während  sich 
also  Hagen  an  den  ersten  Theil  der  Reimchronik  Schritt  för 
Schritt  anlehnt,  ist  eine  Benützung  des  zweiten  Theiles  in  keiner 
Weise  bemerkbar.    Offenbar  ist  ihm  also  eine  Handschrift  von 

1  Eine  ähnliche  Bemerkung  steht  in  dem  Fragmentum  historicum  de  qua- 
tuor  Älbertis  bei  Pez  II.,  p.  383. 

2  D.  GeflchichtsqueUen,  2.  A.,  p.  220. 


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316 

Ottokars  Reimchronik  vorgelegen^  welche  nur  den  ersten  bis 
zum  651.  Capitel  reichenden  Theil  enthielt. 

Für  jene  Theile  seines  Werkes,  welche  der  Verfasser,  wie 
eben  angedeutet,  nicht  aus  der  Reimchronik  geschöpft  hat,  ist 
ihm  ein  anderes  Werk  vorgelegen,  nämlich  ,das  Buch  von 
dem  Ursprung  der  durchlauchtigen  Fürsten  von  Oester- 
reich',  welches  aus  dem  Kloster  Königsfelden  stammte.  Dieses 
Werk  ist  allerdings  nicht  erhalten,  aber  im  Jahre  1442  hat 
ein  gewisser  ,Clevi  Fryger  von  Waldshut',  der  sich  Lehr- 
meister nennt,  einen  Auszug  daraus  gemacht  und  in  der  Ein- 
leitung dazu  erwähnt  er,  dass  seine  Vorlage  aus  zwei  Theilen 
bestanden  hätte,  von  denen  der  erste  in  dreissig  Capiteln  die 
Zeit  von  1251  bis  zur  Gründung  des  Klosters  Königsfelden, 
der  zweite  in  einunddreissig  Capiteln  die  Geschichte  der  Königin 
Agnes  von  Ungarn,  der  Tochter  des  Königs  Albrecht  I.  be- 
handelt  haben  soll.*  Vergleicht  man  nun  den  Auszug  Frygers 
mit  Hagen,  so  bemerkt  man  eine  so  auffallende  Uebereinstim- 
mung,  dass,  da  an  eine  gegenseitige  Benützung  nicht  gedacht 
werden  kann,  angenommen  werden  muss,  es  sei  die  Vorlage 
beider  eine  und  dieselbe  gewesen. 

Fryger  beginnt  mit  König  Conrad,  dem  Sohne  Kaiser 
Friedrichs  II.  und  konmit  dann  auf  Ferdinand  von  Castilien, 
unter  dem  sich  in  Toledo  das  Wunder  mit  dem  Felsen  ereig- 
nete, der  sich  spaltete  und  ein  Buch  an  das  Tageslicht  förderte, 
welches  hebräisch,  griechisch  und  lateinisch  geschrieben  war. 
In  dem  ,Von  pabst  Vrban'  überschriebenen  Capitel  setzte  Hagen 
die  Geschichte  seit  Friedrichs  IL  Tod  fort;^  er  handelt  mit  den- 
selben Worten  wie  Fryger  von  König  Conrad,  Ferdinand  und 
dem  Wunder  bei  Toledo.  Er  vertheilt  aber  die  in  seiner  Vor- 
lage gefundenen  Nachrichten,  wie  dies  die  Benützung  der  aus- 
führlichen Reimchronik,  die  er  seinem  Werke  doch  eigentlich 
zu  Grunde  legt,  erfordert.  Die  nächsten  Nachrichten  der  Königs- 
felder Quelle,  welche  sich  schon  mit  Rudolf  von  Habsburg  be- 
schäftigen, kann  Hagen  daher  erst  nach  der  Darstellung  einer 
grossen    Zahl   von    Ereignissen    verwenden,    nämlich    in    dem 


1  Lorenz,  G.Q.,  I.  p.  223.  Frygers  Arbeit  steht  als  Chronicou  Koenigs- 
veldense  bei  M.  Ger  her  t  de  translatis  Habsborgo-Aastriacoram  princi- 
pum  .  .  cadaveribus  etc.  1772,  p.  86—113. 

3  Pez,  Scr.  I.  1071,  wo  die  Ueberscbrift  eine  andere  ist 


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Capitel:  ^Von  dem  vonHabspurg/'  Die  den  Anfang  dieses  Capitels 
bildende  Prophezeiung  hat  zwar  Hagen  allein,  aber  dann  stimmen 
er  und  Fryger  so  vollkommen  überein,  dass  auch  die  gleichen 
Fehler  sich  zeigen.^  Das  Abenteuer  mit  dem  Priester  steht 
auch  bei  Fryger,  so  dass  also  diese  Erzählung  zum  ersten  Male 
in  den  Königsfelder  Quellen  aufgezeichnet  worden  ist.  Gleich 
darauf  gehen  diese  auf  die  Familienverhältnisse  des  neuen 
Reichsoberhauptes  über,  in  welcher  Anordnung  ihnen  Hagen 
folgt.  Hier  möchte  ich  einen  Beweis  der  vollkommenen  Ueber- 
einstimmung  beider  Schriftsteller  geben. 


Hagen: 
Der  selb  graff  Rudolf 
name  ain  weib  von  dem  ge- 
slächte  der  graffen  von  Hohen- 
berg,  dew  was  genennet  fraw 
Anna  durchleuchtigew  vnd  ain 
minnerin  aller  tugent.  Dew  ge- 
par  im  drei  sün  vnd  darnach 
sechs  tochter.  Der  erst  sun 
ward  Rudolf  genennet^  der  ain 
petgenossin  von  dem  geslächte 
des  chüniges  von  Pehaim  (nam) 
vnd  gepar  durch  sy  Johannem 
ainherczogen,  der  hernach  seinn 
vetteren  chünig  Albrechten  hat 
getöttet.  Darnach  ward  graflFRu- 
dolffen  ain  sun  geporei\  Hart- 
mannus  genennet,  der  ertrankch 
in  des  Reynes  flüet  an  ainem 
fürt,  der  do  Eopolcz  ist  ge- 
nennet. Darnach  ward  im  der 
dritt  sun  geporen  genennet 
Albertus  etc. 


Darauf  spricht  Fryger  in  dem  Capitel  ,Von  VI  tochtern* 
von  der  weiblichen  Nachkommenschaft  Rudolfs,  aber  er  zählt  trotz 

«  Das.  p.  1083. 

^  So  da,  wo  von  dem  Einflasse  des  Bischofs  von  Basel  Heinrich  von  Jsin' 
auf  die  Wahl  Rudolfs  gesprochen  wird. 


Fryger: 
Ruodolff  der  erst  nam  ein 
gemahel  von  dem  hus  der  grafifen 
von  Hohenberg,  die  was  ein 
durlüchtige  frow  der  tugen- 
den,  ein  besunder  minnerin  aller 
guter  götlicher  dingen,  die  ge- 
bar im  dryg  sün  vnd  sechs 
tochtren.  Der  erst  geborn  sun 
hiess  Ruodolff,  dem  wart  geben 
des  kungss  tochter  von  Behein, 
die  gebar  herzog  Hansen,  von 
deswegen  hernach  kung  Al- 
brecht erslagen  wart.  Der  ander 
sun  hiess  Hartman,  der  ertrank 
in  dem  Rin  ze  Eobolz.  Der 
drit  hiess  Albrecht,  der  wart 
römischer  kung. 


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318 

der  Ueberschrift,  welche  die  richtige  Zahl  meldet,  nur  fünf 
Töchter  auf,  indem  er  Qutta  vergisst,  statt  deren  er  dementia 
mit  dem  böhmischen  König  vermählt  werden  lässt  Und  ganz 
in  derselben  Weise  finden  sich  König  Rudolfs  Töchter  bei  Hagen 
besprochen,  so  dass  man  wohl  anzunehmen  berechtigt  ist,  es 
sei  der  Fehler  schon  in  der  gemeinsamen  Vorlage  vorhanden 
gewesen.  Und  gleich  darauf  folgt,  jedenfalls  an  einem  unpassen- 
den Orte,  weil  bei  Hagen  darauf  erst  von  Rudolfs  Wahl  gehandelt 
wird,  undFryger  noch  einmal  an  die  Wahl  anknüpft,  folgender  Satz: 


Fryger: 
E   küng   Ruodolff  kling 
wurde,    do    hat    er   erstritten 


Elssass,  Brisgow,  Ergow,  Tur- 
gow,  Burgund  vnd  streitt  vnd 
überwand  den  Gräffen  von  Sa- 
phöw  vnd 

demütiget  den  bischoff  von 
Strasburg  vnd  von  Basel.  Do 
er  aber  bestät  wart  vnd  gekrönt 
künig,  do  streit  er  mit  dem 
lantgräffen  von  Türingen  vnd 
macht  in  gehorsam  vnd  vnder- 
tän  dem  heiligen  rieh. 


Hagen: 
Da  her  Rudolf  noch  lant- 
graf  was,  do  was  er  ain  stren- 
ger Überbinder  der  herren  vnd 
der  lande,  dew  bey  im  waren 
gelegen  als  Elsazz,  Preisgaw, 
Ergaw,  Turgaw,  Burgunden. 
Auch  überband  er  erleich  heren 
Petern  den  graffen  von  Saphoy. 
Auch  zamt  er  dew  bischoff  von 
Strazburg  vnd  Basel,  aber  do 
er  bestätt  ward  vnd  gechrönet, 
do  notet  er  den  lantgräffen  von 
Thüringen,  das  er  must  vn- 
dertan  werden  dem  römischen 
reich. 


Jetzt  folgt,  wie  erwähnt,  bei  Hagen  erst  die  Wahl  Rudolfs. 
Fryger  gibt  jetzt  eine  dürftige  Geschichte  der  Regierung  Kaiser 
Rudolfs,  während  Hagen  sich  wieder  der  Reimchronik  zuwendet 
und  derselben  in  ausführlicher  Weise  folgt.  Erst  sein  Capitel 
,Von  den  sünen  herczog  Albrechts'  trifft  wieder  mit  den  Königs- 
felder Nachrichten  zusammen.  Er  schliesst  sich  hier  wieder 
ganz  an  sie  an,  doch  so,  dass  er  die  Söhne  Albrechts  unmittelbar 
nacheinander  behandelt,  während  bei  Fryger  Manches  zwischen 
sie  eingeschoben  wird.  Bei  Fryger  folgen  gleich  Albrechts 
Töchter,  Hagen  dagegen  handelt  jetzt  von  der  an  Albrecht  ver- 
suchten Vergiftung,  von  seiner  Wahl  und  Regierung  und  seinem 
Tode,  der,  wie  ich  oben  schon  hervorgehoben  habe,  in  anderer 
Weise   erzählt   wird   als    in    der  Reimchronik.     Einige  Satze 


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319 

stimmen  ganz  mit  Fryger  überein;  doch  ist  Hagen  etwas  aus- 
führlicher; sicher  bleibt^  dass  auch  hier  Fryger  und  Hagen  nach 
der  gleichen  Vorlage  gearbeitet  haben.  Auch  über  die  Verfolgung 
der  Mörder  ist  Hagen  ausführlicher,  doch  stimmt  das,  was 
Fryger  bietet,  mit  Hagen  überein  bis  auf  die  Nachricht  vom 
Tode  Johannes.  Fryger  erzählt:  Jtem  etlich  sagent,  das  hertzog 
Hans  zuo  Parys  gevangen  wurd  vnd  daselbst  stürbe  Hagen 
dagegen:  ßi  sprechent  auch  das  herczog  Johanns  ain  haubt- 
man  der  sunder  in  Tuscan  ze  Peiss  sey  verdorben^ 

Das  nun  bei  Hagen  folgende  Capitel  über  die  könig- 
liche Witwe  Elisabeth  stimmt  mit  Fryger  überein,  doch  weiss 
Hagen  stellenweise  mehr,  andererseits  aber  auch  weniger;  aber 
auch  hier  gibt  es  Punkte,  die  wörtlich  übereinstimmen.  Und 
jetzt  erst  handelt  Hagen  von  den  Töchtern  Albrechts  und  am 
ausführlichsten  von  der  Königin  von  Ungarn,  der  ja  der  ganze 
zweite  Theil  des  Königsfelder  Geschichtswerkes  gewidmet  war. 
Auch  hier  ist  die  Uebereinstimmung  eine  so  auffallende,  dass 
beidfi  aus  gemeinsamer  Quelle  geschöpft  haben  müssen.  Diese 
Uebereinstimmung  reicht  bis  über  die  Mitte  des  vierzehnten 
Jahrhunderts  hinüber,  denn  selbst  bei  Herzog  Rudolf  IV.  muss 
Hagen  dieselbe  Vorlage  benützt  haben.  Fryger  sagt  von  diesem 
Herzoge:  ,Der  was  über  allmäss  ein  sinnricher  herre.  Er  machet 
figurn  vnd  buochstaben  die  sidenher  nie  gesehen  wurden,  durch 
die  er  o£fnet  heimliche  ding  vnd  bekant  das  verborgen  was. 
Edel  gestein  bekant  er  vss  der  mässen  wol  vnd  ander  vil 
guoter  vnd  grosser  natürlicher  art  hat  er  an  ihm^  Bei  Hagen 
lautet  diese  Stelle:  ,Er  was  .  ain  Jüngling  erlawcht  mit  sinne, 
wanne  er  mach  new  figuren  vnd  puchstaben,  dew  vormals  nie 
dhain  aug  het  gesehen,  mit  den  schraib  er  seinen  gehaimen 
sein  grosse  vnd  haimleich  sach,  so  sy  nicht  bey  im  waren. 
Er  was  auch  gar  ain  chluger  eruorscher  vnd  kenner  iegleicher 
edler  staine^  ^ 

Das  von  Hagen  und  Fryger  benützte  Original  muss  in 
der  zweiten  Hälfte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  geschrieben 
worden  sein.  Die  Königin  Agnes,  deren  Lebensbeschreibung 
im  zweiten  Theil  enthalten  ist,  starb  1364.  Bald  nachher  wird 
wohl  das  Werk  in  Angriff  genommen  worden  sein.    Uebrigens 


Auch  bei  den  Angaben  ttber  Friedrich  des  Schönen  Familie  haben  Frjger 
und  Hagen  dieselben  Unrichtigkeiten. 


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320 

enthält  es  in  dem  Capitel:  ^Von  Lupoiden  seit  es  hie^*  eine 
Angabe,  mit  welcher  eine  genauere  Zeitbestimmung  möglich 
ist.  Dort  wird  erzählt,  dass  die  zweite  Tochter  Leopolds, 
Agnes,  einen  ,herczogen  von  Polanden'  (Bolko  von  SchweidnitE) 
geheiratet  und  dann  bemerkt:  ,Die  hette  bi  kurzen  ziten  noch 
gelept^  Sie  ist  aber  am  2.  Februar  1392  gestorben,  bald 
nachher  müsste  also  das  Capitel  geschrieben  worden  sein, 
wenn  nicht  etwa  diese  Bemerkung  erst  später  eingeschoben 
worden  ist.  Ich  muss  auf  diese  Sache  noch  einmal  zurück- 
kommen. 

Mit  dem  vierzehnten  Jahrhunderte  wird  Hagens  Elrzäh- 
lung  sehr  mager.  Von  Kaiser  Heinrich  VII.  wird  fast  nichts 
berichtet  als  seine  Vergiftung,  worauf  wieder  ein  von  den 
Päpsten  handelndes  Capitel  folgt,  das  im  Drucke  bei  Pez  fehlt 
Hagen  spricht  in  diesem  von  Benedict  XI.,  Clemens  V., 
Johann  XXII.,  Innocenz  VI.,  Urban  V.,  Gregor  XI.,  worauf 
das  Schisma  angedeutet  wird.  Wenig  wird  von  Ludwig  dem 
Baiern  erzählt,  über  Friedrich  den  Schönen  werden  unrichtige 
Angaben  gemacht,  ebenso  ungenügend  ist  die  Geschichte 
Karls  IV.  behandelt,  nicht  einmal  sein  Todesjahr  ist  richtig 
ang^eben.  Etwas  ausführlicher  ist  er  über  Albrecht  II.  von 
Oesterreich.  Da  kann  man  nach  und  nach  bemerken,  dass  er 
nebst  anderen  Quellen  auch  mündliche  Berichte^  verwendet 
und  erst  späterhin  merkt  man,  dass  er  nach  eigener  Anschauung 
arbeitet.  Aber  was  er  bietet,  ist  kaum  Geschichte  zu  nennen.  Eben 
das  Capitel  über  Albrecht  H.  enthält  eigentlich  nur  eine  Cha- 
rakteristik dieses  Fürsten  nebst  einigen  Naturereignissen.  Ueber- 
haupt  ist  zu  bemerken,  dass  allenthalben  den  Familienver- 
hältnissen der  grössere  Raum  und  die  grössere  Aufinerksamkeit 
gespendet  wird. 

Sehr  wenig  wird  über  König  Wenzel  mitgetheilt  Nur 
der  Tod  Johanns  von  Nepomuk  wird  angegeben.  Ausführ- 
licher ist  die  Chronik  über  die  kirchlichen  Angel^^nheiten, 
über  die  neapolitanisch-ungarischen  Beziehungen  und  den  Papst 
Bonifacius,  worauf  neuerdings  dem  ungarischen  Reiche  ein 
grösserer  Raum  gewidmet  wird.  Der  Rest  des  Werkes  gehört 
den  Herzogen  Rudolf  IV.,  Albrecht  III.  und  Leopold  III.  und 


1  Bei  Gerbert  p.  94. 

3  Einmal  wenigstens  heisst  es  hier:  ,Ich  hub  vemomen 


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321 

der  Fahrt  Albrechts  IV.  nach  dem  Oriente.  Nur  über  einzelne 
Ereignisse,  wie  über  die  Schlacht  bei  Sempach  und  die  ita- 
lienischen Verhältnisse  wird  Hagen  etwas  ausführlicher.  Das 
vorletzte  Capitel  handelt  vom  Tode  Albrechts  III.  und  enthält 
eine  ausführliche  Lobrede  auf  diesen  Fürsten. 

Es  erübrigt  mir  nunmehr  nur  noch  auf  die  Frage  ein- 
zugehen, woher  Hagen  seine  Papst-  und  Kaisergeschichten 
genommen  hat  Die  gute  Meinung,  welche  ich  Anfangs  von 
Hagens  Werk  hatte,  führte  mich  zuerst  auf  den  Qedanken, 
dass  etwa  die  Kaiserchronik  zu  Grunde  liege;  doch  musste 
bei  eingehenderer  Betrachtung  der  Chronik  diese  gute  Meinung 
schwinden  und  wurde  nun  das  Werk  des  Martin  von  Troppau 
herangezogen.  So  viel  Gemeinsames  nun  auch  Hagen  und 
Martin  haben  mögen,  so  fanden  sich  doch  so  viele  Verschieden- 
heiten, dass  auch  Martins  Chronik  nicht  als  Vorlage  angesehen 
werden  konnte.  Vielmehr  ist  von  Hagen  jenes  Werk  benützt 
worden,  welches  unter  dem  Namen  der  flores  temporum  be- 
kannt ist  und  dem  Martin  Minorita  zugeschrieben  wird.  < 
Wort  für  Wort  folgt  er  seiner  Vorlage;  Hagens  Arbeit  besteht 
grösstentheils  nur  in  der  Uebersetzung  und  der  anderen  An- 
ordnung des  Stoffes:  er  hat  die  Päpste  und  Kaiser  in  Gruppen 
zusammengezogen  und  ist  dabei  weder  sorgfältig,  noch  geschickt 
genug  vorgegangen.  Es  geschieht  ihm,  dass  er  die  Regierungs- 
zahlen falsch  ansetzt  und  Begebenheiten  verschiebt,  voraus- 
gesetzt, dass  nicht  die  verschiedenen  Handschriften  des  Mino- 
riten  selbst  schon  solche  Verschiedenheiten  aufwiesen.  Es  darf 
nicht  beirren,  dass  Hagen  wiederholt  Schriftsteller  und  deren 
Werke  nennt.  So  erwähnt  er  gleich  Anfangs  Livius  und  Varro ; 
zur  Zeit  des  Papstes  Telesphorus,  der  im  zweiten  Jahrhunderte 
gelebt,  gedenkt  er  des  Pompejus  Trogus,  der  ein  Geschichts- 
werk in  vierundvierzig  Büchern  geschrieben  und  in  Wirklich- 
keit früher  gelebt;  eines  Ptolomäus  aus  Alexandria,  eines  Ju- 
stinus,  der  ,macht  ain  puch  von  des  kristentumes  geistlichait 
vnd  raicht  das  dem  chayser,  damit  er  macht,  das  der  chaiser 
gütleicher  tet  den  Christen^  Von  Julian  dem  Apostaten  erzählt 
er,  dass  er  den  heiligen  Donat  martern  Hess,  der  ,daz  schul- 
püchel  den  Donat  hat  gemachte  Diese  und  ähnliche  literarische 


^  Ausgabe  von  Eccard,  Corpus  hist.  medii  aevi,   I,  p.  1551.     Ueber  ihn 
Lorenz,  G.  Q.,  I,  p.  53. 


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322 


Notizen  fand  Hagen  bei  dem  Minoriten  Martin  vor  und  er  hat 
sieb  dieselben  nicht  entgehen  lassen. 

So  gewiss  es  nun  ist;  dass  unser  Chronist  vorzugsweise 
auf  dem  Minoriten  Martin  beruhe^  so  machen  doch  einige  kleine 
Verschiedenheiten  wahrscheinlich,  dass  er  zeitweilig  auch  das 
bekannte  Werk  des  Martin  von  Troppau  zu  Rathe  gezogen 
habe.  Es  stimmt  zwar  Hagen  auch  sehr  häufig  mit  den  Melker 
Annalen,  aber  nur  in  jenen  Nachrichten,  welche  der  Chronik 
Herrmanns  von  Reichenau  entstammen,  und  eben  diese  Chronik 
hat  auch  Martinus  Minorita  ausgebeutet.  Er  sagt  dies  bei 
Heinrich  HI.  selbst :  *  ,Floruit  tunc  Hermannus  Contractas,  qui 
cantus  plurimos  et  tractatum  Astrolabii  multaque  utilia  mirifice 
compilavit  et  chronicam  novi  testamenti^  ex  qua  ego  hie  plura 
notabilia  si  qua  videntur  introduxi^ 

An  zwei  Beispielen  mag  man  die  Art  und  Weise,  wie 
Hagen  gearbeitet  hat,  erkennen. 


Martinus  Minorita. 
Decius  a.  d.  CCLII  reg- 
navit  annum  unum,  menses  tres 
crudeliter  prosequens  christia- 
nos,  quem  fugientes  Septem  fra- 
tres  Qermani  absconderunt  se 
in  monte  Celion  prope  Ephe- 
sum  in  spelunca  quam  Decius 
obstrui  praecepit,  ut  fame  in- 
terius  moverentur,  sed  ipsi  per 
annos  CXL  usque  ad  tempus 
Theodosii  imperatoris  christia- 
nissimi  uno  somno  suavissimo 
pbdormierunt ;  igitur  Decius 
dum  Sixtum  Laurentium  alios- 
que  plurimos  occidisset  et  ipse 
a  Gothis  in  Thracia  occisus  est 
sententia  juxta  Dei. 


Hagen. 
Decius  ward  chaiser  nach 
Ch.  g.  zway  hundert  vnd  zway 
und  flimczig  jar;  er  tet  dew 
sibent  persecution  der  christen- 
hait  nach  Neronem.  Vnd  dew 
siben  slaffär  fluhen  in  ain  ge- 
pirge  pey  Ephesim  haisset  Ei- 
lion, da  lies  des  perges  lug 
Decius  gar  vermachen,  dew 
slieffen  do  vierczig  vod  hun- 
dert jar. 

Decius  töttet  sand  Sixtum 
vnd  sand  Laurentium,  darnach 
in  Chriechen  von  gottis  derselb 
Decius  ward  erslagen. 


Martin  von  Troppau  erzählt  die  Geschichte  von  den  sieben 
Schläfern  nicht,  hat  auch  andere  Zahlen,  aber  er  hat  den  Satz, 


Eccard  p.  1617. 


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323 


der   auch  bei  Hagen   steht:   ^Decius  septimam  dedit  perseca- 
cionem  christianis^ 

Ein  asweites  Beispiel  sei  aus  späterer  Zeit  genommen: 


Martinus  Minorita. 
Benedictus  IX.  denuo  est 
electus  succedenti  sibi  Johanni 
archipresbytero  rudi  et  illite- 
rato,  qui  causa  officii  exequendi 
alium  secum  consecrari  fecit, 
quod  cum  nuUi  placeret  qui- 
dam  Gratianus  data  magna  pe- 
eunia  papatum  obtinuit.  Igitur 
Heinricus  Imperator  veniens 
omnes  amovit  et  Sweigerum 
Babenbergensem  episcopum  pa- 
pam  fecit. 


Hagen. 
Benedictus  der  neunt  ward 
pabst  nach  Ch.  g.  tausent  ains 
und  dreissig  jar.  Johannes  ward 
nach  im  erweit;  der  was  vn- 
gelert  darumb  er  in  dem  ampt 
ainn  hel&r  müest  haben^  das 
dem  volkch  missuiel.  Her  Gra- 
danus  gab  dew  weil  gelt^  das 
er  cham^zu  der  pabstei.  Chtinig 
Heinreich  fürt  mit  im  ain  pi- 
schoff  von  Pabenberg  gen  Rom^ 
der  was  Swiger  genennet;  der 
ward  zu  ainem  pabst  do  ge- 
macht. 


Den  folgenden  Papst  Silvester  IH.  führt  der  Minorite 
nicht  an,  sondern  geht  gleich  auf  Gregor  VI.  über;  Martin 
von  Troppau  aber  sagt  dann:  ^Sylvester  III.  sedit  diebus  56^; 
was  Hagen  zu  zwei  Monaten  abrundet:  ^Silvester  der  dritt  was 
pabst  zwai  mäned^ 

£s  sei  nun  auch  ein  Beispiel  dafür  geboten^  dass  Hagen 
manchmal  ungenau  gearbeitet  hat.  Nach  Papst  Felix  folgen 


bei  Martinus  Minorita 
Euthicianus     papa 

XXVII;  sedit  annum  unum  a. 

d.  CCLXXII  passus  sub  Au- 

reliano. 

Eucharius  p.  XXVIII; 

sedit  menses  X;  passus  sub  im- 

peratore  Probe,    constituit  be- 

nedici  uvas. 

G  e  t  i  u  s    papa    XXIX, 

sedit   annis    XI,    menses   IUI 

a.  d.   CCLXXVni;   constituit 


bei  Hagen 


Eucharius  der  achtvnd 
zwainczigst  pabst  nach  Ch.  g. 


zwaihundert  acht  vnd  sibenczig 


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324 

gradus  sacrorum  ordinum  puta 
Hostiarius,  Lector,  Exorcista^ 
AccolituB,  passuB  est  sub  Dio- 
cletiano  suo  cognato,  cum  nollet 
SuBannam  filiam  fratris  sui  dare 
uxorem  filio  Diocletiani  Maxi- 
miano. 


jar.  Er  saczt  was  weich  (!)  w&r 
hostiaiy,  Exorciste^  Acoliti,  sab- 
diaconi,  diaconi,  priester  vnd 
bischoff;  der  ward  vnder  Dio- 
cletiano  gemartert. 


Bonif acius  primus  papa 
XLIIII;  sedit  annos  duos,  men- 
ses  VII. 

Celestinus  primus  papa 
XLV.  a.  d.  CCCCXXVIII,  sedit 
annis  VII  .  .  .  misit  in  Hyber- 
niam  sanctum  Patercium  filium 
sororis  s.  Martini^  qui  totam 
Hyberniam  convertit .  .  . 


BonifaciuB  der  erst  ward 
pabst  nach  Ch.  g.  vierhundert 
acht  vnd  zwainczig  jar.  Ersant 
sand  Patricum  sand  Marteins 
swester  sun  gen  Ybemiam,  der 
das  laut  zu  dem  christentumb 
bechert. 


Wo  Hagen  bei  dem  Minoriten  Martin  und  Martin  von 
Troppau  Verschiedenheiten  in  den  Papst-  und  Kaiserreihen 
vorfand,  suchte  er,  wie  es  scheint,  zu  vermitteln,  brachte  aber 
dadurch  eine  noch  grössere  Verwirrung  zu  Stande.  Abgesehen 
davon  bildet  aber  Martin  der  Minorite  fortwährend  die  Grund- 
lage seiner  Arbeit;  die  Geschichte  von  der  Päpstin  Johanna, 
die  Einsetzung  der  sieben  KurfUrsten  finden  sich  bei  dem  Mino- 
riten wie  bei  Hagen;  letzterer  ist  bei  der  Erzählung  der  Ein- 
setzung des  KurfUrstencoUegiums  insoferne  ausführlicher,  als 
er  sie  einzeln  anfUhrt.  Bei  Lothar,  Friedrich  I.  und  Heinrich  VI. 
jedoch  bietet  Hagen  einige  Nachrichten,  die  sich  bei  den  beiden 
Martinen  nicht  vorfinden. 

So  glaube  ich  denn  nachgewiesen  zu  haben,  dass  Hagens 
österreichische  Chronik  bis  in  das  vierzehnte  Jahrhundert  hin- 
ein ein  unselbstständiges  Werk  ist  und  als  Geschichtsquelle  nicht 
betrachtet  werden  kann.  Als  von  ihm  benützte  Werke  habe 
ich  erwiesen:  die  flores  temporum  des  Martinus  Minorita,  die 
Chronik  des  Martin  von  Troppau,  die  Vita  s.  Maximiliani, 
Enenkels  Fürstenbuch  von  Oesterreich  und  Steyrland,  den 
ersten  Theil  von  Ottokars  Reimchronik  und  das  Buch  von  dem 
Ursprünge  der  Fürsten  von  Oesterreich,    das   aber  nicht  mehr 


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325 

erhalten  zu  sein  scheint.  ^  Pez  hatte  vollkommen  Rechte  den 
älteren  Theil  der  Chronik  ungedruckt  zu  lassen;  er  hätte  viel- 
leicht noch  mehr  weggelassen^  wenn  ihm  der  Zusammenhang 
der  Chronik  mit  anderen  Quellen  klar  gewesen  wäre.  Fttr  das 
vierzehnte  Jahrhundert  wird  Hagen  auch  ferner,  wenigstens 
theilweise,  als  Quelle  dienen  können,  wenn  auch  leider  die 
Ausbeute,  die  er  da  gewährt,  nur  dürftig  ist.  Hagen  ist  ein 
Sklave  seiner  Vorlage;  ist  diese  ausführlich,  so  erzählt  auch 
er  weitschweifig;  ist  sie  kurz,  so  ist  auch  Hagens  Darstellung 
inhaltsleer.  Und  wo  er  auf  eigene  Anschauung  angewiesen  ist, 
erfahrt  man  an  Thatsachen  kaum  Nennenswerthes.  Das  Gelesene 
und  Erlebte  zu  einem  harmonischen  Ganzen  zu  verbinden,  hat 
er  nicht  verstanden.  Eine  tiefere  historische  Auffassung  findet 
sich  nirgends,  selten  tritt  er  mit  seiner  eigenen  Anschauung 
hervor.  Trotz  der  unbedeutenden  Stelle  aber,  welche  Hagens 
Chronik  unter  den  Quellen  der  österreichischen  Geschichte 
einzunehmen  hat,  gewährt  es  doch  ein  gewisses  literarisches 
Interesse,  den  Verfasser  des  merkwürdigen  Werkes  kennen  zu 
lernen.     Von  diesem  habe  ich  nunmehr  zu  reden. 


II, 
Der  Verfasser  der  Chronik. 

Bekanntlich  ist  man  über  den  Namen  des  Verfassers  der 
Chronik  im  Unklaren.  Die  in  der  herzoglichen  Bibliothek  zu 
Gotha  befindliche  Handschrift ^  trägt  folgenden  Titel:  ,Disz 
hoehloblichen  landts  fursten  vnd  erczhertzogthumb  Osterreich 
Anfang  vnd  herkomenden  (I)  herm  vnd  landtsfursten  Regirung 
bisz  auf  hertzog  Wilhelm  vnd  hertzog  Albrechten  ist  beschriben 
durch  den  Erbarn  Gregorio  Hagen  im  jar  1406^  Diese 
Handschrift  (Papier,  137  Bl.)  enthält  zuletzt  eine  Stammtafel 
mit  dem  Titel:  ,Ducum  Austriae  de  Habsburg  consanguinitatis 
arbor  a.  d.  1273*,  welche  von  Rudolf  I.  bis  zu  den  Söhnen 
Kaiser  Maximilians  IL    reicht,    und   ist    erst   im  siebenzehnten 

*  Hagen  bemerkt  zwar,  dass  sein  Werk  nnr  ein  Auszug  aus  einer  grösseren 
österreichischen  Chronik  sei;  ich  halte  aber  dafür,  dass  diese  Redeweise 
nicht  ernst  zu  nehmen  sei. 

'  Herr  Dr.  W.  Perthel  hatte  die  Freundlichkeit,  mir  die  Handschrift  nach 
Graz  zu  senden. 


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326 

Jahrhunderte  geschrieben  worden.  Sie  enthält  aber  gar  nicht 
das,  was  man  bisher  unter  Hagens  Chronik  zu  verstehen  ge- 
wohnt war  und  was  bei  Pez  gedruckt  steht,  sondern  nur  einen 
Auszug  daraus.  Gleich  der  Anfang  der  Chronik  ist  ein  ander«*, 
als  in  den  übrigen  von  mir  untersuchten  Handschriften.  Die 
Namen  der  fabelhaften  Herzoge  haben  sich  bereits  vielfach 
verändert,  die  Päpste  fehlen.  Bekannte  Namen  sind  ai^  ver- 
stümmelt: statt  Eraclius  steht  Eradius,  statt  Carolus  gar  Ra- 
bolus.  Viele  Capitel  sind  stark  gekürzt.  Der  Schluss  des  letzten 
Capitels  lautet:  ,Anno  M  IHI*^  UH  in  die  Nicomedis  ist  derselb 
durchleuchtig  fürst  (Albrecht  IV.)  gestorben.  Anno  M  HII*'  VI 
ist  herczog  Wilhelm  gestorben.  Ende  dieses  buchst 

Diese  Handschrift  enthält  auch  vierzehn  in  Farben  aus- 
geführte Wappenbilder,  welche  so  ziemlich  mit  denen  der 
Innsbrucker  Handschrift  stimmen. 

Es  ist  demnach  klar,  dass  die  Gothaer  Handschrift  nicht 
von  Gregor  Hagen  herrührt,  sondern  dass  sie  eine  Abschrift 
von  einer  solchen  ist,  welche  1406  ein  gewisser  Gregor  Hagen 
geschrieben  hat. 

Nun  aber  erklärt  Heinrich  Gundelfing  in  seiner  Historia 
austriaca,  ^  dass  er  für  die  älteren  Zeiten  die  Chronik  eines 
gewissen  Matthäus  benützt  habe,  und  die  ersten  zwei  Bücher 
sind,  wie  aus  der  Inhaltsangabe  bei  Kollar  zu  ersehen  ist, 
nichts  anderes  als  der  ins  Lateinische  übersetzte  Hagen.  So 
hatte  man  denn  für  dieselbe  Chronik  zwei  Verfasser:  Gregor 
Hagen  und  Matthäus. 

Betrachten  wir  nun  die  Handschrift  der  Universitäts- 
bibliothek zu  Innsbruck.^  Dieser  Pergamentcodex  in  fol. 
enthält  hundertsechs  Blätter;  die  Schrift  weist  auf  das  Ende 
des  vierzehnten  Jahrhunderts.  Am  Rande  stehen  verschiedene 
Schlagworte  oder  Zeichen,  wie  beispielsweise  ein  Dolch,  wo 
im  Texte  von  einer  Ermordung  die  Rede  ist.  Die  Handschrift 
ist  reich  mit  Initialen  ausgestattet,  die  entweder  einfache 
Buchstaben  sind  oder  Bilder  enthalten:  so  sieht  man  gleich 
Anfangs  den  weisen  Seneca,  auf  fol.  3  Gott  Vater,  fol.  45 
Kaiser  Friedrich  Barbarossa,    fol.  65  König  Rudolf  in  grünem 


»  Kollar,  An*lecta,  I.  Bd.,  Nr.  8;  Pez,  Scr.,  I,  p.  1046. 
>  Herr   Bibliothekar  A.  Jeitteles   war  so  gütig,  mir  die  Handschrift  nach 
Graz  zu  senden. 


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327 

Gewände,  fol.  95  das  Bild  Friedrich  des  Schönen.  Sonst 
finden  sich  noch  eine  Reihe  bunter  und  manchmal  ganz  sonder- 
barer Wappenbilder  vor,  die  im  Texte  genau  beschrieben  sind. 
Auf  fol.  lOS**  steht  von  einer  Hand  des  fünfzehnten  Jahr- 
hujiderts  folgender  Zusatz:  ,Anno  domini  M  IUI*'  LVII"<*  an 
sand  Clemententag,  der  am  mittichen  vor  sand  Katreintag  vmb 
dreu  nach  mittag  ist  gestorben  der  frum  fürst  kunig  Lasla  von 
Vngeren  vnd  Pehaym  herczog  zu  Osterreich  zu  Prag  an  der 
.  .  .,  ^  dem  got  genad  vnd  vber  sein  seil  erparmb.^  etc. 

In  dieser  Handschrift  nun  kommt  eine  Stelle  vor,  welche 
sich  im  Drucke  in  anderer  Weise  findet,  die  aber  fUr  die  Zeit 
der  Entstehung  der  Handschrift  von  grosser  Bedeutung  ist.  Beim 
Könige  Wenzel  heisst  es;  ,Künig  Wenczla  hat  vorte,  das  ist 
in  dem  jare  do  man  zalt  nach  Christi  gepurd  drewczehen- 
hundert  drew  vnd  newczig  jare  in  dem  maien  piderben  göt- 
leichen  phafFen  ain  lerer  in  geistleichen  rechten  genennet 
maister  Janko  jaemerleichen  lassen  sekchen^  Andere  Hand- 
schriften haben  die  Worte  ,verte  das  ist'  weggelassen  und 
dadurch  den  Text  gewissermassen  verbessert,  da  sie  ja  nach 
dem  Jahre  1394  geschrieben  wurden.  Von  dem  Innsbrucker 
Codex  darf  man  also  behaupten,  dass  er,  wenigstens  die  Ge- 
schichte König  Wenzels,  im  Jahre  1394  geschrieben  wurde. 
Von  da  an  wird  der  Verfasser  von  Jahr  zu  Jahr  weiter  ge- 
schrieben haben.  Von  Papst  Bonifacius  IX,  der  1389  zur  Tiara 
gelangte,  sagt  er:  ,Der  ist  ain  junger  man';  andere  Hand- 
schriften setzen  statt  ,ist'  das  für  sie  richtige  ,war'.  Da  Boni- 
facius im  Jahre  1404  starb,  so  ist  unsere  Handschrift  noch 
vor  dieser  Zeit  geschrieben.  Von  den  Söhnen  Leopolds  III. 
spricht  der  Verfasser  immer  in  der  Gegenwart;  so  sagt  er  von 
Leopold  IV.:  ,Der  ander  sun  herczog  Leupolcz  haisset  auch 
herczog  Leupolt,  ain  gerader  vnd  starkcher  färst,  dem  ward 
frawn  Katherina  des  von  Burgundien  tochter  gegeben  ze  weibe, 
der  hat  sey  darnach  gen  Swaben  gefÜret  vnd  siezet  ycz 
mit  ir  ze  hawse  da'.  Beim  vierten  Sohne  heisst  es:  ,Der 
vierd  sun  herczog  Leupolts  von  Osterreich  haisset  herczog 
Fridreich,  dem  ward  fraw  .  .  .'.     Bei  diesem  Worte  bricht  der 


^  Statt  der  Punkte  hat  die  Handschrift  eine  Lückei  welche  eine  neue  Hand 
mit  dem  mit  Bleistift  geschriebenen  Worte  ^pestilens*  ausgefüllt  hat.  — 
Am  Rande  steht  die  Zahl  1457. 

ArohiT.  Bd.  LI.  II.  H&lfte.  22 


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328 

Verfasser  ab  und  lässt  einen  leeren  Raum,  um  später  den 
Namen  der  Gemahlin  hineinzusetzen.  Seine  Vermählung  erfolgte 
1406.  Beim  ersten  Sohne  Wilhelm  wird  von  einer  Gemahlin 
gar  nichts  erwähnt;  wäre  er  schon  vermählt  gewesen,  Hagen 
hätte  dies  zu  erwähnen  nicht  unterlassen,  da  er,  wie  oben 
gesagt,  gerade  solche  Familienverhältnisse  niemals  ausser  Acht 
lässt.  Nun  hat  sich  Wilhelm  im  Jahre  1400  verheiratet,  woraus 
geschlossen  werden  muss,  dass  die  Innsbrucker  Handschrift 
vor  1400  geschrieben  worden,  und  da  das  letzte  darin  erwähnte 
Ereigniss,  die  Fahrt  Albrechts  IV.  nach  Jerusalem,  in  das 
Jahr  1398  föllt,  so  könnte  man  etwa  1399  als  das  Jahr  der 
Entstehung  von  I  ansehen. 

Nun  komme  ich  zu  jener  Handschrift,  welche  ihrem 
Texte  nach  als  die  älteste  aller  anzusehen  ist;  sie  weicht 
auch  in  wesentlichen  Stücken  von  den  übrigen  ab.  Sie  be- 
findet sich  im  Besitze  des  Herrn  Grafen  Sigmund  Attems  auf 
Schloss  Podgora  bei  Görz^  und  trägt  auf  dem  inneren 
Deckelblatte  die  Bemerkung:  ,Ex  dono  Sigismundi  comitis  ab 
Attems,  nunc  Sigismundi  a  Gallenberg.  Goritiae  die  15.  novem- 
bris  1736'.  Zuletzt  steht  die  Bemerkung:  ,Das  puch  ist  geendt 
worden  durch  denn  Hermanne  Talner  von  Treffen  vnd  gehört 
dem  edeln  vnd  vesten  Ludweigen  von  Kosyagk  am  sambstag 
vor  sand  Michelstag  in  dem  jar  als  man  schreibt  nach  Christi 
gepurdt  vierczehenhundert  vnd  darnach  in  dem  LVI  jare. 
Deo  gracias^  Eine  neuere  Anmerkung  weist  dabei  auf  ,Aenas 
Sylvius  epist.  51  ad  Joannem  Campisium  fol.  535^  hin,  wo  von 
einem  Bücherabschreiber  Talner  die  Rede  ist. 

Diese  Handschrift  nun  enthält  keine  Bilder,  weder  Ini- 
tialen noch  Wappen,  auch  keine  leeren  Stellen,  auf  denen 
solche  angebracht  werden  sollten,  wie  dies  in  einer  Wiener 
Handschrift  der  Fall  ist.  ^  Sonst  aber  stimmt  sie  fast  durch- 
gehends  mit  I  überein.  Die  Kaiser-  und  Papstgeschichten  sind 
bei  beiden  gleich.  Doch  lässt  sich  schon  aus  einigen  wenigen 
Verschiedenheiten  erkennen,  dass  der  Text  der  Görzer  Hand- 
schrift älter  ist,  als  der  der  Innsbrucker.  So  beispielsweise  bei 
einer    Stelle    in   dem    Capitel:    ,Von   der   künigin   ze    Pullen', 


'  Durch  Vermittlung   des   Herrn   Prof.  Dr.  Arnold  von  Lnschin- Eben- 
ere uth  konnte  ich  die  Handachrift  in  Graz  benutzen. 
J  Hofbibl.  Nr.   12645. 


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329 


welche   in    Q   richtig,   in   I   aber   UDabsichtlich,   aus  Versehen 
gekürzt  erscheint: 


G. 
Pabst  Vrban  seczt  si  ab 
mit  dem  rechten  vnd  mit  der 
vrtail  von  dem  ktinigreicfa  vnd 
Iren  man  heren  Otten  von 
Praunsweig  vnd  volhalfif  Karulo 
depace  desselben  kunigreichs 
ze  Pullen,  wann  er  rechtlich 
darzu  erbt.  Kunig  Karel  ver- 
traib  den  von  Praunsweig  vnd 
ving  sein  prüder,  der  aus  der 
vankchnüss  cham.  .  .  . 


Pabst  Urban  seczt  sie  ab 
mit  dem  rechten  vnd  mit  der 
vrtail  von  dem  künigreich  vnd 
iren  man  heren  Otten  von 
Praunsweig 


vnd  vieng  awch  sein  prüder,  der 
aws  der  vankchnüss  cham.  .  .  . 


Der  Sinn  ist  durch  nachlässige  Behandlung  des  Textes 
in  I.  ein  anderer  geworden.  Nur  noch  zwei  Verschiedenheiten 
von  geringer  Bedeutung  seien  angegeben,  wiewohl  man  daraus 
für  das  Alter  der  Texte  nichts  wird  folgern  können.  Aus  dem 
Capitel,  welches  von  Herzog  Leopold  III.  handelt,  seien  folgende 
zwei  Stellen  nebeneinander  gesetzt: 


G. 
Der  dritt  sun  herczogLeu- 
polts  haisset  herczog  Ernst,  ain 
frischer  jüngling,  dem  ward 
fraw  Margareta  des  herczogin 
von  Teschen  oder  Stettin  toch- 
ter,  der  alten  kayserinn  künig 
Sigmunds  von  Vngern  mueter 
Bwester  gegeben  ze  weib,  an 
der  hat  gott  vnd  dy  natur  in 
schon  vnd  wol  gestalt  i^icht 
vergessen. 


Der  dritt  sun  herczog  Leu- 
polts  haisset  herczog  Ernst  ain 
frischer  jüngling,  dem  ward 
fraw  Margareta  des  herczogen 
von  Stetin  tochter,  der  alten 
kayserinn  künig  Sigmunds  von 
Vngern  muter  swester  gegeben 
ze  weihe. 


G. 

Der    vierd    sun    herczog 
Leupolts  V.  0.  haisset  herczog 


I. 

Der    vierd    sun    herczog 
Leupolts  von  O.  haisset  herczog 
22* 


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330 

Fridreich,  dem  ist  noch  dhain 
gemehel  geben. 


Fridreich,  dem  ward  fraw 
(nun  eine  Lücke). 


Wenn  ich  oben  sagte,  dass  G.  und  I.  fast  ganz  zusammen- 
stimmen, so  hat  dies  nur  bis  gegen  Ende  des  Capitels  Geltung, 
welches  überschrieben  ist:  ,Von  herczog  Leupolten  besunder- 
leich/  ^  Daran  schliesst  sich  nun  ein  Abschnitt;  den  sonst  keine 
Handschrift  aufweist  und  der  die  Ueberschrift  trägt:  ,Ain  1er  von 
dem  streitten/  Diese  Lehre  schliesst  sich  unmittelbar  an  die 
Erzählung  von  der  Niederlage  Herzogs  Leopold  bei  Sempach 
an  und  gibt  Unterricht  über  das,  was  ein  guter  Feldherr  im 
Kriege  zu  thun  und  zu  lassen  hat  um  den  Sieg  zu  erringen. 
Der  Eingang  lautet: 

Des  hochgeporen  durchleuchtigisten  furstens  herczog  Leo- 
polds von  Osterreich  vngeordneter  streitt  ist  mir  Johanni  dem 
Seffner  dy  zeitt  techantt  der  schulen  ze  Wyenn  in  geistleichen 
rechten  als  ser  zu  herczen  gangen,  daz  ich  ain  sunder  ler  der 
streitt  hab  gezogen  aus  den  puchern  der  weisen  vnd  besunder- 
lieh  aus  dem  puch  Vegecii,  der  von  der  ritterschafft  hat 
geschriben. 

Diese  ganze  Lehre  vom  Streite  ist  eine  ohne  practische 
Kenntniss  erfolgte  Zusammenstellung  von  allerlei  Definitionen 
und  Regeln,  gezogen  aus  den  heiligen  Schriften,  Hieronymus, 
Augustinus,  Isidorus,^  Claudianus,^  Vegecius,^  Sidonius,  Jacobus 
Aquiensis,  Solinus,^  Demascenus,  Valerius,^  Josephus  Flavius. 
Wenigstens  werden  diese  Schriftsteller  erwähnt. 

Der  assyrische  König  Ninus  hat  zuerst  Krieg  geführt 
Der  Krieg  kann  nach  Isidor  ein  vierfacher  sein.  Als  der  wich- 
tigste   erscheint    der    ,gerechte*,    der    so    definirt    wird:     ,Der 


*  Pez,  Scr.  L,  p.  1162. 

'  Isidoras  Hispalensis  f  636,  dessen  Werk  Ori^nam  sen  etTmologiamm 
Hb.  viginti  Sefner  erwähnt 

'  Claudios  Claudianus,  epischer  Dichter  (Sefner  sagt  der  ,PohettO  c.  400 
nach  Ch. 

^  Flavins  Vegetius  Renatas,  Kriegsschriftsteller,  schrieb  im  4.  Jahrhundert 
nach  Ch.  Epitome  institutomm  rei  militaris.  (Sefner  nennt  das  Werk  ,Ton 
der  ritterschaft*). 

^  Julias  Solinus  c.  260  nach  Ch.  schrieb  einen  Auszug  aus  der  Naturge- 
schichte des  älteren  Plinius. 

*  Valerius  Maximus  schrieb  28 — 32  nach  Ch.  Factorum  et  dictorum  memora- 
bilium  lib.  novem. 


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331 

gerecht  streit  ist  der  von  dem  cbaiser  vnd  von  dem  rechten 
erlaubt  ist  durch  widerpringen  des  erbs  oder  ze  vertreiben  dy 
veind  vnd  also  was  der  streit  gerecht  des  edelen  Fürsten  her- 
czog  Leupolds  von  Osterreich,  wann  er  hatt  vmb  sein  vater- 
leich  erb  gestritten/ 

Zwar  sollten  auch,  meint  der  Verfasser,  die  Fürsten  fried- 
liebend sein;  wenn  es  aber  einem  Herrscher  unmöglich  ist, 
Frieden  zu  halten  und  er  Krieg  anfangen  muss,  so  soll  er  zu- 
nächst auf  den  Dienst  der  Spione  ein  gutes  Augenmerk  haben 
und  die  ,hinderhutt'  vortheilhaft  aufstellen.  ,So  habent  wider 
den  edlen  fursten  herczog  Leopolden  dy  Sweinczer  gehabt 
grossen  vortail,  wann  sy  der  walstatt  all  gelegenhait  gar  wol 
Westen.  Ich  hör  auch  sagen,  das  er  ab  ayner  hochen  talzu  in 
gelauffen^  Den  nachfolgenden  Feind  soll  man  ,in  haymlich 
gmus  vnd  inseln^  fuhren.  Das  Heer  wird  in  mehrere  Theile 
getheilt,  am  öftesten  in  drei.  ,Zu  der  hinderhut  sol  man  getrew 
vnd  mendleich  beherczent  leut  schiken,  wann  daran  laytt  grosser 
trost  des  sigs,  als  man  daz  oben  in  dem  dritten  puch  diser 
kronigken  mag  merkchen  ann  dem  streitt  der  zwayer  fursten 
des  romischen  kunigs  chunig  Rudolffs  von  Habspurg  vnd  kunig 
Ottakchers  von  Peham,  des  hinderhutt  floch  ab  dem  veld; 
darumb  müst  er  dernyderligen  des  Streits.' 

Auch  eifriges  Gebet  verhilft  zum  Si^e.  ,Ain  soligs  hab 
ich  gesehen  von  herczog  Albrechten;  wan  in  der  Tasten,  do 
man  zalt  drewczehenhundert  viervndnewnczig  jar  chomen  gen 
Wyenn  in  hoff  funff  starkch  palanisch  mutwiller  vnd  mutwillen 
do  an  ritter  vnd  chnecht,  daz  si  mit  in  scharff  ritten.  Dy 
wurden  des  gewert  vnd  an  dem  tage  des  reittens  tet  der  edel 
herczog  Albrecht  daz  chrewcz  vber  sein  diener,  dyselben  diener 
gewunnen  an  all  funff  ayner  nach  dem  andern  den  funff  pa- 
laneren  das  reytten. 

Wenn  das  Heer  geordnet  ist,  soll  der  Führer  eine  Anrede 
halten,  das  Rauben  verbieten,  zur  Tapferkeit  aufmuntern  und 
dem  Muthigen  Lohn  verheissen. '    Nachher  folgt  das  Gebet  zu 


1  Als  Beweise  für  aUe  diese  Regelo  werden  nebst  SteUen  der  heiligen 
Schriften  auch  Vorkommnisse  in  der  Thierwelt  verwendet,  was  ich  zur 
Charakterisirung  der  Abhandlung  anführe.  So  heisst  es:  Jacobus 
Aquiensis  schreibt,  daz  der  phaw  hatt  dj  natur,  wenn  man  in  ansieht 
vnd  lobt,  so  zepraitt  er  sein  vedem.  Sjdonius  schreibt  in  ayner  epi- 
steln  seitmal  das  dj  leuff  der  pherd  werden  mit  geschraj  geraiczt,  michels 


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332 

Gott  um  seinen  Beistand^  dann  muss  man  wohl  darauf  sehen, 
dass  der  Fürst  geborgen  sei  und  nicht  in  Gefahr  komme;  ^waon 
dauon  gmütt  der  ritterlichen  wirt  gesterkt;  dauon  stett  geschriben 
an  dem  andern  puch  der  kunig,  do  Dauit  solt  streiften  wider 
sein  sun  Absolon,  sprach  er  zu  dem  volk:  ich  will  mitt  euch 
in  den  streitt;  verantwort  daz  volk,  das  sol  nicht  sein,  ob  wir 
flihen  oder  vnderligen,  do  ist  nicht  vil  an  verloren,  wann  du 
ainiger  vmb  czehen  tausent  pist  gerait.  Es  ist  pesser,  du  seist 
vns  in  der  stat  ze  hilff.  O  wer  des  hett  den  edelen  fursten 
herczog  Leopolden  vnderweiset,  wan  er  doch  vnchrefftig  was 
vor  siechtumb  in  hennden  vnd  fuessen.'* 

Manchmal  freilich  ist  es  nothwendig,  dass  auch  der  Fürst 
mitkämpft  und  als  Beweis  für  diese  Behauptung  wird  der  Um- 
stand ins  Feld  geführt,  dass  das  Wiesel  mit  dem  Basilisken 
kämpft!  Ritter  und  Knechte  müssen  gelobt  und  an  die  tapferen 
Thaten  ihrer  Vorfahren  erinnert  werden. 

Sogar  die  Flucht  wird  nach  ihren  verschiedenen  Arten 
behandelt:  ,dy  erst  (flucht)  ist,  wenn  der  mensch  nicht  getraut 
fuder  ze  chomen  vnd  ist  der  verzagnuss/  .  .  .  jDj  ander  flucht 
ist,  wenn  dy  chrafil  der  veind  dy  man  fuder  treibt  vnd  haist 
der  vnerberchait/  .  .  .  ,Der  dritt  flucht  ist,  wen  ainer  vrsack 
hat  ze  flihen  vnd  dy  ist  leublich^  So  ist  David  vor  Saul  geflohen. 

Darauf  kommt  der  Verfasser  auf  die  Gefangennahme  der 
Feinde  zu  sprechen.  Die  Gefangenen  sind  wohl  zu  behüten 
und  für  diesen  Satz  wird  der  Beweis  in  der  Erzählung  von 
den  drei  Lehren  der  gefangenen  Nachtigall  gefunden,  von  der 
er  sagt,  dass  sie  Damascenus  in  der  Geschichte  von  Barlaam 
und  Josaphat  erzähle.  ^  Doch  muss  man  die  Gefangenen  wieder 
auslösen,  ,vnd  ist  ain  notdurfft  den  siechen  und  den  gewunden 
vnd  erslagen  dy  lieb  der  menschait  ze  erczaigen^  Wenn  der 
Feind  überwunden,  verjagt  oder  gefangen,  so  ist  der  Krieg  zu 
Ende.  Ich  setze  den  Schluss  von  Sefners  Abhandlung  voll- 
ständig her: 


mer  werdent  geraiczt  dy  leutt,  dy  naturleich  lobs  beg«rent,  wen  man  in 

dy  er  vnd  lob  des  si^s  vorceelt. 
1  Von  diesem  Siechthum  des  heiligen  Leopold  ist  in  keiner  Quelle  etwas 

zn  lesen. 
3  Joannes  Chrysorrhoas   Damascenas  f  760    nach   Ch.,    Hauptdogmatiker 

der  orientalischen  Christen  und  aristotelischer  PhUosoph,  hat  wirklich  die 

Geschichte    von   Barlaam    und   Josaphat    geschrieben,    in    welcher   die 


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333 

,Wen  der  veind  ist  vberwunden  oder  verjagt  oder  geuangen^ 
80  ist  geendt  der  streit,  so  gehört  das  der  fürst  den  sein  leipp- 
lich  czusprech,  damit  er  sey  erhiczt,  daz  werden  dest  beraitter 
ob  dem  forsten  not  beschech  furbas  zu  streitten  vnd  zu  der 
zeitt  sullen  drew  ding  beschehen:  das  erst  ist  lob  vnd  dankch 
der  ritterschaffi;  vnd  den  frumen,  dauon  schreibt  Josephus  in 
dem  subenden  puch:  Do  Titus  gesigt,  began  er  ze  loben  alles 
sein  volkch  vnd  verhiess  auch  den  sterkchisten  gross  gäbe.  Daz 
ander  gehört,  daz  der  fürst  merkch  dy  frumen  vnd  hab  dy  für 
ander  leutt,  so  tracht  furpas  yederman  nach  der  frumchait, 
wann  Tittus  aufseczt  guidein  chron,  den  dy  in  dem  streitt  ett- 
was  fuer  dy  andern  betten  begangen.  Daz  dritt  gehört,  das 
man  denn  raub  vnd  der  veindt  hab  redleich  sol  tailen;  von 
dem  stett  geschriben  Judith  an  dem  XV^®"  capitel:  Do  Olofernes 
ward  getot,  wurden  dy  reub  dreyssig  tag  von  dem  ysrahelischem 
Volk  zesam  gechlaubt  vnd  was  klanayd  warden  dy  Holofernem 
an  betten  gehört  besunderlich  dy  gaben  sy  Judith  der  fraun, 
wenn  der  streitt  des  fursten  sich  hat  loblich  geendt  vnd  der 
fürst  erwerleich  hat  gesigt,  so  ist  zimlich  daz  sich  frew  mit 
wun  daz  vatterlich  landt  vnd  daz  volkch,  darinn  sich  froloohk 
der  fürst  sich  auch  frew  mit  seinen  vndertanen  vnd  das  gemain 
gutt  sol  mit  rechten  ambtlewtten  ordenleich  sein  beseczt.' 

Nach  dieser  Abhandlung  folgt  keineswegs  wie  in  allen 
anderen  Handschriften  ein  Capitel  vom  Tode  des  Herzogs  Al- 
brecht lU.  Von  diesem  ist  in  G.  überhaupt  nicht  die  Rede, 
sondern  es  folgen  Nachrichten  aus  dem  Jahre  1387,  die  sich 
auf  Salzburg  und  Oberitalien  beziehen.  Diese  Nachrichten 
stehen  in  keiner  anderen  Handschrift  und  finden  sich  auch 
nicht  in  dem  Appendix,  welchen  Pez  seiner  Ausgabe  der  Chronik 
aus  einer  Handschrift  des  Dominicanerklosters  zu  Wien  hinzu- 
gefügt hat.  Diese  Nachrichten  passen  ganz  gut  in  die  Chronik, 
da  sie  ja  die  Geschichte  fortsetzen,  während  in  den  übrigen  Hand- 
schriften mit  einem  Sprunge  auf  das  Jahr  1395  übergegangen 


erwähote  Erzählung  enthalten  ist.  Vgl.  Joannis  Damasceni  opera,  Parisüs 
1603,  p.  dlö.  Doch  möchte  ich  glauben,  dass  Sefner  sie  aus  der  Legenda 
aurea  des  Jacobus  de  Voragine  genommen  habe,  wo  sie  nebst  anderen 
ähnlichen  Erzählungen  vorkommt  und  auch  des  Damascenus  gedacht  ist. 
Bei  dem  Minoriten  wird  die  Legenda  erwähnt.  Vgl.  die  Ausg.  Ton  Qrässe. 
Lips.  1860,  p.  815.  Wieland  hat  sie  zu  dem  Gedichte:  Der  Vogelsang 
und  die  drei  Lehren  verwendet 


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334 

wird.   Da  diese  Aufzeichnungen  übrigens  keinen  grossen  Umfang 
haben^  so  mögen  sie  im  Anhange  vollständig  mitgetheilt  werden. 

Mit  diesen  Nachrichten  endigt  die  eigentliche  Chronik; 
was  in  anderen  Handschriften  noch  von  Albrechts  III.  Tode 
und  der  Meerfahrt  Albrechts  IV.  erzählt  wird,  ist  in  der  ersten 
Recension  der  Chronik  nicht  gestanden,  wie  sich  gleich  er- 
geben wird.  Denn  in  der  Oörzer  Handschrift  folgt  den  oben 
mitgetheilten  Mailänder  Nachrichten  ein  kurzer  Ueberblick  der 
gesammten  österreichischen  Geschichte  unter  der  üeberschrift: 
,Recapitulacio  koronicze^,  damit  der  Leser  die  Hauptsachen 
sich  ins  Gedächtniss  präge.  Dieser  kurze  Auszug  lässt  die 
ganze  erfundene  Vorgeschichte  bei  Seite  und  beginnt  mit  dem 
Markgrafen  Albrecht,  dessen  Sohn  Ernst  war.  Darin  nun  wird 
von  Herzog  Albrecht  III.  als  von*  einem  Lebenden  gesprochen, 
denn  es  heisst:  ,Herczog  Albrecht  (IIL)  reicht  noch  heutt 
von  gots  gnaden,  der  mit  ayner  hohen  schul  Oesterreich 
hatt  gecziert,  der  pilleich  ze  loben  ist  in  vil  tugenden.  Doch 
lass  ich  daz  vntterwegen  ze  g^penwurt,  daz  ich  nicht  in  ayner 
gleichsenhaitt  werd  gemerkcht,  denn  ich  in  meinem  besundern 
geticht  muess  lobend 

Aus  dieser  Stelle  geht  zweierlei  hervor:  zur  Zeit,  da  der 
Verfasser  seine  Chronik  zu  Ende  brachte,  lebte  Herzog 
Albrecht  III.  noch.  Da  nun  aber  in  der  vorausgehenden  Lehre 
vom  Streite  ein  Ereigniss  des  Jahres  1394  erwähnt  wird,  so 
ist  die  Chronik  1394  oder  in  der  ersten  Hälfte  1395  beendet 
worden;*  1395,  24.  August  ist  der  Herzog  aus  dem  Leben 
geschieden.  Damit  stimmt  nun  auch  der  Satz  in  der  Einleitung, 
in  welchem  von  diesem  Herzoge  gesagt  wird,  dass  er  ,zu  allen 
guten  vnd  chlugen  Sachen  besunderleich  i  s  t  genaigt^  Der  Ver- 
fasser sagt  ferner,  er  wolle  den  noch  lebenden  Herzog  nicht 
mehr  loben,  damit  man  daran  nicht  Anlass  nehme,  ihn  wegen 
Schmeichelei  zu  tadeln.  Er  werde  übrigens  ein  eigenes  Lob- 
gedicht auf  den  Herzog  machen. 


*  Deswegen  wird  man  die  Bentitsun^  des  Bachs  von  dem  Urspnmgre  der 
Fürsten  von  Oesterreich,  welches,  wie  oben  gesagt  wurde,  eine  Stelle 
enthält,  die  auf  das  Jahr  1392  deutet,  wohl  kaum  anders  erklären  können, 
als  dasB  man  annimmt,  es  sei  jene  Stelle  spKter  eingefügt  worden.  Doch 
würde  auch  ohne  dies  eine  Benützung  nicht  zu  den  unmöglichen  Dingen 
gehören. 


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So  glaube  ich  deon  bewiesen  zu  haben^  dass  der  Text 
von  6,  der  älteste^  ursprüngliche  ist.  Die  Handschrift,  welche 
diesen  Text  bewahrt,  ist  allerdings,  wie  die  oben  mitgetheilte 
Notiz  belehrt,  erst  1451  geschrieben  worden. 

Was  nun  aber  das  Lobgedicht  betrifft,  welches  der 
Chronist  abzufassen  versprach,  so  ist  ein  solches  bisher  nicht 
bekannt  geworden.  Und  es  wird  auch  nicht  mehr  bekannt 
werden,  da  nach  meiner  Meinung  ein  solches  Gedicht  nicht 
geschrieben  worden  ist.  Oder  vielmehr:  dieses  beabsichtigte 
Lobgedicht  ist  nichts  anderes,  als  das  Capitel:  ,Von  herczog 
Albrechts  tod',  welches  in  den  übrigen  Handschriften  zu  finden 
ist.  ^  Denn  dieses  ganze  Capitel  ist  ein  Lobspruch  der  Tugenden 
des  Verstorbenen,  wenn  auch  nicht  in  Verse  gekleidet.  Man 
beachte  nur  einmal,  wie  der  Chronist  sein  Lob  einleitet  Er 
beweist  zunächst  aus  der  heiligen  Schrift,  dass  man  einen 
Menschen  bei  seinen  Lebzeiten  nicht  preisen  dürfe,  da  es  doch 
möglich  sei,  dass  er  noch  schlechte  Handlungen  ausführe,  um 
derenwillen  das  Lob  sich  in  Tadel  verkehren  müsse.  Nun  aber 
sei  der  Herzog  gestorben:  ,al8o  mag  ich  disen  fursten  nu  wol 
geloben,  wann  er  ist  auf  das  end  sicherleich  wol  gestanden^* 
Eine  ,lateinische  EpisteP  aber  über  die  Vorzüge  des  Herzogs 
scheint  er  doch  geschrieben  zu  haben,  wenigstens  wird  sich 
der  folgende  Satz  nicht  anders  deuten  lassen:  Ich  ,mag  im 
layder  nicht  anders  ze  dinst  tun,  nur  das  ich  im  wil  aus  seinn 
tugenden  in  ainer  ewigen  gedächtnüss  machen  ain  lobleich  be- 
grebnüss,  als  ich  auch  dew  in  ainer  lateinischen  epistelen  von 
im  hab  geschriben^  Offenbar  hatte  der  Verfasser  noch  vor  dem 
Ableben  des  Herzogs  Albrecht  seine  Chronik  abgeschlossen, 
dann  aber  nach  1395  einem  neu  geschriebenen  Exemplare  die 
letzten  zwei  Capitel  hinzugefügt,  dabei  aber  sowohl  die  Lehre 
vom  Streite,  als  auch  die  Nachrichten  über  Salzburg  und  Ober- 
italien weggelassen. 

Was  endlich  die  Person  des  Verfassers  betrifft,  so  beachte 
man  noch  einmal  die  Namen  der  Persönlichkeiten,  denen  man 
bisher  die  Autorschaft  zugeschrieben.  Auf  einer  Handschrift 
des  siebenzehnten  Jahrhunderts  steht,  dass  der  ehrbare  Gregor 
Hagen  1406  diese  Chronik  ,beschrieben'  habe;  das  heisst,  die 
Chronik,    von     welcher    die    Handschrift    des    siebenzehnten 

»  Pez,  Scr.,  I,  p.  Uöö. 


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Jahrhunderts  eine  Abschrift  ist.  Ganz  recht;  ein  Gregor  Hagen 
hat  1406  eine  Chronik  geschrieben,  so  viel  kann  man  zugeben. 
Aber  diese  Chronik  ist,  wie  oben  gesagt  wurde,  nur  ein  Aus- 
zug aus  der  Chronik,  welche  bisher  seinen  Namen  geführt  hat 
Wenn  Hagen  nicht  ein  blosser  Abschreiber  war,  wie  Hermann 
Talner,  so  könnte  sein  Verdienst  höchstens  darin  bestehen, 
dass  er  aus  einer  umfangreichen  Chronik,  deren  Verfasser 
vielleicht  auch  ihm  unbekannt  war,  einen  Auszug  machte.  Der 
Name  Matthäus  kann,  da  alle  weiteren  Nachrichten  fehlen,  nicht 
weiter  in  Betracht  kommen. 

Der  Verfasser  ist  vielmehr  der  Dechant  Johann  Sefn er 
in  Wien.  Zwar  nennt  er  seinen  Namen  nur  bei  dem  Capitel 
mit  der  Lehre  vom  Streite,  aber  dieses  ist  nicht  etwa  blos  ein 
Anhang  zur  Chronik,  sondern  mit  dem  Inhalte  derselben  auf 
das  Genaueste  verbunden.  Der  Verfasser  lebte  in  Wien,  denn 
wiederholt  spricht  er  von  Ereignissen,  die  in  Wien  vor- 
fielen, mit  den  Worten :  ,hie  ze  Wien^  Dass  er  ein  Geistlicher 
gewesen,  wird  man  aus  seiner  Belesenheit  wohl  schliessen 
dürfen.  Dass  er  ein  Amt  am  Hofe  verwaltet,  wie  Pez  ver- 
muthet  hat,  konnte  man  für  möglich  halten,  doch  war  Pez 
nicht  im  Stande,  Beweise  dafUr  vorzubringen.  Von  dem  Hasse, 
den  er  den  Juden  entgegenbringt,  ist  schon  die  Rede  gewesen. 
Andererseits  zeigt  er  aber  gemässigte  Anschauungen.  Er  be- 
klagt sehr  das  Schisma.  Alles,  sagt  er,  freut  sich  der  schönen 
Frühlingszeit,  nur  die  Kirche  trauert,  denn  ihr  sind  zwei 
Häupter  gewachsen  wie  einem  Meerwunder.  Und  doch  soll 
der  heilige  Vater  die  Seelen  erleuchten,  wie  die  Sonne  den 
Tag  erleuchtet:  ,nu  pannet  diser  pabst  hin  vnd  jener .  her, 
darumb  dew  gancz  christenhait  ist  im  panne'. 

Der  Verfasser  nennt  sich  selbst  ,Johann  der  Seffner  dy 
zeit  techantt  der  schulen  ze  Wyenn  in  geistleichen  rechten'. 
Um  die  Zeit,  da  er  seine  Chronik  geschrieben,  war  die  juri- 
dische Facultät  für  das  canonische  Recht  noch  nicht  formlich 
eingerichtet. '  Das  juridische  Matrikelbuch  beginnt  erst  mit 
dem  Jahre  1402  und  führen  von  den  ersten  fünf  Deoanen  drei 
den  Namen  Johann :  Joannes  de  Venetiis,  Joannes  Reutter  und 
Joannes  Sindrami.  Ein  Johann  Sefner  wird  da  nicht  erwähnt 
Er  könnte  also  inamerhin  um  1395  Decan  gewesen   sein.     Die 

}  Aschbach,  Geschichte  der  Wieoer  Universität,  I,  p.  302  ff. 


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Familie  Sefner  (Safner)  ist  eine  steierische  gewesen;  denn  in 
Steiermark  gibt  es  auch  einen  Bach  und  auch  Orte^  welche 
den  Namen  Safen  führen.  In  steiermärkischen  Urkunden 
kommen  denn  auch  die  Sefner  sehr  häufig  vor.  In  Urkunden  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  erscheinen  da :  Ott  der  Sefner,  Leutold 
von  Saefen,  Chunrad  und  Vlreich  von  Saefen^  Benedict  von 
Sefen,  Hans  der  Sefner.  Gerade  Hans  oder  Johann  Sefner 
tritt  in  der  zweiten  Hälfte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  oft  auf. 
Ein  Johannes  Säfner  fjawensis  et  Aquilegiensis  dyocesis  er- 
scheint als  Zeuge  in  einer  zu  St.  Andrä  im  I^avantthale  aus- 
gestellten Urkunde  von  1386,  4.  April. 

Bei  der  am  5.  und  6.  März  1387  in  St.  Lambrecht  vor- 
genommenen Wahl  des  Abtes  Rudolf  Liechtenecker  erscheint 
neben  dem  Notar,  Magister  Heinrich  von  Iglau,  auch  Johannes 
Sefner  baccalaureus  in  decretis  clericus  aquilegensis  dyocesis 
publicus  imperiali  auctoritate  notarius.  Am  11.  Mai  1391  (zu 
Qurk)  beauftragen  Probst  Albrecht  und  Dechant  Heinrich  von 
Gurk  die  Pfarrer  Johann  Seffner  zu  Rohats  und  Berchtold 
Swelher  in  St.  Hermayor  mit  der  Untersuchung  der  Elostei^ter 
von  St.  Lambrecht  zur  Richtigstellung  der  päpstlichen  Ansprüche. 
Beide  führen  den  Titel  baccalaureus  in  decretis.  Am  29.  Mai  des 
genannten  Jahres  erstatteten  sie  zu  St.  Lambrecht  ihren  Bericht.  > 

Wenn  nun  der  in  diesen  Urkunden  genannte  Johann  Sefner 
derselbe  ist,  welcher  als  Verfasser  der  Chronik  anzusehen  ist, 
und  der  Name  sowohl  als  der  Titel  treffen  zu,  so  muss  er 
bald  nach  1391  oder  noch  in  diesem  Jahre  nach  Wien  über- 
siedelt sein ;  er  sagt  ja,  dass  er  in  Wien  lebe.  In  steiermär- 
kiscjien  Urkunden  kommt  er  nach  1391  nicht  mehr  vor.  Dies 
kann  freilich  nicht  genügen,  aber  ich  bin  im  Stande,  wenigstens 
seine  Anwesenheit  in  Klosterneuburg  nachzuweisen.  Das  von 
dem  öffentlichen  Notar  Johannes  Sinderami  de  Heiligenstad, 
cleric.  Magunt.  diocesis  am  19.  Juli  1399  zu  Klöstern euburg 
ausgestellte  Instrument  über  die  Wahl  des  Probstes  Bartholo- 
mäus wurde  nebst  anderen  auch  von  Johannes  dictus  Sefner 
baccalaureus  in  decretis  presbyter  Pataviensis  et  Salczburgensis 
diocesis    als    Zeuge    unterfertigt.  ^     Jedenfalls    dürfte    Johann 


1  Nach  Urkanden  des  Landesarchivs  in  Graz.  —  V^l.  auch  Schmuts, 
histor.-topogr.  Lexicou  von  Stejermark,  III,  p.  424.  Auch  in  der  Chronik 
werden  die  Sefner  einmal  erwähnt. 

3  Z  ei  big,  Urknndenbuch  von  Klostemenburg  (Fontes  XXVIII.),  p.  99. 


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Sindrami^  der  nachmals  fünfmal  Decan  der  Juristenfacoltät 
(von  1406 — 1420)  und  zweimal  Rector  gewesen,  schon  1399 
der  Universität  angehört  haben  und  eben  damals  in  Be- 
gleitung seines  Amtsgenossen  Johann  Sefner  von  Wien 
zu  der  genannten  Feierlichkeit  nach  Klostemeuburg  ge- 
kommen sein. 

Aus  der  Wirksamkeit,  die  Sefner  zuerst  in  dem  der 
Diöcese  von  Aquileja  zugehörigen  Theile  Steiermarks  entfidtete, 
der  vielleicht  auch  seine  Heimat  war,  lässt  sich  nun  auch  seine 
Bekanntschaft  mit  der  Gegend  um  Cilli  erklären,  die  er  bei 
der  Besprechung  des  Lebens  des  heiligen  Maximilian  selbst 
hervorhebt  und  auf  die  ich  schon  aufmerksam  gemacht  habe. 
Und  eben  dort  setzt  er  der  Angabe,  dass  diesem  Heiligen  zu 
Ehren  ein  Eirchlein  erbaut  worden,  die  Bemerkung  hinzu,  ,daz 
man  noch  siecht  vor  Cyli',  welche  gleichfalls  fiir  eigene  An- 
schauung sprechen  könnte. 

Obgleich  nun  das  Meiste,  was  über  die  Chronik  und 
deren  Verfasser  gesagt  wurde,  in  wünschenswerther  Weise  zu- 
sammenstimmt, so  verhehle  ich  doch  nicht,  dass  ein  Umstand 
wichtige  Bedenken  zu  erregen  im  Stande  ist.  Sefner  war  noch 
1399  wie  vorher  nur  Baccalaureus,  ist  also  zur  nächsten  Würde, 
dem  Licentiate  nicht  vorgeschritten  und  doch  soll  er  das  De- 
canat  bekleidet  haben.  In  der  juridischen  Facultät  konnten 
zwar  auch  Licentiaten  diese  Würde  erlangen,  aber  dass  dies 
auch  bei  Baccalaureen  der  Fall  gewesen,  wird  nicht  gesagt 
Und  dennoch  muss  es  so  gewesen  sein.  Am  Schlüsse  des 
vierzehnten  Jahrhunderts  war  ja  die  juridische  Facultät  nahe 
daran,  sich  ganz  aufzulösen.  Von  den  wenigen  Doctoren  und 
Licentiaten  waren  einige  gestorben  und  ein  Ersatz  fiir  sie  trat 
nicht  ein.  Da  mag  es  wohl  vorgekommen  sein,  dass  der  Bacca- 
laureus Johann  Sefner  zur  Decanwürde  gelangte.  Hat  doch  im 
Jahre  1408  die  juridische  Facultät  zu  ihrem  Abgeordneten  bei 
dem  Concilium  zu  Pisa  gleichfalls  einen  Baccalaureus  decre- 
torum  gesendet. 

Nach  meiner  Meinung  ist  Johann  Sefner  im  Jahre  1391  nach 
Wien  gekommen,  vielleicht  ward  er  von  Herzog  Albrecht  HL, 
dem  zu  Ehren  er  seine  Chronik  schrieb,  an  die  Universität 
berufen.  Er  wäre  in  diesem  Falle  eben  zu  der  Zeit  nach  Wien 
gekommen,  in  welcher  der  Krieg  um  Passau,  dessen  er  gedenkt, 
noch   nicht  zu  Ende  war.     Um  diese  Zeit  mag  er  wohl  seine 


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339 

Chronik  zu  schreibeu  begonnen  haben.  ^  Dass  er  sich  früher 
mit  historischen  Dingen  nicht  abgegeben,  beweist  die  Un- 
sicherheit seiner  Nachrichten  bis  zu  Rudolf  IV.  herauf;  weiss 
er  doch  nicht  einmal  etwas  von  der  ersten  Gründung  der  Uni- 
versität, sondern  berichtet  nur  von  dem,  was  Albrecht  III. 
g'ethan  hat,  den  er  als  den  Gründer  der  Hochschule  bezeichnet. 
Doch  sind  dies  nur  Vermuthungen,  die  sich  mir  bei  der  Be- 
schäftigung mit  Sefners  Chronik  nach  und  nach  aufdrängten, 
und  von  denen  ich  nur  wünschen  könnte,  dass  sie  von  der 
weiteren  Forschung  bestätigt  oder  wenigstens  richtig  gestellt 
würden. 


1  £r  würde  also  etwa  von  1392  bis  1394  oder  1395  an  seiner  Chronik 
geschrieben  haben.  Auf  seinen  Eifer  weist  er  in  den  ersten  Capiteln  hin : 
yWle  wol  dise  eroniken  an  dem  getichte  ist  einualtig,  doch  hab  ich  mir 
darumb  offt  einn  snezzen  slaff  abgeprochen^ 


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ANHANG. 


Von  bischolff  Pilgram  ze  Salczpurgk  (roth). 

Nach  Christi  gepurdt  XIU^  sahen  vnd  achiczig  iar  ward 
bischolff  Pilgram  von  Salczpurg  von  den  von  Payem  geuangen 
in  dem  kloster  Rotten  Haslaw,  do  sy  mit  ainander  hetten  ge- 
taidingt  vnd  ward  ge  Purckhausen  gefurt. 

Von  dem  von  Padaw  vnd  den  von  Pern  (roth). 

Nach  Christi  gepurd  XIIP  LXXXVII  iar  hett  der  von 
Pern  gros  chrieg  mit  dem  alten  Francisco  von  Padaw  dem- 
selben von  Pern,  der  obgenant  von  Padaw  ains  streitts  vnd 
vechtens  hat  listichleich  obgelegen  vnd  es  gieng  demselben 
von  Pern  hernach  gar  gelukchlich,  des  ain  vrsach  gesein  mag, 
wan  derselb  von  Pern  was  nicht  ain  ee  kind  vnd  hett  doch 
sein  prüder  getott,  der  zu  der  herschafft  rechtlich  erbt,  darnach 
Hess  der  von  Pern  all  sein  herrschafft  vnd  fm*  haymlich  gen 
Veneden  vnd  der  von  Mailan  Comes  virtutum  vnderwant  sich 
derselben  herschafft  vnd  macht  sakhman  ze  Pern. 

Wie  herr  Bamaba  von  Mailan  verdarbe  (roth). 

Herr  Bamaba  von  Mailan  reicht  gewaltichleich,  doch  hett 
er  villeicht  vnsem  herrn  mit  seinen  sunden  erczumt,  wan  er 
gab  sein  rechte  tochter  ze  weib  durch  der  geittichait  willen 
seins  bruder  herrn  Qoliatten  sun,  der  hiess  Johannes  comes 
virtutum  vnd  drott  das  pabst  Vrban  den  sechsten  halben  weg 
ab,  daz  er  darzu  sein  willenn  muest  geben  vnd  dei-selb  Jo- 
hannes comes  virtutum  gab  herrn  Barnabas  sun  hinwider  sein 
swester  ze  weib.  Ains  tags  sandt  der  obgenannt  comes  virtutum 
zu  seinem  vetter  herrn  Barnaba  vnd  empot  im,  er  wolt  varen 
vber  mer,  das  er  zu  im  chem,  so  wolt  er  im  all  sein  herrschafft 
vermachen.  Nu  plendt  den  von  Mailan  als  ser  dy  geittichait, 
daz  er  nicht  gedacht  fursichtichleich  was  im  ze  schaden  mocht 
chomen  vnd  raitt  zu  seinem  vettern  mitt  ainem  chlain  gesind, 


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341 

do  ward  er  von  demselben  seinen  vetern  geuangen.  Der  vnder- 
wandt  sich  auch  der  statt  ze  Mailan  vnd  desselben  herm 
schacze  gancz  vnd  derselb  herr  Bamaba  hett  ze  Mailan  vnd 
desselben  herrn  von  Mailan  snn  entrun  ettlich  vnd  also  behub 
er  derselb  Johannes  virtutum  dy  gancz  herschaft  ze  Mailan 
vnd  herr  Barnaba  von  Mailan  starb  in  der  venkchnuss. 

Wie   der  von  Padaw   hat   sein  herschaft  verloren  (roth). 

Nach  Christi  gepurt  XIIP  LXXXVII  iar  was  gross  chrieg 
in  ganczem  Vriaul  vnd  besunderleich  dy  zwo  stett  Beyden  vnd 
Sildatt  wüsten  sich  ser  anainander,  darunder  sich  auch  der 
listig  fuchs  müscht  herr  Franciscus  der  alt  von  Padaw,  ob  im 
von  dem  chrieg  mocht  ain  abschrotten  widervaren  vnd  des- 
selben iars,  do  daz  volk  in  der  vasten  durch  antlas  willen 
ging  gen  Agla  zu  vnser  frawen  schikcht  derselb  von  Padaw 
sein  soldner  gen  Agla  dy  daselbs  vill  vbel  tetten,  wan  sy  pe- 
raubten  vnser  frauen  chirchen  vnd  beslieffen  do  frauen  vnd 
junkchfrawen,  dy  darin  andacht  waren  komen  vnd  welich  frau 
oder  junkchfrau  im  wol  geuiel,  dy  furtten  sy  mit  in  in  das 
her,  dyselb  gross  poshait  vnser  fraw  schempleich  hat  gerochen; 
wan  all  dy  schelk,  dy  dabey  sein  gewesen;  sein  ains  posen 
tods  erfunden.  Auch  hatt  vnser  libe  frau  daz  gerochen  hincz 
dem  von  Padaw,  wan  im  dy  zeit  komen  waz,  daz  der  listig 
fuchs  solt  werden  geuangen,  wan  der  von  Mailan  comes  vir- 
tutum sich  legt  für  Padaw,  der  von  Padaw  lies  dasselbs  ze 
Padaw  seinen  sun  vnd  fuer  mit  seinselbs  leib  gen  Terueis 
darnach  word  getwungen  der  jung  von  Padaw,  daz  er  sich 
must  dem  von  Mailan  ergeben,  aber  der  alt  von  Padaw  wert 
sich  etwevil  lenger  ze  Terueis,  doch  must  er  sich  auch  er- 
geben vnd  also  verloz  der  alt  von  Padaw  all  sein  herrschafft 
vnd  ward  geuangen  vnd  belaib  im  nichts  anders  von  seiner 
herrschafft  newer  ain  engstlichs  vnd  traurigs  hercz  vnd  ain 
grosser  hauffen  der  sund,  wan  do  er  waz  in  der  wirdichait  dez 
vemam  er  nicht,  darumb  ist  er  geleicht  den  tieren  an  der 
vnuernufftichait  vnd  ist  in  worden  gleich;  dy  Verwandlung 
seins  glukchs  mag  wesen  ain  groses  beczaichen  andern  herrn. 
Darumb  schreibt  Petrus  Riga,  dy  schullen  verzweyffeln,  dy  dy 
purd  drukcht  der  schuld  vnd  dy  sich  wichein  in  sunden  vnd 
kaynerlay  tugent  nicht  ziert.  Der  von  Mailan  der  plutige  wurm 
hat  verslunden  den  von  Mailan  herrn  Barnaba  vnd  den   alten 


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Franciscum  von  Padaw  vor  derselben  wurms  slundt  sich  woU 
bedurffen  ander  Herrn  vnd  fursten  sein  nachpawren  fnrzesehen. 
Der  jung  von  Padaw  must  lang  pawen  daz  eilend,  doch  ist 
er  darnach  mit  hilff  vnd  ratt  annder  herren  hin  wider  komen 
gen  Padaw. 


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BEITRÄGE  ZUR  GESCHICHTE 

DES 

HUSITISCHEN  BEWEGUNG. 

lU. 

DER  TRACTATÜS  DE  LONGEVO  SCHISMATE 

DES  ABTES  lUDOLF  VON  SA(?AN. 


MIT  EINER  EINLEITUNG,  K&ITISCHEN  UNS  SICHLICHEN  ANHEKKUNOEN 


HEEAUSOEOKBKB  VOM 


J.  LOSERTH. 


▲rehiT.  Bd.  LI.  II.  HiUle. 


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EINLEITUNG. 


Als  drittes  Stück  der  »B^^^räge  zur  Geschichte  der  husi- 
tischen  Bewegung'  wird  in  diesen  Blättern  der  ^tractatus  de 
longevo  schismate'  des  Abtes  Ludolf  von  Sagan  nach  der  ein- 
zigen auf  uns  gekommenen  Handschrift  der  St.  Marcusbibliothek 
in  Venedig  mitgetheilt.  Der  tractatus  de  longevo  schismate 
entspricht,  wie  die  unten  folgende  Untersuchung  ergibt,  seinem 
Titel  in  keiner  Weise  und  bietet  weitaus  mehr,  als  man  nach 
demselben  erwarten  sollte. 

Entdecker  des  tractatus  de  longevo  schismate  ist  Palacky, 
welcher  in  seinem  Reiseberichte  aus  Italien  im  Jahre  1837  über 
denselben  die  erste  Mittheilung  gemacht  hat.  ^  Das  Urtheil, 
welches  Palacky  über  den  Tractat  geföllt  hat,  ist  kein  günstiges, 
trotzdem  hat  er  die  verhältnissmässig  geringfügigen  Stellen, 
welche  er  aus  demselben  mittheilt  und  die  noch  nicht  die  be- 
zeichnendsten sind,  sowohl  in  seiner  ,Ge  schichte  Böhmens', 
als  auch  in  seinen  ,Urkundlichen  Beiträgen'  in  trefflicher 
Weise  verwerthet.  Palacky's  Urtheil  ist  in  unseren  Tagen  von 
einigen  Forschem  angeführt  worden.^  Dass  dasselbe  zu  hart 
ist  und  gewiss  nicht  auf  alle  Theile  des  Tractats  ausgedehnt 
werden   kann,   hatte   indess   schon   zwei  Jahre   nach  dem  £r- 


1  Palacky,  ital.  Reise  im  Jahre  1837,  Abhandlungen  der  böhm.  Gesellschaft 
der  Wissenschaften,  5.  Folge,  Bd.  1.  Auszüge  aus  dem  Tractat  pag.  96 
bis  108.  Palacky  hat  den  Verfasser  des  Tractats  nicht  erkannt,  wiewohl 
nach  dem  Catalogus  abbatum  Saganensinm  im  ersten  Band  der  8S.  rer.  Sil. 
(Breslau  1835)  über  denselben  kein  Zweifel  sein  konnte. 

2  Zeissberg,  Polnische  Geschichtschreibung  des  Mittelalters  pag.  126.  Note  6. 
Besold,  König  Sigismund  und  die  Reichskriege  gegen  die  Husiten  I. 
pag.  14. 

23» 


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346 

scheinen  von  Palacky's  italienischer  Reise^  Aschbach  in  seinem 
, Vorbericht'  über  die  vorzüglichsten  Quellen  und  Schriften 
zur  Geschichte  des  Constanzer  Concils  angemerkt.^  Es  heisst 
daselbst:  ,Das  Urtheil  des  böhmischen  Geschichtschreibers  lautet 
nicht  ganz  günstig  über  diesen  Tractat,  doch  geht  dasselbe 
offenbar  nur  auf  das  zweite  Buch,  welches  die  Husitengeschichte 
behandelt  und  immerhin  der  gehaltvollen  Beschreibung  des 
Husitenkrieges  durch  Laurentius  von  Bfezowa  nachstehen  mag. 
Ausführlichkeit  der  Erzählung  und  die  häufig  beigemischten 
Raisonnements,  wie  man  aus  den  Capitelüberschriften  ersieht, 
versprechen  gerade  für  die  Geschichte  des  Constanzer  Con- 
ciliums  manches  nicht  Unbedeutende  zu  enthalten/  Dagegen 
hat  Lorenz  2  diesem  Theile  eine  geringere  Wichtigkeit  bei- 
gemessen. Er  sagt  mit  Rücksicht  auf  eine  Stelle,  die  in  der 
Zeitschrift  für  Geschichte  und  Alterthum  Schlesiens  ^  abgedruckt 
wurde:  ,Eine  Untersuchung  des  Inhaltes  wäre  nöthig  —  er- 
neuerte Behandlung  des  Gegenstandes  erwünscht^ 

Aber  auch  von  einem  anderen  Gesichtspunkte  aus  be- 
trachtet, stellt  sich  nicht  blos  eine  Untersuchung  des  Tractats, 
sondern  auch  eine  Edition  desselben  als  nothwendig  heraus. 

Um  die  Geschichtschreibung  in  Böhmen  hat  sich  aner- 
kanntermassen  Karl  IV.  die  hervorragendsten  Verdienste  er- 
worben. Wie  er  selbst  in  reiferen  Jahren  zur  Feder  gegriffen,* 
um  die  ereignissvolle  Zeit,  da  er  in  die  Regierungsgeschäfte 
eingeweiht  wurde,  in  ebenso  naiver  als  anschaulicher  Weise 
darzustellen,  so  hat  er  auch  auf  mehrere  seiner  Zeitgenossen, 
die  ihm  berufen  schienen,  befruchtend  eingewirkt.^  Von  Wenzels 
literarischen  Neigungen  hören  wir  wenig,  höchstens  dass  er 
gelegentlich  einmal  ein  theologisches  Thema  bei  Hof  erörtern 
liess.^  Was  speciell  die  böhmische  Geschichtschreibung  seiner 
Zeit  anbelangt,  so  ist  dieselbe  ausserordentlich  unbedeutend 
gewesen;    äusserst    rohe    Compilationen,  meist   von    geringem 


>  Aschbach,  Geschichte  Kaiser  Sigmunds  IL  pag.  IX. 

2  Deutschlands  Geschichtsquellen  II,  pag.  317. 

3  Tom  XI,  pag.  193  (aber  in  sehr  fehlerhafter  Weise). 

*  S.  meine  Bemerkungen  in  der  Lit  Beilage  zu  den  Mittheilungen  des 
Vereins  fär  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen  XV.  Jahrg.  pag.  4. 

^  Lorenz,  Deutschlands  Geschichtsquellen  Bd.  I,  §.  23,  pag.  254  ff. 

^  Beiträge  zur  Gesch.  der  hus.  Bewegung  II,  im  Archiv  f.  öst  Gesch. 
Bd.  57,  pag.  250. 


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347 

Umfange  treten  an  die  Stelle  von  Werken,  die  wie  Karls  Selbst- 
biographie, oder  die  Darstellungen  der  Domherren  Franz  von 
Prag  und  Benesch  von  Weitmühl  uns  eine  verhältnissmässig 
genaue  Anschauung  von  der  Regierung  Karls  gewähren.  Ueber 
sehr  wichtige  Punkte  aus  der  Regierung  Wenzels  sind  wir 
daher  in  sehr  ungenügender  Weise  unterrichtet.  Um  so 
weniger  möchten  wir  deshalb  ein  Oeschichtswerk  entbehren, 
welches  sich  über  den  grössten  Theil  der  Regierung  Wenzels 
verbreitet  und  über  die  Ereignisse  in  Böhmen  und  dessen 
Nebenländern  nicht  wenig  schätzenswerthe  Daten  gibt  und 
namentlich  die  husitische  Bewegung  von  ihren  Anfängen  bis 
in  das  Jahr  1422  verfolgt.  Ludolf  von  Sagan  verleiht  der 
Stimmung  der  streng  kirchlichen  Partei,  dann  auch  der  deutschen 
Landesbewohner,  gegen  welche  jene  Bewegung  nicht  in  letzter 
Linie  gerichtet  war,  lebhaften  Ausdruck.  Dass  seine  Dar- 
stellung in  einem  dem  Könige  Wenzel  und  dem  Husitismus 
feindseligen  Tone  gehalten  und  daher  in  einigen  Punkten  als 
einseitig  und  parteiisch  erscheint,  .verleiht  derselben  ihr  eigen- 
artiges Colorit  und  ein  erhöhtes  Interesse. 

Das  Original  des  tractatus  de  longevo  ^  schismate  oder 
wahrscheinlich  schon  eine  noch  unter  Ludolfs  Augen  vei*fasste 
Abschrift  desselben  ist  dem  Kloster  Sagan  unter  Umständen, 
welche  der  Fortsetzer  von  Ludolfs  Klosterchronik  näher  be- 
schreibt, abhanden  gekommen.  Die  Abschrift,  welche  die 
St  Marcusbibliothek  besitzt,  ist  nach  einer  Notiz,  die  sich  am 
Schlüsse  des  Tractates  findet,  im  Jahre  1466  gemacht  worden.^ 
Der  Codex  trägt  die  Signatur  145.  chart.  saec.  XV.  a.  308.  I. 
212  (alte  Signatur  Classis  X.  cod.  188  chart.  in  Fol.),  er  ent- 
hält 389  Blätter,  wie  sich  aus  der  Paginirung  ergibt,  doch 
fehlen  in  der  Mitte  10  Blätter,  ohne  dass,  so  weit  man  sieht, 
dem  Texte  etwas  mangelt.  Die  Paginirung  ist  demnach  ange- 
legt worden,  bevor  noch  der  Codex  beschrieben  wurde.  Am 
vorderen  inneren  Einbanddeckel  ist  eine  Inhaltsangabe  des  Codex. 
Vor  denselben  findet  sich  folgende  Anmerkung:  Hoc  volumen 
comparavit  Nicolaus  Tempelfelt  ^deBrega  sacre  theologie  professor, 


*  So  schreibt  Ludolf  das  Wort  nach  der  Orthographie  seiner  Zeit. 
2  Et  sie  est  finifl  operis  1466  (pars  II,  cap.  83  des  Tractatos). 
'  Tempelfeld  studirte  zn  Krakan  nnd  wurde  daselbst  Doctor  der  Theologie, 
später  Domherr  bei  der  Kathedralkirche  zu  Breslau.  Er  war,  sagt  Klose, 


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348 

cantor  ecclesie  Wratislaviensis,  in  quo  continentur  materie  iofra- 
Bcripte:  und  nun  folgt  das  Verzeicliniss  des  Inhalts.  Das  erste 
Blatt  ist  ausgerissen,  Blatt  2 — 13  leer. 

1.  Fol.  13.  Incipit  cronica  fratris  Martini  penitenciarii  domini 
pape  et  capellani,  reicht  bis  Fol.  142.  ^ 

2.  Chronicon  breve  Silesiacum  fol.  142 — 145.  Gedr.  in 
Wattenbachs  Monumenta  Lubensia  pag.  8  ff. 

3.  Epytaphia  ducum  Sleziae.  Et  primo  ducis  Boleslai,  qui 
(fuit)  fundator  cenobii  Lubensis  et  dominus  tocius  Slezie. 
Fol.  145.  Wattenbach,  Monumenta  Lubensia  pag.  15 — 17. 

4.  Series  ducum  Wratislaviensium  et  Glogoviensium.  Fol.  146. 
Gedr.  Monumenta  Lubensia  pag.  17—19. 

5.  Tractatus  de  longevo  schismate.  Fol.  149 — 238.  Auf 
Fol.  189»»  folgt  gleich  199». 

6.  Incipit  chronica  Bohemorum  des  Johannes  de  Marignola, 
nicht  vollständig  —  schliesst  mit  den  Worten:  Hie  posset 
poni  decursus  imperatorum  usque  ad  Karolnm  IV.,  quod 
causa  brevitatis  Romanorum  cronicis  relinquamus  et  ad 
materiam  nostram  chronicarum  Boemtcalium  rcYertamur.^ 

7.  Aeneas  Silvius,  Historia  Bohemica;  ohne  Capiteleintheilung, 
Fol.  268-336. 

8.  Zwei  Briefe  des  Aeneas  Silvius  an  Joh.  Hinderbach  d.  d. 
1.  Juni  1451  und  Joh.  de  Aich  vom  31.  Jänner  1444. 
Fol.  337-352. 


einer  der  ersten  Demagogen  zu  des  Königs  Ckorgs  Zeiten  nnd  ein  eifriger 
Gegner  des  weisen  friedsamen  Bischofs  Jodocus.  Um  1471  ist  er  ge- 
sterben,  s.  Klose^s  Darstellung  der  inneren  Verhältnisse  der  Stadt  Breslau 
von  1458—1526  in  den  SS.  rer.  Sil.  III,  pag.  332  ff. 

>  Der  Katalog  sagt  ttber  diesen  Martinas :  praeit  prologus  edicionis  alterins 
cum  yerbb  usque  ad  Johannem  XXI  papam,  quem  proxime  seqnitur 
historiola  de  quatuor  regnis  fol.  13 — 27,  foliis  vero  29 — 113  extat  historia 
breviter  edita  de  nativitate  salvatoris,  praedicacionibus,  miraculis,  passione, 
resurreccione ,  ascensione  et  Spiritus  sancti  missione  ex  qaatuor  evan- 
gelistis  et  Josepho,  Eusebio  et  ex  historicis  scolasticis  ab  auctore  ano- 
nymo,  qua  parte  prima  operis  Martiniani  exhibita  Chronicon  Martinianum 
[foL  113—136]  a  sancto  Silvestro  ad  Johannem  XXI  excurrens  Romanis 
imperatoribus  omnino  extrusis  finit:  Hie  est  finis  de  pontificibus.  Vitae 
Nicolai  tercii  ad  Honorium  IV  leguntur  f.  137,  142.  Fol.  126  occurrit 
fabella  Johannae  papissae  post  vitam  Leonis  V.  sub  fine.  Hio  est  finis 
Bomane  cronice  pontificum. 

>  Auf  pag.  132  der  Ausgabe  Dobners  Mon.  hist.  Bohem.  tom.  II. 


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349 

9.  Civitas  iusticie  .  .  .  tractatns  de  virtutibuß.  Fol.  355— 377» 

10.  Legenda  de  Abgaro  rege.  Fol.  378*. 

11.  Inßtitucio  letanie.  Fol.  378^—380. 

12.  Historia  de  sancto  Jodoco.  Fol.  380—381. 

Wie  sich  aus  dem  Inhalte  entnehmen  lässt,  ist  der  Codex 
wahrscheinlich  in  Schlesien  geschrieben  worden.  Mehrere  Hände 
sind  an  demselben  thätig  gewesen.  Auf  einem  Blatte  finden 
sich  die  Worte:  goth  helflf  euch. 

Der  tractatus  de  longevo  schismate  ist  von  einer  einzigen 
Hand  in  sehr  fehlerhafter  Weise  geschrieben  worden.  Hie  und 
da  fehlen  einzelne  Silben,  oft  ganze  Worte.  Verstösse  gegen 
die  Syntax  sind  nicht  selten.  Eine  grössere  Anzahl  von  Fehlem 
lässt  sich  wohl  aus  dem  Umstände  erklären,  von  welchem  uns 
die  Saganer  Elosterchronik  erzählt,  nämlich  dass  der  Abt 
Ludolf  eine  nahezu  unleserliche  Schrift  gehabt  habe,  sie  mochten 
sich  demnach  schon  in  jenem  Exemplare  vorfinden,  welches 
dem  Kloster  eigenthümlich  zugehörte. 

Unter  diesen  Umständen  war  es  nothwendig,  den  Text 
mit  kritischen  Erläuterungen  zu  versehen.  Einzelne  kleinere 
Verstösse,  so  namentlich,  wenn  Buchstaben  oder  Silben  aus- 
gefallen sind,  sind  ohne  specielle  Anmerkung  verbessert  worden. 
An  einzelnen  Stellen  sind  auch  erläuternde  Noten,  welche  das 
Sachliche  betreffen,  angefUgt  worden.  Was  die  Orthographie 
anbelangt,  so  wird  ein  Hinweis  auf  die  beiden  früheren  Stücke 
meiner  Beiträge  genügen.  ^  In  Bezug  auf  den  Inhalt  sind 
auch  in  diesem  Stücke  Theile  oder  Capitel,  die  nur  religiöse 
und  zwar  zumeist  dogmatische  Dinge  behandeln,  sowie  auch 
jene  Stellen,  die  nichts  als  leere  Phrasen  enthalten,  hinweg- 
gelassen worden.  Fand  sich  in  den  betreffenden  Capiteln  ein 
bemerkenswerther  Satz,  so  wurde  derselbe  in  die  Noten  ver- 
wiesen. Da  überdies  eine  jede  Capitelüberschrift  eine  voll- 
kommen genaue  Inhaltsangabe  des  betreffenden  Capitels  ent- 
hält, so  ist  nichts  übersehen  worden,  was  vom  historischen 
Standpunkte  nur  irgendwie  von  Belang  wäre.  Die  Indices, 
die  auch  am  Schlüsse  angefUhrt  werden,  sollen  eine  rasche 
Uebersicht  über  den  Inhalt  des  Tractatus  gewähren. 

Für  mannigfache  Förderung,  sei  es  durch  Uebersendung 
oder  durch  Vermittlung  der  Zusendung  von  Handschriften  oder 


8.  Archiv  f.  öst.  Gesch.  Bd.  6ö,  pag.  271. 


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350 

durch  einzelne  schätzenswerthe  Mittheilungen  danke  ich  dem 
hohen  k.  k.  Ministerium  fUr  Cultus  und  Unterricht,  der  Direction 
der  St.  Marcusbibliothek  in  Venedig,  dem  Herrn  Oberbibliothekar 
Dr.  Dziatzko  in  Breslau,  dem  Herrn  Professor  Dr.  C.  Gran- 
hagen  in  Breslau,  und  dem  Vorstande  der  hiesigen  Universitäts- 
bibliothek Dr.  K.  Reifenkugel. 


1.  Lndolfs  Leben  nnd  Wirken. 

Das  Augustinerkloster  in  Sagan  ist  aus  einer  zu  dem 
Sandstift  der  Augustinerchorherren  in  Breslau  gehörigen 
Propstei  hervorgegangen.^  Dieselbe  befand  sich  ursprünglich 
in  Naumburg  am  Bober  bei  der  Kirche  des  heil.  Bartholomäus 
auf  dem  Berge  neben  dem  Schlosse,  woselbst  sie  von  dem  Ge- 
mahl der  heil.  Hedwig,  dem  Herzog  Heinrich  dem  Bärtigen 
begründet  wurde.  Sie  ward  in  der  Folge  ins  Thal  verlegt  und 
zwar  in  die  Nähe  des  Flusses  in  die  Nachbarschaft  der  Kirche 
zur  heil.  Jungfrau.  Bestimmte  Angaben  über  die  Zeit  und 
die  näheren  Umstände  der  Gründung  sind  schon  dem  Abte 
Ludolf,  der  nach  denselben  gespäht  hatte,  nicht  vorgelegen.^ 
Eine  genaue  Angabe  der  Zeit  der  Gründung,  sagt  er,  vermag 
ich  nicht  zu  finden,  ich  meine  jedoch,  dass  sie  um  1217  er- 
folgte, denn  meines  Erinnerns  habe  ich  über  das  Ordenshaus 
von  Sagan  kein  Privilegium  von  einem  älteren  Datum  gelesen. 
Dieses  Datum,  fUgt  Ludolf  hinzu,  entspreche  der  Zeit  des 
Gründers  und  der  seiner  Gemahlin,  von  welcher  uns  Annalen 
und  Chroniken  und  ihre  eigene  Legende  beriditen.^  Das  Ab- 
hängigkeitsverhältniss  vom  Sandstifte  in  Breslau  hat  Ludolf 
entweder  nicht  gekannt  oder  es  aus  leicht  begreiflichen  Gründen 
nicht  zugeben  wollen.  Er  zeiht  darum  diejenigen  des  Irrthums, 


1  S.  den  Catal.  abb.   Sag.  in  Stenzel  SS.  rer.  Sil.   I,  pag.  176;   Hejne, 

<}e8ch.  des  Bisthoms  Breslau  L  Bd.  pag.  266. 
^  Precisnm  et  adeqnatum  tempns   fondacionis  inyenire  non  yaleo,  eatimo 

tarnen,  qood  circa  annnm   1217,  nee   enim    de   antiqoiori   data   aliqnod 

privileg^nm  domns  Saganensis  me  memini  perlegisse. 
'  Hec  com  memorato  viro  inxta  fidem  cronicarom  et  annaliom  libronzm, 

inxta    fidem    eciam    legende    et   yite   sne   proprie  tnne  temporis  vixisae 

reperitur. 


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351 

welche  da  meinen,  dass  diese  Congregation  vom  Anfange  her 
nur  eine  ländliche  Propstei  wie  etwa  jene  von  Beuthen  ge- 
wesen sei,  sie  war  vom  Anbeginn  an  eine  Propstei  mit  einem 
Convent,  d.  h.  ein  vollständiges  Kloster.^  Er  weist  auf  ähn- 
liche Klöster  der  Augustiner  in  Böhmen,  Oesterreich  und 
Sachsen  hin,  die  gleichfalls  Pröpste,  nicht  Aebte  an  ihrer  Spitze 
haben.  Als  dann  die  Zahl  der  Mönche  und  der  Umfang  der 
Besitzungen  anwuchs,  ward  die  Propstei  zur  Abtei,  der  Propst 
zum  Abte  erhoben,  wie  dies  noch  neulich  in  dem  Augustiner- 
kloster zu  Wittingau  geschehen  sei.^  Die  Gegend  und  das 
Kloster,  aus  welchem  die  ersten  Mönche  kamen,  gesteht  Ludolf, 
nicht  in  Erfahrung  gebracht  zu  haben.  Mit  Recht  hat  jedoch 
schon  Stenzel  bezweifelt,^  dass  zur  Zeit  Ludolfs  schon  sämmt- 
liche  Spuren  der  Besiedlung  der  Propstei  in  Naumburg  durch 
Breslauer  Mönche  verwischt  gewesen  seien.  Auch  über  die 
ursprüngliche  Dotation  des  Stiftes  hat  Ludolf  kein  sicheres 
Wissen,  sondern  nur  Vermuthungen,^  er  führt  eine  Reihe  von 
Ortschaften  ^  aus  der  Umgebung  von  Naumburg  und  Sagan  an, 
von  denen  er  meint,  dass  das  Stift  mit  ihnen  ausgestattet 
worden  sei.  Um  das  Jahr  1261  ward  die  Propstei  Naumburg  zur 
Abtei  erhoben.^  Nach  siebenundsechzigjährigem  Bestände  ward 
die  Stiftung  unter  dem  dritten  Abt  Tylemann  nach  Sagan  verlegt. 
Es  geschah  dies  demnach  im  Jahre  1284.  Damals  entzog  sich 
Sagan  der  Abhängigkeit  von  dem  ehemaligen  Mutterkloster,  dem 
Sandstifte  in  Breslau.^  Ueber  die  damalige  Lebensweise  der  Brüder 
berichtet  Ludolf  in  wenigen  aber  recht  bezeichnenden  Worten: 
Als  die  Brüder  von  Naumburg  nach  Sagan,   von   den  Flächen 


^  Emmt  qni  crednnt  congpre^aeionem  hanc  fuisse  ab  inieio  qnandam  pre- 
positoram  ruralem  .  .  erat  plennm  monasteriam  et  eUnstrom  perfectam. 

2  Sicut  et  noviter  in  Witchenowe.  Das  Chorherrenstift  daselbst  ist  1367  ge- 
gründet worden.  S.  meine  Mittheilung  eines  Nekrologs  des  Augustiner- 
klosters  in  Wittingau,  Mitth.  des  Vereins  f.  Gesch.  der  Deutschen  in 
Böhmen  XVII.  IL  Heft,  pag.  220. 

3  SS.  rer.  Sil.  I.  pag.  177,  Note  6. 

*  Autumo  fnisse. 

»  Veneiehnet  im  Cat.  abb.  Sag.  a.  a.  O.  178. 

^  Cat  abb.  Sag,  Fluxerunt  a  fundacione  prima  usque  ad  tempns  abbati- 
sandi  anni  circiter  qnadraginta  duo,  vel  quadraginta  tres,  nam  circa 
annnm  domini  1260  Tel  61  primnm  prepositnra  nostra  yidetur  in  abba- 
tiam  erecta. 

*  Heyne  a.  a.  O.  pag.  509. 


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352 

des  Waldes  in  die  Mitte  des  Volkes  versetzt  wurden^  hatten 
sie  noch  Sitten,  welche  stark  an  die  Wälder  erinnerten.  Ihre 
Lebensweise;  grossentheils  bäuerlich  und  derb,  roch  mehr  nach 
der  Welt  als  dem  Kloster.  Die  Mönche  gaben  sich  entweder 
ein  jeder  einzeln  in  seiner  Zelle  oder  je  zwei  und  zwei,  ohne 
Rücksicht  auf  Zeit  und  Ort  zu  nehmen,  dem  Studium  des 
Trinkens  hin:  ,denn  unter  den  Brüdern  gab  es  mehrere  aus 
Polen,  und  die  letzteren  geben  sich  lieber  mit  dem  Trinken, 
als  dem  Beten  ab^^  Die  Verlegung  des  Klosters  von  Naum- 
burg nach  Sagan  hatte  auch  eine  Vermehrung  des  Besitzes  des- 
selben zur  Folge.  Unter  den  Achten  der  Folgezeit  that  sich 
der  sechste,  des  Namens  Johann  durch  seine  Bauten  hervor.' 
Unter  dem  achten  Abte  Trudwin,  welcher  sich  im  Uebrigen 
auch  um  das  leibliche  Wohl  der  Brüder  grosse  Verdienste  er- 
warb, ^  erfolgte  die  erste  Reform  der  klösterlichen  Zucht,  die 
allerdings  weder  umfassend  genug  gewesen  noch  besonders  tief 
gegangen  ist  und  sich  gar  nicht  mit  jener  vei^leichen  lässt, 
die  ein  Menschenalter  später  von  dem  Abte  Johann  II.  durch- 
geführt wurde.  Indess  schon  die  Anfänge  und  Ansätze  zu  der 
Reform,  die  Trudwin  versuchte,  sicherten  ihm  ein  gesegnetes 
Andenken  im  Kloster.  ,Das  ist*,  sagt  Ludolf,  ,jener  Abt  Trud- 
win, der  nicht  gestattet  hat,  dass  einer  von  den  Priestern  des 
Klosters  in  der  Stadt  die  Beicht  eines  Kranken  höre,  wenn  er 
nicht  auch  den  Leib  des  Herrn  mit  sich  trage;  denn  früher 
sei  es  häufig  vorgekommen,  dass  in  den  Momenten,  in  denen 
der  Priester  die  Beichte  hörte,  der  Begleiter  in  der  Kammer 
daneben  mit  der  Magd  geilte,^  was  durch  die  Anwesenheit  des 
heil.  Sacramentes  verhindert  wurde,  zu  dem  sich  das  Volk 
zahlreich   hinzudrängte^     Die  Strenge   des  Abtes   erregte   den 


>  Fratres  igitar  de  Newlnbnrg  in  Sag^annm,  de  campis  silye  in  medinm 
popnli  translati,  silyestres  adhnc  in  moribns  erant  Stndebant  calicibos 
epotandis  .  .  nam  et  plures  fratrum  Poloni  erant  in  Newinbnrg,  qnornm 
propriom  est,  pIns  bibere  quam  orare. 

>  ErwShlt  1312. 

3  Non  babebat  conyentns  tone  temporis  (Trudwin  f  1347)  nnnm  denarinm 
ad  pitancias  pro  collacione  yel  mensa  sed  erat  qnilibet  frater  feria  secnnda, 
qnarta  et  sabbato  de  mane  in  prandio  ono  pulmento  et  dnobns  oyis  et 
dimidio  caseo  contentns. 

^  Cat  abb.  Sag.  pag.  186  procatnr  in  domo,  die  Uebersetznng  nacb  Stensel, 
Gesch.  Schlesiens  pag.  352. 


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353 

Unwillen  der  Klosterbrüder.  Sie  verklagten  Trudwin,  mehr 
als  zwanzig  Anklagepunkte  wurden  wider  denselben  erhoben. 
Ludolf  selbst  hat  dieselben  noch  gelesen,  sie  hatten  geringe 
Wirkung,  denn  nach  eingehender  Untersuchung,  die  der  Bischof 
von  Breslau  veranlasste,  ward  dem  Abte  in  allen  Dingen  Recht 
gegeben.  Von  Trudwins  Nachfolgern  war  der  erste,  Hermann 
(1347—1351)  ein  Gelehrter,  der  zweite,  Theoderich  (f  1365) 
ein  ausgezeichneter  Landwirth,  ,der  Bauern  und  Höfe  und  das 
Vieh  des  Klosters  eben  so  genau  kannte  als  seine  Brüder  im 
Convente'.  Dessen  Nachfolger  Nicolaus  (f  1376)  strebte  mit 
aller  Macht  nach  der  Infel,  ohne  sie  erreichen  zu  können. 
Nach  seinem  Tode  begann  unter  dem  Abte  Johann  IL  eine 
neue  und  nachhaltige  Reform  der  Klosterzucht,  an  deren  Her- 
stellung auch  jener  Mann  sehr  eifrig  mitgewirkt  hat,  der  dem 
Kloster  in  literarischer  Beziehung  zu  einem  bedeutenden  Rufe 
verhelfen  hat  —  Ludolf. 

Der  Heimatsort  Ludolfs  ist  eben  so  wenig  bekannt,  als 
das  Jahr  seiner  Geburt,  in  der  einen  wie  in  der  anderen  Hin- 
sicht sind  wir  auf  Vermuthungen  angewiesen.  Wenn  Ludolf 
an  einer  Stelle  bemerkt,  dass  er  um  das  Jahr  1372  als  Student 
an  der  Universität  in  Prag  verweilte,  so  wird  man  das  Jahr 
seiner  Geburt  in  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  zu  setzen 
geneigt  sein.  Man  wird  es  eher  vor  1350  als  nachher  ansetzen 
dürfen,  denn  wie  uns  die  Saganer  Klosterchronik  erzählt,  hat 
er  mit  Rücksicht  auf  sein  hohes  Alter  das  Constanzer  Concil 
nicht  besucht.^  Er  nennt  sich  selbst  einen  Sachsen,^  den  säch- 
sischen Dialekt  hat  er,  auch  als  er  in  Schlesien  eine  andere 
Heimat  gefunden,  niemals  verwinden  können,  doch  rühmt  er 
von  sich,  dass  er  sich  trotzdem  den  Leuten  in  Sagan  in  seinen 
Predigten  recht  leicht  verständlich  zu  machen  wusste.^  Sein 
Heimatsort  gehörte  der  Mainzer  Diöcese  an,  denn  wenn  auch, 
sagt  Ludolf,  der  Erzbischof  von  Mainz  seine  hauptsächliche 
Kirche  am  Rheine  hat,  so  gehört  doch  Thüringen  und  Hessen, 


1  Qoia  ipse  yenerandna  pater  senio  et  infinnitatibQs  y&riifl  grayatoa  ad  id 

per  se  accedere  non  yalnit.  Cat  abb.  Sag.  pag.  277. 
^  Ibid.  pag.  231 :  Hie  erat  Saxo. 
'  Hie   igitar   Lndolfns   alienigena   in   lingna    SIesiana    impeditns   etsi   in 

tractatibus  et  locacionibns  ydeoma  Saganense  minus  noyerit,  populo  tarnen 

8X10  per  se  predicans  intelligibiliter  satis  locntns  fuit,   dominus  enim  dat 

verbum  eyangeUzantibns. 


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354 

so  wie  ein  grosser  Theil  des  waldigen  Sachsen  unmittelbar  zu 
seiner  Diöcese.^ 

Die  Matrikel  der  juridischen  Facultät  in  Prag  erw&hnt 
zum  Jahre  1373  eines  Ludolphns  de  Eynbeke  der  sächsischen 
Nation  angehörig,  ebenso  zum  Jahre  1375  eines  Ludolphus 
Robelow.^  Gegen  die  Identität  des  späteren  Saganer  Abtes 
mit  Ludolphus  Robelow  spräche  der  Umstand,  dass  er  im 
Jahre  1375  wohl  kaum  mehr  an  der  Universität  verweilte,  der 
er  schon  vor  der  Loslösung  der  juridischen  Facultät  aus  ihrem 
bisherigen  Verbände  (im  Jahre  1372)  angehört  hatte.  Am 
ehesten  würde  noch  die  Annahme  seiner  Herkunft  aus  Einbeck 
zutreffend  sein,  dieser  Ort  gehört  zum  sächsischen  Gebiete  und 
zur  Mainzer  Diöcese.^ 

Seines  Aufenthaltes  in  Prag  gedenkt  er  an  mehreren 
Stellen.  £i*  sah  noch  den  vollen  Glanz  und  erlebte  die  Blüthe 
dieser  Hochschule  in  den  letzten  Jahren  des  Kaisers  Karl.  Zum 
ersten  Male  erinnert  er  sich  bei  der  Nachricht  von  der  grau- 
samen Wuth,  mit  welcher  die  Husiten  in  Königsaal  gehaust 
haben,  an  die  Zeit,  da  er  in  Prag  verweilte.  Er  gedenkt  des 
reinen  und  erhebenden  Eindrucks,  den  er  erhielt,  wenn  er  von 
dort  aus  das  benachbarte  Stift  besuchte.  Das  kann,  sagt 
Ludolf,  der  Schreiber  dieser  Zeilen  wohl  bezeugen,  dass  er 
niemals  einen  lieblicheren  Tempel  Gottes  gesehen  habe,  als 
dieses  Kloster.  ,E^  war  vor  allen  übrigen  Gotteshäusern  von 
Aussen  und  Innen  so  herrlich  geschmückt,  dass  man  beim 
Eintritt  sowohl  als  beim  Ausgang  unwillkürlich  an  die  Schön- 
heit des  himmlischen  Saales^  gemahnt  wurde^.  Ein  anderes 
Mal^  denkt  er  an  den  Verfall  von  Prag:  ,Wenn  die  Husiten 
diese  Stadt  in  ihren  Schreiben  die  berühmte  nennen,  so  lasse 


1  EpUcopnB  (sie!)  qoippe  Mag^tinensis  etsi  in  Reoo  soam  ecdesiazn  prin- 

cipalem  habeat,  tota  tarnen  Thuringia  et  Hassia  et  magna  pars  Saxonie 

nemoralis  ad  immediatam  diocenim  suam  spectat 
9  Mon.  hist.  nniT.  Prag.  II.  120,  122,  die  Späteren  des  Namens  Lndolf  können 

hier  nicht  mehr  berücksichtigt  werden,  da  Lndolf  damals  nachweisbar 

schon  in  Sagan  lebte. 
3  In  der  Nähe  von  einer  grösseren  Aneahl  Diöcesen,  s.  Spruner,  Handatlas. 

Damm  wird  wohl  der  Umstand:  ein  Ort  in  Sachsen  und  doch  sü  Mainz 

gehörig,  betont. 
*  Ein  Wortspiel:  aula   regia  und  aula  celestis.  Tract  de  long,  schis.  I, 

cap.  116. 
5  Ibid.  lib.  II,  cap.  69. 


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355 

sich  das  jetzt  nicht  yollkommen  rechtfertigend  In  jenen  alten 
Tagen  sei  dies  freilich  ganz  anders  gewesen,  da  habe  die  Stadt 
nicht  des  Ansehens  in  Bezug  auf  Sitte  und  Tugend  und  Wissen- 
schaft entbehrt,  welches  sie  dann  hinterher  verlor,  durch  all 
das,  was  in  derselben  geschehen.  Davon  kann  ich  wohl  — 
sagt  er  —  ein  Sohn  beider  Universitäten,  der  viel  mit  eigenen 
Augen  gesehen,  schreiben.  Ich  war  nämlich  ein  Mitglied  dieser 
hohen  Schule,  da  sie  noch  eine  einige  war  und  als  sie  sich 
nachher  in  zwei  Theile  schied,  gehörte  ich  jenem  an,  welcher 
die  Universität  der  Juristen  genannt  wurde.  Deshalb  habe  ich 
gemeint,  dass  ich  ein  Mitglied  beider  Universitäten  gewesen. 
Wenn  man  sich  erinnert,  wie  es  nun  an  dieser  Hochschule 
aussehe,  so  müsse  man  wohl  in  die  klagenden  Verse  ausbrechen: 

,Carmina  qui  quondam  studio  florenti  pereg^*, 
Flebiles  heu  mestos  cogor  inire  modos.' 

Dem  zu  Folge  hat  er  am  Ausgang  der  Sechziger  und  am  Anfang 
der  Siebenziger  Jahre  des  14.  Jahrhunderts  in  Prag  studirt. 
Denn  nach  dem  Chronicon  universitatis  Pragensis  *  erfolgte  die 
Trennung,  deren  Ludolf  gedenkt,  im  Jahre  1372 ;  in  demselben 
Jahre  erscheint  die  Juristenfacultät  schon  als  Juristenuniversität« 
In  Prag  wirkten  damals  bedeutende  Prediger,  er  mochte  den 
Konrad  von  Waldhausen  noch  gehört  haben,  da  derselbe 
erst  im  Jahre  1369  starb,  nach  dem  Tode  des  letzteren  nahm 
Miliö  von  Kremsier  dessen  Stelle  an  der  Hauptpfarrkirche  im 
Teyn  ein.  Ludolf  war  Baccalar,  als  er  nach  Sagan  kam.^ 
Daselbst  wurde  er  sofort  für  die  Eanzleigeschäfte  verwendet,  er 
lenkte  die  Kanzlei,  selbst  konnte  er  die  Oeschäftsstücke  nicht 
schreiben,  da  er  eine  durchaus  unleserliche  Schrift  hatte.  Dabei 
vernachlässigte  er  jedoch,  wie  er  ausdrücklich  bemerkt,  seine 
Pastoralpflichten  nicht,  er  schloss  sich  sehr  eng  an  den  Abt  an, 
als  derselbe  seine  umfassende  Reform  der  Klosterzucht  vornahm. 


^  Höf  ler,  Geschieh tschr.  d.  hus.  Bewegung  I,  pag.  13.  Anno  domini  1371 
in  die  8.  Georgii  facta  secundum  statuta  universitatis  eleccione  novi 
rectoris  antiquus  rector  scilicet  Nicolaus  Kolpergk  eandem  non  acceptavit. 
Sed  tercio  die  congregati  cum  iuristis  alium  sibi  scilicet  comitem  de 
Bustein  (Bernstein)  in  rectorem  elegerunt.  Die  Zahl  1371  muss  jedoch 
nach  den  Mon.  bist.  univ.  Prag  II.  pag.  28,  58,  85,  119  in  1372  ge- 
ändert werden. 

3  baccalarius  in  decretis.  SS.  rer.  SiL  I,  231. 


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356 

Das  geschah  wie  bemerkt  unter  Johann  IL  (1376 — 1390). 
Derselbe  war  schon  sechzig  Jahre,  als  er  zum  Äbt  gewählt  wurde. 
Trotz  seines  Alters  besass  er  jedoch  eine  seltene  Rüstigkeit, 
wie  er  denn  im  Jahre  1377  die  Reise  von  Sagan  nach  Arrovaise 
—  eine  Entfernung  von  190 — 200  geographischen  Meilen'  — 
ohne  besondere  Anstrengung  zurücklegte.  Freilich  wusste  der 
Abt,  wo  es  Noth  that,  diese  seine  Rüstigkeit  wohl  zu  verbergen, 
zumeist  geschah  dies,  um  sich  lärmenden  Geschäften  zu  ent- 
ziehen. Acht  Jahre  lang  sah  man  ihn,  wenn  er  sich  in  adelige 
Gesellschaft  befand,  mühevoll  am  Stocke  dahinschleichen,  und 
die  ganze  Zeit  hindurch  meinte  man,  sein  Ende  müsse  in  der 
kürzesten  Frist  eintreten.  ^ 

Die  Zeit  des  Missbrauches  mit  den  Annaten  und  päpst- 
lichen Provisionen  ging  auch  an  Sagan  nicht  spurlos  vorüber. 
Johann  IL  war  genöthigt,  eine  Provision  zu  erwerben,  sonst 
hätten  wohl  entweder  er  selbst  oder  seine  Nachfolger  päpst- 
lichen Günstlingen  weichen  müssen.^  Der  Zustand  des  Augustiner 
klosters  war  in  dem  Augenblicke  als  Johann  die  Leitung  des- 
.  selben  übernahm,  nichts  weniger  als  ein  günstiger.  Als  Ludolf 
in  das  Kloster  kam,  fand  er  die  Kloeterzucht  in  förmlicher 
Auflösung.  Er  selbst  hat  uns  in  seiner  Elosterchi*onik  von  den 
Zuständen  in  Sagan  ein  so  beredtes  und  anschauliches  Bild 
entworfen,  wie  wir  es  nur  wünschen  können  und  bei  welchem 
wir  einen  Augenblick  zu  verweilen  gedenken,  weil  es  jene 
Verhältnisse  darstellt,  unter  denen  Ludolfs  umfassendere  Thätig- 
keit  begann.  Den  Verfall  der  Klosterzucht,  meint  er,  habe 
der  Umstand  herbeigeführt,  dass  dem  einzelnen  Mönche  der 
Privatbesitz  nicht  verwehrt  wurde,  ,der  Gebrauch  des  Geldes 
war  schon  seit  langer  Zeit  unter  den  Brüdern  eingebürgert^;^ 
als  man  an  die  Reform  der  Zustände  im  Inneren  schritt,  nahm 


^  Die  Berechnung  nach  Stenzel  in  den  SS.  rer.  Sil.  I.  199. 

2  Ibid.  pag.  200.  Simulavit  se  sepissime  ex  certa  sciencia  conun  dnoibns  et 

militibos  infirmam  et  debilem,  ambalans  ad  octo  annos  in  bacolo  senectotb 

8iie,    ut   haberet   pacem  .  .  .  credentes  eom   minus   fortem  ex  annomm 

numero  et  in  brevi  moriturum. 
'  Hie  primufl  confinnacionem  a  sede  apostolica  vel  pocius  provisionem  ob- 

tinoit,  alias  enim  et  ipse  et  successores  eius  per  reservatarios  graciales 

amoti  Terieimiliter  de  sua  dignitate  fuissent. 
^  Fratrea  habuerunt  usum  pecunie  ....  murmurabant  sibi  cansantes  fieri 

Iniuriam. 


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357 

man  ihnen  dasselbe  unter  hinterlistigem  Verwände  und  dem 
VerBprechen  der  Rückgabe  ab.  Darüber  erhoben  die  Mönche 
natürlich  ein  grosses  Geschrei.  Sie  klagten  laut  über  die  Ver- 
gewaltigung^ die  ihnen  zugefügt  werde.  Der  Verkehr  der 
Mönche  mit  dem  anderen  Geschlechte  war  so  ungezwungen  als 
möglich. 

Vom  Frühmal  bis  in  die  späten  Abendstunden  sassen  die 
Mönche  bei  den  Mädchen  mit  übermässigem  Trinken  beschäftigt 
Die  Refectorien  >  und  die  dazwischen  liegenden  Theile  des 
Hauses  waren  mit  Weibern  angefüllt,  die  hie  und  da  auf  ihren 
Lagerstätten  ruhten.^  Mitunter  hatten  die  Brüder  und  Canoniker, 
die  weiblichen  Umgang  mieden,  vor  der  Menge  der  Weiber 
keinen  Platz,  um  zur  bestimmten  Stunde  ihren  Schoppen  zu 
trinken.  Daher  standen  sie  rings  um  den  warmen  Kamin  und 
tranken  mitten  unter  den  feui'igen  Gesichtern  der  Weiber 
kräftiges  Bier  und  Wein.^  ,0  unerhörte  Sache,  ruft  Ludolf 
aus,  die  Schlange  im  Busen  zu  nähren,  ohne  gebissen  zu  werden, 
das  Feuer  im  Schoosse  zu  hegen,  ohne  zu  verbrennen.  Wahr- 
haftig, entweder  waren  sie  Engel  oder  Sünder.  Aber  höre  nur, 
was  für  Engel!' 

,Es  mochte  wohl  sein,  dass  sie  mitunter  von  den  grossen 
Werken  Gottes  redeten,  aber  sie  brachten  sicher  dabei  die 
Venus  ins  Spiel,  sie  reizten  die  Lust  durch  Winke  und  Zeichen, 
mitunter  sogar  durch  Worte  und  Berührungen,  von  anderen 
Dingen  zu  schweigen'.^  Es  geschah  nicht  selten,  dass  das 
Refectorium  von  den  Mönchen  und  Weibern  als  Tanzsaal  be- 
nützt wurde.^  Dann  kömmt  Ludolf  auf  andere  Laster  der 
Mönche  zu  reden.  ,Gott  weiss,  sagt  er,  dass  ich  nicht  lüge, 
das  Saufen  dauerte  oft  bis  Mittemacht,  so  dass,  wenn  die  Glocke 


1  Erant  ambo  refeotoria  (so  wird  es  woU  lauten  müsseD,  nach  der  Interpunct. 
in  den  S.  S.  rer.  Sil.  müsste  man  refectorium  erwarten)  et  domus  inter- 
media mulieribus  plena  recumbentibus  hinc  inde  per  contubemia  sua. 
(Der  lat  Text  drückt  demnach  die  Sache  yiel  schärfer  aus.) 

^  Positi  itaqne  fuerant  fratres  in  Camino  ignis  carbonum  ardencium  .  .  . 
inter  ignitas  mulierum  facies  cerevisiam  fortem  bibebant  et  vinnm. 

'  Loquebantur  interdnm  forsitan  inter  se  mutuo  dei  magnalia,  sed  venerea 
miscebantur,  aperiebantnr  singnis  et  nutibus  concupiscencie  animomm  et 
aliquando  verbis  et  tactibus,  ut  de  ceteris  sileam,  clarissime  prodebantur. 

*  Pag.  201  ut  in  tesümonium  magne  levitatis  et  vanitatis  in  novis  missis 
fratrum,  mulieres  cum  viris  haberent  in  refectorio  eolacium  corearum. 


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358 

zur  Mette  ertönte^  sich  die  Säufer  noch  nicht  zur  Ruhe  gelegt 
hatten.  Auf  derlei  Dinge  verwandten  die  Mönche  das  Qeld, 
während  ihnen  nicht  selten  das  Mönchsgewand  fehlte.  Ludolf 
kannte  einen^  der  allein  auf  das  Zutrinken,  das  er  den  ange- 
kommenen Mägden  zu  Ehren  veranstaltete,  an  einem  einigen 
Tage  drei  Groschen  verprasste. 

Wir  müssen  es  uns  versagen  auf  weitere  Einzelnheiten 
einzugehen,  es  gentigt  zu  bemerken,  dass  die  wichtigsten  klöster- 
lichen Gebräuche  nicht  mehr  beobachtet  wurden  und  die  Mönche 
sich  die  grösste  Willkür  erlaubten.  Habsucht  und  sittliche 
Verkommenheit  hatten  den  grössten  Theil  von  ihnen  völlig  um- 
strickt.* Der  Abt  Johann  hat  die  Reform  des  Klosters  v<Hn 
Jahre  1383  an  in  eben  so  umsichtiger  als  energischer  Weise 
durchgeführt.  Nur  eine  äusserst  geringe  Zahl  von  Mitbrüdem 
stand  ihm  hiebei  zur  Seite.  Ludolf  nennt  namentlich  drei,  den 
einen  von  ihnen,  Nicolaus  Frankenstein,  machte  der  Abt  zum 
Prior,  den  zweiten,  den  Bruder  Mathias  zum  Propst  und  einen 
dritten,  dessen  Name  nicht  genannt  wird,  zum  Subprior.  Wir 
werden  nicht  irre  gehen,  wenn  wir  in  dem  letzteren  Ludolf 
sehen,  der  sich  aus  Bescheidenheit  nicht  nennt^  Man  kann 
dies  auch  aus  dem  Umstände  ersehen,  dass  es  eben  die  drei  sind, 
welche  nacheinander  die  Abtswürde  in  Sagan  erlangt  haben. 
Diese  trugen,  wie  Ludolf  sagt,  des  Tages  Last  und  Hitze  und 
den  Hass  der  übrigen  Mitbrüder,  man  nannte  sie  Neuerer  und 
Wühler  und  Leute,  die  den  guten  Ruf  der  Brüder  und  lobens- 
werther  Frauen  schänden.  Der  bestgehasste  unter  ihnen  war 
jedoch  Ludolf,  mit  dem  die  unzufriedenen  Mönche  weder 
sprechen  noch  verkehren  noch  gemeinschaftlich  arbeiten  wollten, 
sie  trugen  gegen  ihn  eine  Anzahl  von  Anklagepunkten  zu- 
sammen, um  ihn  von  dem  Amte  eines  Subpriors  zu  entfernen, 
was  ihnen  jedoch  nicht  gelungen  ist,  Ludolf  blieb  sieben  Jahre 
und  eben  so  viele  Wochen  in  seinem  Amte.'    Der  Abt  hatte 


<  Heyne,  Gesch.  des  Bisthums  Breslau  ü.  780. 

3  Erant  aatem  execatores  reformacionum  istarom  precipne  frater  Nicolans 
Frankinstein,  quem  piiorem,  frater  Mathias,  qaem  prepositam  et  quid  am 
alter,  quem  suppriorem  fecit 

3  Inviderunt  eis  et  presertim  uni  eoram  fratres  tarn  hostiliter,  ut  quidam 
nee  sibi  loqui,  nee  sibi  conversari  nee  coUaborare  vellent  .  .  Obtulemnt 
contra  eom  articulos  multos,  ut  eam  ab  officio  supprioratus  removerent, 
sed  . .  usque  ad  septem  annos  et  totidem  septimanas  in  officio  sno  permansit 


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359 

ihm  seine  besondere  Gunst  zugewendet^  was  den  Neid  nicht 
weniger  aus  den  älteren  Priestern  erregtet 

Johann  II.  den  man  —  nicht  gerade  w^en  seiner  Diok- 
leibigkeit^  denn  er  war  im  Gtegentheil  recht  mager^  als  viel- 
mehr wegen  seines  Reichthums  an  Wissenschaft  und  Erfahrung 
,den  Dicken^  genannt  hat,  war  auch  ein  vortreflFHcher  Wirth. 
Es  gelang  ihm  nicht  nur  eine  ziemlich  bedeutende  Schuld  in 
kurzer  Frist  abzutragen,  sondern  auch  noch  Erwerbungen  an 
Landbesitz  und  sonstigem  Klostergut  zu  machen.^ 

Nach  seinem  Tode  gelangten  —  ein  Umstand,  welcher 
die  Verwunderung  Ludolfs  hervorrief  —  jene  Männer  zur  Abts- 
würde, die  ob  ihres  Antheils  an  der  Reform  des  Klosters  mehr 
gehasst  als  geliebt  waren.^  Ludolf  kann  das  nur  der  Ein- 
wirkung Gottes  selbst  zuschreiben.  Nicolaus  II.  von  Franken- 
stein starb  noch  in  demselben  Jahre.  Ihm  folgte  der  Propst 
zum  heil.  Geiste  Mathias  durch  päbstliche  Provision.  Denn 
die  Mehrheit  der  Stimmen  hatte  er  von  Anfang  an  nicht  er- 
reichen können  und  nur  dadurch,  dass  nach  der  Beendigung 
des  Scrutiniums  ihm  noch  einige  Brüder  ihre  Stimme  gaben, 
wurde  er  gewählt.  Dieser  uncanonische  Vorgang  erforderte 
die  Dispens  des  päbstlichen  Stuhles.  Ludolf  erzählt  nicht  viel 
des  rühmenswerthen  aus  der  Geschichte  dieses  Abtes,  wie  es 
scheint,  hat  er  von  vom  herein  an  seiner  Fähigkeit,  die  Ge- 
schicke des  Klosters  zu  lenken,  gezweifelt  und  ihm  aus  diesem 
Grunde  bei  der  Wahl  seine  Stimme  verweigert.^  Die  Versuche 
dieses  Abtes,  die  Reformen  Johanns  IL  noch  weiter  zu  führen, 
schlugen  fehl,  es  fehlte  ihm  selbst  an  der  nöthigen  Beständig- 
keit und  während  er  von  den  Brüdern  die  stricteste  Befolgung 


^  Fratri  Ludolfo  ultra  mnltos  sacerdotes  tribnit,  nonnollis  canonicis  id 
egre  ferentibns  et  moleste. 

2  Von  seiner  Sparsamkeit  erzählt  Ludolf  eine  köstliche  Probe:  Seinem 
Bruder,  der  ihn  in  dringender  Weise  um  ein  (beschenk  anging,  gab  er 
zwei  Paar  alte  Stiefel.  Ueber  seine  Erwerbungen  siehe  Stenzel  in  den 
S.  S.  rer.  Sil  I.  203  und  Heyne  a.  a.  O.  pag.  781. 

3  Erat  incredibile  et  yidebatur  multis  impossibile  hunc  Nicolaum  et  succes- 
Sorem  eins  Mathiam  et  quendam  alium  abbatizare  unquam  in  Sagano 
ex  eo,  quod  correctores  abusionum  .  .  fratribus  essent  non  favori  sed  odio. 

*  Erat  tuno  quidam  frater  (dies  ist  meistens  die  Weise,  wie  Ludolf  von  sich 
spricht)  qui  nee  volens  eligere  hunc  vel  alium  voci  sue  renunciavit,  non 
tarnen  in  publico  et  hoc  ex  causa,   sed  coram   scrutatoribus   et  notario 
in  occulto. 
Archiv.  Bd.  LX.  U.  Hilft«.  24 


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360 

der  Regeln  verlangte,  zog  er  sich  selbst  durch  Jähzorn  und 
Ungeduld  das  Missfallen  seiner  Mitbrüder  zu.^  Ohne  Wissen 
des  Conventes  borgte  er  vom  Herzog  von  Sagan  200  Mark, 
welche  das  Stift,  wie  Ludolf  sagt,  nicht  zurück  gezahlt  hatte, 
wäre  nicht  eben  der  Herzog  Gläubiger  gewesen.  Mit  diesem 
wollte  man  natürlich  in  keinen  Streit  gerathen.  Auch  der  Auf- 
wand des  Abtes  und  sein  Hochmuth  gab  zu  Klagen  vielfachen 
Anlass,  wenn  er  länger  gelebt  hätte,  wäre  das  Kloster  in  tiefe 
Verschuldung  gerathen.^  Er  starb,  als  er  die  Zurüstungen  zu 
einer  Reise  nach  Rom  traf,  am  6.  October  1394. 

Die  Wahl  —  sie  war  diesmal  einstimmig  —  fiel  auf  den 
Stiftsprediger  Nicolaus  von  Oppeln,^  der  die  hohe  Würde  jedoch 
ablehnte.  Das  Capitel  wählte  nun  auf  dem  Wege  des  Com- 
promisses  Ludolf  zum  Abte.  Ludolf  erzählt  von  einem  Traum- 
gesicht, welches  ihm  die  Nacht  vor  seiner  Wahl  geworden  und 
das  ihm  nach  sachgemässer  Erklärung  ein  Vorzeichen  der 
kommenden  Dinge  zu  sein  schien.  Im  Schlafe  erschien  ihm 
nämlich  sein  leiblicher  Bruder  mit  trauriger  Miene  ein  Gefäss 
mit  Wasser  auf  der  Schulter  tragend  und  klagend,  dass  ihm 
die  Last  zu  schwer  sei.  Als  Ludolf  ihn  zu  trösten  versuchte, 
setzte  ihm  jener  das  Gef^s  vor  die  Füsse  mit  den  Worten: 
,Ich  vermag  es  nicht  zu  tragen,  versucht  ihr  es  denn^  Elaum 
war  Ludolf  vom  Schlafe  erwacht,  so  hörte  er,  dass  der  Er- 
wählte —  sein  Bruder,  aus  demselben  Schoosse  (demselben 
Orden  nämlich)  entsprossen,  von  demselben  Vater  gezeugt  (von 
demselben  Abte  nämlich  mit  dem  Klostergewande  bekl^det 
und  angenommen)  an  seiner  Thüre  poche.  Als  ihm  Ludolf 
geöffnet  hatte,  erklärte  er  diesem,  dass  er  die  Wahl  nicht  an- 
zunehmen vermöge.  Nicolaus  erhielt  hierauf  von  dem  Capitel 
das  Recht,  jene  Personen  zu  bezeichnen,  welche  die  Neuwahl 


1  OFdinis  namqae  in  aliis  rigorosns  execntor,  in  se  ipso  non  magnnm 
exemplnm  perfeccionis  ostendit,  sed  sessionibns  et  dormicionibus  deditns 
per  iram,  instabilitatem  et  impacienciam  displicenciam  suomm  canoni- 
corum  incurrit.     Corrig^batnr  caritative  et  non  profuit  .  . 

^  Si  longo  superyixisset  tempore ,  indebitata  fnisset  forsitan  eccleaia  nostra 
▼aide. 

'  Vacante  monasterio  .  .  .  facto  sermone  latino  in  eapitalo  et  inTocata 
Spiritus  sancti  gracia  ut  est  moris  elegenint  fratres  nnanimiter  fratrem 
Nicolaom  de  Opil  predioatorem  qnasi  per  modom  inspiradoms  acclamantes 
omnes.    Vgl  Heyne  a.  a.  O.  pag.  783. 


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361 

vorzunehmen  hatten;  er  wählte  nun  solche  Männer  aus^  die 
Lndolf  zum  Abte  erkoren.  In  edler  Bescheidenheit  zweifelt 
der  Neugewählte^  der  schon  vier  Jahre  nach  seiner  Wahl  über 
den  Vorgang  Bericht  erstattete,  an  der  Hinlänglichkeit  seiner 
eigenen  Kräfte.  Das  Gefäss  mit  Wasser,  dieser  Kelch  des 
Herrn  sei  zu  gefüllt,  die  Abtswürde  voller  Sorgen,  voll  von 
Mühsal  und  Beängstigung  und  wenn  sie  leichtsinnig  geführt 
wird,  voll  von  Gefahren  und  Sünden.  Er  denkt  an  das  Ge- 
räusch der  hohen  Herrn,  der  Ritter,  Bürger  und  Bauern,  der 
Brüder  und  Hausgenossen  und  findet  das  Wasser  in  seinem 
Gefässe  zu  hoch  und  das  Gewoge  in  demselben  zu  stark. ^ 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  Ludolfs  Sorge 
bei  der  Uebernahme  seiner  verantwortungsvollen  Würde  durch- 
aus gerechtfertigt  war.  Er  hat  dieselbe  in  einer  schwülen  und 
gewitterschwangeren  Zeit  angetreten.  Ein  Schisma,  wie  es  die 
katholische  Welt  bis  dahin  noch  nicht  gesehen,  warf  ängstliche 
Gemüther  in  ein  Meer  von  Zweifeln  und  selbst  beherztere 
Männer  wie  Ludolf  grämten  sich  Tag  und  Nacht  über  das- 
selbe, 2  dann  begann  in  der  nächsten  Umgebung  im  böhmischen 
Lande,  ja  in  Schlesien  selbst  jene  tiefe,  religiöse  Bewegung, 
die  sich  zum  guten  Theile  auch  gegen  das  Klosterleben  als 
solches  gerichtet  hat.  Nichts  desto  weniger  genoss  Sagan  unter 
Ludolf  mehr  als  jemals  früher  die  Segnungen  des  Friedens. 
Mehrere  Umstände  wirkten  in  dieser  Beziehung  zusammen. 
Zunächst  war  es  ein  Verdienst  der  verwittweten  Herzogin 
Hedwig,  die  dem  Kloster  geneigt  war,»  dann  hatten  auch  die 
inneren  Kämpfe,  von  denen  die  ältere  Geschichte  des  Klosters 
so  viel  zu  erzählen  weiss,  aufgehört.  Was  in  früheren  Tagen 
nur  selten  vorkommen  mochte,  Abt  und  Brüder  gingen  in 
ihren  Bestrebungen  Hand  in  Hand,  ja  es  kommt  vor,  dass  die 
letzteren  bei  einer  Pestgefahr  den  Abt  flehentlich  bitten,  sein 
kostbares  Leben  nicht  auf  das  Spiel  zu  setzen  und  Sagan  zu 


^  Gravis  est  ad  portandum  hec  genila  aquarum,  sonus  in  eam  flactnanrinxn 
dominomm,  militiiin,  civiam  et  rusticoram.  Cat.  abb.  Sag.  pag.  2S1. 

^  Cat.  abb.  Sag.  pag.  262:  De  quo  scismate  prefatns  pater  die  noctuque 
valde  dolens  .... 

'  Ib.  234.  Eo  tempore  principabatnr  Saganensi  districtni  venerabtÜs  domin» 
Hedwigis,  relicta  »enioris  ducis  Henrici  eratqne  pax  congrua  et  mona« 
ateno  et  civibas  et  toti  patrie,  qnoniam  mnlti  propter  reverenciam  tante 
domine  rapinis  et  spolüs  pepercere  .... 

24* 


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362 

verlassen.  Endlich  war  auch  Ludolf  der  Mann;  wie  ihn  sein 
Posten  verlangte,  er  hatte  aus  der  Geschichte  seines  Vorgängers 
kennen  gelernt,  wie  schwierig  die  Stellung  des  Abtes  wird, 
sobald  sich  derselbe  von  den  übrigen  Mönchen  abschliesst  und 
in  einseitiger  Weise  von  den  letzteren  allein  sorgsame  Befol- 
gung der  Elosterregel  verlangt,  für  seine  eigene  Person  aber 
von  derselben  entbunden  zu  sein  meint  ^ 

Was  seinen  Verkehr  mit  den  Klosterbrüdern  anbelangt, 
so  hat  er  selbst  einige  bezeichnende  Andeutungen  gemacht,  die 
vollständig  ausreichen,  um  seinen  Charakter  nach  dieser  Seite 
hin  zu  zeichnen.  Was  der  erste  Fortsetzer  der  Klosterchronik 
mehr  als  ein  halbes  Jahrhundert  später  über  denselben  Q^en- 
stand  berichtet,  ist,  wie  schon  Lorenz  bemerkt  hat,  ^  mit  einiger 
Vorsicht  aufzunehmen.  Der  Fortsetzer  schildert  Ludolf  als 
einen  viel  strengeren  Mann,  als  der  er  thatsächlich  erscheint 
£r  verstand  es  vielmehr  eben  durch  seine  Milde  sich  bei  den 
Brüdern  beliebt  zu  machen.  ^  Selbst  den  gleichfalls  in  Sagan 
ansässigen  Minderbrüdern  sah  er  Manches  durch  die  Finger, 
denn  eine  fromme  Eintracht  ist  zur  Ehre  Gottes  und  zur  Er- 
bauung des  Volkes  von  grösserem  Nutzen,  als  ein  yrig^roser' 
Streit.  Nicht  selten  hat  er  in  der  Earche  der  Minderbrüder 
gepredigt  und  die  Interessen  derselben  auch  auf  der  Kanzd 
der  eigenen  Kirche  nach  seinem  besten  Vermögen  gefördert 
Von  Zeit  zu  Zeit  lud  er  sie  zu  Gaste. -^  Da  Ludolf  die  Kloster- 
chronik, in  der  er  dies  von  sich  selbst  sagt,  im  Jahre  1398 
abgefasst  hat  und  es  anderweitig  bekannt  ist,  dass  er  mehrere 
Schriften  gegen  die  Bettelmönche  geschrieben,^  so  mochte  sich 


^  Ordinia  namque  in  aliis  rigorosus  executor  in  se  ipso  non  ma^nm 
exemplnm  perfeccionis  ostendit  ....  Corrigebatnr  caritaUre  et  non 
profnit  .  .  .  wie  oben. 

2  Geschichtsqaellen  a.  a.  O.  pag.  226. 

'  Daher  auch  der  Tadel  gegen  seinen  Vorgänger :  Affabilis  .  .  .  sed  fratri- 
bus  se  minus  acceptam  fecit 

*  Com  istis  semper  pacem  habuit  et  quidquid  in  eis  dissimulare  potoit 
diflsimolans  eos  et  eonun  ecclesiam  sepias  pro  consequenda  elemosina  in 
eoclesia  nostra  promovit  ipsoaque  nonnnmquam  ad  prandiam  invitarit, 
cessitque  magis  in  landem  dei  et  edificacionem  popnli  eomm  pia  in 
Christo  concordia  quam,  nt  assolet  fieri,  contenoio  rigorosa.  Cat 
pag.    232. 

B  8.  Stensel  in  den  SS.  rer.  Siles.  I.  pag.  193,  Note  3.  Etwas  nfiberes 
über  diese  Streitschriften  habe  ich  leider  nicht  erfahren  können. 


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363 

sein  Verkehr  mit  den  Minoriten  von  Sagan  in  den  späteren 
Jahren  etwas  unfreundlicher  gestaltet  haben. 

Von  seiner  Milde  gegen  die  Klosterbrüder  sagt  er,  dass 
er,  so  sehr  er  nur  immer  konnte,  um  der  Eintracht  derselben 
willen  seine  Herrschaft  gemildert  habeJ  Er  habe  desw^en 
von  vielen  Dingen  keinen  Gebrauch  gemacht,  die  ihm  sonst 
zugestanden  wären.  So  oft  er  nur  immer  konnte,  weilte  er  in 
ihrer  Mitte,  sei  es  im  Chore  oder  im  Refectorium,  es  musste 
ein  ganz  besonderer  Änlass  vorhanden  sein,  wenn  er  getrennt 
von  ihnen  seine  Mahlzeit  einnahm.  Von  seiner  Fürsorge  für 
ihr  leibliches  Wohl  wusste  man  noch  später  im  Kloster  viel 
rühmenswerthes  zu  berichten,  er  Hess  ihnen,  heisst  es  in  der 
Klosterchronik,  was  sie  brauchten,  in  vollkommen  ausreichen- 
dem Maasse  darbieten,  er  selbst  trat  wohl  gelegentlich  in  die 
Küche  und  sandte,  wenn  er  die  Menge  der  Speisen  nicht  aus- 
reichend fand,  den  Koch  in  die  Fleischbank.^ 

Dagegen  sah  er  mit  grosser  Strenge  auf  die  genaue  Ein- 
haltung der  Kirchenzucht.  Der  Mönch  sollte  namentlich  von 
jenen  Fehlem  frei  sein,  die  das  grösste  Aergemiss  den  Gläu- 
bigen verursachen.  Geschlechtliche  Ausschreitungen  der  Mönche 
hasste  er  ganz  besonders  und  strafte  sie  in  scharfer  Weise.  ^ 
Nicht  minder  waren  ihm  Vergehen  gegen  den  angelobten  Ge- 
horsam verhasst.  Von  seinem  Verfahren  gegen  einzelne  Mönche, 
die  sich  der  genannten  Vergehen  schuldig  machten,  erzählt  die 
Klosterchronik  einige  recht  bezeichnende  Fälle.  ^  Seine  Strenge 
in  dieser  Beziehung  scheint  sprichwörtlich  geworden  zu  sein. 
Einer  seiner  Freunde,  der  Augustiner  Tylemann  von  Breslau, 


^  Quantum  enim  potuit,  semper  pro  concordia  inter  fratres  habenda  suum 
regimen  temperavit,  propter  quod  eoiam  multis,  que  sibi  alias  licuissent, 
usus  non  fuit  S.  Cat.  abb.  Sag.  pag.  232. 

3  Fratribus  habunde  necessaria  ministravit,  per  se  frequencius  coquinam 
intrans  et  quantum  pro  fratribus  priusquam  pro  se  ad  ignem  applicatum 
foret,  inquisivit  et  si  quantum  minas  sibi  Visum  fait,  mox  coquum  aut 
coquinarium  ad  maccella  misit.  Cat.  pag.  258. 

>  Die  einzeUien  Belege  dafür  in  dem  Cat.  abb.  Sag.  pag.  261:  Etsi  cuncta 
vicia  persequi  nitebatur,  mazirae  tamen  incontinenciamy  que  pre  ceteris 
viciis  statum  religionis  maxime  dehonestat  et  scandalum  pusillornm  adducit. 

*  Cat.  abb.  Sag.  a.  a.  O.  pag.  261.  Jobannem  Greyffenberg  de  incontinencia 
saspectum  ex  nimia  familiaritate  cuiusdam  mulieris  acriter  in  capitulo 
(disciplinavit)  .  .  Dann  der  Vorgang  gegen  den  Mönch  Jacob  Csswecke  \ 
Vergehen  gegen  den  Gehorsam  ibid.  pag.  263. 


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364 

der  einerseits  Ludolfs  Liebe  zu  den  Mönchen,  andererseits 
dessen  Strenge  gegen  die  Ausartungen  derselben  kannte,  hat 
diesem  Umstände  folgende  Verse  gewidmet: 

Ludolphns  Saxo  simiiis  per  omnia  taxo^ 
Non  verbis  ungit,  sed  verberibus  dare  poDgit. 

Trotz  dieser  Strenge  war  man  in  Sagan  mit  Ludolfs  Herr- 
schaft sehr  zufrieden,  einige  Opposition  fand  er  erst  in  seinen 
letzten  Lebensjahren  ^  und  selbst  diese  war  schwach  und  traute 
sich  nicht  offen  aufzutreten. 

Unter  so  glücklichen  Bedingungen  gelangte  Sagan  zu 
hoher  Blüthe.  Damals  —  so  lässt  sich  die  Klosterchronik  ^ 
vernehmen  —  hatte  Sagan  einen  grossen  und  berühmten  Namen 
in  allen  Ländern  der  Erde,  so  dass  viele  Leute  ob  des  Rufes 
dieses  ehrwürdigen  Abtes  die  Klosterkutte  anzogen.  Für  die 
Kirche  und  das  Kloster,  fiir  die  Bücherei  und  die  kirchlichen 
Gewänder  sorgte  er  in  sehr  eifriger  Weise.*  Aber  auch  um 
den  Zustand  der  Besitzungen  des  Klosters  hat  er  sich  nicht 
wenig  gekümmert.  £r  kannte  die  einzelnen  Bauern  in  den 
zum  Stift  gehörigen  Ortschaften  und  ihre  Eigenschaften  sehr 
genau.  ^  Um  in  die  Besitz  Verhältnisse  desselben  eine  feste 
Ordnung  zu  bringen,  legte  er  ein  sorgfaltig  ausgearbeitetes 
Verzeichniss  der  Besitzungen  des  Klosters  an  und  verzeichnete 
die  dem  letzteren  in  den  einzelnen  Ortschaften  zustehenden 
Rechte.  Dieses  Register,  schön  auf  Pergament  geschrieben, 
findet  sich  unter  dem  Namen  des  liber  niger  im  Archive  zu 
Liegnitz.^   Vielleicht  ist  während  dieser  praktischen  Thätigkeit 

1  Taxo  nach  Steozels  Erklärung  von  taxoB,  Eibenbaum,  hier  wegen  seine« 
zähen,  harten  Holzes  mit  den  stacheligen  Nadeln  zum  blutig  geissein 
gewählt. 

2  Habuit  namque  iste  pater  .  .  .  generacionem  iustorum  et  generacionem 
pravam  .  .  .  Continebat  eciam  .  .  .  oves  morbidas  .  .  sed  hoc  latebat  ex 
parte  prefatum  venerandum  patrem,  precipue  cum  senio  et  infirmitatibas 
.  .  confectus  esset,  ibid.  pag.  262. 

3  Ibid.  pag.  268. 

*  Ibid.  pag.  261:  Construxit  quoque  capellam  .  . .  elevando  et  constmendo 
simul  liberiam.  Cellaria  similiter  tempore  sno  constructa  sunt.  Multos 
libros  durabiles  in  pergamono  et  partim  in  papiro  comparavit  .  .  . 

^  Ibid.  pag.  2Ö8. 

^  Nach  einer  Mittheilung  des  Archivsecretärs  Dr.  Korn  bei  Heyne  a.  a.  O. 
II.  pag.  786  Note  2. 


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365 

des  Abtes  in  demselben  zuerst  der  Wunsch  erwacht,  eine 
zusammenhängende  Geschichte  des  Klosters  zu  schreiben.  An 
analogen  Fällen  fehlt  es  nicht.  Das  Bemühen  um  die  Ord- 
nung der  Besitzverhältnisse  in  Eremsmünster  hat  einstens  in 
ähnlicher  Weise  den  Grosskelleimeister  Sigmar  bewogen,  eine 
Darstellung  der  Entwicklung  seines  Klosters  zu  geben.  ^  Neue 
Ei-werbungen  von  Grund  und  Boden  wurden  unter  Ludolf 
nur  in  äusserst  geringfügigem  Maasse  gemacht;  Ludolf  erkaufte 
die  zweite  Hälfte  des  Dorfes  Quielitz  (eine  Meile  von  Glogau).^ 
Dagegen  wäre  es  ihm  ein  leichtes  gewesen,  die  Infel  zu  er- 
langen, sie  wurde  ihm  um  den  Preis  von  fünfzig  Gulden  ange- 
boten, er  lehnte  sie  zum  Theil  aus  religiösen  Bedenken,  zum 


^  S.  die  Kremsmünsterer  Geschichtsquellen  (Wien  1872)  pag.  IX  ff. 

^  S.  den  Cat  abb.  Sag.  a.  a.  O.  pag.  250,  wo  die  betreffenden  Urkunden 
von  Stenzel  erwfihnt  werden,  vgl.  Heyne  a.  a.  O.  IL  784.  Zur  Vervoll- 
ständigung theile  ich  einige  Auszüge  von  Urkunden  mit,  die  sich  im 
schles.  Provinzialarchiv  finden,  und  deren  Kenntniss  ich  dem  Herrn  Prof. 
Dr.  C.  Grünhagen  verdanke.  Sie  haben,  wie  Prof.  Grünhagen  bemerkt, 
wenig  historischen  Inhalt  und  beanspruchen  nur  wegen  der  Persönlichkeit 
des  Abtes  Ludolf  ein  grösseres  Interesse: 

1396  Jan.  31.  Abt  Ludolf  über  einen  Zins  in  Diebau.  Orig.  mit  Abts- 
siegel 175. 

1397  Dec.  22.  Abt  Ludolf  über  einen  Zins  in  Siegersdorf.  Orig.  Siegel 
verloren  177. 

1398  Juni  1.  Abt  Ludolf  über  einen  Zins  an  die  Krankenanstalt  des  Stiftes. 
Orig.  mit  Abtssiegel  179. 

1401  Dec  12.  Abt  Ludolf  über  einen  Zinsverkauf.  Orig.  mit  Abtssiegel  185. 

1402  o.  T.  Abt  Ludolf  über  einen  Zinsverkauf  in  Lentschen.  Orig.  mit 
Abtssiegel  186. 

1405  Oct.  4.  Abt  Ludolf  verleiht  einen  Fischteich  in  Neuenwalde.  Orig. 
mit  Abtssiegel  201. 

1407  Sept.  25.  Abt  Ludolf  über  einen  Verkauf  in  Kaikreuth.  Orig.  mit 
Abtssiegel  209. 

1408  April  1.  Abt  -Ludolf  über  einen  Verkauf  zu  Diebau.  Orig.  mit  Abts- 
siegel 212. 

1411  Jan.  6.  Abt  Ludolf  über  einen  Verkauf  zu  Schönbom.  Orig.  mit 
Abtssiegel  221. 

1414  März  3.  Abt  Ludolf  über  einen  Verkauf  zu  Kaikreuth.  Orig.  mit 
Abtssiegel  225. 

1414  Aug.  26.  Abt  Ludolf  über  einen  Verkauf  zu  Rengersdorf.  Mit  Abts- 
siegel 229. 

1416  Jan.  1.  Abt  Ludolf  über  einen  Verkauf  zu  Reichenbach.  Büt  Abts- 
siegel 235. 

1417  Oct  3.  Abt  Ludolf  für  das  Spital  des  Stiftes.    Mit  Abtssiegel    242, 


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366 

Theil  auB  praktischen  Gründen  ab.'  Er  weigerte  sich  über- 
haupt, wie  es  auch  schon  seine  Vorgänger  im  Amte  gemacht 
hatten,  Zahlungen  an  die  päpstliche  Curie  zu  leisten  und  fand 
für  sein  Verhalten  einen  so  triftigen  Grund,  dass  selbst  die 
Curie  keine  Einwendungen  erheben  konnte.^  Trotz  des  ruhigen 
Verkehrs;  den  Ludolf  sowohl  mit  den  Mönchen  seines  Klosters, 
als  auch  mit  den  Minoriten  in  Sagan  pflegte,  fehlte  es  seiner 
Regierung  doch  keineswegs  an  mannigfachen  Sorgen  und  Be- 
drängnissen. Man  kann  hiebei  zunächst''  von  elementaren  Er- 
eignissen absehen,  wie  z.  B.  von  der  grossen  Krankheit,  die 
schon  im  ersten  Jahre  seiner  Regierung  in  Sagan  wüthete  und 
,eine  Säule  seines  Klosters'  —  den  Bruder  Peter  von  Liegnitz 
hinwegraflte.  Seine  Sorgen  und  Bedrängnisse  waren  eine  Folge 
seines  Eifers,  mit  welchem  er  gegen  jede  Verletzung  der  kirch- 
lichen Zucht  einschritt,  dann  seines  persönlichen  Antheils  an 
der  geistigen  Bewegung  seiner  Zeit  und  endlich  der  Zerwürf- 
nisse, in  welche  er  mit  den  Bürgern  von  Sagan  und  dem  Her- 
zoge Johann  gerieth.  Was  den  ersten  Punkt  anbelangt,  so  ist 
über  denselben  bereits  einiges  angemerkt  worden. 

Auch  an  der  geistigen  Bewegung  seiner  Zeit  hat  Ludolf 
einen  sehr  regen  Antheil  genommen.  Ein  treuer  und  warmer 
Anhänger  der  bestehenden  Ordnung  trat  er  allen  Neuerungen 
mit  grosser  Entschiedenheit  entgegen.  Um  die  Wende  des 
14.  Jahrhunderts  in  der  Zeit  als  in  Böhmen  Wicliffs  Lehren 
Eingang  fanden,  standen  auch  in  den  benachbarten  Ländern 
in  Mähren  ^  und  Schlesien  einzelne  Sectirer  auf.  Im  Jahre  1398 


>  Haie  Tiro  quidam  cartesanorum  obtalit  se  ei  et  saccessoribas  suis  im- 
petratoram  infulam  .  .  .  ita  quod  ipse  abbas  penes  qaendam  civem  ibidem 
qoinqaaginta  florenos  deponeret  ipsi  impetratori  pro  suis  laboribus  reser- 
vandos,  at  iUe  noluit. 

3  Abbas  in  Sagano  niehil  habet  speciale  pro  camera  sua  sed  omnia,  quo 
sublevat  communitatis  sunt  .  .  ab  illis  enim  dignitatibus,  que  speciales 
habent  redditus,  tollit  quod  suum  est  apostolicus. 

'  Der  Cod.  II.  IV.  2  der  Olmtttzer  Studienbibliothek  enthält  aus  dieser 
Zeit  den  Widerruf  von  18  Artikeln:  Iste  sunt  proposiciones  false,  erronee 
et  heretice  per  me  fratrem  Wilhelmum  de  Hildemissen  (I).  Ein  Ver- 
seichniss  solcher:  Articuli  erronei  secte  Waldensium  enthält  auch  der 
Cod.  I.  VII.  32,  besonders  ausführlich  der  Cod.  unv.  Prag.  XUI.  E.  7. 
FoL  17ö.  Die  Artikel  Stephans  stimmen  mit  den  daselbst  angefahrten 
mehrfach  überein,  so  heisst  es  auch  in  den  letzteren:  Item  omne  iani' 
mentum  credunt  esse  mortale  peccatum.  Item  negant  purgatorinm!  Audiunt 


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367 

wurde  in  Breslau  ein  solcher  Namens  Stephan  in  mehr  als 
50  Artikeln  des  Irrthums  der  Lehre  geziehen.  Seine  Artikel,« 
von  denen  die  Saganer  Elosterchronik  einzelne  anführt,  stimmen 
indess  weniger  mit  den  irrigen  Sätzen  WicliffS;  als  vielmehr 
mit  den  Artikeln  der  Waldesier  überein,  wie  man  dieselben 
in  Handschriften  des  ausgehenden  14.  Jahrhunderts  ziemlich 
häufig  findet. 

Ein  besonderer  Gelehrter  ist  der  Sectirer  nicht  gewesen, 
er  gab  nach  dem  Fortsetzer  der  Chronik  Ludolfs  auf  kein 
Argument  eine  passende  Antwort.  Alle  Versuche,  ihn  zu  wider- 
legen, scheiterten  an  seinen  Entgegnungen,  und  da  er  keine 
anderen  Beweise  gegen  sich  gelten  Hess  als  solche,  die  der 
heiligen  Schrift  entnommen  waren,  so  behauptete  er  sich  selbst 
gegen  gelehrte  Männer,  von  denen  einzelne  durch  seine  vor- 
sichtigen Antworten  bewogen  ihn  vor  dem  Bischöfe  entschul- 
digten. Der  letztere  rief  endlich  den  Abt  Ludolf  herbei,  um 
mit  dem  Sectirer  zu  disputiren.  Dieser  erschien  mit  dem  Stifts- 
capitular  Johann  von  Sternberg  aus  Sagan  in  Breslau,  gegen 
diese  beiden  Männer  konnte  sich  Stephan,  trotzdem  er  mit 
seinen  alten  Waffen  kämpfte,  nicht  behaupten,  er  wurde,  wie 
die  Klosterchronik  rühmend  zu  erzählen  weiss,  von  dem  Abte 
Ludolf  bezwungen  und  starb  noch  in  demselben  Jahre  den 
Tod  auf  dem  Scheiterhaufen,  ^  das  Datum  dieses  Ereignisses 
wird  von  der  Klosterchronik  zweimal  mit  solcher  Genauigkeit 
berichtet,  3  dass  wohl  ein  Zweifel  an  demselben  kaum  zulässig 
ist,  was  desw^en  hervorgehoben  werden  muss,  weil  Fiebiger  * 


confesaiones  non  missi  ab  ecclesia  nee  ordinati,  ein  Satz,  der  mit  dem 
ersten  Stephanischen  im  Wesen  übereinstimmt  Desgleichen  wird  daselbst 
gegen  die  Verehrung  des  Heiligen  geeifert.  Der  Umstand  mag  deswegen 
hier  erwtthnt  werden,  weil  Heyne  a.  a.  O.  II.  pag.  442  bemerkt,  dass 
Stephan  zn  den  Irrlehren  Wicliffs  neigte,  die  er  öffentlich  yerkändigte. 
Die  Uebereinstimmnng  mit  den  46  Artikeln  Wicliffs  (s.  Höfler  Concilia 
Pragensia  pag.  43.  Cochlaens  bist  Has.  I.  9)  ist  eine  sehr  geringe; 
man  wird  sie  noch  eher  darin  sacheu  können,  dass  er  sich  in  allen  seinen 
Aeusserongen  auf  die  Bibel  beruft,  aus  der  allein  er  eine  Widerlegung 
annimmt     In  Oxford  ist  er  allerdings  drei  Jahre  in  Haft  gewesen. 

1  Cat  abb.  Sag.  pag.  262. 

3  p.  251.  Fnit  tempore  huius  venorandi  patris  anno  quarto  (1398)  .  .  . 
Tandem  combustus  anno  domini  1398. 

3  Zu  Henelius,  Sil.  rer.  cap.  VII.  pag.  453.  Klose,  Doc  Gesch.  II.  Bd. 
Th.  2.  p.  17. 


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368 

und  Klose  dasselbe  in  das  Jahr  1410  versetzen.  Ludolf  schrieb 
—  die  Zeit,  wann  dies  geschah,  wird  nicht  angegeben  ^  — 
auch  eine  Widerlegung  von  14  Artikeln  des  Sachsenspiegeb, 
die  schon  durch  Gr^or  XI.  im  Jahre  1374  verdammt  worden 
waren.  Die  Verdammung  wurde  im  Jahre  1407  erneuert  und 
die  Execution  dem  Bischof  Wenzel  von  Breslau  übertragen.^ 
Damach  ist  es  nicht  unmöglich,  dass  Ludolfs  Schrift  mit  dem 
letzten  Ereignisse  in  Verbindung  steht. 

Den  heftigsten  Schmerz  erregte  ihm  der  Ausbruch  des 
grossen  Schisma's,  dessen  Folgen  er  in  lebhaftester  Weise  be- 
klagt, und  über  welches  er  seine  beiden  Werke  abgefasst  hat: 
den  Tractatus  de  longevo  schismate  und  ein  kleineres  unter 
dem  Titel  Soliloquium  schismatis  seu  liber  Ludolfi  Saganends 
pro  Gregorio  XII  contra  Benedictum;  von  beiden  wird  weiter 
unten  des  näheren  zu  handeln  sein.  An  dem  Versuche,  das 
Schisma  zu  heben,  hat  er  in  werkthätiger  Weise  Antheil  ge- 
nommen. Im  Jahre  1409  ging  er  als  Vertreter  des  Bischofs 
von  Breslau  mit  einem  Canonicus  des  Domcapitels^  von  BresUu 
zum  Pisaner  Concil.  ^  Aus  der  an  dieser  Stelle  ziemlich  ver- 
worrenen Darstellung  des  Fortsetzers  der  Saganer  Kloster- 
chronik könnte  man  entnehmen,  dass  er  während  desselben 
eine  besonders  eifrige  Thätigkeit  in  Bezug  auf  die  Unter- 
drückung der  wicliffischen  Lehrmeinungen  und  Irrthümer  in 
Böhmen  und  Mähren  entfaltet  habe.^  Wenn  wii- Ludolfs  Fortr 
setzer  Glauben  schenken  dürfen,  so  stand  Ludolf  wegen  seines 
Rufes,  seiner  klaren  Beredtsamkeit  und  der  tiefen  Kenntniss 
der  heiligen  Schrift  in  hohen  Gnaden  bei  dem  Papste,  der  ihm 
gewähren   wollte,   was   er   sich  erbitten  würde.     Ludolf  erbat 


^  Denn  die  Notiz  des  Cat.  abb.  Sag.  261.  Scripsit  proinde  venenbilibns 
archiepiscopifl  Maguntinensi  .  .  .  reqoiflivit  dominum  Karolum  IV  besieht 
sich  auf  den  Papst. 

3  S.  die  Anmerkung  Stenzels  zu  dem  Cat.  pag.  261. 

3  Ibid.  pag.  263  qui  pro  se  ac  dyocesi  sua  misit  dominum  Ludolfum  abba- 
tem  Saganensem  et  quendam  (so  wird  es  wohl  statt  quondam  lauten 
müssen)  canonicum  Wratislaviensem  .  .  . 

*  S.  unten,  wo  von  Ludolfs  Werken  und  specieU  seinen  Kanzelreden  ge- 
sprochen wird.  Verwirrt  nennen  wir  die  DarsteUung  des  Fortsetxers 
Ludolfs,  weil  daselbst  schon  vom  Utraquismus  gesprochen  wird;  sie  ist 
auch  ungenau,  er  weiss  nicht,  war  damals  Alexander  V.  schon  Papst, 
oder  nicht. 

^  Ideoque  dominus  Alexander  .  .  edidit  decretum. 


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869 

sich  in  seiner  Bescheidenheit  nichts  anderes  als  einen  voll- 
kommenen Ablass  fUr  sich  und  seine  Klosterbrüder.  Er  hätte 
—  sagt  der  Fortsetzer  —  zweifelsohne  noch  grössere  Auszeich- 
nungen erlangt;  wenn  der  Papst  länger  gelebt  hätte.  Ludolf 
selbst  erwähnt  in  seinem  Tractate  von  dem  langedauemden 
Schisma  seiner  eigenen  Thätigkeit  auf  dem  Concil  nicht,  nur 
nebenbei  constatirt  er  bei  Gelegenheit  der  Erwähnung  eines 
Ereignisses  bei  dem  Concile,  dass  er  damals  zugegen  gewesen.  ^ 
Ei'st  nach  ungefähr  zehn  Jahren  hat  er  das  Pisaner  Concil 
gegen  verschiedenartige  Angriffe  vertheidigt^  Die  folgenden 
Jahre  beschäftigte  er  sich  vorzugsweise  mit  den  inneren  An- 
gelegenheiten seines  Klosters.^  Daneben  blieb  wohl  sein  Augen- 
merk auch  der  geistigen  Bewegung  in  dem  benachbarten  Böhmen 
und  den  Interessen  der  Kirche  im  Allgemeinen  zugewendet. 
An  dem  Concil  von  Constanz  hat  er  seines  hohen  Alters  und 
seiner  Krankheiten  wegen  nicht  Antheil  nehmen  können.  Er 
sandte  den  Bruder  Johannes  Loebin  dahin.  Einer  seiner  heisse- 
sten  Wünsche  —  die  Beilegung  des  Schismas  —  ging  auf 
diesem  Concile  in  Erfüllung,  nicht  lange  nach  demselben  schritt 
er  zu  der  Abfassung  seiner  Geschichte  von  dem  lange  an- 
dauernden Schisma  7  eine  Arbeit,  an  der  er,  wie  sich  noch 
zeigen  wird,  bis  zu  seinem  Lebensende  gearbeitet  hat. 

Ein  Capitel  der  Saganer  Klosterchronik  und  zwar  in 
jenem  Theile  derselben,  den  Ludolfs  Fortsetzer  geai'beitet  hat, 
handelt  von  den  Verfolgungen,  die  Ludolf  zu  erdulden  hatte. 
Zu  diesen  gehören  besonders  der  Bierschankstreit  mit  der 
Stadt  Sagan  und  die  Zerwürfnisse  mit  dem  Herzog  Johann  L 
wegen  der  Bankgerechtigkeit.  ^  Der  Streit  um  den  Bierachank 
entstand  am  1.  Februar  1415.  Die  Bürgerschaft  Sagans  be- 
stritt dem  Abte  das  Recht,  auf  den  Gütern  des  Stiftes  zum 
Nachtheil  der  Stadt  Brauereien  anzulegen  und  Bier  auszu- 
schenken. Die  Bürger,  von  ihren  Behörden  geführt,  zogen  zu 
Boss  und  Wagen,  mit  Knütteln,  Schwertern  und  anderen  Waffen 
versehen  in  das  dem  Stifte  gehörige  Dorf  Schönbrunn,  woselbst 


*  Cap.  15. 

3  Tract.  de  long,  schism.  cap.  38 — 42. 

3  Die  Klosterchronik  bewahrt  aus  den  Jahren  1411,  1412,  1413,  1414,  1415, 
1418,  1421  und  1422  Belege  seiner  amtlichen  Thfitigkeit.  Solche  ent- 
hält auch  der  Cod.  IV.  Fol.  264  der  Breslauer  Un.-Bibl. 

*  Kleinere  Streitigkeiten  s.  Cat.  abb.  Sag.  pag.  265  und  266, 


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370 

sie  das  Brauhaus  zerstörten/  Braupfanne^  Gefösse  und  Brau- 
werkzeuge zertrümmerten  und  das  Bier  ausgössen.  Auf  das 
hin  sprach  der  Abt  über  die  Bürger  die  Excommunication  aus. 
Es  mochte  das  in  etwas  übereilter  Weise  geschehen  sein,  die 
Elosterchronik  bemerkt  nämlich,  dass  man  dem  Abte,  wenn- 
gleich er  in  jeder  Beziehung  zu  loben  sei,  in  dieser  Handlung 
doch  nicht  nachahmen  dürfe.  Das  Interdict  über  Sagan  sollte 
einen  Monat  dauern.  Am  folgenden  Tage  erschienen  die  Bürger- 
meister, Räthe  und  Schoppen  der  Stadt,  und  verlangten  Ein- 
sicht in  die  Documente,  nach  welchen  dem  Kloster  das  Recht 
zustehe,  über  die  Stadt  das  Interdict  auszusprechen.  Als  sich 
der  Prior  weigerte  die  Documente  vorzuweisen,  besonders  aber 
als  das  Interdict  in  der  That  aufrecht  erhalten  wurde,  geriethen 
die  Bürger  in  eine  noch  heftigere  Erbitterung.  Am  3.  Februar  * 
wurde  hierauf  in  den  Stiftsdörfern  Neuwalde,  Reichenbach  und 
Ober-Briesnitz  ein  gleicher  Unfug  ausgeführt,  die  Excommuni- 
cation wurde  in  Folge  dessen  verschärft,  erst  am  14.  April 
wurde  der  Streit  durch  einen  Vergleich  beigelegt.  Drei  Jahre 
später  errichtete  der  Herzog  Johann  zu  Sagan  ^  neue  Fleisch-, 
Brot-  und  Schuhbänke  und  legte  Beschlag  auf  den  Zins,  welchen 
die  Besitzer  der  alten  Bänke  von  denselben  an  das  Stift  zu 
zahlen  hatten.  Alle  Vorstellungen  desselben  halfen  nichts.  Das 
Kloster  erhielt  zwar,  nachdem  der  Streit  länger  als  ein  Jahr 
gedauert  hatte,  eine  Bestätigung  seiner  Bankgerechtigkeit,  aber 
dasselbe  hatte  dafür'  150  Mark  an  den  Herzog  zu  zahlen. 
Unter  diesen  und  ähnlichen  Misshelligkeiten,  ^  in  Noth  und 
Angst  wegen  der  husitischen  Unruhen,  während  in  dem  eigenen 
Kloster  sich  die  Opposition  gegen  den  Abt  erhob,  verlebte  dieser 
geplagt  von  Krankheit  und  Altersschwäche  seine  letzten  Tage. 
Ein  gleichzeitiger  Bericht*  erzählt  von  seinem  Lebens- 
ende.  Der  Weihbischof  von  Breslau  Tylmann  war  nach  Sagan 

^  Cat.  abb.  Sag.  Dominica  die  sequenti  .  .  .  Doch  ist  bei  Stenzel  die  Da- 
tirung  unrichtig  mit  dem  10.  Februar  angegeben.  Die  Interponction  muM 
folgender  Weise  lauten:  Dominica,  die  sequenti,  d.  i.  der  auf  Lichtmess 
folgende  Sonntag,  der  1415  auf  den  3.  Februar  fiel;  vergl.  auch  Hejne 
a.  a.  O.  787. 

3  Cat.  abb.  Sag.  I.  p.  274. 

^  Sed  hiis  malis  non  contentus  considerans  in  superioribus  tyranniditatis 
versuciis  Incrum  reportasse  manum  mittit  ad  forciora  ibid.  pag.  275. 

*  Anno  domini  1422  obiit  venerabilis  pater  et  dominus  Ludolfhs  abbas 
canonicomm  regularium  in  Sagano  in  Octava  Assumpcionis  Tirginis  Marias 


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371 

gekommen;  um  seine  Visitation  daselbst  vorzunehmen.  Zu 
seinem  Schrecken  fand  er  den  Abt  Ludolf,  den  er  lebend  zu 
sehen  hoflfte,  todt  und  begraben.  Derselbe  war  in  der  Octave 
des  Festes  Mariae  Himmelfahrt  (22.  August)  1422  eines  sanften 
Todes  gestorben.  Die  Folgezeit  hat  sein  Gedächtniss  in  vollen 
Ehren  gehalten.  Mit  Scheu  und  Ehrfurcht  erzählt  der  Fort- 
setzer der  Klosterchronik  Ludolfs  von  dessen  Erlebnissen,  den 
freudigen  sowohl  als  den  widrigen,  nicht  ohne  das  Leben  und 
Wirken  dieses  Abtes  den  künftigen  Geschlechtern  als  ein 
Beispiel  zur  Nachahmung  hinzustellen.  Sein  Andenken  blieb 
ein  gesegnetes,  sein  Name  wurde  verehi*t,  nur  das  eine  fand 
man  bedauernswerth,  dass  er  der  von  seinen  Vorgängern  so 
vieles  Gute  und  Löbliche  zu  erzählen  wusste,  in  seiner  Be- 
scheidenheit über  sich  selbst  so  wenig  berichtete  und  dass 
sich  unter  seinen  Zeitgenossen  Niemand  fand,  der  eine  Lebens- 
beschreibung dieses  so  merkwürdigen  Mannes  geliefert  hätte.  ^ 
Seine  Wirksamkeit  als  Abt  sei  in  jeder  Beziehung  eine  solche 
gewesen,  dass  sie  das  Lob  der  kommenden  Geschlechter  ver- 
diente. 


2.  Die  literarischen  Leistungen  des  Abtes  Lndolf. 

Bei  einer  so  umfassenden  und  energischen  Thätigkeit  fand 
Ludolf  noch  Zeit  zu  literarischen  Arbeiten.  Eines  besonderen 
Rufes  erfreute  sich  derselbe  in  seiner  Eigenschaft  als  Eanzel- 
redner.  Als  Redner  fungirte  er  namentlich  auf  den  Synoden 
der  Breslauer  Kirche.  Einzelne  seiner  Synodalpredigten  haben 
sich    erhalten   und  finden    sich   unter   den   Handschriften   der 


circa  medium  noctis  dalciter  et  sana  mente  s.  die  Anmerkang  Stenzels 
in  den  SS.  rer.  Sil.  I.  pag.  287.  Die  Notiz  von  dem  Todestage  eines 
Abtes  Ludolf  (Zeitschr.  f.  Gesch.  u.  Alterthum  Schles.  X.  pag.  445) 
kann  sich  wegen  des  Datums  nicht  auf  den  Abt  von  Sagan  beziehen. 
^  Ibid.  pag.  249:  Qui  et  licet  de  predecessoribus  suis  multa  tandabilia 
scripserit,  de  se  tarnen  humiUlatis  causa  nil  laudabili  memoria  dignum 
scribere  curavit,  nullusque  a  tempore  suo  fnit,  qui  aut  eins  aut  suorum 
successorum  religiosissimam  vitam  et  conversacionem  describendnm  ani- 
mum  suum  adicere  factaque  eorum  memoria  digna  calamo  exarare  vo- 
luisset. 


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372 

Breslauer  Universitätsbibliothek.  *  Das  gilt  auch  von  jenen 
Beden,  die  er  im  Convente  seines  Klosters  gehalten  hat.^  Dass 
die  letzteren  einen  mächtigen  Eindruck  auf  die  Mönche  machten, 
wird  von  der  Klosterchronik  ausdrücklich  betont.^  Auf  ihn 
passten  —  wie  dieselbe  bemerkt  —  die  Worte  des  heiligen 
Hieronyraus  von  der  energischen  Kraft  der  lebendigen  Rede, 
die  sich  aus  des  Herzens  Fülle  vom  Munde  des  Redners  in 
die  Ohren  des  Schülers  ergiesst.  Sehr  gern  beschäftigte  sich 
Ludolf  mit  der  Erklärung  der  Psalmen  und  der  Auslegung 
einzelner  Evangelienstücke.  ^  In  die  Categorie  der  Erbauungs- 
schriften gehören  seine  Collaciones  de  indulgenciis,  ^  die  von 
den  Zeitgenossen  und  späteren  Rednern  häufig  citirt  wurden, 
wenn  diese  von  den  Indulgenzen  und  der  Kirchengewalt  schrieben 
oder  redeten,  was  namentlich  durch  den  berühmten  schlesischen 
Gelehrten  Nicolaus  Weigel  in  seinem  dem  Bischof  Johann  von 
Meissen  gewidmeten  Buch  über  die  Indulgenzen  geschehen  ist* 
Seiner  Schrift  gegen  vierzehn  Artikeln  des  Sachsenspiegels, 
ist  bereits  gedacht  worden. 

Ausserdem  veranstaltete  Ludolf  eine  Sammlung  der  Ge- 
wohnheiten und  Gebräuche  des  Klosters  Sagan,  dann  der 
Statuten  und  Gewohnheiten  des  Augustinerordens  von  Arrovaise, 
die  er  dem  Stifte  Sagan  in  sorgfaltiger  Weise  anpasste.  ^  Diese 


1  Class.  I.  Fol.  Nr.  285  u.  654  s.  Stenzel  in  den  SS.  rer.  Sil.  I.  pa^.  258. 
In  dem  Verzeichniss  von  Lndolfs  Schriften  bei  Hejne  fehlen  sie. 

2  Ludolfi  Sermones  CVII.  vom  Jahre  1412  und  Collaciones  sen  sermones 
ad  religiosos  in  der  Breslaner  Un.-Bibl.  Class.  I.  Nr.  635  and  636  FoL 
und  Quart  131. 

3  In  qnibus  nednm  fratres  sed  et  se  ipsum  primum  ad  compunccionis  lar- 
g^as  lacrimas  concitavit. 

*  Ein  Glossar  über  den  Psalter,  das  er  noch  in  jüng^eren  Jahren  abCasste, 
ist  während  eines  Brandes  (1429)  zu  Grunde  g^egangcn.  Dageg^en  findet 
sich  ein  anderes  Werk  in  der  Broslauer  Un.-Bibl.  Class.  I.  Fol.  Nr.  33: 
Scripsit  praesens  hoc  negocium  rer.  pater  Ludolfhs  .  .  Es  enthält  Aus- 
legungen von  Psalmen  und  Evangelien.  Ausserdem  schrieb  Ludolf  über 
die  Evang.:  In  principio  erat  und  Stabat  inxta  crucem,  Venit  Jesus  in 
partes,  dann  über  die  Psalmen  Beatus  vir,  Eructavit,  Dens  indicium,  Fun- 
damenta,  Domine  probasti  u.  a.  s.  Cat.  abb.  Sag. 

B  Lndolfi  Collaciones  de  indnlgenciis  in  der  ßreslauer  Un.-Bibl.  Class.  I, 
Quart  Nr.  131. 

^  Aus  der  Rliedigerischen  Bibliothek  der  Elisabethkirche  zu  Breslau,  Stenz«! 
a.  a.  O.  260. 

^  Cat  abb.  Sag.  pag.  259. 


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beiden  Sammlungen,  dann  Ludolfs  Buch  ^über  gute  und  schlechte 
Mönche  unter  dem  Gleichnisse  guter  und  schlechter  Feigen^, 
scheinen  verloren  gegangen  zu  sein.  ^  Zu  den  Erbanungs- 
Schriften  mögen  auch  jene  Abhandlungen  gehört  haben  ^  die 
man^  wie  die  Klosterchronik  berichtet;  nicht  abgeschrieben 
hat,  weil  man  sie  nicht  zu  lesen  vermochte.  ^  In  hohen  Ehren 
wurde  das  Zinsregister  gehalten,  von  welchem  bereits  ge- 
sprochen wurde.  Von  den  folgenden  Abhandlungen  berichtet 
die  Klosterchronik  nichts.  Der  Cod.  IV.  Fol.  264  der  Breslauer 
Universitätsbibliothek  (alte  Signatur  VIÜ,  38),  der  aus  der 
Bibliothek  der  Augustinerchorherrn  zu  Sagan  stammt,  enthält 
(Fol.  240^  —  242^)  einen  Tractat  des  Abtes  Ludolf,  bezeichnet 
als  Tractatus  de  decimis  Ludolphi  abbatis.^ 

Diese  Abhandlung  bezieht  sich  auf  einen  von  den  sohle- 
sischen  Geschichtsschreibern  bisher  wenig  gekannten  und  daher 
auch  nicht  gewürdigten  Gegenstand,  den  Ludolf  auch  in  seinem 
tractatus  de  longo vo  schismate  (Cap.  66—69  des  ersten  Theiles) 
berührt.  In  der  Abhandlung  de  decimis  bespricht  er  den  Streit 
des  Königs  Sigismund  mit  dem  Breslauer  Clerus  in  academischer 
Weise,  indem  er  alle  genaueren  Bezeichnungen,  Namen  u.  dgl. 
hinweglässt.  Dasselbe  geschieht  auch  noch  in  einem  anderen 
Tractate.  Dieselbe  Handschrift  berichtet  nämlich  auch  über  den 
Streit  des  Klosters  Sagan  mit  dem  Herzoge  Johann  um  die  Bank« 


1  Ibid. 

2  Ibid. 

3  Incipit:  Papa  dedit  privileginm  aut  graciam  feoit  coidam  regi  (Sigia- 
mimdo)  per  certam  provinciam  (Slesiam),  ut  deiici  illios  provincie  et 
prelati  ei  dare  deberent  iDteg^as  deeimas  unius  anni  omniam  redditnam 
ecclesiasticorum.  Fiierant  autem  in  eadem  provincia  ab  olim  taxata  bene- 
ficia  et  quandocunque  summus  pontifex  alicni  decimam  de  beneficiis  pro> 
viDcie  illius  gracioBO  (sie)  tribuit,  beneficiati  ipsi  semper  iaxta  taxam 
suorum  beneficiorum  prestiterant  et  non  plas,  iuxta  formam  oonstitacloniB 
YieimensiB  super  hoc  edite,  que  habetur  in  cap.:  de  decimis  c  fi*  Vo- 
Innt  igitor  beneficiati  adhuc  secnndnm  taxam  et  antiqoam  obserranciam 
dare  et  rex  petit  plus  et  mnltnm  plus:  integras  scilicet  deeimas  unius 
anni  omnium  redditunm  ecclesiasticorum.  Queritur  an  rex  aut  clerici 
sint  in  hac  parte  iusti  ....  Expl.  Hec  tarnen,  que  iam  scripta  sunt, 
magis  videntur  interpretari  et  exponere  constitucionem  Yiennensem, 
quam  Privilegium  regis,  cniuB  Privilegium  in  verbis  dubiis  .  .  .  expo- 
nere est  sancte  Romane  ecclesie,  que  ipsum  dedit.  Cni  sancte  Romane 
ecclesie  hec  et  omnia  alia  scripta  dicta  et  facta  mea  corrigenda  et  emen- 
danda  committo 


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374 

Gerechtigkeit.  Ludolf  vertheidigt  in  demselben  die  Redite  seines 
Klosters.  Auch  hier  werden  Namen  und  sonstige  specieUe  Be- 
merkungen hinweggelassen  9  wie  man  schon  aus  dem  ersten 
Satze  entnehmen  kann.  *  Als  Kanzelredner  hat  sich  Ludotf 
auch  auf  dem  Concil  von  Pisa  bemerkbar  gemacht.  Wie  ims 
Peter  Waynknecht  der  Fortsetzer  von  Ludolfs  Klosterchronik 
berichtet;  hat  der  letztere  in  Gegenwart  der  versammeltea 
Prälaten  und  Doctoren  über  das  gewiss  sehr  zeitgemässe  Themt: 
;In  una  domo  comedetis'  gepredigt.^  Es  ist  schon  aus  dea 
Titel  ersichtlich;  dass  sich  dasselbe  mit  der  Herstellung  der 
Kircheneinheit  beschäftigte.  Wenn  aber  Peter  Waynkneelit 
noch  hinzufügt^  dass  Ludolf  in  dieser  seiner  Rede  auch  die 
Communion  unter  beiden  Gestalten  ^  nach  der  Haeresie^  die 
damals  in  Böhmen  in  Umlauf  war^  verwerfe^^  so  b^eht  er 
einen  Irrthum;  der  in  die  Augen  fallt  Ludolf  kann  über  di^e 
damals  angeblicher  Weise  in  Böhmen  herrschende  Irrlehre 
um  so  weniger  gesprochen  haben  ^  als  dieselbe  überhaupt  erst 
fünf  Jahre  später  in  Böhmen  Eingang  und  Verbreitung  fand 
und  im  Jahre  1409  noch  nicht  erörtert  wurde. 

Die  Rede  Jn  una  domo  comedetis'  ist  glücklicher  Weise 
noch  vorhanden.  Sie  befindet  sich  unter  der  Signatar  L  Qo. 
382  auf  der  Universitätsbibliothek  in  Breslau.  ^  Dass  dieselbe 
auf  dem  Concile  gehalten  wurde^  sagt  eine  allerdings  jung»« 
Randbemerkung:  ,Iste  est  sermo  domini  Ludolfi  abbatis  dictns 


'  In  qQadam  civitate  (Sagan)  habuerunt  a.  b.  c.  fandus,*  in  qnibns  ab 
antiqno  erecta  fnenint  maccelU  vel  scampna  ant  stalla  ad  rendendas 
carnes,  in  qnibus  nonnulU  camifices  cames  vendentes  habebant  dominiuB 
ntile,  qnod  in  civitate  eadem  vul^  dicitnr  das  stejn.  A.  b.  c  antem 
habebant  dominium  directum,  ita  quod  carnifices  iili,  ins  suiun  qnod  in 
Ulis  habuerunt  vendere  aliis*»  non  potuerunt  sine  iUorum  consensu  .  .  . 

3  Cat  abb.  Sag.  a.  a.  O.  pag.  253.  In  quo  concilio  coram  tota  congregaciooe 
archieplBcoporum  .  .  fecit  sermonem,  cuius  thema  est:  In  una  domo  co- 
medetis. 

'  In  quo  sennone  probat  unitatem  ecdesie  et  reprobat  communionem  atrhu- 
que  speciei  secundum  heresim  tuiic  currentem  in  partibns  Bohemie. 

^  Wie  ich  einer  freundlichen  und  geschätzten  Bemerkung  des  Herrn  Ober- 
bibliothecars  Dr.  Dziatzko  entnehme.  Nach  derselben  ist  die  alte  Be* 
Zeichnung,  welche  Stenzel  (SS.  rer.  Sil.  I.  pag.  253,  Note  2)  asf^Jirt, 
nämlich  I.  Quart  130  unrichtig.  Das  Ms.  lag  nur  zufiUlig  in  dem  Cod. 
I.  Quart  130. 

*  recte:  fundos.         ^  in  cod.:  et  non. 


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375 

in  concilio  Pisano' ;  auch  die  Anrede :  Eevereudissimi  in  Christo 
patres  et  domini^  so  wie  die  Betheuerung  Ludolfs^  dass  er  nur 
wenige  Citate  vortragen  werde,  weil  er  vor  Männern  spreche, 
die  in  der  Schrift  sehr  bewandert  seien,*  lässt  erkennen,  dass 
er  in  der  That  vor  einem  erleuchteten  CoUegium  sich  befunden 
habe.  Der  Utraquismus  wird  mit  keiner  Silbe  berührt,  von  dem 
Altarssacramente  wird  allerdings  gesprochen ,  es  lag  ja  schon 
im  Thema  angedeutet  und  zwar  durch  das  Wort  comedetis, 
auch  von  einer  Irrlehre  wird  gesprochen  und  zwar  von  einer 
solchen,  die  damals  in  Böhmen  vielfach  behauptet  ward.  Aber 
sie  betraf  nicht  den  Empfang  des  Abendmahls  unter  den  beiden 
Gestalten,  sondern  vielmehr  jenen  alten  Irrthum  Berengars, 
der  mit  Wicliffs  Lehren  nach  Böhmen  kam,  nämlich  den  von 
der  Remanenz  des  Brotes  und  Weines  im  Altarssacramente.^ 
Mit  der  Zurückweisung  dieser  Lehre  beschäftigt  sich  die  erste 
Hälfte  seiner  Predigt,  erst  dann  kömmt  er  zu  dem  Capitel  von 
der  Einheit  der  Kirche,  in  verschiedenen  Beziehungen  kann 
man  von  der  Einheit  der  Kirche  sprechen,  •'*  ihn  beschäftige, 
sagt  er,  vor  allem  jene  Einheit,  die  es  giebt  mit  Rücksicht 
auf  das  alleinige  Oberhaupt  der  Kirche.  Er  erörtert  sodann, 
in  welcher  Weise  diese  Einheit  gestört  werde,  und  bespricht 
endlich  das  Schisma.  Ein  ärgeres  als  das  Jetzige  habe  es  nie- 
mals gegeben,^  er  nennt  es  ein  wahres  Elend  dieser  Zeit,  in 
welcher  zwei  Greise  die  eine  unvergleichlich  schöne  Susanne 
verderben  wollten  und  wollen  und  beide  in  heftige  Leiden- 
schaft  zu   derselben    entbrannten    und    noch    entbrennen.    Er 


'  Protestor  eciam,  quod  ad  singula  dicenda  non  intendo  allegaciones  aut 
probaciones  inducere,  loquor  enim  coram  8cien(te8)  scripturas,  qnas  tarn 
plene  novere,  quod  eorom  plenitudo  adieccione  non  indiget  .... 

2  Et  licet  quidam  .  .  Bpirittim  dei  non  habentes  ....  veritatem  sang^uinis 
et  corporis  Christi  in  hoc  sacramento  confitentes  panis  adhuc  et  vini 
docmatisent  ibi  remanere  substanciam. 

5  Cum  enim  ecclesia  sancta  catholica  multis  modis  una  dicatnr di- 

citur  una  racione  capitis  .  .  .  nullum  alium  vult  pro  capite  suo  terreno 
et  mortali  recognoscere  nisi  eum,  quem  noverit  in  piscatornra  cathedra 
residere  .  .  . 

*  Inconsutilem  domini  tunicam  velint  scindere  et  unicam   eius   columbam 
in  duas  partes  dividere  et  ab  invicem  sogregare  .  .  .   Horum  multos  si 
legamus  in  retroactis  temporibus,  tamen  si  veternm   scrutamur  bistorias, 
invenire  non  possumuH  aliquos  magis  perniciose  scidisse  ecclesiam  .  . 
AichiT.  Bd.  LI.  II.  Hilfle.  2ö 


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376 

vergleicht  die  beiden  Päbste  mit  jenen  beiden  Frauen  aus  der 
2^it  Salomons^  von  denen  die  eine  im  Streite  um  das  Kind 
dasselbe  tödten  wollte^  der  Unterschied  zwischen  damals  und 
jetzt  sei  nur  der,  dass  jetzt  beide  diese  verderbliche  Absicht 
hegen.  Verweichlichte  Buben  und  ohne  Verdienste  seien  nun 
schon  seit  sechs  Lustren  auf  die  Sitze  ehrwürdiger  Männer 
gelangt.  In  diesem  Sinne  führt  Ludolf  seine  Predigt  zu  Ende, 
er  schliesst  mit  einer  kräftigen  Aufforderung  an  die  versam- 
melten Kirchenfürsten,  wacker  zu  kämpfen,  um  dies  verderb- 
liche üebel  zu  beseitigen.  *  Die  Predigt  Ludolfs  scheint  noch 
unter  seinen  eigenen  Augen  in  Sagan  niedergeschrieben  worden 
zu  sein,  denn  es  finden  sich  in  derselben  (Fol.  VP)  einige 
Glossen  in  jener  unleserlichen  Schrift,  über  welche  schon  sein 
Fortsetzer  der  Klosterchronik  zu  klagen  Gelegenheit  hatte. 

Mit  dieser  Rede  Ludolfs  kommen  wir  auf  jene  Arbeiten 
zu  sprechen,  die  er  in  Angelegenheit  des  grossen  Schisma's 
abgefasst  hat.  In  dieser  Beziehung  -ist  zuerst  sein  ,Soliloquium 
de  schismate^  zu  nennen,  es  ist  allem  Anscheine  nach  dies 
,Alleingespräch^  noch  vor  dem  Pisaner  Concil  niedergeschrieben 
worden.  Es  findet  sich  in  einem  aus  dem  Kloster  Sagan  stam- 
menden Codex,  der  noch  jene  zwei  kleineren  Arbeiten  enthält, 
von  denen  schon  oben  gesprochen  wurde.  ^  Ludolf  beantwortet, 
bevor  er  noch  von  irgend  einem  anderen  gefragt  wurde,  sich 
selbst  die  Frage,  ob  man  dem  Pabste  Gregor  Xu.  die  Obedieoz 
entziehen  dürfe.  Das  Ergebniss  des  Monologs  ist  für  Gr^or  XII. 
keineswegs  günstig. ' 

Im  engsten  Zusammenhange  mit  dem  Soliloquium  de 
schismate  steht  der  tractatus  de  longevo  schismate.  Bevor  wir 
an  eine  Besprechung  desselben  gehen,  sind  noch  einige  Be- 
merkungen über  seine  Klosterohronik ,  deren  in  den  voran- 
gehenden Zeilen  schon  wiederholt  erwähnt  wurde,  zu  machen. 
Die  Klosterchronik  Ludolfs  behandelt  in  knapper  Form  ohne 
viele  Citate  und  sonstiges  Beiwerk  die  Geschichte  der  Augustiner 


^  Ad  toUendum  igitur  com  efiectu  finali  tarn  pestifenun  nuüum  accingimini 
patres  et  domini  et  estote  viri  potentes,  melius  est  vos  mori  in  hello, 
qaam  yidere  mala  sanctorum  et  gentis  vestre,  nondnm  restitis  osqae  ad 
sanguinem  adversus  tarn  grande  peccatom  repugnantes  •  .  .  non  igitur 
fatigemini  .  .  . 

'  Cod.  IV.  Fol.  264  nniv.  Wratisl.  pag.  116»— 130»». 

^  Siehe  unten  die  BeiUge :  Auszüge  aus  Ludolfs  Soliloquium  de  schismate. 


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S77 

von    Naamburg-Sag^n    von   ihren   Anfängen   im    Jahre    1217 
bis  auf  die  Zeit  des  Verfassers.  ^  Fünfzehn  Aebte  sind  es,  deren 
Leben  und  Wirken  uns  vorgeführt  wird.    Aus  seiner  eigenen 
Regierung  hat  Ludolf  noch  die  ersten   vier  Jahre   besprochen. 
Es  ist  schon  oben  die  Vermudiung  ausgesprochen  worden,  dass 
die  Beschäftigung  mit   den  Privilegien   des  Stiftes   dem   Abte 
den    Gedanken    eingab,    eine    Geschichte    seines   Klosters    zu 
schreiben,   daf&r  gab   es   freilich  noch   einen    anderen  Grund, 
den  er  uns  nicht  verschwiegen  hat  Das  was  er  erzählte,  möge 
den  kommenden  Geschlechtern  ,zur  Erbauung  dienen  und  zum 
Beispiele^     Man    werde    es,   sagt  er,    dem   Schreiber    dieser 
Zeilen   nicht   zum   Schlechten   anrechnen,   wenn  er  die  Alter- 
tbümer  vergangener  Zeiten  als  da  sind :  die  erste  B^rttndung 
des  Hauses  von  Sagan,   die  Erhaltung  und  Uebertragung,  die 
Kämpfe,  das  Wachsthum  und  die  verschiedenartigen  Zustände 
desselben,  die  Thaten  der  Aebte  und  Klosterbrüder,  und  andere 
bemerkenswerthe  Ereignisse   gesammelt    habe,    denn   die   Er- 
fahrung lehre,   dass  in  Folge  der  Unkenntniss   einiger   Dinge 
von   den   Prälaten   und   Brüdern   gar   oft  und  in  gefährlichen 
Momenten  gefehlt  worden  sei.    Wie  uns  die  Chronik  vorliegt, 
ist  sie  nicht  von  seiner  eigenen  Hand,  sondern  von  einem  seiner 
Mönche    im  Jahre   1398   geschrieben   worden.  2     Ludolf  selbst 
hat  in  das  Manuscript  noch  einige  Verbesserungen  eingetragen,  ^ 
wie  dies  auch  in  dem  Manuscript  geschehen  ist,  welches  seine 
Rede:  ,In  una  domo  comedetis^  enthält.  Seiner  Klosterchronik 
hat  Ludolf  den  Namen   ,Catalogus   abbatum   Saganensium'  ge- 
geben.   Schon    Stenzel   hat  in   seiner  Ausgabe   desselben    die 
Bemerkung   gemacht,    dass    Catalogus   in   unserem    Falle    mit 
chronica,  chronicon  oder  descriptio  gleichbedeutend  sei.'*    Was 
die  Quellen  anbelangt,  welche  Ludolf  bei  der  Abfassung  seiner 
Klosterchronik  benützt  hat,    so   spricht   er  sich  über  dieselben 
gelegentlich  aus.    Er  wolle,   sagt  er,   nicht  bloss  jene   Dinge 
erzählen,    bei    denen   er    entweder   Augen-    oder    Ohrenzeuge 


»  88.  rer.  Sü.  I,  pag.  173—248. 

'  Siehe  Stenzel  in  den  88.  rer.  Sil.  I,  pag.  174,  Note  und  Vorrede  pog. 
XVII,  wo  selbst  alle  nothwendigen  Beweisstellen  eing^etragen  sind.  Eine 
Notiz  am  Ende  von  Lndolfs  Catalog  besagt,  dass  er  denselben  am  9.  Mai 
1398  beendet  habe:  Datom  in  translacione  s.  NicoUi  1398  .  .  . 

'  Stenzel  a.  a.  O.  pag.  174,  Note. 

*  Ibid.  pag.  173,  Note. 

25» 


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378 

gewesen;  sondern  auch  von  jenen  berichten,  von  denen  er  aas 
den  Privilegien  des  Klosters  oder  aus  anderen  glaubwürdigen 
Schriften,  sowie  aus  den  Erzählungen  seiner  älteren  Kloster- 
brüder und  anderer  glaubwürdiger  Personen  erfahren  hat^  In 
der  That  beruft  er  sich  zu  wiederholten  Malen  auf  die  Saganer 
Klosterprivilegien.  Ein  älteres  Privilegium  für  Sagan  als  jenes 
von  1217  erinnert  er  sich  nicht  gelesen  zu  haben.  ^  Dass  Sagan 
von  jeher  ein  ordentliches,  selbständiges  und  vollkommenes 
Kloster  war,  kann  er  gleichfalls  aus  den  Privilegien  nach- 
weisen.^ Am  häufigsten  benützt  er  dieselben  natürlich,  wenn 
er  die  äussere  Geschichte  des  Klosters,  dessen  allmähliches 
Wachsen  und  Gedeihen  bespricht  Mit  ihrer  Hilfe  vermag  er 
manche  chronologische  Schwierigkeit  in  leichter  Weise  zu  lösen.^ 
Von  der  heiligen  Hedwig  hat  er  sowohl  in  Chroniken  und 
Jahrbüchern,  als  auch  in  ihrer  Legende  gelesen;^  auch  die 
Lebensbeschreibung  Arnests  von  Pardubitz,  des  ersten  Erz- 
bischofs von  Prag  scheint  ihm  nicht  unbekannt  gewesen  zu 
sein.  ^  Ueber  den  Streit  zwischen  Ludwig  von  Baiem  und  dem 
Markgrafen  Karl  von  Mähren  hat  er  einzelne  Schreiben  ge- 
lesen. '  In  Bezug  auf  die  eigentliche  Klostergeschichte  gab  es 
in  Sagan  selbst  einige  Aufzeichnungen,  so  hat  er  die  E^age- 
punkte  der  Klosterbrüder  gegen  den  Abt  Trudwin  gesehen  und 


<  Is  qui  in  presenti  cartala  rerum  quanind&m  texere  proponit  hystoriam, 
non  ea  scribet  solummodOy  quibtis  presens  interfuit,  ipsaque  sie  fieri 
vidit  et  audlTit  sed  et  qua  ex  privilegüs  monasterii  et  aliomm  proba- 
bilibus  scriptis  senioromque  snonim  et  alioram  fide  dignoram  relatn  in- 
tellexit  Catal.  pag.  176. 

3  Nee  enim  de  antiquiori  data  aliqood  Privilegium  domiu  Saganensia  me 
memini  perlegisse. 

^  Erat  ab  exordio  fundacionis  sue  semper  .  .  .  plenum  monasterinm  et 
claustmm  perfectum  habens  prepositam  et  conventum,  sicot  ex  priyi- 
legiis  clarissime  apparet. 

^  Cum  dominus  Burkhardus  predeeessor  suus  adhnc  in  anno  octuagesimo  (!) 
tercio  abbatizasse  legatur. 

^  Hec  cum  memorato  felicis  recordaeionis  viro  suo  iuxta  fidem  cronicamm 
et  annalium  libronim  iuxta  fidem  eciam  legende  et  vite  sue  proprio  tunc 
temporis  vixisse  reperitur  et  obtinnisse  Slezie  principatum. 

•  Wie  sich  ans  einer  Vergleichung  der  wenigen  Sätze,  die  er  über  Amest 
anführt,  mit  der  vita  Amesti  erkennen  lässt 

"^  Sicut  ego  in  copiis  literanim  desuper  confectarum  legL 


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379 

gelesen/  über  die  Gründung  des  Mutterklosters  in  Arrovaise 
mochte  er  daselbst  nähere  Details  gefunden  haben.  ^  Für  die 
Qeschichte  des  Stiftes  seifc  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  be- 
nützt er  mündliche  Berichte,'  für  jene  im  letzten  Viertel  des- 
selben seine  eigene  Erfahrung.  Einen  grossen  Theil  seiner 
Nachrichten  über  Karl  IV.  und  namentlich  über  Wenzel  hat 
er  aus  einer  Quelle  geschöpft,  über  die  er  nichts  Näheres  an- 
giebt  und  die  als  verloren  bezeichnet  werden  muss.  Ueber 
diese  Quelle  wird  unten  etwas  eingehender  zu  berichten  sein. 
Die  Würdigung  des  eigenthümlichen  Werthes  von  Ludolfs  Kloster- 
chronik lässt  sich  dagegen  in  wenigen  Worten  erledigen.  Im 
Ganzen  und  Grossen  hat  schon  Lorenz  das  Nothwendige  heraus- 
gehoben.^ Er  hat  bereits  bemerkt,  dass  Ludolf  in  seiner 
Klosterchronik  verhältnissmässig  wenig  von  der  Geschichte 
seiner  Zeit  mittheilt  und  diesen  Umstand  mit  Recht  als  auf- 
fallend bezeichnet.  Dieser  lässt  sich  indess  in  ziemlich  einfacher 
Weise  erklären.  Je  geringfügiger  nämlich  die  Mittheilungen 
der  allgemeinen  Zeitverhältnisse  in  Ludolfs  Klosterchronik  sind, 
desto  ausführlicher  bespricht  er  dieselben  in  seinem  Tractatus 
de  longevo  schismate,  der  sich,  wie  unten  ersichtlich  ist, 
keineswegs  in  den  engen  schon  durch  den  Titel  gezeichneten 
Grenzen  hält,  sondern  ausser  den  Geschicken  der  Kirche  auch 
noch  die  Reichsgeschichte,  dann  einzelne  Ereignisse  aus  der 
Geschichte  der  benachbarten  Länder,  besonders  aber  die  Ver- 
hältnisse der  Länder  der  böhmischen  Krone  in  den  Kreis  seiner 
Betrachtung  zieht. 

So  arm  nun  sein  Abtscatalog  auch  ist,  wenn  man  die 
Pabst-  oder  Reichsgeschichte,  ja  selbst  die  Geschichte  seiner 
engeren  Heimat  —  wir  dürfen  ihn  wohl  als  Schlesier  be- 
zeichnen —  im  Auge  hat,  so  reich  ist  derselbe  an  local-  be- 
sonders aber  an  culturgeschichtlichen  Momenten,  von  denen 
wir  oben  bereits  eine  Probe  gegeben  haben.  Das  Klosterleben 


1  Obtulit  visitatoribus  conventus  ipse  contra  abbatem  articnlos  plurimos 
viginti  Tel  citra,  quos  me  vidisse  recolo  et  legisso  eumque  in  monasterio 
reperisse,  qui  tone  temporis  professus  fuit  et  vixit. 

3  Siehe  die  Bemerkang  Stenzels  zu  dem   Capitel:   De  ordine  Arroasiensi. 

'  Novi  ego  nnum  de  fratribas,  qui  unus  ex  missis  ad  principem  fuerat 
contra  quem  apprehenso  in  furore  sno  iam  mannbrio  cnitelli  sed  non 
extracto  eins  anribus  verba  minarum  mortis  et  sanguinis  inferebj^t. 

*  Deutschlands  Geschichtsquellen  11,  225  u.  f» 


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380 

wird  uns  in  seinen  characteristischen  Eigenthümlicbkeiten ,  in 
wenigen  ähnlichen  Werken  in  so  zutreffender  Weise  gezeichnet, 
als  es  hier  geschieht.  Der  Gegensatz  zwischen  deutschem  und 
polnischem  Wesen  wird  durch  einen  oder  zwei  bezeichnende 
Sätze  ganz  klar  herausgehoben,  *  die  Ausschreitungen  der 
Klosterbrüder  g^en  mönchische  Zucht  und  Sitte,  werden  in 
scharfer,  mitunter  in  derber,  ofk  auch  ironischer  Weise  getadelt 
und  die  Versuche  einer  Reform  des  Klosterlebens ,  so  wie  die 
sich  in  Folge  desselben  entspinnenden  Kämpfe  geschildert  Im 
Wesentlichen  war  die  Reform  schon  durchgeführt,  als  Ludolf 
die  Abtfi^^irde  erlangte,  wie  er  selbst  es  betont,  bot  die  folgende 
Zeit  weit  weniger  Aufregung,  die  Dinge  im  Stifte  gingen 
ihren  ruhigen  Gang,  und  die  Brüder  waren  der  Ruhe  froh,  es 
gab  daher  im  Ganzen  nicht  viel  bemerkenswerthes  aus  dem 
Kloster  selbst  zu  erzählen.  Während  er  in  der  ältesten  O^ 
schichte  des  Klosters  über  die  inneren  Verhältnisse  des  letzteren  ' 
sehr  viel  berichtet,  wird  er  in  der  Folge  immer  schweigsamer, 
im  Tractatus  de  longevo  schismate  bringt  er  über  dieselben 
so  gut  wie  nichts. 


'  Stadebant  caUoibus  epotandis,  Wie  oben. 

2  Die  Bräder  ei^reifen  nun  sog^ar  für  den  Abt  lebhaft  Partei :  AcceaseniHt 
autem  fratres  ad  prelatom  suam  in  hac  clade  petentes,  at  ad  tempoi 
locum  illum  declinaret  pro  conservacione  sue  persone  ...  Et  sciendom, 
quod  ab  ea  hora  qua  nata  est  inter  nos  vita  apostolica,  vita  commnnis, 
natum  est  nobis  respective  ad  priora  tempera  bonum  tranqoillitatis  et 
pacis.  Benedixit  dominus  domui  nostre  ad  ingressnm  vite  illins  sancte  el 
qnanto  cepemnt  fratres  magis  religiöse  et  monastioe  vivere  tanto  minos 
impngnati,  non  modica  gavisi  sunt  quiete  et  pace  .  .  . 

Zur  Textkritik  bemerke  ich  hier  beiläufig,  dass  der  oben  ange- 
führte Satz:  Accesserunt  autem  fratres  ...  im  Texte  an  einer  Stelle 
steht,  woselbst  er  keinen  Sinn  gibt.  £r  gehört  mit  allem,  was  nachher 
folgt,  vor  den  Sata  (pag.  282):  NuUus  tarnen  abbatum  .  .  .  Wie  der 
Text  jetzt  angeordnet  ist,  könnte  es  scheinen,  als  ob  die  Brüder  f&r  den 
Abt  geg«n  die  Curie  Partei  ergreifen,  während  sie  ihm  bloss  sagen,  er 
mOge,  um  sein  Leben  nicht  in  Gefahr  zu  bringen,  während  der  dauernden 
Pest  das  Kloster  meiden.  Wie  diese  Stelle  so  incorrect  werden  konnte, 
ist  leicht  ku  erklären.  Die  Handschrift  des  Abtes  hatte  den  Absatz: 
Nullus  tarnen  —  divisum  habere,  offenbar  als  Marginalnote,  die  dann  der 
Abschreiber  an  unrechter  Stelle  in  den  Text  gesetzt  hat. 


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3.  Der  Traetatns  de  longero  sehismate« 

Inhalt  und  Gliederung,  Quellen  und  Würdlgting^  desselben. 

Wie  Ludolfs  Klosterchronik  statt  des  Ausdrucks  chronica 
den  selteneren  Titel  catalogus  abbatum  Saganensium  führt,  so 
ist  auch  die  Ueberschrift  seines  zweiten  und  weitaus  bedeu- 
tenderen historischen  Werkes  eine  sonderbare,  aber  sie  ist 
auch,  wie  sich  sogleich  zeigen  wird,  keineswegs  zutreffend. 
Ludolf  ist  bald  nach  der  Beilegung  des  Schisma's  daran 
gegangen,  1  die  Ursachen,  den  Verlauf  und  den  Schluss  des- 
selben darzustellen.  Er  erörtert  an  einer  Stelle  im  57.  Capitel 
ausführlich,  warum  er  dieses  SchiBma  longevum,  das  lange  an- 
dauernde nenne;  sein  Werk  betitelt  er  demgemäss  Tractatus 
de  longevo  schismate.  Dasselbe  umfasst  zwei  Bücher,  von  denen 
das  erste  134,  das  zweite  83  Capitel  zählt.  Aber  der  Ver*- 
fasser  hätte  sein  Werk  schon  mit  dem  57.  Capitel  des  ersten 
Buches  schliessen  müssen,  mit  eben  jener  Stelle,  in  welcher  er 
die  Wahl  des  Namens  longevum  rechtfertigt,  wenn  das  Werk 
seinem  Titel  vollständig  hätte  entsprechen  sollen;  denn  im 
58.  Capitel  spricht  er  bereits  von  der  Krönung  Martins  V.  und 
von  dem  Schluss  des  Constanzer  Concils.  Der  weitaus  bedeu- 
tendste Theil  seines  Werkes  hat  demnach  mit  dem  Schisma 
selbst  nichts  mehr  zu  thun.  Ludolf  hielt,  wie  es  aus  dem 
Schluss  des  57.  Capitels  hervorleuchtet,  mit  demselben  seine 
Aufgabe  für  beendet,  denn  mit  nahezu  denselben  Worten,  mit 
denen  er  von  dem  Schisma  zu  erzählen  begonnen,  schliesst  er 
die  Darstellung  desselben,  in  der  Einleitung  stellt  er  eine 
These  hin,  am  Schluss  des  57.  Capitels  sagt  er,  also  die  These 
ist  bewiesen.^    Sein   Tractatus   de   longevo    schismate   enthält 


^  Siehe  den  Prolog  zum  Tractatus:  Frobant  hec  gesta  plurima  retroacto- 
rum  temporura,  sed  illa  specialiter,  que  in  illo  longevo  schismate,  cuius 
adhue  est  recens  memoria,  sunt  in  ea  patrata. 

2  Prolog:  Cap.  67. 

Sue  gygas  ecclesie  Christus  .  . .  Gygas  etenim  ille,  qui  eam  coUo 

super  se   fnndatum  ecdesiam  .  .  .    suo  superposuit,  ne  caderet  aut  de- 
manu  tenuisse  et  manu  teuere,  por-    veniret  in  nichilnm  potenti  sua  vir- 
tasse  dinoscitur  et  portare  .  .  .  por-    tute  tennit  et  servavit 
tavit   in   humeris    suis  immobilem- 
que  et  inconcussam  tenuit. 


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382 

demnacli  weitaus  mehr,  als  man  nach  der  Ueberschrift  ver- 
mathen  sollte,  im  weiteren  Verlaufe  bietet  Ludolf  noch  eine 
ziemlich  umfassende  Geschichte  der  husitischen  Bewegung  in 
Böhmen  bis  zum  Jahre  1422  und  der  Versuche  Sigismunds 
sich  zum  Herrn  dieses  Landes  zu  machen.  Der  Tractatus  de 
longevo  schismate  enthält  daher  eine  allgemeine  Darstellung 
der  grossen  kirchlichen  Bewegung  seiner  Zeit,  wie  er  es 
übrigens  an  einer  bezeichnenden  Stelle  selbst  meint.  ^  Je  nach- 
dem die  einzelnen  Länder  Europa's  an  dieser  Bewegung  An- 
theil  haben  oder  nicht,  wird  ihrer  in  der  Geschichte  Ludolfs 
gedacht,  2  am  umfassendsten  werden  natürlich  die  Verhältnisse 
Böhmens,  Mährens  und  Schlesiens  dargestellt.  Der  von  Ludolf 
gewählte  Titel  für  das  Werk*  entspricht  daher  nur  einem  Theile 
desselben,  diesem  aber  vollständig.  Das  Schisma  steht  hier  in 
der  That  im  Mittelpunkte  der  Darstellung;  von  den  57  Capi- 
teln  des  ersten  Buches,  von  denen  oben  gesprochen  wurde, 
handeln  mehr  als  dreissig  ausschliesslich  vom  Schisma  und 
den  Versuchen  dasselbe  zu  heben,  und  selbst  jene  Capitel,  in 
denen  von  diesem  nicht  gesprochen  wird,  stehen  doch  mit  ihm 
in  innigem  Zusammenhang.  Von  Karl  IV.  wird  weitläufig  ge- 
sprochen, als  von  jenem  Kaiser,  der  das  Schisma  in  kürzester 
Zeit  beigelegt  hätte,  wenn  ihm  eine  längere  Lebensdauer  be- 
schieden gewesen  wäre.  ^  Der  König  Wenzel  wird  zu  Karl  IV. 
in  den  hellsten  Contrast  gestellt,  er  ist  derjenige,  welcher  für 
die  Beilegung  des  Schisma's  wenig  oder  nichts  gethan  hat.^ 
In  dem  anderen  Theile  sind  es  vor  allem  die  husitischen 
Verhältnisse,   welche  im  Mittelpunkte  der  Darstellung  stehen. 


Als  er  dann  in  der  Folge  über  die  Grensen,  die  er  sich  selbst 
gesteckt  hatte,  hinaus  ging,  da  meinte  er  allerdings,  dass  er  gleich  von 
vorneherein  mehr  als  das  blosse  Schisma  habe  darstellen  wollen.  Aber 
dann  hStte  er  wohl  einen  anderen  zweckentsprechenderen  Titel  gewählt 

1  Pars  I,  Cap.  134.  Pro  futurorum  igitur  utilitate  et  memoria  scribere 
volens  aliqua,  qne  in  una  sancte  matre  ecclesia  modernis 
temporibus  sunt  patrata  .  .  . 

3  So  werden  Frankreich,  England,   Spanien,  Neapel,  u.  a.  hereingexogen. 

'  Porro  vir  istc  felicissime  recordacionis  Karolus  qiuirtns  taute  fuit  in- 
dustrie,  bonitatis  et  iusticie,  qnod  verisimiliter  creditur  divisionem  illam 
ecclesie  nullo  modo  dnrasse  longo  tempore,  si  omnipotentis  dei  pietas 
eum  tarn  subito  post  eiusdem  divisionis  exordinm  de  hoc  medio  roinime 
sublevassot. 

^  Qui  ad  scisma  illud  longevum  sedandum  parum  vel  nichil  operatus  est 


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383 

Lndolf  sagt  es  an  einer  Stelle  ausdrücklich.  ^  Es  lag  jedoch 
in  der  Natur  der  Sache,  dass  er  die  Anfänge  des  Husiten- 
thums  in  Böhmen  schon  in  den  tractatus  de  longevo  schismate 
selbst  einwob. 

Wie  der  Gesammttitel;  den  Ludolf  für  sein  Werk  ge- 
wählt hat,  ein  ungenauer  ist  und  demselben  nicht  entspricht, 
so  ist  auch  die  Gliederung  des  Werkes  selbst  keine  richtige. 
Er  theilt  seinen  Tractat  nicht  etwa  nach  den  beiden  Haupt- 
momenten, die  in  demselben  behandelt  werden,  sondern  in  rein 
zufälliger  Weise  in  zwei  Theile.  Während  man  erwarten  würde, 
dass  der  erste  Thoil  mit  dem  Ö7.  Capitel  des  ersten  Buches 
enden  würde,  schliesst  sich  Capitel  58  ohne  weitere  Bemerkung 
an  das  vorhergehende,  in  welchem  vom  Ende  des  Schisma's 
gesprochen  wird,  an.  Der  Eintheilungsgrund  ist  nicht  ein 
tieferer,  vielleicht  ein  entscheidendes  Moment  in  der  Geschichte 
der  Entwickelung  des  Husitismus.  Ludolf  schliesst  sein  erstes 
Buch  oder  den  ersten  Theil  des  Tractates,  nicht  etwa  mit 
Wenzels  Tode,  sondern  mit  jenem  Momente,  in  welchem  Sigis- 
mund,  der  zur  Vernichtung  der  Husiten  ausgezogen  war,  aus 
Böhmen  wieder  abzieht.  Das  Zufälligpe  in  der  Gliederung  des 
Stoffes  lässt  sich  schon  aus  Ludolfs  eigenen  Worten  erkennen. 
Nachdem  ich,  sagt  er,  bisher  die  Handlungen  jener  ver- 
brecherischen Menschen  beschideben ,  die  sie  vor  Sigismunds 
Abzug  begangen  haben,  will  ich  noch  jener  in  Kürze  gedenken, 
die  von  ihnen  seither  verübt  worden  sind.  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dass  sich  mehrere  und  bessere  Eintheilungsgründe 
hätten  finden  lassen.  Es  scheint,  als  habe  Ludolf  mit  dem 
Schlüsse  des  ersten  Theiles  überhaupt  seine  Feder  bei  Seite 
legen  wollen,  denn  er  gibt  im  letzten  Capitel  Rechenschaft 
über  das,  was  er  bisher  geleistet  und  wie  er  es  geleistet.  Der 
Schluss  klingt  so  feierlich,  dass  man  eine  Wiederaufnahme  des 
Gegenstandes  nicht  mehr  erwartet.  ^  Die  Fülle  und  die  Gross- 
artigkeit, das  Unerhörte  dessen,  was  sich  in  seiner  Nähe  zu- 
trug, mochte  ihn  bewogen  haben  von  den  weiteren  Thaten  der 
Husiten  zu  schreiben. 

Man  wird  sich  im  Uebrigen  über  den  eigenthümlichen, 
der  Sache  selbst  wenig  entsprechenden  Titel,  sowie  namentlich 


*  Para  II  Prolog-:  post  descripta  scelerAtorum  opera. 
'  Siehe  den  Schluss  des  ersten  Theiletf. 


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384 


über  die  Gliederung  von  Ludolfs  Hauptwerk  weniger  wundem, 
wenn  man  bedenkt,  dass  der  Tractat  siemlich  gleichzeitig  mit 
den  Ereignissen  abgefasst  wurde,  wenn  man  von  einem  Theil 
der  ersten  57  Capitel  absieht;  j^ne  Gesichtspunkte,  die  fiär 
uns  massgebend  sind,  existirten  für  den  Zeitgenossen  entweder 
nicht  oder  wurden  doch  in  ihrer  vollen  Bedeutung  kaum  er- 
fasst  Der  tractatus  de  longevo  schismate  selbst  ist,  wie  schon 
oben  beiläufig  bemerkt  wurde,  bald  nach  dessen  Beendigung 
abgefasst  worden.  Ein  Theil  der  57  Capitel  wurde  nachweisbar 
zwischen  den  Jahren  1417  und  1419  niedergeschrieben. 

Bei  der  Abfassung  desselben  hat  Ludolf  seine  frühere 
Darstellung  in  dem  Catalogus  in  umÜE^sender  Weise  zu  Rathe 
gezogen,  einzelne  Partien  aus  demselben  sind  wortgetreu  in 
den  tractatus  aufgenommen  worden,  wie  sich  aus  der  folgenden 
G^enüberstellung  ergiebt: 


Ludolphi 


Catalogus  abbatum  Saganen-  ! 
dum  (8.  8.  rer.  8il.  I.  209). 

Hie  largus  in  exaudiendis 
omnibus  annum  plene  indul- 
gencie,  quem  ut  dictum  est 
predecessor  suus  in  anno  in- 
carnacionis  1390  in  urbe  sta- 
tuit,  tiberali  valde  manu  ad 
diversas  personas  absentes 
extendit.  Indulsit  enira  in  eodem 
anno  multis  et  plurimis  suppli- 
cantibus,ut  perconfessores  suos 
in  partibus  absoluti  in  certis 
ecclesüs,  quas  eis  ipsi  con- 
fessores  deputarent,eandem  con- 
sequerentur  indulgencie  pleni- 
tudinem,  quam  hü  consecuti 
sunt,  qui  personaliter  intra- 
verunt  urbem.  Sed  et  postea 
per  di versa  climata 


Tractatus  de  longevo  schis- 
mate. 1.  Cap.  11. 

Iste  largus 


.  per  diversa   climata  .  . 
in  wörtlicher  Uebereinstimmung. 


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885 


Carrebant  omnes,  sed  non 
omnes  acoeperunt  brayium^  quia 
in  multis  metas  suas  exces- 
aerunt  executores  quidam  apo- 
stolicarum  literarum^  mandati 
fines  transgressi  sunt,  plus  de- 
derunt,  quam  habuerunt,  plus 
quam  dare  potuerunt,  ut  pro 
ncm  dato  non  immerito  sit  ha- 
bendum 

....  Confluxerunt  ergo 
viri  et  mulieres  y  senes  et  iu- 
yenes  ad  htiiusinodi  privilegi- 
atas  ecclesias  ad  salvandas  ani- 
mas  suas  et  utinam  propter 
abusom  eorum,  quibus  concessa 
sunt  privilegia,  non  incurrissent 
animarum  suarum  decepeiones 
et  pericula.  Indiguit  quidem 
tuDc  ecclesia  Romana  militibos, 
religio  christiana'^  adherentibus 
et  ideo  per  ipsum  caput  eecle- 
sie  dispensabatur  satis  libera- 
liter  thezaurus  illius^^  alii  tarnen 
dispensacionem  istam  aliter 
interpretati   sunt 

In  diebus  enim  illis  pecu- 
nie  obedierunt   omnia 


Currebant  omnes. 


.  .   sit   habendum. 
CoDfluxerunt    ergo 


vin  et 


interpretati   sunt 

In  diebus  enim  illis  pecu- 
nie    obediverunt   omnia  .  .  .  . 


Unter  den  Quellen,  welche  Ludolf  zu  Gebote  standen, 
wird  namentlich  eine  sehr  häufig  citirt,  sie  ist  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  verloren  gegangen.  Nach  den  Proben,  die 
Ludolf  aus  derselben  anführt,  war  sie  in  einem  dem  Könige 
Wenzel  überaus  feindseligen  Geiste  abgefasst.  Von  diesem  Könige 
Wenzel,  sagt  Ludolf,  ^  und  einigen  seiner  tadelnswerthen  Hand- 


^  Doch  findet  sich  im  Tract  de  loug.  schismate  richtiger :  religioni  Christiane 

**  Ibid.  Ulo  modo. 

^  Cap.  17.  De  isto  igitar  WentzesUo  et  nonnnllis  eins  actibns,  quos  repre- 
henstbiHter  fecii  vel  fieri  permtsit  snb  diversis  tarnen  Romanis  ponti- 
fieibus  qnedam  ex  his,  qne  in  qnodam  alio  Hbello  de  ipso  scripta  reperi, 


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386 

lungen,  die  er  theils  selbst  beging  theils  geschehen  Hess,  will 
ich  einiges  aus  dem,  was  ich  in  einem  anderen  Buche 
geschrieben  fand,  diesem  Tractate  einfügen.  Und  nun  folgt 
die  Erzählung  von  der  Grausamkeit  Wenzels  gegen  den  Clerus 
von  Breslau  und  einige  namentlich  benannte  Geistliche.  Auch 
die  Erzählung  von  der  Verfolgung  des  Erzbischofs  Johann  von 
Jenzenstein  und  namentlich  von  dem  Martyrium  des  General- 
vicars  Johann  Welflini  von  Pomuk  ist  dieser  Quelle  ent- 
nommen. ^  Desgleichen  die  Geschichte  von  der  Judenverfolgung 
in  Prag  im  Jahre  1389,2  von  Wenzels  Neronischen  Gelüsten,^ 
von  seiner  Nachlässigkeit  und  Unthätigkeit  in  der  Angelegen- 
heit des  Schismas,  *  von  seiner  Gefangennahme  und  Befreiung, 
dann  die  Erwägung  der  Gründe  in  Bezug  auf  diese  letzten 
Punkte  und  die  Erzählung  von  der  Ermordung  der  Secretäre  ^ 
Wenzels.  Diese  Partien  hat  er,  wie  er  selbst  sagt,  grossentheils 
wortgetreu  aufgenommen.  Einer  anderen  gleichfalls  nicht  näher 
bekannten  Quelle  entstammt  die  eigenthümliche  Titulatur,  die 
Wenzel  im  59.  Capitel  des  ersten  Theiles  beigelegt  wird,^  ebenso 
die  Bemerkung,  dass  er  die  Anwendung  der  deutschen  Sprache 
bei  den  Predigten  wenn  nicht  geradezu  verboten,  so  doch  ver- 
hindert habe,  und  dass  er  an  dem  Abzüge  der  deutschen  Pro- 
fessoren die  Hauptschuld  trage. 

Wenn  wir  noch  einmal  Ludolfs  Elosterchronik  zur  näheren 
Beleuchtung  des  eben  besprochenen  Verhältnisses  herbeiziehen, 

huic  tnictatolo  interserere  et  inmiscere  decrevi.  Scriptum  igitor  in  eodem 

libello  hec  verba  reperl  et  inveni:  Detestatus  Salomon  etc.  .  .  . 
1  Tante  facit  tjrannum  homo  iste,  si  tarnen  non  bestia  sed  homo  dici  mere- 

tor,  ut  de  eo  in  memorato  libollo  sie  scriptum  ultra  leges. 
3  Ut  autem  clare  cognoscatnr,  quo  favore   superfluo  iudeos    ipsos  in  illo 

inalignitatis  tempore  prosecntus  fuerit,    in   codem   libello  sie  reperi 

subinnctum. 
'  Hie  Wenceslaus  metropoUm  suam  civitatera  illam  Pragam  .  .  .  nitebatur 

incendere,    ut  forte  secundura  Neronis    desiderium    ignem   copiosum 

posset  inspicere. 

*  Qni  ad  scisma  illud  longevura  sedandum  parum  vel  nicbil  operatua  est 

*  Verba  igitur  huins  iam  scripti  capituli  (21)  a  primo  usquo  ad  ulti- 
mum in  eodem  libello  scripta  inveni  .  .  Hec  igitur,  que  in  hoc  capitulo 
et  sex  immediate  preccdentibus  (17—23)  scripsi,  de  memorato  libello 
excerpsi. 

^  Hostis  Teutunicomm,  carnifex  Bohemorum  .  .  .  verbum  dei  in  lingna 
Tentunica  Präge  in  ecclesiis  pro  longo  tempore  predicari  prohibens  .  .  . 
Huc  usque  in  libro  premisso  bec  reperi  scriptum. 


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387 


so  geschieht  dies  desswegen,  weil  Ludolf  schon  für  diese  die 
erstgenannte  Quelle  in  ziemlich  umfassender  Weise  benützt 
hat.  Fast  dieselben  Stellen  bat  er  in  den  Tractatus  aufge- 
nommen; die  sich  schon  in  dem  Cat.  abbat.  Saganensium  finden. 
Man  vergleiche: 


Cat.  abbat.  Sag.  (pag.   212) 
De  Wenczeslao  rege. 

Detestatus  est  Salomon  om- 
nem  suam  industriam^  qua  stu- 
diosissime  laboravit,  habiturus 
heredem  desudantem  in  Omni- 
bus bonis  suis,  cum  nesciret, 
utrum  sapiens  vel  stultus  futu- 
rus  esset.  Impleta  sunt  hec  in 
personis  venerandi  illius  Karuli 
et  filii  eins  Wenceslai.  Labora- 
vit  ipse  adhuc  vivens  pro  hoc 
suo  primogenito  sub  exacta 
diligencia,  ut  magnis  laboribus 
et  sumptibus  hunc  successorem 
sibi  faceret,  ignorans  qualis  in 
moribus  et  vita  futurus  esset. 
Fecit  cum  adhuc  vivus  de  con- 
sensu  electorum  omnium  regem 
Komanorum,  reliquit  et  ei  .  .  . 


TraotatuB  de  longevo  Bchis- 
nxate  Cap.  18. 

Scriptum  igitur  in  eodem 
libello  hec  verba  reperi  et  in- 
veni.  Detestatus  est  Salomon 
omnem  suam 


regem  Romanorum,  reliquit  et 
ei 


Wie  man  sieht,  stimmen  beide  Berichte  mit  einander  bis 
auf  einen  Punkt  vollständig  zusammen.  Und  dieser  Punkt  be- 
trifft den  Umstand,  dass  der  Tractatus  de  longevo  schismate 
die  Quelle  nennt,  aus  der  er  schöpft,  die  Elosterchronik  aber 
nicht  Diese  Bemerkung  wird  man  noch  oft  machen  können, 
nämlich  in  allen  jenen  Fällen,  wo  beide  Darstellungen  aus  der 
gemeinsamen  Quelle  schöpfen.  Immerhin  muss  der  Umstand 
auffällig  erscheinen,  dass  Ludolf  in  dem  Tractat  seine  Quelle 
ebenso  regelmässig  nennt,  als  er  sie  in  der  Klosterchronik  ver- 
schweigt. Man  könnte  fast  geneigt  sein  anzunehmen,  dass  die 
bezeichneten  Berichte  Ludolf  eigenthümlich  zugehören,  also 
keiner  anderen  Quelle  entnommen  sind  und  die  Ausdrücke 
scriptum  in  eodem  libello    reperi  u.  dgl.   nui*  besagen  wollen: 


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388 

darüber  findet  man  schon  in  der  Elosterchronik  Auskiinft 
Dag;egen  spricht  jedoch  der  Umstand,  dass  es  immerhin  ange- 
wöhnlich ist,  von  seinem  eigenen  Berichte  zu  sagen :  Scriptum 
in  eodem  libro  inveni.  Eine  andere  Schwierigkeit,  die  sich  nach 
den  vorhandenen  Materialien  nicht  leicht  lösen  lässt,  ergiebt 
sich  aus  der  folgenden  Betrachtung:  Im  59.  Capitel  nennt  er, 
wie  oben  bemerkt  wurde,  ein  gewisses  Buch,  aus  dem  er  einen 
ganzen  Abschnitt  nimmt.  Er  sagt:  in  libro  quodam  scrip- 
tum inveni.  Er  habe  einen  ganz  merkwürdigen  Titel  Wenzels 
in  demselben  gefunden :  Desertor  Romanorum,  desertus  eorum, 
persecutor  clericorum,  hostis  Teutunicorum ,  camifex  Bohe- 
morum,  fautor  hereticorum  et  rex  Judeorum.  Dann  heisst  es: 
Hunc  titulum  sie  expositum  reperi  und  am  Schluss:  Huc  usque 
in  libro  premisso  hec  reperi  scriptum.  Dass  diese  Quelle  mit 
der  erstgenannten  nicht  identisch  sein  kann,  ergibt  sich  daraus, 
dass  er  die  erste  för  seine  Klosterchronik  schon  im  Jahre  1398 
ausgenützt  hat.  Damals  aber  hätte  er  weder  von  der  Absetzung 
Wenzels,  noch  von  der  Verfolgung  der  Deutschen  reden  können. 
Am  allerwenigsten  davon,  dass  das  Wort  Gottes  in  Prag  in 
deutscher  Sprache  nicht  mehr  gepredigt  werden  dürfte, '  oder 
dass  Wenzel  an  der  Vertreibung  der  deutschen  Professoren  und 
Studenten  von  der  Prager  Universität  die  Hauptschuld  trage. 
Andererseits  aber  fasse  man  den  Ausdruck  carnifex  Bohe- 
morum  ins  Auge.  Genau  derselbe  Ausdruck  findet  sich  auch 
im  19.  Capitel  des  Tractatus  de  longevo  schismate,  dort  wo  es 
heisst:  ut  de  eo  in  memorato  libello  sie  scriptum  leges^ 
und  dem  entsprechend  auch  in  der  Klosterchronik,  ^  so  dass 
man  annehmen  muss,  dass  die  erste  Quelle  mit  der  zweiten 
eine  nahe  Verwandtschaft  habe,  und  die  Berichte  derselben 
wahrscheinlich  von  einer  und  derselben  Persönlichkeit  her- 
stammen. Man  wird  nicht  irre  gehen,  wenn  man  annimmt,  dass 
Ludolf  namentlich  über  Wenzels  Verhältniss  zu  dem  Erzbischof 
Johann  von  Jenzenstein  genaue  Daten  zugekommen  sind.  Der 
letztere  hielt  sich   oft  und  gern  in  dem  Augustinerkloster  zu 


*  Capitel  59  des  Tract.  d.  long,  scbismate:  Clericis  infestiflsimaA  et  verbum 
dei  in  ling^  Tentonica  Präge  in  ecclesiis  pro  longo  tempore  predicari 
prohibens  yel  prohiberi  promittens. 

3  Hie  Romanomm  et  Bohemomm  non  tarn  rex  quam  camifex. 

8  Cat.  abb.  Sag.  pag.  218. 


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889 

Raadnitz  auf,  ^  in  diesem  hatte  er  einige  Mönche ,  die  ihm 
befreundet  waren,  und  von  denen  einer,  wie  ich  an  anderer 
Stelle  auszuführen  gedenke,  seine  Biographie  geschrieben  hat.  ^ 
Mit  diesem  Kloster  hatte  aber  auch  Sagan  viele  innige  Bezie- 
hungen, schon  aus  dem  Grunde,  weil  es  ja  selbst  Augustiner- 
kloster war. ^  Ludolf  sagt  an  einer  Stelle,  dass  in  Raudnitz 
gelehrte  Männer  in  grosser  Zahl  gewesen  seien,  die  er  gekannt 
und  mit  denen  er  verkehrt  habe.  ^  Was  übrigens  die  ers^- 
nannte  Quelle  anbelangt^  so  dürfte  ihr  Verfasser,  der  nament- 
lich über  Breslauer  Vorfalle  gut  unterrichtet  ist,  ein  Schlesier 
gewesen  sein.  Ueber  weitere  Quellen  Ludolfs  —  wir  sehen  von 
seinen  zahlreichen  Bibelcitaten  und  einem  vereinzelten  Rufinus* 
citate  ab  —  ist  wenig  zu  berichten,  eine  Anzahl  von  Schriften 
über  das  Schisma  und  über  die  husitische  Strömung  und  Gegen- 
strömung hat  er  seinen  eigenen  Angaben  zu  Folge  gelesen. 
Seine  Quellen  pä^  er  recht  ungenau  zu  bezeichnen.  Hie  und 
da  macht  er  die  sehr  vage  Bemerkung,  dass  er  einen  Gegenstand 
von  glaubwürdigen  Personen  vernommen  habe.  Ueber  das  Ver- 
halten der  Königin  zur  husitischen  Lehre,  hat  er  von  vielen 
ehrbaren  und  glaubwürdigen  Zeugen  Berichte  erhalten,^  seine 
Gewährsmänner  und  Berichterstatter  über  den  König  Wenzel 
seien,  sagt  er,  höchst  ehrwürdige  Männer  aus  des  Königs  eigener 
Umgebung.  ®  Von  den  Vorgängen  in  Constanz  hat  ihm  wahr* 
scheinlieh  sein  Klosterbruder  Johannes  Loebin  Berichte  zuge- 
schickt, der  an  seiner  Statt  zum  Concil  gegangen  war.*^  Im 
Prolog  zum   zweiten  Buche  nennt  er  seine    Quelles   nur  im 


1  Siehe  den  Cod.  epist.  Job.  d.  Jenzenstein ,  Archiv  f.  österr.  Gesch.  LV, 
298  (34  de»  8.  A.)  303  (39),  321  (67),  372  (108),  376  (111). 

3  Wie  ich  Yorlänfig  schon  im  Cod.  epist  Joh.  d.  Jenzenstein  bemerkt  habe, 
p*g.  273  (a). 

3  IiL  der  Klosterchronik  mehrfach  erwähnt  pag.  188,  226. 

^  Pars  II,  Cap.  11.  Attamen  et  de  illis,  q^ui  in  via  virtutis  et  iasticie  perse- 

verabant  docti  plnrimi  erant,  quos  ego  novi  et  vidi  et  cum  eis  conver- 

satos  sum. 

^  £x  hüs,  que  per  eandem  reginam  familiamque  eins  et  nobiles  memoratos 
patrata  sunt  et  ex  hüs,  que  de  eis  a  multis  et  pluribus  fide  dignis  et 
honestis  relata  sunt  .  .  . 

^  Beverendissimi   virorum,   quorum    nonnoUi    eins    familiäres   faenmt,  et 

domestici  de  eo  loqnebantur  enormia  .  .  . 
'  Cat.  abb.  Sag.  p.  277. 


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390 

Allgemeinen  fromme ,  gerechte  und  glaubwürdige  Männer. ' 
Wenn  es  auch  zweifellos  ist,  dass  ihm  für  einzelne  Partien 
seines  Werkes  urkundliche  Materialien  zu  Gebote  gestanden 
sindy^  so  hat  er  doch  nur  wenig  in  seine  Darstellung  aufge- 
nommen. Meistens  geschieht  dies  nur,  um  seine  polemischen 
Bemerkungen  daran  zu  knüpfen.  So  hat  er  einen  Brief  des 
Czaslauer  Landtags  an  die  Schlesier  mitgetheilt,  so  wie  die 
Beschwerden  desselben  über  König  Sigismund;  er  widerl^t 
dieselben  einzeln  und  mit  Aufwand  einer  grossen  Bered- 
samkeit. ^ 

Es  ist  schon  oben  die  Bemerkung  gemacht  worden^  dass 
Ludolf  sowohl  mit  Rücksicht  auf  die  nationalen  als  auch  die 
religiösen  Verhältnisse  seiner  Heimath  in  leidenschaftlicher 
Weise  Partei  ergreift. 

Ueber  das  Verhalten  der  Deutschen  zu  den  Czechen  in 
jenen  Tagen  des  religiösen  und  nationalen  Widerstreites ,  der 
alle  Gemüther  in  Böhmen  und  den  angrenzenden  Ländern 
erhitzte,  giebt  uns  Ludolfs  Tractat  an  vielen  Stellen  sehr  in- 
teressante Berichte.  Mit  Recht  nennt  er  den  gegenseitigen  Hass 
der  beiden  Völker  einen  alten  und  allzusehr  eingewurzelten, 
so  wie  einstens  die  Juden  mit  den  Samaritern  keine  Gemein- 
schaft pflogen,  so  erwecke  schon  das  blosse  Ansehen  eines 
Deutschen  dem  Böhmen  ein  Grauen.^  Aus  nationalen  Beweg- 
gründen hätten  selbst  solche  Böhmen,  die  keine  Freunde  eines 
Hus  und  Hieronymus  waren,  diese  unterstützt  und  die  Deut- 
schen zum  Abzug  genöthigt,  um  in  der  Folge  Böhmen  allein 
beherrschen  und  die  Universität  lenken  zu  können,  ohne  Hilfe 
der  Deutschen  hätten  sie  gemeint,  die  Häresien  der  Wicleffiten 
und  Husiten  allein  ausrotten  zu  können.  Er  klagt  an  mehi'eren 
Stellen,  dass  die  deutsche  Sprache  in  Prag  in  jenen  Tagen 
(seit  1409)  gleichsam  proscribirt  worden  sei,   insofern  als  von 


*  Protestationem  tarnen  premitto  ...  de  scrlbendis  non  solom  Ulis,  qnibas 
presens  interfui,  sed  et  do  aliis,  quo  a  pils,  iustis  aut  fide  dignissimis  cre- 
dibiliter  inteUexi  .  .  . 

2  So  sind  ihm  namentlich  viele  Schriftstücke  der  päbstlichen  Curie  bekannt 

3  Pars  II,  Cap.  14  flf. 

*  In  freier  Uebersetznng.  Die  ganze  Stelle  lautet:  Antiquatum  nempe  odiam 
et  nimis  radicatum  est  inter  hec  dno  ydeomata  Teutunieornm  et  Bohe- 
moruro,  ut  sicut  Judei  non  coutnntur  Samaritis,  sie  ipsi  Bohemo  Teutuni- 
cuB  ad  videndum  sit  gravis. 


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391 

Seite  der  Oberen  ein  Verbot  erlassen  wurde,  in  dieser  Sprache 
in  den  Pfarren  der  Stadt  zu  predigen,  wie  es  früher  üblich 
war,  denn  von  Alters  her,  sagt  Ludolf,  habe  es  in  Prag  ein 
gemischtes  Volk  (permixtus  populus)  von  beiden  Sprachen  (de 
utroque  ydiomate)  gegeben,  und  deshalb  predigten  die  Leiter 
der  Kirchen  frei  und  in  beiden  Sprachen,  wie  es  dem  Volke 
Nutzen  zu  bringen  vermochte.  ^  In  etwas  ungenauer  Form  bringt 
Ludolf  den  Abzug  der  Deutschen  aus  Prag  mit  den  Häresien 
daselbst  in  einen  ursächlichen  Zusammenhang.^  Er  warnt  die 
Deutschen  vor  einer  Verbindung  mit  den  Böhmen.  •"*  Sein 
Nationalgefühl  tritt  auch  den  Polen  gegenüber  in  scharfer 
Weise  hervor.  Er  spricht  von  den  tauben  Polen,  welche  nicht 
deutsch  verstehen,  ^  er  fühlt  sich  bewogen ,  ausfuhrlich  aus 
einander  zu  setzen,  dass  die  polnische  Nation  an  der  Prager 
Universität  keineswegs  aus  Polen  allein,  sondern  ihrer  Mehr- 
heit nach  aus  Deutschen  bestehe  und  daher  unter  die  Deut- 
schen gerechnet  werden  könne.  Der  Ausdruck  surda  Polonia 
oder  feurdi  Poloni  kehrt  mehrfach  und  gelegentlich  mit  einer 
verächtlichen  Nebenbedeutung  wieder.  *  Ein  guter  Theil  seines 
Zornes,  den  er  über  den  König  Wenzel  ausschüttet,  geht  auf 
den  Umstand  zurück,  dass  derselbe  den  Abzug  der  Deutschen 
begünstigt  habe.  An  mehreren  Stellen  wird  er  deshalb  geradezu 
als  Feind  der  Deutschen  bezeichnet. 

In  religiöser  Beziehung  nimmt  Ludolf  den  streng  katho- 
lischen Standpunkt  ein.  Doch  geht  er  keineswegs  so  weit,  dass 
er  offenbare  Missbräuche  in  Schutz  nehmen  würde,  wir  finden 
vielmehr,  d^ss  er  die  letzteren  in  scharfer  Weise  angreift. 
Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  in  seinen  Tagen  der  Ablass 
missbraucht  wurde,  zum  Zwecke  des  Gelderwerbes,  ist  Ludolf 
sehr   schlecht   zu   sprechen.     Er    schilt    die    Vollstrecker    der 


1  Cap.  30  des  tract.  de  long,  schism. 

3  Ad  recesanm  a  loco  facUiorem  pedem  habaerant,  quia  ibi  scüma  et 
heresim  vilem  dominari  verisimili  coniecturacioue  videbant. 

'  Pars  II,  Cap.  12:  Expedit  Teutunicis  cautos  esse,  qnaliter  se  associent 
Bohemis  ....  Teutunice  gentis  homines,  qnibus  hec  aut  Ulis  similia 
possint  contiDgere,  caatos  et  preparatos  esse  deprecor  in  fntamm. 

*  Cap.  30:  Ex  qnibus  mnlto  plnres  in  ea  (sc.  nacione)  fuerant,  qnam  de 
Polonis  surdis,  qui  Tentnnicum  ignorant. 

*  Ursprünglich  wohl  nur  ähnlich  gebraucht  wie  das  Wort  Niemci:  die 
Stammen  von  den  Slavon  den  Deutschen  gegenüber. 

Archiv.  Bd.  LX.  II.  H&lfte.  26 


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392 

Ablassbullen ,  die  dem  Volke  mehr  zusagen ,  als  sie  zu  halten 
im  Stande  sind,  die  mehr  geben,  als  sie  besitzen.  ^  Auch  über 
die  Käuflichkeit  am  päbstlichen  Hofe  macht  Ludolf  eine  bittere 
Bemerkung,  indem  er  hinzufügt:  ,denn  in  diesen  Tagen  ge- 
horchte alles  dem  Gelde^  2  Die  Schritte  des  Pisaner  und  Con- 
stanzer  Concils  zur  Herstellung  der  kirchlichen  Einheit  lobt 
er  durchaus;  das  erstere  vertheidigt  er  gegen  mehrfache  An- 
griffe. ^  Dass  das  Concil  höher  stehe  als  der  Pabst,  gilt  ihm  als 
ganz  zweifellos.  ^  In  Sachen  des  Glaubens  ist  Ludolf  ein  mann- 
hafter Vertheidiger  der  alten  Kirchenlehrer  in  leidenschaftlicher 
Weise  spricht  er  über  die  Husiten,  er  constatirt  das  Vorhanden- 
sein der  Irrlehren  in  Böhmen  und  erörtert,  wie  dieselben  dahin 
gelangt  sind,  und  wie  die  Husiten  allmählich  zu  solcher  Macht- 
fülle gekommen.  Er  lobt  die  Schritte,  die  von  päbstlicher  Seite 
gegen  dieselben  ausgehen,  die  Nachricht  von  der  Verbrennung' 
des  Hus  nimmt  er  mit  Genugthuung  auf: 

fHunc  homiDem  sttiltnm 
,Non  dimittatifl  innltainS 

ruft  er  bei  dieser  Gelegenheit  aus.  Zahlreiche  husitische  Lehren 
widerlegt  er  in  breiter  Weise,  namentlich  die  von  dem  Abend- 
mahl unter  beiden  Gestalten.  Er  vergleicht  die  Wuth  der  husi- 
tischen  Ketzer  mit  der  Blutgier  der  arianischen  Vandalen,  die 
Verwüstungen  so  vieler,  stolzer  Klöster  und  Kirchen  gehen 
ihm  sehr  zu  Herzen,  mit  tiefem  Gram  meldet  er  die  Fort- 
schritte ,der  Feinde  des  christlichen  Namens^  Im  Zusammen- 
hange damit  steht  auch  die  Art  und  Weise,  wie  er  von  dem 
Könige  Wenzel  und  dessen  Bruder  Sigismund  spricht,  er  be- 
handelt dieselben  nach  Massgabe  ihres  Auftretens  gegen  die 
Ketzer  in  Böhmen.  Die  Persönlichkeit  Wenzels  wird  in  den 
schwärzesten  Farben  gezeichnet 

Dem  gegenüber  wird  jene  Karls  IV.  in  das  hellste  Licht 
gestellt.  Ludolf  hat  die  grosse  Blüthe  Böhmens  unter  diesem 
Könige  noch  mit  eigenen  Augen  gesehen  und  den  Eifer  des- 
selben   für   die   Begründung  der   Ordnung   in   geistlichen   und 

1  Cat.  abb.  Sag.  pag.  209. 

^  Ibid.  In  diebus  eoim  illifl  pecunie  obedierunt  omnia. 
^  Renponsio  contra  latratun  eorum,  qni  concilio  Pisano  detraxerant 
^  Non  enim  autumare  debet  Romane  sedis  antistes  in  causa  fidei  se  mai- 
orem  esse  congregato  vel  congregando  universal!  concilio  Cap.  46. 


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393 

ipeeltlichen  Dingen  kennen  gelernt.  In  enthusiastischer  Weise 
erinnert  er  daher  an  die  gute  alte  Zeit,  die  es  unter  Karl  IV. 
gegeben.  Nur  an  einer  Stelle  klingt  ein  Tadel  durch,  nämlich 
da,  wo  er  erzählt,  dass  Karl  seinem  Böhmen  ein  Vater,  dem 
Reiche  aber  ein  Stiefvater  gewesen  oder  wie  Ludolf  sagt, 
dass  er  mehr  des  böhmischen  Erbreiches,  als  des  kaiserlichen 
und  römischen  Reiches  Augustus  gewesen  sei.  *  Im  Uebrigen 
weiss  Ludolf  von  demselben  nur  lobenswerthes  zu  erzählen. 
Von  seinen  Kirchenbauten  und  Klostergründungen,  von  seinem 
Eifer  im  Sammeln  von  Reliquien,  von  seiner  Liebe  und  seiner 
Strenge  gegen  den  Clerus,  von  seiner  Sprachenkenntniss  und 
wie  er  den  Feinden  des  christlichen  Glaubens  nie  eine  Stütze 
gewährt  habe.  Nie  habe  es,  sagt  Ludolf,  den  bekannten  Ver- 
gleich herbeiziehend,  unter  Karl  einen  Streit  zwischen  Sonne 
und  Mond,  zwischen  der  päbstlichen  und  kaiserlichen  Krone 
gegeben,  2  in  Demuth  habe  der  Kaiser  vielmehr  die  Zügel 
des  Zelters  haltend  den  Pabst  nach  St.  Peter  geleitet.  ^  Auch 
die  Erwerbungen  dieses  Kaisers  an  Ländern  und  anderem  Be- 
sitz werden  rühmend  hervorgehoben;  trotzdem  ,waren  doch 
seine  Füsse  nicht  schnell,  um  im  Kampfe  unschuldiges  Blut  zu 
vergiessen'.  '* 

Um  80  schlimmer  kömmt  Wenzel  weg.  ,Wa8  soll  ich', 
heisst  es  an  einer  Stelle,  ,von  diesem  Wenzel  Gutes  schreiben? 
Nichts.  Dass  ich  doch  auch  nichts  Schlechtes  über  ihn  schreiben 
dürfte'.  Die  römische  und  böhmische.  Krone  habe  ihm  zwar 
sein  Vater  hinterlassen,  aber  eine  würdevolle  Art  zu  leben 
habe  er  ihm  leider  nicht  einflössen  können.  Recht  scharf  und 
an  einzelnen  Stellen  entschieden  feindselig  wird  von  den  Unter- 
lassungen des  Königs  gesprochen.  Seine  Feindseligkeiten  gegen 
den  Prager  und  Breslauer  Clerus  werden  im  einzelnen  auf- 
gezählt.   Dass  er  den  Abt   des  Sandstiftes   in    Breslau   in    den 


^  Ma^s  AngnstQs  fais»e  creditur  natali.«  soli  ani  Bohemici  quam  impcrialis 
et  Romani,  unde  tarnen  habere  meruit  nomen  Augusti. 

2  Semper  pacem  cum  ecclesia  habnit  .  .  .  Non  fnit  diflsonRio  inter  ensem 
et  gladinm,  inter  nolera  et  liiDam,  inter  papalem  et  imperialem  dig-ni- 
tatem  .  .  . 

3  Ipse  officium  fltratoris  implevit,  dum  .  .  frenum  presulifl  tenens  penes 
ipRum  Romane  sedis  antistitem  equitantem  per  uon  parvam  diBtanciam 
pedester  ire  non  erubit. 

*  Ad  effundendum  sanguinem  innocentem  pedes  veloces  non  habuit. 

26* 


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394 

Kerker  geworfen  und  für  die  Anerkennung  des  Biscliofs  Wenzel 
von  Breslau  6000  Mark  erpresst  habe,  wird  ihm  ebenso  sehr 
zum  Vorwurf  angerechnet,  wie  sein  Vorgehen  gegen  Johann 
von  Pomuk,  Nicolaus  Puchnik,  den  Dechanten  Boleslaus  und 
den  Probst  Knobeloch  von  Meissen,  gegen  den  Magister  Mathaeus, 
den  Pfarrer  der  Marienkirche  vor  dem^  Freudenhofe  und  den 
Erzbischof  Johann  von  Jenzenstein,  der  wegen  der  Schwierig- 
keiten, die  ihm  von  Seiten  des  Königs  in  den  Weg  gelegt 
wurden,  resignirte. *  Das  Bild,  das  Ludolf  von  Wenzel  ent- 
wirft, ist  grau  in  grau  gemalt,  in  jeder  Beziehung  stellt  es 
einen  lebhaften  Contrast  zu  der  Zeichnung  Karls  IV.  dar.  Wie 
unter  diesem  Könige  alle  Stände  zufrieden  gewesen,  so  hatten 
nun,  wie  Ludolf  in  offenbarer  Uebertreibung  berichtet,  Witwen 
und  Waisen,  Barone  und  Ritter  zu  klagen,  verhasst  sei  Wenzel 
dem  Clerus  und  dem  Volke,  Vornehmen  und  Bürgern  und  Land- 
leuten gewesen,  beliebt  nur  bei  den  Juden.  ^  Auch  der  letztere 
Punkt  wird  von  Ludolf  hervorgezogen,  um  den  Contrast  zu 
vervollständigen,  denn  an  einer  früheren  Stelle  hatte  er  von 
der  Strenge  Karls  gegen  die  Juden  zu  sprechen.  ^  Dem  g^en- 
über  habe  Wenzel  die  Gewaltthaten  gegen  die  Juden ,  welche 
im  Jahre  1389  in  Prag  stattfanden,  in  lebhafter  Weise  be- 
dauert^ und  wenn  nicht  er  selbst,  so  doch  seine  Umgebung. 
Es  ist  merkwürdig,  dass  Wenzel  auch  in  des  Erzbischofs  Johann 
von  Jenzenstein  ,Acta  in  curia  Romana',  ^  sowie  noch  in  einem 
anderen  gleichzeitig  abgefassten  Schriftstücke.^  als  besonderer 
Gönner  des  Judenthums  erscheint,  wiewohl  er,  was  schon  Palackj 
bemerkt ,  nichts  Ausserordentliches  für  sie  gethan  hat.  ^  Das 
Klagen  gegen  übermässige  Begünstigung  der  Juden  war  damals 


»  Cap.  20. 

^  Non  fait  temporibus  illis,  qui  vice  regia  insticiain  faceret  pnpilUs  et  viduit, 
ymmo  nee  baronibas,  miKtibus  et  vasalUs,  qaomm  pars  non  modica  que- 
relas  emisit  de  illata  sibi  regali  violencia.  Exosus  igitur  erat  dero  et 
populo,  nobilibus,  civibus  et  rasticis,  solis  erat  acceptos  indeis. 

3  Cap.  8.  Ritus  iudaicos,  pompas  indeoram  et  honorem  eis  indebitnm  in 
tantam  diminnit,  nt  Präge  in  eorum  platea  domoseonim  predpnas  inba- 
bitarent  christiani. 

*  Plus  doluernnt  ne  dicam  rex  sed  coUaterales  regis  de  cremacione  ista. 

^  Pelzel,  Gesch.  Wenzels,  I.  Urk.  pag.  148. 

0  Palacky  III,  1,  64.  Note  60. 

"^  Palacky  a.  a.  O.  pag.  54. 


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395 

in  Mode  gekommeo;^  wie  Wenzel  es  verstand  die  Juden  aus- 
zubeuten und  sich  durch  die  den  Juden  abgenommenen  Schätze 
zu  bereichern^  das  ist  jüngstens  von  anderer  Seite  dargestellt 
worden.  ^ 

Ein  anderer  Grund  zur  Klage  gegen  Wenzel  war  Ludolf 
in  dem  Umstände  geboten,  dass  Wenzel  zur  Beilegung  des 
Schismas  so  gut  wie  nichts  gethan  hat.  In  dieser  Form  ist 
Ludolfs  Anklage  nicht  vollkommen  gerechtfertigt.  Es  ist  bekannt, 
in  wie  lebhafter  Weise  Wenzel  in  seinen  ersten  Regierungs- 
jahren für  die  Anerkennung  Urbans  VI.  und  somit  für  die 
Beilegung  des  Schisma's  gewirkt  hat.  ^  Ludolf  hat  seine  Klagen 
g^egen  Wenzel  schon  im  Jahre  1398,  als  er  die  Klostergeschichte 
Sagans  abfasste,  erhoben,  in  eben  demselben  Jahre,  in  welchem 
Wenzel  für  die  Beilegung  des  Schisma's  sehr  thätig  war.  ^ 

Dass  Wenzel  der  Häresie  in  Böhmen  nicht  entgegen 
getreten  und  dadurch  in  den  Verdacht  der  Gemeinschaft  mit 
den  Häretikern  gekommen,  er,  der  gleichsam  mit  einem 
Hauche  die  ganze  Bewegung  hätte  niederwerfen  können^  ist 
keine  der  geringsten  Klagen  des  Abtes.  Bekanntermassen  hat 
der  Umstand,  dass  unter  Wenzel  die  husitische  Bewegung  ent- 
stand, die  allmälich  das  ganze  Reich  in  arge  Mitleidenschaft 
zog,  wesentlich  beigetrageUj^  dass  man  von  deutscher  und  anti- 
husitischer  Weise  Wenzel  in  einem  viel  hässlicheren  Lichte 
erscheinen  liess,  als  dies  sonst  der  Fall  wäre.  Wenzel  ,galt  als 
Begünstiger  jener  Ketzerei,  welche  den  Deutschen  um  so*  ver- 
abscheuungswürdiger  erschien,  als  ihr  Grundzug  der  czechische 
Nationalhass  gegen  das  deutsche  Wesen  war'.  ^  Es  ist  nicht  zu 
verkennen,  dass  auch  Ludolf  aus  diesem  Grunde  seine  Farben 
etwas  dunkler  mischt,  aber  auch  schon  in  dem  1398  ver- 
fassten  Abtscatalog,  in  dem  er  von  einer  Begünstigung  häretischer 
Lehrmeinungen  noch  nicht  reden  kann,  wird  Wenzel  in  rück- 
sichtslosester Weise  verurtheilt.  In  dem  Tractatus  de  longevo 
Bchismate   beschuldigt   er   im   Uebrigen   auch   Wenzels   zweite 


*  Lindner,  Geschichte  des  deutschen  Reiches  unter  dem  Könige  Wenzel,  I. 
pag.  272. 

2  Ibid. 

3  S.  d.  Cod.  epistol.  Joh.  d.  Jenzenstein,  pag.  371.  Lindner  a.  a.  O.  90  u.  a. 

*  Aschbach,  Qesch.  Sigismunds  L,  pag.  15t. 

5  Lindner,  Gesch.  des  deutsch.  Reiches  unter  K.  Wenzel,  IL  171. 


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396 

Gattin  und  deren  Gesinde  der  Hinneigung  zu  den  häretischen 
Lehrmeinungen.  ^ 

Wie  bereits  bemerkt,  waren  die  Neuerer  auf  religiösem 
Gebiete  in  Böhmen  zugleich  auch  heftige  Gegner  des  deutschen 
Wesens,  ^  es  konnte  demnach  nicht  fehlen,  dass  Wenzel  [selbst 
der  Feindschaft  gegen  die  Deutschen  beschuldigt  wurde,  im 
Tractatus  kehrt  Ludolf  zu  wiederholten  Malen  auf  diesen  Gegen- 
stand zurück^  und  meistens  so,  dass  es  an  einiger  üeber- 
treibung  nicht  fehlt.  Eine  einflussreiche  Partei  mit  scharf  aus- 
geprägter czechisch- nationaler  Gesinnung,  die  in  adeligen, 
bürgerlichen  und  gelehrten  Kreisen  in  Prag  hervorragende 
Gönner  hatte  und  deren  Verbindung  mit  dem  Hofe  eine  ziem- 
lich innige  war,  hat  es  eben  schon  in  den  achtziger  Jahren  des 
14.  Jahrhunderts  gegeben,  wie  ich  bereits  an  einem  anderen 
Orte  nachgewiesen  habe.  ^ 

Einen  vollständigen  Gegensatz  zwischen  Karl  IV.  und 
Wenzel  stellt  Ludolf  auch  her,  da  wo  er  von  der  Beraubung 
der  Kirchen  und  Klöster  durch  den  letzteren  spricht  und 
klagt,  dass  derselbe  bei  den  Kirchen  hinterlegte  Gelder  und 
Kirchenschätze  hin  weggenommen  und  den  Plünderungen  der 
Kirchen  durch  die  Husiten  theilnamslos  zugesehen  habe.  Auch 
dass  Wenzel  die  Verkündigung  päpstlicher  Erlässe  verboten 
habe,  wofern  dieselben  nicht  das  königliche  placet  erhalten 
hatten,  tadelt  Ludolf  in  heftigster  Weise.  Die  Vorwürfe  häufen 
sich,  je  mehr  Ludolf  sich  dem  Ende  seiner  Characteristik 
Wenzels  nähert.  Ohne  bestimmte  Fälle  zu  erörtern,  spricht  er, 
wie  er  von  verehrungswürdigen  Männern  gehört  habe,  dass 
Wenzel  Wahrsager  begünstigt,  verschiedenen  Personen  Unrecht 
zugefügt,  seine  Geleitsbriefe  gebrochen,  der  Geistlichkeit  die 
nothwendigsten  Einkünfte  entzogen  habe  u.  dgl.  Dann  auf  einen 


'  £x  hiis,  que  per  eaudem  regioam  familiamque  eius  et  nobiles  memonitos 
patrata  sunt  et  ex  hiis,  que  de  eis  a  multis  pluribus  fide  dignis  et  honestis 
relata  sunt,  debemus  et  possnmns  sine  iuris  iniuria  eos  in  hereticorum 
numero  computare. 

2  Opponebant  se  illis  (sc.  Uus  et  Uieronymo)  plures  doctores  et  magistri 
et  presertim  nacionis  Teutuuice. 

3  Cap.  60  hostis  Teutunicorum ,  Cap.  59  verbum  dei  in  lingua  Teutunica 
Präge  in  ecclosiis  predicari  probibens  .  .  .  u.  a. 

*  Mittheilungen  des  Vereins  fttr  Gesebichte  der  Deutseben  in  Böbmen, 
XVII,  2.  Heft.  pag.  209, 


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397 

besonderen  Fall  eingehend  erzählt  Ludolf,  wie  sich  Wenzel 
während  seines  Aufenthaltes  in  Breslau  gegen  seinen  eigenen 
Koch  vergriflFen  und  denselben  am  Rost  oder  Bratspiesse  ge- 
braten habe.  An  einer  späteren  Stelle  fügt  er  wohl  hinzu,  dass 
der  Koch  denn  doch  noch  mit  dem  Leben  davon  gekommen 
sei. '  Unter  den  vielen  dem  Könige  zur  Last  gelegten  Ver- 
brechen durfte  auch  die  am  IL  Juni  1397  zu  Karlstein  er- 
folgte Ermordung  seiner  Günstlinge  Burkhard  von  Janowic, 
Stephan  von  Opoczna,  Stephan  von  Martinic  und  des  Maltheser- 
priors  Markold  von  Worutitz  nicht  fehlen.  ^  Unter  solchen 
Umständen  darf  man  sich  nicht  wundern,  dass  Ludolf  gelegent- 
lich die  Frage  erörtert,  ob  Wenzel  nach  seinem  Tode  zur  Hölle 
gefahren  ^  oder  vor  der  Barmherzigkeit  des  Allmächtigen  doch 
noch  Qnade  gefunden  habe.  Sollte  aber  das  —  was  er  von 
Jemandem  gehört  hat,  wahr  sein,  nämlich  dass  die  Husiten  bei 
der  Plünderung  von  Königsaal  die  Gebeine  Wenzels  verbrannt 
haben,  so  sei  demselben  nur  Recht  geschehen,  der  König,  der 
während  seiner  Lebzeiten  die  Ketzer  unterstützt  habe,  habe 
nach  seinem  Tode  nur  die  Strafe  der  Ketzer  —  die  Verbren- 
nung erlitten.  3 

Von  Wenzels  guten  Eigenschaften,  wie  von  den  schlimmen 
seiner  Gegner  oder  von  der  Schuld  seiner  Räthe  wird  nichts 
gesagt.  Licht  und  Schatten  sind  ungleich  vertheilt  und  Ludolfs 
Darstellung  der  Regierung  Wenzels  ist  demnach  keine  reine 
und  lautere,  sondern  eine  durch  Parteileidenschaft  getrübte, 
und  muss  namentlich  in  einzelnen  Partien,  in  denen  in  sehr 
allgemeiner  Weise  von  Wenzel  gesprochen  wird,  mit  Vorsicht 
benützt  werden. 

In  nicht  ganz  gleichmässiger  Weise  wird  der  Character 
Sigismunds  gezeichnet.  Man  wird  sich  darüber  nicht  wundem, 
wenn  man  bedenkt,  dass  Ludolf  über  denselben  sich  in  ver- 
schiedenen Zeiten  und  unter  ganz  verschiedenen  Verhältnissen 
geäussert  hat.  In  seiner  Klosterchronik,  also  um  1398  spricht 
er  sich  mit  grossem  Lobe  über  Sigismund  aus.  Dieser  hat  — 
sagt  Ludolf  —  indem  er  das  Beispiel  seines  Vaters  nachahmte, 


^  Retnlorunt   tamon  quidam,    hnnc  sunm   cocum,   quem  ig^e  exussit,   oon 
fuisse  mortuum  sed  vivuin  remansisse. 

2  Pars  I,  Cap.  24;  De  quibusdam  secretariis  Wenceslai  occisis. 

3  Ib.  Cap.  61,  117.  De  ossibus  Wenceslai  post  eius  obitum  dehonentatifi  et 
deturpatis. 


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398 

eine  Universität  ^  in  Ungarn  errichtet  und  mit  guten  Werken 
beschäftigt  sich  die  Gunst  des  Clerus  und  Volkes  erworben. 
In  seinen  königlichen  und  militärischen  Handlungen  tüchtig 
hat  er  sich  einen  ruhmvollen  Namen  erworben.  Aber  schon  in 
der  Klosterchronik  findet  sich  bei  dieser  Stelle  eine  beschrän- 
kende Randnote.  ^ 

Sigismunds  Bemühungen  um  die  Herstellung  der  Kirchen- 
einheit und  seine  Stellung  als  Schirmherr  des  Constanzer  Concils 
finden  hohes  Lob.  ^  Um  anderen  Ruhe  zu  bringen,  habe  er 
sich  nicht  geschämt  Gesandter  zu  werden,  sich  den  Mühselig- 
keiten einer  beschwerlichen  Reise,  Wind  und  Regen  auszusetzen 
und  keine  Kosten  gescheut.  Dagegen  wird  Sigismund  namentlich 
um  zweier  Dinge  wegen  von  Ludolf  scharf  getadelt:  1.  wegen 
der  Lauheit,  mit  welcher  er  gegen  die  ketzerischen  Böhmen  vor- 
gehe und  2.  wegen  seiner  EingriflFe  in  das  Kirchengut.  Nament- 
lich der  erste  Punkt  gibt  Ludolf  zu  lebhaften  Klagen  Anlass  und 
lässt  ihn  nicht  selten  des  Königs  reine  Absichten  verkennen* 
und  diesen  in  den  Verdacht  kommen,  dass  er  absichtlich  der 
Ketzer  schone.  Den  raschen  Abzug  von  Prag  —  Ludolf  be- 
richtet, als  ob  es  zu  keiner  Schlacht  gekommen  wäre 
—  im  Juli  1420  kann  sich  der  Abt  nicht  erklären,  nur  durch 
Sigmunds  Schuld  sei  es  durch  seine  Sorglosigkeit  oder  Nach- 
lässigkeit hätten  sich  die  Contingente  zerstreut.  ^  Er  klagt  über 
Sigmunds  langes  Verweilen  in  Ungarn  während  des  Jahres 
1421  und  misst  ihm  an  dem  Verluste  der  Schlacht  von  Deutsch- 
brod  die  Schuld  bei.  ^  Was  die  Eingriffe  Sigismunds  in  das 
Kirchengut   anbelangt,    so   sind    dieselben   ziemlich    bedeutend 

<  Cat.  abb.  Sag.  pag.  217:  Hie  patrifl  sui  sectatas  exempla  Studium 
(gemeint  ist  die  noch  durch  Ludwig  1382  in  Fünfkirchen  errichtete  Uni- 
versität) in  Ungarla  erexit  et  bonis  intentus  operibus  apud  clerum  et 
popuhim  favorem  invenit  In  actibus  regalibus  et  militaribns  strenuus 
nomen  sibi  laudabile  acquisivit. 

^  Ad  tempus,  quia  postmodum  in  muUis  tyrannizavit  et  Studium  in  Ungaria 
deserit.  Diese  Randnote  ist,  wie  Stenzel  bemerkt,  bald  nachher  hinzu- 
gefügt worden. 

'  Tract.  de  long,  schism.  Cap.  52. 

*  Cap.  73.  Multi  fidelium  de  execucione  huius  rei  per  Sigismundum  quasi 
desperant. 

^  Rex  tarnen  ipse  apud  multos  suspicionem  incurrit,  quod  eins  culpa,  negli- 
gencia  vel  incuria  dis^tipacio'  ista  contigit  .  .  .  eo  quod  hereticis  .  .  - 
pepercit. 

8  Pars  II.  Cap.  72. 


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399 

gewesen.  ^  Dafür  spricht  Ludolf  an  verschiedenen  Stellen  den 
schärfsten  Tadel  gegen  den  König  aus,  2  es  sei  kein  Wunder, 
dass  demselben  das  grosse  Werk  der  Befreiung  Böhmens  aus 
den  Händen  der  Ketzer  nicht  gelinge,  da  ihm  wegen  seiner 
Angriffe  auf  die  Besitzungen  der  Kirche  die  Gnade  des  Himmels 
fehle.  Sigmund  könne  wegen  des  begangenen  Kirchenraubes  in 
keiner  Weise  entschuldigt  werden,  er  habe  weder  als  Kaiser  zu 
demselben  ein  Recht  besessen,  noch  könne  als  Entschuldigung 
vorgebracht  werden,  dass  die  Beraubung  zu  Gunsten  und  in 
Angelegenheiten  des  Glaubens  erfolge.  Selbst  wenn  man  den 
Grundsatz  aufstelle,  dass  die  Geistlichkeit  in  Armuth  leben 
solle  und  demnach  keinen  Besitz  haben  dürfe,  sei  Sigismunds 
Vorgehen  nicht  gerechtfertigt.  Ludolf  erörtert  sodann  in  weit- 
schweifiger Weise,  welche  Art  von  Besitz  der  Geistlichkeit 
erlaubt  sei  und  zu  welchen  Zwecken  sie  denselben  gebrauchen 
dürfe.  ^  Schon  das  Benehmen  Sigismunds  gegen  die  Breslauer 
Geistlichkeit  erfahrt  Ludolfs  Tadel.  Martin  V.  hatte  dem  König 
wegen  seiner  Bemühungen  um  die  Herstellung  der  Kirchen- 
einheit den  Zehent  eines  Jahres  von  allen  geistlichen  Ein- 
künften der  Breslauer  Diöcese  verliehen  und  der  Bischof 
Johann  von  Brandenburg  trieb  denselben  mit  allzugrosser 
Härte  ein,  indem  er,  wie  Ludolf  sagt,  auch  von  den  gering- 
fügigsten Dingen  den  Zehent  verlangte,  als  ob  man  denselben 
auch  von  Raute,  Krausemünze,  Kümmel  und  Gemüse  fordern 
dürfte.  "*  Rechtlicher  Weise  sei  dem  Kaiser  nur  der  Zehent 
nach  der  bisherigen  Schätzung  und  altem  Gebrauch  zuge- 
standen. Es  kam  darüber  zum  Streit,  der  erst  nach  Wenzels 
Tode  bei  Sigismunds  Ankunft  in  Breslau  zu  Anfang  des  Jahres 
1420  beigelegt  wurde,  indem  man  Sigismund  das  Doppelte  der 
üblichen  Taxe  gab,  während  er  nach  den  ursprünglichen  For- 
derungen das  drei-  vier-  oder  fünffache  erhalten  hätte. 

In  einigen  Punkten,  wie  beispielshalber  in  der  Angelegen- 
heit der  Hinrichtung  der  (23)  Rathmannen  wagt  Ludolf  nicht 
ein  bestimmtes  Urtheil  abzugeben,  es  will  scheinen,  als  sei  er 
von  der  Schuld  derselben  nicht  völlig  überzeugt  gewesen.  ^ 


1  Frind,  Kircheng^scbichte  Böhmens,  III,  pag.  157  ff. 

2  Tract  de  long.  II,  Cap.  119,  120. 

3  Cap.  122—127  des  ersten  Theiles. 

*  Ib.  Cap.  65—69,  vgl.  oben  die  Abhandlung  Ludolfs  de  decimis. 

*  Cap.  70. 


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400 

In  vielen  anderen  Punkten,  namentlich  aber  gegen  die 
Vorwürfe  der  Husiten  wird  Sigismund  von  Ludolf  in  Schutz 
genommen.*  Was  den  Umstand  anbelangt,  dass  Sigismnnd 
seinen  eigenen  Oeleitsbrief  gebrochen  habe,  so  habe  dies  keine 
Geltung,  denn  Sigismund  habe  dem  Johannes  Hus  ein  sicheres 
Geleit  nicht  geben  dürfen,  nur  in  diesem  letzten  Punkte  habe 
der  König  daher  gefehlt^  Wenn  dann  geklagt  werde,  dass 
alle  Häretiker  und  Schismatiker  freies  Geleite  zum  Constanzer 
Concil  erhalten  hätten,  und  ti'otzdem  Hieronymus  verbrannt 
worden  sei,  so  weist  Ludolf  nach,  dass  dieser  Sachverhalt  un- 
richtig sei.  Das  Concil  von  Constanz  sei  nach  den  Statuten 
des  Pisaner  zusammenberufen  und  nach  dem  Vorgang  desselben 
gefeiert  worden.  Auf  dem  Pisaner  Concil  wären  nun  freilich 
Schismatiker,  wie  Griechen  und  Armenier  frei  gewesen,  ebenso 
jene  Leute,  die  einer  anderen  Obödienz  angehörten,  dag^en 
hätte  sich  ein  böhmischer  Ketzer  flüchten  müssen,  um  nicht 
in  Untersuchung  zu  kommen.^  Ludolf  weist  in  ähnlichem 
Sinne  die  meisten  Vorwürfe  ab ,  die  auf  dem  Czaslauer  Land- 
tag gegen  Sigismund  erhoben  wurden,  er  spricht  also,  dass  die 
Böhmen  sich  unpassender  Weise  ihres  christlichsten  König- 
reiches rühmen,  diesen  Namen  habe  dasselbe  seit  jüngster  Zeit 
eingebüsst.  Wenn  ein  utraquistischer  Bürger  aus  Prag  in  Breslau 
dem  Feuertode  übergeben  worden  sei,  so  sei  demselben  kein 
Unrecht  zugefügt  worden,  denn  wer  zum  Hohne  der  Kirche 
hartnäckigen  Sinnes  das  Abendmahl  sub  utraque  nehme,  müsse 
für  einen  Häretiker  gehalten  werden.^  Am  ausführlichsten 
widerlegt  Ludolf  die  Vorwürfe,  welche  Sigismund  von  den 
Husiten  wegen  der  Verleihung  der  Mark  Brandenburg  gemacht 
wurden.  Sigismund  sei  als  römischem  Könige  das  volle  Recht 
zugestanden,  dasselbe  sei  von  seinen  Voi*gängem  häufig  aus- 
geübt worden,  denn  einstens  war  das  Kaiserthum  reich,  heute 
sei  es  erschöpft  und  geschwächt,   kaum  habe  es  noch,   wo  es 

J  Pars  II,  Cap.  22  tf. 

2  Ib.  Cap.  22:  Rex  Sigismundus  non  potuit  dare  securum  conductiun  Jo- 
hann! Hus  ad  concilium  Constanciense. 

3  Ibid. 

*  Ib.  Cap.  23:    Bolietni    gloriautur   inconvenienter    de   chrisUanissimo  bqo 

regno. 
^  Commnnicans  contumaciter  et  in  contemptum  ecolesie  sub  utraque  specie, 

pro  heretico  est  habendus. 


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401 

sein  Haupt  hinlegen  könne.  ^  Wie  können  nur  die  Husiten  die 
Stirn  haben^  von  Sigismund  die  Zurückgabe  der  Eirchenschätze 
zu  verlangen,  sie  die  selbst  am  meisten  Kirchen  und  Klöster 
geplündert  hätten.*^  In  diesem  Tone  ist  die  Widerlegung  der 
meisten  noch  übrigen  husitischen  Anklagen  Sigismunds  gehalten. 
Gegen  alle  Vorwürfe  will  Ludolf  denselben  freilich  nicht  in 
Schutz  nehmen,  *  einzelne  seien  nicht  ungerechtfertigt  und  von 
vielen  Dingen  will  er  lieber  schweigen. 

Mit  offenbarem  Wohlwollen  spricht  er  dagegen  von  dem 
Könige  Ruprecht,*  nur  dass  dieser  so  fest  an  Gregor  XII. 
gehalten,  kann  er  nicht  billigen.  Im  Uebrigen  ist  Ruprecht  es 
gewesen,  der  gelehrte  Zeitgenossen  einen  Mathaeus  de  Cracovia 
und  Konrad  Soltau  zu  hohen  Würden  befördert  hat.  Von  seinen 
gelehrten  Zeitgenossen  erwähnt  Ludolf  nur  des  Johannes  TLoi- 
mann  von  Schweidnitz ;  viele  Schriften  gegen  die  Husiten  habe 
er  gelesen,  aber  nicht  eine  einzige  habe  ihm  so  zugesagt,  als 
jene  seines  berühmten  Landsmannes.  *  Nach  Hofmanns  Vorbild 
hat  er  selbst  in  Kürze  eine  Antwort  auf  einen  husitischen 
Tractat  geschrieben,  der  in  böhmischer  und  lateinischer  Sprache 
verfasst  und  einem  Bischof  in  Deutschland  überreicht  wurde. 
Ziemlich  eingehend  handelt  Ludolf  über  den  Erzbischof  Konrad 
von  Vechta,  aus  dessen  Jugendzeit  er  einige  bisher  ganz  unbe- 
kannte Notizen  mittheilt.  Dass  von  Konrad,  dem  , Apostaten' 
in  einem  höchst  unfreundlichen  Tone  gesprochen  wird,  ist  leicht 
erklärlich.  Schon  in  seiner  Jugend  habe  man  von  diesem  Konrad 
»dem  Hinkenden',  der  jetzt  auch  an  seiner  Seele  hinke,  nicht 
viel  erwarten  können.  ^  Wer  so  wie  dieser  durch  Geld  und 
Schmeicheleien  die  höchsten  geistlichen  Würden  erreiche,  dessen 
Ende  könne  kein  gutes  sein.  "^  Von  diesem  Konrad  aber  könne 

>  Olim  dives  et  habandans  fuit  imperium,  hodie  exhaastum  et  attenaatum, 

Qt  yix  habeat,  abi  oaput  samn  recb'net 
3  Cap.  31,  pars  IL 
3  Qoamvis  ergo  Sigismundam  regem  non  velim  uec  possim  exensare  in  omnibus. 

*  Porro  Robertus  iste  apud  deum  et  homines  laudabile  testimonium  habuit. 

*  Pars  II,  Cap.  78. 

*  Timor  quem  de  isto  Conrado  timebamus  evenit.  Ipse  est  Conradus,  de 
quo  cnm  adhuc  esset  in  minoribus  constitutus  et  in  curia  vel  famulatu 
reg^s  Wenceslai  existeret,  parum  boni  in  turba  sonabat. 

^  Principatus,  quem  nummus,  ambicio  vel  res  alia  iuri  non  consona  extor- 
sisse  Tel  obtinuisse  verisimiU  estimactone  presumitur,  oxecrando  satis 
exitu  finiatur. 


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402 

man  sagen,  was  die  Schrift  von  Mephisboseth  meldet:   ,Er  ist 
gefallen  und  lahm  geworden'.  * 

So  viel  über  den  Inhalt  des  Tractatus  de  longevo  schia- 
mate,  aus  welchem  die  wichtigsten  Partien  angedeutet  wurden. 
Ein  genaueres  Eingehen  auf  das  Wesen  der  husitischen  Lehre 
und  deren  Widerlegung  durch  Ludolf  schien  hier  um  so  weniger 
am  Platze  zu  sein,  als  dieser  Qegenstand  demnächst  im  Zn- 
sammenhaug  und  mit  Rücksicht  auf  die  ungleich  wichtigeren 
und  umfassenderen  Schriften  eines  Stephan  von  Dola  und  Jo- 
hannes Hofmann  von  Schweidnitz  behandelt  werden  durfte. 


Incipit  traotatus  de  longevo  soismate  et  primo 

prologos. 

fol.149»  Sue  gygas  ecclesie    Christus    dominus    etsi    celorum 

thronos  et  molem  terre  sua  manu  sustentans  portet  et  teneat 
omnia  verbo  virtutis  sue,  unam  tamen  sanctam,  katholicam, 
apostolicam  et  orthoddxam  ecclesiam  super  se  fundatam*  ah 
eiusdem  ecclesie  nascentis  exordio  usque  in  presens  quodam 
singularissimo  et  firmissimo  modo  manu  tenuisse  et  manu  teuere, 
continuisse  et  continere,  portasse  dinoscitur  et  portare.  Cum 
esset  numero  brevi  et  paucissimos  haberet  incolas  et  adhuc 
esset  derelicta  et  odio  habita,  expandit  alas  suas  et  assumens 
eam  pörtavit  in  humoris  suis  immobilemque  et  inconcussam 
tenuit,  ut  nee  tempestates,  fluctus  aut  venti  ei  nocere,  vel 
adversus  (eam)^  porte  possent  tnferi  prevalere.  Qlorificatam  nunc 
in  conspectu  regum,  licet  non  omnium,  ^  et  expandentem^^ 
palmites  suos  usque  ad  mare  nonne  in  magnitudine  brachii  sui 
continebit  et  portabit?  Portabit  utique,  nam  fetam  ipse  por- 
tabit:  feta  est  sterilis  quondam,  iam  mater  multorum  filiorum 
est,  iam  crevit  usque  et  ultra  milia,  iam  replevit  orbem  ter- 
ramm.  Numquid  eam  deseret?  Absit.  Cum  ea  erit  usque  ad 
consummacionem  seculi,  ut  nulla  esse  non  valeat,  ut  impugnata 


*  In  cod.  fundata.      ^  Erg&nzt  nach  Math.  16,  18.      ^  In  cod.  expandente. 

*  Cecidit  et  olaudus  effectufi  est. 

^  Mit  Rücksicht  auf  Wensel  von  Böhmen. 


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403 

non  deficiaty  sed  quanto  plus  contra  eam  insurgunt  aque  diluvü, 
tanto  magis  exaltetur  et  crescat.  Porro  etsi  quedam  eius  sup- 
posita,  perdicionis  filii^  eciam  quos  ipsa  enutrivit  et  exaltavit, 
videantur  aliquando  *  ab  ea  recedere  et  eam  recedendo  spernere, 
hoc  tarnen  non  ad  diminucioneni  honoris  vel  ad  insipienciam 
sibiy^  cum  ad  sue  laudis  augmentum  vere  adopcionis  filii  non 
possint  ab  ea  morte  vel  gladio,  tribulacione  vel  angustia 
separari.  Probant  hec  gesta  plurima  retroactorum  temporum 
sed  illa  specialiter,  que  in  illo  longevo  scismate^  cuius 
adhuc  est  recens  memoria^^  sunt  in  ea  patrata.  Vere  et 
iteriim  vere  experimento  didici;  quod  si  gygas  iste  iam  quasi 
coUo  suo  alligatam  et  sibi  suppositam  firmissime  non  tenuisset, 
in  eodem^  maledicte  divisionis  opprobrio  coUisa  fuisset,  ceci- 
disset  in  nichilum  et  ex  propriis  eius  viribus  minime  substi- 
tisset  etc.  Huius  igitur  scismatis  inicium  audiamus. 


Cap.  1. 

De  Intrnso  quodam  cardinall  sancti  Petri  ad  papatum  et 
eleccione  Urbani  sexti  post  hec  Clementis  septimi.^ 

1378 
Anno  domini  1378  domino  Oregorio  undecimo  mortno  in  orbe  circa  Mfirz  27. 
medium  qnadragesime  congreg^tiB  in  eadem  urbe  in  nnnm  cardinaUbns  pro 
eleccione  novi  Bomani  pontifids  cives  et  plebs  Romana  irmeront  in  conclave,  ^a^«  abbat, 
in  quo  sedebant  et  magnam  violenciam  eis  facientes  qnendam  cardinalem  titoli       ^^* 
sancti  Petri '  ad  sedem  apostoUcam,  quantnm  in  eis  fait,  absqne  omnium  car- 
dinalinm  consensn  intrudebant,  ^  qui  introsos  cnm  nee  veUet  esse  papa^  ncc 
pro  tali  ab  ecclesia  haberetnr,  congregati  denno  cardinales  dominum  Bar t ho- 
le menm   tone  archiepiscopnm  Barensem*  in  apostolicnm  elegemnt  petiti    April  8. 
tarnen   prins'  a  Romanis,    nt  yel  Romanom  yel  Ytalicom  aliquem  in  papam 
assnmerent.  Hunc  igitnr  Urbanum  sextum  nominantes  et  in  die  Pasche  coro-  Aprü  18. 
nantes  toti  clero,  regibns  insuper  et  principibns  pro  apostolico  presentabant ' 
Sed  recedentes  successive  de  Roma  enm  esse   sommum  presulem   neganmt 


^  Ibid.  aliL      ^  SciL  est  sive  attribnitur.      °  In  cod.  eadem. 

^  In  cod.  nllum  esse  papam ;  die  Correctur  nach  Lndolfs  Saganer  Kloster- 
chronik: Cat.  abbatnm  Sag.  SS.  rer.  Sil.  I,  pag.  208. 

*  In  cod.  Baesem.      '  In  cod.  primo. 

s  Der  Cat.  abb.  Sag.  hat  richtiger:  presentamnt. 

^  Der  Prolog  ist  demnach  nach  der  Wahl  Martins  V.  g^eschrieben. 

'  Das  ganze  Capltel  schon  in  Lndolfs  Cat  abb.  Sag.  a.  a.  O.  208  f. 

'  Franciscns  Tibaldeschi.  *  8.  darüber  wie  über  die  Wahl  überhaupt 
Th.  Lindner,  die  Wahl  Urbans  VI.  1378.  Bist  Zeitschrift  28,  pag.  101. 


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404 

et  60  citato,  nt  lus  suum,   ni  qnod  haberet,   defenderet.  proiiiineiar«Bt  ipma 
non  esse  Jesu  Chriflti  in  terriR  vicarinm   eligentes  qnendain  alinm  Robertia 
Sept.  20.   GebennenÄem •  tunc  eciam  cardinalem  in  apostolicnm ,  qnem  et  Cleneitea 
fol.  149^    septimum  appellamnt  et  cum  eo  in  Avinionem  seceRHemiit  ete. 


Cap.  2. 

De  dirisione  rel  dirersitate  eornm,  qni  hos  daos  snsee- 
perunt  in  papas  etc. 

Cat. abbat.  Bone  i^tnr  meraorie   Karolns   in  Romanomm   imperio   qnartQs  et  ii 

Sag.       Bohemomm  regno  hnins  nomine  primna,  rex  insaper  An^lonun,  Ungarona 
et  Polonornm  cum  multis  alianim  terramm  dominis  Urbanum   eis  in  p^itm 
preflentatum  recepernnt  in  talem  nequaquam  rccedere  voloDtes  ab  eo. 
EaroluB  autem  rex  Francorum,  rex  Castelle  et  Am- 
gonie    ab  Urbano   discedentes   Robertum     vel    ClemeDtem 
septimum    in    apostolicum   susceperunt.     Sicque    factum  est 
scisma  a  seculo  inconpertum  et  tarn  mag^um  et  tarn  coloratam, 
ut  virorum  illustrissimi ,   doctores   et  magistri   diversarum  mii- 
versitatum  et  studiorum  de  eo  tenerent  et  seriberent  non  Um 
diversa  vel  plurima,    quam  contraria  et  adversa.  '    Licet  enim 
post  ascensionem  domini  usque  nunc  in  temporibus  iam  elapsis 
eo  permittente   domus   sua   super   eum   constructa   diversas  sit 
passa  scissuras,  nunquam  tamen  sub  tali  specie,  colore  et  appa- 
rencia  et  sub  diutumitate  tanta.    Sed  nunc  facta    est  bipartita 
ex  eo,  quod  dominis  cardinalibus  unum  in  Romanum  pontifieem 
assumentibus    imperatores,    populus   Romanus   vel   quivis    alii 
alium  assumpserunt,    ex  eo   eciam,   quod  votis   cai'dinalium  in 
diversa  divisis  unusquisque  illorum ,    in  quos  vota   illa   directa 
fuerunt,  rector  ecciesie  esse  nitebatur.  Et  ex  quibusdam  eciam 
causis  aliis  sepe  scissa  est  domus  navis  dei  et  columba  viventis, 
eosdem  autem  electores  viri  unius  in  sedis  apostolice  presulem 
ab  illo  concorditer   abscedere,  propria  scripta  negare  et  aKum 
superassumere  quis  audivit?  Quod  quia  factum  est  in  presenti 
scismate,  surrexit  regnum  contra  regnum,  provincia  contra  pro- 
vinciam,  clerus  contra  clerum,  doctores  contra  doctores,  parentes 
in  filios  et  filii  in  parentes.    Et   quamvis   metum  illum,  quem 
Cardinales  asseruerunt  sibi  illatum  in  eleccione  Urbani,  adhoc 

•  Ib.  episcopum  (Bischof  von  Cambray). 
1  Lindner,  a.  a.  O.  pag.  106,  Note  1. 


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405 

minime  probavissent,  ^  dicebant  tarnen  quidam,  narracionibus 
eorum  in  hoc  facto  esse  credendum ,  ideoque  quia  consensus 
ibi  non  est,  ubi  metus  intercedit,  ^  pronunciabant  eos  licite  ab 
eodem  quando  poterant  aufugisse.  Econtra  alii  dicebant,  eciamsi 
metus  ille  intercessisset ,  eos  tarnen  non  potuisse  ab  ipso  se 
Sögregare,  nee  absque  pronunciacione  generalis  concilii  sunt  hie 
congregandi  alium  eligere  vel  in  apostolicum  nominare.  Multa 
in^uper  alia'*  argumenta  ab  utraque  parte  fiebant  tam^  forcia, 
ut  videbitur,  et  tam  apparencia,  ut  morbus  ille,  qui  tunc  eccle- 
siam  sanctam  invaserat,  nimis  cronicus  fieret  et  nimis  diu 
duraret.  ^ 

Cap.  3. 

De  ereacione  norornm  cardinalinm  per  dominnm  Crbannm 
et  Karolo  de  pace. 

Creavit^  autem  tunc  Urbanus  novos  cardinales,  cum 
videret  se  ab  antiquis  derelictum,  cum  quibus  in  urbe  reman- 
sit,  pronunciavitque  cum  suis  Robertum  esse  invasorem  sedis 
apostolice  eumque  scismaticum  fore  cum  sibi  adherentibus,  et 
ille  e  diverso  hec  omnia  contra  istum  et  suos  diffinivit.  Verum 
tamen  et  inter  cardinales,  quos  sibi  de  novo  Urbanus  ele- 
gerat  et  ipsum  Urbanum  ex  quibusdam  aliis  occasionibus  orta 
est  non  parva  discordia,  ut  ipse  nonnuUos  eorum  capi  et  in 
carcerem  et  torturis  tradi  iuberet,  ex  quibus  aliqui  dicuntur 
ex  penis  sibi  illatis  esse  mortui  et  defuncti.  ^  Sed  quia  Earolus 
de  pace  tunc  rex  Sicilie  partem  cardinalium  confovebat,  idem  isss 
Urbanus  urbem  deserens  ultra  mare  ad  quoddam  fortalicium  AprU  19. 
dictum  Lucereis^  se  transtulit   et   ibi   ab   ipso  Karolo  de 


*  In  cod.  lila.        ^  Ib.  tarnen.         <"  In  cod.  etc. 

^  Der  Name  ist  durch  eine  in  der  Mitte  des  Wortes  vorgenommene  Cor- 
rectnr  andeutlich  geworden  recte  Luceriam  (christianorum)  =  Nocera 
«.  Gobelin  Cosm.  VI.  c.  77. 

^  So  auch  Job.  de  Lignano  und  Baldus.  ^  S.  die  Encjclica  der  TJltra- 

montanen  vom  9.  Aug.  1378.  Die  Lit.  über  Urbans  Rechtmässigkeit  bei 
Lindner  a.  a.  O.  und  Gregorovius  VI.  497.  ^  Mansi :  Creati  hoc  anno 
cardinales,  sed  qua  die  et  qnot  numero   non  convenit  inter  scriptores. 

*  Die  Ereignisse  sind  hier  in  unrichtiger  Reihenfolge  angegeben.  Im  Mai 
1384  ist  er  schon  in  Nocera,  im  J&nner  1385  erfolgt  die  Bestrafung  der 
Cardinäle. 


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406 

pace  manu  valida  obsessus   fuit.    Liberarunt  autem  eum  tone 

de  illius  manibus  Januenses  in  fortitudine  virium  suamm  et 

eum  liberum  in  Januam  deduxerunt.  Qui  propter  violenciam 

sibi  factam  Earolum  excommunicans  eum    viventem   nunquam 

absolvit,    sed   in   excommunicacione^   quia  forte  absolucionem 

fol.  150»  ^j^^Q  articulum  mortis  non  peeiit,  mori  |  permisit  Iste  namque 

Earolus   de  pace  volens   eciam   esse   rex   Ungarorum   cum 

verum  regem  Ungarorum  Sigmundum  impugnaret  et  perge- 

1386     queretur,   viis  et  modis  variis   per   quendam  in  Ungaria  Bla- 

Feb.       8  i  u  m  nomine  interfectUS  est.  <    Dicunt  tamen  aUi  post  valnas  acceptam 

'  ^    ''    intoxicatum  veneno  perisse,  supervivens   autem    post   vulnus    letale 

sibi    inflictum    per   dies   aliquot   per  quendam  prelatom  ut    dicont 

Cat.  abbat,  aliqui  ab  excommunicacione  absolntuB  fuit  in  extremis    et    sic    traditos 

^*^-      ecclesiastice  sepulture.* 

Cap.  4. 
De  qaibusdam  faetis  Urbani  et  morte  eins. 

Cat. abbat.  Cum  hec  ita  agerentnr  et  fierent,  ürbanns  Romam  reversos  festam 

Sag.       Visitacionis    sancte    Marie   instituens    et   annnm    plene    remissionis    inxta 

numerum  annomm  et  mensuram  etatis  plenitudinis  Jesu  Christi  abbreyians 

ante  adyentnm  primi  anni  iubilei,   quem  indixerat  ante  annum  videlicet  do- 

mini  millesimum  tricesimum  nonagesiraum,  a  quo  computacio  inchoari  deboit, 

1389       vitam  finivit,  mortuus  Rome  anno  domini   1389**   circa   festum    beati    Oalli, 

Oct.  15.    cui  snccessit  Bonifacius  nonus. 


Cap.  5. 
De  morte  Karoli  imperatoris  et  flliis  eins. 

Et  quia,  ut  supra  scriptum  est,  scisma  hoc  sub  Karolo 
imperatore  huius  nominis  quarto  habere  cepit  exordium,  viden- 
dum  est  nunc,  quanto  tempore  idem  Karolus  supervixerit 
post  scisma  id  exortum.  Sane  non  supervixit  ad  annum  integrum 
vel  completum.  Scismate  namque  isto  circa  festa  paschalia  anno 
Nov. 29.   quo  supra  suum  habente  principium,  ipse  Karolus  in  vigilia 


•  In  cod.  etc.,  wie  meistens  am  Ende  des  Capitels.  Es  wird  in  der  Folge 
nicht  weiter  bemerkt         **  In  cod.   1079. 

^  lieber  Karl  della  pace  s.  Lindner  Gesch.  d.  deutschen  Reiches  unter  K. 
Wenzel,  I.  255.  Im  Cat.  abb.  Sag.  pag.  217  drückt  sich  Ludolf  prfidser 
aus.  Der  Tod  Karls  erfolgte  erst  am  24.  Februar  durch  Erdrosselung. 


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407 

beati  Andree  apostoli  eiusdem  anni  diem  sunm  clausit  extremum. 
Reliquit  antem  post  se  tres  filios  Wenceslaum  iam  protunc 
Romanorum  et  Bohemorum  regem,  Sigmundum  Ungarorum 
postmodum  regem  et  Johannem  ducem  Oorlitzensem^ 
de  quibus  postea  suo  in  loco  scribetur.* 

Porro  vir  iste  felicissime  recordacionis  Karolus  quartus 
tante  fuit  Industrie,  bonitatis  et  iustieie,  quod  verisimiliter  cre- 
ditur  divisionem  illam  ecclesie  nullo  modo  durasse  longo  tem- 
pore, si  omnipotentis  dei  pietas  eum  tarn  subito  post  eiusdem 
divisionis  exordium  de  hoc  medio  minime  sublevasset.  Cum 
autem  eum  illo  in  tempore  deus^  mori  permiserit,  deflendum 
non  reprehendendum  est.  Judicid  iiamque  domini  abyssua  multa 
sunt :  *  ut  noverimus  eum ,  qui  iuste  disposuit  omnia,  memo- 
ratum  Earolum  de  hac  luce  in  illa  hora  subtraxisse  ex  causa 
iustissima  sibi,  non  nobis  manifesta. 


Cap.  6. 

Qnaliter  Karolus  qnartns  factus  est  Imperator,  dum  adhnc 

Tireret.  ^ 

Facta  autem  mencione  de  morte  Earoli  fiat   et  mencio 
de  eins  vita   et  primo,  quomodo  ad  imperium  pervenit.    Post 
mortem  Henrici  imperatoris  avi  eiusdem  Earoli,  qui  Henricns 
fuit  comes  in  Lonczilborg,  quidam  Lodwicus  dux  Bava- 
rorum   est<=  in    regem   Romanorum   electus,    quem    cum   sedes 
apostolica  nollet  ex  causis  approbare,  tjrannizavit    contra    ecclesiamCHt.  abbat, 
et  papam  tunc  in  Avinione   residentem  citavit  apostoUcam  ad  real-      ^^* 
denciam  Bome  faciendam,  sed  qoia  citacio  saa  cassa  et  irrita  nulloqae  iure 
sQbnixa  (fait)**,  nichil  operari  potoit,  nec    eius    occasione    vellet    aut 
deberet  dominus  apostolicus  |  domicilium   suum  de  Avinionis*  fol.  150»» 
ad   urbem   transferre.    Erexit  ipse  Lodwicus  quendam   fratrem   de 
ordine  Minorum  in  antipapam,  qui  ei  in  eadem  urbe  imperialem 
dedit  infulam  ^  et  ipsum  pro  imperatore  Romanorum  tenebat  in 


*  In  cod.  »criberetur.         *»  In  cod.  ipsum.         «  In  cod.  et 
^  Fehlt  in  der  Handschrift.         *>  In  cod.  Avionis. 

»  Ps.  35.  7.         2  s.  Cat.  abb.   Sag.   pag.   210.         s  Der  historische  Sach- 
verhalt ist  hier  unrichtig  angegeben,    die  Krönung   des    Kaisers  erfolgte 
nicht  durch  den  Gegenpapst«  die  Erwählung  des  letzteren  aber  erst  spKter 
8.  Petrus  Zitt.  in  den  Königs.  Geschichtsq.  453. 
ArchiT.  Bd.  LX.  11.  Hälfte.  27 


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408 

cunctis.  Iste  tarnen  antipapa  post  mortem  Lodwici  postmodnm 
in  Avinionem  ad  papam  veniens  cum  quibusdam  suis,  si  dici 
fas  est,  oardinalibuB  se  dedit  ad  graciam  et  in  carcere  nt 
dicitur  vita  functus  est.  Sed  ecce  annis  aliquot  aste  Lodwici  obitiim 
Cat. abbat  Kar ol um  tone  marcbionem  Moravie  et  Johannis  regia  Bohemomm  primo- 
Sag.  genitom  qnidam  de  electoribua  imperii  in  regem  RomaDomm  elegenmt,  quem 
eciam  ecciesia  approbavit  Vivente  tarnen  Lodwico  plenam  possesaionem  im- 
perii neqnaqnam  potnit  obtinere.  Qno  mortao  electores  imperii,  qni  partera 
fovebant  Lodwici,  elegerunt  qnendam  alinm,  Gnntheram  comitem  de  Swartx- 
b arg  in  regem  Romanoram.  Contendentibas  ergo  de  imperio  Karolo  et  Gon- 
thero  Gantberufl  yeneno  obiit  et  sie  Karolas  ad  imperialem  posaeaaionqB 
pervenit.  Hanc  dominas  Innocencios  sextos  tanc  Avinionis  residens  postqoam 
pacificara  est  possessionem  imperii  adeptas,  missis  ad  urbem  de  Aviniooe 
cardinalibos  ibidem  in  imperatorem  Romanoram  coronari  fecit. 


Cap.  7. 

De  bonis  operibus  Karoli  ab  eo  facti»  post  imperimii 
adeptnm  et  ante.  < 

Gloriosas  iste  princeps  Karolas  orthodoxas  et  katbolicas,  amator 
iusticie  et  zelator  pacis  in  regno  Bohemoram  tantam  *  pads  procarant 
Cat.  abbat,  babandanciam,  at  non  levaret  in  eo  gens  contra  gentem  gladiam  nee  esset 
Sag.  timor  in  finibas  eoram.  In  silvis  et  in  rnpibas^  pax  fait  et  securitaa,  at  nee 
depredari  formidare  baberent,  qai  aarum  publice  in  via  portare  yellent.  Hie 
perpendens,  quid  sit  principis  christiani  proprium,  dilexit  derum,  novas  erexit 
ecclesias  et  destructas  reformavit,  ita  ut  et  in  civitate  Pragensi  et  loeii 
alüs  multarum  baailicarum  et  monasteriorum  fundator  et  ditator^  ipse  foerit 
Hie  et  devocioni  et  bumilitati  deditus  circa  arma  salutis  nostre  imperiales  et 
regales  reliquias,  reliquiasque  sanctorum  speciali  fovebat*'  affectu,  ut  pro 
bonore  sacrosancte  illius  lancee,  que  sanctificata  est  ex  Cbristi  latere,  capellam 
preeiosam  miri  omatus  et  operis  in  castro  Karlstein  construeret  et  capellam 
beati  Wenceslai  martyris  in  ecciesia  Pragensi  preciosorum  lapidom  tabulata 
deauraret.  Hie  cum  domino  Arnesto  archiepiscopo  Pragensi  studiom  Prageose 
plantavit,  coUegium  magistrorum,  quod  Karoli  dicitur,  fundavit,  ecclesiam 
collegiatam  Omnium  sanctorum,  que  numerum  habens  duodecim  canonicorom 
de  presentacione  fuit  regia,  magistris  appropriavit,  magistros,  doctores,  stu- 
dentes  yirosque  literatos  bonoravit,  Studium  ipsum  et  membra  eins  priri- 
legiis  multis  et  benigne  semper  favore  prosecutus,  si  longo  supervixiflset 
tempore,  Studium  theologie  et  arcium  Präge  Parisiensi  forte  adeqnaseet 


*  In  cod.  taute.        ^  In  cod.  ruperibus.        °  Cat:  dotator. 

^  In  cod.  fervebat. 
1  Einen  Satz  aus  diesem  Capitel  tbeilt  aucb  Palackj  It  Reise  pag.  96  mit 


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409 


Cap.  8. 
AdhQc  de  einsdem  operibns  Karoli  etc. 

Hie  vir  g^ianis  et  expertus  in  omni  qn&si  sciencia  partem  baboit,  ntCat.  abbat, 
cum  tbeologis,  ioristis,  medicis  et  aiüstis  aliqnando  de  eomm  materiis  et  Sag. 
scienciis  conferret,  nam  et  ipse  (studens)*  in  adolescencia  Paris  ins  fnit**. 
Hie  lingois  loquens  yariis  Teutunicnm  proprio,  Bohemicum  debite, 
Gallicum  congrue  et  jdeomaLatinnm  loqnebator  magistraliter^  et  perfecte. 
Hie  indisciplinatos  mores  in  clero,  in  statn,  incessn  et  babitu  adeo  exosos 
babiiit,  Qt  qaendam  episcopnm  generosi  sanguinis  in  babitu  armigerorum  in 
▼estibtis  brevjbus  et  episcopo  indecentibus  licet  in  caterva  militum  eum  dedu- 
cenciiiin  |  ad  se  yenientem  dedig^aretur  aspicere  nee  yellet  cum  eo  loqui,  fol.  151* 
quem  tarnen  postea  in  amictu  presulari^  yenientem  de  priori  yanitate «  redar- 
guens  com  magno  suscepit  honore.  Hie  yiyus  ^  professor  fidei  ritns  sacrilegos, 
ritos  iudaicos,  pompas  iudeorum  et  honorem  eis  indebitum  in  tantum  dimi- 
nuit,  ut  Präge  in  eomm  platea  domos  eorum  precipuas  inbabitarent  chri- 
stiani.  Non  adbibuit  honorem  hodiernum  inimicis  crucis  Christi,  sed  eojB 
per  indirectum  exterminans  colla  eomm  sub  rigore  tenuit  et  iactanciam  ipsomm 
et  gloriam  notabiliter  minorayit.  *  Hie  licet  diyicüs  et  honoribus  reges  alios 
sui  temporis  et  multos  predecessores  suos  in  Romano  dyademate  mirabiliter 
excederet,  nunquam  tamen,  ut  ab  aliis  heu  male  solitum  est,  auditus  est 
eccleiie  repugnare.  Non  fuit  suo  in  tempore  dissensio  inter  ensem  et  gladium, 
inter  solem  et  Innam,  inter  papalem  et  imperialem  coronam.  Semper  pacem 
cum  ecclesia  habnit,  semper  legatos  (eius) «  honorifice  suscepit  et  tractayit  et 
ecclesie  in  necessitatibus  suis  promptus  fuit.  ^  Unde  et  iam  tempore  imminentis 
sui  senii  ad  requisicionem  domini  Urbani  quinti  eum  manu  robusta  Italiam 
et  Romam  peciit  et  contra,  hostes  patrimonii  beati  Petri  apostoli  et  specialiter 
contra  dominum  Barnabonem,  dominum  Mediolanensem  imperialem  suam 
potestatem  ostendit^  1368 

Cap.  9. 

Adhnc  de  efsdem.' 

Inter  bec  et  alia  laudabilia  sua  gesta   coronam   regni    sui    Bohemici  Cat.  abbat, 
diiatans    et    amplians   Lusaciam    et    Brandenborgensem    marcbiam    et       Sag. 
pinres  terras  alias  ei  aggregayit.  Ipse  vir  plenns  consilio   ad  effundendum  in 
congressu  bellorum  innocentem  sanguinem  pedes  veloces  non  habuit,  sed  per 
proyidenciam  sapiencie    sne    et   liberalitatem    manus    sue    superboram   colla 


*  ErgSnzt  nach  dem   Cat.   abb.  Sag.        ^  In  cod.   fuerit.         <"  Cat  abb. 
Sag:  integraUter.        ^  Palackj  liest:  presulum.        *  In  cod.  yanitati. 

'  Cat.  abb.  Sag. :  unius.        «  Ergänzt  nach  Cat.  abb.  Sag.  211. 

^  Sc.  adiutor ,  wie  der  Cat  abb.  Sag.  hat.        ^  In  cod.  et  cetera  ultra. 

*  S.  die  Bemerkung  Stenzels  zu  dieser  Stelle  a.  a.  O.  pag.  211. 

^  Einen  kleinen  Theil  dieses  Capitels  theilt  Palackj  It  Reise  pag.  96  mit 

27* 


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410 

calcans  terraa  sibi  et  dominia  acqnisivit.  Ipse  est,  qni  Roine  consütatns  in- 
cliti  illius  principis  Constantini  vestigia  imitatas  of&ciam  stratoris  implevit, 
dum  ex  hnmilitate  laudabili  freniim  presulis  teDens  penes  ipsnin  Romane 
aedis  antistitem  eqnitantem  per  non  parvam  distanciam  (pedester)*  ire  non 
erubuit.  Imperavit  et  reg^navit  annis  plnrimis  sub  Bomanis  pontificibns  de- 
mente **  sexto,  qui  eum  in  regem  Romanomm  approbavit,  sab  Innocente 
sexto,  qni  eam  coronari  fecit,  sub  Urbano  quinto,  qui  eum  ad  sul  iuvamen 
Romam^  vocavit,  sub  Gregorio  undecimo,  qui  eum  in  omnibus  exandivit 
et  sub  Urbano  sexto,  cuius  anno  primo  a  seculo  migravit,  Ut  supra  capi- 
tulo  quinto  huius  tractatus  scriptum  est. 


Cap.  10. 

De  morte  Karoli  regis  Franeornm  et  Roberti  Gebenensis, 
qai  se  appellarit   Clementem  septimam  et  sneeessoribas 

eornm. 

Earolo  imperatore  Romanorum  defuncto  Karolus  rex 
Francorum  aliquot  annis  superstes  fuit  in  vita  '  nee  suiun  Gie- 
rn e  n  t  e  m  septimum  deserebat.  Obierunt  autem  et  ipsi  post  hec. 
1380  Successit  autem  Karolo  regi  Francorum  quidam  filius  suus 
eciam  Karolus  nomine ^  quem  pater  in  morte  iuvenem  et 
inpuberem  dereliquit.  Hie  postea  procedente  tempore  plene 
racionis  usu  privatus^  regni  negocia  per  se  non  potuit  guber- 
nare,  quamobrem  primates  vel  maiores  natu  Francorum  regno 
preesse  dicuntur  usque  in  presens.  Ipse  tamen  Karolus 
per    dilucida    intervalla    in    sua    laborans    amencia    aliquando 

fol.  löl"»  dicitur  uti  racionis  lumine  competenti.  ^  Clementi  quoque  sep- 
1394     timo  I  successit  Petrus  de  Luna,    qui  se  intitulavit  tercium 

Sept  28.  decimum  Benedictum.  Ante  huius  eleccionem  cardinales 
illius^  obediencie  congregati  in  unum  pro  .eleccione  sui  summi 
pastoris  se  constrinxerant  iuramento,  ut  si  eorum  aliquem  cod- 
tingeret  in  papam  assumi,  ille  pro  unione  sancte  matris  ecclesie 
modis  Omnibus  laborare  deberet  nee  refutare  deberet  aliquam 
yiam  aptam  ad  ipsam  unionem,  que  suis  videretur  cardinalibus 


•  In  cod.  fehlt,  ergänet  nach  d.  Cat.  abb.  Sag.         ^  Ib.  Clementem. 
«  Ib.  Rome.         •*  Ibi:  illius  et 

*  Karl  V.  starb  1380.  *  Seit  1392.  ^  jn  geänderter  Form  wird  dar- 
über schon  in  der  Klosterchronik  berichtet.  In  derselben  «iebt  Ludolf 
noch  einen  Vergleich  zwischen  dem  wahnsinnigen  Franzosenkönig  und 
dem  König  Wenzel. 


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411 

coDgrua,  eciam  nt  estimo,  si  cessionis  aut  repugnacionis  suimet 
de  papatu  ad  hoc  convenien8  videretur  aut  iudicaretur  et  apta.  ^ 
Porro  de  huius  iuramenti  transgressione  idem  Petrus  post- 
modum  aceusabatur  a  multis  et  tamquam  transgressor  talis  a 
iure,  si  quid  sibi  in  papatu  competeret,  fuit  in  Pisano  con- 
cilio*^  a  dignitate  papali  remotus,  quamvis  et  cause  alique 
pociores  vel  equales  fuerint  in  sentencia  sue  deposicionis  ex- 
presse,  de  quo  postea  in  loco  suo  plenior  erit  expressio  domino 
concedente. 

Cap.  11. 
De  Bonifaeio  nono. 

Libet  nunc  ad  Urbanum  sextiuu;  sub  quo  scisma  sumpsit 

inicium,  vel  pocius  ad  successorem  suum  Bonifa cium  nonum 

—  de  quo  supra  dictum  est  in  capitulo  quarto  in  fine  —  revei*ti 

et  regredi  et  gesta  per  eundem  Bonifacium  in  scriptis  exponere 

et  futurorum  memorie  recommendare.  Bonifa cius  igitur  iste 

largus  in  exaudiendis  omnibus  annam  plene  indulgencie,  quem  nt  supra  dictum 

est,  predecessor  suus  Urbanus  sextns  in  anno   incamacionis  dominice   1390  Cat  abbat. 

in  urbe  statuit,  liberali  valde  manu  ad   diversas  personas  absentes   extendit.       Sag. 

Indnlsit  enim  in  eodem  anno  multis  et  plurimis  snpplicantibus ,   ut  per  con- 

fessores  suos  in  partibus  absoluti  in  certis  ecclesiis,  quas  eis  ipsi  confessores 

depntarent,    eandem   consequerentur  (indulgencie)  **  pleuitudinem ,    quam    hii 

consecuti  sunt,  qni  personaliter  intraverint  urbem.    Sed  et  postea  per  diversa 

mundi  climata  ad  peticionem  reg^m,  principum  (et)  dominorum  indulgenciam 

plenam    peccatorum    ad    certum    tempus*^    dedit,   nt   nunc   ad    Bohemiam, 

nunc    ad    Saxoniam,    nunc    ad   Misnam,   nunc  ad  Bavariam,    nunc  ad 

Poloniam  currerent  populi  ad  tantam   indulgenciam  consequendam.    Curre- 

bant    omnes ,    sed    non    omnes    acceperunt    bravium ,    quia   in    multis  metas 

snas   excesserunt    execntores  quidam    apostolic^irum   literarum,  mandati  fines 

transgressi    sunt,    plus    dederunt    quam    habuernnt,   plus    quam   dare    potu- 

erunt,  ut  pro  non  dato**  sit  habendum.  Preterea   Bonifacius  ipse  nonnuUis 

ecclesiis  et  locis  tot  et  tantis,  ut*  vix   creditur,  indulgencias  Venetorum  veK 

Assisiorum  perpetuo  iure  tribuit,  qui  tarnen  Veneti   et  Assisii  plenam  remis- 

sionem    peccaminum    dicunt    se  in  suis    ecclesiis   certis    temporibus    habere. 

Dieunt  autem,  sed  parum  probant.   Confluxerunt  ergo  viri  et  mulieres,   senes 

et  inyenes  ad  huiusmodi  privilegiatas  ecclesias  ad  salvandas  animas  suas,  et 

utinam    propter   abusnm  eornm,    quibus  concessa  fuere^  privilegia,   non  in- 

curissent  animarum  suarum  decepciones  et  pericula.     Indiguit  quidem    tunc 

*  Ibi:  et  a.  ^  In  cod.  fehlt,  ergänzt  nach  Cat.  abb.  Sag.  <*  Ib:  ad 
certos  menses.  ^  Ib.  non  immerito.  ^  Ib.  recte:  qnot.  ^  Ib.  et. 
f  Ib.  sunt. 

I  Raynald  a.  a.  O.  S.  daselbst  (VI)  den  Eid  der  Cardinäle. 


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ecdesia  Bomana  militibas  religioni*  christiaiie  adherentibos  et  idoo  per  ip 
Caput  ecdesie  dispensabator  satis  Uberaliter  thesaoras  illo  modo.  ^  AIH  tarnen 
dispensacionem  istam  aliter  interpretati  sunt,  suipicatique  sunt  huiua  dispeo- 
sacionis  aliam  snbesse  racionem,  presertim  cum  in  multis  aliis  tone  vidermt 
ipsam  sedem  apostolicam  plus  solito  fore  liberalem.  In  diebus  enim  illii 
pecunie^  obediyerunt  omnia.*^ 

Cap.  12. 
De  allfs  factis  elusdem  et  morte  eius. 

fol.  152«'  Magne  autoritatis  et  rigoris  iste  Bonifa  eins  apad  cives 

Romanos  fuerat  et  quos  mnlti  predecessorom  et  sacceasoram 
suorum  domare  non  poterant,  ipse  manu  forti  Bub  iugo  sno 
tenuit  et  ne  se  sibi  more  eorum  heu  solito  violenter  opponerent, 
divinitus  sibi  concessa  virtute  calcavit^  Hie  beatam  Brigittam 
1404  canonizans  mortuus  est  anno  domini  1404  per  tempus  aliquod 
Oct  1.  ante  Nativitatis  festum  Christi,  cui  Innocencius  septimus  est 
in  apostolicum  subrogatus. 

Cap.  13. 

De  Innoceneio  septimo. 

• 

Nono  Bonifacio  de  hac  vita  sublato  domini  cardinales 
quendam  eorum  cardinalem  tituli  sancte  Crucis  in  Jerusalem 
Cosmatum^  nomine  et  iuris  doctorem  in  sedis  apostoliee  pre- 
1404  sulem  concorditer  assumentes  eum  Innocencium  septimum 
Oct.  17.  appellarunt.  Hie  paueo  tempore  biennio  forsitan  vel  citra* 
apostolatui  presidens  multos  in  cardinales  assumpsit,  inter 
quos  erant  dominus  Angelus  de  Corario  Venetus,  domi- 
nus Petrus  de  Candia  ordinis  fratrum  Minorum,  doctores 
sacre  theologie  et  dominus  Oddo  de  Columpnis.  Herum 
trium  post  eum  quilibet  ad  cathedram  sancti  Petri  promotus 
est;  quam  vis  ut  postea  apparebit  inter  apostolatum  Petri  de 
Candia  et  domini  Oddonis  de  Columpnis  dominus  Bal- 
thasar de  Costa  plebi  prefuerit  Christiane.  Innocencium 
istum  plebs  Romana   mensuram  implens   patrum   suorum ,   qui 

^  In  cod.   religione  der  Cat.  abb.  Sag.   religio  ohrisUana.  ^  Ib.  illius. 

^  etc.  Sequitur  aliud;  so  in  der  Folge  noch  öfter. 

1  S.  die  Bemerkung  Stenzels  in  den  SS.   rer.  Sil.  I,   209.  ^  Qregoro- 

Tius  VI.  538.         3  Cosimo  dei  MigUoratL         *  Bis  6.  Nov.  1406. 


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413 

semper   suis    presulibus   restiteruikt,    per   suas   temeritates   et 
violencias  de  urbe  fecerunt   fugere   cum   tota   curia  sua  (in)*     1*06 
civitatem  Biterbensem,  et  si  non  fiigisset,  sed  a  Romanis  captus   ^^'  ^• 
fuisset;  interfectuB  ut  creditur  eorum  insolencia  et  tumultu  sine 
omni  culpa  sua  fuisset.  Face  tarnen  inter  ipsum  et  incolas  urbis 
reformata   aliquantulum  ad   urbem  rediit^  et  ibidem  viam  est     1*06 
universe  camis  ingressus.  ^^*  ^' 


Cap.  14. 
De  Gregorio  duodeelmo. 

Omnes  igitur  cardinales  Innocencii  septimi  post  eius 
obitum  pro  eleccione  sui  succeBsoris  in  conclavi  congregati 
antequam  aliquem  nominarent  in  papam  pensantes  et  debita 
pertractantes ;  quam  perniciosum  esset  id  longevum  scisma 
ecclesie,  in  quo  duo  gemelli  quasi  in  utero  Rebecce  se  mutuo 
collidebant;  advertentes  eciam^  quod  uno  in  papam  assumpto, 
sicut  iam  experiencia  ab  utraque  parte  Alemannorum  et  Fran- 
corum  clare  docuerat;  cum  maiori  difficultate  ad  ipsam  optatam 
unionem  perveniri  posset^  nisi  prius  ipsi  assumendi  ad  ipsius 
imionis  assensum  legitime  quodam  modo  habilitarentur,  dispo- 
nerentur  et  inclinarentur;  iuramento  illo,  quo  se  cardinales 
partis  alterius  in  eleccione  sui  Benedict!  tercii  decimi  astrin- 
xerant,  se  mutuo  constringebant.  Jurabant  itaque,  si  eorum 
aliquem  contingeret  in  papam  assumi,  pro  unione  sancte  matris 
ecclesie  modis  omnibus  laborare  deberet  nee  refutare  aliquam 
viam  aptam  ad  ipsam  unionem,  que  suis  videretur  cardinalibus 
congrua,  eciamsi  via  cessionis  aut  resignacionis  suimet  de 
papatu  ad  hoc  conveniens  iudicaretur  et  apta.  ^  Post  hoc  iura- 
mentum  prestitum  dominum  Angelum  Corrario  Venetum 
tituli  sancti  Marci  cardinalem  eligentes  in  summum  antistitem 
ipsum  Qregorium  duodecimum  nominarunt.  Prefuit  igitur 
Christiane  (ecclesie)''  velud  papa  in  una  obediencia  Oregorius 
duodecimus;  in  alia  tercius  decimus  BenedictuS;  qui  missis 
inter  se  l^atis  et  nunciis  de  habendo  concilio  generali  vel  quasi 


•'  Fehlt  in  der  Handschrift 

^  Am  13.  Mlü-E  1406.        2  g.  Baynald  a.  a.  O.  1406,  XHI.  ff. 


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414 

in  civitate  ZaoneDsi^  unanimiter  concordarunt.  Yolebant  ergo 
fol.  162»»  ad  illum  locum  Abraham  et  Loth  duo  |  videlicet  pastores  gre- 
gum  cum  suis  cardinalibus  et  clero  nonnullo  convenire,  ut  ibi 
vel  per  modum  amicabilis  tractatus  vel  iustieie  fieret  in  ovili 
domini  unus  pastor.  Sed  ecce  bono  semine  seminato  in  agro 
dominico  supervenit  inimicus  seminans  discordiam  inter  fratres 
et  hanc  laudabilem  et  optime  conceptam  congregacionem  et 
concordiam  impedivit  et  dissipavit  omnino.  Sane  si  ex-  parte 
Gregor ii  vel  ex  parte  Benedicti  vel  ex  parte  utriusque  hoc 
impedimentum  iniustum  fuit  illatum,  penitus  ignoro.  Hoc  scio, 
quod  tam  salubris  ordinacio  et  felicis  congregacionis  conventus 
cassatus  fuit  totaliter,  ita  quod  neuter  istorum  duorum  cum 
suis  ad  civitatem  istam  Zaonensem  pervenit^  sicque  id.  scisma 
longevum  radicabatur  profundius  et  diucius  perdurabat. 


Cap.  15. 
De  conrocacione  concilii  Pisani. 

Post  hec  videntes  venerabiles  illi  patres  cardinales  utrius- 
que partis  sua  capita  hinc  et  inde  tergiversaciones  querere  et 
sibi  ipsis  non  ecclesie  in  bonum  unionem  eius  subterfugere  nee 
posse  tutam  esse  navem  Petri  in  fluctuacione  huiuscemodi  se 
subtraxerunt  ab  adhesione  et  obediencia  utriusque.  Convenientes 
igitur  in  castellum  Liburnis^  Pisane  diocesis  concilium  gene- 
1409  rale  et  universale  tocius  ecclesie  per  litteras  et  nuncios  con- 
Mfirz  26.  vocaverunt  ad  festum  Annunciacionis  beate  Marie  virginis*. 
Patriarche,  episcopi,  prelati  et  clerici  ad  celebrandum  generale 
concilium  in  civitatem  Pisanam  anno  domini  1409  conve- 
nerunt  ^  ad  cogitandum  et  diffiniendum,  quid  in  facto  divisionis 
tam  execrabilis  posset  aut  deberet  legitime  fieri  aut  canonice 
ordinari.  Vocaverunt  eciam  ad  idem  concilium  reges,  principes 
et  dominos  seculares,  ut  quid  de  fide,  que  omnes  tangit,  agen- 
dum   sit^  ad   hoc  legitime  deputatos.    Citatus  eciam  fuit  ad  id 

*  Die  Interpunktion  wurde  so  gewählt,  weil  patriarche  —  clerici  nicht  auf 
concilium  generale  conyocaverunt  zu  beziehen  ist.         ^  In  cod.  fuit. 

*  In  Savona  bei  Genua  (für  den  Monat  September  1408);  siehe  die  Schreiben 
der  Gegenpäpste  ibid.  2  Livorno.  Die  Encyclica  d.  d.  Liburni  XXIV. 
mens.  Juni  1408  bei  Baynald  n.  22.  ^  Der  Fortsetzer  von  Ludolfs 
Klosterchronik  berichtet  nach  dem  Tractate  s.  SS.  rer.  Sil.  I.  253. 


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415 

concilium  uterque  de  papatu  contendencium ,  ut  coram  sancto 
comparerent  concilio,  finem  imposibilis '^  scismati  per  viam 
mutue  cessionis,  ut  iurarunt;  vel  ut  credo  saltem  docturus  de 
iure  suo,  quod  se  habere  non  obstante  iuramento  suo  in  suinmo 
apoBtolatus  fastigio  estimabat.  Hiisdem  eciam  diebus  multa 
mundi  climata  cardinalium  sequendo  vestigia  a  subieccione  am- 
borum  istorum  de  primatu  certancium  se  subducebant  nee  cura- 
bant  mandata^  prohibiciones ,  Processus,  senteneias  aut  penas 
factas  per  Gregorium  vel  per  Benedi ctum  in  oppositum, 
quoniam  in  talibus  arbitrabantur  magis  deo  quam  hominibus 
esse  parendum.  De  quo  et  postea  in  eodem  Pisano  concilio 
in  una  sessione*  me  presente  pronunciatum  fuit,  eos  in 
hac  subduccione  in  nuUo  dominum  oflFendisse  nee  in  aliquas 
senteneias  incidisse.  Tales  quippe  processus  et  sentencie  a  quo- 
cunque  fulminentur,  eciamsi  papa  foret,  que  prepediunt  bonum 
universalis  ecclesie  presertim  publice  et  notorie  et  maxime 
ecclesie  unitatem,  sine  qua  salus  esse  non  potest,  sunt  nulle^ 
casse  et  irrite  nee  quemquam  possunt  stringere  vel  artare. 


Cap.  16. 

De  duobas  coneiliabalis  Gregorii  et  Beuedicti  et  Roberto 
Bavaro  contra  Wenceslaum  in  regem  assumpto. 

Quoniam  igitur  hü  duo  Gregorius  et  Benedictus  veri- 
similiter  timere  habebant,  sicut  et  postmodum  accidit,  quod 
tarnen  non  timere,  sed  amare  et  sperare  |  debuissent,  Christi  fol.  153* 
familiam  per  ipsam  congregacionem  Pisanam  ad  unionem  per- 
venire  dudum  optatam  et  hoc  unumquemque^  eorum  porcione 
sue  subieccionis  posse  in  toto  vel  in  magna  parte  privari,  iudi- 
xerunt  et  ipsi,  hoc  est  eorum  quilibet  in  quodam  loco  sibi 
adherente  synodum  geueralem,  quam  Gregorius  intimavit  cele- 
brandam   in  civitate^  ....  na  ^  patriarchatus   ut   credo  Aqui- 

*  Nach  comparerent  würde  man  imposibiles  (statt  imposituri)  und  docturi 
erwarten.  *»  In  cod.  unamquodqae.  "^  Die  Stelle  ist  durch  einen 
Fleck  zerstört. 

'  Der  15.   s.    Raynald  a.   a.    1409  LXX.  ^  In  dem    Ausschreiben    des 

Papstes  ist  der  Ort  der  Diöcese  Aquüeja,  wo  das  Concil  abgehalten 
werden  sollte,  noch  nicht  bestimmt;  auch  Bavenna  war  in  Aussicht  ge- 
nommen. Das  Concil  wurde  später  in  Aquileja  abgehalten  vide  Gob* 
Persona  cap.  89.  Tlieod.  a  Niem  de  «chisra.  Lib.  3,  Cap.  36. 


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416 

leg^eneis;  Benedictns  nt  estimo  in  civitate  Papinionis  reg;iii 
Arragonie  creatis  tarnen  prios  aut  postea  novis  cardinalibos, 
quia  viderunt  se  ab  eorum  obediencia  subtraxisse.  In  hÜB 
duobus  conciliabulis  prononciatum  fuit  ecclesiam  habere  duo 
capita  velut  monstram,  cum  in  uno  eorum  sentencia  ferretur 
pro  Gregorio  et  in  alio  pro  Benedicto.  Quid  autem  in  ipso 
laudabili  concilio  Pisano  gestum  sit,  postmodum  est  dicendum 
et  sciendum^  quod  eodem  tempore  non  solum  presulatua  uni- 
versalis ecclesie  divisus  inter  duos  apparuit^  sed  et  Imperium 
eiusdem,  imperium  videlicet  Romanorum.  Contra  Wences- 
laum  quippe  regem  Bohemorum,  qui  et  Romanorum  esse  voluit, 
quidam  Robertus  comes  palatinus  de  stirpe  ducum  Bavarie 
in  regem  Romanorum  ad  imperium  coronandus  ab  electoribns 
1400  ipsius  imperii  quasi  concorditer  iam  ante  sub  Bonifa cio  nono 
Aug.  20.  assumptus  fuit^  qui  et  coronatus  in  r^em  licet  nondom  in 
imperatorem  plurimam  partem  possessionum  imperialiam  in 
possessionem  accepit.  Ipse  Robertus  Gregorio  duodecimo  et 
suo  concilio  adherens  a  sacrosancto  Pisano  concilio  per  suos 
ad  hoc  missos  nuncios  appellavit,  Wenceslaus  autem  directis 
ad  Pisam  suis  procuratoribus  se  Pisano  velle  adherere  con- 
cilio simulavit.  Simulavit  inquam,  quia  an  hiis,  que  ibi 
gesta  fueranty  veraciter  et  perse voran  ter  adheserit,  postea  ex 
suis  factis  et  negligenciis  apparebit.  Rex  autem  Ferdinandus 
rex  Arragonum  concilio  in  suo  regno  celebrato  per  quedam 
adhuc  succedencia  tempora  honorem  exhibuit  et  a  maledicto 
Benedicto  iam*  cito  prout  debuit  se  subtraxit 


Cap.  17. 
De  Wenceslao^  Bohemo. 

Recte  ut  spero  nunc  igitur,  si  post  mencionem  Wenceslai 
et  Roberti  de  eorum  unoquoque  nonnulla  scribantur.  Primo 
autem  de  Wenceslao  scribetur,  quia  Roberto  prius  fuit  ad 
Romanum  dyadema  promotus.  De  eius  itaque  promocione  ad 
id  et  gestis   eius   quibusdam   videamus.    Sed  scieDdum,  qaod  de  eo 


Cat  abbat 


o  paaca  vel  nulla  possum  bona  scribere*',  numqaid  autem  ideo  eius  mala  et  tupia 

*■  In  cod.  nam.  ^  Der  Name  kommt  in  der  Handschrift  auch  ab  Wen- 
cseslans  und  Wentseslaus  vor.  ^  Ib.  scribere  facere,  sollte  sich  das 
darauf  beziehen,  dass  Ludolf  seine  Werke  meistens  dicUrte? 


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417 

onmlno  debeo  retieere?  Prorsiu  non.  Expedit  etenim  peccsta  noeencinm*  nota 
fieri,  qui  bonitin  opuB  mulieris  ewangelizaii  per  Universum  mondum  voluit, 
peccatum  inde  in  lapide  adamantino  stilo  ferreo  et  indelebili  ezarandum  esse 
decreyit.  Quo  namque  pacto  constaret  coiitra  fidem  katholicam 
non  prevcdfiisse  portas  infei^,  si  impugnaciones  et  persecucioneß  ^, 
quas  contra  fidem  ipsam  porte  memorate  fecisse  noscuntur, 
non  deberent  ad  perpetuam  rei  memoriam  in  libris  et  opus- 
culis;  in  cartis  et  codicibuB  legencium  et  audiencium  recor- 
dacioni  perpetue  commendari.  Non  est  hoc  contra  scripture 
consilium,  opera  loqui  hominum^  sed  inter  opera  hominum  de- 
clarare®  nunquaro  defuisse  ecclesie  divinum  auxilium  ei  a 
domino  repromissum.  Is  qiiippe  opera  hominum  loquitur,  qui 
eorum  excessus  et  gesta  pessima  defensare  et  coUaudare  et 
peccatorem  benedicere  in  desideriis  anime  sue  reperitur.  Is 
opera  hominum  loquitur,  qui  ex  hoc,  quod  peccata  reproborum 
verbis  aut  scriptis  annunciat,  laudem  exinde  et  favorem  huma-  fol.  153^ 
num  captat  |  secus  de  isto,  qui  mercedem^  hominis  non  con- 
cupiscens  pro  sola  hoc  facit  dei  gloria,  cuius  per  hoc  impletur 
scriptura  dicens :  Zizaniam  cum  iritico ,  spincu  cum  frumento, 
electos  et  dampnatos  in  uno  semper  crescere  agro.  *  Ex  hoc  pro- 
ximorum  utilitati  consulitur,  ut  ex  rebus  preteritis,  in  sub- 
secuturis  aut  presentibus  caucius  incedatur.  De  isto  igitur 
Wenceslao  et  nonnullis  eins  actibus,  quos  reprehensibiliter 
fecit  vel  fieri  permisit  sub  diversis  tamen  Romanis  pontificibus, 
quedam  ex  bis,  que  in  quodam  aliö  libello  de  ipso 
scripta  reperi,  huic  tractatulo  interserere  et  inmiscere 
decrevi.  ^ 


Cap.  18. 

Qaomodo  perseqaebatar  clernm  WratisiaTiensem  et  preiatos 

nonnnllos. 

Scriptum  igitur  in  eodem  libello  hec  verba  reperi  et 
inveni:    Detestatus  est  Salomon  omnem  snam  industriam,  qua  studiose  labo- Cat.  abbat, 
ravit,  habitnrns  heredem  desudantem  in  omnibus  bonis   suis,    cum  nesciret,       Sag. 
utrum  sapiens  vel  stultus  futurus  esset.    Impleta  sunt  hec  in  personis  vene- 
randi  illius  Karoli  et  filii  eins  Wenoeslai.  Laboravit  et  ipse  adhuc  vivens 


•■  Ibid.  nocentum.       ^  In  cod.  perseoutores.       °  So.  est.       ^  In  cod.  diem. 
>  Den  Vers  hat  die  Bibel  nicht.         '  Ital.  Beise  pag.  97. 


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418 

pro  hoc  8U0  primogenito  sab  exacta  diligencia,  ut  magnis  laboribus  et  simip- 
tibus  hone  snccessorem  sibi  faceret,  ignorans  qnalis  in  moribns  et  vita  futaras 
esset.  Fecit  eum  adbac  vivos  de  consensa  electomm  omnium  regem  Boma- 
nortim,  reliqnit  et  ei  dyadema  Bobemicam.  Sed  atinam  transfadisset  eciamin 
enm  dignitatem  vite  et  morum.  Sucessit  ei  in  duplici  dig^tate  regia,  sed 
apostatavit  a  vita,  heres  fait  in  terreno  potestatis  culmine,  sed  degeneravit* 
nimium  a  paterna  mansuetndine,  sapiencia  et  bonitate.  Quid  de  hoc  Wences- 
lao  boni  scribam?  Nicbil.  Utinam  mala  scripturus  non  essem.  Sed  qoi  bonom 
opus  mulieris  in  universo  mnndo  predicari  voluit,  ipse  peccatum  Jade  in 
lapide  adamantino  stilo  ferreo  exarandum  esse  decrevit. 

Post  mortem  igitur  felicissime  recordacionis  Karoli  qaarti  Wences- 
laus  ipse  totum  clerum  Wratislaviensem ,  qui  divina  profanare  noloit,  de 
civitate  expnlit,  immo  clerus  eius  timore  inde  fugiendo  recessit.  Bona  ig^tar 
clericorum,  que  invenire  ibi  adhnc  potuit,  toUi  et  auferri  fecit.  In  monasterüs 
milites  et  armatos  suos  posuit,  qui  de  bonis  ecciesiarum  viverent  et  ea  pro- 
fanis  suis  usibus  applicarent.  Venerabilem  eciam  patrem  dominum  Johannem, 
abbatem  canonicorum  regularium  in  arena,  in  pretorio  Wratislaviensi  sab 
custodia  tenuit,  ^  quem  postmodum  sub  fideiussoribus  certis  emisit.  Et  bec 
omnia  ecclesia  Wratisbiviensi  vacaute  et  pastore  carente.  Que  cum  postmodum 
reverendissimum  patrem  dominum  Wenceslaum  illustrem  ducem  Leg- 
nitzensem  ipsius  reg^s  Wenceslai  avunculum  ^  carnalem  a  sede  apostolica  sibi 
obtineret  in  patrem,  idem  Wenceslaus  prefatum  dominum  episcopom  sibi 
sex  milia^  marcarum  dare  coegit,  ut  possessione  pacifica  presulatus  sui  frai 
posset  Quas  cum  non  haberet,  episcopalis  camera  vel  ipsa  Wratislaviensis 
ecclesia  coacta  est  vendere  multas  suas  possessiones,  iura  et  reditus  vel  sab 
reempcione  vel  ad  vitas  bominum,  quarum  alique  vendite  sunt  usque  in 
presens. 

Cap.  19. 

Qaomodo  sevi(Ti)t  in  clerum  Pragensem  interfleiens  rene- 
rabilem  virum  doctorem  ricariam  in  spiritualibus  Pragensis 

archtepiscopi. 

fol.  154»  Tanti^  facit  tyrannuin  homo    iste,    si  tarnen    non  bestia, 

sed  homo  diel  meretur,   ut  de   eo    iu   memorato   libello 

Cat.  abbat,  sie  scriptum  ultra  leges:    Hic^  Eomaaorum  et  Bohemorum  non  tarn  rex 
Sag. 

'*■  In  cod.  degiravit.       ^  Stenzel  nach  dem  Abtscat.  amicum.       ''  In  cod.  tante. 

1  Johann  III.  Abt  des  Sandstiftes  zu  Breslau  (137ö— 1386).  Seine  Gefangen- 
nahme hängt  mit  dem  Bierstreit  zusammen.  S.  Grilnhagen  König  Wenzel 
und  der  PfaflFenkrieg  zu  Breslau  pag.  12  flf.  ^  Wenzel,  Herzog  von 
Liegnitz,  früher  Bischof  von  Lebus  (1382—1417);  vgl.  Heyne,  Gesch.  d. 
B.  Breslau  II,  600  ff.  Ueber  die  Verwandtschaft  s.  SS.  rer.  Sil.  I,  165. 
Der  Kaufpreis  für  die  Anerkennung  betrug  -1000  Mark,  s.  Grünhagen 
a.  a.  O.  37.  Urk.  Nr.  17.  ^  Palacky  It*l.  Reise  hat  aus  den  beiden 
Capiteln  einzelne  Sätze  aufgenommen. 


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1393 


419 

quam  camifex  in  Boheinoruin  regtio  clero  non  detniit,  sed  prelatoa  et  clerico« 
in  bonis  eorom  dampnificans  in  personis  eomm  nunc  percnssit,  nunc  capti- 
Tavit,  nunc  occidit.  Non  pepercit  doctoribuB  ant  magistris,  non  religiosis  aut 
monasterÜB,  omnibus  violenciam  fecit.  Multa  bona  ecclesiamm  abstnlit,  quibus 
aliqne  earum  inpresenciarum  carent.  Cmdelis  iste  et  rex  iniquus*  nil  regale 
ostendit  in  opere,  sed  magis  tortoris  et  camificis  exercicium  babuit,  quam 
regis.  Nee  enim  de  tyrannis  prioribus  eciam  in  primordio  nascentis  ecclesie 
auditum  est,  ut  manu  propria  sevirent  in  dei  famulos  tantum  sicut  ille.  Ipse 
spicubitorum  adintor  et  socius  nunc  flammas  camibus  urendis  adhibuit,  nunc 
vulnera  intulit,  nunc  manu  immiti^  sua  propria  aliqua  laniacionis  applicuit 
instrumenta.  Inter  cetera  autem**  bonorabilem  illum  yirum  deo  acceptum  et 
bominibus  Teutunicis  et  Bohemis  amabilem*^  dominum  Johann em 
presbyterum  domini  archiepiscopi  Pragensis  in  spirituaiibus  vicarium  decre- 
torum  doctorem  crudeliter  tortum,  combnstum  et  evisceratum  in  aqua  sub- 
mersit,  dominum  Nicolaum  Botnig*  licenciatum  in  decretis  et  magistrum 
in  artibus  ofificialem  Pragensem  presbjterum  flammis  et  ignibus  manu  sua,  ut 
ita  dicam,  regia  et  manibus  aliquorum  aliorum  miserabiliter  eciam  in  membris 
pudendis  attrectatnm  vix  semiyiTum  dimisit,  dominum  Boleslaum'  lectorem 
Präge  ordinarium,  doctorem  decretorum  et  Pragensem  decanum  captnm  et 
percussum,  dominum  insuper  prepositum  Misnensem  yenerabilem  yirum  dictum 
Knobelocb^  tentum,  nudatum  et  iam  tormentis  presentatum  yix  tandem 
liberos  esse  passus  est. 

-  Non  fuit  temporibus  Ulis,  qui  vice  regia  iusticiam  faceret  pupillis  et 
▼iduis,  immo  nee  baronibus,  miUtibus  et  vasallis,  quorum  pars  non  modica 
querelas  emisit  de  illata  sibi  regali  violencia.  Exosus  igitur  erat  clero  et  po- 
pulo,  nobilibus,  civibus  et  rusticis,  solis  erat  acceptus  iudeis.* 


Cap.  20. 
De  iudeis  Präge  interfeetis  et  qaibnsdam  aliis  gestis. 

Ut  autem  clare  cognoscatur,   quo  favore  superfluo  ludeos 
ipsos   in   illo    malignitatis    sue   tempore  prosecutus   fuerit,    in^ 
eodem    libello    sie    reperi    subiunctumn     Hos  quippeCat abbat. 
Bapple    iudeOS  Bomanis  voluit  efferre  privilegiis  et  iuxta  scelesti  morem       ^^?* 
Antiochi   Atheniensibus    equare,    dum    ipsos    cbristianis    studuit    in   pluribus 


•  In  cod.  iniquos.         ^  Cat.  abb.  inimici.         «^  Fehlt  bei  PaUcky. 

*•  Ebenso.        *  In  cod.  etc.  Sequitur  aliud.         '  Ursprüngl.  et 
>  NicoUus  Puchnick,  s.  über  ihn  Frind,  Kirchengeschichte  III,  49. 

'  Bohuslaus  von  Kmowa,  Domdechant  seit  1386,   er  resignirte  1415,  s. 

Frind.  IIT,  185.       ^  g,  Pelzel,  Lebensgesch,  des  Königs  Wenzeslaus  I,  264. 

*  Der  Abtscat.  stimmt  genau  mit  der  obigen   Darstellung,   einige  Fehler 

(so  namentlich  die  Ergänzung  der   in  Klammern   stehenden  Worte)  sind 

nach  dem  Abtscatalog  verbessert  worden. 


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420 

anteferre.  Qnilms  (et)  liceneiam  muria  et  tnrribtis  se  drcumdacendi  et  mimi- 
endi  triboit  et  domos  ohristiaiioram  in  platea  iudeomm  et  presertim  domnm 
mag^istroram  chiistianiB  vacuavit.  Ideo  incrassati,  inpingnati  et  liilufaiti  sab  eo 
recalcitrare  ceperunt  fidei,  blasphemare  sanctom  Israel  et  modü  yariis  pro, 
silire  in  contnmeliam  salvatoris  noatrL  Coins  obprobnmn,  qnia  (christiana 
g^ens)  diasimalare  et  ferre  non  pottiit  in  vindictam  blasphemie  illios,  qiii 
probra  nostra  tnlit,  quadam  die  de  anno  videlicet  incamacionis  dominiee 
1389      1389  in  BoUempnitate  paschali  zelo  mota  indeos  ipsos  et  domo«  eomm  igne 

c.  April  18.  cremavit.^  Docoit  antem  seqaens  experiencia,  quod  plns  dolaemnt,  ne  dieam 
rex,  sed  coUaterales  regia*  de  cremacione  ista,  quam  si  civitaa  ipsa  Prä- 
gen sis  vel  eiua  pars  non  modica  foisset  incendio  devorata.  Absqae  ordine 
qoidem  indiciario  £acta  fdit  per  tumnltum  popoli  iadeonim  hec  adostio.  De- 
cnisset  tarnen  regem  christianom  et  snos  consiliarios  iram  inde  concitatam 

fol.  154^  mitigare  et  iudeomm  maleficio  et  christianorum  zelo  attento.  |  HicWences- 
lans  metropolim  (suam)^  civitatem  illam  Pragensem  famosam  et  plenam  po- 
pulo  et  diviciis  vel  iocando  vel  staltisando  nitebator  incendere,  ut  forte  secon- 
dam  Neronis  desiderinm  ignem  copiosum  posset  inspicere.  Hie  predamm  et 
Uluminatnm  yirom,  potentem  in  opere  et  sermone  magistnun  Matbenm  sacre 
theologie  magistnun,  presbyterum,  plebannm  pro  tone  ^ecclesie)  ^  beate  Marie 
virginis  ante  letam  coriam  manu  armata  sepins  qneri  feeit,  nt  oocideret  enin. 
Ipse  yero  a  domino  et  fratribus  adintus  evasit  manns  eins  in  nomine  dominif 
Ante  faoiem  tyrannidis  regia  haina  dominus  Johannes  archiepiseopua  Pra- 
gensis  fugam  iniit  et  postmodum  propter  molestiaa,  quaa  in  officio  auo  ab  eo 
1396  auatinuit,  archiepiacopatui  ceaait  Et  quid  acribo  multa?  Sufficiat*^  dici  malicia 
sua.  De  multia  bec  aufficiant,  nt  ex  pancia  huiuacemodi  plnra  alia  einadem 
principia  acta  qui  Yolunt  tacite  recognoacant. 


Cap.  21. 

Qni  wi  scisma  illad  longeTom  sedandam  parnm  rel  Bichil 

operatus  est. 

Cat.  abbat.  Viguit  illo  tempore  Rciama  illud  maximnm  inter  antipapaa  duoa  tibi 

Sag.  invicem  auccedentea  et  yerum  apoatolicum.  Ipse  autem,  qui  ex  oorona  Ro- 
mani  aibi  futuri  imperii  iam  adyocatua  eccleaie  factua  fuerat,  aciama  hoc 
conniyentibua  oculia*  pertranaibat.  Duaa'  contribucionea  a  clero  quasi''  pro 
arripienda  yia  Romana  receperat,  aed  in  Bohemia  yenacioni  deditns  ad  uni- 
onem  eccleaie  nichil  faciebat.  Gloriabatur  apoatolicum  ae  habere  in  pera,  quaai 
diceret  in  aua  fore  poteatate,   quia  eorum  deberet  triumphare,   aed  permisit 


*  In  cod.  regia  et.        ^  In  cod.  metropolum;  suam  fehlt.        <^  Fehlt 
^  Ibid.  auffielt.        *  Cat.  abb.  ceteria.        '  In  cod.  quaa. 

1  Die  Verfolgung  mochte  am  Charfreitag  (16.  April)  auagebrochen  sein, 
das  iat  an  dem  Tage,  an  dem  noch  jetzt  yerachiedene  Reibungen  mit 
den  Juden  in  den  deutach-alayiaehen  Gegenden  Mfthrena  (und  wohl  auch 
Böhmena)  atattfinden.        >  S.  Pelzel  II,  400. 


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421 

eoi  nsque  nunc  de  presnlatn  certare.  Tanta  snperbivit  eUcione  mentis  in 
BVUL  potencia,  nt  estimans  se  qoaai  terre  et  mari,  inuno  et  oelo  imperare^ 
contra  qaendam  piincipem  Polonoram  denm  blaapbemans  diceret  se  marchi- 
onem  Procopinm  contra  denm  et  homines  velle  adinvare. ^  Meruenmt  hec 
domine  peccata  nostra,  nt  talis  super  nos  regnaret  ypocrita  christiani  rectoris 
sibi  assnmens  titnlum,  sed  moribns  docens  se  cbristianomm  inimicom.  Tu 
demonstrasti  te  ipsnm  preesse  populo  tno,  dam  sab  tali  capite  fluctnaret  et 
tarnen  fluctoans  non  deficeret  ortbodoza  ipsa  religio.'  Verba  igitur 
huiuB  iam  scripti  capituli  a  primo  usque  ad  ulti- 
mum in  eodem  libello  scripta  inveni. 


Cap.  22. 
De  eaptiTitate  eias  prima  et  liberaeione. 

Temeritatem  igitnr  eins  et  insolenciam  vite  et  momm,  ut  in  pre-Cat  abbat, 
narrato  libello    scribitur^    snfferre  finaliter   non   valentes  virorom      Sag. 
illastrissimi  dominus  Jodocas  marcbio  Moravie  patrinns*  eius   regis  et  ba- 
rones  regni  Bohemie  non  ad  ininriandam,  non  ad  vincnlandam  nee  ad  exacci- 
onandnm  sed  ad  compescendnm  et  corrigendam  eum  sab  disciplina  teuere  et 
ei  velnt  regi  astare  et  consulere  decreverunt.  Amoyerunt  ab  eo  pristinos  con- 
siliarioB  et  familiäres,  astabant  ipsi  lateribns   regiis   et  non  permittentes  eum 
in  libertate  evagacionis  sue   pristine  in  palacio  suo  regali  nutrientes  custo-      1394 
diebant,  cumque  vim  sibi  ibi  timerent  inferri,  eum  duxerunt  alibi  sue  et  mal-     Mai  8. 
torum   volentes  providere  saluti.    Liberayit  aatem  eum  et  tulit  de  ipsorum 
medio  frater  eius  dux  Jobannes  dominus  Gorliczensis  in  bracbio  extento.    Aug.  2. 
Et  quid  dicam?  Quem  extoUam?  Eripientes  aut  detinentes?  Tu  nosti  domine, 
qtüs  eorum  amore  Tel  odio   dignus  sit.    Scio    quod  vices  tuas  doluemnt  bü, 
qai  eum  detinuerunt.  Violenciam  ut  estimo  non  fecerunt,  quia  dolo  cameront. 
Quidnam  inter  duo  melius :  non  mittere  manum  in  cbristum  domini  **  aut  non 
occurrere  et  ipsius  cbristi  et  tocius  reipublice  tanto   discrimini?   Homo  in- 
corrigibilis,  qui  nee  deum  timet  nee  homines,  numquid  absque  omni  obsta- 
culo  permittendus  est  exercere  suas  pravitates?  |  Forsitan  servare  in  talibus  f^^   ^55» 
iadieiarinm  ordinem  est  pervertere  et  confundere   legislatoris  intencionem  et 
mentem.  Eripere  teneor  eum,  qui  ducitur  ad  mortem,  precavere  debeo  dampna 
et  iniuriam  proximi  et  impedire,   si  valeo,  alias   ut   fautor  criminis  iudicer*' 
ipse  ego.    Clericum   ab  omni  mea  iurisdiccione  exemptum  peccare  volentem 


*■  Recte:  patruus;  wie  im  Abtscat.;  Jodocus  ein  Bruder  Procop's,  Wenzels 
Vetter  (Vaters  Bruders  Sohn).  ^  Der  Abtscat  Christian  deum ,  es 
dürfte  wohl  lauten:  Nicht  Hand  anzulegen  an  den  Gesalbten  des  Herrn. 
*^  Ibid.  iudicor. 

^  Procop  nahm  im  Schisma  für  Clemens  Partei.  8.  tlbrigens  die  Note  bei 
Stenzel  a.  a.  O.  pag.  215.  Diesen  obigen  Satz  theilt  Palacky  It  Reise 
pag.  97  mit        >  Vgl.  den  Abtscat  pag.  216. 


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422 

prohibere  et  ne  se  ipsum  öccidat  eciam  detin«re  ad  tempn^t  debeo.  Hunc  de 
quo  nobifl  sermo  se  et  alios  perimentem  cottidie,  cni  non  erat  aliud  obviandi 
remedinm,  numquid  debuernnt  (hü)»  virornm  illnstriAfiimi  permittere  perire, 
presertim  si  ad  providendnm  bona  et  regi  et  regno  ftierint  ab  olim  astricti 
inramento?* 

Cap.  23. 
Besponsio  caiusdam  obieceionis. 

Cat.  abbat.  Sed  dicis  :   Agere  forte  debuerant  contra  eum  coram  superiore  aliqno, 

Sag.  ut  dennnciarent  enm  de  excessa  suo.  Fmstra  antem,  ut  in  eodem  libello 
conti  nuando  narratur,  expectator  casas,  cUios  nil  operatar  eventns.  Qni 
tanta  foit  permissus  impunite  agere ,  qae  spes  de  illo ,  ut  quasi  ex  officio 
indicis  nomine  prosequente  corrigeretar  a  qnoyis  ecciesiastico  iudice.  Et  qoid 
cnraret  eciam  aliquo  prosequente  pastoris  sui  sentenciam,  qni  mox  ab  eo 
castigatus  ad  partem  forsitan  scismaticorum  declinasset  oppositam?  Nescio 
domine.  Non  est  meum  determinare.  Tu  fer  sentenciam,  tu  declara  iusdciam. 
Neminem  dampno,  neminem  absolvo.  Quis  me  inter  eos  iudicem  constxtuit? 
Unum  scio,  quod  multi  homines  passibiles,  illis  similes  zelo  tuo  permoti,  licet 
forte  non  secundum  omnem  scienciam  tunc  placaverunt  iram  tuam,  quando 
in  delinquentes  eciam  non  servatia  quibnslibet  iuris  anfractibus  sunt  operati 
vindictara.  Et  ecce  adhuc  bii  minus  fecerunt,  nee  enim  vindicarunt  commissa, 
sed  impedierunt  committenda.  Sane  nee  post  erepcionem  viri  hnius  amicida 
firmata  est  per  omnia.  Non  credit  ipse  se  eis  nee  illi  se  sibi.  Quis  enim 
illorum  novit  ea,  que  sunt  in  homine?  Non  habent  inter  se  fidnciam,  non  con- 
fidit  dominus  subditis,  nee  e  converso.  Semper  suspecti  mutuo  semper  timorem 
habentes  de  futuro  belle.  Et  iusto  tuo  domine  iudicio,  ut  qui  violavit  fideli- 
tatem  tibi  prestitam,  in  nullo  se  credat  fidem  invenire  inviolatam  atqne  firmam.' 


Cap.  24. 
De  qalbuRdam  secretariis  Weneeslai  occisis. 

Cat  abbat.  Regulus  iste  quomodo   apnt   bestes   snos    quos    lesit    fidem  haberet 

Sag.       indubiam^  ,  qui  eciam  post  hec,  ut  in  eodem  libello  sequitur,   suis  iurads 

secretariis  et  consiliariis  mortem  non  prohibuit  inferri  iniustam.  Quatuor  enim 

de  suis  principalioribus  consiliariiSf  inter  quos  unus  fuit   bone   memorie 

dominus  Marcus^  magister  ordinis  sancti  Johannis  Cruciferorum  Jeroso- 

*  Erg.  nach  dem  Cat.  ^  Im  Abtscatalog  lautet  die  Stelle:  Et  quomodo 
bestes  sui  quondam  de  eo  baberent  fidem  indubiam. 

1  Ibi.  pag.  215  und  216.  S.  Palacky  It.  Reise  pag.  97.  2  Siehe  den 
Abtscat  pag.  215  und  216.  3  g.  die  Note  bei  Stenzel  I,  217.  Markold 
von  Worutitz,  Prior  des  Johanniterordens  für  die  Häuser  in  Böhmen, 
Polen,  Mähren  und  Oesterreich,  über  dessen  Verschwörung.  8.  Pelzel  11,344. 


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423 

limitanornm  per  Bobemiam  in  loco  pacis  et  secnritatis  in  conclavi  regalis  sola 
sine  audiencia  aliqna  non  convicti  nee  confessi  de  obiecta  eis  malicia  sunt  occisi. 

Hec  igitur,  que  in  hoc  capitulo  et  sex  immediate  precedentibus 
scripsi;  de  memorato  libello  excerpsi. 


Cap.  25. 
De  heresi  in  regno  Bohemie. 

Quamvis  autem  nonnuUa  huius  impii  Wenceslai  facta 
detestabilia  in  ipso  supra  memorato  libello  exarata  iam 
in  hoc  loco  posuerim,  superaddenda  tarnen  sunt  aliqua  alia 
hiis  iam  scriptis  forte  in  detestabilitate  maiora.  Lese  maiestatis 
crimine  quid  dicitur  detestabilius  aut  execrabilius  esse?  Propter 
hoc  enim  crimen  progenies  illorum,  qui  lese  maiestatis  rei  sunt; 
sine  culpa  sua  privantur  bonis  et  successione  paterna^  sola  ei(s) 
vita  I  ex  misericordia  reservata.  Multo  maius  autem  crimen  est:  fol.  155^ 
eternam  maiestqtem,  quam  temporalem  ledere,  quod  ipse  Wences- 
laus  fecisse  minime  dubitatur^  eo  quod  scelus  hereticum^  quod 
in  omnium  iniuriam,  in  rempublicam^  in  religionemque  divinam 
committitur,  de  suo  regno  fugasse  pro  suo  posse  minime  reperitur. 
£t  quia  non  caret  ille  scrupulo  societatis  occulte,  qui  dum  debet 
et  potest,  manifeste  facinori  desinit  obviare,  quomodo  eum  a 
societate  et  fautoria  heretice  pravitatis  excusare  possumus,  quem 
regnum  Bohemorum  sibi  commissum  a  fermento  tante  malicie, 
cum  bene  potuit  et  sepe  ad  hoc  monitus  fuit,  emendasse  ut 
tenebatur  nullat^nus  invenimus?  Valuit  quippe  ut  rex  potens^ 
sedens  in  solio  throni  sui  solo  intuitu  suo  et  quasi  uno 
verbo  hoc  malum  pessimum  dissipare,  potuit  scintillam  illam, 
maxime  dum  adhuc  pusilla  erat,  cum  adiutorio  quorundam  et 
non  paucorum  fidelium  quasi  uno  flatu  extinguere,  sed  per- 
mittens  eam  de  die  in  diem  plus  et  plus  crescere  inexcusabilis 
est  de  illa  devastacione  maxima,  que*  multa  populorum  millia 
in  Bohemorum  diademate  est  depopulata.  Ecclesia  quippe  Ro- 
mana non  declaravit  eum  huiusmodi  crimine  vel  eins  fautoria 
irretitum  quasi  sciens,  quod  deus  omnipotens  ducens  reges  in- 
glorios  ^  et  dicens   regi  apostata^   fecit   propter  peccata  populi 


*  In  cod.  qna. 

»  Nach  Job  12,  19.         »  Ib.  34,  18. 
ArchiT.  Bd.  LI.  U.  H&lfte.  .     28 


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424 

super  eum  regnare  ypocritam.  Decrevit  enim  tamquam  discolom 
principem  equanimiter  et  pacientissime  tolerÄre,  sed  propter 
hoc  ea  que  scimus  tacere  non  possumus,  ut  eiua  taBtam  ins^ 
erudicionisque  *  novercam^  negligenciam  snatn  roaledictam  nk 
silencio  transeamus.  Tanta  fuit  proch  dolor,  ut  heresis  ipsa 
eciam  ad  penetralia  cubilis  sui  serperet  et  more  stellionU^  ii 
domibus  regum  habitantis  oonthoralem  suam  r^nam  com 
multa  familia  insuper  et  nonnullos  proceres,  barones  etmilites 
maculando  corrumperet  et  corrumpendo  macularet-  Nam  cta 
ex  fructu  arborem  debemus  agnoscere  et  famam ;  que  (amator 
ab  Omnibus,  non  invalidam  reputare,  ex  hiis  que  per  eand^ 
reginam  familiamque  eins  et  nobiles  memoratos  patrata  8init 
et  ex  hiis,  que  de  eis  a  multis  et  pluribus  fide  dignis 
et  honestis  relata  sunt,  debemus  et  possomus  sine  iuris 
iniuria  eos  in  hereticorum  aut  fautorum  ipsorum  saltem  pre- 
sumptorum  numero  computare. 


Cap.  26. 
De  articulis  erroneis  hnios  heresis  aat  seeto. ' 

Predicarunt,  dogmatisarunt  et  tenuerunt  hii  viri  reprobi, 
fabricatores  falsorum  dogmatum  cum  eorum  primo  poUutum^ 
heresis :  non  esse  in  sacramento  altaris  sub  speciebus  panu  et  mfd 
veritatem  coiyoris  et  sanguinis  Jesu  Christi,  vel  saltem  si  esiä^ 
adhuc  cum  veritate  corporis  et  sanguinis  eivsdem  prior  p€ms  et 
vini  substancia  remaneret,  Predicarunt  utique  \  quod  veritas  iäa 
ibi  sola  sine  paneitate  et  vineitatey  id  est  sine  panis  et  vini  sub- 
stancia remaneret f  cum  non  esset  diucius,  quam  sacerdos  conseara- 
cionis  verba  protulissety  quibus  prolatis  corpus  Christi  verum  d 
sanguis  eius  ibi  esse  desineret  et  ipsa  paneitus  et  vineitas  com 
quadam  forte  salubritate  rediens  perduraret.  Sane  cum  error 
eorum  iste,  quem  tenebant  ipsi  vel  eorum  aliqui,  confunderetur 
in  publico  in  scripture  autoritatibus  ^  et  scuto  fidei,  mutanint 
errorem  istum  in  alium  dicentes  veiiiatem  corporis  et  sanguoM 

•  In  cod.  erudio  nach  Dan.  12,  3,  und  2,  Tim.  3.  16.         *»  S.  Du  Gange  nnter 
StelUonatus:  animal  reptile  quod  dicitar  atellio,  vgl.  LeWt  11,  30. 
°  Ita  cod.         *  In  cod.  uter.         ■  In  cod.  antoribus. 

'  Lndolfs  Fortsetzer  hat  in  der  Klosterchronik  die  obige  Darstellang  mckt 
benützt. 


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425 

ibi  esse  sine  panis  et  vini  substancia  et  ibi  eciam  permaneref  sed 
psse  de  necessit/Jte  salutis  plehem  christianam  communicare  sub 
utraque  specie  sacramenti,  Addidenint  quidam  ex  eis  eciam: 
posi  baptismum  ptieram  inox  communtcare  debere,  maxime  si  in- 
firmaretwTy  ut  posset  post  mortem  regnum  cehrum  inirare,  Effosa 
fait  tunc  contencio  super  principes.  Principes  dico  sacerdotum 
doctores,  hereticomm  magistros  et  heresiarchas  et  errare  fecit 
eoB  dominoB  in  invio  et  non  in  via^  dum  ipsi  in  nonnullie* 
articulis  |  erroneis  concordantes  in  aliis  a  se  mutuo  discre-  foL  156» 
pabant.  Excommunicacionis  et  aliarum  censurarum  ecdesiasti- 
carum  sentencias  maledicciones  esse  reputantes  eas  in  nuUo 
curabant  Excommunicati  et  in  locis  interdictis  divina  cele- 
brabant  et  parvipendentes  Romanam  ecclesiam  et  claves  Petri 
ipsam  sanctam  Jerusalem  de  celo  descendentem  *  usque  ad  funda- 
mentum  exinanire  cupiebant.  Sacerdotes  in  mortalibus  consti- 
tutos  peccatis  non  posse  a  peccatis  absolvere  nee  forte  sacra- 
menta  alia  conficere  vel  ministrare  nequiter  asserebant.  Circa 
religiöses  possessionatos  male,  pessime  et  minus  katholice  sen- 
ciebant,  elerum  secularem  et  professum  a  prineipibus  et  regi- 
bus  posse  licite  bonis  et  forte  vita  privari  temerarie  affirmabant 
et  error em  Greeorum  in  multis  volentes  adducere  a  doctrina 
veritatis  pemiciosissime  deviabant,  mulieres  quoque  contra 
apostolum  ad  faciendam  publicam  coram  clero  et  populo  pre- 
dicacionem  admittendas  esse  dicebant  et  admittebant. 


Cap.  27. 
Unde  Tenerat  error  iste  ad  Bohemiam. 

Oportet  autem  hie  inserere,  unde  videatur  hio  error  ad 
Bohemiam  pervenisse.  Fuit  in  partibus  Anglicanis  Johannes 
Wycleff  cultor  erroris,  qui  magistratus  forsan  in  dialectica 
cepit  stultisare  in  theologia.  Hie  carbones  heresium  sepe  accensos 
in  domo  dei  et  sepius  extinctos  in  quibusdam  suis  libris  et 
scriptis  reaccendens  cepit  eos  novis  aut  quasi  novis  adhivare 
coloribus  venenumque  melle  duicificans  dudum  dampnata  ab 
onica  sacrosancta   matre  ecciesia   approbare   studuit  et  fucatis 


•  In  cod.  novellis. 

1  ApocaljpsiB  21,  10  und  Ps.  136,  7. 

28» 


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426 

suis  argumentacionibus  defensare.  Universalia  quippe  realia  esse 
confirmans,  multa  docens  non  tarn  falsa  qnam  reproba^  quam 
insana;  sua  inani  philosophia  multorum  corda  seduxit.  Cuius 
mendosa  Volumina  cum  ad  Bohemiam  nescio  quo  *  portante  per- 
venerunt;  quidam  magister  Johannes  Hus  et  quidam  Jero- 
nimus  et  multi  eorum  similes  ea  venerari  ceperunt  et  ewui- 
gelio  contraria  pro  ewangelio  predicare.  Opponebant  se  Ulis 
plures  doctores  et  magistri^  quorum  corda  deus  tetigit  et 
presertim  nacionis  Teutunice^  sed  invalescente  illorum 
1409  fortitudine  per  indirectum,  compulsi  sunt  a  civitate  Pragensi 
M&L  Junlrecedere  et  eorum  aliqui  dimissis  prebendis  et  reditibus  suis 
ad  alia  se  loca  transferre.  ^  In  hac  quippe  indirecta  expulsione 
videbantur  Bohemi  Bohemis  adherere  et  illi,  qui  non  fuemnt 
fautores  heresis  solum  aut  precipue,  ut  Teutunicis  fugam  ineun- 
tibus  ipsi  soli  possent  terram  Bohemorum  absque  Teutuni- 
corum  presencia  regere  (et)  studio  vel  universitati  •»  preesse. 
Antiquatum  nempe  odium  et  nimis  radicatum  est 
inter  hec  duo  ydeomata  Teutunicorum  et  Bohe- 
morum, ut  sicut  Judei  non  coutuntur  Samaritis,'^  sie  ipsi  Boheme 
Teutunicus  ad  videndum  sit^  gravis.  Estimabant  igitur  Bohe- 
morum scioli  se  posse  et  velle  solos  et  sine  ulterius  nacionis 
adiutorio  spinas  istas  et  tribulos,  Wiclefistas  et  Husonistas  ex- 
stirpare  de  sue  corone  soliO;  sed  tantum  prevaluerunt,  quod  nee 
Pragenses  archiepiscopi  (cum)  quibusdam  Frage  remanentibus 
possint  id  semen  pessimum  suffocare.  Johannes  Hus,  quem  ipsi 
Bohemi  ut  prophetam  habebant,  fultus  manu  militari  et  secu- 
lari  et  tumultu^  indocti  populi  scripture  veritatem,  que  contra 
eum  lucidissime  fuerat,  et  precepta  suorum  superiorum  legitime 
et  secundum  deum  facta  parvipendens  iugum  fregit  obediencie 
non  perpendens  scelus  esse,  ydolatrie  noUe  acquiescere  et  po- 
testati  vel  ordinacioni  domini  repugnare. 


*  In  cod.  quo  portare.  ^  In  cod.  nniversitate.  ^  Ursprünglich  sicut; 
Correct.  undeutlich.        ^  In  cod.  tumnltum. 

'  8.  Höfler  Magister  Johannes  Hus  und  der  Abzug  der  deutschen  Stu- 
denten und  Professoren  von  Prag,  pag.  247,  namentlich  Über  die  Zahl 
der  Auswanderer  und  die  Bedeutung  der  Auswanderung.  £igenthümlich 
ist  die  Darstellung  im  Abtscatalog,  nach  welcher  Hus  und  Hieronymns 
nach  Oxford  zur  Ausbildung  geschickt  wurden,  um  dann  den  Deutschen 
entgegentreten  zu  können.        ^  Job.  4.  9. 


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427 


Cap.  28. 

Qnomodo  Hnsoniste  occuparnnt  aliquas  ecelesias  prins 
katholicorum  et  fregerunt  imagines. 

Nee  esse  silendum  autumo  ipsos  Husonistas  tantum  in- 
valuisse  in  Bohemorum  regno^  quod  expulsis  vel  abiectis  chri- 
stianis  ecclesiarum  rectoribus  de  eorum  titulis  ipsi  se  intru- 
serunt  ad  eos,  Predicabant  igitur  errorem  suum  in  publico,  ut 
Zedecias  (?)  '  et  illos,  |  qui  eorum  secte  adherere  dedignabantur,  ^ol.  Iö6»> 
ferro  persequebantur  et  gladio  nonnullos  eorum  vita  privantes. 
Insuper  deposita  fidelium  apud  edes  sacras  manu  sacrilega 
rapientes;  quidquid  ibi  invenire  poterant,  sive  esset  de  bonis 
ecolesiarum  quas  spoliabant,  sive  de*^  bonis  aliorum  in  Christo 
credencium,  qui  ea  ibi  deposnerant,  sibi  vel  suorum  nsibus 
applicabant,  a  qua  insania  nee  eorum  rex  Weneeslaus^ 
quamvis  esse  de  eorum  seeta  eonvictus  non  fuerit,  in  vita  sua 
uUatenus  abstinebat.  Nam  multa  deposita  apud  eeclesiam  Pra- 
gensem  sustulit  et  thesaurum  non  parvum,  quem  apud  fratres 
in  monasterio  saneti  Karoli,^  in  eivitate  Pragensi  pie  mentes 
pro  eustodia  servari  feeerunt,  vi(ab8)tulit.  Porro  aurum  et  argen- 
tum,  quod  pro  ornatu  reliquiarum  sanetarum  vel  apostolorum, 
martyrum^  eonfessorum  atque  virginum  aut  sanetorum  quorum- 
eunque  devocio  orthodoxa  deputavit  et  tribuit,  et  quod  eisdem 
reliquiis  pro  bonore  omnipotentis  dei,  qui  laudandus  est  in 
sanctis  suiS;  iam  fuit  appositum^  Husoniste  abstulerunt  asse- 
rentes  impie  sanetorum  reliquiis  nuUam  veneraeionem  adhi- 
bendafn  esse.  Unde  et  venerabiles  sanetorum  imagines  seulptas^ 
fregerunt,  depietas  deturparunt,  eeiamsi  fuisset  imago  virginis 
gloriose.^  Arma  quoque  salutis  et  redempeionis  nostre^  bene- 
dietam  illam  laneeam,  qua  miles  perforavit  in  eruce  latus 
domini  Jesu  Christi ,  immo  imaginem  et  Signum  erueis  sanete 
a  fidelibus  debita  veneraeione  prosequi  satis  egre  ferebant. 
Conniventibus   autem   oeulis    id  rex  Wenceslaus   in   sua    vita 

*  Fehlt         ^  In  cod.  sculpas. 

>  3  Reg.  22,  11.  2  Dasselbe  war  1353  gestiftet  worden,  Pelzel  nnd  Do- 
browski  SS.  II,  451.  Dasselbe  wird  als  Augustinerkloster,  mit  dem  Sagan 
in  Verbindung  stand,  hier  zunächst  genannt.  ^  Gemeint  ist  wohl  noch 
nicht  die  Plünderung  vom  3.  Juni  1420,  denn  dieselbe  endete  mit  der 
TÖlligen  Zerstf^rung  des  Klosters. 


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428 

pertransiit,  ita  ut  ipso  vivente  ipsi  de  sua  dissimulacione  robo- 
rati  eo  mortuo  multo  magis  abhominalia  facerent  et  patrarent, 
de  quibuB  infra  dicetur. 


Cap,  29. 

De  bvlla  pape,  de  inhonestacione  et  impedimento  inris- 
diceionis  apostolice  et  quibosdam  aliis. 

Multis  igitur  malis  multa  mala  Wenceslaus  accumulanB 
iurisdiccionem  ecclesiasticam  et  presertim  execucionem  lite- 
rarum  apostolicarum  immaniter  impedivit  in  dehonestacionem 
et  vituperium  autoritatis  apostolice  et  mandatorum  eius.  Litteram 
quandam  a  sede  apostolica  bullatam  ad  partes  suas  fortasse 
transmissam  per  unam  mulierem  meretricem  in  curru  vectam 
per  civitatem  Pragensem  fem  et  in  publice  demonstrari  populo 
fecit,  ut  ostenderet  ex  deferente  persona,  quante  vilitatis  esset 
ipsa  sedes  Romana.  Et  si  forsan  diceretur^  eo  hoc  factum 
ignorante  et  nescio,  respondetur,  totere  te  in  vicino  non  potuU, 
qtiod  ad  nos  in  hnginquum  pevvenity  et  quia  nee  verbo  nee 
opere  ostendebat  se  de  huiusmodi  dedecore^  sancte  matris 
ecclesie  doluisse,  quo  pacto  creditur  in  hoc  Romane  sedis  obpro- 
brium  minime  consensisse?  Sane  et  edicta  regia  emana- 
runt  tunc  in  Bohemia,  literis  apostolicis  eciam  ad  iusticiam 
impetratis  nullum  debere  uti  absque  licencia  et  concessione 
regali.  ^  Ideo  et  executor  earum  in  illis  partibus  nuUibi  poterat 
inveniri  et  exulari  iusticia  extra  <^  Bohemorum  terminos  coge- 
batur.  Verum  tarnen  adherentibus  sibi  rex  favit  interdum,  ut 
tales  pro  se  obtentas  literas  execucioni  debite  fac^ent  deman- 
dari.  Merito  igitur,  quod  pro  se  vel  suis  acceperat,  contra  se 
et  suos  accepisset.  £t  quid  moram  facio  in  exarandis  illis, 
que  communis  fama  habuit  illo  in  tempore  profluxisse  de  regni 
Bohemorum  solio  et  capite  tarn  iniquo?  Reverendissimi 
virorum,  quorum  nonnulli  eius  familiäres  fuerunt, 
et  domestici  de  eo  loquebantur  enormia,  ut,  quia 
scire    debent,    quod   a   talibus    vel    a  verisimili   respondetur,* 


•  PaUckj:  dicitur.        ^  Recte  dedocoracione.        «=  In  cod.  ex. 

^  In  cod.  respondere. 
1  Diese  Stelle  ist  auch  bei  Palacky  lt.  Beise  pag.  98  abgredruckt. 


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429 

qoi  in  totum  non  deperditur,  dos  audire  contigerit  scelerata 
eius  flagicia.  Ädhuc  plura  scribi  possent:*  Sortilegos  enim 
fovisse  dicitur^^  iniustum  diversis  personis  intulisse;  literas 
Buas  proprias  de  conductu  et  |  securitate  datas  violasse,  preß-  fol.  167« 
byteris  et  clerieis  dari  suos  census  et  reditus  prohibuisse 
narratur  et  cocum  proprium  in  craticula  vel  in  veru  assasse 
in  Wratislavia  perhibetur.  Itaque  dum  ministri  eeclesiarum, 
plebani  aliique  beneficiati  non  haberent  de  altaribus,  ecclesiis 
et  benefieiis  suis  alimoniam,  quomodo  de  altari  non  yiventes 
altari  servire  poterant? 


Cap.  30. 

De  prohibicione  rerbi  dei  in  lingua  Teutunica  et  recessa 
trinm  nacionum  Teatnuicorum  de  Prägens! 'studio. 

Lingua  Alemannorum  sive  Teutunicorum  in  illis  diebus 
in  elvi  täte  Pragensi  quasi  proscripta  fuerat,  dum  verbum 
dei  in  lingua  eadem  in  parochiis  civitatis  eiusdem  predicari^ 
ut  ante  solitum  fuerat^  superiorum  autoritas  prohibebat. 
Et  quidem  ibi  fuit  ab  olim  permixtus  populus  de  utroque 
ydiomate  et  ideo  rectores  ecciesiarum  prius  predicabant  libere 
et  quocumque  istorum  ydeomatum,  prout  sue  plebi  viderant 
expedire.  ^  Ideoque  et  tunc  vera  fides  katholica  in  Bohemorum 
illa  metropoli  ut  lux  clara  resplenduit,  quam  de  ea  postmodum 
et  de  magna  parte  regni  eoinim  lupus  rapax  uimis  notabiliter 
abstulit  et  quasi  pedetentim  et  frustratim  devoravit. 

De  universitate  quoque  Pragensis  studii  tres  naciones  1409 
videlieet  Bavarorum,  Saxonum  et  Polonorum  anno  domini  1409 
recesserunt.  Licet  autem  inter  has  naciones  nacio  ultima  vide- 
lieet Polonorum  a  Polonis  nomen  habuit,  multos  tamen  Ale- 
mannos,  utpote  Slesianos,  Misnenses  (et)  quosdam  alios  in  se 
compreheudebat,  ex  quibus  multo  plures  in  ea  fuerant,  quam 
de  Polonis  surdis,  qui  Teutunicum  ignorant,  ut  a  maiori  per- 
Bonarum  numero^  quas  in  se  nacio  ista  felix  inclusit,  inter 


*  In  cod.  posset,  ebenso  scelerate.         ^  In  cod.  necesse  iniastum. 
1  Diese  Stelle  bei   Palacky  It.   Reise    pag.  98,   das  Folgende  bei  Hof  1er 
Mag.  Job.  IIus,  pag.  282. 


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430 

Teutunicas  reputari  possit.  Sedet  igitur  civitas  illa  sola,  quon- 
dam  plena  diviciis,  ut  solis  Bohemis  vel  quasi  in  eios  nniver- 
sitate  repertis  vie  eius  lugere  valeant,  eo  quod  Teutunicoram 
nuUus  vel  pauci  ad  eius  solempnitatem  veniant  et  accedant. 
Habuerunt  quidem  tres  predicte  naciones  quosdam  alios  articalos 
contra  nacionem  quartam^  que  Bohemorum  dicebatur,  in  quibus 
se  gravari  arbitrabantur^  attamen  ad  recessum  a  loco  faciliorem 
pedem  habuerunt,  quia  ibi  scisma  et  heresim  vilem  dominari 
verisimili  coniecturacione  videbant.  Poterat  forte  relatum  esse 
quibusdam  ex  Alemannis  et  Teutunicis,  ut  discederent  et 
fugerent  ab  illis  sedibus,  ne  involverentur  eorum  sceleribus  et 
scelerum  penis  hie  vel  in  futuro  eis  "*  graviter  infligendis.  Leta- 
batur  autem  Bohemorum  nacio  in  discessione  Teutunicorum, 
sicut  letata  fuit  Egyptus  in  profeccione  filiorum  Israel  de  Egypto, 
quoniam  incubuit  iimor  eorum  swpei*  eoa, '  Formidabant  ut  cre- 
ditur  Bohemorum  non  pauci  aut  mininii  eos,  qui  erant  de  Ale- 
mannorum  ydeomate  ipsis  et  eorum  erroribus  in  defensione 
veritatum  et  iusticie  posse  et  velle  resistere  et  idcirco  de  eorum 
abscessu  gavisi  fuere.  Quoniam  autem  prius  in  alio  quodam 
loco  2  dicendum  intelligi(tur),^  post  facta  Wenceslai  saltem  que- 
dam  eciam  de  factis*^  Roberti  scribendum  esse,  nunc  de  illis 
pauca  videamus. 


Cap.  31. 

De  creacione  noTi  regia  ^  Romanornm  Roberti  sive  diieis 

Bayarie  et  comitis  palatini  contra  Wenceslaam  et  morte 

ipsias  Roberti. 

Karoli  quarti  patris  ipsius  Wenceslai  discrecione,  devo- 
cione  et  modestia,  Wenceslai  autem  eius  successoris®  et  filii 
fatuitate,  irreligiositate ,  insania  ad  memoriam  revocata,  cuiuB 
non  obstupescunt  viscera  vel  tremunt  membra,  successit  Ma- 
nasses  Ezechie  et  Ljsimachus  Onye,  in  throne  piissimi  Karoli 


•  In  cod.  ein».  *  In  cod.  dicendi  intellig^.         ^  In  cod.  ex  defectis. 

^  In  cod.  regi.  *  Ib.  successori  (Ähnliche   Fehler  kommen  sehr  hlCofig- 

vor). 

J  Psalm  104,  38.  '  Oben  Cap.  17. 


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431 

posita  fuit  persona  |  impiissimi  Wenceslai  et  cuius  vita  in  fol.  167* 
dolore  non  deficit  aut  quorum  anni  pre  gemitibua  non  inanescunL 
Doluerunt  in  diebus  illis  de  hoc  multi^  electores  tarnen  sacri 
imperii  de  hoc  specialiter  doluisse  facto  demonstrarunt  et  opere. 
Cum  enim  vir  ille  iocorrigibilis  permaneret  et  indignum  se 
Romanorum  regno  vel  imperio  factis  suis  plurimis  comprobaret^ 
Robertum  palatinum  comitem,  ducem  Bavarie  unura  ex  eis 
cognominatum  *  Clemrae  in  Romanum  regem  eligentes  eum  l^^o 
in  Aquisgranis  *  in  regem  huiuscemodi  coronari  fecerunt.  ^"^*  "^' 
Bonifa cius  autem  nonus,  cuins  teraporibus  hec  facta  no-  ,  ^ 
scuntur,  huiusmodi  eleccioni  non  multum  renitens  eam  vel  ex- 
presse  vel  tacite  satis  approbasse  videtur.  Obtinuit  2  ille  electus 
quasi  totum  Patrimonium  imperiale,  quod  in  Alemannia  sive 
in  lingua  Teutunica  regi  Romanorum  in  imperatorem  coronando 
competit,  insuper  et  magnam  partem,  quam  Karolus  pater 
Wenceslai  regno  Bohemorum  versus  Norinbergam  ultra  nemus 
Bohemicum  acquisitis  (!)  eidem  regno  abstulit  et  pro  se  et 
suis  filiis  manu  forti  possedit,  qui  videlicet  eins  filii 
ipsam  partem  possident  usque  in  presens.  Porro  Robertus 
iste  apud  deum  et  homines  laudabile  testimonium  habuit,  sed 
G  r  e  g  0  r  i  0  duodecimo  nimis  tenaciter  adherens  contra  Pisanum 
concilium  prefati  sui  testimonii  laudem  amisit.  Electus  autem 
ad  imperium  sub  Bonifacio  nono  anno  1400  finivit  vite  sue 
terminum  post  deposicionem  Gregorii  duodecimi  anno  domini 
1410  novemque  annis  et  ultra  ut  rex  regnavit/ imperavit.  Hie 
^est  qui  regni  sui  temporibus  magistrum  Math  eum  de  Cra-  1405 
CO  via"*  in  Warmaczensem ,  magistrum  autem  Conradum 
Zolaw  de  Saxonia^  in  Werdensem  episcopum  duos  vide- 
licet theologie  magistros  suis  promocionibus  sublevavit.  Sub 
isto  Roberto  Wilhelmus  monoculus  marchio  Misnensis  Bohe- 


*  In  cod.  co^ominato  oder  cognominatus,  die  Zeichen   für  ns  und  o  sind 
mitunter  ganz  gleich. 

1  Recte  zu  Köln.  >  Dieser  Satz  bei  Palacky  It.  Reise  pag.  98. 
3  S.  Ullmann  Reformatoren  vor  der  Reformation  I,  pag.  336  ff.  und  Stenzel 
SS.  rer.  Sil.  I,  pag.  281  (er  starb  1410).  *  Conrad  Soltau  (f  1407) 
einst  hervorragender  Lehrer  in  Prag,  1372  Decan  der  art.  FacnltSt  (s. 
Mon.  bist  un.  Prag.  I,  153),  1384  Rector  (Höf  1er,  Gesch.  d.  hus.  Bew.  I, 
pag.  13) ;  im  Jahre  1400  geht  er  als  Gesandter  zu  Bonifac  IX.  (s.  Chmel 
Reg.  Rup.  Nr.  36  [statt  Bonifaz  VIII.  lies  IX.  daselbst]);  Bischof  von 
Verden  wurde  er  1400. 


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432 

1401     miam  manu  militari  intravit  et  veDiens   usque  prope  Pragam 
Juli      multis  dampnis  illatis  hiis,  qui  sub  Corona  Bohemorum  faemnt, 
ad  proprium  larem  revertebatur  illesus. ' 


Cap.  32. 

De  snbrogatis  in  locum  Boberti  et  de  seeunda  eaptlritate 

Wenceslai. 

1410  Isto  Roberto  mortuo  ^  subrogati  sunt  in  discordia  in  locum 
Mai  18.  eius   duo:    rex   videlicet   Sigmundus   frater  Wenceslai,    rex 

Ungarorum  et  Jodocus  marchio  Moravie  Wenceslai  patruus 
Sept.  20.  memorati.  De  assumpcione  autem  herum  duorum  et  de  eonmi 
consensu  ad  elecciones  de  se  factas  nescio  quid  dicam.  Fratre* 
nempe  eorum  vel  patruo  Wenceslao  adhuc  vivente  paciuntur 
se  in  locum  R  o  b  e  r  t  i  eligi,  qui  adversus  eundem  Wenceslaum 
fuit  in  regem  Romanorum  electus,  et  vicem  istius  Roberti  sup- 
plent  modo  in  regali  throne,  quem  forte  eo  vivente  non  fate- 
bantur   ius   habere   in   reg^o.     Sic   autem  de  isto  quidquid  sit 

1411  non  curo,   hoc  scio,    quod  post  hoc   Jodoco   non  post  multum 
Jan.  18.  temporis    mortuo    Sigmundus   sine   novo   sibi  coelecto   regnum 

Romanum  obtinuit  et  ab  omnibus  electoribus  regni  eiusdem  ut 

Romanorum  rex  habitus  fuit,    coronam    quoque  regni  ^  Romani 

1414     in  Aquisgranis  ^,  suscipiens  et  ab  universali  ecclesia  pro  Romano 

Nov.  8.  j.gg^j  habitus  possessionem  bonorum  imperialium  nactus  est, 
quamvis  et  ipse  Wenceslaus  regem  Romanorum  adhuc  se 
scribens  nee  de  Romana  iurisdiccione  possideret.  *  Antequam 
autem  ipse  Sigmundus  ad  Romanum  nominatus  esset  im- 
perium,  vivente  adhuc  Roberto  Bavaro  impedire  forte  volens 
facta  illa  pessima,  que  fratre  suo  Wenceslao  iubente,  dispo- 
nente  vel  permittente  committebantur  in  Bohemia  et  volens  ut 
1402     creditur   ad   meliora  eum    provocare    anno   domini    1402  post 

Juni  24.  festum  sancti  Johannis  baptiste  cum  adiutorio  quorundam  do- 
minorum,  baronum  et  militum  duxit  eum  quasi  cäptivum  de 
civitate  Pragensi  usque  ad  civitatem  Viennam  Austrie ,  ubi 
ipsum   licet   de   vico  in  vicum  equitantem   sub    certa   custodia 


*  In  Cod.  Frater.        *»  Ib.  regia.         •=  In   cod.   Aquisgrani.         *  Darunter 

Pessimum. 
1  S.  Uöfler,  Ruprecht  von  der  Pfalz  pag.  222.         ^  Zu  Oppenheim. 


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433 

dereliqoit.  Et  licet  speraret  eandem  illam  custodiam  absque 
guo  consenBu  nuUatenus  evasurum,  oppositum  tarnen  contigit  et 
evenit.  Adiutus  enim  |  nobilium  subsidio  in  die  beati  fol.  158» 
Martini  episcopi  Viennam  occulte  et  silenter  exivit  et  ad  ^*^^ 
sedem  suam  in  Bohemiam  reversus  est  *  Ex  tunc  igitur  prio- 
ribuB  peiora  committens  consulatum  ipsum  Pragensem,  qui  pro 
tunc  eidem  civitati  presedit^  et  qui  sua  crimina  noluit  vene- 
rari,  a  potestate  removens  consulatus  consules  novos  constituit, 
Bub  quibuB  omnem  suam  voluntatem  adimplevit  et  quam  prius 
civitatem  eandem  volebat  omnino  destruere,  tunc  in  ea  quasi 
continue  permanens  videbatur  eam  diiigere  toto  corde. 


Cap.  33. 
De  HuBonlstlB  qnomodo  ex  tunc  audaciores  flebant. 

HÜB  yisis  subversores  christiani  populi  Husoniste  debac- 
chari  ceperunt  plus  quam  antea  in  fideles.  Videntes  namque 
eosy  qui  de  sua  secta  erant,  vel  eorum  multos  aut  elevatos 
aut  restitutos  ad  regendum  alios  et  contra  aliorum  desideria 
quodam  modo  prosperari,  quod  primo  nequiter  inceperant,  ne- 
quius  pei*fecerunt.  Ex  tunc  quippe  strages  augebantur  hominum^ 
persecucio  fidelium,  errorum  seniinacio,  ut  illa  que  per  eos 
prius  erant  patrata^  visu  illorum,  que  postea  facta  sunt,  nulla 
vel  minima  viderentur.  Non  potuit  ex  tunc  per  amplius  latere 
eorum  heresis  sed  totus  raundus  intonuit:  Bohemos  esse  filios 
heretice  pravitatis.  Perdidit  ex  tunc  nobilis  illa  regio  irrigata 
beati  Wenceslai  sanguine  precioso  nomen  celebre  omni  ungento 
preciosius  nomen  iidei^  orthodoxe.  Licet  autem  de  Bohemis 
pauciores  remanserunt  boni  et  devoti  christicole,  qui  non  cur- 
yarunt  coram  Baal  genua  sua,  ex  murmure  tamen  unius  apo- 
stoli  —  ex  murmure  Jude  censentur  omnes  murmurasse,  ut 
non  fuit  mirum,  ex  apostasia  unius,  sed  plurimorum  a  fide 
Immaculata  katholica  de  gente  Bohemica  totam  congregacionem 
eorum  infidelitatis  vel  infidelis  et  non  credentis  populi  macu- 
lam  in  voce  saltem  vulgi  contraxisse.     Porro  eorum,   que  per 

*  In  cod.  paotaUu        **  In  cod.  dei. 

>  Diese  Stelle   ist  bei   Palacky  It.   Reise   pag.  98.         ^  Diese  Nachricht 

dürfte  sich  vielleicht  auf  den  im  Sommer   1406   erfolgten   Starz  Halera 

beziehen.  S.  Pelzel  II,  507  ff. 


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434 

ipsos  Husonistas  commissa  sunt  et  que  superius  descripta  sunt, 
quedam  ante  istum  regis  de  captivitate  secanda  reditum  gesta 
sunt,  que(dam)*  postea^,  antea  minus,  post  magis,  ut  per  anti- 
cipacionem  in^  recapitulacionem ,  que  scribentis  remm  gesta- 
rum  tempora  consueta  sunt,  ista  intelligi  oporteat,  sicat  et  illa, 
que  de  rege  Wenceslao  et  quibusdam  aliis  hie  iam  sunt  exarata 
vel  adhuc  exaranda.  Qua  declaracione  vel  protestacione  sie  ex 
causa  interposita  ad  prosequendum  Bokemorum  bonum  nomen 
perditum  et  precipue  civitatis  Pragensis  estimo  redeundum.  * 
Ipsa  quippe  civitas  plena  quondam  iudicii  et  fidelis  facta  est 
meretrix  fornicans  cum  aliis  amatoribus  in  adinvencionibus  suis, 
iusticia  habitavit  in  ea,  nunc  homicide,  argentum  eius  versum 
est  in  scoriam,  viuum  eius  mixtum  aqua,  nam  et  principes  eins 
infideles.  Ecce  fetidam  aquam  infidelitatis  unda,  hec  unda  fur- 
tiva  quondam  per  eos  in  dulcedine  hausta  iam  manavit  et  fluxit 
in  publicum,  ut  de  calice  abhominacionis  sue  propinamnt  toti 
eorum  terre.  Que  eorum  terra  si  propinatum  ei  mortiferum 
poculum  non  sumpsisset  suaviter  de  manu  Pragensium,  reti- 
nuisset  ipsa  nomen  celebre  sicut  ante,  nunc^  vero  quia  corrupta 
est  et  prostituta  cum  eis  usque  ad  verticem,  non  inepte  qui- 
dam  eius  describens   sordes   et  inmundias  metrice  sie  cecinit: 

Terra  Bohemorum  flos  quondam  maxime  florum 

Cur  sie  queso  peris,  ut  summum  culmen  honoris 

Doctrix  erroris  veraciter  intitularis? 

Infelix  auca  narrans  verissima  pauca 

Hie  te  fedavit  nomenque  tuum  maculavit. 

O  deus  in  celis  et  Wenceslao  fidelis 

Hunc  hominem  stultum  non  dimittatis  inultum. 

Sane  quam  veraciter  sit  impleta  versificatoris  huius  peticio, 
apparebit  postmodum^  cum  de  morte  Husonis^  qui  auca  in 
Bohemica  lingua  dicitur,  deo  dante  scribetur,  verum  tarnen  illo 
suspenso  ad  locum  suum  congruum  revertamur  ad  Gregorium 

*  In  cod.  que,  das  hier  unmöglich  stehen  kann.  *•  In  cod.  postea  que- 
dam; durch  die  vorgenommene  Correctur  (die  zweckentsprechender  ist 
als:  et  postea  quedam)  ist  quedam  überflüssig  geworden.  ^  Richtiger 
würde  et  stehen.  Vgl.  übrigens  Cap.  20,  wo  in  der  Handschrift  selbst 
noch  —  jedoch  die  umgekehrte  Correctur  vorgenommen  wurde. 

•*  In  cod.  ad. 

*  Klagen  über  den  Verfall  Prags  finden  sich  hfiufig;  die  umfangreichste  bat 
Höfler  SS.  rer.  Hus.  II,  311  nach  einer  Melker  Handschr.   mitgetheilt 


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duodecimum ,  sub  cuius  pontificatu  pro  unione  ecclesie  et 
destruenda  hac  heresi  erroribusque  ceteris  est  universale  in 
Pisis  ecclesie  concilium  celebratum.  1  fol.  158^ 


Cap.  34. 
De  eoncilio  Pisano  et  hiis  qne  gesta  sunt  in  eo. 

Gregorio  duodecimo  et  tercio  decimo  Benedicto  de  pre- 
sulatu  Romano  rixantibus  sub  principibus  Wenceslao  et  Ro- 
berto convocatum  est  tocius  christianismi  concilium  ad  civi- 
tatem  Pisanorum.  Convenerunt  ad  id  de  regnis  Romanorum, 
Älemannorum,  Francorum,  Anglorum,  Polonorum,  Bohemorum 
et  nacionum  diversarum  patriarche,  archiepiscopi,  abbates,  pre 
lati,  sacerdotes  et  clerici,  doctores  et  magistri  sacre  theologie, 
iuris  utriusque  et  aliarum  scienciarum  de  diversis  mundi  par- 
tibus  et  studiis ,  procuratores  ecclesiarum ,  monasteriorum  ^  et 
universitatum  studiorumque ,  viri  timentes  deum  et  docti  in 
lege  domini  plurimi  et  diversi  regum,  marchiouum,  ducum  et 
plurimorum  domin orum  secularium  ambasiatores  et  nuncii  ad 
hoc  missi.  Qui  servatis  Omnibus  de  iure  servandis  cum  neutram 
partem  de  pontificatu  summo  disceptancium  legitime  tamen 
prius  illuc  evocatam  et  diucius  expectatam  adesse  cognoscerent, 
pronunciarunt  unanimes  et  concordes,  eos  et  eorum  quemlibet  esse 
scismaticos  et  antiqui  scismatis  nutritores  et  per  consequens  here- 
ticos,  periuros  et  scandalisarios  notorios  credentis  in  Christo  familie 
eosque  indignos  esse  tanto  regimine  et  amovendos  de  illo.  ^ 
Quos  et  ab  eo  sentencialiter  amoverunt  prohibentes  eciam  eorum 
aliquem  pro  vicario  Jesu  Christi  et  süccessore  beati  Petri  haberi 
debere.  Dederunt  vel  datum  pronunciarunt  liberam  eleccionem 
Romani  pontificis  illis,  quibus  eadem  eleccio  ab  olim  et  in 
retroactis  temporibus  competebat.  Post  quam  sentenciam  in 
Bcriptis  latam  et  de  scriptis  pronunciatam  anno  domini  1409  1409 
ipso  die  beati  Bonifacii  hora  terciarum  aut  quasi  cardinales  J"ni  ^^ 
obediencie  utriusque  expectatis  decem  diebus  sicut  consuetum . 
est  fieri  in  eleccione  antistitis  Romani  ipso  die  beati  Viti  mar-  juni  15. 


>  Aach  Ludolf  von  Sagan  war  als  Vertreter  des  Bischofs  anwesend,  s.  die 
Einleitung.  ^  Die  Erklärung  erfolgte  in  der  XV.  Session  vide  Martene 
Vet.  Mon.  CoU.  VII.  p.  1095. 


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436 

tyris  quasi  hora  completorii  ad  eligeDdum  suinmum  et  unicmn 
Jesu  Christi  in  terra  vicarium  rectoremque  tocius  ^egis  do- 
minici  conclave  ad  hoc  eis  preparatum  in  curia  domini  Piaani 
archiepiscopi  concorditer  intrarunt. 


Cap.  35. 
De  eleccione  Alexandri  qninti. 

Fuerunt  autem  in  ipso  conclavi  huiuscemodi  usque  ad 
Juni  26.  diem  beatorum  Johannis  et  Pauli,  quo  adveniente  hora  sex- 
tarum  vel  quasi  pronunciarunt  coram  multitudine  ad  hoc  con- 
gregata  se  rite  et  canonice  elegisse  in  pontificem  Bummom 
dominum  Petrum  de  Candia^  fratrem  ordinis  Minorum  car- 
dinalem  presbyterum  tituli  duodecim  apostolorum,  qui  dicebator 
Mediolanensis  et  nominantes  Alexandrum  quintum  inthronisantes- 
que  eum  cum  soUempnitate  in  ecclesia  Pisana  consecrarunt 
eum  post  hoc  in  papam  in  crastino  Octavarum  beatorum  apo- 
Juli  7.  stolorum  Petri  et  Pauli.  Cui  tradita  pacifica  possessione  bonorum^ 
que  sunt  de  patrimonio  beati  Petri  eorum  videlicet,  que  tiradere 
poterant,  nam  et  quidam  bona  beati  Petri  quedam  violenter  et 
iniuste  adhuc  occuparunt,  presentarunt  eum  regibus  et  princi- 
pibus,  archiepiscopis,  episcopis  omnique  clero  et  populo  pro 
vero  apostolice  sedis  presule  suscipiendum  et  habendum.  Sane 
Franci,  Angli,  Alemannia  Italici  et  regna  plurima,  que 
merito  universalem  representant  ecclesiam,  eum  in  talem  acce- 
perunt  et  reverenter  et  humiliter  obedientes  eidem  facta,  dicta^ 
gesta  et  ordinata  in  sacrosancto  Pisano  concilio  unanimiter 
approbarunt  Rex  autem  Arragonie  Fernandus  Petrum  de 
Luna,  qui  se  Benedictum  XIII.  appellavit,  cum  esset 
racione  parentele  unus  de  nobilibus  Rathelonice  subditis  et 
vasallis  regis  Arragonum  adhuc  in  suo  fovens  papali  titulo 
ipsi  ut  summo  antistiti  adherebat.  Rex  et  Ladislaus,  rex 
Apulie  cum  domino  civitatis  Arimula ^  Angelum  de  Corario, 
qui  se  intitulavit  Gregorius  XIL,  adhuc  in  temeritate  sua 
occupacione   videlicet  et  usurpacione  papalis  tituli  defendebat. 


*  Petra»  Philargi,    Erzbischof  von  Mailand;    er  wurde  nicht  am   17.  Juni 
als  Papst  ausgerufen,  wie  Gregorovius  \Jf  694  angibt.  '  Carl  IfalA- 

testa  von  Rimini. 


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437 

Quibus  et  R  ob  er  tu  s  secundus  electus  in  regem  Romanoruin 
fortiter  adherebat.  Secundus  dico  electus  in  regem  Romanorum, 
quia  Wenceslaus  Bohemus  primus  electus^  Robertus  vero  secundus 
electus  ad  Romani  dyadematis  honorem  tunc  temporis  dice- 
batur.  In  concilio  nempe  Pisano  quamvis  ei  Robertus  nequa- 
quam  |  assisteret,  tamen  quando  de  hiis  duobus  facta  fuit  ^ol.  lö9» 
mencio,  Wenceslaus  primus  electus  in  regem  Romanorum, 
Robertus  secundus  electus  ad  eundem  titulum  vocabatur. 


Cap.  36. 

An  possunt  esse  in  yeritate  duo  pape  aut  dno  imperatores 
aut  reges  Romanormn. 

Et  quamvis  impossibile  sit  duos  simul  et  semel  esse 
veros  apostolicos,  quoniam  hoc  illi  articulo ''  fidei  ,Unam  sanctam 
ecclesiam^  repugnare  dinoscitur,  binos  tamen  aut  geminos  aut 
eciam  plures  imperatores  vel  Romanorum  reges  veros  simul  et 
semel  esse  possibile  esse  et  sepe  fuisse  scrutanti  scripturas 
clarissime  demonstratur.  Quapropter  si  Wenceslao  adhuc  vi- 
vente  alii  secum  in  imperiali  dyademate  concurrebant,  non 
potest  velut  quedem  novitas  reprehendi.  Roberto  quippe  vivente 
et  post  illum  Sigismundo  successore  suo  adhuc  in  carne  exi- 
stente Wenceslaus  se  Romanorum  regem  scripserat,  quamvis 
non  ab  omnibus  haberetur  ut  talis,  ut  sive  rex  verus  cum  aliis 
usque  ad  finem  vite  sue  fuerit  sive  non,  nichil  saluti  nostre 
preiudicet  aut  scripture.  Dimisso  igitur  illo  articulo  ad  Pisanum 
concilium  et  eleccionera  Alexandri  quinti  redeamus.  Dictum 
quippe  superius  est  neutrum  istorum  duorum  de  papatu  con- 
tendencium  in  Pisano  concilio  comparuisse.  Ne  tamen  Arra- 
gonum  rex  credatur  omnino  eidem  defuisse,  sciendum  est, 
antequam  veneranda  illa  et  universalis  ecclesie  synodus  ambos 
illos  viros  pestiferos  Petrum  de  Luna  et  Angelum  de 
Corrario  de  cathedra  papali  deponeret,  nuUus  ex  parte  illi us 
regis  ad  concilium  Pisanum  venit,  post  sentenciam  autem 
contra  eos  latam,  quando  adhuc  illi  decem  dies  durabant,  in 
quibus  vacante  Romana  et  universali  ecclesia  cardinales  pre- 
sentes  absentes  expectant  sollemnis  apparatus  nunciorum  regis  Jmii  14. 


*  In  cod.  articuli. 


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438 

Arragonie  Pisam  iDtravit.  Qui  offerentes  regem  säum  esse 
paratum  ad  bonum  unionis  ecclesie  volebant  eleccionero  summi 
pontificis  vel  impedire  vel  ad  tempus  suspendere  et  diflFerre. ' 
Sancta  autem  ibi  tunc  in  unum  adunata  eongregacio 
timens  vel  anguem  latere  in  herba  vel  periculum  esse  in  mora^ 
quod  ineepit;  explevit^  eligens  in  papam  per  ipsos  cardinales 
utriusque  prins  obedieneie  dominum  Alexandrum  memo- 
ratum.  De  eleecione  huius  eodem  tempore  hec  metra  facta  sunt : 

Lueifer  et  Luna  dum  deicerentur  ab  una 

Mitra  papali  sub  concilio  generali, 

Quintus  Alexander  precellens  valde  magister 

De  Grecis  natus  est  Pisis  papa  creatus 

Post  M.  C.  que  quater,  tria  si  post  hec  repetis  ter* 

Jo.  Pau.  in  festo,  cuius  facti  memor  esto.  ^ 

In  versibus  autem  istis  Angelus  de  Corrario,  quia  nomen 
habebat  angelicum  sed  tenebrose  et  cum  fetore  lucebat,  dicitur 
Lueifer,  Petrus  autem  de  Luna  luna  nominatur. 


Cap.  37. 

De  morte  Alexandri  qninti  et  eleecione  Jobannis  ricesimi 

tercil. 

1410  Dictus  autem  dominus  Alexander  parvo  tempore  ecclesie 

Mai  4.  universali  presidens  anno  1410  inter  festa  Paschalia.et  Ponte- 
costalia  in  civitate  Bononiensi,  ubi  tunc  cum  sua  curia  residebat 
domino  permittente  diem  suum  clausit  extremum.  Robertus 
Mai  18.  eciam  Wenceslao  coelectus  eodem  anno  et  eodem  quasi  tem- 
pore viam  est  universe  carnis  egressus.  De  cuius  morte  supra 
cap.  31.  scriptum  est.  In  locum  autem  domini  Alexandri  do- 
Mai  17.  minus  Balthasar  de  Costa  tituli  sancti  Eustachii  diaconus 
cardinalis  per  eleccionem  dominorum  suorum  concardinalium 
subrogatus  est,  qui  vero  in  locum  Roberti  substituti  sint, 
superius  per  anticipacionem  scriptum  est,  videlicet  Sigmundus 


*  In  cod.  repetantor;  corrig.  nach  SS.  rer.  Sil.  I,  255. 

*  S.  V.  d.  Hardt.  T.  II,  pag.  140,  sessio  decima  octava.  '  Diese  Veree 
hat  auch  (aus  dem  OrigiDal-Manuscripte  Ludolfs)  die  Saganer  Kloster- 
chronik SS.  rer.  Sil.  I,  256. 


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439 

rex  Ungarorum  et  Joclocus  marchio  Moravorum.  Wences- 
laus  autem  adhuc  superstes  in  vita  JohaDnem  quidem  sicut 
Alexandrum  papam  susceperat  vel  se  suscipere  simulabat;  qui- 
bu8  quando  voluit  obedivit,  quando  voluit  dimisit  et  ad  eorum 
literas  parum  vel  nihil  ad  extirpacionem  |  heresis  Bohemice  fol.  169  »> 
feeit,  ut  non  immerito  magis  censendus  sit  se  simulasse  in 
papas  suseepisse.  Facto  namque  negavit,  quod  verbo  vel  scripto 
de  eorum  suscepcione  fateri  videbatur,  ut  in  suscepcione*  huiusce- 
modi  umbra  magis  videatur  affuisse  in  verbis  eius  et  sermo- 
nibuB  quam  vires  in  effectu.  Et  hec  sufficiant  pro  decla- 
racione  eorum ,  que  prius  alias  exaravi.  An  vero  Wenceslaus 
veraciter  Alexandro  adhesit;  ex  eius  factis  et  negligenciis 
apparet.^  Antequam  autem  facta  per  dominum  Johannem  XXIII. 
vel  facta  operibus  suis  scribendo  prosequar,  libet  hie  quasi 
iubente  plenitudine  ^  quiescere  et  de  Pisano  concilio  pleniorem 
facere  mencionem. 

Cap.  38. 

Besponsio   contra  latratus"^  eorum  qui  concilio  Pisano 
detraxerunt. 

Congregacio  ista  iustorum^  que  vice  et  nomine  tocius 
christiani  populi  tunc  convenit  ad  Pisam  habens  apud  bonos 
et  rectoB  corde  laudis  honorisque  memoriam,  discerpebatur  in 
diebus  illis  per  quorundam  linguam  vipeream®  dicencium  con- 
gregacionem  illam  non  mereri  dici  concilium  sed  conciliabulum,  ^ 
conventum  non  firmum^  iustum  et  legitimum  sed  cassum^  nuUum 
et  irritum,  ex  eo  maxime,  quod  sine  auctoritate  pape  vel  regis 
Romanorum  ad  imperium  coronandi  videbatur  ad  vocacionem 
quorundam  non  habencium  potestatem  ad  convocandum  con- 
cilium universale  ut  ipsi  dicebant  in  unum  aut  in  simul  con- 
venisse.  Quod  si  dei  veritatem  et  scripturas  novissent,  nunquam 
tam  iniqua  et  tam  inique  locuti  fuissent  nee  ob  suum  in  celum 
tarn  temere  posuissent.  Estimo  namque,  quod  legerunt  univer- 
salem ecclesie  synodum  non  posse  celebrari  ^  absque  auctoritate 
et  «onvocacione  domini  pape.  Ubi  tamen  qt^eso  legerunt  ipsam 

•  In   cod.   snscepcionis  und  viribus.  *  In  cod.   apparere.  ®  In  cod. 

plone,   verschrieben   ftir  pie"<'.         ^  In   cod.   latratos.         "  Ib.   viperam. 

'  Ib.  celebrare. 
»  S.  Rayn.  a.  a.  O.  1409,  26. 
Axehir,  Bd.  LX.  II.  HaUt«.  29 


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440 

non  posse  peragi  absque  convocacione  paparum?  Namquid 
forma  convocacionis  esse  debeat  huiusmodi:  Benedictus  et  Gre- 
gorius  servi  servorum  der  etc.  Quis  hanc  formam  ex  solo  suo 
non  repudiaret  exordio  taraquam  iotolerabilem  in  se  contineDtem 
errorem  et  speeiosam  illam  columbam  domini  monstrum  difforme 
ex  duobus  suis  nominatis  capitibus  facientem  ?  Sed  dicis  unus' 
quisque  ülontm  sfiam  obedtenciam  debuit  convocare.  Ad  quod  ego: 
Ad  duo  loca  vel  ad  unumf  Si  ad  duo,  quomodo  congregacio  in 
uno  illorum  duorum  locorum  celebrata  vel  in  alio  potuit  uni- 
versale concilium  vel  universalis  colleceio  nominari,  cum  nullibi 
esset  universaliter  coUecta.  Si  ad  unum,  utinam  hoc  fecissent 
sicut  antea  fecerunt  in  convocacione  ad  Saonam,  quamvis  ad 
illam  effectus  non  fuerit  subsecutus.  Ad  unum  autem  locum 
convocare  noluerunt,  sed  unus  ad  partes  Arragonie,  alter 
ad  partes  Aquilegie,  ita  quod  istis  disparibus  bobus  ad 
diversa  loca  currum  ecclesie  trahentibus  currus  ipse  ruptus 
omnino  fuisset,  si  non  dominus  supposuisset  manum  saam. 
Numquid  hoc  a  viris  deum  timentibus  et  dei  timorem  pre  ocnlis 
habentibus  admitti  debuit?  Omnino  non.  Qui  enim  templum 
domini  destruit  vel  cum  impedire  potest,  destrui  sinit,  destrnet 
et  illum  dominus  deus  noster.  8arta  tecta  templi  navis,  currus 
et  domus  huiuscemodi  in  eternum  fundata  restauranda  et  refor- 
manda  tunc  fuerant  non  destruenda.  Non  poterant  hec  autem 
sine  generali  concilio  reparari,  quod  illi  dracones  et  leones  duo 
congregare  potuerunt  et  noiuerunt.  Voluerunt  et  non  potuerunt 
Voluerunt  quippe  id  in  diversis  mundi  temporibus  divisim 
statuere  et  de  iure  nequeunt,  quiverunt  autem  id  in  uno  loco 
de  amborum  consensu  facere  celebrari  et  nequaquam  voluerunt*, 
ut  de  quolibot  eorum  dici  posSlt:  Quod  potuit ^  noluit  j  quod 
voluii^  ofUmplere  iiequivit.  Potestate  ergo  et  voluntate  in  hiis 
duobus  Buppositis  sibi  mutuo  adversantibus  impediverunt  se 
invicem^  ut  sacrosancta  mater  ecclesia  tunc  vacans  vel  quasi 
vacans  naturaliter  vel  civiliter  nullum  utilem  censeretur  habere 
rectorem. 


*  In  cod.  valuerunt. 


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441 


Cap.  39—42. 
Adhnc  de  eodem.  i 

Cap.  43. 
An  propter  alia  qua«  propter  heresim  possit  papa  deponi. 

In  ipso  Pisano  concilio  non  solum  de  heresi  vel  seis- 
mate  sed  et  de  multis  aliis  criminibus  et  defectibus  istorum 
duorum  Petri  de  Luna  et  Angeli  de  Corrario  fuit  deoun- 
eiatus  uterque.  Fuerunt  et  recepta  et  publicata  testimonia  super 
criminibus  et  defectibus  huiusmodi,  ut  credant  aliqui  ex  hiis, 
que  ibi  gesta  sunt  et  in  simili  postmodum  in  concilio  Con- 
stanciensi  contra  dominum  Balthasarem  de  Costa  renovata 
sunt,  se  veram  invenisse  scienciam  et  philosophandi  regulam 
et  esse  approbatam  opinionem  illorum,  qui  tenent  dominum 
apostolicum  eciam  pro  aliis  vel  heresi  vel  scismate,  excessibus 
aut  negligenciis  esse  de  suo  solio  deponendum.  Hoc  tamen 
iudicio  aliorum,  qui  magis  probabiliter  loqui  videntur,  ex  factis 
utriusque  concilii  minime  demonstratur.  Ad  articulos  quippe, 
per  quos  probandum  fuit  Qr^orium,  Benedictum  et  Johannem 
a  fide  esse  devios^  admissi  sunt  articuli  alii,  non  autem  sine 
illis  aut  preter  illos  recepti.  Eo  enim  evidencius  constare  volue- 
rint  ipsorum  amocionem  esse  iustam,  iusticie^  equitati  et 
racioni    consonam,    quo^    magis    constabat    ipsos    non    solum 


fol.  160» 
bis  161* 


•  In  cod.  ex;  qno  fehlt. 

1  Die  AnsführtiTigen  in  diesen,  vier  Capiteln  bieten  kein  bintoriflcbefl 
Interesse,  sie  fiibren  den  eigen tlicben  Sachverhalt  nicht  weiter  und  sind 
durchaus  rhetorisch  gehalten.  Da  eine  Probe  hievon  bereits  vorliegt, 
80  kann  von  der  vollständigen  Anführung  abgesehen  werden.  Beraerkens- 
werth  ist  nur  eine  Stelle  im  Cap.  42;  er  vertheidigt  das  Concil  g^gen 
den  Vorwurf,  dass  es  von  Excommunicirten  zusammenberufen  worden 
sei:  Alia  nempe  ecclesiasticarum  censnrarum  excomrounicacionem  et  sus- 
pensionem  genera.  Ipsa  venerabilis  congregacio  reverenter  ut  decebat 
timuit,  sed  si  que  (sc.  excommunicaciones)  occasione  scismatis  prius 
utrumlibet  prolate  sunt,  eciamsi  alique  earum  fuissent  valide,  ut  infecte 
et  nunquam  facte  ab  ea  penitus  habebantur.  Marcum  enim  quendam 
de  Bohemia  alia  ex  causa  excommunicacione  ligatum  tunc  ab  aliis  iuste 
vitari  comperi,  Francos  autem  et  sibi  similes,  in  quos  pars  nostra  prius 
propter  obedienciam  alteri  pape  prestitam  excommunicacionem  forte  pro- 
tnlit,  pro  non  excommunicatis  et  pro  non  lig^tis  haberi. 

29* 


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442 

incidisse  in  deviacionem  fidei  vel  inpedimentum  unionis  ecclesie 
sed  eciam  in  notam  et  maculam  diversorum  excessuum  damp- 
natorum  a  lege.  Quidquid  tarnen  sit  de  hoc  senciendum,  an 
videlicet  pro  aliis  reatibus  preter  apostasiam  fidei  possit  ille 
fol.  161^  summus  pontifex  a  suo  pontificio  removeri  sicut  |  et  omnia 
alia  scripta  mea  vel  scribenda  relinquo  diffinicioni  sancte 
matrifi  ecclesie  me  submittens  Uli  in  omnibus  cum  expressa 
protestacione  me  semper  tenere  pariter  et  sentire,  quod  ipsa 
in  talibus  et  in  quibuscunque  aliis  sencienda  esse  decrevit  et 
tenenda. 

Cap.  44. 

De  Johanne  XXIIl.  et  Ladislao  rege  Sicilie  et  Wladislao 
rege  Felonie  et  belle  Prutenornm. 

Ostensis  quibusdam  contra  sanctam  synodum  Pisanam 
impertinenter  obiectis  et  quibusdam  gestis  in  illa  ad  facta 
successoris  domini  Alexandri  quinti,  qui  fuit  durante  eadem 
Pisana  synodo  in  papam  assumptas,  ad  facta  scilicet  domini 
Johannis  XXIIL  revertamur.  Hie  canonice  electus  ibidem  ad 
tempus  residens  habitacionem  suam  et  curie  sue  in  urbem 
1411  transtulit  et  a  Ladislao  rege  Sicilie ,  qui  adhuc  defendebat 
April  12.  errorium^  eundem*  Gregorium  XII.,  multas  persecuciones  et 
iniurias  sufferens  per  tradimentum  quorundam  de  Remul  (sie) 
ab  urbe  fugatus^  vix  manus  eins  evasit.  Cum  quo  tamen 
Ladislao  alia  vice  belle  campestri  et  militari  conserto  gracia 
dei  dominus  Johannes,  qui  per  suos  dimicavit  contra  eum,  victor 
extitit  et  Ladislaus  patuit  ruine  magne. -^  Captis  etenim  (et)'^ 
fugatis  turpiter  hiis,  qui  de  exercitu  regali  fuerant,  eciam  vix 
illum  regem  ipsi  domino  apostolico  in  signum  obtente  victorie 
presentatum    fuit.  ^     Ladislaus    autem    iste    non    diu  post  hec 

*  In  cod.  idem.         ^  Ib.  fugatis;  es  hat  vor  ab:  Romanis  zu  lauten. 

°  Ib.  fehlt.  **  Diese  Stelle  ist  in  der  Handschrift  ganz  verderbt:  vix 
illum  regis  ipsi,  presentatum  fuit  nach  Analogie  von  Mattbaeom  legitur 
psalmos  erat  ante  legendum  bei  Alexander  de  Villa  dei  im  Doctrinale 
V.  189.  (Bemerkung  meines  Collegen  Wrobel.) 

*  Der  Beiname  wird  ihm  in  der  Regel  von  Theoderich  von  Niem  gegeben. 
S.  auch  V.  d.  Hardt  II,  pag.  105.  ^  Die  Ereignisse  sind  hier  verstellt; 
gemeint  ist  der  Sieg  von  Rocca  secca  am  19.  Mai  1411.  Meibom  I,  16 
und  V.  d.  Hardt  II,  364,  während  die  Flucht  Johanns  zwei  Jahre  später 
erfolgt  (1413,  Juni  8). 


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443 

veDeno*   at   dicittir  intoxicatUB   vitam   suam   miserabiliter  ter-     1414 
minavit.  ^^S-  6- 

Anno  eciam  primo  memorati  domini  Johannis  congregatis 
exercitibus    diverBorum    hominum    quasi    innumerabilium    rex 
Polonorum    Wladislaus   cum    magistro    ordinis    dominorum 
Cruciferorum  de  Prusia  inivit  prelium  et  interfectis  in  eo  ipso      i^io 
magistro   cum    midtis   aliis   suis    fratribus  et  exercitu   christia-  *^^"  ^^' 
noram,    quorum  michi  non  est  numerus,  multis  utique  Christi 
fidelibus,   captivavit  de   parte   Prutenorum   alios   non    occisos, 
daces,  milites,  nobiles  et  ignobiles,  et  multas  civitates  et  castra 
Prutenorum  expugnans  et  sibi  in  possessionem  acquirens  eciam 
castrum  eorum  fortissimum  Marieborgk  manu  potenti  obsedit 
et  circumdedit.  Postquam  autem  per  multas  (septimanas)  ^  ob- 
sidens  id  et  inpugnans   domino  illud   et  virgine  Maria  prote-  ^«P*-  ^^• 
gente  ei  prevalere   non   potuit,   ad  Poloniam   est  reversus.  * 
Tandem   electo   alio   magistro    ordinis    datis   plurimis    milibus 
florenorum  ordo  ipse  Prutenorum  militarium  fratrum  et  captivos 
8U08  fecerunt  liberos  et  civitates  et  castra  eorum  pristinam  ad 
subieccionem  et  Imperium  ordinis  reduxerunt.  Johannes  autem 
papa  ab  urbe  fugatus  iterato  ad  Bononiam  rediit  et  ibi  cum      ^^^^ 
curia  Bua  resedit.  2  N^^-  ^^' 

Cap.  45. 
De  concilio  Constanciensi  et  de  fnga  Johannis. 

Ut  autem  Bononiam  ^  reversus  est,  concilium  universale  Dec.  10. 
tocius  ecclesie  ad  civitatem  Constanciensem  Suevie,  que  est  in 
provincia  Maguntina,  de  fratrum  suorum  consilio  convocando 
congregavit.  Congregavit  autem  id  propter  decreta  Pisani  con- 
cilii,  in  quo  ex  racionabilissimis  causis  ordinatum  extitit,  ut 
summuB  pontifex  pro  extirpandis  heresibus,  sectis  et  erroribus 
vinee  domini  et  pro  aliis  eins  necessitatibus  fidem  maxime  con- 
cementibus  certo  tempore  generale  deberet  concilium  celebrare. 
Concilium  istud  convocari  fecit  anno  domini  1414  ad  festum 
Omnium  sanctorum  eiusdem  auni.  Omnes  prelati  et  alii  ^  quorum   Nov.  1. 

*  In  cod.  venena.        *»  lu  cod.  fehlt.        «^  In  cod.  aliorum. 

*  Voigt,  Gesch.  Preussens  VII,  pag.  104  ff.  2  Nachdem  er  dasselbe  am 
2ö.  November  neuerdings  verlassen,  um  mit  Sigismund  zusammenzu- 
treffen, und  im  Februar  1414  zurückgekehrt  war.  ^  Yqh  Lodi  aus. 
Hardt  VI,  pag.  9. 


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444 

interest  ad  tractandum,  ordinandum  et  diffiniendum  de  booo 
universe  Christi  familie  illuc  accederent  et  ad  finem  ipsius  it 
est  consuetum  et  solitum  remanerent  Locum  autem  istam  Ale- 

fol.  162  *  mannie  ad  preces  |  et  rogatus  vel  ad  suasionem  et  consiUiun 
illustrissimi  domini  Sigismundi  Komanorum  et  Ungaronuii 
regis  scripsit  se  ad  opus  tarn  salutiferum  elegisae.  ^  Venenuit 
igitur  ad  illud  ecelesiastici  et  seculares  prelati^  doctores  et 
magistri  de  cunctis  ecclesie  orthodoxe  partibos,  sed  et  ipae 
prescriptus  rex  et  dominus  huic  concilio  interfuit  in  proprit 
sua  persona.  Porro  quamvis  ipsum  venerabile  Pisanum  con- 
cilium  ante  sicut  Constancie  modico  intervallo  annonim  ceie- 
bratum  de  adunacione  sancte  matris  ecclesie  salubriter  cogitasset 
et  ad  unum  ovile  Jesu  Christi  oves  dispersas  plurimas  adda- 
xisset,  rege  tarnen  Ladislao  et  quibuscunque  aliis  terre  dominb 
foventibus  adhuc  Gregorium  XII.  cum  quibusdam  suis  ad- 
herentibus,  rege*  eciam  Ferdinando  rege  Ärragonum  cum  suis 
fautoribus  foventibus^  et  tenentibus  adhuc  Benedictum  XQL 
cum  (ad)herentibus  sibi  nondum  ecclesie  plena  unio  suiud 
fuerat  consecuta  optatum  effectum.  Tractabatur  igitur  inter  alia 
per  maiores  natu  in  Consta nciensi  concilio  congr^atos, 
quomodo  et  qualiter  partes  ille  ambe  possent  salubriter  et  com- 
mode  ad  unius  pastoris  obedienciam  reduci  et  aliis  Christi 
fidelibus  sub  capite  unico  aggregari.  Post  hec  autem  non  ne- 
gligebantur  alia  pro  salute  animarum  in  concilio  ipso  trac* 
tanda.  Istis  se  pendentibus  cum  iam  durasset  concilium  usqae 
prope  festa  Paschalia  in  anno  domini  1415  Johannes  ipse  nescio 
quo  ductus  spiritu  fretus  auxilio  cuiusdam  de  ducibus  Austrie 
1415      congregacione  tarn  sancta  clam  fugam   iniit^  et  usque   ad   ali- 

März  20.  qualem  locorum  distanciam  ^  a  Constanciensi  civitate  perveoit 
Sequebantur  autem  eum  quasi  in  occulto  quidam  sed  pauci 
prelati,  qui  ibi  ad  concilium  venerunt,  qui  tarnen  non  diu  post 
ad  ipsum  concilium  cum  suis  excusacionibus  redeuntes  ei  recon- 
ciliati  fuerunt.  Et  licet  ipse  Johannes  per  suum  recessum  esti- 
maret  et  crederet   tarn  felicem    conventum   fuisse  dissipandum. 


•  Ib.  regem.         ^  Ib.  fayentibus. 

1  Das  Ausschreiben  Johanns  XXIII.  Dat  Laadae  (Lodi)  V.  Jd.  Dec  1413 
bei  Raynald  a.  a.  O.  1413,  XXIL  s.  aach  die  Torige  Note.  '  Bei 
Niem  ist  der  21.  angegeben,  s.  dagegen  Rajnald  a.  a.  O.  IX.  '  Naeh 
Scbaffhausen. 


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445 

tarnen  ipse  conventus  se  per  hoc  dissipatum  habere  noluit, 
sicut  nee  debuit,  sed  mansit  postea,  sicut  antea  adunatus  fuit 
in  unum. 

Cap.  46. 
Qüod  conciliam^  maias  est  papa  in  eaasa  fldei. 

Vere  felix  et  iusta  perseverancia,  qua  non  dissoluto  sed 
continuato  sacro  concilio  pia  mater  ecclesia  vitavit  animarum 
pericula,  multorum  prepedivit  scandala  et  fidelia  suseepit  aug- 
menta.  Non  enim  autumare  debet  Romane  sedis  antistes  in 
causa  fidei  se  maior^m  esse  congregato  vel  congregando  uni- 
versali  concilio,  quoniam  id  in  tali  casu,  si  ipse  congregare 
rennit,  alii  eciam  contra  ipsum  congregant,  ut  concilium  sanc- 
tum  cum,  si  exorbitare  a  fide  perspexerint  et  pena  condigna 
puniant  et  de  dignitate  sua  deponant.  Id  non  potest  ipse  solus 
sine  consensu  ipsius  convocati  populi  christiani  aut  contra 
eins  voluntatem  dissolvere,  sed  necesse  est  eum  in  talibus  ipsi 
concilio  firmiter  obedire.  <  Magno  quidam  autoritatis  in  corpore 
Christi  mistico  papa  est,  sed  ad  'edificacionem  non  ad  destruc- 
cionem,  cum  pro  destruccione  eins  vitanda  debeat  ipse  usque 
ad  sanguinis  effusionem  resistere  et  vitam  suam  in  mortem 
dare.  Numquid  enim  Joseph  in  domo  domini  sui  cunctis  pre- 
positus  uxorem  eins  corrumpere  aut  polluere  potuit?  Nequa- 
quam.  üustodire  nempe  sponsam  domini  sui  papa  debet  non 
prostituere,  honorificare  non  ignobilem  reddere,  non  dividere 
sed  unire.  Quapropter  si  non  ut  pastor  oves  suas  in  fide 
protegit,  sed  lupo  veniente  aufiigit  velut  servus  et  mercenarius, 
non  in  eternum  in  domo  domini  sui  manebit.  Infatuatum  nam- 
que  sal  ad  nichil  valet  ultra  nisi  ut  foras  mittatur  et  ab  ho- 
minibus  conculcetur. 

Cap.  47. 
De  eaptiTitate  Johannis  et  deposicione  Qios.  foi.  i62«> 

Opere  compleverunt  hoc  illi  viri  illustres  et  egregii  in 
Constancia  tunc  collecti,  qui  ex  loco,  in  quo  erant  coUecti, 


•  In  cod.  concilio. 

*  Die  Erklärung  der  Superiorität  des  Concila  erfolgte  in  der  vierten  Session. 


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446 

quasi  nomen  accipientes^  et  causam  dei  et  ecclesie  constanter 
prosequentes  et  intrepide  hunc  fugitivum  suum  per  nobilissimum 
Sigismundum  regem  Romanorum  defensorem  et  advocatum 
ecclesie  protectoremque   sancti   concilii   fecerunt  insequi,  ^^Ph 
et  iustissime  detineri.  Qui  Romanorum  rex  eciam  ipsum  ducem 
A  u  s  t  r  i  e,  cuius  adiutorio  ipse  Johannes  abscessit^  manu  propter 
hoc  militari  persecutus  plurimas  civitates    et   cästra  ei  abstulit 
et  eum  pena  debita  multavit  Concilium  autem  sanetum  pasto- 
rem  ovium  dominicarum  Johannem  XXIII.  cognoscens  non 
a  facie  lupi  fugere,    sed  esse  versum  in  lupum  et  ipsum ,    qui 
fidei   katholice^  pro   omni   posse   suo    prodesse    debuit,    ei   in 
fuga  sua   quoad   unionem   fidelium   vehementer    obesse    ipsum 
invocato  Christi  nomine  tanquam  indignum  non  solum  inutilem 
sed    et   nocivum    de    throno    apostolici   culminis    sentencialiter 
Mai  29.  deposuit    et    amovit.  ^     Alias   eciam   criminales    causas  y     quas 
contra   eum   nonnulli   moverunt   et  probaverunt;    huic    motivo 
suo^    principaii,    quod    fuit    impedimentum     unionis    ecclesie, 
decrevit   annectere,   ut   eins    amocionem   eo    iustiorem    omnis 
plebs  christiana  cognosceret;  quo  eum  multis  et  grandibus  con- 
cilium sanetum  esse  reatibus  involutum  deprehendisset  ^  clarios 
meridiana  luce;  eleccionem  vero  successoris  sui  primi  in  apo- 
stolatum  congregacio  illa  sancta  sibi   reservans   seriöse   prohi- 
buit;   ne   quis   ipsum   Johannem   depositum    aut   eciam   ipsum 
Gregorium  XII.  vel  Benedictum  XIII.  prius  in  concilio  Pisano 
dampnatos  et  a  summo  presulatu  semotos   de  novo   in    papam 
eligeret  aut  ad  talis    dignitatis   apicem   nominaret    Igitur  Bal- 
thasare de  Costa   tali   modo    de  stacione   sua  deiecto   prefatus 
rex   Romanorum   ad    manum   suam   ipsum   accepit,   ne  iterato 
fugeret^  ad  iussionem  sancti  concilii  fecit  eum   honeste  non  in 
carcere  sed  in  quadam  ampla  camera  diligentissime    custodiri. 
Tradidit  enini  eum  uni  ducum  Bavarie^^   qui   eum  in  comodo 
decenti    inclusum^   tenuit   et   de    necessariis   ei   providens    vel 
provideri  faciens  aut  permittens,  ne  in  perniciem  christianismi 
tocius  evaderet,    absque  vinculis,   catenis  aut  compedibufi    dili- 
genter  et  ciute  servavit. 


•  In   cod.  acciperientes.          *»  Ib.   katholico.  *  Ib.    sue.           *  in   cod. 

deprehendisseut. 

^  Die  Absetzangsurkunde    bei  Rajnald  a.  a.  O.   XXIII ,  und  v.  d.  Hardt 

n,  411.        2  pem  Pfalzgrafen  Ludwig.  '  Zu  Heidelberg. 


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447 


Cap.  48. 

QQOinodo  post  hee  eeelesia  yacante  eonciliam  sanctnm 
Ticeg  pape  quoad  multa  sopplerit. 

Interdum  igitur  hoc  est :  antequam  Johanni  substitueretur 
alter  in  Petri  cathedra  per  eleccionem  canonicam  sanctum  ipsum 
coDcilium  ac  si  eeelesia  non  vacaret  cuilibet  indigenti  reddidit 
iusticie  complemeDtum.  Deputavit  namque  tunc  dominum  car- 
dinalem  Hostiensis  tituli,  qui  tamquani  papa  auditorio^  causa- 
nun  et  contradictarum  preesset,  nomine  ipsius  concilii  causas 
committeret  et  faceret  querulantibus  de  iusticia  tam  in  Gon- 
stancia  quam  extra  Constanciam  responderi.  Dominus  eciam 
cardinalis  ille,  qui  penitenciarius  prius  fuit;  a  suo  officio  non 
cessavit,  referenda  tamen  maiora,  que  sede  Romana  non  va^ 
cante  ad  ipsum  papam  penitenciarius  ille  referre  consuevit, 
tunc  ad  ipsum  concilium  retulit  et  iuxta  eorum  voluntatem  et 
consilium  8ingulari(a)  talia  terminavit.  Scriptum  quippe  est^ 
qnod  sede  apostolica  vacante  cardinaleS;  auditores  et  alii  offi- 
ciales  apostolici  paucis  exceptis  sunt  cum  eo  quasi  civiliter 
mortui  et  preter  illa^  que  futuram  eleccionem  concernunt;  de 
nuUis  vel  paucissimis  se  intromittunt.  Scriptum  est  eciam,  quod 
pro  eo  tempore  non  possunt  cardinales  ipsi  iura  de  eleccione 
pape  loquenda  aliqualiter  inmutare,  sed  maior  est  in  auctoritate 
sede  Romana  vacante  ecclesie  congregacio  cetu  cardinalium 
in  numero  quantumcunque  magno.  Ubicunque  enim  vd  quando- 
cunque  Aec  in  nomine  domini  Jesu  ChHsti  convenerit,  in  medio 
eins  Christus  et  autoritas  eins  existit.  Exequebatur  igitur  ea 
que  fuere  iusticie,  sed  ea  que  erant  gracie  ad  futurum  unicum 
papam  suspendit  pro  maiori  parte.  |  Scripsit  ecclesiam  eciam  fol.  163» 
pastore  carere,  sed  vices  eius  supplens  in  plurimis  eciam 
sigillum  plumbeum  habuit,  quod  ad  litteras  que  sub  nomine 
tocius  concilii  scribebantur  appendit,  que  autem  dirigebantur 
Bub  nominibus  aliorum  auditorum  et  iudicum  sigillis  sigilla- 
bantur  eorum. 


Die  letzte  Silbe  undeutlich. 


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448 


Cap.  49. 

De  redennte  ad  nnionem  ecelesiasticam  Oregorio  XII.  et 
adherentibas  sibi  et  de  morte  Oregorii  et  Ladislai  regis. 

Et  ecce  eo  tempore,  quo  Johannes  iam  depositUB  detine- 
batur  in  custodia  et  adhuc  conventus  ille  beatissimus  mansit 
in  Constancia,  Angelas  deCorrario  dictus  Gregorius  XII. 
et  qui  fiiit  prius  a  concilio  Pisano  depositus,  missis  soilemnibiu 
nunciis  et  procuratoribus  ad  Constanciense  concilium  omoe 

Juli  4.  ins,  quod  sibi  in  papatu  competere  credidit,  in  manibus  sancti 
concilii  resignavit,  *  cuius  resignacionem  concilium  venerabile 
non  repudians  ipsum  et  cardinales  suos  omnes,  quos  ipse  post 
deposicionem  suam  vel  circa  eam  in  cardinales  assumpserat, 
in  titulo  cardinalatus  manere  graciose  permisit.  ^  Non  aatem 
multo  tempore  post  renunciacionera  suam  Gregorius  ipse  ex- 
1417     tremum    suum    spiritum    exalavit.     Ladislaus   insuper    rex, 

Oct.  19.  qui  eum  pertinaciter  defendit  circa  eadem  renunciacionis  Gre- 

goriane   tempora,    anno    autem    ante    vel    post   resignacionem 

1414     eius  nescio,    deus  seit,    ut  dicitur  veneno  interfectus  viam  uni- 

Aug.  6.  verse  carnis  horribiliter  et  miserabiliter  est  ingressus,  de  coias 
morte  eciam  aliquid  scriptum  supra  cap.  44. 


Cap.  50. 
De  Husone  combasto. 

Ad  hunc  conventum  divinitus  licet  per  ministerium  homi- 
num  in  Constancia  congregatum  venit  inter  alios  magister 
Johannes  Hus  Bohemus  et  heresiarcba  Bohemorum.  Citatus 
etenim  ad  illum  fuit  per  dominum  Johannem  XXIII.,  prius- 
quam  conventus  deponeret  eum.  Detentus  ergo  et  examinatos 
in  custodia  primo  et  postmodum  in  publice  sancte  congrega- 
cionis  concilio  iam  Johanne  ipso  XXIII.  de  throno  papatus 
amoto  presente  domino  Sigismundo  rege  sepius  nominato  cum 
multis  secularibus  terre  dominis  per  laudabile  illud  concilium 
de  heresi  est  in  publico  sessionis   loco   miserabiliter  condemp- 


'  ProcuFÄtor  war  Carl  v.  Malateata.         '  Hardt  IV,  pag.  379.    Mansi  tom. 
XXVII,  pag.  740  ff. 


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449 

natas  et  BoUempniter  deg^adatas,  et  cum  ab  eodem  concilio  l^l^ 
iudicio  foret  Beculari  relictus,  igne  crematus  est  eciam  quasi  ^^  ^' 
ad  favillam  et  cinereS;  ne  Bohemi  eius  discipuli  ossa  illius,  si 
qua  remanerent,  post  combustionera  colligerent  et  eis  ut  sanc- 
torum  reliquiis  reverenciam  exhiberent.  Tunc  exauditus  est 
versificator  ille,  qui  duobus  versibus  ultirnis,  de  quibus  supra 
in  cap.  vicesimo  tercio,  in  quibus  iustum  dei  iudicium  propter 
sancti  Wenceslai  merita  super  eum  venire  desiderans  exclamavit 
dicens: 

O  deus  in  celis  et  Wenceslae  fideiis 

Hunc  hominem  stultum  nou  dimittatis  inultum. 

Propter  quod  et  combustioneni  illam  iustissimam  quidam  alii 
versus  sunt  editi,  qui  possunt  illis  non  inconvenienter  adiungi, 
sunt  autem  hü: 

Hunc  ubi  doctorem  propter  deitatis  amorem 
Penis  condignis  Constancia  torsit  ut  ignis^ 
Virgineus  natus  Wenceslausque  beatus 
Ipsum  straverunt  et  ei  sie  retribuerunt. 

Sed  quia  percussio  unius  in  tempore  presenti  vel  preterito 
docet  alios  custodiam  in  futuro,  ad  ipsam  humum  Bohemioalem 
qnedam  metra  sequencia  oonveniencia  sunt  in  hoc  modo: 

Terra  Bohemorum,  flos  quondam  maxime  florum 

Ergo  fac  tante  tibi  non  laudis  ut  antO; 

Vera  doce,  nullique  noce^  sit  laus  tibi  plena, 

Ut  cunctis  placeas  tamquam  paradisus  amena.  |  foL  163^ 

Cap.  51. 

De  Jeronimo  combnsto  et   Bohemis  exprobrantibns  con- 
cilio Constanciensi. "" 

Erat  et  in  diebus  illis  quidam  magistratus  in  artibus,  qui 
Husonis  adiutor  et  socius  apud  eum  vel  propter  eum  aliquante 
tempore   moram    faciens   in   Constancia    cepit  *    ad   Bohemiam      1415 
repedare.    Qui   captus    in   sue    regressionis    itinere    per    veros  ^P"^  2ö. 
quosdam  christicolas  fidei  fervidos  zelatores  constrictus  et  cate- 
natus  ad  ipsum  universale  Constancie   concilium   est  reductus. 

*  In  cod.  conciliam  Gonstanciense. 

1  AschbJtch  Qesch.  Sigmunds  II,  pag.  100. 


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Mai  30. 


450 

Hone  coucilium  ipsum  sacrosanctjum  ad  tempus  in  vita  poet 
HuBonis  interitum  reservatum  et  inventum  et  certo  cercios  de- 
claratum  in^  eiBdem  esBe  HubodIb  erroribaB  simili  sentencia 
1416  poBtinodum  condempnavit  et  iudicio  Beculari  reliqoit.  A  quo  et 
ipae  flammis  ultricibus  traditUB  igne  periit^  sicut  Hos  socias 
vel  magister  suus.  Hub  namque  iuter  omneB  timc  temporis 
doctores  iniquos  et  reprobos  fuit  principalis  et  summxis.  Elx 
hÜB  igitur  binis  combuBtionibuB  et  ex  prima  apecialiter  com- 
moti  HusoniBte  ceperunt  in  Bohemia  contra  christianos  ploB 
Bolito  furere  et  insaniam  Buam  contra  illoB  habundancius  exer- 
cere.  Eorum  eciam  nonnulli  potenteB  et  magni  se  dolentes 
Buos  apostoloB  amisisse  et  passoB  esse  diminucionem  maximomm 
Buorum  capitum,  literis  quibusdain  compositis  et  sigillatiB  cepe- 
runt exprobrare  sancto  concilio  et  ipsum  redarguentes  de  mala 
seu  iniusta  nece  malefactorum  huiu8(modi)^  easdem  literas  ei 
presentari  fecerunt  ^  Quoniam  autem  ex  ore  suo  proprio  ne- 
quam  servus  iudicatur,  cum  non  esset  dubium  ex  verbis  illo- 
rum  propriis,  quod*^  essent  fautores  heretici  criminis,  processit 
contra  illos  concilium  venerabile  per  excommunicacionis  sen- 
tenciam  et  alia  iuris  remedia  in  talibuB  casibus  observanda.^ 
Ipsi  autem  proch  pudor  parum  (vel)^  nihil  formidantes  cen- 
suram  ecclesie  creduntur  hucusque  in  suis  erroribus  permanere. 
Quid  plura?  In  tan  tum  creverunt  errores  isti  adhuc  WenceB- 
lao  rege  Bohemorum  vivente  et  surdis  hoc  pertranseunte 
auribus,  ut  magistri  undecim,  ut  credo  de  Pragensi  studio 
heresiarche  imiverso  declararentur  esse  mundo.  Inter  hos 
erat  precipuus  Johannes  Jesnitz,  in  cuius  presencia 
interdictum  pluribus  temporibus  servabatur  in  Praga.^  Serva- 
batur  asserO;  sed  ab  hiis  solum,  qui  formidabant  claves  Petri 
apostoli  Bcilicet  qui  dedignabantur  testamentum  domini  pro- 
fanare  et  nervum  ecclesiastice  discipline  rumpere  et  interdicti 
sentenciam  violare. 


*  In  cod.  et.        ^  In  cod.  huius.        «  Ib.  quando.        ^  Fehlt. 

J  8.  V.  d.  Hardt  IV,  495.  Opp.  Hus  I.  98.  Archiv  '^esky  III,  187.  Doc 
mag.  Joh.  Hos,  8(;hreiben  rom  2.  Sept.  1415,  pag.  580.  >  s.  Palacky  III, 
1,  379,  389.  Die  Acten  bei  v.  d.  Hardt  IV,  829^852.  ^  Das  Inter- 
dict  wurde  am  1.  Nov.  1415  ausgesprochen,  s.  Laurentius  v.  Bfesowa 
bei  Höfler  I,  336. 


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451 


Cap.  52. 
De  transita  regis  Bonianorum  ad  regem  Arragonam. 

Sanctum  igitur  venerandumque  concilium  perdurans  in 
loco  suo  immobiliter  indivisum  fuit  cum  victoriosissimo  et 
preclaro  rege  Sigisniundo  suo  fidissimo  protectore  in  Christo 
Jesu  sollicitum  de  viis  et  mediis  competentibus,  quibus  eccle- 
sia  Arragonum  reduci  posset  ad  unitatem  et  gremium  univer- 
salis ecclesie  et  absque  ampliore  rigore  iusticie  ad  viam  pacis^ 
veritatis  et  gracie  revocari.  Et  qnia  generosus  et  nobilis  est 
animus  hominis,  ut  crebro  plus  äeetatur  preeibus  quam  minis, 
placuit  conciliO;  ut  ad  Ferdinandum  regem  Arragonie  viri 
sollempnes  accederent  et  cum  eo  de  perfecta  unione  corporis 
mistici  miti  modo  tractarent.  Quod  intelligens  regum  excellen- 
tissimus  Sigmundus  et  voluntarium  laborem  appetens,  ut 
qoietem  aliis  prepararet,  ambasciator  fideiium  fieri  non  eru- 
buit^  sudores  et  fatigas  non  exhorruit;  ventis  et  imbribus 
faciem  et  totum  corpus  exponere  non  pertimuit  et  expensarum 
onera  pro  hiis  explendis  necessaria  viarumque  discrimina  non 
expavit.  ^  Assumptis  itaque  certis  ^  venerabilibus  viris ,  quos 
sibi  ad  hoc  opus  tante  salutis  sanctum  concilium  assignavit, 
cum  decenti  suo  exercitu  montes  ascendens  multaque  terra- 
rum  I  spacia  pertransiens  pro  causa  huius  ad  regem  Ferdi-  fol.  164' 
n  a  n  d  n  m  usque  pervenit.  Porro  et  hü  reges  sibi  invicem  prius 
scripta  direxerunt,  ex  quibus  spes  verisimilis  habebatur,  ut  si 
eos  in  unum  locum  venire  contingeret,  christianus  populus  de 
tam^  periculoso  scismate  liberacionem  congruam  in  venire  posset. 
Tractantibus  igitur  simul  regibus  et  hiis,  qui  ad  hoc  missi 
fuerant  et  assumpti,  de  forma,  modo  et  via  adunandi  in  unum 
ovile  populum  in  Christo  credentem  ipsum  Petrum  de  Luna, 
qui  Benedictus  XIII.  dicebatur,  requirere  ceperunt,  ut*»  pro 
Salute  multoiiim  et  sua  propria  sponte  iure  suo  cederet,  quod 
se  in*^  apostolatu  credebat  habere,  et  ecclesie  pacem  daret. 
Ipse  vero  ^  Pharaonis  duriciam  imitatus  voces  tam  dilectibiliter, 


•  In  cod.  cansa.        *»  In  cod.  vel.        °  In  cod.  et         *  Ib.  non. 

1  S.  Aschbach,  Geach.  Sigm.  2.  Bd.,  8.  Cap.        ^  Fünfzehn  Deputirte,  s.  v. 

d.  Hardt  IV,  pag.  455  (Bischöfe  nnd  Dootoren  ans  den  verschiedenen 

Nationen). 


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452 

utiliter  et  sapienter  incaDtancium  omnino  audire  renuit  et  in- 
duratus  in  proposito  suo  permansit.  Viam  igitur  concordandi^, 
que  ut  credo  in  concilio  Constanciensi  inter  maiores  natu  con- 
cepta  fuerat,  confidenter  aggressi  ipsam  regi  Arragonam  et  suis 
publicabant.  Que  cum  esset  ab  eis  accepta  concorditer^  rescripsit 
hoc  rex  Sigismundus  Constanciensi  concilio  et  facta  est 
leticia  magna  in  populo,  speravit  enim,  quod  hac  acceptacione 
et  approbacione  facta  cito  ab  eo  auferretur  scismatis  antiquum 
improperium^  quod  diu  sustinuit  per  Universum  mundum. 


Cap.  53. 
De  forma,  modo  et  ?ia  huiusmodi  eoncordie. 

Propter  hoc  gens  Arragonnm  prius  habere  voluit  ratum 
deposicionem  Benedicti  XIII.  factam  in  concilio  Pisano,  quia 
ea  tunc  adherente  Uli  concilio ,  quod  ipse  Benedictus  in  suis 
finibus  congregavit,  ipsi  concilio  Pisano  non  interfuit.  Deside- 
rabat  igitur^  ut  de  novo  ad  concilium  Constanciense  iudieiaUter 
evocaretur,  docturus  de  iure  suo,  quod  se  habere  credidit  et 
dicturus  racionalem  causam,  quare  regimen  ecclesie,  quod  apud 
se  pendere  estimavit,  non  deberet  cedere,  ex  quo  eo  non 
cedente  non  potuit  commode  domui  domini  salus  esse.  Volebant 
quoque  Arragoni  per  se  vel  per  suos  comparicioni  eius,  si 
tamen  competeret  vel  eins  contumacioni ,  si  non  competeret^ 
Interesse.  Sane  etsi  concilium  sanctum  de  sentencia  prius 
contra  Benedictum  prolata  minime  dubitaret  sed  sciret  eam 
iustam  et  firmam  existere,  tamen  propter  cordis  duriciam  illo- 
rum,  qui  adhuc  reincorporandi  ^  fuerunt  ecclesie,  ad  istam 
novam  faciendam  citacionem  voluntarie  se  submisit.  Scivit 
etenim  salvatorem  nostrum  plenum  iusticia  et  omni  iniquitate 
carentem,  quamvis  esset  iudex  supremus,  omnium  accusacioni, 
iudicio  et  testimonio  infirmorum  suorum  se  humiliter  subpo- 
suisse  et  dixisse:  Quis  vestrum  arguat  me  de  peccato  et  si  male 
locutus  suTTtj  testimonium  perhibe  de  malo.  *  Scivit  insuper  non 
esse    negandum^    Romane    sedis    sentenciam    posse   in   melius 


*  Durch  eine  Correotur   ondeuüich  geworden,   convertendi?        ^  In  cod. 

reincorporani. 
1  Joh.  8,  46.  18,  23. 


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453 
I 

commutari,  cum  aut  aliquid  in  ea  subreptum  fuerit  aut  ipsa 
consideracione  etatum  et  temporum  seu  gravium  necessitatum 
dispensacione  eam  decrevit  ordinäre.  Non  nescivit  eciam,  quod 
contra  res  bis  iudicatas  legum  conditores  et  principes  in  audi- 
torio  factum  examinari  et  restitucionem  in  integrum  fieri  per- 
miserunt.  Cur  ergo  sancta  mater  ecclesia  de  concilii  Pisani 
sentencia  in  Christo  confisa  in  tali  necessitatis  articulo  senten- 
ciam  ipsam  nove  examinacioni  non  supponeret  eciam  ad  emen- 
dandum  eam^  si  in  ea  Pisanum  concilium  aliquid  incompetenter 
egisset?  Supposuit  revera  sentenciam  illam  quoad  deposicionem 
Benedicti  XIII.  examinacioni  iterato  citans  ipsum^  ut  si  illam 
quovis  modo  posset  arguere  et  de  iure  suo,  quod  se  in  papatu 
contendebat  habere,  legitime  modo  docere,  liberam  audienciam 
et  iudicium  rectum  per  omnia  consequi  deberet*  Qui  autem 
venire  contempsit  ad  Pisanum  concilium  nee  ad  Constanciense 
eciam  tali  modo  citatus  venit:  per  adiutorium  quippe  bonorum 
vironim  de  Arragonia  venit  ad  manus  eins  et  oculos  me- 
morata  peremptoria  citacio  nee  per  ignoranciam  se  posset  ex- 
cusare,  attamen  citatus  et  evocatus  et  comparere  renuens  se 
ostendit  iniquam  fovere  causam  et  autoritatem  citantis  concilii 
in  se  delusam  experiri  debere.  |  ^o*-  ^64^ 


Cap.  54. 
Adhac  de  eodem. 

Quod  et  factum  est.  Eo  namque  contumaciter  venire 
nolente  Constanciam*  ipsa  veneranda  congregacio  ipsum  a 
suo  pretenso  iure,  quod  sibi  in  Petri  cathedra  vendicavit,  vici- 
bus  iteratis  amovit.  Concordavit  eciam  hoc  sacrosanctum  con- 
cilium per  regem  Sigismundum  cum  Arragonicis,  quod  si 
tali  modo  citatus  Petrus  de  Luna  se  concilio  legitime  per  se 
vel  per  alios  presentare  negligeret  vel  presentatus  se  secundam 
contra  se  sentenciam  reportaret,  ex  tunc  per  certos  menses  ex- 
pectatis  cardinalibus,  qui  prius  in  Arragonia  suo  lateri  adhere- 
bant,  procedi  deberet  in  Constancia  ad  eleccionem  canonicam 
veri  et  unici  pastoris   ovium   Jesu  Christi.     Quid, ergo  eo  non 


*■  Die  letzten  Buchstaben  sehr  nndeutlich. 

1  Die  Einzelnheiten  der  Verhandlungen  bei  Aschbach  a.  a.  O.  pag.  145. 


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454 

comparente  nee  deum  nee  homines  formidante  restabat  amplius 
nisi  servatis  servandis  iuxta  eondietum  ambarum  parcitim 
restaurare  ruinas  domus  domini  et  eam  reducere  ad  manus 
unius  summi  rectoris  vicarii  filii  dei?  Quod  et  patratum  est, 
ut  in  sequentibus  apparebit.  O  quam  vera  igitur  redemptoris 
nostri  probatur  esse  senteneia,  qui  male  agit,  odlt  lucem  et  non 
venu  ad  lucem,  ut  non  arguxintur  opera  eius,  qui  verofcLcit  veritatem, 
venu  ad  lucem,  ut  manifestentur  opera  eins,  quoniam  in  deo  facta 
sunt.  1  Quippe  si  in  veritate  faeta  fuissent  opera  huius  male- 
dictissimi  Benedict!,  tociens  ad  lucem  evocatus  non  fuisset 
rebellis  lumini  nee  quesivisset  tenebras,  que  sunt  apte  ad 
fabricandum  falsum,  sed  quia  non  fuerunt  opera  eius  facta  in 
domino  sed  in  eo,  qui  semper  est  contra  dominum,  latebras 
querens  ad  tam  luminosum  conventum  omnium  fidelium  venire 
per  se  vel  per  suos  responsales  distulit,  pertinuit,  sprevit  et 
neglexit. 

Cap.  55. 
De  transitn  Sigismundi  per  Francos  ad  Anglos. 

In  illo  tempore  resuscitante  diabolo  flammas  ignium  inter 
regna  Francorum  et  Anglorum  sepius  ante  motas  et  sepios 
suffocatas  fecit  eadem  regna  se  mutuo  per  bella  et  dampna 
enormia  graviter  atterere  et  devastare.  Recedens  igitur  a  ter- 
minis  Arragonum  et  Cathalonensium  princeps  Romanoram  et 
Ungarorum  sciens,  quia  heati^  pacifici  filii  namque  dei  voca- 
huntur,'^  cepit**  per  Francos  cum  suo  exercitu  pervenire  ad 
Anglos  et  volens  quantum  in  eo  fuit  pacem  reformare  inter 
hec  duo  Christiana  non  parva  climata,  apud  Francos  in  itinere 
constitutus  tractatus  habuit  cum  eis  de  viis  et  mediis  refor- 
mande  pacis  tractatus  eosdem  habens  cum  Anglicis,  post- 
quam  regionem  eorum  ingressus  est  Licet  autem  pro  suis 
viribus  ad  concordandas  has  partes  magnam  satis  diligenciam 
adhiberet,  casso  tamen  labore  fatigatus  ipsos  ad  pacem  minime 
revocavit  ^  Verum  tamen  premio  et  mercede  propter  hoc  apud 
deum  non  caruit,   qui    reddens   mercedem   laborum  sanctorum 


•  Wiederholt.        *>  In  cod.  ceperit. 

1  Joh.  3,  20.  21.        2  Matth.  5,  9.        3  Siehe  darüber  Anchbach,  IL  Bach, 
9.  Cap. 


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455 

suorum  eciam  et  solum  laborem  remunerat,  si  interdum  laborem 

noD  subsequitur   vel   comitatur  effectus.    In  bellis   autem    istis 

duorum   regum    dicebantur    Anglici   quoad   victoriam   in   ipeis 

bellis  et  preliis   optatam   communiter  et  generaliter   tunc   tem- 

poris  triumphare.    Videns    ergo   Sigismundus   se  pro  causa 

huius  vacuos  labores  facere  de  Anglia   per   inferiores   partes 

Alemannie  iter  faciens  ad  superiores  eins  partes  properavit  et 

ad  Constanciam  rediens  sancto  concilio  ibi  adhuc  perseveranti 

et  adventu(m)  eins  expectanti  se  ut  prius  adiunxit.  1^17 

Jan.  27. 


Cap.  56. 
De  eleecione  Martini  Y. 

Appropinquabat  autem  dies,  in  quo  necesse  fuit  papam 
eligi  et  domui  lüde  et  Israel  de  pastore  unico  provideri  et 
quamvis  ius  providendi  de  pastore  huiusmodi  sibi  sanetum  con- 
cilium  reservasset,  dominos  tarnen  cardinales  in  eodem  concilio 
principes  vocibus  suis  privare  usquequaque  noluit,  sed  adiunctis 
eis  certis  honorabilibus  viris  de  nacione  qualibet  eos  ad  eli- 
gendum  summum  presulem  conclave  intrare  permisit.  De 
nacione  dico  qualibet  illarum  inter  gentes,*  |  in  quas  ipsum  con-  foh  167» 
cilium  divisum  fuit.  Volebat  autem  et  statuebat  saluberrima 
illius  conventus  generalis  ipsa  congregacio,  ut  hü  omnes  cum 
cardinalibus  conclave  ad  eligendum  papam  intrantes  servare 
deberent  illa  iura  antiqua  de  eleecione  pape  loquenda,  que 
servanda  fuissent,  si  cardinales  soli  ut  olim  apostolicum  ele- 
gissent.  Volebat  insuper  nullum  ex  quibuscunque  vocibus  con- 
clave ingrediencium  haberi  debere  pro  papa,  nisi  duas  partes 
vocum  haberet  omnium  (in)  ^  conclavi  congregatorum  in  Christo.  ^ 
Et  ecce  eis  in  conclavi  remanentibus  per  dies  aliquot  Concor-  1417 
diter  et  unanimiter  assumpserunt  ad  summi  pontificatus  apicem  ^^^' 
dominum  Oddonem  de  Columpna  cardinalem,  quem  ex  eventu  ~~ 
ut  autumo  Martinum  nominarunt,  eo  quod  ipsum  in  die  sancti 
Martini  confessoris  et  pontificis  elegerunt.    Facta  et  celebrata 


*  In  cod.  interge.         **  Fehlt 

^  Die  einzelnen   Bestimmungen   bei  y.  d.  Hardt,   XV.  p.  1462;  vgl.  Asch- 
bach,  II.  296  Ueber  die  Wahl  selbst  s.  die  Relatio  de  electione  Martini  V. 
in  den  Docum.  mag.  Job.  Hus  pag.  666. 
▲rekiv.  Bd.  LI.  U.  H&lfte.  30 


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456 

est  hec  eleccio  anno  domini  1417  die  quo  supra.  fix  quo  %itar 
Constanciense  concilium  in  die  Omnium  sanctorum  anno  domini 
1414  suum  cepit  habere  principium,  seqnitur  hanc  eleccionem 
celebratam  esse  post  tercium  eius  iam  completum  annum  in 
principio  quarti  anni  eius  vel  quasi.  £x  quo  eeiam  deposicio 
Johannis  XXIIL  facta  est  anno  domini  1415  post  Pentecostalia 
festa,  sequitur  ecciesiam  ipsam  pastore  caruisse  per  duos  annos 
et  ultra.  Quis  umquam  prius  audivit  tam  diu  durans  et  con- 
tinuatum  concilium  aut  tam  longam  et  diutinam  vacacionem 
sancte  matris  ecclesic;  ut  non  immerito  ad  perpetuam  rei  me- 
moriam  hii  sermones  stilo  scribantur  ferreo  in  libro  vd  plumbi 
lamina  vd  cdte  scribantur  in  siUce.  ^ 


Cap.  57. 
De  dinturnitate  scismatis  tali  modo  flniti.^ 

Libet  igitur  videre,  qualiter  scisma  tale,  quod 
tunc  temporis  viguit,  longevum  vel  diutumum  dicatur, 
quod  eciam  per  assumpcionem  huius  in  Christo  sanctissimi 
patris  Martini  tali  modo  pie  speratur  esse  finitum.  Huic  namque. 
tamquam  summo  in  terris  Jesu  Christi  vicario  subdiderunt  se  quaai 
omnia  regna  christiani  populi^  que  a  tempore  scismatis  huios 
exorti  non  ita  se  submiserunt  alicui  predecessorum  suomm 
quantumcunque  potestate  preeminenti.  Volumus  igitur  eiusdem 
longo  divisionis  exordium  ab  illo  die  incipere,  quo  cardi- 
nales  illi  veteres,  qui  post  mortem  Gregorii  Ur- 
banum  sextum  eligentes  et  ab  eo  discedentes  pro- 
nunciarunt  eum  non  esse  papam  sed  ecciesiam  dei 
vacare.  An  tamen  ista  eorum  pronunciacio  valida  vel  cassa, 
Vera  vel  falsa  fuerit,  non  est  meum  diffinire.  Quidquid  de  iUo 
suo  in  tempore  ecclesia  sancta  determinarit,  vox  et  sentencia 
mea  est.  Postquam  igitur  anno  domini  1378  post  mortem  Gre- 
gorii XI.  cardinales  illius  temporis  Urbanum  sextum  elegissent 

April  18.  et  eum  ut  talem  et   ad   talem   in   die  Pasche  coronassent  et 
post  hec  oportunitate  captata  ab  eo   recessissent,   post   hec   in 

Aug.  9.   vigilia  beati  Laurencii  immediate  sequenti  in  loco,  in  quo  tunc 


1  Job.  19.  23.        3  Elinig^  SStse«  ans  diesem   Cap.  bat  der  Fortsetzer  der 
Saganer  Klostercbronik  aufgenommen,  s.  SS.  rer.  SiL  I.  278. 


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457 

simul  fuerunt,  fbrsitan  inanem*^  premissam  pronunciacionem 
fecerant.  Computemus  igitur  in  vigilia  beati  Laurencii  de  anno 
1378  ad  diem  sancti  Martini  in  anno  domini  1417  et  invenie- 
mu8  hoc  Bcisma  execrabile  ultra  39  annos  faisse  prolongatum. 
Dei  igitur  tunc  declarata  est  potestas  et  misericordia  in  eo^ 
quod  inter  tarn  prolixa  et  diutina  et  extenta  scismatis  tempora 
virgo  mater  subsistebat  ecclesia.  Gigas  etenim  ille^  qui  eam 
collo  suo  superposuit,  (ne)^  caderet  aut  deveniret  in  nichiluni; 
potenti  8ua  virtute  tenuit^  et  servavit.  Recalcitrarunt  ei  sibi 
mutuo  boves  trahentes  eundem  currum  ecclesie  et  quod  unus 
edificavit,  alter  distraxit,  quod  unus  ligavit,  alter  ^  solvit  et 
tarnen  currus  in  yigore  suo  substitit  et  in  fide,  iusticia*  et 
veritate  pennansit. 


Cap.  58. 

De  eoronaeione  Martini  Y.  et  transita  eins  de  Constancia,  foL  i65  ^ 
de  solacione  qnoqoe^  termino  et  flne  Con8taiicien8i(s)  eon- 
cilii,  de  liberacione  eeiam  Jotiannis  XXIII.  et  restitucione 
eia8  ad  cardinalatum  et  de  Wenceslao  et  Conrado  episcopis 
WratisIaTiensibns. 

Coronatus  est  iste  Martinus  et  consecratus   statim  post 
eleccionem  suam  die  21  mensis  Novembris  et  indicto  de  con-      an 
sensu  concilii  alio  novo  concilio  celebrando  generali  post  quin-  Nov.  21. 
quennium  in  civitate  Papiensi  <  solvit  concilium  illud  Constan- 
ciense    cum    eius    consensu    dans    licenciam   ibi    coadunatis   ad      141$ 
propria  remeandi.    Ipse  autem  post  hec  (cum)'  curia  sua  Con-  April 22. 
stanciam  derelinquens  ivit  Gebenne^  et  ad  tempus  modicum  Mai  16. 
morabatur  ibidem.  Deinde  per  montana  et  per  civitatem  Man- 
t  u  a  m,  in  qua  eciam  ad  parvum  tempus  fuit,  venit  Florenciam  ^ 
et  ibiresidetusquein  presens.  Archiepiscopatum  autem      ^^^^ 
Pisanum  in  ipsam   ecclesiam   Florentinam   dicitur   transtulisse, 
ut   per  amplius   Florentina    ecclesia   prius   episcopalis   per 


*  In  cod.  Iiiama(?)        ^  In  cod.  Fehlt.        ^  Sc.  eara.        ^  In  cod.  aliter. 

•  Ibi:  iufltia.         '  Fehlt         ^  Ita  cod. 
^  In    der    yiemndvierzigsten    öffentlichen    Sitzung  am   19.  April.         '  In 

Florenz  blieb  er  bis  znm  9.  S^pt.  1420.  Innerhalb  dieser  Zeit  ist  daher 

das  obige   Cap.  geschrieben  worden. 

80* 


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458 

archiepiscopum^  Pisana  ut  p r i u s  archiepiscopalis  per  episco- 
pum  gubernetur^  Johannem  quoque  olim  XXIII.  papam 
cognomento  et  nomine  Balthazar(em)  de  Cossade  cap- 
ti  vi  täte  in  qua  detinebatur  liberans  iuramento  per  eundem 
Balthazarem  sibi  prestito,  quod  ei  ut  pape  obediret^  graciose 
restituit  ad  eardinalatus  honorem,  qui  sie  restitutus  non  post 
1419  dies  multos  est  de  hac  luce  subtrActus. 
Dec.  22.  Anno  eciam   ipsius   Martini   primo   domino  Wenceslao 

episcopo  Wratislaviensi  propter  longam  suam  ^ritudinem  de 
episcopatu '  cedente  *•  substitutus  est  ei  per  eundem  Martinum 
de  consensu  Wratisiaviensis  capituli  dominus  dux  Conradus 
filius  quondam   ducis   Conradi  de   Olszna  et  ad  ecclesiam 

1418  Wratislaviensem  anno  domini    1418    dominiea  Letare  soUemp- 
MSrz  6.  niter  introductus.    Ipse    vero   dominus  Wenceslaus  qui  episco- 

1419  P^^^    Wratislaviensi    renunciavit   post   introduccionem    domini 
Oct.  6.    Conradi  non  pleno  annis^  geminis  supervixit. 


Cap.  59. 
De  morte  Wenceslai  regis  Bohemorum. 

1419  Temporibus  huius  Martini  anno  pontificatus   sui    secundo 

Ang.  16.  in  crastino  Assumpeionis  sancte  Marie  ille,  qui  terrihilh  est 
apud  omnes  reges  terre  et  qui  eciam  eorum  auferf  spiritum  \ 
spiritum  huius  Wenceslai  de  corpore  eins  abstulit  et  eum  ad 
locum  quem  merebatur  adduxit.  Profecto,  si  arborem  debemus 
iudicare  ex  fructibusy  non  possumus  iudicare  ex  operibus,  que 
operatus  est,  eum  locum  meruisse  glorie,  licet  penitencia,  si 
quam  fecit  in  extremis  vel  ante  si  tamen  eam  ^  fecit ,  possit 
eum  ad  beatitudinem  deportare.  lUa  penitencia,  si  qua  facta 
est,  deo  cognita  est,  nos  testamur  et  loquimur  de  hiis,  que 
audivimus  et  vidimus  et  que  patres  nostri  annunciaverunt  nobis.  * 
Sane  nee  patres  nostri  nee  alii  nunciarunt  nobis  bona  de  illo 
mortuo,  sed  mala  multa,  q^od  probat  ille  eins  titulus,  quem 
fol  166*  ^^  libro  quodam  |  de  ipso  scriptum  inveni.  Est  autem  talis: 
Desertor  Romanoram,  desertus  eorum,  persecutor  clericorum,  hostis 


*  In  cod.  et.         ^  In  cod.  eam  non. 

1  Heyne,  Gesch.  d.  Bistboms  Breslaa  II.  609.        '  Er  starb  xn  Ottmacban. 
>  Psalm  75.  13.         «  Psalm  43.  2. 


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459 

TeutUDicoruni;  camifex  Boheroorum,  fautor  hereticomni  et  rex  Jadeomm.* 
Hunc  enim  titalom  sic^  expositam  reperi:  Bomanomm  imperiam  parvipen- 
dendo  desenüt  et  pro  nihilo  habens  qaasi  contempsit,  ab  iUo  eciam  desertus 
ad  tempos,  contemptus  et  derelictns  ab  so  fuit.  Alter  enim  eo  vivente  contra 
enm  in  regem  Romanorum  electus  et  approbatns  extitit,  qui^  civitatum  im- 
perialiom  poAsessionem  pro  maxima  parte  adeptns  fuit.  Sed  ecce,  ut  titulnm 
eiuB  iam  positum  nlterius  declarando  prosequar,  clericis  infesttssimus  et  ver- 
bum  dei  in  lingua  Teutunica  Präge  in  eoclesiis  pro  longo  tempore 
predicari  prohibens  vel  probiberi  permittens  Tentunicos  ipsos  de  Bohemomm 
studio  per  indirectum  expulit  et  Bobemos  suos  quasi  oves  occisionis  existi- 
maus  eos  eciam  manu  propria  miserabiliter  cruciavit  et  muUipHciter  trucidavit ' 
Huc  usque  in  libro  premisso  hoc  reperi  scriptum. 


Cap.  60. 
Adhuc  de  exposieione  tituli  einsdem. 

Quid  igitur  rogo  anima  mea  ex  premisBis  verbis  potes 
agnoscere  nisi  causas  illas  esse  declaratas  et  expositas,  propter 
quas  Wenceslaus  ipse  in  suo  non  honoris  sed  horroris 
titulo  dictus  est  desertor  et  desertus  Romanorum,  persecutor 
clericorum,  hostis  Teutunicorum ,  carnifex  Bohemorum?  Vis 
autem  audire,  cur  in  eodem  titulo  dictus  sit  fautor  hereticorum 
et  rex  Judeorura,  audi,  quid  in  eodem  loco  additum  sit.  Additur 
enim :  Wiclefistas  insuper  ab  ecclesia  sancta  dampnatos  fovere  quodammodo 
non  erubescens  terram  suam  de  eorum  fermento  purgare  neglexit  et  Judeos 
in  regni  sui  metropoli  plus  quam  debuit  exaltavit.  Ubi  queso  nunc  lau- 
dabilis  ille  titulus:  victor,  honoribus  inclitus  imperator  et  sem- 
per  Augustus.  Tempora  mutata  sunt  et  tituli  eorum,  qui  secun- 
dum  tempora  ut  Romani  principes  dei  populo  prefuerunt. 
Electus  ad  imperium  versus  est  ad  carnificium,  factus  assator 
vivarum  humanarum  carnium  et  de  familia  sua  propria  novum 
faciens  Laurencium.  Quid  tibi  queso  anima  mea  Wenceslai 
huius  impietas  faceret,  si  in  te  furor  indignacionis  sue  seviret. 
Crudelis  in  servitorem  et  cocum  proprium,  quantum  tyranni- 
zaret  in  monachum  alienum,  cuius  tyrannidem  satis  intelligis, 
cum  ad   memoriam   sub   breviloquio  facta  sua  priora  reducis: 


*  In  cod.  iudorum.  ^  In  cod.  eum,  das  mit  Rücksiebt  auf  das  Yorber- 
gebende  bnnc  überflüssig  ist.         °  In  cod.  aliter.         ^  In  cod.  qui  in. 

>  Dieser  Absatz  findet  sich  nicht  mehr  wie  die  obigen  klein  gedruckten  in 
der  Klosterchronik,  ist  demnach  einer  anderen  Quelle  entnommen. 


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460 

captivandOy  spoliando,  adurendo,  torquendo,  Bubiungendo  et 
occidendo  non  pepercit  episcopis,  prelatis,  doctoribufi  et  magi- 
ßtris  et  81  in  viridibus  lignis  hoc  fecit,  in  te  arido  quid  faceretf^ 
Verum  tarnen  verbum  domini  non  est  allegatum  nee  debet 
ipse  ex  malicia  sua  reportare  commodum,  ut  propter  improbi- 
tatem  eius  non  scribantur  eins  opera  vel  deducantur  ad  memo- 
riam  futurorum.  Hee  in  libro  de  quo  supra.  Ceterum  si 
improbitatem  eius  vis  videre  pleniuS;  vide  supra  in  eodem 
traetatu  capitulo  18  et  quibusdam  sequentibus.  Retulerunt 
tarnen  quidam  hune  suum  cocum  quem  igne  exussit  de 
ig^e  fuisse  receptum  et  non  fuisse  mortuum  sed  viyum  re- 
mansisse.  ^ 

Cap.  61. 
De  exequiis  eiusdem  Wenceslai. 

Verum  tamen  quamvis  huius  maligni  regis  temporibus 
tanta  sit  passa  sancta  mater  ecclesia,  quod  nisi  gigas  eius 
eam  super  se  quasi  supra  petram  firmissimam  eollocatam  manu 
proteccionis  sue  tenuisset,  deducta  fuisset  forsan  in  pulverem^ 
tamen  quia  nondum  fuit  ab  eadem  matre  sentencialiter  con- 
dempnatus,  quedam  ecce  ecclesie  post  eius  mortem  pro  eo 
saerifieium  domino  obtulerunt,  quarum  faetum  in  hoe  casu  nee 
reprobo  nee  eollaudo.  Si  de  excommunieacione  eius  queritor, 
notum  est,  quod  ex  multorum  captivitate,  lesione  et  eeiam 
morte  clericorum  ab  ea  über  esse  non  potuit,  si  de  eius  seele- 
ribus  queritur,  multa  et  notoriissima  ^  reperiuntur.  Ättamen 
foL  166^  quia  eo  vivo  et  eo  non  |  declarato  in  aliquod  huiusmodi  inci- 
disse  communicatum  ei  extitit,  quod  communicatum  est  eciam 
ei  mortuo;  tolerabile  in  aliquod  existit.  Si  de  eius  salute  finali 
vel  finali  penitencia  aut  impenitencia  queritur,  hoc  deo  servetur. 
Ipse  qui  inter  sulphur  et  ignem,  que  fudit  super  eivitates 
reprobaS;  potuit  veram  contricionem  infundere  Sodomitis  et 
eorum  sociis,  qui  inter  revertentes  iiuctus  maris  contrieionis 
graciam  valebat  dare  Egypciis,  cuius  gracia  nesciens  moiimina 
tarda  potest  operari  in  ictu  oculi,  ut  misericordie  eius  nee 
mensuram  possimus  ^  nee  tempus  ponere,  potuit  et  huic  Boheme 


*  Ita  cod.        ^  In  cod.  possumos. 

1  Lucae  23,  31.         ^  Diesen  Satz  theilt  Palacky  It.  Beise  pag.  99  mit 


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461 

iu  hora  sua  undecima  et  in  extremo  anhelitu  vere  compunc- 
cionis  spiritum  elargiri.  Nam  et  ille  publicus  idolatra;  qui  ante 
mulieres  in  lege  prohibitas  sua  nudavit  femora,  rex  6alomon 
salvatus  creditur  a  quibusdam.  Sed  quia  excelsa  que  construxit 
abstulisse  non  legitur  nee  idolatriam  quam  suo  induxit'exemplo 
vite  Bue  tempore  quando  bene  potuit  prohibuisse  vel  impedi- 
yisse  eum  salvatum  esse  non  audeo  affirmare.  Quod  et  de 
nostro  infatuato  Salomonen  Wenceslao  rege  Bohemorum  de 
quo  loquimur  faciliter  potest  intelligi;  sicut  constare  et  apparere 
potest  cuilibet  sagaciter  intuenti. 


Cap.  62. 

Qoomodo  post  mortem  Weneeslai  Husoniste  seriebant  in 

Cartusienses. 

Deiiincto  Wenceslao  Bohemorum  sceptrigero  post  Assump- 
cionem  beate  Marie  virginis  synagoga  Husonistarum  nove 
fidei  hominum  cum  effrenata  multitudine  monasterium  fratrum 
Cartusiensium  extra  muros  et  prope  muros^  antique  civitatis 
Pragensis  extructum  violenter  aggressa  devastavit  idem  in 
secori  et  ascia  fregit  impiis  manibus  suis  et  ipsius  eciam 
ecclesie  sanctuarium  ig^e  succendit.  Estimabat  tunc  non  esse 
regem  in  Israel  et  ideo  quod  volebat  intrepide  faciebat.  Reli- 
giosos  autem  et  devotes  vires  dominos  priorem  et  fratres  con- 
ventus  illius  bonum  testimonium  habentes  apud  deum  et  ho- 
mines  ad  maioris  civitatis  consulatum  violenter  in  pretorium 
adducebant.  Fratribus  ^  igitur  illis  in  bonum  ut  creditur  et  non 
in  malum  susceperunt  eos  consules  in  suam  custodiam  volentes 
eos  post  cessacionem  strepitus  populi  sue  reddere  libertati. 
Quod  et  fecerunt.  Captata  namque  oportunitate  debita  eos  a 
Praga  permiserunt  abire  libere  et  quiete.  Ipsi  autem  gressus 
suos  dirigentes  versus  montes  aut  versus  montem  Kothnis  a 
venerabili   patre  domino    abbate    Cisterciensis    ordinis   et    suo 


Cap.  46  findet  sich  der  Satz  infatoatom  sal  nichil  valet,  doch  mnM  trotc 
dieser  Analogie  hier  offenbar  Salomone  gelesen  werden.  ^  In  cod. 

morua.        *^  Ita  cod.  Palackj  liest  fratres  illos ,  aber  die  Worte  beziehen 
sich  auf  in  bonum. 


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462 

conventu  ibidem  morantibus  sunt  honorifice  recepti  et  hamana 
pietate  fraternaliter  hospitati,  ibi  ut  dicitor  adhuc  hospicio 
detinentur.  ^ 

Cap.  63. 
Adhuc  de  eodem.^ 


Cap.  64. 

foi.  167»  Qnomodo  ante  mortem  regis  quosdam  de  eonsulatu  nore 
eiritatis  Pragensis  oeeideront  et  quomodo  post  mortem 
regis  mann  fort!  eampnm  ingressi  snnt  quasi  contra  fldeles 

pngnatnri. 

Ante  autem  eiusdem  Wenceslai  decessum  parvo  tem- 
pore cum  iam  forsan  infirmus  extitit,  pretorium  in  nova  civi- 
täte  Pragensi  cum  multa  austeritate  et  potencia  Husoniste 
ascendentes  nonnuUos  ibi  repertos  vere  et  orthodoxe  fidei  pro- 
1419  fessores  eciam  ut  credo  de  consulatu  in  illa  civitate  aliquos 
Juli  30.  ^Q  fenestris  precipitantes  morti  tradiderunt,  nam  cum  non 
possent  errores  suos  veritate  defenderc;  suppleverunt  pugnis, 
quod  nequiverint  sillogismis  et  in  eos,  qui  eorum  perversi- 
tates^  sectari  dedignati  sunt,  crudeles  suas  manus  usque  ad 
effusionem  sanguinis  et  intemecionis  obprobrium  iniecemnt. 
Reputabant  se  obsequium  prestare  deo,  cum  hoc  faciebant,  quo- 
niam  excecati  cordibus  nesciebant,  quid  agebant.  Ipsi  rursum 
post  mortem  regis  adhuc  credentes  se  in  hiis  omnibus  bene 
fecisse  et  bene  facere  congregata  multitudine  gravi  nobilium 
et  ignobilium  campos  aggressi  sunt  contra  vere  christicolas  ex 
eo  maxime ,  quod  ipsos  Husonistas  hereticos  ,  nominabant  in 
armis  bellaturi^  resistentibus  tamen  eis  quibusdam  conatus 
ipsorum  non  habebat  effectum. 


•  In  marg.  ne. 

1  Dieses  Capitel  findet  sich  zum  Theil  g^edruckt  in  Palackj  It.  Reise» 
pag.  100.  ^  Dieses  Capitel  ergiesst  sich  in  eine  Menge  rhetorischer 
Floskeln  über  das  im  früheren  Capitel  erwfihnte  Factum,  ohne  irgend 
etwas  neues  beizubringen. 


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463 


Cap.  65. 

Qnomodo    Sigismundus    suceedens   Wenceslao  |  ingressus  ^oi.  167^ 
est  Wratislariam  cum  indignaeione  contra  clerum  et  de 
morte  Johannis  dneis  Gorlitzensis  fratris  eins. 

Post  obitum   huius   impii   Wenceslai    non   superfuit  alius 
filiorom   eximii  Earoli    nisi  Sigismundus   rex   Romanorum    et 
Ungarorum.  Frater  etenim  Wenceslai  et  Sigismundi  Johannes 
dux  Gorlitzensis  ante   mortem   ipsius  Wenceslai   pluribus 
annis  fuit  vita  privatus:  Ad    mooasterium  nsmque  Novecelle   Cister- Cat. abbat 
ciensifl  ordinis  et  Misnensis  diocesis  qoadaiii  vice   veniens  et  sanus  et  inco-       Sag. 
Imnis  ad  lectnm  dormicionis  sae  properans  in  mane*  diei  alterins  in  eodem 
suo  thalamo  mortuus  est  inventus.    Cuius   corpus    ducebatur  ad  Prag^am  et       1396 
ibi  sepeliebatur  in  sepnlcro  maiomm   suorum.  ^     Sigismundus    igitur    in    Mfirz  1. 
Ungaria   constitutus   mortem   fratris   sui  Wenceslai   percipiens 
ad    Pragam    vel   ad    regnum    Bohemie    mox    et   in    continenti 
transire  non  potuit,   quia   per  Turcos  et  Tartaros   et   paganos 
alioB  in  regno  Ungarorum  forti  manu  persistens  et  graviter  id 
dampnificans  impeditus  fuit.  Contra  illos  itaque  pugnaturus  vel 
eis  volens  resistere  in  Ungaria  permansit.  Illustris  autem  prin- 
ceps    domesticos    suos    ad    partes    aliquas    regni    Bohemorum 
dirigens  et  incolas  parcium   aliarum   in    tribulacionibus   eorum 
confortari  faciens  eis  suum  adventum  cito  venturum  nunciavit. 
Oportunitate  igitur  captata  et  Turcis   cum  suis  de  Ungarorum 
regno    recedentibus    arripuit    iter    ad    fines^    regni   Bohemici 
veniendi  et  in  nocte  Epiphanie  domini  anno  domini  1420  cum      1420 
sua  regina  et  nonnullis  aliis  perveniens  ad  civitatem  Wratisla-    •^*'*-  ^• 
viam^    que   est  in  Slesia  et  ad  coronam  Bohemorum  pertinet; 
ibi   larem    suum   ad  tempus  habuit   permanens   in   eodem  loco 
tempore  aliquote/^    Indignabatur   autem  in  principio  ingressus 
sui  in  Wratislaviam  prelatis  et  clericis  Wratislaviensis  diocesis 
estimans   eos   excommunicacionis  ^  vinculo   innodatos    existere^ 
quia  papalem    decimam   iuxta   modum,    quo   ipse  vel  sui  eam 
petebant^  ei  dare  nolebant  Ideoque  prelatis  et  [clericis  Wratis- 


*  In  cod.  manu.         ^  Ib.  fratres.         ^  Ib.  ex  fehlt. 

>  Ludolf  hat  fast  in  gleicher  Weise  in  der  Saganer  Klosterchronik  berichtet. 

SS.  rer.  Sil.  I.  217.    Palacky  hat  dies   Capitel   theilweise  in  seiner  Ital. 

Reise  pag.  100  mitgetheilt.       >  Bis  April  s.  die  Regesten  und  das  Itinerar 

des  K.  Sigmund  bei  Aschbach  HL  432  f. 


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464 

Jan  5.  lavieneis  civitatis  in  vigilia  Epiphanie  sibi  occurrere  volentibus 
cum  cantu  et  reliquiis,  ornatibus  et  soUempnitatibuB  eccle- 
siasticis  dedignabatur  eis  in  campo  presentibus  in  die  civitatem 
ingredi  aut  eorum  oceursibus  salutari.  Ipsi  autem  de  suo  iure 
et  de  sua  confidentes  innocencia  et  se  excommunicatos  minime 
reputantes'^  redierunt  ad  domos  suas  et  divina  ut  antea  in  sois 
ecclesiis  prout  de  iure  potuerunt  et  debuerunt  sollempniter 
peregerunt. 

Cap.  66. 
De  decima  sibi  a  papa  concessa. 

Martin  US  V.  perpendens  Sigismundum  regem  Ro- 
manorum et  Ungarorum  pro  bono  et  specialiter  pro  unione 
sancte  matris  ecclesie  labores  aliquos  habuisse  et  nonnulla  in 
eisdem  laboribus  expendisse  graciam  ei  concessit  et  tribuit^ 
ut  prelati  et  clerici  per  certa  regna  constituti  integras  decimas 
unius  anni  omnium  redituum  ecclesiasticorum  sibi  tribuerent 
exceptis  beneficiis  dominorum  cardinalium  et  quorundam  ordi- 
num^  quos  in  littera  bullata  expressit.  Dominus  igitur  Johannes 
Brandeburgensis  episcopus  unus  de  executoribus  regalis 
indulti  occasione  eins  a  prelatis  et  a  clero  integram  deeimam 
unius  anni  de  omnibus  reditibus  ecclesiasticis  exigebat  Vole- 
batque  secundum  verborum  corticem  eius^  debere  de  singulis 
et  universis  magnis  et  minimis  beneiieiorum  suorum  fructibus 
ipsi  regi  decimas  expagare  et  quasi  volens  eos  non  solum  ad 
redituimi  pecuniariorum ;  iumentorum  aut  pecorum  decimas 
prestandaS;  verum  eciam  minutissimarum  rerum  herum  ver- 
borum occasione  compellere^  quasi  decimare  deberent  eciam 
rutam;  mentam,  ciminum  et  olera.  Contra  eos  de  cancellaria 
sua  graves  fecit  emanare  processus  *  sub  excommunicacionis  et 
grandium  aliarum  sentenciarum  latarum  pena,  si  intra  certum 
tempus  decimas  huiusmodi  non  persolverent  cum  effectu.  Mina- 
batur  insuper  de  auxilio  secularis  brachii  invocando,  quod 
fol.  168*  brachium  se  posse  invocare  |  ex  verbis  in  literis  positb  esti- 
mabat.  Estimabat  aio^  quia  in  veritate  non  potuit.  Nam  cum  id 


*  In  cod.  representantes.         ^  Sc.  indnlti. 

*  Heyne  (}esch.  d.  Bisthums  Breslau  bringt  über  diesen    Streit  so  gut  wie 
nichts  (Klose  Doc.  Qesch.  v.  Breslau  ebenso).  S.  oben  die  Einleitung. 


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465 

non  invocetor  nisi  contra  contemptores  mandati  ecclesiastici  et 
clerus  Wratislaviensis  cum  suis  superioribus  hoc^  minime  con- 
tempserit,  ut  patebit  infra^  non  fuit  sibi  licitum  ad  brachium 
seculare  recurrere  invocandum.  Sana  prelatorum  et  clericorum 
Wratislaviensis  diocesis  universitas  in  sua  diocesana  synodo 
congregata  diligenter  attendens;  quod  si  beneficiorum  decima 
alicui  simpliciter  concedatur  ad  tempus  beneficiorum,  eorundem 
decima  dari  et  sumi  debet  iuxta  beneficiorum  taxam  ab  olim 
datam  et  prestitam,  dare  se  in  hunc  modum  in  iure  diffinitum 
ipsam  decimam  regi  paratam  obtulit,  quoniam  beneficia  et 
prelature  in  Wratislaviensi  diocesi  ab  antiquo  taxata  sunt  et 
prelati  et  clerici  iuxta  quantitatem  taxe  secundum  antiquam 
observanciam  papales  decimas  tribuerunt  Sed  quia  Brande- 
borgensis  pontifex  de  modo  huiuscemodi  non  contentus  ipsam 
congregacionem  ad  plus  dandum  compellere  voluit  et  quantum 
in  se  fuit  compulit,  eadem  congregacio  in  scriptis  ad  sedem 
apostolicam  appellavit. 

Cap.  67. 
Adbnc  de  eodem. 

Et  licet  clerus  ipse  appellacione  ipsa  insinuata  hiis  qui- 
bus  insinuanda  fuerat  et  amplis^  petitis  prosequeretur  eam 
apud  summum  antistitem  volens  tarnen  omnem  humilitatis 
iusticiam  adimpleri,  humiliavit  se  sub  manu  potenti  regia 
mittens  ad  regem  soUempnem  nuncium  et  ambasciatorem  suum 
ad  petendum  et  deprecandum,  ut  decima  secundum  taxam 
contentus ;  ut  inclitus  pater  eins  Karolus  in  casu  consimili 
contentus  extitit,  eum  ultra  taxam  predictam  nullatenus  aggra- 
varet.  Ipse  vero  pravis  deceptus  consiliis  hoc  facere  renuebat, 
sie  quod  lis  inter  clerum  Wratislaviensem  et  regem  vel  pocius 
suum  executorem  marte  suo  cuiTobat.  Vivebat  autem  adhuc 
Wenceslaus  Bohemorum  rex,  qui  lite  ista  et  causa  in 
Romana  curia  pendente  indecisa  mortuus  est.  £x  tunc  igitur 
ipse  Sigismundus  et  eins  executores  cum  sibi  adherentibus 
magis  animati  sunt  ad  perficiendum,  quod  modis  incongruis 
inceperunt.  Credebant  tunc  clerum  ad  voluntatem  regis  esse 
modis    Omnibus    inclinandum,    quia    dominium    temporale    et 


*  In  cod.  hec        **  In  cod.  «postoliciB  wohl  für  ftplis? 


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466 

brachium  seculare  in  WratislavienBibus  partibuB  ad  ipsum 
fuerat  devolutum,  unde  et  eorum  aliqui  in  Wratislaviensi  civi- 
tate  et  diocesi  et  eciam  extra  prelatos  et  clericoB  beneficiatoB 
WratiBlavienBiB  dioceBiB  habenteB  pro  excommuDicatis  et  hoc 
eciam  alÜB  intimanteB  ab  eorum  divinis  officiis  abstinebant 
JuBtUB  autem  ut  leo  confidens  hec  omnia  non  timuit,  dam  pre- 
latorum  et  clericorum  huiuBcemodi  venerandus  exercitus  tal^ 
iniuriaB  non  curavit;  divinis  tarnen  se  ingesBit  ut  prios  et  regia 
voluntatem  quamvis  literis  regalibuB  terribilibuB  et  minatorüs 
pulsatus  sepe  foret^  nullatenus  adimplevit  Hoc  disturbio  sie 
pendente  rex  Sigismundus  in  tempore  Buperius  nominato 
Wratislaviam  ingredienB  clerum  adhuc  abhorruit  indignanter, 
verum  tarnen  indignacio  eiuB  non  diu  duravit,  quin  immo  oon- 
gregato  toto  clero  compoBicionem  cum  eo  Buper  hoiuBmodi 
controversia  amicabilem  iniit,  in  qua  clerus  ipse  graciam  r^is 
obtinuit.  Et  tamen  ipBO  rex  secundum  formam  qua  peciit  deci- 
mam  non  accepit.  Obtulit  enim  clerus  ut  prius  decimam  unius 
anni  secundum  taxam  beneficiorum  iuxta  meutern  concesse  sibi 
gracie  et  ipsum  cum  una  alia  consimili  honoravit.  Duplicem 
ergo  decimam  ei  prestitit  et  regalis  indignacio  cessavit  sea 
conquievit.  Corte  si  iuxta  nudum  sonum  exteriorem  verborum, 
que  in  suo  ponebantur  indulto,  ei  dedisset,  ut  prius  voluit,  non 
duplicem;  sed  triplicem,  quadruplicem  vel  quintuplicem  vel 
adhuc  maiorem  accepisset. 


Cap.  68. 
Adhuc  de  eodem. 

Beneficia  quoque  non  taxata,  quorum  posBessores  multis 
ante  decimarum  collectoribus  taliter  qualiter  se  opposuerant, 
fol.  168^  11^  prestacione  huius  decime  beneiiciis  taxatis  adequata  |  sunt, 
ut  videlicet  iuxta  valorem  eorum  beneficiati  ipsorum  de  eis 
decimas  solverent,  sed  pro  illa  vice  non  duplicem  sed  unam 
tantum.  Consuetudo  namque  prescripta,  ut  iuxta  taxam  bene- 
ficiorum taxatorum  beneficiati  eorum  dent  decimam,  a  canonibus 
approbatur  ....  * 


Die  weiteren  Aasführangen  sind  vom   historischen   Standpunkte  ans  be- 
langlos. 


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467 


Cap.  69. 
Adhuc  de  eodem.  foi.  i69» 


Cap.  70. 

De  hiis  qne  tnnc  Sigismundus  egit  in  WratislaTia  et  de 
interfeceione  eonsulum  ibidem  prius  per  WratislaTienses 

cires  facta. 

Hiis  ergo  qua  premissa  sunt  de  regali  decima  et  cleri 
contradiccione  taliter  qualiter  succincte  et  breviter  propter  me- 
moriam  futurorum  hie  positis  videndum  est  de  quibusdam  regis 
operibus,  que  in  Wratislavia  operatus  est.  Multis  terrarum 
dominis  de  regne  Alemanie  ad  eum  illuc  accedentibus  et  sibi 
de  terris  suis  homagium  ut  regi  Romanorum  facientibus  por- 
rexit  illas  in  feudum  sicut  prius  habuerant  faeiens  hoc  nobilium 
et  ignobilium  presenti  multitudine  publice  et  sollempnitate 
consueta.  ^  A  civibus  eciam  Wratislaviensibus  et*^  quarundem 
aliarum  civitatum  Slesie  simile  recepit  homagium ,  sed  regni  Jan.  6. 
nomine  Bohemorum.^  Multos  eciam  Wratislavienses  incolarum 
ultra  yiginti  capitali  fecit  plecti  sentencia,  qui  prius  vivente 
adhuc  Wenceslao  fratre  suo  impetum  et  sedicionem  dicebantur 
fecisse  Wratislavie  et  aliquos  de  consulatu  ibidem  iniuriose  et 
contumeliose  morti  contra  omnem  racionis  iuris  et  equitatis 
ordinem  tradidisse.  Anno  siquidem  incarnacionis  dominice  1418  141g 
in  die  sancti  Amolphi^  confessoris  atque  pontificis  consulibus  Juli  18. 
et  senioribus  civitatis  illius  in  pretorio  congregatis  populus  et 
turba  civitatis  eiusdem  in  effrenata  multitudine  cum  gladiis, 
armis  et  fustibus  in  ipsum  pretorium  violenter  irruit^  consules 
aliquos  cepit  et  non  confessos  nee  convictos  nee  sentencialiter 
condempnatos  in  ipso  foro  civitatis  gladio  per  spiculatorem 
truncari   fecit.     Quod  Wenceslaus   dum  viveret   impunitum 


*  In  cod.  in. 

^  S.  die  Regesten  Sigismnnds  bei  Aschbach  a.  a.  O.  III.  430.        ^  S.  Klose 

Docnmentirte    Gesch.    von   Breslau   II.   337.         ^  g^  Heyne  a.  a.  O.  II. 

pag.  455 — 467.    Zur  Datirang  bemerke  ich    übrigens,  dass  das  Fest  des 

heil.  Arnulf  in  der  Breslauer  Diöcese  am  16.  August  gefeiert  wird;    s. 

Orotefend,  Handbuch  der  hist.  Chronol.  pag.  104. 


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468 

non  sine  causa  forte  dimittens  ipsl  Sigismundo  et  si  non  verbo 
tarnen  opere  vel  quasi  si  non  committendo  tarnen  obmittendo 
reservavit.  Sane  etsi  iusta  fuit  contra  sedicionarios  ad  mortem 
lata  sentencia^  tarnen  si  istorum  morte  punitorum  aliqui^  ut 
quidam  volunt,  in  prima  nece  consulum  fuerunt  innoxii^  non 
meretur  quoad  hos  lata  sentencia  coUaudari,  nisi  forte  coram 
iudice,  qui  secundum  allegata  et  probata  iudicare  tenetur,  de 
illa  fuerunt  per  testimonia  legitime  modo  producta  et  exami- 
nata  convicti,  eciamsi  testimonia  illa  non  fuerunt  veritate 
subnixa,  tunc  quippe  etsi  quoad  hos  sentencia  prefata  moveretor  ^ 
iniusta  quoad  causam,  tarnen  quantum  ad  iuris  ordinem  eam 
redarguere  non  anderem.  * 

Cap.  71. 

De  duabus  flliabns  Lodwici  regis  Ungaromm  et  Sigismundo 

quomodo  rex  Dngarorum  factus  sit  et  de  prelio  eios  contra 

Tnrcos,  in  quo  et  succnbnit. 

Et  quia  iam  finivi^  in  describendo  principium  et  exor- 
dium  huius  Sigismundi  in  regno  Bohemorum,  placet  eciam 
videre  per  pauca  verba  eius  inicium  in  dyademate  regni  Unga- 
romm. Bone  memorie  Lodwicus,  qui  regnavit  super  Ungaros 
eo  tempore,  quo  inclitus,  pius  et  optimus  Earolus  Romanis  et 
foL  169  »>  Bohemis  in  arce  regni  prefuit,  duas  filias  |  Mariam  (et)  Hed- 
wigem  habuit;  sed  filio  carens  Mariam  seniorem  filiam  suam 
Sigismundo  filio  Karoli  pro  tunc  adolescenti  Earolo  adhuc  in 
Vita  superstite  desponsavit,  ^  Hedwigem  vero  cuidam^  ducum 
Äustrie  ad  matrimonium  copulavit.  Habens  autem  in  manu  sua 
ante  suam  mortem  duo  regna  Ungarorum  scilicet  et  Polonorum 
regnum  Ungarorum  ipsi  Marie  cum  suo  Sigismundo,  Polonorum 
vero  ipsi  Hedwigi  cum  suo  duce  post  suum  obitum  ad  haben- 
dum  et  possidendum  designavit.  ^  Mortuo  igitur  Karolo  et  post 


•  In.  cod.  moveret.         **  In  cod.  «um,   darüber  finivi. 

*  Damach  scheint  Ludolf  von  der  Schuld  aller  Angeklagten  nicht  über- 
zeugt gewesen  zu  sein.  '  Ueber  die  Beziehungen  Karls  IV.  zu  Ungarn 
in  Betreff  der  Verlobung  Sigismunds ,  s.  Lindner,  Gesch.  des  deutschen 
Reiches  unter  Wenzel  I.  pag.  58  ff.,  95  ff.  '  Wilhelm,  dem  Sltesten 
Sohn  des  Herzogs  Leopold.  *  Ludwig  hatte  ffir  Maria  und  Sigmund 
beide  Reiche  bestimmt,  s.  Lindner  a.  a.  O.  pag.  193. 


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469 

hec  Lodwico  Sigismundus   ipse   cum  sua  Maria  regnum  Unga- 

rorum  obtinuit;   sed  per  ipsos   Ungaros   expulsus  de  eodem  id 

forti  manu  reingressus  possedit  id  ut  prius.  Tandem  Ungari  quen- 

dam   dictam  Karolum  de  pace   reg^em   Sicilie   sibi  in  regem  erigentea'  per       ^^^^ 

eundem  Karolum  ipsum  Sigismundum  de  regno  iteratis  vicibuB 

eicere  voluerunt.  Quo  Karolo  mortuo  in  eo  modo,  quo  superius 

in  capitulo  tercio  dictum  est,  Sigismundus  magis  pacifice  üngarie  q^^  abbat. 

SCeptra  possedit.    Verum  tarnen  a  Turcis  et  aliis  eoram  compUcibas  plnra       g|^, 

dampna  passns  fuit,  com  qoibns  ante  mortem  Karoli  de  pace  ingressus  snccn-       1896 

buit  et  plnrimis  suis  in  prelio  interfectis  vix  ipse  cum  paucis  evaait.  *  Sept.  28. 


Cap.  72. 

De  Hedwige  secunda  fllia  Lodwici  et  Wladislao  rege 
Polonorum. 

Hedwigis   Lodwici    filia   post   mortem   patris   sui   cum 
viro  suo  Australi  regnum  Felonie  detinebat,  sed  ecce  Poloni 
ducem  Austrie  de  suis   finibus   expellentes   et   Hedwigem   sibi 
desponsatam  eidem    auferentes    eam   cuidam  gentili  sed  tunc  a  primo       1386 
baptizato  in   coniugio   copularont  ipsumque  nominantes  Wladislaum  quam  vis  Febr.  18. 
adhuc  neopbitum  super  se  regem  fecerunt.  Qni  tenens  regnum  Felonie  ipsam 
Hedwigem  pro  nxore  habuit  licet  sterilem  et  sine   prole.     Dicunt  autem  Po- 
loni eam  esse  vel   fuisse  huius  secundi  et  non  primi  principis   nxorem  legi-  Cat. abbat, 
timam,  quia  cum  eam  tulerunt  de  cubili  ducis  Austrie,  tam  iuvenis  et  impubes       Sag. 
extitit,    quod    licet  inter    eos    fuissent^  contracta    sponsalia,    tarnen   propter 
defectum    etatis    matrimonium    nullnm    fuit.     Dux  autem  eam  asserens  esse 
uxorem  suam  et  forsan  ^  a  se  cognitam  ^  nullam  aliam  voluit  ducere  in  uxorem. 
Ipsa    eciam   Hedwigis  regina   operibus  bonis   plena  deo  non  mundo  militans 
humilitati   vacans  et  superbire  penitns    ig^orans    magistros   virosque    doctos 
deum  timentes  pro  sua  et  aliorum  salute  ad  se  de  longinquis  vocans  partibus' 
post  hec  defuncta  est  non  senex  annis  sed  moribus,  cani  *  enim      1399 
snnt  sensus  hominis  et  etas  senecttUis  in  mta  immaculata  consistit.   ^^^^  ^'^' 
Per  hoc  tamen  eam  sanctam  tamquam  canonisatam  et  publice 


^  Recte  eligentes.  ^  In  cod.  fuisset.  "^  Die  Stelle  in  den  SS.  rer.  SIL 
ist  nach  der  Obigen  zu  corrigiren,  da  sie  unrichtig  ist. 

^  Bei  Nicopolis,  auf  welche  Schlacht  sich,  wie  schon  Stenzel  SS.  rer.  Sil.  I. 
217  bemerkt,  der  Verfasser  an  dieser  Stelle  wahrscheinlich  bezieht.  In 
etwas  geänderter  Form  ist  Ludolfs  Darstellung  in  der  Saganer  Kloster- 
chronik SS.  rer.  Sil  I,  218.  >  Caro,  Gesch.  Polens  II.  ö05.  '  Dieser 
Berieht  stimmt  fast  wörtlich  mit  seinem  früheren  in  der  Elosterchronik 
pag.  218  nberein.        *  Sap.  4.  9. 


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470 

colendam  non  astruO;  cum  talia  astniere  solum  sit  reservatam 

sedi  apostolice.  Wladislaus  autem  post  eius  transitum  duxit 

1402     aliam,  >  que  cum  sibi  unicam  filiam  genuisset,  vita  foncta  est, 

•^"^      poßt  cuius  mortem  2  adhuc  a  Polonis  pro  rege  habetur  et  raro 

M£     21   ^^^  nunquam  cum  magistro  et  fratribus  de  domo  Teutunica 

qui  Prutenis   presunt   concordiam   habet  aut   pacem.    Ipse  est 

Wladislaus    de    quo    superius    in    capitulo   44.   per   antici- 

pacionem  ad  ista  que  hie  enarrantur  scriptum  est,  quod  bellam 

magnum  cum   ipsis   dominis   de  Prussia  habuit  in   quo   Victor 

existens  multos  illorum  stravit. 


Cap.  73. 

Qnaliter  Sigfsmundus  ad  Bohemiam  properare  et  heresim 
ut  dixit  Tolens  destruere  mnltis  dominis  Tasallis  suis  ser- 
foi  170-  Ticinm  indixit.  | 

Terra  Bohemorum  urticis  et  spinis  heresium  et  spismatam 
repleta  ultra  modum  illorum  errorum  extirpacio  incumbebat 
SigismundO;  tum  quia  hoc  in  mandatis  accepit  a  felici* 
Constanciensi  concilio,  tum  quia  super  hoc  sepius  eum  ammo- 
nuit  Martin  US  V.;  tum  quia  ex  regali  Bohemorum  presidencia 
regni  eiusdem  climata  purgare  de  sentibus  talibus  et  yepribas 
tenebatur,  tum  quia  in  regno  eodem  tantum  invaluerunt  heresea 
et  scismata,  quod  sola  pontificalis  auctoritas  hec  eradicare  non 
potuit.  ^  Ideo  pro  tarn  salubri  exequendo  negocio  et  pro  appre- 
hendenda  terra  Bohemica  et  terre  illius  regali  infula  pluribus 
terrarum  dominis  de  suo  homagio  existentibus  servicium  in- 
dixit in  equis  et  asinis  certum  eis  spondens  Stipendium  ipsos 
ad  impendendum  sibi  in  illis  adiutorium  requisivit.  Quorum 
nonnulli  cum  summa  se  disposuerunt  ^  diligencia^  ut  eius  tarn 
sancta  exequerentur  monita  et  precepta.  Venerunt  nempe  ad 
eum  in  fortitudine  sue  potencic;  ut  iterum  plantatis  in  agro 
sancti  Wenceslai  ducis  et  martyris  virtutum  floribus  et  fidel 
semine  perfidie  tribulos  de  eo  dissiparent  et  evellerent,  sed 
parum  adhuc  audiuntur  de  rebus  laudabilibus  perfecisse.  Ponro 


*  In  cod.  felice.         ^  In  cod.  potest.         <=  In  cod.  disposnerint. 
1  Anna  GrSfin  von   Cilli,    s.  Caro  III.   227.         ^  Zorn  dritten  Male  ver« 
mSblte  er  sich  mit  Elisabeth  Granowska  im  Januar  1417. 


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471 

multi  fidelium  in  timore  positi  de  effectuali  execucione  huius 
rei  Banctissime  facienda  per  Sigismundum  quasi  desperant, 
ut  non  immerito  sit  exorandus  altisaimus,  cuius  res  agitur, 
quatenus  regia  huius  cor  in  ^  lege  sua  et  mandatis  suis  aperiat 
et  per  eum  pacem  faciens  salutem  nobis  tribuat  optatam  et 
concedat.  Hiis  non  obstantibus  sunt  et  aliqui  in  bona  spe  positi, 
ut  per  ipsum  regem  et  fides  et  veritas  et  iusticia  debeat  in 
domino  reformari.  Motiva  autem  ambarum  istarum  parcium  non 
est  necesse  scribere  ad  presens. 


Cap.  74. 
De  monasterio  Cladmnensi  <  et  quibnsdam  eeclesiis. 

Ad  ostendendum  autem,  quam  racionabiliter  et  meritorie, 
quam  prudenter  et  catholice  mota  sunt  corda  illorum  in  Christo 
fidelium,  quam  huic  Sigismundo  in  causa  fidei  et  pacis  katho- 
lice  auxilium  ferre  nitebantur,  libet  hie  inscribere  querelam 
domini  Martini  abbatis^  et  tocins  conventus  inCladrun 
ordinis  sancti  Benedicti,  quam  eidem  Sigismundo  anno  domini 
1420  post  festum  Epiphanie,  cum  iam  esset  in  Wratislavia,  in 
eorum  litera  presentari  fecerunt.  Querulosam  etenim  rem  nar- 
rantes  in  illa  et  regale  desiderantes  in  hac  parte  subsidium 
detulerunt  ad  eum  in  scriptis  primo :  q\u>d  quidam  Ptlstnensium 
cum  suis  eamplicibus  sequaces  doctrinarum  et  errorum  Johanms 
Wydeff  fortalicium  monasterii  eorum  quod  dicänitur  Komperk 
funditus  everterunt  et  omnia  eius  edifida  destruxerunt.  Secundo : 
quod  duas  eorum  aüodiales  curias  diruperunt,  equos  et  pecora  ab 
Ulis  abegerunt  et  blada  et  annonas  ibi  repertcts  abduxerunt. 
Tertio :  quod  tres  ecclesias  per  destruccionem  alt<»rium  violaverunt, 
tecta  in  eisdem  fregerunt,  imaginesque  diversas  in  eis  inventcis 
quasdam  combusseruntj  quasdam  secuerunt  et  quasdam  iuxta  mali- 
dam  et  voluntatem  suam  et  beneplacitiim  sue  nequicie  nonnuUis 
deturpacionibus  affecerunt  et  fontes  baptismales  continentes  in  se 


*  In  cod.  in  wiederholt 

1  Klmdran    (häufiger  monasterinm    Cladrubense,   s.    die    Königaaaler  Ge- 
schichtsquellen  pag.  107  f.)   westlich  von  Pilsen.         '  Abt  von  1417   bis 
1438,  8.  Frind  Eirchengesch.  Böhmens  III.  248.    Viel  schlimmer   erging 
es  dem  Kloster  im  Jahre  1421,  s.  Höfler  Oesch.  d.  hns.  Bew.  II.  68. 
Archir.  Bd.  LI.  U.  H&Ute.  31 


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4t2 

aquam  benedtctam  confregerunt  Quarto:  ^[uod  curias  plebanorwn 
everterunt  et  edifida  in  eis  constructa  destntxerunt,  Qiiinto :  quod 
vestea  et  omamerUa  ecclesiasHca ,  candelas  et  rdiquicis  scmetorum 
abstulerunt  et  secum  asportaverunt  et  cdia  mala  mtUta  feeerunt 
Quapropter  ex  hiis  enomeratis  potest  coniici,^  quot  alia  non 
enumerata  vel  iam  fecerunt  vel  adhuc  facere  parati  sunt  nisi 
contra  eos  fuerit  de  remedio  subitaneo   et  oportuno  provisom. 


Cap.  75. 
De  curia  archiepiscopi  Pragensis  inrasa  et  detnrpata. 

In  diebus  Ulis  Husoniste  archiepiscopalem  in  Praga  curiam 
cum  tumultu  et  violencia  temerariis  suis  ausibus  invaserunt  et 
fol.  170^  eam  turpiter  dehonestantes  |  et  graviter  dampnificantes  in  tectis 
suis  denudarunt;  tigna  et  lateres  de  cameris  et  palacüs  manu 
deposuerunt  sacrilega  tantam  exercentes  contra  illam  et  in 
illa  tyrannidem,  quod  nee  in  curia  sua  nee  in  alia  domo  Präge 
ausus  fuit  dominus  ^  archiepiscopus  residere ,  nee  ^  solom  Bo- 
hemorum  archiepiscopus  immo  et  capitulum  sue  caihedralis 
ecclesie  motu  percussum  apud  suam  ecclesiam  pertimescebat^ 
babitare,  sed  alia  que  potuit  invenire  loca^  pro  domicilio  ad- 
optavit.  Unde  nee  habebatur  Präge  pro  tunc  ad  reddendum  iura 
archiepiscopale  consistorium  nee  divina  officia  fuerunt  in  me- 
tropolitana  ecclesia  celebrata.  Clausa  namque  et  sine  divinis 
per  multa  tempora  perduravit. 

Cap.  76. 
De  errore  eornm  contra  religiöses. 

Wycleffiste  vel  Husoniste  homines  reprobi,  deo  odibiles, 
depravatores  catholicarum  sentenciarum  animarumque  simpli- 
cium  deceptores  vel  scriptis  suis  vel  dictis  vel  factis  men- 
daciter  astruunt  vires  professos  cuiuscunque  ordinis  a(ut)  regule 

•  In  cod.   convici.  ^  Ita  cod.  **  Ita  cod.    recte    pertimescebant;    tto 

auch  in  der  Folge  der  Plural.         *  In  cod.  loco. 

^  Ans  dem  Tone,  in  dem  hier  von  dem  Erzbischof  gesprochen  wird,  scheint, 
wie  Palackj  (Ital.  Reise  pag.  101)  bemerkt,  hervorzugehen,  dass  dieses 
Capitel  noch  vor  dessen  Abfall  im  Jahre  1421  geschrieben  wurde. 


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47a 

tofie  in  periculo  dampnacionis  eterne,  beatum  quoque  Bene- 
dictum,  AugustinuiB;  Basilium,  Jeronimum,  Gregoriuni;  Domini- 
cuiD;  Franciscum  et  alios  ordinum  ipsorum  aut  regularum  in- 
ventores  vel  observatores  ^  dampnatos  esse  nequiter  affirmantes, 
approbacionem  sancte  matris  ecclesie,  quam  ipsa  spiritu  sancto 
inspirata  de  ordinibus  et  quibusdam  regulis  fecisse  dinoscitur^ 
reprehendunty  vilipeDdunt  et  cassant  omnino.  Et  per  hoc  non 
solom  electa  membra  ecclesie  sed  et  ipsam  ecciesiamy  quam 
non  permittit  deus  errare^  quasi  annichilant;  confundunt  et 
dampnant.  Unde  et  in  civitate  Pragensi  et  prope  eam  diver- 
sorum  ordinum  et  regularium  mendicancium  et  non  mendican- 
cium  virorum  et  mulierum  monasteria  a  suis  professoribus 
derelicta;  vacua  vel  quasi  vacua  dimissa  sunt  Timebant  nam- 
que  per  vires  illos  nequissimos  vel  mortem  vel  iniustam  (sibi) 
inferri  violenciam  quasi  propter  solam  vitam  monasticam  et 
secedentes  alibi  ad  loca  secura  accesserunt;  ubi  frui  vel  uti 
poterant^  fruuntur  et  utuntur  obervancia  regulari.  Multorum 
quoque  religiosorum  et  religiosaram  ecclesias^  dormitoria,  refec- 
toria  et  alia  habitacula  referuntur  Husoniste  in  ipsius  religionis 
et  professionis  obprobrium  internus  vel  exterius  deturpasse, 
inhonorasse^  dissipasse,  destruxisse.  Sanctimonialibus  eciam 
quibusdam  per  suos  predicatores  vel  pocius  prevaricatores  sua- 
sisse  et  predicasse  narrantur^  ut  dimisso  voto  castitatis  deo 
prestito  manu  missa  ad  aratrum  retro  respicerent  et  postergato 
bono  continencie,  cui  vix  vel  nequaquam  equum  bonum  ^  inveniri 
potest;  vires  ducerent,  prolem  generarent,  multiplicarentur  et 
crescerent  terramque  replerent.  In  domino  tarnen  confido^  quod 
vel  nulle  earum  vel  pauce  sint  errores  eorum  et  consilia  un- 
quam  secute. 

Cap.  77. 

De  hoC;  quod  dieunt   esse   de   necessitate  salutis  commu- 
nicare  quemlibet  sub  utraque  specie.  ^ 


*  In  cod.  observaciores  dmmpnatas.  ^  Die  Stelle  ist  in  der  Handschrift 
verderbt:  eqoi  boni;  in  der  Handschrift  steht  überdies  auch  noch  statt 
neqoaquam:  neqoaqne. 

1  Dem  gegenüber  betont  Ludolf  den  Standpunkt  der  katholischen  Kirche 
in  einer  Reihe  von  Bibelstellen.  NlUieres  s.  die  folgende  Anmerkung. 


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474 


fol.  171*  Cap.  78—91. 

bis  176»> 

Adhuc  de  eodem.  ^ 
fol  175»»  Cap.  92—99. 

bis  179» 

De   errore   eorum   contra   dei   et  aanctonun   imagines  et 

reliquias  sanctorum.  ^ 


1  In  den  folgenden  Capiteln  geht  er  auf  einzeUie  Punkte  der  gegneriacheo 
Lehre  ein,  die  Ausführangen  erwecken  jedoch  vom  historischen  Stand- 
punkte kein  besonderes  Interesse,  sie  sind  nicht  von  dem  (Gewichte  wie 
die  Ausführungen  anderer  Gegner  der  hositischen  Bewegung  z.  B.  eines 
Hoftnann  von  Sohweidnits  u.  a.  Er  geht  von  dem  Satze  aus:  Niai  man- 
ddcaveritis  ...  et  biberitia  .  .  .  Dagegen  führt  er  an:  qui  manducat 
hnnc  panem,  vivet  in  eternum.  ,Quod  ipse  non  addit,  cur  noa  volumvs 
addere.*  Qui  manducat  me,  vivet  propter  me  .  .  .  .  quod  presbyteri  pos- 
sint  licite  et  absque  omni  culpa,  immo  et  teneantur  hanc  communionem 
sub  utraque  spede  laicis  denegare.  In  diesem  Sinne  sind  die  folgenden 
Erörterungen  gehalten.  Cap.  82  :  Ad  quantam  stnltieiam,  miseriam  et  in- 
saniam  sjnagoga  qnorundam  Bohemorum  ooeasione  horum  verbomm: 
Nisi  manducaveritis  .  .  .  pervenerit,  pudet  scribere  .  .  vagientem  in  cunit 
parvulam  obligatum  astruunt  ad  suscipiendum  sub  utraque  specie  domi- 
nicum  sacramentum  .  .  .  qui  si  parvulus  .  .  .  abhorret  solida  .  .  vel 
evomit  salvatoris  corpus  .  .  .  adhuc  manentibns  speciebus  panis  et  vini 
inbent  illud  conculoari  pedibus  et  conculcant  ...  Im  weiteren  Verlauf 
tritt  er  der  Ansicht  entgegen,  dass  der  Empfang  sub  utraque  nöthig  sei, 
weil  Christus  den  Aposteln  in  solcher  Weise  das  Abendmahl  gereicht 
habe:  ,teneremur  eadem  hora  et  eodem  loco  et  sub  eadem  forma  ver- 
bomm populum  communicare  .  .  .'  Cap.  86:  Tractandum  est  de  eorum 
assumpto,  quo  dicunt  Christum  dedisse  discipulis  sub  duplici  spede 
sacramentum  tamquam  laicis  et  vicem  laioorum  in  hoe  representantibus 
.  .  .  si  hoc  verum  esset,  sequeretur,  quod  omnis  laicus  in  apoetoloc«»  ■ 
personis  in  presbyterum  ordinatns  vel  saltem  ordinaretur  in  presbjterum, 
quando  de  manu  sacerdotis  prima  vice  sub  duplici  specie  dominicum 
susdperet  sacramentum  et  per  consequens  posset  laicorum  quilibet  corpus 
eins  et  sanguinem  consecrare  .  .  .  Cap.  87:  Restat  igitur  hec  verba 
dixisse  dominum  ad  duodecim  non  tanquam  ad  laicos  sed  tamquam  ad 
presbyteros  pro  tunc  in  presbyteros  creatos  ....  Cap.  88:  Placet  ergo 
dominica  verba  tunc  dicta  et  facta  eins  ezponere  ad  presens  .  .  .  hoc 
fadte  in  meam  etc.  hoc  est  et  vos  habete  transeubstaaciandi  potestatem  . . . 
Non  (sc.  dizit)  iubeo  vob  sub  duplid  forma  semper  aüis  tradere  .  .  . 
Cap.  90:  Laicorum  itaque  sub  sola  forma  panis  communis,  generalis  est 
mos  et  observancia  universalis  ecdesie  sacrosanote.  '  In  hetng  auf 
die  Bil^rverehrung  bringt  Ludolf  kein  neues  Material  bei,  er  nimmt  auch 
hier  den  Standpunkt  der  katholischen    Kirchenlehre  vollständig  ein. 


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475 


Cap.  100-107.  fol.  179* 

bis  181* 
Quomodo  HuBoniste  et  sibi  similes  ab  obediencia  se  Bub- 

ducunt  eccleBie    Romane    aBserentes    eam    non    esBe   caput   et 

matrem  aliarum  omnium  eccIeBiarum  et  de  reprobacione  aBser- 

cionis  et  enroris  eiusdem.  ^ 


Cap.  108-111.  fol.  181b 

bi«182»> 
Non  obBtante  quod  papa  dicitur  RomanuB  pontifex,  extra 

Romam  reaidere  potest.  ^ 

Cap.  112. 

EccleBia  Romana  maioritatem  et  primatum  in  universali 
ecclesia  Bibi  non  usurpat  vel  impudenter  arrogat  Bed  ipsa  uni- 
verBalis  ecclesia  hoc  per  se  de  ea  publice  confitetur,  narrat^ 
testatur  et  testando  proclamat.  [  ^  fol-  l®^* 


Cap.  113.  114. 

Bohemi  regem  non  habent  terre  sue,  ut  gloriantur^  ai  se  fo^-  ^^^^ 
preter  auctoritatem  Romane  ecclesie   illum  habere  pretendunt 


<  Der  AusgangBpimkt  seiner  Beweisführung^  ist  natürlich  der  Sats:  Tn  es 
Petras  etc.  Gap.  101:  Qoamobrem  non  super  Petrom  sed  saper  petram 
se  saam  velle  edificare  ecdesiam  dominus  astruit,  quia  non  super  cadu- 
cam  unius  indlvidni  subsistenoiam  aut  personam  sed  super  dignitatem 
eins  et  cathedram  se  eam  constitutarum  previdit  et  construzit  ^  Cap.  111 : 
Quilibet  diocesanus  episcopus  in  quolibet  loco  non  exempto  sue  diocesis 
potest  ....  sedere  et  alia  sua  episcopalia  exercere,  sie  in  qualibet  parte 
mundi,  cum  nihil  potest  a  te  exemptam  esse,  sedem  tuam,  iudidum  tuum, 
habitacionem  tuam  locare  possis  ...  '  Auch  dies  und  die  folgenden 
Capitel  bieten  nichts  Belangreiches.  Aus  Cap.  113  wäre  die  Stelle  heraus- 
zuheben: Bohemi  insuper  se  gloriantur  habere  in  Praga  dignitatem  me- 
tropolitanam  .  ,  .  sed  constat  tales  prerogatiras  emanasse  a  Romana 
ecclesia. 


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476 


Cap.  115. 

Quomodo  Sigismandns  Bohemiam  intrayit  et  Pragam 
obsedit  ad  tempus. 

Hiis  itaque  tactis  aliquantulum  de  hereticorum  stalta  per- 
fol.  184*  nicie  et  perniciosa  stulticia  redeundum  |  est  ad  res  gestas  contra 
illos  per  dominum  Sigismundum  Romanorum,  üngarorum  et  Bo- 
1420  hemorum  dominum,  cui  talibus  bella  indicere  et  contra  eos  arma 
'^'J*^  movere  ex  officio  incumbebat.  Ipse  itaque  anno  domini  1420  post 
festa  paschalia  Bohemiam  in  manu  forti  ingressus  hereticos  de 
quibusdam  eorum  civitatibus  expellens  et  eiciens  civitatem  illam 
magnam^  fortem  et  potentem  Pragam  capitalem  urbem  Bohe- 
morum  hereticis  divitibus  et  prepotentibus  plenissimam  et 
Juni  30.  refertam  manu  militari  circumvallavit  et  obsedit  vel  quasi 
bwJuliSO.  Qjjg^j|.  Obsedit  dico  vel  quasi  obsedit,  quia  civitas  illa  cum 
sit  magna  per  longum  et  latum,  vix  ad  omnem  eins  plagam 
obsideri  potest.  Positis  tamen  contra  eam  ducum,  marchionum 
et  militum  turbis  plurimis  cum  instrumentis  bellicis  adeo  artavit 
et  angariavit  eam,  quod  sine  mendacio  dicere  possumus  ipsam 
ab  eo  fuisse  occupatam,  circumvallatam  non  obsessam.  Nee 
enim  de  muris  civitatis  illius  exire  saltem  remote  eius  incole 
potuissent  sine  regis  ipsius  consensu  tacito  vel  expresso,  vero 
vel  presumpto.  Verum  tamen  exercitus  ille  premagnus  et  pre- 
potens  diversissimarum  nacionum  non  post  multa  tempora, 
postquam  cepit  angariare  et  artare  vires  civitatis  illius,  in- 
opinate  dissolutus,  cassatus,  dissipatus  et  ab  invicem  separatus 
est.i  Nescio  tamen  cuius  ex  culpa.  Rex^  tamen  ipse  apud  multos 
suspicionem  incurrit,  quod  eius  culpa,  negligencia  vel  incuria 
dissipacio  ista  contigit,  eo  quod  secundum  assercionem  eorum 
dissimulacione  indiscreta  hereticis  vel  in.puniendo  pepercerit 
vel  in  causa  fidei  catholice  (secundum)*^  relacionem  eorundum 
nimis  segniter  videatur  egisse. 


•  Fehlt. 

1  S.  darüber  Höfler:  Die  Schlacht  am   2i2kaberge  vor  Prag.    Sitzon^be- 

rieht  der  Wiener  Academie  XCV,  pag.  899.         *  Dieser  Satz  findet  sich 

in  Palacky  Ital.  Reise  a.  a.  O.  abgedruckt. 


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477 


Cap.  116. 

De    coronaeione    Sigismundi    in    regem    Bohemorma ,   de 
rebellione  qnoqne   eornm  et  de   destrnecione  monasterii 

Aale  regle. 

Post  discessum  a  Bohemia  et  separacionem  ab  invicem 
tante  et  tarn  gloriose  multitudinis  contra  scismaticos  et  here- 
ticos  ad  laudem  et  ad  gloriam  creatoris  omnium  et  robor  fidei 
congregate  Sigismundus  Romanorum  et  Ungarorum  rex  in 
ecclesia  Pragensi;  que  est  sita  infra  septa  muromm  regalis 
castri  Pragensis^  fecit  se  in  regem  Bohemorum  inungi.  ^  Pra-  Juli  31. 
gensis  autem  civitas  cum  suis  adherentibus  in  grandi  numero 
adhuc  in  rebellione  et  contradiccione  contra  pudern  et  ecclesiam 
et  ipsum  Sigismundum  permanebat.  Post  coronacionem  igitur 
eins  non  multo  tempore  in  die  sancti  Laurencii  Pragenses  ipsi  Aag.  lO. 
irruentes  in  monasterium  distans  a  Praga  unum  milliare  vel 
ultra,  quod  Aula  regia  dicebatur,  in  quo  et  ipse  rex  (cum)* 
suis  in  regno  Bohemorum  predecessoribus  sepe  capiebant  ho- 
spicium,  fregerunt  id,  igne  vastaverunt,  rebus  suis  spoliaverunt 
et  inventos^  ibi  fratres  Cisterciensis  ordinis  fugam  inire  et 
ipsum  monasterium  relinquere  compulerunt.  £n  quante  auto- 
ritatis  Sigismundus  apud  ipsos  Bohemos  per  suam  unccionem 
factus  est,  ut  eo  recenter  in  regem  eorum  consecrato  sibi  in 
obprobrium  domum  sue  habitacionis  incenderent  et  ponerent 
lapidum  in  acervum.  Fuit  autem  claustrum  hoc  vel  claustri 
huius  ecclesia  decora  pre  ceteris  dei  domibus  omata  decen- 
tissime  foris  et  intus  ad  celestis  templi  similitudinem ,  ut  eam 
intrans  et  egrediens  solo  posset  aspectu  moveri  ad  cogitandum 
aule  summe  pulchritudinem  et  cum  devocione  dicere:  Quam 
dilecta  tabemactUa  tua  domine  virtutum,  concupiscit  et  deficit 
anima  mea  in  atria  domini.  ^  Et  iterum:  Domine  \  dilexi  decorem  fol.  184'» 
domus  tue  et  locum  habitacionis  gloine  tue,  unde  et  mihi  sunt  die 
ac  nocte  devodonis  lacrimey  quousque  veniam  in  locum  taber- 
naculi  admii'abiUs  in  voce  extUtacionis,  confessionis  et  laudis.  Et 
ut  is  qui  vidit  testimonium  perhibeat,  p  o  t  e  s  t  bene  p  r  e  s  e  n  s 


*  In  cod.  Fehlt.         *>  Ib.  mentos. 

1  In  fiezug  auf  das  Datum  s.  Lenz  König  Sigismnnd  und  Heinrich  V.  von 
England  pag.  208,  Note  1.         ^  p».  33^  p».  25,  Ps.  41.  6. 


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478 

scriptor  dicere  illo  monasterio  templum  dei  delec- 
tabilius'^  Benonvidisse.^  Verum  tarnen  quod  in  eins  ocolis 
fuit  acceptum  et  placidum^  fuit  horrendum  in  ocolis  insipien- 
cium  Husonistarum ,  Wyclefistarum  et  sibi  similium  hominom 
mente  et  anima  corruptorum^  qui  et  postmodum  id  horribilios 
effecerunt.  Post  primam  enim  destruccionem  eins  quando  adhue 
Bunt  in  eo  relicti  quidam  parietes^  reversi  sunt  ad  id  inimici 
domini  et  quod  prius  iilesum  vel  intactum  rdiquerant^  pro  parte 
non  modica  destruebant.  '^ 

Cap.  117. 

De  ossibas  regis  Wenceslai  post  eins  obitam  dehonestatis 

et  detnrpatis. 

Wenceslaus  ipse  dum  adhue  viveret,  elegisse  creditur 
Bui  corporis  post  mortem  sepulturam  in  monasterio  Aule  regie, 
quod  secimdum  munificenciam  regalem  sui  predecessores  firn- 
dasse  noscuntur.  £t  quamvis  eins  ossa  non  statim  post  eius 
transitum  fuerunt  ad  ipsum  monasterium  vel  eius  ecclesiam 
1419  deportata,  deportabantur  tamen  postea.^  Hec  ibidem  inventa 
Sept.  12.  Wyclefiste  et  Husoniste  quando  memoratum  monasterium  de- 
moliti  sunt,  ut  quidam  dieunt,  igne  combusserunt.  Quod  si  ita 
est,  iusto  dei  iudicio  factum  vel  permissum  est.  Digna  plane 
divina  operacio  vel  permissio,  ut  qui  adhue  vivens  in  terra  de 
eorum  heresi  vel  eius  fautoria  diversis  honestissimis  viris  et 
mulieribus  verisimiliter  et  valde  suspectus  existens  hereticorum 
penam,  que  est  ignis  exustio,  minime  passus  est,  sustineret  eam 
mortuus,  et  quod  non  luebat  in  corporali  vite  sue  fortitudine 
constitutus;  lueret  exanimis  et  defunctus.  Dicunt  autem  alii 
vires  illos  pestilentissimos  attemptassc;  ut  inventa  membra 
regalis  corporis  concremarent  flammarum  incendio,  sed  minime 


*•  Ib.  delectabllibuB. 

1  Während  seiner  Studienzeit  mochte  Ladolf  wohl  öfter  in  das  benach- 
barte Stift  gegang^en  sein.  ^  Ueber  den  Verlast  der  Königsaaler 
Bibliothek  vgl.  Max  Millauer,  die  ursprüngliche  Bibliothek  von  König- 
saal, Zeitschrift  des  königl.  böhmischen  Museums  U.  1.  pag.  387.  ^  Der 
Leichnam  war  am  18.  August  zuerst  in  der  Peterskirche  auf  dem  Wisse- 
hrad  ausgestellt  und  (wegen  der  Tumulte)  in  aller  Stille  am  21.  August 
in  die  Wenzelscapelle  der  Domkirche  und  am  12.  September  nach  König- 
saal  geführt. 


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479 

perfeoisse.  Forte  fuit  contra  eornm  voluDtatem  et  propositum 
hoc  faciendi  eis  datum  oonsilium  non  faciendi  vel  ingestum 
iinpedimentum  y  quod  eos  in  execucione  huins  deeiderii  impe- 
divit.  Quod  si  ita  est,  voluntas  pro  opere  capiatur,  maxime  si 
non  foit  contenta  in  snis  terminig  sed  ad  aliquem  actum  accesit 
intermedium,  et  iterum  benedicatur  in  suis  iudiciis  veris  et 
iustissimis  rex  seculorum.  £o  liamque  hanc  voluntatem  in  eis 
permittente  voluerunt  ossa  regis  non  Tdumeorum  sed  Bohe- 
morum  usque  ad  oinerem  et  favillam  urendo  redigere.  Et  licet 
subsecutum  opus  non  fuerit,  in  desiderio  tarnen  suo  signis  ut 
creditur  vel  verbis  expresse  possunt  dici  quodam*  modo  membra 
regalia  combussisse.  Referunt  autem  alii  eos  nee  combussisse  nee 
comburere  voluisse  eadem  ossa  corporis,  sed  fustibus  et  lanceis 
et  modis  diversis  aliis  transfodiendo  et  alias  dehonorando  viis 
exbonorasse  varüs  et  modo  multiplici  deturpasse.  Quod  si  ita 
est;  laudetur  iterum  deus  in  suis  operibus  vel  permissionibuS; 
qui  permisit  in  hoc  negocio  scripturam  impleri.  Rex  namque 
fovet  incredulos  presertim  eos,  qui  prosiliunt  in  contumeliam 
et  exprobracionem  illius,  qui  probra  nostra  tulit,  serpentem  in 
gi*emio;  ignem  in  sinu  et  murem  dicitur  in  pera  nutrire.  Et 
quid  rogo  mercedem  consueverant  hii  passivi  hospites  suis 
activis  hospitibus  exhibero;  corrosionem,  incendium^  dampnum 
aut  aliud  malum  ?  Sic  actum  est  cum  hoc  rege  iniquo  post  eins 
obitum,  ut  si  eins  alumpni  et  nutricii  Wiclefiste  et  Husoniste 
sibi  in  vita  non  retribuebant  scandalum,  post  mortem  tamen 
eins  hoc  in  bAbundancia  suppleverunt.  |  fol.  185* 


Cap.  118. 

De    dnobas   monasteriis   canonicornm    regalarium   sancti 
Karoli  et  sancti  Apollinaris  in  Satzkow. 

Sunt  et  ista  monasteria  sub  rege  Sigismundo  per  infideles 
illos  homines  desolata,  ^  habitatoribus  suis  evacuata  et  multi- 
fariis  modis  invasa.  Agnoscatur  igitur  eundem  regem  vel  talia 


*  In  cod.  qnedam. 

^  Der  Karlshof  wurde  am  3.  Juni  1420  erstürmt  und  zerstört.  S.  Pn- 
bitschka  VI.  1.  63;  Frind  a.  a.  O.  pag.  236.  lieber  das  Schicksal  der  Chor- 
herren gibt  unsere  Quelle  fast  die  einzige  Auskunft.  Auch  Sadska  ging 
in  demselben  Jahre  zu  Grunde. 


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480 

non  potuisse  impedtre  vel  conniventibus  ocolis  pertransÜBse, 
unde  et  in  eisdem  professi  monasteriis  per  alia  loca  Bue  regale 
sunt  dispersi.  In  monasteriis  tarnen  sue  professionis  in  Bohe- 
n)ia  non  poterant  esse  securi,  ideo  extra  eam  quasi  exolari 
compulsi  sunt.  Non  inveniebatur  quippe  tunc  locus  in  Bohemia 
religiosis  ipsis  tutus  et  eciam  pauca  clero  seculari  secura,  quia 
tunc  non  erat  rex  in  Israel  et  ideo  unusquisque^  qnod  sibi 
videbatur,  faciebat.  Rex  nimirum  erat,  sed  quia  nullom  et 
inutile  equipoUet  ipse,  qui  quoad  prelia  videbatur  in- 
utilis  et  in  quibusdam  forte  nocivus,  nullus  est  non 
immerito  reputandus.  Nee  solum  hec  duo  loca  et  fratres  regu- 
läres in  eis  hec  passi  sunt^  sed  et  loca  alia  plurima  in  Pragensi 
diocesi  religionum  diversarum  mendicancium  et  non  mendi- 
cancium,  ut  et  illorum  locorum  viri  monastici  pacem  et  requiem 
alibi  quererent  et  in  peregrinis  ecclesiis  se  recipi  facerent,  donec 
ille  furor  inquieti  et  indomiti  populi  conquiesceret  et  cessaret 
Constat  igitur  illo  in  tempore  impleta  per  Husonem  esse, 
que  quondam  unus  non  de  minimis  abbatibus  in  epistola  sua 
ad  qUendam  antistitem  de  Arnolde  de  Briccia  pestifero  homine 
cecinit  dicens:  ^  Solet  sibi  allicere  hlandis  sermonibus  et  smula- 
donibus  virtutum  dimtes  et  potentes  iv^ta  id:  Sedet  in  inndiis 
cum  divüibus  in^  occultUj  nt  interßciat  innocentes*  Demum  cum 
fuerit  de  illorum  captata  beiiivolencia  et  familiaritate  securus, 
videbitis  aperte  hominem  insurgere  in  derum  fretum  tyrannide 
militariy  insurgere  in  ipsos  episcopos  et  in  omnem  pcusim  ecde- 
siasticum  ordinem  desevire.  Hec  ille.  Hus  quidem  iam  obiit, 
sed  in  posteritate  sua,  semine  nequam  et  sceleratis  suis  sequa- 
cibus  adhuc  vivit.  Ipsi  sunt,  qui  adimplendo  mensuram  patris 
sui  hec  omnia  execucioni  mandarunt.  Nee  enim  dumtaxat  ani- 
mos  simplicium  adhuc  decipiunt,  sed  adiuto  brachio  seculari 
eciam  in  proprium  archipresulem  et  clerum  crudeles  sue  malicie 
machinaciones  extendunt.  Probant  hoc  ad  oculum  ecclesiarum 
dissipatarum  dissipati  muri  et  dissipata  menia,  ipsaque  vene- 
randa  dei  templa  eorum  manu  sacrilega  diebus  nostris  multi- 
farie  violata  proclamant.  Sane  si  illa  reprehensibilis  et  exe- 
crabilis  auca  Bohemica  —   sie  enim  Hus  interpretatum,  id  est 


*  In  cod.  et. 

*  Bernhard!  epp.  195  pag.  9*27  der  Basier  Ausgabe  von  1566. 


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481 

anca  dicitar*  —  deplomata  fuisset^  com  adhuc  erat  in  pennis 
parvnla^  alas  ßuas  iam  super  totum  Bohemorum  regnum  non 
extenderet  nee  de  parva  volpecula  demoliente  vineam  domini 
lupus  magnus  et  ferox  in  publicum  prodisset.  Devorat  enim 
iam  hec  bestia  Bohemorum  gentes  sicut  escaäi  panis,  nee  timet 
imperialem  gloriam  nee  Petri  sentenciam  quantumlibet  obediencia 
vel  adversam.^ 

Cap.  119. 
De  monasterio  Opatewitz  sancti  Benedict!  et  mnltis  aliis. 

Et  ergo  ut  afflictis  adderetur  affliccio,  locis  illis  religiosis, 
quibus  adhuc  Wyclefiste  et  Husoniste  nocere  non  poterant  aut 
non  tantum  nocuerunt  |  quantum  voluerunt,  rex  ipse  nocu-  fol  I85i> 
mentum  intulit  et  quod  aliorum  tribulacioni  defecit,  ipse  supplevit. 
Monasterium  etenim  Opatewitz^  cum  suis  reditibus  mili- 
tibiis  et  clientibus  vasallis  suis  et  laicis  tradidisse  dicitur;  qui 
et  illud  et  eins  reditus  occupantes  monachis  eiusdem  cenobii 
parum  aut  nichil  derelinquunt.  Debet  forsan  rex  hoc  eis  in 
subsidium  et  defensionem  facere,  sed  si  tale  subsidium  eis  ut 
aiunt  permanentibus  invitis  et  contradicentibus  prestare  debeat, 
novit  illo;  qui  nil  ignorat.  Regum  est  proprium  nutrire  clerum 
necessitatis  tempore  de  propriis  suis  regalibus,  horreis  et  defen- 
sare  de  proprii  sui  fisci  regii  sumptibus  et  expensis.  Quomodo 
ei^o  fiscum  monasticum  et  religiosorum  horrea  transferre  pos- 
sunt  ad  dominia  aliena^  que  si  rex  iste  transferre  potuisset^ 
transferri  tamen  minime  debuerunt  nisi  necessitatis  durante 
tempore,  illa  cessante  ad  ius,  usum  et  possessionem  ecclesiarum 
reverterentur  libere  et  absque  omni  contradiccione,  difficultate 
vel  gravamine.  Et  ecce  rex  iste  bona  plurima  loci  illius  et 
monasteriorum  aliorum  eciam  de  ordine  militari  armigeris  pro 
certa  summa  pecunie  appropriasse  dicitur,  ut  quousque  prelati 
et  fratres  locorum  illorum  laicis  ipsis  summam  illam  tribuant, 
bona  illa,   civitates^    villas,  allodia,    census  et   reditus   eciam 


*  Diese  acht  Worte  scheinen  eine  Bandnote  im  Original  gebildet  zu  haben. 

^  Ita  cod.  Am  Schluss  scheinen  einige  Worte  ausgefallen  zu  sein. 
^  Das  Benedictinerstift  Opatowitz,  das  seit  dem  27.  Januar  1417  Ton  dem 

Abte   Johann    geleitet   wurde.    Ueber  die   Plünderungen  von  Seiten  der 

Nachbarn  und   die  Verpf2üidungen  der  Stiftsgüter  durch  den  Kaiser   s. 

Frind  a.  a.  O.  pag.  258. 


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482 

contra  voluntatem  eoram  teneant,  poBsideant^  occapeat  et  deti- 
neant^  quod  et  malum  esse  creditur  et  futuri  esse  mali  oecaaio 
verisimiliter  formidatar.  Preterea  (ex)  *  hoc,  quod  tali  modo  cer- 
tarum  personarum  (bona)^  possidentur  ab  aliis,  invito  domino 
fit°  per  indirectüm  alienacio  perpetua  bonorum  ecclesie  et 
ipsis  detentatoribua  datur  occasio  res  huiusmodi  perpetuo  posai- 
dere.  Quod  ex  aliis  factis  ipsius  Sigismundi  regia  veriBÜni- 
liter  esse  pertimescitur,  si  videlicet  ea,  que  prius  fecit  in 
Ungaria;  ut  communiter  dicitur,  ad  memoriam  revocantur. ' 
Nam  ibi  ut  refertur  per  talem  modum  diverse  abbacie  sunt* 
redaete  in  nichilum  vel  quasi  in  nuUum,  ut  panem  filiorum 
nunc  canes  ibi  comedant  et  ex  decreto  vel  permissione  regis 
de  bonis  domini^  que  semel  ipsi  domino  dedicata  vel  oblata 
sunt;  filii  alienorum  vivant.^ 


Cap.  120. 

Qnaliter  Sigismundus  abstaut  anram  et  argentum  de  reli- 
qniis  et  ossibns  sanetoram  in  ecclesia  Pragensi. 

Nee  mirum  si  ex  decreto  vel  permissu  regis  istius  coram 
viris  deo  sacratis  regionem  ipsorum  alieni  devorant,  cum  et 
ipse  rex  statim  post  unccionem  suam  in  regem  Boemonim 
quasi  devorando  consumpserit  aurum  et  argentum,  quod  in  reli- 
quiis  Pragensis  ecclesie  invenire  potuit,  dum  nudatis  ab  omni 
decore  auri  et  argenti  sanctorum  ossibus  et  membris  ea  nuda 
sicut  Christum  in  cruce  reliquit.  Sunt  tarnen  qui  dicunt  eom 
talia  ob  hanc  causam  peregisse  in  Pragensi  ecclesia,  ne  ad 
manus  forte  sacrilegorum  hereticorum,  scismaticorum ,  excom- 
municatoinim  et  sibi  similium  thesaurus  ille  perveniret,  et  eom 
pace  in  Bohemia  reddita  velle  auro  et  argento  eodem  vel  alio 
revestire  capita,  manus,  pedes,  ossa  et  quascunque  particulas 
reliquiarum  sanctarum  per  ipsum  ab  oiiiatu  huiusmodi  denn- 
datas.  Sed  si*  illo  timore  rex  concussus  est,  cur  illas  venerabiles 
sanctorum  exynias  cum  ornamentis  suis  absque  tali  denudacione 
alibi  ad  securum  locum  non  detulit,   sicut   eidem  facere  facile 


Die  ganse  Stelle  ist  im  Manuscript  verderbt,  ex  fehlt.         ^  Fehlt. 
«  In  cod.  Bit.        <*  Ibid.  renovaotur.        •  Ibi  wiederholt. 
^  In  cod.  Sequitur  iam  ultra. 


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483 

fait?  Cur  abducto  auro  et  argento  sanctorum  ossa  ibi  in  tali 
periculo  permisit?  Venient  forte  Wyclefiste  et  vi  tollent  illa 
et  dehonestacioni  et  ludibrio  exponent  ea.  Nonne  magis  auro 
rex  I  timuisse  videtur  quam  membro  deauratO;  nonne  per  hec  fol.  186* 
plus  detulit  tunice  et  vestimento  quam  membro  vestito?  Non 
propter  aurum  ossa  sed  propter  ossa  aurum  est  additum,  ut 
pocius  pertimescenda  fuisset  sacrorum  ossium  possibilis  et  forte 
Ventura  confusio  quam  illius  eris  et  minore  indigna  contreetacio, 
eciamsi  fuisset  eis  illud  de  auro  fulvo  optimo  et  obriso.  Ce- 
terum  quia  hoc  idem  auri  et  argenti  pondus  iam  inter  militares 
SU08  distribuisse  dicitur,  maior  contra  eum  de  non  bono  su- 
spicio  generatur.  Memoria  igitur  memor  existens  eorum,  que 
per  Husonistas  et  regem  Sigismundum  gesta  sunt^  tabescentem 
habeo  in  me  animam  meam,  gero  annos  deficientes  in  gemitibus 
et  vitam  non  in  parvo  dolore.  ^ 


Cap.  121. 

Bex  Sigismundas  (de)''  premissis  qne  feeit  exensari  non 
potest  propter  regalem  suam  Tel  imperialem  dignitatem  et 
potestatem  nee  propter  hoc,  quod  dieitur  illa  in  fldei  eansa 

fecisse. 

Nee  quisquam  asserat  hec  duo  que  prescripta  sunt  cleri- 
corum  scilicet  bona  aliis  tribuisse  et  aurum  ecclesie  de  ecclesia 
et  eins  sacris  reliquiis  abstuIissC;  licuisse  Sigismundo;  |  de  quo  fol.  186^ 
loquimur,  ex  eo  quod  ei  quasi  imperatori  vel  regi  Romanorum 
ad  imperium  assumpto  licuerunt  omnia  vel  ad  minus  hec  omnia 
et  presertim  in  causa  fidei,  cum  talia  vasallis  suis  pro  fide 
christiana  certantibus  pro  stipendio  dederit,  maxime  quia  ut 
quidam  referunt  in  propriis  sumptibus  vel  in  gaza  propra  erarii 
tunc  defecit.  Non  eciam  id  aliquis  in  sui  erroris  argumentum 
assumat;  quod  clericis  divicias,  bona^  hereditates  et  terrarum 
dominia  habere  fuerit  illicitum  et  precipue  congregatum  in 
multitudine   aurum   et  argentum^    maxime   quia  non   pauci  de 


•  Fehh. 

*  Diesen  Satz  bat  Palacky  in  seiner  Ital.  Reise  pmg.   101.     Im  Weiteren 
ergeht  sich  der  Schriftsteller  in  belanglosen  Declamationen. 


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484 

clero  rebus  illis  multipliciter  abutuntur.  Taceant  et  de  illo 
spoliatores  ecclesie;  quod  pro  coloracione  sui  facinoris  inaniter 
assumunt  dicentes  sacramenta  non  indigere  auro  vel  argento. 
Constat  namque  imperatori  vel  regi  quantumlibet  religioso, 
devoto  et  credulo  quantumcunque  precellenti  vel  potenti  nul- 
lam  esse  datam  facultatem  disponendi  de  rebus  ecclesiarum, 
cum  sibi  necessitas  imminoat  ipsis  ecclesiis  humiliter  obse- 
quendi.  Cui  etsi  licerent  omnia;  quam  vis  hoc  mluime  conce- 
datur;  ea  tamen  que  divina  sunt  sue  potestati  subiecta  non 
sunt.  Salva  tamen  ipsius  imperatoris  et  regis  magnificencia  (et) 
honorificencia  ius  publicorum  ei  commissum  est  non  sacrorum. 
Non  habet  rem  non  sacram  hoc  est  nee  deo  oblatam  nee  ali- 
cui  divino  usui  deputatam  de  sacro  loco  propria  autoritate 
tollere,  alias  crimen  sacrilegii  censetur  incurrere.  Quomodo 
ergo  illa  *•  que  oblata  domino  vel  eins  ministerio  deputata  vel 
laudi  inter  sacras  res  vel  sacratas  merentur  numerari,  que 
etsi  ministri  ecclesiarum,  prelati  vel  clerici  vellent  ei  tra- 
dere,  cum  ea  ad  custodiendum  non  ad  tradendum  receperint. 
De  levi  inconstancia  et  reprehensibili  facilitate 
posset  non  iniuste  redargui,  cum  amicus  domini  Naboth 
8uam  vtneam  presentare  renuerit  imperanii,  precipienii  et  ivhenü^ 
regi.  *  Porro  quod  in  causa  fidei  hec  fecisse  dicitur  et  ut  qui- 
dam  aiunt  in  stipendariis  pro  sallario  in  eadem  causa  dotasse, 
nihil  ei  potest  excusacionis  afferre.  Non  enim  sunt  facienda 
mala,  ut  veniant  bona  nee  pro  causa  pietatis  ad  opus  impie- 
tatis  debemus  manus  extendere ,  quia  non  vult  sancta  mater 
ecclesia  tale  lucrum  tali  dampno  aliquatenus  compensare.  Ridi- 
culum^  autem  est,  quod  talis  et  tantus  rex  tunc  temporis  in 
sumptibus  et  expensis  defecerit,  cum  sceptra  gerens  triplicia 
Romanorum,  Ungarorum  et  Bohemorum  thesaurum  regis  Wen- 
ceslai  fratris  sui,  Bohemorum  eciam  olim  regis  et  Jodoci 
marchionis  Moravie  sui  patruelis  aut  patrui,  qui  non  pauci 
vel  parvi  narrantur  extitisse,  ad  manus  suas  recenter  acceperit 
et  de  montibus  Cotnis,  ubi  argentum  foditur,  non  parvum  emo- 
lumentum  suscipiat  omni  die.  Ceterum  si  in  veritate  defecisset 
in    parata   pecunia   ad   danda   stipendia,    potuisset  viis   adhuc 


*  In  cod.  ilUun  und  weiter  unten  quam  und  eam.         ^  In  cod.  nubentL 
1  3  Reg.  21.         2  Diesen  Satz  hat  Palacky  Ital.  Reise  pag.  102. 


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485 

plurimis  excogitasse  remedia,  ut  sine  omnipotentis  dei  et  sanc- 
torum  iniuria  solvenda  solvisset  .  ^ 


Cap.  122. 

A  premissiB  eciam  rex  excusari  non  potest,  si  vellet  dicere 
clericis  non  licere  habere  poBsessioneS;  eed  eoB  debere  vivere 
in  paupertate. 

Cap.  123. 

Quomodo  clerus  et  populuB  debent  esse  victu  et  vestita  foL  187^ 
contentu8.2  bis  188* 

Cap.  124. 
Que  sunt  clero  necessaria.'  foM88»»> 

Cap.  125. 

Clerici  possunt  habere   aorum   et  argen  tum  pro  necessa-  föl.  188^ 
riis  suis. 

Cap,  126. 

Quomodo    intelligatur   illud:    sacramenta   non    requiruntfol.  189«» 
auriun  et  argentum. 


^  Das  Folgende  auch  das  im  nfichsten  Capitel  ohne  Bedentang.  Das  letztere 
richtet  sich  gegen  den  Satz:  Sed  dicit  hereticna:  Epiacopns  et  clems 
pariter  inxta  sancciones  canonicas  vilem  debet  habere  suppellectUem,  quo- 
modo ergo  hoc  potest  esse  a  domino,  quod  provisionem  habeat  habun- 
dantem.  ^  Corformare  tarnen  se  debet  in  Ulis  consuetudini  reg^onis 
illius  et  patrie,  quam  inhabitat  ...  ex  meliori  omatu  vestium  maioritas 
appareat  dignitatum.  '  Debet  clems  habere  ad  personam  propriam 
competentem  et  decentem  sustentacionem  .  .  debet  pauperem  proyidere, 
debet  peregrinis  .  .  hospicium  et  nutrimentum  impendere  ...  tu  dicis  de 
clero,  quemlibet  in  decem  sexagenis  sire  marcis  annnorum  redituum 
debere  contentari,  cum  summa  talis  pecunie  vix  comparare  posset  cooper- 
cnla  librorum,  quibus  ad  hec  indiget  et  unde  recipiet  alia  literatis  et 
doctis  viris  .  .  .  libros  ad  hec  requisitos  non  possunt  sine  sumptibus 
procurare  satis  magnis  .  .  .  debent  habere  sacramentomm  librum  leccio- 
narium,  antiphonarium,  baptisterium,  computnm,  canonem  penitenciarum, 
psalterium ,  omilias  per  anni  circulum  et  ultra  hoc  libros  requisitos  ad 
Studium  bibliam  (I),  sentenciarum  codicem,  exposiciones  et  scripta  doctorum 
decretorum,  decretalium  .  .  .  discere  volunt  sine  libro  .  .  •  Die  weiteren 
Ausftlhrungen  bieten  kein  Interesse  mehr. 


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486 


Cap.  127. 

fol.  189  »>  A  crapula   et   ebrietate    clericos    abstinere   est    eos    ultra 

vicem  terciam  non  potare. 

Cap.  128. 

De  quodam  episeopo,  qai  coram  cracis  imagine  non  per- 
misit  qnantnm  in  eo  fait  {n  cera  Tel  rebus  aliis  oblaciones 
fleri  Tel  Signa  snspendi  et  plebanis  snis  preeepit  tmlia  iani 
fol.  199«  snspenlsa"  anferri  et  presentari  sibl. 

Foit  in  diebus  Ulis  non  in  regno  Bohemie,  sed  extra  id 
non  tarnen  remote  ab  illo  quidam  antistes,  qui  doctor  iuris 
existens  zelum  habuit  sed  non  secundum  scienciam  vel  regulas 
aut  tradiciones  iurium,  ut  coram  venerabili  Christi  passionis 
effigie  vel  aliorum  sanctorum  imaginibus  non  sineret  quantum 
in  eo  fuit  offertoria  fieri  dicens  et  male:  hoc  genus  esse  Ido- 
latrie nee  tolera7idum  esse.  Crucem  et  imagines  fregisse  a^ 
quibusdam  dicitur,  sed  quoad  hoc  a  multis,  qui  eum  noverant^ 
multipliciter  excusatus  fuerat,  eis  dicentibus  hoc  contra  eum 
fore  mendaciose  et  maliciose  compositum,  utpote  contra  homi- 
nem  omnino  in  talibus  innocentem.  Quidquid  autem  sit  de  illo, 
de  primo  non  potest  absque  purgacione  excusari  commode, 
quia  fama  vulgante  non  exorta  a  malivolis  apud  homines^ 
graves  non  paucos  dicitur^  respersus  esse  infamie  macula.  De 
,  prohibicione  ista  nee  solum  ut   creditur  ofFerri  talia  prohibuit, 

sed  oblata  auferri  ecclesiis,  in  quibus  oblata  sunt,  per  rectores 
ecciesiarum  precipiens  sibi  ea  presentari  iussit.  Contra  hanc^ 
legi  quedam  scripta  composita,  quorum  tenor  sequitur  in  hec 
verba :  Licet  ad  prelatoruvi  spectet  officium  nuUo  modo  permiUere 
christianum  populum  causa  veneracionis  dei  et  sanctorum  ecclesias 
accedentem  variis  fcmentis  aut  falsis  documentis  dedpi,  sieut  in 
quibusdam  locis  catksa  questus  consuevit  fieri,  a  memoi^ia  tarnen 
eorum  non  debet  exddere  summi  sacerdotis  filios  in  eo  dominum 
offendisse,  quod  plebem  suam  a  sacrifido  retraxere.  Recordari 
debet,  quod  si  ante  altare  munus  aliquando   relinquendum  sit. 


An  dieser  Stelle  überspringt  die  Paginimng  zehn  Blütter.  ^  Wieder- 

holt. "  In  cod.  bonos.         ^  Ib.  dedicitnr.         *  Sc.  prohibicionem. 


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487 

resumendum  e&t  tarnen  tempore  oportuno  et  offerendum  domino, 
quoniam  tunc  acceptabit  sacrificium  iusticie  et  super  altare 
suuin  inposita  holocausta.  Nee  debet  oblivioni  tradere  altare 
exterius  signum  interioris  existere  et  oblacionem  extrinsecam 
intrinsecam  designare.  Dlcant  et  ipsi  et  eorum  quilibet  non- 
nulla  pro  temporum  congruencia  offerendo  cum  viro  qui  fuit 
electus :  *  Domine  in  simplicitate  cordis  mei  ohtvli  hec  universa  et 
populum  qui  repertus  est  vidi  cum  ingend  gaudio.  ^  Dens  Israel 
cuatodi  hanc  voluntcUem.  Quamvis  etenim  premium  non  requirat 
dominus  y  requirit  tamen  honorem  et  quamvis  velit  non  esse 
iudicandum^  prophetandum^  predicandum  vel  alia  spiritualia 
exercendum  i  n  vel  pro  muneribus,  sumptus  tamen  tabernaculi 
et  stipes  eorum  ^  qui  tabemaculo  deserviunt,  minime  reicit^ 
repudiat  aut  refutat.  Quidnam^  iam  de  victima  Aaron  et  filiis 
eius  crederet?  Aut  quomodo  sacerdotes  dei  papuli  peccata^ 
comederent  vel  servitores  altaris  de  altari  viverent^  si  prohi* 
beretur  Christi  familia  in  devocione  sui  cordis  ecdesiasticas 
oblaciones  facere  vel  deo  vota  sua  reddere^  que  vel  in  tribu- 
lacione  sua  vel  alias  eius  labia  distrinxere. 


Cap.  129—131. 

De  continuacione  eorundem  scriptorum.  ^  ^ol-  1^9  • 

bis  200  »> 


Cap.  132. 
(De)  destrncto  Castro  Wisschegradensi  prope  Pragam. 

Prope  Pragam  erat  castrum  regium  quod  Wissche- 
grade  dicebatur.  Inira  septa  castri  huius  fuit  edificata  quedam 
collegiata  ecclesia  in  honore  beati  Petri  apostoli  Romane 
ecclesie  immediate  subieeta^  bene  fundata  in  dote  sua^  in  divi- 
ciis  non  modica  et  alias  honorabilis;  celebris  et  fiunosa.  Domus 
quoque  prelatorum,  canonicorum  et  clericorum  ipsius  ecclesie 
cum  quibusdam  domibus  aliis  infra  eadem  septa  constructa  fuere. 


*  In  cod.   sed  cor  domiui    das  weder  zu   dem  Vorhergehenden    noch  zur 
folgenden  Bibelstelle  gehört        ^  In  cod.  namque. 

*  I.  Paral.  29,  17.         »  Nach  Os.  4,  8.        ^  Ohne  Bedeutung. 
ArchiT.  Bd.  LI.  II.  H&lfte.  32 


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48Ö 

Post  mortem  igitar  Wenceslai  fratris*  ipsius  Sigismandi 
hii  qui  inhabitaverunt  hoc  fortalicium,  contra  Pragenses  et 
eorum  adiutores  Wiclefistas  et  Husonistas  in  civitate  Pragensi 
tarn  de  indigenis  quam  extraneis  copiosissime  congregatos  b 
fide  perstiterunt  catholica  tenentes  pro  honore  et  utilitate  Sigis- 
mundi  utpote  illius,  ad  quem  tamquam  ad  verum  heredem 
ipsum  castrum  cum  aliis  pertinenciis  regni  Bohemie  fdit  legi- 
1420     time  devolutum.  Pragenses  autem  cum  suis  impugnarunt  ipsum 

Sept.  15.  presidium  fortiter  et  multo  tempore  artantes  eos,  qui  in  ipso 
bis  Nov.  2.  fuerant,  gladiis,  iaculis  atque  fame.  Voluerunt  etenim^  ut  tali 
necessitate  compulsi  tradereut  ipsum  castrum  ad  maous  eorum. 
Quibus  illi  viriliter^  resistentes  ad  tempus  non  modicum  coacti 
sunt  tandem  per  illa  que  premissa  sunt  et  presertim  per 
media(cione)m  hoc  ipsorum  manibus  presentare.  Cum  autem 
appropinquaret  hora,  in  qua  vellent  illud  tradere,  affnit  Sigis- 
mundus  cum  gravi  multitudine  volens  et  castrum  et  castrenses 

Nov.  1.  (Je  tribulacione  infidelium  liberare.  Et  ecce  congressu  inito 
inter  regem  cum  suis  ex  una  parte  et  impios  scismaticos  et 
hereticos  ex  altera  prostrati  ceciderunt  a  parte  regis  armigeri 
et  alii  in  numero  satis  magno.  Rex  autem  cum  ceteris  ante 
tameu;  ut  dicitur^  omnem  ereccionem  signi  vel  vexilli  bellaris 
in  campo  per  fugam  et  recessum  de  loco  certaminis  salvatus 
est.  ^  Wisschegradense  ^  autem  castrum  ingredientes  et  obti- 
nentes  heretici  ipsum  ab  ea  parte  qua  Pragam  respicit^  dicuntur 
miserabiliter  destruxisse  et  licet  eodem  tempore  rex  contra 
vires  illos  dampnatos  et  reprobos  multa  referatur  acceptasse^^ 
in  hiis  tamen  pro  maiori  parte  iusto  dei  permittente  iudicio 
succubuisse  plus  et  defecisse  quam  prevaluisse  et  profeeisse 
narratur. 

Cap.  133. 
De  figara  rernm  harnm  in  reteri  lege  precedente. 

Legimus  in  libro  ludicum,  quod  in  diebus  illis,  in  quibus 
habitatores  Gabaa  de  tribu  Beniamin  per  quoddam  inmaoe 
flagicium  dominum  ofFenderunt,  universi  filii  Israel  preter  tribum 

•  In   cod.   fratrem.  *>   Ib.   verisimiliter.  *"   Dürfte   ein   Wort   zu  er- 

gSnzen  sein. 
1  Palacky  III.   2,   pag.   160  ff.        ^  Dieser  Satz  bei  Pabicky   ItaL  Bei0^ 

pag.  102. 


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489 

Beniamin  cong^egati  castra  tnetati  sunt  contra  Gabaa,  ut  man- 
dante  et  iubente  domino  sub  luda  duce  prelio  eius  iniuriam 
vindicarent.  *  Tribus  quidem  Beniamin  etsi  non  tota  sed 
solummodo  pars  eius  illa  videlicet  que  habitat  in  Gabaa  rea 
esset  huius  sceleris,  adhesit  tarnen  fratribns  sortis  sue  Gabanitis 
eisdem  et  in  Gabaa  conveniens  et  eis  ferens  aaxilium  et 
contra  dei  populum  ad  pugnandum  ab  eo  missum  dimicans 
graviter  eum  prima  et  secunda  vice  forti  plaga  percussit  ac 
pofitquam  illi  |  ante  congressum  tercium  dolore  cordis  intimo  ^ol.  201« 
pro  peccatis  suis  accepto  vigiliis  et  ieiuniis  expiati  fuerant, 
rursum  contra  Gaba(n)itas  inito  certamine  victoriosissime  trium- 
phare  meruerunt.  Et  hec  in  doctrinam  et  terrorem  Sigis- 
mundi  cum  suis  scripta  sunt.  Civitatis  quippe  Pragensis  cives, 
inhabitatores  et  municipes  velut  Gab(an)ite  recedentes  a  paternis 
semitis  impie  nimium  egerunt  et  gesserunt  contra  dominum  et 
Caput  omnis  mali  Johannem  Hus  in  suis  iniquis  dogmatibus 
confoventes  divinam  maiestatem  graviter  valde  leserunt.  Quam 
ledere  quoniam  maius  est  quam  ledere  maiestatem  temporalem, 
constat  Omnibus,  quam  iuste  fuerit  contra  eos  iratus  cum  suis 
et  ad  pugnam  dispositus  Sigismundus,  sed  mandante  domino, 
mandatum  enim  super  hoc  acceperat  a  domini  Jesu  Christi  in 
terris  summo  vicario  et  eius  Constanciensi  concilio  sacrosancto. 
Licet  autem  contra  Pragenses  vel  solum  vel  principaliter  ad 
bellum  missus  fuit  cum  cetu  universorum  fidelium,  Bohemi 
taiTien  alii  et  non  pauci  extra  Pragam  ^  villarum  et  urbium  diver- 
sarum  congregati  sunt^  fratribus  sortis  sue,  contribulibus  lingue 
sue  ipsis  certe  Pragensibus  ferentes  subsidium  et  pugnantes 
contra  universalem  ecclesiam  et  cunctum  populum  christianum. 
Illius  enim  nomine  Sigismundus  ipse  cum  suis  sociis  conflictum, 
pugnam  inivit  et  prelium.  Sed  quia  sicut  patet  ex  preceden- 
tibus,  que  de  eodem  Sigismundo  scripta  sunt,  caritatem  pre- 
viam,**  si  quam  habuit,  ipse  multipliciter  dereliquit  et  cum 
quibusdam  suis  adherentibus  multorum  se  criminum  sordibus 
inquinavit,  quia  non  fuit  sine  peccato  satis  notabili,  non  meruit 
lapidare  feminam  peccatricem.  Lapidare  eam  certe  nitebatur, 
sed  retrorsum  in  eum  lapides  ceciderunt,  cum  in  multis  aggres- 

«  Hier   fehlt  ein  Wort:    habitatores   oder  incole.  ^  Ita  cod.,   es  maia 

aber  nach  Apocal.  2,  4  primam  laaten. 
1  ludicmn  Cap.  20. 

32» 


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490 

sionibas  cooitra  perversos  novorum  documentorum  bomines  cum 
confuflione  succubuit  et  tela  victricia  minime  reportavit.  Spes 
autem  in  domino,  quod  si  in  contnto  et  humiliato  spiritn  veterem 
exuerit  hominem  et  novum  vnduerit^  cum  effectu  et  ablata  mal- 
torum  i:estituen8  et  amplius  a  rapina  vel  violenta  alioram  spo- 
liacione  et  reatibus  aliis  hiis  forte  equalibos  sine  ficcione 
desistere  volens  certamen  novum  contra  eos  assumpserit,  fdi- 
citer  in  domino  triumphabit.  Quod  si  non  fecerit^  non  solum 
habet  de  tropheo  diffidere^  sed  eciam  ne  candelabruin  soum 
de  loco  moTeatur  et  corpus  suum  de  medio  tollatur^  Terisimi- 
liter  formidare.  Non  obstat  quod  dicit  se  odire  facta  Nicolai- 
tarum; que  odit  et  dominus,  quoniam  per  hoc  excusari  apud 
iustum  iudicem  non  potuit  angelus  EphesinusJ 


Cap.  134. 
Conelusio  prime  partis.^ 

Pro  futurorum  igitur  utilitate  et  memoria  scribere 
volens  aliqua;  que  in  una  sancta  matre  ecclesia 
modernis  temporibus  sunt  patrata,  exorsus  sum  ab 
illo  longevo  scismate,  quod  novissimis  hiis  diebus  depopulatum 
est  populum  domini  valde.  Quedam  tamen  ante  illud  scisma 
gesta  hie  interdum  inserui  et  adiuvante  domino  usque  ad  illud 
p  r  e  s  e  n  s  tempus  perduxi,  quo  Sigismundus  Romanorum,  Unga- 
rorum  et  Bohemorum  rex,  qui  pro  purganda  terra  Bohemie  de 
hereticali  zizania  eam  intravit,  eam  exiens  ad  Ungarorum 
regnum  vel  eins  fines  revertendo  pervenit.  Scripsi  autem 
non  solum  illa,  que  me  propria  visus  et  auditus 
experiencia  docuit,  sed  et  ipsa,  que  seniorum  pa- 
riter  et  iuniorum  mihi  fida  relacio  patefecit.  Nee 
illa  dimisi;  que  fama  crebrescente  et  opinione  vulgata  didici, 
quia  dummodo  illa  a  malivolis  orta  non  fuerit,  *  auditores  suos 
fallere  non  consuevit  In  quo  me  excusari  spero  in  domino, 
cum  sciam  plures  ante  me  non  tantum  de  hiis,  que  per  se 
audierunt  et  viderunt  sed  et  de  aliis,  que  perceperunt  a^  suis 
patribus,  amicis  et  fratribus  vel  piis  in  Christo  fidelibus,  historias 


*  In  cod.  fuit.         *»  In  cod.  de. 

1  Apocal.  2,  1.        Gedruckt  in  Palacky  Ital.  Reise  pag.  1021 


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491 

texuisse.  Deprecor  antem  lectorem  et  auditorem  preBencium, 
ut  omnia  probans  quod  bonum  est  |  teneat  et  meliora  de  bonis  fol.  201  ^ 
eligens  pro  me  ad  sponsum  ecclesie  Tirginis  filium  Jesum 
Christum  dominum  nostrum  suis  precibus  intercedat,  ut  ab  eo 
debita  michi  remittantur  de  preterito  et  non  inducar  in  temp- 
tacionem  aliquam  in  futuro  Amen.  1466. 

Explicit  prima  pars  tractatus  de  longevo   scismate.  Incipit 
prologus  in  secundam  partem  eins. 


Secunda  pars. 

(Prologus.) 

Ut  non  sine  cauda  remaneat  hostia  oblata  per  me  domino^  fol.  202  • 
facta  factis  continuare  decerno.  Volo  prout  possum  auxiliante 
Christo  in  honorem  sibi  sponse  sue  non  habentis  rugam  aut 
maculam  facta  que  secuta  sunt^  hiis  que  preibant  adiungere  et 
post  descripta  sceleratorum  opera  que  fecerunt  ante  recessum 
Sigismundi  de  Bohemia  illa  que  post  operati  sunt 
verbis  paucis  et  modicis  enarrare.  Protestacionem  tamen  pre- 
mitto  in  huius  secunde  partis  exordio,  quam  in  tine  prime  partis 
posui  de  scribendis  non  solum  Ulis,  quibus  dum  agerentur  et 
fierent  presens  interfui  sed  et  de  aliis,  que  a  püs,  iustis 
aut  fide  dignissimis  credibiliter  intellexi.  Id  enim  dicuntur 
scire,  quod  tali  modo  nos  contigerit  audivisse.  Dirigat  autem 
in  conspectu  suo  viam  meam  ad  hoc  faciendum  ipse  cuius 
res  hie  agitur  Christus  sponsus  et  sue  gigas  ecclesie,  ad  cuius 
laudem  et  gloriam  pertinet  reproborum  eciam  excessus  scribere, 
cum  vergat  in  honorem  sui  nominis,  tyrannos  et  crudeles 
machinamentis  suis  horribilibus,  que  per  scripturas  ad  memo- 
riam  revocantur,  nomen  hoc  superare  minime  potuisse.  Inchoare 
igitur   ipse  dignetur,   mediare,  prosequi  et  finire. 

Cap.  1. 

De  recessn  regis  a  Bohemia  et  montibns  Chntnis  captis  et 
monasterio  Gzedlitz  deslrncto. 

Wisschegrad  igitur  Castro  regali  prope  Pragam  a  Prä- 
gens) bus  et  suis  complicibus  Wyclefistis,  Husonistis,    bereticis 


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et  Bcismaticis  expugnato  rex  Sigismundus   etsi  adhuc  per  ali- 
quot tempora  in  Bohemia  perseverans  de  una  civitate  in  aliam 
transierit^  fines  tarnen  tandem  deserens  Bohemie  ad  Moraviam 
1421      nescio   qua  de   causa  et  inde  ad  fines  Ungarie  cum  curia  saa 
^^-     pervenit.  ^    Videntes  igitur   bestes  eins   corpus  dimitti  sine  ca- 
pite   ausi  sunt  membra  tangere  et  tactu  bostili  valde.    Multas 
etenim  terre  Bobemorum  civitates^  castra  et  loca  tyrannissime 
invadentes  ceperunt   eas   et   magna   strage  cbristianorum  facta 
ipsas   suo   dominatui   subiecerunt.    Erat  inter   bas   una  civitas 
Montis   Chutnis   vel    Moncium    Cbutnicensium^  ubi 
argentum  foditur,  que  post  Pragensem  civitatem  in  Bobemorum 
1421      solo  principalis  et  precipua  babebatur.  Subiecerunt  sibi  et  istam, 
April  25.  an  tarnen  civibus  et  incolis  eins  voluntarie  se  tradentibus^  an 
violenter  subiectis  ignoro.  ^     Christiani  itaque    diyersarum   lin- 
guarum   qui   ad  id   municipium   et   a(d)  castella  ei   vicina  se 
prius   a  Praga   et  a   quibusdam   locis   aliis   pro  refugio   trans- 
tulerunt*  dispersi  sunt  et  vi  vi  vix  evaserunt. 

Eodem  tempore  monasterium  Cisterciensis  ordinis  quod 
Czedlicz  dicitur  prope  montes  Chutnicenses  situm  ab  inimicis 
crucis  Cbristi  igne  crematum  est.^  O  narracio  flebilis.  In- 
babitatores  huius  cenobii  multis  prius  fidelibus  malorum  timore 
a  Praga  fugientibus  erant  presidio,  coUegerunt  eos,  bospicio  et 
bumano  modo  tractabant.  Et  ecce  per  se  destructi  sunt.  Qws 
fol.  202  •>  modo  f  ränget  esurienti  christicole  |  panem  suum,  egenos  et  vagos 
in  domum  suam  inducet,  pes  erit^  claudo  et  oculm  cecof^  Fuit 
eciam  civitas  ipsa  Chutniczensis  eodem  quodam  modo  fervore 
succensa  et  resistens  viriliter  subversoribus  veritatis  dome- 
sticos  dei  fovebat  et  in  suo  gremio  ut  nutrix  alebat.  Et  quo- 
modo  tam  cito  mutatus  est  color  et  oder  eins  optimus,  ut 
recedens  a  laudabili  sua  priori  constancia  Collum  suum  subderet 
infideli  populo,  deo  et  hominibus  odioso?  Numquid  non  fuisset 
melius  usquo  ad  sanguinem  et  resistere  et  pro  domo  dei  murum 
se  opponere  ascendentibus  ex  adverso?  Eu  iam  dampnatorum 
soboles;   filii   iniquitatis,    synagoga   sathane   loca  montis   illius 

*  Beete :  transtnlerant.         ''In  cod.  est. 

»  8.  Aschbach  a.  a.  O.  III.  pag.  92  flF.  '  S.  Palacky  III.  2,  210  Asch- 
bach a.  a.  O.  106,  woselbst  jedoch  der  3.  Mai  als  Datum  der  Uebergabe 
bezeichnet  ist.  ^  Prind  Kirchengeschichte  3,  pag.  266;  bezüglich  der 
Datirung  ist  zu  vergleichen  Paiacky  a.  a.  O.  209.  *  Is.  58,  7.  Job. 
20,  lö. 


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possidet  et  occupat  possidendo  et'  argentum  quod  ibi  in  terra 
reperitur  et  foditur  habet  in  manu  soa^  de  quo  preter  pro- 
prium stipatum  suum  exercitum  potest  conducere  numerum 
stipendariorum  et  militum  contra  sanctam  ecclesiam  pugnan- 
cium.  Vere  vere  in  quorum  manibus  iniquisBimis  sunt;  dex- 
tera  eorum  repleta  est  muneribuS;  et  qui  male  agunt  contra 
dominum,  prosperantur  in  diebus  istis,  verum  tamen  non  est 
abbreviata  manus  domini,  adhuc  potens  est  inimicum  confrin- 
gere  et  eos  qui  gloriantur  in  multitudine  potencie  et  vir- 
tutis  sue. 

Cap.  2. 
De  ciTitate  lermer  et  clericis  oeeisis  in  ea. 

In  diebus  illis  turbulentissimis  post  subiugacionem  Montis 
et  civitatis  Chutnicensis  facto  parvo  intervallo  temporis 
exercitus  barbarorum  immo  quoad  multa  plus  barbaris  sevien- 
cium  Husitarum  infidelium  civitatem  lermer*  manu  violenta 
et  forti  circumdedit  (et)  obsedit  et  anno  domini  1421  quo-  Mai  15. 
dam  die  ante  festum  sancte  Trinitatis  vincens  intravit.  Regebat 
autem  parrochialem  ecclesiam  civitatis  eiusdem  prepositus 
quidam^  canonicorum  regularium  Steffanus  cum  fratribus 
suis.  Hii  numero  septem  vel  octo  cum  adiunctis  sibi  quatuor- 
decim  presbyteris  curie  eins  propter  fidem,  veritatem  et  iusti- 
ciam  sunt  ab  impiis  ignibus  combusti.  Ferro  propter  favorem 
et  graciam  et  singularem  quandam  amiciciam,  quam  prepositut 
ipse  Steffanus  in  oculis  unius  de  principibus  iniquissime 
turbe  illius  invenit,  potuit  Über  et  vivus  evadere,  sed  maluis 
pro  grege  suo  cum  fratribus  suis  mortem  subire  gloriosam  ^ 
quam  cum  dampnatis  et  reprobis  Husitis  aut  Husonistis  turpem 
ducere  vitam.  £cce  quomodo  et  qualiter  inperscrutabilis  divini 
altitudo  consilii  ordinatissime  iustissimeque  disponens  tempora 
vult  immos  primis  adiungere,  cum  iam  in  fine  senescentis  seculi 
permittit  nonnullos  de  suis  vitam  transitoriam  et  miseram  pro 
sui  nominis  honore  finire  per  iniuriosum  interitum,  quem  in 
principio   nascentis   ecclesie   multi   iustorum    eadem   ex    causa 


*  In  cod.  Sed.         *»  In  cod.  quidem.         °  Ibi  gloriosum. 

'  Jaromir  im  Königgrätzer  Kreis;  über  seine  Bedeutung  s.  Palacky  a.  a.  O. 
pag.  215.  Der  Hilfsruf  der  Einwohner  von  Jaromif  d.  d.  23.  April  1421  bei 
Grünhagen  Qeschichtsq.  der  Hussitenkriege  S.S.  rer.  Sil.  VI.  Nr.  3. 


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voluntarie  subiere.  Sane  eorum  qui  olim  in  exordio  fidelinm 
trucidaverunt  electos  et  nunc  occidont  electos  Doech  *  cum  suis 
in  testamento  yeteri  figuram  gessisse  probatur.  Fuit  ille  servuB 
Saul  regis  elati^  hü  sunt  servi  diaboli  qui  est  rex  super  filios 
superbie^  ille  occidit  multos  sacerdotes^  leviticos  succinctos 
ephod  lineO;  hü  multos  presbyteros  ewangelicos  superplicüs, 
casulis  et  vestibus  dealbatis^  ille  hoc  fecit  propter  David  elee- 
tum  iuxta  cor  domini,  hü  hoc  faciunt  in  Christum  dominum 
electum  ex  milibus  et  electissimum  regis  eterni^  sicut  tam^i 
malis  gratibus  Doech  et  suorum  regnum  Israel  David  obtinuit, 
sie  velint  nolint  heretici  Christus  Jesus  super  Bohemos  et 
omnes  gentes  in  eternum  regnabit. 


Cap.  3. 

Quomodo  Cziskow  capitanens  Hnsitarnm  promlsit  cuilibet 
presentanti    sibi    personam    unins    presbyteri    pecuniam 
foi.  203»  certam.  | 

Arbitrabantur  olim  qui  persequebantur  electos  domini 
et  tradebant  eos  in  dampnacionem  mortis  regibus  et  princi- 
pibus  et  iudicibus  terre  se  in  hoc  obsequium  prestare  deo, 
trahebantur  ad  hoc  eciam  et  inducebantur  minis  et  terroribus 
blandimentis ;  muneribus  honoribusque.  Arbitrabantur  et  hoc 
ipsi  iudices,  reges  et  principes,  quibus  fuerunt  ad  cruciatus 
vel  ad  mortis  supplicia  presentati.  Et  ecce  o  revelavit  ad  a, 
ut  eciam  in  diebus  herum  pessimorum  hominum,  si  tarnen  ho- 
mines  dici  merentur,  captivatores  in  Christo  credencium  spe- 
cialiter  sacerdotum  et  ut  estimo  aliorum  clericorum  maxime 
constitutorum  in  sacris  autumarent  aut  crederent  se  in  hoc 
deo  exhibere  gratum  famulatus  obsequium  nee  ambigerent  se 
ultra  hoc  consequi  ab  hominibus  munus  optatum.  Capitaneus 
etenim  secte  illius  diabolice  quem  sibi  Husoniste  supra  se  contra 
deum  in  caput  erexerant  Cziskow  nomine  vel  cognomine  edic- 
tum  publicum  ut  dicitur  exire  fecerat,  ut  quicunque  sibi  unum 
de  orthodoxis  presbyteris  secularibus  aut  religiosis  vel  eciam 
ut  credo  diaconum  vel  subdiacooum  presentaret  ad  manus, 
duarum   sexagenarum    grossorum    Bohemicalium    summam    pro 


*•   Doeg  Idumeneus  I.  Reg.  21,  7. 


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quolibet  capite  foret  ab  eo  pro  preinio  accepturus.  *  Quorum 
multoram  sibi  presentatos  morti  mox  tradidit  et  precipue  com- 
buBtioni  flammarum  nisi  de  fide  catholica  discedentes  Husi- 
tarum  et  Wyclefistarum  errores  in  se  sumerent^  profiterentur 
et  cognoscerent  et  amplius  viriliter  defensare  spondereot,  et  si 
unum  ex  Ulis  post  hec  comperit  de  eorum  perfidia  recessisse, 
mox  tamquam  relapsum  absque  omni  mina  vita  privavit.  £a 
namque  que  pro  fide  christiana  a  Romanis  pontificibus,  impera- 
toribus  et  regibus  fuerunt  instituta^  sibi  contra  fidem  assumpsit 
reputans  se  solum  cum  suis  fidem  veram^  sanctam  et  imma- 
calatam  habere,  ceteros  vero  omnes  fore  diffidencie  et  incre- 
dulitatis  filios  et  promerendos  ut  tales,  quod  quam  falsum  sit, 
probat  scripturarum  pelagus,  effusus  sanguis*  martyrum,  mira- 
culorum  que  fidem  confirmant  infinitus  numerus  et  longitudo 
temporis,  in  quo  sponsus  ecclesie  cum  ea  semper  existens 
dignatus  est  eam  et  omnem  veritatem  et  veritatis  agnicionem 
ducere  et  per  eam  portas  inferi,  eiTores  et  hereses  destruens 
et  reprobans  non  permisit  illos  contra  eam  prevalere. 

Cap.  4. 

Ex  hüs   que   iam   scripta   sunt   nemo   debet   in   despera-^ol.  203» »» 
cionem  abduci  et  de  factis  Lucii  ^  quondam  Arrianorum  episcopi.^ 


Cap.  5. 

Adhuc  de  eodem  Lucio  et  sibi  similibus  hodiernis.  ^  fol.  203*> 

204* 

Cap.  6.  foi.  204**» 

De  gestis  quondam  ab  Arrianis  sub  iniquo  rege  Geiserico.  * 


*  In  cod.  satigw.  *»  Er  vergleicht  in  den  folgenden  Capiteln  seine  Zeiten 
mit  jenen,  in  welchen  die  Katholiken  von  den  Arianern  bedrängt  waren : 
Nonne  legisti,  que  Rnfinus  scribit  de  Lncio  Arianomm  episcopo,  quomodo 
et  qnaliter  ecclesiam  persecatus  fuerit  in  tempore  suo  .  . 

^  Anszngflweise  bei  Palackj  Ital.  Reise  pag.  103.  ^  Kaunas  Aqaileg. 
Presbyt.  Historia  eccl.  lib.  aec.  Cap.  3,  4.  ^  Rnfinas  eam  de  prete- 
ritis  rebus  gestts  historiam  texuit,  de  fnturis  propbetavit.  .  .  .  Occiderant 
ergo  Wjclefistarnm  et  Hasitaram  seculares  ipsi  rectores  cleram  domini 
religiosnm  et  eciam  manentem  in  secnlo.  ...  *  Quod  iam  Hnsoniste 
presumunt  ad  illa,  que  sunt  gesta  Wandalorum  tempore  sab  Geiserico, 


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foi.  204..  Cap.  7,  8. 

205»  Dö  eodem. 

Cap.  9. 
fol.  206  • »»  De  factis  sub  Hunnerico  et  cetera  et  tantom  de  isto. 

Cap.  10. 

fol.  205*»  De  Canrado  arehiepiscopo  Pragensi,  eiritate  et  monasterio 

Bndeniez« 

Pragensis  archiepiscopuB  Cunradus  etsi  destruccionem 
Bue  archiepiscopalis  curie  in  Praga  et  multa  incommodonun 
alia  genera  fuerit  in  principio  passus  ab  Husitis^  in  fine  tarnen 
post  Sathan  abiens  et  a  recta  fide  rituque  et  observancia  uni- 
versalis ecclesie  turpiter  apostatans  eorum  secte  et  perfidie  se 
coniunxit.  Non  perseveravit  in  finem  in  bono  inchoato  opere 
et  ideo  salvari  sine  penitencia  nequit.  Quod  prius  laudabiliter 
impugnavit;  postmodum  sibi  in  dedecus  approbavit  et  errorem 
hereticum  quem  prius  anima  sua  nauseando  abhorruit  post  ut 
dulce  vinum  bibit.  Magistros  enim  ex  tunc  Husitarum  et  Wycle- 
iistarum  in  sua  civitate  Rudeniez  documenta  eorum  falsa 
maxime  de  communione  facienda  sub  utraque  specie  publice 
predicare  vel  fecit  vel  sustinuit  et  ut  quidam  estimant  per  se 
manu  propria  tali  modo  alios  communicare  decrevit.  Aliis  in- 
super  eorum  venenosis  ritibus,  assercionibus  et  doctrinis  vel 
adherens  vel  pro  posse  suo  non  resistens  laicos  sue  civitatis 
Rudniczensis  decipi  et  seduci  permisit  in  se  ipso^  vel  in 
lupum  de  pastore  conversus  extistit  vel  videns  lupum  venientem 
in  ovile  suum  ut  mercenarius  fugit,  dum  in  hoc  tempestatis 
turbine  sub  silencio  finaliter  se  abscondit.  Et  ideo  tunc  a 
Wyclefistis  et   Husitis,    quibus  ante  odiosus  extitit^   in  magna 

tempore  scribendo  venire.  Arriani  nimirum  heretici  Wandaids  et  Gteise- 
ricom  sua  corrapere  perfidia  et  in  obprobrium  fidei  tarn  personas  Christo 
deditas  quam  domos  ei  dicatas  et  i^ibus  et  ferramentis  et  g-ladüs  lamen- 
tabiliter  destruzerunt.  Et  numqnid  per  hoo  fides  Petri  defecit.  ...  Er 
zählt  nun  einzelne  Thaten  Geiserichs  und  der  Vandalen  überhaupt  auf 
und  vergleicht  damit  die  Ereignisse  der  jüngsten  Zeit;  so  wie  der  Sturm 
in  jener  alten  Zeit  der  Kirche  nicht  geschadet,  so  werde  es  auch  dies* 
mal  sein. 


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habebatur  reverencia;  ut  eum  reverendissimuin  in  Christo  pa- 
trein  et  archiepiscopum  suam  scriberent  et  per  ipsum  quos 
volebant  excommunicari,  interdici  vel  auspendi  de  facto  facerent^ 
qai  eum  prius  in  nullo  curantes  excommunicacionem  et  alias 
censure  ecclesiastice  species  nichil  esse  dicebant.  ^  Ignorabant 
forsitan,  quod  licet  eins  sentencie  prius  ante  adhesionem  suam 
cum  ipsis  fuissent^  alique  iam  essent  nulle  utpote  promulgate 
a  manifesto  heretico  vel  scismatico  vel  eorum  credente  fautore 
▼el  receptore  aut  eciam  defensore.  Consuetudo  autem  vel  pocius 
corruptela  apud  Husitas.fuerat^  quod  eum  qui  ad  ipsorum  ini- 
quam  congregacionem  se  eis  sociando  venire  voluit  prius 
fateri  oportebat,  se  antea  in  vera  et  immaculata  professione 
christianitatis  errasse  et  abiurare  eam  in  futurum  cum  fide  et 
iuramentOy  quod  in  eorum  perfidia,  quam  veram^  orthodoxam 
et  catholicam  fidem  esse  dicebant,  vellet  ad  vite  sue  tempora 
permanere.  Si  hoc  iuramentum,  sponsionem,  promissionem  aut 
confessionem  a  nobis  ad  illos  declinans  archiepiscopus  ipse 
prestiterity *  ipse  novit.  Hoc  ego  scio  tamquam  a  probatissi- 
mis  viris  auditum,  si  hoc  iuramentum,  confessionem  et  pro- 
miflsionem  canonici  reguläres  regentes  parrochiam  inRudenicz^ 
prestare  voluissent,  in  rebus  eorum  ^  bonis  et  substancia  a 
Wyclefistis  illesi  mansissent  vel  saltem  non  fuissent  lesi  tam 
graviter  |  sicut  lesi  fuerunt.  Eis  etenim  iuxta  hanc  formam  fol.  206* 
iurarC;  promittere  et  confiteri  dedig^antibus  combustum  est  ^'^^^ 
eorum  monasterium  in  sui  magna  parte  a  viris  illis  impiis  et 
iniquis  et  nisi  in  personis  suis  propriis  fuge  solacium  inve- 
nissent;  in  eisdem  personis  sine  mortis  periculo  vel  alio  magno 
nocumento  vel  obprobrio  nuliatenus  evasissent.^ 


Mai. 


^  In  cod.  presütuit.  ^  In  cod.  etc.  Sequitur  ultra. 
Der  Uebertritt  des  Erzbischofs  Conrad  erfolgte  am  21.  April  1421,  s. 
Palacky  IlL  2,  218;  seine  Uebertrittserklärung  s.  bei  Palacky,  Urk. 
Beiträge  I.  pag.  78 ff.;  sein  Schreiben  an  König  Sigmund  ib.  pag.  83. 
Beide  Schriftstücke  sind  vom  21.  April  datirt.  ^  Bandnits  hatte  wie 
Sagan  selbst  ein  Augustinerkloster,  beide  standen  mit  einander  im  Ver- 
kehr. Die  flüchtigen  Augustiner  mochten  nach  Sagan  gegangen  sein,  wie 
sich  ans  einer  Bemerkung  im  folgenden  Capitel  erkennen  lässt:  quos  ego 
novi  etc.  Ueber  die  Plünderung  von  Raudnitz  vgl.  Lorenz  von  Brezova 
bei  Höf  1er  I.  459.  Das  Datum  lässt  sich  daselbst  nicht  bis  auf  den  Tag 
ermitteln. 


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Cap.  11. 
Adhnc  de  eodem. 

Maiori  tarnen  parte  fratrum  ibidem  cum  suo  preposito 
invictiB  in  confessione  Christi  et  ecclesie  permanente  eorum  ut 
aiunt  quatuor  ad  partem  declinayerunt  oppositam  et  exeuntes 
ab  eis,  qnamvis  ex  eis  non  fuerunt,  eorum  se  adversariis  ne- 
quissime  sociabant.  Revera  si  fuissent  ex  eis,  mansissent  cum 
eis,  sed  quia  tales  non  erant,  ab  eorum  se  consorcio  segre» 
gabant.  Fuerunt  ut  dicitur  de  Ulis  quatuor  duo  viri  satis 
docti,  ut  verificetur  verbum  patris  eorum  beati  Äugustini: 
Swrgunt  indocti  et  rapiunt  celnm,  docti  autem  cum  doctrina  eorum 
et  scienciis  demerguntur  in  infemum.  Attamen  et  de  Ulis  qui 
in  via  virtutis  et  iustieie  perseverabant  docti  plurimi  erant^ 
quosego  novi  et  vidiet  cum  eisconversatus  sum,  ut 
per  arma  parilia  (sie)  illi  adepti  sint  mortem,  hi  vitam  et  gloriam 
sempiternam.  Sane  quod  de  isto  canonicorum  et  tociua  cleri 
Pragensis  presule  heu  hie  dictum  est,  prius  in  multis  coniec- 
turis  et  signis  in  eo*  apparuit  et  per  longum  tempus  ante 
suspectus  de  perfidia  fuit.  Quod  ei^o  ferebamur^  accidit  et 
timor  quem^  de  isto  C  o  n  r  a  d  o  timebamus  evenit.  Ipse  est 
Conradus,  de  quo  cum  adhuc  esset  in  minoribus  constitutos 
et  in  curia  vel  famulatu  regis  Wenceslai  ante  defdncti 
existeret,  parum  boni  sicut  et  de  rege  suo  in  turba  sonabat, 
quia  qualis  rex  talis  et  eiua  familia,  ut  per  merita  sua  pre- 
cedencia  nequaquam  credatur  aut  presumatur  promotus  ad 
archiepiscopaiis  dignitatis  verticem  vel  episcopale  fastigium, 
quod  in  aliis  ecclesiis  ante  gerebat.  Quid  ergo  mirum  si  illa, 
que  bono  non  sunt  inchoata  principio,  concluduntur  malo  ter- 
mino  et  principatus,  quem  nummus,  ambicio  vel  res  alia  iuri 
non  consona  extorsisse  vel  obtinuisse  verisimili  estimacione 
presumitur,  execrando  satis  exitu  finiatui*.  Cooperatur  ad  hoc 
qualitas  et  disposicio  presularis  corporis:  claudicans  enim  fuit 
et  est,  ut  eciam  Conradus  claudicans  quondam  diceretur 
et  bene  et  propriissime,  nam  quoniam  anime  secuntur  corpora, 
quod  claudicaturus  erat  a  paternis  et  maternis  Christi   ecclesie 


'  prins  wiederholt.        ^  Ita  cod.    Sollte  in  dem  Original     nicht  e^re   fere- 
bamus  gestanden  sein  oder  fieri  rebamur?        ^  In  cod.  qoam. 


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499 

semitis,  sui  forte  corporis  claadicacio  demonstrat.  *  Nunc  autem 
quia  ab  arce  et  summitate  vere  fidei  que  celos  ascendit  in 
imma^  profiindum  et  infernum  Husonici  cecidit  erroris;  magis 
proprio  ConraduB  claudicans  dici  potest  quam  ante  et  ut 
verifioetur^  de  eo  quod  de  Mephizbozed  scriptum  est*  cecidit 
et  cUmdue  effectus  eety  ab  hoc  Cunrado  dicitur,  ut  et  ab  eius 
obediencia  Pragense  capitulum  quamvis  idem^  eciam  proch 
dolor  per  loca  diversa  dispersum  (sit)^  se  dicitur  subtraxisse. 
Dicitur®  eciam,  quod  de  annuUacione  Pragensis  ecclesie  tam- 
quam  civiliter  iam  vacantis  idem^  capitulum  se  intromisit 
quantum  potest. 

Cap.  12. 

Expedit  Tentunicis  caatos  esse,  qualiter  se  associent 

Bohemis. 

Viri  civitatis  Ceila,  quos  de  manu  Philistinorum  David 
potenter  eripuit^  et  eos  adhuc  postea  contra  Saulem,  si  ipsos 
invasisset,  domino  adiuvante  non  parum  protegere  potuisset, 
quem  tamen  ipsi  ad  manus  Saulis  voluerunt  tradere  vel  tra- 
didissent,  si  apud  eos  mansisset,  ^  quem  queso  representare 
diebus  istis  censendi  sunt  nisi  Bohemorum  male  credencium 
multos  et  plurimoS;  qui  liberatores  eorum  et  adiutores  in 
domino  AlemanoS;  Misnenses,  Bavaros,  Australes, 
Slesianos  aut  alios  |  vel  iam  tradiderunt  vel  tradere  parati  fol.  206»» 
fuerunt  in  potestate  inimicorum  suorum  Husitarum  infide- 
lium?  Cauti  sint  ergo  diversarum  linguarum  reges ,  duceS; 
marchiones,  principes,  barones,  milites ,  militares,  cives  et 
omnes  cuiuscunque  status  alterius,  quomodo  se  quibusdam 
de  stirpe  et  lingua  Bohemica  eciam  pro  illorum  bono  se 
associent,  ne  capientes  ab  eis  mala  pro  bonis  consequantur  ab 
Ulis  per  pulchra  ut  ita  dicam  tradimenta  dispendiorum  et  necis 
incommoda,  a  quibus  premia  meruerunt.  Posset  hoc  forte  pro- 
bari  iam  factum  esse  per  quosdam,  sed  iam  tacendo  de  illis 
Teutunice  gentis  homines,  quibus  hec  aut  illis  similia  possint^ 


*•  Recte:  demonstravit.         ^  lu  cod.  vereficeretur.         ^  Ib.  eadem. 

^  Fehlt      "^  In  cod.  dicitur  et  eciam.       ^  Ib.  id  est.       «  Ib.  mansisseiit. 

^  Ib.  possit. 
»  2  Reg.  IV.  4.         2  1  Reg.  23. 


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500 

contingere,  cautos  et  preparatos^  esse  deprecor  in  futuram. 
Regem  quidem  eoram  Sigismundum  ut  probabiliter  dicitur 
in  quodam  loco,  cum  inimicos  Christi  persequeretur,  Bohemi 
deserentes  et  suis  contribulibus  eiasdem  ydeomatis  favorem 
directum  vel  indirectum  consilium  vel  auxilium  exbibentes 
quid  rogo  ingruente  belle  de  alienis  facerent,  eciamsi  ad  iUos 
pro  eorum  munimine  vel  liberacione  qualibet  accessissent  ? 
Porro  etsi  Pbilistei  hoc  suspicati  fuissent  inaniter  contra  David 
dei  famulum,  quando  cum  eis  contra  hostes  eorum  properare 
nolebat  ad  prelium,  hü  tamen  hoc  quod  scripsi^  inane  non 
reputent;  quoniam  non  est  equa  condicio  fidelis  David  et  Uosi- 
tarum  reproborum  hominum,  sed  sicut  lux  a  tenebris  et  Christas 
distat  a  Belial,  sie  David  pienus  fide  a  Wyclefistis  incredolis 
Husonistis  pariter  et  Husitis. 


Cap.  13. 
De  cradelitate  et  temeritate  malieram  in  Bohemia. 

Temporibus  illis  Bohemorum  femine  tantum  aut 
quasi  desevierunt  in  dei  populum,  quantum  sexus  ipse  virorum. 
Oblite  namque  nonnulle  earum  muliebris  modestie,  pudoris  et 
verecundie  virorum  eciam  bellancium  et^  ad  campos  progre- 
diencium  immiscuere  se  cetibus  et  obsidentes  in  Christo  cre- 
dencium  civitates  et  castra  expugnaverunt  illa,  sicut  et  ipsorum 
virorum  impiorum  maledicta  caterva.  Ässumptis  ut  estimo  telis 
et  armis  claves  forte  detulerunt  Herculis^  non  caruerunt^  omnino 
gladiisy  gestaverunt  lapides  et  instrumenta  noxia  ad  interfec- 
cionem  et  dampnificacionem  Valencia  et  veste  virili  se  circum- 
dantes  et  per  consequens  malediccionem  sicut  vestitum  induentes 
synagogam  illam  sathane  vehementer  auxerunt.  Filie  erant 
hominum  et  detrahentes  impudenter  ecciesiastice  fidei,  in  qua 
renate  fuerant.  Nonne  christianos  lingua  perimebant?  nonne 
dentes  pro  armis  habebant?  nonne  de  illis  fuerant  de  quibus 
scriptum  est:  dentes  eorum  vel  earum  arma  et  eagitte,  lingue 
eorum  gladius  acutus.  ^     Sed  da  quod  thoracibus,  galeis,  clipeis 

*  Ib.  prehanizatos.  **  Ib.  scripti.  "  In  co<l.  eciam.  **  Die  Hajid- 
Schrift  bat:  caverunt;  camemnt  wird  in  fihnlichem  Zusammeuhaog  noch 
in  demselben  Capitel  gebraucht. 

1  Psabn  56,  5. 


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501 

et  panceriis  corpore  *  caruerunt,  quod  non  credo,  numquid  non 
et  armonun,  iaculorum,  sagittarum  aut  telorum  nomine  fusces 
et  lapides  et  res  quelibet,  que  nocere  possunt,  iuxta  sancciones 
legitimas  aliquando  generali  nomine  continentur?  Armate  taliter 
incesserunt.  Quid  igitur  mirum,  si  prius  Wenceslao  adhue 
vivente  cum  viris  hiis  impiis  grassate  sunt  infra  mui*08  Pra- 
gensis  civitatis  contra  clerum  et  iidelem  populum,  que  post 
eius  mortem  eciam  civitate  illa  relicta  prodierunt  in  obsidionis 
publicum  iuvantes  intrepide  eos^  qui  nee  personis  nee  locis 
sacris  nee  alicui  vere  credenti^  in  domino  pepercerunt.  Visita 
mi  domine  bestias  istas  peregrina  veste  indutas  *  in  virga  iuste 
indignacionis  tue,  vindica  sanguinem  sanctorum  tuorum^  qui 
per  bereticos  effusus  est,  quibus  ille  tulerunt  auxiiium  facientes 
se  tam  patentibus  hostibus  tuis  patentissimas  adiutrices.  Femineo 
quidem  sexui  ius  non  aufero  vim  vi  repellendi  aut  in  necessi- 
tatis  articulo  se  et  sua  defendendi,  sed  aliud  est  defendere  sua, 
aliud  invadere  aliena,  aliud  proprietate  et  catholica  fide  aliis 
bellum  inaicere  vel  per  adversarios  indictum  suscipere,  aliud 
per  bellum  et  prelium  perverses  et  incredulos  presertim  contra 
christicolas  adiuvare.  Constat  etenim  laudari  Deboram  et 
Judith  pugnantes  pro  dei  populo,  Athaliam  vero  que  occidit 
omne  semen  regium  et  Jezabel  interimentem  propbetas  domini 
subiacere  obprobrio  sempiterno.  *^ 


Cap.  14. 

De  eongregaeione  baronum,  militnm  et  aliorum  Bohemie  foi.  207* 
et  Moravie  cum  archiepiscopo  Fragens!  Conrado  et  literis 
eornm  qnas  ad  81esiam  direxernnt. 

In  illo  tempore  cum  iam  serpens  hereticalis  et  draco  iam 
terciam  partem  stellarum  celi  secum  traxisset  in  terram  et 
Husite  dampnati  non  solum  ut  creditur  ter<;iam  sed  multo 
plurem  partem  olim  orthodoxorum  veneno  sue  perfidie  corru- 
pissent  et  civitates  eorum,  castra,  municiones  et  villas  violenter 
occupassent  et  rex  Sigismundus  in  Ungaria  quasi  dormi- 
tans  ad  liberandum  christianos  in  Bohemia  de  eorum  pressuris 


*  Reete:  in  corpore.        ^  In  cod.  credente.        *^  In  cod.  et  tantnm  de  isto. 
1  Nach  Soph.  1,  8. 


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502 

et  angustiis  nichil  aut  quasi  nichil  effectualiter  cogitaret,  barones, 
milites  et  quidam  aliorum  Bofaemorum  et  Moravorum  com 
archiepiscopo  Pragensi  Conrado  in  Czaschlavia  congregati 
et  in  unum  sensum  reprobum  adunati  literas  Bub  infrascripto 
teuere  principibus  Slesie  et  quibusdam  aliis  direxerunt:  ^Ser- 
vituten!  lieet  illam Illustres   principes  — 

destinamus.  Datum  in  plena  congregacione  ....  in  Czas- 
1421     laviensi  civitate  anno  domini  1421  Sabbato  post  Marcelli. 

Juni  7. 

Cap.  15. 
De  artiealis  eornm  qnos  pretendebant  habere. 

Articuli   quos   memorati   barones,    milites   et  alii    contra 
regem  Sigismundum  se  habere  pretendebant;  sequontur  iaxta 
eorum   propria   scripta  in   bec  verba.    In  primis  |  — 
fol.207»»  extorqueret^ 


1  Dies  Aasschreiben,  in  welchem  der  böhmische  Landtag  die  Schlesier  toi 
Feindseligkeiten  abmahnt,  ist  mehrfiach  g^edmokt  ans  Lndolf  Ton  Sagan 
bei  Palacky  Ital.  Reise  pag.  104  dann  in  den  Urk.  Beiträgen  I,  pmg.  116, 
117,  endlich  nach  Palackj  in  Qrünhagen  a.  a.  O.  Nr.  6.  Einige  Lese- 
fehler Palacky^s  (die  Handschrift  hat  die  richtigen  Lesarten)  sind 
nach  Cochlaeus  Bist  Hns.  pag.  202  zu  verbessern.  (Das  Schreiben 
bei  Cochlaeus  ist  an  die  Sechsstfidte  adressirt.)  Lies:  relaäone  perce- 
pimus,  innumeras  et  atroces  iniurias  et  iniuriosas  calumpnias,  qnatenns 
non  ut  viri  deum,    desistendum   aliis  indicetis.  ^  Diese  Artikel  sind 

sehr  oft  publicirt  und  zwar  in  einer  der  obigen  ganz  entsprechenden 
Form  (also  iuxta  eorum  propria  scripta  —  nach  dem  Original)  schon  in 
Cochlaeus  Hist.  Hussitarum  pag.  204.  Die  Handschrift  I.  Q.  90  der 
Breslauer  Universitätsbibliothek  enthält  die  Beschwerde-Artikel  der  böh- 
mischen in  Czaslan  versammelten  Stände  an  Sig^mund  in  derselben 
Weise.  Gedruckt  sind  sie  ausserdem  in  Lttnig^s  Reichsarchiv  VI.  pag.  71, 
und  Riedel  Cod.  diplom.  Brand.  2.  Abth.  VI.  pag.  117.  Zach.  Theobaldi 
bellum  Huss.  pag.  100.  In  böhmischer  Sprache  aus  Lorenz  von  Bfezova 
im  Archiv  ceak}^  III.  230  und  Höfler  Geschichtsquellen  der  hus.  Be- 
wegfung  I.  469 ;  an  letzterem  Orte  ist  eine  deutsche  Uebersetzung  bei* 
gegeben,  eine  solche  findet  sich  auch  bei  Aschbach  Gesch.  König  Sig^ 
monds  III.  pag.  114.  Zum  Theile  finden  sich  die  Elagepunkte  auch 
wieder  in  dem  am  10.  Juli  1420  (von  Prag  aus)  an  die  Venetianer 
gerichteten  Schreiben  (e  M.  S.  Jankowich  in  Museo  nat  Hung.)  bei 
Palackj  Urk.  Beiträge  I.  pag.  39.  Die  obige  Redaction  enthalt  drei 
Artikel  mehr  als  die  des  Lorenz  von  Bfezova,  s.  Cochlaeus  *.  a.  O. 
pag.  204,  die  Punkte  12  (13),  14,  17. 


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Ö03 


Cap.  16. 
De  litere  hnias  flne  et  conelnsione. 

Nos  igitur  —  |  predicetur.  ^  fol.  208» 


Cap.  17. 
De  literis  papalibas  contra  Wicleflstas  et  Hnsitas« 

Pro  declaracione  eorum  que  premissa  sunt  sciendum, 
quod  dominus  papa  Martinus  V.  ammonuit,  exhortatus  est  1*20 
et  obsecravit  in  buUa  sua  prineipes,  milites*  et  alios  statuum  ^*"  ^* 
christianorum  homines,  ut  pro  defensione  fidei  catholice  contra 
Wyclefistas  et  Husitas  hereticos,  receptatores,  fautores  et 
defensores  eorum  signum  crucis  ad  bellandum  contra  eos  et 
eo8  destruendum  assumerent  et  maximis  indulgenciis  concessis 
hiis  qui  hoc  facerent  eos  ad  hoc  quantum  potuit  animavit. 
dnanarunt  hee  litere^  a  cancellaria  summi  presulis  ad  preces 
et  desiderium  Sigismundi  regis  qui  tunc  Ungarorum,  Roma- 
norum et  post  hec  eciam  Bohemorimi  rex  fuit.  Publicantur 
hee  litere  in  ecclesiis  plurimis  et  earum  obtentu  parati  non- 
nuUi  de  Slesianis  fuerant  ad  opus  huiusmodi  exequendum. 
Exequebantur  interdum  et  facto.  Qui  tamen  essent  Wyclefiste 
vel  Husite,  vel  in  quo  regno,  provincia  vel  regione  reperientur, 
in  literis  apostolicis  non  fiiit  expressum.  Propter  dogmata 
autem  que  magister  Johannes  Hus  cum  adhuc  viveret,  in 
Bohemia  fecit  et  docuit,  qui  et  Jeronimum,  Wyclef  Angli- 
cum  in  suis  sentenciis  et  erroribus  in  multis  secutus  extitit, 
estimabant  fideles  Wyclefistas,  Husitas  et  fautores  eorum  in 
Bohemia  reperiri  sicut  et  revera  ibi  fuerunt.  Moti  igitur  contra 
eos  a  christianis  suis  in  Bohemia  per  ipsos  Bohemos  oppressis 
et  obsidione  vallatis  fuere  presidio,  liberaverunt  eos  quantum 
potuerunt  et  invasores  fidelium  invaserunt. 

*•  In  cod.  miles. 

^  Der  SchloBS  des  AusschreibeoB  ist  oben  unvollständig.  Er  enthält  Goch- 
laeos  pag.  204:  Nos  igitur  —  pag.  205:  predicetur.  Die  beiden  letzten 
(von  den  vier  Forderungen)  an  Sigismund  fehlen.  Desgleichen  das  Datum. 
Es  ist  von  demselben  wie  das  Schreiben  an  die  Schlesier.  ^  Die  be- 

kannte Cruciata  häufig  gedruckt  zuletzt  bei  Palackj  Urk.  Beiträge  I.  17. 
Die  Vidimirung  der  Cruciata  vom  16.  Aug.  1420  bei  Palackj  I.  46. 

ArohiT.  Bd.  LX.  U.  H&lfte.  33 


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504 

De  hiis  causati^  sunt  barones  et  roilites  Bohemiei  cum 
adherentibuB  sibi  estimantes  sibi  et  regno  suo  fieri  iniuriam 
propter  illam  bullam  apostolicam  quam  Cruciatam  vocant 
et  propter  eius  postmodum  publicacionem  subsecutam,  maxiine 
quia  ut  iam  premissum  est  quidam  veri  christicole  de  Slesia 
eis  vel  suis  propter  hoc  dampna  intulere.  Fateor  et  recognosco^ 
quod  contra  Bohemos  sub  nomine  Bohemorum  buUa  non  pro- 
diit^  sed  contra  Wyclefistas,  Husitas^  hereticos;  receptatores, 
fautores  et  defensores  eorum^  sed  quod  bulla  non  prodiit,  ^  rei 
evidencia  patefecit.  Gesta  namque  horribilia  fidei;  veritati, 
equitatiy  religioni^  iusticie  et  ecclesie  repugnancia  superius  in 
locis  suis  utcunque  descripta  de  libris  Wycleflf  vel  in  totum 
vel  pro  magna  parte  prodeuncia  ubi  queso  patrata  sunt^  ubi 
defensata  sunt  vel  propugnata  nisi  in  Bohemia  et  Bohemorum 
metropoli  Praga?  Excusent  ergo  se  Bohemici  ydeomatis  nobiles. 
fol.  208^  et  ignobiles  |  quantum  possunt,  in  hoc  omnino  excusabiles  non 
sunt.  Documenta  noxia  peioraque  opera^  que  fidem  et  ecclesiam 
destruunt,  a  Johanne  Wyclef  et  Johanne  Hus  prodierunt  et 
illa  a  Bohemis  quamvis  non  omnibus  predicata,  suscepta,  facta 
et  defensata  sunt  et  dici  tales  ^  vel  eorum  fautores  in  universis 
hoc  est  in  genere,  licet  non  possint  tales  in  singulis  eorum 
suppositis.  Dedignantur  et  respuunt  iuxta  opus^  doctrinam^ 
commissionem  et  obmissionem  eorum  nomen  eorum.  Et  quo- 
modo  heretici  dici  non  volunt,  cum  in  articulo  suo  tercio  contra 
regem  Sigismundum  Scripte  hoc  fateantur  expresse  dicentes, 
quod  ipse  in  concilio  Constanciensi  regnum  Bohemie  pro 
heretico*^  permisit  dampnari  iniuste.  De  hoc  autem  quod  scri- 
bunt  literas  apostolicas  de  cruce  sumenda  contra  eos  in  Wra- 
tislavia  pronunciatas ,  fuisse  datas  vel  erectas  in  Constancia, 
cum  scribantur  data  in  Florencia,  non  multum  curo,  quia  ubi- 
cunque  date  fuerunt,  notum  est,  quod  contra  eos  quamvis  non 
contra  singulos  de  Bohemia  iustissime  manarunt.^ 


*■  In  cod.  prodidit.        ^  Sc.  heretici  posaunt.         *^  In  cod.  hereticis. 

^  In  cod.  seqnitur  iam  ultra  cap.  aliud. 
*  S.  die  Klage  über  die   zu   Breslau  am   17.  Mfirz  erfolg^  Verkündigung' 

des  Kreuzes  im  Archiv  desky  III.  212. 


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506 


Cap.  18. 

i^noniam  Bohemi  de  morte  Husonis  dolent,  quod  faeere 
non  deberent,    presumpcionem   contra  se  faeiunt,    quod 

Hnsite  sint. 

Et  ultra  et  preter  hec  omnia  vicem  dolent  combustorum 
in  Constancia  Hus  et  Jeronimi,  quos  universalis  ecclesia 
propter  eorum  mendosa  dogmata  iustissima  sentencia  condemp- 
navit.  Vere  vere  nunquam  planxissent  mulieres  Adonidem 
Veneris  amatoreni;  nisi  et  ipse  Venerem  adamassent  nee  do- 
lerent  Bohemi  de  nece  virorum  huiuseemodi  iniqua  doeumenta 
fabrieancium;  nisi  et  ipsi  approbassent  vel  approbarent,  dile- 
xissent  aut  diligerent  aliquo  modo  facta  et  dicta  corum.  Gravem 
sibi  et  regno  suo  couqueruntur  illatam  offensa(m)  et  iniuiiam. 
in  occisione  hominum  dampnatorum  ab  universali  ecclesia ,  ut 
vel  sugillent  dampnante(m)  ecclesiam  de  iniusta  innocencium 
nece  vel  declararent '^  presumptive  se  eorum  erroribus  consen- 
sisse.  In  perdicione  impiorum  debet  esse  laudado,  ^  ut  letetur 
iustus,  cum  vindictam  contra  criminosos  videat  et  hii  contur- 
bantur^  quod  sentencia  contra  perverses  lata  debitam  execu- 
cionam  accepit.  Purgare  voluit  sanctum  et  venerabile  Constan- 
ciense  concilium  Bohemorum  ortum  precioso  sanguine  beati 
Wenceslai  martyris  irrigatum  a  spinis,  vepribus  et  zizania  et 
dolet  Bohemia.  Forsitan  si  omnes  Alemanni  et  ceteri  congre- 
gati  in  eodem  concilio  flammis  fuissent  ultricibus  traditi  et  soli 
Hus  et  Jeronimus  evasissent,  placeret  illius  terre  regnicolis, 
ut  ostendant  se  non  curare  de  animabus  eorum,  qui  liberarunt 
eos  et  eorum  filios^  cum  suis  uxoribus  de  perpetue  mortis 
interitu  et  ardoribus  sempiternis.  En  quomodo  diligunt  odientes 
se  et  odio  habent  diligentes  se.  Magis  quippe  dilexerunt  Bo- 
hemorum populum  hii,  qui  Hus  et  Jeronimum  interemptores 
eorum  in  anima  interfecerunt  corpore  iuste  dampnacionis  fra- 
mea  quam  hii,  qui  iustificantes  eos  ex  istorum  duorum  doctrina 
eos  decipiunt,  eorum  gressus  dissipant,  semitas  confundunt. 
Letandum  ergo,  non  dolendum  est  beati  Wenceslai  linguagio, 
quod   per   ministerium   sancte   matris    ecclesie   tam   periculosis 


*  Man  sollte  declarent  erwarten.        ^  In  cod.  de. 
>  Prov.  11,  10. 

33* 


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506 

hominibus  meruere  Bohemi  carere.  Audi  namque,  putasne  olim 
filii  Israel  reputabant  hoc  sibi  factum  in  gravamen  et  iniuriam, 
quod  iussu  Moysi  aliquibus  eorum  per  castrorum  media  eun- 
tibus  frater  fratrem  et  amicus  occidit  amicum  pro  perpetrata 
idolatria.  ^  Äbsit.  Audiebant  enim,  quod  in  hoc  sanetificaront 
occisores  ipsi  manus  suas  domin o,  quoniam  lavabit  histus  manu$ 
8tUM  in  sanguine  peccaUyins,^  ut  si  Bohemorum  popolus  esset  in 
hac  parte  iustus,  sicut  iustum  se  esse  proclamat,  de  maus  illis 
hominibus  sublatis  de  medio  plus  gauderet,  quam  doleret  in 
corde  et  corpore  suo.  Nam  et  ipsi  parati  esse  debuerant  pro 
honore  proprio  reos  illos  legaliter  interficere  et  dicere  illis: 
nan  novi  vos,  ut  sie  implentes  legem  domini  non  audirent  ^  sibi 
obici:  quoniam  amastis  compatriotas  vestros  et  camem  vestram 
fol.  209*  plus  quam  dominum,  non  estis  illo  dignü\^ 


Cap.  19. 

Non  obstante  omagio,  iuramento,   fldelitate    a   Slesianis 

Bohemorum  regno  prestitis  possunt  et  tenentor  iam  pog- 

nare  contra  Bohemiam. 

Ut  autem  respondeatur  ad  aliqua  in  Bohemorum  et  Mora- 
vorum  litera  contra  Slesie  ^  principes  allegata,  manifeste  video, 
quod  eosdem  preclaros  duces  et  principes  et  quosdam  alios 
regni  Bohemorum  homagiales  iuratos^  fideles  aut  subditos  viden- 
tur  notare  de  infidelitatis  obprobrio  et  transgresso  iuramento, 
si  pro  christiano  populo^  ut  iam  inceperunt  facere,  se  inantea 
murum  opponerent  ex  adverso  ascendentibus.  Causam  nimirum 
hanc  in  littera  sua  non  ita  dilucidant,  sed  perpendenti  circum- 
stancias  locorum  et  temporum  et  rerum  gestarum  a  Slesianis 
contra  quosdam  de  ritu  Bohemico  luce  meridiana  potest  apparere 
clariuSy  quod  causam  eandem  versant  in  corde  suo.  Quoniam 
enim  movent  Slesitas  eos  debere  ab  iniuriis,  ag^ressionibus  et 
dampnificacionibus  Bohemorum  desistere  et  constat^  liquide 
eos  hac  vice  contra  Bohemos  nulla  certamina  penitus  habuisse 
nisi    pro   honore   Christi   et   exaltacione   catholice   fidei.     Quis 


*  In  cod.  aodierat.         ^  etc.  Seqnitor  iam  ultra  et  tantnm  de  isto. 

°  Id  cod.  Slesias.         ^  Ib.  constet. 
»  Exodi  32,  27.         »  Psalm  67,  11. 


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507 

dubitat;  quin  propter  defeDsionem  veritatis^  pietatis,  religionis 
et  iusticie  censeantur  eos  quasi  sub  clipeo  de  infidelitate  et 
periurio  sugillare?  Saue  non  est  dubitandum^  quod  iuramentum 
non  est  iniquitatis  vinculum  et  magis  deo  quam  hominibus 
est  parendum.  Jubet  imperator  celestis  animas  pro  fratribus 
ponere^  inuriam  proximi  ut  suam  propriam  propulsare,  dei 
iniuriam  non  inultam  dimittere,  malos  male  perdere  et  volunt 
isti  suis  prohibicionibus;  terroribus  et  comminacionibus  talia 
prohibere.  Gloriam  regni  Bohemorum  procurant  cum  summa 
diligencia  hü  qui  malos  istos  peccatores  et  perfides  extirpare 
de  eo  oitentes  insultus  eorum  in  vere  credentes  prohibeot. 
Ideoque  iuxta  fidelitatis  sue  et  iuramenti  debitum  non  offen- 
dunt  ipsum  sed  defendunt,  non  impugnant  sed  propugnant. 
Viciorum  namque  errorum  et  heresium  inimiei  sunt,  animarum 
et  salutis  et  honoris  amici.  Numquid  igitur  ideo  odire  dicuntur 
Cluniacensem  vel  alium  quemvis  approbatum  ordinem,  quod 
excessus  professorum  in  illo  reprehendimus  et  quantum  de 
iure  possumuSy  punimus,  toUimus  et  impendimus,  et  numquid 
ideo  regnum  insoquimur,  quod  maliciam  inhabitancium  in  eo 
legitime  detestamur?  Meliora  sunt  vulnera  percucientia  amici 
quam  oscula  blandientis  inimiei  ^  ut  nuUam  erga  miserum  maiorem 
valeamus  exercere  misericordiam  quam  pereunti  prebere  disci- 
plinam.  Porro  licet  precepta  domini  affirmativa  non  obligent 
ad  semper,  ad  presens  tarnen  contra  talia  non  est  lex,  non 
prevalet  imperium ,  non  potest  quidquam  de  iure  iniquitas 
superborum,  nuUa  potest  hec  pro  nunc  impedire  pacti  cuiusvis 
obligacio,  fidelitatis  promissio  vel  aliquod  iu(ri)8iurandi  sacra- 
mentum  prestitum  sub  quacunque  forma  verborum. 


Cap.  20. 

Absolati  sunt  ab  omni  promissione  et  iuramento  fldelitatis 

Bohemorum  omnes,  qui  eis  nunc  lapsis  in  heresim  prins 

faerunt  astricti. 

E^timo  autem,  quod  eos  qui  taliter  regno  Bohemie  fide- 
litatem  spoponderunt  ipsius  sponsionis  et  promissionis  nullitas 
et  inefficacia  tali  modo  nullatenus  relevaret  |   sed  se  ad  omne  fol.  209  ^ 


»  Prov.  27,  6. 


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508 

iuvamen  regno  impendendum  ^  eciam  pro  nunc  promissio  ipsa 
vel  iuramentum  quod  absit  extenderet,  adhuc  tarnen  personarom 
illarum  que  hoc  a  Slesianis  requirunt  indignitas  eoB  plenissime 
excusaret.  Pone  namque,  quod  iurarunt  fideles  esse  regno^  die 
mihi  tarnen,  qui  sint  Uli  qui  iam  stantibus  terminis  ut  nunc 
regni  nomine  censeantur?  Si  barones,  milites  Bohemorom  et 
Moravorum  et  communitas  Pragensis  et  Cottnicensis  cum  suo 
presule  et  quibusdam  aliis  sicut  gloriaris,  notum  est  esse 
scriptum,  absolutes  se  noverint  a  debito  fidelitatis,  homagii  et 
tocius  obsequii,  quicunque  lapsis  manifeste  in  heresim  aliquo 
pacto  quacumque  firmitate  vallato  tenebantur  astricti.  Nam  etsi 
sub  certa  pena  aliquis  tenebatur  eis  quidcunque  solvere  (et) 
non  solvit,  non  cadit  in  penam,  Wyclefistas  autem  et  Husitas 
nemo  dubitat  ex  tenore  verborum  papalis  litere  hereticorum 
nomen  esse  sortitos.  Si  ergo  Wiclefiste  et  Husite  sunt  heretici, 
et  nobiles  illi  cum  suis  complicibus  Wiclefiste  et  Husite  sunt, 
quis  eis  vel  eorum  regno,  quod  ipsi  esse  volunt,  ad  aliquid 
fidelitatis  occasione  cuiuslibet  promissionis,  pacti  vel  iuramenti 
poterit  obligari?  Eciamsi  iam  de  heresium  istarum  erroribns 
satisfeciBsent,  adhuc  ab  eorum  fidelitate  et  homagio  homagiales 
antiqui  manerent  absoluti  nisi  ab  eo  qui  posset  plus  eis  con- 
cederetur  ex  gracia  post  satisfaccionem  exhibitam.  £t  ecce 
adhuc  durantibus  eis  in  eisdem  erroribus  fidelitatis  debitum 
requirunt  a  Slesianb.  Sed  forte  Wyclefistas  et  Husitas  se  esse 
denegant  aut  aliquando  fuisse.  Utinam  mi  domine  Jesu  Christe 
verum  esset  quod  dicunt,  sed  probat  oppositum  evidencia  pa- 
trati  sceleris,  quod^  non  admittit  contra  se  verificacionem  aut 
negacionem  publici  peccatoris.  Facta  iam  in  Bohemia  pluribus 
annis  prius  inaudita  turpia,  inhonesta,  execrabilia  et  insana 
contra  fidem  Christi  recte  militancia,  nonne  veraciter  ora  eorum 
obstruunt,  si  nunc  se  forsitan  de  talibus  excusantes  Wiclefiste 
vel  Husite  esse  vel  fuisse*^  nolunt?  Ecclesiam  Romanam  esse 
aliarum  omnium  caput  et  magistram,  determinaciones  eius  immo 
et  universalis  ecclesie  contumaciter  spernere,  sub  sacramento 
altaris  solam  esse  quandam  salubritatem  recipiencium  et  non 
corpus  Christi  verum,  clericos  posse  licite  per  laicos  capi, 
destringi,  spoliari  et  necari,  templa  altisdimi  posse  sine  peccato 
destrui,    sanctorum   imagines  licere  demoliri,    mulieres   posse 


*  In  cod.  Impendendi.        ^  In  cod.  qui.        °  In  cod.  noluisse. 


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509 

licite  predicare,  laicos  omnes  obligatos  ad  communicandum 
8ub  utraque  specie  et  mnita  alia  posse  de  iure  fieri,  qae  evan- 
geliis,  epistolis,  scripture  nove  et  veteri  diffinicionique  et  ritui 
eccleBiastico  et  tradicionibus  patrum  sunt  obvia,  quis  dieit 
carere  pravitate  hereticali  ?  Et  ubi  queso  ista  iam  longo  vigue- 
rant  tempore  nisi  in  Bohemico  solo  defendentibus  asserciones 
impias  ipsis  civibus  Pragensibus  et  regni  baronibus  cum  exer- 
citu  suo?  O  si  non  doceret  aut  docuisset  me  precedens  expe- 
riencia  hec  ibi  et  per  eos  fuisse  in  veritate  patrata!  Quapropter 
si  ego  cum  aliis  hominibus '  hec  tacere  vellemus,  lapides  ipsa 
clamarent;  et  ruine  templonim  non  unius  sed  plurium  de  hiis 
testimonium  perhiberent.  Da  autem,  quod  per  eos  patrata  non 
sint,  quis  tarnen  ignorat  ea  non  fuisse  per  eos  impedita,  ante- 
quam  fierent  et  postquam  facta  sunt,  dimissa  Coro  totaliter 
inpunita  et  quomodo  tarn  copiosus  numerus  eorum  qui  nunc 
regnum  esse  volunt  nequivit  talia  prepedire,  priusquam  com- 
mitterentur  aut  post  commissionem  animadvertere  et  punire? 
Scrupulo  igitur  societatis  occulte  carere  non  possunt;  de  qua 
societate  si  excusari  possent,  adhuc  propter  pluralitatem  here- 
ticorum  qui  inter  eos  sunt  ab  hereticorum  titulo  et  nomina- 
cione  liberari  non  possunt.  Nam  si  propter  Judam  solum  apostoli 
murmurasse  de  effuso  unguento  narrantur,  quanto  magis  Bo- 
hemi  propter  aliquos  et  non  paucos  inter  eos  heresi  fuisse 
corrupti  vulgo  dicentur?  Taceo  quod  adhuc  volunt  resistere  in 
quatuor  articulis  in  sua  litera  expressis^  quia  in  illis  submittunt 
se  utinam  corde  et  non  lingua  tantum  correccioni  sanius  in- 
telligencium.  Taceo  tamen  frustra  |  ut  timeo  colorate,  nam  et  ^ol  210" 
apparenter  videntur  se  subdere  aliorum  correccioni  seu  emen- 
dacioni  qui  iam  tanto  tempore  in  eisdem  manserunt  incorrecti? 
Concilium  quippe  generale  congregatum  Constancie  declaravit 
satis  lucide  communionem  sub  utraque  specie  laicis  non  licere 
et  adhuc  declaracionem  petunt  aliam  quasi  mare  guttis  et  sol 
ipse  sit  facibuB  adiuvandus. '^ 

*  In  cod.  adiuvandis  diis. 


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510 


Cap.  21. 
Quld^  intelligatnr  nomine  regni. 

Sicut.  in  ecclesia  continetur  episcopns  et  ecclesia  in 
episcopo^  sie  in  rege**  regnum  et  rex  in  regno,  homagiales 
ergo  regni  homagiales  sunt  regis,  regis  prineipaliter ,  regni 
secundario,  regis  ut  capitis,  regni  ut  membrorum.  Capat  autem 
membra  sequuntur,  non  precedunt.  Quid  ergo  vasallia  regni 
Bohemorum  poterit  imputari,  si  contra  regem  regno  non  obe- 
diunt,  immo  quid  eis  imputabitur,  si  regi  contra  regnum,  capiti 
contra  membra  obedienciam  servant?  Dato  eciam  quod  rex 
malus  sit  aut  sceleratus,  adhuc  ei  non  deposito  sed  toUerato 
obediendum  est  dummodo  non  in  malis.  Sederunt  etenim  scribe 
et  pharisei  super  cathedram  Moysi  et  adhuc  iuxta  verba  eorum 
facere  populus  debuit  non  iuxta  opera.  Quam  vis  enim  eorum 
opera  essent  mala,  docebant  tamen  non  mala,  sed  bona  legis 
mandata.  Unde  et  discolis  prepositis  obedire  precipimur  in  licitis 
et  honestis,  dummodo  non  sunt  precisi  a  corpore  Christi  mistico 
vel  a  suorum  prepositorum  officiis,  prout  dei  populus  in  divino 
eloquio  legitur  obsecundasse,  id  est  obedivisse  vel  obtemperasse 
multis  regibus  criminosis.  Nee  quisquam  estimet,  honorabiles 
hos  duces  et  principes  Slesie  et  iuratos  alios  posse  sine  fame 
sue  negligencia  que  crudelitas  iustissime  est  appellanda  regi 
per  unum  et  regno  per  alium  deservire  ...  *  Senciant  igitur 
Bohemi  in  hoc  casu  de  Slesianis  quidquid  libet,  sola  eos  con- 
sciencia  in  oculis  domini  non  accuset.  Revera  non  solum  non 
accusabit  eos  consciencia  in  conspectu  dei  sed  nee  aliqua  iuris 
infamia  in  estimacione  populi,  quoniam  non  adiuvando  perversos 
illos  homines  providerunt  sibi  satis  de  bonis  non  tantum  coram 
deo  sed  et  coram  hominibus,  ut  qui  propter  hoc  eos  minoris 
estimacionis  habere  vellet  quam  prius,  non  homo  sed  bestia 
foret  non  immerito  nuncupandus.  Cassum  tamen  est  funda- 
mentum  istorum  sie  regi  opponencium  tamquam  duces  Slesie 
et  alii  sub  solo  nomine  regni  regno  soli  vel  corone  prestiterint 


*  Quid  vel  quid  in  cod.        **  In  cod.  regere. 

1  In  diesem  Tone  und   Sinne    sind   die   folgenden   Ausf&hrnngen   gehalten, 

wobei  zunttchst  eine  weitere  Ansführnng  desselben  Gedankens  bemerkbar 

ist,  die  in  Folge  dessen  hier  hinweggelassen  wurde. 


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511 

homagium,  qnia  et  regi  et  regno  sicut  vasalli  se  iuramento 
fidelitatis  astrinxerunt.  Et  quid  opus  esset  novo  rege  creato  in 
Bohemia  novum  ei  prestare  homagium,  si  semel  esset  sub  regni 
nomine  hoc  prestituni;  quia  cum  per  mortem  regis  non  moriatur 
regnum;  adhuc  prima  fidelitatis  promissio  duraret  nee  esset 
Decesse  novam  fieri,  quia  pactum  est  fieri  per  plura  |  quod  fol.  210*> 
(non)  potest  fieri  per  pauciora.  Sed  forte  ad  iurandum  sepe 
vel  multum  volunt  esse  isti  Bohemi  faciles  et  proni,  quod  si 
ita  est,  tunc  absque  dubio  non  timent  id  quod  scriptum  est: 
Vir  muUum  iurans  replebitur  iniquitate  et  non  discedet  de  domo 
eins  plagru  ^ 

Cap.  22. 

Bex  Sigismondus  non  potnit  dare  seenrom  condnetum 
Johanni  Hus  ad  concilium  Constaneiense. 

Nunc  autem  placet  illud  perpendere,  quod  regi  inprimis 
obiciunt  eum  videlicet  Johannem  Hus  contra  conductum  suum 
proprium  in  mortem  tradi  permisisse  vel  per  se  quodam*  modo 
tradidisse.  Sed  quid  rex  eum  habuit  vel  potuit  ad  hunc  actum 
securare  vel  conducere,  qui  debuit  in  iudicio  non  regio  vel 
seculari  sed  ecclesiastico  vel  spirituali  de  suis  dogmatibus 
respondere  et  iuxta  suum  meritum  ibidem  sentenciam  expectare? 
Distincta  sunt  tribunalia,  distincti  gladii,  distincti  fori  reg^m, 
imperatorum  et  aliorum  laicorum  ab  una  et  pontificum  cleri- 
corumve  ab  alia  parte,  ut  nullus  eorum  in  messem  alterius 
falcem  debeat  mittere  vel  securando  vel  conducendo  iuris- 
diccionem  alterius  impedire.  Dato  igitur  quod  pestifer  ille 
magister  a  Sigismundo  securum  conductum  habuerit,  de  quo 
tamen  sine  dubio  pro  nichilo  conductus  ille  haberi  debuit  tam- 
quam  datus  ab  eo  qui  ipsum  dare  nequivit.  Sane  quod  eins- 
dem  hominis  dampnacioni  predictus  rex  interfuisse  describitur, 
velut  advocatus  ecclesie  et  iudex  secularis  fecisse  dicitur,  quo 
presente  debent  heretici  sentencialiter  per  episcopos  condemp- 
nari  et  iudicio  seculari  relinqui.  Et  igitur  in  hoc  rex  ipse 
peccavit.  Posito  eciam  quod  tunc  in  civitate  Constan- 
ciensi   rex   ipse   ut   quidam    autumant  nullam   penitus  iuris- 


*  In  cod.  quedam. 
>  Eccl.  23,  12. 


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512 

diccioDein  epiritualem  vel  secularem  habuerit,  atpote  qui  pro 
tempore  illo  quo  sanctum  celebrabatur  ibi  coDciUum  totom 
ius,  auctoritatem^  iurisdiccionem  et  dominium  civitatis  illius 
in  ipsum  transtulerit  concilium  sacrosanctum ,  numquid  ideo 
minister  et  adiutor  ecclesie^  promotor  fidei  et  executor  Tolun- 
tatig  congregacionis  illius  in  domino  benedicte  esse  desiit;  ut 
presenciam  suam  iniquorum  dampnacioni,  maxime  si  concilium 
ipsum  ad  hoc  eum  cum  debita  iostancia  requisivit,  exhibere 
non  debuerit?  Porro  quod  scribunt  barones  et  alii  superius 
memoratiy  omnes  hereticos  et  scismaticos  timc  in  concilio  Con- 
stanciensi  habuisse  plenum  conductum^  liberum  transitum,  secu- 
ritatem  omnimodam  et  pacem,  omnimode  negatur.  £t  qualiter 
ex  statu tis  Pisani  concilii  concilium  Constanciense  convocatum 
est  et  ad  illius  similitudinem  celebratum,  in  Pisano  autem* 
concilio  etsi  securi  fuerint  Greci,  Armeni  et  alii  trans- 
marini  scismatici^  qui  se  iam  dudum  ab  obediencia  Romane  et 
universalis  ecclesie  subtraxerunt,  insuper  etsi  Franci  cum 
suis^  qui  se  a  subieccione  Romani  presulis  quem  nos  prius 
pro  apostolico  habebamus  ^  longis  temporibus  subtraxerunt,  plena 
usi  fuerint  libertate  nee  pro  excommunicatis  habiti  pro  snb- 
duccione  huiuscemodi  nee  pars  nostra  habita  ab  eis  prout  talis 
pro  eo,  quod  illum  quem  ipsi  pro  papa  habuerant  nos  habere 
dedignabamur,  excommunicati  tamen  vel  suspensi  vel  interdicti 
aliunde  de  eis  vel  de  nostris  pro  talibus  sunt  habiti  et  ut  tales 
evitati  nee  aliqua  libertate  gaudebant.  Unde  et  unus  de  numero 
Bohemorum  eciam  de  heresi  quadam  suspectus  clam  de  Pisis 
fUgam  iniit  vel  occulte  se  in  domibus  suorum  fautorum  ab- 
scondit.  Absit  igitur  a  Constanciensi  concilio,  ut  omnes  here- 
ticos et  scismaticos  cuiuscumque  status  pro  liberis  et  securatis 
habuerit  et  conductis,  cum  mater  sua  Pisanum  concilium  tali 
modo  eos  non  decreverit  honorare,  de  quo  scripsi  modicum 
supra  in  prima  parte  cap.  42.  Gens  quidem  Arragonum  et  eorum 
qui  nondum  reliquerunt  Benedictum  XIII.  vel  Gregorium  XII. 
qui  habitabant  in  Arragonia  a(ut)  Remulis  *  et  alibi  securati 
fuerant  ad  Constanciense  concilium  veniendum  et  pro  excom- 
municatis vel  scismaticis  nullatenus  sunt  tunc  habiti ,  quam  vis 
eos  prius  pro  talibus  haberemus.    Heretici   autem   alii   et  scis- 


*  In  cod.  aut        ^  In  cod.  habeamus. 
1  Rimini. 


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513 

matici  de  partibus  |  nostris  neqaaquam  fuere  tali  prerogativa  ^o\.  211* 
donati.  Amen,  amen  dico  tibi  anima  mea^  si  securitatem  illam 
habuisset,  venerandum  *•  illud  universale  concilium ,  qaod  deu8 
in  BuiB  factis  semper  dirigit  et  errare  non  sinit,  nequaqnam 
(eum)  violasset.  Novit  enim,  qaod  ceteris  paribus  hosti  fides 
servanda  est,  ceteris  dico  paribus,  quoniam  si  ipse  fidem  fran- 
geret,  pro  fracta  haberetor.  ^  Nonnulli  autem  disputant,  an  here- 
ticO;  qui  vult  errorem  suum  defendere,  possit  dari  securitas, 
cum  ei  nee  Ave  dicere  nee  communicare  in  aliis  debeamus. 
Diffiniat  hoc  sancta  mater  ecclesia  et  tenebo  cum  illa.  Scio 
tarnen,  quod  licet  ad  verba  Helye  convocavit  Ächab  omnes 
sacerdotes  et  prophetas  Baal  in  monte  Carmeli,  eque  bene  vir 
dei  eoB  occidit  hiis  non  obstantibus,  si  ille  qui  fuit  hereticus 
securatus  ad  iudicium  venit,  revocaturus  suum  errorem  et  non 
defensurus  coram  ecclesia  non  immerito  sibi  manet  securitas 
inconfracta. 

Cap.  23. 

Bohemi  gloriantnr  inconrenienter  de  christianissimo  suo 
^  regno. 

Beatificacionis  et  decepcionis  proprio  Bohemi  sibi  nomen 
arripiunt,  quando  vanissime  in  se  gloriantes  non  in  domino 
regnum  suum  christianissimum  esse  scribunt.  Opera  que  facit 
et  fecit  ^  perhibent  testimonium  de  illo,  an  debeat  diel  chri- 
fitianius  vel  christianum.  Temporibus  felicissime  memorie 
Karoli  patris  Wenceslai  nuper  defuncti,  temporibus 
eciam  Johannis  patris  ipsius  Karoli,  temporibus  quoque  alio- 
rum  regum  et  ducum  Bohemicalium  christianissimum  satis  dici 
potuit,  8ed  tarn  versa  in  luctum  dthara  et  auro  mutato  in  scoriam 
illud  celebre  nomen  amisit.  Tunc  fides  servabatur  in  eo  catho- 
lica,  erigebantur  dei  sanctuaria,  cultus  dei  cernebatur  non 
minui  sed  augeri,  clerus  habebatur  in  reverencia  et  ordinate 
et  honeste  dirigebantur  quasi  singula,  nunc  mutacio  facta  est 
proch  dolor  in  contraria  et  adversa.  Nee  tamen  illo  primo 
tempore  ad  tantam  perfeccionem  est  deductum,  ut  possit  dici 
christianissimum  vel  in  christianitate  pre   aliis   in  fide,   gloria 

*  In  cod.  veaerendum.        ^  la  marg.  de  couductu  hereticoram. 

*  8c.  regnum. 


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514 

yel  honore  summum.  Ad  aliqua  enim  regna  perfecciora  et 
christianiora  non  pervenit^  respectu  multorum  r^^omm  alio- 
rum  novellum  est  in  fide,  novellius  in  dyademate  nee  demon- 
stravit  opere  se  pre  aliis  cucurrisse  vel  in  vinea  domini  po«t 
illa*^  in  bone  iidei  operibus  laborasse.  Et  audent  presumptnose 
eiusdem  incole  ipsi  r^^o  nomen  talis  excellencie  usurpare. 
Vix  eorrigiam  calceamentorum  quorundam  alionim  regnomm 
posset  solvere,  vix  rotam  aut  apicem  illustrium  faetorum  qae 
in  aliis  regnis  patrata  sunt  attingere  et  debet  christiaDissimom 
esse !  Utinam  digitum  ori  suo  superponerent  et  excellencie  tante 
titulum  sibi  nullatenus  arrogarent.  Sive  enim  superlativum  istom 
christianisaimum  pro  summo  in  christianissimi  regno  accipiant 
sive  pro  satis  christiano  vel  valde  christiano,  sufBceret  eis  uti 
grammaticali  positivo  simplici  et  coronam  suam  propter  illa 
que  fecerit  in  transacto  tempore  christianam  simpliciter  nomi- 
nare.  Sed  an  nunc  propter  gesta  presencia  et  modemorum 
temporum  eciam  in  positivo  christianum  appellari  debeat,  nescio^ 
cum  eius  principales  proceres  et  multitudo  hoc  narret  sibi  in 
iniuriam  iieri,  quod  fit  in  honorem  et  gloriam  omnium  salvatori. 
Scribunt  eteuim  hoc  factum  in  sue  nacionis  improperium^  quod 
ut  dicunt  rex  Sigismundus  quendam  civem  Pragense A  tradi 
fecit  Wratislavie  in  mortis  interitum  propter  hoc  solum  ut 
aiunt,  quod  sub  bina  specie  panis  scilicet  et  vini  dominicum 
sumpserit  sacramentum. 

Cap.  24. 

Commnnicans  contumaciter  et  in  contemptnm  ecclesle  sab 
utraqne  specie  pro  beretico  est  habendns. 

Sub  bina  specie  corpus  et  sanguinem  domini  nostri  Jesu 
Christi  quemvis  laicorum  accipere  non  potest  dici  solum  esse: 
habet  communiter  annexum  contemptum  sancte  matris  ecclesie 
fol.  2ii»>  et  I  diffinicionum  eius  et  per  consequens  crimen  ipsius  heresis. 
Et  qualiter  non  meretur  penam  mortis?  Fatetur  universalis 
ecclesia  venerandam  Romanam  ecclesiam  ecclesiarum  omnium 
esse  Caput  et  magistram  et  habere  plenam  a  domino  potestatem 
ligandi  et  solvendi,  statuendi  et  ordinandi  in  domo  eius  quid- 
quid  videtur  ei  esse  laudabile,  racionabile  et  honestum.  Fatetur 


*  In  cod.  Ulis. 


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515 

et  se  ipsam  tali  auctoritate  miDime  carere,  fatetur  eciam,  quod 
omnis  christianus  ipsam  Romanam  vel  universalem  ecclesiam 
hanc  habere  potestatem  denegans  ruine  sue  substratus  iacere 
debeat  et  pro  heretico  reputari.  Is  autem  civis  Pragensis,  de 
quo  barones  contra  regem  causantur,  fuit  a  christianis  natus 
et  cum  christianis  a  iuventute  conversatus.  Quomodo  igitur  potuit 
ignorare  constitucionem^  ordinacionem,  consuetudinem,  ritum  et 
observanciam  et  Romane  et  universalis  ecclesie^  quibus  voluit, 
ordinavit,  decrevit  et  statuit,  laicalero  populum  sub  utraque 
specie  non  esse  communicandum.  Non  igitur  dumtaxat  fuit 
communicator  sacramenti  sub  utraque  specie  sed  et  contemptor 
ecclesie,  quam  si  quis  tali  modo  contempnit,  nonne  tamquam 
ethnicus  et  publicanus^  scismaticus  et  hereticus  habendus  erit? 
Non  obedivit  sacerdotis  illius  magni  precepto  et  imperio,  qui 
ministrat  domino  deo  nostro  in  loco  quem  elegit  dominus, 
mortis  reus  et  filius  perdicionis  fuit. 

Quamvis  ergo  Sigismundum  regem  non  velimnec 
possim  excusare  in  omnibus  que  sibi  a  baronibus  obi- 
ciuntur,  immo  et  in  pluribus  sibi  obiectis  ab  illis  sit  culpabilis, 
in  quibusdam  tarnen  excusatum  eum  habeO;  sed  rectum  ordi- 
nem  procedendi  observavit  in  facto  suo.  Nam  cum  ea  que 
iusta  sunt.iusto  et  debito  modo  debent  execucioni  demandari, 
non  collaudabo  eum  de  nomine  sed  de  adverbio,  quia  non 
placet  summo  regi  bonum  aut  bonitas,  iustum  aut  iusticia, 
rectum  aut  rectitudo,  nisi  et  bene  et  recte  et  iuste  et  racione 
facta  fuerint;  ne  si  solus  oculus  noster  tenebrosus  fuerit  in 
corpore,  quod  luminosum  esse  creditur,  ipsum  quoque  corpus 
in  tenebras  convertatur.  Opus  nostrum,  corpus  nostrum,  oculus 
autem  non  solum  est  cordis  intencio  sed  et  operis  forma,  que 
si  viciata  fuerit,  totum  opus  vel  viciosum  est  vel  viciandum 
erit,  ut  autem  clarius  agnoscas  civem  illum  Pragensem  de  quo 
supra  ex  illa  communicacione  sub  specie  duplici  notam  heresis 
incurrere  potuisse,  lege  si  placet  aliqua  hie  immediate  subiuncta. 

Cap.  25. 

Qui  non  conformat  se  in  universalibus  ecclesie,  membrum  foi.  212* 
eins  putridum  est.  * 


^  Die  folgenden  Erörtenmgen  sind  wegen  ihres  rein  theologischen  Inhaltes 
hinweggelassen  worden. 


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516 


Cap.  26. 
De  festo  pascali  et  quadragesima. 

Cap.  27. 
De  marehionatu  Brandeburgensi. 

Superest  nunc  parumper  de  secundo  articulo  scribere 
qui  dicit:  regem  Sigismundum  marchionatum  Brande- 
burgensem alienasse  de  regno  Bohemie  minus  iuste.  Ad 
hoc  quippe  dicendum:  gens  Bohemorum  exinde  forte  movetur, 
fol.  212^  quod  in  regni  preiudicium  non  parvum  aut  modicum  |  sed 
magnum  valde  eum  aliena8se(t)  nequiter^  presertim  si  ante 
alienacionem  eandem  iuramentum  fecit  ut  est  solitum  de  ser- 
vandis  regni  iuribus  illibatis.  Disputative  autem  non  deter- 
minative loquendo  oportet  videre  ante  omnia,  an  bone  memoria 
Karo  1  US  IV.  imperator  Romanorum  et  rex  Bohemorum  mar- 
chionatum ipsum  Roraanorum  imperio  auferre  potuit  et  seeptro 
Bohemico  applicare.  Si  enim  reges  orbis  terrarum  post  sacra- 
menta  tali  modo  prestita  alienare  magna  et  notabilia  a  suis 
regnis  nequeunt^  consequens  est,  ut  et  ipse  Karolus  a  Borna- 
norum  regno  marchionatum  iilum  tollere  et  throno  Bohemorum 
dare,  incorporare  vel  unire  nequivit.  Quid  ergo  mirum,  si 
Sigismundus  eciam  Romanorum  rex  illum  Romanis  restitnit, 
quo  eos  imprudenter  ut  videtur  Karolus  ipse  privavit?  Merito 
etenim  factum  patris  sui  correxit,  qui  positus  est,  ut  excessus 
corrigat  aliorum.  Cooperatur  ad  hoc,  quod,  cum  eis  res  per 
quascunque  causas  nascitur,  per  easdem  et  solvatur,  et  par  sit 
potestas  solvendi  et  ligandi,  et  potestas  Karoli  iam  in  Sigis- 
mundum transierit.  Nee  peccatum  dimittatur,  nisi  ablatum 
restituatur,  non  iniuste  Sigismundus  peccatum  patemum  emen- 
dans  reddidit  quod  suum  est  vel  fuit  regno  Romanorum.  Dispu- 
tative namque  ut  premisi  scribendo  ulterius  Karolus  ipse 
sive  per  modum  empcionis  sive  per  modum  campestris  belli 
marchiam  acquisierit  vel  univ(er)it  eam  Bohemie,  ut  idem 
deberet  esse  rex  Bohemorum  et  Brandeburgensis  marchio  et 
utrumque  dominium  habere  in  feudum  ab  imperatore  Romano 
vel  alio  modo.  Si  primo  modo,  iam  non  Sigismundus  sed  pater 


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517 

eius  Karolus  eam  Bohemis  abstulit  et  Romanis  reassignavit. 
Ipse  est  enim,  qui  adhac  vivens  corpore  non  diu  post  acqui- 
sicionem  marchie  Wenceslaum  primogenitum  suum  regem 
Bohemoram  esse  voluit  et  Sigismundum  Brandeburgecsis 
territorii  marchionem.  Ipse  divisit  principatum  a  prineipatu, 
cum  aliam  in  regno,  alium  in  marchia  principem  deputavit^  si 
alio  modo  demonstretur  ille  modus,  quis  et  qualis  iile  fuerit  et 
responderi  poterit;  si  non  demonstratur^  pro  äon  facto  habetur, 
quia  de  occultis  iudicare  non  possumus,  eciamsi  vices  omni- 
potentis  dei  in  locis  istis  inferioribus  teneremus.  Sed  forte  ille 
alius  uniendi  modus  declarabitur  et  dicetur:  Karolus  sie 
marchiam  univit  Bohemie,  quod  duobus  existentibus  principibus 
terre  utriusque  is  qui  possideret  marchiam  eam  deberet  habere 
in  feudum  a  dyademate  Bohemorum.  Ad  quod  videtur  posse 
faciliter  responderi:  si  tali  modo  marchiam  Bohemis  univit, 
tunc  sequitur,  quod  iuramentum  fidelitatis  quod  ab  olim  mar- 
chio  Brandeburgensis  regi  Romanorum  prestitit,  prestare  ei 
amplius  minime  teneatur,  si  namque  hoc  sacramento  iurabit, 
hoc  est  regi  Bohemorum,  a  quo  secundum  istos  marchiam  in 
feudum  sumif^  .  Brandeburgensis  marchio  prepositus  est  im- 
perialis  camere  et  iurabit  fidelitatem  regi  Bohemie!  Quis 
igitur,  si  in  imperiali  camera  infideliter  ageret,  quis  cum  de 
periurio  redarguere  potest,  cum  non  Romanis  sed  Bohemis 
ipse  iurasset,  preterea  si  bellum  inter  regem  Romanorum  et 
regem  Bohemorum  ingrueret?  Nonne  iuxta  premissa  Bohemie 
et  non  Romanorum  domino  consiliis  et  auxiliis  astaret.  Debet 
esse  marchio  ipse  unus  de  principalibus  summis  et  precipuis 
astantibus  fidelitate  et  opere  Romanorum  regi.  Et  talem  vasallum 
homagialem  iuratum  et  subditum  sibi  electorem  et  camerarium 
imperii  auferre  volumus  imperatori  propter  facta  Karoli  semper 
Augusti.  Öal va  eius  igitur  in  hoc  reverencia  magis  Augustus 
fuisse  creditur  natalis  soli  sui  Bohemici  quam 
imperialis  et  Romani,^  unde  tamen  habere  meruit 
nomen  Augusti.  Sed  quia  Sigismundus  ipse  restituisse 
marchiam  Romano  videtur  imperio  eo  tempore  quando  adhuc 
fuit  solummodo   Romanorum   rex  et  Brandeburgensis   marchio 


*  Folgt  eine  weitläufige  rhetorische  (ironische)  Floskel,  die  hier  weggelassen 

werden  konnte:  O  alienacio  magna  et  maxima  de  imibos  etc. 
1  Das  ist  der  Stiefvater  des  heil,  römischen  Reiches. 


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518 

nondum  autem  rex  Bohemorum,  <^  an  ad  hoc  faciendum  regnnm 
Bohemorum  (e)vocare  debuerit  ad  dicendum  causam  raciona- 
fol.  213»  bilem,  qualiter  hoc  fieri  non  deberet,  ecclesie  |  diffinicioni 
relinquimus;  presertim  si  pro  tunc  et  ante  marchionatum  ipsom 
habuit  in  feudum  a  rege  Bohemorum.  Et  dato  quod  hoc  facere 
debuerit  videlicet  regnum  Bohemorum  ad  talia  facienda  evo- 
care^  tamen  quia  multa  fieri  non  debent,  que  facta  tenent,  an 
modo  ipsum  factum  valore^  habeat,  ipsa  eadem  mater  ecdesia 
determinet  et  decernat. 

Cap.  28. 
Adhuc  de  eodem.^ 

ÄdversuB  autem  ista  que  sie  causa  disputacionis  et  in- 
formacionis  hie  inserui^  multa  possent  argumenta  fieri  que 
patere  possunt  sagaciter  intuenti.  Sed  quia  non  est  meum  in 
celum  08  ponere  nee  de  litigiosis  rebus  curam  gerere  sed 
pocius  pacificis  studiis  i n h e r e r e,  decrevi  plurima  eorum 
sub  silencio  preterire,  hü  tamen  qui  per  exempla  solent  argnere 
dicunt  hec  per  omnia  Earolo  licuisse.  Videmus  etenim,  quod 
et  ipse  et  predecessores  sui  non  pauci  multa  prius  ad  impe- 
rialem fiscum  spectancia  ei  recesserunt  et  aliis  assignarnnt.  Sic 
civitates,  sie  castra,  feuda,  bona,  iura  Romanorum  principum 
eis  quasi  voluntario  Ulis  decedentibus  ad  manus  multorum 
regum  et  principum  pervenerunt.  Sed  quia  non  est  attendendum 
quid  sit  factum  sed  quid  faciendum,  non  concludit  in  omnibus 
argumentacio  per  exemplum.  Pendamus  primo  tempora,  post 
hoc  loca,  personas  et  res  ipsas  in  loco  et  tempore  gestas  et 
alias  merito  pensandas  circumstancias  et  videbimus,  quod  non 
semper  possunt  aut  debent  posteriora  concordai*e  cum  prioribus, 
quia  crebro  et  iustissime  non  eodem  cursu  respondent  ultima 
primis.  Olim  dives  et  habundans  fuit  imperium^ 
hodie  exhaustum  et  attenuatum,  ut  vix  habeat,  ubi 
Caput  suum  reclinet.  Quapropter  iuxta  diversitatem  tem- 
poris  iuste  eciam  diversificabitur  potestas,  autoritas  vel  pocius 
potestatis  et  autoritatis  execucio  vel  liberalis  Romauorum  regis, 
cui  multum  habenti  multum  dare  licuit,  cum  iam  parum  habens  ^ 


*•  In  cod.  Romanomm.        ^  Et  cetera  non  plos.        *'  In  cod.  com  mnltnm 
habens  and  qnia  iam  parom  habet. 


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519 

pamm  det  In  loco  eciam  ubi  ConstantinuB  baptizatos  extitit, 
multa  Silvestro  tribui  conveniens  fuit,  qae  in  locis  quibusdam 
aliis  ei  dare  congruum  non  fuisset.  Decens  quippe  et  dignum 
extitity  ut  in  loco  illo  in  quo  celestis]  imperator  sedem  sibi 
constitait  terrenus  dominus  dominii  nil  haberet,  decuit,  ut 
sacerdotalis  ipsa  et  presertim  Romana  dignitas  usque  ad  tempus 
illud  paucis  rerum  mundanarum  adiuta  suffragiis  temporalibus 
adiuvaretur  auxilÜB;  ut  spiritualibus  proficeret  incremen tis.  Sed 
quia  nunc  necesse  est  terrarum  potentibus,  regibus  et  princi- 
pibus  multa  possidentibus  de  bonis  Romanorum  abstrahere  et 
illorum  thesauros^  fiscos  et  reditus  facere  diciores^  istis  dare 
est  perdere^  illi  tunc  dedisse  est  coronam  iusticie  manente(m) 
in  seculum  acquisisae^  quod  si^  eciam  hodiema  die  de  donis 
parvis  imperatorum  ad  magna  volumus  arguere,  constat  de  se 
consequenciam  non  valere.  Cum  enim  rescripta  apostolica  mino- 
ribus  expressis  maiora  minime  comprehendant^  quomodo  valor 
exiguorum  imperialium  munerum  valere  faciat  tradicionem 
maiorum  vel  quasi  maximorum.  |Non  ignoro  imperatores  et 
reges  non  obstante  iuramento  de  non  alienando  prestito  posse 
pauca  tribuere^  sed  exinde  non  compellor  concedere  eos  eciam 
inmensa  grandia  et  maiora  posse.  Potest  episcopus  non  obstante 
iuramento  de  non  alienandis  rebus  sue  ecclesie  quid  exiguum 
—  hoc  est  quinquagesimam  partem  suorum  redituum  pro  novo 
erigendo  monasterio  vel  centesimam  pro  amplificanda  sua  sepul- 
iura  ecclesie  iam  erecte  tribuere  sed  hoc  equitatis  tempera- 
mento  servato,  ut  sive  simul  et  semel  sive  successive  hoc  faciat, 
ecclesie  sue  grave  dampnum  non  inferat  et  ecclesie  cui  dederit 
Bubsidio  competenti  succurrat.  Et  dicemus  provisorem  et  rectorem 
Romani  imperii  propter  donaciones  minimas  non  nocivas  suo 
imperio  posse  esse  adeo  prodigum,  ut  et  magnas  et  notabilis- 
simas  possit  facere  in  sui  regalis  solii  detrimentum?  Absit 


Cap.  29. 
Adhne  de  eodem.  foi.  2i8i> 

Demus  igitur,  quod  concessiones  alique  facte  per  Ale- 
manniam  vel  alibi  auctoritate  imperii  de  nonnullis  civitatibus, 
iuribus,  rebus  aut  castris  ad  imperatorem  prius  pertinentibus 
sive  dominio  utili  sive  directo  robur  et  efficaciam  iuris  habeant, 

▲rckiT.  Bd.  LI.  IL  H&lft«.  34 


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520 

nomquid  per  faoc  confirmatur  ista  de  marchioiiatu  Brande- 
burgensi  facta  Bohemis  donacio,  unio  vel  incorporacio ,  cam 
dispar  valde  sit  illorum  concessorum  et  huius  rei  donate  vel 
aequisite  condieio.  Et  quamvie  hoc  ex  premisBis  aliquantulum 
patere  valeat,  libet  tarnen  superaddere,  quod  in  generali  ser- 
mone  non  veniimt  ea;  que  qois  non  e88e(t)  verisiniiiiter  in 
specie  concesBurus.  Pone  itaque,  quod  sit  lex  vel  senno  legis 
imperatorem  poese  dare  multa  eciam  grandia,  hone  tarnen  prin- 
cipem  camerarium  säum  in  secretis  suis  et  ardois  precipne 
requirendum  ad  alium  posse  transferri^  in  huiusuKKÜ  generalitate 
includi^  non  convenit  racioni.  Diffiniant  hii  hoc  ad  quos  per- 
tinet  sive  electores  imperii  sive  alii  quocunque  nomine  cen- 
seantur.  Si  inter  regem  Bohemorum  et  marchionem  Brande- 
burgensem super  marchionatu  Brandeburgensi  lis  vertitur,  quia 
de  feudo  imperali  est  questio,  per  Romanorum  principem  si 
tarnen  suspectus  non  fuerit  determinetur.  Si  super  eodem  ab 
ipso  imperatore  vel  Bohemorum  rege  nomine  tamen  imperii 
contra  marchionem  actum  fuerit^  recurratur  ad  compares  corie, 
dummodo  et  ipsi  careant  suspicione^  periculosum  enim  nimis 
est  coram  suspectis  iudicibus  litigare.  Quod,  si  de  hoc  sedes 
apostolica  se  decreverit  intromittere  ex  causis  racionabilibus 
eam  moventibus,  cum  sua  multum  intersit  in  re  huiuscemodi  et 
iura  possidens  terrena  simul  et  celestis  imperii,  de  hiis  ex 
plenitudine  potestatis  iudicare  voluerit,  a  me  reprehensionem 
nuUam  habebit.  Utinam  iudicem  competentem  invenirent  alie- 
naciones  ille  minute,  quas  de  Corona  Romuli  reges  Romani 
fecere*  diversis  —  huic  videlicet  vel  illi  principi,  ut  vel 
confirmarentur  ut  valide  vel  infirmarentur  ut  invalide  Tel 
reducerentur  ad  mensuram  congruam,  in  qua  donatoriis  utili- 
tatem  afiferrent  et  donatori  non  valde  nocerent  vel  et  de  fatuiis 
fieret  super  hoc  per  cum  qui  posset  opportuna  provisio,  ne 
saltem  ultra  certum  numerum,  mensuram  aut  modum  distra- 
herentur  inantea  fructus,  reditus,  iura,  bona,  municiones  et 
ville  Romani  dyadematis  cum  decreto  superaddito,  quod  nuUum, 
cassum  esset  et  irritum,  quod  fuerit  in  contrarium  attemptatum. 
£n  etenim  quasi  frustatim  iam  lupus  devorabit  agnum,  dum 
hoc  vel  illo  terreno  principe  hoc  aut  illud  de  botiid  augustalibos 
possidente    evacuatum    est    imperiale    marsubium   et   dyadema 


*  In  cod.  regia  .  .  .  facere. 


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521 

cunctorum  dyadematum  ad  nichilum  quasi  est  redactam.  Sant 
tarnen  alii  de  hoc  iure  aliter  sencientes.  Nam  cum  imperatores 
deberent  esse  primi  inter  fidei  defensores  et  ecclesie,  leguntur 
sepe  inter  exterminatores  fuisse  preci'pui.  Dignum  est  ergo 
secundum  os'^  aliquantulum  regestare  (et)  laborare  ne  si  tauri 
pingues  obsederint  ecdesiam,  tanto  facilius  in  ea  mala  faciant, 
quanto  magis  in  suo  corpore  de  pinguetudine ,  fortitudine  et 
potestate  gestant.  ludicare  dignetur  dominus  et  demonstrare  per 
suam  sanccionem,  quid  herum  sit  utilius  aut  credentibus  magis 
utilius  ad  salutem. 

Cap.  30. 
De  infamia  petant  (!)  se  liberari  Bohemi. 

Inter  alia  que  Bohemi  a  rege  Sigismundo  postulant  est 
hoc  non  minimum;  quod  infamiam  quam  eis  ut  dicunt  iniuste 
intulit  vel  inferri  permisit,  destruat^  reformet  et  toUat.  Fatentur 
ergo  se  diffamatos  esse  vel  infames  ^  famamque^  sibi  reddi 
volunt.  Et  vere  Uli  infames  sunt  qui  vel  heretici  sunt  vel 
eorum  quomodolibet  defensores.  Sed  nunc  videndum  est;  de 
qua  infamia  hoc  intelligant:  est  namque  infamia  iuris  que  in 
crimine  ecclesiastico  contracta  per  papam  interdum  tollitur,  est 
canonis  que  per  veram  penitenciam  aboletur,  est  facti  que 
per  longa  boifa  opera  subsequencia  submovetur,  cum  enim  in- 
famis  de  facto  vult  se  purgare  ab  oblocucione  hominum  sicut 
exhibuit  prius  membra  sua  ad  serviendum  peccato,  |  sie  ea  fol.  2U* 
exhibeat  nunc  ad  serviendum  iusticie.  £t  licet  impossibile  sit 
eum  infamem  non  fuisse^  nomen  tamen  macule  quod  sibi  con- 
traxit  in  ore  hominum  per  commissionem  criminum  delere  non 
potest  et  auferre  per  opera  virtutum,  ut  qui  prius  avarus  dictus 
fuerat  modo  largus  dicatur,  qui  incestuosus  modo  castus  modo- 
que  dicatur  iustus  qui  prius  iniustus.  Sed  ecce  si  de  infamia 
iuris  expiari  desiderant,  papam  querant.  Nempe  si  renunciantes 
heresi  et  abiurantes  eam  de  ea  volunt  digna  emendacione  satis- 
facere,  potest  ille  hanc  infamiam  tam  remote  ab  eis  proicere, 
quod  nuUum  in  posterum  possit  ipsis  discrimen  afferre.  Si 
petunt  ab  eis  tolli  infamiam  canonis  que  annexa  est  cuilibet 
peccato    mortaliy    si    suo    in    tempore    bene    ad    confitendum 


*  Wohl  für  hos,  wie  ea  statt  heu.         ^  In  cod.  que  famam. 

34* 


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522 

dispositi  idoneo  sacerdoti  peccata  delictaque  sua  legitime  confessi 
fuerint,  ab  illa  fame  denigracione  poterunt  liberari,  si  de  tercia 
loquimur  quam  infamiam  facti  nominamus,  taue  pensanda  sunt 
scripture  verba  dicencia :  Quamvis  per  penitenciam  animcLS  sahare 
po88umu8  infamiam  tarnen  aholere  non  posewnus,  quod  ita  inter- 
dum  est:  per  penitenciam  salvatur  anima  qnoad  deom  sed 
non  redditur  fama  quoad  populmn^  at  per  ipsam  penitenciam 
populus  recognoscat  emn  nunquam  foisse  diffamatum,  nee  enim 
potest  hoc  operari  penitencia^  ut  facta  sint  non  facta  eed  at 
non  noceant  anime   ad   salutem.    Alanus   in  suis  proyerbüs: 

Quem  semel  horrendis  maculis  infamia  nigrat 
Ad  bene  tergendum^  laborat  aqua. 

Peragant  ergo  Wyclefiste  et  Husite  suo  forte  tempore  con- 
vertendi  penitenciam  quantumlibet  fructuosam,  propter  boc 
dici  non  poterit  eos  non  fuisse  Wyclefistas  et  Husitas  vel  boc 
aut  talia  docuisse  minime  vel  fecisse  vel  in  heresim  nullatenus 
incidisse.  Scribuntur  eoram  facta  et  dicta  stilo  ferreo  in  lapide 
adamantino,  qaod  ea  nulla  possit  delere  oblivio^  et  ubicunque 
scriptura  illa  lecta  fuerit,  dicere(tar)  in  memoriam  eonim,  qaod 
hec  vel  alia  quondam  docuerint  vel  fuerint  operati.  Et  qao- 
modo  contra  boc  Sigismundus  potest  eos  ad  famam  restituere, 
cum  non  sit  in  eins  potestate  ora  hominum  loqui  volencium 
obstruere  et  manus  omnium  scribere  cupiencium  probibere,  nee 
potest  facere,  ut  que  in  veritate  bac  facta  sunt  facta  non  sint, 
cum  ad  boc  faciendum  sc  non  extendat  eciam  potencia  eius 
maiestatis.  Hiis  tamen  non  obstantibus  infamia  facti  tali  modo 
redditur  ut  premisi^  si  infamatus  vitam  suam  bonis  adomans 
operibus  infamiam  suam  propriam  in  bonam  vertit  famam,  ut 
qui  in  eo  prius  scandalizati  fuerant,  nunc  edificentur  in  ipso 
benedicentes  in  excelsis  dominum  qui  de  peccatore  fecit 
iustum,  de  malo  bonum,  de  reprobo  innocentem. 


*  Fehlen  ein  oder  zwei  Worte. 


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523 


Cap.  31. 

ütnim  Bohemi  possnnt  a  Sigismimdo  petere  reportacionem 

anri  et  argenti  qnod  de  monnmentis   sanctoram  et  reli- 

qniis  dieitar  asportasse« 

Qua  fronte  maiorcB  natu  Bohemorum  regi  Sigismundo 
possunt  obicere  ablacionem  auri  et  argenti  de  monumentis 
sanctorum  et  reliquiis  videre  non  valeo,  cum  turpe  sit  doctori 
vel  accusatori;  cum  culpa  redarguit  ipsum.  Licet  enim  sit  in 
rege  satis  reprehensibile,  quod  talia  fecit  sicut  in  prima  parte 
huius  operiB  scripsi,  tarnen  si  legitimus  non  fuerit  accusator^ 
non  debet  ad  vocem  ipsius  fatigari  accusatus.  Inde  et  salvator 
illos  audire  renuit,  qui  accusantes  discipulos  suos  de  trans- 
gressione  tradicionum  ipsorum  seniorum  inter  Hebreos  non 
erubuerunt  a  se  proicere  mandata^  que  ille  senior  qui  dicitur 
et  est  antiquus  dierum  eis  dinoscitur  tradidisse.  Munda  nam- 
que  debet  esse  manus  que  vult  alterius  sordes  abstergerey  et  is 
qui  in  ocvlo  suo  trabem  gestat  non  potest  festucam  ab  alienis 
oculis^  amovere.  \  Hinc  est  eciam,  quod  ad  furem,  mechum  fol.  2U 
accusandum  ille  non  admittitur^  qui  dicit  non  furandum  et 
furatur,  non  mechandum  et  mechatur^  illud  namque  quod  verbis 
intimat  faciendum  non  esse,  facit  opere  et  ideo  sibi  ipsi  cen- 
setur  quodammodo  repugnare,  factis  negat,  quod  voce  astruit 
et  per  consequens  frustra  legis  auxilium  implorat,  cum  in  legem 
committai  Restituant  ergo  Wyclefiste  et  Bohemi  prius  decorem 
et  omatum  aureum  et  argenteum  quem  ipsi  abstulerunt  de 
sanctorum  diversorum  monasteriis,  ecclesiis,  imaginibus,  sepul- 
cris  et  ossibus  et  extunc  ad  eorum  proclamacionem  de  simi- 
libuB  respondetur.  Deliberabit  forsitan  Sigismundus  de  quo 
eum  eciam  petunt,  ut  omnes  Status  hominum  reservare  debeat 
in  suis  privilegiis,  libertatibus  et  iuribus,  quia  ille  qui  dicit 
omne  nihil  excipit,  in  eorum  peticione  comprehendi  videtur 
et  cleruS;  et  utinam  in  hoc  puncto  eos  dominus  exaudire  dignetur. 
Quid  igitur  in  multis  aliis  laboraverunt  et  laborant,  fecerunt 
et  faciunt  contra  clericorum  et  ecclesiarum  libertates,  iura  et 
privilegia  eis  a  domino  deo,  Romanis  pontificibus,  imperatoribus, 
regibus ;  principibus  aliisque  concessa  videat  eorum  consciencia; 


1  Nach  Luc  6,  41. 


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524 

an  per  hoc  contra  clerum  occasionem  velit  querere  ant  per 
talia  scripta  palliare  alia  facta  sua.  Pensent  et  omnea  fideles 
populi  qaomodo  velut  Anaxagoras  ignorantes  voces  proprias 
yideantur  in  hac  utilissima  supplicacione  petere  quod  neqna- 
quam  vellent  in  bonum  ipsius  cleri  iam  impletum  esse.  Sane 
etsi  in  articulo  eorum  tercio  in  quo  permanere  volunt,  ubi  de 
abscindenda  superflua  dotacione  cleri  mencionem  faciunt  hoc 
verbum  debite  addunt  expresse  dicentes :  Dotacio  cleri  stiperßua 
ddnte  prescindatur ,  nisi  tarnen  adhuc  alio  modo  purgent  sua 
facta  precedencia^  verisimiliter  formidatur  eos  hoc  verbum 
debite  in  dolum  et  fraudem  aliquam  posuisse;  de  quo  cum  ad 
articulum  tercium  ventum  fuerit,  plenius  forte  tractabitur  et 
dicetur.  * 

Cap.  32. 

De  Ulis  qnataor  articnlis  in  qnibus  Bohemi  yolnnt  per- 
manere quadam  tarnen  condicione  apposita. 

,  Procedendum  iam  ad  illos  quatuor  articulos  de  qnibus 
in  Constanciensi  concilio  scribunt  se  Bohemorum  plurimi  volle 
mauere  condicione  tamen  sequenti  sub  hac  forma  adiecta:  niri 
fuerimus  quod  non  credimus  ex  eacra  ecriftura  meliue  informativ 
Pensate  lectores  verba  et  cavete  dispendia,  latet  hie  tupii  in 
undis,  anguis  in  herba,  venenum  in  melle  et  mors  in  apparentibui 
verbis  vite,  Nisi  inquiunt  fuerimus  quod  nofi  credimus  ex  eacra 
scriptura  melius  informati,  Auctoritatem  ecclesie  non  exprimunt, 
scripta  et  dicta  sanctorum  habere  pro  informacione  non  querunt 
sed  ad  informandum  se  melius  nudum  verborum  corticem  et 
solum  textum  sacre  scripture  requirunt,  et  licet  ecclesie  sancte* 
auctoritas  ex  sacris  scripturis  fundamentum  solidum  et  firmum 
habeat,  autoritatem  tamen  illam  omnino  respuunt  et  sie  autori- 
tatem  ecclesie  contempnentes  omnem  ordinacionem  eins  ritum> 
que  confundunt,  parum  se  credere  demonstrant  in  unam  sanctam 
ecclesiam;  qui  tali  modo  parvipendunt  eam.  Et  quia  taliter  eam 
parvipendunt,  cum  ea  non  sunt  et  si  cum  ea  non  sunt,  contra 
eam  sunt.  Hinc  est  quod  teste  experiencia  nova  supposita  ad 
eam  non  trahunt  aut  colligunt,  sed  ab  illa  eciam  antiqua  auferunt 
et  dispergunt.  Sed  audi :  autoritati  ecclesie  matris  non  rductari, 


1  In  cod.  etc.  et  tantum  de  iflto. 


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525 

nt  qnidam  sanctorum  scribit^  summus  est  honor  et  gloria.  Reluc* 
tanti  igitur  et  renitenti :  0  quantam  dedecus  est  et  confusio  et 
ig^nominia  .  .  .^ 


Cap.  33. 


De  eodemJ 


Cap.  34. 
De  articulo  primo  in  quo  volunt  Bohemi  residere.  ^ 


Cap.  35  und  36. 
De  eodem. 

Cap.  37. 
De  tribus  erroribus  circa  sacramentum  hoc. 


Cap.  38. 
De  errore  primo.  ^ 


Handelt  In  dorchans  rhetorischer  Weise  über  den  der  Kirche  scholdig'en 
Gehorsam. 

Von  einer  speciellen  Angabe  der  Seitenzahlen  der  Handschrift  ist  hier 
Umgang  genommen  worden ,  weil  der  Inhalt  im  Speciellen  nicht  ange- 
führt wird.  2  Lndolf  bezieht  sich  hier  auf  seine  schon  früher  gemachten 
Aensserongen  über  die  comrounio  sub  ntraqae:  recordor  me  et  in  prima 
parte  et  in  hac  secnnda  parte  hoins  tractatnli  prius  aliqoa  scriptitasse. 
Er  kommt  hier  auf  einzelnes  zurück,  namentlich  weist  er  die  Ansietat 
ab,  als  ob  die  commmiicantes  sab  una  —  diyisores  seien,  dann  dass  man 
den  GlSnbigfen  die  Devotion  entziehe,  das  sei  eine  peticio  principii,  seine 
Gregner  setzten  etwas  voraus,  was  erst  zu  beweisen  ist  —  die  Devotion 
bei  der  Communion  sub  una  sei  vielmehr  grösser,  —  dann  sei  das  Abend- 
mahl sub  utraque  nicht  opportun,  z.  B.  bei  Trunkenen  oder  bei  der  Pest 
3  Der  kurze  Inhalt  ist:  Venturi  erant  et  alii  qui  dampnantes  innocentes 
et  imiozios  eos,  qui  non  contemptu  religionis  sed  necessitatis  articulo 
prepediti  saeramentaliter  corpus  eins  et  sanguinem  edere  et  potare  ne- 
queunt,  absque  excepcione  dicerent:  eoa  eue  perdidoni»  filioa,  edamsi  in 
Vera  fide  cotholw  op&reUi  fuuMent  opera  bona  mtdta.  Salvator  enim  dizit: 
Nin  manducaneriiü  .  .  .  (Das  ist  bekanntlich  die  Stelle,  welche  das 
Fundament  der  gegnerischen  Anschauung  bildet) 


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526 


C»p.  39  und  40. 
De  errore  secundo.  < 

C»p.  41. 
De  errore  tercio.  ^ 

Cap.  42  und  43. 
De  scriptis  per  apostolum  Paulum  ad  CorinthoB. 

Cap.  44. 

Qualiter   communicantes   recipiunt  aliquid   huiusmodi   de 
calice  post  communicacionem. 

Cap-  45  bis  48. 

De  secundo  articulo  Bohemorum  in  quo  remanere  yolunt 
videlicet  quod  liceat  predicari  in  omni  loco.  * 

Cap.  48  biB  53. 

De   tercio   articulo    Bohemorum:    de   superflua    videlicet 
dotacione  a  clero  debite  prescindenda.  ^ 

Cap.  54  bis  56. 
De  quarto  articulo  Bohemorum.^ 


<  Ventari  erant  qai  dioerent  tmtetti{2'ite  laieo  «Me  neoeMe,  ut  nib  viraqu4 
tpeeie  car^ieeret  idem  eorpui  —  cUiaa  tum  videräur  impleate:  Nui  wumtkt- 
verili»,  ^  Wendet  sich  gegen  die  Ansicht,  aU  ob  ,ad  potandnm  (sc. 
sangdinem  Christi)  requiratar  UquorS  '  Bietet  wenig  Bemerkenswerthes; 
es  könne  nicht  gepredigt  werden:  in  macelliS)  stabnlis,  sterqniliniis  Tel 
cloaois  nach  dem  Satze:  Debent  rebus  loca  congntere.  ^  Weist  nach, 
welchen  Ueberfluss  die  Gieriker  besitzen  dürfen:  habeant  snfficiens  copio> 
som  Patrimonium,  habeant  et  illa  in  quibus  legitime  succedunt  ex  cogna- 
cione  patema,  habeant  et  illa,  que  eis  proveniunt  ex  laboribus  suis  Ileitis, 
sciencüs  et  doctrina»  habeant  et  illa  que  personarum  jntuitn  mera  fuerint 
eis  liberalitate  coUata.  ^  Quarta  oondusio,  in  qua  perdurare  vult 
Bohemorum  et  Moravorum  congregacio  est  ista,  omne  peccatom  mortale. 


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527 


Cap.  57. 
De  Ulis  qiii  lltteras  snperiiis  scriptas  misemiit.  ^oi.  22V 

Vis  autem  scire;  qui  potentom,  prelatorum,  baronam  aut 
inferiorum  hominum  literam  memoratam  in  qua  prefati  articoli 
fueront  expressi  miBeront  principibus  et  quibasdam  aliis  Sle- 
cdanis,  audi  subscripcioiiem  eius.  Fuit  autem  ista:  Conradus 
arditepiscopus  Pragensis  apostolice  sedis  legatus,  Ulricus  de 
Bosinbergk,  Czenko  de  Wartenbergk  alias  de  Wessde^ 
Henricui  Pirka  de  Duha,  ülricue  de  HaradicZy  Hinek 
Orusinna  de  Lichtenbergky  Älscho  Scopecke,  Jo- 
hannes de  Ralsko,  Mikesch  de  Sambachy  Henricus  de 
Wartenburgky  Victorinus  de  Kunstadt,  Hynek  de 
Kunstadt,  Hermannus  de  Bototkin,  Johannes  de  Bow- 
thin,  Johannes  de  Lichtenberg  dictus  de  Crussina, 
Henricus  Laezenbog  de  Chim,^  Wenceslaus  de  Jen^ 
steyn,  Nicolaus  de  Walsteyn,  Nicolaus  de  Mochato, 
Zedinc  de  Medil  de  Tynecz,  Johannes  Ziczka  de  Bot- 
swabOf  magistri  civium  et  communitatis  inclite  urbis  Pragensis 
dvitas^  quoque  de  moniibus  Cutnisz  una  cum  aliis  nobüibus,  baro- 
fdhus,  mUitibus,  dientibus  et  communitaiibus  regni  Bohemie.  En 
impletum  yideo  quod  lamentator  Jeremias  in  suo  cecinit  carmine 
dicens:  Ibo^  igitur  ad  optimates  et  loquar  eis  et  post  pauca,  et 
eece  magis  hii  simul  confregerunt  iugumy  ruperunt  vincula,  Sed 
ad  quos  optimates  ego  ibo?  Ibo  ad  istorum  onmium  princi- 
palium  et  optimatum  in  solo  Bohemorum  primatem  et  preci- 
puum  Conradum  Pragensem  archiepiscopum.  Ad  te  etenim 
o  Conrade  nunc  micbi  sermo.  Quid  te  nunc  gloriaris  apostolice 
sedis  legatum,  cum  modicum  ante  in  oculis  tuis  vel  forte  tuo- 
rum  sedes  apostolica 'fiierit   omnino    nulla   vel   quasi  nulla  nee 


in  quolibet  statu  legitime  tollatur  et  destruatur  et  quilibet  in  atata  suo 
inxta  legem  dei  reformetur  et  reguletur  ....  quomodo  potest  hoc  per 
hominem  tolli  et  destrui,  cum  in  manu  domini  regis  summi  cor  hominis 
Sit  ....  et  quomodo  potest  hoc  solum  in  prozimo  suo  eciam  per  suam 
informacionem  tollere  et  destruere,  cum  sit  in  illius  libero  arbitrio  velle 
istius  verbis  et  monitis  assentire  vel  dissentire. 
In  cod.  dvitates. 

Betüglich  der  Namen,  die  weder  hier  noch  in  Cochlaeus  pag.  201  correet 
sind  Tgl.  Archiv  ^esky  lU.  pag.  226.  Palacky  UI.  2,  223.        >  Jer.  5,  5. 


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528 

curaverunt  tui  Wyclefiste,  Husite,  Bohemi,  Pragensea  scismatici 
et  heresi  dampnati  Petri  verticem,  apostolicam  dignitatem,  nega- 
verunt  Romanam  ecoleeiain  aliarum  omniam  esse  oaput  et 
mag^stra(m)?  Unde  igitur  nunc  tibi  dignitas  archiepiscopalis  et 
legacionis?  Spero^  quod  ta  vel^  tui  mtitati  sitis  in  hoc  erroris 
articulo  et  tenere  successorem  Petri  vicariomque  Jesa  Cliristi 
non  esse  minimum  sed  habere  celestis  et  terreni  imperii  iura 
ab  eodem  suo  domino  Jesu  Christo.  Utinam  spes  hec  me  non 
confundat^  ab  expectacione  mea,  qua  sperans  hoc  de  vobis 
meliora  adhuc  prestolor  et  viciniora  saluti  vestre.  Sed  et  tu 
Conrade  si  legatus  es  sedis  apostolice,  qualiter  cum  iuis  contra 
fol.  225*  legatorem  tuum  operaris  et  credis?  Nonne  |id  quod.  movet 
legantis  animum  debet  et  movere  legatum?  Alias  sera  secare 
videretur  eum  vei  contra  eum  qui  trahit  et  secat  in  ea.  Vide- 
tur  et  esse  contra  patrem  filius  et  contra  dominum  servns. 
Sedes  ipsa  apostolica  cuius  te  legatum  asseris  articulos  tuos 
quos  defendis  reprobat  et  quali  temeritate  tu  eos  approbas? 
Te  esse  legatum  eins  verbis  affirmas  sed  facto  n^as.  Memento 
unde  cecideris  et  age  penitenciam,  ut  possis  adhuc  si  placet 
legatori  tuo  opera  prima  facere  vel  in  gradum  tuum  restitni 
graciose.  Sed  id  michi  de  te  et  tuis  aliquam  spem  utinam  me 
non  fraudante  contulit,  quod  tacitis  erroribus  aliis  qui  prios 
viguerunt  in  beati  Wenceslai  patria,  scribitis  vos  deliberasse 
vos  volle  remanere  in  quatuor  suprascriptis  articulis,  ut  quasi 
silendo  de  aliis  iam  renunciasse  videamini  reliquis  universia. 
Consolatur  et  me  aliquantulum;  quod  et  in  illis  in  quibus  adhuc 
perseveratis  annectitis :  nid  fuerlmus  de  opponto  plenitts  ni/or- 
mati  et  cum  hoc  de  verbis  illis  duobus  debite  et  legitime 
noluistis  oblivisci.  Debent  enim  ut  dicitis  illa  debite  rescindi 
et  ista  legitime  reformari.  ^ 

Cap.  58. 
foL  225^  De  eodem. ' 


•  In  cod.  tu  et  vel.         ^  In  cod.  confündat  ego.         "  In    cod.    Et  tantom 

de  capitulo  isto.  Sequitur  nunc  aliud  capitulum. 
>  Das  Capitel  enthält  leere  Redensarten. 


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539 


Cap.  59. 
De  data  littere  Bohemornm. 

Ordinaciones  sancte  matris  ecclesie  quondam  spementeB 
Wyclefiste  et  utinam  non  hodie  convincantur  ex  data  littere 
quam  Bohemi  et  Moravi  miserant,  si  tarnen  et  ipsi  Widefiste 
esse  nolunty  has  non  per  omnia  refutare.  Hec  namque  foit  data 
litere :  In  dvitate  est  Zazehlamensi  Bupple  data  anno  domini  1421. 
Si  enim  ordinaciones  ecciesie  non  recipiunt;  quid  de  feste 
beati  Marcelli  sciunt?  Ipsa  qoippe  ecclesia  est,  que  nonnuUod 
qoi  de  hoc  seculo  transierunt  ascribens  sanctorum  cathalogo 
eomm  festivitates  vel  commemoraciones  institait  et  certis  diebus 
has  esse  peragendas  fidelibus  suis  inionxit.  Cui  et  id  est  simile, 
qnod  in  copia  cniusdam  alterius  eomm  litere  mencionem  vidi 
fieri  de  Octava  corporis  Christi.  Unde  rogo  eis  de  hac  Octava 
noticia,  si  non  admittunt  ecciesie  sancte  statuta?  Ipsa  nempe 
est  que  sollempnem  celebritatem  de  corpore  Christi  instituens 
et  ipsam  festivitatem  cum  Octava  eiusdam  eciam  ad  hoc  non- 
nullis  spiritualibus  stipendiis  peragendam  esse  decrevit  Estimo 
quoquc;  quod  sollempnitatem  Nativitatis,  Passionis,  Resurrec- 
cioniS;  Ascensionis  domini  nostri  Jesu  Christi  et  adventus 
Spiritus  sancti  non  repudient,  quam  tarnen  ex  ordinacione  eins- 
dem  sancte  matris  ecciesie  non  est  dubium  originem  suam 
habere.  Sane  Christum  esse  natum,  mortuum,  resurrexisse  et 
ascendisse  et  spiritum  sanctum  suis  misisse,  libri  apostolicorum 
actuum  et  evangelia  sancta  proclamant.  Memoriam  tamen  de 
illis  annuatim  habendam  ipsa  mater  ecclesia  ordinavit.  Vel  ergo 
festa  salutis  nostre  non  suscipiant  vel  ecclesiam  posse  de  illis 
statuere  et  ordinäre  publice  recc^oscant.  Quod  si  hoc  verbo 
negant  quod  opere  fatentur,  sunt  sibi  ipsis  contrarii  et  ergo 
nullatenus  audiendi.  Porro  si  eius  ordinaciones  in  aliquibus 
venerantur  et  colunt  et  abhorrent,  in  aliis  maledicciones  illas 
noscuntur  incurrere  quas  in  precedenti  capitulo  dignum  duxi 
litteris*  exarare.  Et  quia  in  suprascriptis  suis  litteris  P ra- 
ge nsem  civitatem  nominant  inclitam,  non  tedebit  me  de  hoc 
pauca  scribere  pro  audiencium  legenciumve  salute.  Civitas 
Jerusalem  in  passione  salvatoris   per  Matheum  sancta  vocatur. 


*  In  cod.  litterma. 


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580 

non  quod  tunc  sancta  fuerit^  sed  quod  prius  fiiit  magna  pecca- 
trix;  Symon  leprosuB  describuntor*'?  propter  id  quod  fueront 
antea  et  iam  esse  desierunt,  ut  non  sit  omnino  indefensibile 
Pragam  ipsam  civitatem  inclitam  dici  posse.  Temporibus  enim 
qaibusdam  preteritis  nobilitate  morum,  virtutum  divinaram  et 
scienciarum  non  caroit,  quas  tarnen  modo  non  habens  nomen 
illud  grande  et  celebre  propter  illa  que  quondam  in  ea  gesta  sunt 
forte  penitUB  non  amiBit  De  quo  ego  universitatam  am- 
barum  eins  filius  multa  visa  oculis  meis  po88e(m) 
scribere  sed  ex  causis  me  mo ventibus  statui  preterire.  M e m- 
brum  revera  universitatis  Pragensis,  cum  adhuc 
nna  esset,  licet  membrum  indignum  ego  fueram  et  post  hec 
cum  dividebatur  in  duas  partes,  in  parte  illa  que  univer- 
sitas  iuristarum  dicebatur  tamquam  membrum  minimum 
scriptuseram,  et  ideo  dixi  quod  ambarum  universitatum 
membrum  fui.  *  Recolens  tamen  in  corde  meo  qualiter  illius 
populose  civitatis  et  universitatum  in  ea  Status  erat  celeberrimus 
et  nunc  mutatum  est  aurum  eius  in  scoriam,  ut  in  civitate  in 
qua  habitavit  iusticia,  nunc  homicide  morentur,  possem  de  eius 
defectu  lamentacionem  scribere  et  in  vocem  illam  prorumpere: 

Carmina  qui  quondam  studio  florente  peregi, 
Flebiles  heu  mestos  cogor  inire  modos, 

sed  frustra  mens  in  hoc  laboraret  calamus,  cum  per  cotidianas 
experiencias  hoc  rerum  probet  eventus. 


fol.  226»  Cap.  60. 

Per  hec  qne  scripta  sunt  pro  exeusaeione  aliqua  Sigis- 
mandi  ipse  neqnaqnam  in  omnibns  excnsatar. 

Ad  aliqua  respondi  que  in  Bohemorum  litera  contra 
Sigismundum  fuere  scripta,  sed  per  hec  nee  volo  nee  valeo  eum 
iustificare  de  pluribus  aliis  ibi  scriptis  pariter  et  non  scriptis. 
Si  vera  sunt  omnia  que  de  eo  scripta  vel  dicta  sunt,  non 
potest  excusacionem   in  peccatis   pretendere,   superest    tantom 


*  Ita  cod.  so  auch  später,    wahrscheinlich  war   noch   ein  zweiter  als  Bei- 
spiel hingesteUt. 

*  S.  Palacky  Ital.  Reise,  woselbst  diese  Stelle  abgedrackt  ist  Ueber'  diese 
Trennung  die  im  Jahre  1371  erfolgte  s.  oben  die  Einleitong. 


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531 

cessare^  quiescere,  penitere.  En  etenim  preter  illa  que  taceO; 
iacet  tanto  tempore  in  Ungarico  regno  et  populum  christianum 
fidemque  catholicam  tarn  notabiliter  sinit  opprimi  in  Bohe- 
morum  territorio.  ^  Natale  Buum  solum  deserit^  derelinqiiit  ova 
sna,  obliviscitar  quod  pes  transeuntis  et  agri  bestia  content  ea. 
Induratur  ad  filios  suos,  quasi  non  sint  eui  filii^  circa  quos 
quamvis  anno  preterito  hoc  est  anno  1420  videatur  laborasse 
modicam.  Anno  tarnen  presenti  illum  inmediate  sequenti  fugit 
nomine  compellente,  privavit  enim  eum  deus^  quoad  hoc  in- 
telligenciam  non  dedit  illi.  Quidnam  iam  facit  pro  oppressorum 
clericorum  et  laicorum  virorum  et  mulierum  relevamine^  fidei 
defensionO;  proteccione  iusticie  vel  libertatis  ecclesie  sicnt  in 
quibusdam  ex  istis  dicitur  iureiurando  se  Constancie  coram  pluri- 
bns  astrinxisse.  Dormit,^  supinus^  iacet^  surdus  est,  non  audit, 
mntuB  non  loquitur,  non  ea  precipit  que  celum  et  terra  lamenta- 
biliter  intonant^  quia  cum  ubique  luctus  sint  et  lacrime  et  spe- 
cialiter  in  omni  Bohemorum  loco  oppressiones  et  iniurie.  Desinit 
ipse  ut  quidam  volunt  manifeste  facinori,  cum  teneatur  et 
possit  occurrere  et  suspectum  se  reddit  cum  contribulibus  suis 
se  scrupulum  occulte  societatis  habere.  Diligit  inordinate  ut 
presumitur  camem  suam,  gentem  suam,  que  non  direxit  cum 
deo  cor  suum^  amat  fratres  suos  plus  domino,  non  cingit  femur 
suum  contra  eos  gladio;  ut  interficiens  patrem  et  matrem^ 
fratres  et  sorores  dicat  eis :  Non  navi  vos  et  quomodo  erit  deo 
dignus.  Indignum  forsan  se  faciet  Corona  triplici  quam  gerit 
in  capite  nisi  penitencia  non  tarda,  non  ficta  suam  ut  quidam 
dicunt  negligenciam  studuerit  emendare.  O  maledicta  noverca 
iusticie,  negligencia  in  rege  .  .^ 

Cap.  61. 

De  qaibnsdam  Bohemornm  in  hello  interfectis  et  de  ei?!- 

tate  Brnxa  yel  Pons  alio  nomine  Brüx. '  foi.  226^ 

Zizaniorum  in  agro  Bohemicali  tantus  excrevit  numemsy 
ut  quasi  locuste  innumerabiles  de   civitatibus  et  viilis  ad  civi- 

*  In  cod.  seripinus  iacet  sordns. 

1  üeber  Sigmunds  angebliche  UnthStigkeit  s.  Palackj  III.  2,  241.  Asch- 
bach  III.  pag.  124.  Eine  Reihe  von  Urkunden  beweist  seinen  Eifer  f&r 
die  katholische  Sache.  Palacky  Urk.  Beiträge  I.  136  ff.  >  S.  Palacky 
Ital.  Reise,  pag.  106.       *  Das  Capitel  endet  in  rhetorischen  Declamationen. 


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532 

tates  et  villas  per  campos  et  nemora  salientea  demoUrentor 
omnia  nullumqae  castruni;  locum  vel  pratom  aut  paaca  ex  eis 
inpollutum  aut  fomicacione  perfidie  sue  dimitterent  vel  ab  in- 
vaeione  sue  tyrrannidis  et  crudelitatis  intactam,  de  laonaateriiB 
quoque  campestribos  diversarum  religionom  quorum  in  Bdlie- 
mia  multitudo  fuerat  gloriosa  nulluni  vel  pene  nullum  per- 
duravit  integrum^  in  suis  edificiis  inconfiractam.  Vel  enim  igne 
per  Wyclefistas  cremata  vel  alias  violenda  vel  ferro  devastata 
fuerant  et  monachis  aut  professis  inde  fugientibus  quasi  nemi- 
nem inhabitatorem  habebant.  Et  utinam  professis  eorundem 
locorum  pepercissent  in  corpore^  quorum  plurimos  turpit^ 
oecidisse  dicuntur,  cum  noUent  eorum  ecclesüs,  claustris,  domi- 
bus  et  substanciis  parcendo  deferre. 

Est  autem  civitas  in  Bohemorum  r^^o  que  Bruxa  vel 
alio  nomine  Bräx  vel  Pons  dicitur,  locata  in  eiusdem  regni 
finibus  in  ea  parte,  ubi  Bohemia  terre  Misnensium  est  confinis. 
Incole  civitatis  istius  se  ad  proteccionem  illustrium  et  magni- 
ficorum  dominorum  marchionum  Misnensium  conferentes  *  ad 
civitatem  suam  milites,  nobiles,  armigeros  ab  ipsis  dominis  in 
subsidium  acceperunt.  Venerunt  igitur  scismatici,  hereticiy 
Wyclefiste  et  Husite,  Bohemi  in  multitudine  gravi  civitatem 
huiusmodi  obsidentes.  Habuerunt  autem  tantam  equestrium  et 
pedestrium  copiam,  quod  se  dividentes  in  turmas  plurimas 
alios  ex  eis  civitatem  ipsam  obpugnare  fecerunt,  alios  per  loca 
alia  transmiserunt  ad  subvertendum  ibi  reperta.  Et  ecce  mar- 
chionum Misnensium  non  parvus  exercitus  cum  hiis,  qui  per 
campos  ad  nocendum  vagabantur,  belle  militari  congressus 
1421  Victor  per  dei  graciam  extitit  et  patuerunt  illi  ruine  magne, 
A«?-  ß-  nam  plura  millia  eorum  occisa  et  capta  corpora,  ubertatem  et 
bona  perdiderunt.  2  Quo  audito  hü  qui  civitatem  expugnare 
temptaverant  in  fugam  conversi  cum  alüs  adhuc  suis  super- 
stitibus  ab  obsidione  cessabant.  Post  hec  Johannes  Cziska 
capitaneus  Pragensium  cum  pluribus  alüs  et  quidam'  Polonus 
scribens   se   esse   missum  in  Bohemiam   ad   protegendum   eam 


S.  Schlesinger  in  der  Einleitung  zu  den  Hiatorien  des  Magister»  Johaones 
Leonis,  pag.  3  ff.  *  Ueber  die  Schlacht  berichten  vor  allem  die  Histo- 
rien des  Magisters  Johannis  Leonis  (ed.  Schlesinger)  pag.  41  ff.  61.  VgL 
auch  das  Stadtbuch  von  Brüx  Nr.  174.  Ueber  die  Bedeutung  der  Schlacht 
Schlesinger  die  Historien  pag.  9.         '  Sigmund  Korjbut 


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633 

nomine  cuiusdam  principis  ^  de  surda  Polonia,  quem  ipsi  Bo- 
liemi  dicuntur  elegisBe  vel  susoepisse  in  regem  eorum  contra 
Sigismundum,  literas  publice  diffidacionis  ipsis  marchionibus 
direxerunt,  volentes  ut  dicitur  se  de  eis  iure  bellico  vindicare. 
Adiuva  domine  fidem  tuam  et  ecclesiam  et  ne  permittas  tuos 
opprimi^  aut  canencium  te  ora  claudi  .  ^ 


Cap.  62. 

De  titulo  et  sigillo  et  yerbis  teinerariis  Johannis  Cziska 

et  Thaboritis. 

In  litera  igitur  difBdacionis,  quam  Johannes  iste  marchio- 
nibus Misne  et  Frederico  iuniori  lantgravio  Thuringie  trans- 
misity  se  capitaneum  communitatis  in  Thabor  nominavit.  ^  Bohemi 
quippe  Husite  ad  tantam  pervenere  demenciam,  quod  somniantes 
sibi  quandam  specialem  salutem  spiritualem  vel  temporalem 
de  quorundam  altitudine  moncium  esse  venturam  eos  in  eBfre- 
nata  multitudine  ascenderunt  et  ibi  nescio  quid  peragentes 
Husitarum  ipsorum  heresim  confortarunt  in  crudeli  gladio 
defendentes  eundem  Johannem  Cziska,  quem  et  Pragenses 
pro  capitaneo  habuerunt^  susceperunt  in  talem,  unde  et  montes 
suos  ad  quos  ascenderunt  Thabor  forsitan  nominantes  Thaborite 
dicti  sunt.  Communitas  igitur  herum  hominum  mente,  verbis  et 
opere  corruptorum  una  cum  suo  memorato  capitaneo  |  sigillum  fol.  227» 
quoddam  fabricantes  in  eo  calicis  imaginem  exsculpi  fecerunt, 
quem  calicem  eciam  in  eorum  vexillo  bellico  depinxerunt  De- 
derunt  eciam  intelligere  diversis  nacionum  populis  se  propter 
hoc  in  suo  signeto  calicis  uti  figura,  quod  secundum  impiam 
et  mendosam  assercionem  eorum  omnes  fideles  populi  tenerentur 
ex  necessitate  salutis  communicare  sub  utraque  specie  corpus 
domini  suscipiendo  sub  panis,  eiusdemque  sanguinem  sub  vini 
forma.  Vinum  etenim  solet  de  calice  potari  et  sumi  unde  et 
defendentes  errorem  suum  pertinacissime  et  gloriantes  se  in 
hoc  similes   esse,^  qui  mandata  dei  perficerent;  totam  Christi 


*  In  cod.  seqoitar  nunc  capitalnm  aliud.         **  Fehlt  ein  Wort 

>  Des  Alexander  Witold,  Grossfärsten  von  Lhhaaen.        ^  Bmchtheile  dieses 

Capitels  in  der  Ital.  Reise  pag.  106.        '  Der  Brief  hat  sieh  leider  nicht 

erhalten. 


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534 

familiam  eis  in  hac  parte  contrariam  hereticare  et  errare  dixe- 
runt.  Quamobrem  et  in  eadem  diffidacionis  litera  principibus 
Miene  et  lantgravio  Thuringie  per  Johannem  Cziska  directa 
ipse  eosdem  preclaros^  illustres  et  venerabiles  prinoipes  obsti- 
natos  hereticos  appellavit,  qaos  et  homieidas  et  iniuriosos  effu- 
sores  sanguinis  contumeliose  vocavit  pro  eo^  quod  pro  vera 
fide  pugnantes  HusitaS;  Thaboritas  et  Wyclefistas  in  bello 
iustissimo  —  de  quo  in  capitulo  proximo  —  trucidantes  manos 
suas  in  eorum  sanguine  consecrarunt. 


Cap.  63. 

De  eleetoribns  imperii  et  principibns  Almannis  yenientibns 

in  Bohemiam  contra  hereticos  et  cardinali  titiili  saneti 

Clementis  et  eins  litteris  et  predicacione  cmcis. 

Ad  requisicionem  Sigismundi  regis  Romanoruni;  üngarorum ' 
factam  ex  corde  vel  non  —  nescio  deus  seit  venerunt  hiis  diebns 
in  Bohemiam  ad  debellandos  hereticos  in  multitudine  gravi 
electores  sacri  Romani  imperii,  quidam  eorum  in  personis  pro- 
priis,  quidam  in  officialibus^  ministerialibus,  militibus,  vasallis 
et  subditis  eorum  cum  civitatibus  ad  ipsum  Imperium  pertinen- 
tibuS;  ducibusque^  marchionibus^  comitibus  simul  et  priDcipibos 
et  aliis  nobilibus  Almanis  pluribus  et  diversis.  Cumque  <  cepis- 
sent  obpugnare  et  expugnare  civitates  quasdam  villas  et  castra 
Bohemorum,  in  quibus  habitabant  heretici,  expectabant  per 
tempus  aliquot  regem  ipsum  Sigismundum,  ut  et  ipse  veniret 
de  Ungaria  cum  exercitu  suo  ad  faciendum  opus  simile  et  ad 
prebendum  eis  auxilium  et  iuvamen.  Sed  ecce  eo  non  veniente 
reversi  sunt  in  regiones  suas.  ^  Fuit  et  in  diebus  eisdem  qui- 
dam cardinalis  tituli  sancti  Clementis,  ^  missus  a  domino  Mar- 
tine quinto  ad  partes  Almanorum^  ut  predicaret  et  predicari 
faceret  crucem  contra  respersos  macula  heretice  pravitatis.  Hie 
literas   suas   domino  Wratislaviensi   episcopo   destinavit,   ut  et 


>  S.  Palackj  Ital.  Reise  pag.  106.  ^  Aschbach  DI.  pag.  136.  >  j)^ 
Cardinallegat  Branda;  s.  ein  ähnliches  Schreiben  an  den  Bath  nnd  die 
Gemeinde  von  Regensborg  bei  Palackj  Urk.  Beiträge  I,  pag.  106.  Der 
Brief  dürfte  ziemUch  identisch  gewesen  sein  mit  dem  AoMdureiben 
Branda*s  bei  Palacky  U.  B.  I.  108. 


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535 

ipse  Christi  fideles  ad  exterminium  hereticorum  crucem  susci- 
pere  volentes  per  se  ipsum  vel  alios  idoneos  cruce  muniret 
et  eciam  per  se  vel  per  eosdem  idoneos  alios  crucem  predi- 
caret.  Debuit  autem  Signum  crucis  esse  de  rubeo  serico  vel 
panno  rubeo  quod  predicatores  crucis  debuerunt  crucesignandis 
per  acum  affigere^  potuerunf  tamen  id  ipsi  signati  postmodum 
sibi  consuere  vel  firmare.  Oraciones  eciam  preces  et  verba^ 
ceremonie  et  solempnia  quedam  seribebantur  in  litteris  car- 
dinalis  ipsius,  cum  quibus  ipse  docuit  fieri  affixionem  crucis 
huius.  Non  fuerunt  autem  in  Wratislaviensi  diocesi  multi  execu- 
tores  visi  ad  execucionem  huius  magni  negocii  et  magne  cause 
magni  dei  specialiter  deputati.  Litere  quidem  ipsius  cardinalis 
auetoritate  episcopali  publicantur  per  Wratislaviensem  diocesim, 
sed  parum  vel  nichil  ultra  hoc  fuit  in  eadem  diocesi  in  tarn 
pio  opere  attemptatum.  Dixerunt  aliqui  memoratum  dominum 
Wratislaviensem  presulem  omnes  prelatos  |  sue  diocesis  et  fol.  227»» 
ecclesiarum  rectores  ad  execucionem  huiusmodi  in  genere  depu- 
tasse,  sed  an  illa  generalis  et  ad  talia  deputacio  valeat,  multis 
magnam  dubitacionem  parat.  Videtur  eis  etenim^  ut  in  talibus 
tarn  arduis  et  tam  magnis^  certarum  personarum  requiratur  in- 
dustria  que  iuxta  mentem  canonum  propter  Valencia  eorum 
merita  scienciarumque  dona  et  munera  pre  personis  aliis  depu- 
tentur  ad  illa  presertim,  cum  proch  dolor  inter  prelatos  et 
plebanos  alios  multi  idiote  reperiantur  et  nimis  ignari  qui  ad 
hec  exequenda  non  sunt  idonei  sed  insufficientes  et  inutiles 
immo  nonnunquam  ad  illa  nocivi.^ 


Cap.  64. 

De  imposfcione  antiphone  per  Signum  crucis  et  quibusdam 
aliis  preeibus  in  sumpcione  veL  post  sumpeionem  crucis. 

Scripsit  eciam  idem  cardinalis ,  quod  postquam  unus  vel 
plures  ab  executoribus  legitimis  crucem  assumpserint  et  in  suis 
humeris  affixam  susceperint,  imponeretur^  cum  nota  vel  sine 
nota  antiphona  per  signum  crucis,  deinde  legeretur  iste  psalmus 
usque  ad  finem:  Benedicam  dominum  in  omni  tempore  etc.  quo 


*  Sc.   rebus.         »»  In  cod.    Et   tantnm    de  isto.    Sequitnr    nunc  capituluin 
aliud.        ^  In  cod.  imponetur. 
ArobiT.  Bd.  LX.  II.  H&lAe.  3ö 


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536 

expleto  diceretur  tunc  complete  dicta  antiphona  per  signam 
crucis:  De  inimicis  nostris  lihera  nos  deus  noster  et  post  dice- 
retur: Kyrie  eleison  . 

Cap.  65. 

De  multiplici  indulgeneia  pagnaneiDin  contra  heretieos  pro 
foi.  228*  fide  iDxta  difersitatem   statDDm  |  difersaram  peraonamn 
pagnancium  Tel  pagnare  iaTanciDm  pro  ea. 

Sciendum  autem  pro  intellectu  eorum  que  sequimtar^  quod 
multiplices  Status  faominum  qui  ad  exterminacionem  hereticorum 
esse  posseut  utiles  prefatus  cardinalis  in  suis  literis  bene  in- 
spectis  descripsit:*  primos  qui  in  personis  propriis  et  ex- 
pensis  propriis  signo  crucis  sumpto^  pugnarent  contra  eos, 
secundos  qui  non  pugnantes  per  se  idoneos  bellatores  sub 
suis  expensis  mitterent,  tercios  qui  in  personis  propriis  sed 
expensis  alienis  bellarent,  quartos  qui  non  per  se  pugnarent 
nee  sub  suis  expensis  bellatores  mitterent,  quia  forte  tantum 
non  haberent  vel  tantum  dare  nollent;  eciamsi  faaberent^  darent 
tarnen  secundum  suam  devocionem  subsidium  ad  bellum  fidei 
transeuntibus ,  quin  tos  qui  nee  subsidium  tale  darent  sed 
tarnen  consilio  et  alias  auxilio  euntes  ad  bellum  iuvarent^ 
s  e  X 1 0  s  qui  nee  tali  modo  auxiliarentur  bellantibus,  quia  forte 
commode  non  possent,  oracionibus  tamen  suis  et  ieiunüs  ad- 
iuvarent  eos.  luxta  hanc  distinccionem  hominum  voluit  et  ipse 
cardinalis  distingui  responsuram  ^  indulgenciarum.  Voluit  tamen, 
quod  omnes  crucesignandi  et  ad  bellum  fidei  transituri  debe- 
rent  se  adiungere  principibus,  dominis,  comitibus  et  eorum 
exercitibus  qui  cum  electoribus  sacri  Romani  imperii  erant 
porrecturi  ad  Bohemiam  ad  comminueudam  hereticam  pravi- 
tatem  sicut  et  postmodum  transierunt  ut  scriptum  est  in  quodam 
capitulo  precedenti. 


*  In  cod.  somptL        ^  Ita  cod. 

1  S.  sein  Anssohreiben  d.  d.  1421,  Joni  6.  (Köln)  bei  Palackj  U.  B.  L 
108.  Die  einzelnen  hieher  gehörigen  Bestimmungen  sind  hier  unten  noch 
genauer  als  in  dem  Ausschreiben  das  Andreas^  von  Regensbni^  mittheilt 


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537 


Cap.  66. 

De  indulgenciis  et  absolueione  primoram  statauiu  Tel 
genernm  liominum  pro  flde  katholica  pugnanciam. 

Continebatur  igitur  in  literis  cardinalis  memorati,  quod 
predicatores  crucis  ad  hoc  deputati  tribus  primis  statibus  vel 
generibus  faominum  dare  possent  plenam  remissionein  omnium 
peccatorum  suorum  de  quibus  confessi  et  contriti  fuerint  et  in 
retribucione  iustorum  augmentum  salutis  eteme  eis  polliceri, 
eciamsi  post  iter  arreptum  ante  congressum  belli  fuerint  mortui 
vel  defuncti.    Continebatur  insuper  in  literis  memoratis,   quod 

prefati^  predicatores  poasent  audire  confesaionem  omninm  cmicesignatorum  pro 
UtM  tribus  generibus  kominum  confiteri  volencium  et  confessionibus  eorum  diU- 
genter  auditis  pro  peccatis  suis  et  excessibus  —  eciamsi  peccata  sint  grandia 
vel  enarmia,  ut  sedes  apostoUca  propter  isla  foret  merito  consulenda  —  eis  bene- 
ficium  absohtdonis  impendere  ei  penüenciam  irmmgere  salutarem,  nihil  tarnen  a 
ccf^itentibtis  ipsis  seu  eorum  aliquo  ultra  unum  haUensem  eciamsi  sponte  offer- 
retur  percipere  deberent  sub  excommumcadonis*'  pena  quam  incurrere  deberent 
ipso  factOf  si  contra  hoc  aUquid  reciperent  vel  facerent  quovis  Tnodo. 

Modus  autem  absolvendi  dictos  eonfitentes  scribatur  talis : 
Dominus  noster  Jesus  Christus  pro  salute  —  |  sancti.  Amen, '  foL  228  *» 

(Absolucio  a  peccatis  que  est  sacramentalis  et  sequi 
debeat.)  ^ 

Item  eadem  autoritate  absolvo  te  —  sancti.  Amen,^ 
(Applicacio  indulgenciarum  pro  suscipiente  crucem.)*' 

Item  tibi  gui  Signum  sancte  crucis  —  Spiritus  sancti.* 

Hoc  autem  quod  hie  dicitur  de  hiis  qui  pugnarent  propriis  in 
expensis  quibusdam  interpositis,  dicebatur  eciam  de  hiis  qui 
idoneos  bellatores  vel  bellatorem  sub  suis  divisim  vel  sub  suis 
et  alterius  vel  aliorum  destinarent  expensis  mutata  tamen 
forma  verborum  aliquantulum  in  absolueione  secundum  exi- 
genciam  casus. 

Sane  de  illis  qui  illac  transirent  propriis  personis  sed 
in   alienis   expensis   nichil    dicebatur   in  ilitteris    legati    quoad 


^  Et  sospensionis  ab  execucione  ist  nach   dem  Ausschreiben   zu,  ergänzen. 

^  Desgleichen.        ^^  Ebenso;  fehlt  oben. 
^  Die  folgende  Bestimmung  ist  wörtlich   in  dem  genannten  Ausschreiben 

pag.  112.         3  Gedruckt  bei  Palacky  Urk.  Beiträge  L  pag.  113. 

»  Ibid.  114.        *  Ibid. 

35* 


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538 

formam  absolucioDis  in  confessione  sed  tarnen  ex  precedentibus 
scriptis  et  dictis  eiusdem  doniini  legati  apparet,  quod  idem 
erat  in  absolucione  servandum  formata  forma  debita  absolu- 
cionis  iuxta  sagacitatem  et  distinccionem  providi  confessoris, 
an  commissa  tarnen  fuerit  predicacio  crucis.  Hiis  non  obstan- 
tibus  credo,  quod  per  hec  verba  in  absolucione  talium  obser- 
vanda  non  intendebat  dominus  legatus  dare  formam  substanti- 
iicam  absolucionis  que  ad  unguem  servari  deberet,  ita  quod 
minimo  puncto  dimisso  abaolucio  non  valeret,  sed  intendebat 
dare  formam  informatoriam  iuxta  cuius  sensum  et  virtutem 
ipsi  predicatores  crucis  verba  sua  in  absolucione  formarent. 


Cap.  67. 

De  quarto,  quinto  et  sexto  genere  statuum  predictorain  et 
indnlgenciis  et  absolucione  aliqaoram  ex  eis. 

De   quartis   et   quintis  scribebatur  in  hunc   modum:    Item 

cmmbu»  ei  mguli»  qui  pro  huiusmodi  ^wuummacume  *  negocU  et  drca  ipgvtn  con- 
tiUum  vel  auxüium  inpenderint  oportunum  vel  de  «uw  facuUaÜbua  iuaia  eonaa 
factUlatem  possibilem  aUquid  prestiteHnt  et  quodent  id  feceriiü,  tocien*  ei» 
et   eorum    nngtdi*    »exagmta    dierum   indulgenciam^    eadem    ittUoritate    reiaxent 

supple    ipsi    predicatores   crucis.     De   forma  vero  absolucionis 

istorum  potuit  sie  dici:  In  virtute  ideo  qui  de  tut»  facuUatilma  pro  eongum- 
macione  negocä  ipsku  fidei  contra  Wyetefista»,  Hnntaa  et  hereÜcM  aliof  eitra 
tuarum  facultatum  exigenciam  contulisti  aeu  aliae  eonnlium  vel  auodlium  opor- 
fol.  229  *  tanwnK  impendisti  remüsioni*  et  venie  |  pro  hoc  negocio  per  »edem  apoeloiicam 
concesae  auioritate  predicta  iuxta  tue  devocionia  a/fectum  participem  effido  m 
Momtne  potria  etc^ 

De  sextis  autem  videlicet  de  illis  qui  solummodo  oracio- 
nibus,  vigiliis  et  ieiuniis  pugnant  contra  eosdem  habebatur  in 

litteris  memoratis^  quod  omnifma  edam  derida  tarn  aecularilma  quam 
reffularibua,  numachia,  fratribua,  monialibua,  aororibua  induaia  ei  alüa  deootia 
utriuaque  aexua  peraonia  idem  predictUorea  cruda  aexaginia  diea  indulgendarttm 
de  iniuneHa  eia  penitendia  autoritate  apoatalica  dare  poaaent,  dtun  tarnen  duranie 
proaecudone  dicti  negodi  in  ieiuniia  et  oradonihua  peraeverent^  orando  auppUdter, 
quod  edtiaannua  auia  ßdelibua  contra  didoa  hereticoa  et  ad  eorum  expugnadonem, 
tranaeuntibua    de    aua    pietate    victoriam    et    triumphum    donare    dignaretur,^ 


'  In  cod.  consolacioue.       ^  In  cod.  indnlgenciarom.       <^  Ib.  persererarent 

oorr.  nach  Andreas  von  Regensborg. 
^  Hier  in  g^Knderter  Form  als   in   Andreaa  von  Begenahurg,  sachlich  sind 

die  Aendemngen  unerheblich.         ^  Ibid.  pag.  110. 


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539 

Possent  eciam  eandem  indulgenciam  eis  concedere  singulis 
diebus  quibus  ieiuniis  et  oracionibus  huiusmodi  insisterent  iuxta 
tarnen  moderamen  infrascriptum  quod  sonuit  in  hec  verba :  * 
Ei  qualenua  predide  peraone  sciarU  quibua  oracionibua  et  ieiuniis  dicla$  indul- 
gencifu  conseqitantur,  idem  reverendtta  pater  et  dominus  vult  et  atUoritate  apo- 
»toUea  disponü,  quod  iTidocti  sive  tüiterati  pro  huiuamodi  indulgenciis  conaequendi» 
amffulia  diebua  ipais  dicant  quinquaginta  Pater  noater  et  toOdeni  Ave  Maria» 
docti  vero  et  literaä  dicant  aeptem  paalmoa  penitencialea  cum  letanüa  et  non- 
nullia  coUectia  aive  oracionibua  cMitia*^  congruentibua  (et)  nichüominua  in  qua- 
libet  aeptvniana  dicta  proaecucione  durante  aeniel  aaltem  et  ea  die  qua  (ad  ieiu- 
nandum)  aliunde  non  fuerint  obligaH  ieiunare  teneantur,  dum  tarnen  adfaciendaa 
oradonea  et  ieiunia  huiuamodi  (etate),  ^  egritudine  aeu  coOdiania  gravibua  laboribua 
vel  aliaa  ex  racionali  cauaa  non  fueriait  impediti,  in  quo  caau  oradonea  et  ieiunia 
ipaa  et  edia  opera  pietaOa  iuxta  diacrecionem  aacerdotia  confeaaoria  etperaonarum 
qualitatem  pro  dictia  indulgencHa  obtinendia  pre/ata  atUorittUe  poterunt  commutari. 
Hoc  autem  quod  de  commutacione  in  alia  opera  pietatis  ad 
predicacionem  crucis  ipsius  iuxta  discrecionem  confessorum 
dicitur,  de  confessore  illo  videtur  intelligi  qui  fuerit  legitime 
deputatus  ad  predicacionem  crucis  ipsius,  sicut  ex  verbis  eius- 
dem  cardinalis  precedentibus  et  sequentibus  videtur  posse  elici 
manifeste.  ^ 

Cap.  68. 

De  Totis  cracesignatonim  commatandis  ita  costinebatur 
in  literis  memoratis. 

Item  ai  auacepturi  (crucem)  emiaerint  foraan  vota  aedi  apoatoUce  reaervata, 
ut  aunt  uUramarina  vel  ad  limina  beatorum  Petri  et  Pauli  vel  aancti  Jacobi 
apoatolorum,  vota  ipaa  per  huiusmodi  predicatorea  et  confeaaorea  poaaunt  commutari^ 
sie  quod  votia  ipaia  (utricti  in  peraonia  proprOa,  ai  robur  corporia  et  facultaa 
aasiatanty  debeant  conira  hereUooa  m  exercitu  eongregando  auh  suis  expensia  trän- 
aire,  et  ai  per  ae  tranaire  non  poaaunt^  expenaaa  quaa  recta^  eatimadone  coU" 
feaaoris  aui  previa  eundo  et  redeundo  veriaimüiter  fedaaent  aeu  facturi  eaaenty  pro 
aUo  vel  aliia  tranaeunte  aeu  tranaeuntibus  ad  (id)  ipaum  iuxta  suam  facuUatem 
impendanl  et  nichilominua  eia  qui  huiuamodi  votum  emiaerint,  quod  wifra  lempua 
in  quo  foraan  votum  prefixum  non  impleverint  pro  obmiaaione  et  negligenda 
huiuamodi  aUa  uUra  premiaaam  |  penitendam  aalutaria  penitenda  iuxta  eiuadem  fol.  229^ 
confessoria  moderamen  iniungatur,^  Sequebatur  eciam  in  literis  legati 
predicti  de  mulieribus  tenor  iste  verborum :  Idem  edam  drca  muUeres 
dictis  votis  forsan  astrictas,   dum  tarnen  iuxta   suas  facultates  et  confessorum 


*  Andreas :  ad  id.       ^  Fehlt,  wie  das  vorhergehende  nach  Andreas  ergänzt. 
*^  Et  tantum  de  isto.  Sequitur  iam  aliud.         ^  In  cod.  eciam. 

*  Ibid.    pag.    111.         '  Ibid.    pag.    113.     Hier   sind   einige    unbedeutende 
Aenderungfen. 


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540 

morum  discrecionem  pro  se  ttmtum  vü  tvna  cum  alia  seu  alU»  wnum  oe2  pbo^ 
beUatorem  (vel  beiUUores)  ad  premiasum  eocercÜum  et  contra  dieto»  hereticot  det^ 
naverint,   quoad   ipHus   voli  commutacionem  debeant  obgervari,  H6C   verba  de 

mulieribuB  ipsis  posita  fueruot  in  litera  memorata.  Que  tarnen 
verba  si  diligenter  fuerint  inspecta,  adhuc  post  se  dubium 
relinquunt  de  mulieribus  illis  astrictis  hiis  votis  que  tarnen 
adeo  potentes  et  divites  non  sunt,  ut  una  earuin  vel  aliqua  ex 
eis  bellatorem  vel  bellatores  dirigant,  parate  tarnen  sunt  iuxta 
devoeionem  earum  de  suis  facultatibus  distribuere  ad  hec  bella 
fidei  iuxta  suum  posse. 

Cap.  69. 

De  ana  inissa  tune  indieta  ut  cantaretnr  semel  in  septi- 

mana. 

Habebatur  eciam  in  litteris  domini  cardinalis  tenor  ver- 
borum  que  sequuntur  in  hunc  modum:  Item  idem  reverendUsuMu 
pater  et  dominus  hortatur  et  tnandat,  quatenus  in  omnibtu  et  singuU»  metro- 
politanis  ccUhedrcUibiis  et  coflegiatis  et  parochialibus  ecdeaüs  cUque  ctmventibtu 
quaUbet  aepUmana  senid  cantetur*'  misaa  pro  dicti  negocü  fidei  feUd  fine  . . .  ^ 


Cap.  70. 

De  singalis  sacerdotibus  missas  celebrantibus  eum  predicto 
psalmo  et  coUecta  sua. 

Additum  eciam  fuit  in  litteris  domini  cardinalis,  quod  HnguUa 

sacerdotibus  dictum  psalmum  cum  versu  et  coUecta  sua  infra  missam  quam  pro 

tempore  celebraverint  dicentibus  pre/atus  dominus  legatus  sexaginta  dierum  indtd- 

fol.  230*   gencias  auctoritate  papali  \  concessit,    NeC  hoc  nOVUm    reputetur ,     quod 

talia  additamenta  psalmorum,  collectarum,  precum  et  oracionum 
in  missa  fiant  auctoritate  apostolica,  cum  et  simplices  episcopi 
auctoritate  propria  per  suas  dioceses  inveniantur  pro  tempore 
hoc  fecisse.  Nam  et  dominus  Pritzlaus  Wratislaviensis  quon- 
dam  episcopus  cum  esset  in  magnis  angustiis,  indixit  per  suam 
diocesim  presbyteris  missam  celebrantibus,  quod  in  fine  missa- 
rum  suarum  post  videlicet  sumpcionem  corporis  et  sanguinis 
domini    ante    lectam    communionem    contra    sue    persecutores 

*  In  cod.  cantaretur. 

'  Stimmt  genau  mit  Palacky  Urk.  Beiträge  pag.  111. 


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541 

eeclesie  imponendo  legerent  et  legende  imponerent  psalmum 
Deu8  venerunt  gentes  cum  quibusdam  precibus  ad  hoc  aptis.  In 
casu  tarnen  nostro  presenti  iusBum  fuit  imponi  psalmus  Letatua 
9tMn  statim  post  Pater  nosterj  in  illo  autem  casu  Pritzlai  ut 
estimo  post  plenam  communionem  sacramenti.  Cuius  diversitatis 
racio  potest  faciliter  assignari  ex  eo^  quod  sedes  apostolica 
maior  est  omni  pontifice  ad  dividendum  canonem  missalem 
cum  interposicionibus  aliis.  Quem  missalem  canonem  propter 
perfeccionem  sacramenti  quod  in  eo  conficitur  quidam  durare 
autumant  usque  ad  ipsam  completam  sumpcionem  corporis  et 
sanguinis  domini  nostri  Jesu  Christi  sub  speciebus  panis  et 
viniy  quod  tarnen  diffinire  non  est  meum  nee  diffinire  intendo 
sed  eeclesie  sacrosancte  committens  id  me  in  illo  et  in  omnibus 
aliis  teuere  et  profiteri  recognosco^  quidquid  ipsa  professa 
fuerit,  decreverit*  vel  tenuerit  quovis  modo. 


Cap.  71. 

De  reditu  regis  Sigismundi  ab  Ungaria  ad  Morariain  et  de 
dampno  quod  tune  pereepit. 

Post  discessum  igitur  electorum  et  civitatum  imperialium 
et  principum  Almanie  de  Bohemorum  solo  ad  quod  forti  manu 
accesserant  contra  bestes  fidei  pro  eiusdem  fidei  fulcimento- 
Sigismundus  ipse  rex  quasi  expergeüaetus  de  gravi  sompno  et 
volens  in  istos  suos  in  posteriora  percutere  sed  percussus  ab 
eis  regressus  est  de  Ungaria  ad  Moraviam  cum  plurima  multi- 
tudine  Ungarorum.  Ubi  cum  dominis  terre  illius  ecclesiasticis 
et  secularibus  et  communitatibus  civitatum  confederacionem, 
colligacionem  et  obligacionem  credo  sub  religione  iurisiurandi 
fecit^  ^  ut  hü  qui  prius  in  MoravJa  pravitatis  heretice  macula  1421 
non  carebant  eam  abiurare  deberent  et  eidem  perpetuo  ab-  N<>^«1''- 
renunciantes  fidem  catholicam  et  sancte  Romane  eeclesie  (sicut) 
inantea  firmiter  observare  ^  absolucionis  beneficium  a  sentenciis 
quibus  per  heresim  ligati  fuerant  suscepturi  cum  congruente 
satisfaccionis  penitencia  a  venerabili  patre  et  domino  domino 
Johanne  episcopo  Olomucensi  vel  ab  eis  quibus  ipse  hoc 

•  In  cod.  decrevit.        ^  Sc  deberent. 

^  Der  Brünner  Landtagsschlnss  ged.  im  Archiv  ^esk/  in.   234 — 37.  Urk. 
Beitrüge  I,  pag.  166. 


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54ä 

committeret  vel  commisit;  quoniam  tanto  patri  a  sede  apoBtolica 
referebatur  hoc  tali  modo  commissum.  Et  licet  molti  Moravoram 
hoc  fecisse  dicantur^  eorUm  tarnen  aliqui  postea  turpiter  a  fide 
eadem  apostatasse  narrantur.  ObligaveruDt  se  eciam  expresse 
prenominatus  rex  et  alii  supra  descripti  se  noile  aliquo  modo 
tenere  vel  defendere  illos  quatuor  articulos  superius  in  locis 
suis  positoSy  in  quibus  Bohemonim  arrogancia  scripsit  ad  diyersa 
mundi  climata  se  residere  velle  sed  volle  eosdem  tamqoam 
perversoB  et  impios  dampnare  et  omnimode  refotare.  Post  hec 
nonnollis  dampnis  illatis  in  Moravia  contra  sceleratos  Hoso- 
nistas  Christiane   fidei   desertores  processit  ad  similia  facienda 

fol.230*>  contra  eos  usque  ad  terminos  |  Bohemorum.  Veniens  igitur  ad 
civitatem  moncium  Kutnicensium   que  se  prius   ab   eo   subtra- 

Dec.  21.  xerat  Pragensibus  nequiter  adherendo  accepit  illam  in  posses- 
sionem  et  subieccionem  suam,  sicat  et  ipse  et  prog^nitores 
1422  ^ius  ^^^  prius  habebant.  Nescio  autem,  quid  cause  subfiiit: 
Jan.  6.  eandem  civitatem  post  paucos  dies  dimisit ,  que  et  mox  post 
exitum  eius  abinde  ab  ipsius  regis  exercitu  ut  quidam  dicunt 
pro  sui  parte  magna  flammis  fuit  incensa.  Descendens  vero  de 
Eutnicensibus  remeavit  in  Moraviam*  que  Brunna  dicitur  per 
castellum  quod  dicitur  Teutunicalis  Broda^  quod  sitom 
est  quasi  in  finibus  utriusque  regionis  et  ecce  insequentes  com 

Jan.  10.  Bohemi  heretici  magnam  stragem^  de  populo  suo  in  Teutuni- 
cali  Broda  et  prope  fecerunt  captivantes  aliquos,  occidentes 
et  vulnerantes  alios  et  magnam  predam  multaque  spolia  in 
argento  et  auro,  in  curribus  et  in  equis,  in  vasis  et  in  diversis 
clenodiis  de  bonis  regis  et  suorum  secum  in  suo  reditu  ad 
Bohemiam  deferentes. 

Cap.  72. 

Quomodo  rex  Sigismundas  secundnm  aliquos  ftait  ab  hiis 
perpessis  dampnis  aliquo  modo  culpabilis. 

Nunc  autem  captivacionis ,  vulneracionis ,  occisionis  et 
dampnorum  que  tunc  fideles  Christi  paciebantur  dicitur  ab  ali- 
quibus  et  forte  credibiliter  regem  Sigismundum  vel  causam 
vel  occasionem  lamentabiliter  extitisse.  Die  namque  quodam 
antequam  ad  Brunnam    reverti   cepit;    duo    exercitus   sibi   ipsi 

*  Sc.  in  civitatem.        *>  In  cod.  stragam. 


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543 

adversi  unus  scilicet  regis  et  christianorum ,  alter  Pragensium 
et  hereticorum  in  campo  contra  se^  mutuo  constituti  erexerunt 
vexilla  ab  utraque  parte  disponentes  omnino  se  velle  congredi 
contra  se  invicem  hello  campestri.  Erat  autera  exercitus  chri- 
stianorum  ut  dicunt  in  triplo,  ^  quadruplo  vel  ultra  forcier  in 
numero  eorum  qui  bellare  poterant  agmine  et  exercitu  partis 
adverse,  ut  secundum  cursum  consuetum  et  modum  nature 
fuisset  omnino  verisimile  plures  pauciores  vincere  et  de  eis 
victoriosissime  triumphare.  Cumque  duces,  milites  et  alii  in 
parte  regis  et  chdstianorum  regem  peterent,  ut  pugnam»  non 
impediens  sineret  eos  contra  inimicos  crucis  Christi  congresso 
certamine  preliari^  ille  omnihus  modis  hoc  prohibuit  nee  mutuo 
pugnare  permisit.  Non  fugiens  autem  de  loco  congressus  hoc 
est  in  quo  congredi  voluerunt;  rex  ipse  ut  sui  aiunt  turpiter  sed 
et^  l^ellum  et  locum  belli  proinde  declinans  ut  asserunt  cepit 
eodem  die  vel  forte  altera  non  terga  dare  hostibus  ut  inquiunt 
sed  cum  quasi  deliberato  consilio  a  campo  discedere  et  per 
opidum  Theutunicalis  Brode  ad  Brunnam  properare.  Quod 
cernentes  Wyclefiste,  Husoniste,  Taborite,  <=  Bohemi  et  ceteri 
increduli  estimantes  eum  quasi  meticulosum  campum  et  locum 
suum  deserere  insecuti  sunt  eum  et  suos  usque  ad  Brodam  et 
ibi  plagam  magnam  ut  scriptum  est  in  familia  christiana  fecere. 
Dicit  autem  rex  ut  dicitur  se  ob  id  noluisse  permittere 
pro  tunc  belli  |  congressum,  quia  non  confidens  fol.  23i- 
(erat)  de  suis  Ungaris.  Timuisse  se  asserit^  quod  ip»i  inito 
certamine  vel  iunxissent  se  contra  eum  suis  adversariis  vel  fugienies 
a  prelio  dinusissent  eum  coram  hostibus  solum  sicut  passei-em 
solitarium  in  tecto.  Ad  quod  alii  respondent :  Si  tarn  pai^am  eis 
crediditj  cur  eos  secum  quasi  pro  fide  pugnaturos  de  üngaria  ad 
Moravos  et  Bohemos  adduxit,  et  quornodo  aiunt  pothit  de  Ulis 
diffdere  qui  iam  propter  eum  multis  se  subposuere  periculis  et 
plurima  dampna  eius  inimicis  propter  ipsum  intulere.  Dato  eciam 
quod  de  illis  non  confidebat  quoad  militarem  pugnam  quibus 
confisus  fuit  ad  perpetrandum  contra  hereticos  iiistam  rapinam, 
qua  fronte  et  campum  belli  et  civitates,  quas  iam  in  Bohemia 
reacquisivit,  dimisit  et  deseruit,  cum  propter  faabundantissimam 
catervam  suorum  militum    et   adiutorium   plui*imorum    respectu 


*  In  cod.  ausgestrichen  invicem  bello.         *»  In  cod.  sed.         ^  Ib.  Taboriti. 
1  Wie  auch  Thomas  Ebendorf  er  von  llaselbach  bemerkt. 


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544 

congregacionis  adverse  securissimus  esse  potuisset  pre  eis  et 
in  campo  et  in  urbibus  memoratis?  Ideoque  et  nonnnlli  maiorem 
sibi  maculam  in  sua  gloria  nunc  tribuunt  quam  ante  suspi- 
cantes  forcius  quam  prius  eum  occulte  favere  inimicis 
ecclesie,  quia  tarnen  potuit  et  debuit  ut  ipsi  aiunt  noluit 
eorum  manifestissimo  facinori  obviare.  Cooperantur  ad  hec 
verba  que  seeundum  aliquos  tunc  protulisse  dicitur,  quando 
repudiato  conflictu  retro  et  non  ante  ad  Moraviam  et  non  ulte- 
rius  ad  Bohemiam  regressus  esse  dinoscitur  et  probatur.  Verum 
tamofi  iudicare  non  est  meum,  ille  qui  omnia  seit  ipse  novit 
quo  animo  hoc  fecit,  ipse  iudicabit;  excusatus  tarnen  esse  potest 
coram  illo,  sed  forma  et  modo  aliquibus  hominibus  occultissimo 
et  ignoto,  illo  modo  pro  parte  mea  nescio  an  in  tenebris  am- 
bulet  an  in  luce.'^ 

Cap.  73. 

De  qaodam  magistro  arcinm  attemptante  qaedam  saspeeta 
Tel  speciem  mall  habencia  rel  piaram  mencium^  offensira. 

Fuit  in  diebus  illis  quidam  magister  in  artibus  quasdam 
scolas  parvulorum  regens  in  Slesia  qui  sectando  vestigia  cnius- 
dam  alterius  magistri  et  doctoris  quondam  sui  tunc  mortui 
dicebatur  in  scolis  suis  legere  volumina  scripturarum  grandia 
et  parvulum  quendam  tractatulum  nomini  cuiusdam  ascriptum, 
qui  viam  universe  carnis  ingrediens  de  heresi  fuit  suspectus 
valde.  Qui  et  alia  speciem  mali  habencia  que  futurorum  erro- 
rum  potuissent  esse  seminaria  vei  alias  piarum  mencium  offen- 
siva  dicebatur  in  suo  regimine  attemptare.  Contra  hunc  triplices 
confecte  littere  et  eidem  directe  sequuntur  in  hunc  modum. 
Prima  quidem  eum  redarguens  de  lectis  libris  grandibus  coram 
parvis  et  rudibus  post  salutacionem  congruam  inicium  habuit 
in  hec  verba :  Etsi  sancta  mater  ecclesia  provida  deliberacione 
statuit,  quod  una  queque  cathedralis  ecclesia  et  nonnulle  alie 
magistros  habere  debeant  qui  clericos  eiusdam  ecclesie  alios- 
que  scienciores  in  grammatica  facultate  cuius  nomine  et  alie 
inferiores  sciencie  sunt  comprehense  doceant  et  instruant  iuxta 
posse,  et  quibusdam  tamen  eorum  reprehensibile  esse  dinoscitur^ 

*■  In  cod.  etc.  et  tantam  de  capitulo  isto.    Seqaitar   nunc   capitulom  alind. 
^  Das  Wort  undeutlich,  erg^finst  nach  dem  Oontexte. 


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545 

qaod  officii  sui  metas  et  terminos  transcendeDtes  cardines  cell 
perambulant.  Imma  non  considerant,  alta  et  plus  quam  oportet 
sapiunt  et  humilibus  |  non  consencientes  auditores  suos  ultra  fol.  231^ 
capacitatem  ingenii  eorum  Informant  et  imbuunt  et  nunc  ewan- 
geliorum,  nunc  sentenciarum,  nunc  decretalium,  nunc  psalmorum, 
nunc  sacre  misse  canonem  et  quedam  alia  biis  similia  eis  legunt 
ministrantes  infantibus  aut  quasi  non  lac  sed  cibum  solidum 
quem  digerere  nondum  possunt.  Non  pensant,  quod  secundum 
qualitatem,  audienciam  congruitatemque  locorum  et  temporum*^ 
moderari  debet  doctrina  docentis  et  ideo  nonnunquam  in  cibando 
parvulos  eis  pro  melle  venena  infundunt.  Oportet  etenim  ut 
scriptum  est  eum  qui  instruit  et  docet  animos  rüdes  esse  talem, 
ut  pro  ingenio  discendum  semet  ipsum  possit  aptare  in  verbis 
(et)  crdinem  pro  audiendum  capacitate  dirigere.  Nam  ut  alia 
scriptura  dicit,  qui  ea  docet  que  ab  avditore  intelligi  non  vcdent 
non  ad  eorum  utilitatem  sed  ad  sui  ostentacionem  facit.  Vicium 
etenim  animi  est  indignis  secreta  vulgaris  quod  fit  vel  loqua- 
citate  incauta^  dum  sine  iudicio  volat  irracionabile  verbum  vel 
adulacionc;  ut  placeat  cui  secreta  revelat  vel  iactacione  sciencie, 
ut  plura  scire  videatur.  In  mandatis  divinis  faabemus,  ut  ve- 
nientes  ad  civitatem  discamus  prius  quis  in  ea  dignus  sit,  ut 
apud  eum  cibum  sumamus.  Quanto  magis  scire  oportet  quis 
vel  qualis  sit  is  cui  immortalitatis  verba  credenda  sunt.  Ideo- 
que  et  alibi  panem  doctrine  poUuere  scribitur  qui  illam  male 
in  populo  dispergere  comprobatur.  Sufficere  revera  talibus 
rectoribus,  magistris  et  docentibus  decet  ^  lac  caprarum  in  usus 
ancillarum  suarum,  ut  sapienciam  loquentes  inter  perfectos 
cibum  delicatum  et  solidum  pro  maioribus  reservarent  .  . '  An 
autem  propter  aliquantulum  senes  et  provectos  iuvenibus  in 
scolis  aliquando  admixtos  hoc  eis  facere  liceat,  determinacioni 
sancte  matris  ecclesie  et  sanius  me  intelligencium  diffinicioni 
relinquo.  Unum  scio,  quod  modernis  temporibus  que  sunt 
adhuc  in  recenti  memoria  in  quadam  vicina  diocesi  probavit 
experiencia  que  optima  est  rerum  magistra  non  bonum  finem 
habere  talia,  in  qua  dum  quidam  sciolus  se  multos  bacca- 
larios  et  senes  in  scolis   habere  reputans,   dum  eis  per  se  vel 

•  In  cod.  ipsum.         ^  Ib.  dencet. 

1  In  weitschweifigster  Weise  wird    der  Gedanke  ausgeführt,    dass    solche 

Männer  den  Aerzten  gleichen,   die  alle  Krankheiten  mit  einer  Arznei 

heilen  wollen. 


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646 

per  alios"  talia  documenta  preberet,  seminavit  in  loco  suo 
tantum  de  erroribus,  quot  vix  extirpare  potuerint^  vel  nt 
timeo  nondum  ad  plenum  extirpati  sint;  quamobrem  plures 
ecclesiarum  principes  diversaruraque  privilegiatarum  univerei- 
tatum  et  studiorum  magistri,  rectores  et  doctores  non  se  credunt 
aut  estimant  monopolie  crimen  incurrere,  dum  si  suis  reclama- 
cionibuSy  contradiccionibus,  prohibicionibus  talia  studeant  effi- 
caciter  impedire.  Videtur  etenim  eis,  quod  si  gratus  ut  et  in 
quantum  gratus  eciam  magister  in  artibus  ut  et  in  quantum 
magister  in  artibus  sibi  commissos  docere  vult.  ut  theologus, 
ad  duas  partes  claudicet,  de  coloribus  tamquam  cecus  deputet^ 
faicem  s^am  in  alienam  messem^  mittat,  in  cappa  kathecorica 
syllogismoque  candido  vestitus  existat.  Ne  igitur  de  eo  dicatur: 
mitratus  in  dialectica  stultisat  in  theologia,  omnem  mentis  sue 
coneeptum  qui  vires  discipulorum  et  forte  suas  proprias  super- 
greditur  occidat  in  animo  non  permittens  eum  prodire  in 
publicum,  quia  ut  premissum  est  semel  emissum  manet  irrevo- 
cabile  verbum  et  quoniam  epistolaris  angustia  plura  scribere 
dileccioni  vestre  non  patitur  ea  que  supersunt  ad  literam  aliam 
reservabo.^  Datum  Sagani. 

Cap.  74. 

De  lecta  per  eum  quodam  tractatulo  composito  ab  iUo 

foi.  232»  qai  fnit  suspectus  de  heresi.  | 

Littera  vero  secunda  reprehendens  eum  de  ti*actatuIo  lecto 
quem  quidam  de  heresi  suspectus  composuisse  dicitur  post 
salutacionem  congruam  principium  habuit  tale:  Licet  in  magistris 
commendandum  sit  et  desiderium  et  officium  docendi  non 
nugas  .  .  sed  doctrinam  sanam,  bonam,  veram  et  utilem  et 
communicandi  sine  invidia  ea  que  ipsi  ab  aliis  sine  ficcione 
fol.  232»»  legitime  didicerunt  .  .  |  .* 


*•  In  cod.  eos  aliis.        ^  In  cod.  potum  erint        °  In  cod.  messam. 

<*  In  cod.  reservenda. 
^  Der  Brief  ist  ganz  allgemein  rhetorisch  gehalten.  Weder  über  den  näheren 

Inhalt  noch  über  die  Persönlichkeit  des  Verfassers  des  berührten  Tractats 

wird  etwas  bemerkt.  Von  seinem  Stil  gibt  bereits  der  oben  vollinhaltlich 

angeführte  Brief  genügende  Proben. 


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547 


Cap.  75. 

De  discantibus  per  eum  ut  narrabatur  in  ecclesia  habitis  fol.  233» 
nimis  inordinate.  ^ 

Cap.  76. 

De  amministratoribDS  ecclesie  Pragessis.    De  monasterio 
Grisoyiensi  et  qaibDsdam  metris. 

Quamvis  autem,  ut  dictum  est  in  precedentibus  venerabili 
patri  domino  Johanni  episcopo  Olmoczensi  tunc  ab  apostolica 
sede  iuxta  opinionem  vulgatam  commissum  fuerit  absolvere 
hereticos  ad  gremium  sancte  matris  ecclesie  et  fidem  eins  in- 
violabilem  redeuntes,  propter  hoc  tarnen  non  cessabant  sicut 
nee  cessare  debebant  quidam  honorabiles  viri  scribentes  se 
amministratores  pro  tunc  vacantis  ecclesie  Pragensis,  quominus 
et  ipsi  officium  amministratorium  exequerentur  secundum  possi- 
bilitatem  ^  suam  et  exigenciam  temporum  et  locorum.  Constituti 
namque  in  Zittaviensi  civitate^  que  est  in  Pragensis  fine  |  fol.  233^ 
diocesis  ibique  residentes  et  moram  facientes  ad  tempus  scribe- 
bant  publice  et  bene  ecclesiam  Pragensem  vacare  propter  hoc,  1421 
quod  Conradus  eins  ultimus  archiepiscopus  dinoscebatur  April 28. 
publice  et  notorie  in  dampnatam  heresim  incidisse.  ^  Scribebant 
eciam  se  legitime  assumptos  in  amministratores  eiusdem  sie 
vacantis  ecclesie  per  eos  ad  quos  talis  assumpcio  dinoscitur 
pertinere.  Confirmaverunt  igitur  electos  monasteriorum  in  Pra- 
gensi  diocesiy  installaverunt  et  instituerunt  plebanos  ecclesiarum, 
eis  canonice  presentatis  curam  committebant  animarum  et  alia 
iurisdiccionalia^  et  pontificalia  per  se  vel  per  alios  prout  pote- 
rant  exequentes  clerum  et  populum  Pragensis  diocesis  ab  obe- 
diencia  et  adhesione   dampnati   Conradi   quondam  Pragensis 


*  In  cod.  possibilem.        ^  Ib.  iorisdiccionalis. 

^  Von  diesem  Briefe  gilt  dasselbe.  Nur  am  Schlosse  findet  sich  eine  spe- 
cielle  Angabe :  A  memoria  namque  mea  forsan  et  vestra  non  excidit,  quod 
cum  ante  annos  aliquot  essetis  apud  me  in  Saganensi  monasterio  con- 
stitutus,  expresse  me  petistis,  ut  si  aliquid  sinistri  in  quo  et  suspicio 
sinistri  potest  intelligi  de  vestra  decrecione  perciperem,  hoc  vobis  pro 
emendacione  fraterna  intimarem.  '  Das   Domcapitel  war  schon   1420 

theils  nach  Zittau  theils  nach  Olmütz  geflüchtet  ^  S.  die  Urk.  bei 
Pessina  Phosph.  pag.  208. 


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548 

presulis  et  suorum  complicum  retrahebant.  In  quorum  diebus 
in  tantum  superhabundavit  Bohemorum  tyrannis  et  eorum  here- 
ticalis  iniquitaSy  ut  ipsi  metas,  fines  et  terminos  Bohemorom 
egressi  in  ipsa  Wratislaviensi  diocesi  ^  momasterium  Grisoviense  ^ 
Cisterciensis  ordinis  quod  est  in  districtu  ducatis  Swidnicensis 
manu  temeraria  et  violenta  invaderent^  annicfailarent,  de- 
struerenty  fracturis  quoque  devastarentetincendiis, 
sicut  prius  in  ipsa  Bohemia  multas  eeelesias  et  monasteria 
devastarunt  et  ad  nichilum  redegerunt.  Dicitur  tanieD  a 
quibusdani;  quod  licet  in  suis  singulis  edificiis  vel  quasi  in 
predictum  sint  debacchati  monasteriuni;  eins  tarnen  eccleaiam 
dimiserunt  intactam.  Eisdem  quoque  temporibus  quidam  per- 
pendens  quod  tunc  non  fuit  rex  in  Israel  vel  saltem  si  fuit^ 
inutilis  vel  inutilis^  videbatur^  perpendens  eciam  quod  tunc 
unusquisque  hoc  quod  sibi  bonum  videbatur  faciebat,  hec 
metra  composuit  et  in  publice  scripta  fuerunt: 

Dum  rex  Wenceslaus  vixit,  tunc  ve  Bohemia  dixit, 
Nunc  venit  peius,  quia  rex  est  quilibet  eins.  ^ 

Hec  metra  quia  per  se  nota  sunt;  exposicione  non  egent  Porro 
per  hoc,  quod  in  multis  Bohemia  ad  peiorem  statum  pervenit 
tempore  Sigismundi,  quam  fuerat  temporibus  Wenceslai,  Wen- 
ceslai  tempora  vel  ipse  Wenceslaus  minime  commendabantur. 
quia  minus  malum  bonum  non  constituitur,  si  ei  malum  gran- 
dius  in  malicia  et  horrore  ^  prefertur. 


*•  Ib.  WratisUviensis  diocesis.  ^  Beete:  vel  quasi  inutilis  oder  innülis  faxt 
vel  quasi  inutilis.         "^  In  cod.  horrare. 

1  Das  Oistercienserstift  Grüssau  bei  Landshut  in  Schlesien;  Heyne,  Doea- 
mentirte  Geschichte  des  Bisthums  Breslau,  der  Bd.  3  pag.  27  weitliufig 
von  den  Geschicken  Grüssaus  während  der  Husitenzeit  handelt,  kennt 
diese  gänzliche  Zerstörung  des  Klosters  vom  Jahre  1421  nicht.  VgL  über 
die  Zerstörung  von  Grüssau  Palack^  Urk.  Beiträge  I.  pag.  184,  den  Brief 
der  Hauptleute  von  Schweidnitz/  und  Jauer  an  die  SechsstSdte  vom 
21.  Februar  1422  über  die  Zerstörung  von  Grüssau.  ^  Der  Vers  ist 

aus  Peter  v.  Zittau  s.  Königsaaler  Geschichtsqu.  p.  224. 


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549 


Cap.  77. 

De  tractata  yenerabilis  magistri  Johannis  Hofeman  contra 

hereticos   et    de  noTO   tractata    hereticoram   postmodnm 

cnidam  episcopo  presentato. 

Quamvis  in  diebus  Ulis  multi  in  fide  probat!  iuxta  verba 
beati  Pauli  fierent  manifesti  et  factis;  dictis  et  scriptis  suis 
sanetam,  orthodoxam  catholicamque  fidem  fidelissime  defen- 
sarent;  reverendus  tarnen  magister  Johannes  Hofemann 
doctor  in  sacra  theologia  Slesianus  genere  et  membrum  uni- 
versitatis  studii  Lipsicensis  ^  specialissime  se  murum  pro  domo 
dei  posuit  et  hostiles  faereticorum  ictus  tamquam  invictus  et 
validissimus  murus  exeipiens  eos  in  tractatu  suo  qui  ineipit:^ 
Debemus  diUgere  invicem  confregit,  convicit*  et  contrivit.  Multa 
nempe  scripta  contra  heresiarchas  tunc  a  catho- 
licis  catholice  composita  reperi;  legi  et  vidi^  sed 
inter  hec  omnia  eiusdem  magistri  coUecta  in  memorato  tractatu 
posita  precipuum  et  principalem  locum  obtinent^  in  quo  post 
parvum  quendam  prologum  distinccione  eiusdem  tractatus  facta 
in  partes  quinque  tam  luculente  fundamentum  yeritatis  posuit 
et  tam  clare  errorum  hereticalium  tenebras  effugavit^  ut  in 
multorum  infirmorum  cordibus  que  prius  ad  colorata  argu- 
menta perversorum  dogmatum  potuerint^  esse  |  trepida  veritas  fol.  284» 
evangelica  Romaneque  sedis  et  sancte  universalis  ecclesie 
ritus  et  observancie  inmobilis  columpna  fieret  et  constaret  eis 
luce  meridiana  clariuS;  quod  porte  inferi  superare  non  possunt 
dominicam  domum  stabilitam  in  evangelium.  Fuit  et  post  com- 
plecionem  tractatus  tam  utilis  quidam  novus  Über  erroneus 
tribus  sigillis  sigillatus  in  latino  et  Bohemico  in  rubre  nigroque 
conscriptus  cuidam  Alemannorum  episcopo  presentatus^  ut  eo 
viso  iniquis  dogmatibus  contentis  in  illo  de  communicando 
populo  sub  dupplici  specie  adhiberet  iidem  indubiam  et  ad 
hoc  credendum  et  sequendum  induceret  vel  induci  faceret 
plebem  suam^  licet  huius  iniqui  codicis  falsitates^  mendacia  et 

*■  In  cod.  commiflit        ^  In  cod.  potaerit 

1  S.  über  ihn  Heyne  Gesch.  des  Bisthnms  Breslau  H.  pag.  144  ff.  £r  starb 
als    Bischof   von   Meissen    am    26.  März   14öl.  ^  Diese    Schrift   des 

schlesischen  Gelehrten  findet  sich  noch  mehrfach,  z.  B  in  der  Wiener 
HofbibUothek  Nr.  445L  Vgl.  auch  4299,  4576. 


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550 

iDsanie  blasphemantes  in  hiis  punctis  et  articulis  que  ipse 
magister  Johannes  prius  in  aliorum  scriptis  invenerat  sofficienter 
et  abunde  in  supradicto  sollempni  traetatu  suo  cassata,  annol- 
lata  et  destructa  fuerint,  imiuo  cassa/  nulla  et  in  se  irrita 
limpidissime  declarata,  ad  illa  tarnen  documenta  eorum  erroram 
que  prius  in  aliorum  collectis  non  reperlt  et  ad  que  in  sapra 
memorato  traetatu  non  respondit,  respondere  efficaciter  laborabit 
et  spero  per  dei  graciam  iam  cum  ejffectu  complevit.  Ad  hec 
tarnen  si  idem  reverendus  magister  aliis  forsitan  impeditus 
minime  responderet^  aspicienti  et  pensanti  eorundem  superaddi- 
torum  errorum  dogmata  facile^  erit  ad  ipsa  cum  adiutorio 
dei  responderC;  quoniam  evacuato  omnis  veritatis  robore  diso- 
scuntur  cum  fundamento  et  soliditate  carere.  Quidam  tarnen 
alter  ad  cuius  eciam  manus  liber  iste  devenit  scripta  in  eo 
ex  eorum  nuUitate  nimia  contempnens  et  respuens  licet  contra 
ea  singula  et  universa  scribere  refutaret  et  colligere^  sub  quo- 
dam  tarnen  breviloquio  pauca  et  modica  scripsit  adversus  ea 
que  sequuntur  in  hec  verba  etc.^ 


Cap.  78. 

Yerba  beati  Augastini  que  assumunt  heretici  de  sacramen- 

tali  sumpcione  corporis  et  sanguinis  domini  nostri  Jesu 

Christi  de  mistica  et  spirituali  loquuntur. 

Rabirusticus  ille  ne  dicam  archirusticus  qui  post  multas^ 
aliorum  decepciones  et  falsos  tractatulos  librum  quendam  com- 
posuit  in  lingua  latina  et  Bohemica  in  quo  probare  nititur 
esse  de  necessitate  salutis  quemlibet  ut  eins  verbis  utar 
dispositum  christianum  communicare  divisim  Christi  corpus^ 
sub  panis  et  sanguinem  eins  sub  vini  specie,  tanto  facilius  in 
scriptis  suis  contempnitur  quanto  quasi  nesciens  apostolos 
sanctos  de  factis  et  dictis  domini  multa  per  anticipacionem 
scripsisse  nee  eos  formam  verborum  sacramentalium  ad  unguem 
scribere  sed  de  eisdem  factis  et  dictis  domini  historiam  texere' 
voluisse,    doctores    fidei    catholice    quos    ad    sui    defensionem 

*  In  cod.  facilis  .  .  .  respondebo.         ^  In  cod.  Et  tantum  de  isto,  sequitor 
cap.  alind.         '^  In  cod.  mnltos.         **  In  cod.  corporis  corpus. 
•  In  cod.  texisse. 


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551 

erroris  violenter  vel  quasi  inflectere  conatur  in  verbis  ipsorum 
nullatenus  intellexisse  probatur.  Nonnunquam  etenim  quod 
ipsi  de  mistica  siunpeione  veri  corporis  et  saDguinis  salvatoris 
nostri  dignati  sunt  scribere,  ipse  de  sacramentali  non  veretur 
exponere,  nonnunquam  quod  ipsi  de  mistico  eins  dixerunt  cor- 
pore^ ad  verum  eins  corpus  noscitur  applicare  .  .  .  ^ 


Cap.  79—82.  fol.  234»» 

De  eodem.  bis  238. 

Cap.  83. 

De  noTO  dnee  Siglsmnndo  qni  contra  regem  Sigismnndum 
ad  Bohemiam  renit. 

Post  hec  aut  inter  hec  quidam  Sigismundus  dux  de 
surda  Polonia  cognatus  Witoldi  principis  Litwanie  vel  Russie 
quem  Witoldum  quidam  Alexandrum  magnum  nominant^  quem 
et  plura  contra  Prutenos  pro  fide  certamina^  prius  fecisse  non 
est  dubium^  nomine  eiusdem  cognati  sui  vel  forsan  nomine 
proprio  cum  comitiva  non  modica  venit  in  Bohemiam,  quem 
Bohemi  cum  honore  et  gaudio  susceperunt.  Fuerunt  autem  tunc 
in  Castro  Bohemie  quod  Karlstein  dicitur  costodes  et  armi- 
geri,  capitanei,  castellani  et  vigiles  custodientes  id  nomine  non 
ducis,  sed  regis  Sigismundi,  qui  et  adhuc  a  fide  christiana 
dicebantur  nullatenus  deviasse.  Cumque  castrum  id  regis  Sigis- 
mundi  dux  Sigismundus  obsideret,  expugnaret  vel  obsidere  et 
expugnare  cum  Bohemorum  auxilio  niteretur,  turpiter  quoad 
suum  exercitum  in  belle  prostratus  in  persona  propria  cum 
paucis  vix  vivus  evasit.  Hunc  nobilis  baro  dominus  Ladislaus 
Birka  de  Hawenstein  in  sua  civitate  Lipa  in  suo  conductu 
habere  dicitur,  sed  ad  quem  finem  a  pluribus  ignoratur  etc. 
Et  tantum  de  isto.^  Et  sie  est  iam  finis  huius  operis  1466.^ 

*  In  cod.  certantes.        ^  Ib.  iam  et. 

^  Damit  ist  der  wesentlichste  Inhalt  erschöpft.  Die  eiuzeln^i  Beleg^stellen 
für  diesen  Satz  können,  da  sie  ziemlich  nmfan^eich  sind,  hier  hinweg* 
gelassen    werden.  ^  Einzelnes  ans  diesem   Capitel  bei  Palaoky   Ital. 

Reise  108.  Der  Alexander  mag^us  erklärt  sich  wohl  aus  dem  magnns  dux. 


ArehiT.  Bd.  LX.  II.  H&lfte.  36 


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BEILAGE. 


Auszüge  aus  Lndolft  «Soliloqnium  de  sehismate^ 

(Ans  dem  Cod.  IV.  Fol.  364   [pag.   116*— 130^]  der  BresUner  Uniy.-BibL) 

Pensata  malicia  moderni  temporis  in  qua  de  fide  agitur 
et  de  subtrahenda  obediencia  domino  Gregorio  Xu.  frater  a 
fratre  requiritur  et  super  ea  a  multis  multifarie  multisque 
modis  disputatur,  libet  mihi  nondum  ab  aliquo  requisito  me 
ipsum  requirere,  examinare  et  iudicare  me  per  memet  ipsum, 
ut  ab  illo  non  iudicer  qui  constitutus  est  a  deo  patre  iudex 
vivorum  et  mortuorum.  Confabulabor  igitur  et  loquar  in  ama- 
ritudine  anime  mee  de  hiis  que  diebus  istis  facta  sunt  et  fiunt 
et  me  ipsum  discuciens,  quid  in  presenti  materia  credam  vel 
senciam,  mihi  ipsi  in  hiis  scriptis  in  testimonium  derelinquam. 
Nee  curabo  si  nunc  ad  me  ipsum,  nunc  ad  alios,  nunc  in  sin- 
gulari,  nunc  in  plurali,  nunc  in  prima,  nunc  in  secunda,  nunc 
in  tercia  persona  verba  scribam  aut  proferam,  quia  nichil  inter- 
est  in  qua  persona  instrumentum  conficiatur,  dummodo  veri- 
tatis  substancia  non  mutetur. 

Sic  itaque  pono  casum: 

Ante  triginta  annos  et  ultra  sub  Urbano  sexto  in  prin- 
cipio  assumpcionis  sue  ad  presulatum  apostolicum  poet  mortem  . . 
Gregorii  pape  XI.  qui  moriebatur  a.  d.  1378  post  medium 
Quadragesime  ante  festa  Paschalia  ortum  est  et  alitum  hucus- 
que  scisma  in  ecclesia  dei  propter  ipsum  Urbanum  et  quendam 
Robertüm  Gebenensem  qui  et  Clemens  VII.  dicebatur  de 
Romani  pontificatus  apice  contendentes.  Successerunt  huic  ur- 
bano Bonifacius  IX.,  Innocencius  VII.  et  Gregorius  XII.  de 
quo  iam  est  questio.  Roberto  autem  successit  Petrus  de  Luna 


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563 

qui  adhuc  superest  et  Beoedictus  XIII.  nominatur.  Fuit  autem 
et  est  hoc  scisma  tarn  grave,  quod  ecolesiam  ipsam  perniciosis- 
sime  laceret,  tamque  coloratum,  ut  UlominatiBsiine  mentes  homi- 
nam  diBputent,  qais  horum  in  proprietate  vel  poBsessioDe  papatas 
verum  ius  habeat,  cum  nnnquam  antea  compertum  sit  aliquod 
Bcisma  huic  simile  per  omnia.  Unde  et  laboratum  est  com  omni 
diligencia  eisdem  triginta  annis  pro  extirpacione  eins  omnibaB 
viis,  modiB  et  mediis.  congruis,  quibas  scriptara  ad  hoc  labo- 
randnm  docet  et  qaibuB  hmnana  indostria  potest  et  nichil  sub- 
Becutom  est.  Docuit  autem  experiencia,  quod  via  est  unica, 
via  Bcilicet  cessionis  libere  faciende  ab  utroque  concertancium; 
per  quam  possit  oeleriter  et  commode  pax  et  unio  plebi  institui 
Christiane.  Cognovit  hoc  adeo  certitudinaliter  prefatus  Gregorius^ 
quod  mox  in  papam  promotus  cum  consensu  et  consilio  fratrum 
suorum  pronunciavit  et  declaravit  viam  hanc  esse  convenien- 
tissimam;  unde  et  eam  approbans  iuravit  se  eam  aggressurum 
et  iuri  suo  infra  annum  renunciaturum  et  nichil  de  contingen- 
tibus  omissurum^  dummodo  adversarius  suus  Petrus  de  Luna 
eciam  iuri  suo  renunciaret  et  ambo  collegia  cardinalium  in 
unum  locum  convenirent  de  eleccione  unici  Romani  pontificis 
tractatura.  Juravit  et  Petrus  de  Luna  similiter  se  hoc  facturum, 
dummodo  Gregorius  suo  iuri  cederet  et  cardinales  ut  supra 
convenirent.  Convenerunt  autem  (sie).  Et  ecce  tam  Gregorius 
quam  Petrus  quamvis  a  multis,  ut  cedant,  multipliciter  requisiti 
sint^  renunciare  recusant  dimittentes  archam  domini  in  lacera- 
cione  priori.  Quorum  eciam  unus  ipse  videlicet  Gregorius  iam 
mutatus  in  Bensum  alium  pronunciat  et  dicit  viam  cessionis 
apostolice  diabolicam  et  dampnatam  esse.  Ob  hoc  cardinales 
utrique  perpendentes  eos  non  posse  melius  ad  cessiones  suas 
voluntarie  faciendas  induci  vel  compelli  nisi  ipsi  et  alii  fideles 
se  ab  utroque  subtrahant  .  .  ambobus  invitis  concUium  univer- 
sale congr^ant  in  quo  de  meritis  utriusque  ho0  est  quis  eorum 
sit  aut  fiierit  verus  papa  .  .  cognoscant  .  .  Nunc  igitur  quoad 
partem  nostram,  qui  Gregorio  et  predecessoribus  eius  hucusque 
adhesimus,  quero: 

1.  An  Gregorius  cedere  tei^atur. 

2.  An  ante  cessionem  quam  non  vult   facere  vel   forte  dicit 
facere  ab  administracione  papalis  officii  abstinere  teneatur. 

3.  An  non  cedendo  vel  ante  cessionem  administrando  nutritor 
antiquati  scismatis  esse  censeatur. 

36» 


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554 

4.  An  nutriendo  scisma  antiqaum  vel  alias  ex  dictis  et  faetis 
suis  sit  pro  herdico  habendus. 

5.  Utrum  papa  subiaceat  legibus  que  de  heresi  loquuntur 
vel  in  casu  in  quo  iudicandus  est  subiaceat  Ulis  legibus 
que  formam  modum  et  ordinem  constituunt  quo  quis 
iudicetur. 

6.  An  papa  hereticus  sit  ipso  iure  papatus  vel  potestatis  sne 
iurisdiccionalis  administracione  privatus. 

7.  An  concilium  generale  sit  iudex  competens  in  hiis  casibiu  . 

8.  An  concilium  generale  ante  suam  dif&nitivam  sentenciam 
'     possit   Gregorio    interdicere    administracionem   .   .   et   si 

potest,  an  in  temporalibus  tantum^  an  eciam  in  spiritualibos. 

9.  An  cardinales  habeant  hoc  concilium  convocare  et  Ghre- 
gorium  ad  hoc  citare.  Adeo  auctorizabitur,  ut  et  vocati 
prelati  et  ipse  citatus  Gregorius  ad  id  venire  teneatur? 

10.  Utrum  cardinales  possint  sine  concilio  ipsi  Gregorio  inter- 
dicere administracionem  papatus,  antequam  eciam  concilii 
tempus  adveniat  vel  aliis  prohibere,  ne  sibi  ut  pape 
obediant  .  . 

11.  An  diffinitivam  sentenciam  contra  Gregorium  in  concilio 
forte  ferendam  fideles  quantumque  sibi  aut  teneantur  aut 
possint  obedienciam  denegare  .  . 

Queritur  igitur  primo:  An  Gregorius  cedere  teneatur  .  . 

Es  werden  nun  die  Gründe   für  (7)   und  gegen   (13)   neben 

einander  gehalten.    Dann  folgt  die  Solucio:  Gregorius  tenetur 

cedere.    Ad  cessionem   obligatur   ex  iure  humano  et  divino  .  . 

Absit  dispensacio   super   iuramento  suo  quod   fecit,   antiquum 

scisma  nutrit  .  . 

In  derselben  Weise  werden  die  folgenden  Fragen  erledigt 

Ad  2.   Notorium  est  enim,  quod  iuravit  cedere,   quod  ecclesia 
tarn  diu  divisa  non  potest  sine  eins  abstinencia  a  papa- 
libus  actibus   ad   celerem   et  convenientem  modum  sue 
*  unionis  et  per  consequens  nee  ad  ipsam  celerem  unionem 

pervenire  et  volumus  cum  in  hiis  per  ignoranciam  ex- 
cusare  que  noverant  omnes  anime  Christiane?  Gerte 
latere  cum  non  potuit  in  vicino,  quod  ad  nos  in  longin- 
quum  pervenit  .  .  .  ergo  pro  sciente  non  pro  ignorante 
vel  probatur  dubitante  .  . 

Ad  3.    Gregorius  non  cedendo  vel  ante  cessionem  administrando 
scisma  nutrit. 


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555 

Ad     4.  Gregorius    iuxta    ea   que   premissa   sunt   est  hereticus 

ad  minus  presumptus  et  pro  tali  usque  ad  declaracionem 

concilii  generalis  habendus. 
Ad     5.  Dico  papam  legibus  hiis  ligari. 
Ad     6.  Papa  hereticus    amministracione   de    qua   queritur   est 

priyatus. 
Ad     7.  Concilium  est  iudex. 

Cum  dicitur  papa  a  nemine   iudicatur   die:   a   nemine 

id   est   a  nuUo   singulari    homine    nisi    voluerit    ei    se 

sponte   submittere  .  .  .    secus   autem    et   de   multorum 

hominum  universitate  congregata  .  .  . 
Ad     8.  Interdici  sibi  possunt   per   concilium   eciam   spiritualia 

ante  amministracionem. 
Ad     9.  Cardinales  congregare  habent  hoc   concilium,   episcopi 

et  prelati  ad  illud   vocati  et   Gregorius   citatus   venire 

tenentur. 
Ad   10.  Cardinales  hoc  potuerunt  facere  et  legitime  fecerunt. 
Ad  11.  A   Gregorio    subtrahere    nos    debemus    de    necessitate 

salutis. 
Posset  adhuc  formari  questio  duodecima:  An  hü  qui  obe- 
dienciam  Gregorio  non  subtrahunt  heretici   vel   scismatici  cum 
eo  sint  saltem  presumpte,    sed  supersedeo  huic  questioni  . 


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INHALT/ 


Einleitung $45 

Pars  prima.  Prolog^i» 402 

Cap.     1.  De  intrnso  qnodam  cardinali  S.  Petri  ad  papatum  et  elecciooe 

Urbani  sexti  post  hec  Clementis  septimi 403 

Cap.     2.  De  divlBione  vel  diversitate  eonun  qoi  hos  daos  snacepenmt  in 

papas 404 

Cap.     3.  De  creacione  novornm   cardinalium  per  dominum  ürbannm  et 

Karolo  de  pace 405 

Cap.     4.  De  qnibnsdam  factis  Urbani  et  morte  eins 40$ 

Cap.     5.  De  morte  Karoli  imperatoris  et  filiis  eius — 

Cap.     6.  Qualiter  Karolus  quartus  factuB  est  imperator,  dum  adhuc  viveret  407 

Cap.     7.  De  bonis  operibus  Karoli 40d 

Cap.     8.  Adhuc  de  eiusdem  operibus  Karoli 409 

Cap.     9.  Adhuc  de  eisdem — 

Cap.  10.  De  morte  Karoli   regis    Francorum   et  Roberti    Gebenensis  et 

successoribus  eorum »  .    .    .    .  410 

Cap.  11.  De  Bonifacio  nono 411 

Cap.  12.  De  aliis  factis  eiusdem  et  morte  eius 412 

Cap.  18.  De  Innocencio  septimo — 

Cap.  14.  De  Gregorio  duodecimo 413 

Cap.  15.  De  convocacione  concilii  Pisani 414 

Cap.  16.  De  duobus  conciliabulis  Gregorii  et  Benedicti  et  Roberto  Eavaro 

contra  Wenceslaum  in  regem  assumpto 415 

Cap.  17.  De  Wenceslao  Bohemo 416 

Cap.  18.  Quomodo    persequebatur   clerum  Wratislaviensem   et  prelatos 

nonnuUos 417 

Cap.  19.  Quomodo  sevivit  in  clerum  Pragensem  interficiens  venerabüem 

virum  doctorem  vicarium  in  spiritualibus 418 

Cap.  20.  De  iudeis  Präge  interfdctis  et  quibusdam  aliis  gestis     ....  419 
Cap.  21.  Qui  ad   scisma   illud    longevum  sedandum   pamm    yel    nichil 

operatus  est 430 

Cap.  22.  De  captivitate  eius  prima  et  liberacione 421 


*  Die  Capitel  im  kMnen  Druck  sind  nur  Misxngiweise  im  Texte  wiedei^e^vbea. 


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557 

Seit« 

Cap.   23.  Besponsio  cuiasdam  obieecionia 422 

Cap.   24.  De  quiboBdam  secretarÜB  Wenceslai  occisis 422 

Cjtp.   26*  De  herefli  in  regno  Bohemie 423 

Cap.   26.  De  articaliB  erroneis  hniiiB  hereais  ant  secte 424 

Cap.   27.  Unde  venerat  error  iste  ad  Bohemiam 425 

Cap.   28.  Qnomodo  HnsoDiste  occnpanuit  aliqnas  ecolesiai  prins  katho- 

licomm  et  freg^nuit  imagines 427 

Cap.   29.  De  holla  pape,  de  inhonestacione  et  impedimento  inrisdiccionis 

apostolice  et  qaibasdam  aliis 428 

Cap.   30.  De  prohibicioDe  verbi  dei  in  lingoa  Tentoniea  et  receMU  triam 

nacionnm  Teatnniconim  de  Prägens!  studio 429 

Cap.   31.  De  creacione  novi  regis  Bomanomm  Boberti  contra  Wencealanm 

et  morte  ipsins  Roberti 430 

Cap.   32.  De  snbrogatis   in    loenm   Boberti   et   de   seconda   captivitate 

Wenceslai 432 

Cap.  33.  De  Hosonistis  qnomodo  ex  tone  andaciores  fiebant 433 

Cap.  34.  De  concilio  Pisano  et  hiis  qne  gesta  snnt  in  eo 436 

Cap.  35.  De  eleccione  Alexandri  qninti ^   .    .    .    .  436 

Cap.  36.  An  posaunt  esse  in  veritate  duo  pape  aut  duo  imperatores  aut 

reges  Bomanomm 437 

Cap.  37.  De   morte   Alexandri   quinti    et    eleccione    Johannis   yicesimi 

tercii 438 

Cap.  38.  Besponsio   contra   latratns  eorum,   qni  concilio  Pisano  detra- 

xerunt 439 

Cap.  39-42.  Adhnc  de  eodem 441 

Cap.  43.  An  propter  alia  quam  propter  heresim  possit  papa  deponi     .    .  — 
Cap.  44.  De  Jobanne  XXIII.  et  Ladislao  rege  Sicilie  et  Wladislao  rege 

Polonie  et  belle  Prutenomm 442 

Cap.  45.  De  concilio  Constanciensi  et  de  faga  Jobannis 443 

Cap.  46.  Quod  concilium  maius  est  papa  in  causa  fidei 445 

Cap.  47.  De  captivitate  Jobannis  et  deposicione  eins — 

Cap.  48.  Qnomodo  post  hec  ecclesia  yacant^   concilium    sanctum  vices 

pape  quoad  multa  supplevit 447 

Cap.  49.  De  redeunte  ad  unionem  ecclesiasticam  Gregorio  XII.  et  adhe- 

rentibus  sibi  et  de  morte  Gregorii  et  Ladislai  regis 448 

Cap.  50.  De  Husone  combusto — 

Cap.  51.  De    Jeronimo    combusto    et    Bobemis    exprobrantibus    concilio 

Constanciensi 449 

Cap.  52.  De  transitu  regis  Bomanorum  ad  regem  Arragonum 451 

Cap.  53.  De  forma,  modo  et  via  buiusmodi  concordie 452 

Cap.  54.  Adbuc  de  eodem 453 

Cap.  55.  De  transitu  Sigismundi  per  Franoos  ad  Anglos 454 

Cap.  56.  De  eleccione  Martini  V 455 

Cap.  57.  De  diutumitate  scismatis  tali  modo  finiti 456 

Cap.  58.  De  coronacione  Martini  V.,  de  solncione  Constanciensis  concilii, 
de  liberacione   Jobannis    XXIII.,   de  Wenoeslao   et    Conrado 

episcopis  Wratislaviensibus 457 


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558 

Cap.     59.  De  morte  Wenceslai  regia  Bohemomm tiS 

Cap.     60.  Adhuc  de  exporicione  titnli  einsdem 4ä9 

Cap.     61.  De  exeqniis  eitudem  WencesUi 4tt 

Cap.     62.  Qnomodo    post    mortem    Wenceslai    Huaomste    aeviebsnt  in 

Cartosienses tfl 

Cap.       68.    Adhoe  de  eode« 46 

Cap.     64.  Qaomodo  ante  mortem  reg^s  qnosdam  de  consnlata  nore  ctvi- 

tatia  Praf^naia  oceidemnt  et  qnomodo  pott  mortem  r^is  mani 

forti  campnm  ing^essi  sunt — 

Cap.    65.  Qaomodo    Sigismundns    saecedens    Wenceslao    ingressoB  est 

Wratislaviam  et  de  morte  Jobannis  dacia  Goriitsensia  firatris  eins    4€l 

Cap.     66.  De  decima  sibi  a  papa  coneessa 4M 

Cap.     67.  Adhuc  de  eodem 466 

Cap.       68.   69.  Adh«e  de  eodem 4M 

Cap.     70.  De  hüs  que  tnnc  Sigfismandns  eg^t  in  Wratislavia  et  de  inter- 

feccione   consnlum    ibidem    prins    per    WrattslavienBes    eires 

facta 4« 

Cap.     71.  De  dnabos  filiabns  Lodwici   reg^  Ungaromm  et  Sigismnndo, 

qnomodo  rex  üngaromm  (actus  sit  et  de  prelio  eins  contn 

Tnrcos  in  qno  et  snccnbnit 468 

Cap.     72.  De  Hedwiga  secnnda  filia  Lodwici  et  Wladislao  rege  Polononun    469 
Cap.     73.  Qualiter  Sigismundos  ad   Bobemiam    properare  et  beresim  nt 

dixit  volens  destmere  multis  dominis  vasallis  snia   serricimD 

indixit 4T0 

Cap.     74.  De  monasterio  Cladmnensi  et  quibnsdam  ecclesüs 471 

Cap.     75.  De  curia  archiepiscopi  Pragensis  invasa  et  deturpata  .    .   .   .   47S 

Cap.     76.  De  errore  eomm  contra  religiöses — 

C*p.       7  7.   De  hoc  qnod  dicnnt  esse  de  necessttete  lalitis  eoonBBnie&re  qnanlibet  sab 

Qtraqne  specie 473 

C»p.       7  8-91.  AdhQc  de  eodem 474 

Cap.      92  —  99.  De  errore  eonim  contra  dei  et  tanctomm  ima^iaes  et  reU^ÜM  saootons     — 
Cap.    100—107.  Qaomodo  Hntoniate  et  aibi  similes  ab  obedSenda  se  rabdvcant  eee)e«ü 

Romane  amerentes  eam  non  esee  capnt  et  matrem  aliamm  omninm  eccleaiarva 

et  de  reprobacione  aasercionis  et  erroris  einsdem 47& 

Cap.     108  —  111.  Non  obttante  qnod  papa  didtnr  Bomanns   pontifex,  extra  Bomam  ren- 

dere  poteat — 

Cap.    1 1 S.    Kcdesia  Romana  maioritatem  et  primatnm  in  nniTeruUi  eccleöa  sibi  noa 

nsnrpat — 

Cap.     1  IS.  114.  Bohemi  regem  non  habeat  terre  sne,  nt  ^loriantor,  ai  ae  preter  anetoii- 

tatem  Romane  ecdeaia  illnm  habere  pretendnnt " 

Cap.  116.  Qnomodo  Sigismnndns  Bobemiam  intravit  et   Pragam  obsedit 

ad  tempns 47tf 

Ci^.  116.  De  coronacione  Sigismnndi  in  regem  Bobemomm,  de  rebel- 

Üone  qnoqne  eomm  et  de  destmccione  monasterii  Anle  regle    477 
Cap.  117.  De   ossibns  regis  Wenceslai  post  eins  obitnm  dehonestatis  et 

detnrpatis 478 

Cap.  118.  De  dnobns  monasterüs  canonicomm  regnlarinm  sancti  Karoli 

et  sancti  Apollinaris  in  Satzkow 479 


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569 

Seite 

Cap.  119.  De  monasterio  Oputewitz  sancti  Benedicti  et  aliis 481 

Cap.  120.  Qnaliter  Sigismundos  abstulit  aamm  et  argentom  de  reliqoiis 

in  ecclesia  Pragfensi 482 

Cap.  121.  Rex  Sig^mnndus  (de)  premiflsis  excosari  non  potest    ....  488 
C»p.     122.    A  premissis  eeiam  rex  excusari  non  potest,    li  Teilet   dicere   dericie  non 

licere  habere  poseeesiones  sed  eoe  debere  rivere  in  pnnpertnte 485 

Cnp.     123.    Qnomodo  clenu  et  popnlns  debent  esse  Tictn  et  yettitn  contentns   ....  — 

Cnp.     124.    Qne  ennt  clero  necessarin — 

Cnp.     125.    Olerici  possnnt  habere  anrnm  et  argentnm  pro  necesMriis  suis — 

Cap.     126.    Qnomodo  intelligator  illud:  Sacramenta  non  reqnimnt  anmm  et  argentnm    .  — 

Cap.     127.    A  crapnla  et  ebrietate  clericos  abstinere  et  eos  nltra  ricem  terdam  non  potare  486 
Cap.  128.  De  qnodam  episcopo,  qui  coram  cnicis  imagine  non  permiBit 

oblaciones  fieri — 

Cap.     129— 131.  De  continnacione  eomndem  scriptomm 487 

Cap.  132.  (De)  destructo  Castro  Wisschegradensi  prope  Pragam  ....  — 

Cap.  133.  De  fignra  renun  hamm  in  veteri  lege  precedente 488 

Cap.  134.  Conclnsio  prime  partis 490 

Secnnda  pars.  Prologns 491 

Cap.       1.  De  recessn  regia  a  Bohemia  et  montibns  Chntnifl  captis  et 

monasterio  Czedlicz  destmcto — 

Cap.       2.  De  civitate  lermer  et  clericis  occisis  in  ea 498 

Cap.       3.  Qnomodo  Cziskow  capitanens  Hnsitamm  promisit  cnilibet  pre- 

sentanti  sibi  personam  unius  presbTteri  peeuniam  certam  .  .  494 
Cap.          4.   Ex  hiis  qne  iam  scripta  snnt  nemo  debet  in  denperacienero  abdnei  et  de 

fiftctis  Lndi  qnondam  Anrianomm  epiacopi 495 

Cap.          5.  Adhne  de  eodem  Lndo  et  sibi  similibns  hodiemia — 

Cap.          6.  De  gestis  qnondam  ab  Arrianis  snb  iniqno  rege  Oeiserieo — 

Cap.          7.  8.  De  eodem 496 

Cap.          9.  De  fsctis  snb  Hnnnerioo — 

Cap.     10.  De  Cnnrado  archiepiscopo   Pragensi,   civitate  et  monasterio 

Rndenioz — 

Cap.     11.  Adhnc  de  eodem 498 

Cap.     12.  Expedit  Teutanicid  cantos  esse  qnaliter  so  associent  Bobemis  499 

Cap.     13.  De  cmdelitate  et  temeritate  mnliemm  in  Bobemia 500 

Cap.     14.  De  congregaoione  baronum  et  literis  eomm,  qnas  ad  Slesiam 

direxemnt 501 

Cap.     15.  De  articnlis  qnos  pretendebant  habere 502 

Cap.     16.  De  litere  huius  fine  et  concinsione 503 

Cap.     17.  De  literis  papalibns  contra  Wiclefistas  et  Hnsitas — 

Cap.     18.  Qnoniam  Bobemi  de  morte  Hnsonis  dolent 505 

Cap.     19.  Non  obstante  omagio,  inramento,  fidelitate  a  Slesianis  Bohe- 

momm  regno  prestitis  possunt  pugnare  contra  Bohemiam  .  .  506 
Cap.     20.  Absolut!  snnt  ab  omni  promissione   fidelitatis  omnes,  qni  eis 

in  beresim  lapsis  prins  fuerunt  astricti 507 

Cap.     21.  Quid  intelligatnr  nomine  regni 510 

Cap.     22.  Rex  Sigismundus  non  potuit  dare  securum  conductum  ad  con- 

cilium  Constanciense 511 


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560 


Cap.  23.  Bohemi  ^lorUntur  inoonveoienter  de  christianissinio  sao  regoo  ftlS 
Cap.  24.  Commnnicans    contamaciter    et   in    contemptnm    ecdesie   «ab 

Qtraqae  specie  pro  heretico  habendiu  est 514 

C»p.     85.  Qai  nom  ooifonMi  m  ia  wÜTenalibni  «ed«^  iMaWoa  «ivi  putridm  Mt  .  &1S 

Cftp.     >6.  D«  festo  pMcali  et  qa»dnge»ima 51( 

Cap.  27.  De  marchionatti  Brandebargnensi — 

Cap.  28.  Adhnc  de  eodem 518 

Cap.  29.  Adhnc  de  eodem 619 

Cap.  80.  De  in£&mia  petnnt  se  liberari  Bohemi 521 

Cap.  31.  Utrum  Bohemi  possunt  a  Sig^mnndo  petere  reportacionem  anri 

et  arg^nti 623 

Cap.     Si.  D«  illifl  qnataor  artioiilifl  in  quibas  Bohou  Tohnt  pennanere 524 

C3»p.     83.  De  eodem 62$ 

C%p.     84.  De  artioiile  primo  in  qvo  Tolont  Bohemi  reeidere — 

Oap.     86.  86.  De  eodem — 

Cap.     87.  De  triboa  erroribns  circa  eacrameatom  hoc — 

Cap.     88.   De  errore  primo — 

Cap.     89.  40.  De  errore  eeenndo 62S 

Cap.     41.  De  errore  terdo — 

Cap.     4>.  43.  De  scriptis  per  apoetolam  Panlnm  ad  Corintboa — 

Cap.     44.  Qnaliter  oommanioantee  redpinnt  aliqnid  bninsmodi  de  calioe  poet  eoaiBUi- 

cacionem — 

Cap.     45  —  48.  De  seonndo  articnlo — 

Cap.     48  —  58.  De  terdo  artiovlo — 

Cap.     54  —  66.  De  qnarto  articnlo — 

Cap.  57.  De  illis  qni  litterae  snpeHiiB  sciiptas  miaenmt 527 

Cap.     68.    De  eodem 528 

Cap.  59.  De  data  littere  Bohemomm 529 

Cap.  60.  Per  hec  qne  scripta  sunt  pro   excusacione  aliqoa  Sigismandi 

ipse  neqnaquara  in  omnibos  excnsator 530 

Cap.  61.  De  quibnsdam   Bohemoram  in  hello  interfectis  et  de  civitate 

Bmxa 531 

Cap.  62.  De   titnlo  et   sigillo   et  Terbis  temerariis  Johannis  Csiska    et 

Taboriti» 533 

Cap.  63.  De  electoribns  iroperii  Tenientibas  contra  hereticos 534 

Cap.  64.  De  imposicione  antiphone  per  signnm  cmcis 5ä5 

Cap.  65.  De  mnltiplici  indnlgencia  png^ancinm  contra  hereticos ....  536 

Cap.  66.  De  indnlg^enciis  et  absolacione  primomm  statunm 537 

Cap.  67.  De  qnarto,  quinto  et  sexto  genere  statanm 538 

Cap.  68.  De  Totis  cmcesignatomm  commntandis 539 

Cap.     69.     De  nna  missa  tnnc  indicta 540 

Cap.  70.  De  sing^lis  sacerdotihns  missas  celebrantihns — 

Cap.  71.  De  reditu  regia   8igismundi  ab  Ungaria  et  de  dampno  qnod 

tunc  percepit 541 

Cap.  72.  Quomodo  rex  Sigitmundns  secnndnm  aliquos  fait  ab  hiis  per- 

pessis  dampnis  aliquo  modo  cnlpabilis 541 

Cap.  73.  De  qnodam  magistro  arcinm  attemptante  qnedam  suspeeta  .    .  544 


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561 

Cap.     74.  D«  lecto  per  mm  qoodft«  traotatalo  e<nnpo«ito  ab  iHo  qni  fbit  snipectiu  ab 

h«re8i 646 

C»p.     75.   De  diseamtibiie  per  enin  in  eecleeia  hAbitis  nimie  inordinate 547 

Cap.  76.  De  amministratoiibus  ecclesie  Pragensis.  De  monasterio  Griso- 

viensi  et  qnibusdam  metris — 

Cap.  77.  De  tractatn  yenerabilis  magistri  Johaunis  Hofeman 549 

Cftp.     78.  Yerba  beati  Angutlni  qne  Msiurant  bereüci  de  seorementoli  sampeione  cor- 
poris et  flugninis  Jesu  Christi  de  mistic«  et  ipiritiuili  loqnnntor 550 

C»p.     79—82.  De  eodem 651 

Cap.  83.  De  novo  dace  Sigismnndo,  qni  contra  regem  Sigismnndam  ad 

Bohemiam  venit — 

Beilage.     Das  8oliloqaiam  de  schismate  des  Abtes  Lndolf 552 

Inhalt 556 


Nachtrag. 


Zu  pag.  360  für  einzelne    Bemerkongen   bei    der  Recon9traction    des 
Textes  danke  ich  meinem  verehrten  CoUegen  Prof.  Dr.  J.  Wrobel. 
pag.  347    Zeile  2  Ton  unten,  lies  derselben, 
„     348        „      6  von  oben       „     Silesiannm, 
n     853        «    12  von  unten     „     14, 
,,     442        ^    18     n        „  ,,     Reronlis  (Rimini), 

,,     458        „      1     „        „bis  Tentnnicorum :  kleiner  Druck, 
„     544        „6p        n       Etsi  sancta  und  folgend:   liegender 

Druck. 

Bei  sehr  verschieden  geschriebenen  Eigennamen  ist  die  gewöhnliche 
Schreibweise  angewendet  worden,  was  übrigens  schon  Einleitung  pag.  349 
angemerkt  wurde. 


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ZUR  GESCHICHTE 


DER 


KARTHAUSE  GAMING 

IN  ÖSTERREICH  U.  D.  E. 

(V,  O.   W.  W.) 


MITOETBEILT  VON 


D"^  H.  R.  VON  ZEISSBERG. 


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Die  Earthause  GamiDg  in  Nieder-Oesterreich  (V.  O.  W.  W.), 
in  der  Ordenssprache  Maria  Thron  (Thronus  S.  Mariae)  oder 
Haus  ,de8  Thrones  U.  L.  Fr/  genannt,  wurde  1332  von  Herzog 
Albrecht  II.  von  Oesterreich  gegründet.  Die  ersten  Mönche 
kamen  aus  Mauerbach,  der  erste  Prior  war  Martin  von  Ungarn. 
1342  wurde  die  Klosterkirche  geweiht.* 

Die  Gegend,  in  welcher  Gaming  (Gamnik)  liegt,  einst 
von  Slaven  bewohnt,  ^  war  zur  Zeit  der  Gründung  des  Klosters 
noch  zum  grössten  Theile  Urwald,  der  erst  von  den  fleissigen 
Mönchen  ausgerodet,  in  Ackerland,  Wiesen  und  Gärten  um- 
geschaffen wurde.  Das  Oetschergebiet  verdankt  so  dem  Kloster 
Gaming,  mittelbar  dem  Stifter  des  letzteren  seine  Cultivirung.  ^ 

Nach  der  Regel  des  H.  Bruno  ^  sollte  jede  Karthause 
bloss  aus  einem  Convente  von  zwölf  Mönchen  bestehen.  Aber 
schon  der  Gründer  von  Gaming  verdoppelte  diese  Zahl,  so 
dass  die  junge  Pflanzung,  den  Prior  mitgerechnet,  dagegen 
von    den    Conversen,    deren    sie    höchstens   sieben    oder    acht 


^  Ed.  Freih.  v.  Sacken  im  Jahrb.  d.  Centr.-Comm.  für  Erhaltung  der 
Baudenkm.  II,  138  ff.  o.  desselben  ArchXolog.  Weg^weiser  in  Berichten 
and  Mittheil,  des  Alterthomsyereines  in  Wien  XVI,  103  ff;  vgL  anch 
Ilg  in  Mitth.  d.  C.  C.  Bd.  XUI,  56  ff. 

2  O.  Efimmel,  die  Anfänge  deutschen  Lebens  in  Nieder- Oesterreich.  Pro- 
gramm d.  königl.  Gymnas.  zu  Dresden-Neustadt.  Dresden  1877.  8.  15. 
Derselbe,  die  Anfänge  deutschen  Lebens  in  Oesterreich.  Leipzig  1879, 
8.  106. 

3  M.  A.  Becker,  der  Oetscher  u.  sein  Gebiet.  Wien  1860,  II,  107  ff. 
E.  Haselbach,  die  Earthause  zu  Gaming.  (Bl&tt.  d.  Vereines  f.  Landes- 
kunde V.  Nieder-Oesterreich.  1878,  8.  244  ff.) 

*  Das  wie  es  scheint  wenig  bekannte,  weil  seltene  Hauptwerk  über  den 
Earthäuserorden  ist:  Tromby,  Storia  del  patriarca  8.  Brunone.  10  B.  fol. 
NapoU  1773  ff. 


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566 

beherbergen  sollte,  ^  abgesehen,  ursprünglich  fünfundzwanzig 
Mitglieder  umfasste.  Allein  auch  von  dieser  Zahl  ging  man 
in  der  Folge  ab,  so  dass  wir  bereits  im  Jahre  1396  sechsund- 
dreissig  Mönche  und  Conversen,  1431  deren  achtunddreissig 
nachzuweisen  im  Stande  sind.  Nach  einem  Visitationsprotokolle 
von  1458  zählte  Gaming  damals  neununddreissig  Professen, 
zu  welchen  noch  dreizehn  andere  zu  rechnen  sind^  die  zwar 
in  dieser  Earthause  den  Profess  abgelegt,  aber  in  dem  ge- 
nannten Jahre  theils  als  Prioren,  theils  als  Gäste  in  anderen 
Klöstern  weilten.  Unter  diesen  zweiundfünfzig  Mitgliedern  des 
Stiftes  befanden  sich  sieben  sogenannte  ,redditi^  und  ebenso 
viele  Conversen.  Unter  den  Prioren  Christoph  und  Nicolaus 
(1430 — 1458)  legten  zu  Gaming  achtundvierzig  Brüder  die 
Gelübde  ab. 

Ueberhaupt  erreichte  diese  Karthause  um  die  Mitte  des  fünf- 
zehnten Jahrhunderts  ihre  höchste  Blüte.  Im  Jahre  1461  standen 
neun  Mönche,  die  zu  Gaming  die  Weihe  empfangen  hatten, 
verschiedenen  Klöstern  als  Prioren  vor.  Zu  Gaming  selbst  war 
damals  jener  Sigismund  Phantzagel  Prior,  den  Kaiser  Friedrich 
einst  zum  Abte  von  Melk  erheben  wollte.  Nicolaus  Kempf 
war  Prior  zu  Pletriach,  Heinrich  von  Eckenfeld  zu  Prag,  Paul 
Wagner  zu  Brunn.  Bartholomaeus  Hölderle  versah  zu  Aggsbach, 
Ambrosius  von  Eisenach  zu  Olmütz,  Benedict  Neupeck  von 
Scheibs  zu  Vallis  S.  Antonii  in  Ungarn,  endlich  Anselm  zu 
Schnals  in  Tirol  dasselbe  Amt. 

Im  ganzen  gingen  aus  Gaming  paehr  als  vierund vierzig 
Vorsteher  anderer  Klöster  hervor.  Die  Karthausen  zu  Brunn 
und  Pletriach  (in  Krain),  von  denen  jene  Kaiser  Karls  IV. 
Bruder  Markgraf  Johann  Heinrich  (1371)  gestiftet  hat,  diese 
ihren  Ursprung  (1404),  wie  ihre  Vergrösserung  den  Cilliern 
verdankte,  waren  Tochterklöster  Gamings.  Auch  die  Elartbause 
St.  Lorenz  in  der  Schweiz,  gestiftet  1463,  empfing  ihren  ersten 
Rector  aus  Maria  Thron.  Der  Karthause  bei  Nürnberg  stand 
während  der  Jahre  1402 — 1428  der  Gaminger  Mönch  Heinrich 
von  Helpring  als  zweiter  Prior  vor.  Derselbe  war  zugleich 
durch  dreizehn  Jahre  Visitator  der  oberdeutschen  Ordensprovinz. 
In    derselben    Provinz    leitete    Petrus    Fabri    von    Rotenburg, 

1  (Jo.  Car.  Newen).  PandecUe  seculares  dum  sacratissima  familia  carthu- 
siana,  quae  Gemnici  floret  in  Austrla  inferiori  antiBÜtis  jabileom  et 
quartum  seculum  suum  etc. 


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567 

gleichfalls  ein  Gaminger  Profess,  die  Karthausen  Pletriach,  Cella 
salutis  zu  Tuchelhausen  und  Pons  B.  M.  V.  zu  Astheim.  Der 
Karthause  zu  Schnals  in  Tirol  lieferte  Qaming  fünf  Prioren, 
jener  zu  Ittingen  in  der  Schweiz  drei.* 

Schon  die  Erwägung  dieser  statistischen  Thatsachen  dürfte 
zu  dem  Schlüsse  berechtigen,  dass  bei  der  Gründung  von 
Ghkming  die  geistige  Cultur  des  Landes  nicht  zu  kurz  ge- 
kommen sei.  Kann  sich  in  dieser  Hinsicht  die  in  stiller  Wald- 
einsamkeit gelegene  Karthause  auch  nicht  mit  den  reicher 
dotirten  und  vom  Glücke  begünstigteren  Nachbarklöstern  wie 
etwa  Melk,  Seitenstetten  oder  St.  Florian  messen  und  dürfte 
auch  die  streng  ascetische  Richtung  der  Ordensregel  in  dieser 
Hinsicht  wenig  fördernd  gewesen  sein,  so  nimmt  doch  auch 
in  geistiger  Beziehung  Gaming  einen  ehrenvollen  Platz  in  der 
Geschichte  des  Landes  ein.  Zu  Gaming  lebte  im  vierzehnten 
Jahrhundert  einer  der  besten  mittelalterlichen  Liederdichter, 
Konrad  von  Hainiburg  (1342  Prior  zu  Seitz,  1350 — 1354  und 
1358 — 1360  Prior  in  Gaming,  1352  auch  Visitator  der  ober- 
deutschen Provinz,  f  17.  August  1360),  der  im  Auftrage  Kaiser 
Karls  IV.  und  auf  Antrieb  des  Erzbischofs  Arnold  von  Prag 
ein  Werk  unter  dem  Titel  Matutinale  Beatae  Virginis  schrieb 
und  unter  anderen  Hymnen  in  lateinischer  Sprache^  jenes 
Lied:  ,Omni  die  die  Mariae  mea  laudes  anima^  verfasste, 
das  man  fälschlich  bald  dem  Abte  Engelbert  von  Admont, 
bald  dem  polnischen  Prinzen  Kasimir  zuzuschreiben  pflegt.^ 
Aber  auch  für  historische  Arbeiten  fehlte  es  den  dortigen 
Mönchen  nicht  an  Literesse.  Li  Gaming  fand  Wolfgang  Lazius 
jene  Handschrift  des  steirischen  Reimchronisten  Ottokar,  die 
auch  den  zweiten  Theil  dieses  Werkes  bietet  und  jetzt  der 
kais.  Hofbibliothek  zu  Wien  angehört.^  Eine  bis  1505  fort- 
gesetzte Geschichte  Albrechts  IL,  des  Stifters  von  (Jaming,* 
hat  Hieronymus  Pez  nach  einer  dortigen  Handschrift  publicirt. 


1  Newen  1.  c. 

2  Vgl.  Qabler,  Konrad,  Prior  von  Gaming,  in  der  Zeitschrift:  Hippolyt. 
1860.  Abtheil,  für  Diöcesangeschicbte  S.  204 — 207.  Einige  seiner  Ge- 
dichte hat  Mone,  Ijatein.  Hymnen  im  Mittelalter  I.  17  ff.   veröffentlicht. 

3  Wichner,  Gesch.  d.  Benedictinerstiftes  Admont  III,  543. 

*  Comment.  geneal.  Austr.  233. 

*  Pez,  S8.  rer.  Austr.  II,  370. 

Archiv.  Bd.  LX.  II.  Hälfte.  37 


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568 

Und  gleich  dieser  Arbeit  dürfte  wohl  auch  das  freilich  nur  in 
einer  Seitzer  Handschrift  überlieferte  ^fragmentum  historicum 
de  IV  Albertis  Austriae  ducibus^  ^  zu  Gaming  entstanden  sein. 
Umgekehrt  hat  sich  uns  das  ,Breve  chronicon  monasterii  Stam- 
sensis^  gerade  in  einem  Codex  der  Karthause  Gaming  erhalten.^ 
Im  achtzehnten  Jahrhundert  gehörte  der  Karthause  jener  ge- 
lehrte Leopold  Wydemann  an,  der  mit  den  Brüdern  Pez  und 
mit  Anton  Steyerer  in  literarischem  Verkehr  stand  und  Lieo- 
pold  Brenners,  Priors  der  Karthause  Mauerbach  ,Chronicon 
cartusiae  vallis  omnium  sanctorum  in  Mauerbach'  veröffentlichte.' 

Vor  allem  aber  dürfte  hier  an  den  reichhaltigen  Schatz 
von  Handschriften  und  Büchern  aller  Art  zu  erinnern  sein, 
der  sich  bei  der  Aufhebung  des  ELlosters  (1782)  in  dem  schönen 
Bibliothekssaale  vorfand.  Wohl*  wurde  davon  manches  ver- 
schleppt.-* Aber  was  davon  gerettet  wurde,  ist  genügend,  um 
uns  mit  Achtung  für  den  wissenschaftlichen  Sinn  dieser 
Karthäusermönche  zu  erfüllen.  Eine  nicht  geringe  Zahl  von 
Büchern  gelangte  an  die  Universitätsbibliothek  in  Wien.  Die 
Urkunden  kamen  zunächst  in  das  Hofkammerarchiv  und  wurden 
später  in  das  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchiv  übertragen, 
wo  sich  ein  leider  noch  ungehobener  Schatz  von  Gaminger 
Copialbüchern,  Urbaren  u.  dgl.  befindet.^  In  der  Hofbibliothek 
zu  Wien  endlich  trifft  man  eine  Reihe  von  Handschriften  an, 
die  ihre  Entstehung  dem  Fleisse  der  alten  Gaminger  Mönche 
verdanken. 

Eine  dieser  Handschriften^  ist  es,  die  unsere  Aufmerk- 
samkeit in  besonderer  Weise  in  Anspruch  nimmt.  Der  schöne 
Codex  ist  die  mühsame  Arbeit  eines  Gaminger  Mönches  Namens 


»  Pez  1.  c.  II,  382. 

2  Pez,  SS.  rer.  Austr.  II,  457. 

3  Pez,  SS.  rer.  Austr.  II.  334  fL  Dagegen  dürfte  das  von  Bernhard  Pez, 
Thesaur.  anecd.  II.  3.  pag.  454  sqq.  veröffentlichte  ,diariam  peregrina- 
tionis  transmarinae*  kaum  dem  Prior  Georg  von  (üaming  zuzuschreiben 
sein. 

*  Feil,  OriginalbeitrÄge  z.  Gesch.  d.  Aufhebung  mehrerer  Klöster  in 
Nieder-Oesterr.  Oesterr.  Blatt,  f.  Lit.  u.  Kunst  1846  pag.  306  ff. 

^  Vgl.  Böhm  V.,  die  Handschriften  des  kais.  u.  königL  Haus-,  Hof-  und 
Staatsarchivs.  Supplement.   Im  Index  sub  voce:  Gaming. 

^  nr.  12,  811  (suppl.  538)  vgl.  Tabulae  oodd.  manuscriptorum  in  biblio- 
theca  Palatina  Vindobonensi  asservatorum  vol.  VII.  149. 


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569 

Wilhelm  Hofer  von  Landshut,  der  darin  die  Osterberechnung 
bis  zum  Jahre  2012  ausführte^  mit  vielen  Figuren  illustrirte 
und  zugleich  angab^  welche  Stücke  aus  dem  Evangelium  und 
den  Statuten  an  Festtagen  im  Capitel  zu  lesen  seien.  Für  uns 
kommen  nur  die  letzten  Blätter  der  Handschrift  in  Betracht. 
Auf  diesen  trug  Wilhelm  Hofer  um  1480  ein  kurzes  Nekrolog 
(fol.  139  b — 144a),  ein  Verzeichniss  der  Frieren  (fol.  144b  bis 
145  b),  eine  Aufzählung  der  EQosterbrüder  seit  1432  (foL  145  b 
bis  146  b)  und  der  Conversen  aus  den  Jahren  1446 — 1486 
(fol.  147  a),  endlich  (fol.  147  b)  eine  üebersicht  der  Anniver- 
sarien ein,  wobei  er  theils  aus  dem  alten  Diplomatar  seines 
Hauses  schöpfte,  theils  die  Erinnerung  eines  älteren  Kloster- 
bruders Wolfgang  zu  Hilfe  nahm.  Das  von  ihm  benutzte  Diplo- 
matar ist  noch  heute  in  der  Handschrift  des  k.  k.  geh.  Haus-, 
Hof-  und  Staatsarchivs  in  Wien  nr.  55  (76  a.  Ünter-Ober-Inner- 
Oesterr.)  erhalten,  wie  man  aus  der  Vergleichung  derselben  mit 
den  Citaten  Hofers  ersieht.  Denn  dieser  citirt  nach  der  alten 
Paginirung  der  Handschrift,  indem  er  nicht  ohne  kritische 
Begabung  die  Datirung  der  Urkunden  für  die  Chronologie 
der  Frieren  von  Gaming  zu  verwerthen  sucht.  Auch  auf  die 
Acten  der  Generalcapitel  nimmt  er  Rücksicht.  Ueber  Wilhelm 
Hofer  selbst  erfahren  wir  aus  unserer  Aufzeichnung  nicht  mehr, 
als  dass  er  am  18.  April  1446  zugleich  mit  dem  Bruder  David, 
der  als  Bartscherr  des  Klosters  starb  (1458),  als  Mönch  einge- 
kleidet wurde,  dass  er  1480  das  Verzeichniss  der  Conversen 
schrieb  und  dass  er  am  19.  März  1483  starb.  Verschiedene 
andere  Hände  haben  die  Arbeit  Hofers  fortgesetzt,  das  Prioren- 
verzeichniss  bis  1527.  Zuletzt  hat  eine  Hand  des  achtzehnten 
Jahrhunderts  zu  den  einzelnen  Frieren  deren  fehlende  Todes- 
daten gesetzt.    Doch  sind  diese  Zusätze  nicht  selten  falsch. 

Gerade  das  Priorenverzeichniss  zeigt  einige  Verwandt- 
schaft mit  jenen  Mittheilungen  Wydemanns,  welche  Anton 
Steyerer  seinen  Commentarii  pro  historia  Alberti  II.  ducis 
Austriaca  einverleibt  hat.  Wie  aus  einer  Vergleichung  mit 
der  Handschrift  des  k.  k.  geh.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs 
nr.  86  (Böhm),  in  welcher  unter  dem  Titel:  Monumenta  Gem- 
nicensia  pag.  365  a  sqq.  viele  hieher  gehörige  Mittheilungen 
Wydemanns  an  Steyerer  enthalten  sind,  hervorgeht,  kannte  und 


Steyerer,  pag.  71  ff. 

37* 


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570 

benützte  Wydemann  unsere  Aufzeichnung,  die  auch  Steyerer' 
und  Newen  (letzterer  in  seiner  unter  dem  Titel:  Pandectae 
seculares  etc.  erschienenen  Geschichte  des  Klosters  Gaming) 
erwähnten.  Allein  die  namhaften  Differenzen  in  den  chrono- 
logischen Angaben  schliessen  die  an  sich  nahe  liegende  Ver- 
muthung  aus,  dass  es  Wydemann  gewesen  sei,  der  die  späteren 
Zusätze  zu  unserer  Handschrift  fugte. 

Wilhelm  Hofers  Aufzeichnungen  gewähren  uns  einen  inter- 
essanten Einblick  in  die  weithin  reichenden  Verbindungen  des 
Klosters  Gamings  zur  Zeit  seiner  Blüte.  Sie  sind  eben  deshalb 
als  ein  nicht  unwichtiger  Beitrag  zur  Geschichte  des  Karthäoeer- 
Ordens  überhaupt  zu  betrachten  und  liefern  in  dieser  Hinsicht 
eine  erwünschte  Ei^änzung  zu  der  verwandten,  von  Dr.  Alois 
Müller  2  edirten  Reihenfolge  der  Prioren  der  Olmützer  Karthanse. 

,Nach  den  ursprünglichen  Statuten  verschlossen  sich  die 
Karthäuser  strenge  gegen  Gestattung  von  Stiftungen  oder  Be- 
gräbnissen und  Anniversarien,  um  die  Armuth  und  den  abg^ 
schlossenen  Verkehr  mit  der  Aussenwelt  nicht  zu  ge&hrden. 
Nicht  minder  wehrten  sie  sich  gegen  Einzeichnungen  in  ihre 
Nekrologien  und  Hessen  ausser  für  ihre  Klosterbrüder  gar 
keine  Einzeichnungen  in  das  Nekrolog  zu.'^  Später  aber  traten 
Milderungen  ein;  es  wurde  einzelnen  Klöstern  gestattet,  mit 
Stiftern  anderer  Orden  und  mit  Laien  in  das  Verhältniss  der 
Confraternität  zu  treten.  Dem  entsprechend  begegnen  wir  in 
den  Aufzeichnungen  Wilhelm  Hofers  ausser  dem  eigentlichen 
Nekrolog,  welches  fast  blos  Mitgliedern  des  Karthäuserordens 
gewidmet  ist,  einem  Verzeichnisse  von  Anniversarien  (in  diesem 
Falle  den  Todestagen)  hervorragender  Wohlthäter.  Nach  der 
Genauigkeit  der  Todesdaten  und  der  Zeit,  in  welcher  die 
meisten  der  hier  angeführten  Personen  lebten,  dürften  diese 
Anniversarien  aus  einer  noch  im  vierzehnten  Jahrhundert  ent- 
standenen Vorlage  herübergenommen  worden  sein. 

Zum  Schlüsse  noch  einige  den  Orden  der  Karthäuser 
überhaupt  betreffende  Bemerkungen,    welche   das  Verständniss 

»  pag.  670. 

2  Personalien  zur  Geschichte  der  n.-ö.  Karthausen  Mauerbach,  Gaming 
und  Aggsbach  in  den  Blättern  des  Vereines  f.  Landeskunde  von  N.-Oe. 
XI.  Jahrgang  S.  166  flf. 

3  Wiedemanu,  Geschichte  der  Karthause  Mauerbach  (Berichte  a.  MittheiL 
d.  Aitertliumsve reines  in  Wien  XIll.  S.  80). 


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571 

der  mitgetheilten  Quelle  erleichtern  dürften.  Die  oberste  Leitung 
des  Ordens  befand  sich  in  den  Händen  des  Priors  der  Haupt- 
karthause (Cartusium,  Chartreuse)  bei  Grenoble.  Jährlich  fand 
ein  Generalcapitel  statt.  Die  alemannische  Ordensprovinz  zerfiel 
seit  1322  in  zwei  Theile,  in  die  ober-  und  in  die  niederdeutsche 
Provinz.  Den  einzelnen  Klöstern  standen  Prioren  vor.  Eine 
dem  Orden  der  Karthäuser  eigenthümliche  Einrichtung  war  es, 
dass  die  Obern  der  Klöster  nur  zeitweilige  Oberaufsicht  führten 
und  nach  einigen  Jahren  wieder  in  den  Stand  der  gemeinen 
gehorchenden  Priester  zurückkehrten.  Wir  finden  diese  Regel 
ziemlich  strenge  festgehalten.  Doch  fanden  Ausnahmen  hievon 
statt.  Nicht  nur,  dass  häufig  derselbe  Prior  zum  zweiten  Mal 
gewählt  wurde;  verdiente  Prioren  standen  oft  durch  längere 
Zeit,  ja  selbst  bis  an  ihren  Tod  dem  Kloster  vor.  Dem  Prior 
stand  zur  Besorgung  der  weltlichen  Geschäfte  ein  Procurator 
zur  Seite.  Ein  Visitator  der  Ordensprovinz  oder  der  Provinzial 
selbst  erforschte  von  Zeit  zu  Zeit  den  Stand  der  Ordenszucht 
und  des  Hauses  geistliche  und  weltliche  Verhältnisse. 

Die  Klöster  führten  ebenso  wie  jene  der  Cistercienser 
besondere  Ordensnamen.  So  hiess  Mauerbach:  Vallis  S.  Antonii 
oder  Vallis  omnium  sanctorum;  Aggsbach:  Porta  S.  Mariae 
virginis;  Freudenthal  (in  Krain):  Fräniz,  Vallis  jocosa,  slav. 
Bisira,  das  Kloster  bei  Brunn:  Karthause  schlechthin  oder 
Königsfeld,  jene  zu  Olmütz:  Maria  im  Thal  Josaphat,  später 
nach  Dolein  (Dolany)  übertragen;  Schnals  (in  Tirol  bei  Meran): 
Aller  Engel  Berg  (Mons  Angelorum);  jene  zu  Lechnitz  (in 
Ungarn):  Vallis  S.  Antonii;  Geyrach:  Vallis  S.  Mauritii  in 
Gyrio,  jenes  zu  Löveld  (in  Ungarn  unfern  Gran)  Vallis  S.  Mi- 
chaelis; jene  zu  Pletriach  (in  Krain):  Domus  throni  SS.  Trinitatis. 

Zu  der  nachstehenden  Ausgabe  bemühte  ich  mich,  in  den 
beigefügten  Anmerkungen  die  anderweitig  nachweisbaren  Namen 
und  chronologischen  Angaben  zu  sammeln.  Der  Kürze  halber 
wird  dort  die  von  Dr.  Alois  Müller  edirte  Quelle  mit  M.,  die 
Klostergeschichte  von  Newen  mit  N.,  Wydemann  bei  Steyerer 
mit  W.  bezeichnet.  Daneben  leistete  mir  die  wesentlichsten 
Dienste  die  bereits  oben  erwähnte  Handschrift  nr.  86  (Böhm) 
des  k.  k.  geh.  Haus-,  Hof-  und  Staatsarchivs  in  Wien. 


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572 


Janaariiis.<^ 
Fol.  139  b.^ 

3.  Dominus  Gotfridus*  prior  domufi  Troni  1387. 

4.  Dominus  Georius^^  prior  monasterii  Pletriach  filius  huios 

domus  et  procui'ator  1478. 
6.  Conrad  US  monachus  et  sacerdos  1421. 
8.  Johannes  Wissengradensis  monachus  et  sacerdos  1430. 
12.  Stanizlaus  monachus  et  sacerdos  1404.    Philippus   mo- 
nachus et  sacerdos. 
16.  Nicolaus  tercius  de  Praga^  prior  vallis  Josaphat  et  huius 
domus  1435.* 

18.  Augustinus  monachus  et  sacerdos. 

19.  Johannes  Steel  monachus  et  sac.  1398. 
21.  Haynricus  de  Scheibs  mon.  et  sac. 

25.  Cri  Stoff  er  US   prior  in  Tarkan   et  Seicz«  et   huius  domus 
1451.  * 


•  Roth. 

^  Oben  linkfl  am  Rande:  Domas  Troni  incorporator  1338. 

o  Vgl.  unten  Bl.  145  a. 

d  Falsch!  vielmehr  1346;  s.  u.  Bl.  145a. 

»  Gottfried  von  Enns,   Prior  von  Gaming  1366 — 1369,  dann  von  Schnals, 

endlich  (seit  1375)   erster  Prior  von  Königsfeld  bei  BrOnn,  abdicirte  ali 

solcher  am  3.  Januar  1387.  (W.  N.) 

2  Nekrolog  von  Freudenthal  bei  Kosina,  Mittheilungen  aus  einer  Wiener 
Handschrift  e.  Gesch.  der  Karth.  Freudenthal  (in  den  MittheiL  des  hist 
Vereines  f.  Krain  1863;  es  ist  dies  die  Handschrift  8071  der  Hofbibliothek, 
welcher  Kosiua  nur  die  auf  Krain  bezüglichen  Angaben  entnimmt)  4.  Jan.: 
,Georgii  prof.  in  Gemnico,  prioris  in  Pletriach.*  Vgl.  dazu  die  Anmerkung 
Kozina^s,  wonach  ein  Prior  Georg  in  Pletriarcher  Urkunden  1446,  ein 
anderer  Georg,  Prior  zu  Pletriach,  im  Nekrolog  zum  6.  Februar  ge- 
nannt wird. 

3  Nicolaus  von  Solnitz,  auch  von  H.  Kreuz  genannt,  war  zuerst  Proless 
zu  Prag,  dann  Prior  zu  Brunn,  seit  1424  zu  Gaming.  Herzog  Albrecht  V. 
von  Oesterreich  betraute  ihn  mit  einer  Sendung  nach  Rom.  1430  wurde 
er  auf  seinen  Wunsch  vom  Generalcapitel  des  Priorates  zu  Gaming  ent- 
hoben und  starb  als  Prior  der  Karthause  Vallis  Josaphat  zu  Olmütz  1435. 
15./16.  Januar.  (W.  N.  M.)  Als  Prior  von  Gaming  war  er  der  zweite 
dieses  Namens. 

*  Christoph  Hüpffei  von  Ybbs  war  früher  Prior  zu  Tarkan  in  Ungarn,  sodann 
(1436 — 1443)  zu  Seiz  in  Steiermark  gewesen.  (VgL  Chmel,  Gesch.  Kais. 
Friedr.  IV.  I,  333.)  Seit  1443  stand  er  bis  an  seinen  Tod  (1451,  25.  Jan.) 
dem  Kloster  Gaming  mit  Auszeichnung  vor.  (W.  N.)  Frölich,  Diplom, 
sacr.  ducat  Stjriae.  II,  112. 


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573 

26.  Nicolauß  conuersus  sartor  1460.* 

27.  Haynricus  conuersus  cellerarius  1457. 

28.  Dominus  Fridericus  prior  in  Pletriach   et  huius  domus 

1443  eciam  professus  hic.^ 

Februarius.^ 
Bl.  140a. 

8.  Leonhardus^  prior  huius  domus  1390  sub  quo ^ 

est  factum.  Jacobus  mon.  et  sac.  1401  senior. 
14.  Benedictus^  prior   in   LechnicZ;   viccarius   et   procurator 

et  filius  huius  domus  1465. 
18.  Johannes  Polonus  redditus  sacerdos  1418.^ 


•  Roth. 

^  Die  Stelle  radirt.  Vgl.  unten  Bl.  145  a. 

^  Am  Rande  unten:  Item  reperi  in  antiquis  cartis  capituli  generalis  ali- 
qnomm  monachonim  nomina,  qui  non  sunt  scripti  in  kalendario  nostro 
videlicet  anno  Christi  1334  Theodericus  mon.  et  sac.  cuius  ibidem  quidam 
Levtoldus  meminit,  qui  pater  suus  fait  spiritualis  et  yterque  nullibi 
reperitur.  Item  Lewpoldus  redditus  et  sacerdos  1349.  Gonradus  procurator 
Troni  1351.  Sigishardus  mon.  et  sac.  1359.  Johannes  procurator  1375. 
Nullus  illorum  est  in  kalendario. 

»  Vgl  unten  S.  591. 

2  Auch  das  Nekrolog  von  Freudenthal  erwähnt  ihn  zum  28.  Jan.:  ,Rev. 
domini  Friderici  prioris  in  Pletriach  et  in  hac  domo.*  Dagegen  starb  er 
nach  der  bei  Tromby  VIII,  1588  citirten  Charta  capit  gen.:  am  21.  Jan. 
Kozina  kennt  in  der  Reihe  der  Prioren  von  Freudenthal  nur  einen  dieses 
Namens  während  der  Jahre  1426 — 1430.  Da  nun  Friedrich  von  1430  bis 
an  seinen  Tod  (1443)  Prior  in  Gaming  war  (W.),  so  muss  er  vor  1426 
Prior  von  Pletriach  gewesen  sein.  Da  wir  andererseits  noch  am  21.  Sept. 
1425  einen  Prior  von  Pletriach  Andreas  erwähnt  finden,  so  muss  er  ent- 
weder vor  diesem  Datum  oder  zwischen  October  1425  und  August  1426 
Prior  zu  Pletriach  gewesen  sein.  Friedrich  fuhrt  in  den  Ordenschriften 
den  Beinamen  Piu«  et  Probus.  (W.  N.) 

3  Leonhard  I.  erscheint  als  Prior  zu  Gaming  in  einer  Confratemitäts- 
urkunde  mit  der  Karthause  Brunn  1384,  27.  März  und  starb  nach  W. 
und  N.  am  8.  Febr.  1389.  Ein  Leonhard  IL,  welcher  1392  gewählt  und 
nur  einige  Monate  dem  Kloster  Gaming  vorgestanden  haben  soll,  wird 
von  W.  angezweifelt.  N.  enthält  letzteren  nicht. 

*  Benedict  (auch  Wolfgang)  Neubeck  de  Scheibs  wurde  1444  promovirt 
(vgl.  Aschbach,  Geschichte  der  Wiener  Universität  I,  626),  war  1458 
Procurator  zu  Gaming  und  wurde  in  demselben  Jahre  (December)  des 
Bartholomaeus  Nachfolger  als  Vicarius.  1459  kam  er  als  Prior  nach 
Lechnitz  und  starb  am  14.  Febr.  1465.  (cod.  86.) 


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574 

Marcius.* 
Bl.  140b. 

1.  Cristofferus^  prior  in  Seycz  1477  cognomento  Stikel. 

2.  HermanDus  de  Saxonia^  mon.  et  sac. 
10.  Caspar  mon.  et  sac.  1474. 

19.  Petrus  Bohemus  rector  domus  Dolani  monoclus. 

Wilfaelmus   Hofer   de  Lanczhuetta  artifex  admodum  in- 
dustrias  1483  huius  operis  autor.^ 

23.  Johannes  de  Morauia^  prior  huius  domus  et  senior  1379. 

24.  Mathias  de  Stockeraw  redditus  sacerdos  1470. 

29.  Conrad  US  de  Spira  mon.  et  sacerd.  in  die  pasce  1472. 

Jonius.'^ 
Bl.  141  a.^ 

3.  Stephanus  mon.  et  sac.  procurator  1419. 

7.  Johannes  de  Camerstarff^  prior  huius  domus. 
23.  Franciscus  hospes  de  Mawrbaco.^ 

25.  Vlricus  prior  in  Fraenicz^  procurator  et  filius  huius  domus. 

26.  Hermannus  de  CamerstarflF  mon.  et  sac.  pictor  1436. 

27.  Johannes  de  sancta  Cruce^  abbas  prior  in  Obnuncz  1449. 


•  Roth.  ^  Andere  Hand. 

°  Ein  Blatt  zwischen  140  and  141,  enthaltend  die  Monate  April  und  Blai, 
ist  ansgerissen. 

*  Nekrolog  von  Freudenthal  zum  1.  MSrz:  fDomini  Christophori  prof.  in 
Geipnico  prioris  in  Seiz*.  Es  war  dies  Christoph  Steckel  von  Tegemsee, 
Prior  zu  Seiz  1474 — 1477.  Auch  nach  dem  Nekrolog  von  Seiz  starb  er 
am  1.  MSrz  1477.  Fröhlich  1.  c.  pag.  151. 

2  Wydemann  (bei  Steyerer)  und  Newen  pag.  49  beziehen  diese  Stelle  auf 
den  Prior  von  Gaming  Hermannus  de  Donna  (um  1364),  was  mir  aber 
nicht  ganz  sicher  scheint. 

'  Johannes  von  Mähren  aus  der  Familie  Jesnitz,  Prior  zu  Gaming  1354 
bis  1357,  starb  als  Stiftssenior  1379. 

*  Nekrolog  von  Freudenthal  zum  7.  Juni:  ,Domini  Joannis  prof.  in  Gem- 
nico,  proouratoris  in  Plctriach*.  Johann  H.  von  Kamersdorf  wurde  Prior 
zu  Gaming  13G9  und  starb  1375.  (W.  N.) 

5  Nekrolog  von  Freudenthal  zum  25.  Juni:  »Domini  Udalrici  prioris  hnins 
domus^  Kozina  bemerkt  dazu:  «unbekannter  Prior'. 

•  Johann  von  Spangenberg,  auch  Johann  von  H.  Kreuz  genannt,  da  er 
einst  Cisterciensermönch  und  Abt  zu  H.  Kreuz  in  Oesterreich  gewesen 
war,  trat  in  der  Folge  in  den  Karthäuserorden  zu  Gaming  ein  (21.  Jan.  1441) 
und  wurde  1446  Prior  zu  Vallis  Josaphat  bei  Olmütz.  Er  starb  am 
27.  Juni  1447. 


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575 

JuUus.'' 
Bl.  141b. 

5.  Cristannus  prior  in  Aspach  et  valle  auxilii  1442. 

7.  VrbanuB  Graft  mon.  et  sac.  1435.  Conraduß  conuersus, 

8.  Hermannus  conuersus  primo  profesBus  Nurinberge  1429. 
10.  Fridericus  conuersus  1404. 

13.  Laurencius  mon.  et  sac. 

14.  Johannes  de  Patauia^  magister  Wiennensis   et  concilista 

Basiliensis  1471. 
Wolfgangus  de  Melico  mon.  et  sac.  in  Loll  obiit  74.^ 

15.  Sigismundus  PhanczageP  prior  24  annorum  et  6  men- 

sium  obiit  1483.» 
18.  Martinus^  prior  huius  domus  Troni  primus  1357. 
20.  Erhardus  conuersus  1438.  [Anniuersarium  fundatoris  1358.*^] 

22.  Judocus^  olim  prior  in  Olmuncz  1451. 

23.  Vlricus  procurator  mon.  et  sac.  1401. 

25.  Johannes  de  Ingolstat  senior  mon.  et  sac.  1454. 
29.  Johannes  Trenbeck*  conuersus  baro  de  Bauaria. 
31.  Levpoldus  conuersus  1401. 

Augustus.*^ 
Bl.  142a. 

4.  Haynricus    de    Graecz    mon.    et    sac.    1421.     Andreas 

redditus. 
7.  Matheus  sacrista  mon.  et  sac.  1422. 


•  Roth.         ^  Andere  Hand. 

1  Aschbach,  Geschichte  der  Wiener  Universität  I,  611,  nennt  unter  den 
1440  graduirten  Magistern  einen  , Johannes  de  Patavia',  der  wohl  mit 
dem  nnsrigen  identisch  sein  dürfte,  da  letzterer  1441  zu  Qaming  ein- 
gekleidet wurde.  Nach  cod.  86  ist  sein  voller  Name:  Joannes  Velber 
de  Patavia.  Eine  Zeit  lang  war  er  auch  zu  Leveldt.  Er  starb  14.  Juli  1470. 

2  Sigmund  Pfanzagel  aus  Wien,  1460  zum  Magister  graduirt  (vgl.  Aschbach 
a.  a.  O.  622)  6.  Jan.  1453  eingekleidet,  war  1458-1483,  in  welchem 
Jahre  er  starb,  Prior  zu  Gaming. 

3  Martin  von  Ungarn,  der  erste  Prior  von  Gaming  1331 — 1342,  war  spfitcr 
Prior  zu  Schnals  und  zu  Mauerbach,  starb  1357. 

*  Jodocus,  einst  Benedictinermönch  zu  Seitenstetten  in  Oesterreich,  sodann 
Karthäuser  zu  Gaming,  endlich  (1448)  Prior  zu  Vallis  Josaphat  bei 
Olmütz,  starb  1450,  22.  Juli.  (M.) 

^  Johann  von  Trenbeck,  einst  Rath  Herzog  Ernsts  von  Oesterreich  und 
des  Erzbischofs  von  Salzburg,  Hofmeister  der  Herzoge  Heinrich  und 
Ludwig  von  Baiern,   vermalt  mit  Bergerin  von  Walberg,    die  ihm  zwei 


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576 

11.  Haynricus  de  Fronconia  mon.  et  sac.  Nicolaus  mon.  et  sac. 
17.  ConraduB  de  Haynburga*  prior  huius  domus  Troni  1362. 
19.  Martinas  conuersus. 

22.  Conradus  de  Migsna  mon.  et  sac.^  1420.  Albertus  neo- 

phitus  dyaconus  multa  scripsit  1421. 

23.  MartinuB  Turnaer  obiit  in  Snals  1474. ^ 
26.  Thomas  mon.  et  sacerdos. 

29.  Conradus  procurator  domus  Troni. 

30.  Busko  conuersus  1420. 

31.  Dyetricus  prior  s.  Michahelis.^ 

September.  <^ 
Bl.  142b. 
3.  Fridericus  senior  mon.  et  sac.  1441. 

8.  Andreas 3   quondam   prior   huius   domus  de  Raecz.    Mar- 

tinus  prior  Gyrie^  filius  domus. 

9.  Conradus  prior  in  Seicz.^  Nicolaus  de  Raecz  mon.  et  sac. 
11.  Johannes  de  Praga  mon.  et  sac. 

13.  Symon  procurator  huius  domus  mon.  et  sac.  1473. 

14.  Petrus  mon.  et  sac.  Paulus  Wagner  de  Paden  prior  in 

Prunna,  hie  sacrista  et  vicarius  1474. 

15.  Ambrosius^    olim    prior   in   Olmuncz    de    Isna    magister 

Wiennensis  1469. 


Söhne,  Artolph  und  Thomas,  g^ebar,  Hess  sich  nach  48jähriger  Witwer- 
schaft im  Alter  von  97  Jahren  (1431)  zu  Gaming  als  frater  donatos,  im 
folgenden  Jahre  (1432)  als  Converse  aufnehmen  und  soll  daselbst  noch 
18  Jahre  gelebt  haben.  Er  starb  in  Folge  eines  Sturees  vom  Pferde 
1448.  (Newen  pag.  54.) 

•  Ueber  sac.  von  derselben  Hand  n5  (non?) 

^  Am  unteren  Rande:  Reperi  in  carta  capitull  generalis  anno  domini  1401 
conuersum  domus  Troni  nomine  Frisko  et  alium  sub  anno  Christi  1418 
nomine  Johannes,  qui  non  sunt  in  kalendario  scriptL 

<=  Roth. 

1  Ueber  Konrad  von  Haimburg,  Prior  von  Qaming  (1350—1354  und  1368 
bis  1360),  vgl.  die  Einleit.  8.  667. 

2  Vgl.  unten  S.  588. 

3  Andreas  I.  von  Rez,  Prior  zu  Gaming  1361—1364;  sein  Todesjahr  ist 
unbekannt. 

*  Konrad  III.,  Prior  von  Seiz  1413—1424;  starb  1456,  9.  Sept  Fröhlich 
1.  c  II,  111. 

^  Ambrosius  von  Issenau  (Isenaco),  Magister  der  Universität  Wien  (fehlt 
bei  Aschbach),  Profess  von  Gaming  (seit  1450,  29.  Aug.),  Vicar  daselbst 


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577 

20.  Petras   prior   huius  domus   1417    et   in  Pletriach    et  in 
Tukelhaosen. 

27.  ConraduB  de  Mergethaym  prior  olim  in  Snals  procurator 

et  vicariuB  huius  domus  1469. 

Ootober,^ 
Bl.  143.  a. 
9.  Petrus  conuersus  1398. 
10.  Hainricus  de  Roer  mon.  et  sac. 
12.  Hertnidus  conuersus.^  Johannes  Oder  conuersus. 

15.  Ortolfus  2  prior  huius  domus  1396.  Nicolaus  conuersus  1436. 

16.  M^rtinus  procurator  huius  loci.  Symon  conuersus. 

22.  Nicolaus  Polanus  mon.  et  sac. 

24.  Tylo^  prior  domus  Troni  beate  Marie  1346. 

28.  Anthonius  mon.  n^  (!)  in  sacris  constitutus  ordinibus  statim 

post  professionem  mortuus  1448. 

29.  Johannes  Longus  senior  mon.  et  sac.  de  Chremsmunster. 

NoTember.*^ 
Bl.  143  b. 

5.  Nicolaus  de  Saxonia  mon.  et  sac. 
8.  Petrus^  prior  huius  domus  Troni  1405. 
15.  Jacobus   mon.   et   sac.    1431.    [Anniuersarium   fundatricis 
1351.    Johanna  (!)  de  Phyrt]^  in  carta  1353. 

23.  Albertus   Franco,   qui   scripsit   libros  sermonum  et  alia 

multa^  vicarius  1447. 


und  seit  1457  Prior  zu  Vallis  Josapbat  bei  Olmütz.  Nach  acht  Jahren 
kehrte  er  nach  Gaming  zurücic.  £r  starb  1469,  16.  Sept.  (M.)  Vgl. 
Wolny,  die  Bfarkgrafschaft  Mähren  V,  96. 

*  Roth.  ^  Das  Eingeklammerte  roth. 

i  Dürfte  Hertnid  der  Häffher,  Burggraf  zu  Frankenstein  sein,  dessen 
Ghittin  Gertrud  im  Verzeichnisse  der  Anniversarien  unserer  Quelle  zum 
2.  Jan.  erwühnt  wird.  Hertnid  selbst  erscheint  im  Jahre  1846  die  s.  Lau- 
rencii  in  einer  Urkunde  der  Stadt  Krems  bezeichnet  als  ,des  vorgenannten 
Gottshauses  (Gaming)  anwält,  prueder  Herdneid  der  Hafner*,  (cod.  86. 
fol.  382  b.) 

2  Ortolf,  Prior  von  Gaming,  1379—1384  und  abermals  1392— 1896,  in 
welchem  Jahre  er  starb.  (W.  N.) 

5  Tylo,  der  zweite  Prior  von  Gaming  1342 — 1344,  zuvor  Prior  zu  Mauer- 
bach.  (W.  N.)    Vgl.  Wiedemann  in  d.  Mittheil.  d.  Alterth.-V.  XIII,  86. 

*  Petrus,  Prior  von  Gaming  1396—1406.  (W.  N.) 


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578 

25.  Conradus  de  Ingolßtat  cantor  mon.  et  sac.  1449. 

27.  Johannes  de  Muldorff  mon.  et  sac.  plura  scripsit  libros 
lau"(!)  pro  inf(ir)mi8  1437. 

December.^ 
Bl.  144a. 

4.  Jordanus  mon.  et  sac. 

5.  Stephanus  mon.  et  sac.  Fridericus  conuersus.  [Bartho- 

lomeus    Hölderl    procurator  prius  prior   in   Axpach.]^ 

6.  Fridericus  mon.  et  sac. 

7.  Hainricus   mon.  et  sac.  prior  in  Seicz,   Olmuncz,   Praga, 

Ytingen   et  hie  procurator  1481,    de  Eckenfeld  magister 
Wiennensis  multum  doctus  et  benignus  pater.  ^ 

8.  Thomas  mon.  et  sac.  1385. 

11.  Stephanus  de  Broda^  prior  huius  domus. 

14.  Hertmannus  quondam  rector  primus  in  Pletriach  et  prior 
primus  ibidem  1406,  set  obiit  1416. ^  Conradus  con- 
uersus 1421. 

18.  Sigismundus  redditus  sac.  1442. 

20.  Vitus  redditus  et  sac.  1417. 

26.  Oswald  US   mon.   et   sac.    [Jeronimus    mon.    et    sac.    de 

Ybs  1481  prius  vicarius.]^ 
30.  Michahel  de  Wienna*  redditus  sac.  1477. 


*  Roth.  •»  D»8  Eingeklammerte  von  späterer  Hand. 

*  Heinrich  von  Eckenfeld,  zu  Wien  graduirter  Magister  (fehlt  bei  Aschbach) 
trat  am  13.  Nov.  1442  in  die  Karthause  Gaming  ein,  wurde  1450  Prior 
zu  Vallis  Josaphat,  1465  Rector,  später  (1464)  Prior  der  Karthause  zu 
Prag.  1468  ging  er  als  Procurator  in  die  neue  Ordenspflanzung  Ettingen, 
1471 — 1474  war  er  Prior  zu  Seiz.  Noch  in  hohem  Alter  wollen  ihn  die 
Ettinger  Karthäuser  zum  Prior.  Er  lehnte  jedoch  ab  und  starb  am  7.  Dec. 
1481  zu  Gaming.  Vgl.  das  Nekrolog  von  Freudenthal  zum  8.  Dec:  ,Do- 
mini  Heinrici  prof.  in  Gemnico  prioris  in  Seiz.*  (W.  N.)  Fröhlich  1.  c  II,  150. 

»  Stephan  von  Broda,   Prior  zu  Gaming  1376—1379;   starb  1380.   (W.  N.) 

3  Das  hier  angegebene  Todesjahr  des  ersten  Priors  von  Pletriach  bestätigt 

die  bei  Tromby  1.  c.  VII.  pag.  302  Anm.  7  citirte  charta  capituli  generalis. 

*  Michael  Wildendorffer  de  Vienna  blieb  im  Stande  eines  redditus  und 
starb  1477,  31.  Dec.  (nach  cod.  86). 


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579 

Bl.  144b. 

Priores  domus  Troni  b.  Marie  in  Gemnico  secandum 
Buccessionem  annorum  Christi  collecti  ex  libro  pri- 
vilegiorum  domus,  cujus  primarium  lapidem  fundator  dux 
Albertus  contractus  posuit  in  die»  S.  Yppoliti  anno  1332,^ 
obiit  1359^  20.  Julii.  Posui  autem  primo  annum  domini^ 
postea  addidi  numerum  foliorum  iibri  vbi  nomen  prioris 
inuenitur  in  littera  empcionis  uel  priuilegii  aut  fundacionis. 
Set  et  aliquando  vnus  idem  bis  Fuit  prior  et  quodam  tem- 
pore alius  in  medio  fuit  videlicet:^ 
Anno  domini  1340  Marti nus^  rector  prius  et  prior  postea 
fol.  101  et  103  et  75  et  155.  [ohiit  a.  1357  die  18.  Mens. 
JulijJ^ 
Anno  domini  1344   dominus   Tylo^  2^^  prior   foL    105.    [obiit 

1346  24.  Octohr.]^ 
Anno  Cliristi  1345  dominus  Nico  laus  prior  3*^™*  fol.  105.  152. 
[Alias  de  Praga  prior  uallis  Josaphat.   Ohiit  A,  1437  16,  Jnn,]^ 
a.  d.  1350  dominus  Conradus^  folio  143  prior  4*""  [de  Haim- 

burga;  huius  obitus  annus  non  habetur.]^ 
a.  d.  1357  dominus  Johannes  de  Morauia^   fol.  30  prior  5*'** 

[obiit  a.  1359  d.  23.  MartiiJ^ 
a.  d.  1358  dominus  Conradus  de  Haynburga^  prior  6**"  fol.  72 
et    125.    168.    Hie    composuit    tractatum    super    AUeluja 
set  non  compleuit.    [obiit  a,  1362,  17,  Aug,]^ 
a.  1361  dominus  Andreas  [de  Raecz]""^  188   prior  7""  [obiit 

8,  Spt.f  anntis  deest.]"* 
a.  d.  1364  Hermannus  de  Bunna®  prior  8"^*  fol.  166. 
a.  d.  1366.   dominus   Gotfridus'   prior  9°"   fol.  98.  99.  100. 
117.   118.   119.    120.   121.  122.  123.  124.  167.  169.  177. 
[obiit  3.  Jan.  1387.]^ 


*•  Später  üorrigirt  mit  schwarzer  Tinte  in:  vigilia. 

^  Später  2  in  0  mit  schwarzer  Tinte  corrig^irt 

«  9  mit  schwarzer  Tinte  in  8  corrigirt       ^  Bis  hieb  er  roth. 

^  Moderner  Zusatz.  18.  Jh. 

i  \gl  oben  S.  675  Anmerk.  3. 

2  Vgl.  oben  S.  577  Anmerk.  3. 

3  Vgl.  Einleit  S.  567. 

*  Vgl.  oben  S.  674  Anmerk.  3. 
&  Vgl.  oben  S.  576  Anmerk.  3. 
6  Vgl.  oben  S.  574  Anmerk.  2. 
"^  Vgl.  oben  S.  572  Anmerk.  1. 


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580 

a.  d.  1369.   Johannes   de  Kamerstarff^   prior  10°"    fol.  170. 

[ohiit  7.  Junii;  annus  ignoratur.J*- 
a.  d.  1376.  dominus  Stephanus  de  Broda^  prior  11»«  fol.  179. 

191.  187.  180.  [obiit  11.  Decemb.  Annus  est  obmissus,]^ 
a.  d.  1380  dominus  Paulus 3   in   cuius  electionem   (factus  est 

sermo  valde  disertus,  qui  adhuc  habetur,  prior  12""  [oMas 
prior  vallis  S.  Antonii  obiit  1421.  17.  May.]^ 
a.  d.  1381   dominus  Ortolfuus^  primus   fol.   183.   189.   182. 

192.  190.  prior  13»°»  [oUit  1396.  15.  Octobr.J'' 

a.  d.  1386  dominus  Leonhardus*^  primus  fol.  184.  185.  191. 
prior  14*«  [Hie  incipitmt  chartae.]^ 

Bl.  145a. 

a.  d.  1387   dominus   Leonhardus  2«    14.  (!)   [obiit  a.   1396. 

8.  Fbr.  in  charta  capitvli  1391."" .]^  paucis 

presentibus  de  conuentu. 

a.  d.  1393  dominus  Ortolfus*  2«  prior  15™  [fol.  199.  hie 
habetur  in  carta  capituli  1397  defunctus,  sed  non  est  in 
kalendario  nostro.]^  [Huic  in  charta  capituli  a.  1394 
scHptum  est:  Habeat  patientiam  in  officio  propter  me  rüu 
obedientie  salutaris.   Vide  sing.  eh.  394.]^ 

a.  d.  1396  dominus  Petrus«  prior  16»«  folio  196.  195.  197. 
200.  [duo  reperiuntur  in  nostro  kalendario  sub  isto  no- 
mine.] *=  [( Alter) "^  obiit  1405.  8.  Novembris  (alius)^  prior 
domus  Maurbachy  Brunae  et  Frenitz  (obiit  1435).^]^ 

a.  d.  1405  dominus  Leonhardus  Paetraer'  prior  17™^.  Hie 
reformauit  omnia  monasteria  Äustrie  et  Stirie  jussione  et 
delegatione  domini  pape  ad  peticionem  principis  [a.  1414 
denuo  electus  fuit  visitator  prouinde.]^ 

*  Moderner  Zusatz.  18.  Jh. 

^  Das  Ganze  über  einer  Rasur.  Vgl.  oben  Bl.  140  a  zum  8.  Febr. 
^  Das  Eingeschlossene  durchgestrichen. 

*  Vgl.  oben  S.  574  Anmerk.  4. 
2  Vgl.  oben  S.  578  Anmerk.  2. 

5  Paulus  von  Buda,  Prior  zu  Gaming  1389—1392,  später  Prior  zu  Lechnitz 
(Vallis  S.  Antonii)  in  Ungarn.  Er  starb  zu  Gaming  1421.  13.  Mai. 

*  Vgl.  oben  S.  577  Anmerk.  2. 
^  Vgl.  oben  S.  573  Anmerk.  3. 
«  Vgl.  oben  S.  577  Anmerk.  4. 

'  Leonhard  IL  Paetraer,  Prior  zu  Gaming  1406—1411,  später  zu  Freuden- 
thal, sodann  abermals,  1413 — 1422  zu  Gaming.  Auch  wurde  er  vom 
Generalcapitel  zum  Definitor  erwählt  Leonhard  gehörte  jener  Commission 


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581 

a.  d.  1412  dominus  Georius^  prior  18^.  Hie  per  omnia  pro- 
digas multa  vendidit  de  domo  nostra  et  de  aliis  domibus 
multa  furatus  est  et  sepe  fugitiuus  et  iterum  promotus 
ad  prioratum  peyor  abscessit  semper. 

a.  d.  1414  iterum  dominus  Leonhardus  Paetrar  secundario 
electus  [secundo  visit:  prou:  ohiit  1435.  15.  Maji].^ 

a.  d.  1422  dominus  Philippus^  prior  19™"  obiit  Snals;  non 
est  in  kalendario. 

a.  d.  1424  dominus  Nicolaus^  magister  Pragensis  prior  20"". 
[Huic  a.  1430  ad  propriam  instaniiam  facta  est  mia(!) 
per  capitulum  generale,  prout  habetur  in  carta  capituU 
generalis  a.  1430.]^ 

a.  d.  1430  dominus  Fridericus^  prior  21™".  Hie  dieebatur 
probus  prior,  [professus  domus  alias  priar  in  Pletriach; 
fuit  visitator  prouincie,  obiit  a.  1443.  28.  Januarii.J^ 
[Johannes  Mergenthaim^  prior  in  IM,  electus  in  priorem 
huius  domus  sed  in  Vngaria  obiit  1443.  18.  Aprili.  unde 
numeratur  uterque.]* 

an,  die  auf  Wunsch  Herzog  Albrech ts  V.  und  unter  Zustimmung  des 
Papstes  Martin  V.  die  Beform  der  österreichischen  Klöster  (1418)  erzielen 
sollte.  Friess,  Gesch.  d.  Bist  St  Polten  291.  Auch  zur  Zeit  des  Basler 
Concils  treffen  wir  Leonhard  in  der  zur  Visitation  der  österreichischen 
Klöster  eingesetzten  Comroission.  Vgl.  Zeibig,  Zur  Geschichte  der  Wirk- 
samkeit des  Basler  Concils  in  Oesterreich  (Sitzungsberichte  d.  W.  Akad. 
VIII,  Ö29).  Zuletzt  war  er  Prior  zu  Brunn  und  (1428—1435)  zu  Mauerbach. 
(Vgl.  Wiedemann,  Gesch.  d.  Karthause  Mauerbach  in  den  Berichten  und 
Mittheil.  d.  Alterthumsv.  in  Wien  XIII,  101.)  £r  starb  1435.  15.  Mai. 
(W.  N.)  Briefe  des  Petrus  de  Pulka,  Abgesandten  der  Wiener  Uni- 
versität am  Concil  zu  Constanz  an  ihn  im  Arch.  f.  K.  ö.  GQ.  XV. 
S.  40  nr.  XVII  und  S.  44  nr.  XIX. 

*  Modemer  Zusatz.   18.  Jh. 

1  Georg,  Prior  zu  Gaming  1411—1413.  Sein  Todesjahr  iat  unbekannt  (W.  N.) 

^  Philipp  wurde  1422   durch  den  Ordensgeneral  und  damaligen  Prior  von 

Porta  Coeli  Franz  von  Maresme  als  Prior  zu  Gaming  installirt.    1424 

verliess  Philipp  Gaming   und   wurde  Prior  zu   Schnals.    Er  starb   1446 

17.  Nov.  (W.  N.) 

3  Vgl.  oben  S.  572  Anmerk.  3. 

*  Vgl.  oben  8.  573  Anmerk.  2. 

s  Johann  III.  von  Mf^rgentheim  war  früher  Prior  zu  Pletriach  (Thronus 
S.  Trinitatis)  in  Krain,  und  zu  Löveld  (Vallis  S.  Michaelis)  in  Ungarn. 
1433  wurde  er  zu  Gaming,  wo  er  den  Profess  abgelegt  hatte  und  wo 
er  Vicar  gewesen  war.  Prior  und  zugleich  Visitator  der  Provinz,  starb 
aber  schon  einen  Monat  darnach  am  18.  April.  (W.  N.) 


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582 

a.  d.  1444  dominus  Cristofforus  HuepffeP  vir  magne  indu- 
strie  naturalis  prior  22^'.  Hie  edifficauit  nouam  testudinem 
in  ecclesia  et  stalla  et  domum  ex  magnis  debitis  eripuit, 
insuper  multum  thezaurizauit.  [alias  prior  in  Tarkan  et 
Setz;  obiit  1451,  25.  Jan.   Visitator  prouinde.]^ 

a.  d.  1451  dominus  Nicolaus  Kemph^  de  Argentina  magister 
Wiennensis.  Hie  edificauit  capellam  in  cimterio  et  paruam 
liberariam  in  ambitu  et  domum  rasure  et  refectorium 
yemale  et  que  subtus  sunt;  set  tectum  prius  fuit  Prior 
23ciiis  [bene  profuit  et  per(sonis?)  et  thezauro.]**  [Fuit 
prior  in  m(tdtis)  dom(ibus);  obiit  a.  1499,]^ 

a.  d.  1458  dominus  Sigismundus  Phanzagel,^  ciuis  et 
magister  Wiennensis.  Hie  habuit  tempora  molestissima  in 
temporalibus  propter  crebras  predaciones  patrie,  prior 
24*".  Hie  adhuc  presidet  anno  1480  et  nuUus  ante  eum 
tot  annis  prefuit  huic  domui/  [Pm^sone  ord(inis)  sub  se  32.]^ 
Hic^  defunetus  est  1483  diuisione  apostolorum.  [15.  Jvlii 
fuit  visitator  prouincie.J* 

a.  d.  1483  dominus  Andreas  TaentH  est  electus  prius  pro- 
curator  domus.  Rexit  duobus  annis  male  prosperatus  a 
visitatoribus  a  Carthusia  missis  p.  Basilee  (!)  et  Ortich.  (!?) 
in  visitacione  absolutus.  [Fuit  visitat.  prouinciae.*[^ 

a.  1485  dominus  Anthonius  Lang^  de  Brunna,  prior  in  Ol- 
muncz  electus  est  in  visitacione  ordinaria   et  in  sequenti 


*  18.  Jh.  *>  Am  Rande  von  gleichzeitiger  Hand  hinzugefügt 
*>  Dieser  Satz  roth;  hier  endet  die  nrsprtlngliche  Eintragung. 

^  Von  da  an  Hand  h.        <>  Am  Rande  2ö. 
»  Vgl.  oben  8.  572  Anmerk.  4. 

2  Nicolaus  III.  Kempff,  aus  einem  Strassbnrger  Patriciergeschlechte,  studirte 
zu  Wien  (1437  wurde  ein  Nicolaus  de  Argentina,  wohl  der  nnsrige,  zum 
Magister  graduirt;  vgl.  Aschbach  a.  a.  O.  I.  617),  wurde  6.  Sept.  1449 
eingekleidet,  war  1451 — 1458  Prior  zu  Gaming,  spftter  zu  Aggsbach  (?), 
Pletriach  und  Qeyrach  und  starb  1497.  20.  Nov.  Er  erbaute  die  Kirche 
der  h.  Dreifaltigkeit,  die  Bibliothek  und  das  Refectorium.  (W.  N.)  Vgl. 
Sitz.-Ber.  d.  Wiener  Akad.  1850.  III,  698. 

3  Vgl.  oben  S.  575  Anmerk.  2. 

*  Andreas  II.  Taentl  gelangte  aus  niedrigem  Stande  zur  Würde  eines 
Priors  von  Gaming,  welchem  Kloster  er  1483—1485  und  1491  —  1496 
vorstand.  Er  starb  1510.  18.  Juni.  Taentl  war  es,  der  den  Marktflecken 
Scheibs  mit  einer  festen  Mauer  umgab.  (W.  N.) 

^  Anton  Lang  (auch  Johannes  Lang)  von  Brunn,  seit  1449  Magister  an 
der  Wiener  Universität    (Aschbach    a.  a.   O.   I,   607),    Prior  zu  Briinn, 


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583 

capitalo  generali  per  cartam  capituli  absolutus  et  domui 
propeBrunnam  in  priorem  datus  [obiit  a.l50L17.N(memb^]^ 
a.  1486  dominus  Johannes  Kaeslin,  ^  prior  tunc  et  professus 
in  Friburga  doctor  juris  canonici  datus  est  in  visitatorem 
et  in  priorem  per  capitulum  generale,  prior  27""».  Tan- 
dem <^  1491  per  cartam  capituli  absolutus  hie  a  prioratu 
et  domui  sue  professionis  viceuersa  in  priorem  datus  est 
per  capitulum  generale.  Qui  vtiliter  domui  nostre  pre- 
fuit  in  temporalibus  et  spiritualibus,  prudentia  scilicet  et 
scientia  atque  industria  non  mediocriter  preditus,  vnde 
et  optimo  regendi  modo  domum  nostram  instituit  [Fuit 
ulsit,  prouinc,  nostrae  et  conu.  p.  Rheni,  obiit  a,  1501. 
26.  Decemb.]^ 

Bl.  145  b. 

a.  d.  1491.  Iterum^  dominus  Andreas  Taenttl  secundario 
electus. 

a.  d.  1496.  Dominus  Cristinus  prior. ^  [Fuit  con.  uidt.  prou. 
ob.  a.  1502,  15,  Maij.]^ 

a.  d.  1502.  dominus  Crisogonus^  prior  falicLS  prior  in  Olmiz. 
Hie  fuit  absolutus  per  capitulum  generale  ad  sui  et  conu: 
•ut  ibi  habetur  magnam  instantiam  attenta  ipsius  debilitate 
et  senio  a.  1510  obiit  a,  1515.  24,  JuUi,J^ 

a.  d.  1510  dominus  Matheus*  prior  [per  capitulum  generale 
institutus  supradicto  anno  alias  piior  in  Seitz  et  Maur- 
bach. Fuit  (cum  nostrae  domui  praeesset)^  visitator  pro- 
nincie,  obiit  1523.  14,  Maji.J^ 

1468—1480  zu  Vallifl  Josaphat  bei  Olmütz,  1485—1486  zu  Gaming.  Er 
starb  1501.  26.  Dec.  (M.  W.  N.)  17.  Nov.  (cod.  86.) 

•  18.  Jh.  »>  Am  Rande  26. 

^  Hand  c.  *  Hand  d.  •  Dnrchgestrichen. 

1  Jobannes  IV.  Kaeslin,  Profess  zu  Freiburg  im  Breisgau,  Prior  in  Frei- 
burg, dann  1486—1491  zu  Gaming,  Visitator  der  Provinz,  kehrte  sodann 
nach  Freiburg  zurück  und  starb  1501.  26.  Dec.  (W.  N.) 

2  Christinus  war  1496—1502  Prior  von  Gaming.  Er  starb  in  dieser  Stellung. 
'  Chrysogonus  von  Krems  studirte  zu  Wien,  ward  Benedictiner  zu  Tegemsee, 

später  Eartbfiuser  zu  Gaming  (1473.  29.  Jtüi),  1490-1492  Prior  zu  Vallis 
Josaphat  bei  Olmütz,  1502—1510  zu  Gaming  und  starb  1513.  24.  Juli. 
(W.  N.  M.) 

*  Matthaeus,  12  Jahre  lang  Prior  zu  Seiz,  1510—1512  Prior  zu  Gaming, 
10  Jahre  zu  Mauerbach  und  17  Jahre  lang  Visitator  der  Provinz.  Er 
starb  1522.  14.  Mai.  (W.  N.) 

ArchiT.  Bd.  LI.  II.  Hftlfte.  38 


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584 

Dominus  Johannes  Hueber*  1512.*  [fuit  con:  prou:  ad  pro- 
priam  instantiam  ob  decrepitam  aetatem  fuit  absolutus. 
a.  1516.p 

a.  d.  1516^  dominus  Johannes  Snewolff^  arcium  magister 
Wiennensis  fntbrogatur  in  locum  obsol:  prioris.J^ 

a.  1519  dominus  Bruno'  generosus  ac  magnificus  baro  de 
Rupaw  Bohemus  [fuit  1^  conui  (!)  deinceps  visitator  pro- 
uincie  ob  suam  magnam  iiistantiam  impetr.  abs.  a.  1523 
alias  prior  S.  Trinitatis  prope  Brunam  et  val:  Jo:  prope 
OlmutZy  obiit  a.  1629. P 

a.  1523  dominus  Johannes  Schneewolff  secundario  electus. 
[F.  uisit.  prouinc.  absol.  per  cap,  gen.  a.  1627  nescio  quam 
ob  causam.] 

» 

Nunc  sequitur  ordo  fratrum  domus  Troni,  quos  potui 
explorare  a  seniore  fratre  Wolfgango,  qui  ante  eum  fuere 
in  ordine  ab  anno  1432^  quo  anno  consecratus  est  ambitus 
pro  sepultura.^ 

Fridericus  senior. 

Hermannus  pictor. 

Leonhardus  Paetrar^  hie  prior. 

Johannes  de  Muldorff. 

Johannes  de  Patauia. 

Phiiippus^  hie  prior. 

Johannes  de  Salczburga  prior  in  Prunna. 

Karolus  magister  Wiennensis. 

Cristanus  de  Salczburga  can(?)cellarius  episcopi. 

Johannes  de  Ingolstauia  (!)  senior. 

Otto  Nusdorffer  canonicus  de  Salczburga  nobilis  cecus  fuit. 


«  Hand  e.  ^  18.  Jh.  «  Hand  f.  ^  Roth. 

'  Johannes  V.  Hueber,  früher  Dominicaner,  sodann  Karthäoser,  1512 — 1516 

Prior  ra  Gaming,  starb  1522.  30.  Dec.  (W.  N.) 
2  Johann  VI.  Schneewolf,  Prior  von  Gaming  1516—1519;  sodann  zn  Bronn, 

zugleich    Visitator,    endlich    1523 — 1527    nenerdingfs    za    Coming.     Sein 

Todesjahr  ist  anbekannt  (W.  N.) 
'  Bmno  von  Bapaw,  ans  einer  böhmischen  Adelsfamilie,  Profeas  zu  Gaming, 

1514—1519(21)  Prior  zu  Josaphat,    1519(21)— 1523   zu  Gaming,   sodann 

zu   Brunn,    1527    und    1529    neuerdings    zu    Gaming,    starb   aber   1529. 

14.  Aug.  (W.  N.  M.) 
*  Vgl.  oben  S.  580  Anmerk.  7. 
»  Vgl.  oben  S.  581  Anmerk.  2. 


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585 

Albertus  Franco  waccalareus  Wiennensis  multa  scripsit:  sci- 
licet  daos  magnos  libros  sermonum  et  missalia  3. 

Fridericus^  probus  prior  huius  domus;  hunc  non  accu- 
sauit  homo. 

Jacob  US  paruuB  cocus  pape  fuit  in  vrbe. 

Bl.  146a. 

Sigismundus  Welczsperger  de  S.   Yppolito;   mouachus   in 

Melico  fuit  antea. 
Sigismundus  redditus  et  sacerdos  de  Guenfam   dedit  domui 

80  flor. 
Cristofferus^   de   Ibs   prior   in   Tarkan   et  in  Seicz   et  hie; 

primitus  fuit  redditus. 
Vlricus^  procurator  et  postea  prior  in  Fraenicz. 
Nicolaus  de  Glogouia  senior  expulsus  de  Praga.*^ 
Johannes   de   Mergethaym^   electus    ante   Cristoffbrum    set 

morte  preuentus  prior  in  Lol  obiit. 
Vrbanus  Krafft  de  Patauia  redditus  et  sacerdos. 
Conradus    de    Mergethaym   prior    in  Snals  hie  procurator 

et  vicariuB  senior. « 
Wolfgangus   de   Waydhoffn'  Bohemicali   diu   sacrista,    sepe 

viccarius  senior  nunc  1480,  indutus  1432  die  Benedicti. 
Conradus  de  Ingolstat  cantor  de  dominis  Thevthunicorum  fiiit 

in  Grecia,  in  Cipria. 
Vlricus  de  Amberga  wac(calareuB)  Wiennensis.  ^ 


*  Etwas  spStere  Hand:  Hie  prior;  dieser  Zasats  durchstrichen. 
1  Vgl.  oben  8.  573  Anmerk.  2. 

3  Vgl.  oben  S.  572  Anmerk.  4. 
'  Vgl.  oben  S.  574  Anmerk.  5. 

*  Nicolans^  von  Glogau,  früher  Profess  zu  Prag,  znletst  zu  Gaming,  ans 
Prag  yertrieben,  als  die  Karthanse  von  den  Hussiten  zerstört  wurde, 
starb  4.  Mai  1463.  (cod.  nr.  86.) 

5  Vgl.  oben  8.  681  Anmerk.  5. 

*  Conrad  von  Mergentheim,  starb  1469.  27.  Oct 

^  Wolfgang  von  Waidbofen  starb  1490,  20.  Oct  Ein  in  cod.  86  citirtes 
,memoriale  anno  1432  scriptum*  sagt:  ,a.  1432  dominica  in  L.  Dominus 
Mathias  episcopus  Vitricensis  hie  ordinavit  acolitbos  Wolfgangum  et 
Casparum.  Dominica  Invocauit  ad  cautelam  reconciliauit  totam  ecclesiam 
cum  capellis  et  altaribus  singulis  et  confirmanit  bomines  in  domo  et 
extra.  Item  consecrauit  et  distinxit  coemiterium  pro  personis  ordinis  et 
pro  extraneis.  Item  sequenti  consecrauit  de  novo  ambitum  pro  sepulturis.' 

*  Udalrich  Thonhanser  von  Amberg  starb  1478.  7.  Mai  (cod.  nr.  86). 

38* 


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586 

JeronimuB  de  Ibs  ^  fuit  aput  episcopum  Patauiensem  in  can- 

taria  puerulus,  indutus  1436  die  Marci  21. 
Caspar'^  primo  reddituB  postea  monachus  et  sacerdos. 
Gregorius  de  Zesma^  magister  WienneiiBis  indutus  est  14  die 

Decembris  1440. 
Wolfgangus  de  Lewben/  qui  cum  predicto  Gregorio  coactus 

est  ire  ad  Sclauoniam.    Non  est  reuersus,  sed  Gregorius  re- 

uersus  est 
Judocus^   prius   monachus   in  Seyttenstetten,   postea    prior  in 

Olmuncz. 
Conradus    de   Spira   indutus   est   16  die  Junii   a.   1440  wac- 

c(alareus)  Wiennensis,    canonicus   ad  S.  Yppolitum    fuit  us- 

que  ad  dyaconatum.^ 
Wolfgangus  de  Melico  monachus  mortuus  in  Lolweld.' 
Conradus   de   Argentina  25.  die  (!)  indutus  1440  mansit  in 

Frenicz.  ^ 
Nicolaus   de  Argentina^   indutus   6.  Septembris  1440  prior 

hie  et  in  Girio,  magister  Wiennensis. 
Leonhardus  de  Slusselweld '^*  magister  Wiennensis  indutus 

die  S.  Thome  1440. 
Johannes  de  S.  Cruce  1441  Marci  21.* 
Johannes  de  Efiinga  indutus  9.  Junii  1441;   annis  30  habuit 

carcerem  pro  cella  voluntarie. 
Johannes  de  Patauia^'  magister  Wiennensis  et  membrum  con- 

cilii  Basiliensis  multum  orauit. 


*  Am  Rande  nachgetragen. 

*  EUeronymns  von  Ybbs  starb  26.  Dec.  1481. 

2  Caspar  starb  U74,  10.  Mfirz.  8.  oben  S.  674. 

'  Nach  Aschbach  a.  a.  O.  I,  603  wurde  ,Gregorius  de  Czasma'  1439  pro- 
movirt;  er  weilte  einige  Zeit  auch  in  Freadenthal  und  starb  28.  Mai  1462. 

*  Wolfgang  von  Lauben    starb   7.   April   1445  als  Prior    «u   Freadenthal. 
(cod.  86.) 

*  Vgl.  oben  S.  575  Anmerk.  4. 

^  Conradus  de  Spira  starb  1472.  29.  HSrz. 

■^  Wolfgang  von  Wolckenstorf  (cod.  86),  früher  Benedictiner  zu  Melk,  dann 

Karthfiuser  zu  Gaming,  endlich  zu  Leveldt  in  Ungarn :  starb  14.  Jnli  1474. 
8  Conradus  de  Argentina  starb  1488,  8.  Juni  zu  FrSnicz.  (cod.  86.) 
0  Vgl.  oben  8.  582  Anmerk.  2. 
^0  Nach   Aschbach   a.   a.  O.  I,  615   im  Jahre   1485  promovirt,   starb  147i, 

1.  Mai.  (cod.  86). 
»  Vgl.  oben  8.  576  Anmerk.  1. 


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587 

Haynricus   de  Eckenveld'   magister  Wiennensis,    indutus  13. 

Novembris  1442^  prior  in  Olmuncz,   Präge,  Seycz;    hie  pro- 

eurator  et  electus  ad  Yttingen  non  potuit  ire. 
Symon  Misnensis^  waccalareus  Wiennensis,  hie  sepe  procurator 

indutUB  Haynrico.* 
Anshelmus,    qui  prius  Conradus  vocabatur,    prius  fuit  in  or- 

dine  s.  Benedicti;^  indutus  7.  Neu.  1443,  prior  in  Snals. 
Paulus,  qui  ante  Johannes  Wagner^  de  Paden,  waccalareus 

Wiennensis,   hie   sacrista   et  viccarius   prior   in  Prunna  cum 

Änshelmo  indutus. 
Thomas  de  Cisterstorff^  magister  Wiennensis  procurator  hie, 

prior  in  Aspach,    post  hie  viccarius  deinde  prior  in  Lapide, 

indutus  29.  Nouembris  1444. 
Wilhelm  US    Hoffaer    de    Landeshuetta    primo    redditus    us- 

que   ad   dyaconatum,   postea  monachus   indutus   18.   Aprilis 

1446. 
Benedictus,    qui    vocabatur    Wolfgangus    Newpeck    de 

Scheibß^  magister  Wiennensis,    procurator,   viccarius,  poetea 

prior  in  Lechnicz  ibidem  obiit.  Indutus  Marie  Magdalene  1446. 
Anthonius,  qui  Caspar  de  Pertolstarff, '  magister  Wiennensis, 

coUega  Benedicti,    simul   cum   eo   indutus,    statim   post  pro- 

fessionem  obiit. 

Bl.  146b. 

Fridericus  de  Forchaym^  indutus  anno  1446  circa  Magda- 
lene redditus  postea  monachus  factus  viccarius  et  sacrista 
prior  in  Snals  deinde  professus  Nurenberge  procurator. 


•  Vor  Haynrico  fehlt:  cum. 

»  Vgl.  oben  S.  578  Anmerk.  1. 

2  Simon  Misnensis  starb  13.  Sept.  1473.  (cod.  86.) 

5  Früher  Mönch  zn  Tegernsee;  starb  1488,  20.  JnnL  (cod.  86.) 

*  Paul  Wagner  starb  1473.  14.  Sept.  s.  oben  S.  576. 

5  Thomas  Papier  von  Cistersdorf  (nr.  86.  cod.),  nach   Aschbach   a.  a.  O. 

I,  624    im  Jahre   1443  promovirt;    Prior  zu  Aggsbach   1448 — 1458;    er 

starb  4.  April  1474. 
«  Vgl.  oben  8.  573  Anmerk.  4. 

"^  Caspar  de  Berchtholdsdorf  1435  promovirt.  Vgl.  Aschbach  a.  a.  O.  I,  598. 
«  Friedrich  von  Forchheim  starb  13.  Aug.  1492.  (cod.  86.) 


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588 

CristofferuB»  Stocke!*  nobilis  de  Tegernsee,  indutOB  in 
aduentu  1447  primo  redditus  diu  post  hoc  monachas  prior 
in  Seycz  1474  obiit. 

Martinus  TurnsBr  de  Medling^  waccalareus  Wiennensis  rector 
scole  ad  s.  Leonhardum  hie  cantor  missus  ad  Snals,  ibidem 
viccarius,  procurator  et  senior  obiit 

Waitasar^  waccalareus  Wiennensis  per  capitulum  missus  ad 
Girium  redditus  set  monachus  ibidem  factus  obiit. 

Daniel^  qui  prius  Benedictus  de  Buda  dicebatur  wacca- 
lareus Wiennensis. 

Ambrosius/  qui  prius  magister  Johannes  de  Ysnaco  dice- 
batur; hie  fuit  viccarius  prior  in  Olmuncz  post  hoc  procurator. 

Andreas  de  Pechlaren  magister  Wiennensis^  annis  paucis 
compleuit  tempora  multa  fere  agmine  (?)^  quocunque  simul 
indutus  cum  Ambrosio. 

Georius  Phneissel  de  Monaco^  magister  Wiennensis,  hie 
procurator,  postea  prior  in  Pletriach  obiit. 

Mathias  de  Stockeraw  redditus  sacerdos.^ 

Gabriel,^  q^i  vocabatur  Symon,  waccalareus  Wiennensis  in- 
cidit  in  maniam.  Indutus  die  Columbani  1451  redditus  sacerdos 
sie  manet. 

PhilippuB,  qui  vocabatur  Georius  Eysellar^  indutus  simul 
cum  Gabriele  set  postea  in  monachum  receptus. 


*  Dies  noch  auf  Bl.  146  a;  allein  durch  Randzeichen  als  nach  Fridericiu 
de  Forchajm  gehörig  angedentet 

^  In  der  Hs.  agnfi. 

1  Christof  Stöckel  starb  nach  cod.  86  am  22.  Febr.,  nach  onserm  Kalendar 
aber  (s.  oben  S.  674)  am  1.  Mars  1477. 

3  Vgl.  oben  8.  576  Anmerk.  2. 

'  Die  Angaben  über  Balthasar  bestätigt  nach  cod.  86  die  carta  capit.  gener. 
des  Jahres  1448  mit  den  Worten:  et  frater  Balthasar  clericns  redditus  throni 
B.  M.  ad  instantiam  domus  vallis  S.  Mauritii  in  Girio  Tadat  ad  eandem 
domum  ibidem  professurus.  Ueber  seinen  Tod  äussert  sieh  die  Charta 
cap.  gener.  anni  1467:  obiit  Balthasar  mon.  prof.  primo  domus  Troni  in 
(}emn.  et  ultimo  domus  in  Girio.    Er  starb  am  27.  Mai  1466.   (cod.  86.) 

^  Vgl  oben  S.  576  Anmerk.  5. 

»  Fehlt  bei  Ascbbach;  starb  1486.  29.  Juli.  (cod.  86.) 

«  8.  Nekrolog  zum  24.  März. 

^  Gabriel  starb  1495,  21.  Nov.  am  dies  annirersarius  seiner  Einkleidung, 
(cod.  86.) 

B  Philipp  Eyseler,   ein  Steirer  von  Geburt,  starb  1495,  20.  Nov.  (cod.  86.) 


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589 

Sartholomeus,  qui  antea  vocabatur  Johannes  Holderle  de 
Monaco^  waccalareus  Wiennensis,  hie  viccarius,  postea  prior 
in  Aspach  deinde  in  Yttigen.  Indutus  1452  die  17.  Juni. 

J&cobaSy  qui  prius  vocabatur  Georius  Stautthamer^  ex 
villa  prope  Monacum  Swabense  waccalareus  Wiennensis  hie 
vicarius  et  procurator  indutus  die  Viti  1452. 

Sigismundus  PhanczageP  magister  Wiennensis  hic'prior  et 
in  Aspach  ad  8  dies  26.  Januarii  1453. 

Paulus,  qui  antea  vocabatur  Johannes  Sachssei  de  HalH 
waccalareus  Wiennensis  viccarius  ad  vnam  angaria(m). 

jPranciscus,  qui  et  Nicolaus  de  Scheibs  cognomento  Spind- 
lar(!)*  viccarius  fuit  per  tres  annos. 

Hiitres  simul  induti  26.  Januarii  1453  hie  similiter. 

Matheus  de  Lengeweld^  waccalareus  Wiennensis  viccarius 
indutus  die  Agathe  1453. 

Anthonius,  qui  antea  Johannes  Lang^  de  Prunna  vo- 
cabatur hie  sacrista  et  viceprocurator  postea  prior  in 
Olmuncz. 

Bernhardus^  frater  Anthonii  set  junior  etiam  magister  Wien- 
nensis, eciam  bis  sacrista  fuit.  Induti  die  Francisci  1454; 
[postea  anno  1481  prior  in  Prunna].* 

Cristannus  de  Wasserburg  magister  Wiennensis^  indutus 
1.  Februarii  1455. 


*  Scheint  etwas  spfiter  hinzngefÜgt. 

1  Bartholomäus  Hölderle  aus  München,  Baccalar  von  Wien,  1458  Vicar 
zu  Gaming^,  wurde  im  December  desselben  Jahres  nach  der  Zurück- 
berufung Sigismunds  von  Agsbach,  Prior  daselbst  und  starb  6.  Dec. 
1488.  (cod.  86.)  Vgl.  S.  578. 

^  Jacob  Georg  Stantthamer  war  zuletzt  Prior  zu  Brunn ;  starb  1484,  2.  Juni, 
(cod.  86.) 

3  Vgl.  oben  S.  575  Anmerk.  2. 

*  Paulus  Sfichsel  von  Reichenhall  lebte  einige  Zeit  zu  Sohnais,  von  da 
nach  Gaming  zurückgekehrt,  starb  er  als  Senior  1500,  28.  Febr.  (cod.  86.) 

»  Franz  Spindler  starb  1485,  5.  Oct. 

«  Matthäus  von  Lengefeldt  starb  1607,  19.  Aug.  (cod.  86.) 

'  Vgl.  oben  8.  682  Anmerk.  6. 

^  Bemard  Lang  starb  1483,  6.  Sept  (cod.  86.) 

*  Fehlt  bei  Aschbach;  starb  1486,  29  Juli.  (cod.  86.) 


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590 

Ludowicus   qui   prius  Jacobus   vocabatur   de  Offenhaym* 

fuit  cantor  indutus  28.  Äugusti  1456.* 
Kylianus,  qui  antea  vocabatur  Johannes  de  Herbipoli^    ma- 

gister  Wiennensis,^  fuit  sacrista,  vicearius,  vicepro(curato)r, 

cantor,  indutus  Nicolay  1456. 
Michahel  de  Wienna'  waccalareus  redditus  sacerdos. 
Petrus^  de   Prunna**   waccalareus   Wiennensis   pro(curato)r   et 

viccarius  indutus  23.  Septembris  1457  primo  redditus, 
Andreas,  qui  prius  Johannes  TaenteP  dicebatur  de  Gem- 

nico    waccalareus  Wiennensis    nostris    expensis    filius   fabri^ 

indutus  14.  Novembris  1466.^ 
Wenczeslaus  de  Prunna  frater  junior  Anthoni  et  Bernhardi 

redditus  sacerdos  venit  huc  laicus. 
Stephanus,  qui  ante  Andreas  dicebatur  Sent  (?)  nouicius  in 

Kodwico    post   ordinacionem  sacerdocii  per  integrum  annum 

stetit  ante  quam  primicias  iniciauit.  Indutus  2.  Augusti  1471. 
Georius  Lantsperger  Saxo  astrologus    et  sacerdos  secularis 

magister  Erdfordensis  indutus  die  natiuitatis  Marie  1472. 
Crisogonus,^  qui  prius  Paulus  de  Krems  waccalareus  Wien- 
nensis, ibidem  scolasticus  fuit,  monachus  in  Tegernsee  (!)  hie 

viceprocurator  et  sacrista  cantor  indutus  29.  Julii  1473. 
Ambrosius,    qui    prius   Wenczeslaus    de    Prunna    amicus 

Prunensium  nostris  expensis  waccalareus,   indutus  3.  Aprilis 

1475  sacrista.*' 
Martinus,    qui   et  Wolfgangus   de   Nevburga   claustrali 

magister  Wiennensis  indutus  20.  Julii  1474.^ 


*  Viel  spätere  Hand:  Laborans  appoplexia. 
^  Etwas  spätere  Hand:  prior  Gemniceusis. 

^  Wenig  späterer  Zusatz:  et  adiutor  et  cantor. 

^  Wenig  späterer  Zusatz:  Hie  missns  est  a  Pletriach  anno  82  ad  hospi- 
tandnm  23.  Julii. 

1  Ludovicus  de  Offenheim  starb  1476,  22.  April  vom  Schlage  gerührt 
^nte  capitulum  circa  lampadem^  (cod.  86,  der  sich  hiefür  auf  Wilhelm 
von  Landsbut  beruft.) 

2  Fehlt  bei  Aschbach;  starb  1483.  18.  Juli.  (cod.  86.) 

3  Michael  Wildendorffer  de  Vienna  blieb  im  Stande  eines  redditus  und 
starb  1477,  31.  Dec.  (nach  cod.  86). 

*  Petrus  de  Bruna,  Waccalar,  starb  1510,  17.  Nov.  (cod.  86.) 

*  Vgl.  oben  S.  682  Anmerk.  4. 
«  Vgl.  oben  S.  683  Anmerk.  3. 


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591 

Caspar  Irrganck  de  Qemnico  mOt(!)  monialium  waccala- 
reuB  Wiennensis  de  fisco  nostro  totos  noster.  Indutus  30.  May 
1476.» 

Gregorius,  qui  antea  Caspar  indutus  16.  Aprilis  1479.** 

BL  147  a. 

Conuersi,  quos  ego  frater  Wilhelmus  repperi  viuentes 
anno  Christi  1446  et  qui  post  me  Tenerunt  usque  ad 
annum  1480  quo  hoc  scripsi.® 
Nicolaus  sartor  senior.^ 
Nicolaus  pistor  de  Praga  expulsus.^ 
Fridericus  cecus.* 

Haynricus  pellifex  de  Thaen  foro  prope  Prawnnav.^ 
Petrus  Sibenkircher  nobilis.^ 

Dauid  qui  prius  Haicz  barbitonsor  indutus  et  mecum  professus.^ 
Franciscus  pelliparius  de  Cracouia  indutus  1.  Apprilis  1452.' 
Caspar  cultellifex  indutus  16.  Marcii  1453  de  Migfna.  ^ 
Cristofferus  de  Scheibs  cocus  et  sartor  de  Schibs.* 
Johannes  pelliparius  et  sartor  de  Cracouia.*® 
ValentinuS;     qui    prius   Johannes    Slegl   de    Herbipoli 
coriarius  et  sutor. 


«  Znsate:  Obiit 

*^  Am  unteren  Rande:  Stanislaos  venit  13.  die  Decembris  de  Olmuncs  1479 

hospes.  Das  Weitere  zerschlissen. 
^  Roth. 

1  Vgl.  Nekrolog  zum  26.  Jan. 

2  Nicolans  der  Pistor  starb  1456,  3.  Mai.  (cod.  86.) 

8  cod.  86:  ,ex  senio  caecns  obiit  a.  1466  die  11.  Aprilis.' 

^  Nach  cod.  86,  der  ihn  aber  Hermann  ,patria  Braunoviensis*  nennt,  iden- 
tisch mit  dem  in  auserra  Nekrolog  27.  Jan.  genannten  Hainricas  (cod.  86 
Hermannus)  cellerarius,  was  wohl  fraglich.  Nach  cod.  86  machten  die 
bisher  aufgezählten  4  Converse  den  Profess  vor  1420. 

(  Starb  am  7.  Mai  1472  (cod.  86).  cod.  86:  ,anno  1423  (sc.  professus)  a 
reverendo  patre  generali  Wilhelmo  de  Mota  obtinuit  tricennium  singulare 
per  totum  ordinem.' 

e  1458  am  5.  MaL  (cod.  86.) 

"^  Franciscus  de  Cracovia  starb  1510.  30.  Jan.  (cod.  86.) 

s  Caspar  von  Meissen  starb  1510.  8.  Juni.  (cod.  86.) 

•  Christophoms  von  Scheibs  wurde  Converse  von  Gaming  21.  Dec.  1466; 
starb  1495,  13.  Aug.  (cod.  86.) 

><>  Fr.  Joannes  de  Cracovia  starb  1494,  2.  März.  (cod.  86.) 


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592 

Jacobus,  qui  prius  Johannes   de  Flandria  aut  Brabancia 
cocus  de  ordine  canonicorum  9.  Januarii  indatus  1477. 

BL  147  b. 

Nunc  secuntur  anniiiersaria  extranea  vel  placebo   do- 
mus  Troni  in  öaemnico,* 

I.^die  2.   Januarii  Gerdrudis*   vxoris   fratris  Hertnidi 

conuersi.  b.° 
II.  14.  Januarii   Margare ta^  filia   fundatoris.    Dominus 

Haynricus  plebanus  S.  Lauren tii.  g. 
III.  22.  Februarii  Vlricus  Phanczagl  cum  sibi  adiunctis 
ciuis  Wiennensis.  d. 
b*      IV.  9.  die  Marcii  Katherina  de  Rorenpach.  c. 
c*        V.  21.  Marcii  Haynricus  plebanus  de  s.  Leonhardo.'  e. 
d*      VI.  29.  Marcii.  Elizabeth  vxor  ducis  Ottonis.  c. 
a^    VII.  28.  Februarii  dominus  Albertus  capellanus  ad  s.  Ni- 

colaum  Wienne  extra  muros.  g. 
c*  VIII.  16.  die  Apprilis  dominus  Gerlacus*  sacerdos.  a. 


•  Roth. 

**  Diese    und    die  fol^nden    (arabischeo,    hier   römisch    wiederg^ebenen) 

Ordnungszahlen  roth. 
*'  Gleichfalls  roth,  wie  die  folgenden  (Wochen-)  Buchstaben.         ^  Schwan. 
1  Der   hier    erwfihnte  Hertnid    dürfte  Hertnid    der  Häffher,    Burggraf  zu 

Frankenstein  (zwischen  Scheibs  und  Gaming)  gewesen  sein,  welcher  1338 

zu  Scheibs    einen    Jahrtag    für    seine  Gattin  Getrud    stiftete.     Steyerer, 

Commentarii  pag.  46. 
^  Margaretha,  Gemalin  des  Grafen  Meinhard  von  Tirol  (f  1363),  dann  des 

Markgrafen  Johann  Heinrich  von  Mlihren,  starb  14.  Jan.  1366. 
5  Nekrolog  von  St.  Polten  (hsg.  v.  Wiederoann  in  Fontes  2.  Abth.,  Bd.  XXI, 

490)  zu  17.  März:  Heinrich  plebanus  de  S.  Leonhardo,  confr.  n.  (S.  Leon- 

hard  am  Forst,  Pfarre  im  Decanat  Ybbs.) 

*  Elisabeth,  Tochter  H.  Stephans  von  Niederbaiem,  erste  Gemalin  Otto's 
des  Fröhlichen,  starb  25.  Miirz  1330. 

'  Gerlach,  Pfarrer  zu  Draiskirchen,  Caplan  der  Mutter  König  Friedrichs 
(vgl.  Keiblinger,  Gesch.  v.  Melk  II,  1,  369—377)  war  bei  der  Errich- 
tung der  Karthause  Mauerbach  eifrig  thätig.  (Vgl.  Wiedemann  in  den 
Berichten  des  Alterthumsvereines  in  Wien  XIII  71  ff.)  Insbesonders 
stiftete  er  neben  dem  Hauptkloster  daselbst  aus  seinem  eigenen  Vermögen 
ein  Nebenkloster  für  sechs  Priester  und  ein  damit  verbundenes  Sich- 
haus. Doch  wurden  beide  Stiftungen  später  mit  dem  Hauptkloster  unter 
einem  Prior  vereint.  Gerlach  starb  am  16.  April  1318  and  wurde  zu 
Mauerbach  begraben. 


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593 

IX.  4,  May  dominus  Ottakarus   sacerdos   de  Melico.  e. 

X.  6.  May  magister  Wenczslaus  lapicida  de  Praga.    g. 

XI.  11.  die  May   magister  Hayricus  de  Oyta^  sacerdos, 

doctor  sacre  theologie.  e. 
XII.  18.  May  dominus  Albertus^  episcopus  Patauiensis.  e. 

XIII.  6.  Junii  Nicolaus  de  Rorenpach.  c.*^ 

XIV.  17.  Junii  dominus  Johannes  patriarcha  Alexandrinus 

olim  episcopus  Prägen sis.  g.'* 
XV.  22.  Junii   Chunradus   Hallpeck  cum  antecessoribus 

suis  e. 
XVI.  27.  Junii  dominus  Johannes  plebanus  in  Gmunden.  c. 
XVII.  6.  JuHi  Thomas  pellifex  noster.  e. 
XVIII.  12.  Julii  Elizabeth  regina  vxor  regis  Friderici.  d. 
XIX.  20.  Julii.    Erhardus    Mistelbeck   ciuis    Wiennensis 
cum   sibi   adiunctis   et  Nicolaus  Pogenwirt   ciuis 
de  Ausse.  e. 
XX.  30.  die  Julii  dominus  Paulus  plebanus  in  Purkstall.  a. 


^  Ueber  Heinrich  Yon  Oyta,  einen  der  berühmtesten  Professoren  der  Wiener 
Hochschule  vgl,  Aschbach,  Gesch.  d.  Wiener  Univ.  I,  402  flf.  Er  starb 
1397;  als  Todestag  gibt  Aschbach  den  20.  Mai  an.  Er  war  ein  Freund 
der  Karthause  Mauerbach,  wo  er  zuweilen  bei  festlichen  Anlässen  pre- 
digte. (Vgl.  Wiedemann,  Gesch.  der  Karthause  Mauerbach  a.  a.  O.  S.  98. 

3  Albert  II.,  Herzog  von  Sachsen,  Pfarrer  zu  Wien,  seit  1320  Bischof  von 
Passau,  ein  Sohn  des  Herzogs  Albrecht  von  Sachsen  und  der  Tochter 
König  Rudolfs  von  Habsburg,  Agnes.  In  seiner  Gegenwart  wurde  1330 
der  erste  Stiftungsbrief  der  Karthause  Gaming  ausgestellt  Er  starb  am 
19.  Mai  1342.  1322  incorporirte  er  der  Karthause  Mauerbach  die  Pfarre 
St.  Leonhard  am  Forst.  Vgl.  Newen,  Pandectae  seoulares  12.  Sein  Name 
erscheint  in  der  Siftungsurknnde  von  Gaming  bei  Steyerer,  Commentarii 
pag.  28,  als  einer  von  denen,  mit  dessen  ,specialiter  .  .  .  consensu  et 
voluntate'  die  Gründung  erfolgte,  und  Steyerer  1.  c.  pag.  49. 

3  Nicolaus  a  Rorenpach  starb  1334  und  wurde  au  Gaming  beigesetzt  Vgl. 
Newen,  Pandectae  seculares  pag.  12. 

*  Johann  von  Jenzenstein,  1375—1379  Bischof  von  Meissen,  1379-1396 
Erzbischof  von  Prag.  Nachdem  er  im  zuletzt  genannten  Jahre  resignirt 
hatte,  begab  er  sich  nach  Rom,  wurde  dort  zum  Patriarchen  von  Ale- 
xandrien  befördert,  starb  aber  schon  am  17.  Juni  1400.  (Palacky,  Gesch. 
Böhmens  III,  497,  und  A.  Frind,  die  Gesch.  d.  Bischöfe  und  Erzbischöfe 
V.  Prag  S.  106.) 

^  Elisabeth,  Tochter  König  Jacobs  von  Aragonien,  Gemalin  König  Fried- 
richs III.,  starb  12.  Juli  1330. 


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594 


XXI.  31.  Julii    dominus   Hayricos   de  Wintertaw^   episcopas 
Laoanteusis.  b.  > 


1  Die  vorliegende  Stelle   liefert  einen   nicht  unintareannten  Beitrag  zur 
Geschichte   des   Bischofes   Heinrich  IL  von  Lavant,    der  hier  gemeint 
ist  Tangl,    Reihe   der  Bischöfe   Ton  Lavant,  Klagenfdrt    1842,  S.   110, 
erw&hnte  zwar  diesen  Bischof;    allein  sein  Beiname  war  ihm  unbekannt 
und  damit  hängt  es  snsammen,  dass  ihm  einselne  andere  biographische 
Momente  entgehen  konnten,  die  wir  mit  Hilfe  einiger  mittlerweile  ge- 
druckter  Urkunden   nachzuholen   im  Stande   sind.     Sein   Beiname:  ,de 
Wintertaw**     lautet  richtiger  ,de  Wintertawer'  (d.  i.  Winterthur).    Ani 
einer  Urkunde  vom   18.  Juli  1323  (Font.  rer.  Austr.  II,  Abth.  X,  189 
nr.  CC)  ersehen  wir,  dass  er  damals  Pfarrer  zu  Bottenmann  war.   Zu- 
gleich wird  er  als  ,magister'  bezeichnet.   £r  gehörte  damals  einer  Com- 
mission  an,  die  der  Bischof  Albert  von  Passau  zur  Visitation  des  Stift« 
Klostemeuburg  zusammensetzte.  (Vgl  auch  ebenda  die  Urk.  vom  4.  Od. 
1324,  S.  208  nr.  CCX.)  In  einer  Urkunde  vom  8.  Mai  1331  (ebenda  SU 
nr.  CCXLV)  nennt  er  sich  ,Magister  Hainzious  de  Winttertftr,  illastn 
domini  Alberti  ducis  Austrie  summus  notarius*.    Noch  in  einer  UrkuB^ 
vom    30.   März    1332    (Font    rer.    Austr.    IL    Abth.,    XVIIL    Bä.  Ifl 
nr.  CLXXI  wird  er  ,Maister  Hainreich  von  Wintertow   des    hochgebon 
fnrsten    hertzog    Albrechtes    obrister   Schreiber   in    Osterreich'    geaamL 
Schon  am  4.  Oct.  1333  erscheint  er  sodann  als  Bischof  zu  Lavant  (Font 
rer.  Austr.   IL  Abth.  XXXV,   210,   nr.  624).    Nach    dem  sog.  anonya 
Leobiensis  starb  er  als  Bischof  von  Lavant  und  Kanzler  H.  Albrechtsl 
von  Oesterreich  1338  zu  Neunkirchen  bei  Neustadt,   da  ihn  bei  seinem 
Tode  seine  Diener  ausraubten,   so  arm,   dass  man  ihn  nicht  nach  der 
gewöhnlichen  Ruhestätte  der  Bischöfe  von  Lavant,  St  Andrea  im  Lavant- 
thale,   schaffen  konnte,   weshalb  ihn  die  Bürger  von  Neustadt  in  ihrer 
Pfarrkirche  beisetzten.  Abweichend  hievon  heisst  es  in  dem  Nekrologiom 
R.  R.  P.  P.  Minorum  conventualium  Viennensium  bei  H.  Pez,  58,  U« 
490:  VI.  Kai.  (Aug)  a.  d.  MCCCXLII  obiit  dominus  Henricus  episcopoi 
Lavantinus,    canonicus    ecclesiae    Salzburgensis    et    doctor    decretorom, 
sepultus    ante    altare    b.    CatharinaeS     Aehnlich    lautet    die    Stelle  in 
,Mittelalterl.   Gräberverzeichniss   des  Wiener  Bfinoritenklosters  (Berichte 
n.  Mittheil,  des  Alterthumsvereines  in  Wien  XII,  67).    Schon  Taogl  be- 
zweifelt das  Todesjahr  1342,  da  bereits  1340  Heinrich,  Probst  auf  8t  Virgili- 
berg,    der  nachmalige  Bischof  Heinrich  HL  als  Pfleger  des  Gotteshauses 
zu  Lavant  erscheint,  ,was  voraussetzt,  dass  damals  das  Bisthum  erledigt 
war*.    Erscheint  nun  auch  letztere  Annahme  nicht  nothwendig,  nament- 
lich  dem  Umstände   gegenüber,    dass  Bischof  Heinrich   U.  von  Lavant 
Kanzler  Herzog  Albrechts  II.  war  und  als  solcher  an  dessen  Hofe  sich 
aufhielt,  wie  er  ja  auch  ausserhalb   seines  Bisthums  starb,   so  fehlt  es 
doch  nicht  an  einem  positiven  Belege  zu  Gunsten  der  Angabe  des  anon. 
Leob.    Es  ist  dies  eine  Urkunde  dd.  Wien  4.  April  1339,  in  welcher  Abt 
Heinrich  zu  den  Schotten  in  Wien  das  Haus  in  Wien,  in  der  ,walich' 
strazz    zenechst    Ulreichs    des    Puchser    Haus*,    das    weiland  Heinrich 


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595 

XXII.  10.  die  Augusti  dux  Leopoldus  filius  ducis  Ottonis.  ^  e. 

XXIII.  19.  Augusti   dominus  Johannes  Hauslarius.  (?)    g. 

XXIV.  3.  Septembris  Anna  vxor  ducis  Ottonis. ^  a. 
XXV.  8.  Septembris.  dominus  Anthonius  prepositus  Wien- 

nensis.  3  f. 

XXVI.  14.    Septembris     dominus    Johannes    canonicus    in 

f  Wienna.  e. 

XXVII.  19.   Septembris    domina    Elizabet   filia    imperatoris 

hie  sepulta.  ^  c. 
XXVIIl.  29.  Septembris.    Andreas  Mautthaber   de  Slaming 
et  Cristina  vxor  eins.  f. 
XXIX.  7.  Oetobris  dominus  Purchardus  sacerdos,  qui  dedit 
domui  bibliam.  e. 


Bischof  von  Lauant  gehabt,  dem  Meister  Johann  dem  obristen  Schreiber 
des  Herzogs  Albrecht  leiht  (Notizblatt  d.  Wiener  Akad.  1851,  S.  336.) 
Es  ist  wohl  kaum  zu  zweifeln,  dass  der  hier  genannte  Bischof  mit 
unserem  identisch  ist.  Auffallend  ist,  dass  unter  den  Gästen  des  Stiftes 
Klosterneuburg  im  14.  Jahrh.  (Font.  r.  Austr.  II.  Abth.  XXVIIl.  Bd. 
S.  207  ff.)  während  der  Jahre  1335—1340  wiederholt  ein  Bischof  von 
Lavant  (1335.  25.  Nov.  ,dominus  episcopus  de  Law6^  1336.  21.  Sept. 
^dominus  episcopus  Lavcnensis*.  22.  Sept.  ,familia  domini  episcopi  de 
Lavent'.  1337.  13.  Mai  ,familia  de  episcopi  LavennensisS  1339.  1.  2.  Febr. 
.Dominus  episcopus  de  Laven^  18.  Mai  «dominus  episcopus  Lavonsis*. 
1340.  4.  März:  Dominus  episcopus  Lavenensis')  erscheint.  Dagegen  am 
8.  Nov.  1340:  ^Magister  Johannes,  cancellarius  ducis  Alberti^  Es  ist 
anzunehmen,  dass  hier  unser  Heinrich  (II.)  und  sein  gleichnamiger 
Nachfolger  gemeint  sind. 

1  Leopold,  Sohn  Otto's  des  Fröhlichen,  starb  10.  Aug.  1344. 

2  Anna,  Tochter  König  Johanns  von  Böhmen,  zweite  Gemalin  Otto's  des 
Fröhlichen,  starb  3.  Sept.  1338. 

3  Antonius,  (seit  1391)  Probst  zu  St.  Stephan,  starb  1406.  9.  Sept  Vgl. 
Steyerer,  Commentarii  pro  historia  Alberti  II.  pag.  524  ff.  Ogesser,  Be- 
schreibung der  Metropolitankirche  zu  St.  Stephan  187  nennt  ihn  Anton 
Wachinger.  Er  beruft  sich  zum  Beweise  dessen  auf  das  bei  H.  Pez,  Script, 
rer.  Austr.  II,  548  gedruckte  Anonymi  Vienn.  breve  chronicon,  wo  aber 
der  am  9.  Sept.  1406  verstorbene  Probst  wohl  fälschlich  als  Konrad 
Wachinger  bezeichnet  wird.  Ein  dominus  Anthonius  de  Weching  (starb 
1400)  wird  als  bei  den  Minoriten  begraben  erwähnt  in  dem  von  K.  Lind 
edirten  mittelalterl.  Gräberverzeichniss  des  Wiener  Minoritenklosters. 
(Berichte  u.  Mittheil.  d.  Alterthumsv.  zu  Wien  XII,  75.) 

*  Elisabeth,  Tochter  Kaiser  Karls  IV.,  erste  Gemalin  Albrechts  III., 
Herzogs  von  Oesterreich,  starb  19.  Sept.  1373.  Vgl.  Steyerer,  Commen- 
tarii pag.  570. 


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596 

XXX.  17.  Octobris  dominuB  Johannes  de  Paechperg  ca- 

nonicus  Patauiensis.  c. 
XXXI.  21.  Octobris  Stephanus  Lang  ciuis  Brunnensis  cnm 
sibi  deputatis.  g.*^ 


*■  Schloss  der  Hs.;  4uf  der  Innenseite  des  Deckels  folgende  die  Familie 
Czinczendorffer  betreffende  Notizen  (Hand  des  15.  Jh.):  Anno  1440 
natns  est  Stephanns  Czinczedorffer  die  22.  Maii  de  mane  ante 
meridiem  inter  horam  9  et  10  ad  mediam  horam  conceptns  anno  pre- 
terito  die  Stephani  invencionis  4. 

Item  WolfganguB  Czinczendorffer  natus  est  anno  Christi  1461 
feria  6.  post  corporis  Christi  que  foit  5.  dies  Junii  post  octauam  horam 
mane  ante  meridiem.  Eodem  die  sol  fuit  in  geminis  22.  g^dn  et  lona 
intranit  in  thaomm  eodem  die  et  venus  regnaoit  eodem  die.  In  8.  hora 
dominium  haboit  Jouis  et  Inna  fiiit  in  decremento  malto  soi  luminis 
qnia  3.  post  die  fuit  coniancio. 

Item  Cristofferus  natus  est  anno  Christi  1467  feria  6.  ante 
Mathie  in  prima  ebdomade  40™*  hora  11.  meridie;  sol  fait  eodem  die  io 
11.  gradu  piscium  et  luna  in  signo  virginis;  dominium  die  Veneris  foit 
et  in  hora  natiuitatis  Mars  et  lunae  fuit  prima  dies  in  decrescendo. 

Item  Katherina  nata  est  a.  Christi  1473  in  vigilia  Georii  im 
horam  2»'"  et  terciam  post  mediam  uoctem. 

Item  Margareta  nata  est  anno  1482  die  annunciacionis  b.  Marie 
post  meridiem  in  noete  inter  10.  et  11.  horam. 

Endlich  (17.  Jahrb.):  Frater  Wilhelmus  de  Lantzbueta  compilitAr 
huius  libri  1673. 


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