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Archiv
"' ^ ^ "" (11.
österreichische Geschichte.
Herausgegeben
▼OB d«r
znr Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
d«r
kaiserlichen Aliadeniie der WisRenschaften.
Neunondfönfzigster Band.
(Mit einer Abbildang.)
Wien, 1880.
In Gommispion bei Carl Gerold's Sohn
Rnehhlndlar d«r k. Aka4«ni« dar WtwenMhftft«n>
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Drnck von Adolf Holzhausen in Wi«n
k. k. UniTcnitJtto-Baohdruekerei.
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Inhalt des nennnndffinfiEigsteii Bandes.
Seite
^ Ana der Kanzlei Kaiser Sig^smunds. Urkundliche Beiträge zur Geschichte
des Constanser Concils. Herausgegeben von J. _Caro .... 1
Das Ministerialengeschlecht von Wildonie. Von Dr. Karl Ferdinand
Kummer. (Mit einer Stammtafel.) 177
lieber den Ausstellungsort einer Urkunde Kaiser Heinrichs IV. dd. Nuzdorf,
Id. (Idibus) Mai (15. Mai) 1097. Von Albert Jaeger .... 323
Pftter Freiherr von Parchevich, Erzbischof von Martianopel. (1612 — 1674.)
Nach archivalischen Quellen geschildert von Julian Grafen
Pejacsevich. (Mit einer Abbildung) 337
\ecrologinm Olomucense. Handschrift der königlichen Bibliothek in
Stockholm. Von Dr. B. Dudik O. S. B 639
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AUS DER
KANZLEI KAISER SIGISMÜNDS.
URKUNDLICHE BEITRAGE
ZUR
GESCHICHTE DES CONSTANZEK CONCILS.
HEBAUSGEOEBBN
W. CARO.
ArehiT. Bd. LIX. 1. Hälfte.
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Der im kais. und könig. Haus-^ Hof- und Staatsarchiv
zu Wien unter Nr. 22 sich findende Codex wird von Constantin
y. Böhm in dem Verzeichniss der Handschriften dieses Instituts
als ,CopiaI- und Formelbuch Kaiser Sigismunds' bezeichnet.
Die Handschrift gehörte ehedem der kaiserlichen Hof bibliothek
ui, wo sie anf^glich unter den historischen Manuscripten
(Nr. 72), dann aber als Codex juris civilis (Nr. 199) bewahrt
wurde. Nach einer mir durch den Herrn Director der kaiser-
lichen Archive gütigst übermittelten Notiz musste im December
1749 dieses Manuscript mit vielen andern an die kaiserliche
Schatzkammer abgegeben werden, aus welcher es zuletzt im
Jahre 1754 in das geheime Haus-, Hof- und Staatsarchiv ge-
langte. Aller Wahrscheinlichkeit nach geschah es in dieser
Zwischenzeit, dass auf hohe Veranlassung hin eine Abschrift
angefertigt wurde (in dem Verzeichniss. von Böhm sub Nr. 21
aufgeführt), der ich doch nicht in allen Stücken mit Herrn
V. Böhm das Prädicat ,genau' beilegen möchte. Am häufigsten
sind die Eigennamen missverstanden worden, und die Datirungen
der Briefe öfters ganz willkürlich verändert.
Das Original ist ein in Pergament gebundener kleiner
Foliant von 102 Blättern, von denen die drei ersten, das fünf-
undachtzigste und sechsundachtzigste, sowie die zwei letzten
vöUig unbeschrieben sind, so dass die Schrift selbst nur
95 Blätter einnimmt. Ursprünglich hatte der Codex keine
Paginirnng. Die Folionummern, die sich jetzt vorfinden, sind
sichtlich von demjenigen geschrieben, der das alte Signum der
Hofbibliothek ,Nr. 72' auf die Pergamentschale und einige
Inhaltsstichworte an vier oder fünf Stellen der beschriebenen
Blätter gesetzt hat. Sie sind aber insofern nicht richtig, als
1»
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Fol. 93 zweimal vorkommt. Die vorn und hinten leer ge-
lassenen Blätter sind nicht in die Paginirung mit einbezogen,
wohl aber die in der Mitte der Schrift leer gebliebenen. Die
auf aufgeklebten Vorsteckblättern in neuerer Zeit aufgezeich-
neten kurzen Nachweisungen von dem Inhalte des Buches er-
schöpfen denselben nicht.
Die ersten 61 Blätter der Handschrift sind von einer
gleichmässigen, säubern, wenn auch flüchtigen Hand aus der
ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts beschrieben. Mit
Fol. 62 tritt mitten in der Urkunde (Nr. XCVI) eine andere
Hand ein, die bis Fol. 75 fortgeht. Hier scheint die Hand-
schrift ursprünglich abgeschlossen gewesen zu sein. Denn was
nunmehr folgt, ist von sehr verschiedenen Händen und offenbar
zu ganz verschiedenen Zeiten — aber immer des fünfzehnten
Jahrhunderts — geschrieben. Ab und zu sind innerhalb dieses
Theils halbe Seiten, und einmal sogar, wie schon oben bemerkt,
zwei ganze Seiten leer gelassen. Nur von Fol. 87 an bis zum
Schluss tritt wieder mit Gleichmässigkeit diejenige Hand ein,
welche die Blätter 62 bis 75 beschrieben hat, und welche
sicherlich ebenso wie die erste Hand der ersten Hälfte des
fünfzehnten Jahrhunderts angehört. Da dieser letzte Theil
(Fol. 87 bis 96, eigentlich 97,) auch inhaltlich wieder in den
Rahmen eines Kanzlei buchs König Sigismunds fällt, so waren
offenbar ursprünglich die Blätter 75 bis 87 unbeschrieben ge-
blieben und sind von sehr verschiedenen 8chreibern zur Auf-
zeichnung sehr verschiedener Gegenstände benützt worden.
Klarer wird sich das noch durch eine Registrirung des
ganzen Inhalts der Handschrift ergeben. Da wir aus demselben
nur diejenigen Stücke mittheilen werden, welche einen beson-
deren charakteristischen Werth haben, und diejenigen aus-
scheiden, welche ' entweder ganz formelhaft sind, so dass nicht
einmal die Namen der vorkommenden Personen und Oertlich-
keiten ausgeschrieben sind, oder welche nur der gewöhnlichen
Geschäftspraxis angehören und somit nur in den üblichen,
meist weitschweifigen und nichtssagenden Redewendungen ab-
gefasst sind, ferner diejenigen, welche nur als Stilübungen
und Ergüsse der Kanzleibeamten sich darstellen, sowie einen
grossen Theil der von verschiedenen Händen auf die leer ge-
lassenen Blätter geschriebenen Urkunden, insbesondere aber
die bereits gedruckten und somit schon bekannten Actenstücke,
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— 80 musB dieses hier folgende Verzeichniss zugleich als
Register der fortgelassenen Actenstücke angesehen werden.
Wir geben aber den Inhalt auch der ausgeschiedenen Stücke,
die einen urkundlichen Werth haben könnten, so ausführlich,
dass sie einem zukünftigen Regestenwerk über die Epoche
Sigismunds hinreichende Dienste zur Vervollständigung leisten
können.
Fol. 1», Stück I, 1417, 8. Juni, Constanz. König Sigis-
mund bestätigt der Stadt Osnabrück die von den Kaisern
Friedrich II. und Rudolf ertbeilten Privilegien, insbesondere
das de non evocando.
Fol. l^ Stück II, 1417, 10. Mai, Constanz. König Sigis-
mund spricht den Bürger von London Johannes Lavenni, welcher
gegen ^Mathias Lemel, * den Schatzmeister des Königs, einen
Prozess wegen 41 Pfund Sterling verloren hatte, nach Zahlung
dieser Summe von allen weiteren Pflichten los. Weggelassen.
Fol. 1^, Stück ni, 1417, 18. Juni, Constanz. König Sigis-
mund verleiht dem Bischof Gerhard (v. Goch) von Naumburg
die Regalien. Weggelassen.
Fol. 2», Stück IV, 1417, 29. Juni, Constanz. König Sigis-
mond l^itimirt einen illegitimen Sohn des Herzogs Ziemowit
von Masowien, Namens Miklusz.
Fol. 2^, Stück V, ohne Ort und Datum. (König Sigis-
mund) ertheilt einem Nicht-Ritterbürtigen das Ritterrecht. Ganz
formelhaft. Weggelassen.
Fol. 2^, Stück VI, ohne Ort und Datum. Prooemium
zu einer Urkunde, in welcher ein Gefangener aus Piacenza,
der wegen eines unvorsätzlichen Mordes verurtheilt worden
war, begnadigt wurde. Nach dem Prooemium heisst es : Sermo
hie est graciae de Placentino captivo, quem propter homicidium
non ex proposito sed rixa interveniente commissum, nostra
sententia ultimo supplicio condempnarat, qui licet ante judicem,
examinatorem justiciae stricto jure inexcusabilis sit expertus
tarnen coram summi clemencia principis factus est redivivus,
sicut in antedicti scripti nostri serie videretur contineri, quod
latus praesentibus oppositum monstrabit. (Hinweisung auf
Nr. VIII?). Weggelassen.
* In den Acten des Brcslauer Stadtarchivs wird derselbe wiederholt als
Beschützer und Fürsprecher der wider den Rath von Breslau bei Sigis-
mand klageführeuden Opposition genannt.
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Fol. 3% Stück VII, ohne Ort und Datum. König Sigiß-
mund beschränkt die von der Communität von Friaul an den
Podesta zu zahlende Steuer auf 70 Livres.
Fol. 3», Stück Vm, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund nimmt Jemand (N. de N.), der in Rebellion gewesen
ist, zu Gnaden wieder auf. Qanz formelhaft. Vgl. Nr. VT.
Weggelassen.
Fol. 3% Stück IX, ohne Ort und Datum. Einem Un-
genannten wird, nachdem er den schuldigen Eid geleistet, das
Amt eines Vogts verliehen. Ganz formelhaft. Weggelassen.
Fol. 3^ Stück X, ohne Ort und Datum (1413). Ein
Ungenannter (N. de N.) wird, ,nachdem der Krieg beendigt ist^,
zum Capitaneus und Justiziarius des Landes ernannt. Formelhaft
und gekürzt. Doch vermuthe ich, dass die Urkunde sich auf
den Grafen Heinrich v. Görz, den Capitaneus v. Belluno, Feltri
u. s. w. bezieht. Vgl. Verci, Storia della Marca Trivigiana e
Veronese XIX, Docum. pag. 67 u. £F. Weggelassen.
Fol. 3^ Stück XI, 1417, 1. August, Constanz. König
Sigismund macht als ungarischer König von seinem Rechte,
fiir eine Capelle am Münster zu Aachen einen Ungarn präsen-
tiren zu dürfen, zu Gunsten eines Clerikers aus Agram, des
Gallus vormals Emerich von Baslawitz, Gebrauch, nachdem
der bisherige Inhaber der Stelle, Paulus Stalitzer wegen Mangels
constatirter ungarischer Nationalität resignirt hat.
Fol. 4% Stück XII, 1415, 13. Februar, Constanz. König
Sigismund ertheilt dem Erzbischof Theobald (de Rubeomonte)
von Besan9on die Regalien. Weggelassen.
FoL 5% Stück XIII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund nimmt Jemanden, der in der Versammlung der Palatine
sich die Strafe der Proscription zugezogen hat, in Gnaden
wieder auf, und zeigt das dem Palatin und Hofrichter an.
Formelhaft. (P. filium N. de tali, in civitate tali cebrata con-
gregatio). Weggelassen.
Fol. 5% Stück XIV, 1417, 1. September, Constanz. König
Sigismunds Absagebrief an den Grafen Bernhard d'Armagnac,
den Connetable von Frankreich, wegen seiner Feindseligkeiten
gegen den Herzog Johann von Burgund (Jean sans peur).
Fol. 5^, Stück XV, ohne Ort und Datum. Geleitsbrief
für den in Geschäften des römischen Königs nach der Provence
reisenden Juden Mose. Weggelassen.
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Fol. 5*^, Stück XVI, ohne Ort und Datum. König
Sigismund beauftragt den Kurfürsten, Erzkämmerer und Neffen
(T. de T.) die bereits vom Pfalzgrafen, Herzoge, Kurfürsten
and Erzkämmerer des römischen Reiches abgeurtheilte (T. de T.)
Prozesssache des Gottfried und Matthias (T. de T.) wider die
Stadt (T.), welche ihnen die gebührenden Einkünfte vorenthält,
einer nochmaligen Untersuchung zu unterziehen. Formelhaft.
Weggelassen.
Fol. 6% Stück XVII, 1417, 14. August, Constanz. König
Sigismund ertheilt dem Patriarchen Johann von Antiochien die
Vollmacht, an seiner Stelle in den Congregationen der Gallischen
Nation zu fungiren.
Fol. 6», Stück XVIII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund ertheilt dem Bischof Johann (de Gavre) von Cambray
die Regalien. VSTeggelassen.
Fol. 6^ Stück XIX, ohne Ort und Datum. König
Sigismund bestätigt die Privilegien der Benedictiner-Abtei zu
St. Jacob in Pegau, in der Merseburger Diöcese. Weggelassen.
Fol. 7% Stück XX, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund befreit einen Ungenannten (Talis de tali familia) von
der Nota condictionalis, in die er durch seine Zugehörigkeit
zu einem damit belegten Adelsbund gerathen ist. Formelhaft.
Weggelassen.
Fol. 7^, Stück XXI, ohne Datum, Constanz. König Sigis-
mimd ertheilt der Aebtissin Margaretha für die Kirche zu
Essen in der Kölner Diöcese eine Bestätigung aller Privilegien,
insbesondere aber eines von Karl IV. zu Utrecht am 3. Fe-
bruar 1357 (übrigens nicht inserirten; vgl. Lünigs R. A. 18^,
335) ertheilten. Weggelassen.
Fol. 8% Stück XXn, ohne Ort und Datum (1417,
12. September, Constanz). König Sigismund ertheilt der Stadt
Halle ein Privilegium de non evocando. Ludewig Reliq.
mscrpt XII, 218, in einer Confirmation von 1454. v. Drey-
haupt II, 290. Weggelassen.
Fol. 8^ Stück XXm, ohne Ort und Datum (1417,
12. September, Constanz). König Sigismund ertheilt der Stadt
Halle eine Bestätigung ihrer Privilegien. Lünig P. Sp. C. IV,
Thl. n, Forts. S. 495. Ludewig Rel. M. XII, 238. Dreyhaupt
II, 291. Weggelassen.
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Fol. 9% Stück XXIV, ohne Datum, (1417), Constanz.
König Sigismund ertheilt dem erwählten Patriarchen Ludwig
(von Teck), als Patriarchen von Aquileja den Befehl, die Aus-
fuhr der Lebensmittel aus Friaul zu hindern, das , Parlament^
einzuberufen und die Stärke des Truppencontingents festzu-
stellen.
Fol. 9^ Stück XXV, 1417, 8. Januar, in der Vorstadt
Arrayoli, Diöc. Evora. Notariats - Instrument über eine vom
Infanten Petrus, Herzog von Coimbria, dem Sohne König
Johanns von Portugal, an Alvarez Consalvi, den Gouverneur
seines Hauses, ertheilte Vollmacht, für ihn mit . der Tochter
irgend eines Fürsten in Ehe Verhandlungen zu treten.
Fol. 10», Stück XXVI, ohne Ort und Datum. König
Sigismund hat in seiner Eigenschaft als römischer König an
dem St. Gertrudsstift zu Nivella, Lütticher Diöcese, eine Prä-
bende zu verleihen, die er dem doctor decr. Johannes de Noet
gibt. Weggelassen.
Fol. 10^ Stück XXVn, ohne Ort und Datum. König
Sigismund bestätigt alle Privilegien des Augustinerordens der
Brüder des heiligen Paulus des Eremiten für ganz Deutschland.
Weggelassen.
Fol. 11», Stück XXVm, 1417, 29. Juni, Constanz. König
Sigismund zeigt den Unterthanen und Diöcesanen des Erz-
bischofs Michael v. Embrun (Ebredunensis) an, dass sie dem-
selben wegen seiner ruchlosen Schandthaten und wegen seines
Ungehorsams in keiner weltlichen Angelegenheit Gehorsam
leisten diirfen, bei Strafe der Keichsacht.
Fol. 12^ Stück XXIX, ,ut supra^ (1417, 29. Juni), Constanz.
König Sigismund schreibt an den Fürsten (Amedeo von Savoyen)
über die Ursachen, weshalb dem Erzbischof Michael v. Embrun
der Prozess gemacht wurde, und bittet ihn um die Execution.
Fol. 13*, Stück XXX, ohne Ort und Datum. Einleitung
einer Urkunde Karls IV. für die drei Brüder Turbert, Johann
und Heinrich de Tortis, Söhne des Pfalzgrafen Tetius von
Pavia. Weggelassen.
Fol. 13% Stück XXXI, 1417, 12. Juli, Constanz. Com-
promiss zwischen dem römischen Könige Sigismund einerseits
und den beim Concil anwesenden Cardinälen andererseits —
sammt dem hierauf bezüglichen Certificat der Zeugen. Das
Reversale bei Martine et Durand, Thesaurus II, 1678.
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Fol. 14^ Stück XXXII, ohne Ort und Datum. König
Sigismond nimmt Jemand (talis) auf Bitten des Temeser Grafen
Pipo von Ozora wieder in Gnaden auf. Formelhaft. Weg-
Fol. 14^ Stück XXXIII, ohne Ort und Datum (1417,
Anfangs Juli, Constanz). Entwurf eines Qeleitsbriefes König
Sigismunds für die Theilnehmer des Concil8,*der aber nicht
acceptirt wurde (,in pleniori forma sed nondum transivit').
Fol. 15^ Stück XXXIV, 1417, 12. Juni, Constanz. Ent-
warf eines Geleitsbriefes König Sigismunds für die Theilnehmer
des Concils, der aber nicht acceptirt wurde (,alia forma sed
Dondum transivit').
Fol. 16^ Stück XXXV, ohne Datum, Constanz. Geleits-
brief König Sigismunds für den Bischof Heinrich v. Wyton
(Winchester) bei dessen Reise nach dem heiligen Grabe.
Fol. 17», Stück XXXVI, 1417, 20. October, Constanz.
König Sigismund beauftragt seinen Hofrichter, den Grafen
Ganther v. Schwarzburg, der Gräfin Helipdis de Baucio (sie!)
in der inserirten (fehlt leider) Klagesache den verlangten Rechts-
gang einzuleiten, und gibt ihm das Recht dazu, den Herzog
Amedeo von Savoyen und dessen Anhänger vorzuladen. Weg-
gelassen.
Fol. 17^ Stück XXXVn, 1415, 26. Mai, Cella (Radolfs-
zell). Papst Johann XXIII. erinnert den König Sigismund an
die ihm früher erwiesenen Gefälligkeiten und ersucht ihn, jetzt
für ihn bei dem Concil einzutreten. Mansi, Conc. XXVII,
p. 699. Hardu^, VIII, p. 361. v. d. Hardt, A. c. C. IV, 259.
Weggelassen.
Fol. 18^ Stück XXXVIII, ohne Ort und Datum. König
Wenzel von Böhmen gibt dem römischen Könige Sigismund
jegliche Vollmacht, im Constanzer Concil für die Union der
Kirche zu wirken.
Fol. 19% Stück XXXIX, 1417, 9. Juli, Constanz. König
Sigismund ertheilt allen Theilnehmern des Concils einen
Sicherheitsbrief — bestätigt von den Kurfürsten und obersten
Beamten. Vgl. Martine, Thesaurus 11, 1678.
Fol. 20», Stück XL, ohne Ort und Datum. Joachims
Prophezeihung von den Königen Böhmens. Weggelassen.
Fol. 20^ Stück XLI, (1417), 4. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an den König Alfonso von Aragonien über
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die ihm durch den Gesandten desselben, Raymund Xeemar
(Xatmar), mitgetheilten Angelegenheiten.
Fol. 21», Stück XLU, (1417), 4. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt über dieselben Angelegenheiten in gleich-
lautendem Tenor erstens an Berengar de Baydaxmio (Bradaxino),
den Rath des Königs Alfonso v. Aragonien, und zweitens an
Dydacus Ferdinandi de Quenonis, den Rath des Königs von
Castilien, über deren Förderung der Interessen des Concils.
Fol. 2P, Stück XLIII, 1417, 5. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an den König Wladyslaw von Polen und
bittet ihn, im Interesse ihrer geschlossenen Freundschaft dem
Gerede von Verleumdern kein Gehör zu geben.
Fol. 2P, Stück XLIV, (1417), 12. Mai, Constanz. König
Sigismund empfiehlt dem Bischof Heinrich v. Winchester den
der Essener Diöcese (?) angehörigen Presbyter Johann Femiant
zur Anstellung, wegen seiner Verdienste um den König selbst,
wie um seinen Vicekanzler. Weggelassen.
Fol. 22», Stück XLV, (1417), 12. Mai, Constanz. König
Sigismund schreibt an einen Fürsten (Joh. v. Burgund?), er
solle verhindern, dass der zu Leyden zum Doctor promovirte
Petrus Maillieti von Cambray die Rechte seines Grades geltend
mache, da derselbe seine Papiere nicht ordnungsmässig aus der
Kanzlei bezogen hat.
Fol. 22^ Stück XLVI, (1417), 27. Mai, ConstÄnz. König
Sigismund schreibt an die Herzogin Margaretha von Burgund,
dass sie einen bei ihr zur Zeit aus dem Geföngniss gelösten
Münzmeister Bernet de Macreros zur Zahlung seiner Schuld an
Johann Offenburg von Basel anhaften möchte.
Fol. 23», Stück XLVII, (1417), 28. Mai, Constanz. König
Sigismund beglückwünscht den König Wladyslaw von Polen
wegen der zahlreichen durch ihn im Samogitischen Volke be-
wirkten Bekehrungen vom Heiden thum zum Christenthum.
Fol. 23^ Stück XLVIII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund empfiehlt einem Vasallen den Pfalzgrafen des Lateran,
Georg Anton de Britanibus de Valen, und dessen Bruder Bartho-
lomaeus aus der Diöcese Pavia. We^^lassen.
Fol. 24% Stück XLIX, (1417), 8. Juni, Constanz. König
Sigismund empfiehlt einem Fürsten den Ritter Vincenz de
Somotow (Szamot61), welcher Studien in Kriegsübungen machen
will, zu freundlicher Aufnahme.
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Fol. 24% Stück L, ohne Ort und Datum. Ein Unge-
nannter (ein Eanzlist wohl) bittet seinen geistlichen CoUegen,
ihm doch einige Bücher zum Studium der Rhetorik zukommen
zu lassen. Weggelassen.
Fol. 24^, Stück LI, ohne Datum, Constanz. Ein Unge-
nannter bittet seinen geistlichen Collegen, ihm doch das von
den Rednern so sehr gerühmte Buch Petrarca's unter dem
Titel ,De sine nomine' zur Förderung seiner Bildung zukommen
zu lassen. Weggelassen.
Fol. 24^, Stück LII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund empfiehlt einem Fürsten den aus Breslau verdrängten
Nicolaus Bortowitz behufs Wiedererlangung seiner dortigen
Anrechte. Weggelassen.
Fol. 25», Stück LIII, 1417, 8. Juni, Constanz. König
Sigismund ersucht einen Ungenannten, seinen Vorschlag für
die Capelle in Aachen, deren Besetzungsrecht er in seiner
Eigenschaft als ungarischer König hat, zu Gunsten des Gallus,
vordem Emrich de Raslawits, seines Notars, unterstützen zu
wollen, da derselbe ein ,purus Hungarus' sei. Vgl, Nr. XL
Weggelassen.
Fol. 25»», Stück LIV, ohne Ort und Datum. (König
Sigismund) verwendet sich für einen Cleriker Johannes Beck
von London wegen der Parrochie in Chesley (England), die
durch den Tod des Johannes Weleflf erledigt ist. Weggelassen.
Fol. 25^ Stück LV, (1417), 13. April, Cella. Ein unge-
nannter König (jedenfalls König Sigismund) dankt seinem
,Sohne^ (d. i. Jemandem, dem er diesen Zärtlichkeitsausdruck
beilegt) für die Zusendung von Schiffsbauhandwerkern, von
denen jeder zehn Ducaton den Monat erhält.
Fol. 26% Stück LVI, ohne Ort und Datum [(1417?) im
März (Constanz)]. (König Sigismund) dankt einem Ungenannten
für seinen ,in valle Oleti' (Valladolid) vom 20. Februar datirten
Brief und für seine Förderung der Angelegenheiten des Concils.
Weggelassen.
Fol. 26*, Stück LVII, ohne Ort und Datum. Ein
humanistischer Brief unter der Ueberschrift ,Epi8tola flori--
data', enthaltend Weltschmerz und Förderungsbettelei. Weg-
gelassen.
Fol. 28% Stück LVIII, ohne Ort und Datum. Herolds-
ernennung. Formelhaft. Weggelassen.
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Fol. 28^ Stück LIX, 1417, 3. September, Constanz.
König Sigismund empfiehlt dem König Heinrich V. von Eng-
land den Baptista de Montaldo von Genua, der mit zwei
Schiffen in den Dienst des Königs treten will und das ent-
sprechende Geleit fordert.
Fol. 28^, Stück LX, ohne Datum, Constanz. König Sigis-
mund beglückwünscht den König Wladyslaw von Polen wegen
seiner Vermählung mit Elisabeth, der Tochter eines Magnaten,
und gibt ihm gleichzeitig Bericht über die "Thätigkeit des
Concils.
Fol. 29^, Stück LXI, ohne Datum, Constanz. (König
Sigismund) empfiehlt einem Fürsten einen gewissen Szassini
für die Propstei von Piacenza. Weggelassen.
Fol. 29*», Stück LXII, ohne Ort und Datum (Constanz).
König Sigismund empfiehlt einem Fürsten den in Perugia
studirenden Matthaeus, den Sohn des in Constanz verstorbenen
Dr. decr. Antonius de Gualdo. Weggelassen.
Fol. 30», Stück LXIII, 1417, 4. August, Constanz. König
Sigismund schreibt an Heinrich V. von England, dass er den
Gesandten Typtot (Typtoft) empfangen habe, und gern der
Verabredung zufolge sich zu einer Campagne eingefunden
hätte. Inzwischen habe er aber die Angelegenheit des Concils
gefördert und namentlich die Absetzung des Peter de Luna;
jetzt läge die Reformfrage vor, und er verspräche mit seinem
königlichen Wort, zum nächsten 1. Mai behufs Wiedererlangung
der beiderseitigen Rechte mit seinen Truppen an den Grenzen
Frankreichs zu stehen.
Fol. 31*, Stück LXIV, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund empfiehlt dem Könige Heinrich V. von England für
die Präceptur von Compeltombe den Bruder Thomas Skypnil.
Weggelassen.
Fol. 31% Stück LXV, (1417), 30. Juli, Constanz. König
Sigismund schreibt an den Herzog Philipp Maria Angelo
Visconti von Mailand, dass er seine Gesandtschaft empfangen
habe, und ermahnt ihn in der Treue zu verharren.
Fol. 3P, Stück LXVI, (1417), 30. Juli, Constanz. König
Sigismund schreibt an einen Rath des Herzogs Philipp Maria
Angelo von Mailand mit der Bitte, seinen Herrn zur Treue
gegen den römischen König anzuhalten. Weggelassen.
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Fol. 31^ Stück LXVII, 1417, 10. August, Constanz.
König Sigismund fordert Jemand auf, den Aldegretto von
Castrobarcho mit seinen Truppen zu schützen und gegen die
Venetianer zn vertheidigen.
Fol. 32% Stück LXVIII, 1417, 10. August, Constanz.
König Sigismund schreibt an die Mitglieder eines Comitats
(in Ungarn) und fordert sie auf, die NeflFen und Nichten des
Erzbischofs von Calocza in ihren Schutz zu nehmen.
Fol. 32% Stück LXIX, 1417, 13. August, Constanz.
König Sigismund fordert den Herzog (Amedeo) von Savoyen
auf, geg^en den Erzbischof Michael v. Embrun nach Prozess
und Urtheil zu verfahren.
Fol. 33% Stück LXX, 1417, 13. August, Constanz. König
Sigismund zeigt dem Herzog Amedeo von Savoyen sein Wohl-
ergehen an und verweist ihn in Bezug auf das Concil auf die
Nachrichten seiner Gesandten, des Gaspar de Monte-Maggiore
und Amedeo de Chalant
Fol. 33% Stück LXXI, 1417, 16. August, Constanz.
König Sigismund schreibt an den König Heinrich V. von Eng-
land unter Bezugnahme auf seinen Brief vom 4. August, dass
er es bedauere, den versprochenen Feldzug in diesem Jahre
nicht unternehmen zu können, dass er aber zu dem bestimmten
Zeitpunkt sich einfinden werde — und sollte er darüber das
Reich und alle seine Kronen verlieren.
Fol. 34% Stück LXXII, ohne Dafom, Constanz. König
Sigismund schreibt einem italischen Herrn (Giovanni da Vico),
dass dem Vernehmen nach der abgesetzte Peter de Luna die
Absicht habe, sich in seine Stadt (Vetula urbs) einzudrängen ;
wenn das geschähe, solle er Acht darauf haben, ihn zu ver-
haften ; überhaupt aber möchte er über alle Vorgänge in Italien
berichten.
Fol. 34% Stück LXXin, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund ersucht Jemand, den vorstehenden Brief (Nr. LXXH)
dem Johannes de Vico zu übergeben, und seine, die ganze
Christenheit interessirenden Nachrichten fortzusetzen.
Fol. 35% Stück LXXIV, 1417, 30. September, Constanz.
König Sigismund urkundet über die Wiedereinverleibung Ost-
uud Westfriesla^ds, der sogenannten ,freien Friesen', in das
deutsche Reich. In lateinischer Sprache bei Beninga I, 58 und
an mehreren anderen Orten, die bei Mieris zusammengestellt
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sind. Vgl. Schotanus Chronyk van Vriesland, in de bewyzen
24 ff. Winsemiuß Chron. v. Vriesland, 238 ff. In nieder-
deutscher Uebersetzung bei Mieris, Groot Charterboek der
graven van Holland van Zeeland IV, 425. Weggelassen.
Fol. 36», Stück LXXV, ohne Ort und Datum, (1417,
30. September, Constanz). König Sigismund bestätigt alle Privi-
legien der Ost- und Westfriesen, der sogenannten freien Friesen.
Friedländer, Ostfriesisches Urkundenbuch II, 24, woselbst auch
die zahlreichen vorhandenen Abdrücke aufgeföhrt sind. Weg-
gelassen.
Fol. 38^ Stück LXXVI, ohne Ort und Datum (1417,
30. September, Constanz). König Sigismund gestattet den Ost-
und Westfriesen zu ihren alten Privilegien noch das Recht,
Münze zu schlagen, unter Beschreibung der Münzen.
Fol. 40», Stück LXXVII, 1412, 5. Mai, Dixsgur (Diös-
Györ). König Sigismund hebt alle von vormaligen Kaisern
und Königen verliehenen Reichs vicariate und Reichsvicai'iats-
rechte auf, vermöge welcher die Vicarien Appellationen von
Clerikern und überhaupt Kirchensachen vor ihren Stuhl ziehen
können, wie dergleichen z. B. Karl IV. dem Herzog von
Savoyen verliehen hat.
' Fol. 42% Stück LXXVin, 1413, 25. Januar, in terra
Istriae in campis ante civitatem Copuscistriae (Capo dlstria).
König Sigismund verleiht den Brüdern Andreas und J(ohannes?)
de Lancellino das Röcht, die kaiserliche Flagge im Kriege
wider die Reichsfeinde, insbesondere gegen die Venetianer zu
führen, und räumt ihnen volle kaiserliche Gewalt ein.
Fol. 43% Stück LXXIX, (1413), ohne Datum, ütini (Udine).
König Sigismund ertheilt seinem ,Vicar^ Giovanni Francesco
Gonzaga von Mantua die Hauptmannschaft über Montechiaro
und andere (nicht genannte) Länder und Schlösser.
Fol.43S Stück LXXX, (1413), ohne Datum, Udine. König
Sigismund zeigt den Bewohnern von Montechiaro an, dass er
Giovanni Francesco Gonzaga von Mantua zu ihren Hauptmann
ernannt habe.
Fol. 44^ Stück LXXXI, ohne Datum, (1412, 16. Sep-
tember), Buda. König Sigismund compromittirt mit seinem
Bruder Wenzel auf die Entscheidung des Königs Wladyslaw
von Polen wegen aller ihrer Streitigkeiten. Gedruckt bei
Pelzel, Wenzeslaus, II, Urkundenbuch Nr. 236, p. 153.
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Fol. 45», Stück LXXXII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund nimmt den Pfalzgrafen Berthold y. Orsini Grafen
V. Sovana in den Drachenorden auf. Weggelassen.
Fol. 46% Stück LXXXIII, ohne Ort und Datum. König
Sigismund hat mittels primariae preces einem Capitel einen
Ungenannten (S.) für ein Canonicat vorgeschlagen, da sich
aber herausstellt, dass derselbe noch ein Kind und zur Ueber-
nahme eines geistlichen Amtes noch ungeeignet ist, so macht
er seine primariae preces zu Gunsten eines Andern geltend.
Weggelassen.
Fol. 47% Stück LXXXIV, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund bestätigt die Gerichtsbarkeit des Graner Capitels
auch über die Laien der Stadt Gran.
Fol. 48% Stück LXXXV, 1417, 7. October, Constanz.
König Sigismund gewährt der Stadt Löwen ein Moratorium von
iunfzehn Jahren in Betreff aller Renten und Leibrenten, zu
denen die Stadt während der usurpatorischen Herrschaft des
Peter Couterel durch missbräuchliche Verschreibungen ver-
pflichtet worden ist.
Fol. 50% Stück LXXXVI, ,ut supra' (also entweder
7. October 1417 oder allenfalls 30. September 1417, vgl.
Nr. LXXIV), Constanz. König Sigismund erklärt die Friesen
ihr reichsunmittelbar und entbindet sie von dem Gehorsam
gegen den Häuptling Okko, den Sohn des Keno.
Fol. 50% Stück LXXXVII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund fordert die friesischen Gemeinden von Ostergo,
Westergo, Smeylburgerland, Schotterwerf, Upsterland und die
anderen acht PaiTochien Frieslands auf, ihm ein subsidium
charitativum zu den Concilskosten zu bewilligen und seinen
Einnehmern einzuhändigen.
Fol. 51^ Stück LXXXVni, ohne Datum, Constanz.
König Sigismund schreibt an den Magistrat (von Stavorn?) in
Friesland, dass, nachdem er den Friesen die Einrichtung eines
Zolles gewährt hat, sofort Zöllner eingesetzt und die Erträge
an ihn abgeführt werden möchten. Weggelassen.
Fol. 51*», Stück LXXXIX, ohne Ort und Datum.
König Sigismund fordert die Obrigkeiten in Sachsen, West-
falen, Thüringen und Hessen auf, eine dem Bischof von
Werden entrissene Burg (Rodenberg?) demselben wieder zurück-
zugeben. Weggelassen.
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Fol. 52% Stück XC, 1408 (pridie Idus Deceaibris),
12. December, ohne Ort. König Sigismund und seine Gemahlin
Barbara stiften den Drachenorden. ^Initium societatis regalis
a rege et regina simul.' Acta musei nat. Hang. I, 167 — 181,
bei FejÄr Cod. dipl. Hung. X, IV, p. 682, Nr. 317, vgl. Pray,
Annales Hung. II, 198. Weggelassen.
Fol. 55% Stück XCI, 1413, 27. Mai, Feltri. König Sigis-
mund belehnt die Brüder Francesco, Bartolomeo und Antonio
von Savorgnano in Friaul mit den von ihren Oheimen wegen
Rebellion heimgefallenen Gütern.
Fol. 56», Stück XCII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund belehnt die Grafen ügolino und Roberto von Planani
mit Planani und den andern dazu gehörenden Gütern.
Fol. 56^ Stück XCIII, ohne Ort uud Datum. König
Sigismund bestätigt dem Abt des San Giovanni - Klosters in
Parma, dem Galeazzo dei Crivelli, alle Privilegien seines
Klosters. Weggelassen.
Fol. 57^ Stück XCIV, 1369, 17. Juni, Lucca. Kaiser
Karl IV. ertheilt dem Ketzerinquisitor Walther Krelinger wider
die Begharden und Beghinen, welche die Besitzlosigkeit als
den vollkommensten Zustand der Welt ansehen, ausgedehnte
Privilegien.
Fol. 59^ Stück XCV, ohne Datum (1417, 4. September),
Constanz. König Sigismund schreibt an die Herren von Böhmen
über die schweren Kirchenverletzungen, die vorgekommen sind,
wie er nur mit Mühe verhindert habe, dass König Wenzel der
Prozess gemacht würde etc. v. d. Hardt, Acta con. Const. IV,
1408. Fej^r, Cod. dipl. Hung. X, V, p. 759, Nr. 347. Weg-
gelassen.
Fol. 61% 62»,* Stück XCVI, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund schreibt an die Friesen höchst eindrücklich, wie es
ihn fast zu Thräuen gebracht, dass in Groningen und ander-
wärts eine reichsfeindliche Partei mit Hinrichtungen und Kerker-
haft gegen reichstreue Leute sich vergreife; sie sollten doch
der grossen Macht des Reiches, das mit England und Däne-
mark aufs engste verbunden wäre, eingedenk sein, und sofort
wieder zum Gehorsam gegen dasselbe zurückkehren.
» Mitten in diesem Schreiben, Anfang des Fol. 62 * wechselt die Hand. S.
oben S. 4.
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Fol. 62^, 63% Stück XCVII, ohne Datum, Constanz.
König Sigismund schreibt an eine Fürstin (Königin Sophia
von Böhmen ?), sie solle doch den in Böhmen vorgekommenen
Vergewaltungen gegen Religion und Kirche Einhalt thun.
Fol. 63% Stück XCVni, 1417, 23. September (jedoch
mit dem unrichtigen Zusatz: Romanorum octavo), Constanz.
König Sigismund schreibt dem Capitel und Clerus des Bis-
thums Werden, um das sich Heinrich v. Hoya und Ulrich Otto
gestritten haben, dass nunmehr, da letzterer unter Mitwirkung
des Concils das Bisthum Seckau erhalten habe, Heinrich allein
als Bischof anzuerkennen sei. Gedruckt bei Hartzheim, Conc.
Germ. V, 732, mit demselben Fehler ,Romanorum octavo*.
Weggelassen.
Fol. 63% Stück XCIX, ohne Ort und Datum (1417,
23. September, Constanz). König Sigismund schreibt in der-
selben Angelegenheit an Vasallen mit dem Zusatz, dass Schloss
Rothenburg durch den Herzog Ulrich von Lüneburg geraubt
und von dessen Erben noch nicht zurückgegeben sei. Hartzheim,
Conc. Germ. V, p. 734. Scheidt, Anra. zu Moser in der Biblio-
theca Goetting. IH. Weggelassen.
Fol. 64% Stück C, ,ut supra' (1417, 23. September,
Constanz). König Sigismund fordert den Herzog von Lüne-
burg auf, Schloss Rodenburg an den Bischof Heinrich v. Werden
zurückzugeben. Hartzheim, Conc. Germ. V, p. 733. Scheidt,
Bibl. Goett. Weggelassen.
Fol. 64% Stück CI, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund fordert einen Ungenannten auf, die dem Bischof Thomas
V. Lecce unrechtmässig entzogenen Güter wieder zurückzu-
stellen. We^elassen.
Fol. 65% Stück CII, ohne Ort und Datum. König Sigis-
mund fordert die Lübecker auf, die dem Dr. decr. Hermann
Albers entzogene Scholastrie, auf welche er ein Anrecht hat,
wieder zurückzugeben. We^elassen.
Fol. 65% Stück CHI, (1417), 28. September, Constanz.
König Sigismund zeigt der Königin Maria von Jerusalem, der
Gouverneurin von Tarent und Lecce an, dass ein neapoli-
tanischer Edelmann den von Gregor XIL eingesetzten Bischof
Thomas von Lecce seines Bisthums beraubt hat, und bittet
ihn wieder in dasselbe einzusetzen.
▲rclüT. Bd. LIX. I. H&lfta. 2
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Fol. 65^ Stück CIV, (1417), 6. October, Constanz.
König Sigismund dankt den Florentinern für den durch zwei
Gesandte ausgesprochenen Ausdruck von Anhänglichkeit und
ertheilt dem Abte von Santa Maria zu Florenz^ Nicolaus de
Gasconibus, einen Credenzbrief. Weggelassen.
Fol. 66% Stück CV, (1417), 14. October, Constanz. König
Sigismund ersucht den Herzog (Amedeo) von Savoyen, die
gegen Michael, den angeblichen Erzbischof von Embrun, er-
lassenen Mandate auszuführen.
Fol. 66% Stück CVI, ohne Ort und Datum. Credenzbrief
an einen ungenannten Fürsten für ungenannte Gesandte. Ganz
formelhaft. Weggelassen.
Fol. 66% Stück CVII, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund fordert einen (italienischen) Fürsten auf, wenn
Philipp Maria Angelo von Mailand ein Heer wider die Reichs-
feinde aufstellen würde, mit 2000 Reitern und 2000 Mann zu
Fuss zu ihm zu stossen; wenn jener aber wider die Venetianer
zu 'Felde ziehen sollte, mit denen Sigismund einen zeitweiligen
Frieden hat, solle diese Aufforderung die Entschlüsse des
Adressaten nicht beeinflussen. Weggelassen.
Fol. 67», Stück CVni, ohne Ort und Datum, Stossseufzer
eines Canzlisten über seine Lage an einen Erzbischof von
Ungarn. Weggelassen.
Fol. 67^ Stück CIX, (1417), 13. November, ohne Ort.
Anzeige an die Prälaten und an einzelne Personen von der
erfolgten Wahl Otto's von Colonna zum Papst. Weggelassen.
Fol. 68», Stück CX, (1417), 11. November, Constanz.
König Sigismund zeigt dem Könige von Polen die Wahl Otto's
von Colonna zum Papste an, unter Mittheilung von Einzel-
heiten beim Hergang derselben, und dankt ihm zugleich für
die beim Beginn des Winters sehr zu Statten kommenden
Geschenke.
Fol. 68^, Stück CXI, ohne Datum, Constanz. König
Sigismund zeigt dem Könige Heinrich V. von England die
Wahl Otto's von Colonna zum Papste an.
Fol. 70», Stück CXII, ohne Datum, Constanz. Der Caplan
des Königs von Polen dankt diesem für den ihm zum Geschenk
gemachten Pelz.
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Fol. 70*», Stück CXin, ohne Datum, Constanz. Ein Unge-
nannter dankt dem Kanzler des Königs Wladyslaw von Polen
(Albert Jastrz^biec) für seine Verwendung bei der Königin
Elisabeth von Polen.
Fol. 70^ Stück CXIV, ohne Ort und Datum. König
Sigiamund empfiehlt dem Grossfürsten Witold von Litthauen
den Karl von Hesburg, den derselbe schon einmal freundlich
aufgenommen hat Weggelassen.
Fol. 71% Stück CXV, ohne Ort und Datum. König
Sigismund zeigt dem Kaiser Palaeologos die Wahl Otto's von
Colonna zum Papste an. Nur das Prooemium, dann wird mit
den Worten abgebrochen: ,ut superius ad regem Anglich
(Nr. CXI.) Weggelassen.
Fol. 71% Stück CXVI, 1417, 11. November, Constanz.
Papst Martin V. zeigt dem Herzog Ludwig von Achaja seine
Wahl an unter Mittheilung von Einzelheiten beim Hergang
derselben. Bis auf den Schlusssatz und das Datum überein-
stimmend mit der für die Kölner Universität erlassenen bei
Martine, Thesaurus II, 1688 gedruckten Bulle. Mit Ausschluss
des Eigenthümlichen weggelassen.
Fol. 72% Stück CXVn, ohne Datum (1417, December),
Constanz. Papst Martin V. beglückwünscht den König Wladyslaw
von Polen wegen der Bekehrung Samogitiens.
Fol. 72^ Stück CXVin, ohne Datum (1417, December),
Constanz. König Sigismund schreibt an den König Wladyslaw
von Polen über denselben Gegenstand in emphatischen Worten.
Verschieden jedoch von Nr. XL VII.
Fol. 73^ Stück CXIX, (1417), 18. December, Constanz.
König Sigismund gibt seine Einwilligung zur Verheirathung des
Sohnes des Grafen Nikolaus von Segnia mit der Tochter eines
Ungenannten, an den der Brief gerichtet ist. Weggelassen.
Fol. 74», Stück CXX,ohne Datum (1417,Decemb.), Constanz.
König Sigismund versichert dem Herzog v. Bedford, dem Bruder
des Königs von England, dass er gern das versprochene Unter-
nehmen fortsetzen werde und spricht ihm seine Zuneigung aus.
Fol. 74% Stück CXXI, ohne Datum (1417, December),
Constanz. König Sigismund versichert dem Könige Heinrich V.
von England in Erwiderung seines Briefes vom 30. September,
den er am 30. November erhalten hätte, dass er gern in Person
zu dem verabredeten Unternehmen erschienen wäre, wenn ihn
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nicht die ÄDgelegenheiten des Concils abgehalten hätten; er
werde aber, wenn diese erledigt sind, nicht fehlen.
Fol. 75%' Stück CXXII, 1440, 2. Januar, Tonon. Papst
Felix V. schreibt dem Baseler Concil, dass er die auf ihn ge-
fallene Wahl annehme. Weggelassen.
Fol. 75% Stück CXXIII, ohne Ort und Datum. Jemand
appellirt an das Baseler Concil, dessen Deputationen für die
Parrochialkirche von Neumagen einen Johann de Rewe vor-
geschlagen haben, darüber, dass die Collatoren an Stelle des-
selben Johann Slitzenrod in die Parrochie eingesetzt haben;
er bäte für Johann de Rewe, Weggelassen.
Fol. 76% 77% Stück CXXIV, ohne Ort (Strassbui^?) und
Datum. Der Dechant Heinrich de Hevey, der Scholasticus
Friedrich von Leiningen, der Schatzmeister Ludwig de Bitis,
Archidiacone von Strassburg, setzen den Vogt der Strassburger
Kirchen Hermann Ritter aus Urendorf wegen seiner vielen
Vergehen vom Amte ab. Weggelassen.
Fol. 77% 2 Stück CXXV, ohne Ort und Datum. Appellation
des Priesters Johannes von der Gerechtigkeit Gottes zu dessen
Erbarmen. Kanzlistenspielerei. Weggelassen.
Fol. 78% Stück CXXVI, ohne Ort und Datum. Christi
Erbarmen wird dem Bittsteller gewährt. Weggelassen.
Fol. 79% 3 Stück CXXVII, 1455, IL Mai, Strassburg.
Ritter Theobald von Mülnheim, Bürgermeister, und die Raths-
herren von Strassburg ertheilen dem Caplan und Orgelbauer
Peter Gener, der nach England und in andere Länder behufs
Ausübung seiner Kunst reisen will, einen empfehlenden Geleits-
brief. Weggelassen.
Fol. 80% 4 Stück CXXVin. Begrüssungsformel für einen
geistlichen Gesandten des Papstes. Formelhaft. Weggelassen.
Fol. 80% 5 81% 6 Stück CXXIX, 1460, 27. April, Siena.
Papst Pius n. verleiht der Kathedrale von Basel einen Ablass,
dessen Erträge zum Ausbau und Schmuck derselben verwendet
werden sollen. Weggelassen.
1 Eine ganz andere Hand.
^ Eine andere Hand, es scheint die von 62 an.
3 Wieder eine andere Hand.
* Einige Zeilen, der Rest der Seite leer. *
* Andere Hand, mit gemalter Initiale.
G 81% Ö2»»> und 83» leer gelassen.
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21
Fol. 83^ « Stück CXXX, 1454, 9. November, in castro
Nandoralbensi (Belgrad). Johann Hunyady, Generalcapitän von
DDgam, berichtet dem Kaiser Friedrich III. über einen er-
rungenen Sieg. Gedruckt bei Pray, Ann. Hang. III, 145.
Katona Hist. crit. XIII, 963. Weggelassen. Nur die Notiz der
üeberschrift findet sich in den Drucken nicht. ,Copia literae
missae ad imperatoriam majestatem per gubernatorem Hungariae
de Novis, recepta in Nova civitate penultima Novembris.'
Fol. 84^ Stück CXXXI, (1454, October, Frankfurt).
'Beschlüsse des Frankfurter Reichstags (vom 29. September 1454).
In deutscher Sprache bei: Koenig v. Koenigsthal, Nachlese in
den Reichsgeschichten unter Kaiser Friedrich III. p. 48—51.
Hof 1er, Das kaiserliche Buch, p. 35, von dem Passus: ,von
Schickung des allmechtigen^ an. Vgl. auch daselbst die Anm.
Lateinisch auszüglich bei: Pray, Ann. Hung. III, 150. Katona,
Hist. crit. XIII, 969.
Fol, 8b\ Stück CXXXII, 1454, 14. April, in civ. Rostil-
densi. Erwiderung König Christians von Dänemark auf das
Ausschreiben Kaiser Friedrichs zur Theilnahme an einem
Kreuzzuge wider die Türken und zur Hilfe für den deutschen
Orden. Gedruckt in: Aeneae Sylvii Opera, Basel 1571, Fol. 658.
Müller^ Reichstags-Theatr. I, 485. Weggelassen.
Fol. 86\2 Stück CXXXIII, (1432?), 4. Mai, Vienne.
König Karl VI. von Frankreich schreibt dem Könige Sigis-
mundy dass die Beschwerden einiger Strassburger über Ver-
gewaltigung durch seinen Unterthan Mattheus Heron unbe-
gründet seien, und erzählt den Hergang der Sache. Weggelassen.
Fol. 87% Stück CXXXIV, ohne Ort und Datum (1416,
Juni, London). Entwurf von Friedenspräliminarien zwischen
Frankreich und England, vermittelt durch den römischen König
Sigismund. Vgl. Le religieux de St.-Denis ed. Bellaguet VI, 18 flF.
Fol. 87% Stück CXXXV, (1416), 7. Juli, Paris. König
Karl VI. von Frankreich stimmt dem ihm überreichten Prä-
liminar-Entwurf zu, und ermächtigt den Kammerherrn v. Qaucourt
zu weiteren Erläuterungen.
Fol. 88»% Stück CXXXVI, (1416), 13. August, Paris.
König Karl VI. von Frankreich gibt dem Könige Sigismund
' Eine andere Hand.
* Hahdwechsel, und zwar die Hand von 62 If.
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22
einen genauen Bericht über die Verhandlungen von Beauvais
und über die Gründe seiner Sinnesänderung.
• Fol. 88*» bis 93% Stück CXXXVII, 1416, 6. September,
Calais. König Sigismunds Denkschrift an König Karl VI. von
Frankreich über alle Verhandlungen in Sachen seiner Ver-
mittelung zwischen Frankreich und England.
Fol. 93^ Stück CXXXVIII, ohne Datum, Calais. König
Sigismund schreibt an die Königin Elisabeth (sie !) von Frank-
reich im Sinne der obigen Denkschrift.
Fol. 94»^ Stück CXXXIX, ohne Ort und Datum, ,dat/
ut supra'. König Sigismund schreibt an den König Ludwig
von Sicilien und Jerusalem im Sinne der obigen Denkschrift.
Fol. 94^ bis 96% Stück CXL, ohne Datum, Canterbury.
König Sigismunds Bericht an den Herzog Wilhelm von Holland,
den Grafen von Hennegau über den Abbruch der Verhand-
lungen zwischen Frankreich und England.
Diese Uebersicht zeigt aufs deutlichste, dass das eigent-
liche Kanzleibuch Sigismunds nur die Nummern I bis CXXI
umfasst, denn obwohl die letzten Nummern CXXXIH bis
CXL gleichfalls entweder Briefe von Sigismund oder solche
an ihn enthalten, so fallen sie doch alle in das Jahr 1416,
von welchem in dem Haupttheil sich nicht einer findet, und
sind offenbar unter dem Gesichtspunkt einer einzelnen poli-
tischen Frage — der Vermittelung zwischen England und
Frankreich — zusammengefasst und der ursprünglichen Samm-
lung nur hinzugefügt worden. Die Nummern CXXH aber bis
CXXXni haben sichtlich gar keine Beziehung mehr zu Sigis-
mund und sind in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahr-
hunderts von verschiedenen Leuten auf die leergebliebenen
Blätter geschrieben worden, was aber gar nicht hindert, dass
sich darunter manches wichtige Stück befindet.
In dem Haupttheil aber nehmen von den datirten Briefen
den weitaus überwiegendsten Raum die Stücke aus dem Jahre
1417 ein. Die Ausnahmen sind sehr gering an Zahl und
scheinen, wofern sie nicht auf Friaul bezüglich sind und aus
dem Jahre 1413 stammen, mit Actenstücken aus dem Jahre 1417
in einem Zusammenhang zu stehen. Die eine Urkunde von
1369 von Karl IV. (Nr. XCIV), welche, beiläufig bemerkt,
einen interessanten Aufschluss über die Lehre der Begharden
liefert, steht ganz isolirt da, und dürfte einen Zusammenhang
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23
nur mit den beim Concil gepflogenen Verhandlungen über Aus-
rottung der Ketzerei haben^ Die Urkunde über die Stiftung
des Draehenordens (Nr. XC) von 1408 scheint mit der Er-
theilung dieses Ordens an Bertoldo Orsini, den Grafen von
Sovana (Nr. LXXXII) in Verbindung zu stehen. Zwei Ur-
kunden stammen aus dem Jahre 1412, von denen die eine, die
Abschaffung der Reichsvicariatsrechte namentlich in Savoyen
betreffend (Nr. LXXVII), mit der Erhebung Amedeos von
Savoyen zum Herzog, an welche sich 1417 eine vielfaltige
Correspondenz knüpfte, und die andere, die Aussöhnung mit
König Wenzel betreffend (Nr. LXXXI), mit den im Concil
hervorgetretenen Tendenzen, dem böhmischen König den Pro-
zess zu machen, Connex haben dürfte. Aus dem Jahre 1413
hegen vier Urkunden vor (Nr. LXXVIII, LXXIX, LXXX,
XCI), zwei datirt, zwei zwar undatirt, aber in Udine aus-
gestellt, wo Sigismund nur 1413 sich aufhielt. Sie stehen mit
den andern auf Friaul bezüglichen aus dem Jahre 1417
(Nr. XXIV, LXVII), respective mit der Wahl liudwigs von
Teck zum Patriarchen von Aquileja in Berührung. Dem Jahre
1415 gehören drei Briefe an, die Regalienertheilung an Bischof
Theobald von Be8an9on (Nr. XII), der bekannte Unterwerfungs-
brief des Papstes Johann XXIII. an Sigismund aus Kadolfszell
(Nr. XXXVII) und die zwar undatirte, aber sicher nur in
diesem Jahre ertheilte Vollmacht König Wenzels an Sigismund,
beim Concil für die Union in seinem Namen zu wirken
(Nr. XXXVIII), durch welche die Angaben Palacky's, Gesch.
Böhmens III, 1, p. 358 über das Verhältniss der beiden Brüder
beim Beginn des Concils richtig gestellt werden. Es ist nicht
schwer, in den Vorgängen des Jahres 1417 auch für diese
Actenstücke die Berührungspunkte zu finden. Aus dem Jahre
1416 enthält der Haupttheil nicht eine einzige Urkunde, wohl
aber sind alle Stücke aus dem letzten Appendix ausschliesslich
aus diesem Jahre. — So viel von den datirten Urkunden. Bei
den undatirten Urkunden lässt sich nur bei einer verhältniss-
mässig geringen Anzahl mit einiger Sicherheit das Jahr der
Ausstellung combiniren, aber sowohl in diesen wie in den rück-
sichtlich der Zeit gar keinen festen Anhaltspunkt bietenden
Stücken findet sich wenigstens kein Umstand, der darauf hin-
deutete, dass irgend eine Urkunde in eine andere Zeit als in
das Jahr 1417 zu setzen wäre. — Daraus ergibt sich nun klar.
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24
dass unsere Handschrift aus drei Theilen besteht, aus einem
Eanzleibuch König ^gismunds aus. dem Jahre 1417, aus einem
Appendix vom Jahre 1416, zwischen welchen sich einige Ur-
kunden aus späteren Jahren des fünfzehnten Jahrhunderts finden.
Bei dieser Concentration der Sammlung im Wesentlichen
auf ein Jahr, und überdies auf ein so wichtiges Jahr in der
Regierungsepoche Sigismunds würde ihr Werth sehr beträcht-
lich sein, wenn sie ein vollständiges Abbild der Geschäfts-
thätigkeit der kaiserlichen Kanzlei in diesem Zeitraum dar-
böte. Aber einmal ist das, was vorliegt, nur ein zu formalen
Zwecken gemachter Auszug aus den eigentlichen und amtlichen
Kanzleibüchern, und zweitens ist, abgesehen von diesem Zweck,
weder ein systematischer, von den Gegenständen oder Em-
pfangern hergeleiteter Gesichtspunkt, noch ein chronologischer
Faden in der Anordnung der Schriftstücke zu erkennen. Auf
der anderen Seite aber birgt die Sammlung doch trotz der
durch ihren Charakter als Abschrift bedingten Einschränkungen
einen nicht gar zu gering anzuschlagenden Gewinn. So reich-
lich auch die Quellen für diesen Zeitabschnitt fiiessen, insofern
zu der erregteren spontanen Schriftstellerei noch die Concil-
relationen treten, so sehr wird dennoch immer noch ein Mangel
an den urkundlichen Beweisstücken empfunden. Es macht
doch einen wesentlichen Unterschied, ob wir von den Ver-
handlungen zwischen dem römischen Könige und den Cardi-
nal en über die Assecuration des Concils vor der Papstwahl
nur durch Pulka*s Referat an die Wiener Universität Kenntniss
erhalten, oder ob uns die Entwürfe selbst vorliegen, um die
man discutirte und feilschte. Und so in vielen anderen Be-
ziehungen. Dann aber liegt es in der Natur des Concils, als
Forum der grossen kirchenpolitischen Interessen, dass dadurch
geringere und rein politische Angelegenheiten, von denen
manche die kaum beachteten Anfilnge erheblicher Erscheinungen
der folgenden Zeit sind, in den Hintergrund gedrängt und von
dem Antheil der Berichterstatter ausgeschlossen werden. Gerade
in dieser Richtung wird die vorliegende Sammlung Ergänzungen
und Erläuterungen des bereits bekannten Materials bieten, und
unter diesen Gesichtspunkten ist die VeröflFentlichung unter-
nommen worden.
Gegenüber der ganz unsystematischen Reihenfolge der
Briefschaften schien ein blosser Abdruck, wenn auch mit
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25
erläuternden Bemerkungen, sich nicht zu empfehlen. Einen
Ueberblick über die Reihenfolge der Stücke in der Handschrift
gibt ja das vorangestellte Verzeichniss. Eine chronologische
Anordnung Hess sich, da nur 71 Nummern datirt und 69 der
bestimmten Datumsangabe entbehren, nicht wählen, zumal über-
dies noch ein Theil der datirten Urkunden auszuschliessen
war. Von den 140 Schreiben, welche die Handschrift enthält,
haben wir im Ganzen 73 Stücke ausgeschieden, und zwar als
schon gedruckt 14 Stück, die Nummern XXII, XXIII, XXXVH,
LXXIV, LXXV, LXXXI, XC, XCV, XCIX, C, CVI, CXXX,
CXXXI, CXXXII; ferner als formelhaft 13 Stück, die Nummern
V, VI, VIII, IX, X, XIII, XVI, XX, XXX, XXXII, LVI,
LVIII, CXXVIH; dann inhaltsleere Stilübungen der Kanzlei-
beamten 7 Stück, die Nummern XL, L, LI, LVII, CVIII,
CXXV, CXXVI, und endlich solche Urkunden, die nicht
wichtig genug erschienen, um ihrem ganzen Wortlaute nach
mitgetheilt zu werden, und deren Inhalt bereits durch die
Regesten hinreichend gekennzeichnet ist, 39 Stück, die Nummern
II, III, XII, XV, XVUI, XIX, XXI, XXVI, XXVII, XXXVI,
XLIV, XLVIII, LH, LIII, LIV, LXI, LXII, LXIV, LXVI,
LXXXII, LXXXIII, LXXXIX, XCIII, XCVIII, CI, CII, CIV,
CVII, CIX, CXIV, CXV, CXVI, CXIX, CXXII, CXXIII,
cxxiv, cxxvii, cxxix, cxxxni.
Den Rest von 67 Urkunden zerlegte ich in Gruppen nach
Massgabe der Gegenstände, auf welche sie sich beziehen, und
stellte
in die Gruppe A: die direct das Concil betreffenden Schreiben,
„ „ „ B: die das Reich angehenden Stücke, .
„ „ „ C: die nach Savoyen gerichteten,
„ . ^ „ D: die Friaul und Italien betreffenden,
„ „ „ E: die auf die Vermittelung zwischen England
und Frankreich bezüglichen,
„ „ „ F: die Ungarn,
„ „ „ G: die Polen betreffenden Stücke,
„ „ „ H: als Anhang die nicht von Sigismund aus-
gehenden oder an ihn gerichteten Schreiben.
Innerhalb der einzelnen Gruppen, denen auf das Noth-
wendigste beschränkte Erläuterungen vorangestellt sind, ist, wo
irgend möglich, die chronologische Reihenfolge durchgeführt.
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26
Behufs Erleichterung des Citirens ist den Urkunden eine
durchlaufende Nummerirung gegeben.
A. Das Concil.
Schon wegen ihrer unmittelbaren Beziehung auf das Concil
selbst dürften die unter dieser Rubrik vereinigten Stücke neben
den englisch-französischen als die bedeutendsten der Sammlung
angesehen werden. Namentlich wird gerade diejenige Phase
durch sie einigermassen aufgehellt, die einen der wichtigsten
Wendepunkte im Verlauf der Versammlung einschloss. Der
ganze Ausgang des Concils und namentlich die glückliche
Lösung der Papstwahlfrage beruht auf dem am 12. Juli 1417
zwischen dem römischen Könige und dem CardinalcoUegium
geschlossenen Compromiss. Allerdings war der Wortlaut des-
selben schon durch den Bericht an die Kölner Universität be-
kannt; ' aber einmal nur in der Reversalform der Cardinäle,
dann ohne Datum, und wie die Ueberschrift an dem citirten
Orte lautet, ,sine titulo'. Hier haben wir (Nr. XXXI [7]) die
Urkunde des Königs mit den Namen der paciscirenden Car-
dinäle und der Bürgschaft leistenden Würdenträger. Die kleinen
Abweichungen im eigentlichen Text haben keine sachliche Be-
deutung. Aber bekanntlich erzählt Peter de Pulka in seinem
Schreiben an die Wiener Universität vom 20. Juli 1417, ^ was
für ein Schmerzenskind und was für eine Schwergeburt dieser
Compromiss war. Die Bedingung zu seinem Abschluss war
der am 11. Juli 1417 an den Kirchen thüren und Strassenecken
von Constanz angeheftete Securitätsbrief, dessen Wortlaut, so
viel ich weiss, durch unsere Handschrift bisher allein uns
übermittelt wird (Nr. XXXIX [6]), und zwar mit dem Datum
(9. Juli) und den verbürgenden Persönlichkeiten. Auffällig 'ist
nur, dass Pulka angibt, die Discussion über den Securitätsbrief
habe sich vorwiegend um die Worte ,salvis decretis concilii^
gedreht, und diese seien dann in dem endgiltigen Text weg-
gelassen worden, während doch unsere Urkunde, wenn schon
nicht eben diese Worte — diese waren in dem früheren
^ Bei Martene Thesaurus U, 1678.
2 Ed. Firnhaber im Archiv für Kunde österreichischer Geschichtequellen
Bd, XV, p. 54 f,
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Entwürfe auch nicht gebraucht — doch eine den Sinn analog
wiedei^bende Phrase hat : ,per preznissa . . . non intendimus
sicut nee debemus decretis statutis seu ordinacionibus hujus
sacri concilii factis vel fi^ndis in aliquo derogare, sed ea
omnia . . . pro viribus defensare^ Man würde dadurch zu dem
Schluss gefuhrt werden, dass auch die Urkunde vom 9. Juli
noch nicht die zwei Tage darauf angeheftete sei, obgleich die
Wahrscheinlichkeit wenig für diese Vermuthung spricht Nament*
lieh, meine ich, würde der Verfertiger oder Abschreiber unsemr
Handschrift, der über die beiden ersten Entwürfe (Nr. XXXIII
[4] und XXXIV [5]) das charakteristische ,8ed nondum transivit'
gesetzt hat, sicherlich nicht verfehlt haben, zu der Ueber-
schrift ,A8securacio data' etc. den Beisatz zu machen, wenn
auch diese nur ein Entwurf geblieben wäre. Ist Pulka gut
unterrichtet, und hat man in der That nur um das ,Balvis de-
cretis concilii' gestritten, dann würde gegen den zweiten Ent-
wurf (Nr. XXXIV [5]) diese Einwondung nicht gemacht worden
sein, denn dieser hat in der That weder die beanständeten
Worte noch eine sinngemässe Wendung. Und dennoch steht
über demselben ,sed nondum transivit'. Aber dieser Entwurf
hat überhaupt einen von den beiden anderen Urkunden wesent-
lich abweichenden Charakter, insofern er nicht insgemein den
Theilnehmern des Concils ein freies Geleit ertheilt, sondern
sich nur auf die Gesandtschaft der Königin Johanna von Neapel
bezieht, und ausdrücklich die Bemerkung an der Spitze trägt,
dass er eigentlich überflüssig wäre, denn allen das Concil Be-
suchenden oder an den König Werbenden sei ein für alle Mal,
so lange die Versammlung andauert, freies Geleit und Sicher-
heit verbürgt. Dies war in der That nach Pulka die Argu-
mentation des Königs, die er der Zumuthung einer erneuten
Securitätsertheilung entgegenhielt. Nach diesem Gewährsmann
war der ganze Zwist von den Franzosen und Italienern zu
Gunsten der neu eintretenden Spanier, besonders der Castilier,
angeregt worden. Um aber den oppositionellen Nationen die
Vorwände zu nehmen, reichte Sigismund den Cardinälen einen
Securitätsbrief ,in plenissima forma' ein. Wir dürfen wohl an-
nehmen, dass das, was unsere Handschrift (Nr. XXXIII [4])
bietet und mit ,litera salviconductus in pleniori forma' bezeichnet
— in der That ausfuhrlicher als die Urkunde vom 9. Juli —
eben dieses weitgehende Angebot des Königs enthält. Dagegen
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sollen nun nach Pulka die Cardinäle den Einwand erhoben
haben wegen des jSalvis decretis concilii'. Man versteht nun
aber nicht; was die Cardinäle, vorausgesetzt sie wären so eines
Sinnes gewesen, wie es dort dargestellt ist, veranlasst haben
mochte, an einer Clause! Anstoss zu nehmen, die eigentlich
gar nicht zu umgehen war. Auch die Annahme eines tief-
gehenden Bewusstseins, dass sie mit dem Concil in unlösliche
und daher für ihre Sicherheit bedrohliche Widersprüche ge-
langen könnten, dass somit der König in die Lage gebracht
werden könnte, das Collegium wider das Concil selbst in Schutz
nehmen zu müssen, erscheint doch nicht als ausreichend, denn
da der Securitätsbrief doch in erster Reihe dem Concil selbst
galt, wäre die Verschweigung seiner natürlichen Prärogative
denn doch mehr als sonderbar. Aber wenn man erwägt, wie
summarisch Pulka*s Bericht ist, und wie es ihm gerade in
diesem Falle mehr darauf ankommt, die Thatsache des Streits
als dessen Gründe zu constatiren, so darf man wohl folgern,
dass der von ihm mitgetheilte Einwand nicht der einzige, nicht
von Allen erhobene und vielleicht auch nicht einmal der
wichtigste gewesen ist. Es liegt nahe zu glauben, dass einzelne
Stimmen sich dafür erhoben haben werden, nur dem eigent-
lichen Bedürfniss, das ist für die neu hinzukommenden Gesandt-
schaften, der Castilier, Arragonier und Neapolitaner, entgegen-
zukommen, dagegen die allgemeine Unterlage, auf welcher der
bisherige Sicherheitsstand des Concils beruhte, nicht durch
eine Erneuerung zu erschüttern. Es mag die Besorgniss wach
geworden sein, dass eine derartige neue Verleihung in Ver-
bindung mit dem Eintritt so vieler neuer Elemente, ja einer
ganzen neuen Nation dem Wesen der Continuität Eintrag thun
und die bisherige Thätigkeit des Concils in eine Sphäre
geringerer Geltung herabziehen könnte. Solchen Erwägungen,
die jedenfalls ebenso wenig allgemein getheilt wurden, kam
nun, wie ich glaube, die uns in Nr. XXXIV [5] vorliegende
Form entgegen, die, wie schon die Ueberschrift erweist, nur
als ein Typus der Briefe, die für die übrigen neuen Ankömm-
linge ertheilt wurden, anzusehen ist. Sie genügte nicht, und
es wäre nicht schwer, die Ablehnungsgründe der Opposition
ebensowohl als der neuen Gesandtschaften aufzuzählen, und so
griff man wieder zu der ursprünglichen, von Sigismund unter-
breiteten Form zurück, die nur knapper und concreter gefasst,
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and in welcher der Prärogative des Concils nur in einer blassen
Formel gedacht wurde.
Ausser dieser um den Compromiss und den bedingenden
Geleitsbrief sich drehenden .Gruppe von Urkunden gibt unsere
Handschrift aus den Frühlingsmonaten des Jahres 1417 einige
Gorrespondenzen mit den spanischen HöfeU; deren Stimmung
eben damals besonders gepflegt werden musste (Nr. XLI [2],
XLU [3]); sowie aus dem Sommer einen sehr merkwürdigen
Brief an Giovanni da Vico (Nr. LXXII [8]), welcher zeigt,
welche Besorgnisse mitten in die Kämpfe über die sogenannte
Prioritätsfrage hineinspielten, und dass diejenigen, welche vor
Allem auf die Papstwahl drangen, ein Mass von Recht aus
der Haltung Benedicts XIII. ableiten konnten. An die Spitze
der Gruppe setzen wir eine jedenfalls in den ersten Anfängen
des Concils von König Wenzel von Böhmen an seinen Bruder
ertheilte Vollmacht, deren Sprache angesichts der wirklichen
Lage eine eigenthümliche Ironie an sich trägt.
1. (XXX Vm.) (1415?)
Rex Bohemie dedit omnimodam potestatem tractandi in concilio
Constanciensi pro unione fienda regi Romanorum cum quibus-
cumque personis cujuscunque Status existant.
Serenissime princeps, frater charissime! Ab eo tempore
quo nos licet immeritos omnipotens Deus orbis voluit preesse
regimini, ad hoc frequenter nostra suspiravit intencio et inerat
nobis cura potissima, ut ad tollendas in ecclesia Dei dampnosas
divisionum scissuras et reprimendos atque confutandos schisma-
ticorum errores totis insistere conatibus debeamus, sed ecce
agendorum pregrandium improvisa varietas guerrarum et sedi-
cionum continuata disturbia que de innata nobis mansuetudine
semper odivimus, dummodo pacifice regnare possemus, non
solum nostro aditum precluserunt itineri verum eciam vim
facere compulerunt nostre proprio voluntati. Itaque serenissime
princeps, precharissime frater, ad hoc ut schismaticorum hujus-
modi et hostium ecclesie deprimatur improbitas confundatur
rebellis infamia et ad laudem omnipotentis Dei ecclesia ipsa
multis, ut premittitur, injuriis et opprobriis lacessita ad pristinam
redeat unitatem ob frateme dileccionis zelum ex fervore
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charitatis intrinsece procedentem, cumque nos ad invicem alti
sanguinis junxerit idemptitas^ cum eciam pro eo^ quod orthodoxe
fidei cultum ecciesie Romane sancte honorem imperii sacri
profectum et pacem simul ac tranquillitatem una nobiscum
parili et concordi voto vos zelare conspicimus, animo deliberato
sano principum ecclesiasticorum secularium comitum baronum
procerum nostrorum et imperii sacri fidelium prooedente con-
silio de plenitudine Romanorum et Bohemie regio potestatis
et de certa nostra sciencia vobis dedimus concessimns et dona-
vimus damus concedimus et donamus virtute presencium in vos
transferimus pienam expressam et omnimodam auctoritatem et
potestatem de et super unione sacro-sancte Romane ecciesie
cum quibuscunque personis cujuscunque eciam dignitatis
preheminencie Status et honoris existant tractandi agendi con-
cludendi disponendi et finiendi^ prout opus fuerit et vobis vide-
tur expedire, nee non omnia alia et singula agendi disponendi
tractandi concludendi et finiendi que in premissis fiierint
necessaria seu quomodolibet opportuna, eciamsi mandatum
exigant speciale, ratum gratum atque firmum habentes et habere
volentes quicquid per vos fratrem nostrum charissimum in
premissis actum factum gestum fuerit et conclusum, supplentes
nihilominus omnem defectum, si quis in presenti nostro pro-
curatorio seu mandato compertus fuerit, de plenitudine ejusdem
nostre regio majestatis, presencium etc. cum majestate etc.
2. (XLI.) Constanz, 4. Mai (1417).
Sigismund dankt dem Könige Alfons von Arragonien und
Sicilien für seinen Eifer für das Concil.
Serenissimo principi Alfonso dei gracia Arragonie et
Sicilie regi etc. fratri nostro charissimo Sigismundus eadem
gracia etc. salutem et boni operis ac vitefere diligencie et
sollicitudinis cum Corona et fructu perseverancie assecucionem.
Serenissime princeps ac frater noster charissime ! Fraternitatis
vestre vota preclara sie claris evidencium operum clarent.
effectibus quibus sub regio titulo regi regum et sponse sue
sancte militanti ecciesie tamquam fidelis et prudens duliam
exhibetisplacituram sicque defulgenti fame vestre fulgore in domo
domini Sabaoth tanquam lucerna claritatis lumine corruscans
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prefulgetis; quod ad decantandum novam alÜBsimo canticum
qui ad sue exaltacionem et ereccionem sancte matris et uni-
versalis ecclesie in nobis magnifica Operator; gloriosa enim de
Yobis dicta sunt; vos siquidem quem dominaneium dominus
multis decoravit titulis inter ceteros regio dignitatis participes
singularem non indigne preconiis humanis extollens non solum
paterne hereditatis sed et laudabilis propositi et execueionis
negociorum unionis ecclesie sancte Dei successorem et secta-
torem a cunctis audientibus predicari singulariter promeruistis
et juvari devotis et piis christicolarum intercessionibus apud
bonorum omnium largitorem, ut ipse qui hujusmodi vota sua
benignius vobis inspiravit, pius et misericors prosequatur eciam
adjnvando, quatenus sie bene ceptis inhereatis sie insistatis,
quod idem vos post decursa feliciter presentis vite curricula
mnltiplicatis intercessoribus in dilecta sua tabemacula intro-
dncat. Cesserunt nobis profecto ad gaudii et exaltacionis
mnlte materiam ea quo nobilis et spectabilis Reymundus
Xeemar (sie !) * miles ambasciator et orator vester ad saorum
Constanciense concilium destinatus vestri zelator honoris ad
yestri exaltacionem nominis et magnitudinis vestre laudem nobis
ad partem reservavit illaque facunde recensuit et fecunde ac
prudenter recitavit celsitudinem vestram regiam ad instar vestri
progenitoris beate remiuiscencie devocionem sinceram et in-
tencionem puram et inalterabilem erga Deum et unionem sancte
matris et universalis ecclesie incessanter habuisse hactenus et
constanter habere volle indefesso proposito in futurum quodque
intentis studiis ecclesie sancte matris nostre et totius christiani-
tatis conunoda et prosperitatem nee non exterminium et impugna-
cionem infidelium crucis vivifice et nominis Christiani emulorum
prosequi votive desideratis. Oblacionem itaque circa premissa
exhibitam eo chariori suscepimus affectu, quo offerentis libe-
ralitatem uberiorem experimur, circa quidem vestrum laudabile
propositum vestram regiam prudenciam dignis in domino lau-
dibus extoUentes dignetur idem ipse, in cujus manu regum
corda consistunt et ubi voluerit ea pro beneplacito sue volun-
tatis inclinat, serenitatem vestram regiam in hoc ardore fidei
in hac devocione mentis in hoc integre sinceritatis studio
1 Für Xatmar. VgL Harduin Act. con. Vill, 621, auch Xantinar oder Zatmar
das. 626 oder Ajimar 867.
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perseveranter conservans virtutibus vestris semper adjiciet et
successivis adaugebit incrementis, ut optamus etc. Datum Con-
stancie quarto die Maji etc. etc.
3. (XLII.) Constanz, 4. Mai, (1417).
Sigismund dankt den Käthen der Könige von Arragonien und
Castilien für ihren Eifer für das Concil.
Sigismundus etc. Magnifice ^ nobilis sincere dilecte !
Nnper allatas nobis tue sinceritatis literas solita recepimus
benignitate et tenore ipsarum inspecto hilariter intelleximus
continencias earundem, considerantes profecto ab olim virtutum
eminenciam quibus per^onam tuam pre tuis participibus largitor
bonorum omnium affluenter insignivit et fructus laudabiles quos
in prosecucione et direccione negociorum unionis sancte matris
et universalis ecclesie utique cunctis qui Christiano censentur
nomine necessarie produxere tui labores et studia frequenti
meditacione pensantes sie illa precordiis nostris impressimus sie
ea consignata semper habuimus in memorie archivo, quod conti-
nuatis ad te imo auctis continue charitatis affectibus firmiter tenui-
mus et tenemuB, ut qui te ab exordio negociorum unionis eccle- ^
siastice reddidisti multipliciter approbatum, sie ipsa salutifere
dirigendo quod eidem ecclesie sancte Dei ac toti christianitati
per utilia opera et laudabilia exempla proficeres et prodesses
et quo magis peculiarem ipsius agrum excoleres, eo graciores
sibi manipulos fructuose messis afferres, apud Deum futurus
exinde gracior majora tibi premia comparares et apud homines
majores laudis titulos habiturus eoque pateret lacius tuorum
1 Die Adressen, an welche dieses Schreiben augenscheinlich in doppelter
Ausfertigung erging, sind unten angegeben. Der Rath des Königs von
Arragonien, der Berengarius de Baydaxinio ist Ber. de Bradoxino, vgl.
Harduin, Act. Con. VIII, 603, wo auch die Lesarten Bardoxino und gar
Prexda aus den Handschriften angeführt werden. — Was den Rath des
Königa von Castilien betrifft, so findet man in der castilischen Gesandt-
schaft zwei des Namens Didacus; der eine war episcopus Conchensis
und war zwar consiliarius, aber ist hier offenbar nicht gemeint; der
andere ist Didacus Fernandi de Valle Oleti decretorum doctor ecclesie
Palentine decanus. Was soll aber der hier vorkommende Zusatz de
Quenonis bedeuten? Auch ist hier keine Andeutung, dass der Adressat
ein Geistlicher sei. Vgl. Harduin, A. c. VIU, 828.
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claritas meritorum. Licet autem nos ad hujusmodi instigacionem
induxerit Bingularis dileccionis quam ad te gerimus prerogativa^
licet ad id ecclesiastice unionis et felicis consumacionis pleni-
tudo ac christianitatis commoda invitaverint, supervacuumque
videatur te exhortationibus instigari, cum ex innata tibi clari-
tate virtutum nullis eciam incitamentis exterioribus pulsatus
ad ea que hujusmodi negociorum altissimo largiente jam ad
finem prosperum vergencium apta sunt, sectando et que inimica
respuendo tua probata prudencia perturbare tam salutaria ne-
gocia molientibus ex adverso ostendens opponeres te murum
firmum et taudabile principium laudabiliori continuacione et
boni operis per^everancia, felicissimum producis et promoves
coDsumacionis desiderate et integritatis ad effectum. Ceterum
ad tue sinceritatis personam concepte dileccionis constanciam
continuantes volumus, ut in tuis et tuorum negociis nos jugiter
prompta securitaite requiras promptitudinem liberalitatis nostre
et favoris revera percepturus. Datum Constancie quarto die Maji.
Magnifico et nobili Berengario de Baydaxinio (sie!)
juris utriusque doctori Serenissimi principis regis Arra-
gonum etc. fratis nostri charissimi consiliario nobis sin-
cere dilecto.
Magnifico et nobili Dydaco Ferdinandi de Quenonis
(sie!) Serenissimi principis regis Castelle etc: fratris nostri
charissimi consiliario nobis sincere dilecto.
4. (XXXni.) (Constanz, Juni 1417.)
Litera salviconductus in pleniori forma, sed nondum transivit.
Sigismundus etc. universis et singulis presentes inspecturis
graciam regiam et omne bonum! Altissimo debitum reddere
ac ipsius placacionem invenire posse compertum habemus, si
ea que sponse sue sacrosancte preciosissimi sanguinis agni im-
maculati effusione sibi consecrate ecclesie videlicet matris nostre
congruis prosequamur favoribus ac studiis veneremur graciosis.
Medltacione itaque sedula pensantes, quam sincere quam vera-
citer, quamque libere ecclesie predicte negocia potissime:
ArebiT. Bd. LIX. I. Hüfte. 3
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Bchismatis inveterati eandem pluribus jam lustris satore zizanie
procurante latescentis sedacio; unio desideratbsima ejusdem,
reformacioque ipsius ecclesie in capite ao membriS; et heresum
ac errorum extirpacio procorari traotari fieri et expediri debeant,
quantisqae favoribus sunt prosequendi reverendiBsimi et vene-
rabiles patres prelati nobiles doctores et alii egregü viri; qui de
Omnibus ferme christianitatis partibus predictorum expedien-
dorum causa ad nostram Constanciensem civitatem provincie
Moguntinensis concilii generalis celebrandi vel Romanam curiam
sequendi gracia convenerunt et eciam convenient, quantaque
securitate gaudere et quam plenaria libertate frui d^eant;
idcirco ob altissimi honorem fidei orthodoxe exaltacionem et
ecclesie reformacionem ac augmentum et in favorem desidera-
tissime unionis predicte omnes et singulos de quibuscunque
regnis terris provinciis et dominus existant et cujusvis Status
condicionis aut preheminencie fuerint sive sint, summus pontf-
fax cardinales patriarche archiepiscopi episcopi abbates decani
prepositi archidiaconi aut dignitates aliquas seu beneiicia eccle-
siastica regalia aut secularia obtinentes aut eciam magistri vel
doctores seculares queque, sive sint principes reges duces
marchiones comites aut eorundem legati seu ambasciatores aut
procuratores seu nuncii milites nobiles aut alii cujuscunque
Status homines una cum familia rebus et bonis ac generali ter
omnes et singulos qui ad dictum sacrum generale concilium
vel Romanam curiam venerunt et venient, alias securitates per
nos super hec datas renovantes approbantes et ampliantes per
presentes in nostris suscepimus et esse voluimus et de gracia
speciali suscipimus et esse volumus sälvaguardia et proteccione
specialis eisdem et eorum singulis liberam deliberandi ac ut
voluerint exponendi et peragendi circa predicta et ea quomodo
libet tangenoia^ presertim circa eleccionem futuri summi ponti-
ficis facultatem ipsisque et eorum cuilibet generaliter et in-
distincte veram sinceram eis ac plenariam concedentes ex nunc
tenore presencium securitatem tam stände quam morando eundo
de die ac nocte per terram et aquam recedendo et revertendo
a die dati presentium usque ad complementum sex mensium
prefati aacri concilii sive finem immediate sequencium^ non
obstantibus quibuscunque confederacionibus pactis conven-
cionibus aut ligis cum quibuscunque personis cujusvis prehe-
minencie Status aut gradus eciamsi regali prefulgeut dignitate
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per no6 initie aut factis^ eciamsi juramento aut alia quavis
promissione vallate extitissent; non obstantibas eciam quibus-
cunque debitia preterquam per predictos aut eorum quemlibet
a tempore congregacionis dicti sacri concilii personaliter aut
procoratorio nomine eorundem legitime in Alamania contractis
aut eciam contrahendis seu guerria repressaliis inimiciciis vel
controversüs inter quecunque regna communitatos terras dominia-
que aut dominos illorum sive dominum^ illi sint communitates
aut alii^ per nos aut contra ortis vel in futurum orituris motis
vel movendis quas quidem plenariam libertatem et securitatem
iodubitatam in verbo regio firmiter et inviolabiliter teuere ac
juramento a nobis prestito tenore presencium promisimua et
promittimus Observare. Universia et singulia principibua eccle-
aiaaticis et aecularibus ducibua marchionibus comitibua bui^ra-
vÜB vice-comitibus vicarüa generalibus baronibus nobilibua
proceribus comitatibus miniaterialibus militibus clientibua capi-
taneis antiania potestatibus magistris civium advocatia guberna-
toribua preaidibuB caatellania officialibus judicibua theloneariia
boletariia paaauum custodibua rectoribua eorundem ceterisque
Doatria et aacri imperii subditia et fidelibua dilectia mandantea
et diatricte vobis et veatrum aingulia injungendo precipientes,
quatenua omnea et ainguloa supradictos, dum et quociena ad
Yoa et veatrum aliquoa pervenerint^ ob Dei omnipotentia reve-
renciam eccleaie honorem ac nostre contomplacionia intuitum
recommiaaos auacipere favorabiliter tractare et in hiis que
securitatem persone aut personarum et bonorum ac itinerum
suorum concernunt, promotivam et gratuitam ostendere velitis
voluntatem^ nee non ipaos et eorum quemlibet cum familia
equia valiaüa mulia armis ameaiia jocalibus libria sarcinia auro
argento et rebua suis univeraia per quoacunque pasaua portus
pontea terrae dominia diatrictua juriadiccionea tenutaa civitatea
caatra caatella oppida villaa et quelibet alia loca vestra tarn
per aquaa quam per terram omni impedimento remoto in eundo
moram trahendo et redeundo die ac nocte transire stare morari
et redire libere permittatia eiaque et eorum cuilibet, dum fueritis
requisiti; de aecuro et aalvo velitis et debeatis providere con-
ductu; confederatoa eciam amicoa et benevoloa noatre maje-
statia et generaliter omnea totiua chriatianitatis reges de pre-
dictorum et eorum singulorum adimplecione affectuoae rogantea,
sicut summo omnium creatori et matri nostre ecclesie cujus
3*
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integracionem et unionem prosequi et appetere una nobiscum
tenentur ac nostre celsitudini singulariter volueriiit complacere.
Quicunqae autem subditus nostram presentem salvamguardiam
et proteccionem specialem libertatem tutelam securitatem aut
salvum conductum aliquatenus impediverit violaverit aut quan-
tum in eo fiiit; non observaverit; cujuscunque dignitatis Status
preheminencie aut condicionis existat omni cessante privilegio
eo ipso penam crimen lese majestatis in nostram personam
committencium ac sententiam imperialis banni incurrat, pet^
petuo sit infamis nee ei unquam porte pateant dignitatis nee
ad aliquod officium publicum admittatur, quinimo omnibus
feodis et aliis bonis que a Romano tenet imperio sit ipso jure
privatus; civitas aut universitas quelibet; nisi consules et
rectores predicta observaverint aut si contravenerint^ eo ipso
banno imperiali subjaceat et omnibus privilegiis graciis et
libertatibus imperialibus sive regalibus sit penitus destituta
penis gravioribus quantum facti poposcit qualitas nihilominus
subjacendo ; insuper volumus ' ordinamus et mandamus pro
exemplari presencium sub signeto alterius notariorum nacionis
illius qui dictimi salvum conductum petet, tanta fides adhibeatur
sicut originali. Per presentem tamen securitatem proteccionem
sive salvum conductum non intendimus sicut nee vellemus aut
debemus constitucioni sacri concilii de licencia recedencium
loquenti aliquatenus derogare. Presencium sub nostre majestatis
sigilli etc. etc.
5. (XXXIV.) Constanz, 12. Juni 1417.
Alia forma salviconductus in alia forma, sed nondum transivit.
Sigismundus etc. venerabili Francisco Carosio episcopo
Melsiensi et egregiis nobilibusque Urbano Aurelie militi et
Johanni Crispano de Neapoli ac Francisco de Salunbenis de
Senis legum doctoribus serenissime principis Joanne secunde
Hierosolymorum et Sicilie regine ambasciatoribus et oratoribus
devotis nostris dilectis graciam regiam et omne bonum ! Etsi
minime expediat per vos a nobis salvosconductus expeti vel
haberi, cum tarn vos quam ceteri undecunque ad hanc sacram
Constanciensem synodum et ad majestatem nostram venientes
salvi sint ac esse debeant et securi omni suspicione cessante^
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liberumqae et plenum ac impune sit Ulis arbitrium omnia ibi
et coram omnibus dicere proponere exponere agere et exequi
qaecimque eis videantur et placent, nihilominus ad vestre
peticionis instanciam et habundancioiis vestre cautele suffiragium
ad contentacionemque vestre mentis recipientes et habentes
vos et uncunquemque vestrum cum sociis familiaribus ac rebus
et bonis omnibus vestris sub nostra regali proteccione et
dileccione securos de certa nostra sciencia animo deliberato et
accedente consilio principum comitum procei*um et baronum
oostroram vobis et cuilibet vestrum simul et separatim de
quocnnque loco veniendi ad hanc civitatem Constanciensem
synodum prelibatam ad majestatem nostram inibi morandi et
residendi et tarn coram et in dicta synodo quam coram nobis
et aliis quibuscunque dicendi proponendi exponendi petendi
agendi et plenarie exequendi et peragendi omnia quecunque
per reginam predictam vobis in genere vel alicui vestrum in
specie quecunque et qualiacunque sub quibusvis tenoribus sive
formis commissa sunt jam vel deinceps fuerint et mandata,
deindeque a dicta synodo et a majestate nostra ac a dicta
civitate Constanciensi et a ceteris terris et locis ubi vos vel
vestrum aliquem vel aliquos simul vel separatim fore contigerit;
recedendi et abeundi pro vestri et cujuslibet vestrum libero
beneplacito et arbitrio voluntatis absque aliqua a nobis vel ab
alio quocunque licencia impetranda vel querenda quam ex nunc
prout extunc pro concessa et data libere vobis declaramus et
volumuB, nee non transeundi et accedendi per quoscunque passus
terrae et loca nostri dominii jurisdiccionis et sacri imperii ac
amicomm subditorum et adherencium sequaciumque nostrorum
ad prefatam reginam ad civitatem Neapolis et ad alias partes
quascnnque cimi vestris et cujuslibet vestrum simul et divisim
sociis et familiaribus cujusctmque nimeri infra centum et
cujuscunque nominis cognominis et condicionis existant, nee
oon cum equis armis pannis valisiis pecuniis vasis auro argento
salmis bestiis rebus et bonis aliis quibuscunque per aquas vel
per terrae de die vel de nocte cum armis et sine libere impune
et secure absque aliqua noxia novitate cavillacione contra-
diccione molestia et impedimento quocumque reali et personali
liberam et plenam potestatem et licenciam securitatem et salvum
conductum damus et concedimus per presentes; ita quod re-
motb pcnitus quibuslibet objeccionibus et repugnanciis ac non
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obstantibus quibuscunque ordinacioDibus et factis vel (per) quem-
libet faciendis in contrarium tarn ante creacionem faturi summi
pontificis quam in creacione et post creacionem omni tempore
et quacunque hora ad beneplacitum vestrum vos et vestrum
quilibet salvis et liberis vestris personis sociis familiaribus
rebus et bonis omnibus supradictis in veniendo staüdo morando
residendo dicendo proponendo exponendo agendo et plenarie
exequendo commissa et mandata predicta nee non recedendo
et abeundO; prout sepius est expressum, libero et pleno arbitrio
ac beneplacito et seouritate vestra frui et uti vigore presencium
libere valeatis; supplentes in presenti salvo conductu omnes et
quoscunqne defectus et solempnitates, si que in ipso essent tacite
vel omisse que in plenis salvis conductibus et securitatibus
regum et principum ac nostris consueverunt exprimi et apponi,
volentesque quod omnia et quecunque in presenti salvoconductu
posita et contenta recto sensu et intellectu ac pura simplicitate
et bona fide intelligantur et habeantur omni cavillacione ex-
cepcione pretextu et contradiccione remotis. Mandamus propterea
per presentes universis et singulis principibus ecclesiasticis et
secularibus comitibus baronibus nobilibus militibus clientibus
ofücialibus communitatibus et rectoribus earundem ac ceteris
nostris et imperii s^ri subditis et fidelibuS; quatenus per eos
forma presencium diligenter attenta et plenarie observata nihil
contra vos aut vestrum aliquem simul vel separatim socios vel
familiäres equos res et bona aliaque supradicta presumere vel
attemptare audeant quovis modo, quinimo vos et vestrum quem-
libet socios et familiäres vestros predictos in dicto adventu
mora transitu et recessu succipiant et habeant favorabiliter et
amicabiliter et honorabiliter realiter et personaliter recommissos.
Hamm sub nostri regalis sigilli testimonio Hterarum, Datum
Constancie anno domini etc. decimo septimo, decima secundi^
die Junii etc.
6- (XXXIX.) Constanz, 9. Juli 1417.
Assecuracio data per regem Romanorum et alios barones omnibus
et singulis in concilio existentibus.
Sigismundus etc. Ad futuram rei memoriam notum faci-
mus per presentes quibus expedit universis, sane cum fiicta
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haie «acro concilio spiritus sancti f^raoia cooperante unione et
incorporacione obediencie Petri de Luna, Benedict! XIII^^ a
Donullis nominati pro felici consumacione anio'nis eecleBie sacro-
3ancte et presentis 8chi»matis extirpacione totali in nostra
Constanciencd oivitate in qua presens generale eoncilium cele-
bratur suo tempore juxta ejusdem decreta eoncilii restent aliqua
peragenda videlioet: dicti Petri ejeecio ecciesie reformacio
Romani pontificis futuri elecoio errornm atque heresiam extir-
pacio, nos tanquam Romane ecciesie advocatus et dicti eoncilii
defensor prefateqae civitatis Constanciensis dominus naturalis
desiderantes premissa et aHa per ipsum eoncilium in ea pera-
genda in plena libertate plenaque securitate auctore Christo
dici fieri et impleri ac omnes qui racione eoncilii predicti ad
dictam civitatem nostram convenerunt et convenieni in ple-
nissima libertate ac securitate existere et permanere, securi-
tatem alias super hoc per nos datam continuantes ac in quan-
tum opus est, ex superhabundanti renovantes prefato sacro
concilio et suppositis ejusdem ac personis pr^dictis cujuscunque
Status aut condicionis existant ecclesiastici aut seculares^ plenam
securitatem ac indubitatam libertatem predicta omnia et singula
peragendi concedimus guerris diffidanciis confederacionibus
repressaliis ac ligis cum quibuscunque factis aut fiendis non
obstantibuS; nee non veniendi standi et recedendi cum bonis
ac rebus plenam libertatem plenamque securitatem et facul-
tatena damus et concedimus per presentes et omnes illas in-
yiolabiliter observare fide regia promittimus. Ac nihilominus
pro premissorum efficacia omnibus et singulis principibus
vasallis et subditis sacri imperii et presertim civibus et incolis
dicte Aostre civitatis Constanciensis :fidelibus nostris dilectis
distiiete preeipimus et mandamus^ quatenus dictum ac omnia
et' singula supposita ejusdem in pura sincera pacificaque libera-
litate manuteneant et defendant non solum usque ad eleccionem
et prefeccionem futuri Romani pontificis inclusive, sed eciam
postea per totum tempus quo dictum sacrum eoncilium dura-
verit et circa premissa perficienda vel aliquod premissorum aut
alia queounque ad dictum generale eoncilium pertinencia in-
tenderit ac eciam ipso concilio finito per sex menses immediate
lequentes infra quos quilibet predictorum poterit libere et
secure cum personis et rebus suis omnibus^ quo voluerit, remeare;
et olterius quando sacrum eoncilium deliberaverit ad eleccionem
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Romani pontificis fore procedendum, omnem curam diligenciam
sollicitudinem et operam efficaciter impendant, quas et omnia
predicta nos similiter impendere eadem fide regia promittimus,
quod eleccio hujusmodi et alia premissa in dicto concilio, ut
premittitur, peragenda in plena libertate et securitate defen-
dantur fiant et compleantnr. Per premissa tarnen et eorum
aliquod non intendimus; sicut nee debemus, decretis statutis seu
ordinacionibus hujus sacri concilii factis vel fiendis in aliquo
derogare, sed ea omnia et singula, quantum ad nos spectant,
pro viribus defensare. ' Quiounque ergo subditorum nostrorum
istam libertatem tutelam aut securitatem aliquatenus impediverit
violaverit fraudem contra eam fecerit aut quantum in eo fuerit
non observaverit cujuscumque dignitatis Status preheminencie
aut condicionis existat; omni eessante privilegio eo ipso sen-
tentiam imperialis banni incurrat perpetuo sit infamis nee
ei unquam pateant porte dignitatum nee ad aliquod officium
publicum admittatur, quinimo Omnibus feodis et aliis bonis que
a Romano tenet imperio sit ipso jure privatus; civitas autem
seu universitas Constanciensis nisi consules et rectores ejusdem
predicta observaverint aut si contra ea vel aliquod eorum vene-
rint, eo ipso banno imperial! subjaceat et omnibus privilogiis
et libertatibus imperialibus sive regalibus sit penitus destituta.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appendentis testimonio
literarum. Datum Constancie anno domini millesimo qua-
dringentesimo decimo septimo, decima indiccione, die vero nona
mensis Julii, regnorum nostrorum anno Hungarie etc. XXXI^
Romanorum autem eleccionis VIP coronacionis vero IIP.
Et ad majorem premissorum firmitatem nos Fridericus
marchio Brandenburgeüsis sacri Romani imperii archi-
camerarius et elector, Ludovicus Ernestus, Wilhelmus
Heinricus et Johannes comites palatini Rheni ac duces
Bavarie et Johannes comes de Qoricia sacri Romani im-
perii principes, nee non Ludovicus comes de Ottingen
imperialis curie magister^ Quntherus comes de Swartzen-
burg predicte curie imperialis judex, magisterque civium
et consules prefate civitatis Constanciensis — pro omnibus
et singulis premissis per supra scriptum serenissimum et
invictissimum principem et dominum dominum Sigis-
mundum Dei gracia Romanorum regem semper augustum
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ac Hangarie etc. regem dominuin nostrum metuendissimum
in fide regia prefato sacro coneilio mera sua liberalitate
promissis inconcusse obBervandis de speciali ipsius domini
nostri regia beneplacito et consensu fidejussoriam prestamus
caationem, in cujus rei testimonium fidem et robur sigilla
nostra presentibus literis sunt appensa. Datum loco anno
indiccione mense die regnis quibus ut supra.
7. (XXXI.) Constanz, 12. Juli 1417.
Fromißsio cum juramento facta inter dominum imperatorem ab
una et dominos cardinales ex altera partibus.
Sigismundus etc. Notum facimus tenore presencium quibus
expedit universis ad futuram rei memoriam. Sane quod reve-
rendissimi in Christo patres et domini sancte Eomane ecclesie
cardinales nominatim inferius descripti in hac sacra Constan-
ciensi synodo generali congregati et existentes sacrumque
dominorum cardinalium collegium representantes amici nostri
charissimi perspicaciter considerantes, quod bonorum laborum
juxta sentenciam sapientis gloriosus sit fructus, recensentes
denique quanto religionis zelo fideique fervore nos ad pro-
curandam pacem et unionem sacro sancte ecclesie matris nostre
studia et labores nuUis parcentes periculis vel expensis im-
penderimusy volueruntque, ut eciam ex debito tenentur, de
mera pnra spontanea christiana et bona eorum voluntate^
quantum in eis fuit perpetuam tantis nostris laboribus et
meritis gratitudinem exhibere, et ut inter Romanam ecclesiam
et Imperium ac eis presidentes atque predictum sacrum colle-
g;ium pax amicicia atque concordia perseverent^ nobis sponte
et libera voluntate promittunt et jurant et singulariter singuli,
qnod ipsi statum gloriam honorem bonaque et jura persone
Dostre imperii et regnorum nostrorum secundum posse conser-
vabunt et in illorum conservacione nobis assistent favoribus et
consiliis opportunis, nee non unquam procurabunt aliquid neque
procurantibus auxilium consilium vel favorem aut consensum
prestabunt^ quod sit in diminucionem seu lesionem Status glorie
honoris bonorum et jurium persone nostre sacri imperii et
regnorum nostrorum; et quantum in eis cardinalibus erit,
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iidem procurabunt apud futurum Boinmum pt>ntificem et suos
successores, ut et ipsi sommi pontifices statum gloriam honorem
bona et jura predieta conservent et nos in filiali ac speciali et
charitativa dileccione habeant et specialibus favoribus prose-
quantur. Nos itaque qui specialis advooatus protector et
defensor ecclesie Romane existimus, vice mutua promittimus fide
regia et juramns Romane ecclesie et eisdem dominis cardi-
nalibus, quod statum honorem bona et jura sancte Romane
ecclesie atque predicti sacri collegii et singularum personarum
ipsorum dominorum cardinalium quorum nomina presentibus
scripta sunt videlicet: dominus Johannes Ostiensis, Umariensis
nuncupatus, Petrus Sabinensis, de Hispania nuncupatus, Jor-
danus Albanensis, de Ursinis nuncupatus eto. Antonius Por-
tuensis; Bononiensis nuncupatus, sancte Romane ecclesie episcopi
cardinales; item domini: Franciscus t. t. sancte crucis in leru-
salem, Veneciarum nuncupatus; Johanaes t. t. sancti Sixti
Ragusinus nuncupatus; Anthonius t. t. sanote Susanne, Aqui-
legiensis nuncupatus ; Gabriel t. t. sancti Eusebii, Pisanus nun-
cupatus ; Angelus t. t. sanctorum Petri et Marcellini, Veronensis
nuncupatus; Petrus t. t. sancti Grisogoni, Cameracensis nun-
cupatus; Thomas t. t. sanctorum Johannis et Pauli, Tricari-
censis nuncupatus; Branda t. t. sancti Clementis, Placentinus
nuncupatus et Petrus de Fusco, de Fuxo vulgariter nuncu-
patus, sancte Romane ecclesie presbjteri cardinales; item
domini: Amedeus sancte Marie nove, Saluciarus nuncupatus;
Raynaldus sancti Viti in Macello, de Brantaciis nuncupatus;
Hidonicus sancti Adriani, de Flisco nuncupatus; Oddo sancti
Georgii ad yelum aureum, de Calumpna nuncupatus; Lu-
cidus sancte Marie in Cosmedin, de Comitibus nuncupatus,
et Franciscus sanctorum Cosme et Damiani, Florentinus nun-
cupatus, sancte Romane ecclesie diaconi cardinales^ prout eciam
in literis reversalibus nomina eorundem videntur distinccius
contineri, nostro posse conservabimus et in illorum conserva-
cione ipsis assistemus favoribus et consiliis opportunis; neo
unquam procurabimus aliquid aut procurantibus consenciemus,
neque auxilium consUium vel favorem prestabimus, quod sit in
diminucionem seu lesionem Status honoris bonorum et jurium
ecclesie Romane sacri cardinalium collegii vel singularum
personarum predictorum, illosque tamquam veros amicos habe-*
bimus fovebimus et honorabimus veraciter cum eflfectu; pre-
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86Dcium sub nostre majestatis sigilli appendentis testimonio
litteranun. Datam Constancie anno domini millesimo qua-
dringentesimo decimo septimO; indiccione decima; die vcro duo-
decima mensis JuHi, regnorum nostrorum anno Hungarie etc.
XXXI* Romanorum eleccionis VIP coronacionis IIP.
Et nos Johannes Dei et apostolice sedis gracia archi-
episcopus Strigoniensis imperialis aale summus cancellarius
et Oeoi^QB eadem gracia episcopas Patayiensis; item
Fridericus marchio Brandeburgensis sacri Bomani imperii
archicamerarius et elector etc: Ludovicus comes de Ottingen
imperialis curie magister^ Ghintherus comes de Svartzen*
btu^ dicte imperialis curie judex^ neo non Humbertas
Bastbardus de Sabaudia^ Johannes de Belleforti legnm
doctor cancellarius Sabaudie, Caspar de Montemajori
mareseallus Sabaudie, Amedeus de Chaland et Lambertus
Odmeti legum doctor et milites ambasciatoresque illostris
principis domini Amedei ducis Sabaudie etc. qni in hujus-
modi tractatibus et eorum deduccionibus presentes inter-
fuimns ; ad uberiorem certitudinem omnium et singulorum
premissorum bona fide et consciencia pura dolo et fraude
quibuslibet cessantibus pro eodem serenissimo et inric-
tissimo principe et domino domino Sigismundo Romanorum
rege semper augusto et Hungarie etc. rege domino nostro
graciosissimo promittimus pro premissis inviolabiliter atten-
dendis et obserrandiS; quantum in nobis fuerit, eundem
dominum nostrum regem consiliis et studiosis persua-
6ionibu8 efficacibusque exhortacionibus ad premissa atten-
denda tenebimus et accurata diligenoia operam dando in-
ducemus, in quorum testimonium fidem et robur valiturum
et inconcusse dnraturum presentibus literis sigilla nostra
de beneplacito et consensu ejusdem domini nostri regis
appendimus. Datum loco anno indiccione mense die regnis
quibus ut supra ....
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8. (LXXII.) Constanz (Juli — August 1417).
Scribit uni, quod percepit, ut quidam P(etru8) de L(una) intendit
intrare in quandam civitatem suam et si ipsum contingerit intrare,
quod sit vigilans ipsum ad detinendum, et quod nova que ad
noticiam suam pervenerint, studeat intimare^ prout se obtulit per
fideles nuncioB suos.
Magnifice fidelis dilecte! Missa nobis tua nuper epistola
devocione plena verbisque succincta grata nimirum nostris
occurrit aspectibus, in expressione oblacionis et promptitudinis
tui obsequii affeotum nobis et sacro Romano imperio liberali
oblacione presentas^ super quibus sinceritati tue grates non in-
debitas referentes et oblacionem acceptam habemus oblatam;
et quia nunc tempus advenisse probatur^ tanto securius illa uti
disponimus, quanto id ex mera liberalitate prompcius con-
sideramus offerri. Etsi saltem precurrentis fame proloquium ad
tui noticiam aut alias fide digna certitudine heccine perduxit;
qualiter ille P(etrus) de L(una) alias a nonnullis Benedic-
tus XIIP'^* nuncupatus recusans animo et corde indurato quan-
tum in eo fuit, dare pacem ecclesie per sacram Constanciensem
synodum generalem servatis servandis fuit ut hereticus et
schismaticus condempnatus et ab omni honore jure titulo et
dignitate seu auctoritate quamcunque et quidem in papatu seu
aede Romane ecclesie se habere pretendebat^ fuit juris ordine
destitutus et ab omni participio et communione christifidelium
segregatuS; ipse vero tamquam desperatus et in profimdum
malorum submersus ut verisimiliter famatur de Castro Panus-
cula ^ (sie !) egressus tanquam lupus ovem secernere a grege et
accipiter columbam ab agmine volancium separare temptat et
roolitur civitatem tuam Vetulam urbem vulgariter vocatam
subintrare ; nam cui non est adversus omnes satis virium,
circumvenire querit solitudinem singulorum;^ sed retonsus
adunati exercitus fide pariter et vigore intellexit milites Christi
vigilasse jam sobrios et armatos ad conculcandum errorem sue
obstinacionis nee valet amplius repugnare contra impugnantes.
' Peniflcola.
2 Peter de Pulka schreibt : Dicitur eciam quod aliquae communitates
Italiae forte in odium regis, si possent, acciperent enndem Petrum de
Luna etc. bei Firnhaber p. 56.
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0, qaale illud fuit sab oculis Dei spectaculum gloriosum!
0, quäle in conspectu Christi et ecclesie sue gaudium ! ut
appareat nove atque inusitate rei pavore ipsum sua perversitate
et pusillanimitate pessundatum edepol trepidare, sicque per-
versitatis sue recrudescit insania nee vulnus säum miser eurat,
sed adhue gi*ayius et se et alios perperam satagit vulnerare.
Id pernieiem siquidem christiani populi debacchatus lingua sua
perstrepens et faeundie venenate jacula retorquens ut magis
dnras et clericus sophistice artis pravitate quam philosophie
divioe lenitate pacificus desertor ecclesie misericordie hostis
interfector penitencie doctor superbie veritatis corruptor perditor
charitatis, agnoscit jam^ que sit ecclesia et domus Christi, qui
sont Dei servi; qui sint christiani quos antichristus ipse im-
pugnat, pergit lacessere in quibus Christum cernit habitare^ sie
itaque circuit et querit hostis ecclesie quem poscit devorare.
Verum fidelis dilecte! testante. veritatis eulogiO; quod fideliter
et bene operantibns Corona reposita per perseveranciam prestatur,
et qoia in sancte matris ecclesie nostrisque et sacri imperii
exercitacione serviciis et beneplacitis obtemperacione ea inten-
cione te animare yolumus, ut ab eadem ecclesia et nobis sa-
croqae imperio digna pro meritis premia retribucionis ob-
seqdofius expectes, fidelitatis tue sinceritatem requirimuS;
qnatenus si prelibatum Petrum de Luna ad dictam civitatem
toam aut alia dicionis tue loca declinare contingat, apponas
manus et studia ad dei et sancte matris ecclesie sacrique con-
cilii generalis Constanciensis obsequia et beneplacita ipsum
apprehensurus ac sub bona et tuta custodia constituas et deti-
neas vigilanter custoditum producturus eundem juxta sacri im-
perii predicti determinacionem , ne in scandalum ecclesie et
christianitatis virus et fermentum sue malicie et nequicie possit
in antea dampnatus in simplicibus magnificare; et circa hujus-
modi indaganda diligentissime negocia ac nova singularia que
de partibus ipsis et de aliis Italic partibus digno relatu ad
Qoticiam tuam potuerint pervenire^ statim singulariter et distincte,
prout obtulisti laudabiliter et incepisti, per frequentes et fideles
nuncios tuos excellencie nostre studeas intimare^ ut certificati
per te superinde sicut honori nostro convenit et negociorum
qualitas exigit^ super hiis procedere consulcius valeamus, firmiter
enim et pro constanti teuere te volumus; quod sie fidem ac
servicia tua digne retribucionis examine nosti*a munificencia
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compensabit^ at merito nobb adhesisse te gaudeas' et labores
^uoB in nostris servioiis te subire contigerit; reputes ad quietem.
Datum etc. Constancie etc.
9. (LXXm.) Copstanz (JuliT-August 1417).
Scribit uni^ ut presentet literas ulterius (sie!) in quibus literis
continetur, quod tangit factum totius christianitatiS; et quod de
novitatibus illarum parcium que ad noticiam suam pervenerint,
studeat intimare.
Sigismundus etc. Nobilis fidelis dilecte ! Benignitate s(^ta
recepit excellencia nostra literas de manu latoris presencium,
quaa misisti et que continebantur in eis intelleximus diligenter.
Super eo yero^ quod te paratum ad nostra et «Mari imperii ob-
sequia probabiliter conjecturamus, Industrie tue Studium plurimnm
oommendamus nostre tibi proinde plenitudinem gracie pro-
roittentes; porro super certis negociis sacrosanctam Romanam
ecclesiam matrem nostram nee non nos et christianitatem totam
contingentibus dirigimus literas nostras magnifico Jahanni de
Vico alme urbis prefecto tibi per latorem presencium presen*
tandas^ quas requirimus ex affectu per te eidem celeriter
destinari ; et circa indaganda diligentissime nova singularia qae
de partibus ipsis et de aliis Italic partibus digna relaoione ad
noticiam tuam potuerint pervenire, statim, prout incepisti, ex-
oellencie nostre crebrius studeas intimare, gratam in eo nobb
duliam exhibiturus loco et tempore opportunis in omni booo
reminiscendam etc. Datum Constancie etc.
B. Das Reich.
Hier bätte allerdings in erster Reihe die Urkunde
Nr. LXXVII (19) ihren Platz finden müssen, wenigstens
formeller Rücksicht nach. Da sie aber sachlich nur auf
Savoyen Bezug hatte, was schon durch die ausdrücklich an-
geführte Exemplificirung auf Savoyen deutlich erhellt, haben
wir sie der folgenden Gruppe angefügt. Ein chronologischer
Faden liess sich hier um so weniger durchfuhren, als hier die
meisten undatii*ten Stücke vorkommen, und gerade in dieser
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Rubrik die meisten Actenstücke nicht ihrem vollen Wortlaut
nach gegeben; sondern nur durch die Regesten angedeutet
werden sollten. Eine interessante Urkunde Nr. XLV (10) über
eine Ungehörigkeit in Sache einer Doctorpromotion steht an
der Spitze. Der Brief Nr. XL VI (11) für den Baseler Bürger
Jobann Offenburg an die Herzogin von Burgund kann wohl
neben anderen Umständen als Zeugniss dienen, dass der
römische König zu dem Burgunder seit dessen Huldigung in
Calais in normalen Verhältnissen stand, was neuerdings von
Lenz, König Sigmund und Heinrich V. von England, ange-
zweifelt wurde. Die Privilegienbestätigung von Osnabrück
(Nr. I [12]) und die höchst interessante Urkunde für Löwen
(Nr. LXXXV [13]), welche, auf den Aufstand des Couterel und
Schoonevorst zurückgreifend, einige bemerkenswerthe Einzel-
heiten zur Geschichte dieser socialen Kämpfe gibt und zugleich
die wirthschaftlichen Missstände beleuchtet, die sich daraus
ergeben haben, wollte ich nicht weglassen, obwohl ich die
Möglichkeit zugeben muss, dass sie schon gedruckt sein könnten;
gefanden habe ich sie nicht Auch das folgende Schreiben
an die Königin Sophia (Nr. XCVII [14]) ist mir in den reich-
haltigen Sammlungen zur Geschichte der husitischen Stürme
nicht begegnet. Es wird jedenfalls in der Zeit erlassen sein,
da Sigismund seinem Bruder Wenzel in derselben Richtung
und zwar mit der Drohung schrieb, dass er das Concil, ihm
den Prozess zu machen, nicht würde aufhalten können, was
ja bekanntlich nicht ohne Eindruck blieb. Bei der persönlichen
Stellung der Königin zu Hus war ja die Zumuthung, an der Ab-
stellung der kirchlichen Missbräuche mitzuwii^en, besonders
angebracht. — Wichtig erscheinen mir die Briefe über den
Friesenaufstand. Von den sieben Actenstücken, die unser Codex
enthält, sind zwei (Nr. LXXIV und LXXV) bereits gedruckt
Eines haben wir weglassen müssen (Nr. LXXXVIII, wegen des
kaiserlichen Zolls), weil der Name der Stadt nicht genannt,
sondern nur mit ,N.' bezeichnet ist. Die vier mitgetheilten
werden eine willkommene Ergänzung des jüngst erst er-
schienenen Ostfriesischen Urkundenbuchs liefern. Obwohl alle
vier nndatirt sind und nur den Ausstellungsort ,Constanz' sat-
geben, so kann doch kein Zweifel darüber obwalten, dass
sie alle in den Herbst 1417 zu setzen sind, und zwar, da die
grosse Bewidmung am 30. September stattgefunden hat, wohl
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nach diesem Zeitpunkt. Da aber die Papstwahl darin noch
als bevorstehend erwähnt wird, so kann man sie auch nicht
nach dem 11. November erlassen denken. Es bleibt also nur
der October 1417.
10. (XLV.) Constanz, 12. Mai (1417).
Ut inhibeat auctoritate regia et compescat, ne amplius honore
doctoratus fungatur vel aliquatenus se doctorem nominare
presumat, qui renuit privilegia sua super doctoratu de cancellis
extrahere.
Illustris princeps; consanguinee noster charissime ! Quidam
Petrus Maillieti de Chambriaco dudum in Lugduno multiplicatis
eciam intercessoribus grandi precum instancia nostre majestati
supplicavit; ut ipsum licenciatum in jure civili ad doctoratus
honorem legalis sciencie provehere et insignire dignaremur,
noB vero plurimorum pro eodem intercedencium precibus in-
clinati graciose ipsum promovimus certis tarnen appunctuamentis
et articulis formaque juramenti in talibus, ut moris est, per
ipsum districte observandis adjectis ; ipse vero hujusmodi bene-
ficii accepti proprieque fame prodigus querens fortassis figmentis
excogitatis falsaque doctrina deludere simpliciores non erubuit
se ingratum reddere; omnia quippe sue nature debita solvunt
preter eum qui plus racionis in mente habet, literas seu privi-
legia, sicut tenebatur et opportuit, in quantum desideravit hujus-
modi potiri honoris et dignitatis de nostra cancellaria temere
neglexit extrahere sicque nee immerito indignum se reddidit
tali honorari et fungi dignitate liniamque talia abusia (sie!)
debite correccionis exposcit, nee volumus aliquatenus illam sub
dissimulacione amplius transire, eapropter tue sinceritatis fideli-
tatem requirimus et hortamur attente mandantes, quatenus pro-
tinus receptis presentibus eidem Petro Maillieti de cesarea
aucteritate nostra in hac parte districcius inhibere ipsumque
per remedia opportuna arccius compescere studeas, ne amplius
honore doctoratus fungatur vel aliquatenus se doctorem nominare
vel pretendere presumat culpa nimirum sua et vicio ingratitu-
dinis exposcente. Datum Constancie decima secunda die Maji.
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11. (XLVL) Constanz, 27. Mai (1417).
Hortatur quaDdam ducissam Burgundie, ut velit justiciam ad-
ministrare ex parte cujusdam debitoris super certa summa
pecuniaria.
Sigismundus etc. illustri principi Margarethe ducisse Bur-
gundie etc. fiorori Bostre charissime salutem et continue chari-
tatifi incrementa! Ulastris princeps soror nostra cbarissima!
Cum pro parte honorabilis Johannis Offenburg civis Basiliensis
familiaris et fidelis nostri dUecti nostre majestatis culmini
queruloBe expositum existat; quod dudum ipse Johannes de
l^^itate et fidelitate cujusdam Bemeti de Macreros nuper in
TÜla vestra Tyczine appellata monetarii confisus^ qui nunc^ ut
asseritur vestris carceribus ex certis causis mancipatus extitit
certas res et bona sibi vendendo; ita quod dictus Bernetus pre-
fato Johanni in certa pecuniaria summa debitor obligatus
remansisset, prout lator presencium vos de hujusmodi causa
laciuB informabit; nobisque pro ipso humiliter supplicatum fuerit;
ut in favorem ipsius Joannis, quod sibi de hujusmodi pecuniaria
summa satisfierit, sinceritati vestre scripta nostra dirigere digna^
remur/ nos itaque coDsiderantes, quod in humanis actibus summum
bonum est colere justiciam que unicuique tribuit id, quod suum
est, idcirco sinceritatem vestram requirimus et hortamur attente,
quatenus justicie et nostre contemplacionis intuitu ad hoc
operam dare velitis; ut ipse B(ernetus) supradicta Jo(hanni) vel
latori presencium suo nomine de hujusmodi pecuniaria summa
de qua constiterit satisfaciat indilate, ne contingat ipsum
Jo(hannem) super premissis amplius nostre conqueri majestati,
io eo nobis gratam complacenciam exhibitura. Datum Constancie
yigesima septima die Maji.
12. (I.) Constanz, 8. Juni 1417.
Confirmacio omnium privilegiorum (sc. civitatis Osnaburgensis)
cum declaracione cujusdam articuli in se continens. -
Sigismundus etc. Notificamus tenore presencium uni-
versis etc. Regalis . decoris generosa sublimitas quamquam pro
sacri Romani imperii iidelium et subditorum salute cottidiana
ArckiT. Bd. LiX. I. H&lfte. 4
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sollicitudine affectus diffundere consuevit operosos pro illorum
tarnen quiete, quos vetuste fidel itatie exornavit integritas et
diutine constaneie plenitudo solidavit, nostre mansuetudinis
opert^m per regii muniminis indulta liberaiiter interponimus
eopiosam, Sane pro parte honorabiliuin proconsulum et consulum
civium civitatis Osnabui^ensis nostrorum et imperii sacri fide-
iium diiectorum nobis obla;ta supplex peticio continebat; qua-
tenus ipsis et ipsorum successoribus omnia et siogula jara
privilegia indulta literas et libertates, que et quas eorandem
civium predecessores et ipsi cives a Romanorum imperatoribus
et regibus nostris in imperio predecessoribus obtinuerunt, ratifi-
care approbare innovare de novo concedere et confirmare
dignaremur, nos itaque considerantes hujusmodi peticionis seriem
minime exorbitare attendeütes eciam quod, nisi civitas prefata
municionum indulto conservaretür specifili, posset artibus per-
versorum gravi dispendio anxiari^ idcirco animo deliberato non
per errorem aut improvide, sed sano principum comitum baronum
ac nobilium et aliorum habito consilio omnia et singula jura
et privilegia indulta literas .et liberalitates que et quas supra
dictorum proconsulum et consulum et civium predecessores ac
ipsi a divis Romanorum imperatoribus et regibus nostris in
imperio predecessoribus obtinuerunt et signanter duo privilegia
unum videlicet Friderici imperatoris et aliud quondam Rudolffi
regis Romanorum^ duo hec indulta, ut asseritur, distinctim in
efTectu continencia videlicet: ne aliquis judex extrinsecus ali:
quem civium predictorum extra civitatem Osnaburgensem super
occasione quacunque ad alienum possit judicem evocare, sed
pocius coram rectoribus dicte civitatis secundum jus consuetu-
dinarium ejusdem civitatis recipere debeat justicie comple-
mentum , rursum : quod civitatem Osnaburgensem prefatam
cives ejusdem civitatis contra tela ignea quibus prefata civitas
non parum lesa memoratur extitisse, sine contradiccione quorum-
cunque fossatis optimis latis et amplis, quod et nos racioni
consouum dijudicamus, munire yaleant, ex certa sciencia ratifi-
camus approbamus innovamus de novo concedimus et confir-
mamus graciose, volentes et decernentes expresse, ut prefati
proconsules et consules ac cives, si et in quantum premissa ita
ut prefertur obtenta sint ac rite et legitime processerunt,
supranarratis indultis perpetuis. temporibus contradiccionibus
eciam cessantibus quorumcunque uti frui potiri debeant et
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gattdere; nolli ergo omnino hominum liceat hanc nostre ratifi-
cacionis approbacionis de novo concessionis indulti confirma-
cioois voluntatis et decreti paginam infringere vel ei ausu
temerario contraire ; si quis autem hoc attemptare presumpserit;
indignacionem nostram gravi SBimam et quadraginta marcharum
auri purissimi penam medietate imperiali fisco reliqua vero
medietate supradictis proconsulibus et consulibus ac civibus
pro tempore existentibus irremissibiliter applieaDdis ipso facto
86 noverit incurBurum. Presencium sub nostre majestatis sigillo
testimonio literarum, datum Constancie anno domini millesimo
quadringentesimo decimo septimO; octava die mensis Junii,
regnorum nostrorum anno Hungarie etc. tricesimo primb, Ro-
manoram vero septimo.
13. (LXXXV.) Constanz, 7. October 1417.
König Sigismund ertheilt der Stadt Löwen und ihren Bürgern
ein Moratorium von fünfzehn Jahren für die Zahlung der
während des Couterierschen Aufstandes contrahirten Leibrenten.
Sigismundus etc. ad futuram rei memoriam. Noverint
nniversi presentes literas nostras inspecturi et audituri, quod
pro parte fidelium nostrorum burgimagistrorum consulum pro-
consnlum scabinorum et juratorum egregii oppidi nostri Lova-
niensis comitatusque ejusdem querulose expositum fuit nostre
majestati^ quod dudum videlicet ' in anno domini MCCCLVIII
vel citra quidein Petrus dictus Couteriel diabolo instigante cum
nonnullis textoribus fullonibus et carnificibus suis complicibus
et satellitibuB omnes et singulos nobiliores et majores dicti
oppidi nostri Lovaniensis ipsum tunc pacifice et quiete ac lauda-
biliter r^^ntes ab eodem suis insidiis et tractatibus tyrannicis
expuliaset et fugasset cives quamplures captivasset incarcerasset
et exaecionasset pro sue voluntatis libito bonumque regimen
pacificum quietum et honorabile ejusdem oppidi' nostri Lova-
niensis tjrannice proh dolor; pervertisset, et premissis non con-
tentnSy sed mala malis accumulando idem Petrus in dicta sua
tjrannide et perversa voluntate cum suis complicibus perse-
verando multas enormes et dicto oppido intolerabiles super
ipsum pensiones annuas vitales quaioijdurimis utriusque sexus
hominibus de multis et diversis dominus, ut pretenditur,
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vendidisset ac sigillo dicti oppidi, quo ipsum oppidum in ven-
dendis hujusmodi annuis pensionibus vitalibus utitur^ sigilasset
ac pecunias pro hujusmodi pensionibus receptas sibi damnanter
imbursasset dictum .oppidum irrecuperabiliter pregravando ;
tandem dicti nobiliores et majores videntes prefatum Petrum
ad devastacionem dicti oppidi tendentem totalem ad concul-
candas prefati tyranni insolencias superbiamque ejusdenl effre-
natam edomandam pro dicti oppidi ^tatu quieto et felici ac
relevamine ejusdem remedia salubria concipientes et presidia
ac una cum adjutorio auxilio consilio et favore illustris prin-
cipis Wenceslai ducis Brabancie tunc temporis existentis patrui
nostri charissimi prefatum tyrannum cum suis complicibus a
dicto oppido sicut divine placuit voluntati fugantes expulissent
et perpetue bannivissent, et subsequenter, quia circa expulsionem
hujusmodi expensas quamplurimas fecissent; cives predicti novis
pensionibus et debitis ipsum oppidum gravare oportuisset; pre-
fatus eciam Petrus tot et tantas hujusmodi ut pretenditur vendi-
disset pensiones et dictum oppidum nostrum in tantum gra-
vasset, quod de hujusmodi pensionibus ipsorum singulis quibus
ut pretenditur vendite fuissent, satisfacere non potuisset quo-
quomodo; sed solvere quibusdam qui jam viam universe carnis
ingressi fuissent, aliquibus annis de predictis pensionibus vita-
iibus propter ipsius nimiam inopiam et gravamen per dictum
tyrannum eidem iilatas licet invitum destitisset et cessasset;
• quorum jam heredes et dictarum literarum pensionalium deten-
tores in diversis mundi partibus incolas cives et oppidanoe
prefati oppidi nostri Lovaniensis; quas ipsi cives et eciam mer-
catores propter eorum mercancias diversas exercendas visitare
necessario haberent, propter hujusmodi pensiones solvi negiectas
arrestarent et arrestare facerent ac impedirent, quominus snas.
mercancias ubi ipsis necesse esset proficuum et opportunum,
exercere auderent atque possent^ dictosque cives et oppidanos
ac eciam ipsum oppidum nostmm occasione premissorum multi-
pHciter molestarent et vexarent ac coram nostra majestate et
ad Judicium curie nostre et alibi in causas vocarent atque
traherent in grave prejudicium gravamen et damnum dicti
nostri oppidi civium et oppidanorum ejusdem. Cumque dictum
oppidum quibuscunque hujusmodi heredibus et literarum pen-
sionalium hujusmodi detentoribus lete et gratanter solvere
deberet et satisfacere vellet de hujusmodi pensionibus vitalibus
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soM neglectis et tempore pretensi regiminis dicti tyranni ut
pretenditur et pogt venditis et sigillatis; si ipsius suppeterent
facaltateS; que revera eciam reditus proventus et emolumenta
eJQsdem oppidi pro presenti non sufficerent quoquomodo —
sapplicans igitur humillime dictum oppidum nostre majestati
que quorumlibet juste petencium vota complectitur graciose, et
cum justa petentibus non sit denegandus assensus, quatenus
spacium veniam et votivam dilacionem quindeeim annorom ad
solvendum hujusmodi pensiones solvi restantes et neglectas
animo deliberato et ex certa sciencia ac de Romane regio
potestatis plenitudine et auetoritate^ et quod ulterius et deineeps
iiifra dictos quindeeim annos dictum oppidum cives et incole
ejusdem ac privilegiis et imtnunitatibus oppidi civibus concessis
gaudentes eorumque res bone et bona pretextu et occasione dicti
contractus pretensi de et super hujusmodi pensionibus vitalibus
et earum occasione conjunctim vel divisim coram nostra
majestate et ad Judicium curie nostre alteriusque seu aiiorum
quommennque judicum arrestari in jadiciumque coram predictis
trahi vocari et conveniri ac sentencie eciam quecunque seu
qtialescnBque occasione premissorum in et contra ipsos 6orum-
qae robas res et bona ferri vel promulgari occasione vel pre-
textu predictorum per quemcunque seu quoscunque quo vis
qaesito colore nullatenus valeant, nostra majestas ex eisdem
aoimo sciencia plenitudine et auctoritate graciose et benignius
indulgeret tribueret et concederet, et quod infra dictos quin-
deeim annos omnes arrestas repressalias insidias coram nostra
majestate et ad Judicium curie nostre ac aiiorum quorumcunque
in causam vocaciones et tradicciones ac sentencias quascunque
et qualescunque earumque execuciones obstacuja et impedi-
menta in personas robas res et bona dictorum civium et oppi-
danorum ac oppidi ejusdem pretextu et occasione dictorum
pretensonun tractatuum de et super hujusmodi pensionibus
vitalibus et occasione eorundum latas et factas sublevaret et
suspenderet^ dietumque oppidum cives et oppidanos ejusdem
et alios predic^tos in et circa premissa de solita benignitatis
demencia uberius privilegiando. Quibus omnibus et singulis
solita benignitate regia auditis auscultatis intellectis et diligenter
pensatis attendentes profecto, quod multum in subditis humani-
tatis opus exequimur, si oppressis et gravatis interdum per
aliene culpe convicium misericordie et relevaminis celeri remedio
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subvenimus, ut nacionura pluralitas que sub dorainii nostri feli-
citate respiraat in* statu veniendo pacifico sie tranquillitatis de-
core sub augustalis regie Romane (sie!) temporibus augeatur;
videntes autem hoc fieri non posse commodius, nisi dum ipsos
eorum indempnitati ab oppressionibus et angariis providenter
copiosius sublevamus, potissimum autem ad dictum oppidum
nostrum Lovaniense fideliumque nostrorum et saeri imperii burgi-
magistrorum consulum proconsulum scabinorum et juratorum
communitatisque ejusdem oppidi, qui omni semper studio totaque
fidelitatiö constancia nostris predecessoribus et patruis seu in-
clyte domui nostre serviverunt et tanto fidelius nobis et sacrd
Romano imperio servire futuris temporibus conabuntur, quanto
graciosius iidem de uberiori nostre potestatis participio secun-
dantuF; Mtendentes nihilominus quod venia et allevacione digni
sunt qui alieno presertim tyrannico laborant morbo, ac eciam
attento quod a pluribus quibus dictum oppidum ut pretenditar
debet seu tenetur vel saltim heredibus eorundem seu deten-
toribuB literarum pensionalium dilaciones graciosas et compe-
tentes super solvendis pensionibus vitalibus et eciam tempore
dicti pretensi regiminis seu ejus occasione prefati Petri tyranni
sie nominati venditis et sigillatis et soivi neglectis in antea
impetrarunt, volentes profecto eisdem facere graciam specialem
ad hoc precipuc; ut ipsum oppidum nostrum tarn in multitu-
dine populi quam rerum ubertate antique felicitatis grata,
resumat et suscipiat incrementa; jpsis burgimagistris consulibus
proconsulibus scabinis et juratis totique communitati oppidi
Lovaniensis predicti incolisque hominibus et habitatoribus ejus-
dem qui nunc sunt et qui pro tempore fuerint, cujuscunque
Status operis officii negociacionis vel condicionis existant^
spacium veniam et dilacionem quindecim annorum ad solven-
dum hujusmodi pensiones solvi restantes et neglectas animo
deliberato et ex eerta sciencia ac de Romane regie potestatis
plenitudine et auctoritate, et quod ulterius et deinceps infra
quindecim annos dictum oppidum cives et incole ejusdem ac
privilegiis et immunitatibus oppidi civibus concessis gaudentes
eorumque res robe et bona pretextu et occasione dictorum
contractuum pretensorum de et super hujusmodi pensionibus '
vitalibus et earum occasione conjunctim vel divisim coram
nostra majestate et ad Judicium curie nostre alteriusque seu
aliorum quorumcunque judicum arrestari in judiciumque coram
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predictis trahi vocari et conveniri ac sententie eciam quecunque
sea qualescunque occasione premissorum in et contra ipsos
eonunque robas res et bona late vel promulgate occasione et
pretextu predictorum per quemcunque seu quoscunque quovis
quesito colore nullatenus valeant^ ex eisdem animo sciencia
plenitudine et auctoritate predictis graciose et benignius indul-
gemus, prout digne possumus, tribuimus et concediraus absol-
vimus et tenore presencium usque ad prefinitum tempus quin-
deeim annorum libertamus ac liberas esse debere statuinnis,
decernentes quod exempeio solucio et libertacio nostra hujus-
jnodi in Ulis solucionibus non debeant infringi a quecunque
vel quibuscunque dolis et machinacionibus aboleri seu in
dabium revocari, sed plenam ac irrefragabilem illas obtinere
firmitatem sive cujuscunque caucionis seu fidejussionis presta-
cionem, ac quod infra dictos quindecim annos omnes arfestas
repressalias insidias coram nostra majestate et ad Judicium
corie nostre ac aliorum quorumcunque (judicum) in causam
vocaciones et tracciones ac sentencias quascunque et quales-
cunque earumque execuciones obstacula et impedimenta in per-
sonas robas res et bona dictorum civium et oppidanorum ac
oppidi ejusdem pretextu et occasione dictorum pretensorum
contractuum de et super hujusmodi pensionibus vitalibus et
occasione earundem latas et factas subJevamus toUimus et
suspendimus dictumque oppidum cives et oppidanos ejusdem
ac alioB predictos in et circa premissa de solite benignitatis
clemencia spßcialiter privilegiamus, sentenciis et processibus
latis et fortassis eoiam promulgatis in contrarium facientibus
non obfitantibus quibuscunque, presencium etc. datum Constancie
anno domini MCCCCXVII^ septima die Octobris.
14. (XCVII.) Constanz, (1417?).
König Sigismund fordert die Königin von Böhmen auf, die
kirchlichen Missstände abzustellen und droht im andern Falle
mit einem Process des Concils.
Serenifisima princeps soror nostra charissima! Mirabilis
architectus Christus Dei virtus et sapieneia domum sibi excissis
colnnmis septem et in fundamento de lapide primario coUocato
construxit . et in quattuor angulis virtutes quattuor cardinales
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constituens eam nihilominus vario virtutum ornatu depinxit,
interius ut ab intus omnis gloria filie regia esset in fimbriis
aureis. Verum ille qui a principio in veritate non stetit hujus-
modi edificii structuram mirabilem non sustinens pacienter,
validum ventum misit a regione deserti, ut concussis quatuor
angulis domus si posset, everteret fundamentum, sed licet domus
multipliciter quatiatur, pati tarnen non potest omnem ruinam,
cum sit supra firmam petram mirabiliter constituta, arietibus
tamen aliquando datis in agro aliquos lapides excutit a structura^
dum pugnant filii contra matrem plus quam civile bellum
nequiter exercentes et Christi tunicam inconsutilem laniant que
forte pocius uni fuerat concedenda. Inter alias namque personas
quibus dilectissima soror nexu affinitatis sincere adstringimur,
vos specialiter in sede nostri pectoris prerogativa dileccionis
singularis portamus cupientes eo pocius vestram terreque vestre
salutem gloriam et honorem, quo predicte fidei catholice pal-
mites oiim progenitores nostri christianissimi reges in natali
solo dilatasse devocius et fervencius semper pro ipsius ampli-
ficacione stetisse revera dinoscuntur. Verum de quo dolemus
ad nostrum pervenit auditum, quod multos in terra Bohemie
. eciam dicioni vestre subjectos execrabile facinus et erroris
perversitas rnfecit, plerique per apostasie vicium illam incon-
sutilem Christi tunicam quam sacri baptismatis regeneracio con-
tulit, damnabiliter exuentes induunt tanquam in tenebris et
umbra mortis positi cecitatis fermento ac nequicie et malicie
veteri corruptela; sicque ille mille modorum npcendi artifex
per ministros suos pravftatis et spurciciarum alumnos et iniqui-
tatis operarios in illis partibus venena sparsit moi*tifera sediciose,
considerans quod familiaris hostis sit efficax ad nocendum qui
quasi dulcia premittentes cauda pungunt ut scorpio in aureo
tandem calice Babilonis virus pestilencie infusuri, licet enim
hactenus diucius latitantes et velut vulpes clandestine niterentur
vineam domini Sabaoth demoliri, jam tamen peccatis exsur-
gentibus in aperto, qui tanquam equi parati ad prelium pre-
sumuntur manifeste insurgere contra eam, in quibusdam locis
publice predicando querentes in cibum simplices et in predam
edoctos et illaqueare fideles quoslibet suis circumvencionibus
cupientes facti magistri erroris, qui nunquam fuerunt discipuli
veritatis. Quare vaJidus clamor dolore non vacuus in sacro-
sancta Constanciensi synodo generali horrendis continue adauctis
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ramoribus vicibus frequentatis impretermisse ascendit et iüsinuat
crebrius et invalescit semper, quod in illis partibus devocionis
obnubilata sit claritas et divini nominis cultui inimisericorditer
illndatur; cum etenim dudum resplenduerit in Bohemia et
Moravia fida fides nunc autem simplices predictorum callidis
sednccionibus circumventi et periculose decepti in profundum
devenerint peccatorum, et heccine violatur ibidem fidei fun-
damentum, de quo tacti dolore cordis intrinsecus non valentes
equanimiter sustinere tantum opprobrium regni tam gloriosi
Dobisque peculiaris. Exsurgat igitur quesumus vestra devota
sinceritas et ad evellendam de vestris agris illam herbam
mortiferam^ que messem benediccionis extenuat opportuna studia
et operas ef^caces impendat^ ttt seges fructifera depressa con-
surgat talibus spinis et tribulis radicitus exstirpatis vestro
patrocinio et proyisione salutari Christi operarii prelati et
ecciesiastici catholici utilius proficere valeant et commissum
sibi officium ad laudem divini nominis -melius et efficacius
exequantur et de vobis predicetur et in toto mundo- dicatur:
adstitit regina a dextris ecclesie militantis in vestitu deaurato
fidei catholice circumdata varietate virtutum . donisque charis-
matum redimita. Sicut de vobis specialem fiduciam obtinemus
opem et auxilium efficaciter largiendo, ut illopum malediccionis
alumnorum sit publicata nequicia per vestrum ministerium
salutare in exterminium dedueatur; ut eadem terra coinquina-
tomm labe purgata reddatur Deo placabilis et accepta antique
felicitatis resumpta benediccione ^ vosque per hec divine retri-
bncionis premium digne valeatis promereri. Scitote^ quod si
secQs, quod non credimus, actum fuerit, animadversionem sacri
concilii apud quod pro suspensione processuum muitiplicatis
intercessionibus studiose instetimus usquequaque ulterius pro-
ficere non valentes tandem apostolice sedis timemus presto
ibidem inminere. Datum Constancie etc.
Ita* quod spurcicia pestilencie prorsus eliminata vestro
ministerio prelati et ceteri in dicta terra Bohemie ad Dei mini-
* Dieser unter dem Briefe stehende Absatz ist offenbar eine von dem
Copisten im Text übersehene und später nachgeholte Stelle. Ein Zeichen
aber, wohin der Passns gehört, wie dergleichen in den Handschriften
äblich ist, war nicht zn finden. Ich vermuthe, der Passns ist zwischen
Ttleatis promereri und scitote, quod etc. zu setzen.
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steria laudabiliter peragfenda securi reddantur et exinde vobis
apud Deum meritum et laudes apud homines comparetis; noB
autem teneamur prompeius ad ea que processu temporis domoi
vestre fuerint profutura.
15. (LXXVI).
(Constanz, 30. September? 1417).
lüdultum ad cudendum monetam (sc. Frisonibus concessum).
Sigismundus etc. Universis et singulis principibus ecde-
siasticis et secularibas prelatis ducibus marchionibus banderen-
sibus bailinis comitibus vicecomitibus vicariis, generalibos
baronibus nobilibus miDisterialibus militibus clientibus capita-
neis gubernatoribus presidibus burggraviis castellanis ofScialibus
judicibus theloneariis * districtuum locorum civitatum oppidoram
et villarum commuDitatibus et rectoribus eorundem et presertim
Omnibus et singulis inhabitatoribus et incolis terrarum tarn
orientalis quam occidentalis Frisie ceterisque nostris et imperii
sacri subditis et fidelibus dilectis ad quos presentes pervenerint
graciam etc. Veuerabiles illustres nobiles et fideles dilecti!
Etsi cunctos reges decet et principes circa bonum commune
utilitatemque publicam ferventi studio vigilare cum jure divino
et humane dictante et naturali eciam racione publica utilitas
prefeiri semper debeat private, nos utique qui divina favente
clemencia sumus ad apicem Romane regio celsitudinis vocati;
tenemur et debemus studiosius inniti que nostrojrum et imperii
sacri subditorum et fidelium commodum respiciunt pariter et
profectum. Sane cum nuper in inferioribus Alamanie partibus
imperialibus pro reformacione sacrosancte Romane ecclesie ac
largiente domino uniti futuri summi pontificis eleccionem nee
non quorundam nostrorum et imperii negociorum expedicionem
presencialiter agebamus^ auribus nostris frequenter insonuit,
quod in omnibus Frisonum nostrorum et imperii sacri fidelium
terris et districtibus que ad nos et prefatum Imperium absque
medio pertinere noscuntur, nuUa penitus moneta generalis
cuderetur, quodqiie propterea cuncti inhabitatores et incole
terrarum et districtuum eorundem in non modicum ipsorum
' Cod. theolonariis.
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detriineDtum dampnum et incommodum exterorum regum et
principum monetis que forsitaa aliquantum deteriores mino-
risque lige et ' valoris existereat quam antiquitus fuissent ac
esse merito deberent, uti cogerentur; pro quo nihilominus nostra
et imperii sacri vilipenditur auctoritas, auferuntur jura utilitasque
pablica roaxime couturbari censetur, ac prefati nostri et im-
perii sacri subditi et fideles variis concussionibus et bonorum
abstraccionibus dampna irrecuperabilia, utpote verisimiliter pre-
somimas, sustinuissent hucusque et in futurum nisi super hoc
per nostre majestatis celsitudinem de opportuno provideretur,
remedio sustinerent; volentes igitur circa premissa prout nobis
et imperio predicto congruit, sed presertim ob nostrorum et
ejusdem imperii subditorum et fidelium utiiitatem profectumque
s&lubrius providere habita deliberacione super predictis cum
noDDullis nostris et imperii principibus et electoribus nee non
ÄÜorum principum comitum nobiiium atque procerum commu-
nicato consilio ordinavimus statuimus disposuimus ac tenore
presencinm ordinaraus volumus et disponimus de cetero nostras
et imperii sacri monetas in prefatis Frisonum terris seu modis
lepbuß formis remediis et condicionibus infrascriptis* cudi et
fieri, prout sequitur, in hunc modum: imprim isvidelicet^ quod fiat
lua moneta aurea que appelletur moneta imperialis, que cudetur
(in) Leovardia et sit tanti ponderis et valoris sicut sunt dimidii
Dobiliones Anglioani et formam et figuram habeat infrascriptas:
videlicet quod ab una parte aquilam extensis alis habeat et in
eadem parte scriptum sit in circumferenciis : ^Sigismundus
divioa favente clemencia^; in alia vero parte crucem habeat
duplicatam et in circumferenciis ejusdem partis scriptum sit:
^Romanorum et Hungarie etc. rex^ Itemque simili modo et
8ub eadem forma fiat moneta argen tea que simili ter imperialis
moneta vocetur. Sic videlicet quoque cudentur grossi argentei
qui in una parte aquilam habeant, et in eadem parte scriptum
sit in circumferenciis ^Sigismundus divina favente clemencia*,
in alia vero parte duplicatam crucem et in circumferenciis
ejusdem partis scriptum sit: ^Romanorum Hungarie etc. rex^
Quorum grossorum sedecim unum florenum Rhenensem et viginti
grossi unum de predictis florenis per nos, ut premittitur, cudendis
valebunt, et iidem floreni pro totidem expendentur, et predicta
onmia per nostre majestatis celsitudinem ut tangitur statuta
ordinata et disposita in statu debito permaneant; fiant et utilius
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exequantur, statuimus et vigore presencium auctoritateque Ro-
mana' regia et ex certa nostra sciencia pro nobis et successoribus
nostris Romanorum imperatoribus et regibus ordinamus, qnod
nulli homini cujuscunque status gradns seu condicionis existat,
prefatas monetas tarn aureas quam argenteas cudere liceat
preterquam imperial! vel regali magistro monete cui nos vel
prefati successores nostri ad cudendum easdem monetas per
patentes regie majestatis iiteras duxerimus committendum; nisi
alicui communitati vel alterius persone in prefatis terris, quod
monetas cudere possit^ per jam dictos predecessores nostros
Romanorum imperatores vel reges indultum existat et hujus-
modi communitates personeve desuper habeant hujusmodi pre-
decessorum nostrorum Iiteras evidentes ; et quod eedem monete
non nisi in Leovardia predicta et non alibi deinceps cudi
debeant atque possint, quodque nuUa alia moneta aurea vel
' argentea aut cujuscunque alterius metalli vel eris in sepe dictis
terris tam Orientalis quam occidentalis Frisie per quempiam
alium fieri debeat sive scindi nisi dumtaxat per imperialem
magistrum monete antedictum^ cui eciam damus largimur et
concedimus auctoritatem facultatem et potestatem plenissimam
monetas alias minutas pro honore imperii ac utilitate et bono
statu predictarum terrarum cudendi fabricandi faciendi mone-'
tandi et juxta beneplacitum deliberacionemque suam et secundum
magistri civium in Leovardia ac Gretmannorum in predictis
terris Frisie pro tempore constitutorum signo signandi cum
Omnibus juribus libertatibus honoribus et graciis quibus alii
sacri Romani imperii consimiles auctoritatem facultatem sive
potestatem habende usi sunt hactenus seu quomodolibet po-
ciuntur; decernentes et hoc regali perpetuo valituro statuentes
edicto, quod eedem ac prenominate auri et argenti monete ab
Omnibus universaliter et ubique locorum in imperio recipi et
acceptari debeant difficultate impedimento ac contradiccione
quibuslibet procul motis ; quodque nullis unquam in antea tem-
poribus per nos vel «uccessores nostros Romanorum imperatores
et reges alicui dari vendi concedi impignorari aut aliquatenus
ab imperio alienari debeant quovismodo. Inhibemus eciam
auctoritate regali predicta^ ne quis principum comitum baronum
procerum seu quevis universitas aut communitas cujuscunque
preheminencie dignitatis status vel gradus existant, in fabricandis
disponendis et cudendis monetis Ulis signis que prefatus
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imperialis magister monete imprimenda duxerit, ati presumat^
nam in eum casum ubi aliquis hoc facere presumpserit, extunc
monetas ejusmodi adulterinas falaas iUegales et injustas fore
decernimus de plenitudine Romane regie potestatis. Denique
ut predicta ordinacio disposicioque nostra firma et illesa per-
maneant ac arccius et striccius serventur ob omnibus, universas
atqae singolas monetas in prefatis Frisonum terris per oppidanos
in Bromengen sive per Olronem (Okonem?) et Bruch ejus
patrem sive alium quemcunque incolam vel habitatorem ter-
ranmi hujosmodi absque prefatorum predecessorum nostrorum
indolto concessu sive consensu sive licencia donec ad presens
&cta8 fabricatas et monetatas revocamus cassamus et vigore
presencium auctoritate predicta ex certaque sciencia nostris
penitus annullamus^ non obstantibus quibuscunque legibus pri-
yilegiis literis graciis et indultis edictis et factis in contrarium
per qnemcunque ; quibus omnibus, si et in quantum presentibus
m toto vel in aliqua sui parte adversari censentur, auctoritate
Dostra predicta ac de certa nostra sciencia derogamuS; sup-
plentes nihilominus omnem defectum^ si quis compertus fuerit
in premissis; nulli ergo omnino hominum liceat hanc nostre
ordinacionis disposicionis statuti voluntatis et decreti paginam
infringere aut ei ausu quovis temerario contraire^ si quis
aulem etc. etc.
16. (LXXXVl.)
Constanz (7. October? 1417),
König Sigismund erklärt die Friesen für reichsunmittelbar und
entbindet sie von dem Gehorsam gegen Okko den Sohn des
Keno.
Sigismundus etc. Universis et singulis prelatis presbyteris
jadicibils totique communitati districtus in etc. nostris et imperii
sacri fidelibus dilectis graciam etc. Fideles dilecti! Relatum
est auribus nostre regie majestatis^ quod magistri civium consules
Bcabini et capitanei totaque communitas oppidi N. ausu temerario
millo a nobis aut predecessoribus nostris Romanorum impera-
toribns aut regibus mandato habito aut indulto auctoritate
propria se de regimine vestro et districtus vestri ingerentes
V08 dominio suo subjugare et tributa ac exacciones. quocies eis
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placuit; a vobis veluti suis subditis exigere et recipere non
erubuerunt, nee eo contenti vos tandem et districtum vestrum
tanquam hereditaria bona et dominia sua potestati et regimini
olim Kenonis de N. (sie!) tradiderunt et sie demum quasi ex
sucpessione paterna seu hereditaria ad Okkonem filium ejusdem
Kenonis devoluti sub dominio ipsius tanquam servi et tributarii
ignominiose et miserabiliter gravati residetis in nostram et
imperii saeri injuriam non modicam atque damnum; et cum ex
debito officii Romane regio dignitatis ad hoc teneamur precipue
sollicita cura intendere, ut universa dominia et jura sacro im-
perio hactenus quocunque modo subtracta temporibus nostris
magnifice recuperare et ad imperii obedienciam et subjeccionem
reducere studeamus, idcirco universitatem vestram sub debito
fidei seriöse requirimus imo vobis auctoritate Romana regia
districte precipiendo mandamus^ quatenus ad hec ut sub pro-
teccione sacri imperii cui eciam immediate subjecti estis^ ad
instar aliorum Frisonum ,dy Fryftiesen' vulgariter nuncupatorum
libere respirare et a jugo gravissime servitutis eximi possitis
ac prefato Okkoni aut alicui alteri hominum in antea nullatenus
obedire aut tributa et exacciones quascunque solvere nullatenus
presumatis; quin pocius ad obedienciam et subjeccionem sacri
imperii prout tenemini redeuntes^ nobis et imperio sacro in
manibus strenui Syfridi et Nicolai etc. quibus ad hec vices
nostras commisimus fidelitatis et bomagii prestare debeatis
juramenta, prout in juribus et libertatibus vestris conservari
ac nostram et imperii sacri indignacionem gravissimam nee non
penam ducentorum scutorum antiquorum a vobis et quolibet
vestrum qui contrafecerit, irremissibiliter exigendam cupitis
arccius evitare. Datum Constancie etc. ut supra (sie!) etc.
17. (LXXXVII.)
Constanz (October 1417).
König Sigismund bittet die Friesen um ein subsidium chari-
tativum zu den Concilskosten.
Sigismundus etc. Honorabilibus prepositis decanis gret-
mannis coadjudicibus (siel) et capitaneis totique communitati
et incolis in Ostergo in Westergo Smeylburgerlant Schotter-
werff Vpsterlant et octo parrochialium principalium parcium
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Frisie nee non ceteroram districtuum et insularam ipsis et
patrie Frisie adherencium nostris et imperii sacri fidelibus
dilectis g^aciam etc. Honorabil^ devoti et fidelee dilecti ! Non
credimus vobis incognitum aut a vestra noticia fore peregrinum^
qnaliter ex assumptis Romane regle dignitatis gubernaculis circa
ea que commodum et utilitatem populi christiani respiciunt,
prent tenemur^ soUicita mente intuenti pro sacrosancta universali
ecclesia a multis jam retroactis temporibns dispendiose scissa
cam Dei adjutorio feliciter unienda, nee non nostris et imperii
sacri dominus et terris in statu quieto et pacifico reponendis
diversas mundi partes ent remota regna sub magno nostro et
Dostrorum discrimine et expensis innumerabilibus peragravimus^
potissimum nos arbitrantes salvatori nostro prestari obsequium,
si pro dilecte sponse sue sancte videlicet ecciesie hactenns tarn
in Spiritual ibus quam eciam temporalibus multipliciter afflicte
ipsius cujus in hoc rem agimus nobis assistente auxilio subvenire
valeamas, cujus rei desiderio succensi tot viarum et laborum
dispendia cum extenuacione eciam naturalium dominiorum nostro-
nim non pigrabamur subire, et nunc largiente domino una cum
re^erendissimis in Christo patribus dominis cardinalibus archi-
episcopis episcopis ceterisque prelatis doctoribus et magistris
in Constanciensi civitate ad hoc nobiscum congregatis unione
eeclesie sancte jam confirmata brevi temporis spacio eleccionem
nnici veri et indubitati summi pontificis indubie secuturam
speramaS; quo terminato feliciter demum ad prosequenda imperii
sacri negocia sine interpolacione aliqua liberius procederaus
nee a cepto desistemus propositO; donec hec omnia vita nobis
comite fine debito eoncludantur. Et quia ad tarn ardua tamque
salubria negocia toti itaque christianitati summe necessaria
feliciter prosequenda vestrum et aliorum nostrorum et imperii
fidelium. subsidia nobis extant plurimum opportuna, idcirco
fidelitatem vestram de qua plurimum presumimus quamque in
hac re votis nostris credimus prompte occurrere, tenore presen-
cinm seriöse requirimus et hoitamur desiderantes ex animo,
qaatenos predictis laboribus nostris et sumptibus quos pro vestro
ac totius christiani populi utilitate et commodo ultronee sustu-
limus et usque modo indefesse sufferimus^ provida mente pen-
santes ad succurrendum nunc majestati nostre regio imo pocius
retpublice benivole annuentes de danda nobis una precaria seu
charitativa ^subvencione unanimiter concordetis ac ipsam ad
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64 .
locum competentem comportantes et universos et singtilos com-
portare facientes, taliter comportata atque co]lecta in manus
Syfridi et Nicolai presentare velitis per eos ad cameram nostram
regiam deportanda. Commisimus namque dictis consiliariis
nostris hec et alia nostre intencionis ad vos perferre negocia,
quibus in omnibus que vobis hac dumta^at vice ex parte
nostra retulerint ac vobiscum tractaverint. et concluserint, fidem
credulam et indubiam per vos adhibendam cupimus per omnia
tanquam vobis propria loqueremur in persona. Agite igitur in
premissis, prout de constanti fidelitate in obediencia vestra con-
fidimus, ut exinde in conspectu majestatis nostre commendari
ac proinde nostre munificencie beneficia non immerito presto-
lari possitis^ que vobis si votis nostris parueritis presentibus
clemencius pollicemur. Datum Constancie etc. etc.
18. (XCVI.) Constanz (October, 1417).
Exhortatur quosdam imperio rebelles, ud adhuc convertant se.
Sigismundus etc. fideles dilecti ! Audito nuper quod insti-
gante siquidem diabolo nedum in sacri Romani imperii dispen-
dium, sed eciam adversus imperialis culminis honorem, imo
denique in lese majestatis crimen fideles nostros homines de
B . . . n (sie !) et nonnullos alios de occidentalis Frisie partibus
pro «0, quod ad eorum verum naturalem et ordinarium dominum
tanquam veri zelatores ipsius humiliter et sicut tenebantux
reddentes nobis et eidem imperio cui favente domino feliciter
presidemus, ad manus honorabilis N. consiliarii ambasciatoris
et fidelis nostri dilecti fidelitatis et obediencie juramenta pre-
starunt tam in civitate Groninghensi que Frisie caput esse
dicitur et que priscis temporibus fideles lactabat filios nutriebat
providos receptabat honestos ejiciebat improbos et infideles et
rebelles imperii penitus exulabat, quam extra sie hostiliter,
fraudulenter vero dicimus, invadere et ex eis quosdam crudeliter
occidere quosdam diris tradere carceribus non estis veriti,
nempe regium animum nostrum ac lachrymarum erumpencium
guttas vix potuimus continere, et profecto, . dum sie per vos
gesta perpetfataque in nostre lance consideracionis appendimus
, equidem non mediocriter admiramur , unde potuit vos tanta
animare temeritas, quod sub tam mali fomite propositi regiam
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65
majestatem offendere et prefato ambasciatore nostro apud vos
adhuc existente ac regle persone nostre effigiem representante
furiisque yestris predicta facere prohibente quietem nostre
mentis sie irreverenter et infrunito (!) animo turbare non pavistis;
et revera, si qua virtus donnivisset in nobis, ocio debebatis
merito considerasse , qaod licet nobis et imperio fidelitatis et
obediencie debita juramenta prestare vestra presumpcio distulerit
hacusque, nihilominus tarnen vos ad imperium pertinere ac sim-
pliciter imperiales esse contradicere non potestis nee negare
possunt vestre mentes, quoniam parentes vestrum omnium eorum
fide constancia magnanimitate indefessoque labore poscentibus
cunctas atque singulas libertates francbesias privilegia cetera-
que multimoda bona quibus heu ! nunc abutimini a nostris pre-
decessoribus Romanis imperatoribus et regibus obtinuerint;
Yosque illorum^ et non vestris meritis appellemini vulgariter:
,die Fryen Friesen^, pro quo nimirum dolens major causa nos
afficit et presertim quod ibi magis et amarius inquietamur^ ubi
clemencia nostra quietis dulcedinem libencius procuraret^ et inde
ledimur immanius, unde nobis et imperio deberet hodie charitativa
fidelitatis obviam prodire undeque gratitudinem zelus culminis
Dostri avidius expectavit. O inexcusabilis culpa ! Surgere tarnen
mihi inter tot armosos vires non potuit unicus qui contra tam
enormes inauditasque fracciönes verbum unicum loqueretur
quique pro sedandis faccionibus hujus defensionis se murum
opposuisset. O si possetis alternatim libros consciencie per-
legere^ quot et quantas in eis accusatorias lecciones predictis
faccionibus vestris omnino contrarias inveniretis, quod adversus
nostros et in^perii juratos et fideles ausi fuistis in arma con-
surgere quimet deberetis eorum imo nostras injurias totis viribus
propulsare. Mirabilis imo non satis; imo ultra quam dici possit,
miranda tanti loci cecitas ac tantorum civium obscuritas ocu-
lorum^ ut qui tam felicium deberetis antecessorum vestrorum
antiquitatis dignissime vite morumque sequi vestigia a semitis
vestrorum laudabilium patrum qui olim ab Augusto non vocati
cum Romanis ea tempestate potentissimis et rebellibus pro
imperii juribus recuperandis pugnam ineuntes gloriosum quippe
triujnphum obtinuerunt, improvide deviantes non minus in
nostrum quam culminis nostri prejudicium supradictos jam
juratos subditos et fideles nostros tam crudeliter peremistis
tamque immaniter in vestris vinculis detinetis. Animadvertite,
Archiv. Bd. UX. I. UÄlfte. 6
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animadvertite Romani imperii subditi^ utrum ex coUatis bene-
ficiis vobis quorum parentes imperii munifieencia tarn copiose
dotavit ac pre ceteris in imperio constitutis tam largiflue Hber-
tavit contra nostros imo nos ipsos velut imperii caput exasperare
sie licuit mentes vestras? Non equidem. Levate itaque oculos
vestros in circuitu, levate, aperite aures vestras et de tanta
nobis et imperio iliata injuria doleatis ac ad se ipsum quilibet
vestrum revertatur ad resumendumque caput sensusque racionis
induat et dijudicet^ quam pregrandi macula ex premissa faccione
coinquinatum jam fuerit nomen suum ; ac non minus provide ac
diligenter attendat, quod imperii fortitudo quam vis modernis
temporibus passa videatur aliquas tempestates, digno tarnen Dei
judicio multos qui sibi rebelies esse presumpserant, hactenus
ad penam mediante justicia conduxit exemplum cunctis homi-
nibus seculi monstratura. Non enim sicut putatis Romani im-
perii vires sopite sunt, nam semper vigilans et attenta potencia
non dormitat. Interrogate patres vestros qui olim ob imperii
Romani amorem rebelles conterrere viribus et rebus minime
veriti sunt, et dicent vobis, quomodo predecessores nostri
victoriosissimi multos rebelles a propriis laribus expulerunt et
ejecerunt, quoniam et ipsi patres vestri semper fuere ipsius
imperii fidelissimi zelatores. Interrogate modernes et narrabunt
vobis, quomodo rex Anglie etc. hobis et imperio indissolubili
vinculo colligatus et rex Danie etc. propinquissima consanguini-
tatis linea conjunctus innumerabilem fere multitudinem imperii
principum et fidelium qui se Student assidue non minus obe-
dienter quam fideliter nostris beneplacitis conformare; penitus
obmittendum vellemus, equidem vellemus tam propter imperium
quam famam vestram, ut cetera sinamus, quod sanius egissetis,
quoniam autem, viri fortes, nemo quod factum est, non factum
fuisse possit reducere, cumque tempus nunc advenerit in quo nobis
et imperio graciores fieri poteritis, vos hortamur et auctoritate
regia Romana requirimus: exsurgite et ad contemplandam im-
perii speciem et virtutem vestros animos erigite vosque posses-
sione graciosa vestrum cognoscite possessorem; parate viam
domini, rectas facite semitas ejus; tollite carcerum vestrorum
seras et supradictos fideles nostros quos recepistis de carceribus
hujusmodi mox visis presentibus integre relaxetis, et si que
ipsis bona recepta sunt, restituatis ad honorem sacri Romani
imperii et nostre majestatis reverenciam specialem, quod si
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feceritis, nos inter alios imperii subditos vos recommendatos
habere studebimus sine fallo; sed revera si potencie nostre
mandatis obedire neglexeritis^ quod utique nostra serenitas adhuc
credere non potest, penis et mulctis imperialis bauni, forbannique
et aliis viis et modis quibus poterit regia potestas nostra pro-
cedere curabit^ utpote sibi ac ceteris imperii prineipibus visum
fuerit expedire; nee vos tunc liberare poterunt predictarum
faccionum atque scelerum persuasores, sed eritis cunctorum
opprobrium et fabula nacionum, presertim autem vicinorum qui
contra vos derisorie sua movebunt capita in eternum. Datum
Constancie anno etc.
C. Saroyen.
Wie für die Hohenzollern, so knüpft sich für das Haus
der Grafen von Savoyen an die Epoche des Constanzer Concils
eine der wichtigsten Erinnerungen rücksichtlich der Entwicke-
lung ihrer Macht- und Rangstellung. Der bedeutendste Ge-
schichtschreiber Savoyens, Guichenon und nach ihm viele
Andere, erzählen aber die Erhebung des Grafen Amedeo von
Savoyen in den Herzogsstand in solcher Weise, dass sie sich
wie eine improvisirte Episode der Reise des römischen Königs
nach Perpignan ausnimmt. Unzweifelhaft aber haben schon
längere Zeit vorher Verhandlungen darüber stattgefunden, und
da savoyische Gesandte im Jahre 1412 den römischen König
in Ungarn schon begrüssten, so dürfte die Grundlage zu dem
Act von Chambery wohl damals schon gelegt worden sein.
Man weiss, wie viel dem römischen König im Jahre 1414 das
freundliche Verhältniss der Grafen von Savoyen und Monferrat,
welche das natürliche Gegengewicht gegen die Macht Mailands
bildeten, genützt hat, und abgesehen von den Geldmitteln, mit
welchen Herzog Amedeo seinen Lehnsherrn auf der Reise nach
Narbonne und Perpignan förderte — bekanntlich verliess
Eberhard Windecke seinen Herrn auf der Fahrt, um ,Geld aus
Savoyen zu holen^ — scheint Sigismund einen werthvoUen Ge-
winn in der Unterstützung der savoyischen Gesandten auf dem
Concil selbst gefunden zu haben, die ihm in der Epoche, da
er durch den Zerfall mit Frankreich in eine unsichere Lage
gerathen war, von ersichtlichem Nutzen sein musste. In den
6*
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68
Rahmen der ersten Verhandlungen, die das Verhältniss des
römischen Königs zu Savoyen begründeten, scheint nun die
erste der hier mitgetheilten Urkunden (Nr. LXXVn[19]) zu
fallen, die, so allgemein gehalten sie auch ist, schon durch die
paradigmatische Anführung der den Grafen von Savoyen als
Reichsvicaren verliehenen Suprematsrechte über die Kirchen
und Diöcesen ihres Gebiets sich als eine auf Savoyen in
Sonderheit bezügliche kundgibt. Dazu kommt, dass wir nir-
gends so deutlich als eben in Savoyen, den durch Karl IV. mit
dem Vicariat verbundenen Supremat und die darüber vom
Clerus erhobenen Beschwerden und Auflehnungen verfolgen
können. Sichtlich enthält die Aufhebung dieser Verleihungen
seines Vaters durch Sigismund eine captatio benevolenciae für
den savoyischen Clerus, die dem römischen Könige ebenso wie
vielleicht Amedeo selbst für die weitere Entwickelung des auf
die Erhebung zum Herzogthum gerichteten Planes nothwendig er-
scheinen mochte. Andererseits versetzt uns die unter (Nr. LXX
[23]) mitgetheilte Urkunde in die Epoche, in welcher die
savoyischen Gesandten auf dem Concil selbst dem römischen
Könige förderlich gewesen sind — ist doch durch ihre Ver-
mittelung vornehmlich der Compromiss zwischen dem Könige
und den Cardinälen zu Stande gekommen und die Spannung
wegen des Securitätsbriefes beigelegt worden. ^ Aber auch
weiterhin scheint noch namentlich im Hinblick auf die Sicherung
des Rückzuges der römischen Curie nach Italien auf die
savoyische Hilfe gerechnet worden zu sein, und die unmittelbar
am 11. November, also am Wahltage von Martin V. an Ludwig
von Achaja erfolgte Notification der Wahl unter den ganz be-
sonders auszeichnenden Schlussworten (Nr. CXVI [25]) mag wohl
eben darin ihren Grund haben. Dazwischen bietet uns unsere
Handschrift eine ganze Gruppe von Schreiben (Nr. XXVIII [20],
XXIX [21], LXIX [22], CV [24]) über ein von dem Erzbischof
Michael von Embrun begangenes Verbrechen und ein darüber
eingeleitetes Processverfahren , die leider trotz ihrer Redselig-
keit das eigentliche Vergehen des Prälaten im Unklaren lassen.
Nehmen wir an, dass die Klage über Vergewaltigung der
Diözesanen durch den Erzbischof nur zu den Häufungen der
^ Vgl. Peter de Palka ed. Firnhaber im Archiv f. Kunde österreichischer
Geschichtsquellen, Bd. XV. pp 36. 5ö.
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BeschuldigUDgen gehört, die in jenen Tagen bei Erhebung einer
Klage üblich waren, so bleibt als materieller Grund für den
Zorn Sigismunds ein gegen ihn verübter Eidbruch des Kirchen-
fürsten. Was derselbe ihm aber zugeschworen und worin er
dann weiterhin seine Meinung derart geändert, dass der römische
König eine so ungemeine Heftigkeit gegen ihn an den Tag
l^e, bin ich nachzuweisen nicht im Stande.
19. (LXXVn.) Diös-Györ, 5. Mai 1412.
König Sigismund hebt alle den Reichsvicaren über die Kirche
ertheilten Suprematsrechte auf.
Sigismundus etc. Universis et singulis principibus eccle-
aiasticis et secularibus comitibus vicecomitibus baronibus nobi-
libus militibus clientibus officialibus judicibus magistris civium
consulibus juratis et communitatibus civitatum oppidorum
yillarum locorum et districtuum ac rectoribus eorundem coeteris-
que nostris et imperii sacri subditis et fidelibus dilectis ad quos
presentes pervenerint, g^aciam etc. Venerabiles illustres nobiles
et fideles dilecti! Ad hoc summi dispensacionem presidii prin-
cipalis monarchie obtinuimus principatum, ad hoc sacri Ro-
mani regni non leve pondus in nos suscepimus, ut si ad
alia extrinseca sollicitudo nos provocet ad ea tamen, que recu-
peracionem nostromm et imperii sacri jurium felicem quoque
statum et quietum ac incrementum graciarum libertatum
immunitatumque personarum ecclesiasticarum in toto sacri -
Romani imperii ambitu constitutarum respiciunt, tanto inten-
damus uberius, quanto nostrum pre ceteris mundi principibus
soliam magnificencius erexit celestis providencia creatoris.
Assampti itaque dudum supema disponente clemencia, sicut
pie tenemus, quamquam insufficientibus meritis ad culmen Ro-
mane regle dignitatis multorum principum procerum äc subdi-
tomm nostromm qt imperii sacri fidelium exposicione certa
percepit nostra majestas, quod pridem nonnulli dive recorda-
cionis Romanorum imperatores et reges nostri predecessores
quibusdam regibus principibus ducibus marchionibus comitibus
magnatibus baronibus aut nobilibus vicariatus generalis vel
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specialis sacri Romani imperii nee non superioritatum fideli-
tatum homagiorum feodorum jurisdiccionum seu quorumcunque
aliorum jurium regalium ad nos et Romanam imperium ac
regnum quomodolibet pertinencium infeodaciones seu largi-
ciones ac concessiones imperiales fecerunt et indulserunt, arbi-
trantes ipsi concessores predecessores nostri per hec rempublicum
adaugeri, que quidem infeodaciones largiciones et concessiones
imperiales fecerunt et indulserunt, prout eadem fidelis exposicio
subjungebat, sacro Romano imperio ac reipublice propter ho-
minum cupiditates jam diu incommoda multifaria intulerunt et
copiosius inferunt de presenti, prout eciam rerum magistra
experiencia de eisdem incommodis postmodum certissimis in-
diciis mentem nostram regiam informavit. Nos igitur sie terreno
principatui presidere volentes, ut ab eterno non mereamur
excludi, et preterea pretermissis humanis favoribus soli utilitati
et honori Romani imperii reique publice indulgere et vigilanter
intendere totis desideriis exigente magnifica predicti Romani
imperii et regni nobis commissa sollicitudine cupientes — et ne
deinceps concessiones seu largiciones supradicte vel similes
nobis et sacro Romano imperio ac reipublice et presertim
sacrosanctis ecclesiasticis seu ecclesiis et earum ministris et
prelatis qui temporibus hodlernis prob dolor, infinitis calami-
tatibus devexantur, quorumque presidium ac proteccionem ad
nos et sacrum Romanum imperium recognoscimus pertinere,
prejudiciales existant vel dampnose, nostra ejusdem imperii
sacrosanctarum ecclesiarum ac reipublice evidenti utilitate pen-
sata specialiter et attento, quod Serenissimus et illustrissimus
princeps dominus Carolus quartus dive memorie Romanorum
imperatur semper augustus et Bohemie rex genitor noster cha-
rissimus, dum adhuc ageret in humanis, motus ex certis ac
racionabilibus causis poscente eciam utilitate publica sano
nichilominus principum comitum baronum et procerum sacri
Romani imperii accedente consilio ex certa sciencia sua ac de
cesarea potestatis plenitudine vicariatus officium ad quod non-
nullos sacri imperii principes in quibusdam civitatibus locis
atque terris et presertim comitatus Sabaudie et aliis locis vicinis
adjacentibus ad predictum imperium pertinentibus constituerat
revocavit ac ad se et imperium ab eisdem resumpsit, nee non
literas suas desuper datas cujuscunque tenoris existebant in
Omnibus suis sentenciis punctis et clausulis annullavit, anni-
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chilavit penitus et destruxit/ sicut de hiis tarn per plurima
fide digna et evidencia testimonia quam per prefati genitoris
Dostri cesaree cancellarie registra clare ac sufficienter sumus
edocti — moti quoque premissis ac certis aliis justis et bene
consideratis racionibus ex certa nostra sciencia et motu proprio
sano eciam principum prelatorum comitum baronum procerum
ac aliorum nostrorum et imperii sacri fidelium accedente con-
silio ac de nostre regle plenitudine potestatis omnes et sin-
gulas supenus declaratas vel similes ac quascumque alias vica-
riatus generalis vel specialis Romani imperii superioritatumque
fidelitatum homagiorum feudorum aut aliorum quorumcumque
juriom regalium ad nos et Romanum imperium sive regnum
quomodocumque pertinencium concessiones, infeudaciones seu
largiciones quascumque per predecessores nostros Romanorum
imperatores et reges aut eorum alterum quibuscumque regibus
principibus ducibus marchionibus comitibus baronibus et magna-
tibus aat eorum alteri factas et indultas, quantum concessiones
infeodaciones vel largiciones hujusmodi contingere possunt aut
poterunt, sacrosanctas ecclesias ac earum ministros et prelatos
ipsorumque civitates suburbia villas castra mandamenta juris-
dicciones dominia territoria homines feuda possessiones et que-
eunque jura nobis et predicto Romano imperio immediate sub-
sistentes et subsistencia ab eisdem regibus principibus ducibus
marchionibus comitibus baronibus ac magnatibus et eorum sin-
gulis quibus ipse concessiones infeudaciones aut largiciones
imperiales vel earum altera ut prefertur hactenus sunt indulte,
ad nos et Romanum imperium atque regnum penitus resumimus
substrahimus et revocamus per presentes omnes et singulas
literas predecessorum nostrorum Romanorum imperatorum ac
regum predictis regibus principibus ducibus marchionibus
comitibus baronibus et magnatibus aut eorum alteri super pre-
missis concessionibus infeudacionibus et largicionibus cesareis
aut earum altera concessas et confectas^ cujuscumque formule
seu tenoris existant^ eciamsi in eis caveatui*, quod non possint
revocari, quo ad partem ecclesiarum et ministrorum seu pre-
latorum predictorum aut suorum et cujuslibet eonmi civitatum
suburbiorum villarum castrorum mandamentorum jurisdiccionum
* Vgl. Huber-Boehmer Regesta Caroli FV. die dort aasgezogenen Urkunden
Nr. 4170, 6155, 6156, 6244.
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dominiornm territoriorum hominum feudorum, possessionum et
quorumcumque aliorum jurium nobis et dicto Romano imperio
subsistencium tenore presencium cassamus destruimus annulamus
et penitus irritamus in omnibus suis sentenciis capitulis et
clausulis de excellenti plenitudine supradicta Romane regie
potestatis. Et nichilominus auctoritate et potestate jam dictis
statuimu£( et declaramus et edicto perpetuo ac irrefragabili de-
cernimus in bis scriptis, ut ecclesiarum et ministrorum earundem
in futurum status perseveret inconcussus, volentes expresse
quod vigore alicujus concessionum infeudacionum vel largi-
cionum imperialium superius expressarum vel similium aut
quarumlibet aliarum quantaeunque et qualicunque verborum
expressione firmatarum predictis regibus principibus ducibus
marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut eorum
alteri vel alterius ipsorum heredibus successoribus et causam
habituris^ si super ecelesiis predictis earum ministris et prelatis
ac ipsorum civitatibus suburbiis villis castris mandamentis
jurisdiccionibus dominus territoriis hominibus feudis possessioni-
bus et juribus aliis quibuscunque nobis et sacro imperio sub-
jectis jus superioritatis dominii jurisdiccionis reforti vel alterius
cujuscunque potestatis acquiri, eciamsi per predecessores nostros
supradictos premisse vel similes aut quecunque alie concessiones
infeudaciones et largiciones predictis regibus principibus duci-
bus marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut eorum
alteri vel heredibus successoribus aut causam habituris eorun-
dem facte fuerint^ de dictorum prelatorum aut alterius eorundem
consensu et expressa voluntate, et tenor literarum predecessorum
nostrorum in literis concessionum infeudacionum vel largicionum
hujusmodi de verbo ad verbum clauderetur seu alias ibidem
haberetur de eisdem literis mencio specialis. Quocirca uni-
versis et singulis ecclesiarum prelatis et ministris nostre im-
periali potestati ac dominio quoad temporalia predicta immediate
subjectis et constitutis sub obtentu gracie nostre ac ex debito
fidelitatis auctoritate nostra Romana regia precipimus et man-
damuS; quatenus vigore aut pretextu alicujus concessionis in- .
feudacionis seu largicionis imperialis, prefatis regibus principibus
ducibus marchionibus comitibus baronibus et magnatibus aut
eorum alteri vel suis heredibus successoribus et causam habi-
turis per predecessores nostros de vicariatu imperiali speciali
vel generali seu superioritatum fidelitatum homagiorum feudorum
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73
aat aliorum quorumcumque jiirium ad nos et ad Roraanum ira-
perium seu regnam pertinencium quovismodo facte, ad eosdem
r^es principes duces marchiones comites barones et magnates
eoramque heredes succesBores et causam habituros seu eorum
alterum aut eorum officiales etc. quoscumque deputatos vel
deputandos nullum respectum seu regressum deinceps habeant
nee sibi in aliquo obediant vel intendant. Nos enim de pre-
missa Romane regio plenitudine potestatis motuque sciencia et
coDsilio supradictis omnes et singulas ecclesias ac supradictos
prelatos et ministros ac eorum et cujuslibet eorum civitates
suburbia villas castra mandamenta dominia homines feuda
jarisdicciones possessiones et jura quecunque alia nobis et
Romano imperio temporaliter subjectos subjectas et subjecta
a predictorum regum principum ducum marchionum comitum
baronum et magnatum potestate ebediencia et fidelitate eximi-
mos libertamus et penitus absolvimus ac in statum pristinum
et immediatam subjeccionem et superioritatem nostram ac suc-
cessorum nostrorum Romanorum imperatorum et regum ac
ipsius imperii restituimus et reducimus per presentes. Et si forte
retroactis temporibus quicquam ad versus statutum declara-
cionem revocacionem libertatem absolucionem graciam et inten-
cionem nostras regias hujusmodi nee non jura privilegia iiber-
tates et immunitates ecclesiarum et prelatorum predictorum a
prefatis regibus principibus ducibus marchionibus comitibus
baronibus et magnatibus vel eorum altero seu officialibus aut
deputatis vel deputandis eorundem occasione et pretextu ali-
cujuB concessionis infeudacionis vel largicionis imperialium
predictarum vicariatus imperialis generalis vel specialis aut
superioritatum fidelitatum (lominiorum homagiorum feudorum
et aliorum jurium imperialium, ut profertur, sibi facte attempta-
tarn vel factum foret vel fuerit aut contigerit in posterum per
quemcunque quavis auctoritate scienter vel ignoranter attemptari
vel fieriy de supjadicta plenitudine Romane regio potestatis hoc
ipsum, qualicunque modo gestum fuit, cassamus irritamus vacua-
mus casBumque irritum et inane perpetuo esse decernimus et
DUDciamus in bis scriptis, ut nullis temporibus debeat viribus
aliqualibus subsisterO; non obstantibus literis nostrorum prede-
cessorum Romanorum imperatorum et regum in contrarium
concessis sub quacunque verborum expressione formula con-
fectis et roboratis, quibus p^rinde ac si literarum ipsarum
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74
tenores in nostris literis presentibus de verbo ad verbum in-
sererentur^ de jam dicta plenitudine Romane regie potestatis ex
nostra sciencia certa et motu proprio ac consilio supradicto^
quoad ecclesias et prelatos civitates suburbia vilias castra man-
damenta territoria dominia homines feuda jurisdicciones liber-
tates et jura quecunque superius expressa, penitus derogamus,
supplentes nichilominus omnem defectum, si quis in premissis
racione solemnitatis omisse dubia vel obscura interpretacione
verborum seu quovis alio modo compertua fuerit, de prefata
plenitudine Romane regie majestatis. Nulli ergo omnino ho-
minum etc. sub pena L marcarum auri puri etc. Datum Dixsguri
anno domini millesimo quadringentesimo XIP quinta die Maji
Sub majestati regali regnorum ut supra. Ad mandatum domini
regis — Johannes Kircheim.
20. (XXVIII.) Constanz, 29. Juni 1417.
Mandat omnibus et singulis subditis archiepiscopatus Ebredu-
nensis, ut in nulla temporalitate archiepiscopo se obtemperent
sub pena banni imperialis.
Sigismundus etc. Venerabilibus ecclesiasticis spectabilibus-
que secularibus proceribus nobilibus honorabilibus et egregiis
yasallis et subditis quibuscunque eciam nominibus et honoribus
censeantur et signanter bannillis castellanis capitaneis ac recto-
ribus judicibus gubernatoribus ofßcialibus civitatis Ebredunensis
nee non castrorum villarum et terrarum utpote castri Rudolphi,
castri sancti Clementis, castri de Risotis, castri sancti Crispini,
castri de Varcio, castri de Selhaco castri de Crinolis castri de
Salite et castri de Briseriis nee non ville de Cathuritis et civi-
tatis Ebredunensis ac ceteris et singulis ad archiepiscopatum
et ecclesiam Ebredunensem quoquomodo pertinentibus cujus-
cunque Status gradus ordinis tituli dignitatis et preheminencie
existant, nostris et sacri Romani imperii fidelibus devotis dilectis,
ad quorum noticiam presentes pervenerint^ graciam regiam et
omne bonum! Venerabiles spectabiles nobiles honorabiles et
egregii fideles dilecti! Sperabamus hactenus, ut ille homo
dierum suorum inveteratus Michael videlicet, qui se archi-
episcopum Ebredunensem ac sacri imperii triscamerarium pre-
tendit, paciencie nostre graciam qua ipsum et dictam ecclesiam
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75
ejusqne subditos clerum et populum utinam melioribus auspiciis
et non plus debito prevenimus, sicut vir providus agnosceret,
agnitam sectaretur et converteretur a pessimis viis suis^ in
quibus a sua excecatus malicia desipienter err^t et gloriatur
insipiencias in errore, in quo perdicionem perpetuam quasi
desiderabiliter videtur manibus et pedibus provocare contra
Deam, imo ac si non sit Dens judicans et vindicans iniqui-
tatem in terra, se in superbiam contumaciter erigens immemor
beneficii accepti quasi sui noticiam non habens non est veritus
horrendum scelus perjurii nostre majestati prestitum dampna-
biliter incurrere benediccionemque et clemenciam elongans a
se induit malediccionem, clerum et populum sub jurisdiccione
ejosdem Ebredunensis ecclesie constitutum crudeliter et enor-
miter offendit vexat angustiis et variis tribulacionibus multi-
pliciter et enormiter persequitur et sub pretextu quarundam
literamm eciam nostrarum, alios pretextu turpis lucri et in
saciabilis voraginis avaricie questu exaccionavit et continuo
exaccionat, alios vero incarceravit et vinctos tenet in carcere,
alii vero a facie persecutoris fugientes de patria et de laribus
propriis coacti sunt miserrime exulare sine culpa non tamen
sine malicia multa ipsius persecutoris; sed quia credebatur
prouti credi debuerat incunctanter, quod hujusmodi perjurii
iuperbie sevicie et avaricie sue plaga circumligata correccionum
medicamine vel foto oleo lenitatis etsi non cicius, paciencius
tamen et solidius sanari sine cicatrice deberet, quam si appone-
retur ferrum rigide ulcionis, distulimus hactenus vel leviter
applicare morticina, ut ad cor rediens racionis lumine illustra-
retur agnosceretque monentem affectum prout teneretur^ homagium
prestitum observaret et literas de cancellaria nostra cedarea
sibi et dicte ecclesie Ebredunensi clero quoque et populo
afflaenter concessas exsolveret et extraheret ; ipse vero in repro-
bam sensum datus tamquam in profundum submersus pecca-
torum erransque in invio et non in via, salutisque sue vias et
jannas sibi apertas pertinaciter vilipendens cor suum, ne timeat
dominum et debitum morum predecessorum suorum reverencie
subjeccionis et obediencie exhibeat, videtur dampnabiliter in-
durasse neque recogitans, quod divi predecessores et progeni-
tores nostri inclyti Romanorum imperatores atque reges quante
charitatis affectu velut preheminentibus titulis, ut antiquitas
fidelis insinuat, specialiter eandem ecclesiam ecclesiasticasque
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76
personas et ministros ac subditos ejusdem bona et libertatcs
eorum sue potencie clypeo munientes protexerunt in suis muni-
ficenciis et dotibus erga illos immensitatem solam pro mensura
ponentes eas multis libertatibus et immensis liberalitatibus
ampliarunt; — ipse vero ingratitudinis vicio fontem pietatis
exsiccante miserrime laborans non advertit^ quanta ipsi ecclesie
Ebredunensi membrisque ministris vasallis et subditis ejusdem
exinde vel temporaliter eciam immineant pericula et detrimenta,
que longum esset et prolixum valde hic per singula explicare,
sed reete considerantibus patet evidenter, cum offensas per ex-
crescentem maliciam offensis accumulat; et ne videamur amplius
quasi earnem superfluam confovisse que, si neglecta fuerit,
penitus obdurescat et eo insanabile, quo insensibile vulnus fiat,
ecce cogimur vel abscissionis ferrum vel ignem apponere
ulcionis, utinam non ad interitum, sed pocius ad salutem; nam
ecce ipse in arcum pravum perversus maliciam suam per
paciencie holocaustum vincere credentes insolencior effectus pre-
textu quarundam literarum nostrarum occasione calva assumpta,
quod nostrum stupescit auditum timore Dei postposito et
humano pudore abjecto clericos et laicos ausu sacrilego per-
sequens capiens detinet arte custodie mancipatos, an forte
credidit et credit, quod super hoc zelus noster minime accen-
datur, ut ipso reprobus impune nosque sub silencio talia
transeamus? Nimis revera nos acriter pupugit, nee hujusmodi
possumus sustinere punccionem, nisi eam sufficiens compunccio
et decens satisfaccio deliniret. Sed ne nimis tonare nimiis
videamur, ecce verbum abbreviatum duximus proponendum,
quod nuUatenus eum in sua pertinacia saltem in temporalibus
ulterius toleramus, ne aliis eciam impunitatem pertinacibus
permittere videamur, nee volumus, ut per hoc delictum ipsius
in damnum ecclesie possit aliquatenus redundare, quocirca
vobis Omnibus et singulis suprascriptis et cuilibet vestrum in
solidum ac ceteris fidelibus nostris circumposite regionis distric-
tissime et sub pena banni imperialis quam in contrarium facientes
incurrere declaramus ipso facto, non quidem per errofem aut
improvide, sed ex certa nostra sciencia maturaque deliberacione
superinde prehabita principumque comitum baronum procerum
nobilium nostrorum et sacri imperii fidelium dilectorum ad hoc
accedente consilio firmiter injungendo et precipiendo attente
mandamus, quatenus non obstantibus quibuscunque literis eciam
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77
Dostris 8ub quacanque verborum forma sibi datis^ quibus quavis
auctoritate moliretur contra presentes literas se juvare aliqua-
teDQS vel relevare, quorum tenores, ac si de verbo ad verbaiu
presentibus inserti forent^ ex certa nostra sciencia * motuque
proprio presentibus haberi volumus pro insertis et sufficienter
expressis, quibusque ingratitudine perjurio contumacia avaricia
malicia et sevicia ejusdem archiepiscopi sie nominati exigen-
tibus pene penitus censemus derogari et manifeste derogamus
per presentes nullius roboris nulliusque efficacie vel momenti
easdem de Romane regle potestatis plenitudine expresse pro-
nonciavirnus, in iis scriptis tantum detestandi perjurii crimen
et contumaciam manifestam tantamque nostre cancellarie immo
Terius nostre majestatis injuriam et delusionem ac fidelium
nostrorum offensam^ cum uni quod ex minimis nostris fit in-
juriose, nobis fieri reputamus; quibus predictus nominatus
archiepiscopus detestabiliter fuit et est perperam irretitus^ ex
animo prosequentes contra ipsum archiepiscopum sie nominatum
prompta benevolencia et benevola promptitudine ad convin-
cendam ipsius maliciam insurgentes Tiriliter confortati ad in-
vicem vos teneatis sibique a modo in antea in nullo temporaliter
pareatis aut aliquatenus intendatis; sed omnem obedienciam et
subjeccionem arrestacionemque proventum talliarum dacionum
Bolucionum et serviciorum quocunque nomine censeantur, quos
et que eidem Michaeli asserto archiepiscopo in temporalibus
que ut nostis a nobis et sacro Romano imperio dependent,
prorsus subtrahentes denegetis in antea exhibere vel cuicunque
8U0 nomine administrare apud vos per nostram majestatem
notoriis culpis memorati pretensi archiepiscopi facientibus,
arrestata per omnia castra villas terras et civitates jurisdic-
cionis et diocesis ecclesie et civitatis Ebredunensis ^ integre
conservetis tamdiu^ donec a nobis aliud superinde habueritis in
mandatis; dignum quippe est; ut quos timor Dei a malo non
revocat temporalis saltem pene animadversio coherceat. Et si
forte nonnulli; quod non credimus, mandatis hujusmodi parere
contempserint^ non immerito sentient, quid dextera possit im-
perialis majestatis, que novit humiliare superbos et humiles
exaltare, atque talibus rebellibus sera et inutilis poenitencia
post ruinam. Obedientes autem et mandatis nostris hujusmodi
^ Cod. Ebradimensis.
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parentes et se illis conformantes eaque cum debita execacione
observantes sub umbra alarum nostrarum et sacri imperii
assumentes ab omni metu persecueioQe et invasione reali et
personal! undecunque imminenti seu supervenienti salvare ad-
juvare protegere tuen et manutenere providimus et conservare
pene; penitus indempnes pariter et immuneS; ut per hec et
alia oportuna remedia idem pretensus archiepiscopus in poena
cognoscat; que in culpa dampnabiliter commisit, et ut hujus-
modi nostri edicti execucio suum debitum sorciatur efPectum,
quemadmodum illustri principi Ämadeo duci Sabaudie con-
sanguineo nostro charissimo et fideli diiecto per alia scripta ^
nostra clare recolimus nuper dedisse in mandatis, sie et rursum
eidem nee non gubematori Nicie et capitaneo Barcevylonie seu
Vallismoncium Ebredunensis diocesis et ceteris qui presentibus
fuerint requisiti, ut ipsi per se vel alium seu alios per que-
cunque remedia opportuna, prout eis vel alteri eorum melius
videbitur, rebelies, si qui sint, et contumaces cum extorsione
eciam poenarum et mulctarum compescant arcius et ad obser-
vacionem mandati nostri hujusmodi ipsis directi executive ad-
stringant firmiter et compellant nostre majestatis et sacri im-
perii ob reverenciam pariter et honorem. Nulli ergo omnino
hominum liceat hanc nostri edicti mandati decreti et voluntatis
paginam infringere aut ei quovis ausu temerario contraire. Si
quis autem hoc attemptare presumpserit indignacionem nostram
gravissimam et poenam banni imperialis insuper et mulctam L
marcharum auri puri fisco nostre majestatis applicandarum,
quociens contrarium fecerit; noverit irremissibiliter se incui-
surum. Et ut premissorum ignoranciam nemo pretendere valeat,
hujusmodi processus nostros per quoslibet nostros et sacri im-
perii fideles, qui superinde requisiti fuerint, in locis opportunis
mandamus et volumus solempniter publicari nobisque rescribi
et significari indilate per literas vel publica instrumenta exe-
cucionem earundem; prout vitare cupiunt nostram et sacri
imperii gravissimam indignacionem. Presencium sub nostre
majestatis sigilli appendentis testimonio literarum. Datum
Constancie anno domini millesimo quadringentesimo decimo
septimo, penultimo die Junii, regnorum nostrorum anno Hun-
gariae XXXI* Romanorum vero VIP.
» Vgl. die folgende Nr. 21.
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21. (XXIX.) Constanz, 29. Juni 1417.
üt Processus contra archiepiscopum Ebredunensem factos exequi
faciat et procuret et quod rescribat seriera et formam totius
gerenrde execucionis.
Illustris princeps, consanguinee noster charissime et fidelis
dilecte! Cum omnia mandata nostra inniti justicie cupiamus^
Dolamos execucionem eorum sub pretextu justicie per calump-
niam retardari, quia vix unquam turpius intencio mandantis
eluditur quam cum ex iniqua interpretacione mandati, quominus
execucioni mandetur, occasio frivola mendicatur. Sane vehe-
menter optavimus et adhuc optaremus, quod ille homo, qui
nsqae in senectam et Senium diebus suis processit Michael
videlicet nominatus archiepiscopus Ebredunensis sacrique Ro-
mani imperii assertus triscamerarius velut ovis devians igno-
rancie tenebris obscuratus et in precipicium lapsus ad aliorum
fideliam nostrorum consorcium vere lucis consciencie illustratus
radio remearet et ut alma ecciesia Ebredunensis, que culpa
ipsius tamquam mercenarii et negligencia assiduis doloribus in
spiritnalibus et temporalibus premitur affligitur angustiis gra-
vatur dispendiis et jugi discrimine ruit et vastatur in suis, tot
idem assertus archiepiscopus instancia sibi pericula cogitaret
et infra se suum miserabiliter lapsum et casum attendens de
saa foret salute sollicitus et studeret a tot flagellis eripi totque
oppressionibus liberari, sed ipse tamquam miser statuens oculos
saos declinare in terram et quasi sua mala et suorum dispendia
non cernat ad ferendum cujuslibet gravaminis sarcinam de sua
dissipacione suoque carere(sic!) opprobrio tamquam ebes languens
et torpidua non videt, quinimo ex assueta imposicione pon-
derom ac extorsione rerum penarumque realium et personalium
imposicione ac si callosam in humeris jam contraxisset duriciam
sine intermissione inculcat; unde nos illis miserabilibus sub*
ditis et vasallis qui prostrato animo et inflexa cervice ad
irreparabilem ruinam per eundem pretensum archiepiscopum
absque clamore libere trahuntur, pio compacientes affectu sin-
ceritati tue ac ceteris presertim subditis tuis sub nostre
majestatis sigillis certos processus contra eundem archiepi-
scopum sie dictum fulminando dirigimus, volentes prout de tua
legalitate confidimus, ut eosdem realiter exequendo per aliosque
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exequi facias et procures, favore et gracia humana dissimula-
cioneque et dilacione quibuslibet procul motis, rescripturus nobis
quantocius seriem et formam tolius gerende execucionis;
gratam eciam in eo consanguinee charissime complacenciam
utique nobis ostensur.us. Datum ut supra.
22. (LXIX.) Constanz, 13. August (UU).
Requirit et hortatur ducem Sabaudie, ut juxta formam et seriem
processuum et literarum faciat et procuret execucioni debite
demandare.
Illustris princeps, consanguinee noster charissime! Cum
omnia mandata nostra inniti justicie cupiamus, noiumus exe-
cucionem eorum per occasionem aliquam retardari, quia vix
unquam turpius intencio mandantis eluditur, quam cum ex iniqua
interpretacione mandati, quominus execucioni mandetur, occasio
frivola mendicatur. Sane non sine causa mirati pariter et moti,
quod ille dierum inveteratus Michael nominatus archiepiscopus
Ebredunensis non solum mandatum nostrum adimplere neglexit,
sed tamquam contemptor fideique sue et fame prodigus crudelis
et fidefragus elusorque juramenti prestiti ac temerarius pre-
varicator erga nostram majestatem debitum suum facere neglexit
non attendenS; quod ab omni administracione et execucione
jurisdiccionis et emolumentorum temporalium juxta legitimas
sancciones sit omnino suspensus; nos igitur nolentes sicut nee
debemus ipsum exinde impune pertransire, procassus fecimus
contra ipsum concipi et formari quos sub sigillo nostre majestatis
per nobiles . . tales .... tue siuceritati providimus destinandos.
Qua de re fidelitatem tuam requirimus et hortamur attente
mandanteS; quatenus juxta formam et seriem hujusmodi pro-
cessuum nostrorum et literarum tibi cum presentibus assignan-
darum et tradendarum, prout in hiis nostri et sacri imperii
honorem commodum et intoresse diligere teneris et de tua
sinceritate plene confidimus, contra eundem assertum archi-
episcopum favore dissimulacione excusacione et dilacione quibus-
libet cessantibus viriliter et potenter animadvertas, eosdemque
Processus per te et alios facias et procures execucioni debite
demandari, gratam nobis et acceptam duliam in eo, con-
sanguinee charissime ostensurus, ut et ipsius pretensi archi-
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81
episcopi disciplina ceteris rebellibus transeat in exemplum.
Datum Constancie decimo tercio die Augusti etc.
23. (LXX.) Constanz, 13. August (1417).
Notificat duci Sabaudie de prosperis suis successibus.
Sigismundus etc. lilustris princeps consanguinee noster
charissime! Deposita qualibet hesitacione tenemus pro irre-
fragabili argumento, quod devoto corde tua siuceritas suscipit
animoque letabundo jugiter audit, quociens prospera persone
nostre et successuum tibi denotantur; sciat igitur tua sinceritas^
quod divina largiente clemencia plena persone nostre sospitate
corporea et incolumitate vigemus et vice reciproca consanguinee
charissime hilari quidem et cum jocunditate grandi, dum de
sanitate tua et prospero statu auribus nostris nova prospera
mcumbunt, percipimus, de quibus velis nos crebrius reddere
cerciores; rumores vero sacri concilii et rerum gestarum seriem
nobiles Caspai'dus de Monte majori marescallus Sabaudie et
Amedeus de Chalant miiiteS; tue sinceritatis consiliarii et ora-
tores; bajuli videlicet presencium^ nostri et sacri imperii fideles
dilecti, prout palpata eos evidencia de singulis instruxit, non
expedit styli officio hac vice reserare, quia longum foret
epistolari sermone illa depromere, vivis relatibus tue sinceritati
seriosius explicabunt. Datum ut supra.
Illustri Amedeo duci Sabaudie principi consanguinee
nostro charissime et sacri imperii fideli dilecto.
24. (CV.) Constanz, 14. October (1417).
' Duci Sabaudie, ut mandata exequatur.
niustris princeps consanguinee noster charissime! Infra
nostri claustra pectoris stabili tenore inheret execucio coher-
cionis mandatorum nostrorum contra et adversus illum Michaelem
pretensum archiepiscopum Ebredunensem qui mala fide elusit
promissa et debitum suum erga nostram majestatem adimplere
aore surda contumeliose subaudiens monita sepius sibi prelibata,
et licet monicionibus recencioribus tua sinceritas non egeat, que
ArckiT. Bd. LIX. I. fl&lfte. 6
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consuevit eciam irrequisita votis nostris se conformare. Ut
autem de intencione nostra clariorem scriptis multiplicatis
noticiam habeas, presentibus eandem duximus requirendam
pariter et hortandam, quatenus dissimulacione et dilacione qua-
übet in premissis semotis mandata nostra hujusmodi taliter
exequi debeas et procureS; ut suum debitum et votivum sor-
ciantur effectuni; gratam nobis in eo complacenciam utique
ostensunis. Datum Constancie decima quarta die Octobris etc.
25. (CXVI.) Constanz, 11. November 1417.
Annunciacio ex parte Pape.
Martinus episcopus servus servorum Dei dilecto filio nobili
viro Ludovico prineipi Achyae salutem et apostolicam bene-
diccionem! Misericors et miserator dominus etc. etc. ^
De hoc autem, quod bulla sine impressione nostri nominis
est appensa presentibus, eadem tua nobilitas non miretur, sed
pocius gratuletur maxime, cum ejusdem tue nobilitatis desideriis
occurrentes easdem litteras ante nostre coronacionis insignia
providerimus dirigendas, infra que usus perfecte bulle cum
nostri impressione nominis non habetur. Datum Constancie
provincie Moguntine IIP idus Novembris suscepti a nobis
apostolatus officii anno primo.
D. Frianl nnd Italien.
Am meisten bruchstückartig und zusammengewürfelt muss
nach Massgabe der hier mitgetheilten Urkunden diese Rubrik
ausfallen, und dennoch geht durch die meisten als einiger-
massen verbindender Faden der Antagonismus zwischen Sigis-
mund und Venedig hindurch. Der venetianische Krieg, welcher
lediglich aus den Beziehungen des ungarischen Reiches er-
wachsen war und das Reich eigentlich in keiner Weise etwas
anging, obgleich Sigismund von dem Augenblick seiner Wahl
zum römischen Könige an sich den Anschein gab, als kämpfe
er hier vornehmlich in deutschem Interesse, war eine der
1 cf. Martine et Durand, Thesaurus II, 1688. Nur der Schlusssatz und
das Datum sind verschieden, und ich setze diese daher hierher.
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83
politischen Actionen, welche Sigismund vor seiner Ankunft in
Deutschland erledigen zu müssen glaubte, und wodurch diese
sich um ein Jahr verzögerte. Auch die hier vorliegenden
Urkunden zeigen, wie der König darauf hielt, dass diese An-
gelegenheiten als Reichssachen behandelt werden. Nur noth-
dürftig konnte der Krieg beigelegt werden, und Sigismund liess
hier ebenso wie in dem polnisch- preussischen Streit eine so
gespannte Lage zurück, dass es grosser Behutsamkeit bedurfte,
wenn nicht höchst ungelegen mitten in die Aufregungen des
Concils hinein die Kunde von einem neuen Ausbruch platzen
sollte. Sehr viel kam hierbei auf die Haltung des Herzogs
Philipp Maria Angelo Visconti von Mailand an, dessen Feind-
seligkeit sich zwar in den ersten zwei Jahren des Concils
gemildert hatte, aber der oben registrirte Brief (Nr. CVII,
weggelassen, weil der Name des Adressaten nicht genannt) an
einen ungenannten italischen Fürsten zeigt, dass Sigismund
selbst an dem Tage, an welchem er an den Mailänder Herzog
die üblichen Höflichkeiten richtete, über die eigentlichen Ab-
sichten desselben sich nicht in voller Klarheit befand. In
diese Beziehungen versetzen uns die folgenden Urkunden,
welche zwar nur sehr vereinzelte Lichter hier und da den
Ereignissen aufsetzen, dennoch aber bei einer Darstellung der
Verhältnisse Sigismunds zu den italienischen Staaten in der
ersten Periode seiner Regierung nicht werden unberücksichtigt
bleiben können. Die ersten hier mitgetheilten Urkunden
Nr. LXXVm [26], XCI [27], XCH [28], LXXIX [29],
LXXX [30] betreflFen alle den Krieg in Friaul im Jahre 1413,
der durch den Aufstand des Grafen Tristan von Savorgnano
zu Gunsten Venedigs angezettelt worden war. Wie bedrohlich
aber die Lage in Istrien gerade im Jahre 1417 während der
peinlichsten Soi^e um das Concil geworden war, zeigen (vgl.
auch Nr. LXVII [34]) die scharf eingreifenden Massregeln,
die der König durch den eben erst erwählten Patriarchen von
Aquileja, den Grafen Ludwig v. Teck, seinen Verwandten,
durchführen lässt (Nr. XXIV [32]), und im Zusammenhang
damit steht die bereits angedeutete vorsichtige Pflege der
empfindlichen Beziehungen zu dem Mailänder (Nr. LXV [33],
LXVI [weggelassen], CVII [ebenso]). Von den beiden den
Fall mit dem Bischof Thomas von Lecce enthaltenden Urkunden
(Nr. cm und CI) theile ich nur die hauptsächliche (35) mit.
6»
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26. (LXXVin.)
Bei Capodistria^ 25. Januar 1413.
Kaperbrief für die Brüder Andrea und Giovanni Lancellino.
Nos Sigismundus etc. notum facimus etc. quod dum ad
ea, que tarn antiquarum oppressionum et violentarum occupa-
cionum jurium nostrorum in sacro imperio in Corona nostra
regni Hungarie mentis nostre aciem convertimus quam illatarum
noviter recensemus argumenta — in se ipsam mens nostra reflec-
titur; cujus enim animus omnis compassionis apers (!) sive suspi-
riorum succedencium sibi frequencia aut antiquas ipsius cala-
mitosi Status imperii commemorabit angustias aut considerabit
instantes — cum in antiquis^ unde graviter dolore possit, inveniat
et instantibus materia multi moeroris occurat^ nam si antiquas
et antiquatas iam illius Status pressuras et in diversa membra
ipsius dilacerata recti judicii censura discuciat: o quanta chri-
sticolis causa dolens et horroris ingeritur, si debita attencione
advertant. Si autem ad eam que nunc imminet et dissimulari non
potest; ejusdem status imperii sacri scissuram dirigimus nostre
consideracionis intuitum, absit ut negocium ipsius quod progeni-
tores nostri inclyti tot sunt hucusque prosecuti laboribus tamque
immensis promoverunt sumptibus et expensis, nostro sit desti-
tutum auxilio et precipitabili laborinto (sie!) derelictum. Sentit
utique sentit respublica et Christianitas tota suam gravem de
hujusmodi miserabili statu imperii et perversorum pressuris
jacturam, sentit namque malevolorum audaciam crevisse et
ipsorum habundante malicia^ dum sacrosancte ecclesie defen-
sionis debite suffragia subtrahuntur^ liberius peccatis insistitur^
hereses pullulant, scandala suscitantur, multiplicantur cedes et
strages innumere invalescunt, in persecucionum turbinibus Petri
navicula fluctuat — et interdum qui fidelium ipsius sacri imperii
censeri nomine gloriantur, in arcum perversum fidei debitum
non servando conversi, illud in suis juribus injuriose impetunt
et molestant, illa nunc denegando pro libito nunc illicite occu-
pando; sicque tyrannice servitutis jugum imperiale invaluit, ut
potencia et vires katholicorum que in Christi blasphemos et
inimicos nominis christiani potenter et magnifice more solito
foret exercenda, est penitus diminuta in opprobrium et grande
domesticorum fidei detrimeutum. Hec igitur et alia non facile
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ünmerenda dispendia pio pensantes affectu pro recuperacione
et reformacione jurium sacri imperii et corone regni nostri
Hungarie brachii nostri dexteram extendimus et vigilamus
attencius^ attencione soUicita vigilanter intendimus multaque
sollicitudine pervigiles laboramus; ut discriminibus tantis occur-
ramuB et deperdita dilacerataque in integrum altissimo conce-
dente recuperemus et reformemus. Sane de fidei constancia
nobilium Andree etc. imperialis (sie !) fratrum de Loncellino
familiarium nostrorum et sacri Romani imperii fidelium dilecto-
Tum, quos ad nostra et sacri Romani imperii servicia explenda
totaliter expertos fideles promptes sollicitos et constantes scimus
existerC; plenissime confidentes ipsis et eorum cuilibet animo deli-
berato et ex certa sciencia damus, concedimus et attribuimns
plenam liberam et omnimodam facultatem; ut ipsi et eorum
qoilibet banderium seu vexillum nostrum imperiale utpote
victricia aquilarum signa engere et sub eodem ad honorem
commodnm et profectum nostrum et sacri imperii nee non
corone nostre Hungarie etc. militare omnesque et singulos
nostros et sacri Romani imperii eciam regni nostri et corone
Hungarie emulos bestes et rebelles; et presertim Venetos nostros
et sacri imperii ac corone regni nostri Hungarie publicos
rebellesque hostes, ipsorum quoque ac omnium et singulorum
aliorum emulorum et hostium nostrorum et imperii ac corone
Hungarie etc. terras dominia civitates castra fortalicia tenutas
homines coadjutores servitores subditos res pariter et bona
queque mobilia et immobilia hostiliter invadere capere dampni-
ficare recipere captivare et detinere, illaque omnia que sie per
ipsos aut eorum alterum capta acquisita et obtenta fuerint; in
usus SUDS proprios juxta beneplacitum sue voluntatis convertere
et er(^re valeant atque possint, decernentes et auctoritate
nostra regia Romana statuentes^ quod de omnibus et singulis
que prefati A(ndreas) et J(ohannes?) ac eorum quilibet cum
eorum aut ipsins navigiis societatibus et gentibus, sicut pre-
mittitur, capiunt et recipiunt seu capit aut recipit sive lucrantur
vel lucratur^ nujlam tricesimam nullaque dacia solvere seu
pagare teneantur seu teneatur, et quod ullo unquam tempore
pro hujusmodi rebus ab emulis et hostibus seu rebellibus coad-
jutoribus et eorum subditis modo premisso receptis ablatis
captis et acquisitis et earum occasione nequaquam possint aut
possit in judicio aut extra Judicium conveniri^ sed ab omni
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accione reali et personali in hac parte et exempti sint et sit
ac habeantur et habeatur pariter et absoluti; quodque in toto
regno Dalmacie et eciam in omnibus aliis civitatibus castris
oppidis portubus et locis nobis imperio et corone regni Hun-
garie etc. subjectis liberum accessum et portum habeant et
habeat, ac in kockiis, galeis, barcis et aliis navigii generiboB
vexillum imperiale ut prefertnr erigere valeant et valeat, pariter
et deferre. Mandamus igitur universis et singulis nostris et
imperii sacri ac regnorum nostroram Hungarie Dalmacie Croa-
cie etc. subditis et fidelibus cujuscunque prebeminencie Status
gradus seu condicionis existant, ad quos presentes pervenerint,
firmiter et districte, ne prefatos A(ndream) et J(ohannem?)
ipsorumque gentes famulos et adjutores in premissis aut aliquo
premissorum impediant seu aliquatenus impediri permittant^
quin pocius ipsos et eorum quemlibet ob reverenciam et hono-
rem nostre regie majestatis et ipsius sacri Romani imperii
honorifice receptent et manuteneant protegant et defendant ac
benignius undique favoribus auxiliis et consiliis prosequantur.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio
literarum. Datum in terra Hjstrie in campis ante civitatem
Copuscistrie anno domini millesimo quadringentesimo decimo
tercio, vigesima quinta die Januarii^ regnorum nostrorum anno
Hungarie etc. XXV% Romanorum vero secundo.
27. (XCI.) Feltri, 27. Mai 1413.
Belehnung der jüngeren Grafen von Savorgnano mit den Gütern
ihrer rebellischen Oheime.
Donacio feodi.
Sigismundus etc. Äd perpetuam rei memoriam. Beneficia
principum largis amplianda sunt favoribus et ex recte consi-
deracionis intuitu per ipsos in alios extendantur et favorabiles
gracias aliis complacende largicionis exhibicione effundant
Sane attendentes sinceram et puram devocionem et grata ser-
vicia que fideles nostri et sacri imperii devotique sancte Aqui-
leiensis ecclesie, quam in defensionem et proteccionem susce-
pimus, ut hactenus et nostri predecessores assumpserunt, dilecti
nobiles Franciscus^ Bartholomeus et Anthonius firatres, filii quon-
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dam Nassinge (sie!) de Sauorgaano cubuiiii nostro et »acro
imperio sancteqae Aquileiensi ecclesie fideliter et devote ex-
hibuerunt hactenus et incessanter ad presens exhibent et ex-
hibere poterünt et debebunt^ sicut nostra regalis majestas tarn
fide dignoruin veris testimoniis quam argumentis probabilibus
est superinde edocta et veraciter informata, ut fervencius in
faturum animentur, omnia et singula bona jura reditus et pro-
yentus que seu quos Nicolaus quondam Tristandi Culantus^
frater alterius Tristandi ' quondam Friderici nuncupati y qui
Sanorgnano nostre majestatis ac sacri imperii sancte Aquile-
iensiB ecclesie infideles et notorii rebelies ante et post ad-
ventum nostre regie majestatis ad patriam Forijulii usque ad
concessionem et donacionem nostram infrascriptas habuerunt
tenuerunt et possederunt ac eciam omnia et singula bona
mobilia et immobilia uxorum eorundem rebellium nostrorum
dotalia videlicet et hereditaria seu alia quoque bona que ipsi
rebelies vel ipse quovis modo habuerint tenuerint et posse-
derint aut ad eos quoque modo et quacunque causa spectare
et pertinere videntur, insuper quandam domum in oppido Utini
fiitoatam in qua morabatur et habitabat Franciscus (?) frater
predicti Tristandi quondam Friderici — que omnia et singula
bona predictorum Nicolai Culanti et Francisci (?) ac eorundem
uxorum ut supra, occasione eorundem notorie rebellionis in nos
et sacrum Imperium ac sanctam Aquileiensem ecclesiam ad
nostri regiminis fiscum pleno jure devoluta et applicata ad
nostre majestatis collacionem et disposicionem pertinere et
spectare dinoscuntur^ prout tunc per assensum et auctoritatem
totius patrie Forijulii in nostre majestatis presencia tunc tem-
poria constituti de predictis bonis ac generaliter bonis et rebus
singulis quorumcunque nostre majestatis et sancte Aquileiensis
ecclesie rebellium pleno jure pertinere debere^ fuit expresse
declaratum — memoratis Francisco, Bartholomeo et Anthonio
fratribus de Sauorgnano et heredibus ipsorum legitimis ex certa
nostra sciencia et Romane regie potestatis plenitudine ac omni
60 jure et titulo quo digne melius possumus, dedimus dona-
vimus et contulimus . immo damus donamus et conferimus ac in
feudum nobile committimus per ipsos et ipsorum heredes in per-
petaum et irrevocabiliter possidendam, tenenda danda, donanda
Vgl Asciibach, König Sigmund I, 337, Kote 11.
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et alienanda; et quicquid eisdem seu ipsorum heredibus aut cui
jus suum dederint, prout placuerit perpetuo facienda ponendo
predictos Franciscum Bartholomeum et Anthonium et quemlibet
eorum, quoad dominium proprietatem possesionem detencionem
et ad omnia bona que predicti rebelies nostri et eorum uxores
quoquomodo et quacunque causa ut supra habuenmt tenuerunt
et possederunt; loco ipsorum rebellium et eos fratres universales
successores in predictis et circa predicta esse volumus et inten>
dimus. A qua quidem concessione donacione et coUacione in-
tegra excludimus tantum domum unam in qua habitabat preno-
minatus Nicolaus Tristandi situatam in suprascripto oppido Utini;
inhibentes universis et singulis principibus ecclesiasticis et secu-
laribus nostris et sacri imperii devotis et fidelibus et presertim
sancte Aquileiensis ecclesie patriarchis moderne et futuris
eorumque officialibus tarn ecclesiasticis quam secularibus pre-
sidibus magistratibus ac ordinariis judicibus universis ipsos et
eorum quemlibet seriöse adhortantes et districte requirentes,
quatenus de predictis bonis et rebus jurisdiccionibus fructibus
et redditibus ut supra, motu proprio aut ad cujusvis instanciam
contra presentis nostre donacionis concessionis infeudacionis
et largicionis indultum sine nostre majestatis expressa et spe-
ciali licencia quomodolibet se ingerere presumant nee debeant
in judicio aut extra, sed tantummodo imperiali consistorio de
ipsis quando opus fuerit, in judicio aut extra Judicium valeat
experiri, cum speciale ad sacrum nostrum consistorium recogni-
ciones decisiones predictorum circa predicta reservamus, quod
si quis contrarium attentare presumpserit indignacionem nostram
gravissimam et sacri imperii se noverit incursurum. Presencium
sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio literarum,
datum Feltri anno domini millesimo quadringentesimo decimo
tercio, die vigesima septima mensis Maii, regnorum nostrorum
anno Hungarie etc. XXVIP Romanorum vero tercio.
28. (XCII.) (1413.)
Belehnung der Grafen ügolino und Roberto Planani.
In nomine sancte et individue trinitatis feliciter Amen.
Sigismundus etc. notum facimus etc. Ad perpetuam rei memoriam.
Inter varias reipublice curas quibus cor nostrum cottidiana
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BoUicitudine pro subditorum salute distrahitur, ad illud precipue
aciein Bostre mentis convertimus et sedulum destinamus affec*
tum, qualiter fideles nostros subditos piis protegamus desideriis
ac libertates eorum * continuis benignitatis favoribus protegamus
Donc novas libertates et gracias largiendo; nunc pro qualitate
temporum veteres renovando. Sane pro parte nobilium et magni-
ficoriun Ugolini et Roberti comitum fratrum natorum Bexa-
cioni comitum Planani et Antiqui provinciarum Massetrabarie
et Montisfereti^ Feretranensis djocesis nostrorum et sacri im-
perii fidelium dilectorum nobis nuper supplex oblata peticio
continebat, quatenus eisdem V(golino) et R(oberto) comitibus
eorumque et cujuslibet ipsorum filiis heredibus et successoribus
legitimis et naturalibus ex eisdem de stipite comitum predic-
torum descendentibus in perpetuum dictum comitatum Planani
et Antiqui aliorumque castrorum castellorum et villarum omnia-
qae et singula jura libertates gracias exempciones concessiones
devociones largiciones literas et privilegia ejusdem comitatus
<mm potestate creandi notarios judices ordinarios atque legiti-
rnandi illegitime natoS; quem que et quas ipsi V(golinus) et
R(obertus) comites et sui predecessores a recolende memorie
divis Romanorum imperatoribus et regibus nostris in imperio
predecessoribus ab antiquo obtinuerunt et obtinent de presenti
auctoritate Romana regia approbare ratificare confirmare in-
novare et de novo concedere ac eximere et libertäre graciosius
dignaremur, nos itaque considerantes benigne prefatorum comi-
tum V(golini) et R(oberti) antecessorumque suorum virtuosa
fidei judicia quibus ipsi nostram celsitudinem et sacrum Roma-
num Imperium hactenus suis participibus attente diligenter stu-
duerant honorare ipsorumque comitum V(golini) et R(oberti) etc.
29. (LXXIX.) Udine, 1413.
Ernennung des Giovanni Francesco Gonzaga zum Capitaneus
von Montisclari.
Receptio alicujus in capitaneum.
Sigismundus etc. Magnifico Johanni Francisco de Gonzaga
Dostro et imperii sacri Mantue etc. vicario generali et fideli
dilecto graciam! Magnifice fidelis dilecte! Illos ad honores
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nostrorum et imperii sacri fidelium subditorumque regimina
libenter asBumimuS; per quorum potenciam prudenciam simul
et merita sacri Romani imperii fideles et subditi eure nostre
commissi in quietis et pacis tranquillitate justiciaque possunt
salubriter gubernari. De tuis itaque justicia potencia prudencia
strenuitate et industna ac aliarum probitatum et virtutum
meritis super quibus nedum fide digna assercio; verum etiam
experientia omnium rerum magistra in nostris et imperii sacri
obsequiis comprobata nobis te reddunt multipliciter commenda-
tum; racionabiliter confidentes te animo liberato non per errorem
aut improvide, sed sano principum comitum baronum procerum
nobilium et fidelium nostrorum accedente consilio de certa nostra
sciencia ac de Romane regie potestatis plenitudine in nostrum
et imperii sacri capitaneum in et super castris, rockis, fortaliciis
atque terris Montisclari etc. — tales etc. — ac universis et
singulis ipsorum jurisdiccionibus villis et pertinenciis ac juribus
quousque nostre voluntati placuerit^ duximus statuendum^ dantes
tibi auctoritate Romana regia plenam liberam et omnimodam
tenore presencium. potestatem eadem castra fortalicia rockas et
terras ac eorum et earum quodlibet nostro et imperii sacri
nomine regendi gubernandi ac defendendi burggravios capitaneos
massarios castellanos judices et officiales quoscunque predicto-
rum castrorum fortaliciorum rockarum et terrarum tociens
quociens übet seu opportunum fuerit, instituendi ac destitu-
endui; illos quoque ac universos et singulos hujusmodi castro-
rum inhabitatores et incolas ad tuam presenciam evocandi et
mediante justicia judicandi mulctandi et puniendi, census reditus
fructus et proventus ceteraque singula jura nostra regalia ab
eisdem petendi exigendi levandi et percipiendi ac tuis usibus
applicandi nee non omnia et singula faciendi et exercendi, que
verus et legitimus noster et imperii sacri capitaneus in prefatis
castris fortaliciis rockis et terris ac eorum et earum jurisdiccio-
nibus pertinenciis necessaria fuerint; seu quomodolibet opportuna
et que nos ipsimet facere possemus, si personaliter adessemus,
ratum gratum atque firmum servaturi perpetuo, quicquid per te
capitaneum nostrum actum factum seu dispositum fuerit in pre-
missis; presencium sub nostre majestatis sigilli appensione
testimonio litterarum; datum Utini etc. (1413).
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30. (LXXX.) Udine (1413).
Promolgirung der Ernennung des Giovanni Francesco Gonzaga.
Recepcio capitanei.
Sigismundus etc. universis et singulis hominibus de Castro
Montisclari nostris et imperii sacri subditis et fidelibus dilectis
graciam etc. Fideles dilecti! Tot sunt fidelissimorum exhibi-
ciones operum, tot sunt fidei ac verissime devocionis indicia
que Duper pro nobis et sacro Romano imperio firma plurimum-
qae laudanda constancia continuatis successibus ostendistis et
asaidue ostenditis, tot sunt eciam magnanimitatum vestrarum
gratitudines qnas in vobis actualiter invenimuS; quod universitatis
vestre gravamina, que pro nobis dictoque imperio tanta fidei
puritate suscipitis ac tanta devocionis integritate portatis, ad
compassionis nostre precordia velut quedam acuta turbacio du-
dorn transiverunt ac teste Deo transeunt incessanter, speciali
igitur quadam inter tot et tanta negociorum genera, quibus
pectori nostro materia cogitacionis infunditur, continuo sollicita
meditacione pensamus, qualiter vobis tuicionem defensionemque
Bollicitam pacem et quietem procuremus salubrem ac circa vos
ipsa sancta justicia nova quodam modo plantacione succrescat
siogularisque gracie et favoris nostri regii patula vestris fide-
libus ministrentur; ecce itaque considerantes benigne justiciam
potenciam vicinitatem prudenciam strenuitatem constanciam et
industriam ac aliarum probitatum et virtutum merita magnifici
Johannis Francisci de Gonzaga^ nostri et imperii sacri, Man-
tue etc. generalis vicarii et fidelis dilecti ipsum animo deliberato
noD per errorem aut improvidc; sed sano principum comitum
baronum procerum nobilium et fidelium nostrorum accedente
consilio de certa nostra sciencia ac de Romane regio potestatis
plenitudine vestrum ac dicti castri una cum quibusdam aliis
nostris et imperii sacri fidelibus subditis et castris, qui se
omnes nostris et ejusdem imperii tuicionibus submiserunt, et
eoram jurisdiccionum pertinenciarumque capitaneum ad presens,
qnousque nostre voluntati placuerit; duximus statuendum^
sperantes in domino firmiter tenendo^ quod officium capita-
neatus hujusmodi bene prüden ter et legaliter exercebit. Qua-
propter vestras fidelitates requirimus et hortamur ac eisdem
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seriöse preeipiendo mandamus; quatenus prefato Johanni Fran-
cisco ac per eum deputato seu deputando supradictum castrum
una cum portis turribus et pertinenciis suis singulis mox visis
presentibus libere et absque omni impedimento dare et assignare
nee non in omnibus et singulis^ que ad ipsius Johannis capi-
taneatus spectant officium ac nostrum et imperii sacri honorem
incrementum respiciunt, tanquam nostre persone fideliter inten-
dere et parere modis omnibus debeatis contradiccione seu
renitencia qualibet procul mota, taliter in premissis facientes^
ut exinde vestra sincera devocio per operum efficaciam nostre
celsitudini merito pateat commendanda; et ecce quod eidem
Johanni Francisco dedimus firmiter in mandatis, quod vos
omnes et singulos in bono et pacifico statu justicia approbatis-
que consuetudinibus manutenere debeat et fideliter conservare.
Datum Utini etc. (1413).
31. (Vn.) (1413?)
Steuerermässigung für Friaul.
Decus est principum fidelium votis clementer annuere ac
supplicancium preces misericorditer exaudire, ut sie per graciam
diligantur in populis et per divinum tueantur auxilium in terris :
Porro per presens rescriptum notum facimus universis imperii
fidelibus tam presentibus quam futuris, quod cum communitatis
Forojulii; fideles nostri misericordie nostre januam humili peti-
cione pulsassent, ut cum in salario suo de cetero potestatibus
exsolvendo, cujus solucionem preteritam suis onerosam facul-
tatibus reputabant, providere misericorditer dignaremur, eorum
supplicacionibus humilius inclinati salarium ipsorum annuum
ad septuaginta librarum summam providimus a modo reducen-
dum, quo potestates eorum qui pro tempore fuerint, volumus
fore contentos, scripti presentis auctoritate mandantes, quatenus
nullus sit qui eos predictos fideles nostros ad majorem exac-
cionem salarii temeraria de coetero coaccione compellat; quod
qui presumpserit etc. etc.
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32. (XXIV.) Constanz (1417).
Verbot der Ausfuhr von Lebensmitteln aus Friaul, Berufung
des Parlaments^ Contingentirung seiner Truppen.
Sigismundus etc. Venerabili Ludovico in patriarcham
Aqoileiensem electo nostro et sacri imperii devoto fideli dilecto
graciam regiam et omne bonum! Non solum frequentis sed
assidue sollicitudinis excitamur instancia^ ut terre Forijulii
prosperitati quam mente conspicimuS; presidium quod illius
terre populus et condicio patrie postulat, imperiali studio pro-
careiDus. In hoc autem, sicut novimuS; nee immerito tua simi-
liter sollicitudo versatur et ductus spiritu consilii ad relevandum
et defendendum statum illesum ejusdem patrie vehementer
aspiras. Ut igitur desideranti patrie ad prosperitatis sue pre-
servaeionem, quod desideriis avidis affectant, 8uccui*atur, sin-
ceritatem tuam requirimus et hortamur attente mandantes;
qoatenas prudenter attendens, quod tempora cum causis ita
sapiens commetitur; ut nequaquam invicem sibi derogent^ sed
pocius mutuo suffi^agentur^ cum alias a discrimine non vacaret,
dum res exponeretur non tarn prudencie quam fortune, universis
et singulis prelatis comitibus baronibus proceribus nobilibus
communitatibus oppidis et villis et ceteris cujuscunque Status
gradus et condicionis existant, in et sub dicione et dominio
alme ecclesie Aquileiensis existentibus sub pena nostre gra-
vissime indignacionis imo verius sub banno imperiali et patriar-
chali eciam auctoritate nostra in hac parte tibi attributa com-
mittere debes et mandare, quibus et nos harum serie firmiter
committimus et mandamus; ut nuUus ex ipsis victualia cujus-
cunque maneriei seu mateiiei fuerit, extra patriam Forijulii et
ultra loca, que respiciunt statum nostre majestatis et dicioni
nostre subjacent ac obediunt; educere vendere vel vendi facere
permittere vel favorisare aliquatenus presumat directe vel
indirecte palam vel occulte, et specialiter inhibeas, quibus et
nos per hec scripta inhibemus, ut nihil vendatur vel conducatur
aut vendi et conduci sub dicta pena permittatur de victualibus
&d portum Latissanum, ad castra Arietis et Pinczani omnisque
commercio adversariis et malevolis et eorum subditis per omnia
intelligatur (!) — Ceterum volumus et fideli tati tue distric-
^U8 committendo mandamus, quatenus ad certum terminum
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competentem convocato prout moris est illius patrie parlamento
cum eisdem diligenter pertractes inquiras et studiose scruteris,
cum quot et quantis gentibus armatis balistariis equestribus et
pedestribuS; dum in proximo opus fuerit; pro defensione patrie
possint esse parati^ et tandem numerum et quantitatem gencium
hujusmodi in tuis et ejusdem parlamenti literis quantocius nobis
rescribere et seriöse debeas et procures insinuare^ nullam in eo
negligenciam commissurus, presencium sub nostri r^alis sigilli
appendentis testimonio literarum. Datum Constancie (1417).
33. (LXV.) Constanz, 30. Juli (1417).
Hortatur ducem Mediolanensem, ut velit persistere in proposito
sicut se obtulit perseverare.
lUustris princeps fili sincere dilecte et fidelis! Laude et
prerogativa gracie bene dignos dilectos fideles nostros venera-
bilem Andream de Vicecomitibus ordinis humiliatorum gene-
ralem magistrum^ egregium Tadiolum de Vicomercato legum
doctorem et Jacobum de Ysco marchionem Ysci ambasciatores
tuos, vires utique discretos providos et legales ac in tuis negociis
omni sollicitudine studiosos tam contemplacione mittentis quam
eciam ipsorum sinceritatis et probitatis obtentu benigne quidem
recepimus et ea que tui parte revera prudenter exposuerunt,
audivimus diligenter. Sane sinceram fidelitatem quam jugiter
erga nostre majestatis cultum sacrumque Romanum Imperium
inconcusse constancie virtute geris; habentes in armario nostri
pectoris conscriptam id firmo intendentes proposito et inten -
cione stabili proponentes, ut circa tui commodi et honoris
augmentum soUiciti et vigiles existamus et studeamus tibi pro
meritis loco et tempore, prout decet, honorifice respondere;
verum quia prudentum est, de virtute crescere in virtutem, fide-
litatem itaque tuam requirimus monemus et hortamur attente
mandantes, quatenus in hujusmodi fidei rectitudine in hujus
zelo devocionis firmiter perseverans nostris et sacri imperii
obsequiis, ut teneris et eciam ultra obtulisti, assidue prompcius
et efficacius insistas, ut heccine uberius nostram graciam, licet
adjeccione plenitudo non egeat, merearis et favorem. Causam
vero reditus a nostra majestate obtenti prefati Jacobi de Ysco
nostri familiaris et sacri imperii fidelis dilecti tuique honoris
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Bominis et fame utique glorificatoris et zelatoris eximii et
elegantis idem ipse aperiet tue sinceritati viva voce. Datum
CoDBtancie penultima die Julii etc. (1417).
34. (LXVn.) Constanz, 10. August 1417.
üt resistat cum gentibus suis contra gentes Venetorum que
obsederunt castra et bona cujusdam nobilis.
Sigismundus etc. Nobilis fidelis dilecte! Sincere dilec-
cionis affectu quem ad nobilem Aldegrettum de Castrobarcho
noBtrum et sacri imperii fidelem dilectom obtentu devote sin-
ceritatis ipsius habemuS; inducimur, ut ipsum suosque subditos
proteccionis nostre brachiis amplexantes te et alios nostros et
sacri imperii fideles ad subvencionem ipsorum promtis quidem
affectibus inducamus. Sane quia ipse contra bestes suos pro
Boa libertate et pacifico statu regionis illius justam causam
resistendi habet viribusque exinanitus non sufficit castra villas
et territoria ac bona sua; ut accepimuS; per gentes Venetorum
nuper obsessa et hostiliter invasa propria facultate contra im-
petus hostium suorum defensare, fidelitatem tuam rogamus et
hortamur attente mandantes, quatenus attento prudenter, quod
decus est pro patria pugnare, eidem Aldegretto et suis defen-
sioBis presidio assistendo eisdem cum gentibus necessariis, dum
faeris requisitus et opus fuerit, succurras ita^ quod tuo adjuti
«axilio possint resistere hostibus memoratis, gratum nobis in
eo revera et attemptum obsequium prestiturus, ipsumque
Aldegrettum et suos proinde ad tua beneplacita solidius obli-
ganSy nihilominus ut apud nostram majestatem et sacrum im-
perium per hec et alia fidelitatis tue opera merearis lauda-
biliter nee indigne commendari. Datum Constancie decimo die
Augusti, regnorum nostrorum etc. XXXP Romanorum vero
septimo.
35. (Cm.) Constanz, 28. September (1417).
An die Königin Maria von Sicilien zu Gunsten des seines Bis-
thums beraubten Bischofs Thomas von Lecce.
Sigismundus etc. illustrissime principi Marie Hierosolj-
moioun et Sicilie regine nee non Tarentinensis et Liciensis
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urbium gubernatrici et comitisse sorori nostre charissime 8alu-
tem et operibus charitatis abundare! lUustrissima princeps,
soror nostra charissima ! Ad camulum vestre cedit salutis
et fame, si personas ecclesiasticas presertim pontificali dignitate
preditas divine propinacionis intuita opportunis subsidiis ac
gracia prosequamini favoris specialis. Est itaque in hoc sacro
concilio et diucius moram traxit pro pace et unitate generali
ecclesie erogandis non sine propriis laboribus et expensis
reverendus in Christo pater dominus Thomas episcopus
Liciensis, cujus sinceritate rectitudine et probitatibus aliis
recensitis ipsum affeccione sincera prosequitur nostrum cesa-
reum diadema, et fuit, alias ipse ut liquidum fore asserit, per
olim dominum Gregorium papam XII™"" rite et canonice pro-
motus ad ecclesiam Liciensem provincie Tarentinorum tunc
vestro inclyto regno et ipsa provincia in plena et reali obe-
diencia dicti olim domini Gregorii existentibus , cujus provi-
sionis vigore idem episcopus possessionem dicte Liciensis
ecclesie extitit plenarie assecutus eamque per annos plures
tenuit pacifice et quiete, nuUoque eo tempore cum dicto olim
Gregorio nisi Petro de Luna contendente de papatu; demam
vero sie operante iuimico hominum altera fuit novitas in
ecclesia suscitata^ per quam idem episcopus eo, quod ipsi tunc
Gregorio adherebat, per quendam nobilem de civitate Nea-
politana indirecte ac indebite, et sicut asserit, symoniace dicta
sua ecclesia exstitit spoliatus, prout eciam extitit in presenti.
Quare charitatis et juris dictante eidogio eidem episcopo pie
compacientes attento, presertim quod hujus sancte synodi de-
cretum gesta per dictum olim Gregorium in sua reali obedien-
cia canonizat approbat et confirmat, benivolenciam vestre celsi-
tudinis deprecamur, quatenus obtentu justicie et charitatis
suscipiatis ipsum episcopum reginalibus favoribus recommissum
taliter cum effectu, quod ipse vestre benignitatis presidio
facientC; possessionem recuperet ecclesie supradicte, offerentes
majestatem nostram paratam ad similia et majora votis vestris
consona. Datum Constancie vigesima octava die Septembris
(1417).
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£• England und Frankreich.
Obwohl die Gruppe von Urkunden, die wir unter dieser
Rubrik zusammenfassen, nur einen Appendix zu der Hand-
schrift bildet, so muss sie doch ohne Widerrede als die inhalts-
Toilste and bedeutendste der ganzen Sammlung angesehen werden.
Die Intervention Sigismunds in den westmächtlichen Streit war
för die innere und äussere Entwickelung des Concils von so
weitreichender Bedeutung und wurde schon in jenen Tagen so
widersprechend beurtheilt, dass nur mit allen in dieser Be-
ziehung gewechselten Papieren in der Hand ein objectives
Urtheil gewonnen werden kann. Nach der zuerst bei Jean de
Hontreuil ausgesprochenen und von allen französischen Schrift-
stellern wiederholten Meinung, die neuerdings auch von Max
Lenz durchgef^Lhrt worden ist, wäre die Einmischung Sigis-
mands ein zwischen ihm und dem König Heinrich V. seit mehr
als zwei Jahren abgekartetes Spiel gewesen, um Frankreich zu
hintergehen und für das später 1416 abgeschlossene Bündniss
von Canterbury einen plausiblen Vorwand zu finden. Diese
entschieden unbegründete Annahme des Zusammenhangs der
Ereignisse beruht ganz vornehmlich auf einem ungenauen Be-
richt der Gesta Henrici V. von Elmham, welcher den von uns
hier mitgetheilten Brief (Nr. CXXXV [37]) auszieht, aber ihm
einen Inhalt gibt, den er nicht hat und nicht haben konnte. Wenn
Ehnham als den eigentlichen Orund des Bruches zwischen
Sigismund und Karl VII. von Frankreich die militärische
Action vom Juli 1415, den AngriflF auf Southampton bezeichnet,
80 steht dem einfach die Thatsache gegenüber, dass in dem
ganzen Schriftwechsel bis zum Frieden von Troyes nicht ein
einziges Mal diese causa belli in einem officiellen Actenstücke
erwähnt wird. Und dieses Missverständniss zog eine ganze
Kette anderer nach sich, und ich behalte mir vor, in nächster
Zeit eine ausfuhrliche Darlegung auf Qrimd der hier vor-
liegenden Actenstücke zu veröffentlichen, in welcher ich zeige,
dass Sigismund ehrlich das Interesse Frankreichs im Herzen
trag, und dass die Londoner Präliminarien (Nr. CXXXIV [36]),
die der Religieux de St. Denis schon mittheilt, von Frank-
reich nur in der Absicht acceptirt wurden (Nr. CXXXV [37]),
nm Zeit zu gewinnen, dass vielmehr der Rücktritt Karls VII.
AreUT. Bd. LH. 1. Hftift«. 7
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von den Präliminarien (Nr. CXXXVI [38]) den gerechten Zorn
Sigismunds veranlasst hat, der dann das Bündniss von Canter-
bury herbeiführte; dass ferner in Calais dann kein Friedens-
congress unter der Leitung des römischen Königs stattfand,
und dass die Denkschriften Sigismunds von Calais aus an
Wilhelm von Holland (Nr. CXL [39]), an den König Karl
von Frankreich selbst (Nr. CXXXVII [40]), an die Königin
(Nr. CXXXVIII [41]), sowie an Ludwig von Bourbon (Nr.
CXXXIX [42]), in keinem Zusammenhang stehen mit den
Waffenstillstandsverhandlungen welche in Calais berathen und
zum Abschluss gebracht wurden, zumal Sigismund an denselben
sich gar nicht betheiligte. — Nach der in den deutschen
Reichstagsacten VII, 227 mitgetheilten Kriegserklärung gegen
Frankreich, begannen die Rüstungen, namentlich die wunder-
lichen Schiffsbauten auf dem Bodensee, zu denen Nr. LV [43]
einen Beitrag liefert. Ausser der allgemeinen Kriegserklärung
weist unsere Sammlung noch eine später erfolgte Absage an
den Grafen d'Armagnac auf (Nr. XIV [47]), die bisher nicht
bekannt war. Dass Sigismund die gallicanische Nation im
Concil seit dem Bruche mit Frankreich nicht mehr besuchte,
war schon bekannt, nicht aber, dass er sich daselbst durch
den Patriarchen von Antiochia vertreten Hess (Nr. XVII [45]).
Mit welchen Mitteln sich aber Sigismund den in Canterbury
eingegangenen Verpflichtungen zu entziehen wusste, zeigen die
Briefe Nr. LXIII [44], LXXI [46], CXXI [61], CXX [52],
zwischen welche die ungemein schwülstige Anzeige von der
erfolgten Papstwahl fällt (Nr. CXI [50]). Der für die Beur-
theilung der so ungemein wichtigen Rolle des Bischöfe von
Winchester besonders bedeutsame Geleitsbrief des römischen
Königs ist leider durch den Mangel des Datums sehr ent-
werthet. Was unsere Sammlung auf diese Verhältnisse Bezüg-
liches enthielt, ist mitgetheilt, dagegen sind die Correspondenzen
mit £ngland, welche nur die Empfehlung einzelner Personen
zum Inhalt hatten, als durch die Regesten erledigt angesehen
worden.
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36. (CXXXIV.) London, Juni 1416.
Seqniintur communicata prelocuta et conclusa pro bono pacis
mter duo regna Anglie et Prancie felicius consequende per
innstrissimum et christianissimum principem dominum Sigis-
masdum dei gracia Romanorum etc. regem ac magnificum
principem dominum ducem HoUandie * tanquam tanti boni me-
diatores^ et serenissimum dominum principem Henricum eadem
gracia regem Anglie etc. etc.
Imprimis : Quod fiat una mutua convencio inter ipsum
dominum regem Anglie et dominum regem Francie in marchiis
Picardie de die et loco inter commissarios utriusque partis
coDCordandiSy in quibus ipse dominus rex Anglie cum suis de
regno Anglie magnatibus qui ad hoc expediri videbuntur^ ac
dictus dominus rex Francorum cum hiis qui de sanguine suo
existant, cum quibus ei videbitur expedire, qui ad tantum
boDum proficere et finaliter concludere possint, personaliter
interesse debent; nisi forte aliquis dictorum dominorum vide-
licet regis Anglie et regis Francorum notabili infirmitate,
propter quam addictum diem et locum personaliter convenire
Don possit, impeditus fuerit, quo casu commissarios de san-
guine suo, quos voluerint, mittere debeant, qui ad concluden-
dum in dicto pacis negocio sufficientem habeant potestatem.
Item: Quod dicta convencione conclusa et finaliter ter-
minata inter commissarios utriusque partis predicte capiantur
certe treuge generales tarn per terram et aquas quam per mare
sub modo forma et effectu, quibus inter dictos dominos media-
tores et dominum regem Anglie predictum communicatum et
conclusum existit, que in cedula sigillo dominorum mediatorum
sigillata expressius continentur.
Item: Quod dicta convencio modo quo premittitur fieri
debeat a die quo predicte treuge concluse fuerint et firmate,
ad quinque septimanas, qui dies inter commissarios utriusque
partis eciam locus convencionis ante capcionem treugarum
antedictarum limitari et concludi debeat.
Item : Quod quam cicius dicte treuge capte determinate
et concluse fuerint, dictus dominus rex Francorum obsidionem
Wilhelm von Holland, Graf von HeDiiegau.
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quamcumque circa viUam de Herflu positam vel ponendam
levari et removeri faciet fraude, dolo et mala machinacione
cessantibus quibuscunque.
Item: Quod conclusis treugis predictis providebunt ipsi
commissarii, quod ipse treuge in partibus Picardie et Normannie
infra octo dies a tempore conclusionis earundem et in partibus
Aquitanie et in mari et in Anglia infra quindecim dies a tem-
pore conclusionis hujusmodi proclamentur et effectualiter ob-
serventur.
Item: Quod reverendissmus pater Reinaldus archiepisco-
pus Remensis vel dominus de Gaucourt ^ infra viginti dies
a tempore recessus eorum de London (sie!) certificabit excel-
lentissimum principem dominum Sigismundum regem Roma-
norum in Anglia vel in Calesio^ si in Francia concordata fuerit
convencio supradicta vel non.
Item: Quod infra decem dies immediate sequentes a^
lapsu dictorum viginti^ dierum, infra quos certificare debeat
dominus archiepiscopus antedictus, ut premittitur^ concordabitur
inter commissarios utriusque partis locus convencionis infra
marchias predictas et eciam capientur et firmabuntur treuge
supradicte.
Item: Promiserunt prefati illustrissimus princeps rex Ro-
manorum et dux HoUandie mediatores predicti; quod ipsi in
convencione predicta, si ipsam fieri contingat^ personaliter de-
beant interesse et addictum pacis bonum intendere cum effectu.
Item: Promisit rex Anglie, quod si ipsa convencio inter
dominos principales teneri debeat, quod ipse dominos Aurelia-
nensem et Borbonii duces, Arthurum de Britannia,^ de Ango ^
et de Vendom ^ comites, dominum marescallum^ et dominos
de Tuteville ^ et de öaucourt usque et in Calesium secum ducet.
^ Raoiü de Qauconrt, Gefangener in der Schlacht bei Azincourt, Cham-
bellan des Königs von Frankreich.
2 Cod. et
3 Cod. XV.
* Graf Arthur de Bretagne.
* Graf d*Eu.
' Graf von Vendöme.
"^ Marschall Boucicault.
^ d'Estoateville.
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37. (CXXXV.) Paris, 7. Juli 1416.
König Karl von Frankreich acceptirt die Londoner Prälimi-
narien.
Serenissimo atque excellentissimo principi Sigismundo dei
gracia Romanorum regi semper Augusto ac Hung^rie Dalmacie
Croacie etc. regi fratri nostro charissimo Karolus eadem gracia
Francomm rex salutem et ad Prancie et Anglie veram pacem
feliciter laborare cum effectu! Serenissime princeps et frater
amantissime! Vestre serenitatis literas credencie nobis per
illustrem principem Nicolaum de Gara^ regni Hungarie magnum
comitem palatinum affinem vestrum predilectum, nee non
Bertholdum de Ursinis, comitem Suane, Johannem Earolum
de Vicecomitibus de Mediolano, Brunorum de la Scala et alios
magnificos et egregios vires in dictis vestris literis singillatim
nominatos vestros fideles milites et consiliarios exhibitas gra-
tanter recepimus; dictamque credenciam nobis cum ingenti
verborum gravitate per ipsius Bertholdi vive vocis oraculum
relatam intentis affectibus audivimus: Articulos eciam in qua-
dam cedula signetis vestre celsitudinis ac charissimi consan-
goinei nostri Guillelmi ducis Bavarie comitis Hannovie sigillata
contentos accurate perlegi fecimus. Super quibus omnibus et
singolis tam verbo quam literis insinuatis matura consilii tarn
nostre regalis prosapie quam aliorum de nostro magno consilio
deliberacione prehabita et maxime vestre regio majestatis et
ipsius Guillelmi consanguinei nostri charissimi, consiliis sanis ut
firmiter credimuS; in quibus fiduciam immensam gerimus^ ac-
quiescentes omnia quae in dicta cedula continentur, adimplere
parte nostra decrevimus. Et ob id salvum conductum pro
commissariis vel ambasciatoribus adversarii nostri in forma
per dilectum et fidelem consiliarium nostrum archiepiscopum
Remensen tradita fieri et transmitti precipiemus , nostrosque
ambasciatores solennes videlicet in civitate Beluacensi pro
loco convencionis infra marchias Picardie concordando et treugis
ibidem cum dictis adversarii commissariis capiendis et fir-
mandis juxta ipsius cedule seriem et teuerem infra tempus in
ea limitatum sufficienti potestate fulcitos transmittemus. Prout
hec omnia per dilectum et fidelem militem et cambellanum
nostrum dominum de Gaucourt presencium exhibitorem de nostra
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confidencia et intencione quam in charitate sincera vestre fra^
ternitatis et vere amicicie stabilitate gerimus, plenarie infor-
matum vestra regia majestas potent lacius informari, cui in
Omnibus materiam hanc tangentibus, sicut persone nostre,
placeat vestre celsitudini hac vice credeneie fidem plenariam
adhibere. Datum Parisius septima die mensis Julii (1416) Sic
signatis Gautier etc.*
38. (CXXXVI.) Paris, 13. August (1416).
König Karl von Frankreich tritt von den Londoner Prälimi-
narien zurück und berichtet über die Conferenz von Beauvais.
Serenissimo principi Sigismundo dei gracia Romanorum
regi semper Augusto ac Hungarie, Dalmacie, Croacie etc. regi,
fratri nostro precharissimo Karolus eadem gracia Francorum
rex salutem ac mutue dileccionis et honorificencie continua in-
crementa ! Serenissime princeps , frater noster precharissime !
Quia nonnunquam veritas ex referencium diversitate modisque
variis referendi solet faciliter immutari, ut tota series habiti
Processus inter nonnullos ex consiliariis nostris ad hoc per nos
deputatos una cum quibusdam nunciis regis Anglie nuper
existentibus in civitate Beluacensi super materiis, pro quibus
ad presenciam nostram vestra sublimitas, consanguineus quoque
noster predilectus dux Hollandie tam literas quam nuncios
novissime duxeratis destinare, vestram non lateat excellenciam.
Sed ut clare, prout res se habuit, pateiiat, vestre serenitati
decrevimus presencialiter intimare : Quod visis literis et auditis
vestris nunciis et memorati consanguinei nostri ducis Hollandie,
qui de nostra dictique regis Anglie mutua convencione datis
prius hinc inde certis securitatibus treugis vel abstinenciis
guerre aliisque modificacionibus et condicionibus tractatis vel
tractandis inter partes, nos ob dei reverenciam et pro bono
pacis, quam summopere semper gessimus in votis, et ut clare
cognosceretis imo cognosceret totus mundus, nullatenus rema-
nere per nos nee de parte nostra, quin continuaretur via pacis
et vitaretur effusio sanguinis humani, coeteraque scandala et
1 Gautier Col, Secretair des Königs und mehrfach BevoUmfichtigter in den
Mediationsverhandlongen.
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lODumerabilia faorrenda nee satis unquam detestanda mala et
inconyeniencia^ que solent ex guerris pro venire, benigna con-
desccDsione statim ad hujusmodi convencionem mutuam extiti-
mu8 inclinati, sicut heo alias vobis significasse recolimus. Sane
dum ad hec ulterius complenda diligenter procedere parati
forent nostri; ecce quod a vestris nunciis memoratis exhibite
faerunt liiere confecte super treugis generalibus inter nos et
predictum regem Anglie ad tres annos futuros, de quibus nullam
priuB nobis nee aliquibus de nostro consilio; quam vis super
hoc diligenter fuissent requisiti, qualemcunque fecerant osten-
donem. Quibus perspectis per nostros in non parvam propter
hoc admiracionem inductos illico responderunt : absque nostri
priori visione dictarum literarum se aperire non audere; sed
per alterum eorum nobis Parisius transmiserunt. Quibus intro-
spectis dictis Anglie ambasciatoribus signiticari fecimus: nuUo
nos pacto salvis consciencia et honore nostris et sub poena
emendarum et perjurii, quam rex in talibus incurrere potest,
nisi consulto et requisito prius precharissimo fratre nostro rege
Castelle et Legionis et absque ejus expresso consensu posse
predictis treugis triennalibus generalibus intenderO; et hoc per
ostensionem literarum patencium super alliganciis et confoede-
racionibus inter prefatum fratrem nostrum regem Castelle et nos
dadum initis et evidenter ita fore monstravimus, et hac de
causa dictas alliganciarum literas per alterum presidencium in
nostra parlamenti curia in dictam Beluacensem villam eisdem
doximus ostendere ; paratos tamen treugas particulares ad unum
annum cum dictis Anglicis initiare et ciciori convencioni quam
alia cum treugis aut sine treugis nos sive nostros exhibere,
quo pendente possemus erga sepedictum fratrem nostrum regem
Castelle, ne materiam conquerendi de nobis haberet, literas vel
Duncios super hocce destinare. Ad quod nuncii dicti regis
Anglie votare noluerunt'dicentes, se volle prius ad eorum do-
minum regredi et suam scire super hac re voluntatem quam
nostris in villa Bolonie significaturos se dixerunt infra decimam
sextam hujus mensis, ad quem locum hac de causa nostros
speciales et solennes nuncios, ut omnimode, quod in nobis est,
in re tarn ardua faceremus, curavimus cum potestate sufficienti
destinare, quibus propter tam maris quam terre itinerum peri-
cala assidue superveniencia expectando salvum conductum pre-
fati Anglorum regis prope mare applicando Boloniam non
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audeutibus ulti*a ire^ dictum salvum couductum in tali loco in
Diepa expectant. Ex quibus presentibus meram rerum conti-
nentibus veritatem vestre majestati luculenter patere potest^
non stetisse neque stare per nos sive nostroS; quominus pro-
cessum extiterit ad viam amicabilem tractatus atque pacis.
Insuper, serenissime princeps et frater amantissime, vestre
regie semper auguste majestati, que nobis rescribat fiducialiter,
queque fuerint ei grata negocia nostra atque regni nostri; eidem
commendata semper habemus, et potissime et in speciali statum
ac expedicionem consanguineorum vestrorum e prosapia stirpeque
nostra in Anglia captivorum in vestra clementissima recom-
mendacione habere velitis, cum ipsi non modicum vestris egent
auxiliis, sed domino concedente et vestra precelsa clemencia
laborante eisdem bene succedere speramus. Datum Parisius die
decima tercia Augusti (1416).
39. (CXL.) Canterbury (August 1416).
König Sigismund berichtet dem Herzog Wilhelm von Holland
das Scheitern seiner Mediation.
Sigismundus etc. lUustri principi Wilhelme duci Bavarie
et comiti Hannovie etc. consanguineo etc. et sacri imperii
fideli dilecto salutem et pacem hominibus bone voluntatis!
Illustris princeps consanguinee noster charissime ! Pater luminum
quem nuUum latet secretum novit, quanta fidei puritate quan-
tisque sudorosis laboribus quantis eciam gravibus impensis
serenissima conthorali regina ac inclyta tilia nostris nee non
peculiari regno nostro Hungarie quasi in deserto relictis per-
sonam nostram diversis discriminum et periculorum generibus
fere quinque annorum jam decursorum temporibus exponendo
ad pacem et unionem ecclesie Dei per schismatum in eadem
pestifere inveteratorum submocionem et unici veri et indubitati
(uturi summi pontificis creacionem, evulsis eciam et extirpatis
per concordiam et pacificacionem principum catholicorum inter
se descordancium et presertim serenissimorum principum Henrici
Anglie et Karoli Francie regum fratrum nostrorum charissi-
morum cunctis futurorum schismatum in ipsa ecclesia Dei for-
midandorum radicibus et viis quibuslibet preclusis, procurandam
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diebus ac noctibus jugiter et sine aliquorum laborum inter-
cepcione intenderimus , quod prout antea usque ad felicem
premisBorum negocioram ecclesie Dei consumacionem facere
non cessamus nee ambigimuS; cunetis totius mundi catholieis
principibus et preeipue vestre sineeritati aliis quoque quibusvis
orthodoxe fidei hominibus seeandom sui proeessus seriem itidem
coDstare in premissis. Itaque eonsanguinee precharissime; ad-
huc in dicto regno nostro Hungarie exortis et principiatis . . . . ae
post in Italie et Lombardie partibus nee non Alamanie in saero
generali concilio Constanciensi nobis procurantibuS; per quot
et qnantas literas atque notabiles nuncios suos pretaetas Sere-
nissimus frater noster Franeorum rex ex cordis desiderio non
dne principum prosapie sue regalis ac totius magni consilii
regni sui Franeie matura deliberacione super eo nos hortatus
fuerit, pro pace perpetua ac longis treugis cum tractatu matri-
monii vobis noto inter ipsum ejusque regnum Franeie ab una^
ac memoratum Heinricum serenissimum regem Anglie similiter
fratrem nostrum ejusdemque regnum partibus ex altera^ trac-
tandum stabiliendum et firmandum nos interponere dignaremnr^
revera calamo describi nequit. Imo nobis nuper apud sere-
Dissimum Fefdinandum regem Arragonie felicis memorie ^ ac
Petrum de Luna alias in sua obediencia Benedictum XIII.
Duncupatum in procuracionem unionis ecclesie Dei laborantibus
idem Serenissimus Franeorum rex semper et indefesse eciam
ante et post conflictum ^ in estate proxime preterita inter ipsos
Anglie et Franeie reges pretactos commissum per reverendis-
simum reverendumque in Christo patres dominos, Remensem
archiepiscopum et Carcassionensem episcopum; quamplures eciam
alioB suos oratores nostro autem lateri jugiter adstantes nos
cum omni instancia^ ne tantus sanguis humanus ex utriusque
partibus ensibus effunderetur et ne amplior sibi et regno suo
Franeie turbacio immineret, requisivit et rogavit, ut pro Deo
Jesu Christo, consideratis attente utilitate commodo et fructu,
qui ex premissis pace aut longis treugis cum tractatu matri-
monii ecclesie Dei, regnis pretactis et toti christianitati offerri
possent, pro hujusmodi pace vel longis treugis ac contractu
matrimonii inter ipsos scilicet Anglie et Franeie reges et regna
1 Geetorben 2. April 1416.
^ Die Schlacht bei Azincoiurt
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pretacta ad tractandum et firmandum cum omni acceleracione
possibili, ex quo majora prioribus pericula possent venire ex
mora^ ad Franciam gressus nostros maturare et pro pace refor-
manda interponeremus partes nostras. Et postquam negociis
ecclesie dei in dicto regno Arragonum, ut credimus vos non
ignorare, feliciter expeditis ad sacratos generalis Constanciensis
concilii patres pro votiva negociorum incoeptorum et jam cum
gracia Dei ad bonum statum perductorum consumacionem recto
tramite reverteremur; instanciis ad nos opportune et importune
parte ejusdem fratris nostri regis Francorum per jam fatum
archiepiscopum Remensem et alios suos nuncios multiplicatis
et a continuacione nostri gressus, quem versus Constanciensem
civitatem faciebamus^ nos retrahentes in civitatem Parisiensem,
ubi memoratus Serenissimus Francorum rex frater noster cum
ejus serenissima conthorali regina nee non illustribus principibus
rege Ludovico Bituriensi laudande memorie et Baren, ducibus
personaliter affuit, nos venire petierunt, quod et fecimus pre-
cibus pretactis inclinati. Nos igitur^ consanguinee precharissime
ParisiuB accedentibus memorato quoque serenissimo Francorum
rege fratre nostro charissimo ac pretactis sue prosapie r^alis
principibus nee non toto magno regni sui consilio in jam fata
materia pacis, longarum treugarum cum contractu matrimonii
inter ipsum et regem Änglie eoruudemque regna tractandarum
et firmandarum partes nostras interponere et efficaciter laborare^
ac ob id ad memoratum serenissimum regem Änglie eorun-
demque regna nos personaliter accedere postulantibus, allegan-
tibus nihilominus; quod ex hujusmodi pace aut longis treugis
de contractu parentele pretactis utique salubrior et firmier unio
in Dei ecclesia sequetur et fiet, volentes personam vestram
magnitudinis vestre nobis semper precharam honorare, roga-
vimus ipsum dominum regem Francorum; imo quantum valuimus
instetimus apud eundem, ut et vos una nobiscum in dictum
regnum Änglie et ad prefatum serenissimum regem Änglie
accedere pateretur; hoc idem eciam apud prelibatum serenis-
simum fratrem nostrum Änglie regem cum debita diligencia
procurantes, quod et fecerunt nostris peticionibus acquiescentes.
Jam jamque consanguinee charissime, ut de gestorum hie nego-
ciorum Serie loquamur, ad quas conclusiones in materia pretacte
pacis vel longarum treugarum cum contractu matrimonii deve-
nimus; non credimus a memoria vestra exivisse^ cum omnia in
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ipsa materia per nos et vos fuisse capitulata et appunctuata
ac signetis nostrum utriusque consignata; nee ideo judicamus
necesBe fore, copias bujusmodi capitulatorum et appunctuatoram
vobis destinare, cum illa per nos practicata et palpata sciatis
et in speeie eciam apud vos habeatis. Hisque consanguinee
charissime, sie factis capitulatis et appunctuatis hujusmodi per
magniiieos viros Nicolaum de Qara, regni nostri Hungarie
eomitem palatinum ac Bertholdum de Ursinis, comitem Suane^
Jobannem Karoli Vicecomitem Mediolanensem^ Brunorum de
la Scala Veronensem et Vincenciae vicarium imperialem, Bene-
dictum de Macra militem utriusque juris doctorem et dominum
Nicolaum de Hatvan militem, nostros fideles consiliarios et
dilectos precedentes tamen eos prefato reverendissimo patri
archiepiscopo Remensi ac R(adulpbo) domino de Gauoourt
memorato serenissimo principi regi FraDcie duximus desti-
Dandos. Qui auditis nostris oratoribus pretaotis capitulatis quo-
que et appunctuatis hujusmodi receptis et una cum jam fatis
regalis sue prosapie principibus ac aliis de suo magno consilio
perlectis auscultatis et perspicaciter ruminatis de eorundem
maturo consilio deliberacione prebabita omnia capitulata et
appunctuata, que in cedula sub signetis nostrum uti*iusque con-
tioentur, decrevit parte sua adimpleri, et superinde juxta con-
tenta unius eorundem articulorum idem Serenissimus rex Fran-
corum frater noster cfaarissimus per suas literas sigillo suo
proprio sigillatas, quarum copias in presentibus vobis dirigimus,
nos infra viginti dies post nostrorum et suorum ambasciatorum
de Lundonis (recessu) curavit certificare. Tandem autem pre-
fatorum serenissimorum regum Anglie et Francie commissariis
ad concordandum de loco convencionis ad confirmandum treugas
predictas cum contractu matrimonii in civitate Beluacensi con-
venientibus et diucius in ipsa materia conferentibus mutuo,
commissarii antedicti Serenissimi regis Francorum dictam con-
vencionem cum treugis noluerunt concordare, sed ex post (!) ali-
quos post dies predicti commissarii utriusque partis, ne ab invicem
vacui recessisse viderentur, fecerunt fieri inter eos unam cedulam
super certis appunctuamentis , de quibus ex copia hujusmodi
cedule, quam presentibus interclusam vobis dirigimus, poteritis
vos clarius informare. Et nichilominus ecce supradictus rex
Anghe frater noster decrevit mittere suos ambasciatores ad
villam Callesii quarto die Septembris proxime futuri ad audien-
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dum, quicquid commissarii regia Francie pretacti aperire velint
in materia pacis vel treogamm predictamin. Et mandavit idem
rex Anglie suis ambasciatoribus, qui fnerunt in civitate Bdiui-
censi, ut iidem significarent commissariis regis Francie suam
intencionem, ita tarnen , quod et rex Francie sit intencioniB
mittendi suos ambasciatores ad Bononiam super mare, et quod
per commissarios regis Francie, qui fuerunt in Belvaco snper-
inde certificetur capitaneus Calesii vel ejus locum tenens
citra viginti octo dies presentis mensis Augusti. Que onmia
non dubitamus, serenissimum r^^em Anglie fratrem nostnim
vobis singillatim et seriöse per suas literas rescripsisse. ünde
dilecte consanguinee noster, ingentis materia admiracionis in-
tima cordis nostri penetravit admodum et auxit, que impedi-
menta, queve consilia mentem prefati Serenissimi regis Fran-
corum in contrariiun sui propositi de maturo consilio principum
sue r^alis prosapie ac sui magni' consilii habita deliberacione,
literis suis nobis directis firmata fuerunt, et in admirabilem
negociorum pretactorum variacionem ducere potuit. Sed prob
dolor, jam videmus esse in foribus, quod ante latuit; non enim
fuit optatum suum atque desiderium ad pacem ac treogas
supradictas, sed ut sub hujus colore nos pura fide laborare
anhelantes seducere posset et nee alia verisimilis conjecturacio
in nostrum cor ascendere potest, quam quod traxerit nos sie
in longum solum in finem turbacionis negociorum ecclesie sancte
Dei ac sacri Romani imperii ac regni Hungarie pretacti imo
totius Status nostri destruccionem. Credebamus etenim non
hoc fore premia laborum nostrorum, sed speramus, quod Deus,
cujus res agitur, hominibus perverse voluntatis resistet, bene
autem agentibus dabit graciam et auxiliabitur ad consuma-
cionem negociorum unionis ecclesie sue sancte, quam nostris
temporibus dignetur concedere sua solita pietate. Ut hec dilecte
consanguinee non aliter quam modo gravis improperii et querele
vobis scribere putare (!), de premissis tractatibus materie pacis
vel longarum treugar um nos amodo eximere et prorsus cessare
tenere (!), sicut et per nostros ambasciatores pretactos de hoc
fuit Parisius solenniter protestatum; nee credatis amplius no6
inter eosdem in premissis volle laborare nee eciam amplioribus
tenemur verbis. Credimus nempe et vobis tamquam principi
catholico tantam ecclesie sancte injariam utique in jactnram
sacri Romani imperii nostrumque discrimen et totius Christiani-
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tätig scandalum vergentem aeque sicut et nobis non mediocriter
displicere. Datum Cantuarie.
40. (CXXXVII.)
Calais^ 6. September 1416.
Denkschrift König Sigismunds über die Mediation an den
König von Frankreich.
Serenissimo principi Karolo dei gracia regi Francorum
fratri nostro precharissimo Sigismundus eadem gracia etc. sa-
lutem in auctore salutiB et pacis amatore. Serenissime prin-
ceps frater noster precharissime! Serenitatis vestre literas sub
dato Parisius decima tertia die preteriti mensis Angusti con-
fectas de manu cujusdam trumpetarii vigesima septima die
ejuBdem mensis de sero Calesii gratanter recepimus. Et ut
easdem summarie epilogando perstringamus inter coetera in
sabstancia exprimebant: ^Ut via pacis continuaretur ad con-
vencionem mutoam per vos et Anglie regem celebrandam,
benigna condescensione extitistis inclinati. Sane dum ad hec
ulteriuB complenda diligenter procedere parati fuissent vestri;
ecce quod a nostris nunciis, quos per nos super materiis pro
quiboB ad presenciam vestram nos et illustris dux HoIIandie
tarn literas quam nuncios novissime ad vos destinaramus, exhi-
bite fuemnt litere confecte super treugis generalibus inter vos
et predictum regem Anglie ad tres annos futuros^ de quibus
nollam prius iidem nuncii nostri vobis nee aliquibus de vestro
consilio diligenter requisiti fecerunt ostensionem. Quibus in-
spectis vobisque relatis ambasciatoribus regis Anglie significari
fecistis; quod absque expresso consensu fratris vestri Castelle
et Legionis regis treugis generalibus triennalibus consciencia
et honore vestris salvis intendere nequivissetis et ita fore evi-
denter per literas monstravissetis ; pai*atos tamen vos exhibetis
treugas particulares ad unum annum cum Anglicis iniciare et
ciciori convencioni cum treugis aut sine treugis vos sive vestros
exhibere^ Et concludendo finaliter series earundam vestrarum
astroit literarum: ,quod luculenter patere potest, non stetisse
neque stare per vos, quominus processum extiterit ad viam
amicabilem tractatus atque pacis^ Hec de eontinencia litera-
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110
rum vestrarum brevi quidem compendio recensendo collegimuB;
ad que vestre regie fraternitati cum omni equanimitate duxi-
mus respondendum : Quod cum predecessores nostri et proge-
nitores felicis recordacionis cum vestris predecessoribus et
progenitoribus mutua dileccione longo temporis tractu ultra
identitatem et connexionem sanguinis continuo sese preveniendo
zelaverint, prout clare memorie charissimus avus noster Jo-
hannes rex Bohemie sinceritatis sue affectum opportunis tem-
poribus evidencium operum exhibicione probavit, eundemque
precharissimus genitor noster felicis reminiscencie Earolus
quartus Romanorum imperator continuando successivis augmentis
muliiplicavit^ et nos cum omni cordis et animi puritate in eodem
proposito tenebainur, fixa nempe ab infancia nostro jugiter in-
sidebat animo illius affeccionis integritas et in mente tenaci
memori memoria semper revolvimuS; qualiter a multis retro
temporibus de tanta loeorum distancia ipsa vestra fratei*nitas
suavibus frequenter nos visitabat literarum eloquiis; recordamur
profecto et de vestra regia memoria excidisse non putamus^
qualiter fremitum dissensionis intestine in domo familia et
regno vestris periculose suscitate nobis in regnum nostrum
Hungarie tam vestra fraternitas quam eciam alii principes
vestre prosapie eciam ex adverso dudum intimaverunt, de quo
eo graviori molestia lacessiti^ quo bella plus quam civilia inter
conjunctos in prosapia principancium gerere crudelius credimus
et nefandius arbitramur ex intimo mentis afFectu compacientes.
Hanc quidem in nobis grata placidaque relatio procreavit affec-
cionem quam diuturna connexio multipliciter ampliavit, dum
illam sensibus nostris preteritorum memoria et sequencium ex-
periencia rcpresentabant. Sicque in nostre mentis oculis pro
recenti desiderio semper in votis gessimus votiveque desidera-
vimus vestre fraternitati domuique et regno vestris überali
benivolencia complacere posse nostro; idem itaque posse totum
et literis et nunciis ad honoris et commodi vestri prosperitatem
cum sincera promptitudine crebrius obtulimus exponendum.
Sed quid? ut de transactis jam descendamus ad recencia.
Postquam enim ad instantem requisicionem sacrosancte generalis
synodi Constanciensis nostra se inclinavit humilitas, ut ad regem
Arragonum in negocio unionis ecclesiastice mediis ejusdem
conciiii ambasciatoribus et instruccionibus pro meliori consu-
macione accederemuS; et ima pariter cum eodem ea de causa
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111
conveniremus primum adhuc ibidem in Constancia ^ deinde in
progressione nostri itineris versus Arragoniam vicibus repetitis
reqaisiti, ut Parisius deelinando fraternitatem vestram visita-
remus; et revera si temporis qualitas et maxime termini cum
bone memorie charissimo fratre nostro Ferdinando rege Arra-
gonam prefixi pro mutua convencione in negocio hujusmodi
deputati indulsisset, eo tunc eciam propter bonum pacis Parisius
gratanter divertissemus gressus vestram fraternitatem leta beni-
Yoiencia visitaturi. Et quia propria in persona eo tunc adim-
plere nequivimuS; per literas et nuncios ^ eciam ante campestre
proelium ^ cum prefato rege Anglie commissum et eciam postea
vicibus sepius iteratis apud vos et memoratum Anglie regem
fratemis precibus et exhortacionibus studiosis, ut a'coUisiva
aggressione ob Dei et sancte matris ecclesie reverenciam ac
popoli Christiani quietem nostrarumque precum obtentu absti-
neret^ hinc inde institimus. Quoniam pro pace inter Francie et
Anglie regna salubriter reformanda sepe duximus noctes in-
Bonmes et prandium in coenam convertimus, ut vel cogitando
soli vel cum aliis conferendo pacificandi vos cum eodem modos
atiles invenire possemus. O quoties epistole pro vestra vestrique
r^i tranqnillitate misse notariorum fatigavere calamos et
Bcribarum atramenta necarunt, persuadendo vobis et illi ex
adyerso ac coeteriS; quibus decuit; ut animos vestros ad pacem
flecteretisy qnum per honesta racionabilia et licita media vobis
utrimque per nos apta faciliter deveniri potuisset ad pacem vel
saltem ad treugas congruentes. Postea vero dirigente altissimo
Vota nostra de regno Arragonie nobis regredientibus et per
directum versus Constanciam procedentibus per reverendum in
Christo patrem Reginaldum archiepiscopum Remensem ubilibet
in hac via nostre reversionis nos comitantem^ opportune et
importune requisiti^ et insuper nunciorum et literarnm fre-
quencia pro parte vestra excitati et invitati, ut imminentibus
fluctuacionibus et periculis regni vestri per nostram interposi-
eionem ad pacem occurrendo personaliter Parisius veniremus^^
^ VgL Janssen, Reichscorrespondenz I, 294.
' Vgl. Eberhard Windecke 1099. Härtung Clax nnd Nicolans v. Reibnitz.
Cf. Cerretanus bei Hardt IV, 393.
' Bei Azinconrt.
* Cf. BeKgienx de St. Denis V, 722.
^ Janssen, Reichscorr. I, 296.
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112
DOS vero arbitrantes^ quod amanti sufficit nunciare; sufficit ut
noveritis et vos^ qui quos debetis amare^ non deseritis in tem-
pore opportune (!) ; sufficit ut firmiter credimus^ imo pro certo
supponimus alterum alterius casus contingentes exponere; suf-
ficit fratri apud fratrem gerentem nihilominus erga se fratris
affectum talibus interpellare preambulis et ipsum ad suceursus
accelerandi remedium taliter provocare, et ne affeccio sie accu-
mulata in nobis deficere videretur, volentes votis vestris in his
et in Omnibus possibilibus nos reddere compotes et ex corde
conformes ad hec deliberacione prehabita direximus aeiem
mentis nostre, ut pacis consilia cogitantes et a directa via pro-
gressionis nostre in Constanciam ex privilegio amoris, quem
erga vos domum et regnum vestrum indesinenter gessimus,
disgrediendO; credebamus profecto^ quemadmodum eciam et lite-
rarum et nunciorum hincinde ad nos missorum blanda eloquia
et accersio placida verisimiliter promittebant, quod Francie et
Anglie regna predicta ad pacis et quietis capacitatem, dum
veniremus, bene predisposita inveniremus, nosque prefatum
Anglie etc. regem faciliter et cito pacificare possemus ; negocia
sacri consilii quamvis cum magna perplexitate suspendendo
Parisius declinavimus illos sacratos patres in sacro consilio
degentes negociaque sacri imperii^ imo et proprium regnum
nostrum Hungarie cum coeteris regnis eidem annexis ob vestri
complacenciam pene post tergum reliquimus quasi in deserto^
licet potissimum inter omnia desiderabilia mundi votiva prose-
cutio et perfecta conservacio unionis ecclesiastice soUicitudini
nostre manebat. Tenebamus denique a certo, quod brevi tem-
poris intervallo pax inter predicta regna diu desiderata per
nostre (interposicionis) medium facilius et cito fieri potuisse et
reformari. Que propter paucos pacis zelatores ob defectum
mediatorum, prout communis precipue assercio fatebatur necmi-
nus literarum adjeccio crebrius affirmabat, fuerat usquequaque
dilata, quodque per hujusmodi digressionem et brevem ac mo-
dicam moram quam impetravimus, ut circa reformacionem pacis
hujusmodi liberius vacare possemus, digtum sacrum concilium
ad tempus nobis concessit;^ credimus firmiter sacrum concilium
breviori negociorum quam experiencia docuit expedicione pocius
1 Von einer solchen ausdrücklichen concessio ist ans anderen Quellen
nichts bekannt.
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113
consolari quam aliquatenus attaediari vel turbari debere. Quantis
autem nunc oblocucionibus et interpretacionibus calumniaDcium
ut assolet, presertim cum spe simul et fructu tantorum labo-
mm apud vos frustrati simus, exposuerimus nosmet ipsos
lingne in sugillacionem nostram laxate longe lateque divulgant
detractoreSy et non solum ad pacificandum vos cum rege Anglie,
sed et ad suffocandum intrinsece sedicionis incentivum pariter
et fermentum pestiferum pene penitus enervandum ac odiorum
fomites in domo et regno vestris omnino extinguendum totalis
DOBter versabatur conatus et studia intendebant, illud evan-
gelißte eulogium pre oculis formidabiliter babentes^ quod
)Omne regnum in se divisum desolabitur et domus supra domum
cadet^ Satagentes itaque, ut semotis obstaculis quibuslibet
habundancia pacis fieret utrobique, ad quam sectandam prefatus
Anglie etc. rex nostrisque instanciis obsecracionibus et inter-
dam exhortacionibus fraternis in omni quidem paciencia et
doctrina inductus presto reddebatur, prout de hiis sibi dignum
ab experto sufficienter cerciorati testimonium perhibemus;
cnpientes ne per dissensionem inter vos et ipsum pullulantem
iD parte scissa minuatur potencia miiicie Christiane, sed per
pacem utrobique stabilitam unio ecclesiastica et Cbristianitatis
geoeraliter singulos Christicolas et precipue reges et principes
catholicos contingens commnni auxilio relevata commodiusque
incrementa suscipiens felicius consumaretur^ et difficultates
occurrentes interdum concordi voto divine clemencie virtute
evitarentur et prosecucione negocii prospera regnum vestrum
de acerbis molestiis tam longo decursu temporis auctis con-
tinue respiraret ad quietem vesterque Status in amoenitate trän-
quillitatis firmaretur. Occurrit eciam consideracioni nostre
paulominus pensandum, ut dum de spontanea vei^tra voluntate
precise hujus rei gracia in Angliam proficisceremur^ constat,
qnaliter apud vos charipensa studia et labores nostri fuere
qaalemque ad tractatum pacis dedistis nobis facultatem; cre-
didissemuB utique, quod si quispiam eciam alienus quantumlibet
minoris Status pro pace reformanda tam fideliter et solerter
»icat et DOS se interposuisset, debuerat procul dubio majori
fuleiri instruccione et autoritate. Nee eciam vestrum latet
ingenium , qualiter nos et gentes nostre in progressione pro-
carande pacis versus Angliam in regno vestro cum literis vestri
salviconductus et scorta vestri parte nobis et gentibus nostris
ArchiT. Bd. UX. 1. U&lfte. 8
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114
deputata aseociati pacifice procedentes per vestre dicionis 8ul>
ditos fuimus pertractati; ne dicamus ignominiose inhonorati;
nam in terra BuUonie ^ dum refeccionem et prandium habere
voluiösemus, introitus fuit prorsus nobis denegatus^ perinde ae
si suspecti de insidiis aut prodicionibus fuissemus, cum tarnen
altißsimi gracia contra progenitores nostros et eciam adveraus
nos nullo unquam tempore talis fama laboraverit, nunquam
enim venimus lucrari tarn pusillem terram Ballonie aut aliquid
sinistrum attentare : et gentes nostre eciam de pocioribus nostris
ante faciem nostram procedentes simili literarum vestrarum et
scorte confidentes, sed per vestros minime reputatarum auffalte
imo inßidiose in villa vestra Albavilla vocata,^ quasi neci tra-
dite, retrocedere coacte vix pericula eciam personarum vita-
runt. Hec facta sunt contumelioseque illata, et tacuimus^ quia
charitas vera eciam lesa a charis non recedit. Ad querendam
pacem per paciencie holocaustum recte captandam in Angliam
descendimus, et ut sinceritatis nostre affeccio et operacionis
puritas suspicione qualibet remota luce clarius in tractatibus
pacis hujusmodi appareret^ affectavimus diligenter illustrem
Wilhelmum ducem Hollandie principem et avunculum nostrum
fidelem dilectum vestrumque consanguineum et affinem in
societateque prefati regis Anglie existentem et utrique parti
merito credulum et communem amicum hujusmodi tractatibus
principaliter interesse. Qui quidem dux Hollandie adveniens
et tan quam principalis mediator et in hoc negocio cooperator
noster in omnibus coUoquiis et tractatibus pacem et concordiam
productivis presens affuit ipsumque de singulis per Dei graciam
gestis facti experiencia docuit et palpate veritatis evidencia
instruxit. Novit denique ille, qui nil ignorat, qui scrutator
est cordium ac conscius secretorum, quod de puro corde, con-
sciencia bona et fide non ficta ad honorem, profectum et in-
crementum felicis status vestre exaltacionis et quietis inclyte
doraus et regni vestrorum Francie efficaciter aspiravimus, pro
viribus procuravimus studiose, que vobis domui et regno novi-
mus profutura. Et post multa et multa preambula coUoquia
et tractatus, in quibus et principes et magnates de Francia,
^ Hierdurch bestätigen sich die Nachrichten bei Windecke (Menken 1101),
die sonst keine Qnelle hat.
2 Vergl. Eberhard Windecke (Meuken 1102;.
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115
qoi Bub custodia in Änglia detinentnr ei prefatus archiepiscopus
RemenBis semper interfuere, deliberacione prehabita concepti
prelocnti et appunctuati nonnali articoli per nosque et prefatum
dncem HoUandie sub signetis sigiUati vobis in quadam cedula
deatinati, per quos non nisi disposieione divina, cujus sunt
occuha judicia tantorum bonorum, confirmata sit series, pacem
stabilem indubitatam credebamus proventuram. Verum cogimur
▼ehementer et non sine racione stupere, quod post articulos
per nos et prefatum ducem HoUandie in interessencia eciam
piineipum de vestra prosapia magnatnmque miiitarium et nobi-
liHm de Francia ipsisque auscnltantibus et approbantibus bona
fide honestisqne respectibus^ prout utriusque partis honori et
eoiDmodo congruere putavimus, concorditer conceptos et pre-
locntos vobisque transmissos pacem probabilher productivos
penitusque ad nil vestrum liberum arbitrium obligantes, nisi
in quantum vobis placuit et videbatur expedire, imo detibera-
eione previa per vos admissos et acceptaios immutasse de-
Hberatum propositum et decretum vestrum prius firmatnm, ut
edocet series vestrarum literarum^ tarn subito detrectasse. Tanta
fiimiram replevit amaritudine mentem nostram rei hujusmodi
repentina mutaeio, ut diu quasi stupore quodam oppressi nee
potuerimQs a tanta meditacione doloris cogitatum avertere nee
eirca id ipsum aliquid utiliter cogitare. Quesivimus enim pacem
et ecee turbacio ! Quot enim strages bonorum et humani ac
ehristiani sanguinis effusio et pericula animarum nuper in navali
bello prope Herflu ^ in man commisso porniciose subeecuta
faere et deteriora in posterum timentur in foribus. Numquid
aat non meritorum est damnacionis perpetue aut demeritorum
sidat» eterne fovere diBcordiam, fidei domesticos impugnare,
afÜgere psuperes, depauperare potentes^ sanguinem humanum
effimdere ac ecelesias profanare? Hi enim sunt fruetns guer-
rarum. Ecce, firater charissime ad vos satis clamat facti hujus
qnalitas, satis eciam fratris oharitas pulsavit ad hostium cordis
▼cstri. Et ut pro rei evidencia uberiori verbis literarum
Testraram t3rpario parte vestre serenitatis impressarum super
acceptacione dictorum articulorum in hujusmodi literis vestris
insertis precise utamnr, ut sequitnr:*^ ^Articulos eciam in
* Am 15. Aagnst 1416^ wo Bedford die französisch-genaesische Flotte schlng.
' S. oben Nr. CXXXV (2).
8*
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quadam cedula signetis vestre celsitadinis ac chariBsimi
consanguinei nostri Wilhelmi ducis Bavarie comitisque Han-
no vie sigillata contentos accurate perlegi fecimus, snper
quibus omnibuB et singulis tarn verbis quam literis insinuatis
matura consilii tarn nostre regalis prosapie quam aUorum
de Dostro magno consilio deliberacione prehabita et maxime
vestre regle majestatis et ipsius Wilhelmi consanguinei nostri
charissimi consiliis sanis^ ut firmiter credimus, in quibus fiduciam
immensam gerimus acquiescentes omnia, que in predicta cedula
continentur, adimpleri parte nostra decrevimus/ Hec sunt verba
in literis vestris nobis directis formaliter posita, que nos ad
publice noticie formam utinam melioribus auspiciis! calami
nostri officio vere per Universum sub hilaritatis specie de pace
leticiam concipientes pre nimio gaudio perduximus, credentes
firmiter, ut quod scripturis promittebatis; curareiis opere adimp-
lere. Quid autem dicta cedula contineat, audiamus! Secundus
nempe articulus continet hec verba : * Jtem : quod dicta con-
vencione conclusa et finaliter terminata inter commissarios
utriusque partis predicte capiantur certe ti*euge generales tarn
per terram et aquas quam per mare sub modo forma et effectu,
quibus inter dictos dominos mediatores et dominum regem
Anglie predictum communicatum et conclusum existit, que in
cedula sigillo dictorum mediatorum sigillata expressius conti-
nentur/ — Teste igitur teste omnium, quod si tempus et causa
permitterent; libencius taceremus, quam veritatis stylo descri-
beremus id quod tacentibus nobis ipsarum rerum evidencia
loquitur et dissimulari diucius fama preambula et notoria non
perraittit, sed et vestra charitas nos excitat et cogit ad respon-
dendum de veritate. Parcat igitur nobis vester et communis
audituS; si cause hujusmodi instanciam prescribi spacio temporis
non sinamus, presertim cum eo se non porrigat nostre volun-
tatis vel scripture intencio, quod derogare cujusquam fame vel
honori intendamus, sed in hoc negocio purum processum et
veritatem dicere sufficiat, ut in nuUo prorsus inficiant famam
alienam. Consideret, queso, vestra regia perspicacitas et in
statera recti consilii attente discuciat scripta sua, si correspon-
dent ultima primis. Prima namque asserunt, quod omnia in dicta
cedula contenta vestra deliberacio maturissima, ut prefertur, sui
S. oben Nr. CXXXIV (1).
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117
parte adimpleri decrevit, cedula vero articulorum ostendit; quod
capiantur certe treuge generrales tarn per terram et aquas quam
per mare; Dovissima vero vestra scripta inquiunt^ ^quod con-
Bciencia et honore salvis ad triennales treugas generales rege
CasteUe inconsulto consentire non possetis/ ^ ad quas tarnen
prius sine omni excepcione videmini testimonio literarum
yestraram predictarum consensisse. Porro non negamus in
colloqaio dedaccionis et confeccionis cedule treugarum motum
foisse, quod fortassis treuge hujusmodi generales colligatis
yestris inconsultis honeste et digne fieri non poterant^ verun-
tamen eciam per vestros in hujusmodi tractatibus presencialiter
assistentes fuit adinventa et in medium introdueta cautela que-
dam et remedium, ut asserebatur eciam alias practicatum, quod
pro parte vestra in regno Francie una terra et viceversa pro
parte regis Anglie in regno Anglie similiter una terra; que
remm gerendarum expedicioni impedimentum non pararent; ex-
ciperentUT; et sie salvaretur bonor vester vestrorumque colli-
gatorum amicicia et vinculum treuge quoque taliter cum rege
ADglie in presenciarum ineunde confoederacionibus minime pre-
judicantes in suo robore permanerent. Sed ^ et in materia pre-
senti nulla nobis videtur racio efficacior ad convincendum, quare
nunc eque bene sicut prius per medium reverendi patris
Guilhelmi archiepiscopi Bituricensis; Earoli domini de la Bret
eonsanguinei et conestabularii et Goutheri Col consiliariorum et
Becretarii vestrorum ac ambasciatorum sufficienti potestate ad
hoc 8u£fultorum pro parte vestra cum certis commissariis Anglie
et regis per ipsum ad hoc depntatis vigesima quarta die Ja-
nuarii de anno domini MCCCCXIV^ promiserunt et concor-
darunt pro vobis vestrisque terris et dominus nee non subditis
etc. alligatis citra et ultra mare bonas firmas ac stabiles treugas
generales tarn per terram quam per mare per unum annum
doraturaS; prout series literarum vestrarum specietenus nostro
in conspectn productamm desuper confectarum edocet lucu-
' 8. Nr. CXXXVI (3).
' Diese ganze Stelle bis ^hic et ibi' ist in der Handschrift an einen
nnrecbten Ort gekommen, nftmlich hinter die weiter unten folgenden
Worte: ,nec vestros commissarios avisasset/ wo sie lediglich den Zu-
sammenhang unterbricht. Der ganze Inhalt zeigt, dass sie an diesen
Platz hingehört.
3 S^mer IX, 105 ff.
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118
lenter; in presenciarum capi et fieri non potuiflBent, cum et
priores treugas paulo ante ut prefertur, cum moderne rege Anglie
initas confoederacio cum rege Castelle facta precessisae per-
faibeatur; et non yideatur major racio occasione cessante hie et
ibi, — Ad illam vero clausulam literarum vestrarum pre-
dictarum; novissime allatarum in qua subjungitur : ' ^Sane cum
ad hec ulterius complenda diligenter prooedere parati forent
nostri, ecce quod a vestris nunciis memoratis exhibite fuerunt
litere confecte super treugis generalibus inter nos et i^em
Anglie predictum ad tres annos futuros, de quibus nuUam prius
nobis nee aliquibus de nostro consilio, quamvis super hec dili-
genter fuissent requisiti, qualemcunque fecerunt ostensionem^ —
notorium quippe est, frater charissime, et nulla potest tergi-
versacione celari, quod memoratus archiepiscopus Remensis
formam treugarum generalium triennalium de prioribus formis
generalium treugarum inter vos ab una et dive memorie Richar-
dum regem Anglie parte ab altera dudum initarum^ extraxit
appunotuavit compilavit et formavit coUacioneque et ruminacione
digesta superinde prehabita et concordata ad scitum et in ejus
presencia nostro et prefati ducis Hollandie signetis cedulam
superinde confectam sigillatam et sine aliqua alteracione pre-
dicti nuncii nostri sie sigillatam et clausam habuerunt, et nil
penitus innovando ostenderunt. Nihilominus idem ipse archi-
episcopus Remensis ricibus repetitis requisitus, ut copiam cedule
formam generalium triennalium treugarum in se continentem
reciperet, qui tamen habere non curavit asserens, quod rever-
salis hujusmodi priorum treugarum generalium cum modis et
formis et appunctuamentis, quibus hujusmodi treuge generale«
concepte fuere formate et moderate in Francia haberetur, et
ob hoc dicebat, non indigere copiam hujusmodi se habere,
quia recursus pro informacione in quantum opus esset, Pari-
sius semper haberi posset ad reversalem. Et revera foret miran*
dum, quod tantus prelatus, qui et primas in regno vestro existit,
qui semper in confectione et fomacione cedule hujusmodi treu-
garum generalium triennalium presencialiter interfuit et fideliter
practicavit, imo et de vulgari Gallico interpretatus est ipse
* 8. Nr. 136.
3 Jedenfalls ist nur gemeint der Waffenstillstand zu Leulinghem vom
18. Juni 1389. Bymer, VII, 622 ff.
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119
Bolus et transtulit in Latinum; quod ad vestri noticiam contenta
dicte eedole formam treugarum generalium hujasmodi expri-
mencia protinus po8t siiam reversionem non deduxisset nee
vestroB commissarios avisasset. ^ Oratores vero nostri referunt
constanter; ut postquam predieti articuli appunctuati per vos
perlecti deliberati admissi et acceptati et per vestras literas
adimpleri decreti fuerunt, et conseqaenter postea sexto vel
Beptimo die nulla prias facta mencione desuper prefatus archi-
episcopns Remensis ipsis persuadebat per modum consilii; ut
dictam cedolam formam treugarum generalium triennalium in
se continentem aperirent et sibi traderent ; ipse interrogatus :
yUtrum cedulam ipsam de mandato et voluntate vestre sereni-
tatis aut vestri consilii requireret et habere vellet' — respon-
disset: ^quod nee de vestro mandato neque vestri consilii volun-
tate peteret; sed ut prefertur per modum consilii persuaderet
dictam cedulam fore sibi tradendam.^ Addentesque predieti
nostri oratores et amplius dicentes: ,quod licet in absencia
partis propter evitare aliquam suspicionem dictam cedulam
aperire et tradere non debuissent, nihilominus tarnen obtulerunt
se illam aperire et tradere, dummodo una parva litera vestra
in testimonium pro ipsorum excusacione superinde per ipsos
instanter petita ipsis data fuisset/ que omnino fuit eis denegata.
Quid autem in hoc contradiccionis articulo ad hoc dicemus;
recogitet igitur vestra regia providencia^ ut ponat in stateram
recti judicii ea que dicimus, quoniam ne scripta hujusmodi
regia ex taciturnitate citra debitum veritatis sortiantur valorem
etbreviter innuat et oportuit respondere, nihil contra tanquam
proprium confingentes , sed inducentes pocius admonicionem
sancti Spiritus qui omnem edocet veritatem, validas raciones ex
divina siquidem leccione tenentes quod: ^pulchri sunt pedes
evangelizancium pacem^ evangelizancium bona/ psalmista eciam
nos docente : ,inquire, ait, pacem et sequere eam;' et angeli domini-
cae nativitatis primicias pastoribus intimarunt et nove laudis can-
ticum expresserunt; pacem bone voluntatis hominibus nunciantes.
Ipse quoque dominus noster Jesus Christus quod nascens per
mysterium fecerat angelorum (?) gustaturus calicem passionis,
executus est expressius per se ipsum discipulis inquiens : ,Pacem
meam do vobis, pacem meam relinquo vobis.^ Et resurgens
J 8. peg. 117, Note 2.
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hac voce primum ad discipulos usus fuit : ,Pax vobis, et iterum
dico, pax vobis.' Idemque cum discipulos de forma predica-
cioDis instrueret, pacem eos evangelizare premonuit, dicens eis :
,in quamcuDque domum ingressi fueritis dicite primum: pax
huic domui !' et si fuerit filius pacis; requiescet super eum pax
vestra-, quicunque autem non receperit vos nee audiverit ser-
mones vestros, exeuntes foras excutite pulverem de pedibus
vestris in testimonium Ulis. — Quid enim apud vos frater
charissime quesivimus quidve suggessimus unquam inhonestum?
Numquid injustum? Gerte si bene recolimus, ut faceretis pacem
vel treugas congruentes salva justicia utriusque; licet autem
causam vobiscum intrare nolimus et realiter litigare, veruntamen
ut loquamur ad literam: Postquam per regnum vestrum trän-
situm fecimus et maxime dum Parisius applicuimus, con-
sideravimus regnum vestrum ex guerrarum discriminibus po-
situm in labyrinthum et formidabilis ruine vicium; pia itaque
compassione moti nedum ad interponendum nos pro pace inter
Francie et Anglie regna reformanda, -sed et regna nostra pecu-
liaria; ut si divino nutu in quo vivimus movemur et sumus^
heredum solacio nos destitui contigisset, unum de liberis vestris
in regno nostro Hungarie heredem et successorem instituere,
de bonis seu terris sacri imperii; quantum nobis consciencia
et honore salvis fuisset possibile et nobis principibus de vestra
prosapia amore tam desiderate pacis accensi impertiri, hilariter
et liberaliter obtulimus, prout darum credimus vos et prin-
cipes ipsoB saltem superstiles desuper habere recordium. Desi-
derio desiderantes ad finem, ut dum certum statum videlicet
ecclesie, imperii insimul Francie et Anglie regnorum stabili
pacificoque fore nexu conjunccionis intextum constitisset, sicut
prudencia circumspecte consideracionis insinuat, totus orbis in
tranquillitate positus et in pulchritudine pacis sederet populus
christianus. Negocium quoque unionis ecclesiastice adeo pre-
sertim divina favente clemencia sortiretur efltectum, in quo
tanto fuerat tempore sudatum, ut ipsius sacrosancte matris et
universalis ecclesie indivisa unitate reformata votorum con-
formitate provideretur, ut nuUo unquam tempore de cetero
eadem mater alicujus recidive scissure naufragia pati vel in-
currere posset. Ecce quam bonum et quam jocundum fuisset
habitare fratres in unum, nosque suum coelitus nobis domino
reservante consilium et in plana tota aspera convertente, contra
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121
barbaricas naciones et blasphemos nominis Christi et inicnicos
passagiom generale faceremas conatusqne nostros in nomine
domini exercitium brachiaque dirigeremas, vobisque et prefato
regi Anglie pacificatis et imperium et regna nostra fiducialiter
comroitteremus gubemanda, ut sicut predictorum bonorum
nostrornm participes vos fieri gauderemus^ ita in omni suc-
cessione felicitatis pace data cupiebamus habere consortes. Ex
qua quidera pace in dictis Franeie et Anglie regnis ut Bpera-
batur subsecuta multa consequenter bona resultabant: libera-
bantur principes et alii captivi, villa Herflu restituebatur^
Franeie et Anglie regna in habundancia pacis conquieBcebant,
nee quaterentur materna sacrosanete eeclesie viscera, que in
suo venire tarn charos filios tarn inclytos principes dolorose
sentit collidere, fortiter et luctari et plurima alia inestimabilia
bona in tota christianitate feliciter per consequens resurgebant.
Qais enim non stupeat ad immutacionem et detraccionem tarn
inopinatam tarn acerbam? Quis non stupeat id quod tantis
laboribus et expensis a tarn longo temporis spacio partum erat
salutifere, unius diei imo unius bore articulo sie penitus esse
lapsum pestifere? Quis denique non stupeat simul et defleat
deum sie nostris iniquitatibus provocatum; ut quasi oblitus
misericordie sue non respiciat in faciem testati populi sui
Tidelicet christiani? Molesta quippe nimis et dispendiosa
dissensio hujusmodi eoque forcius intima cordis nostri amaritat,
quo sevas et crudeles circumstancias nobis ipsius intensior con-
sideracio representat. Attendimus enim proinde sollicitudinis
studio incommoda immensa, que pariter inter omnes reges et
principes catholicos ex multitudine colligatorum hinc inde vobis
et regi Anglie parcialiter adherencium in tota christianitate
suscitari periculosissime evenire et commoda plaque dei negocia
impedire. Attendimus eciam^ quod regnis predictis dissidentibus
plurimum impeditur votiva consumacio unionis ecclesiastice
sancte dei, pro qua procuranda nos et vos ac ceteri mundi
principes et ecclesiarum prelati multipliciter laboravimus et
adhuc continue laboramus. Attendimus quoque animarum
pericula strages corporum et damna rerum, que inter vos et
eundem Anglie regem vobisque et sibi adherentes dissensio
coDtinuanda producet; utinam hucusque non produxit f £t inter
bec eciam attendentibus occurrit, quam periculose christiani-
tatis potencia per guerras hujusmodi scissa in se ipsa divi-
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182
ditur et divisa imminuitur^ et qai deberent suos conatuB in
Christi blasphemos extendere, non verentur se in perniciem
cultorum orthodoxe fidei occupare. Hec igitur et alia non facile
numeranda discriminaque guerrarum dissidia spiritaaliter et
temporaliter ingerunt referentes ad consideracionis vestre Judi-
cium, in quibuB sie usquequaque vestri parte incassum labo-
rantes nihil profecimus, sed magis deficimus post tot et tantos
labores, delubria pocius et verecundiam contumeliose experti
sunt; ne ista consolacionis nostre pro tot laboribus fideliter ad
vestri honorificenciam expositis antidota. Suntne ista vestre
promissionis et induccionis ad pacem per nos procurandam
maturacio? Aliud certe Status sanete raatris et universalis
ecclesie Christianitatis ac temporis regnique vestri presertim
in hoc articulo condicio necessario exigebat et aliud poUiceri
debebat sinceritatis nostre longanimitas et preteritorum con-
jectura. Jure enim speravimus qui speciali et efficaci ad vestri
domusque et regni vestrorum prosperitati intendebamus, jure-
que potuit credere totus mundus, quod pro tot et tantis laboribus
apud vos honoris et amicicie incrementa reportaremus ; sed
facti experiencia nobis respondet, quod spes ista quantumlibet
justa nos fefellit; et longanimitas nostra populique christiani
fiducia in hac parte fuit prorsus elusa. Que f rater charissime
de vestra gratitudine nobis spei et fiducie relinquentur im-
posterum reliquie, dum vos in ipsa quas tot laborum et com-
placenciarum exhibicione fideli tarn patenter experimur in-
gratum? Utinam frater charissime ad plenam vobis pateret
nostre ad vestram magnificenciam sinceritatis affectus! Utinam
pleno intelligeretis erga vos animi nostri puritatem, etenim
aperte cognosceretis nos tamquam fratrem benivolum more
fraterno de tarn chari fratris exultasse profectibus et processus
habiti interpreti calumniosi non admisso susurrio fraternali
benevolencia acceptassetis (!). Sed princeps inclite non desunt,
que ut audivimus apud vestram excellenciam processus hujus-
modi calumnientur injuste illud, ad quod facti qualitas imo ne-
cessitas racionis debito nostro presidente proposito coegit mali-
ciose calumniari (!). TimemuS; ne illorum; qui Optant unitatem
ecclesie ac imperii prosperitatem et dictorum regnorum con-
cordiam ' toti populo Christiane necessariam , quia desideria
pereant et impie machinaciones compleantur illorum, qui desi-
derant; ut veniant scandala^ qui bona pacis oderunt et in maiis
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diftcordiarum exultaot ac in alienis disp^idiis propria lucra
yenantor. Et utinam disperderet dominus uni versa labia dolosa
et iingoam magniloquam, que vesiri regalis animi puritatem
sasurracionibuB venenosis inficiunt et famam non tarn regis
quam regni Francoram suis perversitatibus obfuscant! Utinam
ei^O; si quid oporteat mutari, dextera fiat excelsi mutaciO; ne
aururo vertatur in scoriam et eolor optimus immutetur! Nee
enim tales vestram eostodiunt honorificenciam regnique vestri
diligunt quietem, qui propriis questibus hiantes excogitatis ad-
invencionibus apud serenitatem vestram prevalentes dicunt
malam bonam et bonum malum, lacem tenebras et tenebras
lueem, sicque animi vestri lucem obtenebrare moliuntur. Utinam
vestra regia providencia nostrorum processuum causas et ordinem
ac rectam et poram procedentis intencionem digestiori consilio
et spiritu quieto discussisset , procul dubio animos inquietis
serenitate dijudicans in illis invenisset unum rectum sequendo
Judicium omni super premissis turbacionis reraota materia
nostri et prefati ducis Hollandie fidis consiliis acquievisset, imo
manifeste potuisset cognoscere, quantum vestre complacere
Bublimitati satagimus quantumque vitare scandala studebamus.
Parcat igitur illis deus, si vult, qui tantorum bonorum calura-
niosa interpretacione occasionem prestiterunt pariter et im-
pedimentum felicis consumacionis, quorum apud vos neminem
infamamus auctorem. Et jam patet manifeste, quod minima in
talibus neglecta principia in maxima vergunt et pemiciose
crescunt scandala et per mala, que preveniunt, indicantur mala
deteriora, que subsequuntur. Pai'vus enim error in principio
maximus erit in fine. Datum Galesii in portu maris. Anno
domini millesimo quadringentesimo decimo sexto, die sexta
mensis Septembris. Regnorum etc. etc.
; 41. (CXXXVm.)
I Calais (6. September 1416).
König Sigismund über das Scheitern der Mediation an die
Königin von Frankreich.
Serenissime prinoipi domine Elizabeth dei gracia regine
Frsncorum sorori nostre precharissime Sigismundus eadem
gracia etc. salutem in salutis auctore et pacis amatore!
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SereDissima princeps, soror nostra precharissima ! Novit ilie,
qui nil ignorat, quod ex fervore intrinsece charitatis quam ad
serenissimum principem Earolum regem Francorum vestramqae
celsitudinem nee non proles vestras inclytas et regnum Fran-
corum jugiter gessimus, ad instar progenitorum nosirorum fidei
puritate sicut ex gestorum magnificorum memoria certitudinem
obtinentes fratemis desideriis semper optavimus, ut regie et
regpnalis magnitudinis Status inciytarumque prolium et domus
predicte prosperitas felicius exaltetur et regnum Francie maneat
semper optata felieitate tranquillum. Et ideo sie efficere
ministerio sollicitudinis fraterne, que sibi vestreque celsitudini
prolibus domui et regno predictis grata et utilia cognovimuSy
non minus quam propria negocia fuimus diligenter prosecuti;
aviditate quidem componende pacis nee voto perieulosi dissidii
extrinseci pariter et intrinseci prorsus removendi specialiter
nostra dirigebatur intencio et diligencia aecurata. Verumtamen
in negocio ad pacem preparato aliter et propensiori consilio
putaveramus providendum, quam rei experiencia docuit; didi-
cimus enim fide dignorum assereione vestram serenitatem et
illustnssimum principem Ludovicum regem fratrem nostrum
dilectissimum reverendissimumque dominum cardinalem Baren,
et ceteros de prosapia regia nostris affectibus divine provi-
sionis clemencia, ut firmiter credimus, preparatis ad pacera con-
corditer concurrisse, nimirum quia negocii qualitas ex diotamine
recte racionis id ipsum expetebat et rei succedentis eventus
majora felicitatis auspicia suadebat. Sed aliorum, qui pacem
detractanty ut pullulet dissidium et ortum scandalum, quod
valde fuit modemis temporibus nedum regno ipsi Francorum
benedicto, sed et toti christianitati perniciosum, perversis
machinacionibus malignancium prevalentibus negociura ipsum,
in quo non sine laborum assiduis studiis fuerat tanto tempore
per dei graciam fructuose sudatum, extitit pene penitus immu-
tatum et subito lapsum perniciose. Et ecce malignantes ipsi
jam a fructibus suis cogniti cedes christianorum et sanguinis
humani copiosa effusio occulto Dei judicio, qui novit in ab-
scondito consilia malignancium quique superbis resistit, manifeste
ostendunt, quid proderit alteracio bonorum pacis tanto labore
partorum, de quo nimirum multa ducimur compassione. Ciarum
potest excellencia vestra, soror precharissima, habere recor-
dium, quanta benivolencia vobis apta alterum filium vestrum
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in regno Hungarie^ si diTino nutu heredum soiacio nos orbari
cofitigisBety disponebamuB instituere heredem et successorein^
quADta profecto honorificencia quam late quamque habunde
prosperitati et firmamento domus et regni Francie angmenta
exbde succrevissent. Scimns etenim et ab experto cerciorati
in rei veritate asserimus, quod charissimus frater noster Henricus
Änglie etc. rex fuerat omnino dispositus ad pacem cum equa-
nimitate sectandam illamque per conveniencia licita et honesta
media precipue per parentelam acceptabat, qua consecuta fortem
se reddebat contra onmes incursiones et insultus regio raajeatati
Francorum vobis prolibusque et domui ac regno vestris Francie
unicoique adversancium se opponendo et cum omni sinceritate
perinde, ac si de lumbis regis Francorum et utero vestro fuisset
legitime procreatus, eratque una nobiscum cum omni prompti-
tadine fraterna ad hoc aspirantibus paratus statum et honorem
regalis ac vestre reginalis majestatum ac predictarum prolium
totius domus et regni vestrorum Francie nostreque fraterne et
sne filialis potencie clypeo nos tamquam frater et ipse tamquam
proprius fiiius vester virtute unita assistere et ab omnibus im-
pugnacionibus tam intrinsecis quam extrinsecis viriliter relevare
protegere et in omni felicitate regnum ipsum juxta beneplacita
regie majestatis Francorum dirigendo fideliter et firmiter
manntenere. Parcat igitur deus illis, si vult, qui tantorum bonorum
calamniosa interpretacione occasionem prestiterunt pariter et
impedimentum felicis consumacionis, quorum apud nos neminain
infamamus auctorem. Ecce jam patet manifeste^ quod minima
in talibus neglecta principia in maxima vergunt et dispendiose
i^escunt scandala. Et per mala que preveniunt, indicantur
mala deteriora que subsequuntur ; parvus enim en*or in prin*
cipio maximus erit in fine. Datum Calesii etc.
42. (CXXXIX.)
(Calais, 6. September 1416.)
König Sigismund über das Scheitern der Mediation an Ludwig
von Sicilien (Bourbon).
Sigismundus etc. serenissimo principi Ludovico eadem
gracia Hierosolymarum et Sicilie regi etc. fratri nostro cha-
rissimo aalutem in salutis auctore et pacis amatore ! Serenissime
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princeps frater noster charissime ! Satia nofi pungit interins res
Dova quam Bcribimtis^ imo nostra meduUitus interiora perturbat,
dum ibi inquietudinis asperitatem experimur, ubi quietis dulce-
dinem studiosius procuravimus ; lade crudeliter iedimur et non
mediocriter impetimur, unde pacis deberet habondaneia prodire
charitatiS; religio et beatitudinis zelus a catholice fidei cultoribuB
ex preasBumptis fiducie augmentis indubie expectabatur. Nuper
equidem per quendam trumpetarium aliate fuerunt simul et
presentate nobis litere serenissimi principis Karoli regia Fran-
corum fratris nostri precharissimi talis contineneie; prout ex-
primit eedula presentibus inclusa. Ad qnarnm contenta digesta
deliberacione per scripta nostra equanimiter respondemus, que
ad noticiam vestram presertim, cum in Francorum regio magno
consilio precipuum locum obtineatis, pervenire haud ambigimus.
Novit ille, qui nil ignorat; quod ex fervore intrinsece charitatis
quam ad pre£atum regem Francorum domumque et regiiam
ipsins jugiter gessimus, more progenitorum nostrorum fidei
puritate sincera, sicut ex gestorum subiimium memoria certitn-
dinem obtinentes fraternis desideriis semper optavimus, ut regie
magnitudinis Status inciyteque domus predicte proeperitas felicius
exaltetur et regnum Francie maneat semper optata felicitate
tranquillum. Et ideo sie efficere ministerio sollicitudinis in-
defesse, que sibi grata et utilia cognovimuS; non minus quam^
propria negocia fuimus prosecuti; aviditate componende pacis
et voto periculosi dissidii eciam intrinseci removendi specialiter
nostra dirigebatur diligencia accurata. Verum tamen in negocio
ad pacem preparato aliter et propensiori judicio putaveramus
provid^idum quam rei experiencia docuit; didicimus enim Hde
dignorum assercione, serenissimam principem dominam reginam
Francorum, sororem nostram precharissimam vosque et reveren-
dissimum cardinalem Baren, et ceteros de prosapia regia nostris
affectibus divine provisionis clemencia, ut firmiter credimus,
preparatis ad pacem concorditer concurrisse, nimirum quia
negocii qualitas id ipsum expetebat et rei succedentis eventus
majora nobis felicitatis auspicia suadebat. Sed aliorum qui
pacem detractant, ut pullutet dissidium et ortum scandalura,
quod valde fuit modernis temporibus, nedum regno ipsi Fran-
corum, sed et toti christianitati onerosum, perversis machina-
cionibuB malignancium prevalentibus negocium ipsum, in quo
non sine laborum assiduis studiis fuerat tanto tempore sudatum^
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extitit totaliter immutatum. Et ecce maÜgnanteB ipsi jam a
fructibus suis cogniti cedes christianoram et sanguinis humani
copiosa effusio Dei occulto judicio, qui novit in abscondito
consilium malignancium quique superbis resistit, patenter osten-
dunt; quid proderit alteracio bonorum tanto labore partorum,
de quo nimirum multa ducimur compassione. Seimus enim nos
vobis contra quendam Ladislaum de Duraco, dum vivebat,
assertum regem et ejus heredes ad recuperandum regnum
vestrum Sicilie fore alligatos, prout in literis desuper confectis
plenius eontinetur. Parcat igitur illis^ si vult etc. Datam ut
sapra. Idem notarius etc.
43. (LV.) Radolfszell, 13. April 1417.
König Sigismund dankt einem Fürsten für Zusendung von
Schiffsbauhandwerkem.
niustris princeps, fili fidelis dilecte! Solide fidei tue,
sinceritatis et prudencie fidelis industria de laudabili tui
genitoris instinctu ad te radieata bonitate derivata operis
exercitacione clarescunt nuncque cerciori patent judicio, dum
nobis magistros et opifices galliatarum mittere studuisti, ut
eiinde tue sinceritatis clareret titulus liberalitatis innate,
ipsosqae eo graciori vidimus animo, quo mittentis benevola
oblacio ampliuB exigebat. Quare sinceritati tue de premissis
exsolventes graeiarum acciones scire volumus, quod sicut erga
majestatem nostram tuua affectus exuberat et snccessive suscipit
ex tuis laudabilibuB meritis incrementa, sie in posterum ad
commoda tua procuranda juxta posse, quod nobis eoncedat
altissimas, libenter dabimus opem et operam efficacem, ut
yidssitudine mutua gratoe percipias de benevolencia nostra
fnictus et eo nos favorabiles in tuis reperies agendie , quo
Dostris te novixous beneplacitis inherere. Ceterum te scire
volomus, quod cum eisdem opificibus pro singulis eorum per
mensem singulos decem ducatos ex pacto ministrari debere
oonvenimus et ad dimidium annum de hujusmodi salario de
facto ipsos fedmus expediri. Affectamus itaque, ut tua sin-
ceritas eisdem scribat, ut si opportunum fuerit, ultima annum
pro consumacione destinati operis ad vota nostra sie salariatim
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remaneant; in hoc nobis gratam duliam prestiturus. Datum in
Cella decima tertia Aprilis.
44. (LXIIL) Constanz, 4. August 1417.
König Sigisraund setzt dem König Heinrich die Gründe aus-
einander, weshalb er an dem Feldzuge nach Frankreich nicht
Theil nehmen könne.
Serenissimo principi Henrico dei gracia Anglie Francieque
regi ac domino Hybernie fratri nostro prechai*issimo Sigis-
munduB eadem gracia etc. salutem inconcusseque perseverancie
firmamentum et plenitudinem omnis boni! Serenissime prin-
ceps frater noster precharissime ! InefFabilis veritatis testem
consciencieque judicem cui omne cor patet, obtestamur, quod
secundum formam appunctuamentorum promissionumque mutuo
et concordatorum et rursum per nobilem J(ohannem) Typcot
(Tiptoft) militem vestrum nuncium in scriptis redactorum ad
diem et locum predefinitos et ordinatos omissis quibuslibet
eciam propriis nostris negociis ad agendum revera personaliter
processissemus, prout tenebamur et tenemur, sperantes interim
negocia ecciesiastica suscipere posse omnimodam consumacio-
neni, quemadmodum eciam sacrum reverendorum dominorum
Cardinalium collegium nacionesque singula et cuncta simul sacri
concilii supposita usque ad festum proxime preteritum nativi-
tatis sancti Johannis Baptiste de perfecta consumacione unionis
ecclesiastice, ejeccione Petri de Luna reformacioneque et elec-
cione futuri summi pontificis salutari quidem confortacione nos
fortes faciebant et assecurabant ; considerantes eo tunc, quod
disposicio et promptitudo nostra tanto cunctis et maxime vestre
regio fraternitati foret gracior, quanto pluriorum fuerit provida
et salubri deliberacione concepta pariter et formata,* acquies-
centes in hiis sub ea providencia procedere, qua et ipsa eccie-
siastica negocia optatum auctore Deo finem celeriter susciperent
et consequenter temporalia disposicione successiva salubrius
succrescerent et regularius dirigerentur. Verum inopinata tem-
poris condicio et rerum emergencium jactura in hac sacra
Constanciensi synodo generali se prebuerunt multipliciter incita-
mento vexacionis infestam (!); adeo quod ejeccione predicti Petri
de Luna cum difficultate peracta usquequaque ad articulum
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reformacionis dumtaxat est processnm^ sed nondum statim finis;
et licet quo plus illius referimus memoriam, eo ipsam senciamus
iDtrinsecus acriorem, quia crebra dampni et presertim neglecti
temporis recogitacio mentis äuget angustias et tanto vehemen-
cius urit intrinsecus, quo sepius animo recensentur. Providentes
denique ut divine gracie assumptum negocium piique desiderii
propositum humanis non valeat versuciis retractari, quibus per-
fosa sancta synodus sub tot expeetacionum tedio constanter
decertavit, ne pareret abortum; propter quod talium qui calcaneo
ecclesie insidiari non desinunt non inexperti astucias (!), et ne
tanta ecclesie generalis et christianitatis reipublice utilitas
privaüs forme preferenda commodis malevolorum dolo impedita
depereat; eonfidentes nihilominus de singularis amoris affectu,
quem mutuo gerimus illesum firmiterque tenentes, ut sicut nos
utilitatem et reformacionem sacrosancte matris ecclesie nostre
libenter amplectimur, sie et vos diligatis et ipsius in hiis pre-
cipue, que causam vestram et nostram immediate et equaliter
contingunt^ et in quibus vestrum non minus quam nostrum ver-
titur Interesse. Oportuit itaque frater amantissime pro felici
consumacione negociorum ecclesiasticorum nullius suggestionis
impulsu nulliusque labe corrupcionis circumventi (!) in hoc sacro
concilio diucius quam putavimus demorari, intendere et vacare,
qaod utique vestre regio fratemitati minime credimus displicere.
Sperantes in eo qui est assencialiter pastor bonus et sue gigas
ecclesie ; quod gregem suum jam ad unum ovile dextera sue
virtutis reductum in reformacione et eleccione instantibus eciam
adjuvando et desiderabiliter consolando prosequetur et fine
bono, quod est super omne mundiale bonum^ terminabit. Et
quamquam hincinde promptitudo et voluntas nostra vim pa-
ciatur^ beccine quominus, prout optabamus, vobiscum convenire
tantorum negociorum ordinacione impellente possimus, de quo
graviter cor nostrum percutit dolor dirus. Id tamen firmo et
inalterabili intendimus proposito et intencione stabili firma-
▼imoB et verbo regio promittimus et pollicemur expresse, quod
primo die seu Ealendas proxime affuturi mensis Maji pro recu-
peracione jurium alterutriusque nostrum cessantibus excusacioni-
bos allegacionibus et subterfugiis doloque et fraude quibusvis, nisi
legitime impedimento utpote gravi mole infirmitatis et indisposi-
cionis corporee, quod divina clemencia avertat, tunc detenti fue-
rimuB et prepediti, in nomine domini exercituum in fronteriis seu
▲rckir. Bd. LIX. I. Hilfte. 9
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iinibus regni Francie et subsequenier de eisdem fronteriis in
vestre regle fraternitatis sticcursum et presenciam in FranCiam
cum copiosa gencium armatarum multitüdine personaliter eon-
stituemus^ et secundnm conformitatem votoram ntrinque per
literas nostras patentes ' in oppido nostro Lucembnrgensi ex-
pressius emissornm ad recuperandam jura predicta virtute tittita
procedemus ad commodi et honoris utrobiqne procuranda in-
crementa. Preterea nobilium et strenuorum Jobannis Typcot (!),
Hartungi Clui militum nee non egregii Philippi Mai^on (sie!)
juris utriusque professoris, fidelium oratorum vestrorum, presen-
ciam in instanti dingende negocio utilem et opportnnam arbi-
tramur, ipsos nobiscnm retinaimus ad tempus, ut ea que medio
tempore hie agerentur, fierent vel qaoqnomodo contingerent, fide
oculata prospicerent et experti superinde vos possent seriosius
de singulis cerciorare. Super quibus omnibus et singulis hie
actis, actitatis et rebus gerendis eorundem oratorum vestrorum
eciam per nos uberius instructorum vivis recitacionibus vestra
regia fraternitas dignetur adhibere fidem credulitatis. Serenis-
sime princeps, frat^ noster precharissime , pater luminum
altissimus; a quo omne datura optimdm et donum perfectum,
personam vestram sanam et incolumem cum felici successuum
continuacione conservet et custodiat votive in longitudine dierum.
Datum Constancie quarta die Augnsti regnorum nostrorum
Hungarie XXXP. Romanorum vero VIP.
45. (XVII.) Constanz, 14. August 1417.
Mandatum tractandi de omnibus negociis in nacione Gallicana.
Sigismundus etc. Notum facimus tenore presencium quibus
expedit universis, quod cum multa negocia plerumque in na-
cionibus hujus sancrosancti generalis Constanciensis consilii
tractari et agitari contingat nos et sacrum Romanum Imperium
tangencia, in quibus diversimode aliis occupati nequimus pre-
sencialiter interesse, nos aciem nostre consideracionis conver-
* Dieser Vertrag felilt und ist bis auf die ErwähnODg in diesem Briefe
ganz unbekannt.
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tentes ac de fide circumspeccione provida et providencia cir-
cumspecta industria legalitate diligencia et pericia reverendi
patris domini Johannis patriarche Anthiocensis etc. consiliarii
nostri devoti dilecti plenissimam habentes confidenciam ipsum
animo deliberato et ex certa nostra sciencia ad dirigendum
promovendum prosequendum et exeqaendum negocia quecunque
in nacione Gallicana hujus .prefati generalis consilii tractata
▼d «gitata seu traetanda vel agitanda qnomodoounque nos et
sacrom imperium tangencia vel conoemencia fecimus ordina-
yimus et constitaimus ao facimas constitaimus et ordinamas
Dostrum verum legitimom et indubitatum procuratorem actorem
et nunoium specialem; Yolentes atque ipsum partriarcham ex-
bortantes, ut vice nostra durante hoc sacro concilio in prefata
nacione Gallicana et omnibus in ea gerendis tractandis aut
concladendis nostro nomine debeat interesse, dantesqne et con-
cedentes eidem patriarcl^e consiliario et procuratori nostro
tenore presenciam et ex certa sciencia predicta negocia que-
cunque nos et sacrum imperium quomodolibet concernencia in
predicta Gallicana nacione tractari vel agitari contingencia cum
eornm circHmstanciis dependentibus emergentibus adjacentibus
et connexis plenam liberam faoultatem bayliam et omnimodam
potestatem eidemque vices nostras et sacri imperii specialiter
et generaliter committentes, quemadmodum sibi expedire vide-
bitur aut fuerit quomodolibet opportunum, exponendi tractandi
promovendi declarandi dirigendi exequendi inhibendi, repli-
c&ndi, objeccionibus opponendi et contradicendi et generaliter
omnia et singula alia faciendi gerendi et exercendi in premissis
et quolibet premissorum, que nosmet ipsi facere possemus, si
presencialiter interessemus; eciam si talia forent, que mandatum
exigerent speciale^ ratum et gratum habituri^ quicquid per ipsum
actum gestum procuratum et ordinatum fuerit in premissis.
Presencium sub nostre majestatis sigilli appensione testimonio
litterarum. Datum Constancie anno domini millesimo quadrin-
gentesimo decimo septimo, decima quarta die mensis Augusti,
r^^orum nostrorum anno Hungarie etc. XXXI^. Romanorum
rero septimo.
9»
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46. (LXXL) Constanz, 16. August 1417.
Secundum quod promisit fide regia intendit adimplere, eciamsi
ipsum Imperium et omnia regna sua oporteret omnino perdere,
vult esse cum omni sua potencia in loco deputato.
Serenissime princeps frater noster preoharisBime ! Litera-
rum et styli officio vestre fraternitati revera depromere et
anDOtare sufficienter non valemus, quanto cordis dolore intrin-
secus tacti super eo simus^ quod ad vestram fratemitatem in
estate presenti, sicut desideravimus; advenire nequivimus; tot
enim et tante difBcultates in rebus sacri generalis concilii Con-
stanciensis gerendis impremeditate nobis emerserunt, ut nequa-
quam aliter fieri posse cognovimus, nisi necessario nos remanere
oporteret in eodem pro salubriori expedicione agendorum^ quem-
admodum et prelati et ambasciatores vestri oculata desuper
evidencia instructi haeccine singula palparunt. Verum prout
per vestros ambasciatores videlicet nobiles Johannem Tjpcot
et Hartungum Clux milites nee non egregium Philippum Margan
juris utriusque professorem vestre regio fraternitati tenore
priorum literarum sub data Constanciensi quarta die instantia
mensis Augusti emanatarum lacius rescripsimus , votis vestris
nos volle prorsus conformare. Libeat itaque vestre regio frater-
nitati de vestra firmata disposicione, in quibus termino et loco
utpote, an in termino in dictis prioribus literis nostris expresso
aut certo alio consequenti termino et in quo loco vobis placitis,
nos una vobiscum volueritis in futuro termino personaliter con-
venire. Et si eciam imperium omniaque regna nostra perdere
nos omnino oporteret, minime aliud, nisi morte preventi, facie-
mus, dummodo per vestram fratemitatem fuerimus havizati,
superinde cerciorare, prenominatique vestri oratores ad vestrum
regium conspectum nunc redeuntes de actis actitatis gestis et
exercitatis et in quibus punctis negocia sacri pendent concilii^
ad plenum experti et docimientum rei tam recentis habentes
vestram fratemitatem vivis relatibus havizabunt, quos de mora
ex certis presagiis apud nos retinentes fraternitas vestra velit
habere per no's excusatos. Datum Constancie decima sexta
die predicti mensis Augusti (MCCCCXVII) regnorum nostrorum
Hungarie XXXP. Romanorum vero VII®.
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47. (XIV.) Conatanz, 1. September 1417.
Dif&dancia (gegen den Grafen d'Armagnac).
Sigißmnndas etc. magnifico Bernardo comiti Armeniaei
oec non regni Francie constabulario spiritum consilii sanioris et
in melius expergisci! NoveriS; quod nos perspicaciter atten-
dentes sincere fidei promptitndinem et fervide affeccionis zelum,
quem erga nostram personam et sacri imperii honorificenciam
et prosperitatem illustris princeps Joannes dux Burgundie
comes Flandrie etc. consangnineus noster charissimus et va-
sallus fidelis, dilectus nobisque confoederatus felicibus semper
incrementis exaltari desiderat^ ac ad nostra ac sacri imperii
beneplacita et mandata in omnibus et per omnia totis viribus
obsequiose se conformat et obtemperat, jugiter habuit et habet;
et ut eo ardenciori corde actu et exercicio ad premissa per
Bos confortatus reddatur habilior, cum ipsum ultra nature et
coDsanguinitatis vincuium, quo sibi communicamus , velnti
verum nostrum et sacri Romani imperii vasallum fidelem di-
lectum de jure teneamur ab injuriosis impugnacionibus seu
infestacionibus per vim eciam modum et formam inite confede-
racionis adjuvare sibique assistere et subvenire ; et quia, ut ex
insinuacione ipsius ad noticiam nostram pervenit; quod tu sibi
multipliciter infestus existens ac injuriis multifarie eciam in-
jnriosus veluti inimicus manifestus et adversarius ex adverso
m ipsum hostiliter insurgis ad ipsius quoque pemiciem totis
conatibus violenter moliris — te igitur prefatum Bemardum
comitem Armeniaei tuosque in hac parte complices coadjutores
fantores adherentes et sequaces veluti emulum et adversarium
predicti ducis Burgundie consanguinei charissimi confoederati
et yasalli nostri fidelis dilecti, ut in talibus moris est princi-
piun, per hec scripta publice dif&damus et presentes literas in
certitudinem et testimonium-diffidacionis hujusmodi tibi desti-
namos. Presencium sub nostre majestatis sigilli appendentis
testimonio litterarum. Datum Constancie anno domini mille-
nmo quadringentesimo decimo septimo, prima die Septembris,
regDorum nostrorum anno Hungarie XXXI^. Romanorum vero
Beptimo.
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48. (LIX.) Constanz, 3. September (1417).
Recommendatoria pro uno cive Januen^; qui intendit ire cum
duabus navibus in servitia domini regis et quod det salvum
conductum eidem aut suis hominibus.
Serenissimo principi Heinrico, Dei graeia Anglie Francie-
que regi ac domino Hybernie fratri nostro precharissimo Sigis-
mundus eadem gracia Bomanoram etc. rex semp^r augustus ac
HuDgarie Dalmacie Croacie etc. rex, aalutem et indissolubilis
amoris felicia semper augmenta! Serenissime princeps frater
noster precharifisime ! Saper promovendis apud vos nostrorum
et sacri imperii fidelium subditorum et maxime famiiiarium
domesticorum negociis eo fiducialius intercedimus , quo ad id
DOS nimirum inducit debitum honestatis. Sane pro nobili
Baptista de Montaldo de Jauua familiari nostro domestico et
sacri imperii fideli dilecto et Buis coUegis factoribus et familia-
ribuB eo specialiuB vobis scribimus, quo ipBum nimirum buib
exigentibus obsequiorum meritiB majori noatre beneyolencic
affeccione prosequimur, ipseque per irrefragabilia argumenta ad
nofitra et sacri imperii beneplacita et mandata non solum pre-
stitis^ sed ubique in futurum speratur et cupit placere prestan-
dis ; ob hocque honoris sui et commodi desideramus incrementa
continuo adaugerc; prout sue fidelitatis obsequia prestancius
meruerunt Quare vestram fratemitatem affectuose rogamuBt,
quatenus eidem Baptiste aut suis bominibus, qui ex Timpho
cum duabus navibus ad partes Italicas in nostris et eciam
aacri imperii negociis et serviciis accedere proponunt et ad
noB rursus redire, vesti'um salvum conductum in terra mari et
aquis et generaliter per omnia jurisdiccionis vestre loca in
eundo stände morando et redeundo cum omnibus bonis et rebus
in eisdem navibus existentibus amore noBtri precumque noatrar
rum obtentu dare et concedere velitis, gratam in eo nobis,
frater (pre)charissime; complacenciam per koc ostensurus. Da-
tum Constancie tercio die Septembris etc.
49. (XXXV.). Constanz (Herbst 1417).
Geleitsbrief fUr den Bischof von Winchester.
Sigismundus etc. Universis et singulis fratribus amioiB
confoederatis coadjutoribus et benevolis nostris precharissimis
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serenissimis et illustrissimis inclitisque regibus ducibus mar-
chionibus comitibus I^aropibus coi;inegtebuli0 marescallis admi-
raldis vicariis generalibus nobilibus proceribus ministerialibus
militibus cUentibus capitaneis ancianis potestatibus gubema-
toribus presidibus burggravüs castellanis officialibus scabinis
coDBulibus civitatam castrorum oppidoruni; villarum et locorum
communitatibuB coeterisque nostris et impejfii sacri ac regno-
rum noBtrorum Hangarie etc. subditis et fidelibus dilectis qui-
bus presentes ostenduntuF; graciam regiam et omne bonum!
Reyerendum in Chiisto patrem dominum Heinricum, Wytonien-
sem episcopam, amicum nostrum charissimum, sacrosanctum
domini nostri sepulchrum et terram sanctam civitatem Hiero-
solymam aliaque limina sanctorum devocionis causa visitare
volentem vobis omnibus et vestrum cuilibet pleno recommen-
damus affectu. Quocirca vos et vestrum singulos affectuosissime
rogamoB, nostris vero subditis precipiendo mandamus; quatenus
dum ad vos pervenent; nostre contemplacionis intuitu recom-
misBum suseipere^ favorabiliter tractare et in hiis que securi-
tatem et celeritatem sui concernunt itineriS; promotivam et gra-
tuitam sibi velitis ostendere voluntatem, nee non ipsum una
com comitiva familia equis valisiis armis arnesiis auro argento
jocalibuB et alüs bonis et rebus suis universis per quoscumque
passus portus pontes terras dominia districtus jurisdicciones
civitates castra castella oppida villas et quelibet alia loca vestra
tarn per aquas maria quam per terram absque aliquali solu-
cione dacii pedagii thelonei tributi costume gabelle vel alterius
CQJuscunque solucionis genere^ quoquo nomine appellentur, in
eundo et redeundo transire stare morari et recedere libere et
absque impedimento quocumque permittatis sibique^ dum opus
foerit et per ipsum aut ejus nomine desuper requisiti fueritis^
de scorta ac securo et salvo velitis providere conductu, adeo
quod ejus jam dicta intencio ef£caciam sortiri valeat exopta-
tam, gratam nobis in eo complacenciam vicissitudine recom-
pensandam ostensuri, subditi vero nostri premissa firmiter et
iDconcusse attendendam demandamus. Presencium sub nostri
regalis sigilli appendentis testimonio litterarum. Datum Cou-
Btancie etc.
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50. (CXI.) Constanz (November 1417).
Annunciacio eleccionis summi pontificis ad regem Anglie.
Salutem et spiritualium cei*tissimorum plenitudinem gau-
diorum! SereDissime princeps frater noster charissime (sie).
Epistolas vestre fraternitatis novissime allatas ^ hilari quidem
vultu recepimus ipsarumque tenore perlecto vestrorum felicium
persone Status et successuum incolumitatem continenciam voti-
vam et incrementa annunciantem exultantibus quidem animis
leti suseepimus. Quid enim vel majus votis nostris esse potest
vel melius arridere quam creberrime audire et sentire honorem
famam et prosperitatem vestre fraternitatis continuis et adauctis
incrementis exaltari ac noxiis et nocituris machinacionibus illicitis-
que parentele seu matrimonialis copule contractibus et maxime in
dispendium alter alterius vergentibus studiose obviare et viam
precludere malignandi.^ Gloria enim vestra et nostra gloria est, ut
participes bonorum omnium utrobique reciproca quadam vicissitu-
dine pariter computemur. Cupientes namque fraternitatem vestram
precharissimam desiderabilibus sacri Constanciensis generalis con-
eilii nostreque majestatis recreare presagiis et successibus gloriosis
fraternitati vestre ad gaudium duximus intimandum, quod divini-
tate propicia cuncta nobis ad vota succedentibus perfecta corporis
incolumitate vigemus. Porro secundum ejusdem sacri concilii
determinacionem die lune octava instantis mensis Novembris
reverendissimi in Christo patres et domini sacrosancte Romane
ecclesie cardinales hie presentes numero viginti tres sacrum
collegium facientes; nee non de singulis quinque nacionibus
singuli sex electi concorditer et deputati ante solis occasum in
conclavim intravere, prout moris fuit, tractaturi super eleccione
et assnmpcione tunc futuri summi pontificis, prout ille magi-
strorum optimus graciam desuper eis inspiraret. Sicque in con-
clavi congregati et in oracione perseverantes unanimes XP die
mensis ejusdem loco Petri principis apostolorum; cui a domino
collata est potestas ligandi et solvendi^ sanctissimum in Christo
patrem dominum Oddonem sancti Oeorgii ad velum aureum
1 Diese Briefe sind nicht bekannt; sie scheinen durch Heinrich v. Win-
chester gebracht zu sein.
3 VgL oben die Einleitung.
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sacrosancte Romane ecclesie tunc cardinalem de Colamna nun-
capatum in sommam pontificem et generalem patrem cbristia-
norum ac pastorem nostrarum animarum unanimi voto nemine
discrepante spiritus almi paracliti chrismate et gracia libros
consciencie ipsorum aperiente et Incis sue radium in corda
eligencium mirabili quadam illnstracione emittente concorditer
elegerant, et Martinas quintus in festo sancti Martini electus
merito Petri in Christo vicarius dici polest et pastor bonns;
cujus supereminens bonitas claritas sapiencia et doctrina sole
lacidior quasi supra tecta a cunctis predicatur ; potens opere et
ftermone, quia lex clemencie sub lingua ejus et ob ejus loquitur
sapienciam et lex Dei in corde ipsius; sperantes ' per suam
providenciam circumspectam et circumspeccionem providam
pocias ecclesie ad decorem fructuosum pro sue antique felici-
tatis restauracione provisum fuisse quam persone eamque multis
modis spiritualiter et temporaliter effere possit incrementis; nee
noD gregem dominicum dirigere in viam pacis et salutis. Hec
enim omnia cum ea maturitate et tranquillitate gesta fuere^ ut
ipsnm divinitus predestinatum et nostris temporibus graciose
et miraculose elai^tum et ad summi presulatus gradum pro-
vectum una voce acclamando demonstrarent et annunciarent.
Sicqoe tota Constanciensis generalis sjnodus et sancta mater
ecdesia in laudis jubilum exultans leta consurgit ad domi-
num et ad plenitudinem sibi graciarnm de novo paranympho
nostris temporibus reservato et viso salutari Dei nostri, quod
paravit ante faciem omnium populorum, supplex assuigit; dum
talem ut decebat pontificem ad sustentacionem orthodoxe fidei
velut basin firmam universalis ecclesie et columnam immobilem
sie a preclara domo hereditaria Romana de Columpna a diebus
antiquis originaliter appellatum, et turrim fortitudinis^ brachium
roboris et defensionis propugnaculum oculis alacribus intuetur.
Letamur, inquam^ et noS; dum mente revolvimus opera tam
miranda et tam laudabilia. Hec est profecto pie consideracionis
umnensa bonitas et felix consideracio pietatis^ ex qua verissime
dei negotium geritur et causa ipsius specialiter exercetur. Fax
ecce jam dilectissime irater, ecclesie reddita est; dies sancti-
ficacionis illuxit^ et quod difficile nuper incredulis ac perfidis
impossibile videbatur, ope ac ulcione divina securitas reparata
est) in leticiam spiritualem mentes redemit, ecclesia sancta do-
lomm preteritorum oblita amplius non meminit pressure et
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nequicia coosumata perversoruiU; serenitas refulsit; exorium est
in tenebrU lumen rectis corde; miserator et misericors dominus
misit redemptorem plebis siie. O dies omni sole lucidior! O
tempus cunctis secolis prestancius! Quod prestolabantur angeli,
quod beati Seraphim et Cherubim et coelorum ministeria nescie-
bant, hoc in nostro tempore revelatnm est. O admirandum
divine virtutis auxilium, quo vetufitissimum et letiferum schisma
per octo lustra citra et paulo plus detestabiliter pullulaiuxn a
finibus credencium profugatur. Videtur nempe nobis hec dies
coeteris diebus esse lucidioT; sol mundo clarior illuxisse, astra
quoque omnia exinde et elementa letari. Credit celum^ credit
terra et süo, si dici potest fuigore, hunc diem officio prose-
quuntur. Memoriam enim fecit in seculum testamenti sui^ virtu-
tem operum suorum annunciabit populo suo. Hec dies, quam
fecit dominus; exultemus et letemur in ea, rem novam dicimus;
que scripturarum vocibus comprobatur; hec est dies salutis^
in qua anime salvate sunt in arca Noe ; hec est dies desidera-
bilis de cujus sacramento omnium nacionum in Christo sab
diversitate linguarum genera congregantur, ut pax Christi exultet
in cordibus nostris, in quo vocati sumus in uno corpore; nam
cum ecclesia una sit et mens unica et individua coacordia, in
qua invicem coheremus^ exprimi satis non potest, quanta ista
exultacioy quanta leticia, nam de spiritualibus negocüs prospera
et forcia comperimus evidenter christianitati arridere et vir-
ginem puerperam ecclesiam militantem enixam fuisse novum
paranymphum ; sperantes de misericordia domini ejusmodi quam
plurima ut jam teintegrato per ediccionei](i unici indubitati
summi antistitis sponse sue immaculate robore tarn mites et
jocundos faciat redintegracionis et consumaoionis fructus salu-
briter germinare. Nemo hanc gloriam mutilet, nemo hoc ineffa-
bile munus in vacuum recipiat, nemo incorruptam firmitatem
maligna obtrectacione debilitet, nemo se christianum esse glo-
rietur, qui hujus victorie titulum divinitus apprehensum diffi-
teatur. Nos igitur ei, a quo est onme datum optimum et omne
donum perfectum, et si non quantas debemus, quantas tamen
valemus grates devotas reddentes labiorum nostrorum vitulos
immolamus, qui temporibus nostris dedit hanc gloriam nomisd
suo sancto et gloriose, quod invocatum est super nos, cui eat
gloria et honor in secula seculorum Amen I Ceterum band dubi-
tamus, quod domini prelati et ambasciatores exoellencie vestre
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cBAOta hie actiUta ei que gesU fuere, lacius rescribeat et
seriouoB intimikbuiil;. Datum Constancie etc.
51. (CXXL) Constans (December 1417).
König Sigismund entschuldigt sein Fernbleiben von dem
Feldzuge.
Regi Anglie.
Serenissime prineeps frater noster prec^rissime ! Inter
gmtitudüieg alias quibus delectamur, illam satis habuimus pre^
cipoam de vestra regia fratemitate felicia nova presentire.
£cce nunc biiie epistole vestre aub datis e Cadomo * mensis
Septembris die ultimo per validum Diprauum Schirmur oratorem
vestrum^ Constancie penultimo die mensis Novembris nobis
presentate incolumitatem votivam persone et Status vestri goü-
dnenciam prosperorumque successuum incrementa annuncia-
¥ere recreabiliter satisfacientes desideriis nostris. Et non solum
ex hujusmodi epistolarum pagina et adjecta relacione memorati
vestri oratoris propter itineris gyrum moram trahentis verum
ecian rumor et fama publica nuncios et Ikeras edepol preve-
niens majora hüs quam literarum series denotabaA, presagia
votiva de successibus vestris fide digna nos instruxit, de quo
fervor mutue dileccionis nos congratulari eo prestancius vestre
fratemitati compeüil; quaiüto felicitatem glorie et honoris
vestri incljtaque gesta non minus quam propria conspicimus
in utraque perseveranter propagari; quod enim uni cedit ad
gloriam revera alteri accrescit in exaltaciouem. Desideramus
eqoidem, frater precharissime^ teste deo ad prosecucionem salu-
bris propositi utriusque nostrum juxta coodictum personaliter
jnoemet ipsos adducere^ ut qualiter et quantum nos hujusmodi
negocii cura pungat, presencialiter monstrare potuissemus; sed
coDcepta de breviori saori conoilü expedicione spes incerta nos
frfellity proat hoc universalis uocio publicat et vestre serenitatis
industria; siout pro firmo credimus, non ^orat^ impedimenta
contiaqa aoatris processibus objecit et explere nostra desideria
non permisit. JamqiAe exultemus ha dooiino Deo nostro, frater
* Cod. Etadonio, Ca4omo xa iemn bc. Caen in der Normandie.
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precharissime; qui sua omnipotenti clemencia diebus nostris
prestitit de tenebris diutarni et pestiferi schismatis ecdesie lu-
cem anitatis per assumpcionem uniei et indubitati pastoris
clavigeri celi, vicarii Petri, sicut ad vestre fraternitatis DOticiam
utique eciam per scripta Dostra pervenisse haud hesitamuS; in
uno corpore diversitate nacionum et linguarum uDanimiter coo-
gregari et individua unitate reintegrari. Expedit igitur, ut con-
solemur invicem verbis in istis^ et licet multa et multa sint,
que nostris agendis occurrunt eciam post ecciesiasticam restau-
racionem, circa que smnmo opere expediret nobis invigilare
attendere et vacare, nihilominns tarnen negocia condicta uni-
versis aliis preponentes, quemadmodum tenemur et eciam vestra
fraternitas nos scriptotenus admonet^ postpositis omnibus aliis
cogitacionibus nostris et agendis ad prosecucionem premissorom
juxta vestre fraternitatis deliberacionem pariter et direccionem,
in termino prefinito utique insistemus cum vestra fratemitate
presencialiter conveniendo. Libeat itaque vestre regie frater-
nitati de continuis vestris successibus^ utinam semper ad vota
prosperis et eciam quicquid ad vestrum beneplacitum nos
volueritis facturos, crebris insinuacionibus nos avizando cer-
ciorare. Serenissime princeps frater noster amantissime, altis-
simus dominus exercituum vos custodiat et muniat semper ad
vota felicem. Datum Constancie etc. (December.)
52. (CXX.) Constanz (December 1417).
lieber denselben Gegenstand,
Duci Be(d)fordie fratri regis Anglie.
lUustris princeps ; consanguinee charissime! Immensa
exultacionis materia replevit mentem nostram audita Serenis-
simi fratris nostri Anglie et Francie regis nee non vestre sin-
ceritatis incolumitate votivaque successuum felicitatC; nee mirum,
quum quod uni ex nobis in laudem gloriam et honorem ac-
crescit et alten revera corollarie accedit ad exaltacionem.
Desideramus equidem consanguinee charissime teste Deo ad
prosecucionem etc. etc. rogantes vestram sinceritatem sincero
ex affectU; quatenus de prosperis prefati fratris nostri atque
universis successibus pro gaudio singulari placeat nos crebrius
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recreare, parati prout tenemur tenaci firmitate attendere dili-
genter et observare jugiter et realiter ad ea, que hujusmodi
respiciunt augmeDtum successuum et stabilimentum ac robur
gerendorum. Illustris princepS; consanguinee cbarissiine, altis-
simuB dominus exercituum vos eustodiat et muniat ad vota
felicem. Datum CoDstancie etc.
F. Cngam.
Oft genug kebrt in den hier vorliegenden und sonstigen
Briefen Sigismunds aus dieser Epoche die Klage wieder, dass
er über der Besorgung und Förderung der allgemeinen Ange-
legenheiten die Interessen Ungarns in den Hintergrund stellen
müsse. Im Lande daheim führte bekanntlich nach ihrer Rück-
kehr von der Aachener Krönung die Königin Barbara ein
nicht sonderlich beleumdetes Regiment. Nur wenige Urkunden
von Sigismund selbst, ungarische Angelegenheiten betreflfend,
sind aus der Concilszeit vorhanden. Mit Ausnahme der hier
mitgetheilten Nr. LXXXIV (55), des sogenannten ,Indults für
das Graner CapiteP, die mit den in Ungarn wie in Polen über
die Competenz der geistlichen Gerichte ausgebrochenen, und
dem in beiden Staaten von den weltlichen Körperschaften mit
dem Clerus geführten Kriege in Zusammenhang steht, betreffen
die andern beiden Urkunden nur in Vermittelung Ungarn, denn
die eine Nr. LXVIII (54) enthält nur die eigenthüm liehe Be-
lohnung des Erzbischofs Andreas von Calocza für seine in
der Diplomatie des Concils erworbenen Verdienste, und die
andere Nr. XI (53) * behandelt einen Nationalitätsanspruch im
Aachener Münster, der ein eigenes Beispiel für das Aufkommen
der nationalen Rivalitäten innerhalb der Kirche, die so viel zu
ihrer Zersetzung beitrug, bietet.
53. (XL) Constanz, 1. August 1417.
Provisio et presentacio simul ad capellam Aquiegrani.
Sigismundus dei gracia etc. venerabili preposito ac hono-
rabilibus N. decano et capitulo ecclesie beate Marie virginis
1 Vgl. Begesten Nr. LTII.
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AtfuisgraDensiSy Leodlensis dioceseos^ nostris devotls dilectis
salutem et graciam ! Exposcit alti ofHcii regalis gloria variafum
meditacionum respectus, ut unde recepimus oleum benediccionis
et diversa munera graeiarum, inde eciam inestimabilis animad-
yersioDis molem sponte capiamus, fructuosa enim laboris hujus
commessacio; dum de ecclesiarum ordine patrocinii cura resultat;
glorioaum etenim studii illius exercicium^ dum beneficiorum
disposicio solerter continuatur ; operosum enim vero exitus
istius commercium, dum ecclesiasticis et sanctorum holocaustis
ii ministri preficiuntur, ex quorum devota constancia affabili
conversacionC; sincera affeccione, placida exhibicione; morum
venustate et vite elegancia exempla capiant ceteri curiosa;
quamquam vero affeccio nos ammoneat singularis, ut ipsorum
beneficioinim disposicionem in sinu generaliter dirigamus regie
claritatisi pro illorum tamen suffragio forciori, que nostri pre-
decessores pia affeccione beneficia instituisse videntur, conatus
adhibere censuevimus speciales. Memoramur itaque de anno
MCCCCX honorabili Paulo Stalitzer plebano in Cassendorf
Bambergensis diocesis nostro devoto dilecto de capella annexa
seu altari in ecclesia beate Marie virginis Aquisgranensis, Leo-
diensis diocesis, ad honorem omnipotentis Dei et ipsius beate
virginis gloriose ac sanctorum Stephani et Ladislai regum Hun-
garie fundata et dotata tunc certo modo vacante providisse
ipsumque Paulum ad capellam sive altare predictum bis quorum
intererat presontasse, prout hec et alia in nostris literis rega-
libus desuper confectis lacius continentur; nos enim post hec
sencientes prefatum Paulum quem gubemacio dicti requirit
altaris, nacione Hungarum non extitisse, quam ob rem discre-
pacio lingue hunc. Paulum ad prefati altaris regimen inhabilom
reddidisse videtur, ne igitur prefata capella sive altare pre-
dictum gubernatoris destitucione detrittientum paciatur nee ex
ipsius capelle sive altaris diutuiiia vacacione cura negligatur
animarum, idcirco habito respectu et consideracione reali ad
honorabilis Galli quondam Emerici de Baslawitz clerici Agriensis
diocesis, Hungari, notarii et familiaris devoti nostri dilecti
diligenciam operosam, quem morum modestia, virtutum examen,
constancie plenitudo, diuturni servicii prestancia, perseverancie
dona et meritorum elegancia vera exornat, eidem Gallo änimo
deliberato et ex certa sciencia de predictis capella sive altari
per liberam eciam resignacionem prefati Pauli vel aliaa quovis-
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modo vacante; cujus capelle sive altaris jus provlsionatus sive
auctoritas provisioDis et presentandi ad nos velut regem
Hungarie spectare dignoscitur, providimus et presenti patro-
cinio providemus graciose. Quapropter ut hujusmodi nostra
provisio eo venu« sorciatur effectum, vobis preposito decano
et caphulo supra nominatis et vestrum cuilibet conjunetiiB et
diTisun prefatum Gallum in rectorem prefate capelle sire altaris
doxiraus presentandam et tenore preaencium presentamus
studiose; mandantes vobis seriosius, quatenus eundem Qallum
vel procuratorem suum legitimum ejus nomine ad prefatam
capellam seu altare more solito admittere ipsumque de ipso
ahari investire ac eundem Gallum vel dictum ejus procuratorem
ad possessionem ejusdem capelle sive altaris introducere, sibi
denno de fructibus redditibus proventibus juribus emolumentis
et obvencionibus ac domibus et pertinenciis prefate capelle ac
altaris responderi ac omnia alia que ad introduccionem prefati
Galli spectare videntur, juxta morem ecciesie supradicte sine
dilacione moit visis presentibus facere debeatis cum effectU;
Don obstantibus, si disposicio aut provisio qualiscunque per
qaempiam aut quosvis de capella sive altari prefato fortasse
eciam preterquam auctoritate nostra euicunque faete fuerint,
aut si quis gubemacionem ipsius capelle seu altaris habere
videatur. Quas quidem disposicionem seu provisionem ex certa
Bciencia cassamus et tenore presencium annuUamus ae deten-
torem quemcunque, si quis est, a gubernacione ejusdem capelle
sive altaris amovemus studiose. Presencium nostrarum literarum
pendenti secreto nostro regio sigillo quo ut rex Hungarie
utimur, consignatarum testimonio. Datum Oonstancie prima die
mensis Augusti anno domini MCCCCXVII regnorum nostrorum
anno Hungarie etc. XXXP Romanorum vero septimo.
64. (LXVllI.) Constanz, 10. August 1417.
Scribit cuidam comitatui et hortatur eosdem, ut ob reverenciam
sae majestatia velint habere recommissos nepotes et neptes
cujusdam Andree ai'chiepiscopi Colocensis.
Magnifici et spectabiles fideles devoti nostri dilecti ! Con-
siderantes multimoda fidelium serviciorum merita et gratuita
complacenciarum obsequia venerabilis Andree archiepiscopi
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Colocensis principis et consiliarii nostri devoti fidelis dilecti^
quibus nobis et nostro sacro diademati semper in cunctis nostris
expedicionibuB prosperis scilicet et adversis cum omni sin-
ceritatis zelo et sollicitudine indefessa, persone sue proprie non
inspectis incommodis dampnis et periculis quibuBCunque, imo
cum gravissimis corporis ejus pro nobis et in nostris fidelibus
legacionibus et n^ociis susceptis vulneribus cum perpetuis
cicatricibus ac cum multorum membrorum ipsius debilitacione
sub diversis locis et temporibus opportunis complacuit et adhuc
complacere non desinit maxime in nostris regnis Hungarie
Dahnacie Croacie, nee ipse perfidorun\ emulorum nostrorum
ullo tempore potuit versuciis concuti et ipsorum iniquis et
falsis persuasionibus modo aliquo inclinari — quid plura?
Inter ceteras virtutes de quibus a nobis extollitur, et sibi
nostra, specialis assercio et devocio adscribit et testatur, quod
a sui fidelis obsequii exordio in continuata fidelitatC; imo aueta
continue nobis et regnis nostris semper adstitit fideliter nostris-
que et regnorum nostrorum commodis studiosius intendit, nulla
unquam eorundem regnorum nostrorum turbacio in assumpte
fidelitatis proposito ipsum turbavit^ nulla temporum adversitas
eum pervertit; nulla tempestatis clades ipsum in duas partes
claudicare coegit. Ipse enim regnorum eorundem fluctuantibus
rebus interdum^ dum aliorum corda per devia vagarentur^ nee
in congruentibus cedens fluctibus nee a nostra fidelitate im-
minente quavis persecucione recedens ullo unquam tempore
deviavit; sed in semitis solidis plena soliditate inviolabiliter
perseverans non est passus sua tam laudabilia vestigia commo-
veri; ipse eciam ad extirpacionem finalem triplicis schismatis
quo christiana religio tam diuturnis temporibus fuit^ ut ex-
periencia docuit^ crudeliter lacessita nobiscum^ qui ad unionem
sancte matris ecclesie a cunctis fidelibus amplectendam nostris
regnis derelictis cum gravissimis laboribus et expensis patrias
alienas visitando mariaque sulcando non sine maximis nostre
et aliorum ducum principum comitum et nobilium majestatem
nostram sequencium personarum periculis et anxietatibus de
Dei omnipotencia confisi et a premissis noxiis liberati utiliter
insudavimus; nostras legaciones sibi commissas ad Grego-
rium XIP^ quam ad Johannem XXIII"™ olim papas in eorum
obedienciis nominales; quam ad alia diversa loca, et eciam in
sacro Constanciensi concilio nostro nomine residendo assumens
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145
laborum nostrorum predictorum cum ntilibus operibus nobisque
et toti sacro coDcilio gratis et acceptis de nostro mandato fuit
particeps; ex qoibus amplectimur prefatum Andream archi-
episcopum suosque fratres consanguineos et affines celsitu-
dinis nostre prosequi favoribus opportunis. Crun itaque ipse
Andreas archiepiscopus in civitate Anthonicana tres ex suo
qnondam germano vestros concives habeat nepotes^ nostros et
sacri imperii Romani palatini comites familiäres^ nostros fideles
dcTotos sincere dilectos et duas neptes, vos requirimus et
bortamor, ut ob reverenciam nostre regie majestatis et sacri
Romani imperii velitis prefatos suos nepotes et universa ipsorum
bona quibuscunque vobis possibilibus suscipere recommissos
favoribus graciosis, prout in hiis et in majoribus in vobis nostra
regia majestas habet et obtinet plenam fidem; pro quibus nostram
regiam celsitudinem ad graciarum impendia vobis accepta in-
venietis jugi animo liberalem ; non enim minus grata et accepta
recipimus subsidia et favores atque gracias et beneficia nostris
fidelibus et devotis impensa, quam si majestati nostre actualiter
preberentur. Datum Constancie decima die Augusti regnorum
nostrorum anno Hungarie etc. XXXI^ Romanorum vero septimo.
56. (LXXXIV.) Constanz (1417).
Confirmacio indulti pro capitulo Strigoniensi.
Sigismundus etc. Notum facimus etc. Ad perpetuam rei
memoriam. Catholicorum clemencia principum divini nominis
virtate r^nancium sacrosanctam matrem ecclesiam supra
rammam petram fundatam^ que Christus est, reverenter agno-
scens immunitates confovere tenetur ecclesiastice libertatis^
qoibus ecclesiasticas personas sanctorum patrum decreta
sanxemnt Sane venerabilis capituli alme ecclesie Strigoniensis
que mater est omnium et magistra aliarum ecclesiarum pecu-
liaris regni nostri Hungarie insinuacione accepimus, quod
pleramque nonnulli magnates nobiles et layci ac ceteri hujusce-
modi homines et regnicole ipsis oppido (!) infesti singulares per-
sonas ejusdem ecclesie Strigoniensis procurarent et facerent ad
Judicium vetitum utpote seculare eciam curie nostre examen
citari et evocari, coram quibus ipse singulares persone de jure
coiquam respondere minime teneantur^ cum nee ipsi judices de
Archiv Bd. LIX. I. Hüfte. 10
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146
talibus causis se intromittere de jure potera&t, sicut nee debe-
baut, nihilominus tarnen mulctas birsagia seu judiciorum grava-
mina exinde sepius de facto in ipsas promulgant et alias im-
pediunt easdem condemnant et perturbant et damnificant multis
modis. Supplicatum extitit nostre majestati, ut de remedio ipsis
opportune providere dignaremur. Nos itaque pie attendentes
divinam auctoritatem clamantem, quod honor regia Judicium
diligit laudabilibusque divorum progenitorum nostrorum in-
herentes vestigiis, qui ecciesias ecdesiasticasque personas sae
potencie clypeo muniendo protexerunt; sacrorumque decrevit
canonum institucio, ut nuUus milicie clericali adscriptus ad
seculare Judicium citetur seu evocetur^ cum de personis et rebus
ecclesiasticis nulla sit laicis attributa potestas^ quod enim semel
Deo dicatum est; amplius profanari non debet; volentes itaque
canonicos et singulares personas ecciesiasticas capituli et ecclesie
Strigoniensis de membro et ministerio ejusdem existentes et
deditos cujuscunque Status gradus condicionis officii ordinis et
dignitatis existant, ex certa nostra sciencia in hujusmodi liber-
tatibus et immunitatibus illesos conservare et speciali gaudere
prerogativa juxta canonicas sancciones, prout eciam in examine
et decisione causarum hujuscemodi interdum in nostri presencia
ventilancium per barones judices et justiciarios predicti regni
nostri Hungarie heccine observatum fuisse et esse declaratum
meminimuS; causas singularium personarum cum suis emergen-
ciis dependenciis et connexis ad competentem judicem spiri-
tualis seu ecclesiastici judicis cognicionem fore et debere
remittendas ibique cognoscendas decidendas et fine debito
terminandas ; qua de re vobis universis et singulis judicibus et
justiciariis secularibus predicti regni nostri Hungarie et signanter
regni nostri Hungarie palatino judici curie nostre regie comi-
tibusque parrochialibus ac judicibus nobilium cujuscunque
comitatus et aliis quibuslibet judicibus ordinariis delegatis vel
subdelegatis et generaliter omnibus et singulis commissariis seu
jus in dicto regno nostro Hungarie reddentibus aut vices et
loca eorum et cujuslibet ipsorum tenentibus presentibus et
futuris presencimn noticiam habituris et cuilibet vestrum in
solidum firmiter precipiendo mandamus, quatenus a modo in
antea et nullius querelantis seu causantis instanciam vel alias
quovisroodo in quibuscunque causis seu questionibus criminalibus
eciamsi in Ulis personaliter comprehendi aliquam ex ipsis
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147
contingat, et civilibus peraonalibusque aut realibus sive mixtis
et nuUibi, utpote nee intra curiam nostram regiam nee extra
eandem eeiam in congregaeione palatini per quemcunque cele-
branda; in qua omnino volumus, quod idem capitulum singu-
laresque pereone ipsius in suis antiquis libertatibus conserventur
simol cum eomm jobaggionibus possessionibus villis et bonis
ac joribos universis; prout fuit bactenus laudabUiter longeve
in talibus observatum, predictas singulare» personas eapituli et
ecclesie Strigoniensis aut aliquam earum ad Judicium curie
nostre yel yestrum per citaoiones vel evocaciones seu alias
qaovis modo ad respondendum cuipiam de jure coram vobis,
prout eeiam minime tenentur^ directe vel indirecte palam vel
acculte presentes vel absentes judieare aut vestro adstare judi-
cio compellere seu quovis quesito colore aggravare condemnare
lentenciare et perturbare in rebus aut personis nullatenus pre-
sumatia vel presumat quisquam ex vobis, decementes irritum
et inane quicquid in contrarium a quoquam scienter vel igno-
ranter fuerit actum vel quoquomodo attentatum; sed si quis-
piam de justicia contra ipsas singulares personas vel aliquam
ex ipsis experiri voluerit vel quicquam questionis seu accionis
habuerit; eandem trahat in causam coram suo judice eccle-
siastico competenti, ubi debet cuilibet querelanti seu causanti
meri juris et justicie ac satisfaccionis favore quolibet recusa
et disaimulacione cessantibus equitatis ordine dictante jugiter
complementum exhiberi. Censetur enim prorsus indignum, ut
ecclesiastice persone a secularibus negociis segregate ac minis-
teriis divini cultus mancipate in secularibus judiciis per quem-
piam conveniantur. Nulli ergo liceat banc nostre disposicionis
declaracionis exempcionis et voluntatis paginam infringere aut
ansu temerario ei contraire; si quis contrarium presumpserit,
ultra indignacionem nostre regio majestatis, quam revera in-
currere potuerunt nee immerito severitatem ecclesiastice cen-
8ore quam in contrarium facientes juxta canonicas sancciones
b ipsos nedum permittimus, sed omnino volumus districte pro-
mulgari; presentes autem dum nobis representate fuerint, in
formam nostri privilegii redigi faciemus, Datum Constancie etc.
io*
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148
G. Polen.
Die auf Polen bezüglichen Actenstücke lassen sich in
zusammenhängender Weise nicht betrachten , da sie verschie-
dene Gegenstände behandeln. Die dem Datum nach erste
Urkunde (Nr. XLIII. [56]), in welcher der römische König
den von Polen, Wiadyslaw Jagiello, ersucht, den Verleumdungen
kein Gehör zu schenken, scheint mit dem hoch aufgeregten
Klatsch in Verbindung zu stehen, der gelegentlich der dritten
Vermählung des Polenkönigs auch bis nach Constanz gedrungen
war.i Dass es Sippenkämpfe waren, unter denen die Königin
Elisabeth zu leiden hatte, sagt Johann von Posilge^ mit
trockenen Worten: ,Und dorch deser nuwin geschieht wille,
wordin dy gesiechte der Polen vaste czweytrechtig under
enander; den eynen behagite is und den anderen nichts Und
dass namentlich auch Männer wie Zbygniew Oleänicki und
Stanislaw Ciolek neben den grosspolnischen Magnaten sie
hassten, zeigt Dlugosz. Derselbe gibt allerdings auch an, dass
der König Wiadyslaw den Andreas von Kokorzyn nach Con-
stanz behufs Erlangung eines Dispenses gesandt habe^ der erst
mit vieler Mühe und unter der Einschränkung, dass nach dem
Tode der Elisabeth der König nicht wieder heirathen . dürfe,
erlangt worden ist. ' Davon ist nun aber eine urkundliche
Spur durchaus nicht vorhanden, und das hier (Nr. LX [59])
mitgetheilte Actenstück würde wohl Bezug darauf genommen
haben, wenn beim Concil eine Verhandlung darüber stattge-
funden hätte. Gegenüber der Personalschilderung der Elisabeth
durch Dlugosz als einer ,femina assidua phtisicae infirmitatis
vexatione languida, trium virorum matrimonia jam experta
multiplicitate quoque prolis susceptae exhausta^ ist es interessant
einen im Bereich der Damen Schönheit so classischen Zeugen,
wie den König Sigismund zu hören, der eben dieselbe Frau
preist als ,laudabilibus morum venustatibus generöse pi*o-
pagacionis stemmatibus et ornatibus virtutum mirifice circum-
data specieque et pulchritudine decorata^ Jedenfalls ein
beträchtlicher Gegensatz auch zu der Darstellung des daraa-
> Meine Gesch. Polens III, 477 ff.
2 Script, rer. Pruss. III.
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149
li^D Kanzlisien Stanislaw Ciolek, der sie in seinem Pasquill
als ,Schwein' darstellt. Dass übrigens Elisabeth, nachdem sie
trotz Allem gekrönte Königin von Polen geworden "war, um
ihr Wohlwollen umworben wurde (Vgl. Nr, CXIII [63J), kann
als Gegenbeweis gegen den von mir behaupteten Antagonismus
zwischen der Königin und der Kanzlei nicht angesehen werden,
sondern entspricht der Natur von Höflingen aller Orten. Aller-
dings hat eine subtile Kritik herausgefunden, dass die Kanzlei
in der Zeit des Wladyslaw Jagiello überhaupt keinen Einfluss
hatte. Man müsste darnach annehmen, dass das, was überall
anderwärts stattfand und stattfindet, bei dem beschränkten und
indolenten Könige Wladyslaw nicht der Fall war. Ein Mann
wie Zbygniew Oleänicki, der doch wohl einige Erfahrung in
diesen Dingen hatte, ist darüber anderer Ansicht. Er schreibt
kurz vor seinem Tode gelegentlich an den König Kasimir von
Polen: Saepenumero vobis consulebam, ut in officia curiae
soae et praesertim in cancellariam vires prudentes maturos et
factivos surrogarety quoniam illi tanquam quadam biga omnia
negotia Serenitatis vestre et reipublicae diriguntur et
illorum Providentia aut negligentia stant aut cadunt. Ex quo
ig:itur permissione divina miles ille insignis (Petrus Woda)
morte absumptus est, dignetur S. V. in eligendo viro ad offi-
cium hujusmodi substituendo bonam habere deliberationem et
quaerere virum doctum maturum et prudentem et praesertim
spiritualem, cui officium hujusmodi committat, quoniam, si veri-
tatem fateri volumus, officium praedictum nullatenus poterit
per saecnlares regi cum vestra et regni vestri bona commo-
ditate, qui suis negotiis privatis intenti minus possunt publicis
Tacare. Sed et genitor vester non consueverat officium
haJQsmodi nisi personis ecclesiasticis committere, quarum pru-
dentia et directione res suae et publicae in optimo pone-
bantur ordine et stabilimento. Cujus exemplum si vestra
Serenitas secuta fuerit, multis curis se et multis deformitatibus
et negligentiis regnum et rempublicam absolvet. Nee haec
idcirco scribo, ut velim aliquos meos ad hujusmodi officium
apud y. S. promovere, sed ut ad officium praedictum talis
eligatur persona, quae onera reipublicae possit in se assu-
mere et digne gubernare et V. S. quod rectum est, con-
Biliariis absentibus persuadere, nam neque V. S. neque mea,
neqae vestrorum consiliariorum consilia et ingenia aliquid
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150
proderunt, si per vicecancellarii soUicitudinem non fderint suis
locis coaptata et distributa et debito effectai mancipataJ
Zbygniew Oleänicki legt also der Kanzlei überhaupt und
namentlich auch der unter Wladyslaw Jagiello offenbar einen
grösseren Einfluss bei; als ich gethan habe. Derselben Meinung
muss auch König Sigismund gewesen sein, als er sich in der
Epoche, auf welche unsere Äctenstücke hier hinweisen (1417)
um die Gewogenheit des polnischen Vicekanzlers Dunin be-
mühte.^ Dass andererseits wiederum der Polenkönig die Leute
,in ministerio r^is Romanorum^ durch Geschenke zu gewinnen
suchte, zeigt die unten mitgetheilte Nr. CXII [62].
Der Legitimationsbrief für Miklusz von Mazowien (Nr. IV
[60]) erweist eine bisher unbekannt gewesene Thatsache und
Persönlichkeit
Sehen wir von den beiden Empfehlungsbriefen flir Vincenz
von Szamotöl und Carl von Hessburg ab,^ so bleiben uns noch
die bereits oben erwähnte Anzeige von der Wahl des neuen
Papstes, welche das Datum des 11. November trägt, also un-
mittelbar nach der Wiedereröffnung des Conclave geschrieben
sein müsste (?), und drei Briefe (Nr. XLVII [57], Nr. CXVII
[64] und Nr. CXVIII [65]) die Bekehrung Samogitiens be-
treffend. — Bemerkenswerth erscheint es, dass der König
Sigismund von dieser der Kirche so erwünschten Begebenheit
imgleich bombastischer und geräuschvoller spricht als der
Papst Martin. Für Sigismund war das eine treffliche Gelegen-
heit den Polenkönig mit den ausgesuchtesten Schmeicheleien
zu überschütten, ihn einen zweiten Constantin u. dgl. mehr zu
nennen, während er doch einige Jahre zuvor die Zurück-
erwerbung Samogitiens durch die polnische Krone — das war
der Preis der Schlacht bei Tannenberg und der Hauptgegen-
stand des ersten Thorner Friedens — mit den Waffen in der
Hand bekämpft hatte, und etwa zwei Jahre später sowohl die
* Cod. epistolaris saec. XV, II. p. 157. Szujski bemerkt dazu: , Diese
Fragmente von Briefen, von einer Hand geschrieben, die an Dlugosz's
Autograph lebhaft erinnert, zeigen, dass wir in dem Cod. 48 der Uni-
versitätsbibliothek (zu Erakau) eine Sammlung von Concepten und
Abschriften solcher Stücke besitzen, die aus der Kanzlei Zbygniew
Ole^nicki^s hervorgegangen sind.
2 Liber canc. Stau. Ciolek II, 217.
3 Regesten Nr. CXIV.
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151
Thorheit als auch die Ungerechtigkeit beging, das Anrecht auf
dieses Land dem deutschen Orden zuzusprechen. Während des
Concils aber war ihm Alles daran gelegen den Polenkönig, der
seiner Hausmacht in Ungarn wie dem allgemeinen Weltfrieden
durch eine Erneuerung des Krieges mit dem Orden so ge-
fthrlich hätte werden können , bei guter Laune zu erhalten,
und er pries mit dem Eifer eines Kanzelpredigers eine That-
sache, die ihm allerdings als dem frommen und eifervollen
Christen, der er war, nur erwünscht sein konnte, dem Politiker
aber, dessen Sjmpathieen stets auf der Seite des Ordens
standen, insofern bedenklich erscheinen musste, als die Be-
kehrung Samogitiens, des letzten Heidenlandes in Europa, dem-
selben den stärksten Qrund seines Daseins auflöste. Beim
Concil hatte diese Bekehrung, als ein handgreifliches Beispiel
ftr die Argumentation der Polen wider den Orden, dass nur
durch Predigt und Milde nicht durch das Schwert der Glaube
Christi zu verbreiten sei, den stärksten Eindruck gemacht.
Der Cardinal Johann Domenici von Ragusa war auf Verlangen
des Polenkönigs ^ nach Litthauen gegangen, um mit dem sich
ihm dort anschliessenden Erzbischof von Lemberg und dem
Bischof von Wilna das Bekehrungswerk zu leiten. Sowohl aus
aofrichtig^er Zuneigung zum Christenthum als auch insbesondere
aas handgreiflichen politischen Rücksichten, bemühten sich
Jagiello und Witold, dieses fromme Werk nach Möglichkeit
tu fördern. Angesichts der Thatsache, dass die Ordenskanzlei
bestrebt war, in Europa überhaupt und namentlich auch auf
dem Concil dem Misstrauen gegen die Echtheit der christ-
lichen Gesinnung des Königs und des Grossfürsten Eingang
zu verscbaffen, musste es diesen höchlichst erwünscht sein,
einen unbefangenen und gewichtvollen Zeugen in ihr Land zu
bekommen, der später dem Concil die Versicherung ertheilen
konnte, dass die Glaubenstreue der beiden Fürsten ausser allem
Zweifel stehe. Und der gesandte Cardinal vertrat auch in der
That später so lebhaft den König und den Grossfürsten, dass
der Orden von dem Argument des falschen Christenthums seit
dieser Zeit Gebrauch zu machen aufhörte. Der Bericht des
Cardinais an das Concil über das im Winter 1416 bis 1417
vollzogene Bekehrungswerk aus Troki in Litthauen abgesandt.
1 Mansi, A. c. XXVII, 931, Harduin VIR, 606, v. d. Hardt, IV, 867.
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152
ist UDS noch erhalteD,' und ein Vergleich desselben mit dem
hier unten folgenden (Nr. XLVII [57]) zeigt klar^ dass es
durch den Bericht des Cardinals, den wohl auch ein Schreiben
des Poleokönigs begleitet haben wird, hervorgerufen ist. Die
andern beiden Briefe in derselben Sache von Martin V. und
Sigismund müssen noch vor dem Eintreffen der russischen
Bischöfe in Constanz (Februar 1418) abgefertigt worden sein,
und da der Papst auf seine eben erst erfolgte Inthronisation
hinweist, so darf man dieselben wohl unbedenklich in den
December 1417 setzen. Die wiederholte Versicherung Sigis-
munds, dass die Nachrichten aus Samogitien eine ganz ausser-
ordentliche Freude im Concil erregt haben, wird auch gewiss
der Wahrheit entsprochen haben. Denn dass sich der Ring
der christlichen Völker Europa's gerade in dem Augenblick
durch die Einfügung seines letzten Gliedes schloss, als die seit
acht Lustren gestörte Einheit der Kirche wieder hergestellt
worden war, musste als ein besonders glückliches, das Gefühl
der Zeitgenossen anregendes Zusammentreffen betrachtet werden.
Und welche Perspectiven knüpften sich nicht überdies noch an
dieses Ereigniss ! Welcher grosse Dienst für die Weltherrschaft
des Papstthums war nicht noch von diesen slavischen Fürsten
zu erwarten! Beide Schreiben weisen bereits auf die einge-
leiteten Verhandlungen mit der russischen Kirche über eine
Union hin. Wie die Dinge lagen, konnten diese Verhand-
lungen nur durch jene Fürsten geführt und gefördert werden.
Man ist beinahe erstaunt, gegenüber diesen Aussichten und
Vortheilen den Papst so kurz und reservirt schreiben zu sehen,
aber der römische König gibt der allgemeinen Stimmung einen
lebhafteren Ausdruck, der sich in dem Vergleich Jagiello's mit
Constantin dem Grossen bis zu seiner höchsten Höhe auf-
schwingt. Allein Papst Martin war, wie der Bericht eines
Ordensprocurators (Peter Wormditt) ^ aus eben diesen Tagen
hervorhebt, weder vor seiner Wahl noch nach derselben ein
Freund der Polen, und gewissenhafter als Sigismund wird er
über der Freude an der Bekehrung Samogitiens nicht ver-
gessen haben, dass dem Orden, den er erhalten wissen wollte,
dadurch der Boden seines Bestandes entzogen wird.
1 Lites et res g^estae III.
3 Ungedracktes Schreiben im Eönigsberger Archiv.
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153
In der Anzeige von der erfolgten Papstwahl (Nr. CX [61])
duikt der König Sigismund dem Polenköuige für Geschenke,
die nach der angefügten Bemerkung desselben in Pelzwerk
bestanden haben werden. Aber er erwähnt, dass dieses Ge-
schenk nur eine Wiederholung schon früher erwiesener Auf-
merksamkeit wäre. Wir sind in der I^age eine dieser Auf-
merksamkeiten, die schon wegen ihrer Originalität Beachtung
verdienen, näher bezeichnen zu können. In einer im Besitz
der kaiserl. Kunstakademie zu Petersburg befindlichen Bilder-
handschrift, die zwar schon auf Veranlassung des Fürsten
F. Gagarin abgedruckt aber, so viel ich weiss, nicht veröflFent-
licht worden ist, und deren Verhältniss zu der Bilderhandschrift
des Richenthal noch zu constatiren ist, findet sich auf p. 28
ein Bild mit der Ueberschrift: ,Hic rex Polonie Romanorum
regem munere insolito veneratur. Quippe taurum silvestrem
vivum in curru ligatum e regia (regione?) sua misit. Is inter
vias, priusquam Constanciam adveheretur, mortuus est, et ejus-
dem generis salsamenta in uno vase adjunxit. Capto erant
bestie in Livonia (sie!). Image bestie similis erat magno bovi
nigro copiosiore in capite, spissiore coUe, ampliore pectore, par-
vis acutisque comibus, fronte laciore, cauda breviore, ex multa
parte bubalo comparabilis.' Man sieht auch auf dem Bilde
den von einem Pferde gezogenen Wagen, auf dem der todte
BüfFel mit hinten herabhängendem Kopfe li^. Daneben eine
Tonne mit dem Salzfleisch, und zwei Männer, einer barhäuptig,
ein zweiter bedeckt, sind beschäftigt, eine zweite Tonne auf
den Wagen zu laden. Ein dritter Mann mit der Leine in der
einen Hand und mit der Peitsche in der andern leitet stehend
das Fuhrwerk. — Dasselbe Bild findet sich auch bei Richen-
thal, welcher in der hinzugesetzten Erzählung noch bemerkt,
dass Sigismund das Salzfleisch dem Könige Heinrich V. von
England zum Geschenk gemacht habe.
56. (XLin.) Constanz, 5. Mai 1417.
Ut nolit (sc. rex Polonie) attendere verbis quorumcumque
iniqua loquencium.
Serenissime princeps, frater noster charissime ! Pre affec-
eione nimia quam ad vestram indesinenter gerimus regiam
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fraternitatem, cum desiderio magnO; valde nimirum assidue ex-
pectamus felices nobis referri et annunciari de vestra Bospitate
et Yotivis successibus rumoreS; quare venerunt gratissime yestre^
tamquam mutue immutabilisque sincere dileccionis et frater-
nitatis incrementa; b'tere nobis nuper presentate facientes recre-
abiliter votis nostris, quia per eas ad nos de sospitate vestra
felicique statu expectata certitudo pervenit Verum etsi de
nobis audire delectat, noverit itaque vestra precara firatemitas
nos plena dono divine gracie incolumitate vigere et successi-
bus prosperis ad vota gratulari. Ceterum intelleximus, quod
nonnulli maliloqui processibas nostris interpretes calumpniosi
susurrio detrahunt et apud V. F. contra nos sine causa, non
tarnen sine malicia multa submurmurant. Non desinunt pro-
fectO; sicut audivimuS; qui nostram et vestram sinceritatem
turbare student, actus utrobique calumpnientur injuste, multa
fingentes maliciose. Summam denique frater charissime constat
esse prudenciam, utrum sit fides danda relatibus et intente
consideracionis examine qualitates inspicere relatorum. Tunc
enim accipitur in veritatis claritate relacio; cum a fide dignis
omnique excepcione majoribus refertur, cum soleat hesitacionem
inducere, dum a verborum prodigo aut zizaniarum seminatore
vel odium nutrire moliente perperam immittitur. Fraternitatem
quidem et confederacionem inter nos ab una nee non inter vos
et illustrissimum principem Älexandrum alias Wytaudum mag-
num ducem Lituanie fratrem alterutrum communem parte ex
altera contractam sie precordiis nostris impressimus, sie eas
consignatas semper retinuimus et retinemus in memorie archivo,
quod continuatis ad vos et ducem memoratum imo auctis con-
tinue charitatis et fraternitatis affectibus nullo unquam tempore
in rerum gerendarum veluti in propriis fraterne soUicitudinis
instancia tepuit nee promptitudo accurate diligencie tepescet
in futurum. Potissimum attento, quod justicia et charitas in
hujusmodi fraterna consideracione tam firmiter complexe sunt
societate indissolubili quasi in uno eodemque individuo com-
municanteS; quod una sine altera plene non possit haberi, et
qui ledit alterutrum, pariter oflFendit utrumque. Obstruantur
igitur, frater charissime utrobique ora loquencium iniqua, locus
detraccioni non detur, nee pandatur detractori auditus, sie enim
iniquitas confusa succumbet et equitas gloriosa triumphabit
fraternitatisque mutue soliditas inviolata manet attingens a fine
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usqae ad finem fortiter et cuncta utrimque gerenda negocia
integritate incorrupta disponit suaviter. Datum Constancie
qainto die Maji, regnorom nostrorum anno Hungarie etc. XXXP
Romanoram vero VII*.
57. (XLVn.) Constanz, 28. Mai 1417.
Recommendative scribit cuidam (sc. regi Felonie) qui con-
yertit quam plurimos infideles ad fidem christianam per
baptismi sacramentum.
Serenissimo et illustri priDcipibus Wladislao dei gracia
regi Polenie etc. fratri et Alexandre alias Witaudo magno duci
Litaanie consanguineO; nostris charissimis Sigismundus eadem
gracia etc. salutem et spiritum sapiencie attingentem a fine
usque ad finem fortiter et disponentem omnia suaviter! Sere-
nissimi et illustres principeS; frater et consanguinee charissimi !
Dum intra mentis nostra arcana sedula meditacione revolyimus
damque ad fidei vestre fragranciam, pro qua tamquam pro
bravio in campo virtutum currentes intrepide militatiS; interiores
ocolos extendimus; quid nempe aliud nisi deum qui glorificatur
in consilio sanctorum^ laudare ac in suis prodigiis^ quem nostris
secolis occulta fide contigimus, convenit gloriari; hinc etenim
non parvam revera frater ac consanguinee nobis charissimi
nedum nos quinimo universalis nostra mater in spiritu sancto
hie collecta ecclesia spiritualium gaudimoniorum nuper suscepi-
mos leticiam, dum literis vestris tam sacro concilio quam nobis
dnlcissime intonantibus tot catervas gentis Samc^tice et signanter
duo millia procerum seu nobilium gurgite sacri baptismatis a
coecitate cordium errorumque labe illustratas lotasque cogno-
vimns. Quodque ad consumacionem sanctorum in opus tanti
misterii et in edificacionem corporis Christi certos pastores
aHosque doctores tamquam operarios in messem multam mittere
conducereque curavistis, hoc nobis qui circa preardua unionis
Christi fidelium non mediocriter de presenti fatigamur negocia;
ampliorem precordiorum ingerit leticiam laboremque, quo qno-
tidiana sollicitudine deprimimur^ allevians nos multifarie recreat
et confortat. Hec est quippe vere fraternitatis societas, que
nos alterutrum quamquam presencia corporali procul motos in
unitate spiritus adeo conglomerat sicque concurrentes in stadio
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ad vite eterne, ut optamus; bravium parificat^ ut nos circa
restaurandam pacem ecclesie ipsiusque reformacionem herese-
orumque exterminium alia eciam quam plurima negocia, quan-
tum nobis convenit, quantumque e coelo infunditur; indesinen-
tibus studiis operas impendimus. Vos non minus divinitus
inflammati ad pacem nusquam cum deo suisque fidelibus prius
habitam filios ire longeque a salute positos dulciter invitatis.
Nos preterea circa fermenti veteris malicie et nequicie expur-
gacionem non segniter, ut credimus insistimus, vos procul dubio
in azimis sinceritatis et veritatis fidei videlicet orthodoxe pro-
paginibus nihilo segnius desudatis. Nos denique occidens perdiu
prob dolor a solis veritate profugus ut reducatur, soUicitat, per
vos nempe oriens novo lucis radios tamquam sidus producit
feliciter matutinum. Qua de re a solis ortu et ocoasu nomen
domini nobis utrirnque, qui sub potencia virtutis ejus terrena
sceptra gubemamus^ laudare convenit et ipsum in cordis puri-
tate deprecari non dedecet, quatenus sub potenti manu sua
bestes fidei pacisque emulos misericorditer in diebus nostris
humiliet yelitque nos in die visitacionis pro sui nominis gloria
militantes exaltare, et licet ad tanti tamque salutiferi operis
scilicet fidei catholice prosecucionem in dicta gente Samogitica
vos Stimulare amplius minus expediat; verumtamen nos, qui
vobis et fraterne charitatis insolubili glutinio aliisque justis
federibus quoad^ vixerimus, alligamur^ vestras nibilominus pro
augmento fidei decoreque, quam diligitis, sancte matris ecclesie
fraternitatem amiciciamque obnixius obsecramus, ut in eadem
vinea domini quam feliciter plantare incepistis, magis ac magis
habundando ipsam doctrinarum imbribus roreque fidei irrigare
salubriter disponatis, quodque illa apud Grecos heccine obum-
brata et obfirmata sedis apostolice rebellis vestris opimis
hortatibus ac aliis oportunis mediis, que auctore deo scitis
facere et potestis, ad gremium sancte matris ecclesie et ad ovile
unicum, a quo sie dampnabiliter aberravit salubrius reducatur;
ad quod flammato desiderio vobiscum in eo qui ecclesiam suam
novo semper foetu multiplicat^ reddimur plena promptitudine
compotes et toto corde conformes. Datum Constancie vigesima
octava die Maji.
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157
58. (IL.) Constanz, 8. Juni 1417.
Commendat quendam, qui yult exercere actus militares et quod
velit favorabiliter suscipere et tractare.
niustris princeps, consanguinee charissime ! Quia strenuus
Vincencius de Somotow ' (sie !) miles illustrissimi principis
Wladislai regis Polonie etc. fratris nostri cbarissimi familiaris,
fidelis noster dilectus pro actuum militarium exercicio nonnullas
mundi partes et non minus dominia et territoria vestra vestram-
que dileccionem visitare proponit; ideo dileccioni vestre eundem
Vincencium magno recommendamus affectu desiderantes vosque
affectuose rogantes; quatenus ipsum, dum ad vos pervenerit,
nostre consideracionis intuitu benigne suscipere favorabiliter
tractare et in omnibus suis agendis et promocionibus habere
yeUtis propensius recommissum ; in eo nobis consanguinee cha-
rissime gratam plurimum complacenciam ostensurus. Datum
Constancie octava die Junii etc. etc.
59. (LX.) Constanz (Juni 1417).
Super desponsacione cujusdam magnatis filie in reginam regni
Polonie.
Serenissimo principi Wladislao dei gracia regi Polonie
fratri nostro charissimo Sigismundus eadem gracia etc. salutem
et utriusque hominis longevam sospitatem! Serenissime prin-
ceps frater noster charissime! Pleno scimus nee extraneas testium
asserciones exquirimus, quanta sit erga nostri nominis augmenta
vestre affeccionis inten cio quantusque refloreat erga Status
nostri fastigia vestre ardor fraternitatis, dum ipsa rerum ex-
periencia docente jugiter experimur, ob hocque libenter et spe
successiva nostrorum successuum atque Status qui per dei gra-
ciam prospere et ad vota auctis feliciter incrementis prospe-
rantur, insinuacione veridica concurrimus^ nee indignum esti-
mantes, si nos qui inter hujus vie et vite varietates prosperitatis
. gustu reficimur, de vestre felicitatis statu et successibus magni-
^ Soll heissen Szamotöl ans dem Wappen Nal^cz; er war später Castellan
Yon Meseritz and einige Zeit Statthalter in Rothrussland.
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168
fice ubilibet placida cordis et fructuosa operis attencione con-
gratulamur. Accessit enim in odorem magne leticie et in grande
participium nostrorum gaudiorum; dum inclytam Elizabeth
natam quondam magnifici et potentis Ottonis de Pyliz palatini
Sandomiriensis, quam sincere dileccionis frequencia ipsius lau-
dabilibus morum venustati generöse propagacionis stemma-
tibus et omatibus virtutum mirifiee circumdatam specieque et
pulchritudine decoratam, meritis exigentibus preelegistis in
reginam legitime matrimonio ^ lateri vestro associatam; ad nos
gratissima relacione pervebit, que nos in consolacionum vestra-
rum exultantibus animis consorcium nimirum evocavit et vestrum
regnique vestri commodum exinde resultare nobis in solidum
representavit. Sic est viri et uxoris divinitus commixta con-
dicio; quod una caro de duabus efficitur per sacramentum
matrimonii virtute verborum Dei, humane quippe leges ab
externe sapiencie fontibus derivate ipsos conjuges individoam
vite consuetudinem obtinere representant ; qua de re una domus
commixta familia alterutrius reputatur, et idem Privilegium
auctoritasque unica designatur. Inter caetera namque de quibus
divina potencia vobis gratificari conmercio in eodem posset,
nullum vobis et regno vestro munus communi voto melius
nullumque vestris profectibus efficacius arbitramur^ quam do-
mino largiente ipsius conjugis vestre mutua fecunditate gre-
mium nove prolis fetu multiplicari spe future prosperitatis et
regni vestri Status et tranquillitas secundiori robore confirmari
dinoscitur, et exinde vestri dominii salus, hinc vita pacifica
crescat populorum. Hec profecto sunt afFeccionis certissima
pignora principis ad subjectos, que fidem et graciam preparavit
subditorum^ et quamquam interdum in foeminea preheminencia
regnorum jura regnanciumque solia non quiescant^ grata tamen
hec vestra consors debet esse in fecunditate futura cum mas-
culis, que velut tempestiua paranympha sequencium et archa
certissima masculorum et reginalis nova consorcio indubitatam
vobis domino faciente de futuris regibus copiam probabiliter
repromittit. Negocia vero sacri Constanciensis concilii coope-
rante spiritu sancto paracllto^ qui illa aspirando prevenit eciam
adjuvando prosequetur, ad consolacionem populi Christiani
< Die Hochzeit fand am 1. Mai 1417 statt; der Brief SigiBmunda dürfte
also etwa im Anfang des Juni geschrieben sein.
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159
anhnaramqne salutem cottidie in melius reformata dispoiiutitür^
sperantes in futora proxima eleocione summi pontificis totum
^regem dominicum in unam fidei graciam revocatum ad salu-
bria dirigendum et expurgato veteris soissure fermento nove
reparacionis et antique felicitatis antidota resumpturum etc. etc.
60. (IV.) Constanz, 29. Juni 1417.
Legitimacio (sc. filii ducis Mazovie).
Sigismundus etc. notificamus^ notuin facimus tenore pre-
sencium quibus expedit universis ad perpetuam rei memoriam.
Dignum esse decrevimus et consentaneum racioni, ut hi, quos
interdum in I^timis actibus defectus natalium impedit, legi-
timacionis honore per principem reparentur et, si quando super
bis imperialis favor fidelium suorum supplicacione requiritur,
liberaliter largiatur. Hinc est, quod cum illustris princeps Se-
mouitus dux Mazovie avunculus noster et sacri imperii fidelis
dilectus pro legitimacione Miklus filii sui, quem ipse dudum
solutus ex muliere soluta nobili se asserit genuisse, majestati
Dostre humiliter et cum instancia debita fecerit supplicari, ut
ipsi Miklus super hujusmodi defectu natalium dispensacionis
et legitimacionis nostre graciam ex innata nobis clemencia dig-
D&remur impendere et regio favore nostro ipsumque Miklus
legitimare et ad legitima jura reducere graoiose, nos igitur
sapplicacionibus hujusmodi pro parte memorati ducis Semouiti
benignius inclinati de Romanorum regio plenitudine potestatis
nostre ac ex certa nostra sciencia ipsum Miklus, spurium esse
scientes l^itimamus giaciose et ad omnia jura legitima resti-
tuimus, ut tanquam legitimus et de legitime tfaoro natus in
bonis patemis et maternis, que feodalia non existunt, succedat
absque tarnen legitimorum heredum prejudicio, quantum ad
soccessionem bonorum hujusmodi; dantes nihilominus et con-
cedentes eidem Miklus Indulte Romano regio auctoritatem licen-
ciam habilitatem et potestatem, quod omnibus actibus publicis
et privatis oflficiis juribus honoribus et dignitatibus quibus-
eonqoe ex nunc in antea uti preesse et potiri valeat absque omni
bnpedimento nee non ad quoslibet honores^ dignitates et officia
admitti ac omni statu et condicione gaudere debeat et possit,
qnibus legitimi et de legitime thoro nati in judicio vel extra
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160
utuntur et potiuntar et ad quos quas seu que de jure vel
coDSuetadine admittuntur; eciamsi talia forent^ de quibus in
presentibus expressam oporteret fieri mencionem aliqua lege
generali vel speciali in contrarium edita non obstante. Nulli
ergo hominum liceat^ hanc nostre legitimacionis habilitacionis
dispensacionis ac gracie paginam infringere aut ei quovis ausu
temerario contraire. Si quis autem hoc attemptare presump-
Berit nostram et imperii sacri indignacionem gravissimam tociens
quociens contrafecerit, eo facta se noverit incursurum. Presen-
cium sub nostre majestatis sigilli appendentis testimonio
litterarum. Datum Constancie anno domini milleBimo quadrin-
gentesimo decimo et septimo^ penultimo die Junii regnorum
nostrorum anno Hungarie etc. XX XP. Romanorum vero VII™*.
61. (CX.) Constanz, 11. November 1417.
Annunciacio eleccionis summi pontificis regi Felonie.
Salutem et perfecte felicitatis ecclesiastice integritatem !
Serenissime princeps frater noster charissime ! Cognovimus fidei
et virtutis vestre testimonia gloriosa et religionis catholice
honorem sie exultanter adaugere, ut in yestris meritis ac lau-
dibuB in propagacione fidei orthodoxe unioneque sacrosancte
matris nostre Romane et universalis ecclesie grata contem-
placione veluti presentes participes utrobique et cooperatores
ministeriorum dei pariter computemur. Cupientes namque
fraternitatem vestram felicibus sacri Constanciensis generalis
concilii nostreque majestatis recreare presagiis et successibus,
fraternitati vestre ad gaudium duximus intimandum^ quod ne-
gociis Omnibus hie pro voto dispositis et ad honorem ex-
ultacionemque ejusdem matris nostre sacrosancte ecclesie ac
totius christianitatis salubriter ordinatis die lune octavo in-
stantis mensis Novembris reverendissimi in Christo patres et
domini domini sacrosancte Romane ecclesie cardinales sacrum
coUegium facientes numero XXIII nee non de quinque nacioni-
bus singulis singuli sex electi concorditer et deputati ante solis
occasum in conclavim intravere juxta sacri concilii determina-
cionem pro eleccione supremi fiituri pontificis in spiritu sancto
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161
congregati deliberati editurique juxta traditam et impositam a
dicto sacro concilio eis formam a sanctis patribus institatam
lalubriter opus tarn sanctum et divinum tractaturi et deter-
miuaturi, nobis quippe presentibus ad beneplacitum sacri con-
cilii porte palacii conclavis eadem die de sero a foris clause
foerunt, ut moris est, et serate. Exultemus profecto frater
charissime in dextera propiciacionis divine, que sua omnipo-
tenti gracia prestitit, ut hac ipsa die nobis via panderetur, per
quam ipso largiente populus christianus de tenebris pestiferi
schismatis lustris octo fere jam peractis perniciose tractatus et
lacessitus respiraret ad radium lucis et unitatis ecclesie sancte
dei, et pro graciarum accione non prout et quam debemus,
quia non sufficiunt ad hec humana ingenia, sed quam humana
finit fragilitaSy possetenus offerentes, ut pax Christi exultet in
cordibus nostris in quo vocati sumus in uno corporO; nam cum
ecclesia ona sit et mens unica et individua concordia, quis
domesticus fidei in populi christiani laudibus tamquam in suis
propriis non gratuletur, aut que fraternitas non in communi
christicolarum gaudio ubique letetur? Exprimi satis non potest,
quanta ista exultatio fuerit et quanta leticia, cum de tantis
negociis prospera et forcia comperimus evidenter christianitati
arridere et novo prolis fecunditate ecclesiam militantem uberrime
germinare. Hortamur plane, quantum possumus, frater charis-
sime pro charitate mutua qua invicem coheremus, ut quia provi-
dencia divina instruimur et ejus misericordie consiliis salubriter
admonemur adventasse jam boni certaminis cursum et finem
agonie nostre, jejuniis vigiliis oracionibus et charitatis operibus
insistere cum omni plebe subjecta non desinamus, sed incum-
bamuB crebris et assiduis deprecacionibus ; hec sunt enim nobis
moenia celestia que stare et perseverare in bonis operibus
fortiter faciunt ; hec sunt munimenta spiritualia et tela celestia,
que protegunt ; memores nostri invicem simus, concordes atque
unanimes, vigilemus ergo, ut fructus utrobique domino largiente
Yos ibi et nos hie multiplicati et coadunati virtuteque unita
concreti gregis dominici incrementa fructuosa operum proba-
cione indesinenter ostendamus, ne quid pereat, etsi captum forte
quid fuerit vocibus divinorum eloquiorum, ad gregem domini-
cum reducamus, ut ille qui pastor pastorum est, vigillasse nos
circa ovile suum suo dignetur miseracionis iudicio comprobare
et in propagacione sui nominis ejusmodi laborum mercedem
▲rcUr. Bd. LIX. I. H&Ifte. 11
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162
et fidei intemerate coronam immarceBoibilem in patria et in
dilecta tabernacula sua virtutum ecciesie triamphantis post
hujus vie et vite decursum propicius introducat feliciter cum
ipso regnaturos sine fine, Amen! Multiplicata vero et fraterne
nunc renovata exenia more solito pro parte vestre fraternitatis
eo placibiliora nobis provenere, quo temporis asperitatem
imminentis hyemalis naturali virtute calefactiva procul repellunt,
graciarum proinde vestre fraternitati exsolventes uberes acciones.
De aliis autem incumbentibus ambasciatores vestri vestram
fraternitatem lacius cerciorabunt. Datum Constancie unde-
cimo (?) die Novembris, regnorum nostrorum etc. etc.
62. (CXn.) Constanz (Spätherbst 1417).
Scribit regraciando regi Polonie de exenio misso.^
Serenissime princeps et domine domine mi graciosissime!
Missam subam de immensa liberalitate vestra mihi capellano
vestro humili in tempore oportuno, ut me prot^at in regione
ista humida et frigida a frigoris asperitate, quid retribuam porro
in bonis non habeo^ et graciarum accio non sufficit, dum vicis-
situdinem mee devocionis excedat^ ipsam denique amictus et
indutus procul absunt a me gelide minantis et invadentis sevicie
hyemalis temporis tempestates, et dum legende tocies leccio
gloriosa mihi occurrit, qualiter vestra serenitas dona in me
continuat, meam äuget devocionem, ad queque serenitatis vestre
beneplacita et mandata talique augmento obligacionis habun-
dancius me licet insufficientem efficit debitorem. Sed quid
retribuam? Ecce in supplementum exiguum possibilitatis mee
obligacionem cum serviciorum et oracionum veniunt et concumint,
sed obligacionem talis facultas non extinguit (!), et quicquid potero
semper ad mandata vestra faciam equali sorte in ministerio
Serenissimi domini mei regis Romanorum et vestri individua
fratemitate vestre regio majestatis associati jugiter potiturus.
Datum Constancie etc.
Da auch in diesem Brief, wie am Schluss des vorhergehenden! von der
nahe bevorstehenden Winterkttlte die Rede ist, so ist er wohl jedenfalls
in den Spätherbst 1417 zu setzen.
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63. (CXm.) Constanz (1417).
Begraciatur de promocione sua cancellario ^ regiB Polonie.
Reverende pater domine et amice precolende! Quantis
possum prosequor accionibus graciarum sinceros et utiles beni-
volencie et charitatis affectus quos vestra bonitate liberalitatis
extendistis et nunc licet immerito apud serenissimam regiam
majestatem Polonie dominum utrobique potentem et gloriosum
realiter ostendistis; sane quantum ex bis vobis et vestris debi-
torum obligacionibus adstringar^ non ignoro et satis probat
beneficiorum et donativorum missorum liberalitas et evidencia
perceptorum. Fiducialiter igitur a me tali vestro debitore po-
testis exigere, quicquid potest^ cum eciam ultra possibilitatis
affectus obsequiose ultroneus exhibeat terminus voluntatis.
Scripta Constancie etc.
64. (CXVn.) Constanz (December 1417).
Regi Polonie a papa Martine V***.^
MartinuB etc. carissimo in Christo filio Wladislao regi
Polonie illustri salutem etc. Magnam cordi nostro charissime
fili tuomm qui nobiscum degunt oratorum novitates gratissime
naper accumularunt in domino leticiam, dum sponsa Christi
sancta mater ecclesia nobis licet immeritis divino pridie copu-
lata presidio, scbismatis horridi sepulsa caligine, extinctoque
sterilitatis inveterato opprobrio, admirabili novoque quodam
filiorum adopcionis germine ad instar vitis fructifere fecundare
non desinity dum Samogiticus scilicet populus qui ambulabat in
tenebris tuis accuratis vigiliis in viam pacis et fidei dirigitur
et lumen conspicit infallibilis veritatis. Audito itaque venera-
bilium fratrum nostrorum Jo(hanni8) archiepiscopi Leopoliensis
et Petri Wilnensis episcopi circa conversionem babtismataque
^ Albert Jastrz^biec, Bischof von Krakau.
2 Mehrere Wendtmgen zeigen, dass dieser Brief ganz kurz nach der Wahl
Martins — also etwa im December 1417 erlassen worden ist. Später
war die Stimmung Martins den Polen nicht mehr so günstig.
11*
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populi tarn insigniB fideli sollicitudine qua tamquam utiles
operarii in messem multam pridem a sacrosancta generali Con-
stanciensi synodo jaxta tui postulacionem destinati manipulos
uberes fidei orthodoxe viminibus colligentes in horreum patris
familias nostri videlicet redemptoris copiose conduxerunt con-
ducereque reliquias ipsius gentis indefesse satagunt et laborant,
ad grates non quas debuimus, sed quas potuimus omnipotencie
salvatoris pro tantis miseracionibus ex intimis cordis nostri
consurreximus non cessantes orare suam ineffabilem clemen-
ciam; quatenus qui bonum opus per te feliciter coepit, ipse
pei^ficiat teque, qui sub potenti manu sua armis indutus justicie
scutoque veritatis ac fidei circumdatus non segniter militas,
exaltet in ecclesia beatorum. Nosque preterea se tuis saluta-
ribus votis in domino conformantes ecclesiis ac locis piis; que
jam, ut credimus, pro cuitu divino erigi ac plantari in medio
neophytorum hujusmodi procurasti, de incorruptibili thesauro
ecciesie dona spiritualia prestante altissimo largiter efifundimus;
devocionem tuam in domino nihilominus obsecrantes, quatenus
juxta tuarum literarum continenciam^ que paulo ante nostram
ad apicem apostolatus assumpcionem super reducendis schis-
maticis tue potestati subjectis predicto sacro concilio fuerunt
exbibite, magis ac magis et quantum tibi a patre luminum
prestabitur, prefatos schismaticos et alios infideles ad sinum
sancte matris ecclesic; a quo tantis aberrarunt temporibus^ modis
debitis reducere ac benigniter inducere ac reduci committas^
quos contemplacione fidei confovebimus in visceribus cbaritatis;
et si quid circa ipsorum reduccionem difficultatis quoquomodo
emergeret, de plenitudine potestatis apostoiice prava indirecta
et aspera in vias planas divina nobis suffragante clemencia
faciemus. Datum Constancie etc.
66. (CXVm.) Constanz (December 1417).
Ad regem Polonie in forma consimili a rege Romanorum.
Serenissimo principi Wladislao dei gracia regi Polonie etc.
fratri nostro charissimo Sigismundus eadem gracia etc. salu-
tem etc. Qui post terrenam potestatem serenissime princeps
frater noster charissime coelestis regni gloriam cupit acquirere
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ad faciendnm lucrum suo creatori debet enixius laborare, ut
adeaque desiderat, operacionis sae gradibus possit ascendere;
ßicut V08 in gloria conversionis gentis Samogitice per reveren-
dorum in Christo patrum Jofaannis archiepiscopi Leopoliensis
et Petri Wilnensis episcopi mediantibus salutaribus induccioni-
bu8 et exhortacionibus fecisse gaudemus. Festive siquidem
jucunditatis gaadia cum coelestibus civibus super peccatoris
conversione letantibus celebrare debent summo opere omnes
Christi charactere insigniti, cum vident operante gracia salva-
toris vestraque gloriosa cooperacione nostris temporibus gen-
tilitatis reliquias ad fidem Christi converti, oleastri ramos inseri
olive fecunde, vasa terre vasa fieri gracie ac habitaculum spiri-
tanm immuudorum fieri spiritus sancti templum. Nam ecce
miserator et misericors dominus qui vocat ea que non sunt,
tanquam ea que sunt, gentem ipsam Samogiticam vocando ad
graciam charismatum donorum, que diu sub ignorancie tenebris
ambulando Dei omnipotentis noticiam non habebant, nuper sue
gracie lumine illustrativ ut suo deinceps creatori reverenciam
exUbeant et honorem salubriter et devote, sicut damnose pre-
ßtabant usquequaque creature, et redemptorem nostrum Jesum
Christum cultu diligant precipuo et venerentur. Ipse namque
qui est sapiencia Dei patris per quedam sui magisterii occulta
argumenta illas gentes Samogiticas pene omnes ad fidem ka-
tholicam traxit et corda eorum postmodum eterna visitacione
iUnminans unda sacri babtismatis regeneravit, vosque de salute
eorundum soUiciti, ut in fide katholica erudirentur, cathedralem
et alias ecclesias, in quibus rectores providos ad dandam
scienciam salutis plebi, prout epistolarum pagine testabantur,
deputastis: unde et sicut nobis sie et coeteris katholicis potis-
idmum principibus et magnatibus magna leticia facta est, ita
quod de perfecta operacione vestra eciam angelis fiat gaudium
in coelis, ut et hie feliciter regnetis et vivatis et post longa
annorum tempora future quoque gaudia vite, que finem habere
nesciunt, capiatis et glorie vestrum cor ad operanda que dixi-
mus, gracie sue flagrancius igne succendat et eterne mercedis
fructum de placita sibi operacione concedat. Qualis frater
charissime erga cunctos orthodoxe fidei cultores gloria vestra
excitat, quantaque illis solacia vel qualem charitatem de vestris
studiis cordibus credencium nata leticia prestiterit, et omni-
potentem deum benediximus, qui conversionem gentis predicte
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mercedi vestre dignatus est propicius reservare, et quoniam
Deo volente aptum nunc tempus est, agite, ut divina gracia
cooperante cum augmento possitis, quod restat, in eadem et
qualibet gente alia a via recta catholica devianti et infidelitatis
errore laboranti reducere, ut et magnum omnipotenti Deo devo-
cionis vestre studio sacrificium afferatis et ea que de vobis
narrata sunt, et crescant et vera esse modis omnibus conspi-
ciantur. Servata quippe veritate historie quid est aliud, quod
diluvii tempore humanum geuus extra archam moritur ad vitam
vero in archa servatur; nisi hoc quod aperte cernimus, quia
infideles quosque extra ecclesiam peccati sui unda perimit et
fideles suos in iide atque charitate sancte ecclesie unitos quasi
archicompago custodit. Propter hoc edepoi frater charissime
oranipotens Dens bonos quosque ad populorum regimina per-
ducit, ut per eos omnibus, quibus relata fuerint dona sue pietatis,
impendat, quod vestro ministerio in Samogitica gente factum
cognouimus, cui vestra gloria idcirco est preposita, ut per bona
que vobis concessa sunt, eciam subjecte vobis gentis superna
beneficia preparentur. Et ideo gloriose frater eam quam acce-
pistis divinitus graciam, soUicita mente custodite, christianam
fidem in populis vobis subditis extendere festinate, zelum
rectitudinis vestre in eorum conversione multiplicate, idolorum
cultus avertite, fanorum edificia evertite, subditorum mores in
magna vite mundicia per bonos predicatores evangelizantes
bona exhortando arguendo, corrigendo et boni operis exempla
ministrando edificate, ut illum retributorem inveniatis in coelo
cujus nomen atque cognicionem dilataveritis in terra. Ipse
enim vestre glorie nomen eciam posteris gloriosius reddit,
cujus vos honorem queritis et reservatis in gentibus ; sie enim
Constantinus quondam piissimus imperator Romanorum rem-
publicam a perversis idolorum cultoribus revocans omnipotenti
Deo domino nostro Jesu Christo secum subdidit seque cum
subjectis populis tota ad eum mente convertit in ecclesiarum-
que fundacionibus et dotacionibus solam liberalitatis et muni-
ficencie sue iramensitatem posuit, unde factum est, ut anti-
quorum principum nomen suis ille vir laudibus vinceret, et
tanto in opinione predecessores suos transcenderet quanto et in
bono opere superaret. Et nunc itaque gloria vestra cognicionem
unius Dei patris et filii et spiritus sancti regibus ac populis
annunciat, ut et antiquos regni vestri reges laudibus ac meritis
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transeaüs, et quanto in ßubjectis vestris eciam aliena peccata
deterseritisy tanto eciam ante omnipotentis Dei terribile examen
securiuB de talentis vobis traditis valeatis bonam reddere
racionem. Datum Constancie etc.
H. Anhang.
Aus dem Haupttfaeil der Handschrift fügen wir noch zwei
Urkunden bei, die eine von Karl IV. (Nr. XCIV [66]) und die
andere von dem Infanten Peter von Portugal (Nr. XXV [67]). —
Der Werth des von Karl IV. dem Ketzerinquisitor Walther
Erelinger ertheilten Privilegs liegt besonders in der bestimmten
Skizzirung der wirthschaftlichen Irrlehren der Begharden,
welche den Hass wider sie jedenfalls besser begründen, als
ihre rituellen und dogmatischen Abweichungen. Gedruckt ist
diese Urkunde wohl noch nicht, auch wenn sie mit der von
Schum im Stadtarchiv zu Erfurt gefundenen Abschrift (Boehmer-
Huber Regesta Nr. 4761) identisch sein sollte, was nach dem
a. a. O. mitgetheilten Auszuge gar nicht zu vermuthen ist,
obwohl sie von demselben Tage datirt. Dort heisst es: Kai'l
ernennt den Walter Krelinger zum Inquisitionsrichter gegen
die Begharden und ertheilt ihm beim Mangel geeigneter Notare
und ProtocoUfuhrer Vollmacht, solche im Namen des Kaisers
zu ernennen und zu beeidigen. Davon ist in unserer Urkunde
keine Rede. Wohl aber kann diese letztere, die augenscheinlich
and natürlicher Weise dieselben Zeugen hat, einen schon von
Huber angemerkten Irrthum der Erfurter Urkunde (Abschr.) er-
läutern, insofern dort Boczko v. Wilharticz als Hofmeister aufge-
fährt wird, obwohl er Hofmarschall war. Unsere Urkunde zeigt,
dasB in der Erfurter Abschrift eine Zeile ausgefallen ist; es
muss heissen: Bohuslaus de Wilharticz imperialis curie nostre
mareschallus, Andreas de Duba imperialis camere nostre ma-
xister. — Eben so wenig aber kann unsere Urkunde hier mit
der von Herquet im Stadtarchiv zu Mühlhausen gefundenen
Originalurkunde übereinstimmen (Boehmer-Huber Nr. 4756),
da neben dem Inhalt das Datum abweichend ist. Auf die
HQhlhausener Urkunde aber vom 9. Juni 1369 scheint unsere
mit den Worten: quocirca dudum literas Cesaree majestatis
hinzudeuten. — In das Jahr 1417 aber versetzt uns wieder
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das zweite dem Haupttheil der Handschrift entoommene
Notariatsinstrument (Nr. XXV [67]), das den Hausgouverneur
des Infanten Peter von Portugal, Don Alvarez Consalvi, be-
vollmächtigt, für den Prinzen eine Braut zu suchen und ein
Verlöbniss mit ihr abzuschliessen. Don Alvarez Consalvi
gehörte zu der nach Constanz abgeschickten Gesandtschaft,
und der »ihm in dem Notariatsinstrument ertheilte Auftrag
scheint eine Nebenaufgabe gewesen zu sein, die der König
Johann von Portugal ihm gestellt hatte. Vermuthlich hatte
Consalvi Veranlassung dieses Instrument in der Kanzlei Sigis-
munds vorzulegen, und so mag es in das Copialbuch ge-
kommen sein.
66. (XCIV.) Luca, 17. Juni 1369.
Kaiser Karl IV. gestattet dem Ketzerrichter Walther Krelinger
die Häuser der Begharden und Beginen zu confisciren und
bestimmten Zwecken zu widmen.
In nomine sancte et individue trinitatis feliciter Amen.
Karolus quartus divina favente clemencia Romanorum imperator
semper augustus et Bohemie rex, ad perpetuam rei memoriam.
Pre cunctis mentis nostre desiderabilibus tota mente optantes
fidei incrementa ad eam a malignorum et perversorum hereti-
corum nee non fautorum defensatorum et receptatorum ipsorum
dolosis insidiis et fraudulentis fallaciis quibus vineam domini
Sabbaoth nequiter satagunt demoliri, eo animosius aspiramus,
quo in animarum stragem hujusmodi pestilentes perniciosius
agere dinoscuntur. Quocirca dominus noster summus pontifex
dominus Urbanus papa quintus honorabilibus et religiosis fra-
tribus Walthero Kerlingen (sie!) ordinis predicatorum magistro
in theologia capellano nostro commensali familiari devoto dilecto
neC non Ludovico de Caligia et aliis duobus fratribus per
dictum Waltherum nominandis ejusdem ordinis officium inqui-
sicionis heretice pravitatis in partibus Alamanie auctoritate
sedis apostolice ad destinanda quorumlibet hereticorum iniqua
molimina dudum recommisit et specialiter ad destruendas et
eliminandas sectas illorum hereticorum, qui Begardi et Begine
vocantur, que secte nimis dispendiose et periculose in caulis
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169
fidelium dinoscuntur eo, quod < majorem paupertatem simul votis
vovent sea profitentur, quod nihil halbere velint nee debeant
in proprio nee eommuni quam eeiam vestibus vilibus mentita
sibi iniquitate exterius pretendunt; interius autem ut vulpeeule
yineam domini Sabbaotk satagunt demoliri. Cum tarnen eedem
secte dudum per ecclesiam damnate dinoseantur et talis pau-
pertas hereticalis sit judicata, quocirca dudum literas cesaree
majestatis predictis magistris Walthero et Ludovico ac aliis
inquisitoribus cum certis penis super extirpacione earundem
sectarum ad universos nobis et sacro Romano imperio subditos
directas majestatem cesaream dedisse recolimus et efficaciua
emisisse; sie quod opitulante domino Dep ac domino nostro
summo pontifice mandante et seriosius precipiente dictorumque
inquisitorum magistri Waltheri et Ludovici ministerio mediante
de certis partibus ut lete audivimus videlicet de provinciis Magde-
borgensi et Bremens! terris Turingie Saxonie et Hassie et aliis
certis partibus Alamanie predicte secte maledicte Begardorum
et Beningarum (sie !) penitus sunt destructe, quod ubique terra-
rnm fieri affectamus, super quo mandata nostra imperialis
majestatis dirigimus penis plena, et ne domus conventicula;
qoas et que dicti B^;ardi et Begine que tam sacrilegam pau-
pertatem videlicet: nihil habere in proprio vel eommuni et
hone esse statum in mundo perfectissimum asserentes credentes
at per plures annos et tempora tenentes vovere dinoscuntur et
Tovent conti nue, prout ad nostre serenitatis noticiam veridice
est deductum, inhabitaverunt simul diucius in periculum ani-
maram suarum commorantes, et ne in futurum per quemlibet vel
qnoslibet; qui vel que Begardi vel Begine hujusmodi fuerunt —
in processu temporis minimis neglectis probabantur in majora, ut
81 duabus personis vel tribus hujusmodi simul commorantibus
conventicula redirent et fieret error posterior pejor priore, hoc
presenti Statute et edicto ex nostra certa sciencia non ex errore,
sed de principum nostrorum consilio deliberato statuimus ordi-
namus et sancimus, cum officium inquisicionis in partibus Ala-
manie nullam domum domicilium turrim forciam pro custodia
' Im Cod. folgt hier exterius pretendunt interius autem ut vulpeeule
vineam domini Sabbaoth satagunt demoliri, also der am Schlnss des
Satzes noch einmal Torkommende Passus. Offenbar ein Versehen des
Abschreibers.
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170
et captivitate suspectorum de heresi examinandorum in fide
nee non pro inmurandis j)erpetui8 temporibus vel ad tempus,
ut juris est, quibusdam hereticis qui ad gremium ecclesie abju-
rata heresi redierint vel redierunt, propter quod multi heretici
in animarum suarum et aliorum fidelium grave perictdum per-
manent impuniti et semen in alios emittent venenosum, qoare
omnes domos et conventicula in quibus hujusmodi Begardi
habitaverunt seu adhuc inhabitare dinoscuntur in aliquibos locis
officio inquisicionis pro usu predicto ibidem carceribus firmis
faciendis imperiali majestate damus applicamns libere et assigna-
mus ; domos autem seu conventicula Beginarum in quibus pro-
hibile commorabantur vel adhuc commorantur, vendi precipimus
et precium taliter decernimus instar Romanorum pontificum et
di verum imperatorum predecessorum nostrorum dividendum,
quod una tercia pars hujusmodi precii, cum in pluribus tales
domus et bona per quosdam bonos homines simplices pia inten-
cione comparata sint, per modum elemosinarum, volumuS; ut
hujusmodi tercia pars precii per inquisicionem adjonctis sibi
duobus discretis viris clare fame zelatoribus fidei, uno clerico
et alio laico, qui Deum habentes pre oculis, in pios usus vide-
licet elemosinas pauperum; reformaciones xenodochiorum, seu ad
cultum divinum vel eisdem personis, si que sint miserabiles et
ab errore suo sunt converse, aut sustentacionem aliorum qui
heresim abjurando et immuratorum si aliunde non habent, unde
sustententur, convertatur; super quo inquisitorum et aliorum
consciencias oneramus. Altera vero tercia pars inquisitori illius
loci auctoritate apostolica instituto seu suo vicario vel insti-
tuendo auctoritate predicta aut certo nuncio debet integraliter
sine omni excusacione vel contradiccione presentari in usus
utilitates et necessitates ejus pro suo libito convertenda, atten-
dentes quod sanctum officium inquisicionis absque laboribus et
expensis ac sumptibus nequit exerceri et ob hoc ipsis inquisi-
toribus in premissis volentes temporal! subsidio subvenire, ne
tam pium laborem propter necessariorum defectum oporteat
intermitti. Residuam vero terciam partem predicti precii et
valoris profeccionibus murorum civitatis vel oppidi, castri vel
ville ac reparacionibus viarum publicarum ubi predicte domus
existunt; applicamus, utpote qui reipublice occulte et fraudu-
lenter nocebant per terciam partem precii domorum et rerum
quas suis usibus applicabant imo mendaciter sibi vendicabant.
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171
nunc procedentibus temporibus deinde respublica augeatur. Ne
aatem circa bona possessiones domos seu conventicula et res
quas in usa habebant vel habent hujusmodi Begardi et Begine^
fraas fieri possit talis provisionis^ in hoc duximus remedium
ordinandum, quod duo antiquiores magistri consulum qui actu
sunt vel erunt pro tempore una cum sculteto vel judice civi-
tatis oppidi castri seu ville, si sint, vel duo alii viri approbati
clare fame habentes Deum pre oculis in locis^ ubi magistri
consulum non sunt, vel alter eorum quos inquisitor de consilio
discretorum et fidei zelatorum nominabit illius loci in quo hujus-
modi domus conventicula vel res existunt^ una cum certo nuncio
inqnisitoris sub testimonio trium aliorum virorum fide dignorum
de premissis domibus se intromittant, auctoritate nostra imperiali
hoc ipsis imponimus et mandamus gracie nostre et Romani
imperii sub obtentu; et quantocius commode poterunt, vendant
hujusmodi bona et tradant distribuant assignent modo quo
superius per nos est ordinatum; et hoc continue infra unum
mensem postquam nostri edicti et statu ti presentis tenor ibidem
fuerit intimatus. De domibus autem seu conventiculis locorum
in quibus adhuc Begardi seu Begine hujusmodi commorantur
post expulsionem seu amocionem ipsorum ac ipsarum infra
tres dies immediate sequentes eodem modo decernimus agen-
dum et procedendum; prout superius de aliis domibus conven-
ticulis et rebus Begardorum et Beginarum per nostram cesa-
ream majestatem est sancitum definitum et preordinatum. Nulli
ergo omnino hominum liceat hanc nostre constitucionis edicti
definicionis et applicacionis paginam infringere seu ei quovis
ausu temerario quomodolibet contraire; si quis autem harura
constitucionum et edicti definicionibus et applicacionibus quovis
modo contrarium attentare presumpserit^ indignacionem nostram
gravissimam et penam C marcarum auri purissimi tocies quo-
cies contra factum fuerit, se noverit irremissibiliter incursurum,
quarum medietatem imperiali nostro fisco seu erario, reliquam
vero partem ipsi inquisitori pro loco usibus decernimus appli-
cari. Si vero, quod absit, aliquis vel aliqui conjunctim vel
divisim cujuscunque condicionis Status vel preheminencie ex-
titerint, ausu temerario predictis nostris statutis definicionibus
et applicacionibus ac edicto contravenirent seu quovis modo
ipsos inquisitores vel inquisitorem molestarent impedirent seu
turbarent seu eorum officiales aut dicte constitucionis nostre
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172
execucionem directe vel indirecte occulte vel manifeste per se
vel per alium seu alios impedirent quovis modo, talem seu
tales elapso trium mensium termino exnunc prout extunc et
extune prout exnunc preter penam predietam omnia bona ipsius
vel ipsorum imperiali fisco applicamus ac ipsum et ipsos Omni-
bus graciis privilegiis libertaübus immunitatibus dignitatibus
bonoribus cesarea majestate privamus et spoliamus ac privates
denunciamus ipso facto. Signum ^ Serenissimi principis et do-
mini domini Earoli quarti Romanorum imperatoris et invictis-
simi et gloriosissimi Bohemie regis. Testes hujus rei sunt,
reverendissimus in Christo pater dominus Guido Portuensis
episcopus sancte Romane ecclesie cardinalis pro majestate
nostra cesarea in partibus Italic locumtenens et generalis vica-
rius; venerabiles Johannes Olomucensis imperialis aule nostre
cancellarius, Wilhelmus Lucanensis et Johannes Spoletane eccle-
siarum episcopi; illustres Rupertus Lignicensis et Henricos
Lituanie duces; Johannes dictus Sobeslaus Moravie marchio,
Mattheus de Briberro comes, nobiles Petrus de Wartemberg
imperialis curie nostre magister, Bohuslaus de Wilharticz impe-
rialis curie nostre mareschallus, Andreas de Duba imperialis
camere nostre magister, Bemhardus et Jaroslaus fratres bur-
gravii de Donin, ^ nee non alii quamplures nostri et sacri
imperii nobiles et fideles. Presencium sub imperialis nostre
majestatis sigilli testimonio literarum. Datum in civitate nostra
Lucana anno domini millesimo trecentesimo sexagesimo nono,
indiccione septima, XV Ealendas Julii, regnorum nosti'orum
anno XXIIP imperii vero XV°.
Per dominum imperatorem
Hermannus thesaurarius.
1 Die Signatursiglen sind in der Handschrift am Rande sorg-sam nachge-
zeichnet. Ich lasse sie weg, weil nicht alle in den üblichen Drucktypen
zn haben wären.
2 Dorim? im Cod.
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173
67. (XXV). • Arrayoli, 8. Januar 1417.
Der Infant von Portugal, Herzog Peter von Coimbria, gibt dem
Don Alvarez Consalvi Vollmadit für ihn ein Ehebündniss mit
der Tochter irgend eines Fürsten abzuschliessen.
In nomine domini Amen. Anno Cesaris seeundum regno-
rum Portugallie et Algarbii cursum MCCCCLIV** videlicet a
nativitate domini MCCCCXVIP die vero octava mensis Januarii
in mei notarii publici et testium infra scriptorum ad hoc voca-
toram specialiter et rogatorum presencia personaliter constitutus
ilhstris et excellens dominus dominus infans Petrus Conimbrie
dux Serenissimi et incliti principis et domini domini Johannis
dei gracia predictorum regnorum Portugallie et Algarbii regis
filius confisus de legalitate et prudeUcia magnifici militis domini
Alvari Consalvi de Atayde domus sue gubernatoris omnibus
melioribus modo via forma et jure^ quibus melius validius et
efficacius potuit et debuit, fecit constituit creavit et solempniter
ordinavit eundem dominum Alvarum suum verum certum legiti-
mum sufficientem et indubitatum procuratorem actorem factorem
et negociorum suorum gestorem et nuncium specialem absentem
tanquam presentem dans et concedens sibi plenam et liberam
potestatem et mandatum speciale, quod pro ipso et nomine
SUD contrahat et contrahere possit et debeat sponsalia per
verba de fiituro et matrimonium per verba legitime de pre-
senti cum quacunque illustri et inclyta muliere filia cujus-
cunque serenissimi regis principis aut ducis, quam eligere
poBsit juxta ipsiuB domini infantis Status condecenciam , nee
noD cum eadem muliere, cum qua sie suo nomine contraxerit,
seu cum quacunque persona ab ea deputata seu deputanda
pretextu sponsalium et matrimonii predictorum seu alterius eorum
inire tractare firmare disponere ordinäre quascunque condiciones
pacciones juramenta stipulaciones fidejussiones novaciones dele-
gaciones obligaciones firmitates promissiones permutaciones
cambia transacciones compromissiones soluciones donaciones
quittaciones et quecunque alia contractuum genera seu que
quocunque seu quibuscunque nomine seu nominibus nuncu-
pentur, ac in premissis et premissorum quolibet quecunque
pacta et condiciones ponere tam respectu dotis constituende
quam restituende quam donacionis propter nupcias seu eciam
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174
arrarum penarum bonorum parafernalium quam eciam aliorum
quorumcunquC; et ad petendum et conficiendum quaseunque
Bcripturas tam publicas quam privatas in premissis et premis-
sorum quolibet necessarias et opportunas ad robur et certitu-
dinem premissorum, et generaliter ad omnia alia et singula
faciendum dicendum procurandum ineundum tractandum fir-
mandum disponendum ordinandum promovendum concordandum
obligandum et ypothecandum circa sponsalia et matrimonium
ac omnia alia et singula suprascripta et ab eis et eorum aliquo
deseendencia et dependencia, que bonus verus legitimusque et
Bufficiens procurator et nuncius specialis ad similia constitutus
faceret diceret procuraret iniret tractaret concordaret iirmaret
disponeret ordinaret obligaret et ypothecaret, et que ipse do-
minus infans constituens facere dicere procurare inire tractare
concordare firmare disponere ordinäre obligare et ypothecare
posset; si in premissis et premissorum quolibet presens per-
sonaliter interfuisset; eciamsi mandatum magis exigant speciale
quam hie est expressum, et ad jurandum in animam predicti
domini constituentis quodcunque licitum juramentum ad pre-
missa necessarium et opportunum, promittens mihi infrascripto
notario stipulanti vice et nomine omnium et singulorum quorum
interest aut interesse poterit quomodolibet in futurum, se ratum
gratum firmum et stabile perpetuo habiturum, quicquid per
eundem dominum Alvarum procuratorem suum in premissis et
premissorum quolibet actum gestum dictum tractatum procu-
ratum ordinatum obligatum concordatum et firmatum fuerit, et
non contravenire de facto vel de jure sub ypotheca et obliga-
cione omnium bonorum suorum presencium et futurorum, que
ad observacionem premissorum expresse et specialiter obligavit
et ypothecavit, renunciando omnibus excepcionibus tam juris
quam facti doli mali et aliis quibuscunque, eciamsi de eis aut
earum aliqua requiratur mencio specialis seu revocacio singu-
laris et expressa, quam et quas in enervacionem presentis man-
dati noluit habere locum. Acta fuerunt hec in suburbio de
Arrayollis oppidi Elborensis diocesis in camera pallatii in quo
memoratus dominus rex ad presens moram trahit, die mense
et anno quibus supra, presentibus ibidem illustribus et excel-
lentibus dominis dominis Eduarde primogenito et Heinrico duce
de Visco et domino de Comliana ac Johanne infantibus ejus-
dem domini regis Portugalie filiis, ac honorabili et egregio
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175
viro domino Martino de Sensu legum doctore consiliario suo
testibus ad premissa vocatis speeialiter et rogatis.
Et ego Antbonius Martini canonicus Ulixbonensis
prefati domini regis Portugalie et Algarbie secretarius
ipsiusque regia auctoritate publicus notariuS; quia pre-
missis Omnibus et singulis una cum prenominatis testibus
presens interfui eaque per memoratum dominum Petrum
infantem sie fieri vidi et audivi, ideoque hoc presens
publicum instrumentum manu propria scriptum signoque
et nomine meis solitis et consuetis signatum confeci publi-
cavi et in hanc publicam formam redegi rogatus et re-
quisitus in fidem et testimonium omnium singulorumque
premissorum.
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DAS
MINISTERIALENGESCHLECHT
VON
WILDONIE.
VON
D« KARL FERDINAND KUMMER,
PROFBS80R AM K. IL STA ATSOTMNABnJM IM IX. BEZIRK IN WIBM.
ArelÜT. Bd. UX. L Hilft«. 12
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VORWORT.
Die Ministerialen von Wildonie beanspruchen ein
doppeltes Interesse: ein literarhistorisches, denn einer ihrer
Angehörigen, Herrand II. von Wildonie, war ein deutscher
Dichter, von dem sich vier mittelhochdeutsche Erzählungen und
einige Liederstrophen erhalten haben; dann aber auch ein
historisches, denn die Wildonier spielen in der Geschichte
der Steiermark eine wichtige Rolle, namentlich zur Zeit des
Interregnums und der Begründung der habsburgischen Herr-
schaft, deren Förderer und zeitweilige Gegner sie gewesen.
Um des erwähnten Dichters willen haben F. H. von der
Hagen, J. Bergmann und K. Weinhold die Genealogie dieses
Geschlechtes theilweise festzustellen gesucht. Auch die vor-
liegende Arbeit hat ihren Ausgangspunkt von dem steierischen
Poeten des dreizehnten Jahrhunderts genommen. Für die dem-
nächst erscheinende neue Ausgabe der poetischen Erzäh-
lungen des Herrand von Wildonie, welche an die Stelle
der ziemlich selten gewordenen J. Bergmanns treten soll, schien
es mir nothwendig, die Geschichte des Geschlechtes mit Zuhilfe-
nahme aller zugänglichen Quellen zu erforschen. Dank dem
reichlichen Zuflüsse derselben erweiterte sich die Vorarbeit zu
einer selbständigen Darstellung ähnlicher Art wie Weinholds
^Minnesinger von Stadeck und sein Geschlecht' in den Sitzungs-
berichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, phil.-
hist. Classe, Bd. XXXV, S. 152—186.
Dem k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archive zu Wien,
sowie dem Landes-Archive zu Graz verdanke ich zahlreiche
wichtige Urkunden. Ausserdem haben mich der Vorstand des
12*
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180
letzteren, Herr Professor J. von Zahn, darch freundliche
Ueberlassung der Aushängebogen des zweiten Bandes des steier-
märkischen Urkundenbuches, Herr M. Felicetti Edler von
Liebenfels, k. k. Hauptmann i. R. in Graz, durch einen
stattlichen Fascikel Regesten und zahlreiche Urkundencopien,
sowie mein verehrter Freund, Herr Professor Dr. A. Luschin
Ritter von Ebengreuth in Graz, durch Rath und That
wirksam unterstützt. Ihnen allen sowie den genannten Ai*chiven
spreche ich hiemit meinen aufrichtigsten Dank aus.
Wien, am 5. März 1879.
K, F. Kummer.
Auaser den in den Anmerkungen mit dem vollen Titel citirten Büchern
wurden folgende Abkürsungen für benützte Hilfsmittel gebraucht:
A. f. d. A Anzeiger für deutsches Alterthnm etc., Beilage der Zeitschr.
f. deutsches Alterthum.
Ank., Reg y. Ankershofe n's Regesten zur Geschichte Kämthens im
Archiv f. Kunde österr. Qeschichtsquellen, Bd. 1 u. ff.
Beck-W.,C.-Comm. Beck-Widmanstetter, die Siegel der Wildonier, in Mit-
theilungen der Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Baudenkmale, 1872, S. CCXI— CGXVI.
Beck- W., Mitth . .Beck-Widmanstetter, Ulrich*s v. Liechtenstein Grab auf
der Frauenburg, in Mitth. d. histor. Vereines f. Steiermark,
Bd. 19 (1871), S. 199—226.
Bergm., Anz.-Bl. . J. Bergmann, des steiermärkiflchen Herrn und Sängers
Herant Ton Wildon vier poetische Erzählungen aus der
Mitte des drejzehnten Jahrhunderts, im Anzeigeblatt für
Wissenschaft und Kunst, Beilage der Wiener Jahrbücher
der Literatur, Bd. 95 u. 96 (1841), S. 1—32 u. 33—61.
Boehm«, Reg. . . . J. F. Boehmer, Regesta imperii inde ab anno 1246 usque
ad annum 1313. Stuttg., 1844, mit den beiden Addidamentis
V. 1849 u. 1867.
Caes. Ann. Stir. . Julius Aquilinus Caesar, Annales sacri duoatus Stiriae,
3 Bde, Graez u. Wien, 1768—1777.
Ctufr Zahn, Codex Austriaco-Frisingensis in Fontes rer. austr.
n. Abth., Bd. 31, 36, 36.
!>• 8t. (Pusch u. Froehlich) Diplomataria sacra ducatus Stiriae,
2 Bde, Viennae 1756—1757.
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181
FeL, Beitr Felicetti v. Liebenfels, Steiermark vom achten bis
zwölften Jahrhundert, in Beitrüge z. Kunde Steiermark.
Geschichtsquellen, 9. Hft., S. 3—60; 10. Hft., 8. 24—129.
F. R. A. n. . . . . Fontes rerum austriacamm, II. Abth., Diplomata et Acta.
Wien, 18ÖÖ, flf.
Friess, Euenr. . . E. Friess, die Herren Ton Euenring. Wien, 1874.
Goeth, Bfitth. . . . Goeth, Urkunden -Regesten z. Gesch. d. Steiermark von
1262—1580, in Mitth. d. histor. Vereines f. Steiermark,
H. 5 u. ff.
HMS F. H. V. d. Hagen, Minnesinger, 4 Bde. Leipzig, 1838.
H.-H.-St.-A Urkunden des k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staats-
Archivs zu Wien.
Je. Arch Ungedruckte Urkunden des steiermirkischen Landesarchiys
(früher ,Joanneums-Archiy*) zu Graz.
Krön., Mitth. . . . Erones, die Herrschaft E. Otakars U. t. Böhmen in Steier-
mark etc., in Mitth. d. histor. Vereines f. Steiermark, 22. Hft.
(1874).
Krön., Oe. G. . . . Erones, Handbuch der Geschichte Oesterreichs, Berlin,
1876 iL Bd. 1 u. 2.
Liehn., Habsb. . . Fürst v. Lichnowsky, Geschichte des Hauses Habs-
burg, Wien, 1836. Bd. 1 u. 2.
Lor., D. G O. Lorenz, Deutsche Geschichte im dreizehnten und vier-
zehnten Jahrhundert. Wien, 1863—1867, 2 Bde.
Lor., G.-Q. I. . . . O. Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter,
von der Mitte des dreizehnten bis Ende des vierzehnten
Jahrhtmderts. I. Auflage. Berlin, 1870.
Losch., Beitr. . . A. v. Luschin-Ebengreuth, die steirischen Landhand-
festen, in Beiträge z. Eunde Steiermark. Geschichtsquellen,
Hft. 9 (1872).
Mayer Geschichte Oesterreichs mit besonderer Rücksicht auf Cul-
turgeschichte, 2 Bde. Wien, 1874.
M., Bab A. V. Meiller, Regesten z. Geschichte d. Markgr. a. d.
Hause Babenberg. Wien, 1850.
M. G. Scr. Monumenta Germaniae, I. Abth. Scriptores.
Mitth Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark.
Graz, 1851 ff. 25 Hefte.
M., Salzb A. V. Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensinm,
i. a. a. 1106 u. a. a. 1246. Wien, 1866.
Much A. V. Muchar, Geschichte des Herzogthumes Steiermark,
9 Theile; der 9. Theil Registerband von Goeth. Graez,
1844—1874.
N.-Bl Notizenblatt, Beilage z. Archiv f. Eunde österr. Geschichts-
quellen. Wien, 1851 ff.
Pez, Scr H. Pez, scriptores rerum austriacarum veteres ac genuini
3Bde, Lipsiae, 1721—1725; Ratisbonae, 1745.
Potth., Suppl. . . . A. Potthast, Bibliotheca historica medii aevi, Supplement.
Berlin, 1868.
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182
Rauch, Scr A. Rauch, Rerum austriac. scriptores, 3 Bde, Vindobonae, j
1793—1794. j
R.-Chr Otackers steierische Reimchronik, abg^r. in Pez, scriptores "
rer. austriac. T. III. !
Röhr., Zs. f. d. Ph. . Röhricht, die Deutschen auf den Kreuzzügen in Zeitschr.
f. deutsche Philologie, herausg. von Zacher und H ö p f n e r, '
Bd. 7.
S.-B Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften i
in Wien, philosophisch-historische Clasae. J
U.-B Zahn, SteiermSrkisches Urkundenbuch, 1. Bd. bis 1192, I
Graz, 1876; 2. Bd. bis 1246 in Aushängebogen (Citate nach '
Band und Nummer der Urktmde).
U.-B. O.-Oest . . Urkundenbuch des Landes ob der £ns, herausg. Tom Mus.
franc CaroL 6 Bde. Wien, 1852—1872 (Citate nach Band
und Nummer der Urkunde). '
U.-B. S. Paul. . . . Sehr oll, Urkundenbuch von St. Paul, in Fontes rer. austr. '
U. Abth., Bd. 39. ?^^
W., Adm Wichner, Geschichte von Admont, Graz, 1874, £f. 3 Bde. lOold«
Weinh., Anth. . . K. Weinhold, Antheil der Steiermark an der deutschen )|
Dichtung des dreizehnten Jahrhunderts, im Almanach der
kais. Akademie der Wissenschaften. Wien, 1860. ■
Weinh., S.-B. . . . K. Weinhold, der Minnesinger von Stadeck und sein i...
Geschlecht, in Sitznngsber. der kais. Akademie der Wissen-
schaften, phiL-hist. Cl., Bd. 3ö, S. 152—186. ^'
m
n.
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Ler Stammtafel der steierischen Liechtensteine.
vgl. Mitth. 19, 199—226.
Dietmar III. bis 1220
G. Gertrud
ülrieh I. Hartoid Dietmar IT. t. Offenbnrgr
c. 1200—1275 1271—1298 1224—1265
jr. Berhta v. Weizzenstein Pfarrer in Pols, B. v. Gurk
III. Otto IT. Knnigrunde Allieid Margaretha
t, 1294, 1311 veriA. 1280, 1301—1828
309 t V. 1309 G. Ulrich IL v. Wildon-Eppenstein
G. Hartnid v. Pettau 1279—1286
II. Otto II.
185 gest. 1311, 24. Nov.
Goldeck G. I. Agnes v. Wildon
II. Alheid v. Potteudorf
III. Diemnod
Diemaod
G. Wulfing
V. Trewenstein
gest vor 1284
Perohta
G. Herrand II.
V. Wildon
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Das Minlsterialengesehlecht der Herren ron Wildonie.
Südlich von Graz, am rechten Murufer, erhebt sich der
Wildonerberg, an dessen Fasse die geschlossene Niederlassung
Wildon liegt; seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ein Markt. ^
Wildon besass im Mittelalter zwei Schlösser, das alte Wildon
nnd die herzogliche Kammerveste Ober -Wildon oder das Neu -
^ Wildon als Ortsname, nicht als Beiname eines Angehörigen des Ge-
schlechtes ,yon WildonS also wohl die Niederlassung bezeichnend und nicht
dasSchloss, erscheint zuerst 1219, 17. II. Salzburg: Erzbischof Eberhard II.
dotirt das von ihm gegründete Bisthnm Seckau mit Pfarren und Kirchen
und führt zuletzt an : et item ecclesia sancte Margarete iuxta Wildoniam.
U.-B, 2, 163, 8. 24Ö. Ferner erwühnt 1262 Ulrich L von Wildon einen
civis noster de Wildonia^S. 234, A. 1). DesMarktgericbtes in Wildon ,iudicium
fori' erwähnt das Rationarium Stiriae von 1262 (s. u. S. 184, A. 2), femer eine
Urkunde K. Albrechts von 1295, 5. U. Wien (Anhang 10). Die lateinische
Form Wildonia entspricht der am häufigsten vorkommenden deutschen
Form fWildonie*; daneben erscheinen noch manche andere Formen:
WUdonigen 1178/89, W. Adm. 2, 28 u. 236. Uidonia 1195, U.-B. 2, 11, 33.
Wüdone 1196, 8. IIL Graz, U.-B. 2, 16, 39. Vvildonie 1201, 28. VIII. Ad-
mont, U.-B. 2, 43. 73. Wildonien 1202, 4. VI. Admont, U.-B. 2, 60, 88. Wil-
doni 1203, 29. XL Friesach, U.-B. 2, 64, 106. Wildonin 1207 (aus 1180/92),
U.-B, 2, 87, 136. WiUdon 1212, 12. V. Nürnberg, M. Bab. 109, 100. Wildan
1212, 7. XI. Neuberg, Jo. Arch. C. 372. de Wüdonii 1217, . . Juni, U.-B.
2, 147, 219. Wüdonigin 1219/22 (fälschlich 1200), U.-B. O.-Oest. 2, 329.
Wildonig 1220, U.-B. 2, 184, 266. de WUdoni 1220, 21. XU. U.-B. 2, 173,
257. Wildoning c. 1296, F.R.A. II, 3, 240. — Die dem Herrand II. von
Wildonie gehörigen Strophen der Pariser Liederhandschrift (Hagen MS I,
347, n. 66) sind überschrieben mit ,Der von Wildonie' ; Otackers Reim-
chronik hat die Form Wildoni oder Wildony; die Ambraser Hs., welche
die poetischen Erzählungen des erwähnten Herrand II. von Wildonie
enthält, hat am Schlüsse der 1., 2. und 4. Erzählung ,Wildonie*, am
Schlüsse der 3. ,Wildenow*.
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184
haus ; ^ dieses dürfte mit dem neuen Schlosse am oberen Ende
des Marktes oder dem sogenannten Freihause identisch sein.
Auf der letzteren Burg sass, wenigstens zu König Ottokars
Zeiten, ein Burggraf, der fünfzig Mark Jahresgehalt bezog ; ^
das erstere ist die Stammburg des steierischen Ministerialen-
geschlechtes der Edelherren von Wildonie. Die Ruinen des
Schlosses stehen noch heute und geben einen Begriflf von der
ehemaligen Ausdehnung des verschiedenen Zeiten angehörigen
Baues. ^
1 Nach Mach. 2, 129 Ifisst sich über die Zeit der Gründang der ersteren
Burg nichts bestimmen. Das zweite Schloss dürfte um die Mitte des
13. Jahrhunderts erbaut sein; die B.-Chr. nennt es c. 131 e. J. 1276 daz
neu Wüdon oder c. 497 z. J. 1291 daz new hau9 ze Wildon,
^ Much. 3, 21 nach dem Rationarium Styriae des Bischofs Bruno v. Olmütz
V. J. 1262 bei Bauch, Scr. II, 114—208 vgl. Lor., D. G. 1, 377. Die auf
die Wildoner und ihre Besitzungen bezüglichen Stellen lauten: 8. 114:
ego Helwicus notarius . . . examinatis omnibus . . . Styriae ofiGcüs prin-
cipatui attinentibus omnes proventns eorum studui compilare . . . ao dorn
mcclxii mense januario . . . locata sunt officia Styriae per . . . Br&nonem
Olomucensem episcopum ... (115) officium et iudicium provinciale circa
Ybannoalde deputata sunt dapifero de Fulmensteine . . . item iudicium
provineiale in Wildonia et iudicium fori cum ceteris prouentibus, deputata
sunt pro custodia maioria cctstri Wüdon ad estimationem 1 maroarum . . .
(116) insuper hec cedunt pro custodia castrorum videlicet (Pettau und
Tüffer 200 Mk., Mautenberg 150 Mk.) ... in WUdonia marce (dann
folgen noch zwei mit 50 und mehrere mit 8—20 Mk, darunter S. 117):
. . . item ad castrum in Primarapurch zv marcas ... ad Walisiain vj mar-
cas, ... ad Rvtgerspwck vj marcas et tres medios frumenti ... (In dem
Verzeichnisse der prouentus prediorum in Marchpureh S. 136 ff. er-
scheinen S. 144 porci qui dicuntur techswein — vgL Lexer, Mhd. Wb. 1,
415 u. d. W. deheni) — (8. 145) porci de vrbor . . . summa porcorum
zjjj. de hiis autem porcis tue de Wildonia tollit officii sui dapiferatum
infeodatum ut dicit xl de levioribus (folgen andere, welche eben solche
Schweine beziehen). S. 152 f. werden die Einkünfte von Wildon
einzeln angeführt; S. 183: denotantur autem que dantur annuatim de
officio marschalcatus in Graetz. in granarium dom. nostri regis de xjjjj
barrochüs circumiacentibus, que taliter nuncupantur videlicet . . . Steuntz
. . . (189) item denotatur Barrochia in Steuntz, vel ad Sanctum Stepha-
num (folgen die einzelnen Scafßa). S. 196 bei der Pfarre Styven
heisst es : ... item de Egneynstorf v scaffia. et aliud totum ibidem re-
cipit dominus H, de Wildonia et dom. Mynhardus de Zyntzleystorf.
3 Die älteste mir erreichbare Abbildung des Schlosses befindet sich in -
M. y ischers berühmter Topographia ducatus Styriae 1681 und zeigt
einen mit Vorwerken und Verbindungsmauern sich fast über den ganzen
Schlosflberg ausdehnenden, ziemlich wohl erhaltenen Bau. Die nächste
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185
Schlosß und Ort Wildon liegen in der im 11. Jahrhun-
dert nachweisbaren Grafschaft Hengist^ * ein Name, der, ur-
sprünglich einer ganzen Grafschaft zukommend, seinen Umfang
idlmälig verengerte und sich auf einen kleinen Ort in der
Nähe von Wildon, Hengstberg, zurückzog. ^
Von diesem letzteren Orte fähren die im 12. Jahrhundert
erscheinenden Herren von Hengest den Namen. Diese dürfen
nicht mit den Wildonem identificirt werden. Allerdings ver-
schwinden die Hengest seit 1164 aus den Urkunden und seit
1173 erst sind die Wildoner zweifellos zu belegen, aber, ab-
gesehen von dem nahen Wohnorte, ist gar kein Berührungs-
punkt oder Verwandtschaftsverhältniss nachzuweisen; der bei
Abbildung liefern die , Ansiebten der Steiermark' als Beilagen der Qrazer
Tagespost in Heften mit erlfinterndem Texte (von Ilwof?) c. 1860 er-
schienen. Der kundige Verfasser dieser Skizze muss noch viel mehr
gesehen haben, als heutzutage möglieh ist Gegenwärtig ist dnrcb üppig
wucherndes Gestrüpp das Mauerwerk fast unzugfinglich und nur die
solid gemauerten Theile des alten umfänglicheren Baues, so namentlich
der imposante Bergfried (Heidenthurm) und die Umfassungsmauer
trotzen der Zeit und den Werkzeugen der Anwohner, welche das Schloss
als Steinbruch benutzen, während der innere, theilweise aus Ziegeln ge-
baute Theil, der späteren Jahrhunderten, dem 16. und folgenden (vgl.
Ansichten p. 6), angehört, einem raschen Verfi&lle entgegengeht Die
hier niedergelegten Beobachtungen sind die einzige Frucht eines Be-
suches, welchen ich im August 1877 yon Graz aus an der Seite eines
SachTerständlg^ii den Ruinen von Wildon abstattete.
' 1042, 8. XI. Neuenbürg a. Rhein, schenkt K. Heinrich III. dem Mark-
grafen Gotfrid zu Grestnic (Gösting) duos regales mansos in loeo gestnic
et in eomitatu Hengest predicti marchionis sitos, U.-B. 1, 52; c. 1066
haben Markwart, Sohn des Herzogs Adalbero von Kämthen, und seine
Gemahlin Ldutpirg Antheil an der Schlosskirche in Castro Heingist und
vertauschen diesen Antheil mit dem Erzbischof Gebhard von Salzburg
gegen andere Rechte, U.-B. 1, 68; vgl. auch das Register u. d. W. Hengest.
Das letzterwähnte Heingist (c. 1066) oder urbs Heingistiburc (1053) er-
klärt Fei, Beitr. 10, 76 ff. für identisch mit Graz. Mnch. 2, 46 u. 192
hält Hengist für Wildon.
* Von 1126—1163 wird die dem Bischöfe von Trient gehörige, seit 1136
au das oberösterreichische Kloster Suben geschenkte Kirche St. Marga-
rethen bei Wildon einfach als ecclesia Hengiste oder ad Heingest oder
als ecclesia 8. Marg. virg. ad Henngst (vgl. das Reg. des U.-B. u. d. W.
Hengstberg und Margarethen bei Wildon) bezeichnet. Dasselbe ist aus-
führlich nachgewiesen bei Fei. Beitr. 10, 75. Ein daselbst ansässiges
Ministerialengeschlecht nannte sich de S. Margaretha, später de March-
pnrc, U,-B. 1, 627.
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den Hengest beliebte Name Poppo kommt bei den Wildonem
gar nicht vor, während die Lieblingsnamen der Wildoner,
Herrand, Hartnid, Rieh er, Leutold, jenen fehlen. Freilich
bietet für die Zeit, in der die Zunamen sich erst bilden, eine
Genealogie grosse Schwierigkeit: Angehörige eines Geschlechtes
nennen sich bald nur mit Taufnamen, ^ bald nach ihrem
Stammsitze, Söhne desselben Vaters bedienen sich selten des-
selben Geschlechtsnamens, sondern führen oft verschiedene
Prädicate nach der Burg, die sie eben besitzen.^
Ebenso wenig lässt sich ganz sicher erweisen, in welchem
verwandtschaftlichen Verhältnisse die Herren von Ruckersburg, ^
^ V. Zahn in der Einleitaug zum U.-B. 1, LH.
2 Tangl in Mitth. 6, 85.
3 FeL, Beitr. 10, 77 stellt die Behauptung auf, dass Hertnid von Ruckers-
burg, der Sohn Richers, im Jahre 1173 zum ersten Male mit dem Bei-
namen de Wildonia erscheine; er beruft sich auf U.-B. 1, 228. Öö2. 664.
568. 581. Die gleiche Ansicht sprach v. Zahn in Mitth. 20, 94 (Anzeige
von Beichrs Marburger Programm vom Jahre 1867) aus: ,um 1180 lebte
ein Herrand von Wildon, der sich von Rieg^rsburg schriebt Allerdings
kann nicht in Abrede gestellt werden, Vieles spricht für Identität der
Riegersburger und Wildoner oder vielmehr für ein Aufgeben des ersteren
Namens zu Gunsten des zweiten: a) Schloss Riegersburg (richtiger
Rütkerspurc) befindet sich seit Leutold I. von Wildon (1222) erweislich in
Händen der Wildoner. b) Das Geschlecht der Riegersburger weist gleich-
zeitig drei Brüder, Hartnid, Herrand, Richer, auf^ denen drei gleiche
Namen im Geschlechte der Wildoner gleichzeitig entsprechen; die Be-
lege bietet das Regster des Ü.-B. 1. Von den Wildonern sind Herrand
und Richer als Brüder bestimmt bezeugt; nimmt man Identität der Ge-
schlechter an, so tritt Hartnid von Wildon vom Jahre 1173 und c. 1190
(U.-B. 1, 552 u. 708) in bestimmte Beziehung zu den beiden anderen
Trägem des Namens Wildon, denn die drei gleichnamigen Riegersburger
sind als Brüder bestimmt bezeugt, c) Sowohl von den Riegersburgem
als von den Wildonern werden Schenkungen an Admont berichtet, und
zwar an gleichen Orten: Hartnid von Riegersburg schenkt zu Siginsdorf
im Paltenthale c. 1145 und (1147), U.-B. 1, 228 u. 267, ebenso Richer
von Wildon (1147), U.-B. 1, 269; Hartnid von Riegersburg verzichtet auf
Güter in der Ramsau im Ensthale c. 1160 (U.-B. 1, 433), Herrand von
Wildon in der Ramsau bei Schladming c. 1185, U.-B. 1, 662, beide nach
vorhergegangenem Streite, d) Auf Urkunden des Hartnid von Riegers-
burg begegnet zweimal ein Dietmar de Pergfam als Zeuge (1147) u. c. 1160,
U.-B. 1, 267 u. 433, und ein Ortolf de Pergam kehrt als Miles wieder auf
Stainzer Urkunden Leutolds I. von Wildon, des Sohnes von Herrand I.
von Wildon. e) Beide Geschlechter stehen in nahen Beziehungen zu
Admont: Hartnid von Riegersburg vrird Laienbruder, seiner Schwester
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187
Eppenstein und Diernstein mit den Wildoniern gestanden haben ;
in späterer Zeit finden wir die Burgen der ersteren in den
Händen der letzteren.
Kind tritt ins Frauenkloster ein, und die Wildoner begegnen auf einer
nnglanblich grossen Zahl von Admonter Urkunden, wie ein Blick in das
Register des II. Bandes von Wicbners Gescbichte von Admont, Graz 1876,
überzeugt. — Qegen diese Wahrscheinlichkeitsgründe kann geltend ge-
macht werden: ad b) Die bei den Riegersburgem und Wildonem vor-
kommenden Namen finden sich sehr häufig und auch gleichzeitig in
gleichen oder ähnlichen Verbindungen: so weist z. B. das Greschlecht
der Herren von Marhburc Herrand und Bicher und des letzteren Sohn
Richer auf. Hartnid führt zwar, wenn er mit den Brüdern erscheint,
gewöhnlich ausschliesslich das Prädicat von Riegersburg, während die
Brüder lediglich als Fratres Hartnidi (1147) Ü.-B. 1, 267, Frater eins
Herrandus et Richerus, c. 1175, U.-B. 1, 581, erscheinen; aber das
geschieht nur, weil das Prädicat unmittelbar vorher genannt war; wenn
einer allein steht, so führt er sein Prädicat, das zeigt U.-B. 1, 642 : 1185,
24. VU. Graz, Richer de Rfttkerspurc. Gerade diese letztere Urkunde
— die erste bestimmt datirte eines Riegersburgers — macht die Iden-
tität zweifelhaft; denn vier Tage hernach, am 29. VII. unterschrieben
Herrandus de Wildonia et frater «ins Richerus eine Urkunde Herzog
Ottackers (U.-B. 1, 639); hätte Richer, Herrands von Wildon Brüden
damals das Prädicat von Riegerburg geführt, so wäre das beim zweiten
Namen angeführt worden, der Sitte gemäss; man vergleiche Heinricus
de S. Margaretha et filius eins puer de Marhpurc U.-B. 1, 649, S. 627.
Hartnidus de Ouuenstein frater Hartnidi de Ort 1185, U.-B. 1, 649,
8. 628. ErchingerUs de Landisere et frater eins Rudolfus de Stadekke
1200, D. St. 1, 33. Ulricus de Liehtenstein et Dietmarus de Offenberg
fratres 1243, M., Bab. 176, 124. Richer, des Herrand von Wildon Bruder,
schreibt sich, wenn er allein erscheint, von Wildon vgl. U.-B. 1, 693
vom Jahre 1188, 1, 269 vom Jahre 1188/9 nach meiner S. 189,
Anm. 1 gegebenen Datiruug. Eine weitere Schwierigkeit bietet Hartnid
von Riegersburg: wenn er 1173 (U.-B. 552) das Prädicat von Wildon
annimmt, dann c. 1175 (U.-B. 581) als Laienbruder in das Kloster
Admont eintritt — da heisst er wieder de Rütkerspurc — so ist nicht
recht begreiflich, wie er fast zwanzig Jahre später, 1190 (U.-B. 1, 708)
wieder als Hertnid von Wildon eine Urkunde fertigt. Hält man Hartnid
V. R. und Hartnid v. W. auseinander, so hindert nicht, die beiden Ur-
kunden von 1173 und 1190 demselben Hartnid (von Wildon) beizu-
legen. Ein ferneres Bedenken entspringt aus den Urkunden 1, 267
und 269. Ich hoffe S. 189, Anm. 1 erwiesen zu haben, dass Nr. 269
sowie mehrere in der Nähe stehende Urkunden nicht nach 1147,
sondern nach 1188/9 gehören. Nimmt man nun Identität der beiden
Geschlechter an, so kommt man ins Gedränge, denn mit Nr. 269 (Cod.
trad. ly.) wird auch Nr. 267, wenn auch aus anderer Quelle stammend
(Adm. Codex tradit. 11), nach 1188/9 gerückt; da hätte man nun
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188
Sicherheit beginnt erst mit dem Jahre 117«3, in welchem
ein Hertnidus de Wildonia als Zeuge einer Urkunde des
Markgrafen Ottacker VIII. für Stift Renn erscheint. Demselben
Namen begegnen wir dann noch 1190 auf einer Schenkung
für Admont und 1180 — 1192 auf einer Urkunde desselben
Herzogs fiir die Earthause Seitz. ^ Schon viel früher und dann
folgenden seltsamen Fall: Hartnid von Biegersborg tritt 1176 ins Kloster
(Ü.-B. 1, 581), macht dann 1189 den Kreuzzng mit und schenkt an
Admont (U.-B. 1, 267), bezeugt 1190 als Hartnid von Wildon eine Adm.
Urkunde (U.-B. 1, 708). Das missliche Verh<niss zwischen U.-B. 1,
561 und 267 bleibt übrigens anch, wenn die Riegersburger gesondert
betrachtet werden. Lässt man aber U.-B. 1, 267 und 269 beim Jahre
1147 stehen und nimmt man Identität der Geschlechter an, so kommt
man auf folgenden Fall: von 1145, vielleicht von 1142 an, bis 1175, wohl
nicht bis 1190, reicht Hartnid von Riegersburg- Wildon, dieser hätte zwei
Brflder, Herrand und Richer, beide von 1147 an; Rieh er von Riegers-
burg erscheint bis 1185, Richer von Wildon bis 1188, Richer von Riegers-
burg-Wildon, der bestimmt 1147 als Bruder Hartnids und Herrands, 1185
als Bruder Herrands bezeichnet ist, könnte also zur Noth derselbe sein.
Aber Herrand! Herrand von Wildon, der, abgesehen von den zweifel-
haften Urkunden 1, 269 (S. 189, Anm. 1), 559 (8. 191, Anm. 1), 592
(Fälschung), von 1181 an sicher und fortwährend bezeugt ist, 1182 und
1185 einen sicher bezeugten Bruder Richer hat, ist im Texte bis 1220
(1222) nachgewiesen — wenn M., Bab. Regster und das U.-B. O.-Oest.
im Register Herrand I. und U. unterscheiden, so entbehrt das jeder
Begründung — ; unter obigen beiden Annahmen nun würde er bis 1147
hinaufgerückt; da er mit Bruder Richer bereits als Zeuge unterschreibt
(U.-B. 1, 267), müsste er 1147 doch mindestens zwanzig Jahre alt sein, wir
würden also für den 1222 in Wels bei Herzog Leopold VI. anwesenden
Herrand ein Alter von nahezu hundert Jahren annehmen müssen. Wir
dürfen aber, immer beide obige Annahmen vorausgesetzt, auch nicht zwei
Herrande annehmen, denn 1147 und 1175 erscheinen Hartnid und Richer
als Brüder Herrands von Riegersburg, 1182 und 1185 hat Herrand von
Wildon einen Bruder Richer, Hartnid von Wildon kommt 1190 noch
hiezu: das wäre doch höchst seltsam: in den Yierzig^er Jahren drei
Brüder Hartnid, Herrand, Richer, von denen wieder einer drei Söhne
gleichen Namens haben müsste, die dann in den Achtziger Jahren und
weiter erschienen! (Aehnliches konmit allerdings, gat bezeuget, bei den
Eppensteinem vor.) Aus den vorangefuhrten Erwägungen habe ich mich
nicht entschliessen können, Identität der beiden Geschlechter anzunehmen,
wenngleich Vieles auf nahe Verwandtschaft hindeutet.
U.-B. 1, 502, 523; U.-B. 1, 708, 700; U.-B. 2, 87, 135: 1207 . . . Herzog
Leopold VI. erwähnt in einer Bestätigung der Besitzungen der Earthause
Seitz der Grenzbestimmungen seiner Vorfahren, namentlich des Herzogs
Otacfaer und fährt fort: quia hi sunt termini per antecessores meos
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189
gleichzeitig erscheint der Name Herrandus de Wildonia, '
aber sicher ist er erst für 1180/1 bezeugt; für 1174 kann er
antiqaitas constitnti, oportnnnm duximus eiosdem constitutionis etiam
antiqnos testes subscribi . . . Hertnidus de Wildonin ... et alii quam
plnres ministeriales Otacheri nepotis meL ,Nepos^ bezeichnet hier den
sehr entfernten Verwandtschaftgrad, vgl, Ducange I, 620 ,monet Eckartus
nepotis vocem medio aevo non solnm de nato ex fratre sed etiam de nato
ex patris avi et proavi fratre osorpatam esse* ; Elisabeth , Schwester
des Markgrafen Leopold III. d. H. war mit Otakar VI. von Steiermark
vermShlt, Otakar VIII. und Leopold VI. waren aber Urenkel Leo-
polds III. und Otakars VI. Da Otakar VIII. genannt wird, jducis Otacheri
predecessoris mei^ so müssen wir die erwähnte ältere Urkunde zwischen
1180—1192, 8. V. setzen.
^ Zwar berichtet F. X. Richter: Die Fürsten und Grafen yon Auersperg,
in Hormajrs Neuem Archiv für Qeschichte, Staatenkunde, Literatur
und Kunst. 2. Jahrg. (21. als Fortsetzung) Wien 1880, S. 618*: ,Pere-
grin oder Pelegrin II. , geboren 1086 , ein Enkel Konrads I. von
Auersperg, vermählte sich 1119 mit einem Fräulein von Wildon, Tochter
Harands des Marschalls von Wildon, und zeugte mit ihr vier Kinder,
davon Pelegrin III. das Geschlecht fortführte*. Allein diese Nachricht
entbehrt, da die Bescha£fenheit der ,Familienurkunden der Stammburg
Auersperg in Krain*, auf welche der Verfasser S. 597 sich] beruft, aus
den Gitaten nicht erschlossen werden kann, einer urkundlichen Stütze.
— Das Ü.-B. 1, 269 bietet eine Adm. Urkunde, nach welcher Herrand
von Wildon durch Händen Lantfrieds von Eppenstein zwei Mausen zu
Siegersdorf im Palteuthale, welche sein Bruder Bicher vor seinem Kreuz-
zuge jenem zur Uebergabe an Admont übertrug, dem Kloster ein-
antwortet Für diese undatirte Urkunde setzt Much. 3, 347 und 4, 640
das Jahr 1187/8 (Friedrichs I. Kreuzzug 1189), v. Zahn dagegen 1147
(Konrads IIL Kreuzzug 1147) an. Auch Reichel in Mittheilungen 24
(1876), 141—143 sucht Hertnid von Riegersburg und Richer von Wildon
aus Zeugen des U.-B. 1, als Theilnehmer des zweiten Kreuzzuges von
1147, an dem Markgraf Ottacker VII. (V.) zwar theilnahm, von dem
er aber schon 1148 zurückkehrte (Krön., Oe. G. 1, 609), zu erweisen.
Ihnen stimmt Wichner, Gesch. v. Adm. 1, 144 bei, und nach [letzterem
Röhricht: Die Deutschen auf den Kreuzzügen in Zs. f. deutsche
Philologie 7, 143. Ich möchte dagegen Muchars Datirung aufrecht
halten: Zunächst weil Herrand und Richer zwar von 1180 an wieder-
holt und bis tief in die Neunziger Jahre erscheinen, nicht aber vor-
her^ dann weil an dem Kreuzzuge von 1189, der durch Gestenreich ging,
viele Steirer auf Drängen ihres kranken Herzoges und aufgemuntert durch
Abt Isenriks von Admont Beispiel theilnahmen, namentlich aus den
Kreisen der admontischen Vasallen (W., Adm. 2, 19 S,) ; und hauptsächlich,
weil triftige Gründe für die Rückdatirung sprechen. Die NN. 266—269
(auch 270—276 entspringen dem gleichen Anlasse) des U.-B. 1, enthalten
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190
wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit erschlossen werden. *
Er erscheint dann fast ununterbrochen bis 1220 (1222) als Zeuge
Schenkungen für Admont aus Anlass eines Ej'enzzuges, sie stammen mit
Ausnahme von N. 267 (Hartnids von Riegersburg Schenkung), welche
dem Cod. trad. II. 250 angehört, aus dem Cod. trad. IV. und sind un-
datirt; die Zeugennamen kehren zum Theile in allen oder doch in einigen
wieder, so Heinrich Mutil (266, 269), Durinch de Halle (267? 269),
Suitger de Dorf (267, 269); eben dieselben aber und einige andere sind
theils vereinigt, theils einzeln, für die Vierziger und Achtziger Jahre
aus Adm. Urkunden gleichmfissig bezeugt, einige nur für spätere und
für die Achtziger Jahre. Von den Zeugen der fraglichen Urkunden er*
scheinen vereinigt in späteren Jahren: Durinch de Halle, Heinrich
Mutil N. 681, J. 1186. Ludwig de Slierbach, Swiker de Dorf N. 647,
J. 1185. N. 695, J. 1188. Karolus de Haginperge, Durinch de Halle
N. 649, J. 1185. Heinrich de Niwendorf, Hermann Faber N. 648, J. 1185.
— Sieht man von ursprünglich undatirten und dann von dem Herrn
Herausgeber bestimmten Urkunden ab, so kommen von den ferneren
Zeugen der in Rede stehenden Urkunden später vor: Otto de
Chulm 1168. 1172. 1175. 1180. Eicher de Rötkerspurch 1185. Wemhart
oder Wernher de Wizinpach 1185. Suitger de Dorf von 1171—1190. —
Von den Zeugen unserer Urkunden (N. 269) erscheinen bestimmt be-
zeug^: Ludwicus de Slierbach 1168. 1182. 1185. Heinrich de Niwendorf
1172. 1175. 1185. Duringus de HaUe 1184. 1185. 1186. 1188. Heinricus
Mutil 1186. 1188. Hermannus Faber 1184. 1185. 1186. Ein scheinbares
Hindemiss der Vordatirung bietet Dietricus, ministerialis marchionis de
Styra in N. 266, da Ottecker VIH. (VI.), seit 30. V. 1180 Herzog, von
Ende 1181 an als Herzog in den Urkunden erscheint, vgl. U.-B. 1, 615,
616, 617 u. s. w. (über die Erhebung vgl. Luschin, Beitr. 9, 124); aber
das geschieht nicht immer : so nennt er sich selbst noch in einer echten
Urkunde von 1183, U.-B. 1, 622 marchio; da kann wohl auch 1188 noch
jener Dietricus als ministerialis marchionis bezeichnet werden. Lantfried
von Eppenstein (U.-B. 1, 269) steht der Datinmg auf 1288 nicht im
Wege, weil man die Wahl hat zwischen Lantfried dem Vater und Lant-
fried dem Sohne: 1151, 19. III. S. Lambrecht, erscheinen Lantfridus et
filius eins Lantfridus de Eppenstein; 1142 und 1182 erscheint in Seckauer
Urkunden je ein Lantfried von Eppenstein (D. St. 1, 143 und 168, Seco.
3 und 22). Die sonstigen Urkunden aus den Vierziger und Achtziger
Jahren, welche denselben Namen bieten, bringen keine Entscheidung.
Hält man an v. Zahns Datirung fest, so muss für die zahlreichen Ur-
kunden der Jahre 1181—1222 ein zweiter Herrand von Wildon aufgestellt
werden, und da aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtliche letztgenannte
den gleichen Träger des Namens betreffen, auch ein zweiter Richer, der
ja als Herrands Bruder auch für 1185 (U.-B. 1, 639) bezeugt ist. Am
besten setzt man U.-B. 1, 269 nach N. 693, 1188, 2. VIIL, Krungelsee
(Richer Zeuge des Herzogs).
' U.-B. 1569, S. 532 bietet einen Brief des Abtes Otto von Reitenpuech
an den Abt Rupert von Tegemsee, 1174 c. Juli . . . quod Liutoldus de
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191
der Landesfursten, also zunächst des Herzoges Ottacker VIII.
Er war ein einflussreicher Mann ; ^ auf des Herzogs Urkunden
steht er oft als erster Zeuge oder doch unter den ersten,
gleich nach den Geistlichen, wiederholt weit vor de» Herzogs
Bruder. 2 Er bekleidete das Amt des herzoglichen Truchsessen ^
Walstein, cnins filiau duo maiores de Stirensibos rapnerant cum eisdem
congregatis copiifl commisit et victas ab iis vix faga elapsos est . . .
Arcbiepiscopas [Adalbert] supervenit, litem et inimicitias hoc modo de-
cidit qnod pater ipsas filias raptoribas sponte copalavit et nanc ille qui
neptem nostram rapnit, cnm omni indemnitate reddere decrevit, nee ipse
omni tempore, qno rapta tenebatur, nnquam ipsam vidit vel allocutas est,
sed eadem die qua rapta est, supervenit quaedam nobilis femina cognata
eiosdem H., nxor quondam F. de Bettove et eam in soa recepit et usque
ad baec tempora cum omni honestate integerrime conservavit ... Da
nun Leutold von Gutenberg nach seiner Burg Waltstein sich zuweilen
nannte, und des Leutold von Gutenberg beide Töchter als Gattinnen des
Grafen Wilhelm von Heunburg und Herrands von Wildon bezeugt sind,
so hat V. Zahn mit grosser Wahrscheinlichkeit in jenem ,idem H.^ unseren
Herrand vermuthet.
> Einen Beweis von Herrands Ansehen gibt der Titel domnus, welchen
ihm Abt Rudolf von Admont c. 1190 (U.-B. 1706) ertheilt, so wie dass
ein angesehener Freier Liutold von Waltstein oder Gutenberg ihn zu
seinem Eidam machte, vgl. Lusch., Beitr. 9, 133; nobilis ac strenuus
miles de Wildonia heisst er auf einer Urkunde Reinberts von Mureck
für Renn, und steht als Zeuge gleich hinter dem Herzog U.-B. 2, 122, 185.
' Für die Regierungszeit Herzog Ottackers VUI. (VI), verweise ich auf
die zahlreichen Belege des U.-B. Bd. 1.
' Häufig wird er ausdrücklich ministerialis genannt, so 1188, 2. VIII
Krungelsee. Herzog Ottacker VlII. (VI.) für Admont, Zeugen: de mini-
sterialibus meis . . . Herrandus de Wildonia U.-B. 1, 691. 692. Manch-
mal trägt er den Titel Truchsess, so 1191 nach dem 16. IV. Ens, Herzog
Ottacker VIII. (VI.) erneuert die Marktprivileg^en censilio meorum mini-
sterialium Herrandi dapiferi mei de Wildonia U.-B. O.-Oest. 2, 296.
Dass Herrand noch ein anderes Amt bekleidet, lässt sich nicht erweisen ;
Zwar berichtet Caes. Ann. Stir. 1, 730 und 982 aus einem handschrift-
Chronicon Styriae z. J. 1188, dass dem verstorbenen Wolfrad, Grafen
von Thann, capitaneo seu praetori Styriae nachgefolgt sei in der
gleichen Würde Hemudus de Wildonia, dominus de Rackerspurg, Gleichen-
perg, et Stejeregg, simul haereditarius mareschallus Styriae, qui dein
ao 1202 obiisse fertur. Caesar. Aquilinus weist dann nach, dass statt
Hemudus, Herrandus zu lesen sei und bezieht die Notiz auf unseren
Herrand, welchen er tercium capitaneum seu praetorem Styriae nennt;
auch in einem Briefe Herzog Leopolds V. von Oesterreich von 1180 soll
nach W. Lazius' Zeugnisse dieser Hemudus vorkommen. Da die uns
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192
und war als solcher viel in des Herzogs Gesellschaft auf dessen
Fahrten durch sein Land und ausserhalb desselben. ^ Wahr-
scheinlich sollte er seinen Qebieter auch auf der beabsichtigten
Fahrt nach Jerusalem begleiten ; Herzog Ottacker unterliess sie
wohl wegen seiner stets zunehmenden Krankheit.^ Als in
Folge des Erbvertrages von Georgenberg (17. VTII. 1186) nach
Ottackers Tode (8. oder 9. V. 1192), Kaiser Heinrich VI. zu
Worms (24. V. 1192), den Herzog von Oesterreich, Leopold V.,
mit dem Erbe der Traungauer Markgrafen belehnte, gab Herrand
die Berührung mit dem Hofe nicht auf: schon 1192, 10. I.
finden wir ihn mit Herzog Leopold an Kaiser Heinrichs VI.
Hoflager in Regensburg. Bei dem Huldigungshoftage zu Graz
(nach dem 24. V. 1192) spielt er bereits eine wichtige Rolle,
so dass der Abt von St. Paul, um ihn und durch ihn den
Herzog sich günstig zu stimmen, ihm ein Geschenk von 4 Mark
macht. ^ 1193, 28. HI. unterzeichnet er in Speier mit seinem
Herzoge eine Urkunde des Kaisers für Passau.*
zugänglichen Urkunden weder vom Marschall noch vom Hauptmanne
etwas wissen, so begnüge ich mich jene Notiz einfiach anzuführen.
1 Das U.-B. 1, 619. 639. 647. 653. 691. 692. 702. 707. 720 der Cod. austr.-
frising. I, 117. 118, das U.-B. f. O.-Oest. 1, 217. 2, 257. 294. 296. 296,
M., Bah. 67, 47. 68, 48, Caes. Ann. 1, Dipl. 76 weisen Herrand als
Zeugen des Herzogs Ottacker in fast ununterbrochener Jahresfolge Yon
1180—1191 auf; die meisten Urkunden sind in und um Admont ausge-
stellt, U.-B. 1, 720 (J. 1190) in Salzburg, U.-B. f. O.-Oest. 2, 295. 296
(J. 1191 nach dem 15. IV.) in Eus. So bekannt war Herrand von
Wildon als Zeuge vieler Urkunden seines Herzogs, dass man ihn auch
auf Fälschungen des 13. und 14. Jahrhunderts setzen zu müssen glaubte ,
vgl. U.-B. 1, 592 (J. 1177). 632 (J. 1184).
2 c. 1190 . . . Herzog Ottacker VIH. (VI.) stiftet, im Begriffe nach Je-
rusalem zu ziehen, eine tägliche Messe zu Qarsten. U. d. Z. Herrandus
de Wildonia. U.-B. O.-Oest 2, 294.
5 U.-B. 8. Paul 8. 60, c. LXXXI. des Cod. tradit des Abtes Ulrich: . . .
postea vero cum dux Styrie Liupoldus senior, curiam aput Grez cele-
brasset. palefridnm VIH. marcis comparatum illi presentauimus. Her-
rando ut parti nostre faueret HIV*' marcas non immerito dare censuimus . .
Schon Ank. Reg. 12, 571 vermuthet, dass Herrand von Wildon hier an-
zunehmen seL Die obige Zeitbestimmung i. Texte ist von SchroU in
der Anm. z. St. nach Mnchar; vgL auch U.-B. 2, 8.
* M., Bab. 68, 50. 74, 65; Ausserdem kommen in Betracht U.-B. O.-Oest
2. 300. M., Bab. 70, 54. 55. 71, 58 (1192, Linz, Graz, Steier, Ardagger),
Urkunden Herzog Leopolds V. mit Herrand als Zeugen.
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193
Nach Leopolds V. Tode (1194, 31. XII.) übernahm sein
jüngerer Sohn, der nachmalige Leopold VI., die Regierung der
Steiermark und vereinigte nach dem Tode seines älteren Bruders,
des Herzogs Friedrich I. von Oesterreich (f 1198, 16. IV.), die
babenbergische Macht in seinen Händen.
Herrand von Wildon spielte an dem Hofe dieses glänzen-
den Fürsten eine nicht unwichtige Rolle : mehr als 30 Urkunden
des Herzogs aus den Jahren 1195—1222 liegen vor, die Herrand
unterschrieben hat. ^ An welchem der zahlreichen Kriegszüge
* Ich verzichte daraaf, alle hier in Betracht kommenden Urkunden aus
M., Bab., U.-B. O.-Oest., F. B. A. II, 11, 34 auszuziehen; sie weisen theils
steierische, theils österreichische Ausstellungsorte (Wien, Linz, Wels,
Nenburg, Stadelau) auf. Nachstehende Belege für seine Stellung an
Herzog Leopolds VL Hofe und sonst bietet das U.-B., Bd. 2: Herrand
Ton Wildon Zeuge Herzog Leopolds VI. für Seitz, 1196 . . . Mar-
burg, U.-B. 2, n. 11, 8. 33; für Admont, 1196. 8. IIL Graz, 16, 39; für
Admont 1201, 28. VIU. Admont, 43, 73; für Seckau, 1202, 4. VI.
60. 88; für Victring, 1202 . . ., 60, 101; für Gurk Domstift, 1203,
29. XL Friesach, 63, 105; für Victring, 1203, 29. XL Friesach, 64, 106;
für Göss, 1203 (XL/XU.) Friesach, 65, 108; für Renn, 1206 . ., 78, 121;
für Gleunk, 1207 (nach Juli) Linz, 81, 126; für Renn, 1210, 24. X.
Stallhof bei Gradwein (?), 108, 166; für Spital am Semmering, 1211, 18.
VIL Graz, 113, 170; für Renn, 1211 . . ., 116, 175; für S. Lambrecht,
1214, 16. VIL Graz, 130, 201; für Reun, 1217 Juni . ., 147, 219; für
Domstift Seckau, 1220 (c. 16. X. Neunkirchen), 176, 261. — Herrand
Yon Wildon in Urkunden Herzog Leopolds VI. besonders aus-
gezeichnet: für Seitz 1195 . . . Marburg, erster Zeuge, U.-B. 2, n. 11,
S. 33; für Admont, 1196, 8. III. Graz, erster Zeuge nach den Geist-
lichen, U.-B. 2, 16, 39; (für Seckau, 1202, 2. VL Admont, zweiter
Zeuge, U.-B. 2, 49, 86 F&lschung); für Reun, 1210, 24. X. Stallhof bei
Gradwein (?), erster Zeuge, U.-B. 2, 108, 166; für Reun, 1211 . . .,
Hec . . institntio . . coram ministerialibns nostris recitata et testium
subscriptorum roborata astipulatione. qui dum plurimi adessent, eorum
tantum nomina hie intitulata sunt qui inter ceteros digniores fuerunt,
capellani ducis . . . ., roinisteriales Herrandus de Wildonia etc. U.-B.
2, 116, 175; für 8. Lambrecht, 1214, 16. VII. Graz, erster Zeuge nach
den Geistlichen, U.-B. 2, 130, 201; für Reun, 1217, Juni . . ., erster
Zeuge, U.-B. 2, 147, 219; für Domstift Seckau, 1220 (c 16. X. Neun-
kirchen) erster Zeuge, U.-B. 2, 176, 261. — In anderen Urkunden: Erz-
bischof Ädalbert yon Salzburg für Admont, 1197, 28. U. Leibniz, zweiter
Zeuge nach den Geistlichen, U.-B. 2,20, 43; Erzbischof Eberhard II. für
Göss, 1203 (XI./XU.) Friesach, erster Zeuge nach den Geistlichen,
U.-B. 2, 65, 108; Erzbischof Eberhard IL für Herzog Leopold VI., 1208,
31. IIL Kloster Neuburg, erster steierischer Ministeriale nach den Grafen,
▲ichiT. Bd. LIX. I. fl&lfte. 13
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seines Herrn er theilgenommen hat, lässt sich schwer fest-
stellen: den spanischen Ereuzzng desselben (1212) könnte er
mitgemacht haben, denn er befand sich am 8. VIII. 1212 mit
dem Herzoge in Ens, von wo derselbe nach dem Westen
zog ; ^ wahrscheinlicher dünkt mich dies von Herrands ältestem
Sohne Hartnid. Dass Herrand des Herzogs Zug nach Aegypten
(1217 — 1219, 1. Mai)^ nicht mitgemacht habe, beweisen zwei
Urkunden vom 9. I. 1219 und vom 21. XII. 1220 ;3 wahr-
scheinlich hat ihn sein hohes Alter daran gehindert. Der
Herzog war dem alten Wildonier auch persönlich gewogen und
hat manchen Streit desselben mit Klöstern und Stiftern nach
U.-B. 2, 88, 137; Erzbigehof Eberhard ü. für Reun, 1219, 9. I. Leibniz,
erster Zeuge nach den Geistlichen, U.-B. 2, 162, 245.
1 Ich weiss nicht, woher Mnch. 5, 63 die Nachricht hat, dass Leopold VI.
im April 1212 (Enser Stadtrecht von 22. IV., 1212 Ens, Herrand von
Wildon Zeuge, M., Bab. 109, 99) nach Spanien gezogen. Nach der chro-
nologischen Uebersicht bei M., Bab. 276 ist Leopold VI. am 21. V. in
Nürnberg, am 10. VII. 1212 in Passau und am 8. VIII. schon wieder in
Ens. Die Schlacht von Tolosa, zu der Leopold VI. zu spät kam, fällt
nach Much. 5, 64 auf den 19. VIL 1212. Die Zeit vom 10. VIL (Passau)
bis 8. VIII. (Ens) reichte nicht hin zu einem Zuge nach Spanien und
zu ,einigem Aufenthalte bei Peter von Arragon*; eher die vom 8. VIII.
1212 (Ens) bis 14. II. 1213 (Regensburg). Leopolds Zug muss wohl in
den Herbst fallen; dasselbe scheint auch Mayer anzunehmen, indem er
1, 51 sagt: ,Leopold, aus Spanien zurückgekehrt, schloss sich ihm an
(1213)*, er spricht von K. Friedrich II. Für die im Texte aufgestellte
Vermuthung ist diese Frage unerheblich, indem Herrand von Wildon
beide Enser Urkunden des Herzogs unterschrieben hat (M., Bab. 109, 99
und 110, 103).
3 Sieht man von der streitigen Urkunde M., Bab. 122, 151 ab, so fertigt
Herzog Leopold VI. am 24. VI. 1217 noch in Klosterneuburg eine Ur-
kunde aus, am 9. VII. oder doch Mitte dieses Jahres (M., Bab. Anm.
385) steht er schon zu Glemona in Friaul; die erste Urkunde nach
•seiner Rückkehr ist datirt: Wien 7. X. 1219; M., Bab. 122, 150. 152.
123, 155. Die Rückkehr von der Kreuzfahrt verlegt Much. 5, 88 nach
quellenmässigen Belegen auf das Ende 1219, die Abfahrt von Damiata
Mayer (1, 51) auf den 1. V. 1219.
3 U.-B. 2, 162, 245: 1219, 9. L Leibniz. Erzbischof Eberhard IL von Salz-
burg schlichtet auf dem Capitel in Leibniz einen Zwist zwischen Reun
und dem Pfarrer von S. Lorenzen. Zeugen . . . Herrandus de Wildonia,
Hertnidus et Vlricus filii ipsius; U.-B. 2, 173: 1220, 21. XIL . . .
Herrandus de Wildoni leistet dem Hospital Cerewald Qenngtbnung pro
damno, quod . . fererat duce Linpoldo in partibus ultramarinis in dei
Servitute manente.
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Kräften geschlichtet, auch Familienurkunden desselben wieder-
holt bestätigt. Zum letztenmale erscheint Herrand im Gefolge
seines Herrn in Wels im Jahre 1222. * Bald darauf ist er
gestorben. In welchen Beziehungen Herrand zu dem oben
erwähnten Hartnid gestanden, lässt sich nicht erweisen.
Herrand hatte einen Bruder Namens R icher, der von
1182 — 1188 urkundlich bezeugt ist. ^ Dieser hat, wie ich
S. 189, Anm. 1 wahrscheinlich zu machen gesucht, den Kreuz-
zag Kaiser Friedrichs I. von 1189 mitgemacht; auf diesem ist
er wahrscheinlich geblieben. Nach seiner Stellung in den Ur-
kunden war Richer der jüngere Bruder.
Vermählt war Herrand mit Gertrud, der jüngeren Tochter
des Vollfreien Leutold von Gutenberg oder Waltstein. Ist v.
Zahns Vermuthung z. U.-B. 1, 559 richtig — die in der An-
merkung zusammengestellten Urkunden lassen wohl nicht zwei-
feln — , so hat Herrand um seine Gertrud stürmisch, aber doch
echt ritterlich geworben: er und Wilhelm von Heunburg ent-
führten gewaltsam Leutolds Töchter Gertrud und Kunigunde
and behaupteten ihren Raub in ritterlicher Fehde gegen den
Alten, den sie schlugen und mit seinen Verbündeten in die
Flacht jagten , wobei sie fünfzig Edle fingen. ^ Erzbischof
» M., Bab. 131, 180.
2 U.-B. 1, 619: 1182, 29. XL Graz. Herzog Ottacker VIII. bestätigt
Seckaner Privilegien. Zengen .... Herrant, Richer de Wildonia. U.-B.
1, 639: 1185, 29. IV. Fiflchau. Admont. Urk. Z. Oteker, dux StyrensiB . . .
Herrandns de Wildonia et frater eins Richems. U.-B. 1, 662: c. 1185 . . .
Herrandns de Wildonia litem quam habuit cnm firatribus Admontensibus
pro Bamisowi . . . abdicanit . . . tarn pro se qnam nice fratris sui
Richeri . . . praedictis germanis Herrando et Richero. U.-B. 1, 693
1188, 2. VIII. am Kruogelsee. Herzog Ottaoker für Admont. Zengen . . .
Richems de Wildonie. Anf dieses Diplom folgt dann noch die S. 189,
A. 1 erw. Urk. des U.-B. 2, 169 (1188 . . . .) duos mansus apnd Siginsdorf,
qnos Richems de Wildonia iens Jerosolimam cenobio tradendos in mannm
Lantfridi de Eppenstein deleganerat, idem Lantfridus per manum Her-
randi, fratris Richeri, snper altare S. Blasii tradidit
• U.-B. 1, 669: c. 1174 Liutoldns de Walstain, cuius filias duo raaiores
de Stirensibns rapnerant . . vgl. den Wortlaut des Briefes 8. 191, Anm. 1. —
U.-B. 1, 681: c. 1186 eröffinen die Reihe der Zengen hinter einander
Liotoldus de Gutenperch, Herrandus de Wildon. — U.-B. 1, 685: 1187,
1. X. Outenberg. Herzog Ottocker bestätigt, dass quid am uobilis Liu-
toldns fidelis noster de G&tenberch partem predii sui filiabus snis Chnni-
gondi et Gertradi potestotina manu tradens praesentibus earum maritis
13»
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196
Adalbert von Salzbarg schlichtete den Streit, indem er den
Alten bewog, den Räubern seine Töchter zu verloben.
Willehelmo et Herrando . . . istam fecit exceptionem etc. — U.-B.
I, 686: 1187. 1, X. Gutenberg. Herzog Ottacker bestätigt quod quedam
nobilis matrona Elisabeth de Qutenberch presenti marito suo domino
Liutoldo, presentibns etiam filiabus suis Chunigunde et Gertrude, assi-
dentibus quoque duobus generis suis Willehelmo et Herrando fecit
exceptionem de omnibus prediis suis . . . ut istam specialiter tradendi
pro remedio anime sue facultatem haberet etc. — Mit Urkunde vom
II. V. 1188 Weiz, U.-B. 1, 688, überträgt dann Liutold von Gutenberg
Jherosolimam in armis contra inimicos crncis Christi proficiscens das in
N. 685 eximirte Patronat von S. Dionysen ob Brack a« d. Mur seiner
dritten Tochter Ottilie, der Aebtissin von Göss. Die Reihe der Zeugen
eröffnet comes Vlricus de Hunenburch et filius eius comes Willehelmos,
der erste Schwiegersohn Liutolds. Nachdem Liutold und seine fromme
Gattin durch Schenkungen für ihr Seelenheil reichlich gesorgt (vgl. anch
U.-B. 1. 689 ff.), zog Liutold in das heilige Land; erscheint nicht mehr
zurückgekehrt zu sein. — U.-B. 2, 78, 120: 1206 . . . Herzog Leopold VI.
bezeugt, dass Elisabeth von Gutenberg pium votum viri sui Leutoldi
secuta dem Kloster Reun die Alpe Necistal geschenkt habe. U. d. Z.
Herra(n)dus de Wildonia. Diese Schenkung hat 1260, 22. L Graz, Ulrich
von Wildon, Herrands Sohn, bestätigt und 1260, 25. XII. Graz, erneuert,
D. St. 2, 18, Run. U; 2, 25, Run. 23; besser Jo. Ärch. C. 778* und 784*;
s. S. 235, Anm. 3 u. 4. —U.-B. 2, 129, 197—200: 1214, 27. VI. Steier.
Herzog Leopold VI. bestätigt, dass Elisabeth, Gemahlin Leutolds von
Gutenberg, genannte Güter durch die Hand Virichs von Pekah dem
Kloster Göss mit Zustimmung ihrer Töchter Knnignnde und Gertraud
und ihrer Schwiegersöhne Grafen Wilhelm von Hunenburg und Herrands
von Wildon vermacht hat Diese nach dem Tode der Frau Elisabeth
ausgestellte Urkunde enthält die Bestätigung und Znsammenfassung einer
Reihe vorausgegangener Acte und zwar: a) der Exception des Leutold
und der Elisabeth von Gutenberg, vom Jahre 1187, 1. X. U.-B. 1, 685
und 686; b) der Bestätigung derselben durch Herzog Ottacker in Gras^
(1187 — 1192); c) der wiederholten Uebergabe der für Göss bestimmten
Güter an Herrn Ulrich von Pekah vor Herzog Leopold VI. (1195 —
1206); d) dassOttilie Aebtissin von Göss, Tochter Leutolds und der Elisabeth
von Gutenberg, den Herzog von Oesterreich und Steier in der Vogtei
der übertragenen Güter zu Veitkirchen und zu Graz post mortem matris
bestätigt habe (c. 1210); e) dass die delegatio der Güter für Göss und
zwar : Patronat von S. Veit in Prilep samt dem ganzen Besitz in Prilep,
ein Gut ein Chotich, ein Hof in Meel, 4 Mansus eines Guts in Hettins-
dorf in Oesterr. samt perchreeht, vor Herzog Leopold VI. und zahlreichen
benannten Zeugen in Weiz stattgefiinden habe (1195 — 1210); f) dass
ferner, dum post annos aliquot praedicta matrona viam nniversae camis
ingressa esset et in ecclesia Gossensi . . . tumulata fuisset (c. 1210), die
Delegation der Güter an Göss durch Ulrich von Pekah vor Zeugen
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Herrand übergab seine Braut^ die er während der ganzen Zeit
ihrer Gefangenschaft weder gesehen noch gesprochen, sondern
erfolgte. Die den einzelnen Acten beigesetzten Jahreszahlen sind dem im
k. k. H.-H.-St-A. befindlichen Exemplare der D. St. 1, 80—34, Goss. 17,
wo sie mit Blei am Rande des Abdruckes beigesetzt sind, entnommen.
— Dass Liutold von Waltstein der Urkunde von 1174 (Ü.-B. 1, 559) in
der That der so oft genannte Leutold von Gutenberg ist, lässt sich be-
weisen; die Familie hat ihren Namen g^ewechselt: Leutolds Urgrossvater
Maganas, sein Vater Leutold und er selbst nannten sich bis 1165 de
Sancto Dionysio nach dem Orte und der Kirche S. Dionjs bei Brück
(U.-B. 1, 323. 344. 492); unser Leutold (II.), der vor 1152 schon er-
scheint (Ü.-B. 1, 323: c. 1150 wird am Schlüsse ein Liutoldus senior
genannt), nennt sich bis 1185, 29. IV. (U.-B. 1, 639) de Waltstein, vom
24. VII. dieses Jahres an (U.-B. 1, 642) aber de Götenberch. Die Iden-
titlit aber ergibt sich aus dem Inhalte der Urkunden: N. 344: 1152,
29. L Leibniz. luta, Witwe Leutolds von S. Dionys, und ihr Sohn Leutold
schenken dem Erzbisthume Salzburg duo castra Wides et Waltsteine . . .
ecclesiam quoque S. Dionjsii . . . hoc tenore, ut si predictus Liutoldus
de leg^tima ingenuos filios susceperit, ad ipsos pertineat hereditas. Diese
Schenkung kam nicht zu Stande. N. 492 (c. 1165) heisst in einer
Admonter Urkunde derselbe Liutoldus de S. Dionjsio liber homo et ad-
vocatus ipsius ecclesiae (seil. S. Dionjsii). Die schon angeführten NN.
685 und 688 aber zeigen, wie 1187/8 Leutold das Patronat von S. Dionys
vom Erbe seiner verheiratheten Töchter ausnimmt und dann dem Kloster
Goss schenkt Gutenberg, Waldstein und Weiz finden wir später im
Besitze von Herrands von Wildon Sohne, Leutold I., und sie gehen, mit
Ausnahme von Waldstein, durch die Verheirathung der Tochter des
Letzteren, Gertrud, mit Albero von Kuenring'an das Geschlecht Kuenring-
Dürnstein über. — Dass Leutold und Elisabeth von Gutenberg Söhne
gehabt haben, möchte ich bezweifeln. In welchem Verhältnisse Wichard
von Waldstein (U.-B. 1, 685, 668 und 686, 670: 1187, 1. X. Guten-
berg. U. d. Z. . . . Wichart de Waltstein et Walther frater eins, un-
mittelbar vor den milites propra domini Liutoldi; U.-B. 2, 76, 119:
1206, 14. VIII. Admont. Herzog Leopold bestätigt Kloster Admont im
Besitze eines von Elisabeth von Gutenberg durch Ulrichs von Pekkah
Hand geschenkten Gutes in Feustritz und fügt bei, quod idem predium
a domino Wichardo de Walstein, qui hoc in vadimonio sibi depositum
afferebat, amicabiliter . . . fratres Admuntenses absoluerunt; U.-B. 2, 129,
200: 1214, 27. VI. Steier. U. d. Z. . . . Vvichardus et frater eins Liu-
toldus de Uvaltetein . . .; U.-B. 2, 219, 312: 1224, 1. VIII. Reun Z
Wichardus et filius eins Dietmarus de Waltesteine) zur Familie von
Gutenberg gestanden, lässt sich nicht erweisen ; dass die Verwandtschaft,
falls überhaupt eine solche existirte, nur eine sehr entfernte gewesen,
scheint aus den angeführten Urkunden hervorzugehen. — Auch Träger
des Namens Gntenberg erscheinen wiederholt; so: Rudegerus et Otto de
Gfltenberc 1223, vgl. S. 215, Anm. 3 ; Wichard von Gutenberg mit einem
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einer vornehmen Verwandten, der einstigen Gemahlin Friedrichs
von Pettau, * anvertraut hatte, wieder ihren Eltern. Das war
im Juni 1174, bald darauf wird die Vermählung stattgefunden
haben, 2 denn schon circa 1190 heisst es in einer Admonter Ur-
kunde (U.-B. 1, 706): Herranduscum filiis suis ad versus monaste-
rium babit§ liti penitus renunciavit. Das klingt so, als ob Her-
rands Söhne, deren ältester, wofern er nicht vor seiner Ehe mit
Gertrud schon einmal verheiratet war, höchstens fünfzehn Jahre
alt war, schon in so zartem Alter an des Vaters Fehden theilge-
nommen hätten. Gertrud brachte ihrem Gatten schöne Güter,
Gutenberg, Waldstein, Weiz. Sie dürfte vor 1189 gestorben
sein; denn in den Aufzeichnungen des Abtes Isenrik von
Admont (1178—1189) ist ein Jahrtag der Gertrud von Wildon
erwähnt, an welchem die Conventualen Fische erhielten, das
war der 6. December. ^
Wir kennen vier Söhne Herrands: Hartnid, Leutold,
Ulrich, Richer; Hartnid, der Aelteste (seit 1208), starb vor
Sohne Walther bei Much. 5, 99 z. J. 1224; ö, 345 z. J. 1271. — Liebold
und UlricB von Gutenberg bei Much. 5, 107 z. J. 1227 sind wegen Gleich-
heit der Sache und der Zeit (Govemiz) für die Wildoner Leutold und
Ulrich zu halten; vgl. LT.-B. 2, 236. Muchar ist übrigens, sobald die
Belege fehlen, bei der ungeheuren Zahl von Urkunden, die er für sein
Werk excerpirte, und bei der Leichtigkeit, sich öfter zu irren, nur mit
Vorsicht zu benützen; er wird oft recht verworren, z. B. ö, 105 bei der
Darstellung der Governizer Affaire mit dem Leopold von Gutenberg in
Anm. 1. — Indess treten, wie das Reg. von Goeth zeigt, noch bis ins
14. Jahrhundert Edle von Gutenberg und Waldstein auf, z. B. 1254 eine
Edle, Gertrude von Waldstein, bei Much. 3, 198.
^ Ich vermuthe unter der ,nobilis femina cognata eiusdem H., uxor quon-
dam F. de Bettowe* Benedicta, Friedrichs von Pettau Gemahlin, die um
1145 schon Witwe war und deren Tochter mit einem Lantfried von
Eppenstein vermählt war U.-B. 1, 244. Diese Benedicta, eine nahe Ver-
wandte Herrands, würde am natürlichsten die Verbindung zwischen den
Wildonern und Pettauern, so wie Eppensteinern herstellen, kann aber
freilich die Thatsache, dass Schloss Eppenstein 1263 in den Händen der
Wildoner ist, nicht erklären.
2 Lusch., Beitr. 9, 133 nimmt das Jahr 1187 an, mit Berufung auf D. St.
1, 28 und 30 gleich U.-B. 1, 685 und 686; mit Rücksicht auf die Er-
wägungen im Texte möchte ich meine Anschauung aufrecht erhalten.
3 W., Adm. 2, 28 und 235 ,de anniversario Gertrudis uxoris domni Herrandi
de Wildonigen Nicholai episcopi*.
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199
dem Vater (um 1220), ebenso Richer ; ^ Leutold und Ulrich
überlebten denselben.
Dass er auch Töchter gehabt, geht hervor aus einer noch
anzuiiihrenden Urkunde von 1215, 21. IIL Wien: ,adhibito
Hertnidi et aliorum puerorum meorum utriusque sexus consilio
et consensu.^
Von dem Leben Herrands wissen wir, abgesehen von
seinen Beziehungen zu den Landesfiirsten, wenig. Gleich den
meisten seiner Standesgenossen erlaubte er sich manche üeber-
griffe gegen Klöster und Kirchengut und suchte in alten
Tagen derlei Gewaltthätigkeiten durch fromme Schenkungen
wieder zu sühnen.
Gegen Admont bewies er sich wiederholt sehr nachgebig
and freigebig, ganz entsprechend den Gesinnungen seines
Gebieters Ottacker. ^ So hatte er gemeinsam mit seinem Bruder
Richer ein Admonter Gut in der Ramsau bei Schladming in
Anspruch genommen, später aber tum iustiti^ intuitu, tum pro
bonis nostris (seil, fratrum Admuntensium) darauf verzichtet
und einen Theil seines eigenen Besitzes, der an den admon-
tischen grenzte, dem Kloster geschenkt, im eigenen und des
Bruders Namen. Als dann der Herzog Ottacker eben jenes
Gut — wohl das von Herrand geschenkte, der ja sein Ministeriale
war, — als sein Eigenthum beanspruchte, vermochten ihn
Herrand und Richer, demselben zu entsagen, und wiederholten
ihre Abdication (c. 1185).^ In der langen Reihe der Schenkun-
gen, welche eine Admonter Tradition von 1185, 25. — 27. XU.
aufweist, finden wir unseren Herrand zweimal: einmal über-
gibt er 20 Mansus im Auftrage des Ortolf von Graeze, dann
heisst es weiter, tercio post h§c die Herrandus de Wildonia
* U.-B. 2, 234 : ego Livtoldus et Vlricus de Wildonia . . . qnandara dona-
tionem quam pater noster beate memorie dominus Herrandus de Wil-
donia pro remedio anime fratris nostri Richeri manu potestatiua choro
Salzbnrgensi donauit . . . confirmauimus rat(i)habitione. Das Originale
des k. k. H.-H.-8t.-A. ist undatirt, v. Zahn datirt c. 1226; da nur Herrands
Tod erwfihnt wird, so kann die Urkunde lediglich nach 1222 gesetzt
werden.
2 U.-B. 2, 133, 205; s. S. 203, Anm. 4.
3 Auf Admonter Urkunden finden wir ihn auch ohne seinen Gebieter öfter
als Zeugen: c. 1185 Schenkung Starchants von Getzendorf U.-B. 1, 667;
c. 1186 Schenkung Ortliebs von Fischau U.-B. 1, 681.
* U.-B. 1, 662, c. 1186 . . .
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200
predium Meinhardi proprii militis sui seil, sex mansus in
Oisnitz und einen Weinberg bei Aframberg, beides in der
Nähe von Wildon, pro duabus filiabus ipsius Meinhardi apud
nos susceptis super altare St. Blasii delegauit potenti manu. *
Ein andermal hatte er ein Waldstück in Gamner im Lavant-
thal bei Obdach unrechtmässig in Besitz genommen und erst
auf wiederholte Klagen der Brüder von Admont sich zu einem
Schiedsgerichte in Weissenkirchen cum amicis et fidelibus suis
eingefunden. Das Schiedsgericht war zusammengesetzt aus Welt-
lichen und Geistlichen admontischer Wahl, die sich durch
provectiores ac meliores de Herrandi familia, also aus seinem
Gesinde, Richker, Gundaker und Dietmar den Schaffner, er-
gänzten und dann, nach commissioneller Begehung des strittigen
Berghanges, das Recht sprachen. Nach geschehener Grenz-
theilung, fährt die interessante Urkunde fort, Herrandus termi-
norum suorum designationem de manu nostra suscipere postu-
lauit, ea utique intentione, ut prius violenter possessa securiore
deinceps conscientia possideret Dann leistete er mit seinen
Söhnen Verzicht (c. 1190). 2
Als Herrand mit dem Kloster St. Lambrecht Ende 1202
wegen eines Waldes zwischen den Bächen Teigitsch und Graden
im Kainachthal bei Fiber, quod uiolenter usurpasset sibi siluam,
im Streite lag, legte sich Herzog Leopold ins Mittel, sprach dem
Kloster den Wald zu und bewog dann den Abt consilio et
petitione, seinen Ministerialen mit einem Gute am Graden-
bache zu belehnen und stellte eine Urkunde aus, kraft welcher
er in pr^dio a ministeriali nostro de Wildonia coram nobis
obtento auf seine landesherrlichen Rechte lantgerith, march-
dinest, foytreth verzichtete. Letztere Urkunde hat dann Herrand
von Wildon als erster Zeuge gefertigt.'
» U.-B. 1, 649, 627. 628: 1185. 25—27. XII. Admont
2 U.-B. 1, 706: c. 1190 . . . Weizzenkirchen. LuscL, Beitr. 8, 121—124
hat die Ausdehnung des Namens Gamarana oder Gamner genau bestimmt
und datirt die vorliegende Urkunde auf c. 1195, was mit Rücksicht auf
die Theilnahme von Herrands Söhnen an der Versöhnung eher statt-
haben dürfte.
» U.-B. 2, 56: 1202. 13. XII. Wien und 57: 1202, 13. XII. Graz (!). —
Diesen Besitz liess sich der Abt von S. Lambrecht im Jahre 1255 von
dem damaligen ungarischen Landeshauptmanne Stephan, Banus von Sla-
vonien, neuerdings bestlitigen. Jo. Arch. C. 732\
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201
Als Spender für Stift Seckau lernen wir Herrand kennen
in einer Bestätigungsurkunde Erzbischof Eberhards II. von Salz-
bui^ vom 11. XII. 1208 Salzburg: ex dono domini Alberti de
Epenstein Liupoltsdorf, Chappel, Chrawat^ ex dono Lantfridi filii
eins Goberniz cum omnibus attinenciis suis, ex dono domini
Herrandi de Wildonia Siginsdorf etc. ^ Zu den eben erwähnten
Schenkungen der Eppensteiner an Stift Seckau gehörte auch ein
Gut Landschach (Lontscacherbach), über welches die Wildoner,
als sie das Erbe der Eppensteiner antraten, — der Rechtstitel ist
nicht bekannt; aber Landfried von Eppenstein heisst 1242 in
einer Urkunde Ulrichs I. von Wildon ,parens noster^ und
yEppenstaein castrum nostrum' — die Vogtei in Anspruch
nahmen, welche dann das Stift von Herrand und dessen
Nachkommen wiederholt ablöste. Auch die zuerst genannten
Schenkungen der Eppensteiner wurden von Herrand und seinen
Söhnen beansprucht und gewaltsam weggenommen; in dem
Streite, der darüber ausbrach, fUgten Herrand und Hartnid,
sein ältester Sohn, den Besitzungen des Stiftes zu Kumberg
am Schöckel grossen Schaden zu, wofür sie dann aber durch
eine Schenkung in Prenning bei Deutsch-Feistritz Ersatz zu
leisten suchten ; Governiz jedoch, bei Enittelfeld, behielten sie
bis zu ihrem Tode; und ihre Erben, Leutold und Ulrich von
Wildon, stellten es erst auf Intervention Herzog Leopolds VI.
1227 gegen Entschädigung von 50 Mark zurück, behielten
jedoch die Vogtei darüber. ^
Belehrend über das Gebahren der Ministerialen in des
Herzogs Abwesenheit auf dem Kreuzzuge (1217 bis Mitte 1219)
iBt eine das Spital am Semmering betrefifende Urkunde vom
21. XII. 1220. Herrand lag damals in Fehde mit Hartnid von'
Ort und schädigte das genannte Hospital in seinem Besitze;
die Fehde kostete Geld, und Herrand musste Güter verpfänden.
« U.-B. 2, 91, 148: 1208, 11. XII. Salzburg. Dieselbe Schenkung der
Eppensteiner bewahrt auch das Necrol. Seccov. (D. St. 2, 355): VIII.
Kai. Mart. (22. Febr.) Lantfridns in Eppenstein, qui dedit nobis cnriam
in Chrawat. (D. St. 2, 359): IX. Kai. Inl. (24. Juni) Laentfridus de
Eppenstein in expeditione. Hie ultimus filiorum illorum pergens Jero-
solymam tradidit nobis praedium omne Goberritz, quidquid ibidem habere
poterat. lY. Kai. lul. (17. Juni) Albertus de Eppenstein. Hie dedit nobis
omne praedium suum Capellen in Muertztal et alia. Das Necrolog. ge-
hört dem 14. Jahrb., Mitte (D. St. 2, 364).
2 Vgl. überdasganzeVerhftltniss zu Stift Seckau S.215, Anm.3bisS.216 Anm. 3.
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202
BO vier Hüben zu Reibersdorf bei Hartberg (Reiweinsdorf ) an
den Richter von Hartberg, Peregrin. Aber das genügte nicht.
Und als die Hospitaliter den jungen Ritter Heinrich, den Neffen
des Hospitaliters Tokelarius, mit zehn Mark Silbers aus dem
heiligen Lande an ihr Hospital schickten, nahm Herrand ihm
dies weg. Nach des Herzogs Rückkehr führte nun der
Hospitaliter Siegfried Klage, und Herrand wurde verhalten,
das geraubte Geld zurückzugeben; da er es nicht konnte,
schenkte er jene vier Hüben, die an Peregrin von Hartberg
verpfändet waren, Siegfried aber verglich sich mit diesem in
der Weise, dass er zwei Hüben gleich aus der Pfandschaft
löste um fünf Mark, während die andern zwei nach Peregrin's
Tode dem Spitale am Semmering zufallen sollten.*
Die Verluste in seiner Familie veranlassten den alten
Wildonier zu verschiedenen Schenkungen : so bei Richers Tode
an das Salzburger Capitel (S. 199, Anm. 1) und dann, als
Hartnid starb, — Ende 1220 oder 1221, denn in einer Schen-
kungsurkunde der Grafen von Pleien 1220 lebt er noch, 1222
dürfen wir aber nach Herrands Verschwinden aus den her-
zoglichen Urkunden als des letzteren Todesjahr ansetzen;
eine Seckauer Urkunde seiner Söhne von 1223 bestätigt diese
Annahme — zu einer Schenkung von Gütern in Ranach und
von ,perchreht' bei Gloggnitz, und von drei Hüben zu Eich
im Ensthale an das Spital am Pym 1220. ^
Erwägt man, wie Vater und Sohn für ihre Gewaltthätig-
keiten dem Kloster Seckau genugzuthun sich bemühten und
dann Herrand nach des ältesten Sohnes Tode in einer Reihe
von Schenkungen zugefügtes Unrecht gut zu machen, für sein
' und des Sohnes Seelenheil zu sorgen sich beeilte, so möchte
man fast vermuthen, dass der Vater in einer plötzlichen
» U.-B. 2, 173: 1220, 21. XU. . . .
2 U.-B. 2, 184, c. 1220 . . Lietzen. Herrandus de Wildonig trado et delego
S. Marie ecclesieqae eius snpra Pierin b^bam unam aput Bavnach in
septenario filü mei Hartnidi pro remedio anime eius ... et aput Glokiniz
iu8 nostrum quod dicitur perchrehte . . . aput Obirneiche in Enstal tres
h^bas cum manu domini nostri ducis Austrie et Styrie et hoc aput
i^zin. Septenarium steht hier in seiner ersten Bedeutung «officium pro
mortuis per Septem dies continuos^ Ducange. Die Datirung im U.-B.
O.-Oest. 2, 184 (c. 1200) ist fiilsch. Hartnids Tod kann nicht vor 1220
(S. 204, Anm. 2), nicht nach 1222 (S. 195, Anm. 1) fallen. Das ange-
hängte Siegel gleich Beck-W. F. 2.
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203
Erkrankung des Sohnes und in dessen Tode einen Fingerzeig
des Himmels zu erkennen glaubte und so zu jenen zahlreichen
Spenden veranlasst wurde. Diese Anschauung ist der Zeit nicht
fremd: ich erinnere nur an die Geschichte jenes Grafen von
Pleien, < in dessen Tode die Zeitgenossen die verdiente Strafe
fär seinen Angriff auf Stift Reichersperg erblickten, oder an
die Geschichte von Günther von Soune.^
Herrand von Wildon hat auch das Verdienst, den
Johanniterorden in Steiermark eingeführt zu haben; haben
sich die frommen Brüder etwa um seinen Bruder im Kreuz-
zuge 1189 Verdienste erworben? Als Erzbischof Adalbert von
Salzburg dem Orden die Kirche zu Uebersbach bei Fürsten-
feld übertrug, trat Herrand das Patronat an derselben ab
(1197) ;3 1215 schenkte er demselben Orden einen Hof ,Haslowe'
bei Fürstenfeld ^ der ihm von seinem Lehensmanne Konrad
von Lembuch (Lewenboch) ledig geworden war.^
* Albain der Neffe des Stifters von Reichersperg, Werners von Pleien,
hatte 1090 oder 1091 eine Schenknng des Letzteren an das Süft und
den Grand des Stiftes selbst an sich zu reissen gesucht, ja die Cleriker
trotz der Warnung des in Reichersperg als Mönch lebenden Oheims ver-
trieben. Die Gründungsgeschichte von Reichersperg (Mon. Boic. 8, 393 ff.)
bezeichnet seinen und seines Helfershelfers plötzlichen Tod eilf Tage
nach dem Ueberfalle des Klosters als göttliches Strafgericht. Tanglin
Mitth. des bist Vereins für Steiermark IV. 133 f.
> Günther aus dem Hause Puzol oder Hohenwart hatte den Abt Wolwold
von Admont im Jahre 1137 zu Tode misshandelt (M. G. 9, 578, Admont.
Chron.) und war dem Kirohenbanne verfallen. Als er im Jahre 1140 im
Kampfe König Eonrads III. gegen Heinrich den Stolzen von Baiem-
Sachsen vor Regensburg verwundet wurde, erblickte er hierin Gottes
Fingerzeig und suchte sich durch reiche Schenkungen an Salzburg, Gurk,
Admont und mehrere andere Klöster Lossprechung vom Banne und eine
Grabstätte in Admont zu sichern. Tangl, Günther, der letzte Markgraf
von Soune, in Mitth. VI. 94—97.
' U.-B. 2, 27: 1197. Nur den ersten Act des Regestes (Patronat von
Uebersbach) kann ich in der Urkunde finden, nicht aber den zweiten
(Dotation der genannten Kirche durch Tausch mit Zehenten an ge-
nannten Orten): . . Herrandus vero de Wildonie ins patronatus, quod in
predicta ecclesia habebat, ospitali S. Johannis ea condicione donavit, vt
de ospitali presbiter in prenominata ecclesia instituatur singulis diebus
ad divina celebranda. (v. Zahn setzt Komma.) Dedmas istarum vülarum,
videllcet Ubilspach . . . que ad plebanum pertinent, pro allodio in chro
huuat cum plebano . . permutaverunt.
« U.-B. 2, 133: 1215, 21. III. Wien. Die im Texte gegebene Erklftrung
scheint dem Wortlaute näher zu entsprechen, als das Regest: . . eadem
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204
Die bei Gelegenheit der Streitigkeiten und Schenkungen
angeführten Orte — Ansprüche der adeligen Herren ergaben
sich bei der Unbestimmtheit der Grenzen^ wenn ihre und der
Klöster Besitzungen einander berührten oder einschlössen —
geben uns die Punkte an, auf denen wir einen Theil des
Wil deutschen Besitzes zu suchen haben; — einen Theil, denn
nicht alles ist in Streit gekommen, nicht von allen Gütern
wurden Theile geschenkt, gewiss nicht über alle von Vater
auf Sohn übertragene Lehen sind Urkunden ausgestellt worden,
und nicht alle haben sich erhalten.
Ausser von den Landesfürsten und von den Klöstern
Ädmont und S. Lambrecht, trug Herrand c. 1190 — 1200 auch
von S. Paul zwei Höfe zu Lehen ^, und 1220 lernen wir ihn
und seine Söhne Hartnid und Ulrich als Lehensträger der
Grafen von Pleien kennen: sie haben fünf Hansen in der
Nähe von S. Georgen an der Stiefing.^ Umgekehrt gab auch
bona Chonrades de Lewenbocb a me in beneficio habnit ipseque qnen-
dam militem . . Walthemm per eadem bona beneficiaverat, quo mortuo
eiusdem filii et tntores . . . eadem bona reddidenint et ipse susceptiB a
fratribns Ix marcis Fresacensium eadem bona michi libere resignavit.
Vgl. M., Bab. 149, 4: 1231, 3. UI. Wien, Herzog Fnedrich II. bestätigt
Herrands Schenkung von 1215; über Herrands Verdienste vgl. v. Zahn,
Beitr. 6, 18.
^ U.-B. von S. Paul S. 72 C. Copie des um 1220 vollendeten Codex traditionum
des Abtes Ulrich: ista sunt beneficia qnibus inbeneficiati sunt subscripti:
. . . idem dominus F(ridericu8 de petÖ) causa domini Herrandi de Wil-
donia resignavit nobis duas villas beneficii sui, quas predicto domino
H. iure feudali concessimus.
2 U.-B. 2, 174: 1220 . . Saefelt. C. dei gratia Comes de Bleigen (Chun-
radus) dilectis fideUbus suis H. de Wildouia et H. et U. filiis suis (Her-
rando de Wildonia et Hertnido et Ulrico) salntem. Quoniam parentes
nostri . . . Marie . . nee non . . Georio . . . aput Styuen . . . ecclesiam
fundare et suo dotare praediolo curaverunt . . . nos concedimus . . . ut
V mansos de praedio nostro quod in feudo tenetis, ecclesiae praedictae
in proprietatem et dotem altaris superioris cappellae delegare habeatis
potestatem. Diese Urkunde steht vollständig im Seokauer Copialbnch
(Pg. Codex des 14. Jahrhunderts des Jo. Arch. in Graz N. 333, p. 72,
Urk. N. 125) und unmittelbar vorher (Urk. N. 124) eine andere, durch
welche Graf Liutold von Pleigen seinen Vasallen die Schenkung von Plei-
genschen Lehensgütern an die Kirche zu S. Georgen an der Stiefing
gestattet; sie ist undatirt. Ueber diese Schenkung hat dann Graf Konrad
von Pleien eine zweite Urkunde ausgestellt, welche ebenfalls von 1220 . . .
Berchtesgaden datlrt ist (abgedruckt bei Koch-Sternfeld, Salzburg und
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205
Herrand von Wildon einen Hof und Güter in Haslau bei
Fürstenfeld dem oben erwähnten Konrad von Lembuch zu
Berchtesgaden in bist, stat geogr. und staatsökon. Beiträgen , Salzburg
1810, zwei Tbeile; 2. Theil, 1. Abtheilung ^Urkunden von Berchtes-
gaden* S. 42, N. XXII., jetzt auch berichtigt U.-B. 2, 175): Graf Konrad
von Piain gibt auf Bitte des seligen Herrand von Wildon und auf Er-
mahnen des Pfarrers von Styven [S. Georgen an der Stieiing] ein Prfidium
von fünf Mausen für eine tägliche Messe auf den Katharinen Altar der
Kirche S. Georgen an der Stiefing. . . . Chunradus . . comes de Piain . .
memorandum relinquimus quod ad peticionem pi^ memoria Herrandi de
Wildonia (fuimns) inducti et a Chvnrado plebano de Styven . . moniti
iam nominat^ ecclesi^ predium nostrum apnd 8. Georium V mansos . . .
per manualem consensum consanguinei nostri L. sub uostra tutela con-
stituti . . . super altare beat^ Katharinc in memorata ecclesia . . pro
dote tradidimus . . . hac tarn condicione interposita, quod in eodem
altari cottidie missa pro defunctis, pro remedio et salute tarn nostra
quam predicti Herrandi et heredum eiusdem . . debeant celebrari . . .
testes . . . data apud perthersgadem ao incarn. dorn, mcczx. Wenn man
wie Koch-Stemfeld (Gesch. des Fürstenthums Berchtesgaden, Salzburg
1815, 1, 99) aus der Berchtesgadner Urkunde des Grafen von Piain
schliesst, dass Herrand von Wildon 1220 todt war (pie memorie Her-
randi!), so verwickelt man sich in Widersprüche mit anderen urkund-
lichen Zeugnissen: die Seefelder Urkunde des Grafen von Pleien kann
allenfalls der ersten Hälfte des Jahres zugeschoben werden, auch die bei
M., Bab. 126, 164 vorfindliche Zeugenschaft Herrands von 1220, 12. VII.
Steier, lässt fUr den Todestag fast sechs Monate Raum ; Herrands Schen-
kung an Spital am Semmering die vom Thomastage (12. Dec.) datirt ist,
könnte allenfalls nach dem Tage der translatio Thomae apostoli, dem
3. Juli (vgl. Weidenbäch Oalend. christ. p. 161) zurückgeschoben werden;
Doch weniger Schwierigkeit bereiten zwei andere dem Jahre 1220 (ohne
näheres Datum) gehörige Urkunden Herzog Leopolds (M., Bab. 125, 162
und 127, 165). Allein unlösbar wird der Widerspruch durch eine Ur-
kunde Herzog Leopolds von 1222 . . Wels, für Lambach, in welcher
Herrand als Zeuge erscheint (M., Bab. 131, 180, U.-B. O.-Oest. 1, 639,
n. 341). Die Echtheit dieser letzteren Urkunde anzuzweifeln ist um
80 weniger erlaubt, als es sich um Marktrechte in Wels handelt, die
Stift Lambach von seiner Gründung her besass (pro totis iuribus que
ecclesia Lamb. de fundacione sua in civitate Welsa libere possidebat), die
bezügliche Urkunde König Heinrichs IV. aber, die ihm diese Rechte
▼erlieh, 1061, 18, II. Regensburg, (U.-B. O.-Oest. 1, 90 n. 71, Stumpf,
Reichskanzler 2. Bd., Chron. Verz. der Kais.-Urk. 215 Reg. n. 2502)
niemals angestritten worden ist. Diesen Widerspruch zu lösen bleibt
nichts übrig, als Herrands Tod nach 1222 oder in diesem Jahre festzu-
setzen und die Berchtesgadner Urkunde von 1220 für eine spStere, der
Kirche 8. Georgen an der Stiefing ausgestellte Bestätigung der früheren
Schenkung, mit dera Datum des Schenkungsactes (1220) und mit Be-
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206
Lehen, der sie wieder an den Miles Walther hindanlieh, nach
dessen Tode die Söhne gegen andere Güter in ,RedeginBdorf'
dem Konrad von Lembuch das Lehen zurückerstatteten, worauf
dann dieser es dem Herrand zurückgab gegen 60 Mark
Friesacher, die die Johanniter zahlten (S. 203, Anm. 4).
Neben Herrand, seinem Bruder und seinen Söhnen er-
scheinen in dieser Zeit noch einige andere Träger des Namens
von Wildon: Albert von Wildon, 1185, 1190 als Zeuge ;^ nach
der Stellung in der Zeugenreihe scheint er nicht dem Diener-
stande angehört zu haben. Konrad von Wildon 1207 — 1245
(vgl. über denselben S. 224, Anm. 1). Erphe von Wildon
1219—1223.2 Hezil von Wildon c. 1185 und 1227.3 Leo von
Wildon 1212. 1214.^ Konrad, Erphe, Leo und einige andere
werden 1219^ 9. I. ausdrücklich als Burggrafen bezeichnet.
ziehling auf die Zeit der Aasstellong (,Herranda8 pie memorie^) anzu-
sehen. Vgl. eine ähnliche Vermengung von Actum und Datum in der
Urkunde n. 172 des steierm. U.-B. 1, p. 172 (1136 . . . Lieibniz anno
dorn, incarn. mcxxxri, regnante Chunrado rege secundo [!]) und im
Allg. Ficker Urk. Wesen 1, n. 157 und 168.
> U.-B. 1, 649 S. 629^ als Zeuge der S. 199 f. besprochenen Tradition,
noch hinter Meinhard dem miles proprius — U.-B. 1, 701: c. 1190.
Erzbischof Albert von Salzburg beurkundet die Delegation Ulrichs dea
Sohnes Otakars des Burggrafen von Graz an seine Kirche . . . cuius
delegacionis testes sunt . . . Herrandus de Wildonie, Hertnidus de Orte,
Albertus de Wildonie . . . Facta est autem hec delegacio in Castro
Trnwinstein sub his testibus . . . Alberto de Wildonie . . . testes autem
hnius delegacionis sunt hü . . . Albertus de Wildonie . . .
' U.-B. 2, 162, 245: 1219, 9. I. Leibniz, erscheinen nebst Herrandus de
Wildonia, Hertnidus et Uiricus filii ipsius ausserdem Leo, Engelscalcus,
Marchwardus, Conradus, £rpo, Wichardus, Grifo castellani de Wildonia;
Erphe war demnach Burggraf. — Aebtissin Ottilie von Göss erklärt,
dass Engeiin seine Besitzungen seinen Erben Otto und Bertha abgetreten
habe. U. d. Z . . . dominus Erphe de Wildonia. c. 1220, U.-B. 2, 179,
264. — Konrad, Engelschalk und Erpho als Zeugen auch in der S. 215,
Anm. 3 angeführten Urkunde Liutolds und Ulrichs von Wildon vom
Jahre 1223 . . .Weiz, U.-B. 2, 209, 299.
^ Zeuge der Verzichturkunde Herrands und Richers von c. 1185 U.-B. 1,
662. Hezil ist gleich Hermann, M. G. 8, 670. 10, 370 Herimannus qui
etHezilo, Förstemann, Namenbuch 1, 651. Und ein Hermann von Wildon
ist c. 1225 Zeuge in einer Urkunde Leutolds I.; S. 224, Anm. 2.
* U.-B. 2, 122, 185: 1212 . . . Reinbert von Mureck urkundet für Renn,
und U.-B. 2, 130, 201: 1214, 16. H. Graz, Herzog Leopold VL für
S. Lambrecht; Zeuge ist jedesmal Herrand von Wildon, weit hinter ihm
folgt Leo von Wildon; er war Burggraf. Siehe oben Anm. 2.
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207
Von den 1190 ohne Namen erwähnten^ 1215 mit Aus-
Dahme Hartnids als pueri bezeichneten Söhnen Herrands ist
Hartnid der älteste^ denn er erscheint in den Urkunden zuerst,
seit 1208,« Ulrich seit 1219,2 Leutold erst von 1222 an, also
Yon demselben Jahre, über welches herab unsere Kenntniss
7on Herrand nicht reicht.
Am 30. V. 1208 bestätigt Hartnid H. in Friesach mit
dem Vater eine Urkunde des Bischofs Walther von Gurk;^
1211 unterschreiben sie gemeinsam einen Vertrag Herzog
Leopolds VI. mit EIrzbischof Eberhard H. über Burgen und
Patronate ; * als Herzog Leopold VI. mit zahlreichen steierischen
Herren im Mai 1212 den Nürnberger Reichstag des aus Italien
zurückgekehrten Kaisers Otto IV. besuchte, befand sich Hartnid
in seinem Gefolge und unterzeichnete mit ihm den kaiserlichen
Privilegienbrief für S. Florian ; "^ und als neun Monate später
dasselbe Kloster von dem inzwischen aufgegangenen neuen
Sterne, König Friedrich II., in Regensburg sich die gleichen
Freiheiten wie vom Kaiser Otto und Herzog Leopold ver-
' Schon 1207 soll er in Herzog Leopolds VI. Gefolge in Linz g^ewesen
sein, nach Moch. 5, 48, der sich auf Kurz, Beiträge zur Geschichte des
Landes ob der Ens, Linz (1806) 3, 324 bezieht; aber die entsprechende
Gleinker Urkunde des U.-B. f. O.-Oest. 2, 254 hat Herrandus de .Wil-
donia als Zeugen. — D. St. 2, 77 Seiz. 13 führen ihn als Zeugen einer
Urkunde Herzog Leopolds VI. von 1207 an; der Irrthum ist S. 188,
Anm. 1 aufgeklfirt.
2 Ein Zeugniss für 1203 wiU Meiller ßab. 91, 46 in der Urkunde von
1203, 29. XI. Friesach, erblicken: Herzog Leopold VI. bezeugt, dass sein
Ministeriale Leopold von Leonstein dem Kloster Victring 16 Hüben ge-
schenkt habe. U. d. Z. Wichardus de Karlsperch et filii eins Wichmrdus
et Heinricus, de Marhpurch Ulricus et Gotfridus, Herrandus de Wildoni,
Frideiicus de Pethowe . . . Meiller bezieht ,de Wildoni^ mit Unrecht auf
die vor ,Herrandus* stehenden Namen; interpungirt man wie v. Zahn im
U.-B. 2, 64, 8. 106, so fSUt jeder Grund für jene Annahme weg. Die
Urkunde ist S. 198, Anm. 1 summarisch mit angeführt.
» U.-B. 2, 89, 138: 1208, 30. V. Friesach. B. Walther von Gurk bestätigt
dem Ortolf von Muntpareis seine Lebengüter. U. d. Z. Herrandus de
Wildonia et filius eins Hartinidus . . . Cünradus de Wildonia.
* U.-B. 2, 118, 179: 1211 ... U. d. Z. Herrandus de Wildonia et filius
suns Haertnidus. Unter den Kirchen, deren Patronate geregelt werden,
befinden sich auch Riegersburg (Buckerspurch) und Radkersburg (Rate-
goyspurch); ersteres bekommt der Herzog, letzteres der Erzbischof.
^ M., Bab. 109, 100: 1212, 12. V. Nürnberg. U. d. Z. Hartnidus filius
Herrandi de Wilidon.
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208
briefen liess, fand sich Hartnid wieder unter den Sieglern.*
Da Leopold eben aus Spanien heimkehrte, so hatte ihn wohl
Hartnid dahin begleitet. 2 1217, 4. VI. siegelte derselbe in
Friesach eine Urkunde Erzbischof Eberhards II. für Reun;^
1219, 9. I. findet er sich mit dem Vater und seinem jüngeren
Bruder Ulrich auf einem Capitel desselben Erzbischofs in Leibniz
ein. ^ Das letzte Mal geschieht seiner Erwähnung in der Urkunde
des Grafen Eonrad von Pleien vom Jahre 1220. Erwähnt sind
bereits die Vexationen des Klosters Seckau, deren er sich im
Vereine mit seinem Vater in Kumberg und Governiz schuldig
machte. Dass Hartnid vor dem Vater starb, ist durch die
Schenkung an Pyrn unumstösslich erwiesen, und dass beide,
Herrand der Vater, sowie Hartnid der Sohn, 1223 todt waren,
beweist die Weizer Urkunde der Söhne Leutold und Ulrich
von 1223 (S. 215, Anm. 3), sowie Herrands Verschwinden aus
den Urkunden des Landesfiirsten seit 1222.^ Hartnid starb
somit zwischen 1220—1222.6
1 U.-B. O.-Oest. 2, 383: 1213, 14. II. Begensborg: Hartnidus filluR Her-
randi de Wildonia.
^ Wenn man die S. 194, Anm. 1. zusammengestellten Urkunden hieherziehtf
gewinnt die Vermuthnng, Hartnid sei mit dem Herzoge in Spanien
gewesen, an Wahrscheinlichkeit:
1212, 24. IV. Herzog Leopold VI. in Ena, Herrand Zeuge —
21. V. Herzog Leopold VI. in Nürnberg, Hartnid Zeuge —
10. Vn. Herzog Leopold VI. in Passau —
8. Vni. Herzog Leopold VI. in Ens, Herrand Zeuge —
1213, 14. II. Herzog Leopold VI. in Begensburg, Hartnid Zeuge ; Herrand
begleitet seinen Herrn bis an die Landesgrenze und empffingt ihn dort
wieder, seinen Sohn aber gibt er ihm in die Fremde mit. VgL M., Bab.
109, 99. 100. 101. 103. 106.
3 1217 nach dem 15. Mai yerzichtet Herzog Leopold VI. auf Salzburgische
Weinzehenten ; u. d. Z. Herrandus de Wildonia (M., Bab. 120, 144);
1217, 4. VI. Friesach: Erzbischof Eberhard II. überlässt eben diese
Weinzehenten an Stift Renn. U. d. Z. Hartnidus de Wildonia et multi
alii (M., Salzb. 214, 192) IJ.-B. 2, 146, 218. Ausführlich und richtig
dargestellt bei Much. 5, 77.
* U.-B. 2, 162, 246: 1219, 9. I. Leibniz. Erzbischof Eberhard von Salz-
burg schlichtet einen Streit zwischen Reun und dem Pfarrer von S. Lorenzen.
U. d. Z. Herrandus de Wildonia, Hertnidus et Vlricus filii ipsius.
5 Vgl. für alles dieses S. 204, Anm. 2, 8. 215, Anm. 3, S. 216, Anm. 1,
S. 202, Anm. 2 und S. 195, Anm. 1.
8 Es wäre alles in bester Ordnung, wenn nicht Ulrich von Liechtenstein
im Frauendienat, Ausgabe von Lachmann, Berlin 1843 (Fr. D.) 66, 15
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209
Von den beiden überlebenden Söhnen folgt dem Alter
Bach zunächst Leutold — er steht, wenn er mit dem Bruder
einen Hertnid von Wildon anf dem Turnier zu Friesach auftreten Uesse.
Das Datum desselben su verschieben geht nach der glänzenden Be-
stätigung, die Lachmanns scharfsinnige Berechnung (1224, 1 — 15. V.)
durch Knorr, Ulrich von Liechtenstein, Quellen und Forschungen, Strass-
burg 1875, IX. 6. gefunden hat, nicht an. Unsere Berechnung, die sich
auf die echte Weizer Urkunde von 1223 (S. 215, Anm 3) stützt, kann auch
nicht umgestürzt werden; denn föchte man auch die Datirung dieser
Urkunde an, so wäre immer noch Herrands Tod, der ja später fällt, zu
yerschiebeii. Zur Auflösung dieses Widerspruches bieten sich zwei Wege :
entweder hat Lichtenstein einen anderen Hertnid von Wildon gekannt, oder
sein Bericht vom Turniere zu Friesach kann nicht Anspruch erheben als
historische Quelle zu gelten. Ich möchte die letztere Ansicht verfechten.
In demselben Masse als unsere Kenntniss des Mittelalters und seiner
Oesehichtsquellen zunimmt, mehren sich die Verdachtgründe geg^n die
äussere Wahrheit Ulrichs von Liechtenstein. Ich übergehe andere pro-
blematische Punkte, wie die Pagenzeit bei Heinrich von Oesterreich
(Mödling) oder Heinrich von Istrien (Fr. D. 8, 19; Earajan z. St;
Seherer im Anzeiger für deutsches Alterthum, Berlin 1876, I, 248); oder
die Frage nach Name, Stand und Heimath seiner ersten Geliebten, die
er so durchsichtig andeutet als wollte er verstanden sein, und beschränke
mich hier auf das Turnier zu Friesach. Schon Hagen, Minnesinger IV.
327, Anm. 4 merkt an, dass die urkundliche Geschichte von Friesach
von jenem Fürstencongresse nichts berichte. Und in der That! es ist
anfallend; von einer Zusammenkunft so vieler weltlicher (aufgezählt
Fr. D. 65, 5-67, 32) und geistUcher (aufgezählt Fr. D. 77, 25—78, 4)
Fürsten und Herren soll sich nicht eine Nachricht, auch nicht eine Spur
der Urkunde, die das Resultat derselben wohl fixirte, erhalten haben?
Vgl. Fr. D. 96, 9—14. Die Geschichte des Markgrafen Heinrich von
Istrien liegt uns jetzt in dem trefflichen Buche «Geschichte der Grafen
von Andechs von Freiherm von Oefele, Innsbruck 1877* vor. Aber weder
die Geschichte der Familie (S. 96 — 99) noch die Regesten des Mark-
grafen Heinrich (S. 198—206) wissen etwas von einem Zwiste zwischen
Heinrich von Istrien und Bernhard von Kämthen oder von einer ähn-
lichen Friesacher Abmachung des Markgrafen. Einen kaum nennens-
werthen Anhaltspunkt für den Liechtensteinischen Bericht bietet eine Ur-
kunde vom 19. XI. 1227 Graz, durch welche Herzog Leopold VI. und
Bisehof Ekbert von Bamberg einen Streit zwischen Bernhard von Kärnthen
und Bischof Ekbert ausgleichen, mit Heinrich von Istrien als Zeugen;
aber es war bei dem Mangel jedes geschichtlichen Anknüpfungspunktes
doch kein nnmethodischer Schritt von der Hagens (MS. IV, 327, A. 5),
einen Zusammenbang zwischen der Zusammenkunft von Friesach und
dem Instrumente des Friedens von 1227, das zahlreiche steierische
Adelige, darunter auch die Brüder von Liechtenstein, die Anstifter der
Friesacher Spiele, unterschrieben, zu suchen. Gegenüber dem Schweigen
liekiT. Bd. LIX. I. Hilfte. 14
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210
zusammen in Urkunden erscheint, voran, — dann Ulrich.
Seit Anfang 1222 bis zum Jahre 1243 erscheinen die Brüder
der Chroniken und Urkunden will es wenig beweisen, dass wir ftlr die
erste Hiilfte des Mai 1224, auf den uns Ulrichs Text führt, die Anwesen-
heit eines oder des anderen weltlichen oder geistlichen Fürsten in und
um Friesach urkundlich nachweisen können; z. B. Herzog Leopold VI.
am 24. IV. in Judenburg, M., Bab. 133, 189. U.-B. 2, 216; Erzbischof
Eberhard IL von Salzburg am 2. V. in Friesach, M., Salzb. 233, 277.
Ü.-B. 2, 216; Bischof Ekbert von Bamberg vom 22. IV. bis 14. VI. in
Oesterreich (Scherer im A. f. d. k. I, 250). Dürfte man an 1223 denken,
so lassen uns zwar die Bab. Beg. in Stich, aber das U«-B. O.-Oest. 2,
344 bringt den Bischof Ekbert am 24. IV. in Gleink, M., Salzb. 232,
271 bestätigen die Anwesenheit des Erzbischofs Eberhard II. in Friesach
am 25. Mai. — Man darf nicht ausser Acht lassen, dass Liechtenstein
sich in Widersprüche mit geschichtlich feststehenden Thatsachen ver-
wickelt; schon das Register zu Lachmanns Ausgabe bemerkt, dass Fr. D.
78, 3 statt ,Rüedeger von Passau', ,Gebhart* zu lesen sei, vgl. HMS.
IV. 332, A3; denn von 1222—1231 regierte Gebhart, resignirte dann
und starb 10. X. 1232; ihm folgte Büedeger, der bisherige Bischof von
Chiemsee (1216—1282) erst vom August 1233—1250 (Potth. SuppL 381).
Ein zweiter Widerspruch liegt vor in einer Urkunde Herzog Leopolds VL
vom 10. V. 1224 Gleink (U.-B. O.-Oest. 2, 447, U.-B. 2, 217), während
nach Liechtenstein Leopold die ganzen fünfzehn Tag^ der ersten Hälfte
des Mai in Friesach gewesen und gerade am 10. V. ein Turnier ange-
ordnet haben soll (Fr. D. 77, 17, vgl. 79, 8). Freilich wird man diesen
Widerspruch nicht sehr urgiren dürfen, denn die betreffende Urkunde
ist einem Copialbuche des siebzehnten Jahrhunderts entnommen und
trägt die Jahreszahl 1274 ausgestrichen, darüber 1244 (U.-B. O.-Oest 2,
347 Anm.); die Datirung auf 1224 hat Prifjs, Geschichte von Gleink
S. 169 nach der Indiction innerhalb der Jahre Herzog Leopolds VI. vor-
genommen. V. Zahn im U.-B. 2, S. 310, A 2 möchte sie früher datiren.
Vgl. auch noch Scherer im A. f. d. A. I, 250. — Den dritten Widerspruch
mit urkundlich beglaubigten Thatsachen böte dann unser Hartnid von
Wildon, Fr. D. 66, 15. Doch ich zweifle nicht, dass eine eingehende
Untersuchung der steierischen und innerösterreiohischen Adelsgeschichte
noch manchen Widerspruch aufdecken würde. Ein solcher scheint z. B.
auch vorzuliegen zwischen den Erwähnungen eines Leutfned von Eppeu-
stein, Fr. D. 170, 174 (J. 1227) und 454, 455 (J. 1240) gegenüber dem
durch U.-B. 2, 238 (S. 216, Anm. 1) vor 1227, 17. II. fixirten Tode des
Lantfried von Eppenstein, des letzten männlichen Nachkommen der
Familie; Necrol. Seccov. in D. St. 2, 359 (8. 201, Anm. 1). — Erwägt man
die voranstehende Erörterung, so möchte man dem Freiherm von Oefele
zustimmen, wenn er in der Vorrede von der poetischen Verherrlichung
der Andecbser in der Heldensage und bei Ulrich von Liechtenstein
sagt: »Keinerlei Kunde von Thatsachen habe ich jenen Schriftwerken zu
verdanken (auch nicht was Ulrich von Liechtenstein über Heinrich IV.
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211
meist yereinigt in den Urkunden der Landesfürsten und Privat-
personen.
Noch bei des Vaters Lebzeiten (Jänner 1222) und dann
noch 1224 und 1227 sehen wir die beiden jungen Wildoner —
pueri heissen sie noch 1225 (S. 217, Anm. 2) — an Herzog
Leopolds VI. Hofe:» und kaum hat Friedrich II. nach dem
plötzlichen Tode seines Vaters in San Germano (28. VII. 1230)
den herzoglichen Thron bestiegen, eilt Leutold zu seinem jungen
Fürsten nach Lilienfeld. ^ Vielleicht hat er ihm in dem bald
darauf ausbrechenden Kriege gegen Heinrich und Hademar von
Kaenring beigestanden (Mitte December 1230 — April 1231);^
vielleicht hat er dort schon jenen Albero (V.) von Kuenring-
Dürnstein, seinen künftigen Eidam, kennen gelernt, der an
Herzog Friedrichs Hofe mit seinen Vettern eine Zeitlang als
Geisel für die Treue der Euenringer bleiben musste. 1232,
4. IX. urkundet die Herzogin Witwe Theodora in S. Lambrecht,
und Ulrich von Wildon ist unter den Zeugen der Urkunde,
mit welcher sie einen Streit zwischen dem Stifte und den
Brüdern Ulrich und Dietmar von Liechtenstein beilegt.* Als
der langgehegte Groll zwischen den beiden Friedrichen zum
Ausbruche kam, und der Kaiser im December 1236 in Graz
erschien, um der Reichsacht Nachdruck zu verleihen, da er-
schienen auch die Brüder vor dem Kaiser und geleiteten ihn
auf seinem Zuge nach Wien, wo Friedrich vom Jänner bis
bringt, lässt sich vei-werthen), alles erweist sich als Invention oder leere
Phrase'.
» Ü.-B. 2, 193, 280: 1221, 9. I. Graz, Herzog Leopold VI. für S. Lam-
brecht nnd Renn. U. d. Z. . . . Leutoldos et frater eius Ulricus de
Wildonia, und U.-B. 2, 194, 285 von demselben Datum. — In Herzog
Leopolds VI. Zeit gehören femer: U.-B. 2, 214, 306: 1224, 24. IV.
Graz, Herzog Leopold VI. für Spital am Semmerlng und Wulfing von
Stubenberg. U. d. Z . . . Liutoldus et Ulricus de Wildonia. — U.-B. 2,
245, 337: 1227, 7. XI. Marburg, Herzog Leopold VI. für Geirach. U. d.
Z. . . . Liutoldus de Wildonia; eine Urkunde gleichen Datums und In-
haltes (M., Bab. 141, 221) hat u. d. Z ... Liupoldus de Wildonia et
frater eius Ulricus (gleich D. St. 2, 140, Gyr 5). ,Liutold' und ,Liupold'
werden allenthalben verwechselt
2 M., Bab. 148, 2: 1230, 30. XI. Lilienfeld, Herzog Friedrich II. für
Lilienfeld. U. d. Z . . . Leutoldus de Wildonia.
3 Vgl. Friess Kuenr. 69, Anm. 1 und 75.
* Ü.-B. 2, 296, 398.
14*
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212
April 1237 blieb. ' Aber vor der endgiltigen Versöhnung des
Herzogs mit dem Kaiser scheinen so wie die übrigen steieri-
schen Ministerialen y so auch die Herren von Wildon ihren
Frieden mit dem Landesherzoge gemacht zu haben: Weih-
nachten 1239, also bei der feierlichen Wiedereinsetzung des
Herzoges in sein Erbe, linden wir die Brüder in seinem Ge-
folge in Wien; 2 das Jahr darauf in Marburg bei einer Ver-
sammlung von geistlichen und weltlichen Herren;^ dann in
Judenburg ;"* 1241 in Wels^ und Neustadt;^ 1243 in Friesach.^
In den drei letzten Jahren Friedrichs IL, so reich an Ereig-
« U.-B. O.-Oest 3, 47: 1237 . . Febr. Wien. Kaiser Friedrich IL bestätigt
Freiheiten des Klosters Wilhering; zahlreiche Zeugen, Bischöfe, Beichs-
fürsten, unter den Letzten die steierischen Herren . . . Ulricus et Leu-
toldus fratres de Wildonia. — U.-B. 2, 349, 456: 1237 .. . Febr. Wien:
Kaiser Friedrich II. nimmt Besitzungen des deutschen Ordens in Oester-
reich, Steiermark und Krain in Schutz. Unter sieben steierischen Herren
gleich nach den Grafen von Pfannberg, Heunburg und Ortenburg als
Zeugen Liutholdus et Ulricus de Wildonia.
2 U.-B. 2, 376, 489: 1239, 25. XII. Wien. Herzog Friedrich II. für den
deutschen Orden. U. d. Z . . . Leutoldo et Ulrico fratribus de Wildonia.
In Betreff des Zeitpunktes der Versöhnung mit dem Kaiser schliesse ich
mich Meiller (Bab. Reg. Anm. 451, S. 266) gegen Muchar 5, 162 und
Mayer 1, 55 an; auch Luschin Beitr. 9, 137 setzt 1239 an. Hirn, krit
Gesch. Herzog Friedrichs II. des Streitbaren (Salzburger B. Seh. Progr.
1871) S. 69 setzt die Versöhnung des Herzoge mit den österreichischen
Ministerialen vor Wiens Fall (Dec. 1239), die mit den steierischen aber
unmittelbar darauf. Krön., Oe. G. 1, 627 lässt den Zeitpunkt der Aus-
söhnung mit dem Kaiser zwischen 1239 und 1240 fallen.
3 M., Bab. 162, 61 : 1240, 9. VIII. Marburg. Herzog Friedrich II. schützt
Garsten gegen Vögte. U. d. Z . . . Liutoldus de Wildonia.
* M., Bab. 162, 62: 1240, 25. VIII. Judenburg. Herzog Friedrich U. ftür
das Domcapitel in Salzburg. U. d. Z . . . Liutoldus et Ulricus fratres
de Wildonia.
5 M., Bab. 165, 74: 1241, 18. II. Wels. Herzog Friedrich bestätigt einen
Vertrag zwischen Kremsmünster und Hertnid von Ort. U. d. Z . . .
Liutoldns et Ulricus de Wildonia. Den Originalvertrag, der unter dem
gleichen Datum geschlossen wurde, haben gleichfalls beide Brüder unter-
zeichnet. U.-B. O.-Oest. 3, 93.
6 M., Bab. 168, 88: 1241, 31. VII. Neustadt. Herzog Friedrich II. schenkt
dem deutschen Orden das Patronat von Gumpoldskirchen. U. d. Z . . .
Leutoldus et Ulricus fratres de Wildonia.
7 U.-B. 2, 423, 537: 1243 (Ende Juni) Friesach. Herzog Friedrich IL er-
theilt dem Abte Perman ,von S. Lambrecht ein Privileg. Z. . . .
drei Bischöfe, dann Ulricus et Liutoldus fratres de Wildonia . . . mini-
steriales Styrie et alii quam plures nobiles fide digni. Dieses Privileg
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213
nisseo; so voll von stolzen Hoffnungen^ kühnen Plänen und
jähen Wendungen des Schicksals, finden wir die Herren von
legte Abt Perman im Jahre 1250, 20. I. dem Grafen Meinhard von Görz,
Hauptmann von Oesterreich nnd Steier, vor und erhielt eine BestKtigungs-
nrknnde, in die die ganze Urkunde Herzog Friedrichs II. .aufgenommen
wurde. VgL den Abdruck bei Adr. Rauch, österr. Gesch. 3. Bd. (Wien,
1781), Anhang N. VIII. p. 13—16: . . . noe Meinhardus . . . notum
facimus . . . quod veniens ad nos in Graetz . . abbas . . . Permannus
de Karinthia querulose insinuavit etc. . . ostendens nobis Privilegium
bonae memoriae Ducis . . . Friderici petiit iura sui monasterii recog-
DOBci, cuius privileg^i tenor extitit in hec verba: C. In nomine patris etc. . .
vem'ens ad presenciam nostram . . . abbas . . . Permannus de Karinthia
presente . . . patre nostro Eberhardo venerabili Archiepiscopo Salz-
burgensi et venerabilibus viris dominis Uirico et Ulrico Lavendin. et
Sekoviensi episcopo et . . . duce Karinthie Bernhardo querulose insi-
nuayit ete. . . . presentem paginam nostrorum sigillorum munimine hoc
est Anstrie et Styrie, venerabilis domini Archiepiscopi Salzburgensis et
nobilis ducis Karinthie duximus roborandam testibus qui presentes aderant
subnotatis Ulricus Gurcensis, Ulricus Lauentinus, Ulricus Secoviensis
episcopi, Ulricus et Liutoldus fratres de Wildonia, Erchengerus de Lan-
desere, Wlfingus de Stubenberch, Ulricus de Lichtenstain, Dietmarus de
Offenberch fratres ministeriales Styrie et alii qu. pl. datum Frisaci ao
dom. mill« ccxxxxjjj Nos vero [hier führt Meinhard fort] ipsum Privi-
legium intuentes . . . defensioni subponlmus . . . presentes litteras con-
scribi et sigillo . . . fecimus communiri testibus presentibus Ulricus
Secoviensis episoopus, dominus Witigo Scriba Styrie Wildoniensis. do-
minus Ulricus et Liutoldus fratres. dominus Rudolfus et Liutoldus de
Stadek fratres. dominus Erchengerus de Landesere. Dominus Wlfingus
de Stubenberch. dorn. Ulricus de lichtenstain et alii qu. pl. fide dignis-
simi datum in Graetz ao dom. mocl, xjjj kal Febr. Hier ist zunächst zu
lesen: Witigfo Scriba Styrie. Wildonienses domini Ulricus et Liutoldus
fratres; vgl. die Copie des Jo. Arch. 643*. Nach diesem Zeugnisse
müsste Leutold von Wildon 1260 noch gelebt haben — so nimmt in
der That z. B. Krones, Mitth. 22, 60 (vgl. 8. 228, Anm. 3) an — , und die
Angabe des Salbuches von Stainz (Much. 3, 338) und des daraus ab-
geleiteten Grabsteines (S. 228, Anm. 2), dass er 1249, 13. IV. zu Wien ge-
storben, wäre als irrig zu betrachten. Ich betrachte zwar die Stainzer
Aufzeichnungen mit einigem Misstrauen, aber aus der obigen Urkunde
machte ich kein Argument gegen dieselben ziehen. Ich bin nftmlich
überzeugt dass eine Anzahl Zeugen aus dem Privileg von 1243 in das
von 1260 einfach herübergenommen wurde und somit aus der Erwfihnung
in dem letzteren, namentlich bei einem Ministerialen noch nicht auf seine
Anwesenheit und sein Leben zur Zeit der Urkundenausstellnng ge-
schlossen zu werden braucht. Zur Begründung dieser Ansicht verweise
ich auf Ficker, BeitriCge zur Urkundenlehre I. Bd. Innsbruck 1877. Ob-
wohl Ficker zunKchst die Kaiserurkunden im Auge hat, so ertheilt er doch
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214
Wildon nicht mehr in seiner Nähe. Leutold überlebte aeinen
Gebieter nur um drei Jahre ; seinen Bruder Ulrich werden wir
in die Ereignisse des Interregnums thätig eingreifen sehen.
auch fiir die Datirang von Privaturkauden höchst schtttzbare Winke:
§. 69: «dass zu anscheinenden Widersprüchen zwischen Zeugenaofftihning
and Datüning^ auch in echten Privatnrknnden die mannigfachsten Ver-
anlassungen geboten waren, wird . . . nicht zweifelhaft sein könnend
§. 176, wo Ton Transsompten gehandelt wird, heisst es: ,es finden sich
anch Beispiele, dass die Zeugen mit dem übrigen Texte einfach aus der
vorliegenden Urkunde wiederholt wurden .... es trifft auch in Ffillen
zu. wo . . . man bei Neuausfertigung oder Bestätigung Zeugen der Vor-
lage wiederholte, welche in dieser Beurkundungszeugen waren. Und
dabei begegnen wir nicht selten einem willkürlichen Vorgehen ....
dass man nfimlich nun doch der Vorlage nicht g^nau folgte, sondern
Zeugen dieser und der neuen Beurkundung willkürlich zusammen warf*.
Qleich das erste Beispiel Fickers , eine Urkunde Kaiser Heinrichs IV.
1105, 3. XII. Köln, ausgestellt, 1107, 2. XI. Köln, wiederholt, ist sehr
lehrreich, sie zeigt, dass man sich mit einer der Beurkundung entspre-
chenden Aenderung der angesehensten Zeugen begnügte, dann aber ein-
fach die früheren wiederholte. Im Folgenden bringt Ficker dann ganz
unanfechtbare Belege für Wiederholung von Zeugenreihen aus dem drei-
zehnten Jahrhundert, besonders aus Urkunden Kaiser Friedrichs II. bei;
man vgl. bes. die zwei Urkunden von 1218, 3. I. Wimpfen, weiche Pri-
vilegien des Kaisers von 1216 . . . XII. Nürnberg, und 1217, 25. V. Augs-
burg, wiederholen mit Wiederholung der Zeugen der Vorlage und Weg-
lassung derjenigen, an deren Abwesenheit im heiligen Lande oder in
Italien zur Zeit der Beurkundung man sich erinnerte, während andere
gleichfalls am Ausstellungsorte der Transsumpte von 1218 nicht an-
wesende oder solche, deren gleichzeitige Anwesenheit in Italien man über-
sah, als Beurkundungszeugfen fungiren. Berücksichtigt man nun, dass
Leutolds Tod für 1249 bezeugt ist, so darf man sich wohl die Frage
erlauben, ob nicht ein ähnlicher Fall wie die vorhin erwähnten in un-
serer Urkunde von 1250 vorliege; die Reihe der Zeugen — es sind
beidemale Beurkundungszeugen, Ficker §. 66 — ist in beiden Urkunden
eine auffallend ähnliche; die Fürbitter des Diploms von 1243, Erzbischof
Eberhard (gest. 1246, 1. XII.; Garns series episc. cathol. Ratisbonae
1873), Herzog Bernhard, Bischof Ulrich von Lavant und Bischof Ulrich
von Seckau, die beiden ersten auch Mitsiegler des Herzog^, fehlen in
der Bestätigung von 1250; die Reihenfolge der eigentlichen Zeugen ist
aber dann genau gewahrt, nur dass Ulricus Gurcensis, Ulricus Laven-
tinus, Dietmarus de Offenberch fehlen, dagegen Witigo scriba Styrie»
Rudolfas et Liutoldus de Stadeke hinzukommen. Vielleicht darf man
auch das berücksichtigen, dass die abnorme Anfuhrung der zwei Brüder
von Wildon, Ulricus et Leutoldus (sonst meist umgekehrt) von 1243
auch 1250 wiederkehrt. Meinhards Urkunde entlehnt auch sonst gern
der Vorlage Ausdrücke für Veranlassung und Erkenntniss.
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215
In Privaturkanden begegnet Leutold mit seinem Bruder
ausserdem c. 1240 in Reun ^ und allein 1248; 20. IX. Pettau
bei Erzbischof Philipp von Salzburg.^
Wie im öffentlichen ^ so finden wir auch im Privatleben
die Brüder meist gemeinsam handelnd, namentlich anfangs, als
sie das Erbe des Vaters übernahmen und, wie es scheint, un-
getheilt besassen. Gleich nach dem Tode ihres Vaters be-
stätigten sie dessen Schenkung an Salzburg (S. 199, Anm. 1). Es
ist schon oben erwähnt worden, dass die Brüder gleich nach
des Vaters Tode die von demselben und ihrem verstorbenen
Bruder Hartnid gemachte Schenkung in Prenning an Stift
Seckau durch Urkunde von 1223 . . . Weiz bestätigten. ^ Bald
darauf, c. 1225, fällt eine andere Urkunde der Brüder für
Stift Seckau, durch welche sie die von ihrem Verwandten —
es ist der hier nicht genannte Landfried von Eppenstein ge-
meint — geschenkten Güter in Governitz bei Knittelfeld ab-
treten, unter der Bedinguiig, dass ihr Lehensmann Gundacker
von Landschach vier Hüben daselbst lebenslänglich besitze;
nach dessen Tode sollen auch diese an das Stift fallen.^ Der
Zeit nach folgt dann der bereits erwähnte Verzicht der Brüder
I TT.-B. 2, 391, 604, c. 1240 . . . Ortolf von Trennstein (Trewenstein)
schenkt dem Kloster Renn vier Haben in Hitsendorf (Hneendorf). Zeugen :
Vlricos de Wildonia, Lintoldus frater snns . . . ministeriales . . .
) Jo. Areh. C. 627. 1248, 20. IX. Pettau. Erzbisohof Philipp von Salzburg
schenkt dem Bischof Ulrich von Seckau die Kirche in Styven. U. d. Z.
Lintoldus de Wildonia.
s U.-B. 2, 209: 1223 . . . Weiz. Lintoldus et frater mens Ydalricus de
Wildonia commendamus qualiter pater noster Herrandus et frater noster
Hertnidus pro gravi damno Seccoviensis ecclesiae fratribus ab ipsis in
Ch^nenberg per incendium et rapinas illato predium nostrum et hominum
Bostrorum, Heinrici videlicet, Wendelburge et Bichharde filie eiusdem W.
in Prenning situm . . cum ipso . . Heinrico et Richkarda . . tradiderunt;
cuius traditionis confirmationem nondum plenarie faotam nos post mortem
patris et fratvis nostri monente saepius et rogante praeposito Hezemanno
(reg, von 1220—1230, 16. XII) per manuum traditionem confirmavimus.
U. d. Z. . . . Rudegems et Otto de Gdtenberc (viel später :) Chunradus
de WUdonia, Engelschalcus et Erpho de eodem.
* U.-B. 2, 236: c. 1226 . . . . ego Leutoldus de Gvtenberch ... nos et
frater noster Vlricus querimonie contra fratres Secowenses supra pre-
düs in Gobemiz que a parentibus nostris pro remedio animarum snarum . . .
delegata fuerunt, . . . cessimus, taH forma, ut fidelis noster Gvndacharus
de Londscbach iure precario quattuor mansus detineat etc.
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216
auf Governitz, ,die Schenkung ihres Blutsverwandten Land-
fried von Eppenstein^, von 1227 und die Bestätigung dieses
Verzichtes durch Herzog Leopold VI. von 1227, IL Graz. *
In demselben Jahre 1227, nach dem Februar, Seckau, be-
stätigt dann Ulrich wohl auch im Namen seines Bruders dem
Stifte Seckau, dass der bereits erwähnte Gundacker von Land-
schach als Ablösung für die nach seinem Tode dem Stifte
abzutretenden Wildon'schen Lehen am Landschacherbache vom
Stifte 30 Mark erhalten habe.^ Endlich 1242 .. . erklärt
Ulrich neuerdings, dass auf der Schenkung Landfrieds von
Eppenstein, Landschacherbach, ihm und seinen Nachkommen
keinerlei Vogtei gebühre, und beschränkt seine Forderung auf
ein bestimmtes Mass Hafer ,sex marchgrez (?) auen§ , und ein
Huhn von jeder Hube, jährlich auf sein Schloss Eppenstein
vom Klosterverwalter zu liefern.^
IJ.-B. 2, 238 (vor 1227, 17. 11. Graz). • Leutoldus nee non frater meas
Vlricns de Wildonia . . . Seccowensi capitalo praedinm in Oobemiz . . .,
quod etiam consangoineus noster dorn. Lentfridns bon. memor. . . . con-
tnlerat et pater noster ac frater noster Hertnidus usqne ad mortem deti-
nuerant . . . delegavimus. U. d. Z. . . . Gandakaros de Boumkircheni
frater eins Marchwardus, Amestus de Eppenstein, Chnnradas de Wil-
donia. Die Cession und den Vertrag best&tigte dann Herzog Leopold VI.
1227, 17. n. Graz. U.-B. 2, 239 und M., Bab. 137, 208. Vgl. über den
ganzen Streit noch Much. 4, 17. 6, 106.
U.-B. 2, 241: (1227 nach Februar) Seckau: ego VTricus de Wildonia . . .
uolumus certificari, quod dom. prepositus et capitulum Sekowense Gun-
dacharo de Londschach . . . eo uiuente xzx marcas pro abdicatione
predictorum bonorum . . . persoluerunt etc. Aus dem Pluralis hinter
,Vlricu0* ohne ,nos* und aus der Erwähnung der beiden Siegel ,BigilIi
nostri et fratris nostri impressione* darf geschlossen werden, dass Leu-
tolds Name lediglich aus Versehen vom Eingang der Urkunde wegge-
blieben ist.
U.-B. 2, 412: 1242 . . . Ubich von Wildon anerkennt die Vogteifreiheit
der Güter des Stiftes Seckau bei Landschach. Auf denselben Streit be-
zieht sich eine Urkunde Herrands II., des Enkels von Herrand I. in
D. St. 1, 228, Seccov. 86, 1265, 8. IX. Weissenkirohen : Herrandus de
Wildonia a venerabili Ortolfo praeposito . . . Seccowensis ecclesie sum
saepius expetitus, quod nuUus officialium meorum vel haeredum meorum
in praediis quae Lontschacherpach nuncupantur, aliquod ins advocatiae
vei exactiones seu pernoctationes exigere debeat, praesertim
cum praedium memoratum dom. Lantfridus p. m. de Eppenstein ob sa*
lutem animae tradiderit . . . postea a piae mem. avo meo dom. Herrando
et patre meo dom. Ulrico et fratre suo Leutoldo dictum praedium a do-
minis saepe dicti monasterii saepius sit redemptum. Und nun folgt die
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217
Schon 1225 zeigt Leutold seinen später so glänzend be-
währten Sinn für Wohlthätigkeit, indem er einem Dienstmanne
eine Schenkung an Kloster Wilhering in Ober-Oesterreich ge-
stattet. * 1225, 19. I. Hartberg, vergleichen sich die Brüder auf
Vermittlung des Erzbischofs Eberhard II. mit dem Bischof von
Seckau, dessen Angehörige sie in Weiz durch Ausübung des
Vogtrechtes der Nachtlager (sie waren Besitzer von Weiz aus
der Gutenberg'schen Erbschaft) mannigfach bedrückt hatten,
und versprachen sich ähnlicher Anforderungen zu enthalten.^
Von c. 1230 angefangen sehen wir Leutold mit einem
Werke beschäftigt, das seinen Namen in der Ueberlieferung
des Landes noch heute lebendig erhält, nämlich mit der Grün-
dang und Ausstattung des Chorherrenstiftes Steunz oder Stainz.
lieber den Zeitpunkt dieser Stiftung gibt es zwei Ansichten,
die eine, ältere, vertreten durch Muchar, die andere von
Meiller. 3 Beide stützen sich auf die Abschriften eines nun-
mehr verlorenen Stainzer Sal- oder Copialbuches im Archiv
des landschaftlichen Joanneums zu Graz. Eine von diesen Ab-
schriften aber berichtet unter dem 7. IV. der zweiten Indiction
ohne Jahr : Erzbischof Eberhard IL von Salzburg überlässt dem
Leutold von Wildon allen Grund um die Kirche S. Katharina
zu Stainz, welche zur Pfarre S. Stephan in Lemschitz gehört,
nachdem derselbe die Pfarre Lemschitz mit einem Hofe in
Gschwend entschädigt hat.^ Obwohl in dieser Urkunde nur
neuerliche Verzichtleistung and jene Vorbehalte , die schon Ulrich von
Wildon in der oben 8. 216 angeführten Urkunde gemacht hatte: sex
marehcorcios (!) avene et de singolis eubis ynnm pnllum.
> U.-B. O.-Oest 2, 332: c. 1226. Aufschreibnng über die Gründung des
Klosters Wilhering: . . . porro curtile quoddam in Raffoltinge quod solyit
XXX denarios quidam de familia Leutoldi de Wildonia dedit domino suo
consentiente et propria manu largiente.
» Ü.-B. 2, 226. 1226, 19. L Hartberg. Lyvtoldus et Vlricus pueri de Wil-
donia qui procurationes quandoque contra volnntatem . . . Secoviensis
episcopi apud Weides receperant . . . spoponderunt quod ex nunc in
antea nuUam ibidem procurationem ab eo vel a suis hominibns . . .
recipiant.
* Mach. 5, 114 und 138; Meiller, Salsb. Reg. 8. 662, Anm. 203.
* U.-B. 2, 290: (1282), 7. IV. Leibnis. Mit Rücksicht auf die Zeugen
(Heinrico v. Seccowensi electo, Hartnido de Betove, Vlrico de Wildonia,
Chunrado de Homekke, Hartengo Chelsone, Friderico castellano de
Libens) und die II. Indiction hat Muchar die Urkunde nach 1229 ver-
legt, and dasselbe Jahr trägt die Copie des Jo. Arch. 463. Dagegen bietet
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218
der ecclesia sancfe CathaHne apud Stanz erwähnt wird, so
Eeigen doch die folgenden Urkunden, dass hiemit das von
Leutold von Wildon gegründete Chorherrenstift Stainz gemeint
sei; und zwar wird man diese Gründung als kurz vorher
geschehen annehmen müssen. Da nun Muchar die oben er-
wähnte Urkunde nach 1229, Meiller aber nach 1244 setzt, so
hält Ersterer 1229, Letzterer 1243 für das Jahr der Gründung
von Stainz. *
An diese erste Nachricht schliesst sich eine Urkunde
gleicher Herkunft, die c. 1230 angesetzt wird, an: . . . quod
ego Leutoldus de Wildooia, quamuis ecclesiae sancte Katharine
in Stanz fundationi mee . . . per priuilegia et instrumenta
idonea prouiderim, habito tamen consensu et consilio fratris
mei Vlrici, presentibus . . . probis uiris et honestis, quedam
special! ter exprimere volui. Aus der nun folgenden, etwas
confusen Fassung der Rechte scheint hervorzugehen, dass er
den Probst (,dicto preposito', obwohl er vorher noch nicht
erwähnt worden) mit Gerichtsbarkeit über seine und seines
Bruders Ulrich ,fideles uel milites uel clientes^ ausstattet und
ihm ,vuruanch^, Maut und ,Kirchgang^ in S. Stephan in Lemschitz
Meiller, Salzb. Reg. 289, 555 ausser kleinen Abweichungen im lateinischen
Texte und in den Ortsnamen statt des Bischofs Heinrich von Seckaa :
Vlrico Y. Seocowensi eleoto und setzt demgemXss, da Ulrich erst von
JSnner 1244 regierte und die II. Indiction anf dieses Jahr passt, die
Urkonde nach 1244; vgl. Potthast, Suppl. 405 and Garns unter Seckaa.
Gegen Machars Datirung macht nunmehr y. Zahn, U.-6. 2, 389, A 1 geltend,
dass Heinrich Yon Maria Saal im Jahre 1239 noch nicht Bischof Yon
Seckaa war, und setzt, da dessen Wahl nach dem 3. VIII. 1231, die
Bestfitigung aber erst am 30. VI. 1232 erfolgte, die Urkunde in das
Jahr 1232. Mit dieser Bestimmung kann die Anwesenheit des Erz-
bischofs Yon Salzburg und des Bischofs Heinrich in Leibniz in Ein-
klang gebracht werden. Die Indiction II statt der gebührenden V wird
aus der häufigen Verwechselung Yon II und V erklärt.
* Auf 1243 muss Meiller zurückgehen mit der Gründung, denn in F. R.
A. II. 3, 117 erscheint unter dem 23. X. 1243 in einer Urkunde Erc-
bischof Eberhards zu S. Andrae im Lavantthale ,magister Berhtoldus pre-
positus 8. Catharine i^ut Steunze* (M., Salzb. 287, 542 bringt dieselbe
Urkunde, vermuthet aber S. 562, Anm. 200 den 22. XI. als Datum,
während er in die chronologische Uebersicht S. 318 dieselbe Urkunde
nach dem 16. X. einträgt). Aber schon am 6. IV. 1242 begegnet der
Probst Berthold you Stainz in einer Urkunde Herzog Friedrichs II. bei
M., Bab. 170, 98.
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219
nnd S. Georgen in £ppendorf anweist. > Erst die dritte Stainzer
Urkunde trägt ein bestimmtes Datum, nämlich 1233, 23. X.
. . . Geroldus . . prepositus ecciesie sancte Eatharine in Steuns
erklärt, de communi consensu confratrum nostrorum omnium
... et eanonicorum auf Bitten des domini Vitmari de Hopf-
garten dapiferi et dispensatoris domini Liutoldi de Wildonia,
nosire ecdesie fundataris, mit Witmar und seiner Gkttin Gerbirg
vier ein halb Hüben in Rutzendorf bei Deutsch-Landsberg
gegen vier Hüben in Schwarzenschachen bei Stainz, die Witmar
von Leutold und Ulrich von Wildon zu Lehen hatte, ver-
tauscht zu haben. Im Verlaufe der weiteren Auseinander-
setzung wird dem Witmar von Hopfgarten nachgerühmt, quia
ecclesie a prindpio fundatioms fidelis semper extitit et deuotus
et omnes in ea deo famulantes totis viribus dilexit, extulit et
promouit ; die Zuweisung der vier Hüben in Schwarzenschachen,
welche fauorabili utriusque fratris, uidelicet domini Liutoldi
et domini Vlrici de Wildonia geschah, bezeugen dann nebst
dem Decan und Kellermeister mehrere Kanoniker, sowie die
milites Ortolf von Pergam, Dietmar von Hopfgarten, Ulrich
Bawarus u. a. ^ Hierauf folgt eine Urkunde Herzog Friedrichs II.
von 1233 . . ., womit er gestattet, cuna Leutoldus de Wildonia
ministerialis noster in honorem sancte Catharine uirginis pre-
fonturam de novo erexerit apud flu vi um Stanz in diocesi Salis-
burgensis archiepiscopatus, dass jeder seiner Ministerialen bis
zu zehn Mark Jahreseinkünfte diesem Kloster zuwenden dürfe.
Unter den Zeugen steht Ulrich von Wildon. ^
Diese Berichte schliessen sich der Gründungsurkunde
vom 7. IV. 1229 — 1244 eng an ; sind sie glaubwürdig, so muss
Meillers Datirung der Leibnitzer Urkunde vom 7. IV. fallen;
1 U.-B. 2, S80. c. 1230 .... Leadoldua de V^ildonU .... habito . .
consilio fratris mei Vliici, praesentibuB et consulentibas dorn. Rndolpbo
de Labgaat, et domino Conrado de Homeke, et domino Ortolfo de
Pergarn et domino Witmaro de Hopfgarten, probis viris et bonestia ....
nnlli fidelioro meomm uel Vlrici fratris mei militom vel clientum con-
eeditor, quin bomines eomm pareant iadicio ooram iudioe fori in Stanz
et de qnaerimoniis respondeant et solaant iustitiam institntam . . . Vgl.
die Urkunde vom 23. III. 1249 Stainz, welche der Urkunde des an-
gebliehen Copialbuches zu Grunde zu liegen scheint. S. 222, Anm. 1.
3 U.-B. 2, 302 ; wegen des Probtes Gerold Tgl. v. Zahn, U.-B. 2, 389, A 1.
' U.-B. 2, 307. Da diese Urkunde in den Bab. Beg. fehlt, scheint sie
MeUler nicht gekannt zu haben.
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220
denn wenn auch Gründungsurkunden von Klöstern oft später
ausgestellt worden^^ ein Kaufvertrag über den Boden eines
im Jahre 1233 Urkunden ausstellenden Klosters erst 1244, also
vierzehn Jahre später abgeschlossen, ist doch nicht glaublich.
So lange sich also die völlige oder theilweise Unecht-
heit der Stainzer Urkunden nicht erweisen lässt, wird man
dabei stehen bleiben müssen, dass Stainz um 1230 gegründet
worden sei.^
So viel steht fest, dass Leutold und sein Bruder Ulrich
das neu gestiftete Kloster wiederholt reich beschenkt und aus-
gestattet haben : am 18. IL 1245, Stainz gestattet Leutold, dass
Rudiin von Wefsenstein für das Seelenheil seines Bruders
Wulfing, dem Kloster eine ihm lehnbare Wiese am Lemschitz-
bache (pratum situm inter cenobium ecclesie sancte Katharine
fundationeni meam et fluuium Lemsenz) schenke. Ihre Zu-
stimmung erklären vxor mea Agnes et filie mee Gertrudis et
Agnes. Unter den Zeugen sind mehrere milites et clientes.*
Erzbischof Eberhard II. überliess 1245, 18. V. Priesach, auf
Leutolds, fidelis ecclesie Salisburgensis, Bitten, dem Kloster
Stainz, novellae plantaciom Leopoldi de Wildon, das Patronat
von S. Stephan in Lemschitz gegen die Kirche S. Johann bei
Herberstein am Feistrizbache. ^ Am 17. IV. 1247, schenkte
Leutold mit Zustimmung seines Bruders eine villa, die ein
1 So macht Friess Eaenr. 137, 1 darauf aofmerksam , dass der Bau des
Glarissinenklosters in DÜmstein durch Leutold von Enenring 1287 be-
gannen habe, die Stiftung^urkunde aber, wie es bei Klosterstiftnngei^
nicht selten der Fall war^ erst um zwei Jahre spKter ausgestellt
worden sei.
3 Viel kommt für die richtige Darstellung darauf an, wie in der Urkunde
von 1233 (U.-B. 2, 307) der Ausdruck ,de novo engere' zu fassen sei:
. . . cum Leupoldus de Wildonia ministerialis noster in honorem S. Ka-
tharinae praepostturam de now> erexerit apud fluvium Stanz . . .
s U.-B. 2, 448: 1245, 18, II. Stainz. Liutoldus de Wildonia . . cum miles
mens Wulfingus de Wefsenstein . . . decesseret intestatus Rudlinus frater
suus et alia parentela sua . . . supplicaverunt mihi, vt pratum ....
quod idem Wulfingus a me in feodo tenuit, de meo consensu . . .
ecclesiae s. Katharinae . . condonarent filiabus suis Mechthildi et Vimudi
consentientibus. Egfo . . et vxor mea Agnes et filiae meae Gkrtrudis et
Agnes . . . consensimns . . . testes sunt: Waltherus Schrat, Ortolfus de
Pemgam, Vlricus bawarus, milites; Rudlinus de Nivrivt, Rudlinvs de
Gvtenberch, Perhtoldus de Panholz, Otto de Lemsenz, cUentes etc.
< U.-B. 2, 462.
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221
Lehensmami inne hatte^ dem Kloster S. Katharina zu Stainz
nach dem Ableben seiner Gattin Agnes und dieses Lehens-
mannes Otto;* und am 25. X. 1247, Piber bestätigte Bischof
Ulrich von Seckau die Stiftung sammt allen Rechten, ^ worauf
dann noch am 21. IL 1248, Lyon die Bestätigung derselben
durch Papst Innocenz IV. erfolgte. ^ Die grösste Schenkung
aber machte Leutold am 23. III. 1249, Stainz: Zwei Dörfer,
Grafenkom und Grakom, erhält das Stift mit der einzigen
Clausel, dass seine Gemalin Agnes zeitlebens den Frucht-
genuss haben sollte; aber auch während dieser Zeit schon und
dann für immer unterstehen die Bewohner dieser Güter der
Gerichtsbarkeit des Frohstes in Stainz. Zu diesen Verfügungen
hat Ulrich von Wildon durch Anhängung seines Siegels seine
Zustimmung gegeben. Wenn den Stainzer Aufzeichnungen zu
trauen ist, so hat Leutold an demselben Tage dem Stifte noch
eine zweite Urkunde, eine Art Testament, ausgestellt, in welcher
er alle seine bisherigen Schenkungen aufzählt und durch die
Siegel des Bischofs von Seckau, seines Bruders, seiner Ver-
wandten Hertnid von Pettau und Wulfing von Stubenberg,
» Jo. Arch. C. 616: 1247, 17. IV. . . . Liutoldus de Wildonia de boiio
consensa et favorabiU volnntate fratris mei Vlrici ob . . . remedium ani-
mae meae et meonim prsedecessorom omniam et successorum tradidi
ecdesise sanctas Katharinae in Steanz fundationi mese villam in Walde
sitam iuxta fluniom Steynz .... post obitum domini Ottonis miUtifl
mei , qni ipea villa a me et a fratre meo Vlrico infeodatus , iam sine
beredibns inneteranit et post mortem uzoris meae Agnetis libere et paci-
fice possidenda .... testibos domino Ortolfo de Pergarn, domino Vit-
maro de Hopfgarten, domino Vlrico Bawaro militibus, Perhtoldo de
Panholz, . . .
^ Jo. Areh. C. 617: 1247, 25. X. Piber. cum nobilis vir dominus Leudoldus
de Wildonia . . . iuxta fluuium quod Stanz dicitur, ecclesiam S. Catha-
rinae fdndauit, regularibus ibidem canonici» institutis etc.
' Jo. Arch. C. 623: 1248, 21. II. Lyon. Innocentius IV. episcopus servns
dei TenerabiU fratri Vlrico episcopo Seccouensi salutem . . . Cum ....
Leudoldus de Wildonia, miles commiuisterialis ducatus Styrise, ecclesl»
de Stanz, ordinis S. Augustini tuae diocoesis, quae parochialis erat et
etiam tunc yacabat, in qua idem ministerialis ius obtinet patronatus in
tantum de possessionibus propriis pia liberalita [Lücke] quod personis
inibi £amulantibus possunt necessaria [Lücke] ius ministeriaUs instant
[Lücke] de consensu capituU tui eodem canonicos institueris . . . con-
firmamus . . .
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222
sowie seines Schwiegersohnes Otto von Liechtenstein be-
stätigen lässt. <
1 1249, 23. ni. Stainz. In nomine sancte et indioidue trinitatis . . . re-
spondeat actionem. Hinc est quod eg^ Leutoldin de Wildonia divinae
bonitatis .... parentum meomm
A.
de pleno consensu et bona uolun-
tate fratris mei Vlrici de Wildonia
et omnium coheredum meorum le-
gaoi donani et dedi Ecclesie sancte
Katharine in Steunz Novelle plan-
tacioni mee et fratribns seu Cano-
nicis ibidem deo famolantibns villas
Gravendorf et Gracorn cum . . . omni
Jure proprio seu hereditario quod
ego et predictus frater mens siye
coheredes mei in eisdem vlllis sev
bonifl huc usqne libere possedimns
et tranquille. Ita tarnen ut yxor mea
Agnes de percipiendis . . bonorum
gaudeat ad dies uite sue . . Post
obitum autem eins prenominate ville
seu bona . . . ad . . Ecclesiam iure
hereditario pro largiore snstentatione
fratrum sive canonicorum inibi do-
rn ino militantium . . . deuoluautnr.
Protestans specialiter vna cum fratre
meo supradicto quod per hanc gra-
tiam predicte vxori mee ad dies uite
sue factam in prelibatis bonis non
absoluimus homines . . seu . . mi-
litum vel clientum nostrorum a The-
loneo aut a solutione que Vurvanch
dicitur quin preposito . . . predicte
Ecclesiae yel suo ludici in foro
Steunz et in dedicationibus Eccle-
siarum sancti Stephan! et sancti
Georii soluere teueantur. Similiter
et Juri coram Judice fori in Steunz
Stare de querimoniis tenebuntur. Vt
autem hec legatio .... permaneat,
. . . sigillo meo et fratris mei Vl-
rici . . duxi . . roborandam. Testes
autem huius donationis
B.
fundaui ecclesiam conuentualem
sub regula B. Augustini in honorem
dei et gloriosae matris eins Virginis
Mariae et sanctae Catharinae vir-
ginis et martyris in loco qui dicitur
Steinz et sitns est in terminis paro-
chiae sancti Stephani in Lemsenz
quam parochiam v. archiepiscopus
Salzburgensis Eberhardus praedictae
novellae contulit plantationi et in
recompensationem . . contuli . . ins
patronatus . . in ecclesia s. Joannis
iuxta fluuium . . Viustriz. Igitur in
subsidium canonicorum . . . contuli
de bono consensu fratris mei Vlrici
de Wildonia et aliorum haeredum
meorum haec praedia subscripta:
in primis ipsum fundum ecclesiae . .
quam quia . . . possederamus iure
feodali ab ecclesia Salzbnrgensi . . .
ipsum fundum cum bonis meis hae-
reditariis in villa . . . Geswende re-
compensatione debita commutavi ;
item contuli . . . forum in Steinz
. . . .; sub eodem iure contuli . . .
villam in Stallhouen; insuper ins
piscationis in aqua Steinz, a villa . .
Walde nsque quo infinit fluuium . .
Lonsenz . .; duos mansos et dimi-
dium in Schwarzen schachen et . . .
quatuor mansos in Herwig^torff.
Verum . . . per totam comitiae meae
adnocatiam . . . omne ins adnocati
et iudicii et praeconum . . . penitus
amputaui excepto quod . . für vel
latro . . . praesentabitur meo judici
provinciali. Vt autem haec donatio
rata maneat, . . . sigillis v. d. Vl-
rici Seccovieusis episcopi et Vlrici
de Wildonia fratris mei et consan-
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223
Von Ulrichs Schenkungen an Stainz wird noch die Rede
aein. Wir kehren zu Leutolds Beziehungen zu Kirchen und
Klöstern zurück. 1237, . . Mai, vertauschen die Brüder mit
Stift Renn Güter zu Hezelsdorf gegen das Dorf Qribinge. ^
1245 anerkennt Leutold, als Vogt admontischer Güter in der
unteren Mark (Garns bei Stainz und Frieland) persönlich oder
guineorum meorum Hemidi de Bet-
tovia, WulffiDgi de Stubenberg et
generi mei Ottonis de Lieetenstein,
qtii omnes . . . consenBoni prae*
baemnt, feci . . roborari Testes . . .
sunt canonici eiusdem loci: Chvnradus, Wernherus, Weigandos, milites
Meinhardus de Cemzleinsdorf, Otto de Walde. Ortolfus de Pergern. Dit-
marns de Hopfgarten. Vlricus Wawarus de Griwingen . et alii quam
plure«. Actum . . . indicione VII.
Or. Pg. im k. k. H.-H.-St.-A.; Jo. Arch. G. 634 aus der Bestätigung
Fontes rer. austr. II. 1, 13. Kaiser Friedrichs von 1319, 17. IV.
Graz, im verlorenen Stainzer Codex.
Die Erwähnung einer Grafschaft in der Urkunde B ,comitie mee*
macht deren Unechtheit wahrscheinlich; erwägt man, dass die Regelung
der Rechtsverhältnisse auf den geschenkten Dörfern der Urkunde A fast
wörtlich wiederkehrt in der S. 219, Amn. 1 besprochenen Stainzer Urkunde
von c 1230 . . ., so geräth man auf die Vermuthung, dass das vorliegende
Stainzer Original A mit anderen wohl verlorenen Originalen den Stoff
abgegeben habe zur Verfertigung jenes Stainzer Traditions-Codex, dessen
Copien das Grazer Joanneum-Arcbiv bewahrt. Die immer nachdrücklichere
Betonung der Rechte und Freiheiten der Stiftung, die umständliche
Sicherung gegen spätere Ansprüche, die Wiederkehr fast der nämlichen
Zeugen in allen Stainzer Urkunden, bestärken mich in der eben ausge-
sprochenen Vermuthung. Unter solchen Umständen haben genealogische
Beziehungen, die sich auf jene Stainzer Urkunden stützen, nur geringe
Beglaubigung. Man würde aber zu weit gehen, sie gänzlich zu ver-
werfen, da erstens nicht bekannt ist, ob nicht die zu Grunde gelegten
Originale schon jene Beziehungen aufweisen, und zweitens, selbst den
Fall der Fälschung als erwiesen angenommen, die Fälscher solche Be-
ziehungen nicht völlig aus der Luft griffen, sondern wohl an Ueber-
Ueferungen anknüpften. Ueber das Verhältniss der Wildonier zu den
Liechtensteinern und dessen irrthümliche Auffassung in Stainz siehe
S. 226, Anm. 2.
» U.-B. 2, 368 : 1237, . . Mai . . Liutoldus de Wildonia et Wlricus frater
mens. Zeugten nach dem Bischöfe von Seckau: CSnradus de Planken-
wart, Pillungus et Pabo fratres de Liboch, Dietmarus de Vanstorf, Or-
tolfus de Lemsiniz, Fridericus de Chouchlach, Walchunus de Ratens-
dorf, Hermannus de GStenberch militesy Heinricus de Lemsniz, Herbordus
judex, Rieherus de Lemsniz et alii. Mindestens die nach Gutenberg and
Lemschitz Benannten dürften Unterthanen der Wildonier sein.
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224
durch seine Richter^ mannigfache Bedrückungen der stiftischen
Unterthanen sich erlaubt zu haben. Da die Klöster von den
Untervögten der Landesherren vielerlei zu leiden hatten, so
suchten sie so viel als möglich, diese lästigen Bürden ganz abzu-
schütteln oder doch zu beschränken. Oft ging es freilich nicht
ohne Intervention des Landesherzogs: schon c. 1225 appellirte
Admont an den Herzog Leopold VL, weil es sich durch Herrn
Konrad von Wildon, wohl keinen Angehörigen des Ministerialen-
geschlechtes/ in seinen Besitzungen gefährdet sah, und auf
Herzog Leopolds VI. Vermittlung gab Konrad das unrecht-
mässig occupirte Gut heraus, das auf admontischem Grunde
erbaute Haus wurde auf Befehl des Herzogs niedei^erissen, und
Leutold, der Vogt und Hofrichter, stellte den stiftischen Besitz
urkundlich vor Zeugen fest.^ Die neuerlichen Bedrückungen
aber nahm das Kloster zum Anlasse, 1245 die richterlichen
Befugnisse Leutolds zu umgrenzen.^
^ Konrad von Wildon scheint zn den milites, die in Leutolds Zeit be-
sonders zahlreich bezeagt sind, gehört zu haben. Er tritt nur c. 1225
thfitlich auf und steht unter Leutolds Jurisdiction. Wenn er mit den
Ministerialen zugleich als Zeuge erscheint, so wird nie einer Verwandt-
schaft erwähnt, und in der Zeugenreihe steht er meist weit hinter ihnen.
Als Zeuge erscheint er in folgenden Urkunden: U.-B. 2, 86, 134: 1207.
Erzbischof Eberhard II. von Salzburg schenkt dem Kloster Renn alle
Zehente yon Neureuten. U. d. Z. . . . Cunradus de Wildonia . . . (fehlt
in M., Salzb. Reg.; 191, 101 hat anderen Inhalt und andere Zeugen). —
U.-B. 2, 89, 188: 1208, 30. V. Friesach, (S. 207, Anm. 3). U.-B. 2, 162,
245: 1219, 9. I, Leibnitz (8. 206, Anm. 2). — U.-B. 2, 209, 299: 1223 . .
Weiz (8. 215, Anm. 3). - U.-B. 2, 238, 329 : vor 1227 17. II. (S. 216, Anm. 1).
— U.-B. 2, 287, 385: 1231 . . . Nov. Friesach; Reinbert von Mureck
und sein Sohn stellen Zehente in Gamnar und Obdach, die sie Admont
entzogen, wieder zurüc^k. U. d. zahlreichen Z. . . . Chunradi de Wil-
donia . . . U.-B. 2, 288, 387: 1231, 3. XII. Altenhofen. Erzbischof
Eberhard II. bestätigt den vorhergehenden Verzicht. U. d. Z . . . Chun-
radus de Wildonie ... In einem Zusätze dann: Ulricus de Wildonia,
Ulricus de Liehtenstein . . . Vgl. auch Wichn. Adm. 2, 295, N. 134.
U.-B. 2, 447, 560: 1245 (vor 18. IL) Stainz, zweiter Zeuge Cvnradus de
Wildon (s. u., Anm. 3). U.-B. 2, 452, 565: 1245, 18. V. Friesach (8.220,
Anm. 4). U. d. Z. : Conradus de Wildonia.
3 W., Adm. 2, 289, N. 126; auch U.-B. 2, 232: c. 1225. dominus Chunradus
coram iudice domino Liutoldo de Wildon. Wichner p. 65 hält Konrad
wegen des Ausdruckes dominus für ein Familienglied.
» W., Adm. 2, 325, N. 168 auch U.-B. 2, 447 : 1245 (vor 18. U.) Stainz . . .
pater mens pie memorie Herrandus in advocacia quam habuit in bonis
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225
Leutold war vermählt mit Agnes, der vierten Tochter
Otto's von Unter-Drauburg (Traberg). Das geht hervor aus
einer Urkunde Herzog Leopolds VI. für Heiligen Kreuz : >
Otto von Traberg hatte 1222, 11. XH. Wien, ein Gut in
Waezelinsdorf an Stift Heiligen Kreuz in Gegenwart seines
Sohnes vor Zeugen verkauft. In demselben Jahre leisteten
dann in Traberg Ottos drei Söhne und drei Töchter, Mathilde
mit ihrem Gatten Cholo (von Rasen) sammt ihren Söhnen
Cholo und (Heinrich), Aleidis mit ihrem Gatten Oflfo von
Patten und die damals noch unverheirathete Elizabeth, in die
Hände des Subpriors Egilolf Verzicht. 1227, 21. VII. Wildon,
sicut et ceteri fratres scilicet et sorores sue eidem iuri abre-
nunciavit et quarta filia sua Angnes quam habuit Liutoldus de
Wildonia. Diesen ganzen Act hat Herzog Leopold VI. später
— das Datum ist unbestimmt — bestätigt. Der auffallende
Ausdruck ,habuit^ kann, da Agnes zur Zeit der Bestätigung
durch Herzog Leopold VI. sicher am Leben war, nur gedeutet
werden ,welche damals bereits zur Frau hattet Die Bestätigung
Leopolds VI. fällt zwischen die Verzichtleistung der Agnes,
21. VII. 1227, und seine letzte österreichische Urkunde, 19. XII.
1229; 2 die Verheirathung mit Leutold von Wildon fällt aber
vor den ersten Kaufvertrag vom 11. XII. 1222 und die Ver-
zichtleistung der übrigen Kinder in Traberg, und dürfte der
Grund, dass Agnes bei diesem Vertrage fehlt, eben ihre bereits
vollzogene Heirath mit Leutold gewesen sein ; auch ist Leutolds
und der Agnes erste Tochter Gertrud am 10. II. 1241 bereits
vermählt, was auf die gleiche Zeit der Vermählung vor dem
11. XII. 1222 fuhrt.
Leutold und Agnes hatten zwei Töchter, Gertrud und
Agnes. Diese erscheinen zusammen mit ihrer Mutter auf der
Stainzer Urkunde vonl 18. IL 1245 (S, 220, Anm. 3) und ertheilen
gleichmässig mit ihrem Vater die Erlaubniss zum Vollzuge der
Schenkung Rudlins von Wefsenstein an Stainz. Auffallend ist,
Agmuntensinm . . . Z. Radolfus de Liubegast, Cunradua de Wildon,
Wulfingujj de Wefssensteine , Dietmarus de Hopfgarten, Ortolfus de
Pergarn, Vlricus Bawarus, Dietwinus sacerdos, Herbordus judex de fa-
milia ecciesie ....
» U.-B. von H. Kreuz, herausg. von Weis, I. Bd. F. R. A. II. 11, 66,
N. 55: 1227, nach dem 21. VII.
2 M., Bab. chronolog. Uebersicht S. 277.
ArchiT. Bd. UX. I. fi41fto. 15
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22«
dass des Gatten der älteren Tochter Gertrud, Alberos V. von
Kuenring - Dürnstein, in dieser Stainzer Urkunde keine Er-
wähnung geschieht; und Gertrud war doch 1245 schon im
fünften Jahre vermählt; denn als im Jahre 1241 im Februar
die Brüder Leutold und Ulrich mit ihrem Gebieter Herzog
Friedrich IL in Wels waren und dort auch Bischof Rüdeger
von Passau sich einfand, bat Leutold den Letzteren, seinen
Schwiegersohn Albero von Kuenring mit dem bisher von
Leutold innegehabten Schlosse Steier^g an der Donau und
anderen passauischen Lehen zu belehnen, was denn auch unter
gewissen Vorbehalten am 10. IL 1241 urkundlich geschah. *
Weniger sicher sind die Nachrichten in Betreff der jüngeren
Tochter Agnes: nach der zweiten Stainzer Urkimde vom 23. III.
1249 und einer Urkunde gleicher Herkunft vom 25. IV. 1309,
Murau (Anhang 24), war sie an Otto II. von Liechtenstein, Sohn
Ulrichs IL des Dichters, vermählt; da nun Ottos erste Gemahlin
in der That Agnes hiess und sich in Stainzer Aufschreibungen
eine dunkle Kunde von einer Verschwägerung der Liechten-
steine mit den Wildonern erhalten hat, so mag man immerhin
diese Verbindung als thatsächlich bezeichnen.^
• Ü.-B. O.-Oest. 3, 92: 1241, 10. II. Wels: . . . nos ad peticionem dilecti
nobis dorn. Liutoldi de Wildonia castrum Steyrekke et alia quae in
feodum a nobis et eeclesia nostra recepta inre possedit hactenus feodali,
generi suo Alberoni de ChÜDringe ac filie sue Gertrudj Alberoni iam
diclo in coniugium copulate dignum duximus in feodmn conferenda, ita
tarnen, quod si prefatam filiam domini Leutoldj de Wildonia sine here-
dibus decedere contingat, nienioratum castrum Steierekke cum aliis
feodis ... ad dorn. Liutoldum de Wildonia revertatur. Ueber die weiteren
Schicksale dieses Schlosses, »welches Herr Albero nebst andern mit ge-
dachter seiner Oeraahel in Oesterroich, Hungarn und Steiermark über-
kommenen vornehmen Herrschaften .... wegen Krieges* um 1280
verkaufen musste , vgl. Hoheneck, Stände von Oberösterreich , Passau
1732, 2, 782. — Am 18. II. 1241 noch zwei andere Urkunden mit Leu-
tolds und Ulrichs Unterschrift im U.-B. O.-Oest. 3. 93 und 94; s. S. 212,
Anm. 5.
2 In der Stiftskirche des 178ö aufgehobenen Klosters Stainz befindet sich
an der Epistelseite in einer Kapelle ein Grabmal Leutolds, das aus dem
15. Jahrhundert stammt, mit der Umschrift: Anno. dnL m. cc. xlvjjjj.
ydus. Aprilis. ist. gestorben, der edel. herr. her. lewtoM. von. wildon.
Stiffter. des gotshans. sand. Kathrein. cze. Stencz. hie. begrab\ Und
über dem Chore der Kirche befinden sich links und rechts zwei dem
17. Jahrhundert entstammende Porträts mit den Unterschriften: ,Levtoldu8
comes de Wildonia fundavit ecclesiam Stainzensem 1228 obiit 13 Aprilis
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227
Gertruds Vermählung dürfte noch 1240 fallen, denn in
der Passauer Urkunde von 1241, 10. II. hat sie noch keine
Hoflhung auf Leibeserben ; ^ sie hat ihrem Gatten drei Söhne
geschenkt, Leutold I., Albero VI. und Heinrich IV., die alle in
der Geschichte ihres Vaterlandes eine bedeutende Rolle spielen.
Agnes, Ottos von Liechtenstein Gemahlin, war, wenn die
Quelle lauter ist, 1249 schon vermählt; sie scheint nicht lange
gelebt zu haben, denn Otto von Liechtenstein war noch zweimal
verheirathet. 2 Wenn in der Murauer Urkunde vom 25. IV.
1309, Otto den Leutold von Wildon seinen ^sweher' nennt, so.
wird man daraus gewiss nicht folgern, dass Agnes zur Zeit
dieser Urkunde noch gelebt habe. Welche von Ottos fünf
Kindern Agnes geboren, ist nicht bekannt. ^
ao 1249' and ,Ag^es uxor Leutoldi comitis de Wildonia nata de Liechten-
stein obiit 29 JnUi ao 1272*; vgl. die Abbildungen in den Mitth. der C-
Comm. zur Erforsch, und Erh. der Baudenkm. 17. (1872) p. CCXII'' und
CCXIII^ Man kann deutUch wahrnehmen , dass der Verfasser der
letzten Unterschrift das alte ,8weher' (1309, 25. IV.) missverstanden hat;
statt der regelmässigen Bedeutung ,Schwiegervater' nahm er die spätere
Bedeutung ^Schwager' au; durch die sonst im Mittelalter häufig begeg-
nende Bedeutung von ,gener* (1249, 23. III.) gleich , Schwager', ist er
in seinem Irrthnme bestärkt wordön. (Vgl. Ducange u. d. W. gener und
dazu Dieffenbachs Supplement; an letzterer Stelle wird die von uns oben
festgehaltene Bedeutung ,Tochtermann' als die regelmässige hingestellt).
Beck-W., in Mitth. 19, 207, Anm. 8 hat diesen Irrthum getheilt, ihn
aber in den Mitth. der C.-Comm. 17, CCXI, Anm. 1 wieder zurückge-
nommen. Sein Zweifel, dass Leutolds Gemahlin eine Liechtenstein ge-
wesen, wird durch den oben geführten Nachweis, dass sie eine Traberg
gewesen, bestätigt.
* Ffiess, Kuenr. 98. — Leutold der Stifter der Linie Kuenring-Dürnstein
wird 1243 geboren; Friess, a. a. O. S. 100 hat wahrscheinlich gemacht,
dass er der älteste Sohn Alberos und Qertruds war.
2 Die Todesjahre der Frauen Ottos von Liechtenstein, Agfnes, Alheidis,
Diemüdis, sind nicht bekannt; wir wissen nur, dass sie am 24. XI. des
Jahres, als ,Otto senior laicus de Liechtenstain' mit Eltern, Grosseltern,
Frauen und bis zu dem Tage schon verstorbenen Kindern in das Seckauer
Todtenbuch eingetragen wurde, alle drei schon todt waren. Ottos von
Liechtenstein Todesjahr ist aber 1311. Vgl. D. St 2, 363, Auszug aus
dem Seckauer Todtenbuche und dazu Beck-W. in Mitth. 19, 207 Anm. 10
und 212.
' Vgl die Stammtafel. Dieselbe weicht von J. Falke's (Geschichte des
fürstl. Hauses Lichtenstein L, Wien 1868) Stammtafel mannigfach
ab; ich folge Beck -Widmanstetters auf das reiche Urkunden-Materiale
lö*
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228
Die Verschwägerung mit denEuenringern und den Liechten-
steinern hat gewiss nicht wenig zu dem Ansehen und der Macht,
welche die Wildoner in der Folgezeit besitzen, beigetragen.
Söhne haben Leutold und Agnes nicht gehabt ; die reichen
Schenkungen Leutolds an Stainz, die glänzende Ausstattung
seiner Tochter Gertrud und der Umstand, dass in der Stainzer
Urkunde vom 23. III. 1249 — man könnte sie ein Testament
nennen — keiner Söhne Erwähnung geschieht, machen das
zur Gewissheit. Agnes, Leutolds Gemahlin, kommt in der
.Stainzer Urkunde vom 23. III. 1249 zum letzten Male vor.
Für Leutold sowohl als für Agnes ist uns der Todestag
durch die Todtenbücher von S. Lambrecht und Renn fast über-
einstimmend überliefert und zwar für Leutold der 13./14. April,
für Agnes der 18./19. Juli ; ^ und damit stimmen die Stainzer
Aufzeichnungen, die Grabsteine und die Gemälde, von denen
wir auch die Jahre entnehmen: Leutold soll 1249, 13. IV. zu
Wien gestorben sein, Agnes 1272, 19. VII.^ Und dabei wird
man sich auch beruhigen müssen; zwar scheint, was Leutold
betrifft, eine Urkunde zu widersprechen, nach welcher er am
20. I. 1250 in Graz einem Gerichte des Grafen Meinhard von
Görz, den Kaiser Friedrich IL Ende 1248 zum Reichsver-
weser in Steiermark eingesetzt hatte, zugleich mit seinem Bruder
Ulrich beigewohnt hätte; allein die Grazer Urkunde von 1250,
20. I. ist die Bestätigung eines früheren Privilegs Herzog
Friedrichs IL für S. Lambrecht und dass man in derselben
Wiederholung früherer Zeugen annehmen düife, ja dass die-
selbe höchst wahrscheinlich ist, habe ich S. 212, Anm. 7 zu
zeigen gesucht. ^ Aber abgesehen von diesem Diplome, 1251,
des landsch. Joann. in Graz sich stützenden Ausführungen in den Mitth.
des bist. Ver. für Steierm. 19, 199—225.
* Todtenbücher von S. Lambrecht herausg. von Pangerl in F. R. A. II.
29, 91: [13J E. Idus Aprilis, saec. XIII. Liutoldus de Wild(onia) fan-
dator Steunze — 160: [19.] XIIII. Kai. Augusti (Juli) saec. XIII. Agnes
de Wildonia. — Necrol. Banense im Auszuge in D. St. 2, 333 — 352:
[14.] XVIII. Kai. Maias Leutoldus de Wildonia — [18.] XV. Kai. Aug.
Agnes de Wildonia.
3 Much. 3, 338 bietet dasselbe Datum aus dem Salbuche von Stainz; wenn
bei Agnes das Gemälde den 29. Juli statt des 19. angibt, so ist dies
ein harmloser Fehler des Malers.
^ Noch eine zweite Nachricht scheint zu widersprechen. Much. 5, 235 führt
zum Jahre 1251, wo er von den Umtrieben des Weisseneckers zu Gunsten
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229
6. ni. ist Leutold sicher todt, denn an diesem Tage gestattet
Ulrich allen seinen Unterthanen der Kirche S. Katharina zu
Stainz^ ixindacioni Liutoldi bonae memoriae fratris mei atque
meae Schenkungen zu machen ; * diese Bewilligung hat Ulrich
dann 1254, 6. VI. Stainz, wiederholt mit dem Zusätze, in Stainz
begraben werden zu wollen. ^
Unter den Brüdern Leutold und Ulrich hat das Geschlecht
der Wildoner seine höchste Blüthe und seinen grössten Glanz
erreicht; unter diesen Brüdern hatte es auch den grössten
Besitz. Es dürfte hier an der Zeit sein, denselben zu über-
blicken.
König Belas von Ungarn erzählt, unter den Bestochenen auch die Bruder
Ulrich und Leutold von Wildon an. Seine Quelle ist, abgesehen von
dem Pseudo-Pemoldus, einem Machwerke Hanthalers, Otackers Beim-
chronik; aber daselbst, c 21 (S. 32'' ZeUe 34) heisst es nur ,dd liez er
euch nicht von die herren von Wildon^ Dieses Zeugniss entföUt somit
für Leutold; unter den Herren von Wildon haben wir gewiss Ulrich und
seine Söhne zu verstehen. Lor. 1, 110 nennt einfach ,die Herren von
Wildon*, Krön., Mitth. 22, 60 führt ,UIrich und Leutold, die Wildoner*,
als Gesinnungsgenossen Dietmars von Weisseneck an, wohl verleitet
durch die oben S. 212, Anm. 7 behandelte Urkunde von 1250, 20. L
Graz, die er als Regest. 10 anführt.
1 Jo. Arch. C. 659: 1251, 6. IH. Stainz. Vlricus de Wildonia . . . con-
cedo vt quicunque hominum meorum, meorum militum vel clientum, de
suo patrimonio ecclesiae S. K. in Steunz, fundationi Liutoldi bonae me-
moriae fratris mei atque meae . . . donare liberam habeant voluntatem
et ego easdem donationes habebo ratas . . ., quatenus orationum . . .
fratmm ego et vxor mea et parvi mei nostrique progenitores esse par-
ticipes debeamus .... testes dorn. Meinhardns de Zeinzlisdorf, dom.
Ortholfus de Pergam, dom. Vitmarus de Hopfgarten, milites, Ortolv de
Wildonia, Otto de Gensveite, Heinricus de Winberch, Wulfingus celle-
rarius, Vlricus de Marien et alii q. p. Auch diese Urkunde erscheint
mir verdKchtig we^^en der ,parvi mei*, da doch Herrand II., Ulrichs Sohn,
schon 1248 urkundet und die Stainzer Urkunden sonst nicht versäumen
alle nur aufzutreibenden Familienglieder namhaft zu machen. Vgl. 8. 222,
Anm. L
* Jo. Arch. C. 699: 1264, 6. VI. Stainz: . . nos . . Vlricus de WUdonia
notum facimus . . . ut omnes qui possessiones aliquas, quae ant iure
feodali aut hereditario . . nos respiciunt, per nos tenent, . . . libere pro
remedio animarum suarum dandi . . . habeant potestatem . . . Eligimus
insuper nobis . . . vt . . . nulla . . ecclesia nostram vendicet sepulturam
nisi eadem quae et sepulturam praestiterit nostro fratri et in qua nostri
pariter et ipsius ratione fnndationis debet memoria . . . exerceri . . .
praesentibus dom. Ortolfo, dom. Vitmaro, militibus, Sighardo de Lemsiz,
Gerhardo de Paoholz, Bernharde et alüs plurimis.
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230
Ihr Vater Herrand hatte als landesfiirstliches Lehen Wildon
besessen^ salzburgische Lehen bei Stainz, ferner einen Theil
der Ramsau bei Schladming (1185), Waldstücke im Lavant-
thale nächst Obdach (1190), Gründe bei Siginsdorf im Palten-
thale (1188 und 1208), einen Wald bei Stift Seckau als Lehen
von S. Lambrecht (1202), ausserdem S. Paursche Lehen, sowie
die Vogtei der admontischen Güter bei Stainz (1245, S. 224,
Anm. 3) und Pleien'sche Lehen bei Wildon. Ansehnlich hatte
er seinen Besitz durch die Heirath mit einer der Erbtöchter
Leutold's von Gutenberg vermehrt: Gutenberg, Waldstein und
Weiz kamen so in seinen Besitz. Aus den Streitigkeiten
Herrands mit Stift Seckau über das Eppenstein'sche Erbe
darf man wohl auch auf Besitzungen der Wildoner bei Enittel-
feld und am Schöckl schliessen; endlich weisen uns dessen
Schenkungen an Spital am Semmering, sowie am Pyrn (1220/1)
in die Gegenden des Semmering (Gloggnitz), von Hartberg
(Reibersdorf) und Liezen am Pyrn, die Schenkungen an die
Johanniter aber bei Fürstenfeld (1197, 1215) führen uns in die
Gegend der Riegersburg, die wir erweislich bald in Händen
der Wildoner finden.
Leutold und Ulrich sind Besitzer der Märkte Wildon und
Stainz;^ über den ausgedehnten Besitz Leutolds in und um
Stainz, theils in eigener Verwaltung, theils an Dienstmannen
vergeben, gibt die Geschichte der Gründung von Stainz Nachricht;
besondere Erwähnung verdienen die Dörfer Grafendorf und
Grakorn, die 1249 an Stift Stainz übergingen. Urkunden von
1225 und 1245 zeigen uns Leutold im Besitze der vom Vater
ererbten Vogtei der admontischen Güter in der Gams bei
Stainz. Das Pleien'sche Lehen von S. Georgen an der Stiefing
war auf Leutold übergegangen und wurde von ihm auf seine
Tochter Gertrud und seinen Bruder Ulrich vererbt. ^ Die
* Der Besitz des Marktes Wildon lässt sich streng genommen nur für
Ulrich behaupten (,ciyis noster deWildonia* 1252, S. 234, Anm. 1) ; doch hat
Leutold jedenfalls in der Herrschaft Wildon Unterthanen gehabt , denn
mit Urkunde von 1287, 23. V. Wien, übergibt Leutold von Kuenring-
Dümstein, der Enkel Leutolds von Wildon, letztere Unterthanen der
Kirche von Seckau. Friess, Kuenr. 98, Reg. 395. — In den Urkunden von
1230 ... und 1249, 23. HI. Stainz (S. 219, Anm. 1 und S. 222, Anm. 1)
wird ein Richter in Stainz erwähnt.
2 D. St. 1, 342, Episc. 58: 1287, 23. V. Wien, und D. St. i. 343 Episc.
60: 1290, 28. IV. S. Georgen an der Stiefing (S. 259, Anm. 3).
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231
Ausstattung seiner Tochter Gertrud, ^ Gemahlin Alberos von
Euenring; liefert den Beweis ; dass schon sein Vater Herrand
den Freien von Gutenberg im Besitze von Gutenberg und
Weiz gefolgt war;^ er selbst hat sich auch von Gutenberg ge-
nannt Eben so ausdrücklich bezeugt Leutolds von Kuenring
Geschichte, dass Riegersburg, vielleicht auch Radkersburg in
Leutolds Besitz war. ^ Auch in Oberösterreich war er begütert,
er besasB Schloss Steieregg, das Gertrud 1241 erbte, und
^ Friess, Kuenring 98 ,dnrch seine Heirath mit Gertrud von Wildon erhält
er (Albert von Kuenring) das Passauer Lehen Steiereck, Gülten zu Wels
und in der Riedmark, Besitzungen in Steiermark, Unterthanen und Gälten
KU Wildon, den Markt Weiz, die Veste Gutenberg, Radkersburg, Riegers-
burg u. m. a/. Vgl. auoh die urkundl. Belege a. a. O.
3 1288, 10. I. verkauft Leutold von Kuenring den Brüdern von Stuben-
berg die Teste Gutenberg und den Markt Weiz, sowie alle seine Vogtei-
rechte in Steiermark. N.-Bl. 6, 343, nr. 27.
3 Die Stiftungsgeschichte von Zwetl F. R. A. II. 3, 240 berichtet von
Verkäufen, die Leutold von Kuenring in Folge seines Aufstandes gegen
Herzog Albrecht I. 1295 zu machen sich gezwungen sah: . . . vendidit
enim in Styria Patrimonium suum, quod a matre piissima Gertrude de
Wildoning habuit, videlicet castrum optimum in Rakkerspurch et quid-
quid ad id castrum pertinuit (am Rande ,Kirchschlag in metis Hnngarie*),
castrum etiam optimum in Austria quod Steireck dicitur ; vgl. auch Friess
Kueur. 132 und die dort cit. Regesten. In derselben Stiftungsgeschichte
p. 612 sagt Leutold zu seiner Gattin: deus nobis res et diuicias per
Styriam et Austriam misericorditer est largitus. mihi enim et tibi latum
Patrimonium videlicet Ruckerspurch cum suis pertinenciis antecessores mei
parentes utique de Wildonia, mnltaque Chuuringarii reliquerunt, tibi
rimiliter in Austria Velsperch a tuis antecessoribus est relictum. —
Seines purgraven ze Ruckerspurch erwähnt Leutold noch in seiner
Unterwerfungsurkunde für Herzog Albrecht von 1296, 25. VI. bei Lichn.,
Habsb. II. Anhang N. VIII. — 1299, 27. XI. Wien. Leutold von Kuen-
ring verkauft dem Ulrich von Wallsee das Haus zu Rugersburg. Friess,
Kuenr. Reg. 508 (Riedler, Arch. für Gesch. 2, Urk.-Bl. p. 13, N. 3;;
vgl. auch Reg. 509. — 1368, 3. VII. Graz: Stephan von Helfenberg
nimmt die zwei Dörfer Dyeting und Tueber bei Radkersburg, die von
den Wildonern herrühren und er vormals von den Wildhausern zu Lehen
hatte, von Herzog Rudolf zu Lehn. Goeth, Mitth. 6, 250. — Da die
letzterwähnte Urkunde für den Besitz von Radkersburg selbst nichts
beweist und sonst oft Riegersburg und Radkersburg in der alten Schrei-
bung, (RAtgerespurch : Rodgerspurch) verwechselt werden (vielleicht auch
F. R. A. II. 3, 240), so habe ich im Texte den Besitz von Radkersburg
nur vermuthet.
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232
Gülten zu Wels, * sowie einzelne Höfe , deren einer 1225 mit
seiner Einwilligung an Wilhering überging.
Nach Abtrennung der reichen Schenkungen an Stainz und
der Ausstattung Gertruds — was Agnes erhielt, ist nicht über-
liefert — ' hinterliess Leutold seinen Besitz seinem Bruder
Ulrich, dessen Söhne ihn anfangs gemeinsam besassen, dann
1278 theilten.
Ich sehe von kleineren Besitzungen, die wir durch Ab-
tretungen, Entschädigungen an Klöster, Bisthümer, Verkäufe,
Tausche u. dgl. kennen lernen, ab, und verfolge den Wildon-
schen Besitzstand bis zum Aussterben des Geschlechtes : Ulrich I.
nennt 1242 Eppenstein sein Eigen, Herrand II. ist 1260 auf
Eppenstein angesessen und besitzt 1268 nach der ausdrücklichen
Behauptung der R.-Chr. c. 85 nur drei Schlösser, Eppenstein,
Premarsburg, Gleichenberg; 1278 bei der Gütertheilung zwi-
schen Herrand II. und Hertnid IIL behielt ersterer Premars-
burg und Huntzdorf, Hertnid erhielt Waldstein und Uebelbach.
Vorübergehend gelangen die Wildoner auch in den Besitz der
herzoglichen Kammerveste Neuwildon 1276 und 1292; 1293/4
geht Wildon ganz, Waldstein auf drei Jahre verloren, Hertnid
erhielt dafür Eibiswald. 1287 und 1294 verliert derselbe die
admontische Vogtei und den Hof Magstain; 1305 geht die
letzte grössere Besitzung Waldstein an die Wallsee käuflich
über und 1351 sehen wir dieses neu aufstrebende Geschlecht
im Besitze fast des ganzen ehemaligen Wildon'schen Eigen-
und Lehengutes : Gleichenberg, Stainz, Riegersburg, Uebelbach,
Waldstein, Wildon.
Wir kehren nunmehr zu dem überlebenden, jüngeren
Bruder Ulrich zurück und sprechen zunächst von seinen
privaten Beziehungen zu Stiftern, Adligen u. dgl.
1231 3. XII. Altenhofen, unterschreibt er eine Urkunde
in Sachen Reinberts von Mureck für Admont, ^ 1232, 9.
VI. S. Lambrecht, eine Admonter Urkunde;^ 1242 erneuert
' 1294 . . . Leatold von Kuenring nnd Hertnid von Wildon verkaufen
dem Ulrich von Kapellen 22 Pfund Gülten um Wels. Friess, Reg. 461
aus Hoheneck, Stände von O.-Oest. 3, 67. — Derselbe Ulrich von Ka-
pellen hat auch Steiereok gekauft, das sich 1319 noch in Händen seiner
Witwe befand. F. R. A. II. 3, 636.
2 U.-B. 2, 288, 387; s. S. 224, Anm. 1.
3 Gedr. bei W., Adm. 2, 298, N. 136 und U.-B. 2, 291, 390.
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233
er dem Stifte Seckau das Versprechen, auf dessen Gütern
am Lantschacherbache weder selbst noch durch Dienstleute
Vogteirechte ausüben zu wollen (S. 216, Anm. 3). 1243, 7. II.
Judenbiirg, erklärt er dem Bischof Heinrich von Seckau, auf
dessen Besitzungen in Nassau (Nassowe) bei Deutschlandsberg
die Vogtei nur in der Weise wie sein Vater ,Herrandus pie
memorie^ zu üben und stellt als Bürgen Heinrich von Pettau
I und Eonrad von Horneck, die im Falle einer Verletzung dieses
Versprechens dem Bischof an Ulrichs Gütern innerhalb vier-
zehn Tagen Ersatz schaffen dürfen. ^ 1248 . . . Krems bei
Voitsberg, vermittelt Ulrich einen Vergleich zwischen Hertnid
1 dem Schenken von Ramstein, dem Vater seiner Schwieger-
I tochter (? vgl. S. 270, Anm. 4), und dem Kloster Admont : Hertnid
hatte 200 Mark Silber angesprochen und, als man sie ihm
nicht ausbezahlte , Fehde erhoben ; in dem Kremser Vertrage
verzichtete jener auf seine Anspräche, der Abt aber verzieh
alle Beschädigung des Klostergutes. Die Urkunde ist unter-
schrieben nebst anderen von . . . domnus Ulricus de Wildonia
et filius suus Herrandus .... domnus Liutoldus miles de
Wildonia. ^
Hier erscheint zum ersten Male Herrand II., der unter
Ottokars Regierung so vielgenannte; in dem miles Liutoldus
vermuthe ich Ulrichs jüngeren Sohn Leutold, der von 1254
bis 1261 sicher bezeugt ist und sich später von Diernstein
nannte.
1252 beurkundet Ulrich, dass einer seiner Bürger, Wecelo,
civis noster de Wildonia accedente consensu et voluntate mea,
I domum suam in Wildonia sitam dem Stifte Reun geschenkt
» ü.-B. 2, 415: 1243, 7. II. Judenburg. Ego Vlricus de Wildonia ... ad
consilium amicorura meorum, videlicet Heinrici Scribe Styrie, Uertnidi
de Betto^ et VIrici de Liebtenstajn . . . dictus Heinricus de Betto^ et
Chunradus de Homecke . . . testes . . . Chunradus de Homecke et
Albertus filius eius . . . meo, Hertuidi de Betto^ et Chnnradi de Horneck
sigillls. Da wohl zweimal Hertnid von Pettau, nie aber Heinrich er-
wfihnt wird und ,dictus* auf den bereits erwähnten zurückweist, so ist
als Bürge wohl ,Hertnidns' statt , Heinricus* zu lesen; die Urkunde ist
Cop. d. 19. Jahrhunderts. — Ueber eine frühere Streitigkeit in Vogtei-
angelegenheiten mit Bisthnm Seckau vgl. S. 217, Anm. 2.
^W., Adm. 2, 329, N. 175: 1248 . . Wichner 2, 102 macht auf die
Schirmvogtei aufmerksam und verweist wegen der Verwandtschaft mit
den Ramsteinern auf Caes. Ann. St. 2, 858,
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234
habe. * Ulrich besass also 1252 Markt und Schloss Wildon.
1254, 12. X. . . . bezeugt er eine Urkunde Wulfings von
Stubenberg für Göss : wenn Wulfing sich fernerer Ungerechtig-
keiten gegen das Frauenstift enthält, — widerrechtliche Steuern
waren gefordert worden — darf er eine Schuld von 700 Pfen-
nigen nicht zahlen und braucht zugefügten Schaden nicht zu
ersetzen.'^ 1254 vollzog Ulrich eine Schenkung des Gottschalk
von Vokenberg an S. Lambrecht, Herrand und Leutold unter-
zeichnen die Urkunde. 3 1255, 12. I. nimmt Ulrich an einem
Gerichte theil, welches der königliche Statthalter Gottfried von
Marburg abhielt, und musste gleich Rudolf von Stadeck, mit
dem er gemeinsame Sache gemacht zu haben scheint, dem
Stifte Kenn urkundlich bestätigen, dass kein Geistlicher oder
Laie Vogteirechte über das Stift oder Bezüge fUr die Vogtei
beanspruchen dürfe; offenbar hatte Ulrich derlei Ansprüche
erhoben. Sein Sohn Herrand fertigte die Urkunde mit. ^ Tags
darauf, 13. I., 1255 Graz, verglich sich Herrand der Sohn mit
Seckau wegen 600 Mark Schaden, den er dem Stifte angethan
und trat Renten in Auerspach ab; dass Herrand noch unter
seines Vaters Botmässigkeit stand, bezeugt der Zusatz: talem
vero traditionem fecit praesente patre suo dom. Ulrico de Wil-
donia et de ipsius bona voluntate. ^ In demselben Jahre fungirte
> Jo. Arch. C. 681»: 1252 . . . . . Ego Vlricua dictus de Wildonia notum
esse cnpio . . . qnod pie recordationis Wecelo civis noster in Wildonia
. . . accedente consensn et voluntate mea contnlit in elemosimam pro
remedio anime sue domnm soam in Wildonia sitam domlno abbati et
conventui Runensi, cum iam esset de hac vita migratums fideli testa-
mento sibi providens in futurum ne super hac donatione dictis
fratribus vel de meis heredibus vel de aliis aliquod dispendium valeat
suboriri , presentem paginam . . . siglUo meo statui roborari ....
Testes . . .
2 Jo. Arch. C. 7081» : 1254, 12. X. . . . Die Aebtissin von Göss für Wulfing
von Stubenberch.
3 Jo. Arch. C. 710», auch Much. ö, 256: 1254 . . . S. LAmbrecht. Gode-
scalcus de Vokenberg schenkt per manus domini mei (!) dilecti Ulrici
nobilis de Wildonia der Kirche zu Hofe einen Mansus zu Fürte. U. d. Z.
Herrandus Liutoldus fratres de Wildonia und mehrere milites.
* Jo. Arch. C. 711»», auch Much. 3, 290: 1255, 12. I. (Graz.) U. d. Z.
Ulricus de Wildonia .... Herrandus Ulrici filius de Wildonia.
* D. St. 1, 215, Secc. 66: 1255, 13. I.Graz: Herrandus de Wildonia super
damnis DC marcarum quae eidem praeposito . . . violenter intulerat, com-
ponit hoc modo, ut duas marcas in reditibus in villa inferiore Awrspach
traderet.
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235
Ulrich zugleich mit anderen steierischen Herren als Schieds-
richter eines Streites zwischen dem Frauenstifte Göss und
Konrad Mätze; der Streit wurde zu Gunsten von Göss ent-
Bchieden, Herrand unterzeichnete die Urkunde. Aus dem Um-
stände, dass Ulrichs Tante mütterlicherseits Aebtissin von
Göss gewesen, scheint für die Wildonier eine Art Schützerrolle
für Göss geschlossen werden zu dürfen. ^ 1256 finden wir
Ulrich wieder als Zeugen eines Vergleiches zwischen der
Aebtissin Kunigunde von Göss und einem dominus Erchen-
geru8.2 1260, 22. I. bestätigt er dem Stifte Reun den Besitz
der von seiner Grossmutter Elisabeth von Gutenberg ge-
schenkten Alpe Necistal ; ^ als dann zu Weihnachten desselben
Jahres König Ottokar die gleiche Urkunde bestätigte, unter-
fertigte sie Herrand ^. Das letzte Mal finden wir Ulrich mit
seinen Söhnen Herrand und Hertnid in König Ottokars Ge-
folge in Wien, 1. Mai 1262, als derselbe dem Heinrich von
Liechtenstein die demselben von seinem Vater gemachte Schen-
kung Kikolsburg bestätigte.^
Die im Vorausgehenden zusammengestellten urkundlichen
Nachweise haben uns mitten in die Zeit des Interregnums gefUhrt ;
> D. St. 1, 67, GoBS. 37. 1255 .... wegen Ottilie vgl. D. St 1, 32,
Goss. 17: filia prenominate matrone (seil. EHsabethae de Gutenberch)
Otilia Gössensis ecciesiae venerabilis abbatissa; die Stelle ist aus der
S. 195, Anm. 3 angeführten Urkunde vom 27. Vf. 1214 Steier (U.-B. 2,
129) entnommen.
2 D. St. 1, 70, Goss. 39: 1256 . . . auch in F. R. A. IL 1, 44 N. 40.
3 Jo. Arch. C. 778*: 1260, 22. I., Graz. Vlricus dictus de Wildonia(!)
notifico, quod avia(!) mea quondam filysabeth dicta de Gutenberc pium
uotum uiri sui quondam aui mei Leutoldi secuta alpes . . . Necistal ....
Runensi cenobio delegauit, quam eciam delegacionem inclitus quondam
Leupoldos dnx Austrie et Stirie . . . roborauit .... cum per diuersos
dictum contra iusticiam predium occuparetur nunc per officiales domini
ducis, nunc per alios, aliquociens quoque id ipsum usurpauL Sed . . .
renunciaui omni iure. Testes. Ungenauer Abdruck in D. St. 2, 18,
Run. 14.
» Jo. Arch. C. 784»: 1260, 25. XII. Graz. König Ottokar von Böhmen er-
neuert die Bestätigung des Besitzes des Gutes Sedingen und der Alpe
Necistal für Reun, welche schon früher Herzog Leopold auf Bitten der
Spenderin Elisabeth von Guteuberg bestätigt hat U. d. Z . . Herrandus
de Wildonia. Der Abdruck in D. St 2, 25, Run. 23 hat dafür irrthümlich
Hertnidns de Wildonia. Vgl. über die ganse Schenkung S. 195, Anm. 3.
^ Jo. Arch. C. 798: 1262, 1. V. Wien. U. d. Z. Ulricus de Wildouia et
filii sui; auch bei Krön., Mitth. 22, Reg. 41.
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236
die Ereigoisse tragen deutlich den Stempel der Zeit: von Seite der
Adeligen ein fast unausgesetztes Streben gegenüber den reichen
und beim Mangel eines mächtigen Landesherrn schutzlosen Stif-
tern Vortheile zu erringen, häufig zu erpressen; von Seite der
Stifter ein ängstliches Bemühen längst verbriefte Rechte neuer-
dings bestätigen zu lassen, im Falle eines Zusammenstosses durch
möglichst grosse Nachgiebigkeit ärgeren Schaden zu verhüten.
Graf Otto von Eberstein , den Kaiser Friedrich II. sofort nach
Herzog Friedrichs II. kinderlosem Tode (16. VL, 1246 an der
Leitha) als Reichsverweser nach Oesterreich und Steiermark ge-
schickt hatte, konnte gegen die mächtige Partei des Pabstes und
seiner Schützlinge, Gertrude von Oesterreich und Hermann von
Baden, wenig ausrichten und begab sich deshalb im Sommer
1248 auf die Aufforderung des Kaisers mit den vornehmsten
Ministerialen von Oesterreich und Steier zu Kaiser Friedrich II.
nach Verona; auf dem Wege wurde ein Theil von ihnen von
dem erwählten Erzbischofe Philipp von Salzburg festgenommen,
die anderen trafen den Kaiser nicht mehr in Verona. In ihrer
Hoffnung, einen neuen Herzog zu erhalten, sahen sich die
Landherren getäuscht: ' Friedrich schickte ihnen wieder einen
Statthalter, den Grafen Meinhard von Görz. Diesem scheinen
sich so wie die meisten Ministerialen, so auch die Herren von
Wildon angeschlossen zu haben. Als dann der Kaiser 1250,
13. XII. zu Firenzola in Apulien starb und bald darauf Graf
Meinhart sich von der Statthalterschaft zurückzog, da brach
unter den steierischen Herren Uneinigkeit aus; die einen
wollten gleich den Oesterreichem den Markgrafen von Mähren
Ottokar zu ihrem Herzoge wählen, andere, und zu diesen ge-
hörten auch die Wildoner Ulrich und seine Söhne, unterhan-
delten mit Pfalzgraf Heinrich, dem Sohne Ottos von Baiern
und Schwiegersohn König Belas von Ungarn (S. 228, Anm. 3).
Damals soll Dietmar von Weisseneck (1251), von König Bela
bestochen, eine Anzahl steierischer Herren für eine ungarische
* Lor. 1, 69. Die Continuatio Garstensis (M. G. 8cr. 9, 598) berichtet
z. J. 1248: omnes maiores Anstriae et Styriae ab inperatore usqae
Veronam invitantur, sed qaidam a Phylippo Salzpurg. archielecto spo-
liantur, captivantur in itinere constituti. quidam autem procedentes nee
imperatoris faciem peryidemnt, nee aliquero dominum receperunt Zu
dieser und der Nachricht der Ann. S. Rudperti (M. G. Scr. 9, 790) ist
zu vgl. Lor. 1, 69, Anm. 1.
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237
Occupation gewonnen haben und um f&r diese einen Rechts-
titel zu gewinnen, d. h. zu beweisen, dass sie nach dem kinder-
losen Tode des Herzogs frei ihren Herrn wählen könnten, fügten
die Führer der Partei der Handfeste Herzog Ottackers VIH.
von 1186, 17. Vni. Georgenberg bei Ens, einen Zusatz bei:
si dnx idem sine filio decesserit, ministeriales nostri ad quem-
cunque velint divertant, * und liessen ein Diplom fertigen,
mittelst dessen Kaiser Friedrich II. am 20. IV., 1249 Cre-
mona, jene alte Landhandfeste Herzog Ottackers von 1186
sammt allen Zusätzen vollinhaltlich bestätigt habe. ^
Diese Urkunde hatte, wie sich bald verbreitete und später
auch in die geschichtlichen Darstellungen überging,^ Ulrich
von Wildon, als er im Auftrage der steierischen Herren 1249
mit Graf Meinhard nach Italien zu Kaiser Friedrich II. sich
begab; mitgebracht, und in der That geschieht in dem Falsi-
ficate Ulrichs ausdrücklich Erwähnung: . . . verum eciam
dilecti et fidelis nostri Vlrici de Wildonia iidem et prouiden-
ciam esse cognovimus, ob hoc ipsi hanc litteram dedimus pre
ceteris conseruandam fretus nostra familiaritate pariter et amore,
ut singulis firmitates et libertates iuris secundiun firmatos ar-
ticuloB cum nostri sigilli munimine lucide valeat demonstrare.
De aliqua ignorancia vel caligo sepefatis iuribus presentibus et
faturis temporibus involvatur. Dass Ulrich an dieser Fäl-
schung, deren Zeitpunkt zwischen den Tod des Kaisers und
die Absendung des Weisseneckers an König Bela gesetzt wird,
einen hervorragenden Antheil hatte , darf man schliessen ; *
ebenso erlaubt der Umstand, dass er sich die Verwahrung und
die Erläuterung des Diploms vindiciren Hess, einen Schluss
auf sein Ansehen , seine Dreistigkeit und Klugheit. So half
Ulrich die Herrschaft der Ungarn in Steiermark begründen;
« U.-B. 1, 677, 6Ö3.
5 HuUlard-Br^holles, Hisfc. dipL Friderici II., T. VI. p. 945: 1249, 20. IV.
Cremona. Der Heraas^eber nimmt auf Machars Darstellung 5, 129 Bezug
und wirft ihm vor, dass er die Urkunde für echt halte ,fraadem non
sospicatus, quae facile et quasi uno ictu oculorum deprehenditur'.
3 Much. 3, 35 und 5, 219 erzählt nach seinen Quellen die Reise Ulrichs
an den Hof des Kaisers 1249 als Thatsache. Vgl die daselbst angef.
chronical. Belege.
* Ich folge in der ganzen Darstellung Luschins Abhandlung über die
steier. Landhandfesten in Beitr. 9, 139—142, 179.
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238
sie dauerte von 1254 (Ofner Friede) bis 1260. » Noch 1258
dürfen wir ihn auf Seite der Ungarn und ihrer Partei ver-
muthen. Denn wahrscheinlich mit des Vaters EinwilligxiDg
führte in diesem Jahre Herrand II., sein Sohn, dem erwählten
Erzbischof von Salzburg, Ulrich von Seckau, gegen Philipp
von Kämthen, den bisherigen Besitzer des erzbischöflichen
Stuhles in Salzburg, Hilfstruppen zu ; ^ Ulrich von Seckan war
aber König Belas Verbündeter, während Philipp von Kärnthen
König Ottokars Vetter und Schützling war. ^ Herrand ver-
dankte es nur seiner Erkrankung, dass er von der Schlappe
bei Radstadt verschont blieb.
Was Herrn Ulrich von Belas Partei zu König Ottokar
trieb, der nur auf Gelegenheit wartete, Steiermark zu insur-
giren, entzieht sich der Beobachtung. War der ,siechtuomb^,
der Herrn Herrand auf der Fahrt gegen Radstadt befiel, nur
eine Erfindung, um sich der persönlichen Theilnahme am Feld-
zuge zu entziehen, da in Herzog Ulrichs von Kärnthen Heere
höchst wahrscheinlich sein eigener Bruder Leutold diente?
War der Zwist zwischen den Herren von Pettau und den
Ungarn 4 die erste Ursache der Verstimmung? Liess sich Her-
rand nur aus persönlicher Hochachtung für Ulrich von Liechten-
stein, dessen Schwiegersohn er war, mit dem wir ihn damals
und später wiederholt gemeinsame Sache machen sehen und
der ein eifriger Parteigänger Bischof Ulrichs war, ^ zur Theil-
nahme bestimmen und hat er seine Krankheit als willkom-
menen Anlass benutzt, um wenigstens persönlich von der be-
reits aufgegebenen Sache wegzubleiben? Hat der kluge und
gewandte alte Ulrich, beleidigt durch die Hindernisse, welche
seinen Gelüsten auf Kiostergut von der kirchenfreundlichen
Herrschaft^ Belas in den Weg gelegt wurden, schon früher
1 Lot. 1, llö und 190.
2 R.-Chr. c. öO: von Wildan her Herraut sach man ouch der verte
pflegen: doch wart er nnderwegen ain tail von siechtuomb so
krank, daz er under seinen dank mnoste wider keren; weisen
unde leren hiez er die leute sein einen ritter fein, der im ze
dienste was gerecht, von Harneck her Albrecht vnor mit den leuten
dan. Abgedruckt bei Hagen M8. IV. 296, 4.
3 Lor. 1, 177—180.
* Lor. 1, 190. Krön. 1, 642.
6 HM8. 4, 303 und 389.
6 Lor. 1, 184 f.
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239
mit der Partei des Böhmenkönigs angeknüpft? Solche und
ähnliche Fragen und Vermuthungen drängen sich vor. That-
sache aber ist, dass in dem Kampfe Ottokars mit Bela vom
Jahre 1260 die Wildoner eine hervorragende Rolle spielen.
Wahrscheinlich haben sie an dem vorhergehenden Befreiungs-
kampfe, der durch die Austreibung der Ungarn ein so rasches
Ende nahm, ^ sich eben so rege betheiligt. Schon am 10. UI.
1260 ist Herrand mit anderen steierischen Herren bei König
Ottokar in Wien, und der alte Wildoner Ulrich hat nach dem
Berichte der Reimchronik in der Schlacht bei Kroissenbrunn
am Marchfelde das Banner der Steirer geführt.^
Die Schlacht bei Kroissenbrunn und die oben erwähnte
Urkunde König Ottokars vom 1. V. 1262 Wien, sind die
letzten sicheren Lebenszeichen Ulrichs von Wildon. Das Jahr
seines Todes lässt sich nicht annähernd bestimmen.-^ Er
hinterliess drei Söhne: Herrand, Leutold, Hertnid.
1 R.-Cfar. c 53 in aindlef tagen man vertraib
al die Unger die man vant
überal in Steyrlant. Vgl. Lor. 1, 192.
> B.-Chr. c. 62 ain panier grüen als ain gras
darinne ein pardel swebte
plank als ob er lebte
den vuort der degen maer
der alte Wildonaer;
Lor. 1, 200. Hagen, MS. 4, 295, 5 und Weinh., Antb. 230 und
Anm. 17 sehen Herrand IL als den alten Wildoner an; gegen den ersteren
wandte sich Bergmann, Anz.-Bl. 95, 3 und mit Recht; denn Herrand kann
nach den urkundlichen Nachweisen von 1248 und 1255 (o. 8. 233, Anm. 2
und S. 234, Anm. 4 f.) im Jahre 1260 nicht viel über dreissig Jahre alt
gewesen sein. Auch Krön. Mitth. 22, 66 bezieht die Notiz auf Ulrich.
' Kann Ulrich I. von Wildon auch nur bis 1262 als Aussteller und Zeuge
von Urkunden nachgewiesen werden, so scheint seine Lebensdauer doch
bis zum Jahre 1275 mindestens angenommen werden zu müssen. In
einer noch zu besprechenden Urkunde vom 11. II. 1284 Brück an der
Mur (8. 276, Anm. 3) wird ein Hof erwähnt, welchen Abt Heinrich von
Admont (1275—1292, Wichner, Adm. 2, 124) a viris nobilibus videlicet
Vinco seniore, Herrando et Ulrico iuniore fratribus de Wildonia gekauft
habe. Der hier erwähnte Verkauf geschah also, wofern die Urkunde
genau ist und nicht zwei zu verschiedenen Zeiten geschehene Acte in
eins gefasst sind, nicht vor 1275 und zur Zeit als Ulrich I. noch lebte,
und es haben, worauf die Beisätze ,8enior' und Junior* deuten, Gross-
vater und Enkel gleichzeitig die dem Herzog Albrecht 1284 vorgelegte
Urkunde unterschrieben. Zwei andere Auffassungen dieser mit der auf-
gestellten Genealogie in Widerspruch stehenden Urkunde S. 276, Anm. 3.
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240
Herrand II. ist bei seinem Vater schon 1248, 1254,
1255 nachgewiesen worden ; » dazu kommt noch seine Bethei-
ligung an der Salzburger Fehde von 1258. Schon bei Leb-
zeiten seines Vaters hatte er Burg Eppenstein und Grundbesitz
bei derselben erhalten und sich mit Perchta, einer Tochter
Ulrichs von Liechtenstein vermählt, von welcher er 1260 be-
reits Kinder hatte; dies geht hervor aus einer Urkunde von
1260, 29. XI. Frauenburg, mit welcher er dem Konrad Legel-
vlies, Bürger zu Juden bürg, seinen Freihof nebst Zubehör
in Götschach und demselben Sicherheit auf seinem eigenen
Besitze bei Eppenstein und auf dem der Liechtensteiner im
Dorfe Muer unter Liechtenstein gibt. ^
Von Beziehungen zu den Landesherrschern ist Folgendes
überliefert: In König Ottokars (regierte in Steiermark 1260—
1276)3 Gefolge finden wir Herrand 1260, 10. III. in
* Ueber 1248 dürfen wir mit Zurechnung von Urkunden für Herrand 11.
nicht wohl hinaufgehen, denn Ulrich I., der 1225 noch puer heisst (S. 217,
Anm. 2) kann nicht wohl früher als um 1248 einen für Beurkundungen
befähigten Sohn haben. Hiedurch erledigt sich eine Notiz des W. Lazius
bei Caes. Ann. Stir. 1, 983, Herrand II. von Wildon habe 1225 (!) mit
Chaloch von Himberg den erblichen Besitz von Schloss Woissenstein bei
Cilli angetreten. Noch verdächtiger wird die Notiz dadurch, dass in den
zahlreichen Urkunden der Wildoner Weissenstein nie in ihrem Besitze
erscheint, und dass auch von irgend einer verwandtschaftlichen Verbin-
dung mit den Himbergern nichts bekannt ist. Falke, Liechtenstein 1, 123
hat diese Notiz aus HMS. 4, 347, 10 entlehnt und weitere Combinationen
darauf gebaut; vgl. Beck-W. in Mitth. 19, 208 A.
2 1260, 29. XI. Frauenburg. Herrand von Wildon verkauft Kouraden Legel-
vlies, Bürger von Judenburg, einen Freihof, Haus und Gült zu Göt-
schach. . . . daz ich Herrand von Wildon geben hab mein freyhoff vnd
haws oder güldt zw Götschach .... durch verhengnus vnd zvegeben
meiner hawffrawen Perchta vnd meiner khinder vnd mit gwaldt herren
Vlreichs von Liechtenstein auch seiner liawsfrawn vnd nämlich mit
wissen seines sun Ott Khuenraden Legelvlies .... ob aber hinach . . .
ainerlay irrung . . . ime bescb&h . . ., so schol ... er des bekamen
von meinem v&terlichen erbtail pey Eppenstain vnd von dem ligundeu
guet meines aweher herren Vlreichs vnd seines sun herren Otten , . .
gelegen im dorff vnter Liechtenstain genand zw Muer . . . mit meinen
aegen sigill vnd mit den sigillen herren Vlreichs von Liechtenstain vnd
seines gemächl vnd Otten seines sun .... Aus dem Codex des Klosters
Paradeis in Judenburg, Papier Fol. 15. — 16. Jahrhundert in Abschrift
im Jo. Arch.
5 Ich sehe von dem ersten Versuche Ottolsars, nach der Erwerbung Oester-
reichs (Huldigung 1251, 21. XI.) auch Steiermark zu gewinnen, der in
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241
Wien;' ferner am 21. XII. desselben Jahres in Graz mit seinem
Bruder Leutold^ und am 25. XII. in Graz allein. ^ 1261, 16. und
17. VII. unterschreibt er Urkunden des königlichen Statthalters
Wok von Rosenberg und wird von ihm zum Schiedsrichter
aufgestellt zwischen den Grafen von Pfannberg und dem Stifte
Reun. ^ Am 22. VIII. desselben Jahres, Eainach, bezeugt er
eine Schenkung in Grafendorf Herzog Ulrichs von Eärnthen
an Spital am Semmering. ^ 1262, am 1. V. haben wir ihn schon
mit dem Vater in Wien an König Ottokars Hofe getroflfen.
1263, 2. n. (?) Graz, urkundet er für Admont in einem Streite
Wulfings von Stubenberg ;^ am 17. VHI. desselben Jahres
unterschreibt er Bischof Brimos von Olmütz .Urkunde für Ad-
mont, durch welche König Ottokar dem Kloster fiir den zur
Gründung von Brück entnommenen Grund Ersatz leistet, con-
silio nobilium et maiorum Stirie. '^ 1265, 21. IV. ist er bei
die Jahre 1252 und 1253 fällt and mit dem Ofner Frieden von 1264,
3. IV. ein Ende hat, ab. Krön., Mitth. 22, 49—54.
» Jo. Arch. C. 779^: König Ottokar für Renn 1260, 10. III. Wien. Diese
und die folgenden Urkunden sind zum grossen Theile anch von Krön.,
Mitth. 22, Beg. 27 u. ff. aufgenommen.
^ Jo. Arch. C. 782»>. 1260, 21. XII. Graz. König Ottokar bestätigt ein
Privileg Herzog Friedrichs II. vom 26. VIII. 1240. Leoben. U. d. Z ...
Ulricns de Liehtenstein , Herrandus et Leutoldus fratres de Wildonla-,
diese Urkunde ist 1272, 1. I. Graz, erneuert, die Zeugen fehlerhaft copirt
worden, Jo. Arch. C. 975. U. d. Z . . . patres de Stodekke, et Lew-
thodus fratres de Wildovia ... Zu lesen ist: fratres de Stadekke, Her-
randus et Leutoldus fratres de Wildonia.
3 Jo. Arch. C. 784». 1260, 25. XII. Graz. König Ottokar sichert die Alpe
Necistal für Renn. U. d. Z. : Herrandus de Wildonia. s. S. 235, Anm. 4.
* Jo. Arch. C. 793»><^ 1261 (15. VII.) 18. VU. . . . Wocho von Rosenberg
beurkundet die in allgemeiner Gerichtssitzung in Marchpurch testibus
ydoneis ac viris nobilibus videlicet Gotfrido de Marchpurch et Herrando
de Wildonia für Renn getroffene Entscheidung im Streite um Burg
Helfeustein mit den Grafen Bernhard und Heinrich von Pfannberg. Jo.
Arch. C. 793*> nennt als ersten Schiedsrichter Ulrich von Liechtenstein.
5 Jo. Arch. C. 794^ 1261, 22. VIU. Kynach. Herzog Ulrich von Kämthen
schenkt vier Mausen in Grauendorf an Cerewald. U. d. Z . . . ds Ulricus
de Liechtenstein . . . Herrandus de Wildonia.
* W., Adm. 2, 341, N. 193. Die Urkunde ist ausgestellt in domo Ulrici de
Liechtenstein; dieser ist auch erster Zeuge, dann Otto filius ipsius,
Herrandus de Wildonia . . .
' W., Adm. 2, 343. N. 197.
Archiv. Bd. LIX. I. H&Ift«. 16
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242
König Ottokar in Graz, * am 1. V. mit Bischof Bruno in Juden-
burg, - am 8. IX. bestätigt er Seckau im Besitze von Lant-
schacherbach (S. 216, Anm. 3).
In das Jahr 1268 fällt der erste Conflict mit König Otto-
kar und Herrands Gefangennahme; s. u. Nach der Entlassung
aus der Haft bezeugt Herrand am 20. VIH. 1269, Graz, eine
Urkunde des Bischofs Bruno für S. Paul. 3 1270,. 30. I. Wien,
unterschreibt er einen Ausgleich zwischen S. Lambrecht und
Wichard von Ramstein ; ^ am 27. VI. desselben Jahres Leibniz,
treten er und sein Bruder Hertnid jegliches Recht auf den
Hof Reusenz, das sie zu haben vermeinten, dem Bischof Bern-
hard von Seckau. ab. ^ 1271, 20. VHI. . . . unterschreibt er
mit Leutold von Kuenring eine geistliche Stiftung für Stainz. ®
1272, 7. IX. Wien, bezeugt er eine Schenkung König Otto-
kars für Studeniz. "^ In demselben Jahre o. D. fungirt er mit
Ulrich von Liechtenstein unter Anderen zugleich als Schieds-
richter in einem Streite zwischen S. Lambrecht und Wulfing
» N.-BL 6, 303: 126ö, 21. IV. Graz. König Ottokar bestätigt ein Privi-
legium Herzog Ottackers VIIL für Seckau vom 29. XI. 1182. Graz. U.
d. Z. . . . Herrando de Wildonia, Vinco de Liechtenstain ... — U.-B.
O.-Oest 3, 358: 1266, 21. IV. Graz. König Ottokar bestätigt die Privi-
legien von Garsten. U. d. Z. . . . Herrandns de Wildonia . . .
2 W., Adm. 2, 347 N. 201: 1265, 1. V. Judenburg. B. Bruno für Admont.
U. d. Z. . . . Ulrico de Leichtensteyn . . . Herrando de Wildonia . . .
3 U.-B. S. Paul 118: 1269, 20. VIIL Graz. B. Bruno von Obnüz capi-
taneus seu rector Styrie schützt S. Paul gegen Heinrich von Rohatsch.
U. d. Z Ulricus de Lichtenstein .... Herrandus de Wildonia ....
* Lor., D. G. 1, 464, Urk. N. XIII.: 1270, 30. I. Wien. Otto von Haslau
stiftet den Ausgleich. U. d. Sieglem Wicliardi prefati (de Ramenstein) . . .
Ulrici de Liehtenstein . . . Herrandi de Wildonia. Diese Urkunde ist
in die Bestätigung König Ottokars vom folgenden Tage 31. I. Wien,
aufgenommen.
^ D. St. 1, 133. Ep. 49: Herrandus et Hertnidus fratres de Wildonija . .
confitemur ... quod ... respectu meritorum . . . quibus . . . dom.
Wernhardus . . episc. Seccouiensis . . . nititur . ., renunciamus et ce-
dimus omni juri et actioni quod vel que nobis in villa Reusents cum
Omnibus suis attinenciis competebant et competere videbantur . . .
6 Jo. Arch. 964: 1271, 20. VIII. . . . Hermann Vicedom von Salzburg
stiftet einen Jahrtag in Stainz. U. d. Sieglem Leutold von Chuenringe,
Herrand von Wildonia . . .
7 Lor., D. G., 1, 475. Urk. N. XVIII: 1272, 7. IX. Wien. U. d. Z. . . .
Ulricus de Lichtenstein . . . Herrandus de WiHonia . . .
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243
von Stubenberg und ist auch Zeuge der betreffenden Urkunde. *
1273, 30. X. Friedlach, ist er Zeuge für Kloster Märenberg. 2
1274, 27. Vn. Göss, unterschreibt er mit seinem Bruder
Hertnid eine Gösser Urkunde als erster Zeuge. ^ In diese Zeit
fallt der grosse Kampf zwischen Ottokar und Rudolf. Während
Hertnid bei König Rudolf weilt und diesen zur Eile treibt,
der babenbei^ischen Erblande sich zu bemächtigen, unter-
zeichnet Herrand die denkwürdige Urkunde der steierischen
Herren zu Reun 1276, 19. IX. ^ Nach der Beendigung des
Kampfes (1276, Nov.) erscheinen beide Brüder Herrand und
Hertnid am Hofe König Rudolfs in Wien, 1277, 9. II. und
bestätigen ein Privileg für S. Lambrecht ; ^ dann am 18. II.
einen Pfandbrief König Rudolfs für zwei Marburger Bürger.^
Am 19. IV. desselben Jahres Wien, bestätigte König Rudolf
Leutolds von Wildon Schenkung an Stainz vom 23. HI. 1249
und beide Brüder bezeugen die Urkunde.' Am 10. V. des-
selben Jahres Wien, unterschreiben beide Brüder einen Schieds-
spruch des Königs zwischen Admont und dem Schenken von
» Jo. Arch. C. 987*: 1272 .... Kapfeuberg. Wulfing Ton Stubenberg tritt
dem Kloster S. Lambrecht für zugefügte Schäden in presencia hone-
stomm virorum, hoc est domini Ulrici de Lihtenstein tunc marscalco et
indice Styrie, domini Herrandi de Wildonia, domini Ottonis iunioris de
Lihtenstein . . . benannte Güter ab.
2 Jo. Arch. C. 1000»» : 1273, 30. X. Fridlosayche. Meinhard von Hören-
berch schenkt acht Mansen an Merenberch. U. d. Z. . . d. Herrandus
de Wildonia, d. Otto de Liehtenstain.
' D. St. 1, 90. Goss. ö6: 1274, 27. VII. GÖss. Chunradus scriba Styrie ver-
taascht Güter mit GÖss testibus qui sunt tales ministeriales tredecim
rideiieet: Herrandus et Hertnidus fratres de Wildonia, Otto iunior de
Liehtenstein .... Ueber die Bedeutung der Gösser Stände Versammlung
vgl. Krön., Mitth. 22^ 104.
* Krön., Mitth. 22, Reg. 137: 1276, 19. IX. Benannte steierische und
kSmthnerische Herren und Ministerialen, darunter Herrandus de Wil-
donia . . verbinden sich zu Gunsten des Königs Rudolf, (abgedr. bei
Gerbert Codex epist. Rudolfi Dipl. 199.) s. Böhm, Reg. 360.
^ Jo. Arch. C. 1064: 1277, 9. 11. Wien, König Rudolf bestätigt zwei frü-
here Kaiserprivilegien für S. Lambrecht. U. d. Z.flerrandus et Hertnidus
de Wildonia fratres ....
» Goeth, Urkunden-Reg. 4, 1277, 18. II. Wien. U. d. Z . . . Hertnidus de
Wildonia niarschalcus Stirie, Herrandus de Wildonia ...
' Jo. Arch. C. 1079: 1277. 19. IV. Wien. U. d. Z. Herrandus de Wildonia,
Hertnidus de WÜdonia.
16*
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244
DobrachJ Am 25. VIII. unterzeiclmet Herrand eine Privi-
legienurkunde des Königs für Brück an der Mur. 2
Im folgenden Jahre hatten die Brüder Herrand und
Hertnid einen Streit um Waldstein und Preimarsburg und an-
dere Güter, der durch Schiedsleute unter Vorsitz des Seifried
von Kranichberg geschlichtet wurde: die Entscheidung wurde
nach der von Hertnid am 12. II. 1278 Wildon, ausgestellten
Urkunde folgendermassen getroffen: dem , Herrand von Wil-
donien truhsaetz von Steier' ist gefallen Preymarspurch mit
allem Gute, ihre beiderseitigen Leute im Piberthal, die un-
getheilt waren, mit allem Gute ; ,die Taven', die Herr Friedrich
von Liessnich von Hertnid in Hvntztorf zu Lehen hatte, soll
er von Herrand zu Lehen haben. Hertnid erhält Waltstein
mit allem Gute, die ungetheilten Leute in der Gegend zu
Ubelpach mit allem Gute; auf welcher Seite die Leute edler
und reicher sind, soll durch vier gewählte Leute ausgeglichen
werden, das Gleiche wird in Betreff des ungetheilten Gutes
bestimmt, ,8 wer des m^ verchvmbert hkV, Die Bestimmungen
über Ersatz voo Schaden lehren uns, dass es zwischen den
Leuten beider Brüder selbst zu Thätlichkeiten gekommen. Der
> W., Admont 2, 375 N. 237. 1277, 10. V. Wien. U. d. Z. Herrandus de
Wildonia, Hartnidus frater sunt.
2 Boehm, Reg. 88 : 1277, 25. VIII. Wien. Wartinger, Privilegien der Kreis-
stadt Brück, Graz 1837, drackt p. 3— 17 die Originalurkunde König Ru-
dolfs und sfimmtliche Bestätigungen derselben im Ganzen sechs Mal, ab.
In allen diesen erscheint aber nirgends Herrand von Wildon, sondern
entweder ,Hector* oder ,H.* oder »Herman*. Im Originale stand: testes . . .
viri nobiles h comes de Pfannberg, Herrand de Wildonia G de Werd . . .
S. 3. Als Herzog Albrecht 1293, 21. IV. seines Vaters Urkunde be-
stätigte, schrieb man ins Transsumpt nur ,H. de Wildonia*. S. 5. Herzog
Rudolf 1299, 18. VII. Grez, hat Albrechts (S. 7), Herzog Friedrich 1308,
23. XII., Grez, aber König Rudolfs Urkunde zu Grunde gelegt (S. 10).
Als 1358 am S. Gertraudentage, Wien, Herzog Albrecht König Rudolfs
Privileg ins Deutsche übersetzen liess (S. 14), las man das ursprüngliche
,Herrand' schon falsch und schrieb : . . ,vnd die edlen man H graf vonn
Pfannberg. Hermann von Wildan. G. von Werde . . .* Der Uebersetzung
Herzog Rudolfs von 1360 . . . Grez, liegt dann wieder Herzog Albrechts I.
Bestätigung mit der Abkürzung ,H de Wildania* zu Grunde, daher hier
(8. 17) ,H von Wildan*. Der Verfertiger des Vidums Ei*zherzog Karls
aber, dem Wartingers Abdruck der Or.- Urkunde König Rudolfs (S. 3)
entnommen ist, las ,Hector* fOr ,Herrand*. Aus paläog^aphischen Gründen
vermuthe ich ,Herrand' nicht , Hertnid* als ursprünglich, aus Letzterem
liesse sich nie die Lesung ,Herman* erklären.
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245
letzte Theil der Urkunde beschäftigt sich mit dem Ausgleiche
zwischen Hertnid und Herrn Ulrich von Neuhaus (Neuschloss
bei Wildon ?), einem Lehensmanne der Wildoner. Falls Hertnid
Satz und Ebnung nicht hält, so verpflichtet er sich zu 200 Mark
Silber an Herrand, zu 50 Mark an Seifried von Kranichberg
und zu 50 an ihre Schildleute. ^ In demselben Jahre unter-
schreiben die Brüder Hertnid und Herrand ein Privileg König
Rudolfs für Wien 1278, 24. VI.2 Ueber dieses Jahr 1278 reichen
keine Nachrichten von Herrand II. hinaus; ^ im Jahre 1282
» F. R. A. U. 1, 192, N. 21: 1278, 12. U. Wildon. Abdruck daselbst
Siegler: Seifried von Kranichberg und Hertnid von Wildon , Marschall
in Steier. U. d. Z . . . . her Virich von dem niven haus . . . Jacob
von Dimstain. Wegen des Siegels vgl. Beck-W. in Mitth. C.-Comm.
1872, p. CCXV, Fig. 8.
» 1278, 24. VI., Wien. König Rudolf bestätigt der Stadt Wien das der-
selben von Kaiser Friedrich II. 1237 gegebene, 1247 erneuerte Privile-
gium und gewährt derselben mehrere Freiheiten. U. d. Z . . . . ministe-
riales nostri Fridericus de Pethow, Wilßngus de Stubenberg, Herinidus
de Wildonia. Otto de Haselowe iudex Austrie generalis . . . Vor-
stehende Zeugen bietet der auf einem Wiener-NeustSdter Codex beruhende
Text in Lambacher, Interregnum, Wien 1773, U.-B. n. XCI., S. 167 und
die anderen bei Tomaschek, 6esch.-Qn. der Stadt Wien (Wien 1877) I.
51 — 57 benützten Copien. Eine Lübecker Papierhandschrift des 15. Jahr-
hunderts schiebt aber hinter ^Hertnidus de Wildonia*^ ^marachalcua Stirie,
Herrandus de Wildonia^ ein und Ifisst ,Otto de Haselowe iudex Austrie
generalis* weg. Zum Streite über Echtheit oder Unechtheit dieser im
Originale verlorenen Urkunde vgl. O. Lorenz in SB. 46 (1864) und lA.
Tomaschek in SB. 83 (1876); über den Stand der Ueberlieferung O.Lo-
renz in SB. 89 (1878).
3 Einige der für Herrand IIT. beanspruchten Urkunden möchten freilich
noch unserem Herrand U. beizulegen sein; aber keine derselben zwingt
von der allgemeinen Annahme, dass Herrand das Jahr 1278 nicht lange
überlebt habe, abzugehen. Dass sein Sohn Ulrich 1282 das Truchsessen-
amt bekleidet, das 1278, 12. II. noch in Herrands Händen gewesen war,
bestätigt die allgemeine Annahme. Ganz gleichgiltig für die Frage ist
es, ob folgende Urkunde auf Herrand II. oder den HI. bezogen wird:
Jo. Arch. Or. 1222: 1283, 3. III. Salzburg. Erzbischof Friedrich von
Salzburg bezeugt, dass der Bischof Leopold von Seckau von dem Kloster
ßeckau nach dem Schiedssprüche der Laien dom. Vlrici de Lihtenstain,
dom. Herrandi de Wildonia . . . gewisse Leistungen zugesprochen er-
halten habe, nun aber zu Gunsten des Klosters darauf verzichte. Bischof
Bernhard von Seckau starb 1283, 20. I., Bischof Leopold regierte von
1283, 6. III. bis 1291, 13. XII. Potth., Suppl. 406. Man kann entweder
mit Mach. 6, 6, der den Abdruck der Urkunde in D. St 1, 243, Secc.
112 vor sich hatte, annehmen, dass Bischof Leopold die Robott, welche
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246
ist er jedenfalls todt, denn in diesem Jahre bekleidet sein Sohn
Ulrich II. das Truchsessenamt. Er hinterliess zwei Söhne,
Ulrich und Herrand, die nach S. 240, Anm. 2 vor 1260 ge-
boren sein dürften.
Ehe ich die beiden anderen Söhne Ulrichs I. vorführe,
ist es nothwendig, die weltgeschichtlichen Ereignisse, in welche
Herrands und seines Bruders Hertnid Name verflochten ist, kurz
zu besprechen. Gemäss dem hervorragenden Antheile, den die
Wildonier an der Begründung von Ottokars Herrschaft in Steier-
mark genommen, erscheinen dieselben, wenigstens in den ersten
Jahren seiner Regierung, öfter in seiner und seiner Statthalter
Urkunden ; * aber so wenig wie dem Ungar hielten sie auch dem
Böhmen die Treue: das Verbot des Burgenbaues, das Ottokar
1265 so nachdrücklich in Oesterreich durchführte (Lor. 1, 254),
scheint auch in Steiermark böses Blut gemacht zu haben.
Aber zum Ausbruche kam der Conflict erst 1268 nach dem
zweiten preussischen Feldzuge Ottokars; unter den Herren,
welche sich vor König Ottokar in Breslau auf die Anklage
wegen Landesverrath von Seite des Pettauers zu verantworten
hatten, befanden sich auch die Brüder Herrand und Hertnid
sein Vorgänger auf Anrathen Ulrichs von Liechtenstein nnd Herrands
von Wildon dem Stifte aufgelegt hatte, wieder anfhob, in diesem Falle
haben wir Ulrich I. von Liechtenstein, den Dichter, als Schiedsrichter
anzunehmen; da dieser aber im Jahre 1277, 6. 1. sicher todt ist, wahr-
scheinlich 1275, 28. I. gestorben ist (Beck-W. in Mitth. 19, 222), so
fällt der Schiedsspruch, auf den sich Erzbischof Friedrich in seiner Ur-
kunde von 1283, 3. IIL bezieht, vor 1275 oder doch 1277; dann kann
aber auch der Wildoner nur Herrand 11. sein, der bis 1278 urkundlich
bezeugt ist. Für diese Annahme spricht auch der Anfang der I^g^erungs-
zeit des Bischofs Leopold, vor welchen der Schiedsspruch wohl gesetzt
werden mnss, fällt ja doch die spätere Beurkundung drei Tage vor den
eigentlichen Regierungsantritt. Der zweite Fall wäre : der Schiedsspruch
wurde in den ersten Tagen der Function Bischof Leopolds gefällt,
zwischen 20. T. und 3. HI.; dann sind als Schiedsrichter anzunehmen
Ulrich IL von Liechtenstein (von 1250, 12. V. an , gestorben vor 1294,
Beck-W. in Mitth. 19, 208. 213), Ulrichs I. Sohn, und Herrand IH.,
Herrands II. Sohn, der ebenfalls für diese Zeit urkundlich bezeugt ist
* Wok von Rosenberg, Landeshauptmann von 1260, 25. XII. bis zu seinem
Tode im Jahre 1262, 3. VI; Bruno von Olmütz 1262 Aug. bis 1269 Aug.;
Otto von Haslau 1269/70; Burkhard von Klingenberg 1270/1; Bernhard
Bischof von Seckau mit dem Landschreiber Conrad bis 1274; Milota von
Diedic, Ende 1274 — 1276 Herbst, aus dem Lande vertrieben. Krön.,
Mitth. 22, 67. 70. 83. 99. 103.
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247
von Wildon, und zwar wurde zuerst Hertnid bezichtigt, dann
aber, als Herrand sich zum Zweikampfe für die Unschuld seines
Bruders erbot, auch er mit Ulrich von Liechtenstein und den
anderen Herren gefangen gesetzt ; nachdem er seine drei Burgen
Eppenstein, Preimarsburg und Gleichenberg ausgeliefert hatte,
wurden letztere zwei gebrochen, er selbst nach secbsundzwanzig-
wöcbentlicher Haft entlassen. *
' R.-Chr. c. 85 und 86 in Pez, Scr. III., 96 ff.; Jo. Victor, in Boehm.,
Font I., 297; Chron. des Greg. Hagen bei Pez, Scr. I., 1080; Chron.
aofltr. des Thom. Ebendorf er von Haselbach bei Pez, Scr. II., 731. Vgl.
dazu Lor. 1, 271, Krön., Mitth. 22, 79—82 und 145.
Joann. Victor, erzählt: hoc anno (1268) nobiliores Stirie Bem-
hardnm Hainricum comites de Pfanberg, de Wildoniaj Petovia, Liechten-
stain, de Stubenberg captiyavit et per castra ab invicem seqnestravit,
castris eorum plurimis usque hodie dissipatis .... Ottocarus captivos
eximens et promotionis gratiam et reliquum promittens Stephano properat in
occursum . . . nobiles Styrienses exactis in captivitate qnadraginta sex
hebdomadis ad propria revertnntur. Die erweiterte Fassung des Joann.
Victor., wie sie im Anonym. Leob. bei Pez 1, 831 vorliegt, stimmt hier
wörtlich. Dieser summarische Bericht weicht von der B.-Chr. in einigen
wesentlichen Punkten ab : usque hodie dissipatis, quadraginta sex hebdo-
madis. Otackers und Gregor Hagens Chron. stelle ich neben einander;
die massgebenden Stellen der R.-Ohr. stehen auch in HMS. 4, 296.
R.-Chr. c. 85, 96»:
Cbunig Otakcher von Pehaim
dacz dem Praczla si vunden. —
dennoch enwesten si nicht dez
schaden
daz si waern verrAten
der Chnnig in einer chemftten
saz, dft vodert man seu hin . . .
er stuond auf unde sprach :
. . . ez habent an mich gesuocht
die herren . .
96»»:
daz ich in hulf das lant
von ew wenden unde ch^m
an ainen nittnetoen herm
dez selben ze rdt ward
von Pfanberig graf Pernhart
und herr Hertneid von Wildon
auch nam sich nicht darvon
Greg. Hagen 1080 f.
do er widerchert vnd cham
gen Presla er pflag wol
der Steyr herm: die westen auch
nicht, daz sy gen ym wom verraten.
Ains tags hiez sie der Chunig zu
ym chomen in ain kempnaten und
sprach zu herm Fridreichen von
Petew . . .
mü newn herm graf
Bernhardt von Pfannberg
sich berietten (!) und
von Wildon herr Hertneyd
und
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248
König Ottokars Strenge, ebenso berechtigt in der Idee als
tadelnswerth in der Wahl der Mittel zur Durchfuhrung, rächte
von Stubenberig herr Wulfing,
wol gehal an daz ding-
▼on Liechtenstain herr Ulreich . . .
do sprach g^af Hainreich:
herr Pettawer, zeicht ir mich icht?
d6 sprach er: ich enczeich Euch
nicht
Ew ist dammb vnchvnd.
do sprach für den mnnd
Von Wildonie herr Merrant:
Ich wil mit meiner hant
auf ewm hals pewaern
daz ir mit Ingen maem
seit ftir meinen herm chomen.
herrn Wülfing von Stubenberg
nnd
von Liechtenstain herr Ulreich.
Graff Hainreich sprach ! Petawer
zeichst da mich ycht.
Ew ist vnch^d. Dammb
do sprach
der Hertneyd (!) von Wüdon :
Petawer ich wil weisen mit meiner
band
daz ir mit lugen
fSr meinen herm seyt chomen.
Schon aus diesen Proben sieht man» wie Greg. Hagen die R.-Chr.
ausschreibt : oft wortgetreu, häufig mit Missverständniss des Textes (seine
Hs. bot nittnewen st. iteniuwen hirm, daher liest er: mit newn Aerm);
zuweilen irrt er gedankenlos von Zeile zu Zeile ab und bringt Unsinn
(mit newn herm etc.); letzteres beweist auch folgende Stelle von der
Gefangenschaft der Herren:
R.-Chr. 96«>:
von Pfannberig graf Pernhart
hinczem Purglein gesant wart,
da beleip er trawrichleichen ;
sein prueder graf Hainreichen
sant man gevangen hincz Fraen;
den von Liechtenstain als ich waen
vnd den Stubenberiger
in den charicher
hincz Kling^erkch man sant;
von Wildonie herm Herrant
sant man hincz dem aichom.
Greg. Hag. 1081:
graff Pernhart von Pfannberg
sant er gen Burglems; sein
bruder graff Hainreich beleih allein
hie gar trawrigleich.
den von Liechtenstain und
den von Stubenberg sant er ge-
vangen gen Fren in den kercher.
hen'en HerlneidenflJ von Wildon gen
Clingberg.
Dass ein so gedankenloser Abschreiber Anstoss genommen habe
an dem Widerspruche des Originales (jH^^tneid von Wildon^ und dann
zweimal ,Herrant von Wildon'), ist nicht leicht anzunehmen; derselbe
wird also wohl ein Exemplar der R.-Chr. vor sich gehabt haben, das ohne
Berücksichtigung der Reime (.Herrant' ist beide Male durch den Reim
gesichert) Gleichheit des Namens durchgeführt hatte; durch diese Er-
wägung wird die LA. des Druckes von Pez 96* und herr Hertneid
von Wildon gesichert. Völlige Uebereinstimmung herrscht in beiden
Berichten über die Burgen:
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249
sich, als er mit dem neuen Reichsoberhaupte König Rudolf
über die babenbergi sehen Lehen in Streit gerieth. Dass seine
Herrschaft in Steiermark ein so rasches Ende nahm, ist zum
Theile durch die Energie derselben Herren von Wildon bewirkt
worden, die sich so sehr für seine Einsetzung bemüht hatten.
Am 29. IX. 1273 war Rudolf in Frankfurt zum Könige
gewählt worden (Lor. 1, 426 A. 1). Die ersten Regierungsmass-
regeln des neugewählten Königs zeigten seinen ernsten Willen,
was an Reichsgut in den letzten Jahren der Staufer und wäh-
rend des Interregnums in unrechtmässigen Besitz gekommen
war, heimzufordem und erforderlichen Falles mit Waffengewalt
wieder zu gewinnen. Ottokar merkte wohl, dass es auf ihn
abgesehen, sei, als Rudolf, noch ehe ein Reichstagsbeschluss
gefasst wurde, mit dessen Feinden, Friedrich von Walchen,
Erzbischof von Salzburg, und mit den Bischöfen von Regens-
burg und Passau Verbindungen anknüpfte. * Die Hoffnungen,
welche Rudolfs Wahl bei den Missvergnügten österreichischen
nnd namentlich den steierischen Ministerialen und Herren er-
weckte, die Erwartungen, welche sich an die neue Ordnung
der Reichsangelegenheiten knüpften, mögen sich in einzelnen
Anzeichen kund gegeben haben (Lor. 2, 121) und veranlassten
König Ottokar zu einer Reihe von Massregeln zur Festigung
seiner Herrschaft für den Fall eines bewaffneten Zusammen-
Btosses mit dem deutschen Könige ; so reiste er selbst im April
1274 nach der .Steiermark (Krön., Mitth. 22, 103) und suchte
darch Rechtsentscheidungen zu Gunsten der Stifter sich diese
zu sichern; auch liess er durch die damaligen Lenker der
E.-Chr. 97»» ; Greg, Hag. 1081:
von Wildonie herr Herrant Hertneyd (!)
dem chanig antwort ze hant von Wildon antwurtt dem chnnig
Eppenstain Premarsparch die vest Eppenstain Premerspurg und
Gleichenperig etc. Gleichenberg etc.
Thom. Ebendorfer von Haselbach II, 731 fährt nach der mit der
B.-Chr. stimmenden Erzählung von der Gefangennahme fort: Nomina
verum eomm captivorum haec sunt: Bemhardus comes de Pfannberg,
Herdnidns de Wildano (!), Wulfingus de Stubenberg et Ulricus de Liechten-
stein. Qui pro tuenda vita coacti sunt castra sibi resignare, ex quibus
quaedam diruta, quaedam vero regi sunt confiscata, postquam hebdoma-
dibus 26 carceris sunt squalore macerati et in eis locis cruciati.
1 Lor. 2, 68. Krön., Mitth. 22, Reg. 111: Rudolfs Schutzbrief für Friedrich
von Salzburg 1274, 20. IL Hagenau.
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250
Steiermark, Bernhard von Seckau und Landschreiber Konrad,
eine Versammlung aller hervorragenden Landesedeln nach Göss
berufen, 27. VH. 1274 (vgl. S. 243, Anm. 3), um über die all-
gemeine Lage zu berathen. An dieser Versammlung nahmen
aber auch alle jene theil, die Ottokars Strenge im Jahre 1268
so schwer gekränkt hatte, so auch die Brüder Herrand und
Hertnid von Wildon. Während wir von R^ierungsmassregeln
gar nichts wissen, dürfen wir wenigstens vermuthen, dass die
Miss vergnügten jenes Zusammensein zum gegenseitigen Mei-
nungsaustausche und zu Verabredungen benutzten. Fast gleich-
zeitig mit dieser Versammlung in Göss schloss König Rudolf
in Hagenau mit den oben erwähnten Kirchenfürsten (am 4. VIII.
1274) Verträge, welche die Absicht, dem Könige eine Partei
in den südöstlichen Ländern gegen Ottokar zu schaffen, nicht
verkennen Hessen. *
Am 11. XL 1274 eröffnete Rudolf dann seinen ersten
Reichstag in Nürnberg, Hess am 19. XL nach altem deutschem
Rechte (Krön. 1, 662) durch den Richter des Reichs, den Pfalz-
grafen, alle seit Kaiser Friedrichs II. Excommunication (Lyon
17. VII. 1245, Lor. 1, 39) heimgefallenen oder gewaltsam occu-
pirten Reichsgüter der Krone zusprechen, und lud den König
von Böhmen für den 28. I. 1275 nach Würzburg vor den Stuhl
des Pfalzgrafen (Lor. 2, 75).
Während nun Ottokar, der nicht gewillt war, sich dem
Könige der Deutschen zu stellen, bei der päbstlichen Curie
Versuche machte, von dieser einen günstigen Rechtsspruch über
seine Differenzen mit dem Reiche zu erlangen (Lor. 2, 79),
traf er auch Massregeln in den occupirten Ländern; in Oester-
reich erschien er Ende 1274 mit bewaffneter Macht, willens
jede Parteinahme für den deutschen König im Keime zu unter-
drücken (Krön., Mitth. 22, 106); in Steiermark setzte er den
Milota von Diedic Anfangs 1275^ als Hauptmann ein, der
bald alle Schlösser mit fremdem Kriegsvolke besetzte und so
Ottokars Herrschaft nur noch verhasster machte (Lor. 2, 122).
Bald nach dem Reichstage von Nürnberg hatte König
Rudolf in einem Briefe vom 23. XL 1274 (Lor. 2, 77), seine
Hagenauer Verbündeten aufgefordert, sich gegen die böhmische
» Lor. 2, 68. Krön., Mitth. 22, Reg. 139.
2 Krön., Mitth. 22, Reg. 119: 127Ö, 25. I. Wien.
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251
Tyrannei zu erheben, also wohl alle jene Fragen aufzuwerfen,
10 denen sich diese Fürsten früher von dem übermächtigen
Böhmenkönige beeinträchtigt glaubten, ohne doch den Muth zu
einer ernstlichen Gegenvorstellung zu haben, während im gegen-
wäi-tigen Augenblicke dieselben geeignet schienen, Ottokars
Nachgiebigkeit auf eine erwünschte Probe zu stellen. So ver-
stand wohl auch Friedrich von Walchen die Aufforderung: er
und die übrigen Anhänger Rudolfs in Oesterreich und Steier
erwarteten ein rasches Vorgehen des Königs und compromit-
tirten sich soweit, dass sie im Falle der Zögerung Rudolfs in
die ärgste Verlegenheit gerathen mussten (Krön., Mitth. 22,
106). Und Rudolf zögerte in der That noch geraume Zeit,
verlor aber seine Zeit nicht: als Ottokar zur Frist am Würz-
burger Tage nicht erschien, belehnte Rudolf am 27. II. 1275
den Bruder des verstorbenen Kärnthner Herzogs, Philipp, den
Exmetropolitan von Salzburg und Aquileia, mit den erledigten
Herzogsthümern Kärnthen, Krain und der Mark (Lor. 2, 78)
und entfremdete so dem Böhmenkönige seine jüngste Erwer-
bung ; ihn selbst aber lud er vor den für den Mai dieses Jahres
ausgeschriebenen Reichstag nach Augsburg. Ottokar schickte
nun den Bischof Bernhard; während dieser eifrige Anhänger
der Böhmenherrschaft den Kurfürsten die Berechtigung zur
Wahl Rudolfs heftig bestritt, fiel Ottokars Hauptmann Milota
über die salzburgischen Besitzungen in Steiermark her und
verwüstete dieselben auf das Aergste. ^ So wie der Salzburger
Erzbischof, so drängten auch die österreichischen und steieri-
schen Herren, die Ottokars schwere Hand zu fühlen hatten,
den König zu schleuniger Intervention; auf dem Reichstage
erschienen aus Oesterreich der Herr von Wolkersdorf, aus
Steiermark Hertnid von Wildon und fanden bei Rudolf freund-
liche Aufnahme.^ Denn nachdem der Reichstag die öster-
< Lor. 2, 123. Krön., Mitth. 22, 106.
2 R.-Chr. c. 120, Hauptquelle für dieses Ereigniss (Lor. 2, 123, 1):
nu enwaiz ich nicht waz man het geprawen
auf herm Härlneiden von Wildon;
den sach man vil gedon
daz lant dacz Steir rawben nnd rawmen.
er voricht wolt er sich sawmen,
ez chaem leicht von im daz maer
als von dem Maerenberigaer.
Daromb er nicht lenger peit,
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252
reichischen Lehen Ottokars heimforderte und vorauszusehen war,
dass Ottokar sie nicht gutwillig herausgeben werde, musste
jede Parteibildung zu Gunsten des Zurückfalles an das Reich
EU chunig Budolfen er rait,
— der enphieng in halt wol —
waz ein man reden sol,
der umb hilf gern wirbt,
ich waen daz dez icht d& verdirbt:
er riet nnd pat vleizikleich)
daz der chunig solt dem reich
disew laut in pringen.
Im c. 121 berichtet dann Otacker: von Österreich drei herm,
sach man zu dem chunig ehern, den von Wolfgerstorf und noch zw^n. —
Jo. Vict (Boehm, Font. 1, 307) zum Jahre 1275 (Boehmer setzt an den
Rand 1276): Australes nobilem virum de Wolgersdorf dirigunt ad Ru-
dolfum, venit etiam Hei-tnidun de Wildonia de partibus Stirie ad eundem,
uterque suorum contribnlium et terre ang^rium deplorantes, regi inter
cetera dicentes: cur torpeat et oppressis tarn crudeliter per Ottocarum
non succurrat et regni iustitiam non requirat. Rex collecto exercitn cum
omni domo sua in Austriam parat iter. Mit diesem Berichte gleich lautet
die erweiterte Fassung des Joann. Vict. bei Pcz 1, 845 (Anon. Leob.) ;
vorher (p. 839) berichtet letztere Quelle von des Prätendenten Philipp
Bemühungen, Kärnthen zu gewinnen, und knüpft an die Schilderung der
Ereignisse des Jahres 1273, doch so, dass auch Späteres gleich angefügt
und folglich das Jahr des einzelnen Ereignisses nicht bestimmt werden
kann. Folgendes an: tandem hie Philippus cum baronibus Stiriae domino
de Wildonia et dorn, de Lansse (Landesere) et aliis regem Rudolfum
Romanorum adierunt, ipsum inducentes ad hoc, ut descenderet et duca-
tum Austriae ac Karinthiae de dominio regis auferret Bobemiae. De-
scendit autem hie rex per Danubium in Austriam et subjugata sibi terra
Philippum praedictum circa Cremsam locavit; ubi non diu vixit et in
Cremsa praedicatorum est sepultus. Einen erweiterten und abenteuerlich
gefärbten Bericht (Krön., Mittb. 22, 107) bietet die Continuatio Vindo-
bonensis zum Jahre 1275 (Nf. G. Scr. 9, 706): idem Herdnidut de Wil-
donya in Stjria, Wernhardus de Wolfkerstorf et Vihofarius in Austria
receptis occulte Rudolfi electi litteris et vana spe seducti regi Boemie se
opposnerunt, quos idem rex toto nisu persequitur et obsedit. Nam heredes
ipsorum, quos sibl prius obsides dederant, iubet machinis parentibus
iacere ante ora, quo viso parentes misericordia moti sunt, munitlones
regi tradiderunt. Hertnitus vero Wildunier et Wernhardus Wolfkerstorfer
receptis suis heredibus relictisque hereditatibus metas regis Boemie sine
spe redeundi penitus sunt expulsi, alü vero sunt gracie regis reconciliati.
Die meisten Züge sammt der Stellung der Geiseln stimmen zur R.- Chr.,
Hertnid, dessen Söhne Richer 1277, Hertnid 1285, Ulrich 1290 erscheinen,
kann sich ganz wohl in der Zahl der von Geinelstellung betroffenen
Ministerialen befunden haben.
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253
Rudolfen willkommen sein. Indessen verging noch ein Jahr
bis zur Eröffnung des Reichskrieges, eine Zeit; die Rudolf und
Ottokar verschieden nützten ; der Erzbischof von Salzburg sah
sich gezwungen, Ausgleich mit Ottokar zu suchen, Ende Mai
1275, * und bemühte sich dem deutschen Könige , der sich
seinem mächtigen Gegner noch nicht gewachsen fühlte, Bundes-
genossen zu verschaffen; um Heinrich von Baiern, Ottokars
Verbündeten, auf des Königs Seite zu ziehen, versöhnte er
sich selbst mit demselben, 1275, 20. VII. (Lor. 2, 91) und
dann 1276, 9. I. (Lor. 2, 121) mit dem Grafen Meinhard von
Görz; Verträge zwischen den feindlichen Brüdern von Baiern,
Ludwig und Heinrich, folgten, 15. V. 1276 (Lor. 2, 92), und
alle diese Fürsten wurden so wie der Patriarch von Aquileia
in das Bündniss des Königs gezogen, Heirathen zwischen den
Häusern Habsburg, Görz und Witteisbach festigten die Coali-
tion (Lor. 2, 131 ff.). Noch ein Versuch .wurde gemacht, den
Conflict zwischen Rudolf und Ottokar gütlich beizulegen; der
Burggraf von Nürnberg begab sich Ende März 1276 in Rudolfs
Auftragt zu Ottokar, aber vergebens. ^ Jetzt erst, und da
Rudolf in Folge des Vertrages vom 21. V. 1276 des Baiern-
herzoges Heinrich sicher war, ^ wurde über den widerspen-
stigen Vasallen die Reichsacht verhängt, 24. VI. 1276, und
Rudolf brach mit seinem Heere gegen die Donau auf (Lor.
2, 136).
Weniger klug als Rudolf hatte Ottokar gehandelt und
seine Zeit genützt: ,vngevüegen archwÄn er gßn dem lantvolch
gewan vnd ouch hinz den herren ; er voricht daz si cheren an
den von Rome weiten, er west wol daz si dolten manger banden
pein von im vnd den sein dei haubtleut hie warn', sagt die
R.-Chr. c. 120 und berichtet nun von Ottokars verkehrten
Massregeln, durch welche er die Freunde sich entfremdete,
die Gegner noch mehr erbitterte. So legte er Besatzungen in
alle festen Plätze, Hess sich von allen Edlen des Landes
Geiseln stellen und bedrohte jeden Versuch eines Verkehres
mit dem Reichsoberhaupte mit den strengsten Strafen (Lor. 2,
122 und 126). Unmittelbar nach Rudolfs Kriegserklärung und
' Lor. 2, 124. Krön., Mitth. 22, 107.
2 Eron., Oe. G. 1, 663 hält diese Sendung aufrecht gegen Lor., D. G.
2, 88, A. 1.
3 Lor. 2, 95. Krön , Oe. G. 1, 664.
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254
während das königliche Hauptquartier noch über den Plan des
Feldzuges, Einfall in Böhmen durch Egerland oder directen
Angriff der österreichischen Erblande, im Schwanken war —
im August stand Rudolf noch in Nürnberg (Lor. 2, 140. 142)
— begannen Graf Meinhard von Tirol und sein Bruder Albert
von Görz den Krieg, indem sie Kärnthen und Erain insur-
girten; die Steiermark folgte nach; am 19. IX. 1276 versam-
melten sich zahlreiche Edle des Landes zu Reun und ver-
pflichteten sich unter strengen Eiden von Ottokar abzufallen
und Rudolf den Besitz des Landes zu verschaffen, s. S. 243,
Anm. 4. Unter den Sieglem der Urkunde finden wir Herrand
von Wildon aber nicht Hertnid, denn dieser war noch bei
König Rudolf und trieb ihn zur Eile. * Als dann Rudolf wirk-
lich aufbrach, brachte Hertnid seinen Landsleuten die tröst-
liche Versicherung vom Anzüge des Königs und erhob die
Fahne des Aufruhrs.. Während Graf Meinhard vor Graz lag,
zog Hertnid dem herankommenden Könige entgegen. ^ Neu-
wildon fiel in Hertnids, Eppenstein in Herrands Hände, der
böhmische Burggraf Hermann entkam mit genauer iToth ^ —
und so wie bei diesen Burgen ging es auch anderwärts (Lor. 2,
139) ; während Rudolf vor Wien lag, 18. X. bis 21. XL (Lor. 2,
145), wurden die Böhmen vollständig aus der Steiermark ver-
trieben. Als Ottokar am 25. XL 1276 (Lor. 2, 150) von Ru-
dolf die Lehen nahm, waren Meinhard und die Steirer schon
mit Rudolf vereinigt ; Ottokar bemerkte, als sein treuer Bruno
von Olmütz ihm die steierischen Herren zeigte, da Hertnid
von Wildon, den von Rudolf neu ernannten Marschall, zunächst
dem Könige reiten und sagte: ,daz ist von Wildon her Hert-
neid, der h&t hie mdr denn hvndert man — ich weiz wol
daz er nie gewan', sprach der künec von Pehaim, ,d5 ich was
* R.-Chr. c. 124, p. 131» : nu was auch von Wildon cbomen herr Hert-
neyd von dem chanig in der zeit; der pracht die gewizzen maer daz
der chvnig hemider waer.
2 a. a. O.: der Wildonier zu dem chunig zogt her dö der graf vor
Grez lag.
3 a. a. O.
von Eppenstain auch entran daz new Wildon gewan,
ain Pehaim, hiez herr Herman . . . damit huob er daz dinc an.
p. 131*»: ftn swert und An lanzen sein prueder hef-r Herrant
wurden si vertriben seit. chom für Eppenstain gerant.
Von Wildon herr Hertneid
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255
im gar gehaim, in meinem dienest über dreizic^ dd was er sein
nicht vleizic^ ^ Aehnliche Betrachtungen konnte Ottokar auch
bei den übrigen steierischen Herren anstellen.
Hartnids Lohn für seine vielen Dienste war das Amt des
Marschalls in Steier, welches er zuerst in einer Urkunde König
Rudolfs von 1277, 18. II. bekleidet. So lange Rudolf in Oester-
reich weilte, finden wir ihn und seinen Bruder wiederholt in
des Königs Gefolge ; an dem Kampfe gegen König Ottokar im
Jahre 1278, namentlich, an der Schlacht bei Dürnkrut auf
dem Marchfelde 26. VIII. (Lor. 2, 231) hat er wahrscheinlich,
entsprechend der regen Betheiligung aller Steirer, Antheil ge-
nommen. Doch ist dies nicht bezeugt.
Der Reihenfolge in der urkundlichen Erwähnung zufolge
wäre nun Leutold II., Ulrichs I. zweiter Sohn, zu besprechen,
aber die enge Verbindung zwischen Herrand und Hertnid und
die Wichtigkeit der Rolle, welche beide Brüder in der Ge-
schichte ihres Vaterlandes spielen, machen es räthlich, hier
zunächst Hertnid III. zu behandeln. Hertnid wird zwar nir-
gend Ulrichs I. Sohn genannt, aber als Herrands II. Bruder
ist er wiederholt bezeugt (S. 242, Anm. 5, S. 243, Anm. 3,
5, 6, 7 und S. 244, Anm. 1).
Er erscheint zum ersten Male 1257, 18. XI. Reun mit
dem für diese Zeit verdächtigen Prädicate ,Marschall in Steier'
und indem er einen Chunrat von Perchach mit einem Hofe in
Obdach belehnt. 2 1262, 1. V. dürfen wir ihn wohl bei seinem
Vater in Wien vermuthen (S. 235, Anm. 5); in der Geschichte
der Gefangennehmung der steierischen Herren 1268 (S. 247,
Anm. 1) spielt er eine räthselhafte Rolle, indem er angeklagt,
Herrand aber festgesetzt und seiner Burgen beraubt wird,
Wildon war entweder damals gar nicht in Händen der Familie,
oder Hertnid wusste den Zorn des Königs von seiner Person
und seinem Eigen abzulenken. Urkundlicher Erwähnungen ge-
meinsam mit dem Bruder Herrand in den Jahren 1270, 1274,
> R.-Chr. c. 126. Auf dieser Stelle beruht wohl die Notiz bei Greg. Hagen
(Pez, Scr. rer. austr. 2, 736) venit Ottocarus Neuburgam ad Utu8, in quo
dum vidisset Stirienses Rudolfum tota mente sequentes, regem paenituit
eomm, quae in eos plurimnm perperam gesserat.
* Jo. Arch. C. 761. Hertnid nennt sich erst von 1277 angefangen Marschall
und gebraucht auch das Marschallssiegel nur zwischen 1278 — 1301.
Beck-W. in C.-Comra. 1872, p. CCXV.
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256
1277; 1278 ist schon oben gedacht worden. An den Kämpfen
der Jahre 1275 und 1276 nahm er hervorragenden Antheil;
sein Lohn war das Marschaliamt, das er zuerst 1277, 18. II.
Wien, bekleidet (S. 243, Anm. 6).
Ausserdem erscheint er noch in folgenden Urkunden:
1273, 3. XII. Graz, unterschreibt er eine Urkunde des Bischofs
Bernhard von Seckau und des Landschreibers Konrad für
Hospital Cerewald. * Während seiner Anwesenheit an König
Rudolfs Hoflager in Wien 1277, welche von Anfang Februar
bis Anfang September gedauert zu haben scheint, ^ hatte er
auch einige Ungerechtigkeiten, die er sich zu schulden kommen
lassen — er war ein rauher , streitsüchtiger Mann , mit dem
eigenen Bruder mussten ihn Schiedsrichter vergleichen, 1278,
12. IL Wildon (S. 245, Anm. 1), — zu sühnen; so hatte er
Seckauische Güter in Eisengor und Ertzwald angesprochen,
Probst Ortolf aber an ein Gericht appellirt; dieses fand in
Wien unter Vorsitz des Landrichters Otto von Haslau statt,
1277 ohne Datum, und die darüber ausgestellte Urkunde
wurde in Gegenwart von König Rudolf bestätigt ;3 darauf an-
erkannte Hertnid in einer Urkunde von 1277, 23. VUI. Wien,
den gegen ihn gefüllten Rechtsspruch ^ und versicherte nach
1 Jo. Arch. Or. 1000*: 1273, 3. XII. Graz. ü. d. Z. nach zahlreichen Geist-
lichen dominus Hertnidos de Wildonia, dominus Ortolfus de Triwenstein
ministeriales , domini Albertus et Otto de Hornecke fratres milites . . .
3 Die erste Wiener Urkunde 1277, 9. II. s. S. 243, Anm. 5; die letzte
ist datirt 1277, 30. VIII. König Rudolf bestätigt die Privilegien von
Kloster Victring. IT. d. Z . . . comites, de Wildonia marescalcus
Stirie, Leutoldus de Cuenringen et alii . . , Jo. Arch. C. 1096. Die Lücke
ist durch Hertnidus auszufüllen.
3 Jo. Arch. C. 165: 1277 . . . (August; Wien. Otto de Haslawe iudex
provincialis Austrie fertigt den Urtheilssprnch im Streite zwischen Probst
Ortolf von Seckau und Hertnid von Wildon um ein praedium in Ertz-
wald nächst Waldstein de communi sententia nobiliura multorum. Otto
von Haslau sagt freilich in der Urkunde, die aus dem Seckauer Copial-
buch des 14. Jahrhunderts (Jo. Arch. Cod. 334, Fol. 105^ ) stammt, dass
er vice regis Bohemorum den Vorsitz im placitum generale geführt, aber
das folgende Originale des H.-H.-8t.-A. (1277, 23. VIII. Wien) bezieht
sich ausdrücklich auf ein Gericht in Wien unter Vorsitz König Rudolfs:
coram serenissimo domino nostro Rege Romanorum Wienne in placito
generali per sententiam diuersorum nobilium.
* 1277, 23. VIII. Wien. Hertnid von WUdon, Marschall in Steyer. U. d.
Z. dominus Albertus et dom. Otto fratres de horneck . . H.-H.-St.-Ä.
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257
seiner Rückkehr nach Steiermark mittelst Urkunde vom 11. XII.
1277, Graz, dass er seine wirklichen oder vermeinten Erban*
Sprüche auf die genannten Güter gegen Entschädigung von
fünfzig Mark und mit seines Sohnes Richer Einwilligung auf-
gegeben habe, sowie das Stift gegen Ansprüche seines Bruders
Herrand, der Söhne seines veratorbenen Bruders Leutold von
Diemstein und des Schenken Ulrich von Ramstein vertheidigen
wolle.» Noch vorher, am 1. XII. 1277, Graz, hatte er sich
auf König Rudolfs Befehl mit dem Erzbischof Friedrich von
Salzburg ausgeglichen wegen Schäden, die er dem Vicedom
desselben angethan; dagegen bedingt sich Hertnid, dass der
Erzbischof seinem Ministerialen Eckard von Tann nicht helfe
in einem Streite um Güter in der ,Selicli' (Anhang 1). 1278,
11. IV., Leibniz, tritt er dem Bischöfe Bernhard von Seckau
eine angefangene Burg in ,Sebach' und Eigengüter in ,8warza^
und jWeytratsvelde' ab und nimmt sie von ihm zu Lehen.*
Das zweite der von König Rudolf der Stadt Wien verliehenen
vielbestrittenen Privilegien, die Bestätigung der Freiheitsbriefe
Kaiser Friedrichs II. von 1237 und 1247, vom 24. VI. 1278,
Wien, trägt gleichfalls Hertnids Unterschrift (s. S. 245, Anm. 2).
1279, 2. X., Graz, bezeugt er eine Urkunde König Rudolfs für
S. Paul und den Grafen Heinrich von Pfannberg. ^ 1281, 4. I.,
» F. R. A. II. 1, 188 N. 17: 1277, 11. XII., Graz. Hertnidus de Wildonia,
marescalcns Stiriae. Das ,ms hereditarium , quod in ipsis bonis nobis
conpetiit vel competere videbatur*, beziebt sich wohl auf die Eppen-
steinische Erbschaft. Die für die Familienbeziehnngen wichtige Stelle
lantet: ,et si frater noster Herraiidus de Wildonia vel sni heredes, sine
filii fratris nostri Livtoldi de Tjerenstain hone memorie ant Vlricus pin-
cerna de Ramenstain vel coheredes nostri alii . . . onquam impetiuerint
super bonis predictis prepositum, . . . nos eosdem tenebimur liberare . . .
et illesos servare penitus et indempnes. Pur die übemomnieuen Ver-
pflichtungen, eventnell 6 Mausen bei Waldstain oder die 50 Mark Silber
zu geben, stellt H. als Bürgen den Bischof Bernhard von Seckau, domi-
nos milites Albertnm et Ottonem fratres de Horneck, Yolchmarum ci^em
de Gretz, Ylrichum Wacherzcil.
2 D. St 1, 340 Eccl. öö: 1278, 11. IV., Leibniz. Hertnidus de Wildonia
marschaicus Styriae. Vgl. dazu Jo. Arch. C. 1291 (ohne Quelle): Lew-
poldns episc. Seccouiensis ao dni mcclxxxvj (1286) multa . . . superad-
iecit ecclesie que sibi concessa sunt per dorn. Hertnyduin de Wildonia
marschalcum Stirie et edam data sunt . . .
3 U.-B. S. Paul 169, 129: 1279, 2. X. Graz. U. d. Z . . . Hertnidus de
Wildonia.
ArchiT. Bd. LIX. I. Hälfte. 17
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258
Leibniz, schliesst er mit dem Erzstifte Salzburg einen Vertrag
über die Theilung der Kinder aus der Ehe zwischen einem
Eigenmanne des Stiftes, Ulrich genannt von Raechentz, und
seiner Leibeigenen Gertrudis. * Am 2. IV., Graz, dess. Jahres
bezeugt er einen Vergleich zwischen Hartnid von Leibnitz und
dem Abte Heinrich von Admont.2 1282, 22. VIIL, Wien, be-
zeugt er mit anderen Edlen, darunter Ortolf von Trewenstein
und Ulrich von Wildon, Truchsess in Steier, eine testamen-
tarische Schenkung Heinrichs von Erenvels an Spital am
Pyrn. 5 1284, 11. H., Brück an der Mur, bezeugt er eine
Urkunde Herzog Albrechts I., wodurch derselbe einen Kauf
zwischen Heinrich von Admont und Ulrich I., sowie dessen
Enkeln Ulrich II. und fterrand III, bestätigt (vgl.S. 239, Anm. 3
und S. 276, Anm. 3). 1285, 23. I., gestattet er seinem Schaffher
Gerung von S. Margarethen einen Hof zu Nivendorf dem
Kloster Stainz zu schenken worauf Letzterer ihn vom Stifte zu
liehen nimmt. ^ Am 5. VII. dess. Jahres schenkt er im Ein-
verständnisse mit seinen Söhnen Hertnid und Richer seinen
Diener Lupus von Voitsberg an Admont zum Zwecke einer
Heirat.^ Am 22. XI. dieses Jahres gestattet er die Heirat
eines Seckauischen Officialen mit seiner Hörigen Gertrud,
» H.-H.-St.-A., Or. 1281, 4, I. Leibniz: ego Hertnidus de Wildonia mar-
schalcufl Styriae . . . promitto vice propria et heredam meorum, quod
pneri utrlusque aexus . . . aeqnaliter diyidantnr. Das Sigillfragm. mit
dem Panther stimmt zu Beck-W. F. 8.
2 W., Adm. 2, 393: 1281, 2. IV., Graz. Z. dorn. Ottone de Lihtenstain,
dorn. Hartnido de Wildonia ....
» U.-B. O.-Oest. 3, 560, 600: 1282, 22. VIÜ., Wien. Hertnidus de Wil-
donia, marschalcus Styrie, . . . Ortolfns de Trewenstaiu et Ulricus de
WUdonia dapifer Styrie etc.
* Jo. Arch. C. 1263 : 1285, 23. I., Stainz. Gerungus de Sancta Margareta,
dispensator domini Hertnidi de Wildonia . . tradidit mansum unum
situm in villa Niwendorff, quem a WtSlfelino de Y&l emit et conparavit
praesente annuente et fauente dicto domino suo Hertnido de Wildonia . . .
•Testes dorn. Hertnidus de Wildonia, dorn. Marquardus de Herbikesdorff,
dom. Otto et dom. Fridericus de Homeke milites, Vlricus de Zeinzelius-
dorff, Henricus Stens, Waltherus de Pergern, Ulricus de Gribingen,
Henricus et Albertus fratres de Rassowe etc. Diese Schenkung wurde
1287, 3. I., Graz, von Bischof Leopold von Seckau bestätigt unter Siege-
lung von Gerungus de Sancta Margareta und Hertnidus de Wildonia.
Jo. Arch. Or. 1292.
^ W., Adm. 2, 416, N. 283: Haertneid von Wildonia und seine Söhne
Richer und Haertnid etc.
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Tochter des Ernst von Mauterndorf (Anhang 2), und trifft
genaue Bestimmungen über die Kindertheilung. 1286^ 1. IL,
überlädst er dem Seifried von Kranichsberg das Gericht in
Rntzendorf (Anhang 3). 1287, 16. VI., Weng, verzichtet er
auf aogemasste admontische Güter und auf die Vogtei in den-
selben. * 1288, 22. IL, Judenburg, bezeugt er mit seinem Neffen
Herrand von Wildon eine Urkunde der Brüder von Stuben-
berg. 2 1290, 28. IV., S. Georgen an der Stiefing, trifft er mit
Bischof Leopold von Seckau einen Ausgleich über den Besitz
von Eigenleuten, welche ,ex donatione patrui mei dom. Leu-
toldi de Chunringe' von Bischof von Seckau in Anspruch ge-
nommen wurden. Somit verzichtet Hertnid auf Ansprüche,
die er auf Schenkungen Leutolds aus seiner mütterlichen Erb-
schaft in districtu et dominio Wildoniensi vom 23. V. 1287,
Wien, (S. 230, Anm. 2), zu erheben sich berechtigt wähnte;
Hertnid erhält benannte Eigenleute, verzichtet dagegen auf
die gleichfalls streitige Vogtei über S. Georgen an der Stiefing
mit Ausnahme der Gerichtsbarkeit über Leben und Tod. Die
Cession Hertnids ist bestätigt von seiner Gemahlin Agnes,
allen seinen Söhnen, Richer, Hertnid, Ulrich und seiner Tochter
(Elisabeth). * 1290 unterschreibt er eine Stubenbergische Schen-
kung an Admont ; * in demselben Jahre stiftet er sich durch
Schenkung einer tausend Käse liefernden Schwaige auf der
» W., Adm. 2, 419, N. 287: 1287, 16. VI., Weng. Hertnid von Wildonia,
Marschall in Steier.
2 Jo. Arch. C. 1330 : 1288, 22. II., Judenburg. Ulrich, Friedrich, Heinrich
von Stnbenberch cum manibus uxorum nostrarnm liberorumque mei
Ulrid, qni Bolus inter fratres meos tantummodo heredes tnnc temporis
procrearam, vericaufen. U. d. Z . . . dom. Otto de Liehtenstein, dorn.
HertniduB et Herrandus de Wildonj . . . Wenn die Bruder erschienen,
pflegte Herrand voranxustehen.
3 D. St 1, 343 Episc 60: 1290, 28. IV. S. Georgen an der Stiefing.
Hertoidiis de Wildonia marschalcus Styrie . . qni (episcopns) michi de-
sigoauit et donauit tres personas de pueris Heinrici de Auraharo, yide-
licet Rudolfom seniorem fiUum suum et vxorem Jacobi de Dyerenstain
Chynigundim nomine cum duobus pueris suis et sororem [et] Alheydim
et matrem Sybotonis de Awe prope Wildoniam Eljsabeth nomine et
quatuor filios Hertwici quondam de Marchpach . . . consensu uxoris meae
Agnetis et omnium pueromm meorum Richeri Hertnidi Ulrici et filiae*
* W., Adm. 2, 430, N. 299. Die drei Stubenbergischen Brüder wie oben,
Anm. 2. U. d. Z . . . Otto von Liechtenstein, Hertnid von Wildon . . •
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Alpe Gosarnich; mit Zustimmung seiner Söhne Richer, Hertnid
und Ulrich eine Grabstätte in Reun (Anhang 6). ^
Aber noch dachte der alte Marschall nicht ernstlich an
das Sterben; vielmehr spielt er in dem Aufstande der steieri-
schen Herren gegen Herzog Albrecht I. vom Jahre 1292 eine
hervorragende Rolle.
Durch die Belehnung am Augsburger Reichstage von
1282, 27. XII., war Albrecht, König Rudolfs I. Sohn, Herzog
von Oesterreich und Steier geworden. Schon zu Lebzeiten
seines Vaters hatte er mit widerspenstigen Elementen, so
namentlich mit der ihre Reichsunmittelbarkeit betonenden Stadt
Wien zu kämpfen. Die Schwierigkeiten mehrten sich, als
Rudolf I. starb, 1291, 15. VII., ohne in Betreff der Nachfolge
seines Sohnes im Reiche bindende Zusagen erhalten zu haben,
Albrecht besass in dem energischen Abte Heinrich von
Admont, seit 1279 Landschreiber, seit 1284 auch Landeshaupt-
mann von Steiermark (Krön., Oe. G. 2, 11), eine wichtige
Stütze, theilte aber nur zu bald auch den Hass, den Kirchen-
fUrsten und Adel auf den Abt warfen. Dass Albrecht die
Landesprivilegien nicht bestätigte und sich viel mit Ausländern,
Schwaben, so namentlich mit den Herren von Wallsee und
Hermann von Landenberg umgab, vermehrte die Erbitterung.
Anfang 1291 waren zwar die Steirer dem Herzoge noch
unbedingt ei^eben; als er sich zum Streite mit Andreas III.
von Ungarn rüstete, um die ihm durch Belehnung König Ru-
dolfs zu Erfurt 1290, 31. VIII., gewordenen Ansprüche auf die
erledigte ungarische Krone durchzusetzen oder doch den Be-
sitz der Grenzcomitate sich zu erhalten, ^ entsprach Hertnid
von Wildon an der Spitze der steierischen Herren dem Auf-
rufe des Herzogs, mit einem namhaften Aufgebote ^ und auch
* Nach dieser Stiftung nnd nach den zahlreichen Erwähnungen von Wil-
donern im Necrol. Rnnense dürfen wir sein Grabmal in Renn suchen.
Das Todesjahr wird sich nach Anhang 22 und S. 281, Anm. 1 zwischen 1302,
2. XII., und 1305, 2. IX., feststellen lassen; über den Todestag geben
die dürftigen Auszüge aus zwei Renner Necrol. von 1390 und 1422 in
D. St. 2, 333 — 362, welche vier Mal den Namen Hertnidus de Wildonia
aufweisen (10, L; 16. I.; 10. IV.; 12. VIT.), keine Sicherheit.
* Lor. 2, 498. Krön. 2, 8.
3 R.-Chr. c. 395. Herzog Albrecht spricht: ,ir herren von Steir secht
wie ir mir helfen weit* ,Herr auf mich zeit beraiter lewt sechzic
man* sprach her Haertneid san der Wüdonaer.
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261
bei den Verhandlungen, welche dem Frieden von 1291, 28. VIII.
(Lor. 2, 500 Anm.), vorhergingen, diente er so wie Otto von
Liechtenstein dem Herzoge (R.-Chr. c. 399). »
Erst bei Gelegenheit der Fehde zwischen Herzog Albrecht
und dem Erzbischof von Salzburg, Konrad von Fohnsdorf,
kam der Groll zum Ausbruche. Albrecht befand sich im Spät-
herbste 1291 (6. X. bis 20. XL, Krön. 2, 13) in Graz; da
verlangten die steierischen Herren, geführt von Bischof Leopold
von Seckau, die Bestätigung ihrer Landhandfesten. Den ener-
gischen Forderungen der Missvergnügten gegenüber schlugen
die schwäbischen Berather des Herzogs Nachgebigkeit , der
Abt von Admont aber Festigkeit vor, und des Letzteren Rath
drang durch. Hierauf kündeten die Steirer in aller Form dem
Herzoge den Gehorsam und sahen sich nach Bundesgenossen
sowie nach einem neuen Herzoge um. Erzbischof Konrad, der
gewitzigt durch harte Verluste sich eben zur Reise nach Wien
rüstete, um sich mit Herzog Albrecht auszugleichen,^ wurde
von den Abgesandten des Grazer Landtages eingeholt und ge-
beten, zu weiteren Verhandlungen nach seiner obersteierischen
Stadt Friesach zu kommen. Bischof Leopold übernahm die
Verhandlung, starb aber auf der Reise in Judenburg, 1291,
16. Xn. (Krön. 2, 14). Hierauf reiste Erzbischof Konrad,
nachdem er seinen Suffragan bestattet hatte, nach Leibniz und
traf dort mit den Vertretern des aufständischen Adels, Friedrich
von Stubenberg, Graf Ulrich von Pfannbei^ und Hertnid von
Wildon, so wie mit Graf Ulrich von Heunburg zusammen
(R.-Chr. c. 494).^ Hier wurden Verträge geschlossen, den Erz-
* In der sechzehn Manu zählenden Qesandtschaft, welche Herzog^ Albrecht
an den König von Ungarn schickte (R.-Chr. c. 399, p. SSI**), befand sich
anch »Hartnaid der Wildonaer^ Die Hauptführer der folgenden Bewe-
gung, Friedrich und Heinrich von Stubenberg, Hertnid von Wildon, die
Berather des Herzogs^ Heinrich von Admont, Hermann von Landenberg,
Eberhard von Wallsee und die treuen Anhänger des Landesfursten,
(Otto) der Alte von Liechtenstein, Hartneid und Leutold von Stadeck,
finden sich in dieser Gesandtschaft vereinigt.
^ Lor., D. G. 2, 590 A. 2 polemisirt gegen diese Nachricht des R.-Chr.,
Krön., Oe. G. 2, 14 hält die Behauptung, dass Erzbischof Konrad in
Wien seinen Frieden mit dem Herzogfe machen wollte, aufrecht.
3 R.-Chr. c. 494:
ez chömen in kurzen tagen von Pfannberig graf Ulreich
mit hochvertigen siten und von Stubenberig her fVidreich;
zA dem pischolf geriten auch kom dar an der zeit
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262
bischof nicht zu verlassen, bis der salzburgischen Kirche alles
ihr geraubte Gut zurückgestellt wäre, ferner einen Sohn des
Grafen von Heunburg und der Agnes, Witwe Herzog Ulrichs
von Eärnthen und Tochter aus der Ehe der Babenbergerin
Gertrud mit Graf Hermann von Baden, statt Albrechts zum
Herzoge in Steiermark zu machen (R.-Chr. c. 495).
Nach dem Reimchronisten Otacker, der Hauptquelle für
diese ganze Geschichte, haben die steierischen Herren, nament-
lich bei dem letzteren Schritte nicht lauter reine Motive ge-
leitet, sondern manche liessen sich durch den Hinblick auf
Ulrichs von Heunburg Reichthum und seine ,Milde' bei dem
Antrage leiten. So war namentlich Hertnid von Wildon durch
seine sinnlose Verschwendung so herunter gekommen, dass er
um jeden Preis Geld brauchte * und bald auch Ueberschrei-
tungen des Vertrages sich zu Schulden kommen liess.
Der Erzbischof gewann dann auch noch den Herzog Otto
von Baiern für die Sache der Aufständischen. Am 1. I. 1292
traten die missvergnügten Steirer mit Erzbischof Konrad und
Graf Ulrich zu Landsberg zusammen und verbanden sich zum
Schutze der Handfesten und Freiheiten des Landes, so wie
zum Schirme von Salzburg; diese Urkunde unterzeichnete
Hertnid für sich und seinen Vetter Herrand. ^
von Wüdonie her Haertneü] die sich noch an den sachen
den drein warn undert4n nicht torsten herviir gemachen
etleich der klain dienstman, noch offenleich enpoern.
Greg. Hagen (Pez, Scr. I, 1118 nach der R.-Chr.): gen Leibniz
chomen zuo dem von Salczburg graflF UUreich von Pfannberg, herr
Friedreich von Stubenberg, herr Hartneid von Wildoni; den auch die
andern land lewt iren gewalt gaben mit dem von Salczburg zu taedingen . .
Thomas, Ebend. (Pez H. 752) . . ibi per nuntios Styrieuses comitem
Uhicum de Pfannberg, Friedericnm de Stubenberg, Hertnidum de Wildon
aliorum suffultos mandato firmatis pactis, quod ipsi episcopo non deficerent,
nee aliquam concordiam inirent cum dnce Austrie, donec sibi omnes in-
iuriae et damna resarcirentur ab eodem. Das dem Satze fehlende Verb
steckt wohl in ,per*.
J R.-Chr. C. 496:
ez het so tumben muot von Frankreich des chvnigs hört,
von Witdonie her Haertneity er waer von im zestort
het er gehabt zu der zeit, und pald verzert.
2 Jo. Arch. C. 1394», 1292, 1. I., Landsberg. ,Heinrich von Wildan für mich
vnd für Herrand meinen vettern^ heisst es in v. Stadls Abschrift, aber
schon LuBch., Beitr. 9, 148, Anm. 7ö und Beck-W. in C.-Comm. 1872,
p. CCXIV»^ schreiben ,Hertneid*.
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263
Während nun Ei-zbischof Konrad und Herzog Otto sich
zum Kampfe rüsteten, griff Hertnid von Wildon des Herzogs
Besitz eigenmächtig an, zunächst die uns aus Ottokars Zeit
schon bekannte Kammerveste Neu- Wildon; diese hatte nach
der R.-Chr. c. 497 Herzog Albrecht dem Bischof Leopold von
Seckau verliehen und dieser liess sie durch einen Burggrafen
verwalten. « Nach des Bischofs Tode, 1291, 16. XII., Juden-
^ Die Erzählung der R.-Chr. c. 497 ist hier etwas unklar: es wird be-
richtet, wie Herzog Otto von Baiem mit Erzbischof Konrad verhandelt
und dieser jenem Vertragsbriefe der steierischen Herren anträgt:
do wurden poten uÄch gesant zuo etleiohen dieastherrn;
her ze Steir in das lant die teten ez vil gern.
Die folgenden zwei Erzählungen, wie Hertnid Schloss Neu-
wildon überfällt und den herzoglichen Burggrafen von Graz, Wulfing
von Hannan, bedrängt, sollen dann erklären, warum Hertnid so bereit-
willig auf die Forderungen des Baiemhersogs eingeht:
do er sich sus bort paten daz er wurd erlost (doch wohl
und er darnach vernam Hertnid?)
die potschaft, die im kom von der vo rieht seiner schulden,
von der Pair herren, die er must dulden
do begunde sich sein vrewde von dem herczog^n von Osterreich.
mdren: her Haertneid gewisleioh
wez herezog Ott ains gert, dem von Pairu enp6t
dez ward er zwair gewert daz er sich dhainer slaht n6t
auf den geding und tröst, dez gevertes irren liez.
Die Erzählung von der Einnahme von Neuwildon s. auch bei
HM8. 4, 298, 1. Greg. Hagen (Fez, Scr. I. 1118) schreibt wieder die
R.-Chr. aus: nu hett der herezog von Oesterreich bischoif Lewpolten von
Seckaw gen Wildoni behauset auf daz Newhaus. Do er starb, do fieng
her Hertneid von Wildon den burggraffen und gewan daz haus an dem
Herczogen und graif an der stet daz land an mit rawbe. vgl. dazu R.-Chr.
c. 497, p. 484** wann man noch holden dem pischolf Lewpolden etc.
Greg. Hagen a. a. O. do der Stubenberger saeh daz her Hertneid
von Wildoni den von Oesterreich an widersag hett angriffen; der strafft
in vast darnmb . . . Vgl. R.-Chr. c. 497, p. 485* do der Stubenberiger
ersach daz der Haertneid zeprach etc.
Thomas Ebendorf (Fez, Scr. II., 753) übersetzt den Greg. Hagen
oft wörtlich, nur lässt er gedankenlose Zusätze desselben aus. So z. B,
unterbricht Greg. Hagen die Darstellung in beiden eben angeführten
Stellen durch den Einschub: ,auf der burgk zu Grecz sazz ain ritter
Wülfing von Hannaw der getrewleich mainet dem herczogen von Oester- .
rneh*, nach R.-Chr. 497 auf der purkch ze Graecz saz ein ritter . . .
von Hannaw her Wulfing etc. Ebendorfer, der mit dem blossen Namen
nichts zu machen wusste, verschweigt einfach den Satz ; nachdem er von
Erzbischof Konrads Abreise von Leibniz erzählt hat, föhrt er fort : quibus
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264
bürg, griff nun Hertnid das Keuhaus an, ting den Burggrafen
und zwang ihn zur Uebergabe der Veste; von da aus brand-
schatzte er alle Anhänger des Herzogs. Da aber die aufstän-
dischen Herren bei ihrer Absage dem Herzoge Schutz seines
Leibes und Eigenthumes zugesichert hatten, so stellte Friedrich
von Stubenberg, einer der eifrigsten Führer des Aufstandes,
Hertniden zur Rede, worauf dieser ihm entgegnete: ,Ich bin
nicht so reich daz ich gegen dem herczogen in höchvart
mag gepägen von mein selbes guote' (R.-Chr. c. 497), worauf
auch Stubenberg seine Bedenklichkeiten aufgab.
Inzwischen hatte der formliche Krieg gegen Herzog Al-
brecht schon begonnen; er war eröffnet worden durch den
gemeinsamen Einfall des Erzbischofs Konrad und des Herzogs
Otto von Baiern, welche vom Ensthal her Admont und Leoben
einnahmen, * sich mit den Aufständischen vereinigten und dann
Brück belagerten. Zu Leoben fand sich Hertnid nicht selbst
ein, sondern sandte seinen gleichnamigen Sohn.^
Der Verlauf des Aufstandes ist bekannt; Hermann von
Landenberg wusste die Belagerer vor Brück hinzuhalten, bis
peractis Hertnidus de Wüdon castrum novum Wildon, qaod olim Leo-
poldus Seccowiensis tenuerat, sibi usurpat et terras et clvitates daris
praedis gravat; pro quo ipsum diiris incropatiouibus increpat de Stuben-
berg etc. Die besonnenere Weise Ebendorfers (Lor., G.-Q. ' 270) zeigt
sich auch hier.
* Während die Feinde heranzogen, hatte Graf Ulrich von Heunburg wie
auch andere Edle die Burg S. Peter ober Leoben den Verbündeten,
Salzburgern und Baiern, übergeben (R.-Chr. c. 503); die herzoglichen
Hauptleute aber in Leoben berannten ihn in der Festung. Nun fährt die
Chronik fort c. Ö04, p. 489'>:
daz muot den grafen swind, den chlagt er daz unhail,
er sand zuo dem Stubenberiger daz im was getan.
Und zuo dem WUdonatar Die sanden im wol hundert man
und zuo allem dem widertail; werleicher hinauf.
Unter dem Vorgeben, dem Grafen ,aber zuo gevaer* (R.-Chr.
c. 505) zu reiten, ziehen die herzoglichen Hauptleute ab und die Bürger
übergeben Leoben dem Grafen Friedrich von Stubenberg. Vgl. die ab-
weichende, aber wohl nicht zu haltende Auffassung dieser Erzählung bei
Much. 6, 82.
2 R.-Chr. c. 505:
Der Wüdonaer daz der vil eben naeme war
chom dar selbe nicht, allez dez im wurd gepoten
er sand aber algeriht von seinen herren herczog Otten
Hertueiden seinen sun dar, und von dem pischolf.
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265
er sichere Nachrichten vom Anmärsche des Herzogs erhielt;
Albrecht überschritt mitten im Winter den Semmering und die
beiden Verbündeten^ Erzbischof Konrad und Herzog Otto, zogen
sich zuinlck über Friesach, Prewald, Radstadt und Pass Lueg,
indem sie die Steirer ihrem Schicksale überliessen. Zwar wagte
Graf Friedrich von Stubenberg bei Knittelfeld noch einen
Kampf, wurde aber durch Verrath seiner eigenen Leute gefangen
genommen und musste dem Herzoge seine Schlösser ausliefern.
Nachdem Albrecht zur Züchtigung des Salzburgers noch Frie-
sach eingeäschert hatte, zog er nach S. Veit in Kärnthen,
wohin er die Steirer beschied und ihnen nun 1292, 20. UI.,
ihre Privilegien bestätigte, so wie den verhassten Abt Heinrich
verabschiedete. An dessen Stelle trat Hertnid von Stadeck.
Albrecht selbst eilte nach dem Westen Deutschlands, wo
jeden Tag die Wahl eines Königs stattfinden sollte; die Fort-
führung des Kampfes übertrug er seinen getreuen Anhängern
und namentlich deren Haupte, Herzog Meinhard von Kärnthen.
Noch standen in Waffen Erzbischof Konrad, Graf Ulrich von
Heunbnrg und Hertnid von Wildon.
Der weitere Verlauf dieser Fehde, die sich in eine Reihe
kleiner Kämpfe mit gegenseitigen Brandschatzungen, Erstür-
mung von Schlössern , Qefangennahme wichtiger Führer auf-
löst, liegt unseren Zwecken ferne; es genüge auf die endliche
Beilegung derselben durch die Beschlüsse des Linzer Taidings,
Pfingsten 1293, hinzuweisen. ^
Aber erst geraume Zeit nach diesem Vertrage machte
Hertnid seinen Frieden mit dem Herzoge. Gewiss nicht ohne
Grund deutet der Reimchronist wiederholt auf seine Verschwen-
dung und Gewinnsucht hin ; ^ hatte er um eigennütziger Motive
willen den Krieg begonnen, so mochte er sich auch nicht zu-
frieden geben, als Herzog Albrecht die Handfesten bestätigte
und wegen der Münze bindende Versprechungen gab, sowie
eine willkommene Veränderung in der obersten Verwaltung
« Lor. 2, 694. Krön. 2, 15.
* R.-Chr. c. 496. heter gehabt zuo der zeit von Frankreich des chvnigs
hört, er waer von im zestört und bald verzert: c. 497: durch den
chlain g^uiez niemant er im liez die tat widerraten; do greif er an
der stet mit rowb an daz lant, wo 'er icht daz vant, daz traip er hincz
Wildon; c. 563: nn vuogt sich daz selten, daz her Uaertneid der hdch-
gemuot dbain varund g^ot pei im beleiben liez durch dhain geniez.
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266
vorDahm, um nur freie Hand zu bekommen im Westen des
Reiches und im schwäbischen Stammlande, wo seine Anwesen-
heit nöthiger war als je (Lor. 2, 592).
So setzte also Hertnid den Kampf auf eigene Faust fort,
wurde aber von des Herzogs Stellvertretern, Hertnid von Stadeck
und Perchtold, Truchsess von Emerberg, wirksam an der Ver-
übung grösseren Schadens gehindert. In diese Zeit fällt eine
Urkunde des Erzbischofs Konrad von Salzburg, 1292, 18. IX.,
S. Veit in Kärnthen (Anhang 7), mittelst welcher Hertnid mit
dem Schlosse Neu-Wildon belehnt wird und das Versprechen
erhält, dass der Erzbischof sich ohne seinen Rath nicht mit
dem Herzog aussöhnen wolle J Kocht anschaulich schildert uns
die R.-Chr. c. 522, wie des Herzogs Feinde, von Wildon und
der Graf von Pfannberg, voll Furcht warten, ob Albrecht wohl
König werde, sie mussten dann des Aergsten gewärtig sein:
,ez macht an in diu voricht, daz ir dhainer niht woricht daz
den lewten waer schad oder vlustpaer^ Als dann Adolfs
Wahl sie von der ärgsten Sorge befreite, setzten sie den Kampf
fort; aber den Hertnid schloss, wie unsere Quelle c. 553^
* Ueber dasselbe Neuhaas zu Wildon berichtet die R.-Chr. c. 497:
wann mau noch holden und do der pischolf starb,
dem pischolf Lewpolden (v. Secknu) mit vleize do warp
den herczogen spurt, (Albrecht) von Wildonie her Haertneid
do het er im geantwurt an den der d& zuo der zeit
daz new haus ze Wildon, von des pischolfs wegen
daz er purkgraf hiez davon; daz haus het in seinen pflegen.
Die hier vorliegende Schwierigkeit lege ich mir so zurecht: der
Landesfürst von Steiermark und der Erzbischof von Salzburg bean-
spruchten in gleicher Weise Neuwildon. Nach König Ottokars Falle
mag der Erzbischof von Salzburg den ihm von dem Habsburger gewiss
nicht bestrittenen Besitz an Leutold III. von Wildon-Diemstein verliehen
haben ; in den Kämpfen zwischen Herzog Albrecht und Erzbischof Rudolf,
1288 und 1289 (Krön. 2, 11), mag der Herzog seine Kammerveste wieder
erobert und dem Bischöfe Leopold von Seckau verliehen haben, worauf
dann Hertnid von Wildon, ermächtigt durch Erzbischof Konrad, sie an-
griß und eroberte (1292); obige Urkunde wäre dann eine nachträgliche
Bestätigung der Usurpation. Durch Leutolds Tod ist die Veste nicht
ledig geworden, denn Leutold III. ist bis 1301 urkundlich bezeugt.
2 In c. 553 nimmt die R.-Chr. die c. 522 abgebrochene Erzählung wieder auf
dieweil der auzerchorn Hertneid der Wildonaer
Alprecht der hochgeporn so vil der dienaer
dacz Swftben was gewesen, daz ir im was ze vil,
do het an sich gelesen s6 daz ers zuo dem zil
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267
weiter berichtet, Perchtold von Emerberg, müde der Räubereien
der zahlreichen Sehaaren, die Hertnid nicht mehr aus Eigenem
erhalten konnte, auf Rath des Abtes Heinrich in der Burg
Wildpn mit einer Uolzmauer ein, und zwang ihn den Vergleich
mit dem Herzoge zu suchen.
Dieser war inzwischen, nachdem Adolf von Nassau König
geworden (1292, 10. V.) in seine östlichen Länder wieder
zurückgekehrt und billigte durchaus des Truchsessen Verfahren
g^en Hertnid; er befahl allen seinen Anhängern den Trnch-
sess zu unterstützen. So verging der Winter. Als dann Herzog
Albrecht wieder nach Steiermark kam — er war im Reich
gewesen und hatte am 5. XH. 1292 die Lehen von König
Adolf genommen (Krön. 2, 10) — , schrieb er einen Tag nach
Feldkirchen aus und berief nun alle, welche dem Hertnid von
Wilden gedient hatten ohne dessen Eigenleute zu sein, dahin
und isolirte ihn so. Jetzt erst suchte dieser den Frieden und
zwar durch den Abt von Admont^ der immer noch des Herzogs
Gunst genoss. Vermittlung aber und Vergleich kamen ihm
theuer zu stehen; für seine Person erhielt er zwar dieselbe
Freiheit zugestanden wie die übrigen Aufständischen, aber der
Herzog hielt sich für den ihm zugefügten Verlust, welchen er
auf 4000 Mark schätzte, an Hertnids Gute schadlos; ebenso
musste er dem Vermittler, dessen untersteierische Besitzungen
er hart mitgenommen hatte, durch Abtretung eines landesfürst-
liehen Lehenhofes Ersatz leisten. Das alles geschah nach der
aasdrücklichen Bemerkung der R.-Chr. c. 553 a. E., 1293.
Mit dem Berichte, dass Hertnid ,waz er het 6ren imde
guotes dacz Wildon' dem Herzoge abtrat und dagegen Eibens-
walde empfing sowie Waldstain auf drei Jahre ausliefern
musste, stehen sechs Urkunden in Zusammenhang, die den
AbschloBS der ganzen Fehde freilich um ein volles Jahr herab-
drücken.
1294, 22. XL, Brück an der Mur. Herzog Albrecht kauft
von seinem Dienstmanne Hertnid von Wildon dessen , Haus
zu Wildon sammt dem landesfürstlichen Lehen, dem Landge-
richte um 500 Mark Silber und das Lehen Ibanswalde. Zur
nicht envoUen mocht beraten; des er seit chom in aribait.
dÄvons in dem binde t&ten
Vgl. HM6. 4, 298, 5, wo die wichtigsten Stellen aus der ganzen
ausführlichen Schilderung ausgehoben sind.
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268
Ausgleichung beiderseitiger und fremder Ansprüche wird ein
doppeltes Schiedsgericht eingesetzt, deren eines aus Abt Hein-
rich von Admont, Otto von Liechtenstein, Hertneid von Stadeck
und Friedrich von Pettau besteht (Anhang 8). 1294, 24. und
29. XI., Graz, leistet Hertnid dem Stifte Admont vollen Schaden-
ersatz für alles, was er demselben ,in der zit, dö ich mich
biet gesetzt wider meinen hern den edlen hertzogen von Oester-
reich an alle schulde von dem haus zu wildony' geythan hatte ^
er übergibt den Hof Magstein im Liessingthale sammt Eigen-
leuten. * 1295, 5. IL, Wien , bestätigt Herzog Albrecht den
oben erwähnten Tauschkauf und die Entscheidung des ersten
Schiedsgerichtes (Anhang 10). 1295, 7. IL, Wien, unterwirft
sich Hertnid — er nennt sich Marschall und hängt das mit
dem steierischen Panther geschmückte Marschallssigill an —
seinem Herrn und schwört ihm diensthaft zu sein ,als ein man
sfnem rehten herren'; zwölf der besten seiner Leute schwören
mit, die Bedingungen des Rückfalles sind hart genug. ^ 1295,
22. IL, Wien, bestätigt dann Herzog Albrecht den Ausgleich
mit Admont und die Lehensübertragung. ^
So ist denn die Stammburg verloren; zwar in Form von
Kauf und Tausch, mit genau festgesetztem Ausgleiche nach
Spruch eines Schiedsgerichtes;^ aber die Härte des Urtheils
lag in der Thatsache des Verlustes, nicht in der Form.^ Den
Marschallstitel führt Hertnid noch fort. Er blieb von jetzt an
dem Herzog treu ; die noch im Jahre seiner Unterwerfung aus-
brechende Empörung des niederösterreichischen Adels 1295,
November (Krön. 2, 16), an deren Spitze sein Vetter Leutold
von Kuenring und Konrad von Suraerau standen, hat, so viel
wir wissen, ihn nicht berührt.
Ich kehre nunmehr zur Darstellung seiner Privatbe-
ziehungen wieder zurück; dieselben wurden bei dem Jahre
1290 fallen gelassen.
1 W., Adm. 2, 455, N. 325 und 326: 1294, 24. und 29. XI., Graz. U. d.
Z: die Wildonschen Schaffner Seisman zu Waldstain und Herbord zu
Wildony.
2 Lichn., Habab. 2, Beil. 7: 1295, 7. IT., Wien. Hertneid von Wildony,
Marschall in Steyer; das Sigill ist gleich Beck-W. in C.-Comm. Fig. 8.
3 W., Adm. 2, 461, N. 330: 1295, 22. II., Wien.
* Vgl. Weinhold in 8.-B. 35, 167.
^ Vgl. die Darstellungen derselben Begebenheit bei Falke, Liecht. 1, 154
und Wichn, Admont 2, 164.
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269
1294, 10. I., Seckau, vergleicht er seinen NeflFen Leu-
told III. von Diernstein mit dem Probate von Werde über
seckauische Güter in Leutolds Vogtei. i 1296, 29. VII., Rad-
stadt, ist er Zeuge des Grafen Ulrich von Pfannberg für die
Brüder von Stubenberg. ^ 1297, 16. IV., Reun, gestattet er
seinem Dienstmanne Seifried von Waldstain die Stiftung eines
Seelgeräthes für Heuglein vom Lueg (Anhang 11) und fügt
unter Zeugenschaft seines Vetters Leutold III. von Diernstein
und seines Sohnes Hertnid am 10. VIII. dess. Jahres zwei
Mark Gülten am Reising hinzu (Anhang 12). Am 14. IX. dess.
Jahres bestätigt er eine Schenkung seines Dieners Ulrich
Altenburger, der dem Stifte Reun in der ,Stibnich' Wiesen
und Aecker im Werthe von fünf Mark Pfenningen gewidmet
hatte (Anhang 13); am 10. X. 1298 besiegelt er eine Verkaufs-
urkunde seines Vetters Leutold III. von Diernstein (vgl. An-
hang 14). 1298, 30. IX. . . . schenkt er dem Kloster Stainz
Hof und Mühle bei dem Dorfe Stallhof; ^ und gestattet seinem
Dienstmanne Albert von Horneck, der eben diesen Hof sammt
Mühle von ihm zu Lehen trug, denselben an das Kloster abzu-
treten 30. X. desselben Jahres. * Am 21. XI. 1298 treffen wir
* H.-H.-8t.-A. Or. 1294, 10. I., Seckau. ,Hert ministerialis de Wildonia . . .
dominum Leutoldnm nobilem ministerialem de Tiernstein . . . concor-
davimns. Das Sig^U, Beck-W. F. 8, weist diese Urkunde bestimmt un-
serem Hertnid III. zu. Es ist "wichtig, dass er sich hier, vor der Aus-
söhnung mit dem Herzoge, nicht Marschall nennt; er führt das PrSdicat
zuletzt 1290, 28. IV. (S. 259, Anm. 3) und dann erst wieder 1296, 7. II.
(8. 268, Anm. 2.)
2 N.-Bl. 6, 346: 1296, 29. VII., Radstadt. U. d. Z . . . Hertneit von
Wüdony.
3 Jo. Arch. C. 1563 : 1298, 30. IX Hertnidus de Wildonia, march-
salcus Stjriae ... ins et proprietatem . . in curia sita iuxta rillam
Stallhoff . . . monasterio S. Katherinae in Steunz vna cum molendino
adiacente et omnibus pertinentiis suis, nemoribus, pratis, vsnagiis, cultis
et incultis .... donavi . . . Testes . . . domini Otto et Gotscalcus
fratr^ de Homek, Vitmarus de Streweik, Chunradus dictus Grawien
milites ....
* Jo. Arch. C. 1566: 1298, 30. X. . . . Albert, Sohn Alberts von Horneck,
verkauft de pleno consensu . . . domini Hertnidi de Wildonia suam
curiam sitam iuxta villam Stallhoff una cum molendino . . . quam curiam
cum molendino dictus Albertus de Horneck ipso domino Hertnido de
Wildonia concedente et donante quoad ipsum curiae contingebat omne
ius et proprietatem tradidit . . . Diesen Passus verstehe ich nicht; die
Fassung im Texte ist ein Versuch den Zusammenhang zu errathen. U.
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270
ihn in voller Würde als Marschall Steiermarks an der Spitze
der steierischen Ministerialen in Ntirnbei^ bei König Albrecht I.
als Zeugen der Belehnung der Söhne Albrechts, Rudolf, Fried-
rich und Leopold, mit den österreichischen Erblanden J 1299,
21. V . . . schenkt er mit Einwilligung seiner Gattin Agnes
und aller seiner Kinder, Richer, Hertnid, Ulrich und Elsbeth,
zwei Söhne Jakobs von Diernstein an das Bisthum Seckan
(Anhang 16). 1300, 28. I., Renn, stiftet er mit Einwilligung
derselben mit zwölf Mark eine Kapelle in Reun (Anhang 17).
Als Zeugen fungiren die als seine Oheime ausdrücklich be-
zeichneten Edlen Heinrich und Friedrich von Stubenberg, '
Friedrich und Hertneid von Pettau, ^ Ulrich der Schenk von
Ramstein. ^ Am 4. XU. desselben Jahres schenkt er mit Ein-
d. Z . . . dorn. Otto et Gotscalcus fratres de Hornek, Vitmaras de
Strewik, Chunradus de Lenbgast milites. Leo et Fridericus Wilfin^s
fratres de Lemsniz, Waltherus de Pergarn, Chnnradus de Horneck . . .
» N.-Bl. 6, 107, vollständig U.-B. O.-Oest. 4, 309: 1298, 21. XI. Nürn-
berg, ü. d. Z . . . (vorangehen die osterr. Minist.) Hertnidus de Wil-
donia, marschalcus Stjrie . . .
2 Friedrich IV., Graf von Stubenberg, Zeitgenosse Herzog Albrechts I.,
wird wiederholt von den Wildonern und ihren Verwandten als Oheim
oder Vetter bezeichnet, so 1299, 4. V., Jndenbarg, von Leutold IIL von
Wildon-Diernstein, 1300, 28. L, Reun, von Hertnid IIL, 1301, 2. VH.
Qöss, von Sophie, Herrands III. Tochter. Der Grund war wohl eine
Verschwägerong. Unter den Schlössern, mit deren Verluste Friedrich
von Stubenberg nach dem Aufstande von 1292 bestraft wurde, befand
sich auch Gutenberg (Gaes. Ann. Stir. 1, 836) ; vielleicht hat eine Kuen-
ringerin dieses von Leutold I. von Wildon seiner Tochter Gertrud in
die Ehe mit Albero V. von Kuenring mitgegebene Schloss in den Besitz
der Stubenbergfer gebracht und ist vielleicht auch die Verwandtschaft
auf diesem Weg^e zu suchen.
3 Ausser der schon S. 198, Anm. 1 erwähnten Verwandtschaft Herrands I.
mit den Pettauern kann ich weiter nichts anführen, als dass die Wil-
doner und die Pettauer in Urkunden und Chroniken ausserordentlich
häufig gemeinsam vorkommen, sowie dass nach dem Aussterben der
Wildoner das Marschallamt nach Joann. Victor, zum Jahre 1322 (Font,
r. G. 1, 392) auf Herdegen von Pettau überging.
* Verwandtschaftliche Verbindung mit den Wildonern, den Besitzern von
Waldstain, ist durch die Lage der Burg Ramstein (Rabenstein), zwischen
Waldstein und Frohnleiten nahe gelegt. Das erste bestimmte Zeugniss
einer solchen Verbindung begegnet in Hertnids III. Cessionsurk. auf
die seckauischen Güter in Eisengor und Ertzwald, 1277, 11. XII., Graz
(S. 267, Anm. 1), durch welche sich Hertnid verpflichtet, das Stift gegen
etwaige Ansprüche seiner Verwandten, darunter des Schenken Ulrich
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271
willigung seiner Söhne Richer und Hertnid dem Ehester Göss
einen Bauern Namens Rikurn (Anhang 18). 1301, 7. IV., Graz,
verkauft er dem Bischof Uh'ich von Seckau ein Gericht in
Atzleinsdorf um fünf Mark Silber (Anhang 19). Am 2. VU.
dess. Jahres bestätigt er mit Sophie, Herrands III. Tochter,
eine ürkimde ihrer Schwägerin Margaretha, Ulrichs II. von
Eppenstein Witwe (Anhang 20), und vergleicht sich mit der-
selben (Anhang 21). Am 15. VIU., Göss, bezeugt er eine Schen-
kung des Grafen Ulrich von Pfannberg. * 1302, 29. IV., Eibens-
wald, verkauft er mit Einwilligung seiner vier Elinder dem
Bischof Ulrich von Seckau das Dorf Laubeck um zwanzig
Mark Silber, nimmt es dann zu Lehen, und ebenso verkauft
er einen Hof zu Racknitz, den Hermann der Axspech von ihm
zu Lehen trägt. ^ Am 4. V. dess. Jahres, Leibniz, übergibt er
mit Einwilligung derselben dem Bischof Ulrich von Seckau zu
TOD Ramstein zn schützen. Der Streit der Ramsteiner mit Seckau um
diese Güter war alt; schon Ulrichs des Schenken Vater, Hertnid, war
zu Herzog Friedrichs II. Zeiten, 1243, und dann wiederholt während
des Interregnums durch Richterspruch sachfftllig geworden, das leiste
Mal durch Burkard von Klingenberg, König Ottokars Hauptmann in
Steier, 1270, 8. X., Marburg (Caes. Ann. Stir. gleich D. St. 1, 234, Font,
rer. Austr. H., 1, llö, N. 101, Krön., Mitth. 22, Reg. 94). Wenn nun
1277 Hertnid von Wildon als Vertreter dieser Ansprüche erscheint, so
mu88 man auf eine Verschwfigerung der Wildoner und Ramsteiner
schliessen und zwar dürfte, wie Caes. Ann. Sür. 2, 858 vermuthet, an-
genommen werden, ein Wildoner habe eine Ramsteinerin zur Frau gehabt
Vielleicht war dies Hertnid selbst Beziehungen zwischen den beiden
Familien begegnen auch sonst: 1248 vergleicht Ulrich I. von Wildon
den Hartneit von Ramstein mit Admont (S. 233, Anm. 2), Herrand H.
bezeugt eine Urkunde Wichards von Ramstein 1270, 30. L, Wien' (8. 242,
Anm. 4), Hertnid III. nennt den Ulrich von Ramstein seinen Oheim,
1300, 28. I. (Anhang 17).
» D. St 1, 113, Göss. 73: 1301, 15. VHL, Göss. U. d. Z . . . Hartnid
von Wildon . . .
* Jo. Arch. C. 1302, 29. IV., Eibiswald. Ich Hertneid vonn Wildoni, mar-
schalckh ze Steir vergich . . . das ich mit meiner hafisfrawen willen
vnd g^nst frawen Agnesen, Reich ers, Hsertneides, Vileins meiner sun
vnd meiner töchter Elspeten . . . dem . . . bischoff Vlrichen von Seckau
. . . gegebenn hau das dorff zu Laubeckh das mein recht aigen ge-
wesenn ist . . . vmb zwaintzickh march Silbers . . . vnd hat er mir das
herwider geUhen vnnd mein erben . . . vnd han im auch gegebenn den
hoff in der Racknitz den Herman der Axspech von mir zu lehenn hat
gehabt vnd sein prüder zu rechtem aigenn, das er den f&rbas vonn im
ze lehenn soll habenn .... mit meinem innsigl . . . gezevg etc.
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272
seinem Seelenheile sechs Mark Gülten zu Püchel in der Pfarre
S. Georgen an der Stiefing, wogegen ihm der Zins der Kirche
von Eibenswald erlassen wird. ^ Am 2. XII. . . dess. Jahres
bezeugt er die Schenkung eines Ackers, über welchen er
Obereigenthumsrecht (inwert aigen) besass und den Frau Ota-
chrin von Mur dem Stifte Seckau geben wollte (Anhang 22).
Hertnid III., einer der unruhigsten Köpfe seiner Zeit,
ist ein Kind der Wirren des Interregnums; sein Geburtsjahr
dürfte mit dem Beginne der Anarchie in Steiermark zusammen-
fallen. In den Grossmachtsanschauungen der von eifersüchtigen
Reichsfürsten verwöhnten Ministerialen wurde seine Kindheit
unterwiesen; der Sturz der Ungarherrschaft und der Antheil,
den seine Familie daran hatte, machte auf den Jüngling gewiss
Eindruck; gegen die bestehende Macht, wofern sie unbequem
ward, eine nebenbuhlerische, vielleicht auch das Reich anzu-
rufen, war eine Familientradition, die Hertnid, zum Manne
geworden, kräftig zum Ausdrucke brachte. Solches Benehmen,
wofern man nur rechtzeitig und tüchtig zugriff, hatte schon
Manchen gross gemacht ; den Freien von Pfannberg hatte ihre
Empörung gegen Herzog Friedrich II. die Grafenwürde ein-
getragen, der Görzer Graf trug aus den Kämpfen zwischen
Ottokar und Rudolf die Pfandschaft Kärnthens und das Her-
zogthum davon. Kirchen- und Klostergut wurde damals ge-
meiniglich als die begehrenswerthe Quelle für Prachtliebe und
Habsucht des Adels betrachtet und wohl auch erreicht. In der
allgemeinen Verwilderung gilt der Besitz überhaupt nicht mehr
als heilig; in einer Gesellschaft, die bisher die Herrschaft ge-
führt, nunmehr aber durch den rasch um sich greifenden Ver-
fall schon stark im Inneren zersetzt ist, greift man nach allem,
um die aus Eigenem nicht mehr zu bestreitenden Ansprüche
des Standes und der Gewohnheit zu befriedigen, auch nach
1 D. St. 1, 346, Ep. 64: 1302, 4. V., Leibnitz. Ich Hertneid von Wildoni,
marschalch ze Steyer vergich . . . daz ich mit meiner hansfrawen willen
frowen Agnesen, Reichers, Hertleins, Vileins meiner s^n vnd Elspeten
meiner tachter gegeben han . . . dem . . b^scholf Virichen von Seccav
. . . datz Pfthel in der pharre ze sande Georgen pey Stynen sechs march
geltes an häb g< vnd swaz da ab get, da schol ich in weysen swa
ichs da alz nsechst han da pey, vnd hat er den eins ze Eywanswalde
der chirchen, des zwo march phenning gewesen ist, da f&r ab gelazen
ewichleich . . .
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273
dem Gate der oächsten Verwandten. Hertnid konnte sich am
Abende seines Lebens nicht grosser Erfolge rühmen; zwar war
er Marschall geworden, und das Amt sollte in seinem Hause
wohl forterben; aber sein Irrthum, Anschauungen und Grund-
sätze einer überwundenen Zäit in die Regierung des strengen,
nüchternen Albrecht hinüberzutragen und noch einmal den
Herzogmacher zu spielen, kostete ihn Ansehen, Gut und Stamm-
sitz. Den Sohn seiner Zeit werden wir auch darin nicht ver-
kennen, dass er in seinen letzten Lebensjahren die Fürbitte
der Kirche und der Heiligen durch ansehnliche Schenkungen
sich zu sichern bemüht ist. Das Jahr 1303 dürfte Hertnid nicht
lange überlebt haben; 1305 ist er sicher todt, denn in diesem
Jahre verfugten seine Söhne, Ulrich und Hertnid, schon selb-
ständig über den Familienbesitz, und Hertnid wird ausdrück-
lich als ,Hertneid der jung, marschal in Steyr' bezeichnet.
Hertneid war vermählt mit Agnes unbekannten Ge-
schlechtes; dieselbe ist in den Jahren 1290, 1299, 1300, 1302
(S. 259, Anm. 3, Anhang 16 und 17, S. 271, Anm. 2 und S. 272,
Anm. 1) bereits erwähnt worden. Er hinterliess vier Kinder:
Richer, Hertnid, Ulrich, Elsbeth.
Ulrichs L dritter Sohn hiess Leutold, der IL seines
Namens. Mit dem Vater oder Bruder ist er (1248), 1254 und
1260 schon erwähnt worden (S. 233, Anm. 2, S. 234, Anm. 3,
S, 241, Anm. 2).
Er ist wohl identisch mit dem Leutold von Wildon, der
in zwei steierischen Klosterurkunden des Herzogs Ulrich von
Kämthen, 1256, 6, IV. ^ und 1261, 3. IV.,2 als Zeuge erscheint,
and dürfte somit in Diensten des Herzogs von Kärnthen ge-
standen haben. Aus der Urkunde seines Bruders vom 11. XII.
1277, Graz (S. 257, Anm. 1), entnehmen wir, dass er sich von
^Tyerenstain' nannte und Söhne hinterliess.
Das Prädicat bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die
Burg Diernstein bei Friesach, denn alle in den noch zu erwäh-
nenden Urkunden der Wildoner von Diernstein und der alten
Diemsteiner vorkommenden Orte können in der Umgebung
' Jo. Arch. C. 735 a: 1256, 6. IV., Lutigia. Herzog Ulrich von Kämthen
schenkt an Renn. U. d. Z . . . Lintoldns de Wildonia.
2 D. St 1, 81. Go88. 48: 1261, 3. IV., 8. Veit. Herzog Ulrich von KÄrnthen
bestätigt eine Schenkung an Gtöss. U. d. Z. Leutoldus de Wildonia.
ArduT. Bd. LIX. I. Hilfle. 18
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274
von Friesach noch heute nachgewiesen werden. Dieses Prädicat
hat zu Verwechselung mit Leutold von Kuenring-Dürnstein
Anlass gegeben, da dieser durch seine Mutter Gertruds mit
dem Geschlechte der Wildoner zusammenhängt und in einen
grossen Theil ihres Erbes einrückte^ ferner sich, namentlich in
jüngeren Jahren, häufig vqn Dürnstein (Tyrnstain) nannte. ^
Ein Ministerialengeschlecht von Diemstein erscheint mit dem
Beginne des 12, Jahrhunderts und zwar können Gottschalk,
1128—1184, Gottfried 1164—1230, Reginbeit 1177 und Land-
fried 1189 nachgewiesen werden. ^ Gottschalk und Gottfried
erscheinen in admontischen , S. Lambrechter und Salzburger
Urkunden ; letztere zwei Gruppen sind besonders wichtig für
die Geschichte des Geschlechtes, denn auch die Wildonier von
^ Abgesehen vom Inhalte der Urkunden und den Siegeln stimmen auch die
Jahre niclit zusammen, denn Leutold von Euenring- Dürnstein ist nach
Friess, Kuenr. Stammtafel II., bis 1312, 18. VI., urkundlich nachweisbar,
Leutold II. von Wildon-Diernstein, den man gewöhnlich mit dem Kuen-
ringer verwechselt, ist erwiesen ermassen 1277 schon todt. Der angeführte
Irrthum findet sich bei Caes. Ann. Stir. 1, 984 und 2, 350; bei Bergm.,
Anz.-BI. 95, 5; auch Much. 6, 31 hfilt Caesars Annahme fest. Vgl. auch
S. 293, Anm. 2.
2 Vgl. Goeths Register zu Muchars Geschichte der Steiermark und die u.
d. W. Diernstein gesammelten Stellen. Das st. U.-B. I stimmt im Wesent-
lichen mit Muchars Angaben überein: Gottschalk von Diemstein
c. 1128-1184, Konrad 1162, Gottfried 1164— 1183, Reginbot 1175,
Landfried 1181. Ueber das gegenseitige Verhältniss bekommen wir
keinen Aufschluss. Gottschalk von D. gehört zu den landesfUrstlichen
Ministerialen (1154, S. 345 de ministerialibus , an erster Stelle), besitzt
die Vogtei über S. Georg bei Neumarkt (1105, S. 457, vgl. unten S. 292,
Anm. 1) und erscheint in landesfurstlichen und in Urkunden des Erz-
bischofs von Salzburg, einige Male (1140, c. 1140, 1161, S. 187, 197,
327) gleich neben den Landfrieden von Eppenstein. Gottfried, welcher
von 1164 an erscheint, ist 1183 (U.-B. I., N. 623) ein alter Mann, der
sein Lebensende herannahen fühlt, hat also wohl nicht bis 1230 geur-
kundet. Landfried wird wohl nicht miles gewesen sein, er erscheint
1181 gleich neben Herrand von Wildon als Zeuge (S. 581) und getrennt
von ,Arbo de Dirnstein et Walchunus* (S. 582), welche letztere dem
hörigen Eriegerstande angehört haben dürften. Zu eben diesen rechne
ich auch den ,Richerus, filius Erchingeri militis de TiernsteinS der als
Zeuge in einer Urkunde des Gurker Domcapitels von 1258 vorkommt.
Endlich erinnere ich an jenen E^genmann Jakob de Diernstein, der 1278
als Zeuge erscheint (S. 245, Anm. 1) und dessen Kinder von Hertnid III.
von Wildon im Jahre 1299 an Stift Seckau abgetreten werden (An-
hang 16).
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275
Diernstein haben mit S. Lambrecht viel zu thun; S. Lambrecht
aber ist ebenso wie Friesach, der Hauptort des salzburgischen
Besitzes im Grenzgebiete der Steiermark und Kärnthens, der
Barg Diernstein benachbart. Ueber die angeführten Diem-
steiner und ihr verwandtschaftliches Verhältniss ist nichts Be-
stimmtes zu gewinnen.
Gottfried war wohl Gottschalks Sohn und mit ihm ist
der Mannsstamm der Familie ausgestorben. Die Besitzungen
mit dem Stammgute gingen auf eine Erbtochter über. Wenn
nun Leutold U., Ulrichs von Wildon Sohn, diese heiratete,
so erklärt sich ganz wohl, dass er den Namen ihres Stamm-
gutes annahm. Er war, wie erwähnt, 1277 schon todt und
hinterliesB Söhne. Als einer derselben ist Leutold (III.) der
Wildonier von Diemstein, wie er sich 1288, 13. VII., Neumarkt,
und 1301; 28. I., Wien, selbst nennt, anzusehen.
Mit Hertnid III. hat das Geschlecht der Wildoner seine
Rolle ausgespielt; fortan greift keiner mehr in die Geschicke
des Steirerlandes ein, keine Chronik meldet mehr von ihnen
rühmliche oder tadelnswerthe Thaten; die Generation von
Ulrichs I. Enkeln bezeugt den Verfall des Geschlechtes. Wir
wenden uns zu Herrands II. Söhnen.
Ein Herrand, von Hertnid HI. in der Landsberger Ur-
kunde von 1292, 1. I. (S. 262, Anm. 2), als sein Vetter be-
zeichnet, erscheint 1281, 22. VII., 1284, 11. II. und 9. XL,
mit einem Bruder Ulrich; wir werden diese beiden also wohl
als Söhne Herrands IL ansehen dürfen.
Ulrich IL von Wildon-Eppenstein ist als Zeuge von
Urkunden nachzuweisen für die Jahre: 1279, 15. V., ^ 1280,
16. I.,2 1281, 22. Vn., mit seinem Bruder Herrand, 3 1282,
' D. St. 1, 97 Go88. 61 : 1279, 15. V., S. Veit, Merboto von Malspech für
Göss. U. d. Z. Vlricus de Wildonia ....
2 Jo. Arch. C. 1158: 1280, 16. L, Graz. Wulfing von Trewenstein begibt
sich benannter Anspräche auf admontische Güter und Vogteirechte. Z.
dorn. Otto de Lihtenstain, tunc iudex generalis per Stiriam, dorn. Or-
tolfus frater mens, Vlricus de Wildonia gener mens ....
3 Koch Stemfeld in Beitr. zur deutschen Länder-, Völker- und Sitten-Ge-
schichte 3, 90: 1281, 22. VII Offo von Saurau übergibt Schloss
Mosheim dem Erzbischof Friedrich von Salzburg. U. d. Z Ulricus
de Wildonia et Herrandus frater ....
18*
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276
22. VIII., mit Hertnid III. dem Marschall (S. 258, Anm. 3),
1282, 1. X., t und 1286.2
1282, 22. Vni., Wien, nennt er sich dapifer Stiriae; da
das Truchsessenamt in der älteren Linie der Wildoner erblich
war — dapiferatus infeodatus heisst es im Ration. Stiriae von
1262 (S. 184, Anm. 2) — so folgte Ulrich in demselben seinem
Vater Herrand, der 1278, 12. II. (S. 245, Anm. 1) ausdrück-
lieh als ytruchsaeze^ bezeichnet wird, nach. 1284, 11. II., Brück
an der Mur, verkaufen die beiden Brüder einen Hof in Einöd
bei Enittelfeld und Lobnich, den sie vom Herzoge Albrecht
zu Lehen trugen, an Abt Heinrich von Admont, und der Herzog
bestätigt den Kauf. ^ Streitigkeiten mit der Pfarre Pols wurden
von deren Verwalter Magister Heinrich von Göss vor den
päbstlichen Stuhl gebracht und durch ein Diplom P. Martin IV.
vom 9. XL 1284, Perugia, dem Decan von Salzburg zur Schlich-
tung übertragen. *
» Jo. Arch. C. 1214: 1282, 1. X., Göss. Wulfing^ua und Ortolfo«, Brüder
de Trewenstaine, .... und Ulricus de Wildonia beaseng^en des verstor-
benen Hainricus de Erenvels Schenkung für Göss = D. St. 1, 101.
Goss. 65.
2 W., Adm. 2, 419 N. 286: 1286 . . . Zeiring. Heinrich von Admont für
Gurk gegen Erzbischof Rudolf von Salzburg. U. d. Z. dominus Vlricus
de Wildonia, dorn. Offo de Sourov ....
3 W., Adm. 2, 407 N. 271: 1284, 11. II., Brück an der Mur. Albertus
dux .... quod cum Heinricus abbas Adm. . . a vlris nobilibus videl.
Vlrico seniore, Herrando et Vlrico iuniore fratribus de Wildonia, curiam
eorum apud Einöd sitam iuxta Chautelvelde et Lobnich cum swaiga
et . . . pertinenciis, quam quidem curiam dicti fratres a nobis tamquam
vero principe terre tenebant in feudum, pro cxx marcis arg. . . iusto
emptionis titulo comparaverit, nos .... venditionis et emptionis con-
tractum ratum habemns . . . . U. d. Z. . . Hertnidus de Wildonia mar-
schalcus Styrie .... Die S. 239, Anm. 3 ausgesprochene Ansicht
möchte ich dahin modificiren, dass schon Ulrich I. den landesfürstlichen
Lehnhof an Admont verkaufte, natürlich an einen Vorgänger Abt Hein-
richs, nichts desto weniger aber Herrand III. und Ulrich II. nach Herzog
Albrechts Begierungsantritte die Belehnung nachsuchten und erst 1284
Herzog Albrecht die Bewilligung zum Verkaufe gab. Wegen ,dicti
fratres* wäre auch denkbar, dass ,Ulricus senior, Herrandus et Ulricus
iunior* Brüder gewesen ; Namengleichheit zwischen Brüdern, wie sie nach
slavischer Weise z. B. bei den Lichtenstein von Nikolsburg vorkommt,
ist mir allerdings in der Steiermark nicht aufgestossen.
* H.-H.-St.-A. Or: 1284, 9. XI., Perugia. Martlnus episcopus .... decano
eccle.sie Salzeburgensis salutem etc. Conquestus est nobis magister Hen-
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277
Ulrich war mit einer Tochter des Wulfing von Trewen-
stein (Trennstein) vermählt und zwar, da Wulfing 1280, 16. I.,
den Ulrich seinen Schwiegersohn nennt, schon vor diesem
Zeitpunkte ; daher erscheint er auch zweimal, 1282, 22. VIIL,
Wien, und 1. X., Göss, neben den Brüdern von Trewenstein
Wulfing und Oi*tolf als Zeuge. Als Ulrichs Schwiegervater
starb, * verlieh ihm Elrzbischof Friedrich IL von Salzburg und
nach dessen Tode der Nachfolger desselben, Rudolf von
Hoheneck, am 14. XII., 1284 Graz, seines Schwiegervaters
salzburgische Lehen. ^ Mit dem Jahre 1286 verschwindet
Ulrich aus den Urkunden; er ist wohl indentisch mit dem
Ulrich von Eppenstein, dessen Witwe Margaretha von Hertnid
dem Marschall als dessen Schwägerin bezeichnet wird 1301,
2. VII., Göss (Anhang 20 und 21). Fast sicher wird diese
Vermuthung dadurch, dass Margaretha, Tochter Wulfings
und der Diemuod von Trewenstein, sich auch ,von Wildon'
nennt und das wildonsche Wappen im Siegel führt. ^ Sie hatte
einen Sohn Wulfing, der wohl nach dem Grossvater so hiess
und 1301, 2. VII., schon todt war (Anhang 20). Güter-
streitigkeiten aus dem wildonschen Erbe, die sie mit Hertnid
ricns de Gosse doctor decretornni) Rector ecclesie de pels, qaod Ulricas
et Herrandns de Yildonia fratres laici Secouiensis dioceseos ipsum inde-
bitis exaccionibns aggrauantes snpra terris debitis possessionibus et rebus
aHis ininriantar eidem. Ideoque discretioni tue per apostoUca scripta
maodamiis qnatinas partibns convocatis .... decidas etc. Diese und
drei andere, dem Dechant von Salzburg fSr Mag. Heinrich von GKiss u.
d. 9. XI. 1284, Perugia, Ton Martin lY. gegebene Urkunden, sämmtlich
im \. k. H.-H.-St.-A. aufbewahrt, fehlen bei Potthast, Regesta Pontif. II.
(BerHn 1875) 1756—1794.
1 In der Urkunde yon 1282, 1. X., ist er als lebend erwähnt; er muss
aber noch unter der Regierung des Erzbischofs Friedrich II. gestorben
sein, weil dieser nach Urkunde Ton 1284, 14. XII., Graz, den Ulrich
Ton Wildon mit Wulfings Lehen belehnt hat. Da aber Erzbischof
Friedrich II. bis 1284, 7. IV. (9. V.?) nach Potthast Suppl. 399 regierte,
so fSllt Wulfings von Trewenstein Tod zwischen 1282, I. X , und 1284,
7. IV.
2 H.-H.-8t.-A. Or: 1284, 14. XII., Graz, ego Ulricus de Wildonia dapifer
Sthrie profiteor quod . . . dorn, mens Rudolfus s. Salzburgensis ecclesie
eleetns .... omnia et singfula feoda que bone memorie dom. Wulvingus
de Treunstain socer mens .... ab ecclesia Salzburgensi tenuerat ab
antiqno, mihi contulit ... ad imitationem dom. Friderici felicis memorie
predecesfloris sui qui ea similiter mihi contulerat antea iure feudi.
3 Beck-W. in Mitth. der Centr.-Comm. v. 1872, p. CCXV, Fig 13.
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278
dem Marschall und ihrer Nichte Sophie, Herrands III. Tochter,
hatte, glich sie 1301, 2. VIL, (Anhang 21) aas. Ausserdem
erscheint sie noch urkundlich von 1302, 1. IX., Göss, bis
1328, 28. n., Graa. >
Herrand III. ist für die Jahre 1281 und 1284 schon
bei seinem Bruder nachgewiesen ; fiir 1283 kann man ihn ver-
muthen (S. 245, Anm. 3); ausserdem erscheint er nur mehr
1 Vgl. Beck-W., Centr.-Comm. p. CCXVI f:
a) 1302, 1. IX., Göss. Ich Margaret kern vlreicha witwe von Eppen-
ataine vergicb . . . daz ich . . . durch meines lieben vater hern Wulßnges
van Tretoenatain meiner mueter yroun Diemüten vnd hern ylreichs meines
Wirtes ... ein swaig im Donrspach f?r zwo march geldes gerait vnd ain
halbez fueder weins bei der Seast an perchrecht . . . auf vnser vrowen
alter ze Gosse han gegeben .... Or.-Pg. Jo. Arch. 1643; das dritte
Siegel = Beck-W., Fig. 13.
b) 1305, 4. lY., Göss. Ortolf von Kranichperg verzichtet zu Gunsten
seiner Mahme Margarethe, Witwe Ulricha von Eppenatein, auf alle seine
Rechte an einer Hube in der Kateyl. Paradeiser Codex fol. 28 (vgl. S. 240
Anm. 2).
c) 1305, 4. IV., Göss. Ich Margaret heren vlreichea witioe von Eppen-
stain vnd mein Ohaim Ortolf von Chranchperch veriehen . . . daz wir ainen
hof in der awen bei Grsetz vnd zwo hvb ze Wemherspvch . . . dem
Gotshovs ze Gosse geben haben [vnd hat vrov Herrat dev erbar Abtes-
sinn . . dev vorgenante gvt zwain junchvrowen swester Matzen der
Pr^sschinchinn vnd swester Travten .... verlihen, die weil si baide
lebent]. Or.-Pg. Jo. Arch. 1673»; das erste Siegel = Beck-W. Fig. 13.
Ueber diese Verleihung und die Heimfallsbedingungen hat Aebtissin
Herrad u. d. 4. IV., 1305, zwei gleichlautende Urkunden, Jo. Arch. Or.
1673, 2 Stück, ausgestellt.
d) 1305, 4. IV., Göss, gleichlautend der vorhergehenden Urkunde mit
Ausnahme des eingeklammerten [ ] Zusatzes. Or.-Pg. Jo. Arch. 1673^ ,
das erste Siegel = Beck-W. Fig. 13.
e) 1313, 21. X., Graz. Margarethe Witwe Ulrichs von Eppenstein
widmet die oben sub b) erwähnte Hube in der Kateyl dem Clarissinnen-
kloster in Judenburg. Zeugen: her Vireich von Wallsee haubtman in
Stejr, her Hertneid von Wildon marschalt (!) in Steyr, her Ott von
Liechtenstain .... Paradeiser Codex fol. 27.
f) 1318, 5. XI ... . Ich Margret von Epenstain vergich . . . daz ich
sehz march geltes . . . gelegen in dem Enstal, daz da haizzet in dem Doners-
pach . . « . gegeben han zv den drin swestern von Chranchperch vron
Dfmuten, vron Elzpeten, vron Angnesen auf daz frowen chloster ze Grsetz
daz her Vireich von Waise gestift hat . . . gezeug her vireich von
Waise ... her Ott von Walstayn . . . Or.-Pg. Jo. Arch. 1846, das
Siegel = Beck-W. Fig. 13.
g) 1328, 28. II. (?), Graz. Ich Margaret von Eppenstayn vergib . . .
daz ich . . . der vrawen Gedravten der priorinne ... zu dem vrawen chloster
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1287, 12. III., Judenburg, als Zeuge des Otto von Liechten-
stein, * dann 1288, 22. II., Judenburg, mit seinem Oheim Hert-
nid III. als Zeuge der Stubenbergischen Brüder (S. 259,
Anm. 2) und 1292, 1. L, Landsberg, als stillschweigender Theil-
nehmer an der Empörung der steierischen Ministerialen (S. 262,
Anm. 2); dem doppelten Drucke seines Oheims und der
ihm verwandten Stubenberger konnte er wohl schwer wider-
stehen.
Seine Tochter Sophie haben wir 1301 (Anhang 20
und 21) als Bundesgenossin Hertnids des Marschalls gegen
Margaretha von Wildon - Eppenstein schon kennen gelernt.
1312 ist sie bereits todt, denn in diesem Jahre, 11. VI., Juden-
burg, schliessen die Brüder Otto und Rudolf von Liechtenstein,
Söhne des am 24. XI. 1311 verstorbenen Otto II. von Liechten-
stein, einen Theilungs vertrag über ihr Erbe; unter den hier
aufgezählten Gütern befindet sich aber auch das Gut ihrer
verstorbenen Muhme, Sophie von Wildonie, bei Frauenburg. ^
Bei dieser verwandtschaftlichen Bezeichnung kann man an
Ottos n. von Liechtenstein erste Ehe mit Agnes von Wildon,
an Herrands II. von Wildon Ehe mit Bertha von Liechten-
stein, dann wohl auch an Ulrichs II. von Wildon Ehe mit
daz her vlreych von Waltse ze Grsetz gestiftet hat, geschaft han nach
meinem tode zway hundert Chsese gult . . . gelegen ... in dem Enstal
in dem Donrspach vnd leit derselben chees gnlt ajn hundert ze Ram-
stayn vnt daz ander hundert dient der Rosenstainer mit . . . auz ge-
nomener red, daz man der . . . chses gult swester matzzen der prueshin-
chinne in dem . . . chloester nach meinem tode allev jar fünftzich chses
geben ahoi vntz an ieren tot ... . getzevg her vlreich von Walltse ....
her Ott von Waltstayn .... Or.-Pg. J. Arch. 1968», das Siegel =
Beck-W. Fig. 13. lieber diese Stiftung erliegt ein fast gleichlautendes
Originale im Jo. Arch. 1968»».
» Jo. Arch. Or. 1296: 1287, 12. III., Judenburg. Otto von Liechtenstein
KiCmmerer in Steier schenkt an das Frauenkloster in Judenburg. U. d.
Z. . . . Herrandus de Wildonia . . .
2 Jo. Arch. Or.-Pg: 1312, 11. VI , Judenburg. Otte und Rudolf von Liechten-
stein theilen nach dem Wunsche ihres seligen Vaters Otte von Liechten-
stein, Kammerers in Steyr, ihre Güter ,als dev hantueste sagt seines ge-
schffiftes . . . also daz ich Otte meinem brüder hern Rudolf ebentewerung
getan han ouf den marcht ze Mürowe nach vnsers lieben vater rat mit
dem gftte vnserr m^men vrowen Sophein von Wildony, daz vmb Vrowen-
burch gelegen ist, nach ir tode mit allev dev vnd si inne gehapt hat}
gesfiht vnd vnges&ht, also daz ich noh mein erben dar nah dehain an-
sprach haben ....
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280
Margaretha^ der Tochter Wulfings von Trewenstein und der
Diemuod von Liechtenstein^ denken.
Hertnid ÜI. der Marschall^ hatte vier Kinder, die sämmt-
lich zu des Vaters Lebzeiten wiederholt erwähnt werden. Der
Zeitfolge der Erwähnung nach war der älteste Sohn Richer IIL,
er erschien bei seinem Vater als Zeuge von Urkunden in den
Jahren 1277, 1285, 1290, 1299, 1300 und 1302 (S. 257, Anm. 1.
S. 258, Anm. 5. S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17, 18. S. 271, Anm. 2.
S. 272, Anm. 1). Er erscheint in sonst keiner Urkunde mehr ; aus
dem Fehlen desselben in einer Urkunde der übrigen Geschwister
von 1308^ 15. lU., darf man schliessen, dass er um diese Zeit schon
todt war. Er hinterliess zwei Töchter, Elsbeth und Mar-
gare th, welche als Nonnen in das Kloster Mährenberg ein-
traten; für diese sorgte ihr Oheim 1314, 23. IV., durch eine
Schenkung an das Kloster (Anhang 25), und 1325, 19. III.,
stiften sie mit Gunst desselben Hertnid IV. von Wildon einige
Jahrtage im Kloster Mährenberg (Anhang 26).
Hertnid IV., Hertnids III. zweiter Sohn, wurde gleich-
falls mit dem Vater und den übrigen Geschwistern 1285, 1290,
1297, 1299, 1300, 1302 (S. 258, Anm. 5. S. 259, Anm. 3.
Anhang 12, 16, 17, 18. S. 271, Anm. 2. S. 272, Anm. 1)
urkundlich erwähnt.
Eines und das andere Zeugniss mit dem Namen ,Hert-
nid von Wildonie' ohne den Beisatz ,Mar8chall von Steier^,
welches innerhalb der urkundlich festgestellten Lebenszeit
Hertnids III. dem Letzteren beigelegt worden, mag dem Sohne
gehören. Umgekehrt könnte ,her Hertneid von Wildon', der
mit den Liechtensteinern, dem Pettauer und dem Ramstainer
eine Schenkung Graf Ulrichs von Heunburg an Ulrich von
Wallsee in Feustritz und am Schöckl bestätigt, 1304, 3. IL . . .,i
auch der Vater sein. Denn des letzteren Tod ist erst nach
1305, 9. III., als sicher anzunehmen; unter diesem Datum
nämlich bestätigt Hertnid IV. eine Verschreibung seines
Bruders Ulrich IIL von Waldstein an seine Gattin Mathilde,
N.-Bl. 2, 375, Nr. 9: 1304, 3. II Graf Ulrich von Heunburg schenkt
dem Ulrich von Wallaee. Z. Otto von Liechtenstain und sein snn Ott,
her Hertneid von Wildon, her Hertneyd von Petta^, her Vlreich schench
von Ramstain ....
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281
and dass hier des Vaters keine Erwähnung geschieht; berech-
tigt uns zu dem Schlüsse dass er todt sei (s. S. 285, Anm. 2).
Das Prädicat ^Marschall von Steier' fuhrt Hertnid IV.
zuerst 1305, 2. IX., femer 1305, 13. XH. (S. 286, Anm. 1),
1313, 21. X. (S. 278, Anm. 1 e), 1314, 23. IV. (Anhang 25),
1319 (8. 283, Anm. 5. S. 284, Anm. 1 und 2) und 1325, 19. III.
(Anhang 26), somit, da dieses seine letzte glaubhafte Urkunde
ist, bis zu seinem Tode.
Er sass auf Eibenswald, während sein Bruder Ulrich III.
auf Waldstein sass.
Als Besitzer von Eibenswald gestattet Hertnid 1305,
2. IX., Graz, dem Bischof Ulrich von Seckau auf dem Eigen-
grunde des Letzteren in ,AetzleinsdorP, wo Hertnids IV. Vater
das Gericht inne gehabt aber an den Bischof 1301, 7. IV.,
verkauft hatte (Anhang 19), gegen Zahlung von vierzig
Mark die Burg ,Bjscholfsekke', zu bauen (Anhang 23); der
Bischof aber versichert mit Urkunde von demselben Datum,
dass weder Hertnid noch seilte Nachkommen von ihm noch
von seinen Nachfolgern irgend welchen Schaden durch diesen
Burgbau erleiden sollen, und verpflichtet sich, jeden solchen
Schaden innerhalb zweier Monate gut zu machen ; im Verwei-
gerungsfalle sollen sich die Wildonier an den Landesfürsten
oder dessen Hauptmann in Steier wenden und, falls sie auch
da nicht zu ihrem Rechte kommen, berechtigt sein ,des schaden
selb zSl ch5men vnd in widertun^ ohne Ersatzpflicht gegenüber
dem Bisthum Seckau.*
Von Familienbeziehungen ist uns Folgendes überliefert:
zunächst Verhandlungen, welche dem Verkaufe der Güter
seines Bruders Ulrich, nämlich Waldstein und Weinberg, vor-
ausgingen, 1305, 9. III. und 13. XII. (s. S. 285, 2. S. 286, Anm. 1),
femer der gemeinsame Verkauf von Weinbei^ an Ulrich von
» D. St I, 346, Ep. 6ö: 1805, 2. IX., Graz ... daz vns her Hertneid
der jung von Wildony, marschalich ze Steyer, erlaubt hat . . ., daz wir
daz haus ... in dem Saohental gelegen . . ze nast bei Eybeawald ynd
daz Bischosekk (I) genant ist, an haben gevangen ze paun, vnd Tolf&ren
vnd volpringen sulIen . . . mit vnserm . . . insigel vnd auch mit in-
rigeln des . . . hern Vlreich von Waise, hauptman vnd drftchsetz in
Stejer vnd mit des erbem ritter hern Otten des Vngenaden, di diser
sach vnd diser gelnbe verfuren vnd redner sint gewesen. Des sint
getzeug . . . herr Fridrich von Stubenberch, her Hainrich sein prüder, her
Hertneid von Petta^, her Vlrioh der Scheuch von Babenstain . . .
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282
Wallsee 1308, 15. III. (S. 287, Anm. 2); dann die schon
erwähnte Stiftung für seine Nichten im Kloster Mährenberg
von 1314, 23. IV. (Anhang 25), endlich die Bestätigung
einer Jahrtagsstiftung dieser Nichten von 1325, 19. IIL
Anhang 26).
Die Verhandlungen mit dem Bischöfe von Seckau, die
Vorbehalte, die er gegenüber den Verkäufen seines Bruders
macht, lassen ihn als vorsorglichen, auf die Erhaltung des
Familienbesitzes bedachten Mann erscheinen ; doch den Verfall
des Geschlechtes konnte auch er nicht aufhalten, wie wir noch
näher bei seinem Bruder Ulrich sehen werden.
Die einzige Privaturkunde, welche Hertnid bezeugt,
nämlich ein Verkauf von Gütern des Stiftes Seckau in Eisen-
gor und Erzwald inner Waldstein an Ulrich von Wallsee von
1307, 26. U., Seckau, führt uns noch einmal auf den Boden,
um welchen zwischen den Wildonern und dem Stifte vom
Aufblühen des Geschlechtes angefangen gestritten worden. *
Es erübrigt noch von deh Beziehungen Hertnids zu den
Landesfürsten zu sprechen. Abgesehen von dem Aufstande
gegen Herzog Albrecht 1292 (S. 264, Anm. 2), sind dieselben
stets freundlich gewesen. Er scheint nur dem Vater zu Liebe
sich jener Empörung angeschlossen zu haben ; bei der späteren
Erhebung des niederösterreichischen Adels gegen Herzog
Friedrich den Schönen, 1309, wird Hertnids Name nicht mehr
genannt.^ Folgende Urkunden der Landesfürsten weisen ihn
als Zeugen auf: 1312, 9. II., Graz, erhalten die Herzöge
J D. St. 1, 261 Secc. 139: 1307, 26. IL Seckau verkauft an Ulrich von
Wallsee Güter in Eisengor und Erzwald inner Waldstein gelegen. Z.
Hertnid der jtingere von Wildon etc.
2 Kurz, Oesterreich unter König Friedrich dem Schönen (Linz 1818),
S. 27 flf. berichtet von dem Aufstande der Herren von Potendorf und
Zelking in Niederösterreich, von dem Anschlage auf Wien, von Greif
Zelms Rettungstbat und Ulrichs von Wallsee Entsatz. Lichnowsky, Habs-
burg, in. 28 — 31 erzählt von der Erhebung des niederösterreichischen
. Adels und zählt (S. 30) jene steierischen Herren auf, die dem Rufe
Ulrichs von Wallsee nach Graz Folge leisteten ; der Erzbischof von Salz-
burg, der Bischof von Seckau, der Gr. von Hohenlohe, Gr. Friedrich von
Heunburg, der Fr. von Souneck, die Stubenberg, zwei Liechtenstein, die
von Pettau. Krön. 2, 102 hat allein die Kotiz, dass bei den aufstän-
dischen Niederösterreichern die Absicht bestanden habe, den Gr. von
Heunburg in die Empörung zu verwickeln.
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283
Friedrich und Leopold^ Söhne König Albrechts L, von S. Paul
das Lehenrecht über Mährenberg;' 1313, 3. IL, Graz, kauft
Herzog Friedrich von Oesterreich Güter ;2 1318, 5. XL, Juden-
burg, verpfönden König Friedrich III. und seine Brüder Al-
brecht, Heinrich und Otto dem Erzbischof Friedrich von Salz-
burg, für Beistand gegen Baiern, Friesach und Arnfels, und
stellen Bürgen: Graf Hermann von Heunburg, Graf Ulrich
von Pfannberg, Otto von Liechtenstein, Ulrich von Wallsee,
Hertnid von Wildon u. a. ^ Der Zeit des Kampfes zwischen
Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Baiern gehören
auch die letzten Urkunden an, in denen ein Wildoner als
Trfiger eines landesfürstlichen Amtes auftritt. Ende 1318 näm-
lich sandte König Friedrich eine Gesandtschaft nach Ober-
italien, um die ihm angebotene Unterwerfung Trevisos ent-
gegenzunehmen.-^ An der Spitze dieser Gesandtschaft stand
der Bischof von Lavant, ihm zur Seite Hertnid von Wildon
und Meister Konrad, Protonotarius des Königs. 1319, 6. L,
nahmen die Genannten die Ergebenheitserklärung des Podestk
von Treviso im Namen ihres Herrn entgegen : ^ am 26. I. des-
1 Ü.-B. 8. Paul 194; 1312, 9. II., Grae. Abt Weriand von S. Paul hat
den Hersög^en Friedrich und Leopold das Lehenrecht über Mährenberg
yerliehen. U. d. Z. . . . Hertnid von Wlldony . . . Heinrich und Albrecht
von Wilthausen.
2 Nene Abschrift der Grazer Univers. Bibl.: 1313, 3. II., Graz. Heinrich
von Hohenloch verkauft an Herzog Friedrich von Oesterreich Güter in
der Steuntz und im Mürzthal. Z. . . . Hertneid von Wyldoni ....
3 Lichn. Habsb. 3, 115. Beg. CCCLXXII : 1318, 5. XI., Judenburg. König
Friedrich und seine Brüder verpfänden dem Erzbischof Friedrich von
Salzburg die Stadt Friesach für eine Schuld von 3000 Mar^ Unter den
Burgen .... Hartnid von Wildon.
* Lichn. Habsb. III., 119: ,Die von Treviso hatten, um von dem Drucke
des Cane della Scala, Herrn von Verona, der sie . . . belagern Hess,
befreit zu werden, im Jahre 1319 Gesandte an König Friedrich abgehen
lassen mit der Bitte um Beistand. Er bestellte den Grafen Heinrich von
Görz als Reichsvicar . . ., welcher mit Herrn Cane einen Vergleich
schloss, im Juni die Stadt von der Belagerung befreite und in dieselbe
mit einer stattlichen Kriegerschaar seinen Einzug hielte Die im Texte
erwähnte Gesandtschaft und die Thätigkeit derselben liegen vor dem
Eingreifen des Grafen von Görz. Vgl. auch noch Krones 2, 109.
5 Giamb. Verci, Storia della marca Trivigiana VIII. Bd. (Venezia 1788)
Documenti N. DCCCCXV (p. 160): 1319, 6. L . . . quod dominus pote-
stas . . . inrare debeat ooram dictis ambaxatoribus ipsius domini Regis
officium sui Vicariatus ... et quod omnes et singuli de consilio OCC . . .
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284
selben Jahres schlössen die Bewohner von Treviso dem Könige
und seinen Gesandten zu Ehren Waffenstillstand mit ihren
Mitbürgern; welche sich wahrscheinlich im Gefolge des Con
Cane della Scala ausser der Stadt befanden und erklärten, das
Castell Conegliano dem Marschall von Steiermark, Hertnid von
Wildon, zur Bewachung zu übergeben. ^ Auf Betreiben der Ge-
sandten fand am 28. I. desselben Jahres die Uebergabe des
Castells an Hertnid statt. ^
Die Bestätigung der Stiftung seiner beiden Nichten Els-
beth und Margareth von 1325, 19. HI. (Anhang 26) ist
Hertnids IV. letzte urkundlich bezeugte Handlung. Noch in
demselben Jahre 1325 ist er gestorben ; denn am 20. XI. 1325,
Wien, wird seines Todes in einer Urkunde Herzog Heinrichs
von Oesterreich gedacht und ein Satz, den Hertnid nebst
Frau und Töchtern bisher inne gehabt, den Brüdern Albrecht
und Heinrich von Wildhausen bestätigt. ^ Der Ausdruck der
jurare debeant . . . fidelitatem ipsi domino Regi, sen Venerabili . . .
Epiflcopo Laventino ... et egregio Viro Domino Hertindo de Valdonia
Mareacalco in i^tiria et . . . Magistro Conrado protonotario , Imperialis
Aule Nonciis et legatis eiusdem domini Regia recipientibus pro Ipso . . .
de observando et attendendo omnia et singula alias promissa ....
(p. 161): 7. I in conapectn . . . Episcopi Laventini et . . . Mag^stri Conrad!
. • . Protonotarius (!) ac nobiiis viri Domini Hendrici de Valdonia Mare-
acalchi Stirie, Secretarii prefati Domini RegiB, et legatomm .... Selbst-
verstfindlich ist hier und in den folgenden Anmerkungen anstatt ,Hen-
dricns' su lesen ,Hertnidu8 de Wildonia*.
» Verci a. a. O. Doc. N. DCCCCXXI (p. 167): 1319, 26. 1. . . ob reveren-
tiam . . Regis et legatorum suorum honorem fiat tregua inter extrinsecos
et intrinseoos TerWsinos modis . . . infrascriptis . . . quod dicta tregua
fiat et duret ... ad exitum Mensis Februarii consignato et dato prius
Castro cum fortiliciis Coneclani in fortia, et virtute nob. viri dom Hen-
drici de Valdonia Marescalcbi stirie nomine . . . Reg^ cum munitione
et expensis necessariis pro conservatione et custodia dicti castri et for-
tiliciarum ipsarum, quod castrum et fortilicie debeant custodiri per dictum
Marescalcum et gentes . . . Regis . . . usque ad . . . exitus Februarii.
3 Verci a. a. O. (p. 169): 28. I: . . ad requisitionem . . . legatorum . . .
Castrum Coneclani . . . detur et consig^etur domino Hendrico de Val-
donia^ Maretcaleo Stirie . . . nomine . . . Regis usque ad flnem tregue.
3 H.-H.-8t.-A. Or: 1325, 20. XI., Grai. wir heinrich . . . hercBOg ze Öster-
reich und ze styre veriehen offenlich . . . daz wir vnsem getrewen lieben
Alhrechten und Heinrichen gepruodem den WiUhaueem den satz den wir
und vnser prueder vnserm getrewen lieben Hertneyden von Wyldonie,
dem got genad^ Elyxabeth siner hausvrowen vnd sinen toechtem getan
haben . . . stet haben . .
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285
Urkunde ,HertiiejdeD von Wyldonie dem got genad' lautet so
bestimmt, dass dagegen kein Zweifel aufkommen kann, Hert-
nid IV. ist 20. XL, 1325 schon todt. Wenn er nun aber
1326, 24. II., Marburg, in einer Urkunde Hadmars von Valken-
berg als Zeuge fungirt, ^ so werden wir uns dies nur so er-
klären können, dass die in Frage stehende Urkunde bei seinen
Lebzeiten aufgesetzt wurde, indem man auf ihn bestimmt als
Zeugen rechnete, aber erst beim Vollzuge des Kaufvertrages
datirt« wurde , als Hertnid bereits todt war. An einen gleich-
namigen Sohn dürfen wir nicht denken, denn nirgends ist uns
eine Spur von einem solchen überliefert; auch Hertnid so gut
wie sein Bruder Richer hinterliess nur Töchter, 1325, 20. XL
Vermählt war er mit einer Elisabeth unbekannter Herkunft,
die 1314 und 1325 erwähnt wird, ihren Gemahl also überlebte.
Ulrich in., neben dem Vater und den Geschwistern schon
1290, 1299, 1300, 1302 (S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17. S. 271,
Anm. 2. S. 272, Anm. 1) ist uns fast nur durch seine Verhand-
lungen in Betreff des Verkaufes ererbten Gutes bekannt. Zwar ver-
schreibt er 1305, 9. IIL, seiner Gemahlin Mechthild, einer Tochter
des Rudolf von Ras, Waldstein und flinfzig Mark Einkommen mit
Einwilligung seines Bruders Hertnid; im Falle seines Todes
ohne Leibeserben soll seine Witwe die Burg als Pfand be-
halten für dreihundert Mark Grazer Währung, wovon hundert
Mark ihre Moi^engabe sind, und dazu zwölf rittermässige
Leute, bis Hertnid oder die rechtmässigen Erben das Pfand
von ihr um dreihundert Mark lösen ; für den Fall des Bedarfes
kann sie den Erben das Pfand auf künden und, falls dann
binnen Jahr und Tag die Lösung nicht erfolgt, es jedem Be-
liebigen um denselben Satz hintangeben, worauf die Verpflich-
tung, dem Hertnid oder den Erben das Pfand gegen drei-
hundert Mark auszufolgen, auf den neuen Besitzer übergeht;
die littermässigen Leute aber sollen in allen Fällen der Mech-
thild dienen bis an ihren Tod und dann an die Erben fallen.^
* Jo. Arch. Or.: 1326, 24. II., Marbni^. Hadmar von Valkenberg yer-
ktoft an Ulrich, den Sohn Ulrichs von Wallsee, zwei Vesten um 600 Mark.
U. d. Z. Hertnid von Wildoni ....
^ N.-Bl 2 (1862), 376, n. X: 1306, 9. IH. . . . Ich Wftlreich von Wildonie
vergihe . . . daz ich meiner lieben hausfirawen vrawen Mechthilten, des
edelen nuumes tochter herren B&dolfes von Bas geben han und gib
nein bans . . . Waltesstain und daczft f&mfczech march geltes mit . . .
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286
Dieses Versprechen scheint Ulrich auch seinem Schwieger-
vater^ Rudolf von Ras^ gemacht zu haben^ und noch vor Ende
des Jahres stellt er darüber auch seinem Bruder Hertnid eine
Urkunde aus, 1305, 13. XII., Qraz: Hertnid erhält alle jene
Ansprüche, die Frau Melchthild auf Waldstein hat, auf dieses
Gut und auch auf Weinberg, ,als ez her Vlreich von Walsse
der werde hauptman unt truchsaetz ze Steir innen gehabt
hat^ (?). Zur Verrichtung dieses Geschäftes setzt sich Ulrich
Ostern des Jahres 1306 als Termin; wenn das nicht geschieht,
so soll sich Hertnid an Weinberg halten und an die ftlnf-
hundert Mark, die Ulrich von Wallssee dem Ulrich von Wildon
noch zu zahlen hat; eben diese fünfhundert Mark sollen an
Erbe und Gut gelegt werden und dürfen an Niemand ver-
pfändet werden, wenn sie nicht früher dem Bruder angeboten
werden. * Aus dem Wortlaute der in der Mitte verstümmelten
und bei dem Mangel anderer Documente etwas dunklen Ur-
kunde scheint hervorzugehen, dass Ulrich von Wildon ohne
Rücksicht auf jene Verschreibung an seine Frau von 1305,
9. in., im December bereits einen Kaufvertrag wegen Wald-
stein mit Ulrich von Wallsee abgeschlossen hatte, dass aber
gfiten willen meines prfider Hertneides mit . . gelubden, ... 00 ich
nicht erben gewänne . . ., so wer das . . haus . . . ir satz f&r drea-
hundert march silbers Greczer gewegens; des selben Silbers sint ir
morgengabe hundert march silbers und czwelf mensch reitermeziger leute
mit meinem insigel und da cz& noch mit vier insigelen, der ist
ainez meines pr&der des ofigenanten Hertneides, etc.
1 N.Bl. 2 (1852) 376, n. XI: 1305, 13. XII., Graz. Ich Vlreich von Wil-
dony vergihe . . . daz ich meinem lieben prftder Hertneiden von Wil-
dony, marschalch in Steir elleu di gelubde di meiner housvrowen . . .
Mechtilden vnd meinem swaeher . . . Rftdolffen von Ras geschehen sint
vmb Waldstain daz hous . . ., daz ich im di vemeuwen sol, unt sol di
saelben recht mein prfider auf Weinwerch haben . . ., als ez her Vlreich
von Walsse . . . innen gehabt hat, unt sol ich daz verrihten zwischen
hinnen unt osteren; taet ich des niht, so sol ... mein . . . prüde"
Hertneid auf "Weinwerch haben unt auf den fumf hundert march en silbers,
di m!r der ^genandte her Vlreich von Walsse noch gaeldten sol, di sol
er mir nimer geben noch antwurten oder (ich) (Lücke) laist meinem
prüder di vorverschriben gelubde . . . auch han ich im ... gelubdt,
daz ich die fumf hundert march silbers an erb unt auch an gult nach
seinem radt legen sol, unt lob am auch, ob ich di saelben . . . ver-
chumbei'en oder an werden wolt, der sol ich nieman gunnen noch enmag
ze vromder haut verchumberen oder ich nSt und peuts meinem prüder e
an, ob er si werven mit mir mag oder wil. Siegler und Zeugen.
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287
der Eaufschilling noch nicht völlig erlegt war. Diesem Gebahren
des Bruders gegenüber scheint Hertnid sich das Vorkaufs-
recht auf das zweite grosse Besitzthum des Bruders, auf Wein-
berg, gesichert zu haben. Und in der That bestätigt schon
vier Tage nach der Ausstellung der besprochenen Verschrei-
bung Ulrich von Wildon dem Ulrich von Wallsee den En-
pfang von 524 Mark Silbers für den Verkauf von Waldstein.*
So ist 1305 auch das zweite Familiengut in fremde
Hftnde übei^egangen. Und schon 1308, 15. III., wandert das
dritte Gut, Weinberg, dem bekannten Weg in die Hände der
aufstrebenden Wallsee, welche durch kluge Benützung der
Gunst der Fürsten und der Bedrängniss des herabgekommenen
Landadels zu hohem Ansehen und fabelhaftem Reichthum sich
erhoben. Diessmal handeln beide Brüder im Einverständnisse,
indem sie Weinberg, Haus, lieute und Gut mit sammt dem
Gerichte bei Weinberg um dreihundert Mark Wiener Gewichtes
an Ulrich von Wallsee verkaufen.^ Ulrich zählt in seiner Ur-
kunde alle die Eigenleute, die er abtritt, sammt ihren Abgaben
auf, sowie die Lehen und die Leute, die Ulrich von Wallsee
zurückgekauft hat. Aus dem Wortlaute der Urkunde ,mit
allem dem reht vnd ich vnd mine vorderen ez her haben braht'
' N.-BI. 2 (1862), 256, n. XII: 1305, 17. XII., Graz. Ich Vlreich von
Wildony vergib . . daz miili . . her Vlreich von Walsee an dem gute
des chonfles ze Waltstayn mit rechter raytnng verrichtet hat fdmf hun-
dert march und vier und zwaynzich march Silbers.
' U.-B. O.-Oest IV., 582: 1308, 15. III., Graz. Ich Vlreich von Wildonie
vergihe . . . daz ich mit roines brftder Htertnides gutem willen vnd nach
sinem rate vnd anch mit aller vnser beder erben gfntem willen han ver-
chaofet . . . minem vrivnde von Waltse herm Vlriche . . . Winberch
daz hons vnd linte vnd gut . . . mit samt dem gerihte bi Winberch,
daz sieh anvaht ze Laubekke vnd wider windet auf der Gaenaeser
prukken, mit aller der manschaft, die ich vnd mine vordem her haben
braht in dem Genaesetal vnd auch Hute vnd gut vnd manschaft, als si
hernach geschriben ist . . . vm driv hundert march Silbers Wiennisches
gewibtes . . (Folgen 26 benannte Eigenleute und ihre Sfttze) . . . Auch
hat der vorgenante her Vlreich von Waltse widerohaufet daz gut vnd
die manschaft, div hemaoli geschriben ist (folgen 8 benannte Lehensleute
und die Orte, wo die Lehen liegen) .... mit minem insigel vnd mit
. . mines bruder insigele Heertnides vnd mit miner swester insigele
Elsbeten . . . geziuge grave Virich von Phanneberch, her Friderich vnd
her Heinrich br^dere von Stubenberch, her Hsertnit von Pettowe, her
Otte vnd her Rudolf die br^dere von Lichtensteine etc.
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288
geht hervor, dass Weinberg schon im Besitze der Vorfahren
Ulrichs gewesen (obwohl dieses bedeutenden Besitzes niemals
Erwähnung geschehen) und somit die letzte Handhabe zur
Deutung jener räthselhaften Stelle in der Urkunde von 1305,
13. XII., ,Weinwerch . . als ez her Vlreich von Walsse . . .
innen gehapt hat'^ dass etwa Weinberg gegen Waldstein von
den Wallseern an die Wildoner erst vertauscht und später
zurückgekauft worden sei, uns benommen ist. Ulrich lebte
noch 1314 (Anhang 25), seine Gemahlin Mechthild (1305,
S. 285, Anm. 2) wird 1341, 6. XII., als Witwe noch erwähnt;
sie verkauft einen landesftirstlichen Lehenhof zu Wildon an
Heinrich von Wildhausen. *
Ulrich scheint kinderlos gestorben zu sein; da auch Hert-
nids III. Tochter, Elsbeth, 1290, 1299, 1302 bei ihrem Vater
(S. 259, Anm. 3. Anhang 16, 17. S. 271, Anm. 2. S. 272, Anm. 1),
1308 bei ihrem Bruder Hertnid IV. (S. 287, Anm. 2) erwähnt,
unvermählt gestorben zu sein scheint, so ist wie Herrands II.,
so auch Hertnids III. Stamm in der Oeneration der Enkel aus
Mangel an männlichen Erben erloschen.
Die Erbämter der beiden Linien, Truchsessen- und
Marschallamt, gingen auf andere Familien über, so letzteres,
nach des Abtes von Victring Bericht, auf die Herren von
Pettau. Joann. Victor, zum Jahre 1322 (1317, Böhmer I, 392
Anm. 2): marscalcatus Styriae deficientibus nobilibus viris de
Wildonia, qui ad hunc fuerant hereditati, ad virum prudentem
strenuumque nobilem Herdegenum de Petovia congruo recom-
pense precio et favoris principum amminiculo est translatuB et
in suos posteros est transplantatus^ In zwei Umständen wider-
spricht diese Nachricht dem urkundlichen Sachverhalte, näm-
lich in der Angabe des Jahres, denn 1325, 19. III., urkundet
ja Hertnid IV. als Marschall, und dann kann der Ausdruck
,hereditati* nicht als gut gewählt bezeichnet werden, denn vor
dem Jahre 1277 kennen wir keinen urkundlich beglaubigten
Marschall aus dem Hause Wildon. Ueberhaupt haben nur zwei
1 H.-H.-St-A. Or: 1341, 6. XIL, Wien. Wir Albrecht . . . herteog ze
Osterreich ze Steyr vnd ze Chemden tuon chvnt, . . . daz vns die erber
Mechtbilt "Erichs seli^n wittibe von Wildony aynen hof ze Wildony
gelegen, der von vns ir leben ist, .... aufgesant hat . . . vnd hat vns
gebetten daz wir den verlihen vnserm getrewen Hainrich dem Wilthoaer
der in von ir chonft biet, daz haben wir getan etc. . . .
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289
Wildoner, Hertnid III. und der IV. dieses Amt bekleidet.
Wohl aber war das Truchsessenamt in der älteren Linie erb-
lich; schon Herrand I. bekleidet es (S. 191, Anm. 4), ferner
sein Enkel Herrand H. (S. 244) sowie des Letzteren Sohn,
Ulrich II. (S. 277, Anm. 2). Die obige Bemerkung Johanns,
von Victring mag in späteren Darstellungen zur Rücküber-
tragung des Marschallstitels auf ältere Wildoner, nament-
lich auf Herrand I., der man ab und zu begegnet (S. 189,
Anm. 1 und S. 191, Anm. 4), Anlass gegeben haben.
Noch lange nach dem Aussterben des Geschlechtes be-
gegnet der Namen desselben in Urkunden, die auf den ehe-
maligen Besitz desselben Bezug nehmen. So verleiht 1337,
14. IX., Erzbischof Friedrich von Salzburg dem Neustift zu
Friesach einen Weingarten zu Marburg, ,der weilen des Wil-
donier gewesen ist^ ^ 1351, 18. I., Graz, theilt Ulrich von
Wallsee, Hauptmann in Steier, mit seinem Bruder Vesten und
Güter; da befinden sich nun im Besitze der Wallseer Ruckers -
bürg, Krems, Stainz, Wildon, Gleichenberg, Waldstain, Uebel-
bach, lauter ehemals wildonsche Besitzungen ; aus den Worten
,wir haben euch getailt, als ez von alter her chömen ist und
als ez mein vater seliger herpracht hat', geht hervor, dass
schon Ulrich der Aeltere in den Besitz des grössten Theiles
des ehemaligen wildonschen Gutes durch Kauf oder Ver-
pfändung gekommen war. 2 Während die Wallseer die grösseren
* N.-Bl. U 313: 1337, 14. IX. . . . Friderich erzbigcholf ze Salczburch
5 N.-Bl. II. (1862), 316, n. UI: 1361, 18. I., Graz, »tlreich von Waise,
theilt mit seinem Bruder ,Fridreich dy vier vest Rückersp&rch und
Chrem* an ain tail, dar zu der satz geuallen ist Staeuncz und auf dem
Gesnaitt . . . Vnd von Wildonj von dem satz vier und zwainczig march
drei Schilling f&mf und zwainczig phenning von dem gerioht .... von
der vogtay So ist an den andern tail geuallen Oleichenperg und
WalUtain vnd Vbelpach der Satz .... Ist maim prfider Fridreichen
. . . ze tail geuallen Rückerspfirch und Chrems mit der Pakk ....
die d6rfer, die ... zu Rftckersp&rch gehlirent . . ., des ersten Wein-
perg, nider Maeusenraeut , Sch&tzenhof, Pellndorf, Altenmarcht, Staer-
(>zenpach, Lempach, Neustift, dacz Walkrestorf ain hof Nerzelpach, Peun-
graben, Onyebs, Vresaw, Synebelchirichen , Egleinstorf, Predmanstorf,
Scbattaw, Rötenpach auf dem perglein, obem Njtschaw, nider Njtschaw,
nider Grassaw, obern Grassaw, Ernwisen, mitter Flaednitz, obem Flsed-
nits, Zwontieschen, Pölan, Takarn, Engschalchstorf , dacz Geczenp&chel
tin hof, und ein mftl dacz Dwang und daz Lantgericht von Weinperg,
also daz daz alles gehört mit allen nüczen gegen Rückerspfirch ....
ArchiT. Bd. LIX. I. Hilfle. 19
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290
Güter an sich brach toD^ folgten die benachbarten Wildhauser
den Wildonern im Besitze kleinerer Lehen nach; schon 1325
und 1341 (S. 284, Anm. 3. S. 288, Anm. 1) haben wir die Brüder
Albrecht und Heinrich als Erben Hertnids IV. und der Mech-
thild kennen gelernt; 1362, 29. IV., Wien, erwähnt Herzog
Rudolf in einer Belehnungsurkunde der Dörfer Sichendorf und
Goriczen sowie vier Hüben in Prybigoy, ,deren lehenschaft von
dem Wildonier selic an vns chomen ist vnd derselben I6ben-
Schaft sich Hainrich der Wilthouser ze vnreht angenomen hat'J
Wie rasch manches Besitzthum den Herrn wechselte, zeigt
eine Urkunde des Herzogs Albrecht IH. von 1375, 11. III.,
Wien, über den Satz der Veste Mährenberg, der ,von weilet
den von Wildoni, den von Pettau, und den von Waise von
erbes und gab wegen' an Graf Yban von Pernstain und Haug
von Tybeyn übergegangen war. ^
Noch erübrigt jene Linie der Wildonier, die durch Ver-
mählung Leutolds II. mit der Erbtochter von Diernstein ge-
gründet wurde, zu verfolgen.
In den Jahren 1292, 1294, 1297 und 1298 wird neben
Hertnid IIL ein Leutold von Wildon oder von Tymstein er-
wähnt, dreimal ausdrücklich als dessen Vetter bezeichnet, 1292,
1297 und 1298 (Anhang 7, 12, 14) und zwar das einemal
als Wildoner, zweimal als Diernsteiner. Da nun der 1277 als
So ist mir . . . Vlreichen . . . her wider geaallen Gleichenperg und
Waltstain die zwo vest . . . sampt dem Satz dacz Vbelpach ... so sint
daz di dörfer . . . di mir z& Gleichenperg . . geuallen siot und di dar
zft gehörent, des ersten Gleichenperg, Wergantstorf, Gesell, Ludwei^-
torf, Mayerdorf, Peterstorf, Gnaest, Perleinstorf, Hasenpach, Awrspach,
Lfibichendorf, Rizzilach, Merchendorf, Jaegerberch, Haselpach und ain
hueb dacz Tae^estorf, Janichendorf ain hneb. So sint di dörfer . . .
von Räkerspürch von dem n(r)bar genomen nnd sint ze Gleichenperg
gegeben . . . Des ersten Babaw, Chrfigstorf, Ebergerstorf, Leutoltstorf,
Oberwinchel, Gmeb, Schirlingaw, und ain mfil dacz Gnaest und zwen
aekoher, Schephendorf und das Lantgericht in dem Gnaestal und Gum-
litz mit sampt dem richter recht dacz Vogan nnd dacz Strazz und hie
disehalb der Tra gehörent ze Gleichenperig Welchaw, Paschkendorf und
zwo hueb dacz Gotschach . . . mit alle den und dar zue gehört zu den
. . . vier vesten, als ez von alter herchömen ist und als ez mein vater
seliger herpracht hat etc.
Jo. Arch. Or. Urk: 1362, 29. IV. Herzog Rudolf von Oesterreich . . .
Melly, Vaterland. Urk., Heft 1, 8. 66, N. 80: 1376, 11. IIL, Wien.
Herzog Albreciit von Oesterreich.
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291
todt erwähnte Bruder Hertnids, Leutold von Diernstein, Söhne
hatte (S. 257, Anm. 1), so dürfen wir den Leutold von Wildon
oder von Diernstein, der 1287 bis 1301 urkundlich erscheint,
sich 1288 und 1301 beide Namen beilegt und das wildonsche
Wappen, gering raodificirt, im Si^el führt, ^ als Sohn Leu-
tolds II. ansehen.
Leutold III. ist uns zunächst durch eine Reihe von Ver-
handlungen mit Stift S. Lambrecht bekannt, 1287, 2. VI., durch
eine Schenkung mit Einwilligung seiner Gemahlin Elisabeth,^
1288, 13. VIL, durch eine Verzichtleistung (Anhang 4), 1290,
19. IV. (Anhang 5) und 25. XIL,» durch Vergleiche, 1294,
31. XII., indem er einem Diener Turolt einen Tausch mit
S. Lambrecht gestattet (Anhang 9).
Warum er 1292 (S. 266, Anm. 1) das salzburgische Lehen
am Neuhaus in Wildon verlor oder besser, wie er dazu ge-
kommen, entzieht sich der Erklärung. Von sonstigen Privat-
beziehungen wäre noch der Verkauf der Vogtei über Marein
bei Neumarkt an den Bischof Heinrich von Lavant 1293,
' Beck-W. in Centr.-Comm. 1872, CCXV*» hat Fig. 12, Lentolds Sigill aus
sieben Urkunden des Wiener St.-Arch. und des Grazer Jo. Arch. von
1290—99 abgebildet Dasselbe zeigt das Sceblatt der Wildoner im auf-
rechten Sphilde mit der Spitze nach abwärts, die mit dem Schildrande
zusammenläuft; die Legende lautet: S. Lintoldi . de . Wildonia . f. Das-
selbe Sigill trägt auch die wegen der Faroiliennachrichten so wichtige
Urkunde von 1301, 28. I. Leutolds Siegel steht am nächsten dem klei-
neren Sigill Hertnids III. (F. 9 bei Beck-W.), Seeblatt mit aufrechter
Spitze im dreieckigen aufrechten Schilde, Legende: S. Hartnidi . de .
Wildonia . f •
2 Jo. Arch. C. 1304: 1287, 2. VI ... . Leutold von Wildon und Elisabeth
seine Hausfrau schenken einen Eigenmann Heinrich von Haberschrecke
samt dessen Familie als Zinshorige an die Kirche zu Hove (Mariahof
bei Nenmarkt) . . . nos Leutholdus de Wildonia et wcor nostra Wyza-
heth liberique noslri . . . nobis proprietate ac hominio obligatos, Hainricum
sartorem in Novo foro prope Grazlab uocatum Haberschreke, uxorem
suam Gertmdim et filios et filias, si quos vel si quas habent, uel sunt
habituri . . . ecclesie sancte Marie in Houe donanimus Testes
. . . Domestici sancti Lamberti . . . Acta sunt hec .... Domino Otto
de Wel professo monasterii sancti Lamberti regente ac providente in
Houe ecclesie nee non plebi. Der Schlusssatz der Urkunde erklärt aus-
drücklich die Beziehung auf S. Lambrecht; s. Mnch. 6, 31.
3 Beck-W. in Centr.-Comm. 1872, CCXV»» : 1290, 26. XIL, Guideinsdorf.
Leutold von Dirnstein entsagt Rechten an die Kirche S. Jakob bei
Diemstein.
19*
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292
8. VII, * ein Vergleich in einem Vogteistreite wegen seckauischer
Güter mit dem Probste von Werde, 1294, 10. I. (S. 269,
Anm. 1), und seine Zeugenschaft für Hertnid III. von Wildon
1297 (Anhang 12) zu erwähnen.
Leutold III. war zweimal vermählt; zuerst mit Elisabeth,
Tochter Konrad Eisenpeutels, 1287 (S. 291, Anm. 2) und mit
Margaretha unbekannter Herkunft, 1301. Im Jahre 1301 lebten
als Kinder aus der ersten Ehe: Konrad, Leutold, Heinrich,
Jute; als Kinder zweiter Ehe: Turse und Hertneid.
Von 1298 bis 1301 reichen Verhandlungen über Tausch,
Ffandschaft und endlichen Verkauf des Diernstein'schen Stamm-
gutes, 1298, 10. X. . . . schliesst Leutold mit König Albrecht
einen Tauschvertrag um Diernstein gegen Arnvels. Eine Clausel
dieses Vertrages von der eventuellen Aufzahlung König Al-
brechts oder von Rechtsansprüchen, die etwa Jemand auf
Arnvels haben könnte, scheint die Ausführung des Tauschver-
trages verzögert oder ganz vereitelt zu haben (Anhang 14);
auch ein Verwandter legte sich ins Mittel, denn am 4. V. 1299,
Judenburg, verpflichtet sich Leutold gegen seinen Oheim
Friedrich von Stubenberg (S. 270, Anm. 2) das Haus zu Diem-
stein nicht ohne dessen Einwilligung und jedenfalls nur ihm
zu verkaufen (Anhang 15).
Aber dieses Versprechen nützte dem Stubenberger nichts,
denn noch 1299, 24. X., Wien, führt Leutold die Unterhand-
lung mit dem Landesfürsten, und zwar mit Herzog Rudolf IH.,
der seit 1299 den habsburgischen Lehenbesitz verwaltete
» K. Tangl, Reihe der Bischöfe von Lavant p. 92: 1293, 8. VII., Friesach.
Leutold von Dyrnstein verkauft dem Bischöfe Heinrich die Advocatie
Uher S. Maria in Graslup (S. Marein bei Nenmarkt), über Güter in Widern,
in 8. Georgen nnd in Poleins bei Scheufling, wofür er jährlich zwei
Mark Friesacher Denare bezog, um eilf Mark Wiener Gewicht. U. d. Z.
Pilgrinns de Dymstain ... 0. 1441 des Jo. Arch. nach
einer Abschrift (ex chartnlac. S. Andreae) im Arch. des bist. Vereines
in Kärnthen, lautet : ,Per/oldus de D&rnstein . . . aduocatiam ecciesie sanete
Marie vulgo in Marein et predia eiusdem ad sanctum georginm et Sanctum
Leonardum in der PoUa prope Schewfling, de quibus . . . michi due
marce denariorum Frisacensium singulis annis solvebantur, . . . vendidi
et dedi . . . Heinrico episcopo Lavantino pro undecim marcis argenti
Viennensis ponderis etc. Tangl hat offenbar richtig gelesen, die Abschrift
des Klagenfurter Archivs beruht aber auf einem Lesefehler und die Ur-
kunde gehört unserem Leutold.
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293
(Krön. 2, 21), weiter: von einem Tausche gegen Arnvels ist
nicht mehr die Rede, sondern Leutold hat dem Herzog einfach
sein Lehen zum Kaufe angeboten, da er demselben eine Summe
von vierzig Mark löthigen Silbers Wiener Gewichts schuldet;
die Modalitäten des Kaufes sollen Ulrich von Wallsee, Haupt-
mann in 8teier, und Alber Stuchs von Trautmannsdorf, Land-
richter, bestimmen. * 1301, 28. I., Wien, wird der Kauf in
aller Form vollzogen; Herzog Rudolf gibt vierhundert Mark
löthigen Silbers Wiener Gewicht und dreiundfünfzig Pfund
Pfenninge in Urbar (Zins von Grundstücken), wofür er Leu-
tolden und seiner Familie hundert Pfund und achtunddreissig
Pfund* auf der Mauth zu Ybbs und in der Gegend zu Persen-
beug setzt. Zweihundert Mark Silbers bestimmt Leutold seinen
Kindern erster Ehe, die mit dem Verkaufe von Diernstein nicht
einverstanden gewesen zu sein scheinen. ^
* H--H.-8t.-Ä. Or: 1299, 24. X., Wien. Ich Liutolt von van (!) Dyernstein
vergib . . . daz ich minem herren dem herczoge Rudolf -^on Oesteiich
und von Steierin min purch Diemstain, di ich von im zelehen han ....
angeuailt han ze choufifen . . . wan ich von min dürften in gfilti geuallen
bin, 80 bat min harre der herzog sin genad an mir getan vnd hat mir
gelihen vierczich march Silbers loetiges vnd wienner gewichts, also ist
daz min herre mit mir chovffit, ... so sol er mir daz selbe silber an
der ersten wernnge ab slahin .... des snlen mit mir loben vnd sweren
min pnrgraven ze Diemstein . . . Mit 1 Sigill.
5 H.-H.-8t.-A. Or: 1301, 28. I., Wien. Ich Liutolt der Wildonier von Dirn-
stain vergihe .... daz ich mit meiner hausvrowen vern Margreten vnd
mit meiner chinde Tursen vnd Hertneides gvtem willen vnd gunst ver-
chavft han vnserm herren herzogen Rudolfen von Osterreich vnsers rehten
Lehens des wir von im gehapt haben daz vorgenant havs Dimstain ....
vmb vier Hundert march lotiges Silbers wienner gewichtes, vnd vmb
Drev vnd fivnfzich phvnt wienner phenninge geltes in vrbar. da fvr
vnser herre der herzöge gesatz hat mir vnd meiner havsvrowen . . .
vnd vnsem chinden .... seiner rehten gulte Hvndert pfvnt vnd zwai
min vi erzieh pfvnt wienner phenninge geltes, Auf der mavte ze Ibis vnd
fivnfzehen phvnt wienner phenninge geltes in vrbar in der gegende ze
Persenpivge ze rehter satzvnge. Des vorgenanten Silbers schafich Livtolt
zwai hvndert march lotiges silbers w . g . . nach meinem tode ze gebene
meinen chinden Chvnraden, Livtolden, Hainrichen vnd Jevten, die ich
han bei meiner eren havsvrowen vern Elzbeten hern Chvnrades tohter
des Ysenpeutels, swanne daz ist, daz sie vnserm herren dem herzogen
bestaetigent den chauf .... vnd ee niht. vnd die weile sie des niht
entvnt, so sol vnser herre der Herzoge die vorgenanten zwai hvndert
march silbers inne haben also lange vntz daz sie . . . daz . . . gentz-
liehen bestaetigen. vnd swaz des übrigen ist, daz sol man alles geben
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294
Mit diesem Kaufvertrage ist auch der Diernsteiaische
Zweig der Wildoner losgelöst vom heimatlichen Boden; nach
einer Quelle von zweifelhaftem Werthe lassen sich die letzten
Ausläufer des Geschlechtes in Niederösterreich noch bis gegen
Ende des 14. Jahrhunderts verfolgen. *
meiner hausvrowen vern margreten mit hern Livtoldes Insigil
von Chvnringen . : . . . Mit 4 prachtvollen Siegeln: 1. 8. Livtoldi . de .
Wildonia f. 2. S. Levtoldi . de . C . vnring . summi . pinceme . avstrie f
Das Erscheinen Leutolds des Kuenringers in einer Wildon-Diernsteinschen
Urkunde als Zeuge ist eines der besten Argumente gegen die auf S. 274,
Anm. 1 bekämpfte Anschauung von der Identität der Kuenringer und
Diernsteiner Leutolde. Etwas abweichend davon heisst es in der Beilage
des Codex MS. n. 8117 (bist, profan. 394) der k. k. Hofbibl. zu Wien,
Chmel, Handschr. der k. k. Hofbibl. 2, 145: item eodem anno (1301) khaufft
herczog Rudolff von Leutolden dem Wildonier von Türrnstain das hauss zu
Tümstain vmb 53 markh (!) Pfenning gült im vrbar vnnd verschreybt
ime zue ainem sacz mitterweil auff der mautt zue Ybs 140 pfd Wiener
Pfenning (!) gelts vnd 15 pfd Gelts (!) im vrbar der gegent zue Pesenbeug.
* Hanthalers Recensus diplom.-geneal. archivi Campiliiiensis Tom. II (1819)
p. 283 f. bringt eine Anzahl Urkunden, aus denen hervorgeht, dass
Leutolds III. Söhne erster Ehe (und vielleicht auch die zweiter Ehe) in
der Gegend von Kloster Lilienfeld, um Wilhelmsburg (zwischen S. Polten
und Lilienfeld) und Tradigist, begütert und wohl auch angesessen waren ;
das Zusammentreffen der Namen macht die Identität höchst wahr-
scheinlich: 1312 Gregorientag. Chunrat von Tiernstein suo et fratrum
suorum Leutoldi atque Heinrici nomine fatetur damna . . . inque com-
pensationem concedit nobis per fundum quendam suum Wilhelmspurgi
fossam murumque ducendi pro munitione oppidL 1315 idem et nxor
Jeut, assentientibus filia sua Jeuta, uxore Dietrici Ladendorfer, item
fratre suo Leutoldo atque cognato suo Chunrado Eisenpeutel de Oster-
burch venduut nobis redditus . . . iu Wilhalmspurch .... 1330. Chunrat
von T. exequitur Icgatum pium et satisfecit pro expensis funeris uxoris
suae Elspet . . . quae legavit . . . reditus . . de . . . mansis ob
Dretigist iuxta Weissenburch. 1355 S. Jakobstag. Marquart Türs von
Tiernstein et uxor Agnes vendunt nobis . . . census in Wilhamspurch
teste Chunrado de Tierenstein cognato. Derselbe Türs erscheint noch
1376, 1377 (beidemale als iudex curiae) u. 1387; seine Zugehörigkeit
zum Geschlechte erweist das Siegel von 1387 mit aufrechtem See-
blatt im Ritterschild, darüber der von einem Hute bedeckte Helm,
S. Marcuardi . de . Tiernstain. Noch andere bis zum Ende des 15. Jahr-
hunderts mit Namen angeführte Tiernsteiner entziehen sich jeder Ver-
muthung über ihre Stellung in der Genealogie.
Die Frage über Tiernsteiner in Oesterreich und in Steiermark
muss ich überhaupt noch als offen betrachten. Es könnte ja bei der
Anknüpfung der hier angeführten Diernsteiner an die Wildoner und
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295
Nach der gemeinen Anschauung^ hat das glänzende Ge-
schlecht der Wildoner auch der Kirche einen Fürsten gegeben ;
Hertnid, Bischof von Gurk von 1283 (nach 19. VIL), bis
1298, 28. XI. (Potth., Suppl. p. 326), war nach den Ann.
S. Rudperti (MG. 9, 808) ein Wildoner: ,1283 . . . dominus
Haertnidus de Wildonia plebanus in pels, ecclesiae Gurcensi
praeficitur'. pro ,de Wildonia* in Cod. 1. corr. ,OflFenberch^
Derselbe Hertnid, aber ohne einen Geschlechtsnamen, ist
als Pfarrer in Pols und Archidiacon Eärnthens^ von 1271 bis
steierischen Diemsteiner ein Zufall spielen, wSren nicht die Wappen da.
Und anderseits erscheint 1251, 1277, 1279 in Kuenringer Urkunden bei
Fräst F. B. A. II. 3, 223 f., Hanthaler recensus II., 283 ein Otto de
Tiemstein, das zweite Mal mit einem Sohne Konrad, der dann für 1323
zugleich mit Kuenriugern bei Fräst F. B. A. II. 3, 621 bezeugt ist; und
die Wappen auf den Siegeln Ottos von 1276, Konrads von 1270 weisen
wiederum das wildonsche Seeblatt auf. Denkbar wäre da folgender
Stammbaum:
Otto V. Tiemstein
1251—1279
(1317 und 1322, Much. 6, 211. 225)
Chonrad Leutold Heinrich
1277—1330? 1312. 1315 1312
G. I. Jeuta n. Elspet
1315 t 1330
? Chonrad 1355.
* Mach. Beg. Bd. u. d. W. Wildon bietet ,Hartnid, Pfarrer zu Pols, Archi-
diacon von Kärnthen, Probst zu S. Virgil zu Friesach» Bischof zu Gurk*.
Bergm.y Anz.-Bl. 95, 2 hielt Hertnid (IV.), den Sohn des Marschalls,
für den Bischof von Gurk.
^ Much. 3, 241 bezeichnet Hertnid schon von 1269 angefangen als Pfarrer
in Pols. Die erste bestimmte Urkunde ist aber erst von 1271, 30. XL,
Fonsdorf, datirt : Ulrich und Otto von Liechtenstein f. Erzbischof Friedrich
von Salzburg; daselbst erwfihnt ,patrnus noster, archidiaconus Karinthiae,
plebanus in Pels'. Beck-W., Mitth. 19, 210 A. 17. Nur diese beiden
Titel führt Hertnid in den folgenden Urkunden: 1272, 22. I., S. Lam-
brecht (Jo. Arch. C. 975), 1277, 1. X., Admont (F. B. A. IL, 31, 365),
1281, 9. VI., Admont (W., Adm. 2, 135). Dass er noch 1283, als er
Bischof wurde, Pfarrer in Pols war, zeigen Ann. S. Budperti in MG.
9, 808 zum Jahre 1283. Die Würde eines Frohstes zu S. Virgil ob
Friesach, die ihm Muchar beilegt, scheint er nicht bekleidet zu haben;
Much. 5, 425 stützt sich auf eine Admonter Urkunde von 1279, 27. III.
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296
1281 urkundlich zu belegen , dann als Bischof von Gurk von
1284 bis 1298, 21. IIIJ
Aus allen diesen Urkunden ergibt sich nichts für seine
Zugehörigkeit zum Wildon'schen Geschlechte Wäre er aber
sicher ein Wildoner, dann dürfte man seine Ernennung zum
Bischöfe, welche nach Muchar Aufsehen erregte, im Jahre 1283
mit den Verdiensten seines Hauses um die Gründung der habs-
burgischen Herrschaft in Steiermark — 1282, 27. XIL, hat
König Rudolf seine Söhne belehnt — in Verbindung setzen.
Allein eben diese Annahme scheint ein Irrthum zu sein,
freilich so alt als seine Quelle, die beste Handschrift der Ann.
S. Rudperti.: Identität zwischen dem Pfarrer von Pols der
Jahre 1271 bis 1281 und dem Bischof von 1283 wird sich nicht
läugnen lassen ; diesen ersteren aber bezeichneu Ulrich IL und
Otto II. von Liechtenstein als ihren Vatersbruder 1271, also
als Bruder Ulrichs I. des Sängers, er selbst rechnet sich diesem
Geschlechte zu durch sein Siegel. ^ Neben diesem nicht zu
unterschätzenden Zeugnisse gewinnt die L. A. der Handschrift 1
der Ann. S. Rudperti erhöhte Bedeutung, denn ,Offenberg^
führen steirische Liechtensteine als Prädicat, so gleich Ulrichs I.
Bruder Dietmar, z. B. M., Bab. Reg. 176, 124.
des Chunradus de Venchtwanc, commendator ordinis teutonicorum, welche
die Ordensbrüder bezeugen, und unter diesen erscheint auch ,EUirtmd^
Probst zu Virgil in Friesach. Die Identität der Personen kann durch
die zufällige Gleichheit der Namen nicht bewiesen werden.
» 1284. Contin Wichardi de Polheim (MG. 9, 812) . . dorn Hertnido . .,
1284, 9. XL, Perugia (H.-n.-St.-A. Or. vgl. S. 276, Anm. 4) . . venerabilis
frater noster Hartindus episcopus Gurcensis . ., 1284, 12. XII., Wien
(F. R. A. IL, 31. 422) . . Haertnit wishof von Gurkke . ., 1286, 11. V.
(Much. 6, 39), 1286, 1. IX., S. Egydi (Mitth. 5, 216), Hartnidus epi-
scopus Gurcensis, 1286, 21. X., Judenburg (Lichn., Habsb. I., Anhang
N. XIL) . . Pischolf Hertnid von Gurchk . ., 1288, Nov. (Mach. 6, 44),
die bekannte gegen Heinrich von Admont gerichtete Salzbnrger Synode,
1292, 20. IIL, Friesach (Much. 6, 87), 1295, 28. IX., Völkermarkt (Jo.
Arch. C. 1493»), 1298 (21. HL), (D. St. 2, 90, Seiz. 29) . . Hertnidus
episcopus Gurcensis . .
2 Beck-W. in Mitth. 19 ,Stammtafel der steierischen Liechtensteiner führt
als Ulrichs I. Bruder auf: ,Hartnid, 1271 Archid. Karinth. sup. Pfarrer
in Pols, später (1279 — 1281) Probst am S. Virgilienberge zu Friesach*.
Ebd. S. 210, A. 17 bemerkt derselbe zur Urkunde von 1271 : ,Legende und
Siegel ergeben, dass dieser Oheim Hartnid geheissen und dem Geschlechte
Liechtenstein angehört habe, ein Bruder des Sängers\
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297
Da somit Hertnidi der Bischof von Ourk, durch zwei
Zeugnisse dem Qeschlechte der Liechtensteine zugesprochen
wird und in der Genealogie desselben einen urkundlich festge-
stellten Platz einnimmt; während er dem gegenüberstehenden
Zeugnisse zufolge in der Geschlechtstafel der Wildoner nirgend
untergebracht werden kann, so möchte ich denselben für einen
Liechtensteiner halten. Hiemit ist freilich der Ursprung der
alten Notiz nicht erklärt.
ANHANG.
1.
1277, 1. Xn., Graz.
Hertnid von Wüdonia^ Marschall in Steyer, verspricht^ auf gegebene Be-
dingungen hin^ sich mit dem Erzhischofe von Salzburg über die demselben
angethanen Schäden zu vergleichen,
E^o Hertnidus de Wildonia^ marschalcus Styrie, presen-
tibus meis litteris recognosco, quod ad informacionem Sere-
nissimi domini mei Rudolfi Romanorum regis semper augusti
promisi fide data^ quam uice prestiti sacramenti ad manus
venerabilis patris domini Johannis Chymensis ecclesie episcopi^
quod quicquid * ego et homines et servitores mei hoc anno
reeepimus vel dampni fecimus in bonis et prediis reverendi
patris et domini Friderici venerabilis archiepiscopi Salzburgensis
satisfaciam pro posse meo domino Lupoide uicedomino archi-
episcopi supradicti vel amicabiliter cum ipso componam infra
octauam Epiphanie domini proximo venture, ita tarnen quod
uicedominus supradictus me vel nuncium meum, quem sibi ad
hoc specialiter designabo, instruet de quantitate dampnorum
per me vel meos homines predicto domino archiepiscopo illa-
torum, quod si in toto non satisfecero infra terminum con-
stitutum, de illo quod supererit ad soluendum sub prestite
superius fidei sponsionem promisi parero et stare mandatis et
gracie domini archiepiscopi supradicti, qui dominus archi-
episcopus Echardum de Tanne, ministerialem suum non iuuabit
contra iusticiam in meum preiudicium et grauamen in que-
ßtione bonorum dictorum in der Seiich, sed quicquit domino
* quicqals Hs.
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298
meo regi predicto conueniens et racionabile uisum fuerit, hoc
faciet domiDUB archiepiscopus in causa predicta. Ego et bona
dicta domini archiepiscopi, de quibus me intromiserain, dimisi
libera et soluta^ nee ea de cetero occupabo. Huius rei testes
sunt: dominus Chunradus de Himperch, scriba Styrie canoni-
cus Patauiensis, Albertus de Hornech, Ch. Grabener, milites,
Volchemarus de Grez, Th. dictus Riuerer, recipiente predicto
Chymensi episcopo de predictis omnibus seruandis fideliter
fidem meam in domo Volcbemari predicti. Datum et actum in
Grez anno domini M.** C.C.®. Ixxvij^ Kalendis Decembris.
Or.-Pg. des k. k. H.-H.-St-A. mit einem verletzten Siegel (= Beck-W.
Fig. 7).
2.
1285, 22. XI., Seokau.
Hertnid von Wildon, Marschall von Steyery genektnigt in Vereinbarung
mit dem Probate Ortolf und dem Convenie von Seckau, dessen Offidalen
Wulfing von Prenninge, Heirat mit seiner Hörigen Gerdrude, des Ernst
von Mautemdorf Tochter^ unter genannten Bedingungen,
Noverint universi presencium inspectores, tam presentes,
quam posteri, ad quos pervenerit presens scriptum, quod nos
Hertnidus de Wildona, marschaicus Stirye fauorem plenum
adhibuimus et consensum, quod Wulfingus officialis de Pren-
ninge, iure proprietatis pertinens ad ecclesiam Seccoviensem,
babito communi consilio inter venerabilem patrem et dominum
Ortolfum prepositum prefate ecclesie et suum capitulum ex
parte vna et nos ex parte altera, cum domina Gerdrudi, filia
Ernesti de Mfiterdorf ad nos et heredes nostros iure proprie-
tatis pertinente matrimonium consummauit, biis conditionibus
interjectis, si predictus Wulfingus et uxor sua domina Ger-
drudis heredes procreaverint, equaliter inter predictam eccle-
siam et nos vel nostros heredes secundum approbatam terrae
consvetudinem dividantur, quod si heredum impar numerus
fuerit, par numerus equaliter dividatur, quod si masculus
superfuit, vel si solus masculus fuerit procreatus, inter ipsum
et aliquam puellam ad nos vel nostros heredes iure proprie-
tatis pertinentem matrimonium contrahatur, si vero impari
numero heredum predictorum femina super fuerit, vel ex ipsis
sola femina fuerit procreata cum vno seruorum predicte ecclesie
matrimonium contrahatur, ita ut eorum heredes tanquam
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299
principalium personaruin communiter dividantur, vt similis
diuisio tarn inter heredes nepotum quam pronepotum ac om-
nium ab ipsis descendencium habeatur. Ne autem super hoc
predicte ecclesie aut nobis vel nostris heredibus in posterum
aliquod dubium sev dissensionis materia suscitetuf; presens
scriptum duximus nostri sigilli munimine roborandum. Sunt
autem huius facti testes : Willehalmus decanus, Vlricus Hözen-
pfilbariuS; Chrafto, Chunradus, Ekkarius, domini et canonici
ecclesie Seccoviensis. Dominus Ditmarus de Geula, domini
de Stretwich Ditmarus et Hainricus^ Hainricus PrAschinch,
Seidmannus, Hainricus de Prenning, et alii quam plures. Acta
sunt hec Seccovie anno domini CIO<* cc<* ixxx quinto , in die
sancte Cecilie.
Or.-Pg. des Jo. Arch. mit einem Marschallssiegel = Beck-W. Fig. 8.
3.
1286, 1. n
Gahbritf von Hertnid von Wädonie auf Sifrid von Chranchperg um
das Gericht zu Ruzzendorf.
Ich Hertnid von Wiidonie, marschalc von Styre tun chunt
allen den die disen brief ansehent, oder horent lesen^ daz ich
mit gvetem willen, minem lieben vrevnde herem Sifrid von
Chranchperch, durch rehte liebe, vnde durch vreuntschaft^ ge-
geben han daz gei*ihte zv Ruzzendorf, mit allem rehte, vnd
ich es von minem herren dem herzogen gehabet han ! Des sint
gezeuge min herre Bischolf, Levpolt von Seccowe, der Herman
von Chranchperch, merkel von Smielenburg, Jacob der Schriber,
Sifrid der Schriber, vnd ander biderbe levte die bi diser rede
gewesen sint. Daz aber disev stete blibe, vnd vnvurwandelot
80 han ich im disen brief gegeben, bestetiget mit minem in-
gesigel. Diser brief ist gegeben von Christes geburt Tausent
iar, zwai hundert iar, in dem sehsten iar, vnd ahzig iar, an
unser vrowen abent dev Liechtmesse.
Or.-Pg. des k. k. H.-H.-St.-A. ; das Fragment des Sigilles und die
Legende stimmen genau zu dem von Beck-W. S. CCXV. besprochenen und
Fig. 8 abgebildeten 8igill: steier. Panther und Legende: ,S. Uartnidi . de .
wildonia . marschalci . stirie*.
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300
4.
1288, 13. Vn., Neumarkt.
Liutold von Diemstein oder Wildon erklärt, von der Vogtei über gewisse
durch das Kloster Sanct Lambrecht von dem Capitel zu, Gurk erworbene
Güter abstehen eu wollen.
Ego Livtoldus de Dirnstein vel de Wildonie profiteor
universiß tenore presencium declarando, quia impetente me con-
ventu ecclesie sancti Lambert! in Karinthia Salpurgensis (sie)
diocesis pro quadam aduocacia, quam michi vendicaveram in
aliquibus bonis ipsius ecclesie, per eam a Gurzensi ecclesia
pro aliis commutatis, quarum possessionum nominacio tacetur
propter diffusum et varium suum situm. Prehabita igitur accione
coram curiis et placitis contra me multipliciter agitata, demum
utrisque partibus spontaneus et diffinitiuus decidende litis
nostre est terminus constitus, vbi dum conueniremus de am-
barum voluntate parcium in viros nobiles et discretos tocius
materiam dissensionis compromisimus , quos ad hoc arbitros
vnanimj assensu duximus eligendos, super quos virum proba-
tum videlicet dominum Ottonem de Liechtenstein camerarium
Styrie equali parcium desiderio mediatorem posuimus et arbi-
trarium principalem. Igitur iuxta arbitratorum consilium et
sentenciam predictorum, compunctus etiam conscientia propria
remordente, nolens immo in meos tantum crimen deriuarj filios
ac heredes. Ego prefatus Livtoldus in conspectu omnium inibi
existencium pro eo, quod dictus conventus perpetratas mihi
hac parte iniurias indulgeret, memoratam advocaciam resignaui,
ad manus domini Friderici, venerabills abbatis ecclesie supra-
dicte renuncians siue cuiuslibet doli et scrupulose inuolucro
questionis pro me cunctisque meis heredibus omni juri, quod
nobis in eadem advocacia aliqualiter competere videbatur, jta
videlicet quod decetero per me vel michi attinentes nunquam
hominibus aut rebus aduocacie prelibate molestia aliqua in-
feratur, sive sit in peticionibus, exaccionibus pabuli, puUorum,
emolumentis quibuslicet, vecturis et aliis diurnis laboribus vel
nocturnis, remotis etiam ut sie dicam singulis maioribus et
minutis, que ipsos in toto sive in parte poterunt conturbare,
quocunque nomine censeantur. Si vero ego L. vel aliquis ex
meis hanc ullo casu transgressi fuerimus paccionem, tunc de
eisdem grauaminibus dicto monasterio teneor satisfacere inte-
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301
g^raliter infra proximos dies quatuordecim , quando per domi-
num abbatem ibidem et conuentum fuero requisitus^ quod si
per me non extiterit ad impletum, ex tunc memorate ecclesie
ad Bolucionem quinquaginta marcarum argenti legalis cognoscar
astrictos et firmiter obligatus. Sciendam etiam quod ex parte
sepe diete ecclesie fuerunt arbitrj dominus Helwicus de sancta
Haria et dominus Otto Piswich, ex parte autem mea dominus
Heinricus de Silberberch et Chonradus de Chirchperch arbi-
trarij extiterunt Ut ergo secundum rectitudinis normam hoc
factum ratum et inuiolabile perpetuo perseueret, presentes
litteras super eo editas conscribi decreuj et appensione sigil-
lorom ministerialium nobilium Styrie et Earinthie^ scilicet
domini Ottonis de Liechtenstein , camerarij Styrie^ nee non
doraini Offonis de Tevffenpach, domini Heinrici, domini Wi-
chardj fratrum de Silberberch, domini Reimberti de Glankke
et sig^li proprij iussi fideliter communirj vt etiam maiorem
per tempora sortiretur vigorem feci testes qui aderant subnotari
qoi sunt hij: dominus Eberhardus de Mfitnitz, dominus Chon-
radus Zober, dominus Reicherus Ramlaer, dominus Fridericus
de Haslah, Gfitfridus de Silberberch, Chono de Teuffenbach,
Heinricus de Mumparis, Heinricus filius domini Helwicj, do-
minus Otto de Schachen, Ditmarus Piswich, Qötfridus de
Enstal, Ulricus Zober et plures alij fide digni. Actum et datum
in Nouo foro anno domini Millesimo Ducentesimo octagesimo
oetavo, tercio idus Julij.
Or.-Pg. des Stifts- Arch. zu S. Lambrecht, mit einem hängenden Siegel
= Beck-W. Fig. 12. Jo. Arch. C. 1342.
5.
1290, 19. rv., Lassnits.
Leuiolt von Diemstein vergleicht sich mit dem Stifte Sanct Lambrecht
um gewisse nicht benannte Zwiste,
Ego Leutoldus de Diemstein profiteor uniuersis tenore
presencium manifestans, quia cum venerabilis in Christo pater
dominus Fridericus abbas raonasterii sancti Lamberti in Ka-
rinthia aduersiun me diuersas moueret queremonias coram iudi-
cio generali, pro se et ecclesia sua varia contra me grauamina
allegando, ego inquam demum sano ductus consilio ex hujus-
modi actionibus grande mihi timens dispendium procrearj,
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302
interuentu amicorum meorum hoDestorum , videlicet domini
Ottonis de Lichtenstein et domini Chonradj Eisenpertel de
Chogel soeeri mei dilecti, sopitis querimoniis supradictis ipsiaa
domini abbatis gratiam impetraui talibus condicionibus et pro-
missionibus intervallis, scilicet quod eidem domino abbat! pro-
misi fide data vice prestiti iuramenti, quod ego et omnesmihi
attinentes, nos a suis teneamur lesionibus penitus continere
jta ut ipse et ecclesia sua et omnes sibi attinentes per me vel
meos nunquam in rebus siue personis, in magno seu in moÜico
decetero debeant molestari, si autem hoc aliquo casu per ne
uel ad me spectantes fuerit violatum, ex tune idem dampnoiD
quodcunque fuerit, predicto domino abbati et sue ecclesie inxta
arbritrium domini Ottonis de Lichtenstein antedicti et viri
discreti, quem ipse dominus O. ad hoc duxerit eligendum, in-
tegraliter teneor compensare infra dies quatuordecim, postqaam
per prefatum dominum abbatem admonitus fuero de eodem.
Si vero memoratus dominus Otto tunc quod absit morte for-
sitan perventus haberi non posset, filius suus Otto assumpto
sibj viro ydoneo dictam sequestracionem loco patris diffinicione
legitima prosequatur. Si vero predictis arbitratoribus tamqaam
contumax et rebellis in hac parte recusauero consentire ad
luendam irritati penam, ciuitatem Jvdenborch statim intrare
sum firmiter obligatus, sine licentia prelibati domini abbam
nuUatenus exiturus. In cuius rei testimonium presentes littcras
super hoc confectas scribi decreui et sigillorum videh'cet do-
mini Heinrici abbatis Ädmontensis capitanej et scribe Styrie
et domini Ottonis de Lichtenstein prefati, nee non et domini
Chonradi Eisenpevtel predicti et mei propra dignum du»
munimine roborarj. Actum et datum in Laznicz anno do-
mini Millesimo . ducentesimo . nonagesimo . terciodecimo Ka-
lend. Maij.
Or.-Pg. des Stifks-Arch. zu 8. Lambrecht, Jo. Arch. C. 1369*.
6.
Ciroa 1290
Hertnid von Wildonia, Marschall in Steter, gibt gegen Gewährung einer
Grabstätte für sich und unter Vorbehalt des lebenslänglichen Nutz-
genusseSy dem Kloster Reun eine Schwaige auf der Alpe Gosami4^,
In nomine sancte et indiuidue trinitatis amen! Quoniam
laudabile et studio religiöse conueniens esse dinoscitur, celestia
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303
terrenis appetere conpendiis et ex rebus transitoriis mansura
Bemper lucra mercari beatitudinis sempiteme : expropter noue-
lint voiuersi subiectam paginam inspecturi, quod ego Hert-
Didas de Wildonia marschalcus Stirie diuina instruetus gratia
gpe felieitatis futnre participande monasterio sanete MARIE
virginis in Runa fratribus que ibidem deo famulantibus vacca-
riciam in alpibus Gosarnich sitam mille solventem caseos me-
que iure hereditario contingentem tradidi et delegaui de eon-
sensu ac voluntate vnanimi liberorum meorum datisque dextris
eorundem, scilicet Reichen , Hertnidi et Ulrici, ita dumtaxat
ttt memoratos caseos de vaccaricia eadem recipere debeam
eisdemque frui tempore vite mee. Sane post obitum meum
sepefata vaccaricia in vsus cedet fratrum Runensium cum om-
Dibos suis vtilitatibus iure perpetuo possidenda, hoc pacto
Dichilominus intercluso ut vbicumque locorum debitum vniuerse
camis exsoluero, iidem me fratres recipere debeant propriis
in expensis suoque in cimiterio tradere ecclesiastice sepulture.
Porro ut hoc ipsum commodius efficere valeant dicti fratres
prelibati filii mei ipsis fratribus in expensis succurrere tene-
buDtur. In huius rei testimonium presentem litteram conscribi
feci meique sigilli munimine communiri vna cum testibus sub-
Dotatis quorum nomina sunt hec.
Or.-Pg. des Stifta-Arch. zu Reun, mit einem hängenden Siegel.
7.
1292, 18. IX., S. Veit.
Cbvnrat ErzbUchof von Salzburgy pabatUcher Legat, verleiht dem Hert-
neil von Wildony, Marschall in Steiermark, das Neukaus zu Wildony
zu Lehen, auch gelobt er, sich ohne dessen Roth und Willen mit dem
Herzoge Albrecht von Oesterreich nicht ausgleichen zu woüen.
Wir Chvnrat von gotes gnaden erzbischof ze salzburch
— vnd legat des stules ze Rome — veriehen an disem brief
vnd tvn chvnt allen den di in sehent oder h5rent lesen, daz
wir dem edeln mann herm Her(t)neit von wildony — mar-
Bchalch des landes ze steyr — durch sinen willigen dienst den
er vnserm gotshouse offce getan hat — vnd noh t&t — daz
newhovs ze wildony — daz vns — vnd vnserm gotshouse —
von herm Lieutold von wildony — sinem vetern — ledich warden
iat — verüben haben mit allem dem reht — vnd wir ez ver-
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304
leihen mochten — vnd sin oueh derselben lehenscbaft — sin
gwern also — swaz in von reht oder von gwalte dar vmb an
wurd gerent — des svln wir im beholfen sin — als verre wir
mf^gen — waer aber daz im daz hous — oder vns dev Lehen-
schaft mit reht — oder mit gewalte wftrd anbehabt — des
suln wir vnd vnser gotshous — gegen herm Hertneit nicht
engelten — vnd sin im dar vmb an nichtev gebunden — vmb
swev er vns — oder vnser gotshous dar vmb m&cht ange-
sprechen — wir geloben im ouch — als wir im 6 gelobt
haben — daz wir vns niht verebenen noch versiechten mit
dem hertzogen Albreht von Osterrich — an sinen rat — vnd
an sinen willen — vnd daz daz also staet vnd vnczebrochen
beleihe — geben wir im disen brief versigelt — mit vnserm
insigel — der ist gegeben ze sant veyt in Chaernden — do
von christes gebfirte warn tousent — zweihvndert iar in dem
andern vnd nevnczgistem iar — an dem nächsten pfincztag —
nach sant lamprehtes tag.
Or.-Pg^. des k k. H.-H.-St.-A. mit einem grossen erzbischöflichen Sigill
8.
1294, 22. XI., Brück.
Herzog Älbrecht von Oesterreich beurkundet , dass Vim Hertnid von Wü-
dony das Hatte zu Wtldony um das Haus zu Ihanswald und 500 Mark
Silbers verkauft habe, und die beiderseitigen Gülten nach Schätzung
beglichen werden sollen.
Wir Albrecht von gotes gnaden herczog von Osterich
und von Steyr herre von Chrayn van der March vnd van
Portenau veriehen . . . daz vnser getriwer der erber dienstman
Hertnid van Wildony vns sein hous ze Wildony, daz er van
vns ze lehen het, verkauft . . . hat mit dem Lantgericht . . .
mit seinen gvtleichen willen vnd mit vorvardachten mvt vnd
haben wir im da wider . . . gegeben fvnf hvndert march
Silbers vnd daz hovs ze Ibanswald ze rehtem lehen
Ez ist ouch gesaczt an Ditmaren van Streitwich, an Hain-
richen Cholben, an Chunraten van dem Graben vnd an March-
harten den Hager, daz die vier . . . baeidenthalben di gvlt
. . . nach irem triwen ahten .... Ouch svlen wir den selben
Hertniden ze rechtem lehen geben dreizich march geltes zwi-
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305
sehen Voustriez vnd in dem gerieht ze Levben vnd sol man
im di an den fumfhundert mareh silbers absiahen naeh rat . . .
der uorgenanten vier ritter. Ez ist oueh getaidingt, wer ez
also, daz vns daz hovs ze Wildony ... an behabt wurde mit
dem rechten, daz sol er vns ebentewern vnd erstatten nach des
abtes rat van Admvnd, Otten van Liehtenstein, Hertnides van
Stadekke vnd Friderichs van Pettowe, wan euch wir im ge-
lopt haben ob im daz hovs zu Ibanswald ... an behabt
wurde . ., daz wir im daz ebentewern sullen vjid ergeczen mit
anderm gut zwischen Vovstricz vnd in dem gericht ze Levben
gezevge : abtt Hainrich van Admvnd, Ott van Liebten-
stain, Hertnid von Stadekke, Hainrich vnd Friderich bruder
van Stubenberch, Virich der Schenke van Ramstain etc.
£. Mellj, Vaterllindische Urkunden (Anhang^ der »Beiträge zur Siegel-
konde des MittelaltersS Wien 1846), I. Heft, S. 27, N. 30. Die geringe Ver-
breitung des Druckes möge die Mittheilnng des vorstehenden Auszuges der
wichtigen Urkunde an dieser Stelle rechtfertigen.
9.
1294, 81. Xn., Diemstein.
Lutold von Direnstein genehmiget , dose sein Diener Heinrich ^ genannt
TuroÜ, einen Man$en zu MyngoUtal mit einem andern des Klosters
S. Lambrecht an der Müsa vertausche,
f^o Lutoldus de Direnstein notum facio vniuersis ad
quos pervenerit presens scriptum, quod ad instanciam famuli
mei Heinrici dicti cognomento Turolt idem de manso in Myn-
golstal sub uillula situato, in quo quondam Friedericus dictus
Wächter resedit, soluente annuatim Ix denarios vsualis monete,
quem possedit a nobis (!) titulo feudali, commutacionem cum
domino Friederico venerabili abbate sancti Lamperti fecit, pro
manso situato iuxta Milsam monasterii predicti; soluente annis
siDgxdis xl denarios, hac interposita condicione, vt proprietate
predicti mansi in Mingolstal prefato monasterio libere per me
tradita, prehabitus Heinricus mansum cömmutatum sibi a mo-
nasterio, a me possideat tytulo feodali, propter quod etiam
plenarium huic facto assensum meum prebui et consensum. In
cains rei testimonium presentem cedulam sigillo meo volui
comrouniij. Datum in Direnstein, anno domini M.®cc.lxxxxiiij®.
pridie Ealend. Januarij. Testes autem sunt hij : Ditmarus iudex.
▲rekiT. Bd. LIX. 1. H&lfte. 20
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306
Libmannus officialis. Otto magister curie. Otto Chumber. Wol-
finu8 Heunink. Engelramus et alii quam plures fide digni.
Or.-Pg. im Stift8-Arch. zn S. Lambrecht; Jo. Arch. C. n. 1474.
10.
1295, 5. IL, Wien.
Herzog Albrecht von Oesterreich beurkundet, dass er von Hertniden von
Wüdonye das Haus zu Wildony gegen das Haus von Ibanswald und
500 Mark Silbers , mit angegebener Ausgleichung von Gülten, einge-
tauscht habe.
Wir Albrecht .... veriehen . . ., daz wir mit . . .
Hertniden von Wildonye eins wechseis vmb daz hovs dacz
Wildony . . . vnd vmb vnser hovs ze Ibanswald . . vberainn
chomen sin vnd saczten es an vier man .... Di selben vier
di habent sich dar vber ervarn vnd nach irem rat vnd Weisung
hat Hertnid vns beweist vnd ouz beschaiden zv dem hovs ze
Wildony drei vnd fumfczich march phenning geltes vnd zwelf
phenning geltes in dem gut daz hernach geschriben steht
Dez ersten: das lantgericht ze Wildony daz gilt acht und
zwainzig march phenning; daz gerichtt in dem marchtt, daz
gilt sehs march phenning , vnd die hofe, di da ligent vnder
dem hovs fver vier march geltes ; darnach die hofstet, di her-
nach Stent (es folgen zehn benannte Hofstätten). Darzu ist vns
geantwurt an vogtrecht zv dem hovs ze Wildony: dez ersten
Nassowe . ., Rassendorf . ., baider Schierkow . . ., Tachsin-
perg vnd Fewngrunt . . ., ze Jering . . ., Metzlinstorf . . .,
Guklicz . . .; Bairozing .... Gvlein . . .; Subnaern . . .,
Qeczaw . . ., Paldaw . . ., Dar wider haben wir im gegeben
. . . daz hous ze Ibanswald vnd . . widerlegt . . an dem ge-
riht ze Ibanswald, an den hofsteten, an dem lantgericht, vnd
mvlen, vnd bastvben, newnhavs vnd perchrecht dre vnd fvmf-
zich march pheninch geltes . . . Darnach haben wir in ouch
verrichtet an den fvmf hvndert march silbers . . . ze Ibans-
walt an dem marcht vnd ze Maistain an phenning, gvlten,
chesen, lembern, schvltern, aiern, hvnern, har, chom, habem
vnd swein dre vnd fvmfcich march phennisg(!) gult vnd ains
min dreizich phenning gult, di choment fver dre hvndert march
vnd neunczehenthalben march silbers. Darnach haben wir in
verriebt an weingvlt sehs fveder weins vnd zwelf ember, di
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307
geahet sint f^er ains min zwainzich march phenning gult, di
gevallent fver fvmf vnd newnzich march silbers. Darnach so
sttlen wir ledigen das lantgericht ze Wildony, daz Hermid
versaczt het dem Stubenberger fver ain vnd sehzig march ge-
w^ns, die geaht sint fver dre vnd fvmfcich march vnd sehs
lot lotiges Silber. So haben wir im ovch in di hant berait-
schaft gegeben ain vnd dreizich march vnd sehs lot silbers,
damit ist er der fvmf hvndert march silbers genczleich gewert
gezevgen . . Daz ist her Hainrich der abt van
Admvnd, Ott van Liehtenstain; .... Hertnid van Stadekke, Hain-
rich vnd Friderich brvder van Stvbenberche, . . . Berchtolt
der Druchsecz van Emberberch, Schench van Ramstain etc.
E. Melly, Vaterländische Urknnden, I. Heft, S. 28, N. 31. Vgl. die
Bemerkung za Urkunde Nr. 8.
11.
1297, 16. rv., Beun.
Seyfrid von Walisiein überanttoortet ematweÜen für 10 Mark Silbers
dem Kloster Reun 8u einem Seelgeräte für Heuglein vom Lueg eine
Schwaige am Plez,
Ich Seyfrid von Waltstain vergihe an disem brief allen
den di nu sint vnd noch chunftich werdent^ daz ich | mit guten
willen, hinz Reun dem Goteshaus vnd der Samenung han
geantwrttet für cehen march silbers | ein swaig dev giltet drev
hundert chsBS am Plez, da Jacob auf sitzet, auzgenomenlich
also. Ist daz | ich dem selben chloster ze Reun vnd der
Samenung, gib cehen march Silbers in disen Zwain laren dev
lieh an he- | bent an sant Qeorij tach der nu chumt, daz mir
danne, vnd meinen erben dev selb swaig wider ledich sei
an I allen chrieg. Ist aber des niht, so sol ich dem selben
chloster ze Reun vnd der Samenung di selben swaig | stsetigen
ebichlich zebeleiben, vnd ledichlich für rehtez aigen, vnd sol
in di aigenschaft gewinnen ainvalti | chlich, daz da von Heug-
leins vom Lueg meines gesweiu dem got genad ebichlich ge-
daht werde. Ist aber | daz ich des niht tuen, so sol ich oder
mein svn Ott, datz Oretz in varn vnd niht auz chomen, vnz
in I daz selb guet mit samt der aigenschaft voUichlich werde
geststiget. Wser aber daz vnser ainer niht in | f&re so sol
Pillanch vom Lueg oder Geiselher in varn in di selben Stat
20»
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308
vnd niht auz chomen | iz wurde dem Gotshaus e dev ain(!)gen-
schaft an der selben swaig vollichlich gestsetigt. Und ist daz |
dev swaig pezzer ist danne di cehen march Silbers daz suln
si mir her zv geben nach gemainer piderber leut | rat vnd ist
daz ich in der zeit stürbe, so svUen meinev chint laisten für
mich ainvaltichlich allez daz gelubde als disev hantfest bat
vnd daz disev rede von mir stet beleih vnd vnverbrochen vnd
ich niht | insigels han , dar vmb han ich disen brief haizzen
versigeln, mit des erbern herren apt Hainrichs von | Renn vnd
mit meines herren hern Hertneides insigeln von Wyldoni. Des
sint gezeug von Renn bruder | Hainrich. der prior brader
Hainrich der vnder prior, bruder Hainrich der ober chelner.
bruder Ott der Chamerer. | Pillunch von Lueg. Qeiselher. Ott
vnk. vnd ander Erber leut genuech, diser brief ist geben datz
Reun I nach christes gepurde tausent iar. zwai hundert iar in
dem siben vnd Neunzigistem iar. des | Eritages in den Ostern.
Or.-Fg. mit zwei hängenden verletzten Siegeln (das erste ist Hertn. von
Wildon Marschallssigill mit dem Panther-, Beck-W. Fig. 8) im Stifts-Archiv
zu Reun.
12.
(1297), 10. vm. . . .
Der steieritche LandmarschaU Hertneid von Wüdonie gibt dem Kloster
Reun zu einem Seelgeräte für seinen Diener Hevgelein vom Luge zwei
Mark Gülten am Reisinge,
Ich Hertneid von Wildonie marschalch zv Steir tvn chvnt
an disem gegenwortigen prife allen den | die nv sint vnd noch
chvnftik sint, daz ich mit wol verdachtem mvte vnd mit
ganzer andacht zwo | marc gelts am Reisinge han gegeben
ledichleichen vnd ewichleichen vor rechtez aigen dem erwern |
manne apt Hainreichen vnd al der samnvnge zv Revne ze
selgerete meines lieben vnd getrewen | dieners Hevgeleins vom
Luge, dem got gnade, vnd allen seinen vodern. Die selben
zwo marc gelts | ligent am Reisinge, als ich vorgesprochen
han, vnd sitzet dar auf Mert, vnd der selbe Mert oder swer |
nah im da selben diensthaft wirt, geit alle iar dem vorge-
nantem chloster ze Revn zv sand Egidien | messe ein marc
phenninge vnd eine ze sande Mortons messe ane alle wider
rede. Daz diese gäbe vnd | geschieht ganz vnd ewik bleibe,
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309
des han mein ingesigel dar vber zv vrchviide gegeben. Des
sint I auch gezevge lebtinge levte: der edel man Levtold von
Umstain mein vetter vnd mein svn Hertneid, | Seidmann mein
schaffer; Bernhard mein chelner, vnd darzv gaistleich man
Heinrich der prior, Heinrich der | supprior, Heinrich der
chelner, Otto der chamerer, Johannes der chastner priester
vnd prüder da zv Rein. Daz | ist geschehen vnd gegeben
nach Christes gebvrt tavsent iar zwai hvndert iar in den nevn
vnd svb I benzichstem iar an sand Laurencen tage.
Or.-Pg. mit einem hfingenden Siegel (= Beck-W. Fig. 8) im Stifts-Arch.
zQ Reun.
,Die Urkunde gehört 1297, denn Abt Heinrich reg. 1292—1303 (Schmatz
hist. Topogr. 3, 315 f.) und die geistl. Zeugen erscheinen in lauter neun-
ziger Urkunden, die ich abschriftlich habe.' Pang^rl.
13.
1297, 14. IX., Beun.
Der steierische Landmarschaü Hertneit von Wyldonn beurkundet und
nehert die Vergabung einer halben Mark Gülte in der Stibnich durch
seinen Diener Ulrich Altenburger an das Kloster Reun,
Ich Hertneit von Wyldonn marschalich von Steyr, tun
chunt an disen brief allen den di nv | sint vnd noch chunftich
werdent, daz mein diener vlrich altenburger^ dem Goteshaus |
hinz Reun mit samt der Samenung hat gegeben, mit meiner
gunst, vnd mit wil | len seiner hausvrowen vron GedrauteU; vnd
seines svns Nyclaus vnd seiner Tohter dy | muten vnd aller
seiner erben, für fumf march phenning ein halb march geltes,
an wismad | vnd an sekcher, in der Stibinich di Herk inne
hat, ebichlich vnd ledichlich für rehtes aigen | auz genomen-
lich also. Ist daz dev selb halb march geltes dem vorge-
sprochen chloster ze Reun | vnd der Samenung mit reht oder
mit gewalt emphürt wird, daz si danne fumf march | phenning,
oder ein halb march geltes haben, ruechlich auf der hueb am
Hennperg da zobde auf | sitzet, mit meinem guten willen, wan
si der selb vlrich altenburger von mir hat zelehen. | vnd daz
disev rede dem selben Goteshaus ze Reun vnd auch der Sa-
menung st»t beleih vnd | vnverbrochen dar vbergib ich in
disen brief ze vrchund versigelten mit meinem insigel. des |
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310
ßint gezeug von RAn (!) bruder Hainrich der apt, bruder
Hainrich . der prior . bruder Hainrich der vnder | prior . bruder
Ott der chamerer . bruder Hainrich der Chelner. her Herbort
pharrer von veu | striz, Seydman der schaffer. Pernhart der
chelner . weichart . wlfinch von der Topenowe . diser | brief ist
geben ze Renn, nach christes geburd . Tausent zwai hundert .
in dem siben vnd Neun | zigistem iar (des) an des hailigen
chreutzes tach der da ist genant Exaltatio.
Or.-Pg. mit einem hängenden Siegel (Hertn. v. Wildon MarscbalUsiegeL
Beok-W. Fig. 8) im 8tift8-Arch. zn Renn.
14.
1298, 10. X., . . . .
Tauschhrief von Livtolden von Dirnatain auf den römischen Konig
Albrecht um sein Haus zu Dimslain; dafür gibt ihm der König das
Haus zu Amvels,
Ich Livtold von Dimstain tvn chvnt allen den die disen
brief sehent oder hörnt lesen, die nu lebent oder her nach
chvnftig sint, daz ich min haus ze Dimstain han gegeben minem
herren dem Romischen chvnig Älbreht, vmb daz haus ze Amvels,
vnd han daz getan mit gätlichem willen vnd mit verdahtem
m&t vnbetwngenlich; mit sogetaner beschaidenheit , swez daz
haus ze Dimstain besser ist danne daz haus ze Amvels dez
sol min herre der chvnich zwen man nemen, vnd ich zwen^
vnd swaz mir die vier man haissent ze aufschatz geben, daz
sol min herre der Chunich t^n vnd sol ich ez auch State haben,
man sol auch wissen swaz erb oder aigen ich z^ dem
haus ze Dirnstein gib, daz sol mir min herre ander erb oder
aigen wider geben daz als g&t si, war auch daz ob ieman
chain Anspruch auf Amvels biet so sol mich min herre der
chvnich fristen oder swer an sin er stat hauptman ist, Daz daz
also State belibe dez gib ich minem herren disen prief mit
minem Insigel vnd mit mines vetern Insigd hern hartnidez von
ivildoni — Dez sint gezf^ge pr&der hainrich ze den ziten
Comentvr ze gratz, her Eberhart von walsse, her hainrich von
walsse, her vlrich von walsse, her hainrich von lavbenberch,
vnd ander piderbe laute gnftge, Do dirre prief geben wart do
warn von Christez gepurte tavsent, zwai hvndert jar^ In dem
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311
ahtoden vnd nivnczigostem Jar, an dem nahsten tag nach sant
Dionisien tag.
Or.-Pg. des k. k. H.-H.-8t.-A. mit zwei Sigillen, von Beck-W. abgedr.
Fig. 9: ,S. HÄrtnidi . de . Wildonia* und Fig. 12: ,8. Livtoldi . de . Wildonia*.
15.
1299, 4. V., Judenburg.
LeutoÜ von Dierenstaine gelobt die Burg Dierenstaine nur seinem Oheim
Fridereieh von Stubenberch verkaufen zu wollen.
Ich Levtolt von Dierenstaine vergihe mit disem offenem
brieve vnt tfn chunt | allen den . di in sehent oder h6rent
lesen . daz ich minem liebem 6haime | dem edelem manne
herm Fridereieh von Stubenberch gelobt han . bi minen triwen |
vnt bi minem aide . daz ich mein hovs ze Dierenstaine
niht verchauffen | noch versetzen noch verchumberen sol an
seinen willen, noh an seinen rat. Wsßr \ auer daz daz ich daz
vor genante haus verchauffen oder versetzen oder verchum-
be I ren wolde oder müste. so sol ich ez nieman anderem
verchauffen noh verchvm | beren danne minem vorgenantem
fthaime. vnt swaz zv demselben hause | gehöret. Darüber ha-
bent im meine purgrauen da selben. Friz von mötniz | her
Herbrandes svn. vnt Chunrat von Chirchperch gesworen mit
meinem gftem willen, daz si meinem vorgenantem 6haime. mit
dem vor genantem | hause warten sf len also. Swanner oder
seine livte des Havses bedürfen, daz | si im vnt seinen livten
da mit berait sein sflen in zelazzen. vnt da mit ze war | ten
vnt wser auch daz. daz di vor genanten purkgrawen von der
warhait | innen wurden, daz ich daz vor oft genante haus ver-
chavffen oder verchumberen | wolde, so sflen si ires gel&bdes
kegen mir ledich sein, daz si mir getan habent | vnd sflen
minem vorgenantem 6haime mit dem vorgenantem hause war {
ten, vnt gebvnden sein zewarten, vnt Stürbe der vorgenanten
purkgra | ven . einer . so sol der andere des anderen tail so
lange inne haben . vntz ich | einen andern purchgraven nah
mines vor genanten Ahaimes willen vnt nach sei | nem rate
dar setze an des stat der veruaren ist. Daz daz stsete vnt
vnuerbro | chen beleihe des gib ich im disen offenen brief zv
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312
gezivge vnt zv vrchfn | de mit minem Insigel veraigelt Diaer
brief ist geben zv Jvdenburch von Christes geborte nach To?-
sent Jaren . nah zwain hundert Jaren . vnt | nah Newnzek Jaren.
In dem newnten Jare. An sande Florianes tage.
Jo. Arch. Or.-Pg. Nr. 1582 mit einem hängenden Siegel (BedL-W.
Fig. 12).
16.
1299, 21. V., Gras.
Hertneit von Wildoni, Marschall in Steyer, gibt dem Bisthum zu Seckau
zwei Kinder Jakobs von Dyrenstein für den Schaden , welcJien dieter
dem bischöflichen Unterthan Wilhalm von Äuerham gethan hat.
Ich Hertneit von Wildoni, marschalch ze Steyer tin
chunt allen den, die disen prief sehent oder h5rent lesen';
daz ich mit meiner ha(u)8frauwen frawen Angnesen vnd mit
aller meiner chinde hant, Reichers, Hertneides, Vlriches, rnd
Elspeten han geben mit allem dem recht zergetzunge dem
bistum ze Sekkau vnd ze vodrist vnser frawen der ewigen
maide zwai chint Jakobes von Dyrettstain auzgenomenleich
Nyclawen seinen eltisten sun vnd Ch&ngunten die tachter sein,
den an dem alter ist satzehant nach Albers hausfrawen ab dem
Rain, für den schaden, den der vorgenant Jacob hat getan an
Wilhalm von Auerham, der des gotshauses ist von Sekkau.
Des sint gezeuge her Friderich von Stubenberch, her Otte von
Goldekke, her Hainrich der Rintschay, her W&lfel der Swer-
gewel, her Ottakcher von Schaf laz, her Dietmar auz der Geul,
her Seydman von Waldstain, vnd ander piderber leutgenÄch,
vnd daz daz staet vnd vnuerbrochen beleih, darüber gib ich
disen prief ze ainem warem vrch&nd, versigelt mit meinem
insigel. Daz ist geschehen ze Qretz, du nach Christes geburt
waren (ergangen) tausent iar zwai hundert iar vnd in dem
newen vnt newenzechisten iar, des achtoden tages vorm Auf-
ferttage.
Copie Nr. 1585 im Jo. Arch. in Graz . nach einer Handschrift des
14. Jahrh. Cod. Nr. 333 f. 60^ und 80 daselbst.
1 lesent Hs.
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313
17.
1300, 28. I., Beun.
Hca-tneit von Wüdony gibt dem Kloster Beun zum Zwecke der Er-
bauung und Erhaltung einer Kapelle alldort 12 Mark auf genannten
Gütern gelegenen Geldes,
Ich Hsertneit von Wildony marschalch in Steyr vergich
an disem brief vnd tfin chunt den, die in sehent oder hoerent
lesen, den gegenwurtigen vnd den chymftigen, daz ich mit
meiner housvrowen vern Agnesen guetem willen vnd mit aller
meiner chinde gunst vnd gutem willen Reichers Hsertneides
vnd Vlreichs vnd Elspeten vnd aller meiner erben dem Cr-
eamen manne apt Hainreichen von Revn vnd dem gotsfaous
Tod der sampunge (!) han geben zwelf march geltes, der ligent
sechs march geltes ouf tausent chsesen bei Waltstain an einem
perge der haizt der Gozarnich, vnd drei march geltes vnd
sechs vnd zwainzch phennige datz Vevstritze bei Gybanswalde
an haebe gvlte vnd drei march geltes vnd sechs vnd zwainzch
phennige die ligent an wein-perchreht ouf dem perge bei dem-
selbem dorffe, der haizt der Vevstritzer perch, des selben perch
rehtes ist immer ein jar achzehen emnier weins, daz ander jar
sechs vnd dreizch emmer weins. Und daz guet han ich in
geben durch meiner sele willen vnd durch aller meiner voedern
sele willen, also swenne ich nimer pin, daz iz denne ir sei
vnd iz haben mit aller vogtay vnd an alle ansprach, gesflcht
Tnd VDgesöcht gestift vnd vngestift, mit allem dem reht vnd
ich iz han bracht vntze an mein ende. Vnd daz selbe guet
han ich in geben also, daz sev mir schein powen ein 8ch6n
chapellen datz Revn mit ir guet aller dinge vnd an alle meine
mve vnd schvln mir dev selben chapellen ewichleich belavhten
vnd alle tag schol man ein messe dar inne singen oder sprechen
von der sampnuge, dar zv schol man von dem selbem guet
geben igleichem brfider, der in dem reuenter izzet, alle mal
drei ayer von des heiligen chrevtzes tag der in dem herwest
ißt, vntze hintze vaschange alle jar ewichleich. Vnd daz in
die rede fvrbaz also staet beleiwe von mir vnd von allen
meinen nachchoemen, dar vber gebe ich in disen brief mit
meinem hangondem insigel versigelten zeinem waren f rchunde
vnd zeinem gezevge: vnd die erbern levt, die hie geschriwen
sint, daz sint mein liebe öchaim her Hainreich vnd her Fridreich
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314
von Stuwenberch, vnd mein liebe 6chaim her Fridreich vnd
her Hertneit von Pettowe, vnd mein Ächaim her Vlreich der
schench von Ramenstain vnd her Wulfinch der Swergewel, her
Seifrit von Waltstain, her Albrecht von Wiltpach vnd Vlreich
an dem Lazze^ Albrecht von Obdach vnd Ruedel der Schreiber,
vnd anderre biderwer levt geniich. Der brief ist geben datz
Revn nach Christa gebflrde tousent jar in dem drev hvndertistem
jar des phintztages nach sand Pauls becherunge.
Or.-Pg. im Stifts-Arch. zu Reun mit einem hängenden SiegeL
18.
1300, 4. Xn., Gtöss.
Hertneid von Wildon widmet dem Kloster Göss den Bauern Rikum.
Ich Hertneid von Wildon . Marchschalch in Steyer . ver-
gib offenleich an disem brief vnd tvnz chvnt allen den die
disen brief ansehent oder h6rent lesen . daz ich dvrch miner
vordem sei wille . vnd durch min vnd miner S^ne Richers-
vnd Hertneides gvtem willen ze rechter aigenschaft ainen ge-
bouren Rikum genant, der erbaeren vrowen, vrovn Herraten
der abtessinn ze 66sse vnd irem Qotshaus . mit allem dem
reht vnd wir in haben, vnd gehabt haben . vnd verzeihen uns
aller der ansprach die wir gegen den selben Rikurn gehabt
haben, daz er vürbaz des vorgenanten gotshaus ze Gdsse
vreilich vnd ewichleichen sein sol. Diser gab, vnd diser red
sint gezevg . her Eyrinch der pharrer ze Perlepp . her Fridereich
von Stadel . Ott von Vevriach . Ditmar von Weizzenchuchen .
Her wart der Pokk . wergant von Micheldorf . Ditmar von
Levben . Chvnrat von Chvntwitz . Ditrich der Hohemoan .
Walchen der Spitaler . vnd ander biderb levt genvch . vnd ze
ainem staetem vnd vestem vrchvnd gib ich disen brief mit
meinem Insigel versigelt vnd ist daz geschehen, vnd der
brief geben ze G6sse des naesten Svntages, vor sand Nycläs
tach — nach cristes gebvrt vber Tovsent iar — im driuhvn-
dertigistem iar.
Or.-Pg. des Jo. Arch. mit einem Siegel. Eine etwas abweichende
Fassung dieser Urkunde enthält Froehl. Dipl. Styr. 1, 40 Gost. 22.
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315
19.
1301, 7. IV., Gras.
Hertneit von Wüdonif Marschall in Steyer, verkauft dem Bischöfe Vlreich
von Sekkau das Gericht auf dem Gute AtzUinsdorf um fünf Mark
Silber mit Vorbehalt des Wiederkaufrechtes,
Ich Hertneit von Wildoni, marschalch ze Styr, verg^ch
an disem prief vnd t&n chunt allen di in sehent oder hArent
lesen, daz ich dem ersamen herren bischolf Vlreichen von
Sekkau vnd seinem gotshaus faan verchauft das gericht auf
seinem gfit daz Atzleinsdorf mit allem dem reht, als ichs inne
gehabt han, vm f^^mf march silber der ich nu gewert pin, von
sand GArgen takch der nu shierist chvmt vber ein iar. Swenne
ich in der trist daz selb geriht wider chauffen wil, so sol er
miers her wider gewen vm daz selbe g&t, wer awer, daz ich
den selben tach verzieht, so sol iz sein vnd seines gotshaus
ewiehlichen sein, an allen chrieg. Vnd daz daz im vnd seinem
gotshaus Btsdt vnd vnuerbrochen beleih dar vber gib ich im
disen prief ze einem gewissen f rchfind versig^elt mit meinem
insigel. Dez sint gezeugen her Wulfinch von Erenvels, Acherll
auz der Gewi, Peter von Gleysdorf, Hertneit der Rosenberger,
Weltzel von Zebnig, Chunrat der Windishgretzer, Chunrat der
Pbaff vnd ander piderb leut. Daz ist geshehen vnd ist auch
der prief gegeben daz Gretz, do von Christes geburt waren
lausen iar in dem ain vnd drevhundristem iai* des freytags in
der Oster bochen.
Ex codice Seccov. (Handschrift des 14. Jahrh.) fol. 61^ im Archive
^ Joannenms in Graz Nr. 333.
20.
1301, 2. Vn., Qdss.
SopÄey, Tochter Herrants von WUdonin, und Hertneit von Wildonin, Mar-
fchaU m Steir, bestätigen die Schenkung »weier Hüben tu Oberdorff und
Pfaffendorf an das Kloster in Raitenhaslach durch Margaretha von
Eppenstein als Seelgeräte für deren Sohn Wulfing,
Wir Sophey heren Herrantes tohter von Wildonin dem
got genade vnd Hertneit von Wildonin marschalich in Steir
tan chunt vnd veriehen allen leuten, die disen brief sehent
oder hftrent lesen, daz wir mit g&tem willen vnd mit ver-»
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316
dahtem mfite willichleich vnd gsenzleich stsete haben wellen
vnde haben daz selgerset vnd die giflPt, daz dev erbere vrowe
Margaret vnser libev geswei^ Vlreichs witbe von Eppenstain
gegeben hat durch Wiilfinges ires sunes sele willen dem gots-
house hintz Raitenhaslsech , vnd sint des selgersetes dise zwo
hfibe; einev gelegen ze Oberndorff, dev ander ze Pfaffendorff
mit allev dev vnd dar z^ gehöret gesächt und vngesficht be-
sitzen ewichleich an aigens stat. Die vorgenannte herren von
Raitenhaslsech mfigen vnd sulen mit den vorgenanten zwain
haben schaffen allen iren willen vnd frumen mit vercbouffen
oder swie si wellent, wir sulen in die selbe h&be schermen
vor aller ansprach oder^ swem sis verchouffent, sule wir daz
selbe laisten. Wan ich Sophey nicht aigens insigel han, so
bestsetige ich dise gifft vnd dises selgeraet mit meines veter in-
sigel heren Hertneides, der disen brief geit ffir vns baide vnd
f&r alle seine erben ze einem ewigem vrchunde. Des sint
gezeuge: her Otte der alte von Liehtenstain^ her Fridreich
von Stubenberchy her Otto von Emueis, her Hainreich der
Cholbe, her Lewe von Lobnich, her Hertweich, her Dietreich
von Leuben, her Otto vom Schachen, her Otte Spangrfil,
Fridreich von Algerstorf vnd ander erbere leute. Daz ist ge-
schehen vnd diser brief geben ze Gösse nach Christes geburt
tousent iar drev hundert iar in dem erstem iare des Suntages
vor sande Vlreichs tage.
Or.-Pg. des Stifts-Arch. zu Reun mit einem hängenden Siegel.
21.
1801, 2. VIL, Gtöss.
Sophei, die Tochter Herrantea von Wildoniriy und ihr Vetter Hertneit von
Wildonin vergleichen »ich mit Margarete^ der Witwe Vlreichs von Eppen-
»tain^ über streitige Leute und Güter an benannten Orten,
Ich Sophei heren Herrantes tohter von Wildonin vnd ich
Hertneit ir vetter von Wildonin vnd alle meine gerben veriehen
vnd t&n chunt allen den, die disen brief sehent oder horent
lesen, den gegenburtigen vnd den chümftigen, daz wir vns
liepleich vnd gdtleich verrihtet haben mit vnserr lieben geswein
vrowen Margareten, Vlreichs witben von Eppenstain, dem got
genade, vmb allen den chriech, der zwisschen vns gewesen ist,
vmb leut vnd vmb gftt also, daz wir gestanden sein von des
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317
Vngeres hof bei Huntstorf auf ein pfihel vnd von Hartmans
hüb in der Lobnich vnd von der hübe ze p&hlseren bei Frei-
masparch, daz si damit t&n sol, swaz si wil nah allem irem
willen vnd frum. als mit irem rehten aigen vnd sule wir des
selben g^tes ire gewer sein^ wir vnd vnser gerben, fftr alle
ansprach an alle ii*e mf vnd alsam der, den sis geit, sul wirz
verantworten, daz lobe wir. Dar z^ sol si inne haben die zwo
Bwaig, die Hainz und Otte der Ressch dienent mit zwelf hun-
dert chsesen, mit allem dem reht, als sis herbraht habent ze
holtz vnd ze veld. Si sol auch inne haben vier march geltes,
die si chou£F); hat von Rügers des Chropfes chinden von Diern-
Btain vnd daz hous ze Orsetz. Dar f ber hab wir ir geben
Fridreichen von Algerstorf vnd seine tohter Diem&ten vnd dar
zf zwai mensch, swelher si nemen wil. Die vorgenante zwo
swaige vnd die vier march geltes vnd daz hous ze Orsetz vnd
die lente sulen nach irem t&de vns vnd vnser gerben her wider
angevallen aigenleichen. Wan ich Sophey niht aigens insigels
han, so bestsetige ich dise sache und disen brief mit insigelen
meiner lieben fihaim heren Frideichs von Stubenberch, heren
Otten des alten von Liehtenstain , heren Otten von Erenvels*,
so bestotige ich Hertneit alsam allez daz, daz vorgeschriben
ist, mit mein selbes insigel für mich vnd für alle meine
gerben. Des sint gezevge her Hainreich der Cholbe, her Lewe
von Lobnich her Hertweich vnd her Dietreich bruder von
Leuben, her Otto von dem Schachen, her Otto der Spangrfil
vnd ander erbere leute. Disev ebnunge vnd dise sache sint
geschehen vnd diser brief geben ze Gosse nach Christes ge-
hurt tousent iar drev hundert iar vnd in dem erstem iare des
Buntages vor sande VIreichs tage.
Or.-Pg. des Stifts-Arch. zu Reun mit vier Siegeln.
22.
1302, 2. xn..
Herineü von Wüdoniy Marschall in Steier, bestätiget, dass die Ötachrin
von Mur dem Gotteshause zu Sekau einen Äcker bei Sand Laurentzen
in dem Pirichech geschenkt habe.
Ich Hertneit von Wildoni, marschalch in Steyer vergich
an disem prief daz ein vraw de Ötachrin von Mür genant ein
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318
acher pei sand Laurentzen in dem Pirichech, der inwertaigen
von mir waz, durch Ir sei willen dem gotshaus hintz Seccowe
hat gegeben; die selben gab bestsetig ich dem vorgenantem
gotshaus vnt der sammung durch meiner sei willen vnd meiner
voruodem sei, wand si den vorgenanten acher an meinen willen
niemen mocht gegeben; daz in daz nv stet beleih; so gib ich
dem vorgenannten gotshaus disen prief , bestsete mit meinem
insigel vnd ist daz geschechen nach christes geb&rte vber
tausent jar vnd drevhundert an dem andern jar, vnd ist daz
geschehen datz Seccowe des nohsten svntages nach sand Andres
tag vnd sint des zevng her Wulfinch Swergebel, Albrecht vnd
Perchtolt vnd Jans von Obdach, Chvnrat von Sunhaz, Ortel
von Gozpach; Wilhalm von Chvmbentz, Ortel von Siiiiich.
Ans einem Copialbnche des Stiftes Sekan (14. Jahrh.) fol. 70^ Nr. 110,
Handschrift Nr. 334 des Jo. Arch.
23.
1306, 2. IX., Gras.
Herineid von Wildony, Marschall in Steyr, erlaubt dem Bischöfe Vlreich
und dem Gotteshause zu Seccaw den BurgstaU zu Byscholfsekke mit
Mauern und Graben zu bauen.
Hertneid von Wildony marschalch ze Steyer vergihe an
disem brief allen den, di nu sint vnd noch ch&mftich werdent,
die in sehent oder hörent lesen, daz ich dem ersam herren
bischolf Vlrichen von Seccaw, durch die lieb, di ich han zfi
im vnt z& seinem gotshaus, derlaubt han, willichleichen ze
pa^n daz purchstal ze Bischolfsekke mit mawer vnt mit graben,
so er pest chan vnd mach, alz ez im vnt seinem gotshaus nutz
vnd gi\t ist, an alle irresalungen, daz pei Aetzleinstorf auf
seinen aygen leit, da er daz geriht auf hat, daz er von meinem
vater dem got genad gechauft hat, mit allem dem recht vnt
er ez inne gehabt hat vnd her praht hat, als sein hantvest
sait, di er im vnt seinem gotshaus darüber geben hat, vnt hat
er mir darumb geben vierzech march silbers gewegens Wien-
nisch gewihtes vnt daz im vnt seinem gotshaus daz st£et vnt
vnzebrochen beleih von mir vnt von meinen erben. Darüber
gib ich disen brief ze ainem warem vnd sihtigem vrch&nd,
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319
veraigelt mit meinem vnd hern VIreichs von Walßse haupt-
mans vnd druchsaetz in Steyr hanguntenn insigeln vnt sint
des gezeuch her Dietreich ertzpriester der obern marhe pfarrer
ze Petto^, her Ekpreht der pharrer von sand Laurentzen, her
Fridreich von Stubenwerch, vnd her Hainreich sein prfider,
her Hertneid von Pettowe, her Vlreich der Schench von Raben-
stain, her Otte der Vngenad, der mit sampt hern Vlreich von
Walsse redner vnd geweruer ist gewesen diser sache, des in-
sigel auch an dem brief leit, her Otto von Steyr, her Purchart
von Eierbach, her Otte von Wolfsawe, di ritter ^ Otte von Ley-
bentz, Alhoh von Halbenrain, Vlreich ab dem Laz, Chfinrat
der Windischgraetzer vnd ander erber leut genäch. Daz ist
^schehen vnt ist der brief geschriben ze Graetz, nach Christes
gewurd, tausent drewhundert jar vnt in dem ffimften iar, dar-
nach des naechsten tages nach sand Ylgentage.
Copie nach N. 36, Sekan bei Leibnitz im Jo. Arch.
24
1309, 25. IV., Murau.
Otto von Liechlenatain^ Kämmerer in Steyr^ bezeugt^ dass sein Schwieger-
vater Leutold von Wüdonin und dessen Hausfrau Agnes dem Kloster
m Steung das Dorf Öraffendorff mit Vorbehalt des lebenslänglichen Nutz-
genusses geschenkt haben.
Ich Otto von Liechtenstain, camrer in Steyr, thuen khundt
und vei^ich offenleich allen leuten, das mir fflr war gewissen
vnd khundt ist, das der edlman mein lieber swecher herr
Leutold von Wildonin vnd sein hausfraw frav Agnes vnd alle
ir erben, die sy heten zu den zeiten^ den allen got genade mit
verdahtem mute willichleich vnd gern daz dorf, daz da haisset
Graffendorf, gaben aigenleichen dem gotshaus zu Steunz vnd
Sande katherein, die wirtine vnd hausfrawe da ist, wan er des-
selben gotshaus stififter was, doch das si haben solden vntz an
iren todt, nach iren todt solt ez ^ daz gotshaus augehören gar
vnd aigenleichen ewigkleichen zu besizen. Daz dem also sey,
darftber gib ich dem vorgenantem gotshaus zu Steunz meinen
brief mit meinem hangendem insigel zu vrckhunde vnd zu
^ retter Ha.
^ er Hs.
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320
gezeug der warheit. Das ist geschehen und diser brieflf geben
zu Murawe, nach Christes geburt drevzehen hundert jar, dar-
nach in dem neunten jar den freytage an sand Marx tage.
Copie im Jo. Arch. ex codice scripto Steunzensi.
25.
1314, 23. IV., ....
Hertneid von Wildonia gibt dem Frauenkloater zu Merenberch zu seines
Bruders Reichhers Töchtern, den Schwestern Elspeten und Margreten^ das
Bergrecht von vierzehn Weingärten an dem Oberdorfer Berge und dem
Äelblein und benannte Hüben gegen Wiederkaufsrecht,
Ich Hertneid von Wildonia marschalch von Steyer ver-
gich an disein brief vnt tvn chvnt allen den, die nv sint vnd
hernach chvnftich werdent die disen brief ansehent oder hfirent
lesen, daz ich mit meines bruders Wireichs hant vnd mit
meiner hausfrawen hant, vrawen Elspeten vnd mit irem guten
willen vnd mit aller meiner chinde hant, vnd mit irem guten
willen, der priorin vnd allen den swesteren, die in dem chloster
ze Merenberch sint, die da got dienent vnder sand Augusteins
regel nach der prediger gewonhait, geben han ze meines ' bru-
ders Reichhers töchtern swester Elspeten vnd swester Margreten
perchreht von vierzehen wejngarten; das selbe perchreht gilt
ain iar vierzehen emper, daz ander iar zwaier min dreizich
emper; die vorgenanten Weingärten sind gelegen achtodhalber
an den Oberdorfer perge, sibent halber an dem Äelblein, vnd
drey hvben, der haizt ainiv div Guldeiniv hübe div anderiv
haizt an dem Wanch, div drittiv in dem Buchentz, da Jans
aufgesezzen ist mit wismat, mit waid vnd mit holz, vnd mit
allem daz dar zv gehört, swie ez genant ist, gesucht vnd vn-
gesucht, fär rehtez aygen. Tet ich des nicht, swelhen schaden
si des naemen, den sol ich in ablegen vnd habent mir vnd
mein erben die vorgenant swester gelobt, swan ich in gib
zwainzich march silbers Grezer gewegens, so schvUen si uns
daz vorgenant gut paidiv perchreht vnd hüben, alles her wider
geben an alle wider red. Vnd daz daz also staet peleibe vnd
vnuerbrochen vnd daz sein auch nicht vergezzen werde, des geb
meiner Hs.
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321
ich den vorgeuannten swestern an var vnd an alle pSse liste
disen offen brief ze ainem vrchunde der warhait, mit meinem
bangenden insigel versigelt. Des sint gezeugen: Marchel der
Saechel, schaflfer von Eywenswald, Aller vnd Alram von
Eywenswald, Chunrat vnd Mathey von Mernberch; Hertweich
der Schütz von Mernberch, bruder Chunrat, der vorgenanten
swestern ehappelan, Chunrat der Chaiserman, der vorgenanten
swestern sefaaffer vnd ander biderb leute. Der brief ist geben
nach Christes geburt tausent iar, dreihundert iar, vnd in dem
vierzehendem iar an des guten sand Georien tage.
Ein angehängtes Sieg^el. Abschrift nach der Copie des Hauptmanns
V. Felicetti. Jo. Arch.
26.
1325, 19. m., ....
Die Noimeii Elspet und Margret, TÖcIUer ReieJiers von Wildony, stiften
zwei Jahrestage im Kloster (Marenberg),
Ich swester Elspet vnd ich s wester Margret, paid herm
Reichers töchter von Wildony vergehen mit dem offen brif
vnd tun chunt allen den, di in sehent, horent oder lesent, di
nu sint oder noch chumftig werdent, daz wir mit vrlawb vnsers
Ordens vnd mit willen vnd gunst vnsers liben veters herrn
Hertneyds von Wildony, marschalchs in Steyer vnd aller seiner
erben vnd mit rat vnd hilf vnser pesten frewnt vnd als wir
des von reht erben sein, gelost haben von vnsern conuent daz
gut, daz nach vns geben ist worden paidev hüben vnd perch-
recht, also, daz ez fürpas din schol zu jarstagen vnd allen
vnsern vadern sein vnd nachomen ze trost, vnd sol man daz
ako begen, czwen jarstag iden mitczwelf pristern vnd di vrawn
mit vigilyen in den acht tagen nach sand Gorgentag, den an-
dern in den acht tagen nach sand Bartolomeus tag vnd di vir
tag lobleich begen, ain an dem heiligen Niclastag, den andern
an gotsleichnamstag, den dritten an sand Johannestag, als er
enthawbt wart, Jacz vird an sand Elspetentag vnd di selben
vir tag als oft, den vrawn vnd ganczen conuent daz mal
geben, daz sol also geschehen alle jar jerleich, des sint ge-
czewg vnd da pei gewesen di edelu herrn herrn Hainreich von
Wilthawsen, her Chol von Czeldenhofen , her Hadenreich von
Seldenhofen, her Pillunch von Swamberch, her Durinch, sein
ArchiT. Bd. LIX. J. Uälfte. 21
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322
prüder, Mathe von Merenberch vnd Chunrat sein prüder, Hert-
weig der Schticz, Chunrat der Chayserman vnd ander erber
leut genug. Mit vrchunt diez brifs versigelt mit vnsers
conuents anhangunden insigl, den wir paid vorgenant swester
darvm fleizzig gepeten haben mit vnsern pesten frewnten, daz
sew ez an den brif gehangen habent zu ainer ewigen gedeht-
nus vnd zu ainer vrchunt der warhait. Der brif ist geben
nach Christi geburt tawsent jar, drew hundert jar, darnach in
dem ffimf vnd czwainczchistem jar, des ertags in der vasten
nach dem suntag, als man singet letare.
Mit einem Siegel. Abschrift nach der Copie des Hauptmanns v. Feli-
cetti. Jo. Ärch.
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Archiv
fOr
österreichische Oeschichte.
Herausgegeben
TOB der
znr Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserlichen Akademie der Wissenscliafteu.
NeimundfOnfiBigster Band.
Zweite Hälfte.
(Mit einer Abbildung.)
Wien, 1880.
In Gommission bei Carl Gerold's Sohn
BoehhJlndler der k. Akademie der WieseDBoheftea.
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ÜBER
DEN AUSSTELLUNGSORT
EINER
URKUNDE KAISER HEINRICHS IV.
DD. NTJZDORF, ID. (IDIBUS) MAI (15. MAI) 1097.
VON
ALBERT JAEGER.
AwWt. Bd. LIX. II. H&lfle. 22
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Die Urkunde Kaiser Heinrichs lY.
Am 15. Mai des Jahres 1097 stellte Kaiser Heinrich IV.
auf seiner letzten Rückreise aus Italien nach Deutschland zu
Nussdorf für die Kirche des heiligen Georg im Innthalc eine
Urkunde aus, mit welcher er der an der genannten Kirche
lebenden Einsiedlergenossenschaft' sechs Höfe mit allem Zu-
gehör in den Ortschaften des Unterinnthaies: Kuntel, Luisfeld,
Oberndorf, Winklhaim, Pirkenwang und Ebs schenkte.
Die Originalurkunde wird im Archive des Benedictiner-
Stiftes Fiecht aufbewahrt. 2 Abschriften linden sich in der
Chronik der genannten Benedictiner Abtei St. Georgenberg
nun Fiecht in Tirol (Innsbruck 1874) Ö. 228—230,» in Hor-
mayrs Beiträgen Nr. 38, S. 81, aber bis zur Unbrauchbar-
keit verstümmelt und mit Fehlern angefüllt.^ Bei Sinnacher,
' Die ursprüngliche Eiiisiedlorgeuossensclial't verwandelte «ich zwischen
1125 — 1140 in eine Abtei des Benedictinerordens unter dem Namen
St. Georg-enberg. Nach mehr als öOO Jahren wurde die Abtei wegen
wiederholter Unglücksfälle durch Waldbrände und Blitzverhcorungen an
die Stelle verlegt, wo sie heutzutage unter dein Namtn des Henodictiner-
atiftes Fiecht, Schwaz gegenüber besteht.
2 Sie erscheint leider an einigen Stellen verletzt; die Chn»nik des Klosters
gibt S. 5, Anmerkung 3 Auskunft über das Missgeschick, das ihr
zwischen 1604-1625 widerfuhr. Um die durch die Verletzung ent-
standenen Lücken auszufüllen, wurden an der Rückseite kleine Perga-
mentatücke angebracht, und an der Vorderseite die abgJingigen Wörter
ergänzt.
' Diese Abschrift gibt das Original am treuesten; nur in der Datierung
zeigt sie einen Lesefehler: ,Data Idus Martii, statt Id. Mai.
* Einige Beispiele mögen den Vorwurf begründen: Ilormayr, ,qualiter
nos amoro Christi ejusque genitricis Mariae, Ucmedio aninuie nostrne etc.*
Urkunde: ,qualiter nos pro amore Christi ejusque genitricis Mariae
omniuinque Sanctorum pro n-medio animae nostrae etc.' — Hormayr: et
aliorum nostrorum in nostro servitio veiocUiforuvi (sie) — Urkunde:
,et aliorum parontum nostroruni vol aliorum fidelium nostrorum in nostro
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Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Sähen und
Brixen II. Band. S. 649 nr. 104.
Was nun den Ausstellungsort ,Nussdorf' betrifft, so
bildet eben die Frage, wo dieser Ort gesucht werden müsse,
den Gegenstand der folgenden Untersuchung. Der Erste, der
den Ausstellungsort nach dem ungefiihr eine Meile westlich
von Wien entfernten Nussdorf an der Donau verlegte, war
Harald Stenzel. Im II. Band seiner Geschichte Deutschlands
unter den fränkischen Kaisern enthält er S. 299 die Angabe:
,15. Mai, Nussdorf bei Wien und beruft sich auf Hormayrs
Beitrag IL 81'. — Dr. Karl Friedrich Stumpf in der IL Ab-
theilung des IL Bandes in dem Werke ,die Reichskanzler'
S. 245 theilt dieselbe Meinung, und bezeichnet ,Nussdorf an
der Donau bei Wien' für den Ausstellungsort der Urkunde.
Am entschiedensten geht Wilhelm von Giesebrecht vor.
Obwohl es ihm nur scheint, dass Kaiser Heinrich bei seiner
Rückkehr aus Italien nach Deutschland seinen Weg durch
Kärnten und Steiermark genommen habe, weiss er doch zwei
Zeilen später mit voller Gewissheit, dass ,er am 15. Mai zu
Nussdorf bei Wien war'. (Gesch. der deutschen Kaiserzeit
III. Band. Dritte veränderte Auflage Seite 673). Der Verfasser
der Chronik der Benedictiner-Abtei Georgenberg-Fiecht gieng
Seite 6 in der Anmerkung von seiner früheren anderen
Meinung ab, und schloss sich der des Dr. K. Friedr. Stumpf
an. Es haben sich somit gewichtige Stimmen für Nussdorf an
der Donau bei Wien, als den Ausstellungsort der Urkunde
ausgesprochen, und doch stehen dieser Annahme grosse Be-
denken im Wege.
Erstens die Urkunde selbst enthält weder einen Zusatz
noch eine Andeutung über die Oertlichkeit des fraglichen
Nussdorf. Auch bei Hormajr und Sinnacher findet sich
keine Ortsbestimmung, und was nicht zu unterschätzen ist,
Dr. Friedr. Böhmer schweigt ebenfalls, und gibt Nussdorf
ohne irgend einen Zusatz.
Femer fehlt jeder Anhaltspunkt für die Annahme der
Anwesenheit des Kaisers Heinrich im Jahre 1097 in Oester-
servitio occisomm Tel qoacnnqne morte praeventomm etc. etc., nnd so die
ganze Urkunde hindurch ; diese zählt den Kaiser überall als Hein-
ricom IIJ. — Hormajr: überall Heinricum IV.
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reich ob oder unter der Enns, geschweige zu Nussdorf bei
Wien. Keine Urkunde, keine einzige der österreichischen
Chroniken weiss etwas von einer Ankunft oder von einem
Aufenthalte Heinrichs IV. im genannten Jahre im erwähnten
Lande. Man vergleiche des Andreas von Meiller Regesten
der Babenberger und Dr. Wattenbachs Annales Austriae im
XI. Bande der Monumenta Germaniae historica (IX. Bande der
Scriptores). Man wird zum Jahre 1097 keine Spur von Hein-
rich IV. in Oesterreich finden. Eben so wenig weiss Sigmund
Calles in seinen mit dem grössten Sammelfleisse bearbeiteten
Annales Austriae etwas von Heinrichs Dasein in Oesterreich
im erwähnten Jahre; man vergleiche in dessen I. Theile
Seite 433 was er zum Jahre 1097 mittheilt; von Heinrich ist
keine Rede.
Nehmen wir aber für einen Augenblick an, Kaiser Heinrich
sei 1097 in der That nach Oesterreich gekommen, und am
15. Mai zu Nussdorf bei Wien gewesen, so müssen wir ver-
nünftiger Weise voraussetzen, es müsse ihn eine bestimmte
Absicht dahin geführt haben, oder er sei durch Verhältnisse
gezwungen worden, auf seiner Rückkehr nach Deutschland
diesen weiten Umweg einzuschlagen. Zu den Jahren 1077 und
1093 kennen wir eine solche Nöthigung und eine solche
Absicht Im Jahre 1077 wählten die deutschen Fürsten unge-
achtet der Demüthigung, welcher sich Heinrich am 25. Jänner
zu Canossa unterzogen hatte, auf dem Tage zu Forchheim
(15. März) den Herzog Rudolf von Schwaben zum Könige. Als
Heinrich am 9. April von Verona aufbrach, um auf dem
kürzesten Wege nach Deutschland zu gelangen, fand er die
Tirolischen Alpenpässe von seinen Gegnern besetzt. Er war
genöthigt auf weitem Umwege durch Friaul und Kärnten den
üebergang über die Gebirge zu suchen, nachdem er den Patri-
archen Sieghard von Aquileja durch grosse Geschenke und
noch grössere Versprechungen und die in Kärnten mächtigen
Eppensteiner durch gleiche Begünstigungen gewonnen hatte. *
Wichtige Dienste muss ihm auf dieser, wie sich vermuthen
lässt, auf sehr abgelegenen Wegen vollzogenen Wanderung,
der Bischof Altwin von Brixen, einer der treuesten Anhänger
Heinrichs IV. geleistet haben. Diess bezeugen nicht blos die
1 Giesebrecht III. 441-442.
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;]2H
Schenkungen, die er erhielt, ' sondern auch die Worte der
Anerkennung, mit denen Heinrich die Gaben begleitete. ^
Zum Jahre 1093 kennen wir, wie oben bemerkt wurde,
eine bestimmte Veranlassung, welche den Kaiser bewog, den
österreichischen Ländern sich wenigstens zu nähern. Gedrängt
durch die unglückliche Wendung, welche sein Glück in Italien
nahm, und durch die Nachrichten, welche er aus Deutschland
über die steigende Macht des Herzogs Weif und dessen Partei
erhielt, beschloss er die Magyaren gegen Weif aufzuhetzen.
Er verabredete eine Zusammenkunft mit dem ungarischen
Könige Ladislaus, und machte sich um Weihnachten 1092 auf,
um mit ihm wahrscheinlich in der Abtei Martinsberg zusammen
zu treflFen. Allein der Herzog Weif warf sich ihm mit be-
waflfneter Macht in den Weg, und zwang ihn umzukehren. ^
In beiden Fällen kennen wir also die bestimmte Absicht
und Nöthigung, die Heinrich den östlich von Italien gelegenen
liändern näher brachte, was soll ihn aber genöthigt oder be-
wogen haben, im Jahre 1097 nach Nussdorf bei Wien zu
kommen? Er wollte nach sechsjährigem Aufenthalte in Italien,
wo ihn seine schwindende Macht in den letzten zwei Jahren
zu einem wahren ,Stilllcbcn in Verona und Padua' verurtheilt
hatte, wieder nach Deutschland zurückkehren. Ihn hinderte
nichts mehr, den kürzesten Weg einzuschlagen. Herzog W^elf
hatte sich schon 1095 mit ihm versöhnt, und arbeitete seitdem
die deutschen Fürston für ihn zu gewinnen. • Die Alpenpässe
' Sinnachor II. iö3 inid Iö6 und die hotreffenden Urkunden p. 579
nnd 580
' Sie lauton: ,diem Altwini S. ßrixin. Eulae Episcopi servitium crga uos
ßdehy 'nia;/num, homnn et asffidmtm rospeximus*. Ebcnd. p. 580. - Auch
bei Horm. II. p. 58 aber wieder mit dem Fehler, dass er anstatt ,dumque
Altwini* etc. dinque Altwini etc. bietet.
•* Bertold. Constant. ad ann. 1092: Welpho dux Bajoariae eundem
Heinricum ante proximam nativitatom Domiui mirabilitor confudit, quem
ad colloquium pervenirc prohibuit, quod idem Heinricua et Rex Hungariae
o.ondixerant, ad quod etiam pene jnm converant. Pamit zn Tergleichen
Szalay. Gesch. Ung-arns I. 221-222.
* Ebend. ad ann. 1005. Welpho, Filiufl Welphonis Dncis Bajoariae, a
conjugio dominae Mathildae so penituß sequostravit . . . Unde pater
ipsius in Ijonpobnrdiam nimis irato animo pervenit, et fnistra diu mul-
tumque pro liujus modi reconciliatione laboravit. Ipaum eliam IldnHcum
(imperatorem) sihi in adjutonum ascivit contra dominam MachtUdam^ ut
ipsam bona sua filio eju» dare compelleret', Seitdem wurden Weif und
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329
durch Tirol standen jetzt offen. Was soll ihn genöthigt oder
bewogen haben, so weit auszubiegen, um nach Nussdorf in die
Nähe von Wien zu kommen? Man bringe einen Beweis dafür.
Giesebrecht, um diesen Autor hervorzuheben, gibt keinen
Grand an ; im Gegentheil er schwankt in der Bezeichnung der
Richtung, in welcher Kaiser Heinrich um Ostern 1097 seinen
Rückweg aus Italien nach Deutschland einschlug, indem er
sich des Ausdruckes bedient ,er scheint' seinen Weg durch
Kärnten und Steiermark genommen zu haben, lässt ihn aber
mit voller Bestimmtheit am 15. Mai zu Nussdorf bei Wien
zum Vorschein kommen ; Beweis dafür wird, wie schon bemerkt,
ausser der eben in Frage stehenden Urkunde, keiner gebracht.
Ueberhaupt leidet Giesebrechts Darstellung des Verhältnisses,
welches sich zwischen dem Herzoge Weif und Kaiser Heinrich
von 1095 bis 1097 bildete, an Unklarheit. »
Zu allem Ueberflusse kann noch auf die Entfernung von
Wien bis Regensburg und auf die Zeit hingewiesen werden,
welche bei den damaligen Verkehrsmitteln zu einer Reise von
dem erstgenannten Orte bis zu dem zweiten erfordert wurde.
Kaiser Heinrich feierte Pfingsten zu Regensburg. ^ Das Pfingst-
Heinrich Freunde und jener arbeitete die Fürsten mit dem Kaiser zu
versöhnen. Derselbe Bertold von Constanz berichtet: Welpho dux Bajo-
ariae cum filio suo Welphone tandem de Longobardia iu Alemonnium
rediit mnliumque de restitiUione Heinrici in reffnum, quamvis de anathe-
mate non absolutum, cum principihu^ regni frunira lahoravU, ad ann. 1095.
> Nach seiner Darstellung verschmähte es Herzog Weif (1095) sogar
nicht mit dem Kaiser in Verbindung zu treten, um der grossen
Qrä6n durch Furcht abzupressen, was seine Ueberredungskünste nicht
erreichten; doch vergebens. Im Sommer 1095 kehrten die Weifen, Vater
und Sohn, über die Alpen zurück, bereits entschlossen unter
günstigen Bedingungen sich mit dem Kaiser auszusöhnen.
Sie verhandelten hier (in Deutschland) viel mit den Fürsten
über eine Aussöhnung der Parteien, aber erfolglos. So verging
das Jahr 1095; so auch die Hälfte des nächsten; noch im Sommer
1096 wollte Heinrich dem Weif die Magyaren auf den Hals
hetzen, (also wie es scheint mitten unter des Letzteren Bemühungen,
die Fürsten für den Kaiser zu gewinnen), aber allmählich erfolgte
doch eine Annäherung zwischen dem Kaiser und den Weifen.
(Giesebrecht III. 673).
3 Chronica Augusten s. bei Freher I. p. 507. ,Impcrator de Italia
rediens, Ratisponam in Pentecoste ingressus. cum omni cleri populique
snscipitur alacritate.
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330
fest fiel 1097 auf den 24. Mai. Wäre der Kaiser am 15. Mai
zu Nussdorf bei Wien gewesen, so hätte er für die Reise nach
Regensburg 8 Tage gehabt. Nun beträgt die Distanz zwischen
beiden Orten, nach den besten Karten gemessen; ^ 44 bis 45
deutsche oder österreichische Meilen (zu 4000 Wiener Klaftern)
gleich 88 oder 90 Stunden. Der Kaiser hätte somit täglich,
und zwar ohne Rasttag, einen Marsch von öVs oder 5^8 Meilen
oder wenigstens 11 Stunden zurücklegen müssen. Wir wollen
nicht die Mögiichkeit, wohl aber die Wahrscheinlichkeit be-
zweifeln; denn nachdem Heinrich ohne nachweisbaren Grund
einen Excurs aus Italien bis in die Nähe von Wien, wie man
annimmt, zu machen die Zeit hatte, hätte er jetzt einen wahren
Eilmarsch nach Regensburg angetreten; ein Eilmarsch muss
aber ein täglicher Ritt von 11 bis 12 Stunden durch 8 Tage
hindurch genannt werden. Und welcher Grund soll zu einem
solchen Eilmarsch gedrängt haben ? Heinnch ward nicht mehr
angefochten; er wurde in Regensbui^ von den Bürgern und
dem Clerus zuvorkommend aufgenommen, und verweilte bis
tief in den Sommer daselbst. ^
Da nun kein einziger urkundlicher Beweis für Kaiser
Heinrichs Anwesenheit in Oesterreich während des Jahres 1097
vorliegt und weder ein Zweck noch eine Nöthigung nachge-
wiesen werden kann, welche ihn in die Nähe von Wien geführt
haben sollte, so wird Nussdorf bei Wien als Ausstellungs-
ort der fraglichen Urkunde wohl aufgegeben, und das Nuss-
dorf der Urkunde anderswo gesucht werden müssen.
Seitdem die Weifen wegen des Zerwürfnisses mit der
Harkgräfin Mathilde sich dem Kaiser genähert und förmlich
»einer Partei angeschlossen hatten, waren auch die Tiroler-
Alpenpässe wieder frei geworden. Kaiser Heinrich konnte
unbehelligt seine Rückkehr nach Deutschland durch dieselben
antreten. Dass er von Verona oder Padua aus, wo er, wie
Giesebrecht schreibt, ^ von jeder Hilfe verlassen in unfreiwilliger
Müsse stille Tage verlebt hatte, seinen Weg an der Etsch
hinauf über den Brenner nach Baiem genommen hat, wird
um so unbedenklicher zugegeben werden müssen, als von der
* Stiel er 8 Handatlas. Scheda*8 Generalkarte.
2 Giesebrecht a. a. O. S. 673.
8 Ebend. 8. 671—672.
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331
Wahl einer andern über die Alpen fubrenden Strasse für seine
Rückkehr nichts bekannt ist; und die Brennerstrasse ftir ihn,
wie eine vollkommen sichere, so auch die kürzeste war. Dass
es Giesebrecht schien, er habe seinen Weg durch Kärnten
und Steiermark genommen, dürfte seinen Grund nur in der
von ihm geglaubten Anwesenheit Heinrichs in Nussdorf bei
Wien gehabt haben.
Allein nicht bloss der Mangel eines Zeugnisses für eine
andere Strasse spricht für des Kaisers Rückkehr durch Tirol,
es lassen sich auch solche Momente dafUr geltend machen, die
jeden Zweifel zu beseitigen geeignet sind. Mit der Rückkehr
des Kaisers kehrte auch der von dem Herzoge Weif im Jahre
1091 von seinem bischöflichen Sitze vertriebene Bischof Altwin
nach Brixen zurück. ^ Er war nach Italien zu dem Kaiser
entflohen, der ihn auch am 2. September desselben Jahres zu
Verona mit der Schenkung einer Grafschaft im Pusterthale in
seinem Missgeschick tröstete. ^ Altwin war durch 40 Jahre ein
dem Kaiser mit unveränderter Treue ergebener Anhänger, ^ er
verweilte auch die letzten sechs Jahre an seiner Seite in Italien. ^
Was entsprach nun dieser ausdauernden Treue mehr, als dass
der Kaiser ihn, da der Friede mit den Weifen hergestellt
war, auf seinen bischöflichen Sitz nach Brixen zurückführte,
van so mehr als dieser vom Alter gebeugte Bischof seine Augen
in Brixen zu schliessen sich sehnen mochte; er starb noch in
diesem Jahre. ^ Doch den stärksten Anhaltspunkt für die Be-
hauptung, dass der Kaiser durch Tirol nach Deutschland zurück-
kehrte, bietet die zu Nussdorf ausgestellte Urkunde selbst.
Im Stifte Georgenberg (Fiecht) im Innthale erhielt sich durch
die Jahrhunderte herab die Tradition, dass Kaiser Heinrich
es war, der auf Bitten der Einsiedlergenossenschaft die aus
einer seitwärts gelegenen Felsenschlucht zur Kirche des heiligen
Georg führende Wasserleitung herstellen liess, ein Werk,
welches nicht blos mit grossen Kosten, sondern auch mit
grossen Gefahren für das Leben der Arbeiter verbunden war;
' Sinnacher IL 530-632. — Giesebrecht a. a. O. S. 644.
3 Ebend. p. 531.
> Ebend. p. 464-474.
* Ebend. p. 535-586.
* Ebend. p. 536.
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332
denn die Leitung konnte nur an einer senkrecht in schauer-
liche Tiefe abfallenden Felsenwand angebracht werden, wobei
es den Arbeitern nicht anders möglich war, als an Stricken,
die von der Höhe der Felsenwand herabgelassen waren, in den
Lüften hängend den Canal aus den Felsen auszumeisseln.
Mit Recht bemerkt hierzu der Verfasser der Chronik, dass
die Anordnung zur Herstellung einer solchen Wasserleitung
,das Ergebniss der eigenen Anschauung der Oertlichkeit von
Seite des Kaisers gewesen sein dürfte'. ^ Die Vermuthung, dass
Kaiser Heinrich selbst in Georgen berg war, gewinnt durch die
Form und den Inhalt der von ihm der Kirche des heiligen
Georg ausgestellten Schenkungsurkunde an Stärke. Was sollte
den Kaiser bewogen haben, die Einsiedlergenossenschaft auf
dem abgelegenen einsamen Felsenkegel, die nicht die geringste
politische, ja nicht einmal eine kirchliche Bedeutung hatte, ^
mit einer so reichen Schenkung von 6 Höfen sammt deren
Leibeigenen und allem Zugehör an Gebäuden, Waldungen,
Acker- und Weideland, Jagd und Fischerei und Mühlenrechten
zu bedenken? Es erseheint in der Urkunde kein Fürbitter;
Heinrich beruft sich weder auf eine Bitte der Einsiedler-
Genossenschaft noch auf irgend eine andere Fürsprache, wie
es sonst in der Regel der Fall war;-^ er verfügt aus unmittelbar
eigenem Antriebe, und zwar in einer tiefreligiösen, von schmerz-
lichen Erinnerungen erfüllten, reumüthigen Stimmung.^ Und
* Chronik der Benedict.-Abtei Georgenberg- Fiecht p. 7. Änmerk. 1.
^ Georgenberg noch nicht einmal eine Abtei.
3 Z. B. Kais. Heinr. IIL sckenkt 1056 der Kirche von Brixen das Land-
gut Odelisnitz ,ob interventum dilectissime conjugis nostre ünperatricis
Agnetis'; — Heinr. IV. 1063 dem Bisch. Altwin zwei Berge ,marchione
Udalrico conlaudante* ; dem Bisch. Altwin das Landgut Schlanders ,ob
interventum dilectae conjugis Bertae Ebbonis et Bennonis episcoponim,
caeterorumque fidelium nostrorum'; eben demselben eine Grafschaft im
Pusterthal, ob interventum fidelium RudpertiBabenberg,Joannis Spirenisetc.
episcoporum etc. — oder: quali Altwinis nosti'am exoravit clementiam etc.
— ob petitionem ac fidele servitium Altwinis — etc.
* Notum sit, so erklärt der Kaiser, qualiter nos pro amore Christi ejusque
Genitricis Mariae omniumque sanctorum, pro remedio animae nostrae,
et patris nostri Imperatoris Heinrici, et matris nostrae imperatricis
Agnetis et Conjugis nostrae Bertae, et aliorum parentum nostrorum vel
aliorum fidelium nostrorum in nostro servitio occisorum vel qua-
cunque morte proeventorum* etc. tradidimus . . en videlicet ratione,
ut pro animabus supranominatorum . . jugis oratio in praefata ecclesia
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welcher Ort war geeigneter, den Kaiser in eine solclie Gemüths-
stimmung zu versetzen, als das der schmerzhaften Gottes-
mutter geweihte Eirchlein auf dem heiligen Georgsberg? Aus
dem grossartigeu; von der Hand des Schöpfers und dem sinnigen
Fleisse der Menschen festlich und reizend geschmückten Unter-
Innthale führt ein Pfad durch dunkle und duftende Wälder
bergan in eine ernste, rauhe, ja schauderhafte Thalschlucht.
Zwischen Felsenufem braust in der Tiefe mit lautem Unge-
stüm ein schäumender Bach. Zwei mächtige Felsenwände
thürmen sich neben einander auf. Aus der westlichen springt
ein schroflfer, dreihundert Fuss hoher, senkrechter Felsenkegel
hervor. An seinem Fusse umkreisen ihn zwei wildschäumende
Sturzbäcbe, über den einen schwebt hoch in den Lüften eine
kühne Brücke, der einzige Zugang zu dem isolirten Kegel,
auf dessen Scheitel die St. Georgskirche thront. Auf wen,
der je diese einsame, von aller Welt abgeschlossene Thal-
schlucht betrat, hätte die ernste Natur der kahlen Felsenwände,
die dunkeln Waldungen, die stille Abgeschiedenheit, nicht
tiefen Eindruck gemacht? Wahrlich! St. Georgenberg spricht
ergreifend zum Gemüthe des Besuchers und stimmt ihn zu
ernsten Betrachtungen und zum Gebete ; und das mochte Kaiser
Heinrich an dieser Stätte an sich erfahren haben, und wohl nur
daher seine von Sühne-Gedanken erfüllte und dictirte Urkunde.
Man übersehe auch nicht einen in der Urkunde, wie im
Vorbeig^ehen berührten, aber in einem die Einsiedelei von
St. Georgenberg betreffenden Documente nicht unbedeutenden
Umstand. Kaiser Heinrich widmet seine Schenkung der Kirche
des heiligen Georg ,aus Liebe zu Christus und seiner Mutter
Maria^ Nun berichtet eine uralte Ueberlieferung, dass das in
der Kirche von Georgonberg heute noch vorhandene und ver-
ehrte Bild der schmerzhaften Gottes-Mutter schon vor dem
Jahre 1000 von dem von einer Wallfahrt nach Rom zurück-
kehrenden Stifter der Einsiedler-Genossenschaft Rathold, einem
Edlen von Aibling, mitgebracht und unter einem Lindenbaume
aufgestellt worden sei; darum Georgenberg in frühester Zeit
häufig ,Unsero liebe Frau unter der Linde' genannt wurde.
8. Georgü perseveret in perpetiuim, et ßpecialiter in omni septimana
semper in tertia feria missa pro fidelibus defanctis et in sexta feria
missa pro salute vivorum ibi celebretur*. Siebt diese Urkunde nicbt
einem bussfertigren Testamente gleich?
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Sollte nicht dieser Umstaod den Kaiser bestimmt haben, seine
Schenkung auch ,aus Liebe zu Maria der Mutter Christi'
zu widmen? Und sollte dieser Umstand nicht auch einen Beweis,
und zwar nicht den schwächsten, bilden, iiir die persönliche
Anwesenheit des Kaisers in Georgenberg?
Wir rücken nunmehr unserem Nussdorf immer näher.
Kaiser Heinrichs Anwesenheit in Qeorgenberg, und somit seine
Rückkehr nach Deutschland durch Tirol im Jahre 1097, die
wir Anfangs als eine Vermuthung und als wahrscheinlich hin-
stellten, dürfte nach all dem, was zur Begründung vorgebracht
wurde, von einer erwiesenen Thatsache wohl nicht mehr ferne
sein. Einen neuen Anhaltspunkt zu diesem Schlüsse finden
wir in dem weiteren Inhalte unserer vielerwähnten Urkunde,
und zwar in den Gütern, welche Heinrich der Einsiedler-
Genossenschaft schenkte, und in der Erwähnung des Pfalz-
grafen Rapoto. Die zum Geschenke gewählten Höfe lagen in
sechs am rechten Innufer, von Rattenberg bis Ibs unter Kuf-
stein, zerstreuten Dörfern, * somit an der Strasse, welche den
Kaiser auf dem letzten Tagmarsche, den er noch auf Tiroler-
boden zurückzulegen hatte, nach Baiern führte. Die Urkunde
enthält zwar keine Andeutung hierüber, aber es unterliegt kaum
einem Zweifel, dass die sechs, offenbar grossen, mit Jagd-,
Fischerei- und Mühlen-Gerechtsamen ausgestatteten Höfe kaiser-
liches Fiskalgut waren. Wird es demnach ein nicht zu recht-
fertigendes Wagniss sein, wenn wir annehmen, dass der
Pfalzgraf Rapoto I. sich im Gefolge des Kaisers befunden,
und irgend einen Antheil an der Wahl oder Bezeichnung
jener Güter gehabt habe, welche der Einsiedler-Genossenschaft
geschenkt werden sollten? Die Annahme hat nichts unwahr-
scheinliches, wenn wir berücksichtigen, was die Urkunde her-
vorhebt, dass die sechs Höfe ,in seiner d. i. in Rapoto's
Grafschaft' lagen (in pago Indale, in Comitatu Palatini
Comitis Rapotonis), und wenn wir das intime Verhältniss ins
Auge fassen, welches zwischen Rapoto und dem Kaiser be-
^ Kund] zwei Wegstunden unter Battenberg; Luisfeld (heute Liesfeld)
ein Dorf am Inn bei Kundl; Obern dorf bei Kirchbühel; Winkel-
heim in dem. grossen Busen, den der Innfluss Kirchbühel gegenüber
macht; Birkenwauck (Bichelwaug) in kurzer nördlicher Entfernung
von Kirchbühel, vielleicht an der Stätte von Kirchbühel selbst; Ebese
(Ebs) eine halbe Meile unter Kufstein.
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stand. Der Pfalzgraf war einer der treuesten Anhänger Kaiser
Heinrichs IV. Während der schrecklichen Wirren, die nach
der Absetzung des Herzogs Weif 1077 in Baiern entstanden,
bis zu Welfs Wiedereinsetzung 1096 hatte er sich als ein
mächtiger und hingebungsvoller Verfechter der kaiserlichen
Sache ausgezeichnet, und zur Belohnung dafiir die Pfalzgrafen-
Würde, und die in der Urkunde erwähnte Grafschaft im Inn-
thale erhalten. Urkunden zeigen ihn uns wiederholt an der
Seite des Kaisers oder mit wichtigen Missionen betraut; ^ das
letzte Mal finden wir ihn 1096 zugleich mit dem Herzoge Weif
bei Heinrich zu Verona. ^ Es liegt demnach gar keine Un-
wahrscheinlichkeit vor, dass er in seiner Grafschaft dem
Kaiser das Qeleite gab. Und nun stehen wir an der Schwelle
des gesuchten Nussdorf.
Am rechten Innufer, eine Stunde von der heutigen Grenze
Tirols entfernt, in der Mitte zwischen dieser und Neu-Beuern
liegt Nussdorf, welches der Kaiser von Ebs weg, wo der letzte
zur Widmung für Georgenberg zu wählende Hof bestimmt
wurde, in drei Stunden erreichen konnte. Hier fand sich auch
der Herzog Weif bei dem Kaiser ein, und betheiligte sich an
der Schenkung für die genannte Kirche des heiligen Georg.
Wir hätten somit einen Ort, Namens Nussdorf, gefunden,
der im Gegensatze zu dem Nussdorf bei Wien mit der Rück-
kehr Heinrichs nach Deutschland, und mit allem, was sich
für die von ihm gewählte Brennerstrasse an beweisenden
Gründen und Momenten vorbringen Hess, im vollsten Einklänge
steht, und somit als der wahre Ausstellungsort der Urkunde
betrachtet werden muss.
Zum Schlüsse noch eine Bemerkung über die zu Nuss-
dorf ausgestellte Original-Urkunde. Wem diese zur Einsicht
vorliegt, der wird sich überzeugen, dass dieselbe, als der
Herzog Weif zum Kaiser kam, schon ausgefertigt war. Dies
beweist ein Zusatz, den sie offenbar auf Verlangen des Herzogs
erhielt, indem dieser, theilnehmend an der Schenkung, Eigen-
leute, welche der Einsiedler- Genossenschaft übergeben werden
sollten, dem Kaiser zur Verfügung stellte. Daraus erklärt sich
1 Pins Wittmann: Die Pfalzgrafen von Bayern p. 28-32. Hormayr
8. W. III. p. 43-46.
3 Oefele: Die Qeschichte der Qrafen von Andechs p. 111 nr. 26. —
Sinnacber II. p. 648—649.
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das in Kaiser-Urkunden sicher nicht gewöhnliche Vorkommen
einer Einschaltung zwischen dem bereits ausgesprochenen
Schlüsse der l^rkunde : jchai'tam hanc conscribi et manu nostra
corroboratam sigilli nostri impressione jussimus insigniri^ und
der Recognition des Kanzlers: ,Humbertus Cancellarius vice
Ruodhardi Archicancellarii recognovi^ Allein es muss bemerkt
werden, dass sich diese ,Einschaltung' nur in den Ab-
schriften und deren Abdrücken im fortlaufenden Texte
vorfindet, nicht aber im Original. In diesem wurde der Zusatz
in dem zwischen dem oben citirten Schlüsse und der Recognition
des Kanzlers wegen des aufgedrückten Siegels leer gebliebenen
Räume links vom Siegel gegen den Rand des Pergamentes
angebracht, und zwar geschrieben mit etwas schwärzerer Tinte,
aber von derselben Hand. Der Zusatz lautet: ,Et eadem tra-
ditione ad altare ejusdem sancti Georgii martyris propria manu
sua praenominatus Imperator Heinricus et cum manu ducis
Weif delegavit: Juditam filios filiasque ejus et sororem ejus
Adalint et ejus posteritatem in manum advocati ejusdem altaris
Gundachar'.
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PETER FREIHERR VON PARCHEVICH
ERZBISCIIOF VON MARTIANOPEL
APOSTOLISCHEB VICAR UND ADMINISTRATOR DER* MOLDAU, BULGARISCHER INTER-
NUNTIUS AM KAISERLICHEN HOFE LTJD KAISERLICHER GESANDTER
BEI DEM KOSAKEN-HETMAN BOGDAN CHMIELNICKI.
(1612-1674.)
NACH ARCHIV ALISCHEN QUELLEN GESCHILDERT
JULIAN GRAFKN PEJACSEVICH.
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VORREDE.
Jxlit Forschungen über die Geschichte meiner Familie
beschäftigt, stiess ich auf Nachrichten über eine bedeutende,
unserem Geschlechte angehörige Persönlichkeit, deren öflfent-
liche Thätigkeit weit über die Grenzen des Familienkreises
und ihres engeren Vaterlandes hinausging. Die ersten Spuren
weiter verfolgend, sammelte ich nach und nach hinreichendes
Material, um das Lebensbild Peters Freiherrn von Par-
chevich nach seiner hervorragenden, sowohl kirchlichen als
diplomatischen Laufbahn darstellen zu können. Bei seinem
Eingreifen in die allgemeinen Weltereignisse seiner Zeit, na-
mentlich die orientalischen Angelegenheiten, scheint mir diese
Darstellung auch für weitere Kreise nicht ohne Interesse zu
sein, und sogar manche Lücke in geschätzten Geschichts-
werken ausfüllen zu können. Der Genannte und die mit ihm
in Verbindung stehenden Vorgänge sind nicht nur Coleto und
Garns, sondern auch Hammer-Purgstall, Lelewel und Zinkeisen
völlig unbekannt geblieben. Andere kennen ihn fast nur dem
Namen nach. Und doch bietet uns die Schilderung seines
Lebens manchen erklärenden Einblick in die politische Ge-
schichte, manchen interessanten Beitrag zur Culturgeschichte
seiner Zeit.
Für Kundige bedarf es nicht der Erwähnung, dass die
Sammlung des quellenmässigen Materials zu dieser Biographie
einige Mühe verursacht hat. Denjenigen aber, welche mich
dabei so bereitwillig unterstützten, namentlich den Vorständen
und Arbeitern in den betreffenden Archiven zu Wien, Ofen,
Rom, Venedig und Klausenburg, und mehreren anderen hervor-
ragenden Gelehrten, so wie denjenigen, welche mir bei der Ver-
arbeitung dieses Stoffes behilflich gewesen sind, sage ich hier-
durch öffentlich meinen anerkennendsten und ergebensten Dank.
AicUt. Bd. LIX. 11. Hälft«. 23
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340
Dass ich zur Entwerfung des politischen Hintergrundes,
auf dem das Leben des Erzbischofs Parchevich sich abspielt,
mich der vortrefflichen Darstellungen anderer Geschichts-
schreiber, wie ausser den früher genannten auch Engels,
Schimeks, Kemeny's, Jireöeks u. s. w. bedient habe, wird
man nicht tadeln können, wenn man überhaupt die Verflechtung
persönlicher und allgemeiner Geschichte gutheisst. Um die von
mir angestrebte Vollständigkeit zu erreichen und um die hier
zur Sprache kommenden Ereignisse und Persönlichkeiten dem
Leser möglichst schnell und genau vorzuführen, bin ich hierin
vielleicht etwas weiter gegangen, als es Einigen nöthig er-
scheinen mag; Andere aber dürften es mir Dank wissen.
Es kommt dem Geschichtschreiber nicht zu, sich auf Ge-
dankenreihen einzulassen, die auf Wenn und Aber hinauslaufen.
Und dennoch kann ich mich des Gedankens nicht erwehren,
dass, wenn Parchevichs Pläne zur Ausführung gelangt wären,
uns die Belagerung Wiens im Jahre 1683 und der letzte
russisch türkische Krieg erspart worden wären. Dass aber
Parchevichs Leben und Streben im Ganzen so wenig wirkliche
Frucht getragen hat, das ist, wie man sehen wird, nicht seine
Schuld gewesen.
Wien, im Juni 1879.
Der Verfasser.
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341
Peter ParcheTichs Jagend und erste Wirksamkeit.
(1612—1647.)
1.
Abstammung. — Kiprovac. — Die kirchliohen Zustände in
Bulgarien.
Peter Parchevich entstammte der Familie Knezevich, einer
der ältesten bulgarisch-bosnischen Dynastenfamilien. Sein Ur^
grossvater Gyoni (Johann) Parchevich hatte 1481 seine Güter
unter seine vier Söhne getheilt, welche nun vier verschiedene
Familien stifteten^ die sich nach ihren Schlössern mit be-
sonderen Namen benannten. Der älteste derselben war Johann
Parchevich (Peters Grossvater), der zweite hiess Demetrius
Pejacsevich (nach dem Schlosse Pejacsevo), der dritte Stefan
Enezevich (nach dem alten Stammschlosse Kne2e, wodurch er
der Stammvater des jüngeren Zweiges Enezevich wurde), der
vierte und jüngste Thomas nannte sich blos Thoma-Gyonovich
(Sohn des Gyoni). ^ Der älteste dieser vier Brüder, Johann
Parchevich, hatte ausser Michael Parchevich, dem Vater unseres
Peter Parchevich noch einen anderen Sohn, welcher von seinem
Schlosse Cserka, den Namen Cserkiczy oder Cserkich annahm. ^
Als Sultan Murad I. 1388 den vielbesungenen letzten
Eönig der Romano-Bulgaren Sisman besiegte und 1389 auf
dem Amselfelde (Eossovo) die vereinigten Serben, Bosnier,
Bulgaren, Albanesen und Walachen unter dem tapferen Des-
poten Lazar von Serbien schlug (wobei Murad und Lazar fielen),
ward Bulgarien ein türkisches Vilajet.^
1 Vgl. Anhang n. Beil. I, IL
^ Nicol. Schmitth: Imperatores Ottomanici a capta Constantinopoli cum
epitome principmn Tnrcamm, Tyrnau 1761, II, 41. Vgl. Anhang u. Beil. I, II.
^ 8. Eudoxios Freiherr von Hormuzaki: Fragmente zur Geschichte der
BomSnen, 1. Bd., Bukarest 1878.
28*
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342
Bei dem weiteren Vordringen der Türken verloren dann
die früher genannten Familien nach und nach ihre Stammg^ter
und Besitzungen und liessen sich flüchtend im Bergstädtchen
Kiprovac, der Hauptstadt der gleichnamigen bulgarischen Pro-
vinz, * nieder.
Die Woiwodschaft oder Provinz Kiprovac, welche in die
drei Capitanate: Kopilovac, Zelesno (oder Ferrara) und Klisura
zerfiel, erstreckte sich vom Nordabhange des Balkans bis hart
an die serbische Grenze und zum rechten Ufer der Donau.
Als ein Gut der Sultanin-Mutter stand diese Provinz unter
dem besonderen Protectorate derselben, und genoss so aus-
gedehnte Privilegien, Immunitäten und Freiheiten, dass die
Türken sich kaum in ihre Angelegenheiten mengten, und sie,
abgesehen von dem jährlichen Tribute in die Schatulle der
Sultanin, fast als selbständig zu betrachten war.^ Daher war
sie auch ein besonderer Zufluchtsort der Katholiken, welche
hier, von der jeweiligen Sultanin-Mutter gegen die Uebergriffe
der Türken geschützt, ungestört und in vollkommener Freiheit
ihrem christlichen Glauben leben durften. "^
Die Stadt Kiprovac^ liegt im weiten fruchtbaren Thale
des Ogustflusses zwischen den nördlichen Ausläufern desjenigen
^ Ueber Kiprovat-. vg-l. Const. Jos. Jirecek: Geschichte der Bulgaren,
Prag 1876, und F. Kanitz: Donaubulgarien und der Balkan, 2 Bde.,
Leipzig 1875—1877, p. 371 (L
^ 8. Max Schimek: Politische Geschichte des Königreiches Bosnien und
Rama von 867—1741, Wien 1787, S. 303 f. — Schmitth: Imperatt. Otto-
man., II, 41 u. 280. — Jirecek: Gesch. d. Bulg., 400 u. 463 ff. — lUy-
ricum sacrum, Tom. VIII, Venet. 1819, p. 63—72.
3 Die osmanischen Regenten hatten vielfach Prinzessinnen aus den byzan-
tinischen, serbischen, bulgarischen, ungarischen Fürstenhäusern zu Ge-
mahlinnen genommen (vgl. auch J. Mircse: ,Erinnerungen aus dem
vorletzten Lebensjahre des Ungamftönigs Mathias Corvinus* in den
jDioskuren*, 4. Jahrgang, Wien 187o, p. 444, u. A.); diese hatten dann
ihren Einfluss auf ihre Männer und Söhne zur Aufrechterhaltung des
Christen thums und zum Schutz ihrer christlichen Verwandten und der
christlichen Bevölkerung geltend gemacht. Ueber diesen Einfluss christ-
licher Sultaninnen, wie über die Privilegien bevorzugter christlicher Ge-
meinden und selbst ganzer von Christen bewohnten Länderstrecken unter
der türkischen Herrschaft vgl. Jirecek: Gresch. d. Bulg., 452 ff.
* Illyric. sacr., Tom. VIII, ed. Jac. Coleto, Venet. 1819, p. 63—72.
Vgl. auch Kanitz: Donaubulgarien, p. 371, der die frühere Ansicht der
meisten Kartographen, dass Kiprovac am Flnss Cibrica liege, widerlegt.
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343
Theiles des nordwestlichen Balkans, welcher Stara Planina ge-
nannt wird. Waldbedeckte Anhöhen, erzreiche Berge umgeben
es. Eine fleissige und thätige Bevölkerung, verschiedenen
Nationalitäten und Glaubensbekenntnissen zugehörig, bewohnte
es. Unter derselben befanden sich ebensowohl Ragusaner Kauf-
leute, welche sich der epirotischen Sprache bedienten, wie
Sachsen, sämmtlich Bergleute, welche, wie man annimmt, zur
Bebauung der Gold- und Silberbergwerke aus Siebenbürgen
in die Moldau, die Walachei und bis nach Bulgarien vor-
gedrungen waren, und von denen sich hier ein Rest fand. •
Diese Sachsen, welche sämmtlich sich zur katholischen Kirche
bekannten, müssen ziemlich zahlreich gewesen sein, da sie
einen eigenen Stadttheil bewohnten, der nach ihnen das Sachsen-
viertel genannt wurde. Der Annahme, dass dieselben auch hier
Bergbau betrieben haben, kommt eine Familientradition ent-
gegen, nach welcher die Parchevich Bergwerke bei Kiprovac
besassen. Die Katholiken in dieser Stadt unterschieden sich
von den übrigen Bulgaren wie durch ihre Religion, so durch
Dialekt, Tracht und Sitten. Ihre Zahl belief sich um das
Jahr 1600 auf 4000, im Jahre 1667 nur auf 2000; dieselben
besassen hier eine Kirche mit einem hochverehrten wunder-
thätigen Bilde der Himmelfahrt Maria. -^ Der gottesdienstliche
Ritus war der lateinische, doch wurden Epistel und Evan-
gelien in slavischer Sprache gelesen. Seit dem Jahre 1600
war diese Kirche die Kathedralkirche der Bischöfe und später
Erzbischöfe von Sofia, welche in dem dabei befindlichen
Franciskanerkloster residirten.
Die Geschichte und die Verhältnisse dieses Erzbisthums,
mit welchem die benachbarten Erzbischöfe von Martianopolis
^ Eine Spur einer solchen sächsischen Ausiedlung aus dem vierzehnten
Jahrhundert fand sich auch zu Kimpolung^ in der grossen Walachei, wo
auf einem Grabstein in der Kirche folgende Inschrift zu lesen war: Hie
requiescit in pace Generosus Dominus Johannes P huj. Saxoni-
calis Ecclesiae Gustos, qui obiit MCCCLXXIII. (lUyric. sacr. 1. c).
— Diese Sachsencolonien in Bulgarien und Rumänien vervollständigen
das von J. Schröer: Ein Ausflug nach Gottschee (Sitzber. d. phil. bist.
Gl. d. k. Akad., October 1868, LX. Bd., 1. Heft, p. 169 u. 171) ge-
gebene Bild derselben.
2 Vgl. Schmitth: Imperatt. Ottoman., Tyrnau 1761, II, 280 ff. - lUyric.
sacr. a. a. O.
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344
mancherlei Verkehr hatten, sind eben desshalb für unsere fernere
Darstellung von Wichtigkeit und Interesse. *
Schon ans dem vierten, fünften und sechsten Jahrhundert
sind Bischöfe von Sardica (Sofia), der alten römischen Haupt-
stadt von Mitteldacien bekannt, eben so aus dem dreizehnten
und dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts.^
Seit Papst Gregor IX. (Ugolin Graf von Segnia 1227 bis
1241) hatte der römische Stuhl sich fortdauernd bemüht, die
Bewohner Bulgariens und Rumäniens, welche grossentheils den
griechischen Glauben angenommen hatten, der katholischen
Kirche wieder zu gewinnen. ^ Zu diesem Zwecke sandte dann
Papst Clemens VIII. (Hippolit Aldobrandini 1592—1605) im
Jahre 1595 den Bosnier Peter Salinates aus dem Orden des
heiligen Franciscus nach Bulgarien. Nach fünfjähriger erfolg-
reicher Thätigkeit kehrte derselbe nach Rom zurück, ward aber
hier auf den Wunsch der katholischen Bevölkerung von Sofia
sofort von Clemens VIII. zum Bischof dieser Stadt ernannt.
Das alte Sardica hatte nämlich seit der römischen Zeit seinen
Namen nach der vom Kaiser Justinian daselbst zu Ehren
der göttlichen Weisheit erbauten Sophienkirche in Sofia ver-
ändert. ^ Vielfach war die Stadt in den Völkerbewegungen des
Mittelalters zerstört worden, auch von den Bulgaren, und zwar
von diesen so gründlich, dass nur die Sophienkirche stehen
geblieben ivar. In der um dieselbe erbauten neuen Stadt
fanden sich noch 1663 Ueberreste und Ruinen der alten Römer-
stadt, Mauern, gebrochene Säulen, Marmorplatten mit latei-
nischen Inschriften. Allein die Sophienkirche war schon längst
von den Türken in eine Moschee verwandelt worden und die
Katholiken, unter welchen sich namentlich auch Kaufleute aus
Ragusa befanden, besassen nur noch eine kleine Capelle, aber
keinen eigenen Geistlichen,^ so dass sie oft selbst an den
grössten Festtagen des Gottesdienstes entbehrten. Daher nahm
^ Die folgende Schilderung ist aus lUyric. sacr. a. a. O. entnommen.
3 Angustin Theiner: Monumenta vetera Poloniae et Lithuaniae, IV Tom.,
Romae 1860—1864, II, 403.
3 Hurmuzaki a. a. O.
* Sofia hatte im Jahre 1871 gegen 15.000 Einwohner.
5 Im Jahre 1663 war hier ein Pfarrer, der aber weder eine Wohnung
noch Einkünfte hatte, und nur selten vom Erzbischof visitirt wurde,
(Illyric. sacr.).
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345
der neue erste Bischof von Sofia^ Peter I. Salinatos (1600 bis
1623), seinen Wohnsitz in Kiprovae, wo er ,wie ein vom
Himmel herabgekommener Engel aufgenommen wurde'. Er
richtete sich hier sofort eine Kirche ein und erbaute ein Kloster
für die Franciskaner, um sich mit deren Hilfe tüchtige Mit-
arbeiter bei seinem Bekehrungswerke heranzubilden, wofür er
einige Jünglinge aus Kiprovae und den nächstbenachbarten
Orten gewann. Mit den Franciskanern lebte er nicht allein als
ihr Bischof, sondern auch als ihr klösterlicher Vorsteher, und
durch das einträchtige Zusammenwirken des Bischofs mit den
Patres gelang es jenem nicht nur in Bulgarien, das er als
apostolischer Vicar verwaltete, sondern auch in Türkisch-Ungarn
und in der Diöcese Semendria, die der Papst ihm ebenfalls
unterstellt hatte, die katholische Kirche zu befestigen und zu
fordern. Ebenso gelang es ihm viele Paulicianer, ^ deren sich
eine grosse Anzahl in Bulgarien befand, der katholischen Re-
ligion wieder zu gewinnen. Für diese Leistungen erhielt er
1610 von Marinus Rizzius, Erzbischof von Antivari, welcher
als päpstlicher Vicar die Provinz bei*eiste, ein ehrenvolles
^ Die Paulicianer ßind eine 8chiAinatiBche Secte, deren Ursprung auf den
Armenier Constantin (gest. um 684), von Einigen sogar auf Paul von
Samosata (zum Bischof von Antiochien erwfihlt 262) zurückgeführt wird.
Schimpfweise wurden sie auch Manichäer genannt, obwohl sie diese ver-
abscheuten. Während der byzantinisciien Bilderstreitigkeiten waren sie
Gegner des Bilderdienstes und der Hierarchie. Ihren Hauptsitz hatten
sie in Armenien, doch war ein Theil von ihnen schon im achten Jahr-
hundert in Europa angesiedelt, namentlich in Thracien und den Grenz-
ländern, welche den Angriffen der Bulgaren ausgesetzt waren. Ihr
Hauptsitz war Philippopel. Später verfolgt, machten sie gemeinsame
Sache mit den Sarazenen, wesshalb sie von den Griechen um so mehr
verabscheut wurden. Der griechische Erzpriester Ikonomos berichtet in
seiner Monographie über Philippopel (1871 etwa 24.000 Einwohner), dass
um 1825 nur wenige Bulgaren in dieser Stadt wohnten, welche alle der
katholischen Kirche angehörten und von der griechischen Bevölkerung
Pauliciani oder Manichaei genannt wurden. Diess waren wohl Reste jener
im siebenzehnten Jahrhundert Bekehrten. Unter den im Temeser Banat
in Theresiopel und Umgebung angesiedelten, aus der cisalutanischen
Walachei dahin ausgewanderten Bulgaren befanden sich auch Paulicianer
orthodoxer Religion, wie aus dem Privilegium der Kaiserin Maria The-
resia für Theresiopel ddo. Wien, 1. August 1744 hervorgeht. — Ueber
die filtere Geschichte der Paulicianer vgl. auch Alex. Lombard: Pauli-
ciens, Bulgares et Bons-Hommes en Orient et en Occident, Genfeve et
eaie 1879.
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346
Anerkennungsschreiben. Seine aufopfernde Thätigkeit erwarb
ihm auch die allgemeine Liebe seiner Gläubigen und selbst
eine grosse Achtung von Seiten der Türken, so dass ihm von
diesen kein Hinderniss in den Weg gelegt wurde. Nach drei-
undzwanzigjähriger segensreicher Thätigkeit starb er, auf einer
Rückreise aus Bosnien nach Kiprovac begriffen, 1623.
Sein Nachfolger war Elias Marini (1623 — 1642), aus
adeliger Familie in Kiprovac selbst geboren. Im Collegium
Clementinum zu Rom herangebildet, trat er in den Franciskaner-
orden, und ward 1623 von Papst Urban VIII. (Maffäus Barberini,
6. August 1623 — 1644) zum Nachfolger Peters I. ernannt. Wie
dieser wohnte auch er zu Kiprovac, bekehrte Paulicianer und
führte die Oberleitung der dortigen Franciskaner. Diese letztere
legte er jedoch nieder, um sich ganz seinem bischöflichen Amte
zu widmen, und veranlasste zugleich, da die Anzahl der Ordens-
mitglieder sich indessen bedeutend vermehrt hatte, im Jahre
1625 und 1626 die Bildung zweier Franciskaner-Provinzen
(Custodien genannt), der bulgarischen und der walachischen,
unter der Leitung von Custoden und Officialen. Durch Urkunde
vom 21. Juli 1630 verzichtete er auf alle Parochialrechte zu
Gunsten der Franciskaner, indem er sich bloss den gemein-
samen Tisch bei ihnen im Kloster vorbehielt. In demselben
Kloster errichtete er 1635 eine Schule zum Unterrichte der
Jugend in der Religion und den weltlichen Gegenständen,
welche der Leitung eines Priesters der Kathedralkirche unter-
stellt ward. Wegen zunehmender Altersschwäche erbat er sich
1638 von Urban VIII. einen Coadjutor, und erhielt denselben
in der Person des Frater Peter Deodat, des Vorstehers der
bulgarischen Franciskaner-Provinz und Bischofs von Gallipoli,
der ihm auch nach seinem 1642 erfolgten Tode auf dem
bischöflichen Stuhle von Sofia folgte.
Peter IL Deodat (1642 — 1674), ^ ein Bulgare von niederer
Herkunft, aus dem Geschlechte Adeodati oder Deodat zu
Kiprovac geboren, übernahm nach Ablegung des Titels eines
Bischofs von Gallipoli, die Leitung der Diöcese von Sofia mit
Erlaubniss Urbans VIII., welcher ihm einen Jahrgehalt von
zweihundert Silberscudi gewährte. Zuerst durchreiste er un-
geachtet aller Beschwerden seinen neuen Kirchensprengel und
^ Er mass zwiachen 1673 — 1676 gestorben sein. S. p. 350 Anm.
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347
hielt dann 1643 eine Synode ab. Darauf begab er sich nach
Rom, wo der Papst auf seine Darlegung hin alle seine An-
ordnungen billigte und auch seinem Wunsche^ um Erneuerung
und Wiederherstellung der Metropolitanwürde von Sardica mit
erzbischöflicher Amtsgewalt und Jurisdiction zustimmte. So
ward 1643 Peter * zum Erzbischofe erhoben und kehrte mit
dem Pallium geschmückt als erster Erzbischof von Sofia nach
Bulgarien zurück.
Seiner Metropole war auch die Kirche in Semendria zu-
gewiesen, doch die volle Wiederherstellung der alten, nun zu-
meist in partibus infidelium gelegenen Kirchenprovinz Sardica
musste für günstigere Zeiten vorbehalten bleiben. Ferner hatte
der Papst dem neuen Erzbischof die Aufsicht der Kirchen von
Üfer-Dacien, welches Unter-Bulgarien umfasst, und von Thracien,
welches Romanien genannt wird, übertragen. Aus der un-
genauen geographischen Abgrenzung der neuen Erzdiöcese
Sardica entstand jedoch ein Zwiespalt zwischen dem Erzbischof
Peter und dem am 16. November 1643 ^ von ürban VIII. zum
Erzbischof von Martianopel mit dem Sitz zu Bakov in der
Moldau ernannten Markus Bandin, welchem der Papst die Ver-
waltung einiger vacanten Metropolen übertragen hatte, indem
er ihm zugleich die Würde eines apostolischen Vicars ertheilte.
Die Cardinalvorsteher der heiligen Congregation der Propa-
ganda überliessen die Austragung dieser Sache den beiden ge-
nannten Erzbischöfen, welche sich dann zu Kiprovac 6. Februar
1644 5 dahin verglichen, dass der Erzbischof von Sardica-Sofia
ausser seiner eigenen Diöcese die Administration der Provinzen
Thracien (Ost-Rumelien), Ufer-Dacien (Unter-Bulgarien) und Wa-
lachei haben, der Erzbischof von Martianopel aber ausser seiner
Diöcese die daran grenzende von Tomi (Dobrudscha) und die
Moldau verwalten solle. Als Grenze der unter dem Erzbischof
Peter Deodat stehenden Kirchenprovinzen Sardica (Sofia) und
Thracien ward das Balkangebirge angenommen. Zwischen der
Provinz Ufer-Dacien und der bulgarischen Provinz Martianopel
sollte der Iskerfluss, der sich bei Nikopolis in die Donau
1 Die Angabe 1642 im Illyric. sacr. und bei Garns ist hiernach zu be-
richtigen.
' Ernennungsbulle im Archiv der PP. Franciskaner in Klausenburg.
3 Ulyric. sacr. VUI, 72—76.
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ergiesst, und zwischen den Provinzen Walachei und Moldau der
bei Galatz in die Donau mündende Serethfluss, die Grenze
bilden. Von da ab blieb diese Grenzregulirung zum Wohle
einer geregelten Kirchenverwaltung bleibend in Kraft. Zwar
versuchte 1658 der Erzbischof Franciscus Svirimovich von
Ochrida (1657—1662) EingriflFe in die Verwaltung des Erz-
bischofes Peter in Thracien, doch ohne Erfolg. Um dem Letz-
teren jedoch die Administration seiner so sehr ausgedehnten
Provinzen zu erleichtern, ertheilte ihm Papst Alexander VII.
(Fabius Chigi, 1655-1667) 1660 die Vollmacht, sich nach
eigenem Gutbefinden aus den Franciskanern Pfarrer zu wählen,
welche als bischöfliche Vicare fungiren möchten. In Folge
davon übergab er die Provinz der südlich des Balkans, nament-
lich in Zagorien, lebenden und fortwährend an Zahl zuneh-
menden katholischen Paulicianer den Franciskanern. Auch
erhielt er im selben Jahre vom Papste den Auftrag, gewisse
unter den Franciskanern entstandene Zwistigkeiten unter Zu-
ziehung der Erzbischöfe Andreas Bogdan von Scopia in Rume-
lien (Andreas Bogdan, 1651 — 1657 Erzbischof von Ochrida,
war 1657 — 1677 Erzbischof von Scopia) und des schon ge-
nannten Franciscus Svirimovich von Ochrida beizulegen. Ob-
wohl er auf seinen Reisen unter den grössten Unbilden durch
die Grausamkeit der Türken und die Treulosigkeit der Schis-
matiker oft der Gefangenschaft und der Plünderung seines
Gepäcks ausgesetzt war, und Freiheit und Habe nur gegen
hohes Lösegeld zurück erhielt, unternahm und vollendete er
doch die apostolische Visitation der Walachei und Thraciens,
worüber er 1663 und 1667 an die heilige Congregation be-
richtete. Aus diesen Berichten ist bereits früher Manches ein-
gefügt worden, doch wird es zur Vervollständigung des kirch-
lichen Bildes dieser Länder dienen, hier noch Einiges daraus,
namentlich aus dem zweiten Briefe vom Jahre 1667, mitzu-
theilen: Die Kathedralkirche in Kiprovac sei die Mutter, die
Angel und das Haupt aller Kirchen in Bulgarien. In ihr sei
ein wunderthätiges (bereits oben erwähntes) Marienbild, welches
besonders verehrt werde, unter grossem Zusammenströmen des
Volkes, das die Hilfe der heiligen Jungfrau in öffentlichen
Bittgängen und unter Darbringun^ grosser Geschenke an
Wachskerzen anrufe. Diese Kirche besitze einige liegende
Güter, nämlich Mühlen, Wiesen, Weingärten, einen Garten
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349
und einige Kaufgewölbe am PlatZ; welche theils von Wohl-
thätem geschenkt^ theils von seinen Mönchen erworben worden
seien. Der Pfarrdienst werde von den Regularen de obser-
vantia versehen^ die auch dem Erzbischof bei seinen bischöf-
lichen E\inctionen assistiren^ denn dieser habe keinen Welt-
cleruS; sondern bloss die Minoriten de observantia. Wann die
Elirche erbaut worden sei, sei unbekannt, gegenwärtig sei sie
eingestürzt. In den türkischen Privilegien, namentlich in dem-
jenigen, welches die Wiederherstellung des Säulenganges (por-
ticus) der Kirche bewillige, werde den Sachsen gestattet, den
vom Winde niedergeworfenen Theil der Kirche wieder auf-
zubauen. In Kiprovac gebe es eine Pfarrkirche, den heiligen
Aposteln Petrus imd Paulus geweiht, gross, ansehnlich, aus
Stein erbaut, getäfelt (concamerata), theils nach griechischer
Sitte ausgemalt, theils ausgeweisst. Ausser dem Hauptaltar
der heiligen Apostel befinden sich in derselben noch andere
Altäre, nämlich der des heiligen Michael, des heiligen Stephan
Protomartyr, des heiligen Franciscus von Assisi und des heiligen
Antonius von Padua. Hier werden das Taufbecken mit dem
heiligen Wasser und das allerheiligste Sacrament in einem
hübschen Tabernakel aufbewahrt. Kirchengeräthe seien reich-
lich vorhanden. Die Sacramente werden von den Minoriten
gespendet, welche auch predigen und den Knaben Elementar-
imterricht ertheilen. Aus Vermächtnissen besitze die Kirche
an liegenden Gütern einige Wiesen und Weingärten. Die
Seelenzahl der Katholiken betrage etwa 1600; Schismatiker
seien nur sehr wenige vorhanden und auch diese seien bloss
von auswärts zugereist und ohne Seelsorge. In Zelesno sei
eine weitere Pfarrkirche des heiligen Antonius Abbas; dieselbe
sei nicht gerade reichlich mit Kirchengeräthen versehen; da-
neben befinde sich ein Hospiz der Minoriten von der Observanz.
Die Kirche drohe dem Einsturz; sie besitze aus Vermächtnissen
eine Mtlhle, einige Wiesen und Weingärten und einen Garten.
Die Zahl der Katholiken betrage über 400 und diese seien
fast alle Jäger. — In der Ortschaft (pagus) Klisura gebe es
eine Pfarrkirche des heiligen Michael, bei welcher die Mino-
riten aus milden Gaben ein Hospiz erbaut haben; dieses sei
zwar klein, aber für die Bevölkerung genügend; wegen der
Armuth der Einwohner sei nur massiges und dazu geringes
Kirchengeräth vorhanden. Die Kirche besitze nur ein Gärtchen
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350
und einen kleinen Weingarten. Die 8eelenzahl der dortigen
Katholiken betrage nicht mehr als 140. — Katholische Mönchs-
oder Nonnenklöster gebe es in seiner Provinz keine, weil ja
der Türke keine Clausur dulden würde. — Sonst sei Bulgarien
voll von Schismatikern, welche in grosser Anzahl Metropoliten,
Bischöfe, Archimandriten, Mönche und Priester hätten, über
deren Lebenswandel sie jedoch nur das Schlechteste hören.
Bei diesen gebe es wohl hie und da, doch selten Nonnen,
welche allein oder in eigenen Häusern wohnen; diess seien
Personen, welche erst ihre Jugend der Welt, dann ihr hohes
Alter Gott geweihet haben; keine derselben könne lesen
oder die stündlichen Gebete hersagen, sondern sie verstünden
nur den Rosenkranz zu drehen und Kyrie eleison zu rufen.
In der Walachei hätten die Nonnen an einigen Orten Hospize
und wohnten zu zwei oder drei beisammen, aber den ganzen
Tag könne man sie durch die Strassen und Plätze herumlaufen
sehen, und sie schämten sich nicht, mitunter in die öffentlichen
Schenken zu gehen und hier mit Taugenichtsen (nebulonibus)
zu zechen'. So viel aus dem Bericht des Erzbischofs Petrus.
Dieser hatte damals noch mit einer andern Schwierigkeit zu
kämpfen. Im Jahre 1666 war nämlich ein griechischer Erzbischof
von Ochrida vor den Misshandlungen der Türken flüchtend nach
Kiprovac gekommen, welchen wieder von da wegzuschaffen
Petrus und die heilige Congregation sich sehr bemühten, weil
sie besorgten, dass seine Anwesenheit der katholischen Sache
schaden und dessen Aufnahme ihnen eine Gefahr von Seiten
der Türken heraufbeschwören könne. Doch waren ihre Be-
mühungen vergeblich; mit Erlaubniss der Behörde blieb der
Flüchtling gegen den Wunsch der Franciskaner in der Stadt.
Nach langer ruhmwürdiger Verwaltung seines Amtes starb
endlich Erzbischof Petrus II. um das Jahr 1674. ^
1 In Illyric. sacr. wird sein Todesjahr unrichtig als 1670 angegeben. Da
Petrus noch am 15. März 1673 ein Empfehlungsschreiben für Peter
Parchevich an die Republik Venedig schrieb (K. Staatsarchiv in Venedig,
Esposizioni Principi, filza 88 ; Beil. LXXXIX) und sein Nachfolger Paulus
Cojesßic zuerst 167ö erscheint (Illyric. sacr. 1. c), so muss sein Tod
zwischen diese beiden Zeitangaben fallen.
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351
2.
Peter Parcheviohs Geburt und Bildung. — Farchevioh als
Priester und Missionär in der Moldau (1644 — 1647). — Bakov.
— Die kirchlichen und politischen Zustände in der Moldau.
Michael von Parchevich in Kiprovac, ^ von dem früher
die Rede gewesen ist, hatte vier Söhne: Johann, Peter, Paul
und Anton, 2 von welchen der zweitgebome eben der Peter Par-
chevich ist, dessen Leben den Gegenstand dieser biographischen
Darstellung bildet. Das Jahr seiner Geburt lässt sich zwar nicht
urkundlich feststellen, allein aus späteren Angaben ergibt sich,
dass er wahrscheinlich 1612 geboren wurde. ^ Er erkannte es in
späteren Jahren als eine besondere Gnade Gottes, im katholischen
Glauben geboren und erzogen worden zu sein. Ohne Zweifel hat
die früher geschilderte eifrige Wirksamkeit des in Eiprovac
residirenden ersten Bischofs von Sofia, Peter I. Salinates (1600
bis 1623), auf ihn schon in seinem frühesten Knabenalter einen
mächtigen Einfluss ausgeübt und einen unverlöschlichen Ein-
druck hinterlassen. Vielleicht mag derselbe, der sich ja um
Heranbildung tüchtiger Mitarbeiter ganz besonders bemühte,
den Vater des Knaben bestimmt haben, diesen der Kirche zu
widmen. Entstammte doch auch Bischof Peters Nachfolger, der
in Rom herangebildete Elias Marini einer Kiprovacer Adels-
familie. Wie dem aber auch sein mag, bereits im elften Lebens-
jahre (also um 1623) verliess der junge Peter Parchevich seine
Heimath imd seine Eltera und begab sich nach Italien, um sich
den Studien zu widmen. Er kam in das illyrische Collegium
* JireSek a. a. 0. p. 465 sa^jt: ,Peter Parchevich aus Kiprovace*.
> Ihre Mutter hiess Maria ; auch hatten sie noch zwei Schwestern Katharina
und N. yennählte v. Putin. Vgl. Adclshestätigung Kaiser Ferdinands III.
vom 12. Januar 1657, Beil. I, und Freiherrenhestätigfung Kaiser Leopolds I.
vom 20. Juli 1668, Beil. II.
3 Peter Parchevich an Mario Alberici (ddo. Wien, 29. September 1673, s.
Beil. LXXXIV) gibt an, dass er schon fünfzig Jahre im Dienste der Kirche
sei, was er nicht auf seine Priesterweihe beziehen kann, die erst 1644
statthatte, sondern auf seinen Eintritt in das Lauretanischc CoUegium
(1623), in welches er, wie er ebenda sagt, im elften Jahre eingetreten
seL Daraus ergibt sich das obige Geburtsjahr. Aus diesem biographisch
wichtigen Schreiben sind noch viele andere der folgenden Mittheilnngen
entnommen.
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352
zu Loretto, * wo er sieben Jahre lang (also etwa 1623 — 1630)
Grammatik; Humaniora, Gewissensfölle und den philosophischen
Curs absolvirte. Hier legte er auch den Grund zu seiner aus-
gedehnten SprachenkenntnisB; denn er hatte die griechische;
lateinische; italienische; bulgarische; walachische und armenische
Sprache vollkommen inne.^ Als seine Mitschüler und Mit-
zöglinge in diesem Institut wegen vorgeschrittenen Alters nach
ihrer Heimath zurückgereist waren; ward Parchevich (um 1630)
von den Oberen nach Rom zu den hohem Studien berufen.
Hier studirte er unter Pater de Lugo aus der Gesellschaft JesU;
dem späteren Cardinal; und Pater Leo Santfi die übrigen
Fächer; und unter dem Dr. Ivani das canonische Recht; in
welchem; wie in der Theologie, er sich auch den Doctorhut
erwarb. ^ Hierauf ward er von der Congregation de propaganda
fide nach Bulgarien zurückgeschickt;^ wo er sich unter dem
Bischof Peter U. Deodat eine kurze Zeit aufhielt. Als der
Erzbischof von Martianopel; Marcus Bändln, Administrator des
Fürsten thums MoldaU; im Anfang des Jahres 1644 zur Regu-
lirung der Jurisdictionsgrenzen seines Administrationsbezirkes
gegenüber demjenigen seines NachbarS; des Erzbischofs von
Sofia; nach Kiprovac, kam,^ fand er an dem jimgen gutgebildeten
Cleriker Gefallen und nahm ihu; nachdem Erzbischof Peter ihm
noch wenige Tage vorher unter den üblichen Vorbehalten die
heiligen Weihen ertheilt hatte; mit sich in die Moldau nach
Bakov, wo er während der zehn^ kräftigsten Jahre seines Lebens
als Missionär wirken sollte.
^ Das sogenannte Colleginm Laoretanum, jetzt in Rom.
^ Schmitth: Imperatt. Ottoman. II, 42.
5 Schreiben Parchevichs an den Nuntius zu Wien, Wien, 29. September
1673. (Beil. LXXXIV.) In der Ernennungsbulle Peter Parchevichs zum
Erzbischof von Martianopel vom 6. März 1655 (Beil. XVII) heisst er:
,Doctor beider Rechtet
^ Das Jahr seiner Rückkehr in die Heimath Ifisst sich nicht bestimmt an-
geben.
^ S. p. 347 und myric. sacr. a. a. O.
* So nach Parchevichs eigener Angabe (Beil. LXXXIV). Jire^ek, a. a. O.
p. 465 sagt, dass Parchevich etwa zwölf Jahre als Missionär in der
Moldau gewirkt habe. Allerdings dauerte diese Stellung von 1644—1656,
allein Parchevich hat wohl aus Gewissenhaftigkeit die zwei in politischer
Thätigkeit verbrachten Jahre 1647 — 1650 davon abgerechnet
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353
Bakov ist ein reizend gelegener OrtJ Im Osten bespült
es die von den siebenbürgischen Hochgebirgen herabströmende
Bistrica, deren Thal sich nördlich zu den G-ebirgen hinzieht;
gegen Süden dehnt sich eine weite Ebene mit vielen Walachen-
dörfem aus; im Westen erhebt sich das steile Q-ebirge, welches,
von Thälem durchschnitten, sich drei Tagreisen weit gegen
die siebenbürgische Qrenze erstreckt. Schöne Eichenwälder
und herrliche, zum Theil künstlich gepflegte Haine umgeben
die Stadt, eine köstliche erfrischende Luft durchweht sie.
Grosse Menge von Wild und Federwild zeichnet die Waldungen
aus. Der Fluss und die Gebirgswässer sind reich an trefflichen
und schmackhaften Fischen. Die üppigen Gtofilde bringen Ueber-
fluBS an Getreide, Vieh, Obst, Honig und Butter. Aber so ent-
zückend es hier sein konnte, Peter Parchevich hatte von all
dieser Herrlichkeit nichts. Wie sein Vorgesetzter und Gönner,
der Erzbischof Marcus Bandin, musste er im Schweisse seines
Angesichts mit seiner Hände Arbeit sich sein tägliches Brot ver-
dienen. Er war nicht bloss seines Bischofs Vicar, Secretär,
Caplan und Beichtvater, sondern auch sein Amtsbote und
Eüchengärtner.
Um das zu begreifen, muss man sich die damalige Stellung
des Erzbischofs Marcus Bandin und die kirchlichen Verhält-
nisse in der Moldau vergegenwärtigen. Dazu ist es nothwendig
zwischen dem apostolischen Vicariat in der Moldau und dem
Bisthum Bakov streng zu unterscheiden. Marcus Bandin hatte
den Titel eines Erzbischofs von Martianopel, ^ aber dieses Erz-
bisthum war damals, wenigstens zum grössten Theil, schon
in partibus infidelium gelegen. ^ Als Feld seiner Wirksamkeit
war ihm das apostolische Vicariat in der Moldau mit dem Sitze
1 Die folgende Schilderung ist einem Berichte Marens Bandins vom
Jahre 1646 im Archiv der Patres Franciskaner zu Klausenburg ent-
nommen. — Bakov, damals wie jetzt eine der grösseren Stfidte der
Moldan, ist gegenwärtig eine Eisenbahnstation an der Bahnlinie Lemberg-
Bnkarest.
> Martianopel im alten MÖsien hatte seinen Namen von Martia, der
Schwester des Kaisers Trnjan. Bulgarisch hiess es später Preslav und
war einst eine Zeit lang die Residenzstadt der bulgarischen Czaren. Die
Türken nennen es Eski-Stambul.
' Zwar noch nicht in der EmennungsbuUe des Marcus Bandin vom
16. November 1643, wohl aber in derjenigen des Peter Parchevich vom
6. MXrz 1655 wird es ausdrücklich als solches bezeichnet
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354
in Bakov zugewiesen, welches Vicariat jedoch wohl nicht immer
und bleibender Weise mit jenem Titel verbunden war. In der
Moldau gab es damals dreiunddreissig katholische Pfarreien:
Bakov, Baja, Barlad, Bogdana, Bogdanfalva, Domafalva, Fass,
Forcofalva, Qalacz, Gerzdafalva, Herlö, Hidegkut, Husz, Kuthnar,
Lökösfalva, Lucdcsfalva, Marfalva, Nemez, Paskin, Roman, Sut-
sawa, Szab6falva, Saloncz, Sztdnfalva, Sztetzfalva, Sztunga,
Tamarfalva, Tatrös, Terebes, Ujfalu, Vasl6, Völcsök, Zsidafalva.
Freilich waren diese Pfarreien damals nicht alle mit Seel-
sorgern besetzt, denn der Mangel an Geistlichen, über welchen
schon im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert Klage ge-
führt wurde, war gross. An manchen Orten versah der
Glöckner oder der Organist dieses Amt. Aber auch die
wenigen Geistlichen, die damals in der Moldau wirkten, waren
meist so unwissend, dass sie mit den Gebräuchen der Kirche
unbekannt waren, dazu so roh und von so schlechten Sitten,
dass sie dem Volke mehr zum Anstoss und Aergerniss als zur
Erbauung dienten.
Allerdings gab es in Bakov auch ein Bisthum, ' welches
Papst Bonifacius IX. (Peter Tomacelli, 1389—1404) schon 1392
errichtet hatte, weil das Szerether Bisthum für die in Folge der
grossen Ausdehnung der Moldau zu sehr zerstreut lebenden
Katholiken nicht genügte. Allein seitdem die Könige von Polen
das Recht erlangt hatten, die Bischöfe von Bakov zu ernennen,
und diese meist Polen waren, pflegten dieselben nicht in Bakov
zu residieren. So scheint schon Bischof Johann Baron Zamoyski
(1633—1649)2 wohl eine Visitationsreise durch die Moldau ge-
macht, aber nicht dort residiert zu haben, wie diess von seinen
Nachfolgern sicher bekannt ist. Bei diesem Bisthum befand
sich schon 1520 ein Convent der mindern Brüder de obser-
vantia, ohne dass diese jedoch ein eigenes Kloster gehabt
hätten, welches sie erst später in einem einfachen hölzernen,
* P. Josef Graf Kemeny: Ueber das Bisthum und das Frauciskanerkloster
zu Bakov in der Moldau, im Mag^azin f. Gesch., Literat, und alte
Denk- und Merkwürdigkeiten Siebenbürgens, herausgegeben von Ant.
Kurz, Kronstadt 1846, II, 1. p. 1—82. — Ueber die Bakover Bischöfe
vgl. auch Gams a. a. O. p. 365.
* SpSter Bischof von Przemisl 1649 — 1654, von Luck 1654, gestorben
den 1. Jänner 1655. Er wurde auch ,Episcopus utriusque Walachiae*
genannt.
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355
auf steinerner Unterlage ruhenden Gebäude erlangten. Im
Jahre 1576 gab es hier wohl noch einige Francißkaner, allein
der letzte Guardian, ein Ungar Namens Franz, starb bald
darauf als der letzte Mönch daselbst. Da nahm 1580 ein Mönch,
Hieronymus, vermuthlich derselbe, welcher 1605 nach Bernar-
dinus Quirinus (1601 — 1605) Bischof von Bakov wurde, von
dem Gebäude Besitz. Der ungarische Franciskanerprovincial
reclamirte zwar 1594 das Kloster, erhielt es auch 1601 zurück,
dennoch muss es von den Ungarn nie benutzt worden sein.
Bischof Hieronymus von Bakov (1605 — 1611) Hess das Ge-
bäude ganz verfallen, unter Bischof Valerian Lubieniecky
(1611 — 1618, vorher Gustos der Siebenbürger Franciskaner-
provinz) wurde es neu gedeckt. Trotzdem war es bis 1663
von den Franciskanern wahrscheinlich nicht mehr bewohnt.
Der eben genannte Bischof sorgte überhaupt für Bakov. Vom
Papst mit Geld unterstützt errichtete er hier eine passende
bischöfliche Wohnung mit zwölf Zimmern und schaflPte drei
silberne Kelche mit Patenen, zwölf Messgewänder, ein silbernes
Rauchfass, zwei Vespermäntel, einen aus Gold und Silber ge-
triebenen Krummstab, eine silberne Monstranze, ein Ciborium,
eine Infel und andere kirchliche und bischöfliche Paramente an.
Derselbe soll übrigens von den Seinigen vergiftet worden sein
und sterbend alle Kirchengeräthe der Obhut des Volkes hinter-
lassen haben. Dennoch seien dieselben, wie es heisst, unter seinem
Nachfolger, Adam Goisky (1618; vorher Franciskanerguardian
in Lemberg, dann Provincial daselbst), alle wieder abhanden
gekommen. Als Marcus Bandin 1644 nach Bakov kam, nahm
er (wie auch später Peter Parchevich) seine Wohnung in diesem
nun leerstehenden Franciskanerkloster. Auf seine Fragen nach
den früheren Verhältnissen erfuhr er von alten siebzigjährigen
Leuten, dass seit langer Zeit kein Bischof in der Moldau ge-
sehen worden sei; in Bakov habe bloss ein Vicar residiert; wo
der Bischof früher gewohnt habe, wussten sie ihm nicht zu
sagen; sie konnten sich nur erinnern, dass ungarische Mönche
dort gewohnt hätten, und dass nach deren Weggang zwanzig
Jahre hindurch überhaupt kein geistlicher Oberer in der Moldau
gewesen sei.
Die Unsicherheit und Veränderlichkeit dieser kirchlichen
Zustände deuten schon an und für sich auf vielfach gestörte,
ungeordnete und schwankende politische Verhältnisse hin.
ArohiT. Bd. LIX. IT. H&lfle. 24
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356
Wir müssen aber um so mehr auch von diesen einen kurzen
Ueberblick entwerfen, weil nur dadurch Peter Parchevichs
spätere Thätigkeit auch auf politischem Gebiete verständ-
lich wird. 1
Als dieser mit Marcus Bandin in die Moldau kam, re^
gierte hier Basilius Lupul (1634 — 1654), ein Albanese, welcher
sowohl in den auswärtigen Beziehungen als in den innerei
Verhältnissen seines Landes eine nicht gewöhnliche Thätigkeit
entwickelte. Gleich im Anfang seiner Regierung ward er in
einen Kampf mit dem Woiwoden der Walachei, Mathias Be^
saraba (1633 — 1654), verwickelt, und in Folge davon war seine
ganze Regierung ein stetes wechselndes Ringen mit seinen
Nachbarn in der Walachei und in Siebenbürgen, welche wie
er Vasallen des türkischen Reiches waren, mit Polen, mit den
Kosaken und Tartaren und mit dem Sultan. Mathias Bessarabi
hatte 1640 bei dem neuen Sultan, Ibrahim I. (Nachfolger
seines Bruders Murad IV., der am 9. Februar gestorben war,
regierte bis 1649), versucht, diesen seinen Gegner durch die
Türken zu stürzen, was jedoch misslungen war. Als darauf der
Sultan 1641 von den Fürsten der Moldau und Walachei ein
Heer von zwanzigtausend Mann zum Entsatz von Azow, in
von den Donkosaken belagert wurde, beordert hatte, erschien
Fürst Mathias Bessaraba nicht persönlich und entschuldigte
seine Abwesenheit bei dem Sultan, weil er in Kenntniss gesetzt
worden war, dass Fürst Basilius Lupul beabsichtige, ihn bei
dieser Gelegenheit gefangen zu nehmen. Bei einem Aufgebot der
beiden Woiwoden gegen Azow im folgenden Jahre (1642) war
es hauptsächlich Basilius Lupul, der zum günstigen Ausgaog
der Unternehmung beitrug.
In Siebenbürgen regierte damals Fürst Georg I. Rakoczy.
Dieser wurde 1644 von der protestantischen Partei in Ungarn
auf einer Versammlung zu Kaschau zum Herrscher von Ungarn
ausgerufen und erklärte Kaiser Ferdinand III. den Krieg. Der
Kaiser, damals durch den dreissigjährigen Krieg sehr in An-
spruch genommen, war nicht im Stande mehr gegen ihn zu
thun, als die Gespan Schäften zur Treue zu ermahnen und ein
Heer von zwanzigtausend Mann unter General Puchheim gegen
1 Vgl. Engel: Geschichte der Moldau und Walachei, 2 Th., Wien 1804,
II, 262—272, u. A.
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357
ihn zu schicken. Dagegen gelang es seiner Diplomatie, Rakoczy
durch den Sultan von einem Bündniss mit den Schweden ab-
zuhalten und zum Abschlüsse eines Friedens zu bestimmen.
^Schreib Deinem Herrn/ fuhr Sultan Ibrahim den Gesandten
Rakoczy's an, ,dass er sich nicht auf meinen Krieg mit Venedig
verlasse; denn ich werde ihm doch über den Hals kommen
und einen anderen Fürsten in Siebenbürgen einsetzen. Er soll
Frieden halten mit meinem Bruder, dem Kaiser! Hast Du's
gehört? Hast Du's gehört? Hast Du^s gehört?' Dieser türkischen
Politik folgend, hatte auch Fürst Basilius Lupul von der Moldau
aus bewirkt, dass Rakoczy weder Unterstützung aus der Wa-
lachei noch von den Tartaren erhielt. Der Friede von Linz 1645
machte diesem Kriege ein Ende und sicherte Rakoczy ausser
vielen anderen Vortheilen den Besitz von sieben ungarischen
Gespanschaften, welche schon Fürst Bethlen besessen hatte,
von Tokay und anderen bedeutenden Orten.
Mit Polen, welches damals ähnlich wie Venedig zugleich
von der Oligarchie des Senates und der Monarchie eines Königs
beherrscht wurde, imd wo damals Wladislav IV. (1633 — 1648)
regierte, hatte Fürst Lupul durch Vermählung einer seiner
Töchter mit dem Marschall von Lithauen, Johann Radzivill,
die engste Verbindung geknüpft.
In Folge dieser klugen auswärtigen Politik genoss Lupul,
so lange Sultan Ibrahim und Georg I. Rakoczy lebten, also
bis 1648, in der Moldau ziemliche Ruhe, welche er auch durch
umsichtige und hochherzige Massregeln im Innern zu befestigen
wusste. Er sammelte in dieser Zeit Schätze, theils für sich,
theils um in seinem Lande mancherlei neue Einrichtungen und
Verbesserungen zu treffen. Als er sich im Jahre 1639 mit einer
mohamedanischen Circassierin vermählt hatte, benützten diess
einige unzufriedene Bojaren, um im Volke Zweifel an seiner
griechischen Rechtgläubigkeit zu erwecken. Da bezahlte Lupul
die Schulden der Patriarchalkirche in Constantinopel bei
Griechen, Türken und Juden im Betrage von 260 Beuteln
(130.000 Thalern). Dafür erhielt er den wunderthätigen Leib
der heiligen Paraskeva, so wie für weitere 300 Beutel
(150.000 Thaler) die Erlaubniss, denselben nach Jassy zu
bringen, wo er für diese Reliquie ein eigenes Kloster gründete.
Auch stiftete er eine engere Verbindung zwischen der griechi-
schen Geistlichkeit i» der Moldau und dem Patriarchat in
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358
Constantinopel; führte griechische Gesangbücher ein, zog grie-
chische Mönche in die Moldau und errichtete mit deren Hilfe
griechische Klosterschulen. Grossherzig; wie er war, schloss
Lupul seine katholischen Unterthanen von seinem wohlthätigen
Wirken nicht aus. Er schrieb, vielleicht von Marcus Bandin
dazu veranlasst, in dieser Beziehung an Papst Innocenz X.
(Joh. Bapt. Pamfili, 1644 — 1655), welcher ihm darauf am
20. Mai 1645 in entgegenkommender Weise antwortete und
den Erzbischof von Martianopel, Marcus Bandin, als aposto-
lischen Vicar in jener Provinz, sowie die lateinischen Katho-
liken seines Landes überhaupt angelegentlichst in seinen Schutz
empfahl. ^ Lupul berief dann für diese auch katholische Mönche
aus Polen, gründete eine lateinische Klosterschule, gab ihnen
in Jassy eine ihnen entzogene Kirche wieder zurück und er-
laubte in Sucsawa und Galacz den Bau katholischer Kirchen.
Um die Bildung und Cultur seines Volkes nach allen Rich-
tungen zu fördern, legte Fürst Lupul sogar eine walachische
Bibliothek an und liess alle geschriebenen und ungeschriebenen,
positiven und Gewohnheitsrechte des Landes sammeln und in
ein Gesetzbuch zusammenstellen.
Diess waren die Verhältnisse des Landes, in welchem
Peter Parchevich 1644 an der Seite Marcus Bandins zuerst
seine öffentliche, wenn auch stille und selbstverläugnungsvoUe
Thätigkeit begann. Dass seine Lage in Bakov eine so arm-
selige und mühevolle war, wie früher gesagt worden ist, kann
unter diesen Umständen grossentheils auch darin seinen Grund
gehabt haben, dass das apostolische Vicariat in der Moldau
ohne alle bestimmte Einkünfte war und von Rom aus nicht
die so dringend wünschenswerthe materielle Unterstützung
erhielt.
^ Original vom 20. Mai 1645, erhalten 25. Juli 1645; im Archiv der Patres
Franciskaner zu Klausenburg. — Die Bemerkung ,Riceyuta alli 25. di
luglio 1645' rührt ofl'enbar von Marcus Bandin her.
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359
II.
Peter Parehe?ichs erste politische Thätigkeit nnd Fort-
setzung seines Missionariats.
(1647—1656.)
In Bulgarien und der Walachei. — Gesandtschaft nach Polen
1647, dann nach Polen, Oesterreich und Venedig 1640-1650,
und Büokkehr über Born in die Moldau.
Während Peter Parchevich voll Eifer und Aufopferung
sieh der stillen Thätigkeit seines unscheinbaren Missionsberufes
in der Moldau widmete, bereitete sich in seiner Heimath
Bulgarien eine Bewegung gegen den tyrannischen Druck der
türkischen Herrschaft vor zur Wiedergewinnung der alten
politischen und religiösen Freiheit. *
Schon im Jahre 1630 hatten die unter dem türkischen
Joche seufzenden osteuropäischen Völker, namentlich die Bul-
garen, zwei erwählte Sendboten an Kaiser Ferdinand II. (1619
bis 1637) und an König Sigmund III. von Polen (1587—1632)
abgeordnet, um deren Gunst und Hilfe zur Abschüttlung der
türkischen Herrschaft zu erbitten. Beide Fürsten hatten diese
Abgesandten mit freundlicher Theilnahme und tröstlichen Zu-
sicherungen aufgenommen. Um den Muth der Bulgaren zu
stärken, gab Kaiser Ferdinand den Boten einstweilen fünfzehn
blaue Kriegsfahnen für dieselben,^ allein während man noch
über Weiteres verhandelte, nöthigte die Landung König Gustav
Adolphs von Schweden in Deutschland (1630) den Kaiser, alle
dergleichen Pläne aufzugeben. So blieb diese ganze Unter-
nehmung und Gesandtschaft ohne Erfolg.
Als aber hierauf Sultan Ibrahim 1644 unter nichtigem
Verwände mit der Republik Venedig den sogenannten can-
dischen Krieg (1644 — 1669) begonnen hatte und Heer und
* Vgl. Peter Parchevichs Denkschrift vom 9. Juli 1650 an den Dogen und
Senat von Venedig, im k. Staatsarchiv zu Venedig (CoUegio, Esposizioni
Principi, filza 61). Auf ihr und den dazu gehörigen ebenda befindlichen
Schriften beruht die ganze nachfolgende Darstellung. S. Beil. XII.
' Dieselben wurden in Bulgarien noch 1650 im Geheimen aufbewahrt.
A. a. O.
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360
Flotte der Venezianer 1647 die türkische Macht stark beschäf-
tigte und zersplitterte, erhob sich die Bewegung unter den
Bulgaren aufs Neue. Sowohl die der griechischen, wie die der
katholischen Kirche angehörenden Häupter des Volkes traten
in einer gemeinsamen Verschwörung zusammen und beriethen
über die Mittel des Gelingens. Sie sahen sofort ein, dass man
den Fürsten der Walachei, Mathias Bessaraba, für die Sache
gewinnen müsse. Man trug ihm daher die Führerschaft des
Aufstandes an und versprach ihm, im Falle des Gelingens der
Unternehmung ihn zum Fürsten des Orients ^ zu wählen, unter
der Bedingung jedoch, dass er mit seinem Heere die Haupt-
orte Bulgariens nicht zerstören dürfe, und dass er die Urheber
dieses Aufstandes belohne. Fürst Mathias war jedenfalls der
geeignete Mann für diese Sache, er kannte die Verhältnisse
und wünschte sich von dem jährlich an die Pforte zu zahlenden
Tribut bei dieser Gelegenheit zu befreien. Nach reiflicher
Ueberlegung erklärte er es jedoch schliesslich für das Beste,
das Ganze dem König Wladislav IV. von Polen mitzutheilen,
dessen Heldenmuth und Kriegsglück den Türken einen wahren
Schrecken eingeflösst hatte. Zu diesem Entschlüsse ward Mathias
auch noch durch die kluge Rücksicht bewogen, dass er nicht
sein eigenes Land im Rücken unbeschützt seinem Feinde, dem
Fürsten Basilius von der Moldau, offen lassen und so sich der
Gefahr aussetzen wollte, das zu verlieren, was er besass,
während er Neues zu erwerben auszog. Auch hielt er es für
gut, der Republik Venedig von allem Mittheilung zu machen,
und desshalb sowohl an diese wie an den König von Polen
Gesandte mit seinen eigenen und der bulgarischen Nation Be-
glaubigungsschreiben zu schicken.
Es war ganz natürlich, dass man darauf zu Gesandten
an katholische Fürsten katholische Männer wählte, dass man
aber zu dieser Sendung zwei Geistliche bestimmte, war nach
der Sitte und den Verhältnissen in den Donauländern zu jener
Zeit nicht auffallend. Aber dass die Wahl gerade auf Peter
Parchevich fiel, den wir zuletzt als Missionär in der Moldau
gesehen haben, dafür eine bestimmte Erklärung zu geben, ist
unmöglich, doch lässt sich vermuthen, dass eine lebhafte
* Das beisst hier etwa so viel wie: Bulgarien und Rumänien, denn die
Moldau war in diesen Aussichten gewiss mit inbegriffen.
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361
patriotische Gesinnung für sein unglückliches Vaterland, seine
SprachenkenntnisB, seine hervorragende Bildung, seine edle Ab-
kunft und seine Bekanntschaft mit den einflussreichsten Adels-
familien Bulgariens ihn für diese Aufgabe besonders geeignet
erscheinen Hessen. Auch dürfte der Erzbischof von Sardica (Sofia),
Peter Deodat, sein früherer Vorgesetzter und der Gouverneur
von Bulgarien, Franz Markanich, sein Blutsverwandter, * ihn
dafür besonders empfohlen haben. Möglichenfalls hatte auch
er schon selbst an den vorhergehenden Verhandlungen in Bul-
garien und der Walachei persönlich Theil genommen.
Wie dem nun gewesen sein mag, man wählte zu der
beschlossenen Gesandtschaft den Priester Peter Parchevich
und einen Franciskaner, und sandte sie zu Anfang des
Jahres 1647 mit Beglaubigungsschreiben und Instruction ver-
sehen zunächst nach Polen. In türkische Tracht verkleidet
legten diese Beiden unter vielen Gefahren die Reise dahin
zurück und langten glücklich am Hofe des Königs Wladislav
an. Hier überreichten sie die Schreiben, und berichteten über
die Thränen und Klagen, die Wünsche und Bestrebungen der
Bulgaren, setzten die Verhältnisse klar auseinander, lösten die
aufsteigenden Zweifel und wiesen die Streitkräfte der Türken
und deren Befürchtungen nach. Hierdurch wussten sie den
edlen Sinn des Königs so zu bewegen, dass derselbe ohne
Verzug auf ihren Plan einging und ihn mit ganzem Herzen
und allen Kräften erfasste. Er besprach die Sache zunächst
nur mit wenigen seiner Getreuesten und befahl dem Kron-
feldherrn "des Königreiches, das Heer in Ordnung zu setzen.
Auch schrieb er an den Fürsten Mathias, ernannte ihn zum
Generalissimus des Orients und theilte ihm zugleich mit, dass
er selbst mit einem Heere zu Hilfe kommen werde. Die Ge-
sandten schickte er nach Bulgarien zurück, um ihrem sehn-
süchtig wartenden Volke Kunde zu bringen, ohne sie, unter
Angabe vielfacher Gründe, ihre Reise nach Venedig fortsetzen
zu lassen. Er schenkte ihnen sein Bild, auf dem er in kriege-
rischer Tracht abgebildet war, mit den Worten: , Habeatis me
fictum et pictum, quoadusque venero vivus et verus'; ferner
^ Schreiben des Gouverneurs von Bulgarien, Franz Markanich, an die
Republik Venedig vom 18. December 1649 (k. Staatsarchiv in Venedig;
Collegio, Esposizioni Principi, filza 61), worin Jener den Peter Parche-
vich seinen ^consang^neus' nennt. Beil. IV.
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362
eine grosse rothsammtene Standarte, welche auf der einen Seite
das Kreuz zeigte, auf der anderen die Inschrift: ,Vindica
gloriam tuam'; zudem einen Bing, gleichsam um sich mit dem
Oriente zu verloben, und endlich ein Messgewand, als erstes
Zeichen des Beginnes der christlichen Freiheit. Bei der letzten
Audienz, welche die Gesandten hatten, war auch die Königin
zugegen. ^ ,Geheiligte Majestät,' sag^e diese, ,führen Sie nur
das begonnene Werk muthig fort, und sollte es an Geld
mangeln, so werde ich selbst von meinen Ohren die Ohrringe
und von meinen Armen die Armbänder nehmen und opfern,
damit nur diese Sache vorwärts schreite.' Nichts entflammte
den Muth des tapfern Königs und der anwesenden Senatoren
mehr, als diese Worte der grossherzigen Königin.
Als die Gesandten mit dem Antwortschreiben des Königs
und den ebengenannten Geschenken zum Fürsten Mathias
zurückkehrten, machte die Freude den alten Mann wieder ganz
jugendlich. Er schickte sie sofort nach Bulgarien, um dort
allen Häuptern der Verschwörung hierüber Bericht zu erstatten.
Diese empfingen die Boten mit Freuden, setzten ihnen die
Leichtigkeit auseinander, mit welcher man sich des Orients
bemächtigen könne, und zeigten ihnen einige verlassene und
von den Türken gänzlich ausgesogene Orte, wo dieselben sich
früher in grosser Menge aufgehalten hatten.
Darauf kehrte Peter Parchevich wieder in die Moldau
zurück.
Dieses ganze Unternehmen hatte mit dem Tode des
Königs Wladislav (10. März 1648) ein Ende, und die Ver-
schwornen hielten ihren Plan durch zwei Jahre vollkommen
geheim. Sie thaten diess um so mehr, als nach dem bald darauf
erfolgten Tode des Fürsten Georg I. Rakoczy von Siebenbürgen
(11. October 1648) dessen Sohn und Nachfolger, Georg II.
Rakoczy, Absichten auf die polnische Krone an den Tag legte.
Nur die Haltung des Fürsten Lupul von der Moldau schützte
damals Polen vor den Einfallen des jungen Georg Rakoczy.
Nichts desto weniger strebte das bulgarische Volk, noch von dem
ersten Anstoss erregt und das schwere Joch mit Ungeduld
König Wladislavs zweite Gemahlin, Maria Gonzaga, Tochter des Herzogs
Carl I. von Mantoa und Montferrat. Vermählt mit Wladislav 1646, ward
sie 1648 Witwe und heirathete dann 1649 in zweiter Ehe dessen Bruder
und Nachfolger, Johann Casimir. Sie starb 1667.
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363
tragend, in Ueberstürzung nach seiner Freiheit Unaufhörlich
widersetzte es sich den in den festen Plätzen sich haltenden
Türken, die auf die Nachricht vom Tode des Königs Wladislav
wieder übermüthiger zu werden angefangen hatten. Der Erz-
bischof Peter Deodat that sein Bestes, um die Aufregung des
Volkes zu stillen, indem er diesem unter Anderem namentlich
den Rath gab zu warten, bis man sehe, welchen Ausgang die
Sache in Polen nehme, darnach könne man sich dann zum
eigenen Besten richten. Allein die einmal erhitzte Menge
drängte zum Ausbruch des Aufstandes, und es wäre gewiss
zu diesem gekommen, wenn nicht endlich der genannte Erz-
bischof sich persönlich mit einigen der Häupter zum Fürsten
Mathias nach Tergovist begeben hätte, um ihm die Gefahr
des bulgarischen Reiches auseinanderzusetzen (1649).
Fürst Mathias schickte sofort um Peter Parchevich in
die Moldau, wo derselbe sechs Tagereisen entfernt wohnte. Als
derselbe in Tergovist angekommen war, ward ihm von dem
Fürsten und den bei diesem versammelten Häuptern der Bul-
garen mit den überzeugendsten Gründen zugeredet, für sie eine
neue Gesandtschaft zum Könige von Polen, zum Kaiser und
zur Republik Venedig zu übernehmen. Versehen mit Beglau-
bigungs- und Empfehlungsschreiben vom Gouverneur von Bul-
garien, Franz Markanich, von den Häuptern des bulgarischen
Volkes und vom Erzbischof Peter Deodat,* sämmtlich datirt
von Tergovist, den 18. December 1649, ^ unternahm Parchevich
die weite Reise, für welche ihm die Stellung und der Titel
eines Secretärs des Erzbischofs von Sofia beigelegt wurde.
Zunächst wandte er sich nach Polen und kam nach vielen
Mühseligkeiten in Warschau an. Hier stellte er sich dem Gross-
kanzler Ossolinski vor, der sich sofort zu dem sechs Meilen
von der Stadt auf dem Lande verweilenden Könige Johann
Casimir begab, diesen von der Ankunft des Gesandten in
Kenntniss setzte und von den früher stattgehabten Verhand-
lungen unterrichtete. Der König kam in die Stadt, berief die
ersten Senatoren des Königreiches zusammen und trug ihnen
1 Fürst Michael von der Walachei gab ihm keine solchen Briefe mit,
wenigstens nicht nach Venedig.
' Die Schreiben der Genannten an die Republik Venedig befinden sich im
k. Staatsarchiv zn Venedig (Colleg^o, Esposizioni, filza 61), S. Beil.
IV, V, VI.
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364
die Angelegenheit vor. In Anwesenheit derselben hatte Par-
chevich Tags darauf eine Audienz. In dieser wurden die Ver-
sammelten für den dargelegten Plan ganz eingenommen, er-
klärten sich dem König auch mit Vergiessung ihres Blutes bis
zum Tode treu und begierig seinen Willen auszuführen, denn
es handle sich darum, dass Seine Majestät bei der Fortfuhrung
dieser Angelegenheit nicht hinter seinem Bruder und Vor-
gänger im Reiche zurückbleibe. Vermuthlich betrieb die Kö-
nigin Maria, die Witwe des Königs Wladislav und nun mit
dessen Bruder Johann Casimir vermählt, auch jetzt diese An-
gelegenheit auf das eifrigste. Namentlich aber stimmten für
das Verfahren des Königs gegenüber dem Orient folgende ein-
äussreiche Männer: der Bischof von Kulm, Andreas Leszynski, ^
Vicekanzler und Senator, sehr angesehen in seiner Partei ; Kico-
laus Potocki, erster Senator und Krongeneralissimus des König-
reichs, gleichsam ein zweiter König; der Grosskanzler des
Reiches, Fürst und Herzog Ossolinski, der eigentliche Staats-
lenker; der Grossschatzmeister, Senator; der Grossmarschall,
Senator; der Oberstmundschenk des Reiches; der Oberstvor-
steher der Reichskanzlei; der Secretär des Königs, Abb^ Viezki;
Fürst Wiesnioviecki, Palatin von Russland, Senator; und der
Geheimschreiber des Königs. An einem sicheren Erfolge konnte
es — wie auch der polnische Gesandte, Giov. Batt. Visconti,
in Wien an den Dogen schrieb — bei der Bereitwilligkeit des
Königs und der Zustimmung dieser Männer, deren Ansehen
die ganze polnische Republik nach sich ziehen musste, nicht
fehlen.
Zuletzt beschlossen König und Senat den bulgarischen
Abgesandten nach Wien zum Kaiser und zum venezianischen
Gesandten zu schicken, damit er diesen die mitgegebenen
Briefe überreiche und ihnen den ganzen Plan der Unter-
nehmung mündlich mittheile.
So reiste Parchevich (Frühjahr 1650) von König Johann
Casimir mit Briefen an den Kaiser und an den venezianischen
Gesandten am kaiserlichen Hofe versehen nach Wien zu Kaiser
Ferdinand III. Dieser empfing ihn in einer besonderen Audienz
^ Er war früher Bischof von Kameniec (1627 — 1646), dann Bischof von
Kulm (1646—1652), zuletzt Bischof von Gnesen (1652—1658) und starb
als solcher den 6. April 1658. Vgl. P. Pius Bonifacius Garns: Series
Episcoporum Ecciesiae Catholicae, Ratisbonne 1873.
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und sagte ihm: Er habe grosses Mitleid mit dem bulgarischen
Volke und wünsche, dass Gott ein Mittel zu dessen Befreiung
geben möge; doch könne er jetzt keinen Krieg mit dem
Türken beginnen, da er sich mit ihm in Frieden befinde; er
wolle die Entschliessung der anderen Fürsten abwarten, be-
sonders diejenige der Republik Venedig, als der mächtigsten
in diesem Bunde; es gelte diesen Kampf nicht bloss anzu-
fangen, sondern auch fortzusetzen, und nicht bloss fortzusetzen,
sondern auch zu einem glorreichen Ende zu führen; er werde
dann nicht ermangeln sich in dieses Unternehmen zur Befreiung
des Orients und zur Ausbreitung der katholischen Religion ein-
zulassen. Nur darum, fügte er hinzu, habe er Deutschland den
Schweden zugestanden, damit die Länder sich erholen und
wieder etwas Kraft schöpfen könnten ; seit dem letzten Friedens-
schlüsse kümmere sich der Grosstürke nur um seine eigenen
Sachen. Ausserdem habe er (der Kaiser) zwei Regimenter nach
Ungarn geschickt, bloss zur Einschüchterung der Türken.
Der spanische Gesandte nahm sich dieser Sache beim
Kaiser und bei seinem Könige Philipp IV. (1621 — 1665), dem
er darüber auf das Eingehendste berichtete, angelegentlich an.
Nach Berathung mit ihm und dem venezianischen Gesandten
ward endlich vom Kaiser beschlossen, dass Parchevich nach
Venedig reisen, dort seine Schreiben übergeben und seine Auf-
träge an die Republik Venedig mündlich ausrichten solle.
Der venezianische Gesandte in Wien, Nicolo Sagredo,
hatte seiner Regierung sofort über diese Angelegenheit be-
richtet; nun gaben am 21. Juni 1650 er und Giov. Batt.
Visconti (der polnische Gesandte in Wien) dem abreisenden
Secretär des Erzbischofs von Sofia Präsentationsschreiben an
den Dogen Francesco da Molino (1646 — 1655) mit. *
Parchevich reiste nach Venedig, wo er aus Rücksicht auf
seine Mittellosigkeit sich in einem Gasthause am Rialto ein
eingeschränktes und unbequemes Unterkommen suchte. Am
6. Juli 1650 begab er sich in das hohe Collegium der Republik,
stellte sich hier dem Secretär der Savii Girolamo Bon^ vor
^ Beide Schreiben im k. Staatsarchiv zu Venedig (Collegio, Esposizioni
Principi, filza 61), Beil. VII, VIII.
2 Girolamo Bon war 1644—1648 venezianischer Abgesandter in der Schweiz
gewesen ; s. V. C^r^sole : La r^publiqne de Venise et les Snisses, Venise
1864, p. 87—91.
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366
und übergab demselben seine Beglaubigungs- und Empfeh-
lungsbriefe aus Tergovist und Wien, welche dieser sofort dem
Rathe der Zehn überbrachte. Im Auftrage der Savii von Bon
befragt, ob er eine Audienz wünsche, erwiderte Parchevich,
dass er bei seiner Unkenntniss der Stadt und der bei der
Regierung üblichen Formen sich in das fiige, was ihm be-
fohlen werden würde, zugleich andeutend, dass er in Anbetracht
seiner Lage sich der Regierung wegen einer anständigeren
Unterkunft demüthig empfehlen müsse. Die Savii Hessen ihm
sagen, dass er sich am folgenden Morgen vorstellen möge, *
und beschlossen ihm für seinen Aufenthalt in Venedig hundert
Ducaten zu bewilligen, wovon ihm dreissig Silberscudi sofort
ausgefolgt wurden. 2
Am 7. Juli 1650 hatte Parchevich Audienz im Collegium,
wo er dem Dogen sein Anliegen vorbrachte. Von den Häuptern
der Bulgaren und dem Fürsten Mathias der Walachei, sagte
er, sei er schon vor drei Jahren an den König Wladislav von
Polen gesendet worden, um dessen Hilfe zur Befreiung der
Bulgaren von der türkischen Tyrannei zu erbitten; der König
habe damals diesen Antrag mit vollem Herzen aufgenommen
und würde den Plan, für welchen der Zeitpunkt eben sehr
günstig gewesen, gewiss zur Ausführung gebracht haben, wenn
er nicht gerade damals aus diesem zeitlichen Leben abberufen
worden wäre. Gegenwärtig erwarte der Orient seine Befreiimg
sicher vom Dogen und dem Senat von Venedig, an welche der
gegenwärtige König von Polen und der Kaiser ihn gewiesen,
da dieselben sich deren Entschlüssen in dieser frommen Unter-
nehmung anschliessen würden. Desshalb sei er aus so fernen
Ländern gekommen in der Hoffnung hier diejenige Huld und
Gnade zu finden, um welche der Orient inständig bitte. Er
stelle es ganz seiner Durchlaucht ai^heim, ob er schriftlich
oder mündlich diese ganze Sache deutlicher und ausführlicher
darlegen solle.
Auf diese Rede, welche Parchevich auch schriftlich in
den Händen des Secretärs zurückliess, ^ erwiderte der Doge:
,Zufolge dem, was Ihr uns vorgetragen habt, bedauern wir
1 Beil. IX.
2 K. Staatsarchiv in Venedig (Senato, Corti, Deliberazioni, filza 42, 12. Juli
in Pregadi), Beil. XV.
3 K. Staatsarchiv in Venedig (CoUegio, Esposizioni Principi, filza 61), Beil. X.
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367
lebhaft die Lage jener Herren ; wir freuen uns ihrer Zuneigung,
wir loben die von ihnen gehegten guten Absichten, und wir
wünschen sie glücklich und zufrieden zu sehen. Was das
Weitere betrifft, so werden diese Herren das von Euch Vor-
getragene in Erwägung ziehen, und werden Euch dann das
Erforderliche wissen lassend ^
Parchevich verneigte sich und verliess hierauf unter dem
gebräuchlichen Ceremoniel den Audienzsaal.
Zwei Tage darauf (9. Juli 1650) überreichte Parchevich
dem Collegium eine ausführlichere Denkschrift über die von
den Bulgaren sowohl früher, als in den gegenwärtigen günstigen
Zeiten gemachten Anstrengimgen, ihre Freiheit wieder zu er-
langen.^ Dieselbe stellt ausser dem bereits Erzählten noch
alles Uebrige zusammen^ was gerade zu dieser Zeit ein der-
artiges Unternehmen derselben zu begünstigen geeignet war,
und Parchevich hatte wie die Häupter seines Vaterlandes genug
staatsmännischen Blick, um bei seinen politischen Berechnungen
nichts ausser Acht zu lassen, was den von ihm vertretenen
Ideen förderlich sein konnte. Vertraut mit den Zuständen seines
bulgarischen Vaterlandes wie mit den politischen Verhältnissen
der türkischen Vasallenländer, Moldau, Walachei und Sieben-
bürgen, wohlbekannt mit den Charakteren ihrer Fürsten und
denen der Häupter der Bulgaren, eingeweiht in die Pläne, Be-
strebungen und Wünsche der Verschworenen, hatte er in der
Hoffnung auf eine bessere Zukunft seines Volkes sein Augenmerk
zunächst nach der Walachei und durch dieses nach Polen ge-
richtet. Der Edelmuth und die kriegerische Neigung des pol-
nischen Nationalcharakters, die Tapferkeit und das Kriegsglück
des Königs Wladislav, welche selbst den Türken Scheu ein-
geäösst hatten, gaben diesen Hoffnungen eine gewisse Berech-
tigung. Den schweren Schlag, welchen der Tod des Königs
Wladislav diesen versetzte, gliech Parchevich so viel als möglich
dadurch aus, dass er dessen Nachfolger und die hervorragendsten
und einflussreichsten Männer der polnischen Republik fär die
Sache der Bulgaren gewann. Da der dreissigjährige Krieg mit
seinen traurigen Folgen, namentlich die gänzliche Erschöpfung
Oesterreichs und der zwischen dem Kaiser und dem Sultan
^ K. Staatsarchiv in Venedig (Collegio, Esposizioni Principi, filza 61), BeU. XI.
> Ebenda Beil XU.
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368
bestehende Friede die kaiserliche Politik an einer thätigen
Unterstützung der christlichen Interessen im Orient verhinderten,
so benützte Parchevich zur Erreichung seines Zieles die Vor-
theile, welche der von den Türken gegen Venedig begonnene
candische Krieg (der dann auch fünfundzwanzig Jahre dauerte,
1644 — 1669) seinen Bestrebungen bot. Die schweren Nachtheile,
welche die Flotte der Venezianer unter Giov. Batt. Grimani
den Türken zugefügt hatte (1647), und die Fortschritte, welche
deren Landtruppen unter Leonardo Foscolo in Dalmatien durch
die Besetzung mehrerer fester Plätze und Städte, namentlich
1648 durch die Einnahme von Clissa, einer nicht unbedeutenden
Festung in der Nähe von Spalatro, machten, nahmen die Streit-
kräfte der Türken gänzlich in Anspruch, so dass eine Erhebung
in den Nordprovinzen ihres Reiches um so mehr Aussicht auf
Erfolg hatte. Dazu kam, dass der Ruf von dem Vordringen der
Venezianer in Dalmatien sich bald durch die südslavischen
Länder imd Bulgarien verbreitet hatte. Während diess den
Muth der christlichen Bevölkerung hob, wirkte es um so nieder-
schlagender auf den Geist der Türken (Pomaken) in diesen
Ländern, die sich kaum von dem Drucke etwas erleichtert
fühlten, welchen die Furcht vor Wladislav und den Polen auf
sie ausgeübt hatte. Waren sie vor Wladislavs Tod schon so
entmuthigt gewesen, dass sie — wie Parchevich mit eigenem
Ohr gehört hatte — im Vorgefühl der sich vorbereitenden
Ereignisse geäussert hatten: ,Wenn die Polen kommen, so
werden wir Christen, von denen ja unsere Vorfahren stammen^,
so hatte sich auch von daher eine bleibende Meinung bei
ihnen festgesetzt, die sie auch öflFentlich nicht verhehlten, dass
das Ende ihrer Herrschaft herankomme. Dagegen waren die
Katholiken und die Griechen Bulgariens in dieser politischen
Unternehmung vollkommen einig, ihr Patriotismus überwog ihre
kirchliche Spaltung und die Zahl und die Stimmung der Pa-
trioten hob sich von Tag zu Tag. In Erwägung dieser Sach-
lage und mit Rücksicht auf die vorhandenen Streitkräfte der
Walachei und die Bereitwilligkeit Polens, suchte Parchevich die
Republik Venedig zu bestimmen, sich zu Gunsten der Befreiung
des Orients und der Verbreitung des katholischen Glaubens zu
entschliessen, sich an die Spitze des Unternehmens zu stellen,
mit Polen ein diessbezügliches Bündniss zu schliessen und zu
dem Ende einen hervorragenden Gesandten mit den nöthigen
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369
Vollmachten dahin zu senden. Die Republik möge überzeugt
sein, dass die Kräfte der Türken in Folge der grossen Auf-
stände im Innern des Reiches und der Verluste an Truppen zu
Land und zur See seit den letzten sechs Jahren durchaus nicht
so bedeutend seien, wie Viele glauben; mehr noch als ein von
Hunden gehetzter Hase wünsche der Sultan Ruhe und Frieden.
Natürlich wurde um Geheimhaltung der Verhandlungen gebeten.
Parchevich hatte die Absicht nach Beendigung seiner Ge-
schäflie in Venedig mit der Post nach Rom zu reisen und von
da über Wien und Warschau nach Bulgarien zurückzukehren.
In Rom erwartete ihn Jemand, der seine Berichte über den
Erfolg seiner Verhandlungen in Empfang nehmen und sofort
über Ragusa nach Bulgarien an die Häupter des Orients be-
fördern sollte.
Am 12. Juli 1650 wurde diese bulgarische Angelegenheit
im venezianischen Senat verhandelt.^ Wie die Bulgaren die
Gelegenheit des candischen Krieges zu ihrer Erhebung und
Befreiung benützen wollten, so konnte es den Venezianern nur
willkommen sein, die Streitkräfte der Türken zugleich an deren
Nordgrenze beschäftigt und dadurch getheilt und zersplittert
zu sehen. Sie beschlossen daher sowohl dem Gesandten münd-
lich, als den Bulgaren schriftlich zustimmende, ermuthigende
Antwort zu geben, ohne jedoch irgend eine für sie bindende
Zusicherung, namentlich in Betreff eines Bündnisses mit Polen
zu ertheilen. So ward dem Parchevich seine Abschiedsaudienz
für den folgenden Tag festgesetzt, und es wiirde beschlossen,
sowohl an den Gouverneur von Bulgarien, wie an den Erz-
bischof von Sardica Antwortschreiben abzusenden, beide des
Inhalts : Man versichere sie der Theilnahme an ihrer Lage, der
Zustimmung zu ihren Bestrebungen und der Bereitwilligkeit,
durch energische Fortsetzung des eigenen Krieges die tür-
kischen Streitkräfte beschäftigt und getheilt zu erhalten; auch
wolle man die Angelegenheit bei den anderen Fürsten so be-
treiben, dass sie dieser gemeinsamen Sache möglichst kräftigen
Beistand leisten; sie mögen nur inzwischen das Volk in seinem
Eifer erhalten und stärken, dem ein glücklicher Erfolg ge-
wünscht werde. '^ — Ausserdem beschloss man dem Don Pietro
^ K. Staatsarchiv in Venedig (Senato, Corti Deliberazioni, filza 42, 12. Juli
16Ö0 in Pregadi), BeU. XlII— XV.
2 Ebenda Beil. XDI, XIV.
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Parchevich ausser den dreissig Silberscudi, die ihm auf Rech-
nung der bereits für seinen Aufenthalt in Venedig bewilligten
hundert Ducaten schon ausgezahlt worden waren, noch hundert
Silberscudi als Zeichen des Wohlwollens zu verehren. ^
Am 13. Juli 1650 erschien Parchevich zur Abschieds-
audienz im Collegium,2 wo ihm folgende vom Senat am Tage
vorher beschlossene Antwort ertheilt wurde: ,Durch Eure Dar-
legungen sind wir über die beklagenswerthe Lage der Christen
in Bulgarien, welche von der türkischen Tyrannei grausam
unterdrückt sind, vollkommen unterrichtet; wir billigen die Nach-
richten, die Ihr uns gebracht habt, vollkommen; und wie wir jenen
Entschluss, sich von der so harten Knechtschaft zu befreien,
gebilligt haben, so werden wir zur Erleichterung des Erfolges
nicht allein durch beharrliche Fortsetzung des Krieges die
türkischen Streitkräfte getheilt und beschäftigt erhalten, sondern
auch die anderen Fürsten aneifern, diese frommen und heiligen
Beschlüsse durch ihre eigenen zu unterstützen; überhaupt
wünschen wir, dass nicht weniger jene Völker, als der Herr
Erzbischof und der Herr Gouverneur, welche uns geschrieben
habeu; und fiir welche Ihr unsere Antwortschreiben empfangen
werdet, fest überzeugt seien, dass wir nichts unterlassen werden,
was der Welt unsere vollkommenste Geneigtheit und Bereit-
willigkeit in dieser Angelegenheit darzuthun vermag'. ^
Nachdem ihm diese Antwort vorgelesen war, erwiderte
Parchevich, dass er diesen Auftrag sowohl dem Könige von
Polen, als den Senatoren und Völkern, die ihn gesendet haben,
berichten werde; da er sich jedoch früher nach Rom begeben
müsse, so bitte er noch um einen Brief an den dortigen vene-
zianischen Gesandten, damit dieser ihm daselbst eine möglichst
schleunige Abfertigung erwirke. Auch überreichte er noch
eine Denkschrift, um den Pater Bemardino von Zara, vom
Orden der mindern Brüder de observantia, zur Beförderung in
eines der in Bulgarien erledigten Bisthümer zu empfehlen. "^
Nachdem dieselbe verlesen worden war, antwortete der
Doge dem Bittsteller, dass er ihm glückliche Reise wünsche
^ Beil. XV.
' K. Staatsarchiv in Venedig (CoUegio, Esposiziont Principi, filza 61),
Beil. XVI.
» Ebenda (Senato, Corti, Deliberazioni, filza 42) Beil. XV.
* Ebenda (CoUegio, Esposizioni Principi, filza 61) Beil. XVI.
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371
und Sorge tragen werde, sieh ihm geföUig zu erweisen, womit
die Audienz ein Ende hatte.
Ob Parchevich mit seiner letzten Bitte aus eigenem An-
triebe oder nach einem Auftrage aus der Heimath gehandelt
habe, lässt sich nicht entscheiden. Jedenfalls war ihm erst
unterwegs die Nachricht zugekommen, dass während seiner Ab-
wesenheit, im Monat Februar 1650, die beiden bulgarischen
Erzbisthümer von Ochrida und von Martianopel in Erledigung
gekommen seien. * Gewiss mag der von Parchevich empfohlene
Fra Bemardino von Zara, ein älterer ehrwürdiger Mönch, durch
Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Sittenreinheit des erzbischöf-
lichen Amtes sehr würdig und durch seine Kenntniss mehrerer,
namentlich der bulgarischen Sprache, für ein bulgarisches Erz-
bisthum sehr geeignet gewesen sein; allein mehr Gewicht als
diess alles — und Parchevich sagte es ganz offen — hatte
für den bulgarischen Abgesandten der Umstand, dass Fra Ber-
nardino ein Unterthan der Republik Venedig war und also unter
deren Gerichtsbarkeit stand. Wenn es nun auch nicht unrichtig
ist, was Parchevich erklärte, dass die Ernennung Fra Ber-
nardinos zu einem bulgarischen Erzbischof diesem Lande zum
Nutzen und der Republik Venedig zur Ehre gereichen, be-
sonders auch der Correspondenz zwischen beiden Ländern för-
derlich sein werde: so ist es doch klar, wenn auch Parchevich
es nicht aussprach, dass die Ernennung Fra Bernardinos mehr
politischen Zwecken dienen sollte, um dadurch das Interesse
Venedigs für Bulgarien zu engagiren und dessen thätiger Theil-
> In Ochrida war Raphael Levakovich bis 1650 Erzbiachof, in welchem
Jahre dieser Sitz in der That (sei es durch Versetzung, sei es durch
Tod) erledigt wurde. Sein Nachfolger war der bereits früher genannte
Andr. Bogdan, 27. Februar 1651—1657 (Garns: Ser. Episc). — Die Vor-
gänge bei Erledigung des Erzbisthums Martianopel sind nicht klar;
Marcus Handin, welcher, wie früher erwähnt, seit 16. November 1643
diese Würde bekleidete und zugleich apostolischer Vicar und Administrator
de« Fürstcnthums Moldau war, scheint mit der Kirche in Zerwttrfniss
gerathen und desshalb im Februar 1650 vom Amte suspendirt worden zu
sein. Aus der Ernennungsbulle seines Nachfolgers, Peter Parchevich, vom
6. März 1655 (Beil. XVII) ersehen wir, dass Marcus Bandin nicht lange
vorher ,extra Romanam Curiam* gestorben war. Hiernach muss auch Jac.
Coleto*s Angabe im Illyric. Sacr., VIII, 60 ff., dass Marcus Bandin noch
1662 in Deutschland gelebt habe, berichtigt werden; vielleicht ist 1662
ein Druckfehler für 1652.
ArchiT. Bd. LIX. II. Hälfte. 2d
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nähme an den Geschicken Bulgariens einen Anknüpfungspunkt
zu bieten. Doch erreichte Parchevich dieses Ziel nicht und Fra
Bernardino erhielt keines der beiden genannten bulgarischen
Erzbisthümer.
Nach beendigter Audienz begab sich Parchevich nochmals
in das Secretariat, um eine Abschrift der ihm ertheilten offi-
ciellen Antwort zu erhalten. Hier wiederholte er dem Secretär
Bon, während dieser das Gewünschte schrieb, nochmals, dass
er sehnlich eine Empfehlung des Dogen an den venezianischen
Gesandten in Rom wünsche, damit er dort, wohin er sich im
Namen und Auftrage des Erzbischofs von Sardica (Sofia) be-
gebe, von der Congregation de propaganda fide rasch abge-
fertigt werde. Der Secretär berichtete diess natürlich den
Savii, 1 allein es scheint, dass Parchevich auch diesen Wunsch
nicht erfüllt gesehen habe, denn die Republik wird schwerlich
geneigt gewesen sein, um eines Fremden willen, sich um die
inneren Verwaltungssachen der Kirche zu bekümmern.
Ohne Zweifel ist Parchevich damals nach Rom und von
da aus nach Bulgarien zurückgereist. Näheres darüber ist jedoch
nicht bekannt. Jedenfalls sind seine Bemühungen während
dieser Gesandtschaftsreise als gescheitert zu betrachten. Der
Kaiser hatte jede Theilnahme an der Befreiung Bulgariens von
der türkischen Herrschaft vorderhand abgelehnt. Venedig hatte
die beabsichtigte Erhebung zwar mit freundlichen Worten er-
muntert, hatte aber dazu weiter keinen Beistand versprochen,
als was es ohnehin im eigenen Interesse thun musste, eine kräf-
tige und beharrliche Fortführung seines candischen Krieges.
Unter diesen Umständen dürfte denn auch die anfänglich auf-
richtige Neigung Polens sich an diesem Unternehmen zu be-
theiligen, bald wieder erkaltet sein. Und so blieb die ganze
Sache abermals auf sich beruhen. Peter Parchevich aber kehrte
wieder als Missionär in die Moldau zurück, wo er inzwischen
seinen Erzbischof Marcus Bandin verloren hatte.
^ K. Staatsarchiv in Venedig (Collegio, Esposizioni Principi, filza 61),
Beü. XVI.
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373
Die politiBOhen Zustände und Verhältnisse in der Moldau
(1650 — 1666). — Parehevioh in Born; Ernennung zum Erz-
bisehof von Martianopel (1656).
Trotz der Erfolglosigkeit seiner bisherigen Sendungen
läset es sich bei der damaligen Lage der unteren Donauländer
im Vorhinein annehmen^ dass Parehevioh den politischen An-
gelegenheiten derselben nicht ganz fern geblieben sein wird.
Ein Mann von seinem Charakter^ seiner Lebensstellung^ seiner
Bildung und erwiesenen Befähigung, seiner Eenntniss der Per-
sonen und Verhältnisse musste früher oder später wieder zu
erneuerter diplomatischer Thätigkeit berufen werden.
Schon 1648 hatte die Moldau nicht bloss unter Elementar-
Unfällen, durch schreckliche Dürre und verheerende Heu-
schreckenzüge, sondern zugleich mehr noch durch einen räube-
rischen Einfall der Tartaren zu leiden gehabt. ^ Bald aber zogen
sich noch drohendere Gefahren über Fürst Basilius Lupul und
sein Land zusammen. In Siebenbürgen war Georg IL Rakoczy
seinem Vater am 11. October 1648 auf dem Fürstensitze ge-
folgt. Durch Lupuls Verhalten an der Ausführung seiner Ab-
sichten auf Polen verhindert, war er diesem höchst feindselig
gesinnt und wusste es zu erreichen, dass ihm endlich die
Pforte 1651 sogar den Befehl zur Absetzung Lupuls ertheilte.
Dieser war seinerseits ohnehin damals durch häusliche Ange-
legenheiten in eine sehr unangenehme Lage gerathen. Um die
Hand seiner zweiten Tochter Dunina bewarb sich nämlich
Demetrius Wiesnioviecki, ein Vetter des nachmaligen Königs
Michael von Polen, und gleichzeitig auch der Kosakenhetman
B(^an Chmielnicki für seinen Sohn Timotheus. Fürst Lupul
gab dem polnischen Bewerber den Vorzug umsomehr, da er die
geringe Bildung des Kosakenfürsten hinlänglich kannte. Anfangs
suchte er den Bewerbungen Chmielnicki's durch den Vorwand
auszuweichen, dass er die Erlaubniss der hohen Pforte ein-
holen müsse. Als nun diese erfolgte, blieb Lupul nichts anderes
i S. Engel a. a. O.
25»
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übrig, als Chmielnicki offen, seiner Rohheit wegen, die Hand
seiner Tochter zu verweigern. Aus Rache hierüber Hess Chmiel-
nicki sechzehnhundert Kosaken und zwanzigtausend Tartaren in
die Moldau einbrechen, während er selbst das polnische Heer
unter Potocki durch ein aufgestelltes Observationscorps ver-
hinderte, Lupul Hilfe zu leisten. Dieser, geschlagen, musste
nun in die Verlobung seiner Tochter mit Timotheus willigen,
und den Tartaren, die Jassy geplündert hatten, 600.000 Thaler
zahlen« Trotzdem blieb er in geheimer Verbindung mit Polen
und lieferte sogar Depeschen, welche ihm Chmielnicki zur Be-
förderung nach Constantinopel anvertraut hatte, nach Polen
aus, wofür ihm das dortige Indigenat zum Lohne ward. Chmiel-
nicki drohte, mit hundeiitausend Mann in die Moldau einzu-
brechen, die Bojaren riethen dem Fürsten zur Nachgiebigkeit,
das polnische Heer unter Ealinovski, auf dessen Beistand
Lupul hoffte, ward geschlagen, und so konnte der unglückliche
Vater die Heirath seiner Tochter Dunina nicht länger ver-
zögern. Dieselbe ist denn auch wirklich im Juni 1652 zu Jassy
gefeiert worden. Der Bräutigam Timotheus äusserte bei dieser
Gelegenheit, er werde darnach trachten, von den Türken die
R^ieining der Moldau zu erhalten. Als der Fürst der Walachei,
Mathias Bessaraba, der alte Gegner Lupuls, von dieser Ab-
sicht des jungen Chmielnicki Kunde bekam und alsbald be-
fürchtete, selbst das Opfer werden zu können, da dem Lupul zum
Ersätze die Walachei von der Pforte verliehen werden könnte,
schloss er nun mit dieser und Georg H. Rakoczy ein Bündniss
gegen Lupul ab. Selbst den moldauischen Grosslogotheten Gör-
gicze wusste Mathias zu gewinnen, indem er ihm die moldauische
Woiwodenwürde unter türkischer und siebenbürgischer Ober-
hoheit zu erwirken versprach. Georg IL Rakoczy schickte im
Frühjahre 1653 seinen Obergeneral Johann Kem6ny in die
Moldau, welcher am Palmsonntag mit siebenbürgischen und
walachischen Truppen in Jassy einzog und Georg Stephan als
Woiwoden einsetzte. Lupul floh mit seinem ganzen Hofstaate
zu seinem Schwiegersohn Timotheus, kehrte aber bald an der
Spitze kosakischer Hilfstruppen zurück, schlug Kem^ny bei
Koprinkan und setzte sich wieder in den Besitz der Woiwod-
schaft. Als er aber hierauf in die Walachei einbrach, um Fürst
Mathias zu züchtigen, ward er von diesem am 17. Mai 1653
geschlagen und büsste den Kern seines Heeres ein. Auch
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Georg Stephan, von Georg 11. Rakoczy und Mathias Bess-
araba mit Hilfstruppen unterstützt, schlug Lupul und Timo-
theus bei Öebia. Jener floh zu Bogdan Chmielnicki ; Timotheus
warf sich mit achttausend Kosaken und den Schätzen seines
Schwiegervaters in die Stadt Sußava. Bogdan konnte seinem
Sohne nicht zu Hilfe kommen, da ihm selbst die polnische
Armee gegenüberstand und die Tartaren weder durch Bitten
noch durch Geschenke zu bewegen waren, sich in diese Sache
einzulassen.
Timotheus hielt sich tapfer gegen die Belagerer, erlag
aber einer im Kampfe erhaltenen Wunde. Nach seinem Tode
übergaben die Kosaken 9. October 1653 Suöava an Georg
Stephan und zogen ab. Zu spät rückte Lupul mit einem end-
lich durch grosse Geschenke gewonnenen Tartarenheere zum Ent-
sätze Suöavas heran. Da er den Fall dieser Stadt erfuhr, kehrte
er zum Chan zurück, welcher ihn verhaften und in Ketten
nach Constantinopel bringen Hess. Nun zog (Georg) Stephan
XIU. (genannt Burduse, d. i. der Fette, 1654 — 1658) in Jassy
ein, und erreichte durch Vermittlung seiner Freunde, Georg IL
Rakoczy und Mathias Bessaraba, wie durch grosse Geschenke
an die Pforte deren Bestätigung in der Woiwodschaft. Es
scheint jedoch, dass er sich auch zu Tribut und Kriegshilfe
an Rakoczy und Bessaraba verpflichtet habe. Diese drei Ver-
bündeten wandten sich nun gegen die Kosaken, indem sie
den Polen gegen dieselben Hilfe leisteten, wofür ihnen am
30. Juni 1654 das polnische Indigenat zur Belohnung ertheilt
wurde.
Wie sehr unter solchen Wechsel vollen und verheerenden
Ereignissen die Moldau gelitten haben wird, lässt sich leicht
denken. Vielfach und schwer müssen die Rückwirkungen der-
selben namentlich die Lage der katholischen Kirche betrofi^en
haben, so wohlwollend auch die Landesfürsten, Stephan nicht
minder als Lupul, für dieselbe gesinnt waren.
Wir haben bereits gesehen, dass dem Erzbischofe von
Martianopel, Marcus Bandin, im Februar 1650 das apostolische
Vicariat und die Administration der Moldau abgenommen
worden und diese Stellung also unbesetzt war, als Peter Par-
chevich von seiner letzten politischen Sendung aus Italien nach
Bakov zurückkehrte. Wir können uns leicht vorstellen, auch
ohne Documente darüber zu besitzen, wie schwer ihm unter
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solchen politischen und kirchlichen Verhältnissen die Erfüllung
und Ausübung seines Missionäramtes geworden sein mag.
Da kamen im Jahre 1654 Schreiben des Fürsten Stephan
und der Katholiken in der Moldau nach Rom, welche den
Peter Parchevich zum apostolischen Administrator begehrten, *
weil der Ordinarius dieser Provinz, Bischof Kurski von Bakov,^
niemals daselbst residierte. Man suchte zu bewirken, dass dieser
den Peter Parchevich zu seinem General vicar ernennen möchte,
allein ohne Erfolg. Als aber noch im selben Jahre (1654)
durch den Tod Marcus Bandins das apostolische Vicariat in
der Moldau wirklich erledigt worden war, ward Parchevich
von der Congregation de propaganda fide nach Rom berufen,
wo er von derselben mit Genehmigung des Papstes zum
Stellvertreter des Verstorbenen im Vicariat und in der Ad-
ministration der Moldau ernannt wurde. ^ Er reiste jedoch
nicht sogleich zur thatsächlichen Ausübung dieses Amtes
ab, sondern verweilte vor Antritt desselben noch längere
Zeit in Rom , wo ihn auch die nach Papst . Innocenz' X.
(Joh. Bapt. Pamfili, 15. September 1644 bis 7. Jänner 1655)
Tode eingetretene Sedisvacanz und die bei der Thronbestei-
gung eines neuen Papstes leicht erklärlichen Stockungen der
Regierungsgeschäfte zurückgehalten haben mögen. Der neue
Papst, Alexander VII. (Fabius Chigi, 7. April 1655 bis 22. Mai
1667), erwannte unter vierzehn Bischöfen, welche er nach An-
tritt seines Pontificats zu dieser Würde beförderte, auf Vor-
schlag der Congregation de propaganda fide am 3. Februar
1656 ^ ,den Peter Parchevich, bulgarischen Priester, einen um
die katholische Religion verdienten Mann, ehemals Zögling der
heiligen Congregation de propaganda fide, Doctor der Theologie
und des canonischen Rechts,' zum Erzbischof von Martianopel
in partibus infidelium.^ Die betreflfende Ernennungsbulle ^ ist
I Mittheilong der Congregation de propaganda fide, Beil. III.
^ Marianas Kurski, Bischof von Bakov, war 1651 — 1660 Episcopus En-
nensis et suffraganeus Posnaniensis. S. Karz a. a. O. II, f. p. 21. —
Garns a. a. O. p. 365 (gibt statt 1660 das Datum 19. Juni 1659).
3 So erzählt Parchevich selbst in seinem oben angeführten Briefe vom
29. September 1673 (Beil. LXXXIV).
* Nach Angabe der Congregation de propaganda fide, Beil. III.
^ So bezeichnet es die Ernennungsbnlle selbst.
^ Original im Archiv der Patres Franciskaner in Klausenburg, Beil. XVII.
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am 6. März 1655 (M. R. = 1656) ausgestellt worden und an Passio
Domini, den 25. März 1656 empfing Parchevich in der Kirche
Ö. Silvester Monialis zu Rom durch den Cardinal Franceotti
die erzbischöflichen Weihen. Bald darauf hatte er Audienz bei
Papst Alexander VII., der ihm nach dem Fusskusse den Segen
ertheilte, nach welchem Ceremoniel er noch zu Ende desselben
Monats oder Anfangs April 1656 nach dem Orient aufbrach.
Gemäss der ihm von der Congregation der Propaganda er-
theilten Aufgabe begab er sich in der Absicht nach dem Oriente
(sei es nach Bulgarien oder in die Moldau), um die kirchliche
Administration dieses Landes zu leiten.
Da jedoch einige Mitglieder der genannten Congregation
das Erzbisthum Martianopel, welches laut Parchevichs Er-
nennungsbulle in partibus infidelium war, und dessen letzter
Titular, Marcus Bandin, als apostolischer Vicar bloss in Bakov
residiert hatte, mit dem Bisthum der Moldau, das zwar von
Bakov benannt war, dessen Träger aber sich in Polen aufhielt,
verwechselten : so entstand hieraus eine lange Verzögerung, bis
Parchevich nach besserer Information in Rom zur Ausübung
seines Amtes gelangen konnte. * Mittlerweile jedoch lagen die
kirchlichen Angelegenheiten der Moldau brach und Parchevich
gieng ohne Diöcese müssig umher. Allein er war ein viel zu
thätiger und für alles Gute begeisterter Charakter, als dass er
nicht auch diese Müsse zu wohlgemeinter Thätigkeit in anderer
Richtung hätte benützen sollen, wozu sich eben die beste Ge-
legenheit bot
' Parchevich erscheint durch diese Umstände wohl gegen den Vorwurf
gerechtfertigt, dass er zum Missfallen der Congregation sich nie um
Martianopel bekümmerte und, wie es scheint, nie dort residiert habe
(BeiL III).
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378
III.
Feter Farcherichs diplomatische Thätigkeit.
(1656—1657.)
1.
Gesandtschaft an Kaiser Ferdinand m. 1656. ^
Als Parchevich etwa im Mai 1656 nach zweijähriger Ab-
wesenheit in die Donauländer zuiückkehrte, fand er deren
politische Zustände wesentlich verändert.
In der Walachei war nach dem Tode des Woiwoden
Mathias Bessaraba (8. April 1654) Constantin Bessaraba zur
Regierung gelangt Allein im folgenden Jahre (1655) empörten
sich die Semeuier, eine Art erblicher Miliz, gegen denselben.
Seine beiden Nachbarn, Georg II. Rakoczy von Siebenbürgen
und Stephan Burduse von der Moldau, kamen ihm zu Hilfe,
und es gelang dem Ersteren noch vor Stephans Ankunft die
Aufständischen in einer Schlacht bei Plojest am 17. Juni 1655 zu
besiegeu. In Folge davon schloss er mit den beiden Woiwoden,
mit denen er schon seit Stephans Regierungsantritt im besten
Einvernehmen lebte, noch festere Bündnisse.
Inzwischen hatten sich die Gewaltthätigkeiten der Türken
in Bulgarien, Albanien, Serbien und Bosnien von Tag zu Tag
vermehrt. Verwüstend und mordend hatten sich die türkischen
Kriegsschaaren während der Minderjährigkeit des Sultans Mo-
hamed IV. "^ über diese Länder ergossen. Jeder Pascha, jeder
bewaffnete Muselmann Hess seinem Hange zur Willkür und
Grausamkeit freien Lauf. Manche Horden wütheten in Alba-
nien, Serbien und Bosnien ärger als Feinde, und die Paschas,
welche die Pflicht und die Macht gehabt hätten diesen Greueln
zu steuern, nahmen daran selbst den grössten Antheil.
^ Vgl. Engel: Gesch. d. Moldau und Walachei. — Nie. Schmitth: Im-
peratt. Ottoman., Tyrnau 1761. — Max Schimek a. a. O. — Jirecek:
Gesch. d. Bulg. — Ziukeisen und Hammer-Purgstall erwähnen von diesen
Begebenheiten nichts.
2 Geboren den 2. Jänner 1642, wurde er als ein Kind nach der Absetzung
seines Vaters von den Janitscharen am 8. August 1648 auf den Thron
erhoben.
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379
Bei so schrecklichen Leiden der christlichen Bevölke-
rung in diesen Ländern nahmen sich endlich die Vornehmsten
derselben^ wie in den Jahren 1630, 1647 und 1649 aufs Neue
ihres unglücklichen Volkes an, um dessen Befreiung von so
grausamer und fürchterlicher Tyrannei zu erreichen. Im Jahre
1656 < traten sie zu einer Berathung darüber zusammen ; unter
ihnen als die hervorragendsten Mitglieder: Peter Parchevich,
der kaum aus Rom zurückgekehrte neue Erzbischof von Martia-
nopel; CyriU, Metropolit von Tirnovo; der £xpatriarch von
Constantinopel, aus einem alten spanischen Geschlechte stam-
mend und Gabriel, Patriarch von Serbien. Diesem Bunde,
an dessen Spitze nach der Lage der Dinge zunächst die
geistlichen Würdentiäger der katholischen und griechischen
Kirche standen, traten alsbald die Fürsten der Moldau,
Stephan XIII. Burduse, und der Walachei, Constantin
Bessaraba, bei. Briefe und Boten wurden an die Bulgaren,
Serben, Albanesen, Griechen, an einige Orte der Woiwod-
schaft Kiprovac und Andere gesendet. Alle sollten dem
Bunde gewonnen werden, da nur eine allgemeine Theil-
nahme die Ausführung der Pläne gelingen lassen konnte. Da
jedoch selbst die Kräfte einer solchen allgemeinen Coalition
der unterdrückten Völker noch nicht genügend erschienen,
beschloss man, sich auch um die Unterstützung auswärtiger
mächtiger Fürsten zu bewerben. Zum Abgesandten (Inter-
nuntius) an den römisch-deutschen Kaiser ward diessfalls von
den Genannten einstimmig Peter Parchevich gewählt, der hie-
für nicht bloss durch seine persönlichen Eigenschaften, durch
seine Bildung und seine Kenntnisse, durch seine grosse und
würdevolle Beredsamkeit, sondern auch durch seine Stellung
als katholischer Kirchenfürst und durch seine in den beiden
früher von ihm ausgeführten Gesandtschaften gewonnene Er-
fahrung allen als ganz besonders geeignet erschien. Er über-
nahm bei seiner unfreiwilligen Müsse auf kirchlichem Gebiet,
jedoch offenbar nicht ohne Vorwissen seiner Vorgesetzten, den
ebenso ehrenvollen als schwierigen Auftrag und begab sich nach
Wien, wo er nach mühevoller Reise (etwa) im August 1656 eintraf.
Die von Schmitth u. Ä. angegebene Jahreszahl 165ö bezieht sich offenbar
nur anf den ersten Beginn dieser Verständigungfpn, an welchen Peter*
Parchevich keinen Antheil hatte, weil er damals in Rom verweilte.
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380
Ferdinand III. nahm Parchevich huldvoll auf. in einer
Audienz schilderte dieser dem Kaiseu* die unglückliche Lage
der Bulgaren, die schrecklichen Bedrückungen der Christen in
jenen Ländern durch die Türken und die Verhandlungen seiner
Genossen zur Wiedererlangung der angestammten Freiheit.
,Es könnte', sagte er,* ,das türkische Joch vom Nacken Bul-
gariens abgeschüttelt werden, wenn nur in Ungai*n und Croa-
tien die türkische Besatzung angegriffen würde. Die verbün-
deten Christen würden die Waffen gegen ihre Unterdrücker
ergreifen, wenn der Kaiser das Bündniss verstärken und im
gegebenen Zeitpunkte die Kräfte der Feinde von ihrer Seite
ablenken wollte. Da ohnehin der Krieg mit der Republik
Venedig 2 die Türken in Asien beschäftige, würden diese ohne
Zweifel den vereinten Kräften der Verbündeten nicht ge-
wachsen sein/
Der Kaiser lobte den Eifer des Redners, sagte den Bul-
garen seine Theilnahme zu und versprach, dahin zu wirken,
dass der Friede unter den christlichen Herrschern wieder her-
gestellt werde, damit sie dann alle gemeinsam ihre Waffen
gegen die Türken kehren könnten. An einer sofortigen wirk-
lichen Unterstützung der Coalition der Donauländer wurde
jedoch Ferdinand III. hauptsächlich durch die Kriege in
Polen, welche sein eigenes Reich bedrohten, gehindert.
ParchevicA, welcher bereits im September nach Bulgarien
oder in die Moldau zurückzukehren beabsichtigte, sah sich zu
einem längeren Aufenthalte in Wien veranlasst, welche Zeit
er nun sogleich für die kirchlichen Zustände und Verhältnisse
der Donauländer zu benützen nicht unterliess. In seinem Elifer,
die katholische Religion in den fernen türkischen Provinzen zu
befördern, bemühte er sich unter Anderm darum, dass es ihm
gelänge, zwei Väter aus der Gesellschaft Jesu zur Abhaltung des
Gottesdienstes und zur Errichtung von Schulen mit sich dahin
zu nehmen. Da er aber nicht die Mittel besass, dieselben zu
erhalten und sie mit Kleidern für die Reise in die Türkei imd
anderen Bedürfnissen auszustatten, wandte er sich mit einem
1 Nach Sclimittb, welchem eine schriftliche Abfassung dieser Kede vor-
gelegen haben dürfte, so wie sich (wie wir später sehen werden) auch
eine Aufzeichnnng von Parchevichs Anrede an den Kosakenhetman
Chmielnicki im k. k. Kammerarchiv vorfindet.
2 Eben der schon früher erwähnte candische Krieg (^1644—1669).
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381
Gesuch um eine Unterstützung hierzu und zu der weiten be-
schwerlichen Reise an den Kaiser. Dieser gewährte die Bitte
durch Anweisung einer Summe von hundert Ducaten in Gold,
auszahlbar von der k. k. oder von der k. ungarischen Hof-
kammer. Die k. ungarische Hofkanzlei in Prag schrieb dess-
halb am 23. September 1656 an die k. k. Hofkammer in
Wien, sie möge in dieser frommen und die katholische Sache
fördernden Angelegenheit den allerhöchsten Willen des Kaisers
vollziehen, ^ imd ertheilte Parchevich unter demselben Datum
Empfehlungsschi'eiben zu freundlicher Aufnahme und Unter-
stützung bei der Durchreise an den König von Polen, an die
Fürsten von Siebenbürgen, der Moldau und der Walachei. 2
Auch richtete Parchevich ein Schreiben an den Erzbischof
von Gran, Georg HI. Lippay von Zombor, ^ mit der Bitte,
zur Beförderung der katholischen Religion Jünglinge aus jenen
Gegenden in den Schulen der Jesuiten erziehen zu lassen, und
deren wenigstens zwei oder drei in ein CoUegium, Alumnat
oder Convict aufzunehmen.^
Allein mit der Auszahlung der vom Kaiser gewährten
Unterstützung ging es nicht so schnell, und Ferdinand IH.
musste desshalb am 24. October 1656 einen wiederholten Be-
fehl an die k. k. Hofkammer ergehen lassen, die dem Par-
chevich zur Mitnahme der Jesuiten patres bewilligten hundert
Ducaten auszuzahlen. "^ Inzwischen hatte dieser jedoch sich das
Herz gefasst, den Kaiser lieber um eine bestimmte jährliche
Unterstützung zu bitten, welcher hierüber den Bericht der
ungarischen Hofkammer verlangte.® Diese erkundigte sich
diessfalls am 31. October 1656 erst bei der k. k. Hofkammer
um deren Meinung, ^ und erkläre dann am 23. November 1656
dem Kaiser und König, eine solche jährliche Subvention an
Parchevich nicht auszahlen zu können, ^ sowie unter demselben
' Beil. XVIII, XIX.
2 Beü XX.
3 Georg Lippay war vom 1. Februar 1633—1637 Bischof von Veszprim,
vom 1. Mai 1637 bis 18. November 1642 Bischof von £rlau, und 1642
bis 2. Jänner 1666 Erzbischof von Gran.
* BeiL XXI.
* Beil. XXII.
« BeiL XXIU.
7 Beil. XXIV.
8 Beü. XXV.
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382
Datum auch^ ausser Stande zu sein, dem Parchevich die ganze
für seine Reise angewiesene Summe von hundert Ducaten aus-
zufolgen. ^ Noch einmal schrieb die k. k. Hof kammer in Wien
am 12. December 1656 hierüber an die k. ungarische Hof-
kammer in Pressburg, um dort die volle Ausbezahlung der
ganzen zur Reise benöthigten Summe an Parchevich zu er-
wirken. 2
So vergiengen fast drei Monate, ohne dass der eifrige Erz-
bischof und Patriot zu einer wirklichen Unterstützimg und
Förderung seiner hochsinnigen, politischen und kirchlichen Pläne
gelangt wäre. Ja, er kam jetzt nicht einmal mehr dazu, seine
beabsichtigte Rückkehr in die Heimath auszuführen, indem der
Kaiser plötzlich den Entschluss fasste, den bulgarischen Inter-
nuntius zu einer eigenen Gesandtschaft an den früher erwähnten
Hetman der Zaporoger Kosaken, Bogdan Chmielnicki, zu ver-
wenden. 3
Kaiserliche Gesandtschaft an den Kosakenhetnian Bogdan
Chmielnicki (1657).
Das polnische Reich gieng, durch Kämpfe im Innern und
blutige Kriege nach Aussen sehr zerrüttet, bereits immer mehr
der Abnahme seiner Macht entgegen, während andererseits
Russland in Folge der fortschreitenden Unterwerfung der Tar-
taren im Osten, unter deren Joch es selbst Jahrhunderte lang
geschmachtet hatte, und bei der zunehmenden Schwäche Polens
im Westen immer mächtiger wurde.
Das aus einer Mischung slavischer und tartarischer
Völkerschaften entsprungene Volk der Kosaken war theils
» Sie wollte nur die Hälfte zahlen, Beil. XXVI, that dieses auch und ward
dann von der k. k. Hof kammer am 16. Jänner 1657 wegen Bezahlung
auch der zweiten Hälfte gemahnt, Beil. XXXIII.
2 Beil. XXVII.
3 Wenn Schmitth noch vor der Abseuduug Parchevichs an Chmielnicki
eine frühere Gesandtschaft desselben an König Johann II. Casimir von
Polen erwähnt, so scheint diess auf einem Missverständnisse zu beruhen,
oder Schmitth sah Parchevichs Sendung an Chmielnicki zugleich als eine
solche an den polnischen König und das Ganze im Allgemeinen als eine
polnische Angelegenheit an.
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383
noch einer nomadisierenden Lebensweise zugethan, tlieils in
festen Sitzen angesiedelt und bildete gewissermassen eine
militärische Vorhut der Slaven gegen die Tartaren, Türken,
Nogaier und Blalmücken. Dasselbe hatte sich in zwei
Hauptzweige getheilt: die Donkosaken in Südrussland und
die Kosaken von Kleininissland, welche wiederum in drei
Gruppen zerfielen : die Kosaken der Ukraine, auch Dniepr-
kosaken genannt, die Tschergujef sehen Kosaken und die
Bugkosaken.
Die Kosaken der Ukraine oder Dnieprkosaken bildeten
ihrerseits zwei Stämme: die Kosaken des schwarzen Meeres
und die Zaporoger Kosaken, welche sich zunächst auf den
Inseln des Dniepr unterhalb der Wasserßllle (za porogi) nieder-
gelassen und davon ihren Namen erhalten haben. Im Jahre
151 6 ^ unterwarfen sich die bis dahin wenig an Subordination
gewöhnten ukrainischen Kosaken dem polnischen Reiche, dessen
König Sigismund I. (1506 — 1548) sie in mehrere Corps theilte
und damit die erste Ordnung dieses kleinrussischen Krieger-
staates begründete. Als später die polnische Regierung damit
umgieng, die kirchlichen Verhältnisse der Katholiken, Prote-
stanten und nichtunirten Griechen in ihren Ländern zum
Vortheile der erstem zu regeln, wurden die der griechisch
nichtunirten Kirche zugethanen Ukrainekosaken mit der polni-
schen Herrschaft unzufrieden, beunruhigten die Türken und
knüpften Verbindungen mit Oesterreich an. Endlich empörten
sie sich unter ihrem Hetman Pavluk gegen die Polen, wurden
aber unter dem König Wladislav IV. im Jahre 1638 bei
Kumeiki besiegt. Die Sieger beraubten sie des Rechtes, einen
eigenen Hetman zu haben, schmälerten alle ihre bisherigen
Freiheiten , Hessen überhaupt nur einige tausend zur Ver-
wendung im Kriegsdienste zu und machten die übrigen zu
Leibeigenen. Daraus entsprang der heftige Hass der grie-
chisch nichtunirten Kosaken gegen den katholischen Adel Polens.
Bogdan Chmielnicki, geboren 1593 als der Sohn eines
polnischen Edelmannes, Michael Chmielnicki, ^ zeichnete sich
* \gh von hier ab Lelewels Geschichte von Polen, Leipzig 1847, und
Hermanns Geschichte des rnssischen Staates, Hamburg 1846, Bd. III.
3 Sein Geschlecht soll von der an der Grenze Volhjniens am Bog ge-
legenen Stadt Chmelnik seinen Namen erhalten haben.
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384
schon früh aus^ so dass ihn 1638 die besiegten Kosaken an
Wladislav IV. sandten, um wegen ihrer Untei-werfung mit
diesem zu verhandeln. Auch ward er zum Secretär der Zaporoger
Kosaken ernannt und vom Grosshetman Stanislaus Koniec-
polski mit dem Gute Substov (eine Meile von Czehrin ent-
fernt) beschenkt. Allein Czaplinski, ein Beamter Koniecpolski's
und Unterstarost von Czehrin, bemächtigte sich mit Gewalt
eines Chmielnicki gehörigen Dorfes und entführte dessen Frau.
Dieser suchte Recht bei Wladislav IV., bei dem er sehr beliebt
war, jedoch ohne Erfolg. Nun Hess er sich, auf den Beistand
des polnischen Reichskanzlers Ossolinski und des Vicekanzlers
Radzieiovski zählend, aus Rache in Unterhandlungen mit den
Tartaren und Kosaken ein, reizte diese zum Aufstände, stellte
sich 1648 selbst an die Spitze der Empörung und sandte an
den König eine Botschaft mit den Beschwerden der Kosaken.
Da starb Wladislav am 10. Mai 1648. Während der Zwischen-
regierung (bis 17. Jänner 1649) ward Chmielnicki von Jere-
mias Wiesnioviecki ^ wiederholt geschlagen und Hess nun im
September 1648 seine Rache an dem polnischen Adel bei Pi-
lavce aus. Er nahm den Polenhetman Potocki gefangen, ver-
heerte sodann Podolien, Volhynien und Rothreussen und drang
bis Lemberg und Zamosc vor. Hier wartete er das Resultat
der bevorstehenden Königswahl ab. Der neue König, Johann IL
Casimir,^ versuchte durch Unterhandlungen sich mit Chmiel-
nicki zu verständigen. Er Hess ihm (9.) 19. Februar 1649
durch eine Gesandtschaft die Würde eines Hetmans unter
polnischer Oberhoheit antragen und übersandte ihm die Het-
mansinsignien, nämlich eine mit Saphiren besetzte Hetmans-
keule und eine rothe Fahne mit dem weissen Adler und dem
Namen des Königs, nebst dem Bestallungsdiplom. Chmielnicki
empfing die königlichen Abgesandten: Adam Kisjel, Maximilian
1 Vater des nachmaligen König-s Michael und Oheim des jungen Demetrius
Wiesnioviecki, der sich 1651 (wie früher erzählt wurde) gleichzeitig mit
Bogdan Chmielnicki's Sohn, Timotheus, um die Hand Duninas, der Tochter
des Woiwoden Basilius Lnpnl von der Moldan, bewarb. »
* Bruder Königs Wladislav IV., geboren 22. Mai 1609, zuerst Krieger,
dann Jesuit, endlich Cardinal, trat aus dem Priesterstande aus, ward
1648 zum König von Polen gewühlt und am 17. Jänner 1649 g^ekrönt,
heirathete 1649 seines Bruders und Vorgängers Witwe, Maria Gonzaga
(t 1667), dankte 1668 ab und starb den 16. December 1672 zu Nevers
in Frankreich.
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Brsosovski, Castellan von Kiew, nebst einigen anderen vornehmen
Polen unter dem Donner der Kanonen. ,Der Bpanntwein wurde
denselben in goldenen Bechern an seiner einfachen Tafel vorgesetzt;
seine mit Edelsteinen geschmückte Frau stopfte die Pfeifen; öffent-
liche Audienz wollte er nur auf öffentlichem Markt ertheilen/ >
Allein Chmielnicki, von den Anerbietungen der königlichen
Gesandten nicht befriedigt, stellte so hohe Forderungen, dass
der polnische Adel selbst die Fortsetzung des Krieges begehrte.
Nun begann ein furchtbarer, für Polen unheilvoller Bürgerkrieg,
der von beiden Parteien mit gleicher Erbitterung und Barbarei
geführt wurde. Die aus Holz erbauten Städte und Dörfer wurden
eingeäschert, tausende von Menschen niedergemetzelt; an
manchen Orten die Bevölkerung gänzlich ausgerottet; Kinder
und Erwachsene wurden ertränkt, lebendig begraben, erwürgt,
gebraten und alle möglichen Greuel verübt. Viele Menschen
aus allen Ständen, namentlich aus dem Bauernstande, strömten
Chmielnicki als Freiwillige zu, so dass dessen Macht ungeachtet
aller Verluste bedeutend wuchs und er sogar den König Johann
Casimir bei Zborov belagern konnte. Nun kam es am (10.)
20. August 1649 zwischen beiden zu einem Vertrage zu Zborov,
in welchem der Fluss Horin als Grenze des Kosakengebietes
bestimmt wurde. Ausserdem forderten die Kosaken die Ent-
fernung der Jesuiten und der Juden aus ihrem Gebiete, und
Zulassung der Griechisch-Nichtunirten in den polnischen Senat.
Die Zahl der unter den Waffen bleibenden Kosaken sollte
vierzigtausend "Mann betragen. Da man aber nicht in allen
Punkten einig werden konnte, dauerte der Kriegszustand fort.
Als jedoch Chmielnicki im Jahre 1651 eine Niederlage er-
litten hatte, ward am 28. September dieses Jahres ein neuer
Vergleich abgeschlossen, durch welchen zwar den Kosaken
ihre alten Freiheiten bestätigt, aber auch die Rückgabe der
Güter des polnischen Adels in der Ukraine an ihre früheren
Besitzer festgesetzt wurden. In Folge der Abneigung
vieler seiner Anhänger wieder in den Dienst ihrer früheren
polnischen Gutsherren zurückzukehren, sah sich Chmiel-
nicki jetzt genöthigt, diese Gegenden gänzlich zu verlassen.
' Man vergleiche den späteren Bericht über Parchevichs Empfang bei
Chmielnicki. Die Bewirthang vornehmer Gfiste mit Branntwein durch
die Hausfrau war damals in Russland gebräuchlich; vgl. Ad. Olearius:
Newe orientalische Beisebeschreibung, Schlesswig 1647, p. 9.
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Er zog in die entlegenen Steppen jenseits des Dniepr, wo er
die Städte Achkir, Achtika, Sumi, Charkov und andere Ko-
sakenkolonien gründete. In diese Zeit fällt die bereits früher
erwähnte Bewerbung und Vermählung seines Sohnes Timotheus
Chmielnicki mit Dunina Lupul zu Jassy im Jahre 1652, während
Peter Parchevich als Missionär in der Moldau lebte. Allein
Chmielnicki war mit dem durch diese Heirath über Polen
errungenen Erfolg noch nicht zufrieden. Mit den ihm damals
verbündeten Tartaren erneuerte er noch im selben Jahre 1652
den Krieg gegen die Polen, überfiel unvermuthet bei Batov
deren Armee, belagerte 1653 den König Johann Casimir in
Zvaniec und zwang ihn zur Erneuerung des Vertrages von
Zborov. Aber auch jetzt kam dieser Vertrag nicht zur Aus-
führung, weil einerseits mehr als hundertzwanzigtausend Kosaken
die Waffen nicht niederlegen wollten, anderseits weil die pol-
nischen Bischöfe den Senat zu verlassen drohten, falls nicht-
unirte Griechen in denselben zugelassen würden. Da jedoch
Chmielnicki's Plan, sich in der Moldau festzusetzen, scheiterte
und er sogar 1654 bei Boresteczko von den Polen geschlagen
wurde, unterwarf er sich dem russischen Czar Alexei Michai-
lowitsch;' in Folge dessen entspann sich 1654 ein Krieg
zwischen Russen und Polen. Russen und Kosaken vereinigt
drangen in Polen ein, eroberten Smolensk und 1655 Wilna,
die Hauptstadt von Litthauen, nebst anderen Städten und rückten
bis Lemberg vor.
Polen, schon durch diesen Krieg hart bedrängt, ward bald
darauf noch in einen andern mit Schweden verwickelt. Hier
hatte am 16. Juni 1654 Carl X. Gustav, ^ aus dem Hause Pfalz-
Zweibrücken, ein Schwestersohn Gustav Adolfs, den Thron
bestiegen. Allein Johann II. Casimir von Polen beanspruchte,
als Erbe seines Vaters Sigismund III., der auch König von
Schweden gewesen war, die dortige Krone und weigerte sich
den am 16. September 1629 abgeschlossenen und am 2. Sep-
tember 1635 zu Stuhmsdorf auf sechsundzwanzig Jahre ver-
* Sohn und Nachfolger des ersten Czaren aus dem Hause Romanow Mi-
chael Feodoro witsch, geboren 17. März 1G30, regierte vom 12. Juli 1645
bis zu seinem Tode (29. Jänner) 8. Februar 1676.
2 Carl X. Gustav, geboren den 8. November 1622, nach der Abdankung
seiner Cousine, der Königin Christina, am 16. Juni 1654 König von
Schweden, starb am 23. Februar 1660.
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längerten Waffenstillstand mit Schweden in einen definitiven
Frieden zu verwandeln. Das Benehmen des polnischen Ge-
sandten Canasiles bei dieser Gelegenheit, sowie die Aufstache-
langen des früher genannten, nach Schweden entflohenen pol-
nischen Vicekanzlers Radzieiovski reizten Carl X. zum Krieg.
Radzieiovski war nämlich, wie es heisst, von König Johann
Casimir in seinen Familienverhältnissen gekränkt, nach man-
cherlei Intriguen und Händeln als Flüchtling nach Schweden
gekommen und hatte hier am Hofe der Königin Christine eine
hervorragende Rolle gespielt, während er in seinem Vaterlande
noch eine mächtige Partei fiir sich hatte. Polens Zerrüttung,
König Carls Feldherrntalent, seine rücksichtslose Energie und
König Johann Casimirs Machtlosigkeit brachten Carls kriege-
rische Pläne bald zu wirklicher und erfolgreicher Ausführung. Im
Juli 1655 drangen die Schweden durch Brandenburg in Gross-
polen ein, nahmen Warschau fast ohne Gegenwehr, schlugen
am 6. September 1655 Johann Casimir bei Czernova, besetzten
bald darauf Krakau, die zweite Hauptstadt des Reichs, und er-
oberten Kleinpolen. Der Rest von Litthauen, so weit diess
nicht schon von den Russen besetzt war, schloss sich dem
Beispiel des Marschalls von Polen, Janus RadzivilH folgend,
freiwillig den Schweden an. Gegen Ende des Jahres 1655
eroberte König Carl X. auch Westpreussen, mit Ausnahme von
Danzig. Als darauf zuerst die polnischen Soldtruppen und dann
selbst das Reichsheer unter Stanislaus Potocki zu den Schweden
übertraten, verliess Johann Casimir sein Land, gieng nach Oppeln,
wo sein Verbündeter, Kaiser Ferdinand HI., ihn schützen
konnte, und hegte die Absicht, sein Reich einem Sohne des
Kaisers zu überlassen, während die polnischen Grossen von
ihm abfielen und Carl X. als König in Aussicht nahmen. So
befand sich jetzt eine Hälfte Polens im Besitze der Russen,
die andere in dem König Carls X, von Schweden, der den
Eid leistete, die Gesetze und die Vorrechte des Adels zu
achten. Da jedoch König Carl diese Versprechungen nicht
hielt, sondern sich Bedrückungen und arge Gewaltthätigkeiten
erlaubte, sollte er bald erfahren, dass er es nicht bloss mit
dem schwachen König Johann Casimir, sondern mit der
* Johann Radzivill war der Schwiegersohn des Fürsten Wasilj Lnpnl Ton
der Moldau (s. oben p. 367).
Arehir. Bd. LIX. II. HAlfte. 26
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polnischen Nation zu thun habe. Am 7. Jänner 1656, dem-
selben Tage, an welchem König Carl zu Königsberg mit dem
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem sogenannten
^grossen Kurfürsten', ^ den Vertrag abschloss, durch welchen
dieser für Preussen die Oberherrschaft Schwedens anerkannte,
woraus später Preussens Unabhängigkeit hervorgieng, an eben
diesem Tage traten zu Tiszovce Stanislaus Lanckoro^ski, Stanis-
laus Potocki und viele andere polnische Magnaten zu einer
Conföderation gegen Carl X. zusammen. Im Vertrauen auf den
eingetretenen Umschwung der Stimmung begab sich jetzt Johann
Casimir durch Ungarn über die Karpathen nach Lemberg, for-
derte den BurfUrsten Friedrich Wilhelm, den er noch immer
als polnischen Vasallen betrachtete^ zur Hilfe auf, und knüpfte
mit Georg II. Rakoczy Verhandlungen wegen Hilfeleistung an.
Auch Kaiser Ferdinand HI. versprach Unterstützung, obschon er
diess Versprechen vorerst nicht erfüllte. Von allen Seiten eilte
das polnische Volk unter seine Fahnen, und unter der Führung
des Kronfeldherrn Georg Lubomirski und des Stephan Czar-
niecki begann der Aufstand gegen König Carl. Dieser vergalt
den Abfall des Adels mit Verheerung der Güter desselben und
erbitterter Strenge. Im Februar 1656 zerstreute er ein polnisches
Heer unter Czarniecki bei Warschau und wollte gegen Jaroslav
vordringen, sah sich aber gonöthigt, am 12. März 1656 einen
schwierigen Rückzug nach Warschau anzutreten, welches, nach-
dem König Carl nach Preussen abgereist war, am 21. Juni
capitulieren musste. Zwar war Carl X. schon am 27. Mai
von der Belagerung Danzigs wieder nach Polen aufgebrochen
und hatte auch das polnische Heer imter Czarniecki bei Brom-
berg überfallen und zerstreut; allein er fühlte doch um so
mehr, da der Kaiser und Holland sich für Polen erklärt hatten,
das Bedürfniss nach Bundesgenossen. Ueber eine systematische
Theilung Polens brütend, 2 schloss er endlich am 25. Juni 1656
zu Marienburg einen Vertrag mit dem Kurfürsten Friedrich
Wilhelm, in welchejm er diesem einen Theil der Eroberungen
in Polen versprach. Beide zogen darauf vereint gegen Warschau,
das sie jedoch erst nach einem ernsten, dreitägigen Kampfe (27.
1 Friedrich Wilhelm, geboren den 6. Februar 1620, Kurfürst den 21. Novem-
ber 1640, erster souveräner Herzog von Preussen den 19. April 1667,
starb den 29. April 1688.
2 Vgl. Beil. XXXI, XLin.
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bis 30. Juli) gegen Johann Casimir in ihre Gewalt bekamen,
der die Stadt der Plünderung überlassen und sich nach Lubiin
zurückziehen musste. Carl X. liess zwar Warschau und Krakau
besetzt^ richtete aber sein Hauptaugenmerk auf Preussen. Allein
seine Generale erlitten in verschiedenen Gegenden Polens mehr-
fache Niederlagen^ der Kurfürst Friedrich Wilhelm war in Ver-
kehr mit Dänemark und dem Kaiser getreten, Ferdinand III.
selbst machte Miene ihm den Krieg zu erklären und der Czar
Alexei Michailowitsch fiel wirklich mit einem Heere in sein
Reich ein und verheerte Livland. Vergebens suchte Carl sich
mit dem Czaren zu verständigen, dieser schloss vielmehr am
(24. October) 3. November 1656 unter Vermittlung der kaiser-
lichen Gesandten Alegretti und Lorbach zu Wilna einen Ver-
trag mit den Polen ab, nach welchem den Russen alle Erobe-
rungen in Livland verblieben, eine gemeinsame Bekämpfung
der Schweden vereinbart wurde und über die Wahl des Czaren
zum Nachfolger Johann Casimirs auf dem polnischen Königs-
throne beim nächsten Reichstage mit russischen Bevollmächtigten
verhandelt werden sollte. Am 1. December 1656 schloss auch
Ferdinand IH. selbst ein Bündniss mit Johann Casimir zu
dessen Hilfe und Unterstützung.
Um nun wenigstens den Kurfürsten von Brandenburg
sich möglichst zu verbinden, schloss Carl X. mit diesem am
30. November 1656 zu Labiau einen neuen Vertrag, in welchem
er ihn als souveränen Herzog von Preussen und Ermeland an-
erkannte, was dann im folgenden Jahre, am 19. April 1657, durch
die Zustimmung Polens zu diesem Vertrage endgiltig festgesetzt
wurde. Auch den Fürsten Georg II. Rakoczy von Siebenbürgen
wusste Carl X. noch zu gewinnen, indem er ihm den Titel
eines Königs von Polen und einen Theil des Landes versprach.
Rakoczy, welcher mittlerweile die Oberhoheit der Moldau und
Walachei erlangt hatte, lüstern nach der polnischen Königs-
krone, nach der er schon früher gestrebt, * rüstete ein Heer
von sechzigtausend Mann, zu dem auch Stephan XIII. Burduse,
Woiwode der Moldau, und Constantin Bessaraba, der Woiwode
der Walachei, je zweitausend Mann stellen mussten. Gegen
den Willen der oberherrlichen Regierung, der Pforte, welche
selbst den Tartarenchan zur Unterstützung Johann Casimirs
1 Vgl. oben p. 387.
26*
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390
abgesandt hatte, und gegen den Willen der siebenbürgiBchen
Stände brach er am 1. Jänner 1657 über die Earpathen nach
Polen auf. Allein dieser Kriegszug nahm trotz mancher an-
fänglicher Erfolge ein schlimmes Ende fUr Rakoczy. Nach
mehreren Niederlagen in schimpflichem Rückzuge nach Sieben-
bürgen zurückgekehrt; ward er vom Sultan mit Krieg über-
zogen, in welchem er sein Leben verlor.^
Aus diesem Ueberblick über die Entwicklung der poli-
tischen Verhältnisse in den letzten Jahren wird es ganz klar,
dass Kaiser Ferdinand m. es sich angelegen sein Hess, im
Nachbarreiche Polen Ruhe und Frieden wieder herzustellen —
wie er es dem bulgarischen Internuntius Peter Parchevich
selbst gesagt hatte ^ — und dass er zu besserem Widerstände
gegen die seit dem dreissigjährigen Kriege immer weiter in
Mitteleuropa vordringende schwedische Macht die geeigneten
Mittel ergreifen wollte. Dazu gehörte die Aussöhnung der Polen
mit den Russen und Kosaken. Die erstere war, wie gesagt, der
kaiserlichen Diplomatie am 3. November 1656 zu Wilna ge-
lungen. Am 1. December 1656 hatte Ferdinand III. selbst sich
mit dem polnischen König verbündet. Es blieb also nur noch
übrig, den Frieden zwischen den Kosaken und Polen wieder her-
zustellen. ^ Dazu erschien nun der eben anwesende bulgarische
Erzbischof als ein in jeder Hinsicht tauglicher Unterhändler.
Mochte ihn einerseits seine Abkunft, seine Bildung und seine
hohe kirchliche Würde als für die Stellung eines kaiserlichen
Qesandten geeignet erscheinen lassen, so waren doch auch
anderseits seine Kenntniss der Süddonauvölker, ihrer Sprachen
und Sitten, möglichenfalls seine persönliche Bekanntschaft mit
den Kosaken von der Zeit seiner Thätigkeit als Missionär in der
Moldau her, persönliche Eigenschaften, die nicht leicht wieder
zu finden waren.
So ernannte denn Kaiser Ferdinand III. den bisherigen
bulgarischen Internuntius, Erzbischof Peter Parchevich, zum
kaiserlichen Gesandten an den Kosakenhetman, Bogdan Chmiel-
nicki, und beauftragte ihn zugleich, einen Voranschlag der
Reisekosten vorzulegen.
1 Vgl. später p 426.
2 Vgl. oben p. 394.
» Beü. XXVIII, XXXI, XLIII.
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391
Parohevich nahm diese Mission im Interesse der gesammten
Christenheit an und überliess dem Präsidenten der k. k. Hof-
kammer die Bestimmung der fUr die Gesandtschaft nöthigen
Summe^ * wobei er diesem nur zu erwägen gab, dass dieselbe der
weiten Entfernung, der gefahrvollen Reise und der hohen Stellung
des Kaisers angemessen sein müsse, damit ein würdiges Auftreten
des ersten kaiserlichen Gesandten an Chmielnicki möglich sei.
Am 10. Jänner 1657 erhielt Parchevich von der Hof-
kammer tausend Thal er und aus der kaiserlichen Kanzlei die
nöthigen Creditive und Vollmachten zur Verhandlung mit Chmiel-
nicki und seinen Unterfeldherren, ^ sowie eine Instruction,^
nach welcher die Aufgabe seiner Mission darin bestand, die
schon vor längerer Zeit ausgebrochenen und zum Theil noch
bestehenden Zwistigkeiten zwischen dem Könige Johann Ca-
simir von Polen und dem Kosakenhetman auszugleichen. Zu
diesem Ende ward Parchevich ermächtigt, einerseits diesem
gewisse Gewährleistungen, die er als Bedingung für die Er-
flillung der an ihn gemachten Anforderungen stellte, zuzusagen,
und anderseits in dieser Angelegenheit auch mit den Königen
von Polen und Schweden zu unterhandeln. Für den letzteren
Fall, sowie für seinen Verkehr mit den kaiserlichen Gesandten
an diesen beiden Höfen ward ihm eine Chiffreschrift zugestellt.
In derselben Instruction bemerkt Kaiser Ferdinand III., dass
die benachbarten Mächte sogar zu einer Theilung Polens schreiten
könnten, falls die Kosaken sich nicht zu einem Ausgleiche mit
diesem Reiche herbeilassen würden. * Da der Kaiser wieder-
holt sein Vertrauen auf Parchevichs Ergebenheit, Treue und
Umsicht ausspricht, ist die Annahme gerechtfertigt, dass diesem
auch noch mündliche Aufträge und Instructionen ertheilt worden
seien, um so mehr, als aus den schriftlichen Urkunden der
ganze Umfang seiner Aufgabe nicht klar zu erkennen ist.
Noch vor seiner Abreise erhielt Peter Parchevich den
Titel eines kaiserlichen Rathes und unter dem 12. Jänner 1657
eine Adelsbestätigung ^ über den alten Adel seiner Familie
und seiner Stammverwandten, der Parchevich, Cserkich,
1 BeU. XXVm.
2 Beil. XXIX, XXX.
3 Beü. XXXI, XXXU.
* Vgl. p. 402.
» Beil. I.
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392
(oder Cserkiczy, Enezevich und Thomagionovich), sowie seines
Schwagers Putin. Er selbst wird in dieser Urkunde Erzbischof
von Martianopel, kaiserlicher Rath, Internuntius von Bulgarien
und den übrigen christlichen Fürsten zur Vollendung und be-
fürwortung von Geschäften, welche den katholischen Glauben
betreffen, genannt, und die von seinen Brüdern und Bruder-
söhnen gegen die Türken unter grossem Aufwände von Lebens-
gefahr, von Geld und Gut erworbenen Verdienste werden be-
sonders hervorgehoben.
Die Abreise Parchevichs verzögerte sich noch um einige
Tage, weil ihm die nöthigen Gelder und die zu Geschenken
für Chmielnicki bestimmten Kostbarkeiten nicht rechtzeitig aus-
gefolgt wurden, ' deren Empfang er erst am 16. Jänner 1657
bestätigte. Am folgenden Tage (17. Jänner 1657) in der Frühe
hatte Parchevich noch eine Audienz beim Kaiser^ und un-
mittelbar darauf erfolgte seine Abreise von Wien.
Mit einem Gefolge von fünfzehn Personen trat Parchevich
seine Reise an; als Gesandtschaftssecretär fungierte bei ihm der
türkische Dolmetsch und Procurator von Bosnien, Christoph
Marianovich. Bei ausserordentlich strenger Kälte nahmen sie
den Weg über Pressburg, Tirnau und die Zipser Städte nach
Lubna (Lublau). Hier fanden sie einige Herren der polnischen
Reichsstände, bei welchen Parchevich sich nach Chmielnicki
erkundigte. Auch erbat er sich von ihnen einen Führer auf
einige Meilen, den ihm jedoch diese ,Ungetreuen und Treu-
losen, als ob sie gegen ihren Herrn empört wären', nicht ge-
währten. Parchevich, der schon hier, wohl in Folge einer
Erkältung, am Fieber leidend war, sah sich unter den ob-
waltenden Verhältnissen genöthigt, zwanzig Haiduken als Be-
deckung zu nehmen.
Nicht viel besser als in Lublau ergieng es den Reisenden
in Buz (Biez) mit dem Capitän und Castellan Woinicki. Ob-
schon dieser früher mit noch einem anderen Herrn selbst Ge-
sandter von Polen bei Kaiser Ferdinand IH. gewesen war,
verweigerte er doch Parchevich jede Hilfe.
Als die Gesandtschaft am vierten Tage sehr spät bei
dichtestem Schneefall nach Lakutuenta (Lancut) kam, welches
» Beil. XXXIV, XXXV, XXXVI. — Die Geschenke bestanden in einem
hohen vergoldeten Silberbecher und drei kleinen Uhren.
2 Beil. XXXV.
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393
dem Reichsmarschall von Polen, Georg Lubomirski, gehörte,
war sie genöthigt, nachdem man sie endlich um 11 Uhr Nachts
eingelassen hatte, in einem Stalle zu übernachten.
Am nächsten Tage, den 6. Februar, Abends, gelangten die
Reisenden nach Jaroslav, bis wohin sie wiederholt hatten Be-
deckung nehmen müssen. Parchevich hatte die Absicht gehabt,
von hier aus nach Lemberg zu fahren. Allein schon bei seiner
Ankunft in Jaroslav, hatte er auf der Strasse einen grossen Zu-
sammenlauf von Menschen bemerkt, die sich vor einem drohenden
Einfall Rakoczy's zur Flucht bereiteten. Da kam Graf Lubomirski
selbst mit einigen Jesuitenpatres, ihn in seiner Herberge zu be-
suchen. Einer der letzteren war am 5. Februar auf der Reise von
Lemberg nach Jaroslav durch die Rakoczy'schen Soldaten seines
Pferdes und der Kirchengeräthe, die er mit sich führte, beraubt
worden. Diese versicherten ihm, dass es ohne Lebensgefahr
unmöglich sei, nach Lemberg zu kommen, da diese Stadt von
tausend Reitern und dreitausend Fusssoldaten unter dem Ra-
koczy'schen General Johann Kem^ny umzingelt und bereits zur
Uebergabe aufgefordert sei. * Ausser dieser Schreckensbotschaft
erfuhr Parchevich von Graf Lubomirski weiter, dass die Reise
auch wegen der Plünderungen durch die herumstreifenden Ko-
saken, Schweden, Russen, Walachen, Moldauer, Tartaren und
selbst durch die polnischen Truppen höchst gefährlich und die
ganze Gegend nach allen Richtungen hin verwüstet sei, und dass
er mit den geheimen kaiserlichen Beglaubigungsschreiben den
Feinden sicherlich nicht entrinnen könne. Während des Früh-
stücks, zu welchem Lubomirski den kaiserlichen Gesandten
eingeladen hatte, kehrten ausgesandte Kundschafter zurück,
welche die Richtigkeit der mitgetheilten Nachrichten bestätigten
und noch hinzufügten, dass Rakoczy die Absicht habe, noch
diese Nacht Jaroslav anzugreifen. ^ Lubomirski, durch diese
Nachricht erschreckt, traf mit seiner Familie Anstalten zur
Flucht imd rieth Parchevich, der ihn um Beistand bat, unter
dem Schutze seiner Soldaten zurückzukehren.
Noch vor Eintreffen jener Kundschafter hatte Parchevich
an Kaiser Ferdinand das eben Erzählte berichtet, sowie, dass
> Lemberg lehnte damals die Uebergabe mit Berufung auf Krakau und
den König ab. Vgl. Fesszier: Geschichte von Ungarn, IX, ö6.
2 Rakoczy erschien jedoch erst am letzten Febri^ar 1667 mit seinem Heere
vor Jaroslav.
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394
er eine Nachricht vom Tode Chmielnicki's erhalten habe, und
dass sich in Jaroslav auch die Nachricht vom Tode des Königs
von Spanien verbreite. ' Er selbst wolle noch einige Zeit hier
verbleiben und sich über Rakoczy's Absichten zu unterrichten
suchen; ob derselbe Moldauer, Walachen und Kosaken in
seinem Heere habe, wisse er nicht; Lubomirski unterlasse es,
mit seinen Truppen ihm entgegen zu gehen; die Polen seien
durch die vielen feindlichen EinföUe so abgestumpft und gleich-
giltig geworden, dass sie vor jedem heranziehenden Feinde
stets gleich zur Flucht bereit seien. Wäre Rakoczy gesonnen,
noch länger in dieser Gegend zu bleiben, so müsse die Ge-
sandtschaft entweder sich zurückziehen oder ihre Reise auf
einem grossen Umwege fortsetzen; er selbst habe einen Jesuiten-
pater, der am Dniepr und in der Ukraine gut Bescheid wisse,
als Weltpriester verkleidet, mit sich genommen, unter dem Ver-
wände, ihn in seine Residenz mitzunehmen.^
Die Nachricht vom Anrücken Rakoczy's gegen Jaroslav
änderte nun zwar den Entschluss Parchevichs, hier noch länger
zu bleiben, doch lehnte er Lubomirski's Vorschlag zurückzu-
kehren ab. Vielmehr bat er diesen, ihm Pferde und einen
Führer zu verschaffen, der den Weg nach dem sechzig Meilen
entfernten Skala kenne, damit sie, die feindlichen Truppen um-
gehend, ihre Reise in einer anderen Richtung fortsetzen könnten.
Lubomirski gewährte dem Gesandten das Gewünschte und beide
verliessen Jaroslav, dieser in der Richtung nach Skala.
Ueberall traf Parchevich armes Volk, welches bei dem
strengen Winter auf der Flucht zerstreut herumirrte. Nament-
lich erregten arme Weiber sein Mitleid, welche unter Zurück-
lassung von Haus und Habe mit ihren Kindern und ihrem Vieh
die höchsten Berge erklommen, um sich zu verbergen. Noch
hatte er kaum drei Meilen von Jaroslav zurückgelegt, so ver-
weigerte man den Reisenden aus Furcht vor den Kosaken
Wagen und Pferde. Nun ward deren Lage äusserst schwierig,
fast trostlos. In einem gänzlich verwüsteten und verödeten
Dorfe anhaltend, irrten sie wie verzweifelnd von Haus zu Haus,
um wenigstens einen Führer zur Weiterreise aufzutreiben.
^ Beide Todesnachrichten waren falsch. Bogdan Chmielnicki starb am
16. August 1657 und König Philipp IV. von Spanien, Kaiser Ferdi-
nands III. Schwiegersohn, am 17. September 1666.
3 BeU. XXXVII.
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Vergeblich; sie fanden nirgends eine menschliehe Seele. So
blieb ihnen nichts übrige als ohne Führer oder Begleiter ihre
Reise auf gut Glück weiter fortzusetzen. Auf einer Strecke
von mehreren Meilen fanden sie fast nur verlassene Ortschaften.
Häufig sahen sie unbegraben umherliegende Leichname^ oder
an den zu beiden Seiten des Weges stehenden Bäumen auf-
geheftete Menschenköpfe. Nur selten^ und dann nur spärlich
und zu den theuersten Preisen^ waren Lebensmittel zu erlangen.
In einem Dorfe^ wo man ihnen gar nichts verabfolgen woUtO;
waren sie genöthigt; Pferde zur Weiterfahrt mit Gewalt weg-
zunehmen, mit welchen sie dann Tag und Nacht; unter grosser
Lebensgefahr wegen der umherstreifenden Truppen, bis Subalka
fuhren. In Belcz, vier Meilen von Skala, trafen sie glücklicher-
webe den Schlossherrn, den sie um frische Pferde baten^ um
die früher gewaltsam requirierten zurückzulassen. Als dieser
erfuhr, wer die Fremden seien, dass sie in so hohem Auftrage,
im Interesse des Friedens und des Königreichs Polen reisten,
lud er sie zum Frühstück ein, und Hess sie dann mit seinen
eigenen Pferden nach Skala bringen.
Als sie hier um Mitternacht eintrafen, ward ihnen der Ein-
lass in die Stadt verweigert, weil man sie für Anhänger Rakoczy's
hielt Endlich kamen zwei aus dem Schlosse geschickte Beamte,
vor welchen sie sich durch Vorweisung ihrer Reisepässe als
Gesandte Kaiser Ferdinands III. an den Hetman Chmielnicki
legitimierten. Nun wurden sie in die Stadt und das Schloss
geftihrt, wo sie von Kälte so erstarrt ankamen, dass sie kaum
mehr sprechen konnten. Doch ward ihnen hier aus Rücksicht
auf die Leute des Schlossherrn von Belcz freundliche und vor-
sorgliche Aufnahme zu Theil. Aber wegen der drohenden Ge-
fahr von Seiten der plündernd und mordend herumstreifen-
den Truppen Rakoczy's, erhielten sie nur mit grosser Mühe
und für übermässige Preise Wagen und Pferde zur Weiter-
reise. Bereits war das von der kaiserlichen Hofkammer er-
haltene Reisegeld erschöpft, und man lebte von hundert Du-
caten, welche Marianovich persönlich vom Hause mitgenommen
hatte. So gelangten sie von Skala, unter fortwährender starker
Bedeckung von zwanzig bis dreihundert Mann und darüber,
nach siebentägiger Reise am (12.) 22. Februar nach dem Schlosse
Dubna. Hier fanden sie bei der Witwe eines Fürsten Domi-
nicus freundlichere Aufnahme als sonst irgendwo in Polen.
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396
Dieselbe stellte ihnen auch Pferde und Wagen bis Enin,
Teipkur, Rakusna und Eusczia zur Verfugung. Da sie sich
hier mit Proviant für mehrere Tage versehen mussten, sahen
sie sich genöthigt, von den Armeniern dieses Ortes tausend
Gulden zu entlehnen.
Auf der Weiterreise durch diese verlassenen G^enden,
wo weit und breit nichts als menschliche Leichname und Ge-
beine zu erblicken, und die Reisenden den grössten Entbeh-
rungen ausgesetzt waren^ mussten sie einmal, zusammen zwei-
hundertundfiinf Personen, zwischen Kerstus und Brussilova bei
der grössten Kälte im Freien unter einem Baume übernachten,
bei einem angezündeten Feuer von der Bedeckung bewacht.
In zwei Tagen gelangten sie von hier nach Bialacerkiev, einer
Hauptstadt von Russland. Hier mussten sie sich neuerdings
tausend Gulden borgen, was sich auch, nachdem sie am 25. Fe-
bruar Zenika passirt hatten, in Korsun wiederholte. In Szo-
bota, wohin sie dann nach mehrtägiger Reise gelangten, er-
fuhren sie zuerst) dass Chmielnicki noch lebe.
Endlich am 1. März, nach einer vierundvierzigtägigen Reise
voll Gefahren, Leiden und Strapazen, wie nicht leicht je eine
kaiserliche Gesandtschaft zu überstehen hatte, erreichten sie
ihr Reiseziel, Czehrin (Cherlin), die Residenz des Kosaken-
hetmans Chmielnicki, wo ihnen auf Befehl seines Kanzlers
Wiovski in einer kleinen Herberge eine Unterkunft angewiesen
wurde. Am zweiten Tage darauf kam der genannte Kanzler
selbst mit einigen Räthen, sie hier zu begrüssen, und Erz-
bischof Parchevich übergab demselben sein Beglaubigungs-
schreiben als kaiserlicher Gesandter.
Chmielnicki befand sich eben in dem eine Meile entfernten
Szobota, wohin ihm der Kanzler die Ankunft des Gesandten
meldete, der dann auch am sechsten Tage dorthin zur Audienz
berufen wurde. Als er mit seinen Begleitern dahin fuhr, kam
ihnen ein Häuptling, Namens Kapuszta mit dreihundert Kosaken
entgegen und geleitete sie zur Burg des Hetmans. Dort führte
man sie zuerst in das gewärmte Zimmer eines Hauses, wo zwei
Räthe im Namen ihres Herrn sie nochmals begrüssten. Dann
fuhr Parchevich mit seinem Gefolge auf einem mit persischen
Teppichen geschmückten Wagen nach dem Schlosse, wo Sklo-
petaren Spalier bildeten, und der Kanzler sie zu Chmielnicki
führte. Dieser, durch Krankheit ans Bett gefesselt, empfing die
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Gesandtschaft liegend. Parchevich, selbst seit längerer Zeit
leidend^ begrüsste den kranken Hetman mit einer kurzen
Anrede im Namen seines Herrn, des römischen Kaisers Fer-
dinand in., ,deB obersten Fürsten aller Fürsten der ganzen
Christenheit vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang'; er
hoffe, dass Gott, der die Herzen hervorragender Männer, wenn
sie auch getrennt seien, zuletzt doch zur Vermehrung seiner
Ehre unlösbar vereinige, im Uebermasse seiner Gnade und
Milde bewirken werde, dass der Hetman den gnädigen Gruss
des Kaisers in seinem Herzen festen Grund fassen lassen
werde; so überbringe er dem Hetman und den Käthen dieses
ruhmvollen Kriegerstaates den Gruss des Kaisers und eröffne
ihnen dessen Vorschlag zu reiflicher Erwägung. * Damit über-
reichte er seine Creditive und weiteren Schriften. Chmielnicki
küsste die kaiserlichen Briefe und nahm das Schreiben ,Seiner
geheiligten Majestät, des ersten Herrschers der Erde, dessen
Füsse er (wie er sagte) nicht würdig sei zu waschen, ge-
schweige zu küssen', ehrfurchtsvoll entgegen. Hierauf folgte
ein glänzendes Mahl, bei welchem der Hetman mit den Ge-
sandten in freundlichem Gespräch zu Tische sass und das
Wohl des Kaisers und aller Prinzen seines erlauchten Hauses
ausbrachte, worin alle Anwesenden freudig einstimmten.
Nach dem Gastmahle in ihre Herberge s^urückgeleitet,
trafen sie die Gesandten mehrerer anderer Mächte, nämlich
je zwei von Schweden, von Rakoczy, vom Sultan und von den
Tartaren, je drei von der Moldau und von der Walachei. Ein
Gesandter der Königin von Polen, welcher bei Parchevichs
Ankunft abgereist war, erschien wieder mit einem Gesandten
des Königs von Polen. Gewiss war unter diesem zahlreichen
diplomatischen Corps am Hoflager des Kosakenhetmans und
bei den verschiedenen Bestrebungen, welche dessen einzelne
Mitglieder geltend zu machen suchten, die Aufgabe des kaiser-
lichen Gesandten keine ganz leichte. Die Erledigung derselben
erfuhr daher auch eine längere Verzögerung. Da Parchevich
krank war, verhandelte inzwischen Marianovich wiederholt mit
dem Kanzler und dem Hetman selbst. Beide erklärten, ohne
die Zustimmung der Räthe und der Befehlshaber, keine be-
stimmte und endgiltigc Antwort geben zu können. Chmielnicki
» Beu. xxxvm.
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selbst unterhandelte mit den letzteren eine ganze Woche hin-
durch sowohl über diese politische Angel^enheit, als auch zu-
gleich über die Wahl seines sechszehnjährigen Sohnes Georg
zu seinem Nachfolger. Wirklich wurde dieser gewählt und von
allen anerkannt, welches Ereigniss durch ein dreitägiges Fest
mit Musik und Kanonensalven gefeiert wurde.
Als diese Festlichkeiten vorüber und die übrigen Ge-
sandten bereits abgefertigt waren, bat Marianovich den Kanzler,
nun auch die kaiserliche Gesandtschaft mit einem günstigen
Beschlüsse zu entlassen. Zwei Tage darauf empfieng ihn der
Hetman. Derselbe entschuldigte sich zunächst, dass er sie so
lange aufgehalten habe und theilte ihm darauf den g^fassten
Beschluss folgenden Inhaltes mit: ,Sie hätten Seine Majestät
zum Vermittler und Schiedsrichter in den bestehenden Streitig-
keiten erwählt, die er durch seinen Schiedsspruch beendigen
möge, damit nicht weiter Christenblut vergossen werde; sie
wollten sich seinem Spruche fügen; und gegen denjenigen Theil,
der denselben nicht anerkennen wolle, möge Seine Majestät
im Vereine mit dem angegriffenen Theile strafend einschreiten.
In Zukunft wollten sie Seiner Majestät und dem österreichischen
Hause treu dienen, dessen Freunde und Feinde als die ihrigen
betrachten und nöthigenfalls gegen Jedermann einen Zuzug
von ein- bis zweihunderttausend Mann leisten. Durch einen
besonderen Gesandten würden sie Seine Majestät des Näheren
unterrichten. Die vierzigtausend Kosaken, welche dem Rakoczy
zu Hilfe geschickt worden seien, würden sie sofort brieflich
abberufend
Diese kehrten auch in der That nach Empfang des
Befehls alsbald zurück mit reicher Beute und grossen Schätzen
beladen. ^
Dass inzwischen Kaiser Ferdinand am 2. April 1657 zu
Wien gestorben war, war in der Ukraine noch nicht bekannt ge-
worden, und so schrieb Chmielnicki noch am 18. April 1657 von
Czehriu (Czyhynjn) aus an denselben: ,Mit dem Bestreben Seiner
Majestät, den Frieden auf dem ganzen christlichen Erdkreis
wieder herzustellen, und dafür alle Kraft und Autorität aufzu-
bieten, sei er vollkommen einverstanden. Gleichzeitig bezeuge
er, dass es der kaiserliche Gesandte Peter Parchevich weder
I Beü. XLIX.
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an Klugheit und Eifer, noch an Befähigung und Verschwiegenheit
habe fehlen lassen, so dass er demselben in Dankbarkeit ver-
bunden bleibe und ihm noch jetzt sein ganzes Wohlwollen und
Vertrauen schenke. Er gelobe, wenn nur sein Haus in keiner
Weise darunter Schaden leide, fortan nur den Rath des Kaisers
befolgen, nur mit seiner Vermittlung zufrieden sein zu wollen.
In der Ueberzeugung, dass der Gesandte alles treu ausein-
andersetzen und seine Ergebenheit und Treue bezeugen werde,
vertraue er demselben alles Uebrige, was in diesem Schreiben
nicht enthalten sei, mündlich an^*
Dieses Antwortschreiben ward am 28. April durch den
Kanzler des Hetmans unter artigen Abschiedsworten an Par-
chevich in seine Herberge überbracht. ^ Da der Erzbischof
durch andauernde Krankheit verhindert war, sich persönlich
beim Hetman zu verabschieden, musste Marianovich in dessen
und seinem eigenen Namen es thun. Bevor derselbe von
Chmielnicki entlassen wurde, Hess dieser seinen (bereits als
Nachfolger proclamierten) Sohn Georg zu sich rufen, und legte
ihm in Marianovichs Gegenwart ans Herz, den Kaiser künftighin
als seinen Beschützer und Vermittler anzusehen und ihm zu
dienen, da er ihm in jeder Noth beistehen werde. Vater und
Sohn reichten dem Secretär unter Thränen die Hand und
wünschten ihm Segen auf die Reise.
Noch am selben Tage (28. April) um 4 Uhr Nachmittags
verliess Parchevich mit seiner Begleitung nach fast zweimonat-
lichem Aufenthalte Czehrin. Verhältnissmässig gering waren die
Auslagen gewesen, welche die Gesandtschaft während dieser
Zeit hier zu bestreiten gehabt hatte. Die zwölf Käthe des
Hetmans waren von ihr zwanzigmal reichlich bewirthet worden,
was jedesmal nur fünf Gulden zehn Kreuzer Alles in Allem ge-
kostet hatte. Für die Bewirthung der sechsundzwanzig Kriegs-
hauptleute der Kosaken, welche wiederholt einzeln bei ihr vor-
sprachen, waren hundertsechzig Gulden verausgabt worden.
Den beiden Ehrenwächtern, die ihr während der ganzen Zeit
beigegeben waren, gab man fünfundvierzig Gulden. Unver-
hältnissmässig grosse Kosten hatte hingegen eine eigen thüm-
liche Landessitte verursacht. Es war nämlich in der Ukraine
J Beil. XXXTX.
« Beil. XLIX.
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400
allgemeiner Gebrauch^ zu Ostero sich gegenseitig mit roth-
gefiärbten £iern zu beschenken; jedem Besucher musste ein
solches gegeben werden^ oder der Besuchte ward, ohne Rück-
sicht auf die Stellung seiner Person, mit Roth beworfen. Da
nun 1657 das (griechische) Osterfest auf den (26. März) 5. April
fiel, war auch Parchevich genöthigt, viele rothe Ostereier
auszutheileU; um so mehr, als sehr Viele, darunter selbst die
Familie Chmielnicki's, ihn besuchten, um solche zu erhalten.
Diess verursachte ihm eine Ausgabe von hundert Gulden.
Mit dem Gefühl eines besseren Erfolges, als irgend eine
seiner früheren Gesandtschaften gehabt hatte, konnte Parche-
vich seine Rückkehr antreten, und noch am ersten Tage er-
reichte er mit den Gesandten des Königs und der Königin
von Polen Kapitanka. ^ Allein die letzteren eilten aus Furcht
vor den Kosaken Tag und Nacht vorwärts, so dass auf ihrer
so schnellen Fahrt acht Pferde zu Grunde giengen, während
Parchevich durch seine Kränklichkeit .und Schwäche genöthigt
war, langsamer zu reisen. So konnte man den weiteren Weg
nicht zusammen machen. Am 11. Mai kam Parchevich nach
Brussilova,^ stets von einer Bedeckung begleitet, deren Stärke
von zwanzig bis hundert Mann wechselte, und für welche
täglich vier bis fünfundvierzig Gulden gezahlt werden mussten,
eine Bezahlung, die nicht immer in gleichem Verhältniss zur
Zahl der Mannschaft stand. Trotzdem wären sie am 9. Mai bei
Bialacerkiev beinahe von kosakischen Truppen ermordet worden;
dieselben drohten mit gezückten Schwertern, ihnen die Köpfe
abzuschlagen, und diese dem Kaiser von Constantinopel, Mo-
hamed IV., zu senden. ^ Es blieb den Bedrohten nichts anderes
übrig, als sich mittelst eines grossen Lösegeldes freizukaufen,
über welches jedoch weder Parchevich noch Marianovich in
ihren Rechnungen Genaueres anführen.
1 Für diese Strecke, welche die Gesandtschaft jetzt in einigen Standen
zurücklegte, hatte sie auf der Hinreise mehr als einen Tag gebraucht.
Die Verschiedenheit der Pferde, der Strassenbeschaffenheit nnd der
Tageslfinge erklären wohl hinlfinglich diesen grossen Unterschied.
> Vermathlich war ParcheTichs Gesundheitszustand die Ursache, dass auf
der Rückreise vierzehn, auf der Hinreise nur neun Tage für den Weg
von Czehrin bis BrussUova gebraucht wurden.
> BeiL LH.
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401
In Brussilova wurden die Reisenden von zweihundert
Eosakea eingeholt; welche unter Vorweisung eines Befehls
ihres Herrn, laut welchem sie auch den polnischen Gesandten
verhaften sollten, dieselben gefangen nahmen und nach dem
etwa zwölf Meilen entfernten Fastovia zurückschleppten. Schon
bei ihrer Ankunft daselbst von den Bewohnern schwer miss-
handelt, wurden die kaiserlichen Abgesandten drei Tage in
einem schmutzigen und kalten Hause in Haft gehalten und
angewiesen, weitere Befehle des Hetmans zu erwarten. Nach
der freundlichen Aufnahme und Behandlung, die ihnen von
Seite Chmielnicki's zu Theil geworden war, musste sie ein
solches Verfahren um so mehr überraschen. Am dritten Tage
ward es Marianovich, da der Erzbischof gleichsam als Bürge
zurückblieb, erlaubt, nach Bialacerkiev zu dem Häuptling zu
reisen, der den Befehl zu ihrer Verhaftung empfangen hatte,
um von ihm die Ursache dieses Vorgehens zu erfahren.^ Die
Nachricht, dass Parchevichs Krankheit sich bedenklich ver-
schlimmert habe, und die Besorgniss, dass in Folge dessen
die Gesandtschaftsacten in unrechte Hände gelangen könnten,
nöthigten Marianovich, schleunigst zurückzukehren. Als er aber
den firzbischof wohler antraf, begab er sich nach abermals drei
Tagen, Tag und Nacht reisend, nach Kiew zu des Hetmans
Kanzler, Wiovski, der sich ebendort bei einer Hochzeit befand.
Von Marianovich um die Ursache ihrer Verhaftung gefragt,
war der Kanzler sehr erstaunt und erklärte dieselbe für ein
Missverständniss, denn der Hetman habe die Gesandten des
polnischen Königspaares verhaften lassen wollen, weil ihm be-
richtet worden sei, dass in Kiew polnische Soldaten Kosaken
ermordet hätten, und dass der König durch einen Gesandten
die Tartaren gegen die Kosaken habe aufwiegeln lassen. Der
Kanzler gab der argwöhnisch und misstrauisch gewordenen
Gesandtschaft sofort die Freiheit, sowie eine Begleitung von
Commissären und Soldaten, welche sie bei der weiteren ge-
fahrlichen Reise beschützen sollten.
Kaiser Ferdinand hatte am 10. März Parchevichs Bericht
vom 8. Februar erhalten,^ war aber wenige Wochen darauf
nach längerer Kränklichkeit am 2. April 1657 plötzlich ge-
1 Beil. XLIX.
2 S. Bescript des Kaisers Leopold, Beil. XLII.
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402
storben. Kaum hatte sich die durch diesen Todesfall veranlasste
Bestürzung einigermassen gelegt so Hess Ferdinands III. jugend-
licher Nachfolger, ^ Kaiser Leopold, am 19. Mai ganz im Sinne
seines Vaters dem Parchevich neue Vollmachten und Instruc-
tionen zur Fortsetzung der Gesandtschaft zustellen,^ mit dem
Wunsche, weitere Berichte von ihm zu erhalten. ^ Diese neuen
Creditive gelangten in Parchevichs Hände, als derselbe auf der
Rückreise sich bereits in Lemberg befand. Da er nun bei
seiner Kränklichkeit die Reise zu Bogdan Chmielnicki nicht
nochmals zurücklegen konnte, überschickte er diesem Ab-
schriften jener kaiserlichen Schreiben mit einem Briefe, von
dem er anderseits am 1. December 1657 eine Copie an Kaiser
Leopold einsandte.
Parchevich und seine Begleitung waren nämlich, nachdem
sie durch den Kanzler Wiovski in Freiheit gesetzt worden waren,
von Fastovia nach Brussilova (wo sie früher die Kosaken ver-
haftet hatten) zurückgekehrt. Von dort aus waren sie wieder
ftinfundsechzig Meilen weit durch verödete Gegenden gereist,
wo menschliche Leichname und Gebeine die frühere Anwesen-
heit der Tartaren kennzeichneten. Den Fluss Sutla mussten
sie, da Rakoczy's Truppen alle Fähren weggenommen und zer-
stört hatten, auf Flössen übersetzen, zu deren Anfertigung ihnen
die Bewohner der G^end behilflich waren, was trotzdem einen
ganzen Tag Aufenthalt verursachte. Nach weiteren zwei Tagen
kamen sie glücklich wieder nach Dubna, wo der Erzbischof
sich einige Zeit (acht bis zehn Tage) ausruhen musste. Un-
geachtet der abermaligen gastfreundlichen Aufnahme von Seite
der Fürstin,^ war Parchevich wegen Mangels an guten Aerzten
doch gezwungen, seine Abreise nach Lemberg zu beschleunigen,
wo er endlich am 11. Juni schwer krank ankam. Hier begab
er sich in ein Dominikanerkloster, wo ihm ärztliche Pflege zu
Theil wurde. Marianovich blieb noch neun Tage bei ihm und
reiste dann, nachdem er vom polnischen General Potocki einen
Reisepass erhalten hatte, anstatt des erkrankten Gesandten, am
20. Juni zum Könige von Polen.
* Leopold war g^eboren 9. Juni 1640, also bei seines Vaters Tode noch
nicht ganz siebenzehn Jahre alt.
2 BeÜ. XL, XLI, XLII, XLIIL
» Beil. XLII.
« Vgl. oben p. 395, 396.
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403
Mittlerweile war die Nachricht nach Wien gekomn^en,
dass Bogdan Chmielnicki gestorben und sein Sohn Georg ihm
als Hetman gefolgt sei. ^ In Folge dessen fertigte Kaiser Leopold
abermals am 4. Juni 1657 Creditive, Vollmachten und Instruc-
tionen für Parchevich als Gesandten beim jungen Chmielnicki
aus, 2 von denen sich jedoch nicht sagen lässt, ob sie über-
haupt jemals und wann sie an Parchevich gelangt sind. Diess
ist übrigens keinesfalls von Bedeutung gewesen, da die Lage
Polens in Folge der damaligen Entwickelung der politischen
Verhältnisse und Ereignisse, wie der Niederlagen Rakoczy's
und des Ausbruches des dänisch-schwedischen Krieges sich be-
deutend besser gestaltete.
Sobald sein Gesundheitszustand es gestattete, schrieb
Parchevich an den Kaiser Leopold (30. Juni 1657): Ohne seine
Schuld sei er seit dem 8. Februar nicht in der Lage gewesen,
einen weiteren Gesandtschaftsbericht einzusenden; seitdem er
zuerst polnisches Gebiet betreten habe, sei er, durch die Streif-
züge der Ungarn, Kosaken, Moskowiter und Walachen ge-
fährdet und persönlich wiederholt Lebensgefahren ausgesetzt,
ausser Stande gewesen, einen Brief abzusenden; nur dem Bei-
stande Gottes danke er es, dass er glücklich in der Ukraine
angekommen; was er dort erduldet, werde Marianovich, der
Gefahrte seiner Leiden, dem Kaiser berichten; dort aber, wo er
gegen seinen Willen durch drei Monate ^ aufgehalten worden,
habe es vollends ausser dem Bereiche der Möglichkeit gelegen,
einen Bericht abgehen zu lassen, da der Hetman zwar seinen
Worten nach, aber nicht in Wirklichkeit bereit gewesen sei,
einen solchen zu übersenden; er bitte den Kaiser, den Mit-
theilungen seines Secretärs Marianovich über seine Bemühungen
im Interesse des Kaisers und Polens und über den Erfolg
seiner Gesandtschaft bei jenem wilden und siegesstolzen Bären
* Da Parchevich in seinem Berichte vom 8. Februar das Gerücht vom Tode
Bogdan Chmielnicki's erwähnt hatte, seither aber von jenem keine weitere
Nachricht eingelaufen war, so hatte offenbar die Wahl Georgs zum Nach-
folger seines Vaters (s. oben p. 398) Anlass zu diesem neuen Gerüchte
gegeben, das jedoch auch diessmal falsch war, denn Bogdan Chmielnicki
starb erst am 16. August 1657.
2 Beil. XLIV, XLV, XL VI.
* Parchevich irrt sich, wohl in Folge seines Leidens; es waren nur zwei
Monate. SchUmmer irrt sich Marianovich, p. 408, Anm. 2.
ArchiT. ßd. LH. II. Hilfte. 27
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404
vollen Glauben zu schenken; er bedauere , in Folge seiner
schweren Krankheit nicht persönlich dem Kaiser Bericht erstatten
zu können und die weitere Ausführung der ihm übertragenen
Mission bis zur Herstellung seiner Gesundheit verschieben zu
müssen, doch zweifle er nicht, dass der Kosakenhetman nach
Empfang der ihm zugeschickten Creditive des Kaisers, seinem
früheren Versprechen gemäss, ein Schreiben mit der Zu-
sicherung seiner Anhänglichkeit an das erlauchte Haus Oester-
reich einsenden werde, wozu er dem Kaiser alles Glück
wünsche. ^
Marianovich befand sich unterdessen auf der Reise zum
König Johann Casimir von Polen. Gleich am Tage seiner Ab-
reise von Lemberg war er auf ein starkes Heer von Tartaren
gestossen, welche den Polen gegen Rakoczj zu Hilfe kamen. ^
Nachdem er drei Tage und zwei Nächte mit diesem gezogen
war, kam er unter grossen Mühsalen nach weiteren zwölf
Tagen zum Könige, der mit seinem deutschen Heere nicht
weit von Krakau stand. Hierbei hatte er für die nöthige Be-
deckung eine Auslage von dreihundert Gulden. Vier Tage
verweilte er im Lager des Königs, bis er von diesem die Ant-
wort an Kaiser Leopold erhielt. Bei dieser Gelegenheit scheint
er dem Könige ein Gesuch überreicht zu haben, worin er den-
selben bittet, in Berücksichtigung seiner auch der Krone von
Polen geleisteten nützlichen Dienste ihn gnädig zu bedenken,
da auch die verstorbene kaiserliche Majestät ihm mündlich ver-
sprochen habe, ihm seinen Gehalt von monatlich fünfzig Gulden
vom Tage seiner Abreise (10. Jänner) an um weitere fünfzig
ungarische Gulden, auszahlbar bei der ungarischen Hof kammer,
zu erhöhen und ihm nach Beendigung seines Gesandtschafts-
dienstes einige Güter aus dem Fiscalvermögen oder aus den
Besitzungen ausgestorbener Geschlechter anzuweisen. ^ Von
Krakau aus begab sich Marianovich, um der Gefahr eines lieber-
falls durch die umherstreifenden Truppen zu entgehen, auf
beträchtlichen Umwegen nach Wien, wo er den Kaiser zu treffen
» Beil. XLVn.
2 Doch war diess nnr ein Separatcorps von 12.800 Mann, hinter welchem
der Tartarenchan abgesondert mit 150.000 Mann zog, Beil. LI.
3 8. das Schreiben ohne Ort und Datum, Beil. XLVIII.
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405
hoffte.^ Da diese Hoffnung sich jedoch nicht erfüllte,^ blieb
er (mit sechs Pferden und ebensoviel Dienern) nur wenige Tage
in Wien in einer Herbei^e und reiste alsbald zum Kaiser nach
Prag, wo er am 5. August 1657 mit zwei Dienern eintraf. In
Prag blieb er volle drei Monate und fasste, vermuthlich auf
Grund seiner auf der Reise geschriebenen Notizen, unter den
Augen des Kaisers und des Erzherzogs Leopold Wilhelm
seine Relation ab. Er erhielt vom Kaiser den Befehl, seine
Diener und Pferde nicht zu entlassen, weil er noch einmal
nach Lemberg zurückkehren müsse, um den Erzbischof Par-
chevich abzuholen. Im November unternahm Marianovich noch
eine Reise nach Wien und zurück, zu der er dreizehn Tage
brauchte, und blieb dann noch sechs Wochen, also etwa bis
gegen Ende December, in Prag.
Nachdem Parchevich sich einigermassen erholt hatte,
sorgte er in Lemberg für die Regelung seiner Geldangelegen-
heiten. Durch Marianovich, der einige Lemberger Armenier von
Constantinopel her persönlich kannte, gelang es ihm, die früher
an verschiedenen Orten bei andern Armeniern gemachten An-
lehen in eine einzige Schuldsumme von sechstausend Gulden zu
vereinigen und am 3. October 1657 nahm er von den ersteren
noch 1536 Gulden zur Deckung der Ausgaben, welche ihm
sein Aufenthalt in Lemberg und seine bevorstehende Reise
verursachten, zu leihen. Parchevich versprach den armenischen
Kaufleuten, das Darlehen möglichst bald zurückzuzahlen und
ihnen bei seinem König und Herrn ein Privilegium oder sonst
eine Gnade in Handelsangelegenheiten zu erwirken. Bürgschaft
leisteten der Prior des Dominikanerklosters, Felician Fossa, der
apostolische Provinzial von Russland, Pater Anton Hara, und der
Secretär und Arzt des Königs von Polen, Martin Ancheusky.^
Im November reiste der Erzbischof endlich nach Prag ab.
1 Als den Tag seiner Ankunft in Wien gibt ein Bericht den 16. Juli, ein
anderer den 23. Jnli an. Ueberhanpt weichen Marianovichs Angaben über
die Tage und über die Ortßentfernnngen öfter von einander ab, wahr-
scheinlich, weil sie nicht sofort, sondern erst nachträglich ans der Er-
innerung aufgezeichnet wurden. Auch mag die Verschiedenheit des Ka-
lenders und der üblichen Wegmasse ihn bisweilen verwirrt haben.
^ Leopold war am 16. Juli nach Prag abgereist und am 27. Juli dort ein-
getroffen..
9 Beü. LVin.
27*
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406
wohin ihm ein Dominikaner und ein Armenier zur Begleitung
mitgegeben wurden, die er auf der ganzen Reise und während
seines Aufenthaltes in Prag und Wien verköstigen musste.
Am 25. December 1657 befand sich Parchevich bereits in
Wien,^ wo er sich anfangs in einer Herberge, dann in einem
ihm vom Hofinarschallamte angewiesenen Quartier bis auf
Weiteres aufhielt.^
Am Ende des Jahres 1657 oder im Anfang des Jahres
1658 reichte Marianovich zwei Rechnungen mit detaillirter An-
gabe der Reisekosten bei der Hofkammer ein,"* welche der
genaueren Untersuchung allerdings manche schwache Seite
bieten, und deren Begleichung dem Erzbischof noch Jahre lang
unangenehme Schwierigkeiten bereitete, als hässliches Nachspiel
zu dieser seiner ehrenvollen diplomatischen Thätigkeit mit allen
ihren Aufopferungen, Mühen, Leiden und Gefahren.
IV.
Peter Parcheyichs Aufenthalt in Oesterreich.
(1658—1668.)
Verhandlungen wegen der Kosten der G^sandtschaftBreise su
Chmielnioki.
Es ist schwer begreiflich, wie Erzbischof Parchevich es
wagen konnte, mit so geringen finanziellen Mitteln eine so weite
und beschwerliche Reise anzutreten. Hatte er doch von den
von der Hof kammer empfangenen 1500 Gulden noch in Wien
für besondere Einkäufe von Reiseausstattung, Kleidung und Ge-
schenken 1266 Gulden ausgeben müssen, so dass ihm kaum
240 Gulden als Reisfeld baar übrig blieben. Einen Charakter
wie Parchevich konnte diess allerdings nicht abschrecken,
aber der Erzbischof war auf dem finanziellen Gebiete doch
^ Beil. LIL
2 Beil. LIII, LIV.
« Beil. L, LI.
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407
wohl etwas zu unerfahren und arglos. Bisher hatte er seine
grossen Gesandtschaftsreisen als einfacher Priester gemacht^
während er diessmal als kaiserlicher Gesandter mit einer
grösseren Begleitung zu reisen hatte^ noch dazu durch weite^
von feindlichen Heeren verwüstete^ von halbbarbarischen Streif-
corps ge&hrdete Gegenden. Bei seiner völligen Selbstlosigkeit
und Uneigennützigkeit hatte er wohl kaum eine rechte Vor-
stellung von der nothwendigen Controle und dem nur zu
leicht entstehenden Misstrauen Anderer in Bezug auf Geld-
angelegenheiten. Jedenfalls hatte er keine Ahnung von den
Unannehmlichkeiten^ welche ihm aus seinem Diensteifer und
seinem kühnen Entschlüsse in dieser Hinsicht erwachsen
würden.
Parchevich selbst hatte kein Vermögen. Die Besitzungen
seiner Familie waren in den Händen der Türken und sein
Erzbisthum Martianopolis in partibus infidelium brachte keine
Einkünfte. Anders stand es mit seinem Secretär Marianovich;
dieser besass ein Haus in Wien und hatte von der kaiser-
lichen Regierung für seine Stellung als Procurator von Bosnien
und türkischer Dolmetsch einen festen Gehalt von sechshundert
Gulden jährlich; überhaupt muss er wohlhabend gewesen sein,
da er aus seinem eigenen Vermögen der Gesandtschaft einmal
mit hundert Ducaten * und ein ander Mal mit 2800 Gulden
aushelfen konnte. So imeigennützig wie Parchevich war er
freilich nicht^ denn die Gelegenheit seiner Sendung zum König
von Polen, bei welcher er unabhängig von dem in Lemberg
krank zurückgebliebenen Erzbischof auftreten konnte, suchte
er sofort, wie oben erzählt wurde, auch in seinem eigenen In-
teresse auszubeuten. Und Parchevich mag bei seiner vielfachen
Kränklichkeit auf der Reise oft nicht im Stande gewesen sein,
die Rechnungsführung seines Secretärs zu überwachen. So wird
es erklärlich, dass in den Berechnungen der Reisekosten sich
Differenzen fanden, welche, wie wir gleich sehen werden, höchst
unangenehme Erörterungen veranlassten.
Sämmtliche Mittel, mit welchen Parchevich die Kosten
der Gesandtschaft decken musste, bestanden in Folgendem:
1 Dass der Ausdruck ,aureu8* in Beil. XLIX den Ducaten zu 3 fl. be-
deutet, ergibt sich aus der Specialrechnung, Beil. LI. Vgl. aucli L. Ernst:
Florenus monetae Alemanae, Wien 1874.
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408
von der Hof kammer erhalten 1000 Thaler .... 1500 fl.
von den Armeniern unterwegs entlehnt 7536 „
von Marianovich vorgestreckt 100 Ducaten .... 300 „
desBgleichen 2800 „
Zusammen . 12136 fl.
Die Gesammtkosten der Reise betrugen:
für Reiseeinkäufe in Wien :
Kleidung und Ausstattung . 609 fl. 17 gr.
Geschenke 420 „ 5 „
Waflfen 100 „ 14 „
in Ungarn:
drei Wagen und Geschirr . 135 „ 5 „
1266 fl. 1 gr. 1266 fl. 1 gr.
für die Hinreise bis Czehrin:
Zehrung (15 Personen in 43
Tagen)! 325 fl. 9 gr.
Pferde und Kutscher ... 774 „ 7 „
Bedeckung und Pferde . . 786 „ 10 „
Bedeckung ohne Pferde . . 1078 „ — „
2964 fl. 6 gr. 2964 „ 6 ^
für den Aufenthalt in Czehrin:
in 59 Tagend 1021 fl. 19 gr. 1021 „ 19 „
für die Rückreise bis Lemberg:
Zehrung 3 562 fl. 18 gr.
* Die Tageskosten der Zehrung- wechselten von 2 fl. 10 gr. bis 11 fl. 4 gr.,
diejenigen für Wagen und Pferde von 3 fl. bis 100 fl., diejenigen der
militärischen Bedeckung von 7 fl. bis 305 fl. ; die Stärke der Bedeckung
(durch etwa 25 Tage) wechselte von 20—300 Mann.
2 Hierbei ist eingeschlossen die Summe von 93 fl. für Aerzte und von
450 fl. als Ankaufspreis von 6 Pferden zur Rückreise. — Auffallender
Weise wird in der grossen Reiserechnung (Beil. LI.) die Dauer des Auf-
enthaltes in Czehrin mit drei Monaten und fünf Tagen angegeben, während
derselbe sich doch nur vom 1. März bis 28. April erstreckte.
3 Die täglichen Kosten, einschliesslich der Erhaltung der für die Reise
angekauften Pferde, wechseln von 3 fl. 10 gr. bis 14 fl. 10 gr.; die-
jenigen für Bedeckung von 5 fl. bis 350 fl.; die Zahl der Bedeckung
wechselte von 20 — 250 Mann. Während ihres fünfundvierzigtägigen
Arrestes in Fastovia betrugen die Zehrnngskosten 260 fl. Der durch
Parchevichs Krankheit veranlasste zehntägige Aufenthalt in Duhna ko-
stete (einschliesslich der Aerzte) 120 fl.
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409
Bedeckung « 1383 fl. 14 gr.
Verschiedenes (Arznei für Par-
chevich 28 fl., an die sie ar-
retierenden Kosaken 333 fl.,
Uebei^ang über die Sutla
30 fl.) 391 , - ,
2337 fl. 12 gr. 2337 fl. 12 gr.
für Marianovichs Reise nach
Krakau 636 „ — „ 636 ^ — ^
für Parchevichs Aufenthalt in
Lemberg und Rückkehr
nach Wien 1536 „ — „ 1536 „ — „
für Marianovichs und seiner
Pferde und Diener Kosten
in Wien und Prag 2 . . . 2800 „ — ^ 2800 ^ — „
Zusammen 12561 fl. 18 gr.
Im Allgemeinen wird wohl Niemand die hier angegebenen
Kosten einer so weiten und beschwerlichen, fast fünf Monate
dauernden Reise eines kaiserlichen Gesandten mit seiner Be-
gleitung übertrieben finden. Die Zehrungskosten erscheinen
wirklich gering, die Transportkosten massig und nur die Aus-
lagen fUr die militärische Bedeckung sind bedeutend. Diese
übersteigen die Summe von dreitausend Gulden und betragen
nach Parchevichs eigener Berechnung etwa ein Dritttheil der
Gesammtkosten. Allein die Kriegslage der zu durchreisenden
Länder machte diese Ausgabe unumgänglich nöthig und da
ein solches Geleite nicht nach einem bestimmten Tanf zu
haben war, so musste man es eben dingen, so gut man konnte,
wenn man überhaupt das beabsichtigte Ziel erreichen wollte.
Dagegen erscheinen andere Angaben und Stellen dieser
Hauptrechnung allerdings befremdend. So zum Beispiel die
darin gelegentlich vorkommende Erwähnung, dass die an Chmiel-
nicki und an dessen Familie gemachten Geschenke einen Werth
1 Hier sind die Kosten der von Marianovich behufs Befreiung der arretierten
Gesandtschaft unternommenen Reise im Betrage von 660 fl. mit eingerechnet
3 Diess umfasst einen Zeitraum von fast fünf Monaten (genau vom 23. Juli
bis 25. December), sowie die Kosten einer Zwischenreise Marianovichs
von Prag nach Wien und zurück (vgl. nachher). Marianovich gibt zu-
gleich an, die ganze Summe von 2800 fl. aus seinem eigenen Vermögen
bestritten zu haben.
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410
von gegen dreitausend Gulden gehabt hätten^ während dieser
der Gesandtschaft bei ihrer Abreise ein Reisegeschenk von nur
siebenundzwanzig Gulden gemacht habe. Die unrichtige Zeit-
angabe über die Dauer des Aufenthaltes in Czehrin ist schon
bemerkt worden. Die letzte Ausgabenpost von 2800 fl. lässt
sich aber mit der darüber vorhandenen Specialrechnung, von
welcher gleich weiter die Rede sein wird, durchaus nicht in
Einklang bringen und ebensowenig die von Marianovich ge-
zogene Hauptsumme der Ausgaben von 12.640 fl. 10 gr. mit
der Angabe Parchevichs, der dieselbe mit 10.334 fl. beziffert. ^
Dass ausserdem zwischen Marianovichs und der von uns oben
berechneten Summe sich eine Differenz von 78 fl. 12 gr. ergibt,
mag auf Rechnungsfehlern beruhen, die aber bei einer solchen
Gelegenheit nicht vorkommen sollten.
Ausser dieser Hauptrechnung hatte, wie oben erwähnt,
Marianovich schon vorher eine zweite specielle Rechnung
über die Kosten seiner Reise von Wien nach Prag im Betrage
von 1397 fl. 2 gr.2 eingereicht, nämlich:
für seine inzwischen in Wien zurückbleibenden
6 Pferde (während fast 6 Monaten) . . . 468 fl. 2 gr.
für seine daselbst zurückbleibenden 6 Diener
(während der gleichen Zeit) 468 „ — „
für seine Reise nach Prag mit 2 Dienern . . 58 „ — „
filr seinen dreimonatlichen Aufenthalt in Prag 234 „ — „
für seine kurze Reise von Prag nach Wien und
zurück, und für den darauffolgenden weiteren
sechswöchentlichen Aufenthalt in Prag . . 147 „ — „
Zusammen . 1375 fl. 2 gr.
Da Marianovich die Kosten mit 1397 fl. 2 gr. angibt, so
stellt sich auch hier ein Additionsfehler von 22 fl. heraus,
üeberdiess hatte Marianovich in Prag, noch vor Ankunft Par-
chevichs daselbst bereits 150 fl. erhalten. ^
Nach Vorlegung dieser beiden Rechnungen begannen die
Verhandlungen wegen der Bezahlung derselben, die schon in
Prag vergeblich gepflogen worden waren, von Neuem in Frank-
furt am Main, wohin Kaiser Leopold zu seiner Wahl und
» Beil.
LH.
2 Beil.
L.
3 BeU.
LIV.
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411
Krönung als Kaiser sich am 1. Februar 1658 von Prag aus
begeben hatte.
Zunächst wandte sich Parchevich mit der Bitte an den
Kaiser,* die Bezahlung seiner bei den Armeniern gemachten
Anleihe von 7536 Gulden zu veranlassen, damit die Zinsen nicht
immer mehr anwüchsen und die Dominikaner, die für ihn gut-
gestanden, sich nicht länger ängstigen mögen. Ausserdem müsse
er den Dominikanerpater und den Armenier, welche ihn be-
gleiteten, fort und fort verköstigen. So bitte er den Kaiser,
die Ehre seines Gesandten zu retten, damit nicht einem solchen
in Zukunft alle Hilfe vorenthalten werde. Sie hätten sich von
den Kosaken durch Lösegeld freikaufen müssen. Er habe dem
Hetman Chmielnicki den Kaiser als den obersten Herrscher
aller Herrscher dargestellt und hoflfe, dass man ihm Verlegen-
heiten ersparen werde. Nach Bogdan Chmielnicki's Tode ^ seien
die neuen Schreiben des Kaisers nach der Meldung des von
Czehrin zurückgekehrten Couriers, durch den er Kaiser Leopolds
neue Creditive von Lemberg an Bogdan Chmielnicki gesendet
habe, von dem Kanzler und Vormund des gegenwärtigen Het-
mans, Georg Chmielnicki, empfangen worden und würden sorg-
faltig aufbewahrt. Schliesslich bitte er Gott um Leopolds baldige
Kaiserkrönung.
Der Kaiser ertheilte wiederholt den Befehl, des Erzbischofs
Schulden bei den Armeniern zu bezahlen, allein die Hof kammer
kam dieser Ordre nicht nach, sondern suchte mit Parchevich
ein Abkommen zu treffen. Hierüber beklagte sich dieser beim
Kaiser in einem Briefe vom 9. März 1658. ^ Er wisse nicht
mehr, wen er als seinen Herrn ansehen solle, da er so Viele
regieren sehe. Die Gesandtschaft sei ihm vom Kaiser, nicht
von der Kammer aufgetragen worden. Er erkenne als Gebieter
nach dem Papste nur den Kaiser an, nicht den Herrn Putz,
welcher mit ihm wie mit einem Krämer feilsche. Fortwährend
werde er von seinen Gläubigern bestürmt, die er seit so vielen
Monaten mit so grossen Kosten erhalten müsse, so dass er in
der Herberge täglich zwei Ducaten (= 6 Gulden) zu zahlen
habe. Er selbst besitze keine Mittel und keine einträgliche
» BeU. LH.
2 Bogdan Chmelnicki war am (16.) 26. August 1657 gestorben.
3 Beil. LIII.
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412
Pfründe, wovon er diess bestreiten könne. Für seine Person
beanspruche er ja ohnehin nichts. Nach dem Wunsche des
Kaisers habe er sich in Wien durch einen Courier ein Quartier
bestellen lassen wollen, allein man begegne ihm und den kaiser-
lichen Befehlen mit Missachtung und Spott.
Dagegen reichte die Hofkammer einen eingehenden Be-
richt an den Kaiser ein, ^ welcher die Sache so darstellt, als
habe Parchevich sich selbst sehr dringend für diese Sendung
angeboten und als wäre ihm diese nur desshalb übertragen
worden, weil er die Sprache der Kosaken gekannt, ^ und
weil ihn diese Reise ohnehin nicht weit von seinem Wege
nach Bulgarien abgezogen habe. ^ Die Forderung des Par-
chevich belaufe sich auf 10.334 Gulden, wovon die ihm
vorher in Wien gegebene Summe von 1500 Gulden abzu-
rechnen sei. Von den verbleibenden 8834 Gulden seien noch
150 Gulden in Abrechnung zu bringen, welche Marianovich
zu Prag noch vor Parchevichs Ankunft erhalten habe; somit
betrage der Rest 8684 Gulden. Auf den Wunsch Seiner Ma-
jestät, dass ein Uebereinkommen getroflfen werde, habe man mit
Marianovich verhandelt, und zwar unter Zuziehung des unga-
rischen Kanzlers.^ Dieser habe, wie Seiner Majestät bekannt
sei, die Schuld von 6000 Gulden an die Armenier als nicht ge-
nügend ,liquidu't^ beanstandet und beantragt, bloss 500 Ducaten
(= 1500 Gulden) und auch diese nur für den* Fall auszuzahlen,
dass Seine Majestät den Erzbischof Parchevich nicht weiter zu
einer Mission zu verwenden gedenke. In Prag sei vor der Ab-
reise Seiner Majestät ein endgiltiger Beschluss hierüber nicht
gefasst worden. Einstweilen habe man dem Parchevich zur Rück-
reise nach Wien 200 Gulden gegeben und auf Befehl des Kaisers
einen Ausgleich mit ihm zu erzielen versucht. Die Anweisung
eines Quartiers für denselben sei seither bereits erfolgt. Ueber
die Bezahlung der Gläubiger habe man neuerdings mit dem
» Beil. LIV.
2 Man sollte glaubeu, dass die damals gewiss nicht häufige Kenntniss der
kosakischen Sprache den Werth und die Belohnung Parchevichs nur habe
erhöhen können.
3 Der Bericht nennt am Schlüsse die Gesandtschaftsreise des Parchevich
nach Polen und in die Ukraine — sei es aus Mangel an geographischen
Kenntnissen, sei es zur Rechtfertigung der beabsichtigten Zahlungsabzüge
— ,des Erczbischoff Martianopolianischer Raisz in die Wallachey* (!).
* Georg II. Szelepcs^nyi damals Erzbischof von Kalocsa.
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413
ungarischen Kanzler verhandelt und von diesem die Antwort
erhalten: er habe schon in Prag gerathen^ sich mit einem billigen
Ausgleich zufrieden zu geben, womit auch Parchevich, nicht aber
Marianovich einverstanden gewesen; sein Gutachten gehe von
Neuem dahin, dass man Parchevich und Marianovich zusammen
mit 1000 Ducaten (= 3000 Gulden) abfertige, ausser es wäre der
Fall, dass der Kaiser den Ersteren noch weiter verwenden wolle.
Dieser Ansicht schliesse sich die Kammer an und bitte um
Erlaubniss, mit Parchevich desshalb in Verhandlung zu treten.
Die Zahlungsanweisung wäre an die ungarische Kammer zu
richten, und wenn diese die Zahlung zu leisten nicht im
Stande sei, würden sie das Geld anderweitig aufzubringen
suchen.
Dieser Bericht ging nach Frankfurt an den Kaiser,
welcher dem Beschlüsse seiner Räthe (vom 10. April 1658)
gemäss verfügte, die demselben entsprechenden Aufträge unter
Beischluss aller dazu gehörigen Acten an die in Wien zurück-
gelassenen Herren der Kammer gelangen zu lassen.
Der betreffende, am 28. April 1658 ausgefertigte Befehl,^
dem zugleich die etwa nöthige Zahlungsanweisung an die unga-
rische Hofkammer vom 3. Mai 1658 ^ beigelegt war, ward am
selben 3. Mai nach Wien expediert. In einem Begleitschreiben
vom 28. April ^ werden die Herren der Kammer angewiesen,
sie mögen durch Herrn Director Rodöldt mit dem Erzbischofe
höflich verhandeln, doch ohne zu sagen, dass dieser Vorschlag
vom ungarischen Kanzler ausgehe; über das Resultat sollten
sie Bericht erstatten.
Der weitere Gang dieser Verhandlungen ist nicht ganz
klar, da die betreffenden Urkunden * bisher nicht aufgefunden
wurden, doch scheint es, dass weder der Erzbischof Parchevich,
noch sein Secretär Marianovich die Vorschläge der Hofkammer
angenommen haben. Jedenfalls Hess sich die von Parchevich bei
den Lemberger Armeniern gemachte Schuld von 7536 Gulden
nicht kurzweg streichen, wie die Kammer zu beabsichtigen schien.
Jene richteten am 20. Juli 1659 zwei Schreiben an Kaiser
« Vgl. Beil. LV.
2 Beil. LVI.
3 BeÜ. LV.
* Aus der Zeit vom 3. Mai 1668 bis 20. Juli 1659.
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414
Leopold,^ worin sie Parchevichs Berichte vollinhaltlich be-
stätigen, über dessen damaliges Verhalten sich sehr lobend
aussprechen und den Kaiser bitten, die Rückzahlung der Schuld
von 7536 Gulden anzuordnen. Da sie jedoch nicht denken
konnten, dass die Hof kammer an der Verzögerung der Zahlung
Schuld trage, massen sie diese dem Erzbischofe bei, welcher
wahrscheinlich, wie sie vermuthen, die Summe längst erhalten,
aber vielleicht für andere, persönliche Zwecke verbraucht habe,
was weder Tartaren noch Barbaren gethan haben würden.
Sie bitten daher den Kaiser unter Beilage einer Copie des
Parchevich'schen Schuldscheines vom 3. October 1657, ^ ihnen
zu ihrem Gelde zu verhelfen.
Im folgenden Jahre (1660) schrieben Parchevich, Maria-
novich und die Armenier an des Kaisers Oheim, Erzherzog
Leopold Wilhelm, ^ und baten ihn um seine Vermittlung, damit
den Kammersecretären aufgetragen werde, die seit drei Jahren ^
zum Schaden des Kaisers (wegen der immer anwachsenden
Zinsen), zu ihrer eigenen Schande und zur Verzweiflung der
Armenier bei ihnen verstaubenden Schriften über die von den
Gesandten in Lemberg aufgenommene Anleihe dem Erzherzoge
und dem Kaiser vorzulegen.
Wiederholt bat Parchevich 1661 ^ den Kaiser, dem Herrn
Walderode, erstem Secretär und Rath der kaiserlichen Kanzlei,«
zu befehlen, dass er die an ihn gelangten Schreiben des Bitt-
stellers an den Kaiser, sowie die Gesandtschafts- und Reise-
acten nach fünf Jahren endlich im Rathe vorweisen möge, damit
ihm nicht noch weitere Belästigungen und Nachtheile erwüchsen.
Seine Excellenz Herr Graf Kurz,' welcher nach Beendigung
1 Beü. LVn, LIX.
' Beil. LVIII.
3 Beil. LX.
* Hieraus ergfibt sich, dass dieses nndatirte Schreiben in das Jahr 1660
gehört.
^ Praesentat: 18. August 1661. Beil. LXI.
6 Johann Paul Leopold Walderode Graf von Eckhusen, Rzepin und Bistry,
Vicepräsident der k. böhmischen Kammer, Landhofmeister beim Kammer-
recht, 1656 Reichshofrath.
7 Ferdinand Sigmund Graf Kurz Freiherr von Senftenau, geboren zu
München 1592, war Kaiser Leopolds wirklicher geheimer Rath und
Reichsvicekanzler und starb in Wien, den 24. März 1659. — Wisgrill:
Schauplatz des landsässigen niederösterreichischen Adels vom Herren-
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415
der Gesandtschaft diese Angelegenheit weiter zu führen unter-
nommen habe; würde diess, wenn er nicht inzwischen gestorben
wäre, gewiss mit allem Eifer gethan haben. Uebrigens erklärt
sich Parchevich bereit, des Kaisers Befehlen zu gehorchen,
auch wenn derselbe, ihn nach Indien senden wolle.
Ausser den Armeniern fand sich jetzt noch ein bisher
nicht erwähnter Bürger von Pressburg, Namens Thomas Tadics,
welcher Ersatzansprüche in unbekannter Höhe für seine dem
Erzbischof Parchevich und dem Herrn Marianovich bei deren
G^sandtschaftsreise geleisteten Dienste bei der Hofkammer
erhob. Diese wandte sich desshalb am 13. December 1662 ^
an die ungarische Kammer um deren Gutachten.
Auch am 15. Jänner 16632 war die Schuld bei den
Lemberger Armeniern noch nicht berichtigt. Femer findet
sich noch ein Schreiben Parchevichs an die Hofkammer aus
diesem (oder dem folgenden) Jahre, ^ in welchem derselbe
bittet, dass dem Herrn Secretär Gattermayr^ aufgetragen
werde, die von ihm nach Regensburg (zum Reichstag) mitge-
nommenen Acten über Parchevichs Angelegenheiten und For-
derungen von seiner Gesandtschaftsreise her schnellstens
und Ritterstand, Bd. V, Wien 1804, S. 344, gibt irrthümlich 1650 als
Todesjahr an. Das im k. k. Landgericbtsarchiy za Wien vorhandene
Testament des Verstorbenen ist vom 19. März 1659 datirt; am 16. April
1669 baten »eine Witwe nnd Töchter um die Pnblication dieses Testa-
mentes.
1 BeU. LXn.
^ Diess geht aus einem im Hofkammerarchiv erhaltenen Rubmm hervor.
Beil. LXIIT.
3 Jedenfalls gehört diess nndatirte Schreiben in eines der beiden Jahre
1663 oder 1664. Der Reichstag zn Regensbnrg begann am 20. Jänner 1663,
aber Kaiser Leopold erschien erst am 23. December 1663 imd blieb bis
8. Mai 1664 daselbst. Je nachdem der Hofkammersecretär Gattermayr
mit dem Kaiser oder früher nach Regensburg abreiste, ist Parchevichs
Schreiben früher oder später zu datiren. Beil. LXIV.
* Carl Ludwig Gattermayr von Gatterburg zumGersthof, geboren 16. Jänner
1613, Hofsecretär, später wirklicher Hofkammerrath, ward in verschie-
denen Commissionen an dem kurbaierischen und dem kurpfölzischen,
wie an anderen reichsfürstlichen Höfen rühmlich verwendet und am
14. Juni 1675 mit seinem Bruder Maximilian Ernst als I/andmann in
Niederösterreich unter die neuen Ritterstandsgeschlechter aufgenommen.
Er starb am 20. December 1678 und wurde in Wien bei St. Stephan bei-
gesetzt, wo sich noch jetzt sein Grabdenkmal befindet.
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416
zurückzusenden, und dass dieselben in einer Sitzung der Hof-
kammer vorgelegt würden, damit er die Ausgleichung der-
selben betreiben könne. Wegen Mangels an Mitteln sei es ihm
unmöglich, selbst nach Regensburg zu reisen, um diese Sache
dort zu überwachen.
Hier bricht in Ermangelung weiterer Documente unsere
Kenntniss über den Fortgang und das Ende dieser nun schon
durch sechs Jahre sich hinschleppenden Verhandlung ab.
Aber trostlos genug ist der Einblick, den uns diese ver-
hältnissmässig unbedeutenden Schriften und Documente in die
Zustände der damaligen Verwaltung in Wien eröffnen. Wie
zu den Zeiten Kaiser Maximilians I., waren die Gassen zur Zeit
Kaiser Leopolds L in Folge des dreissigjährigen und anderer
Kriege ziemlich erschöpft Selbst zur Auszahlung kleiner, vom
Kaiser angewiesener Summen bedurfte es oft mehrfach wieder-
holter kaiserlicher Befehle. Dann schoben die kaiserl. Hof-
kammer und die königl. ungarische Kammer sich die Sache eine
der andern zu, keine wollte zu zahlen im Stande sein, end-
lich wollte man Geld aufzutreiben suchen. Inzwischen kamen
wenigstens manche Beamte der Kammer zu Vermögen und Grund-
besitz. Lag es schon an und für sich in der Einrichtung der
Hof kammer, dass der ganze Gang der Verwaltung ein äusserst
langsamer war, so wurde dieser doch noch ausserdem so unge-
bührlich verzögert, dass darüber selbst in den ungarischen
Landtagen häufig die grössten Beschwerden vorkamen. Es
mag sein, dass Marianovichs Buchführung unpünktlich war,
und dass manche Posten seiner Rechnungen nicht hinreichend
begründet erscheinen, doch bleibt das Vorgehen der Hof-
kammer gegen den Erzbischof ein solches, welches auf die
damalige Finanzverwaltung einen trüben Schatten zu werfen
geeignet ist. Hatte doch Parchevich ohne jeden persönlichen
Vortheil oder Hintergedanken, ohne Gehalt oder nachträg-
liche Belohnung, bloss um der guten Sache zu dienen, die
gefahrvolle Gesandtschaft im Namen und Auftrage des Kaisers
übernommen. Er hatte bei deren Ausführung Mühen, Ent-
behrungen und Misshandlungen erduldet, seine Gesundheit
geopfert und selbst sein Leben aufs Spiel gesetzt. Nicht
so sehr dem Erzbischofe, als vielmehr dem kaiserlichen Ge-
sandten waren von armenischen Geldraäcklem die unumgänglich
nothwendigen Geldmittel zur Reise vorgestreckt worden. Die
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417
kaiserliche Hofkammer sucht diess alles dem Kaiser so dar-
zustellen^ als ob Parchevich diese Reise mehr aus eigenem
Interesse angestrebt imd unternommen habe. Der ungarische
Kanzler wagt eS; für eine Summe von beiläufig 9000 Gulden
eine Abfindung des kaiserlichen Gesandten zuerst mit 1500^
dann mit 3000 Gulden vorzuschlagen^ freilich vorausgesetzt,
dass der Kaiser denselben fernerhin nicht mehr zu verwenden
gedenke. Als ob die Gerechtigkeit von einer solchen Bedingung
abhängen könne. Bei allen schon gebrachten Opfern sollte Par-
chevich nicht nur keine Belohnung, die er nicht begehrte, zu
Theil werden, sondern man wollte ihm auch noch eine für
den kaiserlichen Dienst gemachte grosse Geldschuld zur Zahlung
aufbürden, die er bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit niemals
zu begleichen im Stande gewesen wäre. Er muss selbst seine
Ehrenhaftigkeit dem hässlichsten Verdachte bei den Lembeiger
Armeniern ausgesetzt sehen, und nach sechs Jahren sind deren
berechtigte Forderungen noch nicht befriedigt, so dass die
Würde des Kaisers, der kaiserlichen Gesandten und der kaiser-
lichen Regierung im Auslande biossgestellt wird. Von seinen
Beamten beeinflusst und auf ihren Rath sich verlassend, ge-
nehmigte zwar der jugendliche Kaiser deren Vorgehen, das er
schwerlich in allen Einzelheiten durchblicken konnte, doch gab
er anderseits fortdauernd und wiederholt Beweise seines Ver-
trauens und seiner Huld gegenüber Parchevich, dessen lauterer
und biederer Charakter in der eben so offenen als würdevollen
Ausdrucksweise seiner Briefe sich offenbart.
2.
Parohevichs Leben in Wien und Mähren.
Während all dieser unangenehmen Verhandlungen ver-
säumte trotzdem Parchevich keine Gelegenheit, um für die Besse-
ruDg der Lage seiner bulgarischen Glaubensgenossen zu wirken *
und ein Feld für seine eigene geistliche Thätigkeit sich zu
eröffnen.
^ Nie Schmitth, welcher übrigens irrthümlich Parchevichs ganzen Auf-
enthalt in Wien, ja selbst seine Reise zu Chmielnicki, mit seiner ersten
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418
So nahm er sich schriftlich * bei der Hofkammer der Be-
freiung von vierundzwanzig in langer, harter, türkischer Haft
gehaltenen Gefangenen an. Er erinnerte daran, dass Kaiser
Ferdinand III. (wie aus Documenten hervorgehe) dieselbe be-
sonders gewünscht habe; damals habe man ihm schon das zur
Loskaufung bestimmte Kleid im Werthe von 12.000 Gulden ge-
zeigt, und nur der dann an ihn ergangene dringende Befehl
des Kaisers, die Gesandtschaftsreise zu den Kosaken zu unter-
nehmen, habe damals die Ausführung jener Absicht verhindert.
Da man voraussetzen dürfe, dass Kaiser Leopold alle Decrete
seines Vorgängers als rechtskräftig ansehen werde, so wende er
sich, um nicht den Kaiser selbst unnöthig zu belästigen, direct
an die Kammer mit der Bitte, diese Sache jetzt auszuführen,
damit nicht die Schuld der Marter und des Todes so vieler
Gefangener auf sie falle. Der Fortgang und das Ende dieser
Angelegenheit sind leider nicht bekannt.
Wie Parchevich nach seiner Rückkehr aus der Ukraine
diese Angelegenheit wieder aufnahm, so erneuerte er auch
sofort seine Ansprüche auf die Ausübung der ihm bereits zu-
getheilten Administration der Moldau. Er schrieb desshalb
wiederholt an die Congregation de propaganda fide, ^ erhielt
jedoch von derselben keine Antwort. Um diese Zeit reiste
ein Geistlicher, Namens Bernardinus, aus Polen nach Rom,
wo er nach zwei Jahren zum Bischof von Bakov ernannt
wurde. ^ Als Parchevich hiervon Kenntniss erhielt, schrieb
er nach Rom: auf seine Erfahrungen über die polnischen
Bischöfe gestützt, könne er mit voller Sicherheit annehmen,
dass jener niemals in Bakov residieren werde, und er bitte
desshalb, die Propaganda möge veranlassen, dass Bernardinus
ihn zu seinem Vicar mit der Residenz in der Moldau
Internuntiator bei Kaiser Ferdinand III. im Jahre 1649 in Verbindimg
bringt, erklärt für den hervorragendsten Zug in Parchevichs Charakter
seinen glühenden Eifer, Bulgarien zu befreien und daselbst das Panier
des Christenthums zu entfalten.
1 Das Schreiben ist undatirt, dürfte aber wohl nicht gar zu lange nach
Parchevichs Rückkehr nach Wien abgefasst sein. Beil. LXV.
3 Diese Briefe sind uns nicht erhalten.
3 £s gibt um diese Zeit keinen Bischof von Bakov des Namens Bernar-
dinus. Diess dürfte daher nur der Ordensname des Franciskaners Atha-
nasius Rndzienski gewesen sein, welcher nach der Resignation des Bischofs
Marianus Kurski (ebenfalls eines Franciskaners) am 19. Juni 1659 zum
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419
ernenne. * Allein er konnte diess auch jetzt eben so wenig
erreichen, als es früher (1654) die Moldauer vermochten. ^
Um nicht ganz zur Unthätigkeit verurtheilt zu sein, und
um sich wenigstens eine Existenz zu schaffen, suchte Erz-
bischof Parchevich, der, wie bereits erwähnt, ohne eigenes Ver-
mögen oder sonstige Einkünfte war, irgendwo in Oesterreich
Verwendung zu finden und erhielt endlich (nach dem 12, März
1664) vom Bischöfe von Olmütz ein Decanat in Mähren.^ In
der Ausübung dieses Amtes entwickelte er nun eine eben so
eifrige Thätigkeit für die inneren Angelegenheiten der Kirchen-
verwaltung, wie nach aussen gegenüber den zahlreichen Anders-
gläubigen dieser Gegend, so dass er sich für die Erspriess-
lichkeit seines Wirkens auf das Zeugniss des Domcapitels, der
Pfarrer und des ganzen Districts berufen konnte, eben so wie
fiir sein strenges und sittenreines Leben in Wien auf das
Zeugniss des damaligen päpstlichen Nuntius Caraffa in Wien
und dessen Nachfolgers Spinola,^ der ihn oft zu sich geladen
und daher habe gründlich kennen lernen können.
Die Verwaltung dieses mährischen Decanates scheint
übrigens Parchevich nicht gehindert zu haben, sich vielfach in
Wien aufzuhalten und auch hier eine eifrige geistliche Thätig-
keit zu entfalten, wofür folgender Vorfall den Beweis liefert.
Nachdem Graf Montecuculi mit den unter seinem Ober-
befehle vereinigten deutschen, französischen, italienischen und
spanischen Truppen die Türken am 1. August 1664 bei
Bischof von Bakov ernannt wurde. S. Garns: Series episcopornm nnd
Rnrz a. a. O.
* Die betreffende Correspondenz ist uns nicht zugänglich geworden. Vgl.
Beü. LXXXIV.
2 S. oben p. 362 ff.
3 Alle freundlichen Bemühungen von Seite des erzbischöflichen Consisto-
riums in Olmütz, das genaue Datum dieser Verleihung und den Ort, wo
sich das Decanat befand, zu ermitteln, blieben erfolglos: Parchevich
erwähnt aber in seinem Schreiben vom Jahre 1673 (Beil. LXXXIV), er
habe es vom Jetzigen* Bischöfe erhalten, und dieser war Carl II. Graf
von Lichtenstein-Castelkom, welcher (nach Gams) vom 12. März 1664
bis 23. September 1695 regierte.
* Spinola kam 1665 nach Wien (von wo Carlo Caraffa im Jänner d. J.
abberufen worden war) und ward im Mai 1667 wieder nach Rom zurück-
berufen. Hieraus ergibt sich, dass Parchevich zur Zeit der folgenden
Erzählung, also 1665 entweder das Decanat in Mähren noch nicht er-
halten hatte oder sich doch auch nachher vielfach in Wien aufhielt.
Archiv. Bd. LIX. II. Hälfte. 28
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420
St Gotthard an der Raab aufs Haupt geschlagen und diese am
10. August 1664 zu VasvAr (Eisenburg) einen zwanzigjährigen
WaflFenstillstand mit dem Kaiser geschlossen hatten^ beschied
der türkische Grossvezier Achmed Köprili die Woiwoden der
Moldau und der Walachei zu sich nach Gran, um sie wegen
ihrer im letzten Kri^e an den Tag gelegten Zaghaftigkeit zur
Rechenschaft zu ziehen. Gregor Ghika, ^ der Fürst der Wa-
lachei, wohl nicht ohne Grund Schlimmes befürchtend, sandte
den Grossvestiar und Schatzmeister Demeter Cantacuzen mit
40.000 Ducaten an den Grossvezier voraus; allein Cantacuzen,
trotz seines eidlichen Versprechens, den Auftrag auszurichten,
begab sich statt nach Gran direct nach Constantinopel, be-
schuldigte hier Ghika der Treulosigkeit und suchte den Thron
der Walachei für sich selbst zu gewinnen. Als Ghika diess
erfuhr, verliess er am 20. November 1664 die Walachei und
flüchtete durch Siebenbürgen nach Oesterreich. In Wien fand
er Aufnahme bei Parchevich, welcher zuerst durch fortgesetzte
Gespräche und dann unter Mitwirkung des Nuntius Spinola;
mit welchem er jenen bekannt gemacht hatte, denselben zum
katholischen Glauben bekehrte. In Spinola*s Hände legte Fürst
Ghika zur Befriedigung des kaiserlichen Hofes sein Glaubens-
bekenntniss ab. Der Kaiser verlieh ihm den Fürstenstand des
heiligen römischen Reiches und setzte ihm einen Jahresgehalt
aus. Unter dem Verwände sich durch den Papst von seiner
Gemahlin scheiden zu lassen und eine Katholikin (aus der
venezianischen Familie Giustiniani) heirathen zu wollen, gieng
Fürst Ghika nach Rom und von da mit Empfehlungen des
Papstes nach Venedig, von wo ihn ein europäisches SchiflP
nach Constantinopel brachte. Hier hielt er sich so lange bei
einem befreundeten Griechen verborgen, bis er die Verzeihung
des Sultans erlangte, worauf er zum zweiten Male als Hos-
podar der Walachei (20. März 1672 bis October 1673) ein-
gesetzt wurde. ^
* Gregor Ghika war der Sohn des Georg Ghika, eines aus dem Dorfe
Kjöprülü (aus welchem auch der berühmte Grossvezier Mohammed Köprili,
Ahmed Köprili's Vater stammte) gebürtigen Albaneseu, der 1058 — 1659
Woiwode der Moldau und 1659 — 1660 Woiwode der Walachei war, in
welcher Würde Gregor seinem Vater 1660—1664 folgte.
2 Vgl. Engel a. a. O. 317.
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421
Die letastem Umstände, so wie der Rücktritt Ghika's zur
griechischen Religion, konnten und können des Erzbischofs
Parchevich Verdienste um dessen Bekehrung nicht schmälern,
dem auch in der That jetzt manche erwünschte und ehrenvolle
Anerkennung zu Theil wurde. Er wurde von der Congregation
und von einzelnen Cardinälen brieflich unter grossen Ver-
sprechungen aufgefordert, in die Moldau zu gehen. * Nament-
lich war es Spinola, welcher ihm zur Erfüllung seines lang
geboten Wunsches verhalf. Nach Rom berufen und hier zum
Cardinal ernannt, ' erstattete Spinola dem Papste Clemens IX.
(Julius Rospigliosi, 20. Juni 1667 bis 9. December 1669) und
der Congregation der Propaganda Bericht über Parchevichs
Charakter, Leben und Wirksamkeit und befürwortete dessen
Bitte, sich nach dem Orient (d. i. in die Donauländer) begeben
und dort mit seinem Blute und Leben Gott und dem Heile
der Seelen dienen zu dürfen. Demzufolge ward der Erzbischof
durch ein apostolisches Breve vom 7. Mai 1668 definitiv zum
apostolischen Vicar und Administrator des Fürstenthums Moldau
ernannt.^ Obschon diese Ernennung demselben bereits im
folgenden Monate Juni zukam, verzögerte sich seine Abreise
doch noch einige Monate.
Um diese Zeit dürfte auch endlich die leidige Geld-
angelegenheit mit den Armeniern zu einem für Parchevich
günstigen Abschluss gediehen sein, wie sich, obschon alle
weiteren Documente hierüber fehlen, aus dem Folgenden
schliessen lässt. Es ward ihm nämlich von Seiten des Kaisers
Leopold I. eine glänzende Anerkennung für die von ihm durch
seine Gesandtschaft zu den Kosaken geleisteten Dienste zu Theil,
welche der Kaiser in der Freiherrnbestätigung für Parchevich
und seine Verwandten in vollem Masse zu erkennen gibt. Am
20. Juli 1668 nämlich liess der Kaiser ein Diplom ausfertigen, ^
durch welches er dem hochwürdigsten Vater in Christo, Herrn
Peter Parchevich, Erzbischof von Martianopel, seinem Rathe,
apostolischem Vicar und Administrator des Fürstenthums Moldau,
seinen alten bulgarischen und ungarischen Freiherrnstand be-
stätigte, welchen seine Familie schon von den früheren Königen
1 Beil LVIII, LXn.
2 BeiL UI.
3 BeU. II.
28»
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422
von Ungarn und Bulgarien erhalten habe, wie diess auB alten
ungarischen GeBchichtswerken zu ersehen sei. Schon seine Vor-
fahren hätten sich um die Könige von Ungarn und das Haus
OesteiTeich grosse Verdienste erworben und durch besonderen
Eifer für die christliche Sache ausgezeichnet. Einer derselben,
Andreas Parchevich^ ^tamquam vir magni nominis', sei von
dem Könige von Bulgarien in einer wichtigen Angelegenheit an
den König von Ungarn gesendet worden. ^ Er selbst habe
durch seinen geistlichen und nachahmungswürdigen Lebens-
wandel, durch seine Sittenreinheit und Unbescholtenheit, durch
seinen erprobten Geist und seine Sprachenkenntniss, durch seine
bewährte Treue und Ergebenheit gegen das Kaiserhaus die volle
Anerkennung des Kaisers erworben. Seine Internuntiatur bei
Kaiser Ferdinand III. und bei anderen Fürsten und Edeln der
Christenheit zur Beförderung gewisser Angelegenheiten der
christlichen Religion, sowie seine Sendung zu Chmielnicki, die
er trotz der stets drohenden AngriflFe wilder Völker, der Amuler,
Schweden, Moldauer und Tartaren, trotz der heftigsten Kälte,
trotz Hunger und Pest und häufiger Fieberanfalle unter fort-
währender Lebensgefahr zur grössten Ehre seines Namens
durchgeführt habe, werden mit besonderem Lobe hervorge-
hoben. Die Freiherrnbestätigung wird zugleich auf Peter Par-
chevichs drei Geschwister und deren Kinder, sowie auf die
Familien Cserkiczy, Knezevich und Thomagionovich ausge-
dehnt, welche alle im zweiten oder dritten Grade durch ge-
meinsame Abstammung mit ihm verwandt, alle von den früheren
Königen von Ungarn und Bulgarien in den Freiherrnstand auf-
genommen worden, und deren altes Baronat, obschon sie ihre
Diplome durch die Verheerungen der Türken verloren hätten,
aus alten ungarischen Geschichtswerken genau ersichtlich sei.
Es folgten noch weitere Beweise der kaiserlichen Huld.
Nachdem Erzbischof Parchevich seine Ernennung zum Admini-
strator der Moldau empfangen hatte, erhielt er in Wien am
* Vgl. über Andreas Parchevich den Anhang nnd die FreiherrnbestKtigung
ddo. 20. Jnli 1668. Beil II.
' Nach der handschriftlichen im Nasaiczer Archiv befindlichen Familien-
chronik (beendet im achtzehnten Jahrhundert) geschah diess durch die
bulgarischen Czare Sisman II. und StraSimir an Ludwig I. (von Anjou),
König von Ungarn, in der zweiten Hfilfte des vierzehnten Jahrhundert«
(vermuthlich zwischen 1369 und 1382).
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423
20. October 1668 ausser einem Passbriefe für sich und zwölf
Personen Begleitung auch ^unterschiedliche Armatur und zwan-
zig stückh Schepptuech';* überdiess wurden ihm vom Kaiser
1000 Gulden für seine Reise angewiesen. Am 24. October bat
Parchevich den Kammerpräsidenten Grafen Sinzendorf,^ die
Auszahlung dieser Summe durch den Secretär Veringe zu ver-
anlassen, da er in der nächsten Woche (also wohl im Beginn
des November) in jene halbbarbarischen Gegenden abzureisen
gedenke, wie es ihm von Gott zur Vermehrung seines Ruhmes
bestimmt sei und wozu er die nöthigen Papiere vom Kriegs-
rathe bereits in Händen habe; zugleich bitte er um schleunige
Abfertigung, damit seine Abreise nicht verzögert werde. Noch
am nämlichen Ti^e (24. October) erfolgte von der Hofkammer
die Anweisung an den Hofzahlmeister ^ zur Auszahlung dieser
Summe von 1000 Gulden, mit welcher Parchevich seine Reise
in die Moldau auf der Donau antrat,^
V.
Peter Pareheriehs letzte Thfttigkeit im geistliehen Amte
and in der Diplomatie.
(1668—1674.)
Parchevich als apostolischer Vioar und Administrator der
Moldau (1668—1673).
Eine Donaufahrt vor zweihundert Jahren war keine Lust-
reise wie in unseren Tagen und die Verhältnisse, welchen Par-
chevich entgegengieng, waren derart, dass ein Wirkungskreis
1 Beil. LXVI. ,Schepptuech' ist Stoff zum laugen bischöflichen Gewand.
Mhd. ,schappe^ (schapmn) ist das französische ,chape* (chaperon, chape-
rone), vom lateinischen cappa, d. i. sorte de manteau ecclesi&stiqne qui
va jusqu'aux talons; habit de c^r^monie des cardinaux; habit de chceur
des chanoines en hiver. Vgl. Müller nnd Zamcke: Mittelhochdeutsches
Wörterbuch, Bd. IT, Abth. 11, Leipzig 1866, p. 87.
» Beil. LXVII.
3 Beil. LXVIII.
* Beil. LXXXIV.
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424
in den Donauländern nur für einen so begeisterten und eifrigen
Diener der Kirche, wie er es war, Gegenstand des Wünschens
und Strebens sein konnte.
Als Parehevich vierzehn Jahre früher (1654) die Moldau
verliess, war eben Fürst Basilius Lupul durch Georg II. Ra-
köczy und dessen Verbündeten Mathias Bessaraba aus dem
Lande vertrieben und an seiner Statt (Georg) Stephan XIII.
in die Herrschaft eingesetzt worden. Seitdem war dieses Land
unter verschiedenen Herrschern * in alle politischen Verwicke-
lungen, Unruhen und Kriege seiner Nachbarn, namentlich Polens,
Ungarns und der Türkei hineingezogen worden, und es bedarf
hier nach den bereits früher gegebenen Andeutungen keiner
ausführlichen Schilderung dieser Ereignisse, um zu zeigen, wie
viel die Donauländer dadurch zu leiden hatten. Diese traurige
Lage wurde jedoch durch innere Unruhen, Verschwörungen der
Bojaren und häufigen Fürstenwechsel noch verschlimmert.
Herrschte doch in der Moldau seit Basilius Lupuls Vertreibung
durch auswärtige Feinde jetzt schon der siebente Woiwode.
Allein wir müssen den Faden der politischen Entwickelung in
den betreffenden Ländern noch einmal kurz aufnehmen, nicht
bloss, um Parchevichs kirchliche Stellung und Wirksamkeit
richtig zu würdigen, sondern auch darum, weil dessen diplo-
matische Thätigkeit, wie wir später sehen werden, mit seiner
kaiserlichen Gesandtschaft an den Kosaken hetman Bogdan
Chmielnicki noch nicht für immer abgeschlossen war.
Wie befriedigend auch die Ergebnisse der Gesandtschaft
Parchevichs zu den Kosaken für den Augenblick gewesen
waren, so nutzlos erwiesen sich doch dessen Bemühungen,
ein friedliches Verhältniss zwischen den Kosaken und Polen
herzustellen und dauernd zu befestigen, in der Folge, sobald
er denselben nicht mehr durch seine persönliche Anwesenheit
Nachdruck verleihen konnte. Die Ursache davon lag aber
hauptsächlich in den Kosaken und ihrer Verfassung. So wenig
der Krieg an und für sich Zweck sein kann, so wenig vermag
ein bloss als Kriegerstaat organisirtes Volk inmitten anderer
Staatengebilde längere Zeit hindurch ein unabhängiges und
1 Georg Stephan 1653-1668, Georg Ghika 1658—1659, Stephan XIV. (Sohn
des Basilius) Lupul 1659—1662, Eustachius Dabisia 1662 — 1666, Elias
(Sohn des früheren Fürsten Alexander Elias) 1666—1667, Duka (bloss
sechs Monate) 1667, Elias (zum zweiten Male) 1667—1669.
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425
selbständiges Dasein zu fuhren. So konnte auch der Kosaken-
Staat nur im Anschlüsse an ein anderes Gemeinwesen als
ergänzendes und dienendes Element zur Erfüllung seiner Be-
stimmung gelangen. Die eifersüchtigen Bestrebungen und In-
triguen der Nachbarstaaten um die Oberhoheit über die Ko-
saken^ die ihnen von grossem Nutzen oder Schaden sein konnten,
bewirkten, dass diese in fortwährendem Schwanken sich ganz
oder theilweise bald an Polen, bald an Russland, bald an die
Türkei anschlössen, womit natürlicherweise ein häufiger Wechsel
in der Hetmanswürde verbunden war. ^ Diese Wirren aber gaben
immer aufs Neue Anlass oder Vorwand zu politischen Ver-
wickelungen und blutigen Kriegen.
Unter mancherlei Wendungen und Unterbrechungen hatten
Polens Kriege mit den Schweden und den Russen längere Zeit
fortgedauert. Innere Unruhen, namentlich der Kampf des Königs
Johann Casimir gegen Lubomirski (1664 — 1666), hinderten dann
die Thätigkeit des polnischen Reiches nach Aussen. Diese Lage
der politischen Verhältnisse gab die erste Veranlassung^ dass
Peter Doroszenko, der Hetman der Kosaken am rechten Ufer
des Dniepr, sich mit den Tartaren und den Türken verbündete,
um die polnische Herrschaft abzuschütteln und um die mit dem
harten Drucke der russischen Oberherrschaft unzufriedenen Ko-
saken am jenseitigen (linken) Ufer des Dniepr mit seinem Ge-
biete zu vereinigen. Anfangs des Jahres 1667 erschien ein tür-
kischer Gesandter in Polen und begehrte die Abtretung der
Ukraine. Der polnische Kronfeldherr Johann Sobieski zog gegen
Doroszenko, der von den Tartaren unterstützt wurde. Da jedoch
Szerko, der Hetman der Zaporoger Kosaken, aus unversöhn-
lichem Hasse gegen die Tartaren inzwischen deren eigenes
Gebiet in der Krim verheerte, wurden diese auch gegen Doros-
zenko misstrauisch. Daher kam es am 16. October 1667 zu
^ Bogdan Chmielnicki's sechzehnjähriger Sohn Georg verlor diese Würde
schon 1658, wurde 1659 wiedergewählt, legte dieselbe 1662 nieder, wollte
in ein griechisches Kloster gehen, ward unterwegs von den Polen, dann von
den Tartaren gefangen, von diesen in die Krim geführt und hier erkannt,
nach Constantinopel gebracht, dort im Schlosse der sieben Thürme und
nach einem vergeblichen Fluchtversuche 1676 nur noch strenger gefangen
gehalten, 1677 zum Feldherrn der türkischen Kosaken ernannt und 1678
in einem TreflFen an der Mündung des Dniepr gegen die Zaporoger
Kosaken unter Szerko mit vielen der Seinigen getödtet.
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426
einem Friedensschlüsse, durch welchen die Tartaren wieder auf
die Seite der Polen traten und den unter die polnische Ober-
herrschaft zurückkehrenden Kosaken Amnestie, Bestätigung ihrer
Freiheiten und Abhilfe ihrer Beschwerden zugesichert wurde.
Im Vereine mit Szerko aber gelang es Doroszenko, im folgen-
den Jahre (1668) zu bewirken, dass die jenseitigen Kosaken das
russische Joch abschüttelten und er selbst zum Hetman beider
Ukrainen, diesseits und jenseits des Dniepr ausgerufen wurde.
In dem hieraus entstandenen Kriege gegen Russland ward jedoch
Doroszenko am 6. März 1669 von dem mit den Russen be-
freundeten Kosakenobersten Mnogogreeschnoi aus der Ober-
hetmanswürde verdrängt. Aber das Schlimmste für die Nachbar-
länder der Urkraine war die Einmischung der Türken in diese
Angelegenheiten.
Anderseits hatten auch die Verhältnisse von Siebenbüi^en
in den letzten Jahren Anlass zu vielerlei Verwickelungen und
zur directen Einmischung der Pforte geboten. Die Absetzung
RÄköczy's und der Woiwoden der Walachei und der Moldau,
die daraus entspringenden Kämpfe derselben mit den neuer-
nannten Fürsten und die wiederholten Versuche der Letztern,
sich der türkischen Oberherrschaft zu entziehen, hatten ver-
wüstende Züge türkischer und tartarischer Heere nach diesen
Ländern zur Folge gehabt. Georg Ghika, der Fürst der Moldau
(von 1658 bis 20. November 1659), war den Türken treu ge-
blieben und von ihnen zum Woiwoden der Walachei ernannt
worden, wo er vom 20. November 1659 bis 1. September 1660
regierte, zugleich aber genöthigt wurde, die alte Fürstenresidenz
Tergoviät zu zerstören und seinen Sitz nach Bukarest, näher an
die Donau und entfernter von Siebenbürgen, zu verlegen. Er
war bemüht, Ordnung und Gerechtigkeit im Lande wieder
herzustellen, ward jedoch von der Pforte, weil er den Tribut
an dieselbe nicht aufbringen konnte, bald wieder abgesetzt.
Ihm folgte sein Sohn Gliguraskul (Gregor, vom 6. December
1660 bis 24. November 1664), * unter dessen Regierung das Land^
sich zusehends erholte und bis zum Jahre 1662 Ruhe genoss.
Nachdem Georg II. Räköczy von einer türkisch-tarta-
rischen Armee am 22, Mai 1660 an der Szamos geschlagen
* Damals flüchtete er nach Oesterreich and suchte Parchevich in Wien anf.
3. oben p. 420.
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und am 8. Juni 1660 zu Gross wardein an den in dieser Schlacht
empfangenen Wunden gestorben war^ gelangte auch in der
Moldau die Herrschaft des Fürsten Stephan XIV., eines Sohnes
des Basilius Lupul, zu einiger Sicherheit und Ruhe (er regierte
von 1659 — 1662), wenn auch Tartarenheere durch das Land nach
Ungarn zogen. Die siebenbürgischen Wirren hatten nämlich
auch nach Ungarn hinübergespielt und endlich selbst den Kaiser
Leopold in einen Krieg mit der Türkei verwickelt, zu welchem
ihm auf dem Reichstage zu Regensburg 1663 ^ die deutschen
Fürsten Hilfe gewährten. Es ist bereits erwähnt worden, dass
Kaiser Leopold diesen Krieg trotz des glänzenden und ruhm-
vollen Sieges über die Türken bei St. Gotthard an der Raab
am 1. August 1664, durch die in Ungarn herrschende Unzu-
friedenheit und die ganze politische Lage Europas bewogen,
bereits am 10. August 1664 zu VasvAr (Eisenburg) durch den
Abschluss eines wenig rühmlichen zwanzigjährigen Waffen-
stillstandes mit den Türken beendete. Die Ereignisse dieses
kurzen Krieges hatten neue Verwirrungen und Thronwechsel in
der Walachei und in der Moldau zur Folge. Dort flüchtete
Fürst Gregor Ghika nach Oesterreich und sein Nachfolger in
der Woiwodschaft war Radul (12. Februar 1665—1669), welcher
das Land durch schwere Auflagen bedrückte und sich der dar-
über unzufriedenen Bojaren mit Hilfe der mitgebrachten Griechen
zu entledigen gedachte (1668), worüber er im Anfange des Jahres
1669 selbst den Thron verlor. In der Moldau war der Fürst
Dabisia, seit 1662 Nachfolger des vorhergenannten Fürsten
Stephan XIV., im Jahre 1666 durch den Fürsten Elias, einen Sohn
des früheren Woiwoden Alexander Elias, ersetzt worden, der
aber seinerseits 1667 dem grausamen und habsüchtigen Fürsten
Duka weichen musste. Zwar gelang es dem Elias, durch allerlei
Intriguen und Umtriebe nach sechs Monaten den Fürsten Duka
wieder zu stürzen und selbst aufs Neue zur Regierung zu ge-
langen, allein 1669 wusste dieser ihm dasselbe Spiel zu spielen
und sich wieder auf den Thron zu schwingen.
Während dieser Zeit hatten sich die Zustände Polens
wesentlich verschlimmert. Seitdem dieses Reich sich auf die
1 Zu eben diesem Reichstage hatte der Secretär Gattermayr, wie oben
erwähnt wurde, die Acten über Parchevichs Reiserechnung von Wien
nach Regensburg mitgenommen. S. oben p. 415 nnd Beil. LXIV,
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428
Seite Oesterreichs und Spaniens gegen die ungarischen Dissi-
denten gestellt hatte, erlitt es zahh'eiche Niederlagen, verlor
weite Provinzen und sah sich gedemüthigt, geschwächt und
erschöpft. Schlimmer noch als der Verlust an Ländereien war
jedoch der Zustand geistiger und moralischer Versunkenheit,
in welchen die Bevölkerung dieses Landes gerathen war. So
kam Johann Casimir, der letzte polnische König aus dem
Hause Wasa, auf den Gedanken, die Krone niederzulegen.
Am 16. September 1668 dankte er wirklich ab und begab sich
sodann 1669, nachdem er vom Reichstage rührenden Abschied
genommen hatte, nach Frankreich. ^ An seiner Statt ward
Michael Wiesnioviecki, der Sohn des früher erwähnten Feld-
herrn Jeremias Wiesnioviecki, des tapferen Kämpfers gegen die
Kosaken, am 19. Juni 1669 zum König erwählt, obschon die
französisch gesinnte Partei unter Nicolaus Prazmovski und
Johann Sobieski den Herzog d*Enghien (Cond^) in Vorschlag
gebracht hatte.
Als Parchevich zu Ende des Jahres 1668 wieder in die
unteren Donauländer kam, regierte in der Walachei Radul
(1665 — 1669) und in der Moldau Elias (zum zweiten Male,
1667 — 1669). Zur bessern Vergegenwärtigung der politischen
Verhältnisse des letzteren Landes während des Aufenthaltes
und der oberhirtlichen Wirksamkeit Parchevichs daselbst mag
hier noch erwähnt werden, dass in diesem kurzen Zeiträume
von nur fünf Jahren nicht weniger als vier Woiwoden in der
Regierung der Moldau wechselten. Zunächst verdrängte Duka
1669 abermals den Fürsten Elias und regierte zum zweiten
Male bis 1672. Duka war ein grausamer Tyrann, ^ gegen welchen
sich am 29. October 1671 eine Verschwörung bildete, die ihn
zwang, das Land zu verlassen. Er flüchtete zu den Türken,
kehrte aber 1672 mit einer von Kaptan Pascha von Aleppo
befehligten türkischen Armee zurück, schlug die Aufständischen
bei Kischnion (sie!), zog in Jassy ein und bestrafte die Em-
pörer mit dem Tode. Die Armenier, welche unter Anführung
Gurkuls an der Verschwörung Theil genommen hatten, flüchteten
* König Ludwig XIV. schenkte ihm hier einige Abteien, doch genoss er
die Einkünfte derselben nur kurze Zeit und starb schon am 16. December
1672 zu Nevers.
2 Beil. LXXIV, LXXIX, LXXXII, LXXXIV.
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429
ans Furcht vor dem Sieger in das raoIdauisch-siebeDbürgische
Grensgebirge und hielten sich anfänglich im Szeklerlande und
zu Bistritz auf, in der Hoffnung, bei günstigeren Zeiten in die
Moldau zurückkehren zu können. Da diese jedoch sich nicht
erfüllte, Hessen sie sich schliesslich mit Bewilligung des Fürsten
Apafiy bleibend in Siebenbürgen nieder. Trotz seines Sieges
blieb Duka nicht Woiwode der Moldau J Ihm folgte in dieser
Würde Stephan XV., genannt Petraitschik, 1672 — 1673, unter
dessen Regierung die Moldau durch die Durchzüge der Türken
und Tartaren furchtbar zu leiden hatte. ^ Im Jahre 1673 gelang
es Demeter Cantacuzen^ einem Fanarioten, der den Fürsten
Gregor Ghika (Gliguraskul) in der Walachei verrathen und
dann in Constantinopel Juwelenhandel getrieben hatte, sich auf
den Thron der Moldau zu schwingen, den er bis 1676 be-
hauptete.
Solche Ereignisse und Zustände waren gewiss einer ruhi-
gen und erspriesslichen Wirksamkeit Parchevichs als aposto-
lischien Vicars und Administrators der Moldau nichts weniger
als günstig. Dazu kam aber noch, dass seine finanziellen Ver-
hältnisse sich in keiner Weise gebessert hatten. Ersparungen
zu machen, war ihm nicht möglich gewesen. Denn für seine
kaiserliche Gesandtschaft hatte er weder einen Gehalt, noch eine
Pension oder Donation erhalten, wie das Letztere zu dieser
Zeit üblich war und wohl hätte erwartet werden können. So
hatte ihm während seines Aufenthaltes in Oesterreich das ihm
zugewiesene Decanat in Mähren seine einzigen Subsistenzmittel
geliefert, die er aber mit seiner Abreise in die Moldau offenbar
wieder verlor. Seine Familie war, wie bereits früher erzählt,
ihrer Besitzungen in Bulgarien durch die Türken beraubt
worden und auf seinen Antheil an dem etwa noch geretteten
Vermögen seines Vaters, hatte er, wie sich mit Sicherheit
annehmen lässt, bei seinem Eintritte in den geistlichen Stand
verzichtet. So kam es, dass Parchevichs materielle Existenz
in der Moldau seiner hohen kirchlichen Stellung durchaus nicht
entsprach, vielmehr geradezu armselig war und seinem An-
sehen und seiner Thätigkeit Abbruch thun musste.
* Er ward 1674 Fürst der Walachei, wo jedoch seine Regierung auch nur
bis 1675 dauerte.
' Beil. LXXIX, LXXXIV.
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430
In der Moldau angelangt, nahm Parchevich seinen Sitz
in Bakov, wo er seine Residenz in dem ehemaligen Francis-
kanerkloster aufschlug, in welchem er schon früher mit seinem
Vorgänger Marcus Bandin gewohnt hatte J Leider war auch
jetzt seine Lage nicht besser als damals. Seine Wohnung, das
ehemalige Kloster, war bloss mit Stroh gedeckt, sein ganzes
Einkommen bestand (abgesehen von seinem aus Italien zu
erwartenden Gehalte und sonstigen Unterstützungen der Propa-
ganda) in den Gaben der Laien, die selbst arm waren, und
auch von diesen geringen Einkünften musste er bei dem schwer
lastenden Joche der Türken, ungeachtet seiner Armuth und
Immunität, Steuer entrichten. Wie früher nahm er auch jetzt
wieder den Spaten zur Hand, pflanzte und baute selbst in
seinem Garten das Gemüse zu seiner Nahrung und konnte
sich dennoch oft nicht einmal an Hirsebrot satt essen. Bei
den häufigen Einfällen der Tartaren waren wiederholt Furcht,
persönliche Beleidigungen, Flucht mitten im Winter, Hunger
und Durst, Blosse und Frost sein Loos. Eben so wenig gab es
Geräthe für das kirchliche Amt, denn der polnische Bischof
von Bakov, Athanasius Rudzienski, ^ der nie in seiner Diöcese
residierte, war mit dreissig Dienern und Pferden dahin ge-
kommen und hatte alle vorhandenen Kelche, Patenen, silbernen
Kreuze und Paramente mit sich hin weggenommen. Ja, nicht
einmal die Abhaltung des Gottesdienstes war anfanglich von
dem tyrannischen Landesfursten gestattet worden. In dieser
fast verzweifelten Situation wirkte Parchevich vor Allem auf
die Besserung der sittlichen Verhältnisse in seiner Provinz,
auf Beseitigung und Verminderung der vorhandenen Bigamien,
Polygamien, wilden Ehen und Concubinate hin.^
Unter diesen Umständen wandte sich Parchevich mehr-
mals brieflich an den Erzbischof von Korinth, welcher als
päpstlicher Nuntius am polnischen Hofe zu Warschau sich auf-
hielt, und bat diesen, die Rücksendung der vom Bischöfe von
Bakov weggeführten Kirchengeräthe und die Fürsprache des
» Vgl. oben p. 341.
^ Athanasius Rudzienski, aus dem Franciskanerorden, war Bischof von
Bakov vom 19. Juni 1Ö59 bis zum Februar 1678, um welche Zeit sein
Nachfolger ernannt wurde. Vgl. Garns a. a. O. 365. Kurz, im Msgazin
für die Geschichte Siebenbürgens, II. Bd., I, 21, kennt ihn nicht.
3 Beil. LXXXIV.
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431
Königs von Polen bei dem Fürsten der Moldau zu erwirken.
Da er jedoch hierauf keine Antwort erhielt^ begab er sich persön-
lich nach Warschau, wo er im Anfang des Jahres 1670 verweilte,
zugleich in der Absicht, zur Herstellung der dem Einstürze
nahen Kirche von Bakov bei den dortigen hohen Persönlichkeiten
einige milde Beiträge zu sammeln. Der Nuntius, welchem Par-
chevichs frühere Briefe nicht zugekommen waren, war von
dessen Erscheinen betroffen und bemerkte ihm, dass er seine
Angelegenheiten brieflich durch einen Boten hätte besorgen
lassen können, ohne sich persönlich zu bemühen. Konnte er
aber hoffen, durch Boten und Briefe dasselbe auszurichten, wie
durch seine eigene Thätigkeit? Was er übrigens in Warschau
wirklich erreichte, ist nicht bekannt. Parchevich, der diese Reise
ohne Vorwissen der Propaganda unternommen, hatte den Nuntius
gebeten, dieser nichts davon zu melden. Allein nach seiner
Abreise berichtete derselbe (schon am 29. Jänner 1670) über
des Erzbischofs Aufenthalt in Warschau an Monsignor Baldeschi,
Secretär der Congregation de propaganda fide, * und bemerkte
zugleich: Er glaube, was man ihm sage, dass Parchevich vom
Fürsten der Moldau in Staatsangelegenheiten an den König
von Polen geschickt worden sei; auch übertreibe derselbe stark
bei Schilderung seines traurigen Daseins, indem er sage, dass
er sich nicht einmal mit Hirsebrot sättigen könne und über-
haupt ein höchst kümmerliches Leben führen müsse. Der Nun-
tius begründet seine Behauptungen nicht weiter; allein die
Annahme, dass Parchevich von einem tyrannischen Fürsten,
der ihm zuerst nicht einmal die Ausübung des Gottesdienstes
gestatten wollte und gegen den er gerade Hilfe suchte, eine
politische Mission angenommen hätte, hat in der That sehr
wenig Wahrscheinlichkeit. Sollte vielleicht gar der Bischof
von Bakov, Athanasius Rudzienski, gegen dessen Handlungs-
weise Parchevichs Schritte zum Theile gerichtet waren, dem
Nuntius diess gesagt und glaubwürdig dai*zustellen gesucht
haben? Keinesfalls lässt sich ein stichhältiger Grund für die
Vermuthung eines politischen Zweckes dieser Reise Parche-
vichs anführen. Wie dem aber auch sei, so viel ist sicher.
^ Beil. LXIX. Dass dieses Schreiben, sowie ein bald weiter zn erwähnendes
des Nuntios, obschon sie keine Adresse tragen, an Monsignor Baldeschi
gerichtet sind, geht ans den Beilagen LXXIX und LXXX deutlich herror.
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432
dasB ein solcher Bericht des Nuntius in Polen nicht ohne
nachtheilige Folgen für den apostolischen Vicar in der Moldau
bleiben konnte.
Diese gestalteten sich um so schlimmer, als Parche-
vich bald darauf (26. Februar 1670) an die heilige Congre-
gation und deren Secretär Monsignor Baldeschi von Bakov aus
zwei Schreiben richtete, ^ in welchen er nicht nur nichts von
seiner Reise nach Warschau erwähnte, sondern nach mehreren
vorangegangenen, unbeantwortet gebliebenen Bittschreiben drin-
gender um Erfüllung der ihm gemachten Versprechungen und
Uebersendung der den Bischöfen in partibus angewiesenen
Unterstützung anhielt. Es fehle ihm an den nöthigen Kirchen-
geräthen, bischöflichen Kleidern, Büchern und Lebensmitteln,
oft selbst an genügendem Hirsebrot zur Sättigung. Seit seiner
Ankunft in Bakov habe er nicht die geringsten Gebühren oder
Einkünfte erhalten, so weit sei das Fürstenthum Moldau finan-
ciell herabgekommen. Die heilige Congregation möge ihm als
eine barmherzige Mutter doch die versprochene Beihilfe für
sein Haus und seinen Tisch (raensa) durch den Nuntius in
Polen und den Pater Aloysius Maria Pidon, Regularcleriker,
Missionär und Präfecten des päpstlichen Collegiums der Ar-
menier in Lemberg, zukommen lassen, welche beide ihm gewiss
alles nach Jassy schicken würden.
Auf diese Schreiben hin frug der misstrauisch gewordene
Secretär der Congregation, welcher wohl von der Abwesenheit
des apostolischen Vicars von Bakov, nicht aber von seiner
Rückkehr dahin unterrichtet war, erst nochmals bei dem Erz-
bischofe von Korinth an, welcher in einem Briefe von Warschau
17. Mai 16702 bestimmt erklärte, dass Parchevich am 26. Fe-
bruar dieses Jahres nicht in Bakov, wahrscheinlich aber in
Lemberg gewesen sei und nur seinen Brief von Bakov datirt
habe^ in der Annahme, dass man in Rom von seiner Abwesen-
heit nichts wisse.
Dass Parchevich sich in Lemberg au%ehalten, wo er ja
bei seiner Rückkehr von der Gesandtschaft an Chmielnicki
im Jahre 1657 so enge Beziehungen mit den Armeniern ange-
knüpft hatte, wäre wohl möglich. Vielleicht traf er dort die
1 Beil. LXX, LXXI.
J Beil. LXXII.
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433
nöthigen Anstalten, damit ihm die aus Rom erwarteten Gelder
schneller zugeschickt würden. Aus seinem Aufenthalte in Lem-
herg lässt sich wohl vermuthen, dass die Armenier zu dieser
Zeit von der kaiserlichen Regierung entweder bereits befriedigt
waren, oder dass Parchevich am Ende gar die erhoffte Summe,
wenn auch vielleicht nur theilweise zur Begleichung seiner
noch unerfüllten Verbindlichkeiten bestimmt habe, üebrigens
bedurfte es für derartige Verhandlungen kaum eines langen
Aufenthaltes in Lemberg und Parchevich konnte am 26. Fe-
bruar ganz gut wieder in Bakov sein. Wenn der Nuntius in
Polen diess ganz bestimmt in Abrede stellt, Parchevichs Auf-
enthalt in Lemberg an diesem Tage aber nur vermuthet, so
kann nicht daran gezweifelt werden, dass er wenigstens von
der Richtigkeit seiner ersteren Angabe überzeugt war. Fraglich
bleibt es aber immerhin, ob die Quelle, aus welcher er seine
Informationen schöpfte, eine ganz lautere und glaubwürdige
gewesen sei. Parchevichs loyaler und wahrhafter Charakter,
soweit wir ihn kennen, lässt sich mit einer Handlungsweise,
wie sie der Erzbischof von Korinth berichtet, kaum in Ein-
klang bringen. Ist aber des Letzteren Angabe wirklich be-
gründet, so hat Parchevich hierin eben so unrichtig, wie bei
der Verschweigung seiner Reise nach Warschau unklug ge-
handelt imd hat später desshalb genug zu leiden gehabt.
Vor der Hand waren es freilich ganz andere Sorgen,
welche das Herz des eifrigen Oberhirten der moldauischen
Kirchenprovinz erfüllten. Zunächst galt es, sich mit dem tyran-
nischen Fürsten des Landes persönlich auf einen besseren Fuss
zu stellen, was ihm auch bald einigermassen gelang, so dass er
wenigstens Gottesdienst halten und sein Amt ausüben konnte. >
Aber der Zustand, in welchem er die katholische Kirche der
Moldau fand, war höchst traurig. In der ganzen Provinz gab
es nur acht Pfarrer, drei Weltpriester, zwei Missionärconvente
und einen einzigen Franciskanerpater, die übrigen Geistlichen
waren Jesuiten. Diese bildeten miteinander das Domcapitel
und den Clerus des Bischofs von Bakov, lebten aber eine,
zwei, drei, ja vier Tagereisen weit von einander entfernt.
Parchevich als Erzbischof und apostolischer Vicar konnte, da
er oft der einzige Geistliche in Bakov war, weil der Orts-
« Beil. LXXIV,
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434
pfarrer an Festtagen in die umliegenden Dörfer auf eine bis
zwei Tagereisen weit versendet werden musste, kaum je mit
der Infel unter Assistenz die Messe feiern. Er musste viel-
mehr wie ein einfacher Dorfpfarrer oft allein die Messe lesen^
taufen, begraben, Wöchnerinnen einsegnen, Kranke besuchen,
Sterbenden die letzte Oelung ertheilen, predigen und die Christen-
lehre halten. Wenn er zur Weihe des heiligen Oeles am Grün-
donnerstage die Pfarrer hätte zusammenberufen wollen, so hätten
diese die ganze Charwoche vom Hause abwesend sein müssen
und zu Ostern hätte keiner in seiner Pfarrei sein können.^
Die Schulen wurden nicht besucht, ein tauglicher Nachwuchs
für den Clerus aus dem Lande selbst war so gut wie nicht
vorhanden. Die Jesuitenpatres hatten seit zwanzig Jahren keine
Schule gehalten, ausser für drei bis vier Knaben, welche in
eben so vielen Jahren kaum ordentlich lesen lernten. Zur
Unterhaltung von Lehrern fehlte es an Mitteln. Die bisherigen
Missionäre waren für das Land ungeeignet, da sie weder dessen
Sprache ordentlich verstanden, noch daselbst festen Aufenthalt
nahmen. Die katholische Bevölkerung, fast durchaus der ungar
rischen Nationalität angehörig, wollte von den polnischen Geist-
lichen nichts wissen. In Folge des fortdauernden Mangels an
ordentlicher Seelsorge, des harten Druckes von Seite des Landes-
fürsten und anderer Versuchungen waren viele Katholiken von
ihrem Glauben abgefallen. ^ Diese Uebelstände im Vereine mit
dem baufälligen Zustande der Kirche in Bakov, der Mutter-
kirche der ganzen Provinz, und deren Mangel an den noth-
wendigsten Kirchengeräthen hätten bei dem Ausbleiben der
zugesagten Unterstützungen von Aussen wohl Manchen muthlos
machen können. Parchevich, welcher seit seiner letzten Ge-
sandtschaftsreise vielfach kränkelte und an der Gicht litt, aber
seinen klaren und umsichtigen Blick über jene Verhältnisse
noch im geschärften Grade behielt, übersah bald mit ruhiger
Ueberlegung die üble kirchliche Lage seiner Provinz und fasste
daher den ernsten Entschluss, diesen Uebelständen abzuhelfen.
Zunächst wandte er sich an den Fürsten, an den Metro-
politen und die griechischen Diöcesanbischöfe der Moldau und
erlangte deren Zustimmung zur Rückkehr der abgefallenen
1 Beil. LXXIV, LXXIX.
2 Beil. LXXIX.
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435
Katboliken in den Schooss der Kirche^ von welcher Erlaubniss
auch Mehrere Gebrauch machten.^ Dann aber erkannte es
iParchevich als seine dringendste und wichtigste Aufgabe, den
Clerus zu reformieren und auf die Vermehrung der Seelsorge-
geistlichkeit hinzuarbeiten. Die beständige Anwesenheit eines
Bischofs oder vielmehr eines apostolischen Vicars und Admini-
strators im Lande erschien ihm unerlässlich, nicht minder zur
Unterstützung desselben die Heranziehung tüchtiger, besonders
der ungarischen Nationalität angehöriger Mitarbeiter. Ueberhaupt
war des Erzbischofs ganzes Sinnen und Trachten darauf ge-
richtet, eine gute, einheitliche hierarchische Ordnung und Dis-
ciplin einzufiihren, was er zum Heile und Segen seiner Provinz
am besten dadurch erreichen zu können glaubte, wenn er den
Franciskanerorden für seine Pläne interessierte und ins Land
zöge. Bei Berücksichtigung aller hierbei in Frage kommenden
Verhältnisse und Bedürfnisse musste es in der That als das
Geeignetste erscheinen, die alte Verbindung des früheren Ba-
kover Franciskanerklosters, das er selbst bewohnte, mit dessen
ungarischem Mutterhause zu Csik-Somiyö in Siebenbürgen wieder
herzustellen, jedoch unter festen, sich für beide Theile gleich
erspriesslich darstellenden Bedingungen.
Schon am 2. Juli 1670 befand sich Parchevich, begleitet
von seinem Neffen Marcus, dem Sohne seines jüngeren Bruders
Paul, 2 in Csik-Somlyö und schloss hier einen Vertrag mit
den Franciskanem, welchen auch der apostolische General-
vicar von Siebenbürgen, Fr. Casimir Damokos, und mehrere
Franciskanerpatres im Namen des Csiker Conventes unter-
zeichneten.^ Laut dieses Conti*actes übergibt Erzbischof Par-
chevich unter Vorbehalt der Genehmigung von Seite des apo-
stolischen Stuhles und der betreffenden Ordens vorsteh er das
Bakover Kloster den Franciskanem und verpflichtet sich, die
Genehmigung der Rückgabe des genannten Klosters an die
Fratres minores de observantia zu erwirken. Diese hingegen
bewilligen, dass der Guardian von Csik-Somly6, so oft der
E^bischof es begehre, nach Bakov kommen solle und ver-
J Beü. LXXV.
' Vgl. Anhang.
» Kurz: Magazin fär Geschichte, Literatur und alle Denk- und Merk-
würdigkeiten Siebenbürgens, II, 1, Kronstadt 1846, 8. 66 ff. Beil. LXXIV.
ArchiT. Bd. LU. U. H&lft«. 29
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436
pflichten sich, sobald die Genehmigung von Rom eingetroffen
wäre, ihren Guardian Stephan Taploczay oder einen anderen
erfahrenen Pater mit so vielen Genossen nach Bakov zu sendeq,
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437
Bechsten aber suchte er alsbald dadurch zur Ausführung zu
bringen, dass er zu Bakov am 12. Juli 1670 den Pater Stephan
Taploczay zu seinem Coadjutor ernannte. ^ Am nämlichen Tage
berichtete Parchevich über den Inhalt dieses Vertrages an die
Propaganda ^ und empfahl denselben dringend zur Genehmigung,
als den einzigen Weg zur Erhaltung und Beförderung der
katholischen Religion in der Moldau. Die Abneigung der
grösstentheils aus Ungarn eingewanderten Katholiken dieses
Landes gegen die polnischen Priester, welche sie durch unga-
rische ersetzt wissen wollten, die Leichtigkeit und Sicherheit
des Verkehres zwischen Csik und Bakov, wo das jetzt von
ihm bewohnte Kloster nach Angabe des Cardinals PAzm&n
ursprünglich von einer siebenbürgischen Prinzessin, Margaretha,
begründet worden sei; ^ die leichtere und wirksamere Seelsorge
durch die unter der Leitung eines einzigen Custos stehenden
Patres, die Möglichkeit eines fortdauernden innigen Verkehres
derselben mit dem apostolischen Vicare, der durch connationale
Patres zu erhoffende Einfluss auch auf die Armenier und
Walachen: diess seien die Beweggründe, auf welche er seinen
Vorschlag stütze. Ausserdem sei, wie die heilige Congregation
seit siebenzig Jahren habe erproben können, von den polnischen
Bischöfen kein Heil zu erwarten; und wenn diese auch mit
hundert Eiden versicherten, in Bakov residieren zu wollen, so
würden sie doch nie dieses Versprechen gewissenhaft erfüllen;
sie würden wohl auf etwa drei oder vier Monate kommen und
das, was Andere mit saurem Schweisse erarbeitet, aufzehren,
dann aber wieder von dannen gehen; es sei das Beste, wenn
der heilige Stuhl die Ernennung der Bischöfe von Bakov
wieder an sich nehme. ^ Diess Alles unterbreitet er zur Ent-
wohl aoch zeigen, wie das ganze Vermögen Parchevichs in einem ge-
ringen Haasrath and fundas instractas bestand.
1 Beil. LXXV.
» Beü. LXXIV.
' P&zm4n: Acta et decreta Synodi dioecesanae Strigoniensis, Posonii 1629;
Append. II, p. 116: ,Bako in Moldavia (Monasteriom PP. Franciscanorum)
fandatnm ab nxore Vaivodae Moldavi, filia Vaivodae Transflilvani*. Nach
Kurz war diese Mi^rgaretha wahrscheinUch die Gemahlin des Woiwoden
Alexander von der Moldau. Vgl. Kurz: Magazin a. a. O. p. 8—18, 58, 59.
* Da Bakov zu jener Zeit ein polnisches Bisthum war, wurden seine Bi-
schöfe von dem Könige von Polen ernannt.
29*
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Scheidung der Congregation und dem heiligen Stuhle und bittet
zugleich; indem er an die ihm noch während seines Aufent-
haltes in Wien brieflich gemachten Versprechungen erinnert,
dringend um Hilfe und Beistand; es gehe nun schon ins dritte
Jahr, dass er weder Briefe noch Unterstützungen, noch das
ihm für seinen Ijobensunterhalt angewiesene Geld erhalten hätte ;
vom Papste und seinen Indulgenzen sei dort zu Lande nichts
bekannt geworden, und man möge ihm doch wissen lassen, ob
die Kirche wieder ein Oberhaupt habeJ
Gewiss waren Parchevichs Absichten die edelsten, seine
Pläne zweifelsohne die besten. Ihm kam es nicht auf die Personen
an, sondern nur auf die Sache, auf die Förderung der Religion
und der Kirche. Allein durch seine Absicht, ungarische Francis-
kaner herbeizurufen und diesen die Seelsorge der Moldau zu
übergeben, und durch seinen Rath, das Ernennungsrecht der
Bakover Bischöfe von der polnischen Krone wieder an den
päpstlichen Stuhl zu bringen, musste er sich die Gegnerschaft
der Polen und der Jesuiten zuziehen oder die schon vorhandene
noch vermehren. Ohne zu wissen, auf welche Seite der Nuntius
in Polen sich neige, und ohne zu ahnen, in wie ungünstiger
Weise dieser über ihn nach Rom berichtete, schrieb Parchevich
am 16. Juli 1670 arglos an den Erzbischof von Korinth nach
Warschau 2 und bat denselben, ohne seinen Unmuth über die
lange Verzögerung der ihm von Rom aus versprochenen Unter-
stützungen zu verhehlen, um seine Fürsprache bei der heiligen
Congregation; zugleich empfahl er demselben die Angelegen-
heit des Pater Stephan Taploczay (wovon bald eingehender
die Rede sein wird) , damit dieser über sein früher im
Laienstande besessenes Vermögen frei verfügen könne, und
ersuchte unii öftere briefliche Mittheilungen, fügte aber merk-
würdiger Weise kein Wort über seinen Vertrag mit den
Csiker Franciskanem bei. Sollte er selbst vielleicht in dem
Nuntius einen Gegner seines diessbezüglichen Planes ver-
muthet haben?
* Papst Clemens IX. (Emilio Altieri) war am 9. December 1669 gfestorben
und sein Nachfolger, Papst Clemens X., am 29. April 1670 gewählt
worden. Diese Neuwahl war also bis zum 12. Juli 1670 in der Moldau
noch nicht bekannt
2 Beil. LXXVI.
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439
Inzwischen schrieben die Csiker Franciskaner ihrerseits
sowohl an ihren Ordensgeneral Franz Rini in Rom,* damit
dieser die Genehmigung des mit Parchevich geschlossenen Ver-
trages unterstütze, als auch an das CardinalscoUegium,^ welchem
sie erklärten, auf Parchevichs Vorschlag eingehen zu wollen,
unter der Bedingung jedoch, dass sie in Zukimft von keinem
Bischöfe oder Vicar wieder aus Bakov vertrieben werden
dürften, und dass der päpstliche Stuhl ihnen für die erste Zeit
ihrer Ansiedlung in einem Lande, wo das ganze Volk bloss von
Hirsebrot lebe, auch gegen ihre Ordensregel gestatte, zu pflügen,
zu säen und dergleichen nothwendige Arbeiten vorzunehmen,
auch die Leibeigenen des Bakover Klosters behalten zu dürfen,
wie Aehnliches auch in andern den Türken unterworfenen
Provinzen, in Bosnien, Bulgarien und Siebenbürgen geschehen
sei. Die von ihnen hiebei gegebene Schilderung der allgemeinen
Verhältnisse der Moldau bestätigt übrigens vollkommen Par-
chevichs Darstellung derselben, die der Erzbischof von Kerinth
für übertrieben erklärt hatte. ^
Erzbischof Parchevich sowohl, als der apostolische Vicar
von Siebenbürgen, Pater Casimir Damokos, und die Csiker
Franciskaner erkannten sehr richtig, es sei zu ihrer Sicher-
stellung in der Zukunft höchst wünschenswerth, dass Pater
Stephan Taploczay nicht bloss von dem Erzbischofe ernannt,
sondern auch durch ein Breve oder Decret der Propaganda selbst
als dessen Coadjutor bestätigt werde, damit er nicht etwa von
nachfolgenden Ordensvorstehern in seine Provinz zurückberufen
werden könne. Parchevich schrieb desshalb am 20. Juli 1670 ^
an die heilige Congregation und übersandte dieses Schreiben
durch Pater Antonius Angelinus, Conventual und apostolischen
Missionär in der Moldau, der gerade in Missionsangelegenheiten
nach Warschau reiste, an den dortigen Nuntius zur Weiter-
beförderung nach Rom. In diesem Briefe bat er die Congre-
gation, dem von ihm empfohlenen Stephan Taploczay durch
ein Breve die Erlaubniss zu ertheilen, über die von seinen
Eltern ererbten Güter frei verfügen zu dürfen. Derselbe sei
^ Schreiben vom 14. Juli 1670. Kurz: Magazin für Geschichte, Literatur
u. s. w. Siebenbürgens, II, 1, p. 74 — 75.
.2 Schreiben vom 18. Juli 1670. Kurz ebenda p. 76—77.
3 Vgl. oben p. 431 und Beil. LXIX.
* Beil. LXXVII.
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der einzige Sohn wohlhabender Eltern, eines armenischen Vaters
und einer ungarischen Mutter, gegen deren Willen er das
Ordenskleid genommen hätte. Seine Mutter sei seither ge-
storben, sein greiser Vater könne ihr jeden Tag nachfolgen.
Um für diesen Fall die ihm zufallenden Güter der Eltern:
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Offenbar aus dem Anfange des folgenden Jahres (1671)
stammt ein undatierter Brief des Erzbischofs von Martiauopel
an die heilige Congregation, * in welchem die alten Klagen
wiederholt werden. Er erinnert an die ihm am 7. März 1656 ge-
machten Versprechungen ^ und hebt den fortwährenden Mangel
an Kirchengeräthen 3 und an geistlichen Gehilfen hervor.^ Er
schildert die Baufalligkeit der Bakover Kirche, ^ welche wegen
ihres Alters und in Folge fortwährender Regengüsse nächstens
einzustürzen drohe; mit 2000 — 3000 Scudi Hesse sie sich zwar
für Jahrhunderte wieder herstellen^ allein es finde sich kein
Wohlthäter, der diese Reliquie der Katholiken und ehrwürdige
Erinnerung der Vorfahren wieder herstellen lasse, während man
anderswo für Prachtbauten ungeheure Summen verwende. Der
baufällige Zustand dieses Gotteshauses diene der Lauheit des
Kirchenbesuches zum Vorwand und mit der Kirche würden
auch die Bischöfe, die Priester und die Gemeinde, zu Grunde
gehen. ^ Die Könige von Polen behaupteten zwar ihr Recht,
die Bakover Bischöfe zu ernennen, wollten aber die Rechte
und Freiheiten der Kirche nicht vertheidigen. So entstünden
tausend Unordnungen und Jeder verliere den Muth und die
Lust zum Dienste.
Da die Congregation der Propaganda die Bischöfe dieser
Länder ausdrücklich angewiesen hatte, sich mit ihren Anli^en
an die betreffenden apostolischen Nuntien zu wenden, so richtete
Parchevich am 7. März 1671 ein ausführliches Schreiben an
den Nuntius in Polen,' in welchem er diesen ersuchte, seine
Bitten und Vorschläge zur Verbesserung der kirchlichen Zu-
stände in der Moldau bei der heiligen Congregation zu em-
pfehlen und gütigst zu befürworten. Dieselbe möge zur ange-
messenen Vermehrung der Seelsorgekräfte in der Moldau ihm
die Heranziehung einiger siebenbürgisch-ungarischen Francis-
kanerpatres von der strengen Observanz bewilligen, und zwar
« Beil. LXXVIII.
2 Vgl Beil. LXXI, LXXIV, LXXVI.
3 VgL Beil. LXXII.
* Vgl. Beil. LXXIV, LXXVII.
5 Vgl. Beil. LXX.
^ In gleicher Weise äussert sich Parchevich anch im nächstfolgenden
Briefe an den Nuntius in Polen ddo. 7. März 1671. Vgl. Beil. LXXIX.
-* Beil. LXXIX.
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443
dass dem Erzbischofe wenigstens in der Fastenzeit und während
des auf den 23. April a. St. fallenden Osterfestes mittels be-
sonderen Decretes zwei Patres minores de observantia der
siebenbürgischen Custodie zur Assistenz zugetheilt würden.
Namentlich bitte er um Pater Stephan Taploczay; dessen Eltern
aus der Moldau stammten, der ungarisch, walachisch und
lateinisch spreche, zudem ein guter Prediger und erfahrener
Oekonom sei, und um Pater Franz Derventa, einen Bosnier,
der schon vor Jahren in dieser Provinz gedient habe, von
reinem Lebenswandel und guten Sitten, gehorsam und ergeben
sei und ausser den obgenannten drei Sprachen auch noch
slavisch als seine Muttersprache spreche. Die Custodie sei
damit einverstanden, wage aber ohne ausdrückliche schriftliche
Erlanbniss der genannten Vorgesetzten nicht, ihm jene Patres
zu senden. Damit nun diese dringende Angelegenheit uro so
schneller erledigt werde und da eine Entscheidung von Rom
einzuholen zu langwierig sein würde, so möge der Nuntius, an
welchen sich die heilige Congregation ohnehin in allen ähn-
lichen Fällen wende, aus eigener Machtvollkommenheit die
siebenbürgische Custodie schriftlich beauftragen, dass sie ihm
sofort die beiden Patres zur Verfügung stelle; hiedurch würde
der Nuntius gewiss ein sehr nützliches und Gott gefälliges
Werk thun. Ferner bitte er ihn, bei dem Könige von Polen *
sein Ansehen dafür geltend zu machen, dass dieser zur Wahrung
und Vertheidigung des ihm vertragsmässig zustehenden Jus
spirituale über die katholische Kirche der Moldau ein Mahn-
schreiben an den Fürsten dieses Landes richten möge. Denn
<lie Katholiken würden gänzlich unterdrückt und von den
Schismatikern des Landes misshandelt. Die Könige von Polen
möchten wohl das Recht haben, die Bischöfe zu ernennen,
wollten aber nicht deren und der Kirche Rechte vertheidigen,
daher die Kirchen verfielen und Volk und Priester nicht be-
stehen könnten. In Ausdrücken tiefen Unmuthes ersucht er
den Nuntius aufs Neue, an die heilige Congregation zu schreiben,
dass sie ihm seinen Gehalt und sauer verdienten Lohn sende;
er sei voll Schulden und esse mit Thränen sein Brot und dieses
welche Würde damals der schon früher genannte Frans Maria Rini
(1670—1674) bekleidete.
* Michael Wiesnioviecki regierte 1669—1673. Vgl. oben p. 42Ö.
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von Hirse. Die Kirche von Bakov gehe ihrem Einstürze ent-
gegen, weil Niemand für ihre Herstellung etwas thun wolle.
So wenig bekümmere man sich um die Kirchen im Oriente,
dass er nicht einmal wisse, ob ein neuer Papst und wer ge-
wählt worden sei; über das Jubiläum habe man ihm keine
Mittheilung gemacht; er wisse nicht, ob der Monsignor Nuntius
in Polen noch derselbe sei, wie im vorigen Jahre; derselbe
scheine nicht den Titel eines Erzbischofs von Adrianopel zu
führen. Auch sonst wisse er nicht, was in der Welt vorgehe.
Er bitte daher um Mittheilungen, namentlich auch über den
Kaiser * und den König von Polen, ob sie für das öffentliche
Wohl besorgt seien. Die ,Barone' der Moldau, begierig etwas
von der allgemeinen politischen Lage zu vernehmen, wendeten
sich oft mit Fragen an ihn, in der Meinung, dass er von Wien
oder anderswoher Nachricht erhalte. Der Nuntius möge ihn
doch öfter mit Briefen erfreuen; von Warschau nach Lemberg
gehe die Post und in Lemberg sei ein Superior und Präfect
im armenischen Collegium, welcher die Briefe mit aller Leich-
tigkeit über Kamieniec und Jassy an ihn gelangen lassen
könne. ^
Parchevichs Lage war also am 7. März 1671 noch genau
dieselbe, wie am 12. Juli 1670. Alle Briefe und Bitten des-
selben waren ohne Erfolg, ja ohne Antwort geblieben. Weder
sein Gehalt, noch andere ihm versprochene Unterstützungen
waren ihm zugekommen. Ob ein neuer Papst gewählt worden
war, er wusste es nicht. Ein Jubiläum war abgehalten worden,
aber er hatte keine Mittheilung darüber erhalten. Seine prak-
tischen Vorschläge zur Hebung des kirchlichen Zustandes seiner
Provinz waren unberücksichtigt, seine diessbezüglichen An-
strengungen fruchtlos geblieben. Zuletzt, da auch der Nuntius
in Warschau seine Briefe nicht beantwortete, wusste er nicht
einmal mehr den Namen desselben, während er doch durch
die ausdrücklichen Befehle der Propaganda an diesen gewiesen
war. Eine geheime Gegnerschaft wirkte offenbar ihm und seinem
Streben entgegen, welche, wie schon früher angedeutet, sich
wohl nur aus dem Widerstreite zweier Orden, sowie aus dem
' ,No8tro Imperatoren
2 Vgl. Parchevichs Schreiben an die Propaganda vom 12. Juli 1670.
Beü. LXXIV.
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445
Standpunkte erklären lässt, den der apostolische Nuntius in
Polen in demselben eingenommen hatte. Allein die Lage Par-
chevichs hatte sich seither noch verschlimmert; wie sie denn^
je länger sie dauerte^ desto übler sich gestalten musste. Und
nicht nur seine eigene materielle Existenz, auch die kirchlichen
Zustände seiner Provinz und seine oberhirtliohe Autorität waren
unter solchen Verhältnissen schwer gefährdet.
Als Erzbischof Parchevich im Jahre 1669 in Kutnar
(Kotnar) einen Altar weihte, stellte sich ihm ein junger, aus
diesem Orte gebürtiger Mann Namens Peter Wolf vor mit der
Bitte, ihm durch Empfehlungen die theologischen Studien in
Polen zu ermöglichen. Obwohl derselbe noch sehr jung war
und kaum die Anfangsgründe der Grammatik inne hatte, will-
fahrte Parchevich doch dessen Bitte und auf des Erzbischofs
Empfehlung an den Präfecten des armenischen Collegiums in
Lemberg, Aloisius Maria Pidor, wurde Peter Wolf wirklich in
diese Lehranstalt aufgenommen. Der Bischof von Lemberg,*
welchen Parchevich ebenfalls brieflich gebeten hatte, den jungen
Mann, wenn er sich die nothwendigsten Kenntnisse erworben
haben würde, zum Priester zu weihen, hatte diess in seinem
Antwortschreiben freundlichst zugesagt. Peter Wolf war nach
Lemberg gegangen. Als Erzbischof Parchevich am Tage Mariae
VerküncUgung (4. April 1671) von der Messe nach Hause kam,
überreichte ihm ein Armenier einen Brief des Cardinais Bar-
berini, Präfecten der heiligen Congregation der Propaganda,
worin ihn dieser aufforderte, die Gründe anzugeben, wesshalb
er sich geweigert habe, dem Peter Wolf, einem früheren Zögling
des Priesterseminars in Fermo,^ die Weihen zu ertheilen und
das Demissorium zu geben. ^ Parchevich antwortete hierauf am
26. April 1671,^ dass er den genannten jungen Mann seit dem
Antritte seines apostolischen Vicariates in der Moldau nur ein
einziges Mal gesehen habe und demselben auf seine Bitte dazu
behilflich gewesen sei, seine theologischen Studien in Polen
fortsetzen zu können. Wolf hätte dort auch wirklich zwei Jahre
lang studiert, sei aber nachher niemals zu ihm gekommen, um
* Adalbert Korycinski, Bischof von Kamieniec 1664 — 1669, Bischof von
Lemberg 1669-1677.
2 Stadt im ehemaligen Kirchenstaate,
s Vgl. Beil. LXXX.
* Ibidem.
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446
die Weihen zu einpfaDg^D, wozu doch die Anwesenheit des
Bittstellers unbedingt nöthig sei-, doch hätte er auch in diesem
Punkte keine Schwierigkeiten gemacht, wenn Wolf ihn nur über-
haupt darum ersucht haben würde; nun aber belästige jener hinter-
listig die heilige Congregation. Hierbei macht Parchevich auf
den in Ländern wie die Moldau sehr unangenehm fühlbaren
Uobelstand aufmerksam, dass Leute wie jener junge Mann be-
haupteten, sie unterstünden zufolge eines Decretes, über welches
er selbst in den letzten Wochen der heiligen Congregation
Vorstellungen gemacht habe, als Alumnen der Propaganda
weder dem Ordinarius loci, noch irgend einer anderen geist-
lichen Autorität, aiisser dieser heiligen Congregation selbst;
um daher die geistlichen Behörden ihrer Provinz nicht aner-
kennen und ihnen bei Empfang der Weihen nicht den Obe-
dienzeid leisten zu müssen, wendeten sie sich mit trügerischer
Absicht und Rede an die Congregation in der Voraussetzung,
diese werde ihnen gleich motu proprio schriftlich die Erlaubniss
ertheilen, sich nach eigener Wahl von dem Bischöfe jeder be-
liebigen Provinz weihen lassen zu dürfen; kehrten sie dann
geweiht in ihre Provinz zurück, so erklärten sie offen, sie seien
Alumnen der Propaganda und Niemand ausser dieser habe ihnen
zu gebieten. Daraus entstünden dann Unoi*dnungen und Scan-
dale, wie die kürzlich von Pater Vitus hervorgerufenen, der
vom Landesfürsten und den Baronen befragt, warum er einen
Mönch seines Gleichen öffentlich geschlagen, gebunden und in
Ketten gelegt habe, anstatt diese Sache dem Bischöfe zu über-
lassen, jenen die thörichte Antwort gegeben: ,Der Bischof hat
mit uns nichts zu schaffend Diess habe schon bei den Baronen
des Landes, welche ihre Studien meist in Polen, Venedig und
Rom gemacht hätten, grosses Aergerniss verui*sacht, noch mehr
jedoch bei dem Volke, welches einen Bischof und namentlich
einen apostolischen Vicar für das Oberhaupt Aller halte. Einige
Bürger von Baja hätten sich bei ihm in der vergangenen
Woche beschwert, dass derselbe Pater Vitus silberne Kirchen-
geräthe weggenommen, wie er behaupte, als Entschädigung für
seinen seit einigen Jahren rückständigen Gehalt; würde nun
er (Parchevich) jenen desshalb vorladen, so würde derselbe
nicht erscheinen, lade er ihn aber nicht vor, so gebe diess
Aergerniss und das Volk verliere die Achtung für seine geist-
lichen Vorgesetzten ; daher stelle er die Entscheidung in dieser
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447
Angelegenheit und Anklage der heiligen Congregation anheim
und werde deren Befehle pünktlich ausführen. Parchevich be-
nützte auch diese Gelegenheit, um seine Bitte bezüglich des
Pater Stephan Taploczay zu wiederholen, um Unterstützung in
seiner Nothlage zu bitten und um die Dispens wegen des
Palliums anzusuchen, ^ das er nicht um eitlen Ruhmes willen zu
besitzen bestrebt sei, sondern um in^thümlichen Auffassungen
zu begegnen und die Würde seines Amtes zu wahren. Denn
nicht nur Mönche des griechischen Ritus, sondern auch katho-
lische Geisth'che und Laien zweifelten daran, dass er wirklich
Erzbischof sei, weil sie ihn ohne Pallium Functionen vollziehen
sehen, bei welchen sein Vorgänger Marcus Bandin dasselbe zu
tragen pflegte. Schliesslich tadelt der Erzbischof noch die An-
roassung jener Geistlichen, welche es durch die Güte der hei-
ligen Congregation mit schwerer Mühe von Küchenlaikern zu
Priestern gebracht hätten, das active und passive Wahlrecht
bei Bischofswahlen ausübten und endlich selbst zur erzbi-
schöflichen Würde erhoben zu werden beanspruchten und zwar
dort, wohin sie ihrer Nationalität nach nicht gehörten. Auch
diess rufe Verwirrungen im Clerus, in den Klöstern und bei
dem Volke hervor, wie ihm denn Aehnliches aus dem Csiker
Kloster berichtet worden sei.
An demselben Tage (26. April 1671) schrieb Parchevich
auch an den Nuntius in W^arschau,^ durch welchen vermuthlich
sein Schreiben nach Rom befördert wurde. Er berichtet ihm
des Landes und seine eigene traurige Lage, die Tyrannei des
Fürsten, die Bedrückung der Unterthanen, die Armuth des
Volkes, die Schrecken des bevorstehenden Krieges und des
Einfalls barbarischer Völker. Viele seien geflüchtet. Andere
hätten sich in den Höhlen und Schlupfwinkeln des hohen Ge-
birges verborgen ; er selbst bedürfe dringend ungarischer Priester
und empfehle aufs Neue die Erledigung der Angelegenheit des
Pater Stephan Taploczay. Zugleich bittet er den Nuntius, ihn
öfter durch Briefe zu trösten und ihm aus Barmherzigkeit (per
caritk) eine kleine Summe zukommen zu lassen, bis die Con-
gregation die ihm gebührenden Geldmittel sende, von welchen
^ Die Erzbischöfe in partibus infidelinm können in der Regel daa Pallium
nicht erhalten. Daher hStte Parchevich hieza einer Dispens bedurft. Vgl.
Moroni, Dizionario storico-ecclesiastico, ßd. 51 — 52 sub voce: Pallium.
J Beil. LXXXI.
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449
er bitte den Nuntius, dafür zu sorgen, dass so vielen Irrthümern
abgeholfen und Jedem sein Recht werde. ^
2.
Paroheviohs letzte diplomatische Thätigkeit, seine Beise über
Warschau, Wien und Venedig nach Born, sein Tod.
(1678—1674.)
Der Krieg zwischen Türken und Polen kam im Jahre
1672 zum Ausbruch. Sowohl Duka, der Woiwode der Moldau,
als Gregor Ghika, der Fürst der Walachei, waren vom Sultan
zur Hilfeleistung und zum Zuzüge aufgefordert worden. Duka
bemühte sich, allen Anforderungen der hohen Pforte zu ent-
sprechen, und Hess Strassen herstellen und Brücken über die
Donau und den Dniestr bauen. Sultan Mohamed IV. brach am
25. Mai selbst in der Richtung gegen die Donau auf, über-
schritt diese am 25. Juli und den Dniestr am 4. August. Zwei
Tage darauf schlössen sich ihm der Tartarenchan und der
Hetman Doroszenko mit seinen Kosaken an. Kamieniec ergab
sich am 27. August nach zehntägiger Belagerung, Lemberg
erkaufte den Abzug der Türken mit einer Brandschatzung von
80.000 Thalern. Am 18. September 1672 schloss Polen unter
Vermittlung des Tartarenchans von der Krim den schimpf-
lichen Frieden zu Buczacz, kraft dessen den Türken Podolien,
den Kosaken die in der Ukraine von den Polen besetzten
Festungen überlassen wurden. ^
Die Moldauer und Walachen hatten wohl erkannt, wie
nachtheilig es für sie sein musste, wenn die Türken sich in
Podolien hinter ihrem Rücken festsetzten und hatten desshalb
schon während der Belagerung von Lemberg geheime Unter-
handlungen mit Polen angeknüpft, von denen die Pforte zu-
nächst nichts entdeckte. Als nun nach Abschluss des Friedens
^ Mö^licherweiae war die heilige Congfregation, sei es wegen der grossen
Entfernung, sei es aus anderen Parchevieh nicht bekannten Gründen,
augenblicklich selbst nicht in der Lage gewesen, dem Erzbischofe die
erbetene Unterstützung zu gewähren.
^ VgL Herrmann: Geschichte des russischen Staates, 3. Bd., Hamburg 1846,
p. 694. — Nie. Schmitth a a. O. II, 88 ff. Beil. LXXXIV.
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450
Fürst Gregor Ghika durch die Moldau nach Bukarest zurück-
kehrte, suchte er sich beim Durchzuge durch dieses Land
seines hier verborgenen Todfeindes, des Gross-Spatar Scherban
Kantakuzen, zu bemächtigen. Da er aber desselben nicht hab-
haft werden konnte und Fürst Duka dessen Auslieferung ver-
weigerte, so verschwärzte er den Hospodar der Moldau wegen
seiner Verhandlungen mit den Polen bei Mohamed IV. und
hetzte die Bojaren dieses Landes auf, ihren Fürsten wegen Er-
pressungen beim Sultan zu verklagen, was diese auch wirklich
thaten. In Folge dessen ward Duka abgesetzt und ins Ge-
föngniss geworfen. Sein Nachfolger war Stephan XV. Petrait-
schik (1672 — 1673), ein moldauischer Bojar, der erst unter
Fürst Eustach Dabisia zu Ansehen und Ehren gelangt war
und der Einnahme von Kamieniec durch die Türken beige-
wohnt hatte.
Stephans Regierung fiel in eine schwere und unruhige
Zeit. Mit hunderttausenden von Menschen, mit unzähligen Ka-
meelen, Pferden, Maulthieren, Ochsen und Büffeln hatten sich
unter seinem Vorgänger Duka die Türken den Weg durch die
Walachei und Moldau zum unsäglichen Schaden dieser Länder
nach Polen gebahnt. ^ Kamieniec, der Schlüssel dieses König-
reichs, das Bollwerk Europas, war in ihre Hände gefallen, Po-
(k)lien der Pforte, die Ukraine den von ihr geleiteten Kosaken
abgetreten worden. Schwer gefährdet waren die Moldau und
die Walachei, falls die Türken diese neuen Eroberungen zu
behaupten im Stande waren. Als nun im Jahre 1673 abermals
ein grosses türkisches Heer durch die Moldau gegen die Polen
zog, setzte sich Fürst Stephan mit diesen in geheime aber
aufrichtige Verbindung und gab ihnen von allen Bewegungen
der Türken Nachricht. Doch hatte schon vorher weder Petrait-
schik, noch Fürst Gregor Ghika die gefahrvolle Situation und
die schreckliche Verwüstung länger ruhig mit ansehen können.
Beide Hospodare hatten von Neuem den Entschluss gefasst,
sich von dem schweren Drucke des türkischen Joches zu be-
freien ^ und hiezu nochmals die Hilfe der nächstinteressierten
christlichen Mächte anzunifen. Um diese zu erlangen, hatten
sie beschlossen, wiederum einen bevolboaächtigten Unterhändler
» Beil. LXXXTV.
2 Beil. LXXXIV. Vgl. auch Engel a. a. O.
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451
nach Warschau, Wien und Venedig zu senden und ihre Wahl
war abermals auf Parchevich gefallen.^
Ob die ebenso traurige als schwierige Lage, in welcher
sich Erzbischof Parchevich im Jahre 1671 befand; sich seither
gebessert hatte, ist aus Mangel an Dociunenten nicht bestimmt
zu ermitteln, kann aber bei den eben geschilderten Verhält-
nissen kaum vorausgesetzt werden. Sein ernstes, wenn auch
erfolgloses Streben auf kirchlichem Gebiete, sein reines und
musterhaftes Leben in wahrhaft evangelischer Armuth hatten
ihm die allgemeine Achtung verschafft und die Aufmerksamkeit
selbst der andersgläubigen hervorragendsten Personen des Landes
auf ihn gelenkt. Namentlich hatte er sich die Wohlgewogenheit
des Fürsten Stephan dadurch erworben, dass er bei dem Durch-
zuge der Türkenschaaren durch die Moldau im Jahre 1672 in
seinem armseligen strohgedeckten Hause zu Bakov viele Türken
sechs Monate lang beherbergt und verköstigt hatte. Ein Augen-
zeuge der Verheerungen und des Elendes des Landes in Folge
dieser Durchmärsche, hatte er selbst harte Worte hören und
schlimme Behandlung von Seite der Moslim erdulden müssen
und schien daher doppelt geeignet zu einem getreuen Bericht-
erstatter über die Noth jener Länder und zum Ueberbringer
der Bitten und Wünsche der Fürsten. Seit der Rückkehr von
seiner kaiserlichen Gesandtschaftsreise zu Chmielnicki hatte
Parchevich wohl nicht daran gedacht, dass er je noch einmal
eine derartige diplomatische Aufgabe zu lösen haben würde.
Jetzt aber, entblösst von allen materiellen Mitteln und gehemmt
in seiner kirchlichen Wirksamkeit, die durch die kriegerischen
Zeitläufte fast völlig lahm gelegt war, mochte er wohl glauben,
flir das Gedeihen der katholischen Kirche und die Befreiung
seines eigenen Vaterlandes von der türkischen Knechtschaft
augenblicklich besser in der Ferne, als in seinem eigenen
Kirchensprengel wirken zu können. Als er daher ersucht
wurde, für Gott, fUr die Religion und seine Landsleute die
Reise zu den genannten Mächten und zu dem Papste zu unter-
nehmen, entzog er sich diesem Rufe nicht, sondern erklärte
sich trotz seiner Kränklichkeit zu der weiten und mühevollen
Reise und zur nochmaligen Uebernahme einer so ernsten und
wichtigen Mission bereit. Nachdem er als treuer Verwalter des
» Beü. LXXXIV.
ArchiT. Bd. LH. U. Hälfte. 30
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452
ihm anvertrauten Vicariates für dieses durch die Ernennung
des Pater Stephan Taploczay zu seinem Generalvicar am
10. März 1673 * gewissenhaft Sorge getragen und denselben
dem Wohlwollen des Fürsten und der Bojaren der Moldau
empfohlen hatte, machte er die nothwendigen Vorbereitungen
zur Reise, von welcher er sich für die Donauländer, für seine
Heimath und für seine eigene Person den besten Erfolg
versprach.
Versehen mit Beglaubigungs- und Empfehlungsschreiben
von den Fürsten der Moldau ^ und Walachei, von dem wala-
chischen General Gregor Habbasiesko "^ und dem Erzbischofe
von Sophia, Peter II. Deodat, * trat Peter Parchevich anfangs
April 1673 seine Reise an und begab sich zunächst nach
Warschau. Hier hatte der polnische Reichstag wenige Wochen
vorher (im März 1673) auf Betreiben Johann Sobieski's und
seiner Anhänger den Beschluss gefasst, den von König Michael
Koiybut Wiesnioviecki am 18. September 1672 geschlossenen
Frieden von Buczacz nicht anzuerkennen und den Kampf mit
den Türken von Neuem aufzunehmen. Jedenfalls standen also
die Dinge in Polen für Parchevichs Eröffnungen und Unter-
handlungen höchst günstig. Allerdings erhielten die Fürsten
der Moldau und Waladhei am 16. Mai 1673 von der Pforte
den Befehl, ihre Truppen gegen Polen ins Feld zu stellen.
Diesem Auftrage konnten sie sich auch anfangs nicht völlig
entziehen, aber sie brachten nur 7000 — 8000 Mann auf, was
die Unzufriedenheit des im Juli persönlich beim Heere ein-
treffenden Sultans und seiner Unterbefehlshaber erregte. Nament-
lich Hussein Pascha machte den beiden Woiwoden Vorwürfe
und behandelte sie in schimpflicher Weise, ja er hieb sogar,
als Fürst Stephan eine ihm nicht behagende Antwort gegeben
hatte, mit der Streitaxt nach dessen Kopfe. Hierüber er-
grimmten beide Fürsten und ihre Truppen aufs Höchste. Gregor
Ghika war freilich in seinem Innern ein Anhänger der Türken,
aber wegen seiner Tyrannei beim Sultan verklagt, fürchtete er
für sein Leben. Er sandte daher einen Boten an Sobieski und
» Beil. LXXXIII. Kurz: Magazin a. a. O.
2 Datiert: Jassy, 29. März 1673. Beil. LXXXVIl.
3 Datiert: Jassy, 28. März 1673. Beil, LXXXVIIl.
* Datiert: Kiprovac, 15. März 1673. Beil. LXXXIX.
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453
versprach diesem, bei dem ersten Treffen zu den Polen über-
zugehen. Stephan Petraitschik hingegen bewahrte scheinbar
die Treue gegen die Türken, blieb aber beständig im geheimen
Einvernehmen mit Sobieski, mit dem er schon seit dem Ueber-
^nge über den Dniestr durch seinen Geheimsecretär Andreas
Wolf* in Unterhandlung stand.
Inzwischen war Erzbischof Parchevich von Warschau nach
Wien gereist. Hier hatte ihn Kaiser Leopold in einer Audienz
zwar wohlwollend empfangen und liess ihm sogar freie Wohnung
und freien Unterhalt anweisen, allein mächtige Gegner scheinen
ihm und seinen Plänen entgegen gearbeitet zu haben. Selbst
der päpstliche Nuntius am kaiserlichen Hofe, Monsignor
Mario Alberici, Erzbischof von Neo-Caesarea, trat seinem Vor-
haben entgegen, stellte ihm offen die Schwierigkeiten seiner
kirchlichen Stellung vor, suchte namentlich seine Reise nach
Rom zu verhindern und ihn vielmehr zur Rückkehr in die
Moldau zu bewegen. Dieser veranlasste ihn zu einer ausführ-
lichen schriftlichen Schilderung seines Lebenslaufes und seines
jetzigen Unternehmens ^ und bedeutete ihm, ohne vorher ein-
geholte Erlaubniss der heiligen Congregation keinesfalls nach
Rom zu reisen. ^ Dem bei dieser Gelegenheit verfassten längeren
Berichte Parchevichs an den Nuntius dd. Wien, 29. September
1673 verdanken wir einen grossen Theil der hier gegebenen
Mittheilungen über sein Leben und Wirken. Am Schlüsse dieses
Briefes bricht der gealterte, kränkelnde, von vielen ausge-
standenen Mühseligkeiten erschöpfte und nun noch durch die
gegen seine edelsten Absichten sich aufthürmenden Hindernisse
tief erregte Mann in schmerzliche Klagen aus, die seine Lage
zu bessern, gewiss nicht geeignet sein konnten. ,Durch Gottes
Erbarmung' — schreibt er an Monsignor Alberici — ,bin ich
im katholischen ^Glauben geboren und erzogen, nicht leicht
gebe ich dem Bösen in meinem Herzen Raum, obgleich Grund
und Anlass genug geboten wird, von dem rechten Wege ab-
zuweichen und sich der Verzweiflung hinzugeben: noch im
Hafen leide ich Schiffbruch, und dort, wo ich in meinem
» Vielleicht ein Verwandter des früher erwähnten Peter Wolf, der dem Ere-
bischofe Parchevich auch so manche Unannehmlichkeiten vemrsachte.
Vgl p. 445 ff.
J Beil. LXXXIV.
' Vgl. Beü. XCir.
80*
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454
Greisenalter Air meine seit fünfzig Jahren geleisteten Dienste,
für die ausgestandenen Anstrengungen und Mühen Lohn, Lob,
liebevolle Anerkennung, Trost und Labung erwarten zu können
meinte, dort harren meiner, wie ich mit Entsetzen erfahre,
Kreuz, Beil, Kerker, Hass, Missgunst und Verbannung. Ich
werfe mich der römischen Kirche zu Füssen, sie thue mit dem
Unschuldigen, was ihr gefällt, und unterdrücke das Alter zu-
gleich mit der Wahrheit. Ich hingegen werde indessen nicht
aufhören, mich mit dem Heile der Seelen zu beschäftigen und
das mir von Gott und von der Kirche übertragene Amt bis
an das Ende meiner Tage zu verwalten, soweit es meine ge-
ringen Kräfte erlauben. Wie soll ich den Fürsten Antwort
geben, was der Papst, das gemeinsame Oberhaupt Aller, auf
die an ihn gerichteten Bitten geantwortet und beschlossen habe,
wenn mir der Weg zu ihm versperrt, sein Herz mir verschlossen
bleibt. Ich selbst weiss es nicht, aber ich werde nicht mit
Schimpf und Schande heimkehren, da ich übei*zeugt bin, dass
schliesslich daraus Aergerniss und Schaden entstehen würde;
denn jene Provinzen sind durch Sitten, Gewohnheiten, Ver-
hältnisse, Ansehen und Macht der Fürsten vei*schieden von
allen andern. Dem Weisen aber geziemt es, nicht bloss die
Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch die Zukimft mit
Klugheit zu erwägen.^ ^
Als Parchevich diese Zeilen schrieb, hatte er wohl nicht
vorausgesetzt, dass der Nuntius seinen Brief an die Congre-
gation de Propaganda fide einsenden und ausserdem noch in
einem Briefe vom 26. November 1673 an dieselbe berichten
werde, Parchevich habe einige wenig ehrfurchtsvolle Aeusse-
rungen gegen den heiligen Stuhl gemacht, namentlich einem
Monsignor Ranucci gegenüber.^
Trotz der Einwendungen und Bemerkungen des Wiener
Nuntius setzte Peter Parchevich seine Reise nach Venedig fort,
wo er etwa am 9. November 1673 eintraf. Hier liess er am
10. November durch einen Priester beim Collegio anfragen,
ob man wie in Wien für seine Wohnung und seinen Unterhalt
Sorge tragen und ihn in seiner Eigenschaft als Abgesandten
der Fürsten der Moldau und Walachei empfangen würde. Er
1 BeU. LXXXIV.
> Laut MittheUang aus dem Archive der Congregatio de Propaganda fide.
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456
erhielt zur Antwort, dass das Erstere nicht üblich, auch vom
Wiener GesandteD, Morosini, über ihn keine Mittheilung an-
gelangt sei, dass man ihn aber als Erzbischof höflich empfangen
werde. *
Am 5. December hatte Parchevich Audienz im CoUegio,
wo man ihm den gebräuchlichen Ehrensitz angewiesen hatte.
In seiner Rede äusserte er sich übereinstimmend mit einer
überreichten Denkschrift ^ in folgender Weise: Die gegen-
wärtigen Fürsten der Moldau und Walachei und ihre Völker,
entschlossen Leib und Leben daran zu setzen, um sich endlich
von der harten Tyrannei der türkischen Herrschaft zu befreien,
hätten ihn in seinem Greisenalter nochmals abgesendet, um
die christlichen Fürsten und die erlauchte Republik um Hilfe
anzuflehen. Man bitte diessmal, dass die Republik sich ver-
pflichten möge, die Verbündeten dadurch zu unterstützen, dass
sie, sobald jene ins Feld gerückt sein würden, auch ihre
Truppen zu Land und zur See in Bewegung setze, um die
früher zu ihrem Territorium gehörigen Gebiete zurück zu er-
obern und so die ottomanischen Streitkräfte zu theilen. Die
genannten orientalischen Völker, welche jederzeit die grösste
Anhänglichkeit ftir die durchlauchtigste Republik gehabt hätten,
wünschten je länger, je lebhafter, sich unter den Schutz ihrer
gerechten Regierung, dieses Musters der verehrungswürdigsten
Freiheit, zu begeben. Die Venetianer möchten ihre Heere mit
dem jener Völker vereinigen, wenn schon nicht ziun Zwecke
der Wiedereroberung aller ihrer verlorenen Provinzen, so doch
zum Schutze ihrer gegenwäi^tigen Besitzungen und zur Wieder-
eröffnung des Handelsverkehres im weissen und schwarzen
Meere und auf der Donau. Ausserdem erbitten sich die ge-
nannten Völker als feste Bürgschaft und sichtbares Unterpfand
der ihnen gemachten Versprechungen, eine Standarte der durch-
lauchtigsten adriatischen Majestät, damit sie deren glorreiches
Banner entfalten könnten, welchem alle jene Völker in frei-
willigem Gehorsam imd als treue Vasallen sich anzuschliessen
begehrten. 3 Schliesslich bitte er, nach üeberreichung seiner
J Beil. LXXXV.
2 Beil. LXXXVI, — Vgl. die Mittheil ung des Professor Makusew in einem
Anfsatx über die orientalische Frage im sechzehnten und siebzehnten
Jahrhundert in ,Slavian8ki Sbornik', III, St Petersburg 1877.
3 Beü. LXXXVI.
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456
Creditive ' ihm zur weitern Verhandlung Jemanden aus ihrer
Mitte zuzutheilen.
In Abwesenheit des Dogen ^ erwiderte ihm der älteste
Rath, Stephan Sagredo: dass man seine geschätzte Person hier
mit Vergnügen wiedersehe, das von ihm Voi^etragene reiflich
überlegen und ihm die Resultate der Berathung mittheilen
werde. Bis dahin gebe er ihm die Versicherung, dass die
Republik mit Befriedigung und steter Theilnahme den Fort-
schritt der christlichen Waffen begleite.-^
Als Parchevich nach dem üblichen Ceremoniel hierauf
den Saal verliess, übergab er an der Thür dem Secretär noch
ein Schreiben in Privatangelegenheiten,^ welches die Bitte ent-
hielt, der Doge möge mit Rücksicht auf all* die Beschwerden,
Unbequemlichkeiten und Auslagen so langer und schwieriger
Wanderungen, zur Wiederbelebung seines dahinsinkenden Lebens
und zum Lohne eines so mühevollen Waltens, aus dem reichen
Schatze seiner Gnaden, welcher selbst von den entferntesten
Nationen als unerschöpflich gepriesen werde, auch ihm und
seinen Stammesverwandten ein Zeichen der öffentlichen An-
erkennung gnädigst verleihen, wodurch es ihnen möglich ge-
macht würde, unter dem heitern Himmel dieses Landes leben
zu können. Die glorreich regierende römisch-kaiserliche Ma-
jestät habe ihn mit reichlichen Beweisen ihrer Zufriedenheit
ausgezeichnet. So hoffe er auch von der hochgepriesenen
Grossmuth der Republik, ein Zeichen des Wohlwollens zu er-
halten, ^ gleichwie er sehnlichst wünsche, den gesammten Orient
zur Befestigung des Thrones seiner Herrlichkeit im Kampfe
vereinigt zu sehen.
In der Senatssitzung des 7. December 1673 ward eine
Antwort auf Parchevichs Memorandum beschlossen, ^ in welcher.
1 Beil. LXXXVII, LXXXVm, LXXXIX.
2 Domenico Contarini, regierte 1659 — 1675.
3 Beil. LXXXVI.
* BeU. XC.
^ Es scheint demnach, dass Parchevich die Aufnahme in das venezianische
Patriciat für sich and seine Verwandten angestrebt habe, wohl um den
letzteren die Möglichkeit zu geben, sich auch eventuell in Venedig nieder-
zulassen, sowie ihnen durch das Freiherrnbestätigungsdiplom Kaiser
Leopolds die Rechte ungarischer Magnaten zugesichert worden waren.
« Beil. XCI.
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ohne auf dasselbe näher einzugehen, den Fürsten der Moldau
und der Walachei, wie auch dem General ihres Heeres und
dem Erzbischofe von Sophia die Versicherung der vollsten
Anerkennung und der besten Wünsche für das dem allgemeinen
Wohle so nützliche Unternehmen und dem Erzbischofe von
Martianopel die grösste Hochachtung und Theilnahme ausge-
sprochen und zugleich dem Letzteren glückliche Reise ge-
wünscht wird. Ferner beschloss der Senat, dem Monsignor
Parchevich zur Bestreitung seiner Reisekosten die Summe von
zweihundert vollwichtigen Ducaten überreichen zu lassen.
Trotzdem dürften die Resultate von Parchevichs Anwesen-
heit in Venedig, wo er nun schon zum dritten Male erschien,
diessmal seinen Erwartungen nicht völlig entsprochen haben.
Zwai' war er von der Signoria jetzt mit aller dem fremden
Erzbischofe und apostolischen Vicar gebührenden Höflichkeit
empfangen worden, allein die Antwort, die ihm zu Theil wurde,
war ziemlich nichtssagend und seine Privatbitte fand keine
weitere Beachtung. Wahrscheinlich war er nach der Meinung
der Venezianer in seinen Anforderungen zu weit gegangen,
und die von ihm gegebene Andeutung, der Möglichkeit einer
Ausdehnung der venezianischen Oberherrschaft über den Orient,
konnte wohl eine so vorsichtige und staatskluge Regierung, wie
die der Republik von San Marco, nicht verlocken. So blieb
ihm nur noch der letzte und schwerste Theil seiner Aufgabe
übrig, die Reise nach Rom.
Inzwischen hatten sich die Angelegenheiten der Donau-
fürstenthümer und ihrer Regenten schnell und entscheidend
entwickelt, so dass sie Parchevichs Unterhandlungen überholt
hatten. Schon vier Wochen vorher, am 11. November, war es
zwischen den Türken und Polen zu der wichtigen und für die
christliche Sache erfolgreichen Schlacht bei Chocim gekommen.
Am Tage vorher (10. November) waren die moldauischen und
walachischen Truppen zu den Polen übergegangen und die
letzteren hatten ihren Fürsten, Gregor Ghika, trotz seiner
türkischen Gesinnung gezwungen, ihnen zu folgen. Am Tage
der Schlacht stellte Sobieski das moldauische Fussvolk in die
ersten Reihen, den walachischen Fürsten hingegen, dem er
nicht ganz traute, Hess er mit seinen Reitern bei den zur
Rückendeckung verwendeten Truppen zurück. Der moldauische
Fürst, Stephan Petraitschik, welcher im türkischen Lager ge-
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458
blieben war, bezeichnete von dort aus den Polen den scbwächsten
and am leichtesten anzugreifenden Theil desselben. Als diese
an jenem Punkte eindrangen, warf er die Maske ab und kehrte
seine Waffen gegen die Türken. Mit eigener Hand verwundete
er Hussein Pascha, der ihn einst mit der Streitaxt bedroht
hatte. Als Gregor Ghika sah, dass die Türken, besiegt, den
Platz räumten, entwich er mit 40 Reitern und sprengte den
Türken nach. Mit Verlust von 35 Begleitern und selbst ver-
wundet, entkam er zu diesen und wurde anfanglich freundlich
aufgenommen. Da man jedoch trotz seinen Betheuerungen
seine Treue nicht für zuverlässig hielt, wurde er bald darauf
seines Fürstenthums entsetzt, nach Constantinopel geschickt
und dort angeblich vergiftet. So war denn die Festung
Chocim den Polen wieder in die Hände gefallen und die tür-
kische Armee musste sich durch die Moldau zurückziehen, die
sie aus Rache gegen Fürst Stephan Petraitschik in unmensch-
licher Weise plünderte und verwüstete. Aber Sobieski rückte
gegen Jassy vor und gestützt auf ihn, hoffte Petraitschik sich
in der Moldau behaupten zu können. Beide luden den Fürsten
von Siebenbürgen, Michael Apafify,^ ein, ihrem Bunde gegen die
Türken beizutreten. Aber am Tage vor der Schlacht* bei
Chocim war König Michael Wiesnioviecki von Polen gestorben
und jetzt beriefen der Primas und der Senat Sobieski mit
seiner Armee nach Polen zurück. Damit schwand für den
Fürsten Stephan jede Hoffnung und da an einen weiteren Auf-
enthalt in der Moldau nicht mehr zu denken war, bat er die
Polen, ihm in ihrem Lande einen Wohnsitz anzuweisen. So-
bieski gab ihm das Dorf Kupnowicz bei Sambor in Rothreussen,
wo Stephan auch bis an sein Lebensende blieb, obschon es
ihm dort wenig gefiel, ,oü le moindre Starost se mettoit au-
desBus d'un prince d^pouill^^^
Von allen diesen Ereignissen war dem Erzbischof Par-
chevich noch keine Kunde zugekommen, als ihm die aus-
weichende Antwort der venezianischen Regierung zu Theil
wurde. Nun richtete er, wie ihm der päpstliche Nuntius in
Wien und der in Venedig gerathen hatten, an die heilige Con-
gregation die Bitte, ihm die Erlaubniss zur Reise nach Rom
» Geb. 1632, Fürgt von Siebenbürgen 1661, f 1690.
? Seipe Witwe vermalte »ich «pfiter wieder mit einem polnischen Edelmanne.
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459
zu ertheilen. Er that diese durch ein Schreiben vom 9. De-
cember 1673/ mit Hinweis auf die Wichtigkeit seiner Reise
für das Wohl der Donauprovinzen, deren Angelegenheiten er
in Rom schriftlich und mündlich auseinandersetzen werde, um
dann mit tröstlicher Antwort zu den Fürsten imd Völkern
jener Länder zurückzukehren. Auch schrieb Parchevich noch
an demselben Tage einen zweiten Brief an den Cardinal Bar-
berini, den Präfecten der Propaganda,^ welchen er auf das drin-
gendste bat, ihm den Weg nach Rom nicht zu verschliessen,
und zwar weniger aus dem Grunde, weil er seit achtzehn
Jahren nicht dort gewesen, als vielmehr desshalb, weil er der
Ueberbringer so wichtiger Aufträge sei, die für die Freiheit
und Ausbreitung der katholischen Kirche von hohem Vortheile
wären. Empörung, Hass und Zwiespalt würden gewiss im
Orient entstehen, wenn man hörte, dass Rom den Erzbischöfen,
die des Tages Last und Hitze tragen und Tag und Nacht im
Weinberge des Herrn arbeiten, den Zutritt verweigere. Er
hoffe, von der heiligen Congregation aufgenommen und nicht
zumckgestossen, belohnt und nicht misshandelt, erbittert und
in Verzweiflung gestürzt zu werden; auch sei er ja ein Frei-
geborener und nicht der Sohn einer Magd. Um den Tumulten
vorzubeugen, die entstehen würden, wenn er schimpflich, zurück-
kehrte, ohne die Briefe überreichen zu können und Seiner
Heiligkeit die Füsse geküsst zu haben, werde er lieber auf
die erzbischöfliche Würde und auf alle seine chimärenhaften
Titel verzichten, um so mehr, als er voll Schulden sei, und
sich in eine Einsamkeit zurückziehen, um dort in Frieden den
kurzen ihm noch übrigen Rest seines Lebens zu beschliessen ^
falls Se. Eminenz nicht geruhe, dem Nuntius in Venedig kund
zu geben, dass Peter Parchevich aus den angeführten Ursachen
auf einige Tage nach Rom kommen dürfe.
Als Parchevich hierauf um die Mitte des Monats Jänner
1674 in Venedig wirklich die Erlaubniss nach Rom zu kommen
erhielt, war er durch Krankheit an das Bett gefesselt.' Aber
hoch erfreut über die Erfüllung seiner Bitte und noch mehr
über die seither erhaltene Nachricht vom Siege der Polen bei
^ BdL xcn.
2 BeiL XCni.
* BeiL XCIV.
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460
Chocim, schrieb er noch am 19. Jänner 1674 an den Cardinal-
präfecten einen Brief voll von Begeisterung und Dankbarkeit*
Ihm erschien dieser Sieg wie ein Gericht Gottes über die
Türken und sein Herz hoffte, dass die Fahnen der Christenheit
auch auf dem rechten Ufer der Donau in Bulgarien und am
schwarzen Meere wieder siegreich wehen würden. Jetzt sah
er den günstigen Zeitpunkt gekommen, um den Hochmuth der
Feinde zu demüthigen, das vergossene Blut so vieler Christen
und die Beschimpfungen der Altäre Jesu Christi zu rächen,
wenn nur die Tapferkeit der Polen und Walachen, die Gut
und Blut dafiir zu opfern bereit seien, von den christlichen
Fürsten mit Geld unterstützt würde. Dazu möge der Cardinal
auch Seine Heiligkeit bewegen und sonstige Mittel und Wege
zur Förderung dieser heiligen Sache aufzufinden suchen. Seinem
mitleidvollen Herzen empfehle er die letzten Thränen und
Wünsche seines dahinsinkenden Lebens für das Wohl der
Christenheit. Schliesslich bitte er ihn, die heilige Congregation
zu veranlassen, dass ihm ein Theil der Summe, welche ihm
dieselbe bereits angewiesen habe, gesendet werde, damit er
seine Reise nach Rom fortsetzen könne, sobald er sich von
seiner langwierigen und kostspieligen Krankheit nur einiger-
massen erholt haben würde.
Endlich, im Mai, kam Parchevich nach Rom.^ Ohne Rück-
sicht auf sein körperliches Leiden und seine Jahre betrieb er
hier alsbald die ihm übertragene und seine Seele ganz er>
füllende Aufgabe mit jugendlichem Eifer. Gleich nach seiner
Ankunft suchte und erhielt er eine Audienz bei dem Papste Cle-
mens X. und bei dem Cardinalstaatssecretär Altieri und machte
überhaupt zahlreiche Besuche bei den übrigen Cardinälen imd
den Gesandten. ^ Mehr oder weniger ausführlich setzte er diesen
Allen auseinander, dass das türkische Reich von seiner früher
so bedeutenden Macht Vieles eingebüsst habe; aus christlichen
Europäern und unkri^eri sehen Asiaten zusammengesetzt, sei
es durch unglückliche Kämpfe seiner alten kriegsgewohnten
Truppen beraubt und nur schwer im Stande, neue heranzu-
bilden, theils weil seine Völker des Krieges überdrüssig, theils
» Beil. XCrV.
2 Nach Mittheilung aus dem Archiv der Propaganda. Heil. III.
2 Diess und das Folgende nach einer Depesche des venezianischen Ge-
sandten in Rom, Pietro Mocenigo, ddo. Rom, 30. Juni 1674. Beil, XCV.
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461
weil seine Provinzen verödet seien; dass man die Polen an-
eifern müsse^ zum Angriffskriege zu schreiten^ über die Donau
zu gehen und in Bulgarien einzufallen: dass, wenn dieser Be-
schluss nicht gefasst würde, die Fürstenthümer der Walachei
und Moldau unbedingt zu Grunde gehen müssten, da die
Türken jetzt hinreichenden Grund hätten, sie in türkische
Provinzen zu verwandeln und von Paschas verwalten zu lassen;
dASS die Macht Polens, vereinigt mit jener der Moldau und
Walachei eine sehr bedeutende wäre, und dass mit wenig Geld
Grosses geschaffen werden könnte, so dass man bald nach den
ersten Schritten an die Eroberung feindlicher Provinzen und
die Befreiung der armen Christen von dem türkischen Joche
werde denken können. Er empfahl die Person des neuen
Königs von Polen, ^ dessen Wahl eine besonders glückliche
sei, auf das wärmste und schilderte den Zeitpunkt als für die
Ausführung eines solchen Unternehmens höchst günstig. Auch
den Moskowiter — so meinte er — solle man für eine so
glorreiche Unternehmung zu begeistern trachten, ohne sich an
dem eitlen Czarentitel zu stossen, indem er zugleich versicherte,
dass Czar in der slavischen Sprache ,König^ und nicht ,KaiBer^
bedeute. Man solle daher eine Gesandtschaft an den gegen-
wärtigen Grossfürsten von Moskau ^ senden, um das allgemeine
Interesse und die Vortheile der katholischen Kirche zu fordern.
Er schildert denselben als einen sehr humanen, fremden Na-
tionen freundlich gesinnten Fürsten und als zu den grössten
Unternehmungen fähig. Namentlich bat er auch den venezia-
nischen Gesandten, sein Unternehmen zu begünstigen, seinen
Äeusserungen Nachdruck zu geben und seinen Vorstellungen
warme Äu&ahme zu verschaffen.
Parchevich selbst wünschte möglichst bald abgefertigt zu
werden, da er sich wegen seines Leidens und seines vorge-
rückten Alters ausser Stande fühlte, seine Rückreise lange zu
verschieben. Freilich, das musste er sich wohl selbst sagen,
dass zur Ausfuhrung eines so grossen, für die ganze Christen-
heit so wichtigen Werkes zunächst die Herstellung des Friedens
tmd der Eintracht unter den christlichen Fürsten höchst
wünschenswerth und nothwendig sei, damit alle zur Erreichung
» Johann m. Sobieski, ^h. 1624, König am 19. Mai 1674, gest. l7.Jnnil696.
- Alexei Michailowitsch, geb. am 17. Mfirz 1630, Czar 1645, gest. 8. Fe-
bruar 1676.
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462
dieses hohen Zieles zusammen wirken mögen, und so konnte
er wohl zunächst nichts weiter hoffen und anstreben; als den
heiligen Stuhl dafür zu gewinnen, in diesem Sinne bei den
katholischen Mächten zu wirken und eine Coalition zu ver-
mitteln. Allein Parchevich, der den allgemeinen politischen Vor-
gängen und Verhältnissen während seines Aufenthaltes in der
Moldau so lange fern geblieben wai* und vielleicht auch niemals
einen tieferen Einblick in die diplomatischen Intriguen seiner
Zeit gewonnen hatte, musste doch endlich zu der Erkenntniss
gelangen, dass edles Streben, warmes Gefühl und unermüdeter
Eifer auf diesem Gebiete nicht allein den Ausschlag geben.
Natürlich hatte sich Parchevich ganz besonders mit dem
polnischen Gesandten in Rom ins Einvernehmen gesetzt, der
auch seinerseits, da des Erzbischofs Abreise nahe bevorstand, die
grössten Anstrengungen machte, um vom heiligen Vater für Polen
Hilfe und Unterstützung gegen die Türken zu erlangen. ' Allein
der römische Hof zeigte für diesen Krieg keine rechte Geneigt-
heit, geschweige denn den ganzen nothwendigen Eifer, mit
welchem allein etwas hätte ausgerichtet werden können. Dazu
kam aber noch, dass der Nuntius Bonvisi in Warschau, ärgerlich
über den König, der seine Ernennung zum Cardinal verhindert
hatte, berichtete, König Johann HI. Sobieski sei mehr zum
Frieden als zum Kriege geneigt. Da man in Rom den Worten
des Nuntius mehr Glauben schenkte, als denen des polnischen
Gesandten und des Erzbischofs Parchevich, so erkaltete der
vorhandene geringe Eif&r für diese Sache gänzlich und Car-
dinal Altieri sagte dem polnischen Gesandten ganz offen, die
Nachrichten, die er aus Polen erhalte, lauteten dahin, dass man
dort Verhandlungen mit der Pforte angeknüpft habe und Frieden
schliessen wolle.
Und doch wäre vielleicht eben damals der richtige Moment
zur Befreiung der Christen von der türkischen Herrschaft ge-
wesen. Aber Polen allein war dazu zii schwach, Kaiser Leopold
war durch die Wirren in Ungarn und die Verwicklungen mit
Frankreich völlig in Anspruch genommen, die Republik Ve-
nedig war durch den candischen Krieg erschöpft ^ und der
^ Diess und das Folgende aus einer Depesclie Peter Mocenigo's, ddo. Rom,
7. JuU 1676. Beü. XCVI.
2 Die Vertheidigung Candias hatte Venedig im Jahre 1668 allein 4,392.000
Dncaten, 586 Officiere und 7740 Soldaten gekostet.
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463
heilige Stuhl war unter allen diesen Umständen einer so grossen
neuen Unternehmung nicht geneigt So kam es, dass die Moldau,
deren Thron mit Demeter Cantaeuzen (1673 — 1676) besetzt
wurde, den ärgsten Verwüstungen von Seite der Türken preis-
gaben war, dass in der Walachei der grausame Duka, der
frühere Woiwode der Moldau^ zur Regierung gelangte (1673
bis 1678), imd dass es den Türken schon 1674 gelang, Chocim
zurück zu erobern und Kamieniec zu entsetzen. Inzwischen
hatte sich Parchevich in Rom vergeblich bemüht, sein Ziel zu
erreichen, und Anstrengungen gemacht, denen seine so sehr
geschwächten Eörperkräfte nicht mehr gewachsen waren. Er
sank abermals aufs Krankenlager, enttäuscht in seinen edelsten
kirchlichen Bestrebungen, bei denen er kaum dem Schicksale
Beines Vorgängers Marcus Bandin entgangen wäre, wie in seinem
hochherzigen politischen Wirken für die DonaufUrstenthümer
and seine Heimat, welches an den damaligen allgemeinen poli-
tischen Verhältnissen Europas scheitern musste. Da er sein Ende
herannahen fühlte, übergab er die ihm gegebenen Aufträge und
Papiere einem Herrn Musini ^ und starb am 23. Juli 1674. ^
»Dem Bischöfe von Martianopel' — so berichtete Peter Moce-
nigo nach Venedig^ — ,Gesandten der Fürsten der Walachei
und der Moldau, ist es leichter geworden, in Rom sein Dasein
als seine Geschäfte zu beschliessen, indem er nach mehrtägiger
Krankheit in ein besseres Leben hinübergegangen ist.'
Ueber Parchevichs Grabstätte findet sich keine Auf-
zeichnung.^ Auf die Anfrage des Superiors und Pfarrers von
S. Andrea delle Fratte,*^ wegen des Begräbnisses und der
Kosten des Leichenbegängnisses, schrieb die heilige Congre-
gation an ihren Secretär: Er möge nach seinem Gutdünken
die nöthigen Anordnungen treffen und die Leichenfeierlichkeiten
io der Kirche des CoUegium urbanum ^ abhalten lassen in An-
^ BeiL XCVIL Vermathlich ist Christoph Masini gemeint, der als polnischer
Gesandter sich im Mai 1674 auf der Durchreise in Veuedif^ aufhielt.
^ Laut Mittheilung der Propaganda. Beil. III.
' Beil XCVn.
* Mittheilung der Propaganda.
^ S. Andrea delle Fratte in der Via di Capa, nahe der Piazza di Spagna
in Born.
* Eine Äbtheilung des Collegiums der Propaganda fide zur Heranbildung
▼on Klerikern.
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465
ANHANG.
Siegel des Peter Freiherrn von Parcheyich, Erzbisehofs
TOn Martianopel.
Vorstehende Abbildung zeigt das Siegel des Peter Frei-
herrn von Parchevich, Erzbischofs von Martianopel, nach
seinem eigenen Originalsiegelabdruck in den Actenstücken des
k. k. Hofkammerarchivs zu Wien (Beil. XXVIII, XXXIV,
XXXV, XXXVI). Dieses beweist, dass Parchevich, das dort
beschriebene Wappen führte, noch ehe er das Adelsbestätigungs-
diplom Kaiser Ferdinands III., ddo. 12. Jänner 1657, erhielt,
und zwar schon mit dem erst in der Freiherrnbestätigung Kaiser
Leopolds I., ddo. 20. Juli 1668, vorkommenden Bande mit den
drei Sternen, welches man sonst fllr eine Wappenvermehrung
hätte halten können. Vgl. die Wappenbeschreibungen Beil. I
and II.
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468
Bemerkungen zur yorstekenden Stammtafel.
Die vorstehende Stammtafel zeigt die Abstammung des
Erzbischofes Peter Freiherrn von Parchevich und den Zu-
sammenhang seiner Familie mit der noch lebenden gräf-
lichen Linie Pejacsevich. Sie beruht in ihrem ersten Theile,
bis zum Ende des vierzehnten Jahrhunderts^ auf den Angaben
der bereits gedruckten Werke:
Max Schimek; Politische Oeschichte des Königreiches Bosnien
und Rama. Wien 1787.
Franz Xaver Freiherr v. Pejacsevich, Historia Serviae. Kalöcsa
1799.
Aschbach; Geschichte Kaiser Sigismunds. Hamburg 1838 bis
1845, 4 Bde.
Du Nord, Abriss der Geschichte Bosniens und der Herzoge-
vina. Wien 1876.
Für die Fortsetzung derselben bis zur Mitte des sieben-
zehnten Jahrhunderts diente eine im vorigen Jahrhundert ab-
gefasste, im Nassiczer Familienarchiv befindliche, Familien-
chronik. Von da an ist die Genealogie theils den hier folgenden
Beilagen, theils anderen authentischen Urkunden entnommen,
welche auch vielfach die Angaben der Familienchronik be-
stätigen.
Zur näheren Erläuterung der Stammtafel werden hier
noch folgende Bemerkungen hinzugeftigt:
I. Stephan Kotromanus, ein deutscher Feldherr, wurde
von dem Könige Bela IV. von Ungarn (1235 — 1270) um das
Jahr 1245 nach Bosnien gesendet, um den daselbst ausgebroche-
nen Aufstand zu bekämpfen. Er setzte den dortigen Ban ab,
wurde unter ungarischer Oberhoheit selbst Ban, erbaute das
Schloss Varch-Bosna an der Miliacka und legte dadurch den
Grundstein zu der heutigen Hauptstadt Serajevo (Bosna Serai).
Vgl. Schimek p. 59 ; Pejacsevich p. 375, 387, 395 ; Du Nord p. 30.
n. Stephan Kotromanovich war Ban von Bosnien um
1273, starb um 1310. Vgl. Schimek p. 62—64; Pejacsevich
p. 375.
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469
ni. Stephan Linus, Ban 1317, Fürst und Herr von Bos-
nien, zu Sala, Ussora etc., Oraf von Chelmien 1326, starb 1357.
Seine Gemahlin war Elisabeth, Tochter des Prinzen Casimir
TOD Polen aus piastischem Stamme, Enkelin Lechs VI. Herzogs
in Polen (1279—1289). Vgl. Schimek p. 73—81; Hübner,
Genealog. Tab.; Pejacsevich p. 376, 389, 390, 391; Du
Nord p. 31.
IV. Ninoslav (Friedrich), auch Miroslav oder Constantin
Miroslav, Dynast an der Ussora, Sala, Herr von Narona. Vgl.
Schimek p. 64; Pejacsevich p. 389; Du Nord p. 32.
V. Vladislav; dessen Gemahlin: Helene aus dem Ge-
schlechte der Grafen von Berbir (Schimek p. 69). Vgl. Schimek
p. 64; Pejacsevich p. 389; Du Nord p. 31.
VI. Daniza starb in Rom und ist begraben in der Kirche
S. Maria sopra Minerva. Dort befindet sich auch ein Monument
mit der Inschrift: Hie jacet Diana Illyrica. Vgl. Schimek
p. 64, 74; Pejacsevich p. 389.
VII. Katharina, Gemahlin des Grafen Nicolaus von
Chelm (später Herzogthum Saba, jetzt Herzogovina). Vgl.
Schimek p. 64; Pejacsevich p. 389.
Vni. Elisabeth, Regentin von Ungarn 1382—1386,
starb 1386, vermählt 1363 mit Ludwig I. d. Gr., König von
Ungarn (geb. 5. März 1326, König von Ungarn 1342, König
von Polen 1370, starb 2. September 1382). Er war in erster
Ehe Vermählt mit Margaretha, Tochter Kaiser Karls IV. (geb.
1335, starb 1353 kinderlos). Die Nachkommen König Ludwigs
sind aus seiner zweiten Ehe.
IX. Draga, starb unvermählt im Kloster. Vgl. Pejacse-
vich p. 391.
X. Stephan Dabisa (Dabisia), Herr von Narona, nannte
sich als natürlicher Sohn des Fürsten (slav. Knez) Ninoslav,
Knezevich = Fürstensohn, empörte sich mit seinen drei Söhnen
1357 gegen Ban Tvartko I. und musste nach Ragusa flüchten.
Nach Tvartko's Tode wurde er selbst König von Bosnien (1392),
überliess durch einen Vertrag (Pray, Ann. Hung., II, p. 189)
den bosnischen Thron an König Sigismund von Ungarn, und starb
1396. Seine Gemahlin Helena, Tochter des croatischen Grafen
von Nelipa, Regentin von Bosnien 1396 — 1398 (Ljubica, Opis
jogoslovenskich novaca, u Zagrebu 1875, p. 212, 213), starb
im Kloster. Vgl. Schimek p. 64, 81, 90—94; Pejacsevich p. 375,
31»
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470
392, 394, 395, 396; Aschbacli Geschichte König Sigismunds,
Hamburg 1838, I. Bd., p. 81 ff,; Du Nord p. 32, 33, 34.
XI. Stephan Tvartko I., geb. 1326, Ban von Bosnien
1357, erster König von Bosnien, gekrönt im Kloster Miloäevo
1376, starb 16. Februar 1392. Erste Gemahlin: Dorothea,
Tochter des Czar Straäimir von Bulgarien; zweite Gemahlin:
Jeliza, eine vornehme Bosnierin; Concubine: Vojsava.
XII. Vuk (Wolfgang) oder Vucikus wird 1375 von dem
aufständischen Adel zum Ban ausgerufen. Vgl. Schimek p. 82;
Pejacsevich p. 391, 395; Du Nord p. 32.
XIII., XIV., XV. Vladislav, Parchia und Vuk, die
Söhne des Stephan Dabiäa, betheiligten sich mit ihrem Vater
1357 an dem Aufstande gegen Tvartko I. Mit diesen drei
Brüdern beginnt die erwähnte Familienchronik. Vladislav, der
geblendet wurde, wird nebst seinem Bruder Vuk, den Ban
Tvartko wegen seiner Theilnahme an der Rebellion mit schwerer
Haft bestrafte, als der Stammvater der bosnischen Knezevich
bezeichnet; Parchia aber, der nach Bulgarien floh, dort das
Schloss Kne^e am Flusse Skit, einem Nebenflusse der Donau,
erbaute, als Stammvater der Parchevich aus dem Hause Kneze-
vich in Bulgarien. Vgl. auch Schimek p. 83 ff.; Pejacsevich
p. 392; Du Nord p. 32.
XVI. Katharina, seit 1362 Gemahlin Hermanns I. Grafen
von Cilly (starb 21. März 1385 zu Wien). Vgl. Schimek p. 82;
Pejacsevich p. 344, 369, 399; Wisgrill, Schauplatz des land-
sässigen niederösterreichischen Adels, Wien 1795, II, p. 85;
Du Nord p. 32.
XVII. Stephan Tvartko IL Scurus (Sura), ein natür-
licher Sohn Tvartko's I., König von Bosnien 1396—1443. Vgl.
Schimek p. 94—114; Pejacsevich p. 375, 393—403, 418;
Aschbach a. a. O. I. Bd., p. 231 ff.; Du Nord p. 33 ff.
XVni., XIX. Andreas und Nicolaus I. Parchevich
nannten sich laut Familienchronik als Söhne des Parchia: Par-
chevich aus dem Hause Knezevich. Nach derselben Chronik war
Andreas Gesandter Czar Strasimirs und Siömans von Bulgarien
bei König Ludwig I. von Ungarn (vgl. Beil. Nr. II); Nico-
laus I. aber nahm Theil an der Schlacht am Flusse Marica
(26. September 1371).
XX. Peter I. Parchevich flüchtete bei dem Bürger-
kriege zwischen den Söhnen Sultan Bajazets (1409—1413) mit
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dem bulgarischen Prinzen Constantin^ dem Sohne Czar SiSmanS;
zu dem Despoten Stephan Lazarevich nach Serbien, starb bald
nach dem Prinzen Constantin um 1423 zu Prizren in Bulgaro-
Macedonien.
XXI. Nicolaus II. Parchevich flüchtet nach Ungarn,
kämpft unter König Sigismund (1382—1437) oft und glücklich
gegen die Türken.
XXII. Gyoni (Johann) Parchevich nimmt laut Familien-
chronik mit Hilfe des Johann Maramonte (Giovanni, Ivo de
Uernagora [Montenegro] ex genere Maramontensi 1465 — 1490
Hopf, Chroniques Greco-Romanes, Berlin 1873, p. 534) die
Güter seiner Ahnen um 1481 wieder in Besitz, theilt dieselben
im sechzehnten Jahrhundert unter seine Söhne, welche hierauf
verschiedene Namen annehmen.
XXin. Johann Parchevich kämpfte 1563 mit seinem
Bruder Demetrius Pejacsevich gegen Johann Jacob Basilius
Heraclides, Woiwoden der Moldau (1561 — 1563).
XXIV. Demetrius Pejacsevich nennt sich so nach
dem Schlosse Pejacsevo.
XXV. Stephan Knezevich, so genannt nach dem
Schlosse Ene^e am Flusse Skit in Bulgarien.
XXVI. Thomas, als Sohn des Gyoni (Johann) : Thoma-
gyonovich genannt (vich = Sohn).
XXVIL Michael Parchevich laut Familienchronik.
XXVni. N. Parchevich, alias Cserkich oder Cser-
kiczy, führt diesen Namen vom Schlosse Cserka in Bulgarien.
Die vorstehenden Angaben der Familienchronik über die Güter-
theilung zwischen den Söhnen Gyonis und die Annahme von
fünf verschiedenen Namen, welche besonders bei Erwägung der
etymologischen Entstehung des Namens Thomagyonovich wahr-
scheinlich werden, finden auch in den Beilagen I und II ihre
urkundliche Bestätigung.
XXXIL,XXXm. Georg und Stephan Thomagyono^
vich laut Familienchronik.
XXXIV. Michael Freiherr von Parchevich 17. Jänner
1657 und 20. Juli 1668. Gemahlin Maria. S. Beil. I und II.
XXXV. Peter Freiherr von Parchevich, Erzbischof
von Martianopel, lebte 1612 — 1674.
XXXVI. Paul Freiherr von Parchevich, s. Beil. I u, II.
XXXVIII. N., 8. Beil. I.
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XXXIX, XL. Nicolaus und Peter Freiherren von Cser-
kiczy laut Beil. I und IL
XLIL Georg I. Freiherr von Pe jacsevich laut Familien-
chronik.
XLin, XLIV, XLV, XLVL Stephan, Marcus, Mi-
chael und Anton Freiherren von Knezevich, s. Beil. I
und IL Ueber die Familie Dukagyn vgl. Hopf, Chron. grec-
rom., p. 292 ff. und p. 533; Hahn, Reise durch die Gebiete
des Drin und Vardar, in den Denkschriften der k. Akad.
d. Wiss. in Wien 1869, Bd. XVI, 2. Abth., p. 69 ff.
XLVII, XLVIII, XLIX, L, LI, LH, LIH, s. Beil. I und IL
LIV. Deodat (Bogdan), vgl. Nicolaus Schmitt, Imperatores
Ottomanici, Tymau 1761, II, 279 und Beil. I und IL
LV. Marcus Freiherr von Parchevich, s. Beil. I, II
und LXXin.
LVI, LVII. Margaretha und Lucia Freiinnen von Par-
chevich, s. Beil. n.
LVni, LIX, LX. Elias, Joseph, Marianus Freiherren
von Parchevich, s. Beil. I und IL
LXn. Marcus L Freiherr von Pejacsevich laut Fa-
milienchronik, Guardian des Franciskanerklosters zu TergoviSt
in der Walachei, s. Hasdeu, Archiva istorica k Romaniei, Bu-
karest 1865, I2, p. 46.
LXni, LXIV. Marcus und Johann Freiherren von
Knezevich laut Familienchronik.
LXV. Johann Stephan Freiherr von Knezevich, ur-
kundlich: ,e Comitibus' genannt, Ordinis St. Francisci, Erz-
bischof von Sophia (Sardica) 13. April 1677, starb 1699, Admini-
strator von Uferdacien und Thracien, apostolischer General vicar
der transalpinischen Walachei. * Vgl. Jacobe Coleto, Illyricum
Sacrum, Venetiis 1819, Bd. VIII, p. 72 ff.; Schmitt, Imp. Ottom.,
II, p. 279; Gams, Series episcoporum, p. 416 und ein Ms.
von P. Rudolphus Bzenszki S. J. 1699 in der durch den
siebenbürgischen Bischof Ignaz Grafen Batthydny gegründeten,
sogenannten Batthyäny*schen Bibliothek zu Karlsburg nach
* Residierte zu Kiprovac in Balgarien, stand dort an der Spitze der katho-
lischen, österreichisch gesinnten Partei, floh um 1690 nach Siebenbürgen,
lebte in Herrmannstadt unter dem Schutze der k. k. Generale, starb um
1699 und wurde zu Karlsburg begraben.
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einer gütigen Mittheilung des hochw. Herrn Franz Lönhard^
Domprobst zu Karlsburg.
LXIX. Nicolaus n. war der Vater des P. Jacobus Peja-
csevich S. J. (starb als Rector des Fünfkirchner JesuitencoUe-
giums 14. Juli 1738), des Verfassers der: Veteris et novae
geographiae compendiosa congeries seu expositio geographica
Europae, Asiae, Afric« et Americae, Agram 1714, 8^. Ein Theil
dieses Werkes ist seither aufgenommen in Johann Georg
Schwandtner, Scriptores rerum Hungaricarum, 1758, unter
,Illyricum^ Vgl. über P. Jacobus: F6jer (Georgius), Hist. Acad.
scient. Pazmaniae Archiep. ac Mariae Theresiae reginae literaria^
Budae 1835, p. 61.
LXX. Georg 11. Freiherr von Pejacsevich, geb. 1655,
war Anführer von bulgarischen Freischaaren in den österrei-
chischen Feldzügen gegen die Türken in Bulgarien (1688 bis
1691). Vgl. Nie. Schmitt, Imp. Ottom,, II, p. 279, 280. Nach-
dem die österreichischen Truppen gezwungen waren, Bulgarien
zu räumen und Kiprovac durch den mit den Türken verbün-
deten Rebellen Emmerich Tököly gänzlich zerstört worden
war, floh er um das Jahr 1690 mit seinen drei Brüdern nach
Ungarn und erwarb die Güter Roglaticza und Csatalia im
Bäcser Comitate, starb am 18. März 1725 imd wurde zu Bics
in der Franciskanerkirche, wo sich jetzt noch sein Grab-
denkmal befindet, beigesetzt. Auf Grund vorgelegter glaub-
würdiger Zeugnisse und authentischer Documente, wie es im
Diplom Kaiser Carls VI. heisst, erhielt er mit seinen jüngeren
Brüdern, Johann und Marcus 11., und dem Sohne seines älteren
damals schon verstorbenen Bruders, Nicolaus' II. Jacob, am
10. Juli 1712 von Kaiser Carl VI. die Bestätigung des alten
bulgarischen und ungarischen Freiherrnstandes und des gleichen
Ursprungs mit der Familie Parchevich. Original im R^tfaluer
Familienarchiv. Vorher schon nannten sich die vier Brüder
urkundlich: Freiherren Knezevich de Pejacsevich.
Die zweite freiherrliche Geoi^sche Linie erlosch mit dem
Urenkel Georgs IL, Joseph jun. Freiherrn von Pejacsevich,
Erbherrn zu Veröcze, Roglaticza und Csatalia, der zu Laibach
am 24. October 1769 starb.
P. Franz Xaver Freiherr von Pejacsevich S. J.,
nach Aufhebung des Jesuitenordens Abt der heiligen Drei-
faltigkeit zu Peterwardein, Doctor der Theologie und Philosophie,
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Rector doB JesuitencoUegiums und Kanzler der Universität in
Graz, Procurator der ungarischen Nation und Professor in mora-
libus an der Universität zu Wien, geb. in Essegg am 15. Juli 1707,
gest. zu Poiega, am 7. October 1781, war ein Sohn des Johann
Freiherrn von Pejacsevich und der Verfasser der hier wieder-
holt citirten Historia Serviae Ealocsa 1799 (opus posthumum),
sowie vieler theologischer Schriften, die in den Jahren 1752
bis 1756 in Graz erschienen sind. Vgl. Joh. Nep. Stöger,
Scriptores Provinciae Austriacae Societatis Jesu, Viennae 1855,
p. 259; Horänyi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provinciar
lium scriptis editis notorum, Viennae 1776; Tom. III, p. 60;
Locher, Speculum Universitatis, Viennae 1773, p. 272; R. Pein-
lich, Geschichte des Gymnasiums zu Graz, Graz 1869, p. 79;
Wurzbach, Biogr. Lexikon, Wien 1870, 21 Th., p. 436.
Marcus III. Alexander Freiherr von Pejacsevich, nach
der Vereinigung Slavoniens und Syrmiens mit Ungarn und nach
der Eintheilung Slavoniens in drei Comitate, 1745 erster Ad-
ministrator und 1751 erster Obergespan des Syrmier Comitates,
starb unvermählt in Veröcze am 16. Jänner 1762. Er war der
Sohn des Freiherrn Johann von Pejacsevich und älterer Bruder
des vorigen, Erwerber der Herrschaften Veröcze, Ruma und
R^tfalu.
Joseph Graf Pejacsevich, Sohn des jüngsten der vier
Brüder, des Marcus II. Freiherrn von Pejacsevich, Stifter der
gräflichen Linie Pejacsevich, Erwerber der Herrschaften
Nassicz, Podgoracs in Slavonien 1734, Kerestinez in Croatien,
Erbherr zu Ruma, Veröcze und R^tfalu, ist geboren am 7. Sep-
tember 1710 zu Esseg und starb am 30. April 1787 zu Oeden-
burg, Graf seit 22. Juli 1772. Er zeichnete sich 1742 bis 1748
in dem österreichischen Erbfolgekriege in Italien als Haupt-
mann im Leopold PalflFy 'sehen Inf.-Reg. Nr. 19 mehrfach aus.
Aus der älteren Linie der Freiherren Parchevich finden
sich im achtzehnten Jahrhunderte urkundlich noch mehrere
Glieder vor, besonders zahlreich waren in Slavonien die Frei-
herren Cserkich oder Cserkiczy vertreten. Der letztbekannte
dieses Namens war Wilhelm Johann Bapt. Freiherr von
Cserkiczy, alias Parchevich, Oberstlieutenant und Regi-
mentscommandant des Joh. Leop. PalflFy'schen Inf.-Reg. Nr. 53,
gest. als Oberst ad honores in Essegg am 4. Februar 1795.
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BEILAGEN.
I.
Adelsbest&tigung für Feter Farohevioh, Wien, 12. Jftnner 1667.
Aus dem k. unji^r. Landesarchiv in Ofen.
Nos Ferdinandus tertius divina favente dementia electus
Romanorum imperator semper angustus ac GermaniaO; Hunga-
riae, Bohemiae, Dalmatiae et Croatiae^ Slavoniae^ Ramae^ Ser-
biae^ Galitiae, Lodomeriae; Cumaniae Bulgariaeque rex; archi-
dux Austriae, dux Burgundiae, Brabantiae^ Styriae, Carinthiae,
Camioliae; marchio Moraviae^ dux Lucemburgae ac superioris
et inferioris Silesiae; Virthembergae et Thekae^ princeps Sve-
viae, comes Habspurgi^ Tyrolis, Ferreti, Kyburgi et Goritiae,
landgraviuB Alsatiae, marchio sacri Romani imperii supra Ana-
8um; Burgoviae ac superioris et inferioris Lusatiae^ dominus
Marchiae Sclavonicae^ Portus Naonis et Salinarum etc. me*
moriae commendamus tenore praesentium significantes quibus
expedit universis; quod cum inter alia praecipua officii nostri
imperialis munera illud a nobis potissimum observetur^ ut
fideles subditos nostros^ qui sese nobis in nostri et patriae
gratiam variis virtutum ornamentis commendatos praestare
Student^ caesarea ac regia munificentia nostra prosequamur
eorumque nomina ac praeclara facta ab humana oblivione vin-
dicantes adeoque immortalitati consecrantes eo Ulis vel ad
majora etiam ineunda animum accendamus, libenter effusaque
voluntate laudabili huic majorum nostronun consuetudini sive
quia nobis ita divinitus attributum est; sive quia longo usu com-
pertum habemus^ illa demum regnorum esse praesidia, quae
in animis subditorum larga iiberalitate principum coUocantur^
insistimus. Cum igitur ad nonnullorum fidelium nostrorum hu-
millimam supplicationem^ signanter vero fidelis nostri nobis
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dilecti reverendissimi in Christo Patris domini Petri Parche-
vich, natione Bulgari, archiepiscopi Martianopolitani in prae-
fato regno nostro Bulgariae existentis et residentiam habentis,
nee non illinc ad aulam nostram caesaream et regiam ceteros-
que principes christianos certorum peragendorum promovendo-
rumque religionis catholicae negotiorum gratia ablegati inter-
nuncii; tum ad eertorum praecipuorum consiliariorum nostrorum
diligentem et sedulam recommendationem nostrae propterea fac-
tarn majestati, tum vero attentis et eonsideratis fidelitate et fide-
libus servitiis fidelium quoque nostrorum, utpote: Michaelis Par-
chevich filiorumque suorum Joannis et Petri, item haeredum
quondam Pauli fratris praenominati Petri Parchevich, archiepi-
scopi germani, filiorum nimirum Deodati seu Bogdani ae Marci,
praeterea tertii quoque quondam fratris Antonii itidem germani
filiorum videlicet: Eliae, Josephi et Mariani omnino cognomine
Parchevich, item Nicolai et Petri Parchevich aliter Cserkics,
praeterea Michaelis Putin, nepotis ex sorore germana, fratrum
quoque consobrinorum Stephani, Marci, Michaelis et Antonii,
deinde Demetrii ac alterius Antonii cognomine Eneczovics voca-
torum, denique Georgii, Gregorii et Stephani Thomaeque Gyo-
novics fratrum consanguineorum supranominati Petri Parche-
vich archiepiscopi, ut praemissum est, Martianopolitani, alias
eidem in secundo et tertio gradu vinctorum, quae ipsi sacrae
imprimis praedicti regni nostri Hungariae coronae et deinde
majestati quoque nostrae adeoque augustae domui nostrae
Austriacae ac ipsi regno nostro Bulgariae partiiunque eidem
circumvicinarum provinciis pro locorum et temporum varie-
tate atque occasionum exigentia cum alias semper, tum vel
maxime contra infensissimum christiani nominis hostem Turcam,
illibata semper fide et fidelitatis constantia non sine magno
rerum fortunarumque suarum dispendio vitarumque propriarum
periculo evidenti exhibuerunt et impenderunt ac in posterum
quoque ferventiori constantiae zelo sese exhibitui*OB et impen-
suros poUicentur: cum igitur ob id, tum vero ex gratia et
munificentia nostra regia, qua quosque de nobis et republica chri-
stiana bene meritos ac virtutis colendae studiosos antecesso-
rum nostrorum, divorum quondam Hungariae regum, exemplo
prosequi eisque certa virtutum suarum monumenta, quae ad
majora quaeque praestanda eos incitare possent, decernere con-
Buevimus; eundem itaque Petrum Parchevich archiepiscopum
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Martianopolitanum ac ipsius gratia suprascriptos Michaelem
similiter Parchevich cum sua uxore Maria et filiis Joanne et
Petro filiaque Catharina^ item haeredes quondam Pauli fratris
eiusdem germani pariter cum uxore Maria et filiis Deodato
seu Bogdano ac Marco nee non Margaretha et Lucia filiabus,
praeterea itidcm quondam fratris germani Antonii filios Eliam^
Josephum et Marianum matremque ipsorum Annam omnes cogno-
mine Parchevich, item Nicolaum et Petrum Parchevich aliter
Cherkichi cum uxoribus suis, filiis, filiabus, nepotibus et neptis
superstitibus, pariter Michaelem Putin nepotem ex sorore ger-
mana cum filiis et filiabus, fratres item consobrinos Stephanum,
Marcum, Michaelem et Antonium ac germanas cum sororibus
et filiis ac uxoribus, deinde Demetrium cmn filiis et filiabus
sororibusque superstitibus omnibus cognomine Knezovics gau-
dentibus, demum Georgium, Gregorium et Stephanum Thomae-
Gyonovics cum uxoribus, filiis et filiabus superviventibus, omnes
denique arctissimo consanquinitatis gradu secundo et tertio sibi
conjunctos, uti bene meritas personas ac alias etiam nobili
prosapia ortos, armis quoque et insigniis antiquis nobilitaribus
donatos, verum literis privilegialibus superinde habitis facta
jamdudum retroactis temporibus in istud regnum nostrum Bul-
gariae dicti infensissimi christiani sanguinis hostis Turcae ir-
ruptione ac exinde supersecuta rerum calamitate incendio ab-
sumptis privates defacto et destitutos, rursus ac denuo in coetum
et numerum verorum, antiquorum et indubitatorum tum prae-
fati regni nostri Hungariae, quam Bulgariae caeterarumque
partium eisdem annexarum nobilium de regiae nostrae pote-
statis plenitudine et gratia speciali duximus annumerandos,
agregandos et adscribendos. Annuentes ex certa nostra scientia
animoque deliberato concedentes, ut ipsi, sicuti antea, ita im-
posterum futuris et perpetuis semper temporibus omnibus illis
gratiis, honoribus, indultis, privilegüs, libertatibus, iuribus, prae-
rogativis et immunitatibus, quibus caeteri veri, antiqui et in-
dubitati memorati regni nostri Hungariae et Bulgariae partium-
que eisdem annexarum nobiles hactenus quomodolibet de iure
et consuetudine usi sunt et gavisi utunturque et gaudent, uti
frui et gaudere possint ac valeant, haeredesque et posteritates
ipsorum utriusque sexus universi valeant atque possint. In cujus
quidem nostrae erga ipsos exhibitae gratiae et clementiae ac Übe-
ralitatis testimonium veraeque et indubitatae nobilitatis signum
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haec antiqua ipgorum gentilitia arma seu nobilitatis insignia:
Scutum videlicet railitare erectum coele&tini coloris^ fundam
illius trijugi monticulo interoccupante, ex cujus cacumine pro-
cera arbor per medium scuti in altum direete excrevisse, eique
ex depressioribus monticuli extremitatibus ab utraque parte
bini hirci naturaliter effigiati, sursum erecti comibus ae deor-
8um decliveS; aequaliter ad invieem anterioribus pedibus sa-
lientes arboremque attingendo amplexantes cernere visuntur;
scuto ineumbeii4em galeam militarem, craticulatam sive apertam
regio diademate, ex eoque fulvum leonem ore patulo et lingua
rubieunda exerta, pedibus anterioribus ad rapiendum dispositis
inguinetenus eminentem proferente omatam; a summitate vero
sive cono galeae laciniis seu lemniscis, hinc flavis et ceruleis,
illinc autem candidis et rubris in scuti extremitates sese dif-
fundentibus scutumque ipsum decenter exomantibus^ quemad-
modum haec omnia in principio seu capite praesentium litera-
rum nostrarum pictoris manu et artificio propriis ac genuinis
suis coloribus clarius depicta et ob oculos intuentium posita
esse conspiciuntur ; eidem Petro Parchevich ac ipsius gratia
supra nominatim specificatis personis ipsarumque haeredibus
et posteritatibus utriusque sexus universis gratiose danda duxi-
mus et conferenda. Decernentes et ex certa nostra scientia
animoque deliberato concedentes, ut ipsi sicut pridem^ ita im-
posterum futuris et perpetuis temporibus eadem arma antiqua
seu nobilitatis insignia more aliorum verorum^ antiquorum et
indubitatorum tam saepefati regni nostri Hungariae quam
Bulgariae caeterarumque partium eisdem annexarum nobilium
sub iisdem iuribus^ praerogativis, indultis^ libertatibus et im-
munitatibuS; quibus iidem vel natura vel antiqua consuetudine
usi sunt et gavisi utunturque et gaudent, ubique in proeliis,
certaminibus, pugnis, hastiludiis^ torneamentis^ duellis^ mono-
machiis ac aliis omnibus et singulis de quibusvis exercitiis
militaribus et nobilitaribus uec non sigillis^ velis, cortinis, aulaeis,
annuliS; vexillis, clypeis, tentoriis, domibus et sepulchris, gene-
raliter vero in quarumlibet rerum et expeditionum generibus
sub verae, vetustae ac sincerae nobilitatis titulo, quo eos ab
omnibus cujuscunque status, dignitatis, conditionis et praeemi-
nentiae homines existant, insignitos et ornatos dici, nominari,
haberive et reputari volumus et mandamus ferre^ gestare illis-
que in aevum uti, frui et gaudere possint ac valeant^ haeredesque
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et posteritates ipsorum utriusque sexus universi valeant atque
possint. Imo denuo damus^ nobilitamus^ concedimus et aggre-
gamus praesentium per vigorem. In cujus rei memoriam firmi-
tatemque perpetuam praesentes litteras nostras secreto sigillo
nostro, quo ut rex Hungariae utimur, impendenti communitas
eidem Petro Parchevich ac per ipsum superius specificatis per-
sonis ipsarumque haeredibus et posteritatibus utriusque sexus
uoiversis valeant atque possint. Datum per manus fidelis nostri
nobis dilecti reverendi Georgii Szelepcs^nyi episcopi Nitriensis
locique ac comitatus ejusdem supremi ac perpetui comitis; con-
siliarii nostri et per dictum regnum nostrum Hungariae aulae
nostrae cancellarii in civitate nostra Vienna Austriae die mensis
Januarii duodecima^ anno domini millesimo sexcentesimo quin-
quagesimo septimo, regnorum nostrorum Romani vigesimo priraO;
Hungariae et reliquorum trigesimo secundo^ Bohemiae vero
anno trigesimo: reverendissimis ac venerabilibus in Christo
Patribus dominis Georgio Lippay de Sombor metropolitanae
Strigoniensis et Joanne Pysky Colocensis et Bacsiensis eccle-
siarum canonice unitarum archiepiscopis, praefato Georgio
Szelepcs^nyi Nitriensis, Benedicto Kisdy Agriensis, Petro Petre-
chicb Zagrabiensis, Joa^ne Pdllfalvay Vdradiensis, Francisco
Szentgyörgyi Transylvaniensis, Georgio Sz^s^nyiVeszprimiensis,
Paulo Hoffmann Quinque-Ecclesiensis, dicto Joanne Pysky ad-
ministratore Jaurinensis, Sigismundo Zongor Vacziensis, fratre
Petro Jurjevich electo Syrmiensis, altero fratre Mariano Mora-
vich electo Bosniensis, tertio fratre Georgio Biellavich electo
Tininiensis, Thoma Pällffy Csanidiensis, fratre Joanne Cara-
muel Rosoniensis et Petro Mariani Segniensis et Modrusensis
ecclesianim episcopis, ecclesias dei feliciter gubernantibus; item
spectabilibus ac magnificis comite Francisco Veselinyi de
Hadad, dicti regni nostri Hungariae palatino; comite Francisco
de Nidasd, judice curiae nostrae regiae; contite Nicoiao a
Zrinio, praefatorum regnorum nostronun Dalmatiae, Croatiae
et Sclavoniae bano; comite Stephane de Csik tavernicorum ;
jam fato comite Nicoiao a Zrinio agazonum; comite Georgio
Erdödy de Monyoroker6k cubiculariomm; comite Nicoiao Pdllffy
ab Erdöd janitorum; comite Adamo de Battyhän dapiferorum;
comite altero Adamo Forgach de Gymes pincernarum, comite
Georgio de Frangepanibus a Tersath curiae nostrorum regalium
in Hungaria magistris, ac memorato comite Nicoiao Pällffy de
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praelibata Erdöd comite Posoniense, caeterisque quam plurimis
regni nostri comitatus tenentibus et honores. * Geoi^us Sze-
lepcsinyi episcopus Nitriensis
n.
Freiherrnbestätigung Kaiser Iieopolds I., Wien, 20. Juli 1668.
Aus dem k. ongar. Landesarchiv in Ofen.
Leopoldus divina favente dementia electus Romanorum
Imperator semper augustus ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae,
Dalmatiae, Croatiae, Sclavoniae, Ramae, Serviae, Galitiae, Lo-
domeriae^ Cumaniae Bulgariaeque rex, archidux Austriae^ dos:
Burgundiae, Brabantiae, Styriae, Carinthiae, Carnioliae, mar-
chio Moraviae, dux Lucemburgae ac superioris et inferioris
Silesiae^ Virttembergae et Thekae, princeps Sveviae, comes
Habsburgi, Tyrolis, Fereti, Kyburgi et Goritiae, landgravius
Alsatiae, marchio sacri Romani imperii supra Anasum, Bur-
goviae ac superioris et inferioris Lusatiae, dominus Marcbiae
Sclavonicae, Portus Naonis et Salinarum etc. Tibi Meli nostro
nobis dilecto reverendissimo in Christo Patri domino Petro Par-
chevich archiepiscopo Martianopolitano, natione Buigaro, con-
siliario nostro nee non vicario apostolico et administratori prin-
cipatus Moldaviae salutem et gratiae clementiaeque nostrae
cesareae et regiae continuum erga te incrementum. Pervetusta
eaque laudatissima divis praedecessoribus nostris Romanorum
imperatoribus et regibus fuit consuetudo, ut cum bonorum et
dignitatum incrementa ab imperatoriae majestatis splendore
tanquam lumen a sole dimanent, singularem adhiberent curam^
quo liberaliores se in iis decernendis erga eos praeberent, qui
non tantum ab honesta gentis origine vel etiam a praeclaro
vitae instituto et virtutum studiis sibi commendarentur, idque
non solum eo fine, ut dignum illi se praemium consecutos sibi
gratulari possent, sed et ut alii quoque ipsorum exemplo ac-
censi atque inflammati ad laudabilia quaeque virtutum certamina
ferventi studio concitarentur; quam consuetudinem laudatissimam
1 Die Unterschrift des Kaisers scheint durch das Versehen des Abschreibers
ausgelassen zu sein, auch deuten die in der beglaubigten Copie des
Landesarchives vorkommenden Striche an, dass das Ende des Diplomes fehlt
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et noSy postquam ad excelsum hoc imperatoriae subliinitatis
fastigium evecti sumus, servare cupientes, nihil sane libentius
facimuSy quam ut omamenta praestantium virorum^ quorom
virtus clara habeatur et merita in rempublicam christianam
singolaria exstent^ quantum occasio et rerum ipsarum statuB
fert^ augeamus. Cum itaque, Petre Parchevich, familiam tuam
a longa temponun serie, uti baronatus titulo per divos olim
Hungariae et Bulgariae reges decoratam (uti hoc ipsum ex
antiquis historiis Ungaricis non obscure apparet) ita et virtu-
tibus heroicis nee non eximiis in eosdem divos quondam
Hungariae reges praedecessores nostros atque adeo universam
augustam domum nostram Austriacam meritis semper conspi-
cuam fuisse^ animadvertamus, eorundemque majorum tuorum
praeclara de republica christiana bene merendi nobisque ob-
sequendi studia cum totam familiam prosapiamque tuam jam
olim etiam ac te pariter ferventer et invariabili conatu am-
plecti intelligamus: quippe quod tu Petre Parchevich tum ob
spiritualem ac exemplarem vitae conversationem morumque
honestatem et integi*itatem^ singularem quoque ingenii expe-
rientiam ac in rebus agendis peritiam et dexteritatem, variarum
item linguarum cognitionem ac alias imperspectas eximias animi
dotes; tum quoque ob probatam nobis fidem et devotionem
tuam^ quam non solum ad augustissimam aulam sacrae quon-
dam caesareae et regiae Majestatis Ferdinandi III. Roma-
norum imperatoris et regis gloriosissimae reminiscentiae; domini
et genitoris nostri desideratissimi^ caeterosque principes ac
primores christianos certorum peragendorum promovendorum-
que religionis catholicae negotiorum gratia; (quemadmodum et
memorabilis quoque olim Andreas Parchevich tanquam vir
magni nominis ad divum Hungariae regem a serenissimo itidem
Bulgariae rege in magnis; arduis et gravissimis regni negotiis
peculiaris legationis munere functus fuit, prout hoc ipsum pari-
formiter historiae antiquae Hungariae clare testantur atque
confirmant) non absimili modo tu pari passu ablegatum inter-
nuncium agens^ sed etiam postmodum et quidem anno domini
millesimo sexcentesimo quinquagesimo septimo jam praeterito^
die decima mensis Januarii ex benigna jam fatae praedefunctae
sacrae quondam caesareae et regiae Majestatis tibi delegata
commissione in secundaria eaque magni momenti legatione illa,
quam occasione intestinorum pernitiosorumque motuum et
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diBBidiorum seditionumque inter serenissimum regem regnumque
Poloniae ac intempestos et rebelles Cosacos valide fuaesteque
exortorum et eoncitatorum sopiendorum, ac ad eorundem Co-
sacorum Zaporaviensium ducem Chmelniczkium ejusque asseclas
memorata pie defuncta sacra caesarea Majestas mediante te
consulto et maturato instituerat; — (quam quidem legationem
tuam te jam prosequente et in itinere existente nos quoque
ad mentem praedictae quondam caesareae Majestatis post obi-
tum videlicet ejusdem ratificantes^ necessaria pro continuanda
eadem requisita literalia instrumenta de novo renovantes tibi
jam medio in itinere anxie soliciteque haesitanti et constituto
subministrantes te Petrum Parchevich veluti nominatum per
nos quoque legatum nostrum in eadem legatione clementer
confirmavimus); — recte tunc sub pemicioso iüo tumultu Ra-
kocziano; quo partes illae et praesertim regnum et respublica
Polona inexplicabili et intolerabili furore et rabie diversae et
ferae gentis Amulorum, Svevorum, utpote Moldavorum, Cosa-
corum, Tartarorum ac aliorum quaquaversum depraedantium
militum recrudescebant : omnia undiquaque igne ferroque ar-
debant, imo fame et peste totum illud tempus adeo saeviebat,
ut difficillimis etiam (accedente insuper rigidissima frigoris
eotum austeritate) periculosissimisque circumactis itineribus et
dandestinis diverticulis non sine incessabili formidoloso motu
ac terrore sanitatisque tuae evidentissimo incommodo ac vitae
praesentissimo discrimine, nee non ardentis febris assidua et
irremissibili pressura ac divexatione deo tibi bene propitio
feliciter superatis, admodum te nobis probasti et demonstrasti,
quin imo provinciam hanc sive legationem tuam fidei^ indu-
striae ac dexteritati tuae delegatam et concreditam^ hac etiam
crudeli ineffabilique inter ferrum et flammam vicissitudine vigenter
non solum cum nominis tui laude constanter peragere et exequi
adnixus fuisti, verum etiam ea omnia^ sicuti vera ex fidedigna
relatione tua fuere^ abunde et clementer intelleximus, ita quoque
nostra propria experientia sufficienter ac benigna cum satisfac-
tione cognovimus, approbavimus et acceptavimus, neque con-
cepta hac etiamnunc de te spe nostra unquam posthac frustrari
nobis patiemur. Quorum omnium praemissorum per te laudabiliter
et utiliter praestitorum praeclareque factorum tuorum gratia,
cum nostram erga te singularem propensionem et clementiam
praestitaeque fidei et fidelitatis tuae constantiaeque memoriam
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nunquam intermorituro testimonio et monumento cohonestemus
et condecoremus, quo tuo exemplo etiam reliquis fratribus,
cognatis et nepotibus tuis ac etiam regnicolig et subditis nostris
in praefato regno noBtro Bulgariae existentibus et degentibus
yirtutes tuas et similia bene merendi studia amplectendi et
imitandi majus ineitamentum et calcar a nobis addatur; motu
igitur proprio^ animo deliberato ac de caesareae regiaeque
majestatis nostrae plenitudine et gratia special] te Petrum Par-
chevich ac tui gratia Michaelem similiter Parchevich fratrem
ejusque consortem Mariam^ filios Joamiem et Petrum filiamque
Catharinam; item haeredes quondam Pauli fratris ejusdem ger-
mani pariter cum uxore Maria et filiis Deodato seu Bogdano
ac Marco nee non Margaretha et Lucia filiabus, praeterea tertii
itidem quondam fratris germani Antonii filios Eliam, Joseplium
et Marianum matremque ipsorum Annam omnes cognomine
Parcbevicb, item Nicolaum et Petrum Parchevich, aliter Cser-
kiczi, cum uxoribus suis^ filiis et filiabus, nepotibus et nep-
tibus Supers titibus; fratres item consobrinos Stephanum, Marcum,
Michaelem et Antonium germanos cum sororibus et filiis ac
uxoribus; deinde Demetrium cum filiis et filiabus sororibusque
Buperstitibus, omnibus cognomine Knezovics gaudentibus ] demum
Georgium, Gregorium et Stephanum Thomae Gyonovics cum
uxoribus et filiis filiabusque superviventibus; omnes denique
arctissimo consangvinitatis nexu, vinculo seu gradu videlicet
secundo et tertio tibi conjunctos^ uti bene meritas personas et
alias etiam, (uti praemissum est); per condescensionem antiquae
praenotatae familiae tuae ex aequo titulo baronatus gaudentes
ac armis quoque antiquis baronatus per divos quondam Hun-
gariae et Bulgariae reges beatae memoriae dotatos; verum
literis superinde privilegialibus habitis facta jam dudum olim
retroactis annis et temporibus in istud regnum nostrum Bul-
gariae infensissimi Christiani nominis sanguisugae hostis Turcae
immani plane irruptione et exinde subsecuta rerum calamitate
et clade in cineres redactis privates et destitutos: denuo in
coetum et numerum verorum, antiquorum atque indubitatorum
tam praefati regni nostri Hungariae quam Bulgariae caetera-
rumque partium eidem annexarum baronum assumimus, ad-
BcribimuS; evehimus et aggregamus. Quo vero perpetuum an-
tiqui hujus baronatus vestri extet documentum idemque in
oculos clarins incurrat hominum, praescripta caesarea ac regia
ArcluT. Bd. LH. II. Hilfte. 32
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nostra autoritate tibi Petro Parchevich ac tui causa superius
nominatim specificatis fratribus cognatis et nepotibus ipsorum-
que haeredibus et posteritatibus utriugque sexus universis aeterna
Serie tarn masculis quam faeminis ex legitime thoro descenden-
tibus haec antiqua vestra arma seu iusignia imposterum quoque
habenda et ferenda denuo gratiose damus et confirmamuB: Scutum
yidelicet militare erectum coelestini coloris, fundum illius trijugi
viridi coUe interoccupante, cujus ex.eminentiori cacumine seu
vertice alta praeceps viridis cupressus per medium longi scuti
excrevisse eique ab utroque latere singulus argentei coloris
hircus seu caper coronatus, ambo sursum aequaliter erecti,
comibus retropenduiis, oribus patulis ac lingvis rubicundis
erectis; posterioribus pedibus distinctim partibus coUis insi-
stenteS; anterioribus vero itidem dictam cupressum sursum
attingentes ad invicem sibi oppositi cernere visuntur^ medium
vero Ipsius scuti transversum rubra lamina seu via tribus nitidis
stellis condecorante mediumque ipsorum hircorum dividente;
scuto incumbentem galeam militarem craticulatam sive da-
tratam regio diademate, ex eoque fulvum leonem raptui in-
hiantem bifurcata cauda conspicuum et inguinetenus eminentem
proferente ornatam. A summitate vero sive cono galeae laciniis
seu lemnicis, hinc flavis et ceruleis, illinc autem candidis et
rubris in scuti extremitates sese molliter demittentibus scutumve
ipsum decenter exomantibus: quemadmodum haec omnia in
principio seu capite praesentium literarum nostrarum pictoris
edocta manu et artificio propriis et genuinis suis coloribus depicta
et ob oculos intuentium posita esse conspiciuntur. Decementes et
ex certa nostra scientia animoque deliberato concedentes et sta-
tuenteS; ut tuPetre Parchevich ac per te tui jam superius nominati
utriusque sexus cognati et nepotes eadem antiqua vestra arma
seu insignia, ubique in proeliis seriis et ludicris, pugnis^ certa-
minibus, hastiludiis, tomeamentis; duellis, monomachiis aliis-
que Omnibus et singulis ac quibusvis actionibus et exercitiis
militaribus et nobilitaribus nee non sigillis, velis, cortinis,
aulaeis; annulis, vexillis, clypeis^ tentoriis^ domibus ac ^e-
pulchris, generaliter vero in quarumlibet rerum et expeditionum
generibus sub veri^ vetusti ac sinceri baronatus titulo, quo te
praescriptosque tuos cognatos et nepotes ipsorumque posteros
et haeredes utriusque sexus universos jam natos et deinceps
dei beneficio nascituros ab omnibus^ cuiuscunque nationis^ Status^
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dignitatis; conditionis et praeeminentiae homines existant, de
novo insignitoB et omatos dici, nominari haberive et reputari
volumus et mandamus, ferre et gestare illisque in aevum uti,
frui et gaudere ac insuper omnibus et singulis honoribus et
gratiiB; priyilegiis, indultis, libertatibus^ juribus, praerogativis
et immunitatibus, quibus caeteri ex quatuor avis paternis et
maternis nati veri; antiqui et indubitati praememorati regni
nostri Hungariae et Bulgariae partinmque eidem subjectarum
barones armis et insigniis utentes et gaudentes vel de jure vel
antiqua consuetudine usi sunt et gavisi utunturque et gaudent,
ubique locorum et terrarum tarn intra quam extra judicia et
comitia perpetuis semper temporibus frui et gaudere possitis
ac valeatis haeredesque et posteritates vestrae utriusque sexus
universae jam nati et nascituri valeant atque possint; imo assumi-
mus, evehimus denuoque coneedimus et confirmamus praesentium
per vigorem. In cujus rei memoriam firmitatemque perpetuam
praesentes literas nostras privilegiales duplicis et authentici sigilli
nostri munimine roboratas tibi Petro Parchevich ac per te fratri-
bus, cognatis et nepotibus tuis ipsorumque haeredibus et posteri-
tatibus utriusque sexus universis denuo clementer dandas duximus
et concedendas. Datum per manus fidelis nostri nobis sincere di-
lecti reverendissimi in Christo patris domini Georgii Szelepcs^nyi
archiepiscopi ecclesiae metropolitanae Strigoniensis locique et
comitatus ejusdem supremi et perpetui comitis, primatis Hunga-
riaC; legati nati, summi et secretarii, cancellarii ac consiliarii nostri
intimi; in civitate nostra Vienna Austriae die vigesima mensis
Juiii anno domini millesimo sexcentesimo sexagesimo octavo,
regnorum nostrorum Romani undecimo, Hungariae et reliquo-
rum decimo tertio, Bohemiae vero anno duodecimo; reveren-
dissimis ac venerabilibus in Christo patribus dominis praefato
Qeorgio Szelepcsenyi metropolitanae Strigoniensis et altero
Georgio Szecs^nyi Colocensis et Bachiensis, ecclesiarum ca-
nonice unitarum, archiepiscopis ; Thoma Pillffj ab Erdöd
Agriensis, fratre Martine Borkovics electo Zagrabiensis, Georgio
Barsonyi electo Varadiensis, Matheo Szenttam&si electo Tran-
sylvaniensis, I^eopoldo a Collonich electo Nitriensis, antelato
Georgio Szecsenyi administratore Jaurinensis, Stephane Szen-
nyey de Kissenye Veszprimiensis, Francisco Szegedi electo
Vaciensis, Hyacintho Macripodari electo Csanadiensis; episcopatu
Qoinqueecclesiensi vacante, Joanne Szaszy electo Syrmiensis,
32*
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Francisco Gorup electo Novensis, fratre Christophoro Roxas
electo Tininiensis, Joanne Szmolianovich electo Segniensis et
Modrusiensis, fratre Matheo Benlich electo Bosniensis et Georgio
Berdoczy electo Bosoniensis: ecclesiarum episcopis ecclesias
dei feliciter gubemantibus ; item spectabilibus ac magnificis,
officio palatinali dicti regni nostri Hungariae vacante, comite
Francisco de Nädasd judice curiae nostrae regiae; comite Petro
perpetuo a Zrinyo attactorum regnorum nostrorum Dalmatiae,
CroatiaC; Sclavoniae bano^ comite Adamo Forgach de Gymes ta-
vemicorum, comite aeque Adamo de praenominata Zrin agazo-
num, comite Nicoiao F&lSj de praenominata Erdöd cubiculario-
rum, comite itidem Nicoiao Draskovich de Trakostan ianitorum,
comite Georgio lUesh&zy de eadem dapiferorum, comite Chri-
stophoro de Batthy&n pincernarum, comite Paulo Eszterh^zy de
Galantha perpetuo in Frakno curiae^ nostrorum regalium in Hun-
garia magistris ac memorato comite Nicoiao PalfFy de praerepetita
Erdöd comite Posoniense caeterisque quam plurimis praemen-
tionati regni nostri Hungariae comitatus tenentibus et honores. —
Leopoldus. — Georgius Szelepcsinyi archiepiscopus Strigo-
niensis. Stephanus Orban.
Quod praesens par ex certa iam perprius de anno vide-
licet millesimo sexcentesimo nonagesimo sexto, die vero
11. Februarii proxime transacto praeterito per me cum suo
vero ac genuine originali diligenter collata; comportata et
vidimata copia descriptum cum eodem pari cum diligentia iden-
tidem collatum et comportatum eidem, adeoque etiam praefato
originali suo per omnia conforme sit^ praesentibus fidem facio
sigilloque et syngrapha meis propriis testor infrascriptus. Viennae
die 23. mensis Maii 1697. Joannes Tamoczy sac. caes. regiae-
que Majestatis Cancellariae Aulico-Hungaricae jur. notarius.
Anno 1699 die 11. mensis Maji sub generali congrega-
tione simul et sedria incl. comitatuum Pest, Pilis et Sold uni-
torum in libera ac regia civitate Pestiensi celebrata praesen-
tium transumptorum suae Majestatis sacratissimae privilegiorum
originalia cum decreto renovatorio sunt per infrascriptum
suprafatorum comitatuum juratum notarium solenniter nomine
contradicente pubb'cata. Stephanus Sultan.
Anno 1699 die 16. mensis Octobris sub generali congre-
gatione incl. comitatus Bacsiensis in oppido archiepiscopali
Baja celebrata praesentium transsumptorum suae Majestatis
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sacratissimae privilegiorum originalia una cum renovatorio ac
restauratorio ejusdem altefatae suae Majestatis sacratissimae
mandato sunt per infrascriptum suprafati comitatus Bacsiensis
jur. notarium (salro tarnen jure domini terrestris et proprie-
tarii eatenus permanente) solenniter nemine contradicente publi-
cata et divulgata. Emericus Osztrozachkj^.
Juxta praesentes binas benignas super nobilitate et baro-
natu privilegiales Leopoldinas resoluta est per modernam sacr.
caesaream regiamque Majestatem Carolum VI Romanorum im-
peratorem ac Germaniae, Hispaniarum, Hungariae Bohemiae-*
que regem, dominum, dominum clementissimum, confirmatio et
extensio baronatus pro spectabili ac magnifico domino Georgio
Peacsevics caeterisque lineae ejusdem et Knezovichianae con-
descendentibus, benignumque eatenus diploma per manus meas
expeditum, quod testatur praesens sjngrapha et sigillum mea.
Posonii die 30. Septembris 1712. Joannes Timon a Schmerhoff
regiae camerae Hungaricae registrator, venerabilis capituli Po-
soniensis notarius et archiepiscopatus Strigoniensis expeditor.
Rubrum. Diplomatum super nobilitate et respective baro-
natu familiarum Parcsevics, Cserkiczy, Putin, Knezevics, Thomae-
Gyonovics ac Pejacsevics * Annis 1657, 1668, 1712 expeditorum
paria.
Das mit den beiden vorstehenden Diplomen unter demselben Rubrum im
k. Ungar. Landesarcbiv zu Ofen ad ann. 1777, Nr. 6676, aufbewahrte Frei-
hermbestfttigungsdiplom für Georg Freiherm von Pejacsevich, seine Ge-
schwister und deren Nachkommen, ddo. 10. Juli 1712, wurde hier nicht
aufgenommen, da es für die Schilderung des Lebensganges des Erzbischofs
Parchevich nicht weiter in Betracht kommt. Beglaubigte Abschriften
dieser drei Diplome befinden sich auch im Archiv des k. ungar. Ministe-
riums am a. h. Hof lager zu Wien unter den zu den k. Büchern ge-
hörigen Acten.
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ni.
Mittheilung des Seoretariates der heiligen Congregation de
Propaganda flde in Born an die hohe Nuntiatur in Wien, als
Erwiderung auf ein 1876 gestelltes Ansuchen um Auskunft
über den Erzbisohof Peter Parohevioh.
SuU' arcivescovo di Martianopoli monsignor Pietro Parchevich,
vicario apostolico della Moldavia.
Sulla vita del detto prelato prima che divenisse arcive-
scovo di Martianopoli si hanno le seguenti notizie da una sua
lettera del 9 genaio 1674 diretta alla S. C. di Progaganda.
(Hier folgt ein Theil des Briefes des Peter Parchevich an den apo-
stolischen Nuntius in Wien, Monsignor Alberici, Erzbischof von Neo-Caesarea
vom 29. September 1673 — vermuthlich durch diesen später der heiligen
Congregation eingesendet — s. unten Beil. LXXXIV.)
Nel 1654 si ricevettero in Roma lottere del principe e
de' fedeli della Moldavia^ che domandavano per amministratore
apostolico il Parcevich, poich^ monsignor Kurchi, vescovo di
Bakovia ed ordinario di quel principato non vi risiedeva mai.
Si cercö che monsignor Kurchi nominasse suo vicario generale
il Parchevich ma non vi si riesci. Invece nella congregatione
generale di Propaganda tenuta il 3 febraio 1656 innanzi al
S. Padre questo jdesignavit Petrum Parchevich sacerdotem Bul-
garum, virum de religione catholica bene meritum, jam S. Con-
gregationis alumnum, s. theologie et sac. canon. doctorem ad
ecclesiam metropolitanam Marcianopolitanam^
Non era perö quelle che piü di tutto desiderava il Par-
chevich; egli voleva essere vicario apostolico o almeno ammini-
stratore della Moldavia; quindi non si curö di Marcianopoli
e pare non vi risiedesse mai o quasi mai con dispiacere della
s. Congregazione. Questa finalmente secondando le molte di lui
premure lo deputö il 7 maggio 1668 vicario apostolico di
Moldavia. Circa 6 anni amministrö egli quel vicariato. Nel
maggio 1674 venne in Roma ed ivi mori il 23 luglio dello
stesso anno in gran povertk essendosi dovuto supplire alle spese
pe' funerali.
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IV.
Schreiben des Gouverneurs von Bulgarien, Frans Markanicli,
an die Bepublik Venedig, Tergovist, 18. December 1649.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig.
A.
Serenissima ac gloriosissima orbis regina!
Debai egomet cum reverendo Petro Parcevich, Bulgaro,
nostro consanguineo ad clementissimoB Serenissimi senatus pedes
celeri passu advolare, rem nostram propopere et statum horum
regnorum clare declarare^ cum bene loca et tempora^ vires et
Turcicum animum vel potius confusionem optime noverim. Quia
vero tum in bis terris officialis^ qui debet semper praesens esse
et causas solvere, Turcas quoque recipere, neve suspicio aliqua
per meam absentiam in populo oriretur, discedere minime
possam; tarnen loco mei praefatum reverendum Petrum in ne-
gotio expertam^ quod alias promoverat, ad serenissimam rem-
publicam et alios catholicos principes communi sensu una etiam
cum quodam Valachiae principe expedimus; ut sciat poten-
tissima respublica nostros animos esse paratos, Turcicas vires
dissolatas; dictum principem semper cum selecto exercitu ad-
Stare; tantum vestra optatur subsidii gratia^ quibus deus tantam
contra tirannum dedit potentiam; vestrum imploratur auxilium,
quibus deus concessit tam altam deprimere lunam; vestra tandem
exspectatur fortuna, quibus deus permisit tot annoriHn inimicam
religioni fortunam tandem superare. Supplices ergo ac demissi
rogamns, ne orientem deserat senatus potentissimuS; qui quasi
in manibus vestris existit, sed solita pietate ac religionis zelo
et reipublicae tantae immortali Corona eum sublevet et populum
a servitutis iago liberet. His omnia fausta serenissimo senatui
ac gloriosissimo a supremo numine supplex rogo. Datis Tergo-
yistü in Moldavia 18. Decembris 1649.
Serenitatum vestrarum
obsequentissimus et humillimus servus
Franciscus Markanych gubernator.
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Sollreiben des Erzbischofs von Sardioa, Petet Deodat« an die
Bepublik Venedig, Tergoyist, 18. Deoember 1649.
Aus dem k. Staatsarchiy in Venedig.
B.
Excellentissimi senatores, tantae reipablicae purpurati patres!
Orientis regna, ut antiquam avitae libertatis suae possent
lucentem mirari lucem, post divinam defluentibug lacrimis^
pronis capitibus^ humili subjectione et assidua oratione petitam
comiserationis super populum suum pietatem^ ad reges catho-
licos et mundi huius potentes aliquoties se prostrarunt subjee-
tionem promittendo, dummodo moverentur a tanta tirannide
eas liberare et antiquae vindicare ditioni; grave illis temporibus
fuit negotium et gravier assumptuS; tarnen complacita benignitate
et iuxta petentium desideria congruo favore fuerunt proseeuta^
et finem piae petitiones illae non sunt consecutae sunm^ tum
ob domesticas augustissimi imperatoris seditiones cum Suevis
ceterisque .ecclesiae dei infestissimis hostibus, tum etiam propter
Turcicam potentiam tunc temporis regnis minitantem. Ante
duos vero annos invictissimo existente in regne Wladislao IV
Polonorum, gloriosissimo rege iterum a nostris una cum magno
Mathia Valachiae principe res supplicibus postulationibus fuit
apud eundem renovata et efficacissimis rationibus intentata, cum
et ille invictus rex magni timoris Maumethanis fuisset et ipsemet
Turca in bis regnis propter bella et victorias contra eum a serenis-
sima et gloriosissima republica Veneta obtentas penitus defuisset;
quibus habitis rationibus exultavit gigas ille et tamquam leo prosi-
liit e sede sua ad praedam apprehendendam, quae sibi tam fauste
objiciebatur et superanda exponebatur. Apprehendit itaque ille
rem promovendam ac prosequendam, omnia disposuerat, omnia
paraverat, omnia ad actum redegerat, tantum deerat, ut cum
hoste in bestem irrueret, orientem occuparet et immortalem sui
capitis coronam dupplicaret: fuit tamen ille rex fortissimus ad
Buperna regna a potenti manu revocatus, nos vero in eodem
statu remansimus. Elapsis tandem duobus annis populus illo
priori actu excitatus tentat a sevi Turca se liberare, conside-
rando illorum animum devictum, Christianorum vero ardentem
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et hilarem spiritnm. Ob quam eausam iterum unanimi densu
ad sereDiBsimum saccessorem suum Casimirum IV eundem re-
verendum Petnim Parcevich, sacerdotem Bulgarum, qui cum
potentissimo Wladislao rem optime tractaverat, cum litteris ex-
pedimuS; ut si voluerit aliquid attentare, nunc est tempuS; nunc
dies redemptionis. Ad augustissimum etiam imperatorem Ferdi-
nandum m, ut saltem Budensem vesirium reprimat et coereeat;
et ad serenissimam et potentissimam rempublicam Venetam
eundem direximus, ut saltem bellum prosequatur. Vires enim
Turcicae sunt in bis partibus exhaustaC; ipsi sunt inter se con-
fusi; nullus ordo et magnus timor. Credimus tamen et certo
tenemus, quod haec gloria orientem recuperandi gloriosissimae
reipublicae Venetae a supremo rerum ordinumque dispositore
sit reservata. Supplices ergo supplicamus, velit senatus poten-
tissimus pia exaudire nostra vota ac preces et nos aliquando
liberos a tanto iugo ecclesiae dei reddere ac mundo. Quibus
felicissimum successum ac contra magnum hostem gloriosissi-
mum triumphum serenissimo senatui cordicitus e superis appre-
camur. Vale.
Data Tergovistii 18. Decembris anno domini 1649.
Serenissimae et potentissimae reipublicae Venetae studio-
sissimus et addictissimus servus Fr. Petrus Deodatus archiepi-
scopus Sardicensis in Bulgaria. ^
VI.
Schreiben der bulgarischen Notabein an die Republik
Venedig, Tergovist, 18. December 1649,
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
D.
Serenissima e gloriosissima republica!
Noi popoli deir Oriente e maxime del giä fecondo regno
di Bulgaria con le barbe bianche, con il capo canuto^ con i\
dorso dalla tirannia incurvato, con H occhi incavati, con le
^ Von diesem und dem vorhergehenden Schreiben sind im k. Staatsarchiv in
Venedig (Collegio, Esposizioni Principi, filaa 61) auch italienische Ueber-
setzungen vorhanden.
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forze debili, dopo di haver amorosa quadam ac dolenti snspi-
rionim ac vocum emissione il divino richiesto aiuto, suppliche-
voli anche siamo ricorsi alli potentati del mondo, volessero
compassiva eorum ei^a nos moversi temeritudiae et tantam
ex Oriente propulsare tirannidem; si moverano quelli boni
preneipi alle preghiere profonde et eseguito haverebbono ogni
volta che il nemico vicino non havesse impedito V intento. Ma
doi anni sono o pocho piü^ sentendo le ragioni efficacissime
Wladislao immortal di memoria rfe di Pollonia, vedendo la
Turchia senza hominis considerando il desiderio delli Christiani
et TunioDe del prencipe di Vallachia Matthia, clie al servitio
suo ne teniva un compito esercito, e dalP altra parte ricevendo
certissimi avvisi, come la gloriosissima republica di Venetia
tanto per mare quanto per terra distruggeva e le navi e Y eser-
cito de' Turchi e metteva terrore alla casa Otthomana et ani-
chilava la stirpe et il dominio Maumethano; con tutto il petto
et affetto apprese sopra di s^ il negotio di voler assalir per
il Danubio il Turco e totalmente scacciarlo dalV Oriente ; e V ha-
verebbe fatto a sfe, se Iddio benedetto non Thavesse richia-
mato ad altri regni. Di nuovo il popolo soUecito a liberarsi
manda Tistesso internuntio Don Pietro Parcevich Bulgaro al
successore serenissimo re CasimirO; all augustissimo imperatore
et alla serenissima e gloriosissima republica di Venetia, vogli il
felicissimo suo successo proseguire et il leone di Bulgaria
adormito eccitare, respirat enim adhuc quamvis totaliter non
spiret. Preghiamo clementissima republica muovasi a compas-
sione del nostro regno facile a liberarlo e restituirlo alla pri-
stina libertk.
Con che preghiamo Iddio benedetto, conceda alla poten-
tissima republica potentia desiderata contra il potente tiranno
Turco.
Di Borgoviste * in Moldavia li 1 8 decembre 1649.
Alla serenissima e gloriosissima republica humilissimi
e devotissimi signori populi di Bolgaria.
* * sie! vielleicht Tergoviste.
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vn.
Schreiben des polnischen Gesandten in Wien, Gioy. Batt.
Visconti, an den Dogen yon Venedig, Wien, 21. Juni 1660.
Aas dem k. Staatsarchiv in Venedig.
c.
Serenissimo signore^ signor clementisBimo !
Desiderando in estremo di dimostrar con vivi effetti gli
hamilissiini ossequii, che professo alla Serenitä vostra et k co-
testa serenissima republica; molto volontieri abbraccio ogni
occasione, che mi si presenta; essendo perö la materia ch'hora
si tratta una delle maggiori^ quindi ^ che con ogni pienezza
di riverentissimo e constantissimo affetto procuro di far palese
questa mia continuata dispositione.
L' essibitione di questa mia humilissima ne renderk testi-
monianza alla Serenitk vostra e perö con ogni maggior instanza
la supplico restar servita honorarmi de suoi continui e clemen-
tissiroi commandi rendendola certa, che secondo la tenuitk delle
mie deboli forze e come ho fatto sino al presente, doq trala-
Bciarö diligenza imaginabile appresso la Maestk del r^ di Po-
lonia mio signore et appresso gli altri senatori e primati, con
li quali tengo alcun merito di servitü per avanzare e promuo-
vere questa santissima impresa; dispiacendomi in estremo, che
le mie operationi siauo di poca vaglia e minor frutto, con tutto
ciö voglio sperare che dalla Serenitk vostra e da cotesta sere-
nissima republica sark clementissimamente aggradita questa
mia riverentissima e pronta dispositione.
Prego fra tanto Dio nostro signore, che per sua divina
misericordia concedi a cotesta serenissima republica il dovuto
trionfo d' una giustissima causa; e senza piü alla Serenitk
vostra profondissimamente m* inchino.
Vienna, li 21 giugno 1650.
Di vostra Serenitk
Alla quäle con ogni riverenza soggiongo, che stante la
prontissima dispositione del serenissimo rh mio signore acca-
lorata dal consenso delli sei, che dalF esibitore di questa mia
humilissima saranno nominati, si puö sperare al sicuro feli-
cissimo successO; essendo che li sudetti tiraranno seco il resto
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della republica in virtü della grande auttoritk e credito, che
tengono in essa.
Humilissimo et ossequentissimo servitore
Giovanni Battista Visconte.
vm.
Schreiben des venesianisohen Gesandten in Wien, Nicolö
Sagredo, an den Dogen, Wien, 21. Juni 1660.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
E.
Serenissimo prencipe!
Accompagno ä vostra Serenitk con le presenti Don Pietro
Parceviz sacerdote Bulgare segretario deirarcivescovo di Sophia,
che se ne viene ai piedi della Serenitä vostra in conformitk
di quelle ho gik in altre rappresentato. Gratie.
Vienna 21 giugno 1650.
Nicolö Sagredo cavaliere ambasciatore.
IX.
Aofiseiohnung des Secretftrs des Collegio in Venedig, G. Bon.
Au« dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650 a 6 luglio. Venuto alle porte dell' eccelentissimo
Collegio Don Pietro Parcevieh sacerdote Bulgare diede alcune
lettere ricevute da me segretario d' ordine delli .eccellentissimi
signori Savii e furono portate subito all' eccellentissimo con-
siglio di Dieci per esser aperte, come successe, e son le se-
guenti (vedi lettere A. B. C. D. E). Dimandatogli poi da me
pur d' ordine degP eccellentissimi signori Savii, se desiderava
udienza, disse che non havendo alcuna pratica n^ della cittk
nfe de gV usi del govemo si rimetteva a ciö, che gli fosse com-
mandato. Soggionse poi che si trovava sopra un' hosteria k
Rialto, dove si tratteneva con qualche osservatione et incom-
modo, che lo necessitava k raccommandarsi humilmente alla
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495
caritä publica per qualche piü proprio ricovero, accennando
trovarsi in qualche bisogno; il che rifferito da me agP eccel-
lentissimi signori Savii mi fu commesso dirgli, che si lasciasse
vedere la mattina seguente.
X.
Bede Peter Farchevichs im venesianiBchen Collegio.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig.
A di 7 detto. (7. Juli 1650.)
Venuto neir eccellentissimo CoU^o il medesimo Don
Pietro Parcevich parlö in conformitä della scrittura che lasciö;
fu letta et ^ la seguente.
Serenissimo principe!
Tre anni sono come fui spedito dalli primi capi dell' Oriente
assieme dal prencipe di Valacchia Mattia alla sacra Maestä di
Polonia Vladislao quarto, volesse sua Serenitä moversi alla
pietk verso V Oriente porgendo V aiuto suo per liberario dalla
tirannia del Gran Ottomano^ essendo tempo habilissimo e tempi
propitii. Apprese il negozio quella Maestk con tutto il petto
e r averebbe messo in effetto ogni volta che non fosse ricchia-
mato air eterno regno; passati doi anni.
n popolo eccitato et animato per liberarsi di nuovO; mi
spedimo con il consenso del sopradetto principe a vedere, se
il successore di Polonia volesse abbracciar lo stesso negozio.
Onde arrivato io da lui hebbe sua Maestä piacere grande, ma
acci6 potesse con il fondamento proseguire Tintento, mi spedi
con le lottere sue alla sacra Maestk imperatore de* Romani et
all' eccelentissimo ambasciatore della serenissima republica di
Venezia; quali udendo le ragioni giudicarono, che dovessi ve-
nire dalla vostra Serenitk e presentarle le lettere di quei po-
poli d' Oriente; perch^ vedendo li sudetti principi la pia inten-
tione della vostra Serenitk si reggeranno con essa come capo
di nn tal negozio. Adesso serenissimo principe V universo
Oriente la liberatione sua certissima V aspetta dalla sua Sere-
nitk e dal serenissimo suo senato per mezzo delli altri pren-
cipi; onde essendo io arrivato da tanto lontani paesi alli
pietosissimi piedi di vostra Serenitk spero di ottenere quella
desiderata gratia, quäle si ricchiede dalF Oriente e mi sommetto
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4de
in tutto e per tutto alli grati commandi di vostra Serenitk;
altre cose con commoditk le potrö stendere con maggior chia-
rezza pii fusamente ovvero abocca esplicarle, mentre mi sarä
commandato.
XI.
Antwort des Dogen an Feter Parchevich, Venedig, 7. Juli 1660.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
Rispose il serenissimo principe:
Conpatimo vivamente lo stato di quei signori per quelle
che eine havete rappresentato; gradimo T affetto loro, lodiamo
i buoni pensieri^ che tengono, e bramiamo di vederli prospe-
rati e contenti. Per il di piü questi signori haveranno conside-
razione alF esposto da voi e vi faranno poi intendere quelle
che occorrerä. A che s* inchinö egli e con le solite rive-
renze parti.
Bon segretario.
XII.
Denksehrift des Peter Parchevich an das hohe Collegium in
Venedig.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig.
MDCL. a IX luglio.
Portata alle porte dell* eccelentissimo Collegio da Don
Pietro Parcevich e ricevuta d' ordine degF eccelentissimi signori
Savii breve informatione da rappresentarsi al serenissimo pren-
cipe di Venetia et al celsissimo e gloriosissimo senato di quella
delli movimenti e torbolenze fatte nelP Oriente per acquistar
la libertk anticha non solo li anni passati, ma anche in questi
propitii e favorevoli tempi:
Venti anni sono, regnando Y augustissimo Ferdinando II
imperatore de' Romani et invittissimo Sigismondo III r^ di
Polonia, Y universo Oriente e massime il gran regne di Bal-
garia, vedendosi gravemente aggravato dal insoportabile giogo
del Turco, si risolse di spedire doi personi eletti a quelle sacre
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497
Maestk per chieder supplichevoli il favore e Taiuto, volessero
le compassionevoli lacrime e pianti loro pietosi esaudire et
benigiio favore iustis desideriis succurrere. Mosserosi quelle
Bacre Maesta a tanta compassione di quei catholici e promisero
la lor gratia alle pietose richieste; e per maggiormente con-
fermare il popolo, acci6 non desperasse, ma certamente sperasse^
Timperatore de' Romani tra Taltre cose ne mandö quindici
bellicose insegne di color celestinO; quali al giorno d'hoggi
secretamente si conservano nella nostra patria. Mentre ci6 si
trattava per liberar T Oriente dal paganesimo, inimicus homo
malum semen semiDavit per mezzo del vh di Suetia, che si
messe contro sacra Maestk imperiale, quäle per conservar il
proprio di Qermania fu necessitato a tralasciare quello d' Oriente
e cosi il trattato non sorti fine veruno et il popolo restö sotto
Tistessa tirannide del Qran-Turco per aliquanti anni.
Nei tempi poi d' adesso, serenissimo principe e poi eccelen-
tissimi e gloriosissimi senatori, hebbe principio il movimento
nel Oriente non per altro motivo et efficace ragione, se non
da questa, che vedendo il popolo mancare il potere del Gran
Turco e distraersi le forze sue estenuate dalla serenissima re-
publica di Venetia per la incominciata guerra^ prese V ardire
di farsi innanzi e di ribellarsi da quella gran bestia; ma per
poter ciö piü sicuramente effettuare volle prima prudentemente
avisame il gran satrapa Matthia Prencipe di Vallachia con
la Bulgaria confinante separando li termini il gran DanubiO;
fiume nominatissimo del mondo, chiamandolo in aiuto, come
primo capo, con animo di volerlo eleggere per il prencipe
der Oriente, se V intentione loro sortito havesse Y effetto bra-
mato; mettendoli dinanzi molte conditioni e massime quella^
che venendo con Y esercito non havesse a distruggere i lochi
principali di Bulgaria, e Taltra che dovesse honorare quelli
che erano causa di questo motivo. Considerati li punti dal buon
prencipe, quäle bench^ si trovasse habile a sodisfare e cor-
rispondere alle richieste del popolo, sapendo anche lui il man-
camento del Turco e desideroso di liberarsi con questa occa-
sione dal tributo grave che suol dare a lui ogni anno; risolse
finalmente esser meglio darne parte del tutto al serenissimo
colende memorie Wladislao IV, rh di Polonia, quäle verftmente
atterrito havea il Gran-Turco con la sua fortuna et animo belli-
cose. Altra raggione allegava il gran Matthia assai lodevolc;
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498
che uBcendo lai con V esercito dal suo stato per impadronirsi
di quello del Turco, andarebbe a risico di perder il 8uo e non
acquistar altro^ havendo un gran nemico dietro le spalle: Ba-
silio prencipe di Moldavia; giudicö anche bene dame parte con
le lettere credentiali tanto del popolo quanto con le sue alla
serenissima republica di Venetia, di quanto ne passasse in quelle
bände, con mandame anche li internuntii a quelli prencipi per
poter meglio esprimer le volontä efficaci di quella gente.
Elessero dunque me indegno sacerdote con un altro Padre
Francescano alla Turchesca amendoi vestiti e con le lettere e
con le informationi a quella volta ci spedirono: post multa in
itinere pericula arrivati in Polonia da quel invittissimo r^
presentate le lettere, esposte le raggioni, sciolti li dubii; lacrime,
pianti, volontk e desiderio delli popoli dichiarato; il stato, le
forze, il timore del Turco chiaramente dimostrato, s* animö
queir animoso petto et sine ulla mora apprese il negotio per
prosequirlo con tutte le forze et animo, comunicando prima il
secreto ad alcuni pochi et principali suoi adherenti. Scrisse al
generalissimo del regno, che mettesse in ordine V esercito;
scrisse al gran Matthia facendolo generalissimo di tutto T Oriente
con dire, che lui con un altro esercito haverebbe sequitato
per dar il soccorso; e rimandö noi indietro a dar nuova alFaspet-
tativa del popolo senza lasciarci proseguire il viaggio di Venetia
dalla serenissima republica, allegando molte raggioni. Ci diede
il suo ritratto a guisa di un soldato dicendo: ^habeatis me
fictum et pictum quoadusque venero vivus et verus^j ci diede
un stendardo rosso grande di velluto con la croce dall' una
e dair altra parte con V inscrittione : ,vindica gloriam tuam^;
ci diede un anello come sposo per sposar Y Oriente, ci diede
una pianetta per dar principio alla Christiana liberta. NelF ul-
tima udienza, dove era la serenissima regina sposa sua, sentimo
dire dalla medesima a quel rh in questa forma : ,Sacra Maesta,
animoso prosequite pure V incominciate imprese; che quando
mancark il danaro, io mi levarö dalli orecchi questi orecchini
e dalle mani queste maniglie pure che il negotio vadi in-
nanzi^; il che ma^iormente infiamö il r^ magnanimo et altri
astanti senatori, e credo che hoggidi lei maggiormente pro-
mova delli altri.
Venuti noi dal gran Matthia con le lettere di sua Maestä
e sopradette cose, ringioveni quel venerabil vecchio di grand'
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499
allegrezza; ci spedl subito in Bulgaria per darne parte del
tutto alli capi della fatione; quali ricevendoci allegri, ci dimo-
strorno la facilitä per ottenere Y Oriente e ci fecero vedere
alcuni lochi deserti et esausti del Turco, dove prima vi era
copia grande di essi.
Oltre questo li catholici e li scismatici nel predetto trat-
tato sono unitissimi; li nostri tutti sono assai animati depo-
DCDdo antico timore^ li Turchi disanimati deponendo Tanticha
audacia et aroganza. Parimente non sono in quella copia di
prima; li nostri sempre si multiplicano; V istessi Turchi, cosa
difficile a credere, presentendo la venuta del serenissimo rh di
Polonia sbigottiti dicevano me presente: ,Se veniranno li Po-
lacchi, noi ci faremo catholici, essende che li nostri antenati
sono usciti da quelli^; e di vero euere impauriti T istessi pu-
blice affermavano, che il fine del loro imperio giä terminava;
il che faceva tanto piü inanimare il volgo. Tutte queste cose
hebbero fine con la morte del gloriosissimo Wladislao rh di
Polonia.
Doi anni depo la sua morte in un gran silentio il disegno
fa ritenuto: nuUadimeno il popolo dal primo motivo eccitato,
impatiente del grave giogo Y attentata intentione della propria
libertk precipitoso attentava e senza pausa alcuna alli Turchi
oelle piazze rispondeva, quali aliquante d' ardire ripreso have-
Tano sentendo la morte di sopranominato r^. II monsignor
arcivescovo Fra Pietro Deodato, Corona di quelle patrie, prüden-
tissimo pastore, andava al meglio che potesse sedando il tu-
inulto della plcbe, allegando molte ragioni e particolarmente
diceva: ^Lasciate che vediamo Y esito in Polonia e da quelle
ci reggeremmo al meglio che sark per noi^; ma quei tutta via
ardenti spingevano, che si facesse la ribellione; e si haverebbe
fatta ogni volta, se il predetto arcivescovo non fosse venuto
in persona con alcuni principali in Targoviäte dal gran Matthia
nairandoli il pericolo di quel regno. Subito quel buon principe
Bpedi per me indegno sacerdote in Moldavia, dove io dimorava
sei giomate lontano, et al mio arrivo dissemi compassionevoli
parole della tirannia del Turco, con la quäle opprimeva li ca-
tholici, e con pietosi ragioni persuasemi, che dovessi andare
dal successore nel regno, Casimire fratello del r^ giä memorato,
dalla Sacra Maestk cesarea e daUa serenissima republica di
Venetia, accompagnandomi con le lottere. Presi il longo viaggio
ArelüT. Bd. LTX. D. H&lfl«. 33
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500
et arriTato poet multas tribnlationes a Varsavia, mi presentai
al gran-cancelliere Ossolinski; quäle vedendomi andö imme-
diäte a dame parte alla Bua Maestä, che si trovava sei leghe
fdori di Varsavia et informarlo de' passati trattamenti. Venne
alla cittk sua Maestä e raccolse li primi senatori del regno,
all! quali comanicö il negotio; et il giomo seguente hebbi
udienza in presenza di quelli^ li quali si esibirno d' esser fedeli
alla sua Maest^ usque ad mortem etiam cum sanguinis effusione,
essende che suä Maestä apprese il negotio per proseguirlo
e non esser inferiore alla pia intentione del suo fratello, pre-
decessore nel regno.
Li adherenti alla sacra Maestä di Polonia nel trattamento
deir Oriente sono questi : Primo il vescovo Culmense vicecan-
celliere e senatore assai potente nella fattione. II secondo 6
primo senatore a man manca il generalissimo della Corona del
regno Nicolö Potozki ^quasi alter rex*; il terzo k il gran-can-
celliere del regno Ossolinski prencipe e duca — e lui regge
il regno — ; il quarto k il gran-tesoriere e senatore; il quinto
^ il gran-maresciallo e senatore; il sesto i il gran-copiere del
regno; il settimo h il gran-reggente della cancellaria; V ottavo
h il secretario del ri, abbate Viezki; il nono h il prencipe
Visgnevezki, palatino di Russia, senatore; et il decimo il se-
creto secretario di sua Maestä. Questi tutti furono, mentre
hebbi V audienza nel senato^ assai affettionati e desiderosi di
prosequire la volontä regia. Sua sacra Maestä con detti eccel-
lentissimi senatori giudicamo di mandarmi a Vienna dair au-
gustissimo imperatore et eccelentissimo ambasciatore di Venetia
a presentarli le lottere e raccontarli a bocca il negotio e tratta-
mento; dove havuta Y udienza mi rispose sua cesarea Maestä
haver compassione grande a quel popolo; e che Iddio bene-
detto darebbe qualche modo per liberarlo, ma che non era
dovere, lui incominciasse la guerra con il Turco havendo la
pace con lui, ma che starebbe aspettando a vedere la volontä
delli altri prencipi e massime della serenissima republica di
Venetia, come piü potente in questa fatione; e che non solo
incominciasse, ma che proseguisse e non solo proseguisse, ma
insino al gloriose fino durasse; et allora sua Maestä cesarea
non haverebbe mancato d'impiegarsi in tal negotio per libe-
ratione d* Oriente e propagatione della fede catholica. Anzi
soggionse: ,Non per altro habbiamo concesso alli Svezesi
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501
V Alemagna^ se non che riposassero li regni e ripigliassero
alquanto di forze e che il Gran-Turco da questa pace fatta
considerarebbe alli suoi casi; in oltre doi reggimenti ne man-
dava verso Hungaria. II che tutto era ,ad terrorem Turcicum';
coDcluse finalmente sua Maestä cesarea con Y eccelentissimo
ambasciatore di Venetia e quello di Spagna^ il quäle grande-
mente attende alla promotione della cosa appresso V imperatore
et il suo serenissimo r^^ al quäle ne ha data parte minutissima
alla Corona della serenissima republica di Venetia, che io do-
vessi venire a Venetia, presentar le lettere dei popoli et esprimer
a voce, quanto mi sarebbe commandato dalla serenissima re-
publica. II che per gratia della vostra Serenitk et eccelentis-
simi senatori ne ho fatto, benchä brevemente; nientedimeno
dalla brevitä ne haverä raccolta sua Serenitä con il suo dotis-
simo Senate la sostanza del trattamento.
Onde io indegno sacerdote non solo dalli capi orientali,
ma da molti altri prencipi e monarche del mondo, come chia-
ramente si manifesta per le lettere credentionali, mandato alli
clementissimi piedi di vostra Serenitä, e di questo nobilissimo
senato, humile supplico, vogli vostra Serenitk con li suoi ad-
herenti senatori rauoversi in questi propitii e favorevoli tempi
alla pietä per la liberatione delF Oriente e propagatione della
fede catholica, la quäle di certo nelle mani vostre consiste;
e questo degno trionfo e gloriosa vittoria di abbassare la su-
blime luna non h concesso ad altro preocipe del mondo se non a
vostra Serenitä et a vostro gloriosissimo senato della serenissima
republica di Venetia, compendio, vergine e miracolo del mondo.
Ho havuto un ordine non solo dalli senatori di Polonia,
ma anche da quelli di Vienna a dirne alla serenissima repu-
blica, che se haveva intentione di spedire un ambasciatore alla
Sacra Maestä di Polonia, fosse tal ambasciatore persona d' auto-
ritär cio^ con tutte le conditioni e requisiti per potere con-
chiudere il trattamento e non slongarlo piü.
E non creda la serenissima republica, che il Gran-Turco
fosse in quel potere, che da molti si crede; lui desidera piü
la pace, che un lepre perseguitato dalli levrieri, vedendo li
gran motivi nel proprio iraperio e perdita delle genti tanto
per terra quanto per il mare da sei anni in qua.
Creda vostra Serenitä che doppo che ha oecupato il Gran-
Turco r Oriente, mai fe stato il tempo cosl habile per liberarlo,
33*
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502
quanto adessO; e li catholici mai hanno havuto un certo ardire
per istinto naturale^ come adesso.
Restarö con questo supplicando la vostra Serenitk e questi
eccelentiBsimi senatori^ che ogni volta si muovessero alla pietä
verso quelli paesi et acconsentissero alle buone intentioni delli
altri prencipi, concedermi licentia di arrivare ancorchi con le
poste a Roma per darne buona parte ad uno, che mi aspetta
a questo effetto, e spedirlo subito per via di Ragusa alla volta
di Bulgaria, a quei signori e capi d* Oriente, et io ritornarmene
di quk e passar per la Germania dair imperatore e poi tirar
verso il serenissimo rh di Polonia, quäle ansioso mi stark aspet-
tando.
Prego per 1' ultimo vostra Serenitk e questi nobilissimi
padroni per la secretezza del negotio ; perchfe presentendo qualche
cosa la gran bestia de* Turchi non solo il mio vil capo si per-
derebbe, ma quelle piü importa, molte teste de' prencipi e pre-
lati deir Oriente; e qui humilissimo et obbedientissimo mi sotto-
metto alli cenni gratissimi di vostra Serenitk e d' altri porporati
senatori, alli quali gloriosa felicitk et immortal gloria suppli-
chevole dal cielo ne dimando.
xm.
Antwortaohreiben der Bepublik an den Gouverneur
Markanioh.
Aus dem k. Staatsarchir in Venedig.
1650 a 12 luglio in pregadi.
AI govematore di Bulgaria.
H reverendo Don Pietro Parcevich nel renderci le lottere
di vostra Signoria ci ha pienamente esposto lo stato miserabile
di cotesti popoli Christiani. H nostro compatimento non ^ punto
inferiore al desiderio; che havemo di vederli rimessi neUa
pristina libertk, e come sopra ciö applaudimo ai loro generosi
pensieri. Cosi per facilitame Y adempimento saremo pronti
a tener le armi Turchesche occupate e divertite nella guerra,
che ingiustissima ci han promossa; e di piü passerem o gli
ufficii propri con gli altri prencipi ancora perchfe a pro della
causa commune assistano con vigore a cosi degna intrapresa;
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603
a coi pure ci assicuriamo, che V. S. con la sua virtü e col
suo zelo conserverä ben disposti e animati quei popoli, mentre
noi aaguriamo loro i piü felici successi e a lei le piü vere
prosperitk.
— 121 Bon segretario.
— 0
— 7
(Senato Corti, Delib. filza 42.)
XIV.
Antwortschreiben der Bepublik an den Erzbischof yon Sophia.
Ans dem k. Staatsarchiy in Venedig.
1650 a 12 luglio in pregadi.
Air areivescovo Sardicense in Bulgaria.
Dal reverendo Don Pietro Parcevich ci sono State rese
le lottere di vostra Signoria reverendissima accompagnate da-
gli uffioii, che teneva egli in commissione di aggiungerci nel
particolare delle oppressioni di cotesti popoli Christiani. Hab-
biamo col piü vivo affetto compatito lo stato loro con desiderio
uguale di vederli liberi e consolati; al quäl fine pure sono
applauditi da noi pienamente i loro altrettanto giusti che gene-
rosi pensieri, che resteranno appoggiati e secondati da noi non
solo con la piü costante perseveranza nel proseguir la guerra
contro gli Ottomani per tenerli occupati e divertiti, ma cogli
ufficii piü validi et efficaci presse i prencipi Christiani; perchfe
favoriscano cosi pia e gloriosa intrapresa, alla quäle sarä
proprio della bontk et zelo di sua Signoria reverendissima il
teuer disposti e animati quei popoli, somministrando loro quei
prudenti e salutari consigli che devono attendersi dalla sua
grande virtü, e preghiamo Dio, che V assista e le conceda le
piü vere prosperitä.
— 121 Bon segretario.
— 0
— 7
(Senato Corti, Delib., filza 42.)
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504
XV.
Beachluss des venezianischen Senats über die Antwort und
den Bescheid für Feter Parchevich.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650; 12 luglio in pregadi.
Che fatto venire nel Collegio Don Pietro Parcevich sacer-
dote Bulgare gli sia letto quanto segue.
Dalle vostre espositioni restiamo a piano informati dello
State deplorabile de' Christiani di Bulgaria crudelmente oppressi
dalla tirannide Ottomana; gradimo la notitia, che ce ne havete
portata; e come applaudimo alle generöse risolutioni loro di
liberarsi da quella durissima servitu; cosi per agevolarne il
successo non solo tenemo con la perseverante continuatione
della guerra divertite et impegnate le forze Turchesche, ma
ecciteremo gli altri prencipi ancora a secondar con le proprio
cosi pie e sante deliberationi; in somma desideriamo, che non
meno quei popoli che monsignor arcivescovo et il signor go-
vernatore, che ce ne hanno scritto e per i quali haverete le
nostre lettere di risposta, restino certi; che non tralascieremo
cosa che vaglia a fare in questa materia palese al mondo la
nostra perfettissima dispositione e volenti.
E da mö sia preso, che partendo Don Pietro Parcevich
et essendogli statt esborsati scudi trenta d' argento a conto
dei ducati cento buona Valuta deliberati per il suo slar qui^
gli sian dati in dono altri cento scudi simili effettivi in testi-
raonio del publice affetto, onde se ne vada consolato e con-
tento. Dato in Collegio: Bon segretario.
— 121 Per il capitolo — 20
— 0 — 0
— 7 - 1
Detto in pregadi — 114
— 0
— 0.
(Senato Corti, Delib. filza 42.)
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605
XVI.
Frotoooll der Absohiedsaudienz Peter Farchevichs im
venezianischen Ck>llegio.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig.
1650, 13 luglio.
Letta al sacerdote Bulgaro la deliberatione di questo ec-
cellentissimo Consiglio dei 12 del corrente, disse ch' bave-
rebbe riferito quanto gl* era commesso cosi al rh di Polonia,
come a quei senatori e popoli che V havevano inviato, ma che
prima doveva con buona gratia di sua Serenitk portarsi a
Roma, dove sapplicava d* essere accompagnato con lettere all* ec-
cellentissimo signor ambasciatore, perch^ procarasse la sua
pronta espeditione.
Diede poi memoriale in raccomandatione del Padre Ber-
nardino da Zara dell' ordine de' Minori Osservanti per una delle
chiese vacanti in Bulgaria, il quäle memoriale fu letto et h il
sequente :
,8ereni8simo principe!
Essende vacati nel regne di Bulgaria questo febraro pros-
simo passato nell'anno 1650 doi arcivescovati, uno della cittä
di Ochrida residentia anticamente delli imperatori e Taltro
della cittä di Martianopoli, e per non esservi per adesso in detto
regne soggetto per tal dignitä babile ad esser promosso, si
supplica Yostra Serenitä e questo nobilissimo Senate voglino
degnarsi di promovere e portar innanzi un tal Padre Frk Ber-
nardino di Zara di Ordine de' Minori Osservanti di S. Fran-
cesco della cittä di Zara, suddito della serenissima republica di
Venetia, non solo Padre meritevole nella religione ma anche
di etä, di vita, di pietä, di dottrina e di lodevoli costumi, assai
degno per ogni grado et officio; inoltre ^ Padre molto pratico
di quelli paesi per essere stato adoperato dalla sua religione
Tanni passati per visitatore di quelle; oltre che sa molti lin-
guaggi et in particolare quelle del regne, ch' importa non
poco; ma sopra tutto per esser sotto la giurisditione e potere
della serenissima republica, si che non solo sarä utile a quelli
paesi, ma di honore, di reputatione e con il tempo delFjus
di questa serenissima republica et anche di corrispondenza nelle
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606
particolaritk; havendo un simil huomo nel regno di quelFim-
peratore, che sark tutto a gloria di Dio benedetto et exaltatione
di vostra Serenitk alla quäle etc/
Rispose sua Serenitk, che se gY augurava buon viaggio
e che si sarebbe procurato di compiacerlo, a che egli inchi-
natosi con le solite riverenze parti.
Portatosi poi a prender copia del uffitio lettogii negl' atto
delio scrivere disse a me segretario, che bramava grandeinente
la raccomandatione di sua Serenitk presse Y eccellentissimo
signor ambaseiatore per essere presto espedito dalla Congre-
gatione de propaganda fide, andando egli a visitare i sacri
limini a nome delY arcivescovo Sardicense, che si dice volgar-
mente di Sophia; il che fu rifferito da me segretario a gli
eccellentissimi signori Savii. Bon segretario.
(Coliegio, Espoa. Principi, filza 61.)
XVII.
Ernennungsbulle Papst Alexanders Vn. für Feter Farohevieh
zum Erzbischof von IKartianopel, Born, 6. März 1655 (Mos
Born. = 1656).
Aus dem Archiv der PP. Franciskaner in Klausenburg.
Alexander episcopus servus servorum dei dilecto filio Petro
Parcevich electo Marcianopolitano salutem et apostolicam bene-
dictionem. Divina disponente dementia^ cujus inscrutabili Pro-
videntia Ordinationen! suscipiunt universi in apostolice digni-
tatis culmine meritis licet imparibus constituti^ ad universas
orbis ecclesias aciem nostrae considerationis attendimus et pro
earum statu salubriter dirigendo apostolici favoris auxilium ad-
hibemus; sed de illis propensius cogitare nos convenit quas
propriis carere pastoribus intuemur^ ut eis iuxta cor nostrum
pastores preficiantur idonei; qui commissos sibi populos per
suam circumspectionem providam et providentiam circumspec-
tam salubriter dirigant et informent ac bona ecclesiarum ipsa-
rum non solum gubernent utiliter sed etiam multimodis effe-
rant incrementis. Dudum siquidem provisiones ecclesiarum
omnium tunc vacantium et in posterum vacaturarum Ordina-
tion! et dispositioni nostre reservavimus decernentes actum
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irritum et inane, si secus super his per quoscunque quavis
aactoritate scienter vel ignoranter contingeret attentari; poBt-
modum vero eeclesia Marcianopolitana in partibus infideiium
consistente^ cui bone memorie Marcus Bandinus archiepiscopus
Marcianopolitanus dum viveret praesidebat^ per obitum dicti'
Marci archiepiscopi, qui extra Romanam Curiam debitum nature
persolvit, pastoris solatio destituta^ nos ad provisionem eiusdem
ecclesie celerem et felicem^ de qua nulius preter nos hac vice
se intromittere potuit sive potest reservatione et decreto ob-
sistentibus supremis^ ne illa longe vaoationis exponatur in-
commodis^ paternis et soUicitis studijs intendentes post de-
liberationem^ quam de preficiendo eidem ecclesie personam
utilem ac etiam fructuosam cum fratribus nostris habuimus
diligentem^ demum ad Te utriusque juris doctorem de legiümo
matrimonio ex honestis et catholicis parentibus in dioecesi
Sardicensi procreatum, plus quam quadrigenarium, a duodecim
annis in presbiteriatus ordine constitutum fidemque catholicam
iuxta articulos pridem a Sede Apostolica propositos expresse
professum aliaque omnia requisita habentem^ direximus oculos
nostre mentis. Quibus omnibus debita meditatione pensatis te
a quibusvis excommimicationis, suspensionis et interdicti alijs-
que ecclesiasticis sententijs censuris et penis a jure vel ab
homine quavis occasione vel causa latis^ si quibus quommodo
innodatus existis, ad effectum presentium dumtaxat consequen-
dum harum serie absolventes et absolutum fore censentes iuxta
decretum nostrum in Congregacione de propaganda fide nuper
factum de persona tua nobis et eisdem fratribus ob tuorum
exigentiam meritorum accepta de fratrum eorundem consilio
Apostolica auctoritate providemus teque illi in archiepiscopum
preficimus et pastorem, curam et administrationem ipsius ec-
clesie tibi in spiritualibus et teraporalibus plenarie committendo
in illo, qui dat gratias et largitur premia, confidentes, quod
dirigente domino actus tuos predicta eeclesia per tuae circum-
spectionis industriam et Studium fructuosum regetur utiliter et
prospere dirigetur ac grata in eisdem spiritualibus et tempora-
libus suscipiet incrementa.
Jugum igitur domini tuis impositum humeris prompta de-
votione suscipiens curam et administrationem pretactas sie
exercere studeas sollicite, fideliter et prudenter, quod eeclesia
ipsa gubernatori provido et fructuoso administratori gaudeat
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86 commisBam tuque preter eteme retributionis premium noetram
et dicte sedis benedictionem et gratiam exinde uberius consequi
merearis.
Quocira veaerabilibus fratribus nostris universis, suffira-
ganeis ac dilectis filiis^ capitulo et vassallis dicte ecclesie Mar-
cianopolitane nee non clero et populo civitatis et dioeceseos
Marcianopolitane per apostolica scripta mandamus, quatenus suf-
fraganei tibi tamquam membra capiti obsequentes ac capitulum
tibi tamquam patri et pastori animarum suarum humiliter in-
tendentes exhibeant tibi obedientiam et reverentiam congruentes
ac cleruB ecclesie pro nostra et dicte sedis reverentia benigne
recipientes et honorifice pertractantes tua salubria monita et
mandata suscipiant humiliter et efficaciter adimpiere procurent;
populus vero te tamquam patrem et pastorem animarum suarum
devote suscipientes et debita honorificentia prosequentes tuis
monitis et mandatis salubribus humiliter intendant; ita quod
tu in eis devotionis filios et ipsi in te per co[nsequens] * patrem
benevolum tnvenisse gaudeatis; vassalli [autem] predicti te de-
bito honore prosequentes tibi fidelitatem solitam ac consueta
servitia et iura tibi ab eis debita integre exhibere studeant;
alioquin sententiam sive penam, q[uam rit]e tuleris seu statueris
in rebelles, ratam habebimus et faciemus auctore domino usque
ad satisfactionem condignam inviolabiliter observari. Datum
Rome apud sanctum Petrum anno incamationis dominice mille-
simo sexcentesimo quinquagesimo quinto, pridie Nonas Martij,
pontificatus nostri anno primo. F. Gualterius.
J. Cardinalis prodatarius.
Visa de Curia P. Ciampinus.
Or. auf Pergament. Bleibulle.
XVIII.
Sohreiben der k. ungar. Hof kanzlei an die k. k. Hofkammer»
Prag, 23. September 1656.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Sacratissimae caesareae regiaeque Majestatis inclytae Ca-
merae Aulicae officiose significandum. Praelibatae suae Majestati
^ Diese nnd die fol^nden Lücken sind im Original durch MSusefrass
entstanden.
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509
repraesentatum esse demissum memoriale reverendissimi Petri
Parcevich, archiepiscopi Martianopolitani in regno Bulgariae,
alias ad sacram regni Hungariae coronam spectantis; in eo
apud suam Maiestatem instantis, ut cum ipse zelo catholicae
religionis in illis quoque remotis partibus prOmovendae induetus,
inter veliquos duos etiam Societatis Jesu Patres in ministerium
dei et scolarum errectionem secum abducere, eosdem in via
alere et vestes pro Turcia conficere aliasque praebere com-
moditates intendat ad idque esset minus sufficiens; dignaretur
sua Majestas aliquo viatico ad tarn longum et incommodum
iter peragendum eidem benigne suceurrere. Cujus quidem de-
missam instantiam ordinatis ipsi nomine praenominati viatici
centum aureis ducatis ex eadem inclyta Aulica vel vero Camera
Hungarica depromendis dirigendam esse benigne demandavit;
quapropter toties fata Camera Aulica benignam hanc suae
Majestatis voluntatem in tam pia et favorabili causa effectui
mandare noverit. Cui in reliquo haec Cancellaria Hungarica-
Aulica omni officiorum genere semper addicta manet.
£x Cancellaria Hungarica Aulica.
Pragae die 23. Septembris 1656.
And. Ruthkaj.
Sacratissimae caesarae regiaeque
Majestatis inclytae Camerae Auli-
cae officiose assignandum.
Aussen: ^Hungrisches Hofkanzleidekret, wasgestalt dem
Petro Parcevich, Erzbischofen in königl. Bulgarien zu Abfüh-
rung dahin zween Priester von der Soc. Jesu 100 Duggaten
verwilligt werden, betreflFend. 24 P, H. Qctober 1657. Expe-
diert ad Cameram Hungaricam am 24. October 1656/
Siegel des Ruthkaj.
XIX.
Bubrum eines Solireibens an die k. k. Hof kanuner, Prag,
23. September 1656.
Ans dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hofkanxleiarchiv.
Nr. 301 a. 1656. Decretum ad Cameram Aulicam circa ordi-
nandam 100 aureorum ducatorum Petro Parcevich, archiepiscopo
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510
Martianopolitano in regno Bulgariae duos e Societate Jesu
Patres in ministerium dei et scholarum erectionem secum ab-
hinc abducere intendenti^ titulo viatici resolutorum ex Camera
kac vel vero Camera Hungarica exsolutionem, expeditum Pragae
23. Septembris 1666.
XX.
Bubrum der Empfehlungsschreiben für Feter Farehevieh an
den König von Polen, den Fürsten von Siebenbürgen und die
Woiwoden der Moldau und der Walachei, Prag, 23. Septem-
ber 1666.
Aus dem k. nng^r. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hofkanzleiarchiv.
Nr. 302 a. 1656. Commendatoriae pro parte Petri Parce-
vich archiepiscopi Martianopolitani in Bulgaria ratione bonae
yoluntatis subsidiique eidem in patriam suam confectis hie in
aula certis suis negotiis regredienti adhibendi ad regem Polo-
niae, principem Transylvaniae et voivodas Moldaviae et Va-
lachiae expeditae, Pragae 23. Septembris 1656.
XXI.
Bubrum über die Zusendung eines Bittsohreibens des Feter
Farehevieh an den Ensbisehof von Gran, Frag, 23. Septem-
ber 1656.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hofkanzleiarchiv.
Nr. 307 a. 1656. Archiepiscopo Strigoniensi demissa Petri
Parcevich archiepiscopi Martianopolitani in Bulgaria in eo, ut
pro augmento religionis catholicae aliqui ex partibus illis ju-
venes in scholis Patrum Societatis Jesu educentur, supplicantis
instantia ea requisitione transmittitur^ velit ad minimum duos
vel tres partium illarum juvenes in coUegium aliquod vel alum-
norum vel convictus recipere eosdemque in aedificatione populi
illius catholici educari facere. Pragae 23. Septembris 1656.
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511
XXII.
Petro Faroevioh arohiepisoopo Martiauopolitano in Bulgaria
aurei oentum pro viatioo ex paratls mediis huins Camerae
deputantiir. Viennae 24. Octobris 1666.
Ans dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. k. ungar. Kammerarchir.
Ferdinandus tertius etc. Magnifici ac egregii fideles nobis
dilecti. Benigne vobis significamus^ qualiter repraesentatum
nobis nuper hie fuit demissum memoriale reverendi in Christo
patris Petri Parcevich^ archiepiscopi Martianopolitani in regno
Bulgariae^ alias ad sacram regni istius nostri Hungariae coro-
Dam spectante, in hoc instantis^ ut ciim ipse zelo catholicae
religionis in Ulis quoque remotis partibus promovendae inductus
inter reliquos duos etiam Societatis Jesu Patres in ministerium
dei et scholarum erectionem secum abducero; eosdem in via
alere et vestes pro Turcia conficere aliasque praebere commo-
ditates intendat ad idque esset minus idoneus, proinde digna-
remur aliquo viatico ad tarn longum et incommodum iter per-
agendum eidem dementer succurrere.
Siquidem porro ipsi in praefatum finem nomine praeattacti
viatici centum aureos ducatos ex paratis mediis Camerae istius
nostrae Hungaricae in praesenti transitu suo istic Posonii
statim realiter depromendos benigne decrevimus et ordinavi-
mus, idcirco vobis superinde praesentibus clementer ac serio
demandamus^ quatenus in hoc ulteriorem necessariam ordina-
tionem nomine nostro convenienter facere et praefato archi-
episcopo in tam pia et favorabili causa dictum subsidium pe-
cuniarium quantocius effective ibidem consignari curare velitis
ac debeatis. Executori eatenus benignam ac omnimodam volun-
tatem nostram. Dabantur in civitate nostra Vienna vigesima
quarta Octobris anno millesimo sexcentesimo quinquagesimo
sexto etc. Ferdinandus. Gt. Ludovicus comes a Sinzendorf.
Ad mandatum electi domini imperatoris proprium J. Quintinus
Jörger Lib. Baro. Marcus Putz.
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512
xxm.
Schreiben Kaiser Ferdinands IIL an die k. ungar. Hofkammer
wegen einer jährlichen Subvention für Feter FarchcTich, Wien,
31. October 1666.
Ans dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. k. ungar. Kammerarchiv.
Ferdinandus tertius dei gratia electus Romanorum Impe-
rator semper augustus ac Germaniae^ Hungariae; Bohemiae etc.
rex. Magnifici ac egregii fideles nobis dilecti. Ex hisce annexo
fidelis nostri reverendissimi Petri Parcevich, archiepiscopi Mar-
tianopolitani supplici libello intellecturi estis uberius, quibus-
nam ex rationibus et motivis annuale aliqaod subsidium sibi
a Maiestate nostra decemendnm perhumillime suppiicet. Ante-
quam igitur super hac demissa ipsius instantia dementer nos
resolvamuSy opinionem et informationem vestram praehabendam
esse duximus; an nimirum ac quantum quibusve ex mediis id
fieri possit; volentes^ quatenus eam nobis maturato suppeditare
velitis et debeatis. De caetero gratia nostra fideiitati vestrae
benigne propensi manemus. Datum in civitate nostra Vienna
Austriae die ultima mensis Octobris anno domini millesimo
sexcentesimo quinquagesimo sexto. Ferdinandus m. p. Georgius
Saelepcs^nyi m. p. episcopua Nitriensis. Rud. Ruthkaj m. p.
(In tergo:) 31. October 1666.
XXIV.
Bubrum über die Zusendung des Bittsohreibens Feter Farche-
viohs um eine jährliche Unterstützung, Wien, 31. October 1666.
Ans dem k. ongar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg^. Hofkanzleiarchiv.
Nr. 355 a. 1656. Camerae Hungaricae demissa Petri Par-
cevich archiepiscopi Martianopolitani in Bulgaria pro annuali
aliquo subsidio sibi decernendo supplicantis instantia fine opi-
nionis suae superinde hoc suppeditandae transmittitur, Viennae
31. October 1656.
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513
XXV.
Schreiben der k. ungar. Hof kammer an Kaiser Ferdinand m.,
Fressburg, 23. November 1666.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
A. Sacratissima caesarea etc. fidelitatis etc. Debito vene-
rationis ciiltu benignissimas vestrae Majestatis litteras ultima
praeterlapsi mensis Octobris emanatas, quibus supplicem li-
bellum reverendissimi domini Petri Parcevich archiepiscopi
Martianopolitani pro annuali subsidio ecclesiae suae a vestra
Maiestate clementer ordinando instantis^ ad nos opinionis et
informationis causa, an nimirum ac quantum quibusve ex mediis
id fieri possit, dirigere dignata est, recte die hestema acce-
pimus et humillime intelleximus.
Quantum itaque ad instantiam dicti domini archiepiscopi
attinet respectu eo, quod ipse in illis quoque partibus ecclesiae
catholicae et animarum Christi fidelium salutem promovere in-
tendat, merito adjuvanda videretur; verum — clementissime
imperator — nos nulla plane media scimus, ex quibus ipsi
petita illa annua provisio per vestram Maiestatem sacratissimam
in hoc regno commode ordinär! queat; siquidem nee sunt ulla
praeter nudos proventus trieesimales vestrae Maiestatis, qui
etiam in quantum attenuati sunt, hoc rerum statu vel ex ex-
tractibus nostris angaricalibus proxime vestrae Majestati sacra-
tissimae per nos humillime transmissis, clementer percipere
dignabitur vestra Maiestas; praeterquam, quod ad eosdem iam
ab oiim plurime piarum quoque causarum reiectiones et depu-
tationes factae habeantur penes hanc Cameram, ad quarum or-
dinariam exsolutionem etiam respectu aliarum occurrentium ne-
cessitatum vix aliqua in parte sufficimus. Ac proinde supra-
fatum dominum archiepiscopum ab huiusmodi sua instantia,
salva authoritate vestrae Majestatis permanente, pro hac vice
dehortandum humillime ac obsequentissime censeremus, prae-
sertim cum et centum aureos ducatos per vestram Maiestatem
ipsi deputatos sane aegre vel in media parte exsolvere po-
tuerimus. Cuius supplicem libellum hisce remittentes Maiestatem
vestram sacratissimam ad annos longaevos gloriose imperantem
vivere plenis votis exoptamus. Posonii, die 23. Novembris
anno 1656.
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514
XXVI.
Schreiben der k. ungar. Hofkammer an die k. k. Hofkammer,
Fressburg, 23. November 1656.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Illustrissimi; magnifici ac generosi domini patroni et araici nobis
observandissimi.
Servitiorum nostrorum paratissimam commendationem.
Binas suae Maiestatis sacratissimae domini nostri clementissimi
per expeditionem excelsae Camerae istius Aulieae, sub vige-
sima quarta praeterlapsi mensis Oetobris et undeeima praesentis
Novembris emanatas et ad hanc Cameram sonantes benignissi-
mas commissiones; quarum prima nobis clementer mandare dig-
natur, ut revereodissimo domino Petro Parceuich archiepiscopo
Martianopolitano pro viatico de paratis medijs huius Camerae
centum aureos ducatos numerari curemus; altera, ut penes
Tricesimam Jauriensem ordinationem faciamus, quatenus a de-
ciiua quarta proxime praeteriti mensis Oetobris computando
menstruum illud quinquaginta tallerorum imperialium, quo
antehac magister equitum Unger fungebatur, deinceps statis
temporibus pro aedificio praesidij Jauriensis ad manus illustris-
simi domini comitis Philippi a Mansfeldt, suae Maiestatis intimi
ac bellici consiliarij ejusdemque praesidij supremi colonellj vel
ejus qui curam illius aedificij gerit, erga sufficientem quietan-
tiam effective et realiter enumerentur, hisce proximis diebus
consequenter debito humilitatis et obsequentiae cultu accepimus
et intelleximus. Nobis quidem nihil magis in votis esset, quam
ut benignissimis suae Maiestatis mandatis omni ex parte eo,
quo par est, obsequendi studio satisfacere possemus; verum
quam sit tenuis Status mediorum et proventuum in praesentia
hujus Camerae, ex ipsis genuinis extractibus angaricalibus,
proxime ad benignas manus suae Maiestatis per nos obsequenter
ac humillime transmissis et cum ijsdem Dominationibus vestris
illustrissimis, magnificis et generosis omni dubio procul hac-
tenus communicatis luculenter appareret. Qui nisi imposterum
divina benedictione uberiores affulserint, sane ad ordinarias
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515
graviores necessitates, ut taceamus de quotta confiniaria, debitis ad-
huc a proxima diaeta resultantibus alijsque qvam plnrimis depu-
tationibus^ alias Dominationibus vestris illustrissimis, magnificis ac
generosis ex freqventiori syncera repraesentatione nostra satis ab-
unde notis, uix sufficiunt. Et defacto etiam nequidem illi centam
aurei ducati praefato archiepiscopo Martianopolitano ad tarn se-
riam suae Majestatis commissionem ex integro dari potuerint, sed
centum et quinqvaginta florenis, etiam alinnde difficulter anti-
cipato conqvisitis, pro hac vice noUe uelle contentus esse de-
buerit. Illud etiam proventibus hujus Camerae non parum
onerosum esse uidetur, quod menstruum illud quinqvaginta
tallerorum imperialium sine ullo termino et propterea perpetui-
tate involutum pro aedificio praesidij Jauriensis ad officium
Tricesimae loci rejectum sit; et ipsis officialibus difficile, qui,
qvandoque casu non existerent in cassa proventus^ ab ipso
domino comite Generali uel suis pro aedificio illo subordinatis
ministris sine omni respectu durius tractari et per consequens
a seruitio suae Maiestatis alieni reddi possent.
Qvapropter Dominationes vestras illustrissimas, magnificas
ac generosas praesentibus quam officiosissime requirendas esse
duximus, uelint haud grauatim pro omni sua possibilitate a
perpetua huiusmodi deputationum involutione proventus hujus
Camerae praeseruare dictumque menstruum^ si aliter fieri non
potest^ per benignissimam suae Majestatis resolutionem novam
cum designatione certi termini ad perceptoratimi hujus Camerae
potius qvam ad ipsum officium tricesimale reducere. Demum
et id celare noiumus Dominationes vestras illustrissimas, magni-
ficas ac generosas, quod suprafatus dominus archiepiscopus
Martianopolitanus apud suam Majestatem sacratissimam etiam
pro certa annua pensione seu subsidio ecclesiae suae ordinando
suppliciter institerit; ad cujus hanc supplicem instantiam^ nobis-
cum per inclytam Cancellariam Hungaricam Aulicam pro opi-
nione et informatione nomine ejusdem suae Majestatis communi-
catam, quidnam nos suae Maiestati sacratissimae humillime
rescripserimus, ex copia expeditionis nostrae hisce sub A in-
clusa Dominationes vestrae illustrissimae, magnificae ac gene*
rosae uberius intelligere atque, si ulterius quoque hanc suam
instantiam apud suam Majestatem adurgeret, pro sapienti suo
judicio hanc Cameram ab ea praeservatam reddere haud grava*
buntur. De coetero illustrissimas, magnificas ac generoBas
ArcluT. Bd. LH. II. H&lfte. 34
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516
Dominationes vestras diutissime ad vota valere animitus desi-
deramus. PoBonij 23. Novembris 1656.
N. sacrae caesareae regiaeque Maiestatis
Camerae Himgaricae praefectus^
director et consiliarij.
Rubrum: Hungr. Kammer Andtwordt wegen der dem
Archiepiscopo Martianopolitano darunter assignierten 300 fl. be-
treffend. 23. November 1656.
Adresse: IllustrissimiSy magnificis ac generosis dominis
N. N. sacrae caesareae regiaeque Maiestatis excelsae Camerae
Aulicae praesidi, directori ac caeteris consiliarijs etc. dominis
patronis et amicis nobis observandissimis. Viennae.
Aussen: Vier Siegel.
xxvn.
Schreiben der k. k. Hofkammer an die k. ungar. Hof kammer,
Wien, 12. Deeember 1656.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen.
Magnifici et generosi domini etc.
Percepimus ex literis responsorijs magnificarum et gene-
rosarum Dominationum vestrarum sub die 23. mensis Nouembris
nuper ad nos emanatis in negotio centum aureorum ducatorum
reuerendissimo domino Petro Parceuich archiepiscopo Martia-
nopolitano pro sumptibus itineris suj certis de causis a sacra
Maiestate sua concessorum et assignatorum^ qualiter eaedem
Dominationes vestrae futura solutione vnius medietatis illiusdem
assignationis (quod quidem nobis pergratum accidit) respectu
alterius reliquae medietatis propter defectum mediorum sese
excusare videntur.
Cum vero idem dominus archiepiscopus redeundo nuper
hoc ulterius apud Maiestatem suam pro integrali persolutione
dictae residuae summae (respectu instantis discessus suj) de-
misse supplicauit; cui porro ipsa Maiestas sua propter rationes
praeinsinuatas in hac parte omnino satisfactum benigne cupit
et nos id ipsum [siquidem in modico tantum adhuc consistit]
pro totalj eiusdem domini supplicantis expeditione pariter ita
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517
Kammopere desideramus: idcirco magnificas et generosas Domi-
nationes vestras superinde praesentibus peramice requirendas
haboimus, quatenus praeattactum modicum residuum dicto do-
mino archiepiscopo Martianopolitano aut eius mandatario ex
praeinsinuatis causis Dunc totaliter haud grauatim persoluj fa-
cere velint, ne propter id amplius hie commorari et Maiestatem
suam eatenus molestare cogatur. Prouti optime agere noueriDt.
Qaas in reliquo valere desideramus.
Datum Viennae 12. Decembris 1656.
Camerae Hungaricae.^
xxvm.
Schreiben Peter Farohevichs an den Präsidenten der k. k.
Hofkanxmer, Wien, Anfang 1667.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
lUustrissime domine!
Quandoquidem ex honorabilibus sac. caes. regieque Maie-
statis domini clementissimi mandatis mihi humili cappelano im-
positum sit, ut pientissimum ac toti Christianitati utillimum opus
cum Kosazis quasi barbaris religioni catholicae aduersantibus
et sua rebbellione integra regna deuastantibus ad peroptatum
perfectionis finem, prout speramus^ deducam; ego coUum iugo
et obedientiae praebens libenter hoc iter suscipio eo precipue,
quod cum maximo silentio, secreto et fidelitate sit eundum et
negotium pertractandum. Requiritur itaque ad hec subeunda
subsidium tale^ quo possit ablegatus cum honore ac decore sac.
ces. regieque Maiestatis se^ ad quos mittitur, presentare^ maxime
quia modo primo sua sac. ces. regiaque Maiestas ablegatum
ad illas partes et gentes destinauit. Itaque est considerandum :
Primo, quia via est satis longa, periculosa et difficilis et
multoties est deuiandum ab itinere et loogius eundum, ut se-
curius iitterae imperiales conserventur et defferantur, ne in
manus hostiles Rakoczianos uel Kosakorum aut aliorum simi-
lium incidatur, quia totum secretum panderetur.
* Im Archiv der k. k. Hofkammer in Wien befindet sich das Concept,
im k. nngar. Landesarchiv in Ofen die ausgefertigte Reinschrift dieses
Schreibens.
34*
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519
primum intentio et mandatum clementiBsimi imperatoris nostri
exequatur.
Similiter cum in illis partibus apud omnes iste mos ui-
geat et precipue apud principes et magnos viros^ ut quando
aliquis suum ablegatum ad alterum mittit^ nunquam illum ua-
cuis manibus ad principem expedit, sed aliquod donarium, ad
quem mittit, transmittit: iudicatur^ ut cum modo primo ad
talem virum sac. ces. regiaque Maiestas ablegatum mittit^ ali-
quod Signum suae clementiae, ut eo magis paternum affectum
declaret et illum ad se alliciat, esset transmittendum ; hoc etiam
prudentiae et judicio meliori remittitur.
Expectabo gratum responsum^ ut possim me preparare deo
et itineri committerC; prout habeo in commissis.
Vestre illustrissime Dominationis addictus seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopus Maiidanopolitanus.
Bnbnim: Ad illustrissimum dominum inclytae Camerae
Aulicae praesidentem informatio introscripti Petri Parceuich.
Original mit Peter Parchevichs SiegeL
XXIX.
Plenipotentia Caesarea pro Fetro Parceuich archiepisoopo
Martianopolitano ad traotandum cum Chmelniskio. Viennae
10. Januarii 1667.
Ans dem k. k. geh. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Nos Ferdinandus IQ. (tit.) agnoscimus et notum facimus
tenore praesentium universis^ quod nos pro singulari nostro in
pacem quaquaversus restaurandam et stabiliendam studio reve-
rendo devoto syncere nobis dilecto Petro Parcevich, consiliario
nostro et archiepisoopo Martianopolitano in mandatis et pleni-
potentiam dederimus, ut pro componendis et radicitus tollendis
differentiis inter serenissimum principem dominum Joannem
Casimirum^ regem Poloniae, Sueciae, magnum ducem Lithua-
niae et Russiae^ Prussiae, Massoviae^ Samogitiaeque^ consobri-
num et fratrem nostrum carissimum et regnum Poloniae ex una
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520
atque illustrem syncere nobis dilecttun Boguslaum Chmelnis-
kioiDy Cosaccorum Zaporavianorum generalem militiae ducem
ex altera parte jam pridem exortis et partim adhuc vigentibus
mm solmn nostro nomine operam et ofificia sua interponere sed
etiam fidejubere possit ac valeat^ quicquid ex parte dicti Sere-
nissimi regis et regni Poloniae hac super re traetatum, con-
elusum et promissum fuerit, id totum firmum et constans fore
atque debitae executioni demandatum iri.
Hamm testimonio litterarum manu nostra subscriptarum
et sigilli nostri caesarei impressione munitarum. Quae dabantur
in civitate nostra Vienna die decima Januarii 1657.
XXX.
Item alia (plenipotentia caesarea) in simili ad traetandom
cum Chmelniskio Oosaccorum Zaporavianorum generali mili-
tiae duoi ejusdemque assistentibus Ck>n8iliariiB et ordinum
ductoribus. Viennae 10. Januarii 1657.
AuB dem k. k. geh. Haus-, Hof- and Staatsarchiv in Wien.
Ferdinandus tertius.
Cum reverendum devotum syncere nobis dilectum Petrum
Parcevich, nostrum consiliarium et archiepiscopum Martiano*
politanum illuc ablegandum duxerimus, ut vos de gratiae et
benevolentiae nostrae caesareae affectu cumprimis certiores
reddat et alia quaedam ad restaurandam quietem publicam spec-
tantia proponat^ prout ex vivo ejusdem sermone pluribus pote-
ritis pereipere: clementer a vobis postulamus^ quatenus praefato
ablegato nostro in iis, quae nomine nostro vobis propositurus
est^ plenam fidem adhibere atque vos ita declarare velitis^
quemadmodum benigne confidimus atque publica quies et ipsius
patriae tranquillitas id postulat.
Qui vobis de caetero gratiam et benevolentiam nostram
caesaream offerimus. Viennae 10. Januarii 1657.
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521
XXXI.
Item alia ad tractandum pro eodem archiepisoopo oum N. N.
Ck>8acooni2ii Zaporavianomm deleotis oonsiliariis et ordinum
duotoribus.
Aus dem k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
FerdinanduB IIL
Instructio pro reverendo devoto syncere nobis dilecto
Petro Parcevich; nostro consiliariO; archiepisoopo Martiano*
politano [et ad illustrem syncere nobis dilectum Boguslaum
Chmelniskium, Cosaccorum Zaporaviensium generalem militiae
ducem] ablegato, quid ibidem nomine nostro negotiari debeat.
Dictus ablegatus noster accepta hae instructione et litteris
fiduciariis huc spectantibus omni qua poterit breviori et secu-
riori via ad praefatnm Chmielniskium incognitus pervenire con-
tendet et ubi appulerit^ post expleta curialia^ praemissa scilicet
salutatione nostra nee non gratiae caesareae oblatione, [quod
cognitae ablegati prudentiae relictum volumus] breviter exponet :
Postquam non ignoremuS; in quas discordias et dissidia ipse
Chmielniskius ac Cosacci cum serenissimo rege et regno Po-
loniae devenerint^ nobis etiam ex fide dignis relationibus in-
notuerit; pro toUendis huiusmodi differentiis varios hactenus
tractatus institutos fuisse et adhuc prae manibus esse^ in quibus
pauca componenda supersint et in eo potissimum haereatur, ut
Chmielniskio ejusque asseclis securitas praestetur, de quibus
jam conventum sit vel etiamnum conveniendum restet; cumque
patemae sollicitudini nostrae nihil magis incumbat; quam pacem
et concordiam Christianitatis ubique locorum stabilire ac pro-
movere et quae huic scopo adversantur obstacula removere^
prout nos imperatorii nostri muneris ratione ad hoc inducimur
atque ultro etiam in id propendemus et quandoquidem invigi-
lare cumprimis et cooperari studeamus, ut intestina dissidia
inter serenissimum regem regnumque Poloniae ac ipsos Co-
saccos exorta sopiantur, quippe quae exteris principibus et
maxime vicinis etiam populis ausum praebeant inclytum Po-
loniae regnum infestandi et in partes scindendi; quod ti*istis
experientia doceat et uberius manifestatura sit, nisi tollendis
differentiis radicitus succurratur ac firmum adhibeatur remedium :
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KOO
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523
benignam voluDtatem nostram exBequetur, qui ipsum gratia
nostra caesarea complectimur. Viennae 10. Januarii 1657.
xxxn.
Bubrom einer Instruction für Feter Farchevich als (Gesandten
an Chmielnioki, Wien, 10. Jänner 1657.
Aus dem k. ungar. Landesarchiv in Ofen, Abthlg. Hof kammerarchiv.
Nr. 5 a. 1657. Instractio pro Petro Parcevich arohiepi-
scopo Martianopolitano ad Boguslaum Chmelnickiam; Cosac-
corum Zaporaviensium generalem militiae ducem, pro excipienda
ejusdem declaratione, in quibusnam terminis versetur et sub-
sistat tractatus ratione certarum controversiarum inter ipsos
CosaccoB et regem Poloniae vigentiuni; sopiendainim institutuS;
ubive adhaereaty expedito ablegato concinnata. Viennae 10. Ja-
nuarii 1657.
xxxm.
Mahnaohreiben der k. k. Hofkammer an die k. ungar. Hof-
kammer, Wien, 16. Jänner 1667.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Magnifici et generosj dominj.
Bene meminerint generosae et magnificae Dominationes
vestrae, qualiter sua caesarea regiaque Maiestas, dominus noster
clementissimus, iam antehac reuerendissimo domino archiepi-
scopo Martianopolitano in certum finem pro itinere suo centum
aureos isthic ex prouentibus cammerae statim depromendas
clementer assignauerat. Cuius quidem summae mediam partem
ipse nuper ibidem obtinuerat^ reliquum autem ej adhuc per-
soluendom remanserat. Circa quod insuper nos magnificas et
generosas Dominationes vestras ante paucos dies collegialiter
peramice requisiueramus^ quatenus eidem in hac parte de totalj
solutione sua haud grauatim prouidere uellent. Cum itaque
idem dominus archiepiscopus ad certum iter in seruitio suae
Maiestatis destinatus iam hinc discedit et praenotato residuo
suo summe indiget atque eatenus hie conqueritur; idcirco
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524
easdem magnificas et generosas Dominationes uestras ex reite-
rato suae Maiestatis benigno jassu denuo sommopere requi-
rimusi ut dictam restantiam eidem domino archiepiscopo,
quantum illa defacto adhuc constituet; integraliter et indilate
ex praemissis causis haud grauatim persoluj curare uelint; ne
ipse eatenus in prosecutione itineris suj isthic detineatur. Proatj
eaedem Dominationes vestrae in hac parte optime agere noue-
rint; quas in reliquo diuinae tutelae semper bene recommen-
datas cupimus.
Viennae 16. Januarij 1657.
Camerae Hungaricae dominus Putz
Rubrum: Wiederhohlte Anmahnung an die hungar. Kammer
wegen befriedigung den H. Erzbischow zue Martianopel des an
denen jüngsthin demselben pro viatico dorthin angewiesenen
100 dugg. noch hinderbleibenden ausstandt.
XXXIV.
Feter Farohevichs Empfangsbestätigung.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Die 16. Januarij anno domini 1657.
Ego infrascriptus fateor hac praesenti scriptura^ ex ordine
sacrae cesareae regieque Maiestatis me recepisse per manus
illustrissimi domini inclytae Camerae Aulicae praesidentis vnum
poculum altum argenteum deauratum et tria parua horologia.
Item in moneta parata sexcentos ducatos in auro: omnia haec
inseruient ad exequendam benignam voluntatem dictae sacrae
ces. regieque Maiestatis pro gloria dei et principum Christia-
norum optata tranquillitate. Quod ut certius pateat^ prefatam
scripturam mea propria manu scripsi et subscripsi et sigillo
communiui.
Datum Viennae die et anno supradicto.
Ego Petrus Parceuich archiepiscopus
Martianopolitanus affirmo manu propria.
L. S.
Original mit Peter Parohevichs Siegel.
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526
XXXV.
Schreiben Feter Parcheviehs an den Präsidenten der k. k.
Hofkammer, Wien, 16. Jänner 1657.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Hlustrissime domine^ patrone obseruandissime.
Ego feci quietantiaiD; prout vestra illustrissima Dominatio
nidebit. Sed vestra illustrissima Dominatio mihi nihil dedit pro
Yxore domini Ckmelnitij, nee pro eins filio. Cum sit talis mos
et domino presentare et domine et filijs simul; rogo illustris-
simam soam Dominationem, si pro Ulis habet aliquid^ trans-
mittere dignetur per predictum meum famulum cum illis centum
aureis sed obsigillatis; et si non habet talem ordinem, saltem
dignetur mihi significare, quia cras summo mane insinuare
curabo sacrae ces. regieque Maiestati. His omnia fausta vestre
illustrissime Dominationi ex animo precor.
Datum ex domo die 16. Januarij 1657.
Vestre illustrissime Dominationi addictus semper seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Bnbrom: Illustrissimo dömino inclytae Camerae Aulicae
presidenti.
Original mit Peter Parcheviehs Siegel.
XXXVI.
Weiteres Schreiben Peter Paroheviohs an den Präsidenten der
k. k. Hofkammer, Wien, 17. Jänner 1657.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Illustrissime signore mio osservandissimo !
Si cpmpiacerä V. S. illustrissima dare in mano di questo
mio giovanne quelli cento Ongari in oro; perch^ mandando per
il suo servitore potrebbe accorgersi qualche d* uno in questa
casa, perch^ non vorria che sapesse nissuno. Similmente come
le scrissi hiersera^ se fosse ordine da sua Maestä cesarea per
portare alla moglie del Ebelnitio et al suo figliolo qualche
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presente; potrk darlo al medesimo giovanne: o veramente in-
ginuare alla sacra cesarea Maestä^ si compiaccia ordinäre; e qui
le auguro ogni felicitk.
Di casa li 17 gennaro 1657.
Di VoBsignoria illustrissima addettissimo servitore
Pietro Parceuich
arcivescovo di Martianopoli.
Rubmm: Illustrissimo domino observandissimO; domino
N. N. inclytae Camerae-Aulicae presidenti dentur ad manus.
Original mit Peter Parchevichs Siegel.
XXXVII.
Bericht Peter Parcheviehs an Kaiser Ferdinand HL,
Jaroalav, 8. Februar 1667.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Doppo tanti stenti e freddi con il divino aiuto venni nella
cittä di Jeroslavia in Polonia^ distante da Leopoli miglia 14
del paese; commodamente si possono fare in doi giorni; e do-
vendo partire il giorno seguente verso detto Leopoli et ultra
li sette febraro essendo gionto in Jeroslavia li sei detto sentij
per la citta un tumultuare di molte persone preparandosi alla
fugga; et interrogando diligentementC; che rumori fossero, ris-
posero esser venuto Y essercito Rakoziano sotto Leopoli pre-
dando e saccbeggiando dovunque passassero: finalmente per
maggiormente certificarmi chiamai un Padre Jesuita quella sera
venuto da Leopoli, il quäle oretenus mi disse inter alios, che
lui era stato spogliato lunedi sera li 5 februaro di doi cavalli
e di tutte le robbe, che per la chiesa e beata vergine Maria
miracolosa di Jeroslavia e per il coUegio delli Padri Gesuiti
haveva conprato, dalli soldati Rakoziani. Disse inoltre, haver
mandato Kernen Janose il suo trombetta nella citta con avisare
alli cittadini, che si dovessero rändere quanto prima, se have-
vano k caro la vita: mk che H buoni cittadini doppo il spare
di tre canoni havessero risposto, se si renderebbe Crakovia
e se il loro rfe commandarebbe, forsi forsi anche essi si ren-
derebbero: mk altrimenti durante una .anima mai erano per
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commettere simil infamia et infedeltk al serenissimo r^ loro
signore. Dicono esser per adesso sotto detta cittk mille cavalli
e doi milla fanti, una parte anehe essere nella villa delli Padri
Jesuiti chiamata Simnovoda, id est ^aqua frigida', lontana un
miglio da Leopoli; T armata poi' esser distante cinque miglia:
intesi anche dk alcuni esser morto Kmelnicki. Onde stante
queste novitk mi tratterö in questa cittk per alquanto di tempo
per sentire Y intento di Bikozi h se manerk Y esercito in quk^
come tutti dicono^ io mi ritirarö indietro per non pericolare,
h ver6 se si potrk pigliarö altra strada^ per difficile h longa
che sia per effetuare la benigna volontk di vostra ces. reg.
Maestk Se fossi piü vicino a Vienna^ aspettaria qualche nuovo
ordine, mk per essermi gik internato in questo regno mi con-
verrk pigliar qualche altro impiego e risolutione: io quanto
posso avertire vedo che li Polachi poco curano, venghi uno
6 venghi Y altro; anzi nelli primi anni intimoriti sempre stano
pronti alla (ngga,, sed fuga in byeme difficilis est. Inoltre
qui si dice esser morto il serenissimo r^ di Spagna; questo
perö meglio si saprk in Vienna, che qui. H signore mariscialko
Gliubomirski non si muove con il suo essercito nee unquem
ille viderit Non posso penetrare, se il Rakozio habbi alcuni
delli Kosazzi in sua parte^ come anche Moldavos et Vallakos;
tutto questo con il proseguire piacendo a dio il viaggio come
spero verso Russia procurar5 di essatamente intendere e fedel-
mente alla vostra sacratissima ces. reg. Maestk per securam
viam significare: per maggior sicurezza e guida ho preso meco
un Padre Gesuita vestendolo da prete, pratichissimo verso le
parti di Boristene et Ukraina, sed eo animo quasi illum ad
meam residentiam ducerem; vellem esset modo aliquis mecum
ex dominis cameraticis; viderent per experientiam^ quales mi-
seriae bis temporibus patiuntur et expensae requiruntur.
Besto supplicando per fine alla vostra sacratissima ces.
reg. Maestk con ogni humiltk da dio benedetto la longa vita,
prosperitk nelle ationi e perpetuitk nelFimpero.
Di Jeroslavia li 8 febraro anno virginei partus 1657.
Di vostra sacratissima cesarea regia Maestk humillimo
capellano Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
In tergo: Sacratissimae caesareae regiaeque Maiestati domino
clementissimo.
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xxxvm.
Feter FarcheviohB Bede an Bogdan Chmielnioki, ohne Datum
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Breuis salutaüo habita ad Boguslauum ^ Kmelnizium ab archiepi-
scopo Martianopolitano ablegato.
Illustris ac magnifice domine; gloriose ac bellicosae gentis
Cosacorum Saporouiensiom dux et patrone gratiosae. ^ Ferdi-
nandns III. Romanorum dei gratia imperator omniumque prin-
cipum in tota Christianitate imo a solis ortu usque ad occasum
legitimus, supremus ac semper augustus princeps, a longo cog-
nitis Illustritatis tuae rebus preclare gestis pro eo quo semper
in bene meritos debito fertur amore etiam Illustritatem tuam
paterno salutationis suae affectu prosequens suae sac. caesaree
Maiestatis in omnibus per me ablegatum suum Illustritati tuae
beneuolentiam et gratiam testatur patemam.
Quae omnia ut in animo Illustritatis tuae libere, solide
et sincere aquiescant, iiie qui illustrium virorum animos licet
ante disiunctos post tarnen ad omne et utile augendum sui
diuini honoris bonum in rebus bene ordinatis publicis indisso-
lubiliter coniunctos plerunque facit, in illustri quoque animo
tuo cum omni diuinorum suorum operum fauore et dementia
ut efficere uelit, intimis votis meis testor. Atque hisce dictum
sac. cesaree Maiestatis domini mei clementissimi patemi amoris
affectum coram illustri ac magnifica Dominatione tua nee non
magnificis et illustribus consiliarijs hanc gloriosam et belli-
cosam rempublicam constituentibus aperio et demonstro; vnice
omnes et singulos fraterno amoris mei vinculo complectens
siugulis singularem quoque intentum sacrae cesaree Maiestatis,
domini inquam mei clementissimi, alto illustrium virorum con-
silio mature perficiendum trade ac intime communico.
^ recte: Bogdanum.
> siel
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XXXIX.
Brief Chmielnioki's an Kaiser Ferdinand HE., Caehrin,
18. Aprü 1667.
Ans dem k. k. Haus-, Hof- nnd Staatsarchiv in Wien.
Augustissime potentissimeque caesar, domine domine nobis
clementissime.
Solemni ritu rem celebrandam imoque in stupore digno
Iiabendam literae suae caesaröae Maiestatis manibus illostris-
simi Petri Parcevich archiepiscopi Martianopolitani nobis de-
latae prae se tulenint; quibus emicuit, non aliud magis suam
appetere Maiestatem, quam ut Christianus orbis ab inveterata
iniustaque tot dissensionibus desistat insania quotidianoque
diseidio et in conciliandos uniendosque vinculo pristino se con-
ferat animos; ultroque se non defhturum tanto negotio sua
caesarea Maiestas mediatorem, nuUo suae authoritatis discri-
mine supposito pollicetur. Equidem non abs re suae caesareae
Maiestatis praedicanda dementia; cum nullius commodi pelli-
cita ratione spontaneum nee non difficilem in se summat la-
borem, hoc solum adducto condimento^ ne ulterioribus Christiana
respublica involvatur erroribuS; imo compositis inter se inimi-
citiis quisque pacis fruatur dulcedine. Tum sedula illustrissimi
suae caesareae Maiestatis commendanda in exequendis promo-
vendisque comissis vigilantia legati, cui tarn de conatibus quam
de industria aptitudineque tantis rebus necessaria nihil defuisse
testamur fideliter: quoniam et iusta serie legationis suae per-
tractarit arcana, nee minus patenter de sincero in nos suae
caesareae Majestatis praedixerit animo. Cui nos cum de grati-
tudine manemus solliciti, hactenus tamen in locum iusto pen-
sandi praestiti beneficii nostram elocamus propensionem : spon-
dentes non alio nos contentos fore intermediante, nee alterius
alicuius quam suae caesareae Maiestatis innixuros consilio, si
tamen securitati integritatique Status nostri nulla inferatur in-
iuria. Caetera cum magis fundantur praesenti relatione, coram
eidem illustrissimo concredidimus legato infirmae non commit-
tentes papyrO; rati sufficienter absoluteque et sibi enucleaturum
commissa et de nostra haud segnius testificaturum humilitate
et obsequentia. Deum interim de prosperrimo suae caesareae
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Maiestatis successu valetudinisque quotidiano augmento in dies
meliori precantes indebilitandae nos commendamus cum ob-
sequiis gratiae. Dabantur Czyhynjni die 18. Aprilis anno 1657.
Augustissimae vestrae caesareae Maiestatis
optatissimi humillimique servi
Bohdan Chmielnicki
dux cum universa cohorte Zaporoviana.
In tergo: Serenissimo et potentissimo principi Ferdinande
tertioy divina favente dementia Bomanorum imperatori semper
augusto ac Germaniae, Hungarlae, Bohemiae, Dalmaciae, Croa-
eiae^ Sclavoniae Bulgariaeque regi, archiduci Austriae, duci
Burgundiae, Styriae, Carinthiae, Carniolae et Virttembergae;
comiti TyroliS; domino domino nobis clementissimo.
Original mit zerstörtem Siegel.
XL.
Vollmaeht Kaiser Leopolds I. für Feter Farchevioh zur
Verhandlung mit Chmielnicki, Wien, 19. Mai 1667.
Ans dem k. k. Hans-, Hof- nnd Staatsarchiv in Wien.
Plenipotentia pro archiepiscopo Martianopolitano ad trac-
t^ndum cum Chmelniskio.
In simili alia ad tractandum cum eodem Chmelniskio
ejusque assistentibus consiliarijs et ordinum ductoribus.
Item alia ad tractandum cum N. N. Cosaccorum Zapora-
viensium delectis consiliarijs et ordinum ductoribus.
Nos Leopoldus etc. Agnoscimus et notum facimus tenore
praesentium universis, quod nos pro singulari nostro in pacem
quaquaversus restaurandam et stabiliendam studio reverendo,
devoto, sincere nobis dilecto Petro Parcevich, nostro consiliario
et archiepiscopo Martianopolitano in mandatis et plenipotentiam
dederimuSy ut pro componendis et radicitus tollendis differentijs
inter serenissimum principem dominum Joannem Casimirum
regem Poloniae et Sueciae^ magnum ducem Lithuaniae etc. et
regnum Poloniae ex una: atque illustrem sincere nobis dilectum
Boguslaum Chmelniskium Cosacorum Zaporaviensium generali
militiae ducem ex altera parte iam pridem exortis et partim
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adhuc vigentibuB non solum nostro nomine operam et officia
sua interponere sed etiam fideiubere possit ac valeat, quicquid
ex parte dicti Serenissimi regis et regni Poloniae hac super re
tractatum, conclusiun et promissum fuerit, id totum firmtun et
constans fore atque debitae execntioni demandatum iri. Hamm
testimonio literarum manu nostra subscriptarum et sigilli nostri
r^^ impressione munitarum. Quae dabantur in civitate nostra
Viennae die 19. Maij 1657.
Concept.
XLI.
Kaiser Leoi>old8 I. Creditive für Peter Farohevioh an
Ohmielnieki und dessen Räthe, Wien, 19. Mai 1667.
Aus dem k. k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
1. Chmielnickio credentiales in Petrum Parcevich.
2. In simili aliae ad Chmielnickium et consilium simul et
coniunctim.
3. Item aliae ad consilium seorsim.
Leopoldus dei gratia Hungariae et Bohemiae rex, archidux
Austriae etc.
Illustris syncere nobis dilecte. [Dlustris, magnifici et strenui
syncere nobis dilecti. Magnifici et strenui syncere nobis dilecti.]
Cum reverendum devotum syncere nobis dilectum Petrum Par-
cevich^ nostrum consiliarium et archiepiscopum Martianopoli-
tanum illnc ablegandum duxerimus, ut vos de gratiae et bene-
Tolentiae nostrae regiae affectu cumprimis certiores reddat et
alia quaedam ad restaurandam quietem publicam spectantia
proponat, prout ex vivo eiusdem sermone pluribus poteritis
percipere: clementer a vobis postulamuS; quatenus prefato
ablegato nostro in ijs^ quae nostro nomine vobis propositurus
est, plenam fidem adhibere atque vos ita declarare velitis,
quemadmodum benigne confidimus atque publica quies et ipsius
patriae tranquillitas id postulat. Qui vobis de caetero gratiam
et benevolentiam nostram regiam offerimus. Datum in civitate
nostra Viennae die decima nona Maij; anno domini millesimo
sexcentesimo quinquagesimo septimo^ regnorum nostrorum Hun-
garici altero, Bohemici vero primo. Viennae 19. Maij 1657.
Ad mandatum sacrae regiae Maiestatis
Concept. proprium.
Archir. Bd. LH. IL Hilfte. 35
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XLn.
Kaiser Leopolds L Auftrag an Peter Farehevioh, die Verhand-
lungen mit Chmielnioki weiterzuführen, Wien, 19. Mai 1667.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Arcluepiscopo Martianopolitano transmittitur instructio ad
Chmelnickium.
Leopoldus. Beverende, devote, syncere nobis dilecte.
Litterae Devotionis tuae 8. Februarii Jaroslavia ad divum Ro-
manorum imperatorem Ferdinandum tertium, dominum patrem
noBtrum colendissimum gloriosae memoriae, perscriptae Maie-
stati suae adhuc 10. Martij redditae fuere. Sed cum eandem
nuper 2. Aprilis divina bonitas ex hac mortalitate ad aetema
gaudia evocare voluerit nosque, qui in paterna regna et pro-
vincias haereditarias successimus, non minus etiam omnia exe-
cutioni mandari et ad finem intentum deduci velimus, quae
sua Maiestas et Dilectio in vivis peragenda statuit, inter quae
etiam commissum negotium illud Devotioni tuae apud Chmelnis-
kium et Cosaccos tractandum superesse reperimus: Line reso-
lutioni defunctae suae Maiestatis et Dilectionis inhaerentes
priorem instructionem et mandata nostro nomine renovari ius-
simus, quemadmodum hisce includuntur, Devotionem tuam cle-
menter requirentes, ut ex prescripto singula soUerter et sine
mora exequi nosque de successu negotij quam primum infor-
mare velit, factura benignam voluntatem nostram. Qui Devotioni
tuae gratiam nostram regiam offerimus. Viennae 19. Maij 1657.
Concept.
XLUI.
Kaiser Leopolds L Instruction für Peter Parchevich Bur Fort-
führung seiner Gesandtschaft, Wien, 19. Mai 1657.
Ans dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Instructio pro archiepiscopo Martianopolitano ad Chmel-
niskium ablegato.
Leopoldus etc. Be verende, devote, syncere nobis dilecte.
Meminerit Devotio tua, cum qua instructione et mandatis sub
decimo Januarij huius anni ipsa a divo Romanorum imperatore
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Ferdinando tertio, domino patre nostro colendissimo gloriosae
memoriae; ad Cosaccorum Zaporaviensium ducem ChmelDiskium
eiusque asseclas ablegata fuerit. Etsi vero a toto eo tempore
8ui hinc discessus nil literarum; [nisi quas Devotio tua Jeros-
lavia de 8. Februarij scripserat] huc pervenerit adeoque nobis
haud constet, num Devotio tua ulterius progressa et quid hac-
tenuB in negotijs sibi commissis actum sit^ nos autem^ quem-
admodum in paterna regna et ditiones haereditarias defunctae
caesareae Maiestatis et Dilectionis suae successimuS; ita etiam
resolutionibuB per eandem caeptis firmiter inhaerere cupiamus :
hinc Devotioni tuae adiunctas fiduciarias et plenipotentiam
nostro nomine expeditas includimus et casu; quo praeter spem
hactenus ad Chmelniskium nondum pervenisset rebusque trac-
tandis initium non fecisset; eandem quantocyus illuc incognitam
contendere velimus^ ubi post expleta curialia^ praemissa scilicet
salutacione nostra nee non graciae regiae oblatione [quod cog-
nitae Devotionis tuae prudenciae reiinquimus] ex tenore con-
creditae sibi antehac instructionis caesareae breviter exponet:
Posteaquam scilicet non ignoremus, in quas di^cordias et dis-
sidia ipse Chmelniskius ac Cosacci cum serenissimo rege et
regno Poloniae devenerint^ nobis etiam ex fidedignis relacionibus
innotuerit; pro toUendis buiusmodi differentijs varios hactenus
tractatus institutos fuisse et adhuc prae manibus esse^ in
quibus pauca componenda supersint et in eo potissimum
haereatur, ut Chmelniskio eiusque asseclis securitas prae-
stetur eorum, de quibus iam conventum sit vel etiamnum
conveniendum rostet^ cumque soUicitudini nostrae exemplo
divi quondam domini patris nostri nihil magis incumbat,
quam pacem et concordiam Christianitatis ubique locorum
Stabilire ac promovere et, quae huic scopo adversantuUi
removere obstacula ; prout nos nitro in id propendeamus . et
cumprimis invigilare et cooperari studeamus, ut intestina dis'
sidia inter serenissimum regem regnumque Poloniae ac ipsos
Cosaccos exorta sopiantur, quippe quae exteris principibus et
maxime vicinis etiam populis ausum praebeant, inclytum Po-
loniae regnum infestandi et in partes scindendi, quod tristis
experientia doceat et uberius manifestatura sit, nisi ijs tollendis
radicitus differentijs firmum et durabile adhibeatur remedium :
proinde nos pro syncero amicitiae et bono vicinitati« studio et
affectu, quo non minus ac gloriosi quondam praedecessores
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nostri (vlgore pactorum inter augustam domum nostram et in-
clytos reges et regnum Poloniae nee non magnum ducatum
Lithuaniae antiquitus initorum) in amplissimum illud regnum
ferimur, dissimulare diutius vel intermittere noluisse, quin etiam
hoc loci regiae interpositionis nostrae partes impenderemus
adeoque Devotionem tuam velut ablegatum nostrum ad ipsos
destinaremus clementer postulantes, quatenus ipse Chmelniskius
eiusque adhaerentes Devotioni tuae confidenter et secreto ape-
rire velint, in quonam res haereat et quomodo ipsi hoc negotium
feliciter conficiendum censeant; quodsi forsan hoc difHcultatis
obstaret, ut Cosaccis super preterito aut futuro tractatu suf-
ficiens prestetur securitas, Devotionem tuam in mandatis ha-
bere, nomine nostro ijsdem omnimodam eamque polliceri securi-
tatem, quod quicquid ex parte regis et regni promissum fuerit,
id totum fid eliter et sincere et firmiter executioni demandari
et realiter adimpleri debeat; de quo nos cavere et in casum
non speratae alicuius contraventionis protectionem quoque
nostram oblatam velimus. ünde ipsi, Chmelniskius et Cosacci,
confidenter et aperte erga Devotionem tuam se declarare possint,
quae quidem omnia sub fidissimo silentio tum apud Devotionem
tuam tum nosmet ipsos permansura sint.
Neque nos alium finem spectare quam utriusque partis
salutem et commodum, firmam scilicet utriusque unionem ac
tranquillitatem in tam vicino regno maiori etiam cum nostra
quiete stabiliendam; qui ex parte regis et regni seriam quoque
et sinceram hac super re tractandi intentionem esse pro certo
sciamus. Atque haec sunt, quae Devotio tua Chmelniskio et
Cosaccis nostro nomine dextre proponenda noverit
Quae vero Devotioni tuae a serenissimo rege et regno,
Poloniae circa ipsas conditiones vel circa modum agendi et
tractandi ad promovendum hocce negotium suggesta vel pro-
posita fuerint, ijs in quantum commode et oportune fieri poterit,
assentietur et condescendet.
Praeterea si quae occurrerint ad ipsum Poloniae regem
vel nostrum in eadem aula residentem scribenda, Devotio
tua secretis notis sive zifris sibi antehaec consignatis uti
poterit.
Atque hisce omnibus dextre perficiendis Devotio tua
(cuius fidei et tacitumitati plurimum confidimus) benignam
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voluntatem nostram exequetiir^ qui ipsam gratia nostra regia
complectimur.
Viennae, 19. Maij 1657.
Concept
XLIV.
Kaiser Leopolds I. Creditive für Feter Farcheyloh an den
jungen Chmielnioki, Wien, 4. Juni 1667.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Credentiales ad iuvenem Chmelnicium in archiepiscopum
Martianopolitanum.
Leopoldus. lUustris, syncere nobis dilecte (IllustriS; magni-
fici et strenui, syncere nobis dilecti). Ablegavimus non ita pridem
reverendum, devotum, sincere nobis dilectum Petrum Parcevich,
nostnim consiliarium et archiepiscopum Martianopolitanum, ut
patri vestro illustri sincere nobis dilecto Boguslao Chmelniskio
certa quedam ad restaurandam quietem publicam spectantia
proponeret. Cum autem interea temporis fama ad nos perlata
sit, patrem vestrum re bene coepta sed nondum finita, id quod
dolemus, vi vis erreptum esse; nos vero pro singulari nostro in
pacem inclytae regno Poloniae et patriae reducendam studio in
id maxime propendeamus, ut coepti tractatus optatum sortiantur
effectum: clementer a vobis postulamus, quatenus prefato ab-
legato nostro in ijs, quae nostro nomine ulterius propositurus
est, plenam fidem adhibere atque totum tractationis negotium
ita finire velitis, quemadmodum benigne confidimus atque pu-
blica quies et ipsius patriae tranquill itas id postulat. Qui vobis
vicissim gratiam et benevolentiam nostram regiam offerimus.
Datum in civitate nostra Viennae anno 1657 die 4. mensis Junij.
Concept.
XLV.
Kaiser Iieopolds L Auftrag an Feter Farchevioh, seine ICission
beim jungen Chmielnieki fortzufahren, Wien, 4. Juni 1657.
Ans dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Archiepiscopo Martianopolitano.
Leopoldus. Reverende, devote, syncere nobis dilecte.
Omnino confidimus litteras nostras 17. (recte 19.) Maij proxime
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preteriti ad Devotionem tuam datas^ quibus eandem de ex-
cessu ex hac vita colendissimi domini patris nostri gloriosae
memoriae certiorem faciebamus simulque novam ad iDterpo-
nenda inter serenissimum regem et regnum Poloniae et gene-
ralem Cosaccorum ducera et exercitum illi adhaerentem pro
reconciliatione officia mediationis nostrae plenipotentiam trans-
mittebamus, reete pervenisse. Relatum nobis fuit interim, Devo-
tionem tuam non solum ad generalem Cosaccorum ducem Chmel-
niskium pervenisse, sed mediante quoque opera et officiorum
suorum interpositione tractatus reconciliacionis cum domino se-
renissimo Rege et regno Poloniae institutos eo fiiisse perductos,
ut speratus eorundem finis potuisset expectari, nisi morte ipsa
vel periculoso saltem morbo correptus fuisset Chmelniskius, qui
tamen rem eo disposuerit, ut totum armorum imperiura filio
suo, ut aiunt^ impuberi fuerit delatum.
Cum igitur nos non modo diligentiam et syncere devo-
tionis Studium, quod Devotio tua huic negotio impendisse per-
hibetur, benigne approbemus, verum etiam tractatus ipsos ad
optatum eflfectum perduci admodum cnpiamus, idcirco, tametsi
de statu domini Chmielniczkij, vivusne an mortuus lUe sit,
etiamnum simus dubij, faciendum tamen nobis putaremus, ut
Devotioni tuae in eum insperatum eventum, quo dominus
Chmielnitzkius fatis iam concessisset ac eidem filius substitutus
esset, plenipotentiam et fiduciarias bis appositas [quibus titulum
inscribere nostro nomine noverit] ad filium defuncti Cbmelniskij
transmitteremus eamque hisce clementer, ut facirnus, require-
remus, si quidem casus iam dictus evenerit, premissis pro
ratione ipsiusmet casus convenientibus curialibus eidem Chmiel-
nitzkio iuniori, tum et subordinatis ductoribus militiae de nostra
in pacem et quietem dicti regni cura, tum studio quoque erga
ipsos contestato in id porro, nisi res iam quod speramus, con-
fecta sit, iuxta prescriptum instructionis iam ante sibi datae
omni contentione incumbere pergat, quo negocio illi optatus
quam primum finis imponatur eiusque rei mox ad nos nuntius
perferatur. Expletura est in hoc Devotio tua benignam volun-
tatem nostram, qui ipsam de caetero gratia nostra regia cle-
menter complectimur. Viennae 4. Junij 1657.
Concept.
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537
XLVL
Kaiser Leopolds L Vollmacht für Peter Farohevich als G^
sandten beim jungen Chmielnioki, Wien, 4. Juni 1667.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Plenipotentia pro archiepiscopo Martianopolitano ad trac-
tandum cum Chmelnickio.
NoB Leopoldus etc. Agnoscimus et notum facimus tenore
presentium universis, quod nos pro singulari nostro in pacem
quaquaversus restaurandam et stabiliendam studio reverendo^
devoto, sincere nobis dilecto Petro Parcevich, nostro consi-
liario et archiepiscopo MartianopoIitanO; in mandatis et pleni-
potentiam dederimuS; prout hisce animo deliberato damus, ut
is pro componendis et radicitus toUendis differentijs inter sere-
nissimum principem dominum Joannem Casimirum regem Po-
loniae et Sueciae, magnum ducem Lithuaniae etc. et regnum
Poloniae ex una; atque illustrem quondam sincere nobis di-
lectum Boguslaum Chmelniskium, Cosaccorum Zaporaviensium
generalem militiae ducem eiusque assistentes consiliarios et
ordinum ductores ex altera parte iam pridem exortis et post
fata domini Chmielnickij inter eiusdem substitutum et consiliarios
et ordinum ductores et copias partim adhuc vigentibus^ non
solum nostro nomine operam et officia interponere sed etiam
fideiubere possit ac valeat, quicquid ex parte dicti serenissimi
regia et regni Poloniae Lac super re deinceps tractatum, con-
clusum et promissum fuerit, id totum firmum et constans fore
atque debitae executioni demandatum iri. Harum testimonio
literarum manu nostra subscriptarum et sigilli nostri regij im-
pressione mimitarum. Quae dabantur in civitate nostra Viennae
die 4. Junij 1657.
Concept
XLvn.
Feter Faroheviohs Bericht an Kaiser Leopold I.,
Lemberg, 80. Juni 1667.
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Serenissime rex, domine clementissime.
Quod a toto tempore mei Vienna discessus nil literarum
(nisi quas Jaroslavia de octava Februarij ad divum imperatorem
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Ferdinandum tertium gloriosissimae memoriae scripseram) de-
derim adeoque ulterior progressus legationis meae alto invol-
veretur silentiO; non mea stetit culpa; qui in singulas occasiones
transmittendi litteras attendebam^ si facultas non praecluderetur.
A primo enim ingressu in Poloniam, quo ablegatus a sacra-
tissima caesarea Maiestate commisso mihi accingebam me itineri,
in tantas redactus fui angustias propter assiduas excursiones
Ungaroruni; Cosacorum, Moschorum atque Valachorum, ut non
modo quidpiam litterarum transmittere potui, sed vix capiti
meo metuens illius periculum evasi; fecit tamen omnipotens
divinae providentiae dextra, ut superatis tot viarum difficul-
tatibus non parvo salutis meae dispendio ad illam re et nomine
barbaram Cosacorum pervenerim Ukrainam; ubi quae et qualia
passus sum, lator praesentium secretarius legationis meae do-
minus Christophorus Marianowic; tot malorum comes et testis,
sacratissimae suae regiae Maiestati luculentius edisseret, dum
non modo expeditionem legationis meae ab illo efferato leone
assequi poteram, sed ultra spem meam per tres menses in illo
Ovidiano detentus exilio facultate priuabar scribendi litteras,
licet toties non re sed verbis promptiorem se declararet in
transmittendis dux ipse Chmielnicius. Quem tandem exitum
sortita sit legatio et quomodo indomitam hanc ursam tot vic-
toriis insolescentem benigna sacratissimae caesareae Maiestatis
protectio domuerit, tum et quomodo in perficiendo commisso
mihi negotio ex sententia eiusdem sacratissimae caesareae Maie-
statis et ex re serenissimi regis regnique Poloniae adlabora-
verim, idem secretarius legationis huius fidelissimam dabit sacra-
tissimae suae regiae Maiestati relationem, in quibus ut ipsi
fides adhibeatur humiliter sacratissimae suae Maiestati supplico.
Libentius ipse hoc muneris sustinuissem, ni me gravis
impediret morbus, ob cuius vehementiam defixus lecto ex con-
silio doctorum et medicorum subsistere tantisper Leopoli debeo,
quoad recuperatis viribus mandatum suae Maiestatis commo-
dius exequar. Litteras fiduciarias una cum instructione sacra-
tissimae suae regiae Maiestatis his fere diebus in reditu meo
ea qua decuit recepi subiectione; quia vero propter in dies
accrescentem morbum cum illis ad Chmielnicium et Cosacos
redire non potui, earundem copias cum meis [quarum itidem
exemplar suae Maiestati transmitto] ad illos ablegavi. Non
difBdO; quin dati verbi sui memores quidquam de propensione
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539
8ua in sereniBsimam domum Austriacam remittant, cuius sere-
nissimae Maiestati omnem ex animo apprecor felicitatein.
Datum Leopoli die 30. Jimij anno domini 1657.
Serenissimae Maiestatis vestrae bumillimus capellanus
Petrus Parcevich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Original.
XLvm.
Bittgesuch Christophor Marianovichs, G^esandtsohaftsseoretftrs
Peter Paroheviohs und Froourators von Bosnien, an König
Johann Casimir von Polen, ohne Datum (Juli 1667).
Aus dem k. k. Haus-, Hof« und Staatsarchiv in Wien.
Serenissime rex, domine clementissime.
Is est semper magnorum principum animus, ut neminem
a Buo vultu tristem abire patiatur. £um esse et suae Maiestatis
genium nemo dubitavit, nisi qui ipsius etiam solis beneficium
expertus est. Dabit credo veniam serenissima Maiestas sua
audaciae meae^ qui, cum alieniena sim, radios serenitatis vestrae
in me derivari pro magna parte felicitatis meae mihi quoque
reputem. Nam cum itineris comes et secretarius legationis ad
Chmelnicium cum reverendissimo archiepiscopo Marcianopoli-
tano a sacra caesarea Maiestate gloriosissimae memoriae de-
signatus fuerim, spem magnam concepi, non penes ingratos
operam meam collocatum iri, quam prompte etiam cum dis-
pendio salutis exequens illius optato superis faventibus inclytum
hoc regnum potietur fructu. Itaque clementissimam Maiestatem
humillime exoro et supplico, quatenus serenissima Maiestas
püssimae et gloriosissimae memoriae ore caesareo ac regio
spontanea sua dementia antea ad mei instantiam super quin-
quaginta florenos mei salarij alios quoque quinquaginta addendo
florenos Hungaricales, ut in posterum semper ex Camera Hun-
garica menstruatim percipere valeam; insuper vero in reditu
ex hac legatione peracta prima occasione data per fiscum aut
per defectum seminis aliqua bona pro fidelibus servitijs mihi
conferenda prae alijs clementissime se optabit, id est a decima
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Januarij nostri discessus Vienna ad ducem Chmielnicium vel
Cosacorum. Pro quibus ego beneficijs Maiestati clementisBimae
in Omnibus fideliter inservire non desinam et pro tanta gratia
humillimuni me servnm et suae Maiestatis regiae indignum
habebit exoratorem. Serenissimae Maiestatis vestrae humilli-
mus servTis Christophorus Marianovich m. p.
In tergo: Ad serenissimam regiam Maiestatem regni Po-
loniae ac Suaeciae regem, dominum, dominum meum clemen-
tissimum supplex libellus Christophori Marianovich.
Original.
XLIX.
G^Bandtsohaftsberioht Christophor Marianoviohs an Kaiser
Leopold I., ohne Datum (Prag, 7. August 1667).
Aus dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.
Relatio legationis apud ducem Cosacorum Cbmelniczky
institutae et peractae.
Anno domini 1657 die 10. mensis Januarij iam preteriti,
cum ex benigna sacratissimae quondam caesareae et regiae
Maiestatis, olim Ferdinandj tertij etc. beatissimae memoriae
conmiissione et mandato in legatione ad praefatum ducem
Ehmelniczkium peragenda exmissi fuissemus ac Vienna per
partes regni Ungariae versus tredecim oppida Scepusiensia per-
rexissemus; quo die noctuque pergendo ob ingentes nives fri-
gusque intensissimum maxima cum difficultate montes altissi-
mos scandendo pervenimus ibique repertis nonnullis ex statibus
dominorum Polonorum, a quibus iter ad antelatum ducem Co-
sacorum perquirendo simul etiam unum ductorem pro demon-
strande itjnere ad aliquot dumtaxat milliaria expetientes, nihil
penitus tanquam a perfidis et infidelibus obtinere potuimus,
currum vero et equos pro pecunia nostra vix etiam nobis con-
cesserant. Unde cum reverendissimo domino archiepiscopo
Marcianopolitano, alias calida febre per totum iter laborante,
divinae maiestati nos recommendantes versus civitatem Bicz
nuncupatam die noctuque in summo frigore pergentes, in qua
capitaneum dominum Voiniczky reperimus, qui etiam antea a
serenissimo rege Poloniae in legatione ad predefunctam suam
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Maiestatem caesaream et regiam exmissus erat^ quem nobis
anxilio et consilio fore ad futurum vel maxime pollieebamur;
sed spe frustrati vix et summa cum difficultate vecturam
nostram ad duo dumtaxat milliaria pro peeunia nostra obtj-
nueramus. Inde itaque proficiscendo in summo tremore et
timore tertja post die circa mediam noctis ad civitatem Lanczut^
quae ad dominum Marsalchum pertinet, ubi sat difficulter
intromissi in uno sordido et frigide stabulo cum bobus et
vaccis pernoctare debuimuS; summo mane surreximus et; quam
primum porta civitatis erat aperta; versus Jeroszlaviam perve-
nimus, ubi in suburbio eiusdem in unum diversorium parum
divertissemus ibidemque per exiguum tempus quievissemus,
extunc quidam duo Patres Jesuitarum nos adeuntes exquirentes
a nobis quonam locorum pergamus. Quibus reverendissimus
dominus respondit^ nos Leopolim versus tendere; cui antedicti
Patres cum admiratione et certo respondissent: ^Vestras Demi-
nationes sine evidentj vestro periculo illuc impossibile est per-
venire, quia miles Rakoczianus ibi circumquaque iacere di-
citur^. Et plane Leopoli paulo post tertius Jesuitarum super-
venit premissa omnia affirmando, a generalissimo principis
Transylvaniae Joanne Kemeny dictam civitatem circumquaque
cinctam esse; prout etjam comes Liubomirszki ad nos similiter
veniens et a nobis perquirendo, quonam proficiscamur in tam
pemicioso itinere, inquiendo: ,En undique Cosaci, Sueci, Mol-
davi, Tartari et nostri milites praedam querentes grassantur^
qui ubicumque vos deprehenderint, spoliabunt; et sie vestrum
iter frustraneum erit*. Khmelniczkium autem pro certo iam
pridem mortuum esse profitentur. Quo cum ulterius collocuti
fuissemus rogando eum^ quatenus aliquem exploratum ad supra-
fatam civitatem exmitteret, an haec sint vera, quae sparguntur,
misit unum illuc exploratum; qui cum redijsset, sane ita esse
omnia retulit. Quo audito nos territi rogavimus eundem, qua-
tenus nobis auxilio in tali casu constjtutis adesset, ne nos ad
manus inimicorum cum secretis suae Maiestatis devenire con-
tingat. Dicens itaque is ad nos: ,Si vultis redire, venite mecum;
ego vos remittam cum meis militibus, quocumque vultis, quia
ego ipsemet video modum non esse, ut ulterius hac pei^ere
poBsetis^ Cui ego dixi rogando: ,Illustrissime domine solum
dignetur nobis equos et currum cum uno ductore subministrare,
ut hos milites circumire et ipsos evitare possimus'. Is sicut
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bonus dominus Btatim eius locj iudici significavit^ ut de equis
et curru nobis provideret, prout etiam aliquem ductorem ordi-
naret; qui viam sciret versus Sacalium^ quae civitas sexaginta
plane milliaribus distabat. Perreximus circumeundo^ ubi qua-
quaversum miseram plebem in tarn duro hyemali tempore dis-
persam et fugam capientem; miseras feminas derelictis aedibus
cum prolibus et pecoribus altissimos montes scandentes, ubi se
abscondere possent, circumspeximus; et vix tribus milliaribus
pervenimus^ iam ulterius equos et currum nobis denegaverant
timentes sibi a militibus Cosacis. Ubi in uno miserabilj et tota-
liter devastato et desolato pago constituti oberrantes et tan-
quam desperatj hinc inde per pagum de domo in domum cur-
sitando et querendo, ut iter nostrum alterius prosequeremur^
ductorem aliquem; ubi penitus nullum mortalium reperimus;
sed sie in nomine dominj ulterius perreximus sine ullo ductore
aut comissario. In acquirendis vero equis et currubus summa
difficultas; et qui inveniebantur, triplo illos solvere debuimus;
panis vero et carnium summa Caritas et etjam raritas et per
quadraginta milliaria nihil aliud quam loca deserta et solo ad-
equata, cadavera hominum humi prostrata et capita appensa
penes viam undique et ex utraque parte cernebantur. Tandem
cum non superesset aliud medium^ coactj fuimus equos vi ac-
cipere^ quibus ulterius perreximus; pervenimus ad quendam
palatinum non procul a praesidio Sacaliense distantem, apud
quem equos vi acceptos relinqueramus rogando cum, quatenus
is alios nobis equos suppeditaret, siquidem in talj negotio
bonum videlicet pacis et regnum Poloniae concernens, perge-
remus. Fecit bonus dominus et usque ad dictum praesidium
Sacaliense equos et currus subministravit; quibus cum ad idem
praesidium pervenissemus circa mediam noctis^ quo nullo modo
intrare permissi fuimus ex eO; quod nos Rakoczianos putabant
esse. Miserunt nihilominus ad nos duos officiales, quibus salvum
passum nostrum demonstravjmus referendo et dicendo eisdem,
nos non esse Rakoczianos, verum sacratissimae, caesareae re-
giae Maiestatis Romanorum imperatoris Ferdinandj tertij in
ablegatione ad ducem Cosacorum missos. Qui postquam salvum
passum vidissenty tandem intromiserant nos^ ubi omnes ingenti
frigore correpti vix loqui valentes; qui tamen ob respectum
palatini illius; cuius homines nobiscum habujmus, omnem hu-
manitatem nobis exhibuerunt. Ubi similiter pro pecunia nostra
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543
et quidem pro gravi taxa equos et currum acquisiveramuB, et
quo ulterius eo deterius ubique a Rakoczianis militibus timentes,
qui tot homicidia et predas exercebant undique. Sumptus vero
nobis per suam Maiestatem ordinatus et subministratuS; ex quo
ubique multum exponere coacti fuimus tarn pro equis et cur-
rubus conducendis quam vero pro quartirijs et eibo et potu
solvendis^ defecerat in praemisso loco Sacaliensi, ubj primo
medium iter nos continuasse homines eiusdem loci dicebant.
Inde itaque perreximus ulterius et per varia divertjcula et circum-
jtiones pergendo^ postquam meos etjam centum aureos, quos
mecum e domo mea attuleram, consumpsimus, diversa debita hinc
iude ab Armenis eontrahere necessitati fuimus^ ita ut ad sex mil-
lia florenorum se extendant, prout id ex literis domini reveren-
dissimi archiepiscopi ad suam Maiestatem datis uberius pateret.
Ulterius itaque per integerimos Septem dies eundo, quousque
videlicet ad praesidium Dubna die prima sacrae quadragesimae
appulimus. Ubi eius praesidij principissa, relicta culusdam Domi-
uicj, plus humanitatis quam ullus Polonorum exhibuit; equos
suos et currus et reliqua necessaria subministrasset usque Taipkur
et Rakusnam. Rakusnae vero conductis pro peeunia equis et curru ;
unde similiter magna cireuitjone timentes a militibus Museovianis
et Cosacis, [utj debujmus,] qui per illas partes tanquam lupj ra-
paces praedam querentes grassabantur, ad quadraginta milliaria
tandem pervenimus ad civitatem Kurcz dictam^ ubi prout etiam
in alijs locis currus et equos pro peeunia nostra vix acquisivera-
mus ob metum grassantium latronum. Hinc iterum per integra
quinquaginta milliaria loca videlicet a Tartaris deserta triginta
milliaribuB cireuitjone, uti debujmus, sitim, famem et frigus
ingens perferendo pervenimus ad quoddam oppidum desolatum
Eerstus dictum, ubi nullum mortalium invenimus; ulterius per-
reximus et sub quadam arbore in campo unam noctem per-
agere coactj fuimus; summo itaque mane surgendo perreximus
versus civitatem Cosacorum Brusilova denominatam, ubj nobis
pro ulteriorj itinere panem emeramus et Pastoviam pervenimus.
Fastovia vero per civitates Bielam-Czirkvam, quae metropolis
Russiae nominatur; item Raktuam, Buoslaviam, Vilszkam, Lon-
gumpontem, Macharszkam, Capitancam, Medvedcam^ Szobotam,
ubi omnia caro pretio habebantur. Ibi itaque primo rescive-
ramuB Khmelniczkium adhuc supervivere, progredientes versus
Cherliu; residentiam solitam dicti ducis, ubi ex iussu eiusdem
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cancelarij hospitium in uno stricto diverso'rio ordinatum et re-
liqua etjam subministrata utcumque erant; idem cancellarius
secunda vero die mane una cum aliquot consiliarijs ad hospi-
tium nostrum veniens et nos bonorifice salutando et aggratu-
lando excepit; cui reverendissimus dominus literas suae Maie-
statis Salute premissa tradidit. Quibus perlectis se bene
intellexisse (dixit) et statim profectus est ad ducem Kmelnicz-
kium, imo milliarj eotum distantem in Sobota adventum nostrum
eidem significaturus; finitis vero sex diebus vocatj ad audien-
tjam in Sobotovam (sie!). Quo pergendo obviam venit nobis
dux Capuszta denominatus cum ducentis equitibus Cosacis
nos bonorifice salutando et ad palatium usque ducis nos com-
mittantes; inde vero postquam in imam domum calidam intro-
ducti et paulisper quievissemus, venerant ad nos duo consiliarij
duciS; salutando nos denuo bonorifice nomine ducis suj. Interim
tamen rbedae tapetibus Persicianis exornatae adoptantur, quibus
ad palatium ducis vectj^ adstantibus circumquaque quam plu-
rimis sclopetarijs^ per dictum cancellarium ad ducem alias
lecto affixum introducti. Quem reverendissimus dominus licet
sat fessus et morbo vexatus nihilominus tamen laudabiliter et
docenter perorando nomineque suac Maiestatis sacratissimae,
uti decebat, salutando, eidem literas suae Maiestatis praesen-
tavit; quas dictus dux elevans se e lecto ad se recepisset eas-
que deosculando fronti admovisset inquiens: ^Ego indignus servus
(literas) suae sacratissimae cesareae et regiae Maiestatis, summi
monarchae orbis, cuius sacros pedes non sum dignus lavare,
multo minus deosculari demisse accepto'; his dictis iussit domi-
num reverendissimum sedere et, ex quo tempus prandij aderat,
cibos Interim adferri. Quo cum una mensae eins assidentes
pransissemus, curavit unum scyphum plenum mulso adimplerj,
propinando consiliarijs suis in sanitatem suae Maiestatis cae-
sareae et regiae ac totius domus Austriacae, serenissimorum
principum; qui omnes benevole acceptando in finem ipsis ob-
latum consequenter omnes ebiberunt, sub idque totum tempus
prandij nobiscum pulchre conversando et finito prandio sat
lauti, comitjvam usque ad bospitium nostrum nobis dederunt.
Apud quem tanta confluentia legatorum adfuit: signanter vero
Suecicus et Rakoczij bis, Turcicus bis, Tartaricus bis, Molda-
vicus ter, Valachius etjam ter, reginae Poloniae semel, qui
prius ad nostrum illuc adventum iam discesserat et iterum post
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nos onacom regia Poloniae adfuit; ob quorum confluentiam nos
tardiuS; quam intendebat; expedivit. Subinde tarnen ogo^ ex
quo reyerendissimus dominus morbo praepeditus erat, cum
campi duce aliquoties de negotio nostro ti*actavj in private^ uti
etjam cum ipso duce Cosacorum; is tamen me semper ad can-
ceUarium suum remittebat, an ipsi placeant^ quae inter nos trac-
tata erant; cui omnia singulariter placebant. Nihilominus tamen
utj et ipse dux sie et ipse cancellarius ducem praenominatum
absque aliorum quoque tribimorum^ consiliariorum et centurjo-
num suae miljtiae ad literas suae Maiestatis respondere et re-
solvere minime posse^ dicebat, nisi prius omnes convocatos
habeat et supranominatos ablegatos expediat. Ulis itaque ex-
peditis et supratactis tribimis et consiliarijs suis ad se convo-
catisy cum quibus per unam integram septimanam quovis die
consilium habende tam de negotio suae Maiestatis, quam filij
sui electione; qui postquam electus et publicatus fuisset, ha-
bnit convivia per triduum sane lautissima ac tam variae mu-
sicae, quam explosiones tormentorum et bombardarum ad stu-
porem fiebant; finitis itaque ijsdem epulis lautissimis accessi
suprafatum ducis cancellariimi rogando eundem, ut siquidem
alij ablegati expediti essent; nos quoque cum optata resolutjone
ad nostrum clementissimum imperatorem et regem expeditos
remittet. Qui statim ducj instantjam nostram declaravit; quive
seeunda die post summo mane me vocatum habuit se pulchre
excusandO; quod tam diu nos detinuerit, verum nos etjam se
quam primum expediturum obtulit, quod iam pridem fecisset,
nisi premissa impedimenta, quae nos bene nosse et vidisse
dicebat; prepedivissent; vos enim tanquam tanti monarchae
ablegatos; utj decet, ex omnibus meis viribus adnitor, ut ad
dominum nostrum patronum et mediatorem cum plena resolu-
tione hac, quae sequitur, remittam: ,Nos itaque suam Maie-
statem sacratissimam et nullum alium pro patrono et mediatore
nostro elegimus cupientes, ut sua Maiestas sacratissima hanc
diutumam controversiam inter nos vigentem componere et
absque gravi tamen et evidentj nostro aliquo damno et iniurja
determinarC; finire et sopire gra^ose dignabjtur, ne ulterius
sanguis Christjanus inter nos diffundatur, et quicquid eadem
sua Maiestas hoc in negotio inter nos concluserit et adinve-
nerit; nos pro rato et firmo habituros promittimus id per ex-
pressum declarando; ut si quae partium benignam «uae Maiestatis
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determinationem et conclusionem violare praesumpserit, extunc
ut siui Maiestas caesarea regiaque una cum injuriata parte
contra partem puncta conclusionis non observantem insorgere
et punire possit. Insuper spondemus ex toto affectu cordis
nostrj; nos suae Maiestatj augustissimae eiusdemque domui
Austriacae in posterum fidelissime in omnibus inservire et
amicos suae Maiestatis pro amicis, inimicos vero pro inimicis
habere et contra quemcunque eadem sua Maiestas volaerit,
penes eandem contra hostem non tantum centum verum etiam
ducentis millibus, si opus fuerit^ insurgere et pugnam instjtuere
paratos semper fore. De quibus premissis omnibus eandem
suam Maiestatem per specialem nostrum ablegatum uberius
informaturi sumus. Milites vero nostros Cosacos; id est quadra-
ginta millia^ quos Rakoczio in auxilium transmiseramus, eos
ad interpositionem et benignam suae Maiestatis dehortatjonem
statim per literas nostras sumus revocaturj^ Qui etiam acceptis
literis eiusdem cum magna preda et rapinis redierunt. Idem
dux vigesima itaque octava Aprilis literas responsorias per
cancellarium suum reverendissimo domino praesentandas ad
hospitium nostrum transmisit pulchre valedicendo. Cui reveren-
dissimus dominus archiepiscopus ob adversam suam valetudinem
propria in persona valedicere non potuit; verum ego tam no-
mine ejusdem quam meo honore et reverentia premissis vale-
dixi. Finita hac valedictjone eadem die idem dux me eotum
ibidem praesente curavit filium suum advocarj dicendo ej: ,Fili
mi Qeorgj, scias te in posterum bene gerere; habes Romano-
rum imperatorem clementissimum dominum; quem pro nostro
mediatore et patrono singulari elegimus, discas ut ei inservire
scias; is tanquam clementissimus dominus in omni necessitate
tua tibi aderit^ — Hoc dicendo lachrimis effusis porrexit mihi
manum una cum £Qio suo et benedixit iter nostrum. Habitis
dictis literis antelatj ducis responsorijs eadem die hora quarta
pomeridiana niovimus et pervenimus ad oppidum Capitankam
una cum serenissimi regis et reginae Poloniae ablegatis> cum
quibus uno tantum die perreximus^ ex quo ipsi metuentes sibj
a Cosacis die noctuque properarunt^ ita ut octo equj in itinere
tam celeriter pergendo deperierunt. Ego vero cum reveren-
dissimo domino ob debilitatem et infirmitatem eiusdem lentjus
pergendo et cum iam sexaginta milliaria perfecissemus, asse-
cutj sunt no» Cosacj in civitate Brussilova^ ostendendo nobis
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647
literas ducis Buj revocatorias; quibus ipsis demandatur ut statjm
una cum legato regia Poloniae dos reducant: coacti itaque re-
dijmus ad civitatem Fastovia^ ubi mirabilja tormentorum genera,
quibus afficiemur, nobis referebant eius locj homjnes. Nos ita-
que timore perculsi, cogitantes nobiscum quidnam novj debeat
esse^ cum alias annotatus dux cum bona resolutjone nos re-
miserat; cuius locj index ad me veniens dixit, me ibi per-
manere debere, quousque a duce non venerit aliqua resolutjo,
monstrando mihi unam foetidam et frigidam domum pro ho-
spitjo, ubj per triduum sat miserabiliter constjtutus permanere
debuj. Tertio autem die perrexi in Bielam-Czirkvam ad quen-
dam tribunum ducis arrestationis nostrae perquirendo causam^
cui alias reductio et arrestatio nostri demandata erat, uti ipse
coram nobis se in commissis habere respondisset, ut nos ad
ulteriorem dicti ducis suj resolutjonem arrestare debeat; tandem
cum iam de his a dicto tribuno exquisivissem, venit post me
quidam homo Fastovia, ubi reverendissimus ob adversam vale-
tudinem remanserat, dicendo: ^domine venias cito, socius tuus
in extremis est'; quo iterum conducto mihi equo, ne litterae et
secreta aliquomodo depereant, festinavi die noctuque, quem
divina ita disponente gratia melius se habentem reperi. Refe-
rendo eidem miseriam nostram iterum post triduum ad viginti
octo milljaria post cancellarium ducis die noctuque eundo pro-
peravj, quem in civitate Chioviensi nuptias celebrantem re-
pertum adivi, narrando ipsi casum arrestatjonis nostrae et per-
quirendo causam, magna cum admiratjone iuravit dicendo, quod
Buprafatus suus dux non post nos sed legatum Polonicum mi-
serit ,ex eo, quia unus homo male informavit ducem nostrum
post discessum vestrum, quod Cosaci milites postquam in civi-
tatem Chioviensem libere et pacifice intromissi fuissent, post-
modum autem per milites suae Maiestatis caesj et quod dicta
sua Maiestas legatum suum ad Tartaros eo fine exmisisset, ut
contra Cosacos insurgerent. Sed cum nihil herum certj fuisse-
mus expertj, prout nee credidimus, vos itaque potestis ire quo-
cunque et quandocunque^ Dando nobis dictus cancellarius
commissarios et milites pro custodia nostrum, quos nisi ad latus
habuissemus, nunquam mortem, etjamsi centum animarum
fuissemus, evadere potuissemus; et haec praemissa remora
causavit nobis unum integrum mensem. Sed deo sint laudes
habitjs suprafatis militjbus perreximus per mera loca deserta
ArehiT. Bd. LIX. H. H&lfto. 36
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548
et latrocinijs obnoxia, taDdem pervenimus ad supronominatam
principissam eiusdem Dominicj viduam, Dubnam; ubj reveren-
dissimus dominus, cum per unam septimauam quievisset, ob
defectum tamen doetorura Leopolim versus sat difficulter ob
divexationeni morbj pei^ere eoactus fuisset Quo perveniens
in quoddam monasterium Dominicanorum devehi se curavit,
ubi ad praesens usque sub cura doctorum existeret. Unde ego
vigesima mensis Junij movj et ad generalem Serenissimi regia
Polo niae Potoezky dictum pro salvo passu misi, quo obtento
perrexi ad raemoratum regem Poloniae per tot exercitus, tot
latroneS; tamen laudetur divina maiestas sanus perveni; jnde
itaque undecima mensis Julij versus Viennam movj, qua de-
cima sexta preteritj mensis Julij perveni, ubi suam Maiestatem
me putabam inventurum; jnde itaque iterum movens appuli
huc Pragam quinta Augustj, ubi relationem verbotenus coram
sua Maiestate sacratissima quam serenissimo arcbiduce feci.
In tergo : Relatio legationis apud ducem Chmielniczky
institutae et per reverendissimum dominum Petrum Parchevich,
archiepiscopum Martianopolitanum et Christophorum Mariano-
vich, procuratorem Bosnensem peractae.
L.
Feter Parcheviohs und Christophor Marianovichs Rechnung
über des Letzteren Heisespesen, ohne Datum (Ende 1667 oder
▲nfangr 1668).
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Sacratissime ac potentissime Hungariae, Bobemiae regiae
!, Maiestati; domino domino nostro clementissimo.
Optime meminerit Maiestas vestra sacratissima^ qualiter
gloriosae memoriae imperator Romanorum Ferdinandus tertius,
me cum Petro Parceuich archiepiscopo Marcianopolitano ad
Cosacos in urgenti legatione pro publica Cbristianitatis cum
illis barbaris pace componenda dignatus fuerit anno 1657, die
10. Januarij expedire et asociare, vnde eiusdem anni mense
uero Julij meus reditus fuit Viennam cum sex equis totidem-
que famuliS; quos Viennae in diuersorio collocaui; ego uero
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549
post sacram Maiestatem vestram cum relatione legationis Pragam
cucuri et ab illo tempore ueuBque pro quolibet equo per septi-
manam in dicto diuersorio exposui flo. 3(10
Seilicet pro feno, auena, scissO; Stramine
stabuloque; itaque pro dictis sex equis intra spa-
tium sex mensium exp „ 468( 2
Item pro uictu, potu, hospitio, indusiorum
lotione et similium pro sex famulis similiter per
sex menses exposui „ 468
Item pro me et alijs duobus famulis Vienna
Pragam ueniendo post serenissimum regem cum
relatione legationis soluendo aurige et pro uictu
nostro exposui „ 58
Item hie Pragae expectando resolutionem
sacrae regiae Maiestatis pef tres et ultra menseS;
pro uictu^ hospitio et similibus tanto expectando
exposui „ 234
Item Viennam eundo et Pragam redeundo
cum ijsdem sex equis et sex famulis per dies 13
incomodissimo tempore et via lutosissima et iam
hie manendo a sex septimanis in diuersorio, pro
Omnibus supradictis exposui „ 147
Summa facit . flo. 1397( 2
Qua de causa sacratissimam Majestatem vestram oro be-
nigne demandare inclithae Aulicae Camerae, ut proponat dictum
memoriale apud sacram regiam Maiestatem vestram et nobis
in Omnibus satisfaciat, vt possimus nostris creditoribus a tanto
tempore debita contracta persoluere. Pro quibus gratijs regijs
manemus obligatissimi in omnibus fidelissime in posterum seruire.
Vestrae sacratissime Maiestatis subditi
Petrus Parceuich
archiepiscopus Mariianopolitanus
et Christophorus Marianouich.
Rubrum: Ad inuictissimum ac potentissimum Hungariae
et Bohemiae regem, dominum dominum nostrum clementissimum
humillimus supplex libellus vt intus.
36*
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550
LI.
Peter Parohevichs und Christophor Mariano viohs Reehniing über
die Kosten der Gesandtschaftsreise zu Chmielnieki, ohne Datum
(Ende 1657 oder Anfang 1658).
Alis dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Anno domini 1657 Januarij die 10. iam praeteriti, cum ex
benigna sacrae caesareae Maiestatis commissione et mandato in
legatione ad Cosacos destinatj (essemus), eatunc ex inölyta
Camera Aulica viaticum nobis mille tallerorum dari demandauit.
Ex hac pecunia Viennae pro illustrissimo et reuerendis-
simo domino domino archiepiscopo Marcianopolitano emere
materiam pro yestibus subducturis^ nodis; ranis^ serico^ gallerO;
croco, manica, chyrotaechis, tibialijs, candelis, pipere, tella,
pulvinaribus, cistis, calceis; omnia ista constiterunt fl. 129 g. 15.
Vestiendo famulos, personas 15, pro panno; subdueturis,
nodis, ranis, serieeis, filis, duplices uestes parando pro audien-
tia honestiores et itinere in tanto frigore, sartori etiam soluere :
constiterunt omnia computando simul . . . . fl. 480 g. 2.
Pro donatorijs rebus, nouaculis, cultris, speculis phorfi-
cibus, rosarijs, metalis, chyrotecis, pro omnibus. fl. 420 g. 5.
Pro carabinis unicuique famulo unum carabin et puluere
alijsque rebus omnia simul fl. 100 g. 14.
Aurigis pro quauis persona usque Posonium fl. 16.
In Lensprun denoctauimus prima nocte in diuersorio; pro
coena ^xposui
In transitu aquae Posonij nautis dedi . .
Posonij in diuersorio pro prandio et coena
Aurigis usque Tyrnauiam pro personis
Tyrnauiae in diuersorio pro coena . . .
Galgotium pro aurigis
Galgotij pro coena in diuersorio ....
Mouendo mane in via in quodam pago comedimus in via
media eundo Tapolczam pro equis equitantibus . fl. 3 g. 5.
Aurigis pro equis usque ad noctem; peruenimus Tapolczam;
dedi Ulis fl. 10 g. 3.
Pro coena et equis, foeno et pabulo . . . fl. 6 g. 2.
Inde mouendo in media via comedimus, dedj fl. 4.
a.
6 g. 5.
.
. g. 8.
fl.
8 g. 6.
fl.
16 g. 6.
fl.
5 g. 3.
fl.
9 g. 4.
fl.
5 g. 2.
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551
Aurigis usque ad oppidum Lipicam . . . fl. 9 g. 3..
Pro ccena et equis dedi fl. 4 g. 10.
lüde mouimus ad aliud oppidum fl. 3 g. 10.
In hoc oppido inuenimus currus 3 cum ornuibus appara-
mentis equorum^ quos emimus pro itinere, quia amplius inter
montes non inueniebantur, nisi boarij currus, ideoque neces-
Bario emere debuimus fl. 135 g. 5.
Aurigis ista die usque ad noctem eundo . . fl. 8 g. 3.
Pro coena in hospitio fl. 4 g. 3.
Alia die tota pergendo ad oppidum Driuerna aurigis fl. 7.
Pro coena in hospitio et prandio . . . . fl. 3 g. 6.
Alia die tot^ pergendo ad oppidum Oserue aurigis fl. 5 g. 2.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 1.
Altera die inde peruenimus ad oppidum sub monte; hucus-
que dedimus aurigis fl. 6 g. 5.
In hoc oppido accepimus equos recentes; per mirabiles
montes pergendo vix de nocte attigimus ad S. Martinum;
aurigis dedi fl. 9 g. 5.
Pro coena hospiti fl. 3 g. 4.
Vlterius per montes unius diei aurigis . . . fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 6.
Vlterius prosequendo tota die vix peruenimus ad S. Nico-
laum; aurigis fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 3.
Vlterius in tanto frigore tota die usque ad oppidum Sieltas
fl. 8 g. 7.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 2.
Vlterius per montes iterum usque ad oppidum Lecciunam
fl. 7 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 2.
Vlterius per montes tota die in frigore peruenimus ad 13
oppida; exposui fl. 9.
Pro prandio et coena fl. 3 g. 5.
Vlterius ad oppidum Podaboge fl. 5 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4.
Vlterius usque ad capituUum Sepusiense . . fl. 6 g. 5.
Pro prandio et coena fl. 5 g. 2.
Vlterius per montes et ualles, niues aliasque miserias fl. 9.
Pro prandio et coena fl. 5 g. 2.
Vlterius usque ad civitatem Lubnam per montes fl. 10.
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552
Pro prandio et coena fl. 4 g. 10.
In qua civitate maxime sperabamus commessarium habere,
nihil horum tanquam a rebellibus nequam suo domino (sc: per-
petravimus). Inde mane conductis equis et contoy * haiduk per-
Bonis 20, quibus dedimus pro equis et illis . . . fl. 20.
Pro prandio et coena (in) oppido Muszinac . fl. 5.
Inde summo mane tota die vix transivimus milliaria 4
propter tantas niues et frigus; confoy personis 30 et equis
conductis fl. 9 g. 10.
Pro prandio et coena (in) oppido Strienae . fl. 3 g. 10.
Vlterius per totam diem peruenimus ad oppidum Comilchae;
pro equis conductis et confoy personis 15 . . . fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 4.
Summo mane surgendo uix per montes admirabiles, niues,
frigus ingens die illa peruenimus ad civitatem Bicz dictam,
in qua castalaenus fuit Joannes Vainichij, qui a serenissimo rege
Poloniae in legatione fuit missus cum altero ad suam caes.
Maiestatem Viennam, qui neque uoluit nos accedere, multo
minus aliquem honorem exhibere uel comessarium nobis dare,
tanquam rebellis suo domino. Inde discedendo aurigis conductis
et confoy dedj fl. 10.
Pro prandio et coena fl. 3.
Kihil dedimus; inde discessimus per ualles et montes ad-
mirabiles tota die vix peruenimus Tristoch; pro equis fl. 5.
Pro prandio et coena fl. 3.
Hinc (propter) periculum a militibus Poloniae habuimus
confoy equites 20, quibus dedimus tota die commitandis nos
usque ad oppidum Kesuouam fl. 7.
Pro equis tota die fl. 6.
Pro prandio et coena fl. 2 g. 10.
Altera die perreximus recentibus equis et confoy; vix
peruenimus de nocte hora 11. ad civitatem Lacutuenta a niuibus
vix non sepultj; tandem hora 1. noctu intromissi ad stabulum
unum cum tanta difficultate, ubi boues et oues socios habuimus;
pro equis et confoy exposui fl. 20.
Inde mane discessimus iterum cum confoy. Equitibus 25
peruenimus ad oppidum Preuorcham, in quo prandium sump-
Convoy,
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553
simus et inde vix peruenimus noctu Jeroslauiam; pro equis et
aurigis dedimus fl. 10.
Confoy autem fl. 12.
Extra civitatem in diversorio suburbio fuimus^ ubi nos
dominus comes Lubomirsky et Patres Societatis visitai'unt^ qui
noua infausta detestatj, nempe Leopolim a milite Rakocziano
cinetam; per quam nostrum iter acceptum prosequi debuimus^
qui comes nos ad prandium accepit. Et cum medio in prandio
fuissemus^ explorator rediens dixit cum aliquot civibus cuncta
omnino uera esse ;imo timendum est, ne hac nocte in nos irruant
Rakocziani^ His auditis comes terrefactus prospicit fugae cum
familia tota sua admonens nos de redditu, cum medium nullum
sit manus inimicorum militum euadendj ; ^nisi si uultis una cum
secretis suae caes. Maiestatis facile interire^ nam omnia loca et
partes abundant militibus et Kakoczianis et Cozacis et Suecis et
Moskouitis et Valachis et alijs; omnes partes obrutae sunt^ Et qui
ostendit certas literas scriptas; ego humillime rogans ipsam ob-
tinui (maxime timens propter secreta sac. caes. Maiestatis, ne
illa una nobiscum ad manus inimicorum incidant), utj dominus
comes prociu'auit de civitate equos et duos ductores, qui nobis
viam monstrarent; quousque equi peruenerunt ad nos ex civi-
tate, scripsimus sacrae caes. Maiestatj die 8. Februarij Viennam,
ut sciret sua Maicstas, nos esse in summo periculo ob causam
ubique inimicorum grassantium. Interim peruenerunt equi et
ductores; comes fugiens ad unam partem, nos autem ad alteram
uersus Sakalium a recta via 60 milliaribus circumire. Vndequa-
que miseram plebem tam duro hyemali tempore fugientes, pro-
sequentes et dispersam, miseras foeminas una cum prolibus et peco-
ribus ad montes et syluas, ubi se abscondere possent ab inimicis,
conspeximus et vix 3 miliaribus perreximus; tunc iam nobis equos
denegarunt, timentes milites Vngaros et Cozacos. Ubi in uno mise-
rabili pago totaliter deuastato et deserto nihil inuenire potuimus,
vi equos ulterius retinuimus et ultra perreximus per loca deserta,
ubi nihil aliud videbatur et erat preter cadauera mortua et capita
arboribus affixa hominum ex utraque parte viae duorum millia-
rium; peruenimus tandem hora 7. noctu Olniczam; pro equis
recentibus et duobus ductoribus dedimus . . . fl. 20.
Inde perreximus die noctuque; vix peruenimus Subalkam,
ubi erant multi milites Polonici; denoctauimus apud unum
Judaeum; pro equis dedimus fl. 7. g. 10.
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654
Pro prandio sine coena fl. 3.
Ex illo loco perreximus summo cum periculo insolentibus
militibuSy qui nos uix de nocte omnes non interfecerunt; sumo
mane iterum perreximus alijs equis conductis ad 6 milliaria
bona; vix peruenimus ad Belcz, ubi inuenimus dominum pala-
tinum distantem 4 milliaribus a Sakalio^ qui nos retinens in
prandio proprios equos administravit usque Sakalium. Quo per-
uenimus nocte, ubi intrare non permiserunt nos, suspicientes
esse nos Rakoczianos ; tandem miserunt duos officiales ex prae-
sidio ad nos, quibus saluum passum caes. Maiestatis demon-
strauimus nos pergentes ad ducem Cozacorum. Hoc uiso tandem
intromissi fuimus ad predictum praesidium, ubi uix loqui prae
nimio frigore ualebamus amplius; uti etiam similiter pro pe-
cunia nostra et quidem magna taxa equos ab illis acquirere
potuimus propter pericula iminentia militum undequaque gras-
santium. In hoc praesidio defuit nobis totaliter sumptus itineris,
ego ex meo proprio incepi inde exponere pro equis et confoy
fl. 300.
lila die pro solis equis ex praesidio 12 , fl. 24.
Pro confoy usque ad noctem personis 40 vnicuique tal-
lerum fl. 60.
Pro prandio et coena in Bresteccko . . fl. 9.
Inde pergendo ea die ac nocte 8 milliaribus pro quouis
equo tallerum, pro equis fl. 18.
Pro prandio et coena fl. 8.
Ex hoc deserto oppido iterum mouimus cum eisdem equis
et confoy, iterum illis conductis usque ad praesidium Dubnam
per tantum periculum unicuique personae tallerum unum, per-
sonis 50 fl. 75.
Pro equis 12 conductis fl. 21 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 8.
Dubnae manentes sub praesidio in ciuitate in diuersorio
Judaico per dies 5 exposuimus fl. 56.
Ubi non inueniebatur uix panis et de carne nihil; ob
tantam caritatem exponere debuimus:
Pro itinere ulterius ponendo profiont: panis et siccis pisci-
bus exposui ibidem fl. 20.
Ibidem in Dubna ante discessum nostrum inde dominus
archiepiscopus ab uno Armeno accepit . . . fl. 1000.
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556
Inde discedendo uenimus ad aliquem pagum Enin dictum.
Illustrissima domina principissa concesserat ex Dubna nobis 6
milliaribus proprios equos. Sequentj die peruenimus ad quoddam
castellum Taybkur ibiquc noctem egimus summo cum periculo
Cozacorum; inde discedendo cum confoy 20 equitibus, quibus
dedimus fl. 10.
usque ad oppidum Kuscziam. Inde equi reuersi illustris-
simae principissae ; ex quo discessimus octo bonis milliaribus
usque in Curzouam; pro equis hucusque dedimus . fl. 14.
Pro prandio, coena et confoy tot equitum . . fl. 308.
Ex Curcz confoy 205 personae, acceptis equis per deserta
loca milliaribus continuis desertis 75 a Tartaris et Cozacis;
ubi nvdlus homo neque canis uideri poterat, nisi cadauera et
ossa hominum, pergendo in tali frigore et in desertis locis
atque longis partibus sclopetum ignem excitari debuimus; ta-
liter denoctabamus. Pro equis conductis tot milliarium dare
debuimus fl. 300.
Comitatores equites fuerunt nobiscum, donec transiuimus
loca deserta, 70 equitibus, quibus soluere debuimus cum tanta
difficultate nollentes a nobis accipere in oppido Eerstuth
deserto fl. 208.
Pro equis conductis fl. 100.
Inde summo mane discessimus ad aliud oppidum nomine
Brussiloua, ubi parum de pane vix inuenire potuimus; ex quo
recesserunt equi et comitatores. Ex Brussiloua perreximus
usque ad oppidum Diedinam; pro equis et comitatoribus no-
uiter conductis fl. 10.
Pro prandio et caena in tanta caritate . . . fl. 10.
Ex Diedina summo mane discessimus usque ad ciuitatem
Fastouiam; pro equis conductis et confoy exposuimus fl. 18.
Pro prandio et coena fl. 6.
Inde discessimus tota die hyemali; vix noctu peruenimus
ad Albam-Ecclesiam ; hucusque pro equis et confoy dedimus
fl. 50.
Pro victu personai'um fl. 6.
Haec civitas est in Russia metropolis dicta; in hac civitate
mutuo ab uno Armeno accepimus fl. 1000.
Ab Alba-Ecclesia, ex qua perreximuß cum alijs equis et
confoy, usque ad noctem oppidum Sinaua attigimus; pro con-
foy equitibus 30 fl. 34,
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556
Inde diBcessimtis ijsdem equis^ quia alios habere non po-
tuimus; debuimus Ulis dare fl. 13.
Confoy iterum usque ad noctem . . . . fl. 30.
Pro prandio et coena fl. 8.
Inde discessimus per 6 milliaria alijs equis et confoy
uBque ad oppidum Euchichnam ; pro equis et confoy exposuimus
fl. 20.
Pro prandio et coena fl. 6 g. 10.
Inde 25. Febroarij uenimus ad oppidum Zenika; hucusque
dedimus fl. 15.
Inde mouimus et uenimus ad unum pagum ad prandium,
quia equi vlterius non poterant pergere; pro illis exposuimus
fl. 5 g. 10.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 10.
Inde sumptis alijs equis usque ad noctem in Behoslauiam
pro equis et confoy exposui fl. 49.
Pro prandio et coena fl. 6 g. 10.
Inde mane mouimus usque ad Gradicham civitatem, ubi
prandium sumpsimus fl. 5 g. 10.
Ex Gradicha usque ad Earshon noctu tarde uenimus;
pro equis fl. 10.
Pro confoy fl. 17.
In hac civitate ab uno mercatore Armeno mutuo accepimus
fl. 1000.
Ab hac civitate cum suis Cozacis 300 confoy comitantes
nos ob magnum periculum; quibus dedimus, ut nos ad tutiorem
locum comitarentur fl. 305.
Pro equis recentibus conductis .... fl. 30.
Pro prandio et coena fl. 9.
Inde summo mane discessimus alijs conductis equis et
uno centurione cum suis Cozacis 250 per totam diem nihil
comedentes usque ad noctem ad oppidum Mioiuilam peruenimus*,
quibus soluere debuimus una cum conductis equis fl. 200.
Pro coena fl. 5.
Inde mouimus ulterius 7 milliaribus conductis equis et
confoy usque ad noctem; pro equis dare debuimus fl. 9.
Cozacis confoy 30 equitibus dedimus . . fl. 20.
Pro victu fl. 7 g. 10.
Inde discedendo ad noctem peruenimus ad oppidum Ea-
pitankam ; hucusque pro equis et Cosacis confoy fl. 50.
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557
Inde discedendo peruenimns ad noctem usque Mednetkam;
pro equis . fl. 8.
Pro victu fl. 7.
Inde peruenimus Sobotouam oppiduro; pro equis et confoy
fl. 30.
Pro victu fl. 4.
Inde peruenimus ad Cherlin ad residentiam propriam Co-
zaeorum Chmielniczij ducem die 1. Martij anno 1657. Elapsis
diebus sex habuimus audientiam apud ducem Cozacorum. In
hospitio nobis assignato quotidie pro personis 17 cum duobus
custodibus nobis assignatis: pro tot personis, equis singulis diebus
fl. 15.
Quo in loco mansimus per tres menses et dies 5 ibidem-
que sex equos coemimus fl. 450.
In Pascha Qraecorum u^iiiebat tota familia ducis Chmiel-
nicij pro rubre ouo, utj illorum est consuetudo: quod si illis
non daretur, trahunt hominem ui ad aquam et lutum proijciunt
sine ullo respectu cuiuscunque personae; dedimus pro rubre
ouo id est omnibus fl. 100.
Consiliarij ducis qui nos uisitarunt quorum sunt 12; ex
quibus quotiescunque nos visitare uenerunt, unum quemque
tractare quo melius et honorem exhibere fecimus; quauis vice
exposuimus fl. 5 g. 10.
Fuerunt autem isti apud nos uigesies; pro quibus expo-
suimus fl. 110.
Tribuni militiae ducis 26 quiuis nos separatim visitare
fecerunt; pro quauis vice visitationis exposuimus fl. 6 g. 10.
In uniuersum exposuimus pro tractatione illorum visita-
tionis cum honore debito fl. 160 g. 10.
Pro illustrissimi domini archiepiscopi morbo graui chyrur-
gis et medicis exposuimus in loco ibidem . . fl, 93.
In cancellaria illorum pro expeditione nostra exposuimus
fl. 36 g. 3.
Hospiti et hospitae in discessu . . . . fl. 5 g. 4.
Pro stabulo ibidem exposui fl. 7 g. 2.
Duobus custodibus, qui penes nos erant continuo usque
ad finem, exposuimus illis fl. 45.
Pro securitate confoy Cozacis inde discedendo, in red-
ditu nostro 100 personis confoy usque ad noctem illis expo-
suimus fl. 45.
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Ö68
Pro quibus etiam noUentes debuimus pro equis et coena
illorum fl. 7 g. 10.
Altera die accepimus confoy ex Eapitanka; usque >d
noctem exposui fl. 45.
Ea die pro prandio et coena exposui . . fl. 7 g. 10.
Tertia die Cozacis pro confoy personis 30 . fl. 8 g. 1.
Pro prandio, coena, equis exposui . . . fl. 6 g. 10.
Quarta die perreximus milliaria 6 usque ad Curcz civi-
tatem confoy personis 20 fl. 34.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 10.
Quinta die per milliaria 8 confoy personis 82 fl. 10 g. 3.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 10.
Die 6. milliaria 7^2 confoy pers. 50. . . fl. 18 g. 10.
Pro prandio, coena et equis . . . . . . fl. 8 g. 6.
Die 7. milliaria 7 confoy pers. 20 . . . fl. 8 g. 10.
Pro prandio, coena et equis • fl. 6 g. 7.
Die 8. milliaria 8 Bihoslauiam civitatem appelimus pers.
confoy 60 fl. 7.
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. 1.
Die 9. milliaria 6 pers. confoy 40 . . . fl. 5.
Pro prandio et coena fl. 4 g. 8.
Die 10. mill. 8 confoy pers. 25 . . . . fl. 4 g. 10.
Pro prandio, coena, equis fl. 5 g. 6.
Die 11. mill. 8 confoy pers. 70 . . . . fl. 9 g. 10.
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. 2.
Die 12. peruenimus ad Albam-Ecclesiam ciuitatem inBussia,
in qua uix non omnes mactatj sunius a militibus Cozacorum;
hie cfayrurgo pro medicina illustrissimi archiepiscopi dedimus
fl. 28.
Pro coena et equis fl. 9 g. 7.
Die 13. mill. 8 confoy pers. 100 . . . . fl. 13.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 3.
Die 14. mill, 8V2 ad civitatem Brusilouam confoy pers. 56
fl. 7 g. 10.
Pro prandio, coena et equis fl. 9 g. 7.
In hac civitate assecutj sunt nos Cozaci cum literis Chmiel-
nicij personae Cozacorum 206, qui nos invaserunt tanquam la-
trones, omnes armatis manibus nos apprehenderunt et nos re*
duxerunt ad oppidum hinc distans nomine Fastouiam 12 mil-
liaria, ubi nos in arest posuerunt per dies 45; quibus debui-
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569
mus dare cogentes cuilibet tallemm et non erant contentj;
dedimus fl. 333.
Propter tantum incommodum et despeetum redire debui,
cur nos curauit arestari, iterum ad Chmielnicium ducem cum
Cozacis. Fuit autem scriba siue cancellarius Chyoviae 80 mil-
liaria distans in nuptijs; itaque eundo et redeundo pro illu-
strissimi famulis et confoy exposuimus . . . fl. 300.
Post 3 dies debui Ire Chyouiam ad praedictum cancella-
rium Viouskium interrogans causam aresti et simul rogans, ut
nos dimitteret; tandem cum summa difBcultate obtinui nos ex
aresto dimitendos. Consumpsi itaque eundo et redeundo confoy
et alijs fl. 330.
Quousque in aresto mansimus, ubi uix aliquid de victua-
libus acquirere potuimus, nempe pro pane et carne exposuimus
fl. 260.
Inde ex aresto dimissi per tantum periculum peruenimus
ad oppidum Brusilouam, unde reductj fuimus; exposui pers.
confoy 120 fl. 39.
Pro prandio, coena et equis fl. 4 g. 3.
Die 2. per mill. 8 ad oppidum Kherstus confoy pers. 80
exposui fl. 25.
Pro prandio, coena et equis fl. 5 g. 10.
Hinc per deserta loca et diuastata milliaribus 65, ubi
nullus mortalium apparuit, nisi cadauera et ossa hominum inter-
fecta a Tartaris et Cozacis, itaque famem, sitim aliasque mise-
rias et pericula passi sumus usque ad oppidum Curcz; pro
confoy pers. 250 exposui fl. 350.
Pro coena et equis fl. 9 g. 10.
Hinc die 1. mouendo per mill. 12 pro confoy pers. 68
exposui fl. 12.
Pro prandio, coena et equis ..... fl. 9 g. 6.
Hie Sudam aquam transeundo, ubi nulla nauis reperie-
batur, quia omnes a Rakoczianis deuastatae erant, succurrerunt
autem nobis rustici, qui asseres et trabes ligabant et currus
omnes dissolutos transportabant; tota die sumus moratj in
eadem aqua transeundo exposui fl. 30.
Die 2. per mill. 8 usque ad oppidum Taibkur, ad quod
noctu peruenimus, exposui fl. 20 g. 10.
Pro prandio, coena et equis fl. 8 g. 6.
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560
Die 3. peruenimus ad praesidium Dubnam per milliaria
18; pro confoy pers. 64 exposui fl. 22.
Pro prandio, coena et equis fl. 7 g. 10.
Hie quieuit iliustrissimus dominus archiepiscopus infirmus
diebuB 10, quibus diebus chyrurgis et medicis, pro nobis et
equis exposui fl. 120.
Hinc mouimus per mill. 8 confoy pers. 37 fl. 19.
Pro prandio, coena et equis fl. 14 g. 10.
Die 4. per mill. 7 ^j^ pro pers. confoy 57 exposuimus fl. 6.
Pro prandio, coena et equis fl. 6 g. 3.
Die 5. per mill. 8 confoy pers 36 . • . fl. 8 g. 10.
Pro prandio; coena et equis fl. 5 g. 10.
Die 6. per mill. 8 confoj pers. 60 . . . fl. 8 g. 10.
Die 7. mill. perfecimus 7 V2 confoy pers. 37 fl. 5.
Pro prandio, coena et equis fl. 3 g. 10.
Die 8. per mill. 6 confoy pers. 54 . . . fl. 16 g. 10.
Ysqiue Leopolim peruenimus. Pro prandio, coena et equis
exposuimus fl. 9 g. 3.
In hac ciiiitate mansimus diebus 20. Quo peruenimus
11. Junij, ill. dominus archiepiscopus ob tantam infirmitatem
ulteriuB pergere non potuit; positus est ad monasterium Domi-
nicanorum, in quo mansit sub cura medicorum et chyrurgorum.
Hinc ego discedens cum secretis ad regem serenissimum Po-
loniae 20. Junij.
Vbi ea die incidi ad Tartaros, quorum erant 12800, qui
succurrebant Polonis contra Rakoczium, post illos solus Chan
Tartarorum cum 150 railHbus; diebus tribus et noctibus cum
illis perrexj. Vix assecutus sum serenissimum regem Poloniae
pergendo 12 diebus non procul Cracouia cum exercitu germa-
nico. Die 11. Julij cinxit Cracouiam cum suo exercitu; his
diebus pergendo pro confoy, equis et victnalibus tot persona-
rum exposui fl. 300.
In castris Cracouiae mansi apud serenissimum regem Po-
loniae diebus 4, quousque expeditionem ad sacr. caes. Maie-
statem mihi traddidit; ibidem in castris exposui fl. 36.
Hinc mouimus nos Viennam; perfeci autem circumeundo
milliaria 60 ob pericula summa militum ; exposui pro equis nobis
ubique accipiendo fl. 300.
Viennam ueni 23. Julij, ubi exposui in diuersorio pro sex
equis pro quouis per septimanam fl. 3.
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561
Pro Btabulo pro quouis equo die et nocte unum grosBuni;
per septimanam computans ä. 18.
Pro stabulo fl. 2 g. 2.
Item pro sex personis a die 23. JuHj in hospitio, pro quauis
persona et lotione per septimanam exposuimus. fl. 3.
Ego cum duobus famulis ViennaPragam pergendo post suam
caes. Maiestatem aurigae dedi pro qualibet persona fl. 7 g. 10.
In itinere Vienna pergendo Pragam pro victu personarum
exposui fl. 7 g. 4.
Pragam uenimus 5. Augustj; Pragae manendo pro quauis
persona in diuersorio exposui per septimanam . fl. 3.
Per integros 3 menses ibidem manendo Pragae^ ubi prae-
sentaui caes. Maiestatj relationem legationis nostrae ad Cozacos.
Eundo antea ad Cozacos in itinere ex meis proprijs ex-
posui in summa necessitate fl. 300.
Pragae caesarea Maiestas demandauerat^ ut non dimittam
famulos neque equos diuendam^ quia necessario iterum est mihi
redeundum ad Cozacos, etiam inde archiepiscopum ex Russia
reducere. A die 23. Julij usque ad annum 1658 exposui tarn
Pragae quam Viennae pro 6 equis et famulis 6 in diuersorijs
usque ad 15. Decembris eiusdem anni; hie dimisi famulos 6 uni-
cuique soluendj 31 talleri; pro famulis et equis in vniuersum
exposui de proprijs meis fl. 2800.
Item praefatus dominus archiepiscopus Martianopolitanus,
qui grauissimo uulneratus morbo iam fere a medicis desperatus
Leopoli pro curatione remansit, ubi diuina assistente gratia et
medicorum ac chyrurgorum indefessa cura receptis post 5 menses
tantisper uiribus, ut posset ad suam Maiestatem huc redire^
accepit ab eisdem mercatoribus Leopoliensibus Armenis mutuos
fl. 1500 et 36..
Quos partim medicis, chyrurgis et apotecarijs persoluit,
partim uero in itinere consumpsit.
Plurima nobis infausta, aduersantia, difficillima et incom-
moda pro toto hoc miserabili conficiendo itinere acciderunt.
Immo in summo temporis frigore 10. nempe die Januarij anni
1657 Vienna discessimus. Secundo in maxima belli turbatione,
cum et Rakoczius cum toto exercitu Poloniam superbus esset
aggressus et ingressus; Moscus, Suecus, Cosaci, Tartari, Mol-
daui, Vallachi et similes cum hostilitate bestes dictum regnum
impeterent. Tertio tenuissimum uiaticum fuit ab inclyta Camera
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562
datum, nempe 1000 et 500 floreni. Quarto tarn longum con-
ficere iter nempe eundo et redenndo ad 500 et ultra miliaria
Omnibus incomodis, difficultatibus et afflictionibus plenum.
Quinto ad tarn barbaram, inhumanam et perduelem gentem.
Sexto tarn diu et longum in illis partibus consumere cum quin-
decim personis tempus^ nempe a 10. Januarij 1657 usque ad
15. Februarij 1658, cum nuUus mortalium nobis quidquam supe-
ditauerit. Kmelnicius, qui a nobis ad 3 muneris millia flore-
norum in uarijs rebus habuit: computando eins filium, vxorem
et coloneilos, consiliarios, reddidit pro uiatico in discessu nostro
(rebus cum eodem optime compositis) 18 imperiales, id est
27 florenos in tot potorachis (sie!). ^ Potest hoc inter plurimos
sincere attestari dominus Bineuuski legatus illo tempore Sere-
nissimi regis Poloniae, qui etiam a dicto Kmelnicio recepit pro
suo itinere imperiales 15 itidem in tot potorachis. Itaque nee
ante 100 annos nee post alios 200 succedet similis legatio cum
supradictis punctis; et tamen nulla nostrum ratio habetur nee
debita in tali commissione ex maxima necessitate contracta credi-
toribus hie Viennae existentibus soluuntur. Summa expensarum
a principio usque ad finem facit florenos duodecim millia, sex-
centos quadraginta et medium dico 12640V2
Ego Petrus Parceuich archiepiscopus Martianopolitanns
affirmo supradicta manu propria.
Christophorus Marianouich.
LH.
Peter Parchevichs Gesuch an Kaiser Leopold I., die Zahlung
der Gesandtschaftskosten zu verfügen, ohne Datum (Wien,
Anfang 1658).
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Serenissime et potentissime rex, domine clementissime.
Seruitia mea facta et imposterum iideliter facienda^ quia
sunt tenuissima et insufficientia^ sunt potius despicienda quam
respicienda: veruntamen mera benignaque dementia vestrae
sacr. reg. Maiestatis est cum certa spe attendenda; nee ego
quidquam promereor pro meo labore, cum nihil boni fecerim,
1 Poltnra = Va Groschen, eine in Ungarn noch im vorigen Jahrhunderte
gangbare Münze.
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563
prout alij multo me aptiores fecerunt, pericula et incommodi-
tates Bubienmt et impositum negotium ad laudabilem finem
deduxerunt. Ex hoc tarnen spero, quod gratia v. s. r. Maje-
statis meum deffectum cooperiet et supplebit indefficientiae;
fidelitatem uero semper tenui et diligentiam adhibui. Unde
dementia regia audacior factus audeo supplex v. s. r. Maje-
Btatem dominum meum clementissimum deprecari, dignaretur
V. B. r. Majestaa inclyt^ Camer^ clementer demandare, ut
omnino nobis debitum cum Armenis in ista peregrinatione ad
Kosacos facta contractum persoluat, nempe mense Februarij 1657
sex millium florenorum; postea recepta ex graui infirmitate
Salute cum ijsdem contraxi debitum mense Septembri eiusdem
anni 1657 nempe mille quingentorum et triginta florenorum
pro medicis; chirurgis, apothecarijs, patribus Dominicanis^ apud
quos per quinque menses infirmus iacui et postea pro itinere
Leopoli Pragam usque conficiendo per incommodissima tempora^
ut possim dictis Armenis creditoribus cum gratiarum actione
soluere et satisfacere, ne ultra vsura crescat, nempe sex per
centum, et dicti patres Dominicani, qui facti sunt sponsores in
tanta necessitate et fideiussores pro me, ne suspicentur aliquid,
quod a tanto tempore dicta pecunia contracti debiti non trans-
mittatur. Et ad hunc finem miserunt unum ex patribus Domi-
nicanis mecum huc usque cum altero Armeno, quos debeo
alere et teuere; alias non fuissem ullo modo a dominis Ar-
menis e ciuitate Leopoliensi dimmissus. Rogo humiliter v. s. r.
Majestatem, uelit suum et suorum legatorum honorem tueri,
quia legati v. s. r. Majestatis in alia occasione et necessitate
non poterunt quidquam a quoquam obtinere. Et bene perpenso
fundamento non tantum hoc debitum sed adhuc in decuplo
contraxissemus pr^ter alias expensas illo pr^cipue tempore,
quando fuimus a trecentis et ultra post duodecim dierum iter
iam cum omni felici resolutione a domino Boguslauo Emel-
nitio redeuntes Eosazis militibus equitibus euaginatis gladijs
insecuti, assecuti et arrestati, qui iamiam capita nostra e busto
crudeli ac iniusto ictu sine uUa causa aufferre minabantur et
Constantinopolim magno Turcarum imperatori pro munere def-
ferre gratulabantur, prout optime seit et vestr^ s. r. Majestati
per literas significauit dominus residens Constantinopoli existens.
Ne ergo haec committeretur iniuria contra augustissimum glo-
rios^ memoria imperatorem Romanorum et v. s. r. Majestatem,
ArcUr. Bd. LIX. II. H&lfte. 37
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564
Don octo millium tan tum florenorum, sed in tali casa centum
millium talerorum debitom contraxissemus et illis barbaris sol-
uissemuB. H^c omnia luce clariora sunt. Deinde legati, cle-
mentissime rex, bonam famam, gloriam, magnificentiam, poten-
tiam, majestatem et supremum principatum ac dignitatem inter
omnes principes vestr^ s. r. Majestatia et augustissim^ domus
per uniuersum mundum portant et proclamant; uti nos apud
Kosacos, qui pro supremo imperatore magnum Moscouitarum
ducem agnoscebant, fecimus et informauimus, quod Roma^
norum imperator sit omnium principum primus princeps et
monarca, uti patet ex mea salutatione ad Boguslaum ducem
habita.
Ad quem^ clementisBime mi rex, intenta sollicitudine ac
diligenti vigilantiae cura nouas literas fiduciarias cum pleni-
potentiaria auctoritate post fata augustissimi imperatoris ad me
directas et inclusas^ qu^ nobis peracta cum Kosazis tractatione
Leopolim uenientibus obuiam uenerunt^ per quendam fidelem
virum nobilem cum meis adiunctis, quarum copiam v. s. r.
Majestas iam diu a Christophoro Marianouich habuit, transmisi,
in quibus v. s. r. MajestaS; quemadmodum in paterna regna
et ditiones h^reditarias dict^ cesare^ Majestatis Buccessit, ita
etiam resolutionibus per eandem captis firmiter inherere cupit,
serio mihi demandat, ut casu quo nondum ad dictum ducem
KoBacorum peruenerim rebuBque tractandis initium non fecerim,
me illuc quantociuB contendere et ex pr^cedenti pr^Bcripto
nomine vestr^ s. r. MajestatiB omnia solerter et singula sine
mora executioni mandare et ad intentum deducere finem. Omnes
predict^ liter^. v. s. r. Majestatis fuenmt a duce Chmelnitio
gratanter cum deosculatione et capiti impositione recepte. Modo
uero post mortem eiusdem apud dominum Vihouskium, supre-
mum Eosacorum canceliarium et modemi ducis Georgij filij
et succesBoris Bui parentis tutorem, honorifice ac secrete asser-
uantur, uti mihi per eundem tabellarium ex Vcrayna reducem
relatum fuit. Omnia supradicta sincere et fideliter humilis
V. s. r. Majestatis capellanus exponit, a qua dementem gratiam
et faustum ad suam iustam petitionem responsum expectabit
et deum omnipotentem pro citissima suprema imperiali pro-
motione in suis quotidianis officijs et sacrificijs exorabit et
apprecabitur.
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[Summa in vniuersum Vienna ad Kosacos eundo, ibi
commorando, redeundo, hie Pragae et Vienn^ cum famulis et
equis manendo facit cum omnibus
florenos numero 10334
usque ad 25. Decembris anni 1657.]
Vestr^ sacrae regi^que Maestatis
humillimus cappellanus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rnbmm: Ad sacram regiam Majestatem, Hungariae^ Bo-
hemi^ Bulgari^que regem, dominum noBtrum clementisBimum
humillima supplicatio introscripti.
Lin.
Peter Parchevichs wiederholtes Gesuch und Beschwerde bei
Kaiser I*eopold I. in derselben Angelegenheit. Wien, 9. März
1658.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Serenissime et potentissime rex, domine clementissime !
Dens benedictus hoc modo onerosum iter vestrae sac.
reg. Majestatis in gloriosum posthac triumphum sublato diffi-
cnltatis et sententiarum diversitatis frigore^ adveniente vero
inflammato amoris ac gratiarum omniumque consensus calore
commutet et transferat. Idem deus, qui Abraham ex inimicis
eduxit et illaesum ubique custodivit^ qui filios Israel per maris
medium ire fecit et tribus Magis Stella duce iter pandidit, ille
vestrae sac. regiaeque Majestati tribuat tempus tranquillum et
iter prosperum, ut illo duce quo tendunt Becm*e perveniant et
in salutis prosperitate pro communi universae Christianitatis
solatio expansis bicipitis aquilae alis et justitiam et potestatem
gestantis pro timore inimicorum nostrorum et misericordia cum
patribus nostris ad propria revertantur. Hoc unicum, clemen-
tissime rex mi doleo, quod quo me vertam nescio et quem
pro vero ac legitime rege agnoscere, venerari et tenere deberem
^oro, cum multos regnare videam et potentes imperare. Vestra
8. r. Majestas dicit hoc esse album, alii vero affirmant illud
87*
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esse nigrum et sie album in nigrum commutatur. Vestra s. r.
Majestas aliquoties dignata est cum effectu demandare inclytae
Aulicae Camerae, ut nobis pro tarn diutuma; longa et incom-
moda legatione et ad Eosakos peregrinatione debita cum Ar-
menis contracta persolvat, ne diffametur gloria nominis augustis-
simae domus Austriae, et illa nihil curando contrarium facit.
Me inclyta Camera non misit in legationem sed augustissimus
gloriosae memoriae imperator et vestra s. r. Majestas confir-
mavit. Ego vestram s. r. Majestatem post summum pontificem
agnosco pro meo superiore et non dominum Puz, qui pro con-
tractis debitis cum Armenis vellet mecum con venire, quasi ^o
essem mercator aliquis. Solvat ille^ quandoquidem zelum de-
monstrat; creditoribus meis, qui assidue me affligunt et a tot
mensibus quotidianis meis expensis et Pragae et hie Viennae
tam pro victu quam pro hospitio mecum manent, et mihi nee
obulum det. Dens, qui me creavit et errexit, ille mihi pro-
videbit et vestra s. r. Majestas ex benigna dementia sua. Si
ego haberem aliquem proventum vel episcopatum cum redditu,
praeposituram aut abbatiam aliquam, libenter solverem, sed
nemo dat, quod non habet. Sine mora me et cruci et morti et
sudoribus ac laboribus exposui, ut inservirem vestris Maiesta-
tibus; et in posterum libens exponam^ sed solvere debita pro
fideli servitio contracta nuUo modo possum et modo nee obulum
habeo, quo me sustentem; sed regiam clementiam vestrae s.
Majestatis expecto, ut verba regia ac mandatum ad suos o£fi-
ciales regium eflfectum regiimi consequantur cum efficatia. Ecce,
clementissime mi rex, quomodo laedunt et exulcerant fideles servos
et a servitiis totaliter avertun t quidam nullius momenti officiales:
ego portavi Praga Viennam ex mandato vestrae s. r. Majestatis
decretum cuidam furiero, ut mihi quartirum assignaret, in quo
possem cum familia et equis me recipere; ille vero arroganter et
sine uUo respectu irrisit et illusit et decretum et me et etiam suum
regem; debeo singulis diebus pro familia, pro Armenis credi-
toribus et equis duos aureos in diversorio solvere; quis re-
sistere posset tantis expensis? et si quartirium haberem, cum
sim cum tota mea familia ad servitia vestrae s. r. Majestatis,
nee tertiam partem expenderem. Rogo humiliter vestram s. r.
Majestatem, velit me suo calore calefacere et demandare, ut
necessitati tantae meae inclyta Camera praevideat et ut quarti-
rium assignetur. Receptura vestra s. r. Majestas a summo
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rerum datoro onmia felicissima et long^va^ quandoquidem hu-
milem Christum domini benigno fauore respexerit et suae ne-
ceesitati providerit. Datum Vienn^ die 9. Martij anno domini 1658.
Vestr^ sacrae regi^que Majestatis humillimus capellanus
Petrus Parcevich,
archiepiscopus Martianopolitanus.
Rubrum: Serenissimo et potentissimo Hungariae et Bohe-
miae regi.
AuBsen: Dess Herrn Archi-Episcopi Martianopolitani
lezteres Schreiben an Ihre königl. Majestät, so datiert den
9. Martii 1658.
UV.
Schreiben der k. k. Hof kammer an Kaiser Leopold L wegen
der Gesandtschaftsausgaben des Feter Farchevlch, Frankfürt»
10. AprU 1668, expediert 3. Mai 1668.
Ans dem Arcbiy der k. k. Hof kammer in Wien.
önedigster Khönig vndt Herr!
Euer khönigliche Majestät werden sich auss denjenigen,
wass bey Deroselben noch zu Praag wegen des Marcianopoli-
tanishen Erzbishoffn Petrj Parceuich etlich vntershietliche
mahlen vorkhomben, gnädigst erindem: wie daz nemblich der-
selbe noch von der in Gott ruehendten kayserlichen Majestät
hochseeligsten Gedechtnus in Monath Januario des verwichenen
57. Johrs in gewisser Commission zu denen Kosackhen vnd
dem Fürsten Chimilinskj vershickht; zwor mit der Occasion,
daz er damahls von Rom nacher Wienn in aignen Geshefften
seiner vnterhobendten Kirchen halber in Bulgaria ankhomben
vnd von daselbst aus nach erlangter gewissen kajserlichen
Bejstewr darzue ohnedaz wider hinunder in sein Vatterlandt
zu raissen gemaindt gewest; dero wegen auch diesse Neben-
commission, weiln er der cossäckhishen Sprach khündtig vndt
solches ihme sonsten etwa nit gor zu weith aussn Weeg gewest,
vor sich selbsten gar gern angenomben, dohero auch ihme da-
zomahl zu dem Endt intuitu der vorberührten Vmbstend von
Ihrer kayserlichen Majjestät seeligen nur 1000 Reichsthaler
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ausBgesezt; darauf mit ihme durch den hungariscben Canzler
tractirt vnd er darmit daselbst also abgeferttigt worden.
Nachdem nun er in Widerherausraisen von besagten Cos-
säckchen zu Reishish-Lemburg in Pohlen kranckh worden vndt
hindter gebliben, darauf den Marianouiz^ so ihme zuegegeben
gewest vnd demselben darzue absonderlich 100 Duggaten zu
Wien geraicht worden, vorhero an Ew. khönigl. Majestät zu
Ablegung seiner shrifftlichen Relation nacher Praag abge-
shikht, der dan alsobalt anstatt sein des Erzbishoffen die
"übrige Spesen vor sie baide starckh sollicitirt vnd selbige shon
domohls l^ber 10000 fl. gesezt mit Vermelten, daz ihme darzue
allein die Armenianer Vber 5000 Reichs-Thaler gelihen betten,
darauf aber damahls geshlossen worden, sein des Erzbishoffen
Widerankhunfft selbst zu erwarthen vnd alssdann mit ihme
hierüber ordentlich zu tractieren. Indeme man angestandten,
ob derselbe abermahls wider zuruckh zu schickhen oder nit,
so ist besagter Marianopolitanus Archiepiscopus baldt nacher
gegen Endt des Monaths Octobris zu Praag angelangt vnd hat
darauf bey Ew. k. Mayestät vmb seine Widerzuruckhsendtung
sambt denen darzue gehörigen weiteren Spesen oder aber in
Mangel dessen vmb Bezahlung seiner aussgelegten ferneren
Vncosten sambt denjenigen, wass zu seiner Zuruckhrais nacher
Hauss von nethen sein wird, offt instendtig angehalten; vnd
alss man von ihme a parte Camerae die Specification der
aussgelegten Spesen begert, so hat er es durch ain schrifft-
liebes Memorial bey Ew. k. Mayestät dergestolt eingeben,
nemblich von den Armenianem habe er anticipirn müessn
6000 fl. baar; item zu Reishish-Lemburg, wo er ein Monath
tottkranckh verbliben in den Dominicaner-Kloster daselbst, seye
er vor die Ehest, Medicin vnd andere sonsten in dergleichen
Fehllen erforderte Spesen shuldtig verbliben 1530 fl.; item thue
sich nit weniger auch der von besagten Reishish-Lemburg bis
nacher Praag vnd sonsten hin vnd wider zu Raison noth-
wendtigen Vncosten nit auf ein geringes belauffen, vnd hat
also damahls die ganze Summa in allem auf 10334 fl. gesezt,
waruon er aber Folgents nach boshehenen weittern Zureden
vermeldt gehabt, das die ihme anfangs mitgegebene 1500 fl.
abzuziehen weren vnd. dass alsso sein Rest dergestalt komen
wurde noch auf 8834, mit angeheffter weitern beweglichen Bitt,
weil wegen der anticipirten 6000 fl. vnd nit weniger wegen
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der denen PP. Dominicanis schuldtigen 1530 fl. ein Armenier
sambt ainen der Dominicaner mit ihme heraus khamben, weiche
er contentirn sollen, interim aber i^uf shwerer Zehrung auf-
holten müesste, das derwegen vnd in Ansehung dessen Ew.
Majestät geruehen wolten, zu Erhaltung seines dissfohls noth-
wendtig gemachten Credits vndt forderist deroselben dai'bey
versierendten khöniglichen Authoritet angeregte thails shuldtige
thails also aussgelegte Summam der 10334 fl. paar erstatten
za lassen, damit er besagte PP. Dominicaner sambt den
Armenier contentiren vnd also die auflauffende fernere Spesa,
dan nicht weniger auch daz Interesse ersparet werden möge.
Nebenddem ist damahls absonderlich auch einkhomben der
Christopborus Marianouiz, so obbesagten Martianopolitanum in
derselben Rais auf sein aigenes Begern zuegegeben gewest,
bey Ew. k. Mayestät durch shrifftliches Memorial einkhomben
vndt hat seine aussgelegte Vncosten oder Spesen besonders
von dem Tag seiner Widerankhunfft zu Wien im verwichenen
Monath Julio auf Vnterhaltung der sechs Ross vnd Diener, so
er daselbst bis auf deren weitere Abferttigung hinterlassen
hette; item auf seine Rais nacher Praag vnd die ganze Zehrung
daselbst eingeben het 1397 fl., deren Erstattung auch absonder-
lich instendtig begert hat; darüber aber von ihnen baiden
vber villfelttiges Begern kheine anderwerttige Beweissung oder
Zeügnus zu bekhomben gewest, welches sonst vnter des Mar-
tianopolitani summarishen eingegebenen Raittung, wie der Ma-
rianouiz gesagt, verstanden, so zusamb die 10334 fl. machet vnd
daruon, nebent den anfangs mitgegebenen 1500 fl. noch weitters
die 150 fl. abzuraitten, so dem Marianouiz zu Prag in Abshlag
seiner Spesa geraichtt worden vnd käme darnach ihre An-
forderung vor beede zusamb summariter noch auf 8684 fl.
Nachdem nun damahls zu Prag Ew. khönigl. Mayestät
w^en sein des Martianopolitanishen Erzbishoffen volligen Wider-
abferttigung nacher Haus aus gewissen anderen Motiuen noch
in etwas angestondten, inmittels ober mit ihnen baiden vber
diese starckhe praetendierdte Vncosten auf ein gewisses Laidendt-
liches per Paush durch jemandt a parte Cammerae ti*actiern zu
lassen den Praesidenten gnädigst anbefohlen gehabt, so ist man
zwar deme alsogleich vor Ew. Mayestät Abraiss doselbst zu
Praag nach Conferierung der Sachen mit dem hungarischen
Canzler vnd in sein Beysein nachkomen vnd die Tractation
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570
also mit dem Marianouiz anstatt des Martianopolitani versuecht
worden, indeme der hungarische Cantzler selbst alzeit der
Mainung gewest vnd es auch Ew. k. Mayestät gehorsambst
vermeltet zu haben gesagt, daz diese Ausslag der 6000 fl. von
den Armenier ihme etwas bedenckhlich vnd gor nit vor genueg-
samb liquidirt vorkhomben vndt daz sonsten zu ihrer Abfert-
tigung ihnen etwa noch per Paush wie von anfangs beshehen
wider bis in 500 Duggaten gegeben werden möchte, wann
änderst Ew. Mayestät ihne den Martianopolitanum nit weiters
zu ainiger khünfftigen anderwerttigen Abshikhung derorthen
hinein aufzuhalten gnädigst gemaindt wehren, worauf zwar
damahls khein endtlicher Shlus vor Ew. k. Mayestät Abrais zu
Praag erfolgt, alss allein daz ihme 200 fl. vor seine Interims-
hinunderrais nacher Wienn gegeben worden, vndt daz im
Vbrigen die Sach vnterweegs weiters mit dem hungarischen
Canzler -überlegt vndt beratshlaget werden solle; so auch also
beshehen, der dan jedesmahl bey seiner vorigen Mainung ver-
bliben. Inmittels da man dieses also gehorsambist vorzutragen
shon gefast gewest, so ist newlich van ihme Martianopolitano
ain gar bewegliches Shreiben an Ew. k. Mayestät von Wienn
aus vnterm 9. dis Monoths Martio einkhomben, warin er sich
erstlich hart wider die Hof-Camer wegen der ihme zu Praag
durch jemandt ihresmittels zuegemuetheten Paushhandtlung be-
shwören thuett, welches sonst damohls änderst nit alss allein aus
Ew. k. Mayestät gnädigsten Befelch beshehen vndt versuecht
worden, vermelt benebens, sye Hof-Camer hette ihne van anfangs
nit in derselben Comission sondern die in Gott ruehendte kayserl.
Mayestät vershikht; verhoffe also die Bezohlung seiner auss-
gelegten Vncosten von Ew. k. Mayestät, alss welche er post
summum pontificem allein vndt nicht jemandt von der Cammer
pro suo superiorj erkhennen thue, ziehet benebens hoch an die
in der Hais aussgestandtene vberaus grosse Vngelegenheiten
sambt Leib- vndt Lebensgefohr vnd wie daz die Creditores
wegen der mehrbesogter Armenianer vnd Dominicaner ihne
der Bezohlung halber immerforth hart klagen vnd daz er
sonsten auch ausserdessen iezt zu Wienn khaum zu leben habe.
Bittet derowegen vmb unuerlengte würckhliche Anshaffung
solcher seiner Aussstendt nebend dem nothwendtigen weiteren
Vnterhalt zu seiner jezigen Subsistenz zu Wienn oder aber zu
seiner völligen Widerabrais. Im andern Punct beshwerth er
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571
sich wider den dorandtigen Hofforier^ indeme daz derselbige
vngeachtet Ew. k. Majestät noch zu Praag durch dero Obersten-
Hofmarshalln ergangenen Verordnung ihme Martianopolitano
ainiges Quardier daselbst pro Interim anzuweisen gnädigst re-
Boloirt vndt geshafft hetten, dennoch ihne darmit bishero, damit
er sich mit seinen Leuthen vndt Rossen vnterbringen khönne,
in kainerley Weis accomodirt sondern nur mit sharphen Worten
abgewiesen hette. Welchen leztem Punct beraiths absonderlich
mit Ew. k. Majestät Obersten-Hofmorsholl conferirt vndt von
ihme hierüber souil verstondten worden, wie daz diesse Klog
des Quartiers halber shon zu Wienn remedirt vnd er Martia-
nopolitanus dormit vnterdessen shon accomodirt worden seye.
Die Hof-Cammer hat dieses nochmohls, souil den ersten Punct
betrifiFt, mit den hungarischen Canzler conferim lassen, der
dann dorauf souil geandtworth, daz er ainmoll diesse des Martia-
nopolitanj so hoch gesezte Rais-Vncosten vnd die dorzue von
den Armenianem ausgeborgte 6000 fl. schwerlich glauben khönne,
er hette sausten ihnen baiden noch zu Praag selbst gerathen
gehabt, dergleichen vngeraihmbte Sachen nit zu suechen, sondern
sich villmehr mit ainen billichen Laidentlichen zu contentim,
worzue dan auch derselbe £rzbisho£f zwor seinerseiths wohl
zu bringen gewest wehre. Es hette aber der andere Christoph
Marianouiz wegen seines Interesse auf ain anderen Weeg vndt
diessen Shlag geworffen, alss welcher sich sanst a principio zu
dieser Raiss nur gleichsamb intrudirt. Derowegen hat er noh-
mals vermaindt wie vorhin, daz zwor iezt genueg wehre dem
Martianopolitano, weil er nichts rechts zu specificirn noch zu
liquidim vber daz vorige von 5 bis in 600 Reichsthaler; vor
seine ausstendtige Rais-Vncosten, dem Marianouiz aber noch
100 Reichsthaler oder endtlich per Paush gor die 500 Duggotn
zu den ersten 500 zu geben, vndt er Martianopolitanus dormit
genzlich abzuferttigen sein möchte; es wehre dan Sach, daz
Ew. k. Majestät noch ein anderes wegen seiner Persohn
khünfftig vorzuhaben gnädigst im Sinn hetten.
Die Hof-Cammer erindert sich disfohls allein soweith
gehorsambist, wie daz diese Sachen alle änderst nit alss also
wie oben vermelt bishero vorgangen, vnd vermaindte iezt daz
negste zu sein, weil er Martianopolitanus sich derzeit zu
Wienn aufholtet, daz derowegen hierüber der hinterlassenen
Hof-Camer mit Vbershickhung der Acten zuezushreiben vnd
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572
ihr die Commission aufzutragen, damit sy mit ihme die Sach
auf ein £nd tractieren vnd auf ein gewisses Laidentiiches
bringen soll. Er ober wehre nunmehr abzuferttigen, wofern
Bonsten Ew. k. Mayestät khain anderes in dero weiteren Diensten
mit ihme vorzuhoben gnädigst gesinnet seindt, vndt zu dem
End möchten ihme dorundten endtweder die 1500 fl. nach des
hungarischen Canzlers Mainung nochmohls angebotten oder aber
der hinterlassenen Cammer die Handt bis auf 2000 fi. für alles
zu tractim eröffnet werden. Welches man zwar ihme bey der
hungarischen Cammer anzuweissen gedacht vnd daz darüber
auch zugleich in euentum ein königl. Befelch-Shreiben ihnen
hinunder zu shickhen; wo aber solches etwa dasselbst nit zu er-
halteU; so müesste sy hinterlassene Cammer in all Weeg selbst
shawen diesse 2000 fl. anderwerths zu bestreitten; Jedoch etc.
Erczbischoff Martianopolianischer Raiss in die Wallachey vnd
derselben Vnkosten betreffend.
Placet wie gerathen vnd man solle shauen diessen Sup-
plicanten darmit alsso gar abzuferttigen.
In audientia zu Franckfurt den 10. Aprilis 1658.
Praesentibus: Serenissimo archiduce Leopolde.
Domino principe a Lobkouiz.
Domino principe ab Auersberg.
Domino comite Kurz. — P. comite a Schwartzemberg.
Domino comite ab Otting. — P. comite a Nostiz.
Domino comite a Staremberg.
Domino comite a Purstemberg.
Domino Volmar.
Domino comite a Sintzendorff, Camerae praesidente.
Domino Barone ab Hochenfeldt, Camerae consiliario. — M. Putz.
Rubrum: Expedirt ad Cameram Hungaricam per rescriptum
3. May 1658.
Item expedirt an die zu Wienn hinterlassene Hof-Cammer
wegen Vbernembung der resoluirten Tractation.
Hoff-Camer-Referat vnd öuettachten wegen des Archiepi-
scopi Martianopolitani Raissvnkosten zum Chimilinski. Expedirt
am 3. May 1658.
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573
LV.
Schreiben des Herrn M. Putz an die k. k. Hofkammer in
Wien, wegen Auszahlung von 2000 Oulden an Feter Far-
ohevieh, Frankfurt, 28. April 1658.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
Wohlgeborne etc.
Wür thuen denen Herrn hiemit durch Communicierung des
beygefügten Referats in FreundshaflFt nit verhalten, was bey
Ihrer königl. Majestät vnsseren gnädigsten Herrn zwor noch
vor dero Abrais zu Praag vnd seithero wider alhier der Herr
Petrus Parceuich Archiepiscopus Martianopolitanus sambt dem
Christophoro Marianouiz wegen ihrer aussgelegten vndt zimblich
hochgestölten änderst nit zu Gnuge liquidirten Spesen vndt
Ausslagen in der ihme noch hiebeuorn von Ihrer kayserl. Maye-
stät hochseliger Gedechtnus aufgetragenen Rais vndt Commission
zu den Cosaken vndt deren gebettenen Erstottung holber durch
vntershidtliche shorpfe Memorialien beweg^lich supplicando an-
gebracht; wos darüber vnterdessen vorgangen vndt gehondtlet
vndt wie daz Ihre königl. Mayestät newlich auf der Sachen
beshehenen ganz aussfUhrlichen Vortrag (aus den darbey er-
inderten Vmbstendtn vndt Vrsochen) endtlichen gnedigst ge-
shlossen haben, daz gonze Werkh mit diessen dorzue gehörigen
Acten, (weil wohlbemelter Herr Erzbishoff sich derzeit do-
rundten zu Wien aufholtet) nur geroth an die Herrn zu l^ber-
shikhen vndt ihnen dabey die Comission aufzutragn, damit sy
mit ihme die Sach auf ein Endt tractirn vndt auf ein gewisses
Laidentliches [alss nemblich endtweder die eingerathene 1500 fl.
vber die ihme von Anfang mitgegebene 1500 vndt nacher wider
zu Praag geraichte 200 fl., oder aber in Endtstehung dessen
gor bis auf 2000 fl.] zu bringen versuechen vndt ihme solches
vor Alles anbietten, ihne auch darmit nunmehr völlig dorundten
abferttigen weiten, weiln Ihre königl. Mayestät derzeit kheine
Occasion haben noch findten, sich dessen Persohn in ainiger
weiteren Abshikhung zu bedienen; welche 2000 fl. nun zwor
ihme bey der löbl. hungarischen Cammer (wegen seiner etwa
derorthen wider nehmbendtn Durchrais) anzuweissen gemaindt
vnd dorauf auch daz gehörige königl. Befelchshreiben in euentum
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574
alhier aufgesezt, (so zugleich denen Herrn hiebey mit zue-
khombt); jedoch mit dem Verstandt, wofern es etwa doselbst
nit zu erhalten wehre, daz auf solchn Fohl die Herrn in alle-
weg selbst dorundten vnbeshwerth shauen wollen, wie diese
2000 fl. anderwerths vnverlengt gewis vndt würkhlich aufzu-
bringen vndt dormit sodann mehrbemelter Herr Erzbishoff
nunmehr fürderlich aldoselbst abzuferttigen sein möge. Welchem-
noch wir die Herrn hiemit dienstfreundlichst ersuechen, sie
wollen diesse Commission also vnbeshwerth vber sich nehmben,
dornach die Handtlung mit ihme Herrn Martianopolitano Archiepi-
scopo vnmossgebig, etwa durch vnsers mittels Directorn den
Herrn von Rodöldt (titl.) auf solche Weis mit gueter Manier
doch vnbenendt ex certo respectu des Herrn hungarischen
Canzlers, wos er disorths an die Handt geben vndt eingerothen,
sondern allein in terminis generalibus, daz man ob dieser seiner
so hoch gestölten Forderung sonderlich der Armenianerantici-
pation halber aus Mangel genuegsambn Documents oder Li-
quidation ganz billich bis anhero angestondtn vndt noch an-
stehen thuett, dergestolt versuchen vnd es mit ihme auf ein
Endt vergleichen, ihme aber der Mitteln halber wegen dieser
2000 fl. in alleweg auf ain oder andere Weis vnshwer von
dortn baldt abferttigen lossn. Worüber wir dann der Herrn
vnmossgebigen widerantwortlichen Berichts weiteren Erfolgs
vndt endtlichen Shlusses halber hernegst wider alhier gewerttig
sein wollen. Dobenebens vns im Vbrigen etc.
Gebn in Frankhforth den 28. April 1658.
NB.: An die hinterlassene HoflF-Cammer per Tractierung
mit dem Archiepiscopo Martianopolitano wegn seines Raiss-
vnkhostens, noch von der Gesandtshaffl; zue denen Cosackhen
herruehrendt.
M. Putz.
Concept und Ausfertigung mit vier Siegeln.
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575
LVI.
Kaiser Leopolds I. Zahlungsanweisung an die k. ungar. Hof-
kammer von 2000 Gulden für Peter Parchevieh, Frankfurt,
3. Mai 1658.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Leopoldus.
Benigne vobis significamus, qualiter (titl.) Petro Parceuich
archiepiscopo Martianopolitano (pro praetensis restantijs suis)
ratione expensamm et sumptuum antehac peracti itineris et
certae commissionis adhuc in mense Januario proxime elapsi
anni sexcentesimi quinquagesimi septimj ad Cosacos et eorun-
dem ducem Chimilinsky a praedefuncto glorioso patre nostro
imperatore Ferdinande tertio pientissimae recordatiouis eidem
concreditae (ultra priores mille quingentos fiorenos ipsi quidem
a principio Viennae in enra finem enumeratos) praevia tracta-
tione superinde per Cameram nostram Äulicam ibidem secum
habita, modo in totum alios bis mille florenos pro discessu et
reditu suo ad patriam et residentiam metropolitanam suam in
Bnigaria, ex proventibus ordinarijs Camerae istius nostrae Hun-
garicae istic persolvendos clementer concessimus et decreuimus.
Idcirco vobis presentium vigore benigne ac firmiter de-
mandamus, quatenus desuper vlteriorem necessariam ordina-
tionem nomine nostro debitis in locis statim conuenienter facere
ac in eo esse et coUaborare velitis, vt prefato archiepiscopo
Martianopolitano in transitu suo istic vel aliorsum quocunque
modo ad insinuationem suam dicta summa bis mille florenorum
indilate et infallibiliter ex quibuscunque medijs fidei ac curae
vestrae concreditis absque omni mora aut exceptione persoluatur,
satisfactari eatenus benignam et omnimodam voluntatem nostram.
Datum Francofurti ad Moenium die 3. May 1658. Camerae
Hungaricae.
Bubrum: Hungarishe Camer wegn Bezahlung dem Mar-
tianopolitanishen Erzbishoffen an seinem Ausstandt 2000 fl.
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576
Lvn.
Der Lemberger Armenier Beschwerde an Kaiser Leopold L,
wegen Nichtbesahlung der dem Feter Farchevioh vorge-
streckten Summe, Lemberg, 20. Juli 1659.
Ans dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
AugustissimC; potentissime et omnium gentium ac nationum
domine domine imperator clementissime.
Dum in illa maxima temporum angustia non solum hye-
mali acerba injuria anni uidelicet 1657 mense Januario et se-
quentibus, uerum [quod per centenarios ac centenos uix noua-
iiter poterit euenire annos] quando afflictum hoc a diuersis
hostibus iniuste populis et gentibus opprimebatur, af&ictibus
praetendebatur, dividebatur et inuadebatur Poloniae regnum,
nempe a Rakocziano in Podolia et ultra superbo milite, a Ko-
sacis rebellibus in Russia et Ucrayna, a Moscouitis in Lituania,
a Suecico exercitu in uisceribus in ipsis regni, a Tartaris,
Vallachis, Moldauis et quam plurimis alijs in toto et in qualibet
parte regni excursitantibus; reuerendissimus dominus Petrus
Parceuich archiepiscopus Marcianopolitanus ad dominum Bo-
goslauum Emelnitium, supremum Kosacorum Saporocientium
ducem ex mandato et directione expraessa augustissimi felicis
memoriae Ferdinand! tertij^ Romanorum imperatoris, tanquam
optimi et benignissimi cum miserabilis patriae hostibus media-
toris, in publica pro vniuersa Christianitate pace componenda
inquirendimi transibat: summa erat afflictione, impedimento et
necessitate afflictus et turbatus; non poterat etenim resoluere,
utrum deberet in tam evidenti undequaque periculo se ulteriori
uiae comittere necne, praecipue cum summa laboraret viatici
penuria pecuniae et omnia tum propter hostes tum propter
temporis hyemalis acerbitatem erant in maximo praetio nee
inueniebatur. Ne tarnen a suo suprerao principe pusillanimitatis,
negligentiae, inhabilitatis et similium; uti tunc afflictus asse-
rebat, accusaretur et increparetur titulo, uoluit potius se mani-
feste mortis periculo viam impeditam prosequendo abijcere,
quam sine ablegationis eflfectu turpiter reuertj. Cum ergo do-
minus Cbristophorus Marianouicz; secretarius domini ablegati
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577
ante aliquot annos adhuc Constantinopolis novisset et postea
anno 1650 etiam Viennae in sua domo recepisset, ex parte
eiusdem missi ablegati aliquoties nos suppliciter rogavit unum
cum reuerendis Patribus Dominicanis, ut in tanta necessitate
pro tarn pio negotio non omitteremus illum^ sed aliquam
summam pecuniam mutuam daremus, promittentes ambo (uti
ciare in obligatione receptae monetae ab illis facta patet)^
eandem summam, dum ad suum principem reuerteretur, quam-
primum restituturos cum fructu in sex per centum, quod fecimus
in considerationem caesaris — alias est mos apud nos decem
per centum — . Insuper promiserunt praeter restitutionem ac-
ceptae pecuniae cum fructu decurso etiam aliquam gratiam uel
immunitatem, dum pro negotijs inissemuS; a caesare impetra-
turos. Nos attente considerantes tanti principis zelum, pietatem
et pro hac patria commiserationem, qui dignabatur cum per-
benigna interpositione et mediatione sua in tam salutifero ne-
gotio ad rebelles patriae huius expedire, intercedentibus etiam
Patribus Dominicanis libenter prima uice, dum iter proseque-
batur ablegatus, sex millia fiorenorum eidem intuitu sacrae
caesareae Maiestatis in gratiam mutuo in tali necessitate gravi
sex per centum dedimus. In redditu similiter per aliquot menses
ex Vcrayna fauste persolutis cum duce Boghslau tractatis Leo-
polim uenienti et ibi per sex menses in tali infirmitate exi-
stenti, tandem dei gratia uires et salutem resumenti ipsi able-
gato praeter priorem summam sex millium florenorum dedimus
insuper, ut posset satisfacere creditoribus, apotecharijs, chyrur-
gis et aliJB et ut posset etiam suum iter perficere ad vestram
sacratissimam caesaream Maiestatem, alios mille quingentos
triginta sex florenos cum fructu sex per centum. Et ut prima
aice, clementissime princeps, multo plus dedissemus, si a nobis
petijssent intuitu Ferdinandi tertij pissimae memoriae impera-
toris, a quo mittebantur, ob eiusdem fauorem, quem in hoc
afflicto regno clementer demonstrabat, sie etiam secunda adhuc
vice ob memoriam praefati augustissimi imperatoris et vestrae
sacrae caesareae Maiestatis feliciter in regna haereditaria suc-
cedentis et eodem zelo huius patriae causam promouentis et
protegentis, de quorum dementia, justitia et uoluntate nunquam
dubitauimus nee dubitamus, ut demandasset nobis a debitore
ablegato, prout habet in obligatione, persolvi et satisfieri, eidem
multo plus et sine uUa haesitatione concessisemus.
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578
Sed contraria nobis nostra gratitudo euenit et tantorum
principum talis spiritualis persona et abl^^atus nos cum summa
nostra confusione, scandalo et damno decipit nee, prout tunc
in summa lila necessitate verbo et scripto promisit, modo in
sua feiicitate et loci securitate obseruat et restituit. Tres iam
breui anni ellabentui*, potentissime Imperator, ex quo illam
summam siue sangvinem nostrum ob intuitum Maiestatum vestra-
rum dicto ablegato dedimus et ille nee fructum decursum nee
capitale nobis miseris ad hanc horam restituit; praeter alias
expensas, quas pro recuperatione dictae summae datae fecimus;
dum unum Patrem Dominicanura cum eodem domino ablegato
Pragam et Viennam misimus^ ut secundum eins attestationem
et scripta praefatam pecuniam quam primum restitueret; quod
nunquam fecit^ imo nee ad literas aliquoties scriptas rescripsit.
Nos alijs bona uoluntate sangvinem nostrum concedendo in
hac modo afflictione debemus substantiam totam cum summa
usura opignorare uel levissimo pretio omnia diuendere, ut ur-
gentis regis et reipublicae mandato satisfaceremus per contri-
butiones militibus faciendas et patriae necessitatibus occurrendis.
Vbi est deus, ubi justitia, ubi anima, ubi conscientia, ubi grati-
tudo? Nee Tartari nee Barbari hoc facerent^ qüod ablegati
vestrarum Maiestatum audent talia committere. Nos pro certo
credimuS; quod dominus illustrissimus ablegatus debitor noster
a vestra sacratissima caesarea Maiestate habuerit et receperit
dictam summam, ut nobis satisfaciat, sed ille in proprio fortassis
usu et abusu consumit. Praeterea cum facie ad terram prostrati
suppliciter obsecramus vestram sacram caesaream Maiestatem,
ut si deum esse credimus, animam et justitiam, dignetur cae-
sarea justitia nobis miseris administrare serio demandando
supradicto vestrae sacratissimae caesareae Maiestatis ablegato
Petro Parcevich archiepiscopo MarcianopolitanO; ut quemad-
modum nos illum in illa summa necessitate iuuimuS; sie ipse
pari gratitudine nunc nostrum quod dedimus in hac afflicta
tribulatione patriae ex debito restituat et satisfaciat. Nunquam
credidissemus, quod tales viri ad latus tantorum et tam justo-
rum principum existentes talia emisissent; proprio experimento
edocti sumus. Si liberauerit nos deus, prout credo, speramus
ex benig^a et justa justitia vestrae sacratissimae ac regiae
Maiestatis, quam obnixe in uisceribus Christi obsecramus, ut
demandare serio sine uUa amplius falsa distractione illis dignetur,
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579
ut satisfactionem a debitore diligentins imposterum invigilabi-
miis^ cuius paria obligationis inclusimus in iitteris sacratissimae
caesareae Maiestatis, ex quibus luce clarius patebit uidere. In
bis DOS humillime prostrati ad pedee sacratissimae Maiestatis
rogamus, dignetur Maiestas quam citissime et seuerissime iUi
demandare^ ne nos amplius de die in diera falsis rebus deti-
nerety utj hactenus detinuit. Pro quibus gratijs caesareis nos
in hac afflicta patria deum omnipotentem quousque uixerimus
deprecabimur nostris sacris precibus.
Datum Leopoli die 20. Julij anno 1659.
Eiusdem Maiestatis vestrae sacratissimae bumillimi subditj:
Michael Armenus.
Joannes Armenus.
Bartholomeus Armenus.
Rabram: Literae Leopoliensium mercatorum ad caesaream
regiamque Maiestatem.
Original mit drei Siegeln.
LVIII.
Feter Fareheviohs Schuldschein über 7636 Gulden, Lemberg,
3. October 1657.
Aas dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Die 3. Octobris anno domini 1657 Leopoli.
¥jgo Petrus Parcevich, archiepiscopus Martianopolitanus^
sacrae c^sareae regiaeque Maiestatis gloriosae memoriae Fer-
dinandi tertij Romanorum imperatoris eiusque legitimi succes-
soris Serenissimi regis Leopoldi consiliarius^ nee non ad Bo-
gobslaum Eimelnitium Cosacorum Zaporaviensium supremum
ducem et eins asseclas ablegatus plenipotentiarius: fateor hac
praesenti scriptura et syncere attestor, qualiter propter plurimas
easque ui^entissimas et extremas necessitates hoc exhaustis-
simo afflictoque hyemali ac hostili tempore, ut possem ex man-
dato clementissimi mei domini imperatoris Ferdinandi tertii
pro publice Christianitatis bono periculosissimum iter et lon-
gissimum perficere, mutuo acceperim vigesima quinta Februarii
▲rekiT. Bd. LIX. U. H&lfte. 38
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580
anno 1657 a generosis dominis Armenis: domino Michaeie Ar-
meno^ Joanne Armeno et Bartholomeo Armeno sex miliia flo-
renorum cum fractu sex per centuni; una cum domino Chri-
stophoro Marianovich; meo in legatione dicta secretario. Fateor
similiter ab iisdem dominis generosis supradictis 3. die Octobris
eiusdem anni me recepisse secunda vice^ dum in gravi infirmitate
existebam et ex illa liberatus deo propitio, ut uarijs et diuersis
creditoribus soluerem debita et regressum Viennam facerem^
mille quingentos triginta sex florenos uero fructu itidem sex
per centum. Recepta itaque ad me a dominis Armenis priori
mea obligatione sex millium florenorum hanc totius sommae
acceptae, nempe septem millium quingentorum triginta sex
florenorum, dico 7536, ultimam scripturam conficio et ipsis traddo
cum obligatione ac tacto ueritatis pectore, quamprimum dum
ad meum regem peruenero, totam praefatam summam cum fructu
decurso ijsdem gratias agendo restituere. Promitto item, ut
quantum potero, conabor apud meum regem et dominum pro
tali in hac summa necessitate declarata munificentia ob in-
tuitum caesaris et regis serenissimi facta aliquam immunitatem
et gratiam praefatis dominis Armenis in materia mercium ob-
tinere. Quod ut certius et firmius pateat apud omnes, hanc
dictam scripturam et obligationem propria manu subscripsi et
sygillo communivi die, mense et anno quibus supra.
Ego Petrus Parcheuich archiepiscopus qui supra affirmo
manu propria.
Coram nobis praesentibus:
Me Martine Ancheusky, Et coram me Patre
sacrae regiae Maiestatis Polo- Antonio Hara,
niae secretario et medico ac Prouinciale apostolico in
consule cluitatis Leopoliensis. Russia.
Et coram me Fratre
Feliciano Fossa,
magistro priore in monasterio
Leopoliensi Dominicanorum.
Ex orginali transcriptum verbum ad uerbum.
Sabmm: Copia ex originali obligationis archiepiscopi Mar-
cianopolitani sacrae caesareae Maiestatis ablegati.
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581
LIX.
Der Lemberger Armenier Bittsohreiben an Kaiser Leopold I*
wegen Bezahlung der dem Peter Parehevich vorgestreckten
Summe, Lemberg, 20. Juli 1659.
Aus dem Archly der k. k. Hof kammer in Wien.
Clementissiine ac potentissime Imperator; princeps justissime
ac bellicosissimel
Jam tertius breui expirabit annus, qualiter ob intuitum
gloriosissimae memoriae imperatoris Ferdinandi tertii et vestrae
sacratissimae caesareae Maiestatis reuerendissimo domino Petro
Parceuich, archiepiscopo Marcianopolitano^ una cum generöse
domino Cbristophoro Marianovjcz, qui a vestris sacris Maie*
Btatibus anno 1657 mense Januario fuerunt expediti ad Cosacos
Zaporouienses ablegati, tunc temporis in summa afflictione exi-
stentibus propter exhaustissimum, periculosissimum et longissi-
inmn iter, quod illa rigenti hyeme debebat ad Ultimos fines
Rnssiae penes nigrum mare ex ordine Maiestatum vestrarum
conficere^ supplicante etiam domino Cbristophoro Marianouich,
nobis diu cognito in legationibus Constantinopolis, tum etiam
Viennae et quibusdam reuerendis Patribus Dominicanis Leo-
poliensibus astantibus supradicto ablegato illuc eunti et ulterius
non progredienti sine expensis mutuo dedimus illis sex millia
florenorum binis vicibus in gratiam sacratissimae caesareae
MaiestatiSy item redeuntibus ex legatione et hie pertinenti
postea post aliquot meuses recepta salute ad vestram sacra-
tissimam Maiestatem reuertenti dedimus alios mille quingentos
triginta sex florenos cum fructu sex per centum, prout patet
in ipsius. obligatione facta ab eodem^ ut quamprimum nobis
restitueret. Sed hucusque modo, justissime imperator^ nee unum
florenum possumus recuperare, etiamsi aliquoties humanissime
eidem scripsimus; sumus decepti ab illo, sumus afflicti hoc
urgent! tempore; gratitudo nostra nos affligit. Hac de causa
in hac summa afflictione humillime supplices recurrimus ad
pijssimam justitiam vestrae sacratissimae caesareae Maiestatis^
dignetur per uiam justitiae nostram causam et jus defendere
ordinando praedicto ablegato, ut debitum contractum restitnat;
alias in desperationem nos coget; contra animam, conscientiam
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et justitiam rectam, cum bene fecimus, mala recipimus. Ideo
justitiam vestrae sacratissimae Maiestatis supplices attendimus,
ob cuius intuitum ablegato suo facultates nostras et sangvinem
concessimus, cui sacratissima Maiestas caesarea sua maiestate
et authoritate clementer ac serio demandare dignetur^ ut nobis
satisfaciat^ uti se nobis obligavit in sua summa necessitate.
Datum Leopoli die 20. Julij anno domini 1659.
Eiusdem Maiestatis vestrae sacratissimae humillimi clyentes
et subditj:
Michael Armenus.
Joannes Armenus.
Bartholomaeus Armenus.
Rubmm: Ad sacratissimam caesaream regiamque Maiestatem
dominum imperatorem Romanorum Leopoldum dominum, domi-
num nostrum clementissimum.
Humillima supplicatio, quae ad
manus proprias caesarias hu-
millime traddetur. Expectantes
benignissimam resolutionem.
Original mit SiegeL
LX.
Schreiben des Feter Parohevioh an Erzherzog Leopold Wilhehn
von Oesterreioh wegen Befürwortung seiner Angelegenheit,
ohne Datum (1660).
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Tota spes nostra est sita in dementia vestrae Serenitatis,
dum et sacrae et caesareae Maiestatis honorem et proprium
Austriacum ubique terrarum et dilatat et defendit; ne possint
extemi quidquam contrarii obloqui. Itaque humiliter ad prae-
fatam clementiam vestrae Serenitatis confugimus, dig^etur a
tanta Armenorum Leopoliensium onere nobis assidue in hu-
meris pendenti liberare non alio modo^ nisi vel sacrae caesareae
Maiestatis proprio motu vel vestrae Serenitatis propria autho-
ritate dominis inclytae Camerae secretariis demandare ^ ut
nostrum negotium vel contracti debiti cum dictis Armenis pro
legatione facienda et perficienda cum Cosacis rebellibus scrip-
turaa in consilio apud Maiestatem augustissimam et vestram
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Serenitatem proponant. A tribus enim annis dictas scripturas
jam pulveribus coopertas penes se asservant cum summo suae
Maiestatis damno, quia usura in dies crescit cum nostro rubere
et mcrtificatione et dictorum Armenorum diuturna expectatione
ac desperatione. Hoc unice et instantissime a vestra clemen-
tissima Serenitate humillimi supplicamus. Det dominus deus
vestrae Serenitati de rore coeli et pinguedine terrae^ ut vivat
in aeternum.
Vestrae clementissimae Serenitatis humillimi exoratores
Petrus Parcevich, archiepiscopus Martianopolitanus. Christo-
phorus Marianovich et Armeni Leopolienses.
Rabram: Ad serenissimum Leopoldum^ dominum clemen-
tissimum nostrum, archiducem Austriae etc. demissa supplicatio
dicti archiepiscopi Martianopolitani et Arm^iorum Leopo-
liensium.
LXI.
Feter ParchevichB erneutes Gesuch an Kaiser Leopold I. in
dieser Angelegenheit, ohne Datum, prftsentiert 18. August 1661.
Aas dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv ia Wieo.
Sacra caesarea Maiestas, domine clementissime!
Vestrae sacrae caesarea Maiestati memorialia a me humi-
liter porrecta jam devenerunt ad manus domini Walderodi^
imperialis Cancellariae primi secretarij et eiusdem consiliarij;
acta quoque legationis et jtineria sunt eidem tradita, ut post
quinquenium tandem proponantur. Ego ex ordine augustissimi
colend^ memoria imperatoris Ferdinandi tertii fui per Can-
cellariam imperialem expeditus; imo dictus dominus Walderodi
omnes necessarias scripturas tam pro itinere^ quam ad ducem
Kmelnicium eiusque assessores tradidit mihi ; hac de re excel-
lentissimus dominus quondam Curtius negotiun) post legationem
suscepit promovendum, et nisi mors pr^veniret, ille ardenter
promovisset. Idee iterum demisse vestram sacram c^saream
Maiestatem deprecor, dignetur perbenigne pr^fato domino Wal-
derodi imponero; ut quamprimum dictas scripturas in consilio
proponat^ ne a tanto tempore sie afflictus ulterius affligar. Ego
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Interim cum meis omni die sto paratus et promptus ad exe-
quendum et obtemperandum in omnibuS; qu^ mihi per vestram
sacram caes. regiam Maiestatem etiam ad Indes properandum
fuerint ordinata et demandata. Vale.
Vestrae sacrae p^sareae regi^que Maiestatis
humiilimus capellanus
Petrus Parcevich, archiepiscopus Martianopoleos.
Original.
In tergo: Ueblicbe Adresse an den Kaiser Leopold. Ferner Rubrum:
Sacra caesarea Maiestas clementer et serio demandare
dignetur domino Valle-Rode, ut quamprimum proponere faciat
in consilio iam a tanto tempore negotium retentum dicti archi-
episcopi Martianopolitani.
LXII.
Schreiben der k. k. Hof kammer an die k. ungar. Kammer
betreflEk der Ansprüche des Pressburger Bürgers Th. Tadios,
Wien, 13. December 1662.
Aus dem königl. ungar. Landesarchiv in Ofen.
Magnifici ac generosi domini, amici nobis honorandi salute
servitiorumque nostrorum praemissa promptitudine, qualiter apud
sacram caesaream regiamque Maiestatem dominum nostrum cle-
mentissimum etc. Thomas Tadicz civis Posoniensis^ ut sibi certi
sumptuSy quos anno 1657 in servitiis domini Petri Parcevich
metropolitani (Martianopolitani?) archiepiscopi et Chris tophori
Marianovich Turcici sermonis interpretis, tanquam ablegatorum
caesareorum ad Cosacos impenderat^ refunderentur^ humillime
supplicavit, ex adjacenti ipsius libello supplici uberius liquet.
Idcirco magnificas ac generosas Dominationes vestras hisce
peramice requirendas duximus^ quatenus desuper votum suum,
an vel quidnam huic supplicanti pro hac praetensione sua re-
fundendum sit, nobis haud gravatim ti*ansmittere velint. Easdem
de reliquo divinae tutelae quam fideliter commendantes. Da-
bantur Viennae 13. Decembris anno 1662. Suae sac. caes. regiae-
que Maiestatis praefectus, vicepraefectus ceterique Camerae-
Aulicae consiliarii.
A tergo: 13. Decembris 1662,
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LXIII.
Bubrum eines Bittgesuches Peter Parohevichs um €^ld sur
Besahlung seiner Qläubiger, 15. Jänner 1668.
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
15. Jänner 1663: Herr Petrus Parcevich, Bischouen zu
Martionopl bitt umb Baichung ihme ein Geld zu Bezahlung
seiner CreditoreD; wegen seiner zu denen Cosackhen obge-
habten Legation.
Dem N. O. Buechhalter, wie weith die ingesuechte Prae-
tension, sonderlich dass vorgeben wirdt^ ob bette der Herr
Supplicant eine so grosse Anticipation von 6000 oder mehr
Gulden ratione Commissionis aufnehmen muesseu; richtig oder
dafUr auszuwerfen sein möchte.
LXIV.
Peter Parohevichs Qesuch an die k. k. Hof kanuner, die Acten
über seine Angelegenheit von Begensburg nach Wien zurück-
kommen zu lassen, ohne Datum (1668 oder 1664).
Aus dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Excelsa caesarea Aulica-Cameral
Illustrissimi domini. Cum certo mihi constet, dominum
secretarinm Gattermayr cum alijs etiam scriptis praetensionem
meam; quae a sacra caesarea Maiestate ob legationem ad Cos-
sakos a me peractam mihi soluenda restat^ concernentia secum
Ratisbonam accepisse, illuc autem ego proficisci et ibi negotio
meo inuigilare propter defectum mediorum non possim:
Hinc illustrissimas Dominationes vestras humillime rogo,
velint dicto domino secretario iniungere^ vt nominata acta
quantocius Viennam remittat, illa hie in consilio Camerae-
Aulicae proponi et ego satisfactionem meam sollicitare valeam,
favorabili resolutioni me humillime commendans.
lUustrissimarum Dominationum vestrarum humillimus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus m. p.
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Rubmm : Ad excelsam caesaream Aulicam-Cameram humil-
lima supplicatio Petri Parceuich, archiepiscopi Martianopolitani,
pro remittendis Ratisbona Viennam scriptis.
LXV.
Feter ParoheyiohB Geeuoh an die k. k. Hofkammer wegen
Befreiung von 24 Personen aus türkisoher Qefangenschaft,
ohne Datum.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wien.
ExcelleDtissime^ illustrissimi et magnifici domini!
Optime norunt excellentiBsimae, illustrissimae et magni*
ficae Dominationes vestrae gloriosissimae memoria imperatoris
Ferdiiiandi IIL gratiam factam^ declaratam et omnino molitam
(prout clare patet ex scripturis) pro eliberatione uiginti qua-
tuor captiuorum a decem annis in duris carceribus a Turcis
crudeliter detentorum et oppressorum; et nisi eiusdem caesaris
mandatum ursisset, maturare iter ad Kosacos rebelies, tunc
panniim duodecim millibus ilorenis praeualentem (qui mihi iam
fuit a ministris demonstratum et consignatum) pro certo illa
die accepissem et gratiam domini cesaris adimplessem.
Angustissimus in omnibus successor Leopoidus imperator
eadem pietate, dementia et justitia erit et prosequetur eosdem
captiuos — firmissime credimus — et pientissimi sui parentis
et antecessoris simul piam voluntatem et inuiolabile decretmn
nullo modo iterabit imo in omnibus confirmabit nee irritam
faciet promulgatam clementiam, qnod deus auertat; aliter multa
decreta sie ruerent: quem clementissimum principem, ne nouis
scripturis molestemus, cum sit plurimis arduis negotijs occu-
patus, vestras excellentissimas, illustrissimas et magnificas Do-
minationes^ quibus hoc negotium commissum est, obnixe rogo,
uelint finem tam pio operi dare iam declarato ab imperatore.
Aliter erunt causa euidens mortis et cruciatus tot captiuorum,
qui in dies in fetidis carceribus consumuntur et alij Christiani
in locum ipsorum subrogantur et usura quoque assidue crescit
Accepta oblatio erit apud dominum deum pro vestris excellen-
tissimis, illustrissimis et magnificis Dominationibus, dum liber-
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tati tandem miserrimi illi captiui per c^saream redemptionem
dabuntur, quod deus exaudiat et vestras Dominationes f^licitet.
Excellentissimae; illuBtrisBimarum et magnificarum Domi-
nationum vestrarum
addictissimus seruitor
Petrus Parceuich
archiepiscopuB Martianopolitanus.
Rabmm: Ad excellentisBimam^ illustrissimas et magnificas
Dominationes inclytae Camerae - Aulicae consiliarios Bupplex
libelluB dicti archiepiscopi Martianopolitani.
LXVI.
Bubrtun des Passbriefes für Erzbisohof Feter Paroheyioh zur
Beise in die Moldau.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
20. October 1668. Passbrief für den Herrn Erzbiachoffen
zue Martianopel Peter Parceuich vnd auf 12 mit sich nehm-
bende Persohnen, dann auff die mitzufuehren ihme erlaubte
vnterBchidliche Armaturen vnd 10 Stuckh Schepptuecb, frey.
NB. Der betreffende Act wurde bei der Scartiemng der Acten vertilgt
LXVII.
Feter Farchevichs Ersuchen an den Präsidenten der k. k. Hof-
kammer wegen Auszahlung des ihm von Kaiser Leopold I.
angewiesenen Beisegeldes, ohne Datum, präsentiert und expe-
diert 24. October 1668.
Ans dem Archiv der k. k. Hofkammer in Wien.
Illustrissime et excellentissime domine colendissime !
Quandoquidem sacra caesarea Maiestas perbenigne resol-
uerit; darentur mihi pro viatico mille floreni ab inclyta Camera-
Aulica, vestram Excellentiam reuerenter rogo, uelit demandare
domino secretario VeringC; quatenus decretum conficeret, ut
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prefati mille floreni soluerentar. Sum enim futura septimana
deo duce binc discessurus ad partes illas semibarbaras a deo
destinatus pro sua gloria promouenda et ad hunc finem expe-
ditiones omnes habui iam a Consilio Bellico^ ne occasionem
hanc itinerandi omitterem. Ideo vestram Excellentiam quoque
rogo, dignetur me expedire; dum ego seruus pauper et capel-
lanuß vestr^ Excellenti^ maneo etc. Quam deus etc.
Excellentiae vestrae
addictissimus seruus
Petrus Parceuich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Adresse: lUustrissimo et excellentissimo domino Georgio
Ludouico comiti a Sinzendorf, inclytae Camer^-Aulic^ pr^sidi
ec. ec. ec. domino colendissimo supplex libellus dicti archiepi-
scopi Martianopolitani.
Begistraturaotiz: Archiepiscopus Martianopolitanus bitt vmb
Erfolglassung ihme die von Ihr Majestät verwilligte 1000 fl.
Raissgelder. 24. H. October 1668.
Expediert 24. Octobris 1668.
Rubrum: S. Hochgeboren und Excellenz dem Herrn Georg
Ludwig Grafen von Sinzendorf, Präsidenten der hohen Hof-
kammer etc. etc. etc. Bittgesuch des besagten Erzbischof von
Martianopel. 24. October 1668.
LXVIII.
Anweisung auf die dem Peter Farchevich zur Reise ange-
wiesenen 1000 Qulden an den Hofzahlmeister zur Auszahlung,
Wien, 24. Ootober 1668.
Aus dem Archiv der k. k. Hof kammer in Wieu.
Von der kays. Cammer [tit.] Herrn Hoffzahlmeistern Stadler
hiemit anzufüegen: Demnach ietz allerhöchstgedacht Ihre kays.
Majestät gnädigst resolvieret und dem Martianopolitani sehen
Erzbischoffen Herrn Petro Parteuich zu ainer Raiss-Adiuta für
seine in die Wallachey vorhabende Raiss 1000 fl. auss under-
habenden AmbtsgeföUen bezahlen zu lassen gnädigst verwilliget
haben: alss ist in deroselben Nahmben der Hoff- Cammer Befehl
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hiemity er Hoffzahlmeister ifame Herrn Erzbischoffen solche
1000 G. gegen gnuegsamer Bescheinung, worauf und gegen-
wertige Verordnung ihme sodann solche für gute Aussgabe an-
zunehmen sein wierdet pahr entrichten und dieselbe hiemit
verraiten solle, Wienn den 24. October 1668.
Registraturnotlz a tergo: Qschäfftl. an Hofzahlmeister^ dem
Martianopolitanischen Erzbischofen Herrn Peter Parcevich auf
sein in die Walachei vorhabende Reiss zur adiuta 1000 fl.
mitzugeben.
LXIX.
Schreiben des Erzbisehofs von Eorinth an Monsignor Baldesohi
in Born, Warschau, 29. Jänner 1670.
AoB dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Born.
Illustrissimo e reverendissimo signore mio padrone
osservandissimo !
Monsignore arcivescovo di Marcianopoli; vicario apostolico
del vescovato di Baccovia e comparso qua, dice egli, perchi
non ha veduta risposta ad alcune lettere scritte a me (che io
non ho' havute), nelle quali mi chiedeva V autoritk del' rh
appresso il prencipe di Moldavia e che io operassi, che il ve-
scovo di Baccovia restituisse le supellettili sacre levate dalla
chiesa e che coli' occasione, che egli h venuto qua, procurark
da questi personaggi qualche elemosina per risarcire la chiesa
di Baccovia, che minaccia rovina. Io per6 depo avergli ris-
posto, che alli primi due punti, V avrebbe egli potuto supplire
con un' huomo a posta, che portasse la lettera senza incom-
modarsi lui, al che non ha saputo replicarmi, ho creduto vero
ciö, che mi h stato detto, che egli sia stato inviato qua da quel
prencipe a questo re per interessi di stato. Esagera grande-
mente la miseria di quella chiesa, nella quäle dice non potersi
satollare ne pure di pane di miglio e vivere in somma vita
infelicissima. Di vostra Signoria illustrissima e reverendissima
Varsavia 29 gennaro 1670.
Divotissimo obligatissimo servitore
G. arcivescovo di Corinto.
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LXX.
Schreiben des Peter Parchevieh an die Propaganda, Bakov»
26. Februar 1670.
Aü8 dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Bom.
Generosissimi et reverendissimi signori padroni colendissimi!
E passato di gik un anno, che mi ritrovo nella provincia
di Moldavia per ordine e comando deir Emmenze vostre, nella
quäle procuro con 11 duöi tenui talenti acquistarne alia duo;
esegaij prontissimo V ordine delP Eminenze vostre; vedo per6,
che a quest' hora mi si dilatano e differiscono le promesse fat-
temi et li ajuti assignati all! vescovi in partibus. Piü volte ho
supplicata la santa Congregazione et a qaesti punti nh anche
ha risposta. La s. Congregazione non k solita di disperare o
di abbandonare li suoi soggetti, ma gratiarli e consolarli. Spero
anche io essere nel numero di quelli, essende la s. Congrega-
zione madre benigna, quae nemini claudit greminm sunm. Ani-
mato dunque da tanta clemenza humilmente supplichevole ri-
corro alla medesima come madre pietosa, vogli soccorrermi
con quel assignamento fattomi per la mia povera mensa e casa
per le mani di Monsignore nuntio di Polonia e del Padre Luigi
Maria, chierico regolare missionario e prefetto in Leopoli nel
collegio pontificio delli Armem*. Questi mi mandarranno tutto
ciö insino a Jassi, che dalP Eminenze vostre li sark consignato
et ordinato. Item significai non haver ne anche un calice e
pianeta per celebrare, nettampoco li vestiti da vescovo per
comparire. Supplicai ancora per alcuni libri et in particolari
delle Controversie. Di tutto ciö ne supplico, se le vostre Emi-
nenze vogliono con il suo beoigno favore soccorrermi, aiutarmi
e consolarmi in questo semiessilio, dove non habbiamo ne anche
il pane di miglio per satiarci. La benignitk della s. Congre-
gazione h grande verso li suoi sudditi e le mie istanze sono
tenue rispetto alla grandezza di quella, alla quäle riverente-
mente inclinandomi resto obedientissimo e soggettissimo.
Deir Eminenze vostre reverendissime
humilissimo et divotissimo vassallo
Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
Di Baccovia li 26 febraio 1670.
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LXXI.
Brief des Feter Parchevioh an den Seoretär der heiligen Ck>n-
gregation de Propaganda flde, Monsignor Baldesohi« Bakov,
26. Februar 1670.
Ans dem Archiv der heiligten Confifregation de Propaganda fide in Rom.
niustrissimo et reverendissimo signore osservandissimo !
Feci piü volte humilmente Tistanza alla benignitk della
B. Congregazione di propaganda iide, accio compassionata del
mio esilio mi rimettesse quelli ajuti assignatimi giä dalla mede-
sima per il mio tenue mantenimento. Dico a vostra Signoria
illustrissima et reverendissima e tacto pectore confesso^ imo
(quod maximum est) deum ipsum contestory come essende un
anno passato, che mi ritrovo in questa provincia di Moldavia^
non ho ricevuto ne anche un minimo quattrino di provento o
di ajiuto (in tal termine ^ ridotto questo principato), anzi ho
speso tutta quella V emosina fattami dair augustissimo impe-
ratore dei Romani Leopolde e per esservi stata per tre anni
continui una insolita carestia, adesso ne anche habbiamo la
farina di miglia per satiarci. Vostra Signoria illustrissima et
reverendissima, la quäle protege, promove et abbraccia con il
carissimo affetto quelli; che a lei di euere riccorrono, si com-
piacerä; supplico, me ancora ricevere sotto la sua tutela e pro-
tettionc; credere la mia necessitk, la quäle non essagero, e pro-
movere le mie pie istanze appresso la s. CongregazionC; vogli
benignamente soccorrermi con quel poco di ajiutO; che mi ö
State assignato per il mio mantenimento, rimettendolo al Mon-
signore nuntio di Polonia et poi al Padre Luigi Maria, prefetto
in Leopoli del coUegio pontificio delli Armeni; in questa maniera
per li medesimi e dalli medesimi riceverö con sicurezza quelle mi
sarä mandato dalla s. Congi*egazione. II tutto ne reciverö e rico-
noscerö da vostra Signoria illustrissima et reverendissima, la
quäle sa compatire alle fragilitk di noi altri tra i barbari educati.
Scrissi etiam alla s. Congregazione non havere nh calice
nh pianeta per celebrare, havendo subissato tutto il Monsignore
Rudcienski, n^ anco ho li vestiti da prelato per comparire, dove
fa bisogno con quel decoro e notitia di esser vescovo. Scrissi
etiam, mi volesse favorire la s. Congregazione di mandarmi
alcuni libri, che si stampano nel coUegio, e particolarmente delle
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Controversie, e quelli in particolare composti da un Padre de'
chierici regulär! misBionario pure in Leopoli nel detto coUegio
delli Armeni. Supplico di novo Vossignoria illustrissima e rere-
rendissiraa gratiarmi con il ßuo favore presso la s. Congre-
gazione promovendo le mie instanze et i bisogni. Restaro obli-
gatissimo appresso a dio et appresso li huomini di racontar
gratia sua et gloriam suam prociamare.
Datum Baecovia die 26. Februarj 1670.
Dl vostra Signoria illustrissima et reverendissima
obligatissimo servitore
Pietro Parcevich
arcivescjovo di Martianopoli.
Adresse: A Monsignor Baldeschi; segretario della s. Cod-
gregazione di propaganda fide.
LXXII.
Sohreiben des Erzbischofs von Korinth an N. (Monsignor Bai-
deschi) in Born, Warschau, 17. Mai 1670.
Aus dem Archiv der heiligen Gong^eg^tion de Propaganda fide in Bom.
Illustrissimo e reverendissimo signore mio padrone
colendissimo !
Certo che Monsignore arcivescovo di Martianopoli alü
26. di febraro non si trovava in Baecovia, ma dovea trovarsi
facilmente in Leopoli di ritorno in quelle parti, onde prego
vostra Signoria illustrissima a non far caso, cb' egli habbia
fatta quella data nella lettera scrittale da lui, massime cbi
egli pretese di venir qua senza che costä si risapesse, e si rac-
comandö a me^ acciö io non ne scrivessi cosa alcuna alla
s. Congregazione et a vostra Signoria illustrissima faccio de
nunzia.
Varsavia 17 maggio 1670.
Di vostra Signoria illustrissima e reverendissima
divotissimo, obligatissimo servitore
G. archivescovo di Corinto.
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LXXIII.
Vertrag des Feter Parchevioh mit den Csiker Franoiskanern,
wodurch er ihnen das ehemalige Franciskanerkloster zu Bakov
von Neuem übergibt, Csik, 2. Juli 1670.
Anton Kurz: Magazin für Geschichte, Uteratar and alle Denk- and Merk-
würdigkeiten Siebenbürgens, II, 1, Kronstadt 1846, p. 66 ff.
In nomine domini amen. Illustrissimas ac reverendissimus
dominos Petrus Parcevich; archiepiscopus MarcianopolitanuS;
Ticarius apostolicus et administrator principatus Moldaviae, in-
frascriptis Patribus Franciscanis custodiae Transylvaniae, deo
et divis inspirantibuS; majori perpenso dei servitio et salute
aniroarum libere et sponte offert, revocat et introducit ad mona*
sterium Bakoviense in dicta Moldavia praefatos Patres Francis-
canos; si tarnen Sacrae Sedi Apostolicae et aliis superioribus
placuerit^ cum ad praesens dictum monasterium sit episcopalis
residentia^ olim vero conventus Franciscanorum provinciae
saneti Salvatoris de Observantia et custodiae Transylvaniae,
a Margaretha quondam conjuge principis Moldaviae catholica,
filia principis Transylvaniae funditus erectus et a praefatis
Patribus Franciscanis a fundatione semper possessus et inhabi-
tatus, prout nonmodo annalles et scripturae^ sed adhuc homines
saperstites Bakovienses testantur^ se bene recordari, quando
moDasterium illud (hoc enim nomen usque in hodiemum diem
retinet) Fratres ligneos calceos gestantes possederunt et in-
habitarunt. Verum ob bellicos tumultus et temporum calamito-
sonun injurias Fratribus praefatis ad tempus inde Csikium re-
cedentibus dum desolatum remaneret, a Sacra Sede Apostolica
fiut spontaneo jure titulus denominationis episcopalis serenissi-
mis Poloniae regibus concessus. Quid autem et qualem fructum
episcopi Poloni a 70 annis in dicta provincia fecerint, reveren-
dissimus dominus Petrus Deodatus archiepiscopus Sophiensis
et reverendissimus quondam Marcus Bandinus archiepiscopus
Haroianopolitanus et administrator in dicta Moldavia ac aliae
fide dignae personae et missionarii plenam ac sinceram tam
voce quam scriptis sacrae Congregationi de fide propaganda
dederunt informationem, imo ipsa provincia , principes et
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barones dod alio dib! lapi Domine diele« Pol:*» rodtiit i
qaodam natarali odio proseqaimtar. ViM^mtmü ^Mttm tea^
deo sie diBpoDente et Sacra Sede Romaoa peT^ewcK
com reverendissimtiB dictUB Petras Partrrics arcUepiMo^
Marcianopolitanos nadone BolgaroB ib MoldaiicBii dioeci
vicaritis apostolicus atque admmistrator sit coaüitiitiii, sai
antecessonun saonun venia, in pastorali officio foDicitior i
indiutrior eaae volens aptos miniatroa atqne operariM müt
tamqoani zelosiores pro vinea domini Sabaodi exeaksda pq
Tidere cnpit et meditatur, opportnnina remedinB w»
quam monasteriiun Bakovienae Fratribot Fraaciscaua, ai qi
de jure olim pertinebat, conaignaret redderetqne. Qaae
conaignatio ac restitutio sequentibua pactis ac eooditi
(acta eat
Primo. Si Sedi Apostolicae et saperioribsB Ordim
qnos jam scriptum est, consensus et fimdaaieBtalia
accesserit ordinatio et dispositio, remoToido oaiae irnftit
mentam, quod ex parte Polonomm evenire poaaitf pro qü«
consensu habendo fandamentoqne ponendo etiam plnribni i
hac vice non snccederety vicibus totis viribus et plenis arg»
tisque calamii praefatos reverendisaimos dominoa aUabofibrt{
dictam Sacram Sedem Apostolicam et snperiorea per Etmi
inforroare; interea tarnen Fratres Franciseani Csikiemes rev»
rendum Patrem Stephanum Taploczai, nunc Onardianum ca^
ventns CsikiensiB, duabas Tel pluribas vicibtts pro aUqiio te»
pore ad votam et necessitatem dicti reverendiasimi BakoTitf
accedere ibique res disponere permittent
Secando. Ubi a Sacra Sede Apostolica et saperioribi
solida ordinatio et consensus postulatos advenerit, tenea&ti
Patres Franciseani Csikienses juxta placitam revereDdiaBiii
sive dictum Patrem Stephanum Taploczai sive aUum ei
pertum patrem-familias cum tot sociis Bakoviam traosiDil
tere, quot ipse postulaverit et custodia nnanimi coosens
dare poterit.
Tertio. Occupato monasterio a Patribus Franciscanis pn<
nominatis reverendissimus dominus vita durante ita über mi
neat et absolutus in disponendo ordinandoque tarn res oduk
domesticas intrinsecas quam extrinsecas, ut Guardianus uowA
ea quae reverendissimo domino placuerint probataque fnerin
exequatur*
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Quarto. Quia posset Patribus post mortem reverendissimi
domiBi a ^ eonsangvineis ac nepotibuB suis suboriri perturbatio
aliqu&, testamentum reverendissimus dominus sanus existens^
si placuerit, condat^ et e suis propriis et acquisitis bouis per
industriam cuicunque eorum vel alteri et quantumcunque etiam
si omnia relinquere voluerit, ipsius beneplacito stabit tamquam
domini absolutio cum nihil horum ad Fratres pertineat; bona
tarnen ecclesiae et residentiae manebunt Fratribus Franciscanis
cum vicario apostolico^ si ex ordine eorum fuerit assumptus;
videlicet: domus, fundus; vinea, horti, decimae^ molendina et
similia.
Quinto. (Quod deus avertat), si praefatus reverendissimus
dominus absque testamento et ultima dispositione ex hac vita
decederet, liberum sit vel nunc vel quando placuerit in prae-
sentia dicti reverendi Patris Stephan! Taploczai et aliorum fide-
dignorum virorum res suas proprias ostendere et suam volun-
tatem declarare, omnia illa velle et ordinäre: dari post suam
mortem suis nepotibus, praecipue Marco, qui ad praesens in-
servit, uti supellectilia, quae secum portavit, cistas^ scrinia,
stannum, vestes, equos et alia animalia sibi donata ac hujus-
modi res, ad quas habet absolutum jus et dominium, et hoc
sub onere conscientiae illius, qui post mortem remanserit, ut
hoc modo tota lis auferatur et pax et tranquilitas stabiliatur
absque ullo recursu sive ad principem sive ad alios provinciae
ministros et officiales.
Sexto. Quandocunque reverendissimus dominus creaverit
pro meliori bono aut reverendum Patrem Stephanum Taploczai
aut alterum ex Patribus in vicariimi suum generalem (hoc
autem nonnisi suo tempore fiet), non possunt Patres Csikienses
ad omne beneplacitum ipsum revocare; esset enim et inter
clerum confusio et per totam provinciam discrepantia quaedam
propter crebram vicariorum creationem. Quod ut magis apud
omnes eluceat, haec praefata puncta sunt ex ambabus partibus
subscripta et sigillis communita. Datum in Csik in conventu
Fratrum Minorum Reformatorum. 2. Julii 1670.
Nos Petrus Parcevich archiepiscopus Marcianopolitanus^
vicariusa postolicus et administrator principatus Moldaviae affir-
^ Bei Kurz a. a. O. : ac, allein dieses dem Sinne nach nnmöglich.
▲rckiT. Bd. LH. H. HUfte. 39
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596
mamos suprascripta paBCta propria manu et sigillo communi-
yimus. (L. S.)
Nos infrascripti Patres in praemissa puncia consentimoB
et sigillo Custodiae firmamus. (L. S.)
Ita est. Fr. Bonaventura Karczfalvi diff.
act. m. p.
Fr. Didacus Coniganus sanctae
theol. lector et diff. act. m. p.
Fr. Franciscus Jegenyei custos
provincialis m. p.
Ita est. Fr. Casimirus Damokos per
regnum Transsilvaniae vicarius
generalis apostolicus m. p.
(L. S.)
LXXIV.
Bericht des Peter Parchevich an die Propaganda in Born,
Bakov, 12. Juli 1670.
Kurz: Magazin a. a. O. p. 69 u. ff.
Eniinentissimi ac reverendissinii domini domini patroni
colendissimi! Requiritur profecto, o purpurati Patres! quasi
continua residentia episcopi seu melius vicarii apostolici et ad-
ministratoris in provincia seu principatu Moldaviae; nam per
suam praesentiam facile trahit populum in suam sententiam,
id est ad veram fidem et cultum dei viventis; item verbo et
exemplo, sibilo et patema cohortatione concreditas sibi oviculas
et post se balantes ad Christi caulam laetus laetas adducit,
imo quod perditum est, adinvenit, quod fractum ligat, quod
devium ad viam rectam dirigit et quod debile ac infirmum,
confirmat consolidatque. Hoc nos licet impares viribus ad hanc
residentiam a summo deo destinati et a sacra Sede Romana
expresso ordine missi et ordinati, quantum potuimus, in ipso
ingressu snmus operati; multae enim catholicorum animae
tum propter pastoralem absentiam, tum gravamina principum,
tum lascivas mulierculas a fide defecere et apostavere;
accessimus in hoc negotio principem, accessimus metropoU-
tanum provinciae et dioecesanos episcopos schismaticos
Valachicos rem serio proponendo, obtinuimus ab omnibus
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597
avorabiles literas, ut si qui ex nostris velint ad pristinum
*^thoIicorum statum redire, possint et valeant. NodduIÜ lacri-
nis et contritione; ita ut caeteros ad exemplnm traherent, annt
'eversi; attamen hanc proficuam fanctionem solas episcopuB
)er totam provinciam exequi non sufficit; requirit adaequatos,
tptos et dignos operarios, cum quibus et per quos possit dignoB
hictuB poenitentiae animiB ChriBtianorum instillare; hoc ecqui-
lern et summus Romanus pontifex per eminentissimos Patres,
)er episcopos et vicarios in toto orbe terrarum exequitur. Ex
proyincia nuUa fere subjecta exurgunt nee scholae frequentantur.
Insinuavi aliquoties, Patres Societatis a viginti annis nullas
irexisse scholas nisi trium vel quatuor puerorum tottidem pa-
-iter annorum syllabisantium. Magistri possunt teneri, sed modus
leest illos nutriendi.
De missionariis quoque sincere insinuavi^ non esse ad-
leqnatos et aptos pro hac provincia, cum nee lingvam calleant
nee firmam stationem habeant Adverto, quod s. Congregatio
Bive Sedes apostolica conniveat sive respectum habeat corri-
gendi sive reformandi, tunc ego non tantum ordinariam facul-
tatem episcopalem sed et pontificam et apostolicam plene concedo.
Populus clamat contra Polonos, non creditur mihi, petit
continuo nationales sacerdotes, non dantur. Nee ego sum Moyses
aut Elias, ut prodigia facerem, ut petram percutiam et fluant
aquae. Mercenarius relinquit oves et fugit, pastor autem verus
ponit animam suam pro ovibus suis. Secundum tenuitatem ergo
jodicii mei, intellectus et maturae considerationis non adinveuio
meliorem, tutiorem et salubriorem modum fidem catholicam in hac
provincia dilatandi seu dilatatam conservandi, quam ut sacra
Sedes Romana introduceret seu restitueret Patribus Francis-
canis de Observantia, nunc Reformatis nuncupatis, in sede
Sicolicali Csik Custodiae Transylvaniae existentibus conventum
Bakoviensem, sub qua Custodia erat dictus conventus Bako-
nensis a Margaretha quondam Transylvaniae principissa pro
dictis Fratribus fiinditus exstructus (in quo pro praesenti nos
residemus), et eidem consignatus, de quo tractat eminentissimus
Cardinalis Pazmanus in descriptione conventuum Franciscani
Ordinis sub Corona Hungariae (die hier angedeuteten Worte
des Pater Päzman sind zu finden in ,Acta et Decreta Sinodus
Dioecesanae Strigoniensis, Posonii 1629' Append. II. Seite 116
^ lauten: ,Bako, in Moldavia, fundatum [Monasterium PP.
39*
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598
Franciscanorum] ab uxore Vaivodae Moldavi, filia Vaivodae
Transsilvani)^ et si informatio ab ordine petatur Seraphico, in
cathologo antiquae provinciae sancti Salvatoris Hungariae dictus
conventus Bakoviensis clare reperitur. Ratio autem ipsa dictat,
dictos Patres esse introducendos: Primo propter Hngvam et
nationem; notum enim est Eminentiis vestris, omnes catholicos
per provineiam Moldaviae diffuses esse Hungaros petentes sui
idiomatis sacerdotes. Secundo propter vicinitatem et securi-
tatem; nam Czikio Bakoviam secundo die commode intratur,
item Bakovia Czikium^ ita quod conventus Czikiensis Custodiae
Transylvaniae subministret necessitates Patribus Bakoviae
existentibus et in qualibet turbatione hostili refugium haberent
Bakoviam; si autem orirentur turbationes in Moldavia, refugium
haberent Czikium. Tertio. Omni tempore dicti Patres Francis-
cani providerent spiritualibus functionibus et necessitatibus illius
populi catholici excurrendo per parochias et provineiam, verbum
dei disseminando, et unus custos commode regeret ambas pro-
vincias (er versteht die Moldau und Siebenbürgen), ita tamen,
ut episcopus seu vicarius apostolicus cum dictis Patribus et
vivat et maneat et functiones ad ipsum pertinentes solemni
ritu exerceat, prout factum fuit novissime anno 1594-0, quo
tempore et episcopus et patres simul et manebant et vivebant
et fides augebatur, ut exstat in annalibus dictae Custodiae
Transsylvaniae: quod reverendissimus dominus Bemardinus Qui-
rinus ex Ordine Minorum de Observantia, quondam episcopus
Argensis, in Moldavia et Valachia una cum dictis Fratribus
in eodem conventu Bakoviensi cohabitabat, quorum opera in
obsequium fidelium fruebatur. Quarte. Quia in dicto conventu
Csikiensi sunt quidam Patres ex hac provincia (Moldaviae),
imo natione Armeni et Valachi, qua occasione possemus Ar-
menos, qui piurimi sunt in provincia, ad unionem attrahere;
nam ego deo duce jam animos presbiterorum Armenorum ex
parte optime disposui et non video contrarietatem aliam, nisi
quod diffugiant (um diese Zeit wanderten die Armenier nach
Siebenbürgen. S.: Engel, , Gesch. der Moldau' p. 275) propter
summas exactiones, quod contigit et nostris Hungaris et prae-
cipue in pago Forovän, ubi erant 60 domus catholicorum, nunc
vero una vetula sexagenaria sola remansit. Idem fit in aliis
pagis et oppidis, et si princeps modernus (im Jahre 1670, als
dieses geschrieben wurde, war Duka Woiwode der Moldau)
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699
perseverayerit in saa sede^ procul dabio desolabitur tota Moldavia.
Haec Eminentiis vestris humillime, sincere et teste eonscientia
propono et exhibeo: Apud Eminentias vestras est plena facultas
negotium resolvendi ac decernendi. Episcopi Poloni, et si cen-
tena juramenta deponerent Bakoviae residendi, nunquam tarnen
factis moraliter aut physice demonstrabunt; venient quidem per
tres, quatnor menses et quidquid alieno sudore et industria
comparatum est; comedent et bibent et inde reeedent. A 70 annis
edocta est s. Congregatio, quod nullus fructus sit ibidem per
eos factuS; sie fieret per 700 alios annos, nisi s. Sedes provide
providerit et nominationem Episcopi iterum ad se revocaverit.
(Das Bakover Bisthum war nämlich zu jener Zeit ein Bisthum
Polens, folglich ernannte der König von Polen den Bakover
Bischof.) In omnibus subjicio me s. Sedi apostolicae et vestris
Eminentiis, quas supplex rogo, velint se piam matrem, non duram
novercam mihi subjecto declarare. Dum eram Viennae, per
crebras literas Eminentiae vestrae perbenigne omnem assisten-
tiam subsidium, provisionem et necessitatibus communicationem
mihi promittebant; dummodo Vienna discederem et ad has
afflictas provinciarum partes advenirem, quod obedientissimus
feci, literae omnes extant apud me, sed jam tertius evolvitur
annus, nee lülas literas ab Eminentiis vestris recepi nee suffra^
gium et provisionem assignatam pro mea necessitate ullam habui.
Si patroni deficiunt, ad quem deberem recurrere? ad quem in
mea causa appellare? certe et tacta eonscientia dico: diu^ noctu-
que laboro ac laboris ingenio invigilo, quomodo possim cultum
dei promovere, animarum saluti succuri'ere et relictas Christia-
norum reliquias conservare. De summo Pontifice et indulgentiis
editis ad has partes nondum quidquam innotuit; rogo Eminen-
tias vestras, ut sciamus caput ecclesiae esse insinuare velint.
(Papst Clemens IX. starb 1669 den 9. December — sein Nach-
folger Clemens X. wurde erwählt den 29. April 1670. — Diese
neue Wahl war, als Peter Parcevics diesen Brief den 12. Juli
1670 schrieb, demselben noch nicht bekannt.) Dum ego omnem
felicitatem Eminentiis vestris ab angelorum conditore apprecor
et voveo. Datum Bakoviae, 12. die Julii 1670.
* Siel soll heissen: die.
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600
LXXV.
Feter Parohevioh ernennt den P. Stephan Taploczay su seinem
CoacUutor in der Moldau, Bakov, 12. Juli 1670.
Kurz a. a. O. p. 77.
Nos Petrus Parcevich dei et apostolicae Sedis gratia
archiepiscopus Martianopolitanus, vicarius apostolicus et ad-
ministrator principatus Moldaviae, nee non sacrae caesareo-re-
giae et apostolicae Majestatis consiliarius, omnibus ac singulis
utriusque sexus Christi fidelibus salutem ac spiritum gratiae,
quantum in domino possumus, impertimur et apprecamur. Pa-
storalis sollicitudinis munus ac indefessa vigilantiae cura in-
tentos nos esse admonet et sollicitat, quatenus vocatione^ qua
a deo vocati sumus et a sacra Sede Komana missi atque in
provinciam Moldaviae in vicarium apostolicum et administra-
torem destinati; toto conatu circa Christi oviculas, nempe po-
pulum Christianum nobis commissum invigilaremus earumque
saluti sollicite studeremus verbo et exemplo^ operibus et co-
hortationibus ad caulam ecclesiae eos revocantes, foventes et
retinentes^ ne per proprii pastoris absentiam aut incuriam ab-
erantes a lupis tandem dispergerentur ac raperentur. Totum
itaque pastorem ac fere omni tempore esse cum suis ovilibus
ratio ipsa requirit, ut spirituali pabulo semper reficerentur, quo
nunquam carerent. Sed quia domestica negotia saepe saepius
alio avocant et ad regendam ac bene disponendam domum
distrahunt; advertimus nos non posse ob multas intrinsecas et
extrinsecas occupationes, distractiones ac continuas fere infir-
mitates utrique parti aeque satisfacere, deliberavimus aliquem
idoneum sacerdotem probum et patrem-familias providum nobis
adjungere et reverendis Patribus Franciscanis Csikiensibus tum
propter vicinitatem quam propter linguam Hungaricam aliquem
talem expostulare. Quod cum fecerimus, reverendum Patrem
Stephanum Taploczai actualem Csikiensem Guardianum vita;
moribuS; exemplaritate jam probatum^ ingenio, industria, vigi-
lantia curam domus habentem, jam expertem gratiose obtinui-
mus, ut ad nos Bakoviam aliquando descendere absque ullo sui
conventus praejudicio possit et quae ad patris-familias tum in
spiritualibus tum in temporalibus attinent, pro modulo temporis
^dvigilet; qua de re eidem reverendo Patri Stephano Taploczai
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eoi
DOS quoque facultatem liberam concedimus, qua ad noB venire,
morari, discedere ac praefatam domus nostrae Bakoviensis
curam seduiam habere, ordinäre, disponere, etiam in dicta re-
sidentia quam in aliis ubique locis apud omnes, prout opus
fuerit et negotia requisiverint, providere possit ac valeat. Qoae
ut magis corroborentur, Las praesentes propria nostra manu
Bubscripsimus et sigillo communivimus. Datum Bakoviae in
nostra residentia, die 12. Julii anno 1670.
Nos Petrus Parcevich, qui supra, affirmamus nostra manu.
(L. S.)
Ita est. Fr. Casimirus Damokos, per regnum Transsylvaniae
vicarius generalis apostolicus m. p. (L. S.)
Ex communi consensu difHnitarii nostri, ut praemittitur, omnia
acta sunt. Fr. Franciscus Jegenyei, custos provincialis m. p.
(L. S.)
LXXVI.
Peter Farohevichs Schreiben an den Erzbisctaof von Eorinth
um dessen S^rsprache bei der Propaganda, Bakov, 16. Juli 1670.
Aus dem Archiv der heiligen Congre^tion de Propaganda fide in Rom.
Ulustrissimo et reverendissimo signore, padrone osservan-
dissimo. Ho scritto piü volte da questa afflitta patria alla
s. Congregazione in questi due anni, che qui mi ritrovo, nfe
mai fui degno di essere in parte alcuna con una minima lette-
rina di risposta da essa consolato; il contrario mi occorre in
questa provincia di quello mi hoccorreva in Vienna, dove ogni
settimana almeno una volta, si dalla detta s. Congregazione
come dalli particolari signori Cardinali benigniamente visitato
e con mille promesse e soccorsi animato di venire in questa
provincia; il che io prontamente facendo presi da quel tempo
e le promesse fattemi e le assistenze promessemi e li ajuti
assignatimi. Anche con un paro di lettere a noi in egual tempo
dirette affirmava la buona intentione, la volontk et il zelo della
s. Congregazione, poichfe di tutti li molti aflfari habbi la s. Con-
gregazione differito il favore di soccorrerci a la nostra necessitk
e non di sottrarcelo; perchfe sarebbe contro la caritä e contro
la mercede meritata dagli operarj; per il che supplioo vostri^
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602
Signoria illustrissima et reyerendissima [in cnius roanibuB omnia
sunt et dependunt omnia] si compiaccik di promuovere talvolta
le nostre giuste suppliche et istanze appresso la detta s. Con-
gregazione^ acciö udendo la necessitä mossa a la pietk ordini
benigniamente, ei siano mandati li soecorsi, con i quali pos-
siamo proseguire il nostro ministero salutifero alla salute delF
anime fedeli di questa provincia.
La supplico inoltre, vogli con il suo zelo promuovere il
negotio del Padre Fra Stephane^ acci6 possa disporre^ testare
e lasciare li suoi beni, che nel secolo possedeva come suo
legitimo patrimonio, o alla chiesa e persone ecclesiastiche,
o alli suoi parenti od ad altre personO; che a lui parrä. Prego
parimente Vossignoria illustrissima e reverendissima degnarsi
di notitiarci talvolta con le sue gratiose letterc; accio animati
piü volentieri ci occuperemo nel santo servizio del Signore,
levando dalla mente il pregiudizio d' essere dalla s. Congre-
gatione et altri nostri padroni totalmente abbandonnati.
Mentre io auguro a Vossignoria illustrissima e reveren-
dissima tutti li contenti delV animo e resto
Di Bahovia li 16 luglio 1670. di vostra Signoria illu-
strissima e riverendissima
divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
In der vom Secretariate der Propaganda herrührenden ursprünglichen
Ueberschrift dieses Briefes wird der Erzbischof von Korinth anch als Secretür
der Congfregation der Propaganda fide bezeichnet. Vermnthlich hat der ge-
nannte Erzbischof yor oder nach seiner Nuntiatur in Polen diese Stelle
inne gehabt
Lxxvn.
Schreiben des Peter Parohevich an die heilige Congregation,
Bakov, 20. Juli 1670.
Ans dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimi ac reverendissimi domini domini ac patroni
colendissimi ! Quamquam Eminentiis vestris ante aliquot dies
humillime scripserim et circa hanc residentiam Bakoviensem
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603
aliqualem dederim informationeiHy quomodo et qualiter in poste-
mm cultuB divinus non tantum conservari sed etiam cum fide-
lium Christianorum salute per idoneos operarios dilatari pro-
poBoi: nunc autem dum reverendissimus Pater Antonius
Angelinus conventualis et missionarius apostolicus in hac pro-
vincia Moldaviae in negotio missionis ad Nuntium apostolicum
Wersaviam contendit, ideo tarn affluentem occasionem inter-
mittere nolui; quin vestris Eminentiis hanc humilem literulam
scriberem sincereque notificarem, qualiter, cum sim solus in
hac residentia neque prae debilitate nimia corporis et continua
fere valitudine podagrae non possum omnibus negotiis tam
spiritualibuB quam temporalibus attentam diligentiam invigilare^
acceperim pro socio, coadjutore et cooperatore tum circa animas
catholicorum tum etiam circa occupationes oeconomicas domus
et residentiae hujus reverendissimum Patrem Stephanum Ta-
ploczai; oriendum vero ex parente Armeno, matre autem Hun-
gara, Patrem profecto tum vitae honestate tum morum puritate
tum vigilantia et diligentia praestantissimum, concionatorem
ardentissimum, patrem-familias aptissimum et oeconomia dome-
stica probatissimum, actualem vero Czikiensis conventus Guar-
dianum, strictae Observantiae s. Francisci, multarum linguarum
expertissimum. Devotissime hac de re pro incremento spirituali
et temporal! huius provinciae et residentiae vestras Eminentias
deprecor, velint eundem Patrem Stephanum Taploczai per unum
breve sive decretum mihi in Christi vinea concedere operarium ;
hoc namque et ipsi Patres Czikienses et praecipue reverendis-
simus Pater Casimirus Damokos, vicarius apostolicus per Tran-
sylvaniam, exoptant et insinuant, ut dictum decretum a. s. Con-
gregazione impetraretur, ne successores custodes possint dictum
Patrem sub aliquo praetextu interturbare et in provinciam re-
vocare cum damno harum ecclesiarum.
Item praefatus Pater Stephanus Taploczai, cum sit unicus
parentum filius, contra quorum voluntatem quoque religionem
8. Francisci ingrediendo habitum recepit, tum demum in novi-
ciatu existens voluit ante professionem de suis bonis haeredi-
tariis sedula cura disponere; Pater Guardian us autem tunc
temporis Czikiensis, nomine Nicolaus Gomlai, vir probatae vitae,
dixit Patri Stephane, non esse pro nunc necessaria ista bono-
rum dispositio, cum ille sit absolutus dominus et successor ut
legitimus parentum filius et qualibet die ac hora poterit prae-
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604
fatam boBorum dispositionem execationi demandare; interim
professionem fecit et mater vitam deo reddidit^ remansit parens
totaliter senio confectus; ipse quoque hodie cras moriturus,
omnia bona: domns scilicet, fundi quoque in tribus pagis, quos
habet, prata, molendina et supelectilia remanebunt. Hac de
causa humillime supplicatur, s. Congregatio velit tempestive
cum uno brevi apostolico occurrere futuro damno, antequam
praefata bona haereditaria post mortem sui parentis dilaberentur
et ab aliis distraherentur, et praefato Patri Stephane concedere
facultatem, possit de illis bonis disponere, cum non ex ipsius
negligentia ante professionem non disposuerit de illis; sed ex
dilatione Quardiani illius temporis. I^ex quoque in Transylvania
non denegat religiosis cuiuscumque Ordinis posse quocumque
tempore libere possidere possessaque vendere, donare, legare
et totaliter ad libitum disponere. Intendit quoque dictus Pater
Stephanus vita durante aliquid boni et facere huic dirutae et
desolatae Bakoviensi ecclesiae ex suis bonis tam in aedifica-
tione quam in apparatu ecclesiastico, tum etiam fundum ali-
quem sive agros pro futuris temporibus ecclesiis et religioni
[sicut ante professionem libitum est] relinquere et legare. Ideo
praecipue supplicamus Eminentias vestras, velint cum illo per
unum decretum disponerC; quantumvis libere possit praefata
perficerC; ad finem deducere et de suis haereditariis bonis
ad Votum disponere.
In his provinciis et praecipue in Moldavia inundatio summa
aquarum a tribus mensibus propter diurnos et nocturnos den-
sissimos imbres et inauditas pluvias crescentium omnes segetes
puri tritici, silliginis, hordei, avenae et millii cujusmodi, quia
in aquis iacent et per nimias aquas disjectae maturescere non
possunt nee grana portant, item herba et gramina in pratis
vel non possunt crescere propter frigora et aquas, vel si cre-
verint falcem non admittunt, quia nunquam sol exsiccat et in-
calescit, vel etiam, quia fluvii ex propriis lectis exeuntes campos
omnes inundarunt et cum terra herbas et gramina exportarunt ac
arenam commiscuerunt. Item, quod mirandum est, in territorio Ba-
koviensi ad unam diem itineris fere tanta murum copia fuerit, ut
non tantum omnia hortensia cum ingenti damno et fructus et ar-
bores condescendendo et ramos dentibus excindendo consumpse-
rint in totum, verum etiam, quod peius, ipsum triticum in campis,
bordeum avenam et similia devastaverint et devoraverint: per-
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605
terrefacti ex hoc casu incolae famem et pestem ominantur: sie
anno praeterito tanta vesparum copia in bis partibus tum in Tran-
sylvania fuit^ ut in ipsismet domibus fenestris inclusis vix Stare
poteramus.
Commendo zelo, benignitati et pietati vestrarum Eminen-
tiarum afflictum statum meum, necessitatem et paupertatem;
velint cadenti succurrere cum illis idoneis mediis, cum quibus
possim me sustentare in bac hocce tempore misera et exhausta
provincia; possent Eminentiae^ quando dignarentur; transmittere
pecuniam ad dominum Nuncium apostolicum Warsaviensem;
nam ille facili negotio Leopolim ad Patrem Aloysium Mariam
Pidon dirigeret et ille facilius transmitteret. Supplico^ nolint
me oblivisci nee derelinquere, cum ego prompte obtempera-
verim benignis mandatis Eminentiarum vestrarum ^ quibus
subsum et per omnia obtempero.
His humillime me commendo et vestris Eminentiis cuncta
prospera a deo ter optimo maximo exopto.
Datum Bakoviae die 20. Julij 1670.
Eminentiarum vestrarum
humillimus et obsequiens
Petrus Parcevich,
archiepiscopus Martianopoli.
LXXVIIL
Peter Paroheviohs Schreiben an die Propaganda, ohne Datum
(Anfangs 1671).
Aus dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimi e riverendissimi signori et padroni colendissimi!
Priego supplichevole da vostre Eminenze il perdono,
come il servitore fedele al suo buon padrone, come il figliolo
alla sua pia madre, tanto pi&; che di certo spero essere da
vostre Eminenze abbracciato et nelle mie giuste petitioni con-
solato con V assegnamento fattomi li 7 marzo delF anno 1656.
Non abbiamo verun apparato^ non il calice, nh il ferro per le
hostie^ nk un rituale per battezzare et fare altre fontioni: le quali
10 piü volte senza assistenza di alcun sacerdote canto le messe^
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606
battezzo V infanti; introdaco post partum in templum dei le
femine; sepelisco li morti; visito et do Testrema ontione alli
moribondi^ fo V esortationi^ sermoni et altri simili esercizi; oltre
diverse cause; liti^ querele del popolo et la cura continoa della
casa: non est meum loqui de me; et oltre li forestieri et li
monaci Qreci; quali in diversi casi et materie spessimo ven-
gono da me. La chiesa di Bakovia; eh' k unica et matrice di
tutte, casca per V antichitk nh vi h un benefattore al mondo^
il quäle con soll mille scudi la ristaurarebbe et perfettionarebbe;
mentre io vi sono, non perderei il tempo nh li catholici fuggi-
rebbero con iscusarsi, che la chiesa li casca. Pia volte ho scritto
alla B. Congregazione, come li reggi di Polonia praetendunt
habere ins nominandi episcopos et nolunt habere ius defen-
dendi ecclesias et immunitates illarum: perciö vi sono mille
disordini et ognimo perde Y animo di servire. Supplico per
tanto humillime le vostre Eminenze a perdonarmi et a con-
solarmi; mentre io vivo. Di vostre Eminenze
humilissimo et obedientissimo servitore
Petro Parcevich,
arcivescovo di Marcianopoli.
LXXIX.
Schreiben des Peter Parchevich an den Nuntius in Polen,
Bakov, 7. Mftrz 1671.
Ans dem Archiv der heiligen Cong^reg^ation de Propaganda fide in Rom.
niustrissimo et reverendissimo signore et padrone colendissimo !
Sono mosso ex officio meo ad insinuare alla s. CongregazionC;
la quäle come madre zelante et pia volesse provedere a tante
anime con li soggetti proportionati, habili; atti et sofficienti
nel coltivare la vigna del Signore ; concedendo H Padri Frances-
cani strictioris Observantiae de la Custodia di Transilungari
per piü cause et raggioni.
La prima ki, che tutto quasi il popolo catholicO; che vi
h in Moldavia anzi nella Tartaria, 6 di natione Ungaro et parla
la lingua Ungara: li Padri di Transilvania sono Ungari, par-
lano UngarO; perciö sono dal popolo desiderati.
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607
La seconda h, perch^ molti Padri di quella Custodia sano
etiam la lingua Vallacha per essere li loro padri di questi
luoghi.
Terzo h per la vicinanza; perch^ da Bakovia mia resi-
denza al convento di Czik sono sole doe giomate di Camino;
et da Sabriani; dove intendono fondare il convento Bono tre
giomate et a me una piccola; onde vi sarebbe communicatione
et corrispondentia tra gli uni et gli altri et il passo libero.
Quarta h per la disciplina et osservanza religiosa doven-
dovi essere sempre alli occhi dei loro superiori con molta edifi-
catione dei secolari.
Quinta h facilmente alFhora per Feducazione^ che have-
rebbero li figliuoli delli Padri ; molti si farebbero sacerdoti et in
questa maniera si moltiplicarebbero gli operarij et la religione
Vera fiorirebbe et si conservarebbe senza che venissero gli altri
muti da si lontani paesi con grande dispendio et poco frutto.
Sesta h per la consolatione dei popolo^ il quäle di gran
lunga abbraccia li sacerdoti della lingua propria, che pere-
grina. Per il che quando vengono da me a chiedere il sacer-
dote, dicono in quelle modo: ^Monsignore vi preghiamo^ ci
diäte un prete della nostra fede'; quasi non & catholico, se non
sk la lingua Hungara. Inoltre assai pi& volentieri vengono le
feste alla messa; sentono le prediche et si confessano piü spesso,
perchä nel linguaggio Ungaro possono esprimere il sensO; dove
nel Vallaco mancano le parole: adunque in ci6 si deve dare
la sodisfatione al detto popolo; la quäle conferisce il bene alle
anime. Et perciö dio et la s. Chiesa ci manda in quk per
sodisfare al popolo in spiritualibus.
Settima h perchi spesso passano per Sabejanti gli able-
gati et ambasciatori di Polonia; di Transylvania et di altre pro-
vincie per ordinario catholici; questi potrebbero raccomandare
alli baroni et alli prencipi dominanti et impetrare da essi per li
detti Padri qualche gratia. Cosl etiam per altre molte ragioni. In
tutta la provincia sono otto parochi^ tre preti secolari, doi con-
venti di missionarii, un Padre Franciscano, il resto li Padri
Gesuiti. Questi sono canonici et il clero dei vescovo et questi
sono discosti uno dair altro una, doi, tre et quattro giomate — .
Va a consecrare adesso gli oli santi nel giovedi santo, alla
Pasqua non vi sarebbe niuno nella sua parocchia et tutta la
settimana santa dovrebbero essere assenti.
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Inoltre esseDdovi detti Padri neUa provincia, potrebbe il
vescovo celebrare talvolta con la mitra^ havendo V assistenza
dei sacerdoti; dove che io non posso fare nissuna fontione,
perchfe non ho nessuno. Molte volte canto la messa solo, battezzo,
sepeliscO; introdnco le femine post partum; visito gli infermi,
fo li sermoni; perchi il sacerdote et paroco unico, che vi &, lo
mando le feste per li villaggi, una e doe giomate discosti, oltre
la cura domestica della casa et di tutto il popolo.
Si compiaccia vostra Signoria illustrissima et reveren-
dissima credere, come in questa afflitta Moldavia non gustiamo
sollievo di sorte.
Si priega pertanto istantemente vostra Signoria illustris-
sima et reyerendissima da me et dalli detti Padri [giacchfe la
s. Congregatione per facilitare il negotio retta dallo spirito
Santo prudentemente a lei il tutto rimette], vogli promuovere
questa opera si pia et si utile, la quäle cede a maggior gloria
di dio et alla salute di tante anime.
Tutto il bene, che provenirä, riconoscerk questa provincia,
questi operari et questo popolo da vostra Signoria illustrissima
et reverendissima.
Considerandosi perö illustrissimo et reverendissimo signore
lo stato d' oggi [il quäle non era n^ V anno passato, i^ gli anni
passati] et gli aggravi del moderne prencipe, ^ et quasi la ti-
rannia, che usa con li vasalli; et anche considerandosi li appa-
recchi che si fanno et gli ordini che si danno per la guerra
Ventura, non vi i modo, che in tali turbolenze, nel dominio di
questo prencipe et in simil tempo si habbi a fare progresso
alcuno in detto negotio. Fuggono quasi tutti gli habitatori della
provincia, si ritirano in Turchia, in Russia, in Transilvania,
in Vallachia et sopra le alte montagne ascendono et nelle den-
sissime selve a guisa di animali selvaggi si nascondono. Onde
giudichiamo piä a proposito soprasedere alquanto del tempo
et osservare, si ira regis quiescit.
Priego adunque io servitore, vostra Signoria illustrissima
et riverendissima con ogni riverenza et premura, vogli per il
vivo zelo et ardente caritk, che ha nella propagatione della fede
anzi conservatione di quella, ottenermi dalla s. Congregatione
de Propaganda fide et dal reverendissimo Padre Generale di
Dnka 1667, zuerst sechs Monate, dann zum zweiten Male 1669 — 1672.
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609
Aracoeli^ mi dino per adesso con un decreto particolare doi
Padri della Custodia di Transilvania. Uno fe 11 Padre Stephano
Taploozai, li cui progenitori sono di queste parti. Paria UngarO;
Vallaco et Latino; h buon predicatore et economo. L'altro k
il Padre Fra Francesco a Derventa Bosnense, il quäle gik anni
sono ha servito a questa provincia; di buona vita et costumi,
obediente et osservante; parla li tre linguaggi di sopra et di
piä in Slavo lingua nativa. Di questi doi prego et quanto
prima^ se vi k possibile. La Custodia ^ contenta, ma senza
Tespressa in scriptis licenza delli sopradetti superiori non ar-
disce di darmeli. Quando si compiacesse Vossignoria illustris-
sima et riverendissima scrivere sua auctoritate (giacch^ la s. Con-
gregatione in tutte le occorrenze si i4mette a Vossignoria
illustrissima et riverendissima et questa mia petitione rimetterä,
ma anderebbe a longo), una letterina alla detta Custodia, che
di subito mi dessero questi doi Padri, farebbe Vossignoria
illustrissima cosa a dio gratissima et alle anime utilissima.
Altrimenti nh per la Quaresima n^ per la Pasqva, la quäle
secondo il vecchio calendario sarä li 23 d' aprile, haverö li
sacerdoti, acci6 sentino le confessioni et faccino altre fontioni
nella chiesa: di questo priego sommamente, perch^ vi h una
somma necessitk.
Prego inoltre Vossignoria illustrissima compiacersi scri-
vere alla s. Congregatione, ci mandi stipendio et la mercede
con il proprio sudore acquistata. Siamo pieni di debiti et
mangiamo il pane lacrymarum et questo di miglio Chi
sta bene non si muove. U esortare ad andare inter barbaros
et starvi attendere et operare, sudare et fatigare, tutti sano,
massime li grandi, ma il fare quello esortano o rari o nisuno.
Supplico etiam Vossignoria illustrissima et riverendissima
(et e punto considerabile) volersi affatigare et interporre il suo
zelo, valore et ardore appresso il presente serenissimo rh di
Polonia, acciö scriva sua Maiestk una lettera di raccomman-
datione a questo prencipe, ma in buona forma, raccomandando
anzi deffendendo il suo jus spirituale, che ha in questa pro-
vincia secondo li patti et le costitutioni antiche: perchä si-
amo totalmente oppressi et strapazzati dalli scismatici. Quelle
Maiestati di Polonia vogliono habere jus nominandi, eligendi
et mittendi episcopos, et non vogliono havere ius deffendendi
episcopos, sacerdotes, aecclesias et aecclesiarum immunitates; et
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610
per questo vanno in ruina le chiese et il popolo; et li sacerdoti
noD ponno mantenersi n^ sossistere.
La chiesa di Bakovia^ residenza dei vescovi, la quäle k
matrice di tutte le altre, in breve per Y antichitk e continae
pioggie in tutto caderä et con essa il tutto finirk et li vescovi
li sacerdoti et il popolo insieme; n^ si trova al mondo un
huomo di dio, il quäle rinovasse la memoria santa delli ante-
nati per conservare queste reliquie dei catholici.
Si fondano altrove per le cittk et per le terre senza al-
cuna necessitk con spesa di centinaia, di migliaia di scudi gli
archi trionfali; li colossi et le statue. Si inalzano li palloni
superbi et le superflue machine — et qui si abbandonano le
chiese vecchie, la casa di dio di soll doi o tre milla scudi da
durare per 300 altri anni, con grandissimo discapito dei culto
divino e delF anime di Christo.
La s. Congregazione (non so per quäl fine) con un decreto
et altre lettere particolari rimette li vescovi di queste parti in
tutte le occorrenze alli signori Nunzi apostolici. Vostra Signoria
illustrissima e riverendissima mi perdoni^ se io per esseguire
r ordine dalli superiori datomi confidentemente a Lei ricorro
et acceno alcune particolaritk necessarie et verissime suppli-
cando il zelo et il ardore di Vossignoria illustrissima come
di sopra in tutto.
Noi qui non sappiamo^ se si ^ fatto il papa et chi k fatto.
n giubileo non ci si manda. Argomento evidente, che li pa-
droni hanno poca cura degli Orientalin ad aggravarli et a ca-
stigarli vigilantissimi. Non sappiamo, se il Monsignore Nuntio
di Polonia h quelle delF anno passato o Y altro. Pare che non
havesse il titolo di Adrianopoli. Delle altre cose parimenti non
sappiamo, che si fa al mondo. Habitiamo tra gli orsi et tra i
lupi secondo il detto : ,ulula cum lupis, si cupis esse lupus' ; delle
nuove particolarmente di Polonia, di Germania, di Ungaria, di
Venetia, d' Italia, di Francia, Spagna et altri regni appresso
di noi non vi h nuova aicuna.
Supplico Vossignoria illustrissima et riverendissima darmi
parte massime dei nostro imperatore et dei serenissimo rh di
Polonia, si intendunt bonum publicum. Li baroni di questa
provincia desiderosi di sentire il bene commune spesso mi ad-
dimandano credendosi, che io habbi le relationi da Vienna et
altrove. Prego etiam vostra Signoria illustrissima, degnarsi di
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consolarmi piü spesso con le sue graidosissime lettere. Da Wer-
savia a Leopoli vi h la posta^ In Leopoli h im Padre Superiore
et preffetto nel Colleggio degli Armeni ; quegli con ogni facilitk
indirizzark le lettere per Camenez et per Jassis. lo intanto
resto augurando a Vossignoria illustrissima et riverendissima
il festivo alleluia con la promottione delli suoi raeriti et le vivo
di vostra Signoria illastriBsima et riverendissima obedien-
tiBsimo et divotissimo servitore Pietro Parcevich arcivescovo
di Martianopoli.
Di Bakovia li 7 marzo 1671.
LXXX.
Schreiben des Feter Farchevioh an die heilige Congregation
de Propaganda flde, Bakov, 26. April 1671.
Ans dem Archiv der heiligen Congregaiioo de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimi et riverendissimi signori et padroni clementissimi.
Nel giorno della santissima Annuntiata li 25 marzo se-
condo il vecchio calendario finita che haveva la messa, nell'
entrare in casa mi fu da un' Armeno data una lettera deir
eminentissimo signore Cardinale Barberini^ prefetto della s. Con-
gregazione de propaganda fide, scritta li 1*^ gennaro con la be-
nigna impositiono^ detti io la ragione alla detta s. Congregazione
sopra le notizie datele, per quäle causa habbi ricusato di con-
ferire gli ordini e di dare le dimissorie a Pietro Vuolf, alunno
giä in Fermo. Doi punti mi sovvennero di subito: il primo h
la prudentissima consideratione della s. Congregatione il non
havere creduto al supposto ; il secondo 6 la malitia del soggetto,
il quäle io amo sinceramente e volesse dio, ne havessi una
dozzina tali del paese e della lingua. Ma Pietro Wolf in tre
anniy che sono in provincia^ mai h venuto da me a dimandare
gli ordini, ciö provero col medesimo soggetto a sua confusione:
Pietro Wolf non V ho visto, se non una volta in Kutnar, dove
i natOy mentre andai a consecrare im' altare. II Pietro Wolf
allora non aveva gli anni; il Pietro Wolf era ignorante in quel
tempo; nh haveva etiam li buoni principi della grammatica; et
il 8. Paolo mi ripprende: ^Nemini facile imposueris manus/
perchi dalla gioventü et la ignoranza ne nascono mille difetti.
Archiv. Bd. LIX. H. H&lfte. 40
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H Pietro Wolf sono doi anni, come si ritrova m Polonia
agli studi^ et il soggetto deve essere presente per essere con-
secrato.
Haverei tuttavia superato le sopradette militanti diffi-
coltk, quando il detto Pietro m'havesse richiesto; mi ha si ben
pregatOy che lo raccommandassi agli studj in Polonia, come ho
fatto; puote attestare ciö il reverendissimo Padre Luigi, pre-
fetto delle missioni nel Colleggio Armeno in Leopoli, il quäle
in gratia mia T ha ricevuto in detto Colleggio; parimente con
una efficace lettera Y ho raccomandato al Monsignor suffraganeo
di Leopoli, volesse [appresi prima le fondamenti almeno et le
notitie delli casi di coscienza necessarissimi ad un parroco]
promoverlo ad sacerdotium; sopra che ho ricevuto la cortesis-
sima risposta dal medesimo Monsignore; che cosa potevo fare
piü a questa vigna? Perch^ dunque molesta dolosamente la
8. Congregatione? Ma ecco eminentissimi padroni la malitia,
in qua latet anguis; dicono questi tali, che per un decreto [del
quäle ho esposto le settimane passate air Eminenze vostre] non
subsunt come alunni della Propaganda alF ordinario loci o ad
altri cuiuscumque auctoritatis sint: onde per non riconoscere
quelli n^ prestarli cum juramento in susceptione ordinum V obe-
dienza scrivono alla s. Congregatione con 1' intento et il dis-
corso fallace supponendo^ che questa motu proprio li dark di
subito la facoltä ampla in scriptis, acciö possint ordinari a
quocumque antistite catholico in quacumque provincia et loco:
ordinati poi che sono, vengono nella provincia e dicono: ,Noi
siamo alunni, con noi nissuno ha da fare, solamente la s. Con-
gregatione'; e da qui nascono disordini e scandali, come sono
nati et restaranno inpressi nella mente delli savj, commessi
dal Padre Vito, il quäle interrogato dal prencipe e dalli ba-
roni, perch^ ha battuto, ligato publicamente e messo nelli fern
un religiöse, come ^ lui, e non haveva rimmesso questa causa
al vescovo, il quäle h di persona in questa provincia, sciocca-
mente ha risposto: ,11 vescovo non ha da fare niente con essi
noi'; che maggior scandalo di questo? Bella dottrina, che in-
segnano : queste parti sono diverse del tutto da queste d^ Italia,
dove fiorisce il catholicismo; dum fueris Romae, Romano vi vito
more. Qui sono li baroni, i quali dottamente hanno studiato
in Polonia, in Venetia et in Roma; questi sono restati grave-
mente offesi e scandalizzati, ma assai piü gli idioti, i quali
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8ono e teDgono, che il vescovo h capo sopra tutti, e particolar-
mente il vicario apostolico.
La settimana passata vennero da me alcuni cittadini di
Baia querelandosi contro il Padre Vito, il quäle ha pigliato li
argenti della chiesa per il salario che pretende di alcuni anni ;
io 8e lo cito, non comparirk, giacch^ uon mi riconosce; se non
lo citO; il popolo si adombra e scandaliaza; perde il concetto,
il rispetto et il timore, perchfe come dico, in queste parti diversa-
mente si procede : mi rimmetto alla s. Congregazione, quelle lei
ordinerä, io debbo fare in causa tale et accusa.
Supplicai le vostre Eminenze, mi concedessero per un
decreto il Padre Stephane Taploczai assai requisito dal popolo
per Tajuto spirituale loro: non vi 6 in tutta la provincia un
sacerdote Ungaro; essende tutti li catholici Ungari, desiderano
aprire le coscienze nella lingua nativa: e perciö supplico di
nuovo r Eminenze vostre per il medesimo.
Le settimane passate consecrai da 10 altari portatili publi-
camente. Vi furono etiam alcuni monaci Greci ritus, li quali
perche io non havevo il palliO; dicevano me non essere arci-
vescovo n^ metropolitano; anzi anche dei nostri non solo seco-
lan, ma etiam ecclesiastici dubitano per la medesima ragione,
allegando che il Monsignor quondam Marco Bandini nelle simili
solennitk adoperava il pallio: ciö non si snpplica per qualche
vana gloria, ma per cohonestare il grado ecclesiastico e togliere
dalle menti humane V apprensione sinistra. II sommo Pontefice
dispensa sopra li Canoni et maggiori cose; questa essendo una
cerimonia, piü facilmente si puote dispensare, piacendo a sua
Santitk et alla s. Congregatione, la quäle supplico per la detta
dispenza. Attendo la clemenza della s. Congregazione, si com-
piaccia soccorrermi nella presente povertk et necessitk.
Alcuni non contenti d' essere con grandissima difficoltä
ottenuti dalla s. Congregatione d^ essere di laici di cucina fatti
sacerdoti e con nuove difficoltä et istanze impetrati di poter
dare voto neir elettione et essere eletti di poi per la mera cle-
menza di detta s. Congregazione sublimati al vescovato, machi-
nano nuove fantasie e pretenzioni d' ascendere all' arcivescovato,
dove non li tocca, non essendo di natione: nasce solamente
confusione nel clero, nelli conventi e nel popolo. Cosl mi vien
riferito e scritto dal convento di Csik, havendo il Monsignore
Casimire di gik promesso la promotione al vescovato di
40»
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TransilvaDia ad un Padre, il quäle sperava essere prima dd
detto MoDsignore Casimiro promosso, onde li rimprovera tal-
volta, havere promosso se stesso et non gli altri. Sarebbero
molte cose da Bcrivere nel detto proposito.
Resto humilisBimo suddito di vostre Ekninenze et pro-
fondamente m'iochino.
Di Bakovia li 26 aprile 1671.
Humilissimo vasallo
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
LXXXI.
Schreiben des Feter ParcheTloh an den NontiuB in Polen,
Bakov. 26. April 1671.
^eif
Aas dem Archiv der heiligeif Congregatioo de Propaganda fide in Bom.
Illustrissimo e reverendissimo signore; padrone mio
observandissimo.
Doi 0 tre volte ,bo • scritto a vostra Signoria illustrissima
e reverendissima, dandole qualche notitia delle oppressioni,
tirannie et indicibile povertk delli miseri habitatori di questa
afflitta provincia di Moldavia et anche insinuai la necessitä
delli sacerdoti Ungar! di Csik desiderati dal popolo eatholico.
Credo che vostra Signoria illustrissima per le relationi,
che giornalmente da diversi sente, sappi bene il stato di queste
parti; et oltre le continue esationi vi h adesso il terrore per
la guerra, che minaccia^ onde yi sarä V incursione delle nationi
e barbari; giä molti cominciano a fug^ire e molti a cercare
le tane e nascondigli nell'aspre montagne
Prego Vossignoria illustrissima e reverendissima devotamente,
vogli come Nuntio nostro [al quäle Roma in tutto ci rimette]
interporsi con la sua sincera relatione appresso li padroni, che
a noi non li crede; e sentendo la s. Congregatione dalla rela-
tione del Nuntio Apostolico la veritä^ si muova alla pietk di
soccorrerci in tanti bisogni, e sii ugualmente o almeno con la
decima parte universale sopra di noi.
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Vossignoria illustrissima non pigli a male, perchi dcrivo in
mezzo f(^lio; nella provincia non ei fa la charta et in Bakovia
ne anche si ritruova. In Jassi tre baiocchi un fc^lio.
Prego Vossignoria illustrissima e reverendissima conso-
larmi talvolta con le sue lottere e con qualche ajuto per caritä
per insino, che la s. Congregatione mandi la pensione e Vos-
signoria illustrissima si pagherä allhora di tutto. Sono totalmente
nella necessiti^ un quatrino non ho di entrata. Con che humil-
mente la riverisco e mi raccommando.
Supplicai vostra Signoria illustrissima per U Padre Ste-
phane Taploczai, mi si desse per ajuto di queste anime; sup-
plico di nuoYO per il medesimo; non ho un sacerdote della
lingua Ungara et il popolo volintierissimo si confessarebbe ad
UD tale.
Humilissimo mi inchino a vostra Signoria illustrissima e
reverendissima et auguro di cuore le pienezze dell'animo.
Di Bakovia li 26 aprile 1671.
Di Vossignoria
divotissimo servitore
Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
Lxxxn.
Schreiben des Feter Farchevioh an den Nuntius in Polen,
Jassy, 3. Deoember 1671.
Aus dem Archiv der heiligen Congreg;ation de Propaganda fide in Rom.
Illustrissimo et reverendissimo signore, padrone
observandissimo.
Son venuto in Jassy chiamato con grande istanza per
espresse lottere et un messe mandato dal popolo di Jassy e
di Cotnari; onde coraposte che haverö qui la lite et le dis-
sensioni, andarö a Cotnar per fare il simile: ma dubitO; che
ni qui nk colä farö cosa bona, per alcuni capi molto altieri,
quali nh li vescovi nh la s. Congregatione riconoscere vogliono.
Questo modemo prencipe ha soppressa la libertk et le
immunita delle chiese et delli ecclesiastici, tolti li beni eredi-
t&rj et dati alli Valachi: ha violato il ins spirituale, quäle
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hanno li BereniBsimi regi di Polonia; in questa provincia si sono
impoverite le chiese et li ecclesiastici ; ho supplicato di qaesto
anche et pregato/ si proveda; nessono cura, nissuno provede.
Ho seritto et fedelmente esposto la nostra ultima povertk,
miseria et afflittione alli padroni supplicandoli, ci ajutino, soc-
corrino et mandino la provisione; ciö non vogliono sentire,
turano le orecchie alla poverta et godono il patrltnonio delli
poveri et noi famelici restiamo: mostrano il zelo aereo et in
sostanza fumus et umbra: roandare le persone vecchie a tante
tribolazioni con mille promesse, e poi nissnna si osserva, et la
persona si dispera. Pr^o vostra Signoria illustrissima et rive-
rendissima, si proveda a tanti errori et cuilibet detur jus suum.
M' inchino et resto
Di vostra Signoria illustrissima et reverendissima
divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
areivescovo di Martianopoli.
Da Jassy li 3 dicembre 1671.
Lxxxm.
Feter Farohevioh bestellt bei seiner Abreise aus der Moldau
den P. Stephan Taploozai zu seinem Generalvicar, Bakov,
10. März 1673.
A. Kurz: Magazin etc. a. a. O. p. 79.
Nos Petrus Parchevich dei miseratione et Sedis aposto-
licae gratia archiepiscopus Martianopolitanus, administrator eccle-
siae Bakoviensis ac per regnum Moldaviae vicarius apostolicus
dilecto nobis in Christo patri Fratri Stephane Taploczai Or-
dinis Minorum strictioris Observantiae^ exdiffinitori; conciona-
tori^ theologo ac monasterii beatae virginis Mariae visitatae in
Csik-Somlyo Guardiano benemerito salutem in domiuo. Quem-
admodum necessitate et urgenti harum partium negotio coactus
ad serenissimum Poloniae regem mihi eundum sit indeque for-
tuna favente ipsam etiam sacram Congregationem accedere^
nolui haue ecciesiam desolatam sine pastore et debita provi-
sione orbatam relinquere. Cum igitur ipsa experientia proba-
verim suam Paternitatem reverendam huic loco totique regno
profuturam esse, eo quod magno zelo, tum pietate, bona vita,
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exemplaritate, tum denique in rebus agendis dexteritate prae-
ditam noverini; ut et de facto propria manu et sigillo diffini-
torii Custodiae Transsylvanicae ac simul reverendissimi vicarii
generalis apostolici Patris Casimir! Damokos testatum habeo,
ac proinde harum vigore suam Paternitatem reverendam con-
stituo in vicarium generalem per regnum Moldaviae praecipiens
Omnibus et singulis ecclesiasticis personis ac fidelibus nostris
utriusque sexus in virtute sanctae obedientiaC; ut te tamquam
eorum vicarium legitimum et pastorem recipiant et cognoscant
debita submissione obsequentes. Commendo subinde ipsi cel-
sissimo principi ac magnatibus regni Moldaviae, ut manum
auxiliatricem, omnem favorem et tutelam vobis impertiantur^
copiosam a deo mercedem recepturi. Datum in residentia
nostra Bakoviensi anno domini 1673, die vero 10. mensis Martii.
Nos Petrus Parchevich, qui supra, confirmamus propria
manu nostra. (L. S.)
LXXXIV.
Sohreiben des Erzbischofs von Martianopel, Peter Parohevioh,
an den Enibischof von Neo-Caesarea, Monsignor Mario Alberioi»
apostolisohen Nuntius in Wien, Wien, 29. September 1678.
Ans dem Archiv der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Undecimo aetatis meae anno patriam ac parentes relin-
quens in Italiam me ad studia contuli et Laurethi in Collegio
Illjrico per septem annos grammaticae humanitatique operam
dedi ibique casus conscientiae ac philosophiae cursum de-
scripsi et audivi; meis autem commilitonibus et condiscipulis
propter provectam aetatem in patriam reversis ego Romam a
superioribus fui avocatus et sub reverendissimo Patre de Lugo
societatis Jesu postea eminentissimo Cardinali et sub reveren-
dissimo Patre Leone Santa reliquas scientias absolvi^ tandem
sub domino Joanni excellentissimo sapientiae doctore canones
inaudivi ; quibus absolutis fui a sacra Congregatione de Propa-
ganda fide in Bulgariam remissus, ubi a reverendissimo domino
Petro Deodato arcliiepiscopo Sophiensi servatis servandis ad
sacros ordines inclusive fui promotus et illa eadem septimana
cum reverendissimo quondam Marco Bandino archiepiscopo
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MartianopolitanOy vicario apostolico et principatuB Moldaviae
administratore in Moldaviam tanquam missionariuB me contoli
ibique per decennium cum dicto domino archiepiscopo in vinea
domini cum sudore ac manuum nostrarum opere, ut panem
comederemus, elaboravi; nam et vicarius fui praefati et secre-
tarius et capellanus et confessorius et Cursor et olitor, quod
tota provincia contestari poterit.
Defuncto praenominato domino archiepiscopo ego a s. Con-
gregatione de fide propaganda tempore suae Sanctitatis papae In-
nocentü X. Romam fui evocatus, quae plurima edidit decreta; me
licet immeritum in illis et cum illis in locum demortui archiepi-
scopi cum beneplacito suae Sanctitatis perbenigne substituit et
creavit cum vicariatu tarnen et administratione dicti principatus
Moldaviae Quo [papa] postea mortuo in Sedem aposto-
licam fuit inauguratus beatissimus pater Alexander VII^ qui
dictam sacram Congregatiouem promovit et auxit ac post duos
sive tres menses quatuordecim episcopos creavit, inter quos
ego fui, quamvis indignus, ad hanc dignitatem promotus et
brevi tempore juramentis et aliis depositis ac consecratione
dominica passionis apud s. Silvestrum monialem per eminen-
tissimum dominum Cardinalem Franceoti impressa deosculatis
pedibus suae Sanctitatis ac benedictione recepta ad Orientem
movi et hoc fuit anno domini 1657. Iter ad orientalem plagam
accepi cum illa intentione et a s. Congregatione facta promo-
tione nempe administrationis Moldaviae. Interim quidam de
dicta s. Congregatione confundentes archiepiscopatum Martia-
nopolitanum antiquissimum, cum hoc tempore illa civitas non
detur a parte rei sed merus titulus, quem ecclesia Romana
conservat, cum episcopatu Moldaviae, negotium fuit pro tunc
protractum usque ad meliorem informationem; et hoc maximum
damnum intulit et populis carentibus pastore et mihi absque
dioecesi aberranti.
Interim Viennam transeundo ab augusto Ferdinande III.
colendae memoriae post multas datas rationes, ne protervus et
prudentior viderer, fui ad Cosacos Zaporovienses missus, qui
rebellizantes, multas aerumnas inferentes et sanguinem inno-
centium effundentes regem Poloniae, antemurale totius Christia-
nitatis totaliter delere conabantur. Viennam reversus statim
s. Congregationi de propaganda fide humillime scripsi et se-
quentibus annis per plurijnas literas, quae possunt clare videri
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8applicand.o, ut me occuparet in servitio animarum et dictam
provinciam Moldaviae per decreta destinatam concederet; nun*
quam ad tot litteras ullum respousum habui.
Interea temporis quidam religiosus Bemardinus Polonus
Romam ivit et episcopus Bakoviae post biennium creatus fuit;
tunc ego manifestius scripsi; quod ille nunquam resideret Ba-
koviae. Novi enim multos episcopos Polonos idem fecisse^ et
supplicavi, ut hac oecasione dictus episcopus me vioarium de-
clararet cum residentia in Moldavia; hoc etiam impetrare non
potui; clare ex meis literis originalibus patet. j^e otium inuti-
liter tererem^ dominus episcopus modernus contulit mihi unum
decanatum in Moravia^ ubi pliu'imi latitabant haeretici; quid ibi
fecerim, dicat ipsemet dominus episcopus^ ipsius capitulum,
parochi et totus districtus; poterit etiam emipentissimus do-
minus Cardinalis Caraffa, si voluerit, dare de vita et moribus
relationem sinceram, ita ut non uti monachus aliquis, sed uti
monialis obclusa ex omni parte interim Viennae et alibi nuUam
recreationem habende sed tanquam gemebunda columba socio
amisso meo statui condolendo. Idem poterit, si placuerit, emi-
nentissimus dominus Cardinalis Spinola secundum conscientiam
suam contestari, qui ex gratia sua saepe me ad se evocabat,
discurrebat et de multis interrogabat; probavit itaque vitam
meam et habilitatem sive ineptias meas: illo tempore reperie-
batur Viennae dominus Gregorius Ghyka, princeps Valachiae,
quasi exul; quem in meo tugurio tum receperam et per con-
tinuum discursum dicto eminentissimo de Spinola cooperante
et Christo domino spiritum veritatis concedente ad fidem ca-
tholicam traxi et praefato domino Cardinali praesentavi; in
cuius manibus professionem fidei cum iuramento et satisfactione
totius aulae edidit, quam defacto sincerissime in corde nutrit
et servat; tunc etiam temporis fuit ad Cardinalatum illustrissi-
mus Nuntius Spinola assumptus et Romam vocatus ibique
s. Congregationi de fide propaganda ac summo Pontifici Cle-
menti IX. felicis recordationis sinceram de vita, moribus, doc-
trina, zelo et desiderio me ad partes orientales conferendi et
deo pro salute animarum cum vita et sanguine inserviendi
[relationem dedit?].
Complacuit suae Sanctitati tanquam communi parenti, tali
tanti viri relationi benignas praebere aures, et illico demandavit,
ut breve apostolicmn cum vicariatu et principatus Moldaviae
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adminiBtratione mitteretur. Quo humiliter recepto nuUa inter-
posita mora per Danubium discessi Moldavia usque, ubi per
6 integroB annos continuo mansi.
Et non solam circa depravatos mores, repudia, concubi-
nattis^ bigamias et polygamias more schismaticorum et prae-
cipue circa animarnin salutem viribus et conatu toto elaboravi
sed etiam manibus propriis ligone accepto terram fodiebam,
ut possem saltem gramina, quibus vescerer; habere, et saepe
saepius pane miliacio non poteramus saturari pro magna inopia;
nam reverendissimus dominus Rugniski episcopus Polonus cum
30 famulis et equis Bakoviam veniens omnia consumpserat et
calicem, patenam, crucula argentea ac apparatus abstulerat et
oppignoraverat, quae de facto consumuntur apud creditorem.
Omnia haec tam de me, quam de aliis tota provincia et ipsimet
schismatici barones ac principes pleno ore requisiti contesta-
buntur, nam laus propria in ore vilescit.
Ego in adventu meo tyrannum generice principem inveni,
a quo libertatem officiis meis impetrare non potui; interim
quae erant facienda, caute faciebam. Hoc per 4 annos duravit;
interim Tartaricae incursiones et oppressiones ^continuae, Tur-
carum moles assidua, ita ut contributionem debuissem ex Omni-
bus, quae saeculares dant et pendunt, vi dare et pendere, nuUa
habita immunitatis et paupertatis consideratione; contestetur
ipse populus admirabundus. De afflictione, timore, fuga in
hyeme, fame et siti, nuditate et frigore nihil loquor, nam luce
ipsa sunt clariora.
Oborta tandem anno praeterito Turcarum tempestate
4000 millium (sie!) praeter infinitos camelos, mulos, boves,
bubalos ac equos et capto Cameneco, totius fere Europae em-
porio et r^ni Poloniae clavi, intumuit Mahomethus et per
Valachiam ac Moldaviam sibi cum inenarrabili ruina ac damno
provinciarum viam stravit, ita ut per continuum fluxum et re-
fluxum in Poloniam eundo et inde redeundo fere desolatae
iaceant. Non volentes populi orientales ac principes Valachiae
et Moldaviae amplius tyrannicas ruinas prae oculis semper
habendo tantum ac tale iugum sufferre, imanimi sensu atque
consensu animis et armis, intentione ac resolutione potius vitam
relinquere et sanguinem effundere intendunt, quam incessanter
mala pati et videre ac itaque capta occasione multis conside-
ratis rationibus me ambo principes supplicarunt, quatenus pro
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621
deo, pro religione et pro patritiis hoc onerosxun ac multis re-
pletum periculis et aerumnis iter ad supremos ChristianoB prin-
cipes et beatum patrem Romanum Pontificem et eccleBiarum
universanun pastorem, ne et ecclesiae nostrae deperirent et
Christianorum animae disperderentur per tantas affliotiones^
assumerem.
Quia vero haec omnia ego et vidi oculis propriis et
expertus sum verba et verbera meo corpore et in tuguriolo
parvulo Stramine antiquo contecto complures Turcarnm saevissi-
morom successione per sex integros menses cum admiratione
omnium baronum et modemi principis; qui ideo mihi bene
affectus declaratur et multa indulta promittit, recepi^ instantiis
illorura iustis ac Christianitati proficuis condescendi et principi-
bus Christianis quantum potui in Polonia et Germania generosas
resolutiones et animos ac arma parata Orientalium omnium
proposui et hac divina occasione affluente suppetiaS; si possi-
bile foret, imploravi^ cum expresso ordine etiam beatissimi
Papae Romam cum literis credentionalibus et informatione
verbali adeundi
Sum in fide catholica per divinam commiserationem et
natns et educatus, non facile locum do diabolo; perversionis et
desperationis datur certe maxima causa, ansa et via. In portu
naufragium patior et ubi mercedem in mea senectute pro tot
a 50 annis servitiis praestitis et sudoribus ac laboribus exant-
latis; praemium, laudem, amplexus, consolationem et refiigeria
aspirabam, ibi cruces, secures, carceres, odia, malevolentiam et
expulsionem desperando quasi experiri adverto. Sum subiectus
pedibus Romanae ecclesiae^ faciat cum innocente, quod voluerit;
et senectutem cum veritate opprimat. Non deero interim me
circa animarum salutem occupare et officio a deo; ab ecclesia
comisso vita durante secundum tenuitatem meam fungi. Quid
debebo respondere principibuS; quidnam summus Pontifex^ caput
universale, ad instantias factas responderit et resolverit; dum
via ad ipsum obcluditur et sinus absconditur; ego ipse nescio,
nee illuc propter dedecus et ignominiam reverti contendam:
scio tandem scandalum inde eventurum et damna: nam di-
versae sunt provinciae meae mores, consuetudines, conditiones,
authoritas et potestas principum et aliae hujusmodi. Sapientis
est non solum praeterita et praesentia sed etiam futura sa-
pienter considerare. Dum me illustrissimae et reverendissimae
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(Dominationi) 8uae humillime offero et cum etc. humOissimus
servus
Petrus Parcevich
archiepiscopus Martianopolitanus.
Viennae, 29. Septembris 1673.
Die Lückeo dieses Schreibens finden sich so in der vom Secretariat
der Propaganda erhaltenen Abschrift.
LXXXV.
Aufiieiohnung des Seoretftrs des Collegio in Venedig,
10. November 1673.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig. Esposizioni Principi fika 28.
Venuto alle porte del eccellentissimo Collegio un prete et
i^acciatosi a me segretario infrascritto mi ricercö, se Y eccel-
lentissimo signor ambasciator Morosini in Vienna haveva scritto
cos' alcuna in proposito di Mousignor arcivescovo di Marcia-
nopoli. lo li risposi; che non sapevo alcuna particolaritä. Sog-
giunse^ si ritrova gionto in questa cittk e desidererebbe sapere,
se li sarebbe dato alloggio e fatto trattamento, come haveva
praticato la Maestk delP imperatore e se sarebbe stato ricevuto
come ablegato tenendo lottere dei principi di Valacchia e Mol-
davia, dicendomi che Monsignor stesso bramava^ che il tutto
facessi penetrar al govemo. II che riferto agli eccellentissimi
signori Savii hebbi in commissione da loro Eccellenze di ri-
sponderli: Che Monsignor arcivescovo sarebbe stato ricevuto
cortesemente et accolto come arcivescovo ; e che circa V alloggio
e trattamento non si haveva alquna notitia dall' eccelentissimo
signor ambasciator Morosini^ rxh esservi simile pratica. Onde
parti con dirmi, che haverebbe tutto riferto.
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623
LXXXVI.
Aiifkelohnung des Seoretftrs des CoUegio in Venedig» mit Feter
Faroheviolis überreichter Denkschrift, 6. Deoember 1678.
Aas dem k. Staatsarohiv in Venedig a. a. O.
Vennto nelF eccellentissiino Collegio rarclvesoovo di Mar-
tianopoli e fatto sedere al luogo solito parlö nella sostanea del
memoriale, che lasciö et ^ il seguente: Dicendo di piü se a
vostra Serenitä paresse di destinarmi qualche suo ministro,
per quelle occorresse trattare, starö attendendo 11 suoi motivi.
Intanto le oredentiali; che presento^ faranno fede di quanto ho
espresso alla Serenitä vostra. Rispose T excellentissimo signor
Stephane Sagredo, consiglier di maggior etk in absenza del
serenissimo principe: ;Con piacere havemo veduto la per-
sona Vossignoria reverendissima in questo luogo per le degne
ben note condizioni della sua persona da noi molto stimata.
Sopra quelle ha rappresentato haveranno questi signori eccel-
lentissimi li loro maturi riflessi e li faranno sapere quelle
occorrerä. Assicurandola intanto, che sark sempre intesi da
noi con soddisfattione li progressi delP armi Christiane e che
per quelle riguarda gli effetti di pietä non si mancherä delle
proprio risolutioni^
Con che levatosi Monsignor arcivescovo suddetto fatte le
sollte riverenze parti et uscito dalla porta diede a me secretario
una scrittura dicendo, che non haveva voluto frammischiare il
negotio publice con F Interesse suo particolare, che vivamente
et efficacemente raccommandava al serenissimo prencipe, la
quäle ricevuta da me h la seguente:
^Serenissimo prencipe! Li doi prencipi modemi di Valac-
chiae Moldavia di animo, di arme, di eti^ di valore e prudenaa
cospicui con i popoli Orientali della Servia e Bulgaria, Tracia
e Macedonia per vendicarsi nelF antica libertk Cristiana tanto
a proprio beneficio quanto per la propria causa di tutta la
Christianitk si sono generosissimamente risoluti di voler piü
toste una volta gloriosamente lasciar la vita e sparger il sangue,
che continuamente viver penando. A tal fine donque per
scuotere dalle cervici loro il duro e tirannico giogo Ottomane
a me con grandissime instanze in questa etä senile misero avanzo
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di continua infirmitk, infelice bersaglio di viaggi disaggiosi e
dispendiosi hauno commesso il ricorrere in loro nome alle co-
rone e principi Cristiani e principalmente alla vostra sere-
nissima republica a contestare la loro gloriosa e generosa ri-
soluzione, a supplicare, vogliano li detti prencipi e corone
Cristiane, il vostro regio e serenissimo leone Veneto concorrere
a queste pie e sante azioni.
AI tempo perö de loro preziosi concorsi non dovrä essere,
prima che non odano havere li detti prencipi e popoli Orien-
tali con le armi in mano versato il sangue nemico o nelle
proprie provincie o verso le parti settentrionali, ove pretende
annidarsi il tiranno. Oggi per air hora si implora da questo
serenissimo e felicissimo trono Y impegno della publica fede,
che vedendo incamminate quelle de sopradetti confederati^ mo-
verk ancor essa le sue armate e per terra e per mare, si alla
recupera de suoi legitimi regni, come alla diversione delle forze
Ottomane.
2. Li detti popoli Orientali in ogni tempo hanno dimo-
Strato maggior afezione alla serenissima republica di Venezia;
piü che ad altri prencipi e monarchi e sempre piü vivamente
bramano ricoverarsi al coperto del suo rettissimo dominio,
esemplare di ogni piü venerabile libertä; appoggiati ugualmente
et alla sincera oblazione di unire per la vicinanza le proprie
forze; se non al totale risarcimento e ricupera de' vostri stati
marittimi, almeno alla sicura guardia e manutenzione dei pos-
seduti et al riaprire il commercio si delli mari Bianco e Nero,
come anche di tutto il Danubio, che irriga le soprascritte pro-
vincie fino a Vienna.
3. Bramano li detti popoli inoltre dalla Serenitk vostra
per fermissimo sugello di quanto promettonO; un stendardo con
le impressioni della serenissima Adriatica maestä, acciö pre-
valendo; come si credono, in mano di Iddio tutte le vittorie
contro il nemico comune, possano gloriosamente spiegare le
vostre insegnC; a cui tutte quelle provincie e nazioni ambiscono
piegare con volontaria e sommessa ubidienza Y arbitrio e ac^
comunare con fedeUssimo vassallaggio le loro vicende. Grazie.
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626
Lxxxvn.
Des Fürsten Peter Stephan von der Moldau Empfehlunss-
Bohreiben für Peter Parohevioh an die Bepublik Venedig,
Jassy, 29. M&rz 1678.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Serenissime princeps, domine gloriosiasime!
Justa ardentis desiderij comiseratio, quam serenissima
Veneta tenet respublica, ut videret Orientales populos in pri-
stinam et avitam libertatem reintegratos — prout anteactis
temporibus eidem Serenitati per certum ablegatum miserabilis
dictorum populorum Status plene expositus fuit — iam hocce
tempore celesti plane, immo divina fortuna affluente, comple-
mentum, ut hostilia arma et oceupata tenerentur et distrahe-
rentur divisa, quatenus negotium, quod intenditur, faciliaretur,
optime declarare posset. Et prout tune temporis serenissima
respublica generosis illorum applaudebat resolutionibus, nunc
maxime et concurrere et applaudere deberet. Ratio enim multo
praestantior et efficatior in favorem militat, nam nos dico etiam
cum dictis populis et animis et armis sumus inviolablliter uniti.
Summo cum dispendio omnium rerum, erario et glorioso
tante nobilitatis sanguine in proprio sinu per tot annos experta
est serenissima respublica incomparabile damnum. Deinde in
Transjlvania, in Ungaria et novissime cum totius Christiani-
tatis evidentissimo periculo tantarum ruinarum dolentissima
speetatrix fuit! Ne ergo haec tanta ac talis pestifera lues ulte-
rins serperet, unitis votis Serenitatem vestram rogamus, velit
et Serenitas vestra concurrere et resoluta avita bona ac regna
sibi recuperare et officia in commodum communis Christiani-
tatis cause pertransire in gratiam tam pie tamque sancte tum
Qostre tum populorum resolutionis. Nos autem et contestamur
bene dispositos dictos populos conservare et animatos animare,
dum Serenitati vestre felicissimos successus et veras prosperi-
tates apprecamur et manemus
Serenitatis vestrae
humillimus servus et amicus
Petrus Stephanus,
princeps Moldaviae et alter
Datum Jassiis die 29. Martij 1673.
Die Unterschrift des Fürsten der Walachei fehlt
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626
Lxxxvm.
Des moldauischen (Generals Habbasiesko Empfehlimgsscbreiben
für Peter Paroheylch an die Bepublik Venedig, Jasay,
28. März 1678.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedifi: a. a. O.
Serenissime princeps, domine colendissime!
Saepe saepius, prout occasiones affluebant, ab anteces-
soribus provincianim harum principibus ac Orientalibus populis
fidei Christiane monarchis necnon serenissimae reipublicae Ve-
netae amor, fidelitas, generöse resolutiones, desideria et vita
ipsa per certos ablegatos fuit plenissime contestata. Resol-
vissent se utrique dicti monarchae et opus attentassent salu-
tare, nisi vel civium discordie sive vicinorum principum prae-
pedisset dominandi libido. Ad bonum fortassis magis utilius
disposuit hoc deus, temporum factor et vicissitudinum; nam a
multis saeculis tarn praeclaram et non praetermittendam occa-
sionem ac fortunam non viderunt patres nostri, qualem modo
divinam Hercule unitus Oriens experiri sibi congaudet; sunt
et principes et populi ad ecciesias erigendas paratissimi. Spe-
ramusy quod et serenissima respublica concurret ad hunc pium
conatum et alios excitabit, me humillimo servo validi exercitus
Generali existente.
Dum felicitatem omnem apprecor et maneo
Serenitatis vestrae
humillimuR servus
Gregorius Habbasiesko,
exercitus nostri Generalis.
Datum Jassiis 28. Martij anno domini 1673.
LXXXIX.
Sohreiben des Peter Deodat, Ersbisohofisi von Sophia, an die
Bepublik Venedig, Kiprovas, 16. Mars 1878.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig* a. a. O.
Serenissimo et gloriosissimo principe!
Hora pib che maj per alcuni evidenti segni il popolo
Orientale, fondatamente stabilito nelli loro generoai pensieri e
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degne intraprese di liberarsi dalla durissima servitü, procnra
toto conata per aggevolarne il saccesso^ eccitare le principi
Christiani a secondare con li loro aiati e soccorsi cosi pie e
sante deliberationi, tanto piü che vi sono li doi satrapi uniti
tra di se e con il detto popolo anitnis et armis. Ricorrono per
questa volta alla serenissima republica supplichevoli, vogli
essa per il proprio interesse delli perduti regni teuere occupate
le forze del nemico et etiam eccitare et animare altri principi
a fare il simile. Fortunatissima occasione si rappresenta e di-
vina per certo dispositione e voluntä ci si manifesta; la quäle
se hora tralasciaremo^ meritamente ci si dirä: ^perditio tua ex
te Israel'. Supplirä il latore nel resto, mentre io homilis-
simo resto
Alla Serenitä vostra
devotissimus servus
Frater Petrus Deodatus,
archiepiscopus Sophiensis.
Di Cbiprovaz li 16 marzo 1673.
XC.
Peter Paroheviohs Gesuch an den Dogen um eine öffentliche
Anerkennung für sich und seine Familie, ohne Datum, prä-
sentirt Venedig, 5. December 1673.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Serenissimo prencipe!
A piedi di vostra Serenitk per la terza volta comparso
Pietro Parcevich arcivescovo di Marzianopoli, vicario aposto-
lico et amministratore oel principato di Moldavia a pro della
publica causa della Christianitä, a beneficio di questa serenis-
sima republica per li og^etti ben mille volte rinomati. In
questo giomo, in questi miei ultimi anni di vita comparso a
questa serenissima Maestä depo le publiche esposizioni sog-
giungo r humiliatione delle mie suppliche private, concernenti
a consolare nella mia famiglia i disaggi, gli incommodi, i
dispendi di si lunghe e passate peregrinazioni, disposte ad
animare il misero avanzo di mia vita al complemento di si
laborioso maneggio. L' erario vastissimo delle sue Grazie,
ArcblT. Bd. LIX. II. Hilfte. 41
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628
che fino dentro le nazioni piü incog:nite si predica inesausto,
solito profondere con beneficante liberalitk a sollievo delli
oppresBi marche di onore, ^ sapplicato ben ancora per trionfo
Bpecioso dei publici aggradimenti ne miei nepoti i miei posteri;
acciö possano o meco insieme o da me disgionti respirare
questo cielo serenissimo, contrasegnati e privilegiati dalle gra-
taite impressioni delle vostre serenissime Grandezze.
L' augustissima casa regnante del sacro Romano imperio
decorö con regij attestati e con pabliche assegnationi i miei
sudori; cosi non dispero vedere autenticato da questa vostra
invittissima Potenza la viva speranza della mia inflessibile
volontk, che ardentemente bramo stringer V arbitrio di tutto
1' Oriente in un fascio di scettri per la forma tessitura del trono
giustamente dovuto a vostra Serenitk Grazie.
XCI.
Protoooll der Sitzung des venezianisohen Senats mit Besohluss
über die dem Erzbisohof Peter Parohevich zu ertheilende Ant-
wort. In Pregadi, 7. Deoember 1673.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig. Deliberazioni del Senato filza 316.
Che fatto venire nel Collegio Tarcivescovo di Marciano-
poli le sia letto quanto segue senza dargliene copia.
Monsignor reverendissimo. Con piacere ha inteso il senato
il di Lei arrivo in questa cittä e quanto ha esposto dei gene-
rosi pensieri de' principi e loro adherenti^ che Y hanno spedita.
Le lettere, che ci ha rese contenenti li stessi sensi, si sono
havute nella dovuta stima da noi, che bramiamo ardentemente
secondato il valore e degne risolutioni de' principi medesimi
da prosperi avvenimenti e progressi in vantaggio del Christia-
nesimo, quali come vengono da noi di vivo euere augurati,
cosi saranno sempre intesi con nostra somma soddisfazione e
contento per il comun bene. Tali sentimenti, che provengono
dal religioso animo del senato^ si compiacerä testificare non meno
a prencipi suddetti che al Generale delF esercito et a Monsignor
arcivescovo di Sophia con signiiicarli^ che si sono molto gradite
le loro lottere; et alla persona sua, che ci h riuscita accetta^
auguriamo prosperitk di viaggio accertandola della nostra piü
particolare propensione verso ciascun suo interesse.
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£ da mö Bia preso, che all' arcivescovo di Marcianopoli^
che ha portato lettere del principe di Moldavia e'd'altri; siano
dati in dono ducati doicento, buona valuta per ona voka tantO;
da esserli fatti capitare da Savij del CoUegio; come meglio loro
parerä.
161, 1673, 7 dicembre in CoUegio
8 — 17
4 — 1
— 2.
Alessandro Bernardo segretario.
xcn.
Schreiben des Feter Parohevioh an die heilige Congregation
de Propaganda fide, Venedig, 9. Deoember 1678.
Ans dem Arcbir der heiligen Congregation de Propaganda fide in Rom.
Eminentissimi, reverendissimi miei padroni gradevolissimi.
Sono giunto a Venezia per il publice bene della Cristia-
nitk, per la fede e religione catolica, per le immunitk della
chiesa e per la salute delle anime, ne perirent ma sicure ritor-
nasserö airovile di Cristo; giachi si apre una fortunatissima
e divina occasione nelF Oriente. Con le lettere ed istruzioni
date dai principi e popoli Orientali per venire a Roma e pre-
sentarle per molte cause al sommo Pontefice ed alla s. Con-
gregazione de propaganda ed esporre a bocca i segreti, affidare
i quali nella carta non si possono. Prima dunque di eseguire
mi viene insinuato dalli illustrissimi Monsignori di Vienna e
Venezia, portarne una previa notizia alle Eminenze vostre e
ritrarne prima il loro buonissimo assenzo; cosl io con sua be-
nigna permissione possa esporre in questa sacra Curia tutti i
piü gravi interessi, ripatriare con consolazione dei popoli sud-
detti e con aggradimento dei principi; si publichino in quelle
provincie sempre pib le benedizioni a piena esaltazione deW
onor di dio ed a perpetuo decoro della regnante pietk di co-
testo ponteiicato.
Tanto non dispero ottenere e mi umilio di vostre Eminenze
umilissimo e divotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Marzianopoli.
Venezia 9 dicembre 1673.
41*
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630
XCIII.
Sobreiben des Peter Parohevich an den Präfeoten der Con-
gregation, Cardinal Fürsten Barberini, Venedig, 9. Deoember
1673.
Ans dem Archiv der heiligen Cong^egation de Propaganda fide in Rom.
Celsissimo e reverendissinio principe, signore padrone
graditissimo.
Vostra Eminenza nelli presenti malagevoli tempi non solo
ki occupata nei publici e gravi affari dello stato temporale e
spirituale, ma come Cardinale e cardine della s. chiesa Ro-
mana e come prefetto della s. Congregazione de propaganda
fide, molto piü fe occupata e gelosa della fede e religione cat-
tolica, della salate delle anime e della gloria di dio in diverse
parti del mondo. Onde non tanto io quanto li principi e li
popoli Orientali snpplichevoli ricorriamo a vostra Eminenza
riverentemente in visceribus Christi pregandola^ non voglia
permettere, che la chiesa santa in questa congiontura mi
chiudi il seno, quem nemini claudit; n^ mi si impedisca la via
di Roma; non tanto per essere passati giä anni diciotto, che
non vi sono stato, quanto per le lettere e 1' istruzioüe datami
dalli prencipi da presentare et esporre a nostro Signore et alla
detta 8. Congregazione de propaganda fide, come si compiacerk
vostra Eminenza di udire a bocca li secreti communicatimi,
li quali alla fragil carta commettere non ardisco et a tal fine
opero con la vita e con il sangue et mi affatico di aprire la
libertk delle chiese et a propagare la fede in questa si santa
e divina occasione. Qrandi ammutinamenti, odij e deferenze
nascerebbero per certo neir Oriente neir udire, che Roma
nieghi V addito alli arcivescovi, che portano pondus diei et
estus et travagliano die noctuque nella vigna del Signore. Spe-
riamo essere accolti dalla s. CoDgregazione e non ributtati,
essere premiati e uon maltrattati, esacerbati e disperati; sumus
quoque filii liberae et non ancillae. Per oviare alle tumulti,
che nel mio dispettoso ritomo (per non aver potuto presentar
le lettere e baciar li sacri piedi a sua Santitk) potrebbero
nascere, rinonciarö V arcivescovato e tutti li mei titoli aerei,
tanto piü che son pleno di debiti, e mi ritirarö in qualche
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8oIitndiiie per finire in pace il breve corso, che della vita mi
resta; ogni quäl volta vostra Eminenza^ come prefetto della
Congr^azione e zelante della religione cattolica, non si com-
piacerk di benignamente insinuare a Monsignor Nuncio di Ve-
nezia, che io per pochi giomi venghi a Roma per le Buddette
cause; e qui con augurarle interminabili felicitä a vostra
Eminenza, le bacio il sacro manto, riprotestandomi
Di vostra Eminenza
bumillimo e divotissimo servitore
Pietro Parcevich
arcivescovo di Martianopoli.
Venezia 9 dicembre 1673.
XCIV.
Schreiben des Peter Parchevioh an den Fräfeoten der Pro-
paganda, Cardinal Fürst Barberini, Venedig, 19. Jänner 1674.
Aus dem Archiv der heiligen Coogregatioo de Propaganda fide in Born.
Eminentissimo e reverendissimo signore e padrone graditissimo.
II piü sensibile ramarico, che io senta nell* infermitä, che
mi tiene inchiodato a letto, proviene dal vedermi prolungata
la tanta sospirata consolazione di presentarmi ai piedi della
Santitk sua et avanti air Eminenza vostra; come in questa
settimana ricevo la benigna sua permissione, la cui pieta k il
piü valido sostegno della vera e cattolica religione. Per tem-
perare dunque gli affanni del mio cuore risolvo di prevenire
con presenti imiilissimi caratteri e sodisfare in parte alFin-
combenza inpostami da Serenissimi prencipi di Valachia e Mol-
davia, col raccomandare al potente e pietoso patrocinio dell'
Eminenza vostra la causa della religione Christiana col suo
efficace mosso alla Santitk di nostro Signore^ in questa con-
giontura la piü propezia^ che se gli possa mai porgere dal
cielo. La vittoria concessa dal dio delli eserciti e padre delle
misericordie alle armi Polacche coli' ajuto fedele et opportunis-
simo de' suddetti alle rive del Niestr (Dniestr) colP espugnazione
di Chozimo h accompagnata da circostanze cosi prodigiose^ che
bene apparisce un colpo della divina destra per abbattere la
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superbia di colai, che gik stava ponendo 11 giogo sul collo et
il piede sulla faccia delF unico antemurale della Cristianitä,
il nobilissimo regno della Polonia. In fatti stk in pottere dei
Cristiani il rintuzzare non solo Y orgoglio nemico e vendicare
nelle parti della Podolia, Valachia e Moldavia il sangue im-
menso di tanti credenti e gli oltraggi inferiti ai sagri altari di
Qiesü Cristo, ma ancora di ristabilire di \k del Danubio nelle
vaste provineie della Bulgaria e del Mamero i stendardi del
Redentore. E' perciö il fiore e nervo della militia deirinimico
sotto il ferro Cristiano. La peste non reca a Constantinopoli
minor strage e spavento. La costemazione dei barbari non
puot essere maggiore. I Cristiani, dei qnali sono piene le
provineie a noi vicine, alzano le mani al cielo e porgono voti
continui; acciö non si trascuri si bella occasione di liberarli
dalla durissima tiranide, e sono prontissimi a scuotere colla
forza il giogo al solo comparire delle nostre bandiere ausilia-
tricL Basta solo, che il zelo e fede de principi veramente
Cristiani non neghi il soccorso et aiuto del danaro al valore
Polacco e Valacco, manito di valorose e risolutissime truppe,
che vogliono sagrificare il sangue e la vita in si degna occa-
sione. Deh! dunqae eminentissimo prencipe, coroni la di Lei
bontä i tanti meriti, che sopra ogni altro prencipe di s. chiesa
Ella tiene alla Cristianitä, intraprendendo con magnanimo
fervore d' incalorire con suoi premurosi ufiici V animo di sua
Santitä a radopiare i sforzi della paterna sua caritä, la quäle
giä con si degne prove si va segnalando con generöse contri-
buzioni. Kon h abbreviata la mano del Signore, nh mancarono
mezzi all' amore ingegnoso di vostra Eminenza, che ben saprä
Buggerirli e renderli valevoli fra tanti modi, che si ponno ri-
trovare; non ostante le publiche stretezze. Prego il sommo
datore dei lumi, che inspiri e infiammi i cuori, acciö non sua*
niscano cosi ben fondate speranze.
E qui supplicando la di Lei benignitä a gradire la rive-
renza confidenza, con cui riccorro al seno della sua Pietk
depositandovi le lacrime et i casi estremi della mia languente
vita per la salute del Cristianesimo; e supplicando ancora
vostra Eminenza d' essermi protettore appresso la Congrega-
zione de propaganda fide, perchi sia dato ordine, che io sia
soccorso di qualche denaro a conto degli assegnamenti, che
dalla medesima mi sono stati giä fatti e per i quali vado
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633
creditore per poter pross^uire il mio Tia^o verso Roma, quando
babbia ricuperata iu parte la salute; e sia certa V Eminenza
vostra; che se non fossi astretto dalla necessitä per una in-
disposizione, che giä molto tempo m' obliga al letto con infiniti
dispendij, non ardirei di fare questa mia humile e riverente
istanza; e le bacio umilisBime la sag^ra porpora.
Venezia li 19 genaro 1674.
Di vostra Eminenza reverendissima
humillissimo e devotissimo servitore
Pietro Parcevich,
arcivescovo di Martianopoli.
xcv.
Depesohe des venezianisohen G^andten Peter Mooenigo in
Born an den Dogen, Born, 30. Juni 1674.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig. Dispacoi Borna, filza 181.
Serenissimo prencipe!
Arrivato in Roma T arcivescovo di Marcianopoli spedito
dalli principi di Valacchia et di Moldavia ha procurato im-
mediate d' essere a piedi del Pontefice et di veder il signor
Cardinal Altieri per esponer li sensi infervorati del zelo suo
ardentiseimo, che Taccompagna nel servitio essentiale della
Christianitk Non ostante la sua grave etk et gli incommodi
delle sue indispositioni non ommette le visite molteplici de'
Cardinali et degli ambasciatori a fine di far palese delli buoni
effetti, che potrebbe partorire il volere della natione Polacca
in questa congiontura favorabile alla Christianitä. £ stato pari-
mente alla mia visita^ dove dandomi parte di quanto haveva
esposto al Pontifice, et di quelle andava dieendo alli Cardinali.
Mi significö haver rappresentato lo stato delF imperio Otto-
mano in molta debolezza composto de sudditi Europei Chri-
stiani et de Asiatici imbelli. Sostenta essere quella potenza ora
spoghata di militie veterane et havere difficoltk di fame di
naove non meno per aborrimento^ che hanno quei popoli d'an-
dare alla guerra^ che per essere disertate le provincie non pe-
tendo piü tollerare il giogo della tirranide Turchesca. M' informö
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634
d' haver detto al Papa et al Cardinal Altieri, qnanto sij ne-
cesBario dar calore ai Polacchi per far la gnerra offensira
al Turco con obbligarli a passar il Danabio et a entrare ndla
Bulgaria. Piü ha detto, che se non sarb fatta tale risolatione,
converanno perdersi assolutamente li principati deila Valacchia
et Moldavia, havendo hora il Turco sufficiente pretesto di cod-
vertirli in provincie et mettere quei principati sotto il govemi
de Bassä. Magnifica le forze della Polonia, quando sijno onite
al Moldavo et al Valacco et che con poco dinaro si darebbe
la mossa a cosi gran corpo, mentre fatti li primi pas» corre-
rebbe da se stesso nel paese nemico guadagnare provincie et
a sollevare 1* oppressione di quei poveri infelici CbristiaiiL
Commenda altamente la persona del nuovo r^ di Polonia, con-
sidera havere dio fatta seguire Telettione cosi propitia et rt-
puta favorabile la congiontura di mettere in essecutione un tal
disegno; vorrebbe pure vedere animato anco il Moscovita p«r
una cosi gloriosa intrapresa sostenendo, che qui non si dovem
impuntarsi sopra la vanitb del titolo di Czar, affermando Ini,
che in lingua Schiava significa rh non cesare et che si dore-
rebbe fare una speditione in Moscavia a quei Gran-Duca, tanto
per corrisponder quanto per soUecitar V interesse comune et
procurare vantaggi alla chiesa cattolica; descrive lo stesso
Gran-Duca di Moscovia per principe humanissimo, amico deOe
nationi forestiere et capace di contrarre negotii della piu rile-
vante importanza. Tutte queste cose mi ha detto haverle esposte
a palazzo et significate alli Cardinali pregandome a favorire i
Buoi uffitij; dar fiato alle sue voci et calore alle sue considera-
tioni. Da me sono State aggradite queste notitie; commendate
le sue zelantissime insinuationi et datagli intentione d' eccitar«
opportunamente con miei riverenti riflessi la pastoral cura del
Pontefice sopra cosi gloriosi fini d' un bene tanto esentiale
alla Christianitä. Brama d' essere spedito con soUecitadine noo
petendo n^ per le sue indispositioni nh per la sua pesanteeti
ritardar il ritorno suo. Sarebbe desiderabile per cosi pss\^
opera la pace in Christianitä, acciö *utti li principi potessero
conspirare ad un bene tanto esentiale. Forsi che tali notitie
stimolaranno la pietb del Papa a far invigorire grufficii ap-
presse le corone cattoliche per renderle persuase ad accettare U
mediatione offerta. lo sopra questo rilevante interesse osservo
nelle copie trasniessenii quelle scrive T eccelentissimo sigfior
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635
ambasciatore Zen da Madrid et quanto dalla pradenza infinita di
vostre Eccellense li viene ordinato, debba egli con la deBteritk
contenersi nelle risposte^ quali servando di lume et di docu-
mento a me in tale consonanza io pure m' esponerö sempre
nell^ occasione con uniformarmi alli sensi della publica maturitä,
come sin hora ho eseguito con la benigna approvatione di
vostre Eccelenze. Rimarcabili non meno che pericolose sareb-
bono in questa congiontura le novitä in Italia, se ricevessero
fomento quelle insorte nuovamente alli confini del Piemonte
tra Savoiardi e Genovesi. lUuminato io dalle ducali humanis-
gime di questa settimana di quelle scrive da Genova sopra tale
Interesse il console Vincenti, non mancherö opportunamente et
a buon taglio di ponderare et insinuar insieme, quanto sij ne-
cessariO; che la sollecitudine patema del Pontefice interponga
la sua autoritä primo che s' avanzino gV impegni alla rottura.
Considero essere la materia di somma importanza per la con-
seguenza della guerra, che si dilaterebbe oltre quei confini^ et
faro constarc; quanto sij interesse comune suprimere ogni pic-
ciola favilla^ mentre s' osserva esservi dispositione di materia
capace, d' accendere un foco grande et pericolosissimo
Roma 30 giugno 1674.
Di vostra Serenitk
Piero Mocenigo ambasciator.
A tergo: AI serenissimo principe di Venetia etc.
XCVI.
Depesche des venesianisohen Gesandten Peter Mocenigo in
Rom an den Dogen, Born, 7. Juli 1674.
Ans dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O.
Serenissimo principe!
Circa la guerra di Polonia contro il Turco questo
inviato Polacco, essende vicino alla partenza^ ad oggetto di
fere r ultimo sforzo da ottenero soccorsi si fe unito con Y arci-
vescovo di Marcianopoli per invigorire gV ufficij et secondare
con efficace premura Y instanze. Ma come qui non vi fe tutta
Tapplicatione necessaria alP essentialitä di quella guerra et
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636
come che il Nantio Bonvisi disgustato del rh per Inverlo
escluso dalla nomina del Cardinalato rappresenta esservi in
lui piü disposizione di pace che di guerra, cosi dandoa fede
alle lettere del Nuntio s' intepidisce ogni fervore: anzi ha detto
a me lo stesso inviato essei^li stato rinfacciato dal Cardin&le
Altieri, che gli avisi, che da colä pervengono, sono, che b
dijno orecchie a trattati e si voglia fare la pace
Roma 7 luglio 1674.
Di vostra Serenitä
Piero Mocenigo ambasciatore.
XCVIL
Depesche des venezianiflohen Gesandten Peter Mocenigo in
Born an den Dogen, Rom, 28. Juli 1674.
Aus dem k. Staatsarchiv in Venedig a. a. O., filza 182.
Serenissimo prencipe!
E stato piü facile al vescovo di MarciaDopoli, inviato delli
prencipi di Vallachia et di Moldavia, terminar in Roma il vi-
vere, che li suoi negotij, passato a miglior vita depo varij giorni
d' indispositione. Supplirä a questa mancanza il Musini^ quäle
havendo dato principio alle sue premurosissime istanze e stato
a presentare le credentiali al Cardinal Altieri, a riverire li
Cardinali et ad impetrar assistenze et appog^i dagli amba-
sciatori
Roma 28 luglio 1674.
Di vostra Serenitä
Piero Mocenigo ambasciator.
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Berichtigangen.
Seite 341, Zeile 3 lies: nach 1481.
Seite 351, Zeile 2 lies: Michael IL statt Johann,
Seite 351, Anmerknng 2, Zeile 1: auch hatten sie bis Putin ist zu streichen.
Seite 354, Anmerkung 1, Zeile 2 lies: aUe statt alte,
Seite 367, Zeile 26 lies: diese statt diese».
Seite 389, Anmerkung, lies : p. 362.
Seite 390, Anmerkung 2 lies: p. 380.
Seite 391, Anmerkung 4 lies: p. 388.
Seite 419, Anmerkung 2 lies: p. 376.
Seite 421, Anmerkung 1 lies: BeiL LXXVI.
Seite 430, Anmerkung 1 lies: p. 366.
Seite 434, Anmerkung 2 lies: Beil. LXXIV ; ebenso Seite 435, Anmerkung 1.
Seite 435, Anmerkung 3, Zeile 2 lies: Beil. LXXIII.
Seite 441, Anmerkung 3 lies: Beü. LXXl und Anmerkung 5 lies: Beil. LXTX,
Seite 442, Anmerkung 1 lies: p. 433 statt 434.
Seite 445, Zeile 16 lies: Pidon.
Seite 448, Anmerkung 2 lies : Beil. LXXXII.
Seite 450, Anmerkung 2 lies: Beil. LXXXVIf ebenso Seite 451, Anmerkung 1.
Seite 462, Anmerkung 1, Zeile 2 lies: 7. Juli 1674.
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NECR0L06IUM OLOMUCENSE.
HANDSCHRIFT
DEB
KÖNIGLICHEN BIBLIOTHEK IN STOCKHOLM.
VON
D^ B. DIIDIK 0. S. B.
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In der königlichen Bibliothek zu Stockholm liegt unter
den Cimelien ein Pergaraentcodex in Kleinfolio unter dem
Titel: Collectae seu horae Seculi xij.
Eigentlich smd es: Collectae^ Capitula et Orationes für
das Chorgebet des ganzen Jahres^ durchgängig von Einer festen
Hand und elegant geschrieben. Was jedoch diesen Codex merk-
würdig macht^ das sind die Einzeichnungen der Bischöfe der
Ohnützer Kirche, vom dritten Olmützer Bischöfe Johann an
bis zum vierzehnten Bavor, und vieler regierenden Pf omysliden.
Bebst noch einigen Domherren von Olmütz im Kalendariura;
das von derselben Hand und mit derselben Buchstabenform
wie der ganze Codex geschrieben ist, und worin nur sieben-
zehn Einzeichnungen, darunter auch Bavor's Todestag zum
6. October, einer jüngeren, doch gleichzeitigen Hand ange-
hören, woraus der natürliche Schluss gezogen wird, dass diese
Collectae in irgend einer Beziehung zu der Domkirche in
Olmütz stehen müssen, während ein grosses gleichzeitiges
Miniaturbild dieser Ansicht zu widerstreiten scheint.
Das erste Blatt enthält einige zur Anfertigung des Kirchen-
kalenders nöthige Regeln, darauf kommt das Kalendarium mit
den üblichen Indictionen, den Sonntagsbuchstaben und dem
römischen Kalender. Das Eigenthümliche des Kalenders ist,
dass alle Tage, was sonst in den Kalendern des XH. Jahr-
hunderts seltener vorkommt, mit Heiligen besetzt sind. Jeder
Monat beginnt mit einigen Versen, welche sich auf die Eigen-
schaft des Monats beziehen, und endet auch damit, z. B.
Januar:
Anfang: Jam prima dies et septima a fine timetur.
Wir geben die Einzeichnungen im Kalendarium und
suchen sie durch Noten zu beleuchten, als:
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642
Zum Vm. Idu8 (6. Januar). Epiphania Domini.
Obiit Baldwinus^ Olom. Decanus.
Balduin erscheint als Olmützer Domdechant urkund-
lich schon 1194 und noch am 23. Juni 1202, wo er den
durch den Cardinallegaten Guido zu Köln am 21. April
1202 consecrirten Bischof Robert in der Olmützer Dom-
kirche inthronisirt. Im Olmützer Nekrolog vom Jahre 1263
steht sein Name zum VII. Idus Januar.
VI. Idu8 Januar. (8. Januar).
Clis presb. obiit.
Unbekannt.
m. Idus (11. Januar). Eductio Christi de Egypto.
X. Kai. Februar. (23. Januar). Emerenciane virg.
Emerentiana kommt auch im PodlaSicer Kalenda-
rium Secul. XII. vor.
Bozetecha obiit.
Boiet^cha, Gemalin des böhmischen Chronisten
CosmaS; gestorben den 23. Januar 1117.
Schlussvers: ,Principium jam sancit tropicus capri cornus'.
Febrnar:
Anfang: ,A8t Februarii quarta est, precedit tertia finem'.
Kai. Febr. (1. Febr.). Brigide virg.
Brigida V. patrona Hyberniae, kommt seit Beda in
allen Martyrologien vor.
Severi Episc. et Mart.
Severus, Episc. Ravenaten. Schon bei Usnard und
noch früher.
Boriuoy dux Boemie obiit.
BoHvoj IL, Sohn Königs Wratislav IL, erscheint in
der Geschichte 1081, in Znaim als Fürst 1099, als Herzog
in Böhmen den 25. December 1100, starb nach diesem
und dem Podluiicer Nekrolog den 1. Februar nach
Cosmas III. 54, nach dem böhmischen Nekrologe und
dem von Pegau am 2. Februar 1124.
Idufl Febr. (13. Febr.). Seploni episc. et conf.
Unbekannt; kommt nirgends vor.
Obiit Pribislava soror nostra.
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643
Prebyslava kommt in böhmischen Urkunden nur
zum Jahre 1226 vor (Erben, Regest. I. 327), und zwar
als Gemalin des böhmischen Edlen Ootebor. Der Zusatz
,soror nostra' scheint auf eine Confraternität zu deuten.
XL Kai. Maptü (19. Febr.).
Obiit Johannes, VIII. episc. olim regularis.
Johann III., Prämonstratenser auf dem Strahof in
Prag, vom Herzoge Wladislav II. 1150 denominirt und
noch im Verlaufe dieses Jahres vom Metropoliten Heinrich
consecrirt. Wann und wo er die Investitur vom Könige
Konrad III. erhielt, ist unbekannt. Gestorben 19. Februar
1157. Auch im Podluiicer und Olmützer Nekrolog.
DC. Kai. Martii (21. Febr.).
Johannes, VI. episc. Moravie obiit (mit einer andern
Tinte der Zusatz: ,ventrosus', aber aus der Zeit).
Johann IL, denominirt nach .dem Monate Juli 1104
vom Herzoge Borivoj IL, consecrirt vom Metropoliten
Ruthard, unbekannt wann und wo, gestorben den 21. Fe-
bruar 1126. Liegt im Kreuzgange des Klosters Hradisch
begraben. Auch im Olmützer Nekrologe^ doch nicht mit
der ursprünglichen Hand,
n. KaL Martü (28. Febr.). Romani abb.
Auch im Podluiicer Kalender, sonst den älteren
Martyrologien und Kaiendarien vor dem XU. Jahrhundert
unbekannt.
Obiit Dragozlaua soror nostra.
Dragozlava unbekannt. Der Name Dragoslav kommt
um 1193 vor (Erben, Regest. L 187).
Schlass: ,Mense nume in medio soli stat sydus aquarii^
März:
Anfang: ,Martii prima necat cuius sie cuspide quarta^
KaL Martii (1. März). Donati episcopi.
Schon im IX. Jahrhundert in den Kalendern. Auch
im Podluiicer Kalendarium ; im Olmützer Nekrolog steht
Albinus Episc.
Obiit Wenceslaus dux, fundator Olom. eccl.
Fürst Wenzel von Olraütz war ein Sohn des im
schlesischen Lager am 21. September 1109 ermordeten
AiehiT. Bd. LIX. II. Hälfte. 42
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644
Fürsten Svatopluk von der mährisch Otton'schen Linie.
Auch im Olmützer Nekrolog heisst es zum 1. März: ,Obiit
Wenzezlaus dux, fundator huius ecclesie^, und eine Hand
des XV. Jahrhunderts setzte hinzu: jsepultus in ecclesia
Olomucen. in medio ecclesie', wenn gleich nicht er, sondern
Fürst Otto II. von Olmütz um 1107 den Grund zu der
heutigen Kathedralkirche St. Wenzel in Olmütz legte.
Fürst Wenzel war der grösste Wohlthäter derselben und
hat noch am Sterbebette dem damaligen Bischöfe Heinrich
zur Vollendung derselben grosse Geldsummen angewiesen
und sonst Dotationen gemacht, was bei der späteren Zeit
die Ansicht erzeugte, dass er ihr Begründer gewesen sei.
Nennt man als Begründer denjenigen, welcher eine, selbst
fremde Stiftung lebensfähig macht, dann darf dem Fürsten
Wenzel, dessen Sterbetag auf den 1. März neben dem
Olmützer Nekrolog auch die Hradischer Annalen (Pertz
XVII. 649) und der Mönch von Sazava ansetzen, der
Titel ,fundator^ nicht abgesprochen werden.
VL Nonas Martii (2. März).
Obiit Peregrinus episc. Olom. XI.
Peregrin, der XI. Olmützer Bischof, war Prager
Domherr, wurde denominirt durch Herzog Friedrich 1182,
consecrirt in Mainz, den 23. Mai 1182, durch den Metro-
politen Christian von Buche (?), praeconisirt vom Papste
•Lucius III., investirt durch Kaiser Friedrich I. im Mai
1182 auf einem Reichstage in Mainz, starb den 2. März
1184. Seine Regierung dauerte 21 Monate und 9 Tage.
rv. Nonas (4. März). Translatio S. Wencezlai mart. (roth).
Auch im Podla^icer Kalendarium als Fest, daher
roth verzeichnet, desgleichen im Olmützer. Die Ueber-
tragung von Bunzlau, wo der heilige Wenzel 935 er-
mordet wurde, nach Prag, geschah schon einige Jahre
nach seiner Ermordung.
n. Non. (6. März).
Obiit Rodko presbyter.
Der Name Rudko oder Rad^k kommt in böhmischen
und mährischen Urkunden noch um 1206 vor.
n. Idus (14. März).
Cirna laicus obiit.
Unbekannt.
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645
XVI. Käl. Aprilis (17. März). Primus dies seculi.
Sonst wird der ,Dies primus mundi vel seculi' in
den meisten alten Kaiendarien auf den 18. März gesetzt.
XTTT Kai. April. (20. März). Guthberti abbat, et conf.
In böhmischen und mährischen Kaiendarien ganz
unbekannt.
VL Kai. (27. März). Resurrectio D. N. J. Ch.
Schon Beda schreibt de ratione temporum: ,Quod
VIII. Kai. Aprilis crucifixus, VI. Kai. earundem die re-
surrexit, multorum latinorum Sanctorum ecclesiastioorum
constat sententia vulgatum. Wohl zu unterscheiden von
dem Dies Paschalis, welcher stets ein bewegliches Fest
war. Im XV. Jahrhundert hört diese Commemoratio in
den Kalendern auf.
Schluss: yProcedunt duplices in marcia tempora pisces^
April:
Kai. Aprilis (1. April).
Obiit Johannes, IX. episc. Olom. qui cognominatur
calvus.
Auch im Olmützer Nekrologe. Johann IV. der Kahle,
Obiden^s Sohn, Prämonstra tenserabt zu Leitomyäl, vom
Fürsten Otto III. als vom Vogte des Olmützer Bisthums
vorgeschlagen, vom Herzoge Wladislav II. am 29. Sep-
tember 1157 denominirt, vom Kaiser Friedrich I. zu
Würzburg in der ersten Hälfte des Octobers 1157 in-
vestirt und vom Metropoliten Arnold in Erfurt den
20. October 1157 consecrirt. Johann IV., der sich selbst
den neunten Olmützer Bischof nennt, starb den 1. April
1172. Er liegt als Prämonstratenser in der Klosterkirche
zu Hradisch bei Ol mutz begraben. In beiden Nekrologen
heisst er ganz richtig der neunte Bischof von Olmütz,
wenn die Heiligen Kyrill und Method mitgezählt werden.
vn. Idufl (7. April).
Bogdanus subdiaconus, Prägen, eccl. canon. obiit.
Ein in Böhmen und Mähren nicht ungewöhnlicher
Name. Der Angeführte erscheint auch im Olmützer Ne-
krologe als ,Canonicus' zu demselben Tage.
42*
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n. Idiiß (12. April). Diluvium factum est.
Kommt in den Kalendern seltener vor.
Idus April. (13. April).
Wladislaus dux Boem. obiit.
Wladislav I., Sohn des Königs Wratislav IL, er-
scheint 1107 in der Geschichte, wird am 2. October 1109
Herzog in Böhmen und starb nach der allgemeinen An-
nahme den 12. April 1125; so das Necrologium Olomucen.,
in Uebereinstimmung mit Cosmas, mit dem Necrologium
Bohemie und Zwifaltense. Das Podlazicer hat den
11. April.
XVn. Kai. Mau (15. April).
Asinus presb. obiit.
Die Familie Osel (asinus) nicht unbekannt in den
böhmischen Urkunden des XII. und XIII. Jahrhunderts.
IX. Kai. Mail (23. April). Adalberti episc. et mart. et sti.
Georgii mart. (roth). Gaudentii (schwarz).
Gleichlautend mit dem Olmützer Kalendarium^ als
Fest roth geschrieben; im PodlaÄicer wird Geoi^ii Mar-
tyris den nächsten Tag, während der hier verzeichnete
Gaudentius (f 1000) in Böhmen und Mähren den 12. Octo-
ber nach dem Podlazicer und böhmischen Kalender ge-
feiert wurde.
V. Kai. Maü (27. April).
Introivit Noe in arcam.
Eine Annahme, die seit dem IX. Jahrhundert in
Kaiendarien vorkommt.
rv. Kai. Maü (28. April).
Obiit Mag. Jacobus Olom. ecclesie.
Ist das vielleicht derselbe ,Magister Jacobus', welcher
als Zeuge auf einer Olmützer Schenkimgsurkunde von
1201 erscheint? (Erben, Regest. I. 206.)
Mai:
V. Idus (11. Mai). Mamerti episc. et conf. cuius consultu tri
duanum jejunium ante ascensionem Domini celebratur.
Der ,Institutor Rogationum' schon am Schlüsse des
V. Jahrhunderts, obwohl mit dem obigen Beisatze in
keinem mir bekannten Kalendarium. Im Podlazicer
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yMamerti episcopi et confessoria', im Olmützer ,Mamer-
tini episcopi^ Hier die Bemerkung aus dem Anfange des
XIV. Jahrhunderts ,Obiit Rudolfus, filius regis Rudolfi
romanorum'.
xm. Kai. Junü (20. Mai).
Obiit Andreas, IV. episc. Olom.
Das Olmützer und das böhmische Nekrolog haben
den 22. Mai, XI. Kai. Junü. Im Podlai^icer nicht ange-
merkt. Andreas, der vierte Olmützer Bischof, früher
Olmützer oder Prager Domherr, denominirt 1091 vom
Herzoge Wratislav IL, investirt durch Kaiser Heinrich IV.
den 4. Januar 1092 zu Mantua, consecrirt in Mainz, den
12. März 1094, vom Metropoliten Ruthard, gestorben den
22. Mai 1096.
Juni:
V. Iduß (9. Juni).
Otto dux Moraviae obiit.
Otto I. der Schöne, Sohn Bfetislav's I., um 1055
Fürst von Brunn und Ahnherr der Otton'schen Linie in
Mähi'en, starb den 9. Juni 1087. Stifter von Kl. Hradisch.
IX. EaL Julü (23. Juni).
Obiit Seliko, VII. episc. Olom.
Es ist dies der siebente Bischof von Olmütz, der
berühmte Heinrich Zdik, des Chronisten Cosmas und der
Boietecha Sohn, geboren vor 1093, denominirt den 22. März
1126 durch Herzog Soböslav L, consecrirt in der Cyriacus-
kirche zu Worms, am 3. October 1126, vom Metropoliten
Adelbert, belehnt durch König Lothar in demselben Jahre,
starb nach dem Necrol. Olom. VII. Kai. Julü, also den
25. Juni 1150, nach dem vorliegenden den 23. Dass der
25. Juni der richtige sein wird, scheinen die in Dudik,
Geschichte Mährens III. 264 angeführten Quellen dar-
zuthun. Das Olmützer Nekrolog hat den Zusatz: ,fundator
inclitus huius ecclesie, qui kathedram episcopalem de
ecclesia sti. Petri ad castrum transtulit^
VI. Kai. Julü (26. Juni).
Obiit Jurata diaconus, Prägen, eccl. canon.
Jurata, welcher 1143 in einer für Mähren wichtigen
Urkunde als ,Praepositus Pragensis ecclesiae' vorkommt
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(Cod. Dipl. Mor. I. 224), kann es wohl nicht sein, weil
ihn der päpstliche Legat Guido nach seinem Berichte
von 1145 seiner Praebende entsetzt hatte. Einen so Ge-
straften würde man kaum in das Nekrologium einbezogen
haben. (Vgl. Dudik, Geschichte Mährens III. 160 u. ffg.)
n. Kai. Julii (30. Juni). Festum sti. Pauli apost. Dedicatio
monasterii S. Wencezlai (roth).
Im PodlaÄicer Kalendarium: (roth) ,Festivita8 sancti
Pauli', im Olmützer jedoch schon ,Commemoratio sti.
Paulis Dieser Ausdruck ist wenigstens um ein ein halb
Jahrhunderte jünger, und jenes , Festum' oder ,Festivita8
sti. Pauli' weist noch auf das XII. Jahrhundert hin.
Die , Dedicatio monasterii sti. Wenceslai' ist die , De-
dicatio ecclesie Sti. Wencezlai', wie das Olmützer Kalen-
darium sagt. An diesem Tage hat Bischof Heinrich Zdik,
wie auch die Annalen von Hradisch bemerken, in Gegen-
wart des Herzogs Soböslav und seiner Gemalin, der unga-
rischen Königstochter Adelheit, die Consecration der neuen
Wenzelskirche in Olmütz vollzogen. Der Ausdruck ,mona-
sterium' spricht für das hohe Alter des Kalendariums und
seiner ersten Einzeichnungen. Noch zu Bischof Bruneis
Zeiten, um 1252, war die Einrichtung des Olmützer Ca-
pitels zum grossen Theile die eines Klosters.
Jali:
V. Non. (3. Juli).
Obiit Petrus, V. episc. Olom.
Auch das Olmützer Todtenbuch nennt ihn den
fünften in der Reihe der mährischen Bischöfe und setzt
seinen Tod auf den 3. Juli, und Cosmas auf das Jahr
1104. Man glaubt, dass er die Regierung 1099 antrat
V. IduB (11. Juli). Translatio sti. Bened. abb.
Kommt in allen alten Kaiendarien vor, wenn gleich
die Cassineser die üebertragung des heiligen Benedict
nach dem Kloster Fleury (S. Benedicti ad Ligerim) nicht
zugeben wollen.
Idufl (15. Juli). Divisio apostolorura.
Milcysi obiit.
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Auch dieses Fest ist uralt, im Olmützer, im Podla-
Äicer etc. Wer der Milcyssus war, ist bis jetzt nicht zu
eruiren.
XV. Kai. Aug. (18. Juli).
Ab hinc usque nonas Septembr. nullus sanquinem
miuuat.
Eine von den diätetischen Regeln, die in diesem
Kalendarium öfter vorkommen.
Aagust:
Nonis (5. August). Osvaldi regis et mart.
König von England aus dem VII. Jahrhundert.
Ueberall bekannt.
Dedicatio altaris S. Adalberti.
Die Dedicatio altaris S. Adalberti bezieht sich auf
den Altar, welcher in der Crypta der Olmützer Dom-
kirche errichtet wurde.
IX. Eal. Sept. (24. August). Translatio S. Adalberti mart.
Sonst wird an diesem Tage das Fest des Apostels
Bartholomäus gefeieii;. In Prag feierte man die Translatio
den 23. August (Emier, Rukovöt, pag. 25) ,in vigilia sti.
Bartholomaei Apostoli^ Nach imserem Kalendarium jedoch
den 24. Die feierliche Uebertragung aus Gnesen nach
Prag geschah durch Herzog Bfetislav am 1. September 1039.
Septembers
Kalendis. (1. September).
Zuatava regina obiit.
Svatava von Polen, vermalt 1063 mit König Wra-
tislav IL, gestorben den 1. September 1126. Der Mönch
von Sazava (Pertz IX. 157) setzt gleichfalls ihren Todes-
ti^ auf den 1. September 1126. Die anderen Nekrologe
schweigen von ihr.
VI. Idu8 (8. September). Nativitas S. Mariae.
Dieses Fest gehört wahrscheinlich unter jene, die mehr
durch die Stimme des gläubigen Volkes, als durch Vorschrift
der Synoden entstanden sind, weswegen es auch von einer
Kirche früher, von der anderen später angenommen wurde.
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650
In der Prager und Olmützer Kirche ist dieses Fest, so
weit die Quellen reichen, aber stets ohne Octav.
XVI. Kai. Oetobr. (16. September). S. Ludmila mart. (roth,
andere Hand).
Auffallend! kommt weder im Olmützer noch im
Podla2icer Ealendarium vor. In Mähren unter den Landes-
patronen gefeiert. Die Behauptung, dass bis zum Jährt
1245 Ludmilla am 15. September und am 16. erst nach
1245 gefeiert wurde, ist durch diesen Stockholmer Ka-
lender widerlegt.
XV. Kai. (17. September).
Hermannus, IX. episc. prägen, ecclesie obiit.
Auch im Podlaiicer Nekrologe zu diesem Tage ver-
zeichnet, aber nicht im Olmützer. Hermann von Maastrich,
früher Probst in Bunzlau. Gewählt den 28. Februar 1099,
investirt im April, zum Priester geweiht 11. Juni 1100
und zum Bischöfe von Prag den 8. April desselben Jahres,
starb den 17. September 1122. Warum Hermanns Tod
gerade in dieses Todtenbuch gekommen, konnten wir
nicht ermitteln. Cosnlas gibt ihm ad an. 1122 (Pertz IX.
125) ein gutes Zeugniss, wenn gleich wir nicht läugnen
können, dass er in seiner eingreifenden Politik nicht
immer an der Seite des Rechtes stand.
XI. Kai. Oetobr. (21. September).
Zuatopulk, dux boemie, iaculo perforatur.
Svatopluk ist Otto's I. des Schönen Sohn, folglich
Bruder Ottik's (Otto's II. des Schwarzen). Ueber seinen
am 21. September 1109 erfolgten Tod haben wir zwei
gute Quellen: Cosmas III. 217, Pertz IX. 115 und die
Annal. von Pegau, wenn gleich unrichtig zum Jahre 1111,
statt 1109. Pertz XVI. 250 (vgl. Dudik, Geschichte von
Mähren II. 554 u. ffg.).
X. Kai. (22. September). Mauritii ducis cum exercitu suo. Hem-
merammi episc. et mart. (roth).
Im Olmützer imd im Podlaiicer Kalendarium als
Fest roth angezeichnet. In Mähren besonders seit den
Zeiten des Bischofs Bruno verehrt; seit dem VIII. Jahr-
hunderte aber in allen Kaiendarien. Dass Emeramus^ Epi-
scopus Pjctav., der Patron der Regensburger Diöcese, in
dem vorliegenden Kalendarium (wenn gleich schon schwarz)
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verzeichnet ist, spricht für das hohe Alter desselben. Sein
Fest erinnert an die ehemalige Einverleibung Böhmens in
die Regensborger Diöcese; noch 993, als Böhmen bereits
seit zwanzig Jahren seinen eigenen Bischof hatte, war
dasselbe als Landesfest gefeiert.
Vn. Kai. Oetobr. (25. September).
Indictiones mutantur hoc in loco.
Beweis, dass in Mähren nach kaiserlichen Indic-
tionen gerechnet wurde, die mit dem 25. September be-
ginnen.
IV. Kai. Oetobr. (28. September). Wencezlai Mart. Christi.
(Hauptfest mit Uncialbuchstaben, roth).
Beweis für die mährische Abstammung des vor-
liegenden Kalendariums und für dessen Bestimmung bei
der Olmützer Domkirche.
Oetober:
n. Won. (6. Oetober).
Obiit Bavarus, XIV. episc. Olom.
Auch im Olmützer Nekrologe zu diesem Tage. Bavor
ist ganz richtig der vierzehnte Bischof von Olmütz, Nach-
folger des Bischofs Engelbert. Bavor war nach den ältesten
Olmützer Quellen Prämonatratenser von Strahof. Geschicht-
lich erscheint er schon am 20. Oetober 1200. Denominirt
wurde er vom Markgrafen Wladislav Wladislavoviö. Wer
ihn und wo? consecrirt hatte, wissen wir nicht. Er starb
am 6. Oetober 1201.
IV. IduB (12. Oetober). Inventio corporis S. Adalberti episc.
et conf.
Im Olmützer Kalendarium steht zu diesem Tage:
, Obiit Gaudentius Episcopus, frater sti. Adalberti', erster
Erzbischof von Gnesen. Ob wirklicher, oder blos Leidens-
bruder? Im Podlaiicer steht als Fest: Cipriani et Felicis
martyrum, und unter den Namen, deren Gedächtniss an
diesem Tage begangen wird: ,Gaudentius episcopus', also
in beiden Kalendern nicht als Heiliger. Die ,Inventio'
steht als Feiertag vereinzelt da. Von welcher Inventio
ist aber hier die Rede? von jener im Kloster Trzemesneo
oder von der in Gnesen?
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Xn. Kai. Novembr. (21. October).
In Colonia XL milium virginum.
Auch im Olmützer und Podlaiicer Kalendarium. Im
Podla2icer steht dieses Fest in Verbindung mit Hilarionis
mart., im Olmützer schon allein, was uns als Beweis dient.
dass es zur Zeit, als das Podlaiicer Nekrolog abgefasst
wurde (Anfang des XIII. Jahrhunderts), das Fest in
Böhmen noch nicht unter die feierlichen gezählt wurde:
ganz anders jedoch im Olmützer Kalendarium, wo es
schon als grösseres Fest allein verzeichnet vorkommt,
denn am 22. October steht schon das Fest Cordulae Virg«
welche zu den XL m. virginum gehört, mit dem Zusätze
,cuius corpus habetur in ecclesia Olomucensi^ Markg^raf
Pfemysl hat die Reliquien der heiligen Cordula nach
Olmütz gebracht, was im Olmützer Nekrolog zum 3. Sep-
tember bemerkt ist.
Cosmas pr. decanus präg, ecclesie.
Der bekannte Chronist Cosmas starb am 21. October
1125. Kommt auch in böhmischen Nekrologen vor.
Noyember:
Kai, Novembr. (1. November). Festivitas omnium Sanctomm.
Schon seit den Karolingern ein allgemeines Fest
Im Podla2icer und Olmützer Kalendarium roth verzeichnet,
wenn gleich an demselben Tage auch Cesarii martyris
gefeiert wurde.
rv. Non, (2. November). Commemoratio omnium defunctorura.
Das Olmützer Kalendarium hat: ,Commemonaio
omnium fidelium defunctorum^, im Podlaiicer fehlt dieses
Fest noch gänzlich, und doch ist es erwiesen, dass es
nach dem Vorbilde des Abtes von Clugny, Odilo, bald
von Notker, Bischof von Lüttich, und nach und nach von
der gesammten Kirche schon im XII., in Böhmen und
Mähren erst im XIII. Jahrhunderte angenommen wurde.
IL Non. (4. November).
Obiit Dethlebus, X. episc. Olomucen.
Denselben Tag gibt auch das Olmützer Nekrolog.
D^tleb, wahrscheinlich Hauscaplan des Prager Bischofs
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Daniel, denominirt vom Könige Wladislav 1172, con-
secrirt von dem Metropoliten Konrad I. 1174, gestorben
den 4. November 1181.
Q. Idus (12. November). Benedict], Johannis, Ysaak, Mathei
et Cristini martyr. (roth).
Als Hauptfest auch im Podlai^icer und Olmützer
Nekrologe. Es wurden die Ueberreste dieser Märtyrer
aus Polen durch Herzog Bfetislav I. zugleich mit denen
des heiligen Adalbert nach Prag gebracht; Olmütz erhielt
um 1128 oder 1136 die Reliquien des heiligen Christinus,
dessen Haupt bis jetzt daselbst aufbewahrt wird. Ihre
Leidensgeschichte zum Jahre 1004 in Dudik, Geschichte
Mährens IL 142 u. ffg.
Vn. Kai. Deoembr. (25. November).
Obiit Johannes, HL episc. Olom.
Johann L, Benedictiner von Bfevnov, denominirt
1063 vom Herzoge Wratislav H., eonsecrirt im Sommer
von Sifried in Mainz und belehnt durch Kaiser Heinrich IV.
in demselben Jahre, gestorben 1085 den 25. November.
December:
XVL Kai. Januar. (17. December).
Obiit Engelbertus, XIII. episc. ülom.
Im Olmützer Nekrolog ist der dreizehnte Olmützer
Bischof Engelbert allerdings zu XV. Kai. Januarii, also
zum 18. December verzeichnet; aber da in diesem Mo-
nate der Schreiber HL Idus Decembris gänzlich ausliess
und nach IV. Idus gleich IL Idus schrieb, kommt uns
vor, dass die vom IL Idus an nachfolgenden Einzeich-
nungen alle um einen Tag variiren können. Das vor-
liegende Nekrolog bestätigt uns in dieser Ansicht. Engel-
bert von Brabant war Prämonstratenser von Strahof,
denominirt im Januar 1194 vom Bischof Herzog Heinrich.
Die Investitur erhielt er durch Kaiser Heinrich VI. und
die Consecration durch den Metropoliten Konrad, und
dies wahrscheinlich in Worms im December 1195. Engel-
bert starb den 17, December 1199.
IX. Kai. Jan. (24. December). Natalem vigiles Domini pre-
currite cuncti.
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Die Vigil der Geburt Christi in einem Hexameter
angezeigt.
V. Kai. Jan. (28. December). Innocentum martyr. C. XL. IIII.
milium.
Eine ganz ungewöhnliche Art, die Anzahl der ge-
tödteten Kinder mit 144 Tausend anzugeben.
Nach dem Kalender kommt eine Ostertafel, angefangen
mit 1137 und endend mit 11G9, mit Hinzusetzung der Indic-
tionen, Concurrentes, Epactae etc. Da man voraussetzen musS;
dass der Schreiber dieses Codex die Ostertafel mit der Ab-
sicht angefertigt hatte, sie den Lesern zur Benützung vorzu-
legen, so liegt die Vermuthung nahe, den Codex sammt dem
Kalendarium in dieses Jahr (1137) zu verlegen. Schrift und
Anlage widerspricht dieser Annahme nicht, ja es scheint viel-
mehr die Wahrnehmung, dass siebenzehn Eintragungen einer
jüngeren Hand angehören, dieselbe zu bestätigen. Personen,
deren Sterbejahre zwischen 1140 und 1201 fallen, scheinen
von dieser jüngeren, aber gleichzeitigen Hand abzustammen.
Dass der ursprüngliche Verfasser die Ostertafel nur bis 1169
fortsetzte, scheint darzuthun, dass er eine längere Periode zu
überleben sich nicht traute, weil er vielleicht im Jahre 1137,
als er die Ostertafel anlegte, schon im Alter vorgeschritten
war, und dafür spricht auch die feste Schrift des ganzen Codex.
An diese Ostertafel schliesst sich an eine Anleitung zur
Anfertigung eines Kirchenkalenders, der sogenannte ,Computus',
und ein Verzeichniss ,Argumentum ad discernendas utilitates,
sive ad minuendum sanguinem', z. B. Luna I., Mane bona est,
Luna n., media die und so fort bis Luna XXX., noli uti.
Der eigentliche Codex beginnt mit: Dominicis diebus In-
vitatorium mit Neumen, worauf die Capitula, Collectae et Ora-
tioncs eingetheilt nach dem Brevier, de die und de Sanctis
mit dem Schlüsse de Dedicatione unius altaris. Nach der Oratio
in n. Vesper. ,Veniat, quesumus Domine, super hanc orationis
domum claritas misericordie tue, ut ab omnibus hie invocan-
tibus nomen tuum, protectionis tue auxilium senciatur'. Per
D. etc. folgen zwei leere Seiten. Auf der zweiten verso nimmt
ein Miniaturbild die ganze Seite ein. Der heilige Papst Gregor
sitzt auf einem grüngepolsterten Stuhle ohne Lehne im Ponti-
ficalkleide, d. h. im rothen mit der Fimbria aurea verzierten
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Mantel, welcher die goldene lange schmale Stola und die
Mreisse Alba durchscheinen lässt; mit der einfachen kegel-
förmigen Tiara vom weissen Stoff und ohne Kronen die ,mitra
tarbinata'; sondern nur goldverbrämt, auf dem Haupte — ein
Beweis, dase dieses Bild vor Bonifaz VIII. (1294 bis 1303),
lem man die gekrönte Tiara zuschreibt, angefertigt wurde —
an seinem rechten Ohre der heih'ge Geist als weisse Taube,
auf den blossen Füssen goldene Pantoffel ohne Kreuze, die
dag^en auf den zwei weissen Bändern, die von der Tiara,
wie gewöhnlich von der Mitra herunterhängen, als schwarze
Kreuze, wie bei den Pallien, angebracht sind. Beide Hände
sind gehoben, die Rechte hält die Finger zum lateinischen
Segen bereit. Vor ihm steht ein Bischof, gekennzeichnet mit
den zwei Buchstaben: ^. E. mit Mitra, Casula, dem langen
Manipell, goldverbrämter Tunieella und darunter mit weisser
Alba und hält einen weissen Pergamentstreifen, woran ge-
schrieben steht: ,0 Gre^ori, dulcissimum sancti Spiritus Orga-
num; posce nobis suffragium, ut hoc possimus consequi^ An-
spielung an irgend einen zu realisirenden Wunsch. Der Wunsch
iat: eine neue Stiftung zu segnen; denn hinter dem Bischöfe
steht ein Mann im grünen Kleide, angedeutet mit dem Worte
,Dux*, eine jugendliche Gestalt mit blossem Kopfe und schwarzem
Haar; hinter ihm sieht man zwei Männer seiner Begleitung,
von denen der eine, grauköpfig, ein Schwert in schwarzer
Scheide emporhebt, während als Begleiter des Bischofs ein
Kleriker erscheint, welcher den einfachen Krummstab aus
Elfenbein in der Hand hält.
Hinter dem Rücken des heiligen Gregor sieht man sechs
Kopfe und drei ganze F'iguren. Die eine ganze Figur stellt
einen Bischof dar in weisser Mitra und goldverbrämtem matt-
grünera Pluviale und mit dem elfenbeinenen Pedum. Ober seinem
Haupte stehen die Buchstaben: I. E. Neben ihm steht in der
braunen (schwarzen) Flocke ein ergrauter Mönch mit grosser
Tonsur, ein Pedum (schwarz) haltend, aber ohne Velum (auch
bei den Bischöfen fehlt dasselbe) und durch die Buchstaben:
R. Abbas. bezeichnet. Hinter ihm steht ein junger Mönch.
Damit ist jedoch das Bild noch nicht abgeschlossen. Zu
den Füssen des Bischofs mit der Precationsrolle sitzt ein
anderer Bischof mit der Bezeichnung Petrus, wie er eben auf
einer Pergamentrolle schreibt, und ihm gegenüber steht offenbar
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ein Laie im grünen, über den Kopf anzuziehenden Rocke mit
goldenen Aufschlägen, rothen enganliegenden Beinkleidern und
stark mit Knöpfen besetzten schwarzen Schuhen. Auch dieser
hält einen Pergamentstreifen in der linken Hand. Noch sind
zwei kleinere Figuren, als Marcus und Hodlata bezeichnet,
welche den heiligen Gregor, etwa als sitzende Statue, mit dem
Händen in die Höhe heben. Das ganze Bild hat eine eigene
meanderartige Einfassung, in welcher mit weissen Uncialbacb-
staben geschrieben ist: , Pastor ovis predam querit lea mistica
quedam, est bos pastor ovis et lea vacca bovis'. (Mir der Sias
unklar.)
Unter dem ganzen Bilde sind drei Figuren angebracht:
Der Schreiber, ein Mönch, auf einem niedrigen Stuhle sitzend
mit dem Griffel in der Hand, und der im langen, weisaeo,
hemdartigen Kleide angethane Maler mit Pinsel und Farben-
tiegel. Ober seinem Kopfe sind die Buchstaben: N. ^. Pictor,
und vor ihm ein Männlein im grünen Kleide, wie er in beiden
Händen einen Farbentiegel dem Maler präsentirt Seinen
Namen ,£vervinuB' liest man ober seinem Kopfe. Beide, der
Mönch und der Maler, halten einen Pergamentstreifen, worauf
die Worte zu lesen: ,0 pastor apostolice, Gregori beatissime,
Tuo posce precamine incrementum ecclesie, tuo eriges dogmate
ac defensare opere^
Was bedeutet dieses Bild? Offenbar zeigt dasselbe die
Stiftung irgend einer Kirche, wobei die Handwerker Marcus
und Hodlata, und die Anfertiger des vorliegenden Codex sich
verewigten. Wer sind aber die mit den Anfangsbachstaben
bezeichneten Personen, und um welche Kirche handelt es sich
hier? Aus der ganzen Anlage des Codex ersieht man, dass er
für die bischöfliche Kirche in Olmütz bestimmt war, daher
auch die Einzeichnung ihrer Bischöfe in vollständiger Reihe
bis inclusive des vierzehnten Bischofs Bavor, welcher den
6. October 1201 gestorben ist. Nur ein Bischof, der Reihe
nach der zwölfte, Cayn, gestorben am 13. Januar 1194, fehlt,
wahrscheinlich, weil auf ihm kirchliche Censuren lagen, als er
starb. Von den mährischen Fürsten sind blos solche einge-
tragen, welche Wohlthäter der Olmützer Kirche waren. Sie
alle insgesammt fallen in das XH. Jahrhundert und in dieses
Jahrhundert fällt unstreitig der Codex, auch die beiden ange-
deuteten Bischöfe H. E., d. i. Heinrich Episcopus von Olmütz
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(1126 bis 1155), und J. E., Johannes Episcopus von Prag
(1134 bis 1139), würden in die Zeit der Anfertigung passen;
wohin soll man aber den Petrus Episcopus einreihen? und
was soll mit R. Abbas und mit Dux geschehen? Da wir alles
auf die Olmützer bischöfliche St. Wenzelskirche beziehen, so
mochte unter Dux der Stifter Soböslav verstanden worden sein
und das Ganze auf die 1131 geschehene Uebertragung und
Conseerirung der neuen St. Wenzelskirche in Olmütz bezogen
werden. An eine dem helligen Gregor gewidmete Kirche zu
denken ist unthunlich, weil in ganz Mähren eine diesem heiligen
Papste geweihte Kirche nicht vorkommt — der Heilige wird
angerufen, um die neue Kirche unter seinen Schutz zu nehmen —
alles reine Vermuthungen! Das Bild bleibt, wenigstens mir, bis
zur Stunde ein Räthsel.
Nach diesem Bilde gehen die Collecta, Capitula und Ora-
tiones nach Ordnung des Breviers weiter und enden mit einem
Theile der Orationes pro Defunctis. Der Schluss des Codex
fehlt jedoch.
Die Initialen sind gold, blau und grün im romanischen
Style, doch nur als Pflanzenornamentik. Thier- und mensch-
liche Figuren erscheinen nirgends. Der eine Deckel — rother
Saffian — ist noch alt, der andere neu. Als ältere Sign, auf
dem ersten Blatte: 215 Nor. Numerus solitarius. Provenienz
des Codex unbekannt.
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Archiv
ftJr
österreichische Geschichte.
Herausgegeben
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Gommission
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Sechzigster Band.
Wien, 1880.
In CommiBsion bei Carl Gerold'» Sohn
Buchbindler der k. Aksdemi« der WtMwehaftcn.
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Druck von Adolf Holxhauspn in Wien.
k. k. Hof- und UnivorsiUtU>Biiehdnickur.
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Inhalt des sechzigsten Bandes.
Seite
Kaiser Karl VI. und der Frater Benignus. (1722—1740.) Mitgetheilt von
Adam Wolf 1
üeber die Verordnungsbücher der Stadt Eger. (1352—1482.) Von Dr. Franz
Martin Mayer 19
Das Wiener - Neustädter Stadtrecht des XIII. Jahrhunderts. Kritik und
Ausgabe. Von Gustav Winter 71
Untersuchungen über die österreichische Chronik des Matthäus oder
Gregor Hagen. Von Dr. Franz Martin Mayer 295
Beiträge zur Geschichte der husitischen Bewegung. III. Der Trac-
tatus de longevo schisroate des Abtes Ludolf von Sagan. Von
J. Loserth 343
Zar Geschichte der Karthause Gaming in Gestenreich U.D.E. (V.O.W.W.).
Mitgetheilt von Dr. H. R. v. Zeissberg -. 563
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Archiv
för
Österreichische Geschichte.
Herausgegeben
▼OB d«r
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Sechzigster Band.
Erste Hälfte.
Wien, 1880.
In Commission bei Carl Gerold's Sohn
BuelibAiHllar d«r k. Akudemie der Wiaeensehelten.
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Druck tod Adolf Holzhansen in Wioii.
k. k. Hof- und Unlr«r«itKU-Bachdniek«r.
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Inhalt des sechzigsten Bandes.
Erste Hälfte.
S«iU
K&iser Karl YI. nnd der Frater Beni^ns. (1722—1740.) Mitgetheilt von
Adam Wolf 1
Ueber dieVerordnnngsbücher der Stadt Eger. (1352—1482.) Von Dr. Frans
Martin Mayer 19
Das Wiener -Neofltädter Stadtrecht des XIII. Jahrhunderts. Kritik nnd
AoBgabe. Von Gustav Winter 71
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KAISER KARL VI.
UND DER
FRATER BENIGNUS.
(1722-1740.)
MITGETHEILT
TON
ADAM WOLF.
ArcliiT. Bd. LX. I. H&lft«.
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Jvaiser Karl VI. war wie bekannt ein leidenschaftlicher
Jäger. In Niederösterreich erstreckte sich sein Jagdgehege
von Laxenburg aus nach Mödling, Baden^ Schönau bis Neu-
stadt und Putten, von Ebersdorf aus an und über die Donau
nach Auhof, Wolkersdorf und Stammersdorf. Im Herbst brachte
er gewöhnlich einige Wochen im Schlösschen Halbthum an
der ungarischen Grenze zu. Eines seiner liebsten Jagdgehoge
war die Gegend von Mannswörth, die Inseln und Gelände der
Donau bis Hainburg. Er blieb jedoch selten in Ebersdorf
über Nacht, sondern kehrte Abends nach Wien zurück. Mittags
wurde irgendwo im Freien ein Zelt aufgeschlagen, gegessen
und gerastet. Auf diesen Fahrten und Ritten begleitete den
Kaiser ein zahlreiches Gefolge von Hofherren und die ganze
jJägerei^, vom Oberstjägermeister bis zum Forst- und Küden-
knecht wurde dazu aufgeboten. Jede Jagd war ein Ereigniss
für das Landvolk, aber selten kam ein Bauer oder Bürger in
die Nähe oder in ein Gespräch mit dem Kaiser. Einem Augu-
stiner-Frater , der die Neumühle bei Mannswöiiih verwaltete,
ist es jedoch gelungen, die Aufmerksamkeit des Kaisers auf
sich zu ziehen. Wenn derselbe in der Nähe mit seinen Cava-
lieren rastete, kam der Frater mit Brot und Wein und bot
seine Gabe als Erfrischung an. Der Kaiser sprach mit ihm,
er machte ihn dann zu seinem Forstwart, liess ihn öfter nach
Laxenburg oder in die Wiener Burg kommen, und fand immer
Gefallen an der frischen derben Redeweise des Klosterknechtes.
Dieser hiess Martin Hesch, war seines Zeichens ein Bierbrauer,
stammte aus Füssen in Schwaben und hatte im Kloster der
Augustiner-Eremiten auf der Landstrasse in Wien als Frater
Benignus eine Zuflucht gefunden. In späteren Tagen hat er
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seine BegegnungeD mit dem Kaiser aufgezeichnet und die
Handschrift hat sich unter dem Titel : Origo Molendini Weiss-
mühl dicti et familiaria colloquia nostri Fr. Benigni cum
Carole VI. Imperatore — erhalten. * Da wir nur wenig vom
Privatleben Kaiser Karls VI. und insbesonders von seinem
Verkehr mit dem Volke wissen, so schien mir die Hand-
schrift als ein Beitrag zur Charakteristik des Kaisers der Mit-
theilung werth.
Von der Mühle selbst berichtet der Frater nur, dass die-
selbe 1720—1723 auf dem Gemeindegrund der Mannswörther
Bürger neu aufgebaut und dass 1723 für die Armen zum ersten
Mal darin gemahlen wurde. Wir können hinzufügen, dass ein
Herr Rascher Edler von Waisegg, Oberstproviantmeister in
der Armee und k. k. Feldmarschall-Lieutenant unter Kaiser
Leopold I., 1663 an der Donau bei Mannswörth zuerst die
Neu- oder Weissmühle gebaut hat. Er war zugleich Ehren-
ritter des Maltheserordens und vermachte in seinem Testamente
Grund und Mühle dem Orden. Dieser überliess sie dem Kloster
der Augustiner-Eremiten auf der Landstrasse in Wien. Die
Donau hat jedoch 1719 einen neuen Arm gebildet und die
Mühle mit ihrem Garten in den Fluten begraben. Der Augu-
stiner-Prior P. Georgius Runs kaufte von den Mannswörther
Bürgern einen neuen Grund und Hess von 1720 — 1723 die
Neumühle mit vier Gängen neu aufbauen. Als Werkmeister
verwendete er dafür den Frater Benignus, der sein Geschäft
tüchtig verstanden hat, denn die Mühle und das Wohngebäude
waren vortreflFlich gebaut. Kaiser Joseph H. säcularisirte 1789
dieses geistliche Gut, ohne den Augustinerconvent aufzulösen
und ohne den Einspruch des Staatsrathes zu achten. ^ Die
Neumühle kam an die k. k. Staatsgüter-Administration und
wurde 1818 für 16.000 Gulden an einen Herrn Hagn verkauft,
dessen Sohn sie noch besitzt. ^ Die Wohngebäude blieben un-
* In der k. k. Universitätsbibliothek in Graz, Ms. N. 543, 13 Blätter in
Folio. Bl. t enthält ein Inhaltsverzeichniss , Bl. 2 die Nachricht vom
Wiederaufbau der Mühle, die anderen 11 Blätter berichten die ,familiaria
colloquia* mit dem Kaiser.
2 Hock-Bidermann, Gesch. des Staatsrathes 441.
3 Franz Hagn, k. k. Rittmeister a. D. Durch Vermittlung des Herrn
Pfarrers von Mannswörth Jos. Wenzl, verdanke ich die Angaben über
die Neumühle der gefälligen Mittlieilung des Herrn Hagn.
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verändert, die Kapelle ist das Schlafzimmer des gegenwärtigen
Eigenthümers und die feinen Stuckarbeiten an der Decke
zeugen noch heute von dem Geschmack der Augustiner.
Frater Benignus, der jGebäuinspector', wie er sich nennt,
hatte während des Baues 1720 — 1723 in einer Bretterhütte ge-
wohnt und sich einen Marketenderladen mit Lebensmitteln für
die Arbeiter eingerichtet. Als der Kaiser 1722 in der Nähe
der Mühle Mittag hielt, fasste sich der Frater ein Herz und
bot seine Erfrischungen an. Von nun an verging kein Jahr,
wo er nicht mit dem Kaiser zusammentraf. Der schlaue Frater
stand sich dabei recht gut, denn er bekam nach jeder Jagd
einen erlegten Hii^sch oder ein Wildschwein; auch mancher
Dukaten fiel für ihn ab. Wir geben hier seinen Bericht voll-
ständig :
Im Jahr 1722 kommt I. kais. Maj. Karl VI. während
der Hirschbirsch her und nimmt sein Mittagmal unter der
Mühl. Der Frater Benignus nimmt seine Gedanken zu einem
Rath, was er thun wolle; er besinnt sich indess nicht lang,
nimmt den Mühljungen mit einem Schaff Wasser nebst einem
Flaschl Wein, Bier und Brot zu sich und macht sich also
reisefertig den Kaiser zu bedienen. Als er hinkommen und
etwas von fern stehen blieb, schauten ihn die Herrn Grafen
und Forstleut gross an und fragten, was er da machen wolle.
Der Fr. Benignus gibt zur Antwort: Ihr meine Herrn, wie
mach ich's, dass ich Ihre Maj. dem Kaiser kunnt mit einem
Glas Bier und mit einem LaibI Brod aufwarten. Die Herrn
Grafen sagten ihm : er sollt es probiren und hin gehen, er soll
nit erschrecken aber nur die Wahrheit reden und nit viel
höflich, sondern wie wenn er mit einem Bauern reden thät.
Während dem nift der Kaiser von Weiten: Was habts denn
mit einander? Der Forstmeister sagt: der Frater hat einen
Trunk bei sich. Eurer Maj. damit aufzuwarten, worauf der
Kaiser sagt: er soll hergehen. Er geht zwar dahin und kniet
dabei bald auf einem Knie bald auf zweien, weil er aber der
Rede gedenkt, dass man nit höflich sein dörfe, steht er wieder
auf und präsentirt, was er bei sich hatte. ,Was hast denn bei
dir', saget der Kaiser. Ihre Maj. einen Trunk Wein und ein
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Flaschl Bier. Der Kaiser: Ist d^r aber zu trauen? Der Forst-
meister aber g^bt gleich zur Antwort: Ja Ihre Maj., denn ich
kenn den Frater schon lang, er ist heiklig auf den Wein,
säubert und putzt alles im Keller, versperrt alles, bekommt
keiner einen Tropfen von ihm oder nur mit harter Müh. Der
Kaiser sagt darauf: ,Nun so lass kostend Darauf packt der
Frater seinen Kram aus, auch zwei Trinkgläser, damit dem
Kaiser einzuschenken. Er . hat auch eines ausgetrunken und
das andere den Herrn Cavalieren gelassen.
Der Kaiser fragt hierauf: ,Herr Forstmeister, wird die
neu erbaute Mül heunt oder morgen nit der Wildbahn schäd-
lich sein^ Der Forstmeister sagt : Nein Ihre Maj. ; es ist noch
etwas nutzbarer, denn wir können zur kalten Winterszeit die
Hirschen desto besser hüten; ich stehe gut davor und sie
werden sich auch nit schrecken. Der Kaiser sagt: ,Nun wenn
das ist, so wird der Frater unser Forstknecht sein, ich mach
ihn selbst dazu, Herr Forstmeister, halt er fleissig Aufsicht
darüber, denn einen solchen Frater müssen wir auch habend
Der Kaiser lässt ihm auch die Hand küssen und schenkt wegen
ein Laib Brot ein Hirschen mit 3 Cent, und 40 ü (macht
22 fl. 40 kr.) und 3 Kremnitzer Dukaten (20 fl. 36 kr.). Der
Kaiser hat wol eine gute Viertelstund mit ihm von allerlei
Wirtschaftssachen geredt. Darauf begehrt er die Köchin , sie
soll gleich hinauskommen zu ihm, die ist aber so erschrocken,
dass sie nit wusste, was sie anlegen sollt. Sie ist mit ihrer
ordinären Bauernjoppen hinaus und fällt dann vor Schrecken
wie von einem Donnerkeil getroffen auf die Erden. Der Kaiser
schaut und sagt zum Frater: ,Was fehlt ihr, dass sie da
niederfallt^ Ihre Maj. sagt er, sie ist so erschrocken und ich
möcht den Menschen kennen, der vor Ihre Maj. nit erschrecken
sollt und sie ist nur ein Weibsbild. Der Kaiser sagt: ,Geh
hin Frater und heb sie auf. Der hilft ihr gleich auf und sagt
dabei: gelt, im Zimmer hast eine gute Goschen, da geht dir
das Maul wie eine Ratschen am Charfreitag. Und sie bekommt
von dem Kaiser ein Dukaten. Nach diesem fragt der Kaiser:
,Hast einen guten Prior'? Ja Maj., wenn ich gut bin, ist er
auch gut, bin ich aber nicht gut , so ist er recht schlimm.
Weiter fragt der Kaiser: ,Was bist du für ein Landsmann?'
Er wollt nit recht heraus, sagt aber dann : Ihro Maj. ich weiss
selbst nit recht, bin halt ein halbeter Schwab und ein halbeter
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Bayer und ein halbeter Tyroler, ja wenn es dazukommt^ so
bin ich halt ein Reichskind. Der Kaiser fragt: ,Wie heisst
der Ort, wo du gebürtig bist?' Er sagt darauf: Füssen. Der
Kaiser: ,das wissen wir und liegt solches in Schwaben; hast
du noch Freund oder Brüder? wir werden dir mit Gnaden
gewogen sein^ Der Frater sagt darauf: er hätt' niemand mehr.
Der Kaiser machte sich dann zur Reis fertig und sagt noch
zum Frater : ,Nun du Forstknecht, sei fein fleissig, b'hüt Gott^
Anno 1723 hat er dreimal mit Wein Bier Wasser imd
Brot aufgewart und bekommt ein Hirschen mit 3 Cent. 30 &.
£benso hat er im Jahr 1724 viermal aufgewart, absonderlich
einmal mit Weinbeeren. Da sagt der Kaiser: ,das sein schöne
Weinbeer, wo hast du sie bekommen.' Der Frater antwort:
ich häb's heunt in unserm Weingarten ausgeschnitten. Er be-
kommt wieder ein Hirschen mit 3 Cent. 32 &,
Im Jahr 1725 hat er einmal aufgewart mit Wein Bier
und einer Kreuzersemmel. Da sagt der Kaiser: ,Gib du uns
ein Hausbrot^ Der Frater antwort: Ihre Maj. das Hausbrot
ist heunt noch zu warm und gar zu neubacken. Der Kaiser
sagt noch einmal: ,gib uns ein Brot her'. Auf das bringt er
ein Laib und bittet: Ihre Maj. sollten heunt kein so warmes
Brot essen, denn es ist gar ungesund. ,Ist wahr, wir wollen
dir folgen', sagt der Kaiser und der Frater musste das Brot
in den Wagen hineinlegen, der Kaiser hat es nach Haus in
die Bui^ mitgenommen. Er sagt noch zu dem Frater: ,Komm
du morgen zu mir, ich werd dir ein Hirschn geben'. Der
Frater kommt dem Befehl fleissig nach und bekommt ein
Hirschen mit 3 Cent, und 31 &.
Im 1726. Jahr wurde vom Papst Benedictus der Gruss
befohlen: Gelobt sei Jesus Christus und den gebrauchte der
Frater alle Zeit, wann er zu dem Kaiser kommt. Nun ereignet
es sich einmal, dass der Kaiser in dieser Gegend auf der Jagd
war. Der Frater kennt schon von weitem seine Leut, kommt
zu dem Kaiser und sagt: ,Gelobt sei Jesus Christus'. Der
Kaiser sagt: ,In Ewigkeit, nun was machst du Forstknecht?
Er redt von der Wirtschaft, fragt den Frater, was und für
wen er mahlen thut. Dieser sagt: für I. Maj. Unterthanen, die
Bauern und wer halt herkommt. Der Kaiser: ,Könnten wir
auch allda mahlen lassen?' Der Frater: Ja, I. Maj. stünde die
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ganze Mül zu Diensten. Er bekommt wieder ein Hirschen
mit 3 Cent. 31 «f, werth 22 fl.
1727 im Monat August kommt I. Maj. in die Hirschjagd
her. Der Frater war auch nit weit und sagt sein ,gelobt sei
Jesus Christus^ Der Kaiser ruft: ^Dank dir Gott, hast du
gute Hirschen hier in deinem Forstamt , sonst bekommst du
keinen Hii-schen^ Der Frater antwortet: I. M. ja, es seind
gute Hirschen hier, kann ich mit einem Trunk Wein oder
Bier aufwarten? Der Kaiser sagt gleich: wer fragt, der gibt
nit gern, und nimmt den Trunk. Der Frater bekommt einen
guten Hirschen mit 3 Cent. 34 <U.
1728 im Monat Juni wusste der Frater gar wol, dass
der Kaiser über die Brücken passiren würde, und wartet
schon da mit Wein und Bier. Wie der Kaiser ihn sieht,. Hess
er still halten und fragt: ,Nu Frater, hast du was^ Der sagt:
Ja, I. Maj., gelobt sei Jesus Christus. Dabei stunden Herren
von Wien wegen einer Commission auf dem Feld und schauten
herüber. Der Kaiser fragt gleich, wer diese Leut wären und
der Frater antwoii; : I. M. das seind die Herren von Wien, sie
lassen das Getreid für ihre Mül überschütten. Der Kaiser gibt
ihm drei Dukaten, einen doppelten und einen einfachen, und
reist ab. Die Herren von Wien gehen zum Frater und sagen:
das hätten wir alle Lebtag nit glaubt, dass der Kaiser mit
einem Frater redet. Der sagt gleich darauf: Gescheidte
Doctoren und Herren hat er zu Wien genug, er muss auch
einmal mit einem einf<igen Frater reden. Die Herren fragten,
was sie Gutes geredt hätten. Der Frater sagt, wie ihn der
Kaiser gefragt, was es gutes Neues gibt, hat er geantwort:
I. Maj. es sein halt schlechte Zeiten. Warum, fragt der Kaiser.
Ja I. M. die Herren von Wien bringen gar viel Neues auf,
es ist lauter Not und Elend unter den Leuten. Der Kaiser
zum Frater: ,Wenn's dir nit geht, wie du willst, geht's auch
uns nit, wie wir wollten^ Der Frater bekommt ein Hirschen
mit 3 Cent. 2 Äf und ein Wildschwßin mit 1 Cent. 22 #.
Wie dann die kaiserliche Reis nach Grätz angestellt
wurde und der Kaiser noch zwei Tage in Laxenburg ver-
bleibete, fragt er den Forstmeister: ,Wo ist denn der Frater,
dass er nicht kommt und seine Aufwartung macht, er meint
halt, er hat seine Sach schon bekommen, er dörft jetzt nit
mehr kommend Der Forstmeister macht sich auf und ritt
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eilfertig zu dem Frater und meldet was der Kaiser gesagt.
Der Frater beutelte den Kopf und wollt solches nit glauben.
Bald kommt auch der Jägermeister und meldet dieselben Wort.
Der Frater erschrickt über das und gedacht bei sich Selbsten :
was gibt's^ ich werd nit gut ankommen oder gar aus der
kaiserlichen Qnad kommen sein. Er denkt die ganze Nacht,
was er machen soll. In aller Früh macht er sein Packl zu-
sammen, das ist zwei Laib Brot, ein halb Flaschl mit Wein
und seine zwei Gläser und fährt mit seiner alten Kalesch
eilfertig nach Laxenburg. Vorher steigt er aber aus und geht
zu Fuss. Etliche Feldweg weit stund er still und gedenkt, was
er sagen wolle. Der Kaiser und die Cavaliere sehen ihm schon
längst von weitem zu und lachten ihn aus. Der Frater Benignus
wusste aber von dem nichts und der Kaiser ging von seinem
Fenster weg.
Der Herzog von Lothringen * stund still, winkte mit einem
weissen Tüchel und rufete: ,Frater, geh herauf zu uns^ Der
Frater geht hinauf, macht seine wenig Ceremonien und wünschte
dem Kaiser Glück auf die Reis nach Grätz, dass er sollt ge-
sond bleiben und bald wieder zurück kommen, denn den
Leuten würd's gar ahnd thun, wenn Ihre Maj. lang ausbleiben.
Er wünschte das auch dem Herzog von Lothringen und den
umstehenden Cavalieren. Der Kaiser sagt darauf: ,Nu Frater
gib Achtung, dass nichts geschieht, weil wir aus sind^ Er gibt
dem Kaiser die zwei Laib Brot und saget: I. Maj. wollen
vorlieb nehmen, ich hab sonst nichts anderes als dieses. Der
Kaiser nimmt das Brot, bedankt sich und sagt: ,Wart du 2
oder 3 Stund, bis wir recht Zeit habend Der Frater gieng
dann hinweg und wart eine kleine Zeit. Da kommt ein Laufer
und meldet: Der Frater soll geschwind zu dem Fürsten
Schwarzenberg kommen. Als er hinkommt, sagt der Fürst:
Frater, dem Kaiser hat es recht wol gefallen und uns allen
mit einander, du hast mehr Ehr aufgebebt, als wenn deine
Obrigkeit war da gewest; der Kaiser hat zwei Dukaten für
dich angeschafft, du sollst zwei Rosenkranz für uns beten, dass
wir glücklich nach Graz kommen und wieder heraus.
Nach der Kückreis von Fiume und Grätz begab sich der
Kaiser mit dem TiOthringer bald wieder nach Ebersdorf. Der
' Franz Stephan von Lothriogeiif später der Gemahl Maria Theresia^s.
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Frater passte nicht weit vom Schlosse auf und wie der Herzog
von Lothringen kommt, sagt er: Ich wünsch eine glückliche
Ankunft; es war schon einmal Zeit, dass Sie wiederum kommen,
es schaut aus, als wenn alles ausgestorben war, ist halt nichts,
wenn der rechte Herr nit da ist Dem Lothringen gefallt
solches sehr wohl und meint, er soll es auch dem Kaiser sagen.
Er musst mit ihm in das Zimmer hinauf. Bald darauf kommt
der Kaiser und alles ging vorbei wie oben. Der Lothringen
sagt: I. Maj. heunt möcht ich gern ein Mittagmal, bairische
Nudeln vom Frater haben. Dem Kaiser war solches schon
recht und als der Frater fragt: wenn ich nur wüsst, wo ich*s
hinbringen muss, sagt er: Wenn*s schön ist, werden wir gar
nit weit von deiner Mül sein, wirst das Zelt schon sehen;
wenn's aber regnen sollt, brings uns ins Schloss her. Der
Frater macht sich nach Haus, arbeit mit den Kuchelleuten die
Nudeln, wickelt sie in zwei weisse Tischtücher und l^t sie in
einen Korb. Weil ein Regenwetter kommt, geht er damit ins
Schloss und schnurgerad hinauf zu der Tafel , wo der Kaiser
bei dem Essen war. Der Lothringen ruft : Ihre Maj. der Frater
ist schon da. Der Frater macht den Korb und die Nudeln auf.
Der Kaiser nimmt gleich mit der Hand ein ziemlichen Schübl
heraus auf sein Teller und fährt noch mehrmal mit der Hand
hinein und der Lothringen auch. Der Frater sagt: Ja, Ihre
Maj. auf solche Weis werd ich bald fertig. Da war ein
grosses Gelächter. Wegen dem bekommen ein Wildschwein
1 Cent. 30 ü.
1729 hat der Frater schon vorher gewusst, dass der
Kaiser in dieser Gegend jagen würde, und hat sich desswegen
versehen mit Wein und bairischen Nudeln, womit er grosse
Ehr aufgebebt. Der Kaiser schenkte ihm einen Hirschen mit
3 Cent. 20 U.
1730 seind L M. wie auch die Kaiserin, Ihre königl.
Hoheit von Lothringen und die Königin auf die Hirschpürsch
kommen, und just zur schönsten Sommerzeit, da alles wol auf
war. Der Frater hatte es schon vor etlichen Tagen gewusst,
und dann wie sonsten aufgewart mit Wein, Bier und zwei
Laib Brot, die von dem schönsten Mundmehl gebacken waren.
Die Kaiserin sagte: die Jausen hat mir gut geschmeckt; und
zu dem Kaiser : ich bitte den grossen Hirschen, der dort liegt
und den ich geschossen habe, dem Frater zu geben. Der
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"Caiser sagt: der Hirsch ist zu gross für den Frater. Der
mtwort : ich weiss gar wol, dass ich den grossen nit bekomm,
ch bitt nur um ein kleines Hirschl. Da bitt die Kaiserin für
bn und der Kaiser sagt darauf: ,Nun so nimm der Frater
lur den grösseren fort^ Darauf geht der Frater zur Kaiserin
md bedankt sich. Da fangen alle an zu lachen und sagten:
>elt, zur Kaiserin gehst du zum ersten, weil sie für dich ge-
beten hat. Er aber lässt sie brav lachen und schaut um seinen
grossen Hirschen. Der hatte 3 Cent. 55 Äf.
Im Jahr 1731 verreisten I. M. auf Halbturn, allwo er
alle Jahr drei Wochen lang mit Jagen und Lustbarkeiten sich
aufhält. Der Frater Benignus wart an der Donaubrucken
neben der S. Johannescapelle , und als der Kaiser endlich
kommen, wartet er auf mit zwei Laibl Brot in ein Tischservet
eingebunden und wünschet viel Glück und ein schönes Wetter
auf die Reis. Er bedankt sich, setzt aber seine Reis alsogleich
fort. Wie er von seinen Verrichtungen wieder zurückkommen,
stund der Frater schon an seinem alten Ort. Der Kaiser lasst,
wie er den Frater sieht, sogleich still halten, rufete auf den
Leiblakai und sagt: ,Gebt's dem Frater das Ttichel heraus,
wo das Brot eingebunden gewest^ Die Herren Cavalier ver-
wunderten sich alle und sagten in der Stille zu dem Frater:
Schauns mein lieber Frater, was das für eine grossmächtige
Gnad seind, dass der Kaiser alle Wägen wegen ein kleinen
Tüchl lässt still halten. Wie der Frater sein bäuerisches Com-
•plinient hat abgelegt, nahm jeder sein Weg nach Haus. Der
Kaiser ruft noch dem Forstmeister: ,für den Frater ein Hirschen.'
Er hat auch den andern Tag einen bekommen mit 3 Cent.
und 30 «r r= 21 fl.
Anno 1732 kommt I. Maj. abermalen in diese Gegend
jagen und der Frater bedient ihn wie sonst; bekommt ein
Hirschen mit 3V2 Cent
Anno 1733 macht der Frater Benignus abermals seine
Aufwartung und dies geschah nit weit unter Manswert an der
Seite des Waldes. Bei der Jagd geschah aber ein Fehler, dass
die Hirschen aus dem Kreis entflogen und durchgangen seind.
Die Jäger suchten sie mit ihren Leuten wieder zusamm zu
"ring^en, allein es ging etwas lang her. Nun sagt der Kaiser:
,Wa8 thun wir vor Langweil, dass die Zeit vergeht, lassen
^ir uns wägend Der Kaiser setzt sich in die Wag und lässt
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geschwind abwägen. Dann sagt er zu den Cavalieren: ,Qehts
nur her, wir müssen uns alle wägen'. Der Frater stund nit
weit auf einem Hügel als wie Gott verlass mich nit und schaut
also zu. Da rufk ihn der Kaiser : ,Geh du auch her du langes
Blasrohr, du lange Heugeigen, du wirst viel habn ; schaust aus
wie ein Häiring, hast nichts in dir als Haut und Beiner'. Dar
bei hält der Kaiser die Wag allzeit fest in der Hand, damit
er recht sieht, wer doch der Schwerste sei. Der Frater musst
sich halt auch wägen lassen. Der Kaiser lacht laut auf und
sagete: Ja ja, ich hab mirs lassen einfallen, wirst gar nit viel
haben, hat nit einmal einen Centner'. Da lachte alles Volk.
Aus allen war der Kaiser der schwerste und der Frater der
geringste. Darauf wurde wieder gejagt und nachher rufet der
Kaiser den Frater : ,Geh her, weil du so schwer bist, schenke
ich dir ein Hirschen', Hatt 3 Cent. 15 ü.
Anno 1734 ist der Frater Benignus mit seiner alten
Kalesch auf Laxenburg gefahren, um zu den Klosterwiesen zu
schauen. Wie er hinaufkommt, sieht er von weitem, dass der
Kaiser allhier das Jagen hatte. £r wollte seine alte Kalesch
stehen lassen und zu Fuss weiter gehn; aber er fuhr dem
Kaiser und ihrer Excellenz dem Jägermeister just in die Hand
hinein. Der Kaiser ruft gleich heraus: ,Was machst du da
heroben?' Der Frater erschrickt und sagte: ,Ihro Maj.! es
seint mir etliche Hirsche bei uns unten durchgangen und
will schauen, ob sie nicht heroben seint bei den anderen'.
Der Kaiser sagt: ,Du bist ein rarer; wir kennen dich schon,
thu' nur schaun!' Der Frater geht durch den Wald und will
sehen, wie glücklich das Jagen vorbeiginge. Wie er an den
Ort kommt, wo die Hirsche abgewogen werden, da stunden
schon etliche Geistliche in der Hoffnung, dass sie auch möchten
etwas bekommen, absonderlich die P. Franciskani. Der Frater
stellte sich mitten unter sie. Weilen er erst vor 14 Tagen ein
Wildschwein bekommen hatte, so wollte er nur sehen, wer
den heunt etwas bekommen würde. Der Kaiser wägete Alles
und schaute von weitem, ob der Frater auch da wäre. Der
Jägermeister rufk den Frater: er soll hinkommen. Benignus
schaute hinten und vom die Geistlichen an ; er. vermeinte, es
ginge einen anderen Frater an und ging auch nicht hin. Ueber
eine lange Zeit rufete der Jägermeister wiederum den Frater:
,Ich meine, du bist schon verloffen'. Er ging alsobald hin und
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da gibt ihm der Kaiser einen Hirschen und sagt: ,Schau, ob
es nicht etwa einer ist^ der durchgangen ist^ Er bedankt sich
and sagt: ^Ja es wird wol schier einer sein'. Der Kaiser ant-
wort: ,So gib ein andermal besser Obacht'. Die andern Geist-
lichen aber bekommen fiir dasmal nichts und der Frater ladet
seinen Hirschen auf seine alte Kalesch und fahrete fort. Die
Franziskaner zu Lanzendorf ladeten ihn auf Mittag ein, er
aber bedauerte die Geistlichen, dass sie nichts bekommen
haben und fahrete mit seinem Hirschen nach Wien in sein
Aogustinerkloster.
Anno 1735 wurde dem Frater Benignus die Zeit sehr
lange. Als der Kaiser wieder in diese Gegend jagen kam,
machte sich der Frater eilfertig mit Brod und Wein auf, dem
Kaiser entgegen. Der lässt alsobald stille halten und sagt:
,Nu Frater, hast du was, so gibs her!' Der bedient den Kaiser
zum Ersten mit dem Laib Brod. Er nimmt das Brod in die
Hand und sagt: ,Nu, so gib ein Messer auch dazu'. ,Potz
tausend ! das Messer hab ich zu Hause vergessen, denn es war
allezeit ein eigenes Messer gewesen'. Der Kaiser sagt: ,Hast
du denn kein Taschenmesser nicht?' Der Frater antwort: ,Ja,
Ihre Majestät, allein ich getraue mir nicht recht damit heraus'.
Der Kaiser sagt: ,Gibs nur her!' Zu allem Glück hatte der
Frater das Taschenmesser gut schleifen lassen. Der Kaiser
Bchnitt den Laib an und, wie das Messer gut schneidete, sagt
er: ^das Messer ist schon einmal geschoben worden?' Der Frater
schupfete die Achsel und saget nichts. Der Kaiser weiter:
,Nun wenn das Messer nicht ist geschoben worden, so schieb
ichs halt' und steckt das Messer in den Sack hinein. Nach der
Jausen reiseten die Herren nach Hause und der Frater bekam
auch keinen Hirschen nicht.
Es war über acht Tage lang da jaget der Kaiser etwas
in der Weite herum ; er überschickt dem Frater einen Hirschen
mit 3 Cent, und 30 U und lässt sagen : ,Er überschicke einen
Hirschen für das Messer und das Messer behalte er'.
Anno 1736. Ihre Majestät pflegte auf der Zurückreise
von Halbthurn allezeit über unsere Mühlbrucken zu passieren
und der Frater hatte da gar nicht weit ihn zu bedienen. Der
Frater hoflfte den Kaiser wieder neben dieser Brücken zu er-
warten und stellte deswegen den Wein und das Bier in ein
Kühlwasser. Auch der Leibwagen des Kaisers war schon da.
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weil der Kaiser an diesem Orte immer in einen anderen Wagen
zu sitzen pflegte. Nun kam der Einspaniger schon voi*aus und
brachte die Post, der Leibwagen sollte weiter hinaufrücken,
der Kaiser würde gleich da sein. Der Frater wusste nicht
geschwind; was er mit seinem Kühlschaffel anfangen sollte. Er
bittet den Leibkutscher, er sollte ihn mitfahren lassen und weil
ihn der kennt und ja sagt, setzt er sich mit seinem Schaffei
in den kaiserlichen Leibwagen, damit er ihn besser bedienen
kunnte. Aber da geschieht unversehens ein Unglück und er
schüttet das haibete Schaffei ausser in den Wagen. Sie er-
schreckten alle beide und wussten nicht, was sie anfangen
sollten. Sie wischeten und putzeten, aber es war alles voll
Wasser und der Kaiser kam schon in die Nähe und schaute
ihnen zu wie sie so arbeiten. Der nasse Frater steht nun mit
seiner verpfuschten Bedienung da und der Kaiser lachet heim-
lich sehr und betrachtete stets den nassen Frater. Er ver-
spricht ihm auch einen Hirschen, den er auch bekommen mit
3 Cent. 40 H und zugleich ein Wildschwein mit 1 Cent. 35 U.
Anno 1737 war der Kaiser auf der Jagd allhier und wie
der Frater wie sonsten aufwartet, sagt ihm der Kaiser: ,Lasst
dich denn der Forstmeister brav Hasen schiessen ?' Der Frater
antwort: ,Ja, Ihre Majestät, das ist schon der rechte; ich ge-
traute mir nicht einmal einen Spatzen zu schiessen, vielweniger
einen Hasen !^ Der Forstmeister steht dabei und hört alles und
die andern fangen an zu lachen. Der Kaiser wendet sich zur
Reise imd ruft noch einmal zurück: ,Nun, Frater, gib halt
Obacht auf deine Leute!' Da seint die andern Jager etwas
harb worden über den Frater, weil er schier mehr bei dem
Kaiser galt als sie.
Anno 1738. Alle Jahre in den Piingstf eiertagen kommen
die Herrn Forstmeister und Jäger auf Laxenburg den Kaiser
zu bedienen und ihrer Schuldigkeit nachzukommen. Während
dem schaute der Kaiser alle Forstleute fleissig an und sagt
dabei: ,Wo ist denn der Frater, dass er nicht auch da ist?<
Die Herren Forstleute sagen kniebeugend: ,Ihre Majestät! wir
wissen nicht, er wird sich halt nicht getraut haben.' Der
Kaiser sagt, man solls ihm sagen. Zwei von diesen Forst-
beamten kommen nun bei eitler Nacht und sagen, was ihnen
der Kaiser befohlen habe, wie es im Jahre 1728 vor der
grazerischen Reise geschehen. Der Frater machte sich den
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anderen Tag auf mit zwei Laib Brod und setzete sich auf
sein Pferd« Dieses war in der Grösse gleich einem Palm-
esel^ und wenn er darauf reitete, musste er stets seine langen
Füsse in die Höhe ziehen, sonst ging das Pferd auf sechs
Füssen. Bei seinem Reiten war mehr zu lachen als bei einer
Komödie. Wie er mm auf Laxenburg kommt, sieht man ihn
schon von weitem, obschon er seinen Fuchsen verstecken
wollte. Er wünscht dem Kaiser gute Maienluft, und präsentirte
die zwei Laib Brod und wünschte, dass er gesund verbleibe.
Er bekommt einen Dukaten.
Anno 1739 war Ihre Majestät neben der Mühl auf
dem Hirschjagen , und ziemlich gegen Mittagszeit. Der Frater
wartete wieder auf wie sonsten. Der Kaiser sagt zu den Ca-
valieren : ,Ich möchte heunt schier ein Spanferkel essen', und
rufete zugleich dem Frater: ,Hast du kein Spanferl?' Der
sagt: ,Ihre Majestät, ich habe gute Spanferl; ich will Ihrer
Majestät gleich eins braten lassend Die Cavaliere sagen: Es ist
halt schon gar spät ! ,Ja freilich,' antwort der Kaiser. Der Frater
sagt aber ganz einfältig und demüthig : ,Ihre Majestät sein ein
80 grosser Herr und können gleichwol nicht thuen, was Sie
wollen'. Der Kaiser sagt: ,Mein lieber Alter, es ist halt schon
gar spat; bring du uns morgen eins nach Hof hinein!' Den
anderen Tag lässt er zwei Spanferkel durch den Hausknecht
in einer Putten nach Hof tragen. Wie er zu der ersten Schild-
wache kommt, wurde er schon aufgehalten. Allein der Ge-
freite kommt gleich heraus und schreit, man kennt den Frater
schon, er kann passieren. So ging er durch alle Wachen, über
alle Stiegen, und durch alle obigen Zimmer und die Span-
ferkel schreien mörderisch in der Putten. Da schauten die
Cavaliere und lachten mehr als an einem Fasching. Er geht
Dan in die Kucbel hinein und der Koch fragt: ,Wie geht^s,
mein lieber alter Frater?' Denn er war da schon so bekannt
wie das schlechte Geld. £r kommt bis zu dem obersten Kuchel-
meister. Der Excellenz Graf sagte: das sein schöne Span-
ferkel und gibt ihm auf Befehl ihrer Majestät zwei Dukaten.
Anno 1740 den 5. September speiste Ihre Majestät der
Kaiser allhier zum ersten Male. Der Frater und sein Gespann
Frater Andreas wussten schon unter der Hand von dem Forst-
meister, dass Ihre Majestät würden hier um ein Uhr speisen.
Zwei Tage vorher wurde Alles gericht, das Holz, die Kohlen
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und Alles dazugehörige. Den letzten Tag kommen auch drei
Wägen mit Speisen und Euchelgeschirr von Silber und Gold,
auch mit Zucker und Backwerk und allerhand Wein, för den
Kaiser aber nur ein halbes Flaschel voll Burgunder Wein. Es
wurde Alles mitgeföhrt, auch sein eigenes Tischel. In der
Euchel und dem Backofen wurde Feuer gemacht, auch ausser
dem Haus unter freien Himmel, während der Sturmwind schreck-
lich ging. Um 10 Uhr war schon der Hof voll mit armen
Leuten. Dann kommen die Hatschiere und raumeten aus und
halten ihre Wacht. Um 11 Uhr kommt der Pater Prior Alibio
Zschurtschenthal und um 2 Uhr kommt der Kaiser auf einem
Wurstwagen daher gefahren. Wir läuten mit unserer grossen
Glocken und warten ihm auf bis an die Stiegen hinauf. Vor
dem Essen geht der Kaiser etwas in dem Saale auf und ab.
Der Edelknab zeigte dem Kaiser sein Cunterfait und sagt:
,Sehen Ihre Majestät?^ Der Kaiser lacht darüber und sagt: Ja,
das ist ein Poet. Er geht dann hinüber auf die andere Seit,
schaute den Papst Benedikt an und meinte, das ist ein braver
Mann gewesen. Bei dem Papst Clemens sagte er: ,den habe
ich selbst gekannte Er ging darauf zu dem Essen. Der Pater
Prior stund etwas zurück, der Frater Andreas an der Seiten.
Ihre Majestät speiste in dem Saale, die Cavaliere seitwärts in
dem Zimmer, die Forstmeister rückwärts und von den Edel-
knaben bediente der eine oder andere den Kaiser. Ihro Majestät
war recht wolauf. Es musste alles hervor, was in der Jagd
vorgangen. Er rufete zweimal: ,Nun, ihr Herren, trinkt*s ein-
mal meine Gesundheit aber mit einem Tokajer!' Das Essen
schmeckt ihm so gut, und ich hätte nie geglaubt, so viel essen
zu können. Seine Kleidung war grün, aber ganz schlecht.
Die Perücken war ziemlich zerrauft und zottet, seine Kleidung
war so schlecht, dass manches Weltkind damit keine Hoffahrt
haben konnte. Der Kaiser isst stattlich fort, getrunken aber
hat er in Allem nur viermal. Dabei kniet der Edelknab mit
einem Knie nieder und hält das Glas. Die Speisen wurden
alle zugedeckt aufgetragen und kommen allezeit durch drei
Hände und ganz langsam, eine um die andere, bis gegen
40 Speisen. Ganz auf die Letzt kommt erst ein Spanferkel.
Der Kaiser sagt: ,da8 ist brav', fragt aber den Doktor, ob er
ein Schwein essen dürft. Der Doktor antwort: ,Ihro Majestät,
das ist halt nicht gesund'. Der Kaiser aber sagt: ,Du bist ein
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)(sLrT, du weisst nicht^ was gut ist', schneidet den Kopf selbst
kb und isst ihn schier ganz zusammen. Nach diesem ging es
illgemach zu Ende. Wie es auf der Uhr gleich drei zeiget,
wascht der Kaiser die Hände und strecket selbe aus. Der
Doktor stand schon hinter ihm und greift kniefallend den Puls.
Der Kaiser aber zieht den Arm geschwind zurück und sagt:
Ist schon gut'. Nach Vollendung dessen wurde der Aufbruch
gemacht. Der Frater Benignus stand schon hinter der Thür
and wie der Kaiser wollt hinunter gehen, kniet er gleich
oeben der Schild wach nieder und sagt: ,Wenn Euer Majestät
beliebeten, die neue Kotzenwalke zu sehen'. Der Kaiser sagt:
,Mein lieber Alter, ein andermal, heunt hab ich nicht Zeit;
gelt, heunt kannst du still sein, ist dein Prior da'. Nach diesem
geht er über die Stiegen hinunter und fort. Wir läuten wiederum
mit der grossen Glocken. Nach diesem gehen wir und die
Mundköche zum Essen, ging Alles glücklich vorbei, Gott
sei Dank.
Einstmals ging der Frater Benignus gleich nach dem
neuen Jahr nach Hof mit zwei Laiben Brod und stellte sich
an einen sicheren Ort, weil der Gottesdienst in der Hof-
kapellen aus war, dem Kaiser in die Augen zu kommen. Wie
der Kaiser kommt, und mit ihm der päpstliche Nuntius, der
Kardinal, die Weihbischöfe und Prälaten, Fürsten und Grafen,
stand der Kaiser bei dem Frater still und fragte: ,Was willst
du, Frater?' Er sagt: ,Ich wünsche Eurer Majestät ein glück-
seliges fried- und freudenreiches neues Jahr und einen Prinzen
mit krausem Haar und da hab ich zwei Laib Brod|; ich habe
sonst nichts Eurer Majestät aufzuwartend Der Kaiser sagt:
,Ich bedanke mich und wünsche dir auch ein neues Jahr ; wart'
ein wenig^ Er schicket sogleich nach seinem obersten Kuchel-
meister; der kommt sogleich mit einer grossen silbernen
Schüssel und holte das Brod ab und der Kaiser lässt ihm
sagen, er werde schon mit Nächstem einen Hirschen schicken.
Inzwischen schaute der Cardinal den Frater fest an. Er aber
kennt ihn nicht. Zwei Grafen aber wetteten gar; der eine
sagte, der Frater wäre ein Dominikaner und der andere, der
Frater wäre ein Augustiner. Ich kenne ihn, er kommt öfter
zu dem Kaiser. Ja die zwei Grafen schicken ihre zwei Läufer
eilfertig dem Frater nach und sie Hessen fragen, er solle
sagen, was er für eines Ordens wäre, denn ihre zwei Grafen
ArchiT. Bd. LI. I. Hilft«. 2
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hätten sich in eine grosse Wette eingelassen. Er sagt: ,Ich
bin ein einfältiger Augustinerfrater von der Landstrasse^ und
einer von den zwei Läufern schreit: ,Vivat, mein Graf hat
gewonnen^ Der Frater ging nach Hause und bald darauf be-
kommt er einen Hirschen 3 Cent. 30 &.
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ÜBER DIE
VERORDNUNGSBÜCHER
DEB
STADT EGEß.
(1352 — 1482.)
TON
D« FRANZ MARTIN MAYER
IN GBAZ.
2»
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Jbis ist eine bekannte Thatsache, dass jene Deutschen,
welche sich im Mittelalter in den slavischen Ländern nieder-
liessen, nicht dem vorgefundenen slavischen Rechte sich unter-
worfen, sondern ihr eigenes Recht in die neue Heimat mit-
brachten. Hier fand dieses rasche Verbreitung; von den
Städten aus verbreitete es sich weiter über das flache Land;
die von den Städten gegründeten Dörfer wurden nach deutschem
Rechte ausgesetzt und selbst auf slavische Dorfansiedlungen
wurde es übertragen.
Ueber die Städte des östlichen Deutschland und der an-
grenzenden Slavenländer, Preussen, Polen, Böhmen, Mähren
verbreitete sich jenes Recht, welches in Magdeburg geltend
war. Als, um für Böhmen nur Ein Beispiel zu erwähnen, die
Stadt Leitmeritz gegründet wurde, erhielt die neue Gemeinde
die Befugniss, sich in Allem an die Rechtsgebräuche des Magde-
burger Stadtrechts zu halten und zugleich wurde bestimmt,
dass Leitmeritz der Vorort aller deutschen Städte Böhmens
sein sollte, die das gleiche Recht gebrauchen würden.
Doch hat in Böhmen von Westen her auch fränkisches
Recht Eingang gefunden und zwar zunächst von Nürnberg aus.
Die Richtung der Wanderung dieses Rechtes gieng über Eger
und den Fluss dieses Namens entlang, bis es mit dem Magde-
burger Rechte zusammentraf. Eben die Stadt Eger ist die
Hauptstätte des fränkischen Rechtes in Böhmen geworden.
Den Zusammenhang des Stadtrechts von Eger mit dem von
Nürnberg hat zuerst Gaupp ^ vermuthet. Die Egerer, sagt
er, nannten die Nürnberger ihre Altväter und standen mit
> Gaapp, deutsche Stadtrechte des Büttelalters I, Einl. p. XXX und
8. 186, 188.
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22
ihnen seit alter Zeit in vielfachen Handelsverbindungen. Für
diese Vermuthung hat dann Franz Kürschner thatsächliche
Belege beigebracht und so den rechtlichen Zusammenhang
Egers mit Nürnberg ausser allen Zweifel gesetzt. ^
Um die Bedeutung Egers für das nordwestliche Böhmen
würdigen zu können, ist ein Blick auf die rechtshistorische
Stellung dieser Stadt zu dem Königreiche Böhmen nothwendig.
Durch die Heirat des Herzogs Friedrich von Schwaben
mit Adelheid von Vohburg, der Erbin von Eger, trat das Ge-
biet dieser Stadt in die Reihe der staufischen Hausgüter,
welche in Franken und im Nordgau lagen. Eger wurde der
Mittelpunkt dieser Besitzungen und seitdem ist ein rasches
Wachsen der Stadt bemerkbar: die Anfange des Stadtrechts
treten hervor und Eger erscheint in der Reihe der deutschen
Reichsstädte.^
Zwar nahm nachher Ottokar von Böhmen, dem König
Richard den Schutz der Reichsgüter auf der rechten Seite des
Rheins übertragen, auch Eger in Besitz, aber die Stadt wurde
damit keineswegs dem Königreiche Böhmen einverleibt, son-
dern ihre Reichsfreiheit wurde anerkannt und bestätigt. Im
Frieden vom Jahre 1276 verzichtete Ottokar auch auf Eger
und 1279 bestätigte König Rudolf der Stadt alle ihre Frei-
heiten ; dieses Privileg ist die erste Aufzeichnung des Egerer
Stadtrechts. ^
So lange König Rudolf lebte, blieb Eger reichsfrei. Nach
seinem Tode setzte sich König Wenzel von Böhmen in den
Besitz des Egerlandes und Adolf von Nassau verpfändete ihm
1292 u. A. auch Eger, welche Verpfandung jedoch ohne Be-
deutung blieb. Auch Albrecht I. verpfändete ihm die Stadt
als Preis für die Unterstützung bei seiner Erhebung gegen
den Nassauer. Nachher schloss Albrecht mit Wenzel HI. einen
Vergleich, nach dem Eger wieder an das Reich zurückfiel.
* F. Kürschner, das Stadtrecht von Luditz. Mittheilungen des Vereins
für Geschichte der Deutschen in Böhmen, V. Jahrgang, S. 26 und
F. Kürschner, das Stadtrecht von Eger und seine Verbreitung daselbst.
VI. Jahrgang, S. 197. Diese Abhandlung gibt die Belege für den Rechts-
verkehr zwischen Nürnberg und Eger.
' F. Kürschner, Eger und Böhmen, Wien 1870, S. 9 ff.
' S. Grüner, BeitrSge zur Geschichte der k. Stadt Eger und des Eger'schen
Gebietes, Prag, 1843. 80.
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23
Auch unter Heinrich VII. blieb die Stadt im Besitze der
Keichsunmittelbarkeit
Bei der hernach folgenden Doppelwahl zog Ludwig der
Baier den böhmischen König Johann auf seine Seite ^ indem
er ihm Stadt und Gebiet von Eger verpfändete; doch trat
diese Verpfändung erst nach der Schlacht von Mühldorf ins
Leben. Die Bürger der Stadt anerkannten den König von
Böhmen als ihren Pfandherrn ^ erlangten aber eine Urkunde,
in welcher das staatsrechtliche Verhältniss zu Böhmen geregelt
wurde. Darin wurden die alten Reichsfreiheiten der Stadt
anerkannt, das Gebiet von Eger als ein geschlossenes Terri-
torium bezeichnet, dieses unmittelbar unter den König gestellt
und dem Einflüsse der böhmischen Stände entzogen.
Die Bedeutung Egers war während dieser Zeit fort-
während gestiegen und es hatte sich zur wichtigsten Stadt im
nordwestlichen Böhmen herangebildet Weithin übte die Stadt
ihren Einfluss aus, am weitesten nach Osten das Egerthal ent-
lang. Diese Bedeutung zeigt sich in dreifacher Hinsicht: in
der des Rechtes, der Sprache und der Kunst. Es lässt sich
nämlich nachweisen, dass, soweit das Stadtrecht von Eger Gel-
tang errang, auch die sprachliche Grenze reicht und dass in
eben diesem Gebiete auch eine gewisse Uebereinstimmung in
dem Character der Bauart hervortritt.
Die westliche Grenze des Egerer Stadtrechtsgebietes bilden
die oberfränkischen Orte Kirchenfamnitz, Wunsiedl und
Redwitz ; dann gehören zu diesem Gebiete noch Schönbach,
Oraslitz, Karlsbad, Schlackenwerth, Buchau, Theu-
fting, Luditz, Petschau, Elbogen und Falkenau.i Doch
ist dabei zu bemerken, dass Karlsbad, Schlackenwerth und
Falkenau nur mittelbar mit dem Stadtrechte von Eger bewidmet
worden sind, da sie eigentlich das Recht der Stadt Elbogen
erhielten; in dieser Stadt mochte das Egerer Recht nach den
Bedürfnissen einer kleineren königlichen Stadt umgeändert
worden sein; von Falkenau wieder erhielt Graslitz sein Stadt-
recht. Jedoch nahmen alle diese Städte ihren Rechtszug un-
mittelbar nach Eger. Diese Städte grenzen das Gebiet des
Egerer Stadtrechtes ab und scheiden es von dem in den
I Kürschner in den Mitth. des Vereins für Geschichte der Deutschen in
Böhmen, VI. Jahrgang, S. 202.
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24
übrigen Theilen von Böhmen herrschenden Magdeburger Stadt-
rechte. *
Es ist nun aber, wie erwähnt, nachgewiesen worden, dass
dieses Rechtsgebiet auch in sprachlicher Beziehung ein abge-
schlossenes Ganzes bildet. Der ostfränkische Dialect, dessen
Grundstock an der Pegnitz um Nürnberg zu suchen ist, drang
durch das Eger-Wondrebthal nach Böhmen vor und reicht in
seiner Reinheit (Ober-Eger-Mundart) etwa bis zu der Linie,
welche von Gossengrün über Haberspirk gegen Sandau sich
ziehen lässt; von da an weist er einige obersächsische Bei-
mischungen auf, die sich durch Zuwanderung sächsischer Berg-
werksleute leicht erklären lassen. Die Ostgrenze dieser Mittel-
Eger-Mundart ist durch eine Linie gegeben, welche von
Klösterle fast in gerader Richtung nach Schöles-Rabenstein
gezogen wird. Dies ist aber auch zugleich die Grenze zwi-
schen den an das 1655 gegründete Leitmeritzer Bisthum ab-
getretenen und den beim Prager Erzbisthum gebliebenen Ge-
bieten. Das Gebiet des rein fränkischen (Ober-Elger-) und des
fränkisch-sächsischen (Mittel-Eger-) Dialectes ist nun auch das
Gebiet des Nümberg-Elgerer Stadtrechtes.^
Ausbildung und Verbreitung des Baustyles, urtheilt
B. Grueber, stehen mit Sprache, Sitten und Gebräuchen im
engsten Zusammenhange. So lässt sich im Gebiete des frän-
kischen Dialectes, in der Bauart der Bauernhäuser der deutsche
Fachwerksbau in sehr beachtenswerther Durchbildung bemerken.
In der Bauweise monumentaler Werke ist eine Strömung be-
merkbar, welche sich die Gelände des Egerflusses abwärts bis
zu seiner Mündung in die Elbe verbreitet. Herzog Friedrich
von Schwaben, der spätere Kaiser Friedrich L, hatte die
Egerlande erworben; in den Jahren 1150 — 1180 Hess er zu
Eger einen grossen Palast mit Saal und Doppelkapelle erbauen
und Heinrich VI. und Friedrich ü. haben die Stadt mit
' Schalte (Lehrbach der deatschea Reichs- und Rechtsgenchichte, 4. Anfl.
Stuttgart 1876, S. 161) behauptet, dass das Stadtrecht von Eger Eingang
in einzelne Städte des südlichen Böhmen gefunden habe, wofür er den
Beweis schuldig geblieben ist.
3 F. Gradl, Ein Beitrag zu Grenzbestiinmungen in Westböhraen. Mitth.
des Vereins für Gesch. der Deutschen in Böhmen, IX. Jahrg., S. 91.
Gradl, der ostfrftnkische Dialect in Böhmen, Eger 1870. (Separatabdruck
aus Kuhns Zeitschr. für vergleichende Sprachforschung, Bd. 19.)
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25
anderen Denkmalen geschmückt. Die reichere Bauweise, die
sich an diesen hohenstaufischen Werken offenbart, wirkte
ostwärts und beeinflusste die Stiftskirchen von Ossegg und
Doxau so wie die kleineren Kirchen an verschiedenen Orten.
Die so berühmte Doppelkapelle zu Eger, bekanntlich eines der
grössten Meisterwerke mittelalterlicher Baukunst hat Anlass
gegeben, dass auch die Kirchen zu Potmorov und Podwinetz
in ähnlicher Weise eingerichtet wurden. ^
So wird man also behaupten können, dass längs der Eger
Sprache, Rechtsgewohnheiten und Bauart im engsten Zusammen-
hange stehen.
Die politische Geschichte der Stadt und des Gebietes von
Eger im Mittelalter, ist heutzutage so ziemlich nach allen
Seiten hin durchforscht und bearbeitet. Von den inneren Zu-
standen und Einrichtungen, der Verfassung und Verwaltung
der Stadt dagegen wie von denen der deutschen Reichsstädte
überhaupt, sind wir weit weniger genau unterrichtet. Doch
hat man bereits angefangen, auch dieser Seite des deutschen
Volkslebens Aufmerksamkeit zu schenken und durch eine
Reihe von Publicationen dem Freunde deutscher Städtege-
schichten reiches Materiale geboten, durch das es uns möglich
wird, dem Fortgange der inneren Entwicklung nachzugehen.^
Nächst dem erwähnten Stadtrechte von 1279 sind für die
Eenntniss des inneren Lebens, für das , Walten am häuslichen
Herde', vor Allem jene Stadtgesetzbücher wichtig, welche hand-
schriftlich im Archive der Stadt Eger liegen, und welche, wenn
auch wiederholt auf sie aufmerksam gemacht worden ist, noch
niemals Gegenstand der Behandlung gewesen sind.
Die Stadt Eger hatte gleich den anderen deutschen
Reichsstädten, ihre eigenen örtlichen Gesetze und stand nach
dem Stadtrechte von 1279 unter der Leitung von Senatoren,
welche als eigentliche Stadtbehörde anzusehen sind. ^ Ein
^ B. Grueber, das deutsche und slavische Wohnhaus in Böhmen. Mitth.
Yin. Jahrg., S. 218; B. Grueber, die Kunst des Mittelalters in Böhmen.
(Mitth. der k. k. Central-Commission für Erhalt, etc.)
^ Von den neueren Publicationen dürften die ^Nürnberger Polizeiordnungen
ans dem 13. bis 15. Jahrhunderts herausgegeben yon Jos. Baader (der
63. Band der Bibliothek des literar. Vereins in Stuttgart, 1861) mit den
▼on mir zu besprechenden Stadtgesetzbüchern am meisten Verwandtschaft
zeigen.
* Qaupp a. a. O. S. 187.
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26
Bürgermeister erscheint früher als anderwärts zuierst im Jahre
1285. In den Urkunden der folgenden Jahre erscheint statt
der Senatoren der Ausdruck Consules (1306; 1330), consiliuro
(1342) und in deutschen Schriftstücken die Bezeichnung : Rath.
Die Verordnungen wurden erlassen vom ;Bürgermeister; dem
RathC; den Schöffen und den Sechsunddreissigem^; oder vom
^Bürgermeister, dem Rathe, den Sechsunddreissigern und der
Gemeinde der Bürger' ; ^ sie wurden jedesmal durch Ansqhlag
an dem Rathhausthore sowie durch Vorlesung auf den Kanzeln
zur öffentlichen Eenntniss gebracht. Aus denselben hat man
dann zu verschiedenen Zeiten systematisch geordnete Stadt-
g^setzbücher zu bearbeiten gesucht. Solcher Versuche sind
drei vorhanden, aus dem 14. und 15. Jahrhunderte. Die ersten
zwei sind in einem Pergament-, der dritte in einem Papier-
Codex enthalten.
Der genannte Pergament-Codex^ in kl. Folio ist in
Holadeckel gebunden, die mit rothem Leder überzogen sind,
und je fünf Messingbuckel tragen. Ursprünglich enthielt er
76 Blätter, von denen jedoch im Laufe der Zeit 40 heraus-
geschnitten wurden. Mit einer einzigen Ausnahme (pag. 57)
sind alle Seiten in zwei Columnen beschrieben, jede Columne
hat 21 Zeilen.
Der Codex enthält nicht allein die zwei Bearbeitungen
der Stadtgesetze, sondern auch verschiedene Verordnungen und
Aufzeichnungen.
Auf der Innenseite des Vorderdeckels steht: ,Nota die
Juden sullen ir heuser mit czigel decken czwissen hin von
pfingsten vber czwei jare, welcher des nicht tut, do wil der
rate vmb gedencken.^
Auf pag. 1 heisst es : ,Anno XIII<^* im LH. jar am montag
nach nativitate Marie (1352, 10. Sept.) ist daz puch gemacht'
Dann folgen unter der Ueberschrift : ,Dicz ist der stat czol/
Zollbestimmungen, ^ welches bis pag. 3 reichen ; pag. 4 ist leer
geblieben; pag 5 bis inclusive 21 enthalten die erste Redaction
der Stadtgesetze unter der Ueberschrift: ,Diz sint der stat gesecz.'
* Ueber die ySechBonddreissigerS vgl. Drivok, Aeltere Geschichte der deut-
schen Reichsstadt Eger, Leipzig 1875, S. 266.
2 Der Codex wurde durch Bürgermeister Frans Ernst dem Archiv er-
halten und 1874 durch Archivar Georg Schmid paginiert.
» BeiL I.
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27
Pag. 22 stehen unter dem Titel: ^der stat zins' die Ein-
nahmen der Stadt^i doch sind diese nicht vollständig ^ da
weitere Blätter fehlen. Es folgen dann auf pag. 23 und 24
Verordnungen über das Ungeld,^ gögen cl©n Luxus beim Tragen
von Gürteln und Kappen und über die Juden. Pag. 25 trägt
eine Verordnung über die Freiung im Kloster der Barfüsser
zu Eger. ^ Nur vierzehn Tage soll diese Freiung dauern, nach
dieser Zeit soll das Gericht das Recht haben^ den Flüchtling
einzuziehen, es sei denn, dass er erkrankt wäre, in welchem
Falle er im Kloster ungehindert bleiben darf ,vncz man im die
freyunge aufsagte
Der Vergleich zwischen der Stadt Eger und dem deut-
schen Orden, dd. 1376, 8. September, bezüglich Streitigkeiten
wegen der Pfarre, welcher pag. 26 beginnt, ist nur un-
vollständig erhalten, da die folgenden zwei Blätter heraus-
geschnitten sind.
Pag. 27 beginnt die zweite Redaction des Stadtgesetz-
buches, die jedoch nicht fortgesetzt wurde, auf pag. 28 noch
einmal beginnt und bis auf pag. 40 reicht. Daran reiht sich
pag. 41 eine Verordnung über das Bürgerrecht
Auf pag. 43 bis 56 stehen Leibgedinge, welche grössten-
theils nach Nürnberg weisen und einen neuen Beweis für den
engen Zusammenhang zwischen dieser Stadt und Eger abgeben.^
Pag. 57 enthält eine Urkunde dd. 1385, 23. Juni, be-
treffend die Stiftung einer ewigen Messe in der Johannes-
kapelle im Kloster Waldsassen, durch Niclas, Pfarrer zu
Pistau. 5
Auf pag. 59 bis 62 folgen dann jene Rechtsbelehrungen
von Nürnberg, welche als Beweis fiir den Zusammenhang des
%erer Stadtrechts mit dem Nürnberger bereits veröffentlicht
worden sind. « Den Schluss der Handschrift (pag. 65 bis 68)
bilden Zollbestimmungen unter der Ueberschrift : ,Nota daz ist
daz schrotampt,^ recht, Ion' und eine Verordnung bezüglich
der liehen der Pfarrkirche zu St. Niclas in Eger. ^
» Beil. II. 2 Beü. III. 3 ßeil. IV. * Beil. V.
i Ein Dorf bei Plan.
• Von Fr. Kürschner in den Mitth. des Vereins für Gesch. der Deutschen
in Böhmen, VI. Jahrg., S. 198 ff.
' Beil. VI. 8 Beü. VH.
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28
Auf der Innenseite des rückwärtigen Deckels ist folgende
historische Notiz zu lesen:
,Anno domini M^CCCLVIIII, Daz sein di junchherren,
di vnfug wider vns vnd wider daz lant getan habent, wan vns
von allen den di auf dem velde wam^ nie als grozzer schade
geschehen ist als von in, daz si haben geraubt, geplündert
alles daz si anchomen vnd waz si gedings habent gehabt mit
den arm luten, der habent si deheines gehalden. (Daz ist in
der zeit geschehen, da man für Sparrenberg zoch. Di vnfug
triben si ganczer aht tag).
Heinrich von Globen vnd sin bruder der Wolfhart. Elbel
Plyck und (?) Plyck sin vetter. Virich Dfirinch. Frenczel
Koyat von der Qogelspurg. Alb* Libnawer. Eberhart von
Schoben. Frenczel Lypnicz. Frenczel von Plych vom Plykenstein.'
An diese historische Notiz schliesst sich eine Urkunde
dd. 1397, 6. April, Nürnberg betreffend, und am untersten
Rande endlich steht: ,Ave Maria gracia plena^ dominus tecum
benedicta tu . /
Was nun die beiden Redactionen des Stadtgesetzbuches,
welche in dieser Handschrift enthalten sind, betrifft, so weist
die erste vom Jahre 1352 stammende keine Capitelüberschriften
auf, sondern die einzelnen Verordnungen folgen sich ohne
Uebei^ang. Der Text ist arg verunstaltet. Mehrere spätere,
doch noch dem 14. Jahrhundert angehörige Hände haben zahl-
reiche Verbesserungen angebracht; an allen Rändern stehen
Worte, Sätze oder ganze Abschnitte, welche an Stelle der
ausgestrichenen Worte und Sätze im Texte treten oder ganz
neu hinzu kommen. Wenn im Rathe der Stadt ältere Bestim-
mungen abgeändert wurden, oder die fortschreitende Entwick-
lung neue Verordnungen erheischte, so schrieb sie ein Schreiber
entweder in den Codex ein, wie unsere Inhaltsangabe beweist
oder er ändei*te das Gesetzbuch darnach um. Dadurch hat
dieses ein sehr buntes Aussehen erhalten und der Gebrauch
desselben musste sehr erschwert sein. Dies mag die Ursache
gewesen sein, dass im Jahre 1400 eine zweite Zusammen-
stellung der städtischen Verordnungen gemacht wurde.
Diese gibt sich auch äusserlich übersichtlicher, insoferne
(rothe) Capitelüberschriften vorhanden sind. Im Ganzen ist
Alh durchgestrichen.
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29
diese zweite Zusammenstellung die erste mit Einfiigung der
RandzuBätze der Letzteren in den Text; doch ist die Anord-
nung der Capitel nicht ganz dieselbe. Randzusätze weist sie
wenige auf^ dagegen aber viele radierte Stellen.
Zu diesen zwei Redactionen kommt in einer eigenen
Papier-Handschrift (Ochsenkopfpapier) aus dem Jahre 1460
eine dritte mit einer ganz anderen Einleitung imd ordentlichen
Capitelüberschriften. Sie ist correct geschrieben, weist jedoch
zahlreiche, wie es scheint, von Einer Hand geschriebene Cor-
recturen und Zusätze auf. Am unteren Rande der pag. 14
steht mit derselben Tinte, mit welcher die Zusätze geschrieben
sind, die Zahl: A» LXXXII. Zuletzt enthält die Handschrift
eine allgemeine Versicherung der strengen Durchführung aller
Strafandrohungen, imd darauf folgenden Schluss: ,vnd diegesecz
San auf der canczel gelesen am suntag nach Lucio anno ut
supra (1460, 14. December).' Nach diesem Schlüsse folgen
nach einem leeren Blatte noch vier polizeiliche Anordnungen.
Diese Handschrift wurde bei der Neuordnung des Archivs
in einzelne Blätter aufgelöst gefunden und zusammengeheftet;
doch sind einige Blätter verloren; sie besteht jetzt aus acht-
zehn Blättern.
Auf die Stadtgesetzbücher von Eger hat zuerst Kürschner
aufmerksam gemacht; ^ einige wenige Bestimmimgen derselben
verwerthete Drivok^ und die dritte Fassung endlich hat
V. Pröckl in seinem Werke: Eger und das Egerland abge-
drackt, 3 aber ungenau und unvollständig, so dass daraus kein
EinbHck in die Sache ermöglicht war.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen soll nun eine
üebersicht des Inhaltes nebst einer genauen Angabe der Ver-
änderungen, denen die Verordnungen im Laufe der Zeit unter-
lagen, gegeben werden.
Was die Einleitung betrifiFt, so ist sie in den zwei
ersten Redactionen nahezu gleich; sie lautet nach A:^ ,Wir
* Das Archiv der Stadt Eger im Archiv für österr. Geschichte, 41. Bd.
^ A. &. O. S. 485 dmckt er die Einleitung ah; in welcher Weise, beweist
beispielsweise der Satz: . . . on alls geverde beiden hiernach geschriben
handeln, der heissen soll: on allez geaerde bei den hernach geschrieben
wandeln.
' I. Band, Falkenau, 1877 (2. Aufl.) S. 412 ff.
* A bedeute die erste (1352), B die zweite (1400), C die dritte Redaction (1460).
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30
der* purgermaister^ der rat, die sechs vnd dreizzicfa vnd die
gemain der purger zu Eger haben mit gemainem rat vnd mit
ueraintem willen durch gemainen nucz vnd notdurft armer vnd
reicher gesaczt vnter vns die gesecze, die hernach gescriben
Stent. Vnd^ wir der purgermaister der rat*^ vnd die sechs
vnd dreizzich haben darauf gesworen dieselben gesecze stet
zu halten on allez geuerde bei ^ den hernach geschrieben wan-
deln. Vnd wir die gemain schullen vnd wellen demselben dem
purgermaister, dem rat vnd den sechs vnd dreizken. darzu ge-
holfen vnd geraten sein. Vnd wir haben die gesecze uerscreiben
lazen in daz geinvertig der stat puch zu einer stetichait vnd
czu* einer gedechtnflsse vnd wer si pricht und ^beruert als
dick er daz tut, dez man gewar wirt, als oft schol er ie daz
wandel geben/ daz darauf gesaczt ist. Vnd do schullen weder
bete noch genade für gehören.' Ganz kurz lautet die Einleitung
in C : ,Czu vermercken die geböte vnd gesecze als der ein rate
vnd gemein eintrechtiglich vber ains vnd zu rate worden ist,
die auch also gehalten sullen werden als hernach geschriben
stet' Statt des zweiten Theiles der Einleitung ist in C am
Schlüsse der Handschrift (pag. 34) folgende Bestimmung hinzu
gekommen : ,Vnd yglich vor gemelt geböte vnd gesecz, da nit
sunderlich wandel aufgesaczt ader nit auf eins rata straff ver-
pussen belawt ist, zu halten bei XXV gr., die ein yglicher,
als oft er die vberfurt, on alle gnade vnd abpete geben müsz ;
wolt ader ymant der wandel nit achten vnd in freuel vnd in
eigen willen dar vberfuren, so wil der rat mer vnd verrer
dorczu gedenken vnd sulcher wandel sullen einfodrer vnd eyn-
maner sein ein yder burger mitsampt den viren, di sust der
stat sach handeln vnd sullen die wandel durch aws vnd aws-
nemen nach dem die ein yder verwurckt vnd dorynn nymant
vbertragen noch nachlassen bei iren ayden, so sie des globen
vnd globen müssen, nachdem hab sich ydermann zu richten
vnd ist durch gemein vnd rate beslossen am dinstag nach con-
cepcionis Marie a. etc. LX™<^' (1460, 9. December).
* der, ist von spfiterer Schrift.
^ Von Vnd bis gesecte durchstrichen.
« der rat^ steht über der Zeile.
^ Von hH bis wandeln^ steht mit späterer Tiute am Rande.
" CSU, mit späterer Tinte am Rande.
'' geberif mit späterer Tinte am Rande.
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31
Es ergibt sich aus der Einleitung^ dass die Zusammen-
stellung der städtischen Verordnungen auf den Befehl des ge-
sammten Stadtregimentes erfolgte.
Was den Inhalt des Gesetzbuches betrifft, so besteht er,
wie schon angedeutet^ vorwiegend aus polizeilichen Anord-
nungen, welche am besten nach gewissen Gesichtspunkten be-
trachtet werden. Aus der folgenden Nebeneinanderstellung der
Capitelüberschriften ist u. A. zu ersehen, wie Inhalt und An-
ordnung der einzelnen Punkte in den letzten zwei Fassungen
sich verschoben haben.
1352.
(Von Hochzeiten.)
(Von der Taufe.)
(Von den ersten Messen.)
(Von Begräbnissen.)
(Vom Bürgerrecht)
(Ein Nachtrag zur
Taufe.)
(Vom Spiel.)
(Von verbotener Wehre.)
(Von ,aerdahtem mut*.)
(Von den Hohlmassen.)
(Von EÜe und Gewicht.)
(Von verbotenen
Spielen.)
(Vom Handel und ,vn-
terkenfel* mit einem
Einschab über Gesetz-
übertretongen ,vnbesta-
ter* Kinder.)
(Nachtrag von Hoch-
zeiten.)
(Von den Gefangenen.)
c. 1400.
Daz sint die gesecze,
die czu hochczeiten ge-
hSrent.
Hie merket die gesecze
von den sübem gfLrteln
vnd den cappen.
Von kindelpetten vnd
von gevaterschafft.
Von kinden die man in
orden gibt vnd ersten
messen.
Von leichen vnd leich-
kerczen.
Von eigenrauch vnd
burgerreoht.
Von spil.
Von verbotener were.
Von fride gebieten.
Vmb bedachten mut.
Von schenken.
Von vnrechter eile vnd
vnrechtem gewicht
(Vom Entweichen ans
der Stadt)
1460.
Zum ersten von hoch-
czeiten.
Von ersten messen vnd
einsegen in die orden.
Von der tauff.
Von begencknüsz.
(Verschiedenartige Vor-
schriften.)
Von den dinstboten.
Von gescheften.
Burgerrecht antreffend«
Von anfallen, gleitgeben
vnd fried gepiten.
Von den fischem.
Vom spil.
Von den pecken vnd
mülnem.
Von den fnrkeufflen.
Vom Biere.
Vom nfichtlichen Unfug.
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32
I. Sittenpolizei.
Hieher sind zunächst die Vorschriften für die Hoch-
zeiten zu rechnen; sie sind sehr ausfuhrlich und bezwecken
die Einschränkung des Aufwandes. Nach A darf zur Tafel
ausser Schwiegereltern und Schwäger, bei einer Strafe von
fünf Pfund Hellern, Niemand geladen werden. Wer andere
Gäste ladet und sich dieser Strafe zu entziehen trachtet, ver-
fallt in eine Busse von zwanzig Pfund und jeder Gast in eine
von fünf Pfunden. Sendungen von Speisen und Getränken
zur Hochzeit oder von derselben werden verboten. Der Zug
zur Kirche muss einfach sein, als ob keine Hochzeit stattfände.
Auch die Zahlungen für die Brautmesse und die Opfergelder
werden beschränkt. Diese letzteren Verfügungen lauten: ,Vnd
scholl nymant breut zu chircheu füren mit frauwen noch mit
junchurowen. So schullen auch frowen noch junchurowen von
der prautlauf oder hohzeit wegen in chainer samnunge zu
chirchen gen, sunder in slechter weis, als ob der hohzeit nicht
wer. Vnd niman schol die messe, die man brautmess heizet,
mer frumen oder erzeugen zu sprechen oder zu singen. Vnd
schul niman, man, frauwen ader junchurowen uon der hohzeit
wegen weder mess frumen noch opffern danne mit eim guidein
pfennig.'
Geschenke zu geben wird verboten, nur die Brautleute
dürfen sich beschenken. Weder bei weltlichen noch bei geist-
lichen Hochzeiten ^ darf mit brennenden Kerzen getanzt werden,
ebenso wird das Tanzen auf der Strasse von Haus zu Haus
untersagt.
Sonderbar ist doch wohl jene Verfügung, welche ver-
bietet, mit Drohungen oder Bitten den Klöstern oder Juden
Geld abzudringen : ,Ez schullen auch weder vrouwen noch man
zu keiner zeit mit golden, ^ mit droe noch mit bete den clostern
noch den Juden gelt aberdi-ingen.* Von den Spielleuten hat
jeder zwei Schillinge zu bekommen. Der Strafsatz bei allen
Uebertretungen beträgt fünf Pfund.
^ Die geistlichen Hochzeiten werden in einer Randbemerkung erklärt, als
,hochziten, als man kint zu den erden begibt*.
2 Vielleicht gleich koldem (wie kollern) zanken, I2ünnen, Schmeller II, 293 ;
Grimm V, 1612.
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33
Hieher gehört der Nachtrag, welcher gegen Ende der
Handschrift eingefügt und durchstrichen ist: ,Auch wellen vnd
seczen wir mer^ weihe man oder vrowe seinen sun oder tohter
verlobt oder zu ee gibt vnd zu hant niht hohzeit haben wil,
der schol uor noch nach virczehen tag deheinerlaie Wirtschaft
haben noch der statleute darzu biten zum ezzen danne sweher
vnd swiger vnd vnbestat bruder vnd swester bey ffinf pfunden
hallem/
Von den Randzusätzen müssen zwei hervorgehoben werden;
der eine sagt : , Auch scholl kayn frawe kaynen leigchauff geben
von den hohczeiten/ Der zweite beschränkt die Zahl der
Spielleute auf sechs, von denen jeder sechs böhmische Groschen
als Lohn zu erhalten hat, nicht aber Kleider. Diese Zusätze
sind in den Text der zweiten Redaction aufgenommen, die
ausserdem auf einer radierten Stelle noch folgendes Verbot ent-
hält: ,Auch schol kein prewtigum des morgens vor ezsen nicht
mer czum wein mit sampnunge noch mit spilleuten gen
noch kost darsenten, als man vor getan hat auch bey fünf
pfunt haller/
In C sind viele Verordnungen bedeutend abgeändert;
ausser den nächsten Verwandten dürfen noch vierzig Personen
an der Hochzeitstafel theilnehmen und diese dürfen auch Ge-
schenke geben. Die Ausstattung der Braut darf nicht zur
Ansicht ausgestellt und muss ohne Aufsehen in das Haus des
Bräutigams gebracht werden. Dagegen sind jetzt nur zwei
Spielleute gestattet. In anderer Beziehung aber ist die Ent-
faltung grösseren Prunkes nicht verwehrt. Die Brautleute können
vor oder nach der Hochzeit mit je zwanzig Personen ins Bad
gehen, ebenso viele können sie zur Kirche geleiten. Die Heim-
fohrung der Braut kann mit einer beliebigen Zahl von Spiel-
leaten und anderen Perso nen statthaben. Doch ist diese Er-
laubniss schon eine spätere Concession; im Jahre 1460 war
noch folgende Verordnung in Geltung: ,Man sol auch yglich
prawt slechtlich heym füren vnd on spillewt vnd das mit ir nicht
mer geen sullen dann czehen person, frawen vnd junckfrawen.'
Für die Taufen enthält A nur zwei Satzungen, B und
C dagegen mehrere. ^ A erlaubt , dass höchstens drei Frauen
* Ganz so ist es in den Nürnberger Poliüeiordnunp^en : die zwei Verord-
nungen defl 13. und 14. Jahrhunderts sind im folgenden auf sechs an-
gewachsen. S. 69, 79.
ArcbiT. Bd. LX. I. Hälfte. 3
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34
mit den Pathen das Kind in die Kirche fuhren, während vier
Frauen bei der Wöchnerin bleiben können ; Taufschmausereien
zu veranstalten wird bei einer Strafe von fünf Pfund verboten.
Dieser letzte Punkt lautet: ,Zu den kindelbetten schol man
nicht bringen oder ^ senden noch Wirtschaft noch krolais ^ zu
kindelbetten haben heimleich noch offenleich, der gesecz iclei-
chez auch zu halden bey fünf pfunden haller.***
Auf pag. 13 ist an unpassendem Orte ein Nachtrag be-
züglich der Taufen eingeschoben, welcher sowohl neue Ver-
folgungen enthält als auch frühere verändert. Dort heisst es:
,Ez ist auch vnser gesecz vnd wille, wer ein kint auz der
tauffe hebt, ez sey vrowe oder man, purger oder purgerin, daz
der dem kind nicht mer einlege dan einen behmischen grozzen
pfenninch oder sehczehen haller, minner mag man wol ein*
legen aber nicht mer. Vnd desselben kindes uater vnd muter
vnd die geuettereide schflln nicht höher di geuaterschaft trinken
noch schenken in dem leit haus noch uor kindelpetten noch
anderswo dann daz yeder geuatter zwai n5zzel veins Elsazzers
osterweins oder Franckens schenken mag/
In B stehen alle die Taufe betreffenden Verfügungen
beisammen; statt des böhmischen Groschen kann auch ein
Regensburger (,oder regenspurger der stat werunge') zum Ein-
bindgelde gegeben werden.
In C wird zunächst erlaubt, dass sechs und später, dass
zehn Frauen den Täufling zur Kirche geleiten; aber während
noch 1460 verboten ist, diese Frauen zu bewirthen, wird 1482
gestattet, ihnen Wein und Pfefferkuchen zu reichen. Selbst
der Besuch der Wöchnerin durch die Frauen wird eingeschränkt;
nur zwei Besuche zu machen ist einer Frau gestattet und jedes-
mal darf sie höchstens einen Meissner Groschen zum Geschenke
geben. Die Gastereien^ im Bade werden in folgender Weise
geregelt: ,Es sol auch ein yde kindelpetterin in iren kindel-
pette noch nach irem kindelpette vnd zu einen mal nicht mer
verpaden dann drei ader vir frawen, den auch keinen tranck
• lieber oder steht noch.
^ haller am Rande.
> Krolais, Festmahl beim Einsegnen der Wöchnerinnen. Vg:l. Kahns
Zeitschrift 1870, S. 66.
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35
noch von essenden dingen in das pade nichcz trag^en lassen,
sunder nach dem päd mag sie den geben ayerkuchlen vnd kes
vnd brott.'
Auch die Verordnungen betreffs der geistlichen Hoch-
zeiten sind in A und B gleichlautend und gering an Zahl.
Beim Eintritt in einen Orden oder zur Feier der ersten Messe,
die ein Priester liest, dürfen keine Gastereien veranstaltet,
keine Geschenke gegeben werden. Wie wenig diese Verbote
beachtet worden sein mögen, ersieht man am besten aus C,
wo über diesen Punkt ausführlichere Bestimmungen enthalten
sind und ausserdem das Verbot des grossen Aufwandes ein-
gehend motiviert erscheint. Dieser Paragraph enthält so viele
die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts charakterisie-
rende Einzelheiten, dass es geboten erscheint, denselben voll-
ständig hieherzusetzen: <
,Haben vnsere herren gewogen vnd betracht die grosz
verthünüsz vnd aufgeen, so zu ersten messen geschyt vnd ge-
scheen ist, so das oft mancher mit seinen opffer vnd almüsen,
das im von einer ganczen gemein zuget, sein Wirtschaft nit
gehalden noch ausrichten tkan, daz also vberswencklich vnd
zu vil ist vnd dorumb als ym besten furgenomen vnd seczen
vnd wollen, das furbas ein yder briester, er sey laybrister
ader geordent, der ir vnd irer gemein almüsen vnd opffers
gebrauchen vnd alhie singen wil sulcher Wirtschaft furbas nit
baben sol vnd nemlich am abent, so er des morgens singen
wil, mag er selb vierd ader sunst zum päd geen vnd also
nach dem pade ader zu tisch auf den abend nicht mer dann
dieselben funff person haben vnd laden doch die geistlichen
herren dorynn gesaczt^ vnd am tag der ersten mesz mag er
haben des morgens zum essen XX person sie sein geistlich
ader wemtlich^ mit dinern vnd essen tragern vnd nicht mer.
Vnd vnter der predig sol man den junckfrawen weder
soppen noch keinerlej zu essen geben, auch susten von der
ersten mesz von essen vnd trincken nymande wer der sej
' Von doch bis geiocxt späterer Zusatz, der jedoch lautet: doch die geist-
lichen dorynn herren gesaczt.
^ Später geändert in: XX person vher die geistlich mit dinern . . .
* Pröckl hat diesen Paragpraphen in seinem Abdruck von C. ganz wegge-
lassen.
8*
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36
geistlich ader wemtlich nichts geben nach senden vil nach
wenig on geuerd.
Man sol sich auch nit sammen in zu schencken dann
allein dij, die da gessen haben^ die mügen schencken auf ein
groschen ader dorunter vnd nicht hinvber.
So sol man auch zu keiner ersten mesz nicht tanczen
nach tancz haben ader machen weder in den orden nach
anderswo.
Man sol auch anderswo nach zu nyemanden von des
newen priesters wegen kein gastung ader Wirtschaft haben
noch machen.^
So sol auch in dem vmbgeen des newen briesters jm
nymant vor ader nach ader auflF die seitten vmbgeen im zu
biten weder geistlich noch werntlich^ sunder wer gnad hat
icht zu tun vnd zu geben, der mag yms selbs ader dem briester
der bej ym stet in die haut geben ader auf den altar legen.
Man sol auch zu einsogen in der pfarr predigem par-
fussen vnd spital nicht mer wenn zu einen tisch geste haben
vnd auch keinen tancz nit haben nach machen.'
Zu den Anordnungen betreffs der ^geistlichen Hochzeiten
und ersten Messen' gehört auch jene Bestimmung, welche in
B mit späterer Schrift auf einer radierten Stelle unter den Vor-
schriften für Leichenbegängnisse steht und welche auf die
eigen thümliche Sitte hinweist, dass man Kinder, welche fUr
ein Kloster bestimmt waren, auf Pferden in dasselbe geführt
hat Dieses Verbot lautet: ,Auch seczen vnser herren, das
man kein kint, das man in das kloster tut, nicht mer auf
pferden füren schoL'
Ebenso eingehend sind die Vorschriften bei Leichen-
begängnissen. In A wird verboten, verstorbene Kinder,
welche noch nicht das siebente Jahr erreicht, mit Schülern
und Gesang zur Kirche zu tragen, noch Opferlichter anzu-
wenden, nur Bahrkerzen werden gestattet. Bei keinem Leichen-
begängnisse dürfen Tücher aus Baldachin oder Seide verwendet
und nur vier Kerzen angezündet werden. In der Kirche darf,
,da dieselb leich oder leichzaichen genwertig ste' nur ein
Opferlicht brennen, ebenso auch am siebenten Tage nach dem
• Mit späterer Tinte geschrieben, eine eigene Zeile bildend und durch-
strichen folgt hier: ,auf den tag ader in XIITI tagen Tor ader nach.*
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37
Begräbnisse, an welchem Tage der zweite Seelengottesdienst
'ür den Verstorbenen gehalten wurde und am dreissigsten
Tage darnach, an welchem der dritte Gottesdienst stattfand,
)o wie am Jahrestage. An diesen eben genannten Tagen soll
man für den Verstorbenen nur Eline Messe lesen lassen ; wollte
Jemand aber mehr Messen lesen lassen, so durfte er für Eine
aur £inen Gulden aufwenden; Priestern, welche am Leichen-
begängnisse Theil nahmen, darf man nur je zwölf Pfenninge
reichen. Der Strafsatz beträgt auch hier fünf Pfund.
Das Verbot, die Leichenbegängnisse durch Verwendung
einer grösseren Anzahl von Lichtern prunkvoller zu gestalten,
wurde nun dadurch umgangen, dass man Kerzen von grossem
Gewichte nahm. Daher verbietet in A ein Randzusatz, zu
den Kerzen und Opferlichtern mehr als sechzehn Pfund Wachs
zu nehmen und bedroht den Uebertreter mit der höheren
Strafe von zehn Pfund Hellem. Diese Bestimmung ist in die
anderen Redactionen übergegangen, doch hat C noch eine
Reihe neuer Punkte. Wenn ein Kranker das Sacrament der
letzten Oehlung empfängt, dürfen nur fünf Priester anwesend
sein und bei Begräbnissen nur zwölf Priester die Leiche be-
gleiten. Die grossen Leichenmahlzeiten werden untersagt; die
Hochzeits- oder Leichenbitter dürfen nur mit je drei Groschen
entlohnt werden.
Zur Sittenpolizei gehört auch das Capitel vom Spiel.
In A wird den Bürgern und dem Gesinde nur das Würfel-
spiel verboten, und zwar sowohl in der Stadt als vor der Stadt,
in den Gärten imd auf dem Lande; doch ein Zusatz erstreckt
dieses Verbot auf das Schachspiel und überhaupt auf alle
Spiele, in denen man Geld verlieren kann. Das Spiel mit
Kugeln ist erlaubt. Der ertappte Spieler hat fünf Pfund, der
Wirth ein Pfund zu zahlen, wenn er nicht erweisen kann,
dass ohne sein Wissen gespielt wurde.
Es steht nun pag. 16 zwischen anderen Abschnitten noch
eine Verfügung, die sich auf verbotene Spiele bezieht. Sie
lautet: ,Auch ist pozzen verboten bey fvnf pfunden als daz
w&rfelspiel. Auch verbiten wir allez ander spil, ez sei genant
hmfmanschaft, pregeln, koppeln, reiten auf fr eigen marcht,^
graten, orten vnd wie daz spil genant sey, damit man gelt
' Ist dies dasselbe wie das später folgende ,freymarken^ ?
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38
verspiln oder vertauschen mag. Wer des spilt in der stat oder
auf dem lande, purger oder purgerinne vnd alle di in daz
gerich gehören, frauwen oder man, meyde oder knechte, junge
vnd alte, der schol ein phunt haller zu wandel geben, als oft
er daz gebot vberuert, vnd der wirt, der sulches spils in seinem
haus gestatt, auch ein pfunt, als oft als er sein bey ym verhengt^
In B werden wohl auch einige Spiele angeftihrt, aber sie
tragen andere Bezeichnungen: ,Auch seczen vnser herren daz
kein vnser burger noch burgerinne noch ir gesinde weder in
der stat noch vor der stat noch in gerten noch auf dem lande
weder mit wurffein, mit hretspil, kartenspil, schachczahel, kreiz-
schiezaen, kotenspil noch keinerley spil, damit man gelt ver-
liezsen mAcht auzgenumen mit kugeln vmb keinerley gelt nicht
spilen noch tun schuln bei ftmf pfunden haller.'
Ganz allgemein verbietet C jedes Spiel um Geld bei einer
Strafe von 25 Groschen. Ausfuhrlicher wird hier auseinander-
gesetzt, wann der Wirth strafbar ist: ,Vnd kein wirt sol bei
ym spilen lassen vnd das, ob ymant spilen wolt, weren vnd
ntt gestaten; geschee ader das darvber kiimet dann der wirt
zu einen burgermeister, ee dann er von einen burger dorumb
beschickt vnd zu rede gesaczt wirt vnd verantwort sich, daz
daz spil on seinen bewust vnd wider seinen willen bescheen
sei, so ist sin darob engelt vnd on geuerd; verharret er ader
das, bis in ein burger besendt vnd in dorvmb zu rede seczt,
so musz er das wandel ein schock groschen geben.' Sonst ist
nur noch ein Punkt vorhanden, welcher lautet: ,So verpewt
man auch freymarken ^ aller meniclichen also daz nymant wer
der sei vnd zu keiner zeit ym jar, wenn das ist, kein frey-
marcken thun sol in keiner weis.'
Damit sind die sittenpolizeilichen Anordnungen in A er-
schöpft; B hat ausserdem die schon erwähnte, erst nach Ab-
fassung der ersten Redaction erlassene Verfugimg bezüglich
des Tragens von Gürteln und Kappen (pag. 24) aufgenommen;
doch ist schon eine Erleichterung eingetreten. Früher durfte
zum Gürtel nur Eine Mark Silber verwendet werden, jetzt sind
schon zwei gestattet. C endlich weist unmittelbar vor dem
Schlüsse noch ein Verbot nächtlichen Unfuges auf, das also
lautet: ,Es ist auch zu wissen, das vnseren herren furkümet
» Stehlen!?) Vpl. Gradl in Kuhns Zeitschr. Bd. 19, (1870) 8. 65.
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39
vil vnd mancherlei vngeezogenheit vnd vnordenlich wesen vnd
lebeD, das ettlich verlewmnde vnd vnvergchamte lewt treiben,
beide man vnd frawen vnd ettlich wirt, die hawsen vnd hofen
mit essen vnd trincken vnd gestaten wissenlich, das sünd bei
in geschyt, das ein rat nit meynt zu leiden vnd ist eins rats
meynung, das sich ein yglichs daz daz berurt vnd sich dorynn
schuldig weisz dorynn besser vnd douon abczihe, anders ein
rat wil die, dy elich sind, dorvmb zu rede seczen vnd straffen,
als er des zu rat wirt vnd die ledigen in das gemein frawen-
haws fiiren vnd zihen lassen, oder die mit den statknechten
aws der stat lassen füren vnd weisen vnd dobei der wirt, die
sulch lewt hawsen vnd hofen, auch der die sust zu sulchen
Sachen helffen vnd dorunter geen, mit straffauch nit vergessen;
nach dem haben sich alle dieselben zu halden vnd dauor
zu hüten/
An anderer Stelle in C werden die Tänze, welche die
,hantwerckknecht vnd ettlich ander ledig gesellen^ an Sonn-
und Feiertagen zu veranstalten pflegten, verboten; nur im
Fasching werden solche Tänze gestattet; wer ausser dieser
Zeit diesen Leuten in seinem Hause Tänze gestattet, verföllt
in eine Strafe von 25 Groschen.
Es sei hier die nur in A enthaltene Verfügung betreffs
der Gesetzübertretungen unaussgetatteter Kinder angefügt. Sie
lautet: ,Vnd welchez vnbestatt kint vnfug tut vnd der stat
wandelhaft wirt, als oft daz geschech, wil sein vater vnd muter
daz Wandel für ez nicht geben, so schol vnd muz ez für iez
pfunt haller ein wochen in der stat buz in eim turn ligen, als
manich pfunt sich für daz wandel gebürt als manich wochen.'
II. Sicherheitspolizei.
Das Tragen verbotener Waffen wird in A mit einer
Strafe von fünf Pfunden belegt; doch fehlen alle weiteren Be-
stimmungen, da hier ein Blatt herausgeschnitten ist. In C sind
einige diesen Punkt betreffende Anordnungen mit einem an-
deren Capitel (Von anfallen, gleit geben vnd fried gepieten)
verschmolzen; in B ist dieser Abschnitt unverkürzt enthalten
und lautet: ,Vnd wizset, wer spiez oder swert oder ander ver-
boten were heimlich treit, der muz fünf pfunt geben oder man
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40
sieht ym die were durch die hant vnd wer sie offenlich treit,
der geh ein pfunt haller. Vnd wer mit verbotener were czu
einem crige leuffet on eins burgermeisters oder der vom rate
geheizse, der muz fünf pfunt haller geben oder sei ein jar
von der stat^ ob er der fünf pfunt nicht mag gehaben. Vn ob
ein gast daz gerichte oder einen burger on recht vberf&re, da
mag man wol werlichen czulauffen dem gerichte oder dem
burger czu hilflfe.'
Wie gewöhnlich sind auch hier die Nürnberger Polizei-
ordnungen ausführlicher, doch ist der Ausnahmsfall, in welchem
in Eger das Tragen der Waflfen gestattet ist, in den Nürn-
berger Ordnungen nicht enthalten. *
Auf dem Blatte, das wie oben erwähnt, aus A heraus-
geschnitten worden, ist ohne Zweifel der Abschnitt gestanden,
der in B auf das Verbot des Waffentragens folgt: ,Von fride
gebieten.' Friede zu gebieten steht einem Büi^rmeister oder
einem vom Rathe oder zwei Schöffen oder endlich zweien aus
den Sechsunddreissigern zu; wer dem ersten Gebote nicht ge-
horcht, verfallt einer Strafe von fünf Pfunden, die sich zu 10,
30 oder 100 Pfund steigert und selbst in Todesstrafe über-
gehen kann. Ein Richter und ein Bürgermeister können zu-
sammen Jedem Geleit geben und in jeder Sache ausgenommen
bei Schulden und Acht (vmb alle sache on vmb gult vnd
vmb die echte); doch auch wenn es sich darum handelt,
können sie Geleit geben ,ob ez der stat vnd des landes
notdürfft ist'. — Sieht ein Gläubiger seinen Schuldner abreisen^
so muss er sich bei Richter und Bürgermeister erkundigen, ob
er das Geleit habe; ist dies der Fall, so darf eine Verfolgung
nicht stattfinden;* auf die Verletzung des Geleites ist die Todes-
strafe gesetzt.
Die Verhältnisse machten einen neuen Beschluss für die
Fälle nothwendig, dass ein Gläubiger sich an der Habe eines
Schuldners, den er aus der Stadt entwichen glaubte, schadlos
hielte. Er steht in B als Schlusssatz angefügt und lautet:
,Auch wizset, wer auz der stat vnd nicht haim ist, den man
sprichet, er sei entwichen vnd des gut vnd habe man anuellet,
k&met der her wider vnd sprichet, er sei nicht entwichen,
sunder sei an seinem gescheffte oder nach seiner narunge
Nürnberger PoUzeiordnungen S. 38.
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41
auzzen gewesen, der muz einen ayt in dem rate tun^ daz er
von keiner gult noch schult wegen nicht entwichen sei vnd
muz den er schuldig ist, ir gelt verpfirgen, vergewizsen vnd
gelten, darnach wer im danne daz sein czu vnbillicher weise
hat angeuallen, den miigen die ratherren vmb die vnfuge
puzsen, wie sie czu rat werdent/
Dieser Punkt ist auch in C aufgenommen, und auch die
anderen Punkte dieses Paragraphen erscheinen hier, wenn auch
einigermassen verändert. Neu sind zwei hinzugekommen, der
eine lautet:
,Auch ein yglicher, der einen mort tut in stat oder lande,
ob sich der wol mit den scholen vnd gericht aynt vnd ver-
tregt, sol er dannoch ewiglich in stat vnd landt nit komen^
wirt er ader dorvber dorynn begriffen vnd betreten, man richtet
zu im vnd vber in als vber einen morder/
Der andere Punkt bezieht sich auf den Fall, dass ein
Gast als Gläubiger von seinem Schuldner einen Besitz in der
Stadt erhält und lautet: ,Auch ob ymanden als awswendigen
gesten schult halben zu erbe vnd gut in stat oder lande ge-
holffen ward, dieselben sol der verkauffen in jarsfrist ader die
weil sie der nit verkauffen, furmünden in der stat dorvber
geben durch die daz gen der stat verwesen werd vnd auch
durch die, ob ymant zu demselben erbe vnd gut zusprechen
hett, verantwort werden mügen.'
In diesem Abschnitt sei auch der Paragraph aufgenommen,
der in B die Ueberschrift : ,Vmb bedachten mut' führt, und der
in kürzerer Fassung auch in A vorhanden ist, in C jedoch
fehlt Zur Vergleichung mögen diesmal beide Fassungen neben-
einander stehen:
A B
,Vnd der den andern vmb ,Vnd wer den andern vmb
nerdahtem mut anspricht, der bedachtem mutbeclaget vnd an-
tue uor einen ayt, daz er daran spricht, der tue vor ein recht, daz
icht mutwille.' er daran nicht mutwille vnd wer
vmb bedachten mut beclaget
vnd beredt wirt oder mit bedach-
tem mut ein vnfuge tut, der muz
der stat fünf pfnnt geben, oder
nem sich vor dem rate selbe
dritte dauon mit dem rechten/
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42
Der Strafsatz von fänf Pfund, der in B stand, ist mit
späterer Schrift in zehn Pfund erhöht worden.
Wie wohl nicht eigentlich hieher gehörig, sei hier doch
jene nur in A befindliche Bestimmung angefUgt, welche von
den Verpflichtungen der Oefangenen handelt: ,Vnd wer vmb
schult von gelts wegen gevangen wirt oder vmb vnfiige, der
gibt den buteln als lang der gevangen ist, ie zu tag vnd zu
nacht eyn Schilling haller. Vnd wer auf den hals gevangen
ist, zu tag vnd zu nacht XVIII haller. Vnd wenn sie eynen
verbiten an der herberge gibt man U haller vnd pfende sie
auf dem marchte ode neme im pferd, so gibt in zwen haller.
Vnd wenn sie eynen gaste furgebiten, daz für zwen haller vnd
für die stat zwen haller.'
III. Gewerbe- und HarktpoUzei.
Ungesetzliches Mass bei Wirthen wird in A mit fünf
Pfund oder Entziehung des Gewerbes auf die Zeit eines Jahres
gebüsst ; dieselbe Strafe bedroht den, welcher aus zwei Fässern
zugleich ausschenkt. An anderer Stelle wird jedem Gaste,
der das Wirthsgeschäft treibt, die Zahlung eines Pfundes von
jedem Fasse vorgeschrieben. In B sind alle diese Bestim-
mungen zu einem Ganzen zusammengestellt. In C ist davon
nichts enthalten, doch finden sich dort eine Reihe anderer
Vorschriften, welche in A und B fehlen.
In die Stadt darf kein fremdes Bier weder in Fässern
noch in Flaschen eingeführt werden. Jeder ,wirt vnd kretsch-
mer^ soll nur heimisches Bier schenken. Jeder Bräuer
kann nach Weihnachten brauen so viel er will ,ein kandel
vmb ein meisner ader vmb vir pfennyng welichs er wil vnd
sol gissen zu dem meisner pier XXXIIII czuber vnd zu dem
andern pir zu vir pfennyngen mag er giessen wie viel er wil^
Doch darf ein Bräuer ein Jahr lang nur einerlei Bier brauen ;
die üebertretung dieser Verordnung wird mit zwei Schock
Groschen bedroht.
Den Schuhmachern wird bei einer Strafe von fünf
Groschen verboten, spitzige und geschnäbelte Schuhe zu tragen.
,£s verbiten auch vnser herren allen schustern, das sie fiirder
kein spytzig vnd gesnebelte schuh machen süllen auch daz sie
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43
nymant tragen sol lenger dann eins * glieds langk ^ on geuerd. ^
Desgleichen der gesnebelten langen holczschü sol man furder
auch keinen machen nach tragen/
Auch die Fischerordnung enthält nur wenige ^ unbe-
deutende Bestimmungen:
^Es sullen auch die statfischer^ die mitbui'ger sein, mit
iren fischen furbas enhalb der rynnen besunder steen vnd
fayl haben vnd die vom lande vnd fremden fischer bei der
rynnen auch besunder als das vor alter gewesen ist.
Vnd derselben fischer vnd fischerin sol keiner nach keine
ob den fischen nit siezen sunder darob steen.
£s sol auch kein fischer in der freyung fischen weder bei
tag noch nacht ym zu nücz vnd zu uerkauffen in keiner weis.
Auch sol kein burger noch burgerin fisch furkauffen in
der stat noch in dem land furbas zu uerkaufien], dann allein
der statfischer.
So sol auch kein hyyger^ fischer keinen fremden fischer
keinen fisch nit einseczen.
So sol kain fischer ader fischerin kain korp in dy ror
nit legen bey eym wandel V groschen.*
Von der Bäcker- und Müllnerordnung ist nur ein
Bruchstück vorhanden, dessen Bestimmungen von keiner Wich-
tigkeit sind. Der Rath will für die Aufstellung von sechs
öffentlichen Backöfen sorgen für jene, welche bei den Bäckern
nicht backen lassen wollen. Der Rath verspricht femer, mit
den Bäckern ein Uebereinkommen bezüglich der Bezahlung
für das Backen zu treffen. In welche Einzelheiten sich der
Rath in seiner Vorsorglichkeit einliess, davon mögen folgende
zwei Vorschriften Zeugniss geben: ,Auch mag ein yder peck
des jars zwii mastung tun vnd auflegen, die ersten XII swein
vnd die andere X swein vnd der sol man auch awsz der stat
nit hintreiben noch verkauffen dann mit eins rats wissen vnd
geheysz. So sol auch ein yder mulner nicht mer swein haben
vnd halten dann auf czwei rad drei swein vnd hinvber nit
on geuerd.'
* Zwischen eins und glids mit späterer Hand : fodreru
^ Nach langk stfeht oberhalb : ein« fingers,
'^ Darüber: bei V groschen yder der die tragt vnd schiister,
* hiesiger.
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44
Einige andere Anordnungen beziehen sich auf die Ver-
kaufsplätze und die Verkaufszeit; da ihrer nur wenige
sind, werden sie am besten vollinhaltlich mitgetheilt.
,So sol man auch an keinen suntag nach andern pan
feyertagen von des Engelharts haws bis zu der kirchen vnd
her wider an diser seytten von der kirchen bis an des Thomas
junherren haws keinerlei noch nichts was das sei zu uerkauffen
fayl haben bei einen wandel V groschen.
Man sol auch derselben leden bei der kirchen gelegen
nach ander leden, den suntag noch ander pan feyertag sunder-
lieh vormittag keinen Affen noch aufthun fail habens ader ver-
kauffens willen auch bei einen wandel V groschen.
So sol man auch die swein furbas nicht mer vor der
kirchen ader auf dem marckt fail haben sunder vor dem tor
ader auf dem sewmarckt XX groschen vom ydem tag ausge*
nomen der markt.
Es suUen auch weder pecken^ cramer, kuchler nach
schüster ader ander, wer di sein, irer schregen am sunabend
vber nacht auf dem markt nit steen lassen bei einen wandel
V groschen/
lY. Uandelspolizei.
Gewiss gehören zu den wichtigsten Vorschriften jene,
welche sich auf den Gross- und Kleinhandel, vor allem
auf den Kauf und Verkauf der täglichen Lebensmittel beziehen,
Vorschriften, welche sich häufig an die im vorhergehenden
Abschnitte besprochenen Verordnungen enge anschliessen und
sie ergänzen.
Hieher gehört vor allem die Verordnung, dass Jeder, der
eine unrechte Elle oder falsches Gewicht verwendet,
mit einer Strafe von drei Pfund belegt wird, eine Verordnung,
welche in A und B gleich lautet; doch ist in B der Strafsatz
später auf sechs Pfund erhöht worden.
Weitere Gesetze erscheinen nur in A und C, von denen
die Letzteren sich mehr auf den Victualienverkauf beziehen, wäh-
rend die in A enthaltenen allgemeiner Natur und von weitaus
grösserer Wichtigkeit sind, so dass es gerechtfertigt sein wird,
diese hier vollständig wieder zu geben : ^
» Nürnberger Polizeiordnungen S. 122 ff., 191 ff.
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45
jAuch welle wir seczen vnd gepiten armen vnd reichen
in der stat vnd uor der stat vnd auf dem lande, der wir ge-
waldich sein vmb alle kaufmansschaft als hernach geschriben
vnd vnterschiden ist.
Zum ersten daz nimant f&rbaz mer ez sei vrowe oder
man deheine bereitschaft guidein grozze pfenninge oder haller
noch deheinerlaye m&nzze wie di genannt ist verkaufTen noch
geben schol vmb merunge auf deheinerlaye frist sunder si
schuln vnd mfigen recht kaufmansschaft geben vnd uerporgen
gewant, kremereje, zine oder pleyhe oder solhe war di rehte
chafinanschaft haizzet vnd genant ist.
Damach welle wir, weihe vrowe oder man ir kaufmans-
schaft verborgen oder hin geben, die selben vrowe oder man
ir erben ir brocezzen noch ir gesellschaft enschüllen noch
enmägen derselben egenanten chafmanschaft nich mer wider
chaufen noch nemen, sunder der den kaufe tut oder getan
hat, der schol vnd mach dazselbe sein gut andern leuten ffir-
baz verkaufen vnd hingeben wem er wil.
Wir wellen auch, daz dehein vnder noch vnder stat ge-
swomer vnterkevfel noch nimant er sei reiche oder arme dehein
cheufe machen noch tun schol auf frist vmb den dritten, virden,
fünften oder sehsten pfenninch on geuerd weder hervnter noch
Hinfber sunder er schol ie di kaufmansschaft, wie sie genant
ist, als vor gesprochen ist, vmb genant gelt uerkaufen vnd
vmb genant gelt wider hingeben.
Damach ^ welle wir, weihe frauwe oder man einen chaufe
tue wider daz ander, dazselbe daz den chaufe tut daz schol
di kaufmanschaft alzuhant vnuerzogenleich hin haym lazen
tragen vnd schicken in sein gewalt vnd schol sie nicht lenger
in des vorgenanten gewalt lazzen ligen, da wider der kaufe
gesehen ist vnd als manich tag . vnd nacht di kaufmanschaft
sich verligt bei dem der den kauf bat hingegeben vnd getan
als oft schol er ie der stat fünf pfunt haller geben.
Avch wellen wir mer, weihe frauwe oder man deheiner-
laie aufsiege oder fursetz tun mit im gewern durch lenger
frist willen vnd des si mit piderben leuten vberwunden werden,
di Bchvln payde von haupgut vnd von schaden den dritten
' Dieser folgende Abschnitt ist ausgestrichen.
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46
pfennich veruallen sein der stat di zway tail vnd dem rihter
den dritten tail.
Geschehe aber daz deheine vnder oder vnder stat vnter-
keufel oder deheine man oder vrowe der obgescriben artikeln
vnd gesezzt in deheinerlaie weise ^ber f&ren vnd prechen dan
vor vnterschiden ist vnd des si auch mit piderben leuten vber-
czeuget werden. Di schuln hundert jar einen tack uon der
stat vnd von dem lande sein.
Auch wellen wir vnd gebieten welch vnser purger oder
purgerin in unser stat deheinerhande kaufmanschaft vmb be-
reitschaft kauffet^ daz sie furbaz aufe dehein Frist uerborgen
sunder wellent sis hie verkaufen, so schulten sis vmb bereit
gelt wider hin geben; wolden sis aber auf deheinen tag
verporgen^ daz schol niht hie geschehen sunder si schullen
diselben kaufmanschaft von hinne uerfuren vnd anderswo ver-
porgen.'
Zu diesen Bestimmungen kommt ein späterer Zusatz (am
oberen Rande von pag. 21) : ,Auch anzuheben an send Egidii-
tage do man zalt von Christs geburte dreuczehenhundert jar
darnach in dem zwey vnd sechczigsten jar (1362, I.September)
schuln furbaz vnser mitburger vnd vnser mitpurgerinne de-
heinen kauf auf leistunge weder hie noch anderstwo vnd schuln
in dehein leistunge lazzen mit brifen noch mit gelübden ver-
sichern noch vergewissen weder vmb keuffe noch vmb gelt
noch leistunge darumb nemen vnd welch vnser mitpurger oder
mitpurgerinne furbaz einen kauf oder mer keuffe gibt auf
leistunge oder darumb leisten lez; der oder di ist desselben
gelts darvmb di leistung get den drittail veruallen dem gericht
dem burgermeister vnd der stat vnd schol darzu ein jar uon
der stat sein.^ *
Derartige Verordnungen sind in B und C nicht enthalten ;
in C wird unter der Ueberschrift : ,Von den furkeufflen' der
Vorkauf geregelt. Nur vier Victualienhändler (pfragner) , die
vom Rathe bestellt werden, dürfen auf dem Markte verkaufen ;
der Handel vor und unter dem Thore oder in den Gasthäusern
wird untersagt. Die erwähnten Fragner dürfen aber am Freitag
Ueber das LeistongBrecht^ vgl. Nürnberger Polizeiordnungen S. 17 Anm.
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47
und Sonnabend ,alle die weil vnd der kost^ stecket; den man
die czween tag aufstecken will' nichts vorkaufen.
Y. Gesundheits- and Beinliehkeitspolizei.
Nur in C sind Verordnungen enthalten , welche unter
dieser Bezeichnung zusammengefasst werden können und auch
hier nur in geringer Zahl. Auffallend ist^ dass über die Bad-
stuben keine Bestimmungen vorliegen; die wenigen Raths-
beschlüsse betreffen die Ausfuhr des UnratheS; das Niederlegen
des Holzes auf dem Marktplatze und in den Gassen und die
Reinhaltung der Röhrbrunnen, bei denen Tuchmacher, Tuch-
scherer, Sattler, Schuster,« Fleischer und Binder ihre Arbeiten
nicht verrichten dürfen. Diesen Handwerkern wird der Fluss
zur Benützung bei ihren Geschäften angewiesen.
Tl. Dienstbotenordnnng.
Die Dienstbotenordnung, nur in C enthalten, setzt die
Bedingungen fest, unter denen Dienstboten vor der bedun-
genen Zeit den Dienst verlassen oder aus demselben entfernt
werden dürfen, und gibt einige Vorschriften betreffs der sitt-
lichen AufPährung. Sie enthält acht Punkte, von denen drei
hier einen Platz finden mögen:
,Auch so suUen dieselben dienstboten zu der zeit vmb
lichtmesz vnd sie kolbeln,^ nit wenn einen tag kolbeln vnd
furbas in iren dinst geen.
Auch so sol nymant vber die pirglocken ym leythaws nit
siezen, wer darvber siezt, müsz V groschen zu wandel geben
VDd der wirt, der bei im siezen lest, auch souil.
So sol auch mit geschrei vnd vnczucht des nachtes nach
der pirglocken nymant auf dem markt noch der gassen vmb-
geen; wen man darvber erwischt, der müsz das wandel mit
V groschen ader ist er dinstknecht ader hantwerckknecht. So
wil man in in den keller legen, es sei danu, das er vngeuer-
lich in seins herren dienst vnd botschaft gee, so ist im das
on entgelt.
^ ko9t^ laubiger Zweig, Gradl in Kuhns Zeitschrift, 1870, S. 52. In den
Salzburgischen Marktordnungen (Archiv f. K. <5. G. IX, S. 397) heisst
es: ,als Till die weil der fann stekht.'
^ kolbeln^ müssig herumziehen. VgL Gradl in Kuhns Zeitschr. 17. Bd.
(1868), S. 13.
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48
VII. Zur Terfassung.
Hieher seien vor Allem die Verordnungen bezüglich der
Erwerbung des Bürgerrechts gerechnet. Wer dreimal vierzehn
und noch drei Tage hintereinander bei seinem eigenen Herde
(^mit aygem rauch') in der Stadt sitzt, ohne sich um das
Bürgerrecht zu bewerben^ muss die Stadt verlassen, und darf
sie erst nach zwei Jahren wieder betreten. Will er nach dieser
Zeit das Bürgerrecht gewinnen, so hat er zwanzig Pfund zu
zahlen. Wer wegen Schulden oder Vergehen aus der Stadt
flieht; verliert das Bürgerrecht, kann es aber wieder gewinnen.
Wer für eine bestimmte Zeit aus der Stadt verbannt worden,
darf vor dieser Zeit nicht zurückkehren. Wer eines Mordes
wegen entweicht, verliert das Bürgerrecht, ausser er gewinne
die Huld der Kläger, worauf er durch Zahlung von fünf (nach
einem späteren Zusatz : zwanzig) Pfunden, wieder in die Reihe
der Bürger aufgenommen werden kann.
Dieser letztere Passus ist aber durchstrichen und dm'ch
einen Randzusatz ersetzt, welcher detailliertere Bestimmungen
enthält und folgendermassen lautet: ,Vnd wer einen mort tut
in der losunge als verre di losunge wentt, er sein purger oder
auzmann, ob sich der mit den clagern vnd dem gerichte wol
berichtet, dannoch schol er der rats hulde nicht haben, er gebe
danne vor funfczig pfunt haller an di stat, noch schol in di
losunge nicht komen; wirt er vber daz darinne begriffen, ez
kost im den hals.^
Es ist nicht schwer zu sagen, wie dieser Mord in der
Losung aufzufassen sei. Unter Losung verstand man in Nürn-
berg die bürgerlichen Abgaben und Steuern, welche von den
beiden ersten Rathsgliedem verwaltet wurden, die daher die
Losunger hiessen. < Ebenso verstand man in Eger unter Lo-
sung alle Beiträge, welche die Stadtbürger zur Bestreitung der
Steuern , der Gehalte und sonstigen städtischen Bedürfnisse
nach dem Werthe der Gebäude, Einrichtungsstücke, der Capi-
talien, Leibrenten, Preciosen u. dgl. gemäss jährlicher Angaben
zu entrichten hatten. Die Verwaltung dieser Gelder hatten
die vier Losunger, von denen zwei zugleich auch Rathsherren,
die anderen zwei aber Bürgermeister sein mussten. Die
^ Nürnberger Polizeiordnnngen S. 13. Chroniken d. d. Städte I, 8. 382.
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49
Steuern , welche zu demselben Zwecke von der Geistlichkeit,
den Qutsbesitzem im Gebiete der Stadt Eger und den Grund-
holden entrichtet werden mussten, führten nicht die Bezeich-
nung ^Lo8ung% sondern hiessen Bern- und Klohsteuer (d. i.
Elauensteuer, von der Anzahl der gehaltenen Rinder und Pferde)
und wurden darüber eigene, von den Losungsbüchem ver-
schiedene Bücher gefuhrt, welche sich zum grössten Theile
noch erhalten haben J Es kann demnach der Ausdruck: ,ein
mort in der losunge, als verre di losunge wentt'^ (ein Mord
in der Losung, soweit die Losung reicht) nur als ein Mord im
eigentlichen Stadtgebiete aufgefasst werden, und einem solchen
Mörder ist es wohl möglich, die Huld des Rathes durch Zah-
lung von fünfzig Pfunden zu erwerben, es wird ihm jedoch
der Eintritt in das eigentliche Stadtgebiet nicht mehr gestattet.
In B ist diese letzte Bestimmung, welche den Mord in
der Losung betrifft, mit denselben Worten im Texte enthalten.
Hieher muss aber auch der Zusatz am unteren Rande gehören,
welcher so lautet: ,Vnd wer einer volleist bekennet, ob der
nimmer messer geruckt, dannoch mus er der stat fimf pfunt
geben; ruckt er messer, so mus er fünf pfunt geben vor daz
messer vnd sonst fünf pfunt vor die volleist an die stat'
Auch im Texte erscheinen neue , wesentliche Bestim-
mungen. Auch hier steht der Satz, dass die aus der Stadt
Verwiesenen die Stadt die volle Zeitdauer der Verweisung zu
meiden haben, aber ein Randzusatz sagt : ,vnd geben ir losunge
die weil^ Uebrigens steht dieser Punkt zwischen zwei Be-
stimmungen, welche offenbar zusammen gehören, und von denen
der vordere Theil auch in A erscheint, der spätere dagegen
nur in B enthalten ist. Durch die Gegenüberstellung dieser
zwei Punkte wird die Sache klarer werden.
A B
,Vnd wer uon gult oder vn- ,Vnd wer von vnfuge oder
fug wegen uon der stat ent- von gult wegen von der stat
weicht, der schol vnser purger entweichet, der schol nicht mer
nicht sein furbas, danne er ge- burger hie sein , er gewinne
wiune sein purgerrecht wider danne burgerrecht wider vnd
» Pröckl I, 8. 402; Drivok, 8. 268, 269.
^ In B heiflst es : ^aU verre die lonmge wendet^ (sich erstreckt). Vgl. Lexer
Mhd. Handwörterbuch III, 760.
irchir. Bd. LX. I. Hilfte. 4
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50
vnd der clager hulde. vnd di, der clager hulde. Vnd die,
den di stat verboten wirt^ di den die stat verboten wirt^
sein ir gesaczt zeit auzzen/ die sein ir gesaczte czeit au-
szen (am Rande: vnd geben ir
losunge die weil), noch sein
weip schol nicht mer purgerin
hie sein noch man schol kein
losunge von ir nemen vnd sein
weip vnd sein kinder scholn
sich in virczehen tagen auch
auz der stat czihen vnd wer
vber daz in der stat begriffen
wirt, ez sei frowe oder man,
den wil der rat an dem leibe
(strafen), daz er im czu swer
wirt vnd wer on des rates vr-
laub vnd wizsen her wider
kumpt vnd hie siezet, wirt er
hie begriffen , ez kost in den
leip oder bust in daz ez im
czu swer wirt/
Es scheint mir eines Beweises nicht zu bedürfen, dass
der mit ,noch sein weip schol . . .' beginnende Satz nicht zu
dem unmittelbar vorhergehenden gehört, der von den Ver-
bannten handelt, sondern zu dem vor diesem stehenden : ,Vnd
wer von vnfuge . . / ^ Der Sinn ist demnach folgender : Wer
eines Vergehens oder Schulden wegen die Stadt verlässt, ver-
liert das Bürgerrecht ; auch sein Weib soll nicht mehr Bürgerin
sein und muss mit den Kindern innerhalb vierzehn Tagen
gleichfalls die Stadt verlassen.
In C ist von allen diesen Verordnungen keine enthalten,
dagegen erscheinen hier ganz neue, die wohl am besten in
ihrem ganzen Umfange wiedergegeben werden.
,Es* sullen auch alle die, dy hie siezen ader hanttirung
ader hantwerck treiben vnd nit burger sein, sich jnnerhalb
virczehen tagen gen einen rate beweisen vnd sich mit einem
• Msc: Sich.
1 Dem Sinne wie der grammatischen Construction entspricht nur diese
Deatnng.
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51
rate vertragen vnd thun, als uil eynen burger zu tun geburt.
Wer des nit tut vnd in freuel darvber siezt,* den wil man
mit weib vnd kindern von hinne weisen als eynen vnge-
horsamen.
Welcher wirt auch einen sulchen wissenlich dorvber bei
ym herbergt vnd helt, der musz ein schok zu pus geben.
Vnd als ein yder burger schuldig vnd pflichtig ist aids
halben, so er nymmer burger sein vnd sich von hynnen zyhen
wil, daz er sich vor in einen siezenden rate mit eins rats
wiUen vnd wissen vrlauben vnd entbrechen sei vnd ab er mit
ymand ader ymant mit im zu tun hat, sich an recht benugen
lassen, daz lassen vnser herren dobei bleiben.
Ab ader dorvber ymant in seinem aigen willen vnd vn-
bedechtlich seins aids sich anders dorinn halten vnd mutwillig-
lich weckzihen vnd seinen aid nit genuk tun wolt ader in die
freyung ging ader vmb gleit herben lies ader entrwnne, wie daz
kome, den wollen vnser herren halden vnd haben als eynen
mannayden vnd im auch weib vnd kind von stund an nach-
jagen, dann auszgenomen, ab in nott dorzu drunge zufellicher
sach halben, domit vnd dodurch er sein leib vnd leben fristen
müste, daz ist vnd sol im an seinen aid dorumb das er burger-
recht vor einen rat nit aufgeben kan, on entgelt sein, doch so
verren vnd er sust dem anderen vnd er gesworen hat gnuck
tut vnd nachkumet on geuerd.
Man soll auch alle vnd yglich erbe vnd guter in der stat
ader vorstat gelegen, wes die sein, verwesen vnd Verlosungen.
Es sol auch nymant der wesenlich hie siezt vnd burger
ader diener ist, kein ander herschaft vnd versprechnusz haben
dann einen rat vnd dem gehorsam vnd vndertenig sein in masz
des menicklioh gesworen hat.'
Erst nach der Abfassung der zweiten Redaction kam ein
Rathsbeschluss zu Stande, welcher neue Bestimmungen über
das Bürgerrecht feststellte und der hinter der zweiten Redaction
(pag. 41) Platz gefunden hat. Jeder, heisst es darin, welcher
das Bürgerrecht erlangt hat, soll fünf Jahre nacheinander in
der Stadt seinen festen Sitz haben. ^ Will er innerhalb dieser
' Msc. : hesiczt.
< Vgl. das Rechtsbuch der Stadt Brixen. Im Geschieh tsfrennd , Brizen
1866, 8. 220.
4»
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52
Zeit wegziehen^ so hat er eine Summe von 200 Pfund Heller
zu entrichten : ein Bürger^ von dem der Rath die Meinung er-
langt, dass er der Stadt zum Schaden gereiche, kann die Er-
laubniss zum Wegziehen auch ohne die Verpflichtung zur
Zahlung der genannten Summe erhalten, ja er kann zum Ab-
züge gezwungen werden. Innerhalb der ersten fünf Jahre darf
kein Bürger weder in den Rath noch als Schöffe noch endlich
als Sechsunddreissiger gewählt werden.
Hier schliesst sich am besten an, was an Verordnungen
über die Aufnahme der Juden in die Judenschaft von Eger
vorhanden ist. B und C enthalten darüber nichts, wiewohl
anzunehmen ist, dass es gerade darüber an Bestimmungen nicht
gefehlt haben wird. In A trägt ein Zusatz am oberen Rande
von pag. 16 folgende Verordnung:
,Ez schol auch dehein Jude hie zu Eger zu Jude empfangen
werden, ez geschech danne in offem rat vor dem burgermeister
vnd vor den vom rat vnd schuln allezit der burgermeister vnd
di vom rat di vir maister der Juden besenden vor e derselbe
jud zu Jude empfangen werde vnd sich an denselben vir mai-
stern der Juden ervaren, ob derselbe Jude der stat fugsam sei
oder nicht. ^
Sonst enthalten die systematisch geordneten Gesetzbücher
keine die Juden betreffende Verordnung; dagegen ist auf
pag. 24 ein Bruchstück eines Rathsbeschlusses vorhanden, der
sich auf die Ausdehnung ihrer Häuser in der Stadt bezieht,
Näheres aber nicht erkennen lässt. Einer auf der Innenseite
des Vorderdeckels stehenden Verfügung ist schon Erwähnung
geschehen. Der Rest der in den Gesetzbüchern enthaltenen
Verordnungen bezieht sich auf die Ehe, und die Geschäfte.
Bezüglich der Ehe enthält A im Texte (pag. 13) eine
durch viele kleine Randzusätze und Correcturen sehr veränderte
und schliesslich doch ganz ausgestrichene Stelle. Ohne auf
kleine Zusätze einzugehen, stelle ich die zwei Hauptfassungen
dieser Verordnung, die übrigens dasselbe sagen, nebeneinander.
,Vnd welchez daz ander an- ,Vnd welchez daz ander an-
sprichet vmb ein ee, enpricht sprichet vmb ein ee, vnd daz
daz mit dem rechten, daz an- ander, das angesprochen wirt,
gesprochen wirt, so schol daz laugent, so geb daz, daz daz
daz daz ander ^ angesprochen ander anspricht der stat cehen
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53
(hat, der) stat cehen pfunt pfunt haller, ez sey vrowe,
haller geben , ez sey vrowe, junchurowe oder man oder sey
junchurowe oder man oder sey zway jar uon der stat, wer dez
zway jar uon der stat, wer dez gelts nicht habe/
gelts nicht habe/
Wer also Jemanden des nicht gehaltenen Eheversprechens
anklagt, verfällt, wenn die Unschuld des Angeklagten erwiesen
wird, in eine Strafe von zehn Pfund. Dabei ist jedoch zu be-
merken, dass bei ,daz ander' der ersten Zeile die Randbe-
merkung: ,vnd svnst ehalben (ehalten?) ist' steht.
In diesem Zusammenhange ist die pag. 17 stehende Ver-
ordnung anzuführen. Nach derselben sollen Kinder, welche
ohne Einwilligung der Eltern zur Ehe schreiten, enterbt (ent-
wert vnd enterbet) werden und jene Eltern, welche nachträg-
lich einwilligen, und solchen Kindern heimlich von ihrem Ver-
mögen etwas zukommen lassen, verfallen in eine Strafe, deren
Grösse jeweilig vom Rathe bestimmt wird.
Diese letzteren Verordnungen fehlen in B und stehen
auch in A zerstreut und ohne Zusammenhang mit den vorher-
gehenden und nachfolgenden Punkten. In C stehen sie wohl
unmittelbar nacheinander, aber nicht in dem richtigen Zu-
sammenhange ; auch sind jetzt die Strafsätze ganz verschiedene
geworden. Zur Vergleichung mit den Verordnungen des vier-
zehnten Jahrhunderts mögen die des fünfzehnten hier vollin-
haltlich einen Platz finden:
,Auch seczen vnsere herren, das sich keins bui^ers ader
burgerin reicher ader armer tochter, swester ader freundin on
irer eitern freund ader furmünden willen vnd wissen zum
sacrament der heiligen ee selbs nit hingeben nach mit keinen
verlüben ader versprechen sol; welche aber dawider tut, die
soll mit sampt demselben, dem sie die gelubde getan hat funff
jar ausz stat vnd land sein.
Wurd auch eins burgers ader burgerin tochter ader
freundin von ymand angesprochen vmb die ee vnd entpfil ym
mit recht, so sol derselbe, der sie angesprochen hat, funff* jar
awsz stat vnd land sein.
* fwnff igt durchstrichen und steht dafür am Rande: drei.
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54
Vnd desgleich ab eine einen umb die ee ansprech vnd
er ir mit recht entpfiel^ sol dieselbe auch funff jar aws stat
vnd land sein.'
Bezüglich des Vorgangs bei Abfassung und Durchführung
letztwilliger Anordnungen (Geschäften) sind nur in C eine
Reihe von Verfügungen enthalten; sie stehen pag 17 — 19 und
lauten :
,Seczen vnd wollen vnsere herren, daz die alle yglich,
den da gescheft beuolhen werden, für einen rate zu bringen
vnd zu bestetigen lassen, es sei müntlich ader schriftlich, das
sie bei iren aiden, die nach des abgangen tode in vier ader
sechs Wochen furtragen vnd lawtmeren sullen, dy wil ein rate,
so die aufrichtig zugeen, bestetigen vnd darob sein, das eins
yglichen leczter wille einen furgank hab, also was selgerete
sein, daz die gehalten werden und das man witben vnd waisen
vor sei, daz redlich vnd aufrichtig ist vnd von waisenhabe alle
jar rechnung thu vor tzweyen des rats, die ein rat dortzu
geben wil.
Wer auch sulch gescheft lenger dann vorberurt ist, ver-
hield vnd nit furbrecht den wil ein rat dorvmb straffen, als
er des zu rate wirdet.
Vnd sulch gescheft sol man thun mit ader vor tzweien
des rats, zweien schopffen ader zweien sechsvnddreyssigen vnd
sust vor nymand, dieselben sullen auch so sie dorzu beruft
vnd gefedert werden, so eins in kranckheit ader seuchpette
ligt, in achtung haben, das der kranck sein Vernunft hab vnd
das sie sulch gescheft von im selbs hörn vnd aufnemen, daz
das aufrichtig vnd vngeuerlich zugee, als das dann einen ydem
seinen aytt kost.
Ab auch einer bei gesunden leib ein besigelt gescheft
tut vnd nymant beuolhen wirt furzubringen, so sullen dannoch
die erben ader furmünden ader wer das ynnhat, das in obge-
melter zeit furb ringen vnd hören lassen, damit ein rat sich
verrer dorynn vnd domit zu halten weisz vmb selgeret vnd
anders; wer ader das verhielt vnd nit furbrecht, den wil ein
rate aber straffen, wie er das zu rate wirt.
Es seczen vnd wollen auch vnsere herren, daz man furbas
den geistlichen keinen zinsz auf kein erbe ader gut ver-
schreiben nach kein erbe zuaigen sol on eins rats willen vnd
bewust; geschee es ader dorvber, das sol kein kraft haben.
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56
Vnd ab auch den geistlichen jrmand icht schiken ader
geben wil^ das sol vnd mag man tun mit paren geld vnd nit
an erben ader erbzinsen.
So Bol man auch nymanden keinerlei erbe, guter ader
zinsz aws stat vnd lande nit verkauffen noch mit nymand ab-
wechseln dadurch vnd damit das stat vnd lande mocht enzogen
werden.
Auch alle die dy pfrunde in die orden kauffen, es sein
frawen ader man, die sullen und müssen gleichwol losung
geben vnd mitleidung haben als ander mitburger ader sich mit
einen rate darvmb vertragen, wie sie des stat an einen rate
gehaben mügen/
Die Letzteren, die Geistlichkeit betreffenden Verfügungen
bezweckten offenbar dasselbe, was mit der Urkunde König
Karls IV. vom 27. Jänner 1358, * nach welcher die Geistlich-
keit in der Losung der Stadt und des Gerichtes keine Liegen-
schaften, Leute und Gülten erwerben dürfte, bezweckt wurde ;
die Steuerfreiheit des Klerus würde durch solche Erwerbungen
die Entrichtung der jährlichen Losung zu beschwerlich ge-
macht haben.
Dies ist der Inhalt der Verordnungs- oder Gesetzbücher
der Stadt Eger. Später scheint man solche systematische Zu-
sammenstellungen nicht mehr versucht zu haben. In der zweiten
Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts trug man die Verord-
nungen, jetzt Proclamationen genannt, in eigene Bücher ein,
die Proclamabücher genannt wurden. Es sind iUr die Zeit
von 1562 bis 1790 achtzehn Bände vorhanden; eine reiche
Quelle für die jeweiligen Culturverhältnisse der Stadt.
Aus dem übrigep Inhalt des Pergamentcodex vom Jahre
1352, seien als Beilagen zu dieser Abhandlung noch einige
Stücke mitgetheilt, welche für die Geschichte der Verwaltung
der Stadt von Bedeutung sind und theilweise jenen Beilagen
entsprechen, welche dem ersten Bande der Chroniken der
deutschen 8tädte (Leipzig 1862) beigegeben sind. Sie enthalten
die Zollordnung der Stadt E^er, die Einnahmen der Stadt,
' A. Hub er, Regesten des Kaiserreichs unter Kaiser Karl IV. Nr. 2747.
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56
eine Verordnung bezüglich des Ungeldes, eine Verordnung die
Freiung bei den Barfössern in Eger betreflfend, Nürnberger
und Regensburger Leibgedinge, das Schrotambt und eine Ver-
ordnung bezüglich der Lehen von St. Niklas in Eger. Alle
diese Beilagen stammen aus der zweiten Hälfte des vierzehnten
Jahrhunderts.
BEILAGEN.
1. Zollordnnng von Eger.
c. 1352.
(pag. 1-3.)
Dicz ist der stat czol.
Wizzet, daz Regenspurger noch N&renberger * chain czol
geben an allen Sachen, si chaufen oder uerchaufen zu Eger.
Welch gast ein ganz tuch kauft, ez sey grawe oder geuerbet,
der gibt dem richter ein haller uom tuch zu czol.
Welich gast wein oder mete hü chaufet vnd den uon
hinnen ffiret, der gibt ye uon dem podem ain haller. Vnd waz
unter aim aimer ist, da gibt man nicht uon. Vnd waz weins
hü durch get oder welcherley chaufmanschaft ez sey, do czollet
man nicht uon. Welch gast hü wein schenket, der gibt uon
dem podem ain pfunt haller den pui^ern vnd der stat ir vn-
gelt als recht ist,* vnd char(?) chain gast chain aimer weins
uerchaufen. Vnd welch purger des vberret werde, der ain
gast wein auzschenket oder pey annern hingebe, der müste
der stat geben ffinf pfunt haller oder nympt er sich mit seinem
rechten dauon, so darf er nicht geben.
Welch gast ain pfert chaufet oder uerchaufet, der gibt
dem richter zwene haller zu czol.
• vnd der stat ir vngelt ah recht ist — von späterer Hand am Rande.
^ Vgl. die Zollfreiheit der Nürnberger von 1332, 12. September, in der
Cbron. d. d, Städte I, 8. 222.
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57
Welch gast ein k& chaufet oder uercfaaufet, der gibet
dem richter ain haller zu zol.
Vnd welch gast rindesheute oder pferdesheute chaufet
oder uerchaufety der gibt dem richter uon czehen heuten ain
haller zu czoUe.
Welch gast chaufet; der gibt dem richter uon czehen
schaixielen; di do czeitich sint, ain haller zu czoUe.
Yeder gast, der do herchfimet; der mag wider ain purger
chaufen palge oder hevte wenig oder uil. Aber ain gast mag
wider ain andern gast nicht gechaufen vnter ainem virtail.
Welch gast wolle chauffet ader uerchaufet; der gibt dem
richter uon czweien stain ^ ain haller zu czoU.
Welch gast honig chaufet oder uerchaufet, der gibet ye
uon dem aimer ain haller zu czolle dem richter.
Jeder wagen, der daher uert auz der uoyte lande oder
uon Sachsen, der gibt uir haller zu czolle, der gehört ainer zu
der prucken. Vnd der käme gibt zwene, der gehört ainer zu
der prucken. Vnd welch gast hü durchuert, ez sey gegen
Peheim oder gegen Payren, der gibt uon dem wagen zwen
baller. Vnd von dem karren ain haller.
Welch gast hü körn chaufet vnd daz auzfuret uon hinnen,
der gibt ye uon dem kar ain haller zu zolle. Vnd uon zweien
Schafen ain haller. Vnd uon zweien Schweinen ain haller
zu czolle.
II. Einnahmen der Stadt Eger (Platzzinse!).
c. 1360.
(pag. 22.)
Der stat zins.
Daz schrotampt L pfunt
Di goltsmid* 11 pfunt
Di kreckm . . 2 » U pfunt
Di protpenck* V pfunt
*■ ausgestrichen.
' itain, m. ein Gewicht von 20 Pfand (in Nürnberg), von 26 Pfand (in
Krakaa). Vgl. die Chroniken d. d. St. I, 108.
' kreciem, kreischen Schenke.
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58
Dl flayschtisch VI pfant
Auf der flutrinnen zwischen dem ffig8pon(?)
vnd dem spigelpecken I pfont
Auf des SchAnnperger haus I pfunt
daz ligt wiist.
Di torwertlinne Vi pftu^t
Di zigelhÄtte LX haller
Zwischen den obem tArn I pfunt
Der Seydenswancz XXX haller
Des Meinhard Helffers haus LX haller
(darf&r sperret er daz tor bei den ramen)
vnd hinten an der parfuzzen hof auf der
hofstat, darauf an der statmavr saz Fren-
czel T&ler I pfunt ^ ob diselb hofstat
gebawet würde.
Item der prucken zol IV2 pfunt
Der smid von Frownr(eut) 7^ pf^*^*
Item auf dem galgenberg des Friczschen Sol-
dens ^garten zu selgeret auf stege vnd
wege * . . . I pfiint
geltS; di manschaft des purgermeisters.
Item der p&tel haus ist der stat das in dem
burgerlein (?) leit.*
Item di neuw czigelhuet by des Hulers hof . XX groschen
Item auf dem tamme, den Hensel Golner
ynnen. hat V2 pfunt
Item auf des Michel Juren haus .... III pfunt
czu Stegen vnd czu wegen.
Item der anger vom hauslein auf dem schef-
tore Uli pfunt
Item von dem obem bütelhof czwisschen der
mauwer auch IUI pfunt
Item auf dem haus in der stat Nickel ym hof I pfunt
czum pruckel vorm scheftore.
Item Hensel c . . . fex ^ I pfunt
Item vnd das nehst haub dobey I pfunt
vnd auf denselben cwayen heuszern hat
*■ Dieser ganze Posten ist ausgestrichen.
^ carnifßx?
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59
der Nikel Pinckel vnd sein bruder di
manschafft vnd auf iedem haus II huener
czyns.
Item von dem garten czwisschen der mauwer
beym multore VIII groschen
Rem die wolwage L pfunt
(Weiteres herausgeschnitten).
IIL Verordnung bezäglich des Ungeldes.
(Zweite Hälfte des 14. Jahrh.)
(pag. 23.)
Wir der purgermaister vnd der rat, gemayn, di scheppfen
vnd die sechsvnddreyczig gemainichleichen der burger czu
Eger sein ayntrechtigcleichen mit verayntem willen durch ge-
maynen nucz vnd notdurflFt armer vnd reicher vberayn chomen
vmb das vngelt, ^ das die stat von alter eingenomen hat von
weyne, von meto vnd von pire, das in vnszer stat gemainen
nucz vnd frvmen chvmpt, chvmen ist vnd chvmen schoL
Czvm ersten von allen den weyn, den man hie in der stat
anczappfft vnd schenkt wie man den dann verchaufft, so schol
man geben czu vngelt ye vom aymer weyns vire ndsel, gelt
als vil do füre, als er gilt.
Auch sein wir vberayn chomen, das man von allen meten,
di man hie sewt vnd breuwt, so schol man geben czu vngelt
ye vom fuder mets vire vnd czwanczig Schilling haller werung
der stat.
Auch sein wir vber ayn chvmen, das man von allem dem
pire, die man hie seuwt vnd prewt in gemaynen oder in aygen
Wann das Ungeld in Eger aufgekommen ist, wissen wir nicht; in dieser
Verordnunj^ wird gesagt, dass die Stadt es seit alter Zeit einhebe. In
Nürnberg kommt es in den frühesten Rechnungsbüchern von 1377 und
1378 vor; in dieser Stadt wurde 1386 eine neue Einrichtung bezüglich
des Ungeldes getroffen , das ausschliesslich auf Wein, Bier und Meth
gelegt wurde. Auch unsere vorliegende Verfügung bezweckt nicht die
erste Eänfuhrung dieser Consumtionssteuer , sondern eine Reform und
dürfte ungefAhr aus derselben Zeit stammen wie die Nürnberger. Vgl.
Chroniken d. d. StÄdte I , S. 281.
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60
pronhensem vnd wer di prewt, der schol geben czti yngelt ye
von aynem kare malcz czwen Schillinge hall er der statwervnge.
Vnd das vorgenante vngelt geben die schenken nicht von dem
iren, sunder wir haben das alte stat nAsel myner lazen machen,
dovon sein si des vnengelt vnd mfizen das arme vnd reich
geben, di das tryncken.
IT. Die Freiang bei den Barfttsseni in Eger.
c. 1360.
(pag. 25.)
Wir der burgermeister, der rat, die secfasvnd dreyzsig
vnd die gemein der barger czn Eger haben mit gemeinem
rate vnd veraynten willen durch gemeinen nucz vnd notdurfft
armer vnd reicher gesaczt, daz alle die, die in die freyunge
czu den barfuzzen flihen oder entweichen vmb welche sache
daz ist, daz ir keyner lenger freyimge darinne haben schol
dann virczehen tage, ligt aber ymand lenger darinne, den mögen
vnd schuln daz gerichte vnd wir dann herauznemen vnd mit
im tun, daz recht ist, auzgenumen des, ob czwen herren vom
rate oder czwen scheppfen sehen, daz den, der in der freyunge
ist, sulche kranckheit hindert, daz er von stat nicht m&ge, so
schol er aber virczehen tage freyunge haben vnd also als lange
vncz man im die freyunge aufsagt.
Auch haben wir gesaczt, daz keyn geechter man oder
dem die stat verboten ist, keyn freyunge czu den barfuzzen
nicht haben schol.
Y. Nflrnberger und Regensbnrger Leibgedinge.
(p. 43—56.)
Di leipdinch gein Nurmberg.
(1352, 9. Mai.) Wir der purgermaister die purger uom
rate^ die scheppfen, die sechs vnd dreizzig vnd die gemein
der stat ze Eger . . . tun kunt, daz wir ze kaufen geben dem
ersamen vnd bescheiden manne herrn Otten dem Graner purger
ZV Nurenberg hundert pfunt haller vnd zweinczig pfunt guter
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61
taller gulte^ die ze Eger geng^e vnd geb sein ze einem rechten
eipgeding auf vnser etat ze Eger . . . virczig pfunt haller auf
)tten seine suns leip, virczig pfunt haller auf Oregorien seins
uns leip, virczig pfunt haller auf Chunrads seins suns leip,
talb auf sand Michelstag vnd halb auf sand Walpurgtag . . .
k) geben wir im disen brif ze vrkunde besigelt vnd geuestent
alt vnser stat ze Eger insigel, daz daran hanget ^ der geben
9t nach gots geburt dreuczehenhundert jar vnd in dem zwey
nd fünfzigsten jare an dem nechsten pfincztag nach dez
leiligen creucztage als ez wart funden.
(1352.) Item herrn Chunrad Engelmar purger zv Nuren-
>erg einen sc^^nen brif mit solhen punden vnd auf solhe
Vist als di uorbescriben abscrift sagt vmb hundert pfunt haller
eipdinch zins auf seins selbs leibe virczig pfunt ^ auf seiner
uiusfrawen frawen Eisbeten leib dreizzich pfunt vnd auf seiner
lohter Ebsteins leib dreizzich pfunt
(1352.) Item hern Vlreich Haller * auch purger zv Nuren-
jerg auch 'einen solhen brif vmb hundert pfund vnd dreizzig
pfunt haller leipdinch zins . . • zv seins suns Ulrichs leip
ireizzich pfunt vnd zv seins suns Berchtolds leip dreizzich
pfunt vnd zv seins suns Chunrads leip sibenczich pfunt.
(1352.) Item swester Ciaren der junchfrowen hern Frid-
reichs seligen des Grozzen^ tochter in dem closter zv send
Kathrein zv Nfirenberg einen solhen brif vmb funfczich pfunt
iialler auch leipdinch zins der tretent auf iren leip zwainczich
pfunt vnd auf irr swester junchfrawen Eisbeten leip auch in
demselben closter hern Volckolds von Tanne tohter funfczen
pfunt vnd auf swester Annen auch in dem vorgenanten closter
kern Heinreichs Qrozzen tohter leip auch funfczen pfunt.
(1352, 9. Juli) . . . dem ersamen vnd wolgelerten manne
Meister Meyngozz von ander Wolczdorf^ ze den ziten der
stat ze Nurenberg arczt virzig pfunt haller gult, di ze Eger
geng vnd geb seint zv einen rehten leypgedinge auf vnser stat
ZV Eger . . . zv sein eins leib di weil er lebt . . .
^ Ein vornehmes Geschlecht in Nürnberg. Vgl, die Chroniken der deutsch.
Städte: Nürnberg, I. Bd. (Leipz. 1862) S. 507.
^ Ebeodsselbst S. 506.
' Heister Mejngos als Arzt erwähnt, ebendaselbst S. 96.
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62
1352, 9. Juli , . . dem ersamen vnd beschriden manDe
hem Friczschen dem Beheim * purger ze Nurenberg czweyii-
czich pfunt guter haller gult die ze Eger geng vnd gebe seil
ZV einem rebten leipgeding auf vnszer stat zv Eger vnd haba
im <]ie gult geben vmb bereiter gut der wir mit im vnd er
mit vns gutleich vber ein komen sein vnd daz er vns bcreil
geben vnd vergolten hat vnd wir ez uon im empfangen tu
genommen haben . . . auf seins suns Herdegens leyp diew«!
der lebt . . . halb auf send Walpui^entag , halb auf s^
Michelstag.
(1352.) Item dem Fricschen dem jungen Behem hm
Fridreichs des alten Beheims sun purger zv Nurenbei^ aoA
einen solchen brif . . . vmb zway vnd funfczich pfunt haUer
leipdinch zins des gepurt auf seins selbs leibe sechsvndzwab-
czich pfunt haller vnd auf seins suns des Chunrads leib sehas
vüd czwainczich pfunt.
(1352.) Item in aller derselben uorgescriben weis einen
brif frowen Eisbeten des Peters seligen des Gruntberen ^ Wir-
tinne vmb zwainczich pfunt haller leipdings auf ir selbes leibe.
(1352) .... Den ersamen manne Seyczen Ebner md
Albrechten Ebener seinen bruder des Hermans Ebners seligen
sunen beden purgern zv Nfirenberg^ sehs vnd funfczig pfont
guter haller gölt, di in vnser stat zv Eger geng vnd gebe sein
oder werung darfur als di stat zv Nurenberg weret, den di
auch haller leipgedinge gult haben von der stat zv NÄrenber^
ZV einem rehten leipgedinge auf vnser stat zv Eger geben . . •
aht vnd cwainczich pfunt auf Seycz Ebeners leibe vnd aht
vnd zwainczich pfunt haller auf Albrecht Ebener leibe halb
auf send Walpurgen tach vnd halb auf send Michels tach . . .
(Nun ist ein Blatt horansgeschnitten ; auf dem nächstfolgenden BUtw
stehen unter der Ueberschrift: ,DaK ist daz leipding gern Nfirenberg' alle bishef
wiedergegebenen Leibgedinge sowie die, welche auf dem nun fehlendea
Blatte gestanden waren in kürzerer Fassung. Bei dem Leibgedinge des Ante*
Meingos und des Albrecht £bner, steht der Randzusatz : ,der ist tot*. Uebrigen^
wird in dieser kürzeren Znsammenstellung nur Albrecht Ebner allein, nicht
mit seinem Bruder Seiz zusammen und also nur mit der HiÜfte des oben so-
gefnhrten Betrages, nümlich mit 28 Pfund angegeben. Von da an lautet die»
* Vornehmes Geschlecht, ebendaselbst S. 503.
' Vornehmes Geschlecht, ebendaselbst S. 506.
' Vornehmes Geschlecht, ebendaselbst S. 504.
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63
kürzere Liste, die also den Inhalt des herans^eschnittenen Blattes ersetzen
muMj fol^endermassen:)
Also dem Herman Ebner XVI pfunt vnd seiner wirtin
frowen Kuniganden auch XVI pfant, summa XXXII pfunt
VI leist.
Also dem Albrecht Kudorfer^ L pfunt. IX. leist.
Also hern Chunrad seligen Stromayrs^ sunen an dem
milchmarckt dem Chunrad XXX pfunt vnd dem Hansen
XXX pfunt IX leist summa LX pfunt.
Also des Hertwigs des Volckmares^ sunen dem Herman
XXV pfunt vnd dem Chunrad XXV pfunt vnd seinen töchtern
zu send Kathrein junchfrowen Kungunden XXV pfunt vnd
junchfrowen Kathrein XXV pfunt VI leist s. C pfunt.*
Also des Peters Stromayrs sunen dem Hermann X pfunt
vnd dem Peter X pfunt IX leist summa XX pfunt.
Also dem Frantzen Teufel des Chunrad seligen des
teuflFels^ sun XXXIIII pfunt IX leist summa XXXIHI pfunt.
Also hern Heine des Kupffermanes '' tohter nunen zu
Aurach junchfrowen Margareten XIH pfunt vnd junchfrowen
Annen XIII pfunt vnd junchfrowen Ciaren XIII pfunt vnd
auch sinen tohtern czu send Ciaren junchfrowen Qerhausen
VI pfunt vnd junchfrowen Agnesen V pfunt II leist summa
L pfunt. ^
Summa gein Nurenberg VIF pfunt on XIII pfunt. **
Item czu Regenspurch.
Des Otten seligen des Graners sun dem XL pfunt haller
lalb auf send Walpurgen tach vnd halb auf send Michels
tach Vin leist summa XL pfunt.
* Vnd jtmehfi'otDen Kathrein XXV pfunt, ist ausgestrichen und am Rande
steht die Bemerkung: junchfrowe Katkrei ut tot mit XXV pfunt. Auch
fi pfmü^ ist ausgestrichen, wofür LXXV pfunt steht
*• Am Bande: jtinchfrowt Margret ist tot mit XJII pfunt; die Summe von
L Pfiind ist daher in ,XXXV1I pfunt*' verbessert
° Diese Summe ist ausgestrichen und dafür steht unterhalb V^ pfunt
CXXXVII pfunt,
^ Ebendaselbst S. 609.
^ Ebendaselbst S. 516.
' Ebendaselbst S. 618.
^ Ebendaselbst S. 618.
^ Ebendaselbst S. 510.
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64
Also hern Chunrad Engelmar XL pfant seiner haus-
frowen frowen Elzbethen XXX pfunt ynd einer tochter Eizlin
XXX summa C pfunt auch halb Walpurgen vnd halb Micheltag*.
Item frowen Ejithrein der Mayine vnser mitburgerine
XX pfunt auf iren leip vnd auf irr tochter der Dorotheen leip
X pfunt vnd auf irr swester tochter der Dorotheen leip auch
X pfunt. summa XL pfunt.
Item irm bruder dem Chunrat Mayen X pfunt vnd auf
seiner tochter der Kathrein leip X pfunt summa XX pfunt.
Item meister Heinrich von Eger pfarrer czu Talkirchen
LXVn pfunt, michelstag (?) IIII leist summa LXVII pfunt.
Also seinem bruder hern Rudiger auf des Niclas Zosch-
wicz suns des Hensels leip XXV pfunt II leist summa
XXV pfunt.
Item dem Michel Kramer von Zwikowe vnd seiner haus-
frowen XXIIII pfunt halb Walpurgen- vnd halb Micheltag
summa XXIIII pfunt.
Nürnberger Leibgedinge.*
(1364, 24. December.) Item frowen Annen Rudolcz -selige
wirtine burgerine zu Nürnberg XL pfund haller vnd derselben
virtzig pfunt haller gult hatt si gekaufft zweintzig pfunt auf
Reicher Rudolt iren sun auf seinen leip vnd zweintzig pfunt
auf Christein der Stromarine irr tochter leip, diweil si lebent
auf Michael II leist. Datum anno d. M^CCC^LXIIU« an des
heiligen Crists abent summa XL pfunt.
(1365, 5. Jänner.) Item dem Herman Ebner XX pfunt
haller gult auf sein selbs leibe auf Michael VI leist. Datum
LXV® an dem obristem abent summa XX pfunt.
(1364, 26. December.) Item den ersamen frowen frowe^
Kungunden der Kulmeninne vnd Kathrein der Prebinne irr
tochter vnd Margreten der Sendlbeckinne irr tochter XV pfunt
haller gult auf ieder leip V pfunt haller 11 leist. Datum
a. d. M^ etc. LXIIIP an send Stepphanstage summa XV pfunt.
* Die Handschrift hat hier keine Ueberschrift; doch weisen die nachfol-
genden Leibgedinge alle nach Nürnberg.
^ ersamen frotoen frotoe über der Zeile and ausgestrichen.
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65
(1365; 5. Jänner.) Item dem ersamen manne '^ IViczschen
PAmer vnd frowen Kathrein seiner elichen wirtine des Stehlers
tochter XXV pfunt vnd demselben Friczschen Pfimer^ vnd
frowen Gerhusen der Stromerinne seiner swester aber XXV
pfiint haller der geburt auf des vorgenanten Friczschen Pomers
leip XXV pfant vnd auf seiner wirtin frowen Kathrein leip
XIIYj pfunt vnd auf frowen Gerhusen seiner swester leip
XII Y2 pfunt VI leist. Datum LXV«» an dem obersten abent.
Summa XXV pfunt. <^
(1365, 5. Jänner.) Item dem Eo-aft Behem XV pfunt
haller gult auf sein selbs leip UI leist. Datum LXV^ an dem
oberstem abent. Summa XV pfunt.
(1365, 27. Jänner.) Item dem Heinrich Kuppfermann
burger zu Nfimberg XXXII pfund haller gult, der gebfirt auf
seiner tochter der Annen leip junchfrowen zu Aurach XVI pfunt
vnd XVI pfunt ^ auf Ciaren seiner tochter leip junchfrowen
zu Aurach II leister. Datum LXV^ an dem nechsten montag
vor vnser frowen tage zu lichtmess. Summa XXXII pfunt. •
(1365, 27. Jänner.) Item im aber einen brife XV pfunt
haller gult der geb&rent acht pfunt haller auf Gerhusen seiner
tochter leip vnd VII pfunt auf Agpoesen seiner tochter leip
junchfrowen zu send Ciaren zu N^mberge II leister. Datum
LXV<^ an dem nechsten montage vor vnserf frowen tage zu
lichtmess. Summa XV pfunt zur XXXI pfunt
(1367, 20. October.) Item anno d. M«CCC«LXVIP an
dem nechsten mitwochen nach send Gallentage dem Wernher (?)
Stromair mit der guidein rosen einen brif f^ber virtzig guidein
leipdinch zins swer gut guidein N&renberger werunge di zu
NÄrenberg genge vnd gebe sint auf seiner tochter leibe junch-
frowen Ciaren in dem closter send Ciarenordens zu N&renbei^
IX leist summa XL guidein.
(1367, 20. October.) Item eodem die ac anno dem Peter
Stromair auch virtzig guidein leipdinge vorbeschribener werunge,
*• ersamen manne über der Zeile und ausgestrichen.
** Am Rande: er ist tot,
^ Diese Summe ist ausgestrichen, ohne dass etwas anderes dabei stünde.
* Von auf bis XVI pfunt ausgestrichen und dafür am Sande: Di ist toty
Der hrif der darüber geben was, ist gebrochen vnd vmb di XVI pfunt,
die noch auf der Ciaren leip stenty ist ein newer brif geben.
* Diese Summe ist ausgestrichen.
ArchiT. Bd. LI. I. H&lfte. 5
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66
der geb&rent XX guidein auf seins suns des Peters leip vnd
auf seins bruder seligen des Chunrad Stromairs zwen s&n leibe
Chunrad vnd Hansen XX guidein auf Chunrad leip X guidein
vnd auf Hansens leip X guidein Auch IX leist summa XL
guidein.
(1367, 20, October.) Item eodem anno ac die dem Wem-
her(?) Stromair gesezzen bei vnser frowen zu N&renberg an
dem Zotenperge zwainczig guidein vorgesprochen werunge der
gehörnt auf seins suns des Heinrichs leip X guidein vnd auf
seiner tochter junchfrowen Margreten klosterfrowen zu Sunebelt
X guidein. Auch IX leist summa XX guidein. vnd diselben
drey brif sagent dazselb gelt Heinrich halp zu geben zu send
Walpurgentach, der schirst kumpt vnd halp darnach zu dem
nechsten send Michelstag vnd f&rbaz alle jar zu send Michels-
tag gar.
VI. Schrotamt von Eger.
(Zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts.)
(pag. 65—68.)
Nota flaz ist daz schrotampt, * recht, Ion.
Czum ersten eyn Elssazser vas vom wagen in den keller
gibt eyn halp pfunt.
Item eyn Francken vas vom wagen in daz haws oder in
den keller VI sol.
Item eyn Elsazser vas auz dem keller XXUH sol.
Item ein Francken fuder eyn pfunt haller auz dem keller.
Item eyn halp fuder Francken auz dem keller oder auz
dem haws auf den wagen X R. ^
Item eyn Elsazser vas von eynem wagen auf den andern
Xn sol.
Item von weihischem wein von iedem muncher aymer
eyn R.
1 Schrotamt das Recht, Bier oder Wein in ganzen Ffissem zu verkaufen
und denen» welche es einzeln verschenkten oder selbst tranken, sozu-
fiihren. Lex er II, 804.
^ Begensburger Pfenninge.
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67
Item von salwein vnd vom lewtmariczer von iedem egrer
aymer abczulegen eyn K, aufczucziehen IX R^ von eynem
halben fuder vnd czu allen wein hat der auf vnd abe schroeter
halbe wacknusse.
Item von ieder tunnen heringes eyn R. vnd eyn bering,
die er aufsiecht vnd welche tunnen er nicht aufslecht, die gibt
nicht heringes vnd den R. pfeninge von ieder tunnen gibt der
da kauftet.
Item von ieder tunnen vischs eyn R, welcherlay die sei.
Item von vir tunnen vischs oder heringes eyn R nyder-
czulegen vnde wider aufczuheben von vir tunnen eyn R.
Nota von Iedem stucke czins oder pleies aufczuladen
eyn R.
Item von iedem pallen leders III R aufczuladen.
Item von eynem grozsen wollen sack aufczuladen VI Reg.
Nota daz ieder wagen, der getraid herfurt des freytags
czu nachtz ii hl. gibt czu hut vnd in der wochen I Regens-
purger di nacht.
Item eyn Elsazser vas vom wagen auf den tennen oder
in eyn kemnaten oder kamern XII sol.
Item vom tenne oder auz eyner khemnaten oder khamern
auf einen wagen XII sol.
Item ieder salczwagen oder karren gibt an der freytages
nacht eyn haller czu hut.
Item di wein wegen ieder wagen die nacht czu hut
iii Regenspurger.
Item von dem halben fxider pirs aufczuladen IX R. vnd
halbe wacknusse.
Item von iedem wagen, der wein fürt czu nyderlage eyn R.
Item eyn Elsazser vas auz dem kheller czu cziehen vnd
vber dye strazsen von einem hawse in daz ander czu füren
verre oder nahent vnd wider in den keller czu legen XXXVI
sol. baller.
Aber auz dem keller czu cziehen vnd vber die strazsen
czu füren aber verre oder nahent vnd auf den tenne oder in
einer khemnaten oder khamern czu lazsen XXX sol. haller.
Aber von einem tenne oder kempnaten oder khamern
czu nemen vnd vber die strazsen czu füren abqr verre oder
nahent in einen keller czu lazsen XXX sol. haller.
6*
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68
Aber von eynem tenne auf den andern oder in einer
kempnaten oder kamer czu lazsen XXV sol. haller.
Item ein Francken fuder auz dem keller czu cziehen vnd
vber die strazsen czu füren verre oder nahent vnde wider in
den kheller czu legen XXX soL haller.
Auz dem keller czu cziehen vnd auf den tenne oder in
eyner kempnaten oder khamern czu lazsen oder auf einem
tenne oder in einer kempnaten oder kamern czu nemen vnde
vber die strazse czu füren vnd in den kheller czu lazsen
XXV sol haller. .
Aber von eynem tenne auf den andern vber die strazse
oder in einer khempnaten oder kamern czuMazsen ein pfunt
haller.
Vnde alle die wein^ die von bürgern hieher gebracht
werden, dye schol man nicht vngevisirt abelegen vnd wenne
man sie gevisirt vnde auf den tennen geleget, wer davon eyn
nösel schencket, der sol die wein alle vervngelten nach der
stat recht vnde welch wein man abgelegt, fürt man sie in acht
tagen nicht von hinnen, so schol man sie aber der stat vn-
gelter verungelten, als der stat recht ist, er sei burger oder gast
Nota, daz vnser herren in dem rate gesaczt haben, welch
wolle in die wollewage hie kumet vnd in daz rathavs vnd
vnter die swibogen als verre die gen^ daz die nyemant kauffen
schol, er habe danne der tuchmaister hantwerck recht vnd
welle di wolle hie czu Eger verwurken, wer sie sust darinne
kauffet, der muz fünf pfunt haller an die stat geben. Doch
mag ieder man sein wolle wol wider auztragen vnd mag sie
verkauffen, wem er wil.
Auch haben vnszer herren gesaczt, daz man die tuch,
die man hie wurcket, nicht kurczer wurcken schol, danne nevn-
czig eilen lanck. Wer ez kurczer wurckt, der schol daz wandel
vnd buzsen nach des hantwerckes rechten.
YII. Zum Lehenreeht von Eger.
c. 1390.
(pag. 68.)
Nota, wir der burgermeister vnd der rate der stat c«tt
f^er haben vmb die lehengute die von sand Niclas der
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69
pfarrkirchen haubtherre hie czu Eger czu leben gent^ in vollem
rate funden vnd czu dem reebten gesprocben, daz wer von
sand Niclas lehengute bat vnd die czu leben nemen schol oder
wily der schol ayn Schilling baller bye der stat werung auf
den hohen altar legen vnd dabei schol sten ein kirchenvater
vnd daz gelt aufheben czu der kirchen nucze vnd schol die
leben mit einem kuzse auf dem altar empfahen vnd dieselben
leben scbullen als weink (?) erbloz werden , sain des reiches
leben vnd scbullen auch als gute sein als des heiligen reiches
leben sint.
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DAS
WIENER-NEUSTÄDTER STADTRECHT
DES XIII. JAHRHUNDERTS.
KRITIK UND AUSGABE.
TON
GUSTAV WINTER.
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Das Stadtrechtsdenkmal, dessen kritischer Erörterung und
Ausgabe die nachfolgenden Blätter gewidmet sind, ist zum ersten
Male im Jahre 1846 vollständig ans Licht getreten. Josephs
von Würth treflFliche Arbeit: ,Das Stadtrecht von Wiener-
Neustadt aus dem dreizehnten Jahrhundert. Ein Beitrag zur
österreichischen Rechtsgeschichte*, veröflFentlicht in der ^Oester-
reichischen Zeitschrift für Rechts- und Staatswissenschaft*, Jahr-
gang 1846, 3. bis 5. Heft (Sonderabdruck Wien 1846, 112 S.
und 2 Bl., 8°) bezeichnete damals im Vereine mit Rösslers
Publicationen deutscher Rechtsdenkmäler aus Böhmen und
Mähren in vielverheissender Art den Eintritt Oesterreichs in
die Bestrebungen Deutschlands auf dem Felde der deutschen
Rechtsgeschichte. Was auf diesem in Deutschland seit Jahr-
zehnten erarbeitet worden .war, fand durch Wüi-th für die
Erklärung des Neustädter Stadtrechtes Verwerthung ; in sorg-
sam durchgeführter Vergleichung konnte die Gemeinsamkeit
der beiderseitigen Rechtsgrundlagen bis ins Einzelnste nach-
gewiesen werden.
Bis dahin hatte das Neustädter Stadtrechtsdenkmal nur
gelegentliche und höchst oberflächliche Beachtung gefunden.
Marcus Hansitz, dem noch Herzog Leopold VI. (VH.) als
Gründer der Stadt gilt, erwähnt es kurz in steinen handschrift-
lichen Collectaneen zur Geschichte des Neustädter Bisthums
(Codd. 9309—9313 der kaiserlichen Hofbibliothek zu Wien):
,Ipse (Leupoldus Gloriosus) et leges primas Neostadiensibus
condidit, quas in libro membraneo manu saec. XIV. descriptas
videre est; .... statuta numero 117, quae deinde filius eins
Fridericus Babenbergensium postremus multis capitibus auxit'
Codex ea continens in tabulario civitatis longe omnium vetu-
stissimus est ac probae notae' (Cod. 9309 Bl. 8^); der weitern
^ Es sind die aas der Zeit Herzog Friedrichs des Schönen stammenden
Mauth Satzungen der Bürger (Winter, Urkundl. Beitr. z. Rechtsgesch. etc.
47 ff.), welche Hansitz für eine Satzung Friedrichs des Streitbaren hält
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74
Darstellung werden noch einige wenige Capitel des lateinischen
Textes einverleibt. Auch Joseph von Heyrenbach verwerthet
am Ende des XVUI. Jahrhunderts in einer ungedruckten
Abhandlung 1 über die Gründung von Wiener-Neustadt (Cod.
101 des k^ und k. Haus-^ Hof- und Staatsarchivs zu Wien)
ein Capitel des Stadtrechtes ^Leopolds des Olorwürdigen',
scheint aber nur den deutschen Text desselben zu kennen.
Sehr merkwürdig ist, was Alois Gleich in seiner ,Ge-
schichte der königlichen Stadt Wienerisch-Neustadt^ (Wien
1808) S. 4 f., übrigens ohne Quellenangabe^ vorträgt. Herzog
Leopolds des Tugendhaften Sohn^ Leopold der Glorwtirdige,
sagt er, habe alle der Neustadt von seinem Vater ^verheissenen'
Freiheiten gesammelt und diese mit einer Handfeste, welche
sechsundsiebzig (so!) Abschnitte enthält, im Jahre 1198 be-
stätigt; 1210 sei dieser ein zweiter mit neuen Freiheiten ver-
mehrter Gnadenbrief nachgefolgt, vermuthlich als Belohnung
dafür, dass die Stadt in den Jahren 1198 und 1199 den König
Emerich von Ungarn abgehalten hatte, seine Verwüstungszüge
tiefer ins Land auszudehnen, ,worauf auch mit dieser Urkunde
gleich im Anfangt hingedeutet wird, da sie (die Stadt) der
Eingang und der Schlüssel (porta et clausura) seiner Lande
genannt und versichert wird, dass ihr aus dem vorzüglichen
Beweggrunde alle Freiheiten bestätigt werden, um ihren Bürgern
noch mehrere Kräfte gegen Anfälle der Feinde zu verschaffen.
Der weitere Inhalt,^ fährt Gleich fort, ,enthält die Erneuerung
der Bürgerrechte, ihrer Gewohnheiten und Herkommen, ihren
freien Kauf und Handel in seinen Landen,^ dann die Ausmass
der Burgpann mit Folgendem: Wir setzen, dass zwischen der
Gemerk '. . . zu der Newstat antburten^^ Diese Aus-
führung scheint auch der Angabe in Ferd. K. Böheims ,Chronik
von Wiener-Neustadt^ (1. Ausgabe, Wien 1830, 2 Bde.) zu
Grunde zu liegen, dass der Gründer der Stadt, Herzog Leo-
pold V., den neuen Ansiedlem ,verschiedene Freiheiten* ge-
währte, den Burgfrieden bestimmte und alles dieses mit Briefen
und Handfesten bekräftigte, und dass später Herzog Leopold VL
^ Sie ist vielüich benntzt von Hormayr im Taschenb. 1813, 167 ff.
2 Aber es ist c 86 des jetzt bekannten lateinischen Textes.
3 Ebenfalls in c. 86.
* c. 92 des lateinischen Textes.
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76
alle von seinem Vater der Neustadt zugesicherten Freiheiten
durch eine eigene Handfeste bestätigte (l, 24 der 2. Ausgabe
vom Jahre 1863). Uebrigens gibt Böheim auch einen ziemlich
weitläufigen^ aber mit Missverständnissen und Ungenauigkeiten
durchsetzten Auszug aus dem Stadtrechte (1, 29—35 d. 2. Ausg.).
Zwei Jahre vor dem !&scheinen von Böheims Chronik
hatte Hormayr im Archiv für Qeschichte etc., Jahrgang 1828,
S. 323 mit der Veröffentlichung des deutschen Textes nach
einer Handschrift des Marktarchives zu Aspang in Nieder-
österreich begonnen, war aber damit über c. 6 (der lateinischen
Fassung) nicht hinausgelangt.
Bis zum Jahre 1853 ist kein Zweifel an der Authenti-
cität der Neustädter Stadtrechtsurkunde als eines aus der
landesfiirstlichen Kanzlei hervorgegangenen Privilegiums Herzog
Leopolds VI. (Vn.) erhoben worden. Als solches stellte es
sich dar nach der Bezeichnung seines Ausstellers, nach der
wörtlichen Uebereinstimmung seines Prooemiums mit den Pro-
oemien der beiden anderen Stadtrechte desselben Herzogs (Enns
1212, Wien 1221), mit welchen überdies viele seiner Bestim-
mungen nahe innere Verwandtschaft, ja zum Theil ebenfalls
wörtliche Uebereinstimmung zeigten. Sein Original, konnte man
annehmen, sei verloren gegangen, bei der Eintragung in die
Copialbücher sei es um die Zeugenreihe und das Datum ver-
kürzt worden. Selbst der verdienstvolle Gblehrte, der zuerst
den Urtext des Denkmals der Forschung zugänglich gemacht
hat, der das Verhältniss der Urkunde zu einem weiten Kreise
deutscher Rechtsquellen Punkt für Punkt in mühevoller und
gewissenhafter Zusammenstellung aufzeigte, ihre handschrift-
liche Grundlage prüfte und ihren Inhalt systematisch darstellte,
der sich also auf das Eindringlichste mit dem Meritum der
Sache beschäftigt hatte — selbst Würth bleibt im Banne der
äussern Erscheinung seiner Vorlage (S. 17 f. d. Sonderabdr.).
Dass das Neustädter Recht jünger sei, als das Wiener von
1221, entgeht ihm nicht; aber er fragt sich keinen Augenblick,
ob nicht die Thatsachen, die ihm diese ^Erkenntniss gewährten,
Kraft genug besässen, das Denkmal auch noch über den End-
punkt der Regierung Herzog Leopolds VI. (VII.) heraufisu-
rücken.
Gknz und gar auf dem Standpunkte Würths, dessen Aus-
fiihrungen fast wörtlich wiederholend, stand Meiller noch im
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76
Jahre 1860 (Babenb. Reg. 128 nr. 170, 259 nt. 394), standen
Gengier 1851 (Deutsche Stadtr. 541) und Gaupp 1852 (Deutsche
Stadtr. 2, 237 f.). Ihnen allen ist die Neustädter Urkunde
ein von Herzog Leopold VI. (VII.) in seinen späteren Re-
gierungsjahren, zwischen 1221 und 1230 ertheiltes Privilegium.
Aber schon im Jahre 1853 war Meiller zu einer andern
Ansicht gelangt, als er in seinen ,0esten*eichi8chen Stadt-
rechten und Satzungen aus der Zeit der Babenbei^er^ den
Wttrth'schen Text, leider mit allen Fehlern und ohne die doch
in der Handschrift vorliegende Capitelzählung, abdruckte (Ar-
chiv f. K. österr. GQ. 10, 107 flF.). Nicht dass er die Urkunde
geradezu fUr unecht erklärte. Er scheint vielmehr anzunehmen,
sie sei von einem österreichischen Landesfürsten des Namens
Leopold gegeben; aber dies ist ihm nicht der Glorreiche
Babenberger, sondern ein viel Späterer, etwa jener habsburgische
Leopold, dem in dem bekannten Ländertheilungsvertrage von
1379 Stadt imd Gebiet von Wiener-Neustadt waren zuge-
sprochen worden und der bald darnach der Neustadt ihre
Rechte bestätigt und reformirt hat, wie er in einem General-
mandat von 1381, April 19 verkündet. Die ,Reihe von inneren
und äusseren Gründen', welche ihn zu dieser Vermuthung be-
stimmten, behielt Meiller späterer ausführlicher Entwicklung
vor. Sie ist niemals erfolgt; man darf wohl glauben darum,
weil schon eine erste eingehendere Untersuchung den Urheber
jener Hypothese von ihrer Unhaltbarkeit überzeugen musste.
Meillers jüngere Ansicht, dass die uns vorliegende Fassung
des Neustädter Rechtes nicht der Zeit Leopolds VI. angehören
könne, ist von BischoflF 1857 (Oesterr. Stadtr. u. Privil. 205)
acceptirt; dass jener das Jahr 1381 als das der Entstehung
annimmt, ist a. a. O. einfach verzeichnet, nicht kritisirt. Auch
Tomaschek (Deutsches Recht in Oesterr. 73 f. nt. 3) pflichtet
1859 Meiller darin vollkommen bei, dass das Denkmal in der
jetzt bekannten Form nicht ins XIII. Jahrhundert falle, wenn-
gleich er sich nicht dazu verstehen kann, es erst in das Ende
des XIV. zu versetzen; er meint, dass hier, wie auch vielfach
anderwärts, die im Laufe der Zeit nach und nach errungenen
Freiheiten und Privilegien später in ^ine Urkunde zusammen-
gefasst und auf den Verleiher des ersten Privilegiums mit ab-
sichtlicher Verwischung der successiven Entstehung als ihre
einzige Quelle zurückgeführt wurden (vgl. a. a. O. 38).
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77
Drei Ansichten über Charakter und Entstehungszeit des
Neustädter Stadtrechtes stehen also bisher in der Literatur
nebeneinander: 1. es ist ein von dem babenbergischen Herzog
Leopold VI. (Vn.) der Neustadt verliehenes Privilegium; —
2. es ist ein landesfürstliches Privilegium^ aber nicht des eben
genannten Herzogs^ sondern eines spätem gleichnamigen^ etwa
des Habsburgers Leopold HL, von c. 1381; — 3. es ist nie-
mals von einem österreichischen Landesherrn in der uns vor-
liegenden Fassung als Privilegium erlassen worden ^ sondern
eine Compilation des XIV. Jahrhunderts. Daneben besteht
dann noch, nicht als Ansicht, sondern als Behauptung, die
ohne allen Nachweis gethane Aeusserung Gleichs, es lägen
zwei Handfesten Leopolds des Glorreichen vor, die eine von
1198, die andere von 1210.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Abhandlung, diesem
Widerstreite der Meinungen gegenüber eine feste Ansicht zu
begründen. Die Berechtigung solcher Arbeit liegt in ihrem
Gegenstande selbst. Wir besitzen ein Stadtrechtsdenkmal, dem
sein bedeutender Umfang und sein reich entwickelter Inhalt
das höchste Interesse sichern, umsomehr, da es eben in diesen
beiden Momenten seinen angeblichen Coaevalen so weit voran
ist. Aber die Verwerthung dieses Denkmales zu bestimmten
rechtsgeschichtlichen Zwecken ist erschwert, weil seine Auto-
rität von gewichtigen Stimmen angestritten ist, ohne dass an
die Stelle des Weggeläugneten ein Positives mit ausreichender
Begründung gesetzt wäre.
Die Untersuchung wird sich zunächst mit der äussern
Beglaubigung der Urkunde in ihren handschriftlichen Erschei-
nungen beschäftigen (§. 1); sie wird sodann den Bestand ihrer
Rechtsbestimmungen nach Inhalt und Form mit der echten
Privilegirung der Stadt vergleichen (§. 2), und hierauf das
Denkmal an sich nach Inhalt und Form, insbesondere in Bezug
auf das Verhältniss seiner einzelnen Theile zu einander, prüfen
(§. 3); endlich wird sie das Quellengebiet desselben aufzu-
weisen sich bemühen (§. 4). Was jeder dieser Abschnitte für
sich an Ergebnissen geliefert hat, soll dann in einem Schluss-
paragraph (5) zusammengefasst, nach einzelnen bestimmten
Richtungen hin erweitert und als Ganzes mit den Thatsachen
der Landesgeschichte in möglichst sichere Verbindung gebracht
werden.
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78
Aber die Kritik ermangelt des festen Bodens, so lange
der Text, an dem sie geübt wird, nicht mit allen erreichbaren
Mitteln festgestellt ist, das heisst, so lange seine verschiedenen
handschriftlichen Erscheinungsformen nicht gesammelt, geordnet
und vergleichend geprüft sind. Dass dies durch Würths Aus-
gabe geleistet sei, wird Niemand behaupten, der den in §. 1
der vorliegenden Arbeit behandelten Handschriftenvorrath mit
dem dürftigen Apparate vergleicht, der Würth zu Gebote stand,
und der die in meinen Urkundl. Beiträgen z. Rechtsgesch.
ober- u. niederösterr, Städte etc. S. 117 — 120 zu dieser Aus-
gabe mitgetheilten Berichtigungen ' würdigt. Verdiente das
umfang- imd inhaltreiche Stadtrechtsdenkmal an sich schon
eine wiederholte Ausgabe auf der breitern Grundlage des neu
herbeigeschafften handschriftlichen Materiales, so ward eine
solche insbesondere dem zur unabweisbaren Pflicht, der es
unternahm, eine neue Ansicht über Charakter und Ent-
stehungszeit dieses Denkmals zu begründen. Dazu kommt,
dass die alte deutsche Uebersetzung des Stadtrechtstextes
bis heute vollständig noch nicht veröffentlicht ist; auch
Würth hat aus derselben nur einzelne Stellen mitgetheilt,
die ihm zur Erläuterung des Urtextes dienlich schienen. Und
doch war gerade sie dem Mittelalter praktisch wichtiger als
der Urtext Dies zeigt sich nicht nur in der weitaus grossem
Anzahl der von ihr erhaltenen Handschriften: die Ueber-
setzung, nicht der Urtext, ward, wie wir hören werden, von
den Neustädter Bürgern im XV. Jahrhundert zur Trans-
sumirung eines ihnen, wie es scheint, besonders wichtigen
Artikels vorgelegt; sie theilte man in den ersten Jahren des
XV. Jahrhunderts dem Nachbarmarkte Aspang mit; sie Hess
im Jahre 1423 der Salzburger Erzbischof, in dessen Sprengel
Neustadt lag, mit besonderer Pracht für seine Büchersammlung
abschreiben; und von ihr nahm ein Notar des entlegenen
obersteirischen Marktes Rottenmann Abschrift, als er sich in
den Sechziger Jahren des XV. Jahrhunderts eine Urkunden-
muster- imd Formelsammlung anlegte.
* Zn denselben haben sieh mir bei fortgesetzter Beschäftigung mit der
Vorlage Wtlrths noch einige Nachträge ergeben, die ich jedoch hier
nicht verseichne, da sie unten in der Ausgabe selbst Verwerthung finden
werden.
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I. Kritik.
§. 1.
Die handschriftliche Begiaubigung des Textes.
Das Original des von Würth herausgegebenen Wiener-
Neustädter. Stadtrechtes ist bekanntlich nicht erhalten. Nur
Copialbücher, deren ältestes dem Ausgange des XIV. Jahr-
hunderts angehört, bewahren es^ und zwar im lateinischen
Urtexte und in einer deutschen Uebersetzung; welch letztere
ebenfalls schon im XIV. Jahrhundert abgeschrieben wurde und
bisher nur in sehr dürftigen Bruchstücken veröffentlicht ist.
Vom lateinischen Texte kannte Würth eine, vom deutschen
zwei Handschriften; ich konnte von jenem drei, von diesem
sieben feststellen und vergleichen. Diese zehn Texte liegen in
acht Codices aus der Zeit vom XIV. — XVI. Jahrhunderte vor.
Zwei der letzteren enthalten die lateinische und die deutsche,
fünf nur die deutsche, einer enthält nur die lateinische Fas-
sung des Stadtrechtes.
Die hier folgende Beschreibung dieser Codices wird sich,
wo eine solche bereits anderwärts gegeben ist, auf das Kürzeste
fassen.
Handschriften des lateinischen Textes.
I.
Stadtarchiv zu Wiener-Neustadt ^ (Loc. Scrin. A 1 nr. 1),
Perg., XIV. und XV. Jahrb., 158 Bl., 4»; Bl. o^—U\ Die
* Bei meinen Arbeiten in diesem Archive er^nte ich mich von Seite des
Bürgermeisters von Neustadt Herrn J. P5ck und des Directors des
n.-ö. Lehrerseminars daselbst Herrn Dr. E. Hannak der Uebenswürdigsten
Fördemng, welcher ich ganz wesentlich das Znstandekommen dieser
Arbeit zu danken habe.
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80
Handschrift beschreiben Würth 18 f. und Meiller im Notizenbl.
d. kais. Akad, d. Wiss. 1853, 177 «., vgl. auch Wiener phil.-
hist Sitzungsber. 11, 189 und Mitth. d. k. k. Centralcomm.
z. Erf. u. Erh. d. Kunst- u. histor. Denkm. N. F. 4, 9. In
Fuhrmanns Repertorium des Neustädter Stadtarchivs von 1755
(Hs. daselbst, s. Mitth. d. k. k. Centralcomm. a. a. 0. 11 f.)
S. 572 ist der Codex folgendermassen beschrieben: ,Uraltes
gemeiner Statt Neustatt Handtvestbuch latini idiomatis in mem-
brana, continens leges municipales Novae civitatis ab eius con-
ditore Leopolde Glorioso datas ac in 107 (!) capita distributas,
sed absque dato et anno, et nee originale nee vidimus authen-
ticum aliud exstat. Continet praeterea gemainer Statt Neustatt
teutsches Rechtpuch , so Herzog Fridericus Bellicosus (!) in
102 Capiteln abgetheilt verliehen, sed iterum sine dato et anno.
In diesem befindet sich auch dass teutsche Landrechtbuch von
389 Capiteln: item dass lichenrechtbuch von 143 Capiteln^.
Von Meiller (a. a. O. 177) ist die Zeit von c. 1385 bis 1400
für die ursprüngliche Anlage des Codex angenommen. Da aber
bei dieser weder die allgemeine Privilegienbestätigung Herzog
Leopolds III. von 1381 noch überhaupt eine spätere Urkunde
eingetragen wurde, vielmehr die allgemeine Confirmation von 1396
(unten §. 2 nr. 48) sich bereits unter jenen Nachträgen befindet,
mit denen man in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts
die leergebliebenen Blätter des Codex beschrieb, so ergibt sich
ungefähr das Jahr 1380 als das der Anlegung des Cartulars;
sie mag mit der Ländertheilung von 1379, welche der Neustadt
einen neuen Landesherrn gab, in Zusammenhang stehen.
Die älteste Hand von c. 1380 hat auch den lateinischen
Text des Stadtrechtes an bemerkter Stelle eingetragen. Eine
Ueberschrift ist nicht vorhanden; voraus gehen die Verzeich-
nisse der Capitelüberschriften des lateinischen und des deutschen
Stadtrechtstextes, welch letzterer an späterer Stelle der Hand-
schrift folgt (s. u.). Der lateinische Text ist in 116 bezifferte
und mit Ueberschriften (in rother Tinte) versehene Capitel
eingetheilt; als c. 117 ist (Bl. 14^) unter dem Rubrum: ,Hec
sunt iura scolastici conswetudinaria Nove civitatis' eine Auf-
zeichnung über die gegenseitigen Rechte und Pflichten des
Pfarrers und des Schulmeisters angehängt, welche ich in den
Blättern d. Vereins f. Landesk. v. NOe. 1876, 348 ff. mitge-
theilt und erläutert habe.
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81
Diese Handschrift, deren Schreiber nicht der sorgfältig-
sten einer ist, liegt der Würth'schen Ausgabe und durch deren
Vermittlung dem Drucke Meillers im Arch. f. K. österr.
GQ. 10, 107 S. zu Grunde. An beiden Orten ist der Text
durch Lesefehler und andere Versehen vielfach entstellt.
II 1.
Stadtarchiv zu Wiener-Neustadt (Loc. Scrin. A 1 nr. 3),
Perg. und Pap., XV. Jahrb., 213 Bl. (die ersten vierzehn Perg.,
die übrigen Pap.), 4^; Bl. 42*— 52^. Rückdecke aus Holz, mit
braunem Leder überzogen, die Vorderdecke fehlt. Aul Bl. 1*
von einer Hand des XVI. Jahrhunderts: ,Handuesst. M. (?)
Ainfalt m. ppria', ausserdem mehrere jüngere Archivsignaturen.
Bl. 15 — 178 zwei-, alles Uebrige einspaltig. Der grösste Theil
des Codex (Bl. 15 — 193) von ^iner Hand, die der ersten Hälfte
des XV. Jahrhunderts angehört. In Fuhrmanns Repertorium
S. 572 ist der Codex als ,Drittes Handvestbuch' verzeichnet.
Die 14 Pergamentblätter, später vorgeheftet, enthalten
von jüngerer Hand des XV. Jahrhunderts Bürger- und Ge-
Dannteneide, ein Vidimus von 1460 über Kaiser Friedrichs
goldene Bullen von 1452 (Meiller im Notizenbl. d. k. Akad.
1853, 181 nr. 33 und 35), zwei Neustädter Privilegien des
Königs Mathias von Ungarn von 1463, und von einer Hand
des XVI. Jahrhunderts eine Beschreibung der Burgfriedens-
grenze von Neustadt. — Bl. lö'^ — 60*^ Urkunden aus der Zeit
von 1239 — 1379, mit wenigen Ausnahmen Privilegien der Stadt;
von jenen, welche der unter / angeführte Pergamentcodex ent-
hält, erscheinen hier, nach Meillers Zählung a. a. O. 178 flF.,
aufeinanderfolgend nr. 3—12 (11 zweimal), 18, 19, 13, 27,
20, 21, 1 (das Leopoldinum), 2 (Schulmeister- und Pfarrerrechte),
15, 17, 30, 23, 24, ausserdem drei dem Perg.-Cod. / fehlende
Stücke: Herzog Friedrichs Judenordnung für Oesterreich von
1244 (Arch. f. K. österr. QQ. 10, 146) zwischen nr. 21 und
1, desselben Mauthsatzung für Neustadt von 1244 (ebd. 129)
zwischen nr. 17 und 30, endlich der Art. 6 des falschen Fri-
dericianums von 1237 betreffend die Schule, zu einer selb-
ständigen Urkunde Kaiser Friedrichs H. umgestaltet (vgl. meine
Urkundl. Beitr. S. 10 nt. 5) zwischen nr. 2 und 15.
ArchiT. Bd. LX. I. Halft«. 6
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82
Das Leopoldinum steht hier, wie aus Obigem ersichtlich,
inmitten der Urkundenmasse, nicht wie in / am Anfange. Eine
üeberschrift ist nicht vorhanden, der Text, ohne Capitelein-
theilung, in durchaus unabgesetzten Zeilen geschrieben. Auf
das Leopoldinum folgt, ebenfalls ohne Üeberschrift, Bl. 52* die
Aufzeichnung über die Pfarrer- und Schulmeisterrechte; beide
Stücke sind gleich den übrigen sie umgebenden Urkunden nur
durch rotbe Initialen von dem Voraufgehenden abgehoben. —
Bl. 60* — 82*^ der deutsche Text des Stadtrechts sammt einem
Verzeichniss der Capitelüberschriften und mit Anhängen (s. unten:
Hss. der deutschen Uebersetzung, Ab).
Bl. 82*— 152^ das Landrecht, 152<^— 177« das Lehenrecht
des Schwabenspiegels, jenes in 287, dieses in 156 rubricirte,
aber nicht bezifferte Capitel getheilt.
Bl. 179* — 193* Aufzeichnungen über die ,Brotwage^, d. h.
Scalen, wie schwer das Pfenningbrot bei gewissen Weizen-,
Semmelmehl- und ,Oblasmehl^-Preisen (s. Schmeller- Fromm. 1,
1506) zu sein hat (vgl. d. cit. Notizenbl. 1853, 183 ff. und
Wiener phil.-hist. Sitzungsber. 36, 106 ff.); eine derselben
(Bl. 18P) enthält in der Üeberschrift die Jahreszahl 1444. —
Bl. 194* (von hier an bis zu Ende eine jüngere Schrift des
XV. Jahrhunderts): ,Hie ist vermerk cht die Ordnung, so wir
durch gescheft und haissen unsers genedigen herm des burger-
maisters und rats der stat hie zu Wienn nach unserm vcrsteen
betracht habend' marktpolizeiliche Bestimmungen vom Jahre 1446,
ine. ,Item, das kain messer niemant abmess . . . .^, expl. ,. . . .
so sol das pfenwert haben ij mark v lat j qnt.^ — Bl. 196*
Wiener Bäckerordnung von 1429, Pfinztag nach Matthäus
(Sept. 22). Am Schlüsse: ,Also stet es in dem statpuch zu
Wienn geschriben^ — Bl. 197-' Ordnung des Fischkaufes zu
Neustadt von 1460, Eritag vor St. Gallen-Tag (Oct. 14).
Bl. 199—213 leer.
n 2.
Kais. Hofbibliothek zu Wien,« Cod. 7702 (Rec. 110),
Pap., XVI. Jahrb., 133 Bl., kl. 2'>; Bl. 41*'— 5P. Auf der
^ Es ist mir eine angenehme Pflicht, für die mir bei Benutzung der Hand-
schriften dieses Institutes gewährten besonderen Begünstigungen dem Vor-
stande desselben, Herrn Hofrath Dr. E. R. v. Birk, hiemit öffentlich zu danken.
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83
Aussenseite der Vorderdecke ist eiugepresst: ,WOLP ROL. 1547^
Titel (Bl. 1*): ,In diesem puch ist begriffen die begnadung
und Verleihung der Rö: keiser, kunigen und erz-
herzogen und fürsten etc. von Osterreich gegebenen freihaiten
und brifilegien der Neuenstat sambt dem lehenpuch des löblichen
hauss Österreichs [d. i. das Lehenrecht des Schwabenspi^els]
in latteinisch und deutsch ausgeschrieben a*^ 1547 jar. Wolff-
ganng Rollen'. In dem ,Aidbiechl' des Neustädter Stadtarchivs
(Papierhs. d. XV. u. XVI. Jahrb., 115 BL, 8») erscheint Bl. 96»
unter den Genannten des J. 1518 ein Wolfgang Roll, bei
dessen Namen von späterer Hand bemerkt ist: ,Obiit a® 31**'.
Drei Hände des XVI. Jahrhunderts sind in dem Codex
zu unterscheiden:
1. Bl. 9* — 57* (P — 8 leer) ,Cessione8 ducum Austriae ad
Novam civitatem', nämlich sämmtliche in Cod. III Bl. 15* — 60^
enthaltene Urkunden von 1239 — 1379, aber in gänzlich ver-
schiedener Reihenfolge. Mitten unter ihnen steht das Leopol-
dinum, der Urkunde Rudolfs IV. von 1360 (Meiller nr. 13, unten
§. 2 nr. 38) folgend, selbst gefolgt von der Aufzeichnung über
die gegenseitigen Rechte von Schulmeister und Pfarrer; es
ermangelt, wie in II 1, der Ueberschrift und der Eintheilung in
Capitel. — Am Fusse von Bl. 57* steht (roth): ,Laus Deo.
H. W. V.^
2. Bl. 59 — 112 das Lehenrecht des Schwabenspiegels, in
168 nicht bezifferte, roth überschri ebene Capitel getheilt.
Bl. 63*: ,Hie hebt sich an das lehenrechtpuech. 1547^ Expl.:
, und der heilige geist, amen. Geschechen nach Cristi
geburt fierhundert und in den 74**" jar, am pfinstag vor Georgi
[April 21]. P. Schrauffenberger. Deo gracias^
3. Bl. 113—131 Abschriften von Transsumten v. J. 1460
der Privilegien Kaiser Friedrichs III. von 1448 und 1452
(Meiller nr. 33 — 35); Bürger- und Genannteneide.
Die beiden Texte III und 112 stehen schon äusserlich
durch den Mangel einer Gliederung in Capitel von dem Texte /
ab. Aber noch viel bestimmter schliessen sie sich zu einer
Familie zusammen durch eine Reihe von nur ihnen eigenen
Lesarten und Wortfolgen, von gemeinsamen Lücken und Ueber-
schüssen gegen /. Der Variantenvorrath der Ausgabe wird
hiezu eine Fülle von Belegen bringen; hier sei nur auf die
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84
grosse Lücke von c. 22 — 35 und auf die Ueberschüsse am
Ende der c. 94 und 111 hingewiesen. Die Ueberschüsse in
der Familie 27 schliessen die Annahme ihrer Ableitung aus
dem Texte 1 aus. Aber auch von II 1 zu 112 besteht keine
Filiation^ wie die Vergleichung nachfolgender Lesarten — aus
vielen nur einige — ergibt: c. 9 (I pretencionem) 11 1 presen-
tacionem, 2 promissionem ; c. 42 (I aut se solo aut pluribus)
III aut pluribus, 2 sola vel pluribus; c. 59 a. £. teneatur
iudici fehlt III, steht (1 und) 7/2; c. 93 uxorem (vor rema-
neant) fehlt III, steht (I und) 112; mehrfach hat, wo III
falsch liest, der durchaus gedankenlos copirende Schreiber von
// 2 das Richtige. So ist denn die Annahme einer gemeinsamen
Quelle für die Texte 11 1 und II 2 gefordert, und es lässt sich
hiernach für die Genealogie der Handschriften der lateinischen
Fassung folgendes Schema aufstellen:
(^)
I (II)
III 112
Es ist nicht überflüssig zu constatiren, dass auch die
verschollene Urhandschrift x nicht fehlerlos war. Allen drei
Texten gemeinsam sind z. B. das überflüssige et (vor sit liber)
in c. 6, das ebenso entbehrliche quod in c. 77 (Würth liest hier
et quidem) und in c. 105^ dann habens statt habeat (redemp-
cionem) in c. 19, furtu statt furto in c. 42, die falschen Gene-
tive textorum, calcificum u. s. w. in c. 55. Der Schlusssatz des
c. 114 ist, übereinstimmend in allen drei Handschriften, ein
völliges Anakoluth, das man durch keine Emendation ohne
Gewaltsamkeit wird beseitigen können. Noch weit zahlreichere
Fehler Hessen sich für den verschollenen Text // nachweisen.
Handschriften der deutschen üebersetzung.
Aa.
Marktarchiv zu Aspangin Niederösterreich, Pap., XV. Jahrb.,
165 BL, 4"; » Bl. 4»— 22^ Starke, mit dunkelbraunem Leder
^ Durch die Güte des Voratandes der kais. Familienfideicominiss-Bibliothek,
des Herrn Hofrathes M. A. R. v. Becker, war es mir mögUch, diese
Handschrift darch längere Zeit in Wien za benutzen.
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85
überzogene Holzdecken. Auf der Aussenseite der Vorderdecke
klebt ein Zettel, der in Schrift des XVIII. Jahrb. die Auf-
schrift enthält: jN** 1. Pannbuch des f. Markts Aspang vom
Jahre 1318. bis 1421. in welchem lezten Jahrgange sich die
Gerechtsame des Markts Aspang anfangend
Bl. 2* (1 leer) Verzeichniss der Capitelüberschriften des
deutschen Stadtrechtstextes, welche aber hier nicht durchwegs
der Ordnung des Textes folgen, ohne Beziflferung. Mit Be-
ziehung auf die oben (S. 74) angeführte Aeusserung Gleichs
muss bemerkt werden, dass die Zahl dieser Ueberschriften,
einschliesslich derjenigen für das Privileg von 1239 (,Herzog
Fridreichs hantvesf) und jener für das Prooemium des Leo-
poldinums (,Herzog Leupolts hantvest'), aber ausschliesslich
derer, die den Anhängen angehören, 76 beträgt. — Bl. 3^ Pri-
vileg Herzog Friedrichs von 1239, Juni 5 (ohne Ueberschrift),
deutsch, mit den Zeugen, za mccxl^, non. iun. — Unmittelbar
darauf folgt, ohne Ueberschrift, auf Bl. 4* die Uebersetzung
des Stadtrechts. Die einzelnen Capitel haben keine Ueber-
schriften, doch ist Raum für solche offen gelassen. Die Anfänge
der Capitel werden in der Regel durch rothe Initialen hervor-
gehoben, die schwarz vorgezeichnet sind; bei Wörtern, die mit
W beginnen: wir, wer, welicher, wann, ist W vorgezeichnet,
aber der Miniator setzte überall B (vgl. Weinhold, Bair. Gramm.
§. 1 24). Am Rande läuft eine etwas jüngere Bezifferung der Capitel,
die bei dem Prooemium des Leopoldinums mit 2 beginnt, aber
schon bei c. 76 des lateinischen Textes / (und der Ausgabe
Würths) mit der Zahl 61 aufhört und von der Zahl 47 an nicht
mehr mit der Capitelreihe des Inhaltsverzeichnisses übereinstimmt.
Charakteristisch für ^a sind zwei Textverschiebungen, welche sich
aus Verheftung zweier Blätter in der Vorlage des Schreibers er-
klären lassen: auf, .... daz reht daz wir' in c. 77 (lat.) folgt
sofort aus c. 82 ,schaffen haben ^n Urlaub 'bis zum
Schluss von c. 84, dann erst das übersprungene Stück ,auch
von den weihen ' (c. 77) bis , die sol gewalt
niht ze' (c. 82); ferner springt der Text von , mit
den andern purgern daselb gelebt' in c. 90 auf ,und von den
richteni ze Newnchirchen ' in c. 92 bis , alz
sein gfit daz sol beleiben' in c. 93, worauf die dazwischen aus-
gelassene Stelle ,und gewonet hab alz ein ander purger . . • , /
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86
(c. 90) bis , gericht werde neur iu dem gericht^
(c. 92) folgt.
An den Text des Stadtrechtes schliessen sich, ohne be-
sondere äussere Abtrennung von demselben und ohne Ueber-
schriften, folgende Anhänge: a) Bl. 22^ die Mauthsatzung des
XIV. Jahrhunderts (Urkundl. Beitr. 47 — 69 nr. 2), äusserlich
gegliedert wie das Stadti-echt; im Capitelverzeichniss finden
sich für dieses Stück 29 Titel, deren erster lautet: ,Wir ge-
sworn purger'; b) Bl. 32^^ die Aufzeichnung über des Richters
Bezüge von den Handwerkergenossenschaften (Urkundl. Beitr.
70 — 77 nr. 3j, in gleicher Weise gegliedert, aber schon mit
Art. 13 (des citirten Druckes) schliessend; im Capitelverzeich-
niss erscheint dafür nur ein Titel: ,Von des richter rechte
Diese Aufzeichnung ist vollständig auch in lateinischer Sprache
vorhanden; sie steht im Neustädter Cod. A 1 nr. 1 (lat. Text 1)
Bl. 22^ im Neustädter Cod. A 1 nr. 3 (lat. Text III) Bl. 26*
und im Wiener Cod. 7702 (lat. Text II 2) Bl. 30% überall ohne
Capiteleintheilung und dem Privileg Rudolfs I. von 1277,
Nov. 22 folgend. — Am Schlüsse der Aufzeichnung über das
Richterrecht (Bl. 34*): ,Hie endet sich das rechtpuech | ze
der Newnstatt Et cetera'.
Bl. 34^—46« Neustädter Privilegien von 1316—1379, und
zwar Meiller nr. 18, 19, 27, 20, 21, 30, ausserdem die Ver-
zichtsurkunde der Herzoge Leopold, Ernst und Friedrich von
1404, März 21 (Rauch SS. 3, 429 nr. 6).
Von etwas jüngerer Schrift folgen: Bl. 47** — 54^ die Brot-
gewichtsscalen wie in lat. // 1, deren eine in der Ueberschrift
mit der Jahrzahl 1434 bezeichnet ist; — Bl. 55*— 150^ das
Landrecht des Schwabenspiegels in 457 Capiteln, deren Zählung
ausserordentlich wirr durcheinandergeht; mit neuer Seite, ohne
Ueberschrift, beginnt 151'' das Capitel von den Ehehindernissen
(Lassb. §. 377 II, Wack. §. 345, vgl. Homeyer Rechtsb. 43
lit. c, Zöpfl RG. [4. Aufl.] 1, 163 nt. 41); — Bl. 155»^ ,Arbor
consangwinitatis', 156^* , Auslegung arboris consangwinitatis^
Bl. 157*' (von einer Hand des ausgehenden XV. Jahr-
hunderts) eine Urkunde, betreflfend einen Grundtausch zwischen
Pfarre und Gemeinde Aspang, geschehen im oflfenen Taiding
am Eritag vor Gottes Auffahrtstag (Mai 29) 1492.
Bl. 158»^— 165* (Hand aus der zweiten Hälfte des XV. Jahr-
hunderts) Aufzeichnung über Wildfang und Fischweide des
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87
Schlosses Aspang, über die Gerechtigkeit dieses Schlosses und
des Gerichtes (Banntaiding), über den Vogthaber und andere
Dienste und Steuern daselbst.
Aus diesem Aspanger ,Bannbuch' hat Hormayr in seinem
Archiv etc. 1828, 323 nt. * die ersten sechs Capitel der Ueber-
Setzung des Leopoldinums veröfifentlicht.
Ab.
Der bei den lateinischen Handschriften unter 11 1 be-
schriebene Cod. A 1 nr. 3 des Wiener-Neustädter Stadtarchivs,
Bl. 63^— 77^ Voraus geht (Bl. 60) das Verzeichniss der Capitel-
überschriften (,Item das register auf das hernach geschriben
statrechtpuch*), sodann das Privileg Herzog Friedrichs von 1239,
deutsch, mit den Zeugen, zu mccxl®, non. iun. Das Leopoldinum
als Ganzes ist ohne Ueberschrift; die einzelnen Capitel haben
Rubren, sind aber nicht beziflfert. Es fehlen die c. 36, 52 — 56,
60, 68, 71—73, 94—98, 110—116 (und der Anhang c. 117)
ganz; c. 92 ist am Anfange, die c. 93 und 109 sind am Schlüsse
defect. Die Textverschiebungen, hervorgerufen durch Verheften
zweier Blätter in der Vorlage, entsprechen genau denjenigen
des Textes Aa. — Auf den Truncus von c. 109 folgt (Bl. 77»)
das Rubrum ,Von der Juden richter', aber darnach nicht der
dazu gehörige Text, sondern sofort der Art. 12 der Mauth-
satzung des XIV. Jahrhunderts (Urkundl. Beitr. 52), dann der
Rest dieser Mauthsatzung, von der jedoch ausser Art. 1 — 11
noch 17 — 32 und 35 — 41 fehlen. An sie schliesst sich (BL 80^)
die Aufzeichnung über die Gaben der Handwerkergilden an
den Stadtrichter, überschrieben: ,Von der richter recht und
purger*, in 13 rubricirte, nicht bezifferte Absätze gegliedert,
mit Art. 13 des Druckes schliessend. Am Schlüsse (Bl. 82*^):
,Hie endet sich das rechtpuch zu der Newenstat'. — Die Blätter,
welche das Stadtrecht sammt den Anhängen enthalten (63—82),
habeo eine mit dem Texte gleich alte Foliirung in Roth (1 — 20).
Durch den Text des Schwabenspiegels vom Stadtrechtc
und dessen Anhängen getrennt, steht Bl. 178^ unter dem
Rubrum: ,Der Gärtner und Teutschenstrasser recht' eine Auf-
zeichnung über die Rechte der Bewohner der Gartenstrasse
und der Deutschherrenstrasse, wie sie ,von alter erfunden und
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88
aufgesatzt sind in der haidenvart ze künig Artaker (d. i.
Ottokar) zeit' (gedruckt Böheim Chron. 2. Ausg. 1, 70 f.).
Durch die Gemeinsamkeit zahlreicher Besonderheiten der
Textgestaltung, durch das Zusammenfallen der Capitel von Ab
mit den Absätzen von Aa^ durch das Vorhandensein je der-
selben Anhänge, insbesondere aber durch die in beiden Hand-
schriften völlig übereinstimmenden Textverschiebungen ist, da
nach bestimmten Anhaltspunkten (vgl. die Varianten der Aus-
gabe) Ab nicht aus Aa geflossen sein kann, Ableitung beider
Texte aus gemeinsamer Vorlage gefordert, welche von Ab
durch Auslassung ganzer Capitelreihen in ausgiebiger Weise
verkürzt wurde.
Ba.
Kais. Hofbibliothek zu Wien, Cod. 3083 (Rec. 405):
,Des edlen alten Hanns Rollen und burger in der Neustat
raths und Ambtman und seiner erben puech ', Pap.,
XV. und XVI. Jahrh., 11+313 Bl., 4»; Bl. 128*— 143^ Be-
schrieben in den Mittheilungen d. Centr.-Comm. z. Erf. u. Erh.
d. Kunst- u. histor. Denkm. N. F. 4, 9 ff., vgl. Chmels Ge-
schichtsf. 1, 282 nt. 1. Zu dem, was ich Urkundl. Beitr. S. XIX
nt. 1 über Hans Roll beigebracht habe, ist nachzutragen:
nach Böheims Listen (Chron. 2. Ausg. 2, 105) war er
1467 — 1471 Bürgermeister zu Neustadt. Die Bibliothek des
ehemaligen Chorherrenstiftes St. Polten in Niederösterreich
bewahrte von ihm chronikalische Notizen, welche Selbsterlebtes
aus der Zeit von 1433—1488 erzählen und von Duellius
Mise. 1, 247—259, dann von Pez SS. 2, 551-554 heraus-
gegeben sind. Aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass
Hans Roll zu dem Prinzen und spätem Könige Maximilian,
den er , meinen jungen herrn Maximilianus' nennt, Beziehungen
hatte und sich in dem Gefolge des Königs befand, als dieser
im Jahre 1488 von den Bürgern von Brügge gefangen ge-
nommen ward; vgl. Duellius 1. c. in der (unpaginirten) Ein-
leitung unter nr. XVIII. Dass der Hans Roll unseres Stadt-
rechtscodex mit jenem der St. Pöltner Handschrift identisch
ist, ergibt sich daraus, dass in der letztern (Duell. 248) erzählt
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89
wird; wie Maximilian ^an sant Elena tag in der neinten stund
a* 1477 hie zu der Nustatt ausgeritten' sei.
Die Hand, welche das Stadtrecht und seine Anhänge
(zweispaltig) eintrug, ist die älteste des Codex, sie gehört dem
Anfange des XV., wenn nicht noch dem Ausgange des
XIV. Jahrhunderts an. Dem Stadtrechte gehen voraus das Ver-
zeichniss seiner Capitel (,Ditz ist die tavel der stat rehtpÄch in
der Newen stat', Bl. 125*) und das Privileg Herzog Friedrichs
von 1239, Juni 5 in deutscher Sprache, mit dem Datum
m'^cc^** non. iun., unter der Ueberschrift: ,Hie hebt sich an
der stat rehtpAch von der Newen stat. daz erst capitel, wie
der herzog von Ostereich daz puch hat gemacht und gegeben
der Newen stat ze nutz und ze em. i.' Das Leopoldinum hat
keine Ueberschrift; das zweite Capitel correspondirt dem ersten
des lateinischen Textes L Der Text ist in 98 beziflferte, roth
überschriebene Capitel eingetheilt. Dem Leopoldinum sind an-
gehängt: a) Bl. 143<^ die Mauthsatzung des XTV. Jahrb.,
c. 99 — 132, deren erstes überschrieben ist: ,Ditz ist nu von
den mauten die man der stat gemacht hat'; b) Bl. 152* die
Aufzeichnung über die Leistungen der Handwerkergenossen-
schaften an den Stadtrichter, c. 133 (nicht weiter gegliedert), mit
dem Rubrum: ,Von dez richters reht, waz im ietwederz hantwerch
jaerleich geit', mit Art. 13 des Druckes abbrechend; c) Bl. 153<=
die Rechte der Garten- und Deutschenstrasser, c. 134, über-
schrieben: ,Ditz ist von den rechten [der] Däutschen herren';
d) Bl. 154^ Grenzbeschreibung des Aspanger Gerichtsbezirkes,
c. 135, mit der Ueberschrift: ,Von den rechten die gen Aspang
gehörent' (vgl. Urkundl. Beitr. S. XX nt. 3); e) Bl. 154* das
Capitel des Schwsp. über die Ehehindernisse, c. 136: ,Von
der e wer an ein ander (!) genemen mag oder niht und waz daran
geschaden mag oder niht', worin die Berufung auf Schwsp.
Landr. §. 3 (Lassb.) stehen geblieben ist (,alz hievor in dem
pfich wol geschriben stet*). Am Schlüsse: ,Deo gracias*.
Ba\
Stadtarchiv zu Wiener-Neustadt (Loc. Scrin. A 1 nr. 2),
Pap., XV. Jahrb., 89 BL, 4»; Bl. 3»»— 21^ Beschrieben in den
cit. Mittheilungen d. Centr.-Comm. etc. N. F. 4, 10. In
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90
Fuhrmanns Repertorium S. 572 ist der Codex als ^Anderes
teutsches gemainer Statt Handvestbuch' verzeichnet.
Der Text des Leopoldinums und seiner Anhänge (zwei-
spaltig) ist von etwas jüngerer Hand als jener in Ba; der
zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts gehört der Schreiber an,
welcher Bl. 39^ flf. 34 Neustädter Urkunden aus der Zeit
von 1239 bis 1468 (einspaltig) eintrug (es sind dieselben,
welche der Codex des Textes Ba BL 91»— 117^ enthält, vgl.
Mitth. d. Centr.-Comm. a. a. O., auch ist die beiderseitige
Reihenfolge, wenige Abweichungen abgerechnet, die gleiche).
Der Stadtrechtstext sammt den Einleitungsstücken (Inhalts-
verzeichniss und Friedr. 1239) und den Anhängen stimmt in
der ganzen äussern Anlage, in der Eintheilung, Zählung und
Ueberschreibung der Capitel auf das genaueste mit Ba überein;
ja diese Congruenz ist eine so vollkommene auch in Bezug
auf die Fehler und Lücken von Ba, während doch Ba keine
einzige der Lücken von Ba ausfüllt, dass nicht gezweifelt
werden kann, dieser letztere Text habe die ziemlich gedan-
kenlos copirte Vorlage von Ba' gebildet.
Bl. 69* (von einer Hand des XVL Jahrb.) ,Gema(i)ner stat
purkfrid', Beschreibung der Burgfriedensgrenzen von Neustadt;
am Schlüsse das Stadtsiegel aufgedrückt.
Bb.
Kais. Hofbibliothek zu Wien, Cod. 2780 (Salisb. 358),
Perg., XV. Jahrh. (1423), 105 Bl., 2"; Bl. 80^— 93^ Homeyer
Rechtsb. nr. 677.
Dieser mit besonderer Pracht ausgestattete Codex enthalt
ausser dem Neustädter Rechte nur noch (Bl. 1 — 77) den
Schwabenspiegel (Landr. in 390, Lehenr. in 169 Capiteln).
Der Stadtrechtstext selbst (zweispaltig wie der Schwsp.) hat
dieselbe Ueberschrift, dieselben Einleitungsstücke und An-
hänge, die gleiche Anordnung, Eintheilung, Zählung und Rubri-
cirung der Capitel wie die beiden früheren B-Texte, ist aber,
wie manche Besonderheiten desselben bestimmt erkennen lassen,
nicht aus einem derselben geflossen, sondern hat mit Ba die
Vorlage gemeinsam. Am Ende von c. 136 (Bl. 104*) steht roth
von der Hand des Textes: ,Anno domini m<*.cccc°.xxiij^ finitur
feria quinta post Letare* (März 18).
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91
In den Mitth. d. Ges. f. Salzburger Landesk. 12 (1872)
361 nr. 21 ist unter den Handschriften^ welche im Anfang des
gegenwärtigen Jahrhunderts aus Sakburg nach Wien gebracht
wurden, ein ,Oesterreichisches Landrecht und Neustädtisches
Stadtrecht^ genannt. Unzweifelhaft ist dies der eben bespro-
chene Wiener Cod. 2780, welcher aus der erzbischöflich salz-
burgischen Hofbibliothek stammt (vgl. Foltz, Gesch. d. salzb.
Bibliotheken 110) und der auf der Innenseite der Vorderdecke
nahe dem untern Rande von einer Hand des XVIII. Jahr-
hunderts die Inhaltsangabe trägt: ,Oester. Land-Recht-Buch.
Neunstädt. Stadtrechtbuch^ (Auch im Wiener Cod. 7702 ist
das Lehenrecht des Schwsp. als ,lehenpuch des löbl. hauss
Österreichs' bezeichnet, s. o. S. 83.)
Durch die Eintheilung in 98, beziehungsweise 136 Capitel,
durch die Identität der mit dem Stadtrechte in feste äussere
Verbindung gebrachten Anhänge, durch die wörtliche Ueber-
einstimmung aller Rubren und durch sehr nahe Textverwandt-
schaft vereinigen sich die drei j5-Handschriften zu einer eng-
geschlossenen Gruppe, deren Abstand von den beiden 4-Texten
aus dem oben Mitgetheilten deutlich erkennbar ist.
Ca,
Der bei den lateinischen Texten unter / angeführte Cod.
AI nr. 1 des Wiener-Neustädter Stadtarchivs, Bl. 35'^--48*,
vgl. Würth 19 ff. und Meiller a. a. O. 180 nr. 23—26. Das
Inhalts verzeichniss steht getrennt von dem Texte, nämlich
Bl. 3*^ (jHie hebt sich an die tafel über daz deutsch rechtpfich')
nach dem Inhaltsverzeichniss des lateinischen Textes und vor
diesem selbst. Ueberschrift des deutschen Textes (roth, Bl. 35'*) :
,Hie hebt sich an der Newnstat rechtpüch^ Auf die Ueber-
schrift, vor dem Leopoldinum, folgt das Privileg Herzog Fried-
richs von 1239, Juni 5, mit dem Datum: ,zwelif hundert jar
darnach in dem an ains und virzigistem jare'; Zeugen, Tag
und Ort fehlen. Das Stadtrecht zerftlllt in 59 gezählte, mit
rothen Ueberschriften versehene Capitel. Angehängt sind:
a) Bl. 48» die Mauthsatzung des XIV. Jahrb., c. 60—81, deren
erstes überschrieben ist: ,Von der stat maut'; h) Bl. 53^ die
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92
Aufzeichnung über die Leistungen der Gewerbe an den Stadt-
richter, c. 82 — 100, das erste mit der Ueberschrift: ,Von dez
richters recht'; c) Bl. 54^ die Rechte der Garten- und Deutschen-
strasser, c. 101: ,Daz sind Gartenstrazzer und Deutschen-
strazzer recht'; d) Bl. 55*^ die Grenzbeschreibung des Aspanger
Gerichtsbezirkes, c. 102: ,Nota die gericht zu Aschpang^
Charakteristisch für den Text Ca ist das häufig hervor-
tretende Bestreben, aus der sehr wortreichen, von Tautologien
wimmelnden Uebersetzung, wie sie die Texte A und B dar-
bieten, entbehrliche Wörter und Wortgruppen auszuscheiden;
auch wird hie und da durch Weglassung von Einführungen
und Begründungen meritorisch gekürzt, z. B. Prooemium, (lat.)
c. 67 a. E., 71, 73 a. A., 86 a. A. u. a. E., 109 a. A.; vgl.
Urkundl. Beitr. S. XXIII. In (lat.) c. 109 findet sich eine
Textverschiebung gegenüber der lateinischen Fassung, indem
in der Uebersetzung die Stelle ,pacem tarnen nostram
audeat aggravare^ vor die im lateinischen Texte vorhergehende:
,iudeos ab officiorum perpetuam servitutem' gerückt ist.
Cb.
Eönigl. öffentliche Bibliothek zu Dresden, Cod. M. 63,
Pap. (nur das erste Bl. Perg.), XV. Jahrh. (c. 1469), 305 BL,
40; 1 Bl. 252^— 267^ Moderner Einband mit der Rückenauf-
schrift: ,Formulae Jurist Durchaus einspaltig. In der zweiten
Hälfte des Codex sind die Blätter an den oberen inneren
Ecken durch Nässe angegriffen und theilweise mit bedeutendem
Textverluste zerstört, wovon besonders jene Blätter, welche
das Neustädter Recht enthalten, betroffen sind. Auf dem Perg.-
Vorsteckblatte : ,Das puech ist des Vlrichen Storchen vnd hatt
mitt dem platt darauff ich da mein handgeschriff (!) geschriben
hab, drewhundertt und zway verschribner pletter, alss ichs selbst
gezeltt hab anno domini im achtvndnäwnzigisten jar am erittag
vor sandt Jörgen tag [1498, April 17] etc.'; darunter von der-
selben Hand: ,Das puech hab ich mit dem Kastner vertawscht
vmb ain puech haist Terencius vnd vmb ain rechenpuech vmb
^ Dankend muss ich der Liberalität der königl. Bibliotheksverwaltong
erwähnen, die mich in den Stand setzte, diese werth volle Handschrift
mit Mnsse in Wien zu benutzen.
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93
seiner fleissigen bett willen, auss sundern genaden von mir
bescfcechen^ Von anderer Hand: ,Da8 buech gehört Sebastian
Castner. 1506'.
Der Codex ist ein Formel buch für den Gebrauch eines
Notars, das durch vielfache Bewahnmg der in den Urkunden
vorhandenen individuellen Betreffe sich dem Charakter eines
Copialbuches nähert. Zusammengestellt und geschrieben ist eS;
von zwei unbedeutenden Einträgen des XVI. und XVII. Jahrb.
abgesehen, von Ulrich Klenegker, der von c. 1452 bis c. 1475
Notar zu Rottenmann in Obersteiermark war (über ihn Pangerl
in den Beitr. z. K. steierm. GQ. 5, 83 ff.). Bei der überaus
grossen Mannigfaltigkeit des Inhaltes wäre genauere Verzeich-
nung desselben mit bedeutendem Raumverlust verbunden; es
muss genügen, auf Herschels Mittheilungen in Naumanns Sera-
peum 14 (1853) 161 ff. zu verweisen, welche in den eben cit.
Beitr. 1, 10 f. wieder abgedruckt sind. Die daselbst erwähnte
,Handfe8te für Wien' (Bl. 12*) ist jene Herzog Albrechts IL
von 1340.
Ein Verzeichniss der Capitelüberschriften ist nicht vor-
handen. Vor dem Leopoldinum steht, wie in allen übrigen
Handschriften^ die Handfeste Herzog Friedrichs IL von
1239 in deutscher Sprache, ohne Ueberschrift und Zeugen,
mit dem Datum: ,zwelifh in dem newnvndvier-
czigisten . . . .' (das Uebrige unlesbar). Auch das Leo-
poldinum ist ohne Ueberschrift. Es ist in Absätze gegliedert,
die theils durch Ueberschriften von der Hand und Tinte des
Textes, theils durch Zeilenabsetzung ohne Ueberschrift, zumeist
aber nur durch leere Zwischenräume auf fortlaufender Zeile
von einander abgehoben, aber nicht gezählt sind und mit
kemem der früheren Texte sich durchaus decken. Hie und
da finden sich neben den Absätzen deren Inhalt andeutende
gleichzeitige Randbemerkungen. — Dem Stadtrechtstexte folgen :
a) Bl. 267* die Mauthsatzung des XIV. Jahrb., deren erster
Absatz überschrieben ist: ,Von der maut', gegliedert wie das
Stadtrecht; b) Bl. 274* die Aufzeichnung über die Zahlungen
der Handwerker an den Stadtrichter, welche wie in Ca in über-
schriebene Absätze eingetheilt ist (der erste: ,[Von des ricjhters
rechten'), jedoch wie die Texte A und B mit dem Art. 13
des Druckes schliesst; statt der Art. 14 — 19: ,Von dem zenten
köchsilber sechs phenniDg. Von dem tausent pilchmeus sechs
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phenning. Von einer tünn hering zwen ph. Von dem zenten
larber vier ph. Von aim säum raifal * zwelf ph. Von einer
tafnernits (so, lies tafernits) ^ vierundzwainzik ph. Von einem
zenten federn sechs ph.' Darauf roth (Bl. 275^): ,Expliciunt
iura Novecivitatis scripta per Ulricum Klenegker feria 4** ante
Martini [Nov. 8] anno domini millesimoquadringe(n)tesimo-
8exagesimo(no)no. 1469®'.
Uebereinstimmung zwischen Ca und Ch in zahlreichen,
von den Texten A und B abweichenden Lesarten und Wort-
folgen, in der formellen und meritorischen Kürzung des Textes,
in der Verschiebung der Eingangssätze des c. 109 und in der
Redaction der Mauthsatzung (s. Urkundl. Beitr. S. XXIII)
nöthigen für beide eine gemeinsame Vorlage vorauszusetzen,
der jedoch die Gliederung in Capitel, wenigstens deren Ueber-
schreibung noch gefehlt hat. Ca kann nicht die Vorlage von
Cb gewesen sein, da letzteres mehrfach Ueberschüsse gegen
ersteres aufweist.
Aus der hiemit beendeten Beschreibung der Handschriften
des deutschen Textes fliesst die Begründung der nachfolgend
versuchten genealogischen Entwicklung der verschiedenen
Textgestalten. Die Zeichen der verschollenen Texte stehen in
Klammern; die nicht cursiven Buchstaben a — e bedeuten die oben
unter ihnen namhaft gemachten Anhänge des Leopoldinums.
Herzog Friedrich 1239 + Stadtrecht -|- ab.
(Y) rc;
= X =A',
stellenweide gek&nt
(A)
(B)
Ca
Cb
= Y,
= F+cde,
= 6'+ cd
-=c
zwei Bl. verheftet
in 98 betw. 13« Cup.
(b verTollständigt)
mit einem Zn^atze
•ingotheilt
Aa Ab
Ba Bb
=A =A,
= B =B
sUrkgektKt
1
Ba'
=5
* Wein von Rivoglio in Istrien. Schmeller-Fromm. 2, 105.
' Schankgerechtigkeit (tabernitium). Ebd. 1, 588.
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95
Den Schluss dieser Ausführungen bilde eine übersichtliche
Zusammenstellung der Codices und der von ihnen überlieferten
Texte :
Codex Text
AnfbewfthrQDgsort Signatar Utein. dentscli
Stadtarchiv zu Wiener-Neustadt . A 1 nr. 1 / Ca
Ebenda A 1 nr. 2 — Ba'
Ebenda A 1 nr. 3 /// Ab
Marktarchiv zu Aspang^ .... (,Pannbuch*) — Aa
K. Hof bibliothek zu Wien . . . 2780 — Bh
Ebenda 3083 — Ba
Ebenda 7702 112 —
KgL offen tl. BibKotbek zu Dresden M. 63 — Ch
Wer eine Urkunde, die nur in Abschrift vorliegt, auf ihre
Echtheit zu prüfen hat, dem ist der Boden der Untersuchung
bedeutend eingeengt. Die zahlreichen und ergiebigen kritischen
Momente, welche die paläographische Piüfung an die Hand
gibt, sind ihm unerreichbar, er ist auf die verborgenen inneren
Merkmale beschränkt, denen meist nur auf mühsamen und
unsicheren Wegen nachzugehen möglich ist.
Das Fehlen des Originales an sich wird nur in den aller-
seltensten Fällen einen Verdachtsgrund abzugeben vermögen.
Aber es gewinnt Bedeutung und fordert die Aufmerksamkeit
des Forschers heraus, wenn aus der nächsten zeitlichen Um-
gebung einer nur abschriftlich überlieferten Urkunde Originale
desselben Adressaten vorliegen, insbesondere, wenn überdies
der Abgang des Originals schon für eine frühe Zeit nachge-
wiesen werden kann. Und diese Momente treflFen beim Neu-
städter Stadtrechte zusammen.
Zwar ein Original aus vorleopoldinischer Zeit besitzt das
Neustädter Archiv nicht mehr; auch kenne ich keine ab-
schriftlich erhaltene Urkunde aus so alter Zeit. Aber dass die
Stadt schon von ihrem Gründer, Herzog Leopold V., mit einer
Handfeste begnadet worden ist, wäre kaum zu bezweifeln, auch
wenn es nicht spätere Zeugnisse ausdrücklich bestätigten. Aus
jener Aufzeichnung des Formbacher Schenkungsbuches, welche
die Gründung der Neustadt erwähnt (OOe. ÜB. 1, 692 nr. 221),
wissen wir, dass der Herzog das Marktrecht von dem benach-
barten Neunkirchen dahin übertragen hat (vgl. auch die pro-
Baischen Notizen in Enenkels Fürstenbuch^ Rauch SS. 1, &t5.
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Mon. Boica 29\ 311 nt u. 317); und eine Weisung König
Friedrichs III. von 1327 an die Burggrafen von Starhemberg
und Putten berichtet, dass Herzog Leopold ,der Alte^ den Kehr-
bach, der durch die Neustadt fliesst, gekauft und den Bürgern
daselbst gefreit habe ,also, dass Niemand dasselbe Wasser
zwischen der Speleche und der Neustadt abkehren solle auf
keine Wiese, nur auf die Wiese Giesshübel, die dem Spital
im Zerwalde zugehört, und auf andere Wiesen, die von Alter
hergekommen sind, also, dass das Wasser einen freien Fluas
habe und auch die Fischweide frei sei bis an die Speleche*
(s. unten §. 2 Urk. nr. 29). Auch ist nicht wohl anzunehmen,
dass Herzog Leopold VI., von dem Enns und Wien mit Rechts-
briefen reichen Inhaltes ausgestattet worden sind, der rasch
erblühenden Neustadt gleiche Gunst versagt habe. Ist, wie
diese Abhandlung darzuthun suchen wird, nicht zu zweifeln,
dass an letzterem Orte Rechtsbildungen einer spätem Zeit auf
einen babenbergischen Herzog des Namens Leopold als Ver-
leiher zurückgeführt wurden, so bietet sich die Vermuthung
dar, dass jene älteren echten, aber an Mass der Verleihung
ärmeren Originale beseitigt wurden, als man das grosse Do-
cument auf jenen Namen anfertigte.
Es kommt hinzu, dass aus nachleopoldinischer Zeit heute
noch im Neustädter Archiv kaum öin Original jener Privilegien
fehlt, deren Echtheit unbezweifelbar ist. Aus der nächstfolgenden
Zeit liegen daselbst in wohlerhaltenen Urschriften: das Privileg
Herzog Friedrichs IL von 1239 über Mauth- und Steuerfreiheit
der Bürger, die Ileiratsfreiheit ihrer Töchter und sonstigen
Verwandten, ihre Rechte an Häusern und Gründen, die
Ausschliessung der Juden von den Aemtern u. s. w.; die
Mauthsatzung desselben von 1244, die im Anfange des
XIV. Jahrhunderts auf Grund des von den Gemeindeältesten
gewiesenen Rechtes eine bedeutende Erweiterung erfahren hat;
der Freiheitsbrief Herzog Ottokars von 1253; das hochwichtige
Privilegium König Rudolfs I. von 1277, und viele andere (vgl.
die genaueren Nachweisungen in §. 2). Vermisst werden dagegen
und sind, gleich dem angeblichen Leopoldinum, nur in weit
jüngeren Copialbüchern überliefert die goldene Bulle Kaiser
Friedrichs II. von 1237, beziehungsweise 1247, deren Unechtheit
längst dargethan ist (vgl. meine Urkundl. Beitr. S. XII),
dann die Insertion eben dieser Bulle durch Herzog Ottokar
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97
von 1251 (s. ebd.), ^ endlich das Privilegium König Rudolfs
von 1281 (ebd. S. 36 nr. 14), von dessen Bedenklichkeit weiter
unten zu handeln sein wird.
Machen diese Umstände den Abgang des leopoldinischen
Originales — das Wort im Sinne Fickers, Beitr. z. Urkunden!.
1, 5 f., gebraucht — zum mindesten auffallig, so kommt hinzU;
dass jenes schon zu einer Zeit gefehlt hat, in der die älteren
Bestände des Neustädter Archives gewiss noch weit vollstän-
diger waren, als sie es heute sind: dass es gefehlt hat nicht
nur, als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts der Pauliner-
mönch Mathias Fuhrmann sein Repertorium dieses Archives
verfasste (s. o. S. 80), sondern schon drei Jahrhunderte früher.
Im Jahre 1448 Hess sich der Stadtrath von Neustadt durch
den Abt Gottfried des Neuklosters über den deutschen Text
des c. 107 des angeblich leopoldinischen Stadtrechtes ein
Transsumt ausstellen, ,damit man dem an allen Enden glauben
möchte als dem Stadtbuche' (ürk. ddo. 1448, Aug. 12, Neu-
stadt, Abschrift des XVII. Jahrh. im Wiener Staatsarchive).
Aber zu diesem Behufe brachte man nicht etwa^ wie doch
sonst regelmässig bei Transsumirungen, das Original vor den
Abt, sondern ,ein Buch in Pergamen, mit Text^ geschrieben,
darin etliche ihrer (der Neustädter) Stadt Gnad, Freiheit und
altes gewöhnliches Herkommen und mannigerlei Rechten und
andere ihre Gnaden und Gerechtigkeiten geschrieben stehen,
und sonderlich der Anfang desselben ihres Stadtbuches, mit
Rubriken geschrieben, also anhebt: ,Hie hebt sich an der
Neustadt Rechtbuch', und nach derselben Rubriken steht in
demselben Stadtbuch der Anfang also geschrieben: ,Wir
Fridreich von Gottes Gnaden 1239«*«" Jähret
Also ein , Stadtbuch', dem allgemeine Glaubwürdigkeit beige-
messen wird (,damit man dem an allen Enden glauben möchte
als dem Stadtbuche'), ward producirt, nicht ein Original. Die
in der eben mitgetheilten Stelle des Transsumtes von jenem
,Stadtbuche' gegebene Beschreibung genügt, um erkennen zu
lassen, dass dasselbe identisch ist mit jenem der zweiten Hälfte
des XIV. Jahrhunderts angehörigen Privilegiencodex AI nr. 1
^ Neuerdings tritt für die Echtheit der ottokarischen Urknnde ein Lorenz
in den Wiener phil.-hist. Sitzungsberichten 89, 65 f.
^ D. i. Bücherschrift, im Gegensatze zur »Notel* (ürkundenschrift). Watten-
bach, Schriftw. 166 f., vgL 283 f.
AiOiT. B4. LX. I. Hilfka. 7
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98
des Neustädter Archivs, aus welchem Würth das angebliche
Leopoldinum herausgegeben hat. Von den beiden auf uns ge-
kommenen Pergamenthandschriften, welche den deutschen Text
des Neustädter Stadtrechtes enthalten, bietet nur der genannte
Neustädter Codex die Ueberschrift, wie sie in dem Vidimus
steht, die andere Pergamenthandschrift (Wiener Hof bibl. nr. 2780)
hat: ,Hie hebet sich an das statrechtbfich von der Neunstat'
(s. 0. S. 89, 90 und 91); auch hat die genaue Vergleichung
der Lesarten des dem Transsumte einverleibten Capitels mit
den Lesarten der Handschriften des deutschen Textes das be-
hauptete Filiationsverhältniss völlig sichergestellt. Der Neu-
städter Privilegiencodex aber ist ein einfaches Copialbuch, dem
jede Beglaubigung durch die öflFentliche Autorität fehlt, wie
sie z. B. dem Augsburger Stadtbuche durch König Rudolf L,
dem Wiener Eisenbuche durch König Friedrich HI. zuerkannt
ist; er ist kein ,Stadtbuch' im technischen Verstände dieses
Wortes, ^ sondern ein unbeglaubigtes Cartular, das als solches
den in ihm enthaltenen Urkundenabschriften keinerlei Authen-
ticität jemals verleihen konnte. Hätte der Stadtrath im
Jahre 1448 über ein Original der leopoldinischen Handfeste
verfügt, gewiss hätte er dieses vor den Transsumenten gebracht,
und nicht eine einfache Abschriftensammlung, deren einzige
Autorität in einem wenig über anderthalbhundertjährigen Alter
bestand.
Aber auch an sich ist das transsumirte Capitel im höch-
sten Grade verdächtig und die ganze Urkunde verdächtigend.
Der Herzog gewährt darin angeblich den Bürgern, ,ut hoc
nosfrum Privilegium nusquam nisi coram nobis ostendant vel
coram eo, qui tunc temporis fuerit princeps terre, nisi forte
bona voluntate coram aliquibus aliis ostendere velint illud^
Eine solche Verleihung steht in der ganzen grossen Reihe
österreichischer und deutscher Stadtrechtsurkunden ohne Bei-
spiel da. Niemand wird, wie Würth gethan hat (S. 105 zu
c. 107), das Privilegium der Frankfurter Bürger von 1336
* Ein solches bej^egnet im Nenstödter Archiv erst im XV. Jahrhundert.
Es ist der älteste Band der »Rathsprotokolle* (4^ 473 Bl., Pap.), welcher
ans der Zeit von 1431 bis 1467 Testamente, Inventare und Schätzungen
von Verlassenschaften nud andere Rechtsurknnden, dann zahlreiche vom
Rathe gesatzte Handwerkerordnnngen, endlich von Jahr zn Jahr die
Namenslisten der GemeindefnnctionSre enthält.
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99
damit in eine Parallele stellen, dass sie den Beweis über die
Gewohnheiten und Freiheiten ihrer Stadt, wenn man ihrem
geschwornen Boten auswärts nicht glauben wollte, 'nur in BVank-
furt selbst zu führen verpflichtet seien (Böhmer, Cod. dipl. MF.
1, 537). Vgl. Mitth. d. Centr.-Comm. f. Kunst- und bist. Denkm.
N. F. 4, 9. Deckung gegen unbequeme Neugier Unberufener,
gewiss aber auch gegen den berufenen Landesfürsten, schuf
man sich in dem Schlusssatze des Capitels: ,sed habeant unum
rescriptum vel duo sub sigilli civitatis karactere, cui velut
nostro privilegio fides credula super omnibus articulis debeatur^
In der gesammten Urkundenpraxis des Mittelalters aber ist es
nicht erhört, dass der Adressat einer Urkunde, der durch sie
Begünstigte selbst, eine von ihm angefertigte Abschrift derselben
durch einfache Beidrückung seines eigenen Siegels zur Gleich-
werthigkeit mit dem Originale zu erheben vermocht hätte.
Der eben angeführte Schlusssatz des c. 107 gestattet
auch zu vermuthen, wie das ,Original' der leopoldinischen
Urkunde, die mittelbare oder unmittelbare Vorlage der Ein-
tragung des Neustädter Cod. AI nr. 1, beschaffen gewesen
sei: es war eine in der äussern Form einer Urkunde sich dar-
stellende, mit dem Stadtsiegel versehene Aufzeichnung. Zählung
und Ueberscbriften der Capitel fehlten ihr noch, wie aus den
unrubricirten Texten III und 112 zu schliessen ist.
§. 2.
Das Verhältniss des angeblichen Leopoldinums zu den echten
Privilegien der Stadt.
Das eben besprochene Transsumt vom Jahre 1448 besitzt
noch aus einem andern Grunde Interesse: es ist unter den
mir bekannten, Neustadt betreffenden Urkunden die einzige,
in welcher des angeblich leopoldinischen Stadtrechtes Erwäh-
nung gethan wird. Der Beweis dieser Behauptung könnte
vollgültig nur durch Vorlage eines Urkundenbuches der Stadt
erbracht werden. Bei der Undurchflihrbarkeit solchen Unter-
nehmens erübrigt mir nichts, als den guten Glauben meiner
Leser für obige Behauptung wenigstens insoweit in Anspruch
zu nehmen, als sie sich auf die Privaturkunden bezieht. Hier
dürfte das erbetene Vertrauen auch unschwer gewährt werden.
7*
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Das Materiale an landesfürstlichen Privilegien dagegen, leichter
erreichbar und für den bezeichneten Zweck v^on ungleich grösse-
rer Wichtigkeit, soll auf die oben aufgestellte Behauptung hin
eingehend geprüft werden.
Den Apparat dieser Untersuchung, wenn auch in knapp-
ster Form, hier vorzulegen, schien geboten, weil die Fundorte
der einzelnen Privilegien weit zerstreut liegen, mehrere der
letzteren bis nun auch gänzlich unbekannt gewesen sind. Voll-
ständigkeit jedoch ward in der nachfolgenden Reihe nur bis
zu dem Zeitpunkte erstrebt, in welchem zuerst das Vorhanden-
sein des angeblichen Leopoldinums feststeht, das ist bis zur
Zeit der Eintragung desselben in das älteste der es enthaltenden
Copialbücher, also bis unge&hr 1380. Von da an genügte die
Erwähnung der wichtigeren Privilegien allgemeineren Inhalts.
Der Ausgang des Mittelalters war überhaupt nicht zu über-
schreiten.
Die Fassung der folgenden Regesten bemüht sich, den
Punkt, auf den es hier zunächst ankommt, ins Licht zu stellen:
wie in dem betreffenden Privilegium die vor demselben liegen-
den Rechte und Freiheiten der Stadt erwähnt werden. Das
Fehlen einer dies betreffenden Bemerkung im Regest deutet
den gleichen Abgang in der Urkunde an. Der übrige Inhalt
der Urkunden ist, wenigstens bei den gedruckten Stücken, in
äusserster Kürze angedeutet.
L 1287, . . April, Wien. Goldene Bulle Kaiser Friedrichs II.
(gleichlautend mit desselben Handfeste für Wien von gleichem
Datum, Tomaschek, Wiener Rechte nr. 6). — Handschrift-
lich nur als Insert in nr. 5. Gedr. in Hormayrs Archiv
1828, 313. — Unecht (vgl. Böhmer, Reg. Frid. IL nr. 891,
Huillard-Briholles 5»^ 59 nt. 1).
2. 1289, Juni 5, bei Wr.-Keuatadt. Handfeste Herzog Fried-
richs^ betreffend Mauth-, Steuer- und Heiratsfreiheit, Rechte
an Häusern und Gründen, Ausschliessung der Juden von den
Aemtem, Pferdestellung, Jahrmarkt. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. I nr. 1). Gedr. Arch. f. K. österr. GQ. 10, 128.
3, 1244, Mai 28, Starhemberg. Herzog Friedrichs Satzungen
über Mauthen und Zölle (mitten unter diesen eine über
Verhaftung der Bürger), Einhebung der , leide wette' (so hat
das Original)^ Pferdestellung. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I
nr. 2). Gedr. Arch. f. K. österr. GQ. 10, 129.
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4. (1247, . . . April, . . .) Kaiser Friedrich II. inserirt nr. 1
(gleichlautend mit desselben Handfeste für Wien von gleichem
Datum, Tomaschek W. R. nr. 11). — Handschriftlich nur
als Insert in nr. 5. Druck wie nr. 1. — Unecht, s. nr. 1.
5. 1261, . . . ., im Lager vor Wien. Herzog Ottokar inserirt
und bestätigt nr. 4. — Neustädter Priv.-Cod. AI nr. 1
Bl. 16^. Ueber die Drucke s. Urkundl. Beitr. 11.
6. 1251, ......... König Wenzel von Böhmen nimmt mit
seinem Sohne Herzog Ottokar die Ritter und Bürger von
Neustadt in seine besondere Gnade auf, ,ömnes conditiones,
iura, libertates et constitutiones iuxta instrumentorum quae
super huiusmodi sunt confecta, tenore (sie!) praesentium
favorabiliter confirmantes, quicquid circa hoc factum est
inviolabiliter observaturi'. — Neust. Priv.-Cod. AI nr. 1
Bl. 18^ Gedr. Wiener phil.-hist. Sitzungsber. 11, 189 nt. 1, a.
7. 1261, . . . ., Wien, Philipp erwählter Erzbischof von Salz-
burg, Berthold Bischof von Passau und Konrad Bischof
von Freising beurkunden, Herzog Ottokar habe sie gebeten,
,ut super conditionibus et libertatibus quibus fideles suos
cives Novae civitatis .... decoravit, in testimonium et
robur eisdem civibus nostras patentes exhibere literas digna-
remur. Cuius precibus .... inclinati, memoratis civibus
super Omnibus quae ipsis a praedicto duce per sua instru-
menta publica sunt indulta seu collata, praesentes nostras
testimoniales literas exhibemus sigillorum nostrorum robore
communitas, [quas] in munimentum suarum conditionum
et libertatum si expedit valeant allegare^ — Neust. Priv.-
Cod. A 1 nr. 1 Bl. 18^. Gedr. Sitzungsber. a. a. O. 190 nt. d.
8. 1263, April 29, bei Wr.-Keustadt. Herzog Ottokar von Oester-
reich etc. bestätigt den Rittern und Bürgern von Neustadt
alle ihre Privilegien (,ea quae ipsis pro suorum meritorum
stipendiis in ius et libertatem ab imperialibus et suorum
principum privilegiis concessa sunt'), unter namentlicher
Hervorhebung einiger. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 3).
Gedr. in Hormayrs Archiv 1828, 321.
9. 1270, Febr. 7, König Ottokar beurkundet ein in
seinem Auftrage von Heinrich von Hawenfels, Hauptmann
von Wr.-Neustadt, eingeholtes Weisthum über die Mauth-
gebtihren der mit Waaren über Neustadt fahrenden Bürger
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von Jadenburg. — Orig. im steierm. Landesarch. zu Grätz
(nr. 937). Gedr. Fontes r. Austr. II. 1, 106 nr. 92.
10. 1276, Kai IS, Wien. König Rudolf gestattet den Bärgern
von Wr.-Neustadt^ ^dass sie aus den Wäldern zu Guten-
stein, in der sogenannten Prein und auch aus anderen das
nöthige Holz nehmen dürfen.' — So Böheim, Chron. v.
WN. 2. Ausg. 1, 57, ohne Quellenangabe. Orig. oder
Abschr. dieser Urkunde ist mir nicht bekannt geworden.
Zum mindesten ist das Datum falsch.
11. 1277, Jan. 7, Wien. Derselbe befiehlt allen seinen Getreuen,
Acht zu haben, dass die Bürger von Neustadt nicht ,in
iuribus et libertatibus suis, rebus etiam seu personis, nec-
non in iniustis exactionibus thelonii sive mutae' bedrückt
werden. — Orig. zu Neustadt (Scrin. XVIII nr. 17). Reg.
Lichnowsky 1 nr. 372.
12. 1277, Febr. 10, Wien. Derselbe bekennt, den Büi^ern von
Neustadt 1000 Pfd. Wiener Pfg. schuldig zu sein, zu
deren Abtragung er ihnen den Schlagschatz der Münz-
stätte anweist. — Orig. zu Neustadt (Scrin. XL nr. 2). Reg.
Lichnowsky 1 nr. 385; vgl. Luschin, Wiener Pfenn.
150 u. 156 nt. 32.
13* 1277, Kov. 22, bei Wr.-Keustadt. Grosser Freiheitsbrief
König Rudolfs : bestätigt ,omnia iura, libertates et gratias qui-
bus iidem [cives] benivolentia principum terrae seu concessione
Romanorum imperatorum et regum hactenus sunt dotati,
de speciali gratia quaedam iura, libertates et gra-
tias quas praedictis civibus concedimus, praesentibus in-
serentes^ Die Mauth- und Zollsatzung Herzog Friedrichs IL
(von 1244, oben nr. 3) ist in Art. 10 bestätigt; in Art. 14
werden den Bürgern die Mauthfreiheiten in Oesterreich,
Steiermark, Kärnten, Krain und der Mark erneuert, ,quas
a terrarum principibus habuerunt'. — Orig. zu
Neustadt (Scrin. I nr. 4). Gedr. Pez, Thes. 6 ^ 132 nr. 222
(falschlich zu Dec. 1).
14. 1281, Febr. 27, Wien. König Rudolf bestätigt den Bürgern
von Neustadt ,omnia iura .... quae ex antiquis domi-
norum Liupoldi et Friderici quondam ducum Austriae et
Styriae felicis recordationis temporibus habuerunt', insbe-
sondere bezüglich der Waarenniederlage (,iura quibus
civitas ipsorum fundata est, vid. depositionem . . . .'), der
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103
Gerichtsbarkeit des StadtrichterS; der Mauthfreiheit etc.
— Transsumt von 1648 im Wiener Staatsarchiv, angeblich
aus dem Orig.; von 1657 zu Neustadt (Scrin. I nr. 5);
beide äusserst lückenhaft. Nach dem erstem gedr. Urkundl.
Beitr. S. 37 nr. 14. — Stimmt wörtlich mit dem Privileg
für Qrätz von demselben Datum, Wartinger, Priv. v. Gr. nr. 1.
15. 1281, März 19, Wien. Derselbe verleiht den Bürgern von
Neustadt (,plurima servitiorum obsequia quae .... eulmini
nostro liberaliter hactenus impenderunt, et potissime liberale
praesentis contributionis antidotum quod nobis exhibent in
praesenti, benignius intuentes, . . . . ut respirationis op-
tatae solamen recipiant salutare') von jetzt bis zum
St. Georgstage 1285 Freiheit von allen Steuern, Precarien
und Contributionen, ,eo dumtaxat excepto quod, si tempore
medio nos ad transmarinas partes imperii declinare conti-
gerit, pro huiusmodi itinere civium praedictorum subsidium
nostrae celsitudini volumus reservari^ — Cod. AI nr. 2
zu Neustadt, ,cap.' 18; Cod. 3083 d. Wiener Hofbibl.
Bl. 101^
16. 1285, Oet. 13, Wr.-Neustadt. Herzog Albrecht bestätigt den
Bürgern von Neustadt ,omnia iura, gratias et libertates
sibi per illustrium principum terrae praedecessorum nostro-
rum liberalitatem concossas pariter et indultas necnon
approbatas confirmatasque a . . . . patre nostro Rudolfe^,
einige dieser Rechte (Art. 6, 13, 14, 16—19, 22 aus nr. 13)
wörtlich wiederholend. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 6).
Gedr. Pez, Thes. 6^ 197 in nr. 279.
17. 1289, Nov. 7, Wien. Herzog Albrecht befreit die Bürger
von Neustadt zur Entschädigung für die Schäden, die sie
in seinem Kriege mit den Ungarn genommen, dann ,adten-
dentes qualiter ipsorum civium universitas super solutione
debitorum in quibus eisdem .... genitor noster Rudolfus
Romanorum rex .... et nos fuimus obligati, nostrae
gratiae et arbitrio se submisit, assignatis ad manus nostras
ipsius .... regis literis et instrumentis patentibus quas
pro eodem debito obtinebant, et renunciatis simpliciter
earundem literarum auctoritati et tenori', von allen Steuern
und Abgaben bis Weihnacht 1292, so jedoch, dass die
Bürger in dieser Zeit der Freiung 1000 Pfd. Wiener Pfg,
unter sich sammeln und dieses Geld nach Rath des Herzogs
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fruchtbringend zum Vortheile der Stadt anlegen sollen. —
Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 7). Reg. Lichnowsky 1
nr. 1049.
18. 1299, Oot, 10, Esslingen. König Albrecht I. inserirt und
bestätigt nr. 16. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 8).
Gedr. Pez, Thes. 6^ 197 nr. 279.
19. (1299), Oct. 10, Esslingen. Derselbe an Hermann Marschall
von Landenberg: die Neustädter Bürger hätten ihm geklagt,
dass sie in ihrem Handel ^contra eorum iura et antiquam
consuetudinem eis usque ad haec tempora observatam^ von
den Wienern grosse Unbill und Gewalt erfahren; dies solle
der Marschall abzustellen trachten. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. I nr. 10).
20. (1299), Oot. 11, Esslingen. Derselbe an denselben: die
Neustädter Bürger hätten ihm geklagt, dass man von ihnen
Zoll und Mauth in Schottwien, Kottingbrunn, Erut und
Feldsberg ,contra libertates suas et iura ac consuetudinem
hactenus observatam' einhebe; trägt ihm auf, dies zu ver-
hindern. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 11). Reg.
Lichnowsky 2 nr. 237 (zu Oct. 18).
2L (1800 P), März 10, Esslingen. Die Römische Königin Eli-
sabeth ermahnt ihren Sohn Herzog Rudolf von Oester-
reich etc., die Büiger von Neustadt ,in singulis eorum
iuribus ac consuetudinibus eis iure plenario approbatis^ zu
schirmen. — Orig. zu Neustadt (Scrin. I nr. 12). R^.
Lichnowsky 2 S. cclxxv nr. 30.
22. (1800), Mai 17, Strassburg. König Albrecht an den Richter,
die Consuln und die Gemeine der Bürger zu Neustadt:
was ihm ihr Diener (famulus) Qallus vorgebracht, habe er
dem Marschall Hermann von Landenberg anvertraut; er
werde selbst nächstens in ihre Qegend kommen und sich
ihrer Angelegenheiten annehmen. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. I nr. 9). Reg. Lichnowsky 2 nr. 213, zu 1299 (aber
vgl. nr. 19 und 20).
23. 1800, Aug. 8, Köln. König Albrecht gewährt der Neustadt
zur £rholung von Brand- und anderen Schäden fünfjährige
Freiheit von Steuern und Abgaben. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. II nr. 1). Reg. Lichnowsky 2 nr. 283.
24. 1810, März 18, Wien. Herzog Friedrich verleiht der Neu-
stadt wegen erlittenen Brandschadens sechsjährige Steuer-
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freiheit. — Orig. zu Neustadt (Scrin. 11 nr. 2). Reg. Lich-
nowsky 3 nr. 57.
25. 1316, März 28« Wien. König Friedrich thut den Bürgern
von Neustadt die Gnade : ,quod hospites seu supervenientes
ad ... . Novam civitatem .... vina resque alias quas-
cumque ducere ac ab ipsa deducere possint et debeant
sub nostri conductus et permissionis praesidio pro suae
libito voluntatis^ — Vidimus von 1544 zu Neustadt
(Scrin. II nr. 3); Neust Priv.-Cod. AI nr. 1 Bl. 29^ in
deutscher Uebersetzung. Reg. Notizenbl. d. Wr. Akad. 1853,
179 nr. 19. (Unrichtig bei Gleich, Gesch. v, WN. 25 und
daraus Lichnowsky 3 nr. 377.)
26. 1816, AprU 23, Wr.-Neuatadt. Derselbe befiehlt, dass künftig
kein Jude zu Neustadt, bei Confiscation zu Gunsten der
landesfürstlichen Kammer, Gewand schneide. — Orig. zu
Neustadt (Scrin. XL nr. 5). Reg. Lichnowsky 2 nr. 514
(Hormayr Arch. 1823, 415 nt.* fälschlich zu 1306, April 24).
27. 1824, Mai 4, Wien. Auftrag der Herzoge Heinrich und
Otto von Oesterreich an Niklas von Ternberg und Christian
den Truchsess von Lengbach, die Büi^er von Neustadt
an dem Kehrbache, der der Stadt zu Recht gehört, auf
keinerlei Weise beirren zu lassen. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. II nr. 4). Reg. Lichnowsky 3 nr. 649.
28. 1327, März 5, Wr.-Neustadt. König Friedrich erlaubt den
Bürgern von Neustadt, die Ueberzinsen im dortigen Burg-
frieden von Pfaffen und Laien an sich zu lösen. — Orig.
zu Neustadt (Scrin. U nr. 5). Gedr. Kirchl. Topogr. 12,
267 nr. 4.
29. 1327, Mai 23, Wien. Derselbe befiehlt den Burggrafen zu
Starhemberg und Putten, darüber zu wachen, dass die den
Neustädter Bürgern von Herzog Leopold dem Alten in
Bezug auf den Kehrbach verliehenen Freiheiten nicht ver-
letzt werden. — Orig. zu Neustadt (Scrin. II nr. 6). Reg.
Lichnowsky 3 nr. 733. (Vgl. oben S. 96.)
30. 1331, Oct. 16, Wien. Die Herzoge Albrecht und Otto ge-
währen den Bürgern von Neustadt wegen der Misshellung
und Kriege^ die sie von der Losung und Steuer wegen
bisher oft mit einander gehabt haben, dass sie fUrbass
immer, wenn sie den Landesfürsten Steuer geben sollen,
ihre Steuer oder Losung geben sollen nach Schatzsteuer,
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106
Reiche und Arme, jedermann bei geschwornem Eide.
Würde davon den Herzogen oder der Stadt ein Gebreste
erwachsen, so werden die Herzoge das vorkehren und ab-
nehmen ohne alle Widerrede. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. Oo nr. 3).
31. 1338, Juli 6, Wien. Dieselben inseriren und bestätigen
nr. 2 und 18, und fugen hinzu: 1. Die Neustädter Bürger
sollen ,praeter alias quas habent libertates' derselben
Rechte und Freiheiten geniessen, wie die Bürger der an-
deren Städte in Oesterreich, Steier und Kärnten; — 2. das
Land Kärnten können sie mauth- und zollfrei mit ihren
Waaren durchziehen; — 3. die von Herzog Friedrich (H.)
verliehene Mauthfreiheit (nr. 2) bezieht sich nicht nur
auf die Land-, sondern auch auf die Wasserstrassen; —
4. Befreiung von der Qrundruhr (= Rud. 1277, nr. 13,
Art. 15); — 5. dass die Bürger in Kauf und Verkauf ihrer
Waaren in allen Städten imd Märkten nicht gehindert oder
beirrt werden, wie schon König Albrecht gewährt hatte; —
6. dass weder ein advena noch ein terrigena imgarischen
Wein nach Oesterreich einführe, Bauwein der Oester-
reicher ausgenommen. — Orig. zu Neustadt (Scrin. II
nr. 9). Reg. Lichnowsky 3 nr. 1154. Vgl. Kirchl.
Topogr. 12, 268.
32. (1338), Juli 17, Wien. Dieselben an die Amtleute zu
St. Veit in Kärnten, die Bürger daselbst und alle Anderen:
beurkunden zur Darnachachtung, dass sie den Bürgern
zu Neustadt alle die Rechte gegeben haben, die ihre Bürger
zu St. Veit (in Kärnten) haben; dass sie ihnen alle die
Rechte erneuert haben, die sie von ihren (der Herzoge)
Vorvordern hergebracht; und dass sie in Kärnten und in
anderen Ländern der Herzoge ohne Mauth und ohne Zoll
fahren sollen. — Abschr. d. XIX. Jahrh. ,ex autographo'
im Wiener Staatsarch. Reg. Lichnowsky 3 S. dxxvui
nr. 20.
33* (1338), Juli 17, Wien. Dieselben beurkunden, sie hätten
ihren Bürgern zu Neustadt die Qnade gethan, ,als sie auch
die von alter Gewohnheit bisher gehabt haben', dass sie
alljährlich an U. Fr. Tag zu der Schiedung zu Neustadt
einen Jahrmarkt haben sollen, und es soll auch daselbst
8 Tage vorher und 14 Tage nachher um alle ehrliche That
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Freiung sein. — Abschr. wie nr. 32. Reg. Lichnowsky
a. a. 0. nr. 21.
34. 1342, Nov, 8, Wien. Herzog Albrecht an Ulrich von
Walsee, Hauptmann in Steier: er habe den Bürgern von
Neustadt, und nur diesen, erlaubt, ihre ungarischen oder
deutschen Bauweine über den Semmering nach Brück
a. d. M., Judenburg, Schladming, Rottenmann und Friesach
zu verführen. — Vidimus von 1448 zu Neustadt (Scrin. IH
nr. 1). Reg. Lichnowsky 3 nr. 1317.
35. 1848, März 25, Wien. Derselbe inserirt den Neustädter
Bürgern das Mandat nr. 19. — Orig. zu Neustadt (Scrin. IH
nr. 3).
36. 1358, Jan. 14, Wien. Derselbe verlegt den Jahrmarkt zu
Neustadt von dem Frauentag der Schiedung auf den Sonn-
tag vor dem Auffahrtstage. — Abschr. des XIX. Jahrh.
,ex autographo' im Wiener Staatsarch. Reg. Lichnowsky 3
nr. 1985.
37. 1858, Nov. 4, Wien. Herzog Rudolf gewährt den Bürgern
von Neustadt, dass sie mit aller ihrer Kaufmannschaft in
allen Städten und Märkten mauth- und zollfrei und frei
von aller Irrung wandeln mögen, und dass sie daselbst
ausser ihren eigenen Freiheiten und Rechten auch die-
jenigen der Bürger der boti*efFenden Orte haben sollen.
— Orig. zu Neustadt (Scrin. IH nr. 4).
38. 1360, Juni 2, Wien. Derselbe inserirt und bestätigt nr. 31,
und fugt hinzu: 1. bei Vergrösserung seines Herrschafts-
gebietes sollen die Neustädter die bestätigten Freiheiten
auch in den neu hinzugekommenen Ländern gemessen;
— 2. das Recht, je einmal jährlich eine Quantität Salzes,
von der an herzoglicher Mauth- und Zollgebühr 100 Pfd.
Wr. Pfg. entfallen würden, mauth- und zollfrei auf der
Donau zu verführen; von welchem Betrage 50 Pfd. auf
Bau und Besserung der Stadtmauern und Thürme, 30 Pfd.
für Schutz und Vertheidigung der Stadt, 20 Pfd. zur Re-
stauration der herzoglichen Burg in Neustadt verwendet
werden sollen; — 3. der Kehrbach soll vom Thale Spech
durch alle Wiesen und die Stadt fliessen wie von alters her ;
— 4. die Bürger von Neustadt sollen an der herzoglichen
Münze zu Judenburg dieselben Rechte und Freiheiten
haben, wie die Bürger von Judenburg selbst. — Orig. zu
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Neustadt (Scrin. HI nr. 5); Abschr. ohne Datum im Neust.
Priv.-Cod. AI nr. 1 Bl. 24». Reg. Notizenbl. d. Wr. Akad.
1853, 179 nr. 13.
39. 1360, Aug. 20, Wien. Herzog Rudolfs Verordnung für
Neustadt, betreffend die Beurkundung von Rechtsgeschäften
über Grund und Boden, und die Ablösung der Grund-
rechte. — Cod. 3083 d. Wiener Hofbibl. Bl. 103^; Neu-
städter Cod. AI nr. 2, ,cap.' 22.
40. 1361, Dee. 8, Wien. Herzog Rudolf weist den Neustädtern,
welchen er fUr die Stadtbefestigungen von der Mauth zu
Linz jährlich 100 Pfd. bestimmt hatte (vgl. nr. 38), diese
Summe für das laufende Jahr von den Mauthen zu Neu-
dorf und Solenau an, die sie in Bestand haben. — Ealten-
bäcks Oesterr. Ztschr. 1 (1835) 69.
41. 1861, Dee. 9, Wien. Derselbe ertheilt der Neustadt, die
durch Pest und Misswachs sehr gelitten, verschiedene neue
Freiheiten (betreffend: Vermächtnisse an geistliche Per-
sonen und Anstalten ; Aufhebung der Schatzsteuer-Freiheit;
Verbot aller Zechen und Einungen; Abschaffung aller
Gerichte mit Ausnahme des Stadt-, Münz- und Juden-
gerichtes; Beschränkung des Asylrechtes; Bevogtung der
geistlichen Personen und Anstalten) und bestätigt alle ihre
Rechte. — Orig. zu Neustadt (Scrin. IH nr. 6). Gedr.
Kirchl. Topogr. 12, 271.
42* 1862, Juni 26, Pressburg. Freiheitsbrief König Ludwigs
von Ungarn für die Büi^r von Neustadt: ,cives Novae
civitatis ad quascumque terras nostri domin ii, praecipue
ad Sopronium venientes assecuravimus ut nullus
de nostris quempiam ex eis indebite aut unum pro debitis
alterius in rebus vel persona praesumat aliquatenus arre-
stare, sed omnes causae eorum in ea civitate qua tractan-
tur debeant secundum iuris formam terminari.
Ttaque praedicti cives Novae civitatis in eorum rebus he-
reditariis et mobilibus in quibuscumque locis terrarum
nostrarum suis gaudeant libertatibus, iuribus et consuetu-
dinibus ab antiquo solitis et consuetis, quemadmo-
dum .... Rudolfus dux Austriae .... nostros cives
Soprouienses assecuravit sincerius viceversa*. — Orig. zu
Neustadt (Scrin. IV nr. 1). Reg. Lichnowsky 4 nr. 392.
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43. 1364, Wov. 7, Wien. Herzog Rudolf an Bürgermeister,
Richter und Rath von Neustadt: nur sie hätten die Frei-
heit, ihren Bauwein über den Semmering zu führen; wer
aus anderen Städten dies thue, dem sollen sie es wehren
und den Wein ^niederschlagend — Vidimus von 1448 zu
Neustadt (Scrin. III nr. 48).
44. 1367, Dec. 81, Wien. Allgemeine Privilegienbestätigung
der Herzoge Albrecht und Leopold (aller Freiheiten, Rechte,
Qnaden und guten Qewohnheiten, welche den Neustädtem
,hievor seliger Gedächtniss die .... Fürsten unsere alten
und neuen Vorvordern Herzoge zu Oesterreich, denen Gott
gnade' verliehen haben ,iD aller Mass, als die Handfesten
und Briefe lauten und weisen, die sie von denselben unse-
ren Vorvordern darüber haben*). — Orig. zu Neustadt
(Scrin. V nr. 1). Reg. Notizenbl. d. Wr. Akad. 1853,
180 nr. 20.
45. 1371, Deo. 12, Wien. Herzog Albrecht befiehlt allen seinen
Amtleuten etc., alle diejenigen, welche ausser den Bürgern
von Neustadt Wein über den Semmering führen ohne
seine oder der genannten Bürger Erlaubnissbriefe, zu ver-
haften. — Orig. zu Neustadt (Scrin. HI nr. 8).
46. 1377, Mai 6, Wien. Die Herzoge Albrecht und Leopold
verlegen den Jahrmarkt zu Neustadt vom Auffahrtstage
auf den achten Tag vor Mariae Himmelfahrt. — Orig. zu
Neustadt (Scrin. V nr. 2). Reg. Lichnowsky 4 nr. 1318.
47. 1381, April 19, Grätz. Herzog Leopold bestätigt den Bürgern
zu Neustadt ,alle ihre Freiheiten, Rechte und Gnaden, die
sie bei .... unserem .... Vater Herzog Albrecht sei.
Ged. gehabt haben'. — Orig. zu Neustadt (Scrin. V nr. 3).
Reg. Lichnowsky 4 nr. 1638.
48. 1396, Jan. 3, Wien. Die Herzoge Wilhelm und Albrecht
erneuern und bestätigen in ihrem, ihrer Brüder und Vettern
Namen den Bürgern von Neustadt im Allgemeinen alle ihre
Rechte und Freiheiten, wie sie dieselben von weil. Herzog
Friedrich, König Rudolf, König Albrecht, dessen Söhnen
den Herzogen Albrecht und Otto, von Herzog Rudolf und
Herzog Leopold (III.) erlangt haben. — Orig. zu Neustadt
(Scrin. V nr. 5). Reg. Notizenbl. d. Wr. Akad. 1853, 180
nr. 31.
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49. 1396, April 16, Wien. Herzog Leopold (an den nach dem
Tode seines ,Vetters' Herzog Albrecht dessen Lande ge-
kommen sind) für sich; seine Brüder und Vettern erneuert
und bestätigt den Neustädter Bürgern alle ihre Rechte,
Freiheiten, Gnaden, guten Gewohnheiten, Briefe und Hand-
festen mit allen den Punkten und Artikeln, die darin
begriflfen sind und die ihnen von weil. Herzog Friedrich,
König Rudolf, König Albrecht, Herzog Albrecht (H.), Her-
zog Otto, Herzog Rudolf (IV.), Herzog Albrecht (HI.)
und Herzog Leopold (HL) oder von anderen seiner Vor-
fahren gegeben sind oder die sie von Alter hergebracht
haben. — Orig. zu Neustadt (Scrin. V nr. 4). Reg. Lich-
nowsky 5 nr. 137 (o. T.).
50. 1400, Sept. 28, o. O. P Herzog Wilhelm bestätigt der Neu-
stadt die Mauthfreiheit Herzog Friedrichs (IL) von 1239
(nr. 2). — Reg. Lichnowsky 5 nr. 420 (nach Böheim).
51. 1411, Sept. 28, Wr.-Neustadt. Herzog Ernst, der nach dem
Tode seines Bruders Herzog Leopold die von diesem be-
sessenen Lande und auch die Neustadt in Besitz genom-
men hat, erneuert und bestätigt den Neustädter Bürgern
alle ihre Rechte etc., die ihnen von weil. Herzog Friedrich
(wie in nr. 49), Herzog Wilhelm, Herzog Leo-
pold (IV.) oder von anderen seiner Vorfahren gegeben
sind oder die sie von Alter hergebracht haben. — Orig.
zu Neustadt (Scrin. V nr. 6). Reg. Lichnowsky 5 nr. 1228.
52. 1443, April 7, Wr.-Neustadt. König Friedlich bestätigt den
Bürgern von Neustadt alle ihre Privilegien imd guten
Gewohnheiten, ,die sie von und bei unsern Vordem Römi-
schen Königen und Herzogen zu Oesterreich und zu Steier
erworben, behalten und hergebracht haben^, insbesondere
eine Anzahl von Artikeln, ,die in ihren Briefen ihnen von
denselben unsern Vordem gegeben begriflfen sind, dieselben
Briefe wir gesehen und gehört haben*. (Die aufgenommenen
Artikel sind aus den Privilegien nr. 2, 8, 13 (16), 29, 31,
34, 38, 41, 43, 45.) — Orig. zu Neustadt (Scrin. VI nr. 1).
Gedr. Winter, Urkundl. Beitr. 96 nr. 14. (Ist 1452, März 20,
Rom unter goldener Bulle erneuert, Notizenbl. d. Wr.
Akad. 1853, 181 nr. 35.)
53. 1448, Dec. e, Wr.-Neustadt. König Friedrich verleiht der
Neustadt das Niederlagsrecht für alle aus Italien, Ungarn,
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Polen, Böhmen, Mähren und Deutschland durchgeführten
Waaren und bestätigt ihr, ,was Gnaden, Rechte, Freiheiten
und gute löbliche Gewohnheit unsere obgenannte Stadt von
uns und unsem Vordem ehmalen erworben und hergebracht
hat'. — Orig. zu Neustadt (Scrin. VI nr. 2). Gedr. Chmel,
Mat. 1^ 294 nr. 133. (Erneuert wie nr. 52, cit. Notizenbl. nr. 33.)
54-, 1468, ......... Verordnung Kaiser Friedrichs, dass zu
Neustadt ewiglich 37 Genannte sein sollen, ,und auss der
benannten zale sollen 13 zu burgermaister und rate gesetzt
werden, so beleiben mitsampt dem richter 24, die ein iedes
jare die Genannten heissen, auss den man allezeit den
newen halben ratte wellen soll, und als oft ein Genannter
mit tod abgeet, so sol auss der gemain ain ander durch
burgermaister und ratt erweit werden . . . J. — Würth 27 nt,
55. 1487, Sept. 7, Wr.-Neustadt. König Mathias von Ungarn etc.
bestätigt den Neustädter Bürgern ,et eorum sequacibus
omnes et singulas eorundem gratias, libertates, iura, manu-
tentiones, literas, privilegia, aureas bullas, longaevas et
bonas consuetudines donationesque et concessiones de et
super Omnibus eorum mercibus, vineis, salis taxa ac aliis
rebus a caesaribus et principibus ut proferunt concessas et
contributas' und verleiht ihnen als König von Ungarn und
Böhmen in allen seinen Königreichen, Städten, Dörfern etc.
dieselben Mauth- und Zollfreiheiten, die sie in den Ländern
des Kaisers genossen haben, dann dieselben Freiheiten
und Rechte, welche die übrigen freien Städte seiner Reiche
haben. — Orig. zu Neustadt (Scrin. IV nr. 10).
56. 1490, Dec. 26, Wr. -Neustadt. König Maximilians Stadtrecht
für Neustadt (wiederholt das Priv. nr. 53 und aus nr. 52
die Art. 1—3, 6, 8—11, 13, 17—20, 22, 24—26). — Orig.
zu Neustadt (Scrin. VTI nr. 4).
57. 1493, Aug. 1, Linz. Kaiser Friedrich erlaubt den Bürgern
zu Neustadt, dass sie einen aus ihnen, der dazu tauglich
ist, zum Richter erwählen mögen, der das Gericht daselbst
,von unsem wegen handeln' soll und Gelübde und Eid in
des Kaisers Hand zu thun hat; ,doch nur auf unser verrer
gescheft und befelhen'. — Orig. zu Neustadt (Scrin. VII nr. 8).
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Für unsere Frage: wie in den zweifellos echten Privi-
legien der Neustadt ihrer älteren Rechte und Freiheiten gedacht,
ob darin insbesondere das angebliche Leopoldinum erwähnt,
oder ein babenbergischer Herzog Leopold als Verleiher von
Rechten genannt wird, — ergibt sich aus obiger Regestenreihe
Folgendes :
1. Erwähnung der früheren Verleihungen in ganz allge-
meinen Ausdrücken, ohne namentliche Bezeichnung der Ver-
leiher, bildet die Regel. So in nr. 6, 8, 11, 13, 19, 20, 21, 32,
41, 44, 52, 53, 55, 56.
2. Herzog Leopolds VL Name erscheint ein einziges Mal,
nr. 14, in einem spätem Privileg. Aber keineswegs als der
eines Verleihers von Rechten, sondern als Bezeichnung einer
Epoche: es werden die Rechte bestätigt, welche die Neustadt
seit den Zeiten der Herzoge Leopold (VI.) und Friedrich (IL)
besessen hat. Dazu kommt, dass das Privileg nr. 14 selbst
in hohem Grade bedenklich ist. Das Original fehlt, die erste
Beglaubigung stammt aus sehr später Zeit; es stimmt wörtlich
überein mit König Rudolfs Handfeste für Grätz von demselben
Datum; unter den zahlreichen Lücken des Textes, die es in
beiden Transsumten übereinstimmend der letztern gegenüber
aufweist — Lücken, die vielleicht aus Schreibernachlässigkeit
genügend erklärt werden können — erweckt doch (in Art. 2)
die Auslassung von ,capitaneus Styriae nec^ nach ,quod nee',
wodurch das zurückgebliebene nee seines Haltes verlustig ge-
gangen ist, den Verdacht unbehilflicher Absichtlichkeit; endlich
findet das Privilegium, trotz der überaus grossen Wichtigkeit
seines Inhaltes, später keinerlei Erwähnung mehr, auch dann
nicht, als König Friedrich IV. im Jahre 1448 der Stadt das
Niederlagsrecht (nr. 14 Art. 1), wie es scheint zum ersten Male,
verlieh (nr. 53).
Durch die Urkunde nr. 29 wird ein den Kehrbach be~
treflFender Brief Herzog Leopolds ,des Alten^ sichergestellt.
Dies ist, wie das Epitheton* erkennen lässt, Leopolds VI.
Vater Leopold V. (1177—1194), der Gründer der Stadt. Keines
der 116 Capitel des angeblich leopoldinischen Stadtrechtes
enthält eine den Kehrbach betreffende Bestimmung.
* Dasselbe findet sieb aucb in den prosaiscben Notizen Enenkels,
Rancb SS. 1, 248.
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3. Die Verleiher echter Privilegien allgemeineren Inhalts
dagegen sind sämmtlich in späteren Privilegien genannt: Herzog
Friedrich II. in nr. 31, 38, 48, 49, 50, 51; König Ottokar in
nr. 7; König Rudolf I. in nr. 16, 18, 48, 49, 51, 56; Herzog-
König Albrecht I. in nr. 18, 38, 48, 49, 51, 56; Herzog
Albrecht IL in nr. 38, 47, 48, 49, 51 ; Herzog Otto in nr. 38,
48, 49, 51; Herzog Rudolf IV. und Herzog Leopold HL in
48, 49, 51, 56; Herzog Albrecht HL in nr. 49, 51; Herzog
Wilhelm in nr. 51; König-Kaiser Friedrich IIL in den bei
nr. 52 und 53 erwähnten goldenen Bullen von 1452 und in
nr. 56. Dass Herzog-König Friedrich der Schöne später nicht
wieder genannt wird, obwohl die von ihm gegebenen Urkunden
(nr. 24, 25, 26, 28, 29) nicht den leisesten Zweifel gestatten,
darf zu Gunsten des Leopoldinums nicht geltend gemacht
werden; denn seine Gnadenbriefe gewähren nur je einzelne
bestimmte Rechte, und es bleibt die Thatsache bestehen, dass
alle Privilegien mannigfaltigeren und umfassenderen
Inhalts durch jüngere Urkunden beglaubigt sind mit
einziger Ausnahme des Leopoldinums.
Hat sich ergeben, dass Herzog Leopold in keinem ein-
zigen echten Privilegium der Neustadt als Verleiher von Rech-
ten und Freiheiten an dieselbe erwähnt wird, während doch
z. B. das Ennser Leopoldinum von 1212 durch König Rudolf
1276 ausdrückliche Bestätigung erfahrt (Oberöst. ÜB. 3, 444
nr. 484, vgl. für Tuln Böhmer, Reg. Rud. nr. 282, für Juden-
burg nr. 305, für Fürstenfeld nr. 334), und bin ich geneigt,
jenes als einen die Echtheit der Neustädter Urkunde äusserst
verdächtigenden Umstand zu betrachten, so könnte dem durch
den Hinweis auf die Wiener Privilegirung entgegengetreten
werden, da auch hier der Verleiher der grossen Handfeste von
1221 später nicht mehr als solcher genannt wird, ohne dass
die Echtheit derselben irgendwie angefochten werden könnte.
Aber wie der Inhalt, ja zum Theil selbst die Form des Wiener
Leopoldinums sich in den Privilegien von 1244, 1278 (I) und
noch 1340 wiederholen, wie jener sich in Einzelheiten ver-
ändert, erweitert, entwickelt, wie dadurch die Urkunde von
ArchiT. Bd. LI. I. H&lfte. 8
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1221 noch weit sicherer beglaubigt ist als durch spätere
Erwähnung ihres Ausstellers, bedarf hier um so weniger der
Ausfuhrung, als erst jüngst aus Anlass des über die beiden
Wiener Rudolfina von 1278 entbrannten Streites alle bezüg-
lichen Thatsachen auf das Umständlichste dargelegt sind.
Gewiss jedoch begründet der gedachte Einwand die Pflicht,
den in der echten Privilegirung der Neustadt erkennbaren
Spuren unseres Stadtrechtes auch in der zuletzt angedeuteten
Richtung nachzugehen, zu untersuchen, ob und wie sein Inhalt
in den echten Rechtsbriefen sich wiederfindet.
Nur drei Fälle zugleich inhaltlicher und formeller Ver-
wandtschaft, in denen also Entlehnung der einen Urkunde aus
der andern oder aber beider aus einer gemeinschaftlichen
Quelle anzunehmen ist, sind nachweisbar:
Leop, c. 76,
Stataimus eciam et firmiter
precipimns observari quod, si aliqnis
aliqnem civium inpetit vel eciam in-
colam civitatis quod ei promissam vd
vendicioneni fecerit de domo vel vinoa
vel rebus aliis gratis vel pro modica
peeunia, super eo nullum testimonium
audiatur, sed sub fide impetiti quid
promiserü vd qiwmodo vendiderit
audiatur. Dieimns autora modicam
pecuniam, que secundum conmunem
taxacionem medietatem valoria rei de
qua agitur non excedit.
Rud. 1277 Cohen S. W2nr. 13) Art. 11.
Item, si quis aliquem civium
super eo impetierit quod de domo,
vinea seu rebus aliis vel gratis vel
pro modica pecunia aliquid promi-
serit, super eo nullum actori^ testi-
monium audiatur, sed rei ttive im>
petiti sub debito fidei intentio perqni-
ratur.
Modicam autera pecuniam intel-
ligimus, quecommuni taxatione medie-
tatem rei de qua agitiur non excedit
Die Vergleichung beider Texte scheint zu orgeben, dass
Leop. nicht die Vorlage von Rud. gebildet hat; die erläuternden
und ergänzenden Zusätze in Leop. (,vel incolam civitatis*, ,vel
quomodo vendiderit', ,valoris*) führen vielmehr zu der Annahme,
dass dieses entweder das Rudolfinum selbst oder dessen Vor-
lage vor sich gehabt habe. Welches von beiden, darüber lässt
sich allerdings bei der Unzulänglichkeit des Vei^leichungs-
materiales eine sichere Meinung dermalen noch nicht begrün-
den. Es wird übrigens unten (§. 5) auf diesen Punkt zurück-
zukommen sein.
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115
Leop, c, 103,
Promittimns eciam
eisdem militibns et ci-
ribns quod ab ipsis num-
quam alicnius eventus
pretextu obsides expe-
temus.
Thtrrea qaoque civi-
tatis et porte in eoram
remaneant potestate ;
Dallas eciam mnniciones
erigemns infra maros
civitatis, ne de eorum
ßdei corutancia habere
dififidenciam videamnr;
nee ab aliquo infra
terminos iudicii mnni-
cionem aliqoam erigi in
eorum preiudicium per-
mittemna.
[fehlt]
2.
OUok. 1253 (nr. 8) |
Art. /. u. 3.
(1) .... promittimns I
quod ab eisdem mili- '
tibns et civibns nullos •
nmquam alicuius even- I
tus pretextu obsides ex- i
petemus. |
(3) . . . . quod nuUas j
nmquam munitiones in- '
fra muros civitatis, ne '
videamur in ipsorum fide |
habere diffidentiam, eri- 1
gemus, sed et portas ci- 1
vitatis in eorum pote-
state semper consistere
concedemus ;
nee ab aliquo infra [fehlt]
terminos iudicii civita-
tis munitionem aliquam
erigfi permittemus,
et que erecta est [fehlt]
infra rastam a tempore I
vite cl. m. ducis Frid. II.
decessoris nostri, dirui
faciemus.
Rud, 1277 (nr. 13)
Art. 19.
... de fide et devo-
tionis constantia qua er-
ga predecessores nostros
predicti cives semper da-
ruerunt, indubitatam fi-
duciam obtinentes, vo-
lumus ut porte civitatis
et turres in civium ma-
neant potestate; nee ab
eisdem obsides expe-
temus.
Leop. und Ottok. schliessen sich eng an einander aQ;
Rnd. steht gleich weit von beiden ab. Das Quellenverhältniss
ist hier ebenso schwierig festzustellen, wie in dem früheren
Falle. Durch die Erweiterungen ,fidei constantia' und ,turre8
.... et porte' wird Leop. über Ottok. hinausgerückt und
dem Rudolfinum angenähert, auch der Zusatz ,in eorum pre-
iudicium' in Leop. verhindert, dieses als Vorlage ftir Ottok.
anzunehmen.
3. Der dritte Fall der Entlehnung ist der merkwürdigste
und lehrreichste. Er betrifft das Schlusscapitel (116) des Leo-
poldinnms: dieses stimmt wörtlich mit dem Schlüsse des
Ottokarischen Privilegiums von 1251 (oben S. 101 nr. 5)
überein, nur dass in Leop. das Datum fehlt. Diese Schluss-
fonnel mit den Eingangsworten: ,Ut autem hec nostra in-
novacio . . . .' passt aber nur für die Ottokarische Urkunde,
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116
welche das falsche Fridericianum von 1247 beziehungsweise
1237 erneuert, passt durchaus nicht für das Leopoldinum, wel-
ches keine innovatio, sondern eine donatio ist, vgl. Prooemium:
,perpetua statuimus donacione'. Ueber das Quellenverhältniss
kann sonach hier kein Zweifel bestehen, und es ist eine That-
sache gewonnen, welche die Entstehung des Leopoldinums als
eines Ganzen über das Jahr 1251 heraufrückt, welche zugleich
zeigt, wie unachtsam der Verfertiger desselben zu Werke ge-
gangen ist. Für letzteres werden sich übrigens im Fortgange der
Untersuchung noch zahlreiche Beweise ergeben.
Auf diese drei Fälle beschränkt sich, wie gesagt, die
zugleich inhaltliche und formelle Uebereinstimmung des Leo-
poldinums mit den echten Privilegien der Stadt. Es erübrigt
die Fälle darzulegen, in denen bei Behandlung desselben
Punktes völlige Selbständigkeit in der Fassung der beider-
seitigen Normirungen waltet.
1. Dem Satze des Leopoldinums c. 1, dass ein des Tod-
schlages beschuldigter Bürger, der innerhalb der Stadtmauern
und des Grabens liegendes Gut im Werthe von fünfzig Pfund
besitzt, von dem Stadtrichter nicht verhaftet werden dürfe noch
Bürgen zu stellen brauche, steht die Bestimmung in Friedr.
1244 (oben S. 100 nr. 3) gegenüber: , Iudex nuUum burgensem
habentem fideiussorem aut pignus captivabit^ Sie findet sich
gänzlich unvermittelt inmitten von Mauth- und Zollsätzen, ohne
dass jedoch die Allgemeinheit ihrer Fassung zuliesse, sie nur auf
die Fälle der Nichtzahlung von Mauth- oder Zollgebühren zu
beziehen. Dass sie aber Herzog Friedrich in dieser Allgemein-
heit und Unbestimmtheit seiner Satzung von 1244 eingeschaltet
hätte, wenn bereits das Leopoldinum mit seiner, wenn auch
nur für den besonderen Fall des Todschlages gegebenen Fixi-
rung des ,pignu8' vorhanden gewesen wäre, kann doch gewiss
nicht angenommen werden.
2. Wer Schwert oder Messer zückt, um Kämpfende zu
scheiden, ist nach Leop. c. 31 wandelfrei, wenn er den ange-
gebenen Zweck ,per suam fidem' betheuert, nach Rud. 1277
(nr. 13) Art. 5 aber nur dann, ,si iurati civitatis eum dixe-
rint innocentem' (vgl. Luschin, Aelteres Gerichtswesen in Oester-
reich 227). Würth (nt. 2 zu c. 31) irrt sehr, wenn er in dem
citirten Artikel des Rudolfinums eine Bestätigung des c. 31
erblickt.
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3. Leop. c. 63 und Rud. 1277 Art. 2 verfügen überein-
stimmend, dass, wer die Stadt betritt, von den Bürgern gegen
seine Angreifer vertheidigt werden solle und dass bei solcher
Gelegenheit vorgefallene Tödtungen oder Verletzungen der letz-
teren straflos sind.
4. Leop. c. 80 gestattet dem sterbenden Bürger (,qui-
cumque civium moriatur'), welcher Weib oder Kinder hat, über
seine Fahrhabe zu verfugen, so lange er bei gesunder Ver-
nunft ist. Nach Rud. 1277 Art. 12 hat er (,quilibet civium
in extremis positus*) diese Freiheit ohne Beschränkung auf
die Fahrhabe: ,de rebus suis^, jedoch ,iure domini sui, uxoris,
heredum et nostro (des Landesherrn) in omnibus reservato^
Auch hierin kann man nicht mit Würth (nt. 1 zu c. 80) eine
Bestätigung des Leopoldinums erblicken.
5. Nach Leop. c. 85 und Ottok. 1253 (nr. 8) Art. 6
dürfen auswärtige Kaufleute ihre Waaren nur an Bürger
verkaufen und nur von Bürgern Waaren kaufen. Aber nur
das Leopoldiniun setzt auf die Uebertretung dieser Vorschrift
einen Wandel von 60 Pfg. und bestimmt, dass jeder Bürger
eine zwischen Fremden gehandelte Waare gegen Erlegung des
Kaufpreises an sich ziehen könne.
6. Leop. c. 86 gewährt den Bürgern, ,ut omnia merci-
monia quocumque nomine censeantur in omnibus civitatibus
et singulis foris nostris possint emere a quolibet et vendere
cui placet^ Nun erscheint aber unter den Freiheiten, welche
die Herzoge Albrecht und Otto 1338 nach Insertion von
nr. 2 und 18 den Neustädtem verleihen (nr. 31), an fünfter
Stelle: ,Indulgemus eciam ipsis, quemadmodum .... pater
noster dns. Albertus Rom, rex eisdem civibus Nove civitatis
ex libertate regali favorabiliter tradidit et indulsit, scilicet
quod ipsi cives in rebus suis mercimonialibus videlicet magnis
et parvis emendis et vendendis in omnibus civitatibus et foris
cuicumque vel a quocumque maluerint, inantea non impe-
diantur vel aliqualiter molestentur^ Also nicht auf Herzog
Leopold, sondern auf König Albrecht L* wird hier dieses Pri-
vilegium zurückgeführt. Als am Ende des XIH. Jahrhunderts
die Neustädter von Seite der Wiener Bürger in der Ausübung
dieses Vorrechtes gewaltsame Behinderung erfuhren, wandten
sie sich klagend an den König, solches geschehe ,contra
eorum iura et antiquam consuetudinem eis usque ad hec
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tempora observatam'; der König beauftragte den Marschall
von Landenberg^ bei den Wienern dahin zu wirken, dass sie
die NeuBtädter ,in rebus suis venalibus emendis et vendendis
cuicumque voluerint videlicet magnis et parvis' fernerhin nicht
beirren (nr. 19). Schon damals also beriefen sich die Neu-
städter nicht auf das Leopoldinum, oder wenn sie es thaten^
so vermochten sie nicht, es dem Könige in hinlänglich glaub-
würdiger Form vor Augen zu bringen, da dieser sonst in
seinem Rescripte gewiss den Herzog und nicht die Gewohnheit
als Quelle des streitigen Rechtes citirt hätte.
Im XIV. Jahrhundert wiederholte sich der gleiche Streit
zwischen den Nachbarstädten. Damals beanspruchten die Neu-
städter, auf ihre Handfesten und Briefe sich berufend, das
Recht, ihre Weine jederzeit nach Wien zu führen, daselbst
zu verkaufen und ihre offenen Tavernen und Leithäuser zu
haben, wie die Bürger von Wien selbst. Letztere bestritten dies,
und die Sache kam 1358 zur Entscheidung vor den herzog-
lichen Rath. Hier producirten die Neustädter die Handfesten,
auf die sie ihren Anspruch stützten. ,Do funden wir^, sagt
Herzog Rudolf IV., ,under andern stuckhen an denselben prie-
fen die artikel damit sich die .... purger von der Neunstat
behelfen wolten irr ... . furgab; und dieselben artikel die
in den vorgenanten hantfesten verschriben sint, lautent in
deutsch also: daz unser vordem denselben unsern purgern
von der Neunstat durch solich besunder treue und namleich
dienst die sie an in sunderleich bei alten zelten und neuleich
erfunden haben, solich gnad getan und die recht und freihält
geben habent, daz sie und alle ir nachkomen ewekleich in
allen unsern steten und auf dem lande ze Oesterreich mit
aller ir chaufmanschaft und chaufleichen dingen grozzen und
chlainen und mit allen irn vailen guetern wandlen sullen und
mugen mit verchaufen und mit chaufen freileich und ledikleich
äne maut, an zol und an alle ander irrung, und daz sie
auch damit über die recht und freihält die sie habent zu der
Neunstat, haben schullen hinzu die freihält, recht und gnad
die ander unser stet und mercht habent dahin sie wandlent
äne alles gevaer.' (Tomaschek, Wiener Rechte 1, 138.) Dass
diese Stelle nicht auf Leop. c. 86 zurückgeht, zeigt die Ver-
gleichung beider. So wie sie in der Urkunde von 1358 vor-
liegt, findet sie sich übrigens in keinem älteren Privileg;
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vielmehr sind dort die Verleihungen mehrerer Privilegien zu-
sammengefasst: Friedr. 1239 (nr. 2) Ai-t. 1, Rud. 1277 (nr. 13)
Art. 14 = Albr. 1285 (nr. 16) Art. 3, Albr. 1299 (zwei, nr. 19
und 20), und Albr. u. Otto 1338 (nr. 31). In nr. 2, 13, 16
und 20 findet sich die Mauth- und Zollfreiheit, die in Leop.
e. 86 vermisst wird, in nr. 19 und 31 das charakteristische
,in rebus suis venalibus (mercimonialibus) emendis et venden-
dis videlicet magnis et parvis^
7. Leop. c. 88 gewährt den Witwen, Töchtern und Ver-
wandten der Bürger Heiratsfreiheit mit der Beschränkung,
dass sie einen ausser der Stadt wohnenden Ritter (miles) nur
mit des Herzogs Erlaubniss ehelichen dürfen. Ottok. 1253
(nr. 8) Art. 2, Rud. 1277 (nr. 13) Art. 13 und Albr. 1285
(nr. 16) Art. 2 erklären nur die Aufhebung des landesherr-
lichen Heiratszwanges, während Friedr. 1239 (nr. 2) Art. 3 =
Friedr. 1443 (nr. 52) Art. 2 damit die unbeschränkte Heirats-
freiheit verbinden (,pro sue voluntatis arbitrio valeant libere
desponsare', ,daz si nach irem willen die ausgeben mugen^,
Leop. c. 88 aber den Heiratszwang gar nicht erwähnt, sondern
nur eine Beschränkung der bereits selbstverständlich gewor-
denen Freiheit der Wahl ausspricht.
8. Nach Leop. c. 90, Rud. 1277 (nr. 13) Art. 18 und
Albr. 1285 (nr. 16) Art. 6 soll der Landesfurst keinen zum
Richter setzen, der nicht mindestens durch ein Jahr Bürger-
recht bekleidet hätte. Rudolf und Albrecht lassen jedoch auch
einen Auswärtigen (extraneus et advena) zu, wenn dieser füi* das
Gericht eine bedeutendere Pachtsumme bietet als der Bürger
(vgl. Luschin, Gerichtsw. 202). Aus der stilistischen Assonanz
lAop,
.... nisi sit civis ipsins Nove civi-
tatis talifl, qui ad minus per annom in
ipsa resederit civitate et cum eis (!)
convertatus fuerit nctU civia
möchte auf eine gemeinsame Quelle beider zu sqhliessen sein,
bei deren Bearbeitung der unachtsame Verfasser des Leopol-
dinums das beziehungslos dastehende ,eis' einführte.
9. Ijeop. c. 91 enthält den Satz, dass die Neustädter
Bürger in allen Ländern des Herzogs ,non teneantur coram
aliquo iudice vel officiali vel eciam quocumque domino preter
quam coram nobis et nostris successoribus videlicet terrarum
Rud,
. . . nisi per annum ad minus cum
ipsis civibus tamquam civis fuerit
converaatus
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principibus vel coram suo iudice respondere'; vgl. c. 100.
Es entspricht Rud. 1277 (nr. 13) Art. 6: ,. . . . coram nobis
vel suo iudice respondebunt secundum formam iuris civi-
tatis Wiennensis^ und Albr. 1285 (nr. 16) Art. 1. In sehr
freier Wiedergabe findet sich dieser Artikel in Maxim. 1490
(nr. 56) folgendermassen : ^Item^ als in unser vordem, und
sonder kunig Albrecht herzog zu Osten*, lobl. ged. in seiner
kunicl. mai. confirmation under andern articln dise gnad getan
haben, daz man kainn bui^er von der Newenstat mit seiner
kaufmanschaft, leib und gut in dhainn steten und gerichten
weder von geltschuld und anderer sachen wegen nicht auf-
halten noch bekumbern sol, sonder wer zu in zu sprechen
oder zu vordem hat, der oder die sollen si von erst fumemen
und beclagen vor irem geordneten richter zu der Newenstat
oder irem landesfursten ; desselben unsers vorfam kunig Al-
brechts confirmationsbriefs datum lautt zu Esslingen n. Cr. g.
1299, seines reichs im andern jaren^ — Ueber die «forma
iuris civitatis Wiennensis' vgl. Tomaschek in Wiener phil.-hist
Sitzungsber. 83, 361. — Dass auch Rud. 1281 (nr. 14) Art 2
entspricht, soll bei der Verdächtigkeit dieser Urkunde nur
kurz erwähnt werden.
10. Leop. c. 99: nach Rath der Geschwomen hat ,in
ordinando foro mercandorum et recepcione emendamm^ der
Richter ,pro qualitate cause, condicionis, Status terre, temporis
et persone' seine Wandel einzuheben und zu erlassen. Anders
Rud. 1277 (nr. 13) Art. 8: darnach haben die Geschwornen
^assumptis dhi aliqtdbus probioribus civibua^ die Marktverhält-
nisse nach der Zeitlag^ (,prout temporis qualitas poposcerit*)
zu regeln.
11. Nach Leop. c. 102 ist der Herzog zur Einhebung
einer Steuer von den Bürgern nur in ,rechten Dürften^ be-
rechtigt, und auch dann soll sie massig sein. Friedr. 1239
(nr. 2) Art. 2 gewährt blos zeitliche Steuerbefreiung: bis zu
dem Zeitpunkte, da angenommen werden könne, dass die
Bürger für die im Dienste des Herzogs erlittenen Schäden
Ersatz gefunden haben. Unbedingte Steuerfreiheit dagegen, die
allerdings von den Habsburgern nicht mehr respectirt wurde
(vgl. die Privilegien nr. 15, 17, 23 etc.), verlieh Ottokar 1253
(nr. 8 Art. 7).
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12. Das in Leop. c. 104 ausgesprochene Verbot der Er-
pressungen von Abgaben oder Diensten durch landesfiirstliche
Beamte findet sich wieder in Rud. 1277 (nr. 13) Art. 17,
aber ohne Erwähnung der Dienste.
13. Der Satz ,Luft macht frei^ kommt in Leop. c. 105
und in Rud. 1277 (nr. 13) Art. 3 zum Ausdruck. Die Klage
des Herrn verjährt nach dem Leopoldinum in Jahr und Tag;
nach dem Rudolfinum in einem Jahre, wenn während desselben
der Herr im Lande und seinen Anspruch geltend zu machen
in der Lage war; auch lebt nach dem Rudolfinum die Klage
des Herrn wieder auf, wenn der Büi^er Gewordene die
Stadt wieder verlässt.
14. Leop. c. 109 schliesst die Juden von den Stadtämtern
aus. Aber der Wortlaut von Friedr. 1239 (nr. 2) Art. 5:
,. . . . quod iudeos predicte civitati de cetero in nullo officio
preficiemuB, unde cives possint vel debeant gravari', zeigt, dass
vorher eine solche Bestimmung nicht bestanden hat.
15. Leop. c. 113 erklärt eine Appellation wider ein
Urtheil des Stadtgerichtes für imzulässig. Rud. 1277 (nr. 13)
Art. 7 dagegen gestattet den Rechtszug von der Bürgerschranne
(,pretorio civitatis^) an die Geschwornen und den Stadthaupt-
mann oder an den Landesherrn.
Ueberschauen wir diese ganze Reihe von Vergleichungs-
punkten, so zeigt sich, dass jene Continuität des Inhalts und
der Form, die zwischen dem Wiener Leopoldinum von 1221
einerseits und den folgenden Wiener Privilegien des XHI. und
XIV. Jahrhunderts andererseits besteht, in Neustadt fast gänz-
lich fehlt. Nur zwei Capitel des Neustädter Leopoldinums, 76
und 103, erscheinen auch formell übereinstimmend in echten
Privilegien ; aber die an diesen beiden Stellen im Leopoldinum
sich findenden Zusätze gewähren die Wahrscheinlichkeit, dass
nicht dieses die Quelle der betreffenden echten Urkunden
von 1253 und 1277 gewesen ist, wobei allerdings jetzt noch
nicht entschieden werden kann, ob das umgekehrte Verhält-
niss oder Ableitung aus gemeinsamer Quelle anzunehmen
ist. Wiederholen echte Privilegien Bestimmungen des Leopol-
dinums in selbständiger Fassung (oben Punkt 1, 3, 5, 8, 9,
12, 13), so geschieht dies stets ohne Berufung auf eine vor-
gängige gleiche Verordnung; sind ihre Normen von denen des
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122
Leopoldinuins abweichend (Punkt 2, 4, 7, 10, 11, 15), so wird
niemals gesagt, dass es früher anders gewesen sei. Das an-
geblich in Leop. c. 86 ertheilte Recht (Punkt 6) wird im
Jahre 1299 von den Neustädtern selbst auf Gewohnheit zurück-
geführt und demgemäss von König Albrecht I. als Gewohnheits-
recht bezeichnet; diesen, der es zuerst beurkundet hat, nennen
denn auch 1338 die Landesfürsten als den Verleiher jenes
Rechtes. Will schon Leop. c. 109 die Juden von den Stadt-
ämtern ausschliessen (Punkt 14), so verfügt doch mindestens
neun Jahre später Herzog Friedrich 11., dass erst von nun
ab, ,de cetero^, diese Ausschliessung Rechtens sein solle.
Wird bei dem Leopoldinum die Wiedererweckung seines
Rechtsinhaltes in den echten Privilegien sonach gänzlich ver-
misst, so sind dagegen die echten Handfesten allgemeineren
Inhalts in den späteren Urkunden immer wiederzufinden, ebenso
wie das Wiener Leopoldinum von 1221 seine unverkennbaren
Spuren bis in das XIV. Jahrhundert hineinträgt. Friedr. 1239
(oben nr. 2) wird von den Landesfiirsten inserirt 1338 (nr. 31)
und 1360 (nr. 38); Bestimmungen von Ottok. 1253 (nr. 8)
finden sich wieder im Rudolfinum von 1277 (nr. 13) und in
dessen Ableitungen. Erst der grosse Freiheitsbrief KönigRudolfe I.
von 1277 übernimmt in Neustadt die Rolle, welche für Wien
dem Leopoldinum von 1221 zukommt; er ist die Grundlage der
ganzen folgenden Privilegirung: er wird von Albrecht I. 1285
und 1299 in mehreren wesentlichen Punkten wiederholt; er ist
im Fridericianum von 1443 (nr. 52) erkennbar und durch
dieses von Einfiuss auf das Stadtrecht König Maximilians von
1490 (nr. 56). Albr. 1285 (nr. 16) ist von diesem selbst 1299
(nr. 18) inserirt, letztere Urkunde in nr. 31 von 1338, nr. 31
wieder in nr. 38 von 1360, u. s. f. So bilden die echten Rechts-
briefe ein festgefügtes Ganze, worin ein Glied das andere
hält und trägt. Ausserhalb dieses Körpers steht das Leopoldinum,
fast ohne jede äussere Verbindung mit ihm, ohne jede Sicherung
und Stütze, als landesftirstliche Verleihung kaum mehr haltbar.
§. 3.
Redaotionelle und stilistische Kriterien.
Haben wir im letzten Abschnitte unser Denkmal in Bezug
auf seine Stellung in der äussern Rechtsgeschichte der Stadt
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123
untersucht, haben wir feststellen können, dass es von der
gesammten echten Privilegirung derselben gänzlich ignorirt und
dass dadurch seine Autorität als landesfürstliche Verleihung auf
das tiefste erschüttert wird, so sollen nunmehr diejenigen Halt-
punkte aufgesucht und gewürdigt werden, die es an sich, los-
gelöst aus seinen Beziehungen zu den übrigen Handfesten des-
selben Adressaten, der Kritik darbietet.
Da bringt denn schon die erste Zeile 'der Urkunde eine
Schwierigkeit. Der Titel des Ausstellers lautet in der ältesten
und besten Handschrift (lat. Text i) nicht wie Würth setzt:
,dei gratia dux Austriae, Styriae', sondern es steht noch ein
unscheinbares, für uns aber äusserst wichtiges ,etc.^ dabei, das
auch schon durch Meiller in seine Rechte wieder eingesetzt
ist. Es fehlt dieses ,etc.^ allerdings in den jüngeren lateini-
schen Texten der Gruppe // und in den deutschen Text-
familien A und B; aber die älteste Handschrift der üeber-
setzung, Ca, hat ,von gotes genaden herzog ze Osterreich, ze
Steyr und herre ze Ckrain^ die mit ihr aus gleicher Quelle
geflossene Cb gar ,v. g. g. h. ze O., ze St., zu Kemdteti und
^ (das Uebrige unlesbar). Es scheint also für die Vor-
lage des auf uns gekommenen lateinischen Textos ,d. g. dux
Austrie, Styrie et dominus Camiole^ vorausgesetzt werden zu
müssen. Der nicht übermässig sorgsame Schreiber von / hat eben
ihm entbehrlich Scheinendes durch ,etc.^ ersetzt, wie sich dies
auch noch in c. 32 a. E. findet. Allerdings fallen die ersten
Erwerbungen der Babenberger in Krain noch in die Zeit
Herzog Leopolds VI. 5 1229 erhielt dieser die Besitzungen in
der Mark zu Lehen, welche nach dem Tode des Markgrafen
Heinrich von Istrien dem Bisthume Freising heimgefallen
waren. Aber in der leider einzigen Urkunde, welche von dem
genannten Herzog als Aussteller aus der Zeit nach dieser
Erwerbung vorhanden ist (Meiller, Bab. R. nr. 244), nennt er
sich nicht anders als früher, nämlich ,dux Austriae et Styriao^,
und mit diesem Titel erscheint er auch noch in der Urkunde
von 1230, Juli 23, in welcher er im Vereine mit anderen
Fürsten die vorläufige Uebereinkunft zwischen Kaiser Fried-
rich H. und Papst Gregor IX. bezeugt (Pertz, SS. 4, 270),
vgl. Zahn, Steierm. ÜB. 2, 362 und 364 von 1230, Apr. Auch
sein Nachfolger fuhrt 1230 und 1231 nur Oesterreich und
Steiermark im Titel; zum ersten Male nennt er sich 1232,
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124
März 3 (Meiller, Bab. R. 149 nr. 7) ,d. A. et St et dominus
Camiolae^, und von da an regelmässig so, wenn auch anfing-
lieh noch wiederholt der neue Zusatz unterbleibt (Meiller
a. a. O. nr. 8 und 13 von 1232, nr. 19 von 1233, nr. 23 von
1234; vgl. 263 nt. 432).
Also dem Namen Leopolds ist der Titel seines Nach-
folgers beigegeben. Nicht eines spätem Landesförsten ; denn
bei Ottokar treten noch die Titel von Mähren und Böhmen,
bei den habsburgischen Herzogen jene der Mark und von
Portenau und andere hinzu. Dem Verfertiger des Leopoldinums
lag sonach ausser dem Privileg Ottokars von 1251, dem er
sein Schlusscapitel entlehnte (s. oben S. 115 f.), wahrscheinlich
auch eine Urkunde Herzog Friedrichs H. vor, deren er sich
zunächst fOr sein Prooemium bediente. Von Urkunden dieses
Herzogs waren ihm in Neustadt mindestens zwei zur Verfügung
(§. 2 nr. 2 von 1239 und nr. 3 von 1244), deren jede den
erweiterten Titel darbot, und diesen fand er auch in dem
Wiener Privilegium von 1244, welches, wie später ausgeführt
werden wird, in sehr enger Beziehung zu der Neustädter
Fälschung steht.
Der Aufnahme eines zu dem Namen des Ausstellers
nicht passenden Titels konnte sich wohl auch ein sonst ge-
schickter imd bedachter Fälscher schuldig machen. Dass der
Verfertiger des Neustädter Leopoldinums auf diese Prädicate
keinen Anspruch hat, ergibt eine nähere Betrachtung seiner
Arbeit Sie lässt Wiederholungen und Widersprüche so leicht
erkennen, dass es verwunderlich ist, wie solches von dem
sonst so gründlichen und gewissenhaften Herausgeber des
Denkmals übersehen werden konnte.
Zwei ganz besonders in die Augen springende Fälle der
Wiederholung sollen an die Spitze der Nach Weisung gestellt
werden.
c. 22. Item, pro quacumque ' c. 44. Item, pro quacumqae
causa nostra emenda sentenciata fuerit causa nostra emenda iudici per sen-
esse danda, hie in decem libris de- tenciam civium fuerit depntata, hoc
nariorum iudici teneatur. , semper significat x libras denariorum.
c. 40. Item, nullus captivus ! c. 96. Nullns eciam captivus
ultra proximum placitum detineatur, vel intcrdictus diucius quam ad proxi-
nisi ex causa racionabili a iudice ter- mum placitum conservetur, nisi que-
minus prolougetur. - relantibus ex causa speciali indulserit
: illud iudex.
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125
Ferner: der flüchtige Todschläger
c. 67. trino citacionis edicto
semper per dies qaatnordecim ad iu-
dicium advocetor; qni si non vene-
rit, tone proscriptns dennnccietur ....
c. 1. tribus edictis videlicet
per ter qnatuordecim dies a indice
et pretorio citetur, et si tanc non
venerit ad iudiciam non coactns, pro-
scriptnm pronunciet eom index.
Todesstrafe schliesst Busse und Gewette aus: c. 10 ,talis
pena sibi sufficiat pro emenda'; 17 ,nichil dabit'; 68 ,in nullo
teneatur iudici vel actori*; 93 (mit besonderer Beziehung auf
den Extraneus) ,in nullo tenebitur domino suo et iudici et
offensis; sibi sua mors sufficiat pro emenda^
Bei Freispruch durch Urtheil der Bürger gilt derselbe
Grundsatz: c. 11 (innerhalb öines Capitels!) ,Qui si evaserit
per civium sentencias^ nuUam penitus det emendam
Hoc eciam annotato, quod si de maleficio accusatus per sen-
tenciam fuerit liberatus^ tunc nee rerum nee honoris dispen-
dium paciatur'; 17 ^nichil dabit'; 68 wie oben; vgl. auch 72
,Si autem captivus per iusticiam liberabitur, tunc erit indem-
pnis per omnia dimittendus^
Wer die Todesstrafe durch Gut oder Bitte (prece vel
precio) löst, zahlt das gewohnheitsmässige Gewette: c. 11
^iudici dabit emendam solitam et conswetam'; 17 ,in xxx libris
den. iudici teneatur'; 68 ,iudex suam emendam recipiat, ut est
dictum prius^
Wie der Richter aus dem Vermögen eines Verfesteten
(proscriptus) sein Gewette zu nehmen hat:
c. 16 (im Anschlüsse an c. 15)
.... iudex de residuo rerum mobi-
linm tercie partis et quod debita
creditonim supercrevit, emendam suam
recipiat conpetentem.
c. 67 de suis rebus rao-
bilibus si ad hoc sufficiant suis cre-
ditoribus primo omnia sua debita per-
solvantur, et de residui tercia parte
emenda indicis reqniratnr.
Dass dem Uebelthäter bei der Verhaftung nichts abge-
nommen werden darf, als das Werkzeug und der Gegenstand
des Verbrechens, sagt c. 39 (,arma et furtum vel falsitas^) und
wieder c. 72 (,arma et reatus id est hanthaft per quem male-
ficium perpetravit').
Des Richters Wandel ist durch die Geschwomen je nach
der Lage der Dinge zu mindern oder zu erhöhen: c. 54 (,pro
qualitate Status terre vel temporis'), 71 (,secundum qualitatem
cnlpe vel cause et habitum persone'), 99 (,pro qualitate cause,
condioionis, Status terre, temporis et persone').
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126
Bei Einhebung des Wandels hat der Richter die Lage
des Schuldigen zu berücksichtigen: c. 70 ,a diciore plus reci-
piat, a paupere vero minus'; und schon im nächsten Capitel
wieder ,a divite plus recipiat, a paupere vero minus'.
Dass Auswärtige in der Stadt nur mit Bürgern Handel
treiben dürfen, steht zweimal, c. 85 und 87, an letzterer Stelle
mit dem Beisatze: ,ut superius est pretactum'.
Quelle dieser Wiederholungen ist in allen Fällen Unacht-
samkeit des Bearbeiters, wie sie so gröblich der landesfurst-
lichen Kanzlei nicht zugemuthet werden kann; Veranlassung
mag zum Theile die Benutzung verschiedener Vorlagen gewesen
sein, die hie und da das Gleiche darboten. An zwei Stellen,
c. 68 und 87, ist die Wiederholung eine bewusste; auch hie-
für ist in den echten österreichischen Stadtrechten — so weit
ich sehe, auch in den ausserösterreichischen — kein Analogon.
Noch schwerer als die Wiederholungen fallen die inner-
halb unseres Denkmals bestehenden Widersprüche ins
Gewicht.
Ueber das Vermögen eines zum Tode verurtheilten Aus-
wärtigen verfügt c. 10: ,peccunia sua apud dominum suum per-
maneat, et sicut inventus fuerit suo cingulo circumcinctus, una
cum illis rebus cum quibus hoc maleficium perpetravit iudici
presentetur'; dagegen c. 93: ,exceptis ablatis in nullo tenebitur
domino suo et iudici et oflFensis et omnes sue res apud
8uam uxorem remaneant et heredes^.
Auf zufällig oder in einer Schlägerei (,in pugna') erfolgte
Blendung eines Auges, auf das Abhauen einer Hand oder
eines Fusses und auf das Abschneiden eines Theiles der
Zunge oder der Genitalien setzt c. 18 zu Busse und Ge wette je
10 Pfund, die Talion wird nicht erwähnt. Dagegen verlangt
c. 19 für die Nase oder die ganze Zunge, das Auge, die
Hand, den Fuss ,et omnibus aliis membris' 10 Pfund zu
Gewette und Abfindung mit dem Verletzten (,redimat ab oflfenso
sicut potest'), eventuell Talion.
Durch einen MissgriflF des Bearbeiters ist femer c. 23
in Conflict mit c. 18 (beziehungsweise 19) gerathen. Bestimmt
c. 18 für das Abhauen (,amputaverit') einer Hand oder eines
Fusses zu Busse und Gewette je 10 Pfund, so verlangt c. 23
,pro amputacione membri vel destruccione ipsius accionis
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127
scilicet lern, si est visibilis', nur je fiinf Pfund. Den Zwiespalt
verursacht die ungehörige Einfuhining der amputatio in das
e. 23. Lern ist eben nicht amputatio, sondern nur destructio
actionis membri. Iglauer Stadtr. c. 75: ,Si quis alicui membrum
aliquod inhabile fecerit, quod dicitur lemede% Uebers.: ,Wer
imande ein glid unnücze machet, also das es lam ist', vgl.
Tomaschek D. R. 140. Wird die amputatio aus c. 23 eliminirt,
dann stehen die beiden Capitel im Einklang und werden auch
durch die Vergleichung mit den Rechten von Enns 1212 Art. 5
und 7 (Gaupp), Wien 1221 Art. 2, 1244 Art. 2, 1340 Art. 12 und
13, vgl. 1278 (I) Art. 8 und 9, Hainburg 1244 und Krems 1305
Art. 8 und 9 (Tomaschek) gestützt. Der Einschub entsprang
dem von uns bereits bemerkten und noch vielfach zu be-
tonenden Bestreben des Bearbeiters, seine Vorlagen wortreicher
zu gestalten, wobei ihm denn hier seine mangelhafte Kennt-
niss der technischen Ausdrücke einen üblen Streich spielte.
Kundiger war der Uebersetzer des lateinischen Textes; die
amputatio unterdrückend, setzt er richtig: ,Ist daz ainer von
ainer wunden an etzleichem gelid seinez leibez lam wirt • . . . ^
Einen argen Widerspruch birgt sodann c. 20 in sich.
Dasselbe handelt nach seiner Ueberschrift (,Iudex pro emenda
nullum ledet in corpore') und nach seinem ersten Satze (,Iudex
pro Omnibus suis emendis ^ ....') von dem richterlichen
Wandel, und zwar von den Mitteln zur Eintreibung desselben.
Aber am Schlüsse des Capitels heisst es: wenn die vierzehn-
tägige Personalhaft des Zahlungsunfähigen fruchtlos verstrichen
ist, hat ihm der Richter noch eine angemessene Frist zu ge-
währen, ,donec, pro quo convenerit (Uebers. : darumb er gedinget
hat, vgl. ding für contractus in c. 79), possit hoc laboribus
lucrari^ Also plötzlich taucht vertragsmässig begründete Schuld
auf, nachdem doch vorher, wie erwähnt, nur von des Richters
Gewette die Rede gewesen ist. Ueberdies ist dieses Capitel, wie
immer man durch Interpretation oder Emendation über das
convenerit sich hinweghelfen möchte, mit c. 52 nicht zu ver-
einbaren. Letzteres handelt vom Executionsverfahren in dem
* emenda steht auch im Sinne von Busse: c. 19 ,in emendis apud offen-
sum', 24 ^vulnns emendabit iudici et offenso*, 30 ^leso autem emendet*,
62 ,8i aliquis alteri remanserit in emenda^ vgl. 8 und 23. Die Ueber-
Betznng hat an diesen Stellen bald wandele bald pnezze.
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128
Falle; ^si quis debitor coram iudicio remanserit alicuius debiti
(üebers. gelt) vel emende' (Uebers. wandel), also jedenfalls
von vertragsmässig begründeter Schuld, von Gewette und wohl
auch von Busse; es kennt keine persönliche Haft des Schuld-
ners und statuirt als letztes Executionsmittel nicht das Er-
arbeiten des Schuldbetrages, sondern die Pfändung.
Auf einige weitere minder klar zu Tage liegende Wider-
sprüche hinzuweisen, wird später noch Gelegenheit sein. Hier
sei zunächst noch ein Beispiel des redactionellen Ungeschickes
aufgezeigt, von dem die bisherige Erörterung schon so manche
Probe geliefert hat, und sodann ein prüfender Blick geworfen
auf die innere Structur des Denkmals als eines Ganzen.
Beides wird recht deutlich zeigen, wie weit das Neustädter
Leopoldinum von den durchaus klaren, einfachen und wohl-
geordneten Handfesten von Enns, Wien, Hainburg und Krems
absteht und wie entschieden die Nöthigung ist, den Ursprung
desselben an ganz anderem Orte zu suchen als in der landes-
fürstlichen Kanzlei, aus welcher die letzterwähnten Privilegien
hervorgegangen sind.
Jenes Beispiel gewährt c. 93, dessen Unvereinbarkeit
mit c. 10 bereits besprochen worden ist. Von dem zum Tode
verurtheilten Extraneus heisst es in c. 93, dass er ,excepti8
ablatis in nullo tenebitur domino suo et iudici et offensis^
Dass die ablata weder dem dominus noch dem iudex gebühren,
sondern den offensis, ist an sich klar; dennoch heisst es un-
mittelbar darauf wieder: ,sed tantummodo, si apud cum in-
veniuntur ablata, suis veris possessoribus hec reddantur ....'.
Würde auch diese erläuternde Wiederholung noch hingehen
können, so ist es doch eine ganz unerträgliche, die Stümper-
hand eines Ungeübten, der nicht deutlich genug sein zu können
glaubt, verrathende Breite, wenn sofort noch ein drittes Mal
gesagt wird: ,iudex vero de rebus ablatis nichil retineat, sed
salvo iure suo veris heredibus (so der lateinische Text / und
sämmtliche deutschen Texte!) in integrum eas reddat^ Die
Worte ,exceptis ablatis^ und der Schlusssatz: ,Iudex vero de
rebus eas reddat^ sind höchst wahrscheinlich Inter-
polationen des Fälschers, die er an einer conciseren Vorlage
angebracht hat.
Was Bau und Zusammenfügung des Werkes als eines Gan-
zen betriflfi, so herrscht darin soviel Unordnung und Lockerheit,
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129
dass ein Gegensatz gegen die echten österreichischen Stadtrechte
unverkennbar hervortritt, so weit auch diese letzteren von
strenger Systematik entfernt sind. Nur an einigen besonders
auffallenden Thatsachen soll dies dargethan werden.
Den Zusammenhang der im Anfange des Denkmales
vorgetragenen strafrechtlichen und processualischen Lehren
unterbrechen zunächst die c. 15^ 16 und 17. Diesen gehen
vorher Bestimmungen über schwere Verwundungen, deren Aus-
gang ungewiss ist (c. 13) und über Hausfriedensbruch (c. 14);
es folgen ihnen die Sätze über Blendung, Abhauen von Glie-
dern, Lern u. s. w.: mitten inne wird in jenen drei Capiteln
über das Vorzugsrecht der Schuldforderungen der Gläubiger
vor dem Gewette des Richters (c. 15 und 16) und über die
Höhe des Gewettes, wenn sich der Schuldige von einer an
Leib oder Ehre gehenden Strafe lösen will (c. 17), gehandelt.
Auch das c. 14 von der Hausfriedensstörung (und zwar von
dem Betreten des Hauses eines Andern in der Absicht, ihn
an Ehre, Leib oder Gut zu schädigen) ist hier nicht an seinem
Platze; weit davon getrennt, c. 30, steht wieder eine Gruppe
dieses Delict betreffender Bestimmungen (Eindringen in ein
fremdes Haus unter Verübung von Real- oder Verbalinjurien
gegen darin Befindliche, Hineinschiessen, Einstossen vonThüren
oder Fenstern, Hineinrufen von Schimpf- oder Drohworten,
Herausfordern Jemandes aus dem Hause).
Ebenso störend, den Zusammenhang der Lehre von den
Verwundungen zerreissend, stehen die c. 20 — 22 da, welche
von den Mitteln zur Eintreibung des richterlichen Wandels
und über die Höhe der emenda ducis handeln. Vorher ist von
Blendung (c. 18) und Gliederabhauen (19), nachher von Lem
(23), Wunden ohne Lem (24), Stossen und Schlagen (25 u. ff.)
u. 8. w. die Rede. Eine äusserliche Veranlassung zu der Ein-
schaltung möchte hier darin zu finden sein, dass ihr erstes
Capitel (20) dem Richter verbietet, um seines Wandels willen
Jemanden zu verstümmeln oder zu tödten und die vorher-
gehenden Capitel eben von Verstümmlung handeln.
Diese Einzwängung fremder Materien tritt klar vor Augen
in nachfolgender Zusammenstellung der eben erwähnten Capitel
des Neustädter Leopoldinums mit den entsprechenden Artikeln
der Wiener Rechte:
ArehiT. Bd. LX. I. HUfte. 9
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130
Wr.-Neust. Leop.
1221
W
1244
i e n
1278 (I)
lUQ
c. 13
Art. 2
Art. 2
Art. 7
Art. 11
14
15
16
17
18
(v^l. 9)
(vgl. 9)
(vgl. 27—30)
(vgl. 33-36)
(1)
(1)
(3)
1
(7)
2
2
8, 10
12, 14
19
20
21
22
23
2
2
8, 10
12, 14
2
2
9
13
24
(vgl. 2)
(vgl. 2)
(vgl. 11, 12)
(vgl. 15, 16)
26-28
4
4
17—21
22—26
Hier ist endlich auch noch der Ort, an jene gram-
matischen und stilistischen Unmöglichkeiten zu erinnern,
welche, durch alle drei Handschriften bezeugt, für den Urtext
vorausgesetzt werden müssen (s. oben S. 84). Sie sind ein
Beweis mehr dafür, dass sein Ursprung nicht in der herzog-
lichen Kanzlei gesucht werden dürfe, die sich niemals so
gröblich gegen die Form versündigt hat.
Im Anhange zu diesen Erörterungen soll das auf den
ersten Blick nicht ganz klare Verhältniss zweier Capitel unse-
rer Urkunde besprochen werden, wobei sich zugleich Gelegen-
heit bietet zu einem Excurse über die geschichtliche Entwicklung
der Landgerichtsbezirke in dem südlichsten Theile Nieder-
österreichs. Es sind die von der Gerichtsbarkeit des Stadt-
richters handelnden c. 92 und 100.
c. 92 verordnet: ,infra terminos iudicii Nove civitatis'
steht die Gerichtsbarkeit über ein an Leben oder Ehre gehen-
des Verbrechen nur den Richtern zu Neustadt, Neunkirchen
oder Aspang zu. Aber die volle Gerichtsbarkeit: Ueberführung,
Todesurtheil und selbstverständlich auch dessen Vollstreckung
hat nur der Neustädter Richter. Die Competenz der beiden
* Was Würth nt. 1 zu Neust, c. 17 bemerkt, ist unrichtig. Die 30 Pfand
in Wien 1278 (I, Art. 3) und 1340 (Art 7) sind nicht der richterliche
Wandel bei Straflösung, sondern der Betrag, bis zu welchem der Richter
zur Deckung seines Wandels das bewegliche Vermögen eines verfesteten
Verbrechers in Anspruch nehmen darf.
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131
anderen ist auf die theilweise Herstellung des Schuldbeweises
beschränkt: den durch die Aussagen von Sechsen beziehungs-
weise Einem (s. c. 1 und 4) Belasteten müssen sie zur Ab-
hörung des Siebenten beziehungsweise Zweiten und zur Fällung
(und Vollstreckung) des Todesurtheils an den Richter zu Neu-
stadt ausliefern. ^
Dagegen nun verfügt c. 100 ganz bestimmt, ,ne aliquis
captus infra terminos iudicii Nove civitatis, sive sit pro homi-
eidio, rapina vel furto, falsitate, incendio aut violencia mu-
lierum vel pro causa alia qualicumque, ad aliud iudicium vel
pretorium assignetur, sed de eo in pretorio Nove civitatis a
iudice secundum sentenciam civium iudicetur^
Es ist unschwer zu erkennen, dass der Ausdruck ,iudi-
cium Nove civitatis^ in c. 92 etwas ganz anderes bezeichnet
als der gleiche Ausdruck in c. 100; und damit löst sich der
scheinbare Widerspruch, der zwischen diesen beiden Capiteln
besteht. In c. 92 ist von dem Landgericht Neustadt, von
dem daselbst sitzenden Landrichter die Rede; c. 100 meint
das Stadtgericht, 2 den Stadtrichter als solchen. Dass der
letztere zugleich als Landrichter für den in c. 92 nach seinen
Grenzen beschriebenen Bezirk fungirte, geht eben daraus
hervor, dass der Redactor für beiderlei Gerichte und Richter
denselben Ausdruck zu gebrauchen sich konnte verleiten lassen.^
Vgl. Luschin, Gerichtsw. 223.
^ Ueber das ZoBammenwirken des Orts- (Herrschafts-) Richters mit dem
Landrichter in Oesterreich und Steiermark handelt zum ersten Male
nnd gründlich Bischoff in den Beitr. z. E. steierm. GQ. 5, 61 ff. Vgl.
Lnschin, Qerichtsw. 109 f.
^ Eine Beschreibung des Burgfriedensnmfanges von Nenstadt, innerhalb
dessen der Stadtrichter als solcher seines Amtes waltet, ist in einer mit
dem Stadtsiegel versehenen Aufzeichnung aus dem Anfange des XVI. Jahr-
hunderts im Neustädter Cod. AI nr. 2, Bl 69*, erhalten (s. oben S. 90). Aus
dieser mit Details reichlich ausgestatteten Grenzangabe, deren vollständige
MittheUung zu viel Raum beanspruchen würde, ergibt sich, dass der
Neustädter Burgfriede ziemlich genau durch eine Linie umschrieben
wird, welche von Lichtenwerd südöstlich zur Leitha, dann diese auf-
wärts bis Katzelsdorf zieht, und von da weiter die Ortschaften Schwarzau,
Breitenau, Neusiedel, Saubersdorf, Weikersdorf, Fischau, Steinabrückel,
Solenau, Unter-, Ober-Eckendorf und Lichtenwerd verbindet.
^ Dem widersprechen nicht die Pressburg-Prager Friedensinstrument^ von
1271: ,In minoribus vero causis que hinc inde inter nostros (Stephan!
reg. üng.) et ipsius regis (Ottocari) homines emerserint .... circa
9*
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132
Ist durch den Zusammenhang, in welchem in c. 92 die
confinia Äustriae erwähnt werden, constatirt, dass im Zeit-
punkte der Entstehung dieses Capitels der Bezirk des Neu-
städter (Land-) Gerichtes ausserhalb der Grenzen Oesterreichs
— in Steiermark — lag, so ist damit ein Anhaltspunkt zur
beiläufigen Bestimmung jenes Zeitpunktes gegeben. Denn nur
bis zum Ofner Frieden von 1254 bildete bekanntlich die Pie-
sting die Grenze Oesterreichs gegen Steiermark, und vor
diesem Jahre muss sonach der Inhalt des c. 92 zuerst aufge-
zeichnet sein, sei es nun landesfürstlichen , sei es privaten
Neustädter Ursprungs. Bestand auch, zumal bei Auswärtigen,
vor und nach dem Ofner Frieden ein Schwanken der An-
sichten über die Zugehörigkeit Neustadts zu Oesterreich oder
Steiermark, > so haben doch die habsburgischen Landesfiirsten
confinia Aostrie, ex parte nostra comites Suprnniensis et MusoniensU, ex
parte regis Boemie . . castellanas de Haslav et . . casteilanuts Nove dvüati»
iudice» provincialss depntabuntur* (Bo6ek, Cod. dipl. Mor. 4, 71
und 79). Der Neustädter Castellan war gewiss sowie sein College von
Haslau iudex provincialis per Austriam, Oberlandrichter (s. Hasenöhrl,
Gest. LR. 176 und Luschin, Gerich tsw. 57), und nicht Landrichter für
das niedere Neustädter Landgericht.
^ Ito von Narbonne, 1241: ,in quodam oppido Auslrie quod theutonice
Neustat dicitur* (Mattb. Paris., Hist. Angl., die Stelle bei Emier und
Erben, Reg. Bob. et Mor. 1, 500 nr. 1059). — 1246 nennt sich Dom-
dechant Albert (der Böhme) von Passau ,prepo8itum Nove civitatiü m
Ausiria* (Bibl. d. Stuttgarter literar. Vereins 16, 110 nr. 28). — Der
sog. Anonymus Leobiens. (XIV. Jahrb.) z. J. 1253 (!): mit dem Ofner
Frieden sei es geworden, ,quod isti in Nova civitate et circumquaque
dicuntur Australes, cum tarnen eadem civitas sit sita in terra Styrie*, —
Besonders merkwürdig ist die Urk. v. 1365, März 20, Wr.-Neuat.:
Leutold von Stadeck, Landmarschall in Oesterreich, beurkundet, dass
Herzog Rudolf am Tage, da die Urkunde gegeben ist, sich niederaatzte
zu der Neustadt in die Schranne mitsammt seinen verlehenten Mannen
und bat dieselben zu fragen, ob er zu der Neustadt um seine in Steier
gelegenen Lehen wohl ,gerechtn* (Gericht halten, mhd. gerihten) möchte,
da diese Stadt in Steier gelegen und sein Eigen wäre. Da ward
erfunden und ertheilt von seinen Lehensmannen, dass er das wohl thun
möchte, da die Neustadt in Steier läge und sein Eigen wäre, un-
beschadet der Handfesten, welche die Landherren in Steier darum
haben .... (Hs. 277, XVL Jahrb., Bl. 86, des hist. Vereins f. Kärnten
in Klagenfurt, moderne Cop. daraus im steierm. Landesarch. unter
nr. 2933; vgl. Luschin, Gerichtsw. 194 f.). — Die Frage ist jttngst
durch Zahn in der Vorrede zum 2. Bande des Steierm. ÜB., S. XX ff.,
von neuen Gesichtspunkten aus erörtert.
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133
die Stadt ganz bestimmt als zu Oesterreich gehörig betrachtet
und bezeichnet (von der ,Nova civitas in Austria' sprechen
König Albrecht I. 1299 und 1300, die Herzoge Albrecht II.
und Otto 1338, dann Rudolf IV. 1360, in den oben §. 2
unter nr. 18, 23, 31 und 38 angeführten Privilegien), * und
die Neustädter selbst waren sich schon vor 1268 ihres Oester-
reicherthumes wohl bewusst, wie daraus hervorgeht, dass sie
damals den österreichischen Balkenschild in ihr Stadtwappen
aufnahmen (s. darüber die Ausführungen Luschins in den
Mitth. d. k. k. Centr.-Coram. z. Erf. u. Erh. d. Baudenkm.
17, S. cc).
Der Bezirk, in welchem der Aspanger Richter waltete —
ebenfalls weit über den Burgfrieden des Marktes ausgedehnt
— ward zur Zeit Herzog Albrechts I. umritten und nach
seinen Grenzen 2 beschrieben (s. meine Urkundl. Beitr. S. XX
nt 3). Aber als Landgericht, dessen Verweser den Blutbann
übt gleich dem Richter zu Neustadt, hat sich dieser Bezirk
ebenso wie der von Neunkirchen erst im XV. Jahrhundert
aus dem weitgedehnten Neustädter Landgerichtssprengel ge-
löst. ^ Noch 1343, als Herzog Albrecht II. einen Grenzstreit
zwischen dem Kloster Neuberg und der Burg Reichenau einer-
seits und den Herrschaften Gutenstein und Klamm anderseits
entschied und bei dieser Gelegenheit auch die beiderseitige
Gerichtsbarkeit regelte, ward verordnet, dass die in der Gegend
ergriffenen schädlichen Leute dem , Gegendrichter* zu Reichenau
mit der Handhaft zu überantworten seien, welcher sie dem
^ So erscheint denn Neustadt auch schon im Rudolfinischen Rationar für
Oesterreich, nicht in jenem für Steiermark, Rauch SS. 2, p. 3 n. 4.
2 Von Scheiblingkirchen über Oedenkirchen nach Raach, von dort auf
den Grossen Pfaff, über den Sattelberg, den Kamm des Wechsels entlang
bis Mönnichkirchen, dann den Tauchenbach und die Pinka abw&rts bis
zur ungarischen Grenze, mit derselben in östlicher und nordöstlicher
Richtung bis zum Spratzbach, an diesem aufwärts bis Spratzeck, von
dort über HoUenthon und Stickelberg an den Schlattenbach und dessen
Laufe entlang bis zur Einmündung in die Putten bei Scheiblingkirchen.
3 Banntaidingsaufzeichnungen des XV. und XVI. Jahrhunderts lehren, dass
die todes würdigen Verbrecher von Wartenstetten, Hettmannsdorf, Enzen-
reut, Ramplach, Pottschach, Buohbach, Molrams und Schottwien an den
Landrichter zu Neunkirchen, jene von Otterthal, Kirchberg am Wechsel,
Hassbach, Eichhof (bei Feistritz a. W.) und Grimmenstein an den Land-
richter zu Aspang ausgeliefert wurden. Bei Wartenstein entscheidet
zwischen Aspang und Neunkirchen die Prävention.
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134
Landrichter zu Neustadt auszuliefern hätte (Insert in Urk.
Kaiser Friedrichs III. von 1455, März 8, Orig. im steierm.
Landesarch. nr. 6521); aber etwa zweihundert Jahre später
schreibt das Reichenauer Taiding (Abschrift im Besitze der
kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien) die Auslieferung
des schädlichen Mannes ,mit einem brief seiner urgicht und
bekantnus' an den Landrichter von Neunkirchen vor. Auch
die Haus vertrage der österreichischen Herzoge von 1379 thun
dar, dass damals das Neustädter Landgericht noch den in
c. 92 des angeblichen Leopoldinums beschriebenen Umfang
besessen habe; insbesondere liegen nach dem Wortlaute des
Vertrages über das Ungeld im Landgerichte Neustadt (Kurz,
Albrecht III. 1, 182) die Märkte Neunkirchen, Aspang und
Schottwien im Bezirke dieses Landgerichtes.
So ist denn wohl der Inhalt des c. 92 gerettet, ein nicht
unwichtiger Beitrag zur Kenntniss der österreichischen Gerichts-
verfassung in der ersten Hälfte des XHL Jahrhunderts, welcher
zuerst von Seite Bischoffs (in der oben S. 131 nt. 1 citirten
Abhandlung, S. 62) die gebührende Beachtung gefunden hat,
wenn auch nicht als Zeugniss für so frühe Zeit.
§.4.
Die Quellen des angeblichen Leopoldinums und sein Verhältniss
zu den Wiener Rechten.
Schon an diesem Punkte der Untersuchung ist, glauben
wir sagen zu dürfen, die Autorität des Neustädter Rechtsdenk-
males zerstört: es kann nicht als Urkunde Herzog Leopolds VI.,
es kann überhaupt nicht als landesfürstliche Verleihung gelten,
der etwa, um den Schein höheren Alters zu begründen, der
Name jenes Herzogs anstatt eines jüngeren wäre vorgesetzt
worden. Es ist als Fälschung erkannt, die nicht einmal auf
die Bezeichnung einer geschickten und sorgsam ausgeführten
Anspruch erheben kann, deren einzige Beziehung zur Kanzlei
des Landesherrn vielleicht darin bestand, dass sie ihr irgend
einmal zur Bestätigung vorgelegt ward, ohne dass sie sich
jedoch hätte Beachtung erringen können.
Dieses Ergebniss schliesst eine Reihe von Fragen in
sich, deren durchaus befriedigende Lösung allerdings nicht zu
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136
erwarten ist. Sind Spuren vorhanden, die auf die Person des
Fälschers, wenigstens auf die Kreise, denen er angehörte und
die ihn etwa beeinflussten, hindeuten? Um welche Zeit brachte
er sein Werk zu Stande? Sind die Motive der Fälschung er-
kennbar? Legte er in selbständiger Weise , die Form eines
landesfurstlichen Privilegiums nachahmend, den Rechtsstoff dar,
oder arbeitete er nach Vorlagen? Welche Vorlagen benutzte
er, und in welcher Art benutzte er sie?
Der letzten Gruppe von Fragen soll zuerst nachgegangen,
also das Quellengebiet des Neustädter Rechtsdenkmales zunächst
untersucht werden. Denn hier werden die Ergebnisse verhält-
nissmässig am sichersten und vollständigsten sein ; der Gewinn
aus der Erörterung dieses Punktes muss der Frage nach der
Entstehungszeit zu Gute kommen, er muss auch Haltpunkte
für die Charakteristik des Werkes und seines Verfassers bieten,
und so ist dann vielleicht von hier aus dem Reste jener
Fragen wenigstens einigermassen nahe zu kommen.
Den Quellen der Neustädter Urkunde nachforschend,
werden wir sofort durch das Prooemium derselben auf eine
besonders umfassend ausgebeutete geführt. Dieses Prooemium
stimmt nämlich, wie auch von Würth erkannt ist, beinahe
wörtlich mit den Prooemien der Wiener Rechtsbriefe von 1221
und 1244 überein, welche Prooemien ihrerseits bekanntlich jenem
des Ennser Rechtes von 1212 entlehnt sind, in dem Brünner Rechte
von 1243 wiederkehren und noch in der Iglauer Urkunde von
c. 1249 nachklingen. Die Vergleichung stellt heraus, dass das
Prooemium des Neustädter Leopoldinums auf das Wiener Fride-
ricianum von 1244 zurückgeht. Die Schlussworte: ,per que
clementer eorundem paci ac tranquillitati possit comode pro-
videri* sind in beiden gleich, während Wien Leop. 1221
(= Enns 1212) sich einfacher fasst: ,per que clementer
eorundem * providimus paci ac tranquillitati^; und dann er-
kennen wir in der Erweiterung des ,perducunt' von Wien 1244
in jdirigunt et pro(!)ducunt' die redselige Natur unseres Fäl-
schers wieder. Dies stimmt vollkommen zu dem früher
^ Bei Meiller und Tomaschek steht allerdings nach dem Münchner Codex
eorum, aber die besseren Wiener Handschriften (nr. 362 und 2733)
haben eomndem.
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136
gewonnenen Ei^ebniss, dass dem Fälscher flir sein Eingangs-
protokoll höchst wahrscheinlich nicht eine Urkunde Leopolds VI.,
sondern eine solche Friedrichs 11. zur Vorlage gedient hat
(s. oben S. 123 f.). Fügen wir gleich hier, der weitem Unter-
suchung vorgreifend, bei : nicht nur für dieses und für das ganze
Prooemium, sondern auch für einen guten Theil des Restes seiner
Arbeit steht die Benutzung des Wiener Rechtes von 1244 fest.
Die Fälle der Entlehnung aus den Wiener Rechten sollen
nun im Einzelnen nachgewiesen werden, wobei Normirung des-
selben Rechtsfalles in beiderseits selbständiger Fassung, da
hier ein Quellenverhältniss zwischen dem Wiener und dem
Neustädter Rechte anzunehmen nicht nothwendig ist, späterer
Erörterung vorbehalten bleibt.
1. Während der Haupttheil von Neust, c. 1 selbständige
Fassung aufweist, beruht der Eingang desselben auf Wien 1244:
Neust. Wien 12^1. j Wim 1244.
. . . . si aliquis civium
babens infra muros ci-
vitatis et fossatum ad
valorem 1 tal. in here-
ditatibus de homicidio
fuerit incusatus, aut vim
vi repelleudo quod vul-
gariter dicitur nötwer
ant casualiter in humi-
Um peraonam homici-
dium conmiserit , talis
non captivetur a iudice
civitatis ob racionem
snarom emendanim nee
fideiussione indigeat pro
se Ulla ....
Wien 1278 (I), in welchem der Satz von der Nothwehr
fehlt, bleibt ausser Betracht. ^
^ Die beiden Wiener Rudolfina von 1278 für die nachfolgenden Ver-
gleichungen und Schlussfolgerungen zu verwerthen, wÄre ich selbst dann
berechtigt gewesen, wenn ich von ihrer Echtheit weit weniger fest über-
zeugt wäre, als ich es — trotz der gewichtigen Gegenstimme — in der
TJiat bin. (übt ja doch Lorenz selbst zu, dass der allergrösste Theil der
in jenen Urkunden enthaltenen Bestimmungen wirklich echtes rudol-
finisches Material ist, und dass die erhaltenen Aufzeichnungen derselben
sich so genau wie möglich an die echten rudolfinischen Urkunden an-
lehnen. (Wiener phil.-hist. Sitzungsber. 89, 80.) Uebrigeos ist jüngst
Wien 12^1.
. . . . si aliquis civium
habens infra murum ci-
vitatis et fossatum ad
1 tal. quemquam occi-
dat, talis non indigeat
uUa pro se fideiussione
. . . . si aliquis civium
habens infra murum ci-
vitatis et fossatum ad
vaiorem 1 tal. de homi-
cidio fuerit incusatus, aut
casualiter in humilem
personam perpetraverit
aut vim vi repellendo
quod vulg&riter dicitur
notwer homicidium com-
miserit, talis non indi-
geat ulla pro se fideius-
sione
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137
2. Der erste Satz von Neust, c. 58 (Beherbergung eines
Verfesteten) stammt aus Wien 1221 Art. 6 = 1244 Art. 6, vgl.
1278 (I) Art. 23, 1340 Art. 28. Man bemerke die charakteri-
stischen Ueberschüsse von Neust.: ,8cienter et latenter in domo',
,de hoc 8% voluerit expurget se sui solius proprio iuramento'.
In seinem selbständigen Theile unterscheidet sich das Capitel
von den Wiener Rechten besonders dadurch, dass es die Reini-
gung des Angeklagten erst bei der zweiten Wiederholung des
Delictes ausschliesst und weder den Verlust der Hand noch
die Vermögensconfiscation verhängt.
3. Neust, c. 61 (Verweigerung der Annahme einer für
Verletzung oder Beleidigung nach Recht zuerkannten ^ Busse)
beruht auf Wien 1221 Art. 7 = 1244 Art. 7, vgl. 1278 (I) Art. 24
= 1340 Art. 29: 1278 (I), welches in der Form hie und da
abweicht, kann nicht vorgelegen haben. — Aber die Schluss-
bestimmüng der Wiener Rechte von 1221 und 1244, dass der
laesus contumax, welcher die dem Herzog zu zahlende Un-
gehorsamsbusse von 30 Pfund nicht hat, zu proscribiren sei
und, wenn er in der Proscription ergriffen wird, die Hand
verliert, fehlt in Neust. Die Rechte von 1278 und 1340 setzen
Proscription und Verstümmlung unmittelbar auf die dreimalige
fruchtlose Anerbietung der zuerkannten Busssumme, ohne erst
noch die 30 Pfund pro contumacia zu verlangen.
4. Neust, c. 63 (wer vor seinen Feinden Schutz suchend
in die Stadt flieht, ist von den Bürgern wider jene zu ver-
theidigen) stimmt, bei ziemlicher Selbständigkeit der Form,
mit Wien 1221 Art. 11 erster Satz = 1244 Art. 11 erster Satz, vgl.
1278 (I) Art. 33, 1340 Art. 40, steht aber den beiden letzteren
Rechten insoferne näher, als es wie diese für den Fall, dass
bei Gewährung des Schutzes Jemand von den Verfolgern zu
Schaden kommt, ausdrücklich auch die Busse ausschliesst, wäh-
rend die beiden ersten nur die Freiheit vom Gewette statuiren.
noch Rieger mit guten Oründen für die Echtheit der überlieferten Form
eingetreten (Beiträge z. Kritik d. beiden Wiener Stadtrechts-Privilegien
K. Rudolfs von 1278, im 5. Jahresbericht über das k. k. Franz Joseph-
Ojmnasinm zu Wien, 1878/79).
> Neust, und Wien debitam satisfaccionem et statutum pene; Neust.
Uebers. die püzz die im (dem Verletzer) auf wirt gesetzet; Wien 1340
wil der schuldig daz pezzem nach gesatztem recht Vgl. Maurer,
StÄdteverf. 3, 628.
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138
Dagegen möchte bei Neust, c. 64 (wer die Stadt betritt, um
Bürger zu werden, * ist durch die Bürger vor aller Gewalt
zu schützen) Entlehnung aus Wien 1221 Art. 11 Schlusssatz =
1244 Art. 11 Schlusssatz anzunehmen sein (vgl. 1278 [I] Art. 34
und 1340 Art. 41):
Wien 1221 u, 1244.
Si aliqois intret in^
civitatem ut civis effi-
ciatur, bargen ses debent
eum tueri ab omni vio-
lentia osque ad presen-
tiam nofltram.
Wim 1278 (1),
Si aliqois intrat ci-
vitatem ut ciyis effi-
ciatur, iudex et borgenses
debent illum defendere
ab omni violentia et
tueri.
Si aliquis intret ci-
vitatem et civis efficitur,^
cuixtscumque dominorum
ait proprio aut colonttSy
bic a civibusabomnivio-
lenda usque ad nostram
presenciam tueatnr,^ et
ex hoc defenaores in nvüo
tenebuntur nee iudici nee
Vgl. Neust, c. 105.
5. Neust, c. 73 (Einsetzung der hundert Genannten) folgt
Wien 1244 Art. 17, vgl. 1221 Art. 17, 1278 (I) Art. 41—44,
1340 Art. 48—50. 1278 steht durch einzelne Formen ab
(,centum viros vel plures si necesse mdehitur^, ,vicis et plcUeis^,
,coram duob. v. plur. illor. denoviinatorum legitime celebretur' etc.).
Unverkennbar tritt das Bestreben des Fälschers, durch Wort-
überfluss deutlicher zu sein als seine Vorlage, hervor: ^forsitan
moriatur' (zwei Mal), ,dotarum (!) proptei' nupcias id est morgen-
gab vel aliarum quarumcumque rerum*, ,ex ludis vel vadiacio-
nibus contractum vel alias (!) unumcumque\ ,celebretur et eciam
p^ragatur', ,testificari potent quod intendet^ (Wien testificetur),
,de re quam dicitur bene nosse* (Wien quam novit). — Ein
Muster unklarer Fassung hat der Fälscher mit der Interpolation
geliefert: ,nec eciam super hiis et consimilibus aliorum testi-
monium acceptetur, sed impetitus^ sub iuramento super talibus
^ Alle Codices lesen et civis efficitur. Die Vergleichung mit den Wiener
Rechten und wohl auch die Natur der Sache lehren, dass zu lesen ist
ut civis efficiatur.
2 S. nt 1.
3 tueri in passivischer Function findet sich auch sonst im mittelalterlichen
Latein, s. Ducange s. v.
* Fehlt 1221.
^ Die Lesart unus eorum des Textes /, welche den Satz in Widerspruch
mit dem unmitteH>ar Folgenden bringen würde, ist zu verwerfen. Obige
Lesart von II 1 wird auch durch die Uebersetzung gestützt, welche
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questionibns audiatur^ Ich interpretire: ist bei einem Geschäfte
der bezeichneten Art die Beiziehung von Genannten unter-
blieben^ dann hat der Beklagte das Recht; durch seinen Eid
das Geschäft oder seine Schuld abzuleugnen (vgl. Stobbe,
Z. Gesch. d. deutschen Vertragsrechtes 19). — Seltsam nehmen
sich für Neustadt die hundert Genannten aus — dieselbe
Zahl wie in Wien. Hainburg, an Bevölkerungszahl und Leb-
haftigkeit des Handelsverkehres der Neustadt damals gewiss
kaum nachstehend, musste sich mit zwanzig begnügen, und
nur vierundzwanzig sind zweihundert Jahre später ftlr Neustadt
beglaubigt (oben S. 111 nr. 54).
In Bezug auf den Fall, dass ein Genannter sich der Er-
füllung der Zeugnisspäicht weigert, weicht Neust, von der Vor-
lage ab:
Wien 1221.
Neust.
.... in quo (testimooio
fadendo) si contumax
faerit , ammonitus per
iucUcem tercia vice damp-
num iUius restauret et te-
neatur iudici iure noatro
videlicet x Üb,
.... in quo si contumax
fuerit et alius per eum
Sit dampnificatus, volu-
mus ut in penam con-
tumacie illi dampnum
suum emendet.
Wien 1244 (= 1278J.
.... in qno si contu-
max fuerit et alius per
eum Sit dampnificatus,
volumus ut in penam
contuniacie illi dampnum
suum emendet) [et det]
iudici ius consuetum.
Das ,ius consuetum' der Vorlage scheint dem Fälscher
zu unbestimmt gewesen zu sein.
Nicht unbemerkt darf endlich bleiben, wie die Anord-
nung der Wiener Rechte : das besondere Blatt (cartula specialis),
auf welchem die Namen der Hundert vei*zeichnet sind, sei ,iuxta
Privilegium hoc* aufzubewahren, — dem Verfasser des Neu-
städter Rechtes unbequem gewesen ist. Recht gut wusste er,
was es mit seinem ,privilegium hoc* für eine Bewandtniss
habe, und so setzte er unverfänglicher: ,iuxta privilegia*.
6. Neust, c. 77 (Beschränkung des Verfügungsrechtes
des überlebenden Gatten über das Erbvermögen der Kinder)
stimmt fast wörtlich mit Wien 1221 Art. 18 = 1244 Art. 18
= 1278 (I) Art 45 überein, vgl. Wien 1340 Art. 51, fügt
aber am Schlüsse bei : ,idem vero ius quod de muliere dicimus,
de viro statuimus econverso*. Die Verbreiterungen: ,velit vel
possit conferre*, ,quem postea duxerit in maritum^ ,nondum
jedoch ihrerseits wieder mit der Uebertragung des ,super hiis et con-
simiÜbus* durch ,swaz vor den selben geendet wirt* irrt.
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140
eciam (!) pervenerunt', ,voluiitate, non coacti^ bestätigen, was
bisher über die stilistischen Strebungen des Bearbeiters in Er-
fahrung gebracht wurde. Die geringfügigen formellen Be-
sonderheiten von Wien 1278 (I) (debeat statt velit, denominatis
statt centum) sind Neust, fremd geblieben.
7. Neust, c. 80 (Testirrecht bei Hinterlassung von Weib
und Kindern) beruht auf Wien 1221 Art. 19 erster Satz = 1244
Art. 19 erster Satz, vgl. 1278 (I) Art. 46 erster Satz und 1340
Art. 53 erster Satz. Aber durch die Interpolation: ,in volun-
taria ordinacione sua (des mit Hinterlassung von Weib und
Kindern Sterbenden) consistant omnia mobilia bona sua, dum-
modo a probis viris visus fuerit sane mentis^ hat sich Neust,
in Gegensatz mit den Wiener Rechten gebracht. Denn diese^
das Testirrecht bei beerbter Ehe allerdings nicht ausdrücklich
regelnd, gestatten doch, au6 dem fünften Satze der citirten
Artikel: ,Si autem is qui moritur non habet uxorem vel
liberos, in ordinatione ipsius consistant bona sua^ a contrario
zu schliessen, dass sie bei beerbter Ehe ein Testirrecht nicht
zulassen. In nicht ganz geeigneter Weise hat der Bearbeiter
an jene Interpolation die Fortsetzung seiner Vorlage unver-
mittelt angereiht: ,et iudex (dagegen Wien 1278 [I]: nuUus
hominum) de nullis suis rebus se nee mobilibus nee inmobilibus
intromittat, sed in uxoris sue et puerorum suorum permaneant
potestate', was in den Wiener Rechten, welche den Uebei^;ang
des ganzen Nachlasses auf Weib und Kinder voraussetzen^
am Platze ist, bei theilweisem oder vollständigem Ueber-
gange des beweglichen Nachlasses an andere Personen aber,
wie er ja nach Neust, stattfinden kann, einen Widerspruch in
das Capitel bringt, welchen der Uebersetzer durch einen Zusatz
zu beheben bemüht gewesen ist: ,. . . . besunderleich sol
daz übrig ub&i^ daz geschäft pei seiner hausfrawen und pei
seinen chinden beleiben' (vgl. c. 81: ,que super suam fuerint
ordinacionem').
8. Neust, c. 83 (Verfahren mit dem Vermögen eines
in der Stadt verstorbenen Auswärtigen) ist aus Wien 1221
Art. 20 = 1244 Art. 20, vgl. 1278 (I) Art. 47 und 1340
Art. 55, geflossen. Zur Charakteristik des Bearbeiters sei nur
die Ausschmückung des für der Vorlage zum für perfidus
erwähnt. Der Schlusssatz von ,tunc medietas . . . .' an ist
selbständig gefasst. Er bekundet eine Entwicklung, die den
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141
Standpunkt des Wiener Rechtes von 1244 bereits hinter sich
gelassen hat und auf der Stufe des Rudolfinums von 1278 steht.
Nach dem Ennser Rechte von 1212 Art. 17 (Gaupp) fiel der
ganze erblose Nachlass dem Herzoge zu; nach Wien 1221 und
noch 1244 war er zu zwei Dritttheilen des Herzogs, während
ein Drittel zum Seelenheile des Verstorbenen verwendet wurde.
Neust, dagegen und Wien 1278 schliessen den Landesherrn aus:
NetuL
Si autem nemo venerit, tunc
medietas illomm (bonoram defancti)
pro conmuni utilitate civitatis et alia
medietaa in ipsins anime remedinm
expendatnr.
Wien 1278 (1).
Si autem nemo venerit, medie-
taa bononim suoram in usus civitatis
et alia medietas pro soa anima im-
pendatnr; si antem defnnctns res mo-
dicas habeat, tnnc omnia pro sua
anima erogentur.
Diese Gegenüberstellung zeigt auch, dass trotz der nahen
Verwandtschaft des Inhaltes Rud. nicht als Vorlage voraus-
gesetzt werden kann, was auch bei dem Reste der beiderseitigen
Capitel zutrifft, vgl. venerit Wien 1221 = 1244 = Neust gegen
sit Wien 1278, retinuerit (oder reticuerit?) gegen subticuerit,
cives gegen consules. In Bezug auf das Sachliche vgl. Tomasch ek
D. R. 205. — Die in den Wiener Rechten noch angeschlossene
Bestimmung über die freie Wahl des Begräbnissortes seitens
des advena fehlt in Neust.
9. Neust, c. 87 (Beschränkungen der Handelsfreiheit Aus-
wärtiger) geht zurück auf Wien 1221 Art. 23 dritter Satz
= 1244 Art. 23 dritter Satz, vgl. 1278 (I) Art. 51. (In Wien
sind diese Beschränkungen durch Graf Albrecht 1281, Toma-
schek, Wiener Rechte nr. 19, aufgehoben.) Die Wiener Rechte
beschränken den Fremden nur im Verkaufe seiner Waaren,
Neust, in dem selbständigen Schlusssatze auch im Einkaufe;
vgl. c. 85 und oben S. 117. Von Wien 1278 hebt sich Neust,
besonders dadurch ab, dass dort der Fremde nur dann ge-
bunden ist; seine Waaren einem Bürger zu verkaufen, wenn
dieser einen angemessenen Preis (forum competens) dafür
bietet. — Das in den Wiener Rechten (auch 1340 Art. 58)
hier angehängte Verbot des Ankaufes von Gold und Silber
und die Beschränkung im Verkaufe dieser Metalle fehlt Neust.
10. Neust, c. 89 (Gerichtsbarkeit über Ehebruch) ist
wohl aus Wien 1221 nach Art. 28 (nur in den Wiener Hss.)
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142
= 1244 Art. 281 gebildet, vgl. 1278 (I) Art. 57 und 1340
Art. 73. Die Wiener Rechte von 1221, 1244 und 1278 unter-
stellen aber nur den Fall, dass ein Mann mit der Frau eines
Andern im Ehebruche betreten wird (quicumque deprehensus
fuerit in adulterio cum uxore alterius viri), der Gerichtsbarkeit
des Pfarrers; Neust, führt in einer Interpolation (aut cum mu-
liere soluta) auch den Ehebruch eines verheirateten Mannes
— so ist doch wohl zu interpretiren — mit einer Ledigen ein.
Letzterer Fall findet in Wien erst im Rechte von 1340 Er-
wähnung, und zwar wird er da der Büssung durch den Pfarrer
nach geistlichem Rechte überwiesen, während ,überhuer mit
aines mannes chonen* durch den Richter ,mit dem steckhen
und totten* zu bestrafen ist. Vgl. Luschin, Gerichtsw. 266.
11. In Neust, c. 95 (Gebühren des Unterrichters und
Kerkermeisters) ist Wien 1221 Art. 27 = 1244 Art. 26 be-
nutzt (die Rechte von 1278 und 1340 enthalten keine ent-
sprechende Bestimmung):
Neust,
Placet eciam nobis ut pro qua-
cumqne causa iudex civitatis recipiet
i ta]. iusticia mediapte, subiadex ab
eo qui illnd dedeiit xxx den. recipiat ;
et qui dimidium tal. dederit indici,
hie sibi in xv den. teneatur,
et infra nonnisi xii den. pro censu
recipiat a captivo, et custos carceris
den. recipiat tantnm nnum.
Wieder (vgl. Punkt 5) hat hier der Neustädter Bearbeiter
die unbestimmte Fassung des Schlusssatzes seiner Vorlage: ,et
sie provenire potest* durch eine bestimmter lautende
Norm ersetzt. Aber hiebei ist ihm in gewohntem Ungeschick
widerfahren, dass er etwas in das Capitel eingeführt hat, wo-
von zu handeln es gar nicht angelegt war, nämlich den Hof-
zins des ünterrichters und des Kerkermeisters (custos carceris,
Uebers. st&bhüter). Der Hofzins gebührt diesen pro con-
servatione capti verum c. 72, a captivo c. 95. Das c. 95
wollte jedoch, wie die Vergleichung mit den Wiener Rechten
Wien 1221 = 1244,
Placet etiam ut pro quacumqne
causa index civitatis lucretur i tal.,
subiudex et preco ab eo qui illad
dederit habeant xxx den.; si iudex
habnerit dimidium tal., ipsi accipiant
ab eo XV den.,
et sie de magno et de parvo secun-
dum quod provenire potest
In beiden Urkunden hat Tomaschek die falsche Interpunction : Beistrich
nach statt vor secularis, aus dem Meiller'schen Drucke übernommen,
vgl. doch D. R. 252. Gleiche Unrichtigkeit hat übrigens schon dem
Uebersetzer des Hainburger Rechtes von 1244 vorgeleg'en.
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143
zeigt, diejenigen Gebühren des Unterrichters festsetzen, welche
ihm von jedem zu einem Gewette Verurtheilten zukommen,
ganz ohne Rücksicht darauf, ob dieser auch gefangen gesetzt
war oder nicht. Die Schlimmbesserung in c. 95 wiederholt
einfach, was schon c. 72 gesagt und da auch am Platze war:
,Placet nobis quod iudex posterior pro conservacione capti-
vorum pro censu a quolibet xii den. recipiat et custos car-
ceris unum^ Auffallend ist, dass Neust, hier den praeco seiner
Vorlage unterdrückt, von dessen wichtigen Amtshandlungen
es doch mehrfach zu berichten weiss, c. 21, 47, 92, 98, vgl.
67, 75 und Würth S. 28. — Anmerken will ich bei dieser
Gelegenheit, dass die lateinische Bezeichnung des Unterrichters
in unserm Denkmale wechselt: subiudex (so in den Wiener
Rechten, jedoch in der Marktordnung des XIII. Jahrhunderts,
Tomaschek W. R. nr. 12, auch iudex posterior) c. 95, 97,
98, 109; iudex posterior c. 39, 48, 51, 72; Uebers. immer
nachrichter.
12. Neust, c. 109 erster Satz (Ausschliessung der Juden
von den Stadtämtern) ist aus dem Wiener Fridericianum von
1237 Art. 3 (oder aus dessen Wiederholung für Neustadt durch
Ottokar 1251) — vgl. auch Wien 1278 (II) Art. 3 — herüber-
genommen. Auch die Berufung auf die imperialis auctoritas
ist aus der Vorlage beibehalten, vgl. dagegen Herzog Albrecht I.
für Wien 1296 Art. 5 aus gleicher Quelle: ,seit rehtef- gewalt
von alten ziten . . . .^ — Neust. ,excipimu8 prefectura' und
,8ub pretextu prefecture* gegen Wien 1278 (II) /tepdlimus pr.'
und ,sub pr. pr. vel officii publid^ zeigt, dass nicht letzteres
vorgelegen hat, sondern Wien 1237 (bezw. Neust. 1251).
Die Ergebnisse dieser Erörterung gewähren früher Ge-
wonnenem neue Bekräftigung. Der Bearbeiter des Neustädter
Stadtrechtes kannte und benutzte Herzog Friedrichs II. Stadt-
recht für Wien von 1244 (oben Punkt 1, 5 [S. 139]), während
ihm das Wiener Privil^ von 1278 (I) fremd ist (Punkt 1,
3, 5, 6, 8, 9, vgl. 12 a. E.); des letztern Stufe erreicht er
allerdings in einer Abweichung von seiner Vorlage (Punkt 8,
vgl. 4). Die Veränderungen, die er mit seiner Wiener Vor-
lage von 1244 vornimmt, entspringen fast sämmtlich dem Be-
atreben, deutlicher und bestimmter zu sein als jene (Punkt 5,
11), wobei er häufig in überflüssigen Wortreichthum ausgeartet
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144
ist (Punkt 2, 5, 6, 8). Konnte früher aus Widersprüchen und
Wiederholungen y aus stilistischen und redactionellen Fehlem
auf die für solche Arbeit gänzlich ungenügende Befähigung
des Fälschers geschlossen werden, so sind auch hiefiir drastisdie
Belege erbracht (Punkt 5, 7, 10, 11, 12).
Es sind mehrere Wege, auf denen Wiener Recht^ auf
denen das Fridericianum von 1244 in die südliche Nachbar-
stadt gelangt sein konnte: £rfragung und Mittheilung von
Rath zu Rath; oder rein private und zufallige Verpflanzung,
wozu bei dem Herüber- und Hinüberwechseln von Bürger-
geschlechtem, wie es die Urkunden mehrfach erkennen lassen,
Qelegenheit war, des Handelsverkehres zu geschweigen,
der allerdings nicht immer ein friedlicher gewesen zu sein
scheint. Oder aber, und dies bedarf näherer Erwägung: viel-
leicht hat der Streitbare Herzog selbst der Neustadt eine
Handfeste gegeben, welche mit der Wiener gleichlautete, wie
das ja auch bei Hainbui^ zutrifft. Wie tief Friedrich den
Neustädtern verpflichtet war, die ihm die Treue bewahrten,
als das deutsche Reich und ,fast der ganze Erdkreis' mit ge-
waltsamer Hand über ihn herfielen, betont er ja selbst in
seinem Privileg von 1239 kräftig genug; und dann ist gar
nicht zu zweifeln, dass schon unter ihm die ,porta et clau-
sura' Oesterreichs (c. 86) nach Blüthe und Bedeutung An-
spruch auf ein mit dem Hainburger gleichwerthiges Recht
besass. Aber dem gegenüber ist doch zu fragen, ob denn
Veranlassung zu der Fälschung vorhanden gewesen wäre,
hätte die Stadt ein echtes Privileg so reichen Inhalts und
so trefflicher Form besessen, wie es das Wiener oder Hain-
burger von 1244 ist? In Bezug auf das Maass und die Be-
deutung der in der Neustädter Aufzeichnung enthaltenen Rechte
besteht, wie jetzt schon erkennbar ist und später noch einzeln
begründet werden wird, kein wesentlicher Unterschied gegen
das Wiener Recht. Es sind Einzelheiten des letztern breiter
behandelt, es sind einige neue Punkte eingeführt, die das Be-
dürfniss des Verkehrs nahe legen mochte, Punkte, die inmitten
des Lebens der Stadt, nicht aber in der landesfürstlichen
Kanzlei sich darbieten konnten; kurz an Extensität ist die
Arbeit des Fälschers dem Wiener Fridericianum überlegen,
keineswegs in gleichem Maasse an Intensität. So kann denn
wohl behauptet werden: nicht ein dem Wiener analoges Privileg
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146
Friednchs IL. sondern ein älteres, im Ausmaass der verliehenen
Rechte weitaus dürftigeres wurde durch das angebliche Leo-
poldinum verdrängt^ in letzterem ist das Wiener und nicht ein
echtes Neustädter Fridericianum benutzt. Auch Enns hat von
Friedrich IL nicht eine Erneuerung und Erweiterung des
grossen Rechtsbriefes von 1212 erhalten, sondern nur einige
Zusatzrechte (OOo. ÜB. 3, 124 nr. 122). Und seinem Be-
dürfniss, sich der allzeit getreuen Neustadt dankbar zu er-
weisen, konnte der Herzog mit der Urkunde von 1239, der
noch überdies das wichtige Mauthprivileg von 1244 folgte,
Genüge gethan haben.
Neben der hiemit nachgewiesenen Benutzung des fremden
Wiener Rechtes von 1244 hat unzweifelhaft Benutzung des
einheimischen Neustädter Rechtes stattgefunden. Es lag in
zweierlei Form vor: als Privilegienrecht, und als gewillkürtes
Recht oder Rathssatzung.
Das Verhältniss unseres Denkmals zu dem erhaltenen
Neustüdter Privilegienrecht ist oben §. 2 eingehend erörtert.
Konnten dort drei Fälle nahezu wörtlicher Ueberein Stimmung
nachgewiesen werden, so war es doch nur in einem derselben
möglich, Filiation des angeblichen Leopoldinums bestimmt zu
behaupten: das Schlusscapitel des letztern setzt die Urkunde
Ottokars von 1251 voraus. Was sonst älteren Privilegien der
Neustadt entlehnt wurde, ist, da diese heute fehlen, nur hie
und da zu vermuthen. Selbstverständlich kann hier Einführung
des Herzogs als verordnende Autorität oder als von sich selbst
sprechende Person kein Kriterium abgeben. Ich will einige
Capitel hervorheben, in welchen mir bestimmter Trümmer des
alten Privilegienrechtes vorzuliegen scheinen.
c. 22 = 44: das Gewette des Herzogs beträgt 10 Pfund.
(Vgl. c. 73 a. E.: ,teneatur iudici iure nostro videlicet x libris.')
V^l. österr. Landesr. Rechtsaufz. IV M., Art. 4 H., und XLHI
M., Art. 49 H.; Entw. IV M., §. 3 H.
c. 86: die Bürger können in allen Städten des Herzogs
kaufen und verkaufen, von wem und wem ihnen beliebt. Das
Capitel hat eine Art Prooemium: ,quia ipsa Nova civitas est
quasi porta et clausura terrarum nostrarum, ut ipsa habun-
dancius civibus repleatur, ut eciam ipsi efficacius resistere
AteUr. Bd. LI. I. H&lfte. 10 *
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146
valeant inimicis a quibus ingiter offenduntur'. Die Schluss-
formel des Capitels enthält, lebhaft an die entsprechenden
Formeln landesfiirstlicher Privilegien mahnend, die Sanction:
,unde qui eos attemptaverit coartare in hac gracia speciali
quam eis perpetuo contulimus, se nostram indignacionem gra-
vem noverit incidisse^ Es scheint sonach in diesem Capitel
nicht ein aus einer umfassenderen Handfeste ausgehobener Ar-
tikel, sondern eine Urkunde vorzuliegen, die nur des Proto-
koUes entkleidet ist. Den unklar stilisirten Satz : ,non obstante,
si forte illud facere tantummodo sit indultum ex privilegüs
aut conswetudine eiusdem incolis civitatis' möchte ich für
Interpolation halten. Der Sinn ist wohl: die Handelsfreiheit
steht den Neustädter Bürgern in allen herzoglichen Städten
zu, nicht nur in jenen, bezüglich deren sie besondere Privi-
legien oder Gewohnheitsrecht geltend machen können. Ganz
anders freilich hat der alte Uebersetzer sich die Sache zurecht
gelegt. Dass das vermuthliche Privilegium, aus welchem dieser
Artikel gebildet ist, am Ende des XIH. Jahrhunderts nicht
mehr vorhanden war, geht aus dem oben S. 117 f. Gesagten
hervor.
Auch c. 91 (Gerichtsstand der Bürger) dürfte dem Pri-
vilegienrechte zu vindiciren sein. Die unbeholfene Hand des
Ueberarbeiters ist erkennbar in der Stilisirung: ,. . . . male-
ficium super quo inpetuntur, ipsum maleficium fuerit perpetra-
tum' (die Herausgeber haben das ips. mal. stillschweigend
beseitigt). Aber auch eine sachliche Interpolation liegt vor in
dem Satze: ,iudex autem coram magistrocivium vel capitaneo
respondebit*. Durch das ,Et hoc', mit welchem der Schlusssatz
des Capitels anhebt, war derselbe eng an den mit ,suo iudice
respondere' endigenden Satz angeschlossen. Diese Verknüpfung
ist durch die Interpolation zerrissen, die übrigens dem Bürger-
meister eine Competenz zutheilt, von der er das ganze Mittel-
alter hindurch gewiss sehr weit entfernt gewesen ist. Vgl.
landesf. Freih. v. Neunkirchen Art. 3 (Kaltenbäck, Pan- u.
Bergt. 1, 490): wofern ein Richter in seinem Amte etwas
übertritt, soll derselbe von dem Rathe der Bürger abgesetzt
werden. Iglauer Stadtr. Art. 17: ,Si contingat aliquem hominem
de aliquo iudice querimoniam facere, iudex aliquem iuratum
ponat in loco suo et de omni querimonia respondeat sicut
alter homo; si autem respondere noluerit, tunc iurati teneantur
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147
dicere sibi quod ipsuin super hÜB coram maiori iudicio accu-
sabunt . . / = Prager Rechtsb. Art. 53 (Rössler 1, 115), vgl.
Brünner Stadtr. aus dem Anfang des XIV. Jahrb. Art. 58
(Rössler 2, 363) und die Stelle aus der Const, lur. metall.
Wenceslai II. bei Tomaschek D. R. 221. — Ein Neustädter
Bürgermeister erscheint urkundlich erst 1285: Merboto magister
civium, Zeuge einer vom Richter und der Gemeine der Bürger
ausgestellten Urkunde (Font. r. Austr. 2. Abth. 11, 242 nr. 267);
dann im XIII. Jahrhundert nur noch 1287: Lutoldus mag. civ.,
als Aussteller im Vereine mit dem Richter und den Geschwor-
nen, aber nach dem Richter genannt (Cod. 58 des Wiener
Staatsarch. S. 232 nr. 281, vgl. Hanthaler Rec. 1, 228 nr. 11),
während in vier Urkunden aus der Zeit von 1296 — 1299
Richter und Geschworne, ohne Erwähnung des Bürgermeisters,
als Aussteller die Bürgergemeinde vertreten (1296: Font. cit.
283 nr. 317; 1297: ibid. 286 nr. 320; 1298, Sept. 29: un-
gedr., Oiig. im Wiener Staatsarch.; 1299, April 24: imgedr.,
Orig. im Wiener Deutschordensarch. nr. 653). — In den Wiener
Privilegien bis einschliesslich 1296 ist nirgends des Bürger-
meisters Erwähnung gethan. Vgl. Luschin, Qerichtsw. 210.
Gleicher Grad von Wahrscheinlichkeit der Entlehnung
aus echten Privilegien Hesse sich noch für eine Reihe von
Capiteln geltend machen. Aber die Anführung obiger wenigen
Fälle soll, da hier doch nur mit Vermuthungen gearbeitet
werden kann. Gewissheit nur bei den bereits früher erörterten
c. 76 und 103 vorliegt, genügen.
Ebensowenig wie bei der Aufweisung der aus älteren
Privilegien genommenen Capitel, kann bei der Aufsuchung
der auf Rathsschlüssen beruhenden Theile des Stadtrechtes
von Sicherheit und Vollständigkeit des Ergebnisses die Rede
sein. Es muss auch hier genügen, auf Einzelnes hinzuweisen,
wo der behandelte Gegenstand und die Art der Textirung
einigermassen bestimmtere Haltpunkte bieten.
Auf einer Rathssatzung möchten die c. 47 — 53 beruhen,
welche von der Art und Weise der Vorladung eines Büi'gers
und eines Inmannes, über den Wandel für das Nichterscheinen
vor Gericht und über das Ziehen in die Frohngewalt des
Richters handeln. Von dem Wiener Stadtrathe ist ein Beschluss
über die Vorladungsweise eines Inmannes, der nicht eigen
10*
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148
HauB hat, erst 1375 ^ gefasst, 1417 erneuert (Tomaschek W. R.
1, 177 nr. 82, und 2, 23 nr. 120).
Der Eingang von c. 67: ,Scire autem volumus iudicem
et iuratos consilii civitatis' ist eine in landesfürstlichen Pri-
vilegien ganz ungewohnte Formel. So mochten etwa Raths-
oder Bürgerälteste sich ausdrücken, die beauftragt waren,
das fragliche Recht: ,quando et quomodo et quante sint reci-
piende emende et pingnora pro emendis' zu satzen, wie denn
auch im Anfang des XIV. Jahrhunderts drei der ältesten
Bürger über Ersuchen des Rathes das Mauthrecht auf Grund-
lage des Privilegs von 1244 gesatzt haben (Urkundl. Beitr. 47
nr. 2). Das präcisirte Thema ist in den c. 67 — 72 behandelt.
Man bemerke die in diesen Capiteln besonders häufig vor-
kommenden Begründungen des Vorgetragenen: 67 ,quia iura
legalia et canonica hoc affirmant quod non propter extorsio-
nem pecunie vel avariciam, sed propter pacem et bonum statum
terrarum et hominum sunt pene sive emende iudiciarie In-
stitute', 70 ,quia tam pauperes quam divites volumus in civi-
tate permanere', 71 ,quia gravitas emendarum non est instituta
a legis latoribus ut integre requiratur, sed quod studiosius
timeatur'; man bemerke ferner die weitläufige Exemplificirung
in c. 71 — Erscheinungen, denen gegenüber nicht ins Gewicht
fallen kann, dass an zwei Stellen der Herzog redend auftritt,
an deren einer, c. 70, das volumus auch von den Bürgern
selbst gebraucht sein konnte. In c. 68 hebt sich überdies
diese Gruppe von Bestimmungen von früher (c. 10, 11, 17)
Verfügtem ab, von später (c. 95) Interpolirtem in c. 72
(s. oben S. 125, 142 f.), was an ersterer Stelle auch dem Be-
arbeiter nicht entgangen ist (,ut est dictum prius' c. 68 a. E.).
— Vgl. übrigens zu c. 67 das Iglauer Stadtr. Art. 48, zu
c. 69 Igl. Art. 16, zu c. 72 Schlusssatz Wien 1340 Art. 39
a. E.: ,Und swer ein mensche ze vanchnusse bringet und mag
in mit einem rechten nicht uberobern, der sol den gevangen
von dem richter und auch von dem nachrichter umb erlich
Sache gar ledig machend
Mit ziemlicher Bestimmtheit können einem Rathsbeschlusse
die Anordnungen des c. 108 (Verbot, in den Stadtg^räben zu
' Tomaschek trecentes. LXX**, aber die H«. hat noch ein V«*, Tgl. den
Druck Wiener phil.-hist Sitzungaber. 5, 609 nr. 6.
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149
fischen oder zu baden, die Stadtmauern durch Ausbrechen von
Thüren, Fenstern oder Canälen zu schwächen) vindicirt werden.
Findet sich das Verbot, die Ringmauern der Stadt zu
durchbrechen, auch in dem Banntaiding von Waidhofen an der
Ips (Arch. f. österr. Gesch. 25, 62 §. 55), so lassen andere
Stellen des Neustädter Rechtes noch bestimmter Verwandtschaft
mit dem Gehalte und der Weise der Taidingsaufzeich-
Dungen erkennen. So, wenn in c. 30 das mit Real- oder
Verbalinjurien verbundene Betreten eines fremden Hauses mit
je 12 Schilling für den Hausbesitzer und den Richter verpönt
wird, ,videlicet vi sol. yro ingressu et totidem pro egressu^^
und wenn das nächstfolgende Capitel auf das Zücken eines
Schwertes oder Messers ein Pfund zu Wandel setzt, ,videiicet
dimidium talentum extra vaginam et dimidium talentum eciam
in vaginam^. Die übrigen österreichischen Stadtrechte haben
hier durchaus absolute Bussanschläge; z. B. für jenen Haus-
friedensbruch Enns 1212 Art 19 (Gaupp), Wien 1221 Art. 9,
1244 Art. 9, Hainburg 1244, Wien 1278 (I) Art. 28 und 30,
Krems 1305 Art. 28 und 30, Wien 1340 Art. 34 und 36, für
das Zücken des Schwertes Iglau Art. 84, vgl. die anderen
bei Tomaschek D. R. 289 angeführten Stellen. Wie dagegen
die im Neustädter Rechte vorliegende, dem Bedürfniss nach
sinnlicher Veranschaulichung entspringende Berechnungsweise
des Bussbetrages durch Bezug auf die einzelnen Acte, durch
welche das Delict eingeleitet und abgeschlossen wird, den
österreichischen Banntaidingen durchaus eigenthümlich ist,
zeigen für die Hausfriedensstörung nebst vielen anderen * die
von Osenbrü^en in den Wiener phil.-hist. Sitzungsberichten
il, 217 angeführten Stellen, für das Zücken des Schwertes
oder Messers aber das Taiding von Heiligenkreuz §. 25 (,von
ainem langen messer aus der schaid 12 pfg., und widerumb
in die schaid auch 12 pfg.^ Kaltenbäck 1, 5), Oberwalters-
dorf §. 29 (je 60 Pfg., ebd. 33), Ruckersdorf §. 27 (je
72 Pfg., ebd. 167), Kirchberg am Wechsel §. 20 (je 12 Pfg.,
ebd. 508), Strelzhof (bei Wiener-Neustadt) §. 18 (je 62 Pfg.,
ebd. 2, 207) und überaus zahlreiche andere. Beachtenswerth
^ Vgl. auch den analogen Fall in den Taidingen von Klamm und Schott-
wien, Blätter f. Landesk. v. NOe. 1866, 250 u. 268: wer im Bannwald
widerrechtlich holzt, zahlt 5 Pfund, ,272 Pfund in den Wald und 21/2 Pfund
au« dem Wald*.
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150
ist hier auch der Gegensatz zwischen dem landesfiirstlichen
Stadtrechtsprivilegium fiir Brunn und dem Brünner Schöffen-
buche: jenes hat fiir die Heimsuchung schon 1243 gleich den
niederösterreichischen Stadtrechten absolute Busssätze (Art. 3
und 35 a. E., Rössler 2, 343 und 355 f.), während die Schöffen
noch im XIV. Jahrhundert melden: ,de introitu domus x tal.
et de exitu x persolves pro emenda^ (ebd. 125).
Auch was in c, 30 verfiigt ist: ,Si autem (quis) in domum
proiecerit vel in domum intruserit vel verba mala aut con-
minatoria tantum foras existendo protulerit aut aliquem de
domo maliciose proposcerit, ex hoc in vi sol. offenso ac
hospiti et in totidem iudici teneatur' — findet sich nicht in
den Stadtrechten, aber ungemein häufig in den Weisthtimem.
Taiding von Winden §§. 15—20 (Kaltenbäck 1, 20): ,. . . . das
man niemant nicht seine vensterpret, thür, sliem (Fenster) oder
gläser hin instossen oder aufprechen soll das kainer
den andern in gever aus seinem haus vordem sol man
sol auch niemant in sein haus werfen noch schiessen in gever
....'; Oberwaltersdorf §. 22 (ebd. 33); Gaden §§. 17—20
(ebd. 39); Pfaffstetten §§. 10, 11 (ebd. 52); Möllersdorf
§. 5: ,wär aber das ainer khäm für ains andern
haus mit scheltworten und fordert den wiert oder die
seinen in übel heraus . . . .' (ebd. 479); Wilfleinsdorf
§§. 33—38 (ebd. 544 f.) u. s. w.
Ist von den Beziehungen zwischen dem Neustädter Rechts-
denkmal und den österreichischen Taidingsaufzeichnungen die
Rede, so muss die Aufmerksamkeit auch auf die merkwür-
digen c. 34 und 35 gelenkt werden. Wenn Einer einen Andern
mit Schimpfworten, welche ,de canibus aut iumentis' herge-
nommen sind, belegt hat, wettet er dem Richter 5 Pfund ,et
offenso pro honore de sue artis utensili usque ad metas terre
nostre erecto deportet hrachio aliqnod instrumentum ; quod si
facere rennuerit (!) aut per xiv dies neglexerit, ex tunc offenso
in V tal. den. eciam teneatur^ Dann: der, dessen Eid wider-
trieben wird, ,eandem per omnia subeat penam et quoad iudi-
cem et offensum. Et hec pena harmschar diciiur vulgariter^.
Kein österreichisches, vielleicht kein deutsches Stadtrecht
kennt sonst die symbolische Procession; um so breiter ist da-
gegen das Gebiet, das sie in den durch das Landvolk gewie-
senen Rechten inne hat, wo ihr hauptsächlich scheltende
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151
Weiber verfallen, s. Osenbrüggen a. a. O. 119 ff. Das Alter
der Bestimmung der c. 34 und 35 reicht zweifellos über das
der Neustadt weit hinauf. Uralt ist auch der deutsche Käme
der Strafe, den ich in österreichischen Taidingen nicht nach-
zuweisen vermag; ,im 12. 13. jh. kommt der ausdi'uck
(harmschar) zwar noch vor, fängt aber an selten zu werden^
Grimm RA. 681; er wird hauptsächlich für das Hunde- und
Satteltragen, also für symbolische Procession, gebraucht. —
Unsere Stelle bestätigt die Ansicht, welche Waitz, Verfc-Gesch.
6, 490 nt. 2 gegen Grimm ausspricht: der getragene Gegen-
stand hatte Bezug auf den Beruf oder das tägliche Leben der
Betheiligten. — Schimpfworte von Thieren hergenommen sind
nur noch im Ennser Stadtrechte von 1212 Art. 13 (Gaupp)
besonders behandelt: ,de filio canicule iii sol.' (für fili mere-
tricis 60 Pfg.) zu Gewette. Ueber das ,Widertreiben vom Eide*
findet sich nichts in den österreichischen Stadtrechten.
Noch auf ein Capitel will ich in diesem Zusammenhange
hinweisen, welches das Zeichen seines Ursprunges ziemlich
deutlich an der Stirne trägt. Es ist das über die Rechte des
Schulmeisters handelnde c. 115. Der Eingang erinnert an die
Wiener Rechte von 1237 Art. 6 und 1278 (II) Art. 6:
Neust, I Wien 1237 und 1278 (II),
Postremo, volentes clericali stu- i Volentes ^ etiam coDunode stu-
dio Provider! per quod discatur pm- dio^ provideri per qnod prudentia
dencia et informetor ruditas pnerilis docetur in populis et rudis etas in-
! stroitur puerorum
Sofort aber treten höchst wesentliche Unterschiede auf.
Während in Wien nach den beiden citirten Privilegien der
Schulmeister vom Landesfursten (per nos vel successores
nostros) bestellt wird, fährt Neust, fort: ,volumus ut cives
scolasticum instituant ydoneum*. In Wien gibt erst Herzog
Albrecht I. dieses Recht aus der Hand, Priv. v. 1296 Art. 9:
jSeit daz von alter gewonhait der fursten in Österriche also her
chomen ist daz wir die schule ze Wienne verleihen solten, doch
wellen wir und bestseten daz vestichlichen ze einen sunderlichen
genaden den purgern und dem rat von der stat diu schul ze
Wienne v&rbaz ewichlich ze verleihend Folgen in Neustadt
^ 1278 (11) Volumus (?).
> 1278 (II) fügt hinzu studentimn.
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152
Anordnungen in Betreflf der Gerichtsbarkeit des SchulmeiBters
über seine Schüler, so wird in Wien das diesfallige Recht
vom Landesfiirsten auch erst 1296, freilich weit eingehender,
verbrieft. Die schwerstwiegenden Bedenken aber erweckt der
Schlusssatz des Capitels: ,et huic (scolastico) plebanus sua
iura conservet ad consilium et informacionem civium consilii
iuratorum ; quod si plebanus forsan facere rennuerit (!), scolasticus
per subtraccionero suorum scolarium et cives suorum oflFeren-
dorum ipsum ad hoc faciendum poterunt cohercere^ Ich habe
über die alte Neustädter Bürgerschule ausführlich in den
Blättern d. V. f. Landesk. v. NOe. 1876, 348 flF. gehandelt.
Dort ist zur Erläuterung des ausgehobenen Satzes dargelegt
worden, wie der Schulmeister seinen Unterhalt vom Pfarrer
erhält, wie dem letztern hiefür eine doppelte Gegenleistung
gebührt: von Seite des Schulmeisters seine und seiner Schüler
Mitwirkung zur Verherrlichung gottesdienstlicher Handlungen,
von Seite der Bürger gewisse Geld- und Naturalgaben (,offerenda',
Uebers. opfer). Verfügt nun c. 115, dass das Ausmaass dessen,
was dem Schulmeister von dem Pfarrer gebührt, ,ad consilium
et informacionem^ der geschwornen Ratlisbürger festgesetzt
wird, und dass, falls der Pfarrer seiner Leistung sich weigerte,
ihm die Mitwirkung der Schüler beim Gottesdienste und die
Beiträge der Bürger entzogen werden, — so ist nicht zu ver-
kennen, dass diese Anordnungen eine scharfe Spitze gegen
den Pfarrer kehren. Oft mochte sich der Geistliche bedacht
haben, einen Schulmeister zu dotiren, auf dessen Bestellung
ihm keinerlei Einfluss zukam: Conflicto mit den Bürgern
waren die Folge, unter denen der Unterricht litt, der Friede
der Stadt gewiss nicht gewann. Das sollte nun nicht mehr
vorkommen: der Stadtrath wird dem Pfarrer seine Schuldig-
keit einfach dictiren, rasche und starke Zwangsmittel sollen
ihn, wäre er säumig, zur Erfüllung nüthigen. Ich glaube nicht,
dass sich in einem landesfürstlichen Stadtrechtsprivilegium Ver-
fügungen gegen die geistliche Behörde der Stadt von so ent-
schiedener Tendenz, fast möchte man sagen von so gereiztem
Ausdrucke, werden nachweisen lassen. (A. a. O. 351.) So
konnte wohl nur ein ungeduldig gewordener Stadtrath ge-
sprochen haben. Die Aufzeichnung über die Rechte und
Pflichten des Schulmeisters gegenüber dem Pfarrer, welche
unter der Uebcrsehrift: ,Hcc sunt iura scolastici conswetudinaria
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153
Nove civitatis' als c. 117 dem lateinischen Texte des Stadt-
rechtes unmittelbar folgt (gedruckt ebd. 354 f.), ist wohl nichts
anderes, als eine im Sinne des c. 115 erfolgte Weisung (,con-
silium et informacio') des Stadtrathes. Dass übrigens trotz der
Drohung des c. 115 imd trotz der letzterwähnten Weisung
die Verhältnisse sich nicht dauernd beruhigten , liesse sich
vermuthen, auch wenn nicht urkundlich feststünde, dass öfter *
imd noch am Ende des XIV. Jahrhunderts der alte Streit
wieder aufflackerte (ebd. 351).
Hat der Bearbeiter auch aus eigenen geistigen Mitteln,
unabhängig von irgend welcher Vorlage, das eine oder andere
Capitel zu seinem Compilationswerke beigesteuert? — Was
über seine Fähigkeiten im Concept, über die Gründlichkeit
Beiner juristischen Kenntnisse bisher in Erfahrung gebracht
wurde, lässt ebensowenig bezweifeln als bedauern, dass seine
selbständige Thätigkeit nur eine geringfügige gewesen ist. Als
selbsteigene Leistung des Mannes kann bestimmter nur das
schon oben (S. 97 flf.) gewüidigte c. 107 vermuthet werden, worin
er die Gefahr möglichst einzuschränken bemüht ist, dass etwa
einmal ein kritischer Kopf Einsicht in das Original des Leo-
poldinums verlangte. Will er hier, dass eine oder zwei mit
dem Stadtsiegel versehene Abschriften dem unbequemen Frager
gut genug sein sollen, so scheint ihn mit diesem Gedanken
die unmittelbar voraufgehende, vielleicht einem echten Privileg
oder einem Rathsschlusse entlehnte Anordnung, ,ut cives sua
statuta conscribi faciant et hoc scriptum sigillo civitatis faciant
consigoari^ (c. 106), bereichert zu haben.
Das Wiener Recht von 1244 ist als Hauptquelle der Neu-
städter Fälschung erkannt und es sind die Fälle einzeln nach-
gewiesen, in denen mehr minder wörtliche Entlehnung aus
jenem stattgefunden hat. Da ergibt sich denn naturgemäss die
' 1337, Dec. 18, Wien, beurkunden die Herzoge Albrecht und Otto ,umb
den chrieg den unser lieb purger von der Newnstat mit dem pharrer
von sand Ulrich daselbes von der schuel wegen unzher gehabt habent,
daz wir den also zwischen in berichtet haben, also daz derselb pharrer
zu sand Ulrich fUrbaz acht schueler von der pharr datz s. U. und vier
arm schuler haben sol und nicht mer'. Orig. im Staatsarch. eu Wien,
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154
Frage nach der Sacblage in jenen Punkten, wo nicht ein
formales, sondern nur ein sachliches Verhältniss zwischen beiden
Urkunden besteht, wo also nicht Vorliegen des Wiener Rechtes,
sondern nur Parallelismus oder Divergenz der beiderseitigen
Rechtsentwicklung in Frage kommt. Die f&r unsern Gegenstand
gewiss hochwichtige Untersuchung dieser Sachlage soll im An-
schlüsse an die Erörterung der Quellen unseres Denkmals
nun noch durchgeführt werden, Gegenüberstellung des ge-
sammten Materiales in allen Einzelheiten kann hier nicht die
Aufgabe sein; es kommt nur auf Hervorhebung derjenigen
Punkte an, welche für den Charakter und die Entstehungszeit
des Neustädter Rechtes von Belang sind.
1. Im Wiener Rechte von 1244 tritt noch ganz in der-
selben Weise wie in jenem von 1221 die Person des Landes-
fürsten vielfach in den Vordergrund. Die besondere Gerichts-
barkeit desselben ist gewahrt in gewissen Fällen schwerer
körperlicher Verletzung (Abhauen eines membrum nobile und
Lem, Art. 2) und gröblicher Real- und Verbalinjurien (Schlagen
mit Stöcken, Art. 4, und Beschimpfung, Art. 13), wenn nämlich
der Verletzte beziehungsweise der Verletzer (s. Gaupp, Deutsche
StR. 2, 227) eine Person vornehmeren Standes gewesen ist,
dann in allen Fällen der vorsätzlichen Blendung (Art. 2)
und der vorbedachten, mit gesammelten Leuten ausgeführten
Heimsuchung (Art. 9). Des Herzogs Gnade muss wieder-
gewonnen werden in gewissen leichteren Fällen körperlicher
Verletzung (lideschart, Art. 2) und thätlicher Beleidigung
(Art. 4). Unmittelbar dem Herzog wandelt, wer die zu-
erkannte Busssumme anzunehmen sich hartnäckig
weigert (Art. 7), wer bei Vertheidigung gegen Heimsuchung
Bogen oder Armbrust gebraucht (Art. 9), wer das Niederlags-
recht der Stadt verletzt (Art. 23), endlich die talis persona,
die sich unrichtigen Maasses bedient (Art. 25). In des Herzogs
Gewalt steht mit Person und Gut, wer sich wiederholt wissent-
lich der Beherbergung desselben Geächteten schuldig macht
(Art. 6), steht die Bürgerin, die ohne Erlaubniss des
Herzogs einen miles heiratet (Art. 19). Dem Herzog ist
das Haus desjenigen verfallen, der, mit Bogen oder Armbrust
bewaffnet, Heimsuchung begeht oder sich an einem Rauf-
handel in der Stadt betheiligt (Art. 9). Wer die Stadt mit
der Absicht betritt, daselbst Bürger zu werden, ist
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155
bis zur Anwesenheit des Herzogs vor aller Gewalt
zu schützen (Art. 11). Erbloses Qut fällt unter gewissen
Voraussetzungen ganz oder zum Theil an den Herzog (Art. 1,
19, 20).
Von diesen Fällen sind im Neustädter Rechte nur die
durch gesperrten Druck hervorgehobenen erhalten (c. 18, 61,
64, 88). Neu hinzugekommen ist, dass bei besonders schwerer
Vergehung eines fieichen dessen Person und Qut dem Herzog
zugeurtheilt werden kann (c. 102), und dass, wenn es sich
vor Gericht um ein ,arduum negocium^ eines reichen Juden
handelt, des Herzogs Rath einzuholen ist (c. 109). Von des
,Herzogs Wandel' ist nur der Name übrig (c. 22, 44), die
Leistung erfolgt an den Richter. Erbloses Gut fällt theils an
die Stadt, theils wird es zum Seelenheile des Verstorbenen
verwendet (c. 81, 83).
Aus dem Wiener Rechte von 1278 (I) ist jede Spur der
hier aufgezählten Thätigkeitsäusserungen des Landesftirsten
verschwunden (vgl. Tomaschek in Sitzungsber. 83, 342 f.).
Neu hinzugekommen ist nur in Art. 58, ,ut omnis excessus
summe ' nocivus et enormis qui nobis in Austria constitutis
in potiores a potioribus perpetratur, correctioni regio
debeat subiacere'. Vgl. Priv. v. 1340 Art 77, 78.
2. Was die Stellung des Stadtrichters betri£Fi, so lassen
die Wiener Rechte von 1221 und 1244 nur so viel erkennen,
dass er landesfürstlicher Beamter ist, der zweifelsohne ganz
ohne Zuthun der Bürgerschaft vom Landesfürsten ernannt
wird. Hat Kaiser Friedrich H. 1237 und 1247 den Bürgern
einen gewissen Einfluss auf die vom Kaiser zu vollziehende
Ernennung zugestanden und ist dies vier Jahre später von
Ottokar auch für Neustadt bestätigt, so findet sich hieven in
dem angeblichen Leopoldinum keine Spur. Aus c. 90 desselben
ergibt sich vielmehr, dass der Herzog beziehungsweise sein
Amtmann bei der Bestellung des Stadtrichters nur insofern
beschränkt ist, als der zu Bestellende mindestens ein Jahr
lang Bürger der Stadt gewesen sein muss.
1 Man kann doch unmöglich mit Tomaschek a. o. a. O. nt. 1 summe als
Genetiv oder Dativ von summa auffassen. Es ist Adverb, und der Artikel
handelt nicht von ^Massenexcessen^ (a. a. O. 342), ^massenhaften Ruhe-
störungen* (343), sondern von ganz besonders schSdlichen und un-
geheuerlichen Vergebungen (auch eines Einzelnen).
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156
Als weitere Gerichtspersonen erscheinen der Unterrichter^
der Frohnbote (praeco, Scheine), der Henker (suspensor) und
der Kerkermeister (custos carceris^ stubhüter); Würth 28,
Luschin, Gerichtsw. 207. Dass diese Vielheit der Personen
auf eine bereits sehr ausgebildete Gerichtsverfassung schliessen
lässt, ist schon von Würth a. a. O. bemerkt. Der Henker und
der Kerkermeister sind in den Wiener Rechten nicht genannt.
Dass der Richter seine Leute nicht zu Zeugen gegen Bürger
brauchen solle, Neust, c. 74, findet sich erst Wien 1278 (I)
Art. 59, 1340 Art. 74. Jedoch lässt Neust, diese Zeugenschaft
über solche Dinge zu, ,que debent ad singulorum officia per-
tinere' (über ihre Amtsverrichtungen, vgl. Prager Rechtsb.
Art. 56 bei Rössler 1, 116). Nach Wien 1221 Art. 10 und
1244 Ali:. 10 ist das Zeugniss der Leute oder Untergebenen
des Richters nur dann ausgeschlossen, wenn es sich um den
Beweis der Klaganbringung handelt.
Das Privilegium de non evocando, dem Wiener Rechte
von 1244 noch fehlend, begegnet Neust, c. 91, Wien 1278 (H)
Art 9 (= 1296 Art. 15). Beiden Rechten gemeinsam ist hier
der besondere Gerichtsstand des Bergmeisters und des Lehens-
herrn in Weinbergs- beziehungsweise Lehenstreitigkeiten. Da-
gegen ist dem Neustädter Rechte der Gerichtsstand des
begangenen Verbrechens, dem Wiener jener des Münzmeisters
eigenthtimlich.
Welche unmögliche Stellung Neust, c. 91 dem Büi^r-
meister einräumt, ist oben (S. 146 f.) ausgeführt. Ueber den
Büi'germeister in Wien, wo er weder in den Rechtsbriefen
von 1221 und 1244, noch in jenen von 1278 und 1296 ge-
nannt wird, s. Tomaschek in Sitzungsber. 83, 319 und Weiss
in Wiener Gesch.-Q. 1. Abth. 2, 241.
3. Vom Stadtrat he ist im Wiener Fridericianum, welches
hier noch ganz auf dem Standpunkte des Leopoldinums steht,
an einer einzigen Stelle (Art. 27) die Rede. Die ,xxiiii civium
qui prüden tiores in civitate inveniri poterunt', werden in
Eid genommen, dass sie ,de mercatu et de universis que
ad honorem et utilitatem civitatis pertiuent, sicut melius sci-
verint' disponiren. Sie heissen schlechtweg ,illi xxiiii, hü
xxiiii', nicht iurati (nur im Zeugenkatalog des Stadtrechtes
von 1221 erscheinen consules civitatis).
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157
Ein klareres Bild tritt aus dem Neustädter Rechte her-
vor, und es lässt sich erkennen, dass darin die niedrige Stufe
des Nachbarrechtes von 1244 überwunden ist. Die Geschwomen,
deren Zahl übrigens nicht bestimmt wird, heissen iurati (c. 112),
cives iurati (109, 113), einmal (abgesehen von der Jüngern
Ueberschrift des c. 99) sogar auch consules (55); ihre Körper-
schaft heisst consilium civitatis (60), vgl. iurati consilii (7, 62,
67, 71), cives iurati consilii (54, 55, 98, 115), cives de con-
silio (110). Sie haben das Kürrecht in weiterem Umfange,
als es mit der Ausübung der Marktaufsicht und Ortspolizei
gegeben ist: ,quibus instituendi iura cimtati et nobis expe-
diencia contulimus potestatem', heisst es c. 113; gegen ihre
,municipalia instituta', welche unter dem Siegel der Stadt auf-
zuzeichnen und jährlich zu publiciren sind (c. 106), findet
keine Appellation statt (c. 113). Sie bestimmen Wandel und
Busse nicht nur in Marktsachen und flir Polizeiübertretungen,
sondern für alle Fälle, welche in dem geschriebenen Rechte
der Stadt nicht vorgesehen sind (c. 60, vgl. 54); sie erhöhen,
mindern oder erlassen die gesetzlichen Straf betrage (c. 62, 71
,quia coram nobis super huiusmodi specialiter iuraverunt', und
99); sie lösen Zechen und Einungen auf, welche dem Wohle
der Stadt schädlich sind (c. 55); sie sind Gerichtsbeisitzer,
wenn über ein todeswürdiges Verbrechen eines Juden zu ur-
theilen ist (c. 109, vgl. Hasenöhrl, Oest. LR. 202 nt. 3 gegen
Wtirth 24), und ihren Rath und Beistand hat der herzogliche
Kämmerer zu heischen, wenn er angerufen wird, gegen Wider-
rechtlichkeiten einzuschreiten, die sich der Stadtrichter gegen
Juden erlaubt hat (c. 112); sie üben Disciplinargewalt über
den pflichtvergessenen Unterrichter und Büttel (c. 98), etc.
(Vgl. Würth 25.)
Um wieviel mehr noch die beiden Wiener Urkunden von
1278, zumal die Urkunde II, die Stellung des Rathes erhöhen,
ist bekannt, ist insbesondere in den Streitschriften, welche
über die Echtheit derselben in jüngster Zeit gewechselt worden
sind, mehrfach und gründlich dargelegt; vgl. besonders Rieger,
Beitr. 27. Seien diese Urkunden, für was sie sich ausgeben:
königliche Privilegien, seien sie der nichtsanctionirte Ausdruck
von Wunsch und Anspruch der Rathspartei — genug, dass
der wichtigste Punkt, die Erklärung des Stadtrathes zur Appel-
lationsinstanz flir die Urtheile des Stadtgerichtes, in das
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158
Älbertinum von 1296 hinübei^enommen ist, und dass zur Zeit,
als die Neustädter Urkunde angefertigt wurde , eine solche
Function des Rathes völlig im Hintergrunde der Bestrebungen
gestanden haben muss, da c. 113 die AppeUation wider Ur-
theile des Stadtgerichtes unbedingt ausschliesst Dass das an-
gebliche Leopoldinum in diesem Punkte auch hinter dem
Neustädter Rudolfinum von 1277 zurückbleibt, ist bereits (S. 121)
erwähnt.
Anmerken will ich hier, dass sich aus Urkunden über
die Stellung des Neustädter Rathes im XIII. Jahrhundert nur
soviel ergibt, dass er erst von 1287 an im Vereine mit dem
Stadtrichter die Stadtgemeinde repräsentirt. Früher erscheinen
an der Spitze von Urkunden, welche die Stadtgemeinde als
solche ausstellt, der Richter und die Gesammtheit der Bürger:
1263 iudex et communitas Nove civitatis (Wichner, Admont
2, 342 f. nr. 194 — 196), 1266 iudex et universitas civium
in Newenstat (Abschr. im steierm. Landesarch. nr. 872),
c. 1270 iudex cum universitate civium de Nova civitate (Fontes
r. Austr. 2. Abth. 11, 121 nr. 116 zu c. 1250), » und noch
1285 iudex Nove civitatis cum universitate civium ibidem
(Fontes cit. 242 nr. 267), während schon 1281 das bekannte
Treuegelöbniss der Stadt iudex, iurati et universi cives Nove
civitatis ausgestellt hatten (Rauch, Oest. Gesch. 3, Anh. 54
nr. 21). Dagegen dann 1287 iudex de Nova civ. et magister
civium omnesque iurati eiusdem civitatis; 1296, 1297 der richter
datz (von der) Newenstat und die gesworn ze (von) dem rate
daselben; 1298 iudex Nove civitatis et cives ibidem iurati;
1299 richter und der rat gemaine von der Niwenstat (die Citate
8. oben S. 147); aber noch einmal 1301 iudex Nove civitatis
cum universitate civium ibidem (Fontes cit. 16, 6 nr. 7).
4. Fragt es sich um die beiderseits erkennbare Gliede-
rung der in der Stadt Verkehrenden, so ist zunächst die
Scheidung derselben in Bürger (mit Erb und Eigen Ange-
sessene, des Stadtrechts Theilhaftige), Inleute (bleibend in der
Stadt wohnende Ungesessene, denen keine bürgerlichen Rechte
zukommen) und Gäste (Auswärtige, ungesessene Leute, die
sich in der Stadt nur zeitweilig aufhalten) ins Auge zu fassen.
Dieses Datum ist um etwa zwanzig Jahre zu früh, vgl. den Zeugen*
katalog der Urkunde von 1272 in Font, cit 183 nr. 199.
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159
Die Unterscheidung der Bürger und Inleute, welche in dem
kaiserlichen Privileg für Wien von 1237 beziehungsweise 1247
Art. 7 angedeutet ist, tritt in dem Rechte von 1244 gleichwie
in jenem von 1221 nirgends hervor. Im Neustädter Rechte ist
sie vorhanden, ohne dass sich jedoch schon bestimmte Be-
nennungen festgesetzt hätten. Incola bezeichnet zwar gelegentlich
den Inmann im Gegensatze zum Bürger: c. 48 (Uebers.: ein
inman oder der niht purkreht hat), 76 (Uebers.: ein inman
oder ein gast), gewöhnlich aber den Stadtbewohner im Gegen-
satze zum Auswärtigen: c. 10 (Uebers.: in der stat gesezzen
er sei ein inman oder ein purger), 20 (Uebers. nicht ganz
genau: ob .... in der stat sein wonung ist (und [er] darinne
gesezzen ist und ein inman ist oder ein seidner), ^ 55 (Uebers.:
die in der stat sind und darinn wonent, ez sein seidner oder
purger) ; durchaus neutral ist der Ausdruck in c. 86 gebraucht
(Uebers.: den selben purgern ze der Newenstat). Die zu c. 10,
20 und 55 mitgetheilten Stellen der Uebersetzung machen den
Eindruck, als wäre zur Zeit, da der Uebersetzer ai*beitete,
eine Differenzirung der Ausdrücke eingetreten, die noch un-
geschieden beisammen lagen, als die entsprechenden Theile
des lateinischen Textes entstanden. Und in der That weisen
auch die beiden Stellen des letztern, in welchen dem Worte
incola zweifellos die technische Bedeutung zukommt, auf
spätere Entstehung hin : dass c. 48 auf einer jüngeren Raths-
Satzung beruhe, konnte wahrscheinlich gemacht werden (s. oben
S. 147 f.), und der Passus ,vel eciam incolam civitatis' in c. 76
hat sich durch Vergleichung mit Rud. 1277 Art. 11 als Inter-
polation des Fälschers ergeben (S. 114). In der Mauthsatzung
Herzog Friedrichs von 1244 heissen die Inleute inquilini (,qui
dicuntur in vulgari seidener'), ebenso auch in der Aufzeichnung
über das Richterrecht zu Neustadt (Art. 13, Urk. Beitr. 76).
In Bezug auf die SteUung der Auswärtigen oder ,Gäste'
(extranei, exteri, advenae) fällt Neust, c. 21 auf, wornach sie
bei Unfähigkeit, richterlichen Wandel zu bezahlen, derselben
entehrenden Behandlung unterliegen, wie eine ,persona despecta'
und ein ,ignotus', was den Wiener Rechten gänzlich fremd ist.
* Das Wort» häufig söldner geschriebeD, hat nichts za thun mit nhd. Sold.
Es h&ngt Eosammeii mit ahd. salida, mhd. selde = Wohnung. Bann-
taiding von Aspang a. d. XV. Jahrh.: ,ein iegleicher inwaner der zu
seiden ist* (Aspanger Bannbuch Bl. 160», Tgl. oben S. 87).
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160
Scheint hier die Landstadt gegen die Hauptstadt zurückgeblieben
zu sein, so zeigen die Anordnungen über die Vertheilung des
erblosen Nachlasses eines Fremden einen Fortschritt des Neu-
städter Rechtes (c. 83) über das Wiener von 1244 bis auf
die Stufe der Urkunde von 1278 (I), was nur aus späterer
Bildung des erstgenannten zu erklären ist (s. oben S. 140 f.).
Die Verwaltung des Nachlasses eines ab intestato verstorbenen
Fremden bis zur Einantwortung an den Erben steht nach
Neust, c. 83 wie nach Wien 1244 Art. 20 der Büi^ergemeinde
zu, für welche hiebei noch nicht wie in der Wiener Urkunde
von 1278 (I) Art. 47 der Stadtrath eintritt. Die polizeilichen
Vorschriften über das WaflFentragen der Fremden, welche aus
Wien 1221 Art. 24 in die Urkunde 1278 (I) Art. 52 über-
gegangen sind, werden Wien 1244 und Neust, vermisst. Die
Verordnungen über das Verfahren mit dem Vermögen eines
zum Tode verurtheilten Extraneus (Neust, c. 10 und 93, vgl.
oben S. 126) fehlen in den Wiener Rechten, die Vorschriften
über das Zeugniss eines Bürgers gegen einen Gast oder um-
gekehrt (Wien 1221 Art. 21, 1244 Art. 21, 1278 [1] Art. 48,
1340 Art. 56) und jene über die freie Wahl des Begräbniss-
ortes durch einen in der Stadt sterbenden Fremden (Wien
1221 Art. 20, 1244 Art. 20, 1278 [I] Art. 47, 1340 Art. 55)
in der Neustädter Urkunde.
Tritt in dieser mehrfach der Gegensatz zwischen Armen und
Reichen hervor (c. 9, 15, 62, 70, 71, 102, 109), wofür in Wien
1244 wenigstens die Ausdrücke fehlen, so ist damit in Neu-
stadt gewiss ebenso wie anderwärts in Deutschland der Gegen-
satz der Erbgesessenen gegen die Ungesessenen, der Geschlechter
gegen die Handwerker bezeichnet (vgl. Wilda, Gilden wesen 178
und 299 f., Zöpfl, Bamb. R. 64 und 68). Dass der Gegensatz
nicht ohne Schärfe war, zeigt c. 62, welches den Fall ins
Auge fasst, dass ein Armer bloss um der zu erhoffenden Busse
willen einen Reichen zu Zornesausbrüchen reizt; vgl. auch
c. 9. Seltsam genug klingt es, wenn c. 15 das Vorzugsrecht
der Schuldforderungen der Gläubiger vor der Wandelfordernng
des Richters damit motivirt wird, ,ut libencius et securius
divites pauperibus laborantibus accommodent sua bona'; ist
es wirklich freundliche Rücksicht für die armen Schuldner
und nicht vielmehr für die — reichen Gläubiger, welcher die
Bestimmung des citirten Capitels entsprungen ist? Dass
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161
übrigens das Rechtsdenkmal von wohlwollender Gesinnung
für die ,Armen' keineswegs entfernt ist, zeigen die c. 70 und
71, welche dem Richter vorschreiben, von dem Armen
geringeren Wandel zu nehmen als von dem Reichen,
mit der Begründung, ,ne (pauper) exeat civitatem, et hoc
quia tam pauperes quam divites volumus in civitate per-
maaere^
Handwerkerzünfte sind in den Wiener Rechten vor 1278
nicht erwähnt. Der bedingten Gestattung von ,societati8 con-
federaciones' (das jüngere Rubrum hat ,zecha vel fraternitas^)
der ,artifices sive operarii manuales', welche Neust, c. 55 aus-
spricht, steht das unbedingte Verbot der ,uniones' der Hand-
werker in Wien 1278 (I) Art 56 gegenüber. Was aber mit
diesen ,uniones', mit den ,ainungen^ des entsprechenden. Artikels
(64) von Wien 1340 gemeint sei, wäre erst noch zu unter-
suchen. Zünfte scheinen darunter nicht verstanden werden zu
können (vgl. Wilda a. a. O. 328 nt. 2), vielleicht Vereinigungen
von Handwerkern oder Handwerkszünften zu aussergewerb-
lichen, zu politischen, Staats- oder stadtgefährlichen Zwecken
(anders Wilda a. a. O.). Vgl. den Schluss der Urkunde, mit
welcher Herzog Albrecht II., kaum vier Wochen nach Er»
lassung seiner grossen Handfeste, trotz der Art. 64 und 69
derselben eine von den Wiener Schneidern gesatzte Zunft-
ordnung bestätigt (Tomaschek, Wiener Rechte 1, 116 nr. 38):
4)amber wellen wir daz die sneider ze Wienn weder die
maister noch die chnecht chain ainwig haben die wider uns
noch wider unser stat ze Wienn sei, weder mit warten noch
mit werchen^ Demnach ist ein Gegensatz zwischen Wien
und Neustadt in Bezug auf die Duldung der Zünfte keines-
wegs constatirt. Das c. 55, das sein jüngeres Alter und seinen
Ursprung durch die weitläufige Aufzählung der Handwerker-
classen und durch schwerfällige Fassung, ersteres insbesondere
auch durch Einführung des Ausdruckes consules (vgl. oben
S. 157) genügend bezeichnet, legt einige nicht ganz lichte
Punkte aus dem inneren Getriebe der Gemeindeverwaltung
bloss. Wir erfahren da, dass Handwerkerinnungen, auch wenn
Bie eine dem Stadtwohle abträgliche Richtung nahmen, — es
ist dabei zunächst an das Monopolienunwesen, die Folge des
Zunftzwanges, zu denken, — von Richter und Rath dennoch
ArcUr. Bd. LI. I Hüfte. 11
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162
geduldet wurden, und zwar um der Geldabgaben ' willen, die
ihnen von den Innungen zuflössen, Geldabgaben, die von
letzteren gerade zu dem Zwecke geleistet wurden, um trotz
der Schädigung des gemeinen Interesses Förderung des eigenen,
um Duldung und Privilegirung sich zu erkaufen. Die Abgaben
einzelner Gewerbe an den Stadtrichter wurden gegen Ende
des Xin. oder im Anfang des XIV. Jahrhunderts aufge-
zeichnet unter der Ueberschrift: ,Hec sunt iura iudicis^ per
potenciam iudicum et dissimulacionem civium interducta, sed
universitati incolarum civitatis et provinciarum adiacencium sunt
nociva^ (Urk. Beitr. 70 ff. nr. 3). Vgl. Luschin, Gerichtsw. 205 f.
Nach dem Wiener Rechte von 1244 bestehen unter den
Bürgern Abstufungen der Angesehenheit und Vornehmheit,
welche ungleiche Behandlung vor dem Rechte zur Folge haben.
Von der grossen Menge der Uebrigen heben sich ab die per-
sonae tales (Art. 2, 4, 25; über die Bedeutung dieser Formel
s. Gaupp, Deutsche Stadtr. 2, 227), tales ac tantae (13),
honestae (3), honestiores (4), magnae et honestiores (2),
honestiores et divites (4). Der Gerichtsstand und die Folgen
der üebelthat sind besondere, wenn Angehörige dieser höheren
Bürgerclassen activ oder passiv an der Üebelthat betheiligt
sind (s. oben S. 154 und Tomaschek in Sitzungsber. 83,
342 f.). Da ist es denn wichtig hervorzuheben, dass keiner
dieser Fälle ungleicher Behandlung vor dem Rechte sich im
Neustädter Denkmal erhalten hat, wie sie auch sämmtlich in
den Wiener Urkunden von 1278 bereits fortgefallen sind.
Uebrig ist in Neustadt c. 1 wie in Wien 1278 (I) Art. 1 und
1340 Art. 1 nur die Besonderheit des Verfahrens beim Tod-
schlag an einer humilis persona (Neust. Uebers. ainer mittem
person, Hainbui^ 1244 und Wien 1340 an einem ainvaltigen
man). In der Bezeichnung des Gegensatzes zu der humilis
persona, wie sie in den einzelnen Urkunden sich findet, steht
Neust, wieder näher bei 1278 als bei 1244: Wien 1244 Art. 1
,aliquem ex nobilibus terre aut aliquem de familia nostra'
(Hainburg 1244 dhainen edeln man des landes oder dhainn
von unsern hofgesinde); Neust, c. 7 ,aliquem de nobilibus
terre aut nostre familie aut unum de mdioribus civitatis^
(Uebers. ainen man von dem land oder ainen xmserz gesindez
1 Der deutoche Text nennt sie losnng.
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163
oder ainen frumen pui^er von der stat); Wien 1278 (I) Art. 2
,aliquem ex Dobilibus terre vel aliquem de honesta nostra familia
aut aliquem de consulibus et potioHhus civibus civitatis^ (vgl.
1340 Art. 77 ^ainen unsers rates oder unser amptleut die
unaereu ampt ze Wienn habent'). Die volle Gleichheit aller
Bürger vor dem Gesetze ist für Neustadt durch das Privileg
König Rudolfs von 1277 Art. 20 verfiigt.
Hier ist auch der Ort, auf die in den c. 109 — 112 vor-
liegenden Satzungen über die Rechtsverhältnisse der Juden
hinzuweisen, welche Satzungen in Bezug auf Schwerfälligkeit
und Unklarheit der Fassung — vgl. insbesondere c. 111 —
sich dem Schlechtesten zugesellen, was der Bearbeiter der Ur-
kunde geleistet hat. In den Wiener Rechtsbriefen allgemeineren
Inhaltes (abgesehen nämlich von der kaiserlichen Judenordnung
von 1238) findet sich nur je ein die Juden betreflfender Ar-
tikel, dessen gedankenlose Benutzung durch den Neustädter
Bearbeiter bereits besprochen ist (S. 143). Von den für ganz
Oesterreich geltenden Judensatzungen von 1244 und 1277 weicht
Neust mehrfach ab. Nach den österreichischen Judenordnungen
hat der Jude seinen Gerichtsstand nur in der Synagoge oder
vor dem Herzog (,contra iudeum nisi coram suis scolis nus-
qoam in iudicio procedatur, nobis exceptis'), nach Neust, c. 109
auch vor dem Stadtrichter und der Bürgerschranne; das Zinsen-
maximum beträgt nach jenen acht, nach diesem nur vier Pfennig
vom Pfund für die Woche (c. 111); die in den Landessatzungen
vielfach und stark hervortretenden Personen des Landesherm und
seines Kämmerers sind in Neust, auf die Actionen der c. 109
(Rath des Herzogs bei Gericht über einen reichen Juden) und
112 (Schutz der Juden durch den Kämmerer gegen Uebergriflfe
des Richters) beschränkt. Die autonome Gerichtsbarkeit des Vor-
stehers der Judengemeinde (Luschin, Gerichtsw. 240) tritt Neust,
nicht hervor; dagegen erscheint hier (c. 109) ein christlicher Juden-
richter, dessen Amt doch vor dem letzten Viertel des XIII. Jahr-
hunderts sich nicht entwickelt hat (Luschin 241 f.). Kaum an-
zunehmen ist die Bestellung des Judenrichters durch den Stadt-
richter, wie sie c. 109 statuirt: da die Juden Kammergut waren,
muss jener herzoglicher Beamter gewesen sein (Luschin 242).*
1 Urkundlich ist erst 1328 ein Jndenrichter in Neustadt (Wernhart in
dem Thurm) nachweisbar (Urk. von 1328, Apr. 24, o. O., Orig. im
Bteierm. Landesarch. nr. 1970^).
11*
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5. Auf dem Gebiete des Strafrechtes und Strafver-
fahrens ist die längst bemerkte Thatsache von hervorragender
Bedeutung; dass die Gottesurtheile, die im Wiener Rechte von
1221 noch breiten Raum haben, aus dem Neustädter Rechte
bereits ebenso vollständig verschwunden sind, wie aus dem
Wiener Rechte von 1244. Vgl. Würth 17 und 44, der haupt-
sächlich darauf seinen Datirungsversuch gründet.
In Bezug auf die Strafen ist das Neustädter Recht milder
als das Wiener von 1244, welchem in diesem Belange die
Urkunde von 1278 (I) noch völlig gleich steht. Die Talion
ist in Wien für Gliedabhauen, lem und lideschart angedroht
(1244 Art. 2, 1278 [I] Art. 8, 9, 11), in Neust, nur für am-
putatio (c. 19) und Stoss oder Schlag ohne BlutvergiesBen
(c. 26). Verlust der Hand, Wien 1244 Art. 6, 7, 9, 16, 1278
(I) Art. 23, 24, 28, 40, kommt Neust, nicht vor. Der Strafe
an Haut und Haar, Wien 1244 Art. 2 (decalvatus et decutatuB
verberetur), 13 (verberetur et decutetur), 1278 (I) Art 12, 37,
welcher in Wien auch Bürger verfallen konnten, steht Neust.
c. 21 körperliche Züchtigung gegenüber (a preconibus
debaculetur), und auch diese ist nur gegen eine ,persona despecta,
civitatis exterus ac ignotus' anwendbar. Das Verbot der Hehl-
sühne, Wien 1244 Art. 10, 1278 (I) Art. 32, fehlt Neust Das
Straf lösungsrecht, das in Wien blos bei verstümmelnden Leibes-
strafen ausdrücklich anerkannt ist (1244 Art 9 und 14, 1278
[I] Art 28 und 38, 1340 Art 34 und 45), gilt in Neustadt
auch bei Todesstrafe (c. 57, 68, 93). — Der in Neustadt wieder-
holt (c. 10, 17, 68, 93) ausgesprochene Grundsatz, dass Todes-
strafe Busse und Gewette ausschliesst, begegnet in Wien erst
1278 (I) Art 5, dann wieder 1340 Art. 9.
Noch sei, bevor an die Vergleichung einzelner De-
licto nach ihren materiellen und processualen Hauptmomenten
geschritten wird, ein Blick geworfen auf das beiderseitige
Maximum und Minimum von Busse und Gewette. Das höchste
richterliche Gewette beträgt in Wien 1221 und 1244 10 Pfund
(Art. 2, 6, 16), in Neust 30 Pfund an Straf lösungswandel
(c. 17, 57), sonst 10 Pfund (c. 18, 19, 22 u. s. w.), in Wien
1278 (I) 20 Pfund (Art. 10, aber nach Art 3 darf der Richter
das bewegliche Vermögen eines verfesteten Verbrechers bis zu
einem Betrage von 30 Pfund zur Deckung seiner Wandel-
forderung in Anspruch nehmen); das niedrigste in Wien 1221
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und 1244 60 Pfennig (Art. 4, 13), in Neust. 12 Pfg. (c. 49),
in Wien 1278 (I) 60 Pfg. (Art. 21, 37). Das Bussmaximum ist
in Wien 1221 und 1244 10 Pfund (Art. 2), in Neust, ebenfalls
10 Pfund (c. 18), in Wien 1278 (I) 20 Pfund (Art. 10);
das Bussminimum in Wien 1221 und 1244 60 Pfg. (Art. 4),
in Neust. 60 Pfg. (5 SchiUing, c. 26), in Wien 1278 (I) eben-
falls 60 Pfg. (Art. 21). Was das unmittelbar dem Landesherrn
und das der Stadt zu entrichtende Gewette betrifft, so ergibt
sich von Wien 1221 und 1244 durch Neust, bis zu Wien 1278
fiir jenes Rückgang, für dieses vorschreitende Entwicklung:
nach Wien 1221 und 1244 werden dem Landesherrn ge-
wandelt 30 Pfund (Art. 7), 10 Pfund (Art. 9), 2 Mark Gold
(Art. 23), in einem vierten Falle eine nicht genannte Summe
(Art. 26 bezw. 25); in Neust, in einem einzigen Falle 30 Pfund
(c. 61); Wien 1278 (I) kennt nur noch richterlichen und Stadt-
wandel. Der letztere kommt Wien 1221 und 1244 noch nicht
vor; in Neust, wird in einem Capitel (108), dem höchst wahr-
scheinlich eine jüngere Rathsverordnung zu Grunde liegt (s. oben
S. 148 f.), ein neben dem richterlichen Gewette zu leistender
Wandel an die Bürger erwähnt, ohne dass sein Betrag ange-
geben wäre; Wien 1278 (I) kennt Stadtwandel von 20 (Art. 10)
und 10 Pfund (Art. 28, 30, 37, 40), neben welchem ein gleich
hohes richterliches Gewette, im ersten Falle auch eine Busse
von 20 Pfund besteht, endlich einen Stadtwandel ohne Ge-
wette von zwei Talenten Gold (Art. 50).
Beim Verbrechen des Mordes und Todschlages — homi-
cidium — befreit nach Wien 1221 Art. 1 der Besitz eines
liegenden öutes von 50 Pfund Werth innerhalb der Stadt-
mauer von der Pflicht zur Bürgenstellung; aber Wien 1244
Art 1 und Neust, c. 1 ist diese auch bei culposer Tödtung
einer humilis persona und bei Tödtung aus Nothwehr nicht
gefordert. Von der Nothwehr wieder ist auffallender Weise in
Wien 1278 und 1340 keine Rede mehr. Dass an die Stelle
der dreimaligen Ladung eine einmalige treten könne, steht nur
Wien 1221 und 1244, nicht mehr Neust, und Wien 1278, 1340;
dagegen ist die Gestattung der Flucht innerhalb bestimmter
Frist (Wien 1221 und 1244 Art. 1, Neust, c. 1) erst Wien
1278 fortgefallen.
Die übrigen Einzelheiten des Verfahrens bei homicidium,
wie es in den verschiedenen babenbergischen Stadtrechten
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geregelt ist, sind bei Tomaschek D. R. 264 und bei Würth
im den Anmerkungen zu Neust, c. 1 — 10 vergleichend dar-
gestellt. Hierauf zu verweisen, muss genügen, da sich trotz
vielfacher Besonderheiten des Neustädter Rechtes hier keine
entscheidenden Momente zur Beurtheilung seines Alters ergeben,
muss umsomehr genügen, als hier soviel Dunkles aufzuhellen
und Verworrenes zu lösen wäre, dass ein ganz ungebührlich
grosser Raum dafür in Anspruch genommen werden müsste.
Ein Uebriges ist gethan, wenn noch bemerkt worden ist, dass
an der Stelle unentschiedener Ausdrücke der Wiener Rechte
in Neustadt präcisere Normirung stattfindet, vgl. (bei dem an
einer höheren Person begangenen homicidium) das ,(convictuß)
secundum iustitiam puniatur^ Wien 1244 Art. 1, 1278 (I) Art 2
(dagegen aber 1370 Art. 77) mit Neust, c. 7; dass in Neustadt
ausgebildetere Casuistik waltet (c. 7, 8); kurz, dass hier
Alles viel mehr ins Bestimmte und Einzelne hinein ausge-
arbeitet ist.
Ueber das Verhältniss zwischen Wiener und Neustädter
Recht hinsichtlich des Verfahrens mit dem Vermögen eines
verfesteten Todschlägers s. Würth nt. 2 zu Neust, c. 67.
Charakteristisch für Neust, sind die in Wien fehlenden Vor-
schriften über VerSchliessung und Inventarisirung der Habe
des Verfesteten, dann die Unterscheidung zwischen liegender
und fahrender Habe, welche in Wien erst 1278 (I) Art 3
begegnet.
Auch in der Lehre von den Verwundungen stellt die
Vergleichung einiges Bemerkenswerthe heraus. In der Wahrung
des Gerichtes des Landesherrn bei vorsätzlicher Blendung be-
findet sich Neust, (c. 18) noch auf der Stufe von Wien 1244
(Art 2); 1278 (I) Art 10 = 1340 Art. 14 büssen den Thäter
mit je 20 Pfund für den Richter, den Geblendeten und die Stadt
und verbannen ihn aus dem Stadtgebiete. In Neustadt fehlen
gleichwie in der Wiener Urkunde von 1278 (1) die besonderen
Bestimmungen für die personae tales (s. oben S. 154, 162), femer
die besonderen Verordnungen über die in der Dämmerung oder
bei Nacht zugefügten Verwundungen (Wien 1221 Art. 2, 1244
Art. 2, 1278 [I\ Art. 13, 1340 Art 17), fehlen auch die tech-
nischen Bezeichnungen lideschart (Wien 1221 Art. 2, 1244
Art 2, 1278 [I] Art 11, 1340 Art. 15) und simplex vuhius
(quod vulneratus convaleat Wien 1221 Art. 2, 1244 Art 2,
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1278 [I] Art 12, 1340 Art, 16; und sine lesione membrorum
nobilium, nur in 1221 und 1244). Der Ausdruck siraplex vulnus
erscheint zwar Neust, c. 28, aber eine Erklärung desselben
wird vermisst. Lideschart und vulnus simplex sind in Neust,
c. 24 vertreten durch die eine Kategorie des vulnus sine lern
factum, dessen Busse und Gewette (je 2\Li Pfund) die Mitte
halten zwischen jenen der lideschart (3 Pfund) und jenen der
ersten Art des vulnus simplex (2 Pfund). In den Wiener
Rechten wird dagegen vermisst die Unterscheidung der lern
visibilis und der lem invisibilis sed opinabilis, Neust, c. 23,
dann der Fall, ,si a pluribus vel ab uno pluribus vicibus vul-
nera fuerint facta^, c. 24. Auch dass Verwundung mit einer
Waffe, die im Verborgenen getragen ward, strenger bestraft
wird, als die Verwundung mit einer offen getragenen, c. 24,
ist den Wiener Rechten fremd, welche dagegen das verborgene
Tragen sogenannter Stechmesser sehr scharf verpönen, auch
wenn davon gegen Niemand feindseliger Gebrauch gemacht wurde
(1221 Art. 16, 1244 Art. 16, 1278 [I] Art. 40, 1340 Art. 47).
Wenn bei Verwundungen, die möglicherweise den Tod nach
sich ziehen können, die Wiener Rechte einfach zuwarten lassen,
bis der Ausgang entschieden ist (1221 Art. 2, 1244 Art. 2,
1278 [I] Art. 7, 1340 Art. 11), so ist hier Neust, (c. 13) weiter
vorgeschritten, indem es das Gutachten von Sachverständigen
fordert (,.... quöusque [iudex] per medicos recognoscat de
vulnerum qualitate^).
Die Wiener Rechte trennen klar und scharf die Ver-
wundungen von den Realinjurien, welche durch Schläge mit
Stöcken (fustibus) oder mit der Hand verübt werden (alapa,
maulslag; 1221 Art 4, 1244 Art. 4, 1278 [I] Art. 17, 18, 20,
21, 1340 Art. 22, 23, 25, 26). Dort betragen Busse und Ge-
wette je 10 bis je 2 Pfund, hier 5 Pfund bis 60 Pfg.; dort
tritt eventuell Talion ein, hier ist von solcher keine Rede.
Das Neustädter Recht, in der Exemplificirung weit redseliger,
lässt deutliche Sonderung vermissen. Mit je 2% Pfund für
Richter und Gekränkten verpönt es Verletzungen ,cum gladio,
lancea vel cuspide, telo, conto, * lapide vel cultello vel quocum-
que alw instruniento^ (c. 24). Weit geringere Strafe, 10 bezw.
5 Schilling, ist dagegen gesetzt auf ,ictus lapidia vel percussio
^ Nicht telo tunto, wie Wttrth ganz sinnlos setzt und Meiller nachdruckt
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ligni vel alterius insfrumenti vel eciam manus' (c. 25), ,ictU8
aut percussio manu^ pungno^ laptde, lingno vel alio instrumenU/
(26), ,(pOTCU88io) cum manu vel pungno vel baculo vel gladio
non evaginato' (27), ,(percu8sio) cum manu aut virga aut
ligno quod digiti maioris grossitudinem non excedit^ (28)
(Gegensatz dazu ,cum armis^ ebd., vgl. ,tantum manu percus-
Serif und ,percus8erit sine armis' der Wiener Rechte). Noch
mehr werden die Grenzen der BegriflFe dadurch verwischt, dass
Neust, bei Thätlichkeiten der zweiten, leichter gebüssten Kate-
gorie zwischen solchen unterscheidet, bei welchen ,sangwis
effluxerit' — 10 Schilling (c. 25), und solchen, welche ,8ine
effluxione sangwinis et sine ossium confractura^ geschehen —
5 Schilling oder ,in consimili puniatur' (c. 26), also Talion.
Eine Verletzung durch einen Steinwurf oder durch einen Stock-
schlag, welche eine blutende Wunde zur Folge hat, lässt sich daher
sowohl unter c. 24 (2V2 Pfund) als unter c. 25 (10 Schilling)
subsumiren, wenn man nicht dem ,vulnus^ des c. 24 eine spe-
cifische Bedeutung zuerkennen will.
In Bezug auf die Person des thätlich Beleidigten ent-
wickeln die Wiener Rechte eine reiche Casuistik. Es er-
scheinen da ,bonus homo qui non est nobilis homo^ 1221 und
1244 = ,bonus homo qui non unus de idoneis et honestis^
1278 (I) Art 17 = ,einen gueten man der nicht der teuristen
noch der erberisten einer ist' 1340 Art. 22 — Busse imd Ge-
wette je 2 Pfund, ^ im Gegensatze dazu, aber nur 1221 und
1244, ,honestior persona' (Gericht des Herzogs); ,aliquis infra
murum ad xxx tal. habens' und ,domesticu8 qui non est de
honestioribus et divitibus unus (einen wirt der nicht der teu-
risten oder der reichisten ainer ist)' in allen vier Rechten —
5 Pfund; ,inhonesta persona seil, garziones vel leves iocula-
tores' 1221 und 1244 = ,pers. inh. sc. garz. v. alias viles
personas, lenones, ioculatores' 1278 (I) Art. 19 = ,einen
leichten man, leicht einen lotter oder einen posen spilman^
1340 Art. 24 — Scheinbusse; ,serviens vel aliqua levior per-
sona (einem chnecht oder einem andern leichten manne)' in
allen vier Rechten — 60 Pfg.; ,vir aliquantulum honestus',
im Gegensatze zu ,serviens vel aliqua levissima persona'
1221, 1244 und 1278 (I) Art. 21-1 Pfund bezw. 60 Pfg.
* Auffallender Weise ist 1278 und 1340 nur von Gewette die Rede, da
doch auch Krems 1305 Art. 17 Busse verlangt.
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Neust, dagegen hebt nur hervor ,carcioneiii aut personam in-
honestam qui dicuntur portatores vini ^ vel leithauser aut con-
similes' im Gegensatze zu ^honesta persona' (c. 27)^ dann den
Schüler, der vom Lehrer (fehlt in Wien), den servus, der vom
dominus, und Gesindeleute (familia), die von ihren Dienstgebern
(hospes^ vel hospita) geschlagen werden (c. 28). Zu beachten ist
insbesondere, dass die Spottbusse von drei Maulschellen, welche
Neust, c. 27 der inhonesta persona zuerkennt, in Wien 1221
noch fehlt und hier erst von 1244 an vorkommt. Eine Beson-
derheit des Neustädter Rechtes ist es, dass, wer diese Spott-
busse zu verabfolgen unterlässt (man bemerke die Tautologie:
,quod si non fecerit vel facere neglexeritM), dem Richter 60 Pfg.
wettet.
Bei Verbalinjurien stufen die Wiener Rechte (1221 Art. 13,
1244 Art. 13, 1278 [I] Art. 37, 1340 Art. 44) die Strafe nach
dem Range der activ und passiv betheiligten Personen ab.
Neust, kennt auch hier wie bei den Verwundungen diesen
Unterschied nicht, trennt dagegen die verba mala humana
(filius meretricis aut^ iniquus aut mendax, c. 33) von den
V. m. inhumana (de canibus aut iumentis, c. 34), hierin dem
Ennser Rechte von 1212 Art. 13 (Gbiupp) folgend, welches
jedoch für die letzteren an Stelle der von Neust, verhängten
symbolischen Procession ein Gewette von 3 Schilling setzt.
1 Das sind Leute, welche mit der Zeche durchbrennen. Diese Erklärung
ergibt sich aus zahlreichen Stellen der niederösterreichischen Taidinge,
wo solche Gäste ,Weinaustrager' heissen. ,Es soll ein Jeder, der zum
Wein geht, seine Urten (d. i. Zeche) bezahlen und dem Wirth nicht aus-
tragen* Taiding v. Meidling u. Hietzing §. 13, Kaltenbäck 1, 589; ,Wer
in Frevel seinen Wein austrägt und kommt am andern Tag nicht hinwieder
und dem Wirth den Wein nicht bezahlt, der ist verfallen 72 Pfg/ Taiding
Ton Herzogenburg §. 21, ebd. 2, 95; vgl. ebd. 2, 211 §. 34, 246 §. 36,
282 §. 18 u. s. w.
' hospes bedeutet in den österreichischen Stadtrechten bald Hauswirth:
Wien 1221 Art. 20, 1244 Art 20, 1278 (1) Art 47, Neust c. 28, 30,
83, — bald Gast (Fremder): Wien 1221 Art. 12, 1244 Art. 12, 1278 (I)
Art. 36, Neust c 45, 46. Vgl. ,honesti viri qui appellantur hospites id est
(nicht idem!) wirte' Satzung für die Regensbnrger Kaufleute von 1192,
Tomaschek W. R. 1, S. 2; ,hospes et indigena* Iglau Art. 6 und Tomaschek
D. E. 209.
3 Die Worte meretricis aut fehlen im Codex, sind aber, wie Vergleichung
mit dem Ennser und den Wiener Rechten lehrt, jedenfalls zu ergänzen.
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Die Lästerung des Landesherm, Neust c 37, erscheint
in Wien nur 1278 (I) Art. 39 als Blasphemie der ^principes
Komanorum', ist aus 1340 Art. 46 wieder verschwunden, des-
gleichen aus Krems 1305 Art. 39. Der darauf gesetzte Verlust
der Zunge kann nach Neust, mit 10 Pfiind, nach Wien 1278
(I) aber gar nicht gelöst werden. In allen vier Wiener Rechten
dagegen (1221 Art. 15, 1244 Art. 15, 1278 [I] Art 39, 1340
Art. 46) ist Gottes- und Heiligenlästerung in gleicher Weise
verpönt, wie in Neust, (c. 38).
Beim Verbrechen der Nothzucht (Wien 1221 Art. 8, 1244
Art. 8, 1278 [l\ Art. 25, 26, 1340 Art. 30—32; — Neust c. 57)
besteht folgendes Verhältniss. Die Wiener Rechte behandeln
Frauenraub und Nothzucht gleich. Neust erwähnt den erstem
nirgends. Wien 1221 lässt die Klage einer mulier communis
auf Nothzucht nicht zu; nach Wien 1244 und Neust, wird ihr
Gerechtigkeit wie der Ehrbaren (so auch Ssp. und Schwsp.);
Wien 1278 und 1340 lehnen es ab, für jene eine besondere
Bestimmung zu treffen, gewähren ihr aber immerhin gegen
Ehrenkränkungen Büssung des Schuldigen ,pro qualitate offense
ad arbitrium consulum^ Nach den Wiener Rechten wird, wie
in den meisten Rechtsquellen des XIII. Jahrhunderts, ^ der
Beweis des erhobenen Gerüftes mit zwei glaubwürdigen Männern,
nach Neust, mit solchen oder mit einem rechtschaffenen Manne
und einer solchen Frau erbracht (das Letztere entspricht dem
österreichischen Landesrechte, Rechtsaufzeichnung Art VI, Ent-
wurf Art, VI [MeillerJ). Nach Wien 1221 reinigt sich der Be-
klagte mit dem Gottesurtheile des heissen Eisens, wenn nicht
Uebersiebnung erfolgt. Nach Wien 1244, 1278 und 1340 jedoch
schliesst die mit Gerüfte erhobene Klage die Reinigung aus,
ebenso Neust, welches aber die Ablösung der Todesstrafe mit
Bitte oder Gut (prece vel precio) zulässt. Der Begriff des
Gerüftes in Neust, zeigt eine leise Modification gegen Wien:
hier hat die Gekränkte zu beweisen ,8e clamasse^ (1221), ,8e
clamasse cum opprimeretur vel cum raperetur' (die übrigen);
dort aber wird gefordert, dass sie ,8tatim dum potuit clamando
vel conquerendo super hoc iudicium invocaverit^ Ueber den
Fall, dass der Beweis des erhobenen Gerüftes misslingt, schweigt
1 Vgl. Zieglauer in Wiener phil.-hist. Sitzungsber. 21, 78. Aber auch das
dort citirte Altprager Stadtrecht vou angeblich 1269 ist vor das XIV. Jahr-
hundert wohl kaum zu setzen.
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Wien 1221; die übrigen Wiener Rechte und ebenso Neust,
gestatten hier dem Beschuldigten die Reinigung mit seinem
Alleineide. Nach Verlauf von vierzehn Tagen wird eine Klage
auf Nothzucht weder in Wien noch in Neustadt gehört.
Ueber Ehebruch s. oben S. 141 f., über Heimsuchung S. 129
und 149. Die Fälschung von Maass und Gewicht, die in allen
österreichischen Stadtrechten ihre Stelle findet, ist sehr auf-
fallender Weise in Neust, gar nicht berührt. Dagegen findet
sich die hohe Strafsanction auf Bruch des Marktfriedens nur
Neust, c. 29, nicht in Wien; vgl. aber die Urkunde von 1278
(11) Art. 31. Ueber die Beherbergung eines Geächteten vgl.
Würth nt. 2 zu Neust, c. 58 und o. S. 137.
Neust c. 65 (Straflosigkeit der Gewaltanwendung wider
denjenigen, der sich der Gefangennehmung durch den Richter
oder dessen Leute widersetzt) findet in Wien eine Parallele
erst 1340 Art 39.
6. Die privatrechtlichen Bestimmungen sind beider-
seits sehr dürftig; von Belang ist nur Folgendes. Wien 1221
Art. 19 und 1244 Art. 19 erkennen dem Büi^er, der ohne
Hinterlassung von Weib und Kindern stirbt, das Testirrecht
zu; Neust, c. 80 aber gewährt es für die Fahrhabe auch bei
Hinterlassung von Weib und Kindern. Der erblose Nachlaas
des Butlers fällt in Wien 1221 und 1244 dem Herzoge zu,
nach Neust, c. 81 aber schon der Stadt (,omnia pro conmuni
utilitate civitatis et ipsius [mortui] anima expendantur^). Merk-
würdiger Weise sprechen sowohl Wien 1278 (I) als 1340 von
erblosem Gute nach einem Bürger gar nicht, sondern nur von
solchem nach einem Auswärtigen (Art. 47 bezw. 55; irrig
Würth nt. 3 zu c. 81 und Tomaschek D. R. 205). In Bezug
auf die Vertheilung des erblosen Nachlasses eines Auswärtigen
steht Neust, c. 83 schon ganz auf dem Standpunkte der Wiener
Urkunde von 1278, s. oben S. 140 f. Aber dass die Verwandten
des Erblassers, wenn sie erben wollen, in des Herzogs Ländern
wohnen oder dahin übersiedeln müssen. Neust, c. 81, gehört
nur dem altern Wiener Rechte bis 1244 an, ist 1278 bereits
überwxmden.
Neust, c. 88 beschränkt die Bürgerinnen in Bezug auf
ihre Verehelichung nur insofern, als sie einen ausserhalb der
Stadt wohnenden miles nur mit besonderer £rlaubniss des
Herzogs ehelichen dürfen, widrigenfalls ihr Vermögen dem
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Ltandesherm verfallen ist; gegen die Verbindung mit einem
in der Stadt angesessenen miles obwaltet also kein Anstand
mehr. Dies ist ein Fortschritt gegen Wien 1221 Art. 19 und
1244 Art 19, womach Heirat mit einem miles, ohne Unter-
schied seines Wohnortes, unbedingt (1221) oder ohne Erlaub-
niss des Herzogs (1244) verboten ist und die Zuwiderhandelnde
nicht nur mit ihrem Vermögen, sondern auch mit ihrer Person
der Gnade und Gewalt des Herzogs verfallen ist. Wien 1278
(I) dagegen hindert die Bürgerwitwe nicht mehr, einen miles
zu ehelichen, es verlangt nur, dass sie ,utiliter civitati et
iuxta suam et puerorum suorum decentiam et honorem^ heirate.
An die Darstellung des gemeinsamen Inhalts hat sich
als letzte Aufgabe der vergleichenden Charakteristik noch die
Aufweisung der beiderseitigen Ueberschüsse zu reihen.
Das bedeutende Plus des Neustädter Rechtes in allen
Einzelheiten hier aufzuzählen, ist entbehrlich, da es sich aus
Würths Anmerkungen zum Texte leicht und vollständig heraus-
stellt; auch sind die wichtigsten Punkte schon im Gange der
letzten Erörterungen hervorgehoben. Nur Einiges, was bisher
noch nicht berührt, doch aber von grösserer Wichtigkeit ist,
sei hier zusammengestellt. Dem Wiener Rechte von 1244
fehlen unter Anderem:
1. die Vorschrift über die Ueberführung eines Ver festeten.
Neust, c. 2;
2. der Grundsatz, dass der durch Urtheil der Bürger
Freigesprochene kein Gewette zu bezahlen hat, c. 11, 17, 68;
3. die Bestimmungen über die Art und Weise der Ein-
treibung des richterlichen Wandels, c. 20, 21, vgl. 52, 69,
70, 71;
4. über die straflose Tödtung des Heimsuchers, c. 14, und
desjenigen, der sich der Gefangennehmung durch den Richter
oder dessen Leute widersetzt, c. 65;
5. über die Bestrafung desjenigen, dessen Eid wider-
trieben wurde, c. 35;
6. das Verbot der Belehrung der Zeugen über die von
ihnen zu machende Aussage, c. 36;
7. die Beschränkung der Dauer der Haft, c. 40, 96;
8. die Sätze über den Wandel desjenigen, der einen
Andern ungerechter Weise auf Herausgabe eines Thieres klagt.
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c. 41, dem in einer von ihm erhobenen Criminalklage die
Ueberftihrung misslingt; c. 42, und desjenigen, der eine bereits
durch Urtheil abgewiesene Civilklage nochmals anbringt, c. 43;
9. das raschere Verfahren in Streitigkeiten zwischen
Fremden, c. 45, und rücksichtlich der Liedlohnforderungen,
c. 53;
10. die Bestimmungen über den Gewinn aus unerlaubten
Handlungen, c. 56;
11. über den Beweis von Schenkungen oder von Ver-
käufen unter dem halben Werth der Sache, c. 76;
12. über die Ausschliessung des Zeugnisses eines nahen
Blutsverwandten, c. 78, und eines an einem Vertrage Mit-
betheiligten, c. 79;
13. die Beschränkung der Ehefrau im Rechte der letzt-
willigen Verfügung, c. 82;
14. die Handelsfreiheit der Bflrger, c. 86;
15. das Privilegium de non evocando, c. 91;
16. die Satzung über den Fürfang des Richters, c. 94;
17. das Verbot von Zwangsmitteln zur Erreichung eines
Qeständnisses, c. 101;
18. die Bestimmungen über die Einhebung von Steuern
und Abgaben, c. 102 und 104;
19. über Geiselstellung und Befestigungswerke, c. 103;
20. über die Aufzeichnung und Kundmachung der Bürger-
satzungen, c. 106.
Im Gegensatz zu dieser Reihe ist bei der nim folgenden
Aufzählung der üeberschüsse des Wiener Rechtes von 1244
Vollständigkeit beabsichtigt. Dem Neustädter Rechte fehlen
1. die genauere Bestimmung betreffend den von einem
Todschläger gestellten Bürgen, Wien 1244 Art. 1 (1221 Art. 1,
1278 [I] Art 4, 1340 Art. 8);
2. die Bestimmungen über die in «crepusculo vel in nocte
geschehenen Verwundungen, Art. 2 (1221 Art. 2, 1278 [I]
Art 13, 1340 Art. 17);
3. über den Voreid, Art. 2, 3 (1221 Art. 2, 3, 1278 [I]
Art. 13-15, 1340 Art. 17—19);
4. über den Frauenraub, Art. 8 (1221 Art 8, 1278 [I]
Art. 25, 1340 Art 30);
5. der Grundsatz, dass Niemand in Abwesenheit des
ers oder ohne Beweis der Klaganbringung gerichtet
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werden dürfe, Art. 10 (1221 Art. 10, 1278 [I] Art. 31, 1340
Art. 37);
6. die Bestimmungen über die Hehlsühne, Art. 10 (1221
Art. 10, 1278 [I] Art. 32, 1340 Art. 38);
7. über die Verantwortlichkeit des Bürgers für Vergehen
seiner Hausgenossen, Art. 12 (1221 Art. 12, 1278 [I] Art. 36,
1340 Art. 43);
8. über das falsche Zeugniss, Art. 14 (1221 Art. 14,
1278 [I] Art. 38, 1340 Art. 45) — vgl. aber Neust c. 35;
9. das Verbot des- verborgenen Tragens von ,Stechme8sern*,
Art. 16 (1221 Art. 16, 1278 [I] Art. 40, 1340 Art. 47) - vgl.
aber oben S. 167;
10. die freie Wahl des Begräbnissortes seitens eines in
der Stadt sterbenden Auswärtigen, Art. 20 (1221 Art. 20, 1278
[I] Art. 47, 1340 Art. 55);
11. die Bestimmung über das Zeugniss der ,Leitkfiufer',
Art. 21 (1221 Art. 21, 1278 [I] Art. 48, 1340 Art. 56);
12. das Niederlagsrecht, Art 23 (1221 Art. 23, 1278 [I]
Art. 50, 1340 Art 58);
13. das Verbot des Kaufes und Verkaufes von Gold und
Silber durch Auswärtige, Art. 23 (1221 Art 23, 1278 [I]
Art 51, 1340 Art 58);
14. die Bestimmung über falsches Maass und Gewicht,
Art. 25 (1221 Art 26, 1278 [I] Art. 55, 1340 Art 63);
15. das Verbot, ungarischen Wein in den Burgfrieden
einzuführen, Art. 29 (fehlt 1221; 1278 [1] Art. 61, 1340
Art 75);
16. die Zusicherung des Schutzes für österreichische und
fremde Kaufleute, Art 30 (fehlt 1221 und 1340; 1278 [I]
Art 62).
(Die Verordnung über das Tragen gespannter Armbrüste,
welche das Wiener Recht von 1221 Art 24 enthält, fehlt 1244
und Neust., ist aber Wien 1278 [I] Art 52 und 1340 Art 61
wieder vorhanden, vgl. oben S. 160.)
Wie unrichtig ist demnach Würths Behauptung (S. 18),
dass kein im Wiener Recht von 1221 — denn die Urkunde
von 1244 kannte er nur als Hainburger Privileg — nor-
mirter Gegenstand in der Neustädter Urkunde übersehen ist
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175
Aus der hiemit in den Hauptpunkten durchgeführten
Vergleichung des Neustädter Denkmals mit den Wiener Rechten
ergibt sich für ersteres ganz bestimmt eine Entwicklung s-
stufe^ die zwischen jener des Wiener Rechtes von
1244 und jener der Urkunden von 1278 liegt. Einzelne
Momente, z. B. das Privilegium de non evocando, der Gerichts-
stand des Lehensherm und Bergmeisters, die Vertheilung erb-
losen Gutes, die Bezeichnung des Gegensatzes zur humilis
persona u. s. w., weisen ebenso bestimmt auf grössere Nähe
zwischen Neust, und Wien 1278, als zwischen Neust.
und Wien 1244. Hiebei ist nicht übersehen, dass bei Ver-
gleichung eines aus der landesfiirstlichen Kanzlei hervorgegan-
genen Privilegs (Wien 1244, wohl auch 1278) mit einer inmitten
des vielgestaltigen städtischen Lebens selbst angefertigten Dar-
stellung des geltenden oder erstrebten Rechtszustandes (Neust.)
die Schlussfolgerung sich nicht so frei und sicher bewegen
darf, wie bei der Vergleichung je zweier gleichartigen Grössen,
eines landesheriiichen Privilegiums mit einem andern, einer
städtischen Codificirung mit einer zweiten. Sonst hätte die
reichere Exemplificirung, die ausgebildetere Casuistik, die ganze
mehr auf Entwicklung des Einzelnen, Praktischen und Kleinen
gerichtete Anlage des Neustädter Rechtes verleiten können,
es noch hinter das Wiener Recht von 1340 zu setzen, was
allein auf diese Momente hin doch gewiss nicht statthaft wäre.
Die Bestimmungen des Wiener Rechtes, die dem Neustädter
fehlen, sind nicht von der Art, dass aus diesem Abgang auf
zurückgebliebene Entwicklung und höheres Alter des letztern
geschlossen werden dürfte. Wenigstens bei den Sätzen über
Fraüenraub, falsches Zeugniss und unrichtiges Maass und Ge-
wicht (oben S. 173 und 174, Punkt 4, 8 und 14), vielleicht
auch bei jenen über den Bürgen des Todschlägers und gewisse
Verwundungen (Punkt 1 und 2) ist ein Uebersehen des Be-
arbeiters bei der genügend nachgewiesenen Ungründlichkeit
seiner Methode der nächstliegende Erklärungsgrund; andere
Kategorien, etwa die unter 10, 13, 15, einzuführen, war aus
localen Gründen unmöglich. Auch der Rest jener Ueberschüsse
ist fQr die Datirung durchaus belanglos.
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176
§.5.
Ergebnisse.
Die eingehende Prüfung zahlreicher Einzelheiten unseres
Denkmals, die Vergleichung desselben mit dem echt documen-
tirten Neustädter Rechte und mit den Wiener Privilegien des
XIII. Jahrhunderts hat ergeben:
1. Die mit dem Namen eines Herzogs Leopold — wahr-
scheinlich Leopolds VI. (VII.) des Babenbergers — als Aus-
stellers versehene Wiener-Neustädter Stadtrechtsurkunde ist
nicht ein aus der landesfürstlichen Kanzlei hervorgegangenes
Privilegium. Sie ist vielmehr die aus echten Privilegien, Raths-
schlüssen, Taidingsaufzeichnungen und aus bis dahin ungeschrie-
benem Gewohnheitsrechte der Stadt, dann aus dem Stadtrechte
Herzog Friedrichs H. für Wien von 1244 mit wenig Qeschick
zusammengestellte Arbeit eines Unbekannten.
Ist es gelungen, diese Ansicht im Gange der Untersuchung
fest zu begründen, so ist damit Meillers Hypothese, die Ur-
kunde sei von dem habsburgischen Herzog Leopold HI. um
das Jahr 1381 gegeben, beseitigt. Von der Aufstellung dieser
Hypothese hätte übrigens schon die Sprache, in der das Denk-
mal abgefasst ist, abhalten können. Seit Rudolf IV. haben
österreichische Herzoge Stadtrechtsprivilegien nicht mehr in
lateinischer Sprache erlassen. Das jüngste österreichische Pri-
vilegium für Neustadt in lateinischer Sprache ist jenes von
Rudolf IV. ddo. 1360, Juni 2 (oben §. 2 nr. 38). Wien hat
sogar schon 1288 sein letztes lateinisches Privileg erhalten
(Tomaschek W. R. nr. 21).
2. In Bezug auf die Zeit, in welcher das Werk als
Ganzes, wie es uns vorliegt, entstanden ist, ergibt sich als
feste Grenze gegen die Vergangenheit hin das Jahr 1251, da
die Schlussformel des Ottokarischen Privilegs aus diesem Jahre
wörtlich herübergenommen ist (oben S. 115 f.). Weit unsicherer
ist die Grenze gegen die Gegenwart her. Aus äusserlichen
Momenten gewinnen wir da einen einzigen Haltpunkt: die £ut-
stehungszeit der ältesten Handschrift, c. 1380 (oben S. 80).
Dass einzelne Artikel bestimmt um Vieles älter sind, z. B.
c. 92 vor 1254 entstanden ist (S. 132), kann natürlich für die
Entstehungszeit des Werkes als eines Ganzen nicht mass-
gebend sein.
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177
Den weiten Spielraum zwischen 1251 und 1380 zu ver-
engem, ermöglichte uns die Zusammenhaltung unseres Denkmals
mit den Rechtsurkunden der benachbarten Landeshauptstadt.
Aus einer Menge von Vergleichungspunkten hat sich ergeben,
dass die Entwicklungsstufe des Rechtsinhaltes unseres Denkmals
zwischen jener des Wiener Rechtes von 1244 und jener der
Wiener Rudolfina von 1278 liegt; ferner, dass Neust, näher bei
Wien 1278 als bei Wien 1244 steht (S. 175); dass aber, während
Benutzung des Wiener Fridericianums von 1244 unzweifelhaft
stattgefunden hat, Bekanntschaft mit den Wiener Urkunden
von 1278 nirgends nachgewiesen werden kann, dass insbeson-
dere in einem Punkte, wo Wien 1237 von Wien 1278 (II)
im Ausdrucke abweicht, Neust, dem Wortlaute der altem Ur-
kunde folgt (S. 143). Damit ist die Entstehungszeit der
Neustädter Urkunde auf den Zeitraum von 1251 bis
1278 eingeschränkt.
Auf dem Wege nach meinem Ziele, den Zeitpunkt der
Anfertigung unseres Falsums möglichst genau festzustellen,
sehe ich mich an diesem Punkte von weiteren concludenten
Thatsachen verlassen. Ist es mir deshalb gestattet, von hier
ab den Boden der Vermuthung zu betreten, so möchte ich
eine solche für den Schluss des Jahres 1276 oder die
ersten drei Viertheile des Jahres 1277 geltend zumachen
versuchen.
Wie das Thun und Lassen, das Wollen und flaben der
Hauptstadt für die Provincialstädte einen Gegenstand eifer-
süchtiger Aufmerksamkeit bildet, wie diese bemüht sind, es
jener im Erreichbaren, oft auch im nicht Erreichbaren, gleich
zu thun, erfahren wir heute täglich. Es ist zu den Zeiten
unserer Vorväter nicht anders gewesen. War durch die Gnade
des Landesfürsten der Hauptstadt eine Fülle von Rechten und
Freiheiten zugewandt, so ergab sich das Streben der Land-
städte nach gleichem Besitze. In Oesterreich ist es den Städt-
chen Hainburg und Eggenburg noch im Laufe des XIII. Jahr-
hunderts gelungen, die Begabung mit dem Rechte von Wien
zu erlangen; noch in den ersten Jahren des XIV. Jahrhunderts
schwang sich Krems auf die gleiche Stufe. Minder begünstigt
dagegen fand sich die Neustadt. ^ Als nach dem Ausgange
* Das« in Art 6 des rndolfinischen Privilegs von 1277 eine Bewidmung
Neustadts mit Wiener Recht gelegen sei, Tomaschek in Wiener phil.-hist.
Archiv. Bd. LX. 1. H&lfte. 12
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178
der Babenberger, nach fast funQährigen Wirrnissen ein neuer
Herzoge das Land betrat, die Städte , der wüsten Zustände
müde, unter Vortritt Wiens ihm ihre Thore öffneten, da nahm
man in Neustadt zuerst die Gelegenheit wahr zu erwerben,
was Wien seit Jahren besass: man schrieb das Wiener Eaiser-
privileg von 1237 bezw. 1247 für Neustadt um und l^e die
Fälschung dem neuen Landesherrn zur Bestätigung vor. Unter
allen Städten hatte die Neustadt allein mit der Anerkennung
Ottokars sich einigermassen schwierig gezeigt; sein Entgegen-
kommen in der Privilegienfrage konnte den Widerstand brechen.
So ward denn die Bestätigung ertheilt, trotz der fast augen-
fälligen Unechtheit der Vorlage. (Vgl. Lorenz, Deutsche Gesch.
1, 93.)
Der erste Erfolg munterte bei Wiederkehr der Gelegenheit
zu weiterer Unternehmung auf. Jene war gekommen, als fünf-
undzwanzig Jahre später der römische König, feindselig gegen
Ottokar gewandt, die Marken des Landes überschritt, als nach
der Capitulation der Hauptstadt Ottokar Oesterreich an Rudolf
hatte abtreten müssen, und für die geistlichen und weltlichen
Körperschaften des Landes Bestätigung der beigebrachten Rechte
oder Verleihung neuer durch den König in Aussicht stand.
Da schickte man sich in Neustadt an zu wiederholen, was
schon einmal -so gut gelungen war. Nur sollte jetzt die Sache in
grösserem Stile durchgeführt, die Gelegenheit ergiebiger ausge-
nutzt werden. Nicht nur die Hauptpunkte des Wiener Rechtes
von 1244, das für das rechtliche Leben der Bürger noch mehr
praktischen Werth besass als das Kaiserdiplom von 1237,
sondern auch alles aus dem heimischen Rechte der Stadt sich
Darbietende wurde aufgerafft, dabei auch nicht unterlassen,
ein Capitel (102) einzuschalten, das die Bürgerschaft vor den
drohenden Steuerauflagen des Königs schützen konnte (vgl.
Cont. Zwetl. HL bei Pertz SS. 9, 657, Annal. Colmar. bei
Böhmer, Fontes 2, 11). Alles dies ward in Hast und Ueber-
stürzung, deren Spuren in dem Denkmale allenthalben zu Tag^
treten, zu einem wenig gelungenen Ganzen zusammengeschweisst,
das man unter die Aegide Herz(^ Leopold des Glorreichen — für
Oesterreich damals noch der Geber alles guten Rechtes ^ — stellte.
Sitzungsber. 83, 297, vgl. 345, scheint aas dem Wortlaute desselben nicht
gefolgert werden za können.
« Vgl. Siegel in Wiener phil.-hist. Sitzungsber. 36, 121.
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179
Das Werk, in der äussern Form eines Diplomes sich darstellend,
aber nicht mit dem Siegel des Ausstellers, sondern mit jenem
der Stadt versehen (oben S. 99), ward nebst anderen, echten,
aber unverfänglichen Urkunden und Acten der königlichen
Kanzlei zur Bestätigung vorgelegt. Aber diesmal blieb der
Erfolg aus. Die zahlreichen, mitunter höchst gröblichen Miss-
griflfe in dem Fabricate, die stilistischen Mängel desselben,
seine ungenügende äussere Beglaubigung, konnten der wohl-
geordneten und trefflich besetzten Kanzlei des Königs nicht ent-
gehen. Sie versagte die Bestätigung und gab dafür am 22. No-
vember 1277 ein Privilegium völlig selbständiger Fassung hinaus.
Dies meine Hypothese — und nur den Werth einer
solchen nehme ich für die letzten Ausführungen in Anspruch.
Ich übersehe nicht, dass ihr das oben S. 114 besprochene
Verhältniss von Leop. c. 76 zu Rud. 1277 Art 11 einige
Schwierigkeit bereitet; scheint ja doch hier Rud. von dem
Falsarius benutzt und in seiner gewohnten Weise stilistisch
behandelt worden zu sein. Aber wie schon a. a. O. angedeutet
ist, bietet sich die Annahme dar, dass beide Stellen auf eine
gemeinsame Vorlage zurückgehen, die heute verschollen ist.
Aehnlich verhält es sich ja auch bei Leop. c. 103 und Rud.
Art. 19, wo die gemeinsame Quelle noch in Ottok. 1253
Art 1 und 3 vorliegen dürfte, vgl. oben S. 115. Der An-
sicht, der Fälscher habe die rudolfinische Handfeste von 1277
vor sich gehabt, kann überhaupt mit der Frage entgegen-
getreten werden, warum er denn aus dem reichen Schatze
ihrer Verleihungen gerade nur diese eine sich angeeignet,
andere weit wichtigere und förderlichere, z. B. das Dingen
vom Stadtgerichte an den Rath, das Testirrecht über die ge-
sammte Habe, die Befreiung vom Strandrecht, die Lehen*
fkhigkeit der Bürger, das Verbot der Einfuhr ungarischer
Weine, beiseite gelassen habe, für welche alle der Schein
höhern Alters doch genau ebenso wichtig oder — gleichgültig
sein musste, als für jene eine?
Eben diese Erwägung ist auch geltend zu machen, wenn
die Priorität des Rndolfinums wegen der Thatsaehe behauptet
werden wollte, dass hundertsiebzig Jahre lang nach Erlassung
desselben von Seite der Neustädter keine Berufung auf das Leo-
poldinum stattfand, auch damals nicht, als in jenem Conflicte
mit den Wiener Bürgern am Ende des XHI. Jahrhunderts so
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180
starke Versuchung dazu vorhanden gewesen wäre (s. oben
S. 117 f.). Aus dieser Thatsache scheint mir vielmehr eine
Bestätigung desjenigen Theiles meiner Hypothese zu fliessen^
welcher die Zurückweisung des Falsificates durch die Kanzlei
Rudolfs annimmt, ein Ereigniss, dessen Kunde die Zeitgenossen
sicherlich überdauert hat. Hieher gehört auch noch Folgendes.
Um das Jahr 1280^ vielleicht zur Zeit und aus Anlass der
Belehnung Albrechts mit dem babenbergischen Erbe, scheint
in Neustadt ein Copialbuch der wichtigsten städtischen Ur-
kunden angefertigt worden zu sein, welchem das angebliche
Leopoldinum, dessen wenig Jahre altes Missgeschick noch
frisch in der Erinnerung lebte, nicht einverleibt ward. Ich
schliesse auf das Vorhandensein jenes Copialbuches aus dem
Umstände, dass die nachfolgend verzeichneten Urkunden aus
der Zeit von 1251 (bezw. 1237) bis 1277:
1. Herzog Ottokars Judenordnung von 1253,
2. desselben Privileg für Neustadt v©n 1253,
3. desselben Revers an die Neustadt von 1251 betreffend
das Erbrecht der babenbergischen Nachkommen,
4. desselben Bestätigung des Fridericianums von 1247,
5. die Urkunde König Wenzels von Böhmen für Neu-
stadt von 1251,
6. die Urkunde der drei Bischöfe für Neustadt von 1251,
7. König Rudolfs Landfriede von 1276,
8. das Friedensinstrument von 1276,
9. das grosse rudolfinische Privileg mit der ihm ange-
hängten Aufzeichnung über das Richterrecht * —
in den Neustädter Handschriften AI nr. 1 und nr. 3 je in
der gleichen Reihenfolge erscheinen (s. oben S. 81), ohne
dass, wie die Vergleichung der beiderseitigen Lesarten ergeben
hat, 3 aus 1 abgeleitet wäre. In der Hs. 1 steht Leop. an der
Spitze der Reihe, in 3 nach derselben durch einige Zwischen-
stücke von ihr getrennt, kann also jenem Cartular, aus dem
die Urkunden in die beiden Hss. übernommen wurden, nicht
angehört haben. Erst im XIV. Jahrhundert begann man das Leo-
poldinum in die städtischen Privilegienbücher aufzunelmien, als
die Thatsache seiner Ablehnung durch Rudolf in Vergessenheit
> Hier wSre ein Haltpunkt zur Datirung dieser Aufzeichnung gewonnen,
den ich bei Bearbeitung meiner Urkundl. Beiträge (S. XXV), da mir
damals die Hs. 3 leider noch unbekannt war, nicht verwertfaen konnte.
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181
gerathen war und vielleicht Niemand in der Stadt mehr an
seiner Echtheit zweifelte.
3. Wer war der Fälscher? wenigstens: welchen Kreisen
gehörte er an? welche Partei beeinflusste ihn? Dies sind Fragen,
deren Beantwortung kaum in der Form der unbestimmtesten
Vermuthung gewagt werden kann. Aus den Hinweisen auf die
leges divinae c. 12, 19, auf die iura canonica c. 67, auf die
divina ultio c. 56, aus der wörtlichen Anführung einer Bibel-
stelle c. 53 könnte auf einen Geistlichen geschlossen werden.
Widerspricht dem das Capitel von der Schule (115, vgl. oben
S. 152 f.), so bietet sich die Annahme späterer Einschaltung
desselben in die fertig vorliegende Arbeit dar — eine Annahme,
nebenbei bemerkt, die ich nur für dieses einzige Capitel be-
gründet finden könnte. Starke Parteigegensätze, wie sie das
städtische Leben des XIII. Jahrhunderts anderwärts an die
Oberfläche bringt, zeigen sich nicht; der ,Armen^ ist wohl-
wollend gedacht (oben S. 161); die Zünfte freilich gemessen
nur bedingte Duldung (ebd.). Noch ein Punkt, die interpolirte
Jurisdiction des Bürgermeisters über den Stadtrichter, die ent-
schieden nicht Recht, sondern unmöglicher Anspruch ist (s. oben
S. 146 f.), lässt erkennen, dass der Stadtrath dem Werke nicht
durchaus ferne steht. Es mögen unfreundliche Begegnungen
zwischen dem landesfurstlichen Beamten und der Bürger-
behörde vorgefallen sein, welche Anlass zu der Interpolation
gegeben haben.
Lenke ich die Vermuthung über den Verfasser des Denk-
mals auf den Stadtschreiber Neustadts, der ja geistlichen
Standes gewesen sein kann, so bestimmt mich dazu nur, dass
in diesem Manne der mit dem Schriften- und Urkundenwesen
vertrauteste Stadtbewohner vorauszusetzen ist, dem auch ge-
nauere Kenntniss des heimischen Rechtes nicht gebrechen
durfte. Vgl. Luschin, Gerichtsw. 207 und Weiss in Wiener
6esch.-Q. 1. Abth. 2, 257. Im XIII. Jahrhundert sind folgende
Schreiber in Neustadt urkundlich nachweisbar:
Merboto scriba: Urk. v. 1245, Apr. 8, o. O. (Orig. im
Deutschordens-Centralarch. zu Wien nr. 161, vgl. Duellius,
Hist. ord. equ. Teuton. 78 nr. 1);
ülricus notarius: 1256, o. T., Neustadt (Orig. ebd. nr. 228,
Duellius 1. c. 79 nr. 4), und 1260, Jan. 30, Neustadt (,in castro
quatuor turrium') (Orig. ebd. nr. 305, Duell. 55 nr. 7);
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182
Sifndus scriba: 1262^ Juni 4^ Neustadt (Orig. im steierm.
Landesarch. nr. 798^);
EberharduB notarius: c. 1270 < (Fontes rer. Austr. 2. Abth.
11, 121 nr. 116); Eberhardus notarius civitatis, civis: 1287,
Mai 29, 0. O. (Cod. 58 saec. XV. d. Wiener Staatsarch. S. 232
nr. 281, vgl. Hanthaler Rec. 1, 228 nr. 11).
Nur der letzte, welcher eben der kritischen Zeit an-
gehört, ist bestimmt Stadtschreiber.
II. Ausgabe.
Eine neue Ausgabe des Neustädter Stadtrechtes durfte sich
nicht wie die erste auf die lateinische Originalfassung des
Denkmals beschränken. Die deutsche Uebersetzung, welche
dem XIV. Jahrhundert angehört und im Mittelalter von ungleich
grösserer praktischer Bedeutung war als der Urtext (s. oben
S. 78), musste vollständig mitgetheilt werden. Im Interesse
der bequemen vergleichenden Uebersicht beider Fassungen
wurde in der Ausgabe Nebeneinanderstellung derselben auf
gespaltener Columne durchgeführt.
Für die lateinische Fassung ist als Grundtext jener des
Neustädter Codex AI nr. 1 — Text / — gewählt : er ist nicht
nur der älteste, sondern auch der vollständigste und correcteste.
Nicht so leicht war die Wahl des Grundtextes fiii* die Ueber-
setzung. Aus der Textgruppe A war a wegen grosser Fehler-
haftigkeit, b wegen der massenhaften Auslassungen nicht ver-
wendbar. Die Gruppe C bietet allerdings die älteste Hand-
schrift dar (Neust. Cod. AI nr. 1, Text Ca)] aber beide Texte
dieser Gruppe entfernen sich bekanntlich von der ursprüng-
lichen Gestalt durch Verkürzungen und Vereinfachungen der-
selben. So erübrigt die Familie B, welche in der That,
wenn auch nicht die ältesten, so doch die correctesten Hand-
schriften der deutschen Fassung enthält. Aus ihr ist die
älteste Handschrift, Ba, zur Grundlage des Textes genommen,
welche der prächtigen Jüngern, 56, an Correctheit mindestens
> lieber das Datom 8. oben S. 158 nt 1.
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183
gleichsteht, während Ba' als Copie von Ba keinen selbstän-
digen Werth besitzt.
Der lateinische Grundtext ist, von einigen sofort anzu-
führenden Ausnahmen abgesehen, buchstäblich getreu wieder-
gegeben; so sind denn auch die Inconsequenzen in der Ortho-
graphie (imp-, comp- und inp-, conp-, pignus und pingnus,
pecunia und peccunia u. s. w.) aus der Vorlage übernommen.
u steht in der Ausgabe ausschliesslich für den Vocal, v aus-
schliesslich für den Consonanten, i für Vocal und Consonant.
Die Interpunction ist im Allgemeinen dem heutigen Gebrauche
gemäss geändert; jedoch sind entbehrliche Zeichen, auch wo
sie dieser gefordert hätte, vermieden. Majuskel ist nur im
Satzanfange und bei Eigennamen bewahrt. Schreibfehler und
andere Versehen der Vorlage sind im Texte berichtigt, unter
den Varianten aber bemerkt. Grammatikalische Fehler der-
selben wurden — unter gleicher Vorsicht i — nur dann ge-
bessert, wenn sie nicht durch die Seitenhandschriften bestätigt
sind. Ein durch alle drei Handschriften bezeugter Fehler
dieser Art erscheint auch im Texte der Ausgabe; er gehörte
der Urhandschrift an und ist für deren Kritik von Wichtigkeit
(vgl. oben S. 84 und 130). Cursive ist angewandt, wo gegen
alle drei Hss. geändert wurde; Ergänzungen augenscheinlicher
Lücken stehen cursiv in eckigen Klammern. Petit sind alle
diejenigen Stellen gedruckt, welche aus Wiener oder noch vor-
handenen Neustädter Privilegien entlehnt sind, wobei mittelst
Sternchen auf die unter dem Texte angeführten Ueberschüsse
der Quelle verwiesen ist.
Der deutsche Text ist nach den Grundsätzen bearbeitet,
welche von der kais. Akademie der Wissenschaften zu Wien
für die Ausgabe der österreichischen Weisthümer aufgestellt
sind. Von der Anwendung der Majuskel und der Cursive sowie
von der Interpunction gilt das für den lateinischen Text Be-
merkte. Die Gestalt des Grundtextes ist auch dort bewahrt,
wo die eines Seitentextes der lateinischen Fassung näher stand.
Schreibfehler und Lücken des erstem — zu ihrer Erkenntniss
und Beurtheilung bot in zweifelhaften Fällen der lateinische
Text sichern Anhalt — sind aus den Seitentexten gebessert,
aber in den kritischen Noten erwähnt.
Bezüglich der Auswahl der Varianten musste bei der
deutschen Fassung weit strenger zu Werke gegangen werden,
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184
als bei der lateinischen. Aber auch bei dieser verbot es sich
ganz von selbst^ in der Anfuhrung der oft ungeheuerlichen
Verstösse der Seitenhandschriften nach Vollständigkeit zu
streben. Jedoch durften solche Versehen dort nicht unbemerkt
bleiben, wo sie zur Beurtheilung des Verhältnisses der Hand-
schriften beizutragen vermochten. Ausserdem sind, nach Ho-
meyers Vorgang (Einleitung zum Ssp. Ldr. 105 f.), solche
Abweichungen vom Grundtexte, welche einen andern Sinn
geben oder den gleichen Sinn durch andere Wendung des
Gedankens oder durch andere gleichbedeutende Worte aus-
drücken, in der lateinischen wie in der deutschen Fassung
überall angeführt; in letzterer auch solche rein dialektische
Abweichungen, welche dem Philologen von Interesse sein
konnten. Die Siglen /. und fh. bedeuten ,fehlt' bezw. ,fügt
hinzu^ War eine Lesart sämmtlichen Texten einer Gruppe
gemeinsam, so geiügte zu ihrer Einführung die Gruppensigle;
also steht II für ,111 und 112", B für ,Ba, Bai und BV etc.
In Fällen, wo die Lesart von Cb kennen zu lernen erwünscht
gewesen wäre, diese aber wegen der starken Beschädigung
der Handschrift nicht mehr zu erkennen war, ist dies durch
die Formel ßh ' angedeutet.
Der Text musste selbstverständlich der verschollenen Ur-
handschrift, soweit deren Gestalt noch ei*schliessbar ist, mög-
lic|;i8t angenähert werden. Jedoch war es unzulässig, hierin
so weit zu gehen, dass auch die Capiteleintheilung und Zählung,
welche dem Urtexte gefehlt haben, wieder beseitigt worden
wären. Die Ausgabe folgt darin dem lateinischen Texte /.
Wäre auch hie und da durch Abweichung von demselben eine
befriedigendere Gliederung zu erzielen gewesen, so entschied
doch die Rücksicht, dass nach der Zählung des Textes /, da
sie auch Würth angenommen hat, bereits vielfach citirt ist
Dagegen habe ich die in den Hss. vorliegenden Capitelüber-
schriften aus meinem Texte entfernt und unter die kritischen
Noten gestellt. Denn jene sind sowohl in der lateinischen als
in der deutschen Fassung jüngeres Beiwerk, überdies häufig
ungenau, nichtssagend, ja geradezu unrichtig; vgl. Text / zu
c. 4, 5, 13, 42, 68 . . . ., alle deutschen Texte zu c. 6, 15,
39, 61, 62, 73 , insbesondere Ca zu c. 71, 76, 91,
92, 93, 98, 102 Bestand zwischen einer Rubrik, wie
sie in dem Inhaltsverzeichniss einer Hs. erscheint, und jener.
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185
welche im Texte der Hs. steht, ein bemerkenswerther Unter-
schied, so ist auch dieser ersichtlich gemacht und die Lesart
des Registers durch ,Reg.* eingeführt. Die zum Texte Aa
angeföhrten Ueberschriften sind sämmtlich dem Inhaltsver-
zeichnisse desselben entnommen (s. oben S. 85). Für den
Text der Ausgabe habe ich zur Erleichterung der Inhalts-
übersicht selbst Capitelüberschriften angefertigt, welche sich
vielfach von jenen Würths entfernen mussten, hie und da aber
auch sich diesen anschliessen konnten.
Auf die Capitelüberschrift folgen in je besonderen Zeilen
zunächst unter ,Abh.' Verweisungen auf die Stellen dieser Ab-
handlung, an denen von dem betreffenden Capitel die Rede
ist, sodann bei den nachweisbar entlehnten Capiteln die
Quellenangabe. Für beide Zeilen ward, sowie überhaupt für
Alles, was mein Beiwerk zum Texte ist, Cursive verwendet.
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186
(Zum Prooemium vgl Ahh, 8. 123 /. 135 /,)
Wim 1244 Prooem,
Lenpoldos dei gracia dox
Anstrie, Stjrie etc.* omnibos pre-
sens scriptum inspectoris sa-
Intern in perpetmim.
Gloria prineipiim lacins übe-
rioBqne per pacem et quietem subdito-
mm elncescit, qüando £una clemende
et diligencia proteccionis eorom exten-
ditnr ad poBteros,^ salntem qaoqaec
merentur a domino, com eos quibos
presont boni« et honestis consweta-
diniboB et institatifl ab^ enormitatibas
qnibiiB non solum corpora sed et
anime perdontur,« cohibent et ad
iiuticie tramitem conyersacionemqne '
bonam etcnilibetg proximo sao ntilem
iuris severitate dirigunt et pro-
dnennt. Hinc est qnod nos, civiam
nostromm Nove** civitatis devo-
cionem et peticionem affectuosam pia
animadvertentes i consideracione) do-
nayimna ipsis ac^ posterisl eonun
etm loxta consiUnm et ammonicionem
fidellum acD ministerialiom nostromm
perpetua statoimns donacione iura
• St etc.] /// Stirie, 2 et
Stiriae. »» i// pastores. «/. 7/2. V. //.
• 112 conservantnr. ' tr. conv.] //
charitatem conservacionemqae. ^ IIl
civibus, 2 civibus et. ** / iure. * de-
Yocionem animadv.] /. //.
^lll et. ^ II /h. devocionem et peti-
cionem effectuosam pia anima adver-
tentis. "» / ut » /// hac.
Leupolt von gotezgenaden
herzog ze Osterreich und ze
Steir* wünschet allen den die
disen brief sehent ^ dez ewigen
hailes.^ Die er der fiirsten er-
scheinet weiten und fruchtper-
leichen von dem frid und von
dem gemach irr undertenigen,
swenn der leunt ir g&t und die
enzikait irez schermez sich prai-
tet und gelang ^ an ir chünf tigen,
und verdienent auch daz hail
von unserm herren, swenn [si]
die® der si pflegent und under
in sind, mit g&ten aufsätzen
und mit' er wer gewonhait wernt
und twingent von der unge-
h6rsam da niht alain der leib
halt die sei von werdent ver-
lom, und si laitent und prin-
gent mit dem ernst dez rechten
und mit g&ter gewonhait «^ an
den weg der gerechtikeit der^
ainem iegleichem nütz und gut
ist. Darum b haben wir bedacht
* u. ze St.] Ca ze Steyren und
herre ze Chrain, b ze St., zu Eemdten
und ^ C fh, oder hörent
<^ der Rest des Prooemium» f,C, ^ A
gelanget " von u. h . . . . die] f.Ba\
^ Ä fh. ^eter. « m. g. g.] ^6 ge-
wonhait deu g^et ist. ^ Bb den.
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187
per qae» dementer eonmdem päd
ac tranqnillitati^ possit comode pro-
Tideri.
mit guter betrachtung die an-
dechtigen und die girleichen
pet unser purger ze der Newen-
stat, daz wir nach dem rat
und nach der mainung unserr
getrewen dienstherren in* und
all ir nachchunft^ mit ewiger
gab aufgesetzt und geben haben
die reht von den in frid und
genad und gemach besehen und
auch beschermet werden mag.
Cap. 1.
Verfahren vnder einen vermöglichen Bürger, welcher der Todtung
einer Person von mittlerem Stande beschuldigt ist.
(Ahh. S, 116. 125. 136, 162. 165.)
Wien 1244 Art. 1.
c Statuimas ergo ut, si aliquis
dvium habens infra muros^ dvitaÜB
et fossatome ad valorem quinqna-
ginta talentoroin in hereditatibus ^
de bomicidio foerit incneatoa, aat yim
vis repellendo quod vulgariter didtor
n8twer aut casualiter in humilem
personam homiddium conmiserit, talis
non captivetur a iudice civitatis
ob racionem suarum emen-
darum nee fideiussione indigeat
prol^ se olla, sed per diem illum et
noctem sequentem qaocumqae velit
* 1 hec. ^ I tranqnillitate.
« üeberschrifl in I: Qui hnmilem per-
sonam interfidt vel per nötwer inter-
fidt ** // mumm. • 112 fossarum.
n/h, ei. «/. ///. »»/ per.
^Wir setzen daz auf:
swelher purger innerthalb der
statmaur und zwischen der-
selben^ maur und® dez auzzern
graben hat an urbar und an
erb daz funfzik pfunt pfennig'
wert ist, wirt er gezigen oder ^
geschuldigt einez todslagez,
oder der^ sich notwer^ seinez
leibez wert ^ oder, von geschiht
gevellet in einen todslag ainer
mittern person, denselben sol
der statrichter* niht durch
• alle Hss. ir. ^ Ä nagstkttnft.
** üeberichrifl in Aa (Reiter): Von
burger redit; in Ah: Von der purger
recht; in B: Wer fünfzig pfunt wert
hat, ob der einen totslag tftt, cap. 2.
* C der. • zwischen und]
/. Bb, ff, Bb, tAC und. »»Cer.
» Cb notwert. ^ /. C, ^ Bb richter.
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188
habeat licenciam fag^endL Qui si
iudicium fugerit, tribus edictis
videlicet per ter quatuordecim *
dies a iudice et^ pretorio* tunc
citetur^ et si tunc non venerit ad
iudicium non coactus, proscrip-
tum pronunciet eum iudex. Et
si post has inducias deprehen-
sus fuerit vel in ipsis induciis
se iudicio non presentaverit^
non coactus, iudicetur de eo ut
exigit ordo iuris, id est quod
duobus testibus ydoneis cum
evidenti intersigno quod in vul-
gari dicitur hanthaft,® vel
cum Septem testibus ydoneis
preter hanthaft^ iuramento-
rum deposicionibus^ devincatur
et pena digna per*» iudicium
puniaturJ
• // xxüü. »» // in. « 90 aJle
H99,; Ue9 (in) pretoriumf ^112 ex-
hibuerit. • // handhalt. ^ II handhalt
K /disp. ^ I pro. * I fh. etc.
seiner wandel willn vahen noch
er* endarf chain gewishait für
sich darumb tun/ er sol halt
den selben tag und die nacht '^
freien wal und Urlaub haben
ze gen und ze fliehen swo
er hin wil oder mag. Und
fleucht er dann darnach daz
gericht, so sol er von dem
rieh ter** geladen und gevodert
werden under die schrannen
drei vierzehen tag. Chumt er
dann niht in der zeit unbe-
twungenleich in daz gericht,
so sol ® in der richter in die
cht chünden. Und wirt er nach
der zeit begriffen oder^ ge-
vangen oder erpeut er sich
niht unbetwungenleich in daz
gericht, so sol man hinz^ im
richten als zeitleich*» und reht
ist, und doch also daz man in
mit zwain unbesprochen * zeu-
gen^ und mit dem sichtigen
und scheinigen* zaichen der
hanthaft"» oder mit siben zeugen
unbesprochen &n die hanthaft
und mit aufgehabten" banden*»
z4 den aiden überwinden sol,
und sol dann gen im richten
• »tehl nur Baa\ »» Cb icht
entftn. ^ A fh. darnach. <* Ca ge-
richt. • Ca fh. man gen im richten
als zeitleich and recht ist und schol.
*■ C und. K Aa zu, C gen. ^ Ca pil-
leich. * Ah Ca ungespr., Ch unverspr.
^ Bh mann die gezeugen sein. ^ u.
seh.] fC. ^B haubthaft. | C fh. und
mit anfgerakchten banden. » Ca auf-
gerakchten. <> oder mit siben
banden] /. Ch.
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189
and in pezzem alz er ver-
dienet hat und alz daz reht
leret
Caf. 2.
Ueberweisung des Verfesteten»
fÄbh, S, 172,)
*Item, proßcriptus^ pro-
bata proscripcione duobus te-
stibus ydoneis de suo malefieio
superetur.
*Swer in die echt mit
reht berufet^ oder gechündet^
wirt und gen** dem die echt
beweret wirt, denselben mag
man wol mit reht mit zwain
unbesprochen ® zeugen seiner
Übeltat überwinden.
Cap. 3.
Verfahren beim Ziehen aus der Verfestung.
<^Sed si idem post pro-
scripcionem ad iudicium ve-
nerit non coactus et sine iudi-
eis foro facto, id est quod hoc
precio* non conparaverit apud
ipsum, et iuret se vocacionem
ad iudicium ignorasse et audita
saa vocacione sive proscrip-
cione 88 non coactum iudicio
presentasse et velle assistere
vel astare pro eadem causa*
* Ueberachr, in /; Qaomodo
prosoriptns debet devinci. *> II prescr.
* üebertchr, in I: Qui representat se
indicio non coactns. ^112 pacto.
• // cum.
Ist aver daz der selb nach
der chundung der echt zA dem
gericht' chumt unbetwungen-
leich und an geding aller miet
und unerchauft«^ aller gab von
dem richter, und swert dann
daz er die ladung und^ die
vodrung zfi dem gericht nie*
hab gewest noch vernomen,
und nach* der vememung der
echt und der vodrung zu dem
• U^erschr. in A: Von der
acht; in B: Ditzist von der eht,
cap. 3; in Ca: Von der echte, cap. 2.
^ ACb verruefet, Ca gerfift. *^ Cb ver-
kündt. ^ f. Ab C, ^ A Ca ungespr.,
Cb nnyerspr. ^ Ba' richter. » Ca un-
gechanft, b ^ Bb nach (d, i,
noch). * Ca nicht, b ^ steht
nur Ca; b
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190
iudicio actoribus respoDSums,*
iudex enm a proscripcione ab-
solvat; et tribus placitis con-
pareat coram indice non co-
actus, et^ de eo sicut de non
proscripto et non^ coacto de
cetero^ ludicetur.
geriebt sieb unbetwuiigenleicb
ze rebt und ze geriebt* er-
peutet umb die selben sach ze
antwurten^ und ze sten den
chlagern, der ricbter sol in auz
der eebt lazzen und enpinden
und sol darnacb dreu taiding
unbetwimgenleich für daz ge-
ricbt gen und darinn erscbeinen,
und sol dann fiirbaz von im
richten alz von ainem der in
der eobt niht enist und der
unbetwungenleicb ftir daz ge-
riebt gegangen ist.<^
Cap, 4*
Reinigung bezw. Ueberführung bei Verbrechen, welche an Leben
oder Ehre gehen.
*Si' accusatus de bomi-
cidio aut rapina aut furto^ aut
alio maleficio quod personam
habet tangere^ vel bonorem,
vocatusque^ ad iudicium vene-
rit non^ coactus et suam in-
nocenciam yelit ostendere et
plures expurgatores habere non
poterit, se^ sui solius iura^
mento expurget' et sit über a
* // respoDflurifl. ^ H 2 tone
V- ^^. * de c] /. 112, • Ueber^chr,
in I: Qnomodo civis de maleficio in-
cQsato (so, Ueä incnsatnaf^ se ex-
pnrget. ' // fh. antem. s // furtn.
^ h. t] II 2 tangit. * // vocatus.
kZ/2timc8e. ^ f, II L
^Ist daz man ainen^ man
rüget oder zeichet ' einez tot-
slagez oder raubez oder deuf
oder ander Übeltat die den
leib oder die er antrifi^ oder
anget,^ chumt er geladen un-
betwungen fiir daz gericht und
wil sein Unschuld da erzaigen
und mag niemant mer^ ge-
haben der in der inzicht^ bered
• u. ze g.] /. C, * mnb
antw.] /. Bb. « und der geg.
ist] /. a * UeberMchr. in Aa: Von
nntatt; in Ab: Von ontatt aim tod-
slags; in B: Von zeichen einez tot-
slagez (Reg. fh, oder von anderr übel
getat), cap. 4; in Oa: Von der nntat,
cap. 3. • m. a.] »o nur Ca (b ,, ,,)y
die übrigen der (!J, ' Ca fh, ainer
antat oder, i Boa' trift, 6 an rOret.
^ o. a.] /. C. ^ Boa' in. ^ C nnzncht
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191
iudice et actore. Si autem ac-
tor velit accusatum Septem
virorum proborum testimonio
superare, aceusatus se expur-
get secundum quod pax^ fuerit
instituta, nisi in ipsa accione
maleficii id est hanthaft^ fue-
rit deprehensus;^ tunc actoris
testimonium audiatur.
und beschön dann sich alain,*
der sol sich mit sein selbez
aid bereden und sei ledig und
frei von dem richter und^ von
dem chlager. Ist aver daz der
chlager den schuldigen und
den gerfigten überwinden wil
mit siben frumen mannen^ so
sol sich der antwflrter und der
geriiget bereden nach der stat
reht, also daz vier frum man
mit samt im ir^ hend aufreken
sülln und die stillen in mit
im aiden bereden, ez sei dann
alz vil daz man in^ an der
hanthaft begreif, so sol man
dez chlagerz bewarung und ge-
zeugt hfirn.
Cap. S.
Reinigung von der Anklage auf Tödtung^ wenn Uebernebnung
angeboten ist.
^Pacem itaque civitatis '
instituimus taliter quod aceu-
satus pro mortuo proprio iura-
mento et aliis quatuor pro-
borum virorum manibus secum
elevatis eoram iudicio se ex-
purget.
^ II 2 fh, iusticiae. ^111
hanthalt. || i. e. h.] /. 112. « 112 fh,
qnod Yulgari dicitnr handthat.
* üehertchr. in 1: Quomodo de homi-
cidio civis se expurg^et.
• A ainen. *» Bb fh, auch.
* Bb die. */. Baa\ • Cb zengnuss.
' data Würths Angabe, dieter Ab-
tehnift fehle im deuttehen Texte gäwt-
lich, auf einem Irrthume beruht^ zeigt
die Uebertetssung von c, 4 a. E,
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192
Cap. 6*
Beweis der Nothwehr.
'Item, 81 aliquis accusatus
fuerit pro mortuo vel eciam
Yulnerato et ipse hoc vim vi
repellendo asserat 86 fecisse
et hoc probet pro mortuo suo
iuramento cum aliis quatuor pro-
borum ^ civium manibus secum
coram iudicio elevatis, pro vul-
Derato autem cum duobus, et^
8it liber a iudice et actore.
Quod si vero facere nequiverit,
de eo ut iustum fuerit iudi-
cetur.
* Ueberschr, in l: Quomodo de
homicidio civis se exparget quod di-
citur not wer. ^ II fh. virorum.
« so alle 3 H99.
'Ist daz man ainen zei-
chet^ einez totslagez® oder
umb einen wunden^ den er
gewundet hat, und gicht der
antwurter er mfist ez tön
dÄrch notwer seinez leibez, und
beweret daz umb den toten
mit sein selbez aid und mit
vier frumen purgern die mit
samt im den aid t&nt und ir
hend aufrekent in ze bereden,®
dez sol er geniezzen. Aver umb
den wunden bedarf er neur^
zwair zu im die mit^ im ir
hend aufreken ze beredung. ^
Der sol dann^ ledig sein von
dem richter und von dem
chlager paiden umb den toten
und umb den wunden. Mag
er'' aver der bereder und * der
• Ueherachr. in Aa: Von chla-
gem; in Ab: Der ainen m&n bedagt
und zeicht; in B: Von zeichen einez
totslagez oder einer wunden, cap. 5;
in Ca: Von den chlagem, cap. 4.
»» AC fh, oder bechlait « e. t.] il
umb ainen toten, C umb ainen er-
slagen. ^ n. e. w.] B einer wunden.
* im den aid bereden] AC in
(f, Aa) ir hend zn dem aide (A den
aiden) und in zu bereden aufrekchent,
Baa' ir zu den aiden tftnt u. auf-
rekent in ze bereden, h in den aid
t u. aufr. in ze her. ^ AC nur, Ba'
newer, b ntir (u. so im Folgenden
meUtena). « C fh, sampt ^ Eb Ca
bereden. ^ f. AC. ^ f. AB. ^ f. B.
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193
gezeugen umb den toten und
umb den wunden niht gehaben^
so Bol man^ hinz in richten
alz reht ist.
Cap. 7.
Verfahren wider einen vermöglichen Bürger y welcher der Tödtung
einer Person von höherem Stande beschuldigt ist,
(Ahh. 8. 162. 166.)
'Item, si aliquis civis ha-
bens ad quinquaginta lib. den.
in civitate* aliquem de nobi-
libus^ terre aut nostre familie
aut unum de melioribus civi-
tatis occiderit^ et hoc vim vi
repellendo non fecerit nee pro
defensione civitatis vel auxilio
iadicis/ talis a iudice capti-
vetur et detineatur donec de
sua culpa vel innocencia iudi-
cionaliter^ cognoscatur, et hoc
nisi pro se in civitate suffi-
cientem fecerit caucionem. Suf-
ficientem autem caucionem
dicimus que fit secundum iura-
torum consilii moderamen.
• üeberachr. in I: Qui inter-
ficit aliquem nobilem vel de familia
dncifl vel podoribus civitatis. ^ I fh.
et « Hl maioribas, 2 nominiboB. * //
ceciderit * a. L] // auxilii iadicii. '//
iadicio.
Arehiv. Bd. LX. I. H&lAe.
^Ist daz ein purger auf
fünfzig pfund ^ hat in der stat,
und ist daz er ainen man von
dem land oder ainen unserz
gesindez oder ainen frumen
purger von^ der stat ze tot
siecht und hat® daz niht getan
durch notwer^ seinez leibez
noch durch chain bescher-
mung? der stat noch*^ durch
hilf dez gerichteZ; den selben
sol der richter aufhaben und
vahen unz daz man sein schuld
oder sein Unschuld > mitgericht-
leicher urtail ervar und ervind,
und sol für sich darumb^ in
der* stat vollen und g&teu ge-
wishait t&n nach der gesworn
■i4 der richteri ßer. ^Ueberschr.
in Aa: Von todsleg^en; in Ah: Umb
totslagen der purger; in B: Von der
purgier reht, der fünfzig pfund hat in
der stat) ob der ainen ze tod siecht,
cap. 6 ; in C: Von todsiegen (a fh.
cap. 5); in Aa am Rande: Von tod-
sclag. "" ACfh, wert. ^ Bh aus. « Cfh.
er. ^Ba' natur. ^ Ca fk. seines leibes
noch. *» ABfh. mit hilf noch. * o. s. u.]
/. Baa\ V. Bh. » Bh die.
13
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194
purger rat und
seiner genug.*
auch nach
Cap. 8.
Wenn zwei sich gegenseitig tödten.
(Ahh. S, 166.)
*Item, ßi duo simuP pung-
naverint et adeo se invicem
vulneraverint quod ambo ex
Yulneribus moriuntur, cuilibet
eorum sufficiat suum damp-
num. Si autem unus eorum
vivus remanserit, hic^ emendet
iudici et amicis.
^Ist daz zwen*' mit ein-
ander vechtent und sich ped
mit^ einander ze tod slahent,
ietweder mflz seinez schaden
genfigen. Ist aver daz der ain
genist, der selb sol den toten
pezzern
freunten,
« dem richter und den
Cap. 9.
Reinigungsverfahren, wenn ein Reicher eines Todschlages etc,
beschuldigt wird.
(Ahh, S. 160,)
*Item, si aliquis civis®
occisus fuerit vel eciam* vul-
neratus et alicui diciori ob
pretencionem ^ peccunie^ hoc
* Ueber$ehr, in I: Qa&ndo duo
mutao 86 interficiunt *> // invicem.
« II hoc. ^ Ueherachr. in I: Si ali-
qais dives ininste fderit accusatns de
homicidio propter suam peccuniam.
• /. //. ^ II 1 presentacionem, 2 pro-
missionem. « /. /.
'Ist daz ainer erslagen
oder wunt wirt und wil man
die selben schuld und die selb
Übeltat» durch dez gutez willn
* n. a. n. s. g.] A tmd aach
nach seiner g^emng; Ca onz daz sen
genage, b und auch sen genügt
*» Ueberschr, in Aa: Wo «wen rech-
ten! (7^, am Rande: Van thatsclag;
Ueherachr, in Ab: Von den vechten;
in B: Ob sich zwen an einander ze
tot slachent, cap. 7. «C fh. man.
** ilC an. • (7 pftzzen. ' U^erachr,
in Aa: Ob man ain todschlag ver-
keren wolt anf ain reichem; in Ab:
Von todsiegen auf ain reichen; in
B: Ob auf einen reichen man ein
Unschuld gelegt ward, cap. 8. * u. d.
s. ü.] /. a
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195
maleficium inpiDgatur; qui si
suam innocenciam per testes
ydoneos poterit conprobare vel
quod tunc temporis alias fuerit,
8it absolutus a iudice et actore.
auf einen reichern^ legen^ ist
daz er sein Unschuld mit er-
borgen und mit unbesprochen^
leuten^ bewern mag oder daz
er zu der selben zeit alswo^
und nicht dapei gewesen sei;
der sol ledig sein von dem
richter und von dem chlager.
Cap. 10.
Verfahren mit dem Vermögen eines zum Tode VerwriheiÜen,
(Ahh. S, 125, 126. 159. 160.)
*Item, si homieida, fal-
sariuB, für vel raptor^ pro suo
maleficio pena mortis fuerit
condempnatus, talis pena sibi
sufficiat pro emenda^ et lesis
restituantur ablata; et sua pec-
cunia si sit incola civitatis per-
maneat apud suos pueros et
uxorem, si autem sit exterus
civitatis/ peccunia sua apud
dominum suum permaneat; et
sicut inventus fuerit suo cin-
gulo circumcinctus, una cum
illis rebus cum quibus*^ hoc
maleficium perpetravit iudici
presentetur, ut de ipso prout®
iustum fuerit iudicetur.
• üeberscilv. in I: Qui pro suo
maleficio mortificatur. ^ f. v. r.] II
▼el raptor et für. ° ext c] // / ex-
terins civitatem, 2 extra civitatem.
^ c. q.] / in qoibns , 7/ 2 et qui ; /.
III. « II ut.
®Ist^ daz ein mansleg oder
ein valscher oder ein dieb oder
ein rauber umb sein Übeltat
mit rechter urtail überwunden
wirt und mit rechtem gericht
zu dem tod verdamt wirt, mit
dem selben tod hat er die
schuld voUikleich verwandelt
und gep&zzet.fi^ Darnach^ sol
man daz gut darumb er ver-
derbet ist dem chlager und
dem ez genomen ist wider
geben. Aver dez toten ^ gut,
ist daz er in der stat gesezzen
ist gewesen*^ er sei ein inman
oder ein purger, daz sol seinen
chinden und seiner hausfrawen
■ Bb reichen. ^ Ba anbespro-
chewgen, a' -chewigen, Ob unver-
sprochen. ^ A gezeugen, C zeugen;
/. Baa'. ^ Ca anderswo, ® Ueberschr.
in Aa und C: Von manslegen (Ca
fh. cap. 6); in Ab: Von manslacht;
in B: Wer mit dem tod p&zzet, der
ist frei (b ledig) mit dem g^t, cap. 9.
*■ Ca Und ist. ^ AC verpüsset. ^ AC
Und. * Ca fh. mannes. ^f. C.
13*
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196
beleiben und boI man ^ in auch
daz genzleich lazzen. Ist er
aver ein gast und auz der stat
gesezzen ist^ auf einez herren
gfit, so sol sein gftt* pei seiner
herschafb beleiben. ^ und alz
er in funden hat mit der g&rtel
umbvangen und mit dem g&t
und mit der hanthaft damit er
in begriffen und gevangen hat,
so schol er® in dem richter
antwurten, der sol dann hinz
im richten alz reht ist.
Cap. 11.
Vermögensfolgen hei Freispruch und hei Straflösung.
(Ahh. S, 125. 172.)
*Qui si evaserit per ci-
vium sentenciaS; nullam penitus
det emendam. Si autem prece
vel -precio hoc obtinuerit ab
offensis, iudici dabit emendam^
solitam et conswetam, hoc eciam
annotatO; quod si de maleficio
accusatus per sentenciam fuerit
liberatus, tunc nee rerum nee
honoris^ dispendium paciatur.
• UeberscTir, in I: Qui per sen-
tenciam evaserit captns pro maleficio.
^ Si autem ..... emendam] /. II.
« 11 bonorum.
Ist aver daz er genist
und enprist mit der purger
rechter urtail, so ist er chainez
wandelz schuldig. Behabt ^ er
aver sein leben und frizt sich
mit g&t oder mit pet von den
chlagern, so ist er dem richter
schuldig ze geben daz wandel
alz zeitleich und gewondleich^
ist. Und süUen auch daz merken:
ob der angesprochen und der
antwurter von der Übeltat mit
rechter urtail enpristet und
von^ dem gericht ledig wirt
und frei, der sol an seinem
gftt noch an seinen ern chainen
schaden noch laster enpfahen.
•/. B. V- -4 Ca. «und sol
man gflit] /. C. V- 0. ^Ca
man. ^A Behalt « Ch wandlich. || Ca
fh. recht. *» C vor.
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197
Cap. 12.
Niemand ist wegen einer Uebelthat mehrmals wandelfällig.
»Si vero prece vel precio^
iudici suam ciilpam emendave-
vitj^ eam in postemm nisi ne-
phas reiteret* nullo® iudici
emendabit; et hoc quia^ divi-
nis ac humanis legibus contra-
riatur,^ cum quis sufficienter
punitus pro aliqua culpa secun-
dario vel^ pluries cruciatur/
Ist aver daz er mit pet
oder mit gAt dem richter sein
schuld gepflzzet,* so ist er im
noch^ chainem richter niht
wandelz schuldig umb die sel-
ben schuld, ez sei dann ob^
er ez aver mit der selben
Übeltat oder mit^ einer andern
verschulde;® wan ez ist wider
geistleich und werltleich reht,
alz man ainen umb ein ' schuld
vollikleich püzzet, daz man in
umb die selben? ander stund
oder öfter ^ icht^ pfizzen sol.
Cap. 13.
Verfahren, wenn der Verwundete wegen der Schwere der Fler-
letzung nicht vor Gericht kommen kann.
(Äbh. S. 167.)
^Item, si vulneratus ali-
quifl ^ fuerit sie quod ad"iu-
diciam statim non poterit
» Utbertchr, in 1: Non oportet
secnndario dare emendam alicui iudici.
^ III fh. et, 2 fh. tunc ^112 emen-
det nee. * nisi n. r.] /. // 2. « ao
III; 772 ullo. '772 quod. «77/
contraitur. ** 7 non. * 77 crucietur.
^ üeberschr. in I: Qui unum vulne-
rat et subtiliter Tult evadere iudi-
cium et lesnm. ^ v. a.] 77 a. v. ■/. 7.
^ Ist daz ainer wunt wirt
alz^ hart daz er ftir daz ge-
richt oder™ für den richter
• ÄOa verpüsset, Cb
^ im n.] A hie noch, Boa' in noch,
Ca hin noch, b hinach. ^ ÄCa daz,
Cb d der 8. ti. o. m.] /. C.
• /. B; Cb verschuldet. ^ Bb sein.
K Aa fh, übeltatt, C fh, schuld. »> Cb
aber. */. BbCb. ^üeberschr, in Ä:
Von wunden; in B: Von grozzen
wunden daz ainer daran für reht
niht mag, cap. 10; in Ca: Von den
wunden, cap. 7; in Cb: Von ge-
wuntten. ^ Cb also. ^ACa und.
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198
pervenire et vulnerator repre-
sentet se iudicio non coactus,
iudex eum nichilominus deti-
neat tarn diu* quousque per
medicos^ recognoscat*^ de vul-
nerum qualitate, videlicet utrum
mortalia vel vitalia iudicentur;
nisi sit talis persona que ut
supra^ dictum est ad valorem
quinquaginta librarum habeat
infra^ muros civitatis,® alio-
quin pro se sufficientem fa-
ciat' caucionem; et magis
offenso semper primitus^ iudi-
cetur.
niht chomen mag an den wun-
den, und der in da gewuntt
hat der* erpiet^ sich vor dem
gericht und vor dem richter
ze reht und ze berednüzz un-
betwungenleich, iedoch^ sol
in der richter darüber* auf-
haben alz lang unz daz ® der arzt
besiht und daz erchennet^ an
den wunden ob sich die zu
dem leben oder zu dem* tod
richten; ez sei dan ob ez sei
ein so getan person oder ein
so getan man, alz da vor ge-
sprochen und auzgenomen ist,
daz er zwischen der statmaur
hab an erb und an gfit daz
fünfzig pfunt pfenning wert
ist. ^ Hat er dez niht, so sol in
der» richter völlig und guten
gewishait haizzen^ tän ze ant-
wurten dem chlager umb seinen
schaden; und sol auch dem
chlager ze allen Zeiten dez
ersten* richten.
Cap. 14.
Tödtung oder Verwundung des Hausfri edenstör e^-s ist straflos,
(Ahh, S, 129, 172.)
**Item, si aliquis domum
alterius intraverit ipsum in
• t. d.] U tandem. ^ 11 medi-
cum. ^112 recognoscatur. ^11 inter.
« /. 77. V- ^- ^ il2 ponitus.
*• Ueherschr. in I: De pace domus,
qui in eo (!) molestatnr.
^ rap. ;, 7.
" Ist daz ainer in dez an-
dern haus chumt und wil im
• /. C. ^ C enpeut « AaC
doch; /. Ah. ^ Bb dariimb; /. C,
« i4C sich. *■ besiht .... erch.] AC
erchenne und ervaren mag. ^ leben
dem] /. C, *• u. an g^t ist]
AU oder seinen wert auf (f. BbJ
fünfzig pfunt pfenning (!). * in d.]
Ch er dem. ^ f. BCb. » d. e.] Ca
ee, /. 06. ™ Uebernchr, in Aa: Von
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199
honore vel rebus suis vel per-
sona^ volens offendere,^ si
eundem in domo sua occiderit
aut vulneraverit sua familia
adiuvante vel eciam^ auxilio
vicinorum, super eo nee iudici
nee aliquibus aliis respondebit.
darinn an seinen ern oder an
seinem*^ gät oder an seinem
leib schaden,^ ob diser® jenen *
in seinem haus ersiecht® oder
wundet mit der hilf seiner
dieuer oder seinez ingesindez
oder seiner nachtgepaurn, dar-
umb sol er dem richter nicht
antwurten oder anderz iemant.
Cap, 15.
Die Fordet'ung des Richters auf Wandel steht den Schuldforde-
rungen der Gläubiger nach.
(Ahh. S. 129, 160.)
^Item; ut libencius et
securius divites * pauperibus la-
borantibus ^ accomodent sua
bona; statuimus, ut si forte
pro suis excessibus debitor
nobis vel nostro iudici reman-
serit in emendis, ut credito-
ribus de suis rebus mobilibus^
primo et principaliter omnia
debita persolvantur, et si
quid fuerit residuum in rebus
• vel reb pers.] II 2 veJ
honore (^/;. II suis v. p.] /. Hl, ^111
fh, vel persona, 2 fh, vel privare.
^111 in, 2 cum. ^ Utherschr, in 1:
De quibus rebus debet index reci-
pere emendam. *// diciores. '// ac
laboratoribus. »/. //.
'Daz die reichen dester
gerner und dester sicherleicher «f
den armen ^ arbaitern ir giit
leichen^ darumb setzen wir daz
auf und welln daz^ auch: ob
villeicht der entlehner ^ und
der gelter von^ ettleicher un-
zuht oder™ schuld swie die
genant sind" unz oder imserm
richter wandeis schuldig wirt,
so sol man den porgern^ den
freiung; in Ah: Von der freiung; t«
B: Wer ainem in sein haus get durch
tibeler handlung willn, cap. 11; in C:
Von vreiunge (a fh. cap. 8).
• seinen seinem] /. Ca,
*» A fh. und ungemachen, C fh. u. un-
gemach enpieten fb erpieten). « C der-
selb (b der) wirt. * C ainen. « C
siecht. ' Ueberachr, in A: Von aus-
porgen; in B: Von den reichen wie
die den armen gelt leihent, cap. 12;
in Ca.- Von entlehen, cap. 9. ^ C
schirer. ^ Cb f7i. und den. '/. Bb,
^ AC entnemer. ^ A fh. ir. "» ilCa
und. » C ist *» alle Hss, pürgern.
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200
mobilibus^ de hoc emende a
nobis vel nostro iudice requi-
rantur sie quod omnes here-
ditates integraliter et eciam
due partes rerum mobilium
suarum apud suos pueros re-
maneant et uxorem.
er gelten sei dez ersten and
ze vordrist allen gült vergelten
von seinem g&t. Swaz dann da
über wirt oder beleibt über daz
gelt an dem varunden g&t,
von dem selben sol man unz
und unserm richter die wandel
vodern und auch nemen, also
daz doch daz erb^ genzleich
und die zwai tail dez varunden
gutez pei seinen chinden und
pei seiner hausfraw beleih.
Cwp. 16»
Fortsetzung.
(AbK 8. 125. 129.)
*Item, si quis proscriptus
denuncciatus fuerit, iudex de
residuo rerum mobilium^ ter-
cie partis et quod debita cre-
ditorum supercrevit emendam
suam recipiat eonpetentem.
^Ist daz ain übersaiter
offenwar in die echt gechündet
und ger&fet wirt, so sol der
richter von dem dritten tail
seinez varunden gfitez und
swaz über daz gelt der porger*^
beleibet, seineu wandel die
zeitleich und beschaiden* sint
nemen. «
Cap. 17.
Wandel hei Straf losging, keiner bei Freispruch und TodesurtheiL
(Äbh. S. 125. 129. 172.)
*^Item,* ut autem summe
emendarum de singulis reatibus ^
* Ueberschr. in I: Qnomodo
iudex de proscripto recipiat emen-
dam. ^ IIl mobile. « Ueberschr. in
I: Quantitas emendornm (!). <*/. //.
^Daz auch die summ und
die achtung der wandel und
* Ca fh. gar und. *» üeberackr.
in A: Von übersagten; in B: Von
den ubersagten die offenwar in die
echt choment, cap. 13; in Ca: Von
nbersagen, cap. 10; in Cb: Von
ec[htern?]. ^ aUe Hss. pürger. * u.
b.] /. C. «/ Baa\ ^ Ueberschr. in
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201
cog^Doscantur, ipsas statuimus
tali modo ut de omni culpa
que honorem attingerit* aut
personani; et si preee vel precio
fuerit liberatus, in xxx lib.
den. iudici teneatur. Si autem
per sentenciam evaserit aut
condempnatus fuerit , niehil
dabit.
auch die pAzz umb ein iegleich^
schuld chund und erchant werd,
so setz wir si^ auf in® soli-
chem^ satz^ daz umb all die
schuld die den leib oder die
er anget oder triffet,* wirt
ainer mit pet oder mit g&t
davon erledigt/ der beleibt
dem richter dreizzig pfunt
pfenning schuldig ze wandel.
Enprist er aver mit rechter
urtail und mit rechtem gericht
oder daz er an dem leib oder^
leben ^ zu dem tod^ verdamt
oder übersait wirt, so gibt er
niemant nichtez.
Cap. 18.
Strafe für Blendung und Gliedabhauen.
(Ahh. 8, 126. 166.)
^ Item, si aliquis alicui
oculum cecaverit ex proposito,*^
nostro iudicio conservetur. Si
autem ex casu vel in pungna
factum fuerit, vel si manum
vel pedem amputaverit vel de
^ so alle 3 Hss. ^ Ueberschr,
in I: De excecacione octüomm. «'ex
p.] II 1 exposito.
^Ist daz ainer ^ ainen" an
seinen äugen plendet mit" fur-
satz, denselben sol man imserm
gericht behalten. Ist aver daz
ez von geschiht^geschiht oder
von vechten imd von streit,
A: Von (h fh, der) pueß; in B: Von
der summ und achtnng der wandel,
cap. 14.
* Bcm' iegleichen. *> /. Ca.
""/.C. ^C solichen. • Bb antriffet
' Bb ledig. » Ca fh. mit dem, b fh.
an dem. ^C fh. mit recht * Bb fh.
nicht. ^ üeberachr, in Ä: Der ain an
seinen äugen plent; in B: Der ainen
plendet, cap. 15; in Ca: Ob ainer
den andern laidigft, cap. 11. ^Cb man.
^ Ca den andern laidiget oder. ^ C
fh. rechtem. « v. g.] /. Bau',- Bb von
ungeflchikcht.
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202
lingwa pai*tem vel de genita-
libus ut evadat videlicet vul-
neratuSy^ iudici det x tal. et
totidem viilnerato.
oder ob er ein hant oder einen
f&z ainem absiecht oder ein tail
der Zungen oder^ serigt an dem
nidem gescheft^ und doch der
wunden genist; der sol dem
richter ze wandet geben zehen
pfunt Pfenning und dem wun-
den alz manigez.^
Cap. 19.
Fortsetzung; insbesondere von der Talion.
(Ahh, S. 126, 164.)
^Item, si nasum vel to-
tam lingwam amputaverity det
X tal. iudici et suum nasum
vel« lingwam redimat ab of-
fenso sicut potest. Quod si fa«
cere non potuerit/ tunc de
ipso secundum legem institu-
tarn a domino iudicetur, sci-
licet® nasum pro nasu, lingwam
pro lingwa iudex ^ iubeat am-
putare; sed ex tunc sie puni-
tus nichil? plus dabit iudici
nec^ actori. Idem quoque di-
cimus de oculo; manu ^ et pede
et Omnibus aliis membris; in
quibus si reus non habens^
■ 11 ynlnerator (wca den Bei-
strich vor deni Worte verlangt).
*» Uehertchr. in I: De amputacione
membrorum. « 11 fh. suam. ^ // po-
tent. •III fed, 2 videlicet (I .f.).
' /. //. 9 111 uel. >» // vel. » 11 et
manu. ^ so alle Hsn.
^Ist* daz ainer ainem'
sein nasen oder sein zung gar
absneidet, der geb dem richter
zehen pfunt pfenning ze wandel
und sein' nasen oder sein zung
sol er lösen von dem gesengten
und von dem** wunden swie
er mag. Mag er^ dez nicht
get&n noch der ledigung dez
gutez niht gehaben,^ so sol
man nach * gotez gericht " rich-
ten alz er ez ^ auf hat gesatzt,
ein nasen umb ein ander naseD,
ein zung umb^ ein ander zung;
ein glid für daz^ ander glid.*»
Und' wirt er« also gepezzert und
» C fh. in. »> n. g.] Ah glid
des mans. ^ Ab viL ** Ueberschr. in
A: Von andern gelidem; in B: Wer
ainem sein nasen absneidet, cap. 16;
in Ch am Rande: Nasen oder snngen.
« C Und ist. ^ Ca dem andern. ^ Ca
jenes. **ges. u. v. d.] /. AbCa, ^ Aa
fh. aber. ^ Ba behaben, Ba' behalten.
^ f. B. ^ Cb recht. »/. Cb. « Bb für.
P Bb ein. *« ein gl glid] AB sol
der richter absneiden. »"/. AC. *A
fh. aber.
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203
redempcionem nee remissionis
graciam inveniat* in emendis
apud offensum, tunc secundum
legem divinam puniat cum
iudex,^ et tunc nichil dabit de
rebus suis neque® iudici nee
oflTenBo.^
gepuzzet,* Bo sol er dem richter
noch dem chlager niht m er noch
niht anderz^ geben. ^Daz selbe
sprechen wir umb daz aug und
umb die haut und umb* den
f&z und imib all die gelid
von® den sich der schuldig
niht hat ze ledigen noch
niht^ g&t noch? genade ze
lösen ^ vinden mag an den
wandeln dstz^ dem chlager
und dem geserigten;^ so sol
in der richter pezzern^ und
richten nach dem aufgesatztem
gotleichem gericht," und nach
solichem gericht" sol er dem
richter noch dem chlager seinez
gitez^ nichtz niht geben.
Cap. 20.
Eintreibung des Wandels von Stadteinwohnern.
(Ähh. S. 127. 129. 159. 172.)
® Item, iudex pro Omni-
bus suis emendis nullum mu-
tilet nee oeeidat, sed si eins
proprias res mobiles^ invenerit,«^
de tercia parte eas reeipiat ut
• I reveniat. •» p. e, i.] // 2
paniattur a indice. « II nee. * // ac-
iori. • Ueberschr. in 1: Iudex pro
emenda nullum ledet in corpore.
' /. IL ^ III flu eum teneat.
PDer richter umb allen
seineu wandel noch durch
willn seiner wandel sol er nie-
mant an seinem leib noch an
seinen gelidern serigen *i noch
*■ ACfh. ain glid für daz ander.
*» n. n. a.] /. Bh, || niht mer n. n. a.]
Ah nichtz. « der Best des Cap. f. B.
^ die h. u. u.] f.A. « -4 an. ^ Ca mit,
h « Ca fh. mit; b
»' AhCh lazzen. » il das; Co
^ Ab wunden. || datz geser.]
/. Ca. ^ Ab puezzen. " Ab recht. " u.
n. s. g.] /. C. « s. g.] /. C. P Ueberschr.
in A: Von des richter püeß; tu Ca:
Von dez gerichtz wandel, cap. 12;
in Cb: Von der der wandel.
*» Ab wunden.
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204
dictum est prius.^ < Quas si non^
invenerit,^ eum per dies qua-
tuordecim teneat captivatum;
et si nee tunc inveniat et sit
incola civitatis, ipaum expectet
inducias conpetenter, ^ donec
pro* quo convenerit® possit
hoc' laboribus lucrari.
behameln^ noch bestumpfen,^
lernen noch töten. Ist daz er
seinez varunden g&tez^ vindet,
von dem drittail dez selben
gAtez alz vor beschaiden ist
sol er seineu wandet nemen.
Ist daz er dez gAtez niht en-
hat noch envindet,® so sol
er in vierzehen tag gevangen
haben ; und ob er sein dannoch
niht' envindet und doch in
der stat sein wonung ist^ oder
ein seidner, ^ so sol er im
peiten und zeitleich frist geben
unz daz er daz^ mit arbait
gewint darumb er gedinget hat.
Cap, 21.
Fremde und Amikhige, welche den Wandel nicht zahlen können^
werden körperlich gezüchtigt.
(Ahh, S. 129. 169. 164. 172.)
? Si autem sit persona de- Ist er aver ein swacheu
person der an ern noch an
specta,^ civitatis exterus* ac
ignotus, percuciatur, et^ non
a suspensore nec^ in loco ce-
sionis furum, sed a preconibus
cum baculis eorum quos portare
tenentur coram pretorio deba-
culetur aliis in exemplum, et
hoc ne facilitas venie viam
» /. III. ^ prius inv.]
112 et ^ 90 I III; 212 compe-
tentur. **/. //. • i/i convenietur,
2 convenienter con; am convenientnr.
'112 hie. K üeberachr. in 1: Pe-
nam (!) qni non habent dare emen-
damiudici. ^//suapecta. * //exterins.
^/. 11. «// ac.
* cap. 16.
wird niht ze achten ist und
auz^ der stat gesezzen ist und
ist auch unerchant, der sol ge-
slagen werden, niht von dem
haher noch an der stat do
man die dieb siecht, daz ist
die^ schraiat," sunderleich»
• noch b.] /. C. ^ Ab stümeln,
Ca bestümmeln. || AC fh. noch. ^ Ca
fk. icht * Ca p£ant • Ca envinden
mag. 'envindet niht] /. B.
K Cb hat. II C fh. und darinne ge-
sessen ist and ain inman ist ^ ABbCa
Söldner. ^ £6 Ca es. ^ Ca ausser.
1 Ca an der. ^ AaC schrait || d. i
d. seh.] /. Cb. " Ca sunder.
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205
prebeat delinquendi^ et eciam
verificetur* hoc conswetum pro-
verbium, scilicet^ quod nemo
est nisi habeat emendam ali-
quam.^
güUn in die schergen slachen
mit den steben der si gewont
sint ze tragen vor der schranne/
den andern ze pezzerung und ze
einem pild und auchdarumb^
daz die ring und auch^ die
leichtikait^ der pAzz niht er-
piet noch geb einen weg der
Übeltat und der misstat, und
daz auch daz gewondleich
Sprichwort war beleih: ez sei
niemant er hab mit etzweu^
ze puzzen oder ze wandeln,
daz ist alz vil gesprochen mit
dem leib oder mit dem gut.
^Item, pro quacumque
causa nostra emenda senten-
ciata fuerit® esse danda, hie
in decem lib. den. iudici te-
neatur.
Cap. 22.
Betrag des Herzogswandels.
(Ahh. 8. 124, 129. 146. 155,)
*Umb ' welicheu sach oder
schuld? unser wandel wirt er-
tailet ze geben, der beleibt
dem richter zehen pfunt wan-
deis schuldig.
Cap, 23.
Lern.
^Item, pro amputacione
membri vel destruccione ipsius
(Ahh. S. 126 f. 167.)
^Ist daz ainer von ainer
wunden an etzleichem gelid*
^ 112 fh. secundum. ^ f, 112,
<= II aliqnalem. * üeberschr. in I:
QoaUs Sit emenda principtim. * da»
Folgende bi» zu der am Ende von c 36
angezeigten Stelle f. IL ' üeberschr,
in I: Emenda pro lern visibili et in-
TUibili que sit.
^ vgl. Iglau Art 16: ,, . , . ne
facultas venie pariat incentivom de-
Unquenti' (L -di?).
• V. d. seh.] /. Bb, »»/. Bb.
^ Cb leichtvertikait ^ Ba etzwav,
a etzwee, C etzwe. • üeberschr, in A :
Aber von pness; in B: Von wandel
dez gerichtez, cap. 17. ^ Ca Und nmb.
» o. seh.] C uns. *» üeberschr, in A:
Aber von pness; in B: Von lern der
wanden, cap. 18. ' etzl. g.] Cb etz-
leichen seinen gelidem.
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206
accionis scilicet lern si est
visibilis teneatur offensor iudici
quinque tal. et offenso totidem.
Si vero est invisibilis sed opi-
nabilis; tune sicut de simplici
vulnere iudicetur, donec per
anni spacium de ipsa offensa
veritas videatur, et tunc in-
tegra sit emenda.
seinez leibez lam wirt, ist^ daz
die lern sichtig und bewerleich
ist, der in gewundet und ge-
lemet hat der sol dem lichter
fiinf pfimt phenning ze wandel
geben und auch dem wunden
alz vil.^ Ist aver daz die wun-
den* unsichtig oder* unerchen-
nikleich^ ist und doch ver-
wandleich^ zu der lern, so sol
man umb die wunden richten
alz umb änderst stacht^ wun-
den/ UDZ daz man inner jarez
frist mit der warhait^ ersieht *
ob sich die wund zu der lern
chert oder niht, darnach get
dan daz ganz wandel.
Cap. 24.
Körperverletzungen ohne Lern,
(Ahh. S. 167.)
*Item, pro vulnere [vel]
pluribus vulneribus sine lem
factis ab uno homine in una
puDgna iij tal. det vulnerato
et tantundem iudicis sit emenda.
Sed si a pluribus vel ab uno
• Ueberschr. in I: Emenda vul-
nerorum ^.9 sine lem ab uno homine.
"Ist daz ein wund oder
meniger wunden an lem von
einem menschen geschiht an°
einem vechten/ der sol dem
wunden für seinen schaden
geben drithalb pfunt pfenning
• Ca und ist. ** A menigs. •= A
fh. oder die lem. ^ bewerleich ist
oder] /. C. • Bh unbewerleich,
Ca erchenntleich, b unerchennlich.
^ C wendleich. »/. C ^ Aa gesiecht,
C siecht. * sl. w.] Ab übel. * m. d.
w.] f,Bb. ^ i4C ersichert. "• üeberachr,
in AB Ca: Von wunden ftn lem (Bflu
cap. 19, Ca fh, cap. 13); in Ch
üeberachr. nicht mehr letbar. ^AaCa
von. *» AB rechten, Ca gevecht,
6
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207
pluribus vicibus vulnera fuerint
facta, qmlibet^ a se factum vul-
nus emendabit iudici et offenso,
et hoc Bi vulnus cum gladio,
lancea vel cuspide, telo, conto,
lapide vel cultello vel quocum-
que alio instrumento factum
fuerit manifeste. Sed si cul-
tellus in absconso fuerit de-
portatus, tunc ad consilium
civium acrius puniatur.
und auch* alz vil*' dem richter
fär seineu wandel. Ist aver daz
ez von manigerm menschen
geschiht oder von ainem ze
maniger stund solich« wunden
sint geschehen, so sol iegleicher
die wunden die von im ist*
geslagen oder® geschehen dem
richter sunderleich verwandeln
und dem wunden^ sunderleich
pfizzen, und also ob die wund
mit einem swert oder mit einem
sper oder spiezz oder geschoz
odercholben oder stain oder mit
mezzern oder mit ander haut ^
wer oder waffen geschehen
ist, daz offen war ^ sichtig ge-
wesen ist. Ist aver daz ein
mezzer haimleich oder ver-
porgenleich getragen wirt, daz
sol man nach der purger rat
scherfleich und hertikleich pfiz-
zen* und richten.
Cap. 25.
Steinwurf odei* Schlag mit Blutvergiessen.
CAbh. S, 167 f,J
*Item, si ex ictu lapidis ^Ist daz von ainem wurf
vel percussione ligni vel al- einez stainez oder von einem
terius instrumenti vel eciam slag einez ^ holzez oder von
* I qoibas. ^ Uebersehr, in I:
De percussione ligni vel ictu lapidis
ad eflFäsionem sangwinis.
^f.AC. *»-4Cmaniges. « Cdie.
* C sint • gesL o.] /. C. ^ Ca ge-
sengten. K/. Ca, h ^ C fh.
und. ' C pessern. ^ üeberachr, in Ä:
Von stainwurf; in B: Von würfen
der stain oder von sieg einez holzez,
cap. 20; in Ca: Von dem werfen,
cap. 14; in Cb: Von würfen. * von
e. sl. e.] /. Ab,
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208
manus sangwis effluxerit; x boI.
det iudici et offenso in totidem
denariis teneatur. Idem quoque
dicimus de evulsione dentis
que sine effluxione sangwinis
non contingit
einem anderm^ waffen oder wer
oder halt* von einem slag^ mit*^
der hant, daz daz plilt sich ver-
geuzzet/ der schuldig der ez
da* tfit der geb dem richter'
zehen Schilling pfenning und
dem chlager und dem^ der 4a
ungemachet^ ist^ alz manigen
Schilling.^ Daz selb reht^ geben
wir umb daz auzwerfen und
umb daz auzslahen der zend
daz niht an™ vergiezzen dez
plfitez geschehen noch** er-
gen® mag.
Caf. 26.
Wwrf oder Schlag ohne Blutvergiessen.
(AbK S, 148. 168,)
*Item, si fuerit ictus aut
percussio manu^ pungnO; la-
pide, lingnovelalio instrumento
sine effluxione sangwinis et
sine ossium confractura, lese
dentur quinque sol. den. et
totidem iudici pro emenda.
* Ueberschr. in I: De per-
cnssione ligni sine effusione san-
gwinis.
»Ist daz ein wurf ge-
schiht oder ein slag mit der
haut oder mit der faust oder
mit einem holz oder stain oder
mit anderr*! haut wer' an ver-
giezzen oder auzfliezzen' dez
plfitez oder Hn* painschrSf"
• /. Cb, »> Waffen slag]
/. Ab, «/. CA. Ileinez holzez
mit] /. Ca, ** d. pL sich v.] Cb er
plutrünstig wurt. •/. C. ^ Cb /h. t»
wandeL «u. dem] /. C&.||chL u. d.]
/. Ca, ^ Ca gelaidiget, b belaidigt«
^ dem d. d. u. i.] Cb der den schaden
emphangen liat ^ m. seh.] AbBbC
TU. V. Oa. ^ACfh, daz. »g. n.]
/. Cb. • n. e.] /. Ca, p üebertchr.
in A: Von ß ßu den) maalschlegen;
in B: Swer ainen mit der hant oder
mit der faust sieht, cap. 21. "^ Ca
anderlai; hant f, C, ^ Eb gewer.
■ o. a.] f, C. ^ B ein. » Ca -schrönten.
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209
Qui 81 denarioB non babuerit,
in consimili puniatur.
oder an* painprüch,* der schul-
dig der ez da t&t der^ geb dem
gesengten fünf Schilling pfen-
ning und dem richter alz vil^
für sein wandeL Ist** daz er
der pfenning niht enhat ze
geben, so sol man in mit
einem semieichen' und eben-
geleichen ^ pezzern und puzzen.
Cap. 27.
Verfahren, wenn ein Rechtloser geschlagen ward.
(Ahh. S, 168. 169.)
* Item, si honesta persona
percusserit cum manu vel
pungno vel baculo vel gladio
non evaginato aliquem carcio-
nem aut personam inhonestam
qui dicuntur portatores vini vel
leithauser aut consimiles, et
ille honestus vir se met altero
in fide sua dixerit hoc erga
ipsum malis verbis vel ipdisci-
plinis aliis meraisse, tunc^ ex
hoc in nuUo iudici teneatur,
sed percusso tres alapas coram
* üeber$ehr. in I: Emendam (!)
propter percassionem inhoneste per-
Bone qne sit ^ 1 et tnno.
**Ist daz ein erber oder
ein frumer man mit der hant
siecht oder mit der faust oder
mit einem stab oder chnüteP
oder mit einem swert mit samt
der schaid und niht auzge-
zogen^ ainen garzaun^ oder
ainen da niht er noch wird an
leit, alz die da haizzent"* wein-
trager oder leithauser ° oder
semleich® die in . genozzam
sind, und der frum man selb-
ander darumb^ pei seinen
ArcUr. Bd. LX. I. fl&lfte.
• Äein. »»o.&.p.]/. C «d. e.
d. t. d.] f.C. ^Ä menigren. • Bb Und
ist. ' Ca flölichen, b scheinlich, k u. e.]
/. AbC. *• üeberachr. in A: Der ein
leichten (b freihält) schlecht; in B:
Mit wem (I) ein erherg^er man einen
pftben slahen sol, cap. 22; in Ca:
Von slahen der pfiben, cap. 15; in
Cb: Von slahen. » o. eh.] /. AbC.
k n. n. a.] /. C. » Ab freihält, C ver-
sorten hftrensun. *» da h.] C p8sen.
^ C reoner oder haiczer. |j o. 1.] /. Ab,
o Ab fh. leut P/. mC.
U
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210
iudicio hylariter super addat.
Quod si non fecerit vel facere
neglexerity ex hoc iudici in
Ix den. teneatur.
trewen gesagen mag daz er
ez gen im mit p6zen werten
und auch*^ mit andern Un-
zuchten wol verdienet hab^ so
ist er dem richter nichtez
schuldig, und den er geslagen
hat dem sol er drei maulsl^^
vor dem richter und 'vor dem®
gericht frfileichen^ zäslahen.
Tat er dez niht® und säumt
sich daran, so ist er dem richter
sechzig pfenning ze wandel.
Ca^p. 28.
Ztichtigungsrecht des Leibherm, des Hausvaters und des Schtd-
meisters.
(Abh, 8, 168. 169,)
^Item, si magister disci-
pulum, dominus servum, hospes
vel hospita familiam cum manu
percusserit aut virga aut ligno
quod digiti maioris grossitu-
dinem non exc^it/ eciam si
sangwis efBuxerit, ex hoc non
tenetur in^aliquo neque iudici
nee percusso. Si autem cum
• Ueherac.hr. in I: Quomodo
mag^ister vel hospes sen hospita debet
corrigere sabditos. ^ I extendit.
^ Ist daz der maister seinen
junger« oder der herr seinen
chnecht, der wirt oder^ die
fraw> ir diern oder ihr diene-
rin^ sieht ^ mit der hant oder
mit einer gerten oder pesem"
oder holz daz pei der grözz
ist dez maisten*^ vingers/ ob
auch daz plAt^ nachfleuzzet,
• u. a.] C oder. ** AB man-
sleg. ^ Ah fh, ganzen. * A frön-
leichen, BhC freileich. *T. e. d. n.]
/. Cb, ^ Utlterachr, in A: Ist das der
maister sein Jungfern schlecht ; in B:
Mit wem (!) ein man sein diem oder
seinen chheht slahen sol, cap. 23;
in Ca: Und ob ein meister seinen
jnngen siecht, cap. 16. * ABh jun-
gem, »»d. w. o.J /. Ca, ^ ACb haus-
fraw. ko. i d.] /. AhC. V- ß
™ o. p.] f. C. " A grössigisten. • d.
m. y.] C aines daumen (h daums).
Cfh. dar.
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211
armis percusBerit, hoc offenso
et iudici emendabit
darumb ist er nichtez^ schuldig
ze geben weder dem richter
noch dem geslagen.^ Ist aver
daz er in mit einem ^ andern
Waffen sieht oder züchtigt, daz
sol er dem richter und auch^
dem geslagen pezzern und
puzzen.
Cap. 29.
Störung des Marktfriedens.
(Ahh. S. 171.)
^Item, si aliquis alium
in foro offenderit die et horis
fori, ex hoc iudici quinque tal.
et offenso in totidem teneatur.
''Ist daz ainer einez mark-
tagez oder ze marktzeit iemant
übel handelt mit Worten oder
mit werchen oder ein unzuht
gen ainem heget, der wirt^
dem richter schuldig fünf pfunt
pfenning und dem übel gehan-
delten alz manigez.?
Cap. 30.
Störung des Hausfiiedens.
(Ahh, S, 129, 149. 160.)
^ Item, si aliquis in vito ho- ^Ist daz ainer in* einez
spite domum*^ ipsam ingressus wirtez haus über seinen willen
• Ueberschr, in I: Qai offen-
derit aliquem die fori id est marke h-
frid. *» üeberaehr. in 1: Qai ultra
Tolnntatem iotrat domam alicuinfl
cum malis verbis. ^ 1 domas.
•<7nieraant wandeis. ^•ze geben
gesl] /. r. c/. Aa V. o.
" Ueberschr, in A: Von (b fh, dem)
markchtfrid; in B: Swer dez mark-
tagez icht (f. b) frevelt, cap. 24.
*■ C ist. ^ ACa vil, D manigen (!),
^ Ueher9r.hr, in A: Von (h fh, der)
haas^re; tu B: Swer in einez wirtez
haus aber seinen willn get, cap. 26;
in Ca: Ob ainer über aines wtrtes
willen in sein haas get in unzncht,
cap. 17. ^ Bita' wider.
14*
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212
fuerit et aliqua mala verba
vel facta in ea alicui intulerit,
ex hoc hospiti in duodecim
8ol. teneatur et tantundem
iudiciy videlicet sex sol. pro
ingressu et totidem pro egressu;
leso autem emendet secundum
facinoris qualitatem. Si autem
in domum proiecerit vel in
domum* intruserit vel verba
mala aut conminatoria tantiim
foras existendo protulmt^ aut
aliquem de domo maliciose
proposcerit, ex hoc in sex sol.
offenso ac hospiti et in totidem
iudici teneatur.
get und spricht ainem darinn*
tibleu^ wort oder beget darinn
ungezognen* werch,^ der be-
leibt dem wirt dez hausez^
schuldig 12 Schilling und dem
richter alz vil/ umb den ein-
gankfif in daz haus** sechs Schil-
ling Pfenning und umb den
auzgank auch sechs Schilling,
und sol jenem ^ den er unge-
machet und^ gelaidigt* hat,
seinen schaden und laster*
ablegen und puzzen" darnach
und er im misspoten^ hat.«* Ist
aver daz ainer in ein haus
wirfet oder ein venster auf-
stözzet^ oder p5seu wort oder
drowort' auzzerhalb" hinein
schiltet* oder auz dem haus
übeleich oder" unzüchtikleich
etzswen hinauz vordert, der
ist dem selben den er^ ge-
vordert oder gedrot hat, sechs
Schilling schuldigt ze geben
und dem richter alz vil und
auch dem wirt alz vil.
* in d.] «o /; /. feneBtrani.^
(vgl, die Uehersetzung), »» / protulit.
• Chfh. zu. »> i4Cp5seu. « Bh
fh, wart und. ^ hegtet werch]
C ist darinn ungezogen. * d. h.] C
darum. ^ AaC maniges. ^ Bh ßi.
hinein. »' i. d. h.] /. C. ^ C enen.
k ung. u.] /. Aha J Ch bei. » u. I.]
/. üb, " u. p.] /. AhCh o cb ungut-
leich getan, p seinen schaden
hat] /. Ca, 1 C auzstozzet. ' o. d.]
/. Ab, • o. d. a.] /. e. ^AC spricht
« ü. o.] Ah wirft; f. C. ^ Bb fh,
hinaus. */. Baa\
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213
Cap. 31.
Zücken des Schwertes oder Messers,
(Äbh, S, 116.)
* Item, si quis pungnandi
causa evaginaverit gladium aut
cultellum, ex hoc in uno tal.
den. iudici teneatur,^ videlicet
dimidium tal. extra vaginam
et dimidium tal. eciam in va-
ginam. Si autem ipsum evagi-
naverit intercipere volens pung-
nam et si hoc per suam fidem
dixerit, tunc nichil ob hoc
iudici cmendabit.
"Ist daz ainer durch vech-
tenz* willen sein swert oder
sein mezzer zuchkt auz der
schaid, der beleibt dem richter
ein pfunt pfenning schuldig,
ein halbz pfunt pfenning auz
der schaid und ein halbz pfunt
in die schaid.^ Ist aver daz
er sein sweil; oder sein mezzer
auz der schaid durch schaidenz^
willn auzzeucht® und sait daz
pei seinen trcwen, der sol dem
richter nichtez verwandeln.
Cap. 32.
Fortsetzung,
^'Item, si aliquis evagina-
verit gladium aut [cuüellum]
volens aliquem offendere, ex
hoc ut dictum est ^ dabit iudici
unam lib. den., ofFenso vero,
8UO iuramonto facto super sua
quantacumquo sibi placuerit
» Ueberachr, in I: Emeuda
propter evaginaclonem gladii. ^ 1 te-
natur (!). ^ Ueberachr, in I: Volens
offendere aliquem emenda offensurif'/j
qae sit.
» c. 3t.
^Ist aver daz der^^ ein
swert oder ein mezzer auz der
schaid zeucht** oder wil etzswen
lästern oder laidigen, der selb
alz vor gesprochen ist der be-
leibt dem richter ein pfunt
pfenning schuldig;^ aver gen
* Ueberitchr, in A : Von schwort
zukchen; in B: Von swert oder mezzer
zucken, cap. 26. ^ ACa rechtens.
*= V2 pf. pf. a. d. seh. u. 1/2 P^» »• d-
seh.] /. (\ II pf. i. d. seh.] Bb wider
darin. j| Ueberschr, in A: Von schwort
und messer. <* A fh. oder unterstens.
•ilC'zukcht, Bb auszukcht. ^ Ueberschr,
in B: Aver von mezzer zucken, cap. SJ7.
«f ACa ainer, Ob *» AC zükcht.
• /. ABaa\
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214
pecunia, satisfaciet de offensa
iurans eum non validius* of-
fendisse. Sed cum ex hoc sepe
periurium et anime periculum
intercipiat iuramentum etc.**
dem den er lästern oder lai-
digen wolt, sol er sich mit
seinem aid bereden, also daz
er seinez g&tez ez sei pfenning*
oder swaz ez sei alz vil auf-
legt alz im gevellety und sein
vinger darauf leg*^ und swer
daz er in niht mer noch hocher^
gelästert noch geungemachet ®
hab dann daz g&t wert sei da
er auf geswom hab. ^ Seit aver
von^ so getanen swem und
mainaiden dem leib und auch
der sei oft manik übel und
schad entspringet,^ so sol sich
der da swert fleizzen* daz er
nach^ frumer laut rat und auch
mit ir pet understee so sched-
leichez swern.
Cap. 33.
Strafe für Beschimpfung,
(Ahh. S, i69.)
^Itern, si aliquis dixerit
alicui quod sit filius [meretricift
aut] iniquus aut mendax et
hoc probatum fuerit, iudici
in Ix den. teneatur et alii,
• 1 validus (!). ^ so L ° üeber-
sehr, in I: De verbis malis humanis.
^Ist daz ainer zA etz-
swem™ spricht oder** haist in
einen hömsun oder einer^
hübscherinn sun oder einen^
p6swicht oder einen lügner,
• Ca fh, oder ailber. ^ AB
auflegen. « B legen. ^ n. h.] /. C,
• n. g.] /. C. ^der Rest des Cap. /. Cb,
9 f. B, *> Ca chnmpt. * Ca vleisz-
leichen. ^ Ca es mit. * Ueberachr. in
ÄCa: Von (Ab fh. den) schelten (Ca
fh. cap. 18); in B: Swer ainen schiltt
oder pSseu wort mittailt, cap. 2S.
" Bb einem. " zu etzsw. sp. o.] Ca
ainen, h etwen. ^ Ba einen, p h. s.
o. e.] /. a
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215
sua peccunia deposita sub iura-
mento, satisfaciat ut est dic-
tum. ^
und beweret daz gen dem der
ez^ gesprochen^ hat, der ist
dem richter 60 pfenning schul-
dig; aver dem er ez mit den
Worten misspoten^ hat, dem
sol er ez auf sein g&t^ mit
seinem aid pezzern und puzzen ®
alz da vor gesprochen' ist.
Cap. 34.
Fortsetzung.
(Abk. 8, 150 /. 169,)
*Sed si ipsum de cani-
bus aut iumentis vituperaverit;
iudici in quinque tat. teneatur
et offenso pro honore de sue
artis Utensil] usque ad metas
terre nostre erecto deportet
brachio^ aliquod instrumentum ;
quod si facere rennuerit*' aut
per quatuordecim dies negle-
xerit; ex tunc offenso in quin-
que tat. den. eciam teneatur.
• Ueherschr, in I: De verbis
malis inharaanis. *» / brachium. * so I,
J c. 32.
Hat er in aver von den
hunden«^ oder von dem^ vich
gescholten, so beleibt er dem
richter^ fünf pfunt pfenning
und dem übelhandeltem zu
einen ern sol er etleich zaichen^
seinez gezeugez oder seinez
hantwerchez swaz daz ist mit
aufgerakten arm offenwar tra-
gen an daz zil und an daz ge-
merk unserz landez. Ist daz er
daz widert oder ze ' vierzefaen
tagen *" daz säumt ze tön, so
ist er dem misspoten und"
dem widertreiber^ fünf pfunt
pfenning schuldig.
• beweret ez] C wirt
gewar wer ims (h im das). ^ Aa mit
den Worten mißpoten, Cb zugfeapr.
« m. d. w. m.] Abc gesprochen. ^ Aa
fh, ablegen and. || a. s. g.] C mit gut
ablegen und (b oder), «u. p.] /. (7.
^ ACa geschriben. k d. h.] Eb dem
bunt. *■ Bb einem andern. * Ca fk,
schuldig, ^er e. z.] Ab ettwas geben f?;.
* B fh, verziehen. " B tag. » d. m.
u.] /. C, ^ Baa' widertreiben, b wider-
treibern.
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216
Cap. 35.
Strafe desjmigen, dessen Eid widertriehen wurde.
(Abh. S, 160 f. 172,)
^Item^ si aliquis aliquem
a suo ioramento sub pretorio
repulerit vel iurato^ eandem
per omnia subeat^ penam et
quoad iudicem et offensum.
£t hec pena harmschar di-
citur vulgariter.**
*Ist daz ainer ainen von
seinem aid oder nach dem
gesworn aid widertreibet, der
sol die selben p&zz an allen
dingen leiden für den wider-
treiber* und auch gen dem
richten Die selben p&zz haist
man die harmschar. ^
Cap. 36.
Verboty beschwome Zeugen über das von ihnen Auszusagende eu
belehren.
(Ahh, S, 112.)
^Item, si aliquis testem
alterius post^ iuramentum in-
formaverit de« dicendo, hie'
iudici in Ix den. teneatur et ex
hoc offenso refundat plenarie
» üeberschr, in I: Si quis ali-
quem a suo iuramento sub pretorio
repulerit. *> // vulgfariter nominatur;
damit hebt der c. 22 bei sentcnciata
fuerit in II unterbrochene Text wieder
an. ° UeberachH/t in I: Qui ioformet
alium poflt iuramentum. <* // preter.
« / in, über der Zeile. ^11 hoc.
J seil, repulsus. Würtha Auf-
faaaung ist falsch.
^Ist daz ainer dez an-
dern gezeug nach dem ge-
sworn aid beweiset oder steuret
nach* der sag/ der selbig
steurer^ beleibt dem richter
• Ueberschr. in A: Der ainem
nach seinem aid red (b redt oder
widertreibt); in B: Swer ainen nach
dem gesworn aid widertreibt, cap. 29;
in Ca: Wer ainen nach dem ge-
sworem rat oder nach dem aid wider-
treibt, cap. 19. ^ d. w.] B daz wider-
treiben. ® die selben harmsch.]
/. Ca. ^ üeherachr. in B: Ob ainer
den andern steurt in der stat (7, L
sag) nach seinem aid, cap. 30. D<u
Cap. f. Ab. •Cm. Un Cb stand
sach, dies ward t?. d. Hd, de* Textes
in schrann, u. dieses von wenig jün-
gerer Hd, tjoieder in sach gebesser L \\ C
fh. und er sait k Boa' stewr der.
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217
dampnum suum. Si autem ille
qoi testem produxit hoc fecerit;
a iure suo cadat et eciam
iudici in Ix den. teneatur.
60 Pfenning* und sol dem^ gen
dem er swert seinen schaden
vollikleichen ablegen. Ist aver
[daz] der den gezeugen laitet
daz selb t&t und seinen gezeug
nach dem aid steuret in der
sag,^ dem sol an seiner chlag
und an seinem reht^ abgen
und sol von seinem reht vallen
und beleibt dem richter sechzig
Pfenning schuldig.
Cap. 37.
Läaterwng des Landesfürsten.
(Ahh. 8. 170,J
* Item^ quicumque nos aut
quemlibet principem*» terre vi-
tuperaverit, huic lingwa preci-
datur,** nisi^ eam redimatxlib-
ris den.®
•Wir wellen daz:' swer
unz oder ohainen fUrsten dez
landez schiltet, dem sol man
die zung auzsneiden, er müg
oder wel si dann mit zehen
pfunden lösen. ^
Cap. 38.
Oottes" und Heiligenlästerung.
(Abh, s, no.j
'Si autem deum vel«
sanctos plasphemaverit, huic lin-
gwa precidatur^ et redempcio
» Ueberschr. in 1: Qui vitu-
perat principes. ^ II fk, huius. « /pre-
scidatur, H procidatur. ^ // ut. « x L
d.] 112 det X libraa. ' Ueberschr,
in I: Qui deora vitaperat vel sanctos
plasphemando. » // aut. *• // proc.
Schiltt er aver got oder
sein^ heiligen, dem sol man
auch^ die zung auzsneiden und
• Cfh, schuldig. »»/. Ä ^Cb
schrann. <* u. a. s. r.] /. C. * Ueberschr,
in Aa: Der fuersten schilt; in B:
Swer die fürsten oder got schiltet,
cap. 31; in Ca: Wer got oder die
fnrsten schilt, cap. 20; in Cb: Wer
den fursten schildet. *■/. A. « Ca le-
digen, h AC die. '/. AC,
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218
per nuUam peccuniam admit- sol niht hengen* noch gestatten
tatur. daz man si mit chainer slacht^
gÄt« icht^ löz.
Cap. 39.
Verhaftung; Freilassung gegen Caution; Behandlung des Ver-
hafteten.
(Abh, S, 125.)
'^Item, si quis de aliquo
maleficio sit^ suspectus, a iu-
dice capiatur, donec pro qua-
litate et quantitate sue culpe
per pecunie sue ostensionem
aut fideiussorem conpetentem
faciat caucionem. Quam si ha-
huerit in instantia tunc ob ra-
cionem census ad posteriorem
iudicem non ducatur. Hoc eciam
annotato quod quicumque ad
posteriorem iudicem ducetur^
vel a iudice captivatur, ab illo
non nisi arma et^ furtum aut®
falsitas auferatur^ sed se cum^
sua peccunia ibi pascat; donec
de eius culpa aut innocencia
cognoscatur.
• Ueherschr, in I: Ille non cap-
tivetur qui habet certitudinem pro
maleficio. •> 11 fuerit. « // ducitur.
^ 11 1 aut. ! nisi a. et] // 2 armis.
®Ist daz man ainen ark-
wanet^ umb ein sach etzleicher
Übeltat^ ez sei umb deuf ^ oder
umb valsch^ oder swie ez an-
derz^ genant sei, den sol der
richter vahen und aufhaben
unz daz er seinez gfitez alz^
vil zaig oder sölich p&rgel-
Schaft oder gewishait tu der
genfig sei unz man die sach
seiner schuld ervar und er-
vind." Hat er die" gewishait
ze t&n auf der stat mit dem
gfit oder mit den pfirgeln, so
sol man in durch dez hofzins
willen niht furn zu<* dem nach-
richter. Und merkt auch daz:^
swen man hinz dem nachrichter
gevangen*! fürt oder von dem
richter' gevangen wirt/ dem
sol man niht anderz nemen
• 5/>C Verheugen. *» eh. sL] Bh
chainerlai. ^ (Ja gäbe, h <*y.
BbC. ^ Uehet^achr. in Aa: Von archk-
wän ; in Ah : Von arkchwanigen leuten ;
in B: Swer in arkwan ist, cap. 32.
^ AC in arkchwan hat ^ umb e. s.
e. ü.] f.C. ^ A diephait * J valschait.
^ß AhCa. > O so. "u. e.] /. C.
» Ca do, 6 « ACb hinz. p Cfk.
darzu. *»/. Bb. *" Cb nachrichter.
• oder V. d. r. gev. w.J /. AB,
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219
wan seineu wappen* daz ist^
mezzer und swert und die
deuf ® und den valsch, und von
dem andern gät daz er hat
pei im ez sei pfenning oder
gewant, da sol er von sein
leibnar^ haben und sol sich
davon in der vanknüzz erneru;
unz daz^' man sein schuld oder
sein Unschuld erchenn.
Cap. 40.
Dauer der Haft
(Abh. S. 124, 1720
^ Item , nullus captivus
ultra proximum placitum de-
tineatur^ nisi ex causa racio-
nabili a iudice terminus pro-
longetur.
^Chainen gevangen sol man
über daz nächst deiding nach
seiner vanknüz niht lenger auf-
haben noch pfrengen^K man sol
in für gericht fUrn, ez sei dann
ob im durch nötigen und red-
leich sach daz zil und der tag
von dem richter gelenget ^ werd.
Cap. 41.
Wenn der um ein Thier Angesprochene heweiety es gezogen zu haben.
(Abh, S, 172 f,)
^Item^sialiquis^^ aliumin- ^Ist daz ainer ainen^ an-
petit pro equo aut bove aut spricht umb ein ros oder umb
* Uebertchr, in 1: Quam diu
captivus debet pati capÜTitatem.
^ Ueberschr. in 1: Qui alium iniuBte
impetit de animali. ^ // quis.
^ BbC Waffen. ^ seineu w. d.
ist] Ah sein. ^ A diephait. ^ Ab leib-
narung. • u. d.] Cb hinz. ' Uefyerachr.
inA: Von (bfh, den) gegangen; in B:
Wie hing man die gevangen haben
sol, cap. 33. i Aa invengen, Ca be-
halten. I n. pfr.] /. AbCb, ^ AB gelegt.
* Ueberachr. in Aa: Von fiiervancb;
in Ab: Der ainen umb ain ross oder
ochsen anspricht; in B: Umb zftsprüch
der ros und (b fh. auch) der ochsen,
cap. 34. ^ Ca den andern.
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220
alio animali, et ille probaverit
hoc se diuciuB habuisse vel a
puledro vel vitulo enutrisse,
ille iniquus impetitor in decem
lib. iudici teneatur, et omne
dampnuin quod inde recepit
alii* refundat et restauret.**
einen ochsen oder umb ein
ander vich, und der antwArter
den er anspricht beweret daz»
daz er ez lenger hab gehabt
und hab ez von ainem voln
oder von einem chalb erzogen,
der valsch chlager und an-
sprecher beleibt dem richter
zehen pfunt^ und sol dem ant-
wfirter allen seinen schaden
ablegen den er davon enpfan-
gen hat.^
Cap. 42.
Strafe desjenigen, der mü dem Beweise einer von ihm erhobenen
Criminalanklage nicht atkslangt,
(Ahh, S, t73.)
^ Item; quicumque inpetit
alium pro furtu/ rapina, falso,
periurio, violencia, homicidio
vel alio consimili^ et hoc vo-
luerit testibus con probare/ et
si forsan alii^ sua expurgacio
aut se solo aut^ pluribus ma-
nibus fuerit per sentenciam
adinventa, qui si se expurga-
verit, ex hoc neuter eorum^
tenebitur^ iudici in emendis
nee' accusator eciam"* accu-
sato. Si autem in probacione
•/. 112, ^112 restituat
c Uebenchr, in 1: Qai se expurg^at
de maleficio, emenda que sit ^ #o
aUt Hsa. ^ a. c] II aliqao similL
V. ^. »/• IJ*^' »» se 8. a.] /. II L 1|
aut s. 8. a.] 112 sola vel. */• I^*^-
^ II tenetnr. * in II 2 corr, in non.
»// mfJJ,
^ öwer ainen anspricht
umb dcuf ® oder raub oder umb
unrecht oder valsch aid^ oder
umb gewalt oder umb einen
totslag und wil daz gen im
pringen und bewern mit ge-
zeugen, und ob villeicht dem
andern daz ist dem antwurter
sein beredung und sein be-
schönung aintwede^ mit im
selb oder mit menigerr hant
mit rechter urtail erfunden und
ertailet wirt daz er sich der
• /. a ^ aOfh, schuldig. « e. h.J
Ch emphecht. •* Uehertchr, in Aa:
Von deup und raub; in Ab: Von
deubn und raubern; in B: Wer ainem
zuspricht umb deub oder (bfh, umb)
raub, cap, 35; tu Ca: Von ansprach,
cap. *J1; in Cb: Umb deub, raub,
valsch, gewalt und todslag. ^ A diep-
hait. ^ V. a.] Ca valschhait, b valschait.
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221
defecerit accusator,» idem* in
decem lib. iudici teneatur et
accusato omne suum dampnum
deponat penitus et restauret.
inzieht» bered und beschön, ir
ietweder ist dem richter nichtez
schuldig an den wandeln noch
der chlager^ dem antwfkrter ist
auch^ nichtez schuldig. Ist aver
daz dem chlager an der be-
w&rung^ abget und geprist, so
beleibt er dem richter zehen
pfunt schuldig; und den er an-
gesprochen hat dem sol er alln
seinen schaden und sein laster
ablegen.
Cap. 43.
Strafe desjenigen^ der eine durch UrtJieil abgewiesene Klage noch-
mals anbringt
(Ahh. S. 173,)
^Item, si quis alium pro ®Ist daz ainer ainen' an-
quacumque re inpetierit et in- spncht nmb ein sach swie die^
petitus probet quod ab eadem sei, und den er anspricht der
inpeticione sit prius ab eoa wil daz bewem** swie er sol,
iusto iudicio liberatus, ex hoc er sei im emaln umb die selben
in decem lib. iudici teneatur et ansprach enprosten mit rech-
alii restauret dampnum suum tem* gericht und mit rechter
si* quodreceperitpropteristnd. urtail, und enprist er im, so
ist der chlager dem richter
zehen pfunt* beliben; er sol
auch' dem antwArter seinen
schaden ablegen ob er chainen
darumb enpfangen hat.
• /. //. ^ II inde. « Ueherschr, • Ca ansacht, b »» dem
in 1: Qui aliüm iniuste inpetit. richter cblager] /. AB. «=i. a.]
^ ab eo] 80 alle Hss. «/ ^J- f. AB, ^ Ca bewaernüsse. •Uehertchr,
in A: Umb ansprach; in B: Von zü-
spr&ch wegen, cjip. 36. *■ Ca den an-
dern, h » Boa' der. *• Ca we-
reden, h * m. r.] C in dem
(f, h) rechten (h -m). ^ A fh, schul-
dig. *e. s. a.] i4C und sol.
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222
Cap. 44.
Befrag des Herzogswandeh.
rAhh. 8. 124. 146. 166.)
^ Item y pro quacumque
causa nostra einenda iudici per
sentenciam civium^ faerit de-
putata, hoc semper significat
X lib. den.
^Umb swaz sach unser
Wandel dem richter mit der
pui^r urtail ertailet wirt, daz
bedeutet und^ bezaichent ze
alln Zeiten® zehen pfunt.
Cap. 45.
Zwischen Gästen kann täglich gerichtet werden.
(Ahh. 8. 17a,)
^Item, si dno hospites
inter se invicem^ quitquam ha-
buerint qnerelare,* hoc iudex
assumptis quibusdam civibus
omni die ipsis' poterit iudicare
vel eciam conplanare, nisi
ambo velint diem placiti ad
pretorium expectare.
* UeberMhr. in I: Emenda
ducis. »/. 112. « Uebertchr, in 1:
Qnando unus hospes conqueritur snper
aliam. <•/. //. * 11 quernlare. '/. //.
^Ist daz zwen gest etz-
swaz* gen einander habent ze
chlagen, der richter mag wol
etzleich purger zu im nemen
und mag all tag wol richten
und auch verslichten, si welln
dann mit gutem willn paident-
halben peiten under die schran-
nen der tag und der zeit irr
taiding ze recht' gericht.
• Ueber»ehr. in Aa: Von de«
richter wändel; in B: Was dei
richterz wandel sei nach der urtail,
cap. 37. "»b. u.j f.C. • ze a. %.]
Bb allzeit; /. C. * Uebertchr. in Aa:
Von geBi kchlag; in B: Von gest
wie die chlagent, cap. 38; in Ca:
Von chlag der gest, cap. 22. « /. C.
^ AC rechtem.
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223
Cap. 4ß.
Gäste dürfen nur bis zum nächsten Gerichtstage in der Stadt
verboten werden.
^Item, nullushospesinter-
dicatur per iudicem in civitate
nisi ad^ proximam placitum
permansorus.
* Chain gast soP niht ver-
poten werden von dem richter
in der stat neur auf daz nechst
teiding ze beleiben und ze ant-
wurten.
Cap. 47.
Vorladung eines Bürgers.
(Abk. S, 147 /,)
^ Item, civis debet^ tribus
citacionibus per preconem® ad
iudicium advocari, et hoc in
sero^ ante pulsacionem cervi-
sialis campane et eciam cum
est domi; videlicet prima vice.
* üehertchr. in I: Quam diu
debet stare occupacio. *»/. /. '^ Ueber-
»chrifl in I: Quociens civis debet ci-
tari. •* 7 fh. citarL • p. p.] // pre-
paradone. ' in a.] / inserto.
^ Einen purger sol man^
dreistund mit dem Schergen
fürpieten für daz gericht und
auch laden, und sol daz ge-
schehen pei tag oder dez abentz
vor pierglokenzeit, also daz er
dahaim oder wo er in der stat
in*^ mit dem ersten fiirpot be-
greif.'
• UAerschr, in B: Von dem
verpott der g^est, cap. 39. ^ C fh.
auch. ^ Utheraehr. inAa: Von purger
fuerpot; in Ah: Wie oft man ainen
purffer furg^epieten sol; in B: Wie
man einen purg-er bechlagen sol,
cap. 40; in Ca: Von fürpieten, cap.
23; in Ob: Von furpot. ^ Ca fh. ee.
• 90 nur Bby die übrigen seL ' C be-
griffen.
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224
Caf. 4S.
Vorladung einet Innumnes.
(Abk. S, 147 f,J
*Incola vero non nisi
semel citari debet, et hoc sive
in^ sero vel mane^ et postea
ut^ ad iudicium veniat per
pingnus et per^ posteriorem
iudicem debet cogi.
Aver ein inman* oder^
der niht pnrkreht hat^ dem
mag man dez abentz furpieten
oder dez morgenz imd auck
niht öfter dann ainez^ ob man
wil. Ist daz er dann niht fiir-
chumt, so sol man in mit einem
pfant und mit dem nachrichter
furtwiagen
Cap. 49.
Wandel desjenigen, der gerichtlicher Ladung nicht Folge leistet.
(Ahh, S. 147 f.)
*Pena* prime citaeionis
si' non conparuerit iudicio
cum» est domi id est in civi-
tate, sunt xii den., secunde
vero xxilii den.; sed tercie ci-
taeionis pena si non conparet
sunt Ix den.; et hoc si pro
debito querimonia fuerit vel
offensa.
» Uebertchr, in I: Incola quo-
ciens debet citari. *» // sit. " /. IL
^ üebenchr. in 1: Emenda citacionum.
• II et pena. ' I .f. (scilicet). » // si.
und dez ersten furpotez wan-
deln/ ob er niht für« chumt
und doch dahaim gewesen ist
oder in der stat, 12 pfenning,
des andern furpotez^ 24; ob
er aver dez driten furpotez»
niht iiir gericht chumt, daz
sind 60 pfenning;^ und doch
also ze merken, ob die fiirpöt
oder die chlag sind umb gült
oder umb ander sach damit
• A. e. i.] C Ob er ain inn'
man sei. *> C fh, ainer. «^ BhCb ainat
•* Ch verwandeln. || und d. e. f. w.J
Ca Und umb das erst fiirgepot mftz
er verwandeln. •/. Boa', 'd. a. f.]
Ca umb daz ander fiirgepot. ^ 24
furp.] /. G ^ daz s. 60 pf.] Ca muei
er 60 pf. geben, h sind 60 pf. se
geben.
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285
man ainen unert oder laidigt
oder übelhandelt.
Cap. 50.
Vorladung in Streitigkeifen vm liegendes Gut
(Ahh, S, 147 f.)
*Si autem pro hereditate
fuerit questiOy tunc in domum
possidentis eam^ citacio fiat
trina.*'
Ist aver daz die chlag
umb erb ist^ so sol man in*
daz haus gen^ und der daz
erb inn hat und daz erb® be-
sitzet; dem sol man^ dreistund
fürpieten.
Cap. 51.
Fortsetzung: Verfahren, wenn der Vorgeladene ausbleibt.
(Ahh. S. 147 f,)
*Quod si nee tunc posses-
Bor conparuerity illa hereditas
potestati iudicis attrahatur qui
per dies quatuordecim hanc
conservet.* Quod si nee tunc'
possessor pervenerit ad iudi-
cium non citatus, ex tunc ac-
tor det iudici Ix den. et xii den.«
posteriori iudici qui sibi posses-
sionem hereditatis huiusmodi
assignabit. Et tunc primus
possessor eiusdem,^ scilicet qui
fuit negligens aut temerariuS;
si vult agat eodem ordine*
contra ipsum.
• Uehernrhr, in I: Citacio pro
hereditatibufl. *• // eadem, « TI terna.
^ Ueberachr, in I: Hie notatnr ius
iudicifl quod vr8n dicitur. •/ per-
severet. '/• ^^- ' e* »" ^.J /• -^•
*• II eisdem. * / ordinem.
ArebiT. Bd. LX. I. H&lfke.
Ist® daz er in den Zeiten
für daz gericht niht chumt ze
verantwArten daz erb^ so sol
der richter daz selb erb in
sein ^ gewalt ziehen und nemen
und sol daz inn haben vier-
zehen tag. Ist daz er in der
selben zeit der daz erb inn
hat ungeladen und an färpot
niht für daz gericht chumt, so
sol der chlager der auf daz
erb chlagt dem richter 60 pfen-
ning geben und dem nachrichter
zwelf,8fdaz er im daz erb mit
samt der gewer antwfirt. Und
• O im, der. */. C. « u. d. e.]
C oder. ^ d. 8. m.] /. 0. • Ca Und
ist, 6 '/. Baa', » Cfh. und
doch also »e merkchen.
15
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226
doch der erst besitzer dez
erbez, daz ist der der ez vor
inn'^ hat gehabt, ob der saumig
darinn gewesen ist oder vil-
leicht^ vor frevel lazzen hat
für gericht chomen*^ ze ver-
antwurten daz erb, ob er wil
so mag er wol gen dem selben
der an die gewer gesetzet* ist
mit semleicher chlag und mit
so getanem gericht® wider an-
wegen ^ und auch nachvam gen
dem selben.
Cap. 52.
Zwangsverfahren um Schuld und Wandel.
(Ahh. S. 127 f. 147 f.)
*Item, si quis debitor
coram iudicio remanserit ali-
cuius debiti vel emende, iudex
quatuordecim dierum^ inducias
ei dabit. Quod si nee tunc per-
solvent, <= dabit ei illum diem
sine ehienda et Septem dies
alios cum emenda. Quod si nee
tunc solverit, tunc tre» dies
• Ueberschr. in I: Quando
eraende sunt recipiendi (!). ** // dies.
^ II solverit.
s Ist daz ainer vor gericht
iemant** schuldig beleibt gelt
oder Wandel, dem selben geit
der richter wol mit» reht^ vier-
zehen tag ze gelten, ob er so
gewiz ist und so gesezzen'
daz man im getrauen mag. Ist
daz er in der zeit niht engiltt,
so hat er doch die selben frist
• BhC im. »> C leicht « C ze
chomen und. ** g. g.] Ca red gesalzt
oder an den gewer. « C fh. sein
(f, h) recht. ^ C anvengen. ^ U^er-
9chrift in Aa: Wer vor gericht schul-
dig beleibt; in B: Wie der richter
teg sol geben umb gelt, cap. 41;
in Ca: Von dez richter wandel, cap. 24;
«I Ch: Umb schuld es sei gelt oder
Wandel. In Ah f, das CapiteJ. »•/. C;
Bb fh. beclagt das er im. * Eb zu.
^ Ca fh. zil auf. ^ vierz. t. . . . ge-
sezzen] /. Äa.
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227
alios ei* dabit. Et quod si nee
tone solvent, tunc ad solven-
dum pingnore conpellatur. Et
cuiuslibet termini sive inducie
pena^ sunt Ix den.
kn Wandel. Darnach gibt er im
aver siben* tag auf daz Wan-
del.^ Ist daz er darnach*^ niht
engiltt^ so gibt er im noch*
drei tag auch auf daz wandele
Hat er dann niht gewert oder
vergolten, so sol man in mit
pfänden ze wem und' ze gelten
twingen mit dem gericht. Und
dannoch^ sunderleichen auf ieg-
leichen tag und frist die man
im**vor gegeben hat, so ist er
dem richter 60 pfenning schul-
dig ze Wandel.
Cap. liS.
Zwangftverfahren um Liedlohn.
fAhh, S. 147 f. 173.)
^ Et hoc nisi sit precium ^ Aver umb gearntez Ion
promeritum,* cui non dantur sol man niht lenger frist noch
inducie nisi illius diei et pro- tag haben* dann dez selben
xime consequentis , cum in- tagez und ez verdienet wirt
stitutum sit hoc divinum, sei- oder auf den nächsten tag
licet: ^non remaneat apud te darnach, wan got selber daz
opus mercenarii usque mane', * * aufgesetzet und gesprochen
et eciam' idem in emenda hat also: ,dez mietmannez Ion
Ix den. iudici remanebit,^ et seiner arbait sol in deiner ge-
hoc^ sive sit per fassionem walt niht über naht^ beleiben
sive* per testimonium conpro- unz an den morgen',^ und
batum. Alia vero debita ca- doch der loner der daz Ion
rent emendis et tamen habent vor hat, swie er sein vergicht
inducias prima vice, nisi fuerint oder auf in beweret wirt, so
per testimonium conprobata, beleibt er dem richter sechzig
• //aibi. ^112 penae. «= Uehn--
ichriß in I: De precio promerito id
est garen czlon. ** / peimeritam.
* nisi Ullas diei mane] /. //.
' /. //. f 77 2 permanebunt. "» 77 sie.
' II 1 sibi.
» LevU. 19, 8, vgl. Tob. 4, 15.
* /. Ch, *» darnach Wan-
del] f. Ca. « Ca ez dann, h das.
* C aver. • Ist daz er ... . wandel]
/ Bh. ' ze w. n.] /. C. » Aa dar-
nach, Ch anch. *■ dat Capitel /. Ah.
^ AaC geben. ^ Ca naechtig. * n. a.
d. m.] f. n.
lö*
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228
quia^ tunc tenebitur iudici in
Ix den.
pfenning ze wandel schuldig.
Aver ander gult kn geamtez Ion
die habent niht wandelz^ zu
dem ersten furpot alz vor ge-
sprochen ist und habent doch
frist und tag alz reht ist,^ ez
sei dann ob daz gelt beweret
und erzeuget wirt, von dem
selben hat der richter sechzig
pfenning ze wandel.
"^Cap. 54.
Recht der geschtoomen Rathsbürgerj Wandel zu salzen,
(Ahh. S. 125.)
^Item, sunt eciam alie
emende ad iudicera pertinentes
que sunt propter bonum sta-
tum civitatis per cives iuratos
consilii*' institute, que et* per
ipsos pro qualitate Status terre
vel temporis omnino deponi
poterunt* vel minui aut' augeri.
'^Ez sind auch etleichea
wandel die den richter ange-
hornt, die durch frid und durch
gemach der stat von den ge-
sworn purgem dez ratez auf-
gesetzet sind, die si nach dez
landez sit und auch nach der
gestalt der zeit wol mügen
gerleich ablegen/ minnem oder
meren alz reht ist.
Cap. SS.
Dem Stadtwohle schädliche Handwerkerverbände sind vom Stadtr
rathe aufzulösen.
(Abh. S. 16t /.;
fi^Item, placet nobis quod
artifices sive operarii manuales
* // qui. '' Ueherachr, in I:
Notabile de iudice ia recipiendis
emendis. *^ pertinentes consiliij
/. //. ^ II eciam. • // potuerant.
^11 vel. ^ Ueherachr. in I: Quod vel
zecha vel fraternitas non redondet
ad dampnnm conmnne civitatis.
*Unz gevelt auch daz'
daz die hantwercher und auch
* C fh. zu dem ersten mal
oder. ^ u. habent doch ist]
/. B. « da» Cap. /. Ab. * Aa fh. und.
• Ueherachr. inAa: Von hantwerchem;
in B: Von der hantwercher reht,
cap. 42; in Ca: Von hantwerchem,
cap. 25 ; in Cb : Von allerlai hantwerch.
Daa Cap. f. Ah. f AaC woL
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229
ut sunt fabri, pistores, carni-
fices, sartores tarn vestium
quam pannorum tarn* lanco-
rum^ quam lineorum, textorum,
calcificum, pellificum, pabula-
torum, cauponum^ ligatorum/
aucionatorum^ et omnium alio-
rum* qui sunt incole civitatis,
plus iuris habeant quam exten
civitatis, hoc adhibito modera-
mine quod illa societatis^ con-
federacio in conmunitatis damp-
num aut« gravamen notabile
non redundet. Que confede-
racio si** conmune ^ampnum ^
intulerit civitati, per cives iura-
tos consilii deponatur, non^ ob-
stante si forsitan* propter hoc
aliquam pecuniam nominatam
dare annuatim iudici tcneantur,
nee eciam si forte super ta-
libus iniuriis conmunibus pri-
vilegiati fuerint consulibus ab
antiquis quos forte tunc hoc"
nephas annuendum per** sua
munera placueriY^'* et hoc cum
non habeat imperium par in
parem, nee eciam volumus con-
munem iniuriam talem perpe-
tuariP in nostre anime peri-
culum et gravamen.
* /. //. ^ I lanorum. <= caup.
h']f-J* ^f.U2, «textorum
alionim] so alU Hss. ' // societas (!J,
«/. /; III et. >»/./. ' conm. d.]
Ol« II; I in conmunitatis, Wurth
emendirt iniquitatcs, /. incomoditates?
^ 112 nemine. ' // forsan. ™ // forte (!),
" / pro. o / placuut (!Jy II placueriut.
^ I II2 perpetuam.
die arbaiter alz sind smid,*^
pecken, fleischhacker, sneider
leineins und wolleinz t&chez
und gewandez, hantsneider,
watmanger/ weber, schiister,
chursner, futrer, leitgeben, pin-
ter, fragner <^ und all ander
hantwercher swie si genant
sint, die in der stat sind^ und
darinn wonent ez sein seidner
oder purger, mer und pezzer
reht haben sullen dann die
gest und die frömden die auz*
der stat gesezzen sind, und
doch mit solicher mazz und
beschaidenhait daz die selb
ainung der gesellschaft und
auch der pröderschaft der sam-
nung und der gemain der stat
ze chainen merkleichen oder
Scheinleichen' schaden oder un-
gemach oder beswerung icht
gewachs oder gedeich. Ist aver
daz die ainung oder die^ pr&der-
schaft gemainen schaden t&t
und pringet der stat und auch
den läuten^ so sol man sei fuder^
lazzen gen und ablegen^ von
den gesworn purgern dez ratez,
und sol da niht wider sein noch
niht enirren,* ob si villeicht
darumb^ etleichez benantez gut
* f, B, ** Aa gwantmaiiger.
« Ca waguer. ** die i. d. st. s.] /. C.
^ (Jb ausserhalb. *" AaCb schüml.,
Ca scheml. 8 AaC solicheu. •» Cb für.
i u. abl.] /. C,
umb; /. C,
■■ n. n. e.] /. C. ^ B
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230
daz man da haizzet losang * jar^
leich dem richter habent gelobt
ze geben und ob villeicht so
gemainer schad und geprest
und unrecht verschriben^ und
verhantvest ist von den alten
purgern dez ratez^ die di weil^
und^ villeicht ze den Zeiten
durch verhengnüzz solicher
schedleicher verainung mit irm
gut und mit irr gab ® gemietet
und genaiget sind^ und darumb
seit daz reht wil daz ein ieg-
leicher gen seinem ebengeleich
und ebengenoz cbainen gewalt
oder ^ unrechtez gepot niht en-
haben noch ensuchen sol^^ si
sülln halt ebengeleich geniezzen
und sich freun^ dez gemainen
rechtez der stat, und enwellen
halt niht so getan^ gemainez
unreht und so schedleich ainung
ewigen noch bestetigen wider
unserr seil hail und schaden
und auch beswärung.
Cap. 56.
Oewinn aus unerlaubten Handlungen.
(Ahh, S. 173.)
*Idem quoque dicimus ''Daz selb reht sprechen
de ludo lutricorum^^ et^ de wir umb daz reht und spil
• Ueherschr. in I: De ludo et ^ ÄC lösung. ^ AaBaa' ver-
exactoribu» (!, L exaccionibus) mere- schreiben. *= d. w.] C da, «* /. AaC.
trieum et aliorum ultra ins. ^ II 1 ^ Aa habe. ^ C noch. 8 Bb sullen.
lucrorum, 2 luctorum f!J. ""f. IL ^ sich fr.J B frfim (.'J, » C fh. und
so. * üeberschr, in Ca: Von spilem,
cap. 26. In Ab /. daa OapiteL
> LatiniHrung des deutschen lotter. Vgl, lotrici in den Landshuter Statuten
van 1256 Art, 20 (Quellen u, Erört, z, bayer, u. deutschen Oetch, 5, 156),
und Dieffenbachy Glos», lat^-germ, 557«.
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231
exaccionibus^ meretricum et^
pulianorum^ et de toUeracione
pfochsneidorum,^ inequalium
lasorom id est® virharter' et
aliorum iniquorum, quia turpe
lucram semper divina ulcio
comitatur. Nee eciam iniuste
ludentibus dummodo probatum
fuerit quitquam detur,« et si
quid^ receperint hoc restituere
conpellantur. '
der loter* und umb UDgeleich
spiler alz vierharter^ sind und
umb unrecht gewinnung der
gemainen weib und umb p4-
lianer und pfossneider und
ander p6z gewinner, wan un-
rechter gewinnung volget nach
ze allen zeiten gotez räch und
gotez^ gericht. Und auch* un-
rechten spileru; daz man gen
in® bewern mag/ den sol man
dez gewinnez nichtez niht
geben; ob si damit icht ge-
winnen« oder enpfangen ha-
bent, darzü sol man si twingen
daz si daz selb wider geben.
Cop. 57.
Von der Nothzucht,
(Ahh, 8. 170 f,)
^Item, quicumque virgi-
nem veP mulierem vel eciam"
meretricem vi oppresserit et
illa statim dum potuit** cla-
mando vel conquerendo super
* 112 exercitationibus. **/. /.
"^ 7/ polianomm. ^ II Ipfosu.y ^pfossu.
« i. e.J /. //. UI vierhanter. »/. //.
^81 q.] II I sicut * // teneantur.
^ üeberschr» in I: Qui virgincm vel
mulierem vi oppresserit ^ // atit
^ Swer ein magt oder ein
weib* oder ein* gemaineu fraw
wider irn willn und über ir
chraft umb ir er gewaltikleich
notzogt^ und die selb zehant™
• O pueben. *» Ca vierhalter,
b wirharter. ^ AaCb götleich. ^ un-
recht gew. d. gem. weib .... Und
auch] /. Ca, « d. m. g. i.] Ca hinz
den man, h das man die. ^ Ca fh.
solich untat. « C gewunnen. ^ lieber-
schrifl in Äa : Von notturft frawu und
junkchfrawn oder gemaine; in Ab:
Wer ain magt oder frauwen wider
irn willen uottzogt; in B: Swer ein
weib oder ein magt notzert, cap. 43;
in Ca: Von der notnuft, cap. 27; in
Cb: Von notzogung. ^ Eb fh, not-
zerrt. »^^6//*. andren. •/. B6. °» B weil.
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232
hoc iudicium invocaverit et
hoc duorum virorum credibi-
lium vel unius viri probi et*
probe^ mulieris testimonio pro-
baverit/ convictus plectatur
sentencia capitali, nisi vitam
suam prece vel precio redimat
apud illaiHy et tunc xxx lib.
tenebitur'^ iudici pro emenda.
Si autem testes non habuerit
vim passa, ille sui solius iara-
mento coram iudicio se ex-
purget. Sed si mulier post vim
et coaccionem suam ad iudi-
cium non venerit infra dies
quatuordecim querelando, tunc
non ulterius audiatur.
• U vel. »» // / probo.
compr. ^ II tenetar.
'//
do si wol mocht ruffend und
chlagend'^ umb solichen gewalt
sucht^ und pitt gerichtez dar-
umb;^ und mag si den selben
gewalt und die selben nottdrft*
mit zwain gelaubhaften mannen
oder mit einem frumen man
und mit ainem frumen weib
erzeugen und bewem," und
wirt der man damit über-
wunden, den sol man p&zzen
mit der urtail seinez haubtez
also daz man im daz absiahen
soF oder ob er müg"^ sein leben
mit pett oder mit gut von dem
selben weib erledigen und er-
lösen,*» und ob daz geschiht,
so beleibt er dem richter ze
wandel schuldig dreizzig pfunt
Pfenning. Ist aver daz die
fraw die den gewalt erliten
hat der gezeug niht gehaben
mag, so sol sich der^ man
mit sein ainez aid vor dem
gericht beschönen und bereden.
Ist aver daz daz weib nach
dem gewalt und nach der
twanksal für daz gericht niht
enchumt in vierzehen tagen
mit irr chlag, so sol man dez
weibez chlag fürbaz umb solich
sach niht enhörn.
• r. u. chl.] B raffen u. chlagen.
V. Ä «/. ^C', ^ ÄaBbC notnuft.
« B fh, mag. ' den sol man
sol] C dem schol man daz haupt ab-
siahen. 8 oder 0. e. m.] ÄaC er well
oder raüg (O fh, dann). ^ u. erl.]
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233
Cbp. 58.
Beherbergung eines Geächteten.
(Abk. S. 137,)
Wien 1244 Art. 6.
* Item^ quicumque civis accu-
Batos fuerit quod proscriptum * scieuter
et latenter in domo sua tenuerit,
de hoc si voluerit expurget se
8ui 8oliu8 proprio iuramento. Quod
si facere noluerit, in decem
tal. den.^ iudici teneatur. Si
autem secundario de eodem
fuerit accusatus, si vult iterum
se expurget. Sed si tercio, tune
de hoc testimonium audiatur,
et si reus inventus fuerit, tunc
acrius*^ puniatur.
• Ueherachr. in I: Qui tenet
proscriptum latenter in domo sua.
*» /. //. " tunc a.] II accusatus.
* aliquem.
"^ Swelicher p Ärger ge-
r&get und gezigen wirt daz er
ainen geechten man wizzen-
leich und haimleich in seinem
haus gehabt und^ behalten hat,
dez selben ob er wil mag er
sich wol bereden mit sein sel-
berz aid. Wil er^ dez dann
niht entön, so ist er dem
richter zehen pfunt pfenning
schuldig. Ist daz er z& dem
andern mal der selben sach
gezigen wirt, so mag er sich
ob er wil aver wol bereden
alz vor. Aver zfi dem dritten
mal so^ sol man urchund und
gezeug gen® im laiten, dez
m&z er dann gestatten. Wirt er
dann überwunden und schuldig
funden,^ so sol man in» hert-
leich päzzen.
• Uebertchr. in Aa: Der ain
ächter behalt; in Ab: Von purger
furpott fljf in B: Wer einen geechten
man innhat, cap. 44; in Ca: Weif
einen ungerechten behauset wissund,
C4ip. 28; in Cb: Wer echter behauset.
^ g. u.] /. C. « a/h. aver. «>/. C.
^ f. B. f u. seh. f.] /. C. » Ca
fh. gar.
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Cap. 59.
Wann der Besitzer des Hauses, in welchem Feuer ausgebrochen,
deshalb strafbar ist
*Item, ex cuiuscumque
domo ignis proprius per negli-
genciam^ sit exortus ita quod
veniat super tectum^ in uno tal.
iudici teneatur, et hoc ut de
cetero^ custodiam adhibeat me-
liorem. Sed si asserat se^ in-
censum et hoc probet proprio
iuramento non a sua familia
sed ab extraneis esse factum,
tunc ob hoc in nuUo iudici
teneatur. • Si eciam exusta fue-
rit tota domus vel pars eciam
eiuB maior, tunc sibi damp-
num Buum' sufticiat et iudici
nichil dabit. Ymmo^ si exura-
tur in parte vel in toto, et
sive ignis sit proprius vel
eciam ^ alienus aut per negli-
genciam sit accensus et a^ fa-
miliaribus aut a malis homi-
nibus ob vindictam et inde
• Ueberachr, in I: lu cuius
domo incenditur ignis. ^ per n.] //
negligenter. ^ II 1 tecto. */. 112,
• II fh, et hoc ut de cetero (l tecto).
V. ^/. «f^^i? Item.
* Aus swelichez haus oder^
in wez haus^ daz aigen fewr
von saumikait oder* von unbe-
sichtikait sich erchüket oder*
enzündet also daz ez^ über
daz dach chumt und darüber
sichtikleichen scheinet, der ist
dem richter schuldig ze Wan-
del» ein pfunt pfenning, und
ist daz darumb daz er fiirbaz
daz fewr in** pezzerr hut hab.*
Spricht er aver daz ez^ sei
angezündet an sein schuld*
und beweret daz mit seinem
aid daz ez niht von saumikait
oder von unbesichtikait"* seinez
gesindez sei geschehen sunder'
von frömden läuten,^ so ist er
dem richter nichtez schuldig
ze geben. P Ob halt auch daz
haus gar verprinnet oder vil-
leicht daz merer tail, mit dem
» Ueberachr, in Äa: Von fewr;
in Ab: In weihen haus das fewr ober
das dach sich erscheint; in B: Von
dez fewers wegen, cap. 45; in Ca:
Von dem fewr, cap. 29; in Cb: Von
aigem f . . . . ^ Ans .... oder] /. Ab.
° o. i. w. h.] /. Cb, ^ von säum. o.J
/. Ab, «erch. o.] /. C, '/ Baa'.
« ze w.j /. C. ** d. t i.] A des fewrs;
Bb des feurs dester pas huet und in.
» und ist das hab] /. C. ^ AaC
er. ' Ä. 8. seh.] /. AC, » BCa un-
beschaidenhait. " A sunder halt, B be-
sunder. « bes. v. fr. 1.] /. C, p C fh,
darumb.
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multitudo domorum forsitan
exarantur, sibi suum damp-
num sofBciat et super aliis
dampnis in nullo teneatur
iudici* nee offensis.
selben hat er seinen schaden
wol* verwandelt und gepAzzet^
dem richter und den läuten.
Halt noch mer: ob ez^ ein tail
oder ganzleich^ verprinnet, ez
sei von aigem oder von fröm-
dem fewr, oder von unbesich-
tikait oder von saumikait® an-
gezündet wirt oder von seinem
ingesind oder von pösen läuten
durch' rach^ und daz halt^
davon die menig der häuser
villeicht^ verprinnet, an seinem
schaden hat er dann gen&g ze
tragen^ aver umb ander laut*»
schaden ist^ er niemant nihtez
schuldigt weder dem richter
noch den die von im schaden
habent enpfangen.
Cap. 60.
Recht des StadtraiheSy in neuen Fällen Wandel und Busse zu
satzen.
^Item, quia omnia gesta
particularia non poterunt con-
scribi*^ nee eciam** per con-
sequens^ difHniri, statuimus
ut si forsitan novus casus
• ten. iud.] /. ///. »» Ueberschr,
in I: Si novus castui oriatur, huius
pena per consilium instituatur. <^pot.
oonscr.] // commode couscribi potae-
nrnt. *»/. ///. « eciam p. c.J /. 112.
^ Wan allen gesunderteu "
und auzgenomenleicheu^ reht
und^ sach niht wol geschriben
mugen werden noch niht mit ge-
schrift verriebt noch auzgelegt
• /. a ^ ÄC verpasset. «^ Ca
seines haus, b sein. ^ Bb gar. ^^ o. v.
8.] /. -4665b. ^seinem inges
durch] /. Ab. s/. C. ^ a. 1.] C den
andern. ^ Bb hat. ^ Bb zu bezallen.
* Ueberschr, in Aa: Von newr ge-
schieht; 172 B: Von den rechten daz
die niht geschriben sind, cap. 46.
Das Capüel f. Ab. " -4a gesunder
trew, C besunder. ° Ca ausgenomen.
^ C umb igleiche.
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236
oriatar, et*^ huius pena insti-
tuatnr^ per consilium civitatis
danda tarn iudici quam offenso.^
mügen werden,» daromb so
setzen wir auf: ob ein newe** ge-
schiht viUeicht chumt^ oder ent-
springet^ von sweu daz ist, der
selben sach oder geschiht puzz
und pezzrung sol aufsetzen
der gesworn rat der stat, waz
dem richter und auch dem
der davon gelaidigt ist® ze
geben und ze wandelt sei.
Caf. 61.
Verfahren, wenn Einer seine rechte Busse anzunehmen sich weigert.
(Abh. S, 137.)
Wien 1244 Art. 7.
<lltem, si aliquis aliquem in«
quacumque causa vel lesione offen-
derit et ille debitam satisfaccionem
et statatum pene propter hoc coram
iudicio sibi' exhibere voluerit et ille
videlicet passus ininriam contumaciter
rennuerit,? iudex accipiat hoc statutum
et per quatuordecim dies ter sibi of-
ferat^ testimonio duamm vel plurium
personarum. Qui si infra terminum
illum noD receperit, iudex id in usus
suos redigat et lesns ille in xxx tal.
nobis pro contnmacia teneatur.
• 11 quod. •* II constituatur.
« // ofiensis. ** üebersckr, in I: öi
passus iniuriam contumaciter renuerit
accipere emendam. « // vi. '/. /.
f^ 80 I, ^ II afferat.
»Ist daz ainer den andern
mit swaz hant sach oder serung
laidigt oder ungemachet ez sei
mit Worten oder mit werchen
oder von** wunden oder mit
andern dingen, und der selb
erpeut sich darumb vor gericht
ze peßrung und ze vollem reht
und ze leiden* die p&zz die
im auf wirt gesetzet, ez sei
von gab dez gätez oder waz
ez anderz sei daz leidleich
sei, und ob der der da ge-
laidigt und ungemachet ist
• noch niht werden] /.
Ba'. ** C fh, sach oder ein newe.
« C aufchumpt. ^ o. e.] /. C « Aa
fh, und dem des (!) widervaren ist,
' C wandeln. « Ueher9chr. in Aa:
Von serung des leibs; in Ab: Von
laidigung; in B: Swer ainen gelaidigt
mit Worten oder mit werchen, cap. 47;
in Ca: Wer den andern ungemachet,
cap. 30. ^ Bb mit. » Ca laisten.
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237
wider daz selb ze nemen, so
sol der richter den aufsatz
nemen zu im* und sol in dem^
der in gewidert hat in vier-
zehen tagen dreistund an-
pieten*^ mit urchund und mit
zwain gewizzen^ frumen man-
nen oder mit menigern. Wil
er ez dann in der zeit niht
nemen noch enpfahen,® so sol
der richter daz selb swaz auf-
gesetzet ist zu seinem nutz
und' in sein gewalt ziehen,
und der ez gewidert hat der
ist unz umb die frevel dreizzig
pfunt pfenning schuldig.
Cap. 62.
Recht des Stadtraihes zur Bnssminderung,
(Ahh, S. 160.)
*Item, si aliquis alteri
remanserit in emenda et ille
nuUam vel nimis parvam gra-
eiam velit facere offensori et
ille offensus forsan adeo gra-
viter non sit lesus quin^ rige-
rem iusticie aliqua remissionis
lenitas*^ debeat comitari, illa
• Uebersehr, in I: Si offensor (!,
l. offensus) nimis modicara graciam
tqU Cacere in emenda. ^ I1 1 cam.
^ /Zlenitas. I zweifelhaft; der deutsche
Text entschied für len.
^Ist daz ainer dem an-
dern Wandel schuldig beleibt
und** der selb wil leicht* jenen
der im geltez beliben ist^ gar
ze chlain oder* chain genad
daran niht entün, und hat er
in doch vill eicht" alz hart
oder" swerleich niht geserigt
• Ca sich. ^ B der. « Ah far-
pieten. ^ zw. g.] Ca der gewizhait
zwaier. « noch e.] /. C ^ f. C,
8 Ueberachr, in Aa: Von wandel-
schuld; in Ab: Der dem andern
schuldig ist; in BCa: Ob aiuer dem
andern wandel schuldig beleibt (Bfh,
cap. 48, Ca fh. cap. 31). ^ f. Baa\
* /. C. ^ b. i.] Bh schuldig weleibt.
* gar ... . oder] /. C. » d. v.] C
leicht. ^ h. o.] /. C.
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satisfaccio per iuratos consilii
moderetar^ et hoc ne ob spem
emendarum forte pauperes ad
iram provocent diciores.
noch geungemachet^ * oder der
streng der gerechtikait sol
pilleich volgen etzleich senft
und gfit der genaden, und die
selb genad und pezzrung sol
beschaidenleich gemezzigt wer-
den nach der Verrichtung dez
ratez der geswom purger, und
sol daz darumb sein daz niht
auf gedingen und^ auf den
trost der wandel villeicht die
arm ^ die reichen niht enraizent
noch enübent^ ze dem zom
oder zu der ungefi&g® dez
die armen villeicht^ geniezzen
wolden.
Cap. 63.
Straflosigkeit der Tödtung oder Verwundung eines Auswärtigen,
welche hei Beschüfzung eines in die Stadt Geflohenen vorfällt.
CAhL S. 117, 137,)
Wien 1244 Art. 11.
'^Item, Tolamns nt,^ ni ali-
qoifl intret civitatem nt ab inimicis
suis per civitatis incolas defen-
datnr, et si in tali strepitu ac
defensione forsan aliquis de
exteris occiditur*^ vel eciam*
* Ueher»ehr. in I: Intrans civi-
tatem ab incoliii deffendatnr, et si
aliquis in strepitu occiditur. ^ f, II.
« II occidatur. ^ II in (,'J.
«Wir welln auch: ob et-
wer^ get oder» churat in die
stat darumb daz er von seinen
veinten von den die in der stat
sind nnd^ wonent beschermet
werd,* und ob villeicht in so
• gc8. n. g:enng.] Ah golaidigt
»» auf g. u.J /. C. <- Bfh. und. ^ n. e.]
f.C. «o. E. d. U.J f.C. 'C leicht
8 Ueberachr. in Aa: Von geschieht;
in Ab: Der von seinen veinten in
die stat flucht g^ewint; in B: Daz
iegleich man wol in die stat mag
chomen durch beschirmungez weg^n,
cap. 49; in Ch: Von schirroung wegen
der veint. ^ Bb iemant * g. o.] /. C
^ 8. u.] /. a 1 ABCa werden.
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239
vulneratur, super hoc non re-
spondebitur nee occisi amieis
nee iudici vel* offensis.
getanen geprechen* und auch^
in so getanem scherm etzswep
der aüzzern und auch der veint
erslagen oder wunt werden
darumb/ darüber sol man^ nie-
mant antwurten weder dez er-
slagen freunten noch dem
richter noch dem wunden.
Cap. 64.
Schvtz für Eigenleute und Colonen, welche Bürgerrecht gewinnen.
(Ahh. 8. 138.)
Wien 1244 Art. 11.
^Iteni) 81 aliquis intret* civi-
tatem et civiß efficitur, cuius-
comque dominorum sit pro-
prius aut ColonUS^ hicc a civlbus
ab omni violencia usque ad nostram
presenciam tiieatur,d et ex hoc
defensores in nullo tenebuntur
nee iudici nee offensis.
* II nee. *» Uehernchr, in I:
Quando colonuB efficitur civis, debet
defendi ab omni violencia. ^ II hoc.
^ II 1 teneatur.
^Ist daz ainer chumt
oder® vert in die stat und
Wirt darinn purger, swelichez
herren aigen oder hold er sei,
der selb sol von den purgern
vor allem gewalt unz an unser
gegenwurtikait beschirmet wer-
den und darumb sind die be-
schirmer nichtez schuldig ze
geben ^ weder dem richter^
noch dez mannez herschaft^
dez hold oder aigen man er*
gewesen ist, halt den die in
*Äa gfichen gesprach, Ca gehen
geprecht ^ in so g. g. n. a.] /. Ab.
""/.C. ^ Ueberaehr. in Ab: Ist daz
ainer chumbt in die stat; m B:
Durch ß Von) der beschirmnng wer
in die stat chamt, cap. 50; in Ca:
Wer sich in die stat zeucht ab dem
lande, cap. 32; in Cb: Wer in die
stat vert und burger wirt. • eh. o.]
/. C. ''ze g.] f.C^der Rest det
Cap. u. die ersten 4 Worte des fol-
genden f. Ca. ^ der Rest des Cap.
f. Cb. « m. er] /. Bb.
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240
80 getaner frevel geungemachet
werden noch irn freonten ist
man auch nichtez schuldig.
Cap. 65.
Erlaubte Gewaltanwendung wider den, der sich g&richtlicker
Gefangennehmung widersetzt,
(Ahh, s. nu)
*Item, si iudex vel ho-
mines sui voluerint^ aliquem
captivare pro quacumque causa
sive nocentem vel*^ innocentem,
qui si se prohibuerit et eum
iudex vel sui homines vel
iudicii* quilibet adiutores vul-
neribus mortalibus superarint,
ex hoc nulli penitus respon-
debunt.®
* Ist daz der richter oder
sein laut etzswen wellnt vachen
umb swaz sach daz sei^ er sei
schuldig oder unschuldige ist
daz sich der selb wert der
vanknüzz, ob denn** der richter
oder sein laut oder die helfer
dez gerichtez*^ den selben tod-
leichen wundent^ oder süst
uberwindent/ si sülln darüber'
niemant antwurten.
Cap. 66.
Widersetzlichkeit gegen gerichtliche Pfändung; eigenmächtige
Zuriicknahme des Pfandes,
^Item, quicumque iudicio ^Swer dem gericht ein
pignus prohibet vel receptum pfant wert ze nemen oder swer
• Ueberschr, in I: Si index
mortalibus vulneribus snperaverit eap-
tivam. *» 7/ voluerunt. ^^ II fh. eciam.
^ II iudicis. « II respondebit. *" Ueber-
tchrift in I: Qoicnmqae iudicio pigfnns
prohibet vel sine licencia reassnmit.
* Uebertchr, in Aa: Der sieb
wider das Bericht setzt, und venkb-
nus oder phant; in Ab: die ersten
10 Worte des Cap,; in B: Wer sich
dez gericbtez widerbabt (b -halt),
cap. 51; in Ob: Von vaben des ge-
richts. »>/. Aa «^ o. d. h. d. g.J
/. a ^ todl. w.] AC wundent töd-
leicher wunden. ^ o. s. iL] /. C.
^ C darumb. k üeberachr. in B: Wer
dem richter (Ba' geriebt) pfant wert,
cap. ö2; in Cb: Von pfant
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241
Bine licencia reassumit,
in X tal. iudici teneatur.
ille^ daz genomen kn Urlaub dez
gerichtez* wider nimt,** der selb
beleibt dem richter zehen pfunt
pfenning schuldig.
Cap. 67.
Verfahren mit dem Vermögen eines flüchtigen Todschlägers.
(Ahh, S. 125, 148. 166.)
^ Scire autem volumus
iudicem et iuratos consilii ci-
vitatis^ quando et quomodo et
quante sint recipiende emende
et pingnora pro emendis, et
sit hie modus perpetuo con-
servandus.^ Si aliquis aliquem
occiderit^ non vim vi repellendo
et ille auflfugerit,® iudex as-
sumptis illius vicinis meliori-
bus res eius videat et recludat,
sie tarnen ut ex eis nichil pe-
nitus distrahatur nee per suos
homines nee precones. Uxori
autem et pueris vestes et vic-
tualia dimittantur, cetera inscri-
bantur. Quod si uxor aut pueri
de ipsis restituendis volunt
• // i hoc, 2 hie. *» Ueberschr.
m I: Emenda si qnis aliquem occidit
non vim vi repellendo. « 112 obser-
vandns. ^ II occidit • II effagerit.
''Wir tön chunt und ze
wizzen dem richter und den
gesworn purgern dez ratez^
der stat, wann oder wie grozz
oder chlain die wandel sein ze
nemen und die pfant umb die
wandel; und die selben mazz
und die siten® alz hernach
beschaiden ist, daz sol man
ewikleich behalten. ^Ist daz
ainer ainen ze tot siecht nicht
dfirch notwer? seinez leibez
und der selb enpfleucht und
entweichet** darumb, so sol
der richter dez schuldigen
mannez nachpaurn nemen die
pesten und die nechsten^ und
sol sein g&t und sein hab mit
Archiv. Bd. LX. I. H&lfte.
• ÄBb richter». ^ w. n.] Ah
widert. ° Ueberschr. in Äa: Von tÄn
kunt; in Ab: Von des richters wandl;
in B: Wer niht durch notwer (Ba'
natur) seinez leibez ainen ze tot
siecht, cap. 53; in Ca: Von den
wandeln, cap. 33. ^ den gesw
ratez] Ca dem gesworen rat. * d. s.]
A denselben sit, C den sit. '' Ueber-
achriß in Ca: Der ftn notwer ainen
ersiecht, cap. 34; in Cb: Wandl umb
todslag. » Ba' natur. ^ u. entw.]
/. C. » Ab maiflten. || u. d. n.) /. C.
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242
vel* poterunt facere sufficien-
tem fideiuBsoriam caucionem,
ipsis annotatis claves omnium
resignentur. Et ille profugus
trino^ citacionis edicto semper
per dies quatuordecim ad iudi-
cium advocetur. Qui si non
venerit, tunc proscriptus de-
nunccietur et*^ de suis rebus
mobilibus^ si ad hoc sufficiant^
suis creditoribus primo omnia
sua debita persolvantur, et de
residui tercia parte emenda
iudicis requiratur. Due vero
partes earum^ rerum mobilium
permaneant apud pueros et
uxorem qui videlicet sunt de
suo maleficio innocentes, quia
iura legalia et canonica^ hoc
affirmant quod non propter
extorsionem pecunie vel ava-
riciam, sed propter pacem et
bonum statuni terrarum et ho-
minum sunt pene sive emende
iudiciarie institute.
• // et. »» // terne.
« 1. et c] 77 c. et 1.
V. II'
den selben besehen und so!
daz versperren, also daz dez
selben gutez nichtez niht fuder
genomen noch entragen* werd
weder von seinen läuten noch
von den scherigen. Aver seiner
hausfrawen und seinen^ chin-
den sol man ir gewant und
auch die^ speiz die da ist ze
der chost und^ zfi irr leibnar,*
lazzen. Swaz dez andern gfitez
ist, daz sol man verschreiben. '
Ist aver daz die hausfraw und
die chind wellnt oder mügen
gät gewishait tun umb daz
göt^ wider ze antworten daz
in angeschriben ist, so sol
man in die slüzzel zu allem
irm ding** wider antwfirten.
Und sol man den flüchtigen
und den schuldigen dreistund
ie über* viei*zehen tag für daz
gericht vodern und laden. Und*^
chumt er in der zeit niht für,
so sol man in dann^ chünden
und rfifen" in die echt und sol
von seinem varendem gut, ob
dez alz vil ist, seinen por-
gern" und den er gelten sol
von erst all ir gült° vergelten. p
Und von dem dritten tail dez
selben übrigen gi^tez sol der
richter seineu wandel nemen.
• n. entr.] /. C\ »» C iren. ^ a.
d.] C ir. *» die da ist ... . u.] /. C.
« Oh -naning". ' C beschr. « u. d. g.]
/. r, h Bb gfit. II zu a. i. d.] /. a
» alle Has. fh, drei. ^ „. i. u.] /. C
^ f. C. «>-u. r.J /. a » AhCb por-
ff en. <» A g^elt, Bb gnet p A geben,
O gelten.
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243
Und die zwai tail dez giitez
süUn der haußfrawen beleiben
und auch den chinden wann
si an dez vater schuld und an
seiner Übeltat* unschuldig sind,
wan*» geistleich und werltleich
reht*' bewaret und bestetigt
^daz, daz niht d&rch aischung
noch durch geitikait dez gfltez,
sunder durch guten frid der
land und auch der laut sint
die pfiz und die wandel dem
gericht^ aufgesetzt.
Cajp, 68.
Freispmch und Tod^surtheil schliessen Wandel und Busse aus.
Wandel bei Straf lösung.
(Ahh. 8, 126. 126. 148. 172.)
*Si autem homicida ad
iudicium vocatus venerit*' vel
eciam captivatus^ de eo ut
iustum fuerit iudicetur. Item/
si per sentenciam civium fuerit
liberatus vel mortis sentencia
condempnatus, res sue apud
amicos suos vel eum perma-
neant et in nullo teneatur^
iudici vel* actori. Si autem
prece vel precio fuerit liberatus,
• üebertchr. in I: Notabile de
homicidio. ^ voc. ven.] 11 proyocatns
jFaerit. «//Et ^ II fh. nee. •//nee.
'Ist daz ein mansleg mit
ladung und mit vordrung oder
mit vanknüzz ftir daz gericht
chumt, gen dem sol man richten
alz pilleich und? reht ist. Ist
aver daz er nach der purger
urtail ledig wirt oder mit urtail
verdamt wirt zu dem tod, so
sol sein g^t seinen freunten
beleiben oder pei im selben
ob er ledig wirt mit reht, und
• u. a. 8. ü.] /. a ^ C als.
«= Cb fh, das. ^ der Reit des Cap.
/. C. • d. g.] /. A. f Ueberschr. in Äa:
Von todschlegen; in B: Ob ein man-
sleg mit ladong oder mit vanknnzz
fnr daz gericht cbnmt, cap. 54; in
Ca: Von geriebt, cap. 36; in Cb:
Umb manslecht ze ricbten. Dm Cap,
f. Ab. K p. u.] /. C.
16»
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244
tuDC iudex suam emendam
recipiat ut est dictum prius.**
beleibt^ niemant niehtez schul-
dig weder dem richter noch
dem chlager. Wirt er aver
mit pet oder mit g&t ledige
80 nimt der richter daz wandet
alz vor gesprochen^ und auch
beschaiden^ ist.
Cap. 69.
Pfändung um Wandel.
(Abh, S. 148,)
**Item, iudex nulli ping-
nus recipiat pro emendis nisi
post dies quatuordecim post-
quam ipse emende sibi fuerint
sentencialiter deputate.
^ Der richter sol niemant
pfant nemen umb sein wandel
dann® über vierzehen tag dar-
nach und im die wandel mit
urtail ertailet sind.
Cap, 70.
Rücksichten, die bei Bemessung des Wandels zu beobachten sind,
(Ahh. S, 126. 148. 161.)
^'Item, iudex nuUum om-
nino depauperet pro emendis,
sed a diciore plus recipiat, a
^Der richter sol niemant
gerleich ermen an dem gut
durch seineu wandel,» er sol
paupere vero minus, ne exeat aver^ von dem reichen mer
civitatem, et hoc quia tarn nemen und von dem armen
• /. //. ^ Uehevschr, in I:
Iudex debet recipere emendam cum
sentencia post dies quatuordecim.
^ desgl. : Quod index non debet ledere
aliqnem pro emendis.
^ cap. 11 und 17.
• Ca fh. darumb; 6 . . . .
^ Ca geschrJben. •* u. a. b.] /. C.
** Ueberschr. in Äa: Von des richter
Wendel; in Ab: Von dem nachrichter;
in B: Wen der richter pfenden sol
umb seineu ertailteu wandel, cap. 55.
«CA nur. i| umb s. w. d.] /. AB.
^ Ueberschr. in Ab: Aber von des
richters wandl; in B: Daz der richter
niemant arm sol machen dnrch seiner
wandel willn, cap. 56. » s. w.] C seiner
wandel willen. *• Ca halt
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245
pauperes quam divites vo-
lumas in civitate permanere.*
minner, daz er von der etat
icht* envar, darumb^ wann wir
wellen*' daz arm und reich*
pei der stat® beleiben.
Cap. 71,
Fortsetzung.
(Ahh. 8, 125, 126. 148. 161,)
^Item, statuimus firmiter
observandum quod iudex in
recipiendis eraendis consideret
causam 7 condicionem persone
et conswetudinem civitatis. Cau-
sam: ut si forte quis pro*'
Ix den. conqueritur vel non
tantis et propter suam simpli-
citatem vel rigoris iuris igno-
ranciam vel eciam negligenciam
advocati in x tal. pro emendis
per sentenciam iudici remane-
bit, tamen nichilominus iudex
minus medietate* Ix den. debet
recipere pro emeuda, ne iudi-
cium a® querelantibus horrea-
tur, quia gravitas emendarum
Don est instituta a legis latori-
bus' ut integre requiratur, sed
quod studiosius timeatur. Item^
*■ 112 manere. *> üeberachr,
in I: Ne panperes aborreant iudicinm,
debet cousiderare condicionem per-
sone. « II per. ** / medietatera. «/. /.
^ I latronibas.
^ Wir setzen auch«^ vestik-
leich auf ze behalten daz der
richter an den wandeln die er
nimt sol beschaidenleich an-
sehen und achten die sach der
schuld und die gelegenhait der
person und die gewonhait der
stat. Die sach oder schuld:*^
ist daz, ob villeicht etzswer
chlait umb 60 pfenning oder
villeicht umb^ minner, ^ und
daz er durch sein ainvoltikait
oder zu der hertikait dez
rechten niht enwaiz noch* en-
chan oder von saumikait dez
vorsprechen zehen pfimt pfen-
ning dem richter ze wandel
mit urtail beleibet, darumb
sol doch" der richter minner
dann halbez sechzig pfenning
• ABbCa nicht. *»/. C. " wann
w. w.] B well wir daz. ** Bb fh,
paide. • p. d, st.] /. C, ^ Ueberachr.
in B: Wie der richter an sol sehen
die schuld und die gelegenhalt der
person, cap. 57; in Ca: Von aufsatz,
cap. 36. Das Cap, f. Ab, k/. AaC,
^ person schuld] Aa stat Dew
sach der schuld; B stat und der
sach der schuld. » v. u.] /. C ^ Cfh,
gelts. ^ e, n.] /. C, "/. C.
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246
condicionem persone iudex con-
sideret in emendis, videlicet
ut* a divite plus recipia^/ a
paupere vero minus. Item, con-
sideret conswetudinem*^ iudi-
cum aliorum conservatam ad
consilium civium meliorum,
quia propter bonum statum
liominum civitatis penarum gra-
vitas in emendis debet secun-
dom qualitatem culpe vel cause
et habitum persone per iuratos
consilii moderari, quia coram
nobis super huiusmodi^ specia-
liter iuraverunt.
• // et. ^ I recipiant; /. II,
« / coDswetndine (/J. ^ II hoc.
ze Wandel nemen, daz die
chlager niht schäuhen noch
widersitzen daz* gericht, wann
die swer und die streng der
Wandel ist niht aufgesetzt von
den die die reht und die Wan-
del^ und die pAzz von erst fim-
den und aufgesetzet habent, daz
man si icht*^ genzleichen nemen
sol; halt darumb daz man si
dester harter filricht und dester
fleizzigleicher hAt.^ Die ge-
legenhait der person sol der
richter achten und ansehen an
den wandeln also daz er von
dem reichen mer nem und* von
dem armen minner/ Er sol
auch achten und merken ^ die
gewonhait der stat und auch
der andern richter, die vor be-
halten sind nach dem rat der
weisisten und der teuristen
purger, wann durch g&teu ding
und durch gfiten*» frid paideu
der laut ^ und auch der stat die
sw&r der pizz oder*^ der wandel
sol nach der^ schuld und der^
sach und der" gelegenhait der
person von den geswom pur-
gern dez ratez gemezzigt und
gätleich verrichtet werden, wan
si unz darumb und swaz der
stat nutz und g&t ist sunder-
leich gesworn habent.
• Bh dem. ^ ist niht aufges.
wandel] f. B. ° /? nicht «* daz
die cbla^r niht schäuhen h&t]
/. C. • (7 denn. ' /• O, « u. m.]
/. a ^ d. g,] f, a « Ch lant. k C
und. * n. d.] alle Ht», die. ™ de^L
die. » sach u. d.] /. C
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247
Cap. 72.
Gebühren des Unterrichters und des K&rkerwächters.
(Ahh, S, 125, 142 f. 148.)
*Item, placet nobis quod
iudex posterior pro conserva-
cione captivorum pro censu a
quolibet duodecim den. reci-
piat et custos carceris unum,
et a captivo^ nichil reeipiat
nisi arma et reatum id est
hanthaft*^ per quem malefi-
ciura perpetravit. Si autem
captivus per iusticiam libera-
bitur, tunc crit indempnis^ per
omnia dimittendus, et hoc" si
propter aliquaui suspicionem
a iudicio est detentus. Si
autem aliquis alter ^ eum fo-
cerit detinere,» hie totum
dampnum ob hoc receptum
sibi restituat in* integrum et
det censum pro eo posteriori
iudici*» et emendet iudici prin-
cipali.
» Ueberachr. in 1: De emenda
posteriori» iudiciK et stabhutter.
** // captivato. *= 7/ / hantuest. «* II
in dampnis. • /. II. ' al. a.] III
aliter aliquia. » // detineri. ^ /. // 1,
*ünz gevelt auch daz^
wol daz der nachrichter umb die
haltnüzz der gevangen ze hof-
zins von iegleichem nem*' zwelf
Pfenning und der^ stfibh&ter
ainen pfenning.® Und^ dem
gevangen sol er nichtez nemen,
neur^ die waffen und die hant-
haft** da er mit begriflfen ist. *
Ist aver daz der gevangen mit
reht ledig wirt, so sol man in
an schaden aller ding lazzen,
und darumb ob er villeicht
durch etzleichen arkwan von
dem gericht ist aufgehabt. Hat
aver in ein anderr haizzen
vachen oder aufhaben*^ und
enprist davon* mit reht, der
selb sol dem gevangen allen
seinen schaden den er™ enpfecht
und nimt genzl eichen** ablegen
und sol den hofzins dem
nachrichter und dem stubhüter
• üeberachr. in Aa: Von nach-
richters wendel; in B: Waz der nach-
richter und der stfibhfiter ze hofzins
von den g-evangen nemen sol, cap. 58 ;
in Ca: Von der gevangen hofzins,
cap. 37. Dat Cap, f. Ab, *>/. C
° B nemen. <* B dem. • u. d. st
1 pf.] /. Ca. f AaBb Von. 8 Cb denn.
»» u. d. h.] /. AaB, » da er ist]
Bb damit er in begriffen hat. . ^ o. a.]
/. C. » Ca im, b derselb. ~ Baa //t.
sein. ^ den er enpf. genzl.]
/. AaC,
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248
für in geben und sol ez dem
obristem* richter wandeln.
Cap. 73.
Bestellung von hundert Männern als qualißcirte Zeugen ßir
wichtigere Rechtsgeschäfte.
(Ähh, S, 138 f.)
Wien 1244 Art. 17.
* Item^ ^ ad evitandas eciam
cavillaciones inpiorum et^ peiiurorum
testium falsitatem nee non et eornm
inprobitatem, qni c iusta et digna facta
hominnm ininste solent lapsu tem-
poris retractare, statnimus in civitate
centum viros fideliores de singulis
vicU et pmdenciores, quorum nomina
notentur in cartula specialis que
semper« inxta privilegia conser-
vetur.' Et si unus illomm forsitan
moriatur, tunc in locnm suum substi-
tuator conmoni consensu alter statim.
Hos ad hoc Institoimus ut omnis emp-
cio yel yendicio, pignoracio, donacio
prediornm domorom vinearom do-
tarum^ propter nupeias id est
morgengab vel aliarum qua-
rumcumque reram qne estimate fae-
rint ultra tria tal., et qnodlibet
• Ueberschr, in I: Centum viri
debent esse testes in omnibns accio-
nibus in civitate. *>/. //. « // quia,
d in cart. sp.] / specialiter. ' / super.
' I conserventur. « so / II 2 j II 1
datarum.
^ Ze vermeiden und auch
ze beh&ten die affchait und die
trughait der p6sen und auch
die valschait der manswärn
gezeug und auch etzleicher
poshait und unfrumkait, die di
rechten sach und die wirdigen
geschäft der laut sind dez ge-
woh und sich dez fleizzent daz
si die durch etzleich zeit der
jar die darnach ergangen sind
zu dem unreht wider pringent*^
und wider trachtent und wider
werfent, darumb daz selb ze
bewarn setzen wir^ auf hundert
man in der stat der getrewesten
und der weisisten von iegleicher
straz, der nam® man sunder-
leich verschreiben^ sol an einen
brief und den brief sol man
»/. C. *» Ueberachr. in Äa:
Zu vermeiden der pSsen; wi B: Ze
vermeiden und auch ze behüten, und
waz die hundert man reht habent ze
tfin, cap. ö9; in Ca: Von aufsatz,
cap. 38. Bat Cap, /. Ab, Der Ein-
gang de» Cap. bin dammb daz
selb ze bewarn /. C. ^ AaB pringt.
* s. w.] C Wir setzen (damit beginnt
in C das Cap.), • d. n.] Cb die. ' C
schreiben.
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negociom arduafti et memoria dignum
ex ludis vel vadiacionibus* con-
tractum vel alias ünumeumque^
coram daobus vel pluribas illorum
centum virorum celebretnr et eciam
peragatnr. Nec eciam super hiis
et consimilibus aliorum testi-
monium acceptetur, sed im-
petitus*^ sub iuramento super
talibus questionibus audiatur.
QmcQmqne ergo civium ex hiis centnm
viris habuerit duos^ testes quoram
nnos forsitan moriatnr, hie cum
illo solo snperstite et alio quocumqne
viro credibili testificari poterit
quod intendet.® Denique, quicum-
que illorum centum virorum noluerit
coram indicio vel alibi scilicet^
coram ecclesia esse testis * de re quam
dicitur bene nossc,^ iudex eum
conpellat ad testimonium facieudum,
in quo si contumax fuerit, ammo-
aitus per iudicem tercia** vice,
dampnum illius restauret et
teneatur» iudici iure nostro
videlicet x lib. *
249
ze allen zeiten halten* pei der
stat hantvest. Und ob villeicht
der selben ainer stirbet oder
tod leit,^ so sol man nach dem
gemainem rat ze hant einen
andern wein und nemen^ an
sein stat. Die selben setzen**
wir auch® darumb und enpfe-
lichen in, daz aller chauf und
aller verchauf den man hin-
geit und pfantung^ und die
gab dez urbarez und dez
erbez, ez sein häuser Wein-
garten morgengab oder swie
ez genant ist, daz geachtet
undK geschatzet^ wirt über
dreu pfunt pfenning, und ein
icgleichz grozzerz gescheft dez
man pilleich gedenken und
gchügnüzz haben ^ sol, ez ge-
scheh von spil oder von wetten
oder von swelichen andern
dingen, vor zwain oder vor
menigerm*' der hundert mannen
enden und verrichten sol. Und
swaz vor den selben geendet
• Cb behalden. ^ o. t. 1.] /. C,
^ u. n.] /. a d/. B. <^ C auf. ' Cb
phant « g. u.] /. C, ^ daz g. u. g.]
Bb oder wie es geschetzt. * u. geh. h.]
/. C. k Bb drein.
' V. vad.] // vel (2 aut) ven-
dicionibus. *> II undecunque. ^ I unus
eorum, II 1 impetiturus. •*/./. « II
intendit. ^ // vel. « b. n.] / bone
nosce (!). ^ II tema. * / teneat.
* alicuius.
* Für das XV, Jahi'hundei't (gewinnt Luschirtf Gerichtsw. 227 f, aus
dem auf uns gekommenen Gelöbniss der Genannten zu Wien werthvoUen Auf-
»chlu99 über ihren Anlheil an der RechUprechung in der Bürgertchranne da-
»dbit. Die gleiche Netutädtei' Quelle (s, Abh. S. 81 und 83) ergibt nur in
allgemeinem Ausdrucke, dass sie hier verpflichtet sind, ^der Schranne zum
Hechten gehorsam zu sein nach Vermögen treulich und ungeföhrlich*. — In
Wien waren es im XV, wnd XVI. Jahrhundert die Genannten, weicht den
Bürgermeister und den Stadtrath wählten: Zeibig^ Copey-Buch d, gem. St,
Witnn (Font. r. Austr. 2, Abth. Bd, 7) 288 nr, 143, und Stadirecht Maximilians I,
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250
wirt, darüber ^ndarf* man
chain ander noch anderz nie-
mantz iirchund noch bewarung
nemen noch haben, aver swen^
man umb der vodem etzleich
sach bechlait oder ansprichet/
dez antw&rt und red sol man
pei dem aid darüber* h5m und
sol darnach richten alz reht
ist Swer aver zwen purger
auz den hundert mannen ge-
zeug hat seiner sach und ob
villeicht ir ainer tod leit oder
tod ist, der mag wol mit dem
ainen* der da lebt und mit
einem andern gelaubhaftigen
mann swer der ist erzeugen
und volenden^ sein sach. Dar-
über, swelher under den hun-
dert mannen niht enwil vor
gericht oder als wo vor den«
läuten und vor der christen-
hait urchund und gezeug sein
der sach und dez dingez da
im wol chunt umb ist, den
selben sol der richter twingen
zu dem urchimd ze t&n und
auch ze sagen. Und ob er
daran dez^ wider ist und sich
sein freveleich widerhabt, ^ so
sol in der richter dreistund
manen und sol jenem dez ding
• C bedarf. ^ Äa war der, Beta'
wer der, h wirt der. ^ Aa ange-
sprochen. ^ Bb darum b. ^ Bb andern.
' C wol enden. 8 Bb fh, andern.
»»/. C. ^ Bb -halt, Cb -helt
von 1617 ArU /, Tomaachek W. R. 2, 124 (vgl. Zeissbeig, Der öaterr. Erb-
fotgtaheü 14Ö7—68, im Arch, /. cwterr. Oesch, 68, 70), Für Neuttadt v^L
die kai^erlicht Verordnung von 1468^ oben 8, 111 nr, 64,
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251
und sach im chunt ist seinen
schaden ablegen und sol dem
richter nach unserm aufge-
satztem reht zehen pfunt pfen-
ning schuldig beleiben.
Cap. 74.
Zeugenschaft der UiUergebenen des Richters.
(Abh. S, 156.)
*Item, nullus iudex probet
aliquid contra civem*' cum suis
hominibus nisi ea que debent
ad singulorum officia pertinere,
de aliis vero probet cum civi-
bus contra civem, ^ aut ipse se
expurget proprio iuramento.
* Chain richter sol niht
bew&m gen einem purger mit
seinen läuten^ neur solich sach
die zu irn ampten sunderleich
gehörnt; umb ander sach und
umb ander dink swaz daz ist
daz^ sol er bewärn mit purgem
gen purg^rn/ oder er sol sich
bereden mit seinem aid.
Cap. 75.
Fortsetzung: Aussage derselben über ein aussergetichtliches
Geständniss eines Angeklagten,
«Item, si dicat servus*
iudicis sive preco aliquem co-
ram se vel in captivitate ali-
quid esse fassura, super hoc
• üeberschr. in I: Iudex non
probet aliquid contra ciyem cum suis
&miliaribus. ^112 cives. « Üeberschr,
m /: 8i quis fatetur in captivitate,
nollns familiaris potest esse testis.
** // serriens.
^ Ob dez richter chneht
oder der scherig spricht daz
etzswer vor im oder in der
vanknüzz etzwez verjehen hab,
• Üeberschr. in A: Von be-
wRrung des richter; in B: Mit wem
ein richter beweru sol g^n einem
purger, cap. 60; in Ca: Von pe-
w&rungt cap« 39; in Cb: Wie der
richter sol und mag weisen. *»/. AC,
^ gfen p.] f* AC, ^ Üeberschr. in Ab:
Von der verjehung (Reg. Von verjehen
in) der vaukhnüss; in B: Was man
dez richters ebnecht und den schergen
niht gelauben sol, cap. 61.
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252
eius vel eorum* testimonium darüber* sol man sein oder ir
nuUatenus acceptetur, nisi idem chainer urchund oder bewarung
coram iudice et civibus fa- niht h&rn noch nemen, ez sei
teatur. dann alain ob sein der selb
verjech vor dem richter und
vor den pnrgem.
' Cap. 76.
Beweis von Schenkungen und von Verkäufen jpro modica pecuniaf,
(Abh. S. 114, 173. 170.J
Aus der Vorlage von Wr. -Neust, 1277 Art, 11,
^ Statuimüs eeiam ^ et fir-
miter precipimus obser vari , ^
quod si aliquis allquem civium*
inpetit vel eciam incolam civi-
tatis quod ei proinissum vel Ven-
dicionem fecerit de domo vel vinea
vel rebus aliis** gratis vel pro mo-
dica pecunia, «uper eo nuUum***
testimonium audiatur, sed sub fide
impetiti quid promiserit® vel
quomodo vendiderit audiatur.
Dicimus autem modicam pecuniam,
que secundum conmunem taxacionem
medietatem valoris rei de qua agi-
tur non excedit.
^ Wir setzen auch auf und
gepieten daz vestikleich ze be-
halten : ob etzswer einen purger
oder einen inman oder einen
gast^ anspricht er hab im ein
gel üb oder einen chauf getan
oder gegeben an einem haus
oder an einem Weingarten** oder
an andern dingen umbsüst oder
umb ein chlain gfit, darüber
sol man dez chlagerz urchund
noch chain sein bewerung niht
enhSrn, sunder den man da
anspricht und bechlait, den sol
man pei seinen trewen hörn
waz er gelobt hab oder wie
er verchauft® hab. Wan^ wir
haizzen daz ein chlain g&t, daz
nach gemainer achtung daz ghi
daz 8 ainer chauft und do man
* V. eor.] /. //. ^ Uebei'schr, ■ Cb darumb. ^ Uebersdir, m
in I: Super promissiones vel feudi- A: Von (b fh, den) kaufen; in B:
ciones (!) non audiatur testimonium. Von zusprechen umb gelüb oder umb
^ II igitur. ^112 observandum. "7/ chauf, cap. 62; in Ca: Von aufsatz,
promisit. cap. 40. •= Cfh. chlagt oder. ^ oder
* super eo. ** vel. *** actoris. a. e. w.] /. B, • C gechauft. V- 0.
B n. gemainer daz] /. A.
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253
auf taidingt, halbez alz teur*
oder ganzleich vil teur** wert
ist dann daz gut ist da man
ez umb gechauft hat und dar-
umb gegeben ist. Ze gleicher
weiz sol man daz versten umb
daz gelübd.
Cap. 77.
Beschränktes Verfiigungsrecht des überlebenden Ehegatten über das
von dem verstorbenen auf die Kinder vererbte Vermögen.
(Abh, S. 139.)
Wien 1244 Art. 18.
"•Inhibemus eciam ne aliqna^
vidaa bona pueromm suorum que
hereditariec eos atting^nt, velit vel
possit conferre alten viro quem po-
rtea duxerit in maritum, nee vir
talis possit ferre testimoninm super
bonisd taliom pueroram qui ad dis-
crecionis annos nondum eciam per-
venerunt. Si* vero testimonio« duo-
rum vel plorium de illis centom f
testibus** constitntis probaverit qnod
mater vel amici pueronim, dum iam
ad discrecionis annos ipsi pueri & per-
vcnissent, quod^ voluntate, non
COacti et assensu eorum sibi bona
ilU foro vel aliquo pacto congruo
• Uehertchr. in 1: Vidua non
habet conferre hereditates puerorum
altere (!) marito. — 11 heginnen mit
Item. •»/// qua. ^11 hereditate. ^1
bona. * 112 testimoniis. ' ////*. viris.
«/. //. k*o aüe S n»s.
^ quis.
^ per civitatem.
*=Wir wern und gepieten
daz chain witib daz gut irr^
chind daz si erbikleich® an-
geh6rt, sulle noch enmüge^
morgengaben noch geben ainem
andern irm mann den si dar-
nach nimt zfi einem chanman,
noch mag auch«^ der selb» man
chain urkund noch stetikait
gehaben über daz selb gut
solicher chind die niht chomen
sind zu den jarn der sinn und
der witz und der** beschaiden-
hait. Ist aver daz der man
zwen oder menigern auz den
hundert mannen^ die darzfi
• Aa vil teur, C vil. »> AhC
teurer. * Ueberschr. in A: Von ß fff*
den) Wittiben; in B: Waz ein witib
irm andern man ze morgengab mag
gegeben, cap. 63; in Ca: Waz man
nicht margen [gaben] sol, cap. 41;
in Ch: Von chind er eribguet. '^ B irm.
« A ewikl., Bh erberl. ''s. n. enm.]
B daz sülln noch enmügen. »/. C.
»' u. d.] /. d in A /. und. »/ ^.
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254
contulerint, ipsnm bona talia qniete
coDcedimuB possessurum. Idem vero
iu8 quod de muliere diximuS;
de viro statuimus econverso.
und* zÄ dem andern*» geschäft
er weit und gesetzt^ sind, ge-
haben mag ze urehund und ze
zeugen und mit in bewirn
mag daz die m&ter oder die
freunt der chind mit verheng-
nüzz und mit gutleichem willen
der chind, ^ do si voUikleich zu
den jarn der witz und der
beschaidenhait® warn chomen,
und unbetwungenleich im daz
gÄt gemorgengabt habent^ oder
verchauft habent oder gegeben
umb^ einen beschaiden chauf
seinez giitez, davon welln wir
daz der man solich g&t mit reht
ewikleich** und mit r&> haben
und besitzen sol mit gfitem^
frid.* Daz reht daz wir" auch
von den weihen und'' von den
frawen gesprochen und gesetzt
haben, daz selb reht setzen
wir hinengegen den mannen
ze behalten.
Cap. 78.
Zeugenschaft eines nahen Blutsverwandten,
(Ahh, S. 173.)
*Item, volumus ut^ filius
patris*^ vel fratris^ pro« heredi-
• Uehertchr, in I: Filius patris
vel fratris non potest esse testes (!J
pro bereditatibus. »» vol. ut] /. IL « //
patrL * // fratri. • 11 super.
^Der sun mag niht ge-
zeug sein dez vater oder dez
•darzu und] /. 0. »»/. C.
" ^' fS-] /• ^' ^ roit verbeug^
cbind] /. a « O sinne, ^f. C, « o. g.]
/. Ab, h Baa' erbikl., b erberl. • u.
m. r.] f,C. ^ Bb fh, recht und. » m.
g. f.] /. C, ■ über die hier in A
einsetzende Textverschiebung a, Abh.
S, 85 u. 87. ° AC oder. <> Ueberachr.
in Aa: Von gezeug; in Ab: Von ge-
seugnuss; in B: Umb wen der sun
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256
tatibus Don poterit esse testis,
sed pro debitis et offensa
poterit eis testimonium per-
hibere.* Idem dicimus de patre
econverso. ^
prfider über daz erbgÄt,* aver
umb gult oder umb serung
dez leibez oder umb übel band-
lung der wort oder der werch
mag er wol gezeug sein. Daz
selb reht^ geb wir hinengegen
von dem vater.
Cap. 79.
Zeugenschaft des an dem streitigen Rechtsgeschäfte Mitbetheiligten.
(Ahh, S. 173.)
*^Item, socius vel^ parti-
ceps alicuius fori aut rei sive
contractus suo socio non po-
terit esse testis.
^ Ein gesell der mit ainem
andern^ gesellschaft oder® tail
hat etzleichez chaufez oder
gAtez oder etzleichz anderz
dingez, der mag dez selben
seinez gesellen zeug nihtgesein.
Cap. 80.
Testirrecht der Bürger,
(Ahh. 8. 117. 140, 171.)
Wien 1244 Art, 19,
«StatnimuB eciam quod, qni- ^Wir setzen auch auf:
cnmqae ciWnm moriatur, si uxorem swelicher purger sterben mfizz^
habeat vel liberos, in voluntaria ob er ein hausfrawen hat oder
• alle 3 HMff. prohib. ^ Idem
econv.] // et de patre idem
dicimnfl econverso. ^ Uehet'schr, in I:
Qnaliter socins potest esse testis.
•* 7/ / aut. * U eher »ehr. in I: Civis
potest ordinäre res mobiles omnes.
dez vater oder dez pmder zeug mag
gesein, cap. 64; in Ob: Wer umb
erib
» C erbe. »»/. C, « üehertchr,
in Ah: Aber von gezeug; in B:
Von geselleicber geselscbaft zeugntiz,
cap. 65. ^ m. a. a.] B ainer. «/. B.
^Ueberaehr. in A: Von purger sterben;
in B: Waz ein iegleich man ge-
schaffen mag der weib oder cbind
bat, cap. 66; in Ca: Von aufsatz,
cap. 42; m Cb: Von gescheft.
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256
ordinacione sua consistant*
omnia mobilia bona sua^ dum-
modo a probis viris visus
fuerit sane mentis; et iudex de
nallis suig rebus^ se nee mobilibas
neo inmobilibns intromittat, sed in
nxoris sue et puerornm snomm per-
maneant potestate.
chind, allez sein vamtz g&t
sie an seinem aigen willen ze
schaffen wem* er wil, und
doch ist daz er von frumen
läuten gesehen und geachtet
wirt daz er mit guten witzen
und mit gewaltigen sinnen^
geschaffet hat; und der richter
Bol sich chainez seinez g&tez
ez sei vamt oder unvamt niht
underwinden^ besunderleich sei
daz übrig ^ über daz* geschäft
pei seiner hausfrawen und pei
seinen chinden beleiben.
Cap, 81.
Gesetzliche Erbfolge,
(Abh. S, 17L)
^Quod si civis moriens*
non habuerit® pueros veK uxo-
rem^ tunc omnia bona sua et
hereditates que super suam
fuerint«^ ordinacionem, ad suos
amicos proximos devolvantur,
et hoc** si fuerint incole terre
nostre vel transferant se* ad
ipsas. Quod si facere noluerint,
tunc omnia pro conmuni uti-
litate civitatis et ipsius anima
expendantur.
• 1 consistnnt. *> II bonis.
* Ueberschr. in I: 8i civis moriens
non babens (!) pueros vel uxorem.
* clv. m.] /. //. « / babens (!). f II
nee. » // fuerunt. **/. II, * vel tr. se]
II 1 vel transeat se, 2 transeat.
Ist aver daz er niht
hausfrawen noch chind hat,
so sol allez sein gut und auch
sein erb swaz über sein ge-
schäft beleibet, sein nächst
freunt® angevallen und ange-
hflrn/ und doch also ob si in
unserm land gesezzen sind oder
ob si sich zu dem g&t und zu
dem erb in daz laut habent und
ziehent. Wellnt si aver dez niht
entfin, so sol daz g&t allez samt
nach gemainem nutz und frum
der stat imd durch seiner sei
willn angelegt werden.
• Boa' wen. *» C fh. sein gut.
« AC fh, gut. ^ Bb sein. • Bb fh.
und erben. ' u. ang.] /. C
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^
257
Cap. 82.
Beschränktes Testirr echt der Ehegattin.
(Ahh. S. 173,)
*Uxor vero moriens sine
licencia viri sui nullam ordi-
Dandi habeat potestatem^ nisi
vestes illas et clenodia que
attulit^ ad maritum^ que suis
amicis et pro sua anima in-
vito marito poterit ordinäre.
Aver ain hausfrau die
sterben wil, die sol* gewalt
niht ze schaffen haben an Ur-
laub irez chonmannez, neur
alain daz gewant und die
ehlainat die si z& dem mann
pracht hat, daz mag si wol
im freunten oder durch irr
sei willn schaffen an allez Ur-
laub irez wirtez.^
Cap, 83.
Testirfähigkeit der Gäste. Verfahren mit dem Gute eines in der
Stadt verstorbenen Gastes.
(Abh, S. 140 f. ISO. ni.j
Wien 1244 Art. 20,
(^Item, volnmnfl ut, nndecnm-
qae venerit advena, si moriens aliqnid
de rebus suis ordinaverit, eins ordi-
nacio maneat tota rata. Hospes vero
eius in cains domo moriturf statim
snmmam bonomm snomm* iadicio
et civibus manifestet, et si quid for-
taase retini/^^d fraudnienter de bonis
illis, eomndem tamqunm fnr perfidus
reputetnr. 8i vero moriens nicbil
ordinaverit, • cives bona defnncti per
annum et diem custodiant, infra qnod
^'Wir wellen daz:^ von
wann ein eilender oder frömder
gast chom und ob der tod leit,
swaz er von seinem göt schafft,
daz selb geschäft sol stät
beleiben. Und der wirt in dez
haus er stirbt, der sol die summ
und die achtung seinez giUez
ze haut dem richter und den
purgern sichtikleich chunt tun
und offen. Und ob er villeicht
dez selbez gutez etzswaz behalt
* Uehersrhr. in I: Quid uxor • AC flu chain. ** daz mag si
unius habeat ligare {!). •» // contulit wirtez] /. C. ^ Ueherschr. in
* Uebertchr. in I: Advena moriens et
faciens ordinacionem. ^ I retinuerint,
// retinuit * I ordinatur.
Arehif. Bd. LI. 1. Hälfte.
A: Von frÖnden gesten; tw D: Swaz
ein iegleicher man geschaffen mag
an seinem totpet, cap. 67; in Ca:
Auch von gescheft, cap. 43; in Cb:
scheft tfln mügen. ^/. AC.
17
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258
quidem spacium si aliqais venerit
qni se heredem vel sociam le^ttime
ostenderit vel eciam creditorem,
eidem absque contradiccione» bona
defancti qne^ 8e contingere pro-
baverit asaignentnr. Si aatem nemo
venerit, tunc medietas*" illorum
pro conmuni utilitate civitatis
et alia medietas in ipsius anime
remedium expendatur.
hairaleich und laugenleich, *
den selben sol man für einen
ungetrewen dieb achten und^
haben. Ist aver daz der selb
man und der selb gast*^ an
seinem tod^ niht enschaft, so
sulln die pürger dez selben
gfit vezzen und behalten jar
und tag. Chumt iemant in der
zeit der da erzaigt und be-
wäret daz er dezgfitez rechter
erb sei und sein rechter gesell
gewesen sei*^ und in daz gut'
angehfir, oder ainer dem er
gelten sold; den selben paiden:
dem gelter daz in ze reht an-
gehöret und auch dem rechten
erben oderf^ dem geselln sol
man kn all widerred dez toten
gät antwurten. Ist aver daz
niemant chumt der reht darzu
hab, so sol man daz selb ^ gut
halbez nach gemainem nutz und
frumen der stat anlegen und
daz arider halbez^ durch seiner
sei willn anlegen und geben.
Oap. 84.
Katifgeschnfte zwischen Bürgern und Gästen,
Wien 1244 Art 22.
^Item, volumns qnod, si civis ^Wir welln auch:* ob ein
advene vel advena civi vendat aliqnid purger ainem gast oder der
» / /// contradiccionem (!J,
^IIqni(!J. « ///ä. bonorum. ^ Ueber-
Schrift in I: De quo index non habet
iudicare.
• n. l.] f.a •» a, n.] /. C - n.
d. fl. g.] /. C. ^ Bh todpett • n. ». r.
g. ff. 8.] /. Ä ff. B. ^m und. »•/. C.
* anlegen .... halbez] /. Cb. ^ Ueberarhr.
in Ä : Von purger und gest kauf; in B:
Von chaufnchatz der purger und (h/h.
auch) der gezt, cap. 68; in Ca: Von
ohaufsohatz, cap. 44; in Ob: Von
chaufen und verkaufen. */. AC,
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259
et nie recipiat hoc pro bono, de hoc
index nichil habeat indicare, nisi
vendens ementi promiserit esse
bonum aut eius maliciam emen-
dare.
gSLBt^ ainem purger etzswaz ze
chaufen geit und nimt den
chauf für g&t,^ darüber hat
der richter nicht ze richten^
neur alz vil^ ob der hingeber
undderverchauferdem*^ chaufer
gelobt hat^ ez sei gut oder swaz
pösez daran sei ze wandeln und
ze pezzern.
Cap. 86.
Beschränkte Handelsfreiheit der Gäste.
(Abh. 8. 117. 126.J
Wien 1244 Art. 23,
*Item, nemot eztraneornm
mercatomm saas merces vendat alicni
nisi civi nec emat merces ab
extraneo sed a cive. Quorum*'
si quis secus fecerit, iudici
tum Ix den. emendabit, et
cuicumque civi placuerit hoc
mercatum, pro eisdem denariis
sive foro liceat hoc habere.
» Ueherichr, in 1: Extranej
mercatores debeut vendere civibns et
emere ab eis. *»/. 112, ^11 Quod.
•Ez soH chain gast noch
frömder chaufman seinen chauf-
schätz niemant andern geben
noch verchaufen^ neur einem
purger in der stat^ noch sol
chainen chaufschatz chaufen
von chainem^ gast, neur von
einem purger. Swer dawider
icht wirvet oder* tfit, der ist
dem richter sechzig pfenning
schuldig ze wandel, und sweli-
chem purger der selb chauf-
schatz gevellt, der sol und
mag in wol umb die selben
' der ff-] /• -^Ä »» nimt
g&t] Ch mit dem cbanf vergüet
° verch. dem] f, B. ^ Bh haben.
« Uehernchr, in Aa: Von g^esten;
in Ah: Von frembden kaaflenten;
in B: Wie der chanfman seinen
chanfflchatz neur ainem purgier geben
sol, cap. 69. 'C/A. auch. » n. v.)
C ze chaufen. ^ C ainem. * wirvet
od.] Aa anders oder, b berurt oder;
/. C,
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260
pfenning oder chauf mit arlaub
haben und chaufen.*^
Cap. 86.
Handelsfreiheit der Bürger in des Herzogs Landen.
(Ahh. S. 117 ff. 122. 145 f. 113.)
*Item, quia ipsa Nova
civitas est quasi ^ porta et clau-
sura® terraruin nostrarum, ut
ipsa habundancius civibus re-
pleatur^ ut* eciam® ipsi effi-
cacius resistere valeant inimicis
a quibus iugiter offenduntur^
volumus et ipsis ex speciali
gracia indulgemus ut omnia
mercimonia quocumque no-
mine censeantur in omnibus
civitatibus et singulis foris^
nostris possint^ eraere a quo-
libet et vendere eui placet,
non** obstante si forte illud*
facere^ tantummodo sit in-
dultum ex privilegiis aut
conswetudine eiusdem incolis
civitatis. Unde qui eos at-
temptaverit eoartare in hac
gracia speciali quam eis per-
petuo* contulimuB, se nostram
• Ufherftchr. in I: Cives in
oinnibnB locis posRunt emmere (I) et
vendere ad placitum. *» /. II 2. *^ //
clausula. ^ II et ut. */. //. <"/ ^•
K // poflsent. ^ II 2 nemine. * II 1 id.
»^ 8i f. L f.] /. // 2. ' II perpetue.
^Wann<= die selb Newstat
ist alz ein tor und alz ein sperr
unserr laut, daz auch si dester
genuchtsamer und dester voll ik-
leicher gestiftet und erpawt
und auch erfüllet von den pur-
gern werd und daz auch si
dester paz und dester vestik-
leicher widersetzen und wider-
sten mügen irn veinten von
den si ze allen zeiten geun-
gemachet und beswäret an ma-
nigen enden sind, so wellen wir
in* sunderleich die genad tfin
daz si allen chaufschatz swie
er genant ist in allen unsern
steten und merkten mügen und
sulln chaufen von einem ieg-
leichem und geben und ver-
chaufen swem si wellnt, und
daz si daran niemant irr noch
dawider sein® sol, wan die selb
• oder chauf chaufen] C
chaufen An alles Urlaub. *» Ueher»chr.
in Aa: Von purger recht umb chauf-
manschatz; in Ah: Von der Newstat,
ist ain slnzzl zum lant und ein tor;
in B: Von der freihält der maut
(Reg. ßi. und von der stat reht),
cap. 70. Der Eingang de» Cap, U»
sur unten (nt. d) bemerkten Sf^le /. C.
'^ f. B, ^ w. w. in] C Wir wellen in
auch; damit beginnt da* Cap, in C.
• irr ... . sein] C irren.
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261
indignacionem gravem noverit
incidisse.
Wandlung irez chaufez und ver-
chaufez haben wir den selben
purgern ze der Newenstat mit
unsem hantvesten bestätigt^
und babent auch die selb ge-
nad und mer genaden her mit
alter gewonhait praeht und
verdienet mit irn trewen und
all irr herschaft. Davon; swer
an disen sundern genaden die
wir in ewikleichen gegeben und
verlihen haben, swer^ si ver-
s&cht^ ze engen und ze irren,
der sol erchennen und wizzen
daz er in unser ungenad groz-
leich*^ und swerleich chumt und
gevellt.
6ap. 87.
Wie lange auswärtige Kauflente in der Stadt verweilen dürfen.
(Abk. S. 126, 141.)
Wim 1244 Art, 23.
• ^Volumus eciam at nemo
extraneorum mercatorum moretur in
civitaie* ultra duos menses nee veudat
merces quas adduxerit extraneo mer-
catorum^ sed tantummodo civi, et
quidquid voluerit emere,^ non
emat ab extraneo^ sed a cive,
ut superius^ est pretactum.
• Ueberschr, in I: Quamdiu
mercatores extranei debent morari in
civitate. »»/. III. «/. IJ 1. <> mer-
catorum sed extraneo] /. II 2.
» c. 85.
* cum mercibus suis.
Wir welln daz chain
fremder chaufman niht beleih
noch enwan in der stat über
zwen ^ moneit, noch sol seinen
chaufschatz den er mit im
darein pringet chainem fröm-
den gast niht geben noch ver-
chaufen,«^ neur allain** ainem
pürger.* Und swaz der selb gast
• der Rest des Cap. f. C.
^ f, A. ^ si V.] A sich versuchet seu.
<* Bh fh, sunderleich. • üeberachr. in
Ah: Von frömbden kaufleuten; in B:
Wie lang ein chaufman in der stat
beleiben sol, cap. 71. ^ AhC zwai.
» n. V.] /. C. »>/. a » dtr Best des
Cap. f. a
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262
ohaufen wil* von chaufsciuits,
daz 8ol er wider amen andern
gast^ niht chaufen, neur wider
einen purger^ alz davor e ge-
sprochen ist.
Cap. H8.
Heiratsfreiheit der Bürgerinnen.
(Ahh. 8. 119. 171 /.)
*Item, eorum civium vi-
due, filie ye\^ cognate nubendi
cui voluerint liberam habeant
facultatem, dummodo non nu-
bant militi nisi in civitate re-
sidenti aut de nostra liceneia
speciali. Que si secus fecerit,
eins res in nostre potestatis
arbitrio tune persistaut
''Wir welln und erlauben
daz der purger witiben und
ir töchter und ir niftel^ freien
wal und aigen willn haben
suUn® ze chonschaft eleich ze
heiraten z& swem si wellnt an
alain mit chainem ritter/ er
sei dann in der stat gesezzen
oder si haben sunderleich unser
Urlaub und unsern willn darzA.
Swelicheu icht anderz dawider
t&ty der selben g&t soll allez
in unsern genaden und in un-
serm gewalt^ sten.
Cap. 89.
Getnchtsstand über Ehebruch.
(Abk. S. 14 t f.)
Wim 1244 Art. 28.
''Item, quicumque in adul- ^Swer an der uberhfir
teriod cum uxore alterius virie aut mit einez andern mannez chon
• Ueberschr. in I: Cives nou
debent nnbere cum militibus extraneis.
**/. //. ^ Ueberschr. in I: Quicumque
cum uxore alterius in adulterio fuerit
deprehensus. <* in a.] /. /. ^ I fh.
fuerit deprehensus.
• eh. w.] Bh chauft. ^ f. Bb.
^ Ueherackr. in A: Von der stat hei-
rat; in B: Von der witiben wal,
cap. 72. ^\x.itn.]f.Ab. ^ f. C. ^ ACb
richter. » u. in u. g.] /. C. ^ Ueberschr.
in ABC: Von der überbftr (B fh. cap.
73, Ca fh. cap. 45).
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263
cum muliere soluta fnerit depre-
bensus, de hoc iudex civitatis
nichil ludicet sed plebaous.
oder mit einem andern^ ledigen
weib begriflfen wirt, darüber
gehört dez statriciiterz gericht
niht, sunder der pfarrer sol
ez richten.
Cap. 90.
Bestellung des Stadtrichters.
(Ahh. S. tto, 1550
*Item, statuimus ut* de
cetero nee a nobis nee ali-
quo«^ nostro ofticiali aliquis iu-
dex Nove civitatis instituatur,
uisi sit civis ipsius Nove civi-
tatis^ talis qui ad minus per
annum in ipsa resederit civi-
tate et cum eis conversatus
fuerit sicut civis.
^ Wir setzen auch auf daz
furbaz von unz noch von un-
sern amtläuten ^ chain richter
gesetzet oder gegeben* werd
der Newenstat, er sei dann
purger in der stat® und der
doch' ze dem minsten ein jar
dariDD gesezzen und^ gewesen
sei und mit den andern pur-
gern daselb gelebt** und ge-
wonet hab, alz von reht hab
ein* pürger.
Cap. 91.
Gerichtsstand der Bürger.
(Abk. S, 119 f. 146, 156.)
** Statuimus eciam ut ex- ^Wir setzen auf daz der
teriorum sentencia civibus non auzzern laut urtail die auz der
• Ueberschr, in I: Qualiter • /. BbC. *» Ueherschr, in B:
iudex debet institui. ^ /. //. ^ /. I. Wer richter mag geseiu, cap. 74. « Ca
•* iustituatur Nove c] /. 112. lantleuten. ^ o. ^e^*] f. C, " er sei
* Ueberschr. in I: Quod exteriorum stat] /. Cb. '' er sei
sentencia non preiudicot doch] Ca n&r der. ^ ges. u.] /. C.
^ über die in A hier einnetzende Text-
Verschiebung s, Abh. S, 85 f. u. 87.
* von r. h. ein] C ein ander. * üeber-
schrifl in A: Von außleuten; in AbCb:
Von äussern leuten Cin Ab an un-
richtiger SleUe vor c. 90J; in B: Daz
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264
preiudicet, quia ipsi Ignorant
iura specialia civitatis^ sed de
ipsis civibus et rebus suis se-
cundum nostra statuta et sen-
tenciam^ civium iudicetur. Ipsi
eciam per omnes terras nostras
non teneantur coram aliquo
iudice vel officiali vel eciam
quocumque domino preter quam
coram nobis et nostris successo-
ribus videlicet terrarum prin-
cipibus vel coram suo iudice
respondere. Iudex autem coram
magistro civium vel capitaneo
respondebit. Et hoc sive quo-
rimonia de eorum rebus fuerit
vel persona, nisi in eodem
loco ubi inpetuntur, maleficium
super quo inpetuntur, ipsum^
maleficium ^ fuerit perpetra-
tum;^ sed® exceptis vineis et
feodis suis super quibus coram ^
magistro montis vel suo do-
mino respondebunt.»
» // licenciam. *»/. II 1. « super
quo malef.] /. II 2. ^ II impetr.
• // et. V- ii' * // respondebit
stat in den merkten und in
den dorfern gesezzen sind, den*
purgern in der stat^ an irm
reht niht enfurtätent^ noch niht
enschadent/ wan in unchund ist
und auch niht enwizzen sunder-
leich* der stat reht. Doch süUn
die purger umb ir gfit und
umb ander ir sach nach un-
serm aufsatz und nach der
purger urtail richten. Wir
wellen auch daz die selben
purger ze der Newnstat in
allen unsern landen und ge-
piet niht ensulln vor chainem
richter oder vor chainem^ un-
serm amptman noch vor chai-
nem herren icht ze reht noch
ze gericht sten noch antwurten^
an alain vor unz oder vor un-
sern nachchomen, daz ist dez
landez herr, oder vor ir selberz
richter. Aver der statrichter
sol vor dem purgermaister oder
vor dem hauptman antwurten.^
Ist aver die sach und die chlag
gen irm g&t oder gen irm leib,
so suUen si antwurten an der
selben stat do man si anspricht
und do die ubeltat und^
die untat begangen ist Doch
chain auszreu urtail dann in der stat
icht müg ze schaden chomen, cap. 75;
in Ca: Von auüsatz, cap. 46.
» C von den. *> C ffu nicht
(f, h) schaden nemen. ^ so B; Aa
enfurtorten, 6 entfnerten. ^ niht en-
furt ensch.] /. C. •/. C.
^ richter o. v. eh.] /. C. b ß fh. sülb.
^ B fh, an der selben stat ' die u.
u.] /. Ah.
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265
nemen wir auz die Weingarten
und ireu lehen^ da sülln si
umb antworten vor dem perk-
maister und vor irr* herschaft
von dem si daz habent.
Cap. 92.
Landgericht Neustadt Geriditsbarkeit der Richter zu Neunkirchen
und Aspang,
(Ahh, 8, ISO ff.)
'^Statuimus eciam ut^ in-
fra terminos iudicii Nove civi-
tatis; id edt citra^ montes Hart-
perkch^ et Semernik^ et aquam
Piestnik et confinia Austrie et
metas Ungarie^ mortis questio
vel honoris a nullo officiali
aut^ iudice audiatur nisi a ter-
minis et^ iudicibus Nove^ ec-
clesie et in Aspang, ubi noxii
per testes de suo maleiicio
usque ad unum testem de ip-
sorum maleiiciis convincantur.
Et sie convicti Nove civitatis
iudici presententur, qui eos,
id est* quemlibet herum ^ ibi
et^ taliter convictorum, et hoc
probato, solo et ultimo teste
audito, sibi adiudicate mortis
• Utberschr. in I: Questio mortis
vel honoris a nullo officiali extraneo
audiatur. In 111 am Rande v. e. H.
d, XVI, Jh. Landgericht. ^ f. IL
* / circa. ^111 Heyerperkg, 2 Heir-
berg. * 11 1 Semering, 2 Seminich.
' // vel. K t. et] 80 1 ; 11 civibus
vel. lies in term. et a iud.? ^ 11 1
ß. civitatis; /. 112. * i. e.] 11 1 in,
2 et k/zeorum. »/. 112.
^ Wir setzen auf daz zwi-
schen dem gemerk dez ge-
richtez ze der Newnstat und
dez Harpei^ez^ und dez Se-
merings und dez wazzers der
Piestink und dez Ostereichez^
gemerkez und auch dez un-
grischen totsieg oder tödleich
chlag oder daz gen den ern
get von chainem amptman
oder richter icht gehört oder
gericht werden, neur in dem
gericht ®und von den richtern
ze Newnchirchen und von
Aspang, da man die schuldigen
und die ubeltatigen^ mit^ ge-
zeugen umb^ ir übel tat unz
au ainen und auch an den
lösten gezeug überwinden sol.
• /. Baa\ ^ Ueberschr. in A :
Von dem gemerkch (b den gemerkchen)
des gerichts (in b an unrichtiger Stelle
vor c. 91 J; in B: Von dem gericht,
wie weit daz geraichen mag, cap. 76 ;
in Ca: Von aufsatz, cap. 47; in Cb:
Wo man ubeltat sol richten. In Ab
f. der Anfang des Cap. bis zu der
unten (nt. e) bemerkten StelU. « AaBbC
Hartp. ^ ÄaC österreichischen. « hier
beginnt Ab. f AC Übeltäter. « B müg.
^ Bb über.
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266
sentencia conderapnabit.^ Qui-
cumque igitur aliorum iudicum^
aut officialium se iDtromiserit^
de huiusmodi cognoscendis vel
eciam iudicandis, hie tamquam
horoicida temerarius reputetur.
Liceat tarnen cuilibet^ officiali
vel iudici suspectos capere et
veris iudieibus assignare.
Und swenn si also überwunden
sind, so sol man si dem riehter
ze der Newnstat antwurten mit
der bewärung daz si da* mit
reht überwunden sind, so sol
er dann den ainen und den
lesten zeug^ über si hom, der
si mit der urtail und mit dem
aid dez todez^^ verdampt und
vertäuet.** Swelich ander riehter
oder amptman® der darzfi niht
gehört sieh söliehez gewaltez
oder geriehtez underwindet^
den selben sol man achten
und haben alz einen freveln
mansleger. Doeh ist daz wol
erlaubleieh daz ein iegleich
amptman® und ein iegleich
riehter, daz er die wol auf-
habt' und vecht die in ark-
wan sind pAser und sched-
leieher tat? und si antwiirt
den rechten richtern.
Cap. 93.
Straf lösungsrecht Auswärtiger. Verfahren mit der Hohe eines
zum Tode verurthetlten Austvärtigen.
(Ahh, S, 125. 126, 128. 160.)
**Ez sol auch ein iez-
leicher haben ^ der auz der
^Habeat eciam quilibet
exterus' civitatis,» cuiuscumque
• 8. c] 112 sentenciam coo-
temnayit ^ / iudiciam. ^ // intro-
miserint. ^ t. c] / cum civilibus.
• UeberscJvr. in I: Extranei coloni
habent potestatem redimendi perso-
naiTi propriam a iadice. '111 ex-
terius. ^ ext. c] II 2 extra civitatem.
• A fh. allso. ^ Ca /Ä, daz ist
deu scherigeu oder swen an seiner etat.
« d. t]/. Bb. ^ ^verurtailt, Cfturtailet.
«^ (J hauptman. ' Ca -halt »/. Boa.
•» Ueberachr. in Ab: Von der herm
holden; in B: Wie sich ein iegleich
man mit seiner hab geledig^ mag
von seinen veinten und von dem
riehter, cap. 77; t« Ca: Von vreier
wal, cap. 48; in Cb: Von led
' Eb man.
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domini sit colonus, sect^ salvo^
iure domini^ sui/ vitam suam
aive personam® per rem' mo-
bilem et inmobilem potestatem<^
redimendi et^ a iudice et of-
fensis. Si autem ad mortem
fuerit condempnatuB^ exceptis
ablatis in nullo tenebitur do-
mino 8U0 et indici et offensis^
sed tantummodo* si apud eum
inveniuntur ablata^ suis veris
possessoribus hec reddantur,
et sibi sua mors sufficiat pro
emenda et omnes sue res apud
äuam uxorem^ remaneant et
heredes. Iudex vero de rebus
ablatis niehil retineat, sed salvo
iure suo veris heredibus' in
integrum" eas reddat.
• / II l 8e',/,112, ^ //asuo.
' //2 dominii. ^ II fh. et. « s. p.)
/. II, ^ II fluam pecuDiam. k / //*.
hibeak. *» II eciam. * 112 tarnen.
^/. II /. * // possessoribus. " in int]
/// integram, 2 integras.
267
stat gesezzen ist, swez herren
hold er sei — doch vor auz-
genomen seinez herren reht, —
daz er sich und sein leben
mit seinem gAt ez sei varnt
oder unvamt gewalt und wal
ha&^ ze ledigen und ze lösen
von dem richter und von den
die er gelaidigt^ und gesweret*^
hat. Ist aver daz er zu dem
tod verdampt oder* ubersait®
wirt, so sol man die hanthaft'
nemen und ist weder seinem
herren noch dem richter noch
den die ergelaidigt^ hatnichtez
schuldig, neur alain ob man
daz pei im vindet damit er
begriffen ist, daz selb sol man
den wider geben den ez ge-
nomen ist, und mit seinem tod
pözzt er^ für daz wandel. Und
alz sein g&t daz sol beleihen^
seinem weib^ und pei seinen
erben. Der richter sol dez ge-
nomen gutez nichtez niht be-
haben ^ sunder auzgenomen
sein reht,^ er sol ez den rechten
erben"* ganzleich wider geben
und den ez genomen ist.
• ABC haben. ^ Cb bei. ° ACa
peswert; Cb <* v. o.] /. Ab,
" o. u.] /. Ca, f B hantvest. » mit
8. t. p. er) B irn tod p&zzen. *» der
Reat de« Cap, f. Ab. « s. w.] Bb bei
seiner hausfraun. ^ BhCa behalten;
Cb * der Rest de» Cap,
f, a "»/. ÄaBaa',
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268
•Sunt autem^ hec iura iu-
dicis quod dicitur fürfankch:^
de equo veH gabella xl* den.,
pro spadone' xxxii^ den,, pro
thauro xx den., pro bove xvi
den., pro vacca xii den.,** pro
puledro vel vitulo annuali^
vel ove vel capra quatuor den.,
pro agnis vel hedis singulis
unus^ den., pro vestibus multis
vel paucis unus den.* tantum-
modo tribuatur.
Cap. 94.
Richters Fürfang.
(Ähh, S, 173.)
*Ditz ist** dez riehters
reht umb den furvank:* von
einem ross oder von einem
veltpfert vierzig pfenning, von
einem hengst 32 Pfenning, von
einem stier 20 pfenning, von
einem ochsen 16 pfenning,^
von einer chü 12 pfenning,
von einem voln oder von einem
jarigen® chalb oder von einer
äe^ oder« gaizz vier pfenning,
von einem lamp oder chitz
ainn pfenning,** dem scherigen*
umb gewant ez sei vil oder
wenig ainen pfenning.
Cap. 95.
Gebühren des Unterrichters und Kerkerwächters,
(Äbh. S. 142 f.)
Wien 1244 Art. 26.
m Placet eciam nobis ut, pro k Unz gevelt auch wol :
quacumque causa iudex civitatis re- umb swelich sach oder schuld
cipiet» uDumtal. iusticiamediante, der statrichter ein pfunt nimt
* Ueberachr, in I: Iura indicis
quod dicitur fürfankch de bestiis.
b/. IL « q. d. f.] // id est forfankch.
^ II fh. de. ^II2x\Y. mi sypo
speradone (!). k I xxü. ^ pro thauro
den.] /. II. » / 112 annali,
// 1 animali. ^ I unum. * pro vesti-
bus den.] /. /. ™ Ueberachr.
in I: Iura subiudicis et custodesfT;
carceris. " // recipiat.
• Ueberachr. in Äa: Aber umb
fürfankch; in B: Von dem {Urvsngy
cap. 78; in Ca: Von verfankch, cap.
49; in Cb: Was des riehters recht
sind. Daa Cap. /. Ab. »> Cb sind.
<= Ca verfankch. «* v. e. o. 16 pf.]
/. Ca. •BbCb järlichen. ' Aa Sw,
Ca öe. K Äe o.] /. BbCb. »» der JSeat
dea Cap. f. C. ' d. seh.] / &>.
^ Ueberachr. in Aa: Von des noch-
richter recht (v. j. H.: und riehters
wendl); in B: Von dez nachriohters
Wandel und dez richterz, cap. 79.
Daa Cap. f. Ab.
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269
subindez* ab eo qni illad» dederit
KI den. recipiat, et qui dimidium
talentum dederit iudici, hie
aibi in^ xv den. teneatur, et
infra nonnisi xii den. pro eensu
reeipiat a captivo, et custos
carceris denarium reeipiat tan-
tum nnum.
und doch mit reht, von dem
selben der ez geit* so sol der
nachrichter dreizzig pfenning
nemen^ und der ein halbez
pfunt geit dem richter,^ der
sol dem nachrichter funfzehen
pfenning geben; under einem
halben pfunt sol er nichtez^
nemen dann 12 pfenning für
den^ ho£fzins von dem gevan-
gen/ und dem stubhfiter einen
pfenning.
Cap. 96.
Dauer der Haft.
(Ahh. S. 124. 172.)
^ NuUus eciam captivus
vel interdictus diucius quam
ad proximum placitum conser-
vetur, nisi querelantibus ex
causa speciali indulserit illud
iudex.
'Man sol auch chainen
gevangen oder verpoten niht
lenger halten in der vanknuzz
neur^ auf daz nechst teiding^
ez sei dann ob^ sein der richter
lenger verhengen wil den chla-
gern durch* etzleicher besun-
derr sach willn.
Cap. 97.
Verhaftung und Entlassung aus der Haft darf nur mit Willen
des Richters erfolgen.
^Item, statuimus ut nee ^Wirsetzenauf daz weder
subiudex nee aliquis civium der nachrichter noch chain
• // Ulis. ^B. in] /// Sic,
2 sie indici. ^ Ueberschr. in I: Cap-
tivus nisi (7; ad proximam placitnm
conservetnr. ^ üeherachr. in I: NuUus
dimittat captivnm sine licencia iudicis.
* et preco.
• d. ez g.] /. C%. »» d. r.]
f. Ch. ^Cb fh. mer. ^ f. d.] B von
dem. • V. d. gev.] /. B. ^ das Cap.
f. Ab. « Ca denn, b dann. *» Cb das.
* Cb von. ^ üeberschr, in B: Daz
der nacbiicbter chainen (Reg. fh.
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270
aliquem captivum teneat nec^ purger chainen gevangen niht
dimittat sine^ voluntate iudicis enhab noch enlazz kn dez obri-
principalis. sten* richter will.
Cap. OH.
Vefi*fahren gegen Unternchter oder Schergen^ wenn ein Gefimgener
entweicht.
^Item/ si coDtlngat quod
aliquis captivus subiudici® ef-
fugiat aut preconi^ ille^ suam
iDnocenciam in hoc probet sui
Bolius ac proprio iuramentO;
nisi adeo. notorium^ sit hoc
factum quod cives iurati con-
silii civitatis de coDinuni con-
ßilio decreverint** aliud fa-
ciendum.
^Ob aver daz geschiht
daz ein gevanger entrinnet
dem nachrichter oder dem
scherigen, ^ der sol sein Un-
schuld daran bewäm mit sein
selbez aid, ez sei dann ob daz
chunt und bewerleich sei daz
er in mit willn lazzen hab,
so sol er an dez gevangen stat
sten oder ob die gesworen
purger dez ratez von der stat*
mit gemainem rat sich ver-
ainent und betrachtent etz-
swez* anderz darüber ze tfin.
Cap. 99.
Einflus» der geschwomen Rathsbürger auf die Bemessung der
richterlichen Gebühren und Wandel.
(Ahh. S, 120. 125.)
' Ad quorum eciam consi-
lium in ordinando foro mercan-
dorum et recepcione emendarum
•//nifli. *»//2ipRiim. *" Uehei--
schriff in I: Si captivns subindici vel
preconi effugiat. ^ II 1 Et. «/. //.
' aut pr. , ille] // 2 tunc praeco.
K die Übersetzung scheint zu ver-
langen : notorie sna volnntate
*» / decreverit * Ueherachr, in I: Con-
sules habent ordinäre fomm sccundum
statom temporis in emmendis (!J,
^ Wir welln auch daz nach
der selben purger rat an der
Ordnung dez gescheftez dez
gevan^n) niht enlazss an dez richters
urlanb, cap. 80; tn Ca: Von aufsatz,
cap. 50. In Ah f, das Cap.
*f.a ^ doM Cap. /. Ab.
<• Aa Schreiber. ^ sten oder
«tat] /. Aa, • AaBb etwas. ' UeberMchr.
in Aa: Wir wellen nach der porger
rat; in Ab: Von der pnrger ratt;
tfi B: Daz der richter nach dem
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271
pro qualitate cause, condicionis,
statu terre, temporis et per-
sone iudex sua iura recipiat
et dimittat; et hoc* quia lucrum
unii^^ hominis noluiuuB*^ pre-
indicare eonmuni bono statui
civitatis.
marktez und dez chaufez und
an dem nemen der^ wandel
nach der gelegenhait der**
schuld und der sach und nach
der gestalt dez landez und der
zeit und der hab der pei*8on/
ob si reich oder arm sei, frum
oder unfrum — davon* sol*
der richter seineu wandel
nemen und auch hengen und
lazzen/ und darumb wann wir
wellen niht daz man durch
einez menschen geniez und
gewin deu gemain der stat
niht enziechen sol noch sein
niht grfizleich engelten sol.
Cap. 100.
Alle im Neustädter Geinchtsbezirk ergriffenen Verbrecher haben
ihren Gerichtsstand vor dem Neustädter Stadtgerichte,
(Ahk. S. tao ff,)
^Statuimus eciam et man- ^ Wir setzen auch*^ auf
damus firmiter observari ne und gepieten ez^ vestikleich ze
• /. 77. ** 77 2 uniuflcninBqae.
* 77 yolamiifl. ** UeberMchr, in 1: Nollas
extra eivitatem pro qnacnmque causa
ad aliad iudiciam assignetur.
gesworn rat (Rf^, fh, seinen wandel)
nemen sol, cap. 81; in Ch: Von
andern sachen nnd gescheften des
markchts, der känf nnd nemmen der
Wendel, strasranb, manslacht, denb,
falsch, prant, gewalt der weiber nnd
umb ander schnld.
^Bhfh. selben. ^Cfh, person
und der. ^ n. der sach person]
f.a ^f.A, •d.s.] Cda«. f wandel
nemen lazzen] C recht nem n. a.
henge n. lazze. 'Ueberschr. in A: Von
gevangen lenten; in B: Daz ein iegleich
versnlten sach daz den tod rftret niht
anderhalb gericht sol werden dann in
der Newnstat, cap. 82; in Ca: Von
aufsatz, cap. 61. »»/. C. ^f, Bb,
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272
aliquis captus infra terminos
iudicii Nove civitatis, sive sit
pro homicidio^ rapina^ vel
furto/ falsitate, incendio aut
violencia mulierum vel pro
causa alia qualicumque^ ad^
aliud iudicium vel pretorium
assignetur, sed de eo in pre-
torio Nove civitatis a iudice
secundum sentenciam civium
ut iustum fuerit iudicetur.
behalten daz chain gevangen
der zwischen dem gemerk und
in der gepiet dez gerichtez ze
der Newnstat* gevangen wirt,
ez sei von^ manslacht, umb
strazzraub oder umb andern
raub, umb deuf, umb valsch,
umb prant oder umb gewalt
der weib daz man da not-
nüft haist,® oder umb ander
schuld oder sach* swie die ge-
nant sind, in chain ander ge-
richt oder schrannen® geant-
wurt werd neur alain ze der
Newnstat, und daselben in der
schrannen sol man gen im
richten nach der purger urtail
alz zeitleich iind reht ist.
Cap. 101.
Verbot dei* Anwendung von Zwangsmitteln zur Erreichung emes
Oeständnisses.
(Ahh, S. 173.)
® Inhibemus eciam ne ali-
quis captivus siti, fame,vinculis,
calore/ frigore crucietur vel
verberibus conpellatur ad ali-
quid» profitendum, nee de hu-
iusmodi fassione testimonium
• // rapino. »> // furtu. <^ 11 1
que-, 2 qnacanque. ^ f. L * Ueber-
ichrifl in I: CaptivoB fame nee frigore
non cmcietar ad profitendom. '*///
a calore, 2 vel calore ant. ^ / aliquod.
«Wir wern und gepieten*"
daz chain gevangen mit durst
oder mit^ hunger, mit panden,
mit hitz,^ mit frost oder mit
siegen icht werd betwungen
zu chainer sag oder^ verjehung
• ze d. N.] f, C. A flu gehört,
B /A. wer da. ^ Bh umb. * daz man
da n. h.] f,C, *» o. s.] /. C. • o, sehr.]
/. e. f nach d. p. u.] /. C. ^ Ut^^enchr,
in Ah: Aber von gevangen lenten;
in B: Wie die gevangen genott sfilln
werden zn der verjehung irr unUt,
cap. 83. »» u. g.) /. Bh. * d. o. m.]
/. AhB. ^ m. h.] /. Bh. » s. o.] /. C.
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273
audiatur, nisi quis fateatur ali-
quid sane mentis coram iudice
et civibus non coactus.*
noch sol man über* Bolich sag
oder verjehuDg chain urchund
oder gezeug icht enhSrn/ ez
sei dann ob ainer mit gäten
witzen und^ unbetwungenleich
vor dem richter und vor den
purgem icht verjech.
Cap. 102.
Steuererhebungen und Vermögensconfiacationen,
CÄbK S. 120. 156. 173. 178.)
^Ex habundanti quoque
gracia fide data vice sacra-
menti observandum perhen-
niter exhibemus quod ab eisdem
civibus steuram vel precariam
nonnisi necessitate^ legittima
expetemus, moderatam tarnen.
Nee umquam ab aliquo quam-
cumque** divite ipsum indebite
capiendo suam pecuniam ex-
torquebirous, nisi in tantum
excesserit quod et res et per-
sona sua per iusticiam adiudi-
cata nostre fuerit potestati.
• 77/ coactis. *» Ueberachr. in
I: Steura fvelj precaria non debent
recipi sine legittima cansa. <^/. 7.
^ II 1 qnandocomqne , 2 qnantnm-
comque.
^Von den genuchtsamen
genaden und von den trewen
die wir in alz mit aiden ge-
geben haben und auch gelobt
haben ewikleichen ze behalten,
daz wir von den selben purgern
chain ste wr noch unzeitleich gab
niht envodern^ noch ennemen
neur in rechten edürften' und
doch mezzikleich, noch nimmer
von chainem swie reich er ist
mit gewaltiger noch unpillei-
cher? vanknüzz sein g&t aner-
twingen oder angewinnen,** ez
sei dann daz ainer alz grAz-
leich misstü oder verwürch*
ArekiT. Bd. LX. 1. Hüfte.
• /. Ä *» noch flol man
enh.] /. (7. * Cafh. sinnen. * U^ertchr,
in A: Von den gennchtsamen gena-
den der Newnstat (da in Ab die e,
102—t08fihlen, »o »Uht daaeJbat dieMt
Ueberachr. vor c. 109); *n B: Wie un-
ser herschaft chain nnzeitleich stewr
nicht nemen süUn, cap. 84 ; in Ca : Von
genaden, cap. ö2; in Cb: Von sfteur?].
• Bb fh. sullen. ^ Aa bedürfen, Ca
dürften. « Cb uppiklich *> o.
ang.J /. C. • o. v.J /. a
18
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274
daz sein leib oder sein g&t
mit reht in unser gewalt er-
tailet wirt.
Cap. 103.
Begnadung der Bürger in Bezug auf Geiselstellung, auf die Stadt-
thilrme und Thore und die Anlegung von Befestigungen.
(Ahh, 8. 116. 173, 179.)
Wr.-NeuMf. 125S Art. f und .9.
» Promittimns eciam eisdem mi-
litibns et civibus qiiod ab ipsis nnm-
qnam alicalns eventus pretextu ob-
(rides expetemnfl. Turres quoque
civitatis et porte in ipsorum
remaneant^ potestate. Nnllan
eciam c mnniciones erigemus infra
mnros dvitatifl, ne^ de eornm fidei
COnstancia habere diffidenciam yi-
deanrar; nee ab^ aliqao^ infra ter-
minos indicii* mnnicionem aliquam
eri^ in eorum preiudicium ^
permittemns. **
• Uehersehr, in I: Obside» non
debent expetere (!) a civibna. •» //
maneant. * // in. ^ I nee. * /. 11 1,
' ab al.] 112 alioqoin. * in eor. pr.]
/. 112. »»// / promitt.
* civitatis.
^Wir geloben auch den
selben rirtern** und pürgem
daz wir von in durch chainer
slacht sach chainen geisel noch^
gab vodern noch^ nemen welin.
^'Die tiirn und auch die purg-
tor^ der stat, die sülln si in
irm gewalt haben und auch
beleiben. Chain vest süU wir
in der statmaur niht maum
noch pawen, darumb daz wir
niht werden gesehen und auch
niht werden» geachtet'* and
daz si niht enwenen, daz wir
icht* misstrawen der stätikait
irr trewen.^ Wir welln auch
niht Verheugen noch gestatten
daz von iemant chain vezt icht
■ Ueherachr. m Aa: Von paw
der stat und di tüerren an halten;
in B: Daz wir die pnrg^r nnd die
t&m innhaben sülln, cap. 85. IM»
Cap, f. Ab, b BC richtem; /. Aa.
" chainen g. n.] C chain. ^ v. n.]
/. Bh, • Ueberschr. in Ca: Von der
stat recht, cap. 53; in Cb: Von den
tum nnd pnrgen. ^ Baa' pfirtor. ^ge-
sehen .... werden] /. Bb. ^ n. a.
n. w. g.] /. C. V. C. ^Baa' fh.
Nota.
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275
erpawen werd in dem zil und
in dem gemerk dez gerichtez
ze der Newnstat/ davon si
schaden oder ungeraach ge-
haben mügen.
Cop. 104.
Verbot von Erpressungen durch landesherrliche Beamte.
(Abh, 8. 121. 17S.)
*Volumu8 eciam ut nee
capitaneus,^ si quem pro tem-
pore instituerimus/ nee iudex
nee aliquis officialium nostro-
rum ab eis' exigat steuram vel
precariam® nee eos ad aliquod
cogat servicium sive^ donum,
nisi quod facere voluerint bona
voluntate.
^Wir welln auch daz
weder der hanbtman den wir
in'' geben auf ettleich zeit noch
der richter noch chain unser
amptman chain stewr ab in
icht nem noch si nicht entwing
auf chainen dienst noch gab,
neur daz si mit gutem' willn
gern' tfin welint.
Caf. 105.
Luft nuicht frei,
(Ahh, 8, 12U)
^Statuimus eciam ut, si
quis annum et*^ diem in civi-
tate* civis residens extiterit
sine inpeticione aliqua servi-
tutis, quod^ ex tunc huiusmodi
• Uefjerachr, in I: Capitanens
ant index non cogat aliquem civinm.
*» nee cap] /// nee captinare, 2 a
captinatia. ^ si qnem instit.]
/. JJ 2, d ab eis] /. 112. • 112 pecu-
niariam. '// 1 nee, 2 vel. ^ Ueher»chr.
in I: Qni sine inpeticione civis ex-
titerit per annum et diem in civitate.
^ JI2 ant. 1 in civ.] /. //. ^ so aUe
3 H»9.
«Wir setzen auch auf:
swer ein jar und' einen tag
in der stat ein«^ gesezzener
purgcr ist an all ansprach der
aigenschaft oder ander sach,
• ze d. N.] /. C. »» Ueherachr.
in B: Wie der hanbtman noch der
richter chain stewr ab unz niht nem
(h nemen sullen) noch unz niht twingen
auf chainen dienst, cap. 86. Da» Cap.
f. Ah, « e fh, setzen und. *>/. C.
• Ueberachr, in B: Waz der rechtez
hab der jar und tag in der stat ge-
sezzen ist, cap. 87. Dtu Cap. f. Ab,
' Cb oder. « /. BhC,
18*
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276
inpeticio nullatenus audiatur^
sed in ea liberam ducat vitam.
gen dem selben sol man furbaz
chain ansprach nit enh5rn^ er
sol halt in der stat freiez und
sichers leben haben alz ein
ander purger.
Cap. 106.
Aufzeichnung und KunSmachung der Bürgersaizungen,
(Ahh. 8. 153, IIB.)
*Item, volumus ut cives
sua statuta conscribi faciant et
hoc scriptum sigillo civitatis
faciant consignari, et illa sin-
gulis annis ad minus semel
legantur in publico, ne igno-
rancia statutorum valeat ali-
quem excusare. Quod si non
fecerint, ignorantibus nichil ob-
sit.^
* Wir welln daz die purger
ireu reht und ir sätz haizzen
verschreiben und die selben
geschrift^ haizzen versigeln mit
der stat insigel, und daz die
selben reht und sätz ze dem
minsten ainest in dem jar
offen) eich werden gelesen, daz
niht die unwizz^^ noch die un-
chunde^ iemant bereden müg.*
Ob si dez niht ent&nt, so sol
ez den unwizzenden niht en-
schaden.
Ca'p. 107.
Recht der Bürger ^ das Original dieser Stadtrechtsurkunde nur vor
dem Landesfürsten vorzuweisen»
(Ahh. 8, 97 ff. 153.)
^Indulgemus eciam eis- 'Wir welln auch die ge-
dem civibus pro cautela ut nad den selben purgern geben
• Ueherachr. in I: Cive» sna
statnta Acribant et sing^lifl legant
annis. ** // obsint. '^ Ueher»chr. in I:
Privilegia civitatis nisi (!) coram prin-
cipe ostendantnr.
• Ueherfchr. in B: Wie die pür-
ier ireu reht sülln lazzen schreiben,
cap. 88. Da» Cap. f. Ah. »» BbOn
Schrift <^ ^o/?Qnwizzent, Cnnwissen.
* AaBC nnchunden. « BCa mögen.
^ Ueherachr. in B: Von den hant-
Testen, daz si die niemant snlln saigen
dann inn rechten herm, cap. 89. Da*
Cup. f. Ah.
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277
hoc nostrum Privilegium nus-
quam nisi coram nobis osten-
dant* vel coram eo qui tunc
temporis fuerit princeps terre,
nisi forte bona voluntate coram
aliquibus aliis ostendere velint
illad, sed habeant unum re-
scriptum vel duo sub sigilli
civitatis karactere,^ cui velut*^
Dostro privilegio fides credula
super Omnibus articulis debe-
atur.
daz si unser hantvest nindert
noch an chainer stat, nur vor
unz zaigen oder vor dem der
zu den Zeiten^ fürst und herr
dez. landez ist, si welln^ si
dann mit göten wiUn vor etz-
swem anderm zaigen. Si sülln
halt sunderleich ein abgeschrift
oder zwo haben versigelt mit
der stat insigel, den man vollik-
leich und getrewleich alz unserr
hantvest über all aufsetz wol
gelaub. "^
Cap. 108.
Verbotf in den Stadtgräben zu fischen und zu baden und die
Stadtmauern zu durchbrechen.
(Ahh, S. 148 /. 166)
^Inhibemus eciam ne ali-
quis sine licencia civiimi pisces
capiat vel eciam balnietur^ in
vallibus civitatis, ne forsan ^ oc-
casione tali vallium profunditas
ab hostibus exploretur. Vo-
lumus eciam ne aliquiss per
ianuas nec^ fenestras nee cloa-
cas muros perfodiat civitatis.
Quod qui* secus fecerit, hoc
retractet et insuper iudici et
civibus hoc emendet.
• // ostendatur. ^ II fh. con-
signata. « /// fh, huic. ^ üeberackr.
in I: Nullus perfodiat muros civitatis
Qec pisces capietf.Vvel baluietur in val-
libus civitatis. * III walneatur, 2 bal-
neatur. ^ // 2 forte. » // fh. nee.
•• // A per. i Q. q.] II 1 Quod si.
^Qoi 81.
^ Wir verpieten auch daz
niemant in dem graben vischen
sol® an der purger urlaub noch
sich dannn icht' päd, darumb
daz der grünt noch die tief^ dez
graben von den veinten icht
werd ervorschet noch^ ver-
speht. Wir welln auch daz
durch chainer tfir willn noch
chainer^ venster noch grub
oder^ privat willn die stat-
maur iemant d&rchel oder
* der zu d. z.] ^6 selben der
die zeit. *» Baa wel. « w. g.] C ge-
lauben schol. ^ Ueher$chr. in B: Daz
mau in dem graben (Heg. purkgraben)
niht viscben sol, cap. 90. Das Cap,
f. Ab, • in d. g^. v. s] AaC chainen
visch in dem graben nicht envahe.
' AaC auch nicht « noch d. t.] /. C.
** erv. n.] /. C. * AaBb durch chains.
» gr. o.] /. C.
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278
durchslach.* Swer dawider icht
anderz tfit, der widertu daz
und pikzz ez darumb^ dem
richter*^ und den purgern.
Cap. 109.
Ausschliessung der Juden von den StadtänUem. Judenfriede.
Geiiehtsbarkeit über die Juden,
(Ahh. S. 121. 122, 143. 155. 157. 163.)
Wr.'NeutL 1261 (Wien 1237) Art. 3.
»Ad hec^ katholici principis
officium fideliter exequentes, iudeos
ab officiomni excipimas prefectura,
ne sab pretextn prefectore oppriraanto
christianos, cum imperialis auctoritas
a priscis temporibus ad perpetrati
iudajci sceleris ulcionem eisdem iudeis
edixerit perpetuam servitutem. Paccni
tarnen nostram eis mandamus
firmiter sie quod nuUus chri-
Btianus eos preter iusticiam^
presumat vel audeat aggravare.
Volumus eciam quod iudex sub-
iudicem vel alium viruin dis-
cretum eis pro iudice statuat,
• Ueberschr. in I: Indei non
habeaut officia in civitate. > II hoc.
« / opprimat ^11 1 iudioium.
^Zu den genaden und wir
der Newnstat mit samt den
purgern daselben gegeben und
verliehen haben^ so welln wir
getrewleich volflirn und noch-
folgen der ler und dem ampt
dez cristenleichen Fürsten un-
serz gaistleichen vater dez
pabstez, daz wir die Juden
auznemen® von den wlrden
und von dem gescheft aller
ampt; darumb daz si niht mit
irem gewalt nidern noch ver-
druken^ die Christen, » seit der
chaiserleich und der furstleich
• o. d.]/. a V. BbC. ^Bh
fh. darnach. ^ Uel>ei*»chr, in Aa: Von
der jaden richter; in B: Daz chaiu
jnd chain christenampt niht haben
sol, cap. 91; in Ca: Von den jaden,
cap. 54; in Cb: Von der jnden frid.
Bezüglich der Uebereckr. in Ab tyL
o. 8, 273 nt. <L Der Eingang dee Cap.
bit eintchUessl. zu den Worten
vater dez pabstes, daz /. C. * wir d.
jaden aozn.] C Wir nemen anch den
jaden auz. üeber die in C vorliegende
Textverschiebung s. Abh. S. 92 u. 94.
' Cb onderdr. » C christ^nhait.
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qui hoc iudiciiun ante foras
exerceat Synagoge. Si vero sit
arduum negociuni; iudex supe-
rior ibidem* iudicet, nisi accio
fiat^ mortiS; quod iudiciiun so-
lummodo in pretorio a iudice
haben te bannum coram iuratis*^
civibus iudicetur. Si autem
iudeus unus^ de dicioribus fue-
rit, volumus quod tunc super eo®
nostrum consilium requiratur. '
279
gewalt von alten dingen den
selben Juden gepoten hat den
ewigen dienst und aigenschaft
zu einer* räch und ze gericht der
begangen judischen misstat. ^
Doch so gepiet wir*^ in vestik-
leich^ unsem frid, also daz chain
Christen an reht sich niht für-
nüftikleich® annem noch enturr
si ungemachen noch beswärn.
' Wir welki auch daz der richter
den nachrichter oder einen
andern frumen^ man den Ju-
den geb und setz** zu einem
richter der daz gericht hab und
daran sitz vorder tür der* sch&l.
Ist aver daz ez ein grozz ge-
scheft oder sach ist, daz sol der
ober^ richter daselb richten, ez
sei dann ob ez sei^ ein t5tleich
chlag oder sach," die selb sach
sol alain in der schrannen von
dem richter der den pan hat
und vor" den gesworn purgern
gericht werden. Ist aver daz
• // ibi. *» U fiet ^ II veri- • /. Bh, ^ seit der chaiserleich
tatis (7;. ** iud. un ] / un. iud • a. eo] misstat] /. C. « doch so g. w.]
/. //. ^I fh. ete. C Wir gepieten (Beginn des Cap.
in C), V- ^' * ^* fravenleichn. ^der
Best doM Cap. /. Ab (vgL AbK S. 87).
Ueberschr. in B: Wie der richter
den nachrichter den jaden ze einem
richter mag gegeben, cap. 92. Oh
die im Ab Reg, sUhetide (feberschr.:
Von der jaden recht hieher oder zu
einem der folgenden Cap. gehöre^ lässt
»ich nicht bestimmen, k Aa fh. be-
schaiden ; C besohaiden. ^ g. u. s.]
B geben n. setsen. * tür d.] /. Bb.
^ Bb obrist. * ob ez sei] Ca ein
sach umb; b "» o. s.] /. C
» B von.
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280
der reichen Juden ainer an
einer grozzen Bach misstfit, so
well wir daz man darüber nn-
sem rat hab und sfich.*
Cap. 110.
Zeugenbeweis in Rechtssachen zvoischen Christen und Juden,
*Volumu8 eciam et insti-
tuimus pro cautela quod nuUus
christianus contra iudeum ali-
quid testificari valeat nisi cum
iudeo et eciam Christiane; econ-
vcrso eciam volumus contra
christianos^ fieri de iudeis; nisi
sit accio i*ei antea iudicata^
cuius^ veritas uno christiano et
duobus civibus de consilio loco
unius* iudei valeat conprobari,
et hoc si forte iudeus pro teste
noluerit^ aut non poterit^ in-
veniri. Si autem iudeus inpetit
christianum super hereditate
vel alia re quam possidet
christianus^ in hoc casu pro
teste^ iudeo non indigeat chri-
stianus/ sed per vicinos duos
aut^ alios probos cives huius-
modi^ iusticia conprobetur.
• Ueberachr. in I: Qaaliter chri-
stianus contra indeum testificare (!)
valeat et econverso iudeus.
Chr.]
/.//. «//iudicate. <*///eiuH. •/.//.
'/// voluerit. f( so alle 3 Hs9. 11 fh,
pro teste. »» pro t.] /. //. » /. II 2.
k 7/2 vel. »//huius.
*Wir welln und setzen
auf ze bewamung^ daz chain
Christen gen einen ^ Juden nicht
bewärn noch erzeugen* sol noch
enmüg^ neur mit einem Juden
und mit einem Christen; heren-
gegen auch well wir daz daz
selb gescheh von den Juden
gen den Christen;^ ez sei dann
ein sölich sach die vor** ge-
teidingt und gerichtet ist, der
selben sach warhait mag der
Christen wol bewärn ^ mit einem
Christen und mit zwain purgem
dez ratez an einez Juden stat,
und 'darumb ob villeicht ein
jud niht sein wil oder ob man
villeicht chainen Juden gehaben
noch vinden*^ mag oder sich
niht lät vinden. Ist aver daz
ein jud einen Christen anspricht
umb erb oder umb ander g&t
• u. 8.] /. a »» üeberschr, in
B: Wie ein jud und ein Christen mit
einander bewärn sttlln, cap. 93; in
Ca: Von aufsats, cap. 55. Da» Cap,
f. Ab, '^ Äa warunge, Ca webfirunge,
6 Warnung. <* Bb chainem. * n. erz.]
/. C ' n. enm.] /. C. ^ herengegen
Christen] /. Ca, *» Aa fh, und
ee, C fh, oder ee. * Bh erzeugen,
k n. V.] /. Ca.
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281
daz der Christen in gewer und
in gewalt hat, an sölicher sacb
und an sölicher* ansprach be-
darf der Christen chainez Juden
nihtze zeugen, besunder^ ezmag
der Christen^ mit zwain seinen
nachtpaurn oder mit zwain ^
andern frumen purgem soli-
cheu reht und solich sach
wol® bewirn.
Cap, 111.
Zinsenmaanmum der Juden.
(Abfu S. 163.)
*Statuimus eciam ut iudei 'Wir setzen auf daz die
de*» christianis de uno^ tal. den. Juden von den Christen von
quaiuor den.^ ad plus per eb- dem pfunt pfenning ze der
domadam recipiant pro usura. i wochen^ sülln nemen zu dem
Si vero debitum per annum maisten 3^ pfenning. Ist aver
steterit, tercius denarius vel daz daz haubtgut ein^ jar stet;
ad plus tantumdem ipsi de- so sol der dritt pfenning oder
bito supercreseat; et a tem-
pore citacionis iudei; si forsan
coram iudicio non conparet,
nulla usura penitus debitis^
supercrescat. 'Item, usura alte
usure per spacium unius mensis
niiUatenus supercrescat.
z& dem maisten alz vil alz
dez haubtgutez ist darauf ze
gesüch^ wachsen. Und für die
zeit so man ainem Juden für-
gepeut und ob er für gericht
niht chumt, so sol furbaz auf
daz erken chain ges&ch niht'
• Utherschr, in I: Quantum
iudei debent recipere usuram de una
Hbra. ^112 a. «/. //. «» q. d.] /
qoatuordecim den., // iij. ^/. /. ^ der
folgende (Schluss-) Satz / /.
■ au 8.] /. C. ^ AaC sunder.
« Bh Jh. wol. *»/. AaC. • und s. s.
wol] /. C. ' Uehtrachr. in B: Wie die
Juden gesücb sulln nemen, cap. 94;
in Ca: Von aufsatz, cap. 56. Dat
Cap. f. Ah. 9 C ßi. geauch. ^ AaCb
drei, Baa' iij, Bb siben, Ca vir.
' Bb über. ^ Boa' such. || ze g.] /. C.
'B6 gen noch.
* Da98 in den H99. II, Aa, Baa\ Cb die Höhe des Judenye^nchet mit
3 Pfennig angegeben ist, möclUe auf Einfluss des jungem Wiener Rechtes von
1338 (Toniaschek W. R. nr. 36) zurückzuführen sein.
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282
enwachsen. ^Und ain gesAcIi
auf den andern sei in einem
ganzen moneit oiht enwachsen.
Cap. 112.
Die Juden gehören zur herzoglichen Kammer.
(Ahh. 8. 163.)
*Ip808 eciam iudeos^ spe-
eialiter nostre eawere inclu-
dimus; et si iudex eo8^ preter
iusticiam presumpserit aggra-
vare, hoc noster camerarius de
consilio et auxilio iuratorum
debet ad iusticiam revocare,'*
'»Die Juden nemen wir
und enpfahen si sunderleich
in unser chamer; und ob der
richter si an reht an chainen
diugen wil beswärn oder unge-
machen, daz sol unser chafnrer^
nach rat und mit hilf der ge-
sworn purger ze reht wider
pringen.
Cap. 113.
Gegen diesee Statut ^ gegen Bathswillküren und Stadtgerichts-
urtheile findet keine Appellation statt*
(Abh. 8, 12L 167, 158.)
^Statuimus eciam et fir-
miter mandamus ne contra
huiusmodi nostra' privilegiata
statuta nee eciam contra^ mu-
nicipalia instituta^ civium iura-
torum quibus instituendi iura
• Ueberachr, in I: De protec-
cione iudeorum qiii sunt camere ducis
iDcluse (^/;. ^/. //. <>/./. <> / revo-
cari etc. • Ueherschr. in I: Nulla ap-
pellacio admittatur de causa iudicata.
' /• ^. * /^ Stetuta.
^Wir setzen auf und ge-
pieten vestikleich ze behalten
daz wider so getan unser haut-
vest; setz und auch reht noch
wider der stat reht der ge-
sworn purger, den wir den
• der folgende CSchbus-) Saiz
/. C, *» Uebertchr. in B: Wie die Juden
in die chamer g-eh^imt, cap. 95 ; in Ca:
Von den Juden, cap. 57. Btu Cap,
f,Äb. «/.iitt/ßCchainer. ^Uebenckr,
in B: Von den genaden die vor ge-
richt ist worden, daz von dem selben
chain ander teiding sol werden, cap.
96; in Ca: Von aufsats, cap^ 58. Das
Cap. f. Ab.
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283
civitati et nobis expediencia
contulimus potestateni; nee
eciam eontra caasam per iudi-
cem et ipsos^ antea^ iudieatam
aliqua appellacio admittatur^
sive talis iudeus fuerit vel
forsitan christianus.
gewalt geben und verliehen
haben aufzesetzen die reht
der stat und die unz auch
wol f&gent, noch wider die
sach die vor dem richter und
vor den purgern vor und ee
geteidingt und gerichtet sind,
chain ander '^ ding sol niht
geschehen oder verbeugt wer-
den weder von Juden noch von
Christen.
Cap. 114.
Rechtstoirksamkeit anderer Urkunden des Herzogs und seiner
Amtleute,
(AhK S. 84.)
<^Et eciam, si nos vel nostri
provinciales iudices^ vel came-
rarius vel alter noster officialis
ipsis dederimus vel dederint
iitteras, tamen ille littere us-
que ad uostram presenciam
non curentur, quia inmemores
nostrorum statutorum nobis ta-
men et ipsis nostris statutis
nolumus*' umquam cassatores^
aut contrarii» inveniri.
• /. 7. ^112 ante. « üeberschr,
in I: In quibas caoBis littere ducis
vel officialiom non curentur. ^ f. 1.
* // volumus. ^ II 1 cessatores. »/.
7//.|taut c.]/. 112.
^Und auch mer: ist daz
unser lantrichter oder chamrer
oder ander unser amptman den
für gedingten*^ über die vor
veiTichten sach ander brief
gebeut,* der selben brief® sol
man niht achten unz an unz
selber, und darumb wann wir
in gehügnüzz und in gedacht-
nuzz' unserr reht und unserr
aufsatz ze allen Zeiten niht
mügen gehaben; doch so well
wir unz und auch in unser auf-
gesetzte ^ reht stät und ganz*
leich^ behalten, daz wir si
•/• ^^O. ^dat Cap, /. Ah.
'^ so Ca; Aa gedingen, Boa' geding,
h gedingt. i| den f. ged.] Ch der unser
gedingten (!J. <* ander br. g.] Ca gegen-
briefen, h « s. br.] /. C, *" Aa
bedächtnus, C gedenkchnuzze. || in geb.
u. in ged.] L ungeh. u. ung.f * B
auf (7yl, ^ AaC ganz.
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284
nimmermer zerbrechen welln
noch an chainen Sachen wider-
wärtig BüUn erfunden^ werden.
Caf. 115.
Vom Schidmeister,
(Abh. S. 161 ff. 18LJ
Wr,'Neu9L 1261 (Wien 1237) Art. 6 Prooem.
*Po8trenio, volenteg cleri-
eali studio provideri per quod^ di-
scator prudeDcia et inforraetar m-
ditas pnerilit, volumus ut cives
Bcolasticum instituantydoneum,
de cuius scolaribus nullns nisi
ipse babeat aliquid ^ iudicare,
excepto homicidio et oppres-
sione mulierum vel virginum
violencia. Et huic plebanus sua
iura conservet ad consilium
et informacionem civium con-
silii iuratorum. Quod** si ple-
banus forsan^ facere rennuerit, ^
scolasticus per subtraccionem
suorum scolarium et cives suo-
rura offerendorum ipsum ad
hoc facienduni poterunt^ co-
hercere.
• Ueberachr. in I: In quibus
causis scolasticus non habet iudicare
■colares. ^ 1 quot. «/• ^^' **/• ^^ 2.
•/. //. ^80 I. f in potueniut.
^Ze jungst und ze lest
Süll wir n& trachten*^ pfafleich
chunst, er und zuht davon ge-
lernt^ wirt die götleich weis-
hait und beweiset wirt die
chindleich un verrieb tikait.^ So
well wir daz die purger einen
frumen sch&lmaister erweln
und auch' setzen und auch^
über die schuler'* niemant an-
derz wann der schulmaister
ze richten hab; iedoch so
nemen wir auz^ todsieg und
unpilleichen gewalt daz ist^
notturft* der magt und der
weib. Dem selben schulmaister
sol der" pfarrer sein reht geben
und behalten nach rat und nach"
beweisung der gesworn pürger
• C fanden. *» Ueberschr. in Aa:
Von dem schuelmaister; in B: Von
des schulmaisterz wegen , cap. 97;
in C: Von dez schfUmaister recht
fb: rechten; a fh. cap. 59). Dm Cap.
/. Ab. « nft tr.] AaC betrachten. ** C
gelert. * Bb unvernufUchait; in Cb
über -richti- v. d. Hand d. Textet
-nnfti-. ' Äj' auf. » C daa er. »• C
fh. und auch. * Cfh. alain. ''/. Baa'. ji
unpill. g. d. i.] /. C. » AaBbC not-
nuft. ™ Bb fh. maister oder der.
" rat u n.] /. C.
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285
dez ratez. Und ob villeicht
der pfarrer daz selb* widert
ze tun und ze behalten, so soL
der schulmaister mit der en-
ziehung seiner sch&Ier und die
purger mit irm opfer in darzfi
twingen daz er im sein reht
geb und behalt.
Cap. 116.
8chlu88,
CAbh. S. liö f.)
Wr,-Neu9L 1251 SMuss,
»Ut^> antem hec nostra inno-
vaeio absque omni» calnmpnie ob-
stacnlo perpetoAm obtineat fimiitatem,
ips&ni presentis scripti patrocinio con-
mniiiinafl et sigilli nostri karactere
insi^namiu, testibus qni aderant sub-
nota,ti8.
• üfiherschr. in I: Vi hec in-
novacio perpetnam obtineat firmi-
tatem. »» / Et
^Und daz auch unser
reht und aufsatz unserr reht^
beleiben und furbaz behalten
werden für ein ewigen steti-
kait, so haben wir disen brief
bew&ret und bezaichent ze^ ur-
chund mit dem*^ anhangen un-
serz insigels/ mit den pei-
gewesen <^ zeugen die hernach
geschriben Stent. ^
• d. fl.] /. Bh, b Ueberschr.
in B: Von der versidlnngp der hant-
vest, cap. 98. Dait Cap. f. AbCh,
^ reht n. anfs. n. r.] Aa recht n.
newmog oder anfflatz unser recht,
Ca newnng^ nnser recht n. nnser aaf-
setz. ^ Ca mit dem. • m. d.] /. Oi.
'' anh. n. i.] Bb anhangnnden unsern
insigel, Ca nnserz anhangenden iu-
sigelfl. II Ca fh. und anch. « den p.J
Ca erbern. •» die h. g. »t] /. Cu,
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Alphabetisches Yerzeichniss von Wörtern, Sachen und Samen.
(Die ZdUeii sind die der Capitel. Durch rorg^^tztes 8. werden sie aof die Seiten der
Abhandlung bezogen.)
Abhauen eines Gliedes 18, 19.
Acht, Aechter, s. proscriptio» pro-
scriptns.
actio, ipsa, maleficii i. e. banthaft 4;
a. membri 23; a. mortis (tötleich
chlag) 109; a. rei antea iudicata
110, vgl. 113.
actor (chlager) 3, 4, 6, 9, 19, 51, 68.
advena (gast) 83, 84. Vgl. exterus,
Gäste, hospes.
advoeatus (vorsprech) 71.
äe (ovis) 94 (Ha. Ba; Aa äw).
alapa (manlslag) 27.
Alibi 9.
amici (Blutsverwandte) 8, 68, 77, 81;
vgl. 78.
ampotatio membri 18, 19, (23).
Amtleute (officiales), herzogliche 90,
91, 92, 104, 114.
anni discretionis, s. discretionis anni.
appellatio (ding, geding) 113.
Arbeiter 15, 55.
ardnnm negotium (grozs gescheft) 73,
109.
Argwöhnige Leute (suspecti) 39,72, 92.
Arme, s. Reiche und Arme.
Arrest auf Fremde 46, vgl. 96.
artifices (hantwercher) 55.
Arzt als Sachverständiger 13.
Aspang 92.
aucionatores (fragner) 55.
Austrlae confinia 92.
Bäcker 55.
baculiis 27; b. praeconum 21.
Baden im Stadtgraben 108.
bannns 109.
Befestigungen in der Stadt 103.
Beherbergung eines Proscribirten 58.
Bergmeister 91.
Bierglocke 47.
Binder 55.
Blendung 18.
Blutrunst 25, 28.
Blutsverwandte, s. amici.
porger, s. creditor.
Brandlegung 59, 100.
prMerscbaft (frateroitas) 55.
p&ben 27 (üeberschr. in B u. Cb),
56 (Hss, C).
Bürger : cives im Gegensatz zu incolae
47, 76, zu advenae und extranei
85, 87, 91; oives meliores 71; Ge-
richtsstand 91; Gericht 75, 83, 100,
101, 113, über Fremde 45, vgl. 100,
sententia civium 11, 44, 68, 91, 100;
consilinm civium 24, 73; Zeugniss
gegen B. 74 ; Freiheit von Steuern
und Diensten 102, 104; Heirata-
freiheit 88; Satzungen der B. 54,
60, 71, 99, 106, 113; bewahren erb-
loses Gut der Gäste • 83 ; sorgen für
die Integrität der Stadtmauern etc.
108; bestellen den Schulmeister 115.
Vgl. 8, 158 f.
Bürgermeister 91. Vgl. S. 111 nr. 54
und S. 146 f.
purkreht 48.
Bürgschaft, s. cautio, fideiussio.
Busse: Verweigerung der Annahme
61, des Nachlasses vom rigor iusti-
tiae 62. Vgl. emenda.
camera, eamerarius ducis 112, 114»
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287
oapitaneas (haaptman) 91, 104. Vgl.
S. 101 nr. 9.
carcio (freihait [Hs. Ah]^ hftrensun
[Hs. Ca]) 27.
caesio fiinim 21.
cantio (gewishait): bei Verbrechen 7,
13y 39, vgl. 1; der Frau des flnoh-
tigen TodschlKgers 67; Begriff der
c. snfficiens 6.
census (hofzins) des Unterrichters 39,
72, 96.
cereviBialis campana 47.
cingfohw, dcnt inyentnB fuerit sno c
circumcinctns 10.
citare, citatio (fürpieten, f&rpot) 1, 47,
48, 49, 51, 67, 111. Vgl. Ladung,
cives, 8. Bürger,
cloaca (privat) 108.
colonns (hold) 64, 93.
Confiscation, Vermögens- 88, 102.
consnles 55.
contractus (ding) 79.
eontamacia 61; contnmax 73.
contas (cholben) 24.
creditor (porger) 15, 16, 67, (gelter) 83.
culpa (schuld) 7, 12, 39, 71.
eultellus 24, 31, 32; in absconso de-
portatns 24.
cuspis (spiezz) 24.
custos carcerifl (stubliüter) 72, 95.
debitor 52, (gelter) 15.
debitum (gult) 15, 49, 53, 67, 78,
(gelt) 16, (haubtgfit) 111. Vgl.
Schuldfordemngen.
despecta persona 21.
Dieb, s. für. Diebstahl, s. furtum,
dies (frist) 52.
ding (contractus) 79; dingen (conve-
nire) 20. Vgl auch appellatio.
discipulus (junger) 28. VgL 115.
discretionis anni (jare der sinn, der
witz, der beschaidenhait) 77.
dominus servi 28; eines Gastes 10,
64, 93; Lehensherr der Bürger 91.
ecclesia (geistliches (Bericht) 73. Vgl.
Geistliches Gericht,
edictum cttationis 1, 67.
effluxio sanguinis, s. Blutrunst.
Ehebruch, Gericht über 89.
Ehegattin, deren letztwillige Verfü-
gungen 82.
Ehrenstrafen 4, 11, 17, 34, 35, 92.
Ehrlose 27.
Eid 1, 3, 32, 33, 59; Beinigungidd
42, Alleineid 4, 57, 58, 74, 96,
Dreiereid 6, Fünfereid 5, 6; Wider-
treiben vom Eide 35; informatio
post iuramentum de dicendo 36.
Eideshelfer: zwei 6, vier 5, 6,
Einungen der Handwerker 55.
eilender gast (advena) 83.
emenda: Strafe des Uebelthliters 10,
93; Busse des BesehSdigten 62, re-
missionis g^atia in emeodis apud
offsuBUm 19, vgl. 8. 127 nt. 1; des
Richters, Herzogs, s. Wandel.
erbe, s. hereditas.
Erbrechtliche Bestimmungen 80 — 83.
erken (debitum) 111.
evulsio dentis 25.
Execution um Wandel 20, 21, 52, um
Schuld 52, um Liedlohn 53.
exterus, extraneus civitatis (gast, der
auzzere, frömde) 10, 21, 55, 59, 63,
85, 87, 91, 93; Gegensatz zu fa-
milia 59; extranei milites 88 (Ueber-
schr.), e. offioiales 92 (üeberschr.).
Vgl. auch advena, Gfiste, hospes.
falsarius (valscher) 10.
falsitas: die gefälschte Sache 39;
Fälschung 100.
falsum (valschait) 42.
familia (gesinde, ingesinde) 14, 28,
59; £. ducis 7.
Faustschlag 26, 27.
veltpfert (gabella) 94.
Feuersbrunst 59, 100.
fideiussio (gewishait) 1.
fideiussor (pürgelschaft) 39.
fideiussoria cautio (gut gewishait) 67.
fides: in fide sua, per fidem suam
dicere (pei seinen trewen sagen)
27, 31.
filius meretriois 33.
Fischfang im Stadtgraben 108.
Fleischhauer 55.
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288
forofactnm (^eding^ der miet) 3.
forum (markt) 29, 99; (chauO 77,79,85.
foBsatnm ((praben) 1. V^l. Stadtgraben.
Fragner (ancionatores) 55.
fratemitas 55 (UeberBchr.).
freihält (carcio) 27 (Hs. Ah),
Freisprechnng 11, 17, 68, 72.
Fremde, s. GSste.
frist (dien) 52.
Fristen: Tag and Nacht 1; 2 Tage
53; 3 Tage 52; 7 Tage 52; 14 Tage
1, 20, 34, 62, 67, 61, 67, 69; ein
Jahr 23, 90; Jahr und Tag 83, 105.
Frohnbote, s. Scherge.
vrön (ius indicis quod dicitnr v.) 51
(Ueberschr.).
für 10, 83; locus caesionis forum 21.
Ftirbot, 1. Ladung.
fSrvank 94.
furtum: die gestohlene Sache 39;
Diebstahl 4, 42, 100.
Ftitterer (pabulatores) 55.
gabella (veltpfert) 94.
garzio, n. cansio.
Gäste: Schutz 63, 64, 105; Gericht
über 45; Arrest 46, vgl. 96; letzt-
willige Verfiigungen 83 ; Handel mit
Bürgern 84, 85, 87; Straf lösuugs-
recht 98. Vgl. adrena, ezterus, ho-
spes; S. 158 f.
gearntez Ion 53.
geding, s. appellatio.
Gefangene 68, 100; Hofsins 39, 72,
95; Dauer der Haft 40, 96; Ent-
lassung 97; Entweichung 98; Er-
pressung eines Geständnisses 101.
Vgl. Haft
Geiselstellung 103.
Geistliches Gericht 73, 89 ; g. Recht 67.
gelt (debitum) 16, 62.
gelter (debitor) 15, (creditor) 83.
Genannte 73, 77. Vgl. S. 111 nr. 64.
genitalia (niderez gescheft) 18.
Gericht, s. Geistliches G., Landgericht,
Stadtgericht.
Gerichtsstand der Bürger und des
Stadtrichters 91.
Gerüfte, Klage mit 57.
gescheft, s. ordinatio.
Geschwome, s. Stadtrath.
Gesellschafter (socius) 79, 83.
Gesinde, s. familia.
Geständniss 53, 75 ; erzwungenes lOL
gesftch (nsura) 111.
Gewährleistung beim Kauf 84.
gewalt, s. violentia.
gewer 51.
Gewette, s. Wandel.
gewishait, s. cautio, fideiussio.
Gewohnheitsrecht der Stadt 71, 86.
gladium 24, 31, 32; non eTaginatum 27.
Gotteslästerung 39.
gult, s. debitum.
Gürtel, s. cingnlus.
Haft 1, 13, 20, 65, 102; Dauer 40, 96.
Vgl. Gefangene.
haher (suspensor) 21.
haiczer 27 (Hss. C),
Handel der Bürger 84—87.
Handhaft: ipsa actio maleficii 4; eri-
dens intersignum 1; res cum quib.
maleficinm perpetratum est 10; arma
et reatus 72, vgl. 39; ablata 93.
hantsneider 55.
Handwerker 55. Vgl. Reiche und Arme.
harmschar (34), 35. Vgl. S. 150 t
Hartperkch mons 92.
haubtgut (debitum) 111.
hauptman, s. capitaneus.
Hausfriede 14, 30.
Heimsuchung 14, 30.
Heiratsfreiheit der Bürger 88.
Henker 21.
hereditas (erbe, unbewegliches Gut):
ad valorem 50 tal. 1, vgl. 7, 13;
um Schuld und Wandel nicht exe-
quirbar 15, vgl. 20, 67; Vorladung
um Erbe 50; Ziehen in Frohnge-
walt51; Zeugniss um Erbe 78, HO;
letztwillige Verfügung 81, vgl. 80.
Herzog: princeps terrae 37, 91, 107;
familia ducis 7; terra dncis 34, 81,
86, 91; camera, cAmerarius dncis
112; officialcs ducis 90, 91. 92, 104,
114; Satzungen des H. 91,107, 114;
Gericht des H. 18, 91, (praesentia
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289
dncis) 64, 114; Wandeides H. 22,
44, 61, 73; Ueiratsbewilligung 88;
Steuer 102; Vennögensconfiscation
88, 102; Bath 109; Geiselstellung
dem H. 103. Vgl. 8. 164 f.
Hofzins, s. census.
hold, s. colonns.
homicida (mansleg, mansleger) 10, 68,
92.
homicidium (todslag) 1, 4, 42, 115,
(manslacht) 100. Vgl. Todschlag.
honesta (erber, frum) persona 27.
bospes: Hausbesitzer (wirt) 28, 30,
83; Fremder (gast) 46, 46, Tgl.
GSste, und S. 169 nt. 2.
bosplta ([hausjfraw) 28.
hübscherinn 33.
bnmilis (mittere) persona 1.
hftmsun 27 (Hss. C), 33.
Jahr und Tag 83, lOft.
Jahren, zu den, kommen 77.
ictus lapidis, s. Steinwurf; i. manus
26, vgl. 25, 27, 28.
ignis proprius, alienus 59.
inaequales lusores (vier harter) 56.
incendium, s. Brandlegung.
incola civitatis 55, 63; (inman) 10, 20
(Hss. C), 48, 76; (purger) 86. Vgl.
S. 159.
indnciae (zeit, frist, tag) 1,20,52,53.
informare testem post iuramentum de
dicendo (steuren in, nach der sag)
36.
inhonesta persona 27.
iniquns (pSswicht) 33, (p5z gewinner)
56; 1. impetitor 41.
inman, s. incola.
Innungen 55.
interdicere (verpieten) 46. interdictus
(der verpoten) 96.
Juden: gehören zur herzoglichen
Kammer 112; von öffentlichen Aem-
tern ausgeschlossen 109; Juden-
friede 109; Gerichtsbarkeit über die
J., Judenrichter 109; Zeugniss der
J* gegen Christen und umgekehrt
110; Zinsen 111. Vgl. 8. 105 nr.
26, S. 108 nr. 41.
▲rchiT. Bd. LI. I. H&lfte.
iudex (civitatis), s. Stadtrichter; i.
principalis (im Gegensatz zum Un-
terrichter) 72, 97; i. superior (desgl.)
109.
iudex posterior (nachrichter) 39, 48,
51, 72. Vgl. subiudex, Unterrichter.
iudex provincialis (lantriohter) 114;
vgl. 92.
inramentum, s. Eid.
iurati, s. Stadtrath.
Kammer, Kfimmerer des Herzogs 112,
114.
Kauf 73; pro modica pecunia 76; zwi-
schen Bürgern und Gästen 84, 85.
Kerkermeister, s. custos carceris.
cholben (contus) 24.
Kürrecht 113. Vgl Bürger (Satzun-
gen).
Kürschner 55.
Ladung, gerichtliche, der Bürger 47,
49—51; der Inwohner 48. Vgl. ci-
tare, citatio.
LShmung, s. lem.
lancea (sper) 24.
Landgericht 92.
Landrichter (iudex provincialis) 114;
vgl. 92.
lapis, s. Steinwurf.
Lästerung 33, 34; des Landesfürsten
37; Gottes und der Heiligen 38.
Lehen der Bürger 91.
leitgeben (caupones) 55.
leithauser (portatores vini vel l.) 27.
lem (destrnctio actionis membri) 23,
24. lemen 20. Vgl. 8. 127.
Liedlohn 53.
lignum, percussio cum L 25, 26, 28.
losung (Abgabe der Handwerkerinnun-
gen an den Stadtrichter) 65.
loter 56.
Luft macht frei 105.
lutricus 56.
magister (scolae) 28, vgl. 115; m. oi-
vium 91; m. montis 91.
manslacht (homicidium) 100.
Markt, s. forum.
Marktfriede 29.
Mauern, s. Stadtmauern.
19
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290
maulslag (alapa) 27.
medicns (arzt) 13.
meliores civitatis 7; m. cives 71; m.
vicini 67.
mercatores eztranei 85, 87. Vgl. Qäste.
meretrix (gemainea weib, gemaineu
fraw) 56, 57; filioa meretricis 33.
Messer, a, coltellus.
milites 88, 103.
mittere person (homilis persona) 1.
modica pecunia (chlain g^t) 76.
Mord, s. homicidium.
Morgengabe 73; morgengaben (con-
ferre viro) 77.
mulier solnta (ledigfes weib) 89.
municipalia instituta (der stat reht der
geswom purger) 113. Vgl. Bürger
(Satzungen).
Nachbarn (vicini) 14, 67, 110.
Nachrichter, s. Unterrichter.
Neunkirchen 92.
niderez gescheft (genitalia) 18.
niftel (cognatae) 88.
nobilis terrae (aln man von dem laud) 7.
Nothwer 1, 6, 7, 67.
Nothzucht (violentia, oppressio virgi-
num vel mulierum, notturft, notnuft)
57, 100, 115.
Nova ecclesia 92.
öe (ovis) 94 (Hs. Ca).
officiales, s. Amtleute,
operarii manuales (arbaiter) 55.
oppressio mulierum (notturft) 115; vi
opprimere 57. Vgl. Nothzucht.
ordinäre, ordinatio (letztwillige Ver-
fügung; schaffen, gescheft) 80—83.
ordo iuris 1.
pabulatores (futrer) 55.
pax civitatis 4, 5; p. domus 14 (Ueber-
schr.), vgl. 30; paxiudaeorum 109.
percussio ligni 25, 26, 28; p. manns
26, 27, 28, vgl. 24; cum virga 28.
periurium 32, 42.
Pfand: Verweigerung, eigenmächtige
Zurücknahme eines Pf. 66; pignora
pro emendis 67, 69.
Pfändung: bei Ungehorsam gegen ge-
richtliche Ladung 48; um Schuld
oder Wandel 52 ; um Wandel (67), 69 ;
Zeugniss der Genannten bei Pf. 73.
Pfarrer, s. plebanns.
pfossneider 56.
Piestnik aqua 92.
pignus, pignoratio, s. P£and, Pfändung.
placitum (taiding) 3, 40, 45, 46, 96.
plebanus 89, 115.
poena 1, 10, 35, 49, 52, 60, 61, 67, 71.
porger, s. creditor.
portatores vini (weintrager) 27.
posterior index, s. iudex posterior.
praeco (scherge), s. Scherge.
praetorium (schranne) 1, 21, 35, 45,
100, 109.
precaria (steur, unzeitleich gab) 102,
104.
prece vel pretio (mit pet oder gftt) 11,
12, 17, 57, 68.
pretium (miet und gab) 3.
princeps terrae 37, 91, 107.
privat (cloaca) 108.
Privilegien der Stadt 73, 86, 107, 113.
Procession, symbolische 34, 35.
propoBcere aliquem de domo 30.
proprius (aigen[man]) 64; ignis pr. 59.
proscriptio, proscriptus (echt, geeehter
man): Kunden in die Acht 1, 67; .
UeberfOhrung des Aechters 2; Zie-
hen aus der Acht 3; Wandel des
Aechters 16; Beherbergxmg eines
Aechters 58.
pugna (Schlfigerei) 18, 24, 31; vgl 8.
pugnus (faust) 26, 27.
puliani (p&lianer) 56.
Raub (rapina) 4, 10, 42, 100.
reatns (schuld) 17; (hantbaft) 72.
Rechtlose 27.
redemtio, redimere (poenam), s. Straf-
lösung.
Reiche und Arme 9, 15, 62, 70, 71,
102, 109. Vgl. S. 160.
Reinigung, s. Eid.
reuner 27 (Hss. <7).
reus (der schuldige) 19, 58.
Richter, s. Landrichter, Stadtrichter.
rigor iuris 71; r. iustitiae 62.
Sachverständige (Aerzte) 13.
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291
Satssangen, 8. statuta.
schaffen, s. ordinäre.
Schenkung 73, 76.
Scherge (praeco) 67, 92 (Hs. Ca), 94
(nur in den dentschen Texten); la-
det Tor Gericht 47; nimmt körper-
liche Züchtigungen vor 21; Ge-
ständniss vor dem Seh. 75; ihm
entweicht ein Gefangener 99; StXbe
der Seh. 21.
Schlag (peroussio ligni, manus) 25 —
28.
Schlagerei, s. pugna.
Schmiede 55.
Schneider 55.
schraiat 21.
schranne, s. praetorium.
Bchröt, pain- (ossium confractura) 26.
Schnldforderungen: Concurrenz mit
Wandel 15, 16, 67; Fürbot um Seh.
49; Eintreibung 52, (von Liedlohn)
53; Zeugniss Blutsverwandter in
Schuldsachen 78; Judenschulden
111.
Schulmeister (magister) 28, (scolasti-
cus) 115.
Schuster 55.
Schwert, s. gladium.
scolastieus, s. Schulmeister.
seldner (incola) 20, 55. Vgl. S. 159
nt. 1.
Sememik mons 92.
servituds impetitio 105.
servus 28; s. iudicis 75.
sigilUim civitatis, s. Stadtsiegel.
socius (gesell) 79, 83.
Söldner, s. seidner.
sper (lancea) 24.
Spiel 56.
Bpiezz (cuspis) 24.
Spottbusse 27.
Sprichwort 21.
Stäbe (der Schergen) 21.
Stadt: iura specialia civitatis 91; bo-
nus Status civitatis 54, 99, vgl. 55;
Vertheidigung 7; Antheil an erb-
losem Gut 81, 83.
Stadtfnede (paz civitatis) 4, 5.
Stadtgericht (iudicium civitatis): Rei-
nigung vor demselben 5, 6; drei
Maulschellen vor demselben 27;
Ladung vor dasselbe, s. Ladung;
Anbot der zuerkannten Busse vor
demselben 61; empfangt die An-
zeige über die Verlassenschaft eines
Gastes 83; als Landgericht 92; Be-
zirk (termini) 100, 103. Vgl. placi-
tum, praetorium.
Stadtgraben (fossatum) 1, (valles) 108.
Stadtmauer (muri) 1, 13, 103, 108.
Stadtrath: iurati 112; iurati cives 109,
113; iurati consilii 7, 62, 67, 71;
cives iurati consilii 54, 55, 98, 115;
consnles 55, 99 (Uebersohr.) ; con-
silium civitatis 60, 110. Satzung
von Wandel und Busse 54, 60, 62,
71; municipalia instituta 113; Eid
dem Herzog 71; Gerichtsbeisitz 109.
Vgl S. 111 nr. 54 und S. 157 f.
Stadtrichter (iudex civitatis) 10, 19;
auxilium iudicis 7 ; consuetudo indi-
cum71; iudex habens bannum 109;
Bestellung 90; Frohngewalt 51 ; als
Landrichter 92; nimmt Verhaftun-
gen vor 1, 7, 13, 39, 65; verlängert
die Haft 40, 96; kündet in die Acht
1, vgl. 67, löst von derselben 3;
belegt Gäste mit Arrest 46; em-
pfängt die Busse, wenn der Be-
rechtigte deren Annahme verwei-
gert 61; legt die Sperre an die
Habe des flüchtigen Todschlägers
67; gebietet den Genannten zum
Zeugniss 73; bestellt den Juden-
richter 109; sein Gericht ausge-
schlossen 84, 89 ; sein Gerichtsstand
91; Richterrecht 55; seine Leute
(hominis, servi) 65, 67, 74, 75.
Vgl. Wandel; S. 111 nr. 54 und
57, und S. 155.
Stadtsiegel 106, 107.
Stadtthore und Thürme 103.
statuta: Bürger- (Raths-) Satzungen
106, 113, vgl. 54, 60, 7t, 99; lan-
desfnrstliche Satzungen 91, 114, vgl.
107; statu tum poenae 61.
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292
Steinwurf 24, 26, 26.
Steuer (steura) 102, 104.
steuren in der sag (informare testem
de dicendo), stenrer 36.
Straf lösung 11, 12, 17, 37, 57, 68;
Auswärtiger 93; unsul&ssig 38.
stubhftter, s. cnstos carceris.
snbiudex (nachrichter) 95, 97, 98, 109.
Vgl. iudex posterior, Unterrichter.
suspecti 21 (Hss. //), 39, 92; vgl. 72.
suspensor (haher) 21.
Synagoge ([der Juden] schftl) 109.
taiding, s. placitum.
Talion 19, 26.
taxatio communis (gemaine achtung) 76.
telum (geschoz) 24.
TestirfXhigkeit der Bürger 80—82;
der OSste 83.
Theilnuhme bei Verwundung 24.
Todesstrafe, Todesurtheil (poena, sen-
tentia mortis, sent. capitalis) 10, 17,
67, 68, 92, 93, 109.
Todschlag 5—9, 67, 68; strafloser 6,
14, 63, 65. Vgl. homicida, homicidiura.
Treue : bei seinen Treuen sagen 27, 31.
überhftr (adulterium) 89.
Uebersiebnung 4.
Ungariae metae 92.
Unterriohter (subiudex, iudex poste-
rior): Hofzins .39, 72, 96; bringt
Inleute vor Gericht 48; weist in
den Besitz liegenden Gutes ein 51;
seine Gebühren von WandelßÜligen
95; bewahrt die Gefangenen 39,
72, (95,) 97, 98; als Judenrichter
109. Vgl. index posterior, subiudex.
urbar und erb (hereditas) 1, 73.
usura (gesftch) 111.
vadiatio (wette) 73.
valles civitatis (graben) 108. Vgl
Stadtgraben.
Verbalinjurien 30, 33, 34.
Verfestung, s. proscriptio.
Verwundungen 8, 9, 13, 18, 19, 23, 24;
straflose 6, 14, 63, 65.
vicini (nach[ge]paaren) 14, 110; v.
meliores 67.
vicus (straz) 73.
vierharter (inaequales lusores) 56.
violentia (gewalt) 42, 64; v. muUerum
vel virginum, s. Nothzucht
virga (gerte) 28.
Vogtbarkeit 77.
Vorladung, s. Ladung.
vorsprech (advocatus) 71.
vulnus Simplex (siecht wanden) 23.
Vgl. 8. 166 f.
Wandel (emenda, poena) des Stadt-
richters: Bemessung 70, 71; Satzung
durch den Stadtrath 54, 60, 99; Ein-
hebung 69; Execution auf W. 20,
21, 52; Concurrenz mit Schuldforde-
rungen 15, 16,67; W. bei Straf lösung
17, 57, 68; des Herzogs 22, 44, 61,
73. Vgl. emenda.
watmanger 55.
Weber ^5.
Weinbergstreitigkeiten 91.
weintrager (portatores vinij 27. Vgl.
S. 169 nt. 1.
Wette (vadiatio) 73.
Widertreiben vom Eide 35.
wirt, s. hospes.
Wirthe (canpones) 55.
Witwe: Verfügung über das Erbgut
ihrer Kinder 77; Verheiratung 88.
zecha 55 (Ueberschr.).
Zeugen 9,42, 53,58, 61, 76, 92; zwei
1, 2, 57, 73, 110; drei 110; sieben 1,
4; testis idoneus (unbesprocheii) 1,
2, 9; mulier proba 57; testem in-
formare de dicendo 36.
Zeugniss der Genannten 73, 77, der
Leute des Richters 74, 75, der Bluts-
verwandten 78, des Gesellschafters
79, von Juden gegen Christen und
umgekehrt 110.
Zinsenmaximum der Juden 111.
Züchtigung, körperliche 21^ 28.
Zungenausschneidung 38, 39.
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Inhalt.
Seite
Einleitung 73
L Kritik.
§. 1. Die handschriftliche Beglaubigung des Textes 79
§. 2. Das Verhfiltniss des angeblichen Leopoldinums zu den echten
Privilegien der Stadt 99
§. 3. Redactionelle und stilistische Kriterien 122
§. 4. Die Quellen des angeblichen Leopoldinums und sein Verhftltniss
zu den Wiener Rechten 134
§. 5. Ergebnisse 176
II. Ausgabe.
Plan derselben 182
Text 186
Alphabetisches Verzeichniss von Wörtern, Sachen und Namen . . . 286
Man lese:
8. 85 Z. 1 y. n. alz von rtht hob ein pürger. — 115, 9 (Sp. 1) in »p«ornm. — ISO, 84 a. 185, 1
▼. n. statu. ~ 185, 4 pret Urne ci(.; S y. u. aut Bt TeL — 188, 1 ▼. n. 112. — 1S9, 5
▼. n. dkrimuB. — 197 nt. e 0-) »o IUI.
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Archiv
für
Österreichische Geschichte.
Herausgegeben
von der
zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission
der
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Sechzigster Band.
Zweite Hälfte.
Wien, 1880.
In Commisflion bei Carl Gerold'« Sohn
BuehhKndler der k. Akudemie der Wiimenaehaften.
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UNTERSUCHUNGEN
ÜBEB DIE
ÖSTERREICHISCHE CHRONIK
DES
MATTHÄUS ODER GREGOR HAGEN.
VON
D«^ FBANZ MAETIN MAYER
IN GRAZ.
ArchiT. Bd. LX. II. H&lfte. 20
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JCiiiie eingehendere Untersuchung über das chronicon
Austriae Matthaei cujusdam vel Gregorii Hagen ist bis jetzt
noch nicht angestellt worden. Das Ungeheuerliche seiner Nach-
richten^ von dem man Kenntniss hat, und der Umstand, dass
Hagen selbst für das vierzehnte Jahrhundert nur eine Qe-
sohichtsquelle minderen Ranges genannt werden darf, mochten
zu einer mühsamen Untersuchung wenig anspornen, die als
ein wenig lohnendes Unternehmen erscheinen musste. Zudem
schien es gerade bei Hagens Chronik nothwendig, eine ganze
Reihe ähnlicher Werke heranzuziehen und deren Zusammen-
hang nachzuweisen, eine Arbeit, welche zur Zeit noch einiger
nothwendiger Grundlagen entbehrt und auch nur durch eine
bequeme und gleichzeitige Benützung mehrerer Handschriften
gefördert werden kann.
An eine so umfassende Untersuchung, so wünschenswerth
sie sein mag, konnte ich nicht denken: überhaupt bin ich durch
Zufall zu einer tieferen Betrachtung der Hagen'schen Chronik
geführt worden. Unter den vielen Handschriften, welche für
Hagens Werk ausgegeben werden, glaubte ich den ersten,
bisher unbekannt gebliebenen Theil der Unrest'schen Chronik
zu finden und ich beschloss, alle Handschriften einzusehen.
Ich habe das Gesuchte bis zur Stunde noch nicht gefunden,
aber in anderer Richtung ergaben sich mir Resultate, welche
zu weiterer Forschung anregten. Gleich die erste Hagens
Chronik enthaltende Handschrift wies solche Verschiedenheiten
vom Drucke auf, dass ich sie ganz copirte und nach und nach
mit einer Reihe von Handschriften verglich. Mit der grössten
Bereitwilligkeit hat mir u. a. die Leitung der k. k. Hof biblio-
thek in Wien die gewünschten Codices zur Verfügung gestellt.
Zwar waren die weiter gefundenen Unterschiede nicht sehr
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298
erheblich^ aber die zuletzt eingesehene Handschrift bot wieder
eine Fülle neuen Materials. Ich glaubte nun meine Arbeit^ die
sich schon mehrere Jahre hinauszog, abschliessen zu dürfen
und gestatte mir, die Resultate derselben der hohen k. Aka-
demie der Wissenschaften vorzulegen.
Meine Untersuchung beschäftigt sich mit der österreichi-
schen Chronik, welche man bisher einem gewissen Matthäus
oder zumeist dem Gregor Hagen zugeschrieben hat, und mit
dem Verfasser derselben. Ich ging den Quellen nach, aus
welchen die Chronik zusammengestellt worden ist, suchte den
Zeitpunkt der Zusammenstellung genauer anzugeben und den
wirklichen Compilator namhaft zu machen. In allen diesen
Punkten hoffe ich Neues^ aber auf feste und haltbare Gründe
gestützt, zu bieten. Auf eine weitergehende Untersuchung des
Zusammenhanges der sogenannten Hagen'schen Chronik mit
anderen Werken ähnlicher Art konnte ich, wie gesagt, aus
verschiedenen Ursachen nicht eingehen und ich muss meine
Abhandlung als eine Vorarbeit zu einem solchen umfangreichen
Unternehmen ansehen, von der ich wünschte, dass sie diesem
einige Dienste zu leisten im Stande sei.
Die Chronik.
Die Chronik, welche man einem gewissen Matthäus oder
auch einem Gregor Hagen zuzuschreiben gewohnt ist, wurde
als die erste eigentliche zusammenfassende Landeschronik von
Oesterreich bezeichnet Sie ist zu den Zeiten des Herzogs
Albrecht III. und diesem Fürsten zu Ehren geschrieben worden.
Der Verfasser erklärt, er habe ,ain durchpruch getan in den
croniken der hochgeporen fursten meiner gnaedigen herren der
herczogen ze Oesterreich vnd ze Steir vnd hab gesniten ab was
das übrigs ist gewesen vnd allain dew stukch geseczet, dew
da lement dew guten, straffent dew argen vnd in vil tugenden
lere pringent^ Der Verfasser wollte damit nur sagen, dass er
aus einer längeren Chronik einen Auszug gemacht habe, eine
Bemerkung, die auch später wiederkehrt.
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299
Lorenz ^ macht die Bemerkung, dass Hagens Chronik mit
ihren sonderbaren gelehrten Erfindungen die Grenzscheide einer
neuen Epoche der Historiographie bilde. In der That: die ein-
fache, treuherzige Wiedergabe des anderwärts Qefundenen, die
trockene Erzählung des Selbsterlebten mangelt der Hagen'schen
Chronik vollständig. Von einer genauen Beobachtung, einer
verständigen Beurtheilung kann man nirgends etwas bemerken.
Hagen hat viel gelesen und wenig mit kritischem Sinne durch-
gearbeitet: so lagert er seine Lesefrüchte in seiner Chronik ab,
wenigstens in einem Theile seines Werkes; im anderen lehnt
er sich an ganz bestimmte Autoren an.
Er erklärt in der Einleitung die Eenntniss der Ver-
gangenheit f&r viel wichtiger, als die Erforschung der Zukunft
aus den Gestirnen. Die Wissenschaft ist ihm ein Suchen der
Gottheit: als die Menschen im Paradiese Gott verloren, suchten
ihn die Verständigen in allen Creaturen: der Arithmetiker in
den Zahlen, der Geometer in den Massen, der Musiker in den
Tönen, der Geschichtschreiber endlich in der Geschichte, wie
Varro und Livius. In der Eintheilung seines Werkes weicht
Hagen von dem Herkommen einigermassen ab. Die Geschichts-
bücher, die lateinischen wie die deutschen, wurden im Mittel-
alter zumeist nach den sechs Altern der Welt eingetheilt und
handelten zugleich von den vier Monarchien; das sechste Alter
begann mit Christus und dauerte bis zum jüngsten Tage. Doch
kommen auch Eintheilungen in fünf und sieben Welten oder
Zeitalter vor. Hagen theilt sein Werk in fänf Bücher, die er
nach den fünf Sinpen der Menschen benennt: das erste Buch
gleicht dem Sehen, denn wie das Gesicht von allen Sinnen am
weitesten reicht, so sind die im ersten Buche erzählten Be-
gebenheiten die von der Gegenwart am entferntesten. Dieser
Anschauung zufolge muss das zweite Buch dem Hören, das
dritte dem Riechen, das vierte dem Schmecken und das fünfte
dem Tasten gleichen.
Abgesehen von dieser neuartigen, vielleicht von Hagen
erfundenen Eintheilung,^ bleibt er dem Herkommen getreu.
* O. Geschichtoqaellen, 2. A. p. 219.
^ Doch könnte man hier yielleicht darauf hinweisen, dass eben auch in der
Eweiten Hfilffee des vierzehnten Jahrhunderts NicolansWnrm in seinem
juristischen Werke : Die Blnme von Magdeburg, einen gleich geschmack-
losen Vergleich aufstellt. Er nennt sein Werk Blume, weil jede Blume
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800
Denn das erste Buch, welches bis auf Christus reicht, wird in
fünf Zeiträume zerlegt mit Adam, Noah, Abraham, David, Ba-
bylon und Christus als Grenzscheiden und die Zeit von Christus
ab wird als zwei Weltalter gerechnet, aber so, dass als Beginn
des letzten der jüngste Tag bezeichnet wird. ^ Damach würde
sich also Hagen eigentlich doch jenen Chronisten anreihen,
welche ihre Chroniken in sechs Zeiträume abtheilen. Aber
ausserdem wird die Zeit von Christus ab doch wieder in vier
Büchern behandelt: das zweite (das Hören) bespricht die Zeit
bis Rudolf von Habsburg, das dritte (das Riechen) umfasst die
Regierung dieses Königs, während das vierte sich mit Albrecht I.
und das {ünfte mit den Ereignissen von Albrecht I. bis auf
Albrecht III. beschäftigt Zu beachten ist, dass Hagen, wo er
vom zweiten Buche spricht, erwähnt, er habe darin auch von
allen Päpsten und Kaisern geschrieben und von dem, was sich
zu ihrer Zeit in der Welt ereignet. Und am Schlüsse der
Eintheilung fügt er hinzu, dass auch in den drei folgenden
Büchern die Geschichte der Päpste und Kaiser enthalten sei.
Diese Ankündigungen schon lassen erwarten, dass wir
es nicht mit einer einfachen Landesgeschichte, sondern mit
einer Weltchronik zu thun haben, welcher die Geschichte
Oesterreichs ein- und angefügt ist. Der Verfasser beginnt mit
der Schöpfungsgeschichte, erzählt von den in der Bibel ent-
haltenen Nachrichten, griechische und römische Göttersagen,
Einzelnes aus der Profangeschichte, und fährt die römische
Geschichte bis auf Augustus, unter welchem Claudius und
Drusus alle ,deutschen Länder' bezwangen. .Dann geht er auf
Oesterreich über, und zwar mit den Worten: ,Von der Kro-
niken des edeln landes ze Oesterreich vnd von den herrn,
dew vor Christi gepurd sein gewesen^ Er will angeben, ,wie
lang das sey, das der erst mensch ist choemen in das land
vnd wie die vnd irew weih vnd chind vncz auf disew zeit
Tier Eigonschaften aufweist, die in dem Inhalte seines Werkes ihre Pa-
rallele finden: Farbe, Gerach, Geschmack nnd Gesundheit Vgl. die Aus-
gabe der Blume von Magdeburg von Hugo Böhlau, Weimar 1868, p. 6.
^ Die zweite Capitelüberschrift lautet: »Von den fOnf seiten vor Christi
gepurd vnd zwain nach Christi gepurd^ Und dann: ,Dew sibent (zeit)
nach dem jungisten tag wirt mit rue vnd frSwden der saeligen dann
beslozzen'. Mit diesem siebenten Zeitalter hat nun freilieh die Geschichte
nichts zu thun.
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301
haben gehaissen vnd wie manigen nom Oesterreich gehabt hat
vnd wie offt sich des landes wappen haben uerchert vnd von
wann der faersten weib geporen sind vnd was wappen ir
▼ätter gehabt haben vnd wo dew all sind begrabend Eine
Reihe von Handschriften fügt jetzt neuerdings die Versicherung
hinzU; dass die vorliegende Chronik ein sehr kurzer Auszug
aus einer grossen österreichischen Chronik sei. ^
Nun folgen die fünfzehn Namen Oesterreichs: Judeysapta,
Arratim, Sauricz, Sannas, Pannaus . . . Corrodanda, Avara^
Osterlandy Oesterreich. Darauf werden die einzelnen Herr-
schaften durchgenommen: vor Christi Geburt hat es in Oester-
reich achtundfönfzig Regenten gegeben. Es scheint, dass der Ver-
fasser sagen will, die ersten Bewohner seien Juden gewesen;
klar geht dies nicht aus seiner Darstellung hervor. Der erste
Herrscher hiess Abraham, er war aus einem Lande ^enhalb
mores, das da haisset terra Amiracionis' nach Oesterreich ge-
kommen, hatte sich in der Stadt Arratim, die ,yeczund haisset
Stocharaw' niedergelassen und nannte sich ,ain haiden marg-
graf von Judeisapta^ Dies geschah ,nach der sintflut acht-
hundert newn vnd ftimfczig jare newn maned an dem zwelfften
tag des brachmanen^
Es wäre selbstverständlich zwecklos, auf diese Dinge
näher einzugehen; nur folgende Bemerkungen erscheinen noch
nothwendig. Anfangs war Oesterreich eine Mark, während der
siebenten Herrschaft verwandelte es sich in ein Herzogthum,
die Herrscher waren Heiden. Der siebenunddreissigste Regent
ward von den Juden besiegt, liess sich beschneiden und ward
Jude. Auch in Böhmen und Ungarn gab es damals Juden-
herrschaften. Der neunundfiinfzigste Herrscher ward wieder
Heide, dann kam das Christenthum in das Land. Der sechs-
undsechzigste Herrscher hiess Amman, ein Graf von Rom;
die Römer setzten ihn zum Herzog von Oesterreich ein, das
damals Corrodancia hiess. Er war ein Freund des heiligen
Alexius; seine Gemahlin, Gräfin Helena von Rom, war gleich
ihrem Gemahle dem Christenthume bereits gewonnen, und da
sie das heidnische Volk in Oesterreich zu bekehren suchten,
verfielen sie dem Zorne der Römer: beide wurden dann heilig
1 So Nr. 12.645 der HofbibL ,Da8 ist alles auBgecsogen aiu der grossen
kroniken ze Oesterreich, so man aller chürcslichist getnn mocht/
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302
gesprochen und aus Oesterreich ward wieder eine Hark-
grafschaft.
Es ist erstaunlich, welche Menge unsinniger Namen uns
in diesen erfundenen oder doch fälschlicher Weise auf Oester-
reich bezogenen Geschichten entgegentritt. Mit der grössten Ge-
nauigkeit werden die Regierungszahlen der einzelnen Herrscher
bis auf die Tage angegeben. Die österreichischen Herrscher
heiraten fast nur Prinzessinnen von Ungarn und Böhmen.
Ebenso genau ist die Angabe der Abstammung der Regen-
tinnen, die Zahl und die Namen der Kinder und der Begräbniss-
stätten. Selbst zu ,Glottaw in Pehaim' sind österreichische
Markgrafen begraben. Und welche Genauigkeit herrscht nun
gar in der Beschreibung der Wappen! Sowohl die der öster-
reichischen Fürsten, wie die ihrer Verwandten werden ein-
gehend geschildert. Es gibt Handschriften, welche genaue,
farbenglänzende Abbildungen dieser Wappen bieten und andere
zeigen wenigstens leere Räume, in denen sie Aufnahme finden
sollten.
Dieses sorgfältige Eingehen auf die Wappen kam den
Wünschen der Leser entgegen und wird wohl auch eine der
Ursachen der weiten Verbreitung und der Beliebtheit des
Werkes gewesen sein. Die Handschriften sind sehr zahlreich
und allenthalben zu finden. * Die Gothaer Handschrift, welche
als Verfasser den Gregor Hagen nennen soll, ist sogar erst
im siebenzehnten Jahrhunderte geschrieben worden. Andere
haben die Geschichte ganz in Hagens Weise weiter fortgeführt.
Abgesehen von diesen Erweiterungen, welche durch Fort-
setzungen entstanden, lassen sich die Handschriften in zwei
Gruppen sondern: die eine Art weist einen Text auf, welcher
* Die HofbibL zu Wien hat secbzehn Handschriften. Sonst finden sich
solche in München, Berb'n, Innsbruck, Gtörz, Voran, Renn n. a. v, O.
In München liegen zwei, von denen die eine ehedem einem Bürger von
Steyr gehörte. Doch lieget dort noch ein Auszug der kronigken des
Landes ze Oesterreich, der aber nur achtzehn Blätter umfasst, als
Anhang aber einen Tractat über die Regierungskunst auf fünfnnddreissig
BlXttem enthSlt. M. Koch, der darüber Mittheilungen macht (Sehmidl*s
Blätter für Literatur und Kunst etc. 1845, S. 458, 471), meint, die
Schrift sei zum Unterrichte eines Prinzen im Anfang des fünfzehnten
Jahrhunderts gemacht worden. Kochs Mittheilungen zu Folge ist dieser
,Au8zug' nicht ein Auszug aus Hagen, sondern Koch glaubt, dass ihm
und Hagen die gleiche Quelle yorgelegen habe.
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303
nebst der österreichischen Geschichte abwechselnd aach Ca-
pitel über die Geschichte der Päpste und Kaiser enthält; die
andere Art zeigt einen kürzeren Text: die Papst- und Kaiser-
geschichten fehlen durchwegs. Nach einer Handschrift der
kürzeren Fassung ist der zweite Theil von Hagens Chronik^
welcher mehr Vertrauen zu erwecken im Stande ist^ gedruckt
worden. < Der ersten Art dagegen gehören zwei Handschriften
an, welche ich als die ältesten erweisen werde und von denen
in dieser Untersuchung noch ausführlicher gesprochen werden
muss: die eine davon befindet sich jetzt im Privatbesitze zu
Podgora bei Görz (G), die zweite li^t auf der k. k. Univer-
sitätsbibliothek in Innsbruck (I).
Um zunächst von dem bisher ungedruckten Theile der
Chronik zu sprechen, so folgt in den Handschriften kürzerer
Fassung auf die vierundsechzigste Herrschaft gleich die fünf-
undsechzigste; in den anderen dagegen sind zwischen beide
folgende Capitel eingeschoben:
Von der tauff vnsers herrn.
Von der marter vnsers herrn.
Von Gayo dem kayser.
Von Tiberio Claudio.
Von der tailung der heilig zwelf poten.
Von Claudio dem kayser.
Von Galba dem kayser.
Von den Juden.
Capitulum von päbsten.
Capitulum von den kaysern.
Die letzten zwei Capitel wechseln öfter mit einander ab.
Da vom Kaiser Augustus schon früher gesprochen worden^
80 beginnt er jetzt mit Tiberius und die Papstreihe mit Linus.
Von Tiberius berichtet er, dass dieser Kaiser, durch Pilatus
von den Wundern Christi in Kenntniss gesetzt, im römischen
Senate anordnete, Christum gleich den anderen Göttern an-
zubeten. Da die Senatoren sich darauf nicht einliessen, wurden
viele derselben hingerichtet Die Eroberung von Jerusalem
wird richtig in die Zeit Vespasians und Titus erzählt im
Gegensatze zur Kaiserchronik, welche dieses Ereigniss unter
die Regierung des Tiberius versetzt. Ueberhaupt kann hier
» Pez, Scr. I. 1043-1166.
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304
gleich bemerkt werden, dass eine Benützung der Kaiserchronik,
an welche man etwa denken könnte, nicht nachgewiesen werden
kann. In Hagens Chronik gilt wie in allen mittelalterlichen Chro-
niken Philipp als der erste christliche Kaiser. In seine Re-
gierungsgeschichte wird die Legende des heiligen Maximilian
eingeflochten. Der Verfasser erklärt, er thue dies ,darch be-
sunder chuntschafft willen diser lande', d. h. weil er die Gegend
(um Cilli) genau kenne. Es ist nothwendig, sich diese B^
merkung im Gedächtnisse zu behalten. Ohne Zweifel lag dem
Chronisten die vita s. Maximilian! selbst vor; einige Stellen
sind wörtlich übersetzt. Man vergleiche nur diese Punkte:
Vita s. Maximiliani
(Pez, Scr. I. 23).
Ipsi (apostoli) . . . eccle-
sias cathedrales tam episcopa-
tuum quam archiepiscopatuum
. . . certis distinxerunt limiti-
bus per Universum orbem et
ipsas propriis sacerdotibus com-
miserunt regendas. Inter quas
sancta Laureacensis ecclesia
nee tempore nee dignitate po-
sterior.
Celeja vero . . divitiis
referta . . generositate nobi-
lium et illustrium civium in-
clyta, turrium atque marmo-
reorum palatiorum aedificiis
insignis atque ita celebris et
famosa extitit, ut quasi altera
Troja merito dici possit.
Hagen.
Die heiligen zwelf poten
machten in der weit maniges
pistumb.
vnder den das erczbistumb, das
da haisset Laureacensis . . •
nicht was das chlainist an der
zeit vnd an der wird.
Cyli was aine derselben
stet, de w reichist, da waren auch
dew edlisten vnd mit märblein
tümen vnd pallasten wunder-
leich schon gepawt, das dew-
selbig stat pilleich dew ander
Troja was gehaissen. *
Nach der Lebensbeschreibung des heiligen Maximilian
folgen wieder abwechselnd Papst- und Eaisergeschichten in der
allerkürzesten Form; ausführlicher ist Hagen nur bei Con-
stantin, dessen Schenkung an den Papst erwähnt wird. Auch
Vgl. Äneas Sylvias Europa bei Freher-Struve Scr. II, cap. XV: De Stiiia.
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305
die bekannte Sage, nach welcher bei dieser Schenkung eine
Stimme vom Himmel. gehört worden sei, die gerufen hätte, es
sei hiemit Gift in die Welt gegossen worden, findet sich bei
Hagen. Doch kritisirt er scheinbar diese Sage, indem er sagt:
^Das schreibt dhain pebärter, wann niemant wais, ob dew
stimme sey beschehen von ainem guten gaist oder von ainem
pösen^
Bei Julian dem Abtrünnigen erscheinen die Sagen, mit
denen das Mittelalter diesen Kaiser umgeben hat; er war
Anfangs Mönch und entsprang dem Kloster, nachdem er eine
Witwe um ihr Geld betrogen. Durch den heiligen Mercurius,
den sich die Sage aus dem heidnischen Gotte herausgebildet,
ward er erstochen ; ,damach lies der chünig von Persia machen
ain lederlachen aus der hawt Juliani des chaiser^ Nach weiteren
Papst- und Kaisergeschichten gelangt Hagen zur flinfundsech-
zigsten Herrschaft oder Herzog Amman, von dem schon die
Rede war. Amman erscheint als Freund des heiligen Alexius
und war anwesend, als man ,sand Alexen vnder der stieg
vand^ Ihm folgten seine drei Söhne, Johann, Albrecht und
Dietrich, die ihr Land Osterland nannten und es theilten.
Albrecht überlebte die Brüder und gab dem Lande den Namen
Oesterreich. In dieser Weise wird die Geschichte Oesterreichs
bis zur einundachtzigsten Herrschaft weiter geführt, dann folgen
neuerdings Capitel über die Päpste und Kaiser, dazwischen
wird Mohameds Religionsgründung vorgetragen. Darauf erzählt
Hagen den Uebergang des Kaiserthums von den Griechen auf
die Deutschen unter Karl dem Grossen: ,Steffanus ward pabst
nach Christi gepurd sibenhundert achtvndfümfczig jar. Er
vloch vor der Lombarder chünig Haistulf gein Frankchreich,
der pabst nam von den Kriechen das römisch reich vnd wolt
das es fürbas dew däwtschen solden habend Der Verfasser
macht hier einen kurzen Rückblick auf die bisherigen Kaiser-
reihen und einen Vorblick bis auf Otto I. Nun wechseln wieder
Papst- und Kaisergeschichten ab bis auf Heinrich H. und
Sylvester lU. Hierauf schliesst er Oesterreich an mit den
Worten: ,No chum ich hin wider an das edl lande ze Oester-
reich. — Damit beginnt der Druck bei Pez.
Die wunderlichsten Erzählungen, Sagen und Märchen
findet man in dem bisher betrachteten Theile von Hagens
Chronik beisanmien. Sie sind theils aus anderen Werken
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306
herübergenommen , theils erfanden. Von den Sagen und
Märchen, welche nicht Oesterreich betreflFen, kann erst später
gesprochen werden; dagegen ist mit dem Punkte, bis zu
welchem ich in der Charakterisirung des Inhalts der Chronik
gekommen bin, der sagenhafteste Theil der österreichischen
Geschichte abgeschlossen und schreitet der Verfasser nunmehr
auf historischem Boden einher.
Die Oesterreich betreffenden Nachrichten sind erfunden,
ob von dem Verfasser der Chronik selbst oder von Anderen,
wird sich kaum entscheiden lassen. Wie dankbar wären wir
dem Chronisten für die Mittheilung volksthümlicher lieber-
lieferungen, wie sie etwa in Enenkels Fürstenbuch zu finden
sind; aber Hagens Aufzeichnungen sind das gerade Gtegentheil
davon, geben sich als Studien eines Gelehrten und sind doch
nur quasigelehrte Erfindungen der tollsten Art Schon Aneas
Sylvius hat diese Aufzeichnungen nach Gebühr gewürdigt,
wenn auch zu seiner Zeit, wie es scheint, Thomas Ebendorfer^
nachher Veit Arenpeck und Heinrich Gundelfing diese Ge-
schichten als echt au%enommen haben*
Die Geschichte Oesterreichs wird an den Orient geknüpft
und mit Rom in stetem Zusammenhange erhalten. Auch die
vier deutschen Stämme stehen in Verbindung mit dem Oriente:
die Baiern stammen aus Armenien, die Schwaben kamen über
das Meer, die Sachsen werden von Alexanders Heer abgeleitet,
die Franken endlich stehen mit den Trojanern im Zusammen-
hange. Da konnte man doch wohl auch, zumal man die Bibel
zur Führerin in historischen Dingen nahm, und zu einer Zeit,
da sich Oesterreich als selbstständiges Gebiet von Baiem und
von Deutschland überhaupt abzuheben begann, die Oester-
reicher in selbstständiger Wanderung aus dem Oriente ge-
kommen ansehen und als Juden auffassen.
Die Verbindung mit Rom ist nicht schwer zu erklären:
um Julius Cäsar haben sich, besonders seit mit den Ottonen
das Eaiserthum wieder zu den Deutschen gelangt war, eine
Fülle von Sagen angesetzt: er ist ganz im Gegensatz zur be-
glaubigten Geschichte der Eroberer Deutschlands der Gründer
innerer Einrichtungen; von seinen Kriegsgefährten haben viele
vornehme Geschlechter ihren Ursprung abgeleitet. Das ferne
Jülich, selbst die Stadt Wolgast in Pommern lässt dieselbe
gelehrte Neigung der Zeit von Julius Cäsar gegründet werden,
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307
welche bei uns zu Lande den Namen Melk (Medilech) aus
Mea dilecta entstehen lässt und diese Bezeichnung auf den*
selben Julius Cäsar zurückführt. ^ Das alte Annolied erzählt^
dass die Deutschen dem Cäsar zu Ehren die neue Sitte des
^Ihrzens^ aufbrachten^ die Kaiserchronik erzählt dies mit den-
selben Worten ^ und der sogenannte Seifried Helbling brachte
diese sonderbare Erfindung nachher auch zur Kenntniss in
Oesterreich. ^ Solche und ähnliche Anschauungen müssen in
grosser Zahl vorhanden gewesen sein, bekannte, weit ver-
breitete Erzählungen, wie die vom heiligen Alexius, wurden
in Beziehungen zu Oesterreich gesetzt; jede vorhandene Er-
zählung war eine Anregung zu neuer Erfindung. So konnte
man um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts daran denken,
Privilegien der Kaiser Julius und Nero für Oesterreich zu er-
finden; solche Täuschungen ins Werk zu setzen, war nur
möglich, wenn man den Boden zu ihrer Aufnahme vorbereitet
wusste, wenn man hoffen konnte, dass sie Glauben finden
würden. ^
1 Y^l. das Breve chronicon veterum Anstriae marchioniim et ducum
(zwölftes Jahrhundert) und die Gründnogsgeschichte von Melk (vier-
zehntes Jahrhundert). — Lorenz, Oesterr. Sagengeschichte, in Drei
Bücher Geschichte und Politik, 1876.
2 Annolied 28, Kaiserchronik 523 ff.
« Haupts Zeitschrift IV, p. 175:
£z kam hi alten ziten sus
Daz der keiser Julius
Den Tiutschen allen gap die er,
Daz sie hinfür immer mer
Ir übergenoz hiezen ir.
^ Wie festgewurzelt solche Ansichten waren, beweist der Umstand, dass
man noch im sechzehnten Jahrhundert an der Echtheit des Neronischen
Privilegs festhielt. Der Freiherr Reichard Strein schrieb 1599 eine
Apologia vnd Erklerung vber Kajser Neronis Privilegium (Cod. 7670
der k. k. Hof bibl. in Wien f. 213 — 237), worin er, nebenbei gesagt, auch
auf ein Privilegium Alexanders des Grossen für die Böhmen aufmerksam
macht, das mit den Worten begonnen haben soll: ,Nos Alexander Phi-
lippi regis Macedonum, Hircus Monarchiae figuratus, Grecorum imperii
inchoator^ Obwohl Strein mit den Ansichten Petrarcas, Guspinians u. A.
über das Neronische Privileg bekannt ist, sucht er dasselbe doch zu
retten und stützt sich dabei auf die Worte des Bestätigers K. Heinrich:
,. . quae in linqua paganorum conscriptae fuerant et quas in latinum
sermonem convertimus^ Es muss daher, meint er, wo nit in forma, doch
in substantia etwass vnd villeicht diss daran sein, dass soliche Brief in
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308
Seit den Kreuzzügen wendete sich die Aufmerksamkeit
mehr dem Oriente zu und je mehr die Landesgeschichten zur
Geltung kamen, desto ausschweifender wurde die Phantasie,
wenn es darauf ankam, die Zustände der Gegenwart aus der
Vergangenheit abzuleiten. Man wollte Neues, Unerhörtes zu
Tage fördern. Die Vorliebe für phantastische Erfindungen, die
sich besonders in genealogischer Richtung zeigte, ^ ward eine
Krankheit der Zeit und bewirkte, dass man an der einfachen
Wahrheit der wirklichen Geschichte keinen Gefallen mehr fand.
Gewiss haben Ausgrabungen, welche im Mittelalter gelegentUch
in Wien und an anderen Orten gemacht worden sein mögen,
und durch welche römische Denkmäler und jüdische Grabsteine
zum Vorschein kamen, auf die Entstehung und Verbreitung
neuer, unhistorischer Anschauungen Einfluss geübt. Am meisten
haben ohne Zweifel solche Denkmäler, deren Inschriften man
nicht entziflfem konnte, der Phantasie Spielraum gewährt. Solche
Funde sind beispielsweise um 1300 zu Passau gemacht worden. ^
Münzenfunde erwähnt Hagen selbst einmal.^ Und aus jüdi-
schen Grabsteinen, die man bei Wien entdeckte und aus der
Aehnlichkeit der hebräischen Sprache mit der deutschen hat
noch Lazius Verschiedenes gefolgert. ^
Von der Stelle an, wo bei Pez der Druck der Hagen'schen
Chronik beginnt, ist unserem Chronisten Hans des Enenkels
Hnqaa forte paeonica sive pannoniea, welche dan nit ein tentscbe,
sondern absonderliche Sprach g^wessen, wie Tacitas meldet, vnd da-
mndter das Viertl vndter Wienner waldt damallen gehört hat, mecbten
geschriben ynd noch vorhandten gewest auch yilleicht die Bnechstaben
derselben Sprachen die sein, so bej S. Stephan in Wienn auf dem
Freythoff vndter den Kürchenthor, alda etb'che haydnische Götzen-Bild
eingemaurt sein, auf der linkhen Handt am hineingeen gesehen werden
vnd die sich mit khainen andern Alphabet jeglicbenS Gemeint ist die
Geheimschrift des H. Rudolf lY.
1 Die Weifen, Habsburger, Grafen yon Berg u. a. stammen aus romiachem
Blut; auch einige österreichische Adelsfamilien leiten ihren Ursprung in
so entlegene Zeiten zurück.
^ Loserth, G. Q. von Kremsmünster, p. 32. 33. Vgl. auch den Aufsatz
Zapperts: Ueber Antiquitfttenfunde im Mittelalter, in den Sitxungsber.
der Wiener Akademie, Y, p. 752 ff., worin man allerdings nicht viel findet.
3 Pez Scr. I, p. 1186, welche Stelle aber nur aus einem anderen Autor
herübergenommen ist.
* Lazius, De gentium aliquot migrationibus. Francof. 1600, 1. cap. und
Lazius, Reipublicae Romanae in exteris provincüs b. c. commentarii
Francof. 1698, p. 976.
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309
Fürstenbuch von Oesterreich und Steier* als Quelle
vorgelegen. Dagegen ist nirgends zu bemerken^ dass ihm auch
Enenkels grösseres Werk, die Weltchronik bekannt gewesen
wäre. Die Angaben^ dass TuUn die alte Hauptstadt gewesen,
dass in Wien ein Jagdhof gestanden, finden sich in Enenkels
Fürstenbuch ebenso, wie in Hagens Chronik. Da nun aber bei
Enenkel Oesterreich eine Markgrafschaft ist, während Hagen
schon die Erhebung Oesterreichs zu einem Herzogthum erzählt
hat, so muBste er darauf bedacht sein, vorher noch die Rück-
verwandlung in eine Mark anzuführen. So stehen denn bei
Hagen vor Albrecht noch zwei Herzoge, Peter und Hans, nach
deren Ableben ohne weitere Veranlassung die Degradirung
erfolgt. ,Do Oesterreich', heisst es, ,von herczog Peteren vnd
herczog Hannsen gebrüederen ward ledig, darnach ward Oester-
reich hinwider zu ainer marggrafschaft vnd ward Albrecht
mar^raff ze Oesterreichs Auf diesen Albrecht folgt Ernst,
der zwei Söhne hinterliess: Albrecht und Leopold, die in Gars
und Perneck residiren. Nun folgt bei Enenkel wie bei Hagen
die Geschichte dieser Brüder, die gegenseitig ihre Hausehre
schänden: Wahrheit und Dichtung scheint in dieser merk-
würdigen Erzählung gemischt zu sein.
Die Geschichte erzählt, dass Markgraf Ernst einen Sohn
Leopold mit dem Beinamen der Schöne hatte; in der Sage
(bei Enenkel wie bei Hagen) ist er der Vater zweier Söhne,
von denen der eine, Leopold, gleichfalls wegen seiner körper-
lichen Schönheit hervorgehoben wird. Nun erzählen Enenkel
wie Hagen in gleicher Weise und bis in die Einzelnheiten
zusammenstimmend die Geschichte von dem fahrenden Sänger,
der am Hofe Leopolds vorsprach und von diesem reichlich
beschenkt nach Rom an den Hof des Kaisers zog, wo er des
Markgrafen Schönheit und Reichthum nicht genug zu preisen
wusste und zugleich hervorhob, dass er noch ohne Gemahlin
sei. Da lud der Kaiser den Markgrafen zu einem Hoftage
nach Rom und führte ihn dann zu seiner Tochter, der er nur
einen ihr wohlgefälligen Gemahl zu geben versprochen hatte.
Die Hochzeit kommt zu Stande. In Wirklichkeit kennt man
die Abstammung der Gemahlin Leopolds nicht. Leopold der
Schöne ist historisch ein Gegner des Kaisers Heinrich IV., in
Ausgabe Megisers, Linz 1618. — Rauch Scr. I,
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der Sage unterstützt ihn der Kaiser, sein Schwiegervater, in
seinem Kampfe gegen seinen Bruder Adalbert. Der Kampf
findet bei Mailbei^ statt. In der That ist unter dem Markgrafen
Leopold bei Mailbei^ eine Schlacht geschlagen worden, aber
mit dem Böhmenkönig Wratislav. Eben dieser heiratete im
folgenden Jahre eine polnische Prinzessin, während in der Sage
Adalbert, der wie der böhmische König ein Gegner des Mark-
grafen Leopold war, eine Prinzessin aus Polen als Gemahlin
heimführt. In der Sage muss Leopold sein Land als Lehen
von seinem Bruder nehmen; in der Geschichte überliess der
über den Abfall Leopolds erzürnte Kaiser seine Mark den
Böhmen. Leopold des Schönen Sohn und Nachfolger Leopold
der Heilige heiratet später wirklich die Tochter desselben
Kaisers Heinrich IV., der ihm das Land aberkannt hatte.
So ist es deutlich, dass die Sage Wahres mit Falschem
mischt. Hagen hat sie ohne Veränderung aus Enenkel herüber-
genommen; nur hat er die ausführlichere poetische Darstellung
in eine kurze prosaische Erzählung aufgelöst. Man vergleiche:
Enenkel:
Derselb marcgrave lie einen sun
Daz wil ich iu chunt tun
Vnd hiez in nach im Leupolt
Dem wurden vrawen vnd ritter
holt
Wan er der guet Leupolt hiez
Denselben namer er niman liez
Vnd nam auch zwar
Ein edel vrawen gar
Chaiser Hainreichz tochter
Dieselb waz aller schänden 1er
Vnd waz Agnes genant.
Hagen:
Marggraff Leupolt lies
ainn sun hies Leupolt;
er ward der frumm marggraff
Leupolt genennet. Er nam
ain saelige gotfürchtige Frawn,
hies Agnes, chaiser Hainreichs
tochter.
Die folgenden Klostergründungen erzählt Hagen in der-
selben Reihenfolge wie Enenkel; die fünf Söhne des Markgrafen
führen beide einzeln an und charakterisiren dieselben in ganz
gleicherweise. Vom ersten, Albrecht, sagt Enenkel: ,Der wart
ein fürst vil gar gerecht vnd phlag der chirchen uberal vil
fleizzichlich gar an allen schal/ Bei Hagen heisst es: ,Er was
andaechtig vnd alles geistleichs ordens ain besunderr liebhaber
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311
vnd der chirchen.' Beim sechsten Sohne zeigt sieh die Be-
nützung am deutlichsten:
Hagen:
Des sechsten sun nam vnd
leben hab ich nicht funden ge-
scriben.
Enenkel:
IDen sechsten sun wil ich ver-
dagen
Von im chan ich nicht gesagen
Mier ist sein hie nicht chunt
getan
Do von muez ich ez varen lan.
Dass Hagen eine klare Vorstellung von der damaligen
Zeit nicht hat, geht auch aus der verworrenen Erzählung der
nun folgenden Begebenheiten hervor. Er spricht nun wohl wie
£nenkel von Heinrich Jasomii^ott, erzählt aber nur den Bau
des Schottenklosters und dieVergrösserung der Mark durch das
^lendl bey Ens vnd Chrems/ Sonst nimmt wie bei Enenkel den
gröBsten Raum die Änecdote von den Luchspelzen ein. Die
Erhebung zum Herzogthume wird eigentlich nicht berichtet,
wohl aber Heinrich immer Herzog genannt. Und nun erst folgt
die Geschichte des Kaisers Conrad H., wobei er nicht vergisst
der Sage von der Geburt Heinrichs HI. in einer Mühle im
Schwarzwalde Erwähnung zu thun, welche zuerst in Gottfried
von Viterbos Pantheon, dann aber sehr häufig erzählt ward.'
Darauf gehen die ausführlicheren Handschriften wieder auf die
Päpste über, nach denen von den Kaisern Heinrich UI. und IV.,
Lothar und Conrad gehandelt wird. Jetzt erst erzählt er die
Verleihung Baierns an den Markgrafen Leopold, dann die Ge-
schichte des Kaisers Friedrich L und die Erhebung der Mark
im Jahre 1156. Die Handschriften G und I, welche ich oben
als die ältesten bezeichnet habe, weisen hier das richtige Jahr
auf, während andere, darunter die von Pez benützte das
Jahr 1166 haben.
Von Herzog Leopold V. erzählen Enenkel wie Hagen, dass
er Steiermark gekauft habe, der Preis der Ritter und Bauern
wird bei beiden angegeben. So hat Enenkel und mit ihm
Hagen die Erinnerung daran festgehalten, dass es sich bei der
i Vgl. Steindorff, Jahrbücher des dentscheu Reichs unter Heinrich III.,
p. 2, Anm. 1 und Ezcors IV. — Massmann, Kaiserchronik, p. 1095.
ArelüT. Bd. LI. 11. HAlfto.
21
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312
Erwerbung Steiermarks durch die Babenberger zuoächst um
die allodialen Besitzungen der Traungauer gehandelt habe.^
Hagen allein bringt die Nachricht, dass Leopold seine Tochter
dem Herzog Ottokar zur Gemahlin gegeben. Die Geschichte
der Gefangennehmung Richards von England, die Erzählung
der Regierung Leopolds VI. stimmt bis in die Einzelheiten bei
beiden überein. Nachher folgen wieder Kaiser- und Papste
geschichten, darauf endlich die neunundachtzigste Herrschaft
in Oesterreich, nämlich die des letzten Babenbergers, die Hagen
wieder ganz nach Enenkel bearbeitet hat Selbst die Anecdote,
wie der Herzog mit Nüssen ein Feuer unterhalten lässt, da es
ihm an Holz mangelt, hat Hagen aufgenommen.
So gross nun aber die Uebereinstimmung ist, so merkt
man doch, dass Hagen auch noch andere Quellen vorgelegen
haben; er bringt nämlich auch Nachrichten, welche bei Enenkel
fehlen. So die Angabe, dass Kaiser Friedrich dem Herzoge
Friedrich Jasomirgott Oesterreich genommen und es dem Grafen
Otto von Scheyern verliehen; oder die Geschichte von der Ent-
stehung des Bindenschildes, wo Hagen die Bemerkung macht,
dass er Näheres über die Bedeutung des Wappens im fönf^n
Buche geschrieben habe, wo aber nichts folgt Bei der Erwäh-
nung des Kreuzzuges Friedrichs des Katholischen fuhrt Hagen
an, dass Papst Alexander zur Kreuzfahrt aufgefordert, während
Enenkel keinen Namen nennt Hagen gibt als Grund der
Bannung des Kaisers Friedrich IL dessen ketzerische Äusse-
rungen an, und fuhrt dies viel weiter aus als es bei Enenkel
geschieht.
Vom Ende der Babenbergerzeit an diente Hagen Ottokars
Beimchronik als Quelle. Anfangs behält er ganz die Reihen-
folge der Erzählung Ottokars bei, kaum ein Capitel ist da aus-
gelassen. Von der Geschichte Neapels geht er wie Ottokar zu
Oesterreich über. Bei der Erzählung von Rudolfs Königswahl
bringt er die Geschichte von dem Priester^ dem Rudolf das
Pferd schenkt, die bei Ottokar noch nicht zu finden ist. Die
ganze Geschichte Rudolfs ist ein Auszug aus Ottokar; einige
Nachrichten sind bei Hagen anders geordnet. Die Geschichte
von den Tataren hat er aufgenommen, dag^;en liess er die
> Vgl. Arnold Lnschin, die steirischen Landhandfesten in den Beitrfigen
s. K. St. Gq., 9. Jahrg., p. 125.
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Capitel 194 bis 196, die sich mit oDglischer und französischer
Geschichte beschäftigen, ganz weg, und setzte sein Werk mit
dem 197. Capitel Ottokars fort. Bei der Erzählung von der
Einsetzung der Herzoge von Kärnten macht er die Bemerkung,
dass einige diese Ceremonien belächeln. Die folgenden böhmi-
schen, österreichischen und ungarischen Geschichten, die Salz-
burger und ungarischen Händel, der Krieg Rudolfs mit Savoyen,
der Streit zwischen Venedig und dem Patriarchen von Äquileja
sind durchwegs aus Ottokar ausgezogen.
Bei der nun folgenden Darstellung Salzburger Ereignisse
gedenkt Hagen einer Begebenheit, die sich zu seiner Zeit zuge-
tragen. Im 485. Capitel erzählt Ottokar von der Rückkehr
des Erzbischofs Conrad aus Rom imd der Widerspänstigkeit
der Salzburger Bürger, die den Kirchenfürsten nicht in ihre
Stadt lassen wollten. Hätten der Domprobst und die Chorherren,
erzählt er, nicht für den Erzbischof Partei ergriffen, so hätten
ydieselben Narren' die Stadt in grosses Unglück gestürzt. Die-
selben Worte gebraucht Hagen: Hätten sich die Landherren
und Chorherren nicht der Sache angenommen, so ,hietten dew
närrisch purger das goczhaws vnd dew stat pracht in uerderb-
leich schaden, als nu zu vnsern zeiten ist beschehen der stat
vnd goczhaws ze Passaw.' Das Ereigniss, auf welches er da
anspielt, fallt in die Jahre 1387 — 93: der Kampf zweier
Bischöfe um das Bisthum und die Stadt Passau. ^ Aber diese
Anspielung ist auch das Einzige, was wir aus Hagens Chronik
über diese Begebenheit, an der auch Herzog Albrecht IH. so
lebhaften Antheil nahm, und in welche sich der Papst wie der
Kaiser einmengten, erfahren. Offenbar hat er genaue Kunde
über dieses Ereigniss gehabt, aber er fand es nicht der Mühe
werth, darüber zu berichten, wie er denn überhaupt in der
Oeschichte seiner Zeit kurz und wortkarg wird, so redselig er
auch da ist, wo er Ottokars Reimchronik vor sich hat.
Die Benützung Ottokars durch Hagen lässt sich nicht im-
mer durch Nebeneinanderstellung gleicher Stellen anschaulich
machen, da Hagen die Verse Ottokars nicht einfach in Prosa
wiedergibt, sondern ganz kurz auszieht, so dass oft ganze Ca-
pitel nur einige Zeilen geben. Um aber doch ein deutlicheres
Beispiel zu bieten, so wähle ich eine kurze Stelle aus dem
F. Kurz, Oesterreich unter Albrecht III., U., p. 123 fL
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Capitel 493, wo von der Bestattung des Bischofs Leopold von
Seckau durch Conrad von Salzburg die Rede ist.^
Ottokar:
Daz ambt er selb pegie.
Darnach er dez nicht lie
Dez toten pischolf leich
Bestat er erleich
Vnd chert darnach ane twal
Gegen Leibnicz ze tal
An seinen gemach.
Daz dicz geschach
Daz waz, do man spurt
Nach Christi gepurt
Zwelif hundert jar gar
Vnd in dem ain vnd newncz-
kisten jar.
Hagen:
Der (erczbischoff von
Salczburg) eilt palt gen Juden-
burg vnd lies bischoff Leupol-
ten da bestatten. Darnach ze
tall gen Leibnicz er chefte.
Das ist beschehen nach
Christi gepurt zwelff hundert
ains vnd newczig jar.
Dabei kann man auch sehen, wie durch die Auflösung in
Prosa Unrichtigkeiten entstanden sind. Ottokar sagt ausdrück-
lich: die Leiche sei von Judenburg nach Seckau gebracht
worden; bei Hagen aber erfolgt die Bestattung in Judenbui^.^
Was Ottokar in den Capiteln 586 — 611 über Frankreich
erzählt, lässt Hagen aus, und knüpft an die Entlassung des ge-
fangenen Friedrich von Stubenberg den Aufstand der Wiener,
dessen £rzählung von Ottokar im 612. Capitel begonnen wird.
Nach der Schilderung der Hochzeit des Markgrafen Hermann
von Brandenbui^ mit Albrechts I. Tochter Anna^ folgt bei
Hagen ein Abschnitt über die Söhne Albrechts, die kurz charak-
terisirt werden. Dieser Abschnitt fehlt in der ReimchroniL
Was Hagen dann von der am Herzog versuchten Vergiftung
erzählt, ist ganz nach Ottokar gearbeitet.
Von jetzt an wird Hagen sehr wortkarg. Gleich die Er-
mordung des Abtes Heinrich von Admont, mit deren Erwähnung
1 Man vgl. übrigena gleich die ersten drei Verse der Reimchronik: Dew
recht wurden hayser, do es so lang an kayser vnd an chnnig stnend,
die Hagen so überträgt: Nach chaisers Fridreichs tod worden haiser die
rechte, wann es stund lang an chünig vnd an chaiser.
3 Vgl. jetzt auch die Abhandlung Kummers über das Ministerialengeschlecht
von Wildonie im Archiv f. ö. G., 59. Bd., erste Hälfte.
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der zweite Theil der ßeimchronik beginnt , fehlt bei Hagen.
Dies ist um so auffallender^ als Hagen früher nie unterlassen
hat; von diesem Staatsmanne ausführlich zu reden, wo immer
in der Keimchronik von ihm gehandelt wird. Der Kampf
zwischen König Adolf und Herzog Albrecht wird in Kürze
abgethaU; worauf er ein Jammergeschrei erhebt über den Schutz,
den der neue König Albrecht den von den Christen in Roten-
burg, Würzburg, Nürnberg und Amberg verfolgten Juden zu
Theil werden liess: Albrecht habe den Anstiftern der Juden-
verfolgung Leib und Gut genommen. Da ruft Hagen aus: Wer
hat dem edlen Fürsten den argen Rath ertheilt! Ich besorge,
dass desswegen Christus, dessen Feinde die Juden sind, ihm
den bittem Tod verhängt hat, den er von seinem Blutsver-
wandten erleiden musste. Die Christen sollen die Juden als
Knechte und Eigenleute behandeln. ^ Sie sind in der Christen-
heit wie eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Schoosse,
die sicher nur Schaden stiften. Sie sind Müssiggänger und die
geschriebenen Rechte sagen, dass man aus den Städten die
Müssiggänger vertreiben soll. — Ich denke nicht, dass sich
die Frage Lorenz', ob etwa Hagen ein Jude gewesen sei, ^ nach
dem angeführten Jammerrufe bejahend beantworten lässt. So
eingenommen ist Hagen gegen die Israeliten, dass er den Schutz,
den ihnen König Albrecht gewährte, als die Ursache seiner
Ermordung, durch seinen Neffen bezeichnet.
Ueber die folgenden Ereignisse geht Hagen ausserordent-
lich schnell hinweg, obwohl die Reimchronik darüber mit ihrer
gewöhnlichen Breite berichtet. Rasch gelangt er zu Albrechts
Ermordung, die er in ganz anderer Weise erzählt als Ottokar.
Darauf handelt er von den Stiftungen der Witwe und ihrem
Tode, wovon in der Reimchronik nichts zu finden ist. Endlich
lässt Hagen noch ein eigenes Capitel von den Töchtern Albrechts
folgen, ähnlich dem früher stehenden, in welchem er von dessen
Söhnen gehandelt. Auch darüber findet sich bei Ottokar nichts.
Hagen ist über diese Dinge sehr ausfuhrlich. Während sich
also Hagen an den ersten Theil der Reimchronik Schritt för
Schritt anlehnt, ist eine Benützung des zweiten Theiles in keiner
Weise bemerkbar. Offenbar ist ihm also eine Handschrift von
1 Eine ähnliche Bemerkung steht in dem Fragmentum historicum de qua-
tuor Älbertis bei Pez II., p. 383.
2 D. GeflchichtsqueUen, 2. A., p. 220.
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316
Ottokars Reimchronik vorgelegen^ welche nur den ersten bis
zum 651. Capitel reichenden Theil enthielt.
Für jene Theile seines Werkes, welche der Verfasser, wie
eben angedeutet, nicht aus der Reimchronik geschöpft hat, ist
ihm ein anderes Werk vorgelegen, nämlich ,das Buch von
dem Ursprung der durchlauchtigen Fürsten von Oester-
reich', welches aus dem Kloster Königsfelden stammte. Dieses
Werk ist allerdings nicht erhalten, aber im Jahre 1442 hat
ein gewisser ,Clevi Fryger von Waldshut', der sich Lehr-
meister nennt, einen Auszug daraus gemacht und in der Ein-
leitung dazu erwähnt er, dass seine Vorlage aus zwei Theilen
bestanden hätte, von denen der erste in dreissig Capiteln die
Zeit von 1251 bis zur Gründung des Klosters Königsfelden,
der zweite in einunddreissig Capiteln die Geschichte der Königin
Agnes von Ungarn, der Tochter des Königs Albrecht I. be-
handelt haben soll.* Vergleicht man nun den Auszug Frygers
mit Hagen, so bemerkt man eine so auffallende Uebereinstim-
mung, dass, da an eine gegenseitige Benützung nicht gedacht
werden kann, angenommen werden muss, es sei die Vorlage
beider eine und dieselbe gewesen.
Fryger beginnt mit König Conrad, dem Sohne Kaiser
Friedrichs II. und konmit dann auf Ferdinand von Castilien,
unter dem sich in Toledo das Wunder mit dem Felsen ereig-
nete, der sich spaltete und ein Buch an das Tageslicht förderte,
welches hebräisch, griechisch und lateinisch geschrieben war.
In dem ,Von pabst Vrban' überschriebenen Capitel setzte Hagen
die Geschichte seit Friedrichs IL Tod fort;^ er handelt mit den-
selben Worten wie Fryger von König Conrad, Ferdinand und
dem Wunder bei Toledo. Er vertheilt aber die in seiner Vor-
lage gefundenen Nachrichten, wie dies die Benützung der aus-
führlichen Reimchronik, die er seinem Werke doch eigentlich
zu Grunde legt, erfordert. Die nächsten Nachrichten der Königs-
felder Quelle, welche sich schon mit Rudolf von Habsburg be-
schäftigen, kann Hagen daher erst nach der Darstellung einer
grossen Zahl von Ereignissen verwenden, nämlich in dem
1 Lorenz, G.Q., I. p. 223. Frygers Arbeit steht als Chronicou Koenigs-
veldense bei M. Ger her t de translatis Habsborgo-Aastriacoram princi-
pum . . cadaveribus etc. 1772, p. 86—113.
3 Pez, Scr. I. 1071, wo die Ueberscbrift eine andere ist
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Capitel: ^Von dem vonHabspurg/' Die den Anfang dieses Capitels
bildende Prophezeiung hat zwar Hagen allein, aber dann stimmen
er und Fryger so vollkommen überein, dass auch die gleichen
Fehler sich zeigen.^ Das Abenteuer mit dem Priester steht
auch bei Fryger, so dass also diese Erzählung zum ersten Male
in den Königsfelder Quellen aufgezeichnet worden ist. Gleich
darauf gehen diese auf die Familienverhältnisse des neuen
Reichsoberhauptes über, in welcher Anordnung ihnen Hagen
folgt. Hier möchte ich einen Beweis der vollkommenen Ueber-
einstimmung beider Schriftsteller geben.
Hagen:
Der selb graff Rudolf
name ain weib von dem ge-
slächte der graffen von Hohen-
berg, dew was genennet fraw
Anna durchleuchtigew vnd ain
minnerin aller tugent. Dew ge-
par im drei sün vnd darnach
sechs tochter. Der erst sun
ward Rudolf genennet^ der ain
petgenossin von dem geslächte
des chüniges von Pehaim (nam)
vnd gepar durch sy Johannem
ainherczogen, der hernach seinn
vetteren chünig Albrechten hat
getöttet. Darnach ward graflFRu-
dolffen ain sun geporei\ Hart-
mannus genennet, der ertrankch
in des Reynes flüet an ainem
fürt, der do Eopolcz ist ge-
nennet. Darnach ward im der
dritt sun geporen genennet
Albertus etc.
Darauf spricht Fryger in dem Capitel ,Von VI tochtern*
von der weiblichen Nachkommenschaft Rudolfs, aber er zählt trotz
« Das. p. 1083.
^ So da, wo von dem Einflasse des Bischofs von Basel Heinrich von Jsin'
auf die Wahl Rudolfs gesprochen wird.
Fryger:
Ruodolff der erst nam ein
gemahel von dem hus der grafifen
von Hohenberg, die was ein
durlüchtige frow der tugen-
den, ein besunder minnerin aller
guter götlicher dingen, die ge-
bar im dryg sün vnd sechs
tochtren. Der erst geborn sun
hiess Ruodolff, dem wart geben
des kungss tochter von Behein,
die gebar herzog Hansen, von
deswegen hernach kung Al-
brecht erslagen wart. Der ander
sun hiess Hartman, der ertrank
in dem Rin ze Eobolz. Der
drit hiess Albrecht, der wart
römischer kung.
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der Ueberschrift, welche die richtige Zahl meldet, nur fünf
Töchter auf, indem er Qutta vergisst, statt deren er dementia
mit dem böhmischen König vermählt werden lässt Und ganz
in derselben Weise finden sich König Rudolfs Töchter bei Hagen
besprochen, so dass man wohl anzunehmen berechtigt ist, es
sei der Fehler schon in der gemeinsamen Vorlage vorhanden
gewesen. Und gleich darauf folgt, jedenfalls an einem unpassen-
den Orte, weil bei Hagen darauf erst von Rudolfs Wahl gehandelt
wird, undFryger noch einmal an die Wahl anknüpft, folgender Satz:
Fryger:
E küng Ruodolff kling
wurde, do hat er erstritten
Elssass, Brisgow, Ergow, Tur-
gow, Burgund vnd streitt vnd
überwand den Gräffen von Sa-
phöw vnd
demütiget den bischoff von
Strasburg vnd von Basel. Do
er aber bestät wart vnd gekrönt
künig, do streit er mit dem
lantgräffen von Türingen vnd
macht in gehorsam vnd vnder-
tän dem heiligen rieh.
Hagen:
Da her Rudolf noch lant-
graf was, do was er ain stren-
ger Überbinder der herren vnd
der lande, dew bey im waren
gelegen als Elsazz, Preisgaw,
Ergaw, Turgaw, Burgunden.
Auch überband er erleich heren
Petern den graffen von Saphoy.
Auch zamt er dew bischoff von
Strazburg vnd Basel, aber do
er bestätt ward vnd gechrönet,
do notet er den lantgräffen von
Thüringen, das er must vn-
dertan werden dem römischen
reich.
Jetzt folgt, wie erwähnt, bei Hagen erst die Wahl Rudolfs.
Fryger gibt jetzt eine dürftige Geschichte der Regierung Kaiser
Rudolfs, während Hagen sich wieder der Reimchronik zuwendet
und derselben in ausführlicher Weise folgt. Erst sein Capitel
,Von den sünen herczog Albrechts' trifft wieder mit den Königs-
felder Nachrichten zusammen. Er schliesst sich hier wieder
ganz an sie an, doch so, dass er die Söhne Albrechts unmittelbar
nacheinander behandelt, während bei Fryger Manches zwischen
sie eingeschoben wird. Bei Fryger folgen gleich Albrechts
Töchter, Hagen dagegen handelt jetzt von der an Albrecht ver-
suchten Vergiftung, von seiner Wahl und Regierung und seinem
Tode, der, wie ich oben schon hervorgehoben habe, in anderer
Weise erzählt wird als in der Reimchronik. Einige Satze
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stimmen ganz mit Fryger überein; doch ist Hagen etwas aus-
führlicher; sicher bleibt^ dass auch hier Fryger und Hagen nach
der gleichen Vorlage gearbeitet haben. Auch über die Verfolgung
der Mörder ist Hagen ausführlicher, doch stimmt das, was
Fryger bietet, mit Hagen überein bis auf die Nachricht vom
Tode Johannes. Fryger erzählt: Jtem etlich sagent, das hertzog
Hans zuo Parys gevangen wurd vnd daselbst stürbe Hagen
dagegen: ßi sprechent auch das herczog Johanns ain haubt-
man der sunder in Tuscan ze Peiss sey verdorben^
Das nun bei Hagen folgende Capitel über die könig-
liche Witwe Elisabeth stimmt mit Fryger überein, doch weiss
Hagen stellenweise mehr, andererseits aber auch weniger; aber
auch hier gibt es Punkte, die wörtlich übereinstimmen. Und
jetzt erst handelt Hagen von den Töchtern Albrechts und am
ausführlichsten von der Königin von Ungarn, der ja der ganze
zweite Theil des Königsfelder Geschichtswerkes gewidmet war.
Auch hier ist die Uebereinstimmung eine so auffallende, dass
beidfi aus gemeinsamer Quelle geschöpft haben müssen. Diese
Uebereinstimmung reicht bis über die Mitte des vierzehnten
Jahrhunderts hinüber, denn selbst bei Herzog Rudolf IV. muss
Hagen dieselbe Vorlage benützt haben. Fryger sagt von diesem
Herzoge: ,Der was über allmäss ein sinnricher herre. Er machet
figurn vnd buochstaben die sidenher nie gesehen wurden, durch
die er o£fnet heimliche ding vnd bekant das verborgen was.
Edel gestein bekant er vss der mässen wol vnd ander vil
guoter vnd grosser natürlicher art hat er an ihm^ Bei Hagen
lautet diese Stelle: ,Er was . ain Jüngling erlawcht mit sinne,
wanne er mach new figuren vnd puchstaben, dew vormals nie
dhain aug het gesehen, mit den schraib er seinen gehaimen
sein grosse vnd haimleich sach, so sy nicht bey im waren.
Er was auch gar ain chluger eruorscher vnd kenner iegleicher
edler staine^ ^
Das von Hagen und Fryger benützte Original muss in
der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts geschrieben
worden sein. Die Königin Agnes, deren Lebensbeschreibung
im zweiten Theil enthalten ist, starb 1364. Bald nachher wird
wohl das Werk in Angriff genommen worden sein. Uebrigens
Auch bei den Angaben ttber Friedrich des Schönen Familie haben Frjger
und Hagen dieselben Unrichtigkeiten.
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320
enthält es in dem Capitel: ^Von Lupoiden seit es hie^* eine
Angabe, mit welcher eine genauere Zeitbestimmung möglich
ist. Dort wird erzählt, dass die zweite Tochter Leopolds,
Agnes, einen ,herczogen von Polanden' (Bolko von SchweidnitE)
geheiratet und dann bemerkt: ,Die hette bi kurzen ziten noch
gelept^ Sie ist aber am 2. Februar 1392 gestorben, bald
nachher müsste also das Capitel geschrieben worden sein,
wenn nicht etwa diese Bemerkung erst später eingeschoben
worden ist. Ich muss auf diese Sache noch einmal zurück-
kommen.
Mit dem vierzehnten Jahrhunderte wird Hagens Elrzäh-
lung sehr mager. Von Kaiser Heinrich VII. wird fast nichts
berichtet als seine Vergiftung, worauf wieder ein von den
Päpsten handelndes Capitel folgt, das im Drucke bei Pez fehlt
Hagen spricht in diesem von Benedict XI., Clemens V.,
Johann XXII., Innocenz VI., Urban V., Gregor XI., worauf
das Schisma angedeutet wird. Wenig wird von Ludwig dem
Baiern erzählt, über Friedrich den Schönen werden unrichtige
Angaben gemacht, ebenso ungenügend ist die Geschichte
Karls IV. behandelt, nicht einmal sein Todesjahr ist richtig
ang^eben. Etwas ausführlicher ist er über Albrecht II. von
Oesterreich. Da kann man nach und nach bemerken, dass er
nebst anderen Quellen auch mündliche Berichte^ verwendet
und erst späterhin merkt man, dass er nach eigener Anschauung
arbeitet. Aber was er bietet, ist kaum Geschichte zu nennen. Eben
das Capitel über Albrecht H. enthält eigentlich nur eine Cha-
rakteristik dieses Fürsten nebst einigen Naturereignissen. Ueber-
haupt ist zu bemerken, dass allenthalben den Familienver-
hältnissen der grössere Raum und die grössere Aufinerksamkeit
gespendet wird.
Sehr wenig wird über König Wenzel mitgetheilt Nur
der Tod Johanns von Nepomuk wird angegeben. Ausführ-
licher ist die Chronik über die kirchlichen Angel^^nheiten,
über die neapolitanisch-ungarischen Beziehungen und den Papst
Bonifacius, worauf neuerdings dem ungarischen Reiche ein
grösserer Raum gewidmet wird. Der Rest des Werkes gehört
den Herzogen Rudolf IV., Albrecht III. und Leopold III. und
1 Bei Gerbert p. 94.
3 Einmal wenigstens heisst es hier: ,Ich hub vemomen
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der Fahrt Albrechts IV. nach dem Oriente. Nur über einzelne
Ereignisse, wie über die Schlacht bei Sempach und die ita-
lienischen Verhältnisse wird Hagen etwas ausführlicher. Das
vorletzte Capitel handelt vom Tode Albrechts III. und enthält
eine ausführliche Lobrede auf diesen Fürsten.
Es erübrigt mir nunmehr nur noch auf die Frage ein-
zugehen, woher Hagen seine Papst- und Kaisergeschichten
genommen hat Die gute Meinung, welche ich Anfangs von
Hagens Werk hatte, führte mich zuerst auf den Qedanken,
dass etwa die Kaiserchronik zu Grunde liege; doch musste
bei eingehenderer Betrachtung der Chronik diese gute Meinung
schwinden und wurde nun das Werk des Martin von Troppau
herangezogen. So viel Gemeinsames nun auch Hagen und
Martin haben mögen, so fanden sich doch so viele Verschieden-
heiten, dass auch Martins Chronik nicht als Vorlage angesehen
werden konnte. Vielmehr ist von Hagen jenes Werk benützt
worden, welches unter dem Namen der flores temporum be-
kannt ist und dem Martin Minorita zugeschrieben wird. <
Wort für Wort folgt er seiner Vorlage; Hagens Arbeit besteht
grösstentheils nur in der Uebersetzung und der anderen An-
ordnung des Stoffes: er hat die Päpste und Kaiser in Gruppen
zusammengezogen und ist dabei weder sorgfältig, noch geschickt
genug vorgegangen. Es geschieht ihm, dass er die Regierungs-
zahlen falsch ansetzt und Begebenheiten verschiebt, voraus-
gesetzt, dass nicht die verschiedenen Handschriften des Mino-
riten selbst schon solche Verschiedenheiten aufwiesen. Es darf
nicht beirren, dass Hagen wiederholt Schriftsteller und deren
Werke nennt. So erwähnt er gleich Anfangs Livius und Varro ;
zur Zeit des Papstes Telesphorus, der im zweiten Jahrhunderte
gelebt, gedenkt er des Pompejus Trogus, der ein Geschichts-
werk in vierundvierzig Büchern geschrieben und in Wirklich-
keit früher gelebt; eines Ptolomäus aus Alexandria, eines Ju-
stinus, der ,macht ain puch von des kristentumes geistlichait
vnd raicht das dem chayser, damit er macht, das der chaiser
gütleicher tet den Christen^ Von Julian dem Apostaten erzählt
er, dass er den heiligen Donat martern Hess, der ,daz schul-
püchel den Donat hat gemachte Diese und ähnliche literarische
^ Ausgabe von Eccard, Corpus hist. medii aevi, I, p. 1551. Ueber ihn
Lorenz, G. Q., I, p. 53.
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Notizen fand Hagen bei dem Minoriten Martin vor und er hat
sieb dieselben nicht entgehen lassen.
So gewiss es nun ist; dass unser Chronist vorzugsweise
auf dem Minoriten Martin beruhe^ so machen doch einige kleine
Verschiedenheiten wahrscheinlich, dass er zeitweilig auch das
bekannte Werk des Martin von Troppau zu Rathe gezogen
habe. Es stimmt zwar Hagen auch sehr häufig mit den Melker
Annalen, aber nur in jenen Nachrichten, welche der Chronik
Herrmanns von Reichenau entstammen, und eben diese Chronik
hat auch Martinus Minorita ausgebeutet. Er sagt dies bei
Heinrich HI. selbst : * ,Floruit tunc Hermannus Contractas, qui
cantus plurimos et tractatum Astrolabii multaque utilia mirifice
compilavit et chronicam novi testamenti^ ex qua ego hie plura
notabilia si qua videntur introduxi^
An zwei Beispielen mag man die Art und Weise, wie
Hagen gearbeitet hat, erkennen.
Martinus Minorita.
Decius a. d. CCLII reg-
navit annum unum, menses tres
crudeliter prosequens christia-
nos, quem fugientes Septem fra-
tres Qermani absconderunt se
in monte Celion prope Ephe-
sum in spelunca quam Decius
obstrui praecepit, ut fame in-
terius moverentur, sed ipsi per
annos CXL usque ad tempus
Theodosii imperatoris christia-
nissimi uno somno suavissimo
pbdormierunt ; igitur Decius
dum Sixtum Laurentium alios-
que plurimos occidisset et ipse
a Gothis in Thracia occisus est
sententia juxta Dei.
Hagen.
Decius ward chaiser nach
Ch. g. zway hundert vnd zway
und flimczig jar; er tet dew
sibent persecution der christen-
hait nach Neronem. Vnd dew
siben slaffär fluhen in ain ge-
pirge pey Ephesim haisset Ei-
lion, da lies des perges lug
Decius gar vermachen, dew
slieffen do vierczig vod hun-
dert jar.
Decius töttet sand Sixtum
vnd sand Laurentium, darnach
in Chriechen von gottis derselb
Decius ward erslagen.
Martin von Troppau erzählt die Geschichte von den sieben
Schläfern nicht, hat auch andere Zahlen, aber er hat den Satz,
Eccard p. 1617.
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323
der auch bei Hagen steht: ^Decius septimam dedit perseca-
cionem christianis^
Ein asweites Beispiel sei aus späterer Zeit genommen:
Martinus Minorita.
Benedictus IX. denuo est
electus succedenti sibi Johanni
archipresbytero rudi et illite-
rato, qui causa officii exequendi
alium secum consecrari fecit,
quod cum nuUi placeret qui-
dam Gratianus data magna pe-
eunia papatum obtinuit. Igitur
Heinricus Imperator veniens
omnes amovit et Sweigerum
Babenbergensem episcopum pa-
pam fecit.
Hagen.
Benedictus der neunt ward
pabst nach Ch. g. tausent ains
und dreissig jar. Johannes ward
nach im erweit; der was vn-
gelert darumb er in dem ampt
ainn hel&r müest haben^ das
dem volkch missuiel. Her Gra-
danus gab dew weil gelt^ das
er cham^zu der pabstei. Chtinig
Heinreich fürt mit im ain pi-
schoff von Pabenberg gen Rom^
der was Swiger genennet; der
ward zu ainem pabst do ge-
macht.
Den folgenden Papst Silvester IH. führt der Minorite
nicht an, sondern geht gleich auf Gregor VI. über; Martin
von Troppau aber sagt dann: ^Sylvester III. sedit diebus 56^;
was Hagen zu zwei Monaten abrundet: ^Silvester der dritt was
pabst zwai mäned^
£s sei nun auch ein Beispiel dafür geboten^ dass Hagen
manchmal ungenau gearbeitet hat. Nach Papst Felix folgen
bei Martinus Minorita
Euthicianus papa
XXVII; sedit annum unum a.
d. CCLXXII passus sub Au-
reliano.
Eucharius p. XXVIII;
sedit menses X; passus sub im-
peratore Probe, constituit be-
nedici uvas.
G e t i u s papa XXIX,
sedit annis XI, menses IUI
a. d. CCLXXVni; constituit
bei Hagen
Eucharius der achtvnd
zwainczigst pabst nach Ch. g.
zwaihundert acht vnd sibenczig
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gradus sacrorum ordinum puta
Hostiarius, Lector, Exorcista^
AccolituB, passuB est sub Dio-
cletiano suo cognato, cum nollet
SuBannam filiam fratris sui dare
uxorem filio Diocletiani Maxi-
miano.
jar. Er saczt was weich (!) w&r
hostiaiy, Exorciste^ Acoliti, sab-
diaconi, diaconi, priester vnd
bischoff; der ward vnder Dio-
cletiano gemartert.
Bonif acius primus papa
XLIIII; sedit annos duos, men-
ses VII.
Celestinus primus papa
XLV. a. d. CCCCXXVIII, sedit
annis VII . . . misit in Hyber-
niam sanctum Patercium filium
sororis s. Martini^ qui totam
Hyberniam convertit . . .
BonifaciuB der erst ward
pabst nach Ch. g. vierhundert
acht vnd zwainczig jar. Ersant
sand Patricum sand Marteins
swester sun gen Ybemiam, der
das laut zu dem christentumb
bechert.
Wo Hagen bei dem Minoriten Martin und Martin von
Troppau Verschiedenheiten in den Papst- und Kaiserreihen
vorfand, suchte er, wie es scheint, zu vermitteln, brachte aber
dadurch eine noch grössere Verwirrung zu Stande. Abgesehen
davon bildet aber Martin der Minorite fortwährend die Grund-
lage seiner Arbeit; die Geschichte von der Päpstin Johanna,
die Einsetzung der sieben KurfUrsten finden sich bei dem Mino-
riten wie bei Hagen; letzterer ist bei der Erzählung der Ein-
setzung des KurfUrstencoUegiums insoferne ausführlicher, als
er sie einzeln anfUhrt. Bei Lothar, Friedrich I. und Heinrich VI.
jedoch bietet Hagen einige Nachrichten, die sich bei den beiden
Martinen nicht vorfinden.
So glaube ich denn nachgewiesen zu haben, dass Hagens
österreichische Chronik bis in das vierzehnte Jahrhundert hin-
ein ein unselbstständiges Werk ist und als Geschichtsquelle nicht
betrachtet werden kann. Als von ihm benützte Werke habe
ich erwiesen: die flores temporum des Martinus Minorita, die
Chronik des Martin von Troppau, die Vita s. Maximiliani,
Enenkels Fürstenbuch von Oesterreich und Steyrland, den
ersten Theil von Ottokars Reimchronik und das Buch von dem
Ursprünge der Fürsten von Oesterreich, das aber nicht mehr
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erhalten zu sein scheint. ^ Pez hatte vollkommen Rechte den
älteren Theil der Chronik ungedruckt zu lassen; er hätte viel-
leicht noch mehr weggelassen^ wenn ihm der Zusammenhang
der Chronik mit anderen Quellen klar gewesen wäre. Fttr das
vierzehnte Jahrhundert wird Hagen auch ferner, wenigstens
theilweise, als Quelle dienen können, wenn auch leider die
Ausbeute, die er da gewährt, nur dürftig ist. Hagen ist ein
Sklave seiner Vorlage; ist diese ausführlich, so erzählt auch
er weitschweifig; ist sie kurz, so ist auch Hagens Darstellung
inhaltsleer. Und wo er auf eigene Anschauung angewiesen ist,
erfahrt man an Thatsachen kaum Nennenswerthes. Das Gelesene
und Erlebte zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, hat
er nicht verstanden. Eine tiefere historische Auffassung findet
sich nirgends, selten tritt er mit seiner eigenen Anschauung
hervor. Trotz der unbedeutenden Stelle aber, welche Hagens
Chronik unter den Quellen der österreichischen Geschichte
einzunehmen hat, gewährt es doch ein gewisses literarisches
Interesse, den Verfasser des merkwürdigen Werkes kennen zu
lernen. Von diesem habe ich nunmehr zu reden.
II,
Der Verfasser der Chronik.
Bekanntlich ist man über den Namen des Verfassers der
Chronik im Unklaren. Die in der herzoglichen Bibliothek zu
Gotha befindliche Handschrift ^ trägt folgenden Titel: ,Disz
hoehloblichen landts fursten vnd erczhertzogthumb Osterreich
Anfang vnd herkomenden (I) herm vnd landtsfursten Regirung
bisz auf hertzog Wilhelm vnd hertzog Albrechten ist beschriben
durch den Erbarn Gregorio Hagen im jar 1406^ Diese
Handschrift (Papier, 137 Bl.) enthält zuletzt eine Stammtafel
mit dem Titel: ,Ducum Austriae de Habsburg consanguinitatis
arbor a. d. 1273*, welche von Rudolf I. bis zu den Söhnen
Kaiser Maximilians IL reicht, und ist erst im siebenzehnten
* Hagen bemerkt zwar, dass sein Werk nnr ein Auszug aus einer grösseren
österreichischen Chronik sei; ich halte aber dafür, dass diese Redeweise
nicht ernst zu nehmen sei.
' Herr Dr. W. Perthel hatte die Freundlichkeit, mir die Handschrift nach
Graz zu senden.
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326
Jahrhunderte geschrieben worden. Sie enthält aber gar nicht
das, was man bisher unter Hagens Chronik zu verstehen ge-
wohnt war und was bei Pez gedruckt steht, sondern nur einen
Auszug daraus. Gleich der Anfang der Chronik ist ein ander«*,
als in den übrigen von mir untersuchten Handschriften. Die
Namen der fabelhaften Herzoge haben sich bereits vielfach
verändert, die Päpste fehlen. Bekannte Namen sind ai^ ver-
stümmelt: statt Eraclius steht Eradius, statt Carolus gar Ra-
bolus. Viele Capitel sind stark gekürzt. Der Schluss des letzten
Capitels lautet: ,Anno M IHI*^ UH in die Nicomedis ist derselb
durchleuchtig fürst (Albrecht IV.) gestorben. Anno M HII*' VI
ist herczog Wilhelm gestorben. Ende dieses buchst
Diese Handschrift enthält auch vierzehn in Farben aus-
geführte Wappenbilder, welche so ziemlich mit denen der
Innsbrucker Handschrift stimmen.
Es ist demnach klar, dass die Gothaer Handschrift nicht
von Gregor Hagen herrührt, sondern dass sie eine Abschrift
von einer solchen ist, welche 1406 ein gewisser Gregor Hagen
geschrieben hat.
Nun aber erklärt Heinrich Gundelfing in seiner Historia
austriaca, ^ dass er für die älteren Zeiten die Chronik eines
gewissen Matthäus benützt habe, und die ersten zwei Bücher
sind, wie aus der Inhaltsangabe bei Kollar zu ersehen ist,
nichts anderes als der ins Lateinische übersetzte Hagen. So
hatte man denn für dieselbe Chronik zwei Verfasser: Gregor
Hagen und Matthäus.
Betrachten wir nun die Handschrift der Universitäts-
bibliothek zu Innsbruck.^ Dieser Pergamentcodex in fol.
enthält hundertsechs Blätter; die Schrift weist auf das Ende
des vierzehnten Jahrhunderts. Am Rande stehen verschiedene
Schlagworte oder Zeichen, wie beispielsweise ein Dolch, wo
im Texte von einer Ermordung die Rede ist. Die Handschrift
ist reich mit Initialen ausgestattet, die entweder einfache
Buchstaben sind oder Bilder enthalten: so sieht man gleich
Anfangs den weisen Seneca, auf fol. 3 Gott Vater, fol. 45
Kaiser Friedrich Barbarossa, fol. 65 König Rudolf in grünem
» Kollar, An*lecta, I. Bd., Nr. 8; Pez, Scr., I, p. 1046.
> Herr Bibliothekar A. Jeitteles war so gütig, mir die Handschrift nach
Graz zu senden.
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Gewände, fol. 95 das Bild Friedrich des Schönen. Sonst
finden sich noch eine Reihe bunter und manchmal ganz sonder-
barer Wappenbilder vor, die im Texte genau beschrieben sind.
Auf fol. lOS** steht von einer Hand des fünfzehnten Jahr-
hujiderts folgender Zusatz: ,Anno domini M IUI*' LVII"<* an
sand Clemententag, der am mittichen vor sand Katreintag vmb
dreu nach mittag ist gestorben der frum fürst kunig Lasla von
Vngeren vnd Pehaym herczog zu Osterreich zu Prag an der
. . ., ^ dem got genad vnd vber sein seil erparmb.^ etc.
In dieser Handschrift nun kommt eine Stelle vor, welche
sich im Drucke in anderer Weise findet, die aber fUr die Zeit
der Entstehung der Handschrift von grosser Bedeutung ist. Beim
Könige Wenzel heisst es; ,Künig Wenczla hat vorte, das ist
in dem jare do man zalt nach Christi gepurd drewczehen-
hundert drew vnd newczig jare in dem maien piderben göt-
leichen phafFen ain lerer in geistleichen rechten genennet
maister Janko jaemerleichen lassen sekchen^ Andere Hand-
schriften haben die Worte ,verte das ist' weggelassen und
dadurch den Text gewissermassen verbessert, da sie ja nach
dem Jahre 1394 geschrieben wurden. Von dem Innsbrucker
Codex darf man also behaupten, dass er, wenigstens die Ge-
schichte König Wenzels, im Jahre 1394 geschrieben wurde.
Von da an wird der Verfasser von Jahr zu Jahr weiter ge-
schrieben haben. Von Papst Bonifacius IX, der 1389 zur Tiara
gelangte, sagt er: ,Der ist ain junger man'; andere Hand-
schriften setzen statt ,ist' das für sie richtige ,war'. Da Boni-
facius im Jahre 1404 starb, so ist unsere Handschrift noch
vor dieser Zeit geschrieben. Von den Söhnen Leopolds III.
spricht der Verfasser immer in der Gegenwart; so sagt er von
Leopold IV.: ,Der ander sun herczog Leupolcz haisset auch
herczog Leupolt, ain gerader vnd starkcher färst, dem ward
frawn Katherina des von Burgundien tochter gegeben ze weibe,
der hat sey darnach gen Swaben gefÜret vnd siezet ycz
mit ir ze hawse da'. Beim vierten Sohne heisst es: ,Der
vierd sun herczog Leupolts von Osterreich haisset herczog
Fridreich, dem ward fraw . . .'. Bei diesem Worte bricht der
^ Statt der Punkte hat die Handschrift eine Lückei welche eine neue Hand
mit dem mit Bleistift geschriebenen Worte ^pestilens* ausgefüllt hat. —
Am Rande steht die Zahl 1457.
ArohiT. Bd. LI. II. H&lfte. 22
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328
Verfasser ab und lässt einen leeren Raum, um später den
Namen der Gemahlin hineinzusetzen. Seine Vermählung erfolgte
1406. Beim ersten Sohne Wilhelm wird von einer Gemahlin
gar nichts erwähnt; wäre er schon vermählt gewesen, Hagen
hätte dies zu erwähnen nicht unterlassen, da er, wie oben
gesagt, gerade solche Familienverhältnisse niemals ausser Acht
lässt. Nun hat sich Wilhelm im Jahre 1400 verheiratet, woraus
geschlossen werden muss, dass die Innsbrucker Handschrift
vor 1400 geschrieben worden, und da das letzte darin erwähnte
Ereigniss, die Fahrt Albrechts IV. nach Jerusalem, in das
Jahr 1398 föllt, so könnte man etwa 1399 als das Jahr der
Entstehung von I ansehen.
Nun komme ich zu jener Handschrift, welche ihrem
Texte nach als die älteste aller anzusehen ist; sie weicht
auch in wesentlichen Stücken von den übrigen ab. Sie be-
findet sich im Besitze des Herrn Grafen Sigmund Attems auf
Schloss Podgora bei Görz^ und trägt auf dem inneren
Deckelblatte die Bemerkung: ,Ex dono Sigismundi comitis ab
Attems, nunc Sigismundi a Gallenberg. Goritiae die 15. novem-
bris 1736'. Zuletzt steht die Bemerkung: ,Das puch ist geendt
worden durch denn Hermanne Talner von Treffen vnd gehört
dem edeln vnd vesten Ludweigen von Kosyagk am sambstag
vor sand Michelstag in dem jar als man schreibt nach Christi
gepurdt vierczehenhundert vnd darnach in dem LVI jare.
Deo gracias^ Eine neuere Anmerkung weist dabei auf ,Aenas
Sylvius epist. 51 ad Joannem Campisium fol. 535^ hin, wo von
einem Bücherabschreiber Talner die Rede ist.
Diese Handschrift nun enthält keine Bilder, weder Ini-
tialen noch Wappen, auch keine leeren Stellen, auf denen
solche angebracht werden sollten, wie dies in einer Wiener
Handschrift der Fall ist. ^ Sonst aber stimmt sie fast durch-
gehends mit I überein. Die Kaiser- und Papstgeschichten sind
bei beiden gleich. Doch lässt sich schon aus einigen wenigen
Verschiedenheiten erkennen, dass der Text der Görzer Hand-
schrift älter ist, als der der Innsbrucker. So beispielsweise bei
einer Stelle in dem Capitel: ,Von der künigin ze Pullen',
' Durch Vermittlung des Herrn Prof. Dr. Arnold von Lnschin- Eben-
ere uth konnte ich die Handachrift in Graz benutzen.
J Hofbibl. Nr. 12645.
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329
welche in Q richtig, in I aber UDabsichtlich, aus Versehen
gekürzt erscheint:
G.
Pabst Vrban seczt si ab
mit dem rechten vnd mit der
vrtail von dem ktinigreicfa vnd
Iren man heren Otten von
Praunsweig vnd volhalfif Karulo
depace desselben kunigreichs
ze Pullen, wann er rechtlich
darzu erbt. Kunig Karel ver-
traib den von Praunsweig vnd
ving sein prüder, der aus der
vankchnüss cham. . . .
Pabst Urban seczt sie ab
mit dem rechten vnd mit der
vrtail von dem künigreich vnd
iren man heren Otten von
Praunsweig
vnd vieng awch sein prüder, der
aws der vankchnüss cham. . . .
Der Sinn ist durch nachlässige Behandlung des Textes
in I. ein anderer geworden. Nur noch zwei Verschiedenheiten
von geringer Bedeutung seien angegeben, wiewohl man daraus
für das Alter der Texte nichts wird folgern können. Aus dem
Capitel, welches von Herzog Leopold III. handelt, seien folgende
zwei Stellen nebeneinander gesetzt:
G.
Der dritt sun herczogLeu-
polts haisset herczog Ernst, ain
frischer jüngling, dem ward
fraw Margareta des herczogin
von Teschen oder Stettin toch-
ter, der alten kayserinn künig
Sigmunds von Vngern mueter
Bwester gegeben ze weib, an
der hat gott vnd dy natur in
schon vnd wol gestalt i^icht
vergessen.
Der dritt sun herczog Leu-
polts haisset herczog Ernst ain
frischer jüngling, dem ward
fraw Margareta des herczogen
von Stetin tochter, der alten
kayserinn künig Sigmunds von
Vngern muter swester gegeben
ze weihe.
G.
Der vierd sun herczog
Leupolts V. 0. haisset herczog
I.
Der vierd sun herczog
Leupolts von O. haisset herczog
22*
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Fridreich, dem ist noch dhain
gemehel geben.
Fridreich, dem ward fraw
(nun eine Lücke).
Wenn ich oben sagte, dass G. und I. fast ganz zusammen-
stimmen, so hat dies nur bis gegen Ende des Capitels Geltung,
welches überschrieben ist: ,Von herczog Leupolten besunder-
leich/ ^ Daran schliesst sich nun ein Abschnitt; den sonst keine
Handschrift aufweist und der die Ueberschrift trägt: ,Ain 1er von
dem streitten/ Diese Lehre schliesst sich unmittelbar an die
Erzählung von der Niederlage Herzogs Leopold bei Sempach
an und gibt Unterricht über das, was ein guter Feldherr im
Kriege zu thun und zu lassen hat um den Sieg zu erringen.
Der Eingang lautet:
Des hochgeporen durchleuchtigisten furstens herczog Leo-
polds von Osterreich vngeordneter streitt ist mir Johanni dem
Seffner dy zeitt techantt der schulen ze Wyenn in geistleichen
rechten als ser zu herczen gangen, daz ich ain sunder ler der
streitt hab gezogen aus den puchern der weisen vnd besunder-
lieh aus dem puch Vegecii, der von der ritterschafft hat
geschriben.
Diese ganze Lehre vom Streite ist eine ohne practische
Kenntniss erfolgte Zusammenstellung von allerlei Definitionen
und Regeln, gezogen aus den heiligen Schriften, Hieronymus,
Augustinus, Isidorus,^ Claudianus,^ Vegecius,^ Sidonius, Jacobus
Aquiensis, Solinus,^ Demascenus, Valerius,^ Josephus Flavius.
Wenigstens werden diese Schriftsteller erwähnt.
Der assyrische König Ninus hat zuerst Krieg geführt
Der Krieg kann nach Isidor ein vierfacher sein. Als der wich-
tigste erscheint der ,gerechte*, der so definirt wird: ,Der
* Pez, Scr. L, p. 1162.
' Isidoras Hispalensis f 636, dessen Werk Ori^nam sen etTmologiamm
Hb. viginti Sefner erwähnt
' Claudios Claudianus, epischer Dichter (Sefner sagt der ,PohettO c. 400
nach Ch.
^ Flavins Vegetius Renatas, Kriegsschriftsteller, schrieb im 4. Jahrhundert
nach Ch. Epitome institutomm rei militaris. (Sefner nennt das Werk ,Ton
der ritterschaft*).
^ Julias Solinus c. 260 nach Ch. schrieb einen Auszug aus der Naturge-
schichte des älteren Plinius.
* Valerius Maximus schrieb 28 — 32 nach Ch. Factorum et dictorum memora-
bilium lib. novem.
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331
gerecht streit ist der von dem cbaiser vnd von dem rechten
erlaubt ist durch widerpringen des erbs oder ze vertreiben dy
veind vnd also was der streit gerecht des edelen Fürsten her-
czog Leupolds von Osterreich, wann er hatt vmb sein vater-
leich erb gestritten/
Zwar sollten auch, meint der Verfasser, die Fürsten fried-
liebend sein; wenn es aber einem Herrscher unmöglich ist,
Frieden zu halten und er Krieg anfangen muss, so soll er zu-
nächst auf den Dienst der Spione ein gutes Augenmerk haben
und die ,hinderhutt' vortheilhaft aufstellen. ,So habent wider
den edlen fursten herczog Leopolden dy Sweinczer gehabt
grossen vortail, wann sy der walstatt all gelegenhait gar wol
Westen. Ich hör auch sagen, das er ab ayner hochen talzu in
gelauffen^ Den nachfolgenden Feind soll man ,in haymlich
gmus vnd inseln^ fuhren. Das Heer wird in mehrere Theile
getheilt, am öftesten in drei. ,Zu der hinderhut sol man getrew
vnd mendleich beherczent leut schiken, wann daran laytt grosser
trost des sigs, als man daz oben in dem dritten puch diser
kronigken mag merkchen ann dem streitt der zwayer fursten
des romischen kunigs chunig Rudolffs von Habspurg vnd kunig
Ottakchers von Peham, des hinderhutt floch ab dem veld;
darumb müst er dernyderligen des Streits.'
Auch eifriges Gebet verhilft zum Si^e. ,Ain soligs hab
ich gesehen von herczog Albrechten; wan in der Tasten, do
man zalt drewczehenhundert viervndnewnczig jar chomen gen
Wyenn in hoff funff starkch palanisch mutwiller vnd mutwillen
do an ritter vnd chnecht, daz si mit in scharff ritten. Dy
wurden des gewert vnd an dem tage des reittens tet der edel
herczog Albrecht daz chrewcz vber sein diener, dyselben diener
gewunnen an all funff ayner nach dem andern den funff pa-
laneren das reytten.
Wenn das Heer geordnet ist, soll der Führer eine Anrede
halten, das Rauben verbieten, zur Tapferkeit aufmuntern und
dem Muthigen Lohn verheissen. ' Nachher folgt das Gebet zu
1 Als Beweise für aUe diese Regelo werden nebst SteUen der heiligen
Schriften auch Vorkommnisse in der Thierwelt verwendet, was ich zur
Charakterisirung der Abhandlung anführe. So heisst es: Jacobus
Aquiensis schreibt, daz der phaw hatt dj natur, wenn man in ansieht
vnd lobt, so zepraitt er sein vedem. Sjdonius schreibt in ayner epi-
steln seitmal das dj leuff der pherd werden mit geschraj geraiczt, michels
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Gott um seinen Beistand^ dann muss man wohl darauf sehen,
dass der Fürst geborgen sei und nicht in Gefahr komme; ^waon
dauon gmütt der ritterlichen wirt gesterkt; dauon stett geschriben
an dem andern puch der kunig, do Dauit solt streiften wider
sein sun Absolon, sprach er zu dem volk: ich will mitt euch
in den streitt; verantwort daz volk, das sol nicht sein, ob wir
flihen oder vnderligen, do ist nicht vil an verloren, wann du
ainiger vmb czehen tausent pist gerait. Es ist pesser, du seist
vns in der stat ze hilff. O wer des hett den edelen fursten
herczog Leopolden vnderweiset, wan er doch vnchrefftig was
vor siechtumb in hennden vnd fuessen.'*
Manchmal freilich ist es nothwendig, dass auch der Fürst
mitkämpft und als Beweis für diese Behauptung wird der Um-
stand ins Feld geführt, dass das Wiesel mit dem Basilisken
kämpft! Ritter und Knechte müssen gelobt und an die tapferen
Thaten ihrer Vorfahren erinnert werden.
Sogar die Flucht wird nach ihren verschiedenen Arten
behandelt: ,dy erst (flucht) ist, wenn der mensch nicht getraut
fuder ze chomen vnd ist der verzagnuss/ . . . jDj ander flucht
ist, wenn dy chrafil der veind dy man fuder treibt vnd haist
der vnerberchait/ . . . ,Der dritt flucht ist, wen ainer vrsack
hat ze flihen vnd dy ist leublich^ So ist David vor Saul geflohen.
Darauf kommt der Verfasser auf die Gefangennahme der
Feinde zu sprechen. Die Gefangenen sind wohl zu behüten
und für diesen Satz wird der Beweis in der Erzählung von
den drei Lehren der gefangenen Nachtigall gefunden, von der
er sagt, dass sie Damascenus in der Geschichte von Barlaam
und Josaphat erzähle. ^ Doch muss man die Gefangenen wieder
auslösen, ,vnd ist ain notdurfft den siechen und den gewunden
vnd erslagen dy lieb der menschait ze erczaigen^ Wenn der
Feind überwunden, verjagt oder gefangen, so ist der Krieg zu
Ende. Ich setze den Schluss von Sefners Abhandlung voll-
ständig her:
mer werdent geraiczt dy leutt, dy naturleich lobs beg«rent, wen man in
dy er vnd lob des si^s vorceelt.
1 Von diesem Siechthum des heiligen Leopold ist in keiner Quelle etwas
zn lesen.
3 Joannes Chrysorrhoas Damascenas f 760 nach Ch., Hauptdogmatiker
der orientalischen Christen und aristotelischer PhUosoph, hat wirklich die
Geschichte von Barlaam und Josaphat geschrieben, in welcher die
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,Wen der veind ist vberwunden oder verjagt oder geuangen^
80 ist geendt der streit, so gehört das der fürst den sein leipp-
lich czusprech, damit er sey erhiczt, daz werden dest beraitter
ob dem forsten not beschech furbas zu streitten vnd zu der
zeitt sullen drew ding beschehen: das erst ist lob vnd dankch
der ritterschaffi; vnd den frumen, dauon schreibt Josephus in
dem subenden puch: Do Titus gesigt, began er ze loben alles
sein volkch vnd verhiess auch den sterkchisten gross gäbe. Daz
ander gehört, daz der fürst merkch dy frumen vnd hab dy für
ander leutt, so tracht furpas yederman nach der frumchait,
wann Tittus aufseczt guidein chron, den dy in dem streitt ett-
was fuer dy andern betten begangen. Daz dritt gehört, das
man denn raub vnd der veindt hab redleich sol tailen; von
dem stett geschriben Judith an dem XV^®" capitel: Do Olofernes
ward getot, wurden dy reub dreyssig tag von dem ysrahelischem
Volk zesam gechlaubt vnd was klanayd warden dy Holofernem
an betten gehört besunderlich dy gaben sy Judith der fraun,
wenn der streitt des fursten sich hat loblich geendt vnd der
fürst erwerleich hat gesigt, so ist zimlich daz sich frew mit
wun daz vatterlich landt vnd daz volkch, darinn sich froloohk
der fürst sich auch frew mit seinen vndertanen vnd das gemain
gutt sol mit rechten ambtlewtten ordenleich sein beseczt.'
Nach dieser Abhandlung folgt keineswegs wie in allen
anderen Handschriften ein Capitel vom Tode des Herzogs Al-
brecht lU. Von diesem ist in G. überhaupt nicht die Rede,
sondern es folgen Nachrichten aus dem Jahre 1387, die sich
auf Salzburg und Oberitalien beziehen. Diese Nachrichten
stehen in keiner anderen Handschrift und finden sich auch
nicht in dem Appendix, welchen Pez seiner Ausgabe der Chronik
aus einer Handschrift des Dominicanerklosters zu Wien hinzu-
gefügt hat. Diese Nachrichten passen ganz gut in die Chronik,
da sie ja die Geschichte fortsetzen, während in den übrigen Hand-
schriften mit einem Sprunge auf das Jahr 1395 übergegangen
erwähote Erzählung enthalten ist. Vgl. Joannis Damasceni opera, Parisüs
1603, p. dlö. Doch möchte ich glauben, dass Sefner sie aus der Legenda
aurea des Jacobus de Voragine genommen habe, wo sie nebst anderen
ähnlichen Erzählungen vorkommt und auch des Damascenus gedacht ist.
Bei dem Minoriten wird die Legenda erwähnt. Vgl. die Ausg. Ton Qrässe.
Lips. 1860, p. 815. Wieland hat sie zu dem Gedichte: Der Vogelsang
und die drei Lehren verwendet
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wird. Da diese Aufzeichnungen übrigens keinen grossen Umfang
haben^ so mögen sie im Anhange vollständig mitgetheilt werden.
Mit diesen Nachrichten endigt die eigentliche Chronik;
was in anderen Handschriften noch von Albrechts III. Tode
und der Meerfahrt Albrechts IV. erzählt wird, ist in der ersten
Recension der Chronik nicht gestanden, wie sich gleich er-
geben wird. Denn in der Oörzer Handschrift folgt den oben
mitgetheilten Mailänder Nachrichten ein kurzer Ueberblick der
gesammten österreichischen Geschichte unter der üeberschrift:
,Recapitulacio koronicze^, damit der Leser die Hauptsachen
sich ins Gedächtniss präge. Dieser kurze Auszug lässt die
ganze erfundene Vorgeschichte bei Seite und beginnt mit dem
Markgrafen Albrecht, dessen Sohn Ernst war. Darin nun wird
von Herzog Albrecht III. als von* einem Lebenden gesprochen,
denn es heisst: ,Herczog Albrecht (IIL) reicht noch heutt
von gots gnaden, der mit ayner hohen schul Oesterreich
hatt gecziert, der pilleich ze loben ist in vil tugenden. Doch
lass ich daz vntterwegen ze g^penwurt, daz ich nicht in ayner
gleichsenhaitt werd gemerkcht, denn ich in meinem besundern
geticht muess lobend
Aus dieser Stelle geht zweierlei hervor: zur Zeit, da der
Verfasser seine Chronik zu Ende brachte, lebte Herzog
Albrecht III. noch. Da nun aber in der vorausgehenden Lehre
vom Streite ein Ereigniss des Jahres 1394 erwähnt wird, so
ist die Chronik 1394 oder in der ersten Hälfte 1395 beendet
worden;* 1395, 24. August ist der Herzog aus dem Leben
geschieden. Damit stimmt nun auch der Satz in der Einleitung,
in welchem von diesem Herzoge gesagt wird, dass er ,zu allen
guten vnd chlugen Sachen besunderleich i s t genaigt^ Der Ver-
fasser sagt ferner, er wolle den noch lebenden Herzog nicht
mehr loben, damit man daran nicht Anlass nehme, ihn wegen
Schmeichelei zu tadeln. Er werde übrigens ein eigenes Lob-
gedicht auf den Herzog machen.
* Deswegen wird man die Bentitsun^ des Bachs von dem Urspnmgre der
Fürsten von Oesterreich, welches, wie oben gesagt wurde, eine Stelle
enthält, die auf das Jahr 1392 deutet, wohl kaum anders erklären können,
als dasB man annimmt, es sei jene Stelle spKter eingefügt worden. Doch
würde auch ohne dies eine Benützung nicht zu den unmöglichen Dingen
gehören.
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So glaube ich deon bewiesen zu haben^ dass der Text
von 6, der älteste^ ursprüngliche ist. Die Handschrift, welche
diesen Text bewahrt, ist allerdings, wie die oben mitgetheilte
Notiz belehrt, erst 1451 geschrieben worden.
Was nun aber das Lobgedicht betrifft, welches der
Chronist abzufassen versprach, so ist ein solches bisher nicht
bekannt geworden. Und es wird auch nicht mehr bekannt
werden, da nach meiner Meinung ein solches Gedicht nicht
geschrieben worden ist. Oder vielmehr: dieses beabsichtigte
Lobgedicht ist nichts anderes, als das Capitel: ,Von herczog
Albrechts tod', welches in den übrigen Handschriften zu finden
ist. ^ Denn dieses ganze Capitel ist ein Lobspruch der Tugenden
des Verstorbenen, wenn auch nicht in Verse gekleidet. Man
beachte nur einmal, wie der Chronist sein Lob einleitet Er
beweist zunächst aus der heiligen Schrift, dass man einen
Menschen bei seinen Lebzeiten nicht preisen dürfe, da es doch
möglich sei, dass er noch schlechte Handlungen ausführe, um
derenwillen das Lob sich in Tadel verkehren müsse. Nun aber
sei der Herzog gestorben: ,al8o mag ich disen fursten nu wol
geloben, wann er ist auf das end sicherleich wol gestanden^*
Eine ,lateinische EpisteP aber über die Vorzüge des Herzogs
scheint er doch geschrieben zu haben, wenigstens wird sich
der folgende Satz nicht anders deuten lassen: Ich ,mag im
layder nicht anders ze dinst tun, nur das ich im wil aus seinn
tugenden in ainer ewigen gedächtnüss machen ain lobleich be-
grebnüss, als ich auch dew in ainer lateinischen epistelen von
im hab geschriben^ Offenbar hatte der Verfasser noch vor dem
Ableben des Herzogs Albrecht seine Chronik abgeschlossen,
dann aber nach 1395 einem neu geschriebenen Exemplare die
letzten zwei Capitel hinzugefügt, dabei aber sowohl die Lehre
vom Streite, als auch die Nachrichten über Salzburg und Ober-
italien weggelassen.
Was endlich die Person des Verfassers betrifft, so beachte
man noch einmal die Namen der Persönlichkeiten, denen man
bisher die Autorschaft zugeschrieben. Auf einer Handschrift
des siebenzehnten Jahrhunderts steht, dass der ehrbare Gregor
Hagen 1406 diese Chronik ,beschrieben' habe; das heisst, die
Chronik, von welcher die Handschrift des siebenzehnten
» Pez, Scr., I, p. Uöö.
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Jahrhunderts eine Abschrift ist. Ganz recht; ein Gregor Hagen
hat 1406 eine Chronik geschrieben, so viel kann man zugeben.
Aber diese Chronik ist, wie oben gesagt wurde, nur ein Aus-
zug aus der Chronik, welche bisher seinen Namen geführt hat
Wenn Hagen nicht ein blosser Abschreiber war, wie Hermann
Talner, so könnte sein Verdienst höchstens darin bestehen,
dass er aus einer umfangreichen Chronik, deren Verfasser
vielleicht auch ihm unbekannt war, einen Auszug machte. Der
Name Matthäus kann, da alle weiteren Nachrichten fehlen, nicht
weiter in Betracht kommen.
Der Verfasser ist vielmehr der Dechant Johann Sefn er
in Wien. Zwar nennt er seinen Namen nur bei dem Capitel
mit der Lehre vom Streite, aber dieses ist nicht etwa blos ein
Anhang zur Chronik, sondern mit dem Inhalte derselben auf
das Genaueste verbunden. Der Verfasser lebte in Wien, denn
wiederholt spricht er von Ereignissen, die in Wien vor-
fielen, mit den Worten : ,hie ze Wien^ Dass er ein Geistlicher
gewesen, wird man aus seiner Belesenheit wohl schliessen
dürfen. Dass er ein Amt am Hofe verwaltet, wie Pez ver-
muthet hat, konnte man für möglich halten, doch war Pez
nicht im Stande, Beweise dafUr vorzubringen. Von dem Hasse,
den er den Juden entgegenbringt, ist schon die Rede gewesen.
Andererseits zeigt er aber gemässigte Anschauungen. Er be-
klagt sehr das Schisma. Alles, sagt er, freut sich der schönen
Frühlingszeit, nur die Kirche trauert, denn ihr sind zwei
Häupter gewachsen wie einem Meerwunder. Und doch soll
der heilige Vater die Seelen erleuchten, wie die Sonne den
Tag erleuchtet: ,nu pannet diser pabst hin vnd jener . her,
darumb dew gancz christenhait ist im panne'.
Der Verfasser nennt sich selbst ,Johann der Seffner dy
zeit techantt der schulen ze Wyenn in geistleichen rechten'.
Um die Zeit, da er seine Chronik geschrieben, war die juri-
dische Facultät für das canonische Recht noch nicht formlich
eingerichtet. ' Das juridische Matrikelbuch beginnt erst mit
dem Jahre 1402 und führen von den ersten fünf Deoanen drei
den Namen Johann : Joannes de Venetiis, Joannes Reutter und
Joannes Sindrami. Ein Johann Sefner wird da nicht erwähnt
Er könnte also inamerhin um 1395 Decan gewesen sein. Die
} Aschbach, Geschichte der Wieoer Universität, I, p. 302 ff.
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Familie Sefner (Safner) ist eine steierische gewesen; denn in
Steiermark gibt es auch einen Bach und auch Orte^ welche
den Namen Safen führen. In steiermärkischen Urkunden
kommen denn auch die Sefner sehr häufig vor. In Urkunden des
vierzehnten Jahrhunderts erscheinen da : Ott der Sefner, Leutold
von Saefen, Chunrad und Vlreich von Saefen^ Benedict von
Sefen, Hans der Sefner. Gerade Hans oder Johann Sefner
tritt in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts oft auf.
Ein Johannes Säfner fjawensis et Aquilegiensis dyocesis er-
scheint als Zeuge in einer zu St. Andrä im I^avantthale aus-
gestellten Urkunde von 1386, 4. April.
Bei der am 5. und 6. März 1387 in St. Lambrecht vor-
genommenen Wahl des Abtes Rudolf Liechtenecker erscheint
neben dem Notar, Magister Heinrich von Iglau, auch Johannes
Sefner baccalaureus in decretis clericus aquilegensis dyocesis
publicus imperiali auctoritate notarius. Am 11. Mai 1391 (zu
Qurk) beauftragen Probst Albrecht und Dechant Heinrich von
Gurk die Pfarrer Johann Seffner zu Rohats und Berchtold
Swelher in St. Hermayor mit der Untersuchung der Elostei^ter
von St. Lambrecht zur Richtigstellung der päpstlichen Ansprüche.
Beide führen den Titel baccalaureus in decretis. Am 29. Mai des
genannten Jahres erstatteten sie zu St. Lambrecht ihren Bericht. >
Wenn nun der in diesen Urkunden genannte Johann Sefner
derselbe ist, welcher als Verfasser der Chronik anzusehen ist,
und der Name sowohl als der Titel treffen zu, so muss er
bald nach 1391 oder noch in diesem Jahre nach Wien über-
siedelt sein ; er sagt ja, dass er in Wien lebe. In steiermär-
kiscjien Urkunden kommt er nach 1391 nicht mehr vor. Dies
kann freilich nicht genügen, aber ich bin im Stande, wenigstens
seine Anwesenheit in Klosterneuburg nachzuweisen. Das von
dem öffentlichen Notar Johannes Sinderami de Heiligenstad,
cleric. Magunt. diocesis am 19. Juli 1399 zu Klöstern euburg
ausgestellte Instrument über die Wahl des Probstes Bartholo-
mäus wurde nebst anderen auch von Johannes dictus Sefner
baccalaureus in decretis presbyter Pataviensis et Salczburgensis
diocesis als Zeuge unterfertigt. ^ Jedenfalls dürfte Johann
1 Nach Urkanden des Landesarchivs in Graz. — V^l. auch Schmuts,
histor.-topogr. Lexicou von Stejermark, III, p. 424. Auch in der Chronik
werden die Sefner einmal erwähnt.
3 Z ei big, Urknndenbuch von Klostemenburg (Fontes XXVIII.), p. 99.
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Sindrami^ der nachmals fünfmal Decan der Juristenfacoltät
(von 1406 — 1420) und zweimal Rector gewesen, schon 1399
der Universität angehört haben und eben damals in Be-
gleitung seines Amtsgenossen Johann Sefner von Wien
zu der genannten Feierlichkeit nach Klostemeuburg ge-
kommen sein.
Aus der Wirksamkeit, die Sefner zuerst in dem der
Diöcese von Aquileja zugehörigen Theile Steiermarks entfidtete,
der vielleicht auch seine Heimat war, lässt sich nun auch seine
Bekanntschaft mit der Gegend um Cilli erklären, die er bei
der Besprechung des Lebens des heiligen Maximilian selbst
hervorhebt und auf die ich schon aufmerksam gemacht habe.
Und eben dort setzt er der Angabe, dass diesem Heiligen zu
Ehren ein Eirchlein erbaut worden, die Bemerkung hinzu, ,daz
man noch siecht vor Cyli', welche gleichfalls fiir eigene An-
schauung sprechen könnte.
Obgleich nun das Meiste, was über die Chronik und
deren Verfasser gesagt wurde, in wünschenswerther Weise zu-
sammenstimmt, so verhehle ich doch nicht, dass ein Umstand
wichtige Bedenken zu erregen im Stande ist. Sefner war noch
1399 wie vorher nur Baccalaureus, ist also zur nächsten Würde,
dem Licentiate nicht vorgeschritten und doch soll er das De-
canat bekleidet haben. In der juridischen Facultät konnten
zwar auch Licentiaten diese Würde erlangen, aber dass dies
auch bei Baccalaureen der Fall gewesen, wird nicht gesagt
Und dennoch muss es so gewesen sein. Am Schlüsse des
vierzehnten Jahrhunderts war ja die juridische Facultät nahe
daran, sich ganz aufzulösen. Von den wenigen Doctoren und
Licentiaten waren einige gestorben und ein Ersatz fiir sie trat
nicht ein. Da mag es wohl vorgekommen sein, dass der Bacca-
laureus Johann Sefner zur Decanwürde gelangte. Hat doch im
Jahre 1408 die juridische Facultät zu ihrem Abgeordneten bei
dem Concilium zu Pisa gleichfalls einen Baccalaureus decre-
torum gesendet.
Nach meiner Meinung ist Johann Sefner im Jahre 1391 nach
Wien gekommen, vielleicht ward er von Herzog Albrecht HL,
dem zu Ehren er seine Chronik schrieb, an die Universität
berufen. Er wäre in diesem Falle eben zu der Zeit nach Wien
gekommen, in welcher der Krieg um Passau, dessen er gedenkt,
noch nicht zu Ende war. Um diese Zeit mag er wohl seine
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339
Chronik zu schreibeu begonnen haben. ^ Dass er sich früher
mit historischen Dingen nicht abgegeben, beweist die Un-
sicherheit seiner Nachrichten bis zu Rudolf IV. herauf; weiss
er doch nicht einmal etwas von der ersten Gründung der Uni-
versität, sondern berichtet nur von dem, was Albrecht III.
g'ethan hat, den er als den Gründer der Hochschule bezeichnet.
Doch sind dies nur Vermuthungen, die sich mir bei der Be-
schäftigung mit Sefners Chronik nach und nach aufdrängten,
und von denen ich nur wünschen könnte, dass sie von der
weiteren Forschung bestätigt oder wenigstens richtig gestellt
würden.
1 £r würde also etwa von 1392 bis 1394 oder 1395 an seiner Chronik
geschrieben haben. Auf seinen Eifer weist er in den ersten Capiteln hin :
yWle wol dise eroniken an dem getichte ist einualtig, doch hab ich mir
darumb offt einn snezzen slaff abgeprochen^
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340
ANHANG.
Von bischolff Pilgram ze Salczpurgk (roth).
Nach Christi gepurdt XIU^ sahen vnd achiczig iar ward
bischolff Pilgram von Salczpurg von den von Payem geuangen
in dem kloster Rotten Haslaw, do sy mit ainander hetten ge-
taidingt vnd ward ge Purckhausen gefurt.
Von dem von Padaw vnd den von Pern (roth).
Nach Christi gepurd XIIP LXXXVII iar hett der von
Pern gros chrieg mit dem alten Francisco von Padaw dem-
selben von Pern, der obgenant von Padaw ains streitts vnd
vechtens hat listichleich obgelegen vnd es gieng demselben
von Pern hernach gar gelukchlich, des ain vrsach gesein mag,
wan derselb von Pern was nicht ain ee kind vnd hett doch
sein prüder getott, der zu der herschafft rechtlich erbt, darnach
Hess der von Pern all sein herrschafft vnd fm* haymlich gen
Veneden vnd der von Mailan Comes virtutum vnderwant sich
derselben herschafft vnd macht sakhman ze Pern.
Wie herr Bamaba von Mailan verdarbe (roth).
Herr Bamaba von Mailan reicht gewaltichleich, doch hett
er villeicht vnsem herrn mit seinen sunden erczumt, wan er
gab sein rechte tochter ze weib durch der geittichait willen
seins bruder herrn Qoliatten sun, der hiess Johannes comes
virtutum vnd drott das pabst Vrban den sechsten halben weg
ab, daz er darzu sein willenn muest geben vnd dei-selb Jo-
hannes comes virtutum gab herrn Barnabas sun hinwider sein
swester ze weib. Ains tags sandt der obgenannt comes virtutum
zu seinem vetter herrn Barnaba vnd empot im, er wolt varen
vber mer, das er zu im chem, so wolt er im all sein herrschafft
vermachen. Nu plendt den von Mailan als ser dy geittichait,
daz er nicht gedacht fursichtichleich was im ze schaden mocht
chomen vnd raitt zu seinem vettern mitt ainem chlain gesind,
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341
do ward er von demselben seinen vetern geuangen. Der vnder-
wandt sich auch der statt ze Mailan vnd desselben herm
schacze gancz vnd derselb herr Bamaba hett ze Mailan vnd
desselben herrn von Mailan snn entrun ettlich vnd also behub
er derselb Johannes virtutum dy gancz herschaft ze Mailan
vnd herr Barnaba von Mailan starb in der venkchnuss.
Wie der von Padaw hat sein herschaft verloren (roth).
Nach Christi gepurt XIIP LXXXVII iar was gross chrieg
in ganczem Vriaul vnd besunderleich dy zwo stett Beyden vnd
Sildatt wüsten sich ser anainander, darunder sich auch der
listig fuchs müscht herr Franciscus der alt von Padaw, ob im
von dem chrieg mocht ain abschrotten widervaren vnd des-
selben iars, do daz volk in der vasten durch antlas willen
ging gen Agla zu vnser frawen schikcht derselb von Padaw
sein soldner gen Agla dy daselbs vill vbel tetten, wan sy pe-
raubten vnser frauen chirchen vnd beslieffen do frauen vnd
junkchfrawen, dy darin andacht waren komen vnd welich frau
oder junkchfrau im wol geuiel, dy furtten sy mit in in das
her, dyselb gross poshait vnser fraw schempleich hat gerochen;
wan all dy schelk, dy dabey sein gewesen; sein ains posen
tods erfunden. Auch hatt vnser libe frau daz gerochen hincz
dem von Padaw, wan im dy zeit komen waz, daz der listig
fuchs solt werden geuangen, wan der von Mailan comes vir-
tutum sich legt für Padaw, der von Padaw lies dasselbs ze
Padaw seinen sun vnd fuer mit seinselbs leib gen Terueis
darnach word getwungen der jung von Padaw, daz er sich
must dem von Mailan ergeben, aber der alt von Padaw wert
sich etwevil lenger ze Terueis, doch must er sich auch er-
geben vnd also verloz der alt von Padaw all sein herrschafft
vnd ward geuangen vnd belaib im nichts anders von seiner
herrschafft newer ain engstlichs vnd traurigs hercz vnd ain
grosser hauffen der sund, wan do er waz in der wirdichait dez
vemam er nicht, darumb ist er geleicht den tieren an der
vnuernufftichait vnd ist in worden gleich; dy Verwandlung
seins glukchs mag wesen ain groses beczaichen andern herrn.
Darumb schreibt Petrus Riga, dy schullen verzweyffeln, dy dy
purd drukcht der schuld vnd dy sich wichein in sunden vnd
kaynerlay tugent nicht ziert. Der von Mailan der plutige wurm
hat verslunden den von Mailan herrn Barnaba vnd den alten
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342
Franciscum von Padaw vor derselben wurms slundt sich woU
bedurffen ander Herrn vnd fursten sein nachpawren fnrzesehen.
Der jung von Padaw must lang pawen daz eilend, doch ist
er darnach mit hilff vnd ratt annder herren hin wider komen
gen Padaw.
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BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE
DES
HUSITISCHEN BEWEGUNG.
lU.
DER TRACTATÜS DE LONGEVO SCHISMATE
DES ABTES lUDOLF VON SA(?AN.
MIT EINER EINLEITUNG, K&ITISCHEN UNS SICHLICHEN ANHEKKUNOEN
HEEAUSOEOKBKB VOM
J. LOSERTH.
▲rehiT. Bd. LI. II. HiUle.
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EINLEITUNG.
Als drittes Stück der »B^^^räge zur Geschichte der husi-
tischen Bewegung' wird in diesen Blättern der ^tractatus de
longevo schismate' des Abtes Ludolf von Sagan nach der ein-
zigen auf uns gekommenen Handschrift der St. Marcusbibliothek
in Venedig mitgetheilt. Der tractatus de longevo schismate
entspricht, wie die unten folgende Untersuchung ergibt, seinem
Titel in keiner Weise und bietet weitaus mehr, als man nach
demselben erwarten sollte.
Entdecker des tractatus de longevo schismate ist Palacky,
welcher in seinem Reiseberichte aus Italien im Jahre 1837 über
denselben die erste Mittheilung gemacht hat. ^ Das Urtheil,
welches Palacky über den Tractat geföllt hat, ist kein günstiges,
trotzdem hat er die verhältnissmässig geringfügigen Stellen,
welche er aus demselben mittheilt und die noch nicht die be-
zeichnendsten sind, sowohl in seiner ,Ge schichte Böhmens',
als auch in seinen ,Urkundlichen Beiträgen' in trefflicher
Weise verwerthet. Palacky's Urtheil ist in unseren Tagen von
einigen Forschem angeführt worden.^ Dass dasselbe zu hart
ist und gewiss nicht auf alle Theile des Tractats ausgedehnt
werden kann, hatte indess schon zwei Jahre nach dem £r-
1 Palacky, ital. Reise im Jahre 1837, Abhandlungen der böhm. Gesellschaft
der Wissenschaften, 5. Folge, Bd. 1. Auszüge aus dem Tractat pag. 96
bis 108. Palacky hat den Verfasser des Tractats nicht erkannt, wiewohl
nach dem Catalogus abbatum Saganensinm im ersten Band der 8S. rer. Sil.
(Breslau 1835) über denselben kein Zweifel sein konnte.
2 Zeissberg, Polnische Geschichtschreibung des Mittelalters pag. 126. Note 6.
Besold, König Sigismund und die Reichskriege gegen die Husiten I.
pag. 14.
23»
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346
scheinen von Palacky's italienischer Reise^ Aschbach in seinem
, Vorbericht' über die vorzüglichsten Quellen und Schriften
zur Geschichte des Constanzer Concils angemerkt.^ Es heisst
daselbst: ,Das Urtheil des böhmischen Geschichtschreibers lautet
nicht ganz günstig über diesen Tractat, doch geht dasselbe
offenbar nur auf das zweite Buch, welches die Husitengeschichte
behandelt und immerhin der gehaltvollen Beschreibung des
Husitenkrieges durch Laurentius von Bfezowa nachstehen mag.
Ausführlichkeit der Erzählung und die häufig beigemischten
Raisonnements, wie man aus den Capitelüberschriften ersieht,
versprechen gerade für die Geschichte des Constanzer Con-
ciliums manches nicht Unbedeutende zu enthalten/ Dagegen
hat Lorenz 2 diesem Theile eine geringere Wichtigkeit bei-
gemessen. Er sagt mit Rücksicht auf eine Stelle, die in der
Zeitschrift für Geschichte und Alterthum Schlesiens ^ abgedruckt
wurde: ,Eine Untersuchung des Inhaltes wäre nöthig — er-
neuerte Behandlung des Gegenstandes erwünscht^
Aber auch von einem anderen Gesichtspunkte aus be-
trachtet, stellt sich nicht blos eine Untersuchung des Tractats,
sondern auch eine Edition desselben als nothwendig heraus.
Um die Geschichtschreibung in Böhmen hat sich aner-
kanntermassen Karl IV. die hervorragendsten Verdienste er-
worben. Wie er selbst in reiferen Jahren zur Feder gegriffen,*
um die ereignissvolle Zeit, da er in die Regierungsgeschäfte
eingeweiht wurde, in ebenso naiver als anschaulicher Weise
darzustellen, so hat er auch auf mehrere seiner Zeitgenossen,
die ihm berufen schienen, befruchtend eingewirkt.^ Von Wenzels
literarischen Neigungen hören wir wenig, höchstens dass er
gelegentlich einmal ein theologisches Thema bei Hof erörtern
liess.^ Was speciell die böhmische Geschichtschreibung seiner
Zeit anbelangt, so ist dieselbe ausserordentlich unbedeutend
gewesen; äusserst rohe Compilationen, meist von geringem
> Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds IL pag. IX.
2 Deutschlands Geschichtsquellen II, pag. 317.
3 Tom XI, pag. 193 (aber in sehr fehlerhafter Weise).
* S. meine Bemerkungen in der Lit Beilage zu den Mittheilungen des
Vereins fär Geschichte der Deutschen in Böhmen XV. Jahrg. pag. 4.
^ Lorenz, Deutschlands Geschichtsquellen Bd. I, §. 23, pag. 254 ff.
^ Beiträge zur Gesch. der hus. Bewegung II, im Archiv f. öst Gesch.
Bd. 57, pag. 250.
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347
Umfange treten an die Stelle von Werken, die wie Karls Selbst-
biographie, oder die Darstellungen der Domherren Franz von
Prag und Benesch von Weitmühl uns eine verhältnissmässig
genaue Anschauung von der Regierung Karls gewähren. Ueber
sehr wichtige Punkte aus der Regierung Wenzels sind wir
daher in sehr ungenügender Weise unterrichtet. Um so
weniger möchten wir deshalb ein Oeschichtswerk entbehren,
welches sich über den grössten Theil der Regierung Wenzels
verbreitet und über die Ereignisse in Böhmen und dessen
Nebenländern nicht wenig schätzenswerthe Daten gibt und
namentlich die husitische Bewegung von ihren Anfängen bis
in das Jahr 1422 verfolgt. Ludolf von Sagan verleiht der
Stimmung der streng kirchlichen Partei, dann auch der deutschen
Landesbewohner, gegen welche jene Bewegung nicht in letzter
Linie gerichtet war, lebhaften Ausdruck. Dass seine Dar-
stellung in einem dem Könige Wenzel und dem Husitismus
feindseligen Tone gehalten und daher in einigen Punkten als
einseitig und parteiisch erscheint, .verleiht derselben ihr eigen-
artiges Colorit und ein erhöhtes Interesse.
Das Original des tractatus de longevo ^ schismate oder
wahrscheinlich schon eine noch unter Ludolfs Augen vei*fasste
Abschrift desselben ist dem Kloster Sagan unter Umständen,
welche der Fortsetzer von Ludolfs Klosterchronik näher be-
schreibt, abhanden gekommen. Die Abschrift, welche die
St Marcusbibliothek besitzt, ist nach einer Notiz, die sich am
Schlüsse des Tractates findet, im Jahre 1466 gemacht worden.^
Der Codex trägt die Signatur 145. chart. saec. XV. a. 308. I.
212 (alte Signatur Classis X. cod. 188 chart. in Fol.), er ent-
hält 389 Blätter, wie sich aus der Paginirung ergibt, doch
fehlen in der Mitte 10 Blätter, ohne dass, so weit man sieht,
dem Texte etwas mangelt. Die Paginirung ist demnach ange-
legt worden, bevor noch der Codex beschrieben wurde. Am
vorderen inneren Einbanddeckel ist eine Inhaltsangabe des Codex.
Vor denselben findet sich folgende Anmerkung: Hoc volumen
comparavit Nicolaus Tempelfelt ^deBrega sacre theologie professor,
* So schreibt Ludolf das Wort nach der Orthographie seiner Zeit.
2 Et sie est finifl operis 1466 (pars II, cap. 83 des Tractatos).
' Tempelfeld studirte zn Krakan nnd wurde daselbst Doctor der Theologie,
später Domherr bei der Kathedralkirche zu Breslau. Er war, sagt Klose,
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348
cantor ecclesie Wratislaviensis, in quo continentur materie iofra-
Bcripte: und nun folgt das Verzeicliniss des Inhalts. Das erste
Blatt ist ausgerissen, Blatt 2 — 13 leer.
1. Fol. 13. Incipit cronica fratris Martini penitenciarii domini
pape et capellani, reicht bis Fol. 142. ^
2. Chronicon breve Silesiacum fol. 142 — 145. Gedr. in
Wattenbachs Monumenta Lubensia pag. 8 ff.
3. Epytaphia ducum Sleziae. Et primo ducis Boleslai, qui
(fuit) fundator cenobii Lubensis et dominus tocius Slezie.
Fol. 145. Wattenbach, Monumenta Lubensia pag. 15 — 17.
4. Series ducum Wratislaviensium et Glogoviensium. Fol. 146.
Gedr. Monumenta Lubensia pag. 17—19.
5. Tractatus de longevo schismate. Fol. 149 — 238. Auf
Fol. 189»» folgt gleich 199».
6. Incipit chronica Bohemorum des Johannes de Marignola,
nicht vollständig — schliesst mit den Worten: Hie posset
poni decursus imperatorum usque ad Karolnm IV., quod
causa brevitatis Romanorum cronicis relinquamus et ad
materiam nostram chronicarum Boemtcalium rcYertamur.^
7. Aeneas Silvius, Historia Bohemica; ohne Capiteleintheilung,
Fol. 268-336.
8. Zwei Briefe des Aeneas Silvius an Joh. Hinderbach d. d.
1. Juni 1451 und Joh. de Aich vom 31. Jänner 1444.
Fol. 337-352.
einer der ersten Demagogen zu des Königs Ckorgs Zeiten nnd ein eifriger
Gegner des weisen friedsamen Bischofs Jodocus. Um 1471 ist er ge-
sterben, s. Klose^s Darstellung der inneren Verhältnisse der Stadt Breslau
von 1458—1526 in den SS. rer. Sil. III, pag. 332 ff.
> Der Katalog sagt ttber diesen Martinas : praeit prologus edicionis alterins
cum yerbb usque ad Johannem XXI papam, quem proxime seqnitur
historiola de quatuor regnis fol. 13 — 27, foliis vero 29 — 113 extat historia
breviter edita de nativitate salvatoris, praedicacionibus, miraculis, passione,
resurreccione , ascensione et Spiritus sancti missione ex qaatuor evan-
gelistis et Josepho, Eusebio et ex historicis scolasticis ab auctore ano-
nymo, qua parte prima operis Martiniani exhibita Chronicon Martinianum
[foL 113—136] a sancto Silvestro ad Johannem XXI excurrens Romanis
imperatoribus omnino extrusis finit: Hie est finis de pontificibus. Vitae
Nicolai tercii ad Honorium IV leguntur f. 137, 142. Fol. 126 occurrit
fabella Johannae papissae post vitam Leonis V. sub fine. Hio est finis
Bomane cronice pontificum.
> Auf pag. 132 der Ausgabe Dobners Mon. hist. Bohem. tom. II.
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349
9. Civitas iusticie . . . tractatns de virtutibuß. Fol. 355— 377»
10. Legenda de Abgaro rege. Fol. 378*.
11. Inßtitucio letanie. Fol. 378^—380.
12. Historia de sancto Jodoco. Fol. 380—381.
Wie sich aus dem Inhalte entnehmen lässt, ist der Codex
wahrscheinlich in Schlesien geschrieben worden. Mehrere Hände
sind an demselben thätig gewesen. Auf einem Blatte finden
sich die Worte: goth helflf euch.
Der tractatus de longevo schismate ist von einer einzigen
Hand in sehr fehlerhafter Weise geschrieben worden. Hie und
da fehlen einzelne Silben, oft ganze Worte. Verstösse gegen
die Syntax sind nicht selten. Eine grössere Anzahl von Fehlem
lässt sich wohl aus dem Umstände erklären, von welchem uns
die Saganer Elosterchronik erzählt, nämlich dass der Abt
Ludolf eine nahezu unleserliche Schrift gehabt habe, sie mochten
sich demnach schon in jenem Exemplare vorfinden, welches
dem Kloster eigenthümlich zugehörte.
Unter diesen Umständen war es nothwendig, den Text
mit kritischen Erläuterungen zu versehen. Einzelne kleinere
Verstösse, so namentlich, wenn Buchstaben oder Silben aus-
gefallen sind, sind ohne specielle Anmerkung verbessert worden.
An einzelnen Stellen sind auch erläuternde Noten, welche das
Sachliche betreffen, angefUgt worden. Was die Orthographie
anbelangt, so wird ein Hinweis auf die beiden früheren Stücke
meiner Beiträge genügen. ^ In Bezug auf den Inhalt sind
auch in diesem Stücke Theile oder Capitel, die nur religiöse
und zwar zumeist dogmatische Dinge behandeln, sowie auch
jene Stellen, die nichts als leere Phrasen enthalten, hinweg-
gelassen worden. Fand sich in den betreffenden Capiteln ein
bemerkenswerther Satz, so wurde derselbe in die Noten ver-
wiesen. Da überdies eine jede Capitelüberschrift eine voll-
kommen genaue Inhaltsangabe des betreffenden Capitels ent-
hält, so ist nichts übersehen worden, was vom historischen
Standpunkte nur irgendwie von Belang wäre. Die Indices,
die auch am Schlüsse angefUhrt werden, sollen eine rasche
Uebersicht über den Inhalt des Tractatus gewähren.
Für mannigfache Förderung, sei es durch Uebersendung
oder durch Vermittlung der Zusendung von Handschriften oder
8. Archiv f. öst. Gesch. Bd. 6ö, pag. 271.
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350
durch einzelne schätzenswerthe Mittheilungen danke ich dem
hohen k. k. Ministerium fUr Cultus und Unterricht, der Direction
der St. Marcusbibliothek in Venedig, dem Herrn Oberbibliothekar
Dr. Dziatzko in Breslau, dem Herrn Professor Dr. C. Gran-
hagen in Breslau, und dem Vorstande der hiesigen Universitäts-
bibliothek Dr. K. Reifenkugel.
1. Lndolfs Leben nnd Wirken.
Das Augustinerkloster in Sagan ist aus einer zu dem
Sandstift der Augustinerchorherren in Breslau gehörigen
Propstei hervorgegangen.^ Dieselbe befand sich ursprünglich
in Naumburg am Bober bei der Kirche des heil. Bartholomäus
auf dem Berge neben dem Schlosse, woselbst sie von dem Ge-
mahl der heil. Hedwig, dem Herzog Heinrich dem Bärtigen
begründet wurde. Sie ward in der Folge ins Thal verlegt und
zwar in die Nähe des Flusses in die Nachbarschaft der Kirche
zur heil. Jungfrau. Bestimmte Angaben über die Zeit und
die näheren Umstände der Gründung sind schon dem Abte
Ludolf, der nach denselben gespäht hatte, nicht vorgelegen.^
Eine genaue Angabe der Zeit der Gründung, sagt er, vermag
ich nicht zu finden, ich meine jedoch, dass sie um 1217 er-
folgte, denn meines Erinnerns habe ich über das Ordenshaus
von Sagan kein Privilegium von einem älteren Datum gelesen.
Dieses Datum, fUgt Ludolf hinzu, entspreche der Zeit des
Gründers und der seiner Gemahlin, von welcher uns Annalen
und Chroniken und ihre eigene Legende beriditen.^ Das Ab-
hängigkeitsverhältniss vom Sandstifte in Breslau hat Ludolf
entweder nicht gekannt oder es aus leicht begreiflichen Gründen
nicht zugeben wollen. Er zeiht darum diejenigen des Irrthums,
1 S. den Catal. abb. Sag. in Stenzel SS. rer. Sil. I, pag. 176; Hejne,
<}e8ch. des Bisthoms Breslau L Bd. pag. 266.
^ Precisnm et adeqnatum tempns fondacionis inyenire non yaleo, eatimo
tarnen, qood circa annnm 1217, nee enim de antiqoiori data aliqnod
privileg^nm domns Saganensis me memini perlegisse.
' Hec com memorato viro inxta fidem cronicarom et annaliom libronzm,
inxta fidem eciam legende et yite sne proprie tnne temporis vixisae
reperitur.
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351
welche da meinen, dass diese Congregation vom Anfange her
nur eine ländliche Propstei wie etwa jene von Beuthen ge-
wesen sei, sie war vom Anbeginn an eine Propstei mit einem
Convent, d. h. ein vollständiges Kloster.^ Er weist auf ähn-
liche Klöster der Augustiner in Böhmen, Oesterreich und
Sachsen hin, die gleichfalls Pröpste, nicht Aebte an ihrer Spitze
haben. Als dann die Zahl der Mönche und der Umfang der
Besitzungen anwuchs, ward die Propstei zur Abtei, der Propst
zum Abte erhoben, wie dies noch neulich in dem Augustiner-
kloster zu Wittingau geschehen sei.^ Die Gegend und das
Kloster, aus welchem die ersten Mönche kamen, gesteht Ludolf,
nicht in Erfahrung gebracht zu haben. Mit Recht hat jedoch
schon Stenzel bezweifelt,^ dass zur Zeit Ludolfs schon sämmt-
liche Spuren der Besiedlung der Propstei in Naumburg durch
Breslauer Mönche verwischt gewesen seien. Auch über die
ursprüngliche Dotation des Stiftes hat Ludolf kein sicheres
Wissen, sondern nur Vermuthungen,^ er führt eine Reihe von
Ortschaften ^ aus der Umgebung von Naumburg und Sagan an,
von denen er meint, dass das Stift mit ihnen ausgestattet
worden sei. Um das Jahr 1261 ward die Propstei Naumburg zur
Abtei erhoben.^ Nach siebenundsechzigjährigem Bestände ward
die Stiftung unter dem dritten Abt Tylemann nach Sagan verlegt.
Es geschah dies demnach im Jahre 1284. Damals entzog sich
Sagan der Abhängigkeit von dem ehemaligen Mutterkloster, dem
Sandstifte in Breslau.^ Ueber die damalige Lebensweise der Brüder
berichtet Ludolf in wenigen aber recht bezeichnenden Worten:
Als die Brüder von Naumburg nach Sagan, von den Flächen
^ Emmt qni crednnt congpre^aeionem hanc fuisse ab inieio qnandam pre-
positoram ruralem . . erat plennm monasteriam et eUnstrom perfectam.
2 Sicut et noviter in Witchenowe. Das Chorherrenstift daselbst ist 1367 ge-
gründet worden. S. meine Mittheilung eines Nekrologs des Augustiner-
klosters in Wittingau, Mitth. des Vereins f. Gesch. der Deutschen in
Böhmen XVII. IL Heft, pag. 220.
3 SS. rer. Sil. I. pag. 177, Note 6.
* Autumo fnisse.
» Veneiehnet im Cat. abb. Sag. a. a. O. 178.
^ Cat abb. Sag, Fluxerunt a fundacione prima usque ad tempns abbati-
sandi anni circiter qnadraginta duo, vel quadraginta tres, nam circa
annnm domini 1260 Tel 61 primnm prepositnra nostra yidetur in abba-
tiam erecta.
* Heyne a. a. O. pag. 509.
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352
des Waldes in die Mitte des Volkes versetzt wurden^ hatten
sie noch Sitten, welche stark an die Wälder erinnerten. Ihre
Lebensweise; grossentheils bäuerlich und derb, roch mehr nach
der Welt als dem Kloster. Die Mönche gaben sich entweder
ein jeder einzeln in seiner Zelle oder je zwei und zwei, ohne
Rücksicht auf Zeit und Ort zu nehmen, dem Studium des
Trinkens hin: ,denn unter den Brüdern gab es mehrere aus
Polen, und die letzteren geben sich lieber mit dem Trinken,
als dem Beten ab^^ Die Verlegung des Klosters von Naum-
burg nach Sagan hatte auch eine Vermehrung des Besitzes des-
selben zur Folge. Unter den Achten der Folgezeit that sich
der sechste, des Namens Johann durch seine Bauten hervor.'
Unter dem achten Abte Trudwin, welcher sich im Uebrigen
auch um das leibliche Wohl der Brüder grosse Verdienste er-
warb, ^ erfolgte die erste Reform der klösterlichen Zucht, die
allerdings weder umfassend genug gewesen noch besonders tief
gegangen ist und sich gar nicht mit jener vei^leichen lässt,
die ein Menschenalter später von dem Abte Johann II. durch-
geführt wurde. Indess schon die Anfänge und Ansätze zu der
Reform, die Trudwin versuchte, sicherten ihm ein gesegnetes
Andenken im Kloster. ,Das ist*, sagt Ludolf, ,jener Abt Trud-
win, der nicht gestattet hat, dass einer von den Priestern des
Klosters in der Stadt die Beicht eines Kranken höre, wenn er
nicht auch den Leib des Herrn mit sich trage; denn früher
sei es häufig vorgekommen, dass in den Momenten, in denen
der Priester die Beichte hörte, der Begleiter in der Kammer
daneben mit der Magd geilte,^ was durch die Anwesenheit des
heil. Sacramentes verhindert wurde, zu dem sich das Volk
zahlreich hinzudrängte^ Die Strenge des Abtes erregte den
> Fratres igitar de Newlnbnrg in Sag^annm, de campis silye in medinm
popnli translati, silyestres adhnc in moribns erant Stndebant calicibos
epotandis . . nam et plures fratrum Poloni erant in Newinbnrg, qnornm
propriom est, pIns bibere quam orare.
> ErwShlt 1312.
3 Non babebat conyentns tone temporis (Trudwin f 1347) nnnm denarinm
ad pitancias pro collacione yel mensa sed erat qnilibet frater feria secnnda,
qnarta et sabbato de mane in prandio ono pulmento et dnobns oyis et
dimidio caseo contentns.
^ Cat abb. Sag. pag. 186 procatnr in domo, die Uebersetznng nacb Stensel,
Gesch. Schlesiens pag. 352.
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353
Unwillen der Klosterbrüder. Sie verklagten Trudwin, mehr
als zwanzig Anklagepunkte wurden wider denselben erhoben.
Ludolf selbst hat dieselben noch gelesen, sie hatten geringe
Wirkung, denn nach eingehender Untersuchung, die der Bischof
von Breslau veranlasste, ward dem Abte in allen Dingen Recht
gegeben. Von Trudwins Nachfolgern war der erste, Hermann
(1347—1351) ein Gelehrter, der zweite, Theoderich (f 1365)
ein ausgezeichneter Landwirth, ,der Bauern und Höfe und das
Vieh des Klosters eben so genau kannte als seine Brüder im
Convente'. Dessen Nachfolger Nicolaus (f 1376) strebte mit
aller Macht nach der Infel, ohne sie erreichen zu können.
Nach seinem Tode begann unter dem Abte Johann IL eine
neue und nachhaltige Reform der Klosterzucht, an deren Her-
stellung auch jener Mann sehr eifrig mitgewirkt hat, der dem
Kloster in literarischer Beziehung zu einem bedeutenden Rufe
verhelfen hat — Ludolf.
Der Heimatsort Ludolfs ist eben so wenig bekannt, als
das Jahr seiner Geburt, in der einen wie in der anderen Hin-
sicht sind wir auf Vermuthungen angewiesen. Wenn Ludolf
an einer Stelle bemerkt, dass er um das Jahr 1372 als Student
an der Universität in Prag verweilte, so wird man das Jahr
seiner Geburt in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu setzen
geneigt sein. Man wird es eher vor 1350 als nachher ansetzen
dürfen, denn wie uns die Saganer Klosterchronik erzählt, hat
er mit Rücksicht auf sein hohes Alter das Constanzer Concil
nicht besucht.^ Er nennt sich selbst einen Sachsen,^ den säch-
sischen Dialekt hat er, auch als er in Schlesien eine andere
Heimat gefunden, niemals verwinden können, doch rühmt er
von sich, dass er sich trotzdem den Leuten in Sagan in seinen
Predigten recht leicht verständlich zu machen wusste.^ Sein
Heimatsort gehörte der Mainzer Diöcese an, denn wenn auch,
sagt Ludolf, der Erzbischof von Mainz seine hauptsächliche
Kirche am Rheine hat, so gehört doch Thüringen und Hessen,
1 Qoia ipse yenerandna pater senio et infinnitatibQs y&riifl grayatoa ad id
per se accedere non yalnit. Cat abb. Sag. pag. 277.
^ Ibid. pag. 231 : Hie erat Saxo.
' Hie igitar Lndolfns alienigena in lingna SIesiana impeditns etsi in
tractatibus et locacionibns ydeoma Saganense minus noyerit, populo tarnen
8X10 per se predicans intelligibiliter satis locntns fuit, dominus enim dat
verbum eyangeUzantibns.
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354
so wie ein grosser Theil des waldigen Sachsen unmittelbar zu
seiner Diöcese.^
Die Matrikel der juridischen Facultät in Prag erw&hnt
zum Jahre 1373 eines Ludolphns de Eynbeke der sächsischen
Nation angehörig, ebenso zum Jahre 1375 eines Ludolphus
Robelow.^ Gegen die Identität des späteren Saganer Abtes
mit Ludolphus Robelow spräche der Umstand, dass er im
Jahre 1375 wohl kaum mehr an der Universität verweilte, der
er schon vor der Loslösung der juridischen Facultät aus ihrem
bisherigen Verbände (im Jahre 1372) angehört hatte. Am
ehesten würde noch die Annahme seiner Herkunft aus Einbeck
zutreffend sein, dieser Ort gehört zum sächsischen Gebiete und
zur Mainzer Diöcese.^
Seines Aufenthaltes in Prag gedenkt er an mehreren
Stellen. £i* sah noch den vollen Glanz und erlebte die Blüthe
dieser Hochschule in den letzten Jahren des Kaisers Karl. Zum
ersten Male erinnert er sich bei der Nachricht von der grau-
samen Wuth, mit welcher die Husiten in Königsaal gehaust
haben, an die Zeit, da er in Prag verweilte. Er gedenkt des
reinen und erhebenden Eindrucks, den er erhielt, wenn er von
dort aus das benachbarte Stift besuchte. Das kann, sagt
Ludolf, der Schreiber dieser Zeilen wohl bezeugen, dass er
niemals einen lieblicheren Tempel Gottes gesehen habe, als
dieses Kloster. ,E^ war vor allen übrigen Gotteshäusern von
Aussen und Innen so herrlich geschmückt, dass man beim
Eintritt sowohl als beim Ausgang unwillkürlich an die Schön-
heit des himmlischen Saales^ gemahnt wurde^. Ein anderes
Mal^ denkt er an den Verfall von Prag: ,Wenn die Husiten
diese Stadt in ihren Schreiben die berühmte nennen, so lasse
1 EpUcopnB (sie!) qoippe Mag^tinensis etsi in Reoo soam ecdesiazn prin-
cipalem habeat, tota tarnen Thuringia et Hassia et magna pars Saxonie
nemoralis ad immediatam diocenim suam spectat
9 Mon. hist. nniT. Prag. II. 120, 122, die Späteren des Namens Lndolf können
hier nicht mehr berücksichtigt werden, da Lndolf damals nachweisbar
schon in Sagan lebte.
3 In der Nähe von einer grösseren Aneahl Diöcesen, s. Spruner, Handatlas.
Damm wird wohl der Umstand: ein Ort in Sachsen und doch sü Mainz
gehörig, betont.
* Ein Wortspiel: aula regia und aula celestis. Tract de long, schis. I,
cap. 116.
5 Ibid. lib. II, cap. 69.
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355
sich das jetzt nicht yollkommen rechtfertigend In jenen alten
Tagen sei dies freilich ganz anders gewesen, da habe die Stadt
nicht des Ansehens in Bezug auf Sitte und Tugend und Wissen-
schaft entbehrt, welches sie dann hinterher verlor, durch all
das, was in derselben geschehen. Davon kann ich wohl —
sagt er — ein Sohn beider Universitäten, der viel mit eigenen
Augen gesehen, schreiben. Ich war nämlich ein Mitglied dieser
hohen Schule, da sie noch eine einige war und als sie sich
nachher in zwei Theile schied, gehörte ich jenem an, welcher
die Universität der Juristen genannt wurde. Deshalb habe ich
gemeint, dass ich ein Mitglied beider Universitäten gewesen.
Wenn man sich erinnert, wie es nun an dieser Hochschule
aussehe, so müsse man wohl in die klagenden Verse ausbrechen:
,Carmina qui quondam studio florenti pereg^*,
Flebiles heu mestos cogor inire modos.'
Dem zu Folge hat er am Ausgang der Sechziger und am Anfang
der Siebenziger Jahre des 14. Jahrhunderts in Prag studirt.
Denn nach dem Chronicon universitatis Pragensis * erfolgte die
Trennung, deren Ludolf gedenkt, im Jahre 1372 ; in demselben
Jahre erscheint die Juristenfacultät schon als Juristenuniversität«
In Prag wirkten damals bedeutende Prediger, er mochte den
Konrad von Waldhausen noch gehört haben, da derselbe
erst im Jahre 1369 starb, nach dem Tode des letzteren nahm
Miliö von Kremsier dessen Stelle an der Hauptpfarrkirche im
Teyn ein. Ludolf war Baccalar, als er nach Sagan kam.^
Daselbst wurde er sofort für die Eanzleigeschäfte verwendet, er
lenkte die Kanzlei, selbst konnte er die Oeschäftsstücke nicht
schreiben, da er eine durchaus unleserliche Schrift hatte. Dabei
vernachlässigte er jedoch, wie er ausdrücklich bemerkt, seine
Pastoralpflichten nicht, er schloss sich sehr eng an den Abt an,
als derselbe seine umfassende Reform der Klosterzucht vornahm.
^ Höf ler, Geschieh tschr. d. hus. Bewegung I, pag. 13. Anno domini 1371
in die 8. Georgii facta secundum statuta universitatis eleccione novi
rectoris antiquus rector scilicet Nicolaus Kolpergk eandem non acceptavit.
Sed tercio die congregati cum iuristis alium sibi scilicet comitem de
Bustein (Bernstein) in rectorem elegerunt. Die Zahl 1371 muss jedoch
nach den Mon. bist. univ. Prag II. pag. 28, 58, 85, 119 in 1372 ge-
ändert werden.
3 baccalarius in decretis. SS. rer. SiL I, 231.
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356
Das geschah wie bemerkt unter Johann IL (1376 — 1390).
Derselbe war schon sechzig Jahre, als er zum Äbt gewählt wurde.
Trotz seines Alters besass er jedoch eine seltene Rüstigkeit,
wie er denn im Jahre 1377 die Reise von Sagan nach Arrovaise
— eine Entfernung von 190 — 200 geographischen Meilen' —
ohne besondere Anstrengung zurücklegte. Freilich wusste der
Abt, wo es Noth that, diese seine Rüstigkeit wohl zu verbergen,
zumeist geschah dies, um sich lärmenden Geschäften zu ent-
ziehen. Acht Jahre lang sah man ihn, wenn er sich in adelige
Gesellschaft befand, mühevoll am Stocke dahinschleichen, und
die ganze Zeit hindurch meinte man, sein Ende müsse in der
kürzesten Frist eintreten. ^
Die Zeit des Missbrauches mit den Annaten und päpst-
lichen Provisionen ging auch an Sagan nicht spurlos vorüber.
Johann IL war genöthigt, eine Provision zu erwerben, sonst
hätten wohl entweder er selbst oder seine Nachfolger päpst-
lichen Günstlingen weichen müssen.^ Der Zustand des Augustiner
klosters war in dem Augenblicke als Johann die Leitung des-
. selben übernahm, nichts weniger als ein günstiger. Als Ludolf
in das Kloster kam, fand er die Kloeterzucht in förmlicher
Auflösung. Er selbst hat uns in seiner Elosterchi*onik von den
Zuständen in Sagan ein so beredtes und anschauliches Bild
entworfen, wie wir es nur wünschen können und bei welchem
wir einen Augenblick zu verweilen gedenken, weil es jene
Verhältnisse darstellt, unter denen Ludolfs umfassendere Thätig-
keit begann. Den Verfall der Klosterzucht, meint er, habe
der Umstand herbeigeführt, dass dem einzelnen Mönche der
Privatbesitz nicht verwehrt wurde, ,der Gebrauch des Geldes
war schon seit langer Zeit unter den Brüdern eingebürgert^;^
als man an die Reform der Zustände im Inneren schritt, nahm
^ Die Berechnung nach Stenzel in den SS. rer. Sil. I. 199.
2 Ibid. pag. 200. Simulavit se sepissime ex certa sciencia conun dnoibns et
militibos infirmam et debilem, ambalans ad octo annos in bacolo senectotb
8iie, ut haberet pacem . . . credentes eom minus fortem ex annomm
numero et in brevi moriturum.
' Hie primufl confinnacionem a sede apostolica vel pocius provisionem ob-
tinoit, alias enim et ipse et successores eius per reservatarios graciales
amoti Terieimiliter de sua dignitate fuissent.
^ Fratrea habuerunt usum pecunie .... murmurabant sibi cansantes fieri
Iniuriam.
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357
man ihnen dasselbe unter hinterlistigem Verwände und dem
VerBprechen der Rückgabe ab. Darüber erhoben die Mönche
natürlich ein grosses Geschrei. Sie klagten laut über die Ver-
gewaltigung^ die ihnen zugefügt werde. Der Verkehr der
Mönche mit dem anderen Geschlechte war so ungezwungen als
möglich.
Vom Frühmal bis in die späten Abendstunden sassen die
Mönche bei den Mädchen mit übermässigem Trinken beschäftigt
Die Refectorien > und die dazwischen liegenden Theile des
Hauses waren mit Weibern angefüllt, die hie und da auf ihren
Lagerstätten ruhten.^ Mitunter hatten die Brüder und Canoniker,
die weiblichen Umgang mieden, vor der Menge der Weiber
keinen Platz, um zur bestimmten Stunde ihren Schoppen zu
trinken. Daher standen sie rings um den warmen Kamin und
tranken mitten unter den feui'igen Gesichtern der Weiber
kräftiges Bier und Wein.^ ,0 unerhörte Sache, ruft Ludolf
aus, die Schlange im Busen zu nähren, ohne gebissen zu werden,
das Feuer im Schoosse zu hegen, ohne zu verbrennen. Wahr-
haftig, entweder waren sie Engel oder Sünder. Aber höre nur,
was für Engel!'
,Es mochte wohl sein, dass sie mitunter von den grossen
Werken Gottes redeten, aber sie brachten sicher dabei die
Venus ins Spiel, sie reizten die Lust durch Winke und Zeichen,
mitunter sogar durch Worte und Berührungen, von anderen
Dingen zu schweigen'.^ Es geschah nicht selten, dass das
Refectorium von den Mönchen und Weibern als Tanzsaal be-
nützt wurde.^ Dann kömmt Ludolf auf andere Laster der
Mönche zu reden. ,Gott weiss, sagt er, dass ich nicht lüge,
das Saufen dauerte oft bis Mittemacht, so dass, wenn die Glocke
1 Erant ambo refeotoria (so wird es woU lauten müsseD, nach der Interpunct.
in den S. S. rer. Sil. müsste man refectorium erwarten) et domus inter-
media mulieribus plena recumbentibus hinc inde per contubemia sua.
(Der lat Text drückt demnach die Sache yiel schärfer aus.)
^ Positi itaqne fuerant fratres in Camino ignis carbonum ardencium . . .
inter ignitas mulierum facies cerevisiam fortem bibebant et vinnm.
' Loquebantur interdnm forsitan inter se mutuo dei magnalia, sed venerea
miscebantur, aperiebantnr singnis et nutibus concupiscencie animomm et
aliquando verbis et tactibus, ut de ceteris sileam, clarissime prodebantur.
* Pag. 201 ut in tesümonium magne levitatis et vanitatis in novis missis
fratrum, mulieres cum viris haberent in refectorio eolacium corearum.
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358
zur Mette ertönte^ sich die Säufer noch nicht zur Ruhe gelegt
hatten. Auf derlei Dinge verwandten die Mönche das Qeld,
während ihnen nicht selten das Mönchsgewand fehlte. Ludolf
kannte einen^ der allein auf das Zutrinken, das er den ange-
kommenen Mägden zu Ehren veranstaltete, an einem einigen
Tage drei Groschen verprasste.
Wir müssen es uns versagen auf weitere Einzelnheiten
einzugehen, es gentigt zu bemerken, dass die wichtigsten klöster-
lichen Gebräuche nicht mehr beobachtet wurden und die Mönche
sich die grösste Willkür erlaubten. Habsucht und sittliche
Verkommenheit hatten den grössten Theil von ihnen völlig um-
strickt.* Der Abt Johann hat die Reform des Klosters v<Hn
Jahre 1383 an in eben so umsichtiger als energischer Weise
durchgeführt. Nur eine äusserst geringe Zahl von Mitbrüdem
stand ihm hiebei zur Seite. Ludolf nennt namentlich drei, den
einen von ihnen, Nicolaus Frankenstein, machte der Abt zum
Prior, den zweiten, den Bruder Mathias zum Propst und einen
dritten, dessen Name nicht genannt wird, zum Subprior. Wir
werden nicht irre gehen, wenn wir in dem letzteren Ludolf
sehen, der sich aus Bescheidenheit nicht nennt^ Man kann
dies auch aus dem Umstände ersehen, dass es eben die drei sind,
welche nacheinander die Abtswürde in Sagan erlangt haben.
Diese trugen, wie Ludolf sagt, des Tages Last und Hitze und
den Hass der übrigen Mitbrüder, man nannte sie Neuerer und
Wühler und Leute, die den guten Ruf der Brüder und lobens-
werther Frauen schänden. Der bestgehasste unter ihnen war
jedoch Ludolf, mit dem die unzufriedenen Mönche weder
sprechen noch verkehren noch gemeinschaftlich arbeiten wollten,
sie trugen gegen ihn eine Anzahl von Anklagepunkten zu-
sammen, um ihn von dem Amte eines Subpriors zu entfernen,
was ihnen jedoch nicht gelungen ist, Ludolf blieb sieben Jahre
und eben so viele Wochen in seinem Amte.' Der Abt hatte
< Heyne, Gesch. des Bisthums Breslau ü. 780.
3 Erant aatem execatores reformacionum istarom precipne frater Nicolans
Frankinstein, quem piiorem, frater Mathias, qaem prepositam et quid am
alter, quem suppriorem fecit
3 Inviderunt eis et presertim uni eoram fratres tarn hostiliter, ut quidam
nee sibi loqui, nee sibi conversari nee coUaborare vellent . . Obtulemnt
contra eom articulos multos, ut eam ab officio supprioratus removerent,
sed . . usque ad septem annos et totidem septimanas in officio sno permansit
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359
ihm seine besondere Gunst zugewendet^ was den Neid nicht
weniger aus den älteren Priestern erregtet
Johann II. den man — nicht gerade w^en seiner Diok-
leibigkeit^ denn er war im Gtegentheil recht mager^ als viel-
mehr wegen seines Reichthums an Wissenschaft und Erfahrung
,den Dicken^ genannt hat, war auch ein vortreflFHcher Wirth.
Es gelang ihm nicht nur eine ziemlich bedeutende Schuld in
kurzer Frist abzutragen, sondern auch noch Erwerbungen an
Landbesitz und sonstigem Klostergut zu machen.^
Nach seinem Tode gelangten — ein Umstand, welcher
die Verwunderung Ludolfs hervorrief — jene Männer zur Abts-
würde, die ob ihres Antheils an der Reform des Klosters mehr
gehasst als geliebt waren.^ Ludolf kann das nur der Ein-
wirkung Gottes selbst zuschreiben. Nicolaus II. von Franken-
stein starb noch in demselben Jahre. Ihm folgte der Propst
zum heil. Geiste Mathias durch päbstliche Provision. Denn
die Mehrheit der Stimmen hatte er von Anfang an nicht er-
reichen können und nur dadurch, dass nach der Beendigung
des Scrutiniums ihm noch einige Brüder ihre Stimme gaben,
wurde er gewählt. Dieser uncanonische Vorgang erforderte
die Dispens des päbstlichen Stuhles. Ludolf erzählt nicht viel
des rühmenswerthen aus der Geschichte dieses Abtes, wie es
scheint, hat er von vom herein an seiner Fähigkeit, die Ge-
schicke des Klosters zu lenken, gezweifelt und ihm aus diesem
Grunde bei der Wahl seine Stimme verweigert.^ Die Versuche
dieses Abtes, die Reformen Johanns IL noch weiter zu führen,
schlugen fehl, es fehlte ihm selbst an der nöthigen Beständig-
keit und während er von den Brüdern die stricteste Befolgung
^ Fratri Ludolfo ultra mnltos sacerdotes tribnit, nonnollis canonicis id
egre ferentibns et moleste.
2 Von seiner Sparsamkeit erzählt Ludolf eine köstliche Probe: Seinem
Bruder, der ihn in dringender Weise um ein (beschenk anging, gab er
zwei Paar alte Stiefel. Ueber seine Erwerbungen siehe Stenzel in den
S. S. rer. Sil I. 203 und Heyne a. a. O. pag. 781.
3 Erat incredibile et yidebatur multis impossibile hunc Nicolaum et succes-
Sorem eins Mathiam et quendam alium abbatizare unquam in Sagano
ex eo, quod correctores abusionum . . fratribus essent non favori sed odio.
* Erat tuno quidam frater (dies ist meistens die Weise, wie Ludolf von sich
spricht) qui nee volens eligere hunc vel alium voci sue renunciavit, non
tarnen in publico et hoc ex causa, sed coram scrutatoribus et notario
in occulto.
Archiv. Bd. LX. U. Hilft«. 24
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360
der Regeln verlangte, zog er sich selbst durch Jähzorn und
Ungeduld das Missfallen seiner Mitbrüder zu.^ Ohne Wissen
des Conventes borgte er vom Herzog von Sagan 200 Mark,
welche das Stift, wie Ludolf sagt, nicht zurück gezahlt hatte,
wäre nicht eben der Herzog Gläubiger gewesen. Mit diesem
wollte man natürlich in keinen Streit gerathen. Auch der Auf-
wand des Abtes und sein Hochmuth gab zu Klagen vielfachen
Anlass, wenn er länger gelebt hätte, wäre das Kloster in tiefe
Verschuldung gerathen.^ Er starb, als er die Zurüstungen zu
einer Reise nach Rom traf, am 6. October 1394.
Die Wahl — sie war diesmal einstimmig — fiel auf den
Stiftsprediger Nicolaus von Oppeln,^ der die hohe Würde jedoch
ablehnte. Das Capitel wählte nun auf dem Wege des Com-
promisses Ludolf zum Abte. Ludolf erzählt von einem Traum-
gesicht, welches ihm die Nacht vor seiner Wahl geworden und
das ihm nach sachgemässer Erklärung ein Vorzeichen der
kommenden Dinge zu sein schien. Im Schlafe erschien ihm
nämlich sein leiblicher Bruder mit trauriger Miene ein Gefäss
mit Wasser auf der Schulter tragend und klagend, dass ihm
die Last zu schwer sei. Als Ludolf ihn zu trösten versuchte,
setzte ihm jener das Gef^s vor die Füsse mit den Worten:
,Ich vermag es nicht zu tragen, versucht ihr es denn^ Elaum
war Ludolf vom Schlafe erwacht, so hörte er, dass der Er-
wählte — sein Bruder, aus demselben Schoosse (demselben
Orden nämlich) entsprossen, von demselben Vater gezeugt (von
demselben Abte nämlich mit dem Klostergewande bekl^det
und angenommen) an seiner Thüre poche. Als ihm Ludolf
geöffnet hatte, erklärte er diesem, dass er die Wahl nicht an-
zunehmen vermöge. Nicolaus erhielt hierauf von dem Capitel
das Recht, jene Personen zu bezeichnen, welche die Neuwahl
1 OFdinis namqae in aliis rigorosns execntor, in se ipso non magnnm
exemplnm perfeccionis ostendit, sed sessionibns et dormicionibus deditns
per iram, instabilitatem et impacienciam displicenciam suomm canoni-
corum incurrit. Corrig^batnr caritative et non profuit . .
^ Si longo superyixisset tempore , indebitata fnisset forsitan eccleaia nostra
▼aide.
' Vacante monasterio . . . facto sermone latino in eapitalo et inTocata
Spiritus sancti gracia ut est moris elegenint fratres nnanimiter fratrem
Nicolaom de Opil predioatorem qnasi per modom inspiradoms acclamantes
omnes. Vgl Heyne a. a. O. pag. 783.
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361
vorzunehmen hatten; er wählte nun solche Männer aus^ die
Lndolf zum Abte erkoren. In edler Bescheidenheit zweifelt
der Neugewählte^ der schon vier Jahre nach seiner Wahl über
den Vorgang Bericht erstattete, an der Hinlänglichkeit seiner
eigenen Kräfte. Das Gefäss mit Wasser, dieser Kelch des
Herrn sei zu gefüllt, die Abtswürde voller Sorgen, voll von
Mühsal und Beängstigung und wenn sie leichtsinnig geführt
wird, voll von Gefahren und Sünden. Er denkt an das Ge-
räusch der hohen Herrn, der Ritter, Bürger und Bauern, der
Brüder und Hausgenossen und findet das Wasser in seinem
Gefässe zu hoch und das Gewoge in demselben zu stark. ^
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass Ludolfs Sorge
bei der Uebernahme seiner verantwortungsvollen Würde durch-
aus gerechtfertigt war. Er hat dieselbe in einer schwülen und
gewitterschwangeren Zeit angetreten. Ein Schisma, wie es die
katholische Welt bis dahin noch nicht gesehen, warf ängstliche
Gemüther in ein Meer von Zweifeln und selbst beherztere
Männer wie Ludolf grämten sich Tag und Nacht über das-
selbe, 2 dann begann in der nächsten Umgebung im böhmischen
Lande, ja in Schlesien selbst jene tiefe, religiöse Bewegung,
die sich zum guten Theile auch gegen das Klosterleben als
solches gerichtet hat. Nichts desto weniger genoss Sagan unter
Ludolf mehr als jemals früher die Segnungen des Friedens.
Mehrere Umstände wirkten in dieser Beziehung zusammen.
Zunächst war es ein Verdienst der verwittweten Herzogin
Hedwig, die dem Kloster geneigt war,» dann hatten auch die
inneren Kämpfe, von denen die ältere Geschichte des Klosters
so viel zu erzählen weiss, aufgehört. Was in früheren Tagen
nur selten vorkommen mochte, Abt und Brüder gingen in
ihren Bestrebungen Hand in Hand, ja es kommt vor, dass die
letzteren bei einer Pestgefahr den Abt flehentlich bitten, sein
kostbares Leben nicht auf das Spiel zu setzen und Sagan zu
^ Gravis est ad portandum hec genila aquarum, sonus in eam flactnanrinxn
dominomm, militiiin, civiam et rusticoram. Cat. abb. Sag. pag. 2S1.
^ Cat. abb. Sag. pag. 262: De quo scismate prefatns pater die noctuque
valde dolens ....
' Ib. 234. Eo tempore principabatnr Saganensi districtni venerabtÜs domin»
Hedwigis, relicta »enioris ducis Henrici eratqne pax congrua et mona«
ateno et civibas et toti patrie, qnoniam mnlti propter reverenciam tante
domine rapinis et spolüs pepercere ....
24*
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362
verlassen. Endlich war auch Ludolf der Mann; wie ihn sein
Posten verlangte, er hatte aus der Geschichte seines Vorgängers
kennen gelernt, wie schwierig die Stellung des Abtes wird,
sobald sich derselbe von den übrigen Mönchen abschliesst und
in einseitiger Weise von den letzteren allein sorgsame Befol-
gung der Elosterregel verlangt, für seine eigene Person aber
von derselben entbunden zu sein meint ^
Was seinen Verkehr mit den Klosterbrüdern anbelangt,
so hat er selbst einige bezeichnende Andeutungen gemacht, die
vollständig ausreichen, um seinen Charakter nach dieser Seite
hin zu zeichnen. Was der erste Fortsetzer der Klosterchronik
mehr als ein halbes Jahrhundert später über denselben Q^en-
stand berichtet, ist, wie schon Lorenz bemerkt hat, ^ mit einiger
Vorsicht aufzunehmen. Der Fortsetzer schildert Ludolf als
einen viel strengeren Mann, als der er thatsächlich erscheint
£r verstand es vielmehr eben durch seine Milde sich bei den
Brüdern beliebt zu machen. ^ Selbst den gleichfalls in Sagan
ansässigen Minderbrüdern sah er Manches durch die Finger,
denn eine fromme Eintracht ist zur Ehre Gottes und zur Er-
bauung des Volkes von grösserem Nutzen, als ein yrig^roser'
Streit. Nicht selten hat er in der Earche der Minderbrüder
gepredigt und die Interessen derselben auch auf der Kanzd
der eigenen Kirche nach seinem besten Vermögen gefördert
Von Zeit zu Zeit lud er sie zu Gaste. -^ Da Ludolf die Kloster-
chronik, in der er dies von sich selbst sagt, im Jahre 1398
abgefasst hat und es anderweitig bekannt ist, dass er mehrere
Schriften gegen die Bettelmönche geschrieben,^ so mochte sich
^ Ordinia namque in aliis rigorosus executor in se ipso non ma^nm
exemplnm perfeccionis ostendit .... Corrigebatnr caritaUre et non
profnit . . . wie oben.
2 Geschichtsqaellen a. a. O. pag. 226.
' Daher auch der Tadel gegen seinen Vorgänger : Affabilis . . . sed fratri-
bus se minus acceptam fecit
* Com istis semper pacem habuit et quidquid in eis dissimulare potoit
diflsimolans eos et eonun ecclesiam sepias pro consequenda elemosina in
eoclesia nostra promovit ipsoaque nonnnmquam ad prandiam invitarit,
cessitque magis in landem dei et edificacionem popnli eomm pia in
Christo concordia quam, nt assolet fieri, contenoio rigorosa. Cat
pag. 232.
B 8. Stensel in den SS. rer. Siles. I. pag. 193, Note 3. Etwas nfiberes
über diese Streitschriften habe ich leider nicht erfahren können.
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363
sein Verkehr mit den Minoriten von Sagan in den späteren
Jahren etwas unfreundlicher gestaltet haben.
Von seiner Milde gegen die Klosterbrüder sagt er, dass
er, so sehr er nur immer konnte, um der Eintracht derselben
willen seine Herrschaft gemildert habeJ Er habe desw^en
von vielen Dingen keinen Gebrauch gemacht, die ihm sonst
zugestanden wären. So oft er nur immer konnte, weilte er in
ihrer Mitte, sei es im Chore oder im Refectorium, es musste
ein ganz besonderer Änlass vorhanden sein, wenn er getrennt
von ihnen seine Mahlzeit einnahm. Von seiner Fürsorge für
ihr leibliches Wohl wusste man noch später im Kloster viel
rühmenswerthes zu berichten, er Hess ihnen, heisst es in der
Klosterchronik, was sie brauchten, in vollkommen ausreichen-
dem Maasse darbieten, er selbst trat wohl gelegentlich in die
Küche und sandte, wenn er die Menge der Speisen nicht aus-
reichend fand, den Koch in die Fleischbank.^
Dagegen sah er mit grosser Strenge auf die genaue Ein-
haltung der Kirchenzucht. Der Mönch sollte namentlich von
jenen Fehlem frei sein, die das grösste Aergemiss den Gläu-
bigen verursachen. Geschlechtliche Ausschreitungen der Mönche
hasste er ganz besonders und strafte sie in scharfer Weise. ^
Nicht minder waren ihm Vergehen gegen den angelobten Ge-
horsam verhasst. Von seinem Verfahren gegen einzelne Mönche,
die sich der genannten Vergehen schuldig machten, erzählt die
Klosterchronik einige recht bezeichnende Fälle. ^ Seine Strenge
in dieser Beziehung scheint sprichwörtlich geworden zu sein.
Einer seiner Freunde, der Augustiner Tylemann von Breslau,
^ Quantum enim potuit, semper pro concordia inter fratres habenda suum
regimen temperavit, propter quod eoiam multis, que sibi alias licuissent,
usus non fuit S. Cat. abb. Sag. pag. 232.
3 Fratribus habunde necessaria ministravit, per se frequencius coquinam
intrans et quantum pro fratribus priusquam pro se ad ignem applicatum
foret, inquisivit et si quantum minas sibi Visum fait, mox coquum aut
coquinarium ad maccella misit. Cat. pag. 258.
> Die einzeUien Belege dafür in dem Cat. abb. Sag. pag. 261: Etsi cuncta
vicia persequi nitebatur, mazirae tamen incontinenciamy que pre ceteris
viciis statum religionis maxime dehonestat et scandalum pusillornm adducit.
* Cat. abb. Sag. a. a. O. pag. 261. Jobannem Greyffenberg de incontinencia
saspectum ex nimia familiaritate cuiusdam mulieris acriter in capitulo
(disciplinavit) . . Dann der Vorgang gegen den Mönch Jacob Csswecke \
Vergehen gegen den Gehorsam ibid. pag. 263.
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der einerseits Ludolfs Liebe zu den Mönchen, andererseits
dessen Strenge gegen die Ausartungen derselben kannte, hat
diesem Umstände folgende Verse gewidmet:
Ludolphns Saxo simiiis per omnia taxo^
Non verbis ungit, sed verberibus dare poDgit.
Trotz dieser Strenge war man in Sagan mit Ludolfs Herr-
schaft sehr zufrieden, einige Opposition fand er erst in seinen
letzten Lebensjahren ^ und selbst diese war schwach und traute
sich nicht offen aufzutreten.
Unter so glücklichen Bedingungen gelangte Sagan zu
hoher Blüthe. Damals — so lässt sich die Klosterchronik ^
vernehmen — hatte Sagan einen grossen und berühmten Namen
in allen Ländern der Erde, so dass viele Leute ob des Rufes
dieses ehrwürdigen Abtes die Klosterkutte anzogen. Für die
Kirche und das Kloster, fiir die Bücherei und die kirchlichen
Gewänder sorgte er in sehr eifriger Weise.* Aber auch um
den Zustand der Besitzungen des Klosters hat er sich nicht
wenig gekümmert. £r kannte die einzelnen Bauern in den
zum Stift gehörigen Ortschaften und ihre Eigenschaften sehr
genau. ^ Um in die Besitz Verhältnisse desselben eine feste
Ordnung zu bringen, legte er ein sorgfaltig ausgearbeitetes
Verzeichniss der Besitzungen des Klosters an und verzeichnete
die dem letzteren in den einzelnen Ortschaften zustehenden
Rechte. Dieses Register, schön auf Pergament geschrieben,
findet sich unter dem Namen des liber niger im Archive zu
Liegnitz.^ Vielleicht ist während dieser praktischen Thätigkeit
1 Taxo nach Steozels Erklärung von taxoB, Eibenbaum, hier wegen seine«
zähen, harten Holzes mit den stacheligen Nadeln zum blutig geissein
gewählt.
2 Habuit namque iste pater . . . generacionem iustorum et generacionem
pravam . . . Continebat eciam . . . oves morbidas . . sed hoc latebat ex
parte prefatum venerandum patrem, precipue cum senio et infirmitatibas
. . confectus esset, ibid. pag. 262.
3 Ibid. pag. 268.
* Ibid. pag. 261: Construxit quoque capellam . . . elevando et constmendo
simul liberiam. Cellaria similiter tempore sno constructa sunt. Multos
libros durabiles in pergamono et partim in papiro comparavit . . .
^ Ibid. pag. 2Ö8.
^ Nach einer Mittheilung des Archivsecretärs Dr. Korn bei Heyne a. a. O.
II. pag. 786 Note 2.
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des Abtes in demselben zuerst der Wunsch erwacht, eine
zusammenhängende Geschichte des Klosters zu schreiben. An
analogen Fällen fehlt es nicht. Das Bemühen um die Ord-
nung der Besitzverhältnisse in Eremsmünster hat einstens in
ähnlicher Weise den Grosskelleimeister Sigmar bewogen, eine
Darstellung der Entwicklung seines Klosters zu geben. ^ Neue
Ei-werbungen von Grund und Boden wurden unter Ludolf
nur in äusserst geringfügigem Maasse gemacht; Ludolf erkaufte
die zweite Hälfte des Dorfes Quielitz (eine Meile von Glogau).^
Dagegen wäre es ihm ein leichtes gewesen, die Infel zu er-
langen, sie wurde ihm um den Preis von fünfzig Gulden ange-
boten, er lehnte sie zum Theil aus religiösen Bedenken, zum
^ S. die Kremsmünsterer Geschichtsquellen (Wien 1872) pag. IX ff.
^ S. den Cat abb. Sag. a. a. O. pag. 250, wo die betreffenden Urkunden
von Stenzel erwfihnt werden, vgl. Heyne a. a. O. IL 784. Zur Vervoll-
ständigung theile ich einige Auszüge von Urkunden mit, die sich im
schles. Provinzialarchiv finden, und deren Kenntniss ich dem Herrn Prof.
Dr. C. Grünhagen verdanke. Sie haben, wie Prof. Grünhagen bemerkt,
wenig historischen Inhalt und beanspruchen nur wegen der Persönlichkeit
des Abtes Ludolf ein grösseres Interesse:
1396 Jan. 31. Abt Ludolf über einen Zins in Diebau. Orig. mit Abts-
siegel 175.
1397 Dec. 22. Abt Ludolf über einen Zins in Siegersdorf. Orig. Siegel
verloren 177.
1398 Juni 1. Abt Ludolf über einen Zins an die Krankenanstalt des Stiftes.
Orig. mit Abtssiegel 179.
1401 Dec 12. Abt Ludolf über einen Zinsverkauf. Orig. mit Abtssiegel 185.
1402 o. T. Abt Ludolf über einen Zinsverkauf in Lentschen. Orig. mit
Abtssiegel 186.
1405 Oct. 4. Abt Ludolf verleiht einen Fischteich in Neuenwalde. Orig.
mit Abtssiegel 201.
1407 Sept. 25. Abt Ludolf über einen Verkauf in Kaikreuth. Orig. mit
Abtssiegel 209.
1408 April 1. Abt -Ludolf über einen Verkauf zu Diebau. Orig. mit Abts-
siegel 212.
1411 Jan. 6. Abt Ludolf über einen Verkauf zu Schönbom. Orig. mit
Abtssiegel 221.
1414 März 3. Abt Ludolf über einen Verkauf zu Kaikreuth. Orig. mit
Abtssiegel 225.
1414 Aug. 26. Abt Ludolf über einen Verkauf zu Rengersdorf. Mit Abts-
siegel 229.
1416 Jan. 1. Abt Ludolf über einen Verkauf zu Reichenbach. Büt Abts-
siegel 235.
1417 Oct 3. Abt Ludolf für das Spital des Stiftes. Mit Abtssiegel 242,
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366
Theil auB praktischen Gründen ab.' Er weigerte sich über-
haupt, wie es auch schon seine Vorgänger im Amte gemacht
hatten, Zahlungen an die päpstliche Curie zu leisten und fand
für sein Verhalten einen so triftigen Grund, dass selbst die
Curie keine Einwendungen erheben konnte.^ Trotz des ruhigen
Verkehrs; den Ludolf sowohl mit den Mönchen seines Klosters,
als auch mit den Minoriten in Sagan pflegte, fehlte es seiner
Regierung doch keineswegs an mannigfachen Sorgen und Be-
drängnissen. Man kann hiebei zunächst'' von elementaren Er-
eignissen absehen, wie z. B. von der grossen Krankheit, die
schon im ersten Jahre seiner Regierung in Sagan wüthete und
,eine Säule seines Klosters' — den Bruder Peter von Liegnitz
hinwegraflte. Seine Sorgen und Bedrängnisse waren eine Folge
seines Eifers, mit welchem er gegen jede Verletzung der kirch-
lichen Zucht einschritt, dann seines persönlichen Antheils an
der geistigen Bewegung seiner Zeit und endlich der Zerwürf-
nisse, in welche er mit den Bürgern von Sagan und dem Her-
zoge Johann gerieth. Was den ersten Punkt anbelangt, so ist
über denselben bereits einiges angemerkt worden.
Auch an der geistigen Bewegung seiner Zeit hat Ludolf
einen sehr regen Antheil genommen. Ein treuer und warmer
Anhänger der bestehenden Ordnung trat er allen Neuerungen
mit grosser Entschiedenheit entgegen. Um die Wende des
14. Jahrhunderts in der Zeit als in Böhmen Wicliffs Lehren
Eingang fanden, standen auch in den benachbarten Ländern
in Mähren ^ und Schlesien einzelne Sectirer auf. Im Jahre 1398
> Haie Tiro quidam cartesanorum obtalit se ei et saccessoribas suis im-
petratoram infulam . . . ita quod ipse abbas penes qaendam civem ibidem
qoinqaaginta florenos deponeret ipsi impetratori pro suis laboribus reser-
vandos, at iUe noluit.
3 Abbas in Sagano niehil habet speciale pro camera sua sed omnia, quo
sublevat communitatis sunt . . ab illis enim dignitatibus, que speciales
habent redditus, tollit quod suum est apostolicus.
' Der Cod. II. IV. 2 der Olmtttzer Studienbibliothek enthält aus dieser
Zeit den Widerruf von 18 Artikeln: Iste sunt proposiciones false, erronee
et heretice per me fratrem Wilhelmum de Hildemissen (I). Ein Ver-
seichniss solcher: Articuli erronei secte Waldensium enthält auch der
Cod. I. VII. 32, besonders ausführlich der Cod. unv. Prag. XUI. E. 7.
FoL 17ö. Die Artikel Stephans stimmen mit den daselbst angefahrten
mehrfach überein, so heisst es auch in den letzteren: Item omne iani'
mentum credunt esse mortale peccatum. Item negant purgatorinm! Audiunt
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367
wurde in Breslau ein solcher Namens Stephan in mehr als
50 Artikeln des Irrthums der Lehre geziehen. Seine Artikel,«
von denen die Saganer Elosterchronik einzelne anführt, stimmen
indess weniger mit den irrigen Sätzen WicliffS; als vielmehr
mit den Artikeln der Waldesier überein, wie man dieselben
in Handschriften des ausgehenden 14. Jahrhunderts ziemlich
häufig findet.
Ein besonderer Gelehrter ist der Sectirer nicht gewesen,
er gab nach dem Fortsetzer der Chronik Ludolfs auf kein
Argument eine passende Antwort. Alle Versuche, ihn zu wider-
legen, scheiterten an seinen Entgegnungen, und da er keine
anderen Beweise gegen sich gelten Hess als solche, die der
heiligen Schrift entnommen waren, so behauptete er sich selbst
gegen gelehrte Männer, von denen einzelne durch seine vor-
sichtigen Antworten bewogen ihn vor dem Bischöfe entschul-
digten. Der letztere rief endlich den Abt Ludolf herbei, um
mit dem Sectirer zu disputiren. Dieser erschien mit dem Stifts-
capitular Johann von Sternberg aus Sagan in Breslau, gegen
diese beiden Männer konnte sich Stephan, trotzdem er mit
seinen alten Waffen kämpfte, nicht behaupten, er wurde, wie
die Klosterchronik rühmend zu erzählen weiss, von dem Abte
Ludolf bezwungen und starb noch in demselben Jahre den
Tod auf dem Scheiterhaufen, ^ das Datum dieses Ereignisses
wird von der Klosterchronik zweimal mit solcher Genauigkeit
berichtet, 3 dass wohl ein Zweifel an demselben kaum zulässig
ist, was desw^en hervorgehoben werden muss, weil Fiebiger *
confesaiones non missi ab ecclesia nee ordinati, ein Satz, der mit dem
ersten Stephanischen im Wesen übereinstimmt Desgleichen wird daselbst
gegen die Verehrung des Heiligen geeifert. Der Umstand mag deswegen
hier erwtthnt werden, weil Heyne a. a. O. II. pag. 442 bemerkt, dass
Stephan zn den Irrlehren Wicliffs neigte, die er öffentlich yerkändigte.
Die Uebereinstimmnng mit den 46 Artikeln Wicliffs (s. Höfler Concilia
Pragensia pag. 43. Cochlaens bist Has. I. 9) ist eine sehr geringe;
man wird sie noch eher darin sacheu können, dass er sich in allen seinen
Aeusserongen auf die Bibel beruft, aus der allein er eine Widerlegung
annimmt In Oxford ist er allerdings drei Jahre in Haft gewesen.
1 Cat abb. Sag. pag. 262.
3 p. 251. Fnit tempore huius venorandi patris anno quarto (1398) . . .
Tandem combustus anno domini 1398.
3 Zu Henelius, Sil. rer. cap. VII. pag. 453. Klose, Doc Gesch. II. Bd.
Th. 2. p. 17.
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368
und Klose dasselbe in das Jahr 1410 versetzen. Ludolf schrieb
— die Zeit, wann dies geschah, wird nicht angegeben ^ —
auch eine Widerlegung von 14 Artikeln des Sachsenspiegeb,
die schon durch Gr^or XI. im Jahre 1374 verdammt worden
waren. Die Verdammung wurde im Jahre 1407 erneuert und
die Execution dem Bischof Wenzel von Breslau übertragen.^
Damach ist es nicht unmöglich, dass Ludolfs Schrift mit dem
letzten Ereignisse in Verbindung steht.
Den heftigsten Schmerz erregte ihm der Ausbruch des
grossen Schisma's, dessen Folgen er in lebhaftester Weise be-
klagt, und über welches er seine beiden Werke abgefasst hat:
den Tractatus de longevo schismate und ein kleineres unter
dem Titel Soliloquium schismatis seu liber Ludolfi Saganends
pro Gregorio XII contra Benedictum; von beiden wird weiter
unten des näheren zu handeln sein. An dem Versuche, das
Schisma zu heben, hat er in werkthätiger Weise Antheil ge-
nommen. Im Jahre 1409 ging er als Vertreter des Bischofs
von Breslau mit einem Canonicus des Domcapitels^ von BresUu
zum Pisaner Concil. ^ Aus der an dieser Stelle ziemlich ver-
worrenen Darstellung des Fortsetzers der Saganer Kloster-
chronik könnte man entnehmen, dass er während desselben
eine besonders eifrige Thätigkeit in Bezug auf die Unter-
drückung der wicliffischen Lehrmeinungen und Irrthümer in
Böhmen und Mähren entfaltet habe.^ Wenn wii- Ludolfs Fortr
setzer Glauben schenken dürfen, so stand Ludolf wegen seines
Rufes, seiner klaren Beredtsamkeit und der tiefen Kenntniss
der heiligen Schrift in hohen Gnaden bei dem Papste, der ihm
gewähren wollte, was er sich erbitten würde. Ludolf erbat
^ Denn die Notiz des Cat. abb. Sag. 261. Scripsit proinde venenbilibns
archiepiscopifl Maguntinensi . . . reqoiflivit dominum Karolum IV besieht
sich auf den Papst.
3 S. die Anmerkung Stenzels zu dem Cat. pag. 261.
3 Ibid. pag. 263 qui pro se ac dyocesi sua misit dominum Ludolfum abba-
tem Saganensem et quendam (so wird es wohl statt quondam lauten
müssen) canonicum Wratislaviensem . . .
* S. unten, wo von Ludolfs Werken und specieU seinen Kanzelreden ge-
sprochen wird. Verwirrt nennen wir die DarsteUung des Fortsetxers
Ludolfs, weil daselbst schon vom Utraquismus gesprochen wird; sie ist
auch ungenau, er weiss nicht, war damals Alexander V. schon Papst,
oder nicht.
^ Ideoque dominus Alexander . . edidit decretum.
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869
sich in seiner Bescheidenheit nichts anderes als einen voll-
kommenen Ablass fUr sich und seine Klosterbrüder. Er hätte
— sagt der Fortsetzer — zweifelsohne noch grössere Auszeich-
nungen erlangt; wenn der Papst länger gelebt hätte. Ludolf
selbst erwähnt in seinem Tractate von dem langedauemden
Schisma seiner eigenen Thätigkeit auf dem Concil nicht, nur
nebenbei constatirt er bei Gelegenheit der Erwähnung eines
Ereignisses bei dem Concile, dass er damals zugegen gewesen. ^
Ei'st nach ungefähr zehn Jahren hat er das Pisaner Concil
gegen verschiedenartige Angriffe vertheidigt^ Die folgenden
Jahre beschäftigte er sich vorzugsweise mit den inneren An-
gelegenheiten seines Klosters.^ Daneben blieb wohl sein Augen-
merk auch der geistigen Bewegung in dem benachbarten Böhmen
und den Interessen der Kirche im Allgemeinen zugewendet.
An dem Concil von Constanz hat er seines hohen Alters und
seiner Krankheiten wegen nicht Antheil nehmen können. Er
sandte den Bruder Johannes Loebin dahin. Einer seiner heisse-
sten Wünsche — die Beilegung des Schismas — ging auf
diesem Concile in Erfüllung, nicht lange nach demselben schritt
er zu der Abfassung seiner Geschichte von dem lange an-
dauernden Schisma 7 eine Arbeit, an der er, wie sich noch
zeigen wird, bis zu seinem Lebensende gearbeitet hat.
Ein Capitel der Saganer Klosterchronik und zwar in
jenem Theile derselben, den Ludolfs Fortsetzer geai'beitet hat,
handelt von den Verfolgungen, die Ludolf zu erdulden hatte.
Zu diesen gehören besonders der Bierschankstreit mit der
Stadt Sagan und die Zerwürfnisse mit dem Herzog Johann L
wegen der Bankgerechtigkeit. ^ Der Streit um den Bierachank
entstand am 1. Februar 1415. Die Bürgerschaft Sagans be-
stritt dem Abte das Recht, auf den Gütern des Stiftes zum
Nachtheil der Stadt Brauereien anzulegen und Bier auszu-
schenken. Die Bürger, von ihren Behörden geführt, zogen zu
Boss und Wagen, mit Knütteln, Schwertern und anderen Waffen
versehen in das dem Stifte gehörige Dorf Schönbrunn, woselbst
* Cap. 15.
3 Tract. de long, schism. cap. 38 — 42.
3 Die Klosterchronik bewahrt aus den Jahren 1411, 1412, 1413, 1414, 1415,
1418, 1421 und 1422 Belege seiner amtlichen Thfitigkeit. Solche ent-
hält auch der Cod. IV. Fol. 264 der Breslauer Un.-Bibl.
* Kleinere Streitigkeiten s. Cat. abb. Sag. pag. 265 und 266,
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370
sie das Brauhaus zerstörten/ Braupfanne^ Gefösse und Brau-
werkzeuge zertrümmerten und das Bier ausgössen. Auf das
hin sprach der Abt über die Bürger die Excommunication aus.
Es mochte das in etwas übereilter Weise geschehen sein, die
Elosterchronik bemerkt nämlich, dass man dem Abte, wenn-
gleich er in jeder Beziehung zu loben sei, in dieser Handlung
doch nicht nachahmen dürfe. Das Interdict über Sagan sollte
einen Monat dauern. Am folgenden Tage erschienen die Bürger-
meister, Räthe und Schoppen der Stadt, und verlangten Ein-
sicht in die Documente, nach welchen dem Kloster das Recht
zustehe, über die Stadt das Interdict auszusprechen. Als sich
der Prior weigerte die Documente vorzuweisen, besonders aber
als das Interdict in der That aufrecht erhalten wurde, geriethen
die Bürger in eine noch heftigere Erbitterung. Am 3. Februar *
wurde hierauf in den Stiftsdörfern Neuwalde, Reichenbach und
Ober-Briesnitz ein gleicher Unfug ausgeführt, die Excommuni-
cation wurde in Folge dessen verschärft, erst am 14. April
wurde der Streit durch einen Vergleich beigelegt. Drei Jahre
später errichtete der Herzog Johann zu Sagan ^ neue Fleisch-,
Brot- und Schuhbänke und legte Beschlag auf den Zins, welchen
die Besitzer der alten Bänke von denselben an das Stift zu
zahlen hatten. Alle Vorstellungen desselben halfen nichts. Das
Kloster erhielt zwar, nachdem der Streit länger als ein Jahr
gedauert hatte, eine Bestätigung seiner Bankgerechtigkeit, aber
dasselbe hatte dafür' 150 Mark an den Herzog zu zahlen.
Unter diesen und ähnlichen Misshelligkeiten, ^ in Noth und
Angst wegen der husitischen Unruhen, während in dem eigenen
Kloster sich die Opposition gegen den Abt erhob, verlebte dieser
geplagt von Krankheit und Altersschwäche seine letzten Tage.
Ein gleichzeitiger Bericht* erzählt von seinem Lebens-
ende. Der Weihbischof von Breslau Tylmann war nach Sagan
^ Cat. abb. Sag. Dominica die sequenti . . . Doch ist bei Stenzel die Da-
tirung unrichtig mit dem 10. Februar angegeben. Die Interponction muM
folgender Weise lauten: Dominica, die sequenti, d. i. der auf Lichtmess
folgende Sonntag, der 1415 auf den 3. Februar fiel; vergl. auch Hejne
a. a. O. 787.
3 Cat. abb. Sag. I. p. 274.
^ Sed hiis malis non contentus considerans in superioribus tyranniditatis
versuciis Incrum reportasse manum mittit ad forciora ibid. pag. 275.
* Anno domini 1422 obiit venerabilis pater et dominus Ludolfhs abbas
canonicomm regularium in Sagano in Octava Assumpcionis Tirginis Marias
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371
gekommen; um seine Visitation daselbst vorzunehmen. Zu
seinem Schrecken fand er den Abt Ludolf, den er lebend zu
sehen hoflfte, todt und begraben. Derselbe war in der Octave
des Festes Mariae Himmelfahrt (22. August) 1422 eines sanften
Todes gestorben. Die Folgezeit hat sein Gedächtniss in vollen
Ehren gehalten. Mit Scheu und Ehrfurcht erzählt der Fort-
setzer der Klosterchronik Ludolfs von dessen Erlebnissen, den
freudigen sowohl als den widrigen, nicht ohne das Leben und
Wirken dieses Abtes den künftigen Geschlechtern als ein
Beispiel zur Nachahmung hinzustellen. Sein Andenken blieb
ein gesegnetes, sein Name wurde verehi*t, nur das eine fand
man bedauernswerth, dass er der von seinen Vorgängern so
vieles Gute und Löbliche zu erzählen wusste, in seiner Be-
scheidenheit über sich selbst so wenig berichtete und dass
sich unter seinen Zeitgenossen Niemand fand, der eine Lebens-
beschreibung dieses so merkwürdigen Mannes geliefert hätte. ^
Seine Wirksamkeit als Abt sei in jeder Beziehung eine solche
gewesen, dass sie das Lob der kommenden Geschlechter ver-
diente.
2. Die literarischen Leistungen des Abtes Lndolf.
Bei einer so umfassenden und energischen Thätigkeit fand
Ludolf noch Zeit zu literarischen Arbeiten. Eines besonderen
Rufes erfreute sich derselbe in seiner Eigenschaft als Eanzel-
redner. Als Redner fungirte er namentlich auf den Synoden
der Breslauer Kirche. Einzelne seiner Synodalpredigten haben
sich erhalten und finden sich unter den Handschriften der
circa medium noctis dalciter et sana mente s. die Anmerkang Stenzels
in den SS. rer. Sil. I. pag. 287. Die Notiz von dem Todestage eines
Abtes Ludolf (Zeitschr. f. Gesch. u. Alterthum Schles. X. pag. 445)
kann sich wegen des Datums nicht auf den Abt von Sagan beziehen.
^ Ibid. pag. 249: Qui et licet de predecessoribus suis multa tandabilia
scripserit, de se tarnen humiUlatis causa nil laudabili memoria dignum
scribere curavit, nullusque a tempore suo fnit, qui aut eins aut suorum
successorum religiosissimam vitam et conversacionem describendnm ani-
mum suum adicere factaque eorum memoria digna calamo exarare vo-
luisset.
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372
Breslauer Universitätsbibliothek. * Das gilt auch von jenen
Beden, die er im Convente seines Klosters gehalten hat.^ Dass
die letzteren einen mächtigen Eindruck auf die Mönche machten,
wird von der Klosterchronik ausdrücklich betont.^ Auf ihn
passten — wie dieselbe bemerkt — die Worte des heiligen
Hieronyraus von der energischen Kraft der lebendigen Rede,
die sich aus des Herzens Fülle vom Munde des Redners in
die Ohren des Schülers ergiesst. Sehr gern beschäftigte sich
Ludolf mit der Erklärung der Psalmen und der Auslegung
einzelner Evangelienstücke. ^ In die Categorie der Erbauungs-
schriften gehören seine Collaciones de indulgenciis, ^ die von
den Zeitgenossen und späteren Rednern häufig citirt wurden,
wenn diese von den Indulgenzen und der Kirchengewalt schrieben
oder redeten, was namentlich durch den berühmten schlesischen
Gelehrten Nicolaus Weigel in seinem dem Bischof Johann von
Meissen gewidmeten Buch über die Indulgenzen geschehen ist*
Seiner Schrift gegen vierzehn Artikeln des Sachsenspiegels,
ist bereits gedacht worden.
Ausserdem veranstaltete Ludolf eine Sammlung der Ge-
wohnheiten und Gebräuche des Klosters Sagan, dann der
Statuten und Gewohnheiten des Augustinerordens von Arrovaise,
die er dem Stifte Sagan in sorgfaltiger Weise anpasste. ^ Diese
1 Class. I. Fol. Nr. 285 u. 654 s. Stenzel in den SS. rer. Sil. I. pa^. 258.
In dem Verzeichniss von Lndolfs Schriften bei Hejne fehlen sie.
2 Ludolfi Sermones CVII. vom Jahre 1412 und Collaciones sen sermones
ad religiosos in der Breslaner Un.-Bibl. Class. I. Nr. 635 and 636 FoL
und Quart 131.
3 In qnibus nednm fratres sed et se ipsum primum ad compunccionis lar-
g^as lacrimas concitavit.
* Ein Glossar über den Psalter, das er noch in jüng^eren Jahren abCasste,
ist während eines Brandes (1429) zu Grunde g^egangcn. Dageg^en findet
sich ein anderes Werk in der Broslauer Un.-Bibl. Class. I. Fol. Nr. 33:
Scripsit praesens hoc negocium rer. pater Ludolfhs . . Es enthält Aus-
legungen von Psalmen und Evangelien. Ausserdem schrieb Ludolf über
die Evang.: In principio erat und Stabat inxta crucem, Venit Jesus in
partes, dann über die Psalmen Beatus vir, Eructavit, Dens indicium, Fun-
damenta, Domine probasti u. a. s. Cat. abb. Sag.
B Lndolfi Collaciones de indnlgenciis in der ßreslauer Un.-Bibl. Class. I,
Quart Nr. 131.
^ Aus der Rliedigerischen Bibliothek der Elisabethkirche zu Breslau, Stenz«!
a. a. O. 260.
^ Cat abb. Sag. pag. 259.
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373
beiden Sammlungen, dann Ludolfs Buch ^über gute und schlechte
Mönche unter dem Gleichnisse guter und schlechter Feigen^,
scheinen verloren gegangen zu sein. ^ Zu den Erbanungs-
Schriften mögen auch jene Abhandlungen gehört haben ^ die
man^ wie die Klosterchronik berichtet; nicht abgeschrieben
hat, weil man sie nicht zu lesen vermochte. ^ In hohen Ehren
wurde das Zinsregister gehalten, von welchem bereits ge-
sprochen wurde. Von den folgenden Abhandlungen berichtet
die Klosterchronik nichts. Der Cod. IV. Fol. 264 der Breslauer
Universitätsbibliothek (alte Signatur VIÜ, 38), der aus der
Bibliothek der Augustinerchorherrn zu Sagan stammt, enthält
(Fol. 240^ — 242^) einen Tractat des Abtes Ludolf, bezeichnet
als Tractatus de decimis Ludolphi abbatis.^
Diese Abhandlung bezieht sich auf einen von den sohle-
sischen Geschichtsschreibern bisher wenig gekannten und daher
auch nicht gewürdigten Gegenstand, den Ludolf auch in seinem
tractatus de longo vo schismate (Cap. 66—69 des ersten Theiles)
berührt. In der Abhandlung de decimis bespricht er den Streit
des Königs Sigismund mit dem Breslauer Clerus in academischer
Weise, indem er alle genaueren Bezeichnungen, Namen u. dgl.
hinweglässt. Dasselbe geschieht auch noch in einem anderen
Tractate. Dieselbe Handschrift berichtet nämlich auch über den
Streit des Klosters Sagan mit dem Herzoge Johann um die Bank«
1 Ibid.
2 Ibid.
3 Incipit: Papa dedit privileginm aut graciam feoit coidam regi (Sigia-
mimdo) per certam provinciam (Slesiam), ut deiici illios provincie et
prelati ei dare deberent iDteg^as deeimas unius anni omniam redditnam
ecclesiasticorum. Fiierant autem in eadem provincia ab olim taxata bene-
ficia et quandocunque summus pontifex alicni decimam de beneficiis pro>
viDcie illius gracioBO (sie) tribuit, beneficiati ipsi semper iaxta taxam
suorum beneficiorum prestiterant et non plas, iuxta formam oonstitacloniB
YieimensiB super hoc edite, que habetur in cap.: de decimis c fi* Vo-
Innt igitor beneficiati adhuc secnndnm taxam et antiqoam obserranciam
dare et rex petit plus et mnltnm plus: integras scilicet deeimas unius
anni omnium redditunm ecclesiasticorum. Queritur an rex aut clerici
sint in hac parte iusti .... Expl. Hec tarnen, que iam scripta sunt,
magis videntur interpretari et exponere constitucionem Yiennensem,
quam Privilegium regis, cniuB Privilegium in verbis dubiis . . . expo-
nere est sancte Romane ecclesie, que ipsum dedit. Cni sancte Romane
ecclesie hec et omnia alia scripta dicta et facta mea corrigenda et emen-
danda committo
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374
Gerechtigkeit. Ludolf vertheidigt in demselben die Redite seines
Klosters. Auch hier werden Namen und sonstige specieUe Be-
merkungen hinweggelassen 9 wie man schon aus dem ersten
Satze entnehmen kann. * Als Kanzelredner hat sich Ludotf
auch auf dem Concil von Pisa bemerkbar gemacht. Wie ims
Peter Waynknecht der Fortsetzer von Ludolfs Klosterchronik
berichtet; hat der letztere in Gegenwart der versammeltea
Prälaten und Doctoren über das gewiss sehr zeitgemässe Themt:
;In una domo comedetis' gepredigt.^ Es ist schon aus dea
Titel ersichtlich; dass sich dasselbe mit der Herstellung der
Kircheneinheit beschäftigte. Wenn aber Peter Waynkneelit
noch hinzufügt^ dass Ludolf in dieser seiner Rede auch die
Communion unter beiden Gestalten ^ nach der Haeresie^ die
damals in Böhmen in Umlauf war^ verwerfe^^ so b^eht er
einen Irrthum; der in die Augen fallt Ludolf kann über di^e
damals angeblicher Weise in Böhmen herrschende Irrlehre
um so weniger gesprochen haben ^ als dieselbe überhaupt erst
fünf Jahre später in Böhmen Eingang und Verbreitung fand
und im Jahre 1409 noch nicht erörtert wurde.
Die Rede Jn una domo comedetis' ist glücklicher Weise
noch vorhanden. Sie befindet sich unter der Signatar L Qo.
382 auf der Universitätsbibliothek in Breslau. ^ Dass dieselbe
auf dem Concile gehalten wurde^ sagt eine allerdings jung»«
Randbemerkung: ,Iste est sermo domini Ludolfi abbatis dictns
' In qQadam civitate (Sagan) habuerunt a. b. c. fandus,* in qnibns ab
antiqno erecta fnenint maccelU vel scampna ant stalla ad rendendas
carnes, in qnibus nonnulU camifices cames vendentes habebant dominiuB
ntile, qnod in civitate eadem vul^ dicitnr das stejn. A. b. c antem
habebant dominium directum, ita quod carnifices iili, ins suiun qnod in
Ulis habuerunt vendere aliis*» non potuerunt sine iUorum consensu . . .
3 Cat abb. Sag. a. a. O. pag. 253. In quo concilio coram tota congregaciooe
archieplBcoporum . . fecit sermonem, cuius thema est: In una domo co-
medetis.
' In quo sennone probat unitatem ecdesie et reprobat communionem atrhu-
que speciei secundum heresim tuiic currentem in partibns Bohemie.
^ Wie ich einer freundlichen und geschätzten Bemerkung des Herrn Ober-
bibliothecars Dr. Dziatzko entnehme. Nach derselben ist die alte Be*
Zeichnung, welche Stenzel (SS. rer. Sil. I. pag. 253, Note 2) asf^Jirt,
nämlich I. Quart 130 unrichtig. Das Ms. lag nur zufiUlig in dem Cod.
I. Quart 130.
* recte: fundos. ^ in cod.: et non.
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375
in concilio Pisano' ; auch die Anrede : Eevereudissimi in Christo
patres et domini^ so wie die Betheuerung Ludolfs^ dass er nur
wenige Citate vortragen werde, weil er vor Männern spreche,
die in der Schrift sehr bewandert seien,* lässt erkennen, dass
er in der That vor einem erleuchteten CoUegium sich befunden
habe. Der Utraquismus wird mit keiner Silbe berührt, von dem
Altarssacramente wird allerdings gesprochen , es lag ja schon
im Thema angedeutet und zwar durch das Wort comedetis,
auch von einer Irrlehre wird gesprochen und zwar von einer
solchen, die damals in Böhmen vielfach behauptet ward. Aber
sie betraf nicht den Empfang des Abendmahls unter den beiden
Gestalten, sondern vielmehr jenen alten Irrthum Berengars,
der mit Wicliffs Lehren nach Böhmen kam, nämlich den von
der Remanenz des Brotes und Weines im Altarssacramente.^
Mit der Zurückweisung dieser Lehre beschäftigt sich die erste
Hälfte seiner Predigt, erst dann kömmt er zu dem Capitel von
der Einheit der Kirche, in verschiedenen Beziehungen kann
man von der Einheit der Kirche sprechen, •'* ihn beschäftige,
sagt er, vor allem jene Einheit, die es giebt mit Rücksicht
auf das alleinige Oberhaupt der Kirche. Er erörtert sodann,
in welcher Weise diese Einheit gestört werde, und bespricht
endlich das Schisma. Ein ärgeres als das Jetzige habe es nie-
mals gegeben,^ er nennt es ein wahres Elend dieser Zeit, in
welcher zwei Greise die eine unvergleichlich schöne Susanne
verderben wollten und wollen und beide in heftige Leiden-
schaft zu derselben entbrannten und noch entbrennen. Er
' Protestor eciam, quod ad singula dicenda non intendo allegaciones aut
probaciones inducere, loquor enim coram 8cien(te8) scripturas, qnas tarn
plene novere, quod eorom plenitudo adieccione non indiget ....
2 Et licet quidam . . Bpirittim dei non habentes .... veritatem sang^uinis
et corporis Christi in hoc sacramento confitentes panis adhuc et vini
docmatisent ibi remanere substanciam.
5 Cum enim ecclesia sancta catholica multis modis una dicatnr di-
citur una racione capitis . . . nullum alium vult pro capite suo terreno
et mortali recognoscere nisi eum, quem noverit in piscatornra cathedra
residere . . .
* Inconsutilem domini tunicam velint scindere et unicam eius columbam
in duas partes dividere et ab invicem sogregare . . . Horum multos si
legamus in retroactis temporibus, tamen si veternm scrutamur bistorias,
invenire non possumuH aliquos magis perniciose scidisse ecclesiam . .
AichiT. Bd. LI. II. Hilfle. 2ö
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376
vergleicht die beiden Päbste mit jenen beiden Frauen aus der
2^it Salomons^ von denen die eine im Streite um das Kind
dasselbe tödten wollte^ der Unterschied zwischen damals und
jetzt sei nur der, dass jetzt beide diese verderbliche Absicht
hegen. Verweichlichte Buben und ohne Verdienste seien nun
schon seit sechs Lustren auf die Sitze ehrwürdiger Männer
gelangt. In diesem Sinne führt Ludolf seine Predigt zu Ende,
er schliesst mit einer kräftigen Aufforderung an die versam-
melten Kirchenfürsten, wacker zu kämpfen, um dies verderb-
liche üebel zu beseitigen. * Die Predigt Ludolfs scheint noch
unter seinen eigenen Augen in Sagan niedergeschrieben worden
zu sein, denn es finden sich in derselben (Fol. VP) einige
Glossen in jener unleserlichen Schrift, über welche schon sein
Fortsetzer der Klosterchronik zu klagen Gelegenheit hatte.
Mit dieser Rede Ludolfs kommen wir auf jene Arbeiten
zu sprechen, die er in Angelegenheit des grossen Schisma's
abgefasst hat. In dieser Beziehung -ist zuerst sein ,Soliloquium
de schismate^ zu nennen, es ist allem Anscheine nach dies
,Alleingespräch^ noch vor dem Pisaner Concil niedergeschrieben
worden. Es findet sich in einem aus dem Kloster Sagan stam-
menden Codex, der noch jene zwei kleineren Arbeiten enthält,
von denen schon oben gesprochen wurde. ^ Ludolf beantwortet,
bevor er noch von irgend einem anderen gefragt wurde, sich
selbst die Frage, ob man dem Pabste Gregor Xu. die Obedieoz
entziehen dürfe. Das Ergebniss des Monologs ist für Gr^or XII.
keineswegs günstig. '
Im engsten Zusammenhange mit dem Soliloquium de
schismate steht der tractatus de longevo schismate. Bevor wir
an eine Besprechung desselben gehen, sind noch einige Be-
merkungen über seine Klosterohronik , deren in den voran-
gehenden Zeilen schon wiederholt erwähnt wurde, zu machen.
Die Klosterchronik Ludolfs behandelt in knapper Form ohne
viele Citate und sonstiges Beiwerk die Geschichte der Augustiner
^ Ad toUendum igitur com efiectu finali tarn pestifenun nuüum accingimini
patres et domini et estote viri potentes, melius est vos mori in hello,
qaam yidere mala sanctorum et gentis vestre, nondnm restitis osqae ad
sanguinem adversus tarn grande peccatom repugnantes • . . non igitur
fatigemini . . .
' Cod. IV. Fol. 264 nniv. Wratisl. pag. 116»— 130»».
^ Siehe unten die BeiUge : Auszüge aus Ludolfs Soliloquium de schismate.
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S77
von Naamburg-Sag^n von ihren Anfängen im Jahre 1217
bis auf die Zeit des Verfassers. ^ Fünfzehn Aebte sind es, deren
Leben und Wirken uns vorgeführt wird. Aus seiner eigenen
Regierung hat Ludolf noch die ersten vier Jahre besprochen.
Es ist schon oben die Vermudiung ausgesprochen worden, dass
die Beschäftigung mit den Privilegien des Stiftes dem Abte
den Gedanken eingab, eine Geschichte seines Klosters zu
schreiben, daf&r gab es freilich noch einen anderen Grund,
den er uns nicht verschwiegen hat Das was er erzählte, möge
den kommenden Geschlechtern ,zur Erbauung dienen und zum
Beispiele^ Man werde es, sagt er, dem Schreiber dieser
Zeilen nicht zum Schlechten anrechnen, wenn er die Alter-
tbümer vergangener Zeiten als da sind : die erste B^rttndung
des Hauses von Sagan, die Erhaltung und Uebertragung, die
Kämpfe, das Wachsthum und die verschiedenartigen Zustände
desselben, die Thaten der Aebte und Klosterbrüder, und andere
bemerkenswerthe Ereignisse gesammelt habe, denn die Er-
fahrung lehre, dass in Folge der Unkenntniss einiger Dinge
von den Prälaten und Brüdern gar oft und in gefährlichen
Momenten gefehlt worden sei. Wie uns die Chronik vorliegt,
ist sie nicht von seiner eigenen Hand, sondern von einem seiner
Mönche im Jahre 1398 geschrieben worden. 2 Ludolf selbst
hat in das Manuscript noch einige Verbesserungen eingetragen, ^
wie dies auch in dem Manuscript geschehen ist, welches seine
Rede: ,In una domo comedetis^ enthält. Seiner Klosterchronik
hat Ludolf den Namen ,Catalogus abbatum Saganensium' ge-
geben. Schon Stenzel hat in seiner Ausgabe desselben die
Bemerkung gemacht, dass Catalogus in unserem Falle mit
chronica, chronicon oder descriptio gleichbedeutend sei.'* Was
die Quellen anbelangt, welche Ludolf bei der Abfassung seiner
Klosterchronik benützt hat, so spricht er sich über dieselben
gelegentlich aus. Er wolle, sagt er, nicht bloss jene Dinge
erzählen, bei denen er entweder Augen- oder Ohrenzeuge
» 88. rer. Sü. I, pag. 173—248.
' Siehe Stenzel in den 88. rer. Sil. I, pag. 174, Note und Vorrede pog.
XVII, wo selbst alle nothwendigen Beweisstellen eing^etragen sind. Eine
Notiz am Ende von Lndolfs Catalog besagt, dass er denselben am 9. Mai
1398 beendet habe: Datom in translacione s. NicoUi 1398 . . .
' Stenzel a. a. O. pag. 174, Note.
* Ibid. pag. 173, Note.
25»
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378
gewesen; sondern auch von jenen berichten, von denen er aas
den Privilegien des Klosters oder aus anderen glaubwürdigen
Schriften, sowie aus den Erzählungen seiner älteren Kloster-
brüder und anderer glaubwürdiger Personen erfahren hat^ In
der That beruft er sich zu wiederholten Malen auf die Saganer
Klosterprivilegien. Ein älteres Privilegium für Sagan als jenes
von 1217 erinnert er sich nicht gelesen zu haben. ^ Dass Sagan
von jeher ein ordentliches, selbständiges und vollkommenes
Kloster war, kann er gleichfalls aus den Privilegien nach-
weisen.^ Am häufigsten benützt er dieselben natürlich, wenn
er die äussere Geschichte des Klosters, dessen allmähliches
Wachsen und Gedeihen bespricht Mit ihrer Hilfe vermag er
manche chronologische Schwierigkeit in leichter Weise zu lösen.^
Von der heiligen Hedwig hat er sowohl in Chroniken und
Jahrbüchern, als auch in ihrer Legende gelesen;^ auch die
Lebensbeschreibung Arnests von Pardubitz, des ersten Erz-
bischofs von Prag scheint ihm nicht unbekannt gewesen zu
sein. ^ Ueber den Streit zwischen Ludwig von Baiem und dem
Markgrafen Karl von Mähren hat er einzelne Schreiben ge-
lesen. ' In Bezug auf die eigentliche Klostergeschichte gab es
in Sagan selbst einige Aufzeichnungen, so hat er die E^age-
punkte der Klosterbrüder gegen den Abt Trudwin gesehen und
< Is qui in presenti cartala rerum quanind&m texere proponit hystoriam,
non ea scribet solummodOy quibtis presens interfuit, ipsaque sie fieri
vidit et audlTit sed et qua ex privilegüs monasterii et aliomm proba-
bilibus scriptis senioromque snonim et alioram fide dignoram relatn in-
tellexit Catal. pag. 176.
3 Nee enim de antiquiori data aliqood Privilegium domiu Saganensia me
memini perlegisse.
^ Erat ab exordio fundacionis sue semper . . . plenum monasterinm et
claustmm perfectum habens prepositam et conventum, sicot ex priyi-
legiis clarissime apparet.
^ Cum dominus Burkhardus predeeessor suus adhnc in anno octuagesimo (!)
tercio abbatizasse legatur.
^ Hec cum memorato felicis recordaeionis viro suo iuxta fidem cronicamm
et annalium libronim iuxta fidem eciam legende et vite sue proprio tunc
temporis vixisse reperitur et obtinnisse Slezie principatum.
• Wie sich ans einer Vergleichung der wenigen Sätze, die er über Amest
anführt, mit der vita Amesti erkennen lässt
"^ Sicut ego in copiis literanim desuper confectarum legL
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379
gelesen/ über die Gründung des Mutterklosters in Arrovaise
mochte er daselbst nähere Details gefunden haben. ^ Für die
Qeschichte des Stiftes seifc der Mitte des 14. Jahrhunderts be-
nützt er mündliche Berichte,' für jene im letzten Viertel des-
selben seine eigene Erfahrung. Einen grossen Theil seiner
Nachrichten über Karl IV. und namentlich über Wenzel hat
er aus einer Quelle geschöpft, über die er nichts Näheres an-
giebt und die als verloren bezeichnet werden muss. Ueber
diese Quelle wird unten etwas eingehender zu berichten sein.
Die Würdigung des eigenthümlichen Werthes von Ludolfs Kloster-
chronik lässt sich dagegen in wenigen Worten erledigen. Im
Ganzen und Grossen hat schon Lorenz das Nothwendige heraus-
gehoben.^ Er hat bereits bemerkt, dass Ludolf in seiner
Klosterchronik verhältnissmässig wenig von der Geschichte
seiner Zeit mittheilt und diesen Umstand mit Recht als auf-
fallend bezeichnet. Dieser lässt sich indess in ziemlich einfacher
Weise erklären. Je geringfügiger nämlich die Mittheilungen
der allgemeinen Zeitverhältnisse in Ludolfs Klosterchronik sind,
desto ausführlicher bespricht er dieselben in seinem Tractatus
de longevo schismate, der sich, wie unten ersichtlich ist,
keineswegs in den engen schon durch den Titel gezeichneten
Grenzen hält, sondern ausser den Geschicken der Kirche auch
noch die Reichsgeschichte, dann einzelne Ereignisse aus der
Geschichte der benachbarten Länder, besonders aber die Ver-
hältnisse der Länder der böhmischen Krone in den Kreis seiner
Betrachtung zieht.
So arm nun sein Abtscatalog auch ist, wenn man die
Pabst- oder Reichsgeschichte, ja selbst die Geschichte seiner
engeren Heimat — wir dürfen ihn wohl als Schlesier be-
zeichnen — im Auge hat, so reich ist derselbe an local- be-
sonders aber an culturgeschichtlichen Momenten, von denen
wir oben bereits eine Probe gegeben haben. Das Klosterleben
1 Obtulit visitatoribus conventus ipse contra abbatem articnlos plurimos
viginti Tel citra, quos me vidisse recolo et legisso eumque in monasterio
reperisse, qui tone temporis professus fuit et vixit.
3 Siehe die Bemerkang Stenzels zu dem Capitel: De ordine Arroasiensi.
' Novi ego nnum de fratribas, qui unus ex missis ad principem fuerat
contra quem apprehenso in furore sno iam mannbrio cnitelli sed non
extracto eins anribus verba minarum mortis et sanguinis inferebj^t.
* Deutschlands Geschichtsquellen 11, 225 u. f»
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380
wird uns in seinen characteristischen Eigenthümlicbkeiten , in
wenigen ähnlichen Werken in so zutreffender Weise gezeichnet,
als es hier geschieht. Der Gegensatz zwischen deutschem und
polnischem Wesen wird durch einen oder zwei bezeichnende
Sätze ganz klar herausgehoben, * die Ausschreitungen der
Klosterbrüder g^en mönchische Zucht und Sitte, werden in
scharfer, mitunter in derber, ofk auch ironischer Weise getadelt
und die Versuche einer Reform des Klosterlebens , so wie die
sich in Folge desselben entspinnenden Kämpfe geschildert Im
Wesentlichen war die Reform schon durchgeführt, als Ludolf
die Abtfi^^irde erlangte, wie er selbst es betont, bot die folgende
Zeit weit weniger Aufregung, die Dinge im Stifte gingen
ihren ruhigen Gang, und die Brüder waren der Ruhe froh, es
gab daher im Ganzen nicht viel bemerkenswerthes aus dem
Kloster selbst zu erzählen. Während er in der ältesten O^
schichte des Klosters über die inneren Verhältnisse des letzteren '
sehr viel berichtet, wird er in der Folge immer schweigsamer,
im Tractatus de longevo schismate bringt er über dieselben
so gut wie nichts.
' Stadebant caUoibus epotandis, Wie oben.
2 Die Bräder ei^reifen nun sog^ar für den Abt lebhaft Partei : AcceaseniHt
autem fratres ad prelatom suam in hac clade petentes, at ad tempoi
locum illum declinaret pro conservacione sue persone ... Et sciendom,
quod ab ea hora qua nata est inter nos vita apostolica, vita commnnis,
natum est nobis respective ad priora tempera bonum tranqoillitatis et
pacis. Benedixit dominus domui nostre ad ingressnm vite illins sancte el
qnanto cepemnt fratres magis religiöse et monastioe vivere tanto minos
impngnati, non modica gavisi sunt quiete et pace . . .
Zur Textkritik bemerke ich hier beiläufig, dass der oben ange-
führte Satz: Accesserunt autem fratres ... im Texte an einer Stelle
steht, woselbst er keinen Sinn gibt. £r gehört mit allem, was nachher
folgt, vor den Sata (pag. 282): NuUus tarnen abbatum . . . Wie der
Text jetzt angeordnet ist, könnte es scheinen, als ob die Brüder f&r den
Abt geg«n die Curie Partei ergreifen, während sie ihm bloss sagen, er
mOge, um sein Leben nicht in Gefahr zu bringen, während der dauernden
Pest das Kloster meiden. Wie diese Stelle so incorrect werden konnte,
ist leicht ku erklären. Die Handschrift des Abtes hatte den Absatz:
Nullus tarnen — divisum habere, offenbar als Marginalnote, die dann der
Abschreiber an unrechter Stelle in den Text gesetzt hat.
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381
3. Der Traetatns de longero sehismate«
Inhalt und Gliederung, Quellen und Würdlgting^ desselben.
Wie Ludolfs Klosterchronik statt des Ausdrucks chronica
den selteneren Titel catalogus abbatum Saganensium führt, so
ist auch die Ueberschrift seines zweiten und weitaus bedeu-
tenderen historischen Werkes eine sonderbare, aber sie ist
auch, wie sich sogleich zeigen wird, keineswegs zutreffend.
Ludolf ist bald nach der Beilegung des Schisma's daran
gegangen, 1 die Ursachen, den Verlauf und den Schluss des-
selben darzustellen. Er erörtert an einer Stelle im 57. Capitel
ausführlich, warum er dieses SchiBma longevum, das lange an-
dauernde nenne; sein Werk betitelt er demgemäss Tractatus
de longevo schismate. Dasselbe umfasst zwei Bücher, von denen
das erste 134, das zweite 83 Capitel zählt. Aber der Ver*-
fasser hätte sein Werk schon mit dem 57. Capitel des ersten
Buches schliessen müssen, mit eben jener Stelle, in welcher er
die Wahl des Namens longevum rechtfertigt, wenn das Werk
seinem Titel vollständig hätte entsprechen sollen; denn im
58. Capitel spricht er bereits von der Krönung Martins V. und
von dem Schluss des Constanzer Concils. Der weitaus bedeu-
tendste Theil seines Werkes hat demnach mit dem Schisma
selbst nichts mehr zu thun. Ludolf hielt, wie es aus dem
Schluss des 57. Capitels hervorleuchtet, mit demselben seine
Aufgabe für beendet, denn mit nahezu denselben Worten, mit
denen er von dem Schisma zu erzählen begonnen, schliesst er
die Darstellung desselben, in der Einleitung stellt er eine
These hin, am Schluss des 57. Capitels sagt er, also die These
ist bewiesen.^ Sein Tractatus de longevo schismate enthält
^ Siehe den Prolog zum Tractatus: Frobant hec gesta plurima retroacto-
rum temporura, sed illa specialiter, que in illo longevo schismate, cuius
adhue est recens memoria, sunt in ea patrata.
2 Prolog: Cap. 67.
Sue gygas ecclesie Christus . . . Gygas etenim ille, qui eam coUo
super se fnndatum ecdesiam . . . suo superposuit, ne caderet aut de-
manu tenuisse et manu teuere, por- veniret in nichilnm potenti sua vir-
tasse dinoscitur et portare . . . por- tute tennit et servavit
tavit in humeris suis immobilem-
que et inconcussam tenuit.
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382
demnacli weitaus mehr, als man nach der Ueberschrift ver-
mathen sollte, im weiteren Verlaufe bietet Ludolf noch eine
ziemlich umfassende Geschichte der husitischen Bewegung in
Böhmen bis zum Jahre 1422 und der Versuche Sigismunds
sich zum Herrn dieses Landes zu machen. Der Tractatus de
longevo schismate enthält daher eine allgemeine Darstellung
der grossen kirchlichen Bewegung seiner Zeit, wie er es
übrigens an einer bezeichnenden Stelle selbst meint. ^ Je nach-
dem die einzelnen Länder Europa's an dieser Bewegung An-
theil haben oder nicht, wird ihrer in der Geschichte Ludolfs
gedacht, 2 am umfassendsten werden natürlich die Verhältnisse
Böhmens, Mährens und Schlesiens dargestellt. Der von Ludolf
gewählte Titel für das Werk* entspricht daher nur einem Theile
desselben, diesem aber vollständig. Das Schisma steht hier in
der That im Mittelpunkte der Darstellung; von den 57 Capi-
teln des ersten Buches, von denen oben gesprochen wurde,
handeln mehr als dreissig ausschliesslich vom Schisma und
den Versuchen dasselbe zu heben, und selbst jene Capitel, in
denen von diesem nicht gesprochen wird, stehen doch mit ihm
in innigem Zusammenhang. Von Karl IV. wird weitläufig ge-
sprochen, als von jenem Kaiser, der das Schisma in kürzester
Zeit beigelegt hätte, wenn ihm eine längere Lebensdauer be-
schieden gewesen wäre. ^ Der König Wenzel wird zu Karl IV.
in den hellsten Contrast gestellt, er ist derjenige, welcher für
die Beilegung des Schisma's wenig oder nichts gethan hat.^
In dem anderen Theile sind es vor allem die husitischen
Verhältnisse, welche im Mittelpunkte der Darstellung stehen.
Als er dann in der Folge über die Grensen, die er sich selbst
gesteckt hatte, hinaus ging, da meinte er allerdings, dass er gleich von
vorneherein mehr als das blosse Schisma habe darstellen wollen. Aber
dann hStte er wohl einen anderen zweckentsprechenderen Titel gewählt
1 Pars I, Cap. 134. Pro futurorum igitur utilitate et memoria scribere
volens aliqua, qne in una sancte matre ecclesia modernis
temporibus sunt patrata . . .
3 So werden Frankreich, England, Spanien, Neapel, u. a. hereingexogen.
' Porro vir istc felicissime recordacionis Karolus qiuirtns taute fuit in-
dustrie, bonitatis et iusticie, qnod verisimiliter creditur divisionem illam
ecclesie nullo modo dnrasse longo tempore, si omnipotentis dei pietas
eum tarn subito post eiusdem divisionis exordinm de hoc medio roinime
sublevassot.
^ Qui ad scisma illud longevum sedandum parum vel nichil operatus est
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383
Lndolf sagt es an einer Stelle ausdrücklich. ^ Es lag jedoch
in der Natur der Sache, dass er die Anfänge des Husiten-
thums in Böhmen schon in den tractatus de longevo schismate
selbst einwob.
Wie der Gesammttitel; den Ludolf für sein Werk ge-
wählt hat, ein ungenauer ist und demselben nicht entspricht,
so ist auch die Gliederung des Werkes selbst keine richtige.
Er theilt seinen Tractat nicht etwa nach den beiden Haupt-
momenten, die in demselben behandelt werden, sondern in rein
zufälliger Weise in zwei Theile. Während man erwarten würde,
dass der erste Thoil mit dem Ö7. Capitel des ersten Buches
enden würde, schliesst sich Capitel 58 ohne weitere Bemerkung
an das vorhergehende, in welchem vom Ende des Schisma's
gesprochen wird, an. Der Eintheilungsgrund ist nicht ein
tieferer, vielleicht ein entscheidendes Moment in der Geschichte
der Entwickelung des Husitismus. Ludolf schliesst sein erstes
Buch oder den ersten Theil des Tractates, nicht etwa mit
Wenzels Tode, sondern mit jenem Momente, in welchem Sigis-
mund, der zur Vernichtung der Husiten ausgezogen war, aus
Böhmen wieder abzieht. Das Zufälligpe in der Gliederung des
Stoffes lässt sich schon aus Ludolfs eigenen Worten erkennen.
Nachdem ich, sagt er, bisher die Handlungen jener ver-
brecherischen Menschen beschideben , die sie vor Sigismunds
Abzug begangen haben, will ich noch jener in Kürze gedenken,
die von ihnen seither verübt worden sind. Es unterliegt keinem
Zweifel, dass sich mehrere und bessere Eintheilungsgründe
hätten finden lassen. Es scheint, als habe Ludolf mit dem
Schlüsse des ersten Theiles überhaupt seine Feder bei Seite
legen wollen, denn er gibt im letzten Capitel Rechenschaft
über das, was er bisher geleistet und wie er es geleistet. Der
Schluss klingt so feierlich, dass man eine Wiederaufnahme des
Gegenstandes nicht mehr erwartet. ^ Die Fülle und die Gross-
artigkeit, das Unerhörte dessen, was sich in seiner Nähe zu-
trug, mochte ihn bewogen haben von den weiteren Thaten der
Husiten zu schreiben.
Man wird sich im Uebrigen über den eigenthümlichen,
der Sache selbst wenig entsprechenden Titel, sowie namentlich
* Para II Prolog-: post descripta scelerAtorum opera.
' Siehe den Schluss des ersten Theiletf.
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384
über die Gliederung von Ludolfs Hauptwerk weniger wundem,
wenn man bedenkt, dass der Tractat siemlich gleichzeitig mit
den Ereignissen abgefasst wurde, wenn man von einem Theil
der ersten 57 Capitel absieht; j^ne Gesichtspunkte, die fiär
uns massgebend sind, existirten für den Zeitgenossen entweder
nicht oder wurden doch in ihrer vollen Bedeutung kaum er-
fasst Der tractatus de longevo schismate selbst ist, wie schon
oben beiläufig bemerkt wurde, bald nach dessen Beendigung
abgefasst worden. Ein Theil der 57 Capitel wurde nachweisbar
zwischen den Jahren 1417 und 1419 niedergeschrieben.
Bei der Abfassung desselben hat Ludolf seine frühere
Darstellung in dem Catalogus in umÜE^sender Weise zu Rathe
gezogen, einzelne Partien aus demselben sind wortgetreu in
den tractatus aufgenommen worden, wie sich aus der folgenden
G^enüberstellung ergiebt:
Ludolphi
Catalogus abbatum Saganen- !
dum (8. 8. rer. 8il. I. 209).
Hie largus in exaudiendis
omnibus annum plene indul-
gencie, quem ut dictum est
predecessor suus in anno in-
carnacionis 1390 in urbe sta-
tuit, tiberali valde manu ad
diversas personas absentes
extendit. Indulsit enira in eodem
anno multis et plurimis suppli-
cantibus,ut perconfessores suos
in partibus absoluti in certis
ecclesüs, quas eis ipsi con-
fessores deputarent,eandem con-
sequerentur indulgencie pleni-
tudinem, quam hü consecuti
sunt, qui personaliter intra-
verunt urbem. Sed et postea
per di versa climata
Tractatus de longevo schis-
mate. 1. Cap. 11.
Iste largus
. per diversa climata . .
in wörtlicher Uebereinstimmung.
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885
Carrebant omnes, sed non
omnes acoeperunt brayium^ quia
in multis metas suas exces-
aerunt executores quidam apo-
stolicarum literarum^ mandati
fines transgressi sunt, plus de-
derunt, quam habuerunt, plus
quam dare potuerunt, ut pro
ncm dato non immerito sit ha-
bendum
.... Confluxerunt ergo
viri et mulieres y senes et iu-
yenes ad htiiusinodi privilegi-
atas ecclesias ad salvandas ani-
mas suas et utinam propter
abusom eorum, quibus concessa
sunt privilegia, non incurrissent
animarum suarum decepeiones
et pericula. Indiguit quidem
tuDc ecclesia Romana militibos,
religio christiana'^ adherentibus
et ideo per ipsum caput eecle-
sie dispensabatur satis libera-
liter thezaurus illius^^ alii tarnen
dispensacionem istam aliter
interpretati sunt
In diebus enim illis pecu-
nie obedierunt omnia
Currebant omnes.
. . sit habendum.
CoDfluxerunt ergo
vin et
interpretati sunt
In diebus enim illis pecu-
nie obediverunt omnia . . . .
Unter den Quellen, welche Ludolf zu Gebote standen,
wird namentlich eine sehr häufig citirt, sie ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach verloren gegangen. Nach den Proben, die
Ludolf aus derselben anführt, war sie in einem dem Könige
Wenzel überaus feindseligen Geiste abgefasst. Von diesem Könige
Wenzel, sagt Ludolf, ^ und einigen seiner tadelnswerthen Hand-
^ Doch findet sich im Tract de loug. schismate richtiger : religioni Christiane
** Ibid. Ulo modo.
^ Cap. 17. De isto igitar WentzesUo et nonnnllis eins actibns, quos repre-
henstbiHter fecii vel fieri permtsit snb diversis tarnen Romanis ponti-
fieibus qnedam ex his, qne in qnodam alio Hbello de ipso scripta reperi,
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386
lungen, die er theils selbst beging theils geschehen Hess, will
ich einiges aus dem, was ich in einem anderen Buche
geschrieben fand, diesem Tractate einfügen. Und nun folgt
die Erzählung von der Grausamkeit Wenzels gegen den Clerus
von Breslau und einige namentlich benannte Geistliche. Auch
die Erzählung von der Verfolgung des Erzbischofs Johann von
Jenzenstein und namentlich von dem Martyrium des General-
vicars Johann Welflini von Pomuk ist dieser Quelle ent-
nommen. ^ Desgleichen die Geschichte von der Judenverfolgung
in Prag im Jahre 1389,2 von Wenzels Neronischen Gelüsten,^
von seiner Nachlässigkeit und Unthätigkeit in der Angelegen-
heit des Schismas, * von seiner Gefangennahme und Befreiung,
dann die Erwägung der Gründe in Bezug auf diese letzten
Punkte und die Erzählung von der Ermordung der Secretäre ^
Wenzels. Diese Partien hat er, wie er selbst sagt, grossentheils
wortgetreu aufgenommen. Einer anderen gleichfalls nicht näher
bekannten Quelle entstammt die eigenthümliche Titulatur, die
Wenzel im 59. Capitel des ersten Theiles beigelegt wird,^ ebenso
die Bemerkung, dass er die Anwendung der deutschen Sprache
bei den Predigten wenn nicht geradezu verboten, so doch ver-
hindert habe, und dass er an dem Abzüge der deutschen Pro-
fessoren die Hauptschuld trage.
Wenn wir noch einmal Ludolfs Elosterchronik zur näheren
Beleuchtung des eben besprochenen Verhältnisses herbeiziehen,
huic tnictatolo interserere et inmiscere decrevi. Scriptum igitor in eodem
libello hec verba reperl et inveni: Detestatus Salomon etc. . . .
1 Tante facit tjrannum homo iste, si tarnen non bestia sed homo dici mere-
tor, ut de eo in memorato libollo sie scriptum ultra leges.
3 Ut autem clare cognoscatnr, quo favore superfluo iudeos ipsos in illo
inalignitatis tempore prosecntus fuerit, in codem libello sie reperi
subinnctum.
' Hie Wenceslaus metropoUm suam civitatera illam Pragam . . . nitebatur
incendere, ut forte secundura Neronis desiderium ignem copiosum
posset inspicere.
* Qni ad scisma illud longevura sedandum parum vel nicbil operatua est
* Verba igitur huins iam scripti capituli (21) a primo usquo ad ulti-
mum in eodem libello scripta inveni . . Hec igitur, que in hoc capitulo
et sex immediate preccdentibus (17—23) scripsi, de memorato libello
excerpsi.
^ Hostis Teutunicomm, carnifex Bohemorum . . . verbum dei in lingna
Tentunica Präge in ecclesiis pro longo tempore predicari prohibens . . .
Huc usque in libro premisso bec reperi scriptum.
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387
so geschieht dies desswegen, weil Ludolf schon für diese die
erstgenannte Quelle in ziemlich umfassender Weise benützt
hat. Fast dieselben Stellen bat er in den Tractatus aufge-
nommen; die sich schon in dem Cat. abbat. Saganensium finden.
Man vergleiche:
Cat. abbat. Sag. (pag. 212)
De Wenczeslao rege.
Detestatus est Salomon om-
nem suam industriam^ qua stu-
diosissime laboravit, habiturus
heredem desudantem in Omni-
bus bonis suis, cum nesciret,
utrum sapiens vel stultus futu-
rus esset. Impleta sunt hec in
personis venerandi illius Karuli
et filii eins Wenceslai. Labora-
vit ipse adhuc vivens pro hoc
suo primogenito sub exacta
diligencia, ut magnis laboribus
et sumptibus hunc successorem
sibi faceret, ignorans qualis in
moribus et vita futurus esset.
Fecit cum adhuc vivus de con-
sensu electorum omnium regem
Komanorum, reliquit et ei . . .
TraotatuB de longevo Bchis-
nxate Cap. 18.
Scriptum igitur in eodem
libello hec verba reperi et in-
veni. Detestatus est Salomon
omnem suam
regem Romanorum, reliquit et
ei
Wie man sieht, stimmen beide Berichte mit einander bis
auf einen Punkt vollständig zusammen. Und dieser Punkt be-
trifft den Umstand, dass der Tractatus de longevo schismate
die Quelle nennt, aus der er schöpft, die Elosterchronik aber
nicht Diese Bemerkung wird man noch oft machen können,
nämlich in allen jenen Fällen, wo beide Darstellungen aus der
gemeinsamen Quelle schöpfen. Immerhin muss der Umstand
auffällig erscheinen, dass Ludolf in dem Tractat seine Quelle
ebenso regelmässig nennt, als er sie in der Klosterchronik ver-
schweigt. Man könnte fast geneigt sein anzunehmen, dass die
bezeichneten Berichte Ludolf eigenthümlich zugehören, also
keiner anderen Quelle entnommen sind und die Ausdrücke
scriptum in eodem libello reperi u. dgl. nui* besagen wollen:
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388
darüber findet man schon in der Elosterchronik Auskiinft
Dag;egen spricht jedoch der Umstand, dass es immerhin ange-
wöhnlich ist, von seinem eigenen Berichte zu sagen : Scriptum
in eodem libro inveni. Eine andere Schwierigkeit, die sich nach
den vorhandenen Materialien nicht leicht lösen lässt, ergiebt
sich aus der folgenden Betrachtung: Im 59. Capitel nennt er,
wie oben bemerkt wurde, ein gewisses Buch, aus dem er einen
ganzen Abschnitt nimmt. Er sagt: in libro quodam scrip-
tum inveni. Er habe einen ganz merkwürdigen Titel Wenzels
in demselben gefunden : Desertor Romanorum, desertus eorum,
persecutor clericorum, hostis Teutunicorum , camifex Bohe-
morum, fautor hereticorum et rex Judeorum. Dann heisst es:
Hunc titulum sie expositum reperi und am Schluss: Huc usque
in libro premisso hec reperi scriptum. Dass diese Quelle mit
der erstgenannten nicht identisch sein kann, ergibt sich daraus,
dass er die erste för seine Klosterchronik schon im Jahre 1398
ausgenützt hat. Damals aber hätte er weder von der Absetzung
Wenzels, noch von der Verfolgung der Deutschen reden können.
Am allerwenigsten davon, dass das Wort Gottes in Prag in
deutscher Sprache nicht mehr gepredigt werden dürfte, ' oder
dass Wenzel an der Vertreibung der deutschen Professoren und
Studenten von der Prager Universität die Hauptschuld trage.
Andererseits aber fasse man den Ausdruck carnifex Bohe-
morum ins Auge. Genau derselbe Ausdruck findet sich auch
im 19. Capitel des Tractatus de longevo schismate, dort wo es
heisst: ut de eo in memorato libello sie scriptum leges^
und dem entsprechend auch in der Klosterchronik, ^ so dass
man annehmen muss, dass die erste Quelle mit der zweiten
eine nahe Verwandtschaft habe, und die Berichte derselben
wahrscheinlich von einer und derselben Persönlichkeit her-
stammen. Man wird nicht irre gehen, wenn man annimmt, dass
Ludolf namentlich über Wenzels Verhältniss zu dem Erzbischof
Johann von Jenzenstein genaue Daten zugekommen sind. Der
letztere hielt sich oft und gern in dem Augustinerkloster zu
* Capitel 59 des Tract. d. long, scbismate: Clericis infestiflsimaA et verbum
dei in ling^ Tentonica Präge in ecclesiis pro longo tempore predicari
prohibens yel prohiberi promittens.
3 Hie Romanomm et Bohemomm non tarn rex quam camifex.
8 Cat. abb. Sag. pag. 218.
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889
Raadnitz auf, ^ in diesem hatte er einige Mönche , die ihm
befreundet waren, und von denen einer, wie ich an anderer
Stelle auszuführen gedenke, seine Biographie geschrieben hat. ^
Mit diesem Kloster hatte aber auch Sagan viele innige Bezie-
hungen, schon aus dem Grunde, weil es ja selbst Augustiner-
kloster war. ^ Ludolf sagt an einer Stelle, dass in Raudnitz
gelehrte Männer in grosser Zahl gewesen seien, die er gekannt
und mit denen er verkehrt habe. ^ Was übrigens die ers^-
nannte Quelle anbelangt^ so dürfte ihr Verfasser, der nament-
lich über Breslauer Vorfalle gut unterrichtet ist, ein Schlesier
gewesen sein. Ueber weitere Quellen Ludolfs — wir sehen von
seinen zahlreichen Bibelcitaten und einem vereinzelten Rufinus*
citate ab — ist wenig zu berichten, eine Anzahl von Schriften
über das Schisma und über die husitische Strömung und Gegen-
strömung hat er seinen eigenen Angaben zu Folge gelesen.
Seine Quellen pä^ er recht ungenau zu bezeichnen. Hie und
da macht er die sehr vage Bemerkung, dass er einen Gegenstand
von glaubwürdigen Personen vernommen habe. Ueber das Ver-
halten der Königin zur husitischen Lehre, hat er von vielen
ehrbaren und glaubwürdigen Zeugen Berichte erhalten,^ seine
Gewährsmänner und Berichterstatter über den König Wenzel
seien, sagt er, höchst ehrwürdige Männer aus des Königs eigener
Umgebung. ® Von den Vorgängen in Constanz hat ihm wahr*
scheinlieh sein Klosterbruder Johannes Loebin Berichte zuge-
schickt, der an seiner Statt zum Concil gegangen war.*^ Im
Prolog zum zweiten Buche nennt er seine Quelles nur im
1 Siehe den Cod. epist. Job. d. Jenzenstein , Archiv f. österr. Gesch. LV,
298 (34 de» 8. A.) 303 (39), 321 (67), 372 (108), 376 (111).
3 Wie ich Yorlänfig schon im Cod. epist Joh. d. Jenzenstein bemerkt habe,
p*g. 273 (a).
3 IiL der Klosterchronik mehrfach erwähnt pag. 188, 226.
^ Pars II, Cap. 11. Attamen et de illis, q^ui in via virtutis et iasticie perse-
verabant docti plnrimi erant, quos ego novi et vidi et cum eis conver-
satos sum.
^ £x hüs, que per eandem reginam familiamque eins et nobiles memoratos
patrata sunt et ex hüs, que de eis a multis et pluribus fide dignis et
honestis relata sunt . . .
^ Beverendissimi virorum, quorum nonnoUi eins familiäres faenmt, et
domestici de eo loqnebantur enormia . . .
' Cat. abb. Sag. p. 277.
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390
Allgemeinen fromme , gerechte und glaubwürdige Männer. '
Wenn es auch zweifellos ist, dass ihm für einzelne Partien
seines Werkes urkundliche Materialien zu Gebote gestanden
sindy^ so hat er doch nur wenig in seine Darstellung aufge-
nommen. Meistens geschieht dies nur, um seine polemischen
Bemerkungen daran zu knüpfen. So hat er einen Brief des
Czaslauer Landtags an die Schlesier mitgetheilt, so wie die
Beschwerden desselben über König Sigismund; er widerl^t
dieselben einzeln und mit Aufwand einer grossen Bered-
samkeit. ^
Es ist schon oben die Bemerkung gemacht worden^ dass
Ludolf sowohl mit Rücksicht auf die nationalen als auch die
religiösen Verhältnisse seiner Heimath in leidenschaftlicher
Weise Partei ergreift.
Ueber das Verhalten der Deutschen zu den Czechen in
jenen Tagen des religiösen und nationalen Widerstreites , der
alle Gemüther in Böhmen und den angrenzenden Ländern
erhitzte, giebt uns Ludolfs Tractat an vielen Stellen sehr in-
teressante Berichte. Mit Recht nennt er den gegenseitigen Hass
der beiden Völker einen alten und allzusehr eingewurzelten,
so wie einstens die Juden mit den Samaritern keine Gemein-
schaft pflogen, so erwecke schon das blosse Ansehen eines
Deutschen dem Böhmen ein Grauen.^ Aus nationalen Beweg-
gründen hätten selbst solche Böhmen, die keine Freunde eines
Hus und Hieronymus waren, diese unterstützt und die Deut-
schen zum Abzug genöthigt, um in der Folge Böhmen allein
beherrschen und die Universität lenken zu können, ohne Hilfe
der Deutschen hätten sie gemeint, die Häresien der Wicleffiten
und Husiten allein ausrotten zu können. Er klagt an mehi'eren
Stellen, dass die deutsche Sprache in Prag in jenen Tagen
(seit 1409) gleichsam proscribirt worden sei, insofern als von
* Protestationem tarnen premitto ... de scrlbendis non solom Ulis, qnibas
presens interfui, sed et do aliis, quo a pils, iustis aut fide dignissimis cre-
dibiliter inteUexi . . .
2 So sind ihm namentlich viele Schriftstücke der päbstlichen Curie bekannt
3 Pars II, Cap. 14 flf.
* In freier Uebersetznng. Die ganze Stelle lautet: Antiquatum nempe odiam
et nimis radicatum est inter hec dno ydeomata Teutunieornm et Bohe-
moruro, ut sicut Judei non coutnntur Samaritis, sie ipsi Bohemo Teutuni-
cuB ad videndum sit gravis.
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391
Seite der Oberen ein Verbot erlassen wurde, in dieser Sprache
in den Pfarren der Stadt zu predigen, wie es früher üblich
war, denn von Alters her, sagt Ludolf, habe es in Prag ein
gemischtes Volk (permixtus populus) von beiden Sprachen (de
utroque ydiomate) gegeben, und deshalb predigten die Leiter
der Kirchen frei und in beiden Sprachen, wie es dem Volke
Nutzen zu bringen vermochte. ^ In etwas ungenauer Form bringt
Ludolf den Abzug der Deutschen aus Prag mit den Häresien
daselbst in einen ursächlichen Zusammenhang.^ Er warnt die
Deutschen vor einer Verbindung mit den Böhmen. •"* Sein
Nationalgefühl tritt auch den Polen gegenüber in scharfer
Weise hervor. Er spricht von den tauben Polen, welche nicht
deutsch verstehen, ^ er fühlt sich bewogen , ausfuhrlich aus
einander zu setzen, dass die polnische Nation an der Prager
Universität keineswegs aus Polen allein, sondern ihrer Mehr-
heit nach aus Deutschen bestehe und daher unter die Deut-
schen gerechnet werden könne. Der Ausdruck surda Polonia
oder feurdi Poloni kehrt mehrfach und gelegentlich mit einer
verächtlichen Nebenbedeutung wieder. * Ein guter Theil seines
Zornes, den er über den König Wenzel ausschüttet, geht auf
den Umstand zurück, dass derselbe den Abzug der Deutschen
begünstigt habe. An mehreren Stellen wird er deshalb geradezu
als Feind der Deutschen bezeichnet.
In religiöser Beziehung nimmt Ludolf den streng katho-
lischen Standpunkt ein. Doch geht er keineswegs so weit, dass
er offenbare Missbräuche in Schutz nehmen würde, wir finden
vielmehr, d^ss er die letzteren in scharfer Weise angreift.
Ueber die Art und Weise, wie in seinen Tagen der Ablass
missbraucht wurde, zum Zwecke des Gelderwerbes, ist Ludolf
sehr schlecht zu sprechen. Er schilt die Vollstrecker der
1 Cap. 30 des tract. de long, schism.
3 Ad recesanm a loco facUiorem pedem habaerant, quia ibi scüma et
heresim vilem dominari verisimili coniecturacioue videbant.
' Pars II, Cap. 12: Expedit Teutunicis cautos esse, qnaliter se associent
Bohemis .... Teutunice gentis homines, qnibus hec aut Ulis similia
possint contiDgere, caatos et preparatos esse deprecor in fntamm.
* Cap. 30: Ex qnibus mnlto plnres in ea (sc. nacione) fuerant, qnam de
Polonis surdis, qui Tentnnicum ignorant.
* Ursprünglich wohl nur ähnlich gebraucht wie das Wort Niemci: die
Stammen von den Slavon den Deutschen gegenüber.
Archiv. Bd. LX. II. H&lfte. 26
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392
Ablassbullen , die dem Volke mehr zusagen , als sie zu halten
im Stande sind, die mehr geben, als sie besitzen. ^ Auch über
die Käuflichkeit am päbstlichen Hofe macht Ludolf eine bittere
Bemerkung, indem er hinzufügt: ,denn in diesen Tagen ge-
horchte alles dem Gelde^ 2 Die Schritte des Pisaner und Con-
stanzer Concils zur Herstellung der kirchlichen Einheit lobt
er durchaus; das erstere vertheidigt er gegen mehrfache An-
griffe. ^ Dass das Concil höher stehe als der Pabst, gilt ihm als
ganz zweifellos. ^ In Sachen des Glaubens ist Ludolf ein mann-
hafter Vertheidiger der alten Kirchenlehrer in leidenschaftlicher
Weise spricht er über die Husiten, er constatirt das Vorhanden-
sein der Irrlehren in Böhmen und erörtert, wie dieselben dahin
gelangt sind, und wie die Husiten allmählich zu solcher Macht-
fülle gekommen. Er lobt die Schritte, die von päbstlicher Seite
gegen dieselben ausgehen, die Nachricht von der Verbrennung'
des Hus nimmt er mit Genugthuung auf:
fHunc homiDem sttiltnm
,Non dimittatifl innltainS
ruft er bei dieser Gelegenheit aus. Zahlreiche husitische Lehren
widerlegt er in breiter Weise, namentlich die von dem Abend-
mahl unter beiden Gestalten. Er vergleicht die Wuth der husi-
tischen Ketzer mit der Blutgier der arianischen Vandalen, die
Verwüstungen so vieler, stolzer Klöster und Kirchen gehen
ihm sehr zu Herzen, mit tiefem Gram meldet er die Fort-
schritte ,der Feinde des christlichen Namens^ Im Zusammen-
hange damit steht auch die Art und Weise, wie er von dem
Könige Wenzel und dessen Bruder Sigismund spricht, er be-
handelt dieselben nach Massgabe ihres Auftretens gegen die
Ketzer in Böhmen. Die Persönlichkeit Wenzels wird in den
schwärzesten Farben gezeichnet
Dem gegenüber wird jene Karls IV. in das hellste Licht
gestellt. Ludolf hat die grosse Blüthe Böhmens unter diesem
Könige noch mit eigenen Augen gesehen und den Eifer des-
selben für die Begründung der Ordnung in geistlichen und
1 Cat. abb. Sag. pag. 209.
^ Ibid. In diebus eoim illifl pecunie obedierunt omnia.
^ Renponsio contra latratun eorum, qni concilio Pisano detraxerant
^ Non enim autumare debet Romane sedis antistes in causa fidei se mai-
orem esse congregato vel congregando universal! concilio Cap. 46.
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393
ipeeltlichen Dingen kennen gelernt. In enthusiastischer Weise
erinnert er daher an die gute alte Zeit, die es unter Karl IV.
gegeben. Nur an einer Stelle klingt ein Tadel durch, nämlich
da, wo er erzählt, dass Karl seinem Böhmen ein Vater, dem
Reiche aber ein Stiefvater gewesen oder wie Ludolf sagt,
dass er mehr des böhmischen Erbreiches, als des kaiserlichen
und römischen Reiches Augustus gewesen sei. * Im Uebrigen
weiss Ludolf von demselben nur lobenswerthes zu erzählen.
Von seinen Kirchenbauten und Klostergründungen, von seinem
Eifer im Sammeln von Reliquien, von seiner Liebe und seiner
Strenge gegen den Clerus, von seiner Sprachenkenntniss und
wie er den Feinden des christlichen Glaubens nie eine Stütze
gewährt habe. Nie habe es, sagt Ludolf, den bekannten Ver-
gleich herbeiziehend, unter Karl einen Streit zwischen Sonne
und Mond, zwischen der päbstlichen und kaiserlichen Krone
gegeben, 2 in Demuth habe der Kaiser vielmehr die Zügel
des Zelters haltend den Pabst nach St. Peter geleitet. ^ Auch
die Erwerbungen dieses Kaisers an Ländern und anderem Be-
sitz werden rühmend hervorgehoben; trotzdem ,waren doch
seine Füsse nicht schnell, um im Kampfe unschuldiges Blut zu
vergiessen'. '*
Um 80 schlimmer kömmt Wenzel weg. ,Wa8 soll ich',
heisst es an einer Stelle, ,von diesem Wenzel Gutes schreiben?
Nichts. Dass ich doch auch nichts Schlechtes über ihn schreiben
dürfte'. Die römische und böhmische. Krone habe ihm zwar
sein Vater hinterlassen, aber eine würdevolle Art zu leben
habe er ihm leider nicht einflössen können. Recht scharf und
an einzelnen Stellen entschieden feindselig wird von den Unter-
lassungen des Königs gesprochen. Seine Feindseligkeiten gegen
den Prager und Breslauer Clerus werden im einzelnen auf-
gezählt. Dass er den Abt des Sandstiftes in Breslau in den
^ Ma^s AngnstQs fais»e creditur natali.« soli ani Bohemici quam impcrialis
et Romani, unde tarnen habere meruit nomen Augusti.
2 Semper pacem cum ecclesia habnit . . . Non fnit diflsonRio inter ensem
et gladinm, inter nolera et liiDam, inter papalem et imperialem dig-ni-
tatem . . .
3 Ipse officium fltratoris implevit, dum . . frenum presulifl tenens penes
ipRum Romane sedis antistitem equitantem per uon parvam diBtanciam
pedester ire non erubit.
* Ad effundendum sanguinem innocentem pedes veloces non habuit.
26*
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394
Kerker geworfen und für die Anerkennung des Biscliofs Wenzel
von Breslau 6000 Mark erpresst habe, wird ihm ebenso sehr
zum Vorwurf angerechnet, wie sein Vorgehen gegen Johann
von Pomuk, Nicolaus Puchnik, den Dechanten Boleslaus und
den Probst Knobeloch von Meissen, gegen den Magister Mathaeus,
den Pfarrer der Marienkirche vor dem^ Freudenhofe und den
Erzbischof Johann von Jenzenstein, der wegen der Schwierig-
keiten, die ihm von Seiten des Königs in den Weg gelegt
wurden, resignirte. * Das Bild, das Ludolf von Wenzel ent-
wirft, ist grau in grau gemalt, in jeder Beziehung stellt es
einen lebhaften Contrast zu der Zeichnung Karls IV. dar. Wie
unter diesem Könige alle Stände zufrieden gewesen, so hatten
nun, wie Ludolf in offenbarer Uebertreibung berichtet, Witwen
und Waisen, Barone und Ritter zu klagen, verhasst sei Wenzel
dem Clerus und dem Volke, Vornehmen und Bürgern und Land-
leuten gewesen, beliebt nur bei den Juden. ^ Auch der letztere
Punkt wird von Ludolf hervorgezogen, um den Contrast zu
vervollständigen, denn an einer früheren Stelle hatte er von
der Strenge Karls gegen die Juden zu sprechen. ^ Dem g^en-
über habe Wenzel die Gewaltthaten gegen die Juden , welche
im Jahre 1389 in Prag stattfanden, in lebhafter Weise be-
dauert^ und wenn nicht er selbst, so doch seine Umgebung.
Es ist merkwürdig, dass Wenzel auch in des Erzbischofs Johann
von Jenzenstein ,Acta in curia Romana', ^ sowie noch in einem
anderen gleichzeitig abgefassten Schriftstücke.^ als besonderer
Gönner des Judenthums erscheint, wiewohl er, was schon Palackj
bemerkt , nichts Ausserordentliches für sie gethan hat. ^ Das
Klagen gegen übermässige Begünstigung der Juden war damals
» Cap. 20.
^ Non fait temporibus illis, qui vice regia insticiain faceret pnpilUs et viduit,
ymmo nee baronibas, miKtibus et vasalUs, qaomm pars non modica que-
relas emisit de illata sibi regali violencia. Exosus igitur erat dero et
populo, nobilibus, civibus et rasticis, solis erat acceptos indeis.
3 Cap. 8. Ritus iudaicos, pompas indeoram et honorem eis indebitnm in
tantam diminnit, nt Präge in eorum platea domoseonim predpnas inba-
bitarent christiani.
* Plus doluernnt ne dicam rex sed coUaterales regis de cremacione ista.
^ Pelzel, Gesch. Wenzels, I. Urk. pag. 148.
0 Palacky III, 1, 64. Note 60.
"^ Palacky a. a. O. pag. 54.
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in Mode gekommeo;^ wie Wenzel es verstand die Juden aus-
zubeuten und sich durch die den Juden abgenommenen Schätze
zu bereichern^ das ist jüngstens von anderer Seite dargestellt
worden. ^
Ein anderer Grund zur Klage gegen Wenzel war Ludolf
in dem Umstände geboten, dass Wenzel zur Beilegung des
Schismas so gut wie nichts gethan hat. In dieser Form ist
Ludolfs Anklage nicht vollkommen gerechtfertigt. Es ist bekannt,
in wie lebhafter Weise Wenzel in seinen ersten Regierungs-
jahren für die Anerkennung Urbans VI. und somit für die
Beilegung des Schisma's gewirkt hat. ^ Ludolf hat seine Klagen
g^egen Wenzel schon im Jahre 1398, als er die Klostergeschichte
Sagans abfasste, erhoben, in eben demselben Jahre, in welchem
Wenzel für die Beilegung des Schisma's sehr thätig war. ^
Dass Wenzel der Häresie in Böhmen nicht entgegen
getreten und dadurch in den Verdacht der Gemeinschaft mit
den Häretikern gekommen, er, der gleichsam mit einem
Hauche die ganze Bewegung hätte niederwerfen können^ ist
keine der geringsten Klagen des Abtes. Bekanntermassen hat
der Umstand, dass unter Wenzel die husitische Bewegung ent-
stand, die allmälich das ganze Reich in arge Mitleidenschaft
zog, wesentlich beigetrageUj^ dass man von deutscher und anti-
husitischer Weise Wenzel in einem viel hässlicheren Lichte
erscheinen liess, als dies sonst der Fall wäre. Wenzel ,galt als
Begünstiger jener Ketzerei, welche den Deutschen um so* ver-
abscheuungswürdiger erschien, als ihr Grundzug der czechische
Nationalhass gegen das deutsche Wesen war'. ^ Es ist nicht zu
verkennen, dass auch Ludolf aus diesem Grunde seine Farben
etwas dunkler mischt, aber auch schon in dem 1398 ver-
fassten Abtscatalog, in dem er von einer Begünstigung häretischer
Lehrmeinungen noch nicht reden kann, wird Wenzel in rück-
sichtslosester Weise verurtheilt. In dem Tractatus de longevo
Bchismate beschuldigt er im Uebrigen auch Wenzels zweite
* Lindner, Geschichte des deutschen Reiches unter dem Könige Wenzel, I.
pag. 272.
2 Ibid.
3 S. d. Cod. epistol. Joh. d. Jenzenstein, pag. 371. Lindner a. a. O. 90 u. a.
* Aschbach, Qesch. Sigismunds L, pag. 15t.
5 Lindner, Gesch. des deutsch. Reiches unter K. Wenzel, IL 171.
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Gattin und deren Gesinde der Hinneigung zu den häretischen
Lehrmeinungen. ^
Wie bereits bemerkt, waren die Neuerer auf religiösem
Gebiete in Böhmen zugleich auch heftige Gegner des deutschen
Wesens, ^ es konnte demnach nicht fehlen, dass Wenzel [selbst
der Feindschaft gegen die Deutschen beschuldigt wurde, im
Tractatus kehrt Ludolf zu wiederholten Malen auf diesen Gegen-
stand zurück^ und meistens so, dass es an einiger üeber-
treibung nicht fehlt. Eine einflussreiche Partei mit scharf aus-
geprägter czechisch- nationaler Gesinnung, die in adeligen,
bürgerlichen und gelehrten Kreisen in Prag hervorragende
Gönner hatte und deren Verbindung mit dem Hofe eine ziem-
lich innige war, hat es eben schon in den achtziger Jahren des
14. Jahrhunderts gegeben, wie ich bereits an einem anderen
Orte nachgewiesen habe. ^
Einen vollständigen Gegensatz zwischen Karl IV. und
Wenzel stellt Ludolf auch her, da wo er von der Beraubung
der Kirchen und Klöster durch den letzteren spricht und
klagt, dass derselbe bei den Kirchen hinterlegte Gelder und
Kirchenschätze hin weggenommen und den Plünderungen der
Kirchen durch die Husiten theilnamslos zugesehen habe. Auch
dass Wenzel die Verkündigung päpstlicher Erlässe verboten
habe, wofern dieselben nicht das königliche placet erhalten
hatten, tadelt Ludolf in heftigster Weise. Die Vorwürfe häufen
sich, je mehr Ludolf sich dem Ende seiner Characteristik
Wenzels nähert. Ohne bestimmte Fälle zu erörtern, spricht er,
wie er von verehrungswürdigen Männern gehört habe, dass
Wenzel Wahrsager begünstigt, verschiedenen Personen Unrecht
zugefügt, seine Geleitsbriefe gebrochen, der Geistlichkeit die
nothwendigsten Einkünfte entzogen habe u. dgl. Dann auf einen
' £x hiis, que per eaudem regioam familiamque eius et nobiles memonitos
patrata sunt et ex hiis, que de eis a multis pluribus fide dignis et honestis
relata sunt, debemus et possnmns sine iuris iniuria eos in hereticorum
numero computare.
2 Opponebant se illis (sc. Uus et Uieronymo) plures doctores et magistri
et presertim nacionis Teutuuice.
3 Cap. 60 hostis Teutunicorum , Cap. 59 verbum dei in lingua Teutunica
Präge in ecclosiis predicari probibens . . . u. a.
* Mittheilungen des Vereins fttr Gesebichte der Deutseben in Böbmen,
XVII, 2. Heft. pag. 209,
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besonderen Fall eingehend erzählt Ludolf, wie sich Wenzel
während seines Aufenthaltes in Breslau gegen seinen eigenen
Koch vergriflFen und denselben am Rost oder Bratspiesse ge-
braten habe. An einer späteren Stelle fügt er wohl hinzu, dass
der Koch denn doch noch mit dem Leben davon gekommen
sei. ' Unter den vielen dem Könige zur Last gelegten Ver-
brechen durfte auch die am IL Juni 1397 zu Karlstein er-
folgte Ermordung seiner Günstlinge Burkhard von Janowic,
Stephan von Opoczna, Stephan von Martinic und des Maltheser-
priors Markold von Worutitz nicht fehlen. ^ Unter solchen
Umständen darf man sich nicht wundern, dass Ludolf gelegent-
lich die Frage erörtert, ob Wenzel nach seinem Tode zur Hölle
gefahren ^ oder vor der Barmherzigkeit des Allmächtigen doch
noch Qnade gefunden habe. Sollte aber das — was er von
Jemandem gehört hat, wahr sein, nämlich dass die Husiten bei
der Plünderung von Königsaal die Gebeine Wenzels verbrannt
haben, so sei demselben nur Recht geschehen, der König, der
während seiner Lebzeiten die Ketzer unterstützt habe, habe
nach seinem Tode nur die Strafe der Ketzer — die Verbren-
nung erlitten. 3
Von Wenzels guten Eigenschaften, wie von den schlimmen
seiner Gegner oder von der Schuld seiner Räthe wird nichts
gesagt. Licht und Schatten sind ungleich vertheilt und Ludolfs
Darstellung der Regierung Wenzels ist demnach keine reine
und lautere, sondern eine durch Parteileidenschaft getrübte,
und muss namentlich in einzelnen Partien, in denen in sehr
allgemeiner Weise von Wenzel gesprochen wird, mit Vorsicht
benützt werden.
In nicht ganz gleichmässiger Weise wird der Character
Sigismunds gezeichnet. Man wird sich darüber nicht wundem,
wenn man bedenkt, dass Ludolf über denselben sich in ver-
schiedenen Zeiten und unter ganz verschiedenen Verhältnissen
geäussert hat. In seiner Klosterchronik, also um 1398 spricht
er sich mit grossem Lobe über Sigismund aus. Dieser hat —
sagt Ludolf — indem er das Beispiel seines Vaters nachahmte,
^ Retnlorunt tamon quidam, hnnc sunm cocum, quem ig^e exussit, oon
fuisse mortuum sed vivuin remansisse.
2 Pars I, Cap. 24; De quibusdam secretariis Wenceslai occisis.
3 Ib. Cap. 61, 117. De ossibus Wenceslai post eius obitum dehonentatifi et
deturpatis.
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eine Universität ^ in Ungarn errichtet und mit guten Werken
beschäftigt sich die Gunst des Clerus und Volkes erworben.
In seinen königlichen und militärischen Handlungen tüchtig
hat er sich einen ruhmvollen Namen erworben. Aber schon in
der Klosterchronik findet sich bei dieser Stelle eine beschrän-
kende Randnote. ^
Sigismunds Bemühungen um die Herstellung der Kirchen-
einheit und seine Stellung als Schirmherr des Constanzer Concils
finden hohes Lob. ^ Um anderen Ruhe zu bringen, habe er
sich nicht geschämt Gesandter zu werden, sich den Mühselig-
keiten einer beschwerlichen Reise, Wind und Regen auszusetzen
und keine Kosten gescheut. Dagegen wird Sigismund namentlich
um zweier Dinge wegen von Ludolf scharf getadelt: 1. wegen
der Lauheit, mit welcher er gegen die ketzerischen Böhmen vor-
gehe und 2. wegen seiner EingriflFe in das Kirchengut. Nament-
lich der erste Punkt gibt Ludolf zu lebhaften Klagen Anlass und
lässt ihn nicht selten des Königs reine Absichten verkennen*
und diesen in den Verdacht kommen, dass er absichtlich der
Ketzer schone. Den raschen Abzug von Prag — Ludolf be-
richtet, als ob es zu keiner Schlacht gekommen wäre
— im Juli 1420 kann sich der Abt nicht erklären, nur durch
Sigmunds Schuld sei es durch seine Sorglosigkeit oder Nach-
lässigkeit hätten sich die Contingente zerstreut. ^ Er klagt über
Sigmunds langes Verweilen in Ungarn während des Jahres
1421 und misst ihm an dem Verluste der Schlacht von Deutsch-
brod die Schuld bei. ^ Was die Eingriffe Sigismunds in das
Kirchengut anbelangt, so sind dieselben ziemlich bedeutend
< Cat. abb. Sag. pag. 217: Hie patrifl sui sectatas exempla Studium
(gemeint ist die noch durch Ludwig 1382 in Fünfkirchen errichtete Uni-
versität) in Ungarla erexit et bonis intentus operibus apud clerum et
popuhim favorem invenit In actibus regalibus et militaribns strenuus
nomen sibi laudabile acquisivit.
^ Ad tempus, quia postmodum in muUis tyrannizavit et Studium in Ungaria
deserit. Diese Randnote ist, wie Stenzel bemerkt, bald nachher hinzu-
gefügt worden.
' Tract. de long, schism. Cap. 52.
* Cap. 73. Multi fidelium de execucione huius rei per Sigismundum quasi
desperant.
^ Rex tarnen ipse apud multos suspicionem incurrit, quod eins culpa, negli-
gencia vel incuria dis^tipacio' ista contigit . . . eo quod hereticis . . -
pepercit.
8 Pars II. Cap. 72.
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399
gewesen. ^ Dafür spricht Ludolf an verschiedenen Stellen den
schärfsten Tadel gegen den König aus, 2 es sei kein Wunder,
dass demselben das grosse Werk der Befreiung Böhmens aus
den Händen der Ketzer nicht gelinge, da ihm wegen seiner
Angriffe auf die Besitzungen der Kirche die Gnade des Himmels
fehle. Sigmund könne wegen des begangenen Kirchenraubes in
keiner Weise entschuldigt werden, er habe weder als Kaiser zu
demselben ein Recht besessen, noch könne als Entschuldigung
vorgebracht werden, dass die Beraubung zu Gunsten und in
Angelegenheiten des Glaubens erfolge. Selbst wenn man den
Grundsatz aufstelle, dass die Geistlichkeit in Armuth leben
solle und demnach keinen Besitz haben dürfe, sei Sigismunds
Vorgehen nicht gerechtfertigt. Ludolf erörtert sodann in weit-
schweifiger Weise, welche Art von Besitz der Geistlichkeit
erlaubt sei und zu welchen Zwecken sie denselben gebrauchen
dürfe. ^ Schon das Benehmen Sigismunds gegen die Breslauer
Geistlichkeit erfahrt Ludolfs Tadel. Martin V. hatte dem König
wegen seiner Bemühungen um die Herstellung der Kirchen-
einheit den Zehent eines Jahres von allen geistlichen Ein-
künften der Breslauer Diöcese verliehen und der Bischof
Johann von Brandenburg trieb denselben mit allzugrosser
Härte ein, indem er, wie Ludolf sagt, auch von den gering-
fügigsten Dingen den Zehent verlangte, als ob man denselben
auch von Raute, Krausemünze, Kümmel und Gemüse fordern
dürfte. "* Rechtlicher Weise sei dem Kaiser nur der Zehent
nach der bisherigen Schätzung und altem Gebrauch zuge-
standen. Es kam darüber zum Streit, der erst nach Wenzels
Tode bei Sigismunds Ankunft in Breslau zu Anfang des Jahres
1420 beigelegt wurde, indem man Sigismund das Doppelte der
üblichen Taxe gab, während er nach den ursprünglichen For-
derungen das drei- vier- oder fünffache erhalten hätte.
In einigen Punkten, wie beispielshalber in der Angelegen-
heit der Hinrichtung der (23) Rathmannen wagt Ludolf nicht
ein bestimmtes Urtheil abzugeben, es will scheinen, als sei er
von der Schuld derselben nicht völlig überzeugt gewesen. ^
1 Frind, Kircheng^scbichte Böhmens, III, pag. 157 ff.
2 Tract de long. II, Cap. 119, 120.
3 Cap. 122—127 des ersten Theiles.
* Ib. Cap. 65—69, vgl. oben die Abhandlung Ludolfs de decimis.
* Cap. 70.
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400
In vielen anderen Punkten, namentlich aber gegen die
Vorwürfe der Husiten wird Sigismund von Ludolf in Schutz
genommen.* Was den Umstand anbelangt, dass Sigismnnd
seinen eigenen Oeleitsbrief gebrochen habe, so habe dies keine
Geltung, denn Sigismund habe dem Johannes Hus ein sicheres
Geleit nicht geben dürfen, nur in diesem letzten Punkte habe
der König daher gefehlt^ Wenn dann geklagt werde, dass
alle Häretiker und Schismatiker freies Geleite zum Constanzer
Concil erhalten hätten, und ti'otzdem Hieronymus verbrannt
worden sei, so weist Ludolf nach, dass dieser Sachverhalt un-
richtig sei. Das Concil von Constanz sei nach den Statuten
des Pisaner zusammenberufen und nach dem Vorgang desselben
gefeiert worden. Auf dem Pisaner Concil wären nun freilich
Schismatiker, wie Griechen und Armenier frei gewesen, ebenso
jene Leute, die einer anderen Obödienz angehörten, dag^en
hätte sich ein böhmischer Ketzer flüchten müssen, um nicht
in Untersuchung zu kommen.^ Ludolf weist in ähnlichem
Sinne die meisten Vorwürfe ab , die auf dem Czaslauer Land-
tag gegen Sigismund erhoben wurden, er spricht also, dass die
Böhmen sich unpassender Weise ihres christlichsten König-
reiches rühmen, diesen Namen habe dasselbe seit jüngster Zeit
eingebüsst. Wenn ein utraquistischer Bürger aus Prag in Breslau
dem Feuertode übergeben worden sei, so sei demselben kein
Unrecht zugefügt worden, denn wer zum Hohne der Kirche
hartnäckigen Sinnes das Abendmahl sub utraque nehme, müsse
für einen Häretiker gehalten werden.^ Am ausführlichsten
widerlegt Ludolf die Vorwürfe, welche Sigismund von den
Husiten wegen der Verleihung der Mark Brandenburg gemacht
wurden. Sigismund sei als römischem Könige das volle Recht
zugestanden, dasselbe sei von seinen Voi*gängem häufig aus-
geübt worden, denn einstens war das Kaiserthum reich, heute
sei es erschöpft und geschwächt, kaum habe es noch, wo es
J Pars II, Cap. 22 tf.
2 Ib. Cap. 22: Rex Sigismundus non potuit dare securum conductiun Jo-
hann! Hus ad concilium Constanciense.
3 Ibid.
* Ib. Cap. 23: Bolietni gloriautur inconvenienter de chrisUanissimo bqo
regno.
^ Commnnicans contumaciter et in contemptum ecolesie sub utraque specie,
pro heretico est habendus.
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401
sein Haupt hinlegen könne. ^ Wie können nur die Husiten die
Stirn haben^ von Sigismund die Zurückgabe der Eirchenschätze
zu verlangen, sie die selbst am meisten Kirchen und Klöster
geplündert hätten.*^ In diesem Tone ist die Widerlegung der
meisten noch übrigen husitischen Anklagen Sigismunds gehalten.
Gegen alle Vorwürfe will Ludolf denselben freilich nicht in
Schutz nehmen, * einzelne seien nicht ungerechtfertigt und von
vielen Dingen will er lieber schweigen.
Mit offenbarem Wohlwollen spricht er dagegen von dem
Könige Ruprecht,* nur dass dieser so fest an Gregor XII.
gehalten, kann er nicht billigen. Im Uebrigen ist Ruprecht es
gewesen, der gelehrte Zeitgenossen einen Mathaeus de Cracovia
und Konrad Soltau zu hohen Würden befördert hat. Von seinen
gelehrten Zeitgenossen erwähnt Ludolf nur des Johannes TLoi-
mann von Schweidnitz ; viele Schriften gegen die Husiten habe
er gelesen, aber nicht eine einzige habe ihm so zugesagt, als
jene seines berühmten Landsmannes. * Nach Hofmanns Vorbild
hat er selbst in Kürze eine Antwort auf einen husitischen
Tractat geschrieben, der in böhmischer und lateinischer Sprache
verfasst und einem Bischof in Deutschland überreicht wurde.
Ziemlich eingehend handelt Ludolf über den Erzbischof Konrad
von Vechta, aus dessen Jugendzeit er einige bisher ganz unbe-
kannte Notizen mittheilt. Dass von Konrad, dem , Apostaten'
in einem höchst unfreundlichen Tone gesprochen wird, ist leicht
erklärlich. Schon in seiner Jugend habe man von diesem Konrad
»dem Hinkenden', der jetzt auch an seiner Seele hinke, nicht
viel erwarten können. ^ Wer so wie dieser durch Geld und
Schmeicheleien die höchsten geistlichen Würden erreiche, dessen
Ende könne kein gutes sein. "^ Von diesem Konrad aber könne
> Olim dives et habandans fuit imperium, hodie exhaastum et attenaatum,
Qt yix habeat, abi oaput samn recb'net
3 Cap. 31, pars IL
3 Qoamvis ergo Sigismundam regem non velim uec possim exensare in omnibus.
* Porro Robertus iste apud deum et homines laudabile testimonium habuit.
* Pars II, Cap. 78.
* Timor quem de isto Conrado timebamus evenit. Ipse est Conradus, de
quo cnm adhuc esset in minoribus constitutus et in curia vel famulatu
reg^s Wenceslai existeret, parum boni in turba sonabat.
^ Principatus, quem nummus, ambicio vel res alia iuri non consona extor-
sisse Tel obtinuisse verisimiU estimactone presumitur, oxecrando satis
exitu finiatur.
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402
man sagen, was die Schrift von Mephisboseth meldet: ,Er ist
gefallen und lahm geworden'. *
So viel über den Inhalt des Tractatus de longevo schia-
mate, aus welchem die wichtigsten Partien angedeutet wurden.
Ein genaueres Eingehen auf das Wesen der husitischen Lehre
und deren Widerlegung durch Ludolf schien hier um so weniger
am Platze zu sein, als dieser Qegenstand demnächst im Zn-
sammenhaug und mit Rücksicht auf die ungleich wichtigeren
und umfassenderen Schriften eines Stephan von Dola und Jo-
hannes Hofmann von Schweidnitz behandelt werden durfte.
Incipit traotatus de longevo soismate et primo
prologos.
fol.149» Sue gygas ecclesie Christus dominus etsi celorum
thronos et molem terre sua manu sustentans portet et teneat
omnia verbo virtutis sue, unam tamen sanctam, katholicam,
apostolicam et orthoddxam ecclesiam super se fundatam* ah
eiusdem ecclesie nascentis exordio usque in presens quodam
singularissimo et firmissimo modo manu tenuisse et manu teuere,
continuisse et continere, portasse dinoscitur et portare. Cum
esset numero brevi et paucissimos haberet incolas et adhuc
esset derelicta et odio habita, expandit alas suas et assumens
eam pörtavit in humoris suis immobilemque et inconcussam
tenuit, ut nee tempestates, fluctus aut venti ei nocere, vel
adversus (eam)^ porte possent tnferi prevalere. Qlorificatam nunc
in conspectu regum, licet non omnium, ^ et expandentem^^
palmites suos usque ad mare nonne in magnitudine brachii sui
continebit et portabit? Portabit utique, nam fetam ipse por-
tabit: feta est sterilis quondam, iam mater multorum filiorum
est, iam crevit usque et ultra milia, iam replevit orbem ter-
ramm. Numquid eam deseret? Absit. Cum ea erit usque ad
consummacionem seculi, ut nulla esse non valeat, ut impugnata
* In cod. fundata. ^ Erg&nzt nach Math. 16, 18. ^ In cod. expandente.
* Cecidit et olaudus effectufi est.
^ Mit Rücksicht auf Wensel von Böhmen.
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403
non deficiaty sed quanto plus contra eam insurgunt aque diluvü,
tanto magis exaltetur et crescat. Porro etsi quedam eius sup-
posita, perdicionis filii^ eciam quos ipsa enutrivit et exaltavit,
videantur aliquando * ab ea recedere et eam recedendo spernere,
hoc tarnen non ad diminucioneni honoris vel ad insipienciam
sibiy^ cum ad sue laudis augmentum vere adopcionis filii non
possint ab ea morte vel gladio, tribulacione vel angustia
separari. Probant hec gesta plurima retroactorum temporum
sed illa specialiter, que in illo longevo scismate^ cuius
adhuc est recens memoria^^ sunt in ea patrata. Vere et
iteriim vere experimento didici; quod si gygas iste iam quasi
coUo suo alligatam et sibi suppositam firmissime non tenuisset,
in eodem^ maledicte divisionis opprobrio coUisa fuisset, ceci-
disset in nichilum et ex propriis eius viribus minime substi-
tisset etc. Huius igitur scismatis inicium audiamus.
Cap. 1.
De Intrnso quodam cardinall sancti Petri ad papatum et
eleccione Urbani sexti post hec Clementis septimi.^
1378
Anno domini 1378 domino Oregorio undecimo mortno in orbe circa Mfirz 27.
medium qnadragesime congreg^tiB in eadem urbe in nnnm cardinaUbns pro
eleccione novi Bomani pontifids cives et plebs Romana irmeront in conclave, ^a^« abbat,
in quo sedebant et magnam violenciam eis facientes qnendam cardinalem titoli ^^*
sancti Petri ' ad sedem apostoUcam, quantnm in eis fait, absqne omnium car-
dinalinm consensn intrudebant, ^ qui introsos cnm nee veUet esse papa^ ncc
pro tali ab ecclesia haberetnr, congregati denno cardinales dominum Bar t ho-
le menm tone archiepiscopnm Barensem* in apostolicnm elegemnt petiti April 8.
tarnen prins' a Romanis, nt yel Romanom yel Ytalicom aliquem in papam
assnmerent. Hunc igitnr Urbanum sextum nominantes et in die Pasche coro- Aprü 18.
nantes toti clero, regibns insuper et principibns pro apostolico presentabant '
Sed recedentes successive de Roma enm esse sommum presulem neganmt
^ Ibid. aliL ^ SciL est sive attribnitur. ° In cod. eadem.
^ In cod. nllum esse papam ; die Correctur nach Lndolfs Saganer Kloster-
chronik: Cat. abbatnm Sag. SS. rer. Sil. I, pag. 208.
* In cod. Baesem. ' In cod. primo.
s Der Cat. abb. Sag. hat richtiger: presentamnt.
^ Der Prolog ist demnach nach der Wahl Martins V. g^eschrieben.
' Das ganze Capltel schon in Lndolfs Cat abb. Sag. a. a. O. 208 f.
' Franciscns Tibaldeschi. * 8. darüber wie über die Wahl überhaupt
Th. Lindner, die Wahl Urbans VI. 1378. Bist Zeitschrift 28, pag. 101.
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404
et 60 citato, nt lus suum, ni qnod haberet, defenderet. proiiiineiar«Bt ipma
non esse Jesu Chriflti in terriR vicarinm eligentes qnendain alinm Robertia
Sept. 20. GebennenÄem • tunc eciam cardinalem in apostolicnm , qnem et Cleneitea
fol. 149^ septimum appellamnt et cum eo in Avinionem seceRHemiit ete.
Cap. 2.
De dirisione rel dirersitate eornm, qni hos daos snsee-
perunt in papas etc.
Cat. abbat. Bone i^tnr meraorie Karolns in Romanomm imperio qnartQs et ii
Sag. Bohemomm regno hnins nomine primna, rex insaper An^lonun, Ungarona
et Polonornm cum multis alianim terramm dominis Urbanum eis in p^itm
preflentatum recepernnt in talem nequaquam rccedere voloDtes ab eo.
EaroluB autem rex Francorum, rex Castelle et Am-
gonie ab Urbano discedentes Robertum vel ClemeDtem
septimum in apostolicum susceperunt. Sicque factum est
scisma a seculo inconpertum et tarn mag^um et tarn coloratam,
ut virorum illustrissimi , doctores et magistri diversarum mii-
versitatum et studiorum de eo tenerent et seriberent non Um
diversa vel plurima, quam contraria et adversa. ' Licet enim
post ascensionem domini usque nunc in temporibus iam elapsis
eo permittente domus sua super eum constructa diversas sit
passa scissuras, nunquam tamen sub tali specie, colore et appa-
rencia et sub diutumitate tanta. Sed nunc facta est bipartita
ex eo, quod dominis cardinalibus unum in Romanum pontifieem
assumentibus imperatores, populus Romanus vel quivis alii
alium assumpserunt, ex eo eciam, quod votis cai'dinalium in
diversa divisis unusquisque illorum , in quos vota illa directa
fuerunt, rector ecciesie esse nitebatur. Et ex quibusdam eciam
causis aliis sepe scissa est domus navis dei et columba viventis,
eosdem autem electores viri unius in sedis apostolice presulem
ab illo concorditer abscedere, propria scripta negare et aKum
superassumere quis audivit? Quod quia factum est in presenti
scismate, surrexit regnum contra regnum, provincia contra pro-
vinciam, clerus contra clerum, doctores contra doctores, parentes
in filios et filii in parentes. Et quamvis metum illum, quem
Cardinales asseruerunt sibi illatum in eleccione Urbani, adhoc
• Ib. episcopum (Bischof von Cambray).
1 Lindner, a. a. O. pag. 106, Note 1.
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405
minime probavissent, ^ dicebant tarnen quidam, narracionibus
eorum in hoc facto esse credendum , ideoque quia consensus
ibi non est, ubi metus intercedit, ^ pronunciabant eos licite ab
eodem quando poterant aufugisse. Econtra alii dicebant, eciamsi
metus ille intercessisset , eos tarnen non potuisse ab ipso se
Sögregare, nee absque pronunciacione generalis concilii sunt hie
congregandi alium eligere vel in apostolicum nominare. Multa
in^uper alia'* argumenta ab utraque parte fiebant tam^ forcia,
ut videbitur, et tam apparencia, ut morbus ille, qui tunc eccle-
siam sanctam invaserat, nimis cronicus fieret et nimis diu
duraret. ^
Cap. 3.
De ereacione norornm cardinalinm per dominnm Crbannm
et Karolo de pace.
Creavit^ autem tunc Urbanus novos cardinales, cum
videret se ab antiquis derelictum, cum quibus in urbe reman-
sit, pronunciavitque cum suis Robertum esse invasorem sedis
apostolice eumque scismaticum fore cum sibi adherentibus, et
ille e diverso hec omnia contra istum et suos diffinivit. Verum
tamen et inter cardinales, quos sibi de novo Urbanus ele-
gerat et ipsum Urbanum ex quibusdam aliis occasionibus orta
est non parva discordia, ut ipse nonnuUos eorum capi et in
carcerem et torturis tradi iuberet, ex quibus aliqui dicuntur
ex penis sibi illatis esse mortui et defuncti. ^ Sed quia Earolus
de pace tunc rex Sicilie partem cardinalium confovebat, idem isss
Urbanus urbem deserens ultra mare ad quoddam fortalicium AprU 19.
dictum Lucereis^ se transtulit et ibi ab ipso Karolo de
* In cod. lila. ^ Ib. tarnen. <" In cod. etc.
^ Der Name ist durch eine in der Mitte des Wortes vorgenommene Cor-
rectnr andeutlich geworden recte Luceriam (christianorum) = Nocera
«. Gobelin Cosm. VI. c. 77.
^ So auch Job. de Lignano und Baldus. ^ S. die Encjclica der TJltra-
montanen vom 9. Aug. 1378. Die Lit. über Urbans Rechtmässigkeit bei
Lindner a. a. O. und Gregorovius VI. 497. ^ Mansi : Creati hoc anno
cardinales, sed qua die et qnot numero non convenit inter scriptores.
* Die Ereignisse sind hier in unrichtiger Reihenfolge angegeben. Im Mai
1384 ist er schon in Nocera, im J&nner 1385 erfolgt die Bestrafung der
Cardinäle.
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pace manu valida obsessus fuit. Liberarunt autem eum tone
de illius manibus Januenses in fortitudine virium suamm et
eum liberum in Januam deduxerunt. Qui propter violenciam
sibi factam Earolum excommunicans eum viventem nunquam
absolvit, sed in excommunicacione^ quia forte absolucionem
fol. 150» ^j^^Q articulum mortis non peeiit, mori | permisit Iste namque
Earolus de pace volens eciam esse rex Ungarorum cum
verum regem Ungarorum Sigmundum impugnaret et perge-
1386 queretur, viis et modis variis per quendam in Ungaria Bla-
Feb. 8 i u m nomine interfectUS est. < Dicunt tamen aUi post valnas acceptam
' ^ '' intoxicatum veneno perisse, supervivens autem post vulnus letale
sibi inflictum per dies aliquot per quendam prelatom ut dicont
Cat. abbat, aliqui ab excommunicacione absolntuB fuit in extremis et sic traditos
^*^- ecclesiastice sepulture.*
Cap. 4.
De qaibusdam faetis Urbani et morte eins.
Cat. abbat. Cum hec ita agerentnr et fierent, ürbanns Romam reversos festam
Sag. Visitacionis sancte Marie instituens et annnm plene remissionis inxta
numerum annomm et mensuram etatis plenitudinis Jesu Christi abbreyians
ante adyentnm primi anni iubilei, quem indixerat ante annum videlicet do-
mini millesimum tricesimum nonagesiraum, a quo computacio inchoari deboit,
1389 vitam finivit, mortuus Rome anno domini 1389** circa festum beati Oalli,
Oct. 15. cui snccessit Bonifacius nonus.
Cap. 5.
De morte Karoli imperatoris et flliis eins.
Et quia, ut supra scriptum est, scisma hoc sub Karolo
imperatore huius nominis quarto habere cepit exordium, viden-
dum est nunc, quanto tempore idem Karolus supervixerit
post scisma id exortum. Sane non supervixit ad annum integrum
vel completum. Scismate namque isto circa festa paschalia anno
Nov. 29. quo supra suum habente principium, ipse Karolus in vigilia
• In cod. etc., wie meistens am Ende des Capitels. Es wird in der Folge
nicht weiter bemerkt ** In cod. 1079.
^ lieber Karl della pace s. Lindner Gesch. d. deutschen Reiches unter K.
Wenzel, I. 255. Im Cat. abb. Sag. pag. 217 drückt sich Ludolf prfidser
aus. Der Tod Karls erfolgte erst am 24. Februar durch Erdrosselung.
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beati Andree apostoli eiusdem anni diem sunm clausit extremum.
Reliquit antem post se tres filios Wenceslaum iam protunc
Romanorum et Bohemorum regem, Sigmundum Ungarorum
postmodum regem et Johannem ducem Oorlitzensem^
de quibus postea suo in loco scribetur.*
Porro vir iste felicissime recordacionis Karolus quartus
tante fuit Industrie, bonitatis et iustieie, quod verisimiliter cre-
ditur divisionem illam ecclesie nullo modo durasse longo tem-
pore, si omnipotentis dei pietas eum tarn subito post eiusdem
divisionis exordium de hoc medio minime sublevasset. Cum
autem eum illo in tempore deus^ mori permiserit, deflendum
non reprehendendum est. Judicid iiamque domini abyssua multa
sunt : * ut noverimus eum , qui iuste disposuit omnia, memo-
ratum Earolum de hac luce in illa hora subtraxisse ex causa
iustissima sibi, non nobis manifesta.
Cap. 6.
Qnaliter Karolus qnartns factus est Imperator, dum adhnc
Tireret. ^
Facta autem mencione de morte Earoli fiat et mencio
de eins vita et primo, quomodo ad imperium pervenit. Post
mortem Henrici imperatoris avi eiusdem Earoli, qui Henricns
fuit comes in Lonczilborg, quidam Lodwicus dux Bava-
rorum est<= in regem Romanorum electus, quem cum sedes
apostolica nollet ex causis approbare, tjrannizavit contra ecclesiamCHt. abbat,
et papam tunc in Avinione residentem citavit apostoUcam ad real- ^^*
denciam Bome faciendam, sed qoia citacio saa cassa et irrita nulloqae iure
sQbnixa (fait)**, nichil operari potoit, nec eius occasione vellet aut
deberet dominus apostolicus | domicilium suum de Avinionis* fol. 150»»
ad urbem transferre. Erexit ipse Lodwicus quendam fratrem de
ordine Minorum in antipapam, qui ei in eadem urbe imperialem
dedit infulam ^ et ipsum pro imperatore Romanorum tenebat in
* In cod. »criberetur. *» In cod. ipsum. « In cod. et
^ Fehlt in der Handschrift. *> In cod. Avionis.
» Ps. 35. 7. 2 s. Cat. abb. Sag. pag. 210. s Der historische Sach-
verhalt ist hier unrichtig angegeben, die Krönung des Kaisers erfolgte
nicht durch den Gegenpapst« die Erwählung des letzteren aber erst spKter
8. Petrus Zitt. in den Königs. Geschichtsq. 453.
ArchiT. Bd. LX. 11. Hälfte. 27
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cunctis. Iste tarnen antipapa post mortem Lodwici postmodnm
in Avinionem ad papam veniens cum quibusdam suis, si dici
fas est, oardinalibuB se dedit ad graciam et in carcere nt
dicitur vita functus est. Sed ecce annis aliquot aste Lodwici obitiim
Cat. abbat Kar ol um tone marcbionem Moravie et Johannis regia Bohemomm primo-
Sag. genitom qnidam de electoribua imperii in regem RomaDomm elegenmt, quem
eciam ecciesia approbavit Vivente tarnen Lodwico plenam possesaionem im-
perii neqnaqnam potnit obtinere. Qno mortao electores imperii, qni partera
fovebant Lodwici, elegerunt qnendam alinm, Gnntheram comitem de Swartx-
b arg in regem Romanoram. Contendentibas ergo de imperio Karolo et Gon-
thero Gantberufl yeneno obiit et sie Karolas ad imperialem posaeaaionqB
pervenit. Hanc dominas Innocencios sextos tanc Avinionis residens postqoam
pacificara est possessionem imperii adeptas, missis ad urbem de Aviniooe
cardinalibos ibidem in imperatorem Romanoram coronari fecit.
Cap. 7.
De bonis operibus Karoli ab eo facti» post imperimii
adeptnm et ante. <
Gloriosas iste princeps Karolas orthodoxas et katbolicas, amator
iusticie et zelator pacis in regno Bohemoram tantam * pads procarant
Cat. abbat, babandanciam, at non levaret in eo gens contra gentem gladiam nee esset
Sag. timor in finibas eoram. In silvis et in rnpibas^ pax fait et securitaa, at nee
depredari formidare baberent, qai aarum publice in via portare yellent. Hie
perpendens, quid sit principis christiani proprium, dilexit derum, novas erexit
ecclesias et destructas reformavit, ita ut et in civitate Pragensi et loeii
alüs multarum baailicarum et monasteriorum fundator et ditator^ ipse foerit
Hie et devocioni et bumilitati deditus circa arma salutis nostre imperiales et
regales reliquias, reliquiasque sanctorum speciali fovebat*' affectu, ut pro
bonore sacrosancte illius lancee, que sanctificata est ex Cbristi latere, capellam
preeiosam miri omatus et operis in castro Karlstein construeret et capellam
beati Wenceslai martyris in ecciesia Pragensi preciosorum lapidom tabulata
deauraret. Hie cum domino Arnesto archiepiscopo Pragensi studiom Prageose
plantavit, coUegium magistrorum, quod Karoli dicitur, fundavit, ecclesiam
collegiatam Omnium sanctorum, que numerum habens duodecim canonicorom
de presentacione fuit regia, magistris appropriavit, magistros, doctores, stu-
dentes yirosque literatos bonoravit, Studium ipsum et membra eins priri-
legiis multis et benigne semper favore prosecutus, si longo supervixiflset
tempore, Studium theologie et arcium Präge Parisiensi forte adeqnaseet
* In cod. taute. ^ In cod. ruperibus. ° Cat: dotator.
^ In cod. fervebat.
1 Einen Satz aus diesem Capitel tbeilt aucb Palackj It Reise pag. 96 mit
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Cap. 8.
AdhQc de einsdem operibns Karoli etc.
Hie vir g^ianis et expertus in omni qn&si sciencia partem baboit, ntCat. abbat,
cum tbeologis, ioristis, medicis et aiüstis aliqnando de eomm materiis et Sag.
scienciis conferret, nam et ipse (studens)* in adolescencia Paris ins fnit**.
Hie lingois loquens yariis Teutunicnm proprio, Bohemicum debite,
Gallicum congrue et jdeomaLatinnm loqnebator magistraliter^ et perfecte.
Hie indisciplinatos mores in clero, in statn, incessn et babitu adeo exosos
babiiit, Qt qaendam episcopnm generosi sanguinis in babitu armigerorum in
▼estibtis brevjbus et episcopo indecentibus licet in caterva militum eum dedu-
cenciiiin | ad se yenientem dedig^aretur aspicere nee yellet cum eo loqui, fol. 151*
quem tarnen postea in amictu presulari^ yenientem de priori yanitate « redar-
guens com magno suscepit honore. Hie yiyus ^ professor fidei ritns sacrilegos,
ritos iudaicos, pompas iudeorum et honorem eis indebitum in tantum dimi-
nuit, ut Präge in eomm platea domos eorum precipuas inbabitarent chri-
stiani. Non adbibuit honorem hodiernum inimicis crucis Christi, sed eojB
per indirectum exterminans colla eomm sub rigore tenuit et iactanciam ipsomm
et gloriam notabiliter minorayit. * Hie licet diyicüs et honoribus reges alios
sui temporis et multos predecessores suos in Romano dyademate mirabiliter
excederet, nunquam tamen, ut ab aliis heu male solitum est, auditus est
eccleiie repugnare. Non fuit suo in tempore dissensio inter ensem et gladium,
inter solem et Innam, inter papalem et imperialem coronam. Semper pacem
cum ecclesia habnit, semper legatos (eius) « honorifice suscepit et tractayit et
ecclesie in necessitatibus suis promptus fuit. ^ Unde et iam tempore imminentis
sui senii ad requisicionem domini Urbani quinti eum manu robusta Italiam
et Romam peciit et contra, hostes patrimonii beati Petri apostoli et specialiter
contra dominum Barnabonem, dominum Mediolanensem imperialem suam
potestatem ostendit^ 1368
Cap. 9.
Adhnc de efsdem.'
Inter bec et alia laudabilia sua gesta coronam regni sui Bohemici Cat. abbat,
diiatans et amplians Lusaciam et Brandenborgensem marcbiam et Sag.
pinres terras alias ei aggregayit. Ipse vir plenns consilio ad effundendum in
congressu bellorum innocentem sanguinem pedes veloces non habuit, sed per
proyidenciam sapiencie sne et liberalitatem manus sue superboram colla
* ErgSnzt nach dem Cat. abb. Sag. ^ In cod. fuerit. <" Cat abb.
Sag: integraUter. ^ Palackj liest: presulum. * In cod. yanitati.
' Cat. abb. Sag. : unius. « Ergänzt nach Cat. abb. Sag. 211.
^ Sc. adiutor , wie der Cat abb. Sag. hat. ^ In cod. et cetera ultra.
* S. die Bemerkung Stenzels zu dieser Stelle a. a. O. pag. 211.
^ Einen kleinen Theil dieses Capitels theilt Palackj It Reise pag. 96 mit
27*
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calcans terraa sibi et dominia acqnisivit. Ipse est, qni Roine consütatns in-
cliti illius principis Constantini vestigia imitatas of&ciam stratoris implevit,
dum ex hnmilitate laudabili freniim presulis teDens penes ipsnin Romane
aedis antistitem eqnitantem per non parvam distanciam (pedester)* ire non
erubuit. Imperavit et reg^navit annis plnrimis sub Bomanis pontificibns de-
mente ** sexto, qui eum in regem Romanomm approbavit, sab Innocente
sexto, qni eam coronari fecit, sub Urbano quinto, qui eum ad sul iuvamen
Romam^ vocavit, sub Gregorio undecimo, qui eum in omnibus exandivit
et sub Urbano sexto, cuius anno primo a seculo migravit, Ut supra capi-
tulo quinto huius tractatus scriptum est.
Cap. 10.
De morte Karoli regis Franeornm et Roberti Gebenensis,
qai se appellarit Clementem septimam et sneeessoribas
eornm.
Earolo imperatore Romanorum defuncto Karolus rex
Francorum aliquot annis superstes fuit in vita ' nee suiun Gie-
rn e n t e m septimum deserebat. Obierunt autem et ipsi post hec.
1380 Successit autem Karolo regi Francorum quidam filius suus
eciam Karolus nomine ^ quem pater in morte iuvenem et
inpuberem dereliquit. Hie postea procedente tempore plene
racionis usu privatus^ regni negocia per se non potuit guber-
nare, quamobrem primates vel maiores natu Francorum regno
preesse dicuntur usque in presens. Ipse tamen Karolus
per dilucida intervalla in sua laborans amencia aliquando
fol. löl"» dicitur uti racionis lumine competenti. ^ Clementi quoque sep-
1394 timo I successit Petrus de Luna, qui se intitulavit tercium
Sept 28. decimum Benedictum. Ante huius eleccionem cardinales
illius^ obediencie congregati in unum pro .eleccione sui summi
pastoris se constrinxerant iuramento, ut si eorum aliquem cod-
tingeret in papam assumi, ille pro unione sancte matris ecclesie
modis Omnibus laborare deberet nee refutare deberet aliquam
yiam aptam ad ipsam unionem, que suis videretur cardinalibus
• In cod. fehlt, ergänet nach d. Cat. abb. Sag. ^ Ib. Clementem.
« Ib. Rome. •* Ibi: illius et
* Karl V. starb 1380. * Seit 1392. ^ jn geänderter Form wird dar-
über schon in der Klosterchronik berichtet. In derselben «iebt Ludolf
noch einen Vergleich zwischen dem wahnsinnigen Franzosenkönig und
dem König Wenzel.
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coDgrua, eciam nt estimo, si cessionis aut repugnacionis suimet
de papatu ad hoc convenien8 videretur aut iudicaretur et apta. ^
Porro de huius iuramenti transgressione idem Petrus post-
modum aceusabatur a multis et tamquam transgressor talis a
iure, si quid sibi in papatu competeret, fuit in Pisano con-
cilio*^ a dignitate papali remotus, quamvis et cause alique
pociores vel equales fuerint in sentencia sue deposicionis ex-
presse, de quo postea in loco suo plenior erit expressio domino
concedente.
Cap. 11.
De Bonifaeio nono.
Libet nunc ad Urbanum sextiuu; sub quo scisma sumpsit
inicium, vel pocius ad successorem suum Bonifa cium nonum
— de quo supra dictum est in capitulo quarto in fine — revei*ti
et regredi et gesta per eundem Bonifacium in scriptis exponere
et futurorum memorie recommendare. Bonifa cius igitur iste
largus in exaudiendis omnibus annam plene indulgencie, quem nt supra dictum
est, predecessor suus Urbanus sextns in anno incamacionis dominice 1390 Cat abbat.
in urbe statuit, liberali valde manu ad diversas personas absentes extendit. Sag.
Indnlsit enim in eodem anno multis et plurimis snpplicantibus , ut per con-
fessores suos in partibus absoluti in certis ecclesiis, quas eis ipsi confessores
depntarent, eandem consequerentur (indulgencie) ** pleuitudinem , quam hii
consecuti sunt, qni personaliter intraverint urbem. Sed et postea per diversa
mundi climata ad peticionem reg^m, principum (et) dominorum indulgenciam
plenam peccatorum ad certum tempus*^ dedit, nt nunc ad Bohemiam,
nunc ad Saxoniam, nunc ad Misnam, nunc ad Bavariam, nunc ad
Poloniam currerent populi ad tantam indulgenciam consequendam. Curre-
bant omnes , sed non omnes acceperunt bravium , quia in multis metas
snas excesserunt execntores quidam apostolic^irum literarum, mandati fines
transgressi sunt, plus dederunt quam habuernnt, plus quam dare potu-
erunt, ut pro non dato** sit habendum. Preterea Bonifacius ipse nonnuUis
ecclesiis et locis tot et tantis, ut* vix creditur, indulgencias Venetorum veK
Assisiorum perpetuo iure tribuit, qui tarnen Veneti et Assisii plenam remis-
sionem peccaminum dicunt se in suis ecclesiis certis temporibus habere.
Dieunt autem, sed parum probant. Confluxerunt ergo viri et mulieres, senes
et inyenes ad huiusmodi privilegiatas ecclesias ad salvandas animas suas, et
utinam propter abusnm eornm, quibus concessa fuere^ privilegia, non in-
curissent animarum suarum decepciones et pericula. Indiguit quidem tunc
* Ibi: et a. ^ In cod. fehlt, ergänzt nach Cat. abb. Sag. <* Ib: ad
certos menses. ^ Ib. non immerito. ^ Ib. recte: qnot. ^ Ib. et.
f Ib. sunt.
I Raynald a. a. O. S. daselbst (VI) den Eid der Cardinäle.
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412
ecdesia Bomana militibas religioni* christiaiie adherentibos et idoo per ip
Caput ecdesie dispensabator satis Uberaliter thesaoras illo modo. ^ AIH tarnen
dispensacionem istam aliter interpretati sunt, suipicatique sunt huiua dispeo-
sacionis aliam snbesse racionem, presertim cum in multis aliis tone vidermt
ipsam sedem apostolicam plus solito fore liberalem. In diebus enim illii
pecunie^ obediyerunt omnia.*^
Cap. 12.
De allfs factis elusdem et morte eius.
fol. 152«' Magne autoritatis et rigoris iste Bonifa eins apad cives
Romanos fuerat et quos mnlti predecessorom et sacceasoram
suorum domare non poterant, ipse manu forti Bub iugo sno
tenuit et ne se sibi more eorum heu solito violenter opponerent,
divinitus sibi concessa virtute calcavit^ Hie beatam Brigittam
1404 canonizans mortuus est anno domini 1404 per tempus aliquod
Oct 1. ante Nativitatis festum Christi, cui Innocencius septimus est
in apostolicum subrogatus.
Cap. 13.
De Innoceneio septimo.
•
Nono Bonifacio de hac vita sublato domini cardinales
quendam eorum cardinalem tituli sancte Crucis in Jerusalem
Cosmatum^ nomine et iuris doctorem in sedis apostoliee pre-
1404 sulem concorditer assumentes eum Innocencium septimum
Oct. 17. appellarunt. Hie paueo tempore biennio forsitan vel citra*
apostolatui presidens multos in cardinales assumpsit, inter
quos erant dominus Angelus de Corario Venetus, domi-
nus Petrus de Candia ordinis fratrum Minorum, doctores
sacre theologie et dominus Oddo de Columpnis. Herum
trium post eum quilibet ad cathedram sancti Petri promotus
est; quam vis ut postea apparebit inter apostolatum Petri de
Candia et domini Oddonis de Columpnis dominus Bal-
thasar de Costa plebi prefuerit Christiane. Innocencium
istum plebs Romana mensuram implens patrum suorum , qui
^ In cod. religione der Cat. abb. Sag. religio ohrisUana. ^ Ib. illius.
^ etc. Sequitur aliud; so in der Folge noch öfter.
1 S. die Bemerkung Stenzels in den SS. rer. Sil. I, 209. ^ Qregoro-
Tius VI. 538. 3 Cosimo dei MigUoratL * Bis 6. Nov. 1406.
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413
semper suis presulibus restiteruikt, per suas temeritates et
violencias de urbe fecerunt fugere cum tota curia sua (in)* 1*06
civitatem Biterbensem, et si non fiigisset, sed a Romanis captus ^^' ^•
fuisset; interfectuB ut creditur eorum insolencia et tumultu sine
omni culpa sua fuisset. Face tarnen inter ipsum et incolas urbis
reformata aliquantulum ad urbem rediit^ et ibidem viam est 1*06
universe camis ingressus. ^^* ^'
Cap. 14.
De Gregorio duodeelmo.
Omnes igitur cardinales Innocencii septimi post eius
obitum pro eleccione sui succeBsoris in conclavi congregati
antequam aliquem nominarent in papam pensantes et debita
pertractantes ; quam perniciosum esset id longevum scisma
ecclesie, in quo duo gemelli quasi in utero Rebecce se mutuo
collidebant; advertentes eciam^ quod uno in papam assumpto,
sicut iam experiencia ab utraque parte Alemannorum et Fran-
corum clare docuerat; cum maiori difficultate ad ipsam optatam
unionem perveniri posset^ nisi prius ipsi assumendi ad ipsius
imionis assensum legitime quodam modo habilitarentur, dispo-
nerentur et inclinarentur; iuramento illo, quo se cardinales
partis alterius in eleccione sui Benedict! tercii decimi astrin-
xerant, se mutuo constringebant. Jurabant itaque, si eorum
aliquem contingeret in papam assumi, pro unione sancte matris
ecclesie modis omnibus laborare deberet nee refutare aliquam
viam aptam ad ipsam unionem, que suis videretur cardinalibus
congrua, eciamsi via cessionis aut resignacionis suimet de
papatu ad hoc conveniens iudicaretur et apta. ^ Post hoc iura-
mentum prestitum dominum Angelum Corrario Venetum
tituli sancti Marci cardinalem eligentes in summum antistitem
ipsum Qregorium duodecimum nominarunt. Prefuit igitur
Christiane (ecclesie)'' velud papa in una obediencia Oregorius
duodecimus; in alia tercius decimus BenedictuS; qui missis
inter se l^atis et nunciis de habendo concilio generali vel quasi
•' Fehlt in der Handschrift
^ Am 13. Mlü-E 1406. 2 g. Baynald a. a. O. 1406, XHI. ff.
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414
in civitate ZaoneDsi^ unanimiter concordarunt. Yolebant ergo
fol. 162»» ad illum locum Abraham et Loth duo | videlicet pastores gre-
gum cum suis cardinalibus et clero nonnullo convenire, ut ibi
vel per modum amicabilis tractatus vel iustieie fieret in ovili
domini unus pastor. Sed ecce bono semine seminato in agro
dominico supervenit inimicus seminans discordiam inter fratres
et hanc laudabilem et optime conceptam congregacionem et
concordiam impedivit et dissipavit omnino. Sane si ex- parte
Gregor ii vel ex parte Benedicti vel ex parte utriusque hoc
impedimentum iniustum fuit illatum, penitus ignoro. Hoc scio,
quod tam salubris ordinacio et felicis congregacionis conventus
cassatus fuit totaliter, ita quod neuter istorum duorum cum
suis ad civitatem istam Zaonensem pervenit^ sicque id. scisma
longevum radicabatur profundius et diucius perdurabat.
Cap. 15.
De conrocacione concilii Pisani.
Post hec videntes venerabiles illi patres cardinales utrius-
que partis sua capita hinc et inde tergiversaciones querere et
sibi ipsis non ecclesie in bonum unionem eius subterfugere nee
posse tutam esse navem Petri in fluctuacione huiuscemodi se
subtraxerunt ab adhesione et obediencia utriusque. Convenientes
igitur in castellum Liburnis^ Pisane diocesis concilium gene-
1409 rale et universale tocius ecclesie per litteras et nuncios con-
Mfirz 26. vocaverunt ad festum Annunciacionis beate Marie virginis*.
Patriarche, episcopi, prelati et clerici ad celebrandum generale
concilium in civitatem Pisanam anno domini 1409 conve-
nerunt ^ ad cogitandum et diffiniendum, quid in facto divisionis
tam execrabilis posset aut deberet legitime fieri aut canonice
ordinari. Vocaverunt eciam ad idem concilium reges, principes
et dominos seculares, ut quid de fide, que omnes tangit, agen-
dum sit^ ad hoc legitime deputatos. Citatus eciam fuit ad id
* Die Interpunktion wurde so gewählt, weil patriarche — clerici nicht auf
concilium generale conyocaverunt zu beziehen ist. ^ In cod. fuit.
* In Savona bei Genua (für den Monat September 1408); siehe die Schreiben
der Gegenpäpste ibid. 2 Livorno. Die Encyclica d. d. Liburni XXIV.
mens. Juni 1408 bei Baynald n. 22. ^ Der Fortsetzer von Ludolfs
Klosterchronik berichtet nach dem Tractate s. SS. rer. Sil. I. 253.
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415
concilium uterque de papatu contendencium , ut coram sancto
comparerent concilio, finem imposibilis '^ scismati per viam
mutue cessionis, ut iurarunt; vel ut credo saltem docturus de
iure suo, quod se habere non obstante iuramento suo in suinmo
apoBtolatus fastigio estimabat. Hiisdem eciam diebus multa
mundi climata cardinalium sequendo vestigia a subieccione am-
borum istorum de primatu certancium se subducebant nee cura-
bant mandata^ prohibiciones , Processus, senteneias aut penas
factas per Gregorium vel per Benedi ctum in oppositum,
quoniam in talibus arbitrabantur magis deo quam hominibus
esse parendum. De quo et postea in eodem Pisano concilio
in una sessione* me presente pronunciatum fuit, eos in
hac subduccione in nuUo dominum oflFendisse nee in aliquas
senteneias incidisse. Tales quippe processus et sentencie a quo-
cunque fulminentur, eciamsi papa foret, que prepediunt bonum
universalis ecclesie presertim publice et notorie et maxime
ecclesie unitatem, sine qua salus esse non potest, sunt nulle^
casse et irrite nee quemquam possunt stringere vel artare.
Cap. 16.
De duobas coneiliabalis Gregorii et Beuedicti et Roberto
Bavaro contra Wenceslaum in regem assumpto.
Quoniam igitur hü duo Gregorius et Benedictus veri-
similiter timere habebant, sicut et postmodum accidit, quod
tarnen non timere, sed amare et sperare | debuissent, Christi fol. 153*
familiam per ipsam congregacionem Pisanam ad unionem per-
venire dudum optatam et hoc unumquemque^ eorum porcione
sue subieccionis posse in toto vel in magna parte privari, iudi-
xerunt et ipsi, hoc est eorum quilibet in quodam loco sibi
adherente synodum geueralem, quam Gregorius intimavit cele-
brandam in civitate^ .... na ^ patriarchatus ut credo Aqui-
* Nach comparerent würde man imposibiles (statt imposituri) und docturi
erwarten. *» In cod. unamquodqae. "^ Die Stelle ist durch einen
Fleck zerstört.
' Der 15. s. Raynald a. a. 1409 LXX. ^ In dem Ausschreiben des
Papstes ist der Ort der Diöcese Aquüeja, wo das Concil abgehalten
werden sollte, noch nicht bestimmt; auch Bavenna war in Aussicht ge-
nommen. Das Concil wurde später in Aquileja abgehalten vide Gob*
Persona cap. 89. Tlieod. a Niem de «chisra. Lib. 3, Cap. 36.
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416
leg^eneis; Benedictns nt estimo in civitate Papinionis reg;iii
Arragonie creatis tarnen prios aut postea novis cardinalibos,
quia viderunt se ab eorum obediencia subtraxisse. In hÜB
duobus conciliabulis prononciatum fuit ecclesiam habere duo
capita velut monstram, cum in uno eorum sentencia ferretur
pro Gregorio et in alio pro Benedicto. Quid autem in ipso
laudabili concilio Pisano gestum sit, postmodum est dicendum
et sciendum^ quod eodem tempore non solum presulatua uni-
versalis ecclesie divisus inter duos apparuit^ sed et Imperium
eiusdem, imperium videlicet Romanorum. Contra Wences-
laum quippe regem Bohemorum, qui et Romanorum esse voluit,
quidam Robertus comes palatinus de stirpe ducum Bavarie
in regem Romanorum ad imperium coronandus ab electoribns
1400 ipsius imperii quasi concorditer iam ante sub Bonifa cio nono
Aug. 20. assumptus fuit^ qui et coronatus in r^em licet nondom in
imperatorem plurimam partem possessionum imperialiam in
possessionem accepit. Ipse Robertus Gregorio duodecimo et
suo concilio adherens a sacrosancto Pisano concilio per suos
ad hoc missos nuncios appellavit, Wenceslaus autem directis
ad Pisam suis procuratoribus se Pisano velle adherere con-
cilio simulavit. Simulavit inquam, quia an hiis, que ibi
gesta fueranty veraciter et perse voran ter adheserit, postea ex
suis factis et negligenciis apparebit. Rex autem Ferdinandus
rex Arragonum concilio in suo regno celebrato per quedam
adhuc succedencia tempora honorem exhibuit et a maledicto
Benedicto iam* cito prout debuit se subtraxit
Cap. 17.
De Wenceslao^ Bohemo.
Recte ut spero nunc igitur, si post mencionem Wenceslai
et Roberti de eorum unoquoque nonnulla scribantur. Primo
autem de Wenceslao scribetur, quia Roberto prius fuit ad
Romanum dyadema promotus. De eius itaque promocione ad
id et gestis eius quibusdam videamus. Sed scieDdum, qaod de eo
Cat abbat
o paaca vel nulla possum bona scribere*', numqaid autem ideo eius mala et tupia
*■ In cod. nam. ^ Der Name kommt in der Handschrift auch ab Wen-
cseslans und Wentseslaus vor. ^ Ib. scribere facere, sollte sich das
darauf beziehen, dass Ludolf seine Werke meistens dicUrte?
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417
onmlno debeo retieere? Prorsiu non. Expedit etenim peccsta noeencinm* nota
fieri, qui bonitin opuB mulieris ewangelizaii per Universum mondum voluit,
peccatum inde in lapide adamantino stilo ferreo et indelebili ezarandum esse
decreyit. Quo namque pacto constaret coiitra fidem katholicam
non prevcdfiisse portas infei^, si impugnaciones et persecucioneß ^,
quas contra fidem ipsam porte memorate fecisse noscuntur,
non deberent ad perpetuam rei memoriam in libris et opus-
culis; in cartis et codicibuB legencium et audiencium recor-
dacioni perpetue commendari. Non est hoc contra scripture
consilium, opera loqui hominum^ sed inter opera hominum de-
clarare® nunquaro defuisse ecclesie divinum auxilium ei a
domino repromissum. Is qiiippe opera hominum loquitur, qui
eorum excessus et gesta pessima defensare et coUaudare et
peccatorem benedicere in desideriis anime sue reperitur. Is
opera hominum loquitur, qui ex hoc, quod peccata reproborum
verbis aut scriptis annunciat, laudem exinde et favorem huma- fol. 153^
num captat | secus de isto, qui mercedem^ hominis non con-
cupiscens pro sola hoc facit dei gloria, cuius per hoc impletur
scriptura dicens : Zizaniam cum iritico , spincu cum frumento,
electos et dampnatos in uno semper crescere agro. * Ex hoc pro-
ximorum utilitati consulitur, ut ex rebus preteritis, in sub-
secuturis aut presentibus caucius incedatur. De isto igitur
Wenceslao et nonnullis eins actibus, quos reprehensibiliter
fecit vel fieri permisit sub diversis tamen Romanis pontificibus,
quedam ex bis, que in quodam aliö libello de ipso
scripta reperi, huic tractatulo interserere et inmiscere
decrevi. ^
Cap. 18.
Qaomodo perseqaebatar clernm WratisiaTiensem et preiatos
nonnnllos.
Scriptum igitur in eodem libello hec verba reperi et
inveni: Detestatus est Salomon omnem snam industriam, qua studiose labo- Cat. abbat,
ravit, habitnrns heredem desudantem in omnibus bonis suis, cum nesciret, Sag.
utrum sapiens vel stultus futurus esset. Impleta sunt hec in personis vene-
randi illius Karoli et filii eins Wenoeslai. Laboravit et ipse adhuc vivens
•■ Ibid. nocentum. ^ In cod. perseoutores. ° So. est. ^ In cod. diem.
> Den Vers hat die Bibel nicht. ' Ital. Beise pag. 97.
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pro hoc 8U0 primogenito sab exacta diligencia, ut magnis laboribus et simip-
tibus hone snccessorem sibi faceret, ignorans qnalis in moribns et vita futaras
esset. Fecit eum adbac vivos de consensa electomm omnium regem Boma-
nortim, reliqnit et ei dyadema Bobemicam. Sed atinam transfadisset eciamin
enm dignitatem vite et morum. Sucessit ei in duplici dig^tate regia, sed
apostatavit a vita, heres fait in terreno potestatis culmine, sed degeneravit*
nimium a paterna mansuetndine, sapiencia et bonitate. Quid de hoc Wences-
lao boni scribam? Nicbil. Utinam mala scripturus non essem. Sed qoi bonom
opus mulieris in universo mnndo predicari voluit, ipse peccatum Jade in
lapide adamantino stilo ferreo exarandum esse decrevit.
Post mortem igitur felicissime recordacionis Karoli qaarti Wences-
laus ipse totum clerum Wratislaviensem , qui divina profanare noloit, de
civitate expnlit, immo clerus eius timore inde fugiendo recessit. Bona ig^tar
clericorum, que invenire ibi adhnc potuit, toUi et auferri fecit. In monasterüs
milites et armatos suos posuit, qui de bonis ecciesiarum viverent et ea pro-
fanis suis usibus applicarent. Venerabilem eciam patrem dominum Johannem,
abbatem canonicorum regularium in arena, in pretorio Wratislaviensi sab
custodia tenuit, ^ quem postmodum sub fideiussoribus certis emisit. Et bec
omnia ecclesia Wratisbiviensi vacaute et pastore carente. Que cum postmodum
reverendissimum patrem dominum Wenceslaum illustrem ducem Leg-
nitzensem ipsius reg^s Wenceslai avunculum ^ carnalem a sede apostolica sibi
obtineret in patrem, idem Wenceslaus prefatum dominum episcopom sibi
sex milia^ marcarum dare coegit, ut possessione pacifica presulatus sui frai
posset Quas cum non haberet, episcopalis camera vel ipsa Wratislaviensis
ecclesia coacta est vendere multas suas possessiones, iura et reditus vel sab
reempcione vel ad vitas bominum, quarum alique vendite sunt usque in
presens.
Cap. 19.
Qaomodo sevi(Ti)t in clerum Pragensem interfleiens rene-
rabilem virum doctorem ricariam in spiritualibus Pragensis
archtepiscopi.
fol. 154» Tanti^ facit tyrannuin homo iste, si tarnen non bestia,
sed homo diel meretur, ut de eo iu memorato libello
Cat. abbat, sie scriptum ultra leges: Hic^ Eomaaorum et Bohemorum non tarn rex
Sag.
'*■ In cod. degiravit. ^ Stenzel nach dem Abtscat. amicum. '' In cod. tante.
1 Johann III. Abt des Sandstiftes zu Breslau (137ö— 1386). Seine Gefangen-
nahme hängt mit dem Bierstreit zusammen. S. Grilnhagen König Wenzel
und der PfaflFenkrieg zu Breslau pag. 12 flf. ^ Wenzel, Herzog von
Liegnitz, früher Bischof von Lebus (1382—1417); vgl. Heyne, Gesch. d.
B. Breslau II, 600 ff. Ueber die Verwandtschaft s. SS. rer. Sil. I, 165.
Der Kaufpreis für die Anerkennung betrug -1000 Mark, s. Grünhagen
a. a. O. 37. Urk. Nr. 17. ^ Palacky It*l. Reise hat aus den beiden
Capiteln einzelne Sätze aufgenommen.
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1393
419
quam camifex in Boheinoruin regtio clero non detniit, sed prelatoa et clerico«
in bonis eorom dampnificans in personis eomm nunc percnssit, nunc capti-
Tavit, nunc occidit. Non pepercit doctoribuB ant magistris, non religiosis aut
monasterÜB, omnibus violenciam fecit. Multa bona ecclesiamm abstnlit, quibus
aliqne earum inpresenciarum carent. Cmdelis iste et rex iniquus* nil regale
ostendit in opere, sed magis tortoris et camificis exercicium babuit, quam
regis. Nee enim de tyrannis prioribus eciam in primordio nascentis ecclesie
auditum est, ut manu propria sevirent in dei famulos tantum sicut ille. Ipse
spicubitorum adintor et socius nunc flammas camibus urendis adhibuit, nunc
vulnera intulit, nunc manu immiti^ sua propria aliqua laniacionis applicuit
instrumenta. Inter cetera autem** bonorabilem illum yirum deo acceptum et
bominibus Teutunicis et Bohemis amabilem*^ dominum Johann em
presbyterum domini archiepiscopi Pragensis in spirituaiibus vicarium decre-
torum doctorem crudeliter tortum, combnstum et evisceratum in aqua sub-
mersit, dominum Nicolaum Botnig* licenciatum in decretis et magistrum
in artibus ofificialem Pragensem presbjterum flammis et ignibus manu sua, ut
ita dicam, regia et manibus aliquorum aliorum miserabiliter eciam in membris
pudendis attrectatnm vix semiyiTum dimisit, dominum Boleslaum' lectorem
Präge ordinarium, doctorem decretorum et Pragensem decanum captnm et
percussum, dominum insuper prepositum Misnensem yenerabilem yirum dictum
Knobelocb^ tentum, nudatum et iam tormentis presentatum yix tandem
liberos esse passus est.
- Non fuit temporibus Ulis, qui vice regia iusticiam faceret pupillis et
▼iduis, immo nee baronibus, miUtibus et vasallis, quorum pars non modica
querelas emisit de illata sibi regali violencia. Exosus igitur erat clero et po-
pulo, nobilibus, civibus et rusticis, solis erat acceptus iudeis.*
Cap. 20.
De iudeis Präge interfeetis et qaibnsdam aliis gestis.
Ut autem clare cognoscatur, quo favore superfluo ludeos
ipsos in illo malignitatis sue tempore prosecutus fuerit, in^
eodem libello sie reperi subiunctumn Hos quippeCat abbat.
Bapple iudeOS Bomanis voluit efferre privilegiis et iuxta scelesti morem ^^?*
Antiochi Atheniensibus equare, dum ipsos cbristianis studuit in pluribus
• In cod. iniquos. ^ Cat. abb. inimici. «^ Fehlt bei PaUcky.
*• Ebenso. * In cod. etc. Sequitur aliud. ' Ursprüngl. et
> NicoUus Puchnick, s. über ihn Frind, Kirchengeschichte III, 49.
' Bohuslaus von Kmowa, Domdechant seit 1386, er resignirte 1415, s.
Frind. IIT, 185. ^ g, Pelzel, Lebensgesch, des Königs Wenzeslaus I, 264.
* Der Abtscat. stimmt genau mit der obigen Darstellung, einige Fehler
(so namentlich die Ergänzung der in Klammern stehenden Worte) sind
nach dem Abtscatalog verbessert worden.
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420
anteferre. Qnilms (et) liceneiam muria et tnrribtis se drcumdacendi et mimi-
endi triboit et domos ohristiaiioram in platea iudeomm et presertim domnm
mag^istroram chiistianiB vacuavit. Ideo incrassati, inpingnati et liilufaiti sab eo
recalcitrare ceperunt fidei, blasphemare sanctom Israel et modü yariis pro,
silire in contnmeliam salvatoris noatrL Coins obprobnmn, qnia (christiana
g^ens) diasimalare et ferre non pottiit in vindictam blasphemie illios, qiii
probra nostra tnlit, quadam die de anno videlicet incamacionis dominiee
1389 1389 in BoUempnitate paschali zelo mota indeos ipsos et domo« eomm igne
c. April 18. cremavit.^ Docoit antem seqaens experiencia, quod plns dolaemnt, ne dieam
rex, sed coUaterales regia* de cremacione ista, quam si civitaa ipsa Prä-
gen sis vel eiua pars non modica foisset incendio devorata. Absqae ordine
qoidem indiciario £acta fdit per tumnltum popoli iadeonim hec adostio. De-
cnisset tarnen regem christianom et snos consiliarios iram inde concitatam
fol. 154^ mitigare et iudeomm maleficio et christianorum zelo attento. | HicWences-
lans metropolim (suam)^ civitatem illam Pragensem famosam et plenam po-
pulo et diviciis vel iocando vel staltisando nitebator incendere, ut forte secon-
dam Neronis desiderinm ignem copiosum posset inspicere. Hie predamm et
Uluminatnm yirom, potentem in opere et sermone magistnun Matbenm sacre
theologie magistnun, presbyterum, plebannm pro tone ^ecclesie) ^ beate Marie
virginis ante letam coriam manu armata sepins qneri feeit, nt oocideret enin.
Ipse yero a domino et fratribus adintus evasit manns eins in nomine dominif
Ante faoiem tyrannidis regia haina dominus Johannes archiepiseopua Pra-
gensis fugam iniit et postmodum propter molestiaa, quaa in officio auo ab eo
1396 auatinuit, archiepiacopatui ceaait Et quid acribo multa? Sufficiat*^ dici malicia
sua. De multia bec aufficiant, nt ex pancia huiuacemodi plnra alia einadem
principia acta qui Yolunt tacite recognoacant.
Cap. 21.
Qni wi scisma illad longeTom sedandam parnm rel Bichil
operatus est.
Cat. abbat. Viguit illo tempore Rciama illud maximnm inter antipapaa duoa tibi
Sag. invicem auccedentea et yerum apoatolicum. Ipse autem, qui ex oorona Ro-
mani aibi futuri imperii iam adyocatua eccleaie factua fuerat, aciama hoc
conniyentibua oculia* pertranaibat. Duaa' contribucionea a clero quasi'' pro
arripienda yia Romana receperat, aed in Bohemia yenacioni deditns ad uni-
onem eccleaie nichil faciebat. Gloriabatur apoatolicum ae habere in pera, quaai
diceret in aua fore poteatate, quia eorum deberet triumphare, aed permisit
* In cod. regia et. ^ In cod. metropolum; suam fehlt. <^ Fehlt
^ Ibid. auffielt. * Cat. abb. ceteria. ' In cod. quaa.
1 Die Verfolgung mochte am Charfreitag (16. April) auagebrochen sein,
das iat an dem Tage, an dem noch jetzt yerachiedene Reibungen mit
den Juden in den deutach-alayiaehen Gegenden Mfthrena (und wohl auch
Böhmena) atattfinden. > S. Pelzel II, 400.
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421
eoi nsque nunc de presnlatn certare. Tanta snperbivit eUcione mentis in
BVUL potencia, nt estimans se qoaai terre et mari, inuno et oelo imperare^
contra qaendam piincipem Polonoram denm blaapbemans diceret se marchi-
onem Procopinm contra denm et homines velle adinvare. ^ Meruenmt hec
domine peccata nostra, nt talis super nos regnaret ypocrita christiani rectoris
sibi assnmens titnlum, sed moribns docens se cbristianomm inimicom. Tu
demonstrasti te ipsnm preesse populo tno, dam sab tali capite fluctnaret et
tarnen fluctoans non deficeret ortbodoza ipsa religio.' Verba igitur
huiuB iam scripti capituli a primo usque ad ulti-
mum in eodem libello scripta inveni.
Cap. 22.
De eaptiTitate eias prima et liberaeione.
Temeritatem igitnr eins et insolenciam vite et momm, ut in pre-Cat abbat,
narrato libello scribitur^ snfferre finaliter non valentes virorom Sag.
illastrissimi dominus Jodocas marcbio Moravie patrinns* eius regis et ba-
rones regni Bohemie non ad ininriandam, non ad vincnlandam nee ad exacci-
onandnm sed ad compescendnm et corrigendam eum sab disciplina teuere et
ei velnt regi astare et consulere decreverunt. Amoyerunt ab eo pristinos con-
siliarioB et familiäres, astabant ipsi lateribns regiis et non permittentes eum
in libertate evagacionis sue pristine in palacio suo regali nutrientes custo- 1394
diebant, cumque vim sibi ibi timerent inferri, eum duxerunt alibi sue et mal- Mai 8.
torum volentes providere saluti. Liberayit aatem eum et tulit de ipsorum
medio frater eius dux Jobannes dominus Gorliczensis in bracbio extento. Aug. 2.
Et quid dicam? Quem extoUam? Eripientes aut detinentes? Tu nosti domine,
qtüs eorum amore Tel odio dignus sit. Scio quod vices tuas doluemnt bü,
qai eum detinuerunt. Violenciam ut estimo non fecerunt, quia dolo cameront.
Quidnam inter duo melius : non mittere manum in cbristum domini ** aut non
occurrere et ipsius cbristi et tocius reipublice tanto discrimini? Homo in-
corrigibilis, qui nee deum timet nee homines, numquid absque omni obsta-
culo permittendus est exercere suas pravitates? | Forsitan servare in talibus f^^ ^55»
iadieiarinm ordinem est pervertere et confundere legislatoris intencionem et
mentem. Eripere teneor eum, qui ducitur ad mortem, precavere debeo dampna
et iniuriam proximi et impedire, si valeo, alias ut fautor criminis iudicer*'
ipse ego. Clericum ab omni mea iurisdiccione exemptum peccare volentem
*■ Recte: patruus; wie im Abtscat.; Jodocus ein Bruder Procop's, Wenzels
Vetter (Vaters Bruders Sohn). ^ Der Abtscat Christian deum , es
dürfte wohl lauten: Nicht Hand anzulegen an den Gesalbten des Herrn.
*^ Ibid. iudicor.
^ Procop nahm im Schisma für Clemens Partei. 8. tlbrigens die Note bei
Stenzel a. a. O. pag. 215. Diesen obigen Satz theilt Palacky It Reise
pag. 97 mit > Vgl. den Abtscat pag. 216.
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422
prohibere et ne se ipsum öccidat eciam detin«re ad tempn^t debeo. Hunc de
quo nobifl sermo se et alios perimentem cottidie, cni non erat aliud obviandi
remedinm, numquid debuernnt (hü)» virornm illnstriAfiimi permittere perire,
presertim si ad providendnm bona et regi et regno ftierint ab olim astricti
inramento?*
Cap. 23.
Besponsio caiusdam obieceionis.
Cat. abbat. Sed dicis : Agere forte debuerant contra eum coram superiore aliqno,
Sag. ut dennnciarent enm de excessa suo. Fmstra antem, ut in eodem libello
conti nuando narratur, expectator casas, cUios nil operatar eventns. Qni
tanta foit permissus impunite agere , qae spes de illo , ut quasi ex officio
indicis nomine prosequente corrigeretar a qnoyis ecciesiastico iudice. Et qoid
cnraret eciam aliquo prosequente pastoris sui sentenciam, qni mox ab eo
castigatus ad partem forsitan scismaticorum declinasset oppositam? Nescio
domine. Non est meum determinare. Tu fer sentenciam, tu declara iusdciam.
Neminem dampno, neminem absolvo. Quis me inter eos iudicem constxtuit?
Unum scio, quod multi homines passibiles, illis similes zelo tuo permoti, licet
forte non secundum omnem scienciam tunc placaverunt iram tuam, quando
in delinquentes eciam non servatia quibnslibet iuris anfractibus sunt operati
vindictara. Et ecce adhuc bii minus fecerunt, nee enim vindicarunt commissa,
sed impedierunt committenda. Sane nee post erepcionem viri hnius amicida
firmata est per omnia. Non credit ipse se eis nee illi se sibi. Quis enim
illorum novit ea, que sunt in homine? Non habent inter se fidnciam, non con-
fidit dominus subditis, nee e converso. Semper suspecti mutuo semper timorem
habentes de futuro belle. Et iusto tuo domine iudicio, ut qui violavit fideli-
tatem tibi prestitam, in nullo se credat fidem invenire inviolatam atqne firmam.'
Cap. 24.
De qalbuRdam secretariis Weneeslai occisis.
Cat abbat. Regulus iste quomodo apnt bestes snos quos lesit fidem haberet
Sag. indubiam^ , qui eciam post hec, ut in eodem libello sequitur, suis iurads
secretariis et consiliariis mortem non prohibuit inferri iniustam. Quatuor enim
de suis principalioribus consiliariiSf inter quos unus fuit bone memorie
dominus Marcus^ magister ordinis sancti Johannis Cruciferorum Jeroso-
* Erg. nach dem Cat. ^ Im Abtscatalog lautet die Stelle: Et quomodo
bestes sui quondam de eo baberent fidem indubiam.
1 Ibi. pag. 215 und 216. S. Palacky It. Reise pag. 97. 2 Siehe den
Abtscat pag. 215 und 216. 3 g. die Note bei Stenzel I, 217. Markold
von Worutitz, Prior des Johanniterordens für die Häuser in Böhmen,
Polen, Mähren und Oesterreich, über dessen Verschwörung. 8. Pelzel 11,344.
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423
limitanornm per Bobemiam in loco pacis et secnritatis in conclavi regalis sola
sine audiencia aliqna non convicti nee confessi de obiecta eis malicia sunt occisi.
Hec igitur, que in hoc capitulo et sex immediate precedentibus
scripsi; de memorato libello excerpsi.
Cap. 25.
De heresi in regno Bohemie.
Quamvis autem nonnuUa huius impii Wenceslai facta
detestabilia in ipso supra memorato libello exarata iam
in hoc loco posuerim, superaddenda tarnen sunt aliqua alia
hiis iam scriptis forte in detestabilitate maiora. Lese maiestatis
crimine quid dicitur detestabilius aut execrabilius esse? Propter
hoc enim crimen progenies illorum, qui lese maiestatis rei sunt;
sine culpa sua privantur bonis et successione paterna^ sola ei(s)
vita I ex misericordia reservata. Multo maius autem crimen est: fol. 155^
eternam maiestqtem, quam temporalem ledere, quod ipse Wences-
laus fecisse minime dubitatur^ eo quod scelus hereticum^ quod
in omnium iniuriam, in rempublicam^ in religionemque divinam
committitur, de suo regno fugasse pro suo posse minime reperitur.
£t quia non caret ille scrupulo societatis occulte, qui dum debet
et potest, manifeste facinori desinit obviare, quomodo eum a
societate et fautoria heretice pravitatis excusare possumus, quem
regnum Bohemorum sibi commissum a fermento tante malicie,
cum bene potuit et sepe ad hoc monitus fuit, emendasse ut
tenebatur nullat^nus invenimus? Valuit quippe ut rex potens^
sedens in solio throni sui solo intuitu suo et quasi uno
verbo hoc malum pessimum dissipare, potuit scintillam illam,
maxime dum adhuc pusilla erat, cum adiutorio quorundam et
non paucorum fidelium quasi uno flatu extinguere, sed per-
mittens eam de die in diem plus et plus crescere inexcusabilis
est de illa devastacione maxima, que* multa populorum millia
in Bohemorum diademate est depopulata. Ecclesia quippe Ro-
mana non declaravit eum huiusmodi crimine vel eins fautoria
irretitum quasi sciens, quod deus omnipotens ducens reges in-
glorios ^ et dicens regi apostata^ fecit propter peccata populi
* In cod. qna.
» Nach Job 12, 19. » Ib. 34, 18.
ArchiT. Bd. LI. U. H&lfte. . 28
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424
super eum regnare ypocritam. Decrevit enim tamquam discolom
principem equanimiter et pacientissime tolerÄre, sed propter
hoc ea que scimus tacere non possumus, ut eiua taBtam ins^
erudicionisque * novercam^ negligenciam snatn roaledictam nk
silencio transeamus. Tanta fuit proch dolor, ut heresis ipsa
eciam ad penetralia cubilis sui serperet et more stellionU^ ii
domibus regum habitantis oonthoralem suam r^nam com
multa familia insuper et nonnullos proceres, barones etmilites
maculando corrumperet et corrumpendo macularet- Nam cta
ex fructu arborem debemus agnoscere et famam ; que (amator
ab Omnibus, non invalidam reputare, ex hiis que per eand^
reginam familiamque eins et nobiles memoratos patrata 8init
et ex hiis, que de eis a multis et pluribus fide dignis
et honestis relata sunt, debemus et possomus sine iuris
iniuria eos in hereticorum aut fautorum ipsorum saltem pre-
sumptorum numero computare.
Cap. 26.
De articulis erroneis hnios heresis aat seeto. '
Predicarunt, dogmatisarunt et tenuerunt hii viri reprobi,
fabricatores falsorum dogmatum cum eorum primo poUutum^
heresis : non esse in sacramento altaris sub speciebus panu et mfd
veritatem coiyoris et sanguinis Jesu Christi, vel saltem si esiä^
adhuc cum veritate corporis et sanguinis eivsdem prior p€ms et
vini substancia remaneret, Predicarunt utique \ quod veritas iäa
ibi sola sine paneitate et vineitatey id est sine panis et vini sub-
stancia remaneret f cum non esset diucius, quam sacerdos conseara-
cionis verba protulissety quibus prolatis corpus Christi verum d
sanguis eius ibi esse desineret et ipsa paneitus et vineitas com
quadam forte salubritate rediens perduraret. Sane cum error
eorum iste, quem tenebant ipsi vel eorum aliqui, confunderetur
in publico in scripture autoritatibus ^ et scuto fidei, mutanint
errorem istum in alium dicentes veiiiatem corporis et sanguoM
• In cod. erudio nach Dan. 12, 3, und 2, Tim. 3. 16. *» S. Du Gange nnter
StelUonatus: animal reptile quod dicitar atellio, vgl. LeWt 11, 30.
° Ita cod. * In cod. uter. ■ In cod. antoribus.
' Lndolfs Fortsetzer hat in der Klosterchronik die obige Darstellang mckt
benützt.
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425
ibi esse sine panis et vini substancia et ibi eciam permaneref sed
psse de necessit/Jte salutis plehem christianam communicare sub
utraque specie sacramenti, Addidenint quidam ex eis eciam:
posi baptismum ptieram inox communtcare debere, maxime si in-
firmaretwTy ut posset post mortem regnum cehrum inirare, Effosa
fait tunc contencio super principes. Principes dico sacerdotum
doctores, hereticomm magistros et heresiarchas et errare fecit
eoB dominoB in invio et non in via^ dum ipsi in nonnullie*
articulis | erroneis concordantes in aliis a se mutuo discre- foL 156»
pabant. Excommunicacionis et aliarum censurarum ecdesiasti-
carum sentencias maledicciones esse reputantes eas in nuUo
curabant Excommunicati et in locis interdictis divina cele-
brabant et parvipendentes Romanam ecclesiam et claves Petri
ipsam sanctam Jerusalem de celo descendentem * usque ad funda-
mentum exinanire cupiebant. Sacerdotes in mortalibus consti-
tutos peccatis non posse a peccatis absolvere nee forte sacra-
menta alia conficere vel ministrare nequiter asserebant. Circa
religiöses possessionatos male, pessime et minus katholice sen-
ciebant, elerum secularem et professum a prineipibus et regi-
bus posse licite bonis et forte vita privari temerarie affirmabant
et error em Greeorum in multis volentes adducere a doctrina
veritatis pemiciosissime deviabant, mulieres quoque contra
apostolum ad faciendam publicam coram clero et populo pre-
dicacionem admittendas esse dicebant et admittebant.
Cap. 27.
Unde Tenerat error iste ad Bohemiam.
Oportet autem hie inserere, unde videatur hio error ad
Bohemiam pervenisse. Fuit in partibus Anglicanis Johannes
Wycleff cultor erroris, qui magistratus forsan in dialectica
cepit stultisare in theologia. Hie carbones heresium sepe accensos
in domo dei et sepius extinctos in quibusdam suis libris et
scriptis reaccendens cepit eos novis aut quasi novis adhivare
coloribus venenumque melle duicificans dudum dampnata ab
onica sacrosancta matre ecciesia approbare studuit et fucatis
• In cod. novellis.
1 ApocaljpsiB 21, 10 und Ps. 136, 7.
28»
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suis argumentacionibus defensare. Universalia quippe realia esse
confirmans, multa docens non tarn falsa qnam reproba^ quam
insana; sua inani philosophia multorum corda seduxit. Cuius
mendosa Volumina cum ad Bohemiam nescio quo * portante per-
venerunt; quidam magister Johannes Hus et quidam Jero-
nimus et multi eorum similes ea venerari ceperunt et ewui-
gelio contraria pro ewangelio predicare. Opponebant se Ulis
plures doctores et magistri^ quorum corda deus tetigit et
presertim nacionis Teutunice^ sed invalescente illorum
1409 fortitudine per indirectum, compulsi sunt a civitate Pragensi
M&L Junlrecedere et eorum aliqui dimissis prebendis et reditibus suis
ad alia se loca transferre. ^ In hac quippe indirecta expulsione
videbantur Bohemi Bohemis adherere et illi, qui non fuemnt
fautores heresis solum aut precipue, ut Teutunicis fugam ineun-
tibus ipsi soli possent terram Bohemorum absque Teutuni-
corum presencia regere (et) studio vel universitati •» preesse.
Antiquatum nempe odium et nimis radicatum est
inter hec duo ydeomata Teutunicorum et Bohe-
morum, ut sicut Judei non coutuntur Samaritis,'^ sie ipsi Boheme
Teutunicus ad videndum sit^ gravis. Estimabant igitur Bohe-
morum scioli se posse et velle solos et sine ulterius nacionis
adiutorio spinas istas et tribulos, Wiclefistas et Husonistas ex-
stirpare de sue corone soliO; sed tantum prevaluerunt, quod nee
Pragenses archiepiscopi (cum) quibusdam Frage remanentibus
possint id semen pessimum suffocare. Johannes Hus, quem ipsi
Bohemi ut prophetam habebant, fultus manu militari et secu-
lari et tumultu^ indocti populi scripture veritatem, que contra
eum lucidissime fuerat, et precepta suorum superiorum legitime
et secundum deum facta parvipendens iugum fregit obediencie
non perpendens scelus esse, ydolatrie noUe acquiescere et po-
testati vel ordinacioni domini repugnare.
* In cod. quo portare. ^ In cod. nniversitate. ^ Ursprünglich sicut;
Correct. undeutlich. ^ In cod. tumnltum.
' 8. Höfler Magister Johannes Hus und der Abzug der deutschen Stu-
denten und Professoren von Prag, pag. 247, namentlich Über die Zahl
der Auswanderer und die Bedeutung der Auswanderung. £igenthümlich
ist die Darstellung im Abtscatalog, nach welcher Hus und Hieronymns
nach Oxford zur Ausbildung geschickt wurden, um dann den Deutschen
entgegentreten zu können. ^ Job. 4. 9.
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427
Cap. 28.
Qnomodo Hnsoniste occuparnnt aliquas ecelesias prins
katholicorum et fregerunt imagines.
Nee esse silendum autumo ipsos Husonistas tantum in-
valuisse in Bohemorum regno^ quod expulsis vel abiectis chri-
stianis ecclesiarum rectoribus de eorum titulis ipsi se intru-
serunt ad eos, Predicabant igitur errorem suum in publico, ut
Zedecias (?) ' et illos, | qui eorum secte adherere dedignabantur, ^ol. Iö6»>
ferro persequebantur et gladio nonnullos eorum vita privantes.
Insuper deposita fidelium apud edes sacras manu sacrilega
rapientes; quidquid ibi invenire poterant, sive esset de bonis
ecolesiarum quas spoliabant, sive de*^ bonis aliorum in Christo
credencium, qui ea ibi deposnerant, sibi vel suorum nsibus
applicabant, a qua insania nee eorum rex Weneeslaus^
quamvis esse de eorum seeta eonvictus non fuerit, in vita sua
uUatenus abstinebat. Nam multa deposita apud eeclesiam Pra-
gensem sustulit et thesaurum non parvum, quem apud fratres
in monasterio saneti Karoli,^ in eivitate Pragensi pie mentes
pro eustodia servari feeerunt, vi(ab8)tulit. Porro aurum et argen-
tum, quod pro ornatu reliquiarum sanetarum vel apostolorum,
martyrum^ eonfessorum atque virginum aut sanetorum quorum-
eunque devocio orthodoxa deputavit et tribuit, et quod eisdem
reliquiis pro bonore omnipotentis dei, qui laudandus est in
sanctis suiS; iam fuit appositum^ Husoniste abstulerunt asse-
rentes impie sanetorum reliquiis nuUam veneraeionem adhi-
bendafn esse. Unde et venerabiles sanetorum imagines seulptas^
fregerunt, depietas deturparunt, eeiamsi fuisset imago virginis
gloriose.^ Arma quoque salutis et redempeionis nostre^ bene-
dietam illam laneeam, qua miles perforavit in eruce latus
domini Jesu Christi , immo imaginem et Signum erueis sanete
a fidelibus debita veneraeione prosequi satis egre ferebant.
Conniventibus autem oeulis id rex Wenceslaus in sua vita
* Fehlt ^ In cod. sculpas.
> 3 Reg. 22, 11. 2 Dasselbe war 1353 gestiftet worden, Pelzel nnd Do-
browski SS. II, 451. Dasselbe wird als Augustinerkloster, mit dem Sagan
in Verbindung stand, hier zunächst genannt. ^ Gemeint ist wohl noch
nicht die Plünderung vom 3. Juni 1420, denn dieselbe endete mit der
TÖlligen Zerstf^rung des Klosters.
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428
pertransiit, ita ut ipso vivente ipsi de sua dissimulacione robo-
rati eo mortuo multo magis abhominalia facerent et patrarent,
de quibuB infra dicetur.
Cap, 29.
De bvlla pape, de inhonestacione et impedimento inris-
diceionis apostolice et quibosdam aliis.
Multis igitur malis multa mala Wenceslaus accumulanB
iurisdiccionem ecclesiasticam et presertim execucionem lite-
rarum apostolicarum immaniter impedivit in dehonestacionem
et vituperium autoritatis apostolice et mandatorum eius. Litteram
quandam a sede apostolica bullatam ad partes suas fortasse
transmissam per unam mulierem meretricem in curru vectam
per civitatem Pragensem fem et in publice demonstrari populo
fecit, ut ostenderet ex deferente persona, quante vilitatis esset
ipsa sedes Romana. Et si forsan diceretur^ eo hoc factum
ignorante et nescio, respondetur, totere te in vicino non potuU,
qtiod ad nos in hnginquum pevvenity et quia nee verbo nee
opere ostendebat se de huiusmodi dedecore^ sancte matris
ecclesie doluisse, quo pacto creditur in hoc Romane sedis obpro-
brium minime consensisse? Sane et edicta regia emana-
runt tunc in Bohemia, literis apostolicis eciam ad iusticiam
impetratis nullum debere uti absque licencia et concessione
regali. ^ Ideo et executor earum in illis partibus nuUibi poterat
inveniri et exulari iusticia extra <^ Bohemorum terminos coge-
batur. Verum tarnen adherentibus sibi rex favit interdum, ut
tales pro se obtentas literas execucioni debite fac^ent deman-
dari. Merito igitur, quod pro se vel suis acceperat, contra se
et suos accepisset. £t quid moram facio in exarandis illis,
que communis fama habuit illo in tempore profluxisse de regni
Bohemorum solio et capite tarn iniquo? Reverendissimi
virorum, quorum nonnulli eius familiäres fuerunt,
et domestici de eo loquebantur enormia, ut, quia
scire debent, quod a talibus vel a verisimili respondetur,*
• PaUckj: dicitur. ^ Recte dedocoracione. «= In cod. ex.
^ In cod. respondere.
1 Diese Stelle ist auch bei Palacky lt. Beise pag. 98 abgredruckt.
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qoi in totum non deperditur, dos audire contigerit scelerata
eius flagicia. Ädhuc plura scribi possent:* Sortilegos enim
fovisse dicitur^^ iniustum diversis personis intulisse; literas
Buas proprias de conductu et | securitate datas violasse, preß- fol. 167«
byteris et clerieis dari suos census et reditus prohibuisse
narratur et cocum proprium in craticula vel in veru assasse
in Wratislavia perhibetur. Itaque dum ministri eeclesiarum,
plebani aliique beneficiati non haberent de altaribus, ecclesiis
et benefieiis suis alimoniam, quomodo de altari non yiventes
altari servire poterant?
Cap. 30.
De prohibicione rerbi dei in lingua Teutunica et recessa
trinm nacionum Teatnuicorum de Prägens! 'studio.
Lingua Alemannorum sive Teutunicorum in illis diebus
in elvi täte Pragensi quasi proscripta fuerat, dum verbum
dei in lingua eadem in parochiis civitatis eiusdem predicari^
ut ante solitum fuerat^ superiorum autoritas prohibebat.
Et quidem ibi fuit ab olim permixtus populus de utroque
ydiomate et ideo rectores ecciesiarum prius predicabant libere
et quocumque istorum ydeomatum, prout sue plebi viderant
expedire. ^ Ideoque et tunc vera fides katholica in Bohemorum
illa metropoli ut lux clara resplenduit, quam de ea postmodum
et de magna parte regni eoinim lupus rapax uimis notabiliter
abstulit et quasi pedetentim et frustratim devoravit.
De universitate quoque Pragensis studii tres naciones 1409
videlieet Bavarorum, Saxonum et Polonorum anno domini 1409
recesserunt. Licet autem inter has naciones nacio ultima vide-
lieet Polonorum a Polonis nomen habuit, multos tamen Ale-
mannos, utpote Slesianos, Misnenses (et) quosdam alios in se
compreheudebat, ex quibus multo plures in ea fuerant, quam
de Polonis surdis, qui Teutunicum ignorant, ut a maiori per-
Bonarum numero^ quas in se nacio ista felix inclusit, inter
* In cod. posset, ebenso scelerate. ^ In cod. necesse iniastum.
1 Diese Stelle bei Palacky It. Reise pag. 98, das Folgende bei Hof 1er
Mag. Job. IIus, pag. 282.
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Teutunicas reputari possit. Sedet igitur civitas illa sola, quon-
dam plena diviciis, ut solis Bohemis vel quasi in eios nniver-
sitate repertis vie eius lugere valeant, eo quod Teutunicoram
nuUus vel pauci ad eius solempnitatem veniant et accedant.
Habuerunt quidem tres predicte naciones quosdam alios articalos
contra nacionem quartam^ que Bohemorum dicebatur, in quibus
se gravari arbitrabantur^ attamen ad recessum a loco faciliorem
pedem habuerunt, quia ibi scisma et heresim vilem dominari
verisimili coniecturacione videbant. Poterat forte relatum esse
quibusdam ex Alemannis et Teutunicis, ut discederent et
fugerent ab illis sedibus, ne involverentur eorum sceleribus et
scelerum penis hie vel in futuro eis "* graviter infligendis. Leta-
batur autem Bohemorum nacio in discessione Teutunicorum,
sicut letata fuit Egyptus in profeccione filiorum Israel de Egypto,
quoniam incubuit iimor eorum swpei* eoa, ' Formidabant ut cre-
ditur Bohemorum non pauci aut mininii eos, qui erant de Ale-
mannorum ydeomate ipsis et eorum erroribus in defensione
veritatum et iusticie posse et velle resistere et idcirco de eorum
abscessu gavisi fuere. Quoniam autem prius in alio quodam
loco 2 dicendum intelligi(tur),^ post facta Wenceslai saltem que-
dam eciam de factis*^ Roberti scribendum esse, nunc de illis
pauca videamus.
Cap. 31.
De creacione noTi regia ^ Romanornm Roberti sive diieis
Bayarie et comitis palatini contra Wenceslaam et morte
ipsias Roberti.
Karoli quarti patris ipsius Wenceslai discrecione, devo-
cione et modestia, Wenceslai autem eius successoris® et filii
fatuitate, irreligiositate , insania ad memoriam revocata, cuiuB
non obstupescunt viscera vel tremunt membra, successit Ma-
nasses Ezechie et Ljsimachus Onye, in throne piissimi Karoli
• In cod. ein». * In cod. dicendi intellig^. ^ In cod. ex defectis.
^ In cod. regi. * Ib. successori (Ähnliche Fehler kommen sehr hlCofig-
vor).
J Psalm 104, 38. ' Oben Cap. 17.
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posita fuit persona | impiissimi Wenceslai et cuius vita in fol. 167*
dolore non deficit aut quorum anni pre gemitibua non inanescunL
Doluerunt in diebus illis de hoc multi^ electores tarnen sacri
imperii de hoc specialiter doluisse facto demonstrarunt et opere.
Cum enim vir ille iocorrigibilis permaneret et indignum se
Romanorum regno vel imperio factis suis plurimis comprobaret^
Robertum palatinum comitem, ducem Bavarie unura ex eis
cognominatum * Clemrae in Romanum regem eligentes eum l^^o
in Aquisgranis * in regem huiuscemodi coronari fecerunt. ^"^* "^'
Bonifa cius autem nonus, cuins teraporibus hec facta no- , ^
scuntur, huiusmodi eleccioni non multum renitens eam vel ex-
presse vel tacite satis approbasse videtur. Obtinuit 2 ille electus
quasi totum Patrimonium imperiale, quod in Alemannia sive
in lingua Teutunica regi Romanorum in imperatorem coronando
competit, insuper et magnam partem, quam Karolus pater
Wenceslai regno Bohemorum versus Norinbergam ultra nemus
Bohemicum acquisitis (!) eidem regno abstulit et pro se et
suis filiis manu forti possedit, qui videlicet eins filii
ipsam partem possident usque in presens. Porro Robertus
iste apud deum et homines laudabile testimonium habuit, sed
G r e g 0 r i 0 duodecimo nimis tenaciter adherens contra Pisanum
concilium prefati sui testimonii laudem amisit. Electus autem
ad imperium sub Bonifacio nono anno 1400 finivit vite sue
terminum post deposicionem Gregorii duodecimi anno domini
1410 novemque annis et ultra ut rex regnavit/ imperavit. Hie
^est qui regni sui temporibus magistrum Math eum de Cra- 1405
CO via"* in Warmaczensem , magistrum autem Conradum
Zolaw de Saxonia^ in Werdensem episcopum duos vide-
licet theologie magistros suis promocionibus sublevavit. Sub
isto Roberto Wilhelmus monoculus marchio Misnensis Bohe-
* In cod. co^ominato oder cognominatus, die Zeichen für ns und o sind
mitunter ganz gleich.
1 Recte zu Köln. > Dieser Satz bei Palacky It. Reise pag. 98.
3 S. Ullmann Reformatoren vor der Reformation I, pag. 336 ff. und Stenzel
SS. rer. Sil. I, pag. 281 (er starb 1410). * Conrad Soltau (f 1407)
einst hervorragender Lehrer in Prag, 1372 Decan der art. FacnltSt (s.
Mon. bist un. Prag. I, 153), 1384 Rector (Höf 1er, Gesch. d. hus. Bew. I,
pag. 13) ; im Jahre 1400 geht er als Gesandter zu Bonifac IX. (s. Chmel
Reg. Rup. Nr. 36 [statt Bonifaz VIII. lies IX. daselbst]); Bischof von
Verden wurde er 1400.
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1401 miam manu militari intravit et veDiens usque prope Pragam
Juli multis dampnis illatis hiis, qui sub Corona Bohemorum faemnt,
ad proprium larem revertebatur illesus. '
Cap. 32.
De snbrogatis in locum Boberti et de seeunda eaptlritate
Wenceslai.
1410 Isto Roberto mortuo ^ subrogati sunt in discordia in locum
Mai 18. eius duo: rex videlicet Sigmundus frater Wenceslai, rex
Ungarorum et Jodocus marchio Moravie Wenceslai patruus
Sept. 20. memorati. De assumpcione autem herum duorum et de eonmi
consensu ad elecciones de se factas nescio quid dicam. Fratre*
nempe eorum vel patruo Wenceslao adhuc vivente paciuntur
se in locum R o b e r t i eligi, qui adversus eundem Wenceslaum
fuit in regem Romanorum electus, et vicem istius Roberti sup-
plent modo in regali throne, quem forte eo vivente non fate-
bantur ius habere in reg^o. Sic autem de isto quidquid sit
1411 non curo, hoc scio, quod post hoc Jodoco non post multum
Jan. 18. temporis mortuo Sigmundus sine novo sibi coelecto regnum
Romanum obtinuit et ab omnibus electoribus regni eiusdem ut
Romanorum rex habitus fuit, coronam quoque regni ^ Romani
1414 in Aquisgranis ^, suscipiens et ab universali ecclesia pro Romano
Nov. 8. j.gg^j habitus possessionem bonorum imperialium nactus est,
quamvis et ipse Wenceslaus regem Romanorum adhuc se
scribens nee de Romana iurisdiccione possideret. * Antequam
autem ipse Sigmundus ad Romanum nominatus esset im-
perium, vivente adhuc Roberto Bavaro impedire forte volens
facta illa pessima, que fratre suo Wenceslao iubente, dispo-
nente vel permittente committebantur in Bohemia et volens ut
1402 creditur ad meliora eum provocare anno domini 1402 post
Juni 24. festum sancti Johannis baptiste cum adiutorio quorundam do-
minorum, baronum et militum duxit eum quasi cäptivum de
civitate Pragensi usque ad civitatem Viennam Austrie , ubi
ipsum licet de vico in vicum equitantem sub certa custodia
* In Cod. Frater. *» Ib. regia. •= In cod. Aquisgrani. * Darunter
Pessimum.
1 S. Uöfler, Ruprecht von der Pfalz pag. 222. ^ Zu Oppenheim.
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dereliqoit. Et licet speraret eandem illam custodiam absque
guo consenBu nuUatenus evasurum, oppositum tarnen contigit et
evenit. Adiutus enim | nobilium subsidio in die beati fol. 158»
Martini episcopi Viennam occulte et silenter exivit et ad ^*^^
sedem suam in Bohemiam reversus est * Ex tunc igitur prio-
ribuB peiora committens consulatum ipsum Pragensem, qui pro
tunc eidem civitati presedit^ et qui sua crimina noluit vene-
rari, a potestate removens consulatus consules novos constituit,
Bub quibuB omnem suam voluntatem adimplevit et quam prius
civitatem eandem volebat omnino destruere, tunc in ea quasi
continue permanens videbatur eam diiigere toto corde.
Cap. 33.
De HuBonlstlB qnomodo ex tunc audaciores flebant.
HÜB yisis subversores christiani populi Husoniste debac-
chari ceperunt plus quam antea in fideles. Videntes namque
eosy qui de sua secta erant, vel eorum multos aut elevatos
aut restitutos ad regendum alios et contra aliorum desideria
quodam modo prosperari, quod primo nequiter inceperant, ne-
quius pei*fecerunt. Ex tunc quippe strages augebantur hominum^
persecucio fidelium, errorum seniinacio, ut illa que per eos
prius erant patrata^ visu illorum, que postea facta sunt, nulla
vel minima viderentur. Non potuit ex tunc per amplius latere
eorum heresis sed totus raundus intonuit: Bohemos esse filios
heretice pravitatis. Perdidit ex tunc nobilis illa regio irrigata
beati Wenceslai sanguine precioso nomen celebre omni ungento
preciosius nomen iidei^ orthodoxe. Licet autem de Bohemis
pauciores remanserunt boni et devoti christicole, qui non cur-
yarunt coram Baal genua sua, ex murmure tamen unius apo-
stoli — ex murmure Jude censentur omnes murmurasse, ut
non fuit mirum, ex apostasia unius, sed plurimorum a fide
Immaculata katholica de gente Bohemica totam congregacionem
eorum infidelitatis vel infidelis et non credentis populi macu-
lam in voce saltem vulgi contraxisse. Porro eorum, que per
* In cod. paotaUu ** In cod. dei.
> Diese Stelle ist bei Palacky It. Reise pag. 98. ^ Diese Nachricht
dürfte sich vielleicht auf den im Sommer 1406 erfolgten Starz Halera
beziehen. S. Pelzel II, 507 ff.
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434
ipsos Husonistas commissa sunt et que superius descripta sunt,
quedam ante istum regis de captivitate secanda reditum gesta
sunt, que(dam)* postea^, antea minus, post magis, ut per anti-
cipacionem in^ recapitulacionem , que scribentis remm gesta-
rum tempora consueta sunt, ista intelligi oporteat, sicat et illa,
que de rege Wenceslao et quibusdam aliis hie iam sunt exarata
vel adhuc exaranda. Qua declaracione vel protestacione sie ex
causa interposita ad prosequendum Bokemorum bonum nomen
perditum et precipue civitatis Pragensis estimo redeundum. *
Ipsa quippe civitas plena quondam iudicii et fidelis facta est
meretrix fornicans cum aliis amatoribus in adinvencionibus suis,
iusticia habitavit in ea, nunc homicide, argentum eius versum
est in scoriam, viuum eius mixtum aqua, nam et principes eins
infideles. Ecce fetidam aquam infidelitatis unda, hec unda fur-
tiva quondam per eos in dulcedine hausta iam manavit et fluxit
in publicum, ut de calice abhominacionis sue propinamnt toti
eorum terre. Que eorum terra si propinatum ei mortiferum
poculum non sumpsisset suaviter de manu Pragensium, reti-
nuisset ipsa nomen celebre sicut ante, nunc^ vero quia corrupta
est et prostituta cum eis usque ad verticem, non inepte qui-
dam eius describens sordes et inmundias metrice sie cecinit:
Terra Bohemorum flos quondam maxime florum
Cur sie queso peris, ut summum culmen honoris
Doctrix erroris veraciter intitularis?
Infelix auca narrans verissima pauca
Hie te fedavit nomenque tuum maculavit.
O deus in celis et Wenceslao fidelis
Hunc hominem stultum non dimittatis inultum.
Sane quam veraciter sit impleta versificatoris huius peticio,
apparebit postmodum^ cum de morte Husonis^ qui auca in
Bohemica lingua dicitur, deo dante scribetur, verum tarnen illo
suspenso ad locum suum congruum revertamur ad Gregorium
* In cod. que, das hier unmöglich stehen kann. *• In cod. postea que-
dam; durch die vorgenommene Correctur (die zweckentsprechender ist
als: et postea quedam) ist quedam überflüssig geworden. ^ Richtiger
würde et stehen. Vgl. übrigens Cap. 20, wo in der Handschrift selbst
noch — jedoch die umgekehrte Correctur vorgenommen wurde.
•* In cod. ad.
* Klagen über den Verfall Prags finden sich hfiufig; die umfangreichste bat
Höfler SS. rer. Hus. II, 311 nach einer Melker Handschr. mitgetheilt
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435
duodecimum , sub cuius pontificatu pro unione ecclesie et
destruenda hac heresi erroribusque ceteris est universale in
Pisis ecclesie concilium celebratum. 1 fol. 158^
Cap. 34.
De eoncilio Pisano et hiis qne gesta sunt in eo.
Gregorio duodecimo et tercio decimo Benedicto de pre-
sulatu Romano rixantibus sub principibus Wenceslao et Ro-
berto convocatum est tocius christianismi concilium ad civi-
tatem Pisanorum. Convenerunt ad id de regnis Romanorum,
Älemannorum, Francorum, Anglorum, Polonorum, Bohemorum
et nacionum diversarum patriarche, archiepiscopi, abbates, pre
lati, sacerdotes et clerici, doctores et magistri sacre theologie,
iuris utriusque et aliarum scienciarum de diversis mundi par-
tibus et studiis , procuratores ecclesiarum , monasteriorum ^ et
universitatum studiorumque , viri timentes deum et docti in
lege domini plurimi et diversi regum, marchiouum, ducum et
plurimorum domin orum secularium ambasiatores et nuncii ad
hoc missi. Qui servatis Omnibus de iure servandis cum neutram
partem de pontificatu summo disceptancium legitime tamen
prius illuc evocatam et diucius expectatam adesse cognoscerent,
pronunciarunt unanimes et concordes, eos et eorum quemlibet esse
scismaticos et antiqui scismatis nutritores et per consequens here-
ticos, periuros et scandalisarios notorios credentis in Christo familie
eosque indignos esse tanto regimine et amovendos de illo. ^
Quos et ab eo sentencialiter amoverunt prohibentes eciam eorum
aliquem pro vicario Jesu Christi et süccessore beati Petri haberi
debere. Dederunt vel datum pronunciarunt liberam eleccionem
Romani pontificis illis, quibus eadem eleccio ab olim et in
retroactis temporibus competebat. Post quam sentenciam in
Bcriptis latam et de scriptis pronunciatam anno domini 1409 1409
ipso die beati Bonifacii hora terciarum aut quasi cardinales J"ni ^^
obediencie utriusque expectatis decem diebus sicut consuetum .
est fieri in eleccione antistitis Romani ipso die beati Viti mar- juni 15.
> Aach Ludolf von Sagan war als Vertreter des Bischofs anwesend, s. die
Einleitung. ^ Die Erklärung erfolgte in der XV. Session vide Martene
Vet. Mon. CoU. VII. p. 1095.
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436
tyris quasi hora completorii ad eligeDdum suinmum et unicmn
Jesu Christi in terra vicarium rectoremque tocius ^egis do-
minici conclave ad hoc eis preparatum in curia domini Piaani
archiepiscopi concorditer intrarunt.
Cap. 35.
De eleccione Alexandri qninti.
Fuerunt autem in ipso conclavi huiuscemodi usque ad
Juni 26. diem beatorum Johannis et Pauli, quo adveniente hora sex-
tarum vel quasi pronunciarunt coram multitudine ad hoc con-
gregata se rite et canonice elegisse in pontificem Bummom
dominum Petrum de Candia^ fratrem ordinis Minorum car-
dinalem presbyterum tituli duodecim apostolorum, qui dicebator
Mediolanensis et nominantes Alexandrum quintum inthronisantes-
que eum cum soUempnitate in ecclesia Pisana consecrarunt
eum post hoc in papam in crastino Octavarum beatorum apo-
Juli 7. stolorum Petri et Pauli. Cui tradita pacifica possessione bonorum^
que sunt de patrimonio beati Petri eorum videlicet, que tiradere
poterant, nam et quidam bona beati Petri quedam violenter et
iniuste adhuc occuparunt, presentarunt eum regibus et princi-
pibus, archiepiscopis, episcopis omnique clero et populo pro
vero apostolice sedis presule suscipiendum et habendum. Sane
Franci, Angli, Alemannia Italici et regna plurima, que
merito universalem representant ecclesiam, eum in talem acce-
perunt et reverenter et humiliter obedientes eidem facta, dicta^
gesta et ordinata in sacrosancto Pisano concilio unanimiter
approbarunt Rex autem Arragonie Fernandus Petrum de
Luna, qui se Benedictum XIII. appellavit, cum esset
racione parentele unus de nobilibus Rathelonice subditis et
vasallis regis Arragonum adhuc in suo fovens papali titulo
ipsi ut summo antistiti adherebat. Rex et Ladislaus, rex
Apulie cum domino civitatis Arimula ^ Angelum de Corario,
qui se intitulavit Gregorius XIL, adhuc in temeritate sua
occupacione videlicet et usurpacione papalis tituli defendebat.
* Petra» Philargi, Erzbischof von Mailand; er wurde nicht am 17. Juni
als Papst ausgerufen, wie Gregorovius \Jf 694 angibt. ' Carl IfalA-
testa von Rimini.
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Quibus et R ob er tu s secundus electus in regem Romanoruin
fortiter adherebat. Secundus dico electus in regem Romanorum,
quia Wenceslaus Bohemus primus electus^ Robertus vero secundus
electus ad Romani dyadematis honorem tunc temporis dice-
batur. In concilio nempe Pisano quamvis ei Robertus nequa-
quam | assisteret, tamen quando de hiis duobus facta fuit ^ol. lö9»
mencio, Wenceslaus primus electus in regem Romanorum,
Robertus secundus electus ad eundem titulum vocabatur.
Cap. 36.
An possunt esse in yeritate duo pape aut dno imperatores
aut reges Romanormn.
Et quamvis impossibile sit duos simul et semel esse
veros apostolicos, quoniam hoc illi articulo '' fidei ,Unam sanctam
ecclesiam^ repugnare dinoscitur, binos tamen aut geminos aut
eciam plures imperatores vel Romanorum reges veros simul et
semel esse possibile esse et sepe fuisse scrutanti scripturas
clarissime demonstratur. Quapropter si Wenceslao adhuc vi-
vente alii secum in imperiali dyademate concurrebant, non
potest velut quedem novitas reprehendi. Roberto quippe vivente
et post illum Sigismundo successore suo adhuc in carne exi-
stente Wenceslaus se Romanorum regem scripserat, quamvis
non ab omnibus haberetur ut talis, ut sive rex verus cum aliis
usque ad finem vite sue fuerit sive non, nichil saluti nostre
preiudicet aut scripture. Dimisso igitur illo articulo ad Pisanum
concilium et eleccionera Alexandri quinti redeamus. Dictum
quippe superius est neutrum istorum duorum de papatu con-
tendencium in Pisano concilio comparuisse. Ne tamen Arra-
gonum rex credatur omnino eidem defuisse, sciendum est,
antequam veneranda illa et universalis ecclesie synodus ambos
illos viros pestiferos Petrum de Luna et Angelum de
Corrario de cathedra papali deponeret, nuUus ex parte illi us
regis ad concilium Pisanum venit, post sentenciam autem
contra eos latam, quando adhuc illi decem dies durabant, in
quibus vacante Romana et universali ecclesia cardinales pre-
sentes absentes expectant sollemnis apparatus nunciorum regis Jmii 14.
* In cod. articuli.
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438
Arragonie Pisam iDtravit. Qui offerentes regem säum esse
paratum ad bonum unionis ecclesie volebant eleccionero summi
pontificis vel impedire vel ad tempus suspendere et diflFerre. '
Sancta autem ibi tunc in unum adunata eongregacio
timens vel anguem latere in herba vel periculum esse in mora^
quod ineepit; explevit^ eligens in papam per ipsos cardinales
utriusque prins obedieneie dominum Alexandrum memo-
ratum. De eleecione huius eodem tempore hec metra facta sunt :
Lueifer et Luna dum deicerentur ab una
Mitra papali sub concilio generali,
Quintus Alexander precellens valde magister
De Grecis natus est Pisis papa creatus
Post M. C. que quater, tria si post hec repetis ter*
Jo. Pau. in festo, cuius facti memor esto. ^
In versibus autem istis Angelus de Corrario, quia nomen
habebat angelicum sed tenebrose et cum fetore lucebat, dicitur
Lueifer, Petrus autem de Luna luna nominatur.
Cap. 37.
De morte Alexandri qninti et eleecione Jobannis ricesimi
tercil.
1410 Dictus autem dominus Alexander parvo tempore ecclesie
Mai 4. universali presidens anno 1410 inter festa Paschalia.et Ponte-
costalia in civitate Bononiensi, ubi tunc cum sua curia residebat
domino permittente diem suum clausit extremum. Robertus
Mai 18. eciam Wenceslao coelectus eodem anno et eodem quasi tem-
pore viam est universe carnis egressus. De cuius morte supra
cap. 31. scriptum est. In locum autem domini Alexandri do-
Mai 17. minus Balthasar de Costa tituli sancti Eustachii diaconus
cardinalis per eleccionem dominorum suorum concardinalium
subrogatus est, qui vero in locum Roberti substituti sint,
superius per anticipacionem scriptum est, videlicet Sigmundus
* In cod. repetantor; corrig. nach SS. rer. Sil. I, 255.
* S. V. d. Hardt. T. II, pag. 140, sessio decima octava. ' Diese Veree
hat auch (aus dem OrigiDal-Manuscripte Ludolfs) die Saganer Kloster-
chronik SS. rer. Sil. I, 256.
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rex Ungarorum et Joclocus marchio Moravorum. Wences-
laus autem adhuc superstes in vita JohaDnem quidem sicut
Alexandrum papam susceperat vel se suscipere simulabat; qui-
bu8 quando voluit obedivit, quando voluit dimisit et ad eorum
literas parum vel nihil ad extirpacionem | heresis Bohemice fol. 169 »>
feeit, ut non immerito magis censendus sit se simulasse in
papas suseepisse. Facto namque negavit, quod verbo vel scripto
de eorum suscepcione fateri videbatur, ut in suscepcione* huiusce-
modi umbra magis videatur affuisse in verbis eius et sermo-
nibuB quam vires in effectu. Et hec sufficiant pro decla-
racione eorum , que prius alias exaravi. An vero Wenceslaus
veraciter Alexandro adhesit; ex eius factis et negligenciis
apparet.^ Antequam autem facta per dominum Johannem XXIII.
vel facta operibus suis scribendo prosequar, libet hie quasi
iubente plenitudine ^ quiescere et de Pisano concilio pleniorem
facere mencionem.
Cap. 38.
Besponsio contra latratus"^ eorum qui concilio Pisano
detraxerunt.
Congregacio ista iustorum^ que vice et nomine tocius
christiani populi tunc convenit ad Pisam habens apud bonos
et rectoB corde laudis honorisque memoriam, discerpebatur in
diebus illis per quorundam linguam vipeream® dicencium con-
gregacionem illam non mereri dici concilium sed conciliabulum, ^
conventum non firmum^ iustum et legitimum sed cassum^ nuUum
et irritum, ex eo maxime, quod sine auctoritate pape vel regis
Romanorum ad imperium coronandi videbatur ad vocacionem
quorundam non habencium potestatem ad convocandum con-
cilium universale ut ipsi dicebant in unum aut in simul con-
venisse. Quod si dei veritatem et scripturas novissent, nunquam
tam iniqua et tam inique locuti fuissent nee ob suum in celum
tarn temere posuissent. Estimo namque, quod legerunt univer-
salem ecclesie synodum non posse celebrari ^ absque auctoritate
et «onvocacione domini pape. Ubi tamen qt^eso legerunt ipsam
• In cod. snscepcionis und viribus. * In cod. apparere. ® In cod.
plone, verschrieben ftir pie"<'. ^ In cod. latratos. " Ib. viperam.
' Ib. celebrare.
» S. Rayn. a. a. O. 1409, 26.
Axehir, Bd. LX. II. HaUt«. 29
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non posse peragi absque convocacione paparum? Namquid
forma convocacionis esse debeat huiusmodi: Benedictus et Gre-
gorius servi servorum der etc. Quis hanc formam ex solo suo
non repudiaret exordio taraquam iotolerabilem in se contineDtem
errorem et speeiosam illam columbam domini monstrum difforme
ex duobus suis nominatis capitibus facientem ? Sed dicis unus'
quisque ülontm sfiam obedtenciam debuit convocare. Ad quod ego:
Ad duo loca vel ad unumf Si ad duo, quomodo congregacio in
uno illorum duorum locorum celebrata vel in alio potuit uni-
versale concilium vel universalis colleceio nominari, cum nullibi
esset universaliter coUecta. Si ad unum, utinam hoc fecissent
sicut antea fecerunt in convocacione ad Saonam, quamvis ad
illam effectus non fuerit subsecutus. Ad unum autem locum
convocare noluerunt, sed unus ad partes Arragonie, alter
ad partes Aquilegie, ita quod istis disparibus bobus ad
diversa loca currum ecclesie trahentibus currus ipse ruptus
omnino fuisset, si non dominus supposuisset manum saam.
Numquid hoc a viris deum timentibus et dei timorem pre ocnlis
habentibus admitti debuit? Omnino non. Qui enim templum
domini destruit vel cum impedire potest, destrui sinit, destrnet
et illum dominus deus noster. 8arta tecta templi navis, currus
et domus huiuscemodi in eternum fundata restauranda et refor-
manda tunc fuerant non destruenda. Non poterant hec autem
sine generali concilio reparari, quod illi dracones et leones duo
congregare potuerunt et noiuerunt. Voluerunt et non potuerunt
Voluerunt quippe id in diversis mundi temporibus divisim
statuere et de iure nequeunt, quiverunt autem id in uno loco
de amborum consensu facere celebrari et nequaquam voluerunt*,
ut de quolibot eorum dici posSlt: Quod potuit ^ noluit j quod
voluii^ ofUmplere iiequivit. Potestate ergo et voluntate in hiis
duobus Buppositis sibi mutuo adversantibus impediverunt se
invicem^ ut sacrosancta mater ecclesia tunc vacans vel quasi
vacans naturaliter vel civiliter nullum utilem censeretur habere
rectorem.
* In cod. valuerunt.
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Cap. 39—42.
Adhnc de eodem. i
Cap. 43.
An propter alia qua« propter heresim possit papa deponi.
In ipso Pisano concilio non solum de heresi vel seis-
mate sed et de multis aliis criminibus et defectibus istorum
duorum Petri de Luna et Angeli de Corrario fuit deoun-
eiatus uterque. Fuerunt et recepta et publicata testimonia super
criminibus et defectibus huiusmodi, ut credant aliqui ex hiis,
que ibi gesta sunt et in simili postmodum in concilio Con-
stanciensi contra dominum Balthasarem de Costa renovata
sunt, se veram invenisse scienciam et philosophandi regulam
et esse approbatam opinionem illorum, qui tenent dominum
apostolicum eciam pro aliis vel heresi vel scismate, excessibus
aut negligenciis esse de suo solio deponendum. Hoc tamen
iudicio aliorum, qui magis probabiliter loqui videntur, ex factis
utriusque concilii minime demonstratur. Ad articulos quippe,
per quos probandum fuit Qr^orium, Benedictum et Johannem
a fide esse devios^ admissi sunt articuli alii, non autem sine
illis aut preter illos recepti. Eo enim evidencius constare volue-
rint ipsorum amocionem esse iustam, iusticie^ equitati et
racioni consonam, quo^ magis constabat ipsos non solum
fol. 160»
bis 161*
• In cod. ex; qno fehlt.
1 Die AnsführtiTigen in diesen, vier Capiteln bieten kein bintoriflcbefl
Interesse, sie fiibren den eigen tlicben Sachverhalt nicht weiter und sind
durchaus rhetorisch gehalten. Da eine Probe hievon bereits vorliegt,
80 kann von der vollständigen Anführung abgesehen werden. Beraerkens-
werth ist nur eine Stelle im Cap. 42; er vertheidigt das Concil g^gen
den Vorwurf, dass es von Excommunicirten zusammenberufen worden
sei: Alia nempe ecclesiasticarum censnrarum excomrounicacionem et sus-
pensionem genera. Ipsa venerabilis congregacio reverenter ut decebat
timuit, sed si que (sc. excommunicaciones) occasione scismatis prius
utrumlibet prolate sunt, eciamsi alique earum fuissent valide, ut infecte
et nunquam facte ab ea penitus habebantur. Marcum enim quendam
de Bohemia alia ex causa excommunicacione ligatum tunc ab aliis iuste
vitari comperi, Francos autem et sibi similes, in quos pars nostra prius
propter obedienciam alteri pape prestitam excommunicacionem forte pro-
tnlit, pro non excommunicatis et pro non lig^tis haberi.
29*
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442
incidisse in deviacionem fidei vel inpedimentum unionis ecclesie
sed eciam in notam et maculam diversorum excessuum damp-
natorum a lege. Quidquid tarnen sit de hoc senciendum, an
videlicet pro aliis reatibus preter apostasiam fidei possit ille
fol. 161^ summus pontifex a suo pontificio removeri sicut | et omnia
alia scripta mea vel scribenda relinquo diffinicioni sancte
matrifi ecclesie me submittens Uli in omnibus cum expressa
protestacione me semper tenere pariter et sentire, quod ipsa
in talibus et in quibuscunque aliis sencienda esse decrevit et
tenenda.
Cap. 44.
De Johanne XXIIl. et Ladislao rege Sicilie et Wladislao
rege Felonie et belle Prutenornm.
Ostensis quibusdam contra sanctam synodum Pisanam
impertinenter obiectis et quibusdam gestis in illa ad facta
successoris domini Alexandri quinti, qui fuit durante eadem
Pisana synodo in papam assumptas, ad facta scilicet domini
Johannis XXIIL revertamur. Hie canonice electus ibidem ad
tempus residens habitacionem suam et curie sue in urbem
1411 transtulit et a Ladislao rege Sicilie , qui adhuc defendebat
April 12. errorium^ eundem* Gregorium XII., multas persecuciones et
iniurias sufferens per tradimentum quorundam de Remul (sie)
ab urbe fugatus^ vix manus eins evasit. Cum quo tamen
Ladislao alia vice belle campestri et militari conserto gracia
dei dominus Johannes, qui per suos dimicavit contra eum, victor
extitit et Ladislaus patuit ruine magne. -^ Captis etenim (et)'^
fugatis turpiter hiis, qui de exercitu regali fuerant, eciam vix
illum regem ipsi domino apostolico in signum obtente victorie
presentatum fuit. ^ Ladislaus autem iste non diu post hec
* In cod. idem. ^ Ib. fugatis; es hat vor ab: Romanis zu lauten.
° Ib. fehlt. ** Diese Stelle ist in der Handschrift ganz verderbt: vix
illum regis ipsi, presentatum fuit nach Analogie von Mattbaeom legitur
psalmos erat ante legendum bei Alexander de Villa dei im Doctrinale
V. 189. (Bemerkung meines Collegen Wrobel.)
* Der Beiname wird ihm in der Regel von Theoderich von Niem gegeben.
S. auch V. d. Hardt II, pag. 105. ^ Die Ereignisse sind hier verstellt;
gemeint ist der Sieg von Rocca secca am 19. Mai 1411. Meibom I, 16
und V. d. Hardt II, 364, während die Flucht Johanns zwei Jahre später
erfolgt (1413, Juni 8).
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443
veDeno* at dicittir intoxicatUB vitam suam miserabiliter ter- 1414
minavit. ^^S- 6-
Anno eciam primo memorati domini Johannis congregatis
exercitibus diverBorum hominum quasi innumerabilium rex
Polonorum Wladislaus cum magistro ordinis dominorum
Cruciferorum de Prusia inivit prelium et interfectis in eo ipso i^io
magistro cum midtis aliis suis fratribus et exercitu christia- *^^" ^^'
noram, quorum michi non est numerus, multis utique Christi
fidelibus, captivavit de parte Prutenorum alios non occisos,
daces, milites, nobiles et ignobiles, et multas civitates et castra
Prutenorum expugnans et sibi in possessionem acquirens eciam
castrum eorum fortissimum Marieborgk manu potenti obsedit
et circumdedit. Postquam autem per multas (septimanas) ^ ob-
sidens id et inpugnans domino illud et virgine Maria prote- ^«P*- ^^•
gente ei prevalere non potuit, ad Poloniam est reversus. *
Tandem electo alio magistro ordinis datis plurimis milibus
florenorum ordo ipse Prutenorum militarium fratrum et captivos
8U08 fecerunt liberos et civitates et castra eorum pristinam ad
subieccionem et Imperium ordinis reduxerunt. Johannes autem
papa ab urbe fugatus iterato ad Bononiam rediit et ibi cum ^^^^
curia Bua resedit. 2 N^^- ^^'
Cap. 45.
De concilio Constanciensi et de fnga Johannis.
Ut autem Bononiam ^ reversus est, concilium universale Dec. 10.
tocius ecclesie ad civitatem Constanciensem Suevie, que est in
provincia Maguntina, de fratrum suorum consilio convocando
congregavit. Congregavit autem id propter decreta Pisani con-
cilii, in quo ex racionabilissimis causis ordinatum extitit, ut
summuB pontifex pro extirpandis heresibus, sectis et erroribus
vinee domini et pro aliis eins necessitatibus fidem maxime con-
cementibus certo tempore generale deberet concilium celebrare.
Concilium istud convocari fecit anno domini 1414 ad festum
Omnium sanctorum eiusdem auni. Omnes prelati et alii ^ quorum Nov. 1.
* In cod. venena. *» lu cod. fehlt. «^ In cod. aliorum.
* Voigt, Gesch. Preussens VII, pag. 104 ff. 2 Nachdem er dasselbe am
2ö. November neuerdings verlassen, um mit Sigismund zusammenzu-
treffen, und im Februar 1414 zurückgekehrt war. ^ Yqh Lodi aus.
Hardt VI, pag. 9.
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444
interest ad tractandum, ordinandum et diffiniendum de booo
universe Christi familie illuc accederent et ad finem ipsius it
est consuetum et solitum remanerent Locum autem istam Ale-
fol. 162 * mannie ad preces | et rogatus vel ad suasionem et consiUiun
illustrissimi domini Sigismundi Komanorum et Ungaronuii
regis scripsit se ad opus tarn salutiferum elegisae. ^ Venenuit
igitur ad illud ecelesiastici et seculares prelati^ doctores et
magistri de cunctis ecclesie orthodoxe partibos, sed et ipae
prescriptus rex et dominus huic concilio interfuit in proprit
sua persona. Porro quamvis ipsum venerabile Pisanum con-
cilium ante sicut Constancie modico intervallo annonim ceie-
bratum de adunacione sancte matris ecclesie salubriter cogitasset
et ad unum ovile Jesu Christi oves dispersas plurimas adda-
xisset, rege tarnen Ladislao et quibuscunque aliis terre dominb
foventibus adhuc Gregorium XII. cum quibusdam suis ad-
herentibus, rege* eciam Ferdinando rege Ärragonum cum suis
fautoribus foventibus^ et tenentibus adhuc Benedictum XQL
cum (ad)herentibus sibi nondum ecclesie plena unio suiud
fuerat consecuta optatum effectum. Tractabatur igitur inter alia
per maiores natu in Consta nciensi concilio congr^atos,
quomodo et qualiter partes ille ambe possent salubriter et com-
mode ad unius pastoris obedienciam reduci et aliis Christi
fidelibus sub capite unico aggregari. Post hec autem non ne-
gligebantur alia pro salute animarum in concilio ipso trac*
tanda. Istis se pendentibus cum iam durasset concilium usqae
prope festa Paschalia in anno domini 1415 Johannes ipse nescio
quo ductus spiritu fretus auxilio cuiusdam de ducibus Austrie
1415 congregacione tarn sancta clam fugam iniit^ et usque ad ali-
März 20. qualem locorum distanciam ^ a Constanciensi civitate perveoit
Sequebantur autem eum quasi in occulto quidam sed pauci
prelati, qui ibi ad concilium venerunt, qui tarnen non diu post
ad ipsum concilium cum suis excusacionibus redeuntes ei recon-
ciliati fuerunt. Et licet ipse Johannes per suum recessum esti-
maret et crederet tarn felicem conventum fuisse dissipandum.
• Ib. regem. ^ Ib. fayentibus.
1 Das Ausschreiben Johanns XXIII. Dat Laadae (Lodi) V. Jd. Dec 1413
bei Raynald a. a. O. 1413, XXIL s. aach die Torige Note. ' Bei
Niem ist der 21. angegeben, s. dagegen Rajnald a. a. O. IX. ' Naeh
Scbaffhausen.
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445
tarnen ipse conventus se per hoc dissipatum habere noluit,
sicut nee debuit, sed mansit postea, sicut antea adunatus fuit
in unum.
Cap. 46.
Qüod conciliam^ maias est papa in eaasa fldei.
Vere felix et iusta perseverancia, qua non dissoluto sed
continuato sacro concilio pia mater ecclesia vitavit animarum
pericula, multorum prepedivit scandala et fidelia suseepit aug-
menta. Non enim autumare debet Romane sedis antistes in
causa fidei se maior^m esse congregato vel congregando uni-
versali concilio, quoniam id in tali casu, si ipse congregare
rennit, alii eciam contra ipsum congregant, ut concilium sanc-
tum cum, si exorbitare a fide perspexerint et pena condigna
puniant et de dignitate sua deponant. Id non potest ipse solus
sine consensu ipsius convocati populi christiani aut contra
eins voluntatem dissolvere, sed necesse est eum in talibus ipsi
concilio firmiter obedire. < Magno quidam autoritatis in corpore
Christi mistico papa est, sed ad 'edificacionem non ad destruc-
cionem, cum pro destruccione eins vitanda debeat ipse usque
ad sanguinis effusionem resistere et vitam suam in mortem
dare. Numquid enim Joseph in domo domini sui cunctis pre-
positus uxorem eins corrumpere aut polluere potuit? Nequa-
quam. üustodire nempe sponsam domini sui papa debet non
prostituere, honorificare non ignobilem reddere, non dividere
sed unire. Quapropter si non ut pastor oves suas in fide
protegit, sed lupo veniente aufiigit velut servus et mercenarius,
non in eternum in domo domini sui manebit. Infatuatum nam-
que sal ad nichil valet ultra nisi ut foras mittatur et ab ho-
minibus conculcetur.
Cap. 47.
De eaptiTitate Johannis et deposicione Qios. foi. i62«>
Opere compleverunt hoc illi viri illustres et egregii in
Constancia tunc collecti, qui ex loco, in quo erant coUecti,
• In cod. concilio.
* Die Erklärung der Superiorität des Concila erfolgte in der vierten Session.
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446
quasi nomen accipientes^ et causam dei et ecclesie constanter
prosequentes et intrepide hunc fugitivum suum per nobilissimum
Sigismundum regem Romanorum defensorem et advocatum
ecclesie protectoremque sancti concilii fecerunt insequi, ^^Ph
et iustissime detineri. Qui Romanorum rex eciam ipsum ducem
A u s t r i e, cuius adiutorio ipse Johannes abscessit^ manu propter
hoc militari persecutus plurimas civitates et cästra ei abstulit
et eum pena debita multavit Concilium autem sanetum pasto-
rem ovium dominicarum Johannem XXIII. cognoscens non
a facie lupi fugere, sed esse versum in lupum et ipsum , qui
fidei katholice^ pro omni posse suo prodesse debuit, ei in
fuga sua quoad unionem fidelium vehementer obesse ipsum
invocato Christi nomine tanquam indignum non solum inutilem
sed et nocivum de throno apostolici culminis sentencialiter
Mai 29. deposuit et amovit. ^ Alias eciam criminales causas y quas
contra eum nonnulli moverunt et probaverunt; huic motivo
suo^ principaii, quod fuit impedimentum unionis ecclesie,
decrevit annectere, ut eins amocionem eo iustiorem omnis
plebs christiana cognosceret; quo eum multis et grandibus con-
cilium sanetum esse reatibus involutum deprehendisset ^ clarios
meridiana luce; eleccionem vero successoris sui primi in apo-
stolatum congregacio illa sancta sibi reservans seriöse prohi-
buit; ne quis ipsum Johannem depositum aut eciam ipsum
Gregorium XII. vel Benedictum XIII. prius in concilio Pisano
dampnatos et a summo presulatu semotos de novo in papam
eligeret aut ad talis dignitatis apicem nominaret Igitur Bal-
thasare de Costa tali modo de stacione sua deiecto prefatus
rex Romanorum ad manum suam ipsum accepit, ne iterato
fugeret^ ad iussionem sancti concilii fecit eum honeste non in
carcere sed in quadam ampla camera diligentissime custodiri.
Tradidit enini eum uni ducum Bavarie^^ qui eum in comodo
decenti inclusum^ tenuit et de necessariis ei providens vel
provideri faciens aut permittens, ne in perniciem christianismi
tocius evaderet, absque vinculis, catenis aut compedibufi dili-
genter et ciute servavit.
• In cod. acciperientes. *» Ib. katholico. * Ib. sue. * in cod.
deprehendisseut.
^ Die Absetzangsurkunde bei Rajnald a. a. O. XXIII , und v. d. Hardt
n, 411. 2 pem Pfalzgrafen Ludwig. ' Zu Heidelberg.
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447
Cap. 48.
QQOinodo post hee eeelesia yacante eonciliam sanctnm
Ticeg pape quoad multa sopplerit.
Interdum igitur hoc est : antequam Johanni substitueretur
alter in Petri cathedra per eleccionem canonicam sanctum ipsum
coDcilium ac si eeelesia non vacaret cuilibet indigenti reddidit
iusticie complemeDtum. Deputavit namque tunc dominum car-
dinalem Hostiensis tituli, qui tamquani papa auditorio^ causa-
nun et contradictarum preesset, nomine ipsius concilii causas
committeret et faceret querulantibus de iusticia tam in Gon-
stancia quam extra Constanciam responderi. Dominus eciam
cardinalis ille, qui penitenciarius prius fuit; a suo officio non
cessavit, referenda tamen maiora, que sede Romana non va^
cante ad ipsum papam penitenciarius ille referre consuevit,
tunc ad ipsum concilium retulit et iuxta eorum voluntatem et
consilium 8ingulari(a) talia terminavit. Scriptum quippe est^
qnod sede apostolica vacante cardinaleS; auditores et alii offi-
ciales apostolici paucis exceptis sunt cum eo quasi civiliter
mortui et preter illa^ que futuram eleccionem concernunt; de
nuUis vel paucissimis se intromittunt. Scriptum est eciam, quod
pro eo tempore non possunt cardinales ipsi iura de eleccione
pape loquenda aliqualiter inmutare, sed maior est in auctoritate
sede Romana vacante ecclesie congregacio cetu cardinalium
in numero quantumcunque magno. Ubicunque enim vd quando-
cunque Aec in nomine domini Jesu ChHsti convenerit, in medio
eins Christus et autoritas eins existit. Exequebatur igitur ea
que fuere iusticie, sed ea que erant gracie ad futurum unicum
papam suspendit pro maiori parte. | Scripsit ecclesiam eciam fol. 163»
pastore carere, sed vices eius supplens in plurimis eciam
sigillum plumbeum habuit, quod ad litteras que sub nomine
tocius concilii scribebantur appendit, que autem dirigebantur
Bub nominibus aliorum auditorum et iudicum sigillis sigilla-
bantur eorum.
Die letzte Silbe undeutlich.
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448
Cap. 49.
De redennte ad nnionem ecelesiasticam Oregorio XII. et
adherentibas sibi et de morte Oregorii et Ladislai regis.
Et ecce eo tempore, quo Johannes iam depositUB detine-
batur in custodia et adhuc conventus ille beatissimus mansit
in Constancia, Angelas deCorrario dictus Gregorius XII.
et qui fiiit prius a concilio Pisano depositus, missis soilemnibiu
nunciis et procuratoribus ad Constanciense concilium omoe
Juli 4. ins, quod sibi in papatu competere credidit, in manibus sancti
concilii resignavit, * cuius resignacionem concilium venerabile
non repudians ipsum et cardinales suos omnes, quos ipse post
deposicionem suam vel circa eam in cardinales assumpserat,
in titulo cardinalatus manere graciose permisit. ^ Non aatem
multo tempore post renunciacionera suam Gregorius ipse ex-
1417 tremum suum spiritum exalavit. Ladislaus insuper rex,
Oct. 19. qui eum pertinaciter defendit circa eadem renunciacionis Gre-
goriane tempora, anno autem ante vel post resignacionem
1414 eius nescio, deus seit, ut dicitur veneno interfectus viam uni-
Aug. 6. verse carnis horribiliter et miserabiliter est ingressus, de coias
morte eciam aliquid scriptum supra cap. 44.
Cap. 50.
De Husone combasto.
Ad hunc conventum divinitus licet per ministerium homi-
num in Constancia congregatum venit inter alios magister
Johannes Hus Bohemus et heresiarcba Bohemorum. Citatus
etenim ad illum fuit per dominum Johannem XXIII., prius-
quam conventus deponeret eum. Detentus ergo et examinatos
in custodia primo et postmodum in publice sancte congrega-
cionis concilio iam Johanne ipso XXIII. de throno papatus
amoto presente domino Sigismundo rege sepius nominato cum
multis secularibus terre dominis per laudabile illud concilium
de heresi est in publico sessionis loco miserabiliter condemp-
' ProcuFÄtor war Carl v. Malateata. ' Hardt IV, pag. 379. Mansi tom.
XXVII, pag. 740 ff.
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449
natas et BoUempniter deg^adatas, et cum ab eodem concilio l^l^
iudicio foret Beculari relictus, igne crematus est eciam quasi ^^ ^'
ad favillam et cinereS; ne Bohemi eius discipuli ossa illius, si
qua remanerent, post combustionera colligerent et eis ut sanc-
torum reliquiis reverenciam exhiberent. Tunc exauditus est
versificator ille, qui duobus versibus ultirnis, de quibus supra
in cap. vicesimo tercio, in quibus iustum dei iudicium propter
sancti Wenceslai merita super eum venire desiderans exclamavit
dicens:
O deus in celis et Wenceslae fideiis
Hunc hominem stultum nou dimittatis inultum.
Propter quod et combustioneni illam iustissimam quidam alii
versus sunt editi, qui possunt illis non inconvenienter adiungi,
sunt autem hü:
Hunc ubi doctorem propter deitatis amorem
Penis condignis Constancia torsit ut ignis^
Virgineus natus Wenceslausque beatus
Ipsum straverunt et ei sie retribuerunt.
Sed quia percussio unius in tempore presenti vel preterito
docet alios custodiam in futuro, ad ipsam humum Bohemioalem
qnedam metra sequencia oonveniencia sunt in hoc modo:
Terra Bohemorum, flos quondam maxime florum
Ergo fac tante tibi non laudis ut antO;
Vera doce, nullique noce^ sit laus tibi plena,
Ut cunctis placeas tamquam paradisus amena. | foL 163^
Cap. 51.
De Jeronimo combnsto et Bohemis exprobrantibns con-
cilio Constanciensi. ""
Erat et in diebus illis quidam magistratus in artibus, qui
Husonis adiutor et socius apud eum vel propter eum aliquante
tempore moram faciens in Constancia cepit * ad Bohemiam 1415
repedare. Qui captus in sue regressionis itinere per veros ^P"^ 2ö.
quosdam christicolas fidei fervidos zelatores constrictus et cate-
natus ad ipsum universale Constancie concilium est reductus.
* In cod. conciliam Gonstanciense.
1 AschbJtch Qesch. Sigmunds II, pag. 100.
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Mai 30.
450
Hone coucilium ipsum sacrosanctjum ad tempus in vita poet
HuBonis interitum reservatum et inventum et certo cercios de-
claratum in^ eiBdem esBe HubodIb erroribaB simili sentencia
1416 poBtinodum condempnavit et iudicio Beculari reliqoit. A quo et
ipae flammis ultricibus traditUB igne periit^ sicut Hos socias
vel magister suus. Hub namque iuter omneB timc temporis
doctores iniquos et reprobos fuit principalis et summxis. Elx
hÜB igitur binis combuBtionibuB et ex prima apecialiter com-
moti HusoniBte ceperunt in Bohemia contra christianos ploB
Bolito furere et insaniam Buam contra illoB habundancius exer-
cere. Eorum eciam nonnulli potenteB et magni se dolentes
Buos apostoloB amisisse et passoB esse diminucionem maximomm
Buorum capitum, literis quibusdain compositis et sigillatiB cepe-
runt exprobrare sancto concilio et ipsum redarguentes de mala
seu iniusta nece malefactorum huiu8(modi)^ easdem literas ei
presentari fecerunt ^ Quoniam autem ex ore suo proprio ne-
quam servus iudicatur, cum non esset dubium ex verbis illo-
rum propriis, quod*^ essent fautores heretici criminis, processit
contra illos concilium venerabile per excommunicacionis sen-
tenciam et alia iuris remedia in talibuB casibus observanda.^
Ipsi autem proch pudor parum (vel)^ nihil formidantes cen-
suram ecclesie creduntur hucusque in suis erroribus permanere.
Quid plura? In tan tum creverunt errores isti adhuc WenceB-
lao rege Bohemorum vivente et surdis hoc pertranseunte
auribus, ut magistri undecim, ut credo de Pragensi studio
heresiarche imiverso declararentur esse mundo. Inter hos
erat precipuus Johannes Jesnitz, in cuius presencia
interdictum pluribus temporibus servabatur in Praga.^ Serva-
batur asserO; sed ab hiis solum, qui formidabant claves Petri
apostoli Bcilicet qui dedignabantur testamentum domini pro-
fanare et nervum ecclesiastice discipline rumpere et interdicti
sentenciam violare.
* In cod. et. ^ In cod. huius. « Ib. quando. ^ Fehlt.
J 8. V. d. Hardt IV, 495. Opp. Hus I. 98. Archiv '^esky III, 187. Doc
mag. Joh. Hos, 8(;hreiben rom 2. Sept. 1415, pag. 580. > s. Palacky III,
1, 379, 389. Die Acten bei v. d. Hardt IV, 829^852. ^ Das Inter-
dict wurde am 1. Nov. 1415 ausgesprochen, s. Laurentius v. Bfesowa
bei Höfler I, 336.
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451
Cap. 52.
De transita regis Bonianorum ad regem Arragonam.
Sanctum igitur venerandumque concilium perdurans in
loco suo immobiliter indivisum fuit cum victoriosissimo et
preclaro rege Sigisniundo suo fidissimo protectore in Christo
Jesu sollicitum de viis et mediis competentibus, quibus eccle-
sia Arragonum reduci posset ad unitatem et gremium univer-
salis ecclesie et absque ampliore rigore iusticie ad viam pacis^
veritatis et gracie revocari. Et qnia generosus et nobilis est
animus hominis, ut crebro plus äeetatur preeibus quam minis,
placuit conciliO; ut ad Ferdinandum regem Arragonie viri
sollempnes accederent et cum eo de perfecta unione corporis
mistici miti modo tractarent. Quod intelligens regum excellen-
tissimus Sigmundus et voluntarium laborem appetens, ut
qoietem aliis prepararet, ambasciator fideiium fieri non eru-
buit^ sudores et fatigas non exhorruit; ventis et imbribus
faciem et totum corpus exponere non pertimuit et expensarum
onera pro hiis explendis necessaria viarumque discrimina non
expavit. ^ Assumptis itaque certis ^ venerabilibus viris , quos
sibi ad hoc opus tante salutis sanctum concilium assignavit,
cum decenti suo exercitu montes ascendens multaque terra-
rum I spacia pertransiens pro causa huius ad regem Ferdi- fol. 164'
n a n d n m usque pervenit. Porro et hü reges sibi invicem prius
scripta direxerunt, ex quibus spes verisimilis habebatur, ut si
eos in unum locum venire contingeret, christianus populus de
tam^ periculoso scismate liberacionem congruam in venire posset.
Tractantibus igitur simul regibus et hiis, qui ad hoc missi
fuerant et assumpti, de forma, modo et via adunandi in unum
ovile populum in Christo credentem ipsum Petrum de Luna,
qui Benedictus XIII. dicebatur, requirere ceperunt, ut*» pro
Salute multoiiim et sua propria sponte iure suo cederet, quod
se in*^ apostolatu credebat habere, et ecclesie pacem daret.
Ipse vero ^ Pharaonis duriciam imitatus voces tam dilectibiliter,
• In cod. cansa. *» In cod. vel. ° In cod. et * Ib. non.
1 S. Aschbach, Geach. Sigm. 2. Bd., 8. Cap. ^ Fünfzehn Deputirte, s. v.
d. Hardt IV, pag. 455 (Bischöfe nnd Dootoren ans den verschiedenen
Nationen).
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452
utiliter et sapienter incaDtancium omnino audire renuit et in-
duratus in proposito suo permansit. Viam igitur concordandi^,
que ut credo in concilio Constanciensi inter maiores natu con-
cepta fuerat, confidenter aggressi ipsam regi Arragonam et suis
publicabant. Que cum esset ab eis accepta concorditer^ rescripsit
hoc rex Sigismundus Constanciensi concilio et facta est
leticia magna in populo, speravit enim, quod hac acceptacione
et approbacione facta cito ab eo auferretur scismatis antiquum
improperium^ quod diu sustinuit per Universum mundum.
Cap. 53.
De forma, modo et ?ia huiusmodi eoncordie.
Propter hoc gens Arragonnm prius habere voluit ratum
deposicionem Benedicti XIII. factam in concilio Pisano, quia
ea tunc adherente Uli concilio , quod ipse Benedictus in suis
finibus congregavit, ipsi concilio Pisano non interfuit. Deside-
rabat igitur^ ut de novo ad concilium Constanciense iudieiaUter
evocaretur, docturus de iure suo, quod se habere credidit et
dicturus racionalem causam, quare regimen ecclesie, quod apud
se pendere estimavit, non deberet cedere, ex quo eo non
cedente non potuit commode domui domini salus esse. Volebant
quoque Arragoni per se vel per suos comparicioni eius, si
tamen competeret vel eins contumacioni , si non competeret^
Interesse. Sane etsi concilium sanctum de sentencia prius
contra Benedictum prolata minime dubitaret sed sciret eam
iustam et firmam existere, tamen propter cordis duriciam illo-
rum, qui adhuc reincorporandi ^ fuerunt ecclesie, ad istam
novam faciendam citacionem voluntarie se submisit. Scivit
etenim salvatorem nostrum plenum iusticia et omni iniquitate
carentem, quamvis esset iudex supremus, omnium accusacioni,
iudicio et testimonio infirmorum suorum se humiliter subpo-
suisse et dixisse: Quis vestrum arguat me de peccato et si male
locutus suTTtj testimonium perhibe de malo. * Scivit insuper non
esse negandum^ Romane sedis sentenciam posse in melius
* Durch eine Correotur ondeuüich geworden, convertendi? ^ In cod.
reincorporani.
1 Joh. 8, 46. 18, 23.
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453
I
commutari, cum aut aliquid in ea subreptum fuerit aut ipsa
consideracione etatum et temporum seu gravium necessitatum
dispensacione eam decrevit ordinäre. Non nescivit eciam, quod
contra res bis iudicatas legum conditores et principes in audi-
torio factum examinari et restitucionem in integrum fieri per-
miserunt. Cur ergo sancta mater ecclesia de concilii Pisani
sentencia in Christo confisa in tali necessitatis articulo senten-
ciam ipsam nove examinacioni non supponeret eciam ad emen-
dandum eam^ si in ea Pisanum concilium aliquid incompetenter
egisset? Supposuit revera sentenciam illam quoad deposicionem
Benedicti XIII. examinacioni iterato citans ipsum^ ut si illam
quovis modo posset arguere et de iure suo, quod se in papatu
contendebat habere, legitime modo docere, liberam audienciam
et iudicium rectum per omnia consequi deberet* Qui autem
venire contempsit ad Pisanum concilium nee ad Constanciense
eciam tali modo citatus venit: per adiutorium quippe bonorum
vironim de Arragonia venit ad manus eins et oculos me-
morata peremptoria citacio nee per ignoranciam se posset ex-
cusare, attamen citatus et evocatus et comparere renuens se
ostendit iniquam fovere causam et autoritatem citantis concilii
in se delusam experiri debere. | ^o*- ^64^
Cap. 54.
Adhac de eodem.
Quod et factum est. Eo namque contumaciter venire
nolente Constanciam* ipsa veneranda congregacio ipsum a
suo pretenso iure, quod sibi in Petri cathedra vendicavit, vici-
bus iteratis amovit. Concordavit eciam hoc sacrosanctum con-
cilium per regem Sigismundum cum Arragonicis, quod si
tali modo citatus Petrus de Luna se concilio legitime per se
vel per alios presentare negligeret vel presentatus se secundam
contra se sentenciam reportaret, ex tunc per certos menses ex-
pectatis cardinalibus, qui prius in Arragonia suo lateri adhere-
bant, procedi deberet in Constancia ad eleccionem canonicam
veri et unici pastoris ovium Jesu Christi. Quid, ergo eo non
*■ Die letzten Buchstaben sehr nndeutlich.
1 Die Einzelnheiten der Verhandlungen bei Aschbach a. a. O. pag. 145.
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454
comparente nee deum nee homines formidante restabat amplius
nisi servatis servandis iuxta eondietum ambarum parcitim
restaurare ruinas domus domini et eam reducere ad manus
unius summi rectoris vicarii filii dei? Quod et patratum est,
ut in sequentibus apparebit. O quam vera igitur redemptoris
nostri probatur esse senteneia, qui male agit, odlt lucem et non
venu ad lucem, ut non arguxintur opera eius, qui verofcLcit veritatem,
venu ad lucem, ut manifestentur opera eins, quoniam in deo facta
sunt. 1 Quippe si in veritate faeta fuissent opera huius male-
dictissimi Benedict!, tociens ad lucem evocatus non fuisset
rebellis lumini nee quesivisset tenebras, que sunt apte ad
fabricandum falsum, sed quia non fuerunt opera eius facta in
domino sed in eo, qui semper est contra dominum, latebras
querens ad tam luminosum conventum omnium fidelium venire
per se vel per suos responsales distulit, pertinuit, sprevit et
neglexit.
Cap. 55.
De transitn Sigismundi per Francos ad Anglos.
In illo tempore resuscitante diabolo flammas ignium inter
regna Francorum et Anglorum sepius ante motas et sepios
suffocatas fecit eadem regna se mutuo per bella et dampna
enormia graviter atterere et devastare. Recedens igitur a ter-
minis Arragonum et Cathalonensium princeps Romanoram et
Ungarorum sciens, quia heati^ pacifici filii namque dei voca-
huntur,'^ cepit** per Francos cum suo exercitu pervenire ad
Anglos et volens quantum in eo fuit pacem reformare inter
hec duo Christiana non parva climata, apud Francos in itinere
constitutus tractatus habuit cum eis de viis et mediis refor-
mande pacis tractatus eosdem habens cum Anglicis, post-
quam regionem eorum ingressus est Licet autem pro suis
viribus ad concordandas has partes magnam satis diligenciam
adhiberet, casso tamen labore fatigatus ipsos ad pacem minime
revocavit ^ Verum tamen premio et mercede propter hoc apud
deum non caruit, qui reddens mercedem laborum sanctorum
• Wiederholt. *> In cod. ceperit.
1 Joh. 3, 20. 21. 2 Matth. 5, 9. 3 Siehe darüber Anchbach, IL Bach,
9. Cap.
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suorum eciam et solum laborem remunerat, si interdum laborem
noD subsequitur vel comitatur effectus. In bellis autem istis
duorum regum dicebantur Anglici quoad victoriam in ipeis
bellis et preliis optatam communiter et generaliter tunc tem-
poris triumphare. Videns ergo Sigismundus se pro causa
huius vacuos labores facere de Anglia per inferiores partes
Alemannie iter faciens ad superiores eins partes properavit et
ad Constanciam rediens sancto concilio ibi adhuc perseveranti
et adventu(m) eins expectanti se ut prius adiunxit. 1^17
Jan. 27.
Cap. 56.
De eleecione Martini Y.
Appropinquabat autem dies, in quo necesse fuit papam
eligi et domui lüde et Israel de pastore unico provideri et
quamvis ius providendi de pastore huiusmodi sibi sanetum con-
cilium reservasset, dominos tarnen cardinales in eodem concilio
principes vocibus suis privare usquequaque noluit, sed adiunctis
eis certis honorabilibus viris de nacione qualibet eos ad eli-
gendum summum presulem conclave intrare permisit. De
nacione dico qualibet illarum inter gentes,* | in quas ipsum con- foh 167»
cilium divisum fuit. Volebat autem et statuebat saluberrima
illius conventus generalis ipsa congregacio, ut hü omnes cum
cardinalibus conclave ad eligendum papam intrantes servare
deberent illa iura antiqua de eleecione pape loquenda, que
servanda fuissent, si cardinales soli ut olim apostolicum ele-
gissent. Volebat insuper nullum ex quibuscunque vocibus con-
clave ingrediencium haberi debere pro papa, nisi duas partes
vocum haberet omnium (in) ^ conclavi congregatorum in Christo. ^
Et ecce eis in conclavi remanentibus per dies aliquot Concor- 1417
diter et unanimiter assumpserunt ad summi pontificatus apicem ^^^'
dominum Oddonem de Columpna cardinalem, quem ex eventu ~~
ut autumo Martinum nominarunt, eo quod ipsum in die sancti
Martini confessoris et pontificis elegerunt. Facta et celebrata
* In cod. interge. ** Fehlt
^ Die einzelnen Bestimmungen bei y. d. Hardt, XV. p. 1462; vgl. Asch-
bach, II. 296 Ueber die Wahl selbst s. die Relatio de electione Martini V.
in den Docum. mag. Job. Hus pag. 666.
▲rekiv. Bd. LI. U. H&lfte. 30
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456
est hec eleccio anno domini 1417 die quo supra. fix quo %itar
Constanciense concilium in die Omnium sanctorum anno domini
1414 suum cepit habere principium, seqnitur hanc eleccionem
celebratam esse post tercium eius iam completum annum in
principio quarti anni eius vel quasi. £x quo eeiam deposicio
Johannis XXIIL facta est anno domini 1415 post Pentecostalia
festa, sequitur ecciesiam ipsam pastore caruisse per duos annos
et ultra. Quis umquam prius audivit tam diu durans et con-
tinuatum concilium aut tam longam et diutinam vacacionem
sancte matris ecclesic; ut non immerito ad perpetuam rei me-
moriam hii sermones stilo scribantur ferreo in libro vd plumbi
lamina vd cdte scribantur in siUce. ^
Cap. 57.
De dinturnitate scismatis tali modo flniti.^
Libet igitur videre, qualiter scisma tale, quod
tunc temporis viguit, longevum vel diutumum dicatur,
quod eciam per assumpcionem huius in Christo sanctissimi
patris Martini tali modo pie speratur esse finitum. Huic namque.
tamquam summo in terris Jesu Christi vicario subdiderunt se quaai
omnia regna christiani populi^ que a tempore scismatis huios
exorti non ita se submiserunt alicui predecessorum suomm
quantumcunque potestate preeminenti. Volumus igitur eiusdem
longo divisionis exordium ab illo die incipere, quo cardi-
nales illi veteres, qui post mortem Gregorii Ur-
banum sextum eligentes et ab eo discedentes pro-
nunciarunt eum non esse papam sed ecciesiam dei
vacare. An tamen ista eorum pronunciacio valida vel cassa,
Vera vel falsa fuerit, non est meum diffinire. Quidquid de iUo
suo in tempore ecclesia sancta determinarit, vox et sentencia
mea est. Postquam igitur anno domini 1378 post mortem Gre-
gorii XI. cardinales illius temporis Urbanum sextum elegissent
April 18. et eum ut talem et ad talem in die Pasche coronassent et
post hec oportunitate captata ab eo recessissent, post hec in
Aug. 9. vigilia beati Laurencii immediate sequenti in loco, in quo tunc
1 Job. 19. 23. 3 Elinig^ SStse« ans diesem Cap. bat der Fortsetzer der
Saganer Klostercbronik aufgenommen, s. SS. rer. SiL I. 278.
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457
simul fuerunt, fbrsitan inanem*^ premissam pronunciacionem
fecerant. Computemus igitur in vigilia beati Laurencii de anno
1378 ad diem sancti Martini in anno domini 1417 et invenie-
mu8 hoc Bcisma execrabile ultra 39 annos faisse prolongatum.
Dei igitur tunc declarata est potestas et misericordia in eo^
quod inter tarn prolixa et diutina et extenta scismatis tempora
virgo mater subsistebat ecclesia. Gigas etenim ille^ qui eam
collo suo superposuit, (ne)^ caderet aut deveniret in nichiluni;
potenti 8ua virtute tenuit^ et servavit. Recalcitrarunt ei sibi
mutuo boves trahentes eundem currum ecclesie et quod unus
edificavit, alter distraxit, quod unus ligavit, alter ^ solvit et
tarnen currus in yigore suo substitit et in fide, iusticia* et
veritate pennansit.
Cap. 58.
De eoronaeione Martini Y. et transita eins de Constancia, foL i65 ^
de solacione qnoqoe^ termino et flne Con8taiicien8i(s) eon-
cilii, de liberacione eeiam Jotiannis XXIII. et restitucione
eia8 ad cardinalatum et de Wenceslao et Conrado episcopis
WratisIaTiensibns.
Coronatus est iste Martinus et consecratus statim post
eleccionem suam die 21 mensis Novembris et indicto de con- an
sensu concilii alio novo concilio celebrando generali post quin- Nov. 21.
quennium in civitate Papiensi < solvit concilium illud Constan-
ciense cum eius consensu dans licenciam ibi coadunatis ad 141$
propria remeandi. Ipse autem post hec (cum)' curia sua Con- April 22.
stanciam derelinquens ivit Gebenne^ et ad tempus modicum Mai 16.
morabatur ibidem. Deinde per montana et per civitatem Man-
t u a m, in qua eciam ad parvum tempus fuit, venit Florenciam ^
et ibiresidetusquein presens. Archiepiscopatum autem ^^^^
Pisanum in ipsam ecclesiam Florentinam dicitur transtulisse,
ut per amplius Florentina ecclesia prius episcopalis per
* In cod. Iiiama(?) ^ In cod. Fehlt. ^ Sc. eara. ^ In cod. aliter.
• Ibi: iufltia. ' Fehlt ^ Ita cod.
^ In der yiemndvierzigsten öffentlichen Sitzung am 19. April. ' In
Florenz blieb er bis znm 9. S^pt. 1420. Innerhalb dieser Zeit ist daher
das obige Cap. geschrieben worden.
80*
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458
archiepiscopum^ Pisana ut p r i u s archiepiscopalis per episco-
pum gubernetur^ Johannem quoque olim XXIII. papam
cognomento et nomine Balthazar(em) de Cossade cap-
ti vi täte in qua detinebatur liberans iuramento per eundem
Balthazarem sibi prestito, quod ei ut pape obediret^ graciose
restituit ad eardinalatus honorem, qui sie restitutus non post
1419 dies multos est de hac luce subtrActus.
Dec. 22. Anno eciam ipsius Martini primo domino Wenceslao
episcopo Wratislaviensi propter longam suam ^ritudinem de
episcopatu ' cedente *• substitutus est ei per eundem Martinum
de consensu Wratisiaviensis capituli dominus dux Conradus
filius quondam ducis Conradi de Olszna et ad ecclesiam
1418 Wratislaviensem anno domini 1418 dominiea Letare soUemp-
MSrz 6. niter introductus. Ipse vero dominus Wenceslaus qui episco-
1419 P^^^ Wratislaviensi renunciavit post introduccionem domini
Oct. 6. Conradi non pleno annis^ geminis supervixit.
Cap. 59.
De morte Wenceslai regis Bohemorum.
1419 Temporibus huius Martini anno pontificatus sui secundo
Ang. 16. in crastino Assumpeionis sancte Marie ille, qui terrihilh est
apud omnes reges terre et qui eciam eorum auferf spiritum \
spiritum huius Wenceslai de corpore eins abstulit et eum ad
locum quem merebatur adduxit. Profecto, si arborem debemus
iudicare ex fructibusy non possumus iudicare ex operibus, que
operatus est, eum locum meruisse glorie, licet penitencia, si
quam fecit in extremis vel ante si tamen eam ^ fecit , possit
eum ad beatitudinem deportare. lUa penitencia, si qua facta
est, deo cognita est, nos testamur et loquimur de hiis, que
audivimus et vidimus et que patres nostri annunciaverunt nobis. *
Sane nee patres nostri nee alii nunciarunt nobis bona de illo
mortuo, sed mala multa, q^od probat ille eins titulus, quem
fol 166* ^^ libro quodam | de ipso scriptum inveni. Est autem talis:
Desertor Romanoram, desertus eorum, persecutor clericorum, hostis
* In cod. et. ^ In cod. eam non.
1 Heyne, Gesch. d. Bistboms Breslaa II. 609. ' Er starb xn Ottmacban.
> Psalm 75. 13. « Psalm 43. 2.
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459
TeutUDicoruni; camifex Boheroorum, fautor hereticomni et rex Jadeomm.*
Hunc enim titalom sic^ expositam reperi: Bomanomm imperiam parvipen-
dendo desenüt et pro nihilo habens qaasi contempsit, ab iUo eciam desertus
ad tempos, contemptus et derelictns ab so fuit. Alter enim eo vivente contra
enm in regem Romanorum electus et approbatns extitit, qui^ civitatum im-
perialiom poAsessionem pro maxima parte adeptns fuit. Sed ecce, ut titulnm
eiuB iam positum nlterius declarando prosequar, clericis infesttssimus et ver-
bum dei in lingua Teutunica Präge in eoclesiis pro longo tempore
predicari prohibens vel probiberi permittens Tentunicos ipsos de Bohemomm
studio per indirectum expulit et Bobemos suos quasi oves occisionis existi-
maus eos eciam manu propria miserabiliter cruciavit et muUipHciter trucidavit '
Huc usque in libro premisso hoc reperi scriptum.
Cap. 60.
Adhuc de exposieione tituli einsdem.
Quid igitur rogo anima mea ex premisBis verbis potes
agnoscere nisi causas illas esse declaratas et expositas, propter
quas Wenceslaus ipse in suo non honoris sed horroris
titulo dictus est desertor et desertus Romanorum, persecutor
clericorum, hostis Teutunicorum , carnifex Bohemorum? Vis
autem audire, cur in eodem titulo dictus sit fautor hereticorum
et rex Judeorura, audi, quid in eodem loco additum sit. Additur
enim : Wiclefistas insuper ab ecclesia sancta dampnatos fovere quodammodo
non erubescens terram suam de eorum fermento purgare neglexit et Judeos
in regni sui metropoli plus quam debuit exaltavit. Ubi queso nunc lau-
dabilis ille titulus: victor, honoribus inclitus imperator et sem-
per Augustus. Tempora mutata sunt et tituli eorum, qui secun-
dum tempora ut Romani principes dei populo prefuerunt.
Electus ad imperium versus est ad carnificium, factus assator
vivarum humanarum carnium et de familia sua propria novum
faciens Laurencium. Quid tibi queso anima mea Wenceslai
huius impietas faceret, si in te furor indignacionis sue seviret.
Crudelis in servitorem et cocum proprium, quantum tyranni-
zaret in monachum alienum, cuius tyrannidem satis intelligis,
cum ad memoriam sub breviloquio facta sua priora reducis:
* In cod. iudorum. ^ In cod. eum, das mit Rücksiebt auf das Yorber-
gebende bnnc überflüssig ist. ° In cod. aliter. ^ In cod. qui in.
> Dieser Absatz findet sich nicht mehr wie die obigen klein gedruckten in
der Klosterchronik, ist demnach einer anderen Quelle entnommen.
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460
captivandOy spoliando, adurendo, torquendo, Bubiungendo et
occidendo non pepercit episcopis, prelatis, doctoribufi et magi-
ßtris et 81 in viridibus lignis hoc fecit, in te arido quid faceretf^
Verum tarnen verbum domini non est allegatum nee debet
ipse ex malicia sua reportare commodum, ut propter improbi-
tatem eius non scribantur eins opera vel deducantur ad memo-
riam futurorum. Hee in libro de quo supra. Ceterum si
improbitatem eius vis videre pleniuS; vide supra in eodem
traetatu capitulo 18 et quibusdam sequentibus. Retulerunt
tarnen quidam hune suum cocum quem igne exussit de
ig^e fuisse receptum et non fuisse mortuum sed viyum re-
mansisse. ^
Cap. 61.
De exequiis eiusdem Wenceslai.
Verum tamen quamvis huius maligni regis temporibus
tanta sit passa sancta mater ecclesia, quod nisi gigas eius
eam super se quasi supra petram firmissimam eollocatam manu
proteccionis sue tenuisset, deducta fuisset forsan in pulverem^
tamen quia nondum fuit ab eadem matre sentencialiter con-
dempnatus, quedam ecce ecclesie post eius mortem pro eo
saerifieium domino obtulerunt, quarum faetum in hoe casu nee
reprobo nee eollaudo. Si de excommunieacione eius queritor,
notum est, quod ex multorum captivitate, lesione et eeiam
morte clericorum ab ea über esse non potuit, si de eius seele-
ribus queritur, multa et notoriissima ^ reperiuntur. Ättamen
foL 166^ quia eo vivo et eo non | declarato in aliquod huiusmodi inci-
disse communicatum ei extitit, quod communicatum est eciam
ei mortuo; tolerabile in aliquod existit. Si de eius salute finali
vel finali penitencia aut impenitencia queritur, hoc deo servetur.
Ipse qui inter sulphur et ignem, que fudit super eivitates
reprobaS; potuit veram contricionem infundere Sodomitis et
eorum sociis, qui inter revertentes iiuctus maris contrieionis
graciam valebat dare Egypciis, cuius gracia nesciens moiimina
tarda potest operari in ictu oculi, ut misericordie eius nee
mensuram possimus ^ nee tempus ponere, potuit et huic Boheme
* Ita cod. ^ In cod. possumos.
1 Lucae 23, 31. ^ Diesen Satz theilt Palacky It. Beise pag. 99 mit
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iu hora sua undecima et in extremo anhelitu vere compunc-
cionis spiritum elargiri. Nam et ille publicus idolatra; qui ante
mulieres in lege prohibitas sua nudavit femora, rex 6alomon
salvatus creditur a quibusdam. Sed quia excelsa que construxit
abstulisse non legitur nee idolatriam quam suo induxit'exemplo
vite Bue tempore quando bene potuit prohibuisse vel impedi-
yisse eum salvatum esse non audeo affirmare. Quod et de
nostro infatuato Salomonen Wenceslao rege Bohemorum de
quo loquimur faciliter potest intelligi; sicut constare et apparere
potest cuilibet sagaciter intuenti.
Cap. 62.
Qoomodo post mortem Weneeslai Husoniste seriebant in
Cartusienses.
Deiiincto Wenceslao Bohemorum sceptrigero post Assump-
cionem beate Marie virginis synagoga Husonistarum nove
fidei hominum cum effrenata multitudine monasterium fratrum
Cartusiensium extra muros et prope muros^ antique civitatis
Pragensis extructum violenter aggressa devastavit idem in
secori et ascia fregit impiis manibus suis et ipsius eciam
ecclesie sanctuarium ig^e succendit. Estimabat tunc non esse
regem in Israel et ideo quod volebat intrepide faciebat. Reli-
giosos autem et devotes vires dominos priorem et fratres con-
ventus illius bonum testimonium habentes apud deum et ho-
mines ad maioris civitatis consulatum violenter in pretorium
adducebant. Fratribus ^ igitur illis in bonum ut creditur et non
in malum susceperunt eos consules in suam custodiam volentes
eos post cessacionem strepitus populi sue reddere libertati.
Quod et fecerunt. Captata namque oportunitate debita eos a
Praga permiserunt abire libere et quiete. Ipsi autem gressus
suos dirigentes versus montes aut versus montem Kothnis a
venerabili patre domino abbate Cisterciensis ordinis et suo
Cap. 46 findet sich der Satz infatoatom sal nichil valet, doch mnM trotc
dieser Analogie hier offenbar Salomone gelesen werden. ^ In cod.
morua. *^ Ita cod. Palackj liest fratres illos , aber die Worte beziehen
sich auf in bonum.
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462
conventu ibidem morantibus sunt honorifice recepti et hamana
pietate fraternaliter hospitati, ibi ut dicitor adhuc hospicio
detinentur. ^
Cap. 63.
Adhuc de eodem.^
Cap. 64.
foi. 167» Qnomodo ante mortem regis quosdam de eonsulatu nore
eiritatis Pragensis oeeideront et quomodo post mortem
regis mann fort! eampnm ingressi snnt quasi contra fldeles
pngnatnri.
Ante autem eiusdem Wenceslai decessum parvo tem-
pore cum iam forsan infirmus extitit, pretorium in nova civi-
täte Pragensi cum multa austeritate et potencia Husoniste
ascendentes nonnuUos ibi repertos vere et orthodoxe fidei pro-
1419 fessores eciam ut credo de consulatu in illa civitate aliquos
Juli 30. ^Q fenestris precipitantes morti tradiderunt, nam cum non
possent errores suos veritate defenderc; suppleverunt pugnis,
quod nequiverint sillogismis et in eos, qui eorum perversi-
tates^ sectari dedignati sunt, crudeles suas manus usque ad
effusionem sanguinis et intemecionis obprobrium iniecemnt.
Reputabant se obsequium prestare deo, cum hoc faciebant, quo-
niam excecati cordibus nesciebant, quid agebant. Ipsi rursum
post mortem regis adhuc credentes se in hiis omnibus bene
fecisse et bene facere congregata multitudine gravi nobilium
et ignobilium campos aggressi sunt contra vere christicolas ex
eo maxime , quod ipsos Husonistas hereticos , nominabant in
armis bellaturi^ resistentibus tamen eis quibusdam conatus
ipsorum non habebat effectum.
• In marg. ne.
1 Dieses Capitel findet sich zum Theil g^edruckt in Palackj It. Reise»
pag. 100. ^ Dieses Capitel ergiesst sich in eine Menge rhetorischer
Floskeln über das im früheren Capitel erwfihnte Factum, ohne irgend
etwas neues beizubringen.
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Cap. 65.
Qnomodo Sigismundus suceedens Wenceslao | ingressus ^oi. 167^
est Wratislariam cum indignaeione contra clerum et de
morte Johannis dneis Gorlitzensis fratris eins.
Post obitum huius impii Wenceslai non superfuit alius
filiorom eximii Earoli nisi Sigismundus rex Romanorum et
Ungarorum. Frater etenim Wenceslai et Sigismundi Johannes
dux Gorlitzensis ante mortem ipsius Wenceslai pluribus
annis fuit vita privatus: Ad mooasterium nsmque Novecelle Cister- Cat. abbat
ciensifl ordinis et Misnensis diocesis qoadaiii vice veniens et sanus et inco- Sag.
Imnis ad lectnm dormicionis sae properans in mane* diei alterins in eodem
suo thalamo mortuus est inventus. Cuius corpus ducebatur ad Prag^am et 1396
ibi sepeliebatur in sepnlcro maiomm suorum. ^ Sigismundus igitur in Mfirz 1.
Ungaria constitutus mortem fratris sui Wenceslai percipiens
ad Pragam vel ad regnum Bohemie mox et in continenti
transire non potuit, quia per Turcos et Tartaros et paganos
alioB in regno Ungarorum forti manu persistens et graviter id
dampnificans impeditus fuit. Contra illos itaque pugnaturus vel
eis volens resistere in Ungaria permansit. Illustris autem prin-
ceps domesticos suos ad partes aliquas regni Bohemorum
dirigens et incolas parcium aliarum in tribulacionibus eorum
confortari faciens eis suum adventum cito venturum nunciavit.
Oportunitate igitur captata et Turcis cum suis de Ungarorum
regno recedentibus arripuit iter ad fines^ regni Bohemici
veniendi et in nocte Epiphanie domini anno domini 1420 cum 1420
sua regina et nonnullis aliis perveniens ad civitatem Wratisla- •^*'*- ^•
viam^ que est in Slesia et ad coronam Bohemorum pertinet;
ibi larem suum ad tempus habuit permanens in eodem loco
tempore aliquote/^ Indignabatur autem in principio ingressus
sui in Wratislaviam prelatis et clericis Wratislaviensis diocesis
estimans eos excommunicacionis ^ vinculo innodatos existere^
quia papalem decimam iuxta modum, quo ipse vel sui eam
petebant^ ei dare nolebant Ideoque prelatis et [clericis Wratis-
* In cod. manu. ^ Ib. fratres. ^ Ib. ex fehlt.
> Ludolf hat fast in gleicher Weise in der Saganer Klosterchronik berichtet.
SS. rer. Sil. I. 217. Palacky hat dies Capitel theilweise in seiner Ital.
Reise pag. 100 mitgetheilt. > Bis April s. die Regesten und das Itinerar
des K. Sigmund bei Aschbach HL 432 f.
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Jan 5. lavieneis civitatis in vigilia Epiphanie sibi occurrere volentibus
cum cantu et reliquiis, ornatibus et soUempnitatibuB eccle-
siasticis dedignabatur eis in campo presentibus in die civitatem
ingredi aut eorum oceursibus salutari. Ipsi autem de suo iure
et de sua confidentes innocencia et se excommunicatos minime
reputantes'^ redierunt ad domos suas et divina ut antea in sois
ecclesiis prout de iure potuerunt et debuerunt sollempniter
peregerunt.
Cap. 66.
De decima sibi a papa concessa.
Martin US V. perpendens Sigismundum regem Ro-
manorum et Ungarorum pro bono et specialiter pro unione
sancte matris ecclesie labores aliquos habuisse et nonnulla in
eisdem laboribus expendisse graciam ei concessit et tribuit^
ut prelati et clerici per certa regna constituti integras decimas
unius anni omnium redituum ecclesiasticorum sibi tribuerent
exceptis beneficiis dominorum cardinalium et quorundam ordi-
num^ quos in littera bullata expressit. Dominus igitur Johannes
Brandeburgensis episcopus unus de executoribus regalis
indulti occasione eins a prelatis et a clero integram deeimam
unius anni de omnibus reditibus ecclesiasticis exigebat Vole-
batque secundum verborum corticem eius^ debere de singulis
et universis magnis et minimis beneiieiorum suorum fructibus
ipsi regi decimas expagare et quasi volens eos non solum ad
redituimi pecuniariorum ; iumentorum aut pecorum decimas
prestandaS; verum eciam minutissimarum rerum herum ver-
borum occasione compellere^ quasi decimare deberent eciam
rutam; mentam, ciminum et olera. Contra eos de cancellaria
sua graves fecit emanare processus * sub excommunicacionis et
grandium aliarum sentenciarum latarum pena, si intra certum
tempus decimas huiusmodi non persolverent cum effectu. Mina-
batur insuper de auxilio secularis brachii invocando, quod
fol. 168* brachium se posse invocare | ex verbis in literis positb esti-
mabat. Estimabat aio^ quia in veritate non potuit. Nam cum id
* In cod. representantes. ^ Sc. indnlti.
* Heyne (}esch. d. Bisthums Breslau bringt über diesen Streit so gut wie
nichts (Klose Doc. Qesch. v. Breslau ebenso). S. oben die Einleitung.
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non invocetor nisi contra contemptores mandati ecclesiastici et
clerus Wratislaviensis cum suis superioribus hoc^ minime con-
tempserit, ut patebit infra^ non fuit sibi licitum ad brachium
seculare recurrere invocandum. Sana prelatorum et clericorum
Wratislaviensis diocesis universitas in sua diocesana synodo
congregata diligenter attendens; quod si beneficiorum decima
alicui simpliciter concedatur ad tempus beneficiorum, eorundem
decima dari et sumi debet iuxta beneficiorum taxam ab olim
datam et prestitam, dare se in hunc modum in iure diffinitum
ipsam decimam regi paratam obtulit, quoniam beneficia et
prelature in Wratislaviensi diocesi ab antiquo taxata sunt et
prelati et clerici iuxta quantitatem taxe secundum antiquam
observanciam papales decimas tribuerunt Sed quia Brande-
borgensis pontifex de modo huiuscemodi non contentus ipsam
congregacionem ad plus dandum compellere voluit et quantum
in se fuit compulit, eadem congregacio in scriptis ad sedem
apostolicam appellavit.
Cap. 67.
Adbnc de eodem.
Et licet clerus ipse appellacione ipsa insinuata hiis qui-
bus insinuanda fuerat et amplis^ petitis prosequeretur eam
apud summum antistitem volens tarnen omnem humilitatis
iusticiam adimpleri, humiliavit se sub manu potenti regia
mittens ad regem soUempnem nuncium et ambasciatorem suum
ad petendum et deprecandum, ut decima secundum taxam
contentus ; ut inclitus pater eins Karolus in casu consimili
contentus extitit, eum ultra taxam predictam nullatenus aggra-
varet. Ipse vero pravis deceptus consiliis hoc facere renuebat,
sie quod lis inter clerum Wratislaviensem et regem vel pocius
suum executorem marte suo cuiTobat. Vivebat autem adhuc
Wenceslaus Bohemorum rex, qui lite ista et causa in
Romana curia pendente indecisa mortuus est. £x tunc igitur
ipse Sigismundus et eins executores cum sibi adherentibus
magis animati sunt ad perficiendum, quod modis incongruis
inceperunt. Credebant tunc clerum ad voluntatem regis esse
modis Omnibus inclinandum, quia dominium temporale et
* In cod. hec ** In cod. «postoliciB wohl für ftplis?
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466
brachium seculare in WratislavienBibus partibuB ad ipsum
fuerat devolutum, unde et eorum aliqui in Wratislaviensi civi-
tate et diocesi et eciam extra prelatos et clericoB beneficiatoB
WratiBlavienBiB dioceBiB habenteB pro excommuDicatis et hoc
eciam alÜB intimanteB ab eorum divinis officiis abstinebant
JuBtUB autem ut leo confidens hec omnia non timuit, dam pre-
latorum et clericorum huiuBcemodi venerandus exercitus tal^
iniuriaB non curavit; divinis tarnen se ingesBit ut prios et regia
voluntatem quamvis literis regalibuB terribilibuB et minatorüs
pulsatus sepe foret^ nullatenus adimplevit Hoc disturbio sie
pendente rex Sigismundus in tempore Buperius nominato
Wratislaviam ingredienB clerum adhuc abhorruit indignanter,
verum tarnen indignacio eiuB non diu duravit, quin immo oon-
gregato toto clero compoBicionem cum eo Buper hoiuBmodi
controversia amicabilem iniit, in qua clerus ipse graciam r^is
obtinuit. Et tamen ipBO rex secundum formam qua peciit deci-
mam non accepit. Obtulit enim clerus ut prius decimam unius
anni secundum taxam beneficiorum iuxta meutern concesse sibi
gracie et ipsum cum una alia consimili honoravit. Duplicem
ergo decimam ei prestitit et regalis indignacio cessavit sea
conquievit. Corte si iuxta nudum sonum exteriorem verborum,
que in suo ponebantur indulto, ei dedisset, ut prius voluit, non
duplicem; sed triplicem, quadruplicem vel quintuplicem vel
adhuc maiorem accepisset.
Cap. 68.
Adhuc de eodem.
Beneficia quoque non taxata, quorum posBessores multis
ante decimarum collectoribus taliter qualiter se opposuerant,
fol. 168^ 11^ prestacione huius decime beneiiciis taxatis adequata | sunt,
ut videlicet iuxta valorem eorum beneficiati ipsorum de eis
decimas solverent, sed pro illa vice non duplicem sed unam
tantum. Consuetudo namque prescripta, ut iuxta taxam bene-
ficiorum taxatorum beneficiati eorum dent decimam, a canonibus
approbatur .... *
Die weiteren Aasführangen sind vom historischen Standpunkte ans be-
langlos.
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Cap. 69.
Adhuc de eodem. foi. i69»
Cap. 70.
De hiis qne tnnc Sigismundus egit in WratislaTia et de
interfeceione eonsulum ibidem prius per WratislaTienses
cires facta.
Hiis ergo qua premissa sunt de regali decima et cleri
contradiccione taliter qualiter succincte et breviter propter me-
moriam futurorum hie positis videndum est de quibusdam regis
operibus, que in Wratislavia operatus est. Multis terrarum
dominis de regne Alemanie ad eum illuc accedentibus et sibi
de terris suis homagium ut regi Romanorum facientibus por-
rexit illas in feudum sicut prius habuerant faeiens hoc nobilium
et ignobilium presenti multitudine publice et sollempnitate
consueta. ^ A civibus eciam Wratislaviensibus et*^ quarundem
aliarum civitatum Slesie simile recepit homagium , sed regni Jan. 6.
nomine Bohemorum.^ Multos eciam Wratislavienses incolarum
ultra yiginti capitali fecit plecti sentencia, qui prius vivente
adhuc Wenceslao fratre suo impetum et sedicionem dicebantur
fecisse Wratislavie et aliquos de consulatu ibidem iniuriose et
contumeliose morti contra omnem racionis iuris et equitatis
ordinem tradidisse. Anno siquidem incarnacionis dominice 1418 141g
in die sancti Amolphi^ confessoris atque pontificis consulibus Juli 18.
et senioribus civitatis illius in pretorio congregatis populus et
turba civitatis eiusdem in effrenata multitudine cum gladiis,
armis et fustibus in ipsum pretorium violenter irruit^ consules
aliquos cepit et non confessos nee convictos nee sentencialiter
condempnatos in ipso foro civitatis gladio per spiculatorem
truncari fecit. Quod Wenceslaus dum viveret impunitum
* In cod. in.
^ S. die Regesten Sigismnnds bei Aschbach a. a. O. III. 430. ^ S. Klose
Docnmentirte Gesch. von Breslau II. 337. ^ g^ Heyne a. a. O. II.
pag. 455 — 467. Zur Datirang bemerke ich übrigens, dass das Fest des
heil. Arnulf in der Breslauer Diöcese am 16. August gefeiert wird; s.
Orotefend, Handbuch der hist. Chronol. pag. 104.
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non sine causa forte dimittens ipsl Sigismundo et si non verbo
tarnen opere vel quasi si non committendo tarnen obmittendo
reservavit. Sane etsi iusta fuit contra sedicionarios ad mortem
lata sentencia^ tarnen si istorum morte punitorum aliqui^ ut
quidam volunt, in prima nece consulum fuerunt innoxii^ non
meretur quoad hos lata sentencia coUaudari, nisi forte coram
iudice, qui secundum allegata et probata iudicare tenetur, de
illa fuerunt per testimonia legitime modo producta et exami-
nata convicti, eciamsi testimonia illa non fuerunt veritate
subnixa, tunc quippe etsi quoad hos sentencia prefata moveretor ^
iniusta quoad causam, tarnen quantum ad iuris ordinem eam
redarguere non anderem. *
Cap. 71.
De duabus flliabns Lodwici regis Ungaromm et Sigismundo
quomodo rex Dngarorum factus sit et de prelio eios contra
Tnrcos, in quo et succnbnit.
Et quia iam finivi^ in describendo principium et exor-
dium huius Sigismundi in regno Bohemorum, placet eciam
videre per pauca verba eius inicium in dyademate regni Unga-
romm. Bone memorie Lodwicus, qui regnavit super Ungaros
eo tempore, quo inclitus, pius et optimus Earolus Romanis et
foL 169 »> Bohemis in arce regni prefuit, duas filias | Mariam (et) Hed-
wigem habuit; sed filio carens Mariam seniorem filiam suam
Sigismundo filio Karoli pro tunc adolescenti Earolo adhuc in
Vita superstite desponsavit, ^ Hedwigem vero cuidam^ ducum
Äustrie ad matrimonium copulavit. Habens autem in manu sua
ante suam mortem duo regna Ungarorum scilicet et Polonorum
regnum Ungarorum ipsi Marie cum suo Sigismundo, Polonorum
vero ipsi Hedwigi cum suo duce post suum obitum ad haben-
dum et possidendum designavit. ^ Mortuo igitur Karolo et post
• In. cod. moveret. ** In cod. «um, darüber finivi.
* Damach scheint Ludolf von der Schuld aller Angeklagten nicht über-
zeugt gewesen zu sein. ' Ueber die Beziehungen Karls IV. zu Ungarn
in Betreff der Verlobung Sigismunds , s. Lindner, Gesch. des deutschen
Reiches unter Wenzel I. pag. 58 ff., 95 ff. ' Wilhelm, dem Sltesten
Sohn des Herzogs Leopold. * Ludwig hatte ffir Maria und Sigmund
beide Reiche bestimmt, s. Lindner a. a. O. pag. 193.
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469
hec Lodwico Sigismundus ipse cum sua Maria regnum Unga-
rorum obtinuit; sed per ipsos Ungaros expulsus de eodem id
forti manu reingressus possedit id ut prius. Tandem Ungari quen-
dam dictam Karolum de pace reg^em Sicilie sibi in regem erigentea' per ^^^^
eundem Karolum ipsum Sigismundum de regno iteratis vicibuB
eicere voluerunt. Quo Karolo mortuo in eo modo, quo superius
in capitulo tercio dictum est, Sigismundus magis pacifice üngarie q^^ abbat.
SCeptra possedit. Verum tarnen a Turcis et aliis eoram compUcibas plnra g|^,
dampna passns fuit, com qoibns ante mortem Karoli de pace ingressus snccn- 1896
buit et plnrimis suis in prelio interfectis vix ipse cum paucis evaait. * Sept. 28.
Cap. 72.
De Hedwige secunda fllia Lodwici et Wladislao rege
Polonorum.
Hedwigis Lodwici filia post mortem patris sui cum
viro suo Australi regnum Felonie detinebat, sed ecce Poloni
ducem Austrie de suis finibus expellentes et Hedwigem sibi
desponsatam eidem auferentes eam cuidam gentili sed tunc a primo 1386
baptizato in coniugio copularont ipsumque nominantes Wladislaum quam vis Febr. 18.
adhuc neopbitum super se regem fecerunt. Qni tenens regnum Felonie ipsam
Hedwigem pro nxore habuit licet sterilem et sine prole. Dicunt autem Po-
loni eam esse vel fuisse huius secundi et non primi principis nxorem legi- Cat. abbat,
timam, quia cum eam tulerunt de cubili ducis Austrie, tam iuvenis et impubes Sag.
extitit, quod licet inter eos fuissent^ contracta sponsalia, tarnen propter
defectum etatis matrimonium nullnm fuit. Dux autem eam asserens esse
uxorem suam et forsan ^ a se cognitam ^ nullam aliam voluit ducere in uxorem.
Ipsa eciam Hedwigis regina operibus bonis plena deo non mundo militans
humilitati vacans et superbire penitns ig^orans magistros virosque doctos
deum timentes pro sua et aliorum salute ad se de longinquis vocans partibus'
post hec defuncta est non senex annis sed moribus, cani * enim 1399
snnt sensus hominis et etas senecttUis in mta immaculata consistit. ^^^^ ^'^'
Per hoc tamen eam sanctam tamquam canonisatam et publice
^ Recte eligentes. ^ In cod. fuisset. "^ Die Stelle in den SS. rer. SIL
ist nach der Obigen zu corrigiren, da sie unrichtig ist.
^ Bei Nicopolis, auf welche Schlacht sich, wie schon Stenzel SS. rer. Sil. I.
217 bemerkt, der Verfasser an dieser Stelle wahrscheinlich bezieht. In
etwas geänderter Form ist Ludolfs Darstellung in der Saganer Kloster-
chronik SS. rer. Sil I, 218. > Caro, Gesch. Polens II. ö05. ' Dieser
Berieht stimmt fast wörtlich mit seinem früheren in der Elosterchronik
pag. 218 nberein. * Sap. 4. 9.
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470
colendam non astruO; cum talia astniere solum sit reservatam
sedi apostolice. Wladislaus autem post eius transitum duxit
1402 aliam, > que cum sibi unicam filiam genuisset, vita foncta est,
•^"^ poßt cuius mortem 2 adhuc a Polonis pro rege habetur et raro
M£ 21 ^^^ nunquam cum magistro et fratribus de domo Teutunica
qui Prutenis presunt concordiam habet aut pacem. Ipse est
Wladislaus de quo superius in capitulo 44. per antici-
pacionem ad ista que hie enarrantur scriptum est, quod bellam
magnum cum ipsis dominis de Prussia habuit in quo Victor
existens multos illorum stravit.
Cap. 73.
Qnaliter Sigfsmundus ad Bohemiam properare et heresim
ut dixit Tolens destruere mnltis dominis Tasallis suis ser-
foi 170- Ticinm indixit. |
Terra Bohemorum urticis et spinis heresium et spismatam
repleta ultra modum illorum errorum extirpacio incumbebat
SigismundO; tum quia hoc in mandatis accepit a felici*
Constanciensi concilio, tum quia super hoc sepius eum ammo-
nuit Martin US V.; tum quia ex regali Bohemorum presidencia
regni eiusdem climata purgare de sentibus talibus et yepribas
tenebatur, tum quia in regno eodem tantum invaluerunt heresea
et scismata, quod sola pontificalis auctoritas hec eradicare non
potuit. ^ Ideo pro tarn salubri exequendo negocio et pro appre-
hendenda terra Bohemica et terre illius regali infula pluribus
terrarum dominis de suo homagio existentibus servicium in-
dixit in equis et asinis certum eis spondens Stipendium ipsos
ad impendendum sibi in illis adiutorium requisivit. Quorum
nonnulli cum summa se disposuerunt ^ diligencia^ ut eius tarn
sancta exequerentur monita et precepta. Venerunt nempe ad
eum in fortitudine sue potencic; ut iterum plantatis in agro
sancti Wenceslai ducis et martyris virtutum floribus et fidel
semine perfidie tribulos de eo dissiparent et evellerent, sed
parum adhuc audiuntur de rebus laudabilibus perfecisse. Ponro
* In cod. felice. ^ In cod. potest. <= In cod. disposnerint.
1 Anna GrSfin von Cilli, s. Caro III. 227. ^ Zorn dritten Male ver«
mSblte er sich mit Elisabeth Granowska im Januar 1417.
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471
multi fidelium in timore positi de effectuali execucione huius
rei Banctissime facienda per Sigismundum quasi desperant,
ut non immerito sit exorandus altisaimus, cuius res agitur,
quatenus regia huius cor in ^ lege sua et mandatis suis aperiat
et per eum pacem faciens salutem nobis tribuat optatam et
concedat. Hiis non obstantibus sunt et aliqui in bona spe positi,
ut per ipsum regem et fides et veritas et iusticia debeat in
domino reformari. Motiva autem ambarum istarum parcium non
est necesse scribere ad presens.
Cap. 74.
De monasterio Cladmnensi < et quibnsdam eeclesiis.
Ad ostendendum autem, quam racionabiliter et meritorie,
quam prudenter et catholice mota sunt corda illorum in Christo
fidelium, quam huic Sigismundo in causa fidei et pacis katho-
lice auxilium ferre nitebantur, libet hie inscribere querelam
domini Martini abbatis^ et tocins conventus inCladrun
ordinis sancti Benedicti, quam eidem Sigismundo anno domini
1420 post festum Epiphanie, cum iam esset in Wratislavia, in
eorum litera presentari fecerunt. Querulosam etenim rem nar-
rantes in illa et regale desiderantes in hac parte subsidium
detulerunt ad eum in scriptis primo : q\u>d quidam Ptlstnensium
cum suis eamplicibus sequaces doctrinarum et errorum Johanms
Wydeff fortalicium monasterii eorum quod dicänitur Komperk
funditus everterunt et omnia eius edifida destruxerunt. Secundo :
quod duas eorum aüodiales curias diruperunt, equos et pecora ab
Ulis abegerunt et blada et annonas ibi repertcts abduxerunt.
Tertio : quod tres ecclesias per destruccionem alt<»rium violaverunt,
tecta in eisdem fregerunt, imaginesque diversas in eis inventcis
quasdam combusseruntj quasdam secuerunt et quasdam iuxta mali-
dam et voluntatem suam et beneplacitiim sue nequicie nonnuUis
deturpacionibus affecerunt et fontes baptismales continentes in se
* In cod. in wiederholt
1 Klmdran (häufiger monasterinm Cladrubense, s. die Königaaaler Ge-
schichtsquellen pag. 107 f.) westlich von Pilsen. ' Abt von 1417 bis
1438, 8. Frind Eirchengesch. Böhmens III. 248. Viel schlimmer erging
es dem Kloster im Jahre 1421, s. Höfler Oesch. d. hns. Bew. II. 68.
Archir. Bd. LI. U. H&Ute. 31
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4t2
aquam benedtctam confregerunt Quarto: ^[uod curias plebanorwn
everterunt et edifida in eis constructa destntxerunt, Qiiinto : quod
vestea et omamerUa ecclesiasHca , candelas et rdiquicis scmetorum
abstulerunt et secum asportaverunt et cdia mala mtUta feeerunt
Quapropter ex hiis enomeratis potest coniici,^ quot alia non
enumerata vel iam fecerunt vel adhuc facere parati sunt nisi
contra eos fuerit de remedio subitaneo et oportuno provisom.
Cap. 75.
De curia archiepiscopi Pragensis inrasa et detnrpata.
In diebus Ulis Husoniste archiepiscopalem in Praga curiam
cum tumultu et violencia temerariis suis ausibus invaserunt et
fol. 170^ eam turpiter dehonestantes | et graviter dampnificantes in tectis
suis denudarunt; tigna et lateres de cameris et palacüs manu
deposuerunt sacrilega tantam exercentes contra illam et in
illa tyrannidem, quod nee in curia sua nee in alia domo Präge
ausus fuit dominus ^ archiepiscopus residere , nee ^ solom Bo-
hemorum archiepiscopus immo et capitulum sue caihedralis
ecclesie motu percussum apud suam ecclesiam pertimescebat^
babitare, sed alia que potuit invenire loca^ pro domicilio ad-
optavit. Unde nee habebatur Präge pro tunc ad reddendum iura
archiepiscopale consistorium nee divina officia fuerunt in me-
tropolitana ecclesia celebrata. Clausa namque et sine divinis
per multa tempora perduravit.
Cap. 76.
De errore eornm contra religiöses.
Wycleffiste vel Husoniste homines reprobi, deo odibiles,
depravatores catholicarum sentenciarum animarumque simpli-
cium deceptores vel scriptis suis vel dictis vel factis men-
daciter astruunt vires professos cuiuscunque ordinis a(ut) regule
• In cod. convici. ^ Ita cod. ** Ita cod. recte pertimescebant; tto
auch in der Folge der Plural. * In cod. loco.
^ Ans dem Tone, in dem hier von dem Erzbischof gesprochen wird, scheint,
wie Palackj (Ital. Reise pag. 101) bemerkt, hervorzugehen, dass dieses
Capitel noch vor dessen Abfall im Jahre 1421 geschrieben wurde.
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47a
tofie in periculo dampnacionis eterne, beatum quoque Bene-
dictum, AugustinuiB; Basilium, Jeronimum, Gregoriuni; Domini-
cuiD; Franciscum et alios ordinum ipsorum aut regularum in-
ventores vel observatores ^ dampnatos esse nequiter affirmantes,
approbacionem sancte matris ecclesie, quam ipsa spiritu sancto
inspirata de ordinibus et quibusdam regulis fecisse dinoscitur^
reprehendunty vilipeDdunt et cassant omnino. Et per hoc non
solom electa membra ecclesie sed et ipsam ecciesiamy quam
non permittit deus errare^ quasi annichilant; confundunt et
dampnant. Unde et in civitate Pragensi et prope eam diver-
sorum ordinum et regularium mendicancium et non mendican-
cium virorum et mulierum monasteria a suis professoribus
derelicta; vacua vel quasi vacua dimissa sunt Timebant nam-
que per vires illos nequissimos vel mortem vel iniustam (sibi)
inferri violenciam quasi propter solam vitam monasticam et
secedentes alibi ad loca secura accesserunt; ubi frui vel uti
poterant^ fruuntur et utuntur obervancia regulari. Multorum
quoque religiosorum et religiosaram ecclesias^ dormitoria, refec-
toria et alia habitacula referuntur Husoniste in ipsius religionis
et professionis obprobrium internus vel exterius deturpasse,
inhonorasse^ dissipasse, destruxisse. Sanctimonialibus eciam
quibusdam per suos predicatores vel pocius prevaricatores sua-
sisse et predicasse narrantur^ ut dimisso voto castitatis deo
prestito manu missa ad aratrum retro respicerent et postergato
bono continencie, cui vix vel nequaquam equum bonum ^ inveniri
potest; vires ducerent, prolem generarent, multiplicarentur et
crescerent terramque replerent. In domino tarnen confido^ quod
vel nulle earum vel pauce sint errores eorum et consilia un-
quam secute.
Cap. 77.
De hoC; quod dieunt esse de necessitate salutis commu-
nicare quemlibet sub utraque specie. ^
* In cod. observaciores dmmpnatas. ^ Die Stelle ist in der Handschrift
verderbt: eqoi boni; in der Handschrift steht überdies auch noch statt
neqoaquam: neqoaqne.
1 Dem gegenüber betont Ludolf den Standpunkt der katholischen Kirche
in einer Reihe von Bibelstellen. NlUieres s. die folgende Anmerkung.
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474
fol. 171* Cap. 78—91.
bis 176»>
Adhuc de eodem. ^
fol 175»» Cap. 92—99.
bis 179»
De errore eorum contra dei et aanctonun imagines et
reliquias sanctorum. ^
1 In den folgenden Capiteln geht er auf einzeUie Punkte der gegneriacheo
Lehre ein, die Ausführangen erwecken jedoch vom historischen Stand-
punkte kein besonderes Interesse, sie sind nicht von dem (Gewichte wie
die Ausführungen anderer Gegner der hositischen Bewegung z. B. eines
Hoftnann von Sohweidnits u. a. Er geht von dem Satze aus: Niai man-
ddcaveritis ... et biberitia . . . Dagegen führt er an: qui manducat
hnnc panem, vivet in eternum. ,Quod ipse non addit, cur noa volumvs
addere.* Qui manducat me, vivet propter me . . . . quod presbyteri pos-
sint licite et absque omni culpa, immo et teneantur hanc communionem
sub utraque spede laicis denegare. In diesem Sinne sind die folgenden
Erörterungen gehalten. Cap. 82 : Ad quantam stnltieiam, miseriam et in-
saniam sjnagoga qnorundam Bohemorum ooeasione horum verbomm:
Nisi manducaveritis . . . pervenerit, pudet scribere . . vagientem in cunit
parvulam obligatum astruunt ad suscipiendum sub utraque specie domi-
nicum sacramentum . . . qui si parvulus . . . abhorret solida . . vel
evomit salvatoris corpus . . . adhuc manentibns speciebus panis et vini
inbent illud conculoari pedibus et conculcant ... Im weiteren Verlauf
tritt er der Ansicht entgegen, dass der Empfang sub utraque nöthig sei,
weil Christus den Aposteln in solcher Weise das Abendmahl gereicht
habe: ,teneremur eadem hora et eodem loco et sub eadem forma ver-
bomm populum communicare . . .' Cap. 86: Tractandum est de eorum
assumpto, quo dicunt Christum dedisse discipulis sub duplici spede
sacramentum tamquam laicis et vicem laioorum in hoe representantibus
. . . si hoc verum esset, sequeretur, quod omnis laicus in apoetoloc«» ■
personis in presbyterum ordinatns vel saltem ordinaretur in presbjterum,
quando de manu sacerdotis prima vice sub duplici specie dominicum
susdperet sacramentum et per consequens posset laicorum quilibet corpus
eins et sanguinem consecrare . . . Cap. 87: Restat igitur hec verba
dixisse dominum ad duodecim non tanquam ad laicos sed tamquam ad
presbyteros pro tunc in presbyteros creatos .... Cap. 88: Placet ergo
dominica verba tunc dicta et facta eins ezponere ad presens . . . hoc
fadte in meam etc. hoc est et vos habete transeubstaaciandi potestatem . . .
Non (sc. dizit) iubeo vob sub duplid forma semper aüis tradere . . .
Cap. 90: Laicorum itaque sub sola forma panis communis, generalis est
mos et observancia universalis ecdesie sacrosanote. ' In hetng auf
die Bil^rverehrung bringt Ludolf kein neues Material bei, er nimmt auch
hier den Standpunkt der katholischen Kirchenlehre vollständig ein.
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475
Cap. 100-107. fol. 179*
bis 181*
Quomodo HuBoniste et sibi similes ab obediencia se Bub-
ducunt eccleBie Romane aBserentes eam non esBe caput et
matrem aliarum omnium eccIeBiarum et de reprobacione aBser-
cionis et enroris eiusdem. ^
Cap. 108-111. fol. 181b
bi«182»>
Non obBtante quod papa dicitur RomanuB pontifex, extra
Romam reaidere potest. ^
Cap. 112.
EccleBia Romana maioritatem et primatum in universali
ecclesia Bibi non usurpat vel impudenter arrogat Bed ipsa uni-
verBalis ecclesia hoc per se de ea publice confitetur, narrat^
testatur et testando proclamat. [ ^ fol- l®^*
Cap. 113. 114.
Bohemi regem non habent terre sue, ut gloriantur^ ai se fo^- ^^^^
preter auctoritatem Romane ecclesie illum habere pretendunt
< Der AusgangBpimkt seiner Beweisführung^ ist natürlich der Sats: Tn es
Petras etc. Gap. 101: Qoamobrem non super Petrom sed saper petram
se saam velle edificare ecdesiam dominus astruit, quia non super cadu-
cam unius indlvidni subsistenoiam aut personam sed super dignitatem
eins et cathedram se eam constitutarum previdit et construzit ^ Cap. 111 :
Quilibet diocesanus episcopus in quolibet loco non exempto sue diocesis
potest .... sedere et alia sua episcopalia exercere, sie in qualibet parte
mundi, cum nihil potest a te exemptam esse, sedem tuam, iudidum tuum,
habitacionem tuam locare possis ... ' Auch dies und die folgenden
Capitel bieten nichts Belangreiches. Aus Cap. 113 wäre die Stelle heraus-
zuheben: Bohemi insuper se gloriantur habere in Praga dignitatem me-
tropolitanam . , . sed constat tales prerogatiras emanasse a Romana
ecclesia.
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476
Cap. 115.
Quomodo Sigismandns Bohemiam intrayit et Pragam
obsedit ad tempus.
Hiis itaque tactis aliquantulum de hereticorum stalta per-
fol. 184* nicie et perniciosa stulticia redeundum | est ad res gestas contra
illos per dominum Sigismundum Romanorum, üngarorum et Bo-
1420 hemorum dominum, cui talibus bella indicere et contra eos arma
'^'J*^ movere ex officio incumbebat. Ipse itaque anno domini 1420 post
festa paschalia Bohemiam in manu forti ingressus hereticos de
quibusdam eorum civitatibus expellens et eiciens civitatem illam
magnam^ fortem et potentem Pragam capitalem urbem Bohe-
morum hereticis divitibus et prepotentibus plenissimam et
Juni 30. refertam manu militari circumvallavit et obsedit vel quasi
bwJuliSO. Qjjg^j|. Obsedit dico vel quasi obsedit, quia civitas illa cum
sit magna per longum et latum, vix ad omnem eins plagam
obsideri potest. Positis tamen contra eam ducum, marchionum
et militum turbis plurimis cum instrumentis bellicis adeo artavit
et angariavit eam, quod sine mendacio dicere possumus ipsam
ab eo fuisse occupatam, circumvallatam non obsessam. Nee
enim de muris civitatis illius exire saltem remote eius incole
potuissent sine regis ipsius consensu tacito vel expresso, vero
vel presumpto. Verum tamen exercitus ille premagnus et pre-
potens diversissimarum nacionum non post multa tempora,
postquam cepit angariare et artare vires civitatis illius, in-
opinate dissolutus, cassatus, dissipatus et ab invicem separatus
est.i Nescio tamen cuius ex culpa. Rex^ tamen ipse apud multos
suspicionem incurrit, quod eius culpa, negligencia vel incuria
dissipacio ista contigit, eo quod secundum assercionem eorum
dissimulacione indiscreta hereticis vel in.puniendo pepercerit
vel in causa fidei catholice (secundum)*^ relacionem eorundum
nimis segniter videatur egisse.
• Fehlt.
1 S. darüber Höfler: Die Schlacht am 2i2kaberge vor Prag. Sitzon^be-
rieht der Wiener Academie XCV, pag. 899. * Dieser Satz findet sich
in Palacky Ital. Reise a. a. O. abgedruckt.
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477
Cap. 116.
De coronaeione Sigismundi in regem Bohemorma , de
rebellione qnoqne eornm et de destrnecione monasterii
Aale regle.
Post discessum a Bohemia et separacionem ab invicem
tante et tarn gloriose multitudinis contra scismaticos et here-
ticos ad laudem et ad gloriam creatoris omnium et robor fidei
congregate Sigismundus Romanorum et Ungarorum rex in
ecclesia Pragensi; que est sita infra septa muromm regalis
castri Pragensis^ fecit se in regem Bohemorum inungi. ^ Pra- Juli 31.
gensis autem civitas cum suis adherentibus in grandi numero
adhuc in rebellione et contradiccione contra pudern et ecclesiam
et ipsum Sigismundum permanebat. Post coronacionem igitur
eins non multo tempore in die sancti Laurencii Pragenses ipsi Aag. lO.
irruentes in monasterium distans a Praga unum milliare vel
ultra, quod Aula regia dicebatur, in quo et ipse rex (cum)*
suis in regno Bohemorum predecessoribus sepe capiebant ho-
spicium, fregerunt id, igne vastaverunt, rebus suis spoliaverunt
et inventos^ ibi fratres Cisterciensis ordinis fugam inire et
ipsum monasterium relinquere compulerunt. £n quante auto-
ritatis Sigismundus apud ipsos Bohemos per suam unccionem
factus est, ut eo recenter in regem eorum consecrato sibi in
obprobrium domum sue habitacionis incenderent et ponerent
lapidum in acervum. Fuit autem claustrum hoc vel claustri
huius ecclesia decora pre ceteris dei domibus omata decen-
tissime foris et intus ad celestis templi similitudinem , ut eam
intrans et egrediens solo posset aspectu moveri ad cogitandum
aule summe pulchritudinem et cum devocione dicere: Quam
dilecta tabemactUa tua domine virtutum, concupiscit et deficit
anima mea in atria domini. ^ Et iterum: Domine \ dilexi decorem fol. 184'»
domus tue et locum habitacionis gloine tue, unde et mihi sunt die
ac nocte devodonis lacrimey quousque veniam in locum taber-
naculi admii'abiUs in voce extUtacionis, confessionis et laudis. Et
ut is qui vidit testimonium perhibeat, p o t e s t bene p r e s e n s
* In cod. Fehlt. *> Ib. mentos.
1 In fiezug auf das Datum s. Lenz König Sigismnnd und Heinrich V. von
England pag. 208, Note 1. ^ p». 33^ p». 25, Ps. 41. 6.
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478
scriptor dicere illo monasterio templum dei delec-
tabilius'^ Benonvidisse.^ Verum tarnen quod in eins ocolis
fuit acceptum et placidum^ fuit horrendum in ocolis insipien-
cium Husonistarum , Wyclefistarum et sibi similium hominom
mente et anima corruptorum^ qui et postmodum id horribilios
effecerunt. Post primam enim destruccionem eins quando adhue
Bunt in eo relicti quidam parietes^ reversi sunt ad id inimici
domini et quod prius iilesum vel intactum rdiquerant^ pro parte
non modica destruebant. '^
Cap. 117.
De ossibas regis Wenceslai post eins obitam dehonestatis
et detnrpatis.
Wenceslaus ipse dum adhue viveret, elegisse creditur
Bui corporis post mortem sepulturam in monasterio Aule regie,
quod secimdum munificenciam regalem sui predecessores firn-
dasse noscuntur. £t quamvis eins ossa non statim post eius
transitum fuerunt ad ipsum monasterium vel eius ecclesiam
1419 deportata, deportabantur tamen postea.^ Hec ibidem inventa
Sept. 12. Wyclefiste et Husoniste quando memoratum monasterium de-
moliti sunt, ut quidam dieunt, igne combusserunt. Quod si ita
est, iusto dei iudicio factum vel permissum est. Digna plane
divina operacio vel permissio, ut qui adhue vivens in terra de
eorum heresi vel eius fautoria diversis honestissimis viris et
mulieribus verisimiliter et valde suspectus existens hereticorum
penam, que est ignis exustio, minime passus est, sustineret eam
mortuus, et quod non luebat in corporali vite sue fortitudine
constitutus; lueret exanimis et defunctus. Dicunt autem alii
vires illos pestilentissimos attemptassc; ut inventa membra
regalis corporis concremarent flammarum incendio, sed minime
*• Ib. delectabllibuB.
1 Während seiner Studienzeit mochte Ladolf wohl öfter in das benach-
barte Stift gegang^en sein. ^ Ueber den Verlast der Königsaaler
Bibliothek vgl. Max Millauer, die ursprüngliche Bibliothek von König-
saal, Zeitschrift des königl. böhmischen Museums U. 1. pag. 387. ^ Der
Leichnam war am 18. August zuerst in der Peterskirche auf dem Wisse-
hrad ausgestellt und (wegen der Tumulte) in aller Stille am 21. August
in die Wenzelscapelle der Domkirche und am 12. September nach König-
saal geführt.
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479
perfeoisse. Forte fuit contra eornm voluDtatem et propositum
hoc faciendi eis datum oonsilium non faciendi vel ingestum
iinpedimentum y quod eos in execucione huins deeiderii impe-
divit. Quod si ita est, voluntas pro opere capiatur, maxime si
non foit contenta in snis terminig sed ad aliquem actum accesit
intermedium, et iterum benedicatur in suis iudiciis veris et
iustissimis rex seculorum. £o liamque hanc voluntatem in eis
permittente voluerunt ossa regis non Tdumeorum sed Bohe-
morum usque ad oinerem et favillam urendo redigere. Et licet
subsecutum opus non fuerit, in desiderio tarnen suo signis ut
creditur vel verbis expresse possunt dici quodam* modo membra
regalia combussisse. Referunt autem alii eos nee combussisse nee
comburere voluisse eadem ossa corporis, sed fustibus et lanceis
et modis diversis aliis transfodiendo et alias dehonorando viis
exbonorasse varüs et modo multiplici deturpasse. Quod si ita
est; laudetur iterum deus in suis operibus vel permissionibuS;
qui permisit in hoc negocio scripturam impleri. Rex namque
fovet incredulos presertim eos, qui prosiliunt in contumeliam
et exprobracionem illius, qui probra nostra tulit, serpentem in
gi*emio; ignem in sinu et murem dicitur in pera nutrire. Et
quid rogo mercedem consueverant hii passivi hospites suis
activis hospitibus exhibero; corrosionem, incendium^ dampnum
aut aliud malum ? Sic actum est cum hoc rege iniquo post eins
obitum, ut si eins alumpni et nutricii Wiclefiste et Husoniste
sibi in vita non retribuebant scandalum, post mortem tamen
eins hoc in bAbundancia suppleverunt. | fol. 185*
Cap. 118.
De dnobas monasteriis canonicornm regalarium sancti
Karoli et sancti Apollinaris in Satzkow.
Sunt et ista monasteria sub rege Sigismundo per infideles
illos homines desolata, ^ habitatoribus suis evacuata et multi-
fariis modis invasa. Agnoscatur igitur eundem regem vel talia
* In cod. qnedam.
^ Der Karlshof wurde am 3. Juni 1420 erstürmt und zerstört. S. Pn-
bitschka VI. 1. 63; Frind a. a. O. pag. 236. lieber das Schicksal der Chor-
herren gibt unsere Quelle fast die einzige Auskunft. Auch Sadska ging
in demselben Jahre zu Grunde.
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480
non potuisse impedtre vel conniventibus ocolis pertransÜBse,
unde et in eisdem professi monasteriis per alia loca Bue regale
sunt dispersi. In monasteriis tarnen sue professionis in Bohe-
n)ia non poterant esse securi, ideo extra eam quasi exolari
compulsi sunt. Non inveniebatur quippe tunc locus in Bohemia
religiosis ipsis tutus et eciam pauca clero seculari secura, quia
tunc non erat rex in Israel et ideo unusquisque^ qnod sibi
videbatur, faciebat. Rex nimirum erat, sed quia nullom et
inutile equipoUet ipse, qui quoad prelia videbatur in-
utilis et in quibusdam forte nocivus, nullus est non
immerito reputandus. Nee solum hec duo loca et fratres regu-
läres in eis hec passi sunt^ sed et loca alia plurima in Pragensi
diocesi religionum diversarum mendicancium et non mendi-
cancium, ut et illorum locorum viri monastici pacem et requiem
alibi quererent et in peregrinis ecclesiis se recipi facerent, donec
ille furor inquieti et indomiti populi conquiesceret et cessaret
Constat igitur illo in tempore impleta per Husonem esse,
que quondam unus non de minimis abbatibus in epistola sua
ad qUendam antistitem de Arnolde de Briccia pestifero homine
cecinit dicens: ^ Solet sibi allicere hlandis sermonibus et smula-
donibus virtutum dimtes et potentes iv^ta id: Sedet in inndiis
cum divüibus in^ occultUj nt interßciat innocentes* Demum cum
fuerit de illorum captata beiiivolencia et familiaritate securus,
videbitis aperte hominem insurgere in derum fretum tyrannide
militariy insurgere in ipsos episcopos et in omnem pcusim ecde-
siasticum ordinem desevire. Hec ille. Hus quidem iam obiit,
sed in posteritate sua, semine nequam et sceleratis suis sequa-
cibus adhuc vivit. Ipsi sunt, qui adimplendo mensuram patris
sui hec omnia execucioni mandarunt. Nee enim dumtaxat ani-
mos simplicium adhuc decipiunt, sed adiuto brachio seculari
eciam in proprium archipresulem et clerum crudeles sue malicie
machinaciones extendunt. Probant hoc ad oculum ecclesiarum
dissipatarum dissipati muri et dissipata menia, ipsaque vene-
randa dei templa eorum manu sacrilega diebus nostris multi-
farie violata proclamant. Sane si illa reprehensibilis et exe-
crabilis auca Bohemica — sie enim Hus interpretatum, id est
* In cod. et.
* Bernhard! epp. 195 pag. 9*27 der Basier Ausgabe von 1566.
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481
anca dicitar* — deplomata fuisset^ com adhuc erat in pennis
parvnla^ alas ßuas iam super totum Bohemorum regnum non
extenderet nee de parva volpecula demoliente vineam domini
lupus magnus et ferox in publicum prodisset. Devorat enim
iam hec bestia Bohemorum gentes sicut escaäi panis, nee timet
imperialem gloriam nee Petri sentenciam quantumlibet obediencia
vel adversam.^
Cap. 119.
De monasterio Opatewitz sancti Benedict! et mnltis aliis.
Et ergo ut afflictis adderetur affliccio, locis illis religiosis,
quibus adhuc Wyclefiste et Husoniste nocere non poterant aut
non tantum nocuerunt | quantum voluerunt, rex ipse nocu- fol I85i>
mentum intulit et quod aliorum tribulacioni defecit, ipse supplevit.
Monasterium etenim Opatewitz^ cum suis reditibus mili-
tibiis et clientibus vasallis suis et laicis tradidisse dicitur; qui
et illud et eins reditus occupantes monachis eiusdem cenobii
parum aut nichil derelinquunt. Debet forsan rex hoc eis in
subsidium et defensionem facere, sed si tale subsidium eis ut
aiunt permanentibus invitis et contradicentibus prestare debeat,
novit illo; qui nil ignorat. Regum est proprium nutrire clerum
necessitatis tempore de propriis suis regalibus, horreis et defen-
sare de proprii sui fisci regii sumptibus et expensis. Quomodo
ei^o fiscum monasticum et religiosorum horrea transferre pos-
sunt ad dominia aliena^ que si rex iste transferre potuisset^
transferri tamen minime debuerunt nisi necessitatis durante
tempore, illa cessante ad ius, usum et possessionem ecclesiarum
reverterentur libere et absque omni contradiccione, difficultate
vel gravamine. Et ecce rex iste bona plurima loci illius et
monasteriorum aliorum eciam de ordine militari armigeris pro
certa summa pecunie appropriasse dicitur, ut quousque prelati
et fratres locorum illorum laicis ipsis summam illam tribuant,
bona illa, civitates^ villas, allodia, census et reditus eciam
* Diese acht Worte scheinen eine Bandnote im Original gebildet zu haben.
^ Ita cod. Am Schluss scheinen einige Worte ausgefallen zu sein.
^ Das Benedictinerstift Opatowitz, das seit dem 27. Januar 1417 Ton dem
Abte Johann geleitet wurde. Ueber die Plünderungen von Seiten der
Nachbarn und die Verpf2üidungen der Stiftsgüter durch den Kaiser s.
Frind a. a. O. pag. 258.
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482
contra voluntatem eoram teneant, poBsideant^ occapeat et deti-
neant^ quod et malum esse creditur et futuri esse mali oecaaio
verisimiliter formidatar. Preterea (ex) * hoc, quod tali modo cer-
tarum personarum (bona)^ possidentur ab aliis, invito domino
fit° per indirectüm alienacio perpetua bonorum ecclesie et
ipsis detentatoribua datur occasio res huiusmodi perpetuo posai-
dere. Quod ex aliis factis ipsius Sigismundi regia veriBÜni-
liter esse pertimescitur, si videlicet ea, que prius fecit in
Ungaria; ut communiter dicitur, ad memoriam revocantur. '
Nam ibi ut refertur per talem modum diverse abbacie sunt*
redaete in nichilum vel quasi in nuUum, ut panem filiorum
nunc canes ibi comedant et ex decreto vel permissione regis
de bonis domini^ que semel ipsi domino dedicata vel oblata
sunt; filii alienorum vivant.^
Cap. 120.
Qnaliter Sigismundus abstaut anram et argentum de reli-
qniis et ossibns sanetoram in ecclesia Pragensi.
Nee mirum si ex decreto vel permissu regis istius coram
viris deo sacratis regionem ipsorum alieni devorant, cum et
ipse rex statim post unccionem suam in regem Boemonim
quasi devorando consumpserit aurum et argentum, quod in reli-
quiis Pragensis ecclesie invenire potuit, dum nudatis ab omni
decore auri et argenti sanctorum ossibus et membris ea nuda
sicut Christum in cruce reliquit. Sunt tarnen qui dicunt eom
talia ob hanc causam peregisse in Pragensi ecclesia, ne ad
manus forte sacrilegorum hereticorum, scismaticorum , excom-
municatoinim et sibi similium thesaurus ille perveniret, et eom
pace in Bohemia reddita velle auro et argento eodem vel alio
revestire capita, manus, pedes, ossa et quascunque particulas
reliquiarum sanctarum per ipsum ab oiiiatu huiusmodi denn-
datas. Sed si* illo timore rex concussus est, cur illas venerabiles
sanctorum exynias cum ornamentis suis absque tali denudacione
alibi ad securum locum non detulit, sicut eidem facere facile
Die ganse Stelle ist im Manuscript verderbt, ex fehlt. ^ Fehlt.
« In cod. Bit. <* Ibid. renovaotur. • Ibi wiederholt.
^ In cod. Sequitur iam ultra.
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483
fait? Cur abducto auro et argento sanctorum ossa ibi in tali
periculo permisit? Venient forte Wyclefiste et vi tollent illa
et dehonestacioni et ludibrio exponent ea. Nonne magis auro
rex I timuisse videtur quam membro deauratO; nonne per hec fol. 186*
plus detulit tunice et vestimento quam membro vestito? Non
propter aurum ossa sed propter ossa aurum est additum, ut
pocius pertimescenda fuisset sacrorum ossium possibilis et forte
Ventura confusio quam illius eris et minore indigna contreetacio,
eciamsi fuisset eis illud de auro fulvo optimo et obriso. Ce-
terum quia hoc idem auri et argenti pondus iam inter militares
SU08 distribuisse dicitur, maior contra eum de non bono su-
spicio generatur. Memoria igitur memor existens eorum, que
per Husonistas et regem Sigismundum gesta sunt^ tabescentem
habeo in me animam meam, gero annos deficientes in gemitibus
et vitam non in parvo dolore. ^
Cap. 121.
Bex Sigismundas (de)'' premissis qne feeit exensari non
potest propter regalem suam Tel imperialem dignitatem et
potestatem nee propter hoc, quod dieitur illa in fldei eansa
fecisse.
Nee quisquam asserat hec duo que prescripta sunt cleri-
corum scilicet bona aliis tribuisse et aurum ecclesie de ecclesia
et eins sacris reliquiis abstuIissC; licuisse Sigismundo; | de quo fol. 186^
loquimur, ex eo quod ei quasi imperatori vel regi Romanorum
ad imperium assumpto licuerunt omnia vel ad minus hec omnia
et presertim in causa fidei, cum talia vasallis suis pro fide
christiana certantibus pro stipendio dederit, maxime quia ut
quidam referunt in propriis sumptibus vel in gaza propra erarii
tunc defecit. Non eciam id aliquis in sui erroris argumentum
assumat; quod clericis divicias, bona^ hereditates et terrarum
dominia habere fuerit illicitum et precipue congregatum in
multitudine aurum et argentum^ maxime quia non pauci de
• Fehh.
* Diesen Satz bat Palacky in seiner Ital. Reise pmg. 101. Im Weiteren
ergeht sich der Schriftsteller in belanglosen Declamationen.
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484
clero rebus illis multipliciter abutuntur. Taceant et de illo
spoliatores ecclesie; quod pro coloracione sui facinoris inaniter
assumunt dicentes sacramenta non indigere auro vel argento.
Constat namque imperatori vel regi quantumlibet religioso,
devoto et credulo quantumcunque precellenti vel potenti nul-
lam esse datam facultatem disponendi de rebus ecclesiarum,
cum sibi necessitas imminoat ipsis ecclesiis humiliter obse-
quendi. Cui etsi licerent omnia; quam vis hoc mluime conce-
datur; ea tamen que divina sunt sue potestati subiecta non
sunt. Salva tamen ipsius imperatoris et regis magnificencia (et)
honorificencia ius publicorum ei commissum est non sacrorum.
Non habet rem non sacram hoc est nee deo oblatam nee ali-
cui divino usui deputatam de sacro loco propria autoritate
tollere, alias crimen sacrilegii censetur incurrere. Quomodo
ergo illa *• que oblata domino vel eins ministerio deputata vel
laudi inter sacras res vel sacratas merentur numerari, que
etsi ministri ecclesiarum, prelati vel clerici vellent ei tra-
dere, cum ea ad custodiendum non ad tradendum receperint.
De levi inconstancia et reprehensibili facilitate
posset non iniuste redargui, cum amicus domini Naboth
8uam vtneam presentare renuerit imperanii, precipienii et ivhenü^
regi. * Porro quod in causa fidei hec fecisse dicitur et ut qui-
dam aiunt in stipendariis pro sallario in eadem causa dotasse,
nihil ei potest excusacionis afferre. Non enim sunt facienda
mala, ut veniant bona nee pro causa pietatis ad opus impie-
tatis debemus manus extendere , quia non vult sancta mater
ecclesia tale lucrum tali dampno aliquatenus compensare. Ridi-
culum^ autem est, quod talis et tantus rex tunc temporis in
sumptibus et expensis defecerit, cum sceptra gerens triplicia
Romanorum, Ungarorum et Bohemorum thesaurum regis Wen-
ceslai fratris sui, Bohemorum eciam olim regis et Jodoci
marchionis Moravie sui patruelis aut patrui, qui non pauci
vel parvi narrantur extitisse, ad manus suas recenter acceperit
et de montibus Cotnis, ubi argentum foditur, non parvum emo-
lumentum suscipiat omni die. Ceterum si in veritate defecisset
in parata pecunia ad danda stipendia, potuisset viis adhuc
* In cod. ilUun und weiter unten quam und eam. ^ In cod. nubentL
1 3 Reg. 21. 2 Diesen Satz hat Palacky Ital. Reise pag. 102.
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485
plurimis excogitasse remedia, ut sine omnipotentis dei et sanc-
torum iniuria solvenda solvisset . ^
Cap. 122.
A premissiB eciam rex excusari non potest, si vellet dicere
clericis non licere habere poBsessioneS; eed eoB debere vivere
in paupertate.
Cap. 123.
Quomodo clerus et populuB debent esse victu et vestita foL 187^
contentu8.2 bis 188*
Cap. 124.
Que sunt clero necessaria.' foM88»»>
Cap. 125.
Clerici possunt habere aorum et argen tum pro necessa- föl. 188^
riis suis.
Cap, 126.
Quomodo intelligatur illud: sacramenta non requiruntfol. 189«»
auriun et argentum.
^ Das Folgende auch das im nfichsten Capitel ohne Bedentang. Das letztere
richtet sich gegen den Satz: Sed dicit hereticna: Epiacopns et clems
pariter inxta sancciones canonicas vilem debet habere suppellectUem, quo-
modo ergo hoc potest esse a domino, quod provisionem habeat habun-
dantem. ^ Corformare tarnen se debet in Ulis consuetudini reg^onis
illius et patrie, quam inhabitat ... ex meliori omatu vestium maioritas
appareat dignitatum. ' Debet clems habere ad personam propriam
competentem et decentem sustentacionem . . debet pauperem proyidere,
debet peregrinis . . hospicium et nutrimentum impendere ... tu dicis de
clero, quemlibet in decem sexagenis sire marcis annnorum redituum
debere contentari, cum summa talis pecunie vix comparare posset cooper-
cnla librorum, quibus ad hec indiget et unde recipiet alia literatis et
doctis viris . . . libros ad hec requisitos non possunt sine sumptibus
procurare satis magnis . . . debent habere sacramentomm librum leccio-
narium, antiphonarium, baptisterium, computnm, canonem penitenciarum,
psalterium , omilias per anni circulum et ultra hoc libros requisitos ad
Studium bibliam (I), sentenciarum codicem, exposiciones et scripta doctorum
decretorum, decretalium . . . discere volunt sine libro . . • Die weiteren
Ausftlhrungen bieten kein Interesse mehr.
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486
Cap. 127.
fol. 189 »> A crapula et ebrietate clericos abstinere est eos ultra
vicem terciam non potare.
Cap. 128.
De quodam episeopo, qai coram cracis imagine non per-
misit qnantnm in eo fait {n cera Tel rebus aliis oblaciones
fleri Tel Signa snspendi et plebanis snis preeepit tmlia iani
fol. 199« snspenlsa" anferri et presentari sibl.
Foit in diebus Ulis non in regno Bohemie, sed extra id
non tarnen remote ab illo quidam antistes, qui doctor iuris
existens zelum habuit sed non secundum scienciam vel regulas
aut tradiciones iurium, ut coram venerabili Christi passionis
effigie vel aliorum sanctorum imaginibus non sineret quantum
in eo fuit offertoria fieri dicens et male: hoc genus esse Ido-
latrie nee tolera7idum esse. Crucem et imagines fregisse a^
quibusdam dicitur, sed quoad hoc a multis, qui eum noverant^
multipliciter excusatus fuerat, eis dicentibus hoc contra eum
fore mendaciose et maliciose compositum, utpote contra homi-
nem omnino in talibus innocentem. Quidquid autem sit de illo,
de primo non potest absque purgacione excusari commode,
quia fama vulgante non exorta a malivolis apud homines^
graves non paucos dicitur^ respersus esse infamie macula. De
, prohibicione ista nee solum ut creditur ofFerri talia prohibuit,
sed oblata auferri ecclesiis, in quibus oblata sunt, per rectores
ecciesiarum precipiens sibi ea presentari iussit. Contra hanc^
legi quedam scripta composita, quorum tenor sequitur in hec
verba : Licet ad prelatoruvi spectet officium nuUo modo permiUere
christianum populum causa veneracionis dei et sanctorum ecclesias
accedentem variis fcmentis aut falsis documentis dedpi, sieut in
quibusdam locis catksa questus consuevit fieri, a memoi^ia tarnen
eorum non debet exddere summi sacerdotis filios in eo dominum
offendisse, quod plebem suam a sacrifido retraxere. Recordari
debet, quod si ante altare munus aliquando relinquendum sit.
An dieser Stelle überspringt die Paginimng zehn Blütter. ^ Wieder-
holt. " In cod. bonos. ^ Ib. dedicitnr. * Sc. prohibicionem.
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487
resumendum e&t tarnen tempore oportuno et offerendum domino,
quoniam tunc acceptabit sacrificium iusticie et super altare
suuin inposita holocausta. Nee debet oblivioni tradere altare
exterius signum interioris existere et oblacionem extrinsecam
intrinsecam designare. Dlcant et ipsi et eorum quilibet non-
nulla pro temporum congruencia offerendo cum viro qui fuit
electus : * Domine in simplicitate cordis mei ohtvli hec universa et
populum qui repertus est vidi cum ingend gaudio. ^ Dens Israel
cuatodi hanc voluntcUem. Quamvis etenim premium non requirat
dominus y requirit tamen honorem et quamvis velit non esse
iudicandum^ prophetandum^ predicandum vel alia spiritualia
exercendum i n vel pro muneribus, sumptus tamen tabernaculi
et stipes eorum ^ qui tabemaculo deserviunt, minime reicit^
repudiat aut refutat. Quidnam^ iam de victima Aaron et filiis
eius crederet? Aut quomodo sacerdotes dei papuli peccata^
comederent vel servitores altaris de altari viverent^ si prohi*
beretur Christi familia in devocione sui cordis ecdesiasticas
oblaciones facere vel deo vota sua reddere^ que vel in tribu-
lacione sua vel alias eius labia distrinxere.
Cap. 129—131.
De continuacione eorundem scriptorum. ^ ^ol- 1^9 •
bis 200 »>
Cap. 132.
(De) destrncto Castro Wisschegradensi prope Pragam.
Prope Pragam erat castrum regium quod Wissche-
grade dicebatur. Inira septa castri huius fuit edificata quedam
collegiata ecclesia in honore beati Petri apostoli Romane
ecclesie immediate subieeta^ bene fundata in dote sua^ in divi-
ciis non modica et alias honorabilis; celebris et fiunosa. Domus
quoque prelatorum, canonicorum et clericorum ipsius ecclesie
cum quibusdam domibus aliis infra eadem septa constructa fuere.
* In cod. sed cor domiui das weder zu dem Vorhergehenden noch zur
folgenden Bibelstelle gehört ^ In cod. namque.
* I. Paral. 29, 17. » Nach Os. 4, 8. ^ Ohne Bedeutung.
ArchiT. Bd. LI. II. H&lfte. 32
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48Ö
Post mortem igitar Wenceslai fratris* ipsius Sigismandi
hii qui inhabitaverunt hoc fortalicium, contra Pragenses et
eorum adiutores Wiclefistas et Husonistas in civitate Pragensi
tarn de indigenis quam extraneis copiosissime congregatos b
fide perstiterunt catholica tenentes pro honore et utilitate Sigis-
mundi utpote illius, ad quem tamquam ad verum heredem
ipsum castrum cum aliis pertinenciis regni Bohemie fdit legi-
1420 time devolutum. Pragenses autem cum suis impugnarunt ipsum
Sept. 15. presidium fortiter et multo tempore artantes eos, qui in ipso
bis Nov. 2. fuerant, gladiis, iaculis atque fame. Voluerunt etenim^ ut tali
necessitate compulsi tradereut ipsum castrum ad maous eorum.
Quibus illi viriliter^ resistentes ad tempus non modicum coacti
sunt tandem per illa que premissa sunt et presertim per
media(cione)m hoc ipsorum manibus presentare. Cum autem
appropinquaret hora, in qua vellent illud tradere, affnit Sigis-
mundus cum gravi multitudine volens et castrum et castrenses
Nov. 1. (Je tribulacione infidelium liberare. Et ecce congressu inito
inter regem cum suis ex una parte et impios scismaticos et
hereticos ex altera prostrati ceciderunt a parte regis armigeri
et alii in numero satis magno. Rex autem cum ceteris ante
tameu; ut dicitur^ omnem ereccionem signi vel vexilli bellaris
in campo per fugam et recessum de loco certaminis salvatus
est. ^ Wisschegradense ^ autem castrum ingredientes et obti-
nentes heretici ipsum ab ea parte qua Pragam respicit^ dicuntur
miserabiliter destruxisse et licet eodem tempore rex contra
vires illos dampnatos et reprobos multa referatur acceptasse^^
in hiis tamen pro maiori parte iusto dei permittente iudicio
succubuisse plus et defecisse quam prevaluisse et profeeisse
narratur.
Cap. 133.
De figara rernm harnm in reteri lege precedente.
Legimus in libro ludicum, quod in diebus illis, in quibus
habitatores Gabaa de tribu Beniamin per quoddam inmaoe
flagicium dominum ofFenderunt, universi filii Israel preter tribum
• In cod. fratrem. *> Ib. verisimiliter. *" Dürfte ein Wort zu er-
gSnzen sein.
1 Palacky III. 2, pag. 160 ff. ^ Dieser Satz bei Pabicky ItaL Bei0^
pag. 102.
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489
Beniamin cong^egati castra tnetati sunt contra Gabaa, ut man-
dante et iubente domino sub luda duce prelio eius iniuriam
vindicarent. * Tribus quidem Beniamin etsi non tota sed
solummodo pars eius illa videlicet que habitat in Gabaa rea
esset huius sceleris, adhesit tarnen fratribns sortis sue Gabanitis
eisdem et in Gabaa conveniens et eis ferens aaxilium et
contra dei populum ad pugnandum ab eo missum dimicans
graviter eum prima et secunda vice forti plaga percussit ac
pofitquam illi | ante congressum tercium dolore cordis intimo ^ol. 201«
pro peccatis suis accepto vigiliis et ieiuniis expiati fuerant,
rursum contra Gaba(n)itas inito certamine victoriosissime trium-
phare meruerunt. Et hec in doctrinam et terrorem Sigis-
mundi cum suis scripta sunt. Civitatis quippe Pragensis cives,
inhabitatores et municipes velut Gab(an)ite recedentes a paternis
semitis impie nimium egerunt et gesserunt contra dominum et
Caput omnis mali Johannem Hus in suis iniquis dogmatibus
confoventes divinam maiestatem graviter valde leserunt. Quam
ledere quoniam maius est quam ledere maiestatem temporalem,
constat Omnibus, quam iuste fuerit contra eos iratus cum suis
et ad pugnam dispositus Sigismundus, sed mandante domino,
mandatum enim super hoc acceperat a domini Jesu Christi in
terris summo vicario et eius Constanciensi concilio sacrosancto.
Licet autem contra Pragenses vel solum vel principaliter ad
bellum missus fuit cum cetu universorum fidelium, Bohemi
taiTien alii et non pauci extra Pragam ^ villarum et urbium diver-
sarum congregati sunt^ fratribus sortis sue, contribulibus lingue
sue ipsis certe Pragensibus ferentes subsidium et pugnantes
contra universalem ecclesiam et cunctum populum christianum.
Illius enim nomine Sigismundus ipse cum suis sociis conflictum,
pugnam inivit et prelium. Sed quia sicut patet ex preceden-
tibus, que de eodem Sigismundo scripta sunt, caritatem pre-
viam,** si quam habuit, ipse multipliciter dereliquit et cum
quibusdam suis adherentibus multorum se criminum sordibus
inquinavit, quia non fuit sine peccato satis notabili, non meruit
lapidare feminam peccatricem. Lapidare eam certe nitebatur,
sed retrorsum in eum lapides ceciderunt, cum in multis aggres-
« Hier fehlt ein Wort: habitatores oder incole. ^ Ita cod., es maia
aber nach Apocal. 2, 4 primam laaten.
1 ludicmn Cap. 20.
32»
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490
sionibas cooitra perversos novorum documentorum bomines cum
confuflione succubuit et tela victricia minime reportavit. Spes
autem in domino, quod si in contnto et humiliato spiritn veterem
exuerit hominem et novum vnduerit^ cum effectu et ablata mal-
torum i:estituen8 et amplius a rapina vel violenta alioram spo-
liacione et reatibus aliis hiis forte equalibos sine ficcione
desistere volens certamen novum contra eos assumpserit, fdi-
citer in domino triumphabit. Quod si non fecerit^ non solum
habet de tropheo diffidere^ sed eciam ne candelabruin soum
de loco moTeatur et corpus suum de medio tollatur^ Terisimi-
liter formidare. Non obstat quod dicit se odire facta Nicolai-
tarum; que odit et dominus, quoniam per hoc excusari apud
iustum iudicem non potuit angelus EphesinusJ
Cap. 134.
Conelusio prime partis.^
Pro futurorum igitur utilitate et memoria scribere
volens aliqua; que in una sancta matre ecclesia
modernis temporibus sunt patrata, exorsus sum ab
illo longevo scismate, quod novissimis hiis diebus depopulatum
est populum domini valde. Quedam tamen ante illud scisma
gesta hie interdum inserui et adiuvante domino usque ad illud
p r e s e n s tempus perduxi, quo Sigismundus Romanorum, Unga-
rorum et Bohemorum rex, qui pro purganda terra Bohemie de
hereticali zizania eam intravit, eam exiens ad Ungarorum
regnum vel eins fines revertendo pervenit. Scripsi autem
non solum illa, que me propria visus et auditus
experiencia docuit, sed et ipsa, que seniorum pa-
riter et iuniorum mihi fida relacio patefecit. Nee
illa dimisi; que fama crebrescente et opinione vulgata didici,
quia dummodo illa a malivolis orta non fuerit, * auditores suos
fallere non consuevit In quo me excusari spero in domino,
cum sciam plures ante me non tantum de hiis, que per se
audierunt et viderunt sed et de aliis, que perceperunt a^ suis
patribus, amicis et fratribus vel piis in Christo fidelibus, historias
* In cod. fuit. *» In cod. de.
1 Apocal. 2, 1. Gedruckt in Palacky Ital. Reise pag. 1021
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491
texuisse. Deprecor antem lectorem et auditorem preBencium,
ut omnia probans quod bonum est | teneat et meliora de bonis fol. 201 ^
eligens pro me ad sponsum ecclesie Tirginis filium Jesum
Christum dominum nostrum suis precibus intercedat, ut ab eo
debita michi remittantur de preterito et non inducar in temp-
tacionem aliquam in futuro Amen. 1466.
Explicit prima pars tractatus de longevo scismate. Incipit
prologus in secundam partem eins.
Secunda pars.
(Prologus.)
Ut non sine cauda remaneat hostia oblata per me domino^ fol. 202 •
facta factis continuare decerno. Volo prout possum auxiliante
Christo in honorem sibi sponse sue non habentis rugam aut
maculam facta que secuta sunt^ hiis que preibant adiungere et
post descripta sceleratorum opera que fecerunt ante recessum
Sigismundi de Bohemia illa que post operati sunt
verbis paucis et modicis enarrare. Protestacionem tamen pre-
mitto in huius secunde partis exordio, quam in tine prime partis
posui de scribendis non solum Ulis, quibus dum agerentur et
fierent presens interfui sed et de aliis, que a püs, iustis
aut fide dignissimis credibiliter intellexi. Id enim dicuntur
scire, quod tali modo nos contigerit audivisse. Dirigat autem
in conspectu suo viam meam ad hoc faciendum ipse cuius
res hie agitur Christus sponsus et sue gigas ecclesie, ad cuius
laudem et gloriam pertinet reproborum eciam excessus scribere,
cum vergat in honorem sui nominis, tyrannos et crudeles
machinamentis suis horribilibus, que per scripturas ad memo-
riam revocantur, nomen hoc superare minime potuisse. Inchoare
igitur ipse dignetur, mediare, prosequi et finire.
Cap. 1.
De recessn regis a Bohemia et montibns Chntnis captis et
monasterio Gzedlitz deslrncto.
Wisschegrad igitur Castro regali prope Pragam a Prä-
gens) bus et suis complicibus Wyclefistis, Husonistis, bereticis
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492
et Bcismaticis expugnato rex Sigismundus etsi adhuc per ali-
quot tempora in Bohemia perseverans de una civitate in aliam
transierit^ fines tarnen tandem deserens Bohemie ad Moraviam
1421 nescio qua de causa et inde ad fines Ungarie cum curia saa
^^- pervenit. ^ Videntes igitur bestes eins corpus dimitti sine ca-
pite ausi sunt membra tangere et tactu bostili valde. Multas
etenim terre Bobemorum civitates^ castra et loca tyrannissime
invadentes ceperunt eas et magna strage cbristianorum facta
ipsas suo dominatui subiecerunt. Erat inter bas una civitas
Montis Chutnis vel Moncium Cbutnicensium^ ubi
argentum foditur, que post Pragensem civitatem in Bobemorum
1421 solo principalis et precipua babebatur. Subiecerunt sibi et istam,
April 25. an tarnen civibus et incolis eins voluntarie se tradentibus^ an
violenter subiectis ignoro. ^ Christiani itaque diyersarum lin-
guarum qui ad id municipium et a(d) castella ei vicina se
prius a Praga et a quibusdam locis aliis pro refugio trans-
tulerunt* dispersi sunt et vi vi vix evaserunt.
Eodem tempore monasterium Cisterciensis ordinis quod
Czedlicz dicitur prope montes Chutnicenses situm ab inimicis
crucis Cbristi igne crematum est.^ O narracio flebilis. In-
babitatores huius cenobii multis prius fidelibus malorum timore
a Praga fugientibus erant presidio, coUegerunt eos, bospicio et
bumano modo tractabant. Et ecce per se destructi sunt. Qws
fol. 202 •> modo f ränget esurienti christicole | panem suum, egenos et vagos
in domum suam inducet, pes erit^ claudo et oculm cecof^ Fuit
eciam civitas ipsa Chutniczensis eodem quodam modo fervore
succensa et resistens viriliter subversoribus veritatis dome-
sticos dei fovebat et in suo gremio ut nutrix alebat. Et quo-
modo tam cito mutatus est color et oder eins optimus, ut
recedens a laudabili sua priori constancia Collum suum subderet
infideli populo, deo et hominibus odioso? Numquid non fuisset
melius usquo ad sanguinem et resistere et pro domo dei murum
se opponere ascendentibus ex adverso? Eu iam dampnatorum
soboles; filii iniquitatis, synagoga sathane loca montis illius
* Beete : transtnlerant. ''In cod. est.
» 8. Aschbach a. a. O. III. pag. 92 flF. ' S. Palacky III. 2, 210 Asch-
bach a. a. O. 106, woselbst jedoch der 3. Mai als Datum der Uebergabe
bezeichnet ist. ^ Prind Kirchengeschichte 3, pag. 266; bezüglich der
Datirung ist zu vergleichen Paiacky a. a. O. 209. * Is. 58, 7. Job.
20, lö.
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493
possidet et occupat possidendo et' argentum quod ibi in terra
reperitur et foditur habet in manu soa^ de quo preter pro-
prium stipatum suum exercitum potest conducere numerum
stipendariorum et militum contra sanctam ecclesiam pugnan-
cium. Vere vere in quorum manibus iniquisBimis sunt; dex-
tera eorum repleta est muneribuS; et qui male agunt contra
dominum, prosperantur in diebus istis, verum tamen non est
abbreviata manus domini, adhuc potens est inimicum confrin-
gere et eos qui gloriantur in multitudine potencie et vir-
tutis sue.
Cap. 2.
De ciTitate lermer et clericis oeeisis in ea.
In diebus illis turbulentissimis post subiugacionem Montis
et civitatis Chutnicensis facto parvo intervallo temporis
exercitus barbarorum immo quoad multa plus barbaris sevien-
cium Husitarum infidelium civitatem lermer* manu violenta
et forti circumdedit (et) obsedit et anno domini 1421 quo- Mai 15.
dam die ante festum sancte Trinitatis vincens intravit. Regebat
autem parrochialem ecclesiam civitatis eiusdem prepositus
quidam^ canonicorum regularium Steffanus cum fratribus
suis. Hii numero septem vel octo cum adiunctis sibi quatuor-
decim presbyteris curie eins propter fidem, veritatem et iusti-
ciam sunt ab impiis ignibus combusti. Ferro propter favorem
et graciam et singularem quandam amiciciam, quam prepositut
ipse Steffanus in oculis unius de principibus iniquissime
turbe illius invenit, potuit Über et vivus evadere, sed maluis
pro grege suo cum fratribus suis mortem subire gloriosam ^
quam cum dampnatis et reprobis Husitis aut Husonistis turpem
ducere vitam. £cce quomodo et qualiter inperscrutabilis divini
altitudo consilii ordinatissime iustissimeque disponens tempora
vult immos primis adiungere, cum iam in fine senescentis seculi
permittit nonnullos de suis vitam transitoriam et miseram pro
sui nominis honore finire per iniuriosum interitum, quem in
principio nascentis ecclesie multi iustorum eadem ex causa
* In cod. Sed. *» In cod. quidem. ° Ibi gloriosum.
' Jaromir im Königgrätzer Kreis; über seine Bedeutung s. Palacky a. a. O.
pag. 215. Der Hilfsruf der Einwohner von Jaromif d. d. 23. April 1421 bei
Grünhagen Qeschichtsq. der Hussitenkriege S.S. rer. Sil. VI. Nr. 3.
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voluntarie subiere. Sane eorum qui olim in exordio fidelinm
trucidaverunt electos et nunc occidont electos Doech * cum suis
in testamento yeteri figuram gessisse probatur. Fuit ille servuB
Saul regis elati^ hü sunt servi diaboli qui est rex super filios
superbie^ ille occidit multos sacerdotes^ leviticos succinctos
ephod lineO; hü multos presbyteros ewangelicos superplicüs,
casulis et vestibus dealbatis^ ille hoc fecit propter David elee-
tum iuxta cor domini, hü hoc faciunt in Christum dominum
electum ex milibus et electissimum regis eterni^ sicut tam^i
malis gratibus Doech et suorum regnum Israel David obtinuit,
sie velint nolint heretici Christus Jesus super Bohemos et
omnes gentes in eternum regnabit.
Cap. 3.
Quomodo Cziskow capitanens Hnsitarnm promlsit cuilibet
presentanti sibi personam unins presbyteri pecuniam
foi. 203» certam. |
Arbitrabantur olim qui persequebantur electos domini
et tradebant eos in dampnacionem mortis regibus et princi-
pibus et iudicibus terre se in hoc obsequium prestare deo,
trahebantur ad hoc eciam et inducebantur minis et terroribus
blandimentis ; muneribus honoribusque. Arbitrabantur et hoc
ipsi iudices, reges et principes, quibus fuerunt ad cruciatus
vel ad mortis supplicia presentati. Et ecce o revelavit ad a,
ut eciam in diebus herum pessimorum hominum, si tarnen ho-
mines dici merentur, captivatores in Christo credencium spe-
cialiter sacerdotum et ut estimo aliorum clericorum maxime
constitutorum in sacris autumarent aut crederent se in hoc
deo exhibere gratum famulatus obsequium nee ambigerent se
ultra hoc consequi ab hominibus munus optatum. Capitaneus
etenim secte illius diabolice quem sibi Husoniste supra se contra
deum in caput erexerant Cziskow nomine vel cognomine edic-
tum publicum ut dicitur exire fecerat, ut quicunque sibi unum
de orthodoxis presbyteris secularibus aut religiosis vel eciam
ut credo diaconum vel subdiacooum presentaret ad manus,
duarum sexagenarum grossorum Bohemicalium summam pro
*• Doeg Idumeneus I. Reg. 21, 7.
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496
quolibet capite foret ab eo pro preinio accepturus. * Quorum
multoram sibi presentatos morti mox tradidit et precipue com-
buBtioni flammarum nisi de fide catholica discedentes Husi-
tarum et Wyclefistarum errores in se sumerent^ profiterentur
et cognoscerent et amplius viriliter defensare spondereot, et si
unum ex Ulis post hec comperit de eorum perfidia recessisse,
mox tamquam relapsum absque omni mina vita privavit. £a
namque que pro fide christiana a Romanis pontificibus, impera-
toribus et regibus fuerunt instituta^ sibi contra fidem assumpsit
reputans se solum cum suis fidem veram^ sanctam et imma-
calatam habere, ceteros vero omnes fore diffidencie et incre-
dulitatis filios et promerendos ut tales, quod quam falsum sit,
probat scripturarum pelagus, effusus sanguis* martyrum, mira-
culorum que fidem confirmant infinitus numerus et longitudo
temporis, in quo sponsus ecclesie cum ea semper existens
dignatus est eam et omnem veritatem et veritatis agnicionem
ducere et per eam portas inferi, eiTores et hereses destruens
et reprobans non permisit illos contra eam prevalere.
Cap. 4.
Ex hüs que iam scripta sunt nemo debet in despera-^ol. 203» »»
cionem abduci et de factis Lucii ^ quondam Arrianorum episcopi.^
Cap. 5.
Adhuc de eodem Lucio et sibi similibus hodiernis. ^ fol. 203*>
204*
Cap. 6. foi. 204**»
De gestis quondam ab Arrianis sub iniquo rege Geiserico. *
* In cod. satigw. *» Er vergleicht in den folgenden Capiteln seine Zeiten
mit jenen, in welchen die Katholiken von den Arianern bedrängt waren :
Nonne legisti, que Rnfinus scribit de Lncio Arianomm episcopo, quomodo
et qnaliter ecclesiam persecatus fuerit in tempore suo . .
^ Anszngflweise bei Palackj Ital. Reise pag. 103. ^ Kaunas Aqaileg.
Presbyt. Historia eccl. lib. aec. Cap. 3, 4. ^ Rnfinas eam de prete-
ritis rebus gestts historiam texuit, de fnturis propbetavit. . . . Occiderant
ergo Wjclefistarnm et Hasitaram seculares ipsi rectores cleram domini
religiosnm et eciam manentem in secnlo. ... * Quod iam Hnsoniste
presumunt ad illa, que sunt gesta Wandalorum tempore sab Geiserico,
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foi. 204.. Cap. 7, 8.
205» Dö eodem.
Cap. 9.
fol. 206 • »» De factis sub Hunnerico et cetera et tantom de isto.
Cap. 10.
fol. 205*» De Canrado arehiepiscopo Pragensi, eiritate et monasterio
Bndeniez«
Pragensis archiepiscopuB Cunradus etsi destruccionem
Bue archiepiscopalis curie in Praga et multa incommodonun
alia genera fuerit in principio passus ab Husitis^ in fine tarnen
post Sathan abiens et a recta fide rituque et observancia uni-
versalis ecclesie turpiter apostatans eorum secte et perfidie se
coniunxit. Non perseveravit in finem in bono inchoato opere
et ideo salvari sine penitencia nequit. Quod prius laudabiliter
impugnavit; postmodum sibi in dedecus approbavit et errorem
hereticum quem prius anima sua nauseando abhorruit post ut
dulce vinum bibit. Magistros enim ex tunc Husitarum et Wycle-
iistarum in sua civitate Rudeniez documenta eorum falsa
maxime de communione facienda sub utraque specie publice
predicare vel fecit vel sustinuit et ut quidam estimant per se
manu propria tali modo alios communicare decrevit. Aliis in-
super eorum venenosis ritibus, assercionibus et doctrinis vel
adherens vel pro posse suo non resistens laicos sue civitatis
Rudniczensis decipi et seduci permisit in se ipso^ vel in
lupum de pastore conversus extistit vel videns lupum venientem
in ovile suum ut mercenarius fugit, dum in hoc tempestatis
turbine sub silencio finaliter se abscondit. Et ideo tunc a
Wyclefistis et Husitis, quibus ante odiosus extitit^ in magna
tempore scribendo venire. Arriani nimirum heretici Wandaids et Gteise-
ricom sua corrapere perfidia et in obprobrium fidei tarn personas Christo
deditas quam domos ei dicatas et i^ibus et ferramentis et g-ladüs lamen-
tabiliter destruzerunt. Et numqnid per hoo fides Petri defecit. ... Er
zählt nun einzelne Thaten Geiserichs und der Vandalen überhaupt auf
und vergleicht damit die Ereignisse der jüngsten Zeit; so wie der Sturm
in jener alten Zeit der Kirche nicht geschadet, so werde es auch dies*
mal sein.
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habebatur reverencia; ut eum reverendissimuin in Christo pa-
trein et archiepiscopum suam scriberent et per ipsum quos
volebant excommunicari, interdici vel auspendi de facto facerent^
qai eum prius in nullo curantes excommunicacionem et alias
censure ecclesiastice species nichil esse dicebant. ^ Ignorabant
forsitan, quod licet eins sentencie prius ante adhesionem suam
cum ipsis fuissent^ alique iam essent nulle utpote promulgate
a manifesto heretico vel scismatico vel eorum credente fautore
▼el receptore aut eciam defensore. Consuetudo autem vel pocius
corruptela apud Husitas.fuerat^ quod eum qui ad ipsorum ini-
quam congregacionem se eis sociando venire voluit prius
fateri oportebat, se antea in vera et immaculata professione
christianitatis errasse et abiurare eam in futurum cum fide et
iuramentOy quod in eorum perfidia, quam veram^ orthodoxam
et catholicam fidem esse dicebant, vellet ad vite sue tempora
permanere. Si hoc iuramentum, sponsionem, promissionem aut
confessionem a nobis ad illos declinans archiepiscopus ipse
prestiterity * ipse novit. Hoc ego scio tamquam a probatissi-
mis viris auditum, si hoc iuramentum, confessionem et pro-
miflsionem canonici reguläres regentes parrochiam inRudenicz^
prestare voluissent, in rebus eorum ^ bonis et substancia a
Wyclefistis illesi mansissent vel saltem non fuissent lesi tam
graviter | sicut lesi fuerunt. Eis etenim iuxta hanc formam fol. 206*
iurarC; promittere et confiteri dedig^antibus combustum est ^'^^^
eorum monasterium in sui magna parte a viris illis impiis et
iniquis et nisi in personis suis propriis fuge solacium inve-
nissent; in eisdem personis sine mortis periculo vel alio magno
nocumento vel obprobrio nuliatenus evasissent.^
Mai.
^ In cod. presütuit. ^ In cod. etc. Sequitur ultra.
Der Uebertritt des Erzbischofs Conrad erfolgte am 21. April 1421, s.
Palacky IlL 2, 218; seine Uebertrittserklärung s. bei Palacky, Urk.
Beiträge I. pag. 78 ff.; sein Schreiben an König Sigmund ib. pag. 83.
Beide Schriftstücke sind vom 21. April datirt. ^ Bandnits hatte wie
Sagan selbst ein Augustinerkloster, beide standen mit einander im Ver-
kehr. Die flüchtigen Augustiner mochten nach Sagan gegangen sein, wie
sich ans einer Bemerkung im folgenden Capitel erkennen lässt: quos ego
novi etc. Ueber die Plünderung von Raudnitz vgl. Lorenz von Brezova
bei Höf 1er I. 459. Das Datum lässt sich daselbst nicht bis auf den Tag
ermitteln.
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Cap. 11.
Adhnc de eodem.
Maiori tarnen parte fratrum ibidem cum suo preposito
invictiB in confessione Christi et ecclesie permanente eorum ut
aiunt quatuor ad partem declinayerunt oppositam et exeuntes
ab eis, qnamvis ex eis non fuerunt, eorum se adversariis ne-
quissime sociabant. Revera si fuissent ex eis, mansissent cum
eis, sed quia tales non erant, ab eorum se consorcio segre»
gabant. Fuerunt ut dicitur de Ulis quatuor duo viri satis
docti, ut verificetur verbum patris eorum beati Äugustini:
Swrgunt indocti et rapiunt celnm, docti autem cum doctrina eorum
et scienciis demerguntur in infemum. Attamen et de Ulis qui
in via virtutis et iustieie perseverabant docti plurimi erant^
quosego novi et vidiet cum eisconversatus sum, ut
per arma parilia (sie) illi adepti sint mortem, hi vitam et gloriam
sempiternam. Sane quod de isto canonicorum et tociua cleri
Pragensis presule heu hie dictum est, prius in multis coniec-
turis et signis in eo* apparuit et per longum tempus ante
suspectus de perfidia fuit. Quod ei^o ferebamur^ accidit et
timor quem^ de isto C o n r a d o timebamus evenit. Ipse est
Conradus, de quo cum adhuc esset in minoribus constitutos
et in curia vel famulatu regis Wenceslai ante defdncti
existeret, parum boni sicut et de rege suo in turba sonabat,
quia qualis rex talis et eiua familia, ut per merita sua pre-
cedencia nequaquam credatur aut presumatur promotus ad
archiepiscopaiis dignitatis verticem vel episcopale fastigium,
quod in aliis ecclesiis ante gerebat. Quid ergo mirum si illa,
que bono non sunt inchoata principio, concluduntur malo ter-
mino et principatus, quem nummus, ambicio vel res alia iuri
non consona extorsisse vel obtinuisse verisimili estimacione
presumitur, execrando satis exitu finiatui*. Cooperatur ad hoc
qualitas et disposicio presularis corporis: claudicans enim fuit
et est, ut eciam Conradus claudicans quondam diceretur
et bene et propriissime, nam quoniam anime secuntur corpora,
quod claudicaturus erat a paternis et maternis Christi ecclesie
' prins wiederholt. ^ Ita cod. Sollte in dem Original nicht e^re fere-
bamus gestanden sein oder fieri rebamur? ^ In cod. qoam.
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semitis, sui forte corporis claadicacio demonstrat. * Nunc autem
quia ab arce et summitate vere fidei que celos ascendit in
imma^ profiindum et infernum Husonici cecidit erroris; magis
proprio ConraduB claudicans dici potest quam ante et ut
verifioetur^ de eo quod de Mephizbozed scriptum est* cecidit
et cUmdue effectus eety ab hoc Cunrado dicitur, ut et ab eius
obediencia Pragense capitulum quamvis idem^ eciam proch
dolor per loca diversa dispersum (sit)^ se dicitur subtraxisse.
Dicitur® eciam, quod de annuUacione Pragensis ecclesie tam-
quam civiliter iam vacantis idem^ capitulum se intromisit
quantum potest.
Cap. 12.
Expedit Tentunicis caatos esse, qualiter se associent
Bohemis.
Viri civitatis Ceila, quos de manu Philistinorum David
potenter eripuit^ et eos adhuc postea contra Saulem, si ipsos
invasisset, domino adiuvante non parum protegere potuisset,
quem tamen ipsi ad manus Saulis voluerunt tradere vel tra-
didissent, si apud eos mansisset, ^ quem queso representare
diebus istis censendi sunt nisi Bohemorum male credencium
multos et plurimoS; qui liberatores eorum et adiutores in
domino AlemanoS; Misnenses, Bavaros, Australes,
Slesianos aut alios | vel iam tradiderunt vel tradere parati fol. 206»»
fuerunt in potestate inimicorum suorum Husitarum infide-
lium? Cauti sint ergo diversarum linguarum reges , duceS;
marchiones, principes, barones, milites , militares, cives et
omnes cuiuscunque status alterius, quomodo se quibusdam
de stirpe et lingua Bohemica eciam pro illorum bono se
associent, ne capientes ab eis mala pro bonis consequantur ab
Ulis per pulchra ut ita dicam tradimenta dispendiorum et necis
incommoda, a quibus premia meruerunt. Posset hoc forte pro-
bari iam factum esse per quosdam, sed iam tacendo de illis
Teutunice gentis homines, quibus hec aut illis similia possint^
*• Recte: demonstravit. ^ lu cod. vereficeretur. ^ Ib. eadem.
^ Fehlt "^ In cod. dicitur et eciam. ^ Ib. id est. « Ib. mansisseiit.
^ Ib. possit.
» 2 Reg. IV. 4. 2 1 Reg. 23.
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contingere, cautos et preparatos^ esse deprecor in futuram.
Regem quidem eoram Sigismundum ut probabiliter dicitur
in quodam loco, cum inimicos Christi persequeretur, Bohemi
deserentes et suis contribulibus eiasdem ydeomatis favorem
directum vel indirectum consilium vel auxilium exbibentes
quid rogo ingruente belle de alienis facerent, eciamsi ad iUos
pro eorum munimine vel liberacione qualibet accessissent ?
Porro etsi Pbilistei hoc suspicati fuissent inaniter contra David
dei famulum, quando cum eis contra hostes eorum properare
nolebat ad prelium, hü tamen hoc quod scripsi^ inane non
reputent; quoniam non est equa condicio fidelis David et Uosi-
tarum reproborum hominum, sed sicut lux a tenebris et Christas
distat a Belial, sie David pienus fide a Wyclefistis incredolis
Husonistis pariter et Husitis.
Cap. 13.
De cradelitate et temeritate malieram in Bohemia.
Temporibus illis Bohemorum femine tantum aut
quasi desevierunt in dei populum, quantum sexus ipse virorum.
Oblite namque nonnulle earum muliebris modestie, pudoris et
verecundie virorum eciam bellancium et^ ad campos progre-
diencium immiscuere se cetibus et obsidentes in Christo cre-
dencium civitates et castra expugnaverunt illa, sicut et ipsorum
virorum impiorum maledicta caterva. Ässumptis ut estimo telis
et armis claves forte detulerunt Herculis^ non caruerunt^ omnino
gladiisy gestaverunt lapides et instrumenta noxia ad interfec-
cionem et dampnificacionem Valencia et veste virili se circum-
dantes et per consequens malediccionem sicut vestitum induentes
synagogam illam sathane vehementer auxerunt. Filie erant
hominum et detrahentes impudenter ecciesiastice fidei, in qua
renate fuerant. Nonne christianos lingua perimebant? nonne
dentes pro armis habebant? nonne de illis fuerant de quibus
scriptum est: dentes eorum vel earum arma et eagitte, lingue
eorum gladius acutus. ^ Sed da quod thoracibus, galeis, clipeis
* Ib. prehanizatos. ** Ib. scripti. " In co<l. eciam. ** Die Hajid-
Schrift bat: caverunt; camemnt wird in fihnlichem Zusammeuhaog noch
in demselben Capitel gebraucht.
1 Psabn 56, 5.
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et panceriis corpore * caruerunt, quod non credo, numquid non
et armonun, iaculorum, sagittarum aut telorum nomine fusces
et lapides et res quelibet, que nocere possunt, iuxta sancciones
legitimas aliquando generali nomine continentur? Armate taliter
incesserunt. Quid igitur mirum, si prius Wenceslao adhue
vivente cum viris hiis impiis grassate sunt infra mui*08 Pra-
gensis civitatis contra clerum et iidelem populum, que post
eius mortem eciam civitate illa relicta prodierunt in obsidionis
publicum iuvantes intrepide eos^ qui nee personis nee locis
sacris nee alicui vere credenti^ in domino pepercerunt. Visita
mi domine bestias istas peregrina veste indutas * in virga iuste
indignacionis tue, vindica sanguinem sanctorum tuorum^ qui
per bereticos effusus est, quibus ille tulerunt auxiiium facientes
se tam patentibus hostibus tuis patentissimas adiutrices. Femineo
quidem sexui ius non aufero vim vi repellendi aut in necessi-
tatis articulo se et sua defendendi, sed aliud est defendere sua,
aliud invadere aliena, aliud proprietate et catholica fide aliis
bellum inaicere vel per adversarios indictum suscipere, aliud
per bellum et prelium perverses et incredulos presertim contra
christicolas adiuvare. Constat etenim laudari Deboram et
Judith pugnantes pro dei populo, Athaliam vero que occidit
omne semen regium et Jezabel interimentem propbetas domini
subiacere obprobrio sempiterno. *^
Cap. 14.
De eongregaeione baronum, militnm et aliorum Bohemie foi. 207*
et Moravie cum archiepiscopo Fragens! Conrado et literis
eornm qnas ad 81esiam direxernnt.
In illo tempore cum iam serpens hereticalis et draco iam
terciam partem stellarum celi secum traxisset in terram et
Husite dampnati non solum ut creditur ter<;iam sed multo
plurem partem olim orthodoxorum veneno sue perfidie corru-
pissent et civitates eorum, castra, municiones et villas violenter
occupassent et rex Sigismundus in Ungaria quasi dormi-
tans ad liberandum christianos in Bohemia de eorum pressuris
* Reete: in corpore. ^ In cod. credente. *^ In cod. et tantnm de isto.
1 Nach Soph. 1, 8.
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502
et angustiis nichil aut quasi nichil effectualiter cogitaret, barones,
milites et quidam aliorum Bofaemorum et Moravorum com
archiepiscopo Pragensi Conrado in Czaschlavia congregati
et in unum sensum reprobum adunati literas Bub infrascripto
teuere principibus Slesie et quibusdam aliis direxerunt: ^Ser-
vituten! lieet illam Illustres principes —
destinamus. Datum in plena congregacione .... in Czas-
1421 laviensi civitate anno domini 1421 Sabbato post Marcelli.
Juni 7.
Cap. 15.
De artiealis eornm qnos pretendebant habere.
Articuli quos memorati barones, milites et alii contra
regem Sigismundum se habere pretendebant; sequontur iaxta
eorum propria scripta in bec verba. In primis | —
fol.207»» extorqueret^
1 Dies Aasschreiben, in welchem der böhmische Landtag die Schlesier toi
Feindseligkeiten abmahnt, ist mehrfiach g^edmokt ans Lndolf Ton Sagan
bei Palacky Ital. Reise pag. 104 dann in den Urk. Beiträgen I, pmg. 116,
117, endlich nach Palackj in Qrünhagen a. a. O. Nr. 6. Einige Lese-
fehler Palacky^s (die Handschrift hat die richtigen Lesarten) sind
nach Cochlaeus Bist Hns. pag. 202 zu verbessern. (Das Schreiben
bei Cochlaeus ist an die Sechsstfidte adressirt.) Lies: relaäone perce-
pimus, innumeras et atroces iniurias et iniuriosas calumpnias, qnatenns
non ut viri deum, desistendum aliis indicetis. ^ Diese Artikel sind
sehr oft publicirt und zwar in einer der obigen ganz entsprechenden
Form (also iuxta eorum propria scripta — nach dem Original) schon in
Cochlaeus Hist. Hussitarum pag. 204. Die Handschrift I. Q. 90 der
Breslauer Universitätsbibliothek enthält die Beschwerde-Artikel der böh-
mischen in Czaslan versammelten Stände an Sig^mund in derselben
Weise. Gedruckt sind sie ausserdem in Lttnig^s Reichsarchiv VI. pag. 71,
und Riedel Cod. diplom. Brand. 2. Abth. VI. pag. 117. Zach. Theobaldi
bellum Huss. pag. 100. In böhmischer Sprache aus Lorenz von Bfezova
im Archiv ceak}^ III. 230 und Höfler Geschichtsquellen der hus. Be-
wegfung I. 469 ; an letzterem Orte ist eine deutsche Uebersetzung bei*
gegeben, eine solche findet sich auch bei Aschbach Gesch. König Sig^
monds III. pag. 114. Zum Theile finden sich die Elagepunkte auch
wieder in dem am 10. Juli 1420 (von Prag aus) an die Venetianer
gerichteten Schreiben (e M. S. Jankowich in Museo nat Hung.) bei
Palackj Urk. Beiträge I. pag. 39. Die obige Redaction enthalt drei
Artikel mehr als die des Lorenz von Bfezova, s. Cochlaeus *. a. O.
pag. 204, die Punkte 12 (13), 14, 17.
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Ö03
Cap. 16.
De litere hnias flne et conelnsione.
Nos igitur — | predicetur. ^ fol. 208»
Cap. 17.
De literis papalibas contra Wicleflstas et Hnsitas«
Pro declaracione eorum que premissa sunt sciendum,
quod dominus papa Martinus V. ammonuit, exhortatus est 1*20
et obsecravit in buUa sua prineipes, milites* et alios statuum ^*" ^*
christianorum homines, ut pro defensione fidei catholice contra
Wyclefistas et Husitas hereticos, receptatores, fautores et
defensores eorum signum crucis ad bellandum contra eos et
eo8 destruendum assumerent et maximis indulgenciis concessis
hiis qui hoc facerent eos ad hoc quantum potuit animavit.
dnanarunt hee litere^ a cancellaria summi presulis ad preces
et desiderium Sigismundi regis qui tunc Ungarorum, Roma-
norum et post hec eciam Bohemorimi rex fuit. Publicantur
hee litere in ecclesiis plurimis et earum obtentu parati non-
nuUi de Slesianis fuerant ad opus huiusmodi exequendum.
Exequebantur interdum et facto. Qui tamen essent Wyclefiste
vel Husite, vel in quo regno, provincia vel regione reperientur,
in literis apostolicis non fiiit expressum. Propter dogmata
autem que magister Johannes Hus cum adhuc viveret, in
Bohemia fecit et docuit, qui et Jeronimum, Wyclef Angli-
cum in suis sentenciis et erroribus in multis secutus extitit,
estimabant fideles Wyclefistas, Husitas et fautores eorum in
Bohemia reperiri sicut et revera ibi fuerunt. Moti igitur contra
eos a christianis suis in Bohemia per ipsos Bohemos oppressis
et obsidione vallatis fuere presidio, liberaverunt eos quantum
potuerunt et invasores fidelium invaserunt.
*• In cod. miles.
^ Der SchloBS des AusschreibeoB ist oben unvollständig. Er enthält Goch-
laeos pag. 204: Nos igitur — pag. 205: predicetur. Die beiden letzten
(von den vier Forderungen) an Sigismund fehlen. Desgleichen das Datum.
Es ist von demselben wie das Schreiben an die Schlesier. ^ Die be-
kannte Cruciata häufig gedruckt zuletzt bei Palackj Urk. Beiträge I. 17.
Die Vidimirung der Cruciata vom 16. Aug. 1420 bei Palackj I. 46.
ArohiT. Bd. LX. U. H&lfte. 33
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504
De hiis causati^ sunt barones et roilites Bohemiei cum
adherentibuB sibi estimantes sibi et regno suo fieri iniuriam
propter illam bullam apostolicam quam Cruciatam vocant
et propter eius postmodum publicacionem subsecutam, maxiine
quia ut iam premissum est quidam veri christicole de Slesia
eis vel suis propter hoc dampna intulere. Fateor et recognosco^
quod contra Bohemos sub nomine Bohemorum buUa non pro-
diit^ sed contra Wyclefistas, Husitas^ hereticos; receptatores,
fautores et defensores eorum^ sed quod bulla non prodiit, ^ rei
evidencia patefecit. Gesta namque horribilia fidei; veritati,
equitatiy religioni^ iusticie et ecclesie repugnancia superius in
locis suis utcunque descripta de libris Wycleflf vel in totum
vel pro magna parte prodeuncia ubi queso patrata sunt^ ubi
defensata sunt vel propugnata nisi in Bohemia et Bohemorum
metropoli Praga? Excusent ergo se Bohemici ydeomatis nobiles.
fol. 208^ et ignobiles | quantum possunt, in hoc omnino excusabiles non
sunt. Documenta noxia peioraque opera^ que fidem et ecclesiam
destruunt, a Johanne Wyclef et Johanne Hus prodierunt et
illa a Bohemis quamvis non omnibus predicata, suscepta, facta
et defensata sunt et dici tales ^ vel eorum fautores in universis
hoc est in genere, licet non possint tales in singulis eorum
suppositis. Dedignantur et respuunt iuxta opus^ doctrinam^
commissionem et obmissionem eorum nomen eorum. Et quo-
modo heretici dici non volunt, cum in articulo suo tercio contra
regem Sigismundum Scripte hoc fateantur expresse dicentes,
quod ipse in concilio Constanciensi regnum Bohemie pro
heretico*^ permisit dampnari iniuste. De hoc autem quod scri-
bunt literas apostolicas de cruce sumenda contra eos in Wra-
tislavia pronunciatas , fuisse datas vel erectas in Constancia,
cum scribantur data in Florencia, non multum curo, quia ubi-
cunque date fuerunt, notum est, quod contra eos quamvis non
contra singulos de Bohemia iustissime manarunt.^
*■ In cod. prodidit. ^ Sc. heretici posaunt. *^ In cod. hereticis.
^ In cod. seqnitur iam ultra cap. aliud.
* S. die Klage über die zu Breslau am 17. Mfirz erfolg^ Verkündigung'
des Kreuzes im Archiv desky III. 212.
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506
Cap. 18.
i^noniam Bohemi de morte Husonis dolent, quod faeere
non deberent, presumpcionem contra se faeiunt, quod
Hnsite sint.
Et ultra et preter hec omnia vicem dolent combustorum
in Constancia Hus et Jeronimi, quos universalis ecclesia
propter eorum mendosa dogmata iustissima sentencia condemp-
navit. Vere vere nunquam planxissent mulieres Adonidem
Veneris amatoreni; nisi et ipse Venerem adamassent nee do-
lerent Bohemi de nece virorum huiuseemodi iniqua doeumenta
fabrieancium; nisi et ipsi approbassent vel approbarent, dile-
xissent aut diligerent aliquo modo facta et dicta corum. Gravem
sibi et regno suo couqueruntur illatam offensa(m) et iniuiiam.
in occisione hominum dampnatorum ab universali ecclesia , ut
vel sugillent dampnante(m) ecclesiam de iniusta innocencium
nece vel declararent '^ presumptive se eorum erroribus consen-
sisse. In perdicione impiorum debet esse laudado, ^ ut letetur
iustus, cum vindictam contra criminosos videat et hii contur-
bantur^ quod sentencia contra perverses lata debitam execu-
cionam accepit. Purgare voluit sanctum et venerabile Constan-
ciense concilium Bohemorum ortum precioso sanguine beati
Wenceslai martyris irrigatum a spinis, vepribus et zizania et
dolet Bohemia. Forsitan si omnes Alemanni et ceteri congre-
gati in eodem concilio flammis fuissent ultricibus traditi et soli
Hus et Jeronimus evasissent, placeret illius terre regnicolis,
ut ostendant se non curare de animabus eorum, qui liberarunt
eos et eorum filios^ cum suis uxoribus de perpetue mortis
interitu et ardoribus sempiternis. En quomodo diligunt odientes
se et odio habent diligentes se. Magis quippe dilexerunt Bo-
hemorum populum hii, qui Hus et Jeronimum interemptores
eorum in anima interfecerunt corpore iuste dampnacionis fra-
mea quam hii, qui iustificantes eos ex istorum duorum doctrina
eos decipiunt, eorum gressus dissipant, semitas confundunt.
Letandum ergo, non dolendum est beati Wenceslai linguagio,
quod per ministerium sancte matris ecclesie tam periculosis
* Man sollte declarent erwarten. ^ In cod. de.
> Prov. 11, 10.
33*
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506
hominibus meruere Bohemi carere. Audi namque, putasne olim
filii Israel reputabant hoc sibi factum in gravamen et iniuriam,
quod iussu Moysi aliquibus eorum per castrorum media eun-
tibus frater fratrem et amicus occidit amicum pro perpetrata
idolatria. ^ Äbsit. Audiebant enim, quod in hoc sanetificaront
occisores ipsi manus suas domin o, quoniam lavabit histus manu$
8tUM in sanguine peccaUyins,^ ut si Bohemorum popolus esset in
hac parte iustus, sicut iustum se esse proclamat, de maus illis
hominibus sublatis de medio plus gauderet, quam doleret in
corde et corpore suo. Nam et ipsi parati esse debuerant pro
honore proprio reos illos legaliter interficere et dicere illis:
nan novi vos, ut sie implentes legem domini non audirent ^ sibi
obici: quoniam amastis compatriotas vestros et camem vestram
fol. 209* plus quam dominum, non estis illo dignü\^
Cap. 19.
Non obstante omagio, iuramento, fldelitate a Slesianis
Bohemorum regno prestitis possunt et tenentor iam pog-
nare contra Bohemiam.
Ut autem respondeatur ad aliqua in Bohemorum et Mora-
vorum litera contra Slesie ^ principes allegata, manifeste video,
quod eosdem preclaros duces et principes et quosdam alios
regni Bohemorum homagiales iuratos^ fideles aut subditos viden-
tur notare de infidelitatis obprobrio et transgresso iuramento,
si pro christiano populo^ ut iam inceperunt facere, se inantea
murum opponerent ex adverso ascendentibus. Causam nimirum
hanc in littera sua non ita dilucidant, sed perpendenti circum-
stancias locorum et temporum et rerum gestarum a Slesianis
contra quosdam de ritu Bohemico luce meridiana potest apparere
clariuSy quod causam eandem versant in corde suo. Quoniam
enim movent Slesitas eos debere ab iniuriis, ag^ressionibus et
dampnificacionibus Bohemorum desistere et constat^ liquide
eos hac vice contra Bohemos nulla certamina penitus habuisse
nisi pro honore Christi et exaltacione catholice fidei. Quis
* In cod. aodierat. ^ etc. Seqnitor iam ultra et tantnm de isto.
° Id cod. Slesias. ^ Ib. constet.
» Exodi 32, 27. » Psalm 67, 11.
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507
dubitat; quin propter defeDsionem veritatis^ pietatis, religionis
et iusticie censeantur eos quasi sub clipeo de infidelitate et
periurio sugillare? Saue non est dubitandum^ quod iuramentum
non est iniquitatis vinculum et magis deo quam hominibus
est parendum. Jubet imperator celestis animas pro fratribus
ponere^ inuriam proximi ut suam propriam propulsare, dei
iniuriam non inultam dimittere, malos male perdere et volunt
isti suis prohibicionibus; terroribus et comminacionibus talia
prohibere. Gloriam regni Bohemorum procurant cum summa
diligencia hü qui malos istos peccatores et perfides extirpare
de eo oitentes insultus eorum in vere credentes prohibeot.
Ideoque iuxta fidelitatis sue et iuramenti debitum non offen-
dunt ipsum sed defendunt, non impugnant sed propugnant.
Viciorum namque errorum et heresium inimiei sunt, animarum
et salutis et honoris amici. Numquid igitur ideo odire dicuntur
Cluniacensem vel alium quemvis approbatum ordinem, quod
excessus professorum in illo reprehendimus et quantum de
iure possumuSy punimus, toUimus et impendimus, et numquid
ideo regnum insoquimur, quod maliciam inhabitancium in eo
legitime detestamur? Meliora sunt vulnera percucientia amici
quam oscula blandientis inimiei ^ ut nuUam erga miserum maiorem
valeamus exercere misericordiam quam pereunti prebere disci-
plinam. Porro licet precepta domini affirmativa non obligent
ad semper, ad presens tarnen contra talia non est lex, non
prevalet imperium , non potest quidquam de iure iniquitas
superborum, nuUa potest hec pro nunc impedire pacti cuiusvis
obligacio, fidelitatis promissio vel aliquod iu(ri)8iurandi sacra-
mentum prestitum sub quacunque forma verborum.
Cap. 20.
Absolati sunt ab omni promissione et iuramento fldelitatis
Bohemorum omnes, qui eis nunc lapsis in heresim prins
faerunt astricti.
E^timo autem, quod eos qui taliter regno Bohemie fide-
litatem spoponderunt ipsius sponsionis et promissionis nullitas
et inefficacia tali modo nullatenus relevaret | sed se ad omne fol. 209 ^
» Prov. 27, 6.
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508
iuvamen regno impendendum ^ eciam pro nunc promissio ipsa
vel iuramentum quod absit extenderet, adhuc tarnen personarom
illarum que hoc a Slesianis requirunt indignitas eoB plenissime
excusaret. Pone namque, quod iurarunt fideles esse regno^ die
mihi tarnen, qui sint Uli qui iam stantibus terminis ut nunc
regni nomine censeantur? Si barones, milites Bohemorom et
Moravorum et communitas Pragensis et Cottnicensis cum suo
presule et quibusdam aliis sicut gloriaris, notum est esse
scriptum, absolutes se noverint a debito fidelitatis, homagii et
tocius obsequii, quicunque lapsis manifeste in heresim aliquo
pacto quacumque firmitate vallato tenebantur astricti. Nam etsi
sub certa pena aliquis tenebatur eis quidcunque solvere (et)
non solvit, non cadit in penam, Wyclefistas autem et Husitas
nemo dubitat ex tenore verborum papalis litere hereticorum
nomen esse sortitos. Si ergo Wiclefiste et Husite sunt heretici,
et nobiles illi cum suis complicibus Wiclefiste et Husite sunt,
quis eis vel eorum regno, quod ipsi esse volunt, ad aliquid
fidelitatis occasione cuiuslibet promissionis, pacti vel iuramenti
poterit obligari? Eciamsi iam de heresium istarum erroribns
satisfeciBsent, adhuc ab eorum fidelitate et homagio homagiales
antiqui manerent absoluti nisi ab eo qui posset plus eis con-
cederetur ex gracia post satisfaccionem exhibitam. £t ecce
adhuc durantibus eis in eisdem erroribus fidelitatis debitum
requirunt a Slesianb. Sed forte Wyclefistas et Husitas se esse
denegant aut aliquando fuisse. Utinam mi domine Jesu Christe
verum esset quod dicunt, sed probat oppositum evidencia pa-
trati sceleris, quod^ non admittit contra se verificacionem aut
negacionem publici peccatoris. Facta iam in Bohemia pluribus
annis prius inaudita turpia, inhonesta, execrabilia et insana
contra fidem Christi recte militancia, nonne veraciter ora eorum
obstruunt, si nunc se forsitan de talibus excusantes Wiclefiste
vel Husite esse vel fuisse*^ nolunt? Ecclesiam Romanam esse
aliarum omnium caput et magistram, determinaciones eius immo
et universalis ecclesie contumaciter spernere, sub sacramento
altaris solam esse quandam salubritatem recipiencium et non
corpus Christi verum, clericos posse licite per laicos capi,
destringi, spoliari et necari, templa altisdimi posse sine peccato
destrui, sanctorum imagines licere demoliri, mulieres posse
* In cod. Impendendi. ^ In cod. qui. ° In cod. noluisse.
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509
licite predicare, laicos omnes obligatos ad communicandum
8ub utraque specie et mnita alia posse de iure fieri, qae evan-
geliis, epistolis, scripture nove et veteri diffinicionique et ritui
eccleBiastico et tradicionibus patrum sunt obvia, quis dieit
carere pravitate hereticali ? Et ubi queso ista iam longo vigue-
rant tempore nisi in Bohemico solo defendentibus asserciones
impias ipsis civibus Pragensibus et regni baronibus cum exer-
citu suo? O si non doceret aut docuisset me precedens expe-
riencia hec ibi et per eos fuisse in veritate patrata! Quapropter
si ego cum aliis hominibus ' hec tacere vellemus, lapides ipsa
clamarent; et ruine templonim non unius sed plurium de hiis
testimonium perhiberent. Da autem, quod per eos patrata non
sint, quis tarnen ignorat ea non fuisse per eos impedita, ante-
quam fierent et postquam facta sunt, dimissa Coro totaliter
inpunita et quomodo tarn copiosus numerus eorum qui nunc
regnum esse volunt nequivit talia prepedire, priusquam com-
mitterentur aut post commissionem animadvertere et punire?
Scrupulo igitur societatis occulte carere non possunt; de qua
societate si excusari possent, adhuc propter pluralitatem here-
ticorum qui inter eos sunt ab hereticorum titulo et nomina-
cione liberari non possunt. Nam si propter Judam solum apostoli
murmurasse de effuso unguento narrantur, quanto magis Bo-
hemi propter aliquos et non paucos inter eos heresi fuisse
corrupti vulgo dicentur? Taceo quod adhuc volunt resistere in
quatuor articulis in sua litera expressis^ quia in illis submittunt
se utinam corde et non lingua tantum correccioni sanius in-
telligencium. Taceo tamen frustra | ut timeo colorate, nam et ^ol 210"
apparenter videntur se subdere aliorum correccioni seu emen-
dacioni qui iam tanto tempore in eisdem manserunt incorrecti?
Concilium quippe generale congregatum Constancie declaravit
satis lucide communionem sub utraque specie laicis non licere
et adhuc declaracionem petunt aliam quasi mare guttis et sol
ipse sit facibuB adiuvandus. '^
* In cod. adiuvandis diis.
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Cap. 21.
Quld^ intelligatnr nomine regni.
Sicut. in ecclesia continetur episcopns et ecclesia in
episcopo^ sie in rege** regnum et rex in regno, homagiales
ergo regni homagiales sunt regis, regis prineipaliter , regni
secundario, regis ut capitis, regni ut membrorum. Capat autem
membra sequuntur, non precedunt. Quid ergo vasallia regni
Bohemorum poterit imputari, si contra regem regno non obe-
diunt, immo quid eis imputabitur, si regi contra regnum, capiti
contra membra obedienciam servant? Dato eciam quod rex
malus sit aut sceleratus, adhuc ei non deposito sed toUerato
obediendum est dummodo non in malis. Sederunt etenim scribe
et pharisei super cathedram Moysi et adhuc iuxta verba eorum
facere populus debuit non iuxta opera. Quam vis enim eorum
opera essent mala, docebant tamen non mala, sed bona legis
mandata. Unde et discolis prepositis obedire precipimur in licitis
et honestis, dummodo non sunt precisi a corpore Christi mistico
vel a suorum prepositorum officiis, prout dei populus in divino
eloquio legitur obsecundasse, id est obedivisse vel obtemperasse
multis regibus criminosis. Nee quisquam estimet, honorabiles
hos duces et principes Slesie et iuratos alios posse sine fame
sue negligencia que crudelitas iustissime est appellanda regi
per unum et regno per alium deservire ... * Senciant igitur
Bohemi in hoc casu de Slesianis quidquid libet, sola eos con-
sciencia in oculis domini non accuset. Revera non solum non
accusabit eos consciencia in conspectu dei sed nee aliqua iuris
infamia in estimacione populi, quoniam non adiuvando perversos
illos homines providerunt sibi satis de bonis non tantum coram
deo sed et coram hominibus, ut qui propter hoc eos minoris
estimacionis habere vellet quam prius, non homo sed bestia
foret non immerito nuncupandus. Cassum tamen est funda-
mentum istorum sie regi opponencium tamquam duces Slesie
et alii sub solo nomine regni regno soli vel corone prestiterint
* Quid vel quid in cod. ** In cod. regere.
1 In diesem Tone und Sinne sind die folgenden Ausf&hrnngen gehalten,
wobei zunttchst eine weitere Ansführnng desselben Gedankens bemerkbar
ist, die in Folge dessen hier hinweggelassen wurde.
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511
homagium, qnia et regi et regno sicut vasalli se iuramento
fidelitatis astrinxerunt. Et quid opus esset novo rege creato in
Bohemia novum ei prestare homagium, si semel esset sub regni
nomine hoc prestituni; quia cum per mortem regis non moriatur
regnum; adhuc prima fidelitatis promissio duraret nee esset
Decesse novam fieri, quia pactum est fieri per plura | quod fol. 210*>
(non) potest fieri per pauciora. Sed forte ad iurandum sepe
vel multum volunt esse isti Bohemi faciles et proni, quod si
ita est, tunc absque dubio non timent id quod scriptum est:
Vir muUum iurans replebitur iniquitate et non discedet de domo
eins plagru ^
Cap. 22.
Bex Sigismondus non potnit dare seenrom condnetum
Johanni Hus ad concilium Constaneiense.
Nunc autem placet illud perpendere, quod regi inprimis
obiciunt eum videlicet Johannem Hus contra conductum suum
proprium in mortem tradi permisisse vel per se quodam* modo
tradidisse. Sed quid rex eum habuit vel potuit ad hunc actum
securare vel conducere, qui debuit in iudicio non regio vel
seculari sed ecclesiastico vel spirituali de suis dogmatibus
respondere et iuxta suum meritum ibidem sentenciam expectare?
Distincta sunt tribunalia, distincti gladii, distincti fori reg^m,
imperatorum et aliorum laicorum ab una et pontificum cleri-
corumve ab alia parte, ut nullus eorum in messem alterius
falcem debeat mittere vel securando vel conducendo iuris-
diccionem alterius impedire. Dato igitur quod pestifer ille
magister a Sigismundo securum conductum habuerit, de quo
tamen sine dubio pro nichilo conductus ille haberi debuit tam-
quam datus ab eo qui ipsum dare nequivit. Sane quod eins-
dem hominis dampnacioni predictus rex interfuisse describitur,
velut advocatus ecclesie et iudex secularis fecisse dicitur, quo
presente debent heretici sentencialiter per episcopos condemp-
nari et iudicio seculari relinqui. Et igitur in hoc rex ipse
peccavit. Posito eciam quod tunc in civitate Constan-
ciensi rex ipse ut quidam autumant nullam penitus iuris-
* In cod. quedam.
> Eccl. 23, 12.
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512
diccioDein epiritualem vel secularem habuerit, atpote qui pro
tempore illo quo sanctum celebrabatur ibi coDciUum totom
ius, auctoritatem^ iurisdiccionem et dominium civitatis illius
in ipsum transtulerit concilium sacrosanctum , numquid ideo
minister et adiutor ecclesie^ promotor fidei et executor Tolun-
tatig congregacionis illius in domino benedicte esse desiit; ut
presenciam suam iniquorum dampnacioni, maxime si concilium
ipsum ad hoc eum cum debita iostancia requisivit, exhibere
non debuerit? Porro quod scribunt barones et alii superius
memoratiy omnes hereticos et scismaticos timc in concilio Con-
stanciensi habuisse plenum conductum^ liberum transitum, secu-
ritatem omnimodam et pacem, omnimode negatur. £t qualiter
ex statu tis Pisani concilii concilium Constanciense convocatum
est et ad illius similitudinem celebratum, in Pisano autem*
concilio etsi securi fuerint Greci, Armeni et alii trans-
marini scismatici^ qui se iam dudum ab obediencia Romane et
universalis ecclesie subtraxerunt, insuper etsi Franci cum
suis^ qui se a subieccione Romani presulis quem nos prius
pro apostolico habebamus ^ longis temporibus subtraxerunt, plena
usi fuerint libertate nee pro excommunicatis habiti pro snb-
duccione huiuscemodi nee pars nostra habita ab eis prout talis
pro eo, quod illum quem ipsi pro papa habuerant nos habere
dedignabamur, excommunicati tamen vel suspensi vel interdicti
aliunde de eis vel de nostris pro talibus sunt habiti et ut tales
evitati nee aliqua libertate gaudebant. Unde et unus de numero
Bohemorum eciam de heresi quadam suspectus clam de Pisis
fUgam iniit vel occulte se in domibus suorum fautorum ab-
scondit. Absit igitur a Constanciensi concilio, ut omnes here-
ticos et scismaticos cuiuscumque status pro liberis et securatis
habuerit et conductis, cum mater sua Pisanum concilium tali
modo eos non decreverit honorare, de quo scripsi modicum
supra in prima parte cap. 42. Gens quidem Arragonum et eorum
qui nondum reliquerunt Benedictum XIII. vel Gregorium XII.
qui habitabant in Arragonia a(ut) Remulis * et alibi securati
fuerant ad Constanciense concilium veniendum et pro excom-
municatis vel scismaticis nullatenus sunt tunc habiti , quam vis
eos prius pro talibus haberemus. Heretici autem alii et scis-
* In cod. aut ^ In cod. habeamus.
1 Rimini.
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513
matici de partibus | nostris neqaaquam fuere tali prerogativa ^o\. 211*
donati. Amen, amen dico tibi anima mea^ si securitatem illam
habuisset, venerandum *• illud universale concilium , qaod deu8
in BuiB factis semper dirigit et errare non sinit, nequaqnam
(eum) violasset. Novit enim, qaod ceteris paribus hosti fides
servanda est, ceteris dico paribus, quoniam si ipse fidem fran-
geret, pro fracta haberetor. ^ Nonnulli autem disputant, an here-
ticO; qui vult errorem suum defendere, possit dari securitas,
cum ei nee Ave dicere nee communicare in aliis debeamus.
Diffiniat hoc sancta mater ecclesia et tenebo cum illa. Scio
tarnen, quod licet ad verba Helye convocavit Ächab omnes
sacerdotes et prophetas Baal in monte Carmeli, eque bene vir
dei eoB occidit hiis non obstantibus, si ille qui fuit hereticus
securatus ad iudicium venit, revocaturus suum errorem et non
defensurus coram ecclesia non immerito sibi manet securitas
inconfracta.
Cap. 23.
Bohemi gloriantnr inconrenienter de christianissimo suo
^ regno.
Beatificacionis et decepcionis proprio Bohemi sibi nomen
arripiunt, quando vanissime in se gloriantes non in domino
regnum suum christianissimum esse scribunt. Opera que facit
et fecit ^ perhibent testimonium de illo, an debeat diel chri-
fitianius vel christianum. Temporibus felicissime memorie
Karoli patris Wenceslai nuper defuncti, temporibus
eciam Johannis patris ipsius Karoli, temporibus quoque alio-
rum regum et ducum Bohemicalium christianissimum satis dici
potuit, 8ed tarn versa in luctum dthara et auro mutato in scoriam
illud celebre nomen amisit. Tunc fides servabatur in eo catho-
lica, erigebantur dei sanctuaria, cultus dei cernebatur non
minui sed augeri, clerus habebatur in reverencia et ordinate
et honeste dirigebantur quasi singula, nunc mutacio facta est
proch dolor in contraria et adversa. Nee tamen illo primo
tempore ad tantam perfeccionem est deductum, ut possit dici
christianissimum vel in christianitate pre aliis in fide, gloria
* In cod. veaerendum. ^ la marg. de couductu hereticoram.
* 8c. regnum.
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514
yel honore summum. Ad aliqua enim regna perfecciora et
christianiora non pervenit^ respectu multorum r^^omm alio-
rum novellum est in fide, novellius in dyademate nee demon-
stravit opere se pre aliis cucurrisse vel in vinea domini po«t
illa*^ in bone iidei operibus laborasse. Et audent presumptnose
eiusdem incole ipsi r^^o nomen talis excellencie usurpare.
Vix eorrigiam calceamentorum quorundam alionim regnomm
posset solvere, vix rotam aut apicem illustrium faetorum qae
in aliis regnis patrata sunt attingere et debet christiaDissimom
esse ! Utinam digitum ori suo superponerent et excellencie tante
titulum sibi nullatenus arrogarent. Sive enim superlativum istom
christianisaimum pro summo in christianissimi regno accipiant
sive pro satis christiano vel valde christiano, sufBceret eis uti
grammaticali positivo simplici et coronam suam propter illa
que fecerit in transacto tempore christianam simpliciter nomi-
nare. Sed an nunc propter gesta presencia et modemorum
temporum eciam in positivo christianum appellari debeat, nescio^
cum eius principales proceres et multitudo hoc narret sibi in
iniuriam iieri, quod fit in honorem et gloriam omnium salvatori.
Scribunt eteuim hoc factum in sue nacionis improperium^ quod
ut dicunt rex Sigismundus quendam civem Pragense A tradi
fecit Wratislavie in mortis interitum propter hoc solum ut
aiunt, quod sub bina specie panis scilicet et vini dominicum
sumpserit sacramentum.
Cap. 24.
Commnnicans contumaciter et in contemptnm ecclesle sab
utraqne specie pro beretico est habendns.
Sub bina specie corpus et sanguinem domini nostri Jesu
Christi quemvis laicorum accipere non potest dici solum esse:
habet communiter annexum contemptum sancte matris ecclesie
fol. 2ii»> et I diffinicionum eius et per consequens crimen ipsius heresis.
Et qualiter non meretur penam mortis? Fatetur universalis
ecclesia venerandam Romanam ecclesiam ecclesiarum omnium
esse Caput et magistram et habere plenam a domino potestatem
ligandi et solvendi, statuendi et ordinandi in domo eius quid-
quid videtur ei esse laudabile, racionabile et honestum. Fatetur
* In cod. Ulis.
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515
et se ipsam tali auctoritate miDime carere, fatetur eciam, quod
omnis christianus ipsam Romanam vel universalem ecclesiam
hanc habere potestatem denegans ruine sue substratus iacere
debeat et pro heretico reputari. Is autem civis Pragensis, de
quo barones contra regem causantur, fuit a christianis natus
et cum christianis a iuventute conversatus. Quomodo igitur potuit
ignorare constitucionem^ ordinacionem, consuetudinem, ritum et
observanciam et Romane et universalis ecclesie^ quibus voluit,
ordinavit, decrevit et statuit, laicalero populum sub utraque
specie non esse communicandum. Non igitur dumtaxat fuit
communicator sacramenti sub utraque specie sed et contemptor
ecclesie, quam si quis tali modo contempnit, nonne tamquam
ethnicus et publicanus^ scismaticus et hereticus habendus erit?
Non obedivit sacerdotis illius magni precepto et imperio, qui
ministrat domino deo nostro in loco quem elegit dominus,
mortis reus et filius perdicionis fuit.
Quamvis ergo Sigismundum regem non velimnec
possim excusare in omnibus que sibi a baronibus obi-
ciuntur, immo et in pluribus sibi obiectis ab illis sit culpabilis,
in quibusdam tarnen excusatum eum habeO; sed rectum ordi-
nem procedendi observavit in facto suo. Nam cum ea que
iusta sunt.iusto et debito modo debent execucioni demandari,
non collaudabo eum de nomine sed de adverbio, quia non
placet summo regi bonum aut bonitas, iustum aut iusticia,
rectum aut rectitudo, nisi et bene et recte et iuste et racione
facta fuerint; ne si solus oculus noster tenebrosus fuerit in
corpore, quod luminosum esse creditur, ipsum quoque corpus
in tenebras convertatur. Opus nostrum, corpus nostrum, oculus
autem non solum est cordis intencio sed et operis forma, que
si viciata fuerit, totum opus vel viciosum est vel viciandum
erit, ut autem clarius agnoscas civem illum Pragensem de quo
supra ex illa communicacione sub specie duplici notam heresis
incurrere potuisse, lege si placet aliqua hie immediate subiuncta.
Cap. 25.
Qui non conformat se in universalibus ecclesie, membrum foi. 212*
eins putridum est. *
^ Die folgenden Erörtenmgen sind wegen ihres rein theologischen Inhaltes
hinweggelassen worden.
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516
Cap. 26.
De festo pascali et quadragesima.
Cap. 27.
De marehionatu Brandeburgensi.
Superest nunc parumper de secundo articulo scribere
qui dicit: regem Sigismundum marchionatum Brande-
burgensem alienasse de regno Bohemie minus iuste. Ad
hoc quippe dicendum: gens Bohemorum exinde forte movetur,
fol. 212^ quod in regni preiudicium non parvum aut modicum | sed
magnum valde eum aliena8se(t) nequiter^ presertim si ante
alienacionem eandem iuramentum fecit ut est solitum de ser-
vandis regni iuribus illibatis. Disputative autem non deter-
minative loquendo oportet videre ante omnia, an bone memoria
Karo 1 US IV. imperator Romanorum et rex Bohemorum mar-
chionatum ipsum Roraanorum imperio auferre potuit et seeptro
Bohemico applicare. Si enim reges orbis terrarum post sacra-
menta tali modo prestita alienare magna et notabilia a suis
regnis nequeunt^ consequens est, ut et ipse Karolus a Borna-
norum regno marchionatum iilum tollere et throno Bohemorum
dare, incorporare vel unire nequivit. Quid ergo mirum, si
Sigismundus eciam Romanorum rex illum Romanis restitnit,
quo eos imprudenter ut videtur Karolus ipse privavit? Merito
etenim factum patris sui correxit, qui positus est, ut excessus
corrigat aliorum. Cooperatur ad hoc, quod, cum eis res per
quascunque causas nascitur, per easdem et solvatur, et par sit
potestas solvendi et ligandi, et potestas Karoli iam in Sigis-
mundum transierit. Nee peccatum dimittatur, nisi ablatum
restituatur, non iniuste Sigismundus peccatum patemum emen-
dans reddidit quod suum est vel fuit regno Romanorum. Dispu-
tative namque ut premisi scribendo ulterius Karolus ipse
sive per modum empcionis sive per modum campestris belli
marchiam acquisierit vel univ(er)it eam Bohemie, ut idem
deberet esse rex Bohemorum et Brandeburgensis marchio et
utrumque dominium habere in feudum ab imperatore Romano
vel alio modo. Si primo modo, iam non Sigismundus sed pater
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517
eius Karolus eam Bohemis abstulit et Romanis reassignavit.
Ipse est enim, qui adhac vivens corpore non diu post acqui-
sicionem marchie Wenceslaum primogenitum suum regem
Bohemoram esse voluit et Sigismundum Brandeburgecsis
territorii marchionem. Ipse divisit principatum a prineipatu,
cum aliam in regno, alium in marchia principem deputavit^ si
alio modo demonstretur ille modus, quis et qualis iile fuerit et
responderi poterit; si non demonstratur^ pro äon facto habetur,
quia de occultis iudicare non possumus, eciamsi vices omni-
potentis dei in locis istis inferioribus teneremus. Sed forte ille
alius uniendi modus declarabitur et dicetur: Karolus sie
marchiam univit Bohemie, quod duobus existentibus principibus
terre utriusque is qui possideret marchiam eam deberet habere
in feudum a dyademate Bohemorum. Ad quod videtur posse
faciliter responderi: si tali modo marchiam Bohemis univit,
tunc sequitur, quod iuramentum fidelitatis quod ab olim mar-
chio Brandeburgensis regi Romanorum prestitit, prestare ei
amplius minime teneatur, si namque hoc sacramento iurabit,
hoc est regi Bohemorum, a quo secundum istos marchiam in
feudum sumif^ . Brandeburgensis marchio prepositus est im-
perialis camere et iurabit fidelitatem regi Bohemie! Quis
igitur, si in imperiali camera infideliter ageret, quis cum de
periurio redarguere potest, cum non Romanis sed Bohemis
ipse iurasset, preterea si bellum inter regem Romanorum et
regem Bohemorum ingrueret? Nonne iuxta premissa Bohemie
et non Romanorum domino consiliis et auxiliis astaret. Debet
esse marchio ipse unus de principalibus summis et precipuis
astantibus fidelitate et opere Romanorum regi. Et talem vasallum
homagialem iuratum et subditum sibi electorem et camerarium
imperii auferre volumus imperatori propter facta Karoli semper
Augusti. Öal va eius igitur in hoc reverencia magis Augustus
fuisse creditur natalis soli sui Bohemici quam
imperialis et Romani,^ unde tamen habere meruit
nomen Augusti. Sed quia Sigismundus ipse restituisse
marchiam Romano videtur imperio eo tempore quando adhuc
fuit solummodo Romanorum rex et Brandeburgensis marchio
* Folgt eine weitläufige rhetorische (ironische) Floskel, die hier weggelassen
werden konnte: O alienacio magna et maxima de imibos etc.
1 Das ist der Stiefvater des heil, römischen Reiches.
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518
nondum autem rex Bohemorum, <^ an ad hoc faciendum regnnm
Bohemorum (e)vocare debuerit ad dicendum causam raciona-
fol. 213» bilem, qualiter hoc fieri non deberet, ecclesie | diffinicioni
relinquimus; presertim si pro tunc et ante marchionatum ipsom
habuit in feudum a rege Bohemorum. Et dato quod hoc facere
debuerit videlicet regnum Bohemorum ad talia facienda evo-
care^ tamen quia multa fieri non debent, que facta tenent, an
modo ipsum factum valore^ habeat, ipsa eadem mater ecdesia
determinet et decernat.
Cap. 28.
Adhuc de eodem.^
ÄdversuB autem ista que sie causa disputacionis et in-
formacionis hie inserui^ multa possent argumenta fieri que
patere possunt sagaciter intuenti. Sed quia non est meum in
celum 08 ponere nee de litigiosis rebus curam gerere sed
pocius pacificis studiis i n h e r e r e, decrevi plurima eorum
sub silencio preterire, hü tamen qui per exempla solent argnere
dicunt hec per omnia Earolo licuisse. Videmus etenim, quod
et ipse et predecessores sui non pauci multa prius ad impe-
rialem fiscum spectancia ei recesserunt et aliis assignarnnt. Sic
civitates, sie castra, feuda, bona, iura Romanorum principum
eis quasi voluntario Ulis decedentibus ad manus multorum
regum et principum pervenerunt. Sed quia non est attendendum
quid sit factum sed quid faciendum, non concludit in omnibus
argumentacio per exemplum. Pendamus primo tempora, post
hoc loca, personas et res ipsas in loco et tempore gestas et
alias merito pensandas circumstancias et videbimus, quod non
semper possunt aut debent posteriora concordai*e cum prioribus,
quia crebro et iustissime non eodem cursu respondent ultima
primis. Olim dives et habundans fuit imperium^
hodie exhaustum et attenuatum, ut vix habeat, ubi
Caput suum reclinet. Quapropter iuxta diversitatem tem-
poris iuste eciam diversificabitur potestas, autoritas vel pocius
potestatis et autoritatis execucio vel liberalis Romauorum regis,
cui multum habenti multum dare licuit, cum iam parum habens ^
*• In cod. Romanomm. ^ Et cetera non plos. *' In cod. com mnltnm
habens and qnia iam parom habet.
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519
pamm det In loco eciam ubi ConstantinuB baptizatos extitit,
multa Silvestro tribui conveniens fuit, qae in locis quibusdam
aliis ei dare congruum non fuisset. Decens quippe et dignum
extitity ut in loco illo in quo celestis] imperator sedem sibi
constitait terrenus dominus dominii nil haberet, decuit, ut
sacerdotalis ipsa et presertim Romana dignitas usque ad tempus
illud paucis rerum mundanarum adiuta suffragiis temporalibus
adiuvaretur auxilÜB; ut spiritualibus proficeret incremen tis. Sed
quia nunc necesse est terrarum potentibus, regibus et princi-
pibus multa possidentibus de bonis Romanorum abstrahere et
illorum thesauros^ fiscos et reditus facere diciores^ istis dare
est perdere^ illi tunc dedisse est coronam iusticie manente(m)
in seculum acquisisae^ quod si^ eciam hodiema die de donis
parvis imperatorum ad magna volumus arguere, constat de se
consequenciam non valere. Cum enim rescripta apostolica mino-
ribus expressis maiora minime comprehendant^ quomodo valor
exiguorum imperialium munerum valere faciat tradicionem
maiorum vel quasi maximorum. |Non ignoro imperatores et
reges non obstante iuramento de non alienando prestito posse
pauca tribuere^ sed exinde non compellor concedere eos eciam
inmensa grandia et maiora posse. Potest episcopus non obstante
iuramento de non alienandis rebus sue ecclesie quid exiguum
— hoc est quinquagesimam partem suorum redituum pro novo
erigendo monasterio vel centesimam pro amplificanda sua sepul-
iura ecclesie iam erecte tribuere sed hoc equitatis tempera-
mento servato, ut sive simul et semel sive successive hoc faciat,
ecclesie sue grave dampnum non inferat et ecclesie cui dederit
Bubsidio competenti succurrat. Et dicemus provisorem et rectorem
Romani imperii propter donaciones minimas non nocivas suo
imperio posse esse adeo prodigum, ut et magnas et notabilis-
simas possit facere in sui regalis solii detrimentum? Absit
Cap. 29.
Adhne de eodem. foi. 2i8i>
Demus igitur, quod concessiones alique facte per Ale-
manniam vel alibi auctoritate imperii de nonnullis civitatibus,
iuribus, rebus aut castris ad imperatorem prius pertinentibus
sive dominio utili sive directo robur et efficaciam iuris habeant,
▲rckiT. Bd. LI. IL H&lft«. 34
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520
nomquid per faoc confirmatur ista de marchioiiatu Brande-
burgensi facta Bohemis donacio, unio vel incorporacio , cam
dispar valde sit illorum concessorum et huius rei donate vel
aequisite condieio. Et quamvie hoc ex premisBis aliquantulum
patere valeat, libet tarnen superaddere, quod in generali ser-
mone non veniimt ea; que qois non e88e(t) verisiniiiiter in
specie concesBurus. Pone itaque, quod sit lex vel senno legis
imperatorem poese dare multa eciam grandia, hone tarnen prin-
cipem camerarium säum in secretis suis et ardois precipne
requirendum ad alium posse transferri^ in huiusuKKÜ generalitate
includi^ non convenit racioni. Diffiniant hii hoc ad quos per-
tinet sive electores imperii sive alii quocunque nomine cen-
seantur. Si inter regem Bohemorum et marchionem Brande-
burgensem super marchionatu Brandeburgensi lis vertitur, quia
de feudo imperali est questio, per Romanorum principem si
tarnen suspectus non fuerit determinetur. Si super eodem ab
ipso imperatore vel Bohemorum rege nomine tamen imperii
contra marchionem actum fuerit^ recurratur ad compares corie,
dummodo et ipsi careant suspicione^ periculosum enim nimis
est coram suspectis iudicibus litigare. Quod, si de hoc sedes
apostolica se decreverit intromittere ex causis racionabilibus
eam moventibus, cum sua multum intersit in re huiuscemodi et
iura possidens terrena simul et celestis imperii, de hiis ex
plenitudine potestatis iudicare voluerit, a me reprehensionem
nuUam habebit. Utinam iudicem competentem invenirent alie-
naciones ille minute, quas de Corona Romuli reges Romani
fecere* diversis — huic videlicet vel illi principi, ut vel
confirmarentur ut valide vel infirmarentur ut invalide Tel
reducerentur ad mensuram congruam, in qua donatoriis utili-
tatem afiferrent et donatori non valde nocerent vel et de fatuiis
fieret super hoc per cum qui posset opportuna provisio, ne
saltem ultra certum numerum, mensuram aut modum distra-
herentur inantea fructus, reditus, iura, bona, municiones et
ville Romani dyadematis cum decreto superaddito, quod nuUum,
cassum esset et irritum, quod fuerit in contrarium attemptatum.
£n etenim quasi frustatim iam lupus devorabit agnum, dum
hoc vel illo terreno principe hoc aut illud de botiid augustalibos
possidente evacuatum est imperiale marsubium et dyadema
* In cod. regia . . . facere.
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521
cunctorum dyadematum ad nichilum quasi est redactam. Sant
tarnen alii de hoc iure aliter sencientes. Nam cum imperatores
deberent esse primi inter fidei defensores et ecclesie, leguntur
sepe inter exterminatores fuisse preci'pui. Dignum est ergo
secundum os'^ aliquantulum regestare (et) laborare ne si tauri
pingues obsederint ecdesiam, tanto facilius in ea mala faciant,
quanto magis in suo corpore de pinguetudine , fortitudine et
potestate gestant. ludicare dignetur dominus et demonstrare per
suam sanccionem, quid herum sit utilius aut credentibus magis
utilius ad salutem.
Cap. 30.
De infamia petant (!) se liberari Bohemi.
Inter alia que Bohemi a rege Sigismundo postulant est
hoc non minimum; quod infamiam quam eis ut dicunt iniuste
intulit vel inferri permisit, destruat^ reformet et toUat. Fatentur
ergo se diffamatos esse vel infames ^ famamque^ sibi reddi
volunt. Et vere Uli infames sunt qui vel heretici sunt vel
eorum quomodolibet defensores. Sed nunc videndum est; de
qua infamia hoc intelligant: est namque infamia iuris que in
crimine ecclesiastico contracta per papam interdum tollitur, est
canonis que per veram penitenciam aboletur, est facti que
per longa boifa opera subsequencia submovetur, cum enim in-
famis de facto vult se purgare ab oblocucione hominum sicut
exhibuit prius membra sua ad serviendum peccato, | sie ea fol. 2U*
exhibeat nunc ad serviendum iusticie. £t licet impossibile sit
eum infamem non fuisse^ nomen tamen macule quod sibi con-
traxit in ore hominum per commissionem criminum delere non
potest et auferre per opera virtutum, ut qui prius avarus dictus
fuerat modo largus dicatur, qui incestuosus modo castus modo-
que dicatur iustus qui prius iniustus. Sed ecce si de infamia
iuris expiari desiderant, papam querant. Nempe si renunciantes
heresi et abiurantes eam de ea volunt digna emendacione satis-
facere, potest ille hanc infamiam tam remote ab eis proicere,
quod nuUum in posterum possit ipsis discrimen afferre. Si
petunt ab eis tolli infamiam canonis que annexa est cuilibet
peccato mortaliy si suo in tempore bene ad confitendum
* Wohl für hos, wie ea statt heu. ^ In cod. que famam.
34*
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522
dispositi idoneo sacerdoti peccata delictaque sua legitime confessi
fuerint, ab illa fame denigracione poterunt liberari, si de tercia
loquimur quam infamiam facti nominamus, taue pensanda sunt
scripture verba dicencia : Quamvis per penitenciam animcLS sahare
po88umu8 infamiam tarnen aholere non posewnus, quod ita inter-
dum est: per penitenciam salvatur anima qnoad deom sed
non redditur fama quoad populmn^ at per ipsam penitenciam
populus recognoscat emn nunquam foisse diffamatum, nee enim
potest hoc operari penitencia^ ut facta sint non facta eed at
non noceant anime ad salutem. Alanus in suis proyerbüs:
Quem semel horrendis maculis infamia nigrat
Ad bene tergendum^ laborat aqua.
Peragant ergo Wyclefiste et Husite suo forte tempore con-
vertendi penitenciam quantumlibet fructuosam, propter boc
dici non poterit eos non fuisse Wyclefistas et Husitas vel boc
aut talia docuisse minime vel fecisse vel in heresim nullatenus
incidisse. Scribuntur eoram facta et dicta stilo ferreo in lapide
adamantino, qaod ea nulla possit delere oblivio^ et ubicunque
scriptura illa lecta fuerit, dicere(tar) in memoriam eonim, qaod
hec vel alia quondam docuerint vel fuerint operati. Et qao-
modo contra boc Sigismundus potest eos ad famam restituere,
cum non sit in eins potestate ora hominum loqui volencium
obstruere et manus omnium scribere cupiencium probibere, nee
potest facere, ut que in veritate bac facta sunt facta non sint,
cum ad boc faciendum sc non extendat eciam potencia eius
maiestatis. Hiis tamen non obstantibus infamia facti tali modo
redditur ut premisi^ si infamatus vitam suam bonis adomans
operibus infamiam suam propriam in bonam vertit famam, ut
qui in eo prius scandalizati fuerant, nunc edificentur in ipso
benedicentes in excelsis dominum qui de peccatore fecit
iustum, de malo bonum, de reprobo innocentem.
* Fehlen ein oder zwei Worte.
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523
Cap. 31.
ütnim Bohemi possnnt a Sigismimdo petere reportacionem
anri et argenti qnod de monnmentis sanctoram et reli-
qniis dieitar asportasse«
Qua fronte maiorcB natu Bohemorum regi Sigismundo
possunt obicere ablacionem auri et argenti de monumentis
sanctorum et reliquiis videre non valeo, cum turpe sit doctori
vel accusatori; cum culpa redarguit ipsum. Licet enim sit in
rege satis reprehensibile, quod talia fecit sicut in prima parte
huius operiB scripsi, tarnen si legitimus non fuerit accusator^
non debet ad vocem ipsius fatigari accusatus. Inde et salvator
illos audire renuit, qui accusantes discipulos suos de trans-
gressione tradicionum ipsorum seniorum inter Hebreos non
erubuerunt a se proicere mandata^ que ille senior qui dicitur
et est antiquus dierum eis dinoscitur tradidisse. Munda nam-
que debet esse manus que vult alterius sordes abstergerey et is
qui in ocvlo suo trabem gestat non potest festucam ab alienis
oculis^ amovere. \ Hinc est eciam, quod ad furem, mechum fol. 2U
accusandum ille non admittitur^ qui dicit non furandum et
furatur, non mechandum et mechatur^ illud namque quod verbis
intimat faciendum non esse, facit opere et ideo sibi ipsi cen-
setur quodammodo repugnare, factis negat, quod voce astruit
et per consequens frustra legis auxilium implorat, cum in legem
committai Restituant ergo Wyclefiste et Bohemi prius decorem
et omatum aureum et argenteum quem ipsi abstulerunt de
sanctorum diversorum monasteriis, ecclesiis, imaginibus, sepul-
cris et ossibus et extunc ad eorum proclamacionem de simi-
libuB respondetur. Deliberabit forsitan Sigismundus de quo
eum eciam petunt, ut omnes Status hominum reservare debeat
in suis privilegiis, libertatibus et iuribus, quia ille qui dicit
omne nihil excipit, in eorum peticione comprehendi videtur
et cleruS; et utinam in hoc puncto eos dominus exaudire dignetur.
Quid igitur in multis aliis laboraverunt et laborant, fecerunt
et faciunt contra clericorum et ecclesiarum libertates, iura et
privilegia eis a domino deo, Romanis pontificibus, imperatoribus,
regibus ; principibus aliisque concessa videat eorum consciencia;
1 Nach Luc 6, 41.
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an per hoc contra clerum occasionem velit querere ant per
talia scripta palliare alia facta sua. Pensent et omnea fideles
populi qaomodo velut Anaxagoras ignorantes voces proprias
yideantur in hac utilissima supplicacione petere quod neqna-
quam vellent in bonum ipsius cleri iam impletum esse. Sane
etsi in articulo eorum tercio in quo permanere volunt, ubi de
abscindenda superflua dotacione cleri mencionem faciunt hoc
verbum debite addunt expresse dicentes : Dotacio cleri stiperßua
ddnte prescindatur , nisi tarnen adhuc alio modo purgent sua
facta precedencia^ verisimiliter formidatur eos hoc verbum
debite in dolum et fraudem aliquam posuisse; de quo cum ad
articulum tercium ventum fuerit, plenius forte tractabitur et
dicetur. *
Cap. 32.
De Ulis qnataor articnlis in qnibus Bohemi yolnnt per-
manere quadam tarnen condicione apposita.
, Procedendum iam ad illos quatuor articulos de qnibus
in Constanciensi concilio scribunt se Bohemorum plurimi volle
mauere condicione tamen sequenti sub hac forma adiecta: niri
fuerimus quod non credimus ex eacra ecriftura meliue informativ
Pensate lectores verba et cavete dispendia, latet hie tupii in
undis, anguis in herba, venenum in melle et mors in apparentibui
verbis vite, Nisi inquiunt fuerimus quod nofi credimus ex eacra
scriptura melius informati, Auctoritatem ecclesie non exprimunt,
scripta et dicta sanctorum habere pro informacione non querunt
sed ad informandum se melius nudum verborum corticem et
solum textum sacre scripture requirunt, et licet ecclesie sancte*
auctoritas ex sacris scripturis fundamentum solidum et firmum
habeat, autoritatem tamen illam omnino respuunt et sie autori-
tatem ecclesie contempnentes omnem ordinacionem eins ritum>
que confundunt, parum se credere demonstrant in unam sanctam
ecclesiam; qui tali modo parvipendunt eam. Et quia taliter eam
parvipendunt, cum ea non sunt et si cum ea non sunt, contra
eam sunt. Hinc est quod teste experiencia nova supposita ad
eam non trahunt aut colligunt, sed ab illa eciam antiqua auferunt
et dispergunt. Sed audi : autoritati ecclesie matris non rductari,
1 In cod. etc. et tantum de iflto.
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nt qnidam sanctorum scribit^ summus est honor et gloria. Reluc*
tanti igitur et renitenti : 0 quantam dedecus est et confusio et
ig^nominia . . .^
Cap. 33.
De eodemJ
Cap. 34.
De articulo primo in quo volunt Bohemi residere. ^
Cap. 35 und 36.
De eodem.
Cap. 37.
De tribus erroribus circa sacramentum hoc.
Cap. 38.
De errore primo. ^
Handelt In dorchans rhetorischer Weise über den der Kirche scholdig'en
Gehorsam.
Von einer speciellen Angabe der Seitenzahlen der Handschrift ist hier
Umgang genommen worden , weil der Inhalt im Speciellen nicht ange-
führt wird. 2 Lndolf bezieht sich hier auf seine schon früher gemachten
Aensserongen über die comrounio sub ntraqae: recordor me et in prima
parte et in hac secnnda parte hoins tractatnli prius aliqoa scriptitasse.
Er kommt hier auf einzelnes zurück, namentlich weist er die Ansietat
ab, als ob die commmiicantes sab una — diyisores seien, dann dass man
den GlSnbigfen die Devotion entziehe, das sei eine peticio principii, seine
Gregner setzten etwas voraus, was erst zu beweisen ist — die Devotion
bei der Communion sub una sei vielmehr grösser, — dann sei das Abend-
mahl sub utraque nicht opportun, z. B. bei Trunkenen oder bei der Pest
3 Der kurze Inhalt ist: Venturi erant et alii qui dampnantes innocentes
et imiozios eos, qui non contemptu religionis sed necessitatis articulo
prepediti saeramentaliter corpus eins et sanguinem edere et potare ne-
queunt, absque excepcione dicerent: eoa eue perdidoni» filioa, edamsi in
Vera fide cotholw op&reUi fuuMent opera bona mtdta. Salvator enim dizit:
Nin manducaneriiü . . . (Das ist bekanntlich die Stelle, welche das
Fundament der gegnerischen Anschauung bildet)
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C»p. 39 und 40.
De errore secundo. <
C»p. 41.
De errore tercio. ^
Cap. 42 und 43.
De scriptis per apostolum Paulum ad CorinthoB.
Cap. 44.
Qualiter communicantes recipiunt aliquid huiusmodi de
calice post communicacionem.
Cap- 45 bis 48.
De secundo articulo Bohemorum in quo remanere yolunt
videlicet quod liceat predicari in omni loco. *
Cap. 48 biB 53.
De tercio articulo Bohemorum: de superflua videlicet
dotacione a clero debite prescindenda. ^
Cap. 54 bis 56.
De quarto articulo Bohemorum.^
< Ventari erant qai dioerent tmtetti{2'ite laieo «Me neoeMe, ut nib viraqu4
tpeeie car^ieeret idem eorpui — cUiaa tum videräur impleate: Nui wumtkt-
verili», ^ Wendet sich gegen die Ansicht, aU ob ,ad potandnm (sc.
sangdinem Christi) requiratar UquorS ' Bietet wenig Bemerkenswerthes;
es könne nicht gepredigt werden: in macelliS) stabnlis, sterqniliniis Tel
cloaois nach dem Satze: Debent rebus loca congntere. ^ Weist nach,
welchen Ueberfluss die Gieriker besitzen dürfen: habeant snfficiens copio>
som Patrimonium, habeant et illa in quibus legitime succedunt ex cogna-
cione patema, habeant et illa, que eis proveniunt ex laboribus suis Ileitis,
sciencüs et doctrina» habeant et illa que personarum jntuitn mera fuerint
eis liberalitate coUata. ^ Quarta oondusio, in qua perdurare vult
Bohemorum et Moravorum congregacio est ista, omne peccatom mortale.
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527
Cap. 57.
De Ulis qiii lltteras snperiiis scriptas misemiit. ^oi. 22V
Vis autem scire; qui potentom, prelatorum, baronam aut
inferiorum hominum literam memoratam in qua prefati articoli
fueront expressi miBeront principibus et quibasdam aliis Sle-
cdanis, audi subscripcioiiem eius. Fuit autem ista: Conradus
arditepiscopus Pragensis apostolice sedis legatus, Ulricus de
Bosinbergk, Czenko de Wartenbergk alias de Wessde^
Henricui Pirka de Duha, ülricue de HaradicZy Hinek
Orusinna de Lichtenbergky Älscho Scopecke, Jo-
hannes de Ralsko, Mikesch de Sambachy Henricus de
Wartenburgky Victorinus de Kunstadt, Hynek de
Kunstadt, Hermannus de Bototkin, Johannes de Bow-
thin, Johannes de Lichtenberg dictus de Crussina,
Henricus Laezenbog de Chim,^ Wenceslaus de Jen^
steyn, Nicolaus de Walsteyn, Nicolaus de Mochato,
Zedinc de Medil de Tynecz, Johannes Ziczka de Bot-
swabOf magistri civium et communitatis inclite urbis Pragensis
dvitas^ quoque de moniibus Cutnisz una cum aliis nobüibus, baro-
fdhus, mUitibus, dientibus et communitaiibus regni Bohemie. En
impletum yideo quod lamentator Jeremias in suo cecinit carmine
dicens: Ibo^ igitur ad optimates et loquar eis et post pauca, et
eece magis hii simul confregerunt iugumy ruperunt vincula, Sed
ad quos optimates ego ibo? Ibo ad istorum onmium princi-
palium et optimatum in solo Bohemorum primatem et preci-
puum Conradum Pragensem archiepiscopum. Ad te etenim
o Conrade nunc micbi sermo. Quid te nunc gloriaris apostolice
sedis legatum, cum modicum ante in oculis tuis vel forte tuo-
rum sedes apostolica 'fiierit omnino nulla vel quasi nulla nee
in quolibet statu legitime tollatur et destruatur et quilibet in atata suo
inxta legem dei reformetur et reguletur .... quomodo potest hoc per
hominem tolli et destrui, cum in manu domini regis summi cor hominis
Sit .... et quomodo potest hoc solum in prozimo suo eciam per suam
informacionem tollere et destruere, cum sit in illius libero arbitrio velle
istius verbis et monitis assentire vel dissentire.
In cod. dvitates.
Betüglich der Namen, die weder hier noch in Cochlaeus pag. 201 correet
sind Tgl. Archiv ^esky lU. pag. 226. Palacky UI. 2, 223. > Jer. 5, 5.
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528
curaverunt tui Wyclefiste, Husite, Bohemi, Pragensea scismatici
et heresi dampnati Petri verticem, apostolicam dignitatem, nega-
verunt Romanam ecoleeiain aliarum omniam esse oaput et
mag^stra(m)? Unde igitur nunc tibi dignitas archiepiscopalis et
legacionis? Spero^ quod ta vel^ tui mtitati sitis in hoc erroris
articulo et tenere successorem Petri vicariomque Jesa Cliristi
non esse minimum sed habere celestis et terreni imperii iura
ab eodem suo domino Jesu Christo. Utinam spes hec me non
confundat^ ab expectacione mea, qua sperans hoc de vobis
meliora adhuc prestolor et viciniora saluti vestre. Sed et tu
Conrade si legatus es sedis apostolice, qualiter cum iuis contra
fol. 225* legatorem tuum operaris et credis? Nonne |id quod. movet
legantis animum debet et movere legatum? Alias sera secare
videretur eum vei contra eum qui trahit et secat in ea. Vide-
tur et esse contra patrem filius et contra dominum servns.
Sedes ipsa apostolica cuius te legatum asseris articulos tuos
quos defendis reprobat et quali temeritate tu eos approbas?
Te esse legatum eins verbis affirmas sed facto n^as. Memento
unde cecideris et age penitenciam, ut possis adhuc si placet
legatori tuo opera prima facere vel in gradum tuum restitni
graciose. Sed id michi de te et tuis aliquam spem utinam me
non fraudante contulit, quod tacitis erroribus aliis qui prios
viguerunt in beati Wenceslai patria, scribitis vos deliberasse
vos volle remanere in quatuor suprascriptis articulis, ut quasi
silendo de aliis iam renunciasse videamini reliquis universia.
Consolatur et me aliquantulum; quod et in illis in quibus adhuc
perseveratis annectitis : nid fuerlmus de opponto plenitts ni/or-
mati et cum hoc de verbis illis duobus debite et legitime
noluistis oblivisci. Debent enim ut dicitis illa debite rescindi
et ista legitime reformari. ^
Cap. 58.
foL 225^ De eodem. '
• In cod. tu et vel. ^ In cod. confündat ego. " In cod. Et tantom
de capitulo isto. Sequitur nunc aliud capitulum.
> Das Capitel enthält leere Redensarten.
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539
Cap. 59.
De data littere Bohemornm.
Ordinaciones sancte matris ecclesie quondam spementeB
Wyclefiste et utinam non hodie convincantur ex data littere
quam Bohemi et Moravi miserant, si tarnen et ipsi Widefiste
esse nolunty has non per omnia refutare. Hec namque foit data
litere : In dvitate est Zazehlamensi Bupple data anno domini 1421.
Si enim ordinaciones ecciesie non recipiunt; quid de feste
beati Marcelli sciunt? Ipsa qoippe ecclesia est, que nonnuUod
qoi de hoc seculo transierunt ascribens sanctorum cathalogo
eomm festivitates vel commemoraciones institait et certis diebus
has esse peragendas fidelibus suis inionxit. Cui et id est simile,
qnod in copia cniusdam alterius eomm litere mencionem vidi
fieri de Octava corporis Christi. Unde rogo eis de hac Octava
noticia, si non admittunt ecciesie sancte statuta? Ipsa nempe
est que sollempnem celebritatem de corpore Christi instituens
et ipsam festivitatem cum Octava eiusdam eciam ad hoc non-
nullis spiritualibus stipendiis peragendam esse decrevit Estimo
quoquc; quod sollempnitatem Nativitatis, Passionis, Resurrec-
cioniS; Ascensionis domini nostri Jesu Christi et adventus
Spiritus sancti non repudient, quam tarnen ex ordinacione eins-
dem sancte matris ecciesie non est dubium originem suam
habere. Sane Christum esse natum, mortuum, resurrexisse et
ascendisse et spiritum sanctum suis misisse, libri apostolicorum
actuum et evangelia sancta proclamant. Memoriam tamen de
illis annuatim habendam ipsa mater ecclesia ordinavit. Vel ergo
festa salutis nostre non suscipiant vel ecclesiam posse de illis
statuere et ordinäre publice recc^oscant. Quod si hoc verbo
negant quod opere fatentur, sunt sibi ipsis contrarii et ergo
nullatenus audiendi. Porro si eius ordinaciones in aliquibus
venerantur et colunt et abhorrent, in aliis maledicciones illas
noscuntur incurrere quas in precedenti capitulo dignum duxi
litteris* exarare. Et quia in suprascriptis suis litteris P ra-
ge nsem civitatem nominant inclitam, non tedebit me de hoc
pauca scribere pro audiencium legenciumve salute. Civitas
Jerusalem in passione salvatoris per Matheum sancta vocatur.
* In cod. litterma.
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580
non quod tunc sancta fuerit^ sed quod prius fiiit magna pecca-
trix; Symon leprosuB describuntor*'? propter id quod fueront
antea et iam esse desierunt, ut non sit omnino indefensibile
Pragam ipsam civitatem inclitam dici posse. Temporibus enim
qaibusdam preteritis nobilitate morum, virtutum divinaram et
scienciarum non caroit, quas tarnen modo non habens nomen
illud grande et celebre propter illa que quondam in ea gesta sunt
forte penitUB non amiBit De quo ego universitatam am-
barum eins filius multa visa oculis meis po88e(m)
scribere sed ex causis me mo ventibus statui preterire. M e m-
brum revera universitatis Pragensis, cum adhuc
nna esset, licet membrum indignum ego fueram et post hec
cum dividebatur in duas partes, in parte illa que univer-
sitas iuristarum dicebatur tamquam membrum minimum
scriptuseram, et ideo dixi quod ambarum universitatum
membrum fui. * Recolens tamen in corde meo qualiter illius
populose civitatis et universitatum in ea Status erat celeberrimus
et nunc mutatum est aurum eius in scoriam, ut in civitate in
qua habitavit iusticia, nunc homicide morentur, possem de eius
defectu lamentacionem scribere et in vocem illam prorumpere:
Carmina qui quondam studio florente peregi,
Flebiles heu mestos cogor inire modos,
sed frustra mens in hoc laboraret calamus, cum per cotidianas
experiencias hoc rerum probet eventus.
fol. 226» Cap. 60.
Per hec qne scripta sunt pro exeusaeione aliqua Sigis-
mandi ipse neqnaqnam in omnibns excnsatar.
Ad aliqua respondi que in Bohemorum litera contra
Sigismundum fuere scripta, sed per hec nee volo nee valeo eum
iustificare de pluribus aliis ibi scriptis pariter et non scriptis.
Si vera sunt omnia que de eo scripta vel dicta sunt, non
potest excusacionem in peccatis pretendere, superest tantom
* Ita cod. so auch später, wahrscheinlich war noch ein zweiter als Bei-
spiel hingesteUt.
* S. Palacky Ital. Reise, woselbst diese Stelle abgedrackt ist Ueber' diese
Trennung die im Jahre 1371 erfolgte s. oben die Einleitong.
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531
cessare^ quiescere, penitere. En etenim preter illa que taceO;
iacet tanto tempore in Ungarico regno et populum christianum
fidemque catholicam tarn notabiliter sinit opprimi in Bohe-
morum territorio. ^ Natale Buum solum deserit^ derelinqiiit ova
sna, obliviscitar quod pes transeuntis et agri bestia content ea.
Induratur ad filios suos, quasi non sint eui filii^ circa quos
quamvis anno preterito hoc est anno 1420 videatur laborasse
modicam. Anno tarnen presenti illum inmediate sequenti fugit
nomine compellente, privavit enim eum deus^ quoad hoc in-
telligenciam non dedit illi. Quidnam iam facit pro oppressorum
clericorum et laicorum virorum et mulierum relevamine^ fidei
defensionO; proteccione iusticie vel libertatis ecclesie sicnt in
quibusdam ex istis dicitur iureiurando se Constancie coram pluri-
bns astrinxisse. Dormit,^ supinus^ iacet^ surdus est, non audit,
mntuB non loquitur, non ea precipit que celum et terra lamenta-
biliter intonant^ quia cum ubique luctus sint et lacrime et spe-
cialiter in omni Bohemorum loco oppressiones et iniurie. Desinit
ipse ut quidam volunt manifeste facinori, cum teneatur et
possit occurrere et suspectum se reddit cum contribulibus suis
se scrupulum occulte societatis habere. Diligit inordinate ut
presumitur camem suam, gentem suam, que non direxit cum
deo cor suum^ amat fratres suos plus domino, non cingit femur
suum contra eos gladio; ut interficiens patrem et matrem^
fratres et sorores dicat eis : Non navi vos et quomodo erit deo
dignus. Indignum forsan se faciet Corona triplici quam gerit
in capite nisi penitencia non tarda, non ficta suam ut quidam
dicunt negligenciam studuerit emendare. O maledicta noverca
iusticie, negligencia in rege . .^
Cap. 61.
De qaibnsdam Bohemornm in hello interfectis et de ei?!-
tate Brnxa yel Pons alio nomine Brüx. ' foi. 226^
Zizaniorum in agro Bohemicali tantus excrevit numemsy
ut quasi locuste innumerabiles de civitatibus et viilis ad civi-
* In cod. seripinus iacet sordns.
1 üeber Sigmunds angebliche UnthStigkeit s. Palackj III. 2, 241. Asch-
bach III. pag. 124. Eine Reihe von Urkunden beweist seinen Eifer f&r
die katholische Sache. Palacky Urk. Beiträge I. 136 ff. > S. Palacky
Ital. Reise, pag. 106. * Das Capitel endet in rhetorischen Declamationen.
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532
tates et villas per campos et nemora salientea demoUrentor
omnia nullumqae castruni; locum vel pratom aut paaca ex eis
inpollutum aut fomicacione perfidie sue dimitterent vel ab in-
vaeione sue tyrrannidis et crudelitatis intactam, de laonaateriiB
quoque campestribos diversarum religionom quorum in Bdlie-
mia multitudo fuerat gloriosa nulluni vel pene nullum per-
duravit integrum^ in suis edificiis inconfiractam. Vel enim igne
per Wyclefistas cremata vel alias violenda vel ferro devastata
fuerant et monachis aut professis inde fugientibus quasi nemi-
nem inhabitatorem habebant. Et utinam professis eorundem
locorum pepercissent in corpore^ quorum plurimos turpit^
oecidisse dicuntur, cum noUent eorum ecclesüs, claustris, domi-
bus et substanciis parcendo deferre.
Est autem civitas in Bohemorum r^^o que Bruxa vel
alio nomine Bräx vel Pons dicitur, locata in eiusdem regni
finibus in ea parte, ubi Bohemia terre Misnensium est confinis.
Incole civitatis istius se ad proteccionem illustrium et magni-
ficorum dominorum marchionum Misnensium conferentes * ad
civitatem suam milites, nobiles, armigeros ab ipsis dominis in
subsidium acceperunt. Venerunt igitur scismatici, hereticiy
Wyclefiste et Husite, Bohemi in multitudine gravi civitatem
huiusmodi obsidentes. Habuerunt autem tantam equestrium et
pedestrium copiam, quod se dividentes in turmas plurimas
alios ex eis civitatem ipsam obpugnare fecerunt, alios per loca
alia transmiserunt ad subvertendum ibi reperta. Et ecce mar-
chionum Misnensium non parvus exercitus cum hiis, qui per
campos ad nocendum vagabantur, belle militari congressus
1421 Victor per dei graciam extitit et patuerunt illi ruine magne,
A«?- ß- nam plura millia eorum occisa et capta corpora, ubertatem et
bona perdiderunt. 2 Quo audito hü qui civitatem expugnare
temptaverant in fugam conversi cum alüs adhuc suis super-
stitibus ab obsidione cessabant. Post hec Johannes Cziska
capitaneus Pragensium cum pluribus alüs et quidam' Polonus
scribens se esse missum in Bohemiam ad protegendum eam
S. Schlesinger in der Einleitung zu den Hiatorien des Magister» Johaones
Leonis, pag. 3 ff. * Ueber die Schlacht berichten vor allem die Histo-
rien des Magisters Johannis Leonis (ed. Schlesinger) pag. 41 ff. 61. VgL
auch das Stadtbuch von Brüx Nr. 174. Ueber die Bedeutung der Schlacht
Schlesinger die Historien pag. 9. ' Sigmund Korjbut
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633
nomine cuiusdam principis ^ de surda Polonia, quem ipsi Bo-
liemi dicuntur elegisBe vel susoepisse in regem eorum contra
Sigismundum, literas publice diffidacionis ipsis marchionibus
direxerunt, volentes ut dicitur se de eis iure bellico vindicare.
Adiuva domine fidem tuam et ecclesiam et ne permittas tuos
opprimi^ aut canencium te ora claudi . ^
Cap. 62.
De titulo et sigillo et yerbis teinerariis Johannis Cziska
et Thaboritis.
In litera igitur difBdacionis, quam Johannes iste marchio-
nibus Misne et Frederico iuniori lantgravio Thuringie trans-
misity se capitaneum communitatis in Thabor nominavit. ^ Bohemi
quippe Husite ad tantam pervenere demenciam, quod somniantes
sibi quandam specialem salutem spiritualem vel temporalem
de quorundam altitudine moncium esse venturam eos in eBfre-
nata multitudine ascenderunt et ibi nescio quid peragentes
Husitarum ipsorum heresim confortarunt in crudeli gladio
defendentes eundem Johannem Cziska, quem et Pragenses
pro capitaneo habuerunt^ susceperunt in talem, unde et montes
suos ad quos ascenderunt Thabor forsitan nominantes Thaborite
dicti sunt. Communitas igitur herum hominum mente, verbis et
opere corruptorum una cum suo memorato capitaneo | sigillum fol. 227»
quoddam fabricantes in eo calicis imaginem exsculpi fecerunt,
quem calicem eciam in eorum vexillo bellico depinxerunt De-
derunt eciam intelligere diversis nacionum populis se propter
hoc in suo signeto calicis uti figura, quod secundum impiam
et mendosam assercionem eorum omnes fideles populi tenerentur
ex necessitate salutis communicare sub utraque specie corpus
domini suscipiendo sub panis, eiusdemque sanguinem sub vini
forma. Vinum etenim solet de calice potari et sumi unde et
defendentes errorem suum pertinacissime et gloriantes se in
hoc similes esse,^ qui mandata dei perficerent; totam Christi
* In cod. seqoitar nunc capitalnm aliud. ** Fehlt ein Wort
> Des Alexander Witold, Grossfärsten von Lhhaaen. ^ Bmchtheile dieses
Capitels in der Ital. Reise pag. 106. ' Der Brief hat sieh leider nicht
erhalten.
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534
familiam eis in hac parte contrariam hereticare et errare dixe-
runt. Quamobrem et in eadem diffidacionis litera principibus
Miene et lantgravio Thuringie per Johannem Cziska directa
ipse eosdem preclaros^ illustres et venerabiles prinoipes obsti-
natos hereticos appellavit, qaos et homieidas et iniuriosos effu-
sores sanguinis contumeliose vocavit pro eo^ quod pro vera
fide pugnantes HusitaS; Thaboritas et Wyclefistas in bello
iustissimo — de quo in capitulo proximo — trucidantes manos
suas in eorum sanguine consecrarunt.
Cap. 63.
De eleetoribns imperii et principibns Almannis yenientibns
in Bohemiam contra hereticos et cardinali titiili saneti
Clementis et eins litteris et predicacione cmcis.
Ad requisicionem Sigismundi regis Romanoruni; üngarorum '
factam ex corde vel non — nescio deus seit venerunt hiis diebns
in Bohemiam ad debellandos hereticos in multitudine gravi
electores sacri Romani imperii, quidam eorum in personis pro-
priis, quidam in officialibus^ ministerialibus, militibus, vasallis
et subditis eorum cum civitatibus ad ipsum Imperium pertinen-
tibuS; ducibusque^ marchionibus^ comitibus simul et priDcipibos
et aliis nobilibus Almanis pluribus et diversis. Cumque < cepis-
sent obpugnare et expugnare civitates quasdam villas et castra
Bohemorum, in quibus habitabant heretici, expectabant per
tempus aliquot regem ipsum Sigismundum, ut et ipse veniret
de Ungaria cum exercitu suo ad faciendum opus simile et ad
prebendum eis auxilium et iuvamen. Sed ecce eo non veniente
reversi sunt in regiones suas. ^ Fuit et in diebus eisdem qui-
dam cardinalis tituli sancti Clementis, ^ missus a domino Mar-
tine quinto ad partes Almanorum^ ut predicaret et predicari
faceret crucem contra respersos macula heretice pravitatis. Hie
literas suas domino Wratislaviensi episcopo destinavit, ut et
> S. Palackj Ital. Reise pag. 106. ^ Aschbach DI. pag. 136. > j)^
Cardinallegat Branda; s. ein ähnliches Schreiben an den Bath nnd die
Gemeinde von Regensborg bei Palackj Urk. Beiträge I, pag. 106. Der
Brief dürfte ziemUch identisch gewesen sein mit dem AoMdureiben
Branda*s bei Palacky U. B. I. 108.
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535
ipse Christi fideles ad exterminium hereticorum crucem susci-
pere volentes per se ipsum vel alios idoneos cruce muniret
et eciam per se vel per eosdem idoneos alios crucem predi-
caret. Debuit autem Signum crucis esse de rubeo serico vel
panno rubeo quod predicatores crucis debuerunt crucesignandis
per acum affigere^ potuerunf tamen id ipsi signati postmodum
sibi consuere vel firmare. Oraciones eciam preces et verba^
ceremonie et solempnia quedam seribebantur in litteris car-
dinalis ipsius, cum quibus ipse docuit fieri affixionem crucis
huius. Non fuerunt autem in Wratislaviensi diocesi multi execu-
tores visi ad execucionem huius magni negocii et magne cause
magni dei specialiter deputati. Litere quidem ipsius cardinalis
auetoritate episcopali publicantur per Wratislaviensem diocesim,
sed parum vel nichil ultra hoc fuit in eadem diocesi in tarn
pio opere attemptatum. Dixerunt aliqui memoratum dominum
Wratislaviensem presulem omnes prelatos | sue diocesis et fol. 227»»
ecclesiarum rectores ad execucionem huiusmodi in genere depu-
tasse, sed an illa generalis et ad talia deputacio valeat, multis
magnam dubitacionem parat. Videtur eis etenim^ ut in talibus
tarn arduis et tam magnis^ certarum personarum requiratur in-
dustria que iuxta mentem canonum propter Valencia eorum
merita scienciarumque dona et munera pre personis aliis depu-
tentur ad illa presertim, cum proch dolor inter prelatos et
plebanos alios multi idiote reperiantur et nimis ignari qui ad
hec exequenda non sunt idonei sed insufficientes et inutiles
immo nonnunquam ad illa nocivi.^
Cap. 64.
De imposfcione antiphone per Signum crucis et quibusdam
aliis preeibus in sumpcione veL post sumpeionem crucis.
Scripsit eciam idem cardinalis , quod postquam unus vel
plures ab executoribus legitimis crucem assumpserint et in suis
humeris affixam susceperint, imponeretur^ cum nota vel sine
nota antiphona per signum crucis, deinde legeretur iste psalmus
usque ad finem: Benedicam dominum in omni tempore etc. quo
* Sc. rebus. »» In cod. Et tantnm de isto. Sequitnr nunc capituluin
aliud. ^ In cod. imponetur.
ArobiT. Bd. LX. II. H&lAe. 3ö
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536
expleto diceretur tunc complete dicta antiphona per signam
crucis: De inimicis nostris lihera nos deus noster et post dice-
retur: Kyrie eleison .
Cap. 65.
De multiplici indulgeneia pagnaneiDin contra heretieos pro
foi. 228* fide iDxta difersitatem statDDm | difersaram peraonamn
pagnancium Tel pagnare iaTanciDm pro ea.
Sciendum autem pro intellectu eorum que sequimtar^ quod
multiplices Status faominum qui ad exterminacionem hereticorum
esse posseut utiles prefatus cardinalis in suis literis bene in-
spectis descripsit:* primos qui in personis propriis et ex-
pensis propriis signo crucis sumpto^ pugnarent contra eos,
secundos qui non pugnantes per se idoneos bellatores sub
suis expensis mitterent, tercios qui in personis propriis sed
expensis alienis bellarent, quartos qui non per se pugnarent
nee sub suis expensis bellatores mitterent, quia forte tantum
non haberent vel tantum dare nollent; eciamsi faaberent^ darent
tarnen secundum suam devocionem subsidium ad bellum fidei
transeuntibus , quin tos qui nee subsidium tale darent sed
tarnen consilio et alias auxilio euntes ad bellum iuvarent^
s e X 1 0 s qui nee tali modo auxiliarentur bellantibus, quia forte
commode non possent, oracionibus tamen suis et ieiunüs ad-
iuvarent eos. luxta hanc distinccionem hominum voluit et ipse
cardinalis distingui responsuram ^ indulgenciarum. Voluit tamen,
quod omnes crucesignandi et ad bellum fidei transituri debe-
rent se adiungere principibus, dominis, comitibus et eorum
exercitibus qui cum electoribus sacri Romani imperii erant
porrecturi ad Bohemiam ad comminueudam hereticam pravi-
tatem sicut et postmodum transierunt ut scriptum est in quodam
capitulo precedenti.
* In cod. somptL ^ Ita cod.
1 S. sein Anssohreiben d. d. 1421, Joni 6. (Köln) bei Palackj U. B. L
108. Die einzelnen hieher gehörigen Bestimmungen sind hier unten noch
genauer als in dem Ausschreiben das Andreas^ von Regensbni^ mittheilt
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537
Cap. 66.
De indulgenciis et absolueione primoram statauiu Tel
genernm liominum pro flde katholica pugnanciam.
Continebatur igitur in literis cardinalis memorati, quod
predicatores crucis ad hoc deputati tribus primis statibus vel
generibus faominum dare possent plenam remissionein omnium
peccatorum suorum de quibus confessi et contriti fuerint et in
retribucione iustorum augmentum salutis eteme eis polliceri,
eciamsi post iter arreptum ante congressum belli fuerint mortui
vel defuncti. Continebatur insuper in literis memoratis, quod
prefati^ predicatores poasent audire confesaionem omninm cmicesignatorum pro
UtM tribus generibus kominum confiteri volencium et confessionibus eorum diU-
genter auditis pro peccatis suis et excessibus — eciamsi peccata sint grandia
vel enarmia, ut sedes apostoUca propter isla foret merito consulenda — eis bene-
ficium absohtdonis impendere ei penüenciam irmmgere salutarem, nihil tarnen a
ccf^itentibtis ipsis seu eorum aliquo ultra unum haUensem eciamsi sponte offer-
retur percipere deberent sub excommumcadonis*' pena quam incurrere deberent
ipso factOf si contra hoc aUquid reciperent vel facerent quovis Tnodo.
Modus autem absolvendi dictos eonfitentes scribatur talis :
Dominus noster Jesus Christus pro salute — | sancti. Amen, ' foL 228 *»
(Absolucio a peccatis que est sacramentalis et sequi
debeat.) ^
Item eadem autoritate absolvo te — sancti. Amen,^
(Applicacio indulgenciarum pro suscipiente crucem.)*'
Item tibi gui Signum sancte crucis — Spiritus sancti.*
Hoc autem quod hie dicitur de hiis qui pugnarent propriis in
expensis quibusdam interpositis, dicebatur eciam de hiis qui
idoneos bellatores vel bellatorem sub suis divisim vel sub suis
et alterius vel aliorum destinarent expensis mutata tamen
forma verborum aliquantulum in absolueione secundum exi-
genciam casus.
Sane de illis qui illac transirent propriis personis sed
in alienis expensis nichil dicebatur in ilitteris legati quoad
^ Et sospensionis ab execucione ist nach dem Ausschreiben zu, ergänzen.
^ Desgleichen. ^^ Ebenso; fehlt oben.
^ Die folgende Bestimmung ist wörtlich in dem genannten Ausschreiben
pag. 112. 3 Gedruckt bei Palacky Urk. Beiträge L pag. 113.
» Ibid. 114. * Ibid.
35*
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538
formam absolucioDis in confessione sed tarnen ex precedentibus
scriptis et dictis eiusdem doniini legati apparet, quod idem
erat in absolucione servandum formata forma debita absolu-
cionis iuxta sagacitatem et distinccionem providi confessoris,
an commissa tarnen fuerit predicacio crucis. Hiis non obstan-
tibus credo, quod per hec verba in absolucione talium obser-
vanda non intendebat dominus legatus dare formam substanti-
iicam absolucionis que ad unguem servari deberet, ita quod
minimo puncto dimisso abaolucio non valeret, sed intendebat
dare formam informatoriam iuxta cuius sensum et virtutem
ipsi predicatores crucis verba sua in absolucione formarent.
Cap. 67.
De quarto, quinto et sexto genere statuum predictorain et
indnlgenciis et absolucione aliqaoram ex eis.
De quartis et quintis scribebatur in hunc modum: Item
cmmbu» ei mguli» qui pro huiusmodi ^wuummacume * negocU et drca ipgvtn con-
tiUum vel auxüium inpenderint oportunum vel de «uw facuUaÜbua iuaia eonaa
factUlatem possibilem aUquid prestiteHnt et quodent id feceriiü, tocien* ei»
et eorum nngtdi* »exagmta dierum indulgenciam^ eadem ittUoritate reiaxent
supple ipsi predicatores crucis. De forma vero absolucionis
istorum potuit sie dici: In virtute ideo qui de tut» facuUatilma pro eongum-
macione negocä ipsku fidei contra Wyetefista», Hnntaa et hereÜcM aliof eitra
tuarum facultatum exigenciam contulisti aeu aliae eonnlium vel auodlium opor-
fol. 229 * tanwnK impendisti remüsioni* et venie | pro hoc negocio per »edem apoeloiicam
concesae auioritate predicta iuxta tue devocionia a/fectum participem effido m
Momtne potria etc^
De sextis autem videlicet de illis qui solummodo oracio-
nibus, vigiliis et ieiuniis pugnant contra eosdem habebatur in
litteris memoratis^ quod omnifma edam derida tarn aecularilma quam
reffularibua, numachia, fratribua, monialibua, aororibua induaia ei alüa deootia
utriuaque aexua peraonia idem predictUorea cruda aexaginia diea indulgendarttm
de iniuneHa eia penitendia autoritate apoatalica dare poaaent, dtun tarnen duranie
proaecudone dicti negodi in ieiuniia et oradonihua peraeverent^ orando auppUdter,
quod edtiaannua auia ßdelibua contra didoa hereticoa et ad eorum expugnadonem,
tranaeuntibua de aua pietate victoriam et triumphum donare dignaretur,^
' In cod. consolacioue. ^ In cod. indnlgenciarom. <^ Ib. persererarent
oorr. nach Andreas von Regensborg.
^ Hier in g^Knderter Form als in Andreaa von Begenahurg, sachlich sind
die Aendemngen unerheblich. ^ Ibid. pag. 110.
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539
Possent eciam eandem indulgenciam eis concedere singulis
diebus quibus ieiuniis et oracionibus huiusmodi insisterent iuxta
tarnen moderamen infrascriptum quod sonuit in hec verba : *
Ei qualenua predide peraone sciarU quibua oracionibua et ieiuniis dicla$ indul-
gencifu conseqitantur, idem reverendtta pater et dominus vult et atUoritate apo-
»toUea disponü, quod iTidocti sive tüiterati pro huiuamodi indulgenciis conaequendi»
amffulia diebua ipais dicant quinquaginta Pater noater et toOdeni Ave Maria»
docti vero et literaä dicant aeptem paalmoa penitencialea cum letanüa et non-
nullia coUectia aive oracionibua cMitia*^ congruentibua (et) nichüominua in qua-
libet aeptvniana dicta proaecucione durante aeniel aaltem et ea die qua (ad ieiu-
nandum) aliunde non fuerint obligaH ieiunare teneantur, dum tarnen adfaciendaa
oradonea et ieiunia huiuamodi (etate), ^ egritudine aeu coOdiania gravibua laboribua
vel aliaa ex racionali cauaa non fueriait impediti, in quo caau oradonea et ieiunia
ipaa et edia opera pietaOa iuxta diacrecionem aacerdotia confeaaoria etperaonarum
qualitatem pro dictia indulgencHa obtinendia pre/ata atUorittUe poterunt commutari.
Hoc autem quod de commutacione in alia opera pietatis ad
predicacionem crucis ipsius iuxta discrecionem confessorum
dicitur, de confessore illo videtur intelligi qui fuerit legitime
deputatus ad predicacionem crucis ipsius, sicut ex verbis eius-
dem cardinalis precedentibus et sequentibus videtur posse elici
manifeste. ^
Cap. 68.
De Totis cracesignatonim commatandis ita costinebatur
in literis memoratis.
Item ai auacepturi (crucem) emiaerint foraan vota aedi apoatoUce reaervata,
ut aunt uUramarina vel ad limina beatorum Petri et Pauli vel aancti Jacobi
apoatolorum, vota ipaa per huiusmodi predicatorea et confeaaorea poaaunt commutari^
sie quod votia ipaia (utricti in peraonia proprOa, ai robur corporia et facultaa
aasiatanty debeant conira hereUooa m exercitu eongregando auh suis expensia trän-
aire, et ai per ae tranaire non poaaunt^ expenaaa quaa recta^ eatimadone coU"
feaaoris aui previa eundo et redeundo veriaimüiter fedaaent aeu facturi eaaenty pro
aUo vel aliia tranaeunte aeu tranaeuntibus ad (id) ipaum iuxta suam facuUatem
impendanl et nichilominua eia qui huiuamodi votum emiaerint, quod wifra lempua
in quo foraan votum prefixum non impleverint pro obmiaaione et negligenda
huiuamodi aUa uUra premiaaam | penitendam aalutaria penitenda iuxta eiuadem fol. 229^
confessoria moderamen iniungatur,^ Sequebatur eciam in literis legati
predicti de mulieribus tenor iste verborum : Idem edam drca muUeres
dictis votis forsan astrictas, dum tarnen iuxta suas facultates et confessorum
* Andreas : ad id. ^ Fehlt, wie das vorhergehende nach Andreas ergänzt.
*^ Et tantum de isto. Sequitur iam aliud. ^ In cod. eciam.
* Ibid. pag. 111. ' Ibid. pag. 113. Hier sind einige unbedeutende
Aenderungfen.
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540
morum discrecionem pro se ttmtum vü tvna cum alia seu alU» wnum oe2 pbo^
beUatorem (vel beiUUores) ad premiasum eocercÜum et contra dieto» hereticot det^
naverint, quoad ipHus voli commutacionem debeant obgervari, H6C verba de
mulieribuB ipsis posita fueruot in litera memorata. Que tarnen
verba si diligenter fuerint inspecta, adhuc post se dubium
relinquunt de mulieribus illis astrictis hiis votis que tarnen
adeo potentes et divites non sunt, ut una earuin vel aliqua ex
eis bellatorem vel bellatores dirigant, parate tarnen sunt iuxta
devoeionem earum de suis facultatibus distribuere ad hec bella
fidei iuxta suum posse.
Cap. 69.
De ana inissa tune indieta ut cantaretnr semel in septi-
mana.
Habebatur eciam in litteris domini cardinalis tenor ver-
borum que sequuntur in hunc modum: Item idem reverendUsuMu
pater et dominus hortatur et tnandat, quatenus in omnibtu et singuU» metro-
politanis ccUhedrcUibiis et coflegiatis et parochialibus ecdeaüs cUque ctmventibtu
quaUbet aepUmana senid cantetur*' misaa pro dicti negocü fidei feUd fine . . . ^
Cap. 70.
De singalis sacerdotibus missas celebrantibus eum predicto
psalmo et coUecta sua.
Additum eciam fuit in litteris domini cardinalis, quod HnguUa
sacerdotibus dictum psalmum cum versu et coUecta sua infra missam quam pro
tempore celebraverint dicentibus pre/atus dominus legatus sexaginta dierum indtd-
fol. 230* gencias auctoritate papali \ concessit, NeC hoc nOVUm reputetur , quod
talia additamenta psalmorum, collectarum, precum et oracionum
in missa fiant auctoritate apostolica, cum et simplices episcopi
auctoritate propria per suas dioceses inveniantur pro tempore
hoc fecisse. Nam et dominus Pritzlaus Wratislaviensis quon-
dam episcopus cum esset in magnis angustiis, indixit per suam
diocesim presbyteris missam celebrantibus, quod in fine missa-
rum suarum post videlicet sumpcionem corporis et sanguinis
domini ante lectam communionem contra sue persecutores
* In cod. cantaretur.
' Stimmt genau mit Palacky Urk. Beiträge pag. 111.
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541
eeclesie imponendo legerent et legende imponerent psalmum
Deu8 venerunt gentes cum quibusdam precibus ad hoc aptis. In
casu tarnen nostro presenti iusBum fuit imponi psalmus Letatua
9tMn statim post Pater nosterj in illo autem casu Pritzlai ut
estimo post plenam communionem sacramenti. Cuius diversitatis
racio potest faciliter assignari ex eo^ quod sedes apostolica
maior est omni pontifice ad dividendum canonem missalem
cum interposicionibus aliis. Quem missalem canonem propter
perfeccionem sacramenti quod in eo conficitur quidam durare
autumant usque ad ipsam completam sumpcionem corporis et
sanguinis domini nostri Jesu Christi sub speciebus panis et
viniy quod tarnen diffinire non est meum nee diffinire intendo
sed eeclesie sacrosancte committens id me in illo et in omnibus
aliis teuere et profiteri recognosco^ quidquid ipsa professa
fuerit, decreverit* vel tenuerit quovis modo.
Cap. 71.
De reditu regis Sigismundi ab Ungaria ad Morariain et de
dampno quod tune pereepit.
Post discessum igitur electorum et civitatum imperialium
et principum Almanie de Bohemorum solo ad quod forti manu
accesserant contra bestes fidei pro eiusdem fidei fulcimento-
Sigismundus ipse rex quasi expergeüaetus de gravi sompno et
volens in istos suos in posteriora percutere sed percussus ab
eis regressus est de Ungaria ad Moraviam cum plurima multi-
tudine Ungarorum. Ubi cum dominis terre illius ecclesiasticis
et secularibus et communitatibus civitatum confederacionem,
colligacionem et obligacionem credo sub religione iurisiurandi
fecit^ ^ ut hü qui prius in MoravJa pravitatis heretice macula 1421
non carebant eam abiurare deberent et eidem perpetuo ab- N<>^«1''-
renunciantes fidem catholicam et sancte Romane eeclesie (sicut)
inantea firmiter observare ^ absolucionis beneficium a sentenciis
quibus per heresim ligati fuerant suscepturi cum congruente
satisfaccionis penitencia a venerabili patre et domino domino
Johanne episcopo Olomucensi vel ab eis quibus ipse hoc
• In cod. decrevit. ^ Sc deberent.
^ Der Brünner Landtagsschlnss ged. im Archiv ^esk/ in. 234 — 37. Urk.
Beitrüge I, pag. 166.
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54ä
committeret vel commisit; quoniam tanto patri a sede apoBtolica
referebatur hoc tali modo commissum. Et licet molti Moravoram
hoc fecisse dicantur^ eorUm tarnen aliqui postea turpiter a fide
eadem apostatasse narrantur. ObligaveruDt se eciam expresse
prenominatus rex et alii supra descripti se noile aliquo modo
tenere vel defendere illos quatuor articulos superius in locis
suis positoSy in quibus Bohemonim arrogancia scripsit ad diyersa
mundi climata se residere velle sed volle eosdem tamqoam
perversoB et impios dampnare et omnimode refotare. Post hec
nonnollis dampnis illatis in Moravia contra sceleratos Hoso-
nistas Christiane fidei desertores processit ad similia facienda
fol.230*> contra eos usque ad terminos | Bohemorum. Veniens igitur ad
civitatem moncium Kutnicensium que se prius ab eo subtra-
Dec. 21. xerat Pragensibus nequiter adherendo accepit illam in posses-
sionem et subieccionem suam, sicat et ipse et prog^nitores
1422 ^ius ^^^ prius habebant. Nescio autem, quid cause subfiiit:
Jan. 6. eandem civitatem post paucos dies dimisit , que et mox post
exitum eius abinde ab ipsius regis exercitu ut quidam dicunt
pro sui parte magna flammis fuit incensa. Descendens vero de
Eutnicensibus remeavit in Moraviam* que Brunna dicitur per
castellum quod dicitur Teutunicalis Broda^ quod sitom
est quasi in finibus utriusque regionis et ecce insequentes com
Jan. 10. Bohemi heretici magnam stragem^ de populo suo in Teutuni-
cali Broda et prope fecerunt captivantes aliquos, occidentes
et vulnerantes alios et magnam predam multaque spolia in
argento et auro, in curribus et in equis, in vasis et in diversis
clenodiis de bonis regis et suorum secum in suo reditu ad
Bohemiam deferentes.
Cap. 72.
Quomodo rex Sigismundas secundnm aliquos ftait ab hiis
perpessis dampnis aliquo modo culpabilis.
Nunc autem captivacionis , vulneracionis , occisionis et
dampnorum que tunc fideles Christi paciebantur dicitur ab ali-
quibus et forte credibiliter regem Sigismundum vel causam
vel occasionem lamentabiliter extitisse. Die namque quodam
antequam ad Brunnam reverti cepit; duo exercitus sibi ipsi
* Sc. in civitatem. *> In cod. stragam.
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543
adversi unus scilicet regis et christianorum , alter Pragensium
et hereticorum in campo contra se^ mutuo constituti erexerunt
vexilla ab utraque parte disponentes omnino se velle congredi
contra se invicem hello campestri. Erat autera exercitus chri-
stianorum ut dicunt in triplo, ^ quadruplo vel ultra forcier in
numero eorum qui bellare poterant agmine et exercitu partis
adverse, ut secundum cursum consuetum et modum nature
fuisset omnino verisimile plures pauciores vincere et de eis
victoriosissime triumphare. Cumque duces, milites et alii in
parte regis et chdstianorum regem peterent, ut pugnam» non
impediens sineret eos contra inimicos crucis Christi congresso
certamine preliari^ ille omnihus modis hoc prohibuit nee mutuo
pugnare permisit. Non fugiens autem de loco congressus hoc
est in quo congredi voluerunt; rex ipse ut sui aiunt turpiter sed
et^ l^ellum et locum belli proinde declinans ut asserunt cepit
eodem die vel forte altera non terga dare hostibus ut inquiunt
sed cum quasi deliberato consilio a campo discedere et per
opidum Theutunicalis Brode ad Brunnam properare. Quod
cernentes Wyclefiste, Husoniste, Taborite, <= Bohemi et ceteri
increduli estimantes eum quasi meticulosum campum et locum
suum deserere insecuti sunt eum et suos usque ad Brodam et
ibi plagam magnam ut scriptum est in familia christiana fecere.
Dicit autem rex ut dicitur se ob id noluisse permittere
pro tunc belli | congressum, quia non confidens fol. 23i-
(erat) de suis Ungaris. Timuisse se asserit^ quod ip»i inito
certamine vel iunxissent se contra eum suis adversariis vel fugienies
a prelio dinusissent eum coram hostibus solum sicut passei-em
solitarium in tecto. Ad quod alii respondent : Si tarn pai^am eis
crediditj cur eos secum quasi pro fide pugnaturos de üngaria ad
Moravos et Bohemos adduxit, et quornodo aiunt pothit de Ulis
diffdere qui iam propter eum multis se subposuere periculis et
plurima dampna eius inimicis propter ipsum intulere. Dato eciam
quod de illis non confidebat quoad militarem pugnam quibus
confisus fuit ad perpetrandum contra hereticos iiistam rapinam,
qua fronte et campum belli et civitates, quas iam in Bohemia
reacquisivit, dimisit et deseruit, cum propter faabundantissimam
catervam suorum militum et adiutorium plui*imorum respectu
* In cod. ausgestrichen invicem bello. *» In cod. sed. ^ Ib. Taboriti.
1 Wie auch Thomas Ebendorf er von llaselbach bemerkt.
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544
congregacionis adverse securissimus esse potuisset pre eis et
in campo et in urbibus memoratis? Ideoque et nonnnlli maiorem
sibi maculam in sua gloria nunc tribuunt quam ante suspi-
cantes forcius quam prius eum occulte favere inimicis
ecclesie, quia tarnen potuit et debuit ut ipsi aiunt noluit
eorum manifestissimo facinori obviare. Cooperantur ad hec
verba que seeundum aliquos tunc protulisse dicitur, quando
repudiato conflictu retro et non ante ad Moraviam et non ulte-
rius ad Bohemiam regressus esse dinoscitur et probatur. Verum
tamofi iudicare non est meum, ille qui omnia seit ipse novit
quo animo hoc fecit, ipse iudicabit; excusatus tarnen esse potest
coram illo, sed forma et modo aliquibus hominibus occultissimo
et ignoto, illo modo pro parte mea nescio an in tenebris am-
bulet an in luce.'^
Cap. 73.
De qaodam magistro arcinm attemptante qaedam saspeeta
Tel speciem mall habencia rel piaram mencium^ offensira.
Fuit in diebus illis quidam magister in artibus quasdam
scolas parvulorum regens in Slesia qui sectando vestigia cnius-
dam alterius magistri et doctoris quondam sui tunc mortui
dicebatur in scolis suis legere volumina scripturarum grandia
et parvulum quendam tractatulum nomini cuiusdam ascriptum,
qui viam universe carnis ingrediens de heresi fuit suspectus
valde. Qui et alia speciem mali habencia que futurorum erro-
rum potuissent esse seminaria vei alias piarum mencium offen-
siva dicebatur in suo regimine attemptare. Contra hunc triplices
confecte littere et eidem directe sequuntur in hunc modum.
Prima quidem eum redarguens de lectis libris grandibus coram
parvis et rudibus post salutacionem congruam inicium habuit
in hec verba : Etsi sancta mater ecclesia provida deliberacione
statuit, quod una queque cathedralis ecclesia et nonnulle alie
magistros habere debeant qui clericos eiusdam ecclesie alios-
que scienciores in grammatica facultate cuius nomine et alie
inferiores sciencie sunt comprehense doceant et instruant iuxta
posse, et quibusdam tamen eorum reprehensibile esse dinoscitur^
*■ In cod. etc. et tantam de capitulo isto. Seqaitar nunc capitulom alind.
^ Das Wort undeutlich, erg^finst nach dem Oontexte.
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qaod officii sui metas et terminos transcendeDtes cardines cell
perambulant. Imma non considerant, alta et plus quam oportet
sapiunt et humilibus | non consencientes auditores suos ultra fol. 231^
capacitatem ingenii eorum Informant et imbuunt et nunc ewan-
geliorum, nunc sentenciarum, nunc decretalium, nunc psalmorum,
nunc sacre misse canonem et quedam alia biis similia eis legunt
ministrantes infantibus aut quasi non lac sed cibum solidum
quem digerere nondum possunt. Non pensant, quod secundum
qualitatem, audienciam congruitatemque locorum et temporum*^
moderari debet doctrina docentis et ideo nonnunquam in cibando
parvulos eis pro melle venena infundunt. Oportet etenim ut
scriptum est eum qui instruit et docet animos rüdes esse talem,
ut pro ingenio discendum semet ipsum possit aptare in verbis
(et) crdinem pro audiendum capacitate dirigere. Nam ut alia
scriptura dicit, qui ea docet que ab avditore intelligi non vcdent
non ad eorum utilitatem sed ad sui ostentacionem facit. Vicium
etenim animi est indignis secreta vulgaris quod fit vel loqua-
citate incauta^ dum sine iudicio volat irracionabile verbum vel
adulacionc; ut placeat cui secreta revelat vel iactacione sciencie,
ut plura scire videatur. In mandatis divinis faabemus, ut ve-
nientes ad civitatem discamus prius quis in ea dignus sit, ut
apud eum cibum sumamus. Quanto magis scire oportet quis
vel qualis sit is cui immortalitatis verba credenda sunt. Ideo-
que et alibi panem doctrine poUuere scribitur qui illam male
in populo dispergere comprobatur. Sufficere revera talibus
rectoribus, magistris et docentibus decet ^ lac caprarum in usus
ancillarum suarum, ut sapienciam loquentes inter perfectos
cibum delicatum et solidum pro maioribus reservarent . . ' An
autem propter aliquantulum senes et provectos iuvenibus in
scolis aliquando admixtos hoc eis facere liceat, determinacioni
sancte matris ecclesie et sanius me intelligencium diffinicioni
relinquo. Unum scio, quod modernis temporibus que sunt
adhuc in recenti memoria in quadam vicina diocesi probavit
experiencia que optima est rerum magistra non bonum finem
habere talia, in qua dum quidam sciolus se multos bacca-
larios et senes in scolis habere reputans, dum eis per se vel
• In cod. ipsum. ^ Ib. dencet.
1 In weitschweifigster Weise wird der Gedanke ausgeführt, dass solche
Männer den Aerzten gleichen, die alle Krankheiten mit einer Arznei
heilen wollen.
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646
per alios" talia documenta preberet, seminavit in loco suo
tantum de erroribus, quot vix extirpare potuerint^ vel nt
timeo nondum ad plenum extirpati sint; quamobrem plures
ecclesiarum principes diversaruraque privilegiatarum univerei-
tatum et studiorum magistri, rectores et doctores non se credunt
aut estimant monopolie crimen incurrere, dum si suis reclama-
cionibuSy contradiccionibus, prohibicionibus talia studeant effi-
caciter impedire. Videtur etenim eis, quod si gratus ut et in
quantum gratus eciam magister in artibus ut et in quantum
magister in artibus sibi commissos docere vult. ut theologus,
ad duas partes claudicet, de coloribus tamquam cecus deputet^
faicem s^am in alienam messem^ mittat, in cappa kathecorica
syllogismoque candido vestitus existat. Ne igitur de eo dicatur:
mitratus in dialectica stultisat in theologia, omnem mentis sue
coneeptum qui vires discipulorum et forte suas proprias super-
greditur occidat in animo non permittens eum prodire in
publicum, quia ut premissum est semel emissum manet irrevo-
cabile verbum et quoniam epistolaris angustia plura scribere
dileccioni vestre non patitur ea que supersunt ad literam aliam
reservabo.^ Datum Sagani.
Cap. 74.
De lecta per eum quodam tractatulo composito ab iUo
foi. 232» qai fnit suspectus de heresi. |
Littera vero secunda reprehendens eum de ti*actatuIo lecto
quem quidam de heresi suspectus composuisse dicitur post
salutacionem congruam principium habuit tale: Licet in magistris
commendandum sit et desiderium et officium docendi non
nugas . . sed doctrinam sanam, bonam, veram et utilem et
communicandi sine invidia ea que ipsi ab aliis sine ficcione
fol. 232»» legitime didicerunt . . | .*
*• In cod. eos aliis. ^ In cod. potum erint ° In cod. messam.
<* In cod. reservenda.
^ Der Brief ist ganz allgemein rhetorisch gehalten. Weder über den näheren
Inhalt noch über die Persönlichkeit des Verfassers des berührten Tractats
wird etwas bemerkt. Von seinem Stil gibt bereits der oben vollinhaltlich
angeführte Brief genügende Proben.
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Cap. 75.
De discantibus per eum ut narrabatur in ecclesia habitis fol. 233»
nimis inordinate. ^
Cap. 76.
De amministratoribDS ecclesie Pragessis. De monasterio
Grisoyiensi et qaibDsdam metris.
Quamvis autem, ut dictum est in precedentibus venerabili
patri domino Johanni episcopo Olmoczensi tunc ab apostolica
sede iuxta opinionem vulgatam commissum fuerit absolvere
hereticos ad gremium sancte matris ecclesie et fidem eins in-
violabilem redeuntes, propter hoc tarnen non cessabant sicut
nee cessare debebant quidam honorabiles viri scribentes se
amministratores pro tunc vacantis ecclesie Pragensis, quominus
et ipsi officium amministratorium exequerentur secundum possi-
bilitatem ^ suam et exigenciam temporum et locorum. Constituti
namque in Zittaviensi civitate^ que est in Pragensis fine | fol. 233^
diocesis ibique residentes et moram facientes ad tempus scribe-
bant publice et bene ecclesiam Pragensem vacare propter hoc, 1421
quod Conradus eins ultimus archiepiscopus dinoscebatur April 28.
publice et notorie in dampnatam heresim incidisse. ^ Scribebant
eciam se legitime assumptos in amministratores eiusdem sie
vacantis ecclesie per eos ad quos talis assumpcio dinoscitur
pertinere. Confirmaverunt igitur electos monasteriorum in Pra-
gensi diocesiy installaverunt et instituerunt plebanos ecclesiarum,
eis canonice presentatis curam committebant animarum et alia
iurisdiccionalia^ et pontificalia per se vel per alios prout pote-
rant exequentes clerum et populum Pragensis diocesis ab obe-
diencia et adhesione dampnati Conradi quondam Pragensis
* In cod. possibilem. ^ Ib. iorisdiccionalis.
^ Von diesem Briefe gilt dasselbe. Nur am Schlosse findet sich eine spe-
cielle Angabe : A memoria namque mea forsan et vestra non excidit, quod
cum ante annos aliquot essetis apud me in Saganensi monasterio con-
stitutus, expresse me petistis, ut si aliquid sinistri in quo et suspicio
sinistri potest intelligi de vestra decrecione perciperem, hoc vobis pro
emendacione fraterna intimarem. ' Das Domcapitel war schon 1420
theils nach Zittau theils nach Olmütz geflüchtet ^ S. die Urk. bei
Pessina Phosph. pag. 208.
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548
presulis et suorum complicum retrahebant. In quorum diebus
in tantum superhabundavit Bohemorum tyrannis et eorum here-
ticalis iniquitaSy ut ipsi metas, fines et terminos Bohemorom
egressi in ipsa Wratislaviensi diocesi ^ momasterium Grisoviense ^
Cisterciensis ordinis quod est in districtu ducatis Swidnicensis
manu temeraria et violenta invaderent^ annicfailarent, de-
struerenty fracturis quoque devastarentetincendiis,
sicut prius in ipsa Bohemia multas eeelesias et monasteria
devastarunt et ad nichilum redegerunt. Dicitur tanieD a
quibusdani; quod licet in suis singulis edificiis vel quasi in
predictum sint debacchati monasteriuni; eins tarnen eccleaiam
dimiserunt intactam. Eisdem quoque temporibus quidam per-
pendens quod tunc non fuit rex in Israel vel saltem si fuit^
inutilis vel inutilis^ videbatur^ perpendens eciam quod tunc
unusquisque hoc quod sibi bonum videbatur faciebat, hec
metra composuit et in publice scripta fuerunt:
Dum rex Wenceslaus vixit, tunc ve Bohemia dixit,
Nunc venit peius, quia rex est quilibet eins. ^
Hec metra quia per se nota sunt; exposicione non egent Porro
per hoc, quod in multis Bohemia ad peiorem statum pervenit
tempore Sigismundi, quam fuerat temporibus Wenceslai, Wen-
ceslai tempora vel ipse Wenceslaus minime commendabantur.
quia minus malum bonum non constituitur, si ei malum gran-
dius in malicia et horrore ^ prefertur.
*• Ib. WratisUviensis diocesis. ^ Beete: vel quasi inutilis oder innülis faxt
vel quasi inutilis. "^ In cod. horrare.
1 Das Oistercienserstift Grüssau bei Landshut in Schlesien; Heyne, Doea-
mentirte Geschichte des Bisthums Breslau, der Bd. 3 pag. 27 weitliufig
von den Geschicken Grüssaus während der Husitenzeit handelt, kennt
diese gänzliche Zerstörung des Klosters vom Jahre 1421 nicht. VgL über
die Zerstörung von Grüssau Palack^ Urk. Beiträge I. pag. 184, den Brief
der Hauptleute von Schweidnitz/ und Jauer an die SechsstSdte vom
21. Februar 1422 über die Zerstörung von Grüssau. ^ Der Vers ist
aus Peter v. Zittau s. Königsaaler Geschichtsqu. p. 224.
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549
Cap. 77.
De tractata yenerabilis magistri Johannis Hofeman contra
hereticos et de noTO tractata hereticoram postmodnm
cnidam episcopo presentato.
Quamvis in diebus Ulis multi in fide probat! iuxta verba
beati Pauli fierent manifesti et factis; dictis et scriptis suis
sanetam, orthodoxam catholicamque fidem fidelissime defen-
sarent; reverendus tarnen magister Johannes Hofemann
doctor in sacra theologia Slesianus genere et membrum uni-
versitatis studii Lipsicensis ^ specialissime se murum pro domo
dei posuit et hostiles faereticorum ictus tamquam invictus et
validissimus murus exeipiens eos in tractatu suo qui ineipit:^
Debemus diUgere invicem confregit, convicit* et contrivit. Multa
nempe scripta contra heresiarchas tunc a catho-
licis catholice composita reperi; legi et vidi^ sed
inter hec omnia eiusdem magistri coUecta in memorato tractatu
posita precipuum et principalem locum obtinent^ in quo post
parvum quendam prologum distinccione eiusdem tractatus facta
in partes quinque tam luculente fundamentum yeritatis posuit
et tam clare errorum hereticalium tenebras effugavit^ ut in
multorum infirmorum cordibus que prius ad colorata argu-
menta perversorum dogmatum potuerint^ esse | trepida veritas fol. 284»
evangelica Romaneque sedis et sancte universalis ecclesie
ritus et observancie inmobilis columpna fieret et constaret eis
luce meridiana clariuS; quod porte inferi superare non possunt
dominicam domum stabilitam in evangelium. Fuit et post com-
plecionem tractatus tam utilis quidam novus Über erroneus
tribus sigillis sigillatus in latino et Bohemico in rubre nigroque
conscriptus cuidam Alemannorum episcopo presentatus^ ut eo
viso iniquis dogmatibus contentis in illo de communicando
populo sub dupplici specie adhiberet iidem indubiam et ad
hoc credendum et sequendum induceret vel induci faceret
plebem suam^ licet huius iniqui codicis falsitates^ mendacia et
*■ In cod. commiflit ^ In cod. potaerit
1 S. über ihn Heyne Gesch. des Bisthnms Breslau H. pag. 144 ff. £r starb
als Bischof von Meissen am 26. März 14öl. ^ Diese Schrift des
schlesischen Gelehrten findet sich noch mehrfach, z. B in der Wiener
HofbibUothek Nr. 445L Vgl. auch 4299, 4576.
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550
iDsanie blasphemantes in hiis punctis et articulis que ipse
magister Johannes prius in aliorum scriptis invenerat sofficienter
et abunde in supradicto sollempni traetatu suo cassata, annol-
lata et destructa fuerint, imiuo cassa/ nulla et in se irrita
limpidissime declarata, ad illa tarnen documenta eorum erroram
que prius in aliorum collectis non reperlt et ad que in sapra
memorato traetatu non respondit, respondere efficaciter laborabit
et spero per dei graciam iam cum ejffectu complevit. Ad hec
tarnen si idem reverendus magister aliis forsitan impeditus
minime responderet^ aspicienti et pensanti eorundem superaddi-
torum errorum dogmata facile^ erit ad ipsa cum adiutorio
dei responderC; quoniam evacuato omnis veritatis robore diso-
scuntur cum fundamento et soliditate carere. Quidam tarnen
alter ad cuius eciam manus liber iste devenit scripta in eo
ex eorum nuUitate nimia contempnens et respuens licet contra
ea singula et universa scribere refutaret et colligere^ sub quo-
dam tarnen breviloquio pauca et modica scripsit adversus ea
que sequuntur in hec verba etc.^
Cap. 78.
Yerba beati Augastini que assumunt heretici de sacramen-
tali sumpcione corporis et sanguinis domini nostri Jesu
Christi de mistica et spirituali loquuntur.
Rabirusticus ille ne dicam archirusticus qui post multas^
aliorum decepciones et falsos tractatulos librum quendam com-
posuit in lingua latina et Bohemica in quo probare nititur
esse de necessitate salutis quemlibet ut eins verbis utar
dispositum christianum communicare divisim Christi corpus^
sub panis et sanguinem eins sub vini specie, tanto facilius in
scriptis suis contempnitur quanto quasi nesciens apostolos
sanctos de factis et dictis domini multa per anticipacionem
scripsisse nee eos formam verborum sacramentalium ad unguem
scribere sed de eisdem factis et dictis domini historiam texere'
voluisse, doctores fidei catholice quos ad sui defensionem
* In cod. facilis . . . respondebo. ^ In cod. Et tantum de isto, sequitor
cap. alind. '^ In cod. mnltos. ** In cod. corporis corpus.
• In cod. texisse.
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551
erroris violenter vel quasi inflectere conatur in verbis ipsorum
nullatenus intellexisse probatur. Nonnunquam etenim quod
ipsi de mistica siunpeione veri corporis et saDguinis salvatoris
nostri dignati sunt scribere, ipse de sacramentali non veretur
exponere, nonnunquam quod ipsi de mistico eins dixerunt cor-
pore^ ad verum eins corpus noscitur applicare . . . ^
Cap. 79—82. fol. 234»»
De eodem. bis 238.
Cap. 83.
De noTO dnee Siglsmnndo qni contra regem Sigismnndum
ad Bohemiam renit.
Post hec aut inter hec quidam Sigismundus dux de
surda Polonia cognatus Witoldi principis Litwanie vel Russie
quem Witoldum quidam Alexandrum magnum nominant^ quem
et plura contra Prutenos pro fide certamina^ prius fecisse non
est dubium^ nomine eiusdem cognati sui vel forsan nomine
proprio cum comitiva non modica venit in Bohemiam, quem
Bohemi cum honore et gaudio susceperunt. Fuerunt autem tunc
in Castro Bohemie quod Karlstein dicitur costodes et armi-
geri, capitanei, castellani et vigiles custodientes id nomine non
ducis, sed regis Sigismundi, qui et adhuc a fide christiana
dicebantur nullatenus deviasse. Cumque castrum id regis Sigis-
mundi dux Sigismundus obsideret, expugnaret vel obsidere et
expugnare cum Bohemorum auxilio niteretur, turpiter quoad
suum exercitum in belle prostratus in persona propria cum
paucis vix vivus evasit. Hunc nobilis baro dominus Ladislaus
Birka de Hawenstein in sua civitate Lipa in suo conductu
habere dicitur, sed ad quem finem a pluribus ignoratur etc.
Et tantum de isto.^ Et sie est iam finis huius operis 1466.^
* In cod. certantes. ^ Ib. iam et.
^ Damit ist der wesentlichste Inhalt erschöpft. Die eiuzeln^i Beleg^stellen
für diesen Satz können, da sie ziemlich nmfan^eich sind, hier hinweg*
gelassen werden. ^ Einzelnes ans diesem Capitel bei Palaoky Ital.
Reise 108. Der Alexander mag^us erklärt sich wohl aus dem magnns dux.
ArehiT. Bd. LX. II. H&lfte. 36
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BEILAGE.
Auszüge aus Lndolft «Soliloqnium de sehismate^
(Ans dem Cod. IV. Fol. 364 [pag. 116*— 130^] der BresUner Uniy.-BibL)
Pensata malicia moderni temporis in qua de fide agitur
et de subtrahenda obediencia domino Gregorio Xu. frater a
fratre requiritur et super ea a multis multifarie multisque
modis disputatur, libet mihi nondum ab aliquo requisito me
ipsum requirere, examinare et iudicare me per memet ipsum,
ut ab illo non iudicer qui constitutus est a deo patre iudex
vivorum et mortuorum. Confabulabor igitur et loquar in ama-
ritudine anime mee de hiis que diebus istis facta sunt et fiunt
et me ipsum discuciens, quid in presenti materia credam vel
senciam, mihi ipsi in hiis scriptis in testimonium derelinquam.
Nee curabo si nunc ad me ipsum, nunc ad alios, nunc in sin-
gulari, nunc in plurali, nunc in prima, nunc in secunda, nunc
in tercia persona verba scribam aut proferam, quia nichil inter-
est in qua persona instrumentum conficiatur, dummodo veri-
tatis substancia non mutetur.
Sic itaque pono casum:
Ante triginta annos et ultra sub Urbano sexto in prin-
cipio assumpcionis sue ad presulatum apostolicum poet mortem . .
Gregorii pape XI. qui moriebatur a. d. 1378 post medium
Quadragesime ante festa Paschalia ortum est et alitum hucus-
que scisma in ecclesia dei propter ipsum Urbanum et quendam
Robertüm Gebenensem qui et Clemens VII. dicebatur de
Romani pontificatus apice contendentes. Successerunt huic ur-
bano Bonifacius IX., Innocencius VII. et Gregorius XII. de
quo iam est questio. Roberto autem successit Petrus de Luna
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563
qui adhuc superest et Beoedictus XIII. nominatur. Fuit autem
et est hoc scisma tarn grave, quod ecolesiam ipsam perniciosis-
sime laceret, tamque coloratum, ut UlominatiBsiine mentes homi-
nam diBputent, qais horum in proprietate vel poBsessioDe papatas
verum ius habeat, cum nnnquam antea compertum sit aliquod
Bcisma huic simile per omnia. Unde et laboratum est com omni
diligencia eisdem triginta annis pro extirpacione eins omnibaB
viis, modiB et mediis. congruis, quibas scriptara ad hoc labo-
randnm docet et qaibuB hmnana indostria potest et nichil sub-
Becutom est. Docuit autem experiencia, quod via est unica,
via Bcilicet cessionis libere faciende ab utroque concertancium;
per quam possit oeleriter et commode pax et unio plebi institui
Christiane. Cognovit hoc adeo certitudinaliter prefatus Gregorius^
quod mox in papam promotus cum consensu et consilio fratrum
suorum pronunciavit et declaravit viam hanc esse convenien-
tissimam; unde et eam approbans iuravit se eam aggressurum
et iuri suo infra annum renunciaturum et nichil de contingen-
tibus omissurum^ dummodo adversarius suus Petrus de Luna
eciam iuri suo renunciaret et ambo collegia cardinalium in
unum locum convenirent de eleccione unici Romani pontificis
tractatura. Juravit et Petrus de Luna similiter se hoc facturum,
dummodo Gregorius suo iuri cederet et cardinales ut supra
convenirent. Convenerunt autem (sie). Et ecce tam Gregorius
quam Petrus quamvis a multis, ut cedant, multipliciter requisiti
sint^ renunciare recusant dimittentes archam domini in lacera-
cione priori. Quorum eciam unus ipse videlicet Gregorius iam
mutatus in Bensum alium pronunciat et dicit viam cessionis
apostolice diabolicam et dampnatam esse. Ob hoc cardinales
utrique perpendentes eos non posse melius ad cessiones suas
voluntarie faciendas induci vel compelli nisi ipsi et alii fideles
se ab utroque subtrahant . . ambobus invitis concUium univer-
sale congr^ant in quo de meritis utriusque ho0 est quis eorum
sit aut fiierit verus papa . . cognoscant . . Nunc igitur quoad
partem nostram, qui Gregorio et predecessoribus eius hucusque
adhesimus, quero:
1. An Gregorius cedere tei^atur.
2. An ante cessionem quam non vult facere vel forte dicit
facere ab administracione papalis officii abstinere teneatur.
3. An non cedendo vel ante cessionem administrando nutritor
antiquati scismatis esse censeatur.
36»
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554
4. An nutriendo scisma antiqaum vel alias ex dictis et faetis
suis sit pro herdico habendus.
5. Utrum papa subiaceat legibus que de heresi loquuntur
vel in casu in quo iudicandus est subiaceat Ulis legibus
que formam modum et ordinem constituunt quo quis
iudicetur.
6. An papa hereticus sit ipso iure papatus vel potestatis sne
iurisdiccionalis administracione privatus.
7. An concilium generale sit iudex competens in hiis casibiu .
8. An concilium generale ante suam dif&nitivam sentenciam
' possit Gregorio interdicere administracionem . . et si
potest, an in temporalibus tantum^ an eciam in spiritualibos.
9. An cardinales habeant hoc concilium convocare et Ghre-
gorium ad hoc citare. Adeo auctorizabitur, ut et vocati
prelati et ipse citatus Gregorius ad id venire teneatur?
10. Utrum cardinales possint sine concilio ipsi Gregorio inter-
dicere administracionem papatus, antequam eciam concilii
tempus adveniat vel aliis prohibere, ne sibi ut pape
obediant . .
11. An diffinitivam sentenciam contra Gregorium in concilio
forte ferendam fideles quantumque sibi aut teneantur aut
possint obedienciam denegare . .
Queritur igitur primo: An Gregorius cedere teneatur . .
Es werden nun die Gründe für (7) und gegen (13) neben
einander gehalten. Dann folgt die Solucio: Gregorius tenetur
cedere. Ad cessionem obligatur ex iure humano et divino . .
Absit dispensacio super iuramento suo quod fecit, antiquum
scisma nutrit . .
In derselben Weise werden die folgenden Fragen erledigt
Ad 2. Notorium est enim, quod iuravit cedere, quod ecclesia
tarn diu divisa non potest sine eins abstinencia a papa-
libus actibus ad celerem et convenientem modum sue
* unionis et per consequens nee ad ipsam celerem unionem
pervenire et volumus cum in hiis per ignoranciam ex-
cusare que noverant omnes anime Christiane? Gerte
latere cum non potuit in vicino, quod ad nos in longin-
quum pervenit . . . ergo pro sciente non pro ignorante
vel probatur dubitante . .
Ad 3. Gregorius non cedendo vel ante cessionem administrando
scisma nutrit.
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555
Ad 4. Gregorius iuxta ea que premissa sunt est hereticus
ad minus presumptus et pro tali usque ad declaracionem
concilii generalis habendus.
Ad 5. Dico papam legibus hiis ligari.
Ad 6. Papa hereticus amministracione de qua queritur est
priyatus.
Ad 7. Concilium est iudex.
Cum dicitur papa a nemine iudicatur die: a nemine
id est a nuUo singulari homine nisi voluerit ei se
sponte submittere . . . secus autem et de multorum
hominum universitate congregata . . .
Ad 8. Interdici sibi possunt per concilium eciam spiritualia
ante amministracionem.
Ad 9. Cardinales congregare habent hoc concilium, episcopi
et prelati ad illud vocati et Gregorius citatus venire
tenentur.
Ad 10. Cardinales hoc potuerunt facere et legitime fecerunt.
Ad 11. A Gregorio subtrahere nos debemus de necessitate
salutis.
Posset adhuc formari questio duodecima: An hü qui obe-
dienciam Gregorio non subtrahunt heretici vel scismatici cum
eo sint saltem presumpte, sed supersedeo huic questioni .
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INHALT/
Einleitung $45
Pars prima. Prolog^i» 402
Cap. 1. De intrnso qnodam cardinali S. Petri ad papatum et elecciooe
Urbani sexti post hec Clementis septimi 403
Cap. 2. De divlBione vel diversitate eonun qoi hos daos snacepenmt in
papas 404
Cap. 3. De creacione novornm cardinalium per dominum ürbannm et
Karolo de pace 405
Cap. 4. De qnibnsdam factis Urbani et morte eins 40$
Cap. 5. De morte Karoli imperatoris et filiis eius —
Cap. 6. Qualiter Karolus quartus factuB est imperator, dum adhuc viveret 407
Cap. 7. De bonis operibus Karoli 40d
Cap. 8. Adhuc de eiusdem operibus Karoli 409
Cap. 9. Adhuc de eisdem —
Cap. 10. De morte Karoli regis Francorum et Roberti Gebenensis et
successoribus eorum » . . . . 410
Cap. 11. De Bonifacio nono 411
Cap. 12. De aliis factis eiusdem et morte eius 412
Cap. 18. De Innocencio septimo —
Cap. 14. De Gregorio duodecimo 413
Cap. 15. De convocacione concilii Pisani 414
Cap. 16. De duobus conciliabulis Gregorii et Benedicti et Roberto Eavaro
contra Wenceslaum in regem assumpto 415
Cap. 17. De Wenceslao Bohemo 416
Cap. 18. Quomodo persequebatur clerum Wratislaviensem et prelatos
nonnuUos 417
Cap. 19. Quomodo sevivit in clerum Pragensem interficiens venerabüem
virum doctorem vicarium in spiritualibus 418
Cap. 20. De iudeis Präge interfdctis et quibusdam aliis gestis .... 419
Cap. 21. Qui ad scisma illud longevum sedandum pamm yel nichil
operatus est 430
Cap. 22. De captivitate eius prima et liberacione 421
* Die Capitel im kMnen Druck sind nur Misxngiweise im Texte wiedei^e^vbea.
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557
Seit«
Cap. 23. Besponsio cuiasdam obieecionia 422
Cap. 24. De quiboBdam secretarÜB Wenceslai occisis 422
Cjtp. 26* De herefli in regno Bohemie 423
Cap. 26. De articaliB erroneis hniiiB hereais ant secte 424
Cap. 27. Unde venerat error iste ad Bohemiam 425
Cap. 28. Qnomodo HnsoDiste occnpanuit aliqnas ecolesiai prins katho-
licomm et freg^nuit imagines 427
Cap. 29. De holla pape, de inhonestacione et impedimento inrisdiccionis
apostolice et qaibasdam aliis 428
Cap. 30. De prohibicioDe verbi dei in lingoa Tentoniea et receMU triam
nacionnm Teatnniconim de Prägens! studio 429
Cap. 31. De creacione novi regis Bomanomm Boberti contra Wencealanm
et morte ipsins Roberti 430
Cap. 32. De snbrogatis in loenm Boberti et de seconda captivitate
Wenceslai 432
Cap. 33. De Hosonistis qnomodo ex tone andaciores fiebant 433
Cap. 34. De concilio Pisano et hiis qne gesta snnt in eo 436
Cap. 35. De eleccione Alexandri qninti ^ . . . . 436
Cap. 36. An posaunt esse in veritate duo pape aut duo imperatores aut
reges Bomanomm 437
Cap. 37. De morte Alexandri quinti et eleccione Johannis yicesimi
tercii 438
Cap. 38. Besponsio contra latratns eorum, qni concilio Pisano detra-
xerunt 439
Cap. 39-42. Adhnc de eodem 441
Cap. 43. An propter alia quam propter heresim possit papa deponi . . —
Cap. 44. De Jobanne XXIII. et Ladislao rege Sicilie et Wladislao rege
Polonie et belle Prutenomm 442
Cap. 45. De concilio Constanciensi et de faga Jobannis 443
Cap. 46. Quod concilium maius est papa in causa fidei 445
Cap. 47. De captivitate Jobannis et deposicione eins —
Cap. 48. Qnomodo post hec ecclesia yacant^ concilium sanctum vices
pape quoad multa supplevit 447
Cap. 49. De redeunte ad unionem ecclesiasticam Gregorio XII. et adhe-
rentibus sibi et de morte Gregorii et Ladislai regis 448
Cap. 50. De Husone combusto —
Cap. 51. De Jeronimo combusto et Bobemis exprobrantibus concilio
Constanciensi 449
Cap. 52. De transitu regis Bomanorum ad regem Arragonum 451
Cap. 53. De forma, modo et via buiusmodi concordie 452
Cap. 54. Adbuc de eodem 453
Cap. 55. De transitu Sigismundi per Franoos ad Anglos 454
Cap. 56. De eleccione Martini V 455
Cap. 57. De diutumitate scismatis tali modo finiti 456
Cap. 58. De coronacione Martini V., de solncione Constanciensis concilii,
de liberacione Jobannis XXIII., de Wenoeslao et Conrado
episcopis Wratislaviensibus 457
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558
Cap. 59. De morte Wenceslai regia Bohemomm tiS
Cap. 60. Adhuc de exporicione titnli einsdem 4ä9
Cap. 61. De exeqniis eitudem WencesUi 4tt
Cap. 62. Qnomodo post mortem Wenceslai Huaomste aeviebsnt in
Cartosienses tfl
Cap. 68. Adhoe de eode« 46
Cap. 64. Qaomodo ante mortem reg^s qnosdam de consnlata nore ctvi-
tatia Praf^naia oceidemnt et qnomodo pott mortem r^is mani
forti campnm ing^essi sunt —
Cap. 65. Qaomodo Sigismundns saecedens Wenceslao ingressoB est
Wratislaviam et de morte Jobannis dacia Goriitsensia firatris eins 4€l
Cap. 66. De decima sibi a papa coneessa 4M
Cap. 67. Adhuc de eodem 466
Cap. 68. 69. Adh«e de eodem 4M
Cap. 70. De hüs que tnnc Sigfismandns eg^t in Wratislavia et de inter-
feccione consnlum ibidem prins per WrattslavienBes eires
facta 4«
Cap. 71. De dnabos filiabns Lodwici reg^ Ungaromm et Sigismnndo,
qnomodo rex üngaromm (actus sit et de prelio eins contn
Tnrcos in qno et snccnbnit 468
Cap. 72. De Hedwiga secnnda filia Lodwici et Wladislao rege Polononun 469
Cap. 73. Qualiter Sigismundos ad Bobemiam properare et beresim nt
dixit volens destmere multis dominis vasallis snia serricimD
indixit 4T0
Cap. 74. De monasterio Cladmnensi et quibnsdam ecclesüs 471
Cap. 75. De curia archiepiscopi Pragensis invasa et deturpata . . . . 47S
Cap. 76. De errore eomm contra religiöses —
C*p. 7 7. De hoc qnod dicnnt esse de necessttete lalitis eoonBBnie&re qnanlibet sab
Qtraqne specie 473
C»p. 7 8-91. AdhQc de eodem 474
Cap. 92 — 99. De errore eonim contra dei et tanctomm ima^iaes et reU^ÜM saootons —
Cap. 100—107. Qaomodo Hntoniate et aibi similes ab obedSenda se rabdvcant eee)e«ü
Romane amerentes eam non esee capnt et matrem aliamm omninm eccleaiarva
et de reprobacione aasercionis et erroris einsdem 47&
Cap. 108 — 111. Non obttante qnod papa didtnr Bomanns pontifex, extra Bomam ren-
dere poteat —
Cap. 1 1 S. Kcdesia Romana maioritatem et primatnm in nniTeruUi eccleöa sibi noa
nsnrpat —
Cap. 1 IS. 114. Bohemi regem non habeat terre sne, nt ^loriantor, ai ae preter anetoii-
tatem Romane ecdeaia illnm habere pretendnnt "
Cap. 116. Qnomodo Sigismnndns Bobemiam intravit et Pragam obsedit
ad tempns 47tf
Ci^. 116. De coronacione Sigismnndi in regem Bobemomm, de rebel-
Üone qnoqne eomm et de destmccione monasterii Anle regle 477
Cap. 117. De ossibns regis Wenceslai post eins obitnm dehonestatis et
detnrpatis 478
Cap. 118. De dnobns monasterüs canonicomm regnlarinm sancti Karoli
et sancti Apollinaris in Satzkow 479
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Seite
Cap. 119. De monasterio Oputewitz sancti Benedicti et aliis 481
Cap. 120. Qnaliter Sigismundos abstulit aamm et argentom de reliqoiis
in ecclesia Pragfensi 482
Cap. 121. Rex Sig^mnndus (de) premiflsis excosari non potest .... 488
C»p. 122. A premissis eeiam rex excusari non potest, li Teilet dicere dericie non
licere habere poseeesiones sed eoe debere rivere in pnnpertnte 485
Cnp. 123. Qnomodo clenu et popnlns debent esse Tictn et yettitn contentns .... —
Cnp. 124. Qne ennt clero necessarin —
Cnp. 125. Olerici possnnt habere anrnm et argentnm pro necesMriis suis —
Cap. 126. Qnomodo intelligator illud: Sacramenta non reqnimnt anmm et argentnm . —
Cap. 127. A crapnla et ebrietate clericos abstinere et eos nltra ricem terdam non potare 486
Cap. 128. De qnodam episcopo, qui coram cnicis imagine non permiBit
oblaciones fieri —
Cap. 129— 131. De continnacione eomndem scriptomm 487
Cap. 132. (De) destructo Castro Wisschegradensi prope Pragam .... —
Cap. 133. De fignra renun hamm in veteri lege precedente 488
Cap. 134. Conclnsio prime partis 490
Secnnda pars. Prologns 491
Cap. 1. De recessn regia a Bohemia et montibns Chntnifl captis et
monasterio Czedlicz destmcto —
Cap. 2. De civitate lermer et clericis occisis in ea 498
Cap. 3. Qnomodo Cziskow capitanens Hnsitamm promisit cnilibet pre-
sentanti sibi personam unius presbTteri peeuniam certam . . 494
Cap. 4. Ex hiis qne iam scripta snnt nemo debet in denperacienero abdnei et de
fiftctis Lndi qnondam Anrianomm epiacopi 495
Cap. 5. Adhne de eodem Lndo et sibi similibns hodiemia —
Cap. 6. De gestis qnondam ab Arrianis snb iniqno rege Oeiserieo —
Cap. 7. 8. De eodem 496
Cap. 9. De fsctis snb Hnnnerioo —
Cap. 10. De Cnnrado archiepiscopo Pragensi, civitate et monasterio
Rndenioz —
Cap. 11. Adhnc de eodem 498
Cap. 12. Expedit Teutanicid cantos esse qnaliter so associent Bobemis 499
Cap. 13. De cmdelitate et temeritate mnliemm in Bobemia 500
Cap. 14. De congregaoione baronum et literis eomm, qnas ad Slesiam
direxemnt 501
Cap. 15. De articnlis qnos pretendebant habere 502
Cap. 16. De litere huius fine et concinsione 503
Cap. 17. De literis papalibns contra Wiclefistas et Hnsitas —
Cap. 18. Qnoniam Bobemi de morte Hnsonis dolent 505
Cap. 19. Non obstante omagio, inramento, fidelitate a Slesianis Bohe-
momm regno prestitis possunt pugnare contra Bohemiam . . 506
Cap. 20. Absolut! snnt ab omni promissione fidelitatis omnes, qni eis
in beresim lapsis prins fuerunt astricti 507
Cap. 21. Quid intelligatnr nomine regni 510
Cap. 22. Rex Sigismundus non potuit dare securum conductum ad con-
cilium Constanciense 511
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560
Cap. 23. Bohemi ^lorUntur inoonveoienter de christianissinio sao regoo ftlS
Cap. 24. Commnnicans contamaciter et in contemptnm ecdesie «ab
Qtraqae specie pro heretico habendiu est 514
C»p. 85. Qai nom ooifonMi m ia wÜTenalibni «ed«^ iMaWoa «ivi putridm Mt . &1S
Cftp. >6. D« festo pMcali et qa»dnge»ima 51(
Cap. 27. De marchionatti Brandebargnensi —
Cap. 28. Adhnc de eodem 518
Cap. 29. Adhnc de eodem 619
Cap. 80. De in£&mia petnnt se liberari Bohemi 521
Cap. 31. Utrum Bohemi possunt a Sig^mnndo petere reportacionem anri
et arg^nti 623
Cap. Si. D« illifl qnataor artioiilifl in quibas Bohou Tohnt pennanere 524
C3»p. 83. De eodem 62$
C%p. 84. De artioiile primo in qvo Tolont Bohemi reeidere —
Oap. 86. 86. De eodem —
Cap. 87. De triboa erroribns circa eacrameatom hoc —
Cap. 88. De errore primo —
Cap. 89. 40. De errore eeenndo 62S
Cap. 41. De errore terdo —
Cap. 4>. 43. De scriptis per apoetolam Panlnm ad Corintboa —
Cap. 44. Qnaliter oommanioantee redpinnt aliqnid bninsmodi de calioe poet eoaiBUi-
cacionem —
Cap. 45 — 48. De seonndo articnlo —
Cap. 48 — 58. De terdo artiovlo —
Cap. 54 — 66. De qnarto articnlo —
Cap. 57. De illis qni litterae snpeHiiB sciiptas miaenmt 527
Cap. 68. De eodem 528
Cap. 59. De data littere Bohemomm 529
Cap. 60. Per hec qne scripta sunt pro excusacione aliqoa Sigismandi
ipse neqnaquara in omnibos excnsator 530
Cap. 61. De quibnsdam Bohemoram in hello interfectis et de civitate
Bmxa 531
Cap. 62. De titnlo et sigillo et Terbis temerariis Johannis Csiska et
Taboriti» 533
Cap. 63. De electoribns iroperii Tenientibas contra hereticos 534
Cap. 64. De imposicione antiphone per signnm cmcis 5ä5
Cap. 65. De mnltiplici indnlgencia png^ancinm contra hereticos .... 536
Cap. 66. De indnlg^enciis et absolacione primomm statunm 537
Cap. 67. De qnarto, quinto et sexto genere statanm 538
Cap. 68. De Totis cmcesignatomm commntandis 539
Cap. 69. De nna missa tnnc indicta 540
Cap. 70. De sing^lis sacerdotihns missas celebrantihns —
Cap. 71. De reditu regia 8igismundi ab Ungaria et de dampno qnod
tunc percepit 541
Cap. 72. Quomodo rex Sigitmundns secnndnm aliquos fait ab hiis per-
pessis dampnis aliquo modo cnlpabilis 541
Cap. 73. De qnodam magistro arcinm attemptante qnedam suspeeta . . 544
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561
Cap. 74. D« lecto per mm qoodft« traotatalo e<nnpo«ito ab iHo qni fbit snipectiu ab
h«re8i 646
C»p. 75. De diseamtibiie per enin in eecleeia hAbitis nimie inordinate 547
Cap. 76. De amministratoiibus ecclesie Pragensis. De monasterio Griso-
viensi et qnibusdam metris —
Cap. 77. De tractatn yenerabilis magistri Johaunis Hofeman 549
Cftp. 78. Yerba beati Angutlni qne Msiurant bereüci de seorementoli sampeione cor-
poris et flugninis Jesu Christi de mistic« et ipiritiuili loqnnntor 550
C»p. 79—82. De eodem 651
Cap. 83. De novo dace Sigismnndo, qni contra regem Sigismnndam ad
Bohemiam venit —
Beilage. Das 8oliloqaiam de schismate des Abtes Lndolf 552
Inhalt 556
Nachtrag.
Zu pag. 360 für einzelne Bemerkongen bei der Recon9traction des
Textes danke ich meinem verehrten CoUegen Prof. Dr. J. Wrobel.
pag. 347 Zeile 2 Ton unten, lies derselben,
„ 348 „ 6 von oben „ Silesiannm,
n 853 « 12 von unten „ 14,
,, 442 ^ 18 n „ ,, Reronlis (Rimini),
,, 458 „ 1 „ „bis Tentnnicorum : kleiner Druck,
„ 544 „6p n Etsi sancta und folgend: liegender
Druck.
Bei sehr verschieden geschriebenen Eigennamen ist die gewöhnliche
Schreibweise angewendet worden, was übrigens schon Einleitung pag. 349
angemerkt wurde.
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ZUR GESCHICHTE
DER
KARTHAUSE GAMING
IN ÖSTERREICH U. D. E.
(V, O. W. W.)
MITOETBEILT VON
D"^ H. R. VON ZEISSBERG.
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Die Earthause GamiDg in Nieder-Oesterreich (V. O. W. W.),
in der Ordenssprache Maria Thron (Thronus S. Mariae) oder
Haus ,de8 Thrones U. L. Fr/ genannt, wurde 1332 von Herzog
Albrecht II. von Oesterreich gegründet. Die ersten Mönche
kamen aus Mauerbach, der erste Prior war Martin von Ungarn.
1342 wurde die Klosterkirche geweiht.*
Die Gegend, in welcher Gaming (Gamnik) liegt, einst
von Slaven bewohnt, ^ war zur Zeit der Gründung des Klosters
noch zum grössten Theile Urwald, der erst von den fleissigen
Mönchen ausgerodet, in Ackerland, Wiesen und Gärten um-
geschaffen wurde. Das Oetschergebiet verdankt so dem Kloster
Gaming, mittelbar dem Stifter des letzteren seine Cultivirung. ^
Nach der Regel des H. Bruno ^ sollte jede Karthause
bloss aus einem Convente von zwölf Mönchen bestehen. Aber
schon der Gründer von Gaming verdoppelte diese Zahl, so
dass die junge Pflanzung, den Prior mitgerechnet, dagegen
von den Conversen, deren sie höchstens sieben oder acht
^ Ed. Freih. v. Sacken im Jahrb. d. Centr.-Comm. für Erhaltung der
Baudenkm. II, 138 ff. o. desselben ArchXolog. Weg^weiser in Berichten
and Mittheil, des Alterthomsyereines in Wien XVI, 103 ff; vgL anch
Ilg in Mitth. d. C. C. Bd. XUI, 56 ff.
2 O. Efimmel, die Anfänge deutschen Lebens in Nieder- Oesterreich. Pro-
gramm d. königl. Gymnas. zu Dresden-Neustadt. Dresden 1877. 8. 15.
Derselbe, die Anfänge deutschen Lebens in Oesterreich. Leipzig 1879,
8. 106.
3 M. A. Becker, der Oetscher u. sein Gebiet. Wien 1860, II, 107 ff.
E. Haselbach, die Earthause zu Gaming. (Bl&tt. d. Vereines f. Landes-
kunde V. Nieder-Oesterreich. 1878, 8. 244 ff.)
* Das wie es scheint wenig bekannte, weil seltene Hauptwerk über den
Earthäuserorden ist: Tromby, Storia del patriarca 8. Brunone. 10 B. fol.
NapoU 1773 ff.
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566
beherbergen sollte, ^ abgesehen, ursprünglich fünfundzwanzig
Mitglieder umfasste. Allein auch von dieser Zahl ging man
in der Folge ab, so dass wir bereits im Jahre 1396 sechsund-
dreissig Mönche und Conversen, 1431 deren achtunddreissig
nachzuweisen im Stande sind. Nach einem Visitationsprotokolle
von 1458 zählte Gaming damals neununddreissig Professen,
zu welchen noch dreizehn andere zu rechnen sind^ die zwar
in dieser Earthause den Profess abgelegt, aber in dem ge-
nannten Jahre theils als Prioren, theils als Gäste in anderen
Klöstern weilten. Unter diesen zweiundfünfzig Mitgliedern des
Stiftes befanden sich sieben sogenannte ,redditi^ und ebenso
viele Conversen. Unter den Prioren Christoph und Nicolaus
(1430 — 1458) legten zu Gaming achtundvierzig Brüder die
Gelübde ab.
Ueberhaupt erreichte diese Karthause um die Mitte des fünf-
zehnten Jahrhunderts ihre höchste Blüte. Im Jahre 1461 standen
neun Mönche, die zu Gaming die Weihe empfangen hatten,
verschiedenen Klöstern als Prioren vor. Zu Gaming selbst war
damals jener Sigismund Phantzagel Prior, den Kaiser Friedrich
einst zum Abte von Melk erheben wollte. Nicolaus Kempf
war Prior zu Pletriach, Heinrich von Eckenfeld zu Prag, Paul
Wagner zu Brunn. Bartholomaeus Hölderle versah zu Aggsbach,
Ambrosius von Eisenach zu Olmütz, Benedict Neupeck von
Scheibs zu Vallis S. Antonii in Ungarn, endlich Anselm zu
Schnals in Tirol dasselbe Amt.
Im ganzen gingen aus Gaming paehr als vierund vierzig
Vorsteher anderer Klöster hervor. Die Karthausen zu Brunn
und Pletriach (in Krain), von denen jene Kaiser Karls IV.
Bruder Markgraf Johann Heinrich (1371) gestiftet hat, diese
ihren Ursprung (1404), wie ihre Vergrösserung den Cilliern
verdankte, waren Tochterklöster Gamings. Auch die Elartbause
St. Lorenz in der Schweiz, gestiftet 1463, empfing ihren ersten
Rector aus Maria Thron. Der Karthause bei Nürnberg stand
während der Jahre 1402 — 1428 der Gaminger Mönch Heinrich
von Helpring als zweiter Prior vor. Derselbe war zugleich
durch dreizehn Jahre Visitator der oberdeutschen Ordensprovinz.
In derselben Provinz leitete Petrus Fabri von Rotenburg,
1 (Jo. Car. Newen). PandecUe seculares dum sacratissima familia carthu-
siana, quae Gemnici floret in Austrla inferiori antiBÜtis jabileom et
quartum seculum suum etc.
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567
gleichfalls ein Gaminger Profess, die Karthausen Pletriach, Cella
salutis zu Tuchelhausen und Pons B. M. V. zu Astheim. Der
Karthause zu Schnals in Tirol lieferte Qaming fünf Prioren,
jener zu Ittingen in der Schweiz drei.*
Schon die Erwägung dieser statistischen Thatsachen dürfte
zu dem Schlüsse berechtigen, dass bei der Gründung von
Ghkming die geistige Cultur des Landes nicht zu kurz ge-
kommen sei. Kann sich in dieser Hinsicht die in stiller Wald-
einsamkeit gelegene Karthause auch nicht mit den reicher
dotirten und vom Glücke begünstigteren Nachbarklöstern wie
etwa Melk, Seitenstetten oder St. Florian messen und dürfte
auch die streng ascetische Richtung der Ordensregel in dieser
Hinsicht wenig fördernd gewesen sein, so nimmt doch auch
in geistiger Beziehung Gaming einen ehrenvollen Platz in der
Geschichte des Landes ein. Zu Gaming lebte im vierzehnten
Jahrhundert einer der besten mittelalterlichen Liederdichter,
Konrad von Hainiburg (1342 Prior zu Seitz, 1350 — 1354 und
1358 — 1360 Prior in Gaming, 1352 auch Visitator der ober-
deutschen Provinz, f 17. August 1360), der im Auftrage Kaiser
Karls IV. und auf Antrieb des Erzbischofs Arnold von Prag
ein Werk unter dem Titel Matutinale Beatae Virginis schrieb
und unter anderen Hymnen in lateinischer Sprache^ jenes
Lied: ,Omni die die Mariae mea laudes anima^ verfasste,
das man fälschlich bald dem Abte Engelbert von Admont,
bald dem polnischen Prinzen Kasimir zuzuschreiben pflegt.^
Aber auch für historische Arbeiten fehlte es den dortigen
Mönchen nicht an Literesse. Li Gaming fand Wolfgang Lazius
jene Handschrift des steirischen Reimchronisten Ottokar, die
auch den zweiten Theil dieses Werkes bietet und jetzt der
kais. Hofbibliothek zu Wien angehört.^ Eine bis 1505 fort-
gesetzte Geschichte Albrechts IL, des Stifters von (Jaming,*
hat Hieronymus Pez nach einer dortigen Handschrift publicirt.
1 Newen 1. c.
2 Vgl. Qabler, Konrad, Prior von Gaming, in der Zeitschrift: Hippolyt.
1860. Abtheil, für Diöcesangeschicbte S. 204 — 207. Einige seiner Ge-
dichte hat Mone, Ijatein. Hymnen im Mittelalter I. 17 ff. veröffentlicht.
3 Wichner, Gesch. d. Benedictinerstiftes Admont III, 543.
* Comment. geneal. Austr. 233.
* Pez, S8. rer. Austr. II, 370.
Archiv. Bd. LX. II. Hälfte. 37
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568
Und gleich dieser Arbeit dürfte wohl auch das freilich nur in
einer Seitzer Handschrift überlieferte ^fragmentum historicum
de IV Albertis Austriae ducibus^ ^ zu Gaming entstanden sein.
Umgekehrt hat sich uns das ,Breve chronicon monasterii Stam-
sensis^ gerade in einem Codex der Karthause Gaming erhalten.^
Im achtzehnten Jahrhundert gehörte der Karthause jener ge-
lehrte Leopold Wydemann an, der mit den Brüdern Pez und
mit Anton Steyerer in literarischem Verkehr stand und Lieo-
pold Brenners, Priors der Karthause Mauerbach ,Chronicon
cartusiae vallis omnium sanctorum in Mauerbach' veröffentlichte.'
Vor allem aber dürfte hier an den reichhaltigen Schatz
von Handschriften und Büchern aller Art zu erinnern sein,
der sich bei der Aufhebung des ELlosters (1782) in dem schönen
Bibliothekssaale vorfand. Wohl* wurde davon manches ver-
schleppt.-* Aber was davon gerettet wurde, ist genügend, um
uns mit Achtung für den wissenschaftlichen Sinn dieser
Karthäusermönche zu erfüllen. Eine nicht geringe Zahl von
Büchern gelangte an die Universitätsbibliothek in Wien. Die
Urkunden kamen zunächst in das Hofkammerarchiv und wurden
später in das k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv übertragen,
wo sich ein leider noch ungehobener Schatz von Gaminger
Copialbüchern, Urbaren u. dgl. befindet.^ In der Hofbibliothek
zu Wien endlich trifft man eine Reihe von Handschriften an,
die ihre Entstehung dem Fleisse der alten Gaminger Mönche
verdanken.
Eine dieser Handschriften^ ist es, die unsere Aufmerk-
samkeit in besonderer Weise in Anspruch nimmt. Der schöne
Codex ist die mühsame Arbeit eines Gaminger Mönches Namens
» Pez 1. c. II, 382.
2 Pez, SS. rer. Austr. II, 457.
3 Pez, SS. rer. Austr. II. 334 fL Dagegen dürfte das von Bernhard Pez,
Thesaur. anecd. II. 3. pag. 454 sqq. veröffentlichte ,diariam peregrina-
tionis transmarinae* kaum dem Prior Georg von (üaming zuzuschreiben
sein.
* Feil, OriginalbeitrÄge z. Gesch. d. Aufhebung mehrerer Klöster in
Nieder-Oesterr. Oesterr. Blatt, f. Lit. u. Kunst 1846 pag. 306 ff.
^ Vgl. Böhm V., die Handschriften des kais. u. königL Haus-, Hof- und
Staatsarchivs. Supplement. Im Index sub voce: Gaming.
^ nr. 12, 811 (suppl. 538) vgl. Tabulae oodd. manuscriptorum in biblio-
theca Palatina Vindobonensi asservatorum vol. VII. 149.
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569
Wilhelm Hofer von Landshut, der darin die Osterberechnung
bis zum Jahre 2012 ausführte^ mit vielen Figuren illustrirte
und zugleich angab^ welche Stücke aus dem Evangelium und
den Statuten an Festtagen im Capitel zu lesen seien. Für uns
kommen nur die letzten Blätter der Handschrift in Betracht.
Auf diesen trug Wilhelm Hofer um 1480 ein kurzes Nekrolog
(fol. 139 b — 144a), ein Verzeichniss der Frieren (fol. 144b bis
145 b), eine Aufzählung der EQosterbrüder seit 1432 (foL 145 b
bis 146 b) und der Conversen aus den Jahren 1446 — 1486
(fol. 147 a), endlich (fol. 147 b) eine üebersicht der Anniver-
sarien ein, wobei er theils aus dem alten Diplomatar seines
Hauses schöpfte, theils die Erinnerung eines älteren Kloster-
bruders Wolfgang zu Hilfe nahm. Das von ihm benutzte Diplo-
matar ist noch heute in der Handschrift des k. k. geh. Haus-,
Hof- und Staatsarchivs in Wien nr. 55 (76 a. Ünter-Ober-Inner-
Oesterr.) erhalten, wie man aus der Vergleichung derselben mit
den Citaten Hofers ersieht. Denn dieser citirt nach der alten
Paginirung der Handschrift, indem er nicht ohne kritische
Begabung die Datirung der Urkunden für die Chronologie
der Frieren von Gaming zu verwerthen sucht. Auch auf die
Acten der Generalcapitel nimmt er Rücksicht. Ueber Wilhelm
Hofer selbst erfahren wir aus unserer Aufzeichnung nicht mehr,
als dass er am 18. April 1446 zugleich mit dem Bruder David,
der als Bartscherr des Klosters starb (1458), als Mönch einge-
kleidet wurde, dass er 1480 das Verzeichniss der Conversen
schrieb und dass er am 19. März 1483 starb. Verschiedene
andere Hände haben die Arbeit Hofers fortgesetzt, das Prioren-
verzeichniss bis 1527. Zuletzt hat eine Hand des achtzehnten
Jahrhunderts zu den einzelnen Frieren deren fehlende Todes-
daten gesetzt. Doch sind diese Zusätze nicht selten falsch.
Gerade das Priorenverzeichniss zeigt einige Verwandt-
schaft mit jenen Mittheilungen Wydemanns, welche Anton
Steyerer seinen Commentarii pro historia Alberti II. ducis
Austriaca einverleibt hat. Wie aus einer Vergleichung mit
der Handschrift des k. k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchivs
nr. 86 (Böhm), in welcher unter dem Titel: Monumenta Gem-
nicensia pag. 365 a sqq. viele hieher gehörige Mittheilungen
Wydemanns an Steyerer enthalten sind, hervorgeht, kannte und
Steyerer, pag. 71 ff.
37*
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570
benützte Wydemann unsere Aufzeichnung, die auch Steyerer'
und Newen (letzterer in seiner unter dem Titel: Pandectae
seculares etc. erschienenen Geschichte des Klosters Gaming)
erwähnten. Allein die namhaften Differenzen in den chrono-
logischen Angaben schliessen die an sich nahe liegende Ver-
muthung aus, dass es Wydemann gewesen sei, der die späteren
Zusätze zu unserer Handschrift fugte.
Wilhelm Hofers Aufzeichnungen gewähren uns einen inter-
essanten Einblick in die weithin reichenden Verbindungen des
Klosters Gamings zur Zeit seiner Blüte. Sie sind eben deshalb
als ein nicht unwichtiger Beitrag zur Geschichte des Karthäoeer-
Ordens überhaupt zu betrachten und liefern in dieser Hinsicht
eine erwünschte Ei^änzung zu der verwandten, von Dr. Alois
Müller 2 edirten Reihenfolge der Prioren der Olmützer Karthanse.
,Nach den ursprünglichen Statuten verschlossen sich die
Karthäuser strenge gegen Gestattung von Stiftungen oder Be-
gräbnissen und Anniversarien, um die Armuth und den abg^
schlossenen Verkehr mit der Aussenwelt nicht zu ge&hrden.
Nicht minder wehrten sie sich gegen Einzeichnungen in ihre
Nekrologien und Hessen ausser für ihre Klosterbrüder gar
keine Einzeichnungen in das Nekrolog zu.'^ Später aber traten
Milderungen ein; es wurde einzelnen Klöstern gestattet, mit
Stiftern anderer Orden und mit Laien in das Verhältniss der
Confraternität zu treten. Dem entsprechend begegnen wir in
den Aufzeichnungen Wilhelm Hofers ausser dem eigentlichen
Nekrolog, welches fast blos Mitgliedern des Karthäuserordens
gewidmet ist, einem Verzeichnisse von Anniversarien (in diesem
Falle den Todestagen) hervorragender Wohlthäter. Nach der
Genauigkeit der Todesdaten und der Zeit, in welcher die
meisten der hier angeführten Personen lebten, dürften diese
Anniversarien aus einer noch im vierzehnten Jahrhundert ent-
standenen Vorlage herübergenommen worden sein.
Zum Schlüsse noch einige den Orden der Karthäuser
überhaupt betreffende Bemerkungen, welche das Verständniss
» pag. 670.
2 Personalien zur Geschichte der n.-ö. Karthausen Mauerbach, Gaming
und Aggsbach in den Blättern des Vereines f. Landeskunde von N.-Oe.
XI. Jahrgang S. 166 flf.
3 Wiedemanu, Geschichte der Karthause Mauerbach (Berichte a. MittheiL
d. Aitertliumsve reines in Wien XIll. S. 80).
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571
der mitgetheilten Quelle erleichtern dürften. Die oberste Leitung
des Ordens befand sich in den Händen des Priors der Haupt-
karthause (Cartusium, Chartreuse) bei Grenoble. Jährlich fand
ein Generalcapitel statt. Die alemannische Ordensprovinz zerfiel
seit 1322 in zwei Theile, in die ober- und in die niederdeutsche
Provinz. Den einzelnen Klöstern standen Prioren vor. Eine
dem Orden der Karthäuser eigenthümliche Einrichtung war es,
dass die Obern der Klöster nur zeitweilige Oberaufsicht führten
und nach einigen Jahren wieder in den Stand der gemeinen
gehorchenden Priester zurückkehrten. Wir finden diese Regel
ziemlich strenge festgehalten. Doch fanden Ausnahmen hievon
statt. Nicht nur, dass häufig derselbe Prior zum zweiten Mal
gewählt wurde; verdiente Prioren standen oft durch längere
Zeit, ja selbst bis an ihren Tod dem Kloster vor. Dem Prior
stand zur Besorgung der weltlichen Geschäfte ein Procurator
zur Seite. Ein Visitator der Ordensprovinz oder der Provinzial
selbst erforschte von Zeit zu Zeit den Stand der Ordenszucht
und des Hauses geistliche und weltliche Verhältnisse.
Die Klöster führten ebenso wie jene der Cistercienser
besondere Ordensnamen. So hiess Mauerbach: Vallis S. Antonii
oder Vallis omnium sanctorum; Aggsbach: Porta S. Mariae
virginis; Freudenthal (in Krain): Fräniz, Vallis jocosa, slav.
Bisira, das Kloster bei Brunn: Karthause schlechthin oder
Königsfeld, jene zu Olmütz: Maria im Thal Josaphat, später
nach Dolein (Dolany) übertragen; Schnals (in Tirol bei Meran):
Aller Engel Berg (Mons Angelorum); jene zu Lechnitz (in
Ungarn): Vallis S. Antonii; Geyrach: Vallis S. Mauritii in
Gyrio, jenes zu Löveld (in Ungarn unfern Gran) Vallis S. Mi-
chaelis; jene zu Pletriach (in Krain): Domus throni SS. Trinitatis.
Zu der nachstehenden Ausgabe bemühte ich mich, in den
beigefügten Anmerkungen die anderweitig nachweisbaren Namen
und chronologischen Angaben zu sammeln. Der Kürze halber
wird dort die von Dr. Alois Müller edirte Quelle mit M., die
Klostergeschichte von Newen mit N., Wydemann bei Steyerer
mit W. bezeichnet. Daneben leistete mir die wesentlichsten
Dienste die bereits oben erwähnte Handschrift nr. 86 (Böhm)
des k. k. geh. Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien.
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572
Janaariiis.<^
Fol. 139 b.^
3. Dominus Gotfridus* prior domufi Troni 1387.
4. Dominus Georius^^ prior monasterii Pletriach filius huios
domus et procui'ator 1478.
6. Conrad US monachus et sacerdos 1421.
8. Johannes Wissengradensis monachus et sacerdos 1430.
12. Stanizlaus monachus et sacerdos 1404. Philippus mo-
nachus et sacerdos.
16. Nicolaus tercius de Praga^ prior vallis Josaphat et huius
domus 1435.*
18. Augustinus monachus et sacerdos.
19. Johannes Steel monachus et sac. 1398.
21. Haynricus de Scheibs mon. et sac.
25. Cri Stoff er US prior in Tarkan et Seicz« et huius domus
1451. *
• Roth.
^ Oben linkfl am Rande: Domas Troni incorporator 1338.
o Vgl. unten Bl. 145 a.
d Falsch! vielmehr 1346; s. u. Bl. 145a.
» Gottfried von Enns, Prior von Gaming 1366 — 1369, dann von Schnals,
endlich (seit 1375) erster Prior von Königsfeld bei BrOnn, abdicirte ali
solcher am 3. Januar 1387. (W. N.)
2 Nekrolog von Freudenthal bei Kosina, Mittheilungen aus einer Wiener
Handschrift e. Gesch. der Karth. Freudenthal (in den MittheiL des hist
Vereines f. Krain 1863; es ist dies die Handschrift 8071 der Hofbibliothek,
welcher Kosiua nur die auf Krain bezüglichen Angaben entnimmt) 4. Jan.:
,Georgii prof. in Gemnico, prioris in Pletriach.* Vgl. dazu die Anmerkung
Kozina^s, wonach ein Prior Georg in Pletriarcher Urkunden 1446, ein
anderer Georg, Prior zu Pletriach, im Nekrolog zum 6. Februar ge-
nannt wird.
3 Nicolaus von Solnitz, auch von H. Kreuz genannt, war zuerst Proless
zu Prag, dann Prior zu Brunn, seit 1424 zu Gaming. Herzog Albrecht V.
von Oesterreich betraute ihn mit einer Sendung nach Rom. 1430 wurde
er auf seinen Wunsch vom Generalcapitel des Priorates zu Gaming ent-
hoben und starb als Prior der Karthause Vallis Josaphat zu Olmütz 1435.
15./16. Januar. (W. N. M.) Als Prior von Gaming war er der zweite
dieses Namens.
* Christoph Hüpffei von Ybbs war früher Prior zu Tarkan in Ungarn, sodann
(1436 — 1443) zu Seiz in Steiermark gewesen. (VgL Chmel, Gesch. Kais.
Friedr. IV. I, 333.) Seit 1443 stand er bis an seinen Tod (1451, 25. Jan.)
dem Kloster Gaming mit Auszeichnung vor. (W. N.) Frölich, Diplom,
sacr. ducat Stjriae. II, 112.
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573
26. Nicolauß conuersus sartor 1460.*
27. Haynricus conuersus cellerarius 1457.
28. Dominus Fridericus prior in Pletriach et huius domus
1443 eciam professus hic.^
Februarius.^
Bl. 140a.
8. Leonhardus^ prior huius domus 1390 sub quo ^
est factum. Jacobus mon. et sac. 1401 senior.
14. Benedictus^ prior in LechnicZ; viccarius et procurator
et filius huius domus 1465.
18. Johannes Polonus redditus sacerdos 1418.^
• Roth.
^ Die Stelle radirt. Vgl. unten Bl. 145 a.
^ Am Rande unten: Item reperi in antiquis cartis capituli generalis ali-
qnomm monachonim nomina, qui non sunt scripti in kalendario nostro
videlicet anno Christi 1334 Theodericus mon. et sac. cuius ibidem quidam
Levtoldus meminit, qui pater suus fait spiritualis et yterque nullibi
reperitur. Item Lewpoldus redditus et sacerdos 1349. Gonradus procurator
Troni 1351. Sigishardus mon. et sac. 1359. Johannes procurator 1375.
Nullus illorum est in kalendario.
» Vgl unten S. 591.
2 Auch das Nekrolog von Freudenthal erwähnt ihn zum 28. Jan.: ,Rev.
domini Friderici prioris in Pletriach et in hac domo.* Dagegen starb er
nach der bei Tromby VIII, 1588 citirten Charta capit gen.: am 21. Jan.
Kozina kennt in der Reihe der Prioren von Freudenthal nur einen dieses
Namens während der Jahre 1426 — 1430. Da nun Friedrich von 1430 bis
an seinen Tod (1443) Prior in Gaming war (W.), so muss er vor 1426
Prior von Pletriach gewesen sein. Da wir andererseits noch am 21. Sept.
1425 einen Prior von Pletriach Andreas erwähnt finden, so muss er ent-
weder vor diesem Datum oder zwischen October 1425 und August 1426
Prior zu Pletriach gewesen sein. Friedrich fuhrt in den Ordenschriften
den Beinamen Piu« et Probus. (W. N.)
3 Leonhard I. erscheint als Prior zu Gaming in einer Confratemitäts-
urkunde mit der Karthause Brunn 1384, 27. März und starb nach W.
und N. am 8. Febr. 1389. Ein Leonhard IL, welcher 1392 gewählt und
nur einige Monate dem Kloster Gaming vorgestanden haben soll, wird
von W. angezweifelt. N. enthält letzteren nicht.
* Benedict (auch Wolfgang) Neubeck de Scheibs wurde 1444 promovirt
(vgl. Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, 626), war 1458
Procurator zu Gaming und wurde in demselben Jahre (December) des
Bartholomaeus Nachfolger als Vicarius. 1459 kam er als Prior nach
Lechnitz und starb am 14. Febr. 1465. (cod. 86.)
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574
Marcius.*
Bl. 140b.
1. Cristofferus^ prior in Seycz 1477 cognomento Stikel.
2. HermanDus de Saxonia^ mon. et sac.
10. Caspar mon. et sac. 1474.
19. Petrus Bohemus rector domus Dolani monoclus.
Wilfaelmus Hofer de Lanczhuetta artifex admodum in-
dustrias 1483 huius operis autor.^
23. Johannes de Morauia^ prior huius domus et senior 1379.
24. Mathias de Stockeraw redditus sacerdos 1470.
29. Conrad US de Spira mon. et sacerd. in die pasce 1472.
Jonius.'^
Bl. 141 a.^
3. Stephanus mon. et sac. procurator 1419.
7. Johannes de Camerstarff^ prior huius domus.
23. Franciscus hospes de Mawrbaco.^
25. Vlricus prior in Fraenicz^ procurator et filius huius domus.
26. Hermannus de CamerstarflF mon. et sac. pictor 1436.
27. Johannes de sancta Cruce^ abbas prior in Obnuncz 1449.
• Roth. ^ Andere Hand.
° Ein Blatt zwischen 140 and 141, enthaltend die Monate April und Blai,
ist ansgerissen.
* Nekrolog von Freudenthal zum 1. MSrz: fDomini Christophori prof. in
Geipnico prioris in Seiz*. Es war dies Christoph Steckel von Tegemsee,
Prior zu Seiz 1474 — 1477. Auch nach dem Nekrolog von Seiz starb er
am 1. MSrz 1477. Fröhlich 1. c. pag. 151.
2 Wydemann (bei Steyerer) und Newen pag. 49 beziehen diese Stelle auf
den Prior von Gaming Hermannus de Donna (um 1364), was mir aber
nicht ganz sicher scheint.
' Johannes von Mähren aus der Familie Jesnitz, Prior zu Gaming 1354
bis 1357, starb als Stiftssenior 1379.
* Nekrolog von Freudenthal zum 7. Juni: ,Domini Joannis prof. in Gem-
nico, proouratoris in Plctriach*. Johann H. von Kamersdorf wurde Prior
zu Gaming 13G9 und starb 1375. (W. N.)
5 Nekrolog von Freudenthal zum 25. Juni: »Domini Udalrici prioris hnins
domus^ Kozina bemerkt dazu: «unbekannter Prior'.
• Johann von Spangenberg, auch Johann von H. Kreuz genannt, da er
einst Cisterciensermönch und Abt zu H. Kreuz in Oesterreich gewesen
war, trat in der Folge in den Karthäuserorden zu Gaming ein (21. Jan. 1441)
und wurde 1446 Prior zu Vallis Josaphat bei Olmütz. Er starb am
27. Juni 1447.
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575
JuUus.''
Bl. 141b.
5. Cristannus prior in Aspach et valle auxilii 1442.
7. VrbanuB Graft mon. et sac. 1435. Conraduß conuersus,
8. Hermannus conuersus primo profesBus Nurinberge 1429.
10. Fridericus conuersus 1404.
13. Laurencius mon. et sac.
14. Johannes de Patauia^ magister Wiennensis et concilista
Basiliensis 1471.
Wolfgangus de Melico mon. et sac. in Loll obiit 74.^
15. Sigismundus PhanczageP prior 24 annorum et 6 men-
sium obiit 1483.»
18. Martinus^ prior huius domus Troni primus 1357.
20. Erhardus conuersus 1438. [Anniuersarium fundatoris 1358.*^]
22. Judocus^ olim prior in Olmuncz 1451.
23. Vlricus procurator mon. et sac. 1401.
25. Johannes de Ingolstat senior mon. et sac. 1454.
29. Johannes Trenbeck* conuersus baro de Bauaria.
31. Levpoldus conuersus 1401.
Augustus.*^
Bl. 142a.
4. Haynricus de Graecz mon. et sac. 1421. Andreas
redditus.
7. Matheus sacrista mon. et sac. 1422.
• Roth. ^ Andere Hand.
1 Aschbach, Geschichte der Wiener Universität I, 611, nennt unter den
1440 graduirten Magistern einen , Johannes de Patavia', der wohl mit
dem nnsrigen identisch sein dürfte, da letzterer 1441 zu Qaming ein-
gekleidet wurde. Nach cod. 86 ist sein voller Name: Joannes Velber
de Patavia. Eine Zeit lang war er auch zu Leveldt. Er starb 14. Juli 1470.
2 Sigmund Pfanzagel aus Wien, 1460 zum Magister graduirt (vgl. Aschbach
a. a. O. 622) 6. Jan. 1453 eingekleidet, war 1458-1483, in welchem
Jahre er starb, Prior zu Gaming.
3 Martin von Ungarn, der erste Prior von Gaming 1331 — 1342, war spfitcr
Prior zu Schnals und zu Mauerbach, starb 1357.
* Jodocus, einst Benedictinermönch zu Seitenstetten in Oesterreich, sodann
Karthäuser zu Gaming, endlich (1448) Prior zu Vallis Josaphat bei
Olmütz, starb 1450, 22. Juli. (M.)
^ Johann von Trenbeck, einst Rath Herzog Ernsts von Oesterreich und
des Erzbischofs von Salzburg, Hofmeister der Herzoge Heinrich und
Ludwig von Baiern, vermalt mit Bergerin von Walberg, die ihm zwei
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576
11. Haynricus de Fronconia mon. et sac. Nicolaus mon. et sac.
17. ConraduB de Haynburga* prior huius domus Troni 1362.
19. Martinas conuersus.
22. Conradus de Migsna mon. et sac.^ 1420. Albertus neo-
phitus dyaconus multa scripsit 1421.
23. MartinuB Turnaer obiit in Snals 1474. ^
26. Thomas mon. et sacerdos.
29. Conradus procurator domus Troni.
30. Busko conuersus 1420.
31. Dyetricus prior s. Michahelis.^
September. <^
Bl. 142b.
3. Fridericus senior mon. et sac. 1441.
8. Andreas 3 quondam prior huius domus de Raecz. Mar-
tinus prior Gyrie^ filius domus.
9. Conradus prior in Seicz.^ Nicolaus de Raecz mon. et sac.
11. Johannes de Praga mon. et sac.
13. Symon procurator huius domus mon. et sac. 1473.
14. Petrus mon. et sac. Paulus Wagner de Paden prior in
Prunna, hie sacrista et vicarius 1474.
15. Ambrosius^ olim prior in Olmuncz de Isna magister
Wiennensis 1469.
Söhne, Artolph und Thomas, g^ebar, Hess sich nach 48jähriger Witwer-
schaft im Alter von 97 Jahren (1431) zu Gaming als frater donatos, im
folgenden Jahre (1432) als Converse aufnehmen und soll daselbst noch
18 Jahre gelebt haben. Er starb in Folge eines Sturees vom Pferde
1448. (Newen pag. 54.)
• Ueber sac. von derselben Hand n5 (non?)
^ Am unteren Rande: Reperi in carta capitull generalis anno domini 1401
conuersum domus Troni nomine Frisko et alium sub anno Christi 1418
nomine Johannes, qui non sunt in kalendario scriptL
<= Roth.
1 Ueber Konrad von Haimburg, Prior von Qaming (1350—1354 und 1368
bis 1360), vgl. die Einleit. 8. 667.
2 Vgl. unten S. 588.
3 Andreas I. von Rez, Prior zu Gaming 1361—1364; sein Todesjahr ist
unbekannt.
* Konrad III., Prior von Seiz 1413—1424; starb 1456, 9. Sept Fröhlich
1. c II, 111.
^ Ambrosius von Issenau (Isenaco), Magister der Universität Wien (fehlt
bei Aschbach), Profess von Gaming (seit 1450, 29. Aug.), Vicar daselbst
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577
20. Petras prior huius domus 1417 et in Pletriach et in
Tukelhaosen.
27. ConraduB de Mergethaym prior olim in Snals procurator
et vicariuB huius domus 1469.
Ootober,^
Bl. 143. a.
9. Petrus conuersus 1398.
10. Hainricus de Roer mon. et sac.
12. Hertnidus conuersus.^ Johannes Oder conuersus.
15. Ortolfus 2 prior huius domus 1396. Nicolaus conuersus 1436.
16. M^rtinus procurator huius loci. Symon conuersus.
22. Nicolaus Polanus mon. et sac.
24. Tylo^ prior domus Troni beate Marie 1346.
28. Anthonius mon. n^ (!) in sacris constitutus ordinibus statim
post professionem mortuus 1448.
29. Johannes Longus senior mon. et sac. de Chremsmunster.
NoTember.*^
Bl. 143 b.
5. Nicolaus de Saxonia mon. et sac.
8. Petrus^ prior huius domus Troni 1405.
15. Jacobus mon. et sac. 1431. [Anniuersarium fundatricis
1351. Johanna (!) de Phyrt]^ in carta 1353.
23. Albertus Franco, qui scripsit libros sermonum et alia
multa^ vicarius 1447.
und seit 1457 Prior zu Vallis Josapbat bei Olmütz. Nach acht Jahren
kehrte er nach Gaming zurücic. £r starb 1469, 16. Sept. (M.) Vgl.
Wolny, die Bfarkgrafschaft Mähren V, 96.
* Roth. ^ Das Eingeklammerte roth.
i Dürfte Hertnid der Häffher, Burggraf zu Frankenstein sein, dessen
Ghittin Gertrud im Verzeichnisse der Anniversarien unserer Quelle zum
2. Jan. erwühnt wird. Hertnid selbst erscheint im Jahre 1846 die s. Lau-
rencii in einer Urkunde der Stadt Krems bezeichnet als ,des vorgenannten
Gottshauses (Gaming) anwält, prueder Herdneid der Hafner*, (cod. 86.
fol. 382 b.)
2 Ortolf, Prior von Gaming, 1379—1384 und abermals 1392— 1896, in
welchem Jahre er starb. (W. N.)
5 Tylo, der zweite Prior von Gaming 1342 — 1344, zuvor Prior zu Mauer-
bach. (W. N.) Vgl. Wiedemann in d. Mittheil. d. Alterth.-V. XIII, 86.
* Petrus, Prior von Gaming 1396—1406. (W. N.)
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578
25. Conradus de Ingolßtat cantor mon. et sac. 1449.
27. Johannes de Muldorff mon. et sac. plura scripsit libros
lau"(!) pro inf(ir)mi8 1437.
December.^
Bl. 144a.
4. Jordanus mon. et sac.
5. Stephanus mon. et sac. Fridericus conuersus. [Bartho-
lomeus Hölderl procurator prius prior in Axpach.]^
6. Fridericus mon. et sac.
7. Hainricus mon. et sac. prior in Seicz, Olmuncz, Praga,
Ytingen et hie procurator 1481, de Eckenfeld magister
Wiennensis multum doctus et benignus pater. ^
8. Thomas mon. et sac. 1385.
11. Stephanus de Broda^ prior huius domus.
14. Hertmannus quondam rector primus in Pletriach et prior
primus ibidem 1406, set obiit 1416. ^ Conradus con-
uersus 1421.
18. Sigismundus redditus sac. 1442.
20. Vitus redditus et sac. 1417.
26. Oswald US mon. et sac. [Jeronimus mon. et sac. de
Ybs 1481 prius vicarius.]^
30. Michahel de Wienna* redditus sac. 1477.
* Roth. •» D»8 Eingeklammerte von späterer Hand.
* Heinrich von Eckenfeld, zu Wien graduirter Magister (fehlt bei Aschbach)
trat am 13. Nov. 1442 in die Karthause Gaming ein, wurde 1450 Prior
zu Vallis Josaphat, 1465 Rector, später (1464) Prior der Karthause zu
Prag. 1468 ging er als Procurator in die neue Ordenspflanzung Ettingen,
1471 — 1474 war er Prior zu Seiz. Noch in hohem Alter wollen ihn die
Ettinger Karthäuser zum Prior. Er lehnte jedoch ab und starb am 7. Dec.
1481 zu Gaming. Vgl. das Nekrolog von Freudenthal zum 8. Dec: ,Do-
mini Heinrici prof. in Gemnico prioris in Seiz.* (W. N.) Fröhlich 1. c II, 150.
» Stephan von Broda, Prior zu Gaming 1376—1379; starb 1380. (W. N.)
3 Das hier angegebene Todesjahr des ersten Priors von Pletriach bestätigt
die bei Tromby 1. c. VII. pag. 302 Anm. 7 citirte charta capituli generalis.
* Michael Wildendorffer de Vienna blieb im Stande eines redditus und
starb 1477, 31. Dec. (nach cod. 86).
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579
Bl. 144b.
Priores domus Troni b. Marie in Gemnico secandum
Buccessionem annorum Christi collecti ex libro pri-
vilegiorum domus, cujus primarium lapidem fundator dux
Albertus contractus posuit in die» S. Yppoliti anno 1332,^
obiit 1359^ 20. Julii. Posui autem primo annum domini^
postea addidi numerum foliorum iibri vbi nomen prioris
inuenitur in littera empcionis uel priuilegii aut fundacionis.
Set et aliquando vnus idem bis Fuit prior et quodam tem-
pore alius in medio fuit videlicet:^
Anno domini 1340 Marti nus^ rector prius et prior postea
fol. 101 et 103 et 75 et 155. [ohiit a. 1357 die 18. Mens.
JulijJ^
Anno domini 1344 dominus Tylo^ 2^^ prior foL 105. [obiit
1346 24. Octohr.]^
Anno Cliristi 1345 dominus Nico laus prior 3*^™* fol. 105. 152.
[Alias de Praga prior uallis Josaphat. Ohiit A, 1437 16, Jnn,]^
a. d. 1350 dominus Conradus^ folio 143 prior 4*"" [de Haim-
burga; huius obitus annus non habetur.]^
a. d. 1357 dominus Johannes de Morauia^ fol. 30 prior 5*'**
[obiit a. 1359 d. 23. MartiiJ^
a. d. 1358 dominus Conradus de Haynburga^ prior 6**" fol. 72
et 125. 168. Hie composuit tractatum super AUeluja
set non compleuit. [obiit a, 1362, 17, Aug,]^
a. 1361 dominus Andreas [de Raecz]""^ 188 prior 7"" [obiit
8, Spt.f anntis deest.]"*
a. d. 1364 Hermannus de Bunna® prior 8"^* fol. 166.
a. d. 1366. dominus Gotfridus' prior 9°" fol. 98. 99. 100.
117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 167. 169. 177.
[obiit 3. Jan. 1387.]^
*• Später üorrigirt mit schwarzer Tinte in: vigilia.
^ Später 2 in 0 mit schwarzer Tinte corrig^irt
« 9 mit schwarzer Tinte in 8 corrigirt ^ Bis hieb er roth.
^ Moderner Zusatz. 18. Jh.
i \gl oben S. 675 Anmerk. 3.
2 Vgl. oben S. 577 Anmerk. 3.
3 Vgl. Einleit S. 567.
* Vgl. oben S. 674 Anmerk. 3.
& Vgl. oben S. 576 Anmerk. 3.
6 Vgl. oben S. 574 Anmerk. 2.
"^ Vgl. oben S. 572 Anmerk. 1.
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580
a. d. 1369. Johannes de Kamerstarff^ prior 10°" fol. 170.
[ohiit 7. Junii; annus ignoratur.J*-
a. d. 1376. dominus Stephanus de Broda^ prior 11»« fol. 179.
191. 187. 180. [obiit 11. Decemb. Annus est obmissus,]^
a. d. 1380 dominus Paulus 3 in cuius electionem (factus est
sermo valde disertus, qui adhuc habetur, prior 12"" [oMas
prior vallis S. Antonii obiit 1421. 17. May.]^
a. d. 1381 dominus Ortolfuus^ primus fol. 183. 189. 182.
192. 190. prior 13»°» [oUit 1396. 15. Octobr.J''
a. d. 1386 dominus Leonhardus*^ primus fol. 184. 185. 191.
prior 14*« [Hie incipitmt chartae.]^
Bl. 145a.
a. d. 1387 dominus Leonhardus 2« 14. (!) [obiit a. 1396.
8. Fbr. in charta capitvli 1391."" .]^ paucis
presentibus de conuentu.
a. d. 1393 dominus Ortolfus* 2« prior 15™ [fol. 199. hie
habetur in carta capituli 1397 defunctus, sed non est in
kalendario nostro.]^ [Huic in charta capituli a. 1394
scHptum est: Habeat patientiam in officio propter me rüu
obedientie salutaris. Vide sing. eh. 394.]^
a. d. 1396 dominus Petrus« prior 16»« folio 196. 195. 197.
200. [duo reperiuntur in nostro kalendario sub isto no-
mine.] *= [( Alter) "^ obiit 1405. 8. Novembris (alius)^ prior
domus Maurbachy Brunae et Frenitz (obiit 1435).^]^
a. d. 1405 dominus Leonhardus Paetraer' prior 17™^. Hie
reformauit omnia monasteria Äustrie et Stirie jussione et
delegatione domini pape ad peticionem principis [a. 1414
denuo electus fuit visitator prouinde.]^
* Moderner Zusatz. 18. Jh.
^ Das Ganze über einer Rasur. Vgl. oben Bl. 140 a zum 8. Febr.
^ Das Eingeschlossene durchgestrichen.
* Vgl. oben S. 574 Anmerk. 4.
2 Vgl. oben S. 578 Anmerk. 2.
5 Paulus von Buda, Prior zu Gaming 1389—1392, später Prior zu Lechnitz
(Vallis S. Antonii) in Ungarn. Er starb zu Gaming 1421. 13. Mai.
* Vgl. oben S. 577 Anmerk. 2.
^ Vgl. oben S. 573 Anmerk. 3.
« Vgl. oben S. 577 Anmerk. 4.
' Leonhard IL Paetraer, Prior zu Gaming 1406—1411, später zu Freuden-
thal, sodann abermals, 1413 — 1422 zu Gaming. Auch wurde er vom
Generalcapitel zum Definitor erwählt Leonhard gehörte jener Commission
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581
a. d. 1412 dominus Georius^ prior 18^. Hie per omnia pro-
digas multa vendidit de domo nostra et de aliis domibus
multa furatus est et sepe fugitiuus et iterum promotus
ad prioratum peyor abscessit semper.
a. d. 1414 iterum dominus Leonhardus Paetrar secundario
electus [secundo visit: prou: ohiit 1435. 15. Maji].^
a. d. 1422 dominus Philippus^ prior 19™" obiit Snals; non
est in kalendario.
a. d. 1424 dominus Nicolaus^ magister Pragensis prior 20"".
[Huic a. 1430 ad propriam instaniiam facta est mia(!)
per capitulum generale, prout habetur in carta capituU
generalis a. 1430.]^
a. d. 1430 dominus Fridericus^ prior 21™". Hie dieebatur
probus prior, [professus domus alias priar in Pletriach;
fuit visitator prouincie, obiit a. 1443. 28. Januarii.J^
[Johannes Mergenthaim^ prior in IM, electus in priorem
huius domus sed in Vngaria obiit 1443. 18. Aprili. unde
numeratur uterque.]*
an, die auf Wunsch Herzog Albrech ts V. und unter Zustimmung des
Papstes Martin V. die Beform der österreichischen Klöster (1418) erzielen
sollte. Friess, Gesch. d. Bist St Polten 291. Auch zur Zeit des Basler
Concils treffen wir Leonhard in der zur Visitation der österreichischen
Klöster eingesetzten Comroission. Vgl. Zeibig, Zur Geschichte der Wirk-
samkeit des Basler Concils in Oesterreich (Sitzungsberichte d. W. Akad.
VIII, Ö29). Zuletzt war er Prior zu Brunn und (1428—1435) zu Mauerbach.
(Vgl. Wiedemann, Gesch. d. Karthause Mauerbach in den Berichten und
Mittheil. d. Alterthumsv. in Wien XIII, 101.) £r starb 1435. 15. Mai.
(W. N.) Briefe des Petrus de Pulka, Abgesandten der Wiener Uni-
versität am Concil zu Constanz an ihn im Arch. f. K. ö. GQ. XV.
S. 40 nr. XVII und S. 44 nr. XIX.
* Modemer Zusatz. 18. Jh.
1 Georg, Prior zu Gaming 1411—1413. Sein Todesjahr iat unbekannt (W. N.)
^ Philipp wurde 1422 durch den Ordensgeneral und damaligen Prior von
Porta Coeli Franz von Maresme als Prior zu Gaming installirt. 1424
verliess Philipp Gaming und wurde Prior zu Schnals. Er starb 1446
17. Nov. (W. N.)
3 Vgl. oben S. 572 Anmerk. 3.
* Vgl. oben 8. 573 Anmerk. 2.
s Johann III. von Mf^rgentheim war früher Prior zu Pletriach (Thronus
S. Trinitatis) in Krain, und zu Löveld (Vallis S. Michaelis) in Ungarn.
1433 wurde er zu Gaming, wo er den Profess abgelegt hatte und wo
er Vicar gewesen war. Prior und zugleich Visitator der Provinz, starb
aber schon einen Monat darnach am 18. April. (W. N.)
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582
a. d. 1444 dominus Cristofforus HuepffeP vir magne indu-
strie naturalis prior 22^'. Hie edifficauit nouam testudinem
in ecclesia et stalla et domum ex magnis debitis eripuit,
insuper multum thezaurizauit. [alias prior in Tarkan et
Setz; obiit 1451, 25. Jan. Visitator prouinde.]^
a. d. 1451 dominus Nicolaus Kemph^ de Argentina magister
Wiennensis. Hie edificauit capellam in cimterio et paruam
liberariam in ambitu et domum rasure et refectorium
yemale et que subtus sunt; set tectum prius fuit Prior
23ciiis [bene profuit et per(sonis?) et thezauro.]** [Fuit
prior in m(tdtis) dom(ibus); obiit a. 1499,]^
a. d. 1458 dominus Sigismundus Phanzagel,^ ciuis et
magister Wiennensis. Hie habuit tempora molestissima in
temporalibus propter crebras predaciones patrie, prior
24*". Hie adhuc presidet anno 1480 et nuUus ante eum
tot annis prefuit huic domui/ [Pm^sone ord(inis) sub se 32.]^
Hic^ defunetus est 1483 diuisione apostolorum. [15. Jvlii
fuit visitator prouincie.J*
a. d. 1483 dominus Andreas TaentH est electus prius pro-
curator domus. Rexit duobus annis male prosperatus a
visitatoribus a Carthusia missis p. Basilee (!) et Ortich. (!?)
in visitacione absolutus. [Fuit visitat. prouinciae.*[^
a. 1485 dominus Anthonius Lang^ de Brunna, prior in Ol-
muncz electus est in visitacione ordinaria et in sequenti
* 18. Jh. *> Am Rande von gleichzeitiger Hand hinzugefügt
*> Dieser Satz roth; hier endet die nrsprtlngliche Eintragung.
^ Von da an Hand h. <> Am Rande 2ö.
» Vgl. oben 8. 572 Anmerk. 4.
2 Nicolaus III. Kempff, aus einem Strassbnrger Patriciergeschlechte, studirte
zu Wien (1437 wurde ein Nicolaus de Argentina, wohl der nnsrige, zum
Magister graduirt; vgl. Aschbach a. a. O. I. 617), wurde 6. Sept. 1449
eingekleidet, war 1451 — 1458 Prior zu Gaming, spftter zu Aggsbach (?),
Pletriach und Qeyrach und starb 1497. 20. Nov. Er erbaute die Kirche
der h. Dreifaltigkeit, die Bibliothek und das Refectorium. (W. N.) Vgl.
Sitz.-Ber. d. Wiener Akad. 1850. III, 698.
3 Vgl. oben S. 575 Anmerk. 2.
* Andreas II. Taentl gelangte aus niedrigem Stande zur Würde eines
Priors von Gaming, welchem Kloster er 1483—1485 und 1491 — 1496
vorstand. Er starb 1510. 18. Juni. Taentl war es, der den Marktflecken
Scheibs mit einer festen Mauer umgab. (W. N.)
^ Anton Lang (auch Johannes Lang) von Brunn, seit 1449 Magister an
der Wiener Universität (Aschbach a. a. O. I, 607), Prior zu Briinn,
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583
capitalo generali per cartam capituli absolutus et domui
propeBrunnam in priorem datus [obiit a.l50L17.N(memb^]^
a. 1486 dominus Johannes Kaeslin, ^ prior tunc et professus
in Friburga doctor juris canonici datus est in visitatorem
et in priorem per capitulum generale, prior 27""». Tan-
dem <^ 1491 per cartam capituli absolutus hie a prioratu
et domui sue professionis viceuersa in priorem datus est
per capitulum generale. Qui vtiliter domui nostre pre-
fuit in temporalibus et spiritualibus, prudentia scilicet et
scientia atque industria non mediocriter preditus, vnde
et optimo regendi modo domum nostram instituit [Fuit
ulsit, prouinc, nostrae et conu. p. Rheni, obiit a, 1501.
26. Decemb.]^
Bl. 145 b.
a. d. 1491. Iterum^ dominus Andreas Taenttl secundario
electus.
a. d. 1496. Dominus Cristinus prior. ^ [Fuit con. uidt. prou.
ob. a. 1502, 15, Maij.]^
a. d. 1502. dominus Crisogonus^ prior falicLS prior in Olmiz.
Hie fuit absolutus per capitulum generale ad sui et conu:
•ut ibi habetur magnam instantiam attenta ipsius debilitate
et senio a. 1510 obiit a, 1515. 24, JuUi,J^
a. d. 1510 dominus Matheus* prior [per capitulum generale
institutus supradicto anno alias piior in Seitz et Maur-
bach. Fuit (cum nostrae domui praeesset)^ visitator pro-
nincie, obiit 1523. 14, Maji.J^
1468—1480 zu Vallifl Josaphat bei Olmütz, 1485—1486 zu Gaming. Er
starb 1501. 26. Dec. (M. W. N.) 17. Nov. (cod. 86.)
• 18. Jh. »> Am Rande 26.
^ Hand c. * Hand d. • Dnrchgestrichen.
1 Jobannes IV. Kaeslin, Profess zu Freiburg im Breisgau, Prior in Frei-
burg, dann 1486—1491 zu Gaming, Visitator der Provinz, kehrte sodann
nach Freiburg zurück und starb 1501. 26. Dec. (W. N.)
2 Christinus war 1496—1502 Prior von Gaming. Er starb in dieser Stellung.
' Chrysogonus von Krems studirte zu Wien, ward Benedictiner zu Tegemsee,
später Eartbfiuser zu Gaming (1473. 29. Jtüi), 1490-1492 Prior zu Vallis
Josaphat bei Olmütz, 1502—1510 zu Gaming und starb 1513. 24. Juli.
(W. N. M.)
* Matthaeus, 12 Jahre lang Prior zu Seiz, 1510—1512 Prior zu Gaming,
10 Jahre zu Mauerbach und 17 Jahre lang Visitator der Provinz. Er
starb 1522. 14. Mai. (W. N.)
ArchiT. Bd. LI. II. Hftlfte. 38
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584
Dominus Johannes Hueber* 1512.* [fuit con: prou: ad pro-
priam instantiam ob decrepitam aetatem fuit absolutus.
a. 1516.p
a. d. 1516^ dominus Johannes Snewolff^ arcium magister
Wiennensis fntbrogatur in locum obsol: prioris.J^
a. 1519 dominus Bruno' generosus ac magnificus baro de
Rupaw Bohemus [fuit 1^ conui (!) deinceps visitator pro-
uincie ob suam magnam iiistantiam impetr. abs. a. 1523
alias prior S. Trinitatis prope Brunam et val: Jo: prope
OlmutZy obiit a. 1629. P
a. 1523 dominus Johannes Schneewolff secundario electus.
[F. uisit. prouinc. absol. per cap, gen. a. 1627 nescio quam
ob causam.]
»
Nunc sequitur ordo fratrum domus Troni, quos potui
explorare a seniore fratre Wolfgango, qui ante eum fuere
in ordine ab anno 1432^ quo anno consecratus est ambitus
pro sepultura.^
Fridericus senior.
Hermannus pictor.
Leonhardus Paetrar^ hie prior.
Johannes de Muldorff.
Johannes de Patauia.
Phiiippus^ hie prior.
Johannes de Salczburga prior in Prunna.
Karolus magister Wiennensis.
Cristanus de Salczburga can(?)cellarius episcopi.
Johannes de Ingolstauia (!) senior.
Otto Nusdorffer canonicus de Salczburga nobilis cecus fuit.
« Hand e. ^ 18. Jh. « Hand f. ^ Roth.
' Johannes V. Hueber, früher Dominicaner, sodann Karthäoser, 1512 — 1516
Prior ra Gaming, starb 1522. 30. Dec. (W. N.)
2 Johann VI. Schneewolf, Prior von Gaming 1516—1519; sodann zn Bronn,
zugleich Visitator, endlich 1523 — 1527 nenerdingfs za Coming. Sein
Todesjahr ist anbekannt (W. N.)
' Bmno von Bapaw, ans einer böhmischen Adelsfamilie, Profeas zu Gaming,
1514—1519(21) Prior zu Josaphat, 1519(21)— 1523 zu Gaming, sodann
zu Brunn, 1527 und 1529 neuerdings zu Gaming, starb aber 1529.
14. Aug. (W. N. M.)
* Vgl. oben S. 580 Anmerk. 7.
» Vgl. oben S. 581 Anmerk. 2.
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585
Albertus Franco waccalareus Wiennensis multa scripsit: sci-
licet daos magnos libros sermonum et missalia 3.
Fridericus^ probus prior huius domus; hunc non accu-
sauit homo.
Jacob US paruuB cocus pape fuit in vrbe.
Bl. 146a.
Sigismundus Welczsperger de S. Yppolito; mouachus in
Melico fuit antea.
Sigismundus redditus et sacerdos de Guenfam dedit domui
80 flor.
Cristofferus^ de Ibs prior in Tarkan et in Seicz et hie;
primitus fuit redditus.
Vlricus^ procurator et postea prior in Fraenicz.
Nicolaus de Glogouia senior expulsus de Praga.*^
Johannes de Mergethaym^ electus ante Cristoffbrum set
morte preuentus prior in Lol obiit.
Vrbanus Krafft de Patauia redditus et sacerdos.
Conradus de Mergethaym prior in Snals hie procurator
et vicariuB senior. «
Wolfgangus de Waydhoffn' Bohemicali diu sacrista, sepe
viccarius senior nunc 1480, indutus 1432 die Benedicti.
Conradus de Ingolstat cantor de dominis Thevthunicorum fiiit
in Grecia, in Cipria.
Vlricus de Amberga wac(calareuB) Wiennensis. ^
* Etwas spStere Hand: Hie prior; dieser Zasats durchstrichen.
1 Vgl. oben 8. 573 Anmerk. 2.
3 Vgl. oben S. 572 Anmerk. 4.
' Vgl. oben S. 574 Anmerk. 5.
* Nicolans^ von Glogau, früher Profess zu Prag, znletst zu Gaming, ans
Prag yertrieben, als die Karthanse von den Hussiten zerstört wurde,
starb 4. Mai 1463. (cod. nr. 86.)
5 Vgl. oben 8. 681 Anmerk. 5.
* Conrad von Mergentheim, starb 1469. 27. Oct
^ Wolfgang von Waidbofen starb 1490, 20. Oct Ein in cod. 86 citirtes
,memoriale anno 1432 scriptum* sagt: ,a. 1432 dominica in L. Dominus
Mathias episcopus Vitricensis hie ordinavit acolitbos Wolfgangum et
Casparum. Dominica Invocauit ad cautelam reconciliauit totam ecclesiam
cum capellis et altaribus singulis et confirmanit bomines in domo et
extra. Item consecrauit et distinxit coemiterium pro personis ordinis et
pro extraneis. Item sequenti consecrauit de novo ambitum pro sepulturis.'
* Udalrich Thonhanser von Amberg starb 1478. 7. Mai (cod. nr. 86).
38*
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586
JeronimuB de Ibs ^ fuit aput episcopum Patauiensem in can-
taria puerulus, indutus 1436 die Marci 21.
Caspar'^ primo reddituB postea monachus et sacerdos.
Gregorius de Zesma^ magister WienneiiBis indutus est 14 die
Decembris 1440.
Wolfgangus de Lewben/ qui cum predicto Gregorio coactus
est ire ad Sclauoniam. Non est reuersus, sed Gregorius re-
uersus est
Judocus^ prius monachus in Seyttenstetten, postea prior in
Olmuncz.
Conradus de Spira indutus est 16 die Junii a. 1440 wac-
c(alareus) Wiennensis, canonicus ad S. Yppolitum fuit us-
que ad dyaconatum.^
Wolfgangus de Melico monachus mortuus in Lolweld.'
Conradus de Argentina 25. die (!) indutus 1440 mansit in
Frenicz. ^
Nicolaus de Argentina^ indutus 6. Septembris 1440 prior
hie et in Girio, magister Wiennensis.
Leonhardus de Slusselweld '^* magister Wiennensis indutus
die S. Thome 1440.
Johannes de S. Cruce 1441 Marci 21.*
Johannes de Efiinga indutus 9. Junii 1441; annis 30 habuit
carcerem pro cella voluntarie.
Johannes de Patauia^' magister Wiennensis et membrum con-
cilii Basiliensis multum orauit.
* Am Rande nachgetragen.
* EUeronymns von Ybbs starb 26. Dec. 1481.
2 Caspar starb U74, 10. Mfirz. 8. oben S. 674.
' Nach Aschbach a. a. O. I, 603 wurde ,Gregorius de Czasma' 1439 pro-
movirt; er weilte einige Zeit auch in Freadenthal und starb 28. Mai 1462.
* Wolfgang von Lauben starb 7. April 1445 als Prior «u Freadenthal.
(cod. 86.)
* Vgl. oben S. 575 Anmerk. 4.
^ Conradus de Spira starb 1472. 29. HSrz.
■^ Wolfgang von Wolckenstorf (cod. 86), früher Benedictiner zu Melk, dann
Karthfiuser zu Gaming, endlich zu Leveldt in Ungarn : starb 14. Jnli 1474.
8 Conradus de Argentina starb 1488, 8. Juni zu FrSnicz. (cod. 86.)
0 Vgl. oben 8. 582 Anmerk. 2.
^0 Nach Aschbach a. a. O. I, 615 im Jahre 1485 promovirt, starb 147i,
1. Mai. (cod. 86).
» Vgl. oben 8. 576 Anmerk. 1.
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587
Haynricus de Eckenveld' magister Wiennensis, indutus 13.
Novembris 1442^ prior in Olmuncz, Präge, Seycz; hie pro-
eurator et electus ad Yttingen non potuit ire.
Symon Misnensis^ waccalareus Wiennensis, hie sepe procurator
indutUB Haynrico.*
Anshelmus, qui prius Conradus vocabatur, prius fuit in or-
dine s. Benedicti;^ indutus 7. Neu. 1443, prior in Snals.
Paulus, qui ante Johannes Wagner^ de Paden, waccalareus
Wiennensis, hie sacrista et viccarius prior in Prunna cum
Änshelmo indutus.
Thomas de Cisterstorff^ magister Wiennensis procurator hie,
prior in Aspach, post hie viccarius deinde prior in Lapide,
indutus 29. Nouembris 1444.
Wilhelm US Hoffaer de Landeshuetta primo redditus us-
que ad dyaconatum, postea monachus indutus 18. Aprilis
1446.
Benedictus, qui vocabatur Wolfgangus Newpeck de
Scheibß^ magister Wiennensis, procurator, viccarius, poetea
prior in Lechnicz ibidem obiit. Indutus Marie Magdalene 1446.
Anthonius, qui Caspar de Pertolstarff, ' magister Wiennensis,
coUega Benedicti, simul cum eo indutus, statim post pro-
fessionem obiit.
Bl. 146b.
Fridericus de Forchaym^ indutus anno 1446 circa Magda-
lene redditus postea monachus factus viccarius et sacrista
prior in Snals deinde professus Nurenberge procurator.
• Vor Haynrico fehlt: cum.
» Vgl. oben S. 578 Anmerk. 1.
2 Simon Misnensis starb 13. Sept. 1473. (cod. 86.)
5 Früher Mönch zn Tegernsee; starb 1488, 20. JnnL (cod. 86.)
* Paul Wagner starb 1473. 14. Sept. s. oben S. 576.
5 Thomas Papier von Cistersdorf (nr. 86. cod.), nach Aschbach a. a. O.
I, 624 im Jahre 1443 promovirt; Prior zu Aggsbach 1448 — 1458; er
starb 4. April 1474.
« Vgl. oben 8. 573 Anmerk. 4.
"^ Caspar de Berchtholdsdorf 1435 promovirt. Vgl. Aschbach a. a. O. I, 598.
« Friedrich von Forchheim starb 13. Aug. 1492. (cod. 86.)
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588
CristofferuB» Stocke!* nobilis de Tegernsee, indutOB in
aduentu 1447 primo redditus diu post hoc monachas prior
in Seycz 1474 obiit.
Martinus TurnsBr de Medling^ waccalareus Wiennensis rector
scole ad s. Leonhardum hie cantor missus ad Snals, ibidem
viccarius, procurator et senior obiit
Waitasar^ waccalareus Wiennensis per capitulum missus ad
Girium redditus set monachus ibidem factus obiit.
Daniel^ qui prius Benedictus de Buda dicebatur wacca-
lareus Wiennensis.
Ambrosius/ qui prius magister Johannes de Ysnaco dice-
batur; hie fuit viccarius prior in Olmuncz post hoc procurator.
Andreas de Pechlaren magister Wiennensis^ annis paucis
compleuit tempora multa fere agmine (?)^ quocunque simul
indutus cum Ambrosio.
Georius Phneissel de Monaco^ magister Wiennensis, hie
procurator, postea prior in Pletriach obiit.
Mathias de Stockeraw redditus sacerdos.^
Gabriel,^ q^i vocabatur Symon, waccalareus Wiennensis in-
cidit in maniam. Indutus die Columbani 1451 redditus sacerdos
sie manet.
PhilippuB, qui vocabatur Georius Eysellar^ indutus simul
cum Gabriele set postea in monachum receptus.
* Dies noch auf Bl. 146 a; allein durch Randzeichen als nach Fridericiu
de Forchajm gehörig angedentet
^ In der Hs. agnfi.
1 Christof Stöckel starb nach cod. 86 am 22. Febr., nach onserm Kalendar
aber (s. oben S. 674) am 1. Mars 1477.
3 Vgl. oben 8. 576 Anmerk. 2.
' Die Angaben über Balthasar bestätigt nach cod. 86 die carta capit. gener.
des Jahres 1448 mit den Worten: et frater Balthasar clericns redditus throni
B. M. ad instantiam domus vallis S. Mauritii in Girio Tadat ad eandem
domum ibidem professurus. Ueber seinen Tod äussert sieh die Charta
cap. gener. anni 1467: obiit Balthasar mon. prof. primo domus Troni in
(}emn. et ultimo domus in Girio. Er starb am 27. Mai 1466. (cod. 86.)
^ Vgl oben S. 576 Anmerk. 5.
» Fehlt bei Ascbbach; starb 1486. 29. Juli. (cod. 86.)
« 8. Nekrolog zum 24. März.
^ Gabriel starb 1495, 21. Nov. am dies annirersarius seiner Einkleidung,
(cod. 86.)
B Philipp Eyseler, ein Steirer von Geburt, starb 1495, 20. Nov. (cod. 86.)
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589
Sartholomeus, qui antea vocabatur Johannes Holderle de
Monaco^ waccalareus Wiennensis, hie viccarius, postea prior
in Aspach deinde in Yttigen. Indutus 1452 die 17. Juni.
J&cobaSy qui prius vocabatur Georius Stautthamer^ ex
villa prope Monacum Swabense waccalareus Wiennensis hie
vicarius et procurator indutus die Viti 1452.
Sigismundus PhanczageP magister Wiennensis hic'prior et
in Aspach ad 8 dies 26. Januarii 1453.
Paulus, qui antea vocabatur Johannes Sachssei de HalH
waccalareus Wiennensis viccarius ad vnam angaria(m).
jPranciscus, qui et Nicolaus de Scheibs cognomento Spind-
lar(!)* viccarius fuit per tres annos.
Hiitres simul induti 26. Januarii 1453 hie similiter.
Matheus de Lengeweld^ waccalareus Wiennensis viccarius
indutus die Agathe 1453.
Anthonius, qui antea Johannes Lang^ de Prunna vo-
cabatur hie sacrista et viceprocurator postea prior in
Olmuncz.
Bernhardus^ frater Anthonii set junior etiam magister Wien-
nensis, eciam bis sacrista fuit. Induti die Francisci 1454;
[postea anno 1481 prior in Prunna].*
Cristannus de Wasserburg magister Wiennensis^ indutus
1. Februarii 1455.
* Scheint etwas spfiter hinzngefÜgt.
1 Bartholomäus Hölderle aus München, Baccalar von Wien, 1458 Vicar
zu Gaming^, wurde im December desselben Jahres nach der Zurück-
berufung Sigismunds von Agsbach, Prior daselbst und starb 6. Dec.
1488. (cod. 86.) Vgl. S. 578.
^ Jacob Georg Stantthamer war zuletzt Prior zu Brunn ; starb 1484, 2. Juni,
(cod. 86.)
3 Vgl. oben S. 575 Anmerk. 2.
* Paulus Sfichsel von Reichenhall lebte einige Zeit zu Sohnais, von da
nach Gaming zurückgekehrt, starb er als Senior 1500, 28. Febr. (cod. 86.)
» Franz Spindler starb 1485, 5. Oct.
« Matthäus von Lengefeldt starb 1607, 19. Aug. (cod. 86.)
' Vgl. oben 8. 682 Anmerk. 6.
^ Bemard Lang starb 1483, 6. Sept (cod. 86.)
* Fehlt bei Aschbach; starb 1486, 29 Juli. (cod. 86.)
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590
Ludowicus qui prius Jacobus vocabatur de Offenhaym*
fuit cantor indutus 28. Äugusti 1456.*
Kylianus, qui antea vocabatur Johannes de Herbipoli^ ma-
gister Wiennensis,^ fuit sacrista, vicearius, vicepro(curato)r,
cantor, indutus Nicolay 1456.
Michahel de Wienna' waccalareus redditus sacerdos.
Petrus^ de Prunna** waccalareus Wiennensis pro(curato)r et
viccarius indutus 23. Septembris 1457 primo redditus,
Andreas, qui prius Johannes TaenteP dicebatur de Gem-
nico waccalareus Wiennensis nostris expensis filius fabri^
indutus 14. Novembris 1466.^
Wenczeslaus de Prunna frater junior Anthoni et Bernhardi
redditus sacerdos venit huc laicus.
Stephanus, qui ante Andreas dicebatur Sent (?) nouicius in
Kodwico post ordinacionem sacerdocii per integrum annum
stetit ante quam primicias iniciauit. Indutus 2. Augusti 1471.
Georius Lantsperger Saxo astrologus et sacerdos secularis
magister Erdfordensis indutus die natiuitatis Marie 1472.
Crisogonus,^ qui prius Paulus de Krems waccalareus Wien-
nensis, ibidem scolasticus fuit, monachus in Tegernsee (!) hie
viceprocurator et sacrista cantor indutus 29. Julii 1473.
Ambrosius, qui prius Wenczeslaus de Prunna amicus
Prunensium nostris expensis waccalareus, indutus 3. Aprilis
1475 sacrista.*'
Martinus, qui et Wolfgangus de Nevburga claustrali
magister Wiennensis indutus 20. Julii 1474.^
* Viel spätere Hand: Laborans appoplexia.
^ Etwas spätere Hand: prior Gemniceusis.
^ Wenig späterer Zusatz: et adiutor et cantor.
^ Wenig späterer Zusatz: Hie missns est a Pletriach anno 82 ad hospi-
tandnm 23. Julii.
1 Ludovicus de Offenheim starb 1476, 22. April vom Schlage gerührt
^nte capitulum circa lampadem^ (cod. 86, der sich hiefür auf Wilhelm
von Landsbut beruft.)
2 Fehlt bei Aschbach; starb 1483. 18. Juli. (cod. 86.)
3 Michael Wildendorffer de Vienna blieb im Stande eines redditus und
starb 1477, 31. Dec. (nach cod. 86).
* Petrus de Bruna, Waccalar, starb 1510, 17. Nov. (cod. 86.)
* Vgl. oben S. 682 Anmerk. 4.
« Vgl. oben S. 683 Anmerk. 3.
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591
Caspar Irrganck de Qemnico mOt(!) monialium waccala-
reuB Wiennensis de fisco nostro totos noster. Indutus 30. May
1476.»
Gregorius, qui antea Caspar indutus 16. Aprilis 1479.**
BL 147 a.
Conuersi, quos ego frater Wilhelmus repperi viuentes
anno Christi 1446 et qui post me Tenerunt usque ad
annum 1480 quo hoc scripsi.®
Nicolaus sartor senior.^
Nicolaus pistor de Praga expulsus.^
Fridericus cecus.*
Haynricus pellifex de Thaen foro prope Prawnnav.^
Petrus Sibenkircher nobilis.^
Dauid qui prius Haicz barbitonsor indutus et mecum professus.^
Franciscus pelliparius de Cracouia indutus 1. Apprilis 1452.'
Caspar cultellifex indutus 16. Marcii 1453 de Migfna. ^
Cristofferus de Scheibs cocus et sartor de Schibs.*
Johannes pelliparius et sartor de Cracouia.*®
ValentinuS; qui prius Johannes Slegl de Herbipoli
coriarius et sutor.
« Znsate: Obiit
*^ Am unteren Rande: Stanislaos venit 13. die Decembris de Olmuncs 1479
hospes. Das Weitere zerschlissen.
^ Roth.
1 Vgl. Nekrolog zum 26. Jan.
2 Nicolans der Pistor starb 1456, 3. Mai. (cod. 86.)
8 cod. 86: ,ex senio caecns obiit a. 1466 die 11. Aprilis.'
^ Nach cod. 86, der ihn aber Hermann ,patria Braunoviensis* nennt, iden-
tisch mit dem in auserra Nekrolog 27. Jan. genannten Hainricas (cod. 86
Hermannus) cellerarius, was wohl fraglich. Nach cod. 86 machten die
bisher aufgezählten 4 Converse den Profess vor 1420.
( Starb am 7. Mai 1472 (cod. 86). cod. 86: ,anno 1423 (sc. professus) a
reverendo patre generali Wilhelmo de Mota obtinuit tricennium singulare
per totum ordinem.'
e 1458 am 5. MaL (cod. 86.)
"^ Franciscus de Cracovia starb 1510. 30. Jan. (cod. 86.)
s Caspar von Meissen starb 1510. 8. Juni. (cod. 86.)
• Christophoms von Scheibs wurde Converse von Gaming 21. Dec. 1466;
starb 1495, 13. Aug. (cod. 86.)
><> Fr. Joannes de Cracovia starb 1494, 2. März. (cod. 86.)
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592
Jacobus, qui prius Johannes de Flandria aut Brabancia
cocus de ordine canonicorum 9. Januarii indatus 1477.
BL 147 b.
Nunc secuntur anniiiersaria extranea vel placebo do-
mus Troni in öaemnico,*
I.^die 2. Januarii Gerdrudis* vxoris fratris Hertnidi
conuersi. b.°
II. 14. Januarii Margare ta^ filia fundatoris. Dominus
Haynricus plebanus S. Lauren tii. g.
III. 22. Februarii Vlricus Phanczagl cum sibi adiunctis
ciuis Wiennensis. d.
b* IV. 9. die Marcii Katherina de Rorenpach. c.
c* V. 21. Marcii Haynricus plebanus de s. Leonhardo.' e.
d* VI. 29. Marcii. Elizabeth vxor ducis Ottonis. c.
a^ VII. 28. Februarii dominus Albertus capellanus ad s. Ni-
colaum Wienne extra muros. g.
c* VIII. 16. die Apprilis dominus Gerlacus* sacerdos. a.
• Roth.
** Diese und die fol^nden (arabischeo, hier römisch wiederg^ebenen)
Ordnungszahlen roth.
*' Gleichfalls roth, wie die folgenden (Wochen-) Buchstaben. ^ Schwan.
1 Der hier erwfihnte Hertnid dürfte Hertnid der Häffher, Burggraf zu
Frankenstein (zwischen Scheibs und Gaming) gewesen sein, welcher 1338
zu Scheibs einen Jahrtag für seine Gattin Getrud stiftete. Steyerer,
Commentarii pag. 46.
^ Margaretha, Gemalin des Grafen Meinhard von Tirol (f 1363), dann des
Markgrafen Johann Heinrich von Mlihren, starb 14. Jan. 1366.
5 Nekrolog von St. Polten (hsg. v. Wiederoann in Fontes 2. Abth., Bd. XXI,
490) zu 17. März: Heinrich plebanus de S. Leonhardo, confr. n. (S. Leon-
hard am Forst, Pfarre im Decanat Ybbs.)
* Elisabeth, Tochter H. Stephans von Niederbaiem, erste Gemalin Otto's
des Fröhlichen, starb 25. Miirz 1330.
' Gerlach, Pfarrer zu Draiskirchen, Caplan der Mutter König Friedrichs
(vgl. Keiblinger, Gesch. v. Melk II, 1, 369—377) war bei der Errich-
tung der Karthause Mauerbach eifrig thätig. (Vgl. Wiedemann in den
Berichten des Alterthumsvereines in Wien XIII 71 ff.) Insbesonders
stiftete er neben dem Hauptkloster daselbst aus seinem eigenen Vermögen
ein Nebenkloster für sechs Priester und ein damit verbundenes Sich-
haus. Doch wurden beide Stiftungen später mit dem Hauptkloster unter
einem Prior vereint. Gerlach starb am 16. April 1318 and wurde zu
Mauerbach begraben.
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593
IX. 4, May dominus Ottakarus sacerdos de Melico. e.
X. 6. May magister Wenczslaus lapicida de Praga. g.
XI. 11. die May magister Hayricus de Oyta^ sacerdos,
doctor sacre theologie. e.
XII. 18. May dominus Albertus^ episcopus Patauiensis. e.
XIII. 6. Junii Nicolaus de Rorenpach. c.*^
XIV. 17. Junii dominus Johannes patriarcha Alexandrinus
olim episcopus Prägen sis. g.'*
XV. 22. Junii Chunradus Hallpeck cum antecessoribus
suis e.
XVI. 27. Junii dominus Johannes plebanus in Gmunden. c.
XVII. 6. JuHi Thomas pellifex noster. e.
XVIII. 12. Julii Elizabeth regina vxor regis Friderici. d.
XIX. 20. Julii. Erhardus Mistelbeck ciuis Wiennensis
cum sibi adiunctis et Nicolaus Pogenwirt ciuis
de Ausse. e.
XX. 30. die Julii dominus Paulus plebanus in Purkstall. a.
^ Ueber Heinrich Yon Oyta, einen der berühmtesten Professoren der Wiener
Hochschule vgl, Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. I, 402 flf. Er starb
1397; als Todestag gibt Aschbach den 20. Mai an. Er war ein Freund
der Karthause Mauerbach, wo er zuweilen bei festlichen Anlässen pre-
digte. (Vgl. Wiedemann, Gesch. der Karthause Mauerbach a. a. O. S. 98.
3 Albert II., Herzog von Sachsen, Pfarrer zu Wien, seit 1320 Bischof von
Passau, ein Sohn des Herzogs Albrecht von Sachsen und der Tochter
König Rudolfs von Habsburg, Agnes. In seiner Gegenwart wurde 1330
der erste Stiftungsbrief der Karthause Gaming ausgestellt Er starb am
19. Mai 1342. 1322 incorporirte er der Karthause Mauerbach die Pfarre
St. Leonhard am Forst. Vgl. Newen, Pandectae seoulares 12. Sein Name
erscheint in der Siftungsurknnde von Gaming bei Steyerer, Commentarii
pag. 28, als einer von denen, mit dessen ,specialiter . . . consensu et
voluntate' die Gründung erfolgte, und Steyerer 1. c. pag. 49.
3 Nicolaus a Rorenpach starb 1334 und wurde au Gaming beigesetzt Vgl.
Newen, Pandectae seculares pag. 12.
* Johann von Jenzenstein, 1375—1379 Bischof von Meissen, 1379-1396
Erzbischof von Prag. Nachdem er im zuletzt genannten Jahre resignirt
hatte, begab er sich nach Rom, wurde dort zum Patriarchen von Ale-
xandrien befördert, starb aber schon am 17. Juni 1400. (Palacky, Gesch.
Böhmens III, 497, und A. Frind, die Gesch. d. Bischöfe und Erzbischöfe
V. Prag S. 106.)
^ Elisabeth, Tochter König Jacobs von Aragonien, Gemalin König Fried-
richs III., starb 12. Juli 1330.
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594
XXI. 31. Julii dominus Hayricos de Wintertaw^ episcopas
Laoanteusis. b. >
1 Die vorliegende Stelle liefert einen nicht unintareannten Beitrag zur
Geschichte des Bischofes Heinrich IL von Lavant, der hier gemeint
ist Tangl, Reihe der Bischöfe Ton Lavant, Klagenfdrt 1842, S. 110,
erw&hnte zwar diesen Bischof; allein sein Beiname war ihm unbekannt
und damit hängt es snsammen, dass ihm einselne andere biographische
Momente entgehen konnten, die wir mit Hilfe einiger mittlerweile ge-
druckter Urkunden nachzuholen im Stande sind. Sein Beiname: ,de
Wintertaw** lautet richtiger ,de Wintertawer' (d. i. Winterthur). Ani
einer Urkunde vom 18. Juli 1323 (Font. rer. Austr. II, Abth. X, 189
nr. CC) ersehen wir, dass er damals Pfarrer zu Bottenmann war. Zu-
gleich wird er als ,magister' bezeichnet. £r gehörte damals einer Com-
mission an, die der Bischof Albert von Passau zur Visitation des Stift«
Klostemeuburg zusammensetzte. (Vgl auch ebenda die Urk. vom 4. Od.
1324, S. 208 nr. CCX.) In einer Urkunde vom 8. Mai 1331 (ebenda SU
nr. CCXLV) nennt er sich ,Magister Hainzious de Winttertftr, illastn
domini Alberti ducis Austrie summus notarius*. Noch in einer UrkuB^
vom 30. März 1332 (Font rer. Austr. IL Abth., XVIIL Bä. Ifl
nr. CLXXI wird er ,Maister Hainreich von Wintertow des hochgebon
fnrsten hertzog Albrechtes obrister Schreiber in Osterreich' geaamL
Schon am 4. Oct. 1333 erscheint er sodann als Bischof zu Lavant (Font
rer. Austr. IL Abth. XXXV, 210, nr. 624). Nach dem sog. anonya
Leobiensis starb er als Bischof von Lavant und Kanzler H. Albrechtsl
von Oesterreich 1338 zu Neunkirchen bei Neustadt, da ihn bei seinem
Tode seine Diener ausraubten, so arm, dass man ihn nicht nach der
gewöhnlichen Ruhestätte der Bischöfe von Lavant, St Andrea im Lavant-
thale, schaffen konnte, weshalb ihn die Bürger von Neustadt in ihrer
Pfarrkirche beisetzten. Abweichend hievon heisst es in dem Nekrologiom
R. R. P. P. Minorum conventualium Viennensium bei H. Pez, 58, U«
490: VI. Kai. (Aug) a. d. MCCCXLII obiit dominus Henricus episcopoi
Lavantinus, canonicus ecclesiae Salzburgensis et doctor decretorom,
sepultus ante altare b. CatharinaeS Aehnlich lautet die Stelle in
,Mittelalterl. Gräberverzeichniss des Wiener Bfinoritenklosters (Berichte
n. Mittheil, des Alterthumsvereines in Wien XII, 67). Schon Taogl be-
zweifelt das Todesjahr 1342, da bereits 1340 Heinrich, Probst auf 8t Virgili-
berg, der nachmalige Bischof Heinrich HL als Pfleger des Gotteshauses
zu Lavant erscheint, ,was voraussetzt, dass damals das Bisthum erledigt
war*. Erscheint nun auch letztere Annahme nicht nothwendig, nament-
lich dem Umstände gegenüber, dass Bischof Heinrich U. von Lavant
Kanzler Herzog Albrechts II. war und als solcher an dessen Hofe sich
aufhielt, wie er ja auch ausserhalb seines Bisthums starb, so fehlt es
doch nicht an einem positiven Belege zu Gunsten der Angabe des anon.
Leob. Es ist dies eine Urkunde dd. Wien 4. April 1339, in welcher Abt
Heinrich zu den Schotten in Wien das Haus in Wien, in der ,walich'
strazz zenechst Ulreichs des Puchser Haus*, das weiland Heinrich
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595
XXII. 10. die Augusti dux Leopoldus filius ducis Ottonis. ^ e.
XXIII. 19. Augusti dominus Johannes Hauslarius. (?) g.
XXIV. 3. Septembris Anna vxor ducis Ottonis. ^ a.
XXV. 8. Septembris. dominus Anthonius prepositus Wien-
nensis. 3 f.
XXVI. 14. Septembris dominus Johannes canonicus in
f Wienna. e.
XXVII. 19. Septembris domina Elizabet filia imperatoris
hie sepulta. ^ c.
XXVIIl. 29. Septembris. Andreas Mautthaber de Slaming
et Cristina vxor eins. f.
XXIX. 7. Oetobris dominus Purchardus sacerdos, qui dedit
domui bibliam. e.
Bischof von Lauant gehabt, dem Meister Johann dem obristen Schreiber
des Herzogs Albrecht leiht (Notizblatt d. Wiener Akad. 1851, S. 336.)
Es ist wohl kaum zu zweifeln, dass der hier genannte Bischof mit
unserem identisch ist. Auffallend ist, dass unter den Gästen des Stiftes
Klosterneuburg im 14. Jahrh. (Font. r. Austr. II. Abth. XXVIIl. Bd.
S. 207 ff.) während der Jahre 1335—1340 wiederholt ein Bischof von
Lavant (1335. 25. Nov. ,dominus episcopus de Law6^ 1336. 21. Sept.
^dominus episcopus Lavcnensis*. 22. Sept. ,familia domini episcopi de
Lavent'. 1337. 13. Mai ,familia de episcopi LavennensisS 1339. 1. 2. Febr.
.Dominus episcopus de Laven^ 18. Mai «dominus episcopus Lavonsis*.
1340. 4. März: Dominus episcopus Lavenensis') erscheint. Dagegen am
8. Nov. 1340: ^Magister Johannes, cancellarius ducis Alberti^ Es ist
anzunehmen, dass hier unser Heinrich (II.) und sein gleichnamiger
Nachfolger gemeint sind.
1 Leopold, Sohn Otto's des Fröhlichen, starb 10. Aug. 1344.
2 Anna, Tochter König Johanns von Böhmen, zweite Gemalin Otto's des
Fröhlichen, starb 3. Sept. 1338.
3 Antonius, (seit 1391) Probst zu St. Stephan, starb 1406. 9. Sept Vgl.
Steyerer, Commentarii pro historia Alberti II. pag. 524 ff. Ogesser, Be-
schreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan 187 nennt ihn Anton
Wachinger. Er beruft sich zum Beweise dessen auf das bei H. Pez, Script,
rer. Austr. II, 548 gedruckte Anonymi Vienn. breve chronicon, wo aber
der am 9. Sept. 1406 verstorbene Probst wohl fälschlich als Konrad
Wachinger bezeichnet wird. Ein dominus Anthonius de Weching (starb
1400) wird als bei den Minoriten begraben erwähnt in dem von K. Lind
edirten mittelalterl. Gräberverzeichniss des Wiener Minoritenklosters.
(Berichte u. Mittheil. d. Alterthumsv. zu Wien XII, 75.)
* Elisabeth, Tochter Kaiser Karls IV., erste Gemalin Albrechts III.,
Herzogs von Oesterreich, starb 19. Sept. 1373. Vgl. Steyerer, Commen-
tarii pag. 570.
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XXX. 17. Octobris dominuB Johannes de Paechperg ca-
nonicus Patauiensis. c.
XXXI. 21. Octobris Stephanus Lang ciuis Brunnensis cnm
sibi deputatis. g.*^
*■ Schloss der Hs.; 4uf der Innenseite des Deckels folgende die Familie
Czinczendorffer betreffende Notizen (Hand des 15. Jh.): Anno 1440
natns est Stephanns Czinczedorffer die 22. Maii de mane ante
meridiem inter horam 9 et 10 ad mediam horam conceptns anno pre-
terito die Stephani invencionis 4.
Item WolfganguB Czinczendorffer natus est anno Christi 1461
feria 6. post corporis Christi que foit 5. dies Junii post octauam horam
mane ante meridiem. Eodem die sol fuit in geminis 22. g^dn et lona
intranit in thaomm eodem die et venus regnaoit eodem die. In 8. hora
dominium haboit Jouis et Inna fiiit in decremento malto soi luminis
qnia 3. post die fuit coniancio.
Item Cristofferus natus est anno Christi 1467 feria 6. ante
Mathie in prima ebdomade 40™* hora 11. meridie; sol fait eodem die io
11. gradu piscium et luna in signo virginis; dominium die Veneris foit
et in hora natiuitatis Mars et lunae fuit prima dies in decrescendo.
Item Katherina nata est a. Christi 1473 in vigilia Georii im
horam 2»'" et terciam post mediam uoctem.
Item Margareta nata est anno 1482 die annunciacionis b. Marie
post meridiem in noete inter 10. et 11. horam.
Endlich (17. Jahrb.): Frater Wilhelmus de Lantzbueta compilitAr
huius libri 1673.
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